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Full text of "Freiburger Diözesan-Archiv"

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Freiburger 
Dioözesan-Arc... 


Kirchengeschicht... 
Verein für 
Geschichte, ... 








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IN COMMEMORATION OF THE VISIT OF 
HIS ROYAL HIGHNESS 
PRINCE HENRY OF PRUSSIA 
MARCH SIXTH,1902 
ON BEHALF OF HIS MAJESTY 


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Freiburger 


Diöceſan-Archiv. 


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Organ 
des kirchlich-hiſtoriſchen Vereins 
für 
Geſchichte, Alterthumskunde und Hriftlide Kunſt 
der 
Erzdiöceſe Freiburg 
mit Berückſichtigung der angrenzenden Zisthümer. 


Elfter Band. 


Freiburg im Breisgen. 
Herder’fhe Verlagöhandlung. 


1877. 
Zweigniederlassungen in Strassburg, München und St. Lowis, Mo. 


Das Recht der Überfegung in fremde Sprachen wird vorbehalten. 


Buchdruckerei ver Herder’ihen Verlagshandlung in Freiburg. 


Vorwort. 


Beim Erſcheinen des elften Bandes diefer Zeitjchrift jehen wir ung 
veranlaßt, den verehrlihen Mitgliedern ein den äußeren Beftand unjeres 
Vereines nahe berührendes Moment zur Beachtung zu empfehlen. 

Noch in feinem Jahre, ſeitdem ber Verein in's Leben getreten, war 
die Zahl der Todesfälle unter unjeren Mitgliedern jo groß, wie in dem 
gegenwärtigen: zählt doch unjere dießmalige Todtenliſte über zwanzig 
Namen! Wir führen dieſe Liften feit 1871 (von Band VI an) und 
es beziffert fi innerhalb dieſer ſechs Jahre die Gefammtzahl der Ver— 
ftorbenen auf die Höhe von fünfundfiebenzig, jo daß nahezu der fünfte 
Theil der Durchſchnittsſumme der Vereinsmitglieder mährend dieſer 
furzen Zeit durch den Tod abberufen wurde. 

Die bedauerlihe Thatfache findet einigermaßen ihre ſtatiſtiſche Er: 
Härung: bei Beginn des Vereines beitand das Hauptcontingent der Bei: 
tretenden aus Männern des höheren und mittleren Lebensalters, jüngere 
Mitglieder bildeten dagegen die Minderzahl. — Die großen Lücken 
wurden allerdingd dur Neuanmeldungen mehr oder weniger ergänzt, 
in den letzten Jahren aber blieb der Ausfall größer als der Zuwachs. 

Indem wir die Freunde des Vereined auf dieje, den ökonomiſchen 
Beitand direct betreffende Thatſache aufmerkſam maden, richten wir an 
alle Mitglieder, insbejondere an die hochw. Capitels-Vorſtände, im In— 
terefje der durch dieſe Zeitjchrift bis jet angeftrebten und gepflegten 
Sade dad Erjuhen, nad wie vor die Verbreitung des Vereines durch 
Gewinnung neuer Mitglieder angelegentlichft fördern zu wollen. 

Das innere Leben des Vereines hat feinen gebeihlichen Fortgang; 
an Beiträgen war bis jebt no nie Mangel; möge dieje Regſamkeit 
au für die Zukunft lebendig fich erhalten, mögen die mitarbeitenden 


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Kräfte ji mehren, namentlich auch, was unfer jchon oft wiederholter 
Wunſch war und ift, zu Gunften jener Gegenden und Orte des Vereins: 
bezirkes, melde bis jet Feine oder nur eine geringe Berücfichtigung 
gefunden haben, vejp. nicht finden Fonnten, da die Einladungen und 
Aufforderungen zu Beiträgen ohne Erfolg geblieben find! 

Am Schluſſe de diekjährigen Vorwortes gebietet ung die Pflicht 
der Pietät, Eines der verjtorbenen Mitglieder noch in bejonderer Weiſe 
zu gedenken: am 19. Detober des vorigen Jahres vollendete der emeritirte 
Dekan und Pfarrer W. Haid in Lautenbah die irdiſche Laufbahn. 
Der großen Verdienſte diefes Mannes um Gründung und Organifation 
des Vereines ijt bereit3 in der Vorrede bed letzten Bandes gedacht 
worden, ebenjo feiner lebhaften und umfichtigen Betheiligung an der 
Nedaction der erjten vier Bände diefer Zeitfchrift. Eine Reihe von ge: 
diegenen Arbeiten aus jeiner Feder werben dem Diöceſan-Archiv auch 
in fünftigen Zeiten noch zur Zierde gereichen und dem Namen des Der: 
faſſers in der einheimiſchen Kirchen: und Landesgeſchichte ein bleibendes 
und ehrenvolles Andenken fichern. 


Freiburg, Ende October 1877. 


Die Redaction. 


VDerzeihniß 
der Mitglieder im Jahre 1876—77. 


»rotectoren. 
©. Biſchöfliche Gnaden der hochwürdigſte Biihof Andreas zu 


Straßburg. 


S. Biihöflihde Gnaden der hochwürdigſte Weihbifhof Lothar, 


Biſchof von Leuca i. p. i., Erzbiſthumsverweſer und Domdekan zu 
Freiburg. 


S. Königl. Hoheit der Fürſt Karl Anton von Hohenzollern. 
S. Durchlaucht der Fürſt Karl Egon von Fürſtenberg. 
S. Durchlaucht der Fürſt Karl von Löwenſtein-Wertheim— 


Roſenberg. 


Comit6 Mitglieder. 


Herr Dr. J. Alzog, Geiſtl. Rath und Profeſſor an der Univerſität Freiburg. 


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Dr. 3. Baber, Ardivrath zu Karlsruhe. 

Dr. C. 3. Glatz, Pfarrer in Neufra bei Rottweil. 
Dr. 2. 8. Käftle, Pfarrer in Oberweier. 

Dr. A. Kaufmann, fürſtl. Archivar in Wertheim. 
Dr. 3. König, Profeffor an ber Univerfität Freiburg. 
Dr. 3. Köjfing, Domcapitular in Freiburg. 

3. Marmon, Domcapitular in Freiburg. 

Dr. 9. Rolfus, Pfarrer in Sasbach am Rhein. 

E. Schnell, fürfll. Arhivar in Sigmaringen. 


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Herr Fr. Abele, Pfarrer, zur Zeit Pfarrverwefer in Hochhauſen a. d. X. 

. %. Albert, Pfarrer in Doſſenheim. 

. Amann, Dekan, Pfarrer zu Waldkirch bei Waldshut. 

. Amann, Stadtpfarrer in Villingen. 

. W. Amling, Pfarrer in Mali, A. Wiesloch. 

. Anaftafius, Kapuziner in Luzern. 

. Anſelm, Pfarrverweſer in Hilzingen, 

. B. Afaal, Pfarrer in Sumpfobren. 

Bad, Pfarrer in Straßberg (Hohenzollern). 

Bader, Pfarrer in Niederwajler. 

. € Baumann, Affiftent bei der GeneralsEifenbahn-Direction in Karlsruhe, 

r. 2. Baumann, f. f. Arhivregiftrator in Donauefchingen. 

Baumann, Pfarrer und Camerer in Lehen bei Freiburg. 

» Baur, Pfarrer in St. Trubpert. 

. Baur, Pfarrer in Dietershofen (Hobenzollern). 

. Baur, Pfarrer in Schwörftetten. 

. Bed, Dekan und GStabtpfarrer in Triberg. 

R. Behrle, Domcapitular in Freiburg. 

©. Belzer, Pfarrer in Ettlingenweier. 

Dr. Bendel, Domcapitular in Rottenburg. 

%. Benz, Stabtpfarrer in Karlsruhe. 

W. Berger, Pfarrer in Prinzbach bei Lahr. 

F. Beutter, Beneficiat in Freiburg. 

Bibliothek des Capitels Biberah (Würtemberg). 

Bibliothek des Gapiteld Conſtanz in Markelfingen. 

Bibliothek des f. f. Arhivs in Donaueſchingen. 

Bibliothek des Beneb.-Stiftes Einfiedeln 2 Erpl. 

Bibliothek des Gapiteld Ettlingen. 

Bibliothek des Capitels Gmünd (MWürtemberg). 

Bibliothek des Gymnafiums Hedingen bei Sigmaringen. 

Bibliothef ber Verbindung Hercynia in Freiburg. 

Bibliothek bes Capitels Horb in Altheim (MWürtemberg). 

Bibliothek des fath. Oberftiitungsraths in Karlsrube, 

Bibliothek des Capitels Lahr in Schutterwalb, 

Bibliothek des Gapiteld Lauda in Grüngfeld. 

Bibliothef des Capitels Linzgau in Frickingen. 

EINE > Gapiteld Mergentheim im Nieberftetten, DA. Gerabronn (Wür: 
temberg). 

Bibliothek * Capitels Mühl hauſen in Tiefenbronn, A. Pforzheim. 

Bibliothek des Capitels Oberndorf (Würtemberg). 

Bibliothek des Capitels Offenburg. 

Bibliothek des Capitels Philippoburg in Huttenheim. 

Bibliothek des Gr. Gymnaſiums in Raſtatt. 

Bibliothek des Capitels Ravensburg (Würtemberg). 

Bibliothek des Capitels ee Na (Württemberg). 

Bibliothek der Bisthumspflege in Rottenburg. 

Bibliothek des Capitels Rottweil (Würtemberg). 

Bibliothek des Capitels Schömberg in Margaretenhaufen (Würtemberg). 

Bibliothef des erzbiihöflihen Seminars in Gt. Peter. 

Bibliothek des Eapiteld Spaihingen. 

Bibliothek des Domcapiteld Speier. 

Bibliothek des Eapiteld Stockach in Bobman. 

Bibliothek ber Univerfität Straßburg. 

Bibliothek bes Capiteld Stuttgart zu Cannſtatt (MWürtemberg). 

Bibliothek des Kantons Thurgan (in Frauenfeld, Schweiz). 

—5 des Wilhelmſtifts in Tübingen. 

Bibliothek der Leop. —— Überlingen. 

Bibliothek des Capitels Ulm in Söflingen (Würtemberg). 

Bibliothef des Kapitels Villingen in Löffingen. 

Bibliothek des Lehrinflituts St. Urfula in Villingen. 


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Bibliothek des Capitels Wald ſee in Untereſſendorf (Würtemberg). 
Bibliothef des Gapiteld Wurmlingen in Nendingen, O.⸗A. Tuttlingen. 
Herr A. Biehler, Pfarrer und Gamerer in Spechbach. 


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J. E. Birk, Pfarrer in Oberflogingen (Württemberg). 
% ©. Birk, Curat in Müllheim. 
Sof. Birk, Pfarrverweier in Kappelrobed. 
. N. Birfle, Pfarrer in Krauchenwies. 
Birfler, Dekan und Pfarrer in Ohmenheim, D.:A. Neresheim (Wrtbg.). 
% Blumenftetter, Pfarrer von Trillfingen (Hohenzollern). 
v. Bobman, I. Fra. Frhr. zu Bodman. 
A. Böll, Privat in Überlingen. 
. Bollinger, ref. Pfarrer in Ebringen. 
. Bopp, Dekan und Pfarrer in Handfhuhsheim. 
Boſcher, Pfarrer in Gosheim, O.“A. Spaidhingen. 
E. Boulanger, Ord.:Affeffor und Dompräbendar in Freiburg. 
C. Braun, Pfarrer in Pfohren. 
Dr. St. Braun, Rebacteur in Freiburg. 
. Brunner, Pfarrer in Ballrechten. 
. Brunner, Pfarrer in Iffezheim. 
N Bud, Stadtpfarrer und Defan in Bonnborf. 
. Buhl, Pfarrer in Böttingen, D.:A. Spaihingen (Würtemberg). 
R. Bumiller, Pfarrer in Fronſtetten (Hohenzollern). 
2. Bundſchuh, Stabtpfarrer zu St. Stephan in Gonftanz. 
C. Burger, Pfarrer in Rorgenwies bei Stodad). 
M. Burger, Pfarrer in Kreenheinftetten. 
Th. Burger, Stabdtpfarrer in Hüfingen. 
Ehr. Burfhart, Pfarrer in Wylen. 
Dr. F. 3. v. Buß, Gr. Hofrath und Profeſſor in Freiburg. 
9. Bußmann, Pfarrer in Burbadı. 
H. Ehrift, Pfarrverweier in Pforzheim. 
Ehriftophl, Pfarrverwefer in Ottenau. 
. Dammert, Director bes Gymnaſiums in Raftatt. 
D. Danner, Stabtpfarrer in Sädingen. 
2, Deder, Pfarrer in Jchenbeim. 
A. Dietrich, Pfarrer in Unzhurſt. 
J. Chr. Diez, Stabtpfarrer und Dekan in Walldürn. 
N. Diez, Stabtpfarrer in Stodadı. 
N. Dinger, Stabtpfarrer in Neuftabt. 
D. Diſch, Pfarrer, d. 3. Pfarrverweſer in Wintersborf. 
C. Dijhinger, Bürgermeifter in Bollſchweil. 
24 Döbele, Pfarrer in Görwihl. 
. ©. Dold, Pfarrer in Birnborf. 
J. Dorſch, Pfarrer in Herrifchried. 
Dr. Th. Dreber, Religionslehrer am Gymnafium in Hebingen. 
A. Dreier, Pfarrer in Homberg, A. Überlingen. 
A. Dürr, Pfarrer in Unterbalbad, A. Gerlachsheim. 
W. Dürr, Hofmaler in Freiburg. 
Q. Dummel, Pfarrer in Welſchingen bei Engen. 
€. Edhard, Regiftrator b. d. erzb. Ordinariat in Freiburg. 
. W. Edert, Piarrer in Königsheim. 
. Eggmann, Schulinipector und Pfarrer in Frittlingen, OA. Spaichingen. 
Eheat, Pfarrer in Merzbaufen. 
2. Eimer, Pfarrer in Hilsbach, A. Sinsheim. 
— Pfarrer, d. 3. Pfarrverweſer in Grießheim, A. Staufen. 
Eijele, Pfarrer in Bettmaringen. 
Eug. Eifele, Pfarrer in Aalen bei Donaueſchingen. 
. G. Engel, Dekan und Pfarrer in Haufen am Anbelsbah (Hohenzollern). 
B. Engefjer, Caplan in Neubingen, 
Engefjer, erzbiſch. Bauinfpector zu Freiburg. 
M. Engeſſer, Pfarrverweier in Beuren an ber Aach. 


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Herr J. Erbader, Definitor und Pfarrer in Pülfringen. 
. ©. Erdrid, Pfarrer in Ulm. 
alchner, Pfarrer in Neumeier. 

. Half, Pfarrverwefer in Weingarten, A. Durlach. 
aller, Camerer und Pfarrer in Langenrain. 

. Faulhaber, Pfarrer in Hunbheim. 
aulbaber, Pfarrverweler in Gerchoheim. 

. Fehrenbad, Pfarrverweier in Sclatt. 

int, Pfarrer in Oberlaudringen. 

inneif en, Dompräbendar in Freiburg. 

nner, Gamerer und Pfarrer in Piederbübl. 
iſcher, Pfarrer in Hochſal. 
if iher, Pfarrer in Jungingen (Hohenzollern). 
Fifhinger, Pfarrer in Ebersbad, D.-A. Saulgau. 
um, Pfarrverwejer in Degernau, 

tfter, Gaplan in Löffingen, 

äßle, refig. Pfarrer in Gurtweil 

ey, Pfarrer in Rippoldsau. 
iſch, Pfarrer in Kolbingen, O.⸗A. Tuttlingen, 

tig, Pfarrer in Hügelsheim. 

. grüh, Pfarrer und Dekan in Schienen. 

98, Pfarrer in Jeftetten. 
et er, Pfarrer in Lembach. 

. Sail er, Profeſſor, Pfarrer in Unlingen (Würtemberg). 
ambert, Pfarrer in Ilmſpan. 

amp, Pfarrer in Wieden. 
aßner, Pfarrer in Schönwalb,. 
ehr, Stabtpfarrer und Camerer in Zell a. 9. 

. Gebr, Eorrector in Freiburg. 
ehri Piarrer in Honftetten. 
eiger, Pfarrverwefer in Appenweier. 
eifelbart, erzb. Geiftl. Rath in Sigmaringen. 
eorge, Pfarrer in Lottſtetten. 

erber, Pfarrer in Schwarzad. 
ießler, Pfarrverwefer in Bernau. 

inshofer, Stadtpfarrer in Radolfzell. 

öſer, Pfarrer in Gattnau, O.⸗“A. Tettnang (Würtemberg). 
Öginger, Pfarrer in Langenbrüden. 
rafmüller, Dekan und Stadtpfarrer in Baben. 

. Grimm, Pfarrer in Lienbeim, 

roß, Vfarrverweſer in Rohrbach bei Triberg. 

roß, Pfarrer in Lippertsreute. 

. Gruber, Pfarrer in Munbelfingen. 

. Gihwanber, Pfarrer in Gottenheim. 
fell, Pfarrer in Fiſchingen (Hohenzollern). 

. Gumbel, Pfarrer in Antihngen bei Breiſach. 
zuſten bofer, Pfarrer, d. 3. Piarrverwefer in Oberfimonswalb. 
Gut, Stabtpfarrer in Oppenau. 
utb, Pfarrer in Riegel. 
aaf, Pfarrer von Natthaslach, 3 3. in Rabolfzell. 
aberftrob, Decan und Pfarrer in Kiechlingsbergen. 
er, Pfarrer in Braumenweiler bei Saulgau (Wiürtemberg). 
Hägele, erzb. Re Dekan. in Freiburg. 
ättich, Pfarrer in Nußbach 
9288. Pfarrer in —5 (Vorarlberg). 

big, Pfarrverweſer in Lauda. 

ner, Pfarrer in Bleichheim. 

Hansjacob, Pfarrer in Hagnau. 
"x Sauenfein, Gurat in Thiergarten. 
aug, Pfarrer in Hochdorf bei Freiburg. 


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a er, Dompräbenbar in Freiburg. 
3. €. ausmann, Pfarrer in Aidhen. 
. Haufcdel, Pfarrer in Zimmern, DA. Rottweil (Würtemberg). 
. Hefele, Pfarrer in Oberkeſſach, D.:U. Künzelsau. 
Heinel, Pfarrer in Ilmenſee. 
. Heiler, Pfarrer in Volkertshauſen. 
. Hennefa, ref. Pfarrer von Stupferih in Bruchſal. 
Henning, Pfarrer in Selbach. 

. Herr, Pfarrer, b. 3. Caplaneiverwefer in Leipferbdingen. 
.d. Herrmann, Kaufmann in Freiburg. 

. Herzog, Pfarrer in Ballmyl, Kanton St. Gallen. 

. Heybt, Kaufmann in Freiburg. 
228, t, Pfarrer in Obrigheim. 

oh, Pfarrer in Schöllbrumn. 
. Höferlin, Pfarrer in Allensbadh. 
*X Holl, erzb. Geiftl. Rath und Oberfliftungsrath in Karlsrube. 
önig, Pfarrverweier in Speſſart. - 
Örnes, Pfarrverweier in Mögging en. 
. Ehr. Hofmann, Pfarrer in —— 
oAzmann, Pfarrer in Mahlſpüren. 
opp, Stabtcaplan in Rottweil a. N. 
oppenjad, Pfarrer in Schuttern. 
Br pP, Plarrer in Vöhringen. 
ber, GStiftspropft in Zurzach (Schweiz). 
ber, Pfarrer in Bellingen. 
uggle, Stadtpfarrer in Neuenburg. 
uggle, Pfarrer in Ringsheim. 
äger, Secretär und Stabtardhivar in Freiburg. 
äger, Pfarrer in St, Märgen. 
Julier, Pfarrer in DEIN. 
up, Pfarrer in Dberborf, DA. Herrenberg. 
ärdher, Kaplan in hingen. 

M. Kärcher, Stabdtpfarrer und Dekan in Engen. 


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A. Kaier, Dekan und Stabtpfarrer in Löffingen. 
N. Kamm, Piarrer in Durbach bei Offenbur 
J. Ebr. Kapenmaier, refig. Pfarrer von R Nbeinheim, in Überlingen. 
I. Ked, Definitor und Pfarrer in Freubenheim. 
Dr. J. MR Keller, Pfarrverweier in Breiſach. 
J. N. Keller, Pfartet in Völkersbach. 
M. Keller, Pfarrer in Wagenbuch. 
C. Kern, Definitor und Pfarrer in Nordrach. 
W. Re tnler, Pfarrer in Steinhofen, A. Hechingen. 
3 x. Kepler, Pfarrer in Dettlingen. x 
. 9. Khuen, Präceptor und Stabtcaplan in Saulgau, — 

8 Kinzinger, Pfarrer in Klepsau. I 
K. Kirn, Defan und Stadtpfarret in Ettlingen. 
C. Kipling, Stadtpfarrer in ze im Wiejenthal. 
€. Klaiber, Stabtpfarrer in Mengen. 
A. Klein, Pfarrer in Ortenberg. 
J. Klei fe r, Defan und Pfarrer in Steinenftabt. 
Dr. J. v. Kleutgen, Gecretär bes großh. kath. Oberfirchenratbs a. D. zu 

Karlörube. 
Knab, Schulinfpector und Pfarrer in Herrenzimmern, O.“A. Rottweil. 
zT. Knittel, Subregens im erzb. Seminar zu St. Peter. 
5. Knöbel, Pfarrer in —— 
Dr. 4. Knöpfler, Repetent in Tübingen. 
F Koch, Stadtpfarrer in Mannheim. 

D. Koch, Pfarrer in Steinhauſen (Würtemberg). 


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Herr F. Koch, Pfarrer in Kappel a. Rh. 

A. Köhler, Pfarrer in Zußdorf bei Ravensburg (Würtemberg). 

A. Kobl, Pfarrer in Taferisweiler. 

%. ©. Kollmann, Dekan und Pfarrer in Unterfohen, O.A. Aalen (Miürt.). 
% Kotz, Schulcommifjär, Definitor und Pfarrer von Dettingen, 3. 3. Pfarr: 
verwejer in Dettenjee. 

P. Kraus, Dekan und Pfarrer in Denfingen, D.:A. Spaichingen. 

M. A Krautb, Ordinariats-Aſſeſſor in Freiburg. 

C. Krebs, Dekan und Stabtpfarrer in Gernsbad). 

J. Krebs, Banquier in Freiburg. 

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Krieg, Piarrer in Hedlingen. 

&. Kriegftötter, Pfarrer in Munberfingen, DA. Ehingen. 
K. Krizowsky, Pfarrer in St. Georgen. 

Kürzel, Pfarrer in Ettenheimmünfter. 

- ©. Kunle, Pfarrer in Umtfird). 


„ ®. Kurz, Piarrer in Kippenbeim, 

»„ 9. Ruttruff, Dekan und Stadtpfarrer in Möhringen. 
v» 8 Kup, Gaplan in Munzingen. 

„ Tr. Landherr, Pfarrer in Müncdhweier. 

» P. Juſtus Landolt, Gapitular in Einfiebeln. 

»„ M. Lanz, Pfarrer in Empfingen. 
„ 8% Laubis, Geh. Hofratb in —— 
„» 9 Lauchert, Curat in Laiz. 
„F. M. Lederle, Pfarrer in Wehr. 

v» % B. Leibinger, Pfarrer in Dingelsborf. 

v» % X. Lender, Dekan und Pfarrer in Sasbach. 

„ 8. Lender, Stabtpfarrer in Endingen. 

„Th. Lender, Geiftl. Rath, Negens des erzb. Seminars, 3. 3. in Sigmaringen. 
„ 9. Leo, Stabtpfarrer in Lenzfird. 

„ M. Lepgus, Defan und Pfarrer in Grießen. 

„ A Lienbard, Pfarrer in Onsbach. 

E ‘x Lindau, Kaufmann in Heidelberg. 

v» 8. %. Linz, Definitor und Stadbtpfarrer in Kuppenbeim. 

Locher, Lehrer in Sigmaringen. 

„K. Löffel, Pfarrer in Heimbach). 

» 3. ©. Lorenz, Pfarrer in Neufag. 

„A. Lugo, Kreis: und Hofgerichtsrath in Freiburg. 

„ DB. Lumpp, Pfarrer in Munzingen, 

„ Dr. H. Maas, erzb. Kanzleidirector in Freiburg. 

„ Dr. Ab. Maier, Geiftl. Rath und Profeſſor an ber Univerfität Freiburg. 

„ 8% Marbe, Anwalt in Freiburg. 

» I. Marmor, Stadtardivar in Gonftanz. 

» 8 Martin, Dekan und Pfarrer in Göggingen. 

P . Martin, f. f. Hoffaplan in Heiligenberg. 

» 3% P. Marg, Pfarrer in Altichweier. 

Ri . ®. Mattes, Stabtpfarrer in Weingarten (Würtemberg). 

„ R. Maurer, Pfarrer in Rittersbadh. 

» RK. Maurer, Pfarrverwefer in Horben. 

„ E. Mayer, Dompräbendar in Freiburg. 

„ ©. Mayer, Plarrer in Oberurnen, Kanton Glarus (Schweiz). 

» 9. Mergele, Pfarrer in Haueneberftein. 

r U. Merk, Pfarrer in Ruft. 

ß et, Stabtpfarrer in Bräunlingen. 

„ K. Mepger, Pfarrer in Deggenhaufen. 

"» % & Miller, Stabdtpfarrer in Gamertingen. 

„ sK. Mohr, Pfarrer in Leipferbingen. 

„ Dr. 5. Mone, Gomnakalscokiier in Metten. 

„ ©. Morent, Dekan und Pfarrer in Laimnau, O.A. Tettnang (MWürtemberg). 
„ 3. S. Moßbader, Pfarrer in Haßmersheim. 

„K. Mojer, Stabtpfarrer in Ettenheim. 


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Hert A. Muckle, Pfarrer in Ittendorf. 


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A. Müller, Caplan in Pfaffenweiler, Amts Staufen. 
. Müller, Pfarrer in Riedern. 
. Müller, Pfarrer in Bethenbrunn, 
. Müller, Defan und Piarrer in Stetten bei Lörradh. 
‚ Müller, Piarrer und Pfarrverwefer in Hindelwangen. 
Mu rat, Stabtpfarrer in Wertheim, 
‚Murv, Pfarrer in Schlettitabt. 
. N. Neff, Camerer und Münfterpfarrer in Reichenau. 
. Nenning, Pfarrer in Oberried. 
. Neugart, Pfarrer in Singen. 
AN B. ee Director a. D. in Baden, 


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Arn. Nüfgeler: Uferi, — der Sinai in Zürid. 
St. Obergföll, Vikar in Grafenbaufen bei v 
©. Oberle, Stadtpfarrer zu St. Pauf in Brucjal. 
J. Oberle, Pfarrer in Rothenfels. 
I NR. Oberle, Pfarrer in Dauchingen. 
K. A. Oberle, geiftl. Lehrer in Baden. 
P. Ignaz Ddbermatt, Subprior im Klofter Engelberg (Schweiz). 
Dr. 3. B. Orbin, Official und Domcapitular in Freiburg. 
W. Dit, Pfarrer in Rollmatingen. 
Peccoroni, Pfarrer in Beffendorf, O.A. Oberndorf. 
A. Belliffier, Defan und Stadtpfarrer in Offenburg. 
A. Pfaff, Pfarrer in Luttingen. 
M. en aff, Geiftl. Lehrer am Gymnafium in Gonflanz. 
feifer, Stabtpfarrer in Achern. 
feßer, Pfarrverwefer in Untergrombad). 
. Pfeufer, großh. Geh. Legationsrath in Karlsruhe. 
. Pfirjig, emer. Dekan und Pfarrer in Ebersweier. 
fifter, farrer in Betra. 
fifter, Pfarrer in Nußloch. 
filter, Pfarrer in Heiligenzimmern. 
.Pfohl, Pfarrer in Hofweier. 
freundf hub, Pfarrer in Gommersborf. 
reftle, Pfarrer in Warmbach. 
ruticer, Gamerer und Pfarrer in Minfeln, 
yhrr „zum Kopf“ in Freiburg. 
aible, geiſtl. Hauslehrer in Schloß Zeil bei Leutfich (Würtemberg). 
auber, Pfarrer in Schapbad). 
eich, Stadtpfarrer in Schönau. 
eihenbad, Pfarrer in Grunern, 
ee Bikar in Meersburg. 
N. Renn, Pfarrer und Gamerer in Kirchhofen. 
. Rieber, Vitar in Oppenau. 
Riefterer, Pfarrer, d. 3. Pfarrverwefer in Moos. 
5 NRiefterer, Pfarrer in Liptingen. 
Rimmele, Pfarrer in Bombach. 

- AU. Rimmelin, Pfarrer in Hambrücken. 

.dv, Rint, Pfarrverivefer in Ebringen. 

. Rintenburger, Pfarrer in Linz. 

. H. R. Rochels, Stabtpfarrer in Buchen, 
Chr. Roder, Zrofeſſor in Villingen. 
J. Röderer, Pfarrer in Winterſpüren. 
Th. Rößler, Pfarrer in Bietigheim. 
v. Rog enbad, Frhr. in Krogingen. 
3. Rotbenhäusler, Pfarrer in Haufen Q.A. Rottweil. 


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Herr H. Rubdiger, Pfarrverwefer in Meersburg. 
„F. Rudolf, Pfarrer in Wohl. 
E. Ruf, Piarrer in Menningen. 
Dr. 8. Rüdert, Profeffor am Gymnaſium in Freiburg. 
3. G. Sambeth, Pfarrer und Schulinfpector in Ailingen (Würtemberg). 
P. A E Sambaber, Pfarrer in Nollingen. 
K. Sartori, Pfarrer in Diersburg. 
Dr. 3. ©. Sauter, Pfarrer in Aßmannshart (Würtemberg). 
F. Sauter, Dekan und Pfarrer in Troctelfingen. 
V. Sauter, Pfarrer in Imnau. 
2. Sayer, Stabdtpfarrer in Meßkirch. 
K. F. Schäfer, fath. Militärgeiftlicher in Karlsruhe. 
M. Schäfle, Pfarrer, 3. 3. Pfarrverweier in Buchholz. 
. Shanno, Defan und Pfarrer in Herbern. 
Dr. F. 4. Scharpff, Domcapitular in Rottenburg. 
. Schaufler, Pfarrer in Schluchſee. 
Scele, Pfarrer in Rait. 
Shellhammer, Pfarrer in Buchenbach. 
Scherer, Pfarrer in Ruolfingen. 
Schill, Pfarrer in Urberg. 
. Schilling, Caplan in Biberach (Würtemberg). 
Schirmer, Schulinipector und Pfarrer in Emmerfeld (Würtemberg). 
B. Schlatterer, Dekan und Pfarrer in Bodman. 
Schlotter, Pfarrer in Meldyingen. 
Schmalzl, Pfarrer in Pfaffenweiler, Cap. Villingen, 
Schmieberer, Pfarrer in Ditenhöfen. 
©. Schmidt, Domcapitular in Freiburg. 
A. Schmidt, Dekan und Pfarrer in Dielheim. 
Schmitt, Pfarrverweſer in Hubertshofen. 
r. Schneiberhban, Pfarrer in Steißlingen. 
hnell, Dekan und Stabtpfarrer in Haigerlod. 
. Schöttle, Pfarrer in Seefirh bei Buchau (Würtemberg). 
chröter, Stabtpfarrer in Rheinfelden, Kanton Aargau. 
» Schhultes, Pfarrer in Helmsheim. 
chwab, Vikar in Sinzheim bei Dos. 
. Schweizer, Pfarrer in Frieſenheim. 
it, Gamerer und Pfarrer in Werbadh. 
ldner, Profefior am Gymnaſium in Freiburg. 
. B. Seyfried, Pfarrer, 3. 3. Pfarrverweſer in Altheim. 
F. Siebenrod, Pfarrer in Oſtrach. 
. Singer, Pfarrer in Lauf. 
Späth, Pfarrer in Oberhammersbad. 
Spiegel, Dekan und Stabtpfarrer in Mosbach. 
xX. Staiger, Literat in Conſtanz. 
. Start, Pfarrer in Unteribad). 
. Staudenmaier, Pfarrer in Sulz. 
. A Stauß, Pfarrer in Irslingen, D.:A. Rottweil (Würtemberg). 
. Stauß, Stabtcaplan in Rottweil (Würtemberg). 
. Steble, Pfarrer in Gruol. 
Dr. A. Steidele, Dompropft in Augsburg. 
8 Steiert, Religionslehrer am Progymnafium in Offenburg. 
. Stodert, Pfarrer in Burfheim. 
Dr. A. Stolz, erzb. Geiftl. Rath und Profefior an der Univerfität Freiburg. 
Stortz, Pfarrer in Oberhaufen bei Wagbäufel. 
Rob. v. Stogingen, Frhr., in Steißlingen. 
K. Strattbaus, Defan und Pfarrer in Stettfeld. 
A. Straub, Domcapitular in Straßburg. 
N. Straub, Pfarrer in Diftelbaujen. 
A. Strehle, erzb. Geiftl. Rath und Stabtpfarrer v. Meersburg, 3. 3. in Feiburg. 
8. Streicher, Pfarrer in Binningen. 


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Herr A. Striegel, Pfarrer in Lausheim. 
I. Thoma, Pfarrer in Adorf. 
DB. Thummel, Pfarrer in Vöhrenbach. 
. Treſcher, Pfarrer in Mühlhauſen bei Engen. 
B. Trenfle, Secretär am Verwaltungshof in Karlörube. 
. X. Ummenbofer, Pfarrer, 5. 3. Pfarrverweſer in Wöſchbach. 
. X. Urnauer, Schulinſpector und Pfarrer in Schömberg (Würtemberg). 
‚ Uslänber, Pfarrer in Güntersthal. 

. Balois, Pfarrer in Oberhauſen. 
enningen, Frhr., in Eichtersheim. 
ivell, Pfarrer in Biberach. 
Ögele, Secretär bei d. erzb. Orbinariat in Freiburg. 
ogel, Caplan in Eigeltingen. 

. Vogt, Pfarrer in Berolzheim. 

v. Wänker, Rechtsanwalt in Freiburg. 

Ba gner, Pfarrer in Bohlsbach. 
ab] iedel, Eamerer und Pfarrer in Oberwolfad. 

. Waibel, Pfarrer und Definitor in Thengenborf. 
aldmann, erzb. Geiſtl. Rath und Pfarrer in Drfingen. 
Walt, Gaplaneiverwefer in Neuenburg. 

alfer, Definitor und Pfarrer in Niederrimfingen, 3. 3. in Freiburg. 
alter, Pfarrverweer in Lautenbach. 

. Walter, Pfarrer in Hollerbach. 
\ambolb, Frhr., in Groß-Umſtadt. 
anner, Dompräbendar und Domcufios in Freiburg. 

arth, Stadtpfarrer zu St. Damian in Brucdjfal. 
®. Weber, Pfarrer in Liggersdorf. 
. Weber, Pfarrer in Dillendorf. 
. Webinger, Pfarrer in Wiechs. 
. M. Webrle, Pfarrer in Mösbach. 
. F. Meidum, Domcapitular in Freiburg. 
wi Diarzer in Untermettingen. 
. 3.8. Weiß, k. f. Univerfitätsprofejjor ber Geſchichte in Graz. 
. Veit, Piarrer in Grünsfeld. 
. Weiß, Pfarrer in Urloffen. 
‚ BVelte, Vikar in Kirchhofen. 
mM. Werber, Gaplaneivermefer in Rabolfzell. 
Werkmann, Pfarrer in Heitersheim. 

MWerni, Rapları in Kirchhofen. 
.Weyxer, Pfarrer in Wellendingen, D.A. Rottweil (Würtemberg). 
. N. Widmann, Pfarrer, d. 3. in Sädingen. 
Wiehl, Pfarrer in Langenargen, O.A. Tettnang (Würtemberg). 
. Wiejer, Dekan und Stabtpfarrer in Markdorf. 

. Wieffe, —— in Nußbach bei Oberkirch. 

Bill, Pfarrer, d. 3. Pfarrverweier in Stupferid. 
N. Bill, Pfarrer in Stollhofen. 
.% Winter, Pfarrer in Habsthal. 

. 5 Wörter, Profeſſor am ber Univerfität Freiburg. 

WB ünid, Pfarrer in ar O.⸗A. Herrenberg Wartemberg). 
Zängerle, Pfarrer, d. 3. Pfarrverweſer in Berghaupten. 


ns Zapf, Pfarrer in Urach. 
4 ogel, Stabtpfarrer in Elzach. 
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BEBZEZZLZLELLTEITTII TITTEN 


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ell, erzb. Archivar in Freiburg. 
immermann, Pfarrer in Berau. 
immermann, Pfarrer in St. Blafien. 
immerle, Stabt- und Garnifonspfarrer in Stuttgart. 
ugihwert, Dekan und Pfarrer in Markelfingen. 
.3B u reich, Dekan und Stabtpfarrer in Staufen. 


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Geſtorben find feit Ausgabe bed vorigen Bandes: 


Bon den Til. H. HS. Frolectoren: 
W. E. Freiherr v. Ketteler, Bifhof von Mainz, 13. Juli 1877. 


Bon den Mitgliedern : 


F. Katzenmaier, Pfarrer in Bermatingen, 13. Auguft 1876. 

5. X. Lender, Geifll. Rath, Stabtpfarrer in Breifah, 22, Auguft. 

J. A. Wagner, Pfarrer in Niederwihl, 25. Auguft. 

F. dv. Andlaw, Frhr. Geh. Rath in Baben, 4. September. 

Dr. F. X. Dieringer, Geiftl. Rath, emer. Profeſſor ber Theologie, Pfarrer in 
Beringenborf, 8. September. 

F. A. Stang, Pfarrer in Watterdingen, 1. October. 

J. €. Stauß, Geiftl. Rath und Pfarrer in Bingen, 10. October. 

W. Haid, emer. Defan und Pfarrer in Lautenbach, 19. October. 

J. Majer, Dean und Pfarrer in Kirchen, 17. November. 

J. Bader, Pfarrer in Ehingen, 15. December. 

Dr. F. Hauſchel, emer. Dekan und Stabtpfarrer in Spaidhingen, 30. December. 

% Haberftroh, Pfarrer in Weingarten, 14. Januar 1877, 

M. Shwendemann, Geifll. Rath und Pfarrer in Bühl, 14. Februar. 

A. Stöhr, Dekan und Stadtpfarrer in Überlingen, 4. April. 

P. Mattes, Camerer und Pfarrer in Deißlingen, 13. April. 

. Mayer, Pfarrer in Kürzel, 29. Mai. 

. Häring, Pfarrverwefer in Schuttern, 19. Juni. 

‚ Mayer, Pfarrer in Inneringen, 6. Zuli. 

Wirnjer, Stabtpfarrer in Oberkirch, 30. Auguft. 

x. Moutet, Pfarrer in Sinzheim, 5. October. 

B. Bauer, Pfarrer in Iſtein, 28, October. 

Gratz, Pfarrer in Kirrlach, 2. November. 


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Bereine und gelehrte Inftitute, 
mit welchen der kirdl.-hiftor. Verein in Schriftenanstanfch ſteht: 


41. Allgemeine geſchichtsforſchende Gefelliaft der Schweiz, in Bern. 
2. Hiftorifcher Verein für den Nieberrbein, insbejondere bie Erzdiöcefe Köln, in 
Köln. 
3. Hiftorifher Verein ber fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, 
in Luzern. 
4. Hiftorifcher Verein bes Kantons Glarus, in Glarus, 
5. Berein für Geſchichte und Altertyumsfunde in Hohenzollern, in Sigmaringen. 
| 6. Hiftorifcer Verein des Kantons Thurgau, in Frauenfeld. 
7. Germaniſches Mufeum zu Nürnberg. 
8. Geſellſchaft für Beförderung der Gedichte u. f. w. von Freiburg, bem Breisgau 
und ben angränzenden Lanbidaften, in Freiburg. 
9. Berein für Kunft und Altertum in Ulm und Oberfhwaben, in Ulm. 
10. Hiftorifher Verein für Unterfranken und Afcaffenburg, in Würzburg. 
41. Berein für Gefhichte und Naturgefchichte der Baar und ber angränzenden Lanb- 
Ihaften, in Donauefchingen. 
12. Berein für Gefhichte des Bodenfees und feiner Umgebung, in Tettnang und 
Friedrichshafen. 
13. Hiſtoriſcher Verein für Oberpfalz und Regensburg, in Regensburg. 
14. Konigl. Würtemberg. Geh. Haus⸗ und Staatsarchiv, in Stuttgart. 
415. Königl. Baier, Ncademie der Wiſſenſchaften, in Münden. 
16. Berein für Erhaltung ber biftorifhen Denfmäler des Elfaßes, in Straßburg. 
17. Königl. Würtemberg. ftatiftifchetopographifches Bureau, in Stuttgart. 
48. Berein für Chemniger Gefhichte, in Chemnik. 


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XVI 


Inhaltsanzeige. 


% ©. Mayer: Leben und Schriften bes Paters Moriz van ber Meer 

% B. Trenkle: Beiträge zur Gefchichte ber Pfarreien Elchesheim, 
Bietigheim, Otigheim, Steinmauern, Durmersheim 

K. Reinfried: Die Stabts und Pfarrgemeinde Bühl . 

Dr. 3. 2. Baumann: Die Freiherren von Wartenberg 

€. Schnell: Beiträge zur Geſchichte ber — Svonthai 
und Mergentheim 

Th. Martin: Die Clauſe in der Eag 

J. Huber: Schreiben bes Erzbiſchofs und Tardinals Kart Borromäus 

A. Baur: Das Tobesjahr bes hl. Trubdpert . i 

Dr. %. König: Zur neunten Säcularfeier bes hl. Konrad. 
rung über bie ältefien Vitae . 

Derjelbe: Beiträge zur Geſchichte ber theol. Facultät Breisun: 
Wort ber Vertheidigung; Nachtrag mit Beilage 


Kleinere Mittheilungen. 


Dr. König: Eine feierliche Doctorpromotion 

Zell: Zur Baugeſchichte des Freiburger Münfters 

Marmor: Zur Gefhichte des Bisthums Conſtanz 

Staiger: Das ehemalige Klofter St. Katharinenthal . ; 

Schmidt: Zwei Actenflüde, bie erfte Wahl eines Erzbifchofs von Freie 

burg betreffend . 

Dr. König: Literarifche Anzeige über 1) Slap, Geſchichte bes aloſtero 
Alpirsbach; 2) u en ber mn bes zu Alt 
breijad) 


Orientis 


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Seite 
1—34 


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145—210 


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225—236 
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299—303 
303—306 
306—313 
313—318 


318—320 


320—324 


Leben und Schriften 


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Pater Moriz Hohenbaum van der Meer, 


Denediktiner im Stifte Aheinan. 


Von 


Joh. Georg Mayer, 
trer in Oberurnen, Canton Glarus. 


Pia 





Quellen. 


Ildephons Fuchs, Leben und Schriften bes Pater Moriz Hobenbaum van ber 
Meer. Mier. 
Diarium des Pater Bafilius German (1763—1794). Mier. 
5 » „Blaſius Hauntinger (1788—1797). Mier. 
— „.„Jaanuar Frei (1786 -1795). Mier. 
P. Othmar Vorster, historia Rhenaugiensis abbreviata (bis 1806 reichend). 
Mscr. 
Gottl. Emmanuel v. Haller, Bibliothek der Schweizergefchichte. Bern 1785—87. 
Bb. III. Nero. 1485 ff. 
Georg Wilhelm Zapf, Reife in einige Klöfter Schwabens, durch ben Schwarz: 
wald und in die Schweiz 1781. Grlangen 1786. 
Idem, Monumenta anecdota historiam Germaniae illustrantia ex sua 
bibliotheca aliisque. Vol. I. Augustae Vind. 1785. 
Die Schriften van der Meers jelbit. 
Die übrigen Quellen find in den Anmerfungen erwähnt. 


a . 


Eine Stunde unterhalb Schaffhauſen auf einer Inſel des Rheines, 
welche diefer in Schlangenmwindungen umfluthet, Tiegt bie ehemalige Be: 
nebiftinerabtei Rheinau, eine Stiftung de8 welfiſchen Geſchlechtes, 
die fih unter wechſelvollen Schidjalen beinahe eilf Kahrhunderte hin- 
durch erhielt, bis fie 1862 den Beitrebungen unferer Zeit weichen mußte. 

Unter den Männern, melde in dieſem Gotteshaufe ihr Leben den 
öfterlihen Übungen und, gemäß den Überlieferungen des Ordens, der 
Wiffenihaft widmeten, verdient vor Allen Pater Moriz Hohen: 
baum van der Meer genannt zu werben, in jeder Hinjicht eine 
Zierde feines Stiftes, von allen Benediktinern der Schweiz einer ber 
eriten und fleigigjten hiſtoriſchen Schrijtiteller. 

Sein Leben und nod) mehr feine meilt ungedrudten Schriften 
ind in weitern Kreifen wenig befannt. Sie verdienen aber ein all 
gemeinere3 Anterejje, und dieſes zu mweden, ift ber Zweck der folgenden 
Arbeit. 


I. 


Die Familie, welcher Pater Moriz angehörte, hat ihre Heimath 
in den Niederlanden, wo diefelbe jegt noch in Amjterdam bejtehen joll. 
Mehrere Glieder derjelben Haben ſich jchon früher befannt gemacht: 
Jakob van der Meer war 1536—1559 Abt de3 Gijtercienjerflojterd 
St. Bernhard an der Scelde bei Antwerpen und zeichnete ſich durch 
Gelehrjamleit aus; dem Johann van der Meer, Abt des Benediktiner- 
Hojterd Andin, widmete La Groir feinen Hortus Marianus; Niko— 
lau8 van der Meer war 1702 einer der holländiſchen Abgeordneten 
bei der Verſammlung zu Nördlingen. 

Der Stammvater der Seitenlinie, aus welcher Pater Moriz her: 
vorging, war Hubert van der Meer, holländiſcher Oberſt. Ihm fchenkte 
Kaiſer Marimilian I. im Jahre 1512 das adelige Lehengut Hohenbaum 
und erhob ihn ſowie jeine Nachkommen den 4. November gleichen Jahres 
in den Adelaftand unter Verleihung de Namen? „Hohenbaum van 
der Meer”. 

Die Nachkommen Huberts Liegen fi in Nürnberg nieder, wurden 


dort Bürger und traten zum Protejtantismus über. Der Großvater 
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4 


des Pater Moriz aber, Jakob van der Meer, verließ mit feiner Ge: 
mahlin Margaretha v. Echiltenhardbt Nürnberg, nahın die Fatholijche 
Religion an und trat zu Ingolſtadt in churfürſtlich-bayeriſche Dienſte. 

Sein Sohn Johann Caspar ſtudirte in Ingolſtadt Philofophie 
und in Wien die Nechte, erıwarb fi 1705 den Titel eine Doctors der 
Philojophie und wurde im jelben Jahre zum Faijerlihen und päpitlichen 
Notar ernannt, mit der Berugniß, einen feiner Nachkommen bis in bie 
dritte Generation zur gleihen Würde befördern zu dürfen. Zugleich 
wurde ihm der Adelsbrief ſeines Geſchlechtes beitätigt. Nachdem er eine 
Zeit lang Hofrath de Markgrafen von Baden-Durlach gemwejen, wurde 
er Auditor bei einem meuerrichteten Faiferlihen Negimente und machte 
als ſolcher die Türkenfriege mit, 

Er war vermählt mit Francisca, einer Tochter des Oberamtmann 
von Spörl, in Dienjten des Stiftes Frauenalb. Ein Kind diefer Eltern 
war unjer Pater Moriz. Er wurde geboren am 25. Juni 1718, aljo 
furz vor dem Peſſarowitzer Trieben, im Kriegslager unmeit Belgrad und 
erhielt bei der Taufe die Namen Joſeph Anton Franz. 

Hatte der Knabe an den Grenzen des türkiſchen Reiches das Licht 
der Welt erblict, jo jollte er im ſchönen Italien feine erjte Erziehung 
erhalten. Nah Beendigung des Krieged ernannte nämlich Fürit Karl 
Borromeo, Vicefönig von Neapel und Bevollmädtigter Minifter über 
die Eaiferlihen Yande in Stalien, den Johann Caspar van der Meer 
sum Statthalter über die dem Kaiſer anheimgefallenen, unruhigen Fürjtens 
thümer des Haujes Gonzaga: Caſtiglione di Stivere, Mebole, Solverino 
und Gajtell Gifredo. Johann van der Meer jehritt energijch gegen die 
Rebellen ein und ließ einige berjelben enthaupten. Nach hergeitellter 
Ruhe wußte er ſich aber auc die Zuneigung bed Volkes zu ermwerben- 
Die Gemeinde Medole und die Stadt Eajtiglione brüdten ihm 1723 
und 1724 in unzmeidentigjter Weile ihre Sympathien aus und ließen 
eine auf ihn verfaßte Sonette drucken. Der kaiſerliche Minifter be: 
zeugte ihm jeine Zufriedenheit dur bie Ernennung zum Generalauditor 
jeiner Truppen. 

Ban der Meer wohnte mit feiner Familie im Palafte Gonzaga. 
Deßhalb verlebte Johann Anton Franz die SKinabenjahre mit feinem 
Altersgenoſſen Alois Valenti-Gonzaga, der jpäter Nuntius in der Schweiz 
und zulegt Kardinal wurde. 

1730 ſiedelte Statthalter van der Meer nad Mailand über und 
bajelbjt erhielt fein einziger Eohn den eriten Unterricht. Dasſelbe Jahr 
1750 wurde für ben zmölfjährigen Knaben ein höchſt traurige: ben 
26. März ftarb feine Mutter und ben 15. September auch fein Vater, 
und biejer hatte jeinen Sohn jo geliebt, daß er mit ihm das gleiche 


5 


Bett theilte; ala der Knabe erkrankte, erbte der Vater die Krankheit und 
ftarb, während der Sohn wieder gena3. 

Der frühe Tob der Eltern führte den Waiſen in das Stift 
Rheinau. Sein mütterliher Onkel v. Spörl nahın fi feiner an und 
empfahl ihn dem ebenfall3 verwandten Benebilt Ledergerber, Capi— 
tular und fpäter Abt von Nheinau, damald Prior in Schmwarzad). 
Diejer bewirkte die Aufnahme des Knaben in die Schule des Stiftes 
Rheinau. 

An Folge des bisherigen Wanderlebend war der junge van ber 
Meer weder der deutſchen noch italienischen Sprache ganz mädtig; 
deſſenungeachtet machte er doc ehr gute Fortihritte, und in kurzer 
Zeit war ber aufgeweckte, heitere, offene und talentvolle Knabe der 
Liebling jeiner Obern. Er ſelbſt fühlte ji unter den Orbendmännern 
ganz heimiſch und der Entihluß, Nheinau zu feiner eigentlichen Heimath 
zu wählen, gejtaltete ſich jo von jelbit. 

Fünfzehn Jahre alt trat er in's Noviziat und legte den 12. Sep: 
tember 1734 die Ordensgelübde ab, bei welchem Anlafje ihm der Ktloiter: 
name Moriz gegeben wurde. Nach Vollendung der gewöhnlichen Eurje 
der Philofophie und Theologie mußte er noc mehrere Jahre warten, 
bis er da3 zur Erlangung der Priefterweihe vorgejchriebene Alter er: 
reiht hatte. Er benüßte diefe Zeit jorgfältig, um fi in den Wiſſen— 
Ihaften auszubilden. Mit bejonderem Eifer ftubirte er die biblijchen 
Wiſſenſchaften, befonders Eregeje, hielt aus diefem Fade öffentliche Dis— 
putationen, wozu nad) damaliger Sitte Profefjoren aus andern Abteien 
eingeladen wurden. 

Den 15. Auguft 1741 weihte ihn der päpftliche Nuntius Durini 
zum Prieſter und den 23. April 1742 wurde er zum Unterpfarrer 
von Nheinau, den 25. Oftober 1743 aber zum Lehrer an der Kloiter: 
Ihule ernannt. In demjelben Jahre bejuchte Markgraf Augujt von 
Baden-Baden dad Klofter Rheinau. Derjelbe lud die beiden jungen 
Eonventualen Moriz und Heinrih von Anethan zu einem Beſuche an 
jeinem Hofe ein und erwirkte ihnen beim Abte die Erlaubniß zu diejer 
Reije. 

Die beiden Benebiktiner wurden an dem markgräflichen Hofe auf's 
Beite empfangen. Der Markgraf veranlaßte fie jodann zu einer Reife 
an bie Höfe von Stuttgart, Bruchſal, Karlsruhe und Raftatt und gab 
ihnen Empfehlungen, die ihnen überall freundliche Aufnahme verichafften. 

Am December 1744 murbe Pater Moriz zum Lehrer der Moral: 
Theologie ernannt; jeit 1746 docirte er Philojophie und darauf 
auh Dogmatik, Für feine Vorlefungen arbeitete er die Hefte ſelbſt— 
ſtändig und forgfältig aus. Er ſchloß ſich der traditionellen Scholaſtik 


6 


an und war in den zahlreichen Disputationen immer jchlagfertig. In 
diefer Zeit lieg er zwei Schriften im Druck erſcheinen: Ethica religiosa, 
ascetico-theologica (Luzern. 8°. 509 ©.), eine Abhandlung über die 
Pflidten der Drdengleute, noch jett jehr braudbar, und: Examen 
reflexum in theologiam scholasticam (1751. 4%. 28 ©.), eine Ber: 
theidigung der ſcholaſtiſchen Methode. 

Neben jeinem Lehrberuf war Pater Moriz aud in anderen Be: 
ziehungen thätig. Es wurden damals von den Unterthanen verjchiebene 
Rechte des Kloſters bejtritten und der Abt beauftragte daher die Patres 
Roman Effinger und Moriz mit der Abfaſſung einer Vertheidigungs— 
ihrift, welde unter dem Titel: „Wahrhafte und gründliche Beant- 
wortung der Schmähſchriften“ 2c. gebrucdt wurde. Auch zwifchen dem 
Domjtifte Conftanz und dem Klojter Rheinau waren Streitigkeiten 
bezüglich der Bejeßung einiger Pfarreien im Kleggau entjtanden. Pater 
Moriz wurde zur Gonferenz abgeordnet, welche im April 1748 zwijchen 
den Betheiligten im Stifte Petershauſen jtattfand. Die Verhandlungen 
führten zu einem Vergleiche, welher am 25. Juli desjelben Jahres ra— 
tificirt wurde, 

So wurde Pater Moriz frühzeitig in die Verwaltungsgefchäfte des 
Kloſters eingeführt, und da er hiebei eine außergewöhnliche Geſchicklichkeit 
befundete, jollte er in Zukunft ganz für die Adminijtration verwendet 
werden. Es wurde ihm 1752 die Profefjur abgenommen und die Be— 
jorgung der Kanzleigejchäfte übertragen. Nach dem Tode des Prälaten 
Bernard Nusconi wurde den 11. September 1753 Noman Effinger 
zum Abte erwählt. Derjelbe nahm ſchon am 12. Oktober gleichen 
Jahres bedeutende Veränderungen bezüglich der Stellungen der Patred 
vor und ernannte den Pater Moriz zum Statthalter der Herr: 
ihaften Mammern und Neuenburg im Thargau. 

Abt Roman regierte nicht glücklich. Higigen Charakter und 
ohne Hinreichende Einficht ordnete er Manches an, was dem Stifte zum 
Schaden und dem Convente zum Verdruffe gereichtee So verkaufte er 
gegen den Willen de Conventes den Ort Marthalen an Protejtanten, 
nahm Beränderungen am Rheinufer vor, durch welche die Schifffahrt 
jehr erjchwert wurde, Tieß am Klofter Reparaturen ausführen, melde 
den Einjturz des Gebäudes befürchten Ließen, verlegte die Schule mitten 
in die Claufur u. ſ. wm. Derartige ſchädliche und Tächerlihe Anorb- 
nungen machten die Regierung des Abtes faſt unerträglid. Um daher 
die Refignation desjelben zu veranlaffen, entjchloffen fich einige Conven— 
tualen, bei dem päpftlichen Nuntius und den Bifitatoren der ſchwei— 
zeriihen Benebiktinercongregation eine Klagejchrift einzureichen. 

Auch Pater Moriz war von der allerding® peinlichen Nothwendig- 


7 


feit eines ſolchen Schrittes überzeugt, und da er als Auswärtiger freier 
handeln konnte, wurde er mit Abfaffung der Schrift betraut. Ein Laie 
machte den Abt aufmerkſam, daß Etwad im Spiele jei und der Ver— 
dacht fiel auf Pater Moriz. Deßhalb erihien der Abt ganz unerwartet 
in Mammern und fucdhte nad verdächtigen Papieren. Allein Pater 
Moriz war vom Prior durch einen nächtlichen Eilboten von der An— 
funft des Abtes unterrichtet worden und Tonnte daher jeine Papiere 
noch rechtzeitig bejeitigen. 

Die Schreiben gingen an ihre Adreſſen ab, und da man die Klagen 
begründet fand, fo beriefen die Vifitatoren, nämlich die Äbte Cölejtin 
von St. Gallen und Nikolaus von Einfiedeln, den Abt nad Wyl, jtellten 
ihm die Rage vor und riethen ihm zur Nejignation. Diefem Rathe 
leijtete er den 6. Juni 1758 Folge. Der päpitlihe Nuntius genehmigte 
diejelbe * und den 20. Juni gleichen Jahres wurde zur Wahl eines 
neuen Abtes gejchritten, die auf den bißherigen Prior Januar Dangel 
fiel. Diefer ernannte nun den Pater Moriz zum Prior de3 Kloſters 
und bald darauf zum Ardivar. 

Bisher, aljo bis in fein 40. Lebenzjahr, hatte Pater Moriz ji) 
noch nicht jpeciell mit hiſtoriſchen Studien beidäftigt. E3 hatte 
ihm hiefür wohl an Zeit, vor Allem aber die Anregung gefehlt. Diefe 
fam ihm zweifelsohne vom benachbarten Kloſter St. Blafien, mo ge 
rade um dieje Zeit eine Gelehrten-Afademie erblüht war. 

Die erjte Hiltoriiche Arbeit van der Meerd war dem Heiligen Fin— 
tan gewidmet. Bon jet an betrachtete der begabte Mann bie hiſtori— 
ſchen Studien ala feine Hauptaufgabe. 

Um mehr Zeit für feine Forſchungen zu finden, fuchte er um Ent: 
hebung vom Amte des Prior? nad. Der Abt entiprad feinem Anz 
ſuchen und ernannte ihn ben 20. Mai 1774 zum Chorheren und Director 
der Kanzlei. Die Stelle des Archivars behielt er bei. Setzt befand er 
fh in ganz erwünſchten Verhältniffen. Er hatte zwar einige ökonomiſche 
Geſchäfte zu bejorgen und gehörte zum Mathe des Abtes (Conferenz), 
fonnte daher jeine adminijtrativen Kenntnifje zum Nuten des Stiftes 
verwerthen, aber es blieb ihm die meiſte Zeit frei, beſonders da ihn fein 
Amt von der Pfliht des Chorbejuches entband. Zudem war er ge: 
wohnt, um 3 Uhr Morgens aufzuftehen und nicht vor 10 Uhr Abends 
zu Bette zu gehen. So fonnte er meilt zwölf Stunden des Tages auf 
feine Hiftorichen Arbeiten verwenden, die übrige Zeit war den religiöjen 


ı Abt Roman durfte bie Infignien eines Prälaten beibehalten, zog fi nad 
dem St. Galliihen Priorate St. Johann zurüd, kam aber fieben Jahre fpäter wieber 
nah Rheinau und ftarb bafelbft ben 13. Juli 1766. 


Be 


8 


Uebungen, den Geſchäften, der Erholung u. ſ. w. gewidmet. Nur fo 
läßt fich erklären, mie es unferm Pater Moriz möglich wurde, in uns 
gefähr dreißig Jahren eine fo erjtaunlihe Anzahl von Schriften zu 
bearbeiten. 

Was Pater Moriz für die Geſchichte geleiftet, darüber geben die 
unten aufgeführten und beiprochenen Werke den beiten Aufſchluß; fie 
bezeugen jeinen eijernen Fleiß und feine unermüdliche Arbeitäfraft. Es 
jind im Ganzen 76 verjchiedene eigene Arbeiten, melde, Manufcripte, 
59 Folio: und 23 Duartbände füllen, drei Werke find gedrudt. Dazu 
fommen 52 Bände Correjpondenzen ac. und Beiträge zu Arbeiten und 
Schriften anderer Verfaſſer. 

Zunächſt war e8 die Gejhichte jeines eigenen Stiftes, zu 
welcher er jammelte und welche er nad verjchiedenen Gefichtspunften 
wiederholt bearbeitete. In zweiter Linie wandte Pater Moriz jeine Auf: 
merfjamkeit dem Benebiktinerorden überhaupt und der jchmweizerifchen 
Benediktinercongregation ingbejondere zu. Auch die Geſchichte mehrerer 
benachbarten Stifte anderer Orden blieb nicht ausgeſchloſſen. Nur 
wenige der vielen Arbeiten find gedrucdt worden, bie meiften blieben 
jedoh im Manufeript erhalten und befinden ſich jett größtentheils in 
der Gantonsbibliothel in Zürich. 

Vorzüge der Schriften van der Meer jind: Gorgfältige, bis 
in’3 Kleinfte gehende Sammlung und Verwerthung des Quellenmaterialz, 
nüchterne, kritiſche Auffafjung, bündige, ftreng logiiche Beweisführung 
und Hare, einfache Darftellung. Bon der Überſchwänglichkeit, die fonft 
jeinem Zeitalter eigen war, ilt Pater Moriz jo weit entfernt, daß man 
jeiner Darjtellung häufig mehr Lebendigkeit wünjchen möchte. Er jchrieb 
faſt alle Werke in lateinischer Sprade, im Deutjhen war er weniger 
gewandt. 

Als Belege, wie feine Zeitgenofjen über die hiſtoriſchen 
Arbeiten van der Meers urtheilten, jeien bier nur zwei Briefe erwähnt, 
welche über ihn an dritte Perſonen gerichtet waren. Zurlauben be: 
merkt an Hofrath Zapf (Zug, den 12. Dezember 1781): „Hisce diebus 
sub auspieiis Helvetici Mabillioni Mauritii van der Meer 
Rhenaugiensis Prioris humanissimas has litteras accepi.“ Bei 
dem Tode van der Meers jchreibt ein gelehrter Gapitular von Einfiedeln 
an Pater Ildephons Fuchs: „Explicare tibi verbis nullis possum, 
quantopere nos omnes perculerit, quantopere imprimis me dolore 
adfecerit tristissimus de immortalis vestri, immo et nostri Mauritü 
obitu nuntius. Cecidit plane corona vestra, insigne Congregationis 


t Zapf, Reifen x. S. 159. 


9 


nostrae decus et litteratorum omnium aeque ac litterarum orna- 
mentum singulare.‘ 

Die vielfeitigen hiſtoriſchen Studien brachten unjern Pater Moriz 
mit zahlreihen Gelehrten in Verbindung. Sein ältefter literariſcher 
Freund war General v. Zurlauben, Freiherr von Thurn und Geftelen- 
burg, mit dem er 27 Sahre hindurch in freundjchaftlichitem Verkehre 
ftand. Zurlauben fam, mie es jcheint, am 29. September 1768 zum 
eritenmal nad; Rheinau. Von da bildete ſich ein veger freundſchaftlicher 
und gelehrter Verkehr zwiſchen Beiden, fie theilten jich alle ihre literari- 
ihen Pläne und Arbeiten mit und unterjtügten ji gegenfeitig. Zur: 
fauben Fam fpäter noch öfter nah Rheinau. Auch Zapf lernte durch 
Pater Moriz AZurlauben fennen und bebicirte ihm fein befanntes 
Reiſewerk. 

Einen regen literariſchen Verkehr unterhielt van der Meer mit dem 
Abt Gerbert von St. Blaſien, mit Gottl. Em. Haller in Bern, 
der ihm den dritten Band der Bibliothek der Schweizergeſchichte zur 
Durchſicht überſandte und außerdem ſeine Mitwirkung mehrfach in An— 
ſpruch nahm. Ein lebhafter Briefwechſel wurde geführt mit den ge— 
lehrten Benediktinern in St. Blaſien, Einſiedeln, Muri, St. Gallen, 
St. Emmeram, Weingarten, Benediktbeuren u. ſ. w., mit Weihbiſchof 
Murdtwein von Worms, Hofrath Zapf in Augsburg, Holzhalb in 
Zürich, Balthaſar in Luzern u. ſ. w. Insbeſondere war van der Meer 
auch mit dem Nuntius und ſpäteren Kardinal Alois Valenti-Gonzaga 
befreundet, mit dem er die erſten Jugendjahre verlebt hatte und der 
jetzt ſeinen literariſchen Beſtrebungen die größte Aufmerkſamkeit widmete. 
Die wichtigeren Correſpondenzen mit dieſen literariſchen Freunden finden 
ſich noch in den unter Nro. 77 angeführten Miscellanea. 

Auch im Kloſter fand Pater Moriz wie billig Anregung und 
Unterſtützung. Zunächſt war ſein beſonderer Gönner der Abt Januar 
Dangel (1758—1775), welcher in jeder Weiſe die Studien unter den 
Gonventualen zu fördern juchte, Vieles für Ergänzung der Bibliothef 
und der wiflenfhaftlihen Sammlungen verwendete. 

Bon den damaligen Gonventualen bejchäftigten ſich jpeciell mit hi— 
ſtoriſchen Arbeiten: 1) Ildephons v. Fleckenſtein, get. den 5. Mai 
1767. Er hinterließ verſchiedene Schriften; fo eine kurze Geſchichte der 
ſchweizeriſchen Cantone, eine Bejchreibung aller Orte der Cantone Luzern, 
Thurgau und Schaffhaufen, eine Beſchreibung der jchmeizerijchen Be— 
nebiftinerflöfter, Stammbäume ſchweizeriſcher Adelsgejchlechter u. |. w. 


ı ©. beiien Biographie im Katalog der aargauifhen Gantonsbibliothef. Aarau. 
1857. 


10 


2) Heinrih de Anethan, geit. den 22. März 1761. Er jehrieb 
einiges über Rheinau und war bejonders in der Mathematik und den 
orientaliihen Sprachen bewanbert. 

3) Baſilius German von Lichtenfteig, geit. den 24. Januar 1794, 
Er war 1778—1792 Archivar, ſowie 1785—86 Bibliothefar und ver- 
faßte mit vielem Verjtändnig und Fleiß ein Verzeichnig der Manufcripte 
des Stiftes: Catalogus synoptico -eriticus manuscriptorum perga- 
menorum et papyraceorum bibliothecae Rhenoviensis. 2 Bde. 
Zapf jagt über dieje Arbeit!: „Nicht ein jimples und gemöhnliches 
Verzeichniß, wie man’ oft antrifft, jondern ein Eritifches und raijonni- 
vendes ijt e3, worin ganze Auszüge von Manufcripten vorfommen und 
da3 Alter des Codex durch gelehrte Anmerkungen bejtimmt wird. Es 
ijt ein jo herrliches und mit fo viel Fleiß und Genauigkeit verfertigtes 
Verzeihnig, day es mit allen Ehren dem Publikum vorgelegt werben 
könnte und dürfte.“ German jchrieb ferner einen hiſtoriſch-chronologiſchen 
Katalog der Stifter, Wohlthäter, Abte und Mönche von Nheinau. 

4) Othmar VBorfter, gejt. 1808. Er fchrieb eine Historia Rhe- 
naugiensis abbreviata, welche bis 1806 reiht. 

5) Ildephons Fuchs, geit. 1823. War ein Schüler des Pater 
Moriz, aber diejem in vielen Beziehungen unähnlid. Er trat 1800 
aus dem Orden und wurde Pfarrer an verjchiedenen Orten im Bis— 
thum St. Gallen. Weber feine Schriften fiehe Mülinen, Prodromus 
einer jchweizeriichen Hiftoriographie, ©. 25. 

So zahlreich die hiſtoriſchen Schriften de8 Pater Moriz find, jo 
beihränfte jic) doc feine gelehrte Thätigkeit nicht auf die Geſchichte 
allein, ihm bejchäftigten insbejondere auch die Naturwiſſenſchaften 
und er erwarb ſich große Verdienjte um die Naturalienfammlung des Klo: 
ſters. Beim Antritt feines Priorates befaß das Stift nur wenige in 
einem fleinen Kajten ohne jeglihe Ordnung aufbewahrte Naturalien. 
Pater Moriz ordnete das Vorhandene und bejtrebte jich, überall neue 
und jeltene Stüde zu erwerben. Da ihn hiebei die Äbte Januar I. 
und Bonaventura II. unterjtügten, jo wurde die Sammlung bald jo 
anjehnlih, dal jie einen geräumigen Saal erforderte. Pater Moriz 
fertigte einen genauen Katalog an und bereicherte zugleich die Bibliothek 
mit den beiten naturwiſſenſchaftlichen Werken, um jo ein eigentliches 
Studium der Sammlung zu ermöglichen. 

Da ihm mande Mineralien in vielen Eremplaren zufamen, jo ge: 
rieth er auf eine originelle Verwendung derſelben. Auf ber öftlichen 
Spite der Halbinjel jteht das 1587 von Abt Theobald erbaute, der 


1 Reiſen x. ©. 126. 


11 


hl. Magdalena geweihte Kirchlein. Pater Moriz ließ nun mit Erlaubnif 
des Abtes im Jahre 1761 die alten Altäre entfernen und ſchmückte das 
Innere ganz mit Mineralien (Kryitallen, Tropfiteinen, Verſteinerungen, 
Muſcheln u. |. w.), bildete drei Grotten und ließ in denfelben bie 
Bilder der Patronin und zweier heiligen Einfiebler anbringen. Das 
Kirhlein iſt noch vorhanden und wird als ſehenswerthe Merkwürdig— 
feit unter dem Namen Grottenfirhlein von Fremden viel bejudht. 
Durch diefe Bejuche find jedoch manche Mineralien abhanden gekommen. 

Mit dem Amte des Stift3-Arhivard war aud die Pflicht ver- 
bunden, die Nechte des Kloſters wahren zu helfen. Während der Amts— 
dauer des Pater Moriz wurde das Stift in verſchiedene Streitigkeiten 
verwicelt, und dieje gaben ihm Beranlaffung zu eingehenderen juriijti- 
ſchen Studien. Für verjchiedene Proceſſe verfaßte er ausführliche Ver: 
theidigungsjchriften, von denen einige jurijtiihen Fakultäten und Reichs— 
gericht3höfen vorgelegt wurden. Sie fanden nicht nur Anerkennung, 
jondern bewirften aud) in den meijten Fällen ein dem Stifte günjtiges 
Urtheil. Bei ſchweizeriſchen Gerihtshöfen übernahm Pater Moriz aud) 
die mündliche Vertheidigung. Mehrere von Pater Moriz verfaßte Ber: 
theidigungsjchriften betrafen die Differenzen des Kloſters Rheinau mit 
dem Hodftifte Conſtanz megen einiger Pfarreien im Kleggau; — die 
Anjprühe des Klofterd auf das Dorf Buggenried gegenüber dem 
Klojter St. Blafien ; die Streitigkeiten zwijchen dem Fürjten v. Schwarzen 
berg und dem Stifte über die Hoheit3rechte in Jeſtetten und Altenburg 
(Huldigungsredt, Mannſchaftsrecht ꝛc.) u. j. w. 

Um fih und jpätern Ardhivaren die Wahrung der Rechte des 
Kloſters zu erleichtern, verfaßte Pater Moriz dad „Haus- oder Kanzlei— 
buch, betreffend die Jurisdietionalia und Oeconomica monasterii Rhe- 
noviensis“, worin er alle Rechte des Stiftes jorgfältig verzeichnete und 
feftftellte. Durch dieſes Buch mar für Rechtsſtreitigkeiten das Archiv 
jogar entbehrlich geworden. 

Pater Moriz war jedoch nicht bloß Gelehrter, er war auch ein 
mufterhafter Ordensmann; pünktlid in allen Elöfterlichen Verrich— 
tungen, wollte er für fich feine Ausnahme haben. Für Gebet, Betrach— 
tung und geiftlihe Leſung fette er fich eine bejtimmte Zeit feit, die er 
ftrenge einhielt. Aus ascetiſchen Schriften machte er für IRRE eigenen 
Gebraud; viele Auszüge. 

Bon dem praktiſchen Geſchicke, weldes Pater Moriz bejaß, 
zeugen bie Ämter, melde ihm im Kloſter übertragen wurden. Lange 
Zeit war er Prior und hatte al3 folher die ganze innere Ordnung 
zu leiten und zu überwachen. Die Prälaten der ſchweizeriſchen Be: 
nebittinercongregation wählten ihn den 13. November 1776 in 


12 


Rorſchach zum Secretär der Congregation. In dieſem Amte hatte er 
die meiften Gorrejpondenzen im Namen der Gongregation zu führen, 
insbejondere mit den päpftlihen Nuntien. Ofters mußte er mit diefen 
perjönlich verkehren; zum legten Mal 1785, da er im Namen der Con— 
gregation von dem nad Wien verfegten Nuntius Caprara de Monte 
Cuculi Abjchied zu nehmen und ihm für die geleifteten Dienjte zu danken 
hatte. Der Nuntius jchrieb darüber an den Prälaten: Equidem fa- 
cundissimus hic Orator tam apte et concinne locutus est, ut verba 
mihi defuerint, quibus eidem nedum ex condigno, sed etiam ex 
congruo respondere valerem. 

Daß Pater Moriz mit dem Nuntius Valenti:Gonzaga (1764 big 
1773 in Luzern) beſonders befreundet war, ijt bereit3 oben bemerft 
worden. Diejer Nuntius berichtete nad) Rom über ihn in jo empfehlen 
dem Sinne, daß ihm von dort ein Biſchofsſitz angetragen wurbe. 
Das Bisthum ijt näher nicht genannt, es dürfte fi aber um Freiburg 
in der Schweiz gehandelt haben, welches päpitlicher Verleihung ift. Die 
Ernennungsbulle war bereit3 ausgejertigt, allein Pater Moriz ſchlug 
die angebotene Würde entjchieden aus. 1776 wollten ihn die Prälaten 
der Gongregation zum Abte von Dijentig machen, aber er war aud) 
hiefür nicht zu bereben. 

Über die äußere Erjheinung und den Charakter des Pater 
Moriz bemerft Zapf!: „Er ift ein Mann auf feinen Jahren, aber 
immer fleißig und jeine Hauptbeijhäftigung iſt Gedichte und Diplomatif. 
Bon Anjehen nicht groß und ſehr ernithaft, aber auch gegen Fremde jehr 
böflid. Seine Gejundheitumjtände find ſchwächlich und daher mag 
au das meilte feiner Ernithaftigkeit rühren. Eigentlich könnte man 
es mehr etwas verdrüßliches als ernithaftes nennen. Allein er iſt ſonſt 
ein feelenguter Mann. Sein allzu ftrenger Fleiß zieht ihn beinahe von 
der Welt ab, denn er ijt beitändig in feiner Einjamfeit und arbeitet 
unaufhörlid fort.“ 

Seit dem Jahre 1755 fühlte Pater Moriz eine Abnahme jeiner 
Kräfte, er wollte daher feine Ämter abgeben und fi in die ftille Zelle 
zurücziehen, allein ber Abt gab hiezu feine Einwilligung nit. 1791 
feierte Pater Moriz fein Priefterjubiläum und bei diefem Anlafje bat 
er um GEntlaffung von jeinem Amte al3 Secretär der Benediktiner- 
congregation. Als bejonderen Grund gab er an, baß die vielen mit 
ber Stelle verbundenen Reifen mit feinem Alter nicht mehr vereinbar 
jeien. Die Prälaten entjpraden feinem Anfuchen nur infofern, als fie 


1 Reifen ꝛc. ©. 159. 


13 


die Reifen dem Pater Heinrid Müller von Friedberg in St. Gallen 
übertrugen, ihm aber die ſchriftlichen Arbeiten beließen. 

Bei der nach und nad) fich jteigernden Abnahme der Kräfte wurde 
es dem raftlos thätigen Manne zulegt ſchwer, den weiten Gang in die 
Bibliothek zu machen. Er mußte daher, jo ſchmerzlich es ihm auch fiel, 
barauf verzichten, neue Forihungen zu unternehmen. Da er aber doch 
für die Gejhichte thätig bleiben wollte, jo entjchloß er fi, wichtigere 
hiſtoriſche Manujcripte abzuſchreiben und fie mit feinen An— 
merkungen zu verjehen. Auch beichäftigte ihn noch eine Biographie des 
Ägidius Tihudy, für melde er bereit3 das Material volljtändig 
gejammelt hatte und die jpäter Aldephons Fuchs herausgab. 

Sn den legten Lebensjahren hatte er die frühere Tagesordnung in 
der Weile abgeändert, daß er täglich fieben Stunden den religiöjen 
Übungen, fieben Stunden feinen hiſtoriſchen Arbeiten und die übrige 
Zeit der Erholung und Ruhe widmete. Und jo, unter Gebet und 
Arbeit, bereitete fih Pater Moriz Jahre Hindurh auf den Tod 
vor. In einem jtarken Foliobande jammelte er Lebensbilder jolcher 
Perſonen, welche eines erbaulichen Todes gejtorben find, ſowie Ausſprüche 
der Kirchenväter über Tod und Ewigkeit. Diefe Sammlung diente zu— 
gleich zur täglichen Lektüre und Betrachtung. 

Trogdem er jih viele Jahre Tag und Nacht mit dem Lejen und 
Eopiren oft jehr jchmwieriger Urkunden und Handſchriften beichäftigt 
hatte, erfreute fi Pater Moriz no im Alter eines guten Augenlichtes, 
batte nie eine Brille nöthig; erjt kurz vor feinem Tode fühlte er in 
Folge des Abſchreibens eines halbverblihenen Manufcriptes feine Augen 
geſchwächt. | 

Den 14. Dezember 1795 wurde er plößlich von Unterleibsſchmerzen 
befallen, melche bald in bedenklicher Weije fich jteigerten, da auch der 
Magen weder Speijen noch Arzneien ertrug. Während der menigen 
aber ſchweren Leidenstage zeigte ji) der Kranke ald wahrer Chriſt und 
Ordensmann; mit Geduld und Gottvertrauen ertrug er bie Schmerzen, 
betete faſt beitändig oder ließ fih aus ascetiihen Schriften vorlefen. 
Mit feinen Wärtern und Mitbrüdern unterhielt er ji in gewohnter 
freunblicher Weile. 

Einige Stunden vor jeinem Sceiden ließ er ſich aus dem Bette 
beben und an fein Schreibpult jegen, er griff muthig nach der Feder, 
doch dieſe verfagte ihm den Dienjt, er nahm eine zweite und dritte, aber 
umfonjt, jeine Hand war zu ſchwach. Der Geift war ftarf geblieben, 
aber die letzten Kräfte de Körperd waren gebrochen. 

Man jpendete ihm auf wieberholtes Verlangen die heiligen Sterb- 
jaeramente und beim Empfange erfüllte ihn die innigfte Freude, er betete 


14 


jelbft die Sterbegebete, bat jeine Obern und Mitbrüder um Verzeihung, 
dankte jeinem Beichtvater und jeinen Wärtern, — und gab unter be- 
ftändigem Gebete feinen Geiſt auf den 18. Dezember 1795, Morgen? 
halb 6 Uhr. 


IH. Schriften van der Meers, 
a. Die Geſchichte des Alofters Abeinau betreffend. 


1) Vita S. Fintani monachi et tutelaris Rhenaugiensis, ex 
manuscriptis antiquis et notis modernis. Accedunt digressiones 
de epocha vitae et cultus S. Fintani. 1767. Meser. 

Der hl. Fintan, ein Irländer von Geburt, fam 851 nad) Rheinau 
und jtarb als Mönch dajelbjt den 14. November 878. Die angeführte 
Schrift des Pater Moriz enthält die älteſte Vita Fintans nad) den 
Handidriften von St. Gallen, Reichenau und Rheinau. Diejelbe war 
bereit3 von Goldajt und Mabillon t publicirt worden, jedoh nur une 
vollitändig. Ban der Meer gab fich alle Mühe, den urjprünglichen Tert 
berzujtellen. Außer verjchiedenen Anmerkungen fügte er vier Digreffiones 
bei. Dieje enthalten: 1) Beitimmung der Stiftunggzeit des Klofterd 
Nheinau (778). 2) Beweis, daß die Welfen Stifter des Kloſters 
feien. 3) Zeitbeitimmung, wann der hl. Fintan nad) Rheinau ge— 
fommen. 4) Gründungsgeihidhte von St. Blaſien als Eolonie von 
Rheinau. 

Ferner handelt van der Meer über die ältejten Abbildungen bes 
bl. Fintan, ſowie deſſen kirchliche Verehrung, ältefte Officien und bie 
Reliquien. Vier Sequenzen auf das Feſt des Heiligen, ſowie verjchiebene 
Handzeichnungen bilden Beilagen. Der Verfaffer überjandte jeine Arbeit 
1770 dem Bollandijten Pater Conjtantin Suifen, der jie mit großem 
Danke annahm und deren Publication auf den 15. November in den 
Actis Sanctorum in Ausſicht ftellte. ' Bekanntlich wurde das Werk der 
Bollandiiten unterbrochen, bevor e3 zum genannten Tage vorgejchritten 
war. Zapf veröffentlichte die Vita allein, ohne die beigegebenen Ab— 
bandlungen van der Meers?. 

2) Utrum S. Fintanus praeter corporalia etiam spiritualia 
opera misericordiae exercuerit. Fol. Mser. 

3) Millenarium Rhenaugiense seu historia mille anno- 


i Rerum Alem. script. 1. 348. Acta S. S. IV. 4. 377. 

2 Reifen x. S. 243—254. 

* Auf Grund neuer fritifcher Hilfsmittel ift die Vita Fintani bearbeitet und 
herausgegeben von Mone, Quelleni. I. 56—61. Anm. ber Reb, 


15 


rum monasterii Rhenaugiensis a saeculo Christi VIII. usque ad 
XVII. ex ipsis fontibus, diplomatibus, chartis et manuscriptis 
hausta et ad sanam crisin discussa. Fol. 6 Bde. Mser. 

Ban der Meer gibt in diefem umfangreihen Werke eine jehr gründe 
lie und betaillirte Geſchichte feines Stiftes biß zum Jahre 17581. Er 
bat in dagjelbe nicht nur Alles aufgenommen, was bezüglich des Kloſters 
von hiftorifchem Intereſſe iſt, jondern auch die verjhiedenjten Nachrichten 
aus der Gefchichte der benachbarten Gegenden, bejonder der eblen Ge: 
ihlechter, die mit dem Stifte auf irgend eine Weije in Berührung famen. 
Die Arbeit war nicht für den Druck bejtimmt, van der Meer hatte fie 
nur für die Conventualen Rheinau's gefchrieben, denen fie eine Quelle 
der Unterhaltung und Belehrung fein follte Sie war in der That 
trefflich geeignet, diejelben mit der Vergangenheit ihres Stiftes bis in's 
Einzelnjte vertraut zu maden. 

Das Werk iſt nah Jahrhunderten eingetheilt und jedes Jahr— 
hundert wieder nad der Negierungszeit der Äbte. Das Leben und 
Wirken der Äübte, jomwie wichtigere Begebenheiten werben ausführlich 
behandelt. Bejondere Kapitel find jedesmal gewidmet den Gonventualen 
de3 Stiftes, der Kloiterdisciplin, den aufgeführten Bauten, verliehenen 
Lehen, empfangenen Schenkungen und den in ber betreffenden Seit im 
Klojter abgefahten Manujfcripten. 

4) Annales Rhenaugiae seu historia liberi et exempti 
monasterii Rhenaugiensis in duas partes divisa, quarum prior gesta 
mille annorum, altera codicem probationum continet. 3 Tom. Fol. 
Mser. 1773—1776. 

5) Historia diplomatica monasterii Rhenaugiensis. 1785. 

Was Pater Moriz in Nro. 3 in augführlichiter Weile gejammelt 
und bearbeitet hatte, wollte er, jo weit es allgemeinere Intereſſe hatte, 
auch weiteren gelehrten Kreijen zugänglih machen. Er verfahte daher 
die „Annales Rhenaugiae“ und beftimmte fie für den Drud. Zur: 
lauben, dem er das Manujcript nah Paris überſchickte, fällte in 
feinem Antwortihreiben über die Arbeit folgendes Urtheil: „Commen- 
tarius Rhenaugiensis historiae cum adjectis diplomatibus, summam 
lucem patriae et germanicae historiae afferent. Opus cum magna 
voluptate legi et ejus continuationem summopere per primam occa- 
sionem expecto. Rhenaugiae historiam prelo dignissimam judico 


ı Kürzere Arbeiten über bie Gefchichte Rheinau's hatten früher geliefert: Hein— 
rich Murer, Karthäufer in Jttingen, und bie Gonventualen Rheinau's: Nikolaus 
Fortmann, Roman v. Lauffen, Beneilt Oderlin, Fridolin zum Brunnen 
(im 17. Jahrhundert), Conrad Müller, Abt Bernard Rusconi und Ildephons 
v. Fledenftein (18. Jahrhundert). ©. Haller III. Nro. 1485—1494. 





16 


illiusque editio et generalem totius Europae eruditae et singularem 
Helvetiae plausum sibi comparabit.“ Gin ähnliches günſtiges Urtheil 
fällte Fürſtabt Gerbert von St. Blafien. 

Der Drud diefer Geſchichte Rheinau's unterblieb jedoch trotzdem, 
weil Niemand die Koften übernehmen wollte. Da erbot fi Hofrath 
Zapf in Augsburg, die Veröffentlihung in feinen Monumenta anec- 
dota zu übernehmen. Pater Moriz überarbeitete daher die Schrift auf's 
Neue und machte weitere Forſchungen. Der erite Theil feiner Arbeit, 
welder er jet den unter Nro. 5 angeführten Titel gab, erſchien im 
erjten und einzigen Bande ded genannten Sammelwerkes. Er enthält 
die Geihichte Rheinau's von 778—1380 und den Codex diplomaticus 
mit 82 Urkunden von 855—1375, ſowie 18 Siegelabbildungen. Aud 
die 102 Urkunden mit den Anmerkungen Zurlaubend wurden von van 
der Meer mitgetheilt, jo daß die Monumenta anecdota fajt ganz 
ihm angehören, nur die Vorrede ift von Zapf. Über die Ausgabe be- 
merkt van der Meer: „Historiam nostram D. Zapf sine notis mar- 
ginalibus aut annorum numeris nulloque addito judice subjeeit, 
variis erroribus typographicis conspersam, ut ferme mei me laboris 
poenitentia subiret.“ In der Hoffnung, die Monumenta würden 
fortgejeßt werden, hatte van der Meer die neue Bearbeitung der Ge— 
Ihichte des Stifteß in zwei weitern Theilen bis 1778 vollendet. Diele 
Theile blieben jedoch ungedruckt!. 

Auszüge aus den drei leßtgenannten Schriften find: 

6) Series abbatum seu breve compendium annalium mo- 
nasterii Rhenaugiensis. Fol. Mser. 

7) Kurze Geſchichte ber taufendjährigen Stiftung des frei exi— 
mirten Gotteshaufes Rheinau ꝛc. Verfaßt von Pater Moriz Hohen: 
baum van der Meer, gemejenen Priorn und dbermaligen Sefretarn der 
Benediktinercongregation in der Schweiz. Donaueſchingen 1778. 





1 Die Vorrebe zu biefer Continuatio historiae Rhenaug., aus welcher bie obige 
Stelle entnommen, ifl vollftändig mitgetheilt bei Mone, Quellenf. L 82. Ban ber 
Meer jpricht fi darin ſehr unzufrieden über ben Augsburger Hofrath aus; trogbem 
baß im erften Banb der Monumenta nur bie Vorrebe und Debication ber Feder 
Zapfs angehörte, alles Übrige von dem Nheinauifchen Pater mitgetheilt war, fünbigt 
Zapf auf dem Titel Monumenta ex sua bibliotheca an; bie Arbeit bebicirte 
Zapf dem Churfürſt von Mainz, Erzbifchof Friebr. 8. J. v. Ertbal, und erhielt dafür 
ben Titel eines Geheimen Raths; das Manufcript der Fortſetzung hatte van ber 
Meer 1785 nach Augsburg geihidt; auf das Drängen Zapfs hatte er auch bie Ge: 
ſchichte ber Landgrafihaft Kleggau in lateiniſcher Sprade für bie Monumenta be- 
arbeitet, allein ein weiterer Band erſchien nicht, wohl aber hatte Zapf mittelft biejer 
Schrift das Diplom eines comes Palatinus durch den Fürſt Schwarzenberg ſich zu 
erwerben gewußt! Anm, ber Red. 


17 


Kurze Beihreibung der taujendjährigen Geihichte des Gotteshaujes 
Rheinau. 1776. 

8) Catalogus omnium fundationum, donationum mo- 
nasterii Rhenaugiensis pro explicatione chartae geographicae, ex- 
hibens nomina antiqua et moderna, pagos, fundatores et benefac- 
tores, notas chartarum archivii ac diplomatum, annos fundationum, 
cum compendio possessionum antiquarum etc. 1767. 

Ban der Meer hatte eine geographijche Karte der Beſitzungen feines 
Stifte8 angefertigt und durch Pater Theobald Hiejtand zeichnen lafjen. 
Der Catalogus bildet den Commentar zu diefer Karte, 

9) Anmerkungen über die ältejten und vornehmiten Siegel der 
Diplome und Urkunden des Arhivs in Nheinau vom Jahre 858 an 
bis 1713. Meier. %ol. 1769. 

97 Siegel find auf 19 Blättern abgebildet. 

10) Folium ex libro fratrum conseriptorum monasteriüi 8. Galli, 
exhibens catalogum abbatum et fratrum monasterii Rhenaugiensis 
manu coaeva adscriptorum a saec. IX usque ad saec. XII inter- 
rupta tamen serie ad ipsum originale prototypon noviter et exac- 
tius delineatum unacum notis in integrum librum. 1767. 

Unter kürzerem Titel wurde die Abhandlung in den Monumenta 
anecdota ©. 543—D51 gedrudt. 

11) Gründliche Unterſuchung, ob Rheinau in der Grafihaft Thur— 
gau gelegen, worin der Gegenjat durd bewährte Urkunden und über: 
zeugende Broben Klar bewiejen wird. Gedrudt 1782. Fol. 

Fäſi hatte in feiner Topographie Nheinau zum Thurgau gerechnet 
und aud Andere vor ihm hatten das Gleiche getan. Da diefe Anficht 
für die Nechte des Kloſters nachtheilig jein Eonnte, beauftragte Abt Bo- 
naventura II. den Pater Moriz, nachzuweiſen, daß Nheinau von der 
Landvogtei im Thurgau gänzlich unabhängig jei. Die Schrift ließ der 
Abt drucken, aber nicht publiciren. 

12) Brevis disquisitio an obsit systemati fundationis Rhenau- 
giensis a Wolfeno I. factae, quod 'Theganus eum Bavariae ducem 
vocare videatur. Fol. Mser. 1782, 

13) Kurze Auffchriften für Tafeln, auf denen die Äbte, Stifter und 
Gutthäter jammt ihren Thaten, Schenkungen und Wappen verzeichnet find. 

14) Continuatio diarii pro monasterio Rhenaugiensi. 

Pater Benedikt Dderlin in Rheinau begann 1601 ein Tagebuch 
zu führen über die Begebenheiten in jeinem Stifte und in den benach— 
barten Gegenden. Dasjelbe feßten nad feinem Tode (1655) andere 
vom Abte hiezu beitimmte Gonventualen fort, jo Pater Moriz vom 
1. Juli 1779 bis Ende 1788 


Archiv. XI. 2 


18 


Außer diefem officiellen Tagebuche führten noch verjchiedene Mit: 
glieder des Stiftes eigene Diarien, jo die Übte Bafil, Gerold II., Bern: 
hard II., Benedict, Noman, Sanuar I:, Januar II., und die Gonven= 
tualen Bafil German, Deodat Kältn, Blajius Hauntinger, Bruder franz 
Senn u. j. wm. 

15) Mantissa de re aedilitia monasterii Rhenaugiensis. Fol. Mser. 

Es iſt dieß eine genaue Beihreibung aller im Beſitze des Stiftes 
befindlichen Gebäulichfeiten nah ihrem frühern und jpätern Beitand. 
Bater Moriz jammelte hiefür alle Zeichnungen und Abbildungen, die 
er befommen Eonnte, ſowie alle auf Gebäulichkeiten bezüglichen hiſtoriſchen 
Notizen. 

16) Descriptio festivae solemnitatis pro anno millesimo a 
prima fundatione monasterii Rhenaugiensis institutae die undecima 
Octobris et sequentibus diebus. 1778. Fol. Mser. 

Pater Moriz beichreibt die achttägige eier des 1000jährigen Be- 
ſtandes jeines Stifted. An den großartigen Feſtlichkeiten betheiligten ſich 
die Prälaten von St. Blafien, St. Gallen, Muri, Petershauſen, Zwie— 
falten, Wettingen u. j. w. 

17) Dissertatio de Welfis monasterii Rhenaugiensis fundatori- 
bus. cum eorum iconibus ex veteri manuscripto codice Weingar- 
tensi, nec non historia Guelfica, vita S. Conradi episcopi Con- 
stantiensis et chronico Weingartensi ex ipso codice Divitis Augiae 
accurate descriptis. 1769. Fol. Mser. 338 Geiten. 

Dieje Arbeit enthält eine jehr ausführliche Daritellung der früheiten 
Geſchichte der melfiihen Dynaftie mit genealogiſchen Tabellen, Copien 
von unedirten Handjriften und Documenten. Bejonders eingehend 
behandelt ijt daS Xeben des hl. Konrad? Beigegeben find 21 Zeich— 
nungen aus einem dem 15. Jahrhundert angehörenden Eoder des Kloſters 
Weingarten. 


b. Schriften, die Geſchichte des Zenedictinerordens Befreffend. 


18) Historia econgregationum ordinis S. Benediecti. Tractatus 
de eorum primordiis et successibus praesertim Helveticae sub ti- 
tulo immaculatae conceptionis B. V. M. 1785. Fol. Mser. 


t Über die Älteren Diarien fiehe Haller III. Rro, 1497— 1504, 

2 Dieje Angabe. veranlafte uns, an die Verwaltung ber Gantonsbibliothef 
in Zürih das Geſuch zu richten, das obige Manufcript zur Einfihtenahme mit: 
theifen zu wollen. Zu unferm Bedauern Tautete die Antwort dahin, daß basjelbe 
unter den von Rheinau nady Zürich gefommenen Handſchriften ſich nicht vorfinde, 

Die Rebaction, 


19 


19) Historia virorum illustrium, qui in congregatione Hel- 
vetica immaculatae conceptionis B. V. M. ab anno 1602 usque 
ad annum 1785 tam pietate, quam scientia floruerunt. Fol. Mser. 
1785. 

Dieje beiden Schriften, welche fi, in einen Band zufammen ge: 
bunden, im Klojter Engelberg befinden, nehmen ohne Zweifel unter 
den Werfen van der Meers eine der erjten Stellen ein. In Nro. 18 
gibt er eine Gejchichte der Altern und neuern Benebdictinercongregationen 
im Allgemeinen und dann der ſchwäbiſchen und jchweizerifchen ins— 
bejondere. Die Geihichte der jchweizeriihen Gongregation (gegründet 
1602) nimmt 150 Foliojeiten ein. 

Auch die Biographien von 282 jchweizerijchen Benedictinern, welche 
von 1602— 1785 lebten, bieten mannigfaches Anterejie. 

20) Acta congregationis monasteriorum Helveto-Benedietinae 
ab anno 1697 usque 1745 et ab anno 1776 usque 1792 !. 2 Bde. 
Fol. Meser. 

Dieje zwei Bände find die Fortſetzung der Sammlung von Akten 
und Protofollen der Congregation. Die ganze Sammlung befindet jich 
im Kloſter Einjiedeln und beiteht aus folgenden ſechs Bänden: 
I. 1602—1638 von Dominicus Tſchudy, Abt von Muri. II. 1638 
bi3 1682 von Placidus v. Zurlauben, Abt von Muri. III. 1682 big 
1696 von Gerold v. Zurlauben, Abt von NRheinau. IV. 1696—1745 
von Pater Moriz van der Meer. V. 1745 —1776 von Baſil v. Bal: 
thaſar, Gapitular von St. Gallen. VI. 1776—1792 von Pater Moriz 
dan der Meer. 

21) Continuatio catalogi seriptorum ordinis $. Benedicti, qui 
ab anno 1750 floruerunt, excerpta ex bibliotheca generali scrip- 
torum ejusdem ordinis. 

22) Tractatus de praecedentia d. auditoris generalis nuntia- 
turae ante rev. abbates monasteriorum Benedictinorum Helvetiae 
in elecetionibus eorundem abbatum absente excellentiss. d. nuntio 
apostolico. Fol. 1782. 

23) Unparteyiihe Critique über die den Schweitzerſchen Ständen 
eingegebene jogenannte Reflexiones betreffend die in den GStiftern der 
Eydgenoßenſchaft ſich befindenden Fremdlinge, NReligiofen und Officialen. 
1751. 


ı ©. Haller III. Nro. 812, 


e. Schriften, die Geſchichte verfhiedener Klöfter betreffend. 


24) Gedichte des Gotteshaufes Katharinenthal ordinis $. Do- 
miniei im Thurgau. 1792. Fol. Mier. 2 Bde. 

Dad Dominiktanerinnenklojter Et. Katharinenthal im Thurgau 
wurde 1230, beziehungsweiſe 1242, als adelige8 Damenftift nad) der 
Regel des hl. Auguftin gegründet, bereits 1245 aber von Papſt Inno— 
cenz IV. der Regel des hl. Dominifus unterworfen. Die Chorfrauen 
de3 Stiftes gehörten jedoch aud in Zukunft fait ausjchlieglich dem Adel 
an und bis zum 18. Jahrhundert find die Priorinnen ohne Ausnahme 
aus adeligem Geſchlechte!. Bon den 950 Nonnen, welche bis 1787 dem 
Klojter angehörten, waren über 300 adelige ?. — 26 andere Domini: 
fanerinnenklöjter haben im 14., 15. und 18. Jahrhundert von St. Ka— 
tharinenthal eine verbejjerte Negel erhalten. 

Bejonders berühmt wurde die Priorin M. Dominifa Sojepha 
v. Nottenberg (1712—1735), die ſich als Vorfteherin, Verbefferin 
anderer Frauenklöſter und als Schriftitellerin auszeichnete. 1868 wurde 
St. Katharinenthal aufgehoben und die legten Nonnen leben gegenwärtig 
im ehemaligen Damenftifte Schänis, Gt. St. Gallen. 

Van der Meer wurde dur die Schriften anderer älterer Hijtorifer 
darauf aufmerkfjam, day in St. Katharinenthal nod ein veicher Schatz 
unbekannter Urkunden vorhanden ſei. Er begab ſich daher dahin und 
erhielt bereitwillig die Erlaubniß zur Benutzung der Documente, welche 
er zur Abfaſſung des genannten Werkes benutzte. 

Der erſte Band enthält eine ausführliche Geſchichte des Stiftes big 
1735. Bejonders ausführlid ift die Reformationsgeſchichte und die 
Wirkſamkeit der ermähnten Priorin M. Dominika v. Nottenberg behanbelt. 

Am Schlufje des Bandes verſucht van der Meer den Nachweis, daf 
der hl. Thomas v. Aquin Benedictinermönd im Kloſter Monte 
- Gajjino gewejen und erſt nad Vertreibung und Verfolgung der Mönde 
daſelbſt in den Dominifanerorden getreten fei. Er führt dafür Urkunden 
aus dem Klojter Monte Gaijino an. 


ı ©. Mülinen, Helvetia sacra Il. 176 f. 
? 66 fommen insbefondere folgende Gefchlechter vor: v. Baden, v. Altifen, 
v. Beringen, dv. Veroldingen, Beßler, Wattingen, Blaurer, Blumenef, Bodman, Buß— 
nang, Kafteln, Ebing, Freiburg, Friedingen, Fulach, Hallwyl, Heggenger, Hertenftein, 
Hohenberg, Hohenrehberg, Hornitein, Höwen, Hünen, Hobenfels, Homburg, Zeftetten, 
ren. Königsegg, Krenfingen, Yandenberg, Liebenfels, Lupfen, Marbach, Neveu, 
En v. Hohenwart, Ramſchwag, Rande, Rappenftein, Razenried, Reina, Rofened, 
Beten, Schellenberg, Spaur, Epiegelberg, Spiringen, Schinen, Schwarzach, Eto: 
ion, Stuben, Summerau, Um, Wartenberg, Wattenwyl, Wellenberg, Welſer, 

enfels und Wunnenberg. 





21 

Der zweite Band enthält 82 Urkunden von 1242— 1661, jowie 
die Akten der von der Priorin D. J. v. Rottenberg eingeführten Re— 
formation der Klojterregel. 

Zu einer Denkihrift der Priorin und Schmweitern von ©t. Ka: 
tharinenthal über ihre während der Neformation erlittenen Scicjale 
bat Bater van der Meer Anmerkungen verfaßt, melche ſammt dem Akten: 
ſtücke in dem ſchweizeriſchen Reform. Archiv III. 99 fi. abgedruckt find. 

25) Recenfion der Briefe, welche von den jüngeren Jahren ber 
Frau Dominifa Joſepha v. Nottenberg handeln und die 1701—1712 
geihrieben wurden. 4%. Mier. 1794. 

Dieje Arbeit betrifft die Gorrejpondenzen, welche die bei Nro. 24 
erwähnte Priorin von St. Katharinenthal mit den päpitlichen Nuntien, 
dem Biſchofe von Eonftanz und anderen hervorragenden Perſönlichkeiten 
geführt hatte. 

26) Kurtze Gefhichte des Gotteshauſes Maurus-Münſter im 
Elſaß. 1793. 4%. Mier. 

Der Brälat von Maurus:Münjter war mit jeinen Conventualen 
durch die franzöfiiche Revolution vertrieben worben und hielt fich Tängere 
Zeit in Rheinau auf. Durd die Nevolutionäre waren Archiv und 
Bibliothek feines Stiftes ein Naub der Flammen geworden. Daher er— 
juhte er den Pater van der Meer, alles Dazjenige, was fich noch aus: 
findig machen ließ, über die Gejchichte des Klofterd zu jammeln. Ban 
der Meer unterzog ſich diefer jchwierigen Aufgabe und brachte noch ein 
verhältnißmäßig reichhaltiges Material zuſammen. 

Maurus: Münjter ijt das älteite Stift im Elia, e8 wurde im 
6. Jahrhundert gegründet. 

27) Necrologium monasterii monialium ord. Cisterc. in Feld- 
bach descriptum et notis illustratum. 1784. Fol. Mser. 

Auszüge aus diefem Necrologium enthält das Didc.:Ardiv VII. 
292 ff. Nah van der Meer wurde dasjelbe im Jahre 1434 von Ni: 
folau3 de Salina, damaligem Beichtiger von Feldbach, gejchrieben, be: 
ziehungsmeije angefangen. 

28) Recensio manuscriptorum R. P. Joann. Henriei Murer, 
Carthusiani monasterii Ittingensis in Thurgovia. 1785. Mser. 

Heinrich Murer wurde 1588 zu Baden im Aargau geboren. Sein 
Bater, Bürger von Zürich und franzöfiicher Gardehauptmann, nahm 1575 
den Fatholiihen Glauben an und ließ ſich in Baden nieder. Nach deſſen 
Tode verheirathete fich die Mutter Heinrichs mit Ludwig Pfilter, Schult: 
bei der Stadt Luzern, und Heinrich wurde daher auch in dag Bürgerrecht 
Luzern aufgenommen. Seine Studien machte er in Pruntrut und Paris. 
1610 kehrte er in die Schweiz zurücd und trat in das Karthäuſerkloſter 


Emm \GEEEEER> — 


22 


Sttingen, wo er 1614 Profeß ablegte und jpäter das Amt eines Procurators 
oder Echaffuerd erhielt. Er jtarb 16351. Murer war einer der thä- 
tigiten und fruchtbarſten kirchenhiſtoriſchen Schriftiteller der Schweiz. Ban 
der Meer gibt in der angeführten Arbeit nicht weniger ald 65 Schriften 
desjelben an, von denen fajt alle ungedruct blieben. In diejen zahl: 
reihen Bänden behandelt Murer die Geſchichte von jehr vielen Klöjtern 
der Schweiz und des benahbarten Schwabenlandes, ſowie diejenige der 
Bisthümer Gonjtanz, Chur und Regensburg. Ein volljtändiges Ber: 
zeichnig der noch vorhandenen Manufcripte enthält der Catalog der 
thurgauiihen Cantonsbibliothef in Frauenfeld ©. 92—95, in deren 
Beſitz diejelben übergegangen jind. Die Helvetia sancta seu Para- 
disus sanctorum Helvetiae florum wurde 1648 in Luzern und 1751 
in St. Gallen gedruckt ?. 

29) Animadversiones in origines monasteri 8. Blasii, 
Praemittitur historia synoptica monasterii S. Blasii authore R. P. 
Stanislao Wülberz. Mser. Fol. 1770. 

30) Reflexiones in chartam traditionis Cellae Albae, quae nunc 
nomen S. Blasii sortitur. 

30a) Disquisitio novi systematis de duplici Cella Alba. 
1788. 4%. Mser. 64 8. 

Pater Wülberz von St. Blaſien Hatte unjerm Pater Moriz, 
mit dem er befreundet war, jeine furzgefaßte Geihichte von St. Blajien 
überjandt ?. In derjelben war die Abjtammung St. Blaſiens von 
Nheinau in Zweifel gezogen. Pater Moriz hielt ſich Für verpflichtet, 
die Verdienjte feines Gotteshaufes um die Gründung von St. Blajien 
zu vertheidigen und jchrieb daher Anmerkungen zu dem Werke Wülberz’, 
in welden er dejjen Anſichten entgegentrat. Noch näher beleuchtete er 
ſodann das Verhältniß Nheinau’s zur Albzelle durch feine „Reflexiones* 
über die Schenkung Sigemar3 vom Jahre 858, in denen er fich aus— 
führlich über die Authenticität und dad Datum der betreffenden Urkunde, 
jowie über Alter und Lage der NAlbzelle ausſpricht. Dieje „Refle- 
xiones* jind veröffentlicht bei Zapf, Monumenta anecdota p. 525 ff. 
Den Nahmeis, daß die Albzelle dem Klojter Rheinau einverleibt worden 
jei, konnten die St. Blafianer nicht entkräften, fie jtellten aber nun bie 
Behauptung auf, daß das von Neginbert im 10. Jahrhundert her: 
geitellte Klojter nicht eine Fortſetzung der Albzelle, jondern eine ganz 


ı Mülinen, Prodromus einer ſchweizeriſchen Hiftoriographie. Bern 1374, 
13. 

2 Mülinen, ]. c. 

? Epitome omnium rerum, quae etc. S. Didc.:Ard. VIII. 186. 


St 


23 


verihiedene Gründung jei, die tet? von Rheinau unabhängig gemweien !. 
Pater Moriz verjucht daher in der zuleßt angeführten Schrift den Nach— 
weiß, daB Neginbert nur die von den ‚Ungarn verwüjtete Zelle wieder 
hergeitellt und daß derjelbe jelbit dem Stifte Nheinau angehört habe ?. 

31) Notae et animadversiones in historiam Silvae Nigrae 
abbatis Gerberti. Fol. Mser. 1782. 

Abt Gerbert von St. Blafien hatte dem Pater Moriz feine Hist. 
3. N. im Manuſcript mitgetheilt und diejer überjandte ihm Die an— 
geführten Bemerkungen. Der Fürſtabt benütste diejelben mehrfach, wie 
er jelbjt in feinen Briefen berichtete. 

32) Necrologium antiquissimum Augiense, commentario 
praevio et notis illustratum. Mser. Fol. 1788. 

Der Eoder in der Bibliothek des Kloſters Reichenau, welcher das 
Necrologium enthielt, war. von Mabillon (Analecta. p. 19) theilweiſe 
benügt worden, das Necrologium jelbjit aber war unbekannt geblieben, 
Pater Moriz hielt dasjelbe für eines der wichtigjten Deutſchlands, nahm 
deßhalb eine Abichrift davon und fügte mühſam gejammelte Notizen bei ®. 

33) Dissertatio brevis in: bibliothecam manuscriptorum 
Augiae Divitis ejusque catalogum authore R. P. Januario 
Stahl monacho Augiensi renovatum et auctum. Mser. 1787. 

Pater Moriz wurde im Jahre 1757 vom Biſchofe von Conjtanz, 
Maximilian v. Nodt, eingeladen, dejjen reiche Naturalienfammlung und 
die ehemalige Klojterbibliothef von Neihenau zu beſichtigen. Dieſe 
Lettere enthielt 436 handichriftliche Codiced, davon 272 auf Pergament 
geihrieben. Einige Handihriften jtammten aus dem 7. und 8. Jahrhundert 
und auf den Einbänden fand Pater Moriz Fragmente von Schriften aus 
dem 4. und 6. Jahrhundert. Einige Codices waren dem biſchöflichen Archiv 
übergeben worden, daS aber bis auf Nteugart allen Gelehrten vollkommen 
unzugänglich Blied. Pater Mori; nahm eine Abjchrift des Gatalogs 
der Bibliothef und fügte die angeführte Abhandlung bei ®. 

34) Geſchichte des freyadelichen Stiftes Sedingen. 1790. 2 Bde, 

Die Fürftabtijfin M. Anna v. Hornftein in Sädingen erſuchte im 
Jahre 1789 den Pater Moriz um Abfafjung einer Geihichte ihres 
Stiftes. Bereit? 72 Jahre alt, begab ſich derfelbe daher nad) Sädingen, 
durchging dajelbit dad Archiv und verfahte fodann die gewünſchte Arbeit, 
in der insbejondere auch die Lebensgeſchichte des hi. Fridolin eingehend 


! Gerbert, Silva Nigra T. TIL Nro. XIII. p. 16, nota. 


? Bol. Hiezu Mone, Quellen‘. I. 30 f. Anm. ber Reb, 
’ Bol, Mone, a. a. O. 81. Anm, der Reb. 


+ Bol. hiezu Didc.-Ardhiv IV. 296 fi. Anm. ber Reb, 


24 


behandelt wird. Zugleich legte er eine Sammlung von Gopien der Ur: 
kunden des Stiftes Sädingen an. Dieje befindet fich jekt im Staat3- 
archiv Zürih und wurde auh von Blumer für feine Urkundenfamm- 
lung zur Gefhichte des Cantons Glarus benügt. Ein Auszug aus der 
Geſchichte des Stiftes Sädingen wurde fpäter gedrudt !. | 

35) Historia ecclesiae Zurzacensis continens vitam 9. Ve- 
renae critice discussam cum historia veteris monasterii OÖ. S. Be- 
nedicti, nec non fundationem et acta ejusdem insignis ecelesiae 
collegiatae. 1788. Fol. Mser. 524 ©. 

Kurze Chronologie der Geſchichte des Ghorherrenitifte® Zurzach. 

In neuejter Zeit gab Propit Huber von Zurzach eine Gejchichte 
diejes Stiftes heraus. Die Arbeit van der Meers ſcheint er jedoch nicht 
gekannt zu haben, wenigſtens findet ſich diefelbe nicht erwähnt. 

36) Notae et animadversiones in notitiam publicam Henriei 
Bavariae et Saxoniae dueis, qua ministerialibus suis facultatem 
concedit ecclesiae in Ittingen bona allodalia conferendi a. 1115. 
Mser. Fol. 

37) Notitiae de Waltramo abbate et monasterio Fischin- 
gensi a. 1138. Fol. Meer. 

38) Excerpta ex antiquo necrologio saec. XII monasterii Fi- 
schingensis. Fol. Mser. 

39) Excerpta ex chartulario monasterii monialium in Riedern 
ditionis Fürstenbergicae. De ejus fundatione a. 1152 et funda- 
toribus. Fol. Mser. 

40) Monumenta quaedam pro historia monasterii Desertinensis 
et Rhenaugiensis, episcopatus Sedunensis et congregationis Hel- 
veticae. | 

41) Excerpta ex scriptis Joh. Henriei Mureri Ittingensis de 
monasteriis S. S. Ulriei et Afrae in Kreuzlingen. Item de 
monasterio monialium vallis S. Catharinae prope Dissenhofen. 
De monasterio Deniken monialium ord. Cistere. De monasterio 
Embrach comitatus Kiburgici. 

42) Notitiae historicae de arcibus Balm et Rhenaugia destructis 
a. 1449. Item indulgentiae collatae monasterio Omnium Sanctorum 
urbis Schaffhusianae ab Henrico Episc. Constantiensi a. 1299, 


1 Diefer verunglüdte Auszug wurde gefertigt durch Pfarrer Elem. Schau: 
binger und erſchien zu Einfiebeln 1852. Bol. Bader, Badenia (neue) I. 155 fi. 
— Die eigenhändig von van ber Meer gefchriebene Arbeit umfaßt 16 Kapitel, beren 
Inhalt bei Mone, Quellenf. I. 82 angegeben ift. Anm. der Reb, 


25 
Item de Eppone comite Nellenburgi patre Eberhardi fundatoris 
monasterii Omnium Sanctorum. 

43) Recenſion und hiſtoriſche Anmerkungen über Durſteckers Be: 
ſchreibung aller Stiftern, Klöfter zc. im Canton Züri, jammt einem 
Elenchus der daraus abgejchriebenen Urkunden. Fol. Mier. 

44) Animadversiones in historiam monasterii Desertinensis. 
Extractus ex actis congregationis Helveticae de monasterio Deser- 
tinensi. Continuatio historiae abbatum monast. Desertinensis ab 
anno 1614 usque 1786. Fol. Mser. 

45) Revolutiones Desertinenses ex quibus demonstratur quantos 
labores et impensas rev. congregatio Helvetica in conservando mo- 
nasterio Desertinensi impenserit. 1788. Fol. . Mser. 

Das früher jo angejehene Stift Dijentis war von 1617—1785 
nicht weniger al3 fünfmal dem Verfalle nahe. Die übrigen Benebictiner: 
Elöfter der Schweiz thaten Alles, um die Disciplin und Dfonomie des 
Kloiterd zu heben. Insbeſondere jchickten fie mehrmal3 aus anderen 
Stiften Äbte und Dekane nad; Diſentis und erreichten fo wenigſtens für 
einige Zeit wieder ihren Zweck. 

46) Recensio ad disquisitionem an S. Placidus Desertinensis 
fuerit cephalophorus. 17886. 

Pater Fintan Birchler von NRheinau, eine Zeit lang Defan im 
Stifte Dijentig, wollte durd die Bilder eines aufgefundenen Sarkophags 
die Legende vertheibigen, nad) welcher der hl. Placidus, Mitgründer des 
Klojters Dijentis, nad) jeiner Enthauptung jein Haupt eine Strecke weit 
in der Hand getragen habe. Pater Moriz widerlegt den von Pater 
Fintan vorgebradhten Beweis, indem er darthut, daß der fraglidhe Sar— 
tophag bei Weitem jüngern Datums jei. Übrigens nimmt aud Eich: 
born (episc. Curiens.) an, daß der Sarfophag dem 8. Jahrhundert 
angehöre. 

47) Dissertatio an B. Frowinus abbas Angelo-montanus fuerit 
monachus 8S. Blasii. Fol. Mser. 1779. 

Schon Tange Hatte man darüber geitritten, ob der jel. Frowin, 
einer der verbienftoolliten Abte von Engelberg (1144—1178), urjprüng- 
ih Mönd von St. Blafien oder von Einfiedeln gemejen jei. Pater 
Fintan Steinegger in Einfiedeln vindicirte in einer Differtation vom 
Sabre 1779 den Seligen feinem Stifte, van der Meer aber juchte ihn 
in der genannten Schrift zu widerlegen und ftand für St. Blafien ein. 
Pater Fintan jchrieb nun zur Vertheidigung feiner Anficht eine neue 
Differtation und überjandte fie dem Pater Moriz, welcher hierauf ſchwieg, 
wohl deßhalb, weil ihm die bisherige Anficht nicht mehr haltbar erſchien. 


d. Schriften allgemeineren Rirdengefhidtlihen Inhalts. 


48) Episcopi Constantienses, quorum mentio occurrit in monu- 
mentis Rhenaugiensibus. Item episcopi et abbates postulati ex 
monasterio S. Blasii. Notitiae historicae de Bertholdo presbytero 
S. Blasii, secundo continuatore chroniei Hermanni Contracti, . Fol. 
Mser. 1784. Für die „Germania sacra* nad St. Blajien mitgetheilt, 

49) Historia episcopatus Sedunensis, quam pro Germania sacra 
adornanda scripsit P. M. H. v. d. M. 1787. Fol. Mser. 

Als Abt Gerbert von St. Blafien den großartigen Plan einer 
Germanica sacra oder Kirchengeſchichte Deutjchlands gefaßt hatte, juchte 
er auch außerhalb jeines Stiftes Mitarbeiter zu gewinnen, jo den ihm 
befreundeten var der Meer bei jeinem Aufenthalte in Rheinau 1785. 
Ban der Meer übernahm die Bearbeitung der Bisthümer Sitten und 
Genf, wobei er durch zahlreiche Beiträge jeiner Freunde v, Haller und 
v. Zurlauben unterjtügt wurde. Die Eintheilung und der Plan, melden 
er zu Grunde legte, ijt der gleiche, welchen Neugart, Eichhorn 2c. bei 
den betreffenden Bisthümern befolgen und welcher überhaupt für Die 
Germania sacra aufgeltellt war!. Cine jehr eingehende Abhandlung 
it dem Martyrium der thebäijchen Legion gewidmet. 

Der beigegebene Codex probationum enthält 172 Urkunden von 
432— 1671. In der Gedichte der Biſchöfe zählt van der Meer fol: 
gende al3 „Episcopi dubii* auf, die in den neuern Verzeichniſſen von 
Sams? und Mülinen? fehlen: Ogerius (310), Sulpitius (325), Sem: 
proniuß (347), St. Eliad (395). 

Als Äbte von St. Moriz führt er die bei Mülinen* fehlenden 
Abte Bajo (869) und Conrad (937) und als jolde von St. Bernhard 
Armandus (1192), Martin (1232), Johann de Bignier, Nubolf (1362) 
und Amadeus Secalci (1391) an. 

50) Historia episcopatus Genevensis. Fol. Mser. 1787. 

Auch die Gejhichte des Bisthums Genf hat van der Meer für die 
Germania sacra volljtändig bearbeitet. Der Codex probat. enthält 
97 Urkunden von 881—1508. 

Da die Germania sacra wegen der ungünjtigen Zeitverhältnijie, 
insbejondere wegen der Aufhebung des Kloſters St. Blafien nicht fort: 
gejegt werben Fonnte, jo blieben aud) die Schriften van der Meers iiber 


t Dgl. Diöc.-Archiv VIII. 167. 
? Series episcop. p. 312. 

’ Helvetia sacra. I. 24. 

* L. c. 150 u. 165. 


27 


—J 


⁊ 

die Bisthümer Genf und Sitten ungedruckt. Die beiden Manujcripte 
befinden ſich (ohne den Codex probat.) in der Cantonsbibliothek in 
Zürid. Es find jehr fleigige und forgfältige Arbeiten und könnten noch 
jest einem Gejchichtichreiber der Didcejen Genf und Sitten jehr gute 
Dienjte leisten, allein e3 jtanden van der Meer doc vorherrichend nur 
gedruckte Quellen zu Gebote, bejonder8 die „Gallia Christiana*; jie 
müßten deßhalb durch die feitherigen Publikationen und durch Nach— 
forihungen in den Archiven ergänzt werden. 

51) Brevis historia coneilii Tridentini ex actis reverendissimi 
d. d. Frideriei Nauseae Blancicampiani, episcopi Viennensis et 
oratoris regis Ferdinandi in concilio Tridentino ex originali ma- 
nuscripto eodice. Item elenchus horum actorum. Fol. Mser. 1767. 

Friedrih Grauen von MWeißenfeld (Nausea Blancicampianus) 
wurde zu Weißenfeld im Bisthum Bamberg geboren. Zuerſt mar er 
Propſt des Gollegiatjtiftes Waldkirch im Breisgau, dann Prediger zu 
Mainz (1526), Prediger und Nath des Kaijerd Ferdinand I. (1534) 
und vom Jahre 1541 an Bilhof von Mien. Im Augujt 1551 kam 
er als Gejandter des Kaiſers zum Concil nad Trient und jtarb da: 
jelbjit den 6. Februar 1552, Er führte über die Begebenheiten während 
feiner Gejandtihaft ein Tagebuh und jammelte feine Aufjäte über die 
von der Kirchenverjammlung behandelten Fragen, jowie den von ihm 
mit dem Papjte, dem Kaijer, den Kardinälen, Biſchöfen ꝛc. geführten 
Briefwechſel. Nach jeinem Tode jetste Herwag, der Secretär de3 Biſchofs 
von Conſtanz, die Arbeit bis zum 24. April 1552 fort. Herwag bradte 
auch die ganze Sammlung mit nad) Gonjtanz, wo jie in den Bejiß des 
Hodjitiftes überging, 1644 Fam fie in die Hände der Edeln v. Zavorziz. 
Zwei Brüder aus diefer Familie erwarben in Schaffhaujen das Bürger: 
reht und jchenften die Handichrift 1688 der Stadtbibliothek dajelbit. 
Pater Moriz madte einen Auszug und fügte Anmerkungen bei. 

52) Catalogus reverendissimorum dominorum sedis apostolicae 
nuntiorrum ad Helvetios cum quibusdam animadversionibus ex 
archivio Rhenaugiensi. 1794. 

Das Berzeihnig zählt die päpitlichen Gejandten in der Schweiz 
von 1231 big 1794 auf und weicht von demjenigen im Schweizerlericon 
von Leu vielfah ab. ©. Nro. 22. 

53) Excerpta ex codice montis Angelorum (Engelberg), qui 
inscribitur: Chronica venerabilis Bedae presbyteri, cum addendis 
ad manuseriptum codicem Murensem, qui incipit a chronico Re- 
ginonis. 1776. Fol. Meer. 

54) Monita Purcarii abbatis Lirinensis circa annum 542. Item 
epistola S. Columbani abbatis ex codice Augiae Divitis saec. IX. 


23 


55) Recensio manuscripti codicis Casus Petri-domus ex auto- 
grapho descripti, cum judicio de autoris aetate. 

Diefe Arbeit vermerthete Pater Amilian Uffermann in feinem 
„Prodromus Germaniae sacrae*. 

56) Recensio aliquot manuscriptorum codicum bibliothecae 
S. Joannis Schaffhusae cum notis eruditis. Item excerpta ex ne- 
crologio monasterii omnium sanctorum Schaffhusae saec. XIV. 

Pater Moriz gibt hier Bemerkungen über die ältejten Handſchriften 
der St. Sohannesbibliothef in Schaffhaufen und verbreitet ſich ins— 
bejondere über die noch unbekannten Streitfchriften der Äbte Burkard 
von St. Johann im Thurthal und Hugo von Schaffhaujen, einzelne 
Lehren des hl. Auguftin betreffend. 

57) Notae in vitam manuscriptam sancti Columbae seu Co- 
lumbani abbatis Hyenensis in Hybernia ex vetustissimo codice 
manuscripto bibliothecae eivium Schaffhusae. 4°. Mser. 

58) Chronicon B. Hermanni contracti ex autographo Augiae 
Divitis descriptum cum lectionibus variantibus antiquorum codicum 
S. Emmerami Ratisbonensis, S. Eremi Einsidlensis, S. Udalriei 
Augustani. Accedit ejusdem chroniei fusior continuatio ex ma- 
nuscriptis codicibus Murensi et Monacensi. Fol. Mser. 1775. 

Dieje jehr gründlihe und jchäßbare Arbeit, an der auch Pater 
Bafil German in Nheinau fich betheiligt hatte, war für den Druck be: 
ftimmt. General v. Zurlauben gab fih Mühe, in Paris einen Ver: 
leger zu finden. Allein wie derjelbe in jeinem Briefe vom 5. Juli 1775 
berichtet, beichäjtigten fich die Parijer Buchdruder lieber mit Romanen, 
als mit ernten hiſtoriſchen Schriften. Zurlauben faßte nun mit dem 
Benedictiner Dom Clement und de Chiniac den Plan, dag Merk mit 
den Gapitularien der Könige von Frankreich in Avignon druden zu 
laſſen. Als auch dieſer Plan mißlang, verſprach 1781 Zapf den Ab- 
drucd in feinen Monumenta anecdota. Bon diejen aber erjdhien nur 
ein Band. So blieb die, bejonder3 durch die gelehrten Anmerkungen 
und Abhandlungen jehr werthuolle Schrift ungedrudt. Sie wurde je: 
doh von Pater Amilian Uſſermann bei der PVeröffentlihung des 
chronicon Hermanni in dem Prodromus Germaniae sacrae vielfad 
benüßt !. 

59) Vitae S. Verenae V. et M. examine critico discussa. 
Fol. 1787. 

Wurde auf Anſuchen de3 Propſtes Schwendbühl von Zurzach ver— 
faßt und dem Propſt und Gapitel dajelbit gewidmet. 


ı Bol. Diöc.⸗Archiv, VIII. 214. 


29 


60) Vindiciae S. Udalrici episcopi Augustani et Nauseae epi- 
scopi Viennensis in Austria, quibus probatur, primum non favisse 
matrimonio clericorum ejusque epistolam quae circumfertur esse 
falam et supposititiam, neque Nauseam approbasse matrimonium 
elericorum in concilio Tridentino. Item de obitu Nauseae et ejus 
sententia de communione sub utraque specie. Fol. Mser. 1785. 

Gegen Eibel und Schmidt gerichtet. 


e. Schriften über Profangefdidte. 


61) Schema genealogicum antiquorum Habsburgi comitum. 
Item genealogia Habsburgo-Lauffenburgica, advocatorum nostro- 
rum. Mser. Fol. 1770. Mit 13 Bildnifien. 

62) Dissertatio de infelici naufragio Hartmanni Habsburgici, 
Rudolfi I. imperatoris fili. Fol. Mser. 1770. 

Hartmann ertranf in den Fluthen des Rheines „bei Rheinau“ 
im December 1281. Nun gibt es aber vier Stunden unter Breiſach 
ein zweites Rheinau. Deßhalb jtritt man ſich lange darüber, welches 
Rheinau die Unglüdsitätte Hartmanns fei. In unjerem Stifte nahm 
man an, daß fie hier zu ſuchen, und ſchon in der alten Kloſterkirche 
war ein Grabmal de Ertrunfenen mit folgender Inſchrift vorhanden: 
„Anno 1281 in vigilia S. Thomae apud inferiorum pontem Rheni 
submersus est Hartmannus, Rudolfi I. imperatoris filius cum tre- 
decim nobilibus, cujus viscera hie ante gradum altaris 8. Blasii 
sepulta sunt.* für die neue Kirche ließ Abt Gerold II. v. Zurlauben 
da3 Denkmal erneuern und Abt Januar I. Dangel eine neue von Pater 
Moriz verfaßte Anfchrift anbringen . Ban der Meer trat in der an 
geführten Differtation für die Tradition feines Kloſters ein und jtüßte 
fih für Diefelbe auf die Angaben mehrerer gleichzeitiger Chronijten Hart: 
manns. Allein alle jeine mühſam gejammelten Bemweije wurden durch) 
eine Entdefung des Tranzojen Erequiny entkräftet. Derjelbe fand nämlich 
in einem Archive zu London im Jahre 1766 das Schreiben eines Un: 
befannten an den König von England, morin er demſelben berichtet, 
dag Hartmann, der Sohn des Kaijerd Rudolf, am Sonntage vor Weib: 
nachten (20. Dec.), da er zu feinem Vater mollte, bei einem Schloß un- 
weit Neubreijah mit feinen Begleitern ertrunfen fei, indem dad Schiff 
an einen Pfahl ftieß und umjhlug. Eine Gopie dieſes Briefes über: 
jandte Zurlauben dem Pater Moriz von Parid aus im Jahre 1770. 
Darauf jchrieb diejer an den Rand der Dijiertation: „Hanc integram 
dissertationem a me olim scriptam retracto. P. Mauritius.“ 


— 


! Calmet, Diarium Helvet. p. 119. — Zapf, Reiſen x. S. 124. 


30 


63) Comites de Sulz, quorum nomina in monumentis antiquis 
supersunt. Schema genealogicum comitum de Sulz, qui advo- 
catiam Rhenaugiensem usurparunt. Genealogia religquorum comi- 
tum de Sulz. Fol. Mser. 1770. 

64) Excerpta ex libro missali Petri-domus de nobilibus de 
Rischach. 1772. 

Einem Mijjale aus dem 15. Jahrhundert in Petershaufen waren 
verjchiedene Notizen über die Edeln von Reiſchach zu Hohenftoffeln bei— 
gegeben. Pater Moriz nahm eine Abihrift, copirte 16 Bildniffe und 
verfaßte einen Commentar zum ganzen Goder. 

65) Notae in origines Guelficas collectas a Leibnizio et Gru- 
bero, compositas a Joann. Georgio Eduard, editas a Scheidio 1751. 
Tom. II. lib. IV ubi agitur de fundatoribus Rhenaugiae. 

66) Nachrichten von den Edeln v. Mülinen, v. Wefjenberg, v. Win 
felöheim und v. Schultheiß. Fol. Mier. 178. 

Die genannten Adeligen waren im 13. Jahrhundert Minijterialen 
des Stiftes Nheinan. 

67) Andelfingen Welfis assertum contra R. P. Gerardum Hess 
priorem Weingartensem. 1779. 

Pater Moriz beweist, daß das in der Schenfung des Biſchofs 
Sidon von Conſtanz an den Welfen Rudhart erwähnte Andelfingen 
dad Städthen in der Schweiz, nicht jene in Schwaben fei. (Siehe 
Neugart, Episc. Constant. J. p. 77.) 

68) Resolutio aliquot dubiorum sibi a Gerardo Hess Wein- 
gartensi propositorum a. 1779. 

Pater Moriz beantwortet hier verjchiedene von Gerard Heß ge: 
jtellte Anfragen bezüglicd des welfiſchen Gejchlechtes. 

69) Succeſſion der ältejten Herzoge von Schwaben von Herzog 
Luthard bis auf Larzelin im Jahre 976. Fol. Mier. 

70) Recenſion und hiſtoriſche Nachrichten über das Urbar der 
Herzoge von. Deiterreid. 

71) Centuria epistolarum Maximiliani II. imperatoris, elencho 
praevio et notis illustrata, ex autographo manuscripto codice Au- 
giae Divitis. Accedit appendix de actis publicis ejusdem temporis. 
1788. Fol. Mser. 

Das Klojter Reihenau beſaß einen Coder, in welchem über 
1000 Briefe de3 Kaijers Marimilian II. aus den Jahren 1563 big 
1566 in Abſchrift enthalten waren. Nach der Anficht des Pater Moriz 
waren die Gopien von dem Gecretär des Kaijerd gefertigt worden. 
Pater Moriz jchrieb einen Theil der Briefe ab und verjah fie mit Anz 


& merkungen. 





31 


12) Anmerkungen über die „Allerhödite Entſchließung Kaifer Leo: 
pold3 II. auf die eingegebenen Beichwerden der vorderöſterreichiſchen 
Stände” den 4. September 1790. Meier. Fol. 

ALS Kaiſer Leopold die Megierung antrat, fand er in Folge der 
Verordnungen feined Vorgängers, Joſeph II, vielfahe Aufregung und 
Unzufriedenheit. Der. neue Herricher juchte feine Unterthanen durch 
theilweije Zurücknahme der anjtößigen Neuerungen Joſephs II. zu be- 
ruhigen und, erlaubte auch den vorberöfterreihifchen Ständen, ihre Be— 
ſchwerden vorzubringen. Dieje ſchickten eine Deputation nad) Wien, an 
deren Spige Abt Gerbert von St. Blafien jtand. Allein die durch 
die. Faiferlihe Entſchließung vom 21. September 1790 gemadten Con— 
ceilionen befriedigten die Stände durchaus nicht“. Ein Mitglied der 
Deputation überjfandte das Eaijerliche Decret dem Pater Morig, der hi: 
ſtoriſche und ftatiftiiche Bemerkungen zu demjelben machte, 

73) „Erinnerung über das 7, Stüd des Schweizermuſeums ©. 582 
und 583 die eingerücte Entſcheidung der acht alten Orte, bie Beurthei: 
lung de3 öſterreichiſchen Hofmeijter8 Ulrich v, Bägging vom Jahre 1487 
betreffend.“ 

Diejer Aufſatz ift im fchweizeriihen Mujeum, - Jahrgang 1754, 
©. 1102 ff. abgedrucdt und iſt gegen eine Abhandlung des J. H. Füßli 
gerichtet. Bägging, der Hofmeifter des Herzogs Sigismund, wurde der 
Untreue gegen feinen Herrn beſchuldigt. Er flüchtete ſich nad) Seitetten, 
wo ihm: der Niedergerichtöherr v. Jünteler in jeinem Schloſſe Schuß ge: 
währte, während der Dbergerichtöherr, der Graf v. Sulz, die Aus: 
lieferung Bäggings verlangte und dad Schloß belagerte. Die Eidgenofjen 
nahmen ſich des Flüchtlings und ihres Mithürgers v. Jünteler an. Ban 
der Meer vertheidigt nun die Handlungsweije der Eidgenofjen. 

74) Kleine hiſtoriſch-geographiſche Beſchreibung des alten Schloſſes 
Weiffenburg oder Neufrenfingen und des Bergſchloſſes Küffenberg 
in der Grafſchaft Kleggau. 1770, | 

Bon der Ruine Küffenberg ijt eine Zeichnung beigegeben. 

Die Burg Weiffenburg oder Krenkingen zerjtörte Kaijer Rudolf 
1281. Sie wurde jedod wieder hergejtellt und den Abt Hugo von 
Rheinau hielt man bajelbit 1421 in Gefangenschaft. 1437 zerjtörte fie 
Abt Nikolaus von St. Blafien auf’3 Neue. In den Ruinen fand van 
der Meer eine römiſche Minze mit der Inſchrift: M. Agrippa L. F. 
Cos. IH. Auf der: andern Seite: Neptun und die Buchſtaben 8. C. 

Küſſenberg bejak 1229 Heinrih v. Küffenberg, defien Gemahlin 
eine Schweiter des jpätern Kaijerd Nudolf war. Im 16, Jahrhundert 


! Bader, Fürftabt M. Gerbert. ©. 79 ff. 


32 


wohnten die Vögte der Grafen v. Sulz auf der Burg. Sie wurde den 
8. März 1634 von den Schweden zerftört. 

75) Geſchichte der gefürfteten Grafihaft Kleggau nad chronologiſch 
und topographiiher Ordnung auf hochfürjtliches Verlangen kürzlich ver: 
fat von Pater Moriz van der Meer. 1782. Kol. Mier. 

76) Deductio historica pagi Cleggoviensis seu landgraviatus 
Cleggoviae. Fol. Mser. 1786. 

Auf eigenen Wunjh des Fürjten v. Schwarzenberg ala Landgraf 
im Kleggau hatte der fürjtliche Negierungsrath v. Landmann den Pater 
Moriz aufgefordert, eine Gejhichte des Kleggaus zu jchreiben. Er ent: 
ſprach diejem Wunſche durch Abfajjung der erjtgenannten Schrift. Für 
die Veröffentlihung derjelben war ihm eine Geldunterjtügung in Aus: 
jicht gejtellt worden. Dieje blieb jevoh aus. Dagegen veriprad Hof: 
vath Zapf, jie in feinen Monumenta anecdota zu publiciren. Water 
Moriz bearbeitete daher eine lateinijche Ueberjeßung, Zapf aber, anitatt 
jein Verſprechen zu halten, machte da3 Manufcript dem Fürſten v. Schwar— 
zenberg zum Gejchenfe und erhielt dafür den Titel eine? „comes palatinus*“. 

In neuerer Zeit hat die Geſchichte des Kleggaus mehrfache Be: 
arbeitungen gefunden. 


f. Miscellanea. 


77) Verſuch einer deutihen Diplomatif. 4%. 1793. Meier. 

Pater Moriz verjuchte e8, an der Hand der ihm zugänglichen Hand: 
Ihriften und Urkunden eine Diplomatif der älteften deutſchen Schrift: 
denkmale zu jchreiben. 

78) Beiträge zu verjchiedenen literariichen Arbeiten, insbejondere 
zu den „Supplementen des jchweizeriihen Lexikon“ von Leu!, zu der 
„Silva Nigra* des Fürſtabtes Gerbert und zur „Bibliothek der Schweizer: 
geſchichte“ von Haller. 

19) Miscellanea. Fol. 52 Bde. 

Ban der Meer jammelte fleißig die ihm von andern Gelehrten 
überjandten Difjertationen und die mit denjelben geführten Correſpon— 
denzen, jomwie Urkunden, Ercerpte ꝛc. Diefe Sammlung wurde jpäter von 
Pater Ildephons Fuchs vervollitändigt und enthält nun 52 jtarke Folio— 
bände. Außer Manden, was von geringerer Bedeutung oder veraltet 
ift, findet fi in ihr jehr viele8 noch Unbenübte von großem Werthe. 
Im Beſitz derjelben ijt jeßt das Stift Einjiedeln. 

80) Abjhriften von Werfen Anderer. Neben Ausführung 
der zahlreichen jelbitjtändigen Arbeiten war van ber Meer auch jehr 


ı Herausgegeben von Holzbalb. Zug 1786—1795. 6 Bde. 


33 


darauf bedacht, jeinem Stifte Copien von werthvollen Handſchriften zu 
verihaffen, welche nicht gebrucdt morden waren. Er munterte daher 
jeine Mitconventualen zum Abjchreiben folder Urkunden auf. Diefe 
leijteten der Anregung mit großem Wetteifer Folge, jo daß van der 
Meer aus der jehr anfehnliden Sammlung von Abjchriften eine eigene 
Abtheilung der Bibliothek bilden konnte. Als es ihm in den lebten 
Lebenzjahren ſchwer wurde, eigene Arbeiten zu unternehmen, jchrieb er 
jelbft mehrere handſchriftliche Werke ab und begleitete fie mit jeinen 
Anmerkungen. Bon diefen dburh van der Meer’ jelbit angefertigten 
Eopien find befonders zu nennen: " 

a. Kappeler Krieg, beſchrieben von Ägydius Tſchudy, damaligen 
Landvogt in Sargans, im Jahre 1533 1. 

b. Johann Golders (Göldlins), Altſchultheißen von Luzern und 
eriten Hauptmanns' des Fatholiichen Kriegsheeres, Nachrichten von dem 
Kappeler Krieg im Jahre 1531 2, 

ce. Gilg Tihudys Fortjeßung feiner gedruckten eidgenöſſiſchen Chronik 
nebjt einer Borrede und bejondern Negijtern darüber. 1794. 6 Bde. Fol. 

Pater van der Meer nahm die Abſchrift von der in Einfiebeln 
befindfihen Eopie de H. Fr. M. ab Vberg und fügte nad bem Ori— 
ginale in Engelberg in zwei Bänden Supplemente bei. Dieje Supple- 
mente find nicht von Tſchudy jelbit verfaßt, jondern aus deſſen hinter— 
lafjenen Schriften jpäter zujammengejtellt worden 9, 

d. Reformationsgeſchichte Heinrich Bullingers, eriten Pfarrers zu 
Zürich bei dem großen Münjter, nah Ulrich Zwingli. 2 Bde. Fol. 

Ban der Meer benügte für dieſe Abjchrift dad Manuſeript “des 
Koh. Jakob Rüger von Schaffhaufen, das 1597 vollendet wurde. 
Daß er den. geihichtlihen Werth des Werkes zu jhäßen wußte, beweist 
die übernommene Mühe des Abſchreibens. Im Übrigen fällt er bezüglich 
der Tendenz Bullingers in der Vorrede folgendes Urtheil: 

„Bullinger ift mir der beite Controverfift, um mich auf meinen 
fatholifchen Grundfägen nur recht hart zu fteifen, denn bie übertriebene 
Heftigkeit und Schmähſucht überzeugt mic) jeder Zeit von dem Gegen: 
— was er beweiſen will““. 

Bl. über biefe Schrift Haller, Echweizerbibl. V. Nro. 451 und Schweiz. 
Reform.-Arhiv. III. 26. 

2 Bol. Haller, V. Nro. 445 und Schweiz. Reform.⸗Archiv. III. 27. 

s Bol Schweiz. Reform.Archiv. III. 14. 

+ Bullingers Kirchengeſchichte wurbe feitbem von Hottinger unb Vögele 
berausgegeben. Frauenfeld 1838—1840. 3 Bbe. 


Ardivr. XL 3 


34 


Schlußbemerkung der Redaction. 


In dem erſten Bande der Quellenſammlung ber bad. Landesgeſchichte 
hat Mone diejenigen Schriften van der Meers aufgeführt und beſchrieben, welche 
die Geſchichte unſeres Heimathlandes berühren. Mone hat den ganzen bändereichen 
Nachlaß noch in Rheinau geſehen; die Angabe der Titel weicht mehrfach ab von den 
im obigen Aufſatz nach Ild. Fuchs gegebenen. 

Unter Verweiſung auf die oben S. 38, Nr. 55 u. 56 gemachte Anführung 
beben wir bier als Beleg aus jene ©. 81 bei Mone: 

Casus monasterii Petri-domus, ex codice autographo fideliter deseripti, 
seu historia de fundatione et incrementis monasterii S. Gregorii Constantise ad 
ripam Rheni. Praemittitur brevis recensio ejusdem manuscripti cum judicio 
de autoris aetate. Accedunt quaddam chartae tam ejusdem monasterii Peters- 
husani quam omnium Sanctorum Schaffhusii ex codicibus perantiquis collectae, 
nec non excerpta ex — eorundem mohasteriorum et parthenonis Feld- 
bacensis. 2 

Mone bemerkt — daß dieſe Arbeit Uſſermann in ſ. ꝓrodromus Ger- 
maniae s. nicht gekannt zu haben ſcheine; dieſer ließ die ganze Vorrede der Hand— 
ſchrift weg, welde doch für bie Kenntniß bes alten Klofterwefens nicht weniger 
brauchbar ift, als die Schriften des Bernolt von Gonftanz für die theologifche Literatur, 
weldhe er abbruden Tief. Ban ber Meer verfichert in feiner Abſchrift: Fuit 
praesens copia cum originali accurate collatianata; fie weicht aber von Ujjermanns 
Abdrud mehrfach ab und zwar zum Beflern, und ift deßhalb zur Kritif und zur Be: 
richtigung Uffermanns zu gebrauchen. 

Die Ehronif von Petershaufen, Casus Petrishusensis monasterii, ift nach ber 
Petershaufer Handſchrift (jet in Heidelberg) mitgeteilt in ber Suellenfonmfung ber 
b. Landesgeſch. I, 112—175. 





Beiträge 


zur 


Geſchichte der Binrreien 


in den Landcapiteln 


Gernsbach und Ettlingen 


(Fortſetzung.) 


Von 


J. B. Trenkle, 


Secretär am Großb. Verwaltungshof in Karlsruhe. 





Digitized by Google | 


Wir haben mit der Geſchichte der Pfarreien Daxlanden, Bulach, 
Mörſch und Au begonnen. Nachträglich ſind dazu noch einige be— 
merkenswerthe Nachrichten über die kirchlichen Verhältniſſe zu Neuburg— 
weier, Mörſch und Grünwinkel anzufügen, welche aus dem Speierer 
Viſitationsprotocoll vom Jahre 1715 entnommen ſind. Der Titel dieſes 
Protocolls lautet: Fida et sincera relatio visitationis generalis dioe- 
cesis Spirensis jussu et authoritate reverendissimi ac celsissimi 
episcopi ac domini Henrici Hartardi, episcopi Spirensis, 8. 
R. J. principis per reverendissimum dominum Petrum Corne- 
lium, episcopum Methonensem, suffraganeum Spirensem ac Hen- 
ricum Theisen, conciliarium ecclesiasticum per capitulum Gerns- 
bacense anno 1715, die 3. Junii coeptae et 1. die Octobr. peractae. 
Wir werden öfters noch einige Stellen aus dieſem Protocolle mittheilen. 
Jenes aus dem Sabre 1701, welches wir ebenfall3 hie und da benüßen 
werben, führt den Titel: Missio per dioecesin Spirensem... Georg 
Klein und Urban Kobert soc. Jesu sacerdotibus. 1701. 


Neuburgweier. 


Citati comparent Joannes Drach praetor, Hans Jacob Heyl Scabinus, 
deponentes, quod olim erant subditi Palatino, nunc vero subjacent serenissimo 
Badensi. Ante sexcennium circiter eorum ecclesia a Gallis fuit incensa, sed 
sedulo labore mature extincta, est tamen tectum adeo conflagratum, fulcris 
tamen fulcitum, nisi mature ei succurratur, plane corruat. Antehac solebant 
tradere collecturae in Germersheim annuo 5 maldra siliginis et ex collectura 
Germersheim fabrica ecclesiae sustentabatur. Nunc autem cum oppidum a 
Palatinis transierit ad Badenses, haec quinque maldra annuo solvuntur. Sed 
ecclesia non reparatur, licet saepius propterea, sed frustra supplicabatur. 


Mörsch. 


Dieitur olim fuisse locus votivus S. Ursulae, uno quadrante horae 
a Moers dissitus, quorsum incolae conveniunt pro divinis, quondam fuit totus 
calvinisticus, nunc autem est totus catholicus. 

Inde properavimus. 


— 
* 


38 


Grünwinkel. 


Est locus 20 familiarum catholicaruım, in quo quidam, nomine Jacob 
Müller aedificavit parvum sacellum, in quo diebus dominicis et festivis reci- 
tant rosarium; distat quadrante horae a Tachsland, a Bulach vero mediä horä. 
Disputant, an ad parochiam vel Bulach pertineant. Quidam P. P. S. Jesu, 
a quibus parochia Bulach administratur, addicti hanc parochiam sibi eligunt, 
alii vero ob vicinitatem et capacitatem templi Tachsland praeferunt, maxime 
si ibi proprius parochus resideat, pro quo praedicta communitas obtulit contri- 
buere. Proles suas partim in Dachsland partim in Bulach mittunt ad scholas. 





Eine zweite Gruppe von Pfarreien aus den Lanbcapiteln Ettlingen 
und Gernsbach umfaßt jene der Pfarreien Elchesheim mit dem Filiale 
Slingen, Bietigheim, Dtigheim und Steinmauren, welde 
Drte an der von Mühlburg nah Najtatt führenden Rheinſtraße oder 
zwijchen diefer und dem Rheine gelegen find. Sie gehören ſämmtlich 
in's Bezirksamt Raſtatt und bilden größere Pfarrgemeinden, denn 
nad der Volkszählung vom Jahre 1871 Hatte Elhesheim 924 und 
Sllingen 552, Bietigheim 2031, Dtigheim 1955 und Stein- 
mauren an ber Murg 1517 Einwohner. 

Auf diefe wird eine weitere Pfarreibeihreibung folgen, nämlich die 
von Durmersheim mit der befannten Wallfahrt Bidesheim und 
dem Filiale Würmersheim. 


3. Elchesheim mit dem Filiale Allingen. 


Elchesheim gehört zu den Orten bed Ufgaues, wo Kaifer Hein: 
vih IV Güter bejaß, melde er im Jahre 1102 dem Hodjitifte zu Speier 
ihenfte, Auch das Stift Weiſſenburg hatte Befigungen daſelbſt, 
welhe Markgraf Hermann von Baden im Jahre 1291 zu Lehen er: 
hielt 2, 

Der Ort hatte feinen eigenen Adel, denn in einer Urkunde aus 
der eriten Hälfte des 13. Jahrhunderts traten mehrere Herren von 
Elchesheim auf, welche Dienftleute der Grafen von Eberjtein waren, 
jie trugen von .benfelben die dortige Burg zu Lehen ?, 

Ein Bfarrrector der Kirche dieſes Ortes wird erſtmals in einer 


i Dümge, regest. Bad. p. 26. Zeitſchr. f. Geſch. bes Oberrheins. I. 114. 119, 

? Traditiones Wizenb. CCC.XXVIIL (p. 314.) Dominus Hermannus 
marchio de Baden recepit in feudum a monasterio Wizenburg ... in Elgeis- 
heim, quidquid ibi habet (1291). 

3 Dberrb. Zeitjchr. I, 119 und VIII, 391. 


39 


Urkunde von Lihtenthal aus dem Jahre 1250 erwähnt, wo ein Eber- 
hardus rector ecelesiae in Elchesheim mit Anbern als Schiedemann 
in einem Rechtsſtreite zwiichen dem Klojter und den Junkern von Riebbur 
aufgeführt ijt!. Ein folder gleichen Namens erjcheint auch in einer 
gerade hundert Jahre jpätern Urkunde ?, 

Das Dorf Elhesheim beſaß aljo jhon in ziemlich früher Zeit 
eine Hauptkirche (ecclesia rectotalis). Als Patron derjelben erjcheint 
der Hl. Laurentius. 

Der Pfarrſatz jtund im 15. Jahrhunderte bei Baden und fcheint 
früher dem Stifte Weiffenburg angehört zu Haben. Markgraf 
Bernhard verlieh im Jahre 1422 die Kirche mit dem Kirchenfate 
dem Sohne feine Geheimjchreiber8 Johann, und zwar in dev Weile, 
daß nach des legtgenannten Abgange diefelbe demjenigen ‚geliehen werben 
jolle, welhen Johann dazu vorichlagen würde, es wäre bem, daß der 
Markgraf ihm inzwiſchen andere Güter „zu ‚einer — verleihen 
würde ꝰ. 

Der Pfarrſatz bildete alſo einen Beſoldungstheil bes marfgräflichen 
Geheimfchreiberd. Des Dorfes Elhesheim und des Pfarrfages da— 
jelbjt wird aud erwähnt im Erridtungsbriefe aus dem Jahre 1453 
für dad Stift zu Baden, welchem Papit Nicolaus V diefe Pfarrei 
incorporirte ®, 

Beſitzungen in unferem Dorfe hatte ſowohl die Landesherrſchaft, 
al3 auch das in diefer Gegend jo Häufig begüterte Klofter Herrenalb. 
Markgraf Chriftof befaß hier um 1498 einen „Buwehof“, welcher ber 
berrihaftlihe Hof hieß und (mie die jpäteren Güterbejchriebe zeigen) 
im 16. und 17. Jahrhundert. vielfach verliehen wurbe?. Der Herren: 
albijhe Hof wird ſchon im einer Urkunde aus der erjten Hälfte. des 
13. Jahrhunderts ermähnt, war aljo eine ber ältejten — dieſes 
Kloiters 6. 

Über die Pfarrei Elchesheim iſt ſehr wenig Bemwerfenäwerthed 
zu finden. Verſchiedene Neparaturen an der alten Kirche in den 
Jahren 1613 bis 1704 werben verzeichnet, wozu das Holz aus dem 
„gemeinen Walde” geliefert wurde; daß e3 hierbei an Streitigkeiten 





ı DOberrb. Zeitſchr. VII, 455. 
2 Daſelbſt VIII, 97. 
3 Bab.:Bad. Repert. im Gr. 2.:Archiv. 
+ Bal. über dieſe Errichtung durch Marfgraf Jakob die Nachrichten bei Sachs, 
II, 358, über die Incorporation aber die Oberrh. Zeitſchr. XXIV, 436. 
SS MRenovationen im Gr. L:Arhiv. 
6 DOberrb. Zeitſchr. I, 119. 


40 


zwiſchen den -Baupflichtigen nicht -fehlte, ijt auch bier wie anderwärts 
der Tall‘. 

Um 1700 war Steinmauren ein Filial von Elchesheim, welches 
Verhältniß fich aber fpäter löste Im Jahre 1715 fand zu Elchesheim 
eine biſchöfliche Viſitation jtatt, womit große kirchliche Feierlich— 
feiten verbunden waren. 

Wichtig iſt die im Jahre 1773 vollzogene Einpfarrung des Drtes 
Illingen nah Elhesheim, nahdem in dem Elchesheimer Filiale 
an Stelle de3 zerfallenen dortigen Kirchleind ein neues in den Jahren 
von 1761 bis 1771 erbaut worden war ?. 

Singen gehörte nämlich ehedem auch zum weltlichen Gebiete 
bes Bisthums Speier, und war eine Filiale der Mutterfiche zu Mo: 
thern jenſeits des Rheines, im früheren Canton Selz gelegen ®. 

Das neue Illinger Kirdhlein wurde aus Gemeindemitteln er: 
baut und ein interimijtiiher Kaplan ber Pfarrei Elchesheim zur 
Verſehung des dortigen Gottesdienſtes bejtellt, gegen eine jährliche Ab: 
gabe von 150 Gulden an den Pfarrer (von dem jährlihen Zingertrag 
aus dem zu Gernsbach entnommenen Capital von 6000 Gulden zur 
Suftentation des Capitel3), bis bereinjt die Gemeinde aus eigenen 
Kräften die Erbauung eines Pfarrhaujes bemwerkjtelligen könnte. Das 
gelang aber nicht und ſchon im Jahre 1803 wurde die Wieberein- 
pfarrung der Gemeinde Jllingen zur Pfarrkirche Elchesheim in An: 
vegung gebradt und 1804 denn aud vollzogen *. 

Sllingen oder Illich, wie es gewöhnlich in alten Urkunden 
gejchrieben wird, mar erwähntermaßen in frühejter Zeit ein Yilial der 
Pfarrlirhe (ecclesia matrix) zu Mothern (Matera) oder Modern, 
einem der älteften Orte diefer Gegend, der in Weifjenburgijhen Ur- 
kunden zum öfteren erwähnt wird. Hier bejtund feit früheiter Zeit ein 
ftifteweiffenburgifcher Fronhof, deſſen Rechte fih auf Hörige in den 
Yilialorten Illich und Neumeiler erjtredten und deſſen Weistum wohl 
noch in die vorkarolingifche Zeit Hinaufreicht ®. 





ı Aften im Gr. 2.:Ardhiv. 

2 Ebenjo. 

® Kolb, bift.ftat.stopogr. 2er. II, 108. Mebern mit Jllingen gehörte in das 
Weiffenburger Decanat. 

* Ardivalten. 

s Remling, Urfundenbud zur Gelchichte der Biſchöfe von Speier I, 14. 
Urkunde von 960 (7. Mai). In villulis autem, quae nominantur Matra et 
Ulioh, ecclesias decimales II hobasque XVI cum mancipiis ad easdem sub- 
sequentibus. I, 247. Urkunde Nro. 266 von. 1250. Zeus, trad. Wiz. Matra 
villa. p. 53, 54, 60, 62, 63, 102, 172, 178, P. 236, 241. A. 5. Sigbalde Ur— 


41 


Es treffen hier die nämlichen Verhältniffe zufammen, wie wir fie 
beim Hagenbaher mit Darland und beim Neuburger Fronhofe mit 
Neuburgmeier erkennen konnten. Der Umjtand, daß bie Filiale nun— 
mehr rehtärheinifche Orte find, berechtigt wohl zu dem Schluffe, e8 habe 
noch im 15. Sahrhundert der Rheinlauf in diefer Gegend in einem 
Bette ftattgefunden, das mehr rechts lag, als heutzutage, und die eben 
genannten YFilialorte jeien theils auf der linken Geite des Thalweges 
gelegen, oder wenigſtens nur durch einen leicht überfahrbaren Arm von 
ihrer Pfarrei getrennt gemejen !. 

Die Singer Kapelle war dem heiligen Mathias geweiht; bie 
Mutterfirhe zu Mothern jtund unter dem Schuge der allerheiligiten 
Jungfrau. Die Bewohner Illingens mußten ihre Kinder, um jie 
taufen zu lafjen, wie ein Speierer Bifitationsprotocoll vom Jahre 1584 





funde von 774: Res meas in pago Alisacinsi, in Matra villa quiequid in ipsa 
visus sum tenuisse de illa ecclesia. Urkunde besf. vom gleihen Jahre: Simi- 
liter dono in Matra XII vaccas et illo pastore. Urkunde Gerbalds vom 
Jahre 784: Dono igitur ad ipsum monasterium, quidquid visus sum habere in 
villa, cujus vocabulum est Matra. Urkunde bes Prieſters Milo de villa Geris- 
husa von 830: ecclesiam (in Matra) cum omnibus illuc pertinentibus. 

Über den Fronhof zu Motern bafelbft. S. 296. Zu Motern gehören bem 
Stifte ein Herrenhof von 8 Huben Salgutes nebit 104 Fahrten Wieſenlands, 
eine Müle und 26 Huben Knehtsgutes, wovon 18 befegt find. Davon hat 
jeglihbe Hube dem Stifte jährlih zu liefern 2 Mutt Haber, 1 Mutt Gerfte, ein 
Stüd Tuch von 10 Ellen Länge und 4 Ellen Breite, 5 Hüner, 30 Eier, 100 Rab: 
freichen, ein Ochjengeipann mit 2 Leuten zum SHeerbann, fodann 3 Tage wöchentlich, 
während der Ärnte, zu ſchneiden, Zmal jährlich eine Fuhre zu leiften, 2 Jauchert 
Feld zu pilügen, Brod und Bier zu bereiten und Wachedienſt zu leiſten. 

Papſt Alerander III beftätigte 1179 die Befigungen des Klofters Weiſſen— 
burg: Curtim videlicet in Matra cum omnibus appendiciis suis et salicam de- 
cimam. Remling, Urfundenb. I, 247, 325, Urkunde von 1250. In ber Eides- 
formel der Domcapitulare zu Speier vor ber Wahl bes bortigen Biſchofs Friedrich 
im Jahre 1272: Item ad curiam nostram Mothern, que fronhofe dieitur, 
omnes. agriculturam agentes in matrice ecclesis et in filiabus ejus Mothern 
dietis residentes, servicium, quod fronphluge et fronferde diecitur, ... . pro 
eodem servicio domino curiae singulis annis solvet modium speltae, sicut 
obtentum est multis retractis temporibus et observatum. Ebendaſ. I, 705, 
in der Wahlverpflihtung von 1390. i 

1 Schoepflin, Alsatia illustrata II, 174, 634: Mothern, cui vicus 
Illingen, qui jam trans Rhenum est, adhaesit, injuria fluminis Alsatiae ab- 
latus,. Neuweiler unum cum priore parochum habet. Castellum in Mothern. 
Herzog, Chronic, Alsat. Lib. VI, p. 152. Die elſäßiſche Topographie von 
Fr. R. v. Ichtersheim (Regensburg, 1710) fagt ©. 9: Neuburg a. Rh., ein 
Fleden und alt zerfallen Schloß, gehört Churpfalz; es ift dieſer Ort auf der andern 
Raftatter Seiten geftanden,, aber von felber durch Rheingüſſe abgefchnitten und per 
alluvionis jus hierher transjerirt worden. 





42 


berigtet, nah Mothern tragen, wie die Darlander vor 1456 nad) 
Mörich !. 

Die Fluthen des Rheines hatten, wie e8 jcheint, ſchon in der eriten 
Hälfte des 16. Jahrhunderts die alte Kirche zu Illingen verſchlungen, 
und ed war bie Kapelle, welche die Bifitation von 1584 vorfand, ſchon 
wieder im Verfalle; bejahrten Leuten gedenkt es aber (berichtet das 
Protocol) wohl noch ihrer alten Kirche, die mit einigen Wieſenſtücken 
und einem ückerlein bewidmet gemejen jei. 

Das foeben erwähnte Vifitationzprotocoll macht eine jehr jchlimme 
Schilderung von der Verwahrlofung der Kirche und des Zuſtan— 
des ber für ein Dorflirchlein zahlreichen Kirchengeräthe, welche vielleicht 
aus den Glanzzeiten des Speierer Bisſthums hHerrührend und wohl aus 
der alten Kirche geflüchtet, beflere Tage der Kirche gejehen haben 
mögen, al3 jene brutalen Zeiten der zweiten Hälfte bes 16. Jahrhundert 
e8 gewejen. Offenbar waren fehr alte und mwerthuolle Stücde unter 
diefen Kirchengeräthen, wie Glaßgemälde, Fahnen mit Bildern, gebildete 
Tücher und gezierte Meßgewänder. 

Das Protocoll berichtet: „Der Kirchhof ijt übel verwahrt, hat 
ein  hölgernes Thor, iſt 60 Schuh lang und. 40’ breit. Der Kird: 
thurm ift mit Borden beichlagen, die Helmftange darauf faul, alfo daß 
da3 Greuß herum zu fallen begeret. Das Tach mit bemeltem Thurm 
und Langwerk, jo mit Hohlziegeln gedeckt, ijt zu überjteipern nöthig und 
hat zwijchen dem Gebälk unterem Tach jo große Köcher, da ein Mann 
wohl dafelbit hineinjchlieffen, feine Gefallend darin Handeln und wie— 
derum herausfommen könnte, da die Mauer nicht viel über 11 Schuh 
bis unter das Tah hoch if. Die Kirchthüre ift jehr bös und nit 
zufammen gelafjen. Auf das Gebälk ijt Fein Boden gelegt, jondern nur 
etliche Bord liegen übereinander.” 

„Sie (die Kirche) hat ſechs ziemliche yenjter mit Bildern, aber 
ſehr verbrodhen, ein Kreuz jo zerbroden, und ein Bildniß Chriſti, 
jo ohne Hände, mit Schnüren daran gebunden. Ein 658 Janen, 
auf einer Seite die hl. Maria, auf der andern ſant Mathiä, als Patron 
des Orts, Bilder gemalt, zwo Kerzenjtangen, auch nit zum beiten, ein 
‚alter bößer fauler Dobliner Trog, darin nicht, denn er aud ohn— 
beſchlüßig, und daran nichts beſſers, als das Eijen ijt.“ 

„Sin alt Geremb3 zum Sacramenthäuslein gehörig, jammt zehen 
Stück alt eifin Fenfterftangen auf den Mauren liegendt. Ein Klein 
Altharfhellin. Ein ohnconfecrirter Althar, darauf ein Mariä 
Annä- und Mathiä-Bild, etwas groß, nebit vier Eleinern Bildlin. Zween 


ı Visit. Prot. 1584, ©. 585 (Gr. L:Ardiv). 


43 


mejjine Leuchter. Ein ſchlechter Althar-Deppih. Ein Latern beim 
Fenſter, alt. Ein bößer alter meifiner Handkefjel aufm Wajler: 
ſtein. Ein irdiner Olenkrug (fonder Ol) fammt einem bledin alten 
Trichter; die Kirche ift ohne Schlaguhren.“ 

„Ein büdin Kajten, gleich voll gar ſchlecht und gering beichlüßig, 
darin ift: Ein roth in mei gemwobener Deppich, alt und böß; ein 
gemeiner alter ſchlechter Chorrod; ein rot leindiih Meßgewandt 
mit einem Kleinen gelen, roten und grünen Creuß; zwo Alben, eine, 
jo guet, mit roten und die andere, fo böß, mit weiſſen Scdilten;- eine 
alte Alb, doch gleichwohl noch ziemlich guet, blav; ein jammtin Mef- 
gewandt mit einem fchlehten Creutz; eine Alb mit Kleinen Scilten, 
ziemlich guet; dreizehn ziemlich guete Altartüdher; ein alt baummollen 
Heiligenhembt; drei alte zeriffene Altartücher; ein alt zerifien 
Humeral; ein Hein Heiligenhemblin; ein roth Manipell; zmei 
alte Althars Handtüdlein; ein weiß Humeral ohne ſchilt; ein 
hübſch weiß mit Laubwerk, Bildern und Schriefften gewirkt Tuech uns 
gefährlich vier Ellen lang und drei viertell breit.“ 

„Ferner vorhanden vier alte Handt-Zwehlen; ein geitictt Halb . 
Altartüchlein; ein von Weiden geflochtenes Kelhfutter, darin ein 
fupferner vergülter Kelch jammt einer Paten, aud) vergültet; ein 
Mifjal in Folio, Bergament in roth Leder mit meſſin Buckeln ge: 
bunden; ein römifh Brevier in sedecimo; eine alte Stol; eine große 
Altarjchell; drei zinnerne Meßkantlein; zwo Heine Gloden.“ 

Über die DI: und Wachszinſe macht dieſes Protocoll noch 
folgende Angaben: „Die Ol- und Wachszinſe, welche der Kapelle zu 
lich im Jahre 1478 zufielen, betrugen 39. Pfd. DI und 1 Pfb. 
Wachs; denn die Güter waren in Rhein gefallen. Im Sabre 1565 
war da3 Erträgniß zwölf Gulden.” 

Am Bifitationsprotocoll vom Jahre 1683 leſen mir nun über Die 
Pfarrei Elchesheim das Folgende: 


Elchesheim. 


Parochia haec 18 familiarum tota catholica, sub jurisdictione temporali 
Badensi, decanatus Ettlingani. Patronus: S. Laurentius. Dedicatio: do- 
minica ante festum S. Joannis Baptistae. Collator: Collegiata Badensis. De- 
eimatores: Collegiata et serenissimus Marchio, cujus medietatem decimarum 
rustici tenentur ex campis colligere, triturare et devehere, quo ille jubet me- 
dietas capituli plerumque rusticis, ex qua hoc anno pendunt 7 Maldera tritici 
et octo avenae, non crescit hoc loco siligo nec spelta nec vinum. Minores 
decimas dividit Marchio cum pastore, ad nos revocantur hordeum, Welſchkorn, 
Heydenforn, pisa, lentes, mylium ', cannabis, ex reliquis non solvuntur decimae. 


! Mylium, bie Hirfe. 


te — 


— * * 
un 




































Animalia seminalia curat et alit ex certis agris communitas. 

Templum totum ruinosum neglectum, paramenta nulla, ad unum omnia 
hoc loco eurantur et conservantüur ex ecclesiae reditibus et vel ipsum coeme- 
terium, quod depaseit aedituus. 

Altaria duo consecrata non dotata, miserrime ornata. Reliquiae nullae. 
Campanae tres benedictae. Sacrarium in pariete loco mundo et clauso. 
Lampas sub divinis tantum ardet. \ 

Monstrantia cuprea, ceiborium cupreum deauratum. 

Pixides pro sacris oleis argenteae. Calix deauratus, cujus cupa ar- 
gentea, pes cupreus. Casulae tres. Albae duae, una tota atrita.. Missale 
Romanum, attritum, agenda obsoleta, primariam partem scripta. Baptisterium 
mundum et clausum. Confessionale et cathedra quamvis lignea bona, et com- 
modo loco. Liber baptizatorum prius anno 1677 inchoatus et mancus!, ante 
hune annum nullus. Confirmationis aut visitationis factae nullus meminit. 

Sedes sunt communes, courantur ab ecclesia, circa hos, uti et sepulturas et 
bona ecclesiae lites nullae. Processiones una cum venerabili, in festo corporis 
Christi per pagum, Festo S. Marei in Bickesheim, festo SS. Philippi et 
Jacobi in Oeticheim, festo inventionis S. Crucis in Bidigheim. Lunae 
rogationum vacant et excipiunt processiones ex Aw, Durmersheim, Bittig- 
heim, Würmersheim, Oetigheim, Steinmauren. Martis in Aw, Mer- 
eurii in Steinmauren, anniversaria nulla, census et redditus ecclesiae colliguntur 
a duobus rusticis juratis, bie Heyligen Pfleger genannt; rationes reddunt soli 
administratori spiritualium Badensi absente semper pastore. Habet ecclesia in 
 stabili censu juxta rationes exhibitas a praetore Elchesheimensi in pecunia 
83 fl. 31 kr. 2 Pf., tritico 4 Mit. 2 Sester, avena 4 Mit. 3 Sester, cera 9 Pfund, 
oleo 37 libr. Pastor R. D. Joachimus Beuschel, Badensis, aetatis 29, 
theologiae, quam in quartum annum Bambergae audivit. baccalaureus. Paro- 
chiae praeest in 6Um annum, dieit se cum Roma in aetate dispensatum. (Dubito.) 
_ Capituli est Ittlingani, cui solvit jura et paret. Parochiam possidet ex 
commenda, quam annue uno impli? redemit. Annum competentiae incipit 
in festo S. Georgii; bene cum suis convenit, nullam omisit concionem aut 
‚catechesin. Duas possidet parochias, hanc et Steinmauren, alternat in utroque 
loeo ita ut si hie habeat concionem, habet in altero-sacrum et catechesin et 
vice versa. 
In administratione sacramentorum nullum neglexit. Assistit moribundis 
et sponsalibus, quae contrahuntur a viduis in eorum aedibus, quae contrahuntur 
‚a virginibus in sacristia. Nullum copulavit vagabundum nec alterius parochiae, 
nee etiam sponsalia dissolvit. Domum pastoralem curant collatores, eget 
et illa reparatione ut tanto melius hic residere possit. Competentia annua 
p pastoris. Ex collegiatae Badensis decimis in siligine 10 Miter., in tritico 
10 Miter., avena 8 Miter., pecunia 12 fl. Ex hujus ecclesiae reditibus 15 fl., 
Fr zrorum 9 Morgen, pratorum 2 Morgen, jura stolae ex sponsalibus et uroela- 
mationibus O, copulatione 20 Batzen, dimissoriis 20 Bapen, baptismo '/, fl., in- 
'troductione O, provisione aegrorum 0, administratione aliorum sacramentorum 
‚0, eonductu funeris majoris !/, fl., conductu funeris minoris 1/, fl., concione 












* Mancus, verftümmelt. 
? Imperiali, Reichethaler. 


45 


funebri 1 Rtbler., sacro funebri vel votivo 1 Kopfſtück. Ludimagister nullus. 
Aedituus Hans Jakob Echnayder, sartor, satisfacit officio, constituitur a pastore 
praetore et juratis. 

Pro compentia habet immunitatem et accidentia, ut superius. Summa 
jJuventutis inscitia. 

Gravis abusus- et superstitio, mit dem Sinderfeegnen, heiligen fallen u. f. w. 

Confraternitas nulla. Pro choreis licentiam facit solus parochus. Dies 
festos observant. In missa et concionibus frequentes, non ita in catechesi ma- 
xime senes, scandalum notorium nullum. Comitantur freqyentes venerabile ad 
aegros. Obstetrix jurata. Inventarium ecclesiae nullum. Fundatio pauperum 
nulla.. Communio paschalis exacta schedis nemine desiderato. Pueros bapti- 
zatos sepelit pastor. Sub divinis excessus nullus. 

Gravamina. Queritur pastor novis sese impositionibus accisarum 
et teloniorum instar rustici et maneipii contra omnia ecclesiae privilegia et 
immunitates gravari, ab annis quatuor tantum, ut teneatur solvere. 

Das Mühlgelb vom Malter 1 Bagen, de mactata in propris aedibus 
vacca 1/, fl., porco majori 6 kr., porco minori 3 kr., ex divenditis frumentis 
de 1 fl. 1/, Batzen. 2. Queritur ad rationes ecclesise reparari nibil curari, 
negligi omnia. ‚3. Questi Parochiani et plures in vicinia parochi de insolentia 
pastoris, qui scandalose se inebriet et saltet, osculetur puellas, mensam in ex- 
coeniis Wurmersheimensibus diffregerit, de quibus promissa et speranda emen- 
datio. 

Monita. Abstineantur ab superstitionibus bes abergläubigen Segnens ber 
Kinder, heiligen fallen, Siebdrehens u, f. w. 

Communicantes fuere 74. 


Das Bifitationsprotocoll von 1701 (S. 81) berichtet über El: 
chesheim: 

Parochia haec unam habet filialem nimirum Steinmauren, quam a 22 
annis administrat R. D. Joachimus Beuschel, Badensis. 

Parochia cum filiali numerat familias 90, omnes catholicas. Gravamina. 
Non habent aedes parochiales ab ultimo incendio Gallico; tenetur eas aedificare 
ecclesia collegiata Badensis. 


Über Modern, Klingen und Neumeiler enthält das Viſitations— 
protocoll von 1701 folgende Einträge: 


Modern. Est ecclesia parochialis sub patrocinio Bmae Virginis, Habet 
altaria tria, non consecrata, quorum unum prope corruit. Collator est episcopus 
Spirensis. Capitulum Spirense colligit decimas, quarum pars tertia cedit pa- 
rocho. Parochi munere fungitur R. D. Georgius Fischer, Oberstettensis 
ex Zwyfalden, annorum 64. Praeter tertiam partem decimarum accipit quot- 
annis 60 Malter frumentorum. Habet etiam pratum, jugera agrorum ignorat. 

Numerantur familiae omnes catholicae 40. Ecclesia ex agris elocatis 
eolligit quotannis 15 fi. 

Paramenta vix habentur pro necessitate. Anniversaria fundata duo. Ludi- 
magister habet 7 Mald. frumentorum. 

Gravamina. 1. Non adest liber reddituum, bonorum et jurium ecclesiae. 

2. Tectum templi non reparatur. Tenentur deeimatores. 

3. Parochus miserrime habitat. 


46 


4. Scholae non reparantur. Tenetur communitas. 

5. Coemeterium non est clausum. 

Neuweiler. Ecclesia haec filialis pertinet ad parochialem in Modern. 

Patronus ecclesiae est S. Nicolaus, episcopus. Numerat familias viginti 
et unam, omnes catholicas. 

Fuere in ecclesia hao duo altaria, quorum unum penitus est destructum. 

Gravamina. Queruntur parochiani, quod solum quartä quävis domi- 
nicä fiunt hic divina, cum tamen parochus obligetur crebrius in hac Aliali 
divina celebrare. 

Illig. Hoc est S. Aegidii!. Est ecclesia filialis, spectans ad parcchialem 
in Modern. Templum est omnino solo aequatum. 

Numerat familias septem et decem, omnes catholicas. 


6. Kietigheim. 


Der Ort Bietigheim (urkunblid: Biutincheim) Liegt auf einem 
Damme, welder die an Raftatt und Dtigheim herunterziehende und ab» 
wärt3 neben Durmersheim, Mörih, Forchheim bis Darlanden und 
mweiter fortfchreitende Tiefebene begrenzt. Daß dieſes Wiejengelände 
dem Rheine abgenommen wurde, ift unzmeifelhaft ?, 

Der Lage nad war Bietigheim mohl urſprünglich, wie alle dieſe 
Nheinorte, auf Viehzucht angemwiefen und wird dieſes ſchon durch den 
Umstand angezeigt, daß der Herrenalber Schweighof zu Ziegelhofen 
bei Mali in den Gemarkungen von Bietigheim und Otigheim die 
Waidegerechtigkeit beſaß °. 

Schweighöfe aber unterſcheiden ſich von ben Bauhöfen ba: 
durch, daß ſie zur Viehzucht beſtimmt ſind, deßwegen auch große Gras— 
und Waideplätze für das Jungvieh (Schweigvieh, Vieh, das geſchwaigt 
wird, d. h. das noch an der Mutter ſaugt) hatten. Auch Schäferei 
wurde im 16. Jahrhundert in Bietigheim getrieben, wie ein Stollhover 
Zinsbuch von 1511 ausweist“. Ferner beſaß Bietigheim eine Mühle 
Ihon in früher Zeit, melde um 1271 durd Kauf an das Klojter 
Herrenalb fam?. 

Der Ort gehörte nun auch zu den älteſten Befigungen bes Stiftes 
Weiſſenburg in biefer Gegend, melde fpäter an das Haus Baden 
gebiehen. Der Weiljenburger Codeyx berichtet, daß dieſes Dorf mit vielen 


! Die alte Kirche oder Kapelle, welde bis gegen Ende bes 16. Jahrhunderts 
beftund, war dem hl. Mathias, die fpätere (um 1700) dem hl. Ägidius, bie 
jeige aber dem hl. Johannes Nepommf geweiht (|. Realihematismus ber Diöcefe). 

2 Kolb I, 112. 

»Oberrh. Ztſchr. V, 455, XXVII, 102. 

* Dajelbft, III, 413. Anmerkung 1. 

> Dafelbft, I, 114. 


47 


andern unter Kaifer Otto III von dem aufitändiihen Sohne des 
Herzogs Konrad dem Klojter gewaltſam entriffen und jeinen Rittern 
zu Lehen eingeräumt morden fei, was um das Jahr 991 gejchehen ift‘. 

Sn Bietigheim bejtund ein jtiftweifjenburgijcher Herrenhof 
und eine Zehntlirde?. Das Klofter Herrenalb beſaß dajelbjt einen 
anjehnlihen Hof, der „große Münchhof“ genannt, melden dasjelbe 
diefem Namen nad) jelber bemirthichaftetee Es war bei der zunehmen: 
den Bevölkerung und Vermehrung des nöthigen Viehftandes im 14. und 
15. Jahrhundert in viele Streitigkeiten mit dem Dorfe verwidelt. Außer 
dem großen Münchhofe werden noch bejonders al3 größere Anmejen ge: 
nannt „des Vogts Höflin” und „der niedere Hof“ °. 

Nachrichten über die Bietigheimer Kirche erhalten wir erjt wieder 
in einer Urkunde von 1338, mo eined „Pfaffen Dietherich, Dechan 
zu Butenkfein“, erwähnt ij. Das Baumejen an Kirche und Pfarr: 
haus wurde mit Beginn des 16. Jahrhunderts neu geordnet * 

Der Zehnten, deſſen Erhebung und Verwendung, jpielen in der 
Bietigheimer Pfarrgeihichte eine bedeutende Rolle; die Arrungen und 
Streitigkeiten darüber dauerten bis in den Anfang unjeres Jahrhunderts 
hinein, 

Ein wichtiger Vergleih über den Zehnten wurde zmwijchen dem 
Pfarrer und dem Zehntheren (Decimator) de3 marfgräfliden Ober: 
hofes, welches wahrſcheinlich der ehevor ftiftweifjenburgijche „Herren— 
hof“ war, im Jahre 1497 abgeſchloſſen, dahin gehend, daß die ſer von 
allem Dem, was darin gehöre und zehntbar ſei, dem Pfarrer den Zehnten 
geben, die markgräfliche Schäferei daſelbſt aber davon befreit ſein 
ſolle, jedoch ohne Abbruch der Zehntgerechtigkeit des Pfarrert von den 
Schaafen der Knechte auf gedachter Schäferei ’. 

‚Über den Verkauf de8 Zehnten find noch mehrere Urkunden vor: 
handen. So ein Kaufbrief über den von Adam von Grojchweier und 


! Zeuß, Trad. Wiz. ©. 305. 

2 Zeitſchr. V, 249. Zeuf, ©. 292, 29. Bu Bietigheim befigt das 
Stift einen Herrenhof von 2 Huben Salgutes nebſt 8 Fährten Wiefengeländes, 
und eine Kirche mit dem Zebnten; fobann 13 Huben Knehtsgutes. Bon biejen 
Huben find nur 4 ganz bebaut, die übrigen liegen öde. Bon den bebauten liefert 
jeglihe dem Stifte jührlid 15 Seidel Bier, ein Stüd Tuch von 10 Ellen in ber 
Länge und 4 in die Breite, einen 7 Pfenning wertben Friſchling (junges Schwein), 
3 Hüner und 15 Eier. 

3 Oberrb. Ztjchr. V, 146, VII, 146. 

4 Dafelbft VI, 462. Akten. 

5 Dajelbft XXVII, 100. Für den Jahreslohn durften die Schaaffnedte 
einige Stüde auf der Waide mitlaufen lafien, welde fie im Spätjahr verkauften. 
Hiervon batte die Pfarrei den Zehnten. 


48 


Anna Hedlin von Hoheneck, feiner Hausfrau, an die Marienfapelle zu 
Gernsbach veräufßerten halben Großzehnten zu Bietigheim von 1465, 
und eine Urkunde von 1472, wornah Kaspar und Melder von 
Schauenburg einen Theil ihres im Dorfe fallenden Zehntens an das 
Gapitel der Dechanei zu Kuppenheim verfaufsmeije abtreten ‘. 

Bollmer aber und Batt von Schauenburg, Gebrüder, verkauften 
ben halben Theil de3 großen Zehnten zu Bietigheim an den Dechant 
und das Gapitel zu Raftatt um 30 Gulden, indem fie jid) den Kirchen: 
ja vorbehalten und weiterhin bedingten, daß die Käufer die Kirchen: 
baupfliht übernehmen und ſolchen Zehnten dem jeweiligen Pfarrer 
um 12 Gulden jährlich verleihen follen 2. 

Im 16. Jahrhundert, und zwar unterm 22. November 1525, wur: 
ben die Pfarrgefälle „zu Buetigfaim” von neuem tarirt, verordnet 
und verbejjert, was ausführli in der oberrheinifhen Zeitſchrift mit: 
getheilt ift 3. 

Einen beträtlihen Schaden erlitt dad Vermögen der Kirde 
gegen Ende des 16. Jahrhunderts, da diejelbe im Jahre 1590 aus- 
geraubt wurde. Unter dem Geraubten befand fi aud eine Monjtran;. 
Bier Jahre fpäter wurden der Kirchenornat und die Kirchenbedürfnifie 
neu aufgenommen und Manches ergänzt *. 

Das 17. Jahrhundert bringt ung einen Vergleich von 1629 zwi⸗ 
Ihen dem Markgrafen Wilhelm von Baden und dem Grafen Hanns 
Jakob von Eberftein über den der geiftlihen Verwaltung gehörigen 
halben Zehnten, wie über die Baukosten der Kirche und des Pfarr: 
hauſes zu Bietigheim. Auch wurde damals wieder ein neues Verzeihnik 
der Pfarrgefälle aufgeftellt. 

Das Nuralcapitel Gernsbach bekennt im Jahre 1671, daß es 
mit dem Grafen von Eberftein nit nur dad Langwerk "ber Kirche, 
jondern aud das Pfarrhaus zu bauen ſchuldig fei, nachdem vorher 
verſchiedene gerichtliche Austräge verfucht worden waren. 

Der Zehnten beitand im Jahre 1714 aus 23 Maltern Korn, 
6 Maltern Gerite, 6 Malter Hafer und 6 Malter Türkiſchkorn. Pfarrer 
war damals Frz. Xaver Wied. Der Ort zählte 50 katholiſche Fa— 
milien und eine einzige afatholijche ®. 

Um Mitte des gleihen Jahrhunderts wurde die Erbauung einer 
neuen Kirche angejtrebt. Die Concurrenzpfliht ruhte auf ber bi- 


1 Dberrb. Ztſchr. XXVII, 100. 

2 Daſelbſt XX VII, 100 fi. 

s Daſelbſt XXVIII, 101. 

+ Alten bes Gr. 2.-Archivs, 5 Ebenjo. 


49 


ſchöflich ſpeieriſchen, der markgräflich baden-badiſchen geiftlichen 
Verwaltung zu Gernsbach und den beiden Landcapiteln Gernsbach 
und Ettlingen, als Decimatoren, worüber biß in die 80er Jahre 
verhandelt wurde, denn die Erbauung der Kirche fällt erit in die Jahre 
von 1789 bi3 1803. Der Pfarrhausbau fällt in die 60er Jahre 
des vorigen Jahrhunderts, nachdem auch hierüber langwierige Verhand— 
lungen geführt worden. 

Schließlich verzichtete dad Landcapitel Ettlingen zu Gunſten des 
Haujes Baden auf das ihm abwechjelnd mit dem Landcapitel Gernsbach 
zuftehende Patronatsreht der Pfarrei im Jahre 1803 und cedirte 
auch das Landcapitel Gernsbach jeinen Antheil an bemjelben , 

Im VBifitationsprotocoll vom Jahre 1683 ijt über den kirch— 
lihen Status von Bietigheim Folgendes zu leſen: 


Bidecheim. 


Censet hie pagus familias 41, omnes catholicas, jurisdicetionis temporalis 
Badensis. Decanatus Itlingani. 

Patronus: exaltatio S. Crucis quando et dedicatio. 

Collator: capitulum rurale pro tempore Ittlinganum a decano ibi residente, 

Decimatores: administratura spiritualis, quae est Gernsbaci tam Spi- 
rensis, quam Badensis et pastor nomine capituli ruralis, tam majores quam 
minores aequaliter dividunt. Administratura suam medietatem elocavit rusticis, 
qui hoc anno pendunt: siliginis 25 Malt., hordei 5 M., avenae 7 M., tritici 
Tureici 4M. Pastor suam medietatem ipse colligit et facit fructum majorem 
ex quo tamen annue tenetur capitulo rurali solvere 18 flor. Ad minores 
decimas hoc loco revocantur hordeum, pisa, lentes, milium, rapa; ad decimas 
sanguinis revocant porcellos, anates, anseres, agnellos, apes; reliqua non de- 
eimantur. 

Animalia seminalia curat communitas et habet certos eum in finem agros. 

Ecclesia antiqua valde, ejus tectum admodum ruinosum et neglectum. 
Navim cum omnibus annexis curare et conservare tenetur administratura Gerns- 
bacensis.. Chorum sanctus, qui etiam curare tenetur scamna, ornamenta, 
vinum, hostias, libros. Turrim, campanas, funes, ossuarium, murum coemeterii 
communitas. Coemeterium depascit aedituus, hujus murus uti et ossuarium 
plane ruinosa et pervia. Altaria tria prophanata non dotata, exiliter et vix 
ornata. Reliquiae nullae. Filialis nulla, sacellum nullum, nisi quod fuit in 
ossuario et est neglectum. Cathedra commoda lignea, confessionale antiquum. 
Baptisterium amplum bonum. Campanae duae benedictae. 

Sacrarium uti et sacristia admodum humida, munda et clausa. Lampas 
nulla. Monstrantia cuprea deaurata diffracta. Ciborium bracteatum, cui in- 
clusa capsa argentea. Pixides pro sacris oleis stanneae. Calix deauratus, 
cujus cupa argentea, pes cupreus. Casulae tres foedum attritae. Alba una 
lacera. Missale Romanum attritum. Agenda Argentinensis attrita. Cantuale 
nullum, cantus nullus. Liber baptizatorum ab annis 10 tereium. Confirmatio 


’ 


t DOberrh. Zeitſchr. XXVII, 103. 
Archiv. XL 4 


—JJJ„Ü9˖ 





50 


ab hominum memoria nulla. Lites circa sedes, sepulturas aut ecclesiae bona 
nullae. Processiones una cum Venerabili dominica infra octavam Corporis 
Christi per pagum, in quo ad erecta quatuor altaria deposito venerabili canuntur 
evangelia. Festo S. Marei in Bickesheim. Lunae rogationum in Illig- 
heim, Martis inAw, Mercurii in Steinmauren. Festo S. Philippi et Ja- 
cobi in Oetigheim. Anniversaria 4 servantur. 

Census ecclesiae colliguntur a duobus curatoribus juratis, quorum unus 
ex judicio, alter ex communitate, rationes reddunt camerae Badensi absque 
praesentia pastoris; habet illa in annuis censibus et adhuc fixis pecuniä 25 flor., 
siligine 3 Malt., oleo 6 libra, cerä nihil. 

Pastor hic non residens sed in Durmersheim, quorum binat omnibus 
dominieis et festis tam quoad sacrum quam concionem. Possidet ex commenda, 
quam annue redemit; annum competentiae incipit in festo S. Georgii. Compe- 
tentia hujus pastoratus est inprimis, 

Medietas majorum et minorum decimarum: Item ex ecclesia 13 fl., item 
ex anniversariis 1 fl. 10 Batzen, item bonis viduatis siliginis 8 Malt., avenae 
4 Malt. Domum pastoralem curat et conservat capitulum rurale Ittlinganum, 
cum administratura Gernsbacensi conjunctim. Domus est perillustris ruinae 
proxima, quia non instauratur nec inhabitatur, alias bona et commoda jucun- 
doque loco sita et habet retro amplum hortum. 

Jura stolae ex sponsalibus et proclamationibus 0, copulatione 20 Bagen, 
dimissoriis 20 Bagen, baptismo !/, fl., introductione O0, provisione aegrorum (0, 
administratione aliorum sacramentorum O, conductu funeris majoris et 3 sacris 
1 Rthlr., conductu funeris minoris 1/, fl., concione funebri 1 Rthlr., sacro per 
annum votivo 1/, fl. Ludimagister nullus. Aedituus et director horologii Niko- 
laus Heck, satisfacit officio, praesentatur a communitate approbatur et reci- 
pitur a parocho. Pro competentia habet: Ex ditioris rustici decimis circiter 
7 Malt. Copulatione amphoram vini, panem, frustum carnis aut quod tamen 
est in arbitrio sponsi 1/, fl., sepultura 3 Batzen, domum et immunitatem- 
Pueri supra modum ignorantes, quia nulla schola. Superstitiones 
et hic vigent plures, pro saltu licentiam facit satrapa. Confraternitas nulla; 
sunt frequentes in sodalitate Bickesheimensi. Festa servantur et sunt diligenter 
in divinis. Scandalum publicum nullum, Venerabile, quando ad aegros defertur, 
non comitantur. Fundati pro pauperibus 2 fl. annue distribuuntur. Inven- 
tarium nullum. Pueros ob absentiam pastoris illi ipsi sepeliunt. Communio 
paschalis exigitur schedis. Nulla insolentia aut excessus sub divinis. Comu- 
nicantes 125. 


Visit. 1701, p. 199. Bietingheim in Marchia. Parochiam administrat 
A. R. D. Franeiscus Wiech, camerarius, annorum 52. Competentia siliginis 
8 Mlt., competentia avenae 4 Mlt., reditus ecclesiae 13 Mlt. Colligit praeterea 
medietatem decimarum tam majorum, quam minorum, cum eo tamen onere, ut 
capitulo rurali Gernsbacensi quotannis solvat 12 fl. Numerantur familiae 46; 
eaeque catholicae. 


51 
7. Ötigheim. 


Zu den nachweisbar ältejten Orten des baden-badenſchen Gebietes 
gehörten außer Baden die Dörfer Otigheim und Ettlingen, in 
welchen der Tranfe Amalbert um's Jahr 788 dem Stifte Weiſſen— 
burg je eine Hube vermachte. In der Schenkungsurfunde find die 
Drtönamen mit Ediningom und Dttinghaim ausgedrücdt !. 

Wieder erwähnt wird fpäter Dtigheim in herrenalbifchen Ur: 
funden, nämlich in der päpjtlichen Bejtätigungsurfunde von 1177, wie 
auch in der früheren Schenfunggurfunde Kaiſers Heinrichs IV von 
1102, und endli in der Urkunde von 1216, mwodurd die Befigungen 
des Kloſters auf's Neue beitätigt werden ?. 

Güter zu Otigheim famen ſchenkungsweiſe durh den Grafen 
Berthold von Eberjtein im Jahre 1148 an das von ihm gegründete 
Gijtercienjerflofter Herrenalb. Es befreite auh Markgraf Rudolf] 
von Baden im Jahre 1265 die zu Dtigheim gelegenen Güter ber 
Herrenalber Mönde und erließ deren Pachtbauern alle Abgaben und 
Dienftleiltungen ?. 

Ein Gerlacus miles de Ottenkein und defjen Söhne treten im 
Sabre 1272 ihren Zehntantheil in villa Otenken, welden jie ala 
Lehen der Grafen von Eberjtein bejaßen, als Gottesgabe an das Klojter 
Herrenalb ab *. 

Simon von Zweibrüden, der eingejchlichene eberjteinijche Erbe, 
übertrug dem Kloſter alle Gefälle bei Gernsbach, überdieß 16 Unzen 
jährlider Hellerzinfe, inSbejondere aber alle Einkünfte und Nutungen, 
welche ihm aus dem Dtigheimer Zehnten fielen, bamit jedes Jahr 
zum Gedächtniß feines Sohnes Eberhart eine Jahrzeit gehalten werde, 
wobei die Gonventherren weißes Brod, Fiſche und eine große Maaß 
(maiorem mensuram) Weine über Tijh erhalten jollen >. 

Ein bejonderer Wohlthäter des genannten Klojter8 wurde Mark: 
graf Rudolf dadurd, daß er im Jahre 1288 von den herrenalbiſchen 
Höfen zu Dtigheim (Otenkeim) und Bickesheim (Bukensheim), 
von melden er die Hälfte des Ertrages bezogen hatte, dieſe Abgabe 
nachließ, wodurd die Höfe in das freie Eigentum des Kloſters über— 
gingen. Solches geſchah unter dem Beifügen, daß die Hofbauern 
mit ihrem Vieh, gleich jenen Dörfern, die Wälder, Wiejen, Waiden und 

i Zeuss, trad. Wiz. p. 44. 

2 Dberrb. Z3tſchr. I, 102, 117. Remling, Speir. Urfdb. I, 79. Dümge, 
reg. Bad. p. 26. 

’ Zeitjchr. I, 357. Bader, Markgraf Rudolf I von Baden. (1843.) ©. 55. 

Zeitſchr. I, 383. 5 Daf. I, 495. 

4* 


— * 


Almenden in der ganzen Gemarkung benützen durften, ohne deßhalb zu 
irgend einer Dienſtleiſtung gehalten zu ſein. 

Dieſes gewährte der Markgraf aus Verehrung der glorreichen Jung— 
frau und damit ſeiner und der Seinigen zu ihrem ewigen Seelen— 
heile im Kloſter fortwährend gedacht werde. Es ſollten die Mönche aus 
der ihnen erlaſſenen Abgabe einen Jahrtag für den Wohlthäter mit 
den üblichen Gebeten alljährlich mit Weißbrod, Wein und Fiſchen im 
Convente begehen. 

Herrenalb erhielt im Laufe der folgenden Jahre theils kauf-, 
theils ſchenkungsweiſe noch verjchiedene Güter und Zehntbezüge in Otig— 
beim. 

Urfunden, welche auf die Pfarrei daſelbſt Bezug haben, treffen 
wir erjt im 14. Jahrhundert, und zwar die erjte von 1337, wornach 
der Ehelfneht Arnold von Nietpur, genannt „Pfawe“, fi mit dem 
Klojter Frauenalb wegen eines Stoßes über den Kirchenſatz zu Otig— 
beim vergleicht ?. 

Im Jahre 1360 bewerfitelligt Biihof Gerhard zu Speier, mit 
Zuftimmung des Propjt zu S. German dajelbit, auf die Bitte der Äb— 
tijjin und des Gonventes zu Frauenalb die Einverleibung der Pfarr: 
tirche zu Dtigheim mit diefem Klofter, welchem das Patronatsredht da- 
jelbft zuftund, unter der Bedingung, daß die Vereinigung erjt nad Abs 
gang de3 damaligen Rektors, des Edelknechtes Rheinhard Pfau, 
jtattfinde und dasjelbe an der Kirche einen jtändigen Vikar halte ?®, 

Die Competenz des Caplans und Meßmers der Kirdhe wurde 
im Jahre 1379 feitgejetst im Auftrage des Propftes von S. German 
durd den Decan Berthold zu Rothenfels, unter Zuziehung des 
Kämmerers zu Ettlingen, der Nectoren Heinrih zu Mucdenjturm und 
Wernherr zu Obermeiler, des Gapland und Meßmers zu Frauenalb. 
Der Vikar ſolle jährlich erhalten 30 Malter Früdten vom Widengut 
der Kirche, oder (wenn dieß nicht möglich) vom Großzehnten des Dorfes; 
den halben Kleinzehnten inner: und außerhalb des Etters, welcher 
412 Gulden jährlich gejchäßt worden und zwei Malter (Roggen und Haber) 
zum Erſatze jeiner Ausgabe für das ewige Licht *. 

Die erwähnte Incorporation der Pfarrei Dtigheim wurde ert im 
Jahre 1502 durd den päpitlihen Gardinallegaten Raimund be- 
itätigt 5. | 


52 





ı Marfgr. Rudolf I (von Baben) ©. 50 und Beil. ©. 64. 3tſchr. II, 244; 
XXVI, 460 (1289); II, 357 (1290), 375 (1294); V, 453 und 455. 

? 3tſchr. XXVI, 462. 

3 Daf. XXVI, 462. * Daf. XXVI, 463. 5 Daf. XXIII, 340. 


93 


Der Kirchenſatz und die Competenz der Pfarrei find im Saal- 
buche des Klojter von 1536 bejchrieben !. 

Frauenalb beſaß im 16. Jahrhundert auch zwei Höfe zu Otig— 
beim, welche der große und Kleine Hof hießen ?. In der Renovation 
von 1545 leſen wir: „Das Klojter verleiht die Pfarrpfründe, den Groß— 
und Kleinzehnten bezieht Herrenalb, den „Schlüfjelzehnten” zur einen 
Hälfte Frauenalb und zur andern die Herrihaft Baden“ ®, 

Otigheim war um 1618 kurze Zeit Iutherijch, wie aus den zahl: 
reihen Aftenjtücen über die Bejeßung und Verſehung der dortigen 
Prarrei aus den Jahren 1525 bis 1761 hervorgeht. 

Bezüglih der Reparatur und Erweiterung der Kirche war zwi: 
ihen SKlojter und Gemeinde lange Zeit (die Erörterungen dauerten von 
1628 bis 1764) die Frage jtreitig, ob Frauenalb außer jeiner Gone 
currenzihuldigkeiten zum Bau des Chores, auch zur Erbauung des Lang: 
baujes beizutragen babe. Hierüber wurde von dem bijhöflihen Vi: 
fariate zu Bruchſal, vor dem Metropolitangerihte zu Mainz und 
per viam appellationis vor der päpjtliden Nuntiatur in Köln ver- 
handelt. An allen Anftanzen entjchied man zu Gunjten des Kloſters. 

Hierauf erfolgte die Liquidation des hierdurch dem Kiojter von 
der Gemeinde verurjachten und zu erjeßenden Schadens und insbejondere 
wegen der vier Jahre innebehaltenen frauenalbijhen Gülten und Zehnten. 

Über die Reparatur des ruinojen Pfarrhaufes wurde zwiſchen 1625 
und 1666 verhandelt ®. 

Den Zujtand der Pfarrei gegen Ende des 17. Jahrhunderts jchil- 
dern die Vifitatoren jo: 


Oetigheim. 


Censet parochia haec familias 34 catholicas omnes, jurisdictionis tempo- 
ralis Badensis, decanatus Ettlingani, Patronus S. Michael. Dedicatio domi- 
nica subsequente festum Patroni. Collatrix Rma Dnna abbatissa ex Frauen- 
alb. Decimatores Smus marchio et Dna abbatissa ex Frauenalb. 

Marchionis medietatem colligit ex campis communitas, invehit, triturat et 
ad ejus mandatum, quando et quo vult, vehit. Medietatem abbatissae conduxit 
communitas; ex hac eidem solvunt 16 Malt. siliginis, 4 Malt. tritici et 8 Melt. 





ı 3tſchr. XXIII, 270. Saalbud, ©. 197—234. 

? Renovationen im General:Landes:Archive. 

3 Daſelbſt. 

+ Alten im ©. L.Archive, die zwifchen dem hochfürſtlichen bad-bad. Haufe 
und ben Grafen von Eberftein gemeinjchaftlich gewefene lutheriſche Pfarrei zu Otig— 
beim betr. von 1618. Akten, bie Reparatur und Erweiterung ber Kirche zu Otigheim 
betr. von 1623 bis 1743 und 1744. Die Belegung der Pfarrei betr. von 1525 bis 
1760. Die Verpachtung der Pfarrei Otigheim Widumgüter von 1564 bis 1777. 





54 


avenae. Decimas minores dividit marchio cum pastore. Pastoris partem col- 
ligit communitas et asservat advenienti novo; ad minores decimas hoc loco re- 
vocantur Gerjten, Weljhforn, Hevdenforn, Erbien, Lingen, Hirfen, Hanff, Flache, 
Rüben :c. porci, oves; non autem gallinae, anseres, anates, olera aut fruges. 
Animalia seminalia curat et alit communitas, pro quo certo inde cedit 21/, 
Jugerum agrorum ab omnibus decimis et oneribus immunium. 

Ecclesia satis angusta, parvae tamen parochiae capax, navis recenter cum 
ossuario et turri ex censibus ecclesiae reparata. Chori tectum totum compu- 
trescit et minatur ruinam, ad hujus conservationem et restaurationem obligari 
volunt Rmam Dnam abbatissam ex Frauenalb, quae etiam obligatur ad conser- 
vandam domum pastoris, quae intus tota vastata a miljtibus, et quia tot annis 
inhabitata, nisi mature restituatur, paulatim concidet. Monita de hoc domina 
abbatissa mox asseret aliaque pro hujus et ecclesiae reparatione convehere. 

Fenestras, scamna, libros, vinum, hostias, ornatum curat ecclesia uti et 
septa coemeterii; hoc rimas hine inde in muro agit undique sylvestris, sam- 
buco ! et arbustis, depascitur ab aedituo. 

Altare unum consecratum et ex parochia fundatum, Cathedra lignea 
pedi innixa lapidea. Baptisterium antiquum et vastum, confessionale nullum. 
Campanae duae benedictae. Sacrarium in pariete angustum nimis et parum 
nitidum. Lampas ante hoc nullum. Monstrantia nulla, quae ultimo bello cum 
omni alio ornatu ecclesiae a militibus direpta. Ciborium novum stanneum, uti 
et pixides duae pro sacris oleis, tertium oleum infirmorum in putamine nucis 
asservatur. Calix novus argenteus 32 fl. recens Argentorato comparatus. Mis- 
sale novum Romanum. Agenda Constantiensis bona. Casula una. 

Alba una, reliqua suppellex admodum tenuis. Liber baptizatorum nullus. 
Memoria nulla confirmationis nec visitationis. Sedes communes, hinc nullae 
circa hasce lites uti nec circa sepulturas aut bona ecclesiae. 

Processiones una cum venerabili per pagum erectis in eo quatuor al- 
taribus, ad quae quatuor evangelia canuntur, in festo corporis Christi, festo 
S. Marei in Bickesheim, festo SS. Philippi et Jacobi excipiunt 4 processiones 
vicinorum,. Feria 2 rogationum in Ilchisheim, fer. 3 in Aw, fer. 4 in Stein- 
mauren. Festo ascensionis in Radstatt. 

Anniversarium nullum, 

Ecclesia bona et reditus in admodum misero statu. Sedecim florenos 
annos adhuc habet fixos, cum ante paucos annos habuerit 28. Multa debita, 
solutis ante aliorum debitis ecclesiae mortificantur. Rationes fiunt administra- 
tori spiritualium a duobus juratis, qui annis singulis deponuntur, quatuor 
jurati priorum annorum debent in restantibus 109 fl. 

Pastorem proprium ab annis septem non habuerunt, quando religiosus 
aliquis ob scandalosam vitam amotus; interim a diversis administrata parochia 
et pro tempore administratur a P. P. capucinis Badensibus eo excurrentibus. 
Movet bona abbatissa omnem lapidem et auget fundationem, ut hominem habere 
possit et tamen vix est, qui se repraesentet. 

Pastoris competentiam incolae asserebant esse: ab abbatissa siliginis 
18 Malt., avenae 12 Malt., pecuniae 18 fl., medias minores decimas. Ex bonis 
parochialibus elocatis siliginis 15 Malt., avenae 1 Malt., agrorum 3 Morgen, 





! Sambucus, Hollunderftraud. 


T 


55 


quae rustici tenentur colere, serere, invehere. Item advehere ligna necessaria, 
Item vehere ad molendinum. Jura stolae, ut in Radstatt. Ludimagister nullus, 
Aedituus est director horologii Joannes Zehmer, incola. Satisfacit officio, 
constituitur a communitate. Pro competentia habet omnes decimas primi post 
ditissimum pagi et immunitatem personalem. Ex funere majori 1 Schilling, 
minore O0, compulsatione ad funus 1 Schilling, copulatione mediam amphoram 
vini, panem, olera et carnem; latione, scopis et sale 1 fl. 6 batzen. Domus 
exstructa pro ludimagistro a communjtate inhabitatur a subulco !; signo chariores 
illis esse porcos quam pueros, cum illis de subulco provideant, hisce non de 
ludimagistro. 

Vigent valde superstitiosae benedictiones vetularum. 

Confraternitas nulla. 

Pro choreis licentiam facit pastor teste praetore. Festis subinde labo- 
ratur in agris, als im Welfchforn. Ex concione et sacro excurritur. Nullus 
habetur catechismus. Venerabili, quando ad aegros defertur, nullus flectit, minus 
comitatur. Scandalum publicum nullum. Obstetrix jurata. Fundatio pro pau- 
peribus annue 1 Rtblr. solvitur et distribuitur. Inventarium ecclesiae nullum. 
A 60 annis non confirmati; ab hominum memoria nulla visitatio. 

Parvuli non sepeliuntur per pastorem. Nulla ratio communionis paschalis. 
Nulla insolentia aut excessus sub divinis. 

Monita. Coemeterium expurgandum, claudendum. Providendum pueris 
de scholis et ludimoderatore. Cavendum vetulis a superstitiosis benedictionibus. 
Non excurrendum ex concione, et quando catechesis habetur ab omnibus fre- 
quentanda. Flectendum quando venerabile transfertur-et deducendum ad aegros 
et templum. Parvuli baptizati sepeliendi per pastorem. 

Reliqua neo pastori, quem audimus esse in via, reliquimus emendenda. 
Substitimus nos hac in parochia horis octo, quando ad populum diximus 2, 
catechesis habita 1; communicantes 96 ?. 

Bericht der bifchöfl. jpeierifhen Bifitatoren Georg Klein und Urban Robert, 
Soc. Jesu, über Ödigheim. Lib. visit. de anno 1701. Fol. 93. 

Parochia haec serenissimo Badensi in temporalibus subjecta numerat fa- 
milias 25, omnes catholicas. Administrat eam binando rev. dom. Fridericus 
Fröhlich, in Rastatt (fpäterer Zuſatzt P. Solanus Warmuth, Franciscanus ex 
conventu Rastadiano 1725). 

... Parochus ex certis agris habet medietatem minorum decimarum. In- 
super tenetur domina abbatissa in Frauenalb annuatim ei pendere 15 mald. 
siligenis et 11 avenae; at medietas horum ab aliquo tempore fuit substracta, 
ex quo capite nescitur... Lampas ante venerabile non ardet ex defectu olei, 
quod ab aliquot annis frustra exigitur a Badensibus. 

Gravamina. 1. Alba dominarum renuit ab aliquo tempore parocho 
dare totam competentiam. 2. Non reparantur tecta templi. 3. Aedes paro- 
chiales ex defectu reparationis vergunt in ruinam. 

1715. Juni 14. Aus dem Berichte ber bifchöflich fpeierifchen Pifitatoren 


1 Subuleus, Schweinehirt. 

?2 Aus: Liber visitationis episc. Spir. 1683. pars II. Im ältern Eremplar 
S. 2—94, in der Abſchrift S. 132—137. Ztſchr. f. Gefch. d. Oberrh, Bd. XXVI. 
©. 464—67. 


Bin 


2 0 


56 


Petrus Gornelius, Biſchof von Metbone, und Kirchenrath Heinrich Thbeifen, über 
Otigheim: Relatio visitationis de anno 1715, p. 127—39, 

Oettigheim est parochia capituli Gernsbacensis, jurisdicetionis Badensis. 
Joannes Henricus Leon, patria Badensis, 34 annorum, administrat per tres 
annos; habet familias 30 omnes catholicas. Inventa est juventus praerudis. — 
Leon war zugleih Pfarrer in Raftatt, die Gemeinde Otigheim übergab der Viſi— 
tationscommiffion eine Eingabe an ben Biſchof, worin berjelbe um die fonderbare 
bochfürftlihe Gnade gebeten wurde, die Ädtiffin zu Frauenalb dahin zu vermögen, 
daf fie entweder die Gemeinde wieder mit einem eigenen Pfarrer verfche, oder aber 
dem bermaligen Pfarrer die verweigerte Gompetenz wieder reihe, damit biejer einen 
Gaplan in Dtigheim halten oder für Verfehung des Gottesdienftes durch die Franzis— 
faner in Raftatt forgen könne. Ztſchr. XXVI, ©. 467. 


8. Steinmanren. 


Bei diefem Dorfe an der Murg, einer alten baden-baden'ſchen Zoll: 
jtätte, bejtund eine jtarfe Nheinüberfahrt. Der Ausflug der Murg 
in den Rhein iſt heute noch der Sammelplat aller Bord: und Holländer: 
flöße, welche bier zu Nheinflößen zufammengebunden werden. Es gab 
diejes8 dem Orte von jeher viel Nahrung und Steinmauren jpielte 
mit feinen Wirthshäufern während des Mittelalters eine nicht unmwichtige 
Rolle in der Gedichte der Murgichifferichaft ?. 

Der lecken weist auh römijhe Münzfunde auf?, jcheint da— 
her zu den ältejten Orten der Gegend zu gehören und der Landungs— 
plat gemwejen zu fein für Diejenigen, welche nad Rajtätten und Baden 
wollten. Selbſt der Name Steinmauren (Steinmur) jcheint ein 
Zeuge für den Beitand des Drtes unter den Römern. 

An den mittelalterlihen Urkunden ijt wenig von Gteinmauren 
die Nede. An einer folden von 1239 wird ein W. scultetus de 
Steinmur genannt ?. Das Dorfgericht beitund aus dem Schultheißen 
und ſieben GerichtSleuten, was bei ſolchen Bauerngemeinden die ge- 
wöhnliche Zahl war ®. 

Über die Steinmaurer Kirche findet ſich die erfte Nachricht 
aus jpäter Zeit im Jahre 1481. Ein Ablafbrief vom fpeieriichen Ge— 
neral:Bicar ertheilt allen denen Nachlaß ihrer läßlihen Sünden, welche 
diejelbe an gewiſſen Tagen bejuchen und zu deren Neparatur etwas 
beitragen ®. 

1 Kolb, er. VII, 252. Eminghaus, bie Murgicifferihaft in der Graf: 
ſchaft Eberftein. Jena, 1870, Trenfle, Geſchichte der Schwarzwälder Induſtrie. 
S. 166. Oberrh. Ztſcht. XI, 278 und XIII, 285. 

2 Zeitſchr. XV, 164. 3 Zeitfchr. I, 119. 

* Zeitfchr. XV, 263. 

5 Bad.-Bab. Repert. im G. L.Archiv. 





57 


Nach einer Urkunde des gleihen General:Bicard von 1522 wurde 
diefe Kirche, welche sub ecclesia parochiali villae Elchesheim jtund, 
von Grunde aus neu erbaut (templum sive sacellum ex fundamentis 
de novo reaedificatum) und eingeweiht!. An der Thurmthüre it 
das baden=jponheimifhe Wappen angebradt und an einem Chorpfeiler, 
etwa 6 Schuh in der Höhe, steht die verjchnörfelte Kahrzahl 1516 mit 
den Buchſtaben I. H. A., was mohl dahin zu ergänzen it, daß der 
Bau in diefem Sahre (inchoatum hoc anno) begonnen und der 
Grundſtein gelegt worden jei ?. 

Die Competenz dieſer Elcheöheimer Filiale wurde 1567 neu feit- 
geitellt. Die Pfarrer genannten Ortes hatten vielfahe Beſchwerden 
zu erheben, wie Pfarrer Konrad Schäffer eine im Jahre 1574 gegen 
das Collegiatjtift Baden wegen feiner zu beziehenden Gompetenz. Diejes 
hatte nämlich den Pfarrverweier oder Caplan zu falariren, war aber 
damit im Rückſtande geblieben. Solche Beſchwerden dauerten Jahre 
zehnte lang. 

Sm Anfange des vorigen Jahrhunderts war Steinmauren nod 
Filiale von Elchesheim und ſteht al3 ſolche in den Bifitationsprotocollen 
von 1701 und 1715 aufgeführt. Erſt um 1740 wurde der Ort von 
jeiner alten Pfarrhöre getrennt und jofort die neue ecclesia parochialis 
dur) einen Caplan verjehen ?. 

Aus den Bifitationsprotocollen entnehmen wir über Gtein= 
mauren folgende Einträge: 


Steinmauren. 


Parochia haec 70 censet familias catholicas, ad fluvium Murcham sitas 
longo ordine, ex quibus pleraeque se alunt devehendis in inferiorem Rhenum et 
Hollandiam, asseribus, trabibus et arboribus. Jurisdictionis temporalis est Ba- 
densis satrapiae Radstattensis, decanatu® Ettlingani. 

Patronus: S. Nicolaus. Dedicatio: Dom. post nativitatem B. V. 
Collator: Collegiata Badensis, Decimatores: haec et marchio hujus 
partem mediam, pariter obligantur rustici in campis colligere, invehere, tri- 
turare et ad ejus mandatum devehere, quo mandat. Pars seu medietas capituli 
elocata communitati, exin hoc anno solvunt 16 Malt. tritici et 25 Maldera 
avenae. Minores decimas accipit et dividit marchio cum pastore ut in superiori. 
Animalia seminalia curat et alit communitas, pro quibus certi designati agri, 
qui cum hoc onere elocantur a communitate. Ecclesia pulchra lucida ampla 


1 Dasfelbe, Urfunde vom 22, April 1522. 

? Mone, bad. Archiv, I, 134. 

’ Ardivalten: Die Separation ber Pfarrei Steinmauren von ber zu 
Elchesheim, die dem Stifte Baden überlafjenen Patronatsrechte, Feſtſetzung der Pfarr: 
competenz und von ber Gemeinde übernommene Bau und Unterhaltung des Pfarr: 
und Schulbaufes von 1715, 1743 bis 1745. 








98 


ac bene reparata curatur et conservatur in omnibus ex propriis reditibus. 
Coemeterium apertum, sentibus oppletum, depascitur ab aedituo. Campanae 
hic tres benedictae. Reliquiae nullae. — Altaria tria non consecrata nec do- 
tata. Sacrarium in pariete honestum, mundum et clausum. Lampas festis et 
sub divinis tantum accenditur. — Venerabile cupreum. Ciborium cupreum 
deauratum. Pixides pro sacris oleis stanneae. Calix deauratus, ejus pes 
cupreus et cupa argentea. Casulae tres. Alba una, missale Romanum, agenda 
Constantiensis, cantuale nullum, cantus nullus. Baptisterium, confessionale, ca- 
thedra bona et decenti loco. Liber baptizatorum antiquus, sed in quem 
nulli mortui aut copulati relati, et hinc inde mancus 1. Confirmationis et visi- 
tationis meminit nemo. Sedes curantur ab ecclesia et sunt communes, hinc 
eirca illas aut sepulturas aut bona ecclesiae lites nullae. Processiones cum 
venerabili una tantum dominica infra octavam corporis Christi per pagum. In 
festo S. Marci in Bikesheim, festo S. Philippi et Jacobi in Oeticheim, 
festo inventionis S. Crucis in Bitichheim, feria 2 rogationum in Elches- 
heim, feria 3 in Aw, feria 4 vacant et excipiunt processiones ad se venientes. 
Anniversarium nullum. Reditus ecclesiae colliguntur a duobus juratis; 
rationes reddunt administratori spiritualium, qui pecunias ad se abstrahit, et 
nihil in ecclesia curatur aut reparatur; habet ecclesia ex censu annuo fixo 70 fl. 
Pastor idem?, qui in Ilchesheim cum qua et hac alternat, habet hinc sin- 
gulis septimanis 1 fl., decimas minores et jura stolae ut in Ilchesheim. Ludi- 
magister nedituus et director horologii Joannes Wieg, sutor, satisfacit officio, 
constituitur a pastore et praetore et juratis. Pro competentia habet: Ditioris 
rustici decimas ex omnibus suis agris. Item ex ecclesia 8 fl., item ex in- 
structione pueri per septimanam !/, Batzen, item ex copulatione panem, am- 
phoram vini, carnes cum oleribus vel horum loco 21/, Baken, item ex funere 
majori 17 Kreuzer, item ex funere minori 1 Schilling. Communicantes 224. 


Vifitationsprotocoll v. 1701 fol. 100. 

Steinmauren. Est ecclesia filialis, spectans ad parochialem in Elches- 
heim, numerat familias circiter 40. Sarta tecta templi sunt adhuc in bono 
statu; at fenestrae indigent reparatione., Aedes scholares suis cineribus 
tumulatae jacent. 

Vifitationsprotocoll v. 1715 (Missio). 

Steinmauren. Filialis, pertinens ad matricem in Elckesheim. Patro- 
num habet S. Nicolaum. Tria exstant altaria: 1 S. Crucis, 2 Bmae Virginis, 
3 S. Nicolai. — Fenestrae ecclesiae indigent reparatione. Tenentur decima- 
tores; hi tamen hoc onus rejiciunt in ecclesiam aut communitatem. — Domus 
parochialis nunquam hic exstiti.e. Domus scholaris cineribus suis se- 
pulta jacet. Ludimagister accipit ab ecclesia 8 fl., a singulis eivibus — 1 
manipl. 

Gravamina. Parochus non gerit curam parochianorum; unde crebro 
accidit, ut diebus dominicis non intersint divinis. 


1 Mancus, verjtümmelt. 
2 Joachimus Beuschel. 


ee 


59 


9. Durmersheim mit den Filialen Bickesheim und Würmersheim. 


An Bickesheim jowohl ald in Durmersheim (Thurmares- 
heim) zeigen ſich Spuren einer römiſchen Straße, melde nad) Lauter— 
burg führte!. Hier beſaß ſchon unter den Merovingern das Stift 
Weiſſenburg verjchiedene Güter und Rechte, melde im 13. Jahr— 
hundert zum Aufichriebe gefommen. Damals bereit3 bejtund eine Zehnt— 
firde bajelbit ?. 

An einem berrenalbijchen Wrtheilbriefe von 1310, wornach der 
Speierer Gerichtshof zwifchen dem Kloſter Herrenalb und den Dörfern 
Dtigheim und Bietigheim wegen Waidgerechtigkeiten entfchieb, wird 
eine Dechanten (Decand) zu Durmerdheim ermwähnt?, wie in einer 
Urkunde von 1366 ein PBfarrreftor Conzmann zu Durmerdheim, und 
in einer von 1381 ſowohl der Pfarrer Claus, ala der Frühmeſſer 
Johannes in der Capelle zu Bickesheim aufgeführt *. 

Markgraf Karl I von Baden lie in der Kirche zu Durmersheim, 
welcher er Stiftungen zuwandte, jein Stammmwappen anbringen. 
Es trägt die Jahreszahl 1473, iſt aber ohne weitere Anjchrift?. 
Es war demnad) dieje Kirche eine der größeren und bedeutenderen der 
Umgegend. 

In der Nähe Hatte das Klojter Herrenalb nad einer Urkunde 
von 1216 einen Maierhof, eine grangia, der „Lindenhard” genannt, 
welcher in der Mörjcher Gemarkung gelegen wars. Die Gemeinde der 
„armen Leute”, d. 5. die leibeigenen Bauern zu Durmersheim, for: 
derten 1377 für ihre diefem Hofe ſchuldigen Frondienfte die gewöhn— 
liche Atung an Eſſen und Trinken (Milch, Käs und Anderem), 
wurde aber damit abgemwiejen, da alle berrenalbijhen Hofgüter 
auf der Hard durch ihre früheren Herren und Beier (die Grafen 
von Eberjtein und Markgrafen von Baden) von derlei Leitungen er: 
ledigt worben 7, 

Auch jpäter, um's Jahr 1468, hatte dasjelbe Klojter einen Streit 


ı Zeitfchr. f. Geich. des Oberrh. X, 206. XXV, 380. 

? Zeuss, trad. Wiz. CXCIII. 

3 Zeitfhr. V, 455, Anmerk. 1. 

% Dafelbft IX, 106. XXV, 380. 

5 Bab. Ardhiv von Mone I, 134. 

6 Zeitſchr. I, 117. 

’ Dafelbft IX, 93. Pfalzgraf Ruprechts (als Vormünders der "jungen Mark— 
grafen von- Baden) Beftätigung jener Freiheiten, welche die von ben Häufern Eber: 
fein und Baben an das Klofter Herrenalb geliehenen Höfe auf der Harb von jeher 
beſeſſen und 1250, wie 1286 erneuert erhalten, von 1377. 


Meet 


nn: 





60 


mit der Gemeinde wegen des Lindenharder Hofes, deſſen Schickſal 
in der Zeitjchrift für Geſchichte des Oberrheines mitgetheilt ijt . 

Zwiſchen diefer Gemeinde und ihrem Pfarrer entjtund wegen Als 
mendgenufjes an einer Wieſe, ſowie wegen des der Pfarrei zu— 
fommenden Fleinen Zehntens um 1536 ein Streit, welder aber 
ihon 1538 gütlich beigelegt wurde?. Der aus dem Durmersheimer 
Heiligenfonde nad Wintersdorf und an’ Ettlinger Stift (aus einem 
an bie Kirche zu Bickesheim verwendeten Gapitale) zu zahlende Zins 
von vierthalb und von drei Gulden wurden im Sahre 1589 auf herr— 
Ihaftlichen Befehl aus den Einkünften des Stiftes beftritten ?. 

Diejes find über Durmersheim die einzigen Nachrichten aus 
dem 15. und 16. Kahrhunderte, und auch aus dem folgenden ijt wenig 
Anderes befannt, al3 daß zwiſchen 1601 und 1612 auf dem Kirch— 
tburme dajelbit (wie aud zu Bietigheim und Steinmauren) bie 
Schlaguhr reparirt worden, und die Pfarreien zu Durmersheim und 
Bietigheim wegen Priejtermangel binirt gewejen *. 

Erit im Anfange des 18. Jahrhundert3 wurden diejelben wieder 
getrennt, wobei man die Competenz, den Zehnten und die Ge— 
fälle neu bejchrieben hat’. Hierauf erhielt die Kirche eine Ermei- 
terung, da die Drtsbevölferung zugenommen. Die Beiträge hiezu, 
jowie zur Unterhaltung, Tleijteten die Dezimatoren, die Yandesherridaft 
(mit jährlid 2 Malter Korn), der Pfarrer (mit jährlich einem Malter 
Korn) und die von Trapp’ihe Stiftung. 

Auch der Bau eines neuen Pfarrhauſes fiel in diejes Säculum. 
Damals lebte der in den Bifitationsprotocollen von 1683, 1701 und 
1715 Häufig erwähnte Pfarrer Franziscus Wied, ein geborener 
Badener, der gegen 60 Jahre lang Pfarrer war. 

In Würmersheim, einem kleinen Yilialorte, wo das Stift zu 
Ettlingen ein großes Hofgut befaß, wurde erjt 1776 eine Gapelle er: 
baut, wobei die Gemeinde zur Faſſung des Altars ein Gnadengejchent 
von 75 Gulden jpendete®. 

Das andere Filial, Bickesheim, tritt erſtmals in einer Urkunde 
des Königs Heinrih IV von 1102 auf. Die dortige Capelle wurde 
wahrjdeinlih von Markgraf Rudolf und feiner Gemahlin Kunigunde, 
welde im Jahre 1290 im Klojter Lichtenthal ftarb, um Mitte des 
13. Jahrhunderts erbaut, jodann im Laufe des 14. und folgenden 
Jahrhunderts mit Pfründen reich bewibmet, endlid im Jahre 1459 unter 


! Zeitfchr. I, 157. IX, 98—9. 
2 Akten des ©. L.-Archins. 
®s Ebenfo. Ebenſo. 5Ebenjo. 6 Ebenio. 


61 


Aufhebung der dortigen vielen Caplaneien mit dem Stifte zu Ettlingen 
vereinigt, worüber eine ausführliche Urkunde des Papſtes Pius II vor: 
banden iſt!. 

Nahdem im Sabre 1630 die Kejuiten in der Marfgraficaft 
Baden-Baden fi aufgethan und 1666 diefe Gejellihaft in Ettlingen 
ein Gollegium gegründet, wurde die durch ein Gnadenbild befannt ges 
wordene Gapelle S. Mariae Virginis von den Jeſuiten-Patres verjehen. 
Auch fanden im 17. und 18. Jahrhundert mehrere denkfwürdige Kirchliche 
Seite dajelbit ftatt 2. 

Wir bejchränfen ung Hinfichtlich der Bickesheimer Gapelle 
auf die wenigen Mittheilungen, da dieje Wallfahrtskirche in einem be: 
jondern Aufjate ausführlicher behandelt werden joll. 

Das VBijitationgprotocoll von 1683 jchildert die kirchlichen Ver: 
bältnifje zu Durmersheim und Bidesheim, wie folgt: 


Turmersheim. 


Pagus hie 30 censens familias et Wuermersheim 13, catholicas omnes, 
unam conficiunt parochiam; subjacent in omnibus jurisdietioni temporali Ba- 
densi. Decanatus Ettlingani. Patronus ecclesiae S. Dionysius. De- 
diecatio dominica ante festum S. Laurentii. Collator Smus marchio Badensis. 
Decimator majorum decimarum, quo ad duas tertias marchio et pastor quoad 
unam; extendunt illae sese universim ad 75 Maldera. Decimator minorum 
decimarum, quoad duas tertias domus tertiae probationis Itlingana ? et pastor 
unam tertiam. Animalia seminalia curat et alit quaelibet pro se communitas. 
Ecclesiae status mediocris, qua parte defieit, incipit reparari. 

Coemeterium clausum depaseitur ab aedituo ex gratia pastoris. Sanctus 
(fundus) hie est ecclesia ex suis reditibus debet conservare chorum, sacristiam, 
fenestras, ornatum, sedilia, januas, vinum, hostias, libros. Marchio censervat 
navim ecclesiae. Communitas conservat turrim, campanas, funes, ossuarium, 
murum coemeterii, crates, portas. Altaria tria, unum consecratum, duo pro- 
phanata, utrumque ornata non dotata. Reliquiae nullae. Baptisterium et 
cathedra bona et bono loco, non ita confessionale, quod antiquius. Campanae 
tres bonae et benedictae. Sacrarium in pariete mundum et clausum. Lampas 
sub divinis tantum accenditur. Monstrantia cuprea. Ciborium cupreum. Pixides 
pro sacris oleis ex stanno. Calix argenteus. Casulae 4. Alba una, missale 
Romanum. Agenda Argentinensis. Liber baptizatorum bonus; nullus intra 50 
et plures annos confirmatus. Lites circa sedes sepulturae alt bona ecelesiae 
nullae. Processiones duae cum venerabili prima in festo Corporis Christi in 
et circa pagum, 2d# in festo B. V. visitatae in Bickesheim, ex voto nuncu- 
pato gravante AP 1667 peste, quo vix concepto omnis pestis desiit saevire. 





ı Remling, Urfdenb. I, 80. Z3tſchr. I, 110; VI, 133; XXIV, 466. 467. 
Copb. 104, Fol. 97. 98. Urkde. 1421, 18. Nov. Repert. Remling II, 29. 

2 Akten. Siehe bie Anlagen. 

’ Das im Jahre 1666 gegründete Jefuitencollegium. 


— 


62 


Festo S. Marei et feria 4 Rogat. in Bidicheim, festo S. Philippi et Jacobi 
in Oetigheim. Fer. 2% rogationum in Elchesheim, feria tertia in Aw. 
Anniversarium nullum. Reditus ecclesiae sunt quotannis 12 fl. 6 modii siliginis; 
colliguntur a duobus juratis; rationes fiunt administratori spiritualium et uni 
deputato ex camera absente pastore.. Pastor R. D. Franciscus Wiech, Ba- 
densis 34 annorum; pro oeconoma habet matrem, bene fungitur officio pastoris 
et quiete vivit, satisfacit in administratione sacramentorum, concionibus, ca- 
techesibus, quas singulis dominieis et festis duplicat in utraque parochia. 
Assistit morientibus et sponsalibus, nullum neglexit, nullum copulavit vaga- 
bundum nec alterius parochiae, uti nec ex se dissolvit sponsalia, parochiam 
utramque possidet ex commenda, quam annue redemit. Capituli est Ittlingani, 
cui paret et solvit jura.. Competentiam suam incipit in festo S. Georgii; nullum 
habet conflicetum, aut dissensionem cum magistratu aut parochianis. Domum, 
quae commoda et usibus parochi aptata, conservat marchio. Pro competentia 
habet tertiam majorum et minorum decimarum, hortos, agros et prata aliquot: 
in pecunia et vino nihil. Jura stolae ex sponsalibus et proclamationibus 0, ex 
copulatione 20 Baken, dimissoriis 20 Batzen, provisione aegrorum 0, administratione 
aliorum sacramentorum 0, baptismo !/, fl., introductione O0, conductu funeris me). 
et tribus sacris 1 Rtbl., conductu funeris minoris 1/, fl., concione funebri 1 Rthl., 
sacro per annum votivo !), fl. Ludimagister, aedituus et director horologii 
Joannes Jacobus utroque fungitur officio, praesentatur a communitate, 
constituitur a pastore. Pro salario sola habet 12 Maldera siliginis, ex quibus 
sex habet a pastore et sex a communitate; ex copulatione offam, panem, 
frustum carnis et amphoram vini. Ex funere majori 17 Greuzer, minori 6 Greuger. 
Ex instructione unius per quartam anni partem 15 Greuger. Pueri ex utroque 
pago de hieme diligenter mittuntur ad scholas. Superstitiones et aniles bene- 
dietiones multum abrogatae, serpunt tamen adhuc; nullam habent confraterni- 
tatem nisi quae est in Bickesheim, in qua frequenter. Licentia producendis 
choreis petitur a parocho. Nulla tractantur servilia diebus festis nisi ex 
necessitate et de licentia parochi; uti nec excurritur iis diebus extra parochiam 
sine ejus praescitu. Concioni et catechesi diligenter et constanter intersunt. 
Nullum scandalum publicum in parochia. Venerabile quando ad aegrum de- 
fertur, ducunt et reddunt 2 vieini. — Obstetrix jurata et bene informata. 

Fundatio pauperum 2 fl., qui annue distribuuntur. Habent inventarium 
recenter renovatum. WVisitatio ante annos viginti octo coepta, sed non con- 
tinuata. Infantes suos illi ipsi sepeliunt. Communio paschalis accurata exacta 
schedis. Sub divinis nec luditur nec potatur nec venditur. 

Gravamen pastoris, quod mancipiorum instar a saecularibus graventur 
ecclesiastici contra omnia jura et privilegia status novis teloniis et impositio- 
nibus inauditarum accisarum. 

Monita. Pueros suos faciant dein ritu et more catholico sepeliri per 
pastorem. Et constanter abstineant a superstitiosis vetularum benedictionibus 
ac perseverent in bene fundata devotione ac honesta prolium educatione. 

240 communicantes. 

(Atque hinc invitati ab utroque R. P. rectore Badensi et Ittlingano pro 
sacro canendo in festo S. P. Ignatii adivimus Ittlingam, unde sacris peractis 
eadem mox die in 

Aw, 31 Juli hora 5# vespertina). 


63 


Bifitationsprotocoll 1701 (p. 80): Parochia est unam habens filialem 
Wuermersheim; familias numerat 34, omnes catholicas. Administrat eam ab 
annis 20 per binationem R. D. Franciscus Wiech, Badensis, parochus in 
Bietigheim. 

Bijit. 1701 Durmersheim, p. 208: Parochum agit jam ab annis 20 
rev. dom. Franciscus Wiech, camerarius. Numerantur familiae catholicae 34. 
Filialem habet in Wuermersheim. Gravamina: Aedes parochiales indigent 
reparatione. Tenetur Smus marchio. 


Bickesheim. 


Locus hic a frequentibus per annum nundinis celebris, celebrior a magno 
eultu M. Matris, cujus hic statua miraculis clara et ad quam per annum in- 
numera vota et supplicationes fiunt. Fuit olim ecclesia collegiata 
24 canonicorum, qui circum ecclesiam habitabant, quarum aedium nec rudera 
amplius prostant, ita illis Itlingen ob insolentiorem et dissolutam vitam trans- 
portatis ac intra civitatis moenia restrictis. Ecclesia haec M. Matris sola bono 
muro cincta, cui parva sacristae aedicula incumbit in amplissima planitie sita, 
ab episcopo et marchione Badensi directioni rr. pp. societatis Jesu domus 
tertiae probationis Ettlinganae postliminio est commissa cum omni emolumento 
et damno. Ecclesia est perampla, quatuor altaribus exornata, quorum medium 
ad ingressum in chorum praesentat statuam B. V. miraculosam. Ornatus hic 
altarium et sacerdotalium vestimentorum non exiguus. Monstrantia et ciborium 
argentea deaurata, mundo et clauso reservantur in sacrario in pariete efformato !. 
Calices argentei deaurati tres, alia ecclesiae suppellex copiosa. Campanae duae. 
Officium fit hic a patribus omnibus per annum diebus sabbatariis; item omnibus 
festis B. V. quibus ob frequentiam communicantium, tot huc mittuntur sacer- 
dotes, quot haberi possunt. Maxime festo Virginis visitatae, quo innumerus 
prope populus confluit, ut a viginti et pluribus saepe confessariis poenitentium 
numero satisfieri vix possit, et vere locus hie Badensium et latae eorum viciniae 
est poenitentiaria. 

Nos hoc loco non celebravimus, sed quando sub horam primam D. Vir- 
ginem salutatum ac campanam benedicturi accessimus, nos praestolantes ? in- 
venimus processiones pagorum Turmersheim, Wuermersheim, Bidig- 
heim, Moersch, Forchheim, Daxlandt et Aw, qui ad hanc ecclesiae 
ceremoniam videndam clausis aedibus desertis pagis omnes effusi magno numero 
et benedicentem spectarunt et dicentem audierunt, quando panes 700 juventuti 
distributi in memoriam et duo ahmae vini non sufficiebant. Finita hic bene- 
dictione ac refectione parvä sumptä, paratis nobis equis pervenimus in Moersch. 


Über die biſchöfliche Vifitation im Jahre 1715 berichtet das Protocol 
138) das folgende: 


Durantibus his interrogatoriis plures fuerunt confessi et ss. epulis refecti. 
Post prandium habitus fuit catechismus, inventaque est juventus praerudis, 
qua propter parochum monuimus privatim, ut juventutem melius in rebus fidei 
instruat, habitaque alia concione monuimus parochianos, ut sibi provideant de 
speciali pastore equorum, ne diebus dominicis impediantur ab ecclesia et 


En 
@ 


! Efforato ? ? Praestolari, warten. 


re 


64 


catechesi, item ut juventutem diligentius mittant ad scholam, ut in vigiliis non 
autem diebus festis colligant pabulum, item ac juniores tempore noctis de pago 
in pagum ut hucusque vagentur. Dataque benedictione versus Durmersheim 
deducti fuimus, ubi adventantes processionaliter excepti in ecclesia praevia 
coneione causam nostri adventus indicavimus, exinde cum D. rectore $. J. Ett- 
lingano perreximus in Bickesheim, ecclesiam quondam collegiatam, nunc ad 
soc. Jes. in Ettlingen cum omnibus emolumentis translatam, et festivo cam- 
panarum sonitu excepti invenimus ecclesiam sat vastam praeter tectum, quod 
indiget reparatione, petiimus ex praefato P. rectore, quis ad hujus reparationem 
veneatur, aegre respondit; putabat autem ex oblatis, quae anno excrescunt ad 
30 fl., reparandum. 





Urbanus Robert, colleg. soc. Jesu in Ettlingen, Rector dafelbit, 
ihreibt unterm 28. October 1737 an den Biſchof von Speyer: 


Eminentiae suae humillime significo statuam Virginis thaumaturgam, quam 
ab novissimo belli periculo Bickesheimio Ettiingam ad templum patrum soc. Jes. 
securitatis causa translata et ibi asservata fuit. 

Statua enim divae Virginis, facto et audito ante Ettlingam sacro a 12 virg. 
in portando alternantibus inter pios cantus et preces elata fuit, processionem 
Ettlinganam subsecuta est processio Stapfericensis, cui in Harta, seu media 
via sese adjunxere Schoelbronnenses, Ettlingenses, Weyerani, Malschenses, 
Buhlacenses, singuli vexillis suis instructi, dum omnes pulchro ordine ali- 
quantum processerunt, excepere Auenses, Moerschenses, Durmersheimenses et 
Daxlandiani et denique etiam ipse serenissimus marchio Badensis Rastadio 
delapsus ! cum comitatu suo obviam processit divamque virginem alternantibus 
tubis et piis canticis prosecutus est in templum, summoque sacro, quod musieci 
aulici adornarunt, devotissime interfuit, summum sacrum excepit hymnus Am- 
brosianus et hine concio, qua finitä omnis populus processionaliter ad propria 
reversus est. Gntbalten in ben Akten: „Die VBerbringung des zu Ettlingen auf: 
bewahrten Muttergottesbildes nad Bidesheim.“ Icon thaumaturga Bmae Mariae 
Virginis ab novissimi belli hostiliumque incursuum amota ad praedictam urbem 
(Ettlingen). Restitutio per solemnem processionem, ad renovatam ecclesiam 
loci Bickesheim.“* 


Das Näditfolgende wird bringen: Die Geſchichte der Piarrei des 
Dorfes Niederbühl bei Rajtatt, dann jene des früheren Dorfes, der 
ipäteren Stadt Raſtatt; an dieje ſchließt ſich die Gejchichte der Pfarreien 
der großen Orte Kuppenheim, der früheren Amtsjtadt und Feſtung, 
der Dörfer Malſch, Mudenjturm, Oberweier am Eichelberg, bes 
Klojter Frauenalbijhen Ortes Völkersbach, jene von Moosbronn 
mit Freiatsheim und Mittelberg, an der würtembergijchen Grenze gelegen; 
auf dieje werben folgen die Pfarrei Ettlingen, jene der Dörfer des 
Albthales, Murg: und Dosthales. Die Pfarrei Baden-Baden 
ſoll den Schluß bilden. 


1 Bon delabor, heißt auch: unverhofft erſcheinen. 





Die 
SHtadt- und Pfarrgemeinde Bühl 
unter Windel 


geſchichtlich dargeitellt. 


Don 


C. Reinfried, 


Bicar in Meersburg. 





Quellen und Hilfsmittel. 


1) Die Urkunden und Akten ber Pfarr- und tbeilweife auch ber Ge- 
meinde-Regiftraturen Bühl, Ottersweier und Kappel: Winbed. 

2) Eopien ber widtigften Urfunden über ben ehemaligen Marftfleden Bühl 
aus dem 16. und 17. Jahrhundert, gefammelt von Ludwig Stolz, Apotheker zu 
Bühl (zwiſchen 1843 u. 1853), Handidr. 230 S. Fol. Die Originalien biefer 
Copien finden fi größtentbeild im General-Landes-Archive zu Karlsruhe, andere 
Stüde find Abjchriften von Urkunden aus der Amts: und Domänen-Kanzlei zu Bühl. 

3) Historia rectoratus Otterswilani antiqua et nova per P. Phi- 
lippum Heyl, p. t. rect. a. 1774, Handſchr. 84 ©. Fol. Der I. Thl, die Hist. 
antiqua, enthält eine aus den Urkunden und Aften bes ehemaligen Rectorats-Arhivs 
zu DOttersweier gezogene Furze Darftellung ber geſchichtlichen und rechtlichen Verbält: 
nilie des Rectorats mit feinen früheren Filialen und incorporirten Pfründen, wozu 
auch die Bühler Pfarrei gehörte. Der II. Theil, bie Hist. nova, enthält eine 
von Aufhebung der Jeſuiten-Reſidenz (1774 bis 1783, dem Tobesjahre bes Verfafjers) 
fortgefegte hronilale Aufzeihnung aller bemerfenswerthen Vorkommniſſe in 
Gemeinde und Staat. Den Zweck biejer Chronik gibt ber Berfajier im Prooemium 
mit folgenden Worten an: Postquam sublata hie societate Jesu archivum 
omniaque hujus parochiae documenta a caesareis commissariis Friburgum 
abducta sunt, ne ii, qui posthac rectoratum administraturi sunt, eorum, quae 
huc pertinent, plane ignari sint, utile et consultum putavi, capita praecipua ex 
antiquis fragmentis hic annotare, quod per paragraphos sequentes exequor, 
enixe rogans dominos successores, ut notabiliora singulis annis hic adnotare 
et parochiae historiam quasi texere pergant. 

4) Die vom Großh. Landesarhive herausgegebene Zeitfhrift für die Ge: 
Ihichte des Dberrheins, befonders Bd, XXVII, wo (S. 105—120) bie im Ardive 
fich befindlihen Bühler Urkunden, meift in Regeftenform, mitgetheilt werben. 

5) Die befannten Drudwerfe über die Bad. Lanbesgeihichte von Schöpflin, 
Sachs, Mone, Bader, VBierordt und Anderen. 


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— — — — — 


Im mittleren Theile unſeres Großherzogthums, gleichſam im Herzen 
des Landes, zwei und eine halbe Stunde ſüdlich von der alten Bäder: 
und ehmaligen Landeshauptitabt Baden, liegt das Städtchen Bühl, durch— 
jhnitten von der von Frankfurt nad) Bajel ziehenden Bergſtraße. Wer 
auf diefer Straße von Steinbad herfömmt, muß etwas bergan jteigen, 
und der Ort jelbit ift auf einer mäßigen Anhöhe erbaut. Da— 
ber wohl aud) fein Namen; denn Bühl (althd. Puil, mittelhd. Bühel, 
nahe verwandt mit Buckel, welches aber von „bucken“ abgeleitet wird, 
während Bühel unmittelbar vom alten „biugan“ jtammt) bedeutet Hügel, 
eine mäßige Erhöhung, eine aufgebogene Stätte, im Gegen: 
ja zur Ebene. 

Der Ort liegt 152 Meter über der Meeresfläche, in einer altculti- 
virten, durch Wein: und Obſtbau reichgejegneten Gegend, am Ausgange 
des zwar nicht großen, aber an Naturſchönheiten reihen Bühlerthales, 
defien Vorhügel dad Städtchen, es Tieblich befränzend, von Norden bis 
Süden im Halbfreife umgeben !. 

Am DOften erheben ſich die dunfeln, waldbewachſenen Berge des 
Bühlerthales und deren Ausläufer in langgeſtrecktem Zuge biß zu 
einer Höhe von 874 M., namentli der Omerskopf mit dem Heiden: 
berg (874 M.), der’ Buhfopf (596 M.), der Ludikopf, ber 
Klotzberg (311 M.), der Storemberg, der Eidheljteinbrud, 
der Bichelberg, der Lililiberg, ber Kabenrüden (462 M.), 
der Schartenberg (522 M.) mit dem Mekenberg; und mie jie 
alle heißen, die tannen= und buchenbewachſenen Bergeshäupter, die jo 
majeftätijch in die Ebene herniederijchauen, mit ihren uralten, nicht jelten 
mythiſch klingenden Namen. 


1 Bergl. Heuniſch und Bader, Das Großh. Baden. Heidelb. 1857, 
©. 336, 340. Babenia I (1839), 151. Eine geognoftifhstopogr. Beſchreibung 
bes Amtsbezirks Bühl ift enthalten im XI. Hefte der Beiträge zur Gtatifiif des 
Großh. Baden. Karler. 1861, ©. 1. Die phyſikaliſchen Verhältniſſe befpricht 
2. Stolz in feiner Schrift: Die Landwirthſchaft im Amtebezirfe Bühl, Karler. 
1344, ©. 6. 


5* 


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68 


Nördlich und ſüdlich vom Städtchen zieren zwei Burgruinen 
die MWaldberge. Gegen Norden erhebt jih auf einem mächtig empor- 
ragenden Porphyrfegel die bleihe YUburg, ein altes Beſitzthum des 
marfgräflichen Hauſes Baden ; jühlich etwas näher gelegen, begrüßt uns 
von einem weniger hohen Bergesvorſprung herab bie zwillingsthürmige 
Windel, einft Stammſchloß und Sit eines der angejeheniten Nitter- 
geſchlechter der Ortenau, deſſen Mannen Sahrhunderte lang Bajallen 
der mädtigen Grafen von Eberjtein und der Markgrafen von Ba- 
den, Lehengträger vom Reihe und vom Hoditifte Straßburg 
waren, und weithin die Gegend beherrichten. 

Unten an diefe Berge und Burgen lehnen ſich jene rebenbejäeten 
Hügel an, auf welchen der feurige Bühlerthäler, der Barnhalter 
(Farrenhalder) und das Traubenblut de3 weltbekannten Affenthalers 
gedeiht. 

Weſtlich von Bühl dehnt fich zwei und eine halbe Stunde weit 
bis zu den Ufern des Rheins eine fruchtbare, ader= und mwiejenreiche 
Ebene aus mit zahlreihen Dörfern und Weilern, ehmals ſämmtlich 
zum Gebiete der alten Benedictiner-Abtei Schwarzach gehörend, deren 
herrliche, im romaniſchen Stile erbaute Kirche im ihren großartigen 
Formen dem Auge in der Ferne noch ſichtbar iſt. Durchfloſſen ijt 
Bühl von der Billot (mittelhb. „Bühelat”), die als Widibad aus 
verjchiedenen Quellen theil3 am Widiberg, theild am Heidenberg und 
Kohlwald entipringt, in geihäftigem Laufe das Bühlerthal durdeilt, 
unterhalb Bühl den Namen Sandbad) annimmt, und nad achtſtündigem 
Laufe bei Iffezheim in den Rhein fich ergießt. 

Bühl war jhon im Mittelalter ein Ort von einiger Bedeutung, 
der Sit eines baden-badiſchen Amtes, gemwerbreih und meither bejucht 
feiner Wochen- und Jahrmärkte wegen, welche als die jtärfiten in der 
Markgrafihaft galten. Daher denn auch der Flecken jhon in alter Seit 
al3 ein Kleinod des badiſchen Beſitzthums bezeichnet wurde. Obgleich 
derjelbe feine Stadtrechte beſaß, und Sebaſtian Münſter in jeiner 
Weltbeihreibung ihn als eines der „Drei großen Dörfer in ber 
Mordenaw“ anführt, jo hatte er doh Graben und (zwei) Thore, 
wurde daher auch zuweilen oppidum genannt !. 

Gegenwärtig (1877) zählt die Stadtgemeinde Bühl 3032 Ein- 
wohner, davon 2552 Katholiten, 188 Proteftanten und 290 

1 Zum Unterſchiede von bem ebenfalls in ber Markgrafichaft gelegenen Dorfe 
Bühl (Niederbügl) bei Raſtatt wurbe in früheren Zeiten ber biefige Ort mit ben 
Zufägen bezeichnet: „ber Flecken“, oder „unter Windel”, aud) „am Landweg“. Dem 
Namen entfpredhend führt Bühl feit ben älteften Zeiten brei Hügel (Bühle) im 
Drtsfiegel. 


69 


Sfraeliten find. Gemeindebürger zählt der Ort 500, Haus: 
baltungen 633, Wohnhäujer 380. Das Areal der Gemeinde 
beträgt 1159 Hektare und 20 Are, wovon 246 Hft. 60 A. Aderfeld, 
108 Hkt. 36 A. MWiefen, 24 Hkt. 84 U. Nebgelände und 779 Hkt. 40 N. 
Waldungen find. Staat3- Areal liegt in der Ortsgemarkung 5 Hkt. 
Zur Pfarrei Bühl gehören noch aus der Gemeinde Hatzenweier 
80 katholiſche Einwohner aus 19 Haushaltungen. 


Ans den älteften Zeiten. 


Kelliſches. 

Daß der Anbau hieſiger Gegend uralt iſt, und weit in die Zeit 
vor Chriſti Geburt zurückreicht, beweiſen viele Berg-, Bach- und Flur— 
namen in näherer und weiterer Nachbarſchaft, welche erwieſener Maßen 
feltifhen Urſprungs find, aljo von ehemaliger Niederlajjung des 
Keltenvolfe® in unferer Heimat zeugen. Die Namen Klobberg, 
Nägeliskopf, Ochſenkopf, Riegel, jümmtlih Bergbezeichnungen 
des Bühlerthals, werden von den keltiſchen Stämmen Klok (Bergitod), 
Nägel (Berg), Ochſen (Gipfel), Riegel (Vorjprung) abgeleitet. 

Die Bahnamen Billot, Liehenbach, Wöſch bei Bühl leitet 
man ebenfalls aus dem Keltijchen ab. Auch die Ortsnamen in der Nad): 
barſchaft: Altſchweier (Alſchweier) und Affenthal (Afenthal) jollen 
Zujammenjegungen mit den Eeltiihen Stämmen Afen und ALS jein, 
welche beide Wafjer bedeuten; jodann die Flur: und Ortönamen: Strut, 
Hart, Haft, von Strut (Sumpf), Hart (Mald), Haft (Wohnort). 

Im Bühler Lagerbuch von 1533 wird ein „Walweg“ und „Wal: 
ſteg“ bei Bühl erwähnt, d. 5. Weg und Steg der Walen (Gallier, 
Kelten). Ebenfo: die „Wäljchenäcer” bei Riedersbach; das „Walds— 
feld“ bei Ottersweier wurde im Mittelalter „Walchesvelde“ gejchrieben, 
was auf einen ähnlichen Urſprung Hinweißt. Ob die Worte: Hennen: 
graben unterhalb der Burg Windel, Hennenrod bei Hatzenweier, 
Hünerberg bei Altjchweier von Henne und Hühner herkommen, oder 
von „Hune“ abzuleiten find, wornad fie Grabitätten der Hünen, ber 
Urbewohner, der Niefen, bedeuten würden, lajjen wir dabingeitellt ?, 


Unter den Hömern. 


Bekanntlich faßten die Römer unter Kaijer Hadrian (117 bis 
138), der als Gründer der Stabt Baden (Civitas aquensis) angejehen 

1 Mone, Kelt. Forihungen ©. 235. 

? Bol. Oberrb. Ztihr. XX, 409. Die Sagen vom Hennegraben in 
Schnetzlers bad. Sagenbud II, 146. 








70 


wird, in biejiger Gegend feiten Fuß. Bon Baden, dem Hauptorte der 
römijhen Vorlande am Oberrhein, zog die Heerſtraße an den Vorhügeln 
der Berge Hin über Steinbadh und Bühl landaufwärts!, geſchützt 
duch zahlreihe Wachtthürme, mie jolde auch die Winded und bie 
Yburg waren. . Bon Bühl zog längs der Billot Hin eine römiſche 
Seitenftraße in das Bühlerthal, wie die alten Namen „Steinweg“ 
und „hoher Weg” andeuten. Im Bühlerthale ſelbſt kommen die Ge: 
marfung3bezeihnungen Heidenader, Schelmenftein, Hermes— 
matte vor, ferner die Namen Rothengüter und Rothmatt (mohl 
Namensſpuren einer römischen Ziegelei). Die alte Kapelle im Thale 
war bem hl. Michael geweiht, weldhe Dedication, bejonder bei alten 
Berglichen, in der Regel auf eine ehemals römiſch-heidniſche 
Kultjtätte hinmeist 2. 

Db bei Bühl eine römiſche Niederlaffung bejtanden, ijt ungemiß. 
Eine alte Volksſage behauptet, daß der Thurm der Bühler Kirche noch 
von „den Heiden” erbaut worden jei, worunter gewöhnlich die Römer 
gemeint find. ebenfalls ift der unverhältnigmäßig große 
Flächenraum auffallend, den ber Thurm der alten Kirche einnimmt, jo= 
wie die Dicke feiner Mauern (je eine Duadratjeite mißt 8 M. 10 Gentim., 
und der Durchſchnitt der Grundmauern beträgt 2 M. 10 Gentim.). 
Darnach jtand er in einem unförmlichen Berhältnifie zur Fleinen ehe— 
maligen Dorfkirche. 

Bei ähnlich conjtruirten Thürmen der Nachbarſchaft, 3. B. bei dem 
zu Ottersweier, Achern und Oberaddern, hat Mone aus dem angegebenen 
Grunde, jowie aus der fonjtigen baulichen Eonftruction die Vermuthung 
ausgeſprochen, daß fie in ihren Grundmauern noch aus der römiſchen 
Zeit jtammen, und daß ihre Grundflähe wohl das Areal eines 
römijhen Sacellumß gemejen fein möge? In dieſer Beziehung 
könnte num bie alte Volksſage binfichtlich des hieſigen Kirchthurms wohl 
Berechtigung haben, ſei e8, daß hier, ala an der Ausmündung des von 
den Römern bejegten Bühlerthales, und an dem Knotenpunkt dreier 
Straßen (Trivium), eine jog. römiſche Tiefburg ftand, welche mit 
dem Wachtthurme auf der Winde correjpondirte, oder daß daſelbſt 
ein römiſches Sacellum ſich befand. 





! Dberhalb Bühl ging bie römifche Bergitraße in gerader Linie an ber jegigen 
Wallfahrtskirche Maria-Linden vorüber, berührte die Ortlichkeit von Haft und traf 
bei Sasbad mit ber heutigen Landftraße wieder zufammen. Oberrh. Ztſchr. XIV, 261. 

2 Über die Windel und die Yburg als Römercaftelle vgl. die Schriften 
bes bad. Altertb.. Ber. I. Bb., ©. 337, und Mone, Urgeſchichte v. Bab. I, 202. 

Vgl. Mone, Urgefch. I, 141. 171, und Oberrb. Ztjchr. VIII, 426. 429. 
432; und XIV, 14, 


71 


Noch mehr Wahrſcheinlichkeit erhält dieſe Annahme durch den Um— 
ſtand, daß ſeit den älteſten Zeiten hart an der Kirche, wo die Landſtraße 
vorüberführt, und der Seitenweg in das Bühlerthal ſich abzweigt, eine 
Steinjäule (1 M. 12 Centim. hoch, 38 Centim. im Durchſchnitt) ſtand, 
welche mit den römiſchen Leukenſäulen oder Meilenzeigern 
große Aehnlichkeit hat. Die alte Inſchrift iſt leider ausgemärzt 
durch die neuere, welche den Stein als „Immenſtein“ oder Markungs— 
grenzſtein („Imi“, althd. ein Getreidemaß) bezeichnet. Als Gemarkungs— 
grenzſtein aber kann dieſe Säule an dieſem Orte nie gedient haben. 
Ein ähnlicher Stein ſteht auch an der Landſtraße zwiſchen Bühl und 
Steinbach, wo die Steingaſſe (es kommen ſonſt dort keine Steine 
vor) über das Rebgelände in's Bühlerthal führt. Er iſt ebenfalls 
als „Immenſtein“ bezeichnet, und diente im Mittelalter als Grenzſtein 
der Ämter Bühl und Steinbach!. 


HSeidniſch - Deutſches. 

Bekanntlich ging zu Anfang des fünften Jahrhunderts das rechte 
Rheinufer den Römern verloren, und wurde von den Alamannen in 
Beſitz genommen, melden es in der folgenden Zeit von den Ufern bes 
Bobdenjeed bis hinab zur Osbach verblieb, bie nach der Schlacht von 
Zülpih im Jahre 496 die Grenzjcheide zwiſchen Alamannen und 
Franken bildete. Daß indefjen auch jenjeitS der Oos fränkiſche 
Anfiedler fi niedergelafjen hatten, inZbejondere bei Bühl und in 
deſſen Nahbarichaft, Hat Mone aus alten Familiene und Gemarkungs— 
namen biefiger Gegend nachgewiefen. Darnach märe die Bevölkerung 
der hiejigen Gegend nicht rein alamanniſchen Urſprungs. 

Als Überbleibjel aus der heidnifch = deutihen Vorzeit dürfen wir 
wohl die mit Heſſen, Haſſen (= Heren) und Megen zujammenge: 
ſetzten Ortöbezeihnungen in der Nahbarihaft anſehen. Mone fieht 
darin Bezeihnungen entweder von altheidnijchen Berjammlungsorten, 
ober von heiligen den Göttern geweihten Stellen, Opferitätten und der— 
gleihen. Solde find: Heſſenbach (MWiejengelände bei Bühl), Haſſen— 
berg bei Affenthal, Hakenmwird im Bühlerthal, Haßenmeier, 
Metzenberg bei Eijenthal und Heidenberg im Bühlerthal. 

Ob aud die mit „Hund“ und „Katze“ zufammengejegten Worte, 
3 B. Hundsed, Hundsbach und Hundsmatt im Bühlerthal, 
und Kabenrüden bei Affenthal, hierher gehören, laffen wir dahin- 


% Über die zwei röm. Meilenzeiger, welde 1582 zwifhen Steinbad und 
Sinzheim ausgegraben wurden, vgl. Schoepflin, Als. illustr. I, 553. Über ben 
Immenſtein vgl. v. Beuft, Die Ritter v. Windel (Raftatt 1857), ©. 3 f. 


12 


gejtellt. Einen „heiligen Bronnen“ zu Bühl, der 1533 erwähnt 
wird, bezeichnet Mone ebenfall3 als eine heilige Stätte ber heidniſchen 
Vorzeit, oder ald Taufbrunnen der erjten chriftlichen Zeit. 

Nicht wenige Gemarkungsnamen in hiefiger Gegend find mit „Schart“ 
. und „Schelm” zufammengefegt, was auf alte Begräbnißpläße 
hinweist, mögen fie nun aus der Heibnifchdeutfchen, oder römischen, oder 
feltiihen ‘Periode jtammen; jo der Schartrain bei Riedersbach, der 
Schartenbad bei Altſchweier, der Schartenberg bei Affenthal, 
der Schelmenftein und Schelmenbichel im Bühlerthal, der Schel- 
menminfel bei Hatenweier, der Schelmenröbern und Schelmen— 
ruden bei Haft. Vielleicht find aud die Namen Sigewald im 
Bühlerthal, Sigfried3mweg und Dietrichsgraben (1533) bei Neu— 
jat, Ameled und Amelbojch im Bühlerthal, Nachklänge an die alt» 
deutſche Heldenjage. 

Faßt man alfe diefe Erjcheinungen von keltiſchen Berg, Wafjer: 
und Feldnamen, von Heiden= und Schelmenädern, heidniſchen Eultftätten, 
von römischen Überreften an Straßen, Thürmen und dergleichen zu— 
jammen, jo gejtaltet ſich's zu einem reichen Bilde der ältejten Vorzeit. 


Herrſchaftsverhältniſſe und äußere Schidjale. 


Urkundlid wird Bühl zuverläſſig erjt jeit 1283 genannt ?, obwohl 
der Drt offenbar viel älter it, da er damals ſchon eine ausgedehnte, 
bis in’3 Bühlerthal hinein reichende Gemarkung bejaß, und zwanzig 
Jahre jpäter bereits al3 eine Windedifhe Hauptbejigung erjcheint. 
Im Sabre 1283 vergabt der Edelfneht Burdard von Krautenbach 
jeine Güter in banno Buhel, nämlich fünf Stedhaufen Reben, eine 
Mannsmatt und drei Stück Acderfeld gelegen in der „Härenbach beim 
Wiſſenſtein“ (jetzt Altjchweirer Gemarkung), dem Abte und Convent zu 
Shmwarzad?. 

Damals, im 13. Jahrhunderte, gehörte die Hiefige Gegend noch 
zum Gebiete der mächtigen Grafen von Eberjtein, melde den größten 


ı Im Anzeiger für Kunft und Alterth. V, 61; VI, 227. 235; VII, 318. 

2 Die Angabe von einer Güterfhenfung zu Bühl von 1057 durch Kaifer 
Heinrih IV an bie Kirche zu Speyer bei DUmge, reg. Bad., ©. 106, welche auch 
in das 2er. von Baden (Art. Bühl) übergegangen, beruht auf einem Irrthum; 
benn es ift das Dorf Niederbühl bei Raftatt (im Uigau) gemeint. 

s Bol. Diplom. Geſchichte ber Abtei Shwarzad, II. Bb., Beilagen ad 
ann. 1283. Krautenbad ift jetzt noch ein aus zwei Höfen beftehender Zinken 
zwifchen Bühl und Altſchweier, zu legterer Gemeinde gehörig (vgl Oberrh. Ztſchr. 
XXVI, ©. 115. 117. 118. 119). Cine Sage vom hinteren Krautenbacher Hof 
theilt Schnegler mit (Sagenbud II, 141). 


73 


Theil des Landes von der Alb bis zur Bleih beherrihten, und unter 
deren Dberlehensherrlichkeit eine Menge Familien vom niederen Adel 
als eberfteinijche Minijterialen dienten . Unter diejen vagen bejonders 
die Herren von Windeck hervor, deren Stammſchloß unmeit Bühl 
lag, und die jeit 1212 urfundlid vorkommen? Im Jahre 1302 er: 
iheint Bühl und jeine Umgebung als eberjteinijches Lehen in der Hand 
diefer Herren. Reinbold von Windel, ein Sohn des Berthold von 
Winde, überläßt mit Zuftimmung des Grafen Heinrich von Eberitein 
unter andern eberjteiniihen Lehen auch „Bühele, ſwaz min Vatter 
da hatte, durf, Gerichte und Liute“, an feinen Bruder Eberhard. 
Bereit3 1324 hatte das Dorf ein Zwölfergericht mit einem Scult: 
beißen an der Spike. 

An den Jahren 1370 und 1371 hatte Bühl und feine Nachbar— 
ihaft während der zwiſchen Reinhard von Winde und der Stabt 
Straßburg ausgebrodenen Fehde viele Kriegsleiden zu beitehen. 
Zweimal rückten die jtädtiihen Heerhaufen vor die Burg Winded, 
, um ben dort gefangen gehaltenen ſtraßburgiſchen Domprobjt Johannes 
von Ochſenſtein zu befreien. Da ihnen dies bei der tapfern Vertheidigung 
der Feſte nicht gelang, „Jo verhergetent jie und verbrantent die 
Gegenen darumbe, das Bühlerthbal und was dem von 
Windede zugehörte”. 

Bis zum Jahre 1386 werben markgräflih badiſche Herrſchafts— 
rehte zu Bühl nirgends erwähnt. Da im genannten Sabre Graf 
Molf von Eberjtein Schulden halber feinen Antheil an der Grafidaft, 
„ale unjere Dörfer und Eigenjhaft an Land und Leuten, was das 
Alles ift, was unfer heißt, nicht? ausgenommen”, an Markgraf Rus 
bolf VII von Baden verkaufte, jo jcheint damit der größere Theil 
bes Ortes, der von der Billot getrennte nördliche Theil, an Baden 
gefommen zu fein, da er von diejer Zeit ala badijhes Beſitzthum 
erwähnt wird ®. 

Der von dem Bühlerbadhe jüdlih gelegene Ortstheil, die 


1 An unferer nächſten Nahbarihaft die von Einfiedel, auch Roſenſtein ge 
nannt, bei Kappel-Winded, bie von Roeder in Millenbah und Neuweier, bie 
von Wendelbad bei Lauf, die von Dtterswilre und die von Balzhofen, in 
den Dörfern gleichen Namens anfäßig. Bgl. Oberrb. Ztichr. I, 96. 243; II, 461; 
VII, 223. 462; VIII, 72. 175; XXIII, 100; XXV, 325. Die eberfteinijchen 
Dienftmannen von Bühl waren nicht bier anfäßig (v. Beuft, Die Ritter von 
Rinded, ©. 5), fonbern in Niederbübhl. 

2 Bader, Babenia I (1839), ©. 153. 

Oberrh. Ztfhr. XXI, 275; XXV, 325. 

* Krieg, Geld. der Grafen von Eberitein, ©. 83. 


74 


jo genannte Oberbrück („ober ber brucken“, 1373) mit dem Wiedich!, 
war ein freies Neihslehen in ber Hand ber Herren von Winded 
bis zum Erlöſchen ihres Mannsſtammes im Jahre 1592. Die Herren von 
Windeck beſaßen auch dafelbit ein Schloß mit bedeutenden Gütern. Dieſes 
Schloß, von dem 1780 noch ein mächtiger Thurm und das Portal 
itand, diente dem jeweiligen windedijchen Amtmanne oder Vogte, und 
im 16. Jahrhunderte auch den lebten windedifchen Yamiliengliedern zur 
Wohnung. Nah einer Sage ftand dasſelbe durch einen unterirdijchen 
Gang mit der Burg Winde in Verbindung ?. 

Im unteren badiſchen Ortstheile bejaßen die von Windec eben: 
falls einen Hof mit Gütern, den Kunhof, an dem aber bereit3 1430 
Baden einen Antheil erworben hatte Die Markgrafen Bernhard 
und Jakob traten im genannten Jahre außer ihrem Antheil an ber 
Burg Altwindel und andern Rechten vom Kunhofe in Bühl 40 Bier: 
theile Korn und drei Seiter Leinfamen gegen ein Darlehen von 1580 
Gulden an Weihrich von Hohenberg ab. Seit dem Jahre 1404 aber 
waren in Folge eine? Vertrages zwiſchen Bernhard und den eberjteinijchen 
Gebrüdern die von Windec mit ihren ehemaligen geistlichen und melt- 
lichen Lehen unter die Oberlehensherrlichkeit von Baden getreten ?, 

Bon großer Bedeutung für das Aufblühen und den Wohljtand 
von Bühl ergab fih die Erridtung eines Wochenmarktes dajelbit, 
wofür der Ort Hinfichtlich feiner Lage auch vorzüglich geeignet mar. 
Kaijer Albrecht II belehnte 1438 mit dem hieſigen Marktrecht die 
Herren von Winde, welche Belehnung 1481 Kaifer Friedrich II 
denjelben auf's Neue bejtätigte. In dem Tejtamente des Markgrafen 
Jakob I (geftorben 1453) wird dem ältejten Prinzen Karl ber 
väterlihe Antheil an dem Schlojie Altwindef mit dem Dorf 
Bühel, item Walftege und Diersberg mit ihren Zugehörben zugetheilt, 
ben Weinzebhnten dagegen zu Bühl, Bühlerthal, Kappel und Rübiz- 
bad erhielt der Prinz Bernhard (der Selige) *. 


1Wiedich, vom althd. Widach, Wideche, Weidengebüſch. Die Häufer biefes 
Ortstheiles lagen nämlich längs bes Iinfen Billotufers, das mit Weiden befegt war. 

2 Das jetige Gafthaus zum Badifhen Hofe fteht an deſſen Stelle. Die 
Umgebung desjelben hieß noch zu Anfang dieſes Jahrhunderts „ber Schloßhof“ 
und bie „Schloßbünd“. Die Steinplatte mit ber Jahreszahl 1565, welche jekt 
an der Vorderſeite des Haufes angebracht ift, und noch vom alten Schloſſe herrührt, 
ftellt Junker Jakob von Windel und befien Frau Eliſabeth von Reinach bar. 
Letztere, geitorben 1551, liegt in ber Kirche zu Dttersweier begraben. 

s Pfarr-Regiftratur zu Ottersweier. Bon Krieg, Geſch. der Grafen von 
Eberftein, ©. 9. 

® Schoepflin, Als. diplom. Nota zu Urk. Nr. 1407, und Hist. Zar. 
Bad. VI, Nr. 401. 


75 


Bereits um dieſe Zeit erſcheint Bühl als Hauptort eines Gericht— 
ſtabes oder Amtes, welches ein Condominat des markgräflichen 
Hauſes und der Herren von Windeck war. Dies beurkundet ein Ver— 
tragsbrief vom 5. März 1459 zwiſchen Markgraf Karl und Berthold 
dem Jüngern, Kaſpar und Reinhard, Peters ſeligen Söhnen von 
Windeck, als Mittheilhaber des Gerichtſtabes. Nach dieſer Uebereinkunft 
hatte Baden 7/,, und Windeck /,, Antheil am Gericht, Zoll und Un: 
geld. Der Gerichtsſtab umfaßte die zwei Kirchipiele Bühl und Kappel: 
Winde mit ihren Dörfern, Zinken und Höfen, und wurde von einem 
marfgräflihen Bogte oder Amtmann, der im Flecken wohnte, ge— 
meinjam mit dem windeckiſchen Vogte verwaltet . Bon 1459 an er: 
ſcheint der Gerichtsftab Bühl immer als eined der acht Ämter der 
mittleren Marfgrafihaft; auf den baden-badiſchen Randtagen des 
16. Jahrhunderts war e8 durch eigene Abgeordnete vertreten. 

Bon dem 1474 zur Aufredhterhaltung des Landfriedens geitifteten 
Bereine der Drtenauer Ritterfhaft, an deren Spike Rein: 
bard von Windeck erjcheint, wurde 1474 neben den Städten Baden 
und Oberkirch auch das Ortsgericht zu Bühl befugt, unter Leitung 
eines vom Markgrafen bejtimmten Obmanns und zweier von der Ritter: 
Ihaft zu mwählenden Mitglieder die Streitigkeiten der Bundesmitglieder 
zum Austrag und zur Entiheidung zu bringen. Schon früher, unter 
dem 30. Mai 1474, war das Ortsgericht in einem Streite zwiſchen 
dem Markgrafen Karl und dem Pfalzgrafen Friedrich von eriterem 





ı Zu Anfang des 14. Jahrh. hatte ſich die windediiche Familie in die beiden 
Äfe von Alt: und Neur-Winded getrennt. Hanns Reinhard (7 1465) war 
ber Letzte bes altwindbedifhen Stammes, deſſen Erbtodhter Barbara um 1459 mit 
Berthold, dem äÄlteften Sohn bes Peter von Neu-Windeck verheiratbet wurde, 
wodurch bie beiden Linien ſich wieder vereinigten. Dieſes war bie Veranlaſſung zum 
Bertrage von 1459. Nah dem Bühler Lagerbud (von 1533) beginnt bas 
Gezirf des gemeinen Stabs zu Bühel beim Jmmenftein, an ber Landſtraße 
zwifchen Bühl und Steinbach. Bon da lief die Grenze öſtlich die Steingaſſe hinauf 
gen Altjchweier in bie Liehenbach, von ba über die Wintered „bis zum Geiceib uf 
dem Plättich”; vom Plättih füdäftlicdh über den Bernftein und Sigenwald, auf 
dem Bergrüden bes oberen Bühlerthales hin bis auf die Neufager Ed; von bier jüb- 
lich den Burgweg herab bis nah Waldmatt, über den Hartberg, Wolfshag, am Land: 
graben bin gegen den Lauferbah; von da weitlich gegen ben Kempferſteg, über bie 
Furt bei Bimbud bis wieder zum Jmmenftein an ber Landſtraße. Nördlich grenzte 
das Amt an das Steinbadyer Amt (Herrichaft Iberg), öftlich an das württembergifche 
Gebiet, ſüdlich an das ortenauifche Gericht Achern (Aftergericht Diterdweier), und 
weſtlich an den Abtftab Schwarzadh (Gericht Vimbuch). Die bezeichnete Grenzicheide 
beruht nah Mone auf einem ältern Umfang und fcheint urfprünglih eine Mark: 
beihreibung geweien zu fein. Bgl. Oberrb. Ztſchr. XXI, 262. Anzeiger für 
Stabt u. Land im Kreife Baden, Jahrg. 1872, Nr. 4.6. 10: Das Amt Bühl in alter Zeit. 


76 


zu einer Kundſchaft veranlaßt worden, die Banngrenzen der fogenannten 
obern oder Sasbacher Mark betreffend '. 

Das Condominatsverhältnig des Amtes und Fleckens Bühl führte 
zu mannigfadhen Irrungen und Streitigkeiten hinfichtlich der Nechte und 
Anſprüche beider Herrſchaften. Als daher Markgraf Chriftoph 1488 
ſämmtliches badiſches Beſitzthum in feiner Hand vereinigte ?, jo war er 
vor Allem bemüht, die herrihaftlihen WBerhältnifje zu ordnen. Zu 
dieſem Zwecke traf er jchon im eriten Jahre feiner Alleinregierung mit 
Reinhard dem Ältern und Jakob von Windel, als gemeinjchaftlichen 
Amtöherren, eine Übereinkunft wegen „Ordnung der Polizei“. Es 
find nicht weniger, ald 96 Artifel! 

Eine Erneuerung biefer Amts- und Dorforbnung fand 1507 
ftatt zwiſchen dem Markgrafen Ehriftoph und Sebastian von Windeck, 
Kirhheren zu Ottersweier, als Vormünder des minderjährigen Wolf, 
eined Sohnes des markgräflich badiſchen Nathes Jakob von Winded ?. 
Diejelbe geihah „zum Lob dem Allmächtigen, auch dem Flecken, Gerichts— 
tab und allen Anwohnern des Amts Bühl zue guetem Aufgang und 
Nutzen“. 

Markgraf Chriſtoph hatte bereits zwölf Jahre vor ſeinem Tode 
(1515) die badiſchen Lande unter feine drei Söhne Bernhard II, 
Philipp und Ernſt getheilt. Erfterer wurde befanntlid Stamm: 
vater der baden-badiſchen, Ietterer der baden-durlachiſchen Fürftenlinie, 
Das Amt Bühl war bei diejer Theilung dem Prinzen Bernhard 
zugefallen, wurde ihm aber von feinem Bruder Philipp vorbehalten; 
aud erhielt Iegterer 1521 von Kaijer Karl V unter andern Lehen 
aud bie Anvejtitur derjenigen, welche „von denen von Winbed an 
ihn und feine Vorderen gekommen”. Als nun Philipp 1533 ohne 
männlide Nachkommen ftarb, jo fiel, nad) zweijährigen Unterhandlungen 
wegen der Randesvertheilung zwijchen den beiden marfgräflichen Brüdern, 
Bühl jammt dem Amte wieder dem Markgrafen Bernhard zu 


ı Sads, Geſch. der Markgrafſch. II, 495; und Oberrb. Ztſchr. XX VII, 107, 

2 Am Lebensbrief des Kaifers Friedrich III für ben Marfgrafen Chriſtoph 
von 1475 werben aud) die Leben genannt, bie von weiland Hans Reinbold und 
Burkhard von Windel an feine Vorfahren gelommen waren. Schoepflin, 
hist. Z.-B. VI, num. 421. 

3 Jafob von Winded war verheirathet mit Guta von Hobenberg. Ihr Sohn 
Wolfgang wurde 1512 mündig. Sein Vormünder, Sebaftian von Winded, Sohn 
Reinhard des Älteren, Ganonicus zu Selz und Kirchherr zu Dttersweier, Erbauer ber 
Pfarrkirche dafelbft (1512), geftorben 1531, Tiegt im Chore begraben. Vir clementia 
vitae morumque honestate eximius, qui ecclesiae hujus in annum usque vi- 
cesimum octavum gubernacula tenuit, jagt von ihm das Cpitaphium. 


17 


und verblieb bei ber Bernharbdiniichen oder baden-badiſchen Linie bis 
zu deren Ausſterben im Jahre 1771. 

Bon der windedifhen Stammherrſchaft waren im Laufe der Zeiten 
immer mehr Leute, Güter und Rechte an dad Haus Baden gekommen, 
bejonder3 da die von Windeck öfter in Gelbnoth ftecften, was die Mark: 
grafen klug zu benügen veritanden . Bereit? 1528 mar aud) der 
obere Theil des Fleckens Bühl, das „windeckiſche Reichslehen“, 
durch einen Vertrag unter die badijche Kandeshoheit gefommen . Das 
bisherige gute Einvernehmen zwiſchen den Vaſallen und ihrer Lehens— 
berrichaft wurde aber mehrfach geitört, und es erhoben ſich Irrungen 
wegen der betreffenden Antheile. Dies veranlaßte von Zeit zu Zeit 
jogenannte Abjcheide oder Vereinbarungen zwijchen den beiden Amts: 
berrichaften auf den „gemeinen Tagen”, die gemöhnlid auf Dttilien- 
und Luzientag (13. Dezember) zu Bühl abgehalten wurden. Proto— 
kolle dieſer Abjcheide Haben wir noch aus den Jahren 1563, 1565, 1568, 
1570, 1574, 1577, 1585 und 15983. Bejonderd wichtig iſt die Ver: 
abjhiedung von 1585 zwiſchen Markgraf Philipp II und Junker 
Georg von Winde, wodurd die Amts- und Fledenordnung von 1507 
mande Abänderungen und Zuſätze erhielt, 

Bald nad diefer Vereinbarung (1588) ftarb Junker Georg, einen 
minderjährigen Sohn Jakob und zwei Töchter Urſula und Elijabeth 
binterlafjend. Jakob von Winde follte der legte fein des windeckiſchen 
Mannsſtammes. Auf einer Reife nah Stalien jtarb er 1592 zu Benedig 
finderlos, das väterlihe Erbe feinen zwei Schweitern hinterlajjend >. 


ı Im Vertrag von 1459 war bejtimmt, daß, „wenn ein Theil im Gerichtsjtab 
etwas wolle verfaufen, verjeßen unb verändern, es allein bem andern Theil und 
feinem Fremden um einen ziemlihen Werth geben, zuftehen und laſſen folle. In ben 
legten Jahrzehnten vor dem Erlöſchen des winbedifchen Gefchlechtes juchte Georg 
von W. das fehr geminderte Stammgut durch zahlreiche Güterfäufe zu Bühl und 
Bühlerthal zwar wieber zu confolibiren. SKaufbriefe von 1574, 1576, 1582, 1586, 
Bol. Oberrb. Ztſchr. XXVII, 115. 

2 Sachs, Geſch. der Markgrafſch. Baden, III, 631. 

s 2, Stolz, Urfundenfamml. von Bühl. Für bie alte Topographie des Amtes 
und Fledens Bühl fowie für die Gulturgefchichte biefer Gegend find die Abſchiede 
von hohem Werth. 

+ Georg von Windel war faiferl. Rath und lebte meift auf feinem Gute zu 
Bühl, dreimal verbeirathet, zuerfi mit einer Kochlerin, welche Ehe kinderlos blich, 
fodann mit Kunigunde von Zorn, zulegt mit Veronica Bod von Ehrftein. Aus 
legterer Ehe ftammen bie drei Kinder. Ditersw. Pfarr-Regiftratur. 

5 Bei ber Erbtheilung ber winbed. Güter erhielt Urſula, die Ältere Erbtochter, 
das Schloß zu Bühl, den Schweigbof, den bintern Ringelhof, die (übrigens ſchon jeit 
30 Jahren in Ruinen liegende) Burg Altwinbed und das Gut zu Waltersweier 
(bei Offenburg), Elifabeth die windeck. Güter zu Bühl, bie zum Kunbof (jest 


13 


Die windeckiſchen Erbtöchter Hofften zu ihren übrigens nicht jehr 
bedeutenden Allodialjtücden die Belehnung mit dem bühlifchen 
Reichslehen vom Kaiſer zu erhalten i. Ihre beiden Pfleger Friedrich 
Bock von Geritheim und Hans Philipp von Kippenheim, Amtmann 
zu Oberkirch, wendeten ſich zu biefem Zwecke alöbald mit einer rühren: 
den Borftelung an den Kaiſer?. Dieſer jedoch entſchied nicht für bie 
beiden Schweitern. Es wurde ein Commifjär nad) Bühl gefickt, welcher 
die Beamten windeckiſchen Theild ihrer Verpflichtung enthob und für 
das Meich beeidigte.e Das Lehen aber fand man beitehend in einem 
Drittel des Gericht? und der Frevel, einem Antheil an der Bete (Grund: 
ſteuer), Jahrmarkt, und im halben Zoll, Un= und Pfenniggeld. 

Auch Baden wendete Alles auf, um vom Kaijer die Belehnung 
nit dem bühliichen Lehen zu erhalten, und das von feinem Gebiete ein- 
geichlofjene „Kleinod“ nicht in fremde Hand gelangen zu lafien. Diejer 
begnabete jedoch damit jeinen Reichshofs-Vicekanzler Kurz von Seftenau 
für geleiftete Dienfte, welcher geneigt geweſen, dasſelbe an die Schweitern 
von Winde um 11,000 Gulden zu übertragen; er ftarb aber vor Be- 
endigung der Sache. 

Am Jahre 1594 Hatten jich die windedijchen Schweitern verheirathet, 
Urjula, die ältere, mit Friedrich von Fledenftein, und Elijabeth 
mit Johann Heinrich von Hüffel, Beide elſäſſiſchen Adelsgeſchlechtern 
angehörig, die auch jchon früher mit denen von Winde Tamiliens 
verbindungen eingegangen hatten. Dieje bemühten fi auf's Neue um 


noch Maierhof genannt) gehörten, fammt dem vorderen Ringelhof. Über die winded. 
Erbtheilung vgl. die Sage in Schneglers Sagenbud II, 144, 

1 Die folgende Darjtellung ber Schidjale bes winbedifchen Lebens Bühl ift 
größtentbeil® Baders Badenia I (1839), ©. 161 entnommen. Der Vollfländigfeit 
des Ganzen, jowie der Überfichtlichfeit wegen, ſchien dies zwedmäßiger, als eine ein- 
fache Verweifung. Die Darfielung Baders ift wohl nad einem Manufcripte bes 
Arhivraths Leihtlin bearbeitet, „Senealogie der 1592 ausgeftorbenen 
Herren von Windeck in der Ortenau, 1813*. Dem Schreiber Diefes war 
dieß Manufcript unzugänglid. 

* Die Meine Hdjchr. enthält nur eine unvollfiändige Stammtafel mit furzen 
Belegen, einige Urkunden-Regeſte und eine bünbige Relation über das Bühler 
Reichslehen. Anm. d. Reb. 

2 „Diefer uralt abelig Stamm von Windeck (heift es darin) hat weiland 
Euerer Majeftät Vorfahren am Reich mit Darftredung Leibs, Guts und Bluts oft 
und viel Ritterdienft erzeigt, und inmittelft durd den Gegen bes Allmäcdhtigen 
und fleißige Haushaltung feinem Stand nad feine eigenthümliche Güter an fich ge 
bradt, ja jih gegen feine Lehensuntertbanen in vorfallenden ge 
meinen Nötben und Anliegen bermaßen mitleibig und väterlid 
bewiefen, daß biefelben vom lieben Gott nichts erflehet, als bei dem 
abeligen Geblüt von Winbed verbleiben zu können.“ 


79 


die Belehnung mit dem ehemald windeckiſchen Lehen. Allein fie waren 
nicht glücliher ala ehemald die Vormünder ihrer Frauen!. Denn 
1602 befam der Faijerliche Geheimrath von Hornjtein die Anwartſchaft, 
welcher die kurziſchen Erben anderwärts befriedigte. Bon deſſen Familie 
erwarb fodann der Kurfürjt von Trier und Bilhof von Speyer, 
Philipp Chriſtoph von Sötern, den betreffenden Lehensantheil zu 
Bühl für das Hochſtift Speyer um die Summe von 11,000 Gulden, „er 
joll aber unter Brüdern 80,000 Gulden werth gemwejen fein“. 

Derjelbe übertrug das Lehen jodann mit Faiferliher Bemilligung 
auf jeinen Brudersſohn, den Freiheren Johann Reinhard, bei deſſen 
Familie e8 bis 1682 verblieb?. Weil nun das (fpäter in den Grafen: 
itand erhobene) Gejhleht von Sötern gegen das Ende bed 17. Jahr: 
hunderts allein auf dem Grafen Philipp Franz berubte, welcher Feine 
männliden Nachkommen hatte, jo verlieh 1682 Kaifer Leopold dem 
Reichs-Vicekanzler Freiherrn von Waldersdorf anwartſchaftsweiſe 
dieſes Reichslehen. 

Aber auch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden trat als 
Bewerber auf, weßhalb der Freiherr dem Kaiſer zu Gefallen auf ſeine 
Anwartſchaft verzichtete, wofür ihm für den Fall des Abgangs der 
baden-badiſchen Linie ein Exſpectanzbrief ertheilt wurde. Somit erhielt 
ber Markgraf das Lehen „in Anerkennung jomohl des gejammten fürjt- 
lihen Haufes, als auch jeiner hochfürſtlichen Durdlaudt 
jelbjiten, Ihrer Majejtät und dem Reich bezeugender treugehorjamiter 
Devotion, ſonderlich aber dero bei dieſem wider den Erbfeind chrijtlichen 
Namens führenden jchweren Krieges und Eroberung unterjchieblicher 
Pläte rühmlich erwiefener Tapferkeit und annoch wirklich continuirenden 
jehr erfprieslichen Dienſten“. 

Mit dem Grafen von Sötern fand ſich die badijche Regierung 
über die Abtretung des Lehens für die Summe von 20,000 Gulden, am 
22. Mai 1688, ab und nahm dasſelbe in Bejik. So war der ganze 
Ort baden-badiſch geworden und blieb es bi zum Ausſterben dieſer 
marfgräflihen Linie im Jahre 1771. 

Da für das Eintreten dieſes Falle die waldersdorf'ſchen Erben 
ben Faijerlihen Eripectanzbrief von 1686 bejaken, jo ſuchte Markgraf 
Karl Friedrich von Baden-Durlach jeit Abſchließung des Erbvertrages 
mit Baden-Baden (vom 28. Jänner 1765) dieje Lehenanwartidaft an 


1 Die Herren von Fledenftein befaßen windeckiſche Güter zu Bühl bis 1673, 
wo fie durch Kauf an Baden fielen, die hüfflifch-wind. Güter erwarb basjelbe 1721, 
Notizen von Stolz. Über hüffliſche Gütertaufche vgl. Oberrh. Ztſchr. XX VII, 119. 
2 Vgl. Remling, Gefh. der Bilhöfe von Spever, II, 480. 


80 


ih zu bringen. Er traf daher mit dem Kurfüriten Johann Philipp 
von Trier, ald dem damaligen Haupte der waldersdorf'ſchen Familie, 
und mit Marianna Philippine, der verwittweten Reichsgräfin von 
Waldersdorf, ald der Mutter und Bormünderin ihrer zwei Söhne, am 
16. Zuni 1767 eine Übereinkunft, wonach Letztere um die Summe von 
30,000 Gulden der Anmwartihaft auf das Reichslehen für immer ent- 
jagte und diejelbe mit allen daraus erworbenen Rechten an den Mark: 
grafen abtrat !. 

Die jeitherigen Orts- und Amtsverhältniſſe blieben dieſelben auch 
unter der neuen Regierung biß 1791, mo da3 alte Amt aufgelöst und 
dad Dberamt berg errichtet wurde mit dem Site zu Bühl. Es 
war gebildet aus den alten Gerichtöbezirfen Bühl und Großmeier, 
wie aus Theilen der ehemaligen Ämter Steinbah und Stollhofen, 
wozu 1801 (nad dem Frieden von Luneville) noch das Abteigebiet von 
Schwarzach fam. Bereits um 1689 waren die das Amt Groß— 
weier bildenden Ortihaften Großmeier, Neuſatz, Waldmatt und Unzhurft 
mit dem biefigen Amte verbunden worden. 

Vorübergehend wurden (von 1807 bis 1809) die Ämter Stein: 
bad und Schwarzach wieder errichtet, eritered (von 1813 bis 1819) 
noch ein Mal. Seit 1819 aber it der Beitand de8 Amtes Bühl 
unverändert geblieben; e8 umfaßt einen Flächenraum von 24,210 Hectare 
3 Ure, und zählt 29 Gemeinden. Am 2. September 1835 wurde der 
alte Amtsort und Marktfleden Bühl durh Großherzog Leopold zur 
Stadt erhoben unter dem damaligen Amt3vorjtande Obervogt Häfelin 
und dem Bürgermeifter Fiſcher. Der Ort zählte damals 2600 Ein- 
wohner. 


Gerichtsverfaſſung und Gemeindeweſen. 


In der Geſchichte eines Ortes darf ſeine ältere Verfaſſung, 
ſein Gerichtsweſen, und was damit zuſammenhängt, nicht über— 
gangen werden, da dieſe Momente in culturgeſchichtlicher Hinſicht nicht 
bloß für die Entwicklung de Ortes jelbit, ſondern gewöhnlich auch 
für die ganze Gegend von weſentlicher Bedeutung find. 

Was nun die Gerichtsverfaſſung bed Fleckens und Amtes 
Bühl betrifft, jo war dieje, wie au dad Gewerbeweſen, mit Bes 
rückſichtigung der biäherigen alten Übungen und Gewohnheiten, in ber 
„Drdnung der Polizei zu Bühl“ von 1488 zum eriten Male feit 





ı Sachs, Geſch. der Markgrafſch. Baben III, 361; V, 288. Oberrb. Ztſchr. 
XXVII, 118. 


[a | 1 ee er de ag 


81 


normirt worden !. Die Renovation diefer Ordnung von 1507 jtimmt 
im Wejentlichen mit berjelben überein, hat aber mande Zujäte Die 
Bereinbarung von 1585 hat mehrere Abänberungen und gibt (mit 
Rüdfiht auf die im Laufe der Zeit eingetretenen Irrungen) genauere 
Beltimmungen. Die 1507er Ordnung, wie die meijten während des 
16. Jahrhunderts von den Amtsherrſchaften erlafjenen Verordnungen, 
Zunftitatuten und dergleihen, find gejammelt im Bühler Polizei: 
Bud ?. 

Nah den Ordnungen von 1488, 1507 und 1585 waren die Bür— 
ger und Inſaßen des Amtes und Fleckens Bühl hörig, und nad 
der Zutheilung an die eine der beiden Ortsherrſchaften entweder mark— 
gräfiſch oder windedijh. Die badiſchen Unterthanen bildeten je- 
doch ſchon zu Anfang des 16. Jahrhundert den größern Theil und 
nahmen bejtändig zu. 

Nah dem Vermögen waren die Leute eingetheilt in vollberechtigte 
Gemeindebürger und in Hinterfaßen. Die Herrichaftsrechte 
wurden ausgeübt durch einen marfgräfliden und einen wind: 
eckiſchen Vogt oder Amtmann, welche im Flecken wohnten, erjterer im 
untern, letterer im obern Theile. 

Laut der Ordnung von 1488 beitand das Gericht zu Bühl 
(für den Fleden und dad Amt), altem Herkommen gemäß (jchon feit 
1324), aus einem Schuldheißen und zwölf Gerichtsleuten, die 
„Zwölfer” genannt, melde jowohl Richter (Schöffen) als Räthe 
waren. Nach der Bereinbarung von 1585 beitellt und entläßt der 
Markgraf unter Zuftimmung des von Windel den Schuldheigen und 
gibt ihm eine jährliche Bejoldung von 13 Pfenningen, wozu der Junker 
noch fünf meitere fügt. Diefe Gabe (etwa 9 Kreuzer) follte jedoch 
nur da8 Zeichen der dem Schuldheigen von beiden Amtherren übertragenen 
Gerichtöbarkeit fein. Seine eigentlihe Bejoldung beitand in dem An 
theile an den Gerichtögebühren (Urtheildgeld) und Nutzungen, aljo in 
indirecten Einnahmen und Accidenzien. Das Schuldheißenamt wurde 
zumeilen auch vom marfgräflihen Vogte verjehen. Nach einer Verordnung 
der Amtsherrſchaften von 1525 durfte der Schuldheig „mit Verkaufen 
von Wein, Korn und Hanf feine Handierung treiben; doch foll 
demjelben nit abgejchlagen fein, mit Tuch oder anderer Waar feinen 
Handel oder Handwerk zu treiben“. 


1 Einen Auszug daraus (Art. 1 „Das gericht antreffend“ und Art. 23 „Heim: 
burgen“) bat Mone veröffentlicht in der Oberrh. Ztſchr. VII, 267. 
2 ‘m großh. EL. Arhive zu Karlsruhe. Copien bavon in L. Stolz, 
Urkundenſamml. 
Archiv. XI. 6 


32 


Die Richter follten „mo möglich nit gefippt“, d. h. verwandt oder 
verihmwägert jein. Sie waren lebenslänglich beitellt. Starb einer 
der Gerichtözwölfer, jo jchlugen die übrigen „bie Vernünftigſten, Ehr— 
barjten und Redlichſten“ aus der Bürgerjchaft vor. Und hiebei jollten 
die vorjchlagenden Richter „nach ihren geſchworenen Eiden weder Freund— 
ihaft, Lieb, Gunft, noh andere Sad, jondern allein Gott 
und den gemeinen Nutzen vor Augen haben“ Wenn der neue 
Richter von den Amtherrihaften gewählt und angenommen war, jo 
jollte er „jeine Treue geben und einen Eid ablegen zu Gott und 
jeinem Wort, mit feinen Gefellen Urthel zu fprechen nach beitem Ver— 
itand, und weder Gold, Silber, Freundſchaft, nod Würde an- 
zufehen, au alle Sachen, was im Geheimb verhandelt würd’, zu ver- 
Ihmweigen und fie Niemand zu öffnen fein Leben lang; dazu dem 
Schuldheißen in allen ziemlichen Gebot und Verbot gehorjamb zu fein“. 
Unter den Richtern jollten je 9 marfgräflide und 3 windeckiſche 
Unterthanen jein. 

Der Gerichtsſchreiber war gewöhnlich zugleich auch Amtsjchreiber ; 
e3 jeßte ihn der Markgraf je zwei Mal nacheinander, je ein Mal der von 
Windel „mit des andern Herrn Vormifjen und Gefallen”. Den Ge: 
rihtsboten durfte der Herr von Winde allein jeßen mit Zuſtimmung 
des Markgrafen. „Und von ſolches Dienjte8 wegen hat derjelbige zu 
nießen drei Aeckerlein auf ein Jauch Feld3 bei dem Schußrain zu Bühl 
gegen dem Waſſer (bett?) gelegen.” 

Zum Gericht gehörten auch die Fürſprecher, deren drei waren, 
die den Parteien, melche ihrer begehrten, „dag Wort getreulich thun 
jollen”. Dafür hatten fie in Eigenthums- und Erbklageſachen auf den 
eriten Rechtstag 9 Pfenning, auf den zweiten Rechtstag und in andern 
gemeinen Sachen 6 Pfenninge anzujpreden. „Und die Fürſprecher jollen 
Niemand höher treiben, bei einer Strafe von 10 Scillingen.“ 

Gerichtsſitzung war alle 14 Tage „nah altem Herkommen“, 
jedesmal am Dienstag. „Bon ehienhaiter Noth wegen“ und mit Er- 
laubniß der Amtleute durfte der Schuldheig das Gericht auch zwijchen 
diefer Zeit berufen. Einem Fremden mußte auf fein Begehren jeber- 
zeit Recht geſprochen werden. Der verurtheilte Theil Hatte jedoch dabei 
den Richtern 10 Scillinge als bejondere Gebühr zu bezahlen „megen 
der Saumnuß“. Die Gerihtzjigung mußte jedesmal am Sonntag vor- 
ber in den beiden Pfarrfirden des Amtes zu Bühl und 
Kappel öffentlich verkündet werben, „auf daß Kedermann wiſſe, 
jein Redt zu juden“. 

Zur Gerihtsfigung wurde mit der Bürgerglode drei Mal in 
beitimmten Zwiſchenräumen ein Zeichen gegeben. Nach dem britten 


83 


Zeihen geht der Gerichtsbote auf’3 Rathhaus und zündet dort „nad 
altem Brauch” ein dünnes Wachslicht an, ungefähr eine Spanne 
lang. Und wer bann von den Richtern erit nad Erlöjchung des Lichtes 
fommt, der hat zur Pön zu zahlen ein Plappert, und zwar noch „vor 
figendem Gericht“. Diefe Strafgelder wurden am Schluffe bes 
Jahres unter die Zmwölfer vertheilt. So hatte das Gericht ſelbſt weiſe 
Fürſorge getroffen für pünktliches Erſcheinen feiner Mitglieder. 
Anfang und Schluß der Sikung waren genau bejtimmt, im Winter 
von 7 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittagg, im Sommer von 6 Uhr 
Morgens bi um die zmölfte Stunde; ed müßten denn nur außerorbent: 
lide und wichtige Fälle zur Verhandlung fommen. Wer von den Vor: 
geladenen zur beitimmten Stunde nicht erſchien, mußte 2 Scillinge 
Strafe zahlen, welche dem Schuldheiße zufielen. 

Das Gericht beſaß, wie aus den verjchiedenen Verabſcheidungs— 
protofollen des 16. Jahrhunderts hervorgeht, die Civilgerichtsbar— 
feit für Bürger und Hinterfaßen de3 Amtes in eriter Inſtanz. Die 
Polizeifachen erledigte meiſtens der Schuldheiß für fi) allein. Ihm 
mußte angezeigt werden, „wo fi) begebe, es wäre bei Tag oder bei 
Nacht, daß Einer den Andern jchlüge, jteche, haue oder leiblos mache, 
und ein jolcher Verbrecher von Jedermann ihm fürbaß zur Hand ge 
bracht werben“. 

Bon einem Urtheilsijprud des Bühler Gerichtes konnte „man Be- 
tufung thun an das Hofgeriht zu Baden, jo Jemand vermeinte, 
mit feinem Urtheil bejchwert zu jein“, Doch mußte er feine Appellation 
noch „vor jigendem Gericht“ oder in den nächſten zehn Tagen anzeigen, 
worauf ihm der Schuldheiß den Urtheilsbrief zuftellte, „mit Klag’, Ant: 
wort und Wiederred'“. Der Schuldheik Hatte aud die Macht, einen 
Rechtsſpruch der Zwölfer „zu verhalten“, wenn er ihm nicht dem Recht 
gemäß entſchieden zu fein jchien, und darüber beim Hofgericht zu Baben 
Rath3 zu pflegen. 

Das Urtheilsgeld (Sporteln) hatte der „Unterlieger” zu ent- 
rihten; es fam dem Schuldheiße und den Richtern zu gut; bie Frevel— 
oder Strafgelder aber gehörten ben Herrichaften. Der Markgraf 
bezog von 18 Pfenningen Gerihtäjtrafen je 13, der Junker je 5; ber 
Schuldheiß zog fie ein, und führte Rechnung darüber. Für Criminal: 
verbreden, bie in ben beiden Ämtern Bühl und Steinbach verübt 
wurden, war unterhalb Bühl an der Landitraße die Richtſtätte. Dieje 
wird heute noch durch den Gemarfungsnamen „Galgenbuckel“ bezeichnet. 
Die legte Hinrihtung fand bajelbit im Jahre 1752 jtatt . 





ı Taufbuc der Pfarrei Bühl, Anhang: Convers. ad annum 1752. 
6* 


54 


Gegen Ende bes 17. Jahrhunderts verfchwindet der Name Schuld— 
heiß, und an feiner Stelle erjheint ein Stabhalter. Die früheren 
Rechte und Befugniffe des Ortsgerichtes werden von diefer Zeit 
an größtentheild vom markgräflichen Amtmann ausgeübt. 

Über bie Aufnehmung ber Bürger in Amt und Flecken 
Bühl enthält die Verabſcheidung von 1585 befondere Beftimmungen. 
Darnad betrug das Bürgergeld für einen auswärtigen Chetheil 
10 Scillinge, wenn beide fremd waren, 1 Pfund. Wenn ein Bürger 
ein Jahr außerhalb des Amtes „haushaltlich“ fich niedergelaſſen, jo 
mußte er fein Bürgerredt neuerdings Faufen, falls er wieber in den 
Gerichtsſtab ziehen wollte Das Bürgergeld fiel hälftig der Gemeinde: 
kaſſe, hälftig den Amtsherrichaften zu (dem Markgrafen 13, dem von 
Windet 5 Pienninge von je 18). Seinen Herrn (ob badiih oder 
windeckiſch) konnte jeder Fremde felbit wählen, worauf er dem betreffen- 
ben Herrihaftsamtmann zu huldigen hatte. 

Nah der Ordnung von 1507 mußten alle Bürgersjöhne, jobald 
fie dad vierzehnte Jahr zurücdgelegt, ihrer Herrihaft huldigen, 
und dem Amtmanne die Treue geloben, fih ehrlich zu verhalten. 
Diefe Huldigung wurde alljährlich vierzehn Tage nah Weihnadten und 
vierzehn Tage nad) Sohannistag auf der Bürgerjtube zu Bühl vor: 
genommen. Am Abſchied von 1631 war noch beitimmt, daß jeder 
Fremde, ber im Amt oder Flecken Bürger werden mollte, einen „red: 
lichen Geburtsbrief“ darüber beibringen müffe, daß er feinem fremden 
Herren leibeigen fei; er mußte an Vermögen menigftend 60 Gulden 
befigen, mit einem Ober= und Untergewehre und einem Feuereimer ver- 
jehen jein, „wie fi von Alters her gebühre". 

Die Steuern und Abgaben beitanden außer den Servituten, 
welche mit der Leibeigenihaft verbunden waren, in der Bete, dem Un: 
geld und dem Zolle. Ueber die „betbaren Güter“ führten beide 
Herrihaften eigene Regifter. Nach dem Abſchiede von 1585 zahlte jeder 
gemeine Unterthan von jedwedem Gulden Werth eines betbaren 
Grundſtücks jährlich 1 Pfenning, in zwei Terminen, an Georgi und 
Martini zahlbar, „doch joll unter folder Bet die Schatzung aud) in: 
begriffen und eingerechnet fein, und ber Unterthan darüber und weiter 
nit beſchwert werben.“ 1 

Ungeld (Acciſe) mußte von allen in Wirths- oder Privathäujern 
(durch jog. Gafjenwirthe) verzapften Wein entrichtet werben, nad den 
Ordnungen von 1488 und 1507. Im Jahre 1530 wurde dem Un— 


! Pol. Anzeiger für den Kreis Baden. Jahrg. 1872, Nr. 16. 19. 22: Das 
DOrtss und Amtsgericht zu Bühl während des 15., 16. und 17. Jahrhunderts. 


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gelde zu Bühl eine ausführlide Ordnung gegeben, „damit recht 
und aufrecht gehandelt werde”. Bon 12 Pfenningen Ungeld bezog ber 
Markgraf 7, der von Winde 5. Dieß wurde 1585 abgeändert, „die- 
weilen man befunden, daß ſolche Beſchwerungen mehrentheil3 auf den 
Fremden und Neijenden liegen, jo fürterhin von jedem Ohm 4 Maß 
Wein zu Ungeld gerechnet und gegeben werben. Gleichergeitalt ſoll auch 
binfürter der Mappfenning (von jeder Maß 1 Pfenning) wie bis— 
ber eingezogen und gleich dem Ungeld vertheilt werden”. In der Orb: 
nung von 1530 heißt e8: „Der Wirth, der gegen die Ungeldordnung 
handelt, der joll für meineidig geachtet werden, und fürter feinen Wein 
mehr jein Lebenlang jchenken, und nit deito minder in Straf an Leib 
und Gut den Herren ftehen. Defjen mag fi ein jeder wiſſen zu hüten, 
oder des Weinſchenkens jtill ſtehen.“ 

Bom Zoll bezog ebenfalld der Markgraf von je 12 Pfenningen 7, 
der von Windel 5. Einen alten Zollrotel, „worin angezeigt wird, 
wie zu Bühl gezollt werben joll“, haben wir noch aus den dreißiger 
Sahren de3 16. Jahrhunderts. Bon Bete und Ungeldb muß bie 
Ginnahme ziemlich beträchtlich geweſen fein, denn bei der Verab- 
iheidung von 1585 bewilligte aus freien Stüden der Markgraf 
2000 und der Herr von Winde 1000 Gulden aus ben Überjchüffen 
„dem gemeinen Flecken Bühl zu Gutem, zur Aufnehmung und Er: 
göglichkeit”. 

Für die Handhabung dev Polizei in Dorf, Feld und Wald, fo: 
wie für Injtandhaltung von Graben, Zäunen, Wegen, Feuergeräth— 
ihaften, ferner für die Verwaltung des Gemeindehaushaltes war 
ein Heimburge oder Bürgermeijter mit vier von ihm zu jeinen 
Dienjten gewählten Bürgern, den ſog. VBiermännern, aufgeftellt. 
Bor 1488 wurden Heimburge und Vierleute alljährlich erneuert; da 
hieraus aber „Srrung und Schaden” entitand, jo verorbnete man da— 
mal3, daß fünftighin jeweils nur zwei ber Vierer austreten jollten, 
„damit die alten die neuen des Dorfes Saden berichten und mit ihnen 
beito ftattlicher mifjen zu handeln“ 2. 

Nah dem Abſchiede von 1585 Hatte der Markgraf das Recht, 
zwei Jahre Hinter einander einen von feinen Unterthanen zum Bürger: 
meister zu ſetzen, je dag dritte Jahr jekte ihn der Herr von Winded. 
Bürgermeifter und Bierleute ſchwuren beim Dienftantritt „auf der 


1 Vereinbarungen in Betr. ber betepflichtigen Untertanen im Amte und 
Flecken Bühl haben wir aus den Jahren 1532, 1534, 1541 und 1542. Bol. 
Oberrb. Ztſchr. XXVII, 110. 113. 

2 2, Stolz, Urkundenfamml. 


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Herrihaft Oberkeit und Rechte, auch der ganzen Gemeinde hergebradhte 
Gebräud und Gewohnheit ein getreuliches Aufjehen zu haben.“ ber 
die Verwaltung des Gemeindevermögend? mußte der Bürgermeilter oder 
Heimburge alljährlic vor den beiden Amtmännern Rechenſchaft ablegen. 

Außer dem Schuldheißen mit feinen zwölf Richtern und dem Heim 
burgen mit den Vierleuten gab e8 im Fleden Bühl noch eine Menge 
ſonſtige Gemeindeämter, melde auf ihre bejonderen Statuten be= 
eidigt waren. Es gab einen herrſchaftlichen Zoller, einen Ungelder, 
zwei Marktmeiſter oder Marktihauer, vier Untergänger (Feld— 
mefjer, Markiteinjeger), zwei Sönner oder Eicher, einen Stuben: 
meijter und Stubenfneht zur Bejorgung der Bürgerftube, einen 
Weinſticher, je zwei gefhmorene Weinſchätzer, Brod-, Fleiſch— 
und Hanfſchauer. Dazu kamen noch der Spitalvater, die Wächter 
auf den Gaſſen, der Gerichtsbote, die Bannwarte, die Graben— 
meiſter und Wäſſerungsknechte, die Waldknechte und drei 
Gemeindehirten. 

Was die Ordnung und Polizei betrifft, ſo wurden während des 
16. Jahrhunderts darüber viele Verfügungen erlaſſen, namentlich in Be— 
ziehung auf die Annahme von Fremden zu Bürgern, auf Schulden 
und Fronungen (Confiscationen), auf Kauf und Verkauf von Häuſern 
und Grundſtücken, auf die Feuerordnung, auf die Gaſſenwächter, 
die Reinigung der Teiche und Bäche!. 

Landwirthſchaft und Gewerbethätigkeit, Markt und 
Handel waren ?, wie heutzutage, auch im Mittelalter die Nahrungs— 
quellen der Einwohner von Dorf und Amt. Der Feldbau aber 
wurde früher nicht in der Ausdehnung betrieben, mie gegenwärtig, da 
noch bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts der größte Theil 
der Ortsgemarkung, der jog. Elet?, meiſtens aus Weideplat und 


18, Stolz, Urkundenſamml. Bgl. Anzeiger für den Kreis Baden, Jahrg. 
1872, Nr. 25. 28. 31 u. 34: Die Gemeinbeverwaltung im Amte Bühl vor 300 Jahren, 

® Näheres bierüber im Anzeiger für den Kreis Baben, Jahrg. 1872, 
Nr. 3I—56: Die Landwirthihaft im Amte Bühl in früheren Jahrhunderten. 

3 Der Elet (im Mittelalter „Ehelat“; erinnert Ehelat nicht an Bühelat?) 
ijt der Landitrih von Bühl bis Sinsheim, an ben beiden Ufern ber Sandbach 
bin, bis zu Ende bes vorigen Jahrhunderts meift Wald und Weideland, jetzt zu 
fruchtbaren Feldern und üppigen Wiefen umgewandelt. Er war, wie die Waldungen 
des Bühlerthals, eine Almende ber vier Kirchſpiele Steinbad, Bühl, Sinsheim 
und Vimbuch. Bereinbarungen der genannten Kirchſpiele über Weidgang und 
Waldbenugung auf dem Ehelat befigen wir nod aus den Jahren 1472, 1475 und 
1717. In ber Urkunde von 1475 wird den „Oberbühelatern“ ber Weibgang auf 
bem Elet und den „Unterbübelatern” Weib: und Waldrecht im Neihsland Ortenau, 
jenfeits der Billot, wie vor Alters ber, aufs Neue verbrieft. Über bie Fiſcherei— 


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MWaldung bejtund. Dagegen war die Viehzucht in Rindern, Pferden, 
Schmeinen und Schafen viel bedeutender, ald gegenwärtig. Cine bes 
ſondere Feldpolizei wurde 1568 „auf Befehl gemeiner Amtleute und 
eined ehrjamen Gericht? zu Bühl männigli zu Guetem“ erlafien. 

Daß unfere Vorfahren die Wichtigkeit der Wiejencultur mohl 
erfannten, geht aus verfchiedenen Bewäſſerungsordnungen hervor. 
Mir befiten folcher noch zwei, die „Mattenorbdnung am Landweg” von 
1527 1, eine Erneuerung der früheren von 1514, und die „Wäſſerungs— 
Ordnung in der Kirchgaſſen“ von 1609. Dadurch, daß die Namen 
ſämmtlicher damaligen Wiefenbefiger angegeben jind, bieten dieje Ord— 
nungen ein bejondere3 Intereſſe. 

Bebdeutend waren die Vortheile, welche die Bürger des markgräf— 
lihen Ortstheiles (Unterbrüd), welche in Bühl eingepfarrt waren, 
aus dem Kirchſpielswalde zogen. Dieſer Wald, der vom Fremers— 
berg bis auf die Herrenmwieje über die Bergrüden des Bühlerthales ſich 
ausdehnte, war jeit alten Zeiten ein Gemeingut der vier markgräflichen 
Kirchſpiele Steinbach, Bühl, Sinsheim und Vimbuch, und jtand 
unter der Oberbannherrfichfeit der Stadt Steinbad. Eine Verein: 
barung dieſer vier Kirchipiele über das Benützungsrecht diejer Wälder 
befigen wir nod aus dem Jahre 1462. Markgraf Wilhelm erlie 
1654 eine Verordnung über Rechnungsſtellung und Beholzung des Kirch: 
ſpielswaldes. Übrigens wurde feit 1654 die Bertheilung der biäher 
gemeinjchaftlichen Wälder unter die waldberechtigten Gemeinden, bejonders 
von Seite Sinsheims, betrieben. Nach vielen Verhandlungen und Streitig- 
feiten kam endlih im Sahre 1806 der „Schluß-Vergleich-Receß“ 
zu Stande, wonach die Gemeinde Bühl (Unterbrüd) 1200 Morgen 
vom ehemaligen Kirchſpielswald zugetheilt erhielt ?. 

Die Unterbrüder oder Unterbilloter hatten aber noch überdieh 


Gerechtigkeit in dem ben Elet durchfließenden Sulzbach entitanden zwiſchen ber 
Gemeinde Bühl und ber Abtei Schwarzach Streitigkeiten (von 1698 bis 1713), 
beren Ausgang aus ben Gemeinde-Aften nicht erfichtlih if. Won 1774 bis 1789 
wurbe ber Elet auf landesherrliche Berorbnung theilweile urbar gemadt (für ben 
Sleden Bühl damals 97 Morgen), und 1814 unter bie theilberechtigten Kirchipiele: 
gemeinden nach Maßgabe ihrer Einwohnerzahl vertheilt. Die Elettheile bilden 
noch heutzutage (nebft den Holzgaben aus dem Gemeindewalbe) einen nicht unbeträcht: 
lien Bürgergenuß der Gemeinde Bühl. Gemeinde-Regiftratur von Bühl, Oberrh. 
Ztſchr. XXVIT, 118. 

1 Oberrb. Ztſchr. III, 176, wo die Ordnung abgebrudt ift. 

2 Der Bodenwerth dieſer 1200 Morgen wurbe zu 43,011 Gulden, ber Holz: 
beftand zu 93,932 Gulden angeihlagen. Das Klafter Buchenholz wurde damals zu 
2 Gulden 15 Kreuzer, das Klafter Tannenbolz zu 1 Gulden 15 Kr., Eichenholz das 
Klafter zu 1 Gulden 45 Kr. berechnet! 


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Antheil an dem jog. Windeder-Genofjenihaftswald, an dem 
die Kirchſpiele Kappel, Ottersweier, Sasbach und Bühl genuß— 
berechtigt waren, wie die windedifhe Waldordnung vom Jahre 
1495 und eine Urkunde nebſt Zeugenverhör von 1554 nadhmeist. 
In Teßterer geiteht Jakob von Windel „altem Herfommen gemäß“ 
den genannten vier Kirchipielen, welche die „windedijche Genoſſenſchaft“ 
bildeten, das Holzreht in dieſen Waldungen zu. Als es ſich zu Ende 
de3 vorigen Jahrhundert? auch um Vertheilung dieſes Waldes handelte, 
jo wurde den bühler Kirchipieldgenofjen die Gleihberehtigung von den 
Übrigen ftreitig gemacht. Dieß rief einen langwierigen und koſtſpieligen 
Prozeß (von 1810 bis 1819) hervor, der aber in allen Inſtanzen zu 
Gunften der bühler Kirchſpielsgemeinde entjchieden wurde, Von 
den Waldungen wurden der Gemeinde Bühl 965 Morgen zugetheilt. 

Bezüglih der Beholzung hatten die Bürger de windedifhen 
Antheils, weil fie nah Kappel- Winde eingepfarrt waren, an dem 
dorthin gehörigen Almendgute, dem Hägenih=Walde!, ihren Mitgenuß. 
Die „Ordnung des Waldhägenih“ von 1516 iſt eine jehr interefjante 
Urkunde As im Jahre 1791 diefe Waldung unter die Kirchſpiels— 
gemeinden vertheilt wurde, befamen die Bühler von Oberbrüd (damals 
47 Genußberedhtigte) 15°/, Morgen zugejchieben. 

Die Gewerb3thätigfeit war auch ſchon im Mittelalter zu 
Bühl bedeutend, wie fih aus den no vorhandenen Ordnungen er- 
jehen läßt. Für die Bäder, Müller, Metzger und Wirthe waren 
ihon 1488 und 1507 Statuten gegeben. Sämmtlide Meiſter des 
Amtsbezirked bildeten Zünfte, welche im Flecken den Zunftmeiſter und 
ihre Herbergen hatten. 

Für die Bäder und Müller wurde 1521 vom Schuldheiß und 
Geriht eine neue ausführlihere Ordnung erlafien, gegen melde die 
Zunft beim Markgrafen protejtirte: „weil einige Artifel darin ihnen 
zu bejhmwerlih, dem Landsgebrauch widrig, und in anderen Stäbten 
und Flecken auch nit Übung feien“. Der Protejt wurde abgemiejen, 
und dem marfgräflihen Vogt, wie dem Gemeindeſchuldheißen, der Befehl 
ertheilt, mit Ernft darauf zu jehen, daß die neue Ordnung „gemeinen 
Nutzen zu gut ftattlih gehalten werde”. Nach dem Abjcheide von 





1 „Zu des ganzen Waldgezirks Beften und Aufrechterhaltung der alten Ordnung“ 
war ein Waldgericht eingejeßt, welches aus 24 Mitgliedern (12 aus dem Otters: 
weirer, 12 aus dem Kappler Kirchſpiele) beftand. ANljährlih im Auguft oder 
September wurde unter dem Vorſitze des Bannherrn, welches ber Herr von Winded 
war, oder feines Abgefandten, zu Ottersweier in feierlicher Weiſe das Waldgericht 
abgehalten. Waldgerihts:Protocolle aus dem 16. und 17. Jahrhundert find noch 
vorhanden in den Gemeinde-Regiftraturen zu Dttersweier und Kappel: Winded. 


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1563 joll im Amt und Fleden Bühl die Bäder: und Müller-Ordnnung 
der Stadt Baden eingeführt werden, „damit der arme Mann das— 
jenige, jo ihm gebührt, befommen möge“. 

Auch die Metzger erhielten in den zwanziger Jahren bes 16. Jahr: 
hundert3 eine neue Ordnung ihre Handwerks, vom Bogt, Schuldheiß 
und Gericht mit vieler Sorgfalt „zum Beſten de3 gemeinen Mannes” 
entworfen . Der Fleiſchverbrauch muß damals bei der in größerem 
Maßſtabe betriebenen Viehzucht und Viehmäſtung viel jtärker gemejen 
jein, al3 heutzutage Auch noch im verflofjenen Jahrhundert war die 
Zahl der Mebger bei geringerer Einwohnerzahl viel größer, als gegen: 
wärtig?. Im Sabre 1584 wurde von Markgraf Philipp II in 
der ganzen Markgrafihaft eine allgemeine Mekger-Ordnung 
eingeführt. 

Bon jeher war der Flecken Bühl auch mit Wirtbihaften reich 
gejegnet. Einmal wähst im Amte felbjt viel und guter Wein, und die 
Leute waren trinkluftig (fie find e8 no); dann erfreute ji) der Ort 
eines jehr lebhaften Verkehrs, bejonders durch feine Wochen: und Jahr— 
märkte. Schon die Drdnungen von 1488 und 1507 enthalten zwölf 
Artikel „die Wirthe und Weinſchenken antreffend“. Eine neue 
Ordnung für die Wirthe im Fleden Bühl wurde in den dreißiger 
Jahren des 16. Jahrhunderts gegeben; ein Nachtrag dazu erfolgte 1584, 
und eine Hochzeits-Ordnung für die Wirthe im Amt und Flecken 
Bühl erging 1609 durch Amtmann und Schuldheiß. 

Eine öffentliche Gemeindewirthſchaft beftund auf der Bürgerftube, 
wo in der „vorderen Stube” ehrbare, eingejefjene Bürger und fremde 
Nahbarn, in der „hinteren Stube” aber Edelleute, Priejter, Amtleute, 
Schuldheiß, Richter und andere fremde, ehrbare Perjonen zehren Fonnten. 
Für Trunf und Efjen hatte der Stubenmeijter zu forgen, mie Die 
Ordnung der Bürgerftube in den Amts- und Fleckenordnungen 
von 1488 und 1507 bejagt. 

Für Hafner und Krempen (Bictualienhändler) im Flecken Bühl 
befigen wir ebenfall3 eine furze Ordnung von 1517, Ein „Grampen- 
gäßlein“ wird dahier 1508 erwähnt? Eine Küfer- Ordnung von 
1580 wurde durd die damaligen Meiſter des Küferhandmwerf3 in Amt 
und Fleden (e8 find ihrer 7 unterjchrieben) unter ſich vereinbart und 


beſchworen. 


1 L. Stolz, Urkſamml. Neue Beſcheide zur Bühler Metzgerordn. von 1533. 

2 Noh im Jahre 1813 zählte Bühl bei 1721 Einwohnern 24 Metzger (!). 
Dazu famen noch 23 Bäder und 21 Wirthe. 

3 Dberrb. Ztſchr. XXVII, 109, 


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3 ⸗ u 3 . } Y * — —— 
ER * s - J +. 
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Außer den gewöhnlichen, allerort3 vorkommenden Gemwerben finden 
mir im biejigen Orte in früheren Sahrhunderten auch die Hänfer, 
welche ſich mit.der Zubereitung des Hanfes befakten, der in biefiger 
Gegend vorzüglich gedeiht. Sie waren zünftig, und meiſtens im öſt— 
liden Ortstheile anſäßig, mo fie längs des Mühlbaches ihre Blaulen 
(Hanfitampfen) hatten, weßhalb berjelbe biß heute den Namen Hänfer- 
dorf führt. Eine Ordnung, die Hanfrögin betreffend, von 1540 
legt die Streitigkeiten bei zwijhen den Hanfpflanzern zu Bühl 
mit ihrem Anhange zu Dbermeier, Bimbuh und Oberbrud 
einerfeit3 und der Gemeinde Bühl anderjeit3 wegen Wafjerabfluß der 
„Bühelat“. Darin beißt es: „Weß großen verderblihen Schaden ber 
ganzen Gemeind (durch Trodenlegung der Hanfrötzen) entitände, da ſich 
über 200 Menjhen mit täglider Arbeit ihr Weib, Kind 
und Hausjtatt daraus erhalten und ernähren müßten, geſchwygen 
des hohen Gelds, jo täglich dadurd in das Land gebracht, damit unjeren 
gnädigen Herren Zins, Nent und Gült deſter ftattlicher bezahlt werben.“ ? 

„Drdnungen der Hänfer und des Hanfkaufs“ haben wir noch 
drei. Die zwei erjten gehören dem 16. Jahrhunderte an, die dritte, 
eine „Abredung etlicher Artikel, wie die Hänfer begehren, daß fie 
geändert, und etliche von Neuem zu ordnen, die von Hänfern und 
Sürfäufern gehalten werden jollen”, fällt wahrſcheinlich in die erite 
Hälfte des 17. Sahrhundert3?. Seit dem Anfange des gegenwärtigen 
Jahrhunderts ift die Hänferzunft dahier erlojchen. 

Wohl mögen noh andere Gewerbe bahier eigene Ordnungen 
bejefien haben, die im Laufe der Zeit verloren gingen. Übrigens können 
wir ſchon aus dem bisher Ermwähnten erjehen, wie blühend das Gemerbe- 
mejen ehemal3 im Tleden Bühl geweſen jein muß. Noch zu Anfang 
diejes Jahrhunderts waren bejonders die jog. Kleingemwerbe dajelbit 
zahlreicher, al3 Heutzutage *. 

Markt und Handel bildeten neben dem Handmwerfe und der 
Landwirthſchaft eine weitere Nahrungsquelle der hiefigen Einwohnerſchaft. 
Die Ordnungen von 1488 und 1507 enthalten 11 Artikel, „die Wochen— 


ı Im Jahre 1596 werden dahier das Hänferbaus und fünf Blaulen 
erwähnt, ſämmtliche am Mühlbache gelegen. 

2 Rol. Oberrh. Ztſchr. XXVII, 110, wo bie Urkunde abgebrudt ift. 

3 Bol. Oberrb. Ztſchr. XX, 299, wo bie beiden älteren Ordnungen aus bem 
„Bühler Polizeibuch“ abgedrudt find. Die britte Ordnung gibt 8, Stolz in 
jeiner Sammlung. 

* Kolb, 2erifon v. Bad. I, 180. Über die neneren gewerblichen Verhältniſſe 
der Stadt Bühl vgl. Dieg, Die Gewerbe im Großh. Baden (Karlsr. 1863), ©. 67, 
242, 485, 681. 


91 


märft und Fürfäufer (Händler) antreffend“. Für genaue Hand— 
babung der Marktordnung waren zwei beeibigte Marftmeijter ober 
Marktihauer aufgeitellt, einer vom DOrtögericht, der andere von der Ge- 
meinde gewählt. Außer ben möcentlihen Montagsmärkten und 
den vier Jahrmärkten wurde auh an Sonn und Keiertagen 
ein Markt gehalten, was aber im Abjcheide von 1585 von den Amts: 
herren „gänzlich abgejtellt und verboten wurde”. Im Jahre 1654 aber 
gab Markgraf Wilhelm dem Flecken das Net, daß die vier Jahr: 
märfte je zwei Tage (Montag und Dienftag) währen dürften. 

Als 1663 zu Bühl ein neuer Pfundzoll eingeführt wurde, proteitirte 
die Straßburger Krämerzunft dagegen, und da fie beim Mark: 
grafen die Minderung des Zolld nicht erlangen Fonnte, wurde 1674 
durh Rath und Zunft der Beſuch der Bühler Märkte jämmtlichen 
Bürgern und Inſaſſen von Straßburg verboten t. Auch heutzutage nod) 
wird der Bühler Wochenmarkt von Käufern und Verkäufern aus einem 
weiten Umkreiſe befucht und gehört zu den bedeutenditen des Landes, 

Handel wurde dahier getrieben Hauptjählih mit Hanf und Wein. 
Der Bühler Hanf Hatte jeit alter Zeit einen bejonder3 guten Ruf, und 
wurde theurer bezahlt, als anderer. Daher heißt e3 in der Abredung 
der Hänferzunft: „Was Hanfs die Fürfäufer auswendig herzu— 
bringen, er komme, woher er wolle, den jollen fie hinfüro allmegen 
fonder legen, und unter den Bühler Hanf gar nit milden; 
jollen jagen, wo jeder Hanf gewachſen fei, und dem Käufer jeinen 
Willen werden lafjen, einen jeden nad jeinem Werth zu kaufen.“ Und 
in einer Verordnung für die Hänferzunft von 1614 heißt es: „Was 
Bühler Hauf iſt, es ſei Lüßel oder viel, joll mit des Fleckens 
Bühel Zeihen gezeihnet werden, bei Strafe von einem Pfund 
Pfenninge.” 

Die Weinausfuhr ging hauptjählid nad Würtemberg, auf 
den Schwarzwald und in's Donauthal. Namentli) war der rothe 
Affenthaler jhon frühe allgemein befaunt und geſucht?. Die Wein: 


1 Ratbsprotocolle des Straßb. Stadtarchivs, mitgetheilt von Hrn. Archivar 
Bruder. 

? Die Anpflanzung des rothen Burgunder, ber auf dem Granitboben von 
Affenthal und der Nahbarichaft fein herrliches Bouquet erhält, muß wohl bem 
Klofter Lihtenthal zugefchrieben werben, welhem die Markgrafen Hermann VI und 
Rubolf I 1245 verfchiebene Rebhöfe in Ummeg und Affenthal zur Dotation ver: 
gabten. Lichtenthal ftand mit bem Mutterflofter Giteaur in Burgund auch nach feiner 
Gründung gewiß in vielfältigem Verkehr. Der Wein von Affenthal wird bereits 
1330 im Tagebuch des Gebeimfchreibers des Herzogs Werner von Urflingen gerühmt 
und dem Malvafier gleichgejtellt. Über die Befitverbältnifje der Rebgelände von 
Afenthal vgl. Oberrb. Ztſchr. XXV, 424. Bol. auh Mone, Quellenſamml. III, 266. 


92 


ausfuhren jtockten jelbit während des breißigjährigen Krieges nit. Ein 
bejonderer Salzhandel für ben Fleden und dad Amt Bühl mwurbe 
1585 nad) dem Abſcheide von beiden Herrſchaften in Gemeinjchaft mit 
der Gemeinde errichtet, worüber eine bejondere Ordnung eridien. 
Jeder der drei Theile legte 300 Gulben ein, der Gewinn jollte ebenfalls 
gemeinjchaftlich jein. Dieſes Salz:Verfaufsreht beſaß der Flecken für 
jämmtlide Ortſchaften des alten Amtsbezirks bis 1795; der „Salz: 
profit“ betrug jährli ungefähr 300 Gulden. 

Der Geldkurs, wie ihn das Bühler Lagerbuch von 1598 ent— 
hält, und mie er für da3 Amt damals Geltung hatte, war folgender: 
1 Pfund Pfenninge galt 2 Gulden markgräflicher Währung; 
8 Pfenninge galten 1 Batzen, 6 Pfenninge 1 Blappart, 2 Pfenninge 
1 Kreuzer. Nah jegigem Merthe käme dad Pfund Pienninge auf 
4 Gulden 33 Kreuzer oder 7 Mark 80 Pfennige zu Itehen, der Schil— 
ling aber auf 13 und einen halben Kreuzer oder 39 Pfennige. 

Wenn wir das Vorſtehende überbliden, jo erhalten wir dad Bild 
eines in jeder Beziehung wohlgeorbneten Gemeinbemwejengd, wo 
für die Spnterefjen der Gejammtheit mie des Einzelnen weiſe Fürforge 
getroffen war, und wo man, wie die alten Ordnungen fih oft aus: 
drüden, „des gemeinen Weſens Nuten, Ehren und Wohlfahrt 
nah Kräften zu handhaben”, rveblihe Bemühung zeigte. Zumal galt 
diejed in Bezug auf die Überwahung der Waaren und Nahrung: 
mittel, damit fich nichts Schlehte8 und Unächtes in den Öffentlichen 
Kauf einjchleiche, worin die Neuzeit dem Mittelalter weit nadjteht. 


Die kirchlichen Verhältniſſe. 
Pfarrei und Pfarrpfründe. 


Bühl mit dem Bühlerthal bildeten urfprünglich einen Beſtand— 
theil de8 Ottersweirer Kirchſpiels, welches jhon 774 beitand, 
eine der älteften und ausgebehnteiten de Bisthums Straßburg war, 
und aud dem Landfapitel den Namen gegeben bat!. Die Pfarrkirche 
daſelbſt (ad S. Joannem bapt.) ift Mutterkirche für faſt jämmtliche 
Pfarreien der Nahbarihaft. Wohl wegen Zunahme der Bevölkerung 
mwurben im Jahre 1311 die nörblich der Billot gelegenen Theile von 
Bühl, Altſchweier und Bühlerthal vom Kirhipiele getrennt und 
zur befonderen Pfarrei vereinigt, und die alte, ben Apoiteln Petrus 
und Paulus geweihte Kapelle zu Bühl zur Pfarrkirche erhoben ?. 








1 Grandidier, Hist. de l’&glise de Strassb. I, 289. 291. 
? Hist. rect. Ottersw. IV. Baber gibt (Babenia, Jahrg. 1839, ©. 161) 
als Gründungsjahr der Pfarrei 1370 an, was offenbar ein Irrthum ift. Wurde 


93 


Diefelbe ftand jedoch immer in einem gewiſſen Abhängigkeitöverhältnig 
zum Rectorate Ottersweier, welchem fie zeitweije mit ben Nebenpfrünben 
incorporirt war; aud die Urkunden der hieſigen Pfarrei lagen bis 
1592 im dortigen Pfarrardive *. Als eriter Pfarr-Nector zu Bühl 
aber wird 1318 genannt Erchanger von Windel, ein Bruber des 
Ritters Reinbold von Winded ?. 

Außer den bezeichneten Drtötheilen von Bühl, Altjhweier 
und Büblerthal (mit den Zinken Lienbach, Bichelbach, Längen: 
berg, Freienhöfen, Plättich, bis hinauf auf die Höhe der 
Herrenmwieje, jomweit ded alten Gerichtsjtabes „Bann und Bezirk“ 
ging,) gehörte zum Bühler Pfarriprengel eigenthümlicher Weile noch 
der Weiler Haft, mo dad Bühler Frühmeßbeneficium jeit 1319 den 
Zehnten beſaß. Um 1650 wurde Haft der Pfarrei Diterdweier incor- 
porirt, wogegen ein anderer dahin biöher gehöriger Zinken Rieders— 
bach, bei Kappel:Winded gelegen, der Bühler Pfarrei zugetheilt ward ?. 

Die ſüdlich der Billot gelegenen Drtätheile von Bühl (nämlich 
Dberbrüd mit dem Wiedih und der Hejjenbad), Altihmeier 
und Bühlerthal, haben ſeit den älteften Zeiten zum Kirchipiele 
Kappel: Winde bis zur Arrondirung ber beiderjeitigen Pfarriprengel 
im Jahre 1824 gehört ®. 


vielleicht 1370 die Kirche erweitert? Die Dedication einer Kirche auf die Apoitel: 
fürften verräth in ber Regel ein hohes Alter. Sie ſcheint bei der Bühler Kapelle 
auf die Benebictiner-Abtei Schwarzach hinzudeuten, welche diefelben Schußbeiligen 
hatte und jhon frühe in nächſter Nähe begütert war. 

* An Leichtlins Schrift über Windel flieht beim Jahr 1319 das Regeſt: 
„Fundation ber Frühmeſſe in ber Gapellen zu Bühel, welde die von Winded 
geftiftet.” Hiernach beſtund bamals die Pfarrei noch nit. Auch ift im Stamm: 
baume ber Erdinger von 1318 nicht als Kirchherr bezeichnet. 

Anm, d. Reb. 

1 Der linke Theil des Schranfes in ber Sacriftei ber Dttersweirer Pfarrkirche 
batte die Auffchriften: Litterae plebanatus ac primissariae, altar. S. Margarethae 
et S. Crucis in Buehel, anno (15)22. Erzpriefter Ferler von Dttersweier be: 
zeugt 1593, daß die Vormünber der winbediichen Töchter bie Briefſchaften des Rectorats 
1592 den öfterreihifchen und badijchen Behörben eingeliefert, nicht aber bie der Pfarrei 
Bühl Bielleiht famen fie mit ben übrigen winbedifch.büffliihen Schriften in ben 
Befig der Herren von Gayling (der Rechtsnachfolger derer von Hüffel), deren Archiv 
fih zu Ebnet bei freiburg befindet, von dem Schreiber Diejes aber nicht benukt 
werben fonnte. 

? Beih. v. Shwarzad, 2b. II, Urf. 60. 

3 Pfarr-Regiftratur von Öttersweier. 

+ Wir geben im Folgenden einige hiſtor. Notizen über bie chemaligen 
Bühler Filialen, die Pfarrei Kappel: Windel und das jegige Filial Hatzen— 
weier (meift ben Pfarr-Acten entnommen). 

Für Bühlerthal wurbe 1763 eine eigene Pfarrei errichtet und bie Filial— 





y4 


Die Pfarrei Bühl wurde urſprünglich dotirt aus Gütern und 
Zehnten des Dtteröweirer Rectorates, als deſſen Fundatoren bie 


kirche daſelbſt zur Pfarrkirche erhoben. Bon dem bisherigen Bühler Pfarr: 
antbeile famen 123 Familien und 572 Communicanten, vom Kappler Ans 
theile ungefähr gleichviel, zur neuen Pfarrei. Durch einen Vergleich von 1781 
faufte fih die Gemeinde um bie Summe von 798 Gulden von der Baupflicht zur 
alten Pfarrfirhe zu Bühl los. Die neue Pfarrfirde im Bühlertbale, zwifchen 
1862 und 1866 gebaut, wurde von Hübjch entworfen und ift ein ſehenswerther 
Bau (dreiſchiffige Baſilika). UrfundensAuszüge ans dem G. 2. N. über Bühler: 
tbal, vgl. Oberrb. Ztſchr. XXVII, 120. 

Die Waldkolonie Herrenwieje, auf ber Höhe des Bühlerthales, gehörte noch 
zum Bühler Pfarriprengel. Wegen der weiten Entfernung verfah das im Jahre 1622 
gegründete Kapuzinerkflofter in Baben längere Zeit die Seelſorge dajelbfi. Als 
die Anfiedelung duch berrihaftlihe Dienftleute, Holzhader, Köhler, jtärfer wurde, 
errichtete der Bilhof von Straßburg, Gardinal Rohan, bier eine Kirdye (ad S. An- 
tonium Pad.) und Pfarrei, welche 1763 den Franzisfanern auf dem Fremersberge 
übertragen wurbe. 

Die Nahbarpfarrei Kappel: Windel, welcher der windedifche Theil des Fledens 
Bühl Jahrhunderte Jang eingepfarrt war, mit der Pfarrkirche ad B. Mariam Virg., 
ſcheint ebenfalls urſprünglich ein Filial des Dttersweirer Rectorates geweſen 
zu fein, denn beide Pfarreien bejaßen (bis 1791) ein gemeinſchaftliches Kirchſpielsgut 
(den Waldhägenich), und führten im Wappen bdasjelbe Kirchipielszeihen (einen Kelch). 
Am Sabre 1302 gibt Reinbold von Windel „Gappelin, burf und kirchſatz“, welche 
ein eberjteinifches Yehen waren,„an feinen Bruder Eberhard. Bereits 1366 be— 
ftanden zu Kappel vier Beneficien, als beren Stifter und Gollatoren die Herren 
von Windeck angegeben werben, und in der alten Pfarrkirche befand fid, die Grab: 
lege des windediichen Geſchlechts. 

Da durb die früheren Herrichaftsverhäftnifie die Piarriprengel Bühl und 
Kappel eigenthümlich ineinandergriffen und zerjtüdt waren, jo wurde durch Konft. 
Orbdinariats:Erl. vom 7. Mai 1823 eine Arrondirung der beiberjeitigen Pfarrgebiete 
angeordnet, welde durch die Umpfarrungs:Urfunde vom 17. Aug. 1824 zu 
Stande fam. Dadurch Fam ber bisher nady Kappel eingepfarrte Theil des Fleckens 
Bühl (Oberbrüd) zur Pfarrei daſelbſt (572 Seelen); dagegen wurde ber Zinken 
Riedersbach und ber bisherige Bühler Theil von Altſchweier der Pfarrei Kappel 
zugetbeilt. Die Umpfarrung trat mit dem 1. Nov. 1824 in Wirffamkeit (Canon. 
Beftätigung vom 23. Oct. 1824). Damals zählte die Pfarrei Bühl mit Haken: 
weier 2450 Seelen, und batte eine Schule mit 350 Kindern unter 3 Lehrern. 

Altfhweier (Alswiler, 1234), am Eingange des Bühlerthals, mit ber auf 
ber ehemaligen Kappler Seite gelegenen Kapelle (ad S. Gallum), feit 1824 mit 
Kappel vereinigt, wurde 1869 zur eigenen Pfarrei erhoben. Fundirt wurbe biejelbe 
vom verftorb. Pfarrer Konrab Kappler zu Kappel mit 40,000 Gulden. Die 
Ihöne von Hübſch entworfene Kirche wurde zwifchen 1863 und 1868 gebaut und 
am 20. September letzteren Jahres eingeweiht. Bol. Oberrh. Ztſchr. XXV, 224, 

Hatzenweier (Hassenwilre, Hassonis villare, nicht Hafenweiler), ein Fleines 
Dörfchen bei Dttersweier, lag im ſog. Waldhägenihd. Es war ein Gonbominat, 
bälftig zur öfterr. Landvogtei Ortenau, bälftig zur Marfgrafihaft Baden gehörig. 
Der das Orichen durchfließende Sulzbach bildete die Grenzſcheide. Bis 1783 gebörte 


95 


Grafen von Eberjtein und deren Lehendträger, die Herren von 
Windeck, genannt werben. Der größere Theil des Zehntens im Kirch» 
jpiel war übrigens weltlich. KHauptdecimatoren waren die Markgrafen 
von Baden, die Herren von Winded, die von Nöder und die 
von Bad) (jpäter, nad) 1538, die von Schauenburg)!. Neben 
diejen zehnteten noch in einzelnen Dijtricten dad Rectorat Otters— 
mweier, das Klojter Lichtenthal (Meinzehnt, ſeit 1360 von Baden 
überfommen), die Frühmeß-Caplanei in der oberen Kirche zu Gerns— 
bach?, dad Gotteshaus Reichenbach (bei Freubenjtadt), die Filial— 
firde ad 8. Mich. et Wendel. im Bühlerthale (MWeinzehnt), die 
Heilig Kreuz: Pfründe zu Kappel (Meinzehnt) und das Gotteshaus 
Schwarzach (Heuzehnt von 2 Tauen Matten). 

Die ältejte Zehentbejhreibung der Pfarrei ijt enthalten in 
den von Sebajtian von Windel, Pfarr-Rector zu Ottersweier, zu: 
jammengejtellten Extractus specificationis decimarum rectoratus 
Otterswilensis de 1515. Eine zweite jteht in der Nenovation von 1577 
und die jüngjte in der Erneuerung über den Bühler Mark: und 
Amts-, Groß: und Kleinzehnten von 1718, worin genau bejchrieben, 
wieviel im Bühler Kirchjpiel von allen Adern, Matten und Gärten, 
joweit deſſen Markung, Zwing und Bann gehen, an Waizen, Korn, 
Veſen, Wälſchkorn, Haber, Gerjte, Erbien, Linjen, Magſamen, Bohnen, 
Hanf, Flachs, Heu, Wein einem jeden Zehntherrn zugehörte. Nach 
einer Urkunde von 1626 über die Kirhenbaupflicht der Zehntnießer 
war das Verhältniß des Pfarrzehnten® zu dem der übrigen Deci: 
matoren, wie 145 zu 987; der Pfarr: und Meßnerzehnt betrug 





H. ungetbeilt zur Pfarrei Ottersweier. Da damals bie badiihen Ortſchaften 
Breitburft, Neujag und Waldmatt von DOttersweier bismembrirt wurden, 
baten die Einwohner bes bad. Antheils (höherer Weifung zufolge) um Einpfarrung 
in die bad. Pfarrei Bühl. Die Einpfarrung wurde gegen Yeijtung von 15 Gulden 
jährlih an die Pfarrei, fowie gegen Entrichtung des betreffenden Antheils am Kirchen, 
Schul- und Pfarrhausbau alsbald vollzogen (Can. Beltät. vom 29. April 1783). 
Nahdem die Ortenau an Baden gefallen (1806), hatten die Bewohner des Bühler 
Theild von Hapenweier gebeten, nach dem näheren Ottersweier eingepfarrt zu werben, 
es aber nicht erlangen können. 

1Vgl. Oberrh. Ztſchr. XXVII, 106. 114. 116. 122. 

2 Diefer Zehent, der vierte Theil des winded. großen Zehnten im Gerichtsitab 
Bühl (jenfeit des Billotbadhes hinabwärts gegen den Immenſtein, zu beiden Seiten 
der Lanbdftraße), deſſen andere drei Theile ſchon bisher denen von Windeck zus 
geftanden, wird 1571 von Markgraf Philipp II und Graf Philipp zu Eberftein 
auf 20 Jahre gegen eine jährlihe Abgabe von 23 Gulden dem Junfer Georg von 
Windel verliehen. Nach 1592 fam der St. Anna- und Jafobfond zu Gernsbach 
in ben Beſitz diefes Zehntens. 





96 


aljo kaum dem jiebenten Theil des Zehnterträgnijjes überhaupt. Das 
Rectoratsurbar von 1771 berechnete das Erträgnik des Frucht-, 
Heu: und Weinzehnten? der biefigen Pfarrei in mittleren Jahren auf 
300 Guben. 

Außer dem Zehnten bezog die Pfarrei anfehnlide Gülten (Boben- 
zinfe, Korn, Wein:, Wachs und Nußgülten) aus verſchiedenen Hof: 
jtätten, Häufern, Aedern, Weinbergen und Wiejen zu Bühl, Alt: 
ihmweier, Bühlerthal, Kappel, Vimbuch“. Nicht ſehr zahlreich 
iheinen die Seelenmeßftiftungen gemejen zu fein, deren gegen: 
wärtig nod 142 beitehen 2, und liegende Güter bejaß die Pfarrei 
auh nur wenig. Das Urbar von 1679 nennt als Pfarrgut 
23/, Jauchert Aderfeld in der Strut, im Wafjerbett und auf der 
untern Hollenbad, und 43/, Tauen Matten, in der Holdermatt, im 
Kornihollen oder Derlen, auf der Oberweirer Wöfch und auf der Land— 
matt im Eichſtaten zerjtücelt gelegen; im NRectorat3:Urbar aber 
werden 7 Sauchert Acerfeld und 51/, Tauen Wieſen als zur Pfarrei 
gehörig angegeben. 

Durch den Schmwedenfrieg, und vorher ſchon durch die Stürme 
der Reformation, waren ber Pfarrei mande Güter und Gefälle 
verloren gegangen, jo daß ein Bericht von 1704 jagt, die hieſige 
Pfarrei fei eine der am menigiten bemittelten in der ganzen Mark— 
grafihaft, da fie mandes Jahr, wann die Gemeind und insbejondere 
die Bruderſchaft nicht Beihilf thäte, nicht einmal ihre Ordinari-Ausgaben 
bejtreiten Fünnte. Die Competenz eined jeweiligen Pfarrherrn jei, 
was die Naturalbezüge angehe, unbejtändig. Alles zu Gelb angeichlagen, 
fomme fie nicht völlig auf 400 Gulden. 

Bei Aufhebung ber Jejuitenrejidenz zu Dtterämweier im Jahre 
1774, welder die Pfarrei incorporirt war, wurde dad Pfarrei:Ein- 
fommen mit Ausnahme des Ertragd der geringen Pfarrgüter auf 
390 Gulden 42 Kreuzer berechnet. Gegenwärtig beträgt daß Pfründe- 
Einkommen in Geld, Güterertrag und Naturalcompetenzen etwa 


1 Gültbriefe der Heiligenpflege zu Bühl im ©. 2.:N. vgl. Oberrb. Ztſchr. 
XXIV, 224; XXV, 328; XXVII, 122. Renovationen ber Bühler Gült: 
bücher aus den Jahren 1679, 1742, 1806. Es bezogen noch andere Kirchenpflegen, 
Pfründen und Gottesbäufer aus ber Nahbarihaft Gülten und Zinfe aus Gütern 
bes Bühler Kirchſpiels, 3. B. die Pfarrfirden zu Kappel, Ottersweier, Stein: 
bad, Bimbud, die Burgfaplane zu Baben, bie Klöſter Shwarzad und 
Herrenalb (Helerzins). Vgl. Oberrb. Ztſchr. XXIII, 453, XXVII, 121. 

2 Das alte „Seelbuch“, das 1573 erwähnt wird und einige windeckiſche 
Anniverfarien enthielt, ift verloren gegangen. Die gegenwärtigen Anniverjarftiftungen 
reihen nicht über die Mitte des 17. Jahrhunderts hinaus. 


97 


3880 Mark, da3 Kapital des Kirchenfonds ift auf 52,428, und 
da8 des Baufonds auf 7842 Mark angegeben. 

Dad Patronatsreht über das Nectorat Ottersweier, jo- 
wie über die aus deſſen Gütern fundirte Pfarrei Bühl, befaken ur: 
Iprüngli die Grafen von Eberftein, als Fundatoren des Nectorates. 
Bon dieſen ging die Kirchenherrlichkeit auf die Markgrafen von Baden 
über (wahrſcheinlich um 1386). Bon den Markgrafen trug dann bie 
adelige Familie von Winde die Pfarrei zu Lehen, mobei jich jedoch 
Baden den Pfarrſatz vorbehielt!. Seit 1650 murbe die hiefige Pfarrei 
dur) jog. Missionarii, welche der jeweilige Superior ernannte, vom 
SJejuitenhojpiz zu Ottersweier aus abminijtrirt, von 1730 an 
jührten die Adminiftratoren, die nun zu Bühl wohnten, den Titel 
Pfarrer und wurden vom Rector de3 Collegiums zu Baden er- 
nannt. Nah Aufhebung der Dtterämweirer Nejidenz im Jahre 1774 
wurde die Pfarrei Bühl wieder als marfgräflides Patronat 
betrachtet ?, 


Die Frühmeh- oder 5. Margarefenpfründe. 


Diejelbe ſcheint zugleih mit der Pfarrei oder bald darauf geitiftet 
worden zu jein, wie aus einem von der biihöflichen Curie zu Straßburg 
ausgejtellten Vidimus von 1319 hervorgeht, worin der Frühmeſſe 
verjchiedene Zehntbezüge, darunter auch der Wein» und Objtzehnt zu 
Haft, vergabt werden?. Die Pfründe war auf den St. Margareten- 
und Katharinenaltar (ſüdlicher Seitenaltar) der alten Pfarrkirche ge— 
ftifte. AS Fundatoren und Gollatoren diefer, wie der Kreuz: 
pfründe, werden die Herren von Winded genannt. Im Jahre 1366 
vergabte der auf dem Ginjelhof bei Kappel-Windeck anſäßige Edelknecht 
Heinrich von Einfiedel, genannt „Roſenſtein“, von jeinem Gute da- 


1 Windel. Lehbenrevers von 1405, in der Renovation von 1595 sub rubro 
Kirhenfaß und Lehenſchaft. 

? Aus der Äncorporation in bie Nefidbenz Ottersweier und aus anderen 
Gründen ſucht P. Heyl (IV, 7. 8) weitfchichtig zu beweijen, baß die Pfarrei Bühl 
nad der Aufhebung des Hofpizes geiftliches Patronat fei. Haec adeo fusius ad- 
notare placuit, ſetzt er zum Schlufje bei, ut qui aliquando viribus plus valet, 
atque ego, sciat, quibus ex argumentis jus suum persequi possit. x 

3 Orig. in ber Pfarrregiftr. zu Ottersweier. Die Urk. ift durch feuchte 
Lage zum größten Theil unleferlich geworden, bie Siegel find abgefallen, Auf der 
Rüdjeite fteht von etwas fpäterer Hand: „Ein Bidimus betreffend die Früemeß— 
pfrund in Bühell, fo die von Windeck geftifftet und vnderſchidliche hierin fpeziftcirte 
Zehnden dahin verordnet, als nemlich den Dorfzehnden zu Dttersweyer, Wein: 
und Obftzehnden zu Haft. De anno 1319.* 

Ardiv. XI. 1; 


98 


jelbit ein Viertel Korn „um feiner Seel’ willen an die Mejje, die 
Pfaffe Obreht von Tigeshein Hat zu Bühl“ 1, 

Im Jahre 1455 verkaufte der Frühmefjer Heinrih Fuhrer, 
genannt „Sartor“, Haus, Hof, und Scheuer, welche der Margareten: 
pfründe gehörig waren, um 20 Pjund Pfenninge Am Jahre 1494 hat 
Sebajftian von Windel, der Kirchherr von Ottersweier, dem Pfarrer 
und Frühmefjer Heinrih Unz zu Bühl die neuen eben an den 
Hafter Halden unten am Leußelberg, jo früher Acer gemejen, 
zur Zehntnutzung auf lebenzlänglich gütlich überlafjen von megen 
gemeldter Frühmeß, damit er ein Recognition von ihm habe?. Diejer 
Neupflanz, 8 bis 9 Stedhaufen, erträgt jährlid 1 bi3 2 Ohm. 

Als 1568 die Neformation dahier eingeführt und die Pfründe 
filtirt war, wurde von Markgraf Philibert das Kaplaneihaus nebit 
Scheuer und Hofraite, am Baderſteg (jet Lammſteg) gelegen, dem da— 
maligen Gerichts: und Amtsjchreiber Theobald Hoſch um 40 Gulden 
Fäuflich überlafien?. Wann da3 Frühmefbeneficium mit der Pfarr: 
pfründe vereinigt worden, ijt nicht befannt; bis 1626 wenigſtens hat 
man noch über die betreffenden Gapitalien bejondere Rechnung geführt. 
Doch beſchwert ſich ſchon 1593 der Pfarr-Rector Ferler von Otters— 
weier, daß die Vormünder der windeckiſchen Schweſtern die Häuſer und 
Güter, welche den Caplaneien zu Bühl und Maria-Linden gehörten, 
an ſich gezogen. Auch klagte 1606 die geiſtliche Verwaltung in Baden, 
daß die von Windeck die Gefälle dieſer und anderer Pfründen vor vielen 
Jahren der Kirche wieder entzogen. 

Nach der windeckiſchen Renovation von 1595, ſowie nach dem 
Theilregiſter von 1618, müſſen die Einkünfte der Margareten— 
pfründe nicht unbedeutend geweſen ſein“. Ein durch die Bruderſchaft 
„vom guten Tode“ im vorigen Jahrhundert in honorem S. Margaretae 


1 Oberrb. Ztſchr. XXV, 327. 328. Die YJunfer von Tigesbein oder 
Digensbein gebörten zum niederen Landabel und waren im 14. Jahrh. zu 
Niedersbah bei Kappel:Winded anfälfig, wo noch im vorigen Jahrhundert ein 
Gemarkungstbeil den Namen „Tigesheimer Bünd“ führte. 

? Pfarr-Regiftratur zu Bühl und Dttersweier. 

3 Dberrb. Ztſchr. XXVI, 114. 

+ Nach der winded. Renovation von 1595 bezog bie Pfründe den Wein: 
zehnten aus 175 Stedhaufen zu Altſchweier im folgenden Gemarkungsitüden: 
Bergel, Hafenberg, Haulftüd, Honau, Klams, Krumme-Bünd, Oberſteinloch, Pfaffen—⸗ 
ader, Große-Reih. Nah dem windeck. Theilregifter von 1618 hatten zur che 
maligen Margaretenpfründe folgende Güter gehört: 4 Jauch Feld in der großen 
Bünd zu Altjchwerer, die jog. Jubenmatte auf ber Kraftened beim winded. Rebhof, 
die Rinbmatt bei der Blaul zu Altichweier. Aus dem Eſelshof zu Altjchweier mit 
feinen Beiträgern (36 Steckhaufen Neben) bezog bas Beneficium 141/, Ohm Gültwein. 


99 


auf den 20. Juli geitiftete8 Meßamt ijt gegenwärtig noch die einzige 
Erinnerung an dieſes Beneficium. 


Die SHeilig-Arenzpfründe. 


Rah einer Urkunde vom Mai 1531 waren die Einkünfte biejes 
„Pfründleins“, welches durch die Herren von Winded auf den 
Kreuzaltar der Pfarrkirche geftiftet worden, zwilchen einem Kaplan 
und einem Schulmeifter hälftig getheilt. Die Pflegerei der Pfründe 
führte der minbdedifhe Amtmann bis 1601, wo der Gemeinde Bühl 
auf ihre Bitte „die Pfründ mit ihrer Fundation jammt Golligenden“ 
übergeben wurde. Die Grundftücde ber Pfründe waren dem Schul: 
meijter (als Meßner?) pro parte Salarii zur Benützung überlajien. 
Zur Pfarrcompetenz hatte das Benefictum 51/, Klafter Holz zu liefern. 
Nah den Rechnungen (von 41756 an) wurden aus der Pfründe zu: 
weilen auch Almojen an Arme verabreiht und SKirchenrequiliten an: 
geihafft. Bei der letzten Nenovation von 1805 belief ſich der Ver: 
mögensſtand der Pfründe auf 4000 Gulden. Im Jahre 1838 wurde 
dieje8 Beneficium mit dem Heiligenfonde vereinigt‘. 


Das Meyer’fhe Beneficium. 


Im Jahre 1758 wurde dasfelbe von einem hiejigen Bürger und 
Gerihtämanne, dem Bäder Joſeph Meyer und dejjen Ehefrau (jie 
waren finderlo8), mit einem Kapitale von 4000 Gulden „mwohlthätig“ 
geitiftet. Nach dem Stiftungsbriefe ſollte aus den jährlihen Zinjen ein 
Capellanus oder Vicarius manualis, den der Biſchof prüft und nad) 
Belieben jeßt, dem Pfarrer in allen geijtlihen Verrichtungen behilflich 
und ihm in Allem untergeben fein. Außerdem Hatte der Vicar die Ver: 
pflihtung zur täglichen Leſung der Frühmeſſe. Für die Sujtentation 
degjelben hat der Pfarrer 180 Gulden (?/;o des berechneten Singer: 
trägnifjes) aus der Stiftung anzujpreden. 

Nah einer mit dem Superior von Ottersweier getroffenen 
Uebereinkunft jollte die VBicarie von einem Prieiter der Geſellſchaft 
Jeſu verjehen werden; als aber der Drden aufgehoben wurde, con 
firmirte ber Stifter nochmals feine Stiftung, für deren Erhaltung 
auch die Gemeindebehörde und Bürgerjhaft jich verpflichteten. Nichts— 
deitoweniger jcheint man damit umgegangen zu fein, das Beneficium 
mit der Pfarrpfründe zu vereinigen, daher gab der Stifter 1778 vor 
dem Ortsgericht nochmals feinen Willen dahin Fund, daß dieje Vicarie 


ı 2. Stolz, Urkundenſamml. Pfarr-Regiftratur Bühl. 


— 
f * 





100 


niemal3 ohne Genehmigung des biſchöflichen Ordinariats mit der Pfarr: 
pfründe unirt werben bürfe. 

Der Stifter verjtarb am 27. December 1792, nachdem jeine rau 
ihon am 27. September 1769 ihm vorausgegangen, und ald Benefactrix 
ecclesiae eminens in ehrender Dankbarkeit vor dem Bruderſchafts— 
altar der Pfarrkirche begraben worden. Die beiden Stifter haben auch 
ein Anniverjar , Die getrennte Verwaltung de3 Kaplaneifonds begann 
1794; gegenwärtig iſt das Stiftungstapital auf 10,300 Mark 
angewachſen. 


Die Meßnerei. 

Diefe war mit einem nicht geringen Frucht: und Weinzehnt 
begabt, der ungefähr den vierten Theil ded Pfarrzehnts betrug ?, Außer: 
dem hatte der Meiner von Alter8 her die dem SHeiligenfonde (Kreuz- 
pfründe) gehörige Mefnermatte zur Benüßung, und bezog für das 
ſog. Wetterläuten von allen Aedern des Kirchjpield die Mepnergarbe, 
deren Abgabe in den Abjcheiden des 16. Jahrhunderts und in den 
Nüggerichts-Protofollen öfters bei Geldſtrafe eingefhärft wird. Wie 
der Schultheiß, Gerihtsichreiber und Gericht3bote, war auch der Meßner 
„gefreit von allen FZuhr:, Hand- und Frohndieniten, wie von Alters 
hero“. Inſofern derjelbe aber zugleih den Schuldienjt verjah, Hatte 
er neben dem Schulgeld noch bejondere Güternußungen. 

Bis zum Jahre 1863 war der Mehner: und DOrganijtendienjt mit 
dem Schuldienit (I. Hauptlehreritelle) verbunden. Die damalige Tren— 
nung beider Ämter veranlaßte einen Streit zwifhen der Pfarrei und 
der Gemeinde, indem lettere die Meinerpfründe für den Schuldienſt 
beanjpruchte und einen provijoriihen Meßner aus Gemeindemitteln ans 
ftellte. Durch bezirksamtliches Erkenntniß vom 26. Juni 1869 wurde 
entjchieden,, daß die Mehnerpfründe ala eine kirchliche Stiftung 
der Pfarrei zu übergeben jei, was jofort geihah. Durch Beſchluß des 





t Auf dem Kirchhofe bei Kappel ftebt noch der Grabſtein bes Stifters mit 
ber Infchrift: Hier ruhet der ehrsame Herr Joseph Meyer, Gerichtsverwandter 
zu Bühl, der mit seiner Ehefrau Katharina Goetzin stiftete die Bühler 
Kaplanei mit 4000 Gulden wohlthaetig. Starb den 27. Dec. 1792. R.i.p. 

2 Der mit dem Meßner zu Bühl halbtheilige Fleine Weinzehnt im Hunger: 
berg wurde 1727 von dem bamaligen Mitzehntnießer Freiherrn von Göllnis um 
800 fl. an den Marfgr. Ludwig Georg von Baden verfauft. Vgl. Oberrh. 
Z3tſchr. XXVI, 120. 

3 Abjheid von 1585: „Dem Meßner allhier jol ein Jedes bei Straf von 
5 Schilling fein Gerechtigkeit und Meßnergarb geben, was ein jedes Jahr fürberlich, 
und Alles ohne einiges Weigern oder Vortheil zu gebrauchen, abrichten und bezahlen.“ 
Ebenjo 1631. 


101 


Capitelsvicariats vom 13. April 1870 wurde für die hieſige Pfarr- 
firde ein bejonderer Drganijt und Meßner beitellt. Für eriteren 
find 280, für letzteren 220 Gulden aus der Meßnerpfründe ausgemorfen. 
Dad Einkommen diefer Pfründe wird auf 650 Gulden (1120 Marf) 
angegeben. 


Kirche, Kirchhof und Pfarrhaus, 


Die alte (noch gegenwärtig ftehende) Pfarrkirche wurde zwiſchen 
1514 und 1524 erbaut, wie die Jahrzahlen über dem Thurmportale 
und an einem Chorpfeiler andeuten. Sie erhebt fih auf demjelben 
Plake, dem Kirhbühle, auf welchem die urſprüngliche, den Apofteln 
Petrus und Paulus gemweihte Kapelle geitanden. Thurm und Chor 
zeigen die Kunftformen des ſpätgothiſchen Bauftiles. 

Erbaut wurde die Kirche mwahrjheinlih von Werkleuten der be= 
rühmten Bauhütte des Eifterzienjer-Klofter8 Maulbronn bei Bretten, 
weldes in biefiger Gegend begütert war!. Nach einer Urkunde von 
1533 befreite Markgraf Philipp I den Steinmegen „Hang von 
Maulbronn”, der jchon Früher (mohl des Kirchenbaued wegen) zu 
Bühl fich niebergelafjen, mit feinem Haus, Hof und Garten von ber 
Bet, Steuer, Frohnd, Wacht, Hut und anderer Dienftbarkeit, damit er 
feinem Handwerke beſſer obliegen könne 2, 

Es müfjen ungefähr acht Funftgeübte Steinmeßen beim Bau beichäftigt 
gemwejen jein, denn joviele verjchiedene Steinmekzeihen lafjen ſich 
noch am Portale, der Galerie und den Tialen des Thurmes, wie an ben 
Eck-, Fenſter- und Pfeilerjteinen bed alten Chores erkennen. In den 
Giebeln der vier vorderen Chorpfeiler jehen wir die Wappen der Mark» 
grafen von Baden und der Herren von Bad, die ald Hauptbeci- 
matoren des Kirchipield zum Chore baupflichtig waren, jomwie ein Stein- 
bauerzeichen (mohl das de3 Baumeiſters) und die Jahrzahl 1514. Die 
Scälußjteine der beiden Sterngemwölbe des Chores und der Thurmhalle 
baben ebenfal3 Wappen, die aber durch Meberfaltung leider unfennt- 
lich find. 

Am Chore ftanden noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts einige 
Grabfteine ber Herren von Windel, welche aber ſpäter, wahrſchein— 
[ih bei der Erweiterung der Kirche im Jahre 1773, entfernt wurden. 
Jetzt decken nur noch einige Gedenkſteine fpäterer Pfarrer und 
jonftiger Geiftlihen den Chorboden. Im Abſcheide von 1585 wird ein 


ı Klunzinger, Geihicdhte von Maulbronn. Reg. ©. 15, 41. 
2 Mone, Beiträge zur Kunftgefchichte bes Mittelalters in der Oberrh. Ztfchr. III, 45. 


102 


Gewölb auf der Kirche (wahrfceinlih im Thurme) erwähnt, wo bie 
Hauptbriefe des Amtes und Fledend verwahrt wurden. Thurm 
und Chor find nad dem Urtheile von Kunitverjtändigen in architek— 
tonifcher Beziehung beachtenswerthe Baue !. Nach verjchiedenen größeren 
Reparaturen, bejonderd in den Jahren 1626 und 1725, kam endlich, 
nad längeren Unterhandlungen zwiſchen den baupflichtigen Zehntherren 
und den Kirchipielögenofjen, im Jahre 1773 ein Neubau des Schiffes 
zu Stande ?, weil dag alte Schiff, wie jhon ein Viſitationsprotokoll von 
1761 Elagte, kaum die Hälfte der Pfarrgenofien zu fallen im Stande 
war. Weber den Neubau, die Baukoiten, Einweihung der neuen Kirche 
und dergleichen, konnten Feine Actenjtüce aufgefunden werden mit Aus: 
nahme der Bau-Urkunde, melde in den Grundftein gelegt wurde. 

Der Anbau der Kirche ift im jog. Nococoftile gehalten; von be= 
ſonderem Kunftwerthe ift nichts vorhanden. Näheres über die Kirche, 
deren Gloden?, Altäre, Grabitätten und bergleiden, enthält bie 
Schrift: „Beijhreibung der alten und neuen Stadtpfarr— 
fire zu Bühl nebit gejhichtlichen Notizen. Karlsruhe, 1877.” 


Die uene Pfarrkirde. 


Diefe wurde in den Jahren 1872 bis 1876 erbaut nad dem 
Plane des großherzoglihen Bauinſpektors Dernfeld von Baden. Die 
Erdarbeiten begannen den 20. Auguft 1872; die Grundfteinlegung 
fand unter den entjpredhenden Teierlichkeiten Sonntag, den 17. Auguit 
1873 ſtatt. Am Pfingſtſamſtag, den 3. Juni, an meldem Tage die 
Kreuzblume auf die Spike der Thurmpyramide gejett wurde, war ber 
Außenbau der Kirche vollendet. Um dad Zuſtandekommen des Baues, 
wie um die Förderung besjelben, haben ſich die Herren Stadtpfarrer 
Knoblaud, Bürgermeifter Schütt, Hug und Knörr bejondere 
Verdienſte erworben. 

Die dreifhiffige Kirche, die für 4000 Perjonen Raum bietet, 

ı Eine Beihreibung in ben Freib. chriſtl. Kunftblättern, Jahrg. 
1873, Nr. 138. 

2 „Altem Herfommen gemäß“ hatten bie Zehntherren ben Chor und bie 
Sacriftei ganz, und vom Schiffe zwei Drittel zu bauen und zu unterhalten, 
während die Bürgerſchaft und die Kirchfpielsgenofien den Thurm und das übrige 
Drittel vom Langbaue baut (Vergleich von 1626). Darnach wurden bie Bau⸗ und 
Unterbaltungsfoften ber Kirche bis zur Ablöfung bes Zehntbezugs auf bie Einzelnen 
vertheilt. 2. Stolz, Urkundenfamml. 

3 „Bei der Glodenhütte” heißt ſchon feit dem 16. Jahrhundert ein Ge: 
marfungstbeil am nördlichen Ende bes Ortes vor dem „unteren Thore“, vielleicht 
weil einmal eine Glodengießerei dort war, oder bie Kirchengloden in einem Noth— 
thurme (von 1514 bis 15247) bafelbft aufgehängt waren. 


103 


63 Meter lang und 24 Meter breit ift, und auf 270,000 Mark zu jtehen 
fommt, iſt mit ihrem 63 Meter hohen durchbrochenen Thurme ein herrliches 
Denkmal gothiſcher Baukunſt, eine Zierde für die Stadt und die ganze 
Umgegend. Fünf Altäre, ſämmtliche von rühmlichſt befannten Künftlern 
Süddeutſchlands im altdeutihen Stile ausgeführt, ſchmücken das Innere; 
fie find mit Ausnahme des Hochaltar alle fromme Stiftungen von 
Piarrangehörigen. Die neuen Gloden, die auf 12,000 Mark zu 
ftehen kommen, bat Herr Pfarrer und Kammerer Herrmann zu 
Sdutterwald „der römijch-fatholiihen Pfarrgemeinde feiner Vaterſtadt 
Bühl zum ewigen Andenken“ gewidmet. Die verſchiedenſten Künftler, 
Baumeijter, Bildhauer, Glasmaler, Glocengießer, ſowie edle Frauen— 
hände, — leßtere lieferten die mannichfachſten Paramente — haben id) 
vereinigt, um ein in allen feinen Theilen vollendete und prachtvolles 
Gotteshaus zu errichten und auszuſtatten. 

Die feierlihde Einweihung der Kirche und des Hochaltars wurde 
am Bittjonntage, den 6. Mai 1877, die Weihe der vier GSeitenaltäre 
am folgenden Tage dur; den Hochwürdigſten Weihbiſchof und Bisthums- 
verwejer von Kübel vollzogen, unter freudiger Betheiligung aller Ein: 
mwohner ohne Unterjchied des Neligionsbefenntnifjes und unter Zuſammen— 
jtrömen einer zahllofen Menſchenmenge von Nah und Fern!. Am 8. 
und 9. Mai wurde jodann das Sacrament der Firmung an die hiejigen 
Firmlinge und die der Nachbargemeinde gejpendet. 

Eine ausführlihe Schilderung der neuen Kirche, ihres Außern, 
ihrer Altäre, Stiftungen und Kunjtgegenftände enthält die ſchon er: 
wähnte Feſt-Schrift. Das Büchlein enthält zugleih eine Anjprade 
von Profeſſor Dr. Alban Stolz an bie Bühler, feine Landsleute. 


Der Kirchhof. 

Der die Pfarrkirche umgebende Raum, der jog. Kirhbühl, der aber 

ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts geebnet iſt, diente jeit den ältejten 
Zeiten al3 Begräbnißplatz für die Kirchipielägenofien. Nach dem 
Abſcheide von 1574 wurden 82 Gulden „aus der Verlaſſenſchaft des 
Trappen Daniel Schmweiter, jo fich jelbit entleibt, an Bauung des Ge- 
meind-Kirchhofs verwendet”. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts 
hat man einen neuen Gottesacker bei Kappel-Windeck, und eigenthümlicher 
Weile auh auf Kappeler Gemarkung angelegt. Mehrere Ge: 





ı Einen ausführlichen Bericht über bie Feierlichkeiten der Grundfteinlegung 
und Einweihung ber neuen Kirche bradte das Wochenblatt für bie Bezirfe 
Baben und Bühl vom 19. Auguft 1873, 8. und 15. Mai 1877, ebenfo der Bad. 
Beobahter vom 20. Auguft 1873 und 8. Mai 1877, bas Freib. Kirchenbl. 
vom 24. und 30. Mai 1877. 


104 


denkiteine in den Umfafjungsmauern, melde Familienwappen mit den 
Sahrzahlen 1605, 1606 und 1607 enthalten, ſowie die Jahrzahl 1605 
auf dem alten Kirchhoffreuze deuten auf diefe Zeit der Anlegung hin. 

An diefem Kreuze befindet fich überdies ein Wappen (Schlüfjel 
und Zmeig) mit der kaum noch lesbaren Umſchrift: Johannes Lang, 
Schuldheiss (1601 bis 1609). Die Inſchrift auf der Rückſeite des 
Querbalfenö: Anno Domini 1572 den 17 dag Aprillis ist 
diser Gottesacker geweicht worden, bezieht ſich höchſt wahr: 
Iheinlid auf den Begräbnißplat um die alte Pfarrkirche, 
von dem das Kreuz wohl hierher verfet wurde, und auf die Wieder: 
einweihung dieſes Friedhofes nach Wiedereinführung der katholiſchen Reli: 
gion in der Gemeinde im genannten Jahre '. 

Am ſog. Bein häuschen ift ebenfalld ein Wappen audgehauen 
mit der Jahrzahl 1608. Es mögen dieſe Wappeniteine auf die Stifter 
und Gutthäter bed Kirchhofs fich beziehen. Als ſolcher wird nament- 
ih von der Sage ein Bühler Bürger Georg Kentner bezeichnet, 
der beim Adern auf diefem Felde eine feiner Töchter mit der Pflug: 
Ihar im Zorne getödtet haben joll, weßhalb er dieſes Feld, obmohl auf 
fremder Gemarkung liegend, der Pfarrkirche in Bühl zu einem Gottes 
acer ſchenkte. Derjelbe iſt mit feiner ganzen Familie, feinen drei rauen 
und fünfzehn Kindern, auf einer großen fteinernen Botivplatte an ber 
innern ſüdlichen Kirchhofmauer dargeitellt. 

Geit dem Anfange des vorigen Sahrhundert3 wird ein Gottes- 
ader um die Michaelisfapelle im Bühlerthale erwähnt für Die 
dortigen Filialiften. Der Begräbnißplag um die Pfarrkirche blieb neben 
dem zu Kappel nody bis 1732 im Gebraude, doch mußte für ein Be— 
gräbnig dahin eine bejtimmte QTare in den Heiligenfond bezahlt werden. 
Im Fahre 1858 wurde der Gottesacer bei Kappel bedeutend vergrößert, 
und am Allerheiligentage durch den damaligen Pfarrvermeier Schult- 
heiß eingeweiht. Einige jhöne Grabdenfmale von Bildhauer Knittel 
in Freiburg zieren den Friedhof. 


Das Pfarrhaus. 

Der alte Pfarrhof ftand ungefähr auf dem nämlichen Plate, 
wie der jegige. In einem Berichte de marfgräflichen Amtmannd 
Baftian Steurer von 1565 über Pfarrhaugßreparaturen zu Bühl 
heißt es, „daß der hieſige Pfarrhof feit Menichengedenfen von Herr: 
ihaftswegen durch den marfgräflihen Vogt im Bau erhalten worden; 





1 Jetzt fteht diefes Kreuz an dem Feldwege von Bühl nah Affentbal, nachdem 
e8 1856 durch ein neues erſetzt worden. 


105 


bi3 dahin fei er mit Stroh gedeckt geweſen, folle aber jego mit einem 
Ziegeldacd repariret werden“. Ein Schreiben von 1613 bejagt, es 
hätten die von Winded den Pfarrplat (Garten?) vor Zeiten ver— 
äußert, ihre Erben aber im genannten Jahre benjelben der Gemeinde 
reitituiren müjjen. Nach einer Relation von 1704 „ilt der Pfarr: 
hof, jowie dad Kaplaneigebäude, mit dem Fleden und der Kirche 
in den eriten Jahren des dreigigjährigen Kriege8 (1622) durch die 
Kroaten völlig abgebrannt worden“, 

Sm Sahre 1623 wurde bereit3 über die Erbauung eines neuen 
Prarrhaujeg verhandelt, allein da die Regierung, die Zehntherren und 
die Kirchipielögemeinde ſich nie einigen fonnten oder wollten, jo wurde 
der Neubau dur zwei Jahrhunderte hindurch immer „auf befjere Zeiten“ 
verijhoben (von 1623 bis 18101). Die Piarrgeiftlihen mußten während 
diejer Zeit in Privathäufern Wohnung juchen !. Seit 1730 beitritt 
die Jeſuitenreſidenz Ottersweier die Kojten der Miethe für ben von 
ihr gejegten Pfarradminijtrator. Pfarrer Molitor, der nah Auf: 
bebung der Nefidenz zum Pfarrer von Bühl ernannt worden, „weigerte 
ih abjolut, den Hauszins zu bezahlen, und hat aud) erpreß feinen 
bezahlt bi zu jeinem Tode“ (1789). 

Sein Nahfolger Geene (von 1789 bis 1799) jeßte die Klagen 
und Beſchwerden wegen des Pfarrhausbaues fort, „konnte aber nicht 
anders Wohnung finden, als er bezahlte alljägrlih an Herrn Knaps 
33 Gulden.” Pfarrer Be aber, der 1800 die Pfarrei erhielt, betrieb 
den Pfarrhausbau mit aller Energie. Nachdem er im Namen der 
Pfarrei wegen der Baupflichtigkeit mit den Zehntnießern und der Ge— 
meinde zwei langwierige Procefje geführt, die in letzter Inſtanz zu 
Gunjten der Pfarrei entjchieden wurden, bradte er den Neubau zu 
Stande und konnte 1810 das Haus beziehen. 


ı In einer Borftellung der Gemeinde Bühl an die marfgr. Regierung wegen 
Erbauung eines Pfarrhbaufes de anno 1730 heißt es: „Der verorbnete 
Pfarrer bat wider alle Decenz, beſonders für einen Religiofen, in denen Wirt 8 
bäuferen logieren, und barinnen feine Koſt nehmen müſſen, ja faum jolche füglich 
haben können, indem es nicht eines eben Gonvenienz, ein Anderer aber nicht im 
Stand ift, dergleichen Koftgänger zu haben, dem Pfarrer hingegen ebenfowenig ans 
Rändig, noch zugemuthet werden kann, joldhyergeftalten im Flecken herumzuwandern, 
und jo inecommod contra decorum ac statuta Societatis (Jesu) zu leben,“ Zehn 
Jahre jpäter, 1740, „als dem Pfarrherrn Koft und Quartier von jeinem Haus: 
bern, Kaufmann Peter Stolz, wegen jonftiger Benöthigung aufgefünbigt wurde“, 
fam ber Pfarrhausbau abermals in Anregung, ebenfo 1761 bei ber Kirchen: 
vifitation; 1779, wo bie Gemeinde im gleicher Angelegenheit beim Marfgrafen petitio= 
nirte, „aus Furcht, den angehäuften Hauszins des Pfarrers Molitor endlich zahlen 
zu müſſen“. PfarrsRegiftratur. 





106 


Der Bau de3 neuen keineswegs jehr geräumigen Pfarrhaujes 
foftete mit Einfluß der Nebengebäude die für jene Zeit fajt unglaubliche 
Summe von 13,000 Gulden. E3 nimmt mit der Zubehör einen Flächen: 
raum von 4 Are 68 TMeter ein, ijt ziemlich jolide gebaut und hat 
eine prachtvolle Ausſicht auf den nahen Kloßberg. Die Zubehör 
beiteht in einem Hofraume mit Scheune, Brunnen und Waſchhaus, nebit 
einem Eleinen Gemüjegarten. 


Schule und Schulwejen. 


Die Nachrichten über die hiefige Schule in früheren Jahrhunderten 
find fehr jpärlid. Zum erjten Male findet jih Schule und Schulmeiſter 
dahier urkundlich im Jahre 1531 erwähnt. Da die Zeit ded Bauern 
frieges und die damaligen religiöfen Wirrjale überhaupt nicht darnad) 
angethan waren, Schulen zu errichten, jo dürfen wir mohl annehmen, 
daß eine jolde jhon vor der Zeit der Kirchenſpaltung dahier be— 
ſtanden habe. 

Die hiefige Schule wurde, wie es auch anderorts meiſtens ber 
Fall war, zum größten Theil au kirchlichen Mitteln unterhalten. 
Nach der erwähnten Urkunde von 1531 jtand die Hälfte der Kreuz- 
pfründe dem Schulmeifter zur Nußniegung zu, wie aud bie Schul: 
matte im Stödich, die ein Eigenthum diejer Pfründe war. Im Jahre 
1601 Elagte der Schultheiß und das Gericht dahier, „daß die Schuel 
wirklih in Abgang gerathen, und ein Schulmeijter bishero mit dem 
Schulgeld fi nicht wohl ausbringen möge”. Das Ortsgericht wolle 
darum, da die Kaplanei fijtirt jei, den Ertrag der Kreuzpfründe dem 
Schulmeijter zuwenden, „damit man einen joldhen gemeinen Nutzens 
und der Jugend zum Beten erhalten könne“ 1, 

Im Jahre 1609 war die Schule wieder bejegt, da der Schul: 
meilter als Nußnießer der Schulmatte angeführt wird. Um 1653 
jcheinen bereit? zwei Schullehrer dahier angeltellt gemejen zu fein, 
da ein Johann Adam Eifenjhmied als Archigrammaticus (Ober: 
jhulmeifter) angeführt wird. Ein Verzeihniß der Bühler Schul- 
meiitergefälle von 1689 ift unter den Pfarracten erwähnt, befindet ſich 
aber nicht mehr in der Regiftratur. Nach dem Kirchenviſitations— 
protofoll von 1761 war an der hiefigen Schule ein Ober: und ein 
Unterjhullehrer (Präceptor). Der angeltellte Schulmeijter wohnte im 
Schulhaus? 


18, Stolz, Urkundenfammlung. 
? Im orlcans’ihhen Kriege anno 1689, wo fait ber ganze Flecken verbrannte, 
ging auch das Schulhaus in Flammen auf. Das Haus fonnte aber, ba bie Ge: 


107 


Außer den Gütern und Gefällen der Meßnerei, ben Bezügen aus 
dem Kirchenfonde (für geftiftete Aemter und bergleihen) und dem Ueb— 
lihen bei Caſualien, erhielt er an Schulgeld woͤchentlich 2 Kreuzer 
von jedem Schüler. Es jollte etwa zwanzig Wochen im Jahr ge: 
ſchult werden; nad Oſtern, wo bie Feldarbeiten anfangen, war mit 
dem Schulbalten nit mehr viel zu thun. Das Schulgeld für bie 
armen Kinder (für einen Schüler etwa 40 Kreuzer im Jahr) wurde 
dem Schullehrer aus dem Almojenfond bezahlt. 

Seit Anfang des vorigen Jahrhunderts lernten aud die Mädchen 
ihreiben, wie aus ben jpäteren Frauen-Unterjchriften in den Kirchen: 
büchern fi ergibt. Schuljtrafen fommen jeit etwa 1750 vor und 
fielen dem sSHeiligenfonde zu. Im Anfange gegenwärtigen Jahr— 
hundertS wurde noch ein zweiter Unterlehrer angeitellt bei einer 
Schülerzahl von 250 big 280 Kindern, und im Jahre 1836 eine zweite 
Hauptlehrerjtelle gegründet. Das Einkommen bes erjten Hauptlehrers 
betrug damald mit der Meßnerei 637, das bes zweiten: 423 Gulden. 

Am Sahre 1863 wurde die bisher einfache Volksſchule in eine er— 
weiterte verwandelt, nachdem das Beitreben ber Gemeinde, eine Höhere 
Bürgerihule zu erhalten, theild wegen Mangel der erforderlichen 
Räumlichkeiten, theils aus andern Gründen, nicht hatte realifirt werden 
fönnen. Zu gleicher Zeit wurde eine zweite Unterlehrer- und 
1873 eine dritte Hauptlehrer-Stelle erridtet. Seit 1869 ift 
die erweiterte Volksſchule von der einfachen getrennt, wird aber von 
dem eriten Hauptlehrer und erften Unterlehrer bejorgt. Gegenwärtig 
zählt die einfache Volksſchule etwa 350 Schüler, 3 Hauptlehrer und 
3 Unterlehrer, die ermeiterte Schule aber nur beiläufig 50 Schüler. 
Die Gemeindebehörde hat ſchon feit mehreren Jahren, die Wichtigkeit 
einer guten Jugendbildung erfennend, und bemüht, diefe auf jede Weile 
zu heben, die geſetzlichen Gehaltäbezüge der einzelnen Lehrer durch be— 
fondere Remunerationen erhöht. 


meinde durch bie fortwährenben Kriegsleiden und Kricgslaften in gänzlihe Armuth 
geratben war, erft im Jahre 1701 in Bau genommen werben. Zur Förderung bes 
höchſt nöthigen“ Schulhausbaues bittet nun die Bürgerfchaft in einer Eingabe vom 
18. September genannten Jahres ben Markgrafen, ihr alte 1688 an bie Truppen bes 
ſchwäbiſchen Kreijes gemachte Lieferungen in Wein, Frucht, Vieh, Heu und Strob, 
Alles berechnet zu 980 Gulden, vergüten Iafjen zu wollen, „da fie dejien zu dem Baue 
höchſt bedürftig fei, auch verhoffe, bas neue Schulhaus werbe bem jFleden zur Zierbe 
gereichen“. Diefes Schulhaus fand an ber Stelle bes jegigen. Im untern Stode 
war bie fog. Hanflaube, b. b. das Lofal für ben Hanfverfauf an den Marfttagen, 
im obern bie Schulftube und die Schulmeifterswohnung. Das gegenwärtige, 
vierftödige, fehr freunblihe Shuls und Rathhaus wurde 1824 unter dem Vogte 
(Bürgermeifter) Buhl erbaut und 1867 bebeutend erweitert. 


108 


Eine felbitändige ifraelitifhe Volksſchule beiteht bier jeit 
1834 mit etwa 40 Kindern unter einem Hauptlehrer. Eine Gewerbs— 
ſchule ijt ebenfalls ſeit 1834 eingerichtet. Sie zählt beiläufig 30 Schüler 
in zwei Klaffen, und wird (Sonntags und Montage) von 3 Neben: 
lehrern bejorgt. Im Sahre 1869 wurde dahier für den Kreis Baden 
eine landwirthſchaftliche Winterfhule? eröffnet. Die In duſtrie— 
ſchule für die meibliche Jugend bejteht jeit 1820. Eine Kleinkinder: 
bewahranjtalt wurde 1861 errichtet, und ijt, wie auch die Induſtrie— 
ihule, von 1868 bi8 1877 zur Zufriedenheit der Gemeinde von einer 
Vincenzſchweſter bejorgt worden. 

Seit dem 1. Januar 1877 iſt in Folge des neuen Schulgeſetzes 
die ſeitherige iſraelitiſche Volksſchule mit der Hriftlihen zur Communal— 
ſchule vereinigt, an leerer ein ifraelitifher Lehrer angeftellt, und In— 
duſtrie- und Kleinkinderſchule, im Locale ber bisherigen ifraelitifchen 
Volksſchule, einer weltlichen Lehrerin übergeben. Eine Privatſchule, 
hauptjählih zur Erlernung fremder Spraden, bejteht hier jeit dem 
Sabre 1863, 


Spital und milde Stiftungen. 


Für Unterftüßung der Armen und Pflege der Kranken war in 
biefiger Gemeinde durh eine Almofenpflege, ein ſog. Gutleut- 
haus und ein Spital gute Fürjorge getroffen. Genauere Nachrichten 
über dieſe Anftalten fehlen uns leider, „weil in denen bie bevorigen 
land3verderbliden Kriegsläufen (befonderd anno 1689) die Brief’ 
und andere Acta verloren gegangen” ?. Am Bühler Abſcheide von 
1574 wird bejtimmt: „ES jollen aud) die Spitalpfleger desjelben 
Einkommens und aller ihrer Adminiftration halber jährlich beiden 
ihren Herrihaften guet Rechnung thun, und hinfüro allweg, jo ein 
Marfgräfiiher vier Jahr in Verwaltung ſolchen Amts gemwejen, nach— 
mal3 einem Windedijchen dasjelbe zwei Jahr lang befehlen, aljo ab: 
wechjelnd.” 

Das Gutleuthaus, bereit3 1508 erwähnt, ftand vor dem untern 
Thore am „armen Graben”, und war zur Abfonderung und Pflege 
ſolcher Leute beftimmt, die mit anftecfenden oder unheilbaren Krankheiten 
behaftet waren. Im Jahre 1628 befand ſich dasſelbe bereit3 in Ab 
gang (mohl durch den Ortsbrand von 1622). Die noch übrigen wenigen 
Kapitalien, Grundjtüde und Gefälle kamen an bie Spitalpflege. 





I Bericht über bie landwirthſchftl. Kreis:Winterfchule zu Bühl im Winter 
1869/70. (Bühl, Röger, 1870.) 
2 Renov. ber Almojengefälle von 1722, 


109 


Zum Gebraude für Gefunde und Kranfe beitand Hier auch eine 
Baditube, am Mühlbadh gelegen im Hänferborf, wo ein Meifter 
Bader oder Scherer „mit Baden, Scheren, Abderlafjen, Schröpfen und 
anderem guten Rath” die Leute bediente. Im Jahre 1558 wird ala 
jolder dahier genannt Meijter Hanns Riefflin. 

Das Spital, Hauptjählich für Gebrechliche und Solche bejtimmt, 
die feine anſteckenden Krankheiten hatten, lag mitten im Flecken, hinter 
dem Rath und Schulhauje, an der Billot. Zu Anfang des vorigen 
Jahrhunderts umfaßte basjelbe die Wohnung des Spitalvaterd, die 
Armenjtube und noch zmwei Krankenftuben. Im Jahre 1790 wurde e3 
bedeutend vergrößert. Nah der Nenovation de Lagerbuchs des 
Spital3 und Gutleuthaufes von 1767 bejaß das Spital, außer den 
wenigen ehemaligen Gutleuthaus ſtücken, an eigenthümlihen Gütern 
das Haus mit Scheune und Stallung, das Spitalgut im Steinloch 
und die Spitalmatte im Steinfeld, und an Kapitalien 4500 Gulden. 

Der Spitalvater, welder das Hausmejen und den Wärterdienit 
im Spitale zu bejorgen hatte, bezog außer jeiner freien Wohnung an 
Gehalt jährlih 25 Gulden von der Gemeinde und 4 Gulden aus der 
Almojenpflege. Er handhabte zugleih auch als Bettelvogt die 
Armenpolizei, hatte 3. B. jeden Freitag Vormittag die Armen durch den 
Flecken zu begleiten, mo diefe unter Voraustragung eines Kreuzes und 
Abbetung des Roſenkranzes vor den Häufern ihre Almojen in Empfang 
nahmen. 

Die Almojenpjlege war zur Unterftügung der Hausarmen be: 
jtimmt ?, Als Eigengüter werden genannt die Erlenmatt und bie 
Almojenmatt auf den Sandmatten (zujammen 1 Tauen), melde der 
Pfleger als Remuneration zu benügen hat. Die Kapitalien waren nicht 
jehr bedeutend, ebenjo die Gültbezüge. 

Spital und Almojenpflege bejtunden bis 1838 als Bezirksfond, 
woran die zwölf Gemeinden de3 ehemaligen altbadiihen Amtes Bühl: 
Großmeier Antheil Hatten, nämlih Bühl, Großmeier, Altichweier, 
Bühlerthal, badiſch Hatzenweier, Herrenwieſe, Hundsbach, Kappel: Winde, 
Neuſatz, Oberwaſſer, Unzhurſt mit Breithurſt und Waltmatt. Bei der 
Vertheilung des Vermögens beider Fonds unter die genußberechtigten 
Gemeinden fielen der Gemeinde Bühl 5438 Gulden vom Almoſen-, und 
5518 vom Spitalfond zu ?, welche ſeitdem als vereinigter Spital— 
und Almoſenfond verwaltet werden, und deren Zweck die Unter— 





ı 2. Stolz, Urkundenſamml. Oberrh. Ztſchr. XXVII, 109. Reg. 174. 
2 Renovationen ber Gefälle derſelben von 1663, 1722 und 1767, 
® Kreisgeriht3:Befhlug vom 23. März 18383, 


110 


ftügung und Verpflegung armer chrijtliher Einwohner der biefigen 
Gemeinde iſt. Das jeitherige Spitalgebäubde wurde im Jahre 1841 
um 600 Gulden für die Gemeinde erworben !. 

Dad neue Spital in der Rheinſtraße wurde, da das alte im 
Raume längit zu beſchränkt war, 1864 um 4800 Gulden von der Ge— 
meinde angefauft und deſſen Leitung jeit dem 1. Jänner 1866 den 
Schweſtern vom 5. Kreuz aus Ingenbohl übertragen. Der gegen- 
wärtige Vermögensſtand des vereinigten Spital: und Almojenfonds 
beläuft jih auf 38,372 Mark. 

An andern milden Stiftungen beitehen hier noch der jog. 
Jäckel'ſche Fond, duch lektwillige Verfügung de Handelsmanns 
Franz Joſef Jäckel (geitorben 23. April 1829) mit 4000 Gulden ge— 
gründet, deren Zingerträgnig theil3 zur Unterftüßung von Haußarmen, 
theil3 zur Bejtreitung des Lehrgeldes armer Handmwerkälehrlinge verwendet 
werden jol. Der Waifenfond zur Pflege verwaister und verwahr- 
loßter Kinder, durch die Bemühungen des Stabtpfarrerd? Zimmer: 
mann im Jahre 1853 von verjchiedenen Wohlthätern gejtiftet, deſſen 
Vermögen in 6964 Mark beiteht. Endlih die Friedrich-Luiſen— 
ftiftung zur Unterftüßung armer Erjtcommunicanten, von Stadt und 
Bezirk Bühl, im Jahre 1856 bei Gelegenheit der Vermählungsfeier des 
Großherzogs gegründet, welche ein Vermögen von 1824 Mark beſitzt. 


Der Bauernaufſtand zu Bühl und in der Nachbarſchaft?. 


Schon jeit dem Schlufje de 15. Jahrhunderts Hatten fi in ver: 
ihiedenen Theilen unferes Landes, namentlih im Kraihgau, Breis— 


ı jiber das alte biefige Spital und feine Einrihtung vgl. Volz, Das 
Spitalwefen und bie Spitäler im Großh. Baben, 319. 478, 

? Die Schriftftüde über den Bühler Bauernaufitand von 1514 hat H. Schreiber 
in einem jeßt felten gewordenen Büchlein (Der Bundſchuh zu Leben und ber 
arme Gonrab zu Bühl. Freib. 1824) veröffentliht. Die Darftellung, welche er 
von ben Borfällen gibt, ift in manden Punkten ungenau, weil nicht chronologiich 
geordnet. Die Drig. der Schriftftüde beſitzt das Stadtarchiv zu Freiburg. Es 
find fieben Stüde: 1) Die „Artifel und Anſchläg“ bes Gugel:Baftian 
und Genojjen, worin fie Freiheit oder Milderung begehrten, (Ohne Dat.) 2) Ein 
Schreiben bes Marfgrafen Philipp von Baben an ben Rath ber Stadt 
Freiburg, worin er dem Rathe im Namen feines Vaters für bie Gefangennehmung 
bes Gugel-Baftian dankt und zugleich bittet „um bejien Inquirirung und Bericht 
feiner böfen Handlung“. Dat. Baden, auf Mittwoh nah Afjumpt. Mariä (16. Aug.) 
1514. 3) Eine Rüdantwort des Marfgrafen auf ben Bericht bes 
Rathes von Freiburg. Dat. Baden, auf Freitag nady Affumpt. Mariä (18. Aug.) 
1514. 4) Ein Dankſchreiben des Markgrafen an den Rath von Frei: 


111 


gau, Kleggau und Hegau, bäuerifche Verſchwörungen und Aufjtände 
gezeigt. Auch in der Markgrafihaft Baden regte ſich unter dem Land: 
volfe große Unzufriedenheit. Die Servitute der Leibeigenſchaft 
lajteten nämlich ſchwer auf dem gemeinen Manne. Dazu kam nod, daß 
die Negierung durh neue Zölle für Frucht und Wein, durch eine 
neue Erbordnung, wonad ein Chetheil den andern nicht erben 
jollte, durh Hegen des Wildes für die hohe Jagd, durch über: 
mäßiges Frohnen und andere das alte Herfommen angreifende Ord— 
nungen die Unzufriedenheit der Unterthanen reiste. 

Diejed benügte ein unruhiger Kopf und Abenteurer, Sebajtian 
Gugel, Hinterfaß von Bühl und auf der jog. Heſſenbach jehhaft, 
zur Anzettelung einer Verſchwörung gegen die Herrſchaft. Durch Trotz 
und Auflehnung wollten fie „die alten Nechte” und Erleichterung der 
bäuerlichen Lajten erlangen. 

E3 war am 7. Juni 1514, al3 der markgräfliche Vogt (Amtmann) 
Hanna Vollmer die gewöhnlihe Frohn in dem herrſchaftlichen 
MWiejengelände Hartgraben bei Riedersbach anordnete. Dazu wurde 
auh der Gugel-Baſtian aufgeboten; derjelbe traf aber mit zwei 
jeiner Genojjen erſt nad 10 Uhr ein, als die Heuarbeit bereit gethan 
war. Bis dahin hatte er mit jeinen Gejellen im Wirthshauſe gejejien 
und fih ungejheut grobe Schmähungen gegen den Vogt und die Re— 
gierung erlaubt. Jörg Melder und Schneider Benz, beide Vier— 
männer in Bühl, jtellten ihn wegen jeiner VBerfäumniß zur Rede; Gugel 
drohte mit Schlägen und fuchte auch die andern Frohner einzufchüchtern. 
Yeiht ließ fich vorausjehen, daß ein ſolches Betragen nicht ungejtraft 
hingehen werde; indefjen warb der Verwegene noch mehr Geſinnungs— 
genojjen und machte mit ihnen „einen Anſchlag“. 

Am Dreifaltigkeitsjonntage follte e3 losgehen. Mit einer 
großen Schaar feiner Gejellen (bei jechzig) zog Baltian mit Trommlern 
und Pfeifern vor die Vogtei. Er rief troßig dem Amtmann hinauf, 
ob er etwas mit ihm wolle, und ob er ihn und feine Genofjen wegen 


burg für das von biefem überjandte Inquifitionsprotocoll des Gugel-Baftian. Dat. 
Baden, auf Dienftag nad Nativ, Mariä (12. Sept.) 1514. 5) Eine Inftruction 
des marfgr. VBogtes Hanns Vollmar zu Bühl, an den Schuldheißen 
und das Gericht dafelbft, wie fie in Betr. des Gugel in fieben Punkten „der 
Wahrheit Kundſchaft erheben follten“. Obne Dat. 6) Das amtlihe Zeugen: 
verbör wider Gugel:Baftian, „ber ber arm’ Kung zu Bühel gewejen tft“, 
erhoben und befiegelt von Berg-Glaus, dem jungen, Schulbheiß zu Bühl, und bem 
Gericht daſelbſt. Dat. Bühl, auf den Samftag nad) St. Bartholmes, bes heil. Zwölf: 
boten (26. Aug.) 1514. 7) Verbör des Gugel:Baftian zu Freiburg und 
Urtheilsfprud. Dat. Freiburg, auf Donnerftag nad Franzisci (5. Oct.) 1514. 





112 


des unterlafjenen Frohnens trafen werde. Dann zogen fie, da ein 
Regen einfiel, unter Drohungen weiter, in die nächſten Dörfer, um noch 
mehr Anhänger zu jammeln. 

Auf den Abend dieſes Tages jollten Alle, die e8 mit Gugel— 
Baſtian hielten und „ihre alten Nechte” wieder wollten und die „neue 
Drdnung“ helfen abthun, auf dem Wiejenplaß bei der Heſſenbach zu 
Bühl eintreffen. Als es bämmerte, fand fich daſelbſt auch eine große 
Menge Mipvergnügter und Neugieriger ein. Gugel:Bajtian wollte 
jih da ald einen neuen armen Konrad, al3 einen neuen Heiland 
der Bauernjhaft aufwerfen. So Hatte fi nämlich vor einiger Zeit 
ein Bauernbund im Würtembergiichen genannt, nad jeinem Stifter 
Konrad, wobei man tendenziös das MWortjpiel machte: „Dem Armen 
fein Rath“ (koan Rat). 

Gugel-Baſtian hielt nun eine Anjprahe an die Verjammelten 
und forderte fie auf, ihm Xreue zu leijten. Dabei 309g er einen Ning 
und forderte die Anmejenden auf, Hineinzutreten und ihm zu ſchwören. 
Da die Keiner thun wollte, rief er: „Wer mit mir einverjtanden ijt, 
der joll die Hand aufheben.” Die Einen thaten ed, die Andern nicht. 
Bei jo getheiltem Vertrauen ſchlug er vor, zwei Männer in jeinen Rath 
zu ziehen, einen von Bühl und einen von Altjchweier, „die ihm 
fürder rathen jollten, wie er ji zu halten habe“. Auf das wählte er 
den Yuden=Claus von Bühl und den Jünger-Bernhard von 
Altſchweier zu Rathgebern. 

Der Erſtere gieng ganz auf Gugels Geſinnungen ein und rieth 
namentlich, demnächſt nach Achern zu ziehen und dort die Mehlwage 
zu zerſchlagen, alsdann würden die Acherner 400 Mann ſtark mit ihnen 
herabziehen und den Blewelbacdh ausfiſchen helfen, wie fie bereits 
diefer Sade einig geworden wären. Der Jünger-Bernhard aber 
jtimmte einen andern Ton an; ihm dünke der ganze Handel nicht gut, 
jeine Meinung ei, ihre Bejchwerden zuvor an ihren gnädigen Herrn, 
den Markgrafen, und an den Vogt ald gütliches Anſuchen zu bringen. 
Diejem bejonnenen Rathe neigten die Meijten fich zu, und die Verſamm— 
lung verlief ji, ohne daß ein bejondered Reſultat erzielt worden wäre, 
Nur Einzelne gaben dem Bajtian die Treue, „bei ihm zu jterben und 
zu genejen“. 

Am Montag und Dienjtag zogen nun dieje abermald unter 
ZTrommelihlag und Pfeifenklang in den benadbarten Dörfern umher, 


1 Der Theil der Billot und des Mühlbaches, an dem die Stampfen (Blaulen) 
ber Hänfer jtanden, bieß Blevelbad. Bleuel = malleus, ein furzes, breites, flaches 
Hol; zum Stoßen. 


113 


fuchten die Unzufriedenen für ihre Pläne zu gewinnen und ihre Anzahl 
zu verftärken, um die Sache gemeinjam zu einem gewaltjamen Ausbruch 
bringen zu können. Das Signal der Empörung jollte da3 eigen: 
mächtige Augfifchen der Billot fein. Diejer Bad war jeit Menjchen- 
gebenfen ein der Herrichaft gehöriges Bannwaſſer und murde jährlich 
um einen bejtimmten Zins zum Augfiihen vergeben. Gugel:Bajtian 
aber behauptete, der Bach fei eine Almende, und das Fiſchrecht ein 
Gemeinderedt. Auf Mittwoh vor dem Frohnleichnamstag 
(14. Juni) jollte der Kramall losgehen. 

Am Dienftag früh begab fih Gugel-Baftian zum Bürgermeifter 
von Bühl, Klaus Frank, welder ſchon bei vierzig Jahren diejes 
Amt bekleidete, und „von der Gemein’ wegen viel gehandelt”. Er jtellte 
an ihn da Begehren, durch die Bürgergloce die Gemeinde verfammeln 
zu lafjen. Es jei der im Bühlerthal und zu Altſchweier Wille 
auch, denn es jeien einige Artikel, die man der Gemeinde vorhalten 
wolle. Der Bürgermeijter gab ihm eine abſchlägige Antwort. In kurzer 
Zeit fam Gugel wieder mit dem nämlichen Begehren, und war un: 
geitümer als zuvor. Der Bürgermeifter ermwiederte, er wolle zuerjt die 
Meinung der Heimburgen von Kappel, Altſchweier und Bühlerthal 
vernehmen. 

Jener eilte nun in's Bühlerthal, nah Altihmweier und 
Kappel, und wußte auch an den zwei erſten Orten die Heimburgen 
und Bierleute zu veranlajjen, daß fie die Gemeinde verjammelten, um 
deren Bejchwerden zu vernehmen, die fie morgen (Mittwochs) in Bühl 
anbringen jollten. Der Heimburge von Kappel dagegen, Körg Rapp, 
gab dem Agitator einen abihlägigen Beſcheid. 

In Bühl jelbjit war diejer von Haus zu Haug gegangen, um für 
jeine Mühlerei zu werben. Die Unentjchiebenen fuchte er durch Drohungen 
einzufchüchtern, andere durch Vorfjpiegelungen zu gewinnen; jo 3. B. 
drohte er den DBierleuten Schneider Berti, Aörg Melder, Hanns 
Trutz und Klaus Falk mit Demolirung ihrer Häujer, wenn fie nicht 
mithielten; ebenjo jeinen Nachbaren Behtold Guder und Hanns 
Holdermann; aber bei den Meilten fand er wenig Anklang. 

Indeſſen waren doch des andern Tags, am Mittwoh (14. Juni), 
viele Bauern aus dem Bühlerthale, aus Altſchweier, Kappel 
und andern Orten der Nahbarihaft in Bühl zufammengefommen, 
theil3 weil fie eingejhüchtert worden, theild weil fie Abhilfe für ihre 
Beihmwerden hoffen mochten. Gugel-Baftian ließ ſich dieſe vortragen. 
Sie beitanden in folgenden acht Punkten: 1. Daß Jeder, jo in jeinem 


t „Artikel und Anjchläg des Gugel-Baſtian“ x. Nr. 1. 
Archiv. XL. 8 


JJ 





114 


Weingarten vom Wilde gejhädigt jei, Macht haben follte, ſolches 
zu jhießen, zu fangen oder ſonſt umzubringen, e3 für fi) zu behalten 
oder dem Vogte zu verehren, ohne als Frevler zu gelten. 2. Die 
neueingeführte Erbordnung, wornad ein Ehegemahl da3 andere 
nicht erben kann, ſoll abgethan werden. 3. Es jolle Einer ungejtraft 
ein Ejjen Fiſch aus dem Bade fangen bürfen, wenn jeine Haus— 
frau guter Hoffnung wäre 4 Am Zolle zu Steinbach und Bühl 
joll man, wie vor Jahren, vom Fuder nur 6 Pfenninge geben und nicht 
wie jeßt, 5 Plapert. Und jo Einer etwas Wein in’3 Ried? führt, 
für den Hausbedarf jeiner Freundſchaft, daß er das ebenſo wenig zu 
verzollen habe, wie die ruht, jo er taujchweife für gelieferten Wein 
aus dem Ried bezieht. 5. Daß man den Futter-Hafer im Stein: 
bader Amt ringern und nicht mehr jo viel geben wolle, als bisher. 
b. Dap die Nüggerichte nicht mehr jo jcharf fein jollten, und daß 
ein guter Nachbar den andern „in brüdigen Händeln“ nit angeben 
müßte. 7. Sollen die Gültbriefe todt und ab fein, wenn fie jo 
lange geitanden, daß dad Hauptgut abgenußt fe. Endlich 8. jolle die 
Frohn im Hartgraben abgethan jein, oder man wolle ihnen die 
Waid um den Zins davon überlafjen. 

Man jieht Hieraus, dag die Forderungen der Bauern nicht 
gerade unbeſcheiden, und ihre Beſchwerden in manden Punkten 
wohl begründet waren. Hierauf wurde zur Demonjtration gemeinjam 
dag Ausfiihen des Bühler Baches vorgenommen, und der marfgräf: 
lihe Vogt mußte diejen Eingriff in da3 herrichaftlihe Recht unge: 
hindert vor fich gehen lajjen, da die Menge zu groß und er von allen 
Hilfsmitteln entblößt war. Denn, verfiherte Gugel-Baſtian, hätte 
ihnen der Vogt das Fiſchen wehren wollen, jo hätten fie nichts um ihn 
gegeben, jondern Gewalt gebraudt! Es wurbe überhaupt be: 
ihlofjen, gegen Jeden Gewalt zu brauden, der ihnen die Handhabung 
ihrer alten Rechte vermehren wollte. 

Dur diefen Erfolg ermuntert, dehnte Gugel feine Agitation 
immer weiter aus. Schon war eine VBerjammlung von mehr als 
800 Bauern aus der Markgrafihaft und andern Herridaftägebieten 
auf einen bejtimmten Tag angejagt, melde in dem Walde beim Dorfe 
Oehnsbach oberhalb Achern jtattfinden jollte, al Markgraf Philipp 
duch einen plöglichen Überfall den Flecken Bühl und das Bühler: 
thal mit jeinen Truppen bejeßte. Dadurd war die Verſammlung ver: 
eitelt. Verſchiedene Bauern murden gefangen genommen, die Andern 


1 Die drei Dörfer Ottersdorf, Wintersdborf und Blittersborf in ber 
Rheinebene bei Naftatt bilden das Ried. 


115 


eingeſchüchtert; der Aufmwiegler jelbit rettete fich durch die Flucht, 
warb aber nad mehrwöchentlichem Umpherirren im Gebiete der Stadt 
Freiburg gefangen genommen. 

Hier nun wurde ihm, nadhdem am 26. Auguft vor dem Gerichte 
zu Bühl das Zeugenverhör vorgenommen war und er jelber ein offenes 
Geſtändniß abgelegt hatte, der Prozeß gemadt. Unterm 12. September 
bittet der Markgraf die Stadt, „jie möge von Obrigfeitwegen gegen 
den Bajtian gebührende Strafe fürnehmen, wie es ihr nach Gelegen— 
beit der Sache ziemlich und recht bebunfe, und ſolche nad ihrer Orb- 
nung vollziehen lafjen, damit das Ülbel geftraft werde”. Am 5. October 
wurde der Gefangene zur Enthauptung verurtheilt, „weil er Ufgelauf 
und Conjpiration gemadt”. Das Urtheil vollzog man auf des Mark: 
grafen bejonderen Wunſch an Gugel erit „nachdem jeine Hausfrau 
eines Kindes genejen“. 

So hatte der Rädelsführer jeine Verwegenheit mit dem Leben be= 
zahlen müfjen. Die Beſchwerden der Bauern aber blieben, und ber 
Funke der Unzufriedenheit glimmte unter der Ajche fort. Am Sommer 
1517 fanden neue VBerfammlungen von Mifvergnügten auf dem Kniebis 
itatt, und das Jahr 1525 fachte den Funken zur hellen Flamme an, 
im berüchtigten Bauernfriege, welcher auch in unjerer Gegend viele 
Wirrjale und manderlei Gräuel hervorrief. 


Religionsichidjale und Firhliches Leben während des 
16., 17. und 18. Jahrhunderts, 


Zur Zeit der Kirhentrennung und in der nädjtfolgenden Zeit 
theilte Bühl im Allgemeinen die Schidjale der baden=badijchen Ort: 
ihaften überhaupt. Al Markgraf Philipp bald nah Luthers Auf: 
treten die neue Xehre in feinen Landen offen begünftigte, die Priejterehe 
und ben Laienfelh gejtattete, da fand das „neue Evangelium“ bald 
auch in Hiefiger Gegend feine Anhänger und vermwirrte Manchen die 
Köpfe. Die allenthalben gepredigte „Freiheit des Chriſtenmenſchen“ 
fam gerade recht, um dem nocd immer glimmenden Funken des Aufruhrs 
und der Empörung, welcher durch die gewaltjame Unterdrüdung des 
Gugel:-Aufitandes nicht erſtickt worden war, auf’3 Neue anzufachen. 

In der Oſterwoche von 1525 fammelten fi in Bühl und Stein 
bad große Haufen bewaffneter Bauern aus den umliegenden Dörfern, 
zeritörten das marfgräflide Schloß Yburg und plünderten die Abtei 
Shwarzadh!. Da der Markgraf diesmal den Weg der Güte betrat 


ı Näheres bierüber vgl. Freib. Kirchenbl. 1873, Nr. 48 u. 49: Die Res 
ligionsfchidjale im Amte Bühl. 
8* 


116 


und mit den Aufſtändiſchen unterhandelte, jo wählten biejelben den 
Schuldheißen von Bühl, Wolf Tucher, zu ihrem Abgeordneten. Die 
Berhandlungen mit dem hieſigen und dem obern ortenauiihen Bauern: 
haufen wurden von Seiten der ortenauiichen Herridhaften und den Ver: 
tretern der Bauernihaft zwijchen dem 21. und 25. Mai zu Nenden 
geführt, und fanden in den jog. zwölf Bauernartifeln ihren 
Ausdrud, 

Hinfihtlih der Religion verlangten die Unterthanen, daß bie 
Pfarrer, deren Anjtellung und Entlajjung von den Orts— 
geritten abhängen ſoll, dem Volfe das Wort Gottes „lauter und 
unverdunfelt” zu verkünden haben, und fih in ihren Predigten halten 
jollen „nah Form und Regel der Verkünder des göttlichen Worts“ 
(d. h. der lutheriichen Prädicanten)!. Da indejjen die Artikel bei ber 
Ausführung manderlei Hindernifje fanden, jo ward auf einer Ber: 
jammlung zu Bühl am 8. November 1525 eine neue Bereinbarung 
zwiſchen den Herrihaften und Etlichen von der ortenauijchen Ritterichaft 
abgejchlofien 2. 

Die Neformation und die Wirren des Bauernfrieges vertrieben 
manden Geiftlichen, der ſich nicht fügen wollte, von jeiner Pfarrei. So 
iheint e8 aud dem damaligen Pfarrer von Bühl, Heinrih Unz, 
ergangen zu jein, der ſeit 30 Jahren als Frühmeſſer und Pfarrer da= 
jelbft gewirkt hatte. Nach 1525 finden wir ihn zu Dttersmeier als 
Beneficiat der St. Michaelspfründe, als welcher er auch dajelbit jtarb. 
Daß gegen Ende der zwanziger Jahre in Bühl der proteſtantiſche Cult 
bereit3 vollftändig eingeführt war, erhellt 3. B. aus Zunftbeſcheiden 
jener Zeit, worin bezüglich der Sonntagsheiligung nur von der vor— 
mittägigen Predigt die Rede it, während erſt 1533 wieder Meſſe 
und Amt erwähnt werden. 

Da Markgraf Philipp befanntlidh in den letzten Jahren jeines 
Lebens ſich wieder der katholiſchen Kirche zumandte, jo mußten auch 
die Pfarrer wieder dad Amt der Mejje fingen, die Sacramente nad) 
altem Gebrauche |penden, Teittage, Falten und Geremonien beobadıten, 
wie der „ernftliche Befehl“ (vom 21. Juni 1531) an den marfgräflichen 
Vogt zu Bühl, Matthias Kirjer, lautete, der für Beobachtung dieſer 


ı „Abrede und endbliher Bortrage zwifden ben Sammlungen 
zweyer Hauffen in Drtenav vor Dffenburg und zwiſchen Bühl und 
Steinbadh uffgerihtzu Renhen uff Ascensionis Domini anno XXV“. 
Eine alte Gopie biefes Vertrages befindet fi no in der Pfarr:Regiftratur zu Neus 
Tag, wahricheinlich vor Dttersweier dahin gekommen. 

2 Abjcheib von Bühl, Zufak zum Ortenau: Vertrag, bat. 8. Nov. 1525. 
Im Stabtarhive zu Straßburg. 


* 


117 


landesherrlichen Anordnung ſorgen jollte!. Das war die erſte Gegen— 
reformation in unjerer Gegend. Hierauf wieder Einführung des Prote— 
ſtantismus unter Markgraf Bernhard Ill (1535 bis 1536). Nach 
deſſen frühzeitigem Tode wurden fodann mwährend der Regierung der 
baieriichen Vormundſchaft (1535 bis 1556) Land und Leute wieder zur 
alten Kirche zurückgeführt — bereit die vierte Religionsände— 
rung jeit dem Bauernfriege. 

Al Markgraf Philibert 1556 felbjt zur Regierung gelangte, 
jo begann er alsbald, „ein Amt nach dem andern zu reformiren“, da 
er wie jein Vater, Markgraf Bernhard, dem Augsburgiichen Be— 
fenntniffe zugethan war. Die Pfarreien wurden allenthalben mit prote= 
ſtantiſchen Predigern bejeßt. Damals wirkte der Lutherijche Prädicant 
Liborius Schlude als Pfarrer zu Bühl. Ein Georg Schlude 
wird 1585 ald Pfarrer dahier genannt, mwahrjeinlih der Sohn und 
Nachfolger des Vorgenannten?. 

Daß um diefe Zeit auh die Wiedertäufer im Amte Bühl 
ihr Unmejen trieben, erjieht man aus dem Abjcheide von 1563, worin 
„ihre Austretung und Arreftirung ihrer Hinterlafienihaft“ dem da— 
maligen Bogte Hieronymus Stemler aufgetragen wird. Dazu 
famen nocd während diejer Jahre mandfahe Herenverfolgungen 
in den Ämtern Bühl und Steinbach. Das Volk jcheint feinen 
großen Eifer im Beſuch des Gottesdienftes und in Anhörung der Predigt 
des neuen Evangeliums an den Tag gelegt, namentlich auch während 
derjelben „Unfug“ getrieben zu haben mit Kaufen und Verkaufen, wo— 
gegen im Abſcheide von 1569 ein „Iharfer Befehl“ erging ?. 

Zum zweiten Mal kam die Marfgrafihaft unter die vormund— 
ihaftlide Regierung von Baiern nah dem Tode Philiberts 
1569 *. Der baieriiche Statthalter zu Baden, Otto Heinrid von 
Schwarzenberg, rief die unter Philibert3 Negierung vertriebenen 
katholischen Geiftlichen zurück und begann, mit Hilfe der Mijfionsthätig- 
keit der Sejuiten, Land und Leute wieder zur alten Religion zurid: 


1 Do wurde noch unter dem 1. April 1530 dem aus Bühl gebürtigen Pfarrer 
zu Sandweier, Jakob Grenikh, ber lutherifch gefinnt und verheirathet war, nıarfgr. 
Schutz gewährt. Vierordt, Reformationsgefchicdhte von Baben I, 325. 

2 PfarrsRegiftratur zu Bühl; vgl. Oberrb. Ztſchr. XXVII, 114. 

’ 2. Stolz, Urkundenſamml. 

+ Die Alten aus der Zeit der baierifhen Vormundſchaften von 
1936 bis 1556 und von 1569 bis 1574, welche ſich im Reichs-Archive zu Münden 
befinden, und beſonders binfichtlich der katholiſchen Reſtaurationen in biefen Zeiten 
viele Nachrichten über die baden-badiſchen Pfarreien enthalten, find bis jekt 
noch nicht benußt worden. 


118 


zureformiren. Das Bolf aber war diejer vielen Religionswechſel 
endlid müde geworden. Daher dürfen wir ung nicht wundern, daß 
unter Anderen auc die Abgeordneten ber beiden Ämter Bühl und 
Steinbad nad Münden das Anſuchen jtellten, „die Unterthanen bei 
dem Augsburgiſchen Befenutnijje zu belafjen“, eine Bitte, welcher 
natürlich nicht entiprodhen wurde. Bereit? um Oftern 1572 muß im 
Sleden Bühl der katholiſche Eult wieder hergeſtellt gemwejen fein, 
denn am 47. April wurde der um die Kirche liegende Gottesacer (und 
wohl auch die Kirche jelbjt) neu eingeweiht (reconciliirt), wie bie 
Inſchrift am alten jteinernen Kirchhofkreuz bejagt. 

Als 1574 der majorenn gewordene Markgraf Philipp II, ein Sohn 
Philiberts, zur Regierung gelangte, errichtete er alsbald ein Eonfiftorium, 
um fein Land von den an manden Drten ſich noch vorfindenden Reſten 
de3 Protejtantismus zu reinigen. Dieſes Conſiſtorium übertrug 3. B. 
aud 1578 dem damaligen Pfarrer von Bühl Georg Schlude (?) die 
jpezielle Beauffichtigung des benachbarten Pfarrer von Kappel-Windeck, 
Eberhard Vetter, weldher Reformationsbeſtrebungen verdächtig war, und 
drohte letzterem mit Entziehung feiner Bejoldung, wenn er fortfahre, 
„Beiht und Abjolution hier auf lutheriihe Weis zu verrichten“. 

Daß der damalige Pfarrer zu Bühl bejonders eifrig Fatholijch 
ji) zeigte, ergibt fi) auch daraus, daß er den gerade um dieſe Zeit ang 
Licht getretenen und vom Gonfijtorium empfohlenen Katehismus des 
Sejuiten Caniſius bereit eingeführt hatte, und darnad) dad Vol 
unterrichtete, während fajt jämmtlide Pfarrer der Nahbarihaft (zu 
Kappel, Steinbad, Bimbud, Sinsheim) no durch einen be= 
jonderen marfgräfliden Erlaß von 1584 dazu ermahnt werden mußten. 

Bon 1594 bis 1622 famen befanntlid die baden-badiſchen Lande 
unter baden-durlachiſche Herrſchaft. Obwohl Markgraf Ernit 
Friedrich von Baden-Durlad) bei der Occupation der baden=badijchen 
Markgrafihaft in einem Revers verjprocden hatte, die Unterihanen bei 
der bisherigen römiſch-katholiſchen Religion belafjen zu wollen, und 
obihon jein Nachfolger Georg Friedrich dasjelbe gelobt hatte, jo 
war man doch bemüht, das Land allmählich wieder zu „evangelifiren“. 
Schon im erjten Kahrzehnt der durlachiſchen Beſetzung hatte der Prote— 
ſtantismus in biefiger Gegend wieder ſolche Verbreitung gefunden, daß 
an Ditern 1604 niht weniger als 200 Perſonen aus Bühl 
und Steinbah nad Lihtenau gingen, um dort das Abend— 
mahl in reformirter Weife zu empfangen. 

Wegen des der gewaltjamen Unterdrüdung der katholiſchen Religion 
im Wege ſtehenden Reverſes befolgte Georg Friedrich den Eugen 
Kath, „alle Untertanen nad) und nad dahin zu bringen, dag jie von 


119 


ſelbſt () um Abſchaffung der Meppriejter einfämen“. Das braten 
denn auch die markgräflich-durlachiſchen Amtleute an vielen Orten ohne 
bejondere Mühe zu Stande. Zu Kappel:Winded war 1611 der 
dortige Fatholiiche Pfarrer gejtorben. Eine Anzahl Bürger und viele 
Einwohner des nahen Fleckens Bühl kamen darauf „von felbit” bei 
dem Markgrafen mit der Bitte ein, einen protejtantijhen Pfarrer 
bei ihnen anzuftellen, was auch im Februar genannten Jahres geſchah. 

Zu Bühl mar fait um die gleiche Zeit (1610) der alte fatholijche 
Pfarrer Georg Kroll geitorben. Sein Nachfolger wurde Johannes 
Steinfall, der bereit3 in die Ehe getreten, und dem die abnehmende 
Zahl der Fatholijch bleiben mollenden Bürger neben Anderem auch vor: 
warf, daß jeine Predigten mehr proteitantijch feien als Fatholiid !. 
Doch jagen alte Nahrichten, daß zu dieſer Zeit (während der dur: 
lachiſchen Occupation von 1594 biß 1622) der katholiiche Eult zu Bühl 
nie ganz ausgegangen jei, wie es (mit Ausnahme der Klojterfirchen zu 
Schwarzach und Lichtenthal) in fämmtlihen Pfarreien der Mark: 
grafichaft der Fall war. 

Als der baden=badiijhde Markgraf Wilhelm nad der Schladt 
bei Wimpfen (1622) durch kaiſerlichen Schiedsſpruch fein väterliches 
Erbe zurücderhalten hatte, jo war die katholiſche Nejtauration feines 
Landes eine feiner erjten Sorgen; er machte, wie feine Vorgänger, von 
bem Jus reformandi Gebraud) ?. Unterm 11. Dezember 1624 ergieng 
auch an die Ämter Steinbad und Bühl der Befehl: „Unterthanen, 
die fich noch immer in widermwärtigem Glauben befänden und 
feine Geduld mißbrauchten, al3 letten Termin das nächſte Weihnachtsfeſt 
anzufündigen, an weldem fie jich zur katholiſchen Beicht einftellen oder 
in den folgenden acht Tagen die Markgrafichaft verlajien jollten.” Doch 
wurde es damit nicht jo genau genommen, da nod am 9. Auguit 1625 
dem Amtmann zu Bühl, Karl Haug, auf die Klage des dortigen Pfarrers 
Martin Hoffmann die Weijung zuging: „halzjtarrige Lutheraner 
nicht länger im Drte zu dulden, jondern fie auszumeijen, und laue um 
3 Pfund Pienninge zu Anfhaffung von Kirchenornaten zu jtrafen” ®, 





ı Bol. Vierordt, Reformationsgefch. I, 514; II, 59. 60. 

2 In den älteſten Kirchenbucheinträgen der Pjarreien Bühl (von 1666 an) 
und Kappel-W. (von 1663) begegnet man noch auffallend vielen proteftantifhen 
(bei. altteftamentlihen) TZaufnamen. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts lebten 
zu Bühl mod einige Bürger, „weldhe in ihrer Jugend annodh im Luther: 
tbum und für bie Zeiten bes Schwebenfrieges ftarfe Zeugen gewejen 
find“. (Pfarr-Regiftratur zu Bühl.) 

3 Bierorbt, Reformationsgeich. II, 176. Erft zu Anfang diefes Jahrhunderts 
ließen fich wieder einzelne Proteftanten zu Bühl und in der Nachbarſchaft nieber. 


120 


Im Bühler Nüggerichte, abgehalten von den Bevollmächtigten 
de3 Markgrafen Wilhelm von Baden und des Freiherrn Philipp 
Franz von Sötern (um 1640?), jchärften die beiden Amtäherrichaften 
ihren Unterthanen eindringlich dag Predigthören, den Sacrament3- 
empfang,die Sonntagsheiligung und Anmohnung der Chriſten— 
lehre ein. „Hochgeboten jei, daß auf der Geeljorger emfiges Predigen, 
Berfünden und Beirufen alle Unterthanen und Hinterjaßen fammt 
ihrem Gejind den Gottesdienſt eifrig befuchen, infonderheit zu Oftern 
und Weihnachten und jonjten zu nothwendigen Zeiten die heiligen 
Sacramente gebrauden und nießen jollen, bei der Straf, jo beide 
Gerichtsherren hiermit vorbehalten wollen haben. Ingleichen jollen die 
Kranken dahin gewiejen werden, daß fie bei Zeiten ermahnt, mit den 
Sacramenten wohl verjehen werden, und jolches nit verſäumen. Es 
jollen aud) die Jugend, Sinaben und Maidlin, die Kinderlehr fleißiger 
beſuchen, al3 bisher bejchehen, oder auf des Pfarrers Anbringen die 
Straf ein Jedes gemärtig fein. Belangend die Sonn= und Feier: 
tag iſt geboten bei Straf von 5 Schilling, daß ein Jeder für fi und 
jein Hausgefind an Sonn- und gebotenen Feiertagen die Kirch, das 
Wort Gottes anzuhören, bejucdhen ſoll; daß auch zwijchen der Predigt 
Niemand auf den Pläßen oder fonjten ftehen bleibe, um zu ſchwätzen, 
jondern im die Kirch’ gehe bei Thurmſtraf. Inſonderheit jol man nicht 
aus der Kirch’ laufen, jondern dem Gottesdienit und dem Predigen 
abwarten, und unter der SKinderlehr’ joll Niemand in den Wirths— 
häuſern bleiben“ !. Dieje Nügungen lajjen uns zugleid einen Blick 
thun auf die Sitten und Unfitten jener Zeit. 

In den dreißiger Jahren des 17 Jahrhunderts Hatte die hiefige 
Gegend durh den Schwedenkrieg viel zu leiden. Die Paſtoration 
war in jenen Sahren vielfach unterbrochen und eine jehr unregelmäßige; 
zeitenweife wurde die Bühler Pfarrei von MWeltpriejtern, dann 


Im Jahre 1350 bildete ſich dann eine proteftantifche Kirchengemeinde (es gab damals 
44 proteftantifche Einwohner zu Bühl, 67 im Amtsbezirf), welche jeit 1854 eine eigene 
Kirhe und einen eigenen Baftorationsgeiftlihen bat. Die israelitiſche Ge— 
meinde zu Bühl ift alt; fhon im 16. Jahrhundert werben babier jüdiſche Ein: 
wohner erwähnt. Die ftarfbefudhten Märkte und die jonftige günflige Lage bes Drtes 
mochten ſchon frühe israelitifhe Familien zur Niederlafjung dahier beftimmt haben. 
Sie waren jedoch nur im marfgr. badifhen Theil des Fledens (meiftens im 
fog. Hänferdorf) anfäßig, und auf eine beftimmte Anzahl von Familien bejhränft, 
welche das landesherrliche Schugredht genojjen. Eine „Judenſchule“ wird urkundlich 
1742 erwähnt, gelegen „bei der Eih am Mühlbach“. Die neue geräumige Synagoge 
wurde 1824 erbaut. Seit 1832 ift dabier ber Sit eines Bezirfsrabbinats und 
jeit 1833 bat die biefige israelitifche Gemeinde auch ihren eigenen Begräbnißplatz. 
2. Stolz, Urkundenfammtl. ß 


121 


wieder von Miljionären der Geſellſchaft Jeju, auch einige Zeit von 
Prämonjtratenjern aus Allerheiligen verjehen . Im Sabre 1641 
übertrug Markgraf Wilhelm den Sejuiten dag NRectorat Otters— 
weier, von wo aus fie feit 1650 auch unjere Pfarrei verjahen ?. 

Im Jahre 1663 wurde das Miſſionshaus der Jejuiten zu Otters— 
weier zu einem vom Collegium in Baden abhängigen Neben-Col— 
legium (jog. Refidenz) erhoben, welchem der Markgraf 1679 das 
Dttersmweirer Nectorat mit allen feinen Gütern, Nechten und Laiten 
förmlich incorporirte. Hinfichtlih der Pfarrei Bühl kam zwiſchen dem 
Collegium und dem Ottersweirer Landfapitel ein Vergleih zu Stande, 
wornad die Pfarrei von der Reſidenz aus durch einen Prieiter der Ge: 
jellichaft, welchen der Rector ernennt, excurrendo verwaltet werden 
joll, dagegen entrichtet da8 Collegium den jährlich üblichen Beitrag von 
vier Gulden in die Kapitelskaſſe?. 

Auf Bitten der Gemeinde bejtimmte 1730 das biſchöfliche Drdinariat 
zu Straßburg, daß ber jeweilige Pfarradminiftrator im Pfarrorte 
jelbjt zu wohnen Habe. Die Adminijtratoren führten von da an 
den Namen Pfarrer, wurden vom Provinzial ernannt und vom 
Superior in Ottersweier invejtirt. Übrigens wechjelten fie anfangs fait 
alle zwei, drei Jahre. 

Nah Aufhebung des Jeſuitenordens und Säcularijation der Reſi— 
denz zu Ottersweier am 8. April 1774 wurde die Pfarrei wieder 
von Weltgeiftlichen verjehen +. Der erjte war der Erjejuite Karl Mo: 
litor, welcher vom Markgrafen Karl Friedrich bereitö 1773 auf 
die hiefige Pfarrei präjentirt worden. Was die jeelforgerlihe Wirk: 
jamfeit der Sejuiten in hieſiger Pfarrei während des legten und vor: 
legten Jahrhunderts betrifft, jo ertheilte ihnen das biſchöflich jtraß: 
burgiihe Drdinariat zehn Jahre vor ihrer Aufhebung, unterm 
29. April 1763, das Lob, daß fie die Paftoration in hiejiger Gemeinde 
„mit größtem Seeleneifer” (maximo zelo) bejorgt hätten, und der mark: 


1 Pfarr-Regiftratur zu Bühl. 

2 Der damalige Pfarrer von Bühl, Paul Gräff, „Fonnte wegen feiner 
continuirlichen Leibesblödigkeit der Seelſorg' nit mehr abwarten, babero er fie gänzlid) 
tefignirt bat... . Alfo mögen bie Patres Soc. Jesu don Baben aus, bie: 
felbige, wie bishero mit jonderbarem chriſtlichem Nupen beſchehen, aljo auch fürter 
folang provifieren, bis ein MWeltpriefter gejegt werden kann“. Schreiben bes 
General:Bic. Straßb. vom 31. März 1650. (Kapitels:Ardhiv zu Sasbach.) 

3 Viarr-Regiftratur zu Ottersweier. Urk. vom 9. Jänner 1679 unb 
29. September 16837. 

9 Bol. Freib. Kirchenbl. 1874, Nr. 15 und 16: Die legten Jeſuiten zu 
Ottersweier. 


Bad, x 





122 


gräflihe Amtmann von Harrant jagt in einem Bericht vom 4. April 
1724, „die Patres der Geſellſchaft Jeſu hätten dahier bereits ſeit achtzig 
Jahren zu abjonderlidem Troſt der Pfarrfinder ohne einzige Klag’ ala 
Pfarrherren gemirkt, mit fonderbarem Eifer und Seelennugen zu all 
gemeiner Zufriedenheit“ '. 

Als Frühmefjer und Beichtväter waren aushilfsweiſe in hieſiger 
Pfarrei jeit Anfang des vorigen Jahrhunderts aud) bie Franziskaner 
vom Fremersberg thätig. Am Jahre 1702 ftifteten Johann Ziegler 
von Bühl und andere Pfarrgenofjen ein Kleines Kapital, wodurch das 
regelmäßige Lejen einer Frühmeſſe an allen Sonn: und Teiertagen 
durch einen P. Franziskaner ermöglicht wurde. Bis wenige Jahre vor 
Aufhebung des Klöfterleind (1826) war immer ein Pater vom Fremers⸗ 
berg hieſiger Frühmeſſer, Feittagsprediger und Beichtvater. Daß bie 
Franziskaner beliebter waren bei den Leuten, als die MWeltpriefter, 
und die andern Ordensgeiſtlichen (Sejuiten), kam vielleicht daher, daß 
fie, bei ihrer eigenen gänzlihen Armuth, mehr als dieſe es verjtanden, 
Leid und Freud mit dem Volke zu theilen?. 

Um den Fatholiihen Glauben zu befeitigen, den Empfang der Sa: 
cramente zu befördern und das fittliche Leben zu heben, was in ben 
Wirrjalen des dreigigjährigen Krieges Alles jehr Noth gelitten Hatte, 
führten die Jeſuiten bald nad der Webernahme der hiejigen Pfarrei 
eine Bruderjhaft ein, melde inmitten der Kriegädrangjale aus 
dem Volke ſelbſt hervorgegangen, auch befähigt war, das Volk zu er: 
greifen und feinen Bebürfnifjen bei den vielfachen Nöthen der Zeit in 

Pfarr⸗Regiſtratut zu Bühl. 

2 Ilber die Schidjale des Klöfterleins auf dem Fremersberg vgl. Bader, 
Babenia, neue Folge I, 479. 

Als im Jahre 1818 das Fremersberger Klofter aufgehoben werben follte, jo 
richteten die Ortsvorftände ber umliegenden Gemeinden Steinbach, Bühl, Bims 
buch, Altihweier und Sinsheim eine rührende Gegenvorftellung an ben Groß— 
herzeg ein, worin es beißt: „Dasjelbe Kfofter bat bisher in ben benachbarten Pfarreien 
mit Abhaltung des Gottesdienftes, mit Seelforge und Krankenpflege, bei. 
bei cingerijienen Epidemieen, wejentliche Hilfsdienfte geleiſtet. . . E8 nimmt nicht 
nur Reifende auf, jondern bietet auch den Armen ber umliegenden Orte eine Zus 
fluchtsftätte, wo fie in Zeiten ber Noth an ben zufammengebradhten Almofen einen 
Ihönen Theil erhalten. So haben bie Patres während ber jüngften großen Theurung 
(1817) viele Familien ernährt und fozujagen vom Hungertobd errettet. Es wurden 
durch fie täglih 30 bis 40 Laibe Brod und ebenfoviele Portionen Suppe verabreicht. 
Was alfo von guten Leuten ohne deren Nachtheil dem Kloſter an milden Gaben zus 
fließt, ijt gleihfam nur als ein hinterlegter Schatz für bie Bebürftigen der 
Umgegenbd zu betradten.” Dat. 31. Jan. 1818. Das Klofter beftand noch adıt 
Jahre, da erreichte es endlich doch das umerbittlihe Geſchick, den 27. April 1826, 
gerade am 400, Jahrestag feiner Gründung. Bader J. c. 494, 


123 


bejonderer Weije entgegen zu fommen. Es war die Confraternität 
vom guten Tode (de agonia Christi, sive de bona morte)!. Als 
dieje Bruderſchaft 1665 zu Bühl feierlich eingeführt wurde, erſchien 
ber Markgraf Wilhelm von Baden und ließ fih, um feinen Unter: 
thanen mit gutem Beijpiel voranzugehen, al3 der Erjte in da3 Bruder: 
ſchaftsbuch einjchreiben, nachdem er der Predigt und der Procelfion nad 
ber Wallfahrtskirche Maria-Linden beigemohnt hatte. 

Die Jahrbücher der Sefuiten zu Baden enthalten über die raſch 
aufblühende und bald die ganze Gemeinde umjpinnende Eonfraternität 
folgende Notiz: Quae congregatio sequentibus annis magnis in- 
crementis, magno populi concursu frequentatur. Plures, quos 
non infrequens persecutio vacillantes effecerat, in fide orthodoxa 
confirmati, vel ad gremium ecclesiae reducti sunt. In legterer Be: 
ziehung wollen wir nod) beifügen, daß während der folgenden Zeit und 
bi3 gegen Schluß de vorigen Jahrhunderts fait Fein Jahr verging, 
in dem die Kirchenbücder nicht eine oder mehrere Converjionen er- 
wähnen. 

Die Bruderſchaft hatte eine den Sejuiten = Congregationen ähnliche 
Einrihtung mit einem eigenen Magijtrat. Jedesmal der zweite Sonn 
tag im Monat war „Brubderjhaftsjonntag” mit den in den Statuten 
vorgeihriebenen religiöjen Übungen in den verjchiebenen Ausgaben des 
Bruderjhaftsbüdhleind von 1708 an. Das Hauptfejt der 
Bruderihaft (Sonntag nad SKreuzerhöhung) wurde hochfeierlich be- 
gangen, wie dad Kirchenpatrocinium. Päpſtliche Ablaßbreven für 
den Bruderſchaftsaltar der hiefigen Pfarrkirche find noch vorhanden aus 
den Jahren 1683, 1695, 1704, 1774 und 1801 von Innocenz XI, 
Innocenz XII, Clemens XI, Clemens XIV und Pius VI? Bon dem 
opferwilligen Sinne der Mitglieder geben das Gutthäterbucd der 
dahiejigen Pfarrlirhe, wie das Gutthäterbud der Bruderſchaft, 
weldhe dem anno 1708 beginnenden Catalogus congregationis ange: 
hängt find, reichliches Zeugniß. 

Das Hundertjährige Jubiläum der Bruderfhaft wurde 1765 feier: 
ihit begangen, unter Pfarrer Baltajjar Satorius 8. J., der ala 
Seitgabe dazu dad Bet- und Gejangbüdlein der Bühler Pfarrei ver: 
faßte: „zur Zeit, mo Jubel war, von wegen ein hundert Jahr der Bruder: 
ihaft in Bühl“. Nah Aufhebung des Jeſuitenordens, dem dieje Bruder: 
haft aggregirt war, wandte fich der feeleneifrige Pfarrer Molitor 
nah Rom um neue canonijhe Beitätigung der Bruderſchaft 


t Bol. Freib. Kirhenler. XII, S. 1194, 
2 Piarr-Regiftratur Bühl. 





124 


für hiefige Pfarrkirche, was durch ein päpſtliches Breve vom 20. Juli 
1774 gewährt wurde; die bijhöflihe Gonfirmation erfolgte unterm 
9. September 1774. In den zwanziger Jahren unter Pfarrer Lenz 
erlojch die Bruderjchaft. 

Bejondere firhlide Feierlichkeiten, Andachten, Pro— 
zeſſionen und dergleichen, wie ſie ſeit alter Zeit in der Pfarrei Uebung 
waren, werden in dem Bühler Gebet- und Geſangbüchlein von 1765 
angeführt: Prozeſſionen z. B. wurden gehalten am Joſefstage nach 
Maria-Linden; am Marcustag ging man nah Steinbad, in ber 
Kreuzwode nah Kappel, Steinbah und Maria-Linden, auf 
Chriſti Himmelfahrt „um den Bann“ und an Allerheiligen auf den 
Gottesacker bei Kappel. Unter Pfarrer Lenz (1824 bis 1847) wurden 
dieje Bittgänge bis auf die zwei letzten abgeihafftl. Heiligentage, 
die durch bejondere Andachten und eierlichkeiten in der Kirche ausge— 
zeichnet wurden, waren der Tag des bl. Sebajtianug, des HI. Jo— 
hannes von Nepomuk jeit 17291, der Hl. Martyrin Margareta, 
jeit alter Zeit, des Hl. Michael, Patrons der Filialfirde im Bühler: 
thal, des Hl. Wendelin, jeit alter Zeit, der hl. Martyrin Katharina, 
jeit alter Zeit. Beſonders hochfeierlih wurde jedesmal das Kirden- 
patrocinium (29. uni) begangen ?. 

Das Pfarrgeſangbuch von 1765 enthält auch eine Anzahl veligiöfer 
Volkslieder, welche „die hriitliche Lehrjugend, anftatt des müßigen, 
verführeriſchen Herumlaufens bei Gejellichaften, nach gehaltener chriſt— 
licher Lehr in der Kirche zu einem andächtigen, auferbaulichen und ver— 
dienſtlichen Zeitvertreib an Sonntagen abſingen kann“. In der Schule 
und bei der Chriſtenlehre wurde „der kleine Caniſi“ gebraucht, 
worin noch vor einigen Jahrzehnten die älteren Leute meiſtens ſchlag— 
fertig bewandert waren. 

Wenn fih die Sittlihfeit einer Gemeinde im Allgemeinen 
ihäßen läßt nad dem Berhältnifje der ehelichen Geburten zu deu uns 
ehlichen, jo jtand es im diefer Beziehung in hieſiger Pfarrei während 


uralte Brücke ſchmückte, welche den Ort in „Oberbrüd“ und „Unterbrüd“ theilte, war 
eine Votivftiftung eines marfgräflih badiſchen Haushofmeifters (Van: 
cunov?). Als diefe Brüde, an welder mehrere Wappen ausgehauen waren — das 
windedifche und das Ortswappen waren noch beutlich zu erfennen —, ber Nivellirungse 
jucht unferer Zeit zum Opfer fiel, wurde das Steinbild auf bie Müblfanald-Brüde 
im fog. Hänferborf verfegt (1868). 

2 Zu Ehren ber Ortsheiligen erhielten im vorigen Jahrhunderte nach Ausweis 
der Geburtsbücher Knaben nicht felten bei der Taufe den Namen „Beter— Raul“. 


125 


famen nämlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf 105 ehliche 
Geburten eine außerehliche, im vorigen Jahrhundert gejtaltete fich das 
Verhältnig, Kriegszeiten, 3. B. die Jahre von 1702 bis 1714 abge: 
rechnet, noch viel günjtiger. 


Zur Sitten und Culturgefhichte des Amtes und Fledens Bühl 
während des 16. und folgenden Jahrhunderts. 


Berabihiedungen, NRüggerihtsprotofolle, Zunftorb:- 
nungen und bdergleihen aus diefen Jahrhunderten, wovon mir noch 
eine gute Anzahl befiten ?, Tiefern manche nicht uninterefjante Beiträge 
zur Sitten: und Culturgeſchichte der biefigen Gegend während 
des bezeichneten Zeitraums, welche wir hier zujammenjtellen wollen. 
‚sreilich lernen wir aus ſolchen polizeilichen Verordnungen im Allgemeinen 
mehr die ſchlimmen Seiten de3 Volkscharakters kennen als das 
Gute und Löbliche, welches gewöhnlich jtill und unerwähnt durch) 
die Zeit jchreitet. 

„Trinken, Spielen und Zehen“ wurden in den polizeilichen 
Verordnungen des 16. und des folgenden Sahrhundert3 am öftejten 
und eindringlichiten geahndet. Freilich war dazu auch die Gelegenheit 
jehr einladend. Nicht nur, daß im Amte ſelbſt viel und vortrefflicher 
Mein wuchs ?, und im lecken eine Menge öffentlicher Wirthichaften be— 
ftunden, e3 durfte überdies nach der Fleden-Drdnung 1507 jeder Ein- 
wohner feinen jelbjtgezogenen neuen Wein von Herbit bis Yichtmeh 
„vom Zapfen” ausichenfen. Landesherrlihe Verordnungen gegen 
da8 „unnüß’ Zehen, Spielen, AZutrinfen und Gottesläſtern“ haben 
wir noch aus den Jahren 1522 und 1530. Der Bejudh der Bürger: 
Trinkſtube auf dem Nathhauje war in der Ordnung von 1507 jüngeren 
Leuten, fremd oder heimiſch, jtrenge unterfagt. „Darauf jollen die 
Stubenmeijter- und Knecht zu allen Theilen gut acht haben, und es aljo 
handhaben, daß grobe Spieler und andere Verführer von ihnen vermieden 





ı 8, Stolz, Urkundenſamml. 

2 Als eine Merfwürdigfeit wird berichtet, daß im Jahre 1726 fo viel Wein 
im Bühler Amte wuchs, daß die Ohm um 12, 15 und 18 Kreuzer verfauft wurde, 
Die Herrfchaft erhielt in jenem Jahre fo viel Zehntwein, daß fie nicht Fäſſer 
genug auftreiben fonnte, um ihn einzulegen, weßhalb er in Bütten jteben blieb, 
wodurch er am Enbe jo verbarb, daß er hinweggeſchüttet werben mußte Ein 
ähnliches außerorbentliches Weinerträgniß lieferte auch das Jahr 1828, wo bie alte 
Ohm 48 bis 54 Kr. galt. Fortlaufende Aufzeihnungen über die Weinpreife bes 
biefigen Amtes, fowie über die Preife ber bierorts zu Markt gebrachten Tandes- 
probucte, haben wir vom Jahre 1780 an. (Gemeinde-Regiftratur.) 


126 


bleiben. Und wenn dem zumider die Buben freventlih auf die Stube 
geben, jo joll man fie mit Gerten und bei dem Haar herab: 
mweijen.“ 

Am Betreffe des Spielens jagt diejelbe Ordnung: „Es joll 
alles Spiel auf den Stuben und in den Wirthshäufern verboten fein, 
aud in dem ganzen Gerichtsſtab bis auf Änderung der Gerichtöherren. 
Doch iſt zugelafien, daß die ftatthaftigen, ehrbaren, ingejejjenen 
Bürger auf der Karten oder dem Brett um einen Heller ober 
Pfenning zum Höchſten mögen Furzmweilen. Und daß darauf genau 
gehalten werde, joll der Schuldheiß und Büttel mit Fleiß Adt und 
Aufiehen haben. Welder Anwohner des Gerichts zu Bühl außerhalb 
dem Gerichtsſtab fpielt, er jei weh’ Herrn er wolle (mo man das wahr: 
li erfindet), diejelben jollen mit zweifaltiger Pön geitraft werben. 

Wenn die Spieler etwa einen Wirth vertröjten, da fie ihn aus dem 
Schaden heben wollten, und e8 ber Wirth heimlich zuließe zu ſpielen, 
jo joll derjelbe zur Buß’ geben ein Pfund Pfenninge, und ein jeder 
Spieler 10 Schilling Pfenning. Ähnliche Beltimmungen hat auch die 
MWirthb3ordnung von 1584. Die Feierabenditunde war in jenen 
Zeiten für den ganzen Gerichtsſtab auf 9 Uhr Abend feſtgeſetzt. „Nachts 
nad der neunten Stund’ joll Niemanden mehr auf der Stube, wie in 
den Wirthshäufern, zu zehren gejtattet werden, aud die Stubenknecht 
und Wirthe bei Straf’ Niemand weder Wein nod Licht geben.“ 

Da bejonder3 in den Weinorten des Bezirke blutige Schlä- 
gereien bei Tanzbeluftigungen, Hochzeiten und ähnlichen Anläfjen feine 
Seltenheit waren, jo hatten die beiden Herrichaften eine bejondere Straf: 
ordnung für ſolche Vergehen mit einander verabſchiedet. Sie iit der 
Drdnung von 1507 beigefügt und für die Kenntnig der damaligen 
Straf-Rechtspflege nit ohne Intereſſe. ine „Ordnung wider die 
Unzucht für das Amt Bühl“ (dem Anjcheine nad aus der eriten Hälfte, 
des 16. Jahrhunderts) Elagt über die Milderung, die noch im Gerichtg- 
jtab mehr denn in anderen Ämtern gegen Heimijhe und Fremde Hin: 
fihtlih der Unzudtsjfünden geübt werde, was eine „Unform“ ſei. 
Es wird dem Schuldheifen von Bühl, wie den Heimburgen in den 
Amtsorten, ernjtlicher Befehl ertheilt, daß jie und die von ihnen auf: 
zuftellenden Männer gute Adtung haben jollten auf jolche fittliche 
Ärgernifje, Ehebrüche, Concubinate und bergleihen; daß fie diejelben 
aufheben und von Jedem, dev in ſolchen Sünden betroffen morben, 
30 Schilling Pfenninge ald Strafe erheben, und überdies, nach Erkunden, 
die Pön noch verjhärfen jollten. Dieje Strenge motivirt die Verordnung 
damit, „weil jih Niemand felbft regieren und gütlich davon 
weijen lafjjen will”. 


127 


Hinfihtlih der Sonn= und Feiertagsheiligung enthalten bie 
Zunftordnungen des 16. Jahrhunderts verjchiedene Beitimmungen, welche 
mit dem Fortſchritte unferer modernen Zeit arg contraftiren. So durften 
die Bäder an feinem Teiertage baden bei Strafe von 5 Schilling 
Pfenningen, außer e8 märe Mangel an Brod vorhanden und der 
Schuldheiß erlaubt es. Die Metzger follten „an Sonn: und anderen 
gebotenen Feiertägen, jobald man zujammenläutet, bis zu End der 
Predigt, Fein leiih hauen und verfaufen bei Bön von 10 Scdilling 
Pienningen. Wa3 Einer am Montag (auf den Wochenmarkt) ausbauen 
und verfaufen will, joll er am Sonntag Abend, zur Winterszeit Nach— 
mittag3 2 Uhr, des Sommers nad gethaner Veſper, jchlagen, ſtechen, 
aufhängen und zur Bank bereit halten.” ! 

Im Jahre 1631 wird geklagt, daß „bei der gemeinen Burgerſchaft 
großer Ungehorjam, Muthmwill’ und Halsftarrigkfeit verjpürt 
worden, und die Einwohner den vorgejeßten Amtleuten, Schuldheißen, 
Geriht und Burgermeiiter, die gebührende Ehr und Reſpect nit geben, 
nit erjcheinen, wenn der Burgermeifter den Bot’ in's Haus ſchickt, was 
aber künftig das erjte Mal mit 2, das ander Mal mit 5 Scillingen, 
das dritte Mal aber mit 5 Pfund Pfenningen und mit dem Thurm ohne 
Snad’ abgeitraft werde”. Ferner wird geklagt, daß „der wenigfte 
Theil der Unterthanen erſcheine, wenn die Bürgergloce geläutet werde, 
jondern ganz ungehorjamlich zu Haus verbleibe; deögleihen, daß bei den 
gemeinen Amtstagen unterjchiedlihe ungehorjame Gejellen mit ein oder 
andern ſchlechten Ausreden davon abziehen wollen, damit fie ihr Gegen: 
part (Kläger) oder ihre Schuldjachen weiter auflängern können, welder 
Muthwill’ aber Hinfüro ganz und gar nit mehr geitattet 
werden jolle”. Man jieht hieraus, wie während der Zeit de3 
30jährigen Krieges das Anjehen der Obrigkeit beim Wolfe immer mehr 
Ihmwand, Unbotmäßigkeit und Rohheit überhand nahmen, und Alles aus 
Rand und Band zu gehen drohte. 

Aus den noch vorhandenen Zunftordnungen erjehen wir, daß 
Ihon in alten Zeiten die nämliden Handmwerfsportheile und 
Practiken bei einzelnen Gemwerben im Schwunge waren, wie heutzu= 
tage, wir jehen aber audh, daß man damals von Obrigkeitswegen das 
Publitum, „den gemeinen Mann“, gegen Übervortheilungen und Be: 
trügereien mehr zu ſchützen bemüht war als heutzutag. So waren 
3. B. nad) der Ordnung von 1507 „zwo verjtändig und geübte Wein: 
ſchätzer aufgeitellt, welche auf ihre geſchworenen Eide einem jeden Wein: 
ſchenken jeinen Wein nad gemeinem Landlauf jhäten follen, mie ſich 


ı Nahben Bäder: und Meggerordnungen von 1507, 1521, 1533 und 1534. 


128 


nah Güte oder Schwäche des Weins gebührt; und follen dabei nit 
anjehen weder Freundichaft, Gab oder Geſchenk, damit der gemein’ 
Mann, fremd oder heimifh, von den Wirthen nit übernommen und 
bejchweret werde, jondern einem ‘eben nach gemeinem Landlauf der Wein 
gegeben werde um ein ziemliches Geld“. 

Die Weinverfälihung ift nicht erjt eine fortichrittlihe Er— 
rungenjchaft des 19. Jahrhunderts! Bereit3 in der Amtsordnung von 
1488 und 1507 heißt e8: „Atem die Wirth und Weinſchenken jollen 
ihren Wein halten unvermifht, ganz ungemwäljert und ohne 
Arznei (sie!), die dem Menſchen im Trank jchaden möchten, bei der 
Straf nad Erkenntniß der Vogtsherren.“ Die neue Wirthsordnung, 
gegeben um 1530, jetst noch verjchärfend Hinzu: „Bei Straf an Leib 
und Gut,“ 

Eine Wirthshaustaxe aus dem Jahre 1631 für dag Amt 
Bühl lautet: „Die Wirth’ und Gaftgeber jollen Hinfüro dem Gajt 
aufitellen und rechnen für eine Suppe und ein Pfund Fleiſch 1 Baken; 
für ein“gutes Voreſſen, wie für eine Portion Gemüß mit Fleiſch, 
1 Bagen 1 Kreuzer; für ein Pfund Braten 5 Kreuzer; für eine 
Portion gejottener oder gebadener Fiſche bejjerer Gattung 6 Kreuzer; 
für gemeine aber 1 Baben 1 Kreuzer; alle bei Strafe von 2 Pfunden.“ 

Eine Fleifhtare für den Fleden Bühl enthält der Metzger— 
Beiheid von 1534, wornach 4 Pfunde Kuhfleiſch gelten jollen 
7 Bienninge „und nit höher, es wäre denn dermaßen guet, daß bie 
Schauer eradten, es höher zu ſchätzen“. Das Pfund Farrenfleiſch 
jollte gelten 2 Pfenninge, das Pfund Kalbfleiſch 3 und dag geringere 
2 Pfenninge. . 

Den Müllern, von melden „bishero viel Nachred gejchehen, 
wie fie denen, jo bei ihnen mahlen, dad Ihrige nit vollkommentlich 
wiedergeben, und mit dem Mahlen groß Gefährd’ gebrauden“, wird 
bereit3 1507 eingefchärft, ji in dem Mahlen aufrecht zu halten, 
Jedem jeine Frucht unvermifcht zu laſſen, und von einem Viertel einen 
gehäuften Vierling als Mulzer zu nehmen, und nicht mehr, bei Vogt: 
herren Straf an Leib und Gut”. Ebenſo 1631: „Die Müller jollen 
ihr Gemwifjen wohl betradten (sie), aufreht und redlich Meßge— 
ihirr halten, damit einem ‘eben das Seinige ohne einige Lift wieder 
werde.“ 

Den Bädern wird in ihrer neuen Ordnung (1521) ebenfalls 
eingeihärft, „unverfälicht” zu baden, Semmel für Semmel, Boll 
für Boll, Roggen für Roggen, damit dem Armen gegeben werde 
um feinen Pfenning wie dem Reichen, und dem Reichen wie 
dem Armen.” Man hatte damals zu Bühl folgende Brodjorten: 


129 


Noggen: oder Schwarzbrod, wovon der einpfündige Laib 11 Pfenninge 
foftete; Weißbrod: Fochzen, Spitweden, Bollweden je zu 1 Kreuzer, 
und runde Pfenningbrödchen. Landbefannt waren insbeſondere die 
Bühler Bollweden, eine eigenthümlich geformte, feinere Brodgattung, 
wie fie allein von den Bühler Bädern gebaden wurde. Noch jett ijt 
der Bollweck für die ländlihen Marktbeſucher der unvermeidlihe Kram 
vom „Bühler Menti” (Montag). 

Über die unverhältnigmäßig hoben Arbeitspreife der 
Schmiede, Wagner, Schuhmacher, Gerber, Schreiner, Hafner, Schneider, 
Küfer, Seiler und anderer Hantirungsleute wird beim Rüggericht 
1631 geklagt, und ihnen aufgegeben, fie jollen „ihre Waar’ und Arbeit 
nit zu hoch preifen und jpannen, und fi ihres Gewiſſens dahin be= 
fleißen, daß der fürftlichen Tarordnung nit zumider gehandelt werde, bei 
Straf. Da aud die Taglöhner anfangen, den gemeinen Mann ziem: 
ih zu übernehmen, jo wird geordnet, daß der Taglöhner zur Sommers: 
und Winterszeit 2 Baten haben joll, und Mehreres joll ihnen nit ge- 
geben werben.” 

Eine düftere Seite im Volksleben de 16. und folgenden Jahre 
hunderts bilden der kraſſe Aberglaube und die Herenverfols- 
gungen, denen man in diejer Zeit fait allerortS begegnet. Auch unjere 
Heimat Hatte ihre Herenprocefie und Herenverfolgungen. In den 
Bühler Abjhieden aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ijt 
bin und wieder von Beitrafungen und Güterconfiscationen von Malefiz: 
PBerjonen die Rebe, jo insbejondere im Abjcheide von 1574. Als 
Gefängnig und Anquifitionglofal für die der Zauberei angejhuldigten 
Perjonen diente der im windeckiſchen Theile des Fleckens oberhalb der 
Brücke ftehende Herenthurm. Er war wohl ein Theil des wind— 
eckiſchen Schlofjes, und jtand noch bi in die achtziger Jahre des vorigen 
Sahrhunderts. Bekannt it die Sage, welde und unjer Landsmann 
Aloys Schreiber ald Erinnerung an gehörte Erzählungen aus feinen 
Kinderjahren mittheilt, von einer al8 Here unſchuldig angeflagten Jung: 
frau, welche in diefen Thurm geworfen und auf fait wunderbare Weije 
durch einen plötlich eingetretenen Negenguß vom Feuertod gerettet wurde !. 

Am ärgften mwüthete das Herenmwejen kurz vor den Sammer: 
zeiten des breifigjährigen Krieges, welcher eine Periode der deutjchen 
Gedichte abſchließt, wo alle Kreije der Gejellihaft in die Lajter des 
Unglauben3 und Aberglaubens, des gottezläfterlichen Fluchens und 
Schwöreng, der Üppigkeit, Rohheit, Völlerei und Unzucht ver: 
funfen waren, daß die Kataftrophe dieſes Krieges, dejjen Drangjale bei 





ı Schnegler, Vad. Sagenbud II, 135 u. 137. Karlsr. 1846. 
Arhiv. XL 9 


130 


uns eigentlich erjt mit dem Jahre 1630 eintraten, als verdiente Strafe 
des Himmels erjcheint. 

Aus diejer Zeit ift no ein ausführliches Malefiz:Protofoll 
über viele der Hexenkunſt angeklagte Perjonen von Bühl und der 
näcditen Umgebung vorhanden. Das Schriftitüd reicht vom 3. October 
1625 bis zum 13. October 1629, ijt aber leider unvolljtändig . Das 
Yerhör der Maleficanten wurde von einem landeöherrliden Come 
miſſär in Gegenwart de Amtmanns und des Ortsfchuldheißen von 
Bühl geführt. Das Verfahren war rein inquifitoriih; von Manden 
wurde das Gejtändnig gütlich gegeben, bei Andern mußte zur Tortur 
geichritten werben. 

Wir übergehen die Bejchreibung der im Protofoll angegebenen 
Beinigungen. Mehrere Angeklagten haben auch ohne Tortur, entweder 
auf gütliches Zureden, oder wenn jie die Peinwerkzeuge jahen, Ge: 
ſtändniß (!) abgelegt. Wenn die Belenntnifje mehrerer Angejhuldigten 
beendigt waren, jo wurden ihnen ihre Ausjagen in Gegenwart von 
jieben Drtöbürgern (den „Siebenern”) vorgelejen. Die Ausjagen der 
einzelbhaft Anquirirten waren in der Megel von überrajchender 
Übereinftimmung, oft bis in's Heinfte Detail, und liefen ſämmt— 
lid) hinaus auf Bündnig und Unzucht mit dem Teufel, Wettermaden, 
Dageljieden, Vieh zu Schaden richten, den Kühen die Milch entziehen, 
Menſchen fiech oder fie gar fterben machen und dergleichen. Mehrere 
befannten aud ohne Weiteres die gröbiten Sacrilegien. 

Als Drte, wo nad den Ausjagen der Angeklagten die nächtlichen 
Zujammenfünfte, die jog. Herentänze und Teufelshochzeiten, gehalten 
wurden, find unter andern genannt: auf dem Schartenberg, Kloßberg 
und Hungerberg, bei der Glodenhütte, beim Immenſtein und Elet-Brunnen, 
im Maldhängenich, bei der Kornlaube in der Schwanengajje, bei dem 
Burgerhaus (Rathhaus), bei der Tanzlaube, auf der Ameleck?. Das 
rihterlide Endurtheil enthält dad Schriftſtück nicht; über ihr 
traurige Schickſal kann aber Fein Zweifel fein, da im Abſcheide von 
1631 über die confiscirten Güter der hingerichteten zauberiihen 
Perjonen Verfügung getroffen wird. Nah Abzug der Proceßkoſten 
jollen drei Viertheile des Vermögens den hinterlafjenen Kindern, ein 


1 Pol. Mone, Anzeiger VIII, 119. 

? Mone madt 1. c. auf bie eigenthümliche Ericheinung aufmerkjam, daß diefe 
vorgebligen Herenzufammenkfünfte alle auf Stätten uralten Religionscultes 
ober (was damit zufammenhängt) uralter Volks: und Gerihtsverfamme 
lungen, ober an folgen Orten, wo die gewöhnlichen Tänze ber Dorfleute abgehalten 
wurden, am liebften aber auf Bergen ftattfanden, beren Namen mytbifch Tauten 
und an das Heidbentbum und ben Götzendienſt ber Vorzeit erinnern. 


—— 


131 


Biertheil den Amtsherrihaften (Baden und Sötern) zufallen . „Auch 
jollen fünftighin die Malefizperfonen durch den gemeinen Gerichts: 
büttel beigefangen, und denjenigen Perſonen, welche dabei gebraucht 
werben, nit mehr jo viel, al3 diesmal, paffirt werben!" Übrigens 
ſcheint dies doch der letzte Herenproceß in hieſigem Amte geweſen zu 
ſein, wenn auch die Hexenangſt und mancherlei Aberglaube 
noch bis in dieſes Jahrhundert unter dem Volke ſich erhalten haben?. 

Man hätte das Hexenweſen gerne der katholiſchen Kirche in 
die Schuhe geſchüttet; die hiſtoriſche Unterſuchung darüber iſt aber 
anders ausgefallen. Nicht die Geiſtlichen unſerer Kirche, ſondern 
die Ju riſten haben den Hexenproceß auf's Höchſte geſteigert, und in 
proteſtantiſchen Ländern hat derſelbe noch ärger gewüthet, als in 
katholiſchen. Ja, und katholiſchen Fürſten gebührt die Ehre, ihn zuerſt 
abgeſchafft zu haben! 

Betrachten wir nun auch dieheiteren Seiten des Volkslebens 
in hieſiger Gegend. Spiel, Tanz und Geſang waren allerorts im 
Mittelalter ein Lieblingsvergnügen des deutſchen, und beſonders des 
ſüddeutſchen Volkes. Faſt jedes größere Dorf in Süddeutſchland hatte 
ſeine Tanzanſtalt, ſeinen Tanzplatz, gewöhnlich unter der Dorflinde. 
Auch zu Bühl wird 1533 eine „Tanzlaube“ erwähnt ?, welche ein auf 
dem Marktplage aufgejchlagener bedecter QTanzboden war, mo zu ge: 
wifjen Zeiten, 3. B. an der Kirchweihe, Faſtnacht und an Jahrmarkts— 
tagen, das junge Volk unter den Augen der Altern und der Ort3obrig: 
feit ehrbar fich belujtigte*. Gin allgemeiner Feſt- und Freudentag be- 


ı Als folhe, „welde ald des Lafters der Zauberei flüchtig worden, und 
an anderen Orten haushäblich fich untergelafien, ungeachtet fie annoh zu Bühl 
bürgerlih und respective mit Leibeigenſchaft verpflichtet find, und beren Güter in: 
zwifchen mit Beſchlag belegt worden, bis fie zur Entrichtung des legten Hellers bie 
Straf abgerichtet hätten“, werben genannt: Georg Peter, ber Schwanenwirth, 
Jakob Wirth, der Metzger, mit Frau und Tochter, Matthäus Lang und feine 
Frau, je mit 1000, und Stefan Glüdhers Wittib ſammt ihrer Tochter mit 
300 Gulden. 

2 Die verfhiedenen Sagen aus biefiger Gegend, worin fi der Volks— 
aberglaube an Zauberei und Herenfünfte ausſpricht, bat zuerft Major Me: 
dicus gefammelt in feinen Volksmärchen aus Baben“, 13. Bd. Karlerube 1801 
(Handihr.), dann Bernhard Baader, Bolksjagen, Karlsr. 1851, Nr. 135, 136, 
139; vgl. auh Schnegler, Bab. Sagenbudy II, 171 bis 249, 

: Zu Ditersweier wird ebenfalls ein „Tanzbühel“ und eine „Tanz: 
ſcharr“ erwähnt (1588). Über den Zuſammenhang biefer Anftalten bes Volks— 
vergnrügens mit dem Volksliede und der Volfsdichtung, dem Minnes und Meiftergefang, 
vgl. Mone, Anz. V, 52. 

Es war biefes gewiß ein umverfängliheres und ebleres Ber: 

9% 


132 


fonder8 für die Frauen war ber ſog. Schauertag an Maria: 
Lichtmeß. Nah altem Gebraudh wurde auf biefen Tag den Weibern 
aus der Kirhjpieldverwaltung ein Baum gegeben, „den fie alddann 
verfaufen und verzehren mögen“. Die Sitte beitand no 1723 1. 

Die Hochzeitseſſen wurden in der Regel im Wirthshauſe ge— 
halten. Die Hochzeitsordnung für die Wirthe im Amte Bühl 
von 1609 gebietet dieſen bei Strafe von 10 Schillingen, „die Hod: 
zeitsgäſte nit bejchwerlich zu tractiren und mit Rechnung ber Zeh 
ein’ Beicheidenheit zu gebrauchen.” Anderſeits wird aber mit dem glei= 
hen Bußgelde die Unſitte belegt, daß „die Hochzeitsgäſte, jonderlich 
die Weib3leut’, über den Mahlzeiten den Wirthen nit allein das 
Brod, jondern aud was in den Platten übrig geblieben, herausnehmen, 
in den Sad jhieben und heimtragen, oder durch ihre Kinder heim= 
tragen laſſen“. Da bei den Hochzeiten „aud ein vielfältiger Über: 
lauf von Bettelleuten vor ben Tiſchen verjpürt worden, jo ijt Be— 
ſcheid, daß die Wirth’ diejelbigen abſchaffen. Wo fich aber die Bettler 
widerſetzen würden, jollen fie alöbald in den Spital geführt und mit 
dem Bloc gejtraft werden.“ 

Daß bei Hochzeiten, Kindtaufen und ähnlichen Anläfien, 
jelbit während den Jammerzeiten des Schweden-Krieges in hiejiger Ge: 
gend übermäßiger Luxus berrichte, beweist folgende Verordnung im 
Abjcheide von 1631: „Demrad man bißhero bei den Schappelhirjen 
und Kindtaufen überſchwängliche Kojten verjpürt und ſchlechte Ord— 
nung gehalten wird, aljo iſt amt: und gerichtlich erkannt, daß ein Burger 
ji) verhalten ſoll wie folgt ?: derjenige, joein Sohn oder Todter 
in Heirath gibt, und ein Schappelhirjen haltet, der joll Niemand 
zu Tiſch ſetzen, als die Eltern, näditen Verwandten, Brüder und Ge: 
ipielen, und jollen fi) feine Eheleute mehr dabei finden lafjen, auch 
die ledigen Leut einen ehrlihen Tanz halten, und von dannen nad) 
Haus gehen, bei Straf von einem Pfund Pfenninge unnadläßig ?, 
Derjenig’, jo ein Kind taufen laßt, foll zur Taufſupp' über 








gnügen, als unſere gegenwärtigen Tanzrafereien ber ledigen Leute ohne alle Auf: 
ſicht bis in die Tiefe ber Nacht hinein! 

ı Walb-Gerihtsprotocol! über ben Waldhägeni von 1723. Über ben 
„Schauertag” vgl Oberrb. Ztſchr. XX, 76. 

2 Schappel-Hirfe war ein Nachtimbiß, ber urfprünglich in einem Hirfe 
brei beitand, welder am Tage vor ber Hochzeit in des Brautvaters Haus ein- 
genommen wurbe, und wobei bie „Schappel oder Kränzel“ gemadt wurden für 
bie Braut und bie Hochzeitsjungfern (Geipielinnen). Gewöhnlich wurden bazu aud) 
bie Patben ber beiden Brautleute („Pfetterih” und „Götel“) und fonftige Hochzeits— 
gäfte eingeladen. Vgl. Oberrb. Ztſchr. XXIV, 422, 


133 


Tiih Niemand behalten, ala feine Gevatterleut’ und etlihe Nachbars— 
meiber, die in Kindsnöthen beigemohnt, bei gleiher Straf. Will er 
denen mit der Tauf’ gegangenen Weibern neben feiner Bebankung einen 
Trunk ftehend geben oder anbieten, jo fteht e3 zu jeinem Gelieben.“ 
Die noch jett beitehende Sitte, daß bei einer Taufe nebit den Pathen 
auch der Bater des Kindes in der Kirche anmejend ift, wurde im 
Nüggeriht von 1631 durch die Amtsherrichaften eingeführt. 

Trunt und Imbiß waren gleihjam obligat beim Abſchluſſe von 
Kauf und Verfauf, bei Rechnungsabhörungen und ähnlichen Anläfjen. 
Daß hierin auch manchmal des Guten zu viel gejhah, beweist ein Vers 
bot von 1631, wornad bei Käufen von 100 Gulden Kaufjumme „nit 
mehr verzehrt werden joll, denn 1 Reichsſsthaler, bei Straf”. In der 
Ungelder: Ordnung von 1530 heißt ed: „So man zu den Fron— 
faften das Geld überantwortet (Zoll und Ungeld), ſoll fürter von den 
Amtleuten oder Ungeldern und Andern nit darauf gezehrt 
werben, weber mwenig noch viel; aber die Amtleut’ mögen den Ungelder 
und Zoller beim Einlegen an Fronfaſten jedem einen oder zwei Plappert 
ihenfen für Zehrung, je darnach er ſich gehalten hat.“ 

Für Fleinere Dienftleiftungen erzeigte die Gemeinde ihre Erkennt: 
lichkeit nicht durch Geld, jondern durch freundliche Bemwirthung. 
So murde 3. B. den Mufifanten „für ihr Blajen” auf Corporis 
Christi ein „Trunf Wein“ gereicht (und zwar ein Ohm) nebit einem 
Imbiß, Statt deffen von 1789 an 18 Gulden (!) angerechnet find. 
Dagegen wurden den „Singjungfern” für ihr Singen auf Marias 
Lichtmeß Wachsſtöcke verehrt. Auch den in der Kreuzwoche mit ben 
ausmärtigen Prozeflionen fommenden fremden Schulmeiftern wurde nad) 
altem Herkommen Trunf und Zehrung gereidt. 

Hier ift au der Narrengejellihaft und des Narrenbudes 
zu gedenken, woburd der Flecken Bühl einft landbefannt gemejen, und 
wa3 ihn, wie unfer verehrter Landsmann Alban Stolz jagt, jeit 
Menſchengedenken in einen „närrifchen Geruch“ gebracht hat!. Dieje 
Narrengejellichaft mit ihren Statuten und Einrichtungen war ein Kind 
der munterften Laune und eines berben naturwüchſigen Volkswitzes. 
Über die Zeit ihrer Entftehung ift nichts befannt, jedenfalls aber hat 
ſich dieſelbe erjt nach dem Schwedenkrieg gebildet, da fie vorher nirgends 
erwähnt wird. | 


ı In unferem Lande beftebt wohl nur noh zu Stodad eine Narrenzunft, 
worüber Bader in feinen Fahrten und Wanderungen II, 25 f. berichtet. 
Häufiger finden wir Narrenbücder und Narrengerichte im Hobenzollerifhen und 
Würtembergifhen. Berühmt ift z. B. das Groffelfinger Narrengericht. Bol. 
Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben II, 35. 


134 


Die Narrenzunft machte es ſich zur Aufgabe, die Thorheiten und 
Laſter der Menjchen zu geißeln und durch Spott und Satire zu züch— 
tigen. Zu diejem Zwecke wurden alle dummen oder ſchlimmen Streiche, 
die in Nah und Fern ich ereigneten und ruchbar murden, in das in 
einen Schafspelz gebundene Narrenbuch eingetragen. Alljährlid an 
der Faſtnacht wurde dann beim Narrengeriht, wozu eine große 
Volfsmenge herbeizuftrömen pflegte, da8 Buch vorgelejen zur Beſſerung 
für die „Narren“ und zur Warnung für die „geſcheiden Leute”. 
Darum war aud das Narrenbuch weithin gefürdtet, und wie man 
jonjt jagte, wenn Jemand einen vecht thörichten Streid begangen hatte: 
„Du gehörit in den Kalender”, jo hieß es früher im Altbadijchen: 
Gib Adt, du fommit in’3 Bühler Narrenbud! 

Wie unparteiifh die Narrenrichter zu Werfe gingen, beweist der 
Umjtand, daß jelbit ein Markgraf in’ Narrenbud fam, weil er einmal 
zur Winterszeit mit Pferden, die mit Fliegennetzen behangen 
waren, durh Bühl fuhr. Mehrere andere jpakhaften Vorkommniſſe, 
die im Narrenbuche jtanden, erzählt Medieus in feinen babijchen 
Volksmärchen (Handichrift der Frau Neihsgräfin von Hochberg ge: 
widmet, 1800) 1. Die Herrihaft pflegte alljährlih auf Faſtnacht der 
Narrenzunft ein Faß Wein zu jpenden, das aber einmal während 
de3 Narrengerihtd von einem Schalfe unvermerft am hinteren Boden 
angezapft und halb geleert wurde, weßhalb die Narrenrichter ji) 
jelbjt als „genarrt” in’3 Bud) jegen mußten. Die Herberge der Narren 
zunft war das ehemalige Gaſthaus „zum Rebſtock“ neben der alten 
Kornlaube (jet das Kaufmann Glücherr'ihe Haus). 

AB die Narrenzunft gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts 
ausartete, geiftlihe und weltliche Obrigkeit angriff, wurde jie vom Mark— 
grafen Georg Augujt auf Betreiben des Drtögeijtlihen verboten. 
Das Bud) jelbit, daS gewiß auch manche geſchichtlich werthuolle Notiz 
enthalten haben mag, ijt feit dem Ende vorigen Jahrhunderts verjchleppt 
und jeitdem jpurlos verſchwunden, die Erinnerung an Zunft und Bud 
aber ſowohl bei den Hiefigen Einwohnern, al3 bei den Leuten der Um: 
gegend, noch nicht erlojchen. „Bühler Narr“ gilt nämlich jetzt noch 
in den Nachbarorten als das gewöhnliche Stich- und Schimpfwort der 
Bühler, worauf der aljo Gefoppte dem Fopper zu erwiedern pflegt: 
„Der dümmſte Narr von Bühl ift immer noch gejcheider, als der Ge— 
jcheibeite von anderswoher.“ 

Eine Erneuerung der alten Narrengejellihaft zu Bühl im 


135 


Jahre 1858 konnte nicht proiperiren, da unjere Zeit zu Derartigem 
nicht angelegt it. Medicus jchliegt jeinen Bericht über dad Bühler 
Narrenbuc mit den Morten: 
Wenn ſolche Bücher exiftirten, 

Da e8 an Streichen nicht gebricht, 

Bewährte Männer regiftrirten, 

Sp zweifelt der Verfaſſer nicht: 

Die Streihe würden fid vermindern, 

Man künnte mande Albernbeit 

Durch ſolche Bücher glüdlich hindern: 

. Dieß war der Zwed zu jener Zeit! 

Ein kultur- und jittengejchichtlihes Moment ijt au die Eigenart 
einer Bewohrerihaft in Tradt, Sprade und Ausdrudsweije, 
Nach alten Bildern und Schilderungen waren bei der männliden 
Bevölkerung der hiefigen Gegend noch bis in die erjten Jahrzehnte diejes 
Jahrhunderts durchgängig kurze über dem Knie gebundene Lederhojen, 
wollene ſchwarze oder weiße Strümpfe und Schnallenſchuhe im Gebraud) !. 
Der etwas lange Rod mit auıfrechtitehendem Kragen und einer Reihe 
Knöpfe war in den Neborten gewöhnlich von Zwilch, ſchwarz glänzend, 
innen gefüttert mit weißer Wolle. Im Flecken trug man Tuchröcke 
von gleihenm Schnitte und meijt dunkelblauer Farbe. Das Brujttud 
(Weite) war in den Neborten von rothem QTuche, oft grün eingefaht; 
ein ſchwarzes Haldtuc vollendete den Anzug. Als Kopfbedeckung diente 
ein breitfrempiger ſchwarzer Fil zhut, zweifach geitülpt, jo daß dadurch 
ein rechter Winkel entitand („Dreiſpitz“). In den Ortjchaften der Rhein— 
ebene trugen die Mannsleute ſog. Pudelkappen (jhildloje Kappen 
von Marder: oder Fuchspelz) mit bunten Troddeln. 

Das weibliche Geihleht trug jog. Zwidelröde, über dem 
„Mugen“ (Mieder) ein buntfarbiges, Hals und Brujt bedeckendes, drei— 
eckiges Halstuch. Das „Fürtuch“ (Schürze) ging Hinten faſt zu— 
ſammen, und war für hohe Feſttage wohl gar von Taffet, was als 
„rechter Staat“ galt. In den Landorten liebte man mehr die grellen 
Farben, im Flecken mehr die dunkeln. Die verheirathete Frau unter— 
ſchied ſich von dem Mädchen durch die Kopfbedeckung, ein kleines 
ſchwarzes ſammtenes Häubchen, welches die Haare zuſammenhielt. Für 
Sonn- und Feſttage war die Haube auch von buntem Sammet, mit 
Goldſtickerei und Goldborten verſehen. Eine Schnur von Granatſteinen 
mit goldenem Kreuzchen bildete den Halsſchmuck wohlhabender Frauen 


1 Die Weißgerberei und Strumpfſtrickerei waren noch zu Anfang dieſes 
Jahrhunderts blühende Gewerbe zu Bühl. Noch 1814 zählte man dahier 3 Weiß— 
gerber und 5 Strider, während jetzt dieſe Gewerbe ganz eingegangen find. 


136 


und Jungfrauen. Eigenthümlih waren in biejiger Gegend auch die 
log. Kapuzmäntel, fonjt eine fränkiſche Tracht. Sekt ift ſowohl 
beim männlichen wie beim meiblihen Theile der Bevölkerung bie alte 
Tradt völlig verihmwunden; nur noch in den Gebirgsorten finden fi) 
zumeilen einzelne Reſte davon. | 

Der Dialekt des hiefigen Volks ift der alemannifche mit der 
faft jeder Drtjchaft wieder eigenthiimlichen Nüancirung. Näher hierauf 
einzugehen, verbietet der Naum. Der von Bühl gebürtige befannte 
badijche Hiltoriograph Aloy3 Schreiber hat in feiner Sagenfammlung 
de3 unteren Schwarzwald Einiges in hiefiger Mundart mitgetheilt. 
Der VBolkston, wie er hierort3 herrſcht, findet fich in unübertrefflicher 
Meije wiedergegeben in ben populären Schriften eine® anderen Lands: 
mannes, nämlich des Volksjchriftiteler® Alban Stolz, bejonders in 
den eriten Jahrgängen feines berühmten Kalenders. 


Kriegszeiten und Kriegsleiden. 


Aus den Zeiten vor dem Schwebenfriege find nur wenige Nach— 
richten über Kriegsereigniffe, welche den hieſigen Ort und feine nächite 
Nahbarihaft betreffen, auf ung gekommen. Bon der windeckiſch— 
ſtraßburgiſchen Fehde in den Jahren 1370 und 1371 mar bereits 
oben die Nede. Zwei Sahrhunderte jpäter (1569) hatte der Flecken 
durh da3 uraniſche Kriegsvolk zu leiden, welches von Frankreich 
aus in die Markgrafſchaft einbrach, plündernd umherzog und die Dörfer 
brandihaßte Die „uranijhen Kriegskoſten“ follten nad) dem Abjcheide 
von 1570 in der Art umgelegt werden, daß die windedijchen Unter: 
thanen des Fleckens daran 120 Gulden, das übrige die markgräfiſchen 
zu tragen hätten. 

Im dreißigjährigen Kriege wurde bie hiefige Gegend bald 
von den Kaijerlihen, bald von den Schweden und Franzojen bejekt, 
verbrannt und geplündert. Schon in den erjten Jahren bed Krieges, 
im Juli 1622, al3 Spinola die Markgrafichaft befegte, wurde der 
Flecken Bühl von den Kroaten faft ganz in Ajche gelegt, wobei ber 
Umftand viel zu dem Unglüce beitrug, daß bie meiſten Hänfer noch 
Strohdäher hatten!. Da aud die öffentlichen Gebäude, Vogtei, 
Rath: und Pfarrhaus in den Flammen aufgingen, und dieje wegen 


. 1 Abgebrannte Hofftätten“ zu Bühl werben in ben Kaufurfunden von 
1623 und in den folgenden Jahren öfters erwähnt, vgl. Oberrh. Ztjhr. XXVII, 
117. 118. Die Abfhaffung der Strohdächer wird im Abſch. von 1631 „wo müglich“ 
anbefohlen. 


137 


be3 Elend der Zeiten nicht mehr aufgebaut wurden, jo galt feitdem 
bis Anfang dieſes Jahrhunderts als Wahrzeihen von Bühl: 
Ein Rath und fein Rathhaus; 
Ein Pfarrer und fein Pfarrhaus; 
Thore, und body feine Stabt. 

Der damalige Schuldheiß Jakob Rößler jagt in einem Schreiben 
vom 31. October 1622, daß ber Marktfleden in einem „erbärmfichen 
Zujtand” fei. Zweimal auch mar die hiefige Gegend von ſchwediſchen 
Truppen bejegt, das erjte Mal vom October 1632 bis 1634 unter 
Feldmarſchall Horn, da3 zweite Mal, wo fie noch ärger hausten, im 
Sabre 1643 unter Bernhard von Weimar. Über jene erſte Ber: 
beerung im jegigen Amte Bühl gibt ung Abt Gallus Wagner von 
Shmwarzad in feiner Chronik ein anjchauliches Bild!. Die Leute be- 
wohnten ihre Dörfer nicht mehr; Hunger und Seuchen, Plünberung 
und Mordbrennerei hatten fie von Haus und Hof vertrieben. Während 
zu Anfang des Krieges (1619) zu Bühl das Fuder Wein 33 und das 
Viertel Korn 2 Gulden galt, war nad) der erjten ſchwediſchen Decupation 
der Preiß um mehr al3 dad Zehnfache geitiegen! 

Sm Sabre 1641, den 3. April, fiel bei Bühl ein bedeutendes 
Treffen vor zwiſchen den Kaiferliden und den mit den Schweden ver: 
bündeten Franzoſen, welche unter ihrem General Nojen zurücdgemorfen 
wurben, wobei 300 (nad) anderer Angabe nur 50) Franzoſen auf dem 
Plate blieben. Von Bühl aus, wo bie Kaijerlihen ihr Hauptquartier 
hatten, machten dieje einen Angriff auf das von den Franzoſen bejekte 
Willſtätt, dad am 10. April fich ihnen übergab ?. 





1 Wir lajjen bier die Angaben der Ghronif über den bamaligen Zuſtand einiger 
Dörfer in nächſter Nahbarfchaft von Bühl, die damals zum Abteigebiete gehörten, 
folgen: „Bimbud, von 48 Bürgern find nod 3 übrig, zu Grund gerichtet find 
26 Hofftätten, übrig ift noch eine einzige Kub; der Schaben kann gar nicht geihägt 
werden. Oberbruch, von 25 Bürgern find noch 4 übrig, 9 Häufer find ruinirt, 
vorhanden find noch 2 Kühe. Dberweier, von 19 Bürgern find noch 2 da, 1 Haus 
ift verbrannt, 7 zufammengeftürzt; bie Bürger haben Alles verloren. Balzbofen 
und Henchhurſt, von 33 Bürgern find noch 2 übrig, in Flammen gingen auf 
2 Häufer, zerfallen find 12, vom Vieh ift nichts mehr übrig. Moos, zufammen- 
geftürzt und in Flammen aufgegangen find 26 Häufer; acht Jahre hindurch wohnte 
Niemand im Dorfe; es waren vorher ihrer 38 Bürger, von denen wenige übrig ges 
blieben find. Die Einwohner find gänzlich ausgeplündert worden, fie verloren ihre 
Pferde 350 Stüd (?), Rindvieb 240 St., Schweine 200 St. Zell, Häufer find 
verbrannt 12, zufammengeftürzt 9; Pferde find verloren 117 St., Rindvich 136 St., 
Schweine 106; der Schaden an Hausrath und Getreide kann gar nicht tarirt werben.“ 
Bon Ulm heißt es: „Nach ber ſchwediſchen Verwüftung find bie — zehn — 
lang unbebaut liegen geblieben.“ 

2 Theatr. Europ. IV, 546. 


138 


Später waren es bejonder8 der orleaniſche und der jpanijche 
Erbjolgefrieg, in denen Bühl und dejjen Umgebung zu leiden hatten. 
Am erjtern theilte der Flecken das Loos der Einäjherung mit jo vielen 
Städten und Dörfern des Rheinthales. E3 war am 23. Auguft 1689, 
am Vorabend des Bartholomäusfeites, al3 die Jranzojen in den Ort 
einrücten, ihn plünderten und in Brand jtedten; nur drei Häujer, 
welche der Volksmund jet noch bezeichnet, jollen vom ganzen Flecken 
noch übrig geblieben fein !. Bon den Einwohnern hatte jih, mas fliehen 
konnte, in die Wälder des Bühler: und oberen Murgthales geflüchtet, 
wo Viele (nad Ausmweiß der nad diejer ſchrecklichen Kataſtrophe neu 
angelegten Pfarrbüder) vor Hunger und Elend umfamen! 

Eine große Bedeutung gewann der Flecken Bühl als feiter Pla& 
und Hauptangriffspunft des feindlichen Heeres im ſpaniſchen Erb: 
folgefrieg während der Jahre 1703 bis 1707, wo durch die Helden: 
müthige Vertheidigung der jog. Bühl-Stollhofer Linie dur den Mark— 
grafen Ludwig Wilhelm „das liebe Vaterland“, wie er jelbit jagt,’ 
„dor der feindlihen Anvafion geihüst und mit Gottes 
Hilf’ aufreht erhalten worden“? Schon im 15. Jahrhunderte 
lief ein jog. Land» oder Markhag vom Rhein zur alten Feſtung 
Stollhofen, und von da in einer Breite von 12 bis 20 Schritten 
an der Sandbach und deren Nebenbähen und Wäfjerungsgräben bis 
an die Bergſtraße zwiſchen Bühl und DOttersmweier hin. Der Markgraf 
lieg nun im Frühjahre 1701 diejen alten, theilweije zerfallenen Landhag 
auf's Neue fortifiziven; er jollte der Schutzwall Deutſchlands gegen feine 
weitlichen Feinde werben. Bühl am öjtlihen und Stollhofen am 
weitlihen Ende jollten die Hauptvertheidigungspunfte bilden ?, 


1 68 follen dieß fein: das Gafthbaus zum Storden bei ber Kirche, bas 
Kupferihmied Maver’fche (jet neugebaute Kaufmann Vollmer’iche) Haus neben 
der Domänenverwaltung (ber alte Grunbdftein trägt die Jahreszahl 1576) und bas 
Schloſſer Frig’fhe Haus im fog. Hänferborf, welches Taut der Infchrift inner: 
halb ber Scheune 1661 gebaut wurde. *— Man findet in unjerer Gegend jelten ein 
älteres Haus, das nicht irgendwo bie Jahreszahl feiner Erbauung, bie Anfangs: 
buchſtaben feiner eriten Bewohner nebſt einem Familienfymbole oder einem religiöfen 
Zeihen trägt, während dieß bei neueren Gebäuden faft gar nicht mehr vorfommt. 
Es jcheint, unfere Voreltern haben mehr hiſtoriſchen Sinn bejefien, als bie jegige 
leichtlebige Generation. 

? Die Darftellung der Greigniffe von 1703 bis 1707 ift nach ben Briefen und 
militärifchen Berichten des Markgrafen jelbft gegeben. Eie find von Freiherrn 
Phil. v. Röder veröffentlicht worden unter bem Titel: „Kriegs: und Staat& 
Ihriften des Marfgr. Lubwig Wilhelm von Baden.“ Karler. 1850. 2 Bbe. 

3 Eine militärifche Beichreibung der Bühl-Stollhofer Linie ift gegeben in 
dem „Bad, Mifitäralmanach*, III. Jahrg. 1856. 


139 


Bereits im Juli 1701 hatte Markgraf Louis, als Faijerlicher Feld— 
marjhall und Oberbefehlshaber der Neichdarmee, fein Hauptquartier zu 
Bühl aufgefhlagen. Doch erit im Frühlinge 1703 kam es vor ber 
Linie zu ernftlihen Kämpfen. Am 419. April nämlich waren Die 
Marihälle Billars und Tallard mit einer Armee von 60,000 Mann 
vor der Boltirung angefommen, wo der Markgraf mit faum 16,000 Mann 
und 39 Geihüßen jtand. Troß dem Unverhältniſſe der Streitkräfte 
wurden die Feinde auf allen Punkten, wo fie angriffen, zurückgeſchlagen. 

Billars ließ nun, verzweifelnd an dem Gelingen eines offenen 
AUngriffes, die Bühler Poſtirung am 20., 22. und 23. April aus allen 
jeinen Gejhüßen beſchießen. Mehrere Einwohner büßten bei diejem 
Bombardement ihr Leben ein, einige famen auf der Flucht um. 
Tags darauf wurde vom Feinde nochmals ein Angriff unternommen, 
diefer aber jo Fräftig zurücgeichlagen, daß die Franzoſen bis nad) 
Difenburg retiriren mußten. Dieje fünftägigen Gefechte verurjachten 
denjelben einen Verluft von nahezu 3000 Mann, wogegen der Marl: 
graf, gedeckt durch die Bühler Wälle, kaum einige Hundert Gemeine 
und nur drei Dffiziere verlor. Mit Necht aljo durfte er in jeinem Be— 
richte vom 29. April aus dem Hauptquartier Kaijer und Neich beglücd- 
wünjhen, daß durch die Linie von Bühldem Eindrang des 
Erbfeindes in das Herz von Deutjhland ein Ziel gejegt 
worden. 

‚sreilih mußte bei diejen Kämpfen unjere Gegend Vieles und 
Schweres leiden, und die Einwohner hatten große Opfer zu bringen. 
Hören wir, wa3 der Markgraf jelbjt in einem Schreiben aus Bühl vom 
3. März 1703 hierüber jagt: „Die Truppen und Pferd’ in diefem Lager 
hätten verhungern und frepiren müßen, wann ich nicht aus meinem 
wenigen nocd übrigen biejigen Yand da3 Stroh und Heu biß auf den 
legten Halm alles hätte zuſammen juchen, ja gar daß Brod meinen 
Undertbanen nehmen und diejer Enden jtehenden Truppen reichen 
lajien.” Da die Bühler Linie, „woran das Heyl von ganz 
Teutjhland gelegen”, wie der Markgraf in einem andern Schreiben 
jagt, ohne Alles nach fich zu ziehen „nit über Haufen gehen dürfte”, 
jo mußten im März und April 1703 bejtändig ein paar taujend Bauern 
aus den benachbarten Ortſchaften an ihrer Fortification frohnen. 

Das Broviantfuhrmwejen mußte ebenfalld durch die Unterthanen 
bejorgt werden, „deren Pferd’ und Vieh,” mie es weiter heißt, „bei diejem 
ihlimmen Wetter und Weg völlig zu Grund gerichtet und in wenig Tagen 
zu weiterem Gebrauch nit mehr im Stand fein werden, eine Fuhr zu thun“, 
Dazu kam noch, daß der Feind, ungeachtet der eingetriebenen Gontris 
butionen, „ba8 Meiſte im Gebirg und flahen Land verbrannte 


140 


und allen Muethwillen verübte”. An einem Briefe an ben 
Kaijer vom 27. September 1703 Hagt der Markgraf: „Ich bin hiebei 
der Unglüclichite, weil ih Land und Leut’, durch Überhäufung 
der aldort liegenden Truppen, ruinier’ und zu Bettler 
mad’ Ja, e3 fallt dem übrigen Land weniger verderblih, die Con— 
tribution zu zahlen und in Ruhe zuzufehen, ala zur Defenfion des ge: 
meinen Mejens im Sommer und Winter die Fouragirung, den Bor: 
jpann, die Transporte und allen übrigen Landſchaden zu tragen, wobei 
in einem Haufe meift 6 bi8 10 Mann einquartiert liegen. Sch muß 
beiorgen, daß die Truppen allda verderben und meine Unterthanen von 
Haus und Hof werden verlaufen müßen.“ Der große moralijde 
Schaden, den das Zufammenziehen jo vieler Truppen am hiefigen Orte 
mit ſich bradte, it au dem Geburtsbucde (von 1701 bis 1707) 
erſichtlich! 

Vorübergehend vom 17. Juni 1704 führte ſtatt des Markgrafen 
der „edle Ritter“ Prinz Eugen von Savoyen den Oberbefehl in der 
Bühler Linie. Wir unterlaſſen es bier, den Wechſel der einzelnen Regi— 
menter und ihrer Anführer, wie er von 1704 bis 1707 in ber Linie 
itattfand !, näher zu bejchreiben, und fügen nur noch bei, daß am 
15. Juli 1705 zu Bühl eine Conferenz ber vorderöſterreichiſchen 
Landſtände behufs Nepartirung der Kriegäkoften tagte. Im Spätjahr 
1705 berrihte große Theurung, da faſt fämmtliche Lebensmittel von 
den Kriegsvölkern aufgezehrt waren; dennoch wollte der Markgraf die 
Bühler Verſchanzung um jeden Preis erhalten, da fie von jeher 
dem Feinde „ein großer Dorn im Auge” gemwejen; fie wurde aud von 
ihm bis zu ſeinem Tode (den 4. Januar 1707) mit unjäglichen Opfern 
vertheidigt und ruhmvoll behauptet. 

Kaum hatte derjelbe aber die Augen geſchloſſen, als der Feind einen 
neuen Angriff auf die bisher für unüberwindlich gehaltene Linie vor: 
bereitete. Am 22. Mai 1707 langte Villars mit 30,000 Mann vor 
Bühl an. Der durlachiſche Erbprinzg Karl Wilhelm (der nachmalige 
Gründer von Karlsruhe), der dajelbit mit nur 2000 Mann Fußvolk 
und beiläufig 600 Dragonern lag, mußte der Übermacht weichen. Er 
beſchloß, die Linie preißzugeben, und marjchirte am 24. Mai, des Morgens 
4 Uhr in aller Stille nah Pforzheim ab, mworauf die Franzofen in 
die Linie einzogen, Ein großer Theil der Einwohner war ebenfall® mit 
den Truppen fortgezogen aus Furcht, weil man das Schlimmite ver- 





ı jlber den jämmerlihen Zuftand der Reichsarmee vergleiche bie Berichte bes 
Markgrafen aus Bühl vom 31. Zuli 1701, 21. Februar, 3. März, 26. Mai 1703, 
17. Aug. 1705. 


141 


muthete. Doc hielten die Offiziere unter den Truppen jtrenge Mannes: 
zudt. „Die Einnahme der Linie gieng leicht,” ſagte Villars, als 
er der vermwittweten Markgräfin Augujta Sibylla zu Raſtatt die 
Aufwartung machte!, „denn der Markgraf war tobt.“ 

Die Wälle wurden dem Erdboden gleihgemadt; Marihall Villars 
lieg 4000 Bauern aus den Dörfern der Nahbarihajt dazu aufbieten. 
Gegenwärtig erinnern noch einige Gemarkungsnamen bei Bühl, z. B. 
„Schänzel” und „Dammſchanz“, an die einjt jo berühmte Schugwehr 
Deutſchlands gegen deſſen Erbfeind, an ihre glorreiche Bertheidigung 
und ruhmloje Preisgebung! 

Noch öfters während des vorigen Jahrhunderts hatte Bühl! durch 
die franzöſiſchen Einfälle zu leiden, wie namentlih in den dreißiger? 
und neunziger Jahren. Die Jahre von 1793 bis 1799 find fait 
ganz ausgefüllt mit Truppendurchzügen und Einquartierungen bald von 
Seiten der Franzoſen, bald von Seiten der Reichsarmee. Bon 1793 bis 
94 hatten die Prinzen Condé Duc de Berry und d'Angouléême 
mit ihrem Armeeforps hier das Winterquartier bezogen, wobei ji) ein 
großer Hofjtaat von den adeligen Gmigranten im Flecken jammelte, 
die beſonders in erfter Zeit majjenhajtes Geld in Umlauf bradten. 

Im Sahre 1796, als Moreau mit dem franzöfiichen Heere den 
Rhein Überjchritt, Fam es zwiſchen bier und Steinbach zu einem Vor— 
poftengefecht feiner Avantgarde mit den DOfterreihern unter Sztarray 
(den 4. Juli). Drei Viertheile der Einwohnerſchaft hatten fich nad) dem 
Berichte des damaligen Gemeindepflegers Weiber bei dem Anrücden 
der Franzoſen in’3 Gebirg geflüchtet, und der Wochenmarkt war von 
Ende Mai bis Mitte Juli ſiſtirt. So beſchwerlich auch den Leuten 
die bejtändigen Einquartierungen und FouragesXieferungen fallen mußten, 
jo war man doch jede Mal wieder froh, wenn die Diterreider ein- 
rücdten. In einem Schreiben aus Mannheim vom 25. Jänner 1797 
drüdt der fiegreiche Erzherzog Karl den Einwohnern Bühls feinen Dank 
aus „für die vielfältigen Beweile von ähter Anhänglichkeit für 
die kaiſerliche Armee“. 

Die Kriegskoften beliefen fih für die Gemeinde Bühl pro 
anno 1796 und 1797 zufammen auf 5461 Gulden. Dazu kamen noch 
Hagelihlag und Mißwachs, jo namentlich im Jahre 1797, wo der 
Hagel fait Alles auf dem Felde zerichlug (14. Mai), jo da man ber 

1 Bol. Sachs, Einleitung in die Gef. der Markgrafſchaft, V, 80. 

2 In Lebbafter Erinnerung an bie Ruhmesthaten bes Markgrafen Ludwig 
Wilhelm bei Vertheidigung ber Bühler Linie pflegte man bamals 1730 zu jagen: 
„Hätte man ben Hut des Markgrafen an einer Stange am Rhein auf: 
geftedt, bie Franzoſen hätten es nicht gewagt, herüber zu fommen.“ 





142 


Bürgerfhaft den Zehnten zu zwei Dritteln nadlafien mußte. Anno 1799 
it faft Fein Wein gewachſen, jo daß das Fuder 223 Gulden galt, 
während man in den achtziger Jahren für dasjelbe nur 40 bis 50 
Gulden bezahlt Hatte‘. 

Beim damaligen Einfalle nahmen die Franzoſen aus dem Bürger: 
haus auch zwei Kleine Kanonen mit, melde die Gemeinde feit alter 
Zeit befaß?. Sie famen in die Eitadelle nad Straßburg. Nach der 
Einnahme diejer Feltung dur die deutſchen Truppen im Sabre 
1870 wurden der Stadtgemeinde die beiden alten Geſchütze wieder zu— 
rüderjtattet; die Abholung derjelben am 12. Detober gejtaltete fich zu 
einem patriotiichen Feſte. 

Aus den Napoleonijhen Kriegen ift, hiefigen Ort betreffend, 
nicht3 Bemerfenwerthes zu berichten. Die Truppen-Durchmärſche, Eins 
quartierungen, Lieferung an Lebensmitteln, Heu, Stroh und dergleichen, 
vom Jahre 1800 bis 1815 dauernd, verurjadhten der Gemeinde eine 
Kriegsſchuld von 14,692 Gulden, welche erſt in den dreißiger Jahren 
volljtändig abgetragen werden Konnte. Erwähnung bürfte noch ver— 
dienen, daß nad dem Sturze Napoleons der Kaijer Franz und deſſen 
Bruder Leopold, der damalige Großherzog von Würzburg, im Dezember 
1813 auf ihrer Durchreiſe von Frankfurt nad Freiburg zu Bühl das 
Nachtlager nahmen, mobei der jchöne gothiſche Kirchthurm, ſowie die 
Hauptitraße des Drtes, dem Kaiſer zu Ehren prächtig beleuchtet wurden. 


Verdiente und namhafte Männer aus Bühl. 


In einer Ortsgeſchichte müffen au jene Männer Erwähnung 
finden, welche hervorragend entweder durch ihre Talente und ihre Stellung 
in Staat und Kirche, oder ſich augzeichnend in Kunft und Wiſſenſchaft 
dur ihre Geburt dem Drte angehören. In unjerm Lande gibt es 
fait fein Städtchen oder fein größere® Dorf, das nicht den einen oder 
andern derartigen Mann aufzumeijen hätte. Bon Bühl find folgende 
PBerfönlichkeiten nennenswerth: 

Wolfgang Tuder, Dr. beider Rechte, am Schlufje des 15. oder 
zu Anfang des 16. Jahrhunderts dahier geboren. Um 1548 war er 
Generalvicar in spirit. des Biſchofs Erasmus von Straßburg. Näheres 
über jeinen Lebensgang ijt dem Schreiber biejed nicht bekannt. 


ı Alten der Gemeindbe-Regiftratur. 

2 Jede ift etwa 2 Meter lang und 500 Kilogr. ſchwer. Oberhalb der Mündung 
ift die Jahreszahl 1676 eingegofien. Das eingegojiene Wappen hat zwei Felder, das 
rechte ift leer, das Tinfe zeigt in ber obern Abtheilung einen Baum, in ber untern 
drei ſenkrechte Balfen, darüber bie Freiberrnfrone mit den Buchſtaben H. V. S. 


143 


Johann Heinrih Tucher, Dr. der Philojophie und beider 
Rechte, zu Bühl geboren um 1540, wohl ein Verwandter (Neffe?) 
des Vorigen. Am Jahre 1558 bezog er bie Univerfität Yreiburg, 
wurde im folgenden Jahre Baccalaureus, 1561 Magilter der freien 
Künfte, war von ba falt fünfzig Jahre hindurch an diefer Hochſchule 
thätig, zuerit al3 Profeflior der alten Sprachen und der Rhetorik bis 
1587, von da an in ber juriftiichen Facultät als Lehrer des römiſchen 
und des Kirchenrechtes bis zu feinem Tode im Frühjahre 1609 1. Näheres 
über jein Leben und die von ihm edirten Schriften (juriftiichen Inhalts) 
findet jih bei Schreiber, Geſch. der Univerjität Freib. II, 177. 

Aloy3 Schreiber, Dr. der Philojophie, der befannte badiſche 
Hiltoriograpb, Dichter und Novellift, wurde in dem zur Pfarrei Kappel: 
Mindef damals gehörigen Ortstheil von Bühl (Oberbrüd) geboren 
den 12. October 1761? Sein Bater Ignaz war Kaufmann und 
Mitglied des Zwölfergerihts zu Bühl. Aloys machte jeine Studien am 
Gymnafium von Baden, wo er auch von 1754 bis 1788 eine Profejjur 
befleidete, lebte dann als Privatgelehrter zu Bühl bei feinen Verwandten 
und zu Naftatt; gab während der Congreßzeit daſelbſt das Congreßhand— 
buch heraus. Von 1805 bis 1813 war Schreiber Profefjor der Äſthetik 
an der Univerfität Heidelberg, von 1813 biß 1841 lebte er als 
„badiſcher Hiltoriograph” zu Baden, mo er den 21. October 1841 jtarb. 

Schreiber war ein Schriftjteller von großer Probuctivität und 
auf dem Gebiete der vaterländijchen Topographie, Gedichte und Sage 
bis zu jeinem Tode thätig; er hat audh die Sagen feiner Heimath 
zuerjt gejammelt. Seine Werfe find verzeichnet im N. Nefrolog der 
Deutſchen 19, 1294, bei J. Kehrein, Biogr.=hiltor. Yer. der fa- 
tholiſchen Dichter und Volksjchriftiteller ded 19. Jahrhunderts II, 126. 
Der ebenfalls als vaterländijher Schriftiteller befannte Profeſſor Guido 
Schreiber war ein Sohn des Hofraths. 

Beiondere Verdienſte um die Verbeſſerung der Landwirthichaft im 
Amtsbezirfe Bühl, ſowie auch um die Gejhichte feiner Heimat Hat fich 





ı Die Tuher waren während bes 16. Jahrbunberts eine ber angefchenften 
Bürgerfamilien zu Bühl; Mitglieder derfelben finden wir als Schuldheiße, Bürger: 
meifter, Gerichtsleute. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts war fie bereits dahier 
erlofhen. Ob diefe Familie mit dem befannten Patricier-Geſchlecht der Tucher zu 
Nürnberg verwandt gewefen? (,Gedenkbuch des Tucher'ſchen Gejchlehts von 1386 
bis 1454* in den „Nürnberger Chroniken“, 4. Bd. Leipzig, Hirzel, 1872.) 

2 Bol. Liber Baptiz. der Pfarrei Kappel-Windef ad 12. Oct. 1761. Darnach ift 
bie Angabe des Geburtsortes, bed Geburtsbatumg und Taufnamens (nicht 
Wilhelm) von Aloys Schreiber in den Schrifftellersterifa und Literatursdandbücern 
zu berichtigen. Auch in ben Bad. Biograpbieen II, 279 find faliche Daten. 


144 


erworben Ludwig Stolz, Apotheker zu Bühl, Tangjähriger Vorſtand 
de3 landwirthſchaftlichen Bezirksvereins, zeitweilig Landtagsabgeordneter 
für Bühl-Achern, als welcher er zur conſervativen Partei zählte, dahier 
geboren den 14. Februar 1788 und geſtorben ben 11. März 18601. 

Apotheker Stolz genoß wegen jeiner vielen Verdienſte um das Ge- 
meindewohl, wie wegen feiner außgebreiteten Kenntniffe, feine menjchen- 
freundlichen Charakter und jeiner Wohlthätigkeit, die ungetheilte Hoch— 
ahtung feiner Mitbürger. Außer der in dieſer Arbeit oft citirten 
„Urkundenſammlung des ehemaligen Warktfledend Bühl“ Hinter: 
lieg Stolz noch eine Hiſtoriſch-topographiſch-ſtatiſtiſche Be— 
ihreibung des Amtsbezirks Bühl, 1845 (Mier. 354 ©. in Fol.), 
eine Arbeit, die bejonders im naturwifjenihaftlihen Theile (S. 82 bis 
2835) sehr erihöpfend und gründlih if. Im Drude find erjchienen: 
„Die Landwirthſchaft im Amtsbezirke Bühl, Karlsruhe bei Gutſch, 
1844”, außerdem zahlreihe Aufjäße im landwirthſchaftlichen 
Wochenblatte, namentlich über die Nebencultur in biefiger Gegend. 

Alban Stolz, ein Bruder de Vorigen, Dr. der Theologie, Geift- 
liher Nath und Profeffor der Paitoraltheologie, und Pädagogik an der 
Univerfität Freiburg, der bekannte hochverdiente Volksſchriftſteller, 
wurde dahier geboren den 3. Februar 1808. 

ALS Verfaſſer mehrerer vaterländiihen Schriften ift noch zu nennen: 
Karl von Beust, geboren zu Bühl den 29. Juni 1809, Großherzog: 
licher Kammerjunfer und Rechtsanwalt, geftorben zu NRajtatt den 27. Juli 
1860. Seine Schriften behandeln die Ritter von Winded, die Stadt 
Bühl und Umgegend (1857), die Grafen von Eberjtein (1855), das 
Schloß zu Naftatt und dejjen Erbauer (1855), das Luſtſchloß Favorit 
und deſſen Erbauerin (1858) und die Kirchen von Najtatt (1859). 

Auperdem find jeit dem vorigen und in biefem Jahrhunderte noch 
eine Reihe von Geiftliden, Philologen, Jurijten und Medi— 
cinern aus Bühl hervorgegangen, troßdem bajelbit feine Gelegenheit zu 
höheren Studien geboten war; an Geijtlihen 3. B. zählt die neuanges 
legte Pfarr: Chronif allein vierundzwanzig auf, welche jeit der Mitte 
de3 vorigen Jahrhunderts hier geboren mwurben 2. 

ı Die Familie Stolz, urfprünglih im Bühlerthale anſäßig, erfcheint jeit 1628 
in ben Bühler Gemeindeaften. Aloys Stolz, der Vater von Lubwig Stolz, gründete 
im Jahre 1786 bie biefige Apotheke. 

2 Inter diefen ift befonders erwähnenswerth ber verdiente Geijtlihe Nath und 
Piarrer Ignaz Kling, bahier (in Oberbrüd) geboren den 29, Juli 1780, Prieſter 


jeit 1815, geftorben im 97, Lebensjahre den 3. November 1876. ©. Freib. Kirchen: 
blatt 1376, Wr. 47. 


Die 


Freiherren von Wartenberg. 


Von 


Dr. Franz Ludwig Baumann. 





Das hochadelige Gejchleht der Freiherren, Nobiles von Warten: 
berg, weldem der fchöne, öftlih von Donaueihingen liegende Berg 
d. N. Sik und Namen gegeden bat, bürfte troß feiner ausgedehnten 
Güter in der Baar, in Oberſchwaben und in der Weſtſchweiz, trotz ber 
firhlihen Würden, welche mehrere feiner Glieder bekleidet, trot des 
landgräflihen Amtes, das ein Zweig desfelben erworben hat, und trotz 
jeiner nahen Beziehungen zum Hofgerichte in Rotweil bisher nicht 
genügende Würdigung erfahren haben. Deßhalb entſchloß ich mich, um 
diefem Haufe die ihm gebührende Beachtung wieder zu verichaffen, jeine 
Gedichte eingehend darzuftellen. Dieſes Vorhaben aber kann ih, ob: 
wohl ich feit vier Jahren allen mir zugänglichen einjchlagenden Stoff 
gejammelt babe, an diejer Stelle noch nicht ausführen, weil mein 
Material, namentlich über die Wartenberger des 15. Jahrhunderts, noch 
zu viele und zu große Rüden zeigt. Ich zmeifle indeffen nicht, daß 
noch mande wartenbergiſche Urkunde in den Archiven unferer Städte, 
in den Negijtraturen unjerer Pfarreien verborgen liegt. In der Abficht, 
damit manchen localfundigen Lejer unjerer Zeitichrift zu Nachforſchungen 
bewegen zu können, und in der Hoffnung, recht viele Nachträge zu 
meinem Materiale auf diefem Wege zu erhalten, gebe ich bier vorerit 
die Regeſten der mir bisher zugänglichen mwartenbergijchen Urkunden !. 
Im folgenden Jahre aber hoffe ich die Gejhichte und den Stammbaum 
des Haufes Wartenberg, ſowie eine eingehende Darjtellung feiner Be: 
figungen und feiner Stellung zum Rotweiler Hofgerichte und zur Land— 
grafihaft Baar bieten zu können. 


1 Ausgefchlofien blieben alle Urfunden, welde Glieder des Haufes nicht als 
folde, fondern im ihrer Stellung als Landrichter zu Rotweil, als Äbte von St. Gallen, 
Reihenau, Gengenbady u. ſ. w. gegeben haben. 


10* 


a 


148 


1. — 1086. 


Quidam miles Lantfridus * dedidit S. Georgio ? allodium suum 
in villa Owoluingen ?, circiter 2 mansos. 
Not. 8. Georgii in ber Oberrh. Zeitſchriſt IX, 203. 


2. — 1090, Juni 15. 


Zeuge im unädten Stiftungsbriefe des Kloſters Weingarten *: 
comes Berchtoldus de Wartenberc°. 
Wirtenberg. Urkundenbuch I, 295. 


3. — 109, Behr. 2. 5t. Georgen. 

Cöno, miles de Gisingen ®, et filii eius Bertholdus et Conradus 
tradunt 8. Georgio in ipsius cella ’, quicquid habuerunt apud Par- 
mam ® in rupibus, quae propter aspirantem videntur Serrae ? uocari. 

Not. S. Georgii in ber Oberrb. Zeitſchr. IX, 219, Nr. 98. 


4. — 6. 1099. Rotweil. 
Zeugen der Stiftung des Klojterd Alpirsbach 1% mitten unter uns 
beitreitbaren nobiles: Bertoldus et Chönradus, fratres de Gisingin. 
A. apud uillam, que Rotwile ?! dieitur. 
Wirtenberg. Urfundenbud) I, 317. 


5. — 1111. 


Herr Nuodolf und Herr Wernher von Zimmern 1? jchenfen auf 
Bitten ihrer Mutter Alathilden dem Klofter St. Georgen zum Seelen: 


— — — — — 


1 sc. von Gifingen, ſ. Regeſt Nr. 7. Daß die Freiherren von Wartenberg mit 
ben nobiles de Gisingen identiſch find, fol im zweiten Theile gezeigt werben. 

2 Klofter St. Georgen an ber Brigach, Bez.:A. Villingen. 

3 Aulfingen im Aitrachthal bei Geifingen ; biefes Allod veräußerte St. Georgen 
ſchon 1094 tauſchweiſe wieder, bei welchem Anlaſſe Lantfried senior Lantfridus ge: 
nannt wird. In diefer Stellung bezeichnet senior nicht das Alter, fondern ben 
Senioratsherrn, ben Lehensherin; Lantfried von Geifingen gehört aljo ficher zu ben 
nobiles, zu ben Dynaſten. Vgl. Oberrh. Zeitſchr. IX, 213. 

+ Ehem. berühmte Reihsabtei im O.A. Ravensburg. 

5 Diefe Urkunde wurde wahrjheinlid im 13. Jahrh. zum Theil nach ächten 
Vorlagen fabricirtt. 

6 Geifingen an der Donau, Bez.:A. Donauefdingen. 

? db, h. im Klofter St. Georgen ſelbſt. 

8 Unbeftimmt, faum auf Beuron zu deuten, bern bies heißt alt Buren. 

9 Gemeint find die Feljen bes Donauthales von Mühlheim bis Scheer; „ſcerra“ 
bedeutet altdeutich Fels, Klippe, von ben bier gemeinten „Scherren“ hat ber Scherragau 
feinen Namen. 

10 An ber Kinzig, D.:A. Oberndorf. 1! Wirt, Stabt am Nedar. 

12 Befanntes Freiberrengeichledht, bejien Stammort Herrenzimmern bei Rotweil war. 


149 


heile ihres Vater? Mangwalt etliche Höfe zu Nulinkhofen 1, vor dem 
Stäbdtlein Herrenzimmern gelegen. 

Dieſe Alathild jol eine Freiin von Wartenberg und zwar von ber 
Wildenfteiner Linie geweſen fein, ihr Vater Anshelm habe zu Wilden: 
jtein an der Eſchach gemohnt ?. 

Zimmerifhe Chronif I, 61—62. 


6. — 1112, April 22. Kloſter Shaffhaufen. 


Counradus de Gisingen bezeugt eine Schenfung an das Klojter 
Schaffhauſen. 
Actum in villa Scafhusa in monasterio s. Salvatoris 1112, 
X Kal. Mai. 
Fickler, Quellen und Forfhungen ©. 35. 


7. — c. 1115. Kloſter Rheinau. 


Lantfridus de Gisingen tradit hereditatem suam, quam habet 
de Podilshusin ?, et situm est hoc oppidum in pago, qui Bara 
dieitur, juxta Danubium, monasterio, quod Rinowa* dieitur, ea 
ratione, ut ex hac hora mansionem suam in praedicto monasterio, 
sicut quilibet monachus, habeat. 

Actum in ipso monasterio, domno Ottone abbate praesente et 
domno Heinrico IV ® regnante. 


Van der Meer, hist. dipl. mon. Rhenaugiensis in Zapf, Anecdota 465, 
nr. 31. 


8. — 1138. 


Zeugen ber Schenfung eine® liber homo de Baldingen® an 
St. Georgen: Conradus de Wartenberg, Bertholdus de Guot- 
matingen ®. 

Oberrb. Zeitichr. IX, 223. 

1 Abgegangen. 

2? Dbiger Angabe mag, was die erwähnte Schenfung und bie Eriflenz einer 
Alathild von Zimmern betrifft, Wahrheit zu Grunde Tiegen; jedenfall aber gehört 
biefe Freiin nicht zu ben Wartenbergern, benn eine Wildenfleiner Linie biefes Ge: 
ſchlechtes gab es 1111 no nit. Zudem, hieß nie ein Wartenberger Anshelm, wo— 
gegen dies ein Lieblingsname jener Freiberren von Wildenftein (nicht an ber Eſchach 
bei Rotweil, fondern im Donauthal) war, melde zum Stamme ber Edeln von 
Juftingen gehörten; aber auch dieſe Famen erſt c. 1250 als Erben ber ältern 
Dynaften von Wilbenftein in Beſitz dieſer Herrſchaft. 

3 Bolzhaufen, abgegangen, es lag öflih von Geifingen an der Donau. 

+ Rheinau, Canton Zürich. 

> Die Rheinauer bezeichnen Kaifer Heinrih V als Heinrich IV, weil fie, echte 
Gregorianer, deſſen Vater nicht anerkannten. 

6 Dberbaldingen, Gutmabingen, beide Bez.:A. Donaueſchingen. 


150 


9. —— 1140. 
Zeuge einer Schenkung in Brunnehoubiton * und Baldingen an 
St. Georgen: Conradus de Wartenberg. 
Oberrh. Zeitſchr. IX, 224, 


10. — 1169, März. 

Conradus de Wartinberc, Berhtoldus Sceizili de Baldingin 
bezeugen eine Güterübergabe Rudolfs von Bat? an feine Gemahlin 
und an Salem in generali placito coram comite prouinciali Heinrico ®. 

Karlsruhe, Salemer Copialbuch I, 62, Nr. XXXIV. 


11. — 1179, März 7. Riegel. 

Zeuge einer Schenkung bed Herzogs Berthold von Zäringen in 
Roggimbach, Vilingen, Afiheim, Toöchingen* an Klofter Thennenbadh >: 
Conradus de Wartimbere. 

Datum in castro Riegol ®. 

Schriften des badiſchen Altertfumsvereins II, 191. 


12. — 1187, Aug. 29. Zürich. 
Zeuge einer in Zürich gegebenen Urkunde des Herzogs Berthold 
von Zäringen: Chunradus de Wartenberch. 
Zeerleder, Berner Urkundenbuch I, 141. 


13. — 1205, April 6. Gonflanz. 


Dethalmus, Constantiensis episcopus, notum facit, quod duo 
viri nobiles et ingenui, fratres germani, milites, Chönradus et 
Beringerus predium in Shuzinret 7” cum pluribus aliis prediis Pre- 
monstratensi ordini, ut ejusdem religio ibi viveret, donaverunt. 
Illis vero ab hac luce migrantibus, vir nobilis, libere conditionis 
miles, dominus Chönradus de Wartinberch, eo quod esset proximus 
de sanguine illorum, predia jam dicta occupavit et nomine here- 
dipete hereditatis omnia retinere nitebatur. Tandem, lite suscitata 
et querela sepius instaurata, partem suam (sc. Dethalmi episcopi) 
interponi placuit, et, multorum bonorum virorum fusa prece et 
accedente consilio, ad hunc finem res deducta dinoscitur, ut jam 
nominatus miles fundum illum Shuzinret cum omnibus suis per- 


t Bronnhaupten, O.⸗A. Balingen. 

2 In Graubündten, 3 von Heiligenberg. 

Dauchingen, Bez. Villingen; Afen, Bez: A. Donauefhingen; Roggenbach, abs 
gegangen, im Kirnachthal unweit Villingen. 

5 Bei Emmendingen im Breisgau. 6 Riegel am Kaiferjtuhl. 

? Schuflenried, O.A. Walbfee. 


151 


tinentiis et prediis Vdilsrutti, Amicineswilleri, Chuirinbach, Löic- 
bach ', religiosis Premonstratensis ordinis ad serviendum in ipso 
fundo deo in perpetuum donaret, aliam vero partem eorundem 
prediorum, seilicet Richinbach, Hertin, Dorf, Nuuiron ? cum suc- 
cessoribus suis absque religiosorum omni in posterum pulsatione 
quiete possideret. Omni autem jure, quod in dicto fundo Shuzinret 
habere videbatur, dominus Chönradus et successores sui renuntia- 
verunt filii, nec officium vel jus vel nomen patroni ibi retinebunt, 
sed nec locus nec homines loci eis in aliquibus erunt obnoxii, nisi 
quod pro eis jus spiritale fundatoribus locorum debitum, scilicet 
orationum munus specialius et devotius, quam pro aliis deo offeratur 
et pro tota eorum succedente posteritate. 

Erant viri venerabiles et religiosi de Salem et de Rinaugia 
abbates et honorabiles personae litteratae Constantiensis ecclesiae 
canonici Albertus, praepositus de Sindiluingin?, Wernherus de 
Stöifin*, ministeriales accepti domini regis Philippi Fridericus, 
dapifer de Walpurch, Heinricus de Smalineege® jam dicte trans- 
actionis mediatores. 

Acta sunt hec et in synodo Constantiensi coram omnibus pu- 
blicata proxima quarta feria ante Cenam domini 1205. 

Wirtenberg. Urfundenbud II, 349—51. 

Diefe Urkunde ift zweifellos, was ihre Form betrifft, gefälfcht; an der Wahrheit 
ihres Inhaltes aber darf nicht gezweifelt werben, weil die Urkunde von 1220 (Mr. 15) 
einen durch Biſchof Diethelm gefchloffenen Vertrag zwiſchen Schuflenried und Warten: 
berg erwähnt, weil ber Vertrag von 1220 nur als weitere Ausführung des Anlaſſes 
von 1205 erſcheint, und endlich weil die Wartenberger wirklich nod im 14. Jahre 
hundert von Schufjenried als Stifter geehrt wurden. Ein weiterer Beweis bürfte 
auch in folgender Erzählung der 1524 verfaßten libri preelatorum Weissenaugensium 
(Handſchrift im Stuttgarter Staatsardive), Buch II, 111. 112 Tiegen: 

Fratres in Soreth quomodo eiecti et iterum assumpti. Cun- 
radus, miles de Wartenberg, filius sororis fundatoris® in Soreth, post mortem 
eorum petebat heereditatem et uenit ad Soreth uiolenter, omnes eiecit fratres 
atque ecclesiam parochialem cuidem Heinrico de Amedes ’ concessit. Fratres, 
qui eiecti fuerant, tunc temporis non habebant pr&positum, reuersi sunt ad 
Augiam ®?, ad matricem ecclesiam suam. Consilio itaque prspositi atque con- 
uentus habito, miserunt Romam, et impetratis judicibus excommunicatus est 
aduersarius eorum, et terra sua posita est sub interdicto. Ipse uero tyranidem 


Olzreute, Enzisweiler, Kirnbady bei Schuffenried und Laubach, O.⸗“A. Saulgau. 

? Nidenbah und Herten bei Winterthur, Dorf bei Andelfingen, alle brei Gant. 
Züri, Neufahrn (Ober:, Nieder-) bei Frauenfeld, Cant. Thurgau. 

s Sindelfingen bei Stuttgart. + Staufen bei Hilzingen (badiſch). 

> Waldburg und Schmaled, D.:U. Ravensburg. 

6 fies fundatorum. " Ems bei Chur. Weißenau bei Ravensburg. 


152 


suam contra fratres, quos eiecerat, et etiam ecclesiam Augiensem exercebat, 
ubicunque poterat, itaque quod domos eorum in Bufenanch ! succendebat. Cum 
uero supradicti fratres multa mala fuissent perpessi et aliquoties a judicibus 
delegatis in possessionem suam missi essent et iterum eiecti, conuenerunt una 
die Cunradus prepositus Augiensis, cum suis fratribus tam Augiensibus, quam 
illis de Soreth ?, et Cunradus de Wartenberg cum suis fautoribus et amiecis 
Constantiam in presentia domini Diethalmi episcopi et mediantibus abbate de 
Rinow et abbate de Salem et Alberto, pr®posito de Sindelfingen, Heinrico de 
Waldpurg et Heinrico de Schmalneg, militibus. Hier folgen ſodann genau bie 
oben angegebenen Bertragsbeftimmungen. 


14. — 1215. Alm. 


Cünradus de Wartenbere et Hainricus, frater suus, zeugen in 
einer Urkunde Abt Heinrichs von Reichenau über die Vogtei der Kirche 
Schienen. 

Acta sunt hec autem coram multis nobilibus in regia curia 
apud Ulmam sollempniter celebrata 1215, indietione II. 


Acta succincta Augiae Divitis (Handſchrift des 18. Jahrh. auf ber 
Staatsbibliothef zu Münden). 


15. — 1220. 


Cum viri nobiles de Shvzzinr&it Conradus et Berngerus, frater 
eius, monasterium Sorech ? in suo fundassent allodio cum uni- 
versali prediorum suorum donatione, in facie imperii et sollempni 
prineipum curia temporibus Friderici imperatoris filiorumque eius 
crebrius facta et imperiali auctoritate roborata ®, nemine prorsus 
contradicente, mortuis eisdem Conrado scilicet et Berngero, viri 
illustres germani de Wartinbere, Conradus et Hainricus, sed et 
pater ipsorum, prioribus temporibus eorundem fundatorum proximi, 
donationem ipsam irritare contendebant, dicentes, ipsam usque- 
quaque non esse legitimam, quod ipsorum juri hereditario pre- 
judicium generare videretur. Econtra monasterium asserebat, nullam 
ipsis post mortem fundatorum actionem conpetere, cum, scientibus 
ipsis, predictum monasterium prediorum illorum jam pridem quieta 
possessione frueretur. Post longam concertationem lis in hunc 
modum, mediantibus viris bonis et honestis, terminata est: 

Fluviolus, qui Ostrach * dieitur, quasi. pro limitari termino 
statutus est, et universa predia, que sita sunt ex parte orientali 
eiusdem amnis, que libera, id est non infeudata sunt, libere cedant 
sepedicto monasterio. Prediorum vero, que ex eadem parte sita 


1 Baufnang, B.A. Überlingen. 
? Das Klofter Schufienrieb hieß auch Soreth. 
Nämlich 1183. + Münbet bei Mengen in die Donau. 


153 


sunt, et titulo feudali obligata, hec erit ratio, quod proprietas 
quidem erit monasterii, persone vero seu milites, qui predia illa 
de manu dominorum de Wartinbere in feudo tenent, in eodem 
hominio permanebunt. Et item, si que earundem personarum, 
que feuda tenent, aliquid de eisdem feudis pro remedio anime sue 
monasterio gratis conferre voluerint, domini de Wartinberk contra- 
dicere non poterunt. Si quid vero de eisdem feudis monasterium 
per emptionem sibi conquisierit, hie consensus sepedietorum do- 
minorum de Wartinberc requiretur, qui etiam consentire debebunt, 
eo pacto, ut per pecuniam emptionis alia terra conparetur, que 
in feudo de manu ipsorum teneatur. Predia vero, que ex parte 
occidentali eiusdem amnis sita sunt, sive sint libera sive infeudata, 
itemque predia secus Renum sita, id est Richenbach cum suis 
appenditiis, libere et universaliter cedent dominio predictorum 
dominorum. Huic conpositioni, olim facte coram bone memorie 
episcopo Diethalmo, interfuerunt viri religiosi Hainricus de Rinaugia 
abbas, Ebirhardus de Salem abbas, Conradus tunc prepositus de 
Augia !, nunc vero abbas Premonstratensis? et alii quam plures. 
Postmodum vero, presentibus nobilibus viris Conrado et Hainrico 
de Wartinberc, per renovationem publicata et protestata est eadem 
forma compositionis a prefatis venerabilibus abbatibus et O., pre- 
posito in Augia°, et a partibus utrimque acceptata. 
Actum est autem hoc anno incarnationis dominice 1220. 
Wirtenberg. Urfundenbud, III, 106—107. 


16. — 1222, März 3. Salem. 
Conradus de Wartinbere Zeuge eined VBermädtnifjeß des Grafen 


Berthold von Sulz an das Klojter Salem. 
Wirtenberg. Urfundenbud III, 131. 


17. — 1223. 


Propſt Conrad von Soreth kauft von den Herren von Wartenberg 
die an dieſelben in Schuſſenried heimgefallenen Lehen um 40 Pfund. 
Dieſelben geben dem Kloſter auch das Eigenthum an den Lehen des 
Ritters Heinrich von Schuſſenried und der Wittwe Friedrichs von 
Schufjenried *. 

Schuffenrieder Chronif, Handſchrift des 18. Jahrh. im k. Staatsarchive 
zu Stuttgart, ©. 13. 


1 Weifjenau bei Ravensburg. 2 Nämlih vom Klofter Premontre. 
3 Drtolf, Propft von Weiſſenau. 
* Die betr. Urkunde fcheint nicht mehr vorhanden zu fein. 


154 


18. — 1228, Aug. 1. Geifingen. 

Hainricus de Wartinbere bezeugt die Reſignation ber Rungtaler 1 
Zehnten in die Hand Abt Conrads von St. Gallen durch dejjen villicus 
Burcadus (sic) de Kilchdorf ?. 

Anno 1228, Kal. Aug. Actum est hoc in Gisingin. 

Salemer Copialbuch II, 47. 


19. — 1236, Juni 1. Reichenau. 


C., nobilis vir de Wartenberg, bezeugt die Übergabe des Gutes 
Mecinheim 3 durch den Konvent des Kloſters Neichenau an das Hoch— 
jtift Speier, 

Act. Augie 1236, Kal. Jun. ind. IX. 

Stillfried, Mon. Zoller. I, nr. 166. 


20. — 1239. Konzenberg. 

Cunradus et Cvnradus itemque Cvnradus, Cvnradi quondam 
Furstonis* filii, [cum pater ipsorum pie memorie in extremis la- 
borans apud monasterium de Salem propter longam familiaritatis 
amicitiam, quam cum eodem contraxerat, sepulturam elegisset et 
cum amicis suorum filiorum, qui circa ipsum erant, ordinasset, ut 
pro anime sue remedio predium honestum eidem monasterio tra- 
deretur, et ipse, morte jam urgente, consummare non potuisset et, 
defuncto apud prefatum monasterium honorifice tumulato, propter 
conceursum et occursum amicorum, qui vocati copiose ibidem con- 
venerant, monasterium graves sustinuisset expensas] de consilio 
amicorum et maxime avi sui, domini Hainrici de Wartinberc, per 
quem omnia sua negotia potissimum gerebantur, tum pro remedio 
anime patris sui, tum pro expensarum illarum restauratione, mo- 
nasterio predium, quod habuerunt in Balgehein’, totaliter cum 
omni jure suo tradunt. Mater autem eorundem, domina Vdel- 
hildis, cui idom predium attinebat eo jure, quod vulgariter morgin- 
gabe nominatur, suadente avo eorundem, patre suo, juri in predio 
renuntiat et manu sua cum filiis suis tradit. Promittunt porro, se 
omnem impetitionem, que super eodem predio a quocunque homine 
forsitan mota fuerit, pro monasterio responsuros esse. Abbas Eber- 
hardus et conventus de Salem reddunt eisdem hübam unam in 


’ Nunsthal, abgegangen, bei Villingen. ? Kirchdorf, BA. Villingen. 

3 Bei Speier in ber Rhbeinpfalz. 

* Die Fürften von Konzenberg, ein uraltes Gefchleht, ſtammen von Hirfched, 
DU. Saulgau, 

5 Balgheim, O.A. Spaichingen. 


155 


Wigeher ‘, quam pater eorum longe ante, cum sanus adhuc esset, 
pro solatio anime sue et pro quodam damno ipsis illato donavit. 
Acta sunt hec in castro Cünzenberc ? anno verbi incarnati 
1239°, presentibus H. de Wartinberc, avo Furstonum, . .. Livt- 
frido plebano de Nendingen ?, Gerone de Waltinstein *, Bilgerino 
de Tutelingin, Hvgone de Meringen ®, Verico de Steinhüsen ®, Cünone 
et fratre suo Hainrico, Cünrado clerico et medico de Meschilh ’. 
Wirtenberg. Urkundenbuch III, 428. 
Die Ausfteller fiegelten mit dem Siegel ihres Vaters, das cinen fchräg rechts auf 


vier Felſenſpitzen aufwärts rennenden Hirſch zeigt und die Legende bat: S. C. (nit E.) 
PRINCIPI .. . HIRZECCHE. 


21. — 1242, Mär; 10. Winterfäur. 


C. senior et H. et E. juniores, filii sui, de Wartenberc et 
uxores suae et liberi utriusque sexus medietatem rerum, quas in 
Richenbach® titulo proprietatis possederunt, videlicet servos et 
ancillas, prata, vineta, nemora, terram cultam et incultam cum 
omnibus pertinentiis nobilibus viris H. et H., comitibus de Kiburc, 
et M., illustri senioris comitis uxori, pro 120 marcis argenti 
vendunt; uxores autem sue juri, quod in eisdem rebus nomine 
dotalitii habere videbantur, ad manus heredum libere renunciant 
et ipsae et liberi in eandem secum donationem consentiunt ?. 

Acta sunt hec sollempniter apud Wintertur 1242, VI Id. 
Mart., indict. XV. 

Unter den Zeugen: C. et H. de Tengen !°, dominus R. de Hewen ſo. 

Kopp, Urkunden zur Gejch. der eidgendff. Bünde II, 87, 


22. — 1242, Juni 20. Reichenau. 


Heinricus de Wartinbere Zeuge in einer Neichenauer Urkunde 
für das Klofter Wald (bei Sigmaringen). 
Actum in Augia 1242, XII Kal. Jul. 
dv. Laßbergiſche Abfchrift in Donauefchingen. 


23. — 1244. Billingen. 
Cünradus senior de Wartinbere et Hainricus, filius eius, be: 








1 Meigheim, O.⸗A. Tuttlingen. 2 Ruine bei Tuttlingen. 

3 Bei Tuttlingen. + Unbelannt, lag wohl bei Tuttlingen. 

5 Möhringen, B.⸗A. Engen. 6 Steinhaufen, D.:A. Waldſee. 

Meßkirch, hier war alfo 1239 ein Kleriker zugleih Arzt. 

* Ridenbad bei Winterthur. 

9 Die gen. Grafen von Kiburg fagen 1247, Sept. 11, daß diefe Güter gefauft 
feien a viris nobilibus C. et H. de Wartenberc. Bgl. Kopp, Urkunden II, 88. 

19 Thengen, Hobenbewen, BA. Engen, 


156 


zeugen die Beilegung des Streite3 über den Runstaler Zehnten zwiſchen 
dem Klojter Salem und den ſanktgalliſchen Maiern in Kirchborf. 
Oberrb. Zeitfchr. VIII, 366 und III, 467. 


24. — 1248, Februar 11. Lyon. 


Schreiben de3 Papſtes Innocenz IV an den Biſchof 
von Conjtanz, die Jncorporation der Kirdhe Altdorf in 
Uri zum Stifte Zürich betr. 

Innocentius, episcopus, servus servorum dei, venerabili fratri, 
episcopo Constantiensi, salutem et apostolicam benedictionem. In 
presentia nostra dilecti filii, nobiles viri, C., comes de Toggenbure, 
et H., dominus de Wartinbere, devoti nobis et sedi apostolice, 
retulerunt, quod, cum monasterium Turicense ordinis sancti Bene- 
dicti Constantiensis diocesis olim in temporalibus habundare solitum 
per hostes ecclesie ad gravem penuriam sit redactum, ita ut dilecte 
in Christo filie abbatissa et conventus ipsias monasterii de bonis 
eiusdem vix valeant sustentari; tu circa eas pie dirigens benigni- 
tatis affectum, ecclesiam de Haltdorf diete diocesis, in qua ipse ius 
patronatus habeant, eis in usus proprios perpetuo retinendam de 
tui consensu capituli liberaliter contulisti, portione congrua pro- 
ventuum ipsius ecclesie reservata vicario, qui pro tempore fuerit 
in eadem. Cum autem nos in hac parte personas predictorum 
nobilium honorare velimus, quorum due neptes in eodem monasterio 
sub religionis habitu discuntur domino deservire, nos ad preces 
eorum collationem huiusmodi, sicut pie ac provide facta est, gratam 
habentes, presentium tibi auctoritate committimus, ut abbatisse et 
conventui memoratis ecclesiam ipsam, si non habet collegium cleri- 
corum, auctoritate nostra confirmes, contradictores per censuram 
ecclesiasticam, appellatione postposita, compescendo. 

Datum Lugduni III Idus Februarii, pontificatus nostri anno 
quinto. 

Gefhichtsfreund des hiſt. Ver. der fünf Orte VIII, 11—12, 


Da fein Wartenberger an einem bebeutenderen Greignijje Antheil nahm, außer 
bem oben erwähnten Heinrih, fo glaubte ich die Urkunde, welde uns benjelben am 
großen Kampfe zwiſchen riebrih II und Innocenz IV betbeiligt zeigt, wörtlich 
geben zu jollen. 

Die gen. beiden neptes find feine Enfelinnen bes Grafen C. (Krafts) von 
Toggenburg, benn berjelbe wird erjtmals 1228 genannt und beirathete erft nach 1246 
ElifabetH von Bußnang, eine Verwandte bes Sanftgaller Abts Berchtold von Falken: 
fein. Da biefer 1248 Heinrih von Wartenberg avunculus nennt (f. Nr. 26), fo 
war Kraft weitläufig mit Letzterm verfhmwägert. Die neptes find auc feine Töchter 
eines Sohnes Heinrihs von Wartenberg, denn von 1231—69 erfcheint feine Nonne 
d. N. in Züri. Vermutblih find darunter die Schweftern Medtild und Hebwig 


157 


von Wunnenberg verftanden, die von 1244 an Nonnen in Züri waren, von denen 
die Erftere Äbtiffin des Stiftes 1255—69, und beren Mutter eine von Hagenbuch 
war. Wie diefelben aber mit dem Toggenburger und Wartenberger eigentlich ver: 
wanbt waren, vermag ich micht zu fagen. 

25. — 1248, April 15. Sfraßdurg. 

H. de Wartenberg et C. filius eius zeugen in einer Urkunde 
des Biſchofs Heinrid von Straßburg. 

Datum Argentine XVII Kal. Maii 1248. 

Kopp, 1. c. II, 90. 
26. — 1248, Aug. 6. Sf. Gallen. 

Bertholdus, sancti Galli abbas, decimas in Chilchdorf ', ad 
suum monasterium pertinentes, viro nobili Heinrico de Wartinberc, 
avunculo suo, ejusque filiis locat seu concedit sub annuo censu, 
qui consuevit ipsi de ipsis decimis ab antiquo persolvi, statuens 
eisdem terminum et diem solutionis, qui more debito et antiquo 
consueverat observari. 

Datum apud st. Gallum, anno MCCXLVIII’, VIII Id. Aug., 
ind. VI. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 
Das Siegel des Ausftellers ſtark beſchädigt. 


27. — 1249, Juni 11. Geifingen. 


Abt Berthold von St. Gallen ?, welcher lange Zeit vergeblich den 
Streit zwijhen Salem und den WWartenbergern über den Zehnten von 
Runstal zu ſchlichten verfuht und endlich die letztern bewogen hatte, 
den Streit dur den Salemer Mönch Gozzold und defien Bruder C., 
einen Bürger von Villingen, entjcheiden zu laſſen, beurfundet, daß 
dominus Hainricus de Wartinberg et Cunradus et alter dictus der 
Strüz °, filii sui, für 5 Mark Silber ihren Anſprüchen auf dieſen 
Zehnten entjagt haben. 

Acta sunt apud Gisingin, 1249, III Id. Iuni, praesentibus 
domino H. de Unendingen *, C. et G. de Gütmotingen*, Hugone 

* Kirchdorf bei Billingen. 

2 Küchenmeifters neue casus mon. S. Galli (Mittbeilungen bes hiftor. Ber. von 
Et. Gallen I, 21) fagen bierüber: „Nu nöß fin (Abt Bertholds von Falkenſtein) 
öhem von Wartenberg ben zebenden ze Kylchdorf by Vylingen, ben fragt er (ber 
Abt), ob ym ber zehent üt ftuond, bo verjach er, baz er im nit fund.“ 

3 Durd Reg. von 1257, Juni 9 (Mr. 35), erfieht man, daß biefer Strüz 
Heinrich hieß. Der Beiname Struz dürfte nicht der Name bes Vogels Strauß fein, 
jondern mit ſtruz — Strauß, Streit zufammenbängen, er bedeutet aljo wohl einen 
„Streiter, Kämpfer”, 

* Unadingen, Gutmabingen, B.:A. Donauefhingen. 


158 


de Meringen , Cünrado et Bertoldo, fratribus de Gisingen, Cünrado 
de Emingen?, H. de Gisingen, B. et H. de Sunthusen ?, Gerungo 
de Cinbern ?, Cünrado de Ashain ?. 

Oberrh. Zeitſchr. III, 468 und VIII, 367. 


Die Siegel bes Abts und nobilium predictorum. Letzteres ift ein mittel: 
großes Spipfiegel, zeigt ben rechts auffleigenden Löwen und bat die Umſchrift: 
S. H. DE. WARTENB’G. 


28. — 1251. Alpirsbad. 

Schied3geriht über den Umfang der Vogtrechte zu Dornhan?, mit 
denen Volmarus, miles de Brandecke*, a nobili viro, domino 
Egilolpho de Wartemberg, belehnt war. 

Actum Alpirsbach 1251. 

Unter ben Zeugen: E. nobilis de Wartenberg jelbit. 

Besold, documenta rediviva 254. 


29. — 1251, April 5. 


Berh., praepositus de Soreth, dat viro provido et honesto, 
domino Conrado militi, dieto de Soreth, 4 marcas argenti in hac 
forma, ut ipse jus proprietatis curiae monasterii in Celle® coram 
dominis suis Conrado et Heinrico de Wartenberch, fundatoribus 
monasterii sui, eidem monasterio suo libere resignet. 

Testes autem sunt domini sui C. et H. et filius domini H. 

Datum Non. Apr. 1251. 

Perg. Or. im f, Staateardyive zu Stuttgart. 

An ber Urfunde hängt bas Siegel bed Ausitellers. 


29a. — 1252, Februar 21. Sf. Gallen. 


H. de Wartinbergh, vir nobilis, Zeuge in einer Urkunde des 
Abtes Berchtold von St. Gallen. 
Acta apud sanctum Gallum 1252, VIII Kalendas Martii. 
Wartmann, St. Galler Urfundenbud III, 126. 


30. — 1254. 
Die Edlen von Wartenberg ſchenken ihre Lehengüter zu Kirnbach 


zur Sühne dem Klofter Schufjenried ®. 
Beihr. des O.“A. Waldfee S. 198. 


1 Möhringen a/D., BA. Engen. 

? Hochemmingen, Suntbaufen, Zimmern, Aafen, B.⸗A. Donaueſchingen. 

3 Dormnban, Stabt im O.A. Sul. + Muine bei Dornban. 

5 Zellerhof bei Schuffenrieb. 

6 Lift fich urkundlich nicht belegen, falls nicht Nr. 32 darunter gemeint fein follte. 


159 


31. — 1255. 

Cuonrat de Wartenbere und ein zweiter Cunrat de Wartenberc 
find Domherren zu Straßburg. 

Grandidier, oeuvres hist. inedites IV, 3. 
32. — 1256. 

C. et H., viri nobiles de Wartinbere, ad petitionem C. et VI. 
et Burch., fratrum de Kürenbach, suorum vasallorum fidelium, 
omnium eorum possessionum proprietatem in Kürinbach monasterio 
in Soreth conferunt, recepta tamen ab eisdem prius resignatione 
juris feodalis manuali. 

Testes: C. et H. et filius domini H. 

Datum 1256. 

Perg. Or. im f. Staatsardive zu Stuttgart. 

Die Siegel der Ausfteller fehlen. 


33. — 1257. 

Anno domini 1257° Cvnradus, dietus Habse, feodum, quod 
habebat a Cvnrado de Wartenberc situm in Fridingen !, ecclesie 
in Salem contulit per concambium, uidelicet pro duobus agris sitis 
in Grindelbvch ? de consensu predicti Cünradi, in cuius manus 
resignauit, qui etiam proprietatem eiusdem feodi libere tradidit 
monasterio prelibato. 

Anno domini 1257° Fridericus et Albertus, filius eius, et 
Hainricus de Ebingen? feodum, quod habebant in Fridingen 
a Cünrado de Wartenbere, dederunt monasterio de Salem de 
consensu eiusdem C., qui similiter proprietatem eidem monasterio 
contulit libere possidendam. 

Salemer Eopialbud I, 273; daraus in ber Oberrh. Zeitichr. IT, 81. 
34. — 1257, Sannar 13. 

Cünradus et Heinricus et Cünradus senior, viri nobiles de 
Wartinberch, monasterio de Soreth feoda, quae miles Hermannus, 
dietus Genus, in Cürnbach a se habuit, et quae Gebehardus, vir 
nobilis de Cürnbach, in eadem villa ab Heinrico, milite de Slege- 
wilre *, et iterum ab Heinrico, dieto Büteli, pecunia comparavit, 
et insuper omnia bona, quae Conradus, miles de Soreth, in Hopfer- 
bach’, quaeque Vlricus de Steinhvsin in Richelingenhus ® in testa- 
mento ecclesiae Soreth delegant, conferunt. 

Testes: Berhtoldus, praepositus ecclesiae (Soreth), Albertus 


I Friedingen, O.A. Tuttlingen. 2 Gründelbuch, B.⸗A. Stockach. 
O.⸗A. Balingen. Unbekannt. 5 Hopfenbad bei Schuſſenried. 
6 Reichertshbaus bei Waldfee. 


160 


claviger, Cvnradus canonicus eccl. Argentin. ‘, Hainricus miles de 
Gisingen, Gebehardus de Otolf(eswanc) 2. 
Datum 1257 in die Hilarii. 
Perg. Or. im f. Staatsardive zu Stuttgart. 


An ber Urkunde hängen nod zwei Siegel; eines berjelben zeigt die noch lesbare 
Umfdrift: +. S. CVRA, IV..... S. IN. WARTENB. 


35. — 1257, Zuni 9. Gonflanz. 


Viri nobiles Cunradus de Wartenberg et Hainricus, frater 
suus, dietus Struz, bezeugen einen Vergleich der Grafen von Beringen 
mit dem Kloſter Salem. 

Mittheilungen bes Vereins für Geſch. in Hohenzollern III, 51. 


36. — 1258. 


Abt Bertolt von St. Gallen ſchreibt u. a. an magister R. de 
Eschingen ?, feinen Gejdäftsträger in Rom: „Habete recomendatum 
nuntium avunculi nostri E. de Wartinberc super absolvendis 
fidejussoribus suis, prout ipsemet per litteras suas vobis nuntiat.“ * 

Gollectaneen bes Ildefons von Arr (Handſchr. in Donaueſchingen) I, 449. 


37. — 1258, März. Otterswang. 


Vlrieus, nobilis de Gundeluingen°, vult ad notitiam omnium 
pervenire, quod dominus Conradus de Scuzenreit feodum, quod 
dudum a suis progenitoribus apud Hopferbach a dominis de 
Wartenberc possederat, monasterio de Soreth in presentia sua pro 
20 marc. arg. vendidit, quodque dieti domini de Wartenberc pro- 
prietatem feodi monasterio contulerunt. 

Testis Vlricus fillus suus (de Gund.). 

Datum apud Otolfeswanc 1258, mense Mart. 

Perg. Or. im f. Staatsardhive zu Stuttgart. 

Das Siegel des Ausftellers hängt an der Urkunde. 


38. — 1258, Dec. 14. Winterthur. 


Nobiles Cunradus de Wartinberche Zeuge einer Schenkung 
Graf Hartmanna von Kyburg an das Klofter Paradies. 
Herrgott, geneal. Habsburg. II, 342, nr. 420. 


1 Einer ber in Nr. 31 genannten Wartenberger. 

2 Otterswang, D.A. Waldſee. 3 Donaueſchingen. 

In welcher Angelegenheit die Bürgen Egilolfs von Wartenberg päpſtlicher 
Abſolution bedurften, vermag ich nicht zu ſagen. 

O.⸗A. Münfingen. 


— 


161 


39. — 1260. 
Conradus, nobilis de Wartenbergh, Zeuge bei einem Gütertaujche 
zwijchen den Klöftern Reichenau und Katharinenthal !. 
Annales Augiae Divitis (Handſchrift des 18. Jahrh. auf der Staats: 
bibliothef in Münden). 
40. — 1260, April 21. Gonflanz. 
Dominus Cünradus de Wartenberg, nobilis, ‚Zeuge eined Rei: 
henauer Privilegiums für das Kloſter Katharinenthal. 
Actum Constantie 1260, XI Kal. Mai, ind. III. 
Abichrift von Laßbergs in Donaueſchingen. 


41. — 1260, Zuli 7. Enfisheim im Elfak. 
Conradus de Wartinberch, Egilölf Struz de Wartinberch, 


nobiles, Zeugen in einer Urkunde des Biſchofs Walther von Straßburg. 
Kopp a. a. DO. II, 97. 
42. — 1261, Iuni 27. Üslingen. 

Cvnradus, nobilis de Wartenberch, Zeuge eines Tauſches zwiſchen 
Reihenau und Katharinenthal inter militibus et ipsius ecclesiae 
(Reichenau) ministerialibus. 

Act. ante fores ecclesie Yselingen? 1261, V Kal. Jul. 

Herrgott a. a. D. II, 368, nr. 446. 
43. — 1262, März 4. Botfenmünfter. 

Egelolfus, nobilis vir de Wartenberch, befiegelt den Verkauf der 
Güter des Cünradus, Hainricus et Fridericus de Wildenstain ? in 
loco Husen *, melde Rüdolfus miles, dietus Hauer, von ihnen zu 
Lehen getragen und in ihre Hand refignirt hatte, an das Klofter Salem 
um 4 Mark Silber. 

Acta apud Rubeum monasterium® in strata publica, IV Nov. 
Mart. 

Salemer Copialbuch III, 100—101, daraus Oberrh. Zeitfchr. III, 71. 
44. — 1262, Mai 6. Dachflein. 

Waltherus, episcopus Argentinensis 6, ad petitionem consan- 
guineorum suorum E. de Sultzi, archidiaconi, et C. de Wartinbere, 
canonici ecclesiae suae, promittit, quod, durante guerra inter se’ 
et cives suos Argentinenses, domum Northeim ’, quae est C. de 

ı Bei Diefienbofen, Canton Thurgau. 

2 Üslingen bei Frauenfeld, Ganton Thurgau. 

’ Im Donautbal, B.⸗A. Meßkirch. + Haufen im Donauthal. 

5 Rottenmünfter, O.⸗A. Rotweil. 6 Aus dem Geſchlechte Geroldsegg. 


Nordheim im elſäſſiſchen Canton Waſſelnheim. 
Archiv. XI. 11 


162 


Wartinbere, predicti canonici, ulterius non firmabit, nec munitionem 
ibidem aliquam faciet, neque etiam ipsos cives seu eorum fautores 
de dieta domo damnificabit aut ab aliis molestari procurabit‘. 
Actum et datum Dabichinstein ? sabbatho post inventionem 
s. Crucis anno domini 1262. 
Schöpflin, Alsatia diplomatica I, 437, nr. 604. 


44a. — 1266, Iufi 13. Kurzdorf bei Franenfeld. 


Cuonradus de Wartenberch et frater ejus, dietus Strüs, nobiles, 
Zeugen bei Abt Berthold von St. Gallen. 
Acta sunt hec apud locum dietum zer Loubun ? juxta villam 
dietam Erchingen 1266, III Idus Julii. 
Wartmann, Urkundenbuch von St. Gallen III, 172. 


45. — 1267. Burg Schopfeln auf der Reichenau. 


Albertus abbas totumque capitulum Augie Regalis* belehnen 
mit dem halben Zehnten grangie sue in Grindilbüch das Kloſter 
Salem. Denjelben hatte Salem von Cünrado de Legilon ° et Gerone 
de Waltenstein®, qui de ipsa (sc. grangia) a nobili uiro, domino 
Cünrado de Wartinbere, fuerant infeodati, um 6 Mark Silber er- 
fauft, zugleich hatte Conrad von Wartenberg, der jeinerjeit3 damit wieder 
von Reichenau belehnt geweſen, das ihm von den Verkäufern rejignirte 
Lehenrecht an letzteres aufgegeben. 

Actum apud Schophiloch ® castro, indietione X. 

An der Spite der mweltlihen Zeugen: Struz de Wartinberc. 

Dberrb. Zeitichr. III, 479 aus dem Salemer Gopialbud III, 210. 


Nobilis vir Conradus de Wartenberch Zeuge in der Urkunde 
des Abtes Albert von Reichenau, worin derjelbe die Schenkung von 
Gütern, genannt Wißholz, in der Pfarrei Ramishaim? dur den 


1 jlber den bier erwähnten Krieg f. Grandidier, oeuvres historiques 
inedites IV, 20. 

2 Dachſtein im eljälfiihen Canton Molsheim. 

3 Diefe Malftätte lag an ber „Laubjtraße”, die von Kurzborf (Erchingen) auf 
ber linken Seite der Murg nad Frauenfeld, der Hauptftabt des Thurgaues, führt 
(j. Wartmann a. a. D.). 

4 Reichenau. 5 Beide nicht ficher zu beftimmen. 

6 Pag am Oſtende ber Inſel Reichenau. 

" Ramien bei Stein, Canton Schaffhauſen. 


163 


Minifterialen feines Kloſters, Albert von Marbad !, an Kloſter Ka— 
tharinenthal bejtätigt. 
1267, pridie Cal. Maii, indict. X. 


Aus dem Gopialbuche des Klofters Katharinenthal II, 106 in Frauenfeld, 
mitgetheilt von Dr. Riezler, f. f. Archivrath. 


47. — 1268, Inli. Geifingen. 


C. et C.etC. et O., Principes, fratres de Chünzenberc, castrum 
Hirzege ? cum omnibus bonis et hominibus, spectantibus ad eundem 
locum, cum omni jure C. et H., fratribus de Wartenbere, avun- 
culis suis, tradunt et ad manus eorum resignant, excepto quod 
Princeps junior non resignat virilia feoda, quae manlen vulgariter 
appellantur; proinde dominum reverendum episcopum ÜConstan- 
tiensem suppliciter deprecantur, ut hujus rei testimonium per- 
hibeat. 

Actum in Gisingen, mense Julio. 

Perg. Or. im Staatsarhive zu Stuttgart. 

An der Urkunde hängt noch ein beſchädigtes Siegel. 


48. — 1268, JZuli. 


Humilis decanus in Phorren ? reverendo in Christo patri ac 
domino, E., dei gratia Constant. episcopo, quia per dominum C. de 
Wartenberch, militem, seniorem, non litteris episcopi, sed verbo 
percepit, ut, si domini Principes de Hirzegge libere hoc idem 
dominium in manus domini C. de Wartinbere traderent, per litteras 
suas testimoniales episcopo rescriberet, significat, se vidisse et 
audivisse, quod senior Princeps et alter C., frater ejus, et plebanus 
in Ezzelingen °, frater ipsorum, libere totum jus ipsorum in prae- 
dicto praedio resignaverunt, excepto quod alter sibi retinuit feoda, 
quae manlen vulgariter nominantur, et alter nobiles homines, 
qui spectant ad saepe dietum dominium. Testes autem interfuerunt 
comes Her. de Sulze*, C., miles de Rifenbere°’, C., filius domini 
de Wartinberc, Eber., miles de Talhain®, Gerungus, miles de 
Zimbern, et filius suus, H. de Imendingen®. C. de Gisingen, VI. 


1 Marbad bei Wangen am Unterſee. 2 Hirihed, D.:A. Saulgau. 
3 Pfohren, Ehlingen, B.⸗A. Donauefchingen. 
+ Sul, würt. Stadt am Nedar; Graf Hermann ift zugegen ald amtirenber 
Graf der Baar. 
5 Meifenberg, Ruine bei Thalbeim, D.:A, Tuttlingen. 
6 Immendingen, badiſch, an ber Donau. 
11* 


164 


Gipeche, Vl. de Zimbern, H. de Zimbern, C. de Zimbern, Ruper- 
tus de Beringen '. 

Sine dato ?. 

Perg. Or. im Staatsardiv zu Stuttgart. 

Das Siegel bes Defans zeigt einen Drachen und die Umſchrift: S... ANI... 
PHORREN. 

49. — 1268, Nov. 27. Goͤttlieben. 

C. et H., fratres, nobiles de Wartenberch, cum commendator 
et fratres domus in Alzhusen ? possessiones in Hirzegge, mediantibus 
probis viris et idoneis, a se emptionis titulo comparassent, cum 
filio suo ©. (sc. Conradi) easdem cum omnibus appenditiis, dumtaxat 
jure patronatus in Bolsters? et hominibus, qui ad possessiones 
easdem pertinebant, exceptis, huic domui donant et tradunt. 

Actum in castro Gottelubon * 1268, fer. IV ante festum beati 
Andree apostoli. 

Perg. Or. im Staatsarchiv zu Stuttgart. 

An weiß-blauen Schnüren hängen an ber Urkunde die Siegel ber zwei Warten 

berger, des Bilhofs von Gonftanz und des Abts von St. Gallen. Das Conrabs 


von W. ift völlig dasſelbe, wie in Nr. 34; von ber Umfchrift ift noch zu leſen: 
* S. . VRA. EVD. BIS IN. WA ... NB... 


50. — 1269, Juni 14. 5traßburg. 


C. de Wartenberg, can. Argentin., Zeuge beim Verzichte Rudolfs 
von Hababurg auf die Vogtei zu Rufach im Elſaß. 
Actum Argentine 1269, XVIII Kal. Jul. 
Herrgott a. a. D. III, 415, nr. 502. 


51. — 1271, Mai 7. Pfalz zu Conſtanz. 


Als Domherr von Conjtanz wird in der dortigen bijchöflichen 
Pfalz gegenwärtig genannt.... de Wartenberc. 
Neugart, episc. Constant. II, 645. 


Diefer Domberr bie Conrad, denn das necrol. Constant. (Handſchrift ber 
f. Hofbibliothef in Donauefhingen) bemerft zum 26. Januar (VII. Kal. Febr.): 
Cunradus de Wartenberg, canonicus huius ecclesie, obiit. Als Geelgeräthe ver: 
machte berjelbe nach dieſem Nefrolog feiner Domkirche ein Gut zu Gelvingen. Er 
ijt gemeint, wenn es in einer Aufzeichnung aus der Mitte bes 13. Jahrh. heißt: 
„Noverint omnes, quod prima vacatura prebenda in ecclesia Constant. debetur 
dominis de Wartenberg et de Sulcebere (Sulzberg, Canton St. Gallen; Neugart 
l. e. II, 627). 


1 Miebböhringen bei Donaueſchingen. 

? Das Datum folgt aus dem vorhergehenden Regeſt Nr, 47. 
s Altshaufen, Bolftern, D.:A. Saulgau. 

* Gottlieben bei Gonftanz, Canton Thurgan. 


165 


52. — 1271, Iuli 16. Baden im Argan. 


C. de Wartenberc, nobilis, Zeuge in einer Urkunde Rudolfs von 
Habsburg. 
Datum apud Badin 1271, XVII Kal. Aug. 
Herrgott a. a. O. III, 428, Nr. 516. 


53. — 1272, April 18. Lieflal. 


Heinrich, der Herr von Grendingen !, verfauft an die Commende 
Sandegg ? — Mainau um 26 Mark Silber das Reichenauer Lehen, das 
Herr Arnold von Langenftein ? von ihm hatte, und gelobt, Herrn 
Günrad von Wartenberh und Herrn Joh. von Blumenberd * zum Ber: 
zihte auf ihre Rechte an diefem Lehen zu bringen. 

Ze Lieſtal“ 1272, an dem mentage vor St. Georgentage. 

Roth von Schredenjtein, Mainau 319—20. 


. 54. — 1272, Juni 14. 


Heinrih von Wartenberg wird gegen Ulrih von Güttingen zum 
Abte von St. Gallen von der Mehrheit des Conventes ermählt. Er 
jtirbt zu Arbon im April 1274 und wird hier in der Gallugfapelle 
beigejeßt. 

Helvetia sacra I, 116. 

Derfelbe gehört ficher zu unferm Geſchlechte, denn Küchimeifter fagt von ihm: 
„der von Wartenberg waz mäg abt Berthollz* (von Falkenftein). (Mittheilungen bes 
bift, Ver. von St. Gallen I, 22.) 

Vgl. über diefe Wahl und ben Kampf ber Gegenäbte: Vadian, Chronik ber 
Äbte des Kloſters St. Gallen, ed. Götzinger I, 340 ff. 


55. — 1273. 


Conrad de Wartenberg Domherr in Straßburg. 
Grandidier, oeuvres hist. inedites IV, 39. 
1299 erſcheint berfelbe nicht mehr im Straßburger Stapitel, ſ. Grandidier IV, 76. 


56. — 1273, April 13. Geifingen. 

Cünradus et Hainricus, dietus Struz, fratres de Wartvnberch, 
ecclesiam et jus patronatus ecclesiae in Bolstern ®, quod Wernherus 
de Swarzenbach.‘ a se ipsis jure feodali illucusque tenuerat, 
possessiones in Gvntzenhusen ’ a Bern, dieto Haller, jure feodali 


ı Kränfingen, B.:A. Bonnborf. 2 Am Unterfee im Thurgau. 

’ 83.4. Stodad. % Blumberg, BA. Donauefchingen. 

Canton Bajelland. 6 Bolftern und Echwarzenbad, D.:A. Saulgau. 
? Gunzenhaufen, O.A. Sigmaringen. 


166 


a se ipsis possessas, ac possessiones, dictas Betzwisan ', sitas prope 
grangiam Raithaslach ?, quas Wethzlo, miles, et Burchardus, 
fratruelis ejus, dieti de Rischa ?, titulo feodali a se possederant, 
resignatione per dictos feodatarios in manus suas facta, monasterio 
Salem, concurrente heredum suorum omnium voluntate, pro ani- 
marum suarum suorumque remedio donant. 

Acta sunt hec apud Gisingen anno domini 1273*, Idus 
Aprilis, subnotatis testibus presentibus et rogatis, videlicet nobili 
Hermanno, comite de Sulze, Ber. de Synthusen C. et C. de Güt- 
metingen, H. de Svnthain® et H., dicto Fridinger, de fratribus 
vero de Salem Hainr. cellerario, Rüdolfo bursario, et Nycolao 
monachis aliisque quam pluribus probis viris. 


Nah dem Originale in Sigmaringen mitgetheilt von Profeſſor Lichtſchlag 
in Hanau, 


Es fiegelten die Ausfteller; unter dem Siegel berfelben (predietorum nobilium 
de Wartenberch) bezeugen bie Wahrheit des Vorfichenden Wernherus de Swarzen- 
bach, Bernherus, dictus Haller, Wetzlo et Burcardus, dicti de Rischa, von denen 
die beiden erftern ihre vorgen. Lehen an Salem geſchenkt, bie letzteren aber verkauft 
hatten, weil fie ſämmtlich eigener Sigille entbehren. Das Siegel Conrabs von W. 
zeigt, wie das Heinrichs, den befannten Löwen; die Umfchrift lautet: + S. C.- DE. 
WARTENBERC. LANTGRAVII IN. BARA; bie Umfchrift des Siegels Hein— 
richs 6 lautet: + S. HAINRICI. DE. WARTENB'’G. DCI. STRVS. 


57. — 1275, Augufl 28. 
H. de Wartinbere monachus monasterii s. Galli. 
Wartmann, Urfundenbuh von St. Gallen III, 201, 


Derjelbe ericheint 1279, am 18. Juni (Wartmann 11T, 217), nit mehr im 
Verzeichniſſe der St. Galler Mönde; er ift alfo vor diefem Tage geftorben. Nicht zu 
verwechſeln mit bemjelben ift der St. Galler Pförtner Heinrich 1278 ff., denn dieſer 
gehört zum Gejchlechte der Edlen von Ramftein; f. Wartmann III, 245. 277. 


58. — 1276, Februar 8. 
Cvnradus senior et H. frater suus, dietus Strus, domini de 


ı War fein Ort, fondern nur ein Gewann; bie Urkunde jchreibt ein zweites 
Mal deilen Namen Beigewifon. 

2 B.⸗A. Stocach. s Reifhah, O.“A. Sigmaringen. 

% Irrig gibt das wirt. Urk. II, 337 als Datum diefer Urkunde 1200. 

5 Zweifeldohne ber 879 mit Donauefhingen und Aufen zufammengenannte 
Drt, ben Dr. Riezler wohl mit Recht in dem füblihen Theile von Aufen (dem 
mittelalterlihen Unteraufen) ſucht. S. Fürftenberg. Urkundenbuch II, 268. 

6 Irrig nennt Staiger (Salem 92) denjelben Burkard. 


167 


Wartenbere, jchenfen der Commende Altshaujen predia sive pro- 
prietates suas, in Liechenovelte ! sitas, ad culturam septem boum. 

Datum VI Ydus Febr. 1276. 

Perg. Or. im Staatsardive zu Stuttgart. 
An der Urkunde hängen die Siegel? ber Ausjteller ®. 
59. — 1277, März 4. 

Cella Marie*. Rector eiusdem, scilicet dns. Cünr. de War- 
tenberg, can. Argentinensis, iur. in toto de hac ecclesia 36 libr. 
Rotwil. in redd. Ex hiis soluit primo viceplebanus ibidem dimi- 
diam marcam in argento, adhuc tenetur in dimidia marca, quam 
promissit dare vsque ad octauam pasche. Actum feria quarta 
ante Letare, ind. quinta °. 

Liber decimationis im Freiburger Didcefan-Ardhiv I, 37. 


60. — c. 1277, März 4. 

Bochingen‘. Rector eiusdem, scil. dns. Conradus de War- 
tenberg, can. Argentin., iur. de toto in hac ecclesia 28 libr. Tvwingen 
in redd., soluit primo per Conr. dietum de Sultz 48 sol. Tvwingen, 
adhuc tenetur in 8 sol. Tvwingen den. 

Freiburger Diöceſanarchiv I, 38. 
61. — ce. 1277, März 4. 

Wangen’. Pro rectore ibidem vicarius iur. viginti quinque 
mar. in redd. Rector ibidem soluit primo quinque libr. Constanc. 
et adhuc debet iurare et taxare de aliis suis ecelesiis prouentus. 
Idem rector, scilicet dns. de Wartenberg, expediuit unam mar- 
cam de ecclesia sua in Wolmütingen, pro qua obligauit calicem 
argenteum. Idem dns. de Wartenberg in eadem marca postmodum 
dedit duas libr. Constanc. den. 

Freiburger Diöceſan-Archiv I, 116. 
62. — 1278, Iuni 16. Geifingen. 


Nobiles viri Heinricus, dietus Struz, et Cvnradus, filius quon- 
dam C. de Wartenberc, cum Vlricus et Berhtoldus fratres, dieti 


1 Lichtenfeld, D.:A. Saulgau. 

2 Die Umfchrift des erften lautet: +. S. C. DE. WARTENBERC. LANT- 
GRAVII. IN. BARA; bie bes zweiten: + S. HAINRICI. DE. WARTENBERC. 
DICTI STRVS. 

3 Mitgetheilt von Hofrathb Dr. Staudenmayer, Ardhivar in Lubwigsburg. 

+ Mariazell, DA. Obernborf. 

> Ind. V war 1277, fer. quarta ante Letare ijt aljo 4. März 1277, octava 
pasche 4. April d. %. 

O.⸗A. Oberndorf. ’ Wirt, Oberamtsflabt im Allgäu. 


168 


de Kvnegesegge !, quasdam possessiones in Ragenrute ! sitas, curiam 
videlicet et molendinum, quas a se hactenus ipsorum progenitores 
in feodo tenuerunt, domui Alshusen vendiderint, nobilium prae- 
dictorum de Kvnegesegge preecibus inclinati, proprietatem earundem 
possessionum domui antedictae confuerunt. 

Testes: C. decanus in Kilchhein ?, VI. et Kv. milites de Ymen- 
dingen, H. et Hugo de Ymendingen, H. venator, Ysengrü .... 
wardus, C. notarius „noster“ °, 

Datum et actum in Gisingen XVI Kal. Jul. 1278. 

Perg. Or. im Staatsardive zu Stuttgart. 

Nur das Siegel Heinrid, des Struzes, ift erhalten. 

63. — 1278, Juli 29. Geifingen. 

H., dietus Struz, et C. de Wartenbere, filius fratris eiusdem, 
domui Theutonicorum in Alshusen proprietatem possessionum, quas 
a se C. de Stuben * ad duorum culturam boum in Hyrzegge sitas 
in feodo tenuit°, conferunt. 

Datum et actum in Gisingen fer. sexta post dominicam Omnes 
gentes 1278. 

Perg. Or. im Staatsardive zu Stuttgart. 

Die Siegel ber Ausfteller hängen an der Urkunde; das Konrabs ift völlig das— 
jelbe, wie an Nr. 76; von der Umfchrift derfelben find bier aber nur noch Reite 
zu feben. 

64. — 1278, Nov. 21. Neckarburg. 

Zeuge einer Urkunde Graf Hermanns von Sulz für Klofter Alpirs- 
bad) Conradus de Wartenberg, can. Argent., consanguineus Her- 
manni comitis. 

Datum apud Neckerburgum ® XI Kal. Dec. 1278. 

Neugart, episc. Constant. II, 334. 
65. — 1279, März 12. SHerrenzimmern. 

Conradus, dietus de Wartenberg, canonicus Argentinensis 
omne jus, quod habere videtur in bonis in Hopfowe ’ sitis, quae 
carissimus suus consanguineus, dominus Hermannus, comes de 
Sulze, abbati et conventui in Alperspach vendidit, resignat. 

Data sunt haec in pomerio ante Zimmern sito 1279, indietione 
septima, in media quadragesima, quarto Idus Martii, praesentibus 


’ Königsegg und Ragenreute, D.:A. Saulgau. 

? Kirchen bei Geifingen. 3 d. b. der Herrn von Wartenberg. 
+ Stuben, O.A. Saulgau. 

*Nach anderweitiger Angabe waren es zwei Höfe. 

6 Pag bei Roweil. ’ Hopfau, DA. Eul;. 


169 


testibus Hermanno, supradicto comite de Sulze, Berchtoldo, nobile 
de Valkenstein ', Wernhero et Alberto, nobilibus, fratribus dictis 
de Zimmern, Wernhero et Conrado, filiis dieti Wernheri, Hugone, 
milite, dicto de Linstetten ?, Gernodo, advocato saepefati comitis 
Herm. de Sulze, Berchtoldo, dicto de Giselingen °. 

Gerbert, hist. Nigr. Silv. III, 194, nr. 144. 


65a. — 1280, April 23. Rorſchach. 


„Der Struz von Mertenberg” (sie) ift Zeuge eines Vergleiche der 
Edeln von Rorſchach mit den Kindern Eglolfd von Nojenberg. 
Diſs geſchach zuͤ NRoihad * an dem zinstage in der Oſterwochen 
1280, in der achten indiction. 
Wartmann, Urkundenbuch von St. Gallen III, 224. 


66. — 1281, Januar 14. PBilingen. 

Heinrih, der Struzh, und Günrat, jeined Bruderd Sohn, die 
Herren von Wartenberc, verkaufen ihr Eigen zu Wigehein Bertolt, dem 
Zanheimer? von Furitenbere® um 180 Mark Silber, und zwar mit 
dem Kirhenjage und allen Rechten, auch „mit den hageſtolcen, e3 
fin man oder froumen, die zü dem güte hoerent, ane die lüte alleine, 
die ſeſſehaft ſint vswendig des etterd anderswa“, mit Conſens der 
ehelihen Wirthin Cuonrats von Wartenberg, Frau Annen, und 
ihre8 Sohnes Heinrich”, ferner ihres Vetters, Herrn Eberhart3 von 
Xupphen ®, und dejjen Kinder, und ihres Bruders Bertold3 von Lupphen, 
Eberhart3 Brudersjohnes. 

„Dis geſchach in der jtat ze Vilingen an jt. Hilarientag 1281. 

Riezler, Fürftenberg. Urfundenbud I, 270—271. 

Es fiegelten die Grafen Heinrih von Furftenbere und Hermann von Sulze, 
die vorgen. zwei Herren von Lupphen und beide Ausfteller 9. Zeugen: Graf Egene 
ı Nuine bei Schramberg im wirt. Schwarzwald. 

? Peinftetten bei Sul. *° Geislingen, O.A. Balingen. 

Rorſchach, Canton St. Gallen. 

5 Die Thannheimer waren ein aus Thannheim bei Donauefhingen ftammenbes 
Billinger Patriciergeſchlecht. 

Fürſtenberg, Städtchen bei Donauefhingen. 

Heinrich ift fein Sohn Conrads von Wartenberg, denn biefer fagt: „mit 
miner eilichen wirtinne, vro Anne, bant, willen vnd gevolge für ſich vnd irn fun 
Heinrihen“; wäre Heinrih Gonrabs Sohn, fo würde ihn dieſer wohl „minen fun“ 
nennen. rau Anna von Lupfen wirb aljo mit Gonrab in zweiter Ehe gelebt und 
aus einer nicht näher bekannten früheren Ehe jenen Sohn Heinrich mitgebracht haben. 

® Ruine, O.A. Tuttlingen. 

9 Neugart gibt ep. Const. II, 338 an, baß bie Umfchrift des Giegeld Gonrabs 
von Wartenberg lautet: „Sig. Conradi de Wartenberg, Lantgravii in Bara“. 


170 


von Furftenberg, Herr Friderih von Almshouent, ber junge, Herr Ruodolf von 
Baldingen, Burdart von Berne ?, Bertolt von Beringen, Cuonrat von Hüuingen 1, 
Johans won Tanneke?, Heinrich Bergeli, der Echultbeiß von Pilingen, und viele 
Bürger von Vilingen. 
67. — 1281, April 1. Freiburg i. Br. 

Graf Heinrich von Freiburg entjagt allen Anſprüchen auf Güter zu 
Dunfel *, die fein Vater Conrad an das Kloiter St. Trudpert verfauft hat. 

Acta... Vriburg 1281, feria tercia proxima post annunciationem 
beate virginis Marie, present..nobili viro Cünrado, dicto Strüz, 
de Wartenberg. 

Oberrh. Zeitihr. X, 97. 


68. — 1281, Mai 2. Geifingen. 

(Anna), filia nobilis viri, domini de Wartinberg, uxor scilicet 
legitima nobilis viri Heinriei, comitis de Vriburg, juri, quod ipsi 
competere potuit foedere conjugali, sive ex donatione propter 
nuptias, sive ex consuetudine aliqua, in bonis Tonsol in Briscaugia, 
quae monasterium sancti Trudperti in Nigra silva a nobili viro 
Cvnrado, quondam comite de Vriburg, comparavit, renuntiat. 

Datum Gisingen 1281, feria quinta post Walburgis. 

Oberrh. Zeitihr. X, 9. 
Es fiegelten Vater und Gemahl der Ausftellerin; beide Siegel find fehr beſchädigt. 


69. — 1282, Februar 8. 

H. dietus Struz et C. de Wartenberc proprietati feudi in Bins- 
wangen 5, quod Walterus de lIchstetten ® conventui monasterii 
Vallis S. Crucis® pro 19 mareis argenti vendidit, renuntiant. 

Datum 1282 dominica post purificationem beatae Virginis. 

Perg. Or. Stuttgart. (Mitgetheilt von Archivrath Dr. Stälin in Stuttgart.) 

Die Siegel der Ausfteller find undeutlic geworden; bas Konrabs ift das in 


Nr. 56 befchriebene; basjenige Heinrihs bat die Umfdrift: +. S. HAINRICI. DE. 
WARTENBERG. D. STRVS. 


69a. — 1282, Mai 17. SHtühlingen. 


H. dietus Strüz Zeuge eine Güterfaufes in Meskirch. 
Actum pro Stülingen in pomario 1282, XVI Kal. Jun,, 
mense Majo. 
Zimmerifches Copialbuch in Donauefhingen, Bl. 42. 


1 Almenshofen, Hüfingen, B.:A. Donaueſchingen. 

? Qag bei Rotweil am Nedar. 3 Lag an der Wutach bei Bonnborf. 
+ Thunfel, B.⸗A. Staufen. 

5 Binswangen, Heiligfreuzthal, D.:A. Riedlingen. 

6 Eheftetten, D.:A. Münfingen ? 


70. — 1283, Iuli 14. MWurmlingen. 

Cünradus, miles de Wartinberce, decimam sitam in Büchain 1, 
qua ab abbati et capitulo Augie maioris infeodatus erat, et quam 
ab ipso Hainricus de Waltinstain jure possederat profeodali, facta 
sibi resignatione eiusdem, ad manus predicti abbatis ob humilem 
instantiam abbatisse et conventus monasterii in Walde publice 
resignat. 

Actum et datum in Wurmlingin ? 1283 proxima feria secunda 
ante festum Marie Magdalene, indictione undecima, subnotatis tes- 
tibus presentibus et rogatis, videlicet domino Berhtoldo, rectore 
ecclesie in Wurmlingen, domino Marscalko, fratre eius, sacerdo- 
tibus, domino Eberhardo de Luphun, dicto Vende de Riethain ? 
militibus, magistro Cünrado, ministro de Luphvn, Berhtoldo, celle- 
rario de Tutilingen, Bvrehardo de Büchaldum ?, dicto Cutili, 
fratre Fridrico, converso in Walde. 

Perg. Or. in Sigmaringen. 


An bemfelben hängt nad) Laßberg das Siegel des Ausjtellers; von deſſen Um: 
Ihrift ift nur noch erhalten: ... RTENBERG .... 


71. — 1284. Mainau. 


„Der Struß von Wartenberg“ iſt bei der Heiratsabrede zwiſchen 
Leuchtold, Freiherr von Megenäberg *, und Gertraut, der Tochter des 
Treibern Eberhart von Lupfen, zugegen. 

Klingenberger Ghronif, ed. Henne 33, Anmerkung. 


72. — 1284, Mai 26. Geifingen. 

Den Verkauf eines freieigenen Gutes zu Bvejenhain ® durd Hain 
ri und Nainolt, die Herzoge von Brfelingen ®, an die Brüder, Herrn 
Bertold, Herrn Herrmann, Hainrid und Gönrad von Sonthujen ® be= 
zeugen unter anderm der Verfäufer frunde, herre Heinrich, der Strug, 
vnd her Gönrat, die herren von Wartenberh. 

Gegeben ze Gifingen 1284 an dem nechſten vritage nad jt. Vr— 
banstage. 

Oberrh. Zeitſchr. XI, 376. 


73. — c. 1287. 


„By denſelben ziten hattent ſich ettlich herren von Swaben 
offenlich von dem küng geſetzet, und waz das ainer der von Warten— 


! Buchheim bei Meßkirch. ? Murmlingen und Rietheim, O.⸗A. Tuttlingen. 
3 Abgegangen ? + Canton Zürich. Ä 

5 Biefingen, Sunthaufen, BA. Donaueſchingen. 

6 Irslingen bei Rotweil. 


172 


berg * unb der von Helffenjtayn und der von Zollern und der von 
Nellenburg und ander herren, die e3 bel nam.“ 


Kuchemeifterd casus mon. s. Galli in den Mittbeil. bes bift. Vereins in 
Et. ®allen I, 35. 


74. — 1287, Ian. 15. Gonflan;. 


Dominus Cünradus de Wartenberch Zeuge in einer Urfunde 
Johannes von Niethufen 2, betr. Verkauf von Gütern in Neufrah? an 
Salem. 

Acta sunt hec apud Constantiam 1287 feria quarta proxima 
post octauam Epiphanie. 

Salemer Eopialbud III, 4. 


74a. — 1289, Januar 6. Tuttlingen. 


Conradus, nobilis de Wartenbere, Conrado et Eberhardo, comi- 
tibus de Landowe*, dimidium mansum in Binswangen * libere 
possidendum resignat. 

Datum Tutelingen 1289 in epiphania Domini. 

Perg. Or. Stuttgart. (Mitgetheilt von Archivrath Dr. Stälin in Stuttgart.) 


Das Siegel zeigt ben Löwen; die Umfcrift Icutet: +.S.C. DE. WAR..... RG. 
LANTGRAVI. IN. BARA. 


Herr Gönrat von Wartenberg, Herr Hainrid von Crenkingen, ber 
„Haiden“ von Crenfingen und deſſen Brüder Friedrih, Lodewig und 
Diethelm genehmigen den Berfauf von zwei Gütern zu Bofjenhain und 
einem Gute zu Haidenhouen ® dur Herrn Hermann von Sonthujen ? 
und deſſen Bruder Hainrich an das Spital zu Villingen. 

Geben 1290 an dem nehiten vritage nad jt. Bartholomäustage. 

Perg. Or. in Donauejdingen. 

An der Urkunde hängen bie Siegel des Wartenbergers, bes von Crenkingen 
und bes „Haiden“, ber fi in demjelben de Wisenburg nennt. Das des Erflern iſt 
arg verftümmelt; von der Umſchrift ift nur noch zu jehen: + S. C.......... ERG. 
J— A (Cunradi de Wartenbere, lantgravii in Bara); dasſelbe hängt an 
einer roth und gelblihen (urjprünglic weißen?) Leinenjchnur. 


1 Bweifelsohne verfchrieben für Wirtenberg, ba nirgends fonft ein Wartenberg 
als Feind Nubolfs I genannt wird, und 1287. Legterer mit Graf Eberhard von 
Wirtenberg und 14 anderen Grafen in Schwaben Krieg führte; ſ. barüber Stälin, 
Geſchichte von Wirtenberg III, 59. 

2 Wirt. OA. Saulgau. BA. Überlingen. 

* Landau, Binswangen, im wirt. O.A. Riedlingen. 

5 Biefingen, Heibenhofen, Sunthaufen, B.:A, Donaueſchingen. 


173 


76. — 1291, San. 30. Gonflanz. 

Nobilis vir Conradus de Wartenberch, miles, pro remedio 
animae suae et parentum suorum Cvnradum, dietum de Mendel- 
buron !, seryum suum cum una petia terrae, uno bove aranda, in 
villa Swarzenbach ', quam idem a se in feodum possidebat, fra- 
tribus domus Theutonicorum in Maiginowe ? donat. 

Actum Constantie 1291, III Kal. Febr. 

Perg. Or. im Staatsardive zu Stuttgart. 

Das Siegel des Ausitellers hängt an der Urkunde; deſſen Umfchrift Tautet: 

+8.0.D...RTENBERG. LANTGRAVIL IN. BARA. 
77. — 1297. 

Anſelm (sie) * und Conrad von Wartenberg geben Burkard Halber: 

ſpach, Bürger zu Rotwil, die Eigenjchaft de Homelindgutes zu Dirbheim >. 
Altes Repertorium von Rottenmünfter im Stuttgarter Staatsardive. 
718. — 1297, April 26. Rotweil. 

Herr Eünrat von Wartenberg, ain vrige, geiteht dem Grafen Hain 
rich von Vriburg, feinem Better und dejjen Wirthin, Frau Anna 6, feiner 
Muhme, und ihren Erben das Wiederfaufsreht an ihrem Theil des 
Hofes zu Evin?, „da der firchenjag ze Evingen”? in horet“, den er 
von ihnen gefauft, von diefem Tage bis St. Walpurg (1. Mai) und 
von da an über ein Jahr „inrehalb den ziln” um 90 Mark Silber, 
„Rotwiler geweges“. 

Geben ze Rotwil an deme nehiſten vritdage nach ſt. Markusdag 1297. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 

Das Siegel des Auoſtellers iſt abgefallen. 

79. — 1299, Nov. 7. Futtlingen. 

Konrad von Wartenberg jchenft den Sohannitern zu PBillingen 
dad Eigenthum des Gerichtes in Dürrheim °, das mit dem Kirchenſatze 
in den Frohnhof dajelbit gehört. 

Zutelingen, am Samstag vor jt. Martindtag 1299. 

Unter den Zeugen: ber Alber von Werbenwag?, Ritter, ber 





t Menbelbeuren, Schwarzenbadh, D.A. Saulgau. 2 Mainau, 

3 Diefelbe ift doppelt vorhanden. 

* Anjelm ift fein Wartenberger Name; obiger ift höchſt wahrfcheinlich identisch 
mit bem zu ben QJuftingern gehörigen Anfelm von Wildenftein, der nad bemfelben 
Diplomatar 1314 Werner bem Vogel wegen befjen guter Dienfte alle feine Rechte an 
einem Gute zu Welälingen und an einem Gütlein zu Airheim gibt, das zum halben 
Theile von Wildenftein Leben war. 

5 Dürbheim, O.⸗A. Spaichingen. 

6 geb. von Wartenberg. ? Ofingen bei Donauefdingen. 

B.A. Bilingen. °? Werenwag, B.:N. Meßkirch. 


174 


Hug von Waehingen !, Bruder Alber von Waehingen, Hermann 
von Hujen ?, 
Perg. Or. in Karlsrube. 
Das Siegel ift faft ganz abgegangen. 
80. — 1299, Nov. 7. Tuttlingen. 

Herr Cönrat von Wartenberg gibt die Eigenjhaft des von Winken— 
ſies (sic) Gute zu Dürrehain, das um 7 Mark Silber von Bernhart 
von Notwil gekauft ward, zu feinem und feiner Vordern Seelenheil den 
Sohannitern zu Billingen. 

Zuttelingen, Samjtagd vor Martini 1299. 

Perg. Or. in Karlsrube, 


Bon der Umſchrift des Siegels ift noch erhalten: +S.C.D.. WARTE... 
Den übrigen, jegt weggebrocenen Theil ber Umjchrift füllten, wie aus deſſen Umfang 
zu fchließen, die Worte: LANTGRAVII. IN. BARA. aus. 


81. — 1300, April 15. Badenweiler. 

Bro Anne, hern Hainrichez jaeligen tochter von Wartenberg, dez 
Stroſſes, gibt mit Willen ihres Gemahls, Graf Hainrichs von Friburg 
und ihres Vogts, Graf Hermanns von Spolte, den Sohannitern ze 
Vilingen „die eigenihaft des gerihtes, bez twinges und dez bannes 
ober das dorf ze Dorrehain um Gott und ihrer Vordern Seelen willen, 
und da fie Gemißheit hat, daß diefe Eigenihaft ohne dies zu Necht 
lollte in den Hof ze Dorrehain gehören, darin der Kirchenjat gehört, 
und welcher der Johanniter ilt. 

Ze Baden vf der burg 1300, an dem Fritage in der Oſterwochen. 

Oberrh. Zeitichr. XI, 252. 

Es fiegeln die Ausftellerin, ibe Gemahl, Vogt und Tochtermann, ber Otte, 
Graf von Strasberg ?. 

Anna's Wappen hat rechts den Freiburger Adler, Tinfs den Wartenberger 
Löwen. Umſchrift: + S. ANNE. DNE. DE. WARTEN .... FRIBVR. 

82. — 1302, März 29. Amtenhanfen. 

Johannes de Sunthausen, dietus in dem hof, Burcardi filius, 
verkauft mit Conjens feines Herrn, Konrad von Wartenberg, Land: 
grafen in der Bar, je einen Hof in Efingen, Flat * und Oberbaldingen ® 
um 20 Mark Silber Billinger Gewichts in presentia plurimorum 
testium. Littere cum sigillo comitis Conradi roborate®. 

St. Georger Jahrbücher VI (in Karlsrube). 

ı Mebingen, D.:A. Spaichingen. 2 Haufen, B.A. Mepfird. 

3 Gemabl ber Gräfin Margaretha von Freiburg, der Tochter Anna’ von 
Wartenberg. 

+ Oberfladt, O.⸗A. Tuttlingen. 5 8:4. Donauejhingen. 

6 Das Original fehlt jetzt. 





175 


83. — 1302, Juli 25. Öfingen. 

Conrad von Wartenberg fiegelte eine noch zu Neugartd Zeit im 
Archive zu St. Blaſien befindlide, jet verjchollene Urkunde „apud 
Evingen in festo s. Jacobi.* Sein an derſelben hängendes Siegel be- 
ſchreibt Neugart alfo: Sigillum rotundum in clypeo triangulari leonem 
salientem exhibet, Habsburgico simillimum, cum reliquiis in- 
scriptionis: f 8. Cunr...... ara, woraus Neugart mit Recht, wie 
Nro. 81 darthut, folgert, Conrad habe ſich 1302 Landgraf der Baar 
genannt. 

Neugart, episc. Constant. II, 349. 


84. — 1303, Aug. 10 oder 13. Wartenberg. 

Anna, die Gräfin von Wartenberg, Graf Heinrichs jel. von Frei: 
burg Gemahlin, und ihr Tochtermann, Graf Dtto pon Strazberg, ver: 
jeßen an den edeln Mann, Hainric) von Sunthufen, ihren Kelnhof halb 
zu Kilchheim ? mit feiner Zugehör, ausgenommen den Kirchenjfa und 
dag Gericht, um 10 Mark Silber „Fryburger gelötes“, 

Datum zu Wartenberg, die martyris Laurenti. 

Auszug von Pregiger in Donauefchingen, 

In einem zweiten Auszuge Pregigers fteht ald Datum: 1303, die martis 

post Laurentii. 


85. — 1304, Febr. 13. 

Anna von Wartenberg, Graf Heinrihg jel. Ehefrau von Friburg, 
ledigt da3 Frauenkloſter St. Claren zu Mindren Baſel? aller Zinſe, 
Gilten und Schulden, die es ihr von dem Gute von Babenmwilr? wie 
immer jchuldet. 

Geben 1304 an dem Donrijtac vor der alten Vaſnacht. 

Perg. Or. im Staatsardive Bajel. 
Das Siegel der Ausftellerin hängt an ber Urkunde ®. 


86. — 1305, Mai 5. Villingen. 

Herr Hainrih von Wartenberg betätigt den Verkauf je eines 
Gutes in Geptenhufen® und Euingen an da3 Klojter Amtenhaujen © 
dur) die Frau, gen. „in dem hove von Eunthujen”, Johans, ihren Sohn, 
und Schweiter Adelhait von Sunthufen um 5 Mark Silber PBillinger 
Währung und 8 Pfund Brisger Pfenninge, 

Dillingen, mitwoch nad ft. Walpurgstag 1305. 

Perg. Or. in Karlsruhe. 





1 Kirhen bei Geifingen. ? Kleinbajel. 3 Badenweiler im Breisgau. 
+ 68 zeigt ihr Allianzwappen, rechts ben Freiburger Adler, Iinfs den Wartenberger 
Löwen. Bon der Umſchrift it noch zu lefen: S. ANNE. DE. WARTENBERG.... 
5 Abgegangen, bei fingen. 6 BU. Donauefchingen. 





176 
87. — 1306, Jan. 28. 


Ein Herr von Wartenberg iſt im Gefolge König Albrechts in 
Zürid. 

Dieß folgt daraus, daß das Wartenberger Wappen (ein rother Löwe in weißem 
Feld) im Haufe „zum Loch“ in Zürich angemalt war (ſ. hierüber Mittbeilungen ber 
antiquar. Gejellichaft in Zürich XVIII, ©. 108 ff. und Tafel III, Nr. 158). 

Dasfelbe Wappen enthält auch bie befannte Zürcher Wappenrolle (Nr. 191) und 
führt heute noch ber Wartenbergifche Stammort Geifingen, verbunden mit dem Fürften- 
bergifchen Adler, freilich falſch tinftirt (blauer Löwe in goldenem Felde). 


88. — 1307, Febr. 12. PDürmentingen. 


Hainricus de Wartenberch inspectis litteris praedecessorum 
suorum, Cün. videlicet senioris de Warthinberch et H., fratris 
ejus, dieti Strüz, super donatione proprietatis bonorum in Lieten- 
velt!, quae se extendunt ad culturam septem boum, fratribus 
hospitalis domus in Alshusen facta, hanc donationem corroborat, 
quia roboratam sigillis praedietorum de Warthinberch videt. 

Datum in Thirmedingen ?, anno 1307 pridie Id. Febr °. 

Perg. Or. im Stuttgarter Staatsardive. 


Das Siegel bes Ausitellers hängt an der Urfunbe. 





89. — 1307, März 29. Wartenberg. 


Anna, comitissa de Friburgo, domina de Wartenberg, H., comes 
de Furstenberg *, et Adelhaidis magistra ac conventus monasterii 
in Amptenhusen capitulo Constantiensi praesentant Rüdolfum sa- 
cerdotem, dietum Muller, de Gisingen ad ecclesiam Evingen ex 
morte quondam Petri, rectoris eiusdem, vacantem, cuius jus pa- 
tronatus ipsis pertinet. 

Datum Wartenberg 1307, IV Kal. Aprilis, indietione V. 

Perg. Or. in Karlsrube. 


90. — 1307, Ang. 22. Wartenberg. 

Johannes von Baldingen, geieflen zu Briburg, verkauft mit 
Zuftimmung feiner Frau, der Gräfin Annen, Graf Hainrihs el. 
von Briburg eheliher Wirthin, und feine Herrn, Graf Hainrichs von 
Forſtenberg, ihres Tochtermanng, einen Hof zu Baldingen um 23 Marf 





! Fichtenfeld bei Altshaufen. 2 Dürmentingen, O.A. Riedlingen. 

I Bol. Regeit von 1276, Febr. 8, Nr. 57. 

* Graf Heinrih von Fürftenberg war Anna's Schwiegerfjohn, Gemahl ibrer 
jüngern Tochter, der Gräfin Verena von Freiburg. 


117 


Silber „Briburger geweges“ an das Klojter zu Nidingen vffen Hoven ! 
als lediges Eigen. 
Geben ze Wartenberg 1307 an dem nehiten zinjtag vor ft. Bar- 
tholomeustag. 
Perg. Or. in Donaueſchingen. 


Die Siegel (da ber Ausfteller eigenes nicht hat) der Gräfin Anne? unb bes 
Grafen Hainrid von Fürftenberg hängen an ber Urkunde. 


91. — 1308, Jebr. 5. Futtlingen. 

Herr Conrad von Wartenberg erlaubt Ulrih von Xitlingen ?, 
vasallo suo, ein Gut zu Mainhaim* an das Klojter Neidingen zu 
veräußern. 

Actum Tuttlingen, 1308 an jt. Agthatag. 

Auszug von Pregiger in Donaueſchingen. 
92. — 1308, nad Febr. 5. 

Blrih Aitlinger gibt ein Gut zu Mainheim dem Kloſter Nei: 
Dingen mit Conſens der Frau Anna, Graf Heinrichs von Freiburg 
eheliher Gemahlin, und des Grafen Heinrichs von Fürftenberg, ihres 
Tochtermannes. 

Auszug aus Gabelkhovers Collectaneen von Döpſer in Donaueſchingen. 


93. — 1309, Ian. 10. Billingen. 

Frau Anna von Wartenberg, Frene, ihre Tochter, und Graf 
Hainrich, ihr Tochtermann, geben den Johannitern zu Villingen um ihr 
und ihrer Vordern Seelenheil willen, „dem pfrondener vf der Kilchvn 
30 Pforren?, er fi ir broder oder nit,“ jährlich 20 Fuder Holz aus dem 
Holz, dad man da jpricht Vnderholtzer ®. 

Gegeben ze Vilingen 1309 an dem freitag nach dem zwoͤlftentag. 

Perg. Or. in Karlsruhe. 


94. — 1310. 5t. Blaſien. 
—— der Burger, von Giſingen vergleicht ſich mit dem Kloſter 





aloſter Moriehof in Neidingen. 

2 Dasfelbe zeigt in dem von der jetzt abgeſchliffenen Umſchrift gebildeten Kreiſe 
ohne Wappenſchild redts den Freiburger Adler, links den Wartenberger Löwen. 
Dasjelbe ift abgebildet in F. K. Fürft zu Hohenlohe: Waldenburg, ſphragiſtiſches 
Album, Beilage E zu Fürftenberg Nr. 10. 

3 Abgegangen, bei Blumberg im bad. Aitrachthal. 

+ Mauenheim, B.⸗A. Engen. 

> Pfohren bei Donauefhingen. In berfelben Urkunde verzichtet Gräfin Verena 
noch auf ben Kirchenſatz dafelbft, der ihr Pfand von ihrem Gemahl war, zu Gunften 
der gen. Zohanniter. 

6 Mald Unterhölzer am Fuße des Wartenbergs. 

Archiv. XI. 12 


178 


St. Blafien wegen des Zehntens zu Emingen in der Bar, jo daß das 
Klojter ihm davon 4 Schillinge und 1 Pfund Pfennige, die zu Emmigen 
gang und gäbe find, zu Vogtſteuer geben joll. 

Diejen Bergleih ihre8 Diener betätigen die Frau des Grafen 
Heinrich felig von Vriburg, geborene von Wartenberg, und Graf Hein— 
rich von Fürftenberg, ihr Tochtermann. 

Unter den Zeugen: Hainrih von Ammendingen, Chonrat von 
Gifingen, Johans von Swanborf ?, Chunrat von Tainingen 3. 

Ze St. Blefin 1310. 

Perg. Or. in Karlsruhe. 


95. — ce. 1311. 


Henricus de Wartemberg Wolthäter Alpirsbad). 
Gerbert, Nigr. Silv. II, 161. 


96. — 1311. 
Heinrih von Wartenberg iſt Bürge für die Grafen von Sulz. 
Auszug Pregiperd in Tonauefhingen. 


97. — 1312, Ian. 13. Futtlingen. 

H. de Wartinberg, nobilis, cum H. de Wildenvels * possessiones 
suas sitas in Bvchain ® universas cum media parte decimae maioris 
ibidem sitae quae omnia a se idem in feodo habuit, monasterio 
in Salem pro 62 marecis argenti ponderis Constant. vendidisset, has 
possessiones cum decima a venditore in monasterium transfert et 
omni juri suo in eisdem renuntiat, receptis a praelibatis partibus 
4 marcis argenti. H. de Wildenholz praemissa omnia vera esse 
profitetur sub sigillo domini H. de Wartenberg. 

Datum et actum in Tuttelingen 1312 in octaua Epiphanye, 
indictione X, testibus honorabili viro C., viceplebano in Tuttelingen, 
C. et Egelolfo „fratribus meis“ (i. e. Hainrici de Wartinberg). 

Salemer Gopialbud IV, 7, Nr. 7. 


98. — 1312, April 8. Mengen. 
H. de Wildenuels et Anna, uxor ejus legitima, vendunt mo- 
nasterio in Salem pro 62. m. arg. ponderis Constant. mediam 








ı Hohemmingen, B.⸗A. Donaueſchingen. 

? Dberfhwandorf, B.A. Stodad). 3 Thuningen, O.⸗A. Tuttlingen. 

+ Die von Wildenfels find Mannen der Freiherren von Wilbenftein. Wo ihre 
Burg lag, ift nicht befannt; Feinesfalls ift dieſelbe mit Wildenftein ſelbſt ibentifch. 
Ih möchte diefelbe in dem fog. Lenzenihlößle, einem Burgitall bei Thiergarten im 
Donautbale, vermuthen. 

5 Buchheim, B.:A. Stockach. 


179 


partem decimae maioris in Büchain, quae ex antiqua laicalis ex- 
stitit, et possesiones suas in eadem villa, videlicet curiam, quam 
colit Ber., dietus Buman, et des Ludirs gut de consensu et per 
manus domini sui H. de Wartenberg, nobilis, a quo decimam et 
possessiones in feodum possederunt. Heinrici frater, H. de Ror- 
dorf ', receptis 10 marcis argenti a monasterio dieto, omni juri suo 
in venditis bonis renuntiat. 

Actum et consummatum in Mengen? 1312 in die beati Wil- 
helmi, ind. X. 

Salemer Gopialbud IV, 6, Wr. 6. 
Das Driginal fiegelte mit Andern aud H. de Weartinberg. 


99. — 1313 15. 


H., nobilis vir de Wartenberg, pro salute animae suae et 
suorum progenitorum proprietatem juris patronatus in Dvrnun prope 
Sulgen ® et Annam, relictam, dietam de Ruggenberg*, cum liberis 
suis et omni prole illorum genita et gignenda jure sibi proprie- 
tatis pertinentem, monasterio in Salem ad restauranda damna, per 
quondam C. piae recordationis, patrem suum, monasterio illata, 
eidem donat. 

Salenıer Gopialbud) IV, 32. 


100. — 1313, Jan. 13. Engen. 


Heinrih von Wartenberg genehmigt als Lehensherr den Verkauf 
von Zehntgefällen zu Lohn und Biberen® durch Gunzlin und Eunzlin, 
Gebrüder von Herblingen?, an das Kloſter Paradies 6 und verzichtet auf 
feine Rechte zu Gunſten des Kloſters, jomwie der Kirche zu Lohn. 

Perg. Or. in Schafihaufen (mitgeteilt von Dr. Glatz in Neufra). 


101. — 1313, Juni 14. S$tokad. 


Eünrat von Wartunberd, ain vrie, gibt dem SKlofter Wald Ge: 
währe, fall3 e8 um das Gut ze Althain angeſprochen werden jollte. 

Zeugen: ber Hainri von Honburd ®, Ritter, her Wezel und her 
Johans von Riſach?, Nitter, Burdart von Walzberch !%, Burdart von 


1 Nobrborf, B.⸗A. Meßkirch. 2 O.⸗A. Saulgau. 

3 Dürmau, O.A. Riedlingen, + Inbefannt. 

5 Alle drei Orte liegen im Ganton Schaffhauſen. 

6 Santon Thurgau am Rheine, Altheim bei Meßkirch. 
° Homburg bei Raboljszell. 9 Lies Riihad. 

0 MWaldsberg lag bei Bol, B.:A. Meßkirch. 


180 


Madingen , Burdart der Orhan, Hanrid von Manbüran ?, Wernher 
ber Snider von Stoda?, Mercli der Weber. 

Geben ze Stoda an dem dunſtage nad jt. Barnabas dage 1313. 

Copie Laßbergs aus dem Archive des Kl. Wald in Donaueſchingen. 
102. — 1314, Dec. 28. 

Heinrih von Wartenberg gibt dem Gotteshaufe Friebenmweiler * bie 
Eigenihaft und alle jeine Rechte an dem Gute zu Dittishaufen *, das 
demjelben Herr Haug von Dittishaujen? gab, und das von ihm und 
feinen Vordern Lehen war. 

Geben 1314 an der unjhuldigen Kinblin tag. 

Friedenweiler Gopialbud von 1663, fol. 61, in Donaueſchingen. 


103. — 1315, Fedr. 10. Wotweil. 


Hainrih von Wartemberg wird mit Herren Covonrad, Herzog von 
Urjelingen, als Schiedsrichter von wegen der von Lupfen aufgeitellt, 
wenn zwiſchen legtern und Graf Nubolf von Hohenberg wegen der von 
diejem an jene verpfändeten Burg Lupfen Streit entjtünde, 

Ze Rotwil an dem naehſten maendage vor jt. Valentins dag 1315. 

Schmid, mon. Hohenbergica, ©. 200, Nr. 246. 


104. — 1316, Iufi 15. MNeidingen. 

Goonrat von Wartenberg verkauft der Sammlung Bifen hove bi 
Nidingen feine Vogtiteuer von Cvonrat Gofjoldes jel. Gut zu dem nideren 
Baldingen 6, die ihm jährlih 1 Sceffel Kernen und 2 Scheffel Haber 
Nidinger Me galt, und all jein Recht an diefem Gute und an Leib 
und Gut Bruder Wernhers, des vorgen. Gojoldes Sohn, um 8 Pfund 
Pfenninge alter Brisgomer. 

Dis geihad ze Nidingen ®, 1316 an ft. Margaretentage 7. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 
105. — 1319, März 12. Stodad. 

Heinrih von Warttenberg, ain vrier herre, verkauft an bie Co— 
mende Altöhujen die Eigenichaft der Lehen, welche Neynhart von Stayn— 
hoſin und defjen Bruder Vzze, Edelfnehte?, von ihm zu Haginome, 

ı Mödingen, B.:A. Conſtanz. ? Mammern am Unteriee, Canton Thurgau, 

’ Stodadh im Hegau. B.⸗A. Neuftadt. 5 Geihab 1302, April 6. 

s Unterbaldingen, B.:A. Donaueſchingen. 

’ Dbwohl Gunrat fagt, er fiegle mit feinem Siegel, jo hängt boch das Heinrichs 
von Wartenberg an der Urkunde. Die gut erhaltene Umfchrift Tautet nämlich: 
+ S. HAINR. NOBILIS. DE. WARTENBERCH. 

Dieſe verkaufen an demfelben Tage diefe Lehen an nen. Gommende. Sie nennen 
fih dabei Diener des Schenken Herman von Winterfletten, find aljo feine Warten: 
berger Dienftimannen. 


181. 


„als es da lit in Alahojer kilchſpel“, zu drien rindirn akkirs“, getragen 
haben, um 4 Pfund Pfenninge Eonft. 
Geben 1319, an ft. Gregorientag in dem merzzin ze Stockach in 
der jtat. 
Perg. Or. im Stuttgarter Staatsardive. 
Dasjelbe fiegelte der Ausſteller. 


106. — 1320, Fedr. 27. Schaffhaufen. 

An der Sühne zwiichen Graf Heinrih von Fürſtenberg und dem 
Abte Diethalm von Neichenau, der von jenem gefangen genommen 
worden war, wird u. a. beitimmt: „Wir abbte Diethelm, der vorgenant, 
verjehen auch, daz wir mit den lehen, die erb (fic) ahne, die alte grauen 
Hainriched wilent mas eheliche mwittenne von Friburg?, von Awe? ze 
leben bett, thuen jollen mit vinemen, mit leihen ald mit gemächten ir 
und wen fi es bittlichen an den ftetten, all3 ſy es begert, vnd was 
bie drey haikent, herr Gonradt von Bluemenberg *, herr Hainrich von 
Randegge? vnd herr Albreht von Glingenberg®, die wir baidenthalb 
darüber genomen hent, vnd als dich jie es haißent, mit unjere handt 
vnd mit unjerem brief. it auch, das die drey haißent, das wir da3 lehen 
trägen von dem Fhönige, das jollen wir dan thuen inventh vier meillen 
von Owe vnd jeyen nit fürbad gebunden, und jollen das thuen inrent 
ainem jar, e3 wäre danne, da3 der fhönig im die gegen nit khäme in 
der jarsfriit, jo hondt die drey gemalt fürbad, tag ze geben ain jar, 
daz ze vollefüeren.“ Stirbt einer dieſer drei Schied3männer, jo ſollen 
die überlebenden einen Erſatzmann mit gleichem Nechte zu fich nehmen, 
„ond wa wir das lihen nit vollebrechten und vollfierten, ald da vor ges 
ihriben ift, und vns die drey haifent und vns auch die drey darumb 
ihuldig geben, jo wären mir geuallen dem vor genannten grauen Hain 
rih 500 marckh ſilbers Coſtanzer gewiges,“ worüber Abt Diethalm 40 
namentlich aufgezählte Bürgen jtellt ©. 

Gopie des 18, Jabrh. in Donaueſchingen. 
107. — 1321, März %6. Conſtanz. 

Vicarii episcopatus Constantiensis generales notificant, quod 
strenuus vir Berhtoldus de Svnthusen ?”, miles, nec non Hermannus, 
rector ecelesie in Haidenhouen ”, Berhtoldus et Hainricus, fratres 

ı Hangen, D.:A. Saulgau. ? Anna von Wartenberg. 

3 Reichenau. Blumberg, B.:A. Donauefdingen. 

’ Randegg, Canton Schaffbaufen; Klingenberg, Ganton Thurgau. 

6 Zu ben Neichenauer Lehen der Wartenberger gehörte namentlih ihre Stamm: 
burg Wartenberg jelbit. 

’ Suntbaufen, Heidenbofen, B.:A. Donaueſchingen. 


182 


carnales, quondam Hainrici de Synthusen armigeri filii, curiam suam, 
sitam in Büsenhain ', unam scoposam, sitam in inferiori Baldingen , 
et in villa Baldingen ! pratum, situm ze Heichenwage, et scoposam 
unam, sitam in Geptenhusen ?, et in villa Svnthusen pratum, quod 
nominatur die Clainheige, altari beate virginis Marie in ecelesia 
Svnthusen in animarum suarum suorumque predecessorum ac pos- 
terorum remedium donaverint, statuentes de consensu nobilium per- 
sonarum, domine Anne, relicte Hainrici, quondam comitis de Fri- 
burg, domine in Wartemberg, et domini H., comitis de Fürstem- 
berg, generi eius, et domine Verene, uxoris ipsius, ad quas per- 
sonas jus patronatus diete ecclesie in Svnthusen pertinet. 

Datum Constantie 1321, VII Kal. Aprilis, indictione quarta. 

Oberrh. Zeitichr. XII, 358—361. 
Das Original hatte neun Siegel; erhalten find davon fieben. Das Siegel 


der Gräfin Anna zeigt das mehrerwähnte Allianzwappen. Umſchrift etwa zu lefen: 
+ S’. ANNE. DNE. DE. WARTENBERG. VXORIS. HEINR. DE. FRIBVRG. 


108. — 1321, Ang. 1. 
Todestag der Gräfin Anna von Freiburg. 


ALS folhen bezeichnet ben 1. Aug. das in Donaneihingen befindliche Necrol. 
Amtenhus. fol. 219, das bier bemerkt: „Die hochgeborne Anna, Gräfin von 
Wartenberg, Elijabetba und Heinrih, ihres Herrn.“ An einer andern 
Stelle (fol. 380) bemerkt biefes Necrologium: „Die bohgeborne Frau Anna, 
Gräfin von Wartenberg, Elifabetba von Wartenberg und Heinrid 
von bar haben gejtiftet ein Nebgut zu Almanſpach“? (nämlich als ihr 
Seelgeräthe an das Klofter Amtenhaufen). Heinrich ift zweifelsohne Vater der Gräfin 
Anna, alfo Heinrih Struz; wir bürfen alfo die mitgenannte Elifabeth unbedenklich 
als Mutter berjelben und Gemahlin des Struz erklären. 

Daß ber 1. Aug. wirflid der Todestag ber Gräfin Anna war, folgt ferner aus 
ber log. fürftenbergifchen Chronik des 17. Jahrh. in Donauefhingen, denn bieje jagt: 
„1320. Auffden 1. Augufti geftorben Fraw Anna, Gräffin von Frey— 
burg, geborne Freyin von Wartenberg” Da Anna noch 1321, März 26, 
thätig ift, jo fann fie nicht Schon 1320 geflorben fein, aber 1322 lebte fie nicht mehr, 
denn am 3. April d. 9. nennt ſich Graf Egon von Fürftenberg in einer Friedens— 
weiler Urfunde „Herr zu Wartenberg“, ein Titel, ben zu Lebzeiten der Gräfin Anna 
nicht einmal ihr Schwiegerſohn, Graf Heinrich, führte und überhaupt führen fonnte, 
denn Anna erjcheint bis zur legten Nennung ihres Namens als wahre und eigent- 
liche Herrin von Wartenberg. Somit ergibt fi als Todestag berjelben wirffid ber 
1, Aug. 1321. 


109. — 1325, Aug. 23. Bofweil. 
Burdard von Triberg *, ein Nitter, Dienjtmann de3 römiſchen 





! Biefingen, Ober:, UntersBaldingen, BA. Donauefhingen. 
? Abgegangen, bei Efingen. 3 Allensbad, B.⸗ A. Gonftanz. 
+ Im Schwarzwald, 


183 


Reichs, defien Mutter eine von Wartteberg war, gibt St. Georgen ein 
Gut zu Dürrheim jammt einem Leibeigenen. 
St. Georger Jahrbücher VI (in Karlsrube). 
110. — 1326, Iuli 24. Villingen. 

Cuͤnrat von Wildenftain, ain vrie, leiht den Hof, zu Norborf! 
gelegen, den Hainrih von Rain baut, Wernhern von Althain! und 
defjen Erben zu einem rechten Lehen. 

Geben ze Bilingen an ft. Jakobs abent 1326. 

Perg. Or. in Donauefhingen. 

Das Siegel bes Ausitellers ift gut erhalten; e8 zeigt deutlich den Wartenberger 
Löwen; die Umfchrift lautet: + S. CVNRADI. DE. WARTENBERG. NOBILIS. 
Diefer Conrad ift demnach Stifter ber Linie Wartenberg Wilbdenftein, die fich häufig 
von Wildenftein (im Donautbale) allein nannte. 

111. — 1332. 

Herr Burkart von Triberg, „des mutter von Wartemberg was“, 
ftiftet die Beichtigeritelle im Klofter Rottenmüniter. 

Repertorium von Nottenmünfter im Staatsardive zu Stuttgart. 
112. — 1333, Nov. 29. Bufflingen. 

Cünrat, genannt von Wartenberg, Herr zu Zutelingen, verkauft 
dem Deutjchhaufe zu Alshuſen die Eigenihaft ded Gutes zu Lüthark- 
wile?, „dez do fint ze fünf rindern ader”, um 26 Pfund Pfenninge Eonit. 

Tutelingen 1333, an jt. Andre abent. 

Perg. Or. im Staatsardhive zu Stuttgart. 
Das Siegel des Ausitellers hängt an ber Urkunde. 
113. — 1337, Dec. 7. Bürid. 

Jungher Eglof von Wildenftein, fryge, beicheinigt den erbern, 
weiſen Leuten, dem Bürgermeilter, Nath und den Bürgern von Zürich, 
in deren Dienst er ſich verbunden, die völlige Bezahlung feines Soldes ?, 

Geben Zürich mornendes nad ft. Nyclaus tag 1337. 

Perg. Or. in Zürich. 

Das theilweife zerbrochene Siegel zeigt den Wartenberger Löwen. Von ber 
Umſchrift ift noch zu lefen: + S. EGGLOLFI. D..... ENBERG. 

(Mitgetbeilt von Profeſſor Dr. Mever von Knonau in Zürich.) 

114. — 1338, Nov. 5. Tuttlingen. 

Heinrih von Wartenberg, ein Frei, gibt der Priorin und den 

Frauen in der Glaufe zu Talhaim* den Zehnten zu Efingen, den fie 





1B.⸗A. Meßkirch. ? Luditsweiler, D.:A. Saulgau. 

’ Nah dem Schweiz. Muſeum I, 86—87 quittirte derſelbe an gleichem Tage 
Zürih aud über erhaltene Entihädigung für den Abgang von Meiden (Streitroffen). 

+ Thalheim, O.A. Tuttlingen. 


184 


lange genofjen Haben, zu Lehen, und ftellt ihnen als Träger Peter 
Krellen, Cunrad und Friedrich von Emingen! und Cunrad von Er— 
zingen ?, 
Geben ze Tutlingen, in feiner ftabt, 1338, Donnerftag vor ft. 
Martinstag. 
Auszug Pregigers in Donauefhingen. 


115. — 1342, Mai 31. 
Hana? von Wartenberg ijt Bürge im Friedensvertrage zwiſchen 
der Stadt Rotweil und Conrad und deſſen Sohn Peter von Emmingen. 
Geben freitag nad) Urbani. 1342. 
Rudgaber, Geſchichte von Rotweil IT, 132. 


116. — 1342, Dec. 7. Oberndorf am Nekar. 

Junker Oſwald von Wildenftain ift Bürge für Conrat von Falken— 
ftein gegen Klofter Alpirsbach, betreffend den Kirchenſatz Waldmöſſingen“. 
Geben ze Oberndorf, ſamstag nad) ft. Niclaustag 1342. 

Diplom. Alpirsbac. fol. 43 im Stuttgarter Staatsardive. 


117. — 1344. 
Junker Oſwald von Wildenjtein verbürgt fi zum Einlager gen 
Rotwil für Hana von Schabenhaujen ®. 


Baumgartners Gollectaneen von 1785 in Donaueſchingen. 


118. — 1344, April 30. Rotweil. 
Jungher Oſwalt von Wartenberg iſt Bürge für Herman, ben 
Jäger von Conzenberg 6, defjen Iupfiiche Lehen zu Thalheim 6 betreffend. 
Geben ze Rotmil, an ſt. Walpurgs abende 1344. 
Perg. Or. in Donauefhingen. 


119. — 1344, Wai 3. 

Konrad von Wartenberg, Propft und Keller von Reichenau, ver— 
eint fih mit dem Gomenthur zu Villingen über leibeigene Leute zu 
Weigheim ®, 

Datum an jt. Urbanstag 1344. 


Baumgartners Gollectaneen von 1785 in Donauefdingen. 


1 Efingen, Hochemmingen, B.⸗A. Donauejdingen. 2 9... Waldshut. 

3 Zweifelsohne verfchrieben für Heinrih, da es um 1342 feinen Wartenberger 
Namens Hans gibt. 

O.A. Oberndorf. 5 B.⸗A. Villingen. 96 D.N. Tuttlingen. 

Nach Pregiger war Konrad fhon 1343 Propft in Reichenau; vgl. Gallus 
Ohem, Chronik von Reichenau, ed. Barad 155. Obem nennt bdenfelben Guitor, 
Keller und Propſt. 


185 


120. — 1344, Sept. 30. Rotweil. 


Cuonrat von Wartenberg, ain frige, Hofrichter von des römijchen 
Kaijerd Ludwig Gemalt und an feiner Statt auf feinem Hof zu Routwil!. 
Geben Donnerftag nad ft. Michelstag. 
Zimmerisches Copialbuch, Bl. 158, in Donaueihingen. 


121. — 1345, Juni 23. 


Bor dem Hofgericht zu Rotweil verjegt Graf Cunrat von Yürften: 
berg feiner Gemahlin Adelheit von Griejjenberg zu rechtem Pfande: 
Gifingen, die Stadt, mit Leuten und Gütern, Gijingen, die Burg, ges 
legen vor berjelben Stadt, die Mühle unter berjelben Burg an der 
Thünowe und den Laienzehnten, der „zü ben viltinan” gehört, um 
400 Mark Silber Eoftenger Gewichts ?. 

Geben ze Rotwil 1345 an jt. Johansabent ze jüngihten ®. 

Perg. Or. in Donaueldingen. 


122. — 1346, Febr. 24. Tuttlingen. 


Heinrih von Wartemberg, ein freier Herr, erlaubt Herrn Heinrich 
von Fridingen*, Nitter, feinen Bruder, Herrn Nübolfen, zum Gemeinder 
zu dem von ihm lehenbaren Gute zu Beringen* nach Xehensrcht zu 
nehmen 5. 

Geben ze Tuttelengen an ft. Mathyas tag des Hl. zwelfbotten 1346. 

Perg. Or. in Donaueidingen. 


Das Siegel des Ausftellers bat die BEN 7 S. HEINRICI. DE. WAR- 
TENB’G. MILIT. 


1 Derjelbe erjcheint jehr häufig zwiſchen 1344 und 1359 als Hofridhter. Als 
folder führte er im feinem Siegel einen einfachen, rechts ſehenden Reichsadler und 
bie Umfcrift: + S. CVNR. D'. WARTEB’G. IVDIC. CVR. ROTWIL (vgl. 
Dberrh. Zeitihr. VIII, 332. 334). Zum legten Mal finde ich ihn im biefer Würde 
am 25. Dec. 1359 (Mittbeil. des hiſtor. Ver. für Hohenzollern VIII, 79). Bon ihm 
fan biejes einträgliche, angefehene Reichsamt an Graf Rudolf von Sulz, bem Kaifer 
Karl IV am 4. Nov. 1360 das Yandgeriht bei ber Stadt Rotweil empfiehlt, 
j. Huber, A., Regeften Karl’s IV, 2. Abtheil. 278, Nr. 3401. 

? Die bier genannten Orte famen als Wartenberger Erbe an bie Grafen von 
Fürſtenberg. 

3 Ebenfalls 1345 verweist Graf Conrad von Fürſtenberg ſeine vorgen. Gemablin 
„vff das ort zue Wartenberg an ber burg, ba bie pfiſterey vnd die kuchin vnd fein 
kammer vff fteht“ um 1200 Mark Silber Wiberlegung mit Conſens des Abts in ber 
Dw, von dem es Lehen (nad Gabelkhovers Eollect. in Stuttgart I, 363). 

+ Hobenfriebingen, Böhringen, bei Rabolfszell, 

5 1360 war die Lehenseigenſchaft dieſes Gutes an bie Grafen von Fürftenberg 
gebiehen, vermuthlich durch Kauf, da die Zuttlinger Linie der Wartenberger mit den 
legtern ſich nie verjchwägert bat. 


186 


123. — 1347, Dec. 31. Bottenmünfter. 
Der erber geiitlid Herr, her Georie Wartenberger, gen. von Wilden: 
ftain, Chorherr ze jant Gallen und Probit ?. 
An ft. Silveiterdtag 1347, ze Notenmüniter. 
Cod. trad. Sangall. I, 588. 


124. — 1348, Mai 6. Billingen. 

Hermann, der Jeger von Tuttlingen ?, verfauft fein Gut zu Thal- 
heim an Elsbeth von Tannegg? um 30 Pfund Heller mit Conſens 
Herrn Heinrichs von Wartenberg. 

Billingen, zinjtag nad) jt. Walpurgstag 1348. 


Baumgartners Gollectaneen in Donaueſchingen. 


125. — 1350, Febr. 11. Rotweil. 

Günrat von Wartenberg, ain frier Herre, Probit des Gotteshaujes 
in der Nychenoume, belehnt im Namen der Söhne feined Bruders jelig 
den Cünrat da Hindenan, Sohn Johanſen da Hindenan von Bihain *, 
Burger von Routwil mit einem zehendeli zu Eſchingen“, da3 vordem 
Burfart in dem Hofe von Sunthujen bejaß. 

Geben zu Routwil an dem nehiten dunritag vor jt. Valtinstag 1350. 

Riezler, Seid. von Donauefhingen ©. 70 6, 


126. — 1351, Januar 20. 

Graf Johans von Fürltenberg bittet Herrn Wernher von Zimmern, 
da er „an ainem pferit“ Conraten von Wildenjtain, Landrichter auf 
bem Hofe zu Notwil, 6 Pfund Heller jchulde, in feinem Namen dieje 
Summe demjelben, falls er ein Pferd Faufe, auszuzahlen. 

Geben an jt. Fabiani und Sebajtianitag 1351. 


Zimmerifches Copialbuch, Bl. 276, im Donaueihingen. Bol. Zimm, 
Ebronif III, 175. 


127. — 1351, März 16. Reutlingen oder Wiedlingen. 
Conrad von Wartenberg, St. Johannig Ordens, verzichtet auf 
die Güter jeiner Brüder Oswald, Friedrich und Heinrich von Warten 
berg gegen eine Jahresrente von 10 Piund Heller aus dem Zoll zu 
Tuttlingen, 
Es fiegelt mit ihm jein lieber Vetter, Herr Conrad von Warten: 


1 Nämlich der zu St. Gallen gehörenden Propftei Ebringen im Breisgau, 

? Derielbe, der oben Nr. 118 Jäger von Gonzenberg heißt. 

B.⸗A. Bonndorf. + Aufen bei Donaueſchingen. 5 Donauefdingen. 

6 Das im Donauelhingen befindliche Original zeigt das Neichenauer Propft- 
fiegel, aber ſehr befhäbigt; unter dem Bild des Patrones ift in eigenem Schilde ber 
Wartenberger Löwe. Bon ber Umfchrift find nur noch wenige Buchſtaben erkennbar. 


187 


berg, Probit und Keller in der Nichenow, und jeine lieben Oheime, 
Herr Eglolf, Ritter, und Albreht von Stüßelingen!, Werner und 
Johannes von Schmweindorf ?. 
Geben zu Nütlingen an jt. Gertruden abendt in der faſten 1351. 
Auszug Pregipers in Donaueſchingen. 


128. — 1351, Och. 14. Juttlingen. 

Djwalt von Wartenberg, Ritter, und Friederich und Hainrid von 
Wartenberg, Gebrüder, geben ihre Leibeigene Mahthilden, des Sunt— 
huſers Tochter, von dem oberen Baldingen ihrem lieben Herrn, Graf 
Günraten von Fuͤrſtenberg, Landgrafen in der Bar, gegen Mathilden, 
Volkmars Tochter von dem nidern Baldingen. 

Geſeriben ze Tuttlingen an dem naditen fritag vor it. Gallen 
tag 1351. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 


Die Siegel ber Ausfteller führen den Wartenberger Löwen. Don ben lm: 
Ihriften find? noh zu leſen: 1)+S....SWALDI D’. WARTEB’G. 
2) + HAINR. X. NOBIL. DE. WARTEBG. 


129. — 1359, Oct. 15. 
Friedrich von Wartenberg wird Bürge für feinen Freund Rainald, 
Herzog von Urslingen. 
Geben 1353, ft. Gallenabend. 


Altes Repertorium von Rottenmünfter im Stuttgarter Staatsardive. 


130. — 1354, April 28. 

Oswald von Wildenjtain, ain frie, ſchlichtet Streitigkeiten zwiſchen 
jeinem „rund Hainric von Blumenberg, dez Kalpfen ijt“ ?, und Herrn 
Johanſen von Blumenberg, dem jungen, Ritter. 

Geben an dem nehiten maentag vor jt. Walpurg tag. 

Perg. Or. in Donaueldingen. 


131. — 1356, Dec. 13. 

Der edel rei, Friderich von Wartenberg, gibt in jeinem und des 
edeln Freien Oßwald von Wartenberg, Nitterd, Namen ihre gemein= 
jamen Lehen vor Abt Eberhard von Reichenau mit dem edeln Freien 
Albredten von Steuglingen und dem vejten Nitter, Herrn Hainrichen 
von Blumberg, dei Karpfen ift, auf und bittet, daß all die Xehen, 
melde er und fein vorgenannter Bruder von Reichenau gehabt, nämlich) 
Vogtei und Maieramt zu Tutlingen, die Wiefen, Acer, Holz und Feld 
Steußlingen, D.:U. Ehingen. 2 Ehwanborf, BA. Stodad, 

’ Eine Linie der Herren von Blumberg bei Donauefhingen beſaß bis in’s 
15. Jahrh. hinein Hobenfarpfen, O.A. Tuttlingen. 


— 


188 


und die Viſchenz, im Quttlinger Bann gelegen, jammt den dazu ge: 
börigen Leuten, ferner die Leute und Güter in den Dörfern zu Effingen, 
Baldingen, Sunthujen, Bettenhujen !, foviel fie da haben, Nendingen ?, 
den Kirhenfaß und die Laienzehnten daſelbſt, und die Lehen, die fie zu 
Tutlingen und den vorgenannten Dörfern zu leihen haben, „ihnen mit 
einander in ainer gemain verliehen werden”. Darauf leiht Abt Eber— 
hard „in gemain” dieſe Stüde Albredten von Steußlingen, Herrn 
Hainrihen von Blumenberg, dem vejten Ritter, Herrn Eglofen von 
Steußlingen, Eonraden und Hainihen von Steußlingen, des vorgenannten 
Albrechts Söhnen, Hanjen, dem Truchjejjen, des vejten Ritters, Herrn 
Hanjen, Truchjeffen von Diekenhofen ? Sohn. 
Geben 1356 an jt. Yucientag. 
Pregigers Auszug in Donaueldingen. 
132. — 1359, Januar 3. 

Oswald von Wartemberg, Nitter, leiht auf Bitten der Urjula 
von Helmädorf *, eheliher Hausfrauen des Friedrich Gremlich? jelig, 
und de3 Johann von Schmeindorf, meiland ihre Tochtermannes, den 
Zehnten zu Gebharbömeiler ®, den fie von ihm zu Lehen getragen, dem 
Diethelm Gremlih und feinem Bruder. 

Perg. Or. in Sigmaringen. (Mitgetheilt vom f. hohenzoll. Archivar Schnell.) 
133. — 1359, Zuli 30. 

Dswald von Wartenberg, Frei, Nitter, verjegt mit Genehmigung 
ſeines Bruders Friderihen von Wartenberg feiner Hausfrau Clara, 
geb. von Landau, Tutlingen, die Stadt, Leut und Gut mit aller Zu: 
gehör, mit Zwing und Bann, Gerichten, Steuern, Fällen und aller 
Ehehafte, was alles Lehen von Neichenau it, um 2600 Gulden für 
ihre Heimjteuer, jo daß diejelbe, Graf Eberhart3 von Landau Tochter, 
und ihre Erben dieje Stüde als rechtes Pfand nutzen jollen, bi3 Oswald 
oder feine Erben fie wieberlöjen. 

Geben 1359 feria secunda prius? Petri Apostoli. 

Auszug von Pregiper in Donaueſchingen. 
134. — 1360. 

Georgius, abbas monasterii 8. Galli, dotem et patronatum ec- 

clesiae in Kilchdorf® domino Oswaldo de Wartenberg propter 





1 Lies Geptenhujen. 2 O.⸗A. Tuttlingen. 3 Am Rhein im Thurgau. 

+ Bei Immenſtaad am Bodenſee. 

5 Die Gremlid waren reichbegüterte zu Ravensburg und Pfullendorf anfäffige 
Geſchlechter. 

6 Bei Salem, B.⸗A. Überlingen. Dafür iſt wohl post zu leſen. 

® Kirchdorf, B.:A. Villingen. 


189 


fidelia sibi et suo monasterio praestitas ervitia donavit anno 1360, 
ut latius patet in registratura noviter descripta fol. 105. 


Annales succincti Augiae Divitis (Handſchrift bes 18. Jahrh. auf ber 
Staatsbibliothet zu Münden) sub anno 1446. 


135. — 1360—79. 


Georg von Wartenberg, genannt von Wildenjtein, Abt zu St. 
Gallen. 

Mülinen, Helvetia sacra II, 95. 

Derjelbe war 1347 (j. oben Nr. 123). Bropft zu Ebringen, 1357 Werkdefan 
und Propft im Breisgau. Seine Wahl zum Abte wurde vom Papfte nur auf ein 
befonderes Empfeblungsichreiben des Kaifers Karl IV am 16. Oct. 1360 beitätigt. 
Abt Georg führte zuerft unter den Abten von St. Gallen neben dem Gtiftswappen 
auch das feines Gefchlehts. Über benfelben ſ. Arx, Geſch. von St. Gallen II, 66-78, 
und Arr, Geſch. von Ebringen 18, Mittheil. des bift. Vereins von Et. Gallen II, 2 
und XI, 125, Badian, Chronik der Äbte von St. Gallen, ed. Gößinger I, 457—465, 

Durdy diefen Abt Georg vermuthlich kamen bie MWildenfteiner in näbere Bes 
rührung zu ben Geſchlechtern der Etabt St. Gallen; wenigitens ift ibr Wappen in 
die Wappentafel der St. Galler Abelsinnung zum „Nothveititein‘ und ihr Name in 
die Matrifel berfelben als Ehrenmitglieder eingetragen. Gegründet wurde dieſe 
Innung im 14. Zahrb.; fie follte, was ſchon ihr Name befagen will, ein feiter 
Stein in ber Noth fein, daher auch ihr Gefellichaftshaus, ein burgäbnliches Gebäude, 
als feites Bollwerk gegen die Außenfeite hart an einen Hauptthor der Stadt gelegen, 
äußerft wehrhaft geftaltet war. (Mitgetheilt von Präfident A. Naef in Et. Gallen.) 


136. — 1361, Dec. 13. Oberndorf a. A. 


Oswalt von Wartemberg, Ritter, ift Hauptbürge für Hainrich 
und Zaifolf, Gebrüder von Lupffen, gegen Hanin, den Süngling, 
Bürger von Wolffach, dem diejelben 15 Pfund Heller und 15 Eier jähr: 
liden Geldes au8 dem Dorf ze Troffingen t für 150 Pfund Heller ver: 
Ihrieben haben. 

Geben ze Oberndorf an jt. Zucyentag 1361. 

Zimmerifhes Gopialbuh Bl. 96—97 in Donaueſchingen. 


137. — 1362, März; 10. Conſtanz. 


Oswaldus de Wartenberg, libere condicionis miles, eröffnet dem 
Biihofe Heinrih von Conſtanz oder defjen Generalvicar, dak er als 
patronus ecclesie parrochialis in Nendingen ! dem Tauſche biejer 
Kirche per discretum virum Hainricum, dietum Linder, rectorem 
ecclesie in Nendingen, gegen jene zu Münolstorf? cum discreto viro 
Friderico de Wartenberg, rectore ecelesie parrochialis in Münols- 


I DNA. Tuttlingen, 2 Mindersborf in Hobenzollern. 


190 


torf jeine Zuftimmung gegeben habe und bittet um bie bifhöfliche Be— 
ftätigung. 

Datum Constantie 1362, VI Idus Martii, ind. XV. 

Perg. Or. in Karlörube. (Mitgetheilt von Ardivdirector Dr. Roth von 
Schredenflein.) 

Am Driginale hängt das Siegel des Ausftellers, deſſen Umſchrift Tautet: 
+ S’. OSWALDI. DE. WARTENBERG. MILITIS. 

Nach zwei weitern im Karlsruhe befindlichen Urkunden beftätigt an bemfelben 
Tage dieſen Pfründentaufh Nbt Eberhard von Reichenau als Patron der Kirche 
Muünolstorf, und befiehlt ebenfalls am 10. März Bifchof Heinrih den Defanen zu 
Etodah und Meringen?!, die beiden Pfarrberren in die ertaufcten Pfarreien zu 
inveftiren 2. 

138. — 1362, April 5. 

Herr Oswalt von Wartenberg, Ritter, iſt Bürge im Heirathäbriefe 
Walter von Hohenklingen mit der Gräfin Kunigunde von Fürftenberg. 

Donjtag nad) ingandem Abrellen. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 


Dswald ift bier nicht als „Frei“ bezeichnet, obſchon unmittelbar vor ibm Peter 
von Hewen und ein Krenfinger ausbrüdlid „frye* genannt werden. Sein an ber 
Urkunde bängenbes Siegel bat die Umſchrift: + S. OSWALDI. D'. WART...... 
MILIT. 


139. — 1362, Ang. 10. 

Oswalt von Wartenberg, den man nennt von Wildenjtain, ver: 
mittelt mit Graf Conrad von jjürjtenberg und Herrn Hans von Blum: 
berg, genannt der Gebur, zwiſchen Albreht von Magenbüd ? und Herrn 
Wernher von Zimmern, 

Geben an ft. Zaurentistag 1362. 

Zimmeriſches Copialbuch Bl. 123—124 in Donauefhingen. 


140. — 1364, Januar 13. 

Herr Oswald von Wartenberg, Nitter, verjegt mit Conſens bes 
Lehensheren, Abt Eberhards von Reichenau, feines Oheims, Frau Claren 
von Landau, feiner Hausfrau, die Viihenz zu Nendingen um 200 Pfund. 

An st. Hilary tag. 

Auszug Pregipers in Donaueſchingen. 


141. — 1366, April 26. Prag. 


Karl IV, bittet den Abt von St. Gallen, „des edeln Oswaldes 
von Wartemberg, genannt von Wildenjtein, fune eynen, die wir dorzu 
1 Möhringen, B.⸗A. Engen. 

2 Bol. Roth von Schhredenftein, Gefh. von Mainau 293. 
3 In Hohenzollern. 


191 


geebelt vnd gefriet haben“, im fein Stift zu nehmen und ihm eine ge— 
wöhnlihe Pfründe zu geben. 
Geben zu Prage, am funtag nad ft. Georgen tag, feiner Reiche im 
20., des Kaiſerthums im 12. Jahre. 
Zimmeriſches Gopialbuh Blatt 2376 in Donauefhingen. 


142. — 1366, Juni 15. Juttlingen. 


Ofmalt von Wartenberg, Ritter, und Friedrich von Wartenberg, 
Gebrüder „fryge herren“, eignen den erbern Knechten Andres und 
Hans von Mendelburen dag Gütlein, da3 fie von ihnen ze Hirſſegg zu 
Lehen gehabt haben. 

Geben an ft. Vits tag 1366 ze Tutlingen. 

Perg. Or. im Staatsarchive zu Stuttgart. 

Die Siegel beider Ausjteller fehlen. 


143. — 1366, Dec. 2. 


Oſwalt von Wartenberg eignet die halbe Eigenſchaft der Güter, 
der Mühle und des Weihers ze Ragenruti, welche Chuͤnrat Hagenomwer von 
Eulgen ? und Hans, der Galler, von Althujen von ihm zu Lehen ge: 
tragen, und die allezeit von jeinen Vordern Lehen geweſen find, den 
genannten Lehenzleuten. 

Geben 1366, mitwoch nad jt. Andrestag. 

Perg. Or. in Stuttgart. 
An der Urkunde hängt das Siegel des Ausftellers. 


144. — 1367. 


Frau Anna von Zutlingen, Nonne zu Rottenmünfter 2, vermadt 
der Pitanz ihres Klofters 2 Malter Kernen aus einem Gute zu Frit— 
lingen ?, damit man ihren und Herrn Konrads von Wartenberg, eines 
Klofterherrn zu Reichenau, Jahrtag begehen möge. 


Altes Repertorium von Rottenmüniter ©. 256 in Stuttgart. 


145. — 1367, Zuti 1. Villingen. 


Oſwald und Fridrich, Gebrüder, von Wartenberg, Herren ze Dut- 
lingen, eignen bem erbern Manne Johanſen von St. Gallen zu Alf: 
huſen die halbe Mühle ze Nagenruti, die von ihnen bisher Lehen gemejen. 

Geben an Dornitag vor ft. Vlrihstag 1367 ze Vilingen. 

Perg. Or. in Stuttgart. 
Die Siegel beider Ausfteller hängen an ber Urkunde. 


! Saulgau, wirt. Oberamtsjtabt. 2 O.⸗A. Rotweil. 


146. — 1367, Nov. 27. 

Friberih von Wartenberg verkauft jeinen halben Theil und feine 
Rechte an der Stadt Tutlingen, was alle er von Reichenau zu Lehen 
hat, an feinen Bruder, Herrn Oswald. 

Uff jamftag post Conradi. 

Auszug Pregipers in Donaueſchingen. 


147. — 1370, FJebr. 9. 

Herr Oswalt von Wartenberg und fein Bruder Friedrich von 
Wartenberg werben bei der Berpfändung des Dorfes Wolterdingen 
durch Graf Hug von Fürftenberg für diefen Bürgen. 

Samstag nad ft. Agathentag 1370. 


Perg. Or. in Donaueſchingen. 


148. — 1370, März 17. Billingen. 
Sriderih von Wartenberg jiegelt die Lehensaufgabe Conrats von 
Steußlingen gegen die von Gundelfingen. 
Geben ze Vilingen an ft. Gerdrut tag 1370. 
Perg. Or. in Donauefdingen. 
Das Siegel des Wartenbergers ijt ſehr beichäbdigt. 


149. — 1372. 

Graf Rudolf von Sulz verjchreibt Herrn Oswald von Warten: 
berg und feiner Hausfrau Clara von Landau die Vogtei der Stadt 
Tuttlingen, die Burg dajelbit, Effingen und Oberbaldingen und Halb 
Sunthaujen, das er alles von ihnen gekauft, zu lebenslänglicher Nuß- 
nießung. 

Auszug Pregigers in Donaueldingen. 
150. — 1372. 

Graf Rudolf von Sulz übernimmt die Schulden ſeines Oheims 
Oswald von Wartenberg, Ritters, und feiner Hausfrau Clara von 
Yandau, darunter 1000 Gulden an Friedrich von Wartenberg, 600 Gul- 
den an Rubin von Blumenberg, 100 Pfund Heller an Gerien von 
Zupfen, 85 Pfund Heller an die Maierin von Trofjingen ', der 
Tochter Wernherd von Schweindorf ? jel., und ihre Kinder, die fie bei 
Conrad dem Maier von Troffingen jel. gehabt hat. 

Auszug Pregipers in Donaueſchingen. 
151. — 1372, Nov. 20. Wadolfzell. 

Abt Eberhart von Neichenau belehnt mit der Vogtei über die Stadt 
zu Tuttlingen, mit der Burg daſelbſt, mit fingen, Oberbaldingen und 


ı DNA. Tuttlingen. ? Schwandorf, B.A. Stodad. 


193 


halb Sunthaujen und mit aller Zugehör diefer Güter, die fein Oheim, 
Herr Oſchwalt von Wartenberg, an Graf Rudolf von Sulz verkauft 
bat, den lebten und jeine Erben. 
Geben zu Radolfszell 1372, ſamſtag vor ft. Gatharinentag. 
Gopie bes 17. Jahrh. in Donaueldingen. 
Es fiegelte der Abt und Oswald von Wartenberg. 


152. — 1373, FJebr. 24. 

Eberhart von Kungsegg !, Ritter, trägt jeinen alloden Hof unter 
Kungsegg, genannt Hiltmishufen ?, dem Grafen Heinrich von Fürften- 
berg zu Lehen auf, weil letsterer den Hof bei Sulgen !, genannt Swarzen- 
pach!, den er und feine Vordern von Türjtenberg zu Lehen getragen, 
dem erbern Hanſen Lullin von Sulgen geeignet bat. 

Geben 1373 an ft. Mathiastag. 

Perg. Or. in Donauefdingen. 

Das Siegel des Ausftellers zeigt die befannten Fönigseggiihen Weden; bie 
Umſchrift ift abgeſchliffen. 

Aus dieſer Urkunde folgt, daß auch die Wartenberger Linie zu Wartenberg 
(und alſo auch ihre Erben, die Grafen von Fürſtenberg) einen Antheil an der 
Schuſſenrieder Verlaſſenſchaft beſeſſen haben. 


1524. — 1373. 

Graf Nudolf von Sulz verjchreibt (wiederholt) dem edlen Ritter 
Oswald von Wartenberg und feiner Frau Clara von Landau Tuttlingen 
Stadt und Burg, Eifingen, Oberbaldingen und halb Sunthaujen, das fie 
an ihn vordem um 3150 Gulden verkauft haben, zu lebenslänglichem Leib— 
geding, jo daß ein Gatte den andern beerbt, gegen jährlich 5 Schilling Heller. 

Auszug Pregigers in Donaueſchingen. 
153. — 1374, Hebr. 25. 

Konrad Bock kauft um 100 Pfund Heller die Hälfte von Stetten 
ob Notweil von den Gebrübern Egnolf, Gerie und Oßwald von Warten 
berg, gen. von Wildenjtein, welche diejelbe von den von Falkenſtein als 
Pfand erhalten hatten. 

Beichreibung des Oberamts Rotweil 527. 


153. — 1375, April 5. 
Görg von Wartenberg, gen. von Wildenſtein, ein Freiherre, Bürger 


ı Königsegg, Saulgau, Schwarzenbach, wirt. O.“«A. Saulgau. 

2 Jetzt Milpishaus, |. Befchreibung bes Dberamts Saulgau 231. Unzweifels 
baft ift bier das Hiltewishufen zu fuchen, nad dem ſich eine Nitterfamilie bes 
13. Jahrh. benannte (Oberrh. Zeitichr. I, 336), und das id in ben Acta s. Petri 
in Augia (Oberrh. Zeitſchr. 29, 24) nicht zu deuten mußte. 

Archiv. XL 13 


194 


Neimenburg 26 Scheffel Noggen jährlichen, alle Jahre auf den zwölften 
Tag nad) Weihnachten zu Neüwenburg zu gebenden Zins ab dem halber 
Theil des Laienzehnten, der gen Dme bei Neimenburg gehört, um 
26 Mark „Fryburger brandes und Neümenburger geweches“. Als 
Bürgen ftellt er Konrad Homwarth, feinen Wirth, und Rutſchin Wiler, 
auch Bürger in Neimenburg. 

Es fiegeln Bürgermeilter und Nath von Neümenburg. 

1375, Donnerstag nad) ft. Ambrofientag. 

Huggle, Geh. von Neuenburg a, Rhein II, 182. 


Markgraf Otto von Hachberg, von dem biefer Zehnten zu Lehen rührt, beftätigt 
diefen Verkauf 1375, Samstag vor dem Maitag (28. April). 


154. — 1379. 
Egenolf, Geori und Oswald von Wartenberg, gen. von Wilden: 
jtein, verpflichten jich, die Gebrüder Burkhard und Ulrich von Neuned 1 


an der Veſte Nedarburg ? nicht mehr zu irren. 
Beichreibung bes Oberamts Rotweil 322. 


155. — 1379, Juni 30. 
Oswalt von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, Frie, Hofrichter 
zu Notwil, im Namen und anjtatt Graf Rudolfs von Sulz ?. 
Schmid, monum. Hohenberg, nr. 651, p. 630. 


156. — 1380. 

Dsmalt von Wartenberg gibt einen halben Huben zu Nendingen 
dem Klojter Beuron zu eigen. 

Wirtenbergiiche Jahrbücher 1838, Heft 1, ©. 208, 
157. — 1380/81. 

Beim Tode Friedrichs von Wartenberg fallen jeine Neichenauer 
Lehen, nämlich Nendingen, Leut und Gut, dem Stift Reichenau anheim. 
Seine Erben find feine Töchter Sophia, Gemahlin Hanjen Krömel von 
‚sreundegg *, und Leuggin, Hausfrau Walthers de3 jüngeren vom Hof 
zu Conjtanz, deren Lehenäträger 1351 Herr Johannes Trucjeß 
Nitter, gen. Blumglanz, it. Weitere Töchter Friedrichs find Agnes 
und Wendela; jeine rau war Frau Lüggen von Namftein ®. 

Auszug von Pregiger in Donaueſchingen. 











1 DON. Freudenſtadt. ? Bei Notweil. 

3 Als Vicebofrichter erfcheint Oswald nod 13832, Oct. 8 (Herrgott, geneal. 
Habsb. III, 740). Nah Pregiger foll er ſchon 1360 als foldyer genannt werben. 
Diefe Angabe ift jedoch zweifellos irrthümlich. 

Ruine bei Abldorf, D.:A. Horb. 5 von Diekenhofen. 

6 Bei Schramberg im wirt. Schwarzwald. 


195 


158. — 1380, März 24. 5chaffhauſen. 


Burkart und Egbreht von NRandenburg !, Gebrüder, verfaufen des 
Hebers zu Beggingen ! Gut al3 freieigen um 33 Gulden an das Klofter 
Allerheiligen an deſſen „jahrzit” und verbürgen ſich für ihre Schmeiter 
Glaren, Oſwaltes von Wartenberg, den man nennt von MWilbenftain, 
ehelihe Hausfrau, und deren Erben, daß auch fie diefen Kauf jtäte 
Halten follen. 

Geben ze Schaffufen 1380 an dem Heiligen aubend ze Ditran. 

Perg. Or. in Schafihaufen. 


An der Urkunde hängen die nicht gut erhaltenen Siegel beider Ausfteller, 
(Gütigſt mitgetheilt von Staatsarhivar Wildberger in Schaffhaufen.) 


159. —— 1380, Nov. 27. 


Eglof von Wartemberg, gen. von Wildenſtein, ein Frei, Hofrichter 
zu Rotweil anſtatt und im Namen des Grafen Rudolf von Sulz 2. 
Weizfäder, deutſche Reichstagsaften I, 191. 


160. — 1380, Dec. 24. 


Egnolf, Geric und Ofjwald von Wartenberg, gen. von Wilden- 
ftein, Freie, Schulden dem ehrenmwerthen Diemon, Schultheißen zu Dorn: 
ftetten?, Bürger in Notweil, 60 rhein. Goldgulden, die nach Belieben 
desjelben in Notweil oder in Horb heimzuzahlen find. Bürgen: Zaifolf 
von Lupfen, Egnolf und Erhart, Brüder von Balkenftein, der Namftein 
ift, Heinrich der Maier von Trofjingen. 

Geben an dem Hl. Weihnahtsabend 1380. 

Glatz, Negeiten von Rotweil ©. 44. 


1 Ganton Schaffhaufen. 

? Nach Pregiter fol Eglolf auch 1381 als BVicebofrichter genannt werden. Ich 
fand ihn als ſolchen jedoch zwifchen 1380 und 1394 niemals erwähnt. Vom 
28. Juli 1394 an aber erjcheint Eglolf fehr häufig als Vicehofrichter bis in’s Jahr 
1419 hinein. — Nach der zimmerifchen Chronik (I, 240) fol noch 1434 Eglolf Hof: 
richter geweſen fein; allein diefe Angabe ift irrig, ba der dabei mitgenannte Graf 
Eberhart von Werbenberg ſchon 1416 geftorben ift, und dba die Chronik (I, 241) 
ſelbſt jagt, das Nechtsgeihäft, das vor Eglolf als Hofrichter 1434 ftattgefunden hätte, 
fei ungefähr 15 Jahre vor dem Ankauf Jungnau's durch die Werdenberger, der 1420 
geihah, vollzogen worden. Man wird aljo ftatt 1434 in biefem alle 1404 oder 
1414 zu leſen haben. — An gleicher Stelle behauptet bie zimmerifche Chronik auch, 
daß Eglolf zu Wildenftein an ber Eſchach (bei Rotweil) gehaust habe; wenn bieje 
Angabe überhaupt ftihhaltig ift, fo muß Eglolf vor 1399 zu Wildenftein geſeſſen 
baben, weil von biefem Jahre an bie von Kürned als Herren ber gen. Burg er= 
fcheinen (Beihreibung des Oberamts Rotweil 459). 

3 D.:N, Freudenſtadt. 

13* 


196 


161. — 1381, Januar 17. 

Eglolff, Gerye und Oswald von Wartenberg treten an ihren lieben 
Oheim, Herrn Wernhern von Zimmern, ab den Layenzehnden, den die 
Gremlih von Pfullendorf ze Sipplingen 1, dem Dorf, in Zwing und 
Bann haben, der Lehen von der Herrihaft von Wartenberg gemejen, 
und deſſen Lehenihaft an fie erblich gefallen und angeitorben 2 ift. 

Geben an dem nehiten gütem tag nad) jt. Hylarien tag, dez zwain- 
zigoften tag ze Wihenechten 1381. 

Zimmerifches Copialbuh BI. 311 in Donauejhingen. 
Bal. Zimmerifche Chronif I, 191. Das Driginal fiegelten alle drei Ausiteller. 


162. — 1381, Mai 3. 

Engolff von Wartenberg von Wildenjtein verfauft jein Recht und 
Gut in Peterszell, Milbah und Hodenbrunnen? an St. Georgen um 
50 Pfund Heller. 

Et. Georger Jahrbücher VII in Karlsruhe. 


163. — 1381, Iuli 21. Motweil. 

Diem, der Schultheiß von Dornitetten, übergibt der Stadt Rot— 
weil die Gilten und Schulden, jo die Junker Egnolf, Georg und Os— 
wald von Wartenberg, gen. von Wildenftein, ihm jchulden. 

Geben Rotweil an M. Magdalenen abend 1381. 

Glatz, Regeiten von Rotweil ©. 45. 


164. — 1382, März 12. 

Eglof von Wartenberg von Wildenjtein verfauft an St. Georgen 
um 73 Pfund Heller die Vogtei zu Peterdzell, Milbah und Hoden 
brunnen. 

St. Georger Jahrbücher VII in Karlsrube. 


165. — 1383, Iuni 18. 

Eglolf von Wartenberg verjpriht, dag die Veſte Schiltegg * jtet3 
offenes Haus der Stadt Notweil fein ſolle. Bürge biefür iſt jein 
Bruder Oswald. 

Datum donjtag vor Johannis jungichten 1383. 

Langen, Geld. von Rotweil 385. 
Graf Rudolf von Hobenberg nämlih hatte demfelben 1382 Schiltegg weg— 


genommen und den Notweilern zur Beſetzung überlafien, die dasſelbe aber noch 1382 
dem Wartenberger wieder zurüdftellten. 





1 Am Bodenfee bei Überlingen. 

2 Durd das Erlöfchen der Tuttlinger Linie. 

3 Veterszell und Mühlbach, BR. Villingen; Hochenbrunnen abgegangen ? 
» Bei Schramberg, O.⸗“A. Oberndorf. 


197 


166. — 1383, Juni 18. Rotweil. 

Eoloff von Wartenberg, genannt von Wildenftein, urkundet, daß 
er mit Zuftimmung des Grafen Rudolf von Hohenberg auf Antrag 
Gonrad3 von Stein von Richenſtein! von dem Schuldheiß Würth 
von Mottweil und Heinrih dem Dietinger, Bürger in Nottweil, 
mit der Beite Sciltegg belehnt worden. Denen von Rottweil ver: 
ſpricht Egloff Lehenpfliht zu Halten. Oßwald von Wartenberg ge: 
nannt von Wildenjtein, Bruder Egloffs, fiegelt diefe Urkunde mit dem 
Berjprehen, wenn er die Veſte Schiltegg erbe, ebenfall3 Lehenpflicht 
zu halten. 

Geben Rottweil Donnerdtag vor St. Johann zu Sungihten 1383. 

Eopie aus dem 18. Jahrh. in Notweil. (Mitgetheilt von Dr. Glatz, 
Pfarrer in Neufra.) 
167. — 1384, Ang. 6. 

Egnolf von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, verjeßt dem edlen 
Jakob Freiburger, Bürger in Rotweil, und feinen Erben um 17 Pfund 
Heller einen Maiden? unter der Bedingung, daß berjelbe diefem jede 
Naht */, Biertel Haber füttern jolle. 

Geben jamjtag vor ft. Laurenzitag 1384. 

Glatz, Regeften von Rotweil S. 49. 
168. — 1384, Sept. 20. 

Egnolf von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, gibt feinem Obeim 
Johann von Zimern Gemwalt, den Zehnten zu Gutenftein? und Bil: 
fingen * nad Gefallen zu verjeßen, zu verkaufen ober zu behalten. 

Geben an jt. Matheus abent 1384. 

Perg. Or. in Donauefcdingen. 
Das Eiegel bes Ausftellers ift jehr verborben. 
169. — 1386. 

Die Gemeinde Mühlheim a/Donau kauft von der Edelfrau Luggard 
von Wartenberg, der ältern, die Hälfte der Veſte Kraftjtein ® mit allen 
Zugehörden um 40 Pfund Heller. 

Mühlheimer Gemeinderegiftratur. (Mitgetbeilt von Rentamtsverwalter 
Wiefer in Mühlheim.) 
170. — 1387. 

Die Stadt Mühlheim kauft von der Edelfrau Luggard von Warten: 

tenberg, ber jüngern, Ehefrau des Walters von Hof in Conſtanz, 


1 DA. Ehingen an ber Donau. Stammfit ber befannten Familie Stein ift 
Rechtenſtein an ber Donau, D.:R. Ehingen. 

3 Streitroß. B.⸗A. Meßlkirch. 

Bei Sigmaringen. 5 O.A. Tuttlingen, 


198 


Probe genannt, um 80 Pfund Heller die Hälfte der Veſte Kraftitein 
mit Zugehörbe. 
Mühlheimer Gemeinberegiftratur. (Mitgetheilt von NRentamtsverwalter 
Wieſer.) 
171. — 1387, Mai 20. 

Georg von MWartemberg, gen. von Wildenftein, einigt ſich mit den 
Markgrafen Hand und Heflen von Hachberg dahin, daß fie fein Lehen, 
nämlich den von ihm an Ulman Wirt, Bürger zu Neuenburg, verjeßten 
Zehnten „in Dumer, im Hader, in Dugheim ? und in Müllheimer ? 
Bännen und um Neuenburg ebenſo löjen dürfen, mie er ober feine 
Erben jelbit. 

1387, Montag vor Pfingjten, 

Sachs, Geſch. von Baben I, 449. 


172. — 1388. 
Jahrtag Egnolff3 von Wartenberg, gen. von Wildenftein. 
Angabe des Necrolog. Villinganum nad Baumgartners Collectaneen in 
Donaueſchingen. 
173. — 1389, ZFebruar 23. 
Suffyg von Wartenberg jtiftet an das Kloſter Kirchberg ? jährlich 
1 Pfund und 10 Scilling Heller aus einer Wiefe am Nedar unter 
der Wittinger ? Brud zu einem Seelgeräthe. 
Mittheil. des Vereins für Geſch. in Hohenzollern VIII, 72, Nr. 10. 
Das Siegel ber Ausftellerin hängt am Originale. 


174. — 1389, April 25. 

Hand Kröwel von Frundegg und Vyg von Wartenberg, feine ehe= 
lihe Wirthin, bekennen, mit Junker Hanjen von Zymern um alle An— 
ſprüche und beionderd von der Schuld wegen von Brunna* quitt ge— 
worden zu fein. 

Geben an ft. Marcudtag 1389. 

Zimmeriſches Gopialbudy BI. 15 in Donauefhingen. 


175. — 1389, Suli 4. 

Hans Krömel ab Frundeg und Fye von Wartenberg, feine eheliche 
Wirthin, verkaufen einen Zins zu Witingen an den frommen Knecht 
Geryen von Nümeneg um 20 Gulden. 

Geben an jt. Vlerinstag 1389. 


Perg. Or. in Donauefdingen. 


1 Auggen, Mühlheim, Neuenburg im Breisgau. 
2 O.⸗ Sul. ° Weitingen, O.⸗A. Horb, 
+ Schloß Bronnen im Donauthal. 


199 


176. — 1389. 


Hanjen Kröwels Wittwe, (Viga) von Wartenberg, verkauft mit 
ihren Kindern Friedrih, Hainrich und Hänslin 1389 Frundegg, die 
Burg, dazu das Dorf, ihren Antheil, den-Hof, den ihr Mann von Diem 
von Richtenvelz t gekauft hat, dazu 3 Morgen Weingarten zu Pfeffingen ? 
am Heßlach gelegen, Aigen und Lehen, um 1750 Pfund Heller an 
Konrad von Wittingen, der im gleichen Jahre damit von Dfterreich be: 
lehnt mwurbe. 

Beihreibung des Oberamts Horb S. 126. 


177. — 1390, Ang. 4. 


Egnolf und Oswald von Wartenberg, Brüder, gen. von Wilden: 
ftein, dulden dem Günther von Mundelfingen ?, Burger zu Villingen, 
und Hanjen, dem Fuchs, ſeßhaft zu Villingen, 25 Pfund Heller. 

Geben an ft. Oswalds Abend 1390. 

Glatz, Regeften von Rotweil ©. 52, 


178. — 133. 


Herr Eberhart * von Wartenberg bürgt für Nigelwart von Falken: 
ftein und deſſen Sohn Berthold gegen Stephan Bollen, Bürger zu 
Rotwil. 

Auszug Pregitzers in Donaueſchingen. 


179. — 1393, Mai 12. 


Eglof von Wartenberg, gen’ von Wildenftein, legt die Fehde der 
Stadt Rotmweil mit Heinrich von Hornberg > bei. 
Montag vor Chriſti Himmelfahrt 1393. 
Rudgaber, Rotweil II, 133. 


180. — 1394, Juli 11. Rotweil. 


Frau Viga von Wartenberg, Hanſen des Kröwels jel. eheliche 
Hausfrau, verzichtet für ſich und ihre Kinder auf alle Anſprüche gegen 
Herrn Hanſen von Zimmern, nachdem er ihr in Folge der Vermittlung 
des edeln Egnolff von Wartenberg, gen. von Wildenſtain, Cunrat, des 
Bocks, Cunrat Hagge und Hans Engelfrit, Bürger ze Rotwil, 34 Gul— 
den gegeben hat. 

Geben ze Rotwil an dem ſamſtag vor ſt. Margarethen tag 1394. 

Zimmeriſches Copialbuch in Donaueſchingen. 


Ruine bei Glatt in Hohenzollern. 2 O.A. Balingen. 
’ B:N. Donaueſchingen. + Pies Eglolf. 5 8:4. Triberg. 


200 


181. — 1394, Juli 18. 


Marfgraf Heſſo von Hachberg verfauft um 736 Gulden an die 
Sohannitercommende Billingen feine Zehnten in deu Amer, Müllheimer 
und Hader Bännen und um Nemwenburg mit aller Zugehörde, es jeien 
Korn: oder andere Zehnten, wie fie von dem von Kürneck herrühren, 
und wie fie Georg von Wartenberg, gen. von Wildenftein, von dem 
Markgrafen zu Lehen hatte, nachdem er dieſes Lehen von Georg von 
Wildtenberg und defien Brüdern Oswald und Egnolff wieder an fi 
gekauft hat. 

1394 am nächſten Samstag nad jt. Margarethen tag. 

Huggle, Gefch. der Stadt Neuenburg a. Rhein I, S. 93, Nr. IX. 


182. — 1397, Nov. 28. 


Der fromme, velte Junker Oswald von Wartenberg, gen. von Wil: 
denitein, fiegelt ben Verkauf von Zehnten in Mundelfingen an die Herrn 
von Schellenberg * durch Peter von Gronburg ?. 

Geben Mittmodh vor Andrestag 1397. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 

Das Siegel ift abgefallen. 


183. — 1398, Mai 1. 


Oswalt von Wartenberg bezeugt den Revers jeines Oheims Con: 
rad von Blumberg, den Verkauf von Almshofen betr., gegen Conrab 
von Scellenberg. 

Geben an dem Maitag 1398. 

Perg. Or. in Donauejdingen. 

Das Siegel ſehr verborben. 


184. en 1399, Der. 8. 


Oswalt von Wartenberg und Conrad Stähelin, Bürger zu Bil- 
lingen, vergleihen Anna, Wittwe Heinrichs von Blumberg, und Graf 
Heinrih von Fürftenberg wegen ber erjteren Güter zu Dittiöhaujen 
und ihres Vogtrechts zu Döggingen. 

Geben mentag nad ft. Nikolaus tag 1399. 

Perg. Or. in Donauefdingen. 

Das anhängende Siegel bes Wartenbergers zeigt in einem ſchrägſtehenden Schilde 
ben Löwen, barüber einen Helm mit einem Löwen ald Zierbe; beide ſiehen in einer 
geigenförmigen gothiſchen Einfaſſung; die Umfcrift lautet: + S. OSWALDI. DE 
WARTENBERG. f 


! Damals Herrn von Hüfingen. 
* Grünburg bei Umadingen, B.:4. Donaueidingen. 


201 


185. — 1401, Sc. 31. Rotweil. 
Oswald von Wartenberg, gen. von Wildenftein, bezeugt den Ver— 
fauf eines Theiles von Almshofen! an die von Schellenberg. 
Rotweil, Allerheiligen abend 1401. 
Perg. Or. in Donauejdingen. 
Am Originale yängt das in Nr. 184 beichriebene Siegel. 


186. — 1402, Oct. 15. 

Oswald von Wartenberg, gen. von Wilbenjtein, iſt Träger des 
fürftenbergijhen Leheng, der Vogtei des Thales Kirnach, für das Klofter 
St. Georgen. 

Perg. Or. in Donauefdingen. 


187. — 1404, Auguft 5. 

„Item Auncher Oſwalt von Warttenberg, genannt von Wilden: 
ftain, ijt burger an finem halben Hufe, gelegen im Niet, waz Eberhart 
Studen, wider den Aggenhujer, ipsa die Oswaldi anno 1404. 

Eintrag in dem 1401 angelegten Bürgerbuche der Stabt Villingen. 


188. — 1404, Nov. 16. Donaueſchingen. 

Heinrich Brendli von Donauefhingen fit im Namen feines gnädigen 
Herrn, Junker Oſchwalts von Wartenberg, gen. von Wildenftain, 
öffentlich zu Donauejchingen wegen eines Zinſes aus einem dem rauen: 
altar in Mundelfingen zu Donaueſchingen gehörigen Lehengute zu Gericht. 

Geben ze Tunoweſchingen an ft. Othmarstag 1404. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 
Das Siegel Oewalds von Wartenberg ift abgefallen. 


189. — 1405. 
Junker Oswald von Wartenberg, gen. von Wildenftain, fiegelt die 
Ergebungsurkunde einer Frau von Ashain ? an das Stift Zurzach?. 
Huber, Urkunden des Stiftes Zurzach 11. 


190. — 1406, April 21. 

Oswald von Wartenberg, gen. von Wildenftein, der ältere, ijt Mit: 
fiegler beim Verkauf der Mechte feines Oheims Conrad von der alten 
Blumberg zu Almshofen an die Herrn von Scellenberg. 

Geben Mitwod vor Georgi 1406. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 
Das Siegel Oswalds fehlt. 


—— 


I Almenshofen bei Donaueſchingen. 
3 Aajen, BA. Donauefhingen. ° Ganton Argau. 


202 


191. — 1408, April 18. 

Der edle Junker Oswalt von Wartenberg, gen. von Wildenitain, 
jiegelt einen Schuldbrief Graf Heinrichs von Fürftenberg gegen die Stadt 
Wolfach. 

Geben an der mitwochen nad) dem Hl. öſterlichen tag 1408. 

Perg. Or. in Donaueldingen. 
Das Eiegel Oswalds ift das von Nr. 184, 


192. — 1408, 3uli 30. 

Johann von Tierberg 1, der ältere, wird Träger der fürjtenbergifchen 
Lehensvogtei des Thales Kirnah für das Klofter St. Georgen anitatt 
Oswalds von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, der dem Klojter die 
Trägerſchaft aufgejagt hat. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 


193. — 1408, Sc. 31. 

Junker Oſchwalt von Wartenberg, gen. von Wildenjtain, der 
ältere, derzeit jeßhaft zu Donauejhingen, fiegelt den Kauf einer Korn 
gilt in Mundelfingen durh Conrad von Scellenberg. 

Geben Gutentag vor Allerheiligen tag 1408. 

Perg. Or. in Donaueldingen. 

Das Siegel Oswalds iſt abgefallen. 


194. — 1409, Dec. 6. 

Junker Oswald von Wartenberg, gen. von Wildenſtein, ift Zeuge 
in einem Schuldbriefe ded Grafen Heinrich von Fürſtenberg gegen die 
Städte Wolfah, Haslad) und Hauſach. 

Geben an ft. Nycolaus tag 1409. 

Perg. Or. in Donauefdingen. 

Das Siegel Oswalds ift abgerifien. 


195. — 1410. 
Herr Albreht Thumb von Neuburg ( 1462) heirathet Urfula, 
Freifrau von Warttemberg ?. 
Mitgetheilt aus dem freiherrl. Thumb'ſchen Arhive zu Unterboihingen von 
Pfarrer Staib in Köngen. 
196. — 1411, Ict. 16. 
Oswald von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, ſchlichtet den Streit 


DM. Balingen. 
2 Urſula war um 1400 im Frauenzimmer der Gräfin Antonia von Wirtenberg, 
ſ. Steinhofer, neue wirt. Chronif II, 572. 


203 


zwifhen Hans von Krenkingen und Conrad von Scellenberg wegen 
des Zehntens in Almshofen. 
Geben an ft. Gallentag 1411. 
Perg. Or. in Donaueſchingen. 
Das Siegel ift das von Nr. 184. 


197. — 1412, Jufi 15. 


Nitter Eglolf von Wartenberg, gen. von Wildenftain, bejiegelt den 
Verfauf eines Theiles der Stadt Hayingen * von den Herrn von 
Zimmern an die von Gundelfingen. 

Geben an jt. Margreten tag 1412. 

Zimmerifches Gopialbud Bl. 9 in Donaueſchingen. 


198. — 1414. 


Herr Eglolf von Wartenberg, gen. von Wildenftain, fagt aus, wie 
e3 der Frevel zu Peterzzell halber zwiſchen ihm, al3 er die Vogtei da- 
jelbjt inne gehabt, und Cunzen Hagg gehalten worden ei. 

St. Georger Jahrbücher VII in Karlörube, 


199. — 1416, April 18. 


Todestag der Urjula von Wartenberg, Freiin, Gemahlin des Ritters 
Albreht Thumb von Neuburg. Sie Liegt begraben zu Köngen bei Ch: 
lingen a / Neckar. 1417 ftiftet ihr Gemahl zu ihrem Seelenheile einen 
Sahrtag zu Köngen. 

Auszug Pregigers in Donauefhingen. 


200. — 1417, Sept. 17. 


Oswalt von Wartemberg, gen. von Wildenftein, ift Zeuge beim 
Berfaufe Bachheims ? an die von Almshofen durch Albreht von 
Blumberg. 

Geben fritag nach des hl. crußstag zuͤ herbit. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 

Das Siegel ift das von Nr. 184. 


201. — 1418, Wei 29. 


Sunfer Oswald von Wartenberg, gen. von MWildenjtein, ift Schieds— 
richter zwifchen Hainrih von Sunthufen und Brun von Lupfen. 
Sontag nad) corporis Christi 1418. 


Zufpruh Bruns von Lupfen 1433 ꝛc. (Handſchrift im Karlsruher Generals 
Landes⸗Archive.) 


1O.A. Münfingen. 2 BA. Donaueſchingen. 


204 


202. — 1418, Aug. 28. 


Eglolff von Wartemberg, gen. von Wilbenjtain, ain frye, eignet 
zu feinem, feiner Borbern und Nachkommen GSeelenheil da3 Zehendlin 
zu Eidingen, dad von ihm Lehen war, und das vormals Johanſen 
Sohn Dahindenan von Vffhain beſaß, der Bruderjchaft bei dem heiligen 
Kreuze zu Rotwyl, angejehen folder Gutthaten und Almojen, die da 
durch diejelbe täglich armen Leuten gejchehen. 

Geben an ft. Pelagien tag 1418. 

Niezler, Geih. von Donaueihingen ©. 76. 


Das Siegel Eglolfs ift am Driginale vorhanden, von der Umfchrift jedoch nichts 
mehr lesbar. 


203. — 1421. 


Conrad von Wartenberg, gen. von Wildenjtain, verkauft Schilted, 
die Burg, an Bernhard und Sophie von Aumw!. Bon diefen fam fie 
an die von Neuneck?. 

St. Georger Jahrbüder VII in Karlsrube. 


Nah Pregipers Auszug (in Donauefhingen) gehörten damals zu Schilted zwei 
Höfe bei Burgſtall gelegen. 


204. — 1421, Mai 25. 

Berhtold, Schulthais von Hüfingen, und Anna von Warttemberg, 
gen. von Wildenftain, feine ehelihe Hausfrau, ſeßhaft zu Vilingen, ver: 
faufen mit Zuftimmung Hainrichs, des Schulthaiffen, Berhtolds Bru— 
der, an Hand Glungge, Bürger zu Vilingen, ihre zwei Theile des gen 
Reichenau lehenbaren Scultheißenzehntens zu Qunoweihingen um 
62 Pfund Heller. 

Geben vff ſt. Urbantag 1421. 

Riezler, Gef. von Donaueidingen ©. 77. 


205. — 14241453. 


Egenolf I de Wartenberg, natus de Wildenstein, Abt von 
Gengenbad). 
Gerbert, hist. Nigr. Silv. II, 236. 


206. — 1424, Dec. 22. Rotweil. 


Bertolt, Schultheiß von Hüfingen, und feine Gemahlin Anne 
von Wartenberg , gen. von Wilbenftein, vergleihen ſich mit der Herr: 
haft Wirtenberg über die Zahlung der 200 Gulden, melde die Frau 





ı Glieder der noch blühenden Familie von Ow. 
2 O.A. Sul. 


205 


von Wirtenberg, die von Mayland, gen. Annen, für ihre Dienfte in 
ihrem Frauenzimmer verjchafft Hat. 

Zeugen: Annas Brüder, der Abt von Gengenbah und Konrad von 
Wartenberg, gen. von Wildenftein. 

Geben ze Rotwil freitag nah jt. Thomas tag 1424. 


Perg. Or. in Stuttgart. 


207. — 1427, März 12. 

Der edel und veit Cunrat von Wartenberg, gen. von Wildenftain, 
verkauft an des Jünglings Meſſe zu Wolfah 8 Gulden und 8 Hühner 
jährlihen Zin® von und ab dem Schloß Schiltegg und Zoll, Leuten 
und Gütern dajelbit. 

Geben an jt. Gregorientag 1427. 

Erwähnt in einer Urkunde für gen. Meſſe von 1526 in Donaueſchingen. 


208. — 1428-1454. 

„Her Fridrih von Wartenberg, von Wildenjtain geporen, des vor: 
dern fryen gemejen jyen und ſich durch ire gemachel entfrugt hatten, 
de3 mütter aine von Nandenburg was, ain conventherr zit ſt. Bläfy ! 
und brobit zü Klingnow“?, wird Abt zu Neihenau, und jtirbt als 
jolher 1454, 31. Dezember. 

©. über ihn Gallus Oheim 159—63 (Bibl. des Stuttg. literar. Ver. 84); 
Schönhuth, Reichenau; Freib. Diöcefanardhiv IV, 232—86; Mone, 
Quellen II, 235. Belonders eingehend reden über Abt Friedrich die 
Annales suceincti Augiae Divitis (Handſchrift in Münden). 

209. — 1428. 

Der Bruder 3 des Abts Friedrih von Neichenau ertrinft in der 
Kinzig, al3 er demfelben in Straßburg Tud) und Gewand bringen 
wollte. Man jagt vom Abte, „das er, nad) dem er fined bruͤders tod 
innen ward, numerme vecht fröhlich gejehen wurd“, 

Derjelbe Bruder war bei der Wahl Friedrichs zum Abte thätig. 

Oheim a. a. D. 159 und 160. 


210. — 1428. 

Abt Friedrich von Neihenau und fein Bruder, Abt Egloph von 
Gengenbah, vertragen fi mit ihrer Schweiter Anna von Wartenberg 
und deren Gemahl Bruno Wernher von Homberg ? dahin, daß die 
Veite Schiltegg mit ihrer Zugehörde gen. Frauen jein und bleiben joll. 
Ferner ſoll die Kirche und der Kirchenſatz zu Kilhdorf? im Brigenthal 
beiden gen. Prälaten zuftehen, dagegen ihre Schweiter den Zehnten zu 





ı &t. Plafien. ? Im Argau. 3 Der Name wird nicht genannt. 
» Hornberg im Schwarzwalb. > Kirchdorf, BA. Villingen. 


206 


Überachen 1 lebenslänglich nutzen und ihren Leibeserben gen, Kirchenſatz 
ſammt dem Überaher Zehnten folgen; ftirbt diejelbe aber ohne Leibes— 
erben, fo fallen beide Stüde an die zwei Prälaten. Aus dem Zehnten 
zu Überaden endlich find 2 Malter Korngeldes, die Oſchwald von 
Wartenberg den Barfüßern zu Billingen für Abhaltung feiner Fahrzeit 
verichafft hat, und Frauen Anajtafia von Wartenberg, des Klojters zu 
Friedenweiler? Meijterin, 12 Malter Korngeld zu Leibgeding und jähr- 
licher Lieferung zu reichen. 
Annales succincti monasterii Augiae Divitis. 


211. — 1431, April 12. 

Hainrih Günburger zu Rotwil, der mit Hanna Mäjlin von 
Annen von Wartenberg, Bertolt Schulthaifjen von Hufingen fel. Haus— 
frau, und Hainrichen Schulthaiffen von Hüfingen, ihrem Scmager, 
deren Drittheil am grofjen Zehnten zu Tegkingen? und deren Halbtheil 
am fleinen Zehnten daſelbſt vor Zeiten gekauft hat, veräußert dieſe 
Theile an gen. Hanna Mäjlin, worauf Heinrid, Graf von Fürftenberg, 
legtern damit belehnt. 

Geben donrftag vor dem fonnentag Mifericordia domini 1431. 

Perg. Or. in Donauefdingen. 


212. — 1451, Mai 25. Pillingen. 

St. Georgen Fauft von Hank Geißli, Bürger zu Villingen, Zinje 
aus Gütern zu GSumredtshufen und Mönchmweiler*, die Lehen find 
von Wartenberg ®. 

Et. Georger Jahrbücher VII in Karlsruhe. 


213. — 1434. 

Abbas in Gengenbach Egolfus decimas frumenti in Kilchdorf 
sibi a sorore sua Anna de Wartenberg legatas Balthasaro de 
Wartenberg ®, germano suo fratri, libera voluntate tradidit. 

Annales Augiae Divitis (in Münden). 


214. — 1439. 
Balthasarus de Wartenberg portionem suam haereditariam 
sibi ex jure patronatus et decimis in Kilchdorf competentem ven- 
didit abbati Friderico eiusque monasterio Augiensi pro 100 fl. rh., 


überauchen, BU. Villingen. 2 B.:N. Neuftabt. 

3 Döggingen, B.⸗A. Donaueſchingen. + Bei Villingen. 

5 Weitere Wartenberger Lehen in Mönchweiler erwirbt St. Georgen am 
18. Mai 1435 (nad) derfelben Quelle). 

6 Nach Pregigers Auszug in Donaueihingen war B. Gemablin Dorothea, die 
Tochter Nubdolfs von Balded und der Agnes von Schellenberg. 


207 


et ut sorori suae Endlin de Wildenstein, moniali in Veltbach , 
unum plaustrum vini et quatuor librae nummorum annuae dotis 
loco tribuantur. 

Annales Augiae Divitis (in Münden). 


215. — 1442, Sepf. Bürid. 

Friedrich III legitimirt den Eglof von Mildenjtein, alias de War- 
tenberg ex abbate et soluta muliere, et quod etiam possit deferre 
arma progenitorum suorum legitimorum. 

Chmel, Regesta Friederici IV, p. 127, nr. 1162. 


216. — 1444, Januar 4. 

Der veite Balthajfar von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, thädigt 
zwijchen Dorothea von Schnellingen ? und Alber von Gippichen ? wegen 
der Berlafjenihaft Rudolfs von Echnellingen. 

Geben Samftag vor der drei Könige Tag 1444. 

Perg. Or. in Donauefdingen. 

Balthajars Siegel ift abgefallen. 

217. — 1444, Juli 14. 

Vertrag zwiſchen Heinrid” Semüller, Bürger zu Hüfingen, und der 
ehrwürdigen, geiftliden Frau, Frau Anaftafien von Wartenberg, gen. 
von Wildiftein, Meifterin des Gotteshaufes zu Fridenwiler, wegen der 
dieſem Klojter gehörigen Seemühle zu Hüfingen. 

Geben zinjtag vor ft. Margreten tag 1444. 

Perg. Or. in Donaueſchingen. 
218. — 1446. 
Balthajar von Wildenjtein ift Schultheig von Gengenbad). 
Pragmat. Geſch. des Haufes Hohengeroldseck ©. 169. 
219. — 1446. 

Balthasarus de Wartenberg, postquam dominus Egolphus de 
Wartenberg, abbas in Gengenbach, domino Friderico de Warten- 
berg, abbati Augiae Majoris, germano suo, portionem suam de 
jure patronatus et decimarum in Kilchdorf contradidit, omni juri 
suo sive quaesito sive quaerendo sive habito sive habendo ab- 
renuntiat. 

Annales Augiae Divitis (in Münden). 


220. — 1453. 


Fridericus, abbas Augiae Majoris, ex haereditate sua tradidit 
monasterio suo ecclesiam in Kilchdorf cum decimis ibi et in 


ı Feldbach, Canton Thurgau. ? Im Kinzigthal. 


208 


Ubrach, ob quod a conventualibus suis pro suae suorumque ani- 
marum salute anniversarium ad nostra usque tempora quot annis 
rite celebratur. 

Annales Augiae Divitis (in Münden). 


221. — 1453, Mai 23. 

Hana von Leinftetten 1, Vogt zu Nofenfeld !, Heinrih von Gült— 
fingen ? und Wolf von Rofenfeld verjchreiben Balthafar von Warten 
berg, gen. von Wildenjtein, 5 Gulden jährlihen Zind aus des erit- 
genannten Gehauß zu Oberndorf. 

Geben Mittwoch in der HI. Pfingſtwochen 1453. 
Nah dem Driginale in Stuttgart mitgetheilt von Archivrath Dr. Stälin. 


222. — 1459-61. 


Egenolf II von Wartenberg, Abt von Gengenbad). 
Gerbert, hist. Nigr. Silv. II, 236. 


223. — 1460, Sannar 13. 

Neverd Caſpars von Kirnegg? ald Trägers von St. Georgen 
gegen Baltafjar von Wartenberg, gen. von Wildenftein, wegen ber 
Güter von Sumerzhofen bei Münchmeiler. 

Hilarii 1460. 

St. Georger Jahrbücher IX in Karlsruhe. 
224. — 1460, April 7. Brudfal. 

Baltafer von Wildenftein, Schultheiß zu Gengenbad, consiliarius 
Wurtembergicus, wird al3 Schiedsrichter im Bündniß des Kurfürften 
Friedrich von der Pfalz mit dem Grafen Eberhard von Wirtenberg im 
Falle von Streitigkeiten der Verbündeten unter ſich miternannt. 

Dt. Bruchsal, feria 2 post dominicam Palmarum 1460. 

Datt, de pace publica p. 194, $ 108. 
225. — 1462, März; 10. Conflanz. 

Balthajar von Wartenberg, Schultheiß zu Gengenbad, bittet ala 
Gejandter des Kurfürften Friedrih von der Pfalz die Eidgenofjen zu 
Coſtentz, Mitwoch nad Invocavit, um Hilfe gegen die Feinde jeineg Herrn. 

Tſchudi, eidgen. Geſch. II, 622—623. 
226. — 1463. 

Herr Balthafar von Warttenberg, genannt von Wildenftain, Yand- 
vogt der Herrihaft Hohenberg. 

Zeitfchrift des Freiburger hiſtor. Vereins II, 176. 


1 D:N. Sulz 2 IN. Nagold. 3 Bei Billingen. 


209 


227. — 1463, März; 10. Gonflanz. 

Balthajar von Warttemberg, gen. von Wildenftain, und Berthold 
von Winndegt !, Benollmächtigte des Kurfüriten Friedrich von der Pfalz, 
erjtrefen gemeinjam mit den Gejandten des Herzogs Ludwig von 
Baiern:Landöhut den nah Konjtanz auf vergangenen jt. Michaelätag 
angejegten, dann auf Reminijcere (6. März 1463) verſchobenen, aber 
nicht zu Stande gekommenen gütlihen Tag zwiſchen den Erzherzogen 
Albreht und Herzog Sigmund einer und den Eidgenofjen anderſeits 
auf fommende Sonnenmwenden (24. Juni 1463). 

Fontes rerum Austriacarum II, Abtbeil. II, 125, Nr. 19. 

Vol. Tſchudi, eidgen. Geſch. II, 625—626. 

228. — 1467, Nov. 25. 

Baltajar von Wartenberg, gen. von Wildenjtein, leiht feinem Oheim 
Gaipar von Kirnegg ald Träger von St. Georgen die Acer zu 
Sumerzhofen. 

Et. Georger Jahrbücher IX in Karlsruhe. 
229. — 1468, Juni 10. 

Balthafar von Wartemberg, gen, von Wildenjtein, Landvogt, wird 

von der GErzherzogin Mechthild zu ihrem Zejtamentserecutor ernannt. 
Zeitfehrift des Freiburger hiſtor. Vereins II, 212, 
230. — 1470, Mai 22. 

Balthajar von Wartenberg, gen. von Wildenjtain, Landvogt in der 
Herrihaft zu Notemburg am Nedar, Lehend: und Ambahtmann des 
Kloſters Gengenbad. 

Oberrb. Zeitihr. XVI, 401. 
2302. — 1471, Dec. 3. 

Landvogt Balthafar von Wartenberg zu Wildenjtein ? vergleicht mit 
der Erzherzogin Mechtilde und anderen Graf Eberhard von Wirtenberg 
und Markgraf Karl von Baden wegen der jtreitigen Schagung im 
Dorfe Tuttlingen ꝰ. 

Steinbofer, wirtenberg. Ghronif III, 193. 
231. — 1476, Aug. 22. 
Hainrid von Buch“‘ reverfirt als Träger von St. Georgen gegen 


I In der Ortenau. 

2? Nah dem Nefrolog des Klofters Feldbach (Diöc.:Arhiv VII, 294) ftarb 
Balthiser de Wartenberg, frater monialis (vgl. Nr. 214) am 2. Mai ungenannten 
Jahres, vermuthlich 1472. 

3 Dietlingen bei Pforzheim, 

+ Die von Bud find fürftenbergiiche Lehensmannen, von welchem Orte aber fie 
fih nannten, vermag ich nicht zu fagen. 

Arhiv. XI. 14 


210 


Hans Jacob von Bodman, Bormund feines Better Wilhelm von 
Martenberg, gen. von Wildenjtein, über die Güter zu Sumerzhofen. 
Dornftag vor Bartholomei. 
St. Georger Jahrbücher IX in Karlerube. 
232. — 1481, Ang. 5. 

Der edle und veite Wilhelm von Wartenberg, gen. von MWildenitein, 
belehnt St. Georgen mit den Yehengefällen zu Sumerzhofen. 

Oswaldi 1481. 

St. Georger Jahrbücher IX in Karlsruhe. 
233. — 1487. 

Auf dem Neichdtage zu Augsburg erlangt Herr Johans Wernher 
von Zimmern die Freiheit, „demnad in wenig jarn barfor die freiherren 
von MWildenjtain, mit denen der uralte jtamın, auch ir ſchilt und helm 
vergraben, mit tod abgangen“, daß er und jeine chelichen Leibeserben 
derjelben Schild und Helm, nämlich „ain roten leonem in weißem feld 
und ain rote hirsprujt mit aim weißen gehuren auf dem helm”, quartiert 
neben dem Zimmern’ihen Wappen führen und ſich einen Herrn zu 
Wildenſtein jehreiben dürfen. 

Zimmerifche Chrönif I, 454 und III, 291. 


Unreibbar jind folgende Stüde: 

234. Ghriitan Schedler jchreibt am 15. April 1550, dak der 
Dreifaltigkeitäfaplanei im Münſter Neichenan Stifter, vor mehr denn 
100 Jahren, ein Herr von Wartenberg gemwejen, der an biejelbe die 
Pfarrkirche Niedberingen ! mit dem Patronate ergeben habe. 

Driginalbrief in Donaueichingen. 


235. Am 17. Sept. feierte das Kloſter Amtenhaufen den Jahres— 
tag einer Frau Dthilia von Wildenitein. 

Necrol. Amtenhus. fol. 261 (Handſchrift der f. Hofbibl. zu Donauefchingen). 

236. Den Schluß diefer Sammlung möge folgende von bem Abte 
Gaifjer zu St. Georgen aufbewahrte Sage bilden: 

Saepe etiam ex una familia geniti et, quod mireris, germani 
fratres capitalia inter se odia exercuerunt. Sic fama est, duos e 
familia baronum Wartenbergensium, quorum unus vetus castrum, 
quod modo in ruinis jacet, alter novam, quae superest, arcem 
habitabat, germanos acri inter se bello digladiasse. 

Mone, Quellenfammlung der bad. Landesgeſch. II, 451. 


1 B:N. Tonaueihingen, 





Beiträge 
zur 


Geſchichte der Kiftercienjer-Hlöfter 
Schönthal und Alergentheim, 


Von 


€. Schnell, 


Arbivar in Sigmaringen. 


I 
Die Äbte des Kloſters Schönthal. 


User da3 frühere und wegen feiner jhönen Lage mit Recht jo 
genannte Männerklofter Schönthal des Ciſtercienſer-Ordens be: 
merkt ein im Sahre 1720 für das General-Capitel amtlich angefertigter 
Catalog Folgendes: 

„Schönthal (Vallis speciosa), zuerjt ein Filial des Klojterd Maul: 
bronn, hernach aber des Reichs-Gotteshauſes Kaijersheim, liegt im Bis: 
thum Würzburg, im Odenwald (Silva Ottoniana), an dem Fluſſe Jart, 
an der Grenze von Franken und Schwaben, wurde erbaut von Wolfram 
von Behenburg im Sahre 1157, welcher hernach in jeinem neu ges 
ſtifteten Kloſter den Eiftercienfer-Drden angenommen hat, ala ein Laien— 
bruder dajelbjt gelebt hat und geitorben iſt. Dieje Stiftung haben 
veihlih vermehrt die edlen Herren von Berlichingen, deren Begräbnifje 
in dem SKreuzgange zu jehen find.“ 

Hiezu iſt noch beizufügen, daß unter dieſen Grabdenkmalen auch 
jenes des befannten Götz (Gottfried) von Berlichingen jich befindet mit 
der Angabe, daß derjelbe Donnerftag, den 23. Juli, Abends 6 Uhr, des 
Jahres 1562 in einem Alter von mehr ala 80 Jahren gejtorben jei. 
Bon der eijernen Hand iſt aber auf dem Grabmale nicht? zu entdeden. 

Über das Klofter Schönthal hat der verdiente Gejchichtichreiber 
Plarrer Ottmar Schönhuth in Wahbah im Jahre 1850 eine Chronif 
herausgegeben (Mergentheim bei Thomm). Dhne die Quelle zu nennen, 
bat Schönhuth jehr wahrjcheinlich die von dem Abte Franz Kraft unter 
dem Titel: Schönthalenses annales ecclesiastico - politico - ascetico- 
oeconomici de anno 1150—1675 in 5 Quartbänden verfaßte Chronik 
benutzt. 

Außer dieſer Chronik beſteht aber noch eine unter dem nachfolgenden 
Abte Benedict Knüttel verfaßte, jet unter Nr. 600 der Handſchriften— 
Sammlung ber f. f. Hofbibliothek zu Donaueſchingen aufbewahrte latei— 
niſche Chronik des Kloſters Schönthal und deſſen Propſteien, verfaßt 
von Fr. Joſeph Müller von Gerolzhofen, Prior, und Fr. Richard 


214 


Stöcdlein von Krautheim im Jahre 1698 mit jpäteren Nachträgen von 
anderen Händen. 

Dieſe jehr werthvolle Papierhandihrift mit 225 Blättern in einem 
Holzdecfelbande mit gepreßtem Leberüberzug, mit Budeln und Spangen, 
welche mir mit gewohnter Liberalität zur literariichen Benutzung über: 
laſſen wurde, enthält mehrere einzelne Abtheilungen, und zwar: 


Blatt 1. Die fehr ſchön geichriebene Debication „Uni Deo in substantia 
Trino* ete., wie überhaupt der urfiprüngliche Tert mit jehr feften und fauberen 
Buchſtaben geichrieben ift und die einzelnen Biograpbien mit fehr hübſch colorirten 
Wappen verfehen find. Die jpäteren Nachträge verrathen die von Jahrhundert zu 
Jahrhundert fortfchreitende Gorruption der Schreibart. Am Schluffe der Debication 
ift beigefügt: 1698. Actum in ipso festo S. S. S. Trinitatis, die 25. Maii, 
hora 6 mat. 

Blatt 3—6. Descriptio correcta monasterii Speciosae Vallis in dioecesi 
Herbipolensi, in finibus sylvae ÖOttonianae, juxta amnem Jaxt, inter Berlingen 
(sic) et Biringen siti, qualis descriptio pro capitulo generali Cistercii celebrato 
1651 postulata fuit ab adm, rvdo. P. Joanne Bougent, ordinis secretario etc. 

Blatt 10—12a. Bulla confirmationis (von Papſt Alerander III im Jahre 
1176), privilegium Frideriei I imperatoris (vom Jahre 1157) et confirmatio 
Gebhardi episcopi Herbipolensis (vom Jahre 1158). 

Blatt 19—26. Statua I-XVII, Lapis I—-XXI. Epitaphia (Berzeidy: 
niß der darauf befindlichen Inſchriften). 

Blatt 30—6la. Series abbatum (reiht bis zum 49. und letzten Abte und 
bis zum Jahre 1811). 

Blatt 66—67. Series et ordo venerabilium P. P. prierum (reiht bis zum 
Sabre 1766). 

Blatt 70—71. Catalogus et ordo oeconomorum, majorum cellerariorum, 
sive, ut modo appellatur, bursariorum (reicht bis zum Sabre 1768). 

Blatt 7I—76a. Ortus praepositurae et ordo praepositorum in Mergen- 
thal (bis 1767). ©. unten ©. 222. 

Blatt 78—79. Progressus et transitus religiosorum patrum officialium in 
Heilbronn et Wimmenthal ab anno 1314 inel. (reiht bis 1761). 

Blatt 81 b—82. Ortus et occasus capellanorum in sacello bmae. virginis 
Matris Dei Mariae in Halla Suevorum (reicht bis 1582). 

Blatt 83. Ordo omnium religiosorum patrum officialium et parochorum 
in Gommersdorff ab anno 1598 (bis 1773), 

Platt 86a. Ordo omnium officialium curatorum in Aschhausen ab anno 
1676 (bis 1763). 

Blatt 88. Primissarii et parochi religiosi in Oeden sive Oedheim (bis 1761). 

Blatt Wa. Series P. P. officialium et curatorum in libero castro Apri- 
montis sive Ebersberg sub annum 1698 acquisito (bi® 1766). 

Blatt 92—225a. Religiosa propago Speciosae Vallis. Sive: Nomina 
abbatum et religiosorum quorundam immediati, imperialis et exempti monasterii 
Speciosae Vallis S. et exempti ord. Cistere., quae ex documentis colligere 
lieuit. (Mit Nachträgen bis zur Aufhebung des Kloſters. Voraus eine Vorrede mit 
ber Unterichrift: P. F. Angelus Hebenstreit. ob. a. 1669.) 


215 


Dieſe werthvolle Handſchrift enthält noch viele interejjante Notizen 
zur Gejchichte des Kloſters Schönthal und feiner Filiale, da Schönhuth, 
übrigens unter öfterer Anerkennung der Leiltungen des Mönchsweſens, 
jelbjtverjtändlich einen Firchlihen Standpunkt nit eingenommen bat, 
vielmehr für rein firchliche Verhältnijje und Ausdrüde das richtige Ber: 
ſtändniß nicht bejigt und manche Animofitäten nicht zu unterdrücden 
vermochte, wie er 3. B. einmal die gerühmten „burd ihre Reinheit 
glänzenden Sitten” eines Abtes mit „unfträflichem Lebenswandel” über: 
jegt. Dagegen jhildert derjelbe die bei der Aufhebung dieſes und anderer 
Klöjter begangenen Ungerechtigkeiten mit grellen Farben. 

Wir müffen uns bier darauf beſchränken, dasjenige mitzutheilen, 
was Schönhuth nicht angeführt hat und was big jet noch ungedrudt iſt. 
Dies beiteht hauptjächlich in einer authentiſchen Neihenfolge ſämmtlicher 
49 Äbte vom Jahre 1157 bis 1811, von welden Schönhuth mehrere 
nicht angibt, nebjt den Wappen der einzelnen Äbte ſammt ihren Legenden, 
ihren Wahlſprüchen und hervorragenden Eigenſchaften in Diftichen. 

Die einzelnen Äbte find folgende: 

I. Herwicus (Herwig) I, Abbas, ordinirt 1157, gejtorben 1172. 
Wappen: in einer Hälfte zwei Schlüfjel im rothen Felde, in der anderen 
Hälfte ein halbes Mühlrad in jchwarzem Felde Umſchrift: Hae 
pandunt aditum, praeparat ista cibum. Wahlſpruch: Labore et 
diligenti custodia. Dijtidon: Mulbrunno ! fluxit, secum nova ger- 
mina duxit, Herwicus, de quo nunc est Speciosa propago. 

I. Heinrich I, erwählt 1172, geit. 1186, 5. März. Wappen: 
ein blauer Doppeladler in weißem Felde. Umjchrift: Sunt duo, non 
duo sunt. Wahlſpruch: Unanimitate et fidelitate. Dijtihon: Abbas 
Henricus, Speciosae Vallis amicus Et confirmari petiit fundum, 
atque probari. 

III. Sibodo, erw. 1186, geit. 1200, 5. April. Wappen: ein 
Todtenkopf unter einer Peitjihe und Ruthe. Umſchrift: Mortificate 
membra vestra. Coloss. 3, 5. Wahlſpruch: Poenitentia et sub- 
jectione. Dijtihon: Uberiore modo (successit quando Sibodo) 
Vallis ditatur, Gommersdorff namque dabatur. 

IV. Albert, erw. 1200, gejt. 1216. Wappen: ein Schwan in 
rothem und blauem Felde. Wahliprud: Candore et aequanimitate. 
Diſtichon: Abbas Albertus succedens ordine quartus Census nostro- 
rum studuit cumulare bonorum. 

V. Richalmus, erw. 1216, gejt. 1219, 2. December. Wappen: 
ein Kreuz auf einem rothen Herz in jchwarzem Felde Umſchrift: 


1 Maulbronn, von welchem Schönthal ein Filial war. 


216 


Probasti cor meum. Wahlſpruch: Desiderio et perseverantia. Di- 
jtidon: Moribus hine almus splendet meritisque Richalmus, Rerum 
arcanarum quem fecit Visio clarum '. 

VI. Godefridus (Gottfried), erw. 1219, vejig. 1222. Wappen: 
ein gefrönter Löwe in blauem Felde. Umſchrift: Defendit ab hoste. 
Wahliprud: Magnanimitate et clementia. Diſtichon: Godfridi mores 
meruerunt patris honores Is praelaturam cepit, cum munere curam. 

VO. Joannes I, erw. 1222, geit. 1226, 27. October. Wappen: 
ein ſchwarzes Kreuz in goldenem Felde. Umſchrift: In cruce salus. 
Wahliprud: Pro Deo et religione. Dijtihon: Nix binis annis 
duravit vita Joannis, Nam cum successit, cito post cum morte 
recepit. 

VIU. Sifridus (Sigfrid), erm. 1226, geit. 1230, 19. Februar. 
Nappen: ein rothes Mühlrad in ſchwarzem Felde. Umſchrift: Nostros 
agitatur ad usus. Wahlſpruch: Assiduitate et charitate. Dijtichon: 
Unanimi fidus deposeitur ore Sifridus, Sit dispensator domui, ceu 
pacis amator ?. 

IX. Arnold I, erw. 1230, geit. 1236, 15. Juli. Wappen: ein 
Engel mit vothen Flügeln in blauem Felde. Umſchrift: Delectatur 
amando. Wahliprud: Devotione et fervore. Dijtihon: Arnoldus 
electus, vitae moderamine rectus, Abbas intravit, cui papae 
gratia favit. 

X. Rupert, erm. 1236, geit. 1238. Wappen: eine rothe Traube 
in ſchwarzem Felde. Umjchrift: Est cibus et potus. Wahlſpruch: 
Utile, honestum, jucundum, necessarium. Diſtichon: Est (indefesse 
monachus, qui jure praeesse Posset) Rupertus condignus honore 
repertus. 

XI. Albert II, erw. 1238, geit. 1240. Wappen: ein mit vielen 
Quadern verzierte Ei in ſchwarzem Felde. Umichrift: Ama latere et 
nesciri. Wahlſpruch: Soli Deo honor et gloria. Diſtichon: Unanimi 
petitur conventus voce secundus Albertus, praesul vigilans, nulli- 
que secundus. 

XII. Heinrich II, erw. 1240, geit. 1248. Wappen: drei Neger: 
finder in ſchwarzem Felde. Umſchrift: Nigri sunt, sed formosi. Wahl: 
ſpruch: In paupertate, castitate, obedientia. Diſtichon: Creditur 


’ Rihalmus ift berühmt durch feine unter dem Titel: Richalmi V abbatis in 
Speciosa Valli visionum liber herausgegebenen Vifionen. Er farb im Rufe ber 
Heiligkeit, 

2 Die beiden Übte Joannes I und Eigfridus finden jih nit in Schön— 
butbs Ghronif. 


217 


Henrico, patri abbatiae secundo, Annos post octo jubet hune 
mors cedere mundo ', 

XIII. Hildebrand, erm. 1248, gejt. 1269. Wappen: ein rothes 
Jagdhorn in weißem Felde und ein weißer Hund in rothem Felde. 
Umjdrift: Ut canis ad sonitum. Wahljprud: Sie currite, ut com- 
. prehendatis. Dijtihon: Hine Hildebrandus sublimi in sede locandus 
Altius ascendit, virtutis ad ardua tendit. 

XIV. Thomas, erm. 1270, geit. 12854. Wappen: drei rothe 
Beilhen in blauem Felde. Umſchrift: Christi bonus odor sum. Wahl: 
ſpruch: Fortiter, sapienter, suaviter. Dijtihon: Nunc Keisershemum, 
Speciosae Vallis eremum Natam Maulbronna sibi adoptat prae- 
sule Thoma 2, 

XV. Heinrich III, erw. 1284, geſt. 1294. Wappen: ein blaues 
Beilhen in goldenem Felde. Umſchrift: Post florem collige fructum. 
Wahliprub: Ante laborandum, pausandum postea.. Dijtidon: 
Pastor sollicitus fratrum per vota petitus, Tertius Henricus custo- 
dit ovile peritus. 

XVI. Walchimus, Edler von Crailsheim, erw. 1294, geit. 1304. 
Wappen: ein großes weiße A in ſchwarzem Felde und zwei fleine a 
in weißem Felde. Umjchrift: Nascentium vox primA. Wahlſpruch: 
Amore Dei, amore proximi, abnegatione sui. Diſtichon: Emit 
Walchimus bona Sirmingensia primus, Cum magna cura servavit 
propria jura ®. 

XV. Fridrich, erw. 1304, gejt. 1310, 3. October. Wappen: 
eine goldene Sonne in blauem Felde. Umſchrift: Et semper et omnibus 
idem. Wahlſpruch: Zelo et benignitate. Dijtihon: Dignus censetur 
Fridericus, itemque jubetur, Ne sine lege greges errent, prae- 
scribere leges. 

XVIII. Walther, erw. 1311, geit. 1318. Wappen: drei goldene 
Sterne in blauem Felde und drei im weißen Felde. Umjdrift: Sole 
micante latent. Wahlſpruch: Cognitione Dei, cognitione mei. Dis 
itihon: Vere Waltherum pastorem judico verum, Qui plus prodesse 
intendit, quam velle praeesse. 

XIX. Eonrad I (Kübel von Heilbronn), erw. 1318, get. 1319. 
Mappen: ein Tobtenbein auf einem ſchwarzen Flügel. Umſchrift: Vivit 





1 Über die Äbte Albert IT und Heinrich II hat Schönhuth zweifelhafte Angaben. 

2 Inter Abt Thomas erhielt ftatt Maulbronn bas Klofter Kaifersheim (bei 
Donauwörth) die Paternität und bas Bifitationsreht über Schönthal. 

s< Nah Walhimus bat Schönhutb einen Abt Gottfried II, den unfere Ehronif 
nicht fennt. 


218 


post funera virtus. Wahlſpruch: Fuge, tace, quiesce. Diſtichon: 
Postea Conradus venit ad sublimia natus, Morte sed abreptus 
regnum est splendoris adeptus. 

XX. Albert III, erw. 1320, geit. 1321. Wappen: drei rothe 
Roſen auf einem weißen Balken in ſchwarzem Felde. Umſchrift: Pariunt 
tempora certa rosas. Wahlſpruch: Fide, spe et charitate. Dijtihon: 
Tertius Albertus virtutum laude refertus, Omnibus est carus, mun- 
dum contemnere gnarus. 

XXI Reinold, erw. 1321, refign. 1365. Wappen: eine halb 
blaue und halb weiße ſchlangenförmige Arabeske. Umſchrift: Serpentes 
tollit. Wahlſpruch: Integritate, puritate. Dijtihon: Demirare senem 
Reinoldum pectore lenem, Annis longaevum nostrum memorare 
per aevum. 

XXI. Conrad II, erw. 1365, geit. 1371. Wappen: drei blaue 
Blätter in rothem Felde. Umjchrift: Folium eius non defluct. Wahl: 
iprud: Recta intentione et viridi observantia. Dijtihon: Dein sibi 
Conradi virtus insignia tradi Postulat abbatem: non est jus tale 
negatum. 

XXI. Werner, erw. 1371, geit. 1373. Wappen: ein großer 
weißer Adler in goldenem Felde. Umſchrift: Provocat ad volandum 
pullor. Wahliprud: Verbo et exemplo. Dijtihon: Vallis, Werneri 
gaudet pietate foveri, Qui bona promovit, dum noxia cuncta removit. 

XXIV. Marquard, erw. 1374, geit. 1377. Wappen: drei 
goldene Mondficheln in rothem Felde. Umſchrift: Creseit, decreseit, 
non triplex luna, sed una. Wahlſpruch: Sie transire per bona 
temporalia, ne amittantur aeterna. Dijtihon: Claret Marquardus 
non ad sua munera tardus, Nam quae suadebat, facto facienda 
monebat. 

XXV. NRabanus, erw. 1377, geit. 1390. Wappen: ein rother 
Krebs in goldenem Felde. Umſchrift: Terrae marisque incola.. Wahl- 
jprud: Juste coram Deo et hominibus. Diftihon: Judicio sano 
mandatur cura Rabano, Officio dignus vir erat pius atque benignus. 

XXVI Burcard von Sindingen!, erw. 1390, geit. 1400, 
9, December. Wappen: blaue und weiße Blätter in Rhomben. Um— 
irift: Servetur in omnibus ordo.. Wahlſpruch: Humiliter Deo, 
ordinabiliter sibi, sociabiliter proximo. Dijtihon: Te Burcharde 
ducem gregis, atque per omnia lucem, Exemplo Christi placida 
cum mente dedisti. 





1 Abt Burcard wird von Schönhuth nicht bejonders genannt. 


219 


XXVH. Heinrid IV, Hirich !, erw. 1400, geit. 1407, 26. Juni. 
Wappen: ein ſchwarzes Hirjchgeweih in blauem Felde. Umſchrift: Ut 
magis excrescant, deponit cornua cervus. Wahliprud: Humiliare 
et apprehendisti. Dijtidon: Quarte Henrice veni, celebrare laude 
perenni, Ceu multum gnarus, profitendi munere clarus. 

XXVIII. Heinrid V, Rojenkeim von Forchtenberg, erw. 1407, 
gejt. 1425, 12. April. Wappen: drei aus einem Hage entjprofjende 
rothe Blumen. Umſchrift: Triplicato flore trinum. Wahliprud: Ex 
toto corde. Diltihon: Henricum quintum praeclarum suspice gestis, 
Quorum multa patet lectori pagina testis. 

XXIX. Heinrich VI, Höffling von Magjtadt, erw. 1425, geit. 
1445, 21. Mai. Wappen: eine goldene Krone auf goldenem Tiiche in 
rothem Felde. Umjchrift: Reposita est mihi corona.. Wahlſpruch: 
Viriliter age et confortetur cor tuum. Dijtihon: Henricum senum 
meritorum pondere plenum Nemo postponat, quia primum hie 
mitra coronat. 

XXX. Simon Marbach aus Schwäbiſch-Hall, erw. 1445, geit. 
1465, 7. September. Wappen: ein weißer Flügel in ſchwarzem Felde. 
Umjgrift: Hac itur ad astra. Wahliprud): Contemplatione et ora- 
tione. Diltihon: Ad regimen raptus, tantis vir honoribus aptus, 
Simon rectorum lucebat lampade morum. 

XXXI Joannis I, Hubner von Heilbronn, erw. 1465, geit. 
1468, 2. Februar. Wappen: drei rothe Sterne in ſchwarzem selbe 
und drei rothe Sterne auf weißem Balken in blauem Felde. Umſchrift: 
Est nobis aliunde jubar. Wahlſpruch: Gratitudine, sinceritate. 
Diftihon: Fit modo jure pater Joannes nominis alter, Sub quo 
mitescunt jejunia, plura rigescunt. 

XXXII. Bernhard, erw. 1468, geit. 1486, 10. Mai. Wappen: 
zwei grüne Blätter in goldenem Felde. Umſchrift: Erit folium eius 
viride. Wahlſpruch: Non solum praeesse, sed et prodesse. Di: 
itihon: Abbas Bernardus fragravit ut optima nardus, Norma fuit 
cleri monachi, quoque regula veri. 

XXXIII. Joannes II, Hoffmann von Neuſtadt am Kocher, 
erw. 1486, rejign. 1492. Wappen: ein von einem Mönche in ſchwarzer 
Kutte gehaltener Abtsjtab in blauem Felde. Umſchrift: Sustentat, 
dirigit, arcet. Wahliprud: Consilio, doctrina, dexteritate. Di: 
jtihon: Cura pervigili Joannes pastor ovili Tertius intendit, ceui 
coelum praemia pendit. 


ı Abt Heinrih IV war Doctor der Theologie und Profeijor an der Unis 
verfität Heidelberg. 


220 


XXXIV. Georg Hertlin von Gerolzbrunn, erw. 1492, refign. 
1511. Wappen: zwei weiße Stämme in ſchwarzem Felde. Umſchrift: 
Concupiscenti animo praeparata. Wahlſpruch: Fortiter et constanter. 
Diftihon: Ceu Phoebus lauro, splendere Georgius auro Cernitur, 
en! ambit caput infula, tempora lambit. 

XXXV. Erhard Dfer von Mödmühl, erw. 15141, 45. Juli, 
geit. 1535, 19. Juni. Wappen: ein Schiff mit zwei Nubern in rothem 
Felde. Umſchrift: Non est sine remige tuta. Wahlſpruch: Temere 
nihil, omnia caute! | Diftihon: Vexabat multus sub Erhardo 
claustra tumultus, Qui tunc primatum tenuit virtute paratum. 

XXXVI Elias Wurft von Craildheim, erw. 1535, geit. 1537, 
13. Juli. Mappen: zwei braune Würjte in blauem Felde. Umſchrift: 
Pro bono communi. Wahljprud: In spiritu et virtute Eliae. Di: 
ftihon: Edocet vias virtutum praesul Elias, Ipsius dotes cele- 
brabunt jure nepotes. 

XXXVI. GSebaltian I, Stadtmüller, Profeß bed Kloſters 
Kaijersheim, erw. 1537, geit. 1557, 17. Februar. Wappen: ein gelbes 
Mühlrad in rothem Felde. Umjchrift: Hinc mergitur, inde levatur. 
Wahlſpruch: In prosperis non superbire, in adversis non desparare. 
Diftihon: Enarrant fasti sublecti facta Sebasti, Quem patrem 
patrum fecit discordia fratrum. 

XXXVII. Sebajtian Il, Schanzenbach von Möcmühl, erm. 
4557, geft. 1583, 31. December. Wappen: ein Schiff mit zwei brennen: 
den Fackeln. Umſchrift: In huius transitu orta fuit horribilis tempestas, 
ita ut et tonitrua audirentur, fulguraque et corruscationes ap- 
parerent in tantum, ut non secus, ac in media aestate campanae 
omnes pulsandae fuerint. Wahljpruh: Argue, obsecra, increpa. 
Diſtichon: E gremio inde pater datur huius nominis alter, Non 
lectans fastus, hoc dignus honore Sebastus !. 

XXXIX. Soannes IV, Lurz von Amorbad, erw. 1584, 3. Ja: 
nuar, geit. 1607, 6. Mai. Wappen: zwei Sicheln in rothem Feld. 
Umſchrift: Pater meus agricola est. Wahlſpruch: Ut aedifices et 
plantes. Diftihon: Joannis quarti virtuti plaudite et arti, Census 
adjecit, collapsaque tecta refecit. 

XL. Theobald I, Kod von Amorbach, erw. 1607, 13. Mai, 
geit. 1611, 22. Januar. Wappen: ein Todtenkopf mit gekreuzten Ge: 
beinen. Umſchrift: Quid eris, semper meditiris. Wahliprud: Pauca 
loqui, bene verba coqui, vult providus. Diftihon: Lux elarorum 


! Schönhuth erwähnt einfah, daß der Abt Sebaftian II am 21. (in Wirklich— 
feit aber am 31.) December 1583 unter einem ſchrecklichen Donnerwetter geftorben fei. 


' 221 
Theobaldus culmine honorum, Dum curam gessit, vitium virtute 
repressit. 


XLI. Theobalb II, Fuchs von Walldürn, erw. 1611, 29. Januar, 
geit. 1626, 6. Mai. Wappen: ein jpringender Fuchs in weißem Felde. 
Umjdrift: Astus persaepe refellitur astu. Wahlſpruch: Prudenter 
eircumspecte. Dijtihon: Incipit alter onus Theobaldus ferre colonus 
Alta mente virum structuris aspice mirum. 

XLI. Sigmund Fitlin von Garlitabt, erw. 1626, 14. Mai, 
gejt. 1633, 19. März. Wappen: viele umgekehrte Zweige in rothen 
und weißen Feldern. Umſchrift: Nostros in brumis videas frondiscere 
ramos. Wahlſpruch: Deo et aeternitati. Dijtihon: Sigmundus 
munus prae cunctis obtinet unus, Cuius habet funus sibi Stambs , 
animamque Triunus. 


XLIII. Johann Leonhard Meinhard von Heuchlingen, erw. 
1635, 5. Februar, gejt. 1636, 17. October. Wappen: ein Mohr mit 
zwei Pfeilen. Umjchrift: Ad mortem vitamque paratus. Wahlſpruch: 
Resginatione et fiducia in Deum. Dijtihon: Pleno virtutum curam 
est comittere tutum Abbatialem, Leonardo cedite talem. 


XLIV. Ehrijtoph Hahn von Buchheim, erw. 1636, 28. October, 
geit. 1675, 20. November. Wappen: ein Hahn in weißem Felde. Um— 
\hrift: Jacentes excitat et somnolentes increpat. Wahlſpruch: Vigi- 
late et orate. Dijtihon: Christophori Galli prodest vigilantia Valli, 
Primaevo flori, quam reddidit atque decori. 


XLV. Franz Kraft von Altdorf bei Weingarten, erw. 1675, 
27. November, gejt. 1683, 5. Juli. Wappen: ein weißes Nad in roth 
und ſchwarzem Felde. Umijchrift: In medio verus consistit. Wahl⸗ 
jprud: Sobrie, juste, pie. Dijtihon: Francisco demum regimen 
concedi supremum, Illius virtus reddet velut inclyta myrtus. 

XLVI. Benedict Knüttel von Lauda, erw. 1683, 6. Juli, geit. 
1732, 21. August; regierte 50 Jahre. Wappen: ein Marterkolben, ges 
tragen von der Hand eines gewappneten Ritters in blauem Felde. Um— 
ihrift: Qui docet manus meas ad praelium. Wahlſpruch: Pugnando, 
tolerando, sperando. Bonitatem et disciplinam et scientiam doce me. 
Diftihon: Exemplo raro Benedictus nomine, claro Praefuit illustris 
bisquinis perbene lustris. 

Abt Benebict erbaute die gegenwärtig nod) vorhandenen ſchönen und 
großen Gebäude des Kloſters nebſt der Kirche und jchaffte jehr koſtbare 
Paramente an. Er war ein jehr gelehrter Mann und nebenbei aud) 


8 Giftercienfer- Abtei Stams in Tirol, wo Abt Sigmund ftarb. 


222 


Dichter. Er verfaßte auch die große Chronik des Kloſters Schönthal 
bis zum Jahr 1723. 

XLVII. Angelus Münd von Gommersdorf, erw. 1732, refign. 
1761, geit. 1762, 17. März. Wappen: ein Engel mit grünem Lorbeer: 
zweige. Umſchrift und Wahlſpruch fehlen. 

XLVIII. Auguſtin Brunnquell von Lauda, erw. 1761, reſign. 
1784, 1. December, geſt. 1795, 8. Mai. Wappen: ein Springbrunnen 
in weißem und rothem Felde. Umſchrift und Wahlſpruch fehlen. 

XLIX. Maurus Schreiner von Stangenroth, erw. 1784, 3. De: 
cember, gejt. 1811, 17. Auguit in Ajchhaufen mit den Worten: Deo 
gratias! 

Unter ihm wurde Schönthal durd den Reichs-Deputations-Haupt— 
ſchluß vom Jahre 1503 jäcularifirt und der Krone Württemberg zu: 
geſprochen. Am 1. October 1807 wurde die Kloſterkirche als Katholische 
Pfarrkirche erflärt, im Jahre 1811 aber im Klofter eine der vier 
niederen evangeliihen Seminare eingerichtet. 


II. 
Das frühere Ciſtercienſer-Kloſter in Mergentheim. 


An allen dem Verfaſſer zu Gebot jtehenden hiſtoriſchen und ſtatiſti— 
ihen Handbüdern von Württemberg iſt angeführt, daß außer dem 
Hauptjige des deutſchen Nitterordens in Mergentheim ein 1250 ge: 
jtiftete8 Dominifaner:Klofter und ein 1628 erbaute Kapuziner-Kloſter 
beitanden habe. Nur in dem Univerjalstericon von C. Th. Griefinger, 
das neben vielen Wiederholungen und Unrichtigfeiten mande brauchbare 
und anderwärt nicht findbare Notizen bringt, ilt angedeutet, daß in 
Mergentheim früher ein Hof des Kloſters Schönthal fich befunden Habe. 
Das war aber früher fein einfacher Klofterhof, mie fich ſolche alte be- 
deutendere Klöjter in den Hauptitädten, mit denen fie im gejchäftlichen 
Verkehre Itanden, ala Abjteigequartier zu halten pflegten, fondern es war 
ein eigenes Klojter, ein Filial des Giftercienjer:Klofters Schönthal. 

Das geht unzweifelhaft hervor aus der oben ©. 213 citirten hand: 
ſchriftlichen lateinischen Chronik des Kloſters Schönthal vom Jahre 1698. 
Dort iſt außer den zum Kloſter Schönthal gehörigen Filialanftalten zu 
Heilbronn, Wimmenthal (sie) und Schwäbiſch-Hall und außer den in— 
forporirten Pfründen zu Gommersborf, zu Aſchhauſen, zu Ddheim und 
Schloß Ebersberg aud die Propftei Mergentheim genannt, und zwar 
unter dem Titel: „Ortus praepositurae et ordo praepositorum in 
Mergenthal..* Daß unter Mergenthal das heutige Mergentheim zu 


223 


verjtehen jei, ijt eine von feinem Geſchichtsforſcher angezmweifelte Thatjache, 
Das Klojter St. Märgen auf dem badiihen Schwarzwalde wird in 
den Urkunden cella Sanctae Mariae, Mariazell, genannt. Auch das 
in manchen protejtantijhen Orten des mwürttemb. Unterlandes jet nod) 
übliche „Märgeläuten“ ift nicht, wie ſchon interpretirt wurde, das Mor: 
gengeläute, jondern das aus Fatholiicher Zeit jtammende Ave Maria, 
ber engliihe Gruß. 

Die erwähnte Handſchrift enthält in lateiniſcher Spracde folgenden 
Bericht über die Entjtehung der Propſtei Mergenthal. 

Im Sahre 1291, 25. October, hat Berthold Pfoſch von Mergenthal 
jein Haus jammt Keller, Zorkel, Garten und anderen Gebäuden, aus 
denen bie jegige Propſtei bejteht, für 50 Pfund Heller dem Abte Heinric) 
(III von Schönthal) verkauft unter Zuſtimmung des Grafen Erafft und 
jeined Sohnes Conrad von Hohenlohe, denen ganz Mergentheim gehörte. 

Im Jahre 1366 Faufte der Abt Conrad II für die Propitei den 
Hof und die Güter in Schwaigern für 230 Pfund Heller von Heinrich) 
von Hartheim. — Schon 1296, 3. Juli, hatte der Graf von Hohenlohe 
mit feiner Gemahlin Agnes und feinen Söhnen Craft und Conrad, von 
Schulden gedrüdt, dem Abte Walhimus einen Hof in Sindingen und 
Diepah unter der Burg Schönftein, einen Hof in Gundershofen und 
ganz Sirmingen für 770 Pfund Heller und 30 Scillinge verfauft 
unter Zujtimmung des Biſchofs Mangold von Würzburg. 

Am Sabre 1345 kaufte Heinrich von Hobad viele Güter in Igels— 
rüth (Igelsreuthe?) für 100 Pfund Heller von Heinrich Reinhard, 
Bürger in Mergentheim, jchenkte diefelben, nach dem Tod feiner Frau 
und jeines einzigen Sohnes, dem Abte von Schönthal und wurde dort 
jelbit Mönch. 

Im Jahre 1366 ertheilte der Biihof Albert von Würzburg die Er: 
laubniß, in unjerem Hofe zu Mergentheim eine Kapelle einzurichten und 
dajelbit Gottesdienjt zu feiern. Am Jahre 1371 war dieje vollendet und 
wurde zu Ehren der hl. M. Magdalena und der hl. Agnes eingeweiht, 
und die ahresfeier der Kirchweihe auf den Sonntag vor St. Agnedtag 
(21. Januar) feitgejekt. 

Am 14. Mai 1373 jtiftete Adelheid Vilmennin von Mergentheim, 
Wittwe des Heinrih von Hobach, 300 Pfund Heller, um an Sonn: 
und Feſttagen Gottesdienit zu halten, worauf der Abt Werner das Ver: 
ſprechen ertheilte, auf immermwährende Zeiten einen eigenen Ordens— 
priejter in Mergentheim zu unterhalten. 

Nah diejer Einleitung folgt die Neihe der Pröpite: 

1336. Lucius. 1343. Conradus. 1365. Henricus, zuerſt ver: 
beirathet, nachher Mönch in Schönthal. 1371. Der gleihe Henricus 


224 
Hobach. 1388. Joannes. 1409. Erhardus. 1429. Jodocus. 1445. Joan: 
ne3 Kittel. 1460. Henricus Prembs. 1474. Joannes Hoffmann, wurde 
im Sabre 1486 Abt. 1487. Georgiuß Heitlein, wurde 1492 Abt. 
1489. Conradus Wagemann. 1499. Michael Schlögerbad. 1511. Er: 
hardus Djer, wurde am 15. Juli des gleichen Jahres Abt. 1511. Con: 
radus Wagemann. 1518 und 1519. Bernhardus Villhauer und Wende— 
linus Ammerich, gleichzeitig Pröpite bis 1523. 1523. Job Dittwahr 
von Walldürn. 1524. Wilhelmus Reinhard von Möcmühl. 1538. Phi: 
lippus Gransheim bis 1548, von welchem Jahre an wegen dem Abfalle 
der Stadt Mergentheim zum Lutheranismus nad) dem Beijpiele jeines 
Großmeiſters (des deutſchen Nitterordens) die Propjtei eined Ordens— 
priejter8 entbehren mußte und durch Weltgeiftliche verwaltet wurde, und 
zwar von 1548 bis 1557 durch Jacobus Werih, und 1557 bis 1561 
durch Lucas Trauttwein. 1561. Joannes Karpf, welcher im Jahre 1574 
Prior wurde. 1574. Andreas Bogel von Widdern. 1602. Theobaldus 
Koh, wurde am 13. Mai 1607 Abt. 1607. Sigismundus Fichtlin 
oder FFichtl, wurde am 14. Mai 1626 Abt. 1626. Caſparus Dollmayr, 
wurde 1630 Burjarius (Großfellermeijter). 1630. Joannes Leonardus 
Meinhard, wurde den 5. Februar 1635 Abt. 1635. Matthias Efhard, 
Senior des Klofterd. 1640. Bartholomäus Kremer, wurde 1650 
Prior. 1650. Gajparus Wilhelmus Adelius. 1652. Bernardus Heilig. 
1653. Adamus Shüll. 1665. Angelus Hebenftreit. 1669. Franciscus 
Kraft, wurde am 27. November 1675 Abt. 1675, 2. December. Gans 
didus Gafjenfeyl, gejtorben in Gommersdorf. 1677, 15. September. 
Petrus Schönleber. 1682, 21. März. Eonjtantinug Schönhard, welcher 
am 2. Juli 1682 plöglid am Schlagfluffe ſtarb. 1683, 13. Juli. 
Joannes Beger, Senior und AJubelpriejter, gejtorben in Wimmenthal. 
1706, 8. Januar. Edmundus Volpert, nahher Burfarius. 1710, 22. No: 
vember. Candidus Delneffe von Namur, jpäter Prior. 1715, 10. October. 
Paulus Göß, von 1719 an mit dem Robert Weinzierl ald Adjuncten. 
1724, 13. Februar. Petrus Mühling, gejtorben zu Mergentheim am 
31. Juli 1740. 1740, 11. August. Henricus Brenner von Würzburg. 
1749, 6. October. Michael Opilio (Schäfer). 1755, 19. Juli. Henricug 
Brenner, zum zweiten Mal. 1763, 18. Mai. Fridericus Kilber. 1767, 
29. April. Ambrofius Riedel, 

Hier hört die Reihenfolge der Pröpfte auf ohne Angabe eines Grundes. 


Die 


Glaufe in der Egg 


bei Heiligenberg im Yinzgan. 


Bon 


Cheodor Alartin, 


f. f. Hoftaplan auf Heiligenberg. 


Quellen. 


1. Donatio monasterioli in der Egg dicti per religiosum fratrem Hein- 
ricum Fink anno 1256. Handſchrift im Schloſſe zu Heiligenberg. Diejelbe 
ftammt aus dem Klofter Salem, wo fie im Sabre 1528, auf 52 Papierblättern 
mit ftarfem Lebereinband, in Form eines Gopialbucdhes angefertigt worben. Die 
Schrift ift von verfchiedenen Händen und namentlich in den Tateinifchen Terten mehr: 
fa fehlerhaft. Das Buch enthält 17 Urfundenabfdhriften, deren Inhalt in 
nachſtehender Abhandlung jeweild durch die Ordnungsnummer ber betreffenden Ur— 
funde angedeutet if. Zwiſchen ben einzelnen Urkunden find 11 Feberzeihnungen, 
hübſche Gompofitionen, welde den Anhalt der Urkunden illuftriren. Jede Urkunde 
trägt am Anfang einen leeren Raum zur Ausführung eines fünftleriihen Anfangs: 
buchflabens. Die letzte Seite der Handſchrift trägt frei die Zahl 1520. 

2, „Actenmäßige Relation über die Gravamina zwiſchen Salmansweiler: 
Heiligenberg und vieissim,* von 1724, im f. f. Archiv zu Donaueſchingen. 

3. Actenftüde in ber Pfarr-Regiftratur zu Weilborf. 

4. Zimmernſche Chronik, herausgegeben von Baraf. — Ob im badiſchen 
Landesarchive unter der Abtbeilung Salem vielleicht noch weitere Quellen vorhanden, 
fonuten wir troß reblihem Bemühen bis jeßt nicht erfahren. 


Bu den Füßen des fürjtenbergifchen Schlojjeg Heiligenberg im 
Linzgau breitet ji, einem wunderſchönen Teppiche glei, ein meites 
Thal aus. Am Süden von dem Silberijhaume des Bodenſees beipült, 
bat dasſelbe im Norden feinen Abſchluß in malbigen Höhen, und im 
Diten feine Grenze in dem Berge, ber von Gero, dem Schwager Karla 
des Großen, jeinen Namen führt. Nicht ohne Grund daher war diejes 
Thal ſchon früßzeitig mit Weilern und Dörfern beſäet. Beuren wird 
ihon 783, Weildorf 849, Frikingen 1121 genannt, und nicht viel fpäter 
(1134) begann die Blume des Thales, das Ciitercienferftift Salem, 
diefem Garten der Natur zu entſproſſen. Deuten ja die Orte Riken— 
bad, Beuren und Niederften- Weiler t ſchon auf das Vorhandenjein einer 
Nömerftraße, die von Stodah her an den Oberſee führte und 
manches Jahrhundert nachher noch als freie deutihe Reichsſtraße be: 
nüßt wurde. 

Die Gelegenheit war jo günftig, daß es ganz zum Verwundern 
wäre, wenn ſich auf den Höhen längs diejer Straße früher nicht auch 
Ritter und Nitterlein angebaut hätten, um Goldvögel zu fangen, die 
vorüberjtreihen wollten. Solche Ritter mögen wohl die gemejen jein, 
welche auf einem Schloß bei Altenbeuren hHausten und fi 1268 
die Zerjtörung ihrer Burg um jalemijches Kloftergeld gefallen Lieken. 
Und fold ein Ritter war wohl der Bruder Heinrichs des Geigenhaljeg, 
jener Rudolf von Rammsberg, welcher jih auf der Höhe Hinter 
Pfaffenhofen ein warmes Neftlein bauen wollte, aber im Februar 1222 
um benöthigtes Geld das Gelöbniß ablegte, zwiſchen Stockach, Deggen 
haufen, Markdorf und dem See feine Veſte zu erbaueı. 

Nicht viel befjer als diefe Herren dürfte ein Dienſtmanns-Adel der 
Grafen von Heiligenberg gemwejen fein. Vink, Vinko oder Fink war 
der Namen diejer Dienjtmänner, und ihre Heimath oder Wohnſtätte lag 
am Fuße des Heiligenberges, genau da, wo bis 1780 dad Scharfrichter— 
geihleht Krieger das jtumpfe Richtſchwert jchliff, wenn e3 galt, der 

I Urbar von Et. Blafien 114; Zinsbuch von Salem 1449; Eggbanbs 
ſchrift; Nellenburger Zinsbud. 


15” 


228 


Frau Justitia Menjhenblut zu opfern. Noch Heute nennt ber Volks— 
mund jenes Gut „Finkenhauſen“. Die Geihichte kennt diefer Vinken 
drei: den Hermann Fink ald Zeuge, da Salem am 18. Januar 1251 
den nachbarlichen Hartwald faufte, den Ritter Werner Fink, da Güter 
in Weildorf an Salem verkauft worden, und endlich den Ritter Heine 
rich Binf. e 

Ob die Gottesmänner des Klofterd Salem dieſen Leßteren zur 
richtigen Erfenntniß von „Mein und Dein“ gebracht; ob er jelbit etwas 
zartere Gewiſſensſaiten gehabt, als ed bei Rittern damaliger Zeit der 
Fall geweſen zu fein jcheint, dad kann Niemand mehr mijjen. Aber 
unbeftreitbar ift, daß im Jahre 1256 Nitter Heinrich fih vom ſün— 
digen Menjhengetümmel zurüdzog, und nahe am „Heiligen Berge” in 
heiliger Einſamkeit ſich ein heilige Leben auferbaute. Er jelbit erzählt 
der Nachwelt: 

„Allen den, bie dijen brieff iemer werden anjedhen, bruder Hain 
rich in der eindden jtatt, die da genemt wirt in der Egge, ſtoſſet 
an den Hailigen berg, zu urkund ains beichechnen dings. Um des 
willen, daß die gejchicht” der miüden welt durch nacherkommender men 
ihen vergefjenheit nit mügenn erlöjchen, jo jollen fie mit briefen ver— 
erwiget werden. Hierum jo thun ich allen meniglich zu wiſſen, daß 
nachdem die göttlich” fürſichtigkait us jrer ungemehnen gietigfait einen 
anziehenden ſchin über mich gejant, ich dardurch gezogen bin us der 
bölle miner böshait und us dem undererdrich zu dem jtand hailſamer 
rum, und an bie jtätte genömt in der Egg, mir daſelbs zu über: 
fommen bie hoffnung des Himmeljchen vatterlands. Und nachdem ich 
dajelb8 nad) minem ingang in diejelbe jtätte im jahr’ do man zalte 
von Chriſtus geburt tujend zwai hundert ſechs und funfzig, lützel tag’ 
under ainem jchnöden hüsli gemwonet, jo gab mir der erlüchter ber 
bergen ? us finer mitfliefjenden gütifait ainen fürjaß, daß ich bajelbs 
dur glöbiger lüte almujen in der ehre ſant Sohanfen des Töffers 
und fant Katherinen der junffrawen und marterin, ain Capell' jolle 
bumen. So id aber ſolchen fürjag in minem gemiet empfangen und 
gevejtnot, jo wollt’ ih dag dann noch nit anheben, es wer denn, daß 
der ebel und mwolgeborn her Berchtold, graf zu dem Hailigen Berg, 





1 Diefe Sprache erinnert jehr an die Myftifer ber damaligen Zeit, und es 
icheint, daß Nitter Heinrich, von ihrem Geifte ergriffen, unter die „Sottesfreunde“ 
gegangen, welche jeit der Mitte des 13. Jahrhunderis ihren Geheimbund verbreiteten. 
Eie bildeten einen Gegenfaß zu ber einreißenden Verweltlichung, womit bie 
Geiftlihen und Paien jener Tage bedroht waren, unb hatten ihren Haltpunft an bem 
neu aufgefommenen Orben ber Dominicaner ober Prebiger, beffen Einfluß auf die 
Devölferungen in Stadt und Land wunberbar zunahm. Anm. d. Red. 


229 


der zu derjelben zit der vorgenanten jtette rechter herr was, denjelben 
boden in der Egge mit allen finen zugehörden und das wäldle 
daran gelegen, mit gunjt und willen ſinens eelichen gemachels und 
aller jiner finden, und auch aller deren, die darzu gehaft und gemant 
wären, denn die gehörten inz zu mit dem titel der eigenjchaft’, mir bie 
mit vollem rechten und offenliher gab’ zu bejizen gäbe, mit aller 
frybait. Das er aljo do thät und volbracht in gegenmwärtigfait diſer 
nachgejhribnen zugen mit namen Fridrich von Maugenbud, Albrecht 
von Eberhartswiler, baid’ ritter, Mangolt und Kunrat gebrüber 
von Milnhofen, Ulrich, den man nämt NRappenjtain, Hug von Leu: 
jtetten und der Schüjjler.” ! 

Nahdem Heinrich Fink den Boden, den ihm Graf Bertold von 
Heiligenberg und dejjen Gemahlin Hedwig von Montfort:Bregenz ge: 
ichenft, „etwie vil jar im gerumer, friblicher gewär ingehebt und be— 
jejien“, begann er den Vorſatz des Kapellenbaueg zur Ausführung 
zu bringen. Er wandte ſich zunächſt an Hermann, den Kirchhern 
zu MWeildorf, um Bauerlaubnig, da die Egg in dejjen Kirchjpielögrenzen 
lag. Dieje Erlaubniß blieb jo wenig aus, al3 jene des Biſchofs Eber— 
bard von Conſtanz. Letzterer gejtattete im April 1263 dem Bruder 
Heinrih, zum Kapellenbau Almoſen zu jammeln und ertheilte allen, 
jo zum frommen Werke beijteuerten, einen zehntägigen Ablaß?. 

Immerhin aber vergingen nod Jahre, ehe das Thürmlein der Egg— 
fapelle von feiner einjamen Höhe in’3 meite Thal herabſchaute. Denn 
erit als Rudolf III von Habsburg auf dem bijchöflihen Stuhle zu 
Conſtanz ſaß (1274 bis 1293) und ald Marquart von Lindau Kirch: 
herr zu Weildorf war, wurde der Bau vollendet. 

Schon im Jahre 1257 geihah der erite Schritt dazu, der die 
Mutterfirhe Weildorf 1291 völlig in die Arme des Ktlojterd Salem 
führte. Was Wunder, dat mit der Mutter ſich auch die Tochter bald 
demjelben Ziele zuzumeigen begann? Im November 1277 vermad)te 


1 —— Pfarrdorf im Reg.Bezirk Sigmaringen. In Urkunden von 
1246, 1252 und 1256 wird Friedrich, und von 1292 Ritter Heinrich von M. 
genannt. Ihre Befigungen kamen fpäter an bie von Zimmern. Eberhartsweiler 
in der Pfarrei Herbwangen bei Pfullendorf. Mühlhofen, an der Strafe Salem: 
Meersburg, ehedem ber Sitz eines beiligenb. Dienſtadels. MRappenftein bei 
Heiligenberg ift ein Rappenfelfen. Leuftetten am Fuße bes Heiligenberg war eine 
linzgauifche Dingftätte. 

2 Universis, heißt e8 in biefem Indulgenzbriefe, Christi Aiddelibus, qui tibi ad 
tam pium opus elemosinas suas contulerint perficiendum, quantum ipsis divi- 
nitus fuerit inspiratum, vel ibidem suis animalibus laboraverint, aut propriis 
in personis, de omnipotentis dei misericordia et gloriose virginis Marie genetricis 
dei decem dies de iniuncta sibi poena relaxantes. lrf. Nr. 13. 


230 


Bruder Heinrid, in Gegenwart des Biſchofs und Domcapiteld zu 
Gonitanz, einiger Ritter, Patricier und Bürger von dort ‘, jeine Kapelle 
in der Egg mit Grund und Hofraite, unter dem Abte Ulrich (aus 
der Familie Gräter zu Biberah), eine Schenkung, welcher der bifchöf- 
lihe Stuhl 1278 feine Beitätigung ertheilte ?. 

Am eriten Sonntag im Mai 1278 war bei der Bruderfapelle in 
der Egg „eine Menge von Menſchen“ verjammelt; doch, der fromme 
Maldbruder mochte ihrer kaum achten. Sein Auge und jeine Gedanken 
jchweiften hinüber zu dem nachbarlichen Salem, mo der weilte, welcher 
dem Werke jo vielen Schweißed und jo vieler Sorgen jetzt bie Weihe 
jpenden jollte Die Sonne war über die Kronen der majeftätijchen 
Waldung im Diten bereit emporgeitiegen. Da trat der Klaußner aus 
jeiner Kapelle, fiel mit allem Volke auf die Kniee und bot demjenigen 
jeinen Gruß, der gefommen war im Namen des Herrn. 

Ptolemäug, Biſchof von Sardes, Weihbiſchof von Konjtanz ? 
(12:7 bis 1287), war e3, um deſſenwillen Hunderte an diefem Tag nad 
der Egg zujammenjtrömten. Er hielt Kirchweihe in jtiller Waldeinſam— 
keit. Drinnen im kleinen Heiligthume feierte der hohe Sendling das 
heilige Dpfer, draußen auf grüner Flur Eniete ein frommes Nölklein, 
jein Flehen mit dem Gebete des Biſchofs vereint zum Himmel zu jenden. 
Nach Beendigung der Feier jprad) Ptolemäus den Segen und ver: 
fündete der gläubigen Edaar, dab, wer jährlid am Sonntage nad) 
Philipp und Jakob in der Egge das Gedächtniß der Kirchweih feiere, 
eines Ablajjes von einem Jahr und 40 Tagen theilhaftig werden könne 

Mer fühlte ſich jett glücklicher, ald Bruder Heinrih! Nunmehr 
war das Ziel jeiner Erdenpläne erfüllt; nunmehr Fonnte er im gott: 
geweihten Haufe das Lob Gotted verfünden. Und wenn er müde bed 
Betend und Betrachtens geworden, jo mochte er draußen in frilcher, 
jreier Luft ohne Kummer und Sorgen feine Bäume pflegen, oder an 
den gewaltigen Felſen gelehnt Hinausfchauen in die weite, ſchöne Welt 

1Es waren außer dem Biſchoſe Rudolf der Dompropft Hainrich von Klingen— 
berg, Maijter Walfo der Dechan, Berchtold der Cuſtos und Burfart ber Schulherr, 
Gebrüder von Hohenfeld, Nupreht von Tannenfels, Hainrich von Wigoltingen, 
Hainrich von Kurkad, N. von Sulkberg, alle Domberren zu Goftenz; Berchtold, 
Graf zum Hailigenberg, Ghorberr zu Goftenz in Sant Jobannsfirhen, Berchtold 
von Lügeliietten, Maifter Konrad, genannt Piefferhart, ein Priefter; Albrecht von 
Gaftel, Ritter, Rudolf und Walther Jöchler, Gebrüder und Bürger zu Coſtenz. 

2 In dem Beflätigungsbriefe erfcheinen, außer ben Obgenannten, Maijter 
Walther von Schafibufen, Maifter Jakob von Zürih, Maifter Konrad von 
St. Rupert und Maifter Ulrich Unterfchopf als Zeugen. Urk. Nr. 1 u. 2. 

’ Val. über ibn Diöc.-Archiv VII, 211. Anm, d. Red. 

+ Na ber Urkunde Nr. 7. 


231 


und Gottes Allmaht und Liebe bewundern. Wirklich wird bei ber 
Egge auch ſchon jehr früh für dieſe Gegend (nämlich 1484) eines 
„Baumgärttles“ erwähnt. Auch anderer Thätigfeit de3 frommen Wald: 
bruders gedenft ein fröhlicher Meiiterfinger: 

Als Heinrih Fink von Lichtenſtein Es regnete, jo Tag, mie Nacht, 


Zur Egg emporgeitiegen, Bier Moden ganz abſcheulich. 

Sah er im gold’nen Sonnenſchein Doch unſer Fink von Lichtenftein, 
Die Alpen vor ſich liegen. Der ließ die Waſſer laufen 

Da ſprach er: „Halt, das iſt ein Platz, Und lachte: „Auf dem Heilgenberg, 
Zum Heile zu gelangen; Da kann ich nicht verſaufen. 

Dem Himmel nah' kann ich bereu'n, Die Küche, die iſt wohlbeſtellt, 
Was Sünde ich begangen.“ Gefüllt iſt auch ber Keller. 

Er ſchaffte Holz und Steine bei, Da oben wart’ ich's ruhig ab, 
Griff felbft auch zu ber Kelle, Bis daß der Himmel heller!“ 

Hat fleißig ringsum terminirt D guter Fink von Lichtenflein, 
Und baute bie Kapelle. Auch wir find eingemwäjlert, 

Als dann bie Herbftzeit fam heran, Dein Troft ber jen auch unfer Troft, 
Da warb ber Himmel gräufic; Bis fih die Sache beflert. 


Nicht übel, lieber Meifterfinger! Nur Schade, daß Bruder Hein: 
rich Fink, der Erbauer der Eggfapelle, und Bruder Heinrih von 
Lichtenstein, der zweite Eggbruder, verfchiedene Perjonen find. Auch 
dürfte die Küche eined Einſiedlers, der früher „Ritter” war, doch nur 
jehr befcheiden bejtellt gemejen fein! Suppe aus Bucenlaub und ges 
trodneter Brei, den fie Brod nannten, waren zu jener Zeit noch 
Lederbiffen, mit denen die Salemer Mönde ihren Hunger ftillten. 

Man mwähne nicht, daß allzeit im deutſchen Reiche die Frömmigkeit 
vom Bierfefjel und Weinfajje ungertrennlih, und Falten und 
Beten und Seligwerden in einfamer Zelle immer und überall fitten- 
und polizeimidrig geweſen! Heutzutage, ja! Darum werden mehr 
Wirthshäuſer als Einfiedeleien und Klöfter gebaut. Doc aber 
morgen iſt's auf der runden Welt vielleicht wieder anderd. Gott er— 
halte dich! 

In der Zimmernfhen Chronik fteht geichrieben: „Das waißt man 
wohl, dat er (Graf Bertold von Heiligenberg) vor feinem Abjterben 
ain Eremitage am Hailigenberg gebauen ſammt ainer Kirchen, genannt 
in der Ed. Darin mohnet jtet3 ein Frater von Salmensmweil; der 
bat auch jein Underhaltung daſelbs. Wie aber bald hernad Graf 
Berhtolden feine Kinder mit Todt abgangen, dadurch er verurſacht, bie 
Grafihaft denen von Werdenberg zu verkaufen, dag ift wegen Länge 
ber Zeit in ain' Vergeß fommen. In der Kirchen ift dijer let? Graf 
vom Hailigenberg begraben, Gott jey jm gnädig.“ 

Bermeintlih ift an der Ede der Altaritufe auf der Evangelienfeite 
biefer Begräbnißplak gefunden. In Wahrheit aber ruht der leßte 


232 


Bertold von Heiligenberg, der 1276 den Verkauf feiner Grafſchaft 
abſchloß, in Chur, wo er Biihof war und am 17. Januar 1298 verſtarb. 

Als Biſchof Ptolemäus die Eggfapelle einmweihte, madte Bruder 
Heinrich bei der Opferung in der heiligen Mefje an feine Stiftung eine 
bedeutende Schenfung. Es Hatte nämlich Graf Bertold von Heiligenberg 
im nahbarliden Dorfe Beuren am „Gaißmarkt“ (heute die Häufer: 
veihe vom Schulhauje gegen Norden) einen Hof, genannt „Pflegelinshof“. 
Konrad von Andelfingen (bei Riedlingen) trug denfelben von ihm zu 
Lehen. Aber Heinrich Faufte diefen Hof, löste mit 161, Mark 
Silber (etwa 83 Gulden) die Lehenshaft ab und brachte den Hof der 
Eggkapelle zum Weihopfer ?. 

Diejes Pflegelinsgut in Beuren fam von der Egg durch das Stift 
Salem al3 Lehen an einen gewijjen Speflin und im 15. Jahr: 
hundert an Hanns Haine Als diejer jtarb, wurde der Hof von 
Peter Pfiiter, der dem Vorgänger das „Ejjen und Trinken nad 
Notdurft gereicht” (was ein Leibgeding bezeichnet), als Erblehen an- 
geiprocdhen. Doc aber, da3 Landgericht zu Beuren entjchied im Jahre 
1481, daß das Gut an die Egg heimfalle und das Lehen erlojchen jei. 

Am Gerichte waren erſchienen im Namen des Stiftes der Convent— 
herr Gebhart Maurer ald Verweſer der Eggfapelle eines: und der 
Bauer Pfijter als Beklagter anderntheild. Der Erjtere legte gegen die 
Behauptung de Lebteren eine Urkunde vor, melde e3 Klar enthielt, 
daß dag jtreitige Hofgut der Kapelle „zu Eigenthum“ gegeben worden. 
Hiernah fiel das vom Freilandrichte Hanns Tyringer verkündete 
Urtheil ? dahin aus: „Nachdem der Pfijter nichts Anderes, ala Worte 
dargethan, jo falle das Gut als ledig an die Eggkapelle zurück.“ 

Peter Pfiſter mußte ſich alſo mit dem Prleglingshofe auf's Neue 
belehnen lajjen. Sein Nachfolger in diejem Lehen war Claus Nonnen: 
macher. Derfelbe entrichtete jährlih auf Martini an die Eggkapelle 
16 Schilling Pfennige und auf Oſtern 40 Eier. Er jollte vertrag? 
mäßig ein Haus auf dieſes Lehengut bauen; dba er aber durch böje 
Zeiten am Bau verhindert wurde, jo Hagte der damalige Eggbruder 
Hanns Henfel im Jahre 1519 auf Nichterfüllung der Lehenpflicht. 

Der Nonnenmader mit jeinem Anwalt Kleck und der gegnerijche 
Anwalt Jakob Zinsmaier erſchienen ſofort vor dem Gerichte zu 
Beuren; aber erjt in zweiter Verhandlung wurde nad Klage, Antwort, 

ı Laut ber Urfunde Nr. 3. 

2 Melches bie Urkunde Nr. 7 enthält. 

3 Im Jahre 1562 ftürzte ein Veit Zinsmaier, fürftend. Hauptmann auf 
Heiligenberg, in beraufchtem Zuftand fammt feinem Pferde über die Felſen hinter ber 
Egg und farb an diefem alle. 


233 


Rede, Widerrede und Verhörung der eingelegten Briefe entichieden, daß 
der Beklagte innerhalb Jahresfriſt auf jein Lehengut ein Haus zu 
bauen habe!. So finden wir bei diejen mittelalterlihen Gerichtsfigungen 
neben Richtern, Schöffen, Klägern und Angeklagten auch das gejährliche 
Geichleht der Advocaten; finden Anklage, Zeugenverhör und Vers: 
theidigung und zweifeln nicht, daß dabei bisweilen Verbrehungen vor: 
gefommen, wie heutzutage, nur waren biejelben in der „Finſterniß des 
Mittelalters“ weniger greifbar! 

Bei der Einweihung der Eggfapelle hatte auch Heinrich Cott— 
mann einen Acer in Bächen und Burkard Sutor einen jolden in 
Beuren an ben frommen Einſiedler und jeine jtille Clauſe vermadt ?. 
Das Einfommen vom Pfleglingshofe und von diejen Gütern mochte 
wohl hinreidhen, einen einſchichtigen Waldbruder zu erhalten, und jo ver: 
lebte Bruder Heinrich beinahe 67 Jahre in feiner bejcheidenen Hütte 
beim Kirchlein in der Egg. 

Daß aber Nittersleute, melde auf gemwappnetem Roſſe den 
Schild und Speer geführt, ihres glänzenden Handwerks müde, aus der 
lauten Welt gejhieden und ſich als Waldbrüder in die Einjamkeit 
vergraben, um allein nod dem Himmel zu leben, dad war damals 
häufig der all und zumeilen in vermunderlicher Weile. Man erinnere 
ih nur des Ritters Berchtold von Ofteringen, welder den glänzenden 
Dienit König Rudolfs von Haböburg verließ und als Laienbruder 
bes Franciskaner-Ordens in einer Waldelauſe des Argaues jein Leben 
beihloß °. 

Nachdem Bruder Heinrich gegen 90 Jahre alt und jehr gebred): 
lid geworden, verließ der Lebensmüde feine Clauje und begab jih um 
1323 nad Salem und entjchlief dafelbjt im Rufe der Heiligkeit. Als 
Nahmejer in der Egg folgten ihm 1323 Heinrich von Lichtenitein, 
1361 Jakob Jöcher, 1481 Gebhard Maurer und 1519 Hanns Heniel. 


1 Nach ber Urfunde Nr. 4, 

2 Raut ber Urfunbe Nr. 3. 

3 jiber diefen merfwürbigen Mann, welcher ein ſprechendes Beifpiel davon lieferte, 
wie fehr jener fromme Geift ber Gottesfreunde alle tieferen und edleren Gemütber 
zu ergreifen pflegte, ift in Babers Babenia IV, 186 alles Geſchichtliche geſammelt. 
Den Söhnen des 19. Jahrhunderts kommt es freilich ſchwer an, fih in Seelen: 
zuftände bineinzudenfen, wie fie bamals bei einem großen Theile ber Bevölkerungen 
berrihend geweien. Wer fih aber mit ben Schriften der Myſtiker eingehend be: 
ſchäftigt, dem ergreift e8 im ähnlicher Weife, und er fühlt immer Iebhafter, daß fie 
etwas geheimnigvoll nah einer höheren Welt fih Sehnendes in feinem Innern 
erwedten, was bisher jcheintodt darin gefchlummer.. Der Menſch müßte ein be= 
dauernswertbes Geſchöpf fein, wenn diefe Sehnſucht nichts anderes wäre, als ein 
Spiel feiner Phantaſie. Anm. d. Reb. 


234 


Der Erijtere begabte bei jeinem Antritt die Eggkapelle mit bem 
mannlehenbaren Ludwigsgute zu Echbeck bei Heiligenberg, welches er 
um 10 Pfund Pfenninge (etwa 18 Gulden) vom Lehensheren, dem 
Reihsdienitmanne Rudolf von Andel3hofen, erfauft hattet. Diejes 
Gut erhielt jofort Paul Roth zu Lehen, und von demjelben ging e3 
1493 an jJeinen Schwager Michael Miller über, mwelder davon 
12 Biertel Veſen, ebenjoviel Haber, 12 Scilling-Pfenninge, 50 Eier 
und 4 Hühner jährlichen Zinſes entrichtete 2, 

Im Jahre 1325 verkaufte der Edelfneht Conrad Hug, Wappen: 
träger auf Heiligenberg, für die Eggkapelle 3 Jauchert Ackerfeld bei 
Nähjenried (Benennung einer nahegelegenen Kälbermeide) zwiſchen 
dem Walde Hohenjtein und dem Krautader von Staygen, einem Gehöfte 
am Fuße de3 Berges, an Salem, weldes hiefür 3 Pfund Pfenninge 
bezahlte. Den Kauf aber bezeugten Ulrich Ungereht, die Müller 
Göring von Straß bei Pfullendorf, Heinrich Meifter von Bähjen- 
vied, Bruder Heinrih von Membliswiler und Bruder Heinrid 
Rohſeler 3. 

Dad Armenſpital an der Rheinbrücke zu Conftanz durfte aud) 
Pründner aufnehmen. Unter diefen war ein Mohlthäter der Egg, 
Peter von Sulgen. Derjelbe vermadte 1361 für das Kirchlein in 
die Hände des Eggbruders Jakob einen Ader in Staygen (Nr. 4). 
Im Jahre 1362 jtiftete der Amtmann Schmeltle von Heiligenberg 
an das ewige Licht der Egg ein Jauchert Acerfeld, das, über der Egg 
gelegen, an die Stiege grenzte, welche damals, wie heute, „us der Egge 
an den Weg gen Bettenbrunnen“ gegangen, die jetige Jakobsleiter! 
Diejes Feld, das einen jährlichen Recognitionszins von einem halben 
Piunde Wachs trug, wurde 1484 von Graf Ulrid von Werbenberg 
gegen anderes umgewedjelt, daß am „Baumgarttle” bei der Egg ges 
legen war ®. | 

So fam durd) die Waldclaufe Egg eine ziemliche Gütermenge nad) 
und nach an Salem in die „todte Hand“, Doc diejelbe jtreute durch 
Sahrhunderte Hin Segen aus unter da3 arme Voll, Salem jpendete 
in drei Monaten des Jahres 1634 über 20,000 Almojen. Die „lebende 
Hand” von heute — bejchnittene und getaufte Juden aber benügen ihr 
Leben nur dazu, das arme Volk augzubeuten und zu quälen, und mit 
gleignerijcher Nede ihre Schandthaten an Bauern und Bürgern zuzubeden. 


ı Nah Inhalt der Urkunde Nr. 5. 

? Laut den Urkunden Nr. 8 und 9. 

3 Wie die Urfunden Rr. 15 und 17 barthun. 
+ Alles nach den Urfunden Nr. 6 und 14. 


235 


Mie die Grafen von SHeiligenberg, fo zeigten fi auch deren Nach— 
folger, die Grafen von Werdenberg, der Einfiebelei in der Egg jehr 
günftig. Sie waren es ja, welche dem Bruder Heinrich die Schenfung 
jeiner Claufe an Salem gejtatteten; fie waren es, melde die Egg— 
brüder reichlich unterjtüßten,, ihnen den Weidgang für 3 Stüd Vieh, 
wie Brennholz und Anderes bemilligten, und dafür nur verlangten, daß 
von den „Eggherren” wöchentlich in der Schloßfapelle eine Mefje ge: 
lejen werde. Die Grafen von Fürftenberg traten in die Fußftapfen 
der Werbenberger. Graf Joachim gab die Erlaubnik zur Weide von 
fünf Stüden Vieh und eined Kalbes, ebenjo zum Sclage von Brenn: 
holz nad Nothdurft. Nur jollte am Dienjtag oder Samjtag in 
Heiligenberg eine Wochenmeſſe gelefen werden, wenn nicht tiefer 
Schnee oder dergleichen den Weg verjperre. 

Aber die Eggherren waren meijt alt und gebrechlich; auch Hatten 
fie um diefe Zeit aus dem vornehmen NReichsftifte Salem ſchon theils 
weiſe den Geift mweichliher Bequemlichkeit mitgebradht, und zu alledem 
mehrten die verjchiedenen Güter der Kapelle die Sorge um das Zeitliche. 
Es ift darnach begreiflih, daß die Meſſe auf Heiligenberg den Ein: 
fiedlern eine Laſt war, von welcher ſich diejelben oft und gerne dispen— 
firten. Aus dieſen und vielen anderen Gründen entjtund zwijchen 
Salem und Heiligenberg ein Streit, der endlich 1637 zu Über: 
lingen mit einem Vergleiche ſchloß. Darnad war der „Maier in der 
Egg“ beredtigt, vier Stüde Hornvieh und ein Schwein zu halten und 
acht bi zehn Klafter buchenes und tannenes Holz zu beziehen, und follte 
jonjt wie ein Heiligenbergijher Unterthan gehalten fein. 

Eo wurde die gottgeweihte Egg eine jalemijche Meiereil Wer das 
nicht weiß, Könnte leicht zur Meinung fommen, die Einflüffe der Nefor: 
mation hätten ſich auch in der jtillen Walbelaufe geltend gemacht und dem 
„Bruder“ eine „Schmwejter” zugeführt. Denn 1680 mohnte in der Egg 
neben Jakob Schneeberger eine Anna Burghofer, und jofort erjcheinen da= 
jelbit 1684 als Meier Michael Heudorf mit Anna Maria Schurtenberger, 
1686 Markus Kriß mit Anna M. Schurtenberger, 1687 Franz Schurtene 
berger mit Anna Egger, 1697 Midael Henngartner mit Katharina 
Neffin, 1701 Adam Mayer mit Katharina Wezel, 1710 Sohannes 
Degen und Elifabeth Hoffmann, 1715 Joſeph Kolb und Agatha Dältichler, 
1741 Anton Kopf und Anna Maria Kufter, 1768 Conrad Fröhlich und 
Agnes Roh und 1783 Ferdinand Koh und Maria Anna Müller, 





4 Unter Abt Stephan von Salem (1698 bis 1725) erhielt der penfionirte 
Stallmeifter Wolfgang Paſſauer die Egg an Penfionsftatt auf lebenslang, fcheint 
aber nie bort gewohnt zu haben. 


236 


Der Lebtere war es, welder die Egg, wohin Abt Robert von 
Salem nod 1782 ein Glödlein ftiftete, fich zu eigen machte und an 
feinen Sohn Anton vererbte, den man in ber ganzen Gegend nur unter 
dem Namen „ber Egger” fannte Schade, daß diefer Egger und jeine 
gleich komiſche Gattin fterben mußten; ihr jeltfam Weſen taugte jo ganz 
in die Waldeinfamfeit! Koch aber verfaufte am 25. Augujt 1844 fein 
Heim um 4200 Gulden an ben Fürſten Karl Egon zu Fürjtenberg, 
und dichtete jeiner hohen Herrihaft noch manch’ lächerige Neimerei, bis 
er jih 1870 endlich unter den Grabjtein legte, welden er, wie auch 
jeine Grabrede, längjt jich jelber geitiftet hatte. 

Seit 1844 ift die Egg demnad Fürjtenbergifh, und gehört feit 
dem 14. Juli 1812 zur Pfarre Röhrenbach. Mögen aud von Finks 
„ſchnödem Hüsle“ umd feiner Kapelle kaum wenige Überreſte mehr er: 
halten jein, immerhin hat die Leßtere nad dem Urtheil Sachkundiger 
manches Jahrhundert hinter ſich. Vergangen, verändert jeit 1256 ift 
Manches; aber gleich geblieben ijt der ſchöne Ausblick von der heimlichen 
Waldecke auf das herrlihde Salem und fein gejegnetes Thal; auf bie 
Silbermogen des Sees, denen die Lieblihe Maienau entiteigt; auf 
das Schweizerland, wie ed umjäumt it vom Grün herrlicher Ge— 
filde und gekrönt mit der gewaltigen, eisſtarrenden Alpenkrone. Was 
einjt die Seele eined reuigen Ritters zu Gott erhoben, das entzückt 
nod heute ein jeglihe® Menſchenkind — ein großartiges, unendlich 
zauberijches Landſchaftsbild! 





Ein Schreiben 
de3 


GardinalsErzbiihofs von Mailand 


Karl Borromäus 


an 


Propſt und Kapitel in Zurzach, 


die Zurüdführung der Einwohner zu Kadelburg zur katholiſchen Kirche 
betreffend. 


Mitgetheilt von 


3. Huber, 


Stiftepropft in Zurzach. 


Dorberidt. 


Das Verſtändniß de interefjanten Actenſtückes jett die Kenntniß 
ber Beziehungen voraus, in denen dag Gollegiatjtift zur Hl. Verena in 
Zurzad vormald zum Dorfe Kabdelburg gejtanden. Unjer Bor: 
bericht wird fi demnad mit einem furzen Nücdblide auf die kirchliche 
und politiihe Geihichte bejagten Dorfes und deſſen VBerhältnifje zum 
Berenaftifte Zurzach befafjen !. 

Kadelburg, ein am rechtieitigen Ufer des Rheines im Amte 
Waldshut, der alten Burgruine Küfjenberg und dem ehemals jo be- 
rühmten Marftfleden Zurzach gegenüber freundlich gelegene Dorf mit 
fait 480 reformirten und 326 katholiſchen Einwohnern, war jeit alten 
Zeiten mit dem Stifte Zurzad in mehrfacher Beziehung verbunden. 

Einmal war dieje Ortichaft jeit den ältejten, urkundlich nicht genau 
zu bejtimmenden Zeiten ber Stiftspfarrei Zurzach kirchlich zugetheilt. 
An der dortigen, durch namhafte Beiträge jeitens der Stiftäherren zu 
St. Verena-Zurzach allmählich dotirten Kapelle zum hl. Martin wurde 
jpäter von Biſchof Franz Konrad von Conſtanz, mit Decret vom 
26. September 1774, nad) dem ihm vom Stijtöfapitel eingereichten Ent: 
wurfe eine Kaplanei mit Reſidenz in Zurzacd errichtet. Die Obliegen: 
beiten des DBeneficiaten find im Stiftsconeluſum vom 12. Augujt 1775 
und in ber bijchöflihen Beitätigungsurfunde vom 26. Augujt gleichen 
Sahres ausführlih enthalten. Vom alternativen Wahlrechte Gebraud) 
madhend, wählte der Biſchof am 1. Dectober 1775 als erſten Kaplan 
der neuerrichteten Pfründe einen Frz. Joſef Schider von Baar, Canton 
Zug. Im Sabre 1803 drang die Schwarzenbergiihe Negierung in 
Thiengen auf eine jelbitändige Seeljorge in Kadelburg. Die darüber 


1 Belfanntlih ift das altehrwürbige, von Biſchof Rudolf III von Gonftanz aus 
der zerfallenen Benebiftinerabtei im Jahre 1279 in ein Gollegiatftift umgewanbelte, 
wohlthätig wirkende Priefterafyl ben 17. Mai 1876 durch Mebrheitsbeihluß des 
Großen Raths in Aarau aufgehoben worden. 


240 


gepflogenen Unterhandlungen mit dem Stifte Zurzach, als Zehntherren 
des Ortes, dauerten bis 1809. Im Verlaufe derjelben begnügte ſich 
aber die Schwarzenbergifhe Regierung jhon nicht mehr mit der bloßen 
Überfiedelung des in Zurzach refidirenden Kaplans nad Kabelburg, fie 
verlangte eine eigene, vom Stifte unabhängige, aber von ihm ald Deci- 
mator zu botirende Pfarrei. Im berrichaftliden Schlofje zu Thiengen 
wurde den 27. October 1807 die Angelegenheit zum Abſchluſſe gebradtt. 
Der dem Projecte überauß günjtige Bisthumsverweier v. Weſſenberg 
beitätigte da3 bezügliche Verhandlungsprotocoll und erhob mit Erlaß 
vom 27. April 1809 die Kaplanei zu Kadelburg zur Pfarrei. Die 
durch beträchtliche Stiftsjubfidien neuerjtellte Pfarrkirche daſelbſt wurde 
am Donnerstag den 9. Mat 1833 von dem Weihbifchof v. Vicari, dem 
nachmaligen Erzbiſchof von Freiburg, zur Ehre des heiligen Biſchof Mar— 
tinus feierlih eingeweiht. Die neue Pfarrei ward dem Landfapitel 
Kleggau einverleibt. 

Wie in Firdlicher, jo war Kadelburg auch in politischer Beziehung 
mit dem Stifte Zurzach verbunden. Dft wechjelte Kadelburg, wie ber 
Kleggau überhaupt, zu welchem es gehörte, feine Beſitzer. Kelten, 
Römer, Alemannen und Franken waren die mwechjelnden Herren. Nach 
dem Tode Erchangers, des letzten fränkischen Landgrafen im Kleggan 
(912), fiel die ganze Gegend unter dem Namen einer Randgrafihait an 
die begüterten Grafen von Habsburg, und nah der Spaltung des 
Habsburgiihen Hauſes (um 1230) an die jüngere Habsburg-Laufen— 
burger Linie. Am 18. Mai 1408 ftarb Graf Johann IV, der Lette 
des Hauſes Habsburg:Laufenburg, und hinterließ eine Erbtochter, Urjula 
mit Namen, welde, mit dem Grafen Rudolf von Sulz (geb. 1418) 
vermählt, die Landgrafihaft Kleggau nebſt der Herrihaft Krenkingen 
und Rothenburg an das gräflich julzische Haus brachte. Nach dem Tode 
des lebten julziihen Grafen Johann Ludwig (21. Auguit 1687) kam 
die Landgrafihaft an feine ältejte Tochter M. Anna, welche feit 1674 
mit dem öſterreichiſchen Fürften Ferdinand von Schwarzenberg ver: 
mählt war. Der Kleggau, ſchon jeit 1430 zu einem öjterreichiichen 
Lehen erklärt, wurde aus einem Mannslehen ein Kunfellehen, und zu 
einer gefürjteten Landgrafihaft mit Sit und Stimme auf der Fürften- 
bank des ſchwäbiſchen Kreifes erhoben. Regierungsſitz war Thiengen. 
Im Sabre 1812 ging der Kleggau an Baden über. 

Kadelburg insbejondere betreffend, jo kamen 876 Gotsberts Be: 
jigungen in Kadoltesburg (Kadolzburg) an Rheinau, bald darauf, unter 
Karl dem Diden, andere an die Neihenau. Auch die Herren von 
Klingen bejaßen hier Güter, bie fie aber an das Kloiter St. Blafien 
vertaufchten. Vom Jahre 1416 an werden in den Urkunden ala Herren 


241 


von Kadelburg nad einander genannt: Konrad von Teyningen, Heinrich 
von Rümlang, Albrecht Merler von Schaffhauſen, Edelfnecht des Johann 
von Rojened (1450). Am Freitag nad St. Bartholomäus (27. Augujt) 
1451 verkaufte Albrecht Merler unter Zuftimmung feiner mit Klinhans 
MWigemann verehelihten Schmweiter Elsbeth dem Stifte St. Verena 
Zurzach um 575 rhein. Gulden jein ganzes kadelburgiſches Beſitzthum, 
al3: den halben Kelnhof, Gericht, Zwing und Bann ganz, Holz, Feld, 
Wunn und Weid, Vogtſteuer mit aller Gemwaltfame, Rechten und Zu— 
behörden, den vierten Theil an dortiger Nheinfähre, den Weinberg im 
See mit Trotte, die Wieje im Bruggbad u. |. w. 

Bon diefer Zeit an gehörte bie niedere Gerichtäbarkeit zu Stadel: 
burg dem EChorherrenitift Zurzad) ; die höhere war dem gräflich Sulziſchen, 
ipäter dem fürftlihd Schwarzenbergiihen Dberamte Thiengen zujtändig. 
Bor jener Inſtanz wurden alle Bolizeifälle, vor diefer alle den Belang 
von 10 Pfund überjteigenden Klage: und Criminalfälle abgeurtheilt. 
Geriethen aber dieſe beiden Gemwalten entweder untereinander oder mit 
ihren Eigenleuten in Conflikt, was eben nicht jelten geihah, jo fehlte 
ihnen zujammen der amtlide Vermittler. Dieß entiprang aus ihrer 
verſchiedenartigen politiihen Lage. Denn das gräfliche Obergericht jtand 
unter dem Reiche, erkannte aljo das Urtheil des jchmweizerifchen Land: 
vogted und Syndikates zu Baden nicht an und ließ ſich vom Nieder: 
gericht des Stifte Zurzach niemal3 vor dieje Appellationsinſtanz laden; 
gleihwie es dieſem Niedergerichte, ald auf Schweizergebiete jehhaft, 
ebenfo verwehrt blieb, feinem beutjchen Gegner vor das Tribunal des 
Neihskammergerichted zu folgen. Das führte zu den unerquiclichiten 
Miphelligkeiten und Verdrießlichkeiten, denen die Greignijje bed Jahres 
1803 ein plößliche® Ende machten. Kadelburg kam an die fürftlidh 
Schwarzenbergijche Regierung und wurde von diefer 1812 käuflich an's 
Großherzogthum Baden überlafjen !. 

Eine der ſchwierigſten, das Band des Friedens und der Eintracht 
zwiſchen Kadelburg und Stift Zurzach lockernden Perioden bildete eben 
die Zeit der Kirhenjpaltung im Anfange des 16. Jahrhunderts. Wäh— 
rend die Bewegung, von Dr. Balthajar Hubmaier angefaht und ge— 
leitet, in Waldshut (1524) und in der gräflic Sulziſchen Landgraf: 
ihaft (unteres Kleggau) immer weiter um fi griff und in offenen 
Aufruhr gegen die Landesregierung außlief: da war es Graf Rudoif 
von Sulz, eine ernjte Förnige Natur, der am Samjtag nad) Allerheiligen 


ı Bol. meine Schrift: „Des Stifts Zurzach niebere Gerichtäherrlichfeit in Kabel: 
burg, vom Sabre 1451—1803, nad) 57 Urkunden dargeftellt,“ in ber Zeitichr. Ar: 
govia IV, 1—162. 

Archiv. XI. 16 


242 


(4. November) 1525 in der entjeßlichen Meßelei bei Grießen ber auf: 
rührerifhen Bauernmwirthihaft und Glaubendneuerung auf jeinem Gebiete 
ein Ende machte. Dagegen loderte im oberen (ſchweizeriſchen) Kleggau 
und in ber alten Grafjchaft Baden, jowie in den biſchöflich conjtanzischen 
Ämtern Klingnau, Kaiferftuhl und Zurzach, das von Zürich aus an- 
gelegte und unterhaltene Nevolutionsfeuer in hellen Flammen. 

An Zurzah wurde am Sonntag nad St. Gallus (17. October) 
1529 mit Stimmenmehrheit bejhlofjen, zur Zwingliſchen Lehre über: 
zutreten. Sofort wurde die Stiftäfirhe jammt dem Grabmale der 
hl. Verena profanirt. Dem Vandalismus der Neuerer war nichts mehr 
heilig genug. Es war eine wüſte, rohe Zeit, dieſe Zeit der neuen 
Glaubenzftiftung. Die Stiftöherren in Zurzach wanderten in’3 Eril, 
indejjen ein Diener des „lautern Evangelii” in Zurzad und in ben 
verwüſteten Kirchen functionirte. 

An al’ diefen Vorgängen in Zurzach betheiligte fich lebhaft auch 
das ſtiftiſche Prarrfilial Kadelburg. Obgleich es mit Stimmenmehrheit 
beſchloſſen hatte, beim fatholiihen Glauben zu verharren, jo vermochte 
eö ber Verſuchung doch nicht zu widerjtehen und nahm die Zmingli’jche 
Lehre an. Heinrich Küfjenbergd Chronik bejagt über Kadelburgs Abfall 
wörtlih: „Zu Kabelburg wurde damals bey gehaltener Gemeindt umb 
1 Mann des Mehr bei dem alten catholiihen Glauben zu verbleiben 
underbrocden, ohnangejehen fie zuvor den Chorherren verjprocdhen bey 
ihrer Treum, beym alten catholiihen Glauben zu verharren: aljo wiewohl 
unberbejjen Fr. Hr. Heinrid Oftinger, Gantor des Stifts Zurzach ohn— 
gefähr bey 13 mal noch gepredigt hatte zu Kabelburg, hat fich doch mit 
der Zeit bald ein anderes bajelbit ereignet.” 

Der Kappeler Krieg (11. October 1531), in welchem Ulr. Zwingli 
dad Zürcher Banner getragen, machte den traurigen, von der Gtaatd- 
gewalt großgezogenen und gehätichelten Religionswirren ein Ende, und 
ermöglichte den DBertriebenen und zum Glaubendmwechjel gewaltiam Ge: 
nöthigten die Nückkehr zu Eigentbum und Glauben? Die Art und 
Weije, wie gewijje, der Glaubensneuerung zugethbane Regierungen nach 
der unjeligen Nechtätheorie: „cujus regio, illius religio“ katholiſch ge- 
bliebene Unterthanen zum Glaubendabfall oder zur Auswanderung 
nöthigten, legten auch dem Stifte Zurzad den Verſuch nahe, die re: 
formirt gebliebenen Kabelburger zu demjenigen Glauben zurüdzuführen, 


ı Mol. Archiv der fchweizer. Neformationsgefchichte III, 433. 

! Über die Reformation in Zurzach und Umgegend vgl. meine „Geſchichte bes 
Stiftes Zurzach“ S. 74—105, „Urkunden des Stiftes Zurzah“ 420—425. Archiv 
für fchweizerijche Reformationsgefchichte II, 533—536; III, 411—462. 


243 


zu dem fich ſowohl ber niedere als der höhere Gerichtäherr (auf jchmei- 
zeriihem und beutfchem Gebiete) befennen. Das Stift erjucht mit 
Schreiben vom Dienftag nad) Judica (13. März) 1554 die fünf fatho: 
lichen Orte um ihre dießfällige Mitwirfung. Die Angelegenheit kömmt 
in der eidgenöffiihen Tagſatzung zu Baden, am 28. Juli 1554, in Bes 
rathung und ed wird zu Recht erkannt: „Stift Zurzad und Gemeinde 
Kabelburg bleiben bei ihren mohlerworbenen Nechten und Freiheiten, die 
rejormirten Kabelburger bei ihrem neuangenommenen Glauben.“ 

Damit mar die Sade erledigt und jeder weitere Verſuch des 
Stiftes, bie übergetretenen Kadelburger mit Hülfe der Staatsgewalt 
zur Einheit der Kirche zurüczuführen, fruchtlos und unftatthaft. 

Vorausgeſetzt, daß alle dieje Verhältniffe zwiſchen Stift Zurzach 
und Gemeinde Kadelburg dem Hl. Karl Borromäus ala päpjtlichem 
Bifitator der Kirchen im Schweizerlande nit unbekannt geblieben fein 
fonnten, dürfte denn doch die Zumuthung des ebenfo klugen und ge: 
Ihäft3gewandten, als um das Heil der Seelen bejorgten Bifchof3 an 
das Stift Zurzach, die Kadelburger Reformirten wieder zur Einheit der 
Kirche zurüczuführen, etwas befvemden. Wenn man aber annimmt und 
nothmwendig annehmen muß, jelbjt nach dem Wortlaute des Schreibens, 
daß der Hl. Karl Borromäus von einer mit Gewalt, mit Hilfe des 
Staates erzmungenen Belehrung der Kabelburger nichts wiſſen will, 
wohl aber von einer durch Wort und Beijpiel der Stiftäherren zu er: 
zielenden Wiedervereinigung mit der Mutterfiche, jo ift der ganze 
Tenor des Screibend, voll des väterlihen Ernſtes und Ermahnens 
jomwie der Liebe und Sorge, mehr als gerechtfertigt. Denn wenn man 
weiß, mie jehr die damaligen Chorherren zu St. Verena: Zurzah an 
den Gebreden und Schwachheiten und Sünden ihrer Zeit litten und 
barnieberlagen 1, jo durften fie wohl mit Recht ber Sorglofigfeit (in- 
euria) und der Miturjahe am Abfall der Kadelburger beſchuldigt und 
zugleich aufgeforbert werden, fich jelbjt zu reformiren und dann durch 
Lehre und heiligen Wandel die Verirrten auf den Weg bes Heiles 
zurüdzuführen. 

Propit Ludwig Edlibad) hat, wie er am 2. September 1584 dem 
Junker Heinrich Fledenftein, Schultheiß in Luzern, berichtet, die Zu: 
ſchrift des Cardinals ermwiebert und das Concept dem Schultheiß mit: 
getheilt.. Das lateiniſche Schriftſtück jucht beitmöglidjt den Vorwurf 


ı Bol, Zeitichrift für bie Gefhichte des Oberrheins, 25. Bd. (Über ben Bildungs: 
und Sittenzuſtand des Fatholiihen Klerus im Aargau im 16. Jahrhundert); ber Ges 
Ihichtsfreund bes Vzörtigen biftorifchen Vereins 28. Bd. S. 48—179. Eidgenöſſiſche 
Abfchiede IV. Bd. Abth. 2. ©. 1104 ff. 

16* 


244 


der Sorglofigfeit vom Stifte abzumälzen und an der Hand eidgenöffischer 
Abſchiede die Unftatthaftigkeit weiterer Belehrungsverjude an den Kabel: 
burgern nachzumweijen. Anderes läßt da3 Antwortſchreiben unberührt. 

Hat der Cardinal mit feiner Zuſchrift an das Stift Zurzach am 
Stand der Dinge au nicht? geändert, jo wurde das Actenftück gleich: 
wohl bis heute jorgfältigjt im Stiftsarchive aufbewahrt ald Unterpfand 
der Hirtenjorge eines der größten und einflußreichiten Kirchenreformatoren 
jeiner Zeit, al fortwährender Mahnruf des großen Heiligen an Sabel- 
burg, in der von Gott gejtifteten heiligen Mutterfirde das Heil zu 
ſuchen. Das Schreiben gewinnt auch injofern an Bedeutung, als e3 
nur ſechs Monate vor dem Mbiterben des heiligen Mannes (4. No— 
vember 1584) außgefertigt worden ijt. 


Admodum reverende Praeposite. 


In hoc apostolicae visitationis munere, quod Pont. Max. pro 
sua paterna charitate erga inclitam gentem Helvetiorum, mihi 
iniunxit, illud mihi in primis curandum esse duxi, ut fides catho- 
lica, ubi floret conservetur; ubi collapsa est, in pristinam digni- 
tatem restituatur. Cum igitur renunciatum mihi sit, incolas 
Casalburgi, vestrae iurisdictionis, magna ex parte, catholica reli- 
gione repudiata, teterrimarum haeresum contagione infectos esse, 
offieii mei esse duxi, A. (Amplitudinem) tuam monere, ne hanc 
tantam labem sibi atque isti insigni Collegio aspergi velit, non 
enim, sine gravi negligentiae nota, audiri potest, gentem juri 
curaeque vestrae subjectam, ab avita religione defecisse, et in castra 
impietatis transfugisse, et in illis ipsis, nemine revocante, persistere. 
Nam Dei opt. Maximi indignationem, atque iram, eiusmodi negli- 
gentiae ultricem, hominibus catholicis commemorare supervaca- 
neum est. Ut enim nihil est Deo carius, nihil antiquius salute 
animarum, pro quibus ipse, quasi optimus pastor animam suam 
posuit, vitamque profudit; ita nihil ipsi detestabilius est, ani- 
marum contemptu, in iis praesertim, quibus aliquam earum curam, 
administrationemque iniunxit. Quod si turpe apud homines, fla- 
gitiosum apud summum illum iudicem est, populos curae nostrae 
concreditos, per incuriam nostram, salva fide, peccare; quid erit 
fidem ipsam abjicere et ab ecclesiae catholicae auctoritate disce- 
dere? Rei gravitas cogit me paulo longiorem esse in scribendo, 
charitatis vestrae fiducia facit, ut hanc ipsam longitudinem minus 
necessariam esse sperem. A. T. igitur, quam maxime possum 
precor atque obtestor, ut pro eo quanti Dei nomen, et animarum, 
nimis magno pretio redemptarum, salutem facit: pro eo etiam, 


245 


quanti suam atque ipsius inclitae ecclesiae existimationem putat, 
ut in Casalburgii incolis in rectam viam revocandis, et ad sedis 
apostolicae obedientiam reducendis operam, curam, sollicitudinem 
contentionem impendat, rei magnitudini parem. Quod si quid est, 
quod & me proficisci possit ad hoc officium conficiendum, libenter 
ego omne meum studium omnemque auctoritatem in tam praestanti 
officio collocabo. 
Bene vale in Domino. Mediolani VI Cal. Junij 1584. 
Ai 
studiosissimus 
C. Car!“ tit. S'* Praxedis. 
Admodum R“' Dris Praeposito et Canonieis 
Zurzachij. 


Schließlich bemerken wir nod, daß die reformirten Einwohner von 
Kadelburg mit den übrigen Kirchgenofjen der reformirten Pfarrei Zurzach 
die dafige Simultanfirche big 1725 bejucht haben, in welchem Jahre 
reformirt Zurzach feine meuerjtellte Kirche beziehen konnte. Hundert 
Jahre jpäter geboten kirchliche und territoriale Verhältniſſe eine Ab: 
löjung der veformirten Gonfelfionsgenojjen in Kabelburg vom Pfarr: 
verbande mit Zurzach und die Erjtellung einer eigenen Pfarrei in Kabel: 
burg. Im Sabre 1832 kam fie zu Stande. Das ſchmucke Kirchlein 
ſteht auf einer freundlihen Anhöhe (Rothhalde) mit reizender Ausficht 
über das Rheinthal. 





Über das 


Todesjahr des heiligen Trudpert. 


Quellen und Hilfsmittel. 


1. Vita s. Trudperti, der Gober bes Klofters, abgebrudt bei ben Bollan— 
biften, acta Sanctor. III, 424. 

2. Vita prior, auctore anonymo, bei Herrgott, geneal. Habsburg. I, 178. 

3. Vita altera, Erchanbaldo auctore, wovon vier Hanbichriften, zu 
Et. Gallen, Einfiedeln, Bafel und Zwiefalten, vorhanden, ebenbaf. I, 285. 

4. Mone, über bie brei vitae, in ber bad. Quellenfamml. I, 17. 

5. Greiths Geld. ber altirifchen Kirche, Friedrichs deutſche Kirchengefchichte, 
Neugart, episcopat. Constantiensis, Merfs Chronif ıc. 


Haft allgemein gilt da3 Jahr 643 ala das Todesjahr des hl. Trud— 
pert; im Folgenden wird verjucht, hierfür dad Jahr 607 zur Geltung 
zu bringen. 

Die erjtere Annahme ſtützt fih auf dad Brevier des Kloiters 
St. Trudpert, welches auch in das Conſtanzer und Freiburger Pro: 
prium überging (Lectio VI). Dort leſen wir, daß Trudpert mit 
eigener Hand und großer Anjtrengung eine Kirche (ecclesiam) in aus: 
gezeichneter Form und Größe erbaut habe, deren Einweihung zu Ehren 
der Apoitelfüriten durch den Biihof Martin von Conſtanz in feier: 
licher Weije gejchehen jei (Lectio V). 

Was jagen nun die Geſchichtsquellen hierzu? Der alte Codex 
Trudpertinus, mwelder jid im dortigen SKlojter befand und in den 
Bollandiften zu lejen ift, nennt kein Todesjahr und ſpricht nur von 
einem Bethaufe (oratorium), das aber Trudpert nicht jelbit vollendet, 
jondern erit Graf Dtbert nah befien Tode ausgebaut habe. Von 
einer Kirchweihe durch Biſchof Martin fagt diefer Codex nichts. 

Es gibt noch vier weitere Godices, der von St. Gallen (angeb: 
lich faſt 900), der vom Kloſter Zmwiefalten (500), ber von ber 
Stadtbibliothek zu Baſel (300 Jahre alt), und der von Straßburg, 
welcher erit vor 100 Jahren entdeckt und ala gleich alt mit dem von 
St. Gallen geihäßt worden. Alle Codiced find fich in Bezug auf ben 
Inhalt ähnlich, benügten demnach diefelben Acten. Der urjprüngliche 
Verfafjer berjelben mag Abt Erganbald in ber erjten Hälfte des 
9. Jahrhunderts geweſen fein, wie folgende Ranbdverje im codex Trud- 
pertinus anbeuten: 

Has Erganbaldus Trudperti martyris almi 
Praesul post cineres renovando extruxerat aedes, 
Tactus amore Dei; venerandos scribere Sancti 
Actus non piguit, sed id pro posse peregit. 

Aus Beſcheidenheit nennt er in den Acten nie feinen Namen, obige 
Berje aber verrathen ihn al3 den Wieberheriteller des Klofjter und den 
Verfaſſer der Acten. Sein Gotteshaus wurde gemäß dem Straßburger 


250 


Codex im Jahre 815 geweiht, aljo um diefe Zeit fertigte er auch 
die Acten. 

Nun, in all dieſen Codices jteht niht3 von der Ermordung be 
Heiligen im Jahre 643, und nichts von einer ſchönen Kirche, die Biſchof 
Martin von Conftanz um jene Zeit geweiht hätte Nur ein Bethaus 
kommt in dem Coder von St. Trudpert vor, der deßhalb etwas andere 
oder mehr Quellen benütt Haben muß. Die Angabe de Breviers 
wird demnad) durch die Codices in all diefen Theilen nicht unterjtügt. 

Angenommen aber, da die Einweihung eines Oratoriumd durd) 
Biihof Martin wirklich jtattgefunden habe, jo müßte das nicht noth- 
wendig um 643 gemejen jein; vielleicht wäre e3 jogar unmöglid. Denn 
wann, müfjen wir fragen, hat diefer Biſchof, auch Martian genannt, 
etwa gelebt? 

Das berühmte Diplom des Kaiſers Heinrich I von 1155 bejagt 
zwar, daß zur Zeit des Biſchofs Martian der König Dagobert (von 
Auſtraſien), der von 625 big 638 regierte, die Grenzen des Bisthums 
Conſtanz fejtgeitellt Habe. Friedrid, Neugart, Hefele und andere 
neueren Geſchichtsſchreiber“ wollen über dieſe Stelle nichts kommen 
laſſen; aber Greith? glaubt diefe Nennung Dagobert3 al3 einen 
Gedächtnißfehler de3 kaiſerlichen Notars anjehen, und gegen die neueren 
Autoren an dem Umjtande fejthalten zu müflen, daß Biidof Martian 
nicht zu Dagobert3 Zeiten, jondern etwas früher gelebt habe. 

Als Grund für dieſe Behauptung führt er an, daß die alten 
Autoren, die ältejten Gejcichtsquellen und Cataloge den Martian 
nad Gaubdentius, der etwa 613 ftarb, und vor Johannes, ber 616 
Biihof wurde, in die Reihe jtelen?. Wirklich it von 613 biß 616 
eine Yüde, wenn man die alten Cataloge nicht berüdfichtigt; denn 613 
wurde die Biſchofswürde durh Herzog Kunzo dem Bl. Galluß ans 
geboten, mo derjelbe aber ablehnte, hierauf 616 wiederholt, mo er feinen 
Diaton Johannes als Biſchof durchſetzte. 

Wer war nun von 613 bis 616 Biſchof? Friedrich jagt: „Der 
Sit blieb vacant, indem Gallus die Entſcheidung jo lange Binauszog.“ 
Greith meint, der Sit jei doch nicht vacant geblieben, denn dieſe drei 
Jahre wären einfadh die Zeit, mo Martian regierte, mwelder in den 
ältejten Catalogen zwijchen Gaubdentius und Johannes ftehe, und aud) 
von ſpäteren Hiltorikern, wie Tſchudi, Metzler, Stipplin, Manliug, 





! Val. Friedrich, deutiche Kirchengeſch. II, 555 in ber Anmerf. 

2 Geſchichte ber altirifhen Kirche, Bud III, Eapit. 5. 

’ Bol. Freib. Diöc.-Archiv VII, 8. Mone, bad. Quellenfamml. I, 303. 
Anm. db. Reb. 


251 


Merk, Bucelin und Mabillon, zwiſchen ihnen angeführt werde (auch in 
den Gatalogen theilweife ſchon vor Gaudentiuß). Johannes regierte 
dann von 617 bis etwa 642. 

Erſt Neugart, Hefele und andere neuere Hiltorifer haben den 
Martian nad Johannes aufgeführt. Hat nun alfo Martian von 613 
bis 616 das Bisthum verwaltet, jo Hätte er wohl ein von Trud— 
pert angefangene? und von Albert vollendetes Bethaus einmweihen 
fönnen, auch wenn Erfterer fhon um das Jahr 607 mit Tod ab: 
gegangen märe. 

Was ift denn aber für ein Anhaltspunkt für das Tobesjahr 6077 
Die Antwort gibt und der Codex bed Kloſters Zwiefalten, ber, 
hierin abweichend von den anderen Codices, welche davon ſchweigen, in 
jeinen erjten Zeilen erzählt, daß der Heilige nad einem dreijährigen 
Aufenthalte dahier unter Papſt Bonifaz III und Kaijer Phokas mit 
dem Martyrtode gekrönt worden ſei. Bonifaz regierte von 606 bis 607, 
Phokas von 602 bis 610; da haben wir aljo da3 Jahr 607! 

Warum jollte dieje Angabe nicht auf hiftorijhem Grunde beruhen ? 
Bater Bez hat den Eoder jhon 1730 in diefer Beziehung gegen Pater 
Hanzig vertheidigt. Daß ihn Pater Herrgott mit diejer Angabe 
nit will gelten laſſen, ijt leicht erflärlih, denn er kannte noch nicht 
alle Eodice8 und mollte den Dtbert und mit ihm den Trudpert 
abjolut in’3 8. Jahrhundert Hinaufjchrauben, weil jeine Codices den 
Grafen Rampert, welder mit Erganbald die Kirche wiederhergeftellt, 
einen nepos Otberti, einen Enkel nennen, während die anderen Codices 
ihn al3 abnepos und pronepos, aljo ald einen weitläufigern Descen— 
benten bezeichnen. Wenn Herrgott die Angabe obiger Zeitbejtimmung 
einen Gedächtnißfehler des Scribenten nennt, jo it e8 viel glaublicher, 
dag ein kaiſerlicher Notar ih in der Perjon des Dagobert, als ein 
Geſchichtsſchreiber in der Perſon von Kaiſer und Papſt geirrt habe. 

Der lebte Gefchichtsjchreiber des Klojterd St. Trudpert, Pater 
Eljener, mwelder 1803 verftarb, hat in feinem Werke auch dad Jahr 
607 zu Grunde gelegt und dasſelbe eifrig vertheidigt. 

Die Annahme, daß der Heilige Trudpert im Jahre 607 fein 
Leben beichloß, löſet auch mande Schwierigkeiten in der Zeitrechnung. 
Daß die Einweihung feines Bethaufes durch Bifhof Martian von 
Gonjtanz keine Schwierigkeiten mehr habe, wiejen wir oben nad. Dann 
ift die Zeit, da der heilige Rupert von Salzburg gelebt, trog aller 
Eontroverjen 1, und troß der gelehrten Arbeit Friedrichs noch nicht 
endgiltig feitgeitellt. 


1 Bol. die Zeitſchr. Sion 1867, ©. 209, 231. 


252 

Bekanntlich hat man ſich Hierbei oft auf den heiligen Trudpert 
bezogen, der nad) ältefter Überlieferung ein Bruber Ruperts gemejen t 
und zugleich mit ihm von einer Pilgerreije auß Ron in's Breisgau 
gekommen fein und fich dajelbit von ihm getrennt haben joll, während 
Rupert den Rhein hinab meiter z0g und Bilhof von Worms murbe, 
Ließe ſich nun die Angabe der Bollandijten rechtfertigen, welche den Tob 
besjelben auf das Jahr 628 ſetzen, jo fände ſich auch noch darin Unter: 
ftügung, daß Trudpert fhon 607 erſchlagen wurde, Rupert aber 
ganz gut noch bis 628 gelebt haben Eonnte. 

Das Jahr 643 war in der Geſchichte des Gottehaufes St. Trud— 
pert jedenfalls von hoher Bedeutung, was und vermuthen läßt, daß in 
demjelben jene zweite Beiſetzung des Heiligen ftattgefunden habe, welche 
post aliquanta annorum curricula erfolgte, um den Leichnam, welcher 
nod unverwejen war, aus dem feuchten Grabe in ein troceneres 
zu legen 2, 

Damals joll Dtbert nod gelebt haben; wenn er 607 noch jung 
war, kann das mohl der Fall gewejen fein. Die Angabe, daß jene 
zweite Beifeßung im Jahre 650 ftattfand, ift nicht weiter verbürgt; 
die damit gegebene Schwierigkeit, wie damals ſchon presbyteri pagi 
illius anmejend fein konnten, [öst fi) aber ganz gut, wenn man ans 
nimmt, daß der Heilige 607 ftarb, von wo bis 643 wohl ſchon ein 
großer Theil des Breisgaues chriftlich geworden und eine Anzahl 
Prieſter gewonnen haben konnte ?, 


— —— — —— — 


! Der Zwiefalter Eoder ſagt: Cuiusdam ducis filii. 
2 Bol. Mone, bad. Quellenfamml. I, 17. 
3 Bl. Diöc.:Arhiv VI, 162. 


Zur neunten 


Säcularfeier des heiligen Konad, 


In der alten Biſchofsſtadt Gonjtanz wurde vom 24. November 
biß zum 3. December des vorigen Jahres die neunte Säcularfeier des 
bl. Konrad, des Patrons unjerer Erzdidceje, in der folennften Weife 
begangen. 

Durch bejonderes Hirtenjchreiben hatte der hochw. Herr Bisſsthums— 
verwejer auch eine allgemeine Feier für die Kirchen der ganzen Didceje 
angeordnet. 

Eine kürzere Lebensbeſchreibung des Heiligen war ala Feitichrift 
erfchienen, gleihfam als hijtoriiche Einleitung auf die Jubelfeier. Über 
dieje jelbit haben die Tagesblätter berichtet. Eine vor Kurzem veröffent: 
lichte größere eitjchrift bringt ausführliche Mittheilungen über die Vor: 
bereitungen zu dem Feſte, über die Nejtaurationsarbeiten der Konrabi: 
Kapelle, über da3 Programm des Feſtes und dejien glänzenden Verlauf, 
die dabei mitwirfenden Perſonen u. j. w., jodann den Wortlaut ber 
ſechzehn während der Feſtoctave gehaltenen Predigten. Drei Beilagen 
berichten über die im verfchiedenen Kirchen noch erhaltenen Reliquien 
des heiligen Biſchofs und die beabjichtigte Neitauration deg Conjtanzer 
Müniters !, 

Daß eine in der Geſchichte unjeres Bisthums jo bedeutungsvolle 
Feier im Didcefan-Arhiv nicht ohne Erwähnung bleibe, dürfte wohl 
von unjeren Mitgliedern als felbjtverjtändlich erwartet werden. Die 
Redaction war und ift ſich diefer Verpflichtung bemußt, fieht fich jedoch 
zur Zeit nicht in der Lage, derjelben in einer Weije genügen zu fönnen, 
wie ſolches der erhabenen Perjönlichkeit der Feſtfeier würdig wäre. 
seitberichte zu geben Liegt nicht in der Aufgabe unjerer Zeitjchrift, ohne: 
bin wäre dafür die Zeit längjt vorüber und iſt ſolches, wie erwähnt, 
in reihlihem Maße auch geichehen. 

Was wir für jebt bieten, will als ganz beicheidene Gabe aufs 
genommen fein. Wir wollen in aller Kürze den Leſer orientiren über 





1 Herausgeber biejer größeren Feftichrift ift der gegenwärtige Münfterpfarrer 
Brugier, Berfafler der früheren Fleineren ber Gooperator Marbe in Gonitanz. 
Beide Schriften erfchienen im Herder'ſchen Verlage. 


256 


die älteiten Quellen, mwelde ung die Gejchichte des hi. Konrad über: 
liefert haben. Wielleiht findet fi) einer unferer Herren Mitarbeiter 
dadurch angeregt, das Leben und Wirken bes heiligen Biſchofs für 
unſere Zeitichrift zu bearbeiten. 

Sodann geben wir die Legende des Heiligen nach ihrer, ſoweit 
befannt, ältejten Geitalt: das Bild besjelben, wie es ſich durch 
Sahrhunderte hindurch in der Anihauung und Verehrung des gläubigen 
Volkes erhalten hatte. 


I. 


Das Leben des Biſchofs Konrad iſt ung in zwei Darftellungen, 
in der für die Hagiographien üblich gewordenen Form, überliefert 
worden. Die ältere Lebensbefchreibung, Vita prior, entitand un— 
gefähr 150 Zahre nah dem Tode Konrads; die jüngere, Vita altera, 
ijt eine Umarbeitung und Ergänzung der erfteren, und zwei oder brei 
Decennien jpäter verfaßt morben, wie fi im Folgenden noch näher 
zeigen wird. 

1. Die Beranlafjung zur Abfaffung der älteren Vita mar dieſe. 

Biſchof Konrad hatte am 26. November 976 feine irdiſche Lauf: 
bahn vollendet, nachdem er 42 Jahre (jeit 935) die ausgedehnte Didceje 
Conſtanz in apoftolifhem Geifte geleitet hatte. Nacd; feiner Anordnung 
wurde fein Leib an der äußern Wand der von ihm erbauten Kirche bes 
hl. Moriz beerdigt ?. 

Wie dad Andenken an die glänzenden Tugenden, insbejonbere an 
die vielen Wohlthaten des Verklärten, dem gläubigen Wolfe in leben: 
diger und danfbarer Erinnerung blieben, jo war auch bald die Iekte 
Ruheſtätte ein Ort befonderer Verehrung von Seiten der Gläubigen. 
Deßhalb ließ der Biihof Gebhard III, aus dem Geſchlechte der Herzoge 
von Zäringen, Bilchof zu Conſtanz 1084 bis 1110, auf den einftimmigen 
Wunſch von Klerus und Volk die Gebeine Konrads aus dem eriten 
Grabe entheben und in die der heiligen Jungfrau geweihte biſchöfliche 
Hauptlirde, das Münfter, übertragen, wo fie rückwärts vom Kreuzaltar 
unter der Kanzel (sub pulpito) beigejegt wurben, im Jahre 1089 2, 


i Pretiosus vero sacratissimi corporis thesaurus, sicuti ipse adhuc 
vivens disposuerat, apud ecclesiam sancti Mauritii, quam ipse construxerat 
extrinsecus juxta parietem summa cum reverentia reconditus est. Vita altera 
c. 23. Vita prior c. 11. Pertz VI, 434. 440. Vgl. Neugart, episc. Const. 
I, 294, 295. 

2 Igitur cum per multa temporum diversis temporibus plurima apud se- 
pulchrum beatissimi praesulis Kounradi miraculorum clarescerent insignia, 
celebre nomen ejus ubique ferebatur. Factum est autem temporibus venerandi 


257 


Auf Gebhard III folgte Ulrich I, 1110 bis 14127. Diefer, im 
Hinblicke auf die durch die Fürbitte des Biſchofs Konrad erfolgten 
Wunder, von deren Glanz ganz Alamannia widerftrahlet, vichtete 
wiederholt an den apoftoliihen Stuhl die Bitte, den hochbegnadigten 
Vorfahren zu canonijiren. Die entſchieden gehaltene Antwort Yautete 
dahin, e8 müjje zuvor die Lebensbeſchreibung, vita, des Seligen verfaßt, 
diefe vor einem allgemeinen Concil vorgelefen und geprüft, ebenſo in 
Betreff der Wunder glaubwürdige Zeugen beigezogen werben ?. Biſchof 
Ulrich ließ fih nun angelegen fein, Alles zu jammeln, was jih an 
früheren Aufzeihnungen vorfand, und zwar mehr dad auf das verbienit- 
lihe Wirken Konrad Bezüglide, als die vielen Wunder; von diejen 
wurden nur wenige, ficher beglaubigte aufgenommen ?. 

Wie über die VBeranlafjung zur Entjtehung der ältern Vita haben 
wir aud über die Perjon, welcher die Ausführung übertragen wurde, 
nähere Kenntniß. 

Gleichzeitig mit diefen Bemühungen des Biſchofs Ulrich fällt der 
Aufenthalt zweier auswärtiger Kleriker in Conjtanz, bed Abts Egino 
vom Klofter St. Uri und Afra in Augsburg und eines feiner Mönche, 





antistitis Gebehardi, ejusdem nominis tereii, placuit eidem episcopo, et con- 
silio habito cum beatae recordationis Heinrico praeposito ac vicedomno ejusdem 
loei ac tocius cleri ac populi contionis voto in unum concordante, transtulerunt 
corpus ejus de priore sepulchro in aecclesiam sanctae Dei genitricis Mariae, 
ibique cum omni honore et reverentia posuerunt illud retro altare sanctae 
Crucis, sub pulpito ejusdem aecclesiae, ne videlicet clarissima lucerna sub 
modio lateret absconsa, sed omnibus qui in domo sunt ejus claritas fieret mani- 
festa. Vita altera, de signis c. 1. Pertz l. c. 441. 

1 Sicut enim splendor veri solis plures mundi partes electorum suorum 
meritis quasi totidem radiis penetravit, ita ad nostrum quoque vergens occi- 
dentem, per felicis memoriae Chunradi Constantiensis episcopi miraculorum 
insignia non impari luce totam nostris temporibus Alamanniam perfudit. 

2 Pro cujus gloria, ut moris est ecclesiarum, canonizanda cum sedis 
apostolicae praesentiam crebris jam dudum interpellassem litteris, hoc immu- 
tabilis sententiae responsum accepi, vitam ejus in concilio recitandam et con- 
propandam fore generali et testes insuper ydeneos signorum, quae per eum 
fiunt seu facta sunt, ibidem adhybendos, ut tantis coelestium donorum beneficiis 
reverentia fidelium assurgat universalis, et per hoc invidia, quae nec mortuis 
parcit, obstruatur particularis.. Vita prior, prol. Ofr. Vita alt., translatio 
s. Conr. ec. 1. Pertz |. c. 430, 444. 

3 Quapropter operam dedi, ex patrum scedulis, hujus viri dignissimam 
Dei conversationem potius quam miracula, quae nonnunqguam reprobis cum 
sanctis communia sunt, continentibus, sequens opusculum colligere. ... Adjeci 
ex innumeris, quibus plurimae ad memoriam ejus laetificantur nationes sub 
probabili testimonio, pauca dumtaxat signa, ne sicut videntibus gaudium, ita 
audientibus nimietate sua generent fastidium, 

Archiv. XL 17 


258 


Udalschalk, welcher feinen durh Bilhof Hermann in Augsburg, 
einen Anhänger Heinrih3 V, vertriebenen Abt begleitet hatte. Biſchof 
Ulrich gewährte den Flüchtigen gerne ein Aſyl!. 

Diefen Udalschalk, virum eruditissimum, wie ihn der Ber: 
fafjer der zweiten Vita charafterijirt, beauftragte Ulrih mit der Be: 
arbeitung des gejammelten Materiald. Willig und mit dem gewünſchten 
Erfolg fam Udalschalk dem Befehle nad) ?. 

Nach Beendigung der Arbeit wurde Udalschalk mit dem bifchöf- 
lihen Vicedominus Heinrich, Propſt des Klofters Kreuzlingen, als Ge: 
jandter nah Nom beorbert, um dem damaligen Papſt Galirt II das 
Schreiben des Bijchof3 ? mit der Vita zu überreihen und die Heilig- 
ſprechung Konrads zu erwirfen. Nachdem die Angelegenheit geprüft, 
verfündete der Papſt (ex decreto generalis coneilii) diejelbe durch eine 
am 28. Mär; 1123 an den Bilchof Ulrih von Conſtanz erlafjene Bulle *, 

An demjelben Tage wurde den Gejandten die Bulle zugejtellt und 
diejelben mit dem apojtoliihen Segen entlajjen. Auf der Rückreiſe traf 
jie ein unermwartetes Hinderniß, fie geriethen auf einige Seit (quaestus 
gratia) in Gefangenjhaft. Die dadurch gegebene Muße wurde dazu 
benüßt, der Vita eine bejjere formelle Abrundung zu geben ®. 

Was den Anhalt diejer eriten Vita betrifft, jo ijt derfelbe in ber 
fnappiten Weije zugemefjen; dem nächſten Zweck entiprehend, hat 
die Darjtellung vorzugsweije, wie da8 Schreiben Ulrichs betont, die 





— 


1 Ndalschalf verfaßte Über den Handel zwiſchen Biſchof und Abt eine eigene 
Schrift, fie ift mitgetheilt bei Canisius, thesaur. ed. II. III, 2. 1. 599. 

2 At ille praeceptum quidem obedienter suscepit, efficaciter, ut jussum 
erat, adimplevit. 

3 Diefes Schreiben des Biſchoſs Ulrich, dem bie obigen Stellen entnommen jind, 
ift vollftändig abgebrudt als Prologus in vitam (priorem) S. Chunradi bei Pistorius 
(j. unten), bei Merd, Bistbumschronif ©. 70, Pertz 1. c. 430, 431. 

+ Das hier erwähnte Concil ift das neunte öfumenifche, das erjte allgemeine 
im Lateran, beffen Hauptgegenftand das Wormſer Concorbat bildete. Die Bulle ift 
noch erhalten, jept im Generalsfandes:Ardiv zu Karlsruhe, abgebr. bei Merd, 
Bisthumshronif S. 72, Pistorius, Dümge, Reg. Bad. p. 127, in beutfcyer Über: 
jeßung bei Marbe ©. 82. 

5 Impositi ergo ergastulo inerti non indulserunt otio; sed jam dictus 
monachus rogatu concaptivorum suorum historiam saepedicti confessoris Christi 
Counradi suaviter modulatus est, quam non multo post dimissus pontifici 
(dem Biſchof Ulrih) cum apostolicis literis detulit. Vita alt., Transl. c. 2, 
Daß Udalshalf an dem Inhalt änderte, läßt fih, nachdem biefer in der feierlichiten 
Weife geprüft und approbirt war, nicht annehmen; wohl aber fonnte dieß bezüglich 
ber Form, ber fiyliftifchen Abrundung geſchehen; bie Worte suaviter modulatus est 
können nicht anders verſtanden werben, an einen mufifalifch Funftvollen Vortrag ber 
Vita ift ja nicht zu benfen. 


259 


dignissima Dei conversatio ber Perjon Konrads im Auge; 
jelbjt über feine vornehme Herkunft, feine Erziehung u. ſ. w. find nur 
flühhtige Angaben gemadht?!. Das apojtolijche Leben und Wirken des— 
jelben als Priejter und Biſchof, die überall ſich kundgebende göttliche 
Gnadenführung ift es, was für den durch jtrenge Asceſe und große Be— 
lefenheit in den bibliſchen Schriften gebildeten Verfaſſer den Stoff bildet; 
die äußere Thätigkeit Konrads al3 Kirhenfürit, jeine Stellung zu den 
politijhen Fragen u. j. w. bleibt fait ganz unberührt. 

Die Vita umfaßt 23 Kleine Capitel, 6 Folioſeiten bei Perk. 

C. 1—2: Herkunft, Erziehung und Bildung Konrad ?. c. 3: 
Stellung bei dem Biſchof Noting. c. 4: Ermwählung zum Biſchof. 
ec. 5: Züge des bijchöflichen Wirkens (Hic veritatis doctor, hie operator 
justiciae operum), ingbejondere die väterliche Fürſorge für die Armen, 
Gründung eined eigenen Haufe und Stiftung für diejelben. c. 6: 
Ausſchmückung der biihöflihen Kirche. Neubauten von Kirchen und 
Bergabungen an diefelben. Vermehrung des Elerus. c.7: Wallfahrten 
in das heilige Land. c. 8: Freundjchaft mit dem Biſchof Ulrih von 
Augsburg. Der Vorgang beim Rheinfall in dem Schloß Laufen. c. 9; 
Prophetiiche Gabe. ce. 10: Der Vorgang mit der Spinne ce. 11: Tod 
und Begräbniß mit genauer Angabe der Chronologie. c. 12—23: 
Wunderberichte. — Der Verfaſſer bemerkt, daß zu feiner Zeit scriptorum 
incuria die Mehrzahl der früher gejchehenen Wunder jchon unbekannt 
geworden, daß e3 jeboch deren um jo weniger bedürfe, da auch in der 
Gegenwart immer neue Bezeugungen ftattfinden. — Mehrfach führt er 
fich jelbjt al3 Augenzeugen ein durch die Formeln: vidimus, vidi. 

2. Die Vita altera. — Die Berjon des Verfaſſers ijt nicht be= 
fannt; daß er ein Geiftlicher war, iſt unzmweifelhaft, höchſt wahrſcheinlich 
gehörte er der Konjtanzer Kirche jelbit an. 

Wie über feine Perſon, jo hat er auch über jeine Zeit feine 
näheren Angaben. Die ausführlide und anſchauliche Schilderung, melde 
er von der Tranglatio nad) erfolgter Ganonijation macht, meist auf 
einen Augenzeugen, und jo könnten als Zeit der Entjtehung wohl die 


1 Der Verfafjer verweist felbft c. 10 auf bie ihm vorgefchriebene epistolaris 
angustia. 

2 Die Schreibung bed Namens varlirt: in dem Schreiben bes Biſchofs Ulrich 
und in ber erjien Vita lautet er Chunradus, in der zweiten wechſeln die formen 
Counradus und Kounradus; in c. 13 gibt ber zweite Verfafjer auch eine Erflärung 
bes Namens: Ille super speculam Domini positus, dormitantem pigritia servum 
non est imitatus, sed secundum nomen suum strenuo consilio pro domo 
Israel factus est murus aeneus etc. Die Varianten bei Mone haben Cünradus, 
Coünradus, Conradus, Konradus, Chünradus. Die Legenda aurea bat Conradus. 

17* 


260 


wohl die nächſten Jahre nad) 1123 angenommen werden. Das für die 
Didcefe jo freudige Ereigniß, die glänzende Feier, bie zahlreiche Be: 
theiligung mußten ohnehin den Wunfch rege maden, ben außerorbent- 
lihen Vorgang aud dem Gedächtniß der Zukunft durch getreuen Bericht 
zu erhalten. 

Immerhin wurde diefer, wenn auch ohne Zweifel jofort begonnen, 
doch nicht ſobald vollendet und der Offentlichkeit übergeben. Dies be- 
weist die Art, wie des Biſchofs Ulrich erwähnt wird: Reverendae 
memoriae Oudalricus, ejus nominis primus Constantiensis eccelesiae 
episcopus?!. Die Worte zeigen, daß Ulrih nicht mehr am Leben war. 

Noch deutlicher geht Died aus einer fpäteren Stelle hervor, welche 
über die Vergabungen Ulrichs an die Kleriker des von ihm geftifteten 
Klojter8 Kreuzlingen berichtet und dann beifügt: Horum autem con- 
versatio in eo loco per illum quidem exordium sumsit, incremen- 
tum vero in hodiernum diem laudabiliter gratia Christi mi- 
ninistrare non desinit, — was auf eine längere Zmwiichenzeit hinweist ?. 

Eine fernere Bemerkung über Udalschalk, den Verfaſſer der 
eriten Vita: Qui postea monasterio beatae Afrae penes Vindelicam 
strenue praefuit? berechtigt, den terminus ad quem nod) etwas 
meiter abwärts anzujegen: Udalschalk war 1123 einfaher Mönch, Be: 
gleiter jeines noch lebenden Abtes, für die Zwiſchenzeit und für bie 
Dauer feiner Abtswürde 20—25 Jahre anzunehmen, dürfte nicht zu 
viel fein, ſodann jeßen die Worte strenue praefuit ebenfall3 das 
bereit3 eingetretene Ableben voraus *. 

Nach dem Gejagten wird der Annahme, bie Vita altera falle um 
zwei bis drei Decennien jpäter al3 die Vita prior, alle Wahrſcheinlich— 
feit zufommen. 

Welchen Zweck verfolgte der Berfaffer mit feiner Arbeit? Die 
furze Praefatio bemerft hierüber: De vita et actibus praecelsi con- 
fessoris Christi Kounradi aliqua quam paucis stilo cupimus exa- 
rare; dicta vel scripta praecedentium non vituperando, set magis 
pro modulo nostro sequendo atque laudando, quaedam etiam ne- 


i Transl. o. 1. 

? Transl. c. 7. — Bifhof Ulrich ftarb 27, Auguft 1127 auf ber Rüdreife 
vom Wormſer Reichstage im Klofter St. Märgen. Ulrich gehörte ſelbſt dem Auguftiners 
orden an und hatte dem Klofter Marien-Zelle fih als großen Wohlthäter erwielen, 
fo daß er als deſſen zweiter Stifter zu betrachten if. Bol. Betershbaufer Chronik 
bei Mone, Quellenf. I, 157. Didcefan-Ardiv II, 224. 

> Transl. c. 2. 

4 Nach einer Angabe bei Haller, Bibliothek der Schweizergeih. III, 30, ift 
Udalshalf im Jahre 1151 geftorben. 


261 


cessario his simplieiter adiciendo. Ceterum fides dietorum penes 
auctores erit; ad nos enim pertinet quaeque competenter ordinare, 
ad illos vero veritatem dictis observare. 

Demnad waren Ergänzung, Vervolljtändigung und bejjere 
Drdnung des Stoffes die ihn beitimmenden Gefichtspunfte Wie die 
angeführten Säte vermuthen laſſen, jtanden ihm neben der Vita prior 
und der mündlichen Überlieferung auch noch andere jchriftliche Quellen 
zu Gebote. Die nächſte und vor Allem zu berücdjichtigende war jelbit: 
verjtändlich die Vita prior. Diejer gegenüber wurde die Aufgabe, die 
er fich geftellt, gewiſſenhaft feitgehalten. Was die erjte aus dem Leben 
des Biſchofs mittheilt, findet ſich im jelbitändiger Verarbeitung auch in 
der zweiten; ebenjo ift in der Hauptiache diefelbe Anordnung und Ab: 
folge beobachtet, aber Manches ijt erweitert. 

Der zweite Bearbeiter theilt mit dem erjten dieſelbe fromme Auf: 
fafjung bei der Schilderung jeines Helden, diejelbe Vorliebe für Hin: 
weiſung auf bibliſche Parallelen, nur find bei ihm, bejonders die alt= 
teftamentlihen Allegationen nod viel häufiger als bei Udalschalk. 
Diejer, der Drdensmann, behält vorzug3meije, wie oben bemerkt, das 
religiöjfe Moment im Auge; die Anfchauung des zweiten iſt nicht 
jelten eine weitere. So gibt namentlich der dritte Theil, der Bericht 
über die eier der Ganonifation, mehrfache Andeutungen über die da- 
maligen Zeitverhältnifje; mit fichtlicher Freude jchildert er das glänzende 
Feſt, den zahlreihen Beſuch aus allen Gegenden, aller Stände und 
Klaffen, den ungejtörten, friedlihen Verlauf, troßdem daß damals 
bittere, ja töbdtliche Feindſchaft Viele entzweit hatte Er gebenft auch 
der reihen Opfergaben, die von den zahlreichen geiftlichen und meltlichen 
Beſuchern dargebraht wurden; felbit die die hehre Feier begünjtigende 
Witterung bleibt nit unerwähnt !. 





1 Zugleih als Probe ber Darftellung möge Folgendes dienen: Die denominato 
prompto animo conveniunt innumeri, non solum ex vicinis, verum etiam ex 
longinquis regionibus et civitatibus. Aderant autem tunc in praesentia patres 
monasteriorum viginti quatuor, cum religiosorum caterva diseipulorum, presby- 
terorum etiam atque diaconorum aliorumque clericorum infinita multitudo. 
Saecularium vero dignitatum proceres religiosa cum devotione pariter con- 
venerunt, tres videlicet duces cum praefectis atque consulibus plurimis, militum 
quoque turmae cum innumera vulgi multitudine sexus utriusque et aetatis. In 
quibus omnibus solum erat admirabile simulque delectabile, quod cum non 
solum eccolesiae atque domus, verum etiam plateae atque campi ita constipati 
essent hominibus, ut vix quoquam se quisquam vertere posset, inter quos pleri- 
que inimicitiarum discordiis ita erant sejuncti, ut sanguinem alterutrum 
magno opere sitirent, nullarum tamen seditionum vel rixarum tumultus 
in his prorsus audiebatur, sed fraternus amor omnium ibi corda possidebat. 


262 


Auf dieje allgemeinen Bemerkungen lajjen wir die nähere Inhalts— 
angabe folgen. 

Eine furze Praefatio begründet das Vorhaben, die Tugenden und 
Berbienite des heiligen Biſchofs aufs Neue zu bejchreiben: die den 
Heiligen erwieſene Verehrung iſt auch eine Verherrlihung Gottes jelbit, 
und die fittlihe Borbildlichfeit bringt den Verehrern großen Gewinn: 
Per exemplum enim plerumque discitur, quod per simplex prae- 
ceptum minime retinetur. 

Das reicher gefammelte Material wird in drei Theilen dargeſtellt: 
Vita, Signa und Translatio, zufammen in 50 Gapiteln, 5 Foliojeiten 
bei Pertz, mit Fleinerem Drud. 

a. Der erjte Theil, die Vita im engeren Sinne, umfaßt 24 Capitel. 

C.1—10. Die Zeit vor der Erhebung zur biihöflihen Würde. 
c.1—3: Abjtammung, Heimath, Erziehung und erfte Bildung im elter- 
fihen Haufe. c. 4—6: Vollendung derjelben an der Domſchule in 
Conſtanz unter der bejonderen Leitung des Biſchofs Noting. c. 7: 
Weihe zum Prieiter. c. 8: Hervorragende Stellung bei dem Biſchof!. 
e. 9: Einftimmig vom Klerus zum Präpofitus gewählt. c. 10—13: 
Tod des Biſchofs Noting. Auf den Rath des Biſchofs Ulrich von 
Augsburg wird Konrad „utpote qui et sanctimonia vitae, aetatis ac 
sapientiae maturitate apud Deum et homines clarus habebatur* 
einjtimmig und zur höchſten Freude von Klerus und Volk zum 
Bijhof ermählt. c. 14. 15: Das apojtolifche Leben und Wirken, 
Sorge für die Armen, Stiftung eines Hojpitium. c. 16. 17: Drei: 
malige Wallfahrt nach dem Heiligen Land, mit dem Wunſche, dort zu 
iterben ?. ce. 18: Das weitere tugendhafte Leben; Erbauung und Do- 
tirung ber Kapellen und Kirchen des hl. Moriz, des hl. Johannes Bapt. 





Ibi juxta prophetam (Jes. 11, 6) lupus cum agno pascebatur quia nocens et 
innocens divino officio fervide fruebatur. Ibi leo et bos paleis simul pasce- 
bantur, quia cum sacerdotibus Christi tyranni crudeles unanimiter vacabant 
eloquiis divinis atque sacrificiis. Aör quoque ipse huic negotio, ut creditur, 
militabat, quia ultra solitum hibernis temporibus tranquillus atque serenus 
commeantibus arridebat. Videres corpora universorum aestuare, atque eximia 
vi comprimentium sudore madescere, cum quisque alium nitebatur praevenire, 
ut sacri corporis sepulchrum tangere mereretur vel saltem videre. etc. 
Transl. c. 3. 

1 Consiliis ejus (Conr.) domi forisque in omnibus uti coepit, universa 
episcopii negotia ad ejus nutum cedere constituit. Neugart madt bie Be: 
merfung: Aliusne munus istud administrarit ante Conradum, non habeo per- 
spectum, L. c. 282. 

2 Sed suavis Dominus universis Kounradum nobis reservabat, per quem 
nebulosam patriam nostram illuminari disponebat. 


wu j 


263 


und Johannes Evang., des hl. Paulus. c. 19: Vermehrung des Klerus 
der biihöflihen Kirche, Dotation und Ausfhmüdung des Münſters. 
e. 20: Der Vorgang mit der Spinne. c. 21: Prophetiihe Begabung. 
ec. 22: Der Borgang bei dem Schloß Laufen. c. 23, 24: Hinfcheiden 
und Begräbniß; hronologijche Angaben. 

b. Der zweite Theil, De signis, in 16 Gapiteln. 

C. 1 berichtet über die unter Biſchof Gebhard III erfolgte Über: 
tragung der Gebeine aus dem erjten Grabe in die Domkirche (j. oben 
©. 256, 57), die Erbauung einer neuen Kapelle über dem frühern 
Grab zu Ehren des HI. Nikolaus und die Ausſchmückung der neuen 
Grabjtätte durch den Vicedominus Heinrih. Die folgenden Gapitel 
enthalten Wunderberichte. 

Wie der Verfafjer der erjten Vita, will aud) der Anonymus, wie 
er wiederholt betont, aus der Unzahl der am Grabe des Heiligen er: 
folgten Erhörungen und Heilungen!? nur Weniges mittheilen, ohne 
Beachtung der hronologiihen Ordnung ?, Seitdem unter Biſchof Ulrich 
die Heiligiprehung erfolgt war, mehrten ſich die Bejucher des Grabes 
aus allen Ländern in's Unendlihe, große Procejfionen wurden dahin 
veranjtaltet . Selbſt die Sitte, Wachsgebilde als signa curationis 
aufzuhängen, wurde jhon zum Übermaß geübt *. 

Inhaltlich bringen diefe Berichte fait ſämmtlich diejelben Vorgänge, 
wie jie die Vita prior ſchon gegeben; der Verfafjer wollte offenbar vor 
allen diejenigen beibehalten, welche die firhlihe Prüfung und Appro- 
bation erhalten hatten; ihm eigen ijt mander Zuſatz, theologijche Re: 
flerionen, wie 3. B. über die Bedeutung und den Zweck ſolcher Wunder, 
wie auch des übels und der Leiden: Es gibt Leiden, welde verhängt 
find al3 Strafe für Sünden, bald des Leidenden jelbjit, bald auch für 
die Sünden jeiner Eltern; wird die Seele von den Banden der Sünden: 
ihuld erlöst, jo wird meiltend auch der Leib von feiner Yajt befreit: 
ut videlicet per corpus in aperto declaretur, quid circa animam 


i Tantam denique gratiam suae largitatis apud ossa ejus cunctis diversis 
calamitatum miseriis laborantibus dignatus est omnipotens Deus ostendere, 
quantam nullarum etiam disertissimarum exprimere valeat facundia linguarum. 
Vita c. 24. 

2 De signis c. 2. 

®? A cunctis finibus terrarum suavissimo odore sanctitatis ejus attracti, 
cottidie innumerabiles confluebant; sacerdotes etiam cum plebibus suis domini- 
cum praeferentes vexillum, catervatim confluebant atque cum ymnis et laudibus 
dominum nostrum Iesum magnificabant. De signis c. 16. 

* Tanta enim monstra cera formata circa monumentum ejus dependentia 
conspiciuntur, ut totius numeri rationem excedere videantur. c. 15. 


264 


etiam in occulto geratur. Plerumque contingit, sicut Dominus 
in evangelio dieit, ut neque pro suis neque pro alienis peccatis 
constringatur, set ut gloria Dei in illo manifestetur '. Die Ber: 
berrlidung Gotte und auf Seite des durch Fürbitte begnadigten Men 
ſchen, die mit ber leiblihen Heilung erfolgende Reinigung der Geele, 
die ſittliche Neufhaffung, betrachtet der Verfaſſer als Zweck der Wunder 2, 

c. Der dritte Theil, die Translatio, in 10 Capiteln, gibt nad) 
kurzem Rücbli auf den Verlauf der Canonijation eine Bejhreibung 
der Erhebungsfeier (elevatio) des Heiligen am 26. November 1123. 

C. 1, 2: Bericht über die Bemühungen des Biſchofs Ulrich I wegen 
der Heiligjprehung, über die Entjtehung der Vita prior und die Ge 
jandtiaft an den Papit (ſ. oben ©. 256 f.). c. 3: Verkündigung des 
Canonifationsdecretes an Klerus und Volk, Feitfeßung des Tages der 
feierliden Erhebung. Große und freudige Betheiligung aller Stände 
und aus weiter Ferne, würdiges Verhalten, Darbringung von Gaben. 
c. 4, 5: Heilungen. ce. 6: Die Reliquien werden aus dem Grabe er: 
hoben und in einen neuen Sarg niedergelegt, der rechte Arm davon 
abgejondert. Procejfion mit den Reliquien nad der Kirche des hl. Ste: 
phanuz?, c. 7: Geſchenke der fürſtlichen Gäjte zu Gunjten des von 
dem Heiligen gejtifteten, aber inzwijchen in Verfall gerathenen Hojpitiumsg, 
einen Theil davon verwendet Biſchof Ulrich in der Folge für feine neue 
Stiftung Kreuzlingen. c. 8: Indulgenzertheilung, biſchöfliche Segnung 
und Entlafjung der Feſtbeſucher; Rettung Schiffbrüdiger durch die Für— 
bitte des Heiligen. c. 9: Feierlihe Procejfion der Conftanzer Bürger 
mit den Reliquien dur die Stadt zu der Kirche des hl. Ulrid (das 
jpätere Kreuzlingen), Rückkehr zum Münjter und Beiſetzung des Sarko— 
phages mit den Neliquien *, Gebet des Verfaſſers. c. 10: Genaue 
Hronologijche Angabe über den Act der 'Translatio. 


! De signis c. 12. 

? AU’ die vielen Arten mit den Worten der Bibel zufammenfafiend, ſchließt er: 
et quod his majus est omnibus, diversis peccatorum faecibus aggravati 
exonerantur. De signis c. 15. 

3 Wegen bes Gebränges der Bolfsmafjen war die Rüdfehr zum Münfter an 
bemfelben Tage unmöglich; diefe Angabe jchließt mit den Worten: Pompa vel po- 
testas seculi ibi nulla, conditio ibi omnium erat aequa. 

Nachdem oben ©. 256 f. die Stelle über bie Begräbnißftätte unb bie erjte 
Erhebung mitgetheilt wurde, möge hier auch bie Angabe über die zweite folgen: Inde 
(von der Bafilifa bes hl. Ulrich) itaque laeti revertentes, novum in quo recon- 
ditus fuerat, sarcophagum in monumento, quo et prius requieverat, posuerunt, 
ipso tamen sepulchro prius in melius reformato, ne videlicet fideles ejus accessu 
fraudarentur, cujus commanentiae omnes etiam coeligenae congratulantur. c.9. 
Über die in biefer und dem früher citirten Stellen erwähnten Grabftätten vgl. bie 


265 


3. Die Terte dieſer beiden Vitae wurden ſchon mehrfach durch den 
Druck publicirt; die ung befannten älteren Ausgaben find folgende: 

Bon der erjten Vita die von Jakob Manlius in feinem Chro- 
nicon episcopatus Constantiensis; dieſes Chronifon iſt aufgenommen 
unter die Scriptores rerum Germanicarum von Piftorius, deren 
dritte Ausgabe Struve bejorgte (Regensburg 1726). Die Vita Con- 
radi im III Bande, ©. 711—717. 

Die zweite Vita wurde nad) einem Cober des ehemaligen Klojters 
St. Ulrih und Afra in Augsburg von Leibnitz publicirt in den 
Scriptores rerum Brunsvicensium, ®b. II, ©. 1—14. 

Auh Pater Gerard Heß in Weingarten ließ nah einer Hand: 
ihrift feines Klojterd aus dem 12. Jahrhundert dieje Vita zum Abdrud 
bringen in den von ihm bejorgten Monumenta Guelfica (Kempten 1784) 
©. 77—97. Der dem MWeingartner Codex mangelnde dritte Theil 
(Translatio) iſt aus Leibnig ergänzt. Heß Hat dem Tert Noten und 
(S. 83) eine genealogifche Tafel des Welfiſchen Haufe beigegeben, welche 
auch Neugart angenommen hat. 

Die neuejte und correctejte Tertausgabe der beiden Vitae ijt die 
von ©. H. Pertz mit Beihilfe mehrerer Gelehrten bejorgte im vierten 
Band (scriptorum) der Monumenta Germaniae ©. 429—445. 

Die Vita prior ift gegeben nad einem dem 12. Jahrhundert 
angehörenden Goder des Ktlojter Heiligenkreuz bei Wien; ein diejem 
verwandter Tert ijt der von Manlius befolgte, weßhalb derjelbe mehr: 
fach von Pertz beigezogen wurde. 

Reicher war das handſchriftliche Material für die Vita altera. 
Für dieſe wurde zu Grunde gelegt ein Weingartner Codex aus bem 
12. Jahrhundert, jest in Fulda; wie es jcheint, derjelbe, welchen Pater 
Heß publicirte; jodann eine Neichenauer Handſchrift, jet in Karlörube, 
aus dem 14. Jahrhundert. Zur BVergleihung wurde meiter beigezogen 
der von Leibnig gegebene Tert. Auch die von den Bollandijten ver— 
anjtaltete Bergleihung des Augsburgifhen oder (die Varianten— 
jammlung ijt jest in der königlichen Bibliothek zu Brüffel) fam für die 
Pertz'ſche Ausgabe zur Benübung. 

Arhivdirector Mone hat für beide Lebensbeſchreibungen neue Terts 
vergleihungen angeftellt: zu dem Tert der älteren wurde ein Reichenauer 
Eoder aus dem 12., und ein St. Galler aus dem 14. Jahrhundert, zu 
dem Tert der zweiten der von Perk benüßte Neichenauer abermals und 
eine bem 15. Jahrhundert angehörende Handſchrift in Bafel neu verglichen. 





ſehr eingehenden Beiprehungen in Nr. 14, 15, 41, 45, 46 bes Freib. kath. Kirchenbl. 
1875, und bie oben angeführten Feitichriften. 


266 


Das Reſultat dieſer Vergleihungen mit der Pertz'ſchen Ausgabe 
ließ einen wiederholten Abdruck des Textes jelbjt nicht als nöthig er- 
deinen, daher wurden im erjten Bande der Quellenfammlung zur 
badiihen Landesgejhichte von Mone nur die durch die Vergleihung ges 
wonnenen Barianten mitgetheilt, S. 77—79. 

Mone glaubte noch eine dritte, jüngste Bearbeitung aufgefunden 
zu haben und theilt den Text derjelben (S.79—80 a.a. D.) mit, nad) 
drei Handſchriften zu Einfiedeln (13. Jahrh.) Straßburg und St. Gallen 
(14. Jahrh.). Diejer Tert, ein kurzer Auszug aus der Vita prior, ift 
jedoch längjt befannt, es ijt der in der Ausgabe der Legenda aurea 
berfömmliche; die neuejte von Gräfje gibt (pag. 863 sq.) mit wenigen, 
ganz unbedeutenden Abmeichungen ganz denjelben Tert, wie der von 
Mone publicirte. In den dem erjten Bande der Quellenfammlung beis 
gegebenen Nachträgen bemerft Mone (©. 529), er habe zu diejer jüngjten 
Vita die Ausgaben des Jacobus a Voragine nicht verglichen. 

4. Außer diejen zwei größeren Quellen finden fich einige 
größere und Eleinere Angaben a. a. D. bei Mone; jo aus einer St. Galler 
Handſchrift ein Bericht über den 968 gemachten Bejuh des Biſchofs 
Konrad im Klofter St. Gallen?, nah Ton und Haltung zu jchlieken, 
von einem Zeitgenofjen, ©. 216; aus den onftanzer Jahrgeſchichten 
©. 303, den Verzeihniffen der Conjtanzer Bilhöfe S. 304, aus ber 
Gonjtanzer Ehronif ©. 311, 312. 

Hermann von Reichenau, nur wenige Decennien (im Jahre 1013) 
nad dem Tode Konrad geboren, berichtet über Konrad deſſen Wahl 
zum Biſchof 934 und zu dem Jahre 974 den Tod desjelben, an beiden 
Stellen in kurzer, aber rühmendſter Weiſe. 

Als Quellen kommen ſodann in Betradht die älteiten Hymnen ?, Die 
Lectionarien ſowie die mündlihe Tradition. 

Die andermeitigen Quellen über die Zeit Konrad, jeine Stellung 
und Beziehung zu den Zeitvorgängen find bei Called, Ban der Meer, 
Neugart, Damberger, Stälin u. U. angeführt *. 

5. Nachdem wir unjere Aufgabe, die Leſer über die ältejten Quellen 


i Tacobi a Voragine, Legenda aurea vulgo historia Lombardica dicta. 
Ed. Th. Graesse. Lipsiae 1845, 2. ed. 1850. 

2 Konrad war mit St. Gallen verbrübert. ©. Dümmler-Wartmann, 
St. Galler Tobtenbuh ©. 71. 

3 Vol. die Sammlungen von Mone III, ©. 259—62, Nr. 278—80, unb 
G. Morel, ©. 217, Nr. 381. 

4 Calles, annales eccles. Germanise, Wien 1758, IV, 194. 599. Dam: 
berger, ſynchroniſt. Gedichte IV, 631 ff., die Belege am Enbe bes Bandes. 
Stälin, wirtemb. Geſchichte I, 556 fl. Oberrh. Zeitfhr. XXIX, 272. 


267 


zu orientiren, joweit dieß in Kürze gejchehen konnte, gelöst haben, möge 
noch mit einigen Worten der jpäteren Bearbeitungen gedacht werben. 

Als jolhe find befannt die betreffenden Abjchnitte in den Bis— 
tbumschronifen, in den verjchiedenen Ausgaben der Heiligen- 
legenden, einige Fleinere, populär gehaltene Monographien, welche 
ihrem nächſten Zweck entiprechend jehr kurz und inhaltlich ziemlich gleid)- 
förmig gehalten jind !. 

Eine Bearbeitung nad) größerem Maßſtab und nad) den Forderungen 
der hiſtoriſchen Kritif hat, wie es jcheint, der fleigige Nheinauer Pater 
Moriz Ban der Meer ausgeführt; vgl. ©. 18, Nr. 17 diejes Bandes. 
Leider ijt dieje Arbeit zur Zeit unbefannt; daß Ddiejelbe eine gediegene 
war, läßt ſich nach dem jonjtigen Charakter der Schriften des gründlichen, 
dabei kritiſch-nüchternen Benedictiners, wie insbejondere aus dem ge— 
druckt vorliegenden Abjchnitt über Konrads Thätigfeit ald Abt von 
Rheinau vermuthen. 

Dan der Meer behandelte in einer Reihe von Schriften die Ge- 
ihichte feines Stiftes, |. oben ©. 14—18. Für den Drud war das 
reichlich gejfammelte Material fertig ausgearbeitet in den drei Foliobänden 
der Annales Rhenaugiae. Der Kojten wegen mußte leider die Drud- 
legung unterbleiben. Bei jeinem Beſuche in Rheinau lernte der Augs— 
burgiihe Hofratd Zapf den trefflihen Ban der Meer und deſſen 
hiſtoriſche Arbeiten kennen?; er erbot ji, in der von ihm beabjichtigten 
Bublication der Monumenta anecdota die Gefhichte Rheinau's auf: 
zunehmen. j 

Dan der Meer unterzog den Stoff einer abermaligen Durcharbeitung, 
welcher er den Titel Historia diplomatica monasterii Rhenaugiensis 
gab. Davon erihien der erjte Theil, die Gejchichte de Kloſters bes 
handelnd von 778—1380 mit 82 Urkunden und Siegelabdrüden in 
dem eriten Bande der Anecdota ©. 223—430; die Fortfegung war in 
zwei weiteren Xheilen bis zum Jahre 1778 ebenfall3 vollendet, blieb 
jedoch ungedructt, indem die Monumenta jelbjt mit dem erjten Bande 
ihr Ende erreichten. 

Biihof Konrad hatte mit dem Bisthum auch die Verwaltung bes 
von feinen Vorfahren geftifteten Kloſters Rheinau übernommen — in 
dev Reihe der Äbte ift er der fiebente —, und biejelbe biß zum Jahre 
975 fortgeführt, wo er freiwillig diejed Amt niederlegte und den Brüdern 


1 Bol. die ziemlich reiche Angabe ber Älteren Schriften über bas Bisthum 
Gonftanz bei Haller, Bibliothek der Schweizergefch. III, 285 ff., über Biſchof Konrad 
Nr. 908-912. Auch die Gallia christiana hat das Bisthum Gonftanz berüd: 
fihtigt, V, 891 fi. 

2 Bol. Zapf, Reife in einige Klöfter Schwabens u. ſ. w. ©. 159 fi. 


268 


die auf jein Anjuchen von Kaifer Otto I 973 neu bejtätigte Freiheit 
der Abtswahl überlieh. 

Die Darjtellung dieſes abtlihen Wirkens umfaßt ©. 310—317 
der genannten Historia diplom. In die Zeit Konrads fällt auch die 
Miederheritellung der durch die Ungarn 925 zerjtörten Nibzelle (St. 
Blafien); an dieſe Frage Enüpft ſich befanntlich eine Controverſe zwiſchen 
beiden- Klöjtern, welche Ban der Meer in bejonderen Schriften (j. oben 
S. 22, Nr. 29—31) behandelte, und melde auch in diefem Abjchnitt 
zum Morte kommt ?. 

Eine handſchriftliche Bisſsthumschronik im erzbiſchöflichen Ardiv 
zu Freiburg, eine Arbeit des bijchöfl. geiſtl Nathes Dr. U. Reininger, 
zulegt Provicar, aus dem Anfang unferes Jahrhunderts, ift eine fleißige 
Materialieniammlung zur Gedichte der Bilhöfe von Conftanz aus ge= 
drucken und ungedrudten Quellen und Schriften. Der größere Theil 
des Manufcripts, 33 Bogen mit vielen Beilagen, hat den Titel: Cata- 
logus episcoporum Constantiensium una cum brevi notitia rerum 
ab ipsis in conciliis et conventibus cum intra tum extra dioecesin 
Constantiensem gestarum. 

Die Darftellung iſt annaliftiih, beginnt mit den Biſchöfen von 
Windiſch und geht bis auf Biſchof Johann von Praßberg (1645). 
Als Beilage folgen mehrere Bogen über die Concilia dioces. Const., 
welche mit dem von dem Gardinal Biſchof Konrad von Rodt 1759 an 
geordneten Neudrude der Decrete der jiebenzehnten onjtanzer 
Dide.:Synode vom Jahre 1609 abſchließen. 

Das Leben Konrad ift in der Weije der früheren Chroniken 
ziemlich Fur; behandelt; beigegeben jind mörtliche Auszüge aus Bucelin, 
Harzheim, Hardouin, Goldaft, Van der Meer, M. Gerbert, u. A. 

Als das Bejte, mas über dag Leben und Wirken des heiligen 
Biſchofs von den älteren Bearbeitern geleijtet wurde, muß unjtreitig das 
bezeichnet werden, was in dem trefflichen, leider unvollendeten Werke 
Neugarts gegeben ift. In nur zu knapper Kürze iſt bier nicht bloß 
der Biſchof nad feiner Frömmigkeit, feiner apoſtoliſchen Worbildfichkeit, 
wie ihn die Vitae ſchildern, jondern ebenjo auch feine Stellung im 
Neiche, feine Thätigkeit und feine Theilnahme an den Synoden und 
Neichsverhandlungen gewürdigt; Alles nad) den Forderungen der hiftori= 
ſchen Kritik in klarer, überfichtlicher Darftellung. 


1 Selbft in der kurzen deutſch gefchriebenen Feſtſchrift (Donauefhingen 1778) 
fommt Ban der Meer auf diefe Mlöfterliche Ambitionsfrage. Nüchtern und unbefangen 
ſpricht ſih Neugart aus, ep. Const. I, 135. 


I. 


Die beutfhe Vita, die wir bier folgen laffen, ijt entnommen ber, joweit 
befannt, älteften Legendenausgabe: Gedruckt von mir Ginthero Zeiner, 
geboren auß Reitlingen, wonent czü Augspurg. Am freytag vor Symonis vnd 
Jude, als man zalt von der geburt Cristi tausent vierhundert vnd in dem ein 
vnd sibenczigisten jare. 


Von dem lieben herren vnd heiligen bischof 
Sant Cünrat. 


Der lieb herr sant Cünrat ist geboren von edlem geschlecht 
des teutschen landes, vnd die geburt seines stams ist geziert über- 
flüssig als ein ufgend blüm in dem paradiss. Sein leibliche ge- 
burt, die erhöcht in, aber der adel seines geistes erczeigt in vil 
höher klärer vnd liechter, wann er was in seiner iugent gancz ver- 
wandelt in adel des geistes, von den obrosten genaden volget mit 
im ein anfang der tugent vnd beleib ouch in dem geystlichen 
leben, in dem mittel vnd in dem alter. 

Nun ward der lieb herr Sant Cünrat von seinen fründen 
empfolhen den brüdern in der kirchen tzü Costencz, das sye in 
lereten die heiligen geschrift; in derselben gemeyne vieng er an 
vnd was ein diener des tabernackels der got gemacht was, wann 
sein hercz was erfüllet mit der genad des heiligen geistes, dar 
vmb ward ir lernung nücz, wann die götlich kunst beschlos er 
inbrinstlichen als ein gelirniger mensch gotes, vnd der sam bracht 
manigualtige frucht, vnd genad. 

Zü der zeit was ein erwirdiger Bischoff, der hiess Nortin- 
gus tzü Costencz, der sach vnd erkannt wol des lieben herren 
sant Cünrats heyliges leben, darumb nam er in zü seinem dienst 
und leret in, wie er nach im bischoff und eyn vorgeer des volks 
solt sin in geistlichem fürgang vnd in allen geystlichen sachen, 
wann er was ein behender ratgeb mit seinen worten, vnd was 
noch behender mit seynem herezen von der gnad gottes. Sein 
weisheit, die was fleissig gemerckt in allen sachen und von allen 
menschen. 

Der lieb herr Sant Cünrat hett gros gütt von vatter vnd 
von mütter, das teilet er armen leuten mit und hett gros mit- 
leiden mit in vnd kam in zü staten mit allem seinem vermügen. 
Nun hetten die armen einen güten fürsprechen an im gegen dem 
bischoff, wann sye wehten wol, das er in geren halff durch gottes 
willen on alle müt, vnd von seinen grossen tugenden vnd wercken 
erwelten in die herren tzü einem Brobst von gemeynes nucz wegen. 


270 


Zü den zeyten da starb der Bischoff, da ward seyn heiliger 
leichnam begraben von dem heiligen erwirdigen Bischoff von 
Augspurg, der gebot den briestern allen das sy drey tag vasteten 
vnd den heyligen geyst anrüfften vmb einen bischoff, der in nücz 
vnd güt were vor got vnd vor den menschen. 

Da lieff eyn gros volck tzü von frowen vnd mannen, die 
rüfften all got an vmb einen Bischof vnd warteten all von sant 
Vlrichen, wen er des ersten nennet zu einem Bischoff, da von 
das er ein mechtiger man was. Da sprach der heylig geist sant 
Vlrich in seyn herez, man solt sant Cünrat nemen tzü eynem 
Bischoff, der nit alleyn vnstraflich ist, er ist och volkomen in 
allem dem, dz der zwelfbot spricht vnd schreibt. Vnd cze hannd 
was die stym in aller menschen oren vnd mund, vnd sprachen 
mit gemeiner begird: den hat vns gott geben. 

Da erhöchten die von Costenez den Bischoff vnd saczten in uf 
den Bischoffstül, vnd erhüben in mit vil lobes vnd eren, die sy 
im erbuten vnd fröweten sich die briester, das in gott als einen 
gütten Bischoff tzü hett gefügt, der in vor mocht gesein mit 
weissheit vnd mit fürsichtigkeit vnd das volk alles gemeinlichen. 

Da pflag der lieb herr sant Cünrat des ampts mit grossem 
fleiss vnd dienet got tag vnd nacht mit grosser andacht, vnd mit 
grosser übunge, vnd was er das volck leret mit den worten, das 
volbracht er mit den werken vnd gewan got vil selen mit seinem 
gebet vnd mit seinen güten wercken vnd lere. 

Es sprachen och die armen menschen, das sye einen vatter 
an im hetten, wann er trost sy emsiclichen mit miltikeyt, vnd 
buwet in ein huss in der stat, dar inn waren zwelff armer men- 
schen, den schickt er alltag speys, vnd was armer menschen sunst 
dar komen, in welher zeyt sye in dem tag komen, so gab man 
in ouch tzü essen in demselben huss. 

Einsmals an einem ÖOstertag da hett sant Cünrat messs vnd 
da er nun vnsers herren fronleichnam empfangen het vnd dz 
heylig sacrament von dem kelch empfahen wolt vnd als er in 
uffdeckt, da sach er, das ein spinn dar ein gefallen was, da von 
der usser mensch stürbt, aber der inner mensch tröstet sich des 
vntötlichen trancks vnd het einen vesten gelouben vnd getruwet 
gott, es wer nichs tötlichs oder schedlichs da, vnd verzert dz 
sacrament begirlichen mit dem gifft, vnd gedacht dar an, das die 
gift die alten schlangen überwunden hett mit der gab des leydens 
vnsers herren Jhesu Cristi. Da nun seyn diener sahen, das er 
da von erblichen was, da forchten sye, er stürb da von vnd 


271 


waren ser betrübt. Vnd nach der messs gieng der lieb herr sant 
Cünrat ze tisch vnd sass ein weil vnd ass nit, da fragt man in 
heymlichen, was er tün wölt, da sprach er, ich wart eines gastes 
der kompt schier, vnd neygt sich mit dem houbt uff den tisch 
vnd tet seinen mund uff, da gieng die spinn herwieder uss, wann 
sie mocht im keynen schaden getün. Das wunder sahen seyn 
dyener, vnd wurden ze mal fro. 

Sant Cünrat mocht von natur nit gefasten, vnd einsmals 
solt man im fischen, da für er ouch mit den fischern ferr von 
seiner herberg uf dem wasser, da legten sein diener mit einander 
an, das man das fischen lanng uf den tag verzüg, das er dester 
lenger müsst fasten, vnd da sein zeit kam das er essen solt, da 
sagten im sein diener, warumb sy das fischen als lanng hetten 
verzogen. Da sprach sant Cünrat, so gesegen euch got vnd 
gieng uff dem wasser heym als uff trucker erd. Da sahen die 
wol das es gottes will was vnd hetten ims nit für übel. Dar vmb 
essen die leut in dem selben lannd käs vnd eyer. 

Da er nun seliclichen het gelebt bis an sin end, da ward er 
siech vnd starb an dem nechsten tag nach sant Katherinen tag, 
da für sein sel zü den ewigen fröden. 

Heiliger herr Sant Cünrat hilff vns vmb gott erwerben, das 
wir ouch kommen tzü den ewigen fröden. Amen. 


Zwei Hymnen auf den hl. Konrad !. 


J. 

Patrono nostro inclyto Vigili perstitit cura, 
Conradoque emerito prelatus prepositura, 
cum canticis memoriae ab omni arrogantia, 
hymnum canamus gloriae. o preclara Constantia. 
Qui ex magnatum genere Post, praesulis officio 
natus, nutritus tenere, promotus, exercitio 
virtuti se implicuit, pio instans regimini 


novum sydus emicuit. iste confessor domini. 


1 Da in dem Proprium Frib. fein Hymnus auf ben Patron ber Diöcefe auf: 
genommen ift, jo wird wohl mandem Leſer nicht unerwünſcht fein, wenn ber noch 
übrige Raum zu obiger Mittheilung benügt wurde, Der erfte Hymnus (bei Morel 
©. 217) ift dem Breviarium Const. von 1516, ber zweite (bei Mone III, 260) einer 
Freiburger Hanbichrift des 15. Jahrhunderts entnommen. 


272 


Praesul sua pauperibus 
dedit, templa muneribus 
replens, augebat meritum 
deus tuorum militum. 


Vota praesul augmentavit, 
Christi turbam visitavit, 
hospitem sibi sumpsit talem 
urbs beata Jerusalem. 


Animas de miseria 
per missae mysteria 
praesul est eripiens, 
verbum supernum prodiens. 


O praeclara Constantia, 
cole solemnia, 

quod est coeli coetibus 
junctus florens virtutibus 
Cunradus praesul inclitus. 


Hie largitatis filius 
pater eximius, 
pauperum penurias 
pellit, fundat ecclesias, 
vir totus deo deditus. 


Üdalrico qui socio 
animas fluvio 

cernit in miseria, 

ut aves, per mysteria 
missae a poena liberat. 


Vivam vomit araneam 
sumptam, non laesus per eam, 
moreque cibi vividi, 

ad coenam agni providi. 


Conradus hinc miraculis 
clandestinis et patulis 
fulsit post vitae somnium 
deus creator omnium. 


Laus patri, nato flamini, 
qui Conradi precamine 

in coelis donet grandia 

beata nobis gaudia. 


IL 


In paschali solemnio 

sacro convivio 

illapsam araneam 

sumit, nec laesus per eam, 
vivae coenä dat exitum. 


Ad hujus tumbam sedula 
vigent miracula, 

caecis visus redditur, 
claudis gressus conceditur, 
salus aegris exuberat. 


Praesta beata trinitas, 
da simplex unitas, 
tanti patris precibus 
solutis a eriminibus 
nobis caelorum aditus. 


Beiträge 


zur 


Geſchichte der theologiſchen Facultät 


in Freiburg. 


Nachtrag zu den Mittheilungen Bd. X, 251. 


Bon 


Profeſſor Dr. 3. König. 


Praecipuum munus annalium reor, ne virtutes sileantur utque pravis 
dietis factisque ex posteritate et infamia metus sit. 
Taeit. Ann. III, 65. 


Quis nescit primam esse historiae legem, ne quid falsi dicere audeat? 
Deinde ne quid veri non audeat? 
Cicero, de orat. II, 15. 


Der im vorigen Jahre ausgegebene Band des Didcejan: Archivs 
bradte Beiträge zur Geihichte der theologischen Facultät in Freiburg, 
deren erjte Abtheilung ©. 253—R292 die Zeit des General: 
jeminars zum Gegenjtand hatte, 

Der Berfafjer jener Beiträge, jo ſehr auch aller Polemik abgeneigt, 
hält jih ala Mitglied diejer Facultät verpflichtet, in gegenmärtigem 
Bande einen furzen Nachtrag dazu folgen zu laffen, und zwar zur Ver: 
thbeidigung und Ehrenrettung der dort beiprodenen Perſön— 
lichkeiten, 

Beranlafjung dazu gibt das fajt gleichzeitig mit dem leisten Bande 
diejer Zeitjchrift erichienene „Lehrbuch der Gejhichte der Pädagogik 
von Dr. Albert Stöckl, Domcapitular und Profeffor an der bifchöft. 
Akademie zu Eichjtätt”. — In diefem Buche werden ſowohl gegen die 
damaligen Profejjoren der theologijhen Facultät, wie gegen die 
Borjteher und Lehrer de8 Generaljeminars in Freiburg ganz 
maßloje Beihuldigungen erhoben. 

Da bei einem gejhihtlihen Werke die Frage nad den Quellen 
und die Art ihrer Benützung eine der erjten ijt, jo möge darüber eine 
furze Bemerkung vorangehen. 

Für die Darjtellung der „geiftlihen Seminarien” in der Zeit des 
Kaiſers Joſeph II ift Stöckl faſt augfchlieglid dem Buche von Augujtin 
Theiner? gefolgt, in dem über die Freiburger Anjtalten Beigebrachten, 
wie ſich zeigen wird, nahezu wörtlid. Dieje Duelle wird von Stöckl 
erit am Ende des betr. Abjchnitte® S. 616 mit einigen andern Schrif: 
ten aufgeführt, vorher aber find größere und Fleinere Stellen, viele 
wörtlih, aus dem Xerte Theinerd ausgehoben, ohne Anführungzzeichen, 


ı Gefhichte ber geiftliden Bildbungsanftalten. Mainz 1835. — Wir 
haben in unferer vorjährigen Mittheilung die gegen Freiburg gerichteten Invectiven 
biejes Buches ignorirt, weil wir es für unmöglich hielten, daß ſolche handgreifliche 
Unwabrbeiten nah mehr als vierzig Jahren ohne alle Prüfung in einem ge- 
ſchichtlichen Lehrbuch wiederholt werden könnten. Hätte Stöckl doch wenigftens 
die Artikel des Freiburger Kirchenlerifons über Klüpfel, Wanfer, Hug u, |. w. ver- 
gleichen mögen! 

18° 


—— 


276 


und werden von Stöckl in ben eigenen Tert wie eigene Worte verfloch- 
ten; nur zwei längere Noten werden mit Anführungszeichen gegeben ; 
hier fteht auc) der Name Theiner, aber ohne Angabe der Seiten und des 
Buches, welches wie bemerkt, erit am Schluſſe in der Literaturangabe 
genannt wird. 

Bei einem gejchichtlichen Werke verlangt man, und gewiß mit allem 
Net, in diefer Hinfiht die größtmöglichite Genauigkeit. Durch dieſe 
Art der Benüßung feiner Quelle hat Stödl die volle Verantmwortlichkeit 
des Vorgebrachten zu tragen. 

Für die gegen bie Freiburger Perjönlichkeiten und Inſtitute vor— 
fommenben erorbitanten Auglajjungen hat weder Stödl nod fein Ge— 
mwährsmann auch nicht eine Spur von quellenmäßiger Begründung 
beigebradt !. 

Wir gehen jet an die Beleuchtung der betr. Stellen. 


I. 


Stöckl jagt ©. 604: „Die Univerfität Bonn wurde das Pan— 
dämonium dieſer unjeligen Geifter (der Freimaurer und Illumi— 
naten). Sie hatte ihre Filialanjtalten, namentlid die Uni- 
verjität Freiburg, die an Wirkſamkeit die Mutteranftalt 
noch übertraf. Die Schriften der Theologen diejer beiden Hochſchulen 
wurden an den meilten theologijhen Lehranſtalten Deutſchlands als 
Lehrbücher gebraudt. Dazu kam die Afademie von Mainz, geitiftet 
durch den aufflärerijhen Erzbiſchof Karl von Erthal. Hier lehrten 
die Lumpen der Intelligenz.“ ? 





ı Eine Hauptquelle für bie Schilderung ber Generaljeminarien bildet bei 
Theiner ber Brief eines Francisfaners vom 17. September 1788, abgebrudt in 
ben Röclamations Belgiques, rec. 13, p. 199— 214. Stödl bat die von feinem 
Gewährsmann daraus gemachten Mittheilungen ohne alles Bebenfen aufgenommen, 
insbefondere bie grauenbafte Schilderung über bas Seminar in Rattenberg und 
„das Scheufal von einem Priefter und Lehrer“, Johann Kolb, einem der Profefioren 
bafelbit, S. 606 f. Stödl mußte fi nun durch das erſte Heft (S. 156 ff.) der von 
ben Innsbruder Theologen S. J. rebigirten theologiſchen Zeitichrift belehren laſſen, 
baß dieſer Brief „bei näherer Prüfung als reine Fiction ober Mpftifi- 
cation fi herausftelt, zu bem Zwed erfunden, um Öl in bie auflobernde 
Flamme des belgifhen Aufftandes zu gießen,“ — das ſchauerlich gefchilderte „Seminar“ 
Nattenberg und das Scheuſal Kolb haben ſonach gar nicht eriftirt! 

2 Theiner fagt S. 202 f.: „Bonn wurde Stimmführerin für die Fatholifch 
theologiiche Bildung in Teutſchland. Bon hier aus mwurbe der Krieg bem vermeint: 
lichen Obscurantismus und Romanismus erklärt. Zunähft griff man bie alte 
Univerfität Göln, jene berühmte Feſtung des Glaubens an, und rubte nicht eher, bis 
ihre ehrwürbdigen Mauern zufammengefallen waren. Mit Göln fiel eines ber ftärfften 


277 


Melde Berechtigung zu fol’ horrenden Anklagen die Lehrer an 
diejen zwei biſchöflichen Anftalten dur ihr Leben und Wirken darge- 
boten haben 1, — da3 zu unterſuchen iſt nicht unjere Aufgabe, wir haben 
es hier nur mit der Univerfität Freiburg zu thun, jpeciell mit der theo- 
logiſchen Facultät, gegen welche dieje Invectiven gerichtet find, und 
jtellen ihnen die Erklärung gegenüber, daß nad) den vorliegenden Acten, 
wie nad der über die fragliche Zeit noch fortlebenden Tradition von 
den Ausjchreitungen und Verirrungen, die in Leben und Lehre der 
Bonner oder Mainzer Theologen mögen vorgefommen fein, jenen im 
Freiburg Nichts zur Laft fällt, daß überhaupt zwiſchen der theologiichen 
Facultät in Freiburg und jener in Bonn oder Mainz während diejes 
Zeitabſchnittes Keinerlei Beziehung und Zujammenhang weder perjönlicher 
noch jahlicher Art beitanden hat. 

Es lautet ſchon vorwegs ganz abjonderlid, daß die 1786 eröffnete 
Univerfität Bonn innerhalb vier Jahren (e8 Handelt ſich ja um die 
Zeit Kaifer Joſephs, welcher 1790 ftarb) die Mutteranitalt joll ge 
worden jein für die um mehr ald 300 Jahre ältere Univerfität Freiburg, 
und daß dieje alte Tochter ihre junge Mutter in der von der legteren 
eingejchlagenen pandämoniſtiſchen Richtung noch joll überboten 
haben !! 

Wenn von einer Mutterfhaft bei Anjtalten die Rede ijt, jo ver: 





Bollwerfe des Katbolicismus in Teutichland barnieder. Ein Ähnliches Loos wurde 
bald allen Afylen der Religion, ber Gottesfurdht und des Glaubens im Fatholijchen 
Teutfchland zu Theil. Was Bonn nit leiften fonnte, jollte burd die 
Acadbemie in Freiburg im Breisgau geſchehen. Ihre Profejforen 
wetteiferten mit benen von Bonn, ja haben die legteren in ihrem 
Wirken überboten. Die Schriften ber Theologen biefer zwei Ncabemien 
fanden in ben meiften Seminarien und theologifhen Bildungsanftalten Teutſchlands 
Eingang. Sie wurden bei öffentlichen Vorträgen zu Grunde gelegt. Zu bem 
Schwefterpaare, weldes über das Fatholifche Teutichland die verheerende Tadel 
der Aufklärung ſchwang und feine Altäre, bie bag Blut der Martyrer er: 
richtet und gebeiligt hatte, umſtürzte: — zu ben Academien von Freiburg 
und Bonn, gefellte fich endlich noch die britte, die Academie von Mainz, welde ſich 
über bie Trümmer ber alten und gefeierten Apoftelflabt in frehem Hochmuth erhob.“ 
Bei Theiner ericheint Freiburg noch als Schwejter von Bonn, bei Stödl wird es 
zur Todter! 

1 Vgl. darüber H. Brüd: Die rationaliftifchen Veftrebungen im katholiſchen 
Deutfhland, befonders in ben brei rheinijchen Erzbisthiimern, in ber zweiten 
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Mainz 1865. 

An biefer Schrift ift auch nit in einer einzigen Stelle irgend welcher 
Zufammenhang oder Beziehung zwifchen ber theologiſchen Facultät in Freiburg und 
jener in Bonn ober Mainz angedeutet; bie Freiburger Facultät ift überhaupt gar 
nicht genannt und von ihren Lehrern bloß Dannenmayer einmal erwähnt. 


278 


jteht das Jedermann zuerjt und zunädit in dem Sinne, daß die Tochter 
von der Mutter ihre Lehrkräfte, ihre Einrichtung u. ſ. w. erhalten 
habe. In dem gegebenen alle wäre demnad) das Umgekehrte denkbar, 
daß die neu gegründete Univerfität die Tochter der ſchon lange beitehen- 
den älteren geworden wäre — Doc bleiben wir bei der nächiten Frage. 
Am vorigen Bande wurde eine biographijchsftatiftiiche Darjtellung des 
PVerfonalftandes der theologifhen Facultät in Freiburg während der 
Zeit des Generaljeminard gegeben. Die Zahl der Profejjoren in diejem 
Zeitabjchnitt beträgt zwölf, darunter iſt nicht ein Einziger, der von 
Bonn nad Freiburg berufen worden wäre. 

Die Mehrzahl diefer Lehrer, nämlih Stephan Hayd, Auguftin 
Goriup, Ludwig Hafler, Engelbert Klüpfel, Raymund Pelz, 
Theodor Berger, Fidel Wegicheider und Wild. Wilhelm waren 
Mitglieder von Stiften und Klöftern des Kaijerjtaat3; von den vier 
übrigen, die dem Weltpriejterjtand angehörten, jtammten Ferdinand 
Wanker und Joſeph Schinzinger aus Freiburg, Matthias Dannen— 
mayer aus öfterreihiih Schwaben und Karl Schwarzel aus Unter: 
djterreih. Ihre Bildung Hatten diefe Männer entweder in den betr. 
Klöjtern, oder an den Univerjitäten zu Wien und Freiburg erhalten. 
Sie alle waren zur Zeit der Eröffnung der Univerfität Bonn (No— 
vember 1786) bereits al3 Profejjoren der Theologie in Freiburg ange— 
jtellt, Schinzinger wurde es 1787. 

Alſo angejehen zunächſt die Chronologie und die Statijtil kann 
von einer Tochteranſtalt Freiburg im Ernjte nicht die Nede fein. 

Vielleicht jo die Phraje auf ein geijtiges Verwandtichaftäverhält- 
niß hinweiſen; die Freiburger Theologen waren wohl die Nadtreter und 
Nachbeter der von den Bonnern begründeten und befolgten Nichtung, 
und, mie ja eine häufige Erfahrung lehrt, hätten die Schüler die Lehrer 
noch zu „übertreffen“ gejudt. — 

Uns will bebünfen, daß weder Stödl nod) jein Gewährsmann 
Theiner beim Niederfchreiben der angeführten Stellen überhaupt gewußt 
haben, welche Profefjoren in diejer Zeit in Freiburg Theologie lehrten. 
Aber ein jolhes Nichtwiſſen, welches ſich gleichzeitig die größten Calum— 
nien erlaubt, wird zur jchweren Anklage gegen einen Geichichtjchreiber. 

Wer nur einige Seiten eines Buches von Klüpfel, Schwarzel, 
Dannenmayer oder Wanker gelefen hat, wird zum mindeſten dieſen 
Männern Selbitjtändigfeit nicht abſprechen; fie hatten bereit3 durch 
verjhiedene Schriften ihre Literariiche Tüchtigkeit begründet, al3 die Unis 
verjität Bonn in's Leben trat; durchweg feite Charaktere hatten fie zu 
viel Selbjtachtung, um zu Schleppträgern junger Hitzköpfe fich herabzu— 
würdigen. 


279 


Der, wie aus dem Biäherigen fich gezeigt haben dürfte, grundlojen 
Anſchuldigung eines Tochterichaftsverhältnifjes der Freiburger Facultät 
zu dem „Bandämonium* in Bonn liegt möglicher Weije die Verwechſelung 
mit einem ganz anderen Vorgang in einer ganz anderen Zeit zu Grund, 
ein Umstand, der für einen Gejchichtjchreiber nicht minder gravirend ijt. 

Faſt zwanzig Jahre jpäter fam Thaddäus Derejer al3 Pro— 
feſſor nah Freiburg; Derefer war ſchon 1783 an die damalige Aka— 
demie Bonn (zur Univerfität erweitert 1786) berufen worden, Hatte 
durch verjchiedene Difjertationen (eine Fam auf den Inder) jeine Ortho— 
dorie bloßgeltellt, nahm 1791 feine Entlafjung, ging nad) Straßburg, 
betheiligte fi) Anfang3 an der Revolution und wurde 1798 al3 Pro— 
fefjor in Heidelberg angejtellt. Im Jahre 1806, ala die Fatholijch-theo- 
logijche Facultät in Heidelberg nad Freiburg verlegt, — rejp. mit der 
dortigen theologijhen Facultät vereinigt wurde, fiedelte auch Derejer 
mit zwei weiteren Gollegen dahin über, zu einer Zeit alſo, wo alle Ber: 
bältnifje fi ganz umgeftaltet und auch Derejer ſelbſt feine Anjichten 
geändert hattet. Er wäre übrigens nicht der Mann gemwejen, der eine 
Faculät in ihrer theologifhen Richtung hätte beeinflufjen oder gar in 
jeinem Sinne hätte reformiren können; er zeigte fih wie an andern 
Drten jo auch in Freiburg gleich Anfangs unverträglich gegen jeine 
Gollegen, und ging ſchon 1810 wieder ab. 

Die Freiburger Theologen der bezeichneten Periode erjcheinen in 
ihrem lehramtlichen wie in ihrem jchriftitelleriichen Wirken durchweg als 
jelbitjtändig, mehrere von ihnen haben unter den zeitgenöfjiichen Fach— 
colfegen eine geradezu autoritative Stellung eingenommen. Göhne ihrer 
Zeit, theilten fie auch die wiſſenſchaftliche Richtung ihrer Zeit; mas 
dieje Schwaches und Einſeitiges hatte, fällt nicht den ‚einzelnen Ber: 
jonen als ſolchen zur Lat. 

Die theologiſche Wiſſenſchaft erfuhr damals eine Umgejtaltung in 
ihrer Methode und Behandlungsweije, wie fie durch die Angriffe dejtruc- 
tiver Bejtrebungen (Naturaliften, Encyklopädijten), durch die dominirende 
Zeitphilojophie nothwendig geworden war; auch die genannten Männer 
wirkten vedlih an diefer Neugeftaltung mit, juchten den Zeitforderungen 
Rechnung zu tragen, ohne dabei den Boden des Firhlichen Dogmas und 
der kirchlichen Disciplin zu verlafjen oder gar dieſe zu befämpfen, viel: 
mehr traten fie als deren Vertheidiger muthig ein; Klüpfel allein jchrieb 
vierzehn ausführliche Epifteln gegen Semler, den Vater des theologi- 


! Bol. unſere Beiträge im vorigen Bande, 292 ff. Daſelbſt iſt auch S. 306 
eine Stelle ausgehoben, in welcher Derefer über feinen eregetifchen Standpunkt fich 
ausipricht. 


280 


ſchen Rationalismus. Er und Wilhelm vertheibigten in der Iſen— 
biehl'ſchen Angelegenheit die traditionelle kirchliche Erklärung u. f. m. ! 
Selbit Karl Shwarzel, der unter den Freiburger Theologen als der 
freiefte galt, als entfchiedener Kofephiner, unterjtellt am Schluffe feiner 
Paftoraltheologie alles darin Gelehrte dem „untrüglichen Nichterftuhl 
der katholiſchen Kirche” 2. 

In der angeführten Auslaſſung ift auch hervorgehoben, daß ihre 
Schriften an den meiften teutjchen theologischen Lehranftalten als Lehr: 
bücher gebraudt worden. Das ift das einzig Thatjächlihe und Wahre 
der Stelle; nad dem Zufammenhange ift freilich auch dieſes zu Un: 
gunften der angegriffenen Gelehrten bemerkt, eine unbefangene Auf: 
fafjung muß aber hierin umgekehrt etwa Verdienftliches finden. 

Bei Einführung des neuen theologijhen Studienplanes 3 fehlte es 
vielfah an geeigneten Lehrkräften und Lehrbüdern. Die Faiferlihe Re— 
gierung jegte daher Prämien aus für die beiten Bearbeitungen von 
theologijchen Lehrbüchern; drei von den Freiburger Theologen, Klüpfel, 
Dannenmayer und Wanfer, trugen die Palme davon und ihre 


ı Was Klüpfel über die Rihtungen ber bamaligen Zeit und über feine 
Stellung zu benfelben jagt, war auch bie Anjhauung ber anderen Freiburger 
Gollegen: Surrexere e Christianorum familiis non pauci, qui nimio no- 
vandi studio adducti, universa, utut certa et explorata, ac ab omni retro 
antiquitate tradita et credita Christianae religionis dogmata capitalia labe- 
factare modis omnibus adnituntur. Eos certe qui fidei avitae adhaerent, 
ceu stupidos traducunt, nominantque genus hominum assuetum veteri vappae, 
ac superstitionibus inolitis innutritum. Alii contra religioni ducunt, et grandi 
piaculo, a via trita vel latum unguem discedere; ac omnia tuta timent accu- 
santque, quae ipsi in scholis non didicere, maxime alieni ab eo, quidquid novum 
est, aut nove dicitur; rati, de summa religionis agi, dum in explicanda sacratiore 
doctrina aliter quidquam efferri audiunt ac fert receptarum formularum usus. 

Nos quidem uti consilia eorum, qui, quidquid religio sacrum habet, im- 
pugnant, contemnunt, derident, probare neutiquam possumus: ita alio- 
rum, qui, quaecunque sibi inaudita sunt, vel solo novitatis titulo respuunt 
et aversantur, &accedere partibus minime possumus, rati ac grato animo con- 
fitentes, theologiae recentiore hac aetate subsidia, ac ornamenta minime con- 
ternnenda accessisse, tum ex historiae ecclesiasticae monumentis meliore in 
lumine collocatis, tum ex criticis, ac philologieis disciplinis; unde divinarum 
litterarum intelligentiae locis bene multis lux major affulsit. Praef. in institt. 
theol. dogm. 

2 Der Paſſus ift im vorigen Bande bes Didc.-Arhivs S. 288 mitgetheilt. 

3 Die Gefhichte und verfchiedenen Mobifieationen besfelben find mitgetheilt in 
ben früheren Beiträgen, Didc.-Arhiv X, 259 ff. Nebenbei fei bemerft, daß bie 
unter Maria Therefia und Kaifer Zofeph eingeführte theologifche Stubienorbnung in 
ihren Grundzügen bie bis auf den heutigen Tag an allen katholiſchen theologifchen 
Facultäten Deutfhlands und aud an ben biſchöflichen Seminarien beftehenbe iſt. 


281 


Gompendien wurden in den dÖjterreihifchen Anjtalten und in der Folge 
auch anderwärts eingeführt. „Alle diefe Lehrbücher,“ bemerkt Ginzel, 
„nahmen in der theologiihen Literatur einen ehrenvollen Plaß ein; 
denn ihre Verfaſſer waren Männer, die in ihrer Zeit auf der Höhe 
der theologiihen Wiſſenſchaft, namentlid ihres Faces jtanden.” Der 
in diefen Schriften herrichende Geiſt, bemerkt berjelbe weiter, ijt „ber 
Geift einer allen unfruchtbaren Schulmeinungen abgeneigten, auf Bes 
friedigung der Bedürfniſſe des menjchlichen Lebens gerichteten, echt 
Hrijtliden Theologie”, — „ie tragen einen mehr praftijden 
al3 wifjenjchaftlich gelehrten Charakter an ſich“ i. 

Daß diefe Compendien als gut und im Einklang mit dem kirch— 
lihen Dogma befunden wurden, beweist, daß fie lange nad dem 
Tode Joſephs, als die Ertravaganzen der nad) ihm genannten Richtung 
bejeitigt waren, nocd im öffentlichen Gebraud und Geltung verblieben. 
Dannenmayer hatte 1805 eine neue Auflage jeined lat. Compen— 
diums vollendet, eine deutſche Bearbeitung davon erjchien noch im Jahre 
1828 bei Herder in Rottweil ?; von Wankers Moraltheologie erjchienen 
von 1794—1811 drei Auflagen; von Klüpfel3 Dogmatik während 
jeines Lebens ebenfalls drei Auflagen und nad feinem Tode eine vierte, 
von dem jpäteren Biſchof Thomas Ziegler bejorgte, 1821. 

Daß dieje Lehrbücher, wie alles Menjchliche, au ihre Mängel und 
Schwächen haben, wird Niemand, dem ein competentes Urtheil zufommt, 
beitreiten. Sind fie nad) den heutigen Anforderungen in vielen Stüden 
veraltet, jo haben doch Tauſende von tüchtigen Geiftlichen durd fie ihre 
theologiihe Bildung erhalten; Tauſende, welche zugleich Schüler der 
Verfaſſer waren, haben an der Berufs: und Glaubenstreue, an der 
moraliſchen VBorbildlichkeit und dem prieiterlihen Wandel eines Klüpfel, 
eines Wanker und Schinzinger ſich gefräftigt und erbaut. 

Denn auch in legterer Hinficht, was das ſittlich-prieſterliche 
Leben dieſer Männer betrifft, liegt Nichts vor, weder in ihren Schriften, 
no in der Erinnerung der Nachlebenden, was einen Schatten auf den 
einen oder andern werfen könnte. 

Diejenigen von ihnen, melde, wie Wilhelm, Perger, Klüpfel, 
Wanter, Schinzinger, dem akademiſchen Lehrberuf treu geblieben, 


1 Bol. die theologiſchen Studien in Öfterreih und ihre Reform. Wien 1873, 
©. 47. 49. 

2 Über Dannenmapyer fagt K. Werner (in Wien) in d. Art. der Allgem. 
beutfchen Biographie IV, 745 (Leipzig 1876): „Sein bleibenbes Berdienft ift, 
ber erſte ein brauchbares, zweckentſprechendes Lehrbud der Tatholifhen Kirchen: 
geſchichte in correctem Style und wifienfchaftlich-afademifcher Form gefchrieben zu 
haben.” 


282 


genofjen während ihres Lebens bei ihren Schülern und ihren Collegen 
hohe Achtung und allgemeines Anjehen; ja ein Wanker behauptete bei 
den Studirenden aller Facultäten geradezu eine väterliche Autorität, und 
es war buditäblih die allgemeine Stimme und der allgemeine 
Munich, melde diefen Mann als erjten Oberhirten der neu errichteten 
Erzdiöceſe defignirte !. 

Mehrere vertaufchten das Lehramt mit dem praftiichen Beruf: 
Schwarzel wurde Stadtpfarrer am Münfter und Oberaufieher der 
ſtädtiſchen Schulen, Hafler, zuerit Pfarrer und Decan in Oberndorf ?, 
wurde 1817 als Generalvicariatärath nad) Rottenburg berufen, Goriup 
erhielt ein Canonikat in Nheinfelden und jtarb ala Stiftspropſt dajelbit. 
— Auch diefe, wie ſchon die ihnen anvertrauten höheren Kirchenämter 
zeigen, waren Männer von vielen Verdienſten, von untadelhaftem priejter- 
lihem Wandel ®. 

Im Hinblik auf al’ dieſes, was bisher über Leben und Wirken 
diejer gefeierten Lehrer an unjerer Hochſchule mitgetheilt wurde, auf 
Grund von Acten und ihrer eigenen Schriften, wie nach der in ſolchen 
Fragen untrüglichen Tradition, — müfjen die ohne allen Beweis 
erhobenen Schmähungen jedes Gerechtigkeits- und Wahrhaftigkeitägefühl 
jchmerzlich berühren. Über die wiſſenſchaftlichen Strebungen und Rich— 
tungen der angegebenen Zeit, ihre Einjeitigkeiten und Schwäden zu 
urtheilen, muß Jedem freiltehen; aber etwas Anderes iſt e8, Männern, 
die mit beftem Willen, dad Gute zu fördern, mit Überzeugung und 
lauterer moraliſcher Gefinnung ihnen gefolgt find, und um Kirche und 
Staat fih unleugbar große Verdienjte erworben haben, Alles abzu: 
ſprechen, was für den Ehrijten und Prieſter das Höchſte ift, mit einem 
Wort, jie mit den Schlehten und Schledtejten, deren es damals mie zu 
allen Zeiten gegeben hat, zufammen zu werfen und ganz fummarijch zu 
verdammen*. 

!ı Bol. das im vorigen Bande S. 290 angeführte Gedicht von Profeſſor 
K. Zell, Beigabe zur Gedächtnißrede Hugs. 

? „Haßler war ein eifriger Beförberer alles Guten, lebte unbefcholten und 
wahrhajt mufterbaft“, dieß das ihm bis heute gebliebene Andenken in Obernborf. 
Nach briefl, Mittheil. des Herrn Pfarrers Glatz. 

3 Näheres über biefe Männer, ihr Wirken unb ihre Schriften in ben im 
vorigen Bande gegebenen Beiträgen. 

+ Daß wir nicht zu viel jagen, möge noch eine Stelle zeigen, welche ſich über 
alle in der Zeit Joſephs II als Lehrer Angeftellte in folgender Weile ausſpricht: „ALS 
Stubdiendirector beförderte van Swieten nur Menfhen ohne Gewiſſen, ohne 
Religion, obne Tugend, Frömmigkeit, Sittlihfeit und Menſchen— 
würde. Wahres Wiffen wurbe bei ihm gar nicht in Anſchlag gebracht. Wo es ſich 
vorfand, wurde es verbrängt, weil man es fürchtete. Man mußte Philoſoph oder 





283 


I. 


Wir fommen nun an die gegen das Generaljeminar er: 
hobenen Anflagen, melde an Heftigkeit jene gegen die Facultät noch 
überbieten. 

Stöckl wie feine Quelle Theiner nehmen fich auch hier nicht einmal 
die Mühe, Anjtalt und Perjonen, die auf das Gröbjte geſchmäht werden, 
nur auch richtig zu benennen, jo daß man zu der Annahme genöthigt 
ift, fie fennen und wijfen gar nit, gegen wen fie jo Arges 

außjagen. Sie jpreden von einem „Seminar“ in freiburg und von 
Profeſſoren desjelben. Eine theologijhe Anjtalt mit diejem 
Namen beitand nie in Freiburg, jondern einzig nur daß Generaljeminar 
17835—90; das 1827 neu errichtete Priejterjeminar kommt jelbjtver: 
tändlih bier nit in Frag. Daß die beiden Autoren aber nicht 
mußten, daß das von ihnen gejchmähte Seminar in Freiburg ein 
Generaljeminar war, geht ganz evident varaug hervor, daß Theiner 
(S. 303) und ihm folgend Stödl (S. 607) vier Generaljeminarien 
zu Wien, Peſt, Pavia und Löwen, und al3 Filialanjtalten derjelben 
jene zu Graz, Olmüß, Prag, Innsbruck und Luremburg anführen, reis 
burg ala ſolches nit fennen. Dieſe Eintheilung und dieje Auf: 
zählung ijt aber unrichtig: durch Hofdecret vom 30. März 1783 wurden 
Generaljeminarien errichtet in den Städten Wien, Veit, Prag, Pavia, 
Löwen, Graz, Olmüß, Preßburg, Innsbruck und Freiburg, ſodann 
noch Lemberg mit zwei Seminarien latini et graeci ritus!. Weiter 
ijt unridtig, wenn bei dem Generaljeminar Profejjoren erwähnt 
werden; die Alumnen hörten die Vorleſungen an der Univerfität, die 
Lehrer der Anjtalt waren der Nector, Vicerectoren und Studienpräfecten. 

Die horrende Anklage lautet jo: 

„Namentlich zeichnete jih au daß Seminar zu Frei— 
burg im Breisgau durch die Jmmoralität und Verworfen— 
heit jeiner PBrofejjoren aus.” 

Dieje fürdterlihen Worte finden fich gleichlautend bei Theiner und 
bei Stödl, von letzterem aber nicht als Citat angeführt. Wenn e3 
möglich wäre, den Sinn derjelben noch zu verjchärfen, jo wäre dieje in 





Illuminat fein, um Lehrſtühle, namentlich theologifche, zu erhalten.“ Bei 
Theiner ©. 298, wieder wörtli bei Stöckl S. 605. 

Einen weiteren Beleg, daß nicht alle „Zofephiner“ eo ipso mit Menſchen 
„ohne Religion, ohne Tugend u. f. w.“ identiſch geweſen, geben wir in ber unten 
folgenden Beilage. 

1 ©, ben kaiſerl. Erlaß für die öjterreihiihen Borlande vom 25. April 1783 
in ben Beiträgen Diöc.Archiv X, 254 ff. 


284 


der That durch den näheren Zujammenhang erzielt worden, in welchem 
der Saß bei beiden Verfaſſern erſcheint. Bei Theiner (S. 302) geht 
der Stelle unmittelbar voraus: „Unter den Profefjoren der Theologie 
gab es Männer, welche dffentlihe Berführer der Jugend waren, 
und nicht allein ihre Religion, ſondern auch ihre Sittlichfeit untergruben. 
Das Seminar zu Freiburg i. Br. zeichnete fih namentlih u. ſ. w.“ 
(wie oben); dann folgt: „Hier wurde Alles verhöhnt und mit 
Füßen getreten.” 

Bei Stöcl bildet die Stelle den Schlußſatz einer längeren Ans 
merfung (S. 606 und 607), in welcher aus dem (oben ©. 276, Note 1) 
erwähnten Briefe des Francisfaner über das erdichtete Seminar in 
Nattenberg und das dortige, ebenfalld erdichtete „Scheujal” Kolb 
referirt wird, worauf dann Stöckl fortfährt: „Man glaube aber 
nit, daß diejer Fall vereinzelt blieb. In anderen Semi— 
narien war ed um fein Haar bejjer. Namentlich zeichnete fich 
auch da3 Seminar zu Freiburg u. |. mw.” 


Welches waren num die jo [wer befhuldigten Männer? 

Bei Eröffnung des Freiburger Generaljeminar mit Beginn des 
Winterſemeſters 1783 waren ald Vorſtand und Lehrer desjelben an- 
gejtellt der Nector Nikolaus Will, und die Bicerectoren Ferdi— 
nand Wanfer und Joſeph Schinzinger; an die Stelle des 
letzteren trat jpäter (1787) Joſeph Burkart, vorher Alumnus des 
Seminars. 

Sm Jahre 1783 wurden dazu noch vier fogen. Studienprä- 
fecten oder Mepetenten berufen: Xaver Haile für Dogmatif und 
Moral, Joſeph Hänle für Kirhenreht und Paftoral, Georg Müller 
für Kirhengefchichte, hebräiiche Sprade und Hermeneutif (zugleich Ein— 
leitung) des alten Teſtaments, Leonhard Hug für Hermeneutit des 
neuen Tejtament3 und griechiſche Sprade. 

Bon diejen Nepetenten mußte Haile wegen Krankheit jeine Stelle 
bald wieder aufgeben, Müller erhielt durch Präjentation der Univerfität 
die Pfarrei Waldjee; für fie wurden berufen Bernhard Galura und 
Johannes Nep. Biechele. 


Nikolaus Will war geboren in Freiburg den 30. Januar 1740 
als Sohn eines ftäbtiichen Senator, abjolvirte mit Auszeihnung bie 
niederen und höheren Stubien in feiner Vaterftadt. Nachdem er Prieſter 
geworden, trat er für kurze Zeit in bie Geelforge, wurbe 1764 ala 
Präje der Burfe Sapienz zurücberufen, fpäter von der Univerfität 
auf die Pfarrei Efjendorf in Schwaben präjentirt und von der theo- 
logiſchen Facultät zum Doctor promovirt. 1776 wurde ihm bie Lehr: 


285 


fanzel der jemitiihen Spraden, welche ev bei den Benebictinern im 
Klojter Ochſenhauſen ftubirt Hatte, übertragen; jpäter aud die Fächer 
der Polemik, Patrologie und der theologiſchen LXiteraturgefhichte. Bei 
Erridtung des Seminard wurde er zum Nector ernannt, 26. September 
1783. Als folcher Hatte er die Disciplin zu handhaben und die Ober- 
leitung de3 Ganzen zu führen; Will wird gejhildert als ein erniter, 
äußerlich trenger, im Innerſten aber freundlicher Vorſteher, gegen welchen 
die Alumnen mit Ehrfurdt erfüllt waren. 

Nah Aufhebung des Seminar 1790 wurde Will von Kailer 
Leopold II zum geiftlichen Negierungsrath für die vorderöſterreichiſchen 
Lande ernannt, vorher jhon zum Domjholafticus in Linz. Bei dem 
Übergang des Breisgaued an den Herzog von Modena 1803 trat er in 
den Ruheſtand. Will war einer der nächſten und vertrauteiten Freunde 
Klüpfels, mwelder ihm aud in feinem Nefrologium ein Denkmal 
wahrer reundesliebe errichtet hat. Er jtarb am 6. März 1804: „Ad 
hanc quidem extremam luctam, uti par est, christiano more se 
praeparavit, divinae voluntati toto pectore obsequens ?. 

Die zwei Bicerectoren Wanker und Schinzinger waren mit 
der inneren Leitung betraut: Wanker hatte die fatechetijchen, homi— 
letiſchen und liturgiſchen Übungen zu leiten, Schinzinger die täglichen 
Meditationen und geiltlihen Eyrercitien; beide Männer, bezeugt Hug, 
in den eriten Jahren nah Eröffnung ſelbſt Zögling der Anftalt, waren 
von den Alumnen außnehmend geehrt und geliebt. Beide wurden, 
Wanker 1788, Schinzinger 1787, in die theologijhe Facultät berufen, 
Wanker behielt jedoch die Stelle als PVicerector bei biß zur Auflöfung 
der Anftalt. Über beide war ſchon oben die Rede?. 

Im Jahre 1788 wurde, wie ſchon bemerkt, das Lehrperjonal ver- 
mehrt, für die Fächer der bibliſchen Wifjenichaften, der Dogmatik, Moral, 
Kirhengefhichte, Paſtoral und des Kirchenreht3 wurden vier Nepetenten 
angejtellt; zmei der zuerjt Berufenen traten bald wieder aus, mie bereitö 
gemeldet wurde; im Ganzen wirkten während des Beitandes der Anjtalt 
ſechs jüngere Priefter in biefer Stellung. Auch in ihnen finden wir 
wieder Perjönlichkeiten mit hervorragenden Eigenjchaften, denen in ber 
Folge hohe Anerkennung zu Theil wurde, 


Bernhard Galura, geboren zu Herbolzheim 21. Auguft 1764, zuerft 
Zögling, dann nad) erhaltener Priejtermweihe 1788 Itepetent des General: 





I Bol. Hug in der im erflen Theil biefer Beiträge mitgetheilten Stelle ©. 272. 

2 Klüpfel, necrologium p. 287. 

’ Das Nähere über ihr afabemijches Wirken, ihre Schriften in dem Aufſatz bes 
vorigen Bandes. 


287 


theologiſchen Studien an der Univerjität gemacht; im Generaljeminar 
war ihm die Nepetition des Kirchenrechts und der Pajtoral übertragen. 
Nach der Aufhebung des Seminars ſetzte er feine Studien fort, bejtand 
mit beitem Erfolg die Nigorojen und wurde am 10. April 1792 zum 
Doctor promovirt; hierauf trat er die ihm ſchon im Jahre 1791 über- 
tragene Profefjur der Moraltheologie am Lyceum in Laibach an. 

Dieſes waren die Männer, welchen das Generaljeminar zu freiburg 
anvertraut war. 

Werfen wir nun einen Bli in das Innere der Anftalt, in 
die Tages- und Lebensordnung, die dajelbjt herrichte !. 

Wir finden bier eine Hausordnung, wie jolche in jeder gut einge— 
richteten und geleiteten Anſtalt diejer Art bejtehen muß: In der Frühe 
um halb ſechs Uhr Aufitehen, dann Morgenandadht und Meditation 
unter der Aufjicht des Vicerectors Schinzinger. Hierauf die hl. Meſſe, 
nad diejer Privat-Studium; von S—A10 Beſuch der Vorlejungen, auf 
diefe folgte wieder Studium; eine Vierteljtunde vor dem Mittagsmahl 
war eine fromme Leetüre bejtimmt. Die Vorlefurgen des Nachmittags 
waren um vier Uhr beendigt, es folgte eine Stunde der Erholung, von 
fünf bis halb jieben Uhr wieder Studium, von Halb fieben bis halb 
acht Uhr Nepetitorien, auf diefe dad Abendejjen, um neun Uhr Nacht: 
gebet und Schlafengehen. 

Während der Ejjenzzeit am Mittag und Abend wurde von einem 
der Alumnen ein Abſchnitt aus der Hl. Schrift oder der (in ecclesiasti- 
eis) ergangenen Verordnungen vorgelejen, oder von einem Candidaten 
des praftiichen Jahres eine Predigt oder Katecheſe vorgetragen. Zwei: 
mal in der Woche fanden öffentliche Eraminatorien jtatt aus wichtigeren 
und fchwierigen Partien, die gerade in den Borlefungen behandelt wurden. 

Bei Eröffnung des Seminars war die Studienzeit auf fünf Jahre 
angejeßt, wozu noch ein weiteres für praftiihe Einübung und Aus 
bildung kam. Dieje zu große Ausdehnung zeigte ſich bald als unge: 
eignet und es wurde 1785 die ganze Dauer wieder auf vier Jahre 
reducirt. Don den Alumnen des praftiihen Jahres, welche ſchon Prie: 
ter waren, hatte jeden Sonntag einer in der Seminarkirche die Kate: 
cheje zu halten, ebenjo an jedem erjten Sonntag des Monat und allen 
Feittagen die Predigt. Auf eine tüchtige homiletiſche und Fatechetijche 
Ausbildung und Uebung wurde große Sorgfalt verwendet ?. 





1 Vgl. hierüber wie über das ſchon Mitgetheilte die im vorigen Bande ©. 269 fi. 
aus dem Facultätsbuche abgebrudte Historia succincta von Wanfer und die Ans 


gaben von Hug. 
2 Wanker, welcher dieſe Übungen zu Ieiten hatte, berichtet darüber Folgendes: 
Rem eo modo tractarunt: vicerector tribus vel sex alumnis pro eorum copia 


289 


einer derartigen Anjtalt ijt aller Erfahrung gemäß aud die Gefinnung, 
mit welcher die früheren Schüler derjelben im fpäteren Leben zugethan 
bleiben. In diefer Beziehung kann das Freiburger Generaljeminar mit 
jeder Anjtalt in die Schranke treten: gerade die beiten und tüchtigſten 
der vormaligen Schüler bewahrten ihm das danfbarjte Andenken. 

Es wurde im vorigen Bande eine längere Stelle aus einer Rede 
Hugs mitgetheilt, welche dem reifiten Mannesalter desjelben angehört; 
es möge hier noch eine weitere folgen, nad den Mittheilungen eines 
Mannes von hoher kirchlicher Stellung; der fpätere Biſchof Burg be: 
richtet in der Biographie des als Decan und Pfarrer in Minfeln 1814 
verjtorbenen Joſeph Ulrih Tobias: „Diefem Seminar, jagte er 
oft, habe er Alles zu verbanfen. Seinem Verjtande wurde hier da3 
Licht mitgetheilt, womit er gewöhnt war, alle Gegenftände feines Lebens 
von der rechten Seite zu betrachten und zu beurtheilen. Noch mehr 
aber jein ganz unverdborbenes und von jeder Leidenſchaft unbefan- 
gened Herz erhielt hier die Grundfeite der Religiofität, worauf er 
jpäterhin das ganze Gebäude feiner wahrhaft priefterlihen Tugenden 
baute. Er pflegte öfter von diefem General-Seminario zu erzählen: 
Wir Alumnen gaben einander das Wort, bie Feinde unferes Inſti— 
tut3, die meiſtens lichtſcheue Menſchen waren, dadurd zu beihämen, daß 
wir die erhaltenen Grundjäge der Wahrheit und Tugend durd einen 
apoftolifhen reinen Eifer und reinen Lebenswandel an 
den Tag legen und begründen wollen. XQobia3 hielt auch wirklich un: 
verbrühlicd Wort. Diejed Zeugniß geben ihm alle feine Mitjeminarijten. 
Es war eine entzücdende freude, mit Tobias zu einem feiner vormaligen 
Mitalumnen und Freunde, zu einem Wanker, Galura, Hug, Martin, 
Buſchle, Biechele, Flamm, Jäck, Mayer, Einhart, Koh und Andern 
zu kommen.” i 

Am Schluſſe diefeg Nahtrages angelangt, dürfen wir uns ber 
Hoffnung hingeben, daß die Leſer durch unfere früheren und die jeßigen 
Mitteilungen in den Stand gejetst find, über den Geiſt und die Hal- 
tung des Freiburger Generaljeminars unbefangen zu urtheilen und die 
gegen dasſelbe ohne ale Prüfung erhobenen ſchweren Anklagen zu 
würdigen. Wir wiederholen, daß wir es nicht zu unjerer Aufgabe 
machten, die Inſtitution der Generaljfeminarien jelbjt nad) ihrem Princip, 
ihrer Berichtigung u. ſ. w. zu beſprechen; wir wollten in unferen 
früheren Beiträgen eine kurze Schilderung über den thatjählichen Be: 
itand der Freiburger Anjtalt geben, und in dem Bisherigen ein Wort 
der Abwehr, ein Wort zur Bertheidigung der geſchichtlichen Wahrheit, 


1 Bei Rofenläder a. a. D. I, 122, 
Arhiv. XL 19 


— 





290 


welche ſchwer verleßt ift, wenn bad, was einige diefer Anftalten un- 
läugbar gejündigt haben, allen zur Lajt gelegt und jo das Andenken 
verdienter Männer gejhmäht wird. 


Wir lafjen bier einige Ergänzungen zu den im vorigen Bande 
gebraten Berjonalien folgen, die uns inzwijchen begegnet find. 

Didcefan-Arhiv X, 275 ff. 

Daunenmayer: Zu den angeführten Werten fommen noch zwei 
Schriften in der Wiehrl'ſchen Angelegenheit: Gejpräd u. j. wm. Die 
MWiehrl’ihen Sätze betreffend. Conſtanz 1781. Rechtfertigung der Frey: 
burger philoj.stheolog. Gutachten. Freyburg 1781. Vgl. Gradmanı, 
da3 gelehrte Schwaben, ©. 94. 

Gorinp: Geboren 1737 in Graz, 1787 von der Univerjität auf 
das ihr (jeit Ferdinand I) zuftehende Ganonicat in Rheinfelden präjen- 
tirt, wurde am 9. September 1811 zum Propſt erwählt und jtarb ala 
folder den 23. April 1819. Vgl. Mülinen, Helvetia sacra I, 53. 

Haßler: Bei feinem Abgang von der Univerfität zuerit Pfarrer in 
Nottenburg, dann in Oberndorf 1795 —1817, zugleih Decan des Cap. 
Nottmweil:Oberndorf; Ende 1817 wurde er als Generalvicariatsrath 
nad) Rottenburg berufen, als welcher er am 22. December 1825 ge- 
ftorben if, Bei Felder a. a. O. I, 303 find nod einige weitere 
Schriften und Aufläße verzeichnet. 

Klüpfel: Zu den angeführten Echriften: Aqua rerum omnium 
corporearum principium primum. Diff. Rottweil 1764. Trauer: 
rede (lat.) auf M. Therefia, Freib. 1781. Sammlung bifhöfliher Ver- 
ordnungen und Hirtenbriefe, welche ſeit 1780 beſonders in Deutſchland 
erjchienen find, I. Th. Straßburg und Naftatt 1786. Vol. Grab: 
mann a. a. O. 295. 

Schwarzel: Bei Gradmann S. 605 find noch einige Kleinere 
Schriften angeführt, darunter: Über die Menſchwerdung Jeſu Chrifti, 
Rede, geh. am Weihnachtsfeite 1799, als der neuerridtete Uni: 
verjität3gottesdienft in der akademiſchen Kirche zu Freiburg feier: 
(ich eröffnet wurde. Augsburg 1800. 

Wegſcheider: Sein Geburtsort iſt Nieblingen an der Donau. Bol. 
MWürttemb, Jahrb. 1877. III, 105. 


Zu ©. 304 ff. 


Derefer: Die ausführlichite Mittheilung über Derejer und feine 
Schriften, wie es jcheint, aus feiner eigenen Feder, ift bei yelder I, 156 ff., 


291 


wo namentlich feine Luzerner Erlebnifje umſtändlich dargeftellt find. 
Über die Zeit ſeines Wirkens in Breslau f. die Literatur in dem betr. 
Art. der Allgem. deutfchen Biographie V, 60 (Leipzig 1877). 


Beilage 


Dad im Nachſtehenden Mitgetheilte ift einem größeren, zwölf 
Bogen umfafjenden Manufcripte entnommen, welches die Überjchrift 
bat: Kreimüthige Gedanfen über das Studienmwejen in den 
K. K. Staaten. Die Perfon des Verfaſſers ift nicht genannt; wie 
aus dem Inhalt erjihtlih, war er Mitglied der theologiichen Yacultät 
und gehörte dem Weltpriefterjtande an, den Ordensgeiſtlichen zeigt er ſich 
jehr abgeneigt. Zur Zeit, als diefe Gedanken niedergejchrieben wurden, 
waren für dad Studium der Theologie fünf Jahre vorgejchrieben, dar: 
nad fällt die Abfafjung früher ala die Generalfeminarien, auf dieſe it 
auch nirgends Bezug genommen. Die Arbeit war beftimmt, publicirt zu 
werden, aber nicht im Inland, dieſes hätte, wie er felbjt bemerkt, bei 
der jtrenge gehandhabten Genjur für den Autor gefährliche Folgen haben 
innen. Ob der Aufſatz wirklich veröffentlicht wurde, ift und un: 
befannt. 

Nach Ton, Haltung und Tendenz des Ganzen zu fchließen, dürfte 
Karl Schwarzel, der Paſtoralprofeſſor, der Verfafjer fein; für dieſe 
Annahme ſpricht namentlih die im erjten Abſchnitt (j. unten) befür- 
wortete Einführung einer eigenen Geelforge für die Univerfitätßanges 
börigen, wad dur die Bemühungen Schmwarzeld an der Univerfität 
Freiburg zum Theil auch wirklich erreicht wurde, indem am Schluſſe 
des Jahres 1799, für kurze Zeit freilich, ein akademiſcher Gottesdienſt 
in’8 Leben trat. 


ı Das Facultätsbuch berichtet zum 30, April 1800: Hoc mense etiam allatum 
fuit decretum aulicum die 27. Martii subsceriptum et 17. Aprilis universitati 
exhibitum, vi cujus officia divina in ecclesia universitatis cum con- 
eione et missa solenni, inde jam a die natali Domini nostri Jesu Christi 1799 
haberi coepta, confirmantur approbanturque. Decretum hoc nostrae facultati, 
sed professori Schwarzel singillatim die 25. Aprilis intimatum fuit, utpote qui 
concionandi munus in praedicta ecclesia gratis et sponte, ab excelso regimine 
rogatus, in se suscepit. 

Zum 17. Juni ift bemerft: Hac die testimonia peraetsae communionis 
pascalis a studiosis academicis per decanos facultatum collecta sunt. Beide 
Einträge find von Schwarzel gemacht, ber in diefem Jahre Decan war. 

19° 


292 


Der Aufjaß, welcher über die damaligen Studien: und Zeit: 
verhältnifje manches Intereſſante enthält, gliedert fih in drei Abjchnitte: 
1) Yon dem Chriſtenthum der jtudirenden Jugend. 2) Bon den Wijjen- 
ihaften überhaupt: Einrichtung der Univerfitäten; Studienprä- 
fecten und Referenten: „Dieje jollen die Wiſſenſchaften befördern, 
es fördert fie aber Niemand, außer er jchäßt fie, es ſchätzt fie aber aud) 
Niemand, außer er kennt fie, ein Studienreferent muß aljo ein Ge: 
lehrter, und nicht ein Gavalier fein.” — Profefjoren: ihre Ernennung, 
Gehalte u. ſ. w. „Wenn je ein Amt ijt, mo industria personae, wie 
die Juriſten jagen, erfordert wird, jo ift e8 das Amt des Profeſſors; 
ed ijt aljo in der Auswahl die jtrengite justitia distributiva zu be- 
obachten und das jus dignioris gewiß nit außer Acht zu lafjen. Ein 
ſchlechter Rath Kann im Conſeß von bejjern Räthen überjtimmt werben, 
ein jchlechter Profefjor aber ijt in feinem Collegio allein, wenn er auch 
noch jo unächtes Zeug vorbringt, ed widerſpricht ihm Fein Menſch, der 
Discipel glaubt ihm, ja jchreibt jih’3 no auf.” „Sit Jemand bei einem 
Stubienreferenten Hofmeijter, jo wird er Profeffor, das ift Heutiges 
Tags fait ein untrüglider Schluß, aber eben darum kommen wir mit 
den Studien nicht weiter.” — „Ein wahrer Profejjor leiftet dem Staat 
einen der wichtigjten Dienjte, dafür ift es billig, daß er gut bezahlt 
werde,“ wegen ber vielen literariſchen Bebürfnifje u. |. mw. Ein Profefjor 
„ſoll nicht Urjache haben, nad Beförderungen zu zielen, er joll gerne 
und fein Lebtag Profefjor bleiben. Ein alter Profefjor iſt wie ein 
alter Wein; wer die Profefjur nur als Mittel zu weiterer Beförderung 
annimmt, ift Fein wahrer Profeffor, fondern ein Miethling.” — Über bie 
Genjur ift er jehr eingehend, fie wird als verwerflich erflärt. 3) Bon 
den Wiſſenſchaften insbeſondere: ausführlid über die Theo: 
logie, mangelhafte® Studium derjelben und die Urjadhen davon. 
Stellung zu den Biſchöfen. Die theologiſchen Studiendirectoren, wie fie 
der Verfaffer kannte, find „ein großes Übel, denn fie verhindern das Gute 
mehr, als fie e8 befördern, durch ihre Unmifjenheit, Parteilichkeit u. |. w.“ 
Theologische Profefforen, — ihre Pflichten, Bejoldung, Belohnung: 
„Einen theologifhen Profefjor, wenn er fi durch Arbeiten und nüßs 
liche Kenntniffe auszeichnet, würde ich vor allen Andern belohnen, weil 
ein einziger guter Theologe dur die Bildung guter Seeljorger mehr 
Einfluß auf die Herzen der Unterthanen hat, ald Hundert Aurijten, 
Advocaten und Räthe.“ Bezeichnend für die Zeit des Verfaſſers ift 
der Vorſchlag, wie diefe Belohnung ganz leicht könnte bejchafft werben; 
da die Profejjoren auch gute Bibliotheken bedürfen, bei jehr geringen 
Bejoldungen aber die Mittel zur Anjchaffung nicht haben, jo gebe man 
ihnen Ganonicate, Propfteien, einträgliche Beneficia simplicia, welche 


293 


ohnedem, vermöge der Abfichten ihrer erjten Stifter, zum Behufe ber 
Wiſſenſchaften errichtet find, aber Fein Beneficium curatum, weil fie 
Profeſſoren bleiben müſſen.“ 

In der Jurisprudenz hält er das jus Romanum für über— 
flüſſig, es enthalte ja „meiſt längſt veraltetes Zeug“; ſtatt ſeiner ſolle 
das jus statutarium, die Landesgeſetze, die Vaterlandskunde, vor Allem 
aber „eine rechte Statiſtik tradirt werden“. Ein beſonderes Augenmerk 
müſſe auf das jus naturae gerichtet werden: „Zu dieſer Profeſſur 
muß ein Mann gewählt ſein, der die ächten Grundſätze wohl inne hat, 
der die erjten Grundtriebe der menſchlichen Erſchaffungs- und Erhaltungs: 
gejeße wohl mit der Offenbarung zu vereinbaren weiß. Es iſt nicht 
nur ein eitles, jondern ein die Religion von Grund aus zerjtörendes 
Unternehmen, wenn man das Recht der Natur ohne Beihülfe der Offen: 
barung verjtehen und auslegen will; die heutige Gleichgültigkeit der 
jungen Leute gegen die Religion wird von Vielen mit Grund denjenigen 
Juriſten zur Laſt gelegt, welche mit Hintanjeßung der Offenbarung in 
dem Rechte der Natur Alles jo natürlich auslegen wollen, ald ob unfere 
Natur von Eridaffung aus jo fein müßte und alle Zeit jo geweſen 
wäre, wie jie jet iſt. Hieraus entjpringt nothwendig eine heibnijche 
Denfungsart, welche Vielen von ihren Schuljahren an big in das jpäte 
Alter nahhängt, und dieß vermehrt die Zahl der heutigen Freidenker.“ 

Die medicinifche Facultät, wie fie durch van Smieten eingerichtet 
worden, erhält den volltommenen Beifall unſers Verfaſſers. 

Die Philofophie „hat auf die höheren Wifjenichaften mehr Ein- 
fluß, als man inggemein glaubt, denn jo nothwendig eine gute Phyfit 
zur Medicin, jo nothivendig iſt die Logik zu allen menſchlichen Kennt: 
nifjen“. Die damals feit 200 Jahren dur die Sejuiten gepflegte 
Scdulphilojophie wird jtreng verurtheilt, weil „auf jpikfindige Schul» 
grübeleien, auf lächerliche, ja unmögliche Fragen gerichtet, über welche 
man in den Hörjälen das ganze Jahr zankt, und die in dem menjchlichen 
Leben weder Anwendung noch Nuten haben fönnen”. „An der Meta: 
phyſik vernünftelt man gar zu heidnijh von dem Ente necessario und 
contingenti, und dieß ijt ein großer Schaden nicht nur für bie Wifjen- 
Ihaft, jondern auch für die Neligion. Hier brauchte es wohl, daß ein 
geihicter Mann den alten Wuft und Unrath wegſchaffte und einen 
neuen Grund legte: die beſte Metaphyſik hat der HI. Auguftin in den 
Büdern De eivitate Dei und wider die Manichäer gejchrieben. Wer 
diefe zu einem philoſophiſchen Vorleſebuch anwendbar umſchaffen mollte, 
würde fih um die Wiffenfhaften ein unendliches Verdienſt machen.“ 
Schlieklid kommt der Aufſatz auch auf die niederen Schulen (Gym: 
naften) zu ſprechen und findet da viel „übereiltes, unnüges Weſen“, 


294 


wie 3.8. Redekunſt, Dichtkunſt. „Wie joll ein junger, unzeitiger Kopf, 
ber weder Kenntniß der Sache, weder Richtigkeit der Begriffe hat, Neben 
und Gedichte außarbeiten können? Meine Gymnafiiten follen in ben 
vier erſten Jahren nicht? anderes als die drei Spraden, Griechiſch, La: 
teinijch und die Mutteriprache, in gleicher Vollkommenheit erlernen u. ſ. w.“ 

Der Berfafler bekundet ſich durchweg als eifriger Vertreter der in 
jeiner Zeit gepflegten theologiihen Richtung, mit einem Wort als ent: 
hiedener „Joſephiner“. — Als weiteren Beleg zur Würdigung der oben 
angeführten ſummariſchen Verurtheilung der Männer diejer Richtung in 
religiös-moraliſcher Hinficht laſſen wir nun den eriten Theil „der frei- 
müthigen Gedanken” nad ihrem Wortlaute folgen. 


Don dem Ehriftenthum der Audirenden Ingend. 
Biel und Ende der Studien. 


Es ift ein allgemein angenommener und gewifler Grundſatz, baß die Einrichtung 
ber Stubien dahin zielen muß, um dem Staate nüßliche, db. i. ſowohl tugenbhafte 
als auc unterrichtete Bürger zu liefern, weil ohne diefe zweifache Eigenfhaft Niemand, 
er fei geiſtlichen ober weltlihen Standes, feine Pflicht nicht einmal genugfam erkennen, 
zu geichweigen erfüllen kann. 


Iſt ſeither verfeßft. 


Auf den Unterticht in Wiſſenſchaften bat man ſeither manche nützliche Ent: 
wirfe ausgearbeitet, auch manches Gute geftiftet, und man hat Vieles verwendet, um 
Gelehrte zu bilden; aber um zugleih tugendhafte Chriften aus jungen Studenten 
zu machen, bat man, wenigjtens auf Univerfitäten, noch mit feinem Plane bingebacht, 
zu gefchweigen, daß man einige Maßregeln dahin genommen hätte, Es ift aljo bas 
Ziel und Ende ber Stubien either nur zur Hälfte bearbeitet, und ba man bas 
Weſentlichſte vergeflen, vielleicht ganz verfehlt worden, 


Böfe Wirkungen davon. 


Daher ift entftanden, daß man zwar von Zeit zu Zeit einige gelehrie Männer 
von ben Univerfitäten zurüdfehren gejeben, aber wenige gute Ehriften, außer 
fie bildeten fi durch die Gnade Gottes jelbft. Daher, glaube ich, rührt es, dab auch 
bei ben gelchrteften Männern oft das Chriſtenthum mit feinen wejentlichften Pflichten 
völlig vernachläſſigt, oder wenigftens erft hintenan gejegt wird. 


Berfaffung der Aniverfitäten in diefem Htüde. 


Die auf hohen Schulen ſtudirende Jugend hat vielerlei Gefege: academiſche 
Verordnungen weijen fie zu ihrer Pflicht in Betreff ber Vorlefungen ber Profefloren, 
ber Koftberren, ihres Vermögens und Aufwandes bin; nur allein in Betreff der 
Religion haben fie vollfommene Freiheit, und ba ihnen oft ihr Geld nicht ander: 
traut wird, weil man fie für zu unmünbig bält, jo läßt man ihnen doch bie Ber: 
waltung bes wenigen Chriftentbums, jo fie etwa aus ben niebern Schulen mit 
berüberbringen, ganz über: wenn der Stubent nur bas Collegium nicht ausläßt und 


295 


feinen Koftheren richtig zahlt, dann ift alles gut; ob er Mefje und Wort Gottes hört, 
ob er die Sacramente empfängt, mit einem Wert, ob er ein Chriſt iſt, fragt ihn 
fein Menſch. 


Wie dem zu Helfen? 


Diefem Unfuge abzubeljen ift der leichtefte und kürzeſte Weg, daß bie ftubirenbe 
Jugend auch in dem Chriſtenthum einen Ephorus habe, fo wie fie in Wiſſenſchaften 
einen Profeſſor, einen Mector und andere Univerfitätsobrigfeiten bat, unb gleichwie 
diefe mit gemeinfchaftlihen Kräften den Verſtand junger Leute zu bearbeiten trachten, 
fo muß Jener zu gleicher Zeit ihr Herz zu bilden juchen. 


Wer Rann diefer Ephorus fein? 


Dieſer fann Niemand anders fein, als ein orbentliher Seelforger, bem «8 
die eigentliche Pflicht ift, aus Einfegung Gottes für das geiftige Wohl feiner Inter: 
gebenen zu wachen. Sole Scelforger find bloß allein bie Pfarrer. Da aber bie 
aus allen Eden fremder Länder zu den Stubien herzueilenbe Jugend aus verfchiedenen 
Urfachen nicht wohl an einen jeweiligen Pfarrer bes Ortes kann verwiefen werben, 
jo ift e8 nöthig, daß jede Univerſität ihre eigene Pfarrei und jebe Univerfitätsfirche 
ihren ordentlihen Piarrer babe, dem es ein eigenes Geſchäft fein fol, über die Sitten 
ber academiſchen Bürger, über ihr Chriftentyum und Geelenheil zu wachen. 


Einrihfung einer folhen Pfarrei. 


Ein folder Univerfitätspfarrer ift befto Leichter zu haben, ba jede Univerfität 
nicht nur ihre eigene Kirche, fonbern aud unter ihren Mitgliedern ein binlängliches 
geiftliches Perfonale hat, aus welchem der Tüchtigfte zu ſolchem Amte füglich ge: 
wählet werben mag. 


Stiftung diefer Pfarrei. 


Da ein folder Mann ohnedem als Profeffor bezahlt if, fo braucht es zu feiner 
weiteren Stiftung nichts Anderes, als die landesfürſtliche Vollmacht und Gutheißung, 
dann ben Orbinariats:Gonjens und Inveſtitur mit gemeinjchaftfiher Zutheilung bes 
ihm angehörigen Pfarrdiftrictes und ber untergebenen Pfarrfinder, als da find das 
ganze Iniverfitätsperfonale, alle academifhen Bürger, Profeſſoren mit ihren Weibern, 
Kindern und Gefinde, aud alles, was fonft unter ber Univerfitätöjurisbiction zu 
ftehen kömmt. Diefes Foftet den Landesfürften nur das Wollen und bie Univerfitäts: 
pfarrei ift gejtiftet. 


Wer Pfarrer fein fol. 


Die ſchicklichſte Perſon zu einem Univerfitätspfarrer wäre ber auf jeber Uni: 
verfität fih befindende Moral⸗ oder Paſtoral-Profeſſor. Da diefer bie GSeelforger: 
pfliten in bem Gollegio unter ber Woche theoretice vorlefen muß, fo bat er am 
Sonntag in feiner Pfarrkirche die ſchönſte Gelegenheit, bie gegebenen Lehrfäge auch 
practice zu zeigen, und ba feine Zubörer als 5ti anni Theologi oft ſchon Prieſter 
find, fo fann er fi aus felben zugleich Gehilfen auswählen, bie ihm zu ihrem 
eigenen Unterricht und zur Beforgung des Univerfitäts-Pfarrgottesbienfles mit Meß— 
leſen, Predigen, Katechefiren, ja wohl auch, nad Geftalt der Sachen, im Beichthören 
an bie Hand gehen können. 


296 


Ffiht des Aniverfitätspfarrers. 


Ein jeweiliger Univerfitätspfarrer müßte aljo die ordentlichen Gottesdienfte nad 
chriſtkatholiſchem Gebrauche an Sonn: und Feiertagen halten, bei weldyen bie unter: 
gebenen Academici fowohl Vor: als Nachmittag erfcheinen, wie auch fonft die Sacra- 
mente aus feiner Hand empfangen und bie Lehre ber chriftlihen Wahrheiten aus 
feinem Munde anhören müßten, wie e8 wahrer Pfarrfinder Schulbigkeit if. Von 
jolcher Pflicht fönnten fi fremde Jünglinge, fie mögen was immer eines Standes 
fein, um fo weniger entſchuldigen, weil body ein jeder Chriſt einen ordentlichen Seel: 
forger haben muß. 


Der Aniverfitätspfarrer muß auch Attestata geben. 


Zu dem Enbe follen bie attestata morum, welche feither von ben Profefioren 
nur auf Gerabewohl auch denjenigen Discipeln gegeben mworben, mit benen fie oft 
bas ganze Jahr faum ein Wort geredet, binfür von dem Pfarrer einzubolen fein, 
welcher (gleihwie ein jeder Seelforger von feiner Gemeinde) nicht nur ein genaues 
Berzeihnig von den academiſchen Mitgliedern, jonbern auch die genauefte Kenntniß 
von ihrer Aufführung und Frömmigkeit haben muß. Dadurch würden zugleich jene 
abgejhmadten und Tächerlihen Attestata vermieden, welche man oft einem Fremden, 
den man faum bem Geſicht nad fennt, von feiner Aufführung geben fol, und doch 
oft mit ben berrlichiten Ausdbrüden (mores sanctissimos, angelicos, superangelicos) 
gegeben werben, wie ich ein ſolches Attestatum gejehen habe. 


Auf folde Art wäre wenigfiens das Ehriftentdum der Studirenden 
in etwas befördert. 


Auf folhe Art, bächte ich, foll bei der ftubirenden Jugend auch das Ehriften: 
thum, welches beutiges Tages, befonders von gelehrten und in großen Dienften 
ftehenden Männern, fo jehr vernadhläffigt wird, am leichteften befördert werben können; 
denn wenn man nur gelehrte Männer bilden will, jo ift das Ziel und Ende ber 
Studien nur zur Hälfte und zwar nur ber fchlechteren Hälfte nach erfüllt. 

Hierauf, dächte ich, follen die Studienpräfidenten, Vorficher und Referenten ihr 
vorzügliches Augenmerk richten, bejonders bei ber heutigen Lage ber Sache, wo ſolches 
fehr leicht und ohne alle Unkoften in das Werk zu fegen wäre; es koſtet ben Landes» 
fürften, der auch fonft, um tugendhafte Untertbanen zu befigen, Feine Million fparen 
würde, biefmal nur das Wollen, fo ift das ganze Ziel und Ende erreicht. 


Kleinere Mittheilungen. 


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rn u 


1) Eine feierlihe Doctorpromotion. 
Aus dem theol, Facultätsbuche mitgetheilt von Prof. König. 


Die vor Kurzem, 8. bis 10. Auguſt, feſtlich begangene vierte 
Säcularfeier der Univerfität Tübingen veranlagt ung, den im Nach— 
jtehenden bejchriebenen akademiſchen Act mitzutheilen, durch welchen bie 
nun unter den glücklichſten Aufpicien in ihr fünftes Säculum ein: 
getretene ſchwäbiſche Hochſchule zu unſerer heimathlichen alma mater 
Albertina in ein näheres Verhältniß getreten ift, mie ſolches jchon 
früher mehrfach der Fall war. So gleich bei ihrer Entitehung. Ahr 
Stifter, Graf Eberhard im Bart, „hatte bei feinem Unternehmen 
mit dem Beirath feiner Mutter Mechthild gehandelt, welhe — bie in 
ihrer pfälziihen Heimath blühende Hochſchule Heidelberg vor Augen — 
auch ihren zweiten Gemahl Erzherzog Albrecht zu Gründung einer 
Univerfität, der zu Freiburg, im Jahre 1457 veranlaßt hatte“ '. 
Und jo kommt e8, daß der Stiftungsbrief der Univerfität Tübingen 
eine beinahe wörtlihe Wiederholung jenes von reiburg iſt?. 

Auch unter den erjten nah Tübingen berufenen Lehrern mar 
eine Anzahl, welche vorher in Freiburg gewirkt hatten: jo der erite 
Decan der dortigen Artiftenfacultät, Magijter Johann Stein, welchem 
jofort Andere folgten: Konrad Blender, Andreas Trojtel, Andreas 
Harzeijer, ber jpätere Kanzler Winkelhofer u. ſ. w.“ Freiburg 
war vor und auch nad der Erridhtung von Tübingen die am meilten 
von den Schwaben beſuchte auswärtige Univerjität; in der Zeit von 
1460—1541 waren es nahezu 1400 ſchwäbiſche Studenten, melde in 
Freiburg ftudirten ®. 

Im 16. Jahrhundert war die Eberhardina dem katholiſchen Be: 
fenntnifje zugethan verblieben biß zum Jahre 1535, in welchem durch 


ı Stälin, wirtemb. Geſch. III, 588. Riede, Statiftif ber Univ. Tübingen 
S. 2 (Württ. Jahrbb., Jahrgang 1877, 3. Heft). 

2 Schreiber, Geſch. ber Univ. Freiburg I, 10. Böd, Geld. der Univ. 
Tübingen ©. 23, 

3 Bol. Schreiber a. a. O. 91 fi. 

+ Statiftif ber Univ. Tübingen ©. 118. 


300 


Herzog Ulrich die Reformation auch an der Univerfität eingeführt wurde. 
Dieje Anderung traf vorerst die theologiſche Facultät, von ihren 
Mitgliedern ſchloß fih nur Eines, Balthafar Käuffelin, der Neuerung an. 
Mehrere Lehrer und viele Studenten zogen daraufhin nad Freiburg. 
Es verflofjen nun über 280 Jahre, bis die Wifjenjchaft der katholiſchen 
Theologie wieder an den ſchwäbiſchen Mujenfig zurückkehren und aufs 
Neue jich heimiſch niederlaffen konnte. 

Durch die Territorialveränderungen im Anfang unferes Jahre 
hundert hatte Württemberg einen großen Zuwachs von Fatholiichen 
Gebieten erhalten; in Folge davon: mußte auch für die wiſſenſchaftliche 
Bildung des Fatholiihen Klerus gejorgt werden. Es wurde zu dieſem 
Zwede 1812 die jog. Fatholifch-theologiiche Univerfität in Ellwangen 
errichtet; die Anſtalt zählte fünf theologijche Profefjuren, die allgemeinen 
philoſophiſchen und philologiihen Fächer follten mit dem dortigen Gym: 
najium verbunden werben. 

Die für die theologiſchen Disciplinen berufenen Lehrer hatten ſich 
vor Antritt des akademijchen Lehramtes das Doctorat zu erwerben, und 
es war ber jpecielle Wunſch des Königs Friedrich, daß Diejes bei 
der theologiſchen Facultät in Freiburg gejchehe. 

Dieß bildet den Anhalt des in jeinem Wortlaut unten folgenden 
Eintrages aus dem Facultätsbuch, redigirt durch den gleichzeitigen Decan 
Hug, der aud als Promotor fungirte. 

Die Einridtung der Ellmwanger Anftalt erwies fi in der Folge 
nicht al3 ausreichend für eine gründliche und umfafjende Bildung der 
Gandidaten de geijtlihen Standes, insbejondere durch den Mangel 
einer philoſophiſchen Facultät?, daher erging im Jahre 1817 dur) 
König Wilhelm die Verordnung, an der Univerfität Tübingen wieder 
eine eigene Facultät für die katholiſche Theologie, mit denjelben Rechten 
wie die andern Facultäten, zu errichten. Gleichzeitig mit ihr (Herbſt 
1817) trat auch das, der Facultät als AuffichtSbehörde unteritellte, Con— 
victorium in's Leben. 

Drei der in Ellwangen ſchon angejtellten und in Freiburg pro: 
movirten Profefjoren fiebelten nad) Tübingen über; fie wurden Die 
Bäter der neuerjtandenen katholiſch-theologiſchen Facultät. 


Die 14. Januarii (1813). 


Legit decanus litteras rectoris et professorum universitatis 
studiorum Ellwacensis in bonum Catholicorum constitutae recens 


ı Klüpfel, Geſch. der Univ. Tübingen ©. 31. 
Vgl. die f. Verordnung vom 25. October 1817 bei Riede a. a. D. ©. 10 


301 


liberalitate Frideriei Württembergiae regis et propediem dedi- 
candae. Rector et professores pro parte theologica denominati 
regia ordinatione jussi sunt, sibi providere de dignitate docto- 
rum in aliqua universitate catholicae confessionis impetranda, mo- 
nitigue sunt potissimum regiae majestati placere, ut illud 
in Albertina nostra efficiant. Precibus igitur nostram facultatem 
adiverunt (d. d. 21. Dec. 1812) rector denominatus 

Coelestinus Spegele, professor linguae hebraicae, her- 
meneutices et exegeseos veteris testamenti; 

Carolus Wachter, professor historiae ecclesiasticae et juris 
ecelesiastici ; 

Sebastianus Drey, professor theologiae dogmaticae et 
historiae dogmatum; 

Aloysius Gratz, professor linguae graecae et hermeneutices 
nec non exegeseos novi foederis; 

Jo. Nepom. Bestlin, professor theologiıe morum et 
pastoralis. 

Ordo noster theologicus pensatis omnibus momentis constituit, 
gradum illis plane conferendum esse, atque etiam, cum totius 
Albertinae plurimum intersit, regiam benevolentiam pro viribus 
captare et tueri, illos maxima cum solemnitate esse promovendos, 
et quantum nos attinet indultis omnibus expensis, eaque de re 
facultatem nostram penes amplissimum consistorium scripto inter- 
cedere placere. Decano id officii dari, ut seripto hanc facultatis 
sententiam consistorio exponat causamque Ellwacensium ejus favo- 
ribus commendet, utque etiam curam solemnitatis in se suseipiat 
ipsoque promotionis actu defungatur. 

Die 14. Februarii decano redditae sunt litterae consistorii 
amplissimi d. d. 12. Febr., quibus ordini theologico significatur, 
probari quae a nobis ratione gradus theologiei in professores Ell- 
wacenses conferendi sint proposita. Placuisse illum maxime cum 
solemnitate gratis, remissis omnibus expensis, conferri eaque de re 
Ellwacenses scripto factos esse certiores. 

Privatim vero magnificus dominus prorector decanum convenit 
atque rogavit: vellet, scriberet Ellwacensibus, corpus universitatis 
ipsis ultro indulgere omnia honoraria professoribus dari solita, ita 
ut omnes expensae remittantur exceptis iis, quas clariss. universi- 
tatis syndico, scribae et pedello exsolvere moris sit, utpote queis 
ejusmodi taxae, ut vocant, in partem redituum sint assignatae; 
quosque proin nos ipsi ex proprio aere indemnes praestare de- 
beremus, si quidpiam ipsis decederet. Praevidebat nimirum 


1 


magnificus dominus, si, quod consistorium amplissimum decrevit, 
syndicus, scribae, pedellus ex aerario universitatis redderentur in- 
demnes, fore ut illud improbaretur a supremo rationum judicio 
atque difficultates inde nascerentur. His ego mandatis magnifici 
domini, ut fas est, morem praestiti. Paulo post programma in 
lucem publicam emisi, inscriptum: Das hohe Lied in einer noch 
unversuchten Deutung. Programm der Zaeringisch-Badisch- Albertini- 
schen hohen Schule auf den XAXV. des Monats Hornung MCCMXIII, 
quo solemnitatem in diem XXV. Februarii denunciavi, quo die 
magnificus dominus rector caeterique professores theologi universi- 
tatis Ellwacensis doctores theologiae nominari, proclamari ab Alber- 
tina constitutum sit. 

Huius programmatis exemplar pulcherrime impressum et niti- 
dissime vestitum magnificus dominus prorector noster ad regiam 
majestatem Württembergensem transmisit, addita epistola perele- 
ganter elaborata, qua pronam in omnia obsequia nostram Alber- 
tinam testatum regi fecit. 

Die 25. Februarii solemnitas ipsa peracta est praesentibus 
d. prorectore magnifico, omnibus vix non almae Albertinae patribus, 
professoribus, officialibus, maxima cum doctorum hominum, aliorum 
virorum omnium ordinum atque dignitatum frequentia. Postquam 
concentu musico coetus est salutatus, nomine atque auctoritate 
rectoris magnifici atque professorum theologicorum academiae Ell- 
wacensis vir plurimum reverendus D. Bernardus Boll, theo- 
logiae doctor, reverendissimi episcopi nostri a consiliis ecclesiastieis, 
in basilica ad s. Mariam, universitatis nostrae nomine parochus, 
praesentiae rector et a scolis parvulorum regendis decanus, circum- 
datus a presbyterii sui venerabilibus viris Joanne Bapt. Frey, 
praesentiae canonico, Leonardo Hug, Donato Schwarz et Joanne 
Ambs, auxiliaribus, surrexit atque luculenta oratione dignitatem 
doctorum theologicorum pro praefatis rectore et professoribus expetiit. 

Decanus sacri ordinis, is cum finem petitioni imposuisset, verba 
facere exorsus, multis Albertinae animum testatus est ad omnia 
venerationis documenta atque in regem obsequia paratissimum; 
haec praefatus ad cives academicos sermonem convertit, et ex 
more nostro, antiquitus constituto, in eorum gratiam et instructio- 
nem dixit quaedam, tempori et occasioni, ut videbatur, apta: 
„Vom wahren Studentengeiste“; et denigue solemnibus verbis säcrae 
theologiae gradum contulit in rectorem et professores theo- 
logicos academiae Ellwacenae, in Coelestinum Spe- 
gele, Carolum Wachter, Sebastianum Drey, Aloysium 


302 


303 


Gratz et Jo. Nep. Bestlin. His finitis decanus instrumenta 
hujus actus publica, seu diplomata quinque, quae confecerat, cuın 
exemplari programmatis elegantius impresso et succineta solemni- 
tatis peractae expositione, ut jussus erat ab excelso regis ministerio, 
per cursorem extraordinarium tayuöpsuov, Stuttgardiam ad illud 
ipsum ministerium transmisit. 

Die 23. Martii. Ellwacensis rector et professores multis gra- 
tissimum animum facultati nostrae testantur, pro collata in se 
doctoratus dignitate insignique solemnitate, qua hunc actum quam 
maxime splendidum effecimus. 


2) Beiträge zur Baugeſchichte des Münſters in Freiburg. 
Mitgetheilt von Archivar F. Zell. 


1. verdingbrief des Bürgermeiſters und Raths der Stadt Freiburg für 
Meifter Hans Nieffenberger von Graz als Baumeifter des neuen Münfter- 
Chores vom 21. September 1471 '. 


Zu wiſſen, das wir Burgermeifter und Rat der Statt Fryburg 
im Bryßgoͤw, in der ere des allmechttigen Gottes und finer Lieben mütter 
der Jungkfrom Marien den erſammen meifter Hanns Niefjenberger 
von Grab ze einem merdmeilter bejtelt haben den nuͤwen for hie zü 
Fryburg an unnjer Lieben fromen münjter ze buwen und benjelben bum 
ze verjehen, ze beitellen und ze bumende zum aller beiten getrümlich und 
erberlih, wie er und die pfleger des buweß ze rat werben, aljo lang, 
biß der jelb For gebumen mirtt oder einem Nat nitt me füglich iſt ze 
bumen, und wenn einem Rat nitt me füglic) wer ze bumwend, das jol 
man meilter Hannjen ein halb jar vor hin verkünden und jm dann jin 
ergangen ldn geben, und jol denn meifter Hanna daran kein anjprad) 
me haben. Wer aber ſach, dad man darnad über furk oder lang fürer 
an dem For bumwen woͤltt, das fol man meilter Hannjen zewiſſen tin, 
und jol dann meilter Hannd wider bumwen, mie das vor und nad) in 
dijem brieff jtöt. Item man fol jm des buwes und der verjehung halb 
ze lön geben alle fronvaften fünff guldin, und wenn er in des buwes 
dienſt ift oder alhar zü dem bum oder wider heim zuͤchtt, jol man jme 
alle tag zuͤ dem vorgenanten lön zwen jchilling und zwen pfening 
Rappen geben. tem meilter Hanns fol ouch ze yeber fronvajten ein 


1 Diefe Urkunde hat Schreiber in feiner Geſchichte und Beichreibung bes 
Münfters (Freiburg 1820) ©. 35 ff. befannt gemadt, aber nicht genau nad obigem 
Terte, fondern in etwas modernifirter Übertragung. — Die weiter (Nr. 2) folgende 
Urphede bes Hans Nieffenberger von Graz kennt Schreiber dagegen nicht, fie ift 
bis jegt nicht befannt gemacht. 


304 


mol zü dem buw fomen. Er jol oud einen güten erbern parlier haben 
und den bum mit gütten gejellen verjehen, die ze rechtter zitt an und 
ab gangen und getrümlicdh arbeitten. tem er jol die felben knecht 
mindern und meren ye nad) bevelh der pfleger, doch wenn ir zc luͤtzel 
oder ze vil wer, fol man meilter Hannjen einen monet vor hin Fund 
tin, das er ji) darnach wiß zerichtten, und ob einicher gefell den pflegern 
nitt füglich wer, das fdllen ſy meiſter Hannfen oder dem parlier jagen, 
der jol jn dann in einem monat verjchiden. tem man fol von Sandt 
Peters tag im wintter genant kathedra Petri bis ze Sandt Gallen tag 
dem barlier ze lon geben zwen jchilling Mappen und den geiellen ein 
tag zwen und zweingig Rappen. tem von Sandt Gallen tag biß ze 
Sandt Peter8 tag genant kathedra Petri fol man dem barlier geben 
nüntzehen Nappen und einem Gejellen funfzehen Rappen. Atem und 
den gejellen, die da jeßent, den jol man zweyer Rappen mer geben. 
tem die gefellen jdllen in dem gröffern lon an dem werd fin zu fünffen 
am morgen und am abent zü den fibenen davon gon und mögen an 
dem morgen ein ftund, ze mittag ein ftund und ze dem abent ein 
jtund zum effen gon. tem fi jdllent am Sambftag und an gebannen 
virabenden über jar ouch von des heiligen Cruͤtzes ze herbit biß zii des 
heiligen Erüß tag im Meyen nitt abent ftund halten. Ey moͤgent ouch 
am Sambjtag zü fünffen am abent virabent haben und ye ze vierkehen 
tagen an einem virabent umm die drü in das bad gon. Es jol ouch 
alles holtzwerck unnjer frowen beliben. Item und ob der meijter mit 
yeman jpennig wurd, das fol er gen gemeiner ftatt mit vecht ußtragen 
vor unſers gnedigen herren von Oſterrich Iandvogtt und rätten bie vor 
ze land und mit eingigen perjonen hie zu Fryburg vor Nat oder gerichtt 
on all ander ußzüg. Difen pundten und artideln allen und den bum 
erberlich und beitendig zefolfüren, dem allem gnüg zü tünd, getruͤwlich 
und erberli noch zefomen han ich meilter Hann obgenant glopt by 
trüwen an eyds ftatt on all geverd. Und find diſer brieff zwen glich 
gemacht und yedem teil einer gegeben mit unnſers des Burgermeilters 
und Rats Secret ouch mit minem meijter Hannjen Nieffenberger3 In— 
ſigel verfigeltt uff Sandt Matheus des Zmwolffbotten tag do man von 
der geburtt Erifti zaftt viertzehenhundertt jübentig und ein jar. 
(Original im Archiv der Münfterfabrif-Berwaltung in Freiburg.) 


2. Urphede des Hans Uyeſſenberger von Graz gegen den Bürgermeifter 
und Rath der Stadt Freiburg wegen Erbauung des nenen Münfter- 
Chores vom 25. November 1491. 

SH Hanna Nyejjenberg von Grecz befenn, alß die fürfichtigen 
wyjen herren Burgermeijter und Nat zü Fryburg mir vor jaren bem 


305 


nümen angefengten dor in unfer lieben frowen münjter vertrümt und 
bevolhen haben ze bumen, in bem ich vil coften gemacht hab, der mol 
vil naher inzogen wer bejonder zit lettjt in anfang der welbung, welh 
arbeit yecz durch befichtigung ettlicher meifter für unmerdlicheit und 
ungeftalt erfent. So nü der buw langmwirig verzogen, gröffer, unnüczer 
coft in manig weg baruffgangen, und nod in vil jaren nit zü vol- 
bringen ijt, bin ich in fangtnuß genommen, deßglich min jun und min 
balier, in meynung, ich jolt dem buw wiberlegung thün, Hab doch min 
herren erbetten, daz jy mir den handel zu gnaden und nit zum bertiiten 
anzogen, ouch uff den cojten dißmal nit trungen, jonder min armüt, 
jmadeit und alter angejehen und gnab erzaigt haben. Aljo in danck— 
barkeit fo bin ic) vom bum geitanden, hab min verjhribung fry hinuß— 
geben, die fol mit tranfjumpten, vidimus und jnjtrumenten crafftloß, 
bin, tod und ab fin. Ich hab ouch uff den buw und dag, jo ich maint, 
der bum mir jehuldig fin folt, verzigen für mid, min erben und nad: 
fomen, und ein gelerden eyb zuͤ Gott und ben heiligen gejworn fein 
anſprach noch vordrung an berürten bum pfleger, gemein Statt noch 
ſonder perjonen ergangner ſachen halb niemer ewiclich ze haben, ze jüchen. 
Dud di vangfnuß und was fi darunder mit worten, werden, raten 
und getaten geſacht und gemacht hat, in argem noch unguͤt gegen miner 
gnedigen herrſchafft von Diterreih, minen herren von Fryburg den iren, 
die irs verjprecheng find oder werdent, und wer zü dieſer ſach und vangknuß 
verdacht oder verwandt iſt, jy jigent geiftlich oder weltlich, niemer ze 
rechen, ze vehen, ouch nieman laid, jmah, cojten, jchaden noch wider: 
wertifeit züzefügen mit worten noch werden, heimlich noch offenlich, 
durch mich jelb8 noch ander in feinen weg. Ouch de3 nieman gemalt 
oder bevelh geben, on arglijt und om geverd. Und wir Hank Nyefjen- 
berg der Jung und Andreß Holezer balier gehellent in dig urfecht, haben 
ouch eyd zü Gott und den heiligen geſworen daby zübliben, wie vorftatt, 
damider nit ze fin, ze thün, ze reden noch ſchaffen gethon werden, in 
feinen weg ungevarlid. Ich obgenanter Hank von Niejenberg der Alt 
hab mich difer verjchribung zuͤ leben verbürgt, mit dem erſammen mwol- 
gelerten Gabriel Hohjtetter von Hagndw maijter in fryen fünften, 
Balentin Heil miner töhter mann und Andrei Holczer balier obgenant. 
Welh bürgjhafft wir yeczgemelten dry uff pitt unjerd ſwehers an uns 
genommen eyd zü Gott und den heiligen gejmoren haben jelb3 gemeinlic) 
noch fonberlid wider das, jo vorſtat, nit zehanblen, ze reden, ze thün 
noch jchaffen gethon werden, und ob wider diß verjehribung in einem 
oder me artickeln gehandelt oder geſuͤcht wurd, wie oder durch wen das 
geſchech, jollen und möllen wir dafjelb fürnemen und ufftryben abjtellen 


nad unjerm vermögen und eim raut, gemeind oder fonderen perjonen, 
Archiv. XI. 20 


306 


wen das berürt, cojten und ſchaden durch gericht, recht, brieff, zerung, 
botenlon, angriff, pfandung ober in ander weg empfangen feinen ſchaden 
ußgenommen abtragen und jy jhabloß halten. Darumb verpflichten wir 
unfer lib und güter, ligend, varend, zü angriff, fover ed gon mag, und 
verzihent ung bier inn all und yeber in ſonnders houpſacher und bürgen, 
aller und yeder fryheit, gnaden, gerichg und recht, geiſtlichs und welt— 
lichs, ſtettrechtz, landrechten, jhirm, hilff, püntnuß, eynung, geſellſchafft, 
aller oberfeit und gewaltjammi, geverd und argliſt gar und gancz 
bierinn hindan gejecztt. Des zu urfünd hab ih Hank Niejenberg min 
infigel an gehengft und darzuͤ beilih id Hank Niefenberg der Jung, 
Andreß Holezer und Valentin alle mit Flyß erbetten ben eblen, veiten 
Jungkherr Baftian von Blumnegk fin infigel für ung ouch anzuͤhengken 
obgeijchribner ding ze befagen, bod im und jinen erben on jchaben. 
Und ih Gabriel Hohjitetter hab erbetten den mollgepornen Herren Herr 
Felix graven von Werdenberg und zum Heiligenberg dijer zidt Rector 
der hohen Schül ze Fryburg min gnedigen Herren finer gnaden Rector 
amptz infigel für mic zuvor an diſen brieff zuͤ hengken. Ich hab ouch 
difen eyb vor finen gnaben alß clericus uff dem heiligen emwangelio 
erjtattet. Doc ift jolich befiglung finen gnaden und der unmerfitet in 
allweg on jchaden beſchehen an Sant Kathrinen aubend nah Erifti 
gepurt tujent vierhundertt nünczig und ein jar. 
(Driginal im Ardhiv ber Münfterfabrif-Verwaltung in Freiburg.) 


3) Zur Geſchichte des Bisthums Conftanz. 


Von Stadtardivar Marmor in Gonftanz. 


a. Grenzen und Beſihungen. 

Es gibt nad) Neugart ſechs Bisthümer in der Kriftliden Welt, 
melde den Namen Conjtantia oder Conitantina führen. Das eine 
it im mittelländijhen Meere auf der Inſel Eypern, daß zweite in 
Numidien, das dritte gehört zu Arabien, das vierte zur osrhoeni- 
ihen Gegend in Syrien, das fünfte befindet ji in der Normandie, 
und das jechöte, welches hier gemeint ift, umfaßte einen großen Theil 
von Schwaben und Helvetien. 

Dagobert I, König der Franken, fette (zwifchen 622 und 678) 
die Grenzen bdesjelben jo weit, daß vielleicht faum ein anderes Bisthum 
in Deutſchland bejtand, mwelche® mit dem von Conſtanz in Bezug auf 
jeinen Umfang verglichen werden könnte. Dasjelbe erſtreckte ſich der 
Länge nad) von Süden nad) Norden aus der Nähe des Urjprungs ber 
Neuß am St. Gotthard über den Thurgau, den Aargau und die 
ſchwäbiſchen Gaue bis in die Nähe der Stadt Marbad, an der Grenze 


307 


des fränfifchen Bistums Würzburg; in der Breite hingegen vom Aller: 
fluß, an deſſen öftlihem Ufer das Bisthum Augsburg beganı, bis 
nah Breiſach am Oberrheine Die Länge beträgt ungefähr 35 und 
die Breite etwa 24 deutſche Meilen, der Flähenraum daher bei- 


läufig 840 Quabdratmeilen ?. 

In Rückſicht auf die angrenzenden Länder ſtieß das Conſtanzer 
Bisthum jüblih an's Erzbisthum Mailand, djtlih an die Bisthümer 
Chur und Augsburg, nörblid und norböftlid an die Bisthümer 
Speier und Würzburg, meitlid an die Bistümer Straßburg, 
Bafel und Laujanne. 

Laut der zu Conſtanz den 27. November 1155 gegebenen Bulle 
Kaijer Friedrichs I, melde von Neugart als vollflommen ächt nad: 
gemwiejen ijt?, wurden bie Grenzen des Bisthums näher bezeichnet. 


ı Nah dem Bisthums-Catalog von 1794 betrüge die Ausdehnung von 
Norden nah Süden 30, von Oſten nady Weften 20 beutfche Meilen. 

? Bon bdiefem wichtigen, ſchon früher bei PBiftorius, Merk, Bucelin, 
Neugart und anderwärts abgebrudten Documente haben in neuerer Zeit Dümge 
(Reg. Bad. p. 139) und Kausler (Wirtemberg. Urfundenbud II, 95 ff.) kritiſch 
genaue Abdrüde gegeben. Die Dagobertijche Grenzbeftimmung, worüber die Ur: 
Funde verloren gegangen, ift in ber Fridericianiſchen nicht fireng wörtlich wieber: 
gegeben, jondern mit Bezeihnungen bes 12, Jahrhunderts vermengt. Der Kaifer 
beftätigt Alles, was von feinen Borwefern am Reiche ber Conſtanzer Kirde ver: 
liehen worben, und bezeichnet beren Grenzmarken gegen bie umliegenden Bisthümer, 
wie er biefe terminos a Tagoberte rege, tempore Marciani Constantiensis | 
episcopi, distinetos vorgefunden, in folgender Weife: — 

Versus orientem, inter Constantiensem et Augustensem episcopatum, sicut 
Hillara fluvius cadit in Danubium (die Iller vom Urfprunge bis zur Ausmün— 
bung bei Ulm). Versus aquilonem, inter episcopatum (Constantiensem et) Wirze- 
burgensem et Spirensem, usque ad marcham Francorum et Alemannorum 
(db. h. bis zur Grenzicheide zwifchen dem Nedar: und Nagolbgau dieß⸗, und dem 
Murr:, Glems und Wirmgau jenfeits, welche fih vom Urfprunge der Murg in 
norböftliher Richtung bis an den großen Murrharb bei Badnnang hinzog). Ad occi- 
dentem, inter (Constantiensem et) Argentinensem episcopatum, per silvam 
Swarzwalt in pago Brisgowe usque ad fluvium Bleichaha (bie „Bleich“ bei 
Kenzingen), qui dirimit Mortenowe et Briskowe; inde per decursum eiusdem 
aquae usque ad Renum fluvium. Inter (Constantiensem et) Basiliensem 
episcopatum, ubi Bleichaha cadit in Renum (bie Bleich füllt zuerjt in bie Elz 
und mit dieſer erjt in den Rhein) et sic per ripam Reni, inter pretaxatam silvam, 
usque ad flumen Ara (die fi zwiſchen Waldshut und Goblenz in ben Rhein er: 
gießt), ac deinde, inter (Constantiensem et) Lausanensem episcopatum, per 
ripam Arae, usque ad lacum Tunse (Thuner See). Inde (versus austrum) ad 
Alpes (bis zum Gotthard), et per Alpes ad fines Raetiae Curiensis (inter 
episcopatum Constantiensem et Curiensem) ad villam Montigels (Montlingen, 
im fanctgalliicden Rheinthal). Vgl. die Bisthumsfarte, Diöc.-Archiv VL B. 

20* 


308 


Darnach erſtreckte fich basjelbe gegen Sonnenaufgang bis an den Fluß 
Sller, der in die Donau fällt und dad Augsburger und Eonftanzer 
Bisthum von einander ſcheidet, bis an die königliche Villa Ulm; gegen 
Mitternadt bi8 an das Würzburger und Speirer Bisthum, an ben 
Grenzmarken der Franken und Alemannen; gegen Sonnenunter: 
gang durh den Schwarzwald und das Breisgau bis an’ Biäthum 
Straßburg beim Flüßlein Bleih, welches die Mortenau (jekt 
Drtenau) vom Breisgau trennt; nachher demjelben entlang bis an den 
Rhein, wo dad Bisthum Baſel beginnt, und an dieſem Strome auf: 
wärt3 bis zur Aar, an’ Bisthum Lauſanne, und am Ufer der: 
jelben hinan bis zum Thunerjee, und von diefem an durd die Alpen 
von Ehurrhätien bis in’3 Rheinthal. 

Es umfaßte deßhalb das Bisthum Conſtanz beinahe Alles, wa? 
das Haus Oſterreich vor Zeiten in Schwaben und Rhätien beſaß; 
ſodann mehr als die Hälfte des ehemaligen Herzogthums Wirtemberg, 
ſowie das ganze Breisgau und faſt den größten Theil der Schweiz. 

Im Anfange unſeres Jahrhunderts aber umſchloß der Gonitanzer 
Kirchenſprengel eine anjehnlicde Reihe weltlicher Gebiete und Herrichaften. 
Zu ihm gehörten: 

1. Auf deutfhem Reichsboden der größere Theil der jogen. 
vorderdfterreihifchen Lande, die der Negierung in Freiburg zus 
gemwiejen waren; ferner der vorarlbergiihe Bregenzerwald, zur Ne: 
gierung von Innsbruck gehörig; die obere Marfgrafihaft Baden, die 
Fürftenthümer Kürftenberg und Hohenzollern, mie neben dem 
Heinen conſtanziſchen Stiftlande der weit größere Theil der ſchwäbi— 
hen Reihsprälaturen, Grafihaften und Reichsſtände, ſowie endlich die 
Gebiete der ſchwäbiſchen Neichsritterfchaft der Kantone Hegau, Algau 
und Donau, 

2. In der Schweiz umfaßte der Eonftanzer Sprengel die Gebiete 
der katholiſchen Kantone Ruzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, 
Appenzell:Iunerroden, St. Gallen, Thurgau, Aargau, der öftlich von 
der War gelegene Theil von Solothurn, die katholiſchen Gemeinden zu 
Zürid und Kleinbaſel. 

Durch die großen Territorial:VBeränderungen, melde der Reichs— 
beputationg-Hauptihluß vom 25. Februar 1803 durch Säcularijationen 
und Mebiatifirungen, ſowie jpäter der Preßburger Trieben vom 26. De— 
cember 1805 durd Abtretung der vorderöfterreihijchen Lande an Baden, 
Wirtemberg und Baiern herbeigeführt hatten, waren nun in ben 
deutſchen Bisthumsantheilen vier Landesherren: der Großherzog von 
Baden, die Könige von Baiern und Wirtemberg und die beiden 
Fürſten von Hohenzollern. 


309 


Die Befigungen oder Herrichaften, melde das Hodftift Conſtanz 
im Anfang des jechszehnten Jahrhunderts im Thurgau bejaß!, waren 
folgende: 1) Arbon, die Stadt mit dem Dorf Horn und der Land— 
ſchaft Egnad. 2) Biſchofzell, die Stadt; 3) Schönenberg mit 
Heuberg, Hörmoos, Kenzenau, Kuderader, Mübhltobel, Hub, Aipenreute, 
Dlmannswyl, Enziswyl, Buchreute, Schweizerholz, Brugglen, Schlaud), 
Anwachs, Langenhalden, Roten, Bühl, Neuhaus, Kralbof, Halden, Lait, 
Dberau, Unterau, Anbdreute, Rohren, Kupferhaus, Tümpfel, Winklen; 
4) Güttingen, dad Dorf mit Moosburg; 5) Langridenbad mit 
Greut; 6) Gottlieben, Schloß und Fleden; 7) Siegershaujen 
mit Petershauſen (Bätterdhaufen) und Bommen; 8) Tägermwylen, 
da3 Dorf mit Oberfaftel; 9) Wigoltingen, jo viel nämlid davon 
zum Kelnhof gehörte; 10) da3 Tanneggeramt, zu welchem Wald, 
Schurten, Itaslen, Oberwangen, Bogeljang, Büfelden, Horben, Kitten: 
beid, Oberhofen, Sirnach, Kloten, Hub, Krilberg, Hatterswyl, Scherli- 
wald, Ziegenjee, Gupfen, Wied, Hadenberg, Niet, Buhwyl, Bettwiejen 
und einige toggenburgijche Ortichaften gezählt wurden. 

Dieje Gerichte wurden größtentheild ala befonderes Eigenthum 
des Biſchofs durch Obervögte verwaltet; Langrickenbach ſtand dem Dom: 
ſtifte, Wigoltingen (mit ſeinen Hofjüngern) dem Dompropſte zu. 

Was die vielen biſchöflich conſtanziſchen Lehen betrifft, ſo zählten 
dazu: 1) Zuben, das Dorf (mit Ausnahme von fünf Häuſern) ſammt 
einem Hof zu Belzſtadel und in der Vogtei Eggen in der Hand des 
Kloſters St. Gallen; 2) Oberach (fünf Häuſer ausgenommen) mit 
Engishofen, Ehitegen, Kratz, Guggenbühl und einigen Häufern zu Bud: 
ackern, Ennetah und Andwyl, in der Hand der Herren von Helmsdorf 
zu Eppishaufen; 3) Eppishaufen mit Schodersmyl, Bießenhofen, 
zwei Häufern in Erlen, Gehrishäugli und Adhmühle in gleichem Beſitz; 
4) da3 Pelagiengotteshausgericht bei Biſchofzell mit Bysreute, Breite, 
Stoden, Eberswyl, Alten, Reute, Horb, Wylen, Im Schwanz, Rappen: 
ftein, Gertau, Limisau, Rothen, Schweizerhaus, Laufen, Mollishaus, 
Wolfhag, Trön, Oberholz, Ofterwald, Egerten, Thürlimang, Hafum, 
Wengi, Moos, Birnftil, Störßherten, Horbah, Rugglishub, Freiherten 
(ein Haus), in ber Hand des Chorherrnitift3 zu Biſchofzell; 5) bie 
bijhofzelliiden Stadtgerihte zu Katzenſteig, Mosburg, Ghögg, 
Tannen, Stih, Hadbüren, Leuenhaus, Muggenjturm, Klaufenhaug, 
Schlatt, Langentannen, in der Hand der Stabt Bifhofzell; 6) Haupt: 
wyl mit drei Höfen zu Freiherten; 7) Ziljhlaht mit Degenau und 
DBlided, in ber Hand der Welter; 8) Heidelberg fammt Hohentannen, 


— — — — 


ı Bupilofer, Geſch. bes Cantons Thurgau II, S. 9—11. 





310 


in der Hand der Stadt Biſchofzell; 9) Otlishauſen mit Befang, in 
der Hand der Schenken von Caſtell; 10) Berg mit Preitenberg, dem 
Kelnhof unterhalb Berg, Anhaujen, Heimenladen, mit Antheilen an 
Mattwyl, Mauren, Goppertöhaujen und Kronbah ſammt einigen zer: 
ftreuten Häufern auf dem Dttenberg, in der Hanb der Herren von 
Roggwyl; 11) Liebburg mit Lengmylen, Oberhofen, Dettikofen, 
Hohenegg und DBloten, im Bejig der Blarer von Eonftanz; 12) Anb- 
wyl (zum Theil) mit Happersmwylen, in der Hand des Stifts St. Stephan 
zu Gonftanz; 13) Engmylen, in der Hand der Gefchlechter Engwyler, 
Meyer und Eglof; 14) Liebenfel3 mit Lanzen-Neunforn, Ammann= 
haufen, Eggmühle, Gündelhart, Hörhaujen, Hagenbuch, Helmshauſen, 
Nittbrunnen und Schwärzehof, in der Hand der Lanzen von Liebenfels; 
15) Pfyn mit Hungerbühl und Ziegelhütten, in der Hand der Mötteli 
von Nappenjtein; 16) Wigoltingen mit Niederhofen, Engmwang, 
Wagerswylen, Gillhof, Tangwang und Hazli, in der Hand der Herren 
von Breitensfandenberg zu Altenklingen; 17) Fiſchingen mit Balters- 
wyl, Bicheljee, Brengreute, Buch, Ifwyl, Breitenader und Sommered, 
im Beſitze des Kloſters Fiſchingen. 

Es beſaß das Hochſtift Conſtanz in Baſel ein Kameralamt, deſſen 
Gefälle aber aus Ortſchaften gezogen wurden, die nicht im Gebiet der 
Stadt Baſel, ſondern in der markgräflich baden-durlachiſchen Juris— 
diktion lagen, wie zu Binzen, Buggingen und Seefelden, Egringen, 
Holzen und Mappach, Kirchen, Mühlheim, Badenweiler, Ober: und 
Niederweiler, Schalbach. Schliengen und Mauchen lagen im bajeljchen 
Gebiete. Zu Bafjendingen oder Bafedingen beſaß es die niebere 
Gerichtsherrlichkeit. 

Freiherr Luthold von Regensberg verkaufte 1294 Stadt und 
Herrſchaft Kaiſerſtul im Aargau, ſammt der Burg an der Brücke mit 
Leuten, Lehen und dem Kirchenſatze zu Thengen, an das Bisthum Con⸗ 
ftanz. Das Schloß Schwarzwaſſerſtelz im Rhein wurde 1363 vom 
Biſchof Heinrih von Brandis erfauft nebſt den niedern Gerichten im 
Dorfe Viſibach. Ebenjo gehörte dad Schloß Weiß: oder Hochwaſſer— 
ſtelz mit der halben Gerichtäherrlichkeit zu Lienheim und Zugehörde, 
jammt dortigem Frucht: und MWeinzehnten zum Bisthum. Die Stadt 
Klingnau an der Aar wurde 1269 von Walther von Klingen an 
Biſchof Eberhard II veräußert. 

Sn Frauenfeld erhielt das Bisthum, nachdem ihm im 16. Jahre 
hundert die Abtei Reichenau zugefallen war, anfehnliche Gerechtjame. 
Ein bifhöfliher Obervogt wohnte in diefer Stabt und bejorgte von 
ihr aus die Ortſchaften Ermatingen, Triboltingen und Mannenbad) 
mit dem Ort GSalenitein; Frutwylen und Raperswylen, Helzighaufen, 


311 


Hämylen und einigen Häufern zu Fiſchbach; Berlingen mit Stedborn, 
Feldbach, Weyern, Glarigegg, Ziegelhütten, Wolfleln, Mühlheim, Langen 
erhingen (Langdorf) mit Oberndorf, Banhalden und Horgenbad. Che: 
mals Reichenauifhe, nun bifchöflihe Lehen waren Heſchikofen, im 
Beige der Herren von Ulm zu Grießenberg; Mettendorf, Luftorf, 
MWellhaufen mit Ufhofen, Waldhof, Bietenhart und Heſſenbohl, ſowie 
Thundorf mit Kildberg, Dietlismühle, Auglismoos und Wellenberg, 
die Burg, alle im Befige der Mötteli zu Pfyn; Kefikofen mit Islikon 
im Befi der Walter von Blided, und der Thurm zu Stedborn, in 
der Hand der Stadtgemeinde Stedborn. 

Sn der Stadt Schaffhaufen hatte das Hoditift ein Kameralamt 
mit der niedern Gerichtöbarkeit im Amte zu Unwiſen, ſowie verjchiedene 
Zehnten in der Herrihaft Neukirch, in der Landgrafihaft Kleggau, 
in der hegauiſch-blumenfeldiſchen Herrihaft, im Amte Unwiſen zürchi— 
ihen Gebiet3 und in der äußern Grafihaft Kyburg. 

Ebenſo beſaß das Hochſtift in der Stadt Zürich ein Kameralamt, 
jedod ohne alle Gerichtäbarkeit. Der Amtmann Hatte nur verjchiedene 
Zehnten (davon die mehrjten Quarten find) zu beforgen, ala: in der 
Herrigaft Eglisau, im zürcherſchen neuen Amt, in ber Herrichaft 
Bulad, in der Grafihaft Kyburg und in der Herrihaft Regen: 
berg. Vom Gotteshaus Reihenau endlich erwarb Biſchof Eber: 
hard II im Jahr 1265 den Tleden Zurzach, welcher durch den fürjt- 
lihen Obervogt zu Klingnau verwaltet wurde. In die Gerichte dieſes 
Fleckens gehören die Dörfer Melliton, Redingen und Niebheim oder 
Rieden. 

Als der Generalvicar v. Weſſenberg die Verwaltung des Bis: 
thums übernahm, belief fich die Seelenzahl der Fatholiihen Bewohner in 
den beutjchen und ſchweizeriſchen Beitandtheilen auf etwas über anderthalb 
Millionen, wovon ein ftarkes Drittheil auf Baden fam. Die gefammte 
Geijtlihfeit des Bistums umfaßte 6608 Perſonen, nämlich 2365 
MWeltgeiftlihe, zum größern Theil in der Seeljorge oder im Lehrfach 
verwendet, 1220 Kloitergeiftlihe, 906 von den verjdhiedenen Bettel- 
orden und 2117 Nonnen. Es kam demnach auf etwa 230 meltliche 
Köpfe eine geiftliche Perſon. 

Schon im Jahre 1813 wurde von der päpftlihen Nuntiatur in 
Luzern eine Trennung der Schweiz vom Bisthum Conſtanz beabfichtigt, 
welche jpäter wirklich erfolgte. 

Die Iangen Berhandlungen der zu Frankfurt vereinigten jüb- 
deutſchen Regierungen (Baben, Wirtemberg, Heffen-Darmftabt mit 
Kafjel, Nafjau und Frankfurt) führten endlich zu einer Übereinkunft 
mit dem päpftliden Stuble, nad) weldher die neue Kircheneinrihtung 


312 


jener Staaten geregelt wurde. Dieje follten Fünftig eine gemeinfame 
Kirhenprovinz, die oberrheinijche, bilden, und der Metropolit (Erz: 
biſchof) derjelben im Großherzogtfum Baden und zwar, mit Aufhebung 
des alten Bisthums Conjtanz, zu Freiburg feinen Sig haben. 

Der Bisthumsverweſer v. Wejjenberg hatte bis zur Eonjtituirung 
der oberrheinifchen Kirhenprovinz die Bisthumsverwaltung fortgeführt; 
in einem Hirtenbriefe vom 21. Detober 1827 zeigte er feiner Diöcejan- 
Geiftlichfeit die Auflöfung des Bisthums an und nahm von ihr einen 
herzlichen Abſchied. 

Mit diefem lebten Mcte verihwand eines der älteſten und 
größten Bisthümer Deutſchlands aus der Reihe derjelben in Folge 
der gewaltigen Ereigniffe, welche den 1000jährigen Bau des deutſchen 
Reiches zu Falle gebradit! 


b. Politifche und kirchliche Eintheilnng des Bisthums-Gebietes, 


Sn älteren Urkunden wird zweier größerer Provinzen erwähnt, 
in melden das Bisthum Conftanz auägebreitet war, der Länder 
Alemannien und Burgund, melde nad Verjchiedenheit der Zeiten 
bald von weiteren, bald von engeren Grenzen umjchrieben waren. Was 
Alemannien betrifft, jo jtieß das Bisthum gegen Often an den Led: 
fluß, und gegen Welten an den NRheinftrom; im Süden an bie hohen 
Alpen, and im Norden an die deutjch-fränkfiiche Grenze. Unter Burs 
gund dagegen ijt bier das transjuraniſche (d. h. von und aus das 
cisjuraniſche) zu verjtehen, welches fi vom St. Gotthard in einem 
großen Bogen bis an den Rhein (zwiſchen Bajel und Coblenz) er: 
jtredte. Davon gehörten aber nur die drei Landcapitel Winau, Arberg 
und Münfingen zum conftanziihen Bisthumsiprengel. 

Der Anfang der Eintheilung des conſtanziſchen Bisſsthumsſprengels 
in Ardidialonate und Defanate (Landcapitel) iſt nicht mehr 
feftzujtellen. Im Bisthum Straßburg beitunden die Ardidiafonate 
Ihon um die Mitte des achten Jahrhunderts, aljo wohl aud im Bis— 
thum Conſtanz. Diejelben hatten zum Zwecke, die geiſtlichen Geſchäfte 
zu ordnen und zu erleichtern durch eine beſtimmtere Verbindung mit 
den Erzprieſtern (Archidiaconi), denen die Landdekane (Decani 
rurales seu forenses) untergeben waren, damit der Biſchof bei ſeinem 
ſchweren Amte der überſichtlichen Leitung ſich ſicherer auszufinden 
und beſſer Raths zu erholen wiſſe. 

Dieſe Bisthsums-Eintheilung beſtand bis in's 16. Jahrhundert, 
wie eine von Dr. Raßler unter dem Karbinal:Bifhof Andreas von 
Dfterreih gegen Ende bejagten Zahrhunderts verfaßte Beſchreibung 
ber Arhidiafonate beweist, welche Neugart aus der Karthauſe Sttingen 


313 


erhalten. Inzwiſchen aber find die Ardidiafonate jo geihmwunden, daß 
faum noch der Namen eined Archidiakons übrig geblieben. 

Nah) dem Liber decimationis pro Papa vom Jahre 1275 be- 
ftand im 13. Jahrhundert das Bisthum Gonjtanz aus zehn Ardi: 
diafonaten mit 67 Delanaten. Kolb gibt den Abfall bloß ber 
Pfarreien (ohne Klöjter und andere Stifte) in der Neformationgzeit 
auf 1855 an. Noch 1769 bejak das Bisthum 52 Landcapitel oder 
Dekanate, 1254 Pfarreien, 918 SKaplaneisBeneficien, 243 Klöiter, 
8902 geiftliche Perjonen beiderlei Gejhleht3 und 897,624 Seelen. Im 
Jahre 1794 zerfiel das Bisthum nad) dem Bisthumsfatalog in 57 Land— 
capitel und in 1231 Pfarreien, und es befanden fih 1796 nod) 
236 Abteien und Klöſter darin. 

Nah Seifrieds ſtatiſtiſchen Notizen betrug das deutiche Reichs— 
gebiet des Bisthums beiderjeit3 am Bodenjee fünf Meilen mit den 
zwei Städten Meersburg und Markdorf, drei Flecken, vier Klöftern, 
jiebenzig Dörfern und 14,000 Einwohnern. Es war eingetheilt in die 
Dbervogteiämter Meersburg, Sttendorf, Markdorf, Hei: 
henau, Bohlingen, Ohningen, Rielafingen und Staringen‘. 
Die meiſten bijchöflihen und hochitiftlihen Beſitzungen lagen in der 
Schweiz, meijtend im Thurgau, wie die Obervogteien Arbon, Biſchof— 
zell, Gottlieben, Güttingen und eilf Gerichtäherrlichkeiten; dazu find zu 
rechnen die Dbervogteien Klingnau, Kaijerjtuhl und Zurzach. 

Die Einkünfte des Bistums murden zu 200,000 Gulden ge- 
Ihäßt und die Tafelgelder des Fürſtbiſchofs jollen 90,000 Gulden be: 
tragen haben. 

Der Dompropjtei gehörte die Reichsherrſchaft Konzenberg an 
der Donau, aus fieben Ortjchaften beitehend, jammt den Dörfern Wurm: 
lingen, mojelbjt der bijchöfliche Dbervogt jaß, Seitingen, Durchhauſen, 
Weilheim und Oberflatt; das Hochſtift beſaß die Herrichaft Nötteln, jo- 
dann im Thurgau die Gerichtäherrlichkeit Langenrickenbach und Kiebburg, 
die Hälfte des Gerichts Pfyn und Äühnliches. 


4) St. Katharinenthal. 
Von Literat Staiger in Gonftan;. 


St. Katharinenthal?, eine Kleine halbe Stunde von Diefjen- 
hofen, ehemalige DominikanersFrauenklojter, liegt ganz nahe am Rhein. 


ı Kolb, 2erifon I, 220, wojelbit noch weitere ftatiftiiche Angaben über ben 





Beftand zur Zeit der Auflöfung. Anm. der Reb. 
? Die Geihichte von St. Katharinenthal wurde ausführlich behandelt von Pater 
Ban der Meer, j. oben ©. 20. Anm. d. Reb. 
20 


— 


314 


Zur Beit, ald Diejfenhofen eine Stadt geworden (Ende des 
12. Jahrhunderts), war zu Winterthur ein Verein geijtlicher Schweitern, 
Beghinen, unter der Borjteherin Williburga (Williburgis) v. Hünifon. 
Diefen Berein wünſchte der Pfarrer Hugo von Diefienhofen für dieſe 
neue Stadt zu gewinnen; er beſprach jich darüber mit den Truchſäſſen!, 
dieje billigten feinen Plan und verhiegen ihm Unterftügung. Nun be- 
mübte er ſich bei der VBorfteherin, zu ihm überzufiedeln. Williburga 
willigte ein und die Schweitern erhielten mit Bewilligung des Grafen 
Hartmann von Kyburg nächſt der truchſeß'ſchen Burg (Unterhof) eine 
Wohnung, wo fie fich Flöfterlich einrichteten. Nachdem ihnen jedoch bald 
darauf der Graf jein jchöner gelegenes Jagdhaus außerhalb ber Stadt, 
am Rhein, geſchenkt hatte, zogen fie dahin, errichteten hier ein Kloſter, 
und diefem gaben fie dann zufolge gewiſſer Erjcheinungen der Hl. Ka— 
tbarina mit Erlaubniß des Biſchofs Heinrihd I von Conitanz vom 
3. März 1242 und Genehmigung der beiden Grafen Hartmann von 
Kyburg, älterer und jüngerer, d. d. 1. Juni 1242 den Namen St. Ka— 
tharina. Darauf nahmen fie 1245 den Orden des hl. Dominicus an. 
So entitand dieſes mit den Nechten und Freiheiten, wie jie die Schweitern 
zu Töß und Straßburg hatten ?, ausgejtattete Stift St. Katharina 
oder, wie man es nachher gewöhnlich nannte, St. Katharinathal (Vallis 
Sanctae Katharinae), da3 jchnell durch Bergabungen und Vermächtniſſe 
jo in den Stand gejeßt wurde, daß e3 ſchon 1246 vom Abt Berthold 
von St. Gallen ein Gut zu Widinsdorf (Wilisdorf) um 84 Marf 
Silber kaufen konnte, und 1255 jhon Bauernhöfe zu Hettlingen, Hor: 
wen, Schwarzad, Schlatt, Hüttwylen und Adlikon beſaß. 1257 kaufte 
dag Kloſter von Heinrid) v. Güttingen und jeiner Gemahlin Quitgarde 
einen halben Hof zu Weiler (Wyler) und den Wald Bunzenbühl mit 
der daranjtokenden Wieje. 1260 erwarb e3 für 160 Marf Silber und 
eine Leibrente von Konrad v. Salenjtein das Maieramt Bafadingen 
und Rudolfingen, und von der Abtei Reichenau für 109 Mark Silber 
noch einige dortige Höfe nebſt einem Weinberg zu Alasbach (Allensbadh). 
1263 verzichtet Graf Hartmann von Kyburg zu Gunſten des Klojterd 
auf al jein Eigenthum in Schlatt. 1264 wurde von Bilhof Eber: 
hard II von Conſtanz die Collatur der Kirche zu Bafadingen dem Klojter 
einverleibt. 1269 trat der Bijhof dem Klofter den Wald am Gahlinger 
(Sailinger) Berg gegen Taufh ab. 1271 wurden dem Klojter von 


1 Über die Truchſäſſe von Diefienbofen, deren Familie der Ghronift Hein: 
rich von Diefjenhofen angehört, vgl. Pupikofer a. a. O. I, 131. 186. 
Anm. d. Red. 
2 Bupifofer, Geſch. bes Cant. Thurgau I, 164; Nüſcheler, Gotteshäuſer 
U, ©. 65. 


315 


Werner v. Nojenegg einige Höfe zu Kunolfingen (Kundelfingen) und 
Schlatt vergabt. 1277 jchenft Anna, Gemahlin Königs Nudolf I, mit 
ihren Söhnen Albert und Hartmann dem Stift 30 Mark Silber, ala 
Pfand dafür aber einitweilen die Hälfte ihrer Güter zu Guntringen, und 
1279 verleiht ihm der Biſchof Rudolf II den Zehnten zu Gottmindingen 
(Gottmadingen) und Obergailingen, ꝛc. ꝛc. Kurz, das Klojter, das aud) 
noch fein Haus zu Diefjenhofen hatte, durch welches es mit der Stadt 
verbürgert war, fam durd Schenkungen der Truchſäſſe von Diefjenhofen, 
des Hauſes Oſterreich, des benahbarten Adels und dadurch, daß viele 
adelige Töchter ? mit reichen Augiteuern in das Stift eintraten, wie z. B. 
41317 Katharina, die Tochter des Freiherrn Heinrich v. Thengen, ſowie 
dadurch, daß fih Wittwen und felbit Ehefrauen in das Kloiter ver: 
pfründeten, während ihre Männer als Laienbrüder auf den Höfen ihre 
beiten Kräfte dem Dienite des Stifts mwibmeten oder gegen Shingabe 
ihres Bermögens Leibgedinge genojjen, u. dgl., bald zu großem Wohlſtand. 

Auf die höchſte Stufe aber brachte e8 der Dominicaner Heinrich 
Sujo?, genannt Amandus (gejt. 1366); denn fein längerer Aufenthalt 
daſelbſt übte nicht nur großen Einfluß auf die Frömmigkeit und geiftige 
Bildung der Nonnen aus, jondern es jtrömten auch von überall Leute 
ber, um den außerordentlihen Mann und berühmten Prediger zu jehen 
und zu hören, die reichlihe Gaben und Opfer bradten, und jelbit die 
Gemahlin des Herzogs Rudolf von Oſterreich hielt fich zu dieſer Zeit 
(1335) mehrere Monate dahier auf und ließ andere Klöjter nach dem 
Sinn und Geift von St. Katharinenthal einrichten. Ja, feinem Bor: 
bilde mag es jogar zuzuſchreiben fein, daß manche Nonne fih durd) 
heiligen Sinn und Wandel auszeichnete, wie um 1236 ſchon Elijabetha 
v. Stoffeln, indeß Andere wieber ſich wifjenjchaftlihem Streben bingaben. 
So jagt man namentlid von Anna v. Hohenberg 1397, daß fie die 
Schriften des Dionyfius Areopagita gelejen ®, 

Im Kriege der Schweizer gegen Oſterreich 1460 wäre das Klofter 
bald verbrannt worden. Als nämlich die Eidgenojjen über'm Rhein ber 
zur Eroberung von Diejjenhofen gegen die Stadt heranrüdten, wobei 
Hand Schweiger mit feinen Zürichern und mit den Zuzügen von Uri 
und Unterwalden vorausgeeilt war, ſich des Kloſters zu bemächtigen, 
ergriffen einige Eidgenofjen, weil man ihnen bie Pforte nicht ſogleich 
Öffnete, euerbrände, um fie auf dad hölzerne Gebäude zu jchleudern, 
und das Klojter hätte au wirklih ein Raub der Flammen werden 


ı Bol, oben S. 20, Note. Anm, d. Reb. 
2 Bol. Diöc:Arhiv III, 204 fi. Pupikofer a. a. O. I, 202. 

Anm. db. Red. 
s Bupifofer a. a. D. I, 238. 


316 


müjjen, wenn nicht der Sammer der rauen und die heilige Weihe der 
frommen Stiftung einen Nottmeilter der Unterwaldner, den ſpäter fo 
berühmt gewordenen Einfiedler Nikolaus von der Slüe gerührt, 
und er, hinweiſend auf das Verbot, Kirchen und Gotteshäujer zu ſchä— 
digen, und erfüllt von Begeijterung und Muth, die Unjhuldigen zu 
retten, nicht dem Frevel gemehrt und durh Wort und That die-Un= 
bejonnenen zurüdgehalten hätte, wodurd, und da ſich nun auch nod) die 
Pforte öffnete, die Eidgenofjen nicht weiter an Schädigung daten !. 
Die ſchwerſte Noth und Prüfung jedoch Fam über die frauen zur 
Zeit der Reformation; da aber zeigten jie ji wie Heldinnen und 
Marterinnen, und e8 dürften wohl wenige Klöfter aufzumweijen jein, die 
einen jolhen Muth und Standhaftigkeit bewiejen, wie die Frauen zu 
St. Katharinenthal. Hören wir übrigens, was Pupikofer jagt: „Wie 
eine Mutter, der man den Säugling von der Brujt reißen will, ver: 
theidigten fih die Nonnen zu Katharinenthal für ihren hergebradten 
Glauben und Gottesdienjt. Den Anforderungen der Bürger von Diefjen: 
ofen, die Neformation anzunehmen, widerjtanden ſie; ergrimmt ſuchten 
einige mit Srten einzubreden, wurden indefjen durch den Rath ab: 
gemahnt, vom Rath ſelbſt hingegen erging der Befehl, die Geremonien 
mwegzuthun und die Gapellane zu entlajjen. Setzt flohen die Priorin und 
zwei der pornehmiten Nonnen mit Briefen und Siegeln nah Scaff- 
haujen. Zu den übrigen, melche, was jie Kojtbares hatten, zu retten 
ſuchten und bei Tag und Nacht große Angjt litten, famen Boten von 
Züri, Bern, Glarus und Solothurn, Prädifanten der Umgegend, baten 
und mahnten, nachzugeben. Umjonjt. Alle Belehrung wieſen fie zurüd., 
So laut jammerten jie über ihr Elend, daß jelbit der Abgeordnete 
Zürichs erklärte, e3 jei jo arg nicht gemeint. Gefandte von Uri, Schwyz 
und Unterwalden richteten den Muth der VBerzweifelnden noch mehr auf. 
Allein jet brachen die Diefjenhofer in die Kirche, verbrannten die 
Bilder und warfen St. Nikolaus und St. Katharina, melde nicht 
brennen wollten, in ben Rhein. Wie Rafende vertheidigten fich die 
Nonnen mit Steinen, Mörjerfeulen, Bejenjtielen. inzelne rauen 
jchleppten Altartafeln weg und verbargen fie, die nachher jelbit von den 
fräftigiten Männern faum mieder an ihre alte Stelle zurüdgetvagen 
werden mochten. Dennoch lagerte fih ein wilder Schwarm in bag 
Klofter ein. Oft Liegen die Zechenden, die Schweitern zu jchreden, den 
Henker kommen. Auf Klagen beim Landvogt erjchien zu ihrem Schuge 
ein alter Beamter. Dem murden die Zähne ausgeſchlagen und er in 


1 Thurgauifches Neujahrsblatt pro 1827, ©. 19, 20, und Thurgauifche Beiträge 
zur vaterländifchen Geſchichte. 2. Heft, ©. 54. 55. 


317 


den Thurm zu Diefjenhofen gelegt. Abermals kamen Boten ber vier 
Orte an, begleitet vom Abte zu Gappel, von Rathsherren aus Diefjen- 
bofen, von mehreren Prebigern. In einer langen Rebe wurden die 
Nonnen ermahnt, das Wort Gottes anzunehmen, das wie die Sonne 
jo Klar fei, und ungeſäumt die Ordenskleider abzulegen. Auf den 
Knieen baten fie um Schonung, beriefen fih auf alle at Orte. Doch 
man nimmt einer nach der andern das Ordensgewand, jchiebt fie zur 
Thüre hinaus; der folgenden jagt man, die Borgängerin habe ſich ge— 
fügt. Nur Eine aber läßt fih täufhen. Die Ordengkleider werben in 
der Stadt verbrannt, die Schweitern zur Predigt gezwungen. Bon da 
an juchen fie zu entfliehen, unterjtügt von ihren Verwandten aus der 
benachbarten Ritterſchaft. Den Meiſten gelingt es. Anfänglid in 
Engen, jpäter in Villingen harrten fie, viele krank und gebeugt, auf 
bejjere Zeiten.“ ? Endlich im Jahre 1531 Hörte der zwingli’jche Gottes- 
dienit dahier auf und kehrten die Frauen wieder über den Rhein in ihr 
Kloſter St. Katharinathal zurück, das jet renovirt und der Kirche 
wieder ihre frühere Einrichtung gegeben wurde; die Stadt Diefjenhofen 
dagegen verlor wegen ihrer Gemaltthätigkeit gegen das SKtlofter und 
Einführung der Reformation allda durch die fatholiiden Stände 1534 
das Net, ihre höchſten Beamten, nämlid) die vier Alträthe, aus welchen 
die Gemeinde den Schultheiß und Vogt ernannte, ſelbſt zu mählen ?. 
Nachher, 1536, verlangten die Evangeliihen zu Bajadingen vom Kloſter 
al3 Collator ein eigenes Pfarrhaus, welche Forderung aber von ber 
Tagjagung abgemwiejen wurde. 1549 ſprachen die fieben Orte das Kloiter 
von der Beaufjichtigung durch den Landvogt frei. 1597 geſchah ein 
Gütervertrag zwiſchen Stein, Schaffhauſen und St. Katharinathal. 1631 
trat das Klofter denen zu Bajadingen gegen Entihädigung das Meiner: 
haus jammt Baumgarten als evangel. Pfarrhaus ab. 1715 wurden 
unter der Priorin Maria (Anna Maria Joſepha v. Rottenberg aus 
Würzburg) die jegigen ſchönen Klojtergebäude und Kirche zu bauen be— 
gonnen, 1848 errichtete das Klojter für die Gunft, daß man es bei 
ber Säcularijation der thurgauiſchen Klöfter allein beitehen ließ, eine 
Erziehungsanftalt für arme verwahrloste Kinder beider Eonfejfionen in 
feinen Mauern. Dann 1866, 10. September, legten noch zwei Nonnen 
dag Klojtergelübde ab, und 1869, 25. Mai, wurde auch noch diejes letzte 
aller tburgauifchen Klöfter aufgehoben und den Frauen Penſionen aus: 
geworfen (dev Priorin 1600 Fr., den Eonventualinnen je nad ihrem 





1 Bupilofer a. a. DO. II, 73—75. Bol. Sulzberger, Biographiſches Ver: 
zeihniß ber ev. Geiftlichen des Gant. Thurgau. Bol, oben ©. 21. 
? Dafelbf ©. 111. 


318 


Alter 1000 bis 1100 Fr., für jede Laienfchweiter nad) Alter 600 big 
700 $r.), ſowie jeder Gonventualin beim Austritt aus dem Kloſter ihre 
Zimmereinrihtung. Die Frauen verließen am 1. September 1869 St. 
Katharinenthal und zogen in das der Familie Gmür gehörige ehemalige 
Damenftift Schennis im Bezirk Gajter. So endete nad) einem 600jäh- 
rigen Beitand das Klofter St. Katharinathal, dad mit der Priorin ge— 
wöhnlih 30 Frauen und 10 Schweitern (bei der Aufhebung 1 Priorin, 
11 Eonventualinnen und 5 Laienſchweſtern) zählte und innerhalb feiner 
Mauern, zu Gailingen und Nudolfingen die niebere Gerichtsbarkeit und 
zu Baſadingen den Kirhenjag hatte. Das Conventsfiegel vom Jahre 
1324 (S. Convent. sor. vallis sce. Caterine ppe. Diesenhofen) zeigt 
bie Hl. Maria mit einem Biſchof rechts und einer heiligen Jungfrau 
lint3, und das Siegel der Priorin vom Jahr 1347 (S. Priorisse in 
Diezenhoven) Maria mit einer Enieenden Nonne!. Dieſes Klojter bes 
jaß ein Vermögen von mehr ald 1 Million Gulden! 

Set find die jehr ſchönen umfangreichen Gebäulichkeiten fammt dem 
bereit8 3 Morgen großen Garten zu einem Kranken und Greijen= 
Aſyl verwendet, und in der ziemlich großen, prächtigen, reich verzierten 
früheren SKlofterfirche, die 7 Altäre (am Fuße des Hocaltar liegt bie 
Erbauerin des neuen Klofter und der Kirche, die am 30. Jänner 1738 
jelig gejtorbene obgenannte Priorin Maria v. Rottenberg begraben) mit 
mehreren vorzüglichen Gemälben, eine Kapelle hinter dem Hodaltar und 
eine vortreffliche Drgel hat, wird nun von Diefjenhofen aus der Gottes— 
dienjt bejorgt. 


5) Zwei Xctenftüde, die erſte Wahl eines Erzbiſchofs von 
Freiburg betreffend. 
Mitgetheilt von Domcapitular F. S. Schmidt. 


1. Declaratio. 


Gravibus momentis ductus palam testor, publiceque declaro, 
me, cum certior factus sim, regiam celsitudinem, magnum Ba- 
darum ducem cum sanctissimo patre papa Pio VII de conferenda 
mihi archiepiscopali, quae Friburgi erit, dignitate communicaturum 
esse, eumque in finem assensum meum requiri, me — inquam — 
praestito hoc assensu haud quidquam professum fuisse, vel pro- 
fiteri voluisse, nec ad quidquam eorum me obligasse, vel obligare 
voluisse, quae sanctissimus pater ratione ejus, quod in unitorum 





ı Nüfcheler, Die Gotteshäufer der Schweiz. 2. Heft, ©. 65. 66. 


r. 


319 


principum conventu actum fuit, partim improbanda, partim futurae 
ordinationi reservanda censuit. 
Seripsi atque subscripsi propria manu 
Friburgi in Brisgaudia, die vigesima mensis Julij, anno 1823. 
Ferd. Gem. Wanker, 
m. d, Bad. a consil. eccl., 
theol. doctor et professor. 


2. Antwort des ernannten Erzbifchofs Bernhard Boll auf die 
Anrede des päpflichen Delegaten Burg, vor dem eidlichen Glanbens- 
bekenntniß, als Beſchluß des Informativ-Proceffes. 


Hohmürdigiter, Hohmohlgeborener, 
Hochverehrtefter Herr päpitlider Delegatus! 

Sie haben höchſt wichtige, inhaltsſchwere Worte zu mir geiproden, 
und mein Herz, das bereits auf diejer Erde 70 Jahre gejchlagen hat, 
iſt dabei innigft ergriffen. Der hohe Beruf, die Wichtigkeit des ober: 
hirtlihen Amtes, die ſchweren Pflichten, die furchtbare Verantwortung 
fallen centnerjchwer auf meine Brujt; die Bulfe müßten bei der Schwach— 
heit meines Alter8 und Abnahme meiner Kräfte ſtocken, wenn mic nicht 
mein reines Bemwußtjein, mein vertrauensvoller Blifd nah Oben zu 
unjerer Aller höchſtem Hirten, und die Hoffnung auf liebevolle Unter: 
ftügung im apoftoliihen Glauben bewährter, treuer und weiſer Räthe 
mit einigen Gedanken des Troſtes erquidten. 

Sie, Hochwürdigſter! wiſſen, daß meine hohe und wichtige Be: 
ftimmung nit mein Geſuch, nicht mein Bejtreben war. Nur nad 
wiederholter dringender Daritellung meiner Unmwürbdigfeit und meiner 
Schwachheit, nur, nachdem Sie mir jhriftlih und mündlich betheuerten, 
daß nur durch Hingebung meiner Perjon die heilige Sache zur Aus— 
führung kommen fönne, nur, naddem Se. Königl. Hoheit jelbjt meine 
unterthänigit vorgetragenen Gegengründe auf eine unbejchreiblich milde 
und landesväterliche Weife zu widerlegen gejuht, und am Ende der 
Unterredung mit einem mein Innerſtes durchglühenden Händedrude und 
mit den Worten: Sie find ed Gott und Ihrer Kirche ſchuldig, 
mid entlafjen Hatte, nur dann gab ich mich zum Opfer hin. 

Mit diefem Bemußtjein, mit biefer Hingebung in den Arm .der 
Vorſehung glaube ich, mein ſchüchternes Herz erheben zu bürfen zum 
Throne der Gnade, und mit inniger Zuverfiht bete ich täglich zum 
Stifter unjerer heiligen Kirche, daß er meine Muthlofigkeit aufrichten, 
meine Schwachheit jtärken, und, da er mir ben uneigennüßigen guten 
Willen gab, auch die VBollbringung ded Guten gewähren möge. Denn 


320 


ich erkläre jeyerlid) vor jeinem mein Herz durchſehenden Auge, daß ich 
gewiß nur jeine Ehre, nur das Wohl feiner Erlößten zu ſuchen, nur 
jeine, und feiner auf den Felſen Petrus gegründeten Kirche reine Lehre 
fejtzuhalten, zu vertheidigen und zu befördern den ernſtlichſten Willen habe. 

Doch niht id, jondern die Gnade Gotted mit mir, bie 
mir auch dieſes Wollen gab. D, ich bitte Sie Alle, Hochverehrtefte! 
mit meinem Gebete das Ihrige zu vereinigen, damit id), wenn je bie 
Stunde meiner höhern Wirkjamkeit jchlägt, mit Gottes Hülfe meinem 
Borjaze getreu den Wink der Vorjehung, die Erwartung unjers theuerjten 
Negenten, und die Sehnſucht nad) einem Oberhirten jeufzender Katholiken 
rechtfertigen möge! 

Ich glaube faſt, ſchon jet mit Paulus jagen zu dürfen: Ich werde 
ion geopfert, und die Zeit meiner Auflöjung ift nahe O, möchte ich 
dann aud in jener Stunde, in welcher fi mein Geift vom Körper 
trennt, mit ihm jagen fönnen: Ich babe einen guten Kampf gekämpft, 
meinen Lauf vollendet, übrigens ijt mir vorbehalten die Krone ber 
Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Nichter, an jenem Tage mir 
geben wird, aber nicht allein mir, fondern Allen, die fich auf feine 
MWiederkunft freuen. 

Mit diefen aufrichtigſten Gefinnungen, mit dieſem Gebete, mit 
diejen Hoffnungen jchreite ich nun zum vierten Male zur eidlichen Er— 
Märung meines Glaubens und meines Gehorſams gegen ba3 fichtbare 
Dberhaupt unjerer heiligen, Einen, katholiſchen, apojtoliichen Kirche. 


6) Literariſche Anzeige. 
Bon Profejjor König. 


1. Geſchichte des Klofters Alpirsbach nah Urkunden bearbeitet von 
Dr. 8. J. Glatz. Straßburg, Trübner, 1877. IX. 442. 


Bald find 100 Jahre verflojien,, ſeitdem (1783—84) der Schwarzwald in 
Martin Gerbert feinen eriten Gefcichtfchreiber gefunden hat; inzwiſchen ift durch 
bie Arbeiten von Bader, Stälin und Anberen wieber Manches geleiftet worden. 
Würdig reiht fi dem bie obige Schrift des ſchon durch mehrere hiſtoriſche Leiftungen 
befannten Herrn Berfajiers an. Gerbert nannte in feiner Historia silvae nigrae 
ben Schwarzwald eine Golonie des Benedictinerorbens; auch die Gejchichte von Alpirss 
bach beflätigt dieſes. 

Alpirsbach am Südabhang des Kniebis, nahe der badiſchen Grenze, wurde 
geftiftet 1095—1098 und erhielt feinen erſten Abt, Kuno, und feine erſten Mönche 
aus St. Blafien; es zählt 32 Äbte bis 1563, im weldem Jahre burch den Herzog 
Chriſtoph Tutherifche Äbte eingefegt wurden. Auf kurze Zeit, 1629—48, gelangten bie 
Benredictiner nochmals in ben Befig, unter zwei Übten. Durch ben weftphälifchen 
Frieden fam Alpirsbah mit anderen Klöftern und Stiften an das Herzogthum 
Württemberg und hatte von da bis zur gänglichen Auflöfung 1807 Iutherifche Äbte. 


321 


Die Geſchichte der Stiftung und der Äbte bildet den erften Theil (S. 3—192) 
bes Buches; als Blüthezeit des Kloflers bezeichnet ber Herr Verfaſſer bie Megierung 
bes Abtes Gerhard 1495—1505. Ein jehr bewegtes Bild bietet hier wie anderwärts 
ber nächſt folgende Zeitabjhnitt 1520—1560, die Zeit der Einführung ber Reformation 
in Schwaben burd die Herzoge Ulrich und Chriſtoph. Aus der unbefangenen, durch— 
weg objectiv gehaltenen Darftellung bed Verfaſſers zeigt fih, daß in Alpirsbach wie 
in anderen Klöftern bas Loos, welches fie jchließlich betroffen hat, angebahnt und vor: 
bereitet war durch das Iururidfe Leben der früheren Äbte, ihr ehrgeiziges Streben 
nad weltlihen Amtern und Würden, während fie die eigenen Rechte und Pflichten vers 
gaßen. Dazu Fam die Kurzfichtigfeit in der Benrtheilung der dogmatifchen Fragen und 
ihrer Folgen, die Gewaltthätigfeit ber Schugherren, die Verwechſelung der Schuppflicht 
mit bynaftifhen Rechten. Eine richtigere Einficht fam zu fpät, die Berufung auf die 
Neihsunmittelbarfeit war 1535 eine vergeblihe Sache. In der legten Zeit bes uns 
feligen 30jährigen Krieges hatten fih die württembergifchen Klöfter größtentbeils 
Franfreic in bie Arme geworfen und dadurch Ofterreich beleidigt und defien Für— 
ſprache verjcherzt. 

Der zweite Theil (S. 195—260) behandelt die innere Geſchichte bes 
Klofters: Würde und Rang bes Abtes, Klofterfirdhe, Kloftergebäude, 
Kloftereinrihtung, religiöfes Leben, Armenpflege, Schule, Wiſſen— 
haft, Bibliothef, Kunf. Sodann: Kloftergebiet, Gerichtsbarfeit, 
Negalien, Rechtsverhältniſſe ber Unterthanen, Abgaben, Zinjen; Bas 
tronatsrehte, Zehnten, Leben, Frohnen; Wohlthäter bes Kloſters, 
Schutzherren. — Wie biefe Angaben zeigen, kommen bier viele Fragen von all: 
gemeinem Intereſſe zur Beiprehung: „Was von Glaube und Frömmigkeit getragener 
Fleiß in früheren Jahrhunderten auf dem unwirtblichen Boben des Schwarzwaldes 
geihaffen, hat feinen Ausgang und Mittelpunkt ebenjo gut in Alpirsbach, als in ben 
vielgenannten Nachbarklöſtern St. Blafien, St. Georgen und Hirfau zu ſuchen. — 
Eine großartige Thätigfeit auf literariſchem Felde, wie fie diefe brei Klöfter aufzumeifen 
baben, finden wir in Alpirsbadh zwar nicht. Dagegen macht ſich unfer Klofter gegens 
über allen fübteutihen, St. Georgen ausgenommen, ja auch vielen norbteutfchen ba= 
durch bemerflih, daß in feinem Gebiete fih ein ganz eigenthümliches Rechtsleben 
entwidelte, deſſen Folgen ſich noch bis in die neueften Zeiten in ben Sitten und Ges 
wohnbeiten jener Gegend erhalten haben. In Alpirsbah machte die Luft Teibeigen.* 

Beigegeben find 806 Nummern forgfältig bearbeiteter Regeſten und ein aus 
führliches Orts: und Perfonenregifter. 

Die ganze Arbeit beruht auf gründlicher Quellenforfhung; unermüdlich hat der 
Herr Verfaffer mehrere Jahre hindurch die Ardive zu Stuttgart, Karlsruhe, Donau: 
eihingen, Rottweil burchforfcht (vgl. die Vorrede), dabei mehrfach noch Unbekanntes auf: 
gefunden, wie bie „Irrungen“ und „Remeburen“ aus bem 16, Jahrhundert; fünf AÄbte 
bes Klofters, bisher ganz unbekannt, find durch das emſig geſammelte Material wieder 
an’s Licht gefommen. Die Auffaffung und Würdigung der Perfonen und Zuftände, 
insbefondere in ber zweiten Hälfte des 15. und zu Anfang bes 16. Jahrhunderts, iſt, 
wie bereits angedeutet, eine durchweg objective, gerechte, Licht und Schatten gebührend 
vertbeilende; mit wohlthuender Theilnahme werden die Schickſale des unglüdlichen 
32. Abtes Jakob Hohenreuter 1547—1563 und der zwei legten Äbte geſchildert. — 
Die Darfiellung ift Mar, überfichtlih mit leichter, fließender Diction. 

Die Freunde ber einheimischen Landes: und Kirchengefhichte in Württemberg 
wie in Baben werben bas auch typographiſch ſchön ausgeftattete Buch willlommen 


322 


beißen, mandyes Neue aus bem Gebiete der Rechts: und Gulturgefchichte wird ihnen 
barin begegnen. — Schließlich wollen wir nicht unerwähnt laſſen, daß bem Herrn 
Berfaffer in Anerkennung feines regen, wiſſenſchaftlichen Strebens und feiner tüchtigen 
Leiftung die große goldene Medaille für Kunft und Wiſſenſchaft von feinem Landes: 
fürften verliehen wurbe. 


2. Der Hochaltar im Münfter zu Alt-Breifad. Nebit einer Einleitung 
über die Baugejhichte des Münfterd und drei Ercurjen von 
Dr. M. Rojenberg, Mit 5 Tafeln. Heidelberg, Winter, 
1877. IX. 99. 


Dem im Jahre 1866 verftorbenen Lyceums-Profeffor Grieshaber gebührt das 
Berbdienft, zuerfi in einem Auffage des Kunftblattes von 1833 auf bie kunſtgeſchicht— 
lie Bebeutung bes Hodaltars in feiner Vaterſtadt Breiſach bingewiefen zu haben. 
Seitdem wurde das Kunftwerf von ber Fachliteratur mehr beachtet, und bie von 
Grieshaber gegebene Beichreibung und Auffaffung blieb die maßgebende; dadurch kam 
es, baß auch feine „Irrthümer“ bie weitefte Verbreitung gefunden und barum „eine 
neue eingehende Betrahtung zum Bebürfniß geworben if“. — So motivirt obige 
Schrift (S. 26) ihre Entflehung. — Der Herr Berfaffer, ein Deutſchruſſe aus Kijew, 
ftudirte in Heidelberg und wurbe durch Herrn Vrofeſſor Stark veranlaßt, zunädft 
zum Zweck der Promotion eine nähere Unterfuhung des Breiſacher Hocaltars anzu: 
jtellen, welche num in erweiterter Gejtalt vorliegt. 

Die Einleitung S. 1—22 gibt einen kurzen Überblid der mittelalterlichen Ge: 
ſchichte Breifahs in bejonderer Beziehung zu ihrem Kirchenbau. Die Anfänge bes: 
ſelben — das Querſchiff, eine Apfis, eine Wand bes Langhaufes — verlegt der Vers 
fajjer in das legte Drittel bes 10. Jahrhunderts (S. 8), die anderen romanifchen 
Theile in das 11. und läßt die romaniſche Periode mit dem Jahre 1138 oder 39 zum 
Abſchluß fommen. Die den großartig angelegten Bau ! begünftigenden Äußeren Um: 
ftände waren: bie 1139 durch Annocenz II neu beftätigte Zugehörigkeit der Breifacher 
Kirhe zu dem mächtigen Bisthum Bafel; die Schutzherrſchaft der Herzoge von 
Zäringen; bie Translation der Mailänder Reliquien nad Breifah 1162; bie Er— 
richtung eines Gollegiatftiftes. Dem, nad) mehreren Infchriften in bie legten Decennien 
bes 15. Jahrhunderts fallenden, gothiſchen Umbau gehört an: der Chor, der Unter— 
bau bes wejtlihen unvollendeten Frontthurmes, das Gewölbe des Hauptichiffes. Aber 
auch für Verfhönerung ber innern Kirche geſchah Vieles in diefer Zeit: bie Aufs 
ftelung des Funftvoll gearbeiteten Letiners, der ſchön geſchnitzten Chorftühle, ber 
fifberne Reliquienfchrein, mehrere neue Altäre und vor Allem ber Hodaltar. 

Mit diefem beichäftigt fi ber größte Theil ber Schrift, S. 25—68. Zur Dare 
ftellung fommen: Vorbemerkung und Literatur, Befhreibung, Compofition, 





1 Wenn wir ſämmtliche romaniihe Theile zufammennehmen, fo erhalten wir 
für bie wahrſcheinlich projectirte Anlage einen jehr complicirten Grundbau: dreiſchiffige 
Pfeiferbafilifa, zwiichen je zwei Gewölbpfeilern ein Pfeiler für die Scheibebogen mit 
eingefügten Säulen für bie Gewölbrippen ber Seitenſchiffe, das Querhaus einſchiffig; 
an feiner Oftwand, ben zwei Seitenfchiffen des Langhauſes entiprechend, zwei Apfiden. 
Bor bdenjelben, fie in ihrer äußern Rundung ſchneidend, zwei Thürme Das fid 
zwifchen denſelben fortziehende Langhaus ſchloß, dem bamaligen Styl entſprechend, mit 
einer wahrfcheinlich halbrunden Apfis ab.* ©. 6. 7. 


323 


Tehnit und Behandlung, Dimensionen, Entſtehungszeit, Neftauration, 
bie Sage, funftgefhihtlide Kritik, der Künftler. Aus dem reichen Detail 
fann bier nur Weniges hervorgehoben werben. — Der Altar gliebert fih in zwei 
Theile: ein großer offener Altarjdhrein mit zwei Flügeln auf einer Prebella ruhend, 
barüber ein Aufbau, ein Niſchenſyſtem von Wimpergen und Fialen gefrönt, mit 
gothiſchem Laubwerk durchzogen. Die Mitteltafel enthält die Hauptdarfiellung: bie 
Krönung Mariä. In der Mitte die heilige Jungfrau in ben Wolfen ftehenb 
(nad Grieshaber auf einem unficdhtbaren Throne ſitzend), links Gott Vater, rechts 
Gott Sohn, umgeben von Engeln. Auf bem rechten Seitenflügel bie bI. Stephanus 
und Laurentius, auf dem linfen bie hl. Gervafius und Protafius. Die Bilder ber 
Prebella find die vier Evangeliften. Nach oben ift die Mittelgruppe durch Raubwerf, 
eingefaßt durch einen fogen. Kleeblattbogen, abgeſchloſſen; der Aufbau befteht aus fünf 
pyramidal neben einander georbneten Nifchen; über der mittleren, in welder bie 
bl. Anna mit dem Ghriftusfinde, erhebt fi noch eine jchmälere mit bem bornen= 
gefrönten Jeſus; in ben Niſchen neben ihr die bi. Vitalis und Baleria, in ben zwei 
äußerften muficirende Engel. — Das Ganze ift eine künſtleriſch durchdachte, einheitliche 
Gompofition: ber Mittelpunft bie Verherrlihung der heiligen Jungfrau, dieſe feiern 
die Schaaren ber Engel; darüber zwei Scenen aus bem irbijchen Leben ber Hoch— 
begnadigten: Maria bei ihrer Mutter Anna, welde das Gottesfind auf dem Schooße 
hält, — das höchſte Mutterglüd, darüber der höchſte Mutterichmerz, bas Bild Ecce 
homo. Auf ben Geitenflügeln ber Patron bes Münjters, neben ihm ber Schußpatron 
gegen Feuersgefahr, anderjeits die Stabtpatrone und in ben obern GSeitennifchen bie 
Eltern berfelben. 

Die Arbeit, aus Lindenholz geichnitt, beweist eine große tehnifche Meifterfchaft, 
manche Feinheit ift freilich durch den dicken braungelben Dlanftrich fehr beeinträchtigt. 
Der Berfajjer hebt insbeſondere hervor: die Köpfe von Gott Vater und Sohn, obgleich 
von großer Naturwahrbeit, doch mit einem gewiſſen Zug ber Idealität; ber Faltenwurf 
ihrer Gewänder ift ganz grandios und von einer erftaunlichen Natürlichkeit. Mit 
bejonderer Vollendung find die Hände gearbeitet, bie linfe Hand Gott Vaters kann 
für immer als ein Mufter der Holzfculptur gelten u. |. w. 

Die Frage nady ber Entftebungszeit bes Kunftwerfes läßt fih mit Sicher: 
beit beantworten: basfelbe gehört, angejehen bie architeftonifhen Motive (geſchwungene 
Wimperge, gebogene Fialen, Frauenſchuh) wie nad der ikonographiſchen Entwidelung 
bes Hauptbildes, in ben Beginn bes 16. Jahrhunderts, in die Zeit des Mococo ber 
Gothif. Ein Umftand, der biefe Zeit noch näher zu begrenzen fcheint, macht um— 
gekehrt einige Schwierigkeit; ein Engel hält ein Täfelchen mit ber Jahreszahl: Gries: 
baber las 1526, jeit ber durch Bildhauer Glänz ausgeführten Reftauration des Hoch— 
altars Tiest man bie Zahl 1497 als Datum ber Vollendung und barunter bas 
Renovatum 1838. Der BVerfaffer erflärt die von Grieshaber gelefene Zahl für bie 
urſprüngliche und richtige, bie andere — 1497 — als eine „ikonographiſch unmögliche“, 
und zwar aus dem Grunde, weil die befonbere Art ber Krönung, wie fie bier 
bargeftellt ift und wie fie aus ben Arbeiten Dürers, Kraffts und Viſchers fich herleitet, 
vor bem 16. Jahrhundert fih nicht nachweifen läßt, ſodann insbefondere wegen ber 
verwanbtichaftlichen Beziehung zu dem Gemälde von Baldung Grün im Freiburger 
Münfter. Diefes, laut Infchrift im Sabre 1516 vollendet, war unzweifelhaft das 
Driginal für bie Breifaher Darftellung; einzelne Abweichungen erflären fid) aus dem 
verſchiedenen Material. 

Zwei weitere von Engeln gehaltene Täfelhen zeigen bie Buchftaben H L, welche 


324 


als Monogramm bes nieberländifhen Malers und Kupferfiehers Hans Liefrint 
befannt find. Die Breilaher Münfterfage (ſ. S. 53—58 ber Schrift) gibt biefen 
Namen einem dortigen jungen Künftler. Man fann fi, bemerkt ber Verfaſſer, für 
biefen Namen entſcheiden, benn die Kunftgefchichte nennt uns noch mehrere Liefrink, 
bie in ben Kreifen thätig waren, in welden wir ben Berfertiger unferes Altares zu 
juhen haben. Wir haben es offenbar mit einer ganzen Künfllerfamilie zu thun, 
unter welcher auch ein Bildihniger gewefen fein mag. Es ift dieß um fo wahrſchein—⸗ 
licher, als die Liefrinf aus ben Niederlanden ftammen, wo bie Heimath ber Schnik- 
altäre ift. — Nagler und Paſſavant vermuthen Hans Leu als Verfertiger. 

Dem Schriftchen beigegeben find 1) drei Ercurfe: Über den Altar in Nieder 
rothweil, eine Nachbildung jenes in Breiſach; — Über den gefehnigten Altar ber Locherer 
Kapelle im Freiburger Münfter, welcher für eine Arbeit desjelben Meifters gehalten 
wird; ber Verfaſſer tarirt deſſen Kunftwerth viel höher und eignet ihn einem älteren 
und „größeren“ Künftler zu. Die Unterfchrift im Fenſtergemälde biefer Kapelle gibt 
als Jahr ber Stiftung 1520 an. Ein Irrthum ift es, wenn ber Verfaſſer ©. 73 
bie Locherer ober St. Martinsfapelle mit bem „Frauenchörle* verwechjelt, diefe Bes 
zeichnung gilt dem Marienaltar in bem rechten Seitenfchiff des Langhaufes; — Über 
die Breifacher Reliquien und ben foftbaren von Peter Berlyn in Wimpfen 1496 ges 
fertigten Schrein. 2) Drei Beilagen: Abdrud des Grieshaber’schen Aufſatzes und 
eines Auszugs aus bem fogen. Münchener Arhiv (b. i. ber in M. erfcheinenden 
„Hauschronik“); — Bemerkungen zu ben beigegebenen photographirten Tafeln: 
Grundriß des Breifaher Münjters und ber Kropten mit Facfimiles der Inſchriften 
am Altar und am Münfter, Gefammtanficht bes Altars, bes Mittelbildbes und 
ber Prebella. 

Gediegenes Willen, forgfältiges Eingeben in die zu behandelnden Fragen, klare 
überſichtliche Darftellung werben bie Feine Schrift ihren Lefern empfehlen; fie fann, 
wie ein competenter Beurtheiler (U. 3. Beil. 26. Sept.) bemerft bat, als eine Be- 
reiherung unferer Kunftgefhichte gelten, welde ein über die gewöhnlihen Grenzen 
der Univerfitätsfchriften weit binausgebendes Intereſſe in Anſpruch nimmt. 


Freiburger 


Diöceſan-Archiv. 


Organ 
des kirchlich-hiſtoriſchen Vereins 
für 
Geſchichte, Alterthunskunde und chriſtliche Kunft 
der 
Erzdiöceſe Freiburg 


mit Berückſichtigung der angrenzenden Diöcefen. 


Bwölfter Sand. 


Freiburg im Vreisgan. 
Herder’jhe VBerlagshandlung. 
1878. 

Zweigniederlassungen in Strassburg, München und St. Louis, Mo. 


Das Recht der Überjegung in fremde Sprachen wird vorbehalten. 


Buchdruckerei ber Herber'fhen Verlagshandlung in Freiburg. 





Borwort, 


Di. verehrlihen Mitglieder erhalten den zwölften Band des 
Didcefan-Arhivs. — Das Erreihen diefer Zahl ift ein ehrenmwerthes 
Zeugniß für den Inhalt und die Richtung einer Zeitihrift, welche, wie 
das Dideefan-Ardhiv ‚ ausichlieglih auf eigene Mittel ji angemiejen 
fieht und deren Verbreitung durch die geſetzte Aufgabe in bejtimmte 
Grenzen gewieſen ift. Wir mußten bei dem Erſcheinen der letzten 
Bände allerdings auch auf Gefahren aufmerfjam machen, melche dem 
Beitand unjered Vereines bedrohlich werden könnten; — e8 find dieß 
nicht innere: Mangel an Beiträgen ober an mitwirfenden Kräften; bie 
Gefahren find äußere: die großen Lücken, welche durch Todesfall in der 
Zahl der Mitglieder eintraten, in Folge dejjen die verminderten Ein— 
nahmen, da bei den obmwaltenden Zeitverhältnijjen der Erja aus dem 
jüngeren Klerus ein nur geringer war. — Auch bie biekjährige Lite 
ber Verftorbenen meist wieder die jehr beträchtliche Anzahl von zwanzig 
Namen auf. 

Bei der Darlegung diefer Sahlage haben wir jeweils nicht unter: 
lafien, die Gewinnung neuer Mitglieder angelegentlih zu empfehlen. 
Diefer Wunfch blieb nicht unbeachtet; mehrere an dem Gebeihen und 
Tortbeitand des Vereines warmen Antheil nehmende Herren ließen fi) 
die Sache angelegen fein, und ihrem freundliden Bemühen iſt e8 zu 
danken, daß wir dießmal troß des jtarfen Ausfalls ein kleines Plus 
im Zugang von neuen Mitgliedern verzeichnen. 

An der Auswahl des mehr ald genügend vorliegenden Materials 
wurde, mie immer, um den verjchiedenen Wünſchen der Lejer nachzukom— 
men, auch eine gewiſſe Mannigfaltigfeit im Auge behalten. 

Aug diefem Grunde konnten zwei größere Beiträge — ber Cata- 
logus Rhenaugiensis und bie Klojternefrologien — in diefem Bande 


IV 


nur zur Hälfte aufgenommen werden, Fortſetzung und Schluß follen 
im näditen folgen. Was das Inhaltliche derjelben betrifft, jo glauben 
wir annehmen zu dürfen, daß Viele von den Lejern das Erjcheinen 
diefer Dperate in dem Diöceſan-Archiv beifällig aufnehmen und diefelben 
gleih und als ein Werk der Pietät betrachten. 

Das ehrmwürdige Stift Nheinau beging vor hundert Jahren in 
feierliher Weije fein Millenarium und hätte in dieſem Jahre fein 
elfte3 Säcularfeit wohl nicht weniger feierlich abgehalten. Der treff: 
lide Moriz VBandermeer, welder die zum Drucd gelangte Feſt— 
Ihrift verfaßte, berichtet am Schlufje derjelben, Kaijer Joſeph II 
babe bei feinem Beſuche des Nheinfalles in der jog. Kaijerburg „das 
taufendite Jahr der Stiftung mit feiner höchjten Gnade gekrönt, indem 
er die Freiheiten derjelben durch eine öffentliche Urkunde in Gleichför— 
migfeit feiner Allerhöchiten Vorfahren bejtätigte”. Dieſer kaiſerlichen 
Beitätigung fich freuend und auf fie vertrauend, dachten die Feiernden 
wohl nicht, daß ihre Nachkommen, nur nod einige Wenige und fern 
ab von dem Elöjterlichen Ajyle, den Stiftungstag des nächiten Jubel— 
jahres ald Tag der Trauer würden begehen müſſen! 

Eine Gabe der Pietät wollen auch die Klojternefrologien 
jein, — ein beſcheidenes Denkmal zu Ehren der leßten Itepräjentanten 
jener Stätten, in' welchen Sahrhunderte hindurch hriftlich-frommes Leben, 
Wifjenihaft und Bildung gepflegt wurden, von welchen aus Gefittung 
und Kultur über unjere heimatlihen Gauen fi) verbreitet haben. 

Bon den aus dem Leben gejchiedenen Mitgliedern ſei noch insbe— 
jondere des verehrten Collegen Alzog gedacht; derjelbe hat ſowohl um 
die Gründung des Vereines, wie ald Mitarbeiter und Comite-Mitglied 
fi) hochverdient gemacht; fein Name wird auch dem Diöceſan-Archiv 
jtet3 zur Ehre gereichen. 


Freiburg, den 1. December 1878. 


Dr. König. 


Verzeihniß 
der Mitglieder im Jahre 1877— 78. 


Srofectoren. 


S. Biihöflihe Gnaden der hochwürdigſte Biſchff Andreas zu 
Straßburg. 

©. Biſchöfliche Gnaden der hochwürdigſte Weihbiſchof Lothar, 
Biihof von Leuca i. p. i., Erzbisthumsverweſer und Domdekan zu 
Freiburg. 

©. Königl. Hoheit der Fürſt Karl Anton von Hohenzollern, 

©. Durdlaudt der Fürſt Karl Egon zu Fürjtenberg. 

©. Durdlaudt der Fürft Karl von Lömwenftein- Wertheim: 
Nofjenberg. 


Ehrenmitglieder. 


Der hochwürdigſte Herr Biihof von Rottenburg Dr. C. 3. v. Hefele. 
Der hochwürdigſte Herr Erzbijchof von München-Freiſing Dr. U. Steichele. 


Komits- Mitglieder. 


Hert Dr. %. Baber, Ardivrath zu Karlsruhe. 
„a Dr. € J. Glag, Pfarrer in Wiblingen bei Ulm. 
„ Dr. 2.8. Käftle, Stabtpfarrer in Bruchſal. 
« Dr. Al. Kaufmann, fürſtl. Arhivar in Wertheim. 
„ Dr. 3%. König, Profejior an der Univerfität Freiburg. 
„ Dr. 3. Köffing, Domcapitular in Freiburg. 
„» 3. Marmon, Domcapitular in Freiburg. 
« Dr. H. Rolfus, Pfarrer in Sasbad am Rhein. 
.- €. Sänell, fürftl. Arhivar in Sigmaringen. 


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Fr. Abele, Pfarrer, d. 3. in a. a. d. T. 
P. J. Albert, Pfarrer in Doſſenheim. 
G. Amann, Dekan, Pfarrer zu Waldkirch bei Waldshut. 
J. Amann, Stabtpfarrer in Villingen. 
E. W. Amling, Pfarrer in Malſch, A. Wiesloch. 
P. Anaftafius, Kapuziner in Quzern. 
D. Anfelm, Pfarrverwefer in Hilzingen. 
W. Anielm, Pfarrverwejer in Bamladı. 
%. 8. Afaal, Pfarrer in Sumpfohren. 
R. Baber, Pfarrer in Zeuthern. 
M. Bader, Geiftl. Lehrer am Gymnafium in Donaueſchingen. 
Dr. 2. Baumann, f. f. Ardivregiftrator in Donaueſchingen. 
M. Baumann, Pfarrer und Gamerer in Lehen bei Freiburg. 
A. Baur, Pfarrer in St. Trubpert. 
N Baur, Piarrer in Dietershofen (Hohenzollern). 
. Baur, Pfarrer in Schwörſtetten. 
J. Bed, Dekan und Stabtpfarrer in Triberg. 
©. Bed, Vicar in Ettenheim. 
R. Behrle, Domcapitular in Freiburg. 
Dr. Bendel, Domcapitular in Rottenburg. 
. Benz, Etabdtpfarrer in Karlsrube. 
. Berger, Pfarrer in Prinzbach bei Lahr. 
F. Beutter, Beneficiat in Freiburg. 
8. Beyerle, Anwalt in Gonftanz. 


Bibliothef des Capitels Biberach (Würtemberg). 


Capitels Conſtanz in Rabolfszell. 

f. fe Archivs in Donauefhingen. 

Beneb.:Stiftes Einfiedeln, 2 Erpl. 

Gapitels Ettlingen. 

Gapiteld Gmünd (Würtemberg). 

Verbindung Hercynia in Freiburg. 

Gapiteld Horb in Altheim (Würtemberg). 

kath. Oberftiftungsratbs in Karlsruhe. 

Gapitels Lahr in Lahr. 

Gapitel® Lauda in Grünsfeld. 

Capitels Linzgau in Frickingen. 

Capitels Mergentheim in Niederſtetten, O.:A. Gerabronn (Wrtbg.). 
Gapitels Mühlhauſen in Tiefenbronn, U. Pforzheim. 
Bened.-Stiftes zu Et. Bonifaz in Münden, 

Gapitels Oberndorf (Würtemberg). 

Gapitels Offenburg. 

Gapitels Philippsburg in Huttenheim. 

Gr. Eymnafiums in Rajtatt. 

Gapiteld Ravensburg (Würtemberg). 

Gapitels Riedlingen (Würtemberg). 

Bisthumspflege in Rottenburg. 

bes Gapitele Rottweil (MWürtemberg). 

„ Gapitels Schömberg in Margaretenhaufen (Würtemberg). 
„ erzb. Seminars in St. Peter. 


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Gapiteld Spaihingen. 
Domcapiteld Speier. 
„ Gapiteld Stodad in Bobman. 
ber Univerjität Straßburg. 
des Gapiteld Stuttgart zu Cannſtatt (MWürtemberg). 
„ Kantons Thurgau (in Frauenfeld, Schweiz). 
„ Wilhelmftifts in Tübingen. 
der Leop.-Soph.Stiftung in Überlingen. 
des Gapiteld Ulm in Söflingen (Würtemberg). 
„ Gapitels Villingen in Köffingen. 
„ Lehrinftituts St. Urfula in Villingen. 


Bibliothek des Gapitels Waldfee in Untereffendborf (Würtemberg). 


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. „ fürftl, Archivs zu Wolfegg, DA Waldſee. 

F „ Bapiteld Wurmlingen in Nendingen, O⸗A. Tuttlingen. 
A. Biebler, Pfarrer und Gamerer in Spechbach. 

. €. Birk, Pfarrer in Oberftogingen (Würtemberg). 

. ©. Birf, Eurat in Müllheim. 

j. Birk, Pfarrverweier in Gappelrobed. 

N. Birfle, Pfarrer in Krauchenwies. 

. Birfler, Dekan und Pfarrer in Ohmenheim, DA. Neresheim (Wrtg.). 
treiber I. Sr. v. Bodman zu Bodman. 

.Böoll, Privat in Überlingen. 

% Bollinger, rei. Pfarrer in Ebringen. 

K. Bopp, Dekan und Pfarrer in Handichuchsheim. 

Boiher, Pfarrer in Gosheim, O.⸗A. Spaichingen. 

€. Boulanger, Ord.:Afleffor und Dompräbendar in Freiburg. 

C. Braun, Pfarrer in Pfohren. 

Dr. &t. Braun, Redacteur in Freiburg. 

A. Breunig, Beneficiat und Lehrer an ber höheren Bürgerichule in Buchen, 
G. Brugier, Münfterpfarrer in Conftanz. 

8. Brunner, Pfarrer und Gamerer in Ballrechten. 

J. Brunner, Pfarrer in Iffezheim. 

%. Bud, Stadtpfarrer und Defan in Bonndorf. 

Dr. A. Bühler, Affiftent der forftl. Berfuchsitation in Hohenheim bei Stuttgart. 
X. Buhl, Pfarrer in Böttingen, O.“A. Spaidhingen (Würtemberg). 
R. Bumiller, Biarrer in  ronftetten (Hohenzollern). 

8. Bundſchuh, Stadtpfarrer zu St. Stephan in Gonftanz. 

G. Burger, Pfarrer in Rorgenwies bei Stockach. 

M. Burger, Pfarrer in Kreenbeinftetten. 

Th. Burger, Stadtpfarrer in Hüfingen. 

Chr. Burfhart, Pfarrer in Wylen. 

9 Bußmann, Pfarrer in Burbadı. 

H. Chriſt, Pfarrverwefer in Pforzbeim. 

J. Chriſtophl, Piarrverwefer in Lorbach. 

L. Dammert, Director des Gymnaſiums in Raſtatt. 

D. Danner, Stadtpfarrer in Säckingen. 

2. Deder, Pfarrer in Ichenheim. 

A. Dietrich, Pfarrer in Unzhurſt. 

%. Chr. Diez, Stadtpfarrer und Dekan in Walldürn. 

N. Diez, Stabdtpfarrer in Stockach. 

A. Dinger, Stadtpfarrer in Neuſtadt. 

D. Diſch, Pfarrer, d. 3. in Wintersdorf. 

. Difhinger, Bürgermeifter in Bollichweil. 

. Dübele, Piarrer in Görwihl. 

. G. Dold, Pfarrer in Birnborf. 

. Dorf, Pfarrer in Herrifchried. 

r. Th. Dreber, Religionslehrer am Gymnaſium im Hedingen. 

. Dreier, Pfarrer in Hödingen, U. Überlingen. 

.‚ Dürr, Pfarrer in Unterbalbad, A. Biſchofsheim. 

. Dürr, Hofmaler in freiburg. 

.Eckhard, Negiftrator b. d. erzb. Orbinariat in Freiburg. 

.W. Edert, Pfarrer in Königbeim. 

. Edelmann, Stiftungsverwalter in Gonftanz. 

. Eggmann, Schulinfpector und Pfarrer in Frittlingen, O.A. Spaichingen. 
Ehrat, Piarrer in Merzhauſen. 

. Eimer, Piarrer in Hilsbach, A. Sinsheim. 

. Einbart, Pfarrer, d. 3. in Höchenſchwand. 

Dr. F. Eijele, Profeffor an der Univerfität Freiburg. 

Em. Eifele, Pfarrer in Bettmaringen. 

Eug. Ei ſele, Pfarrer in Aaſen bei Donaueſchingen. 

Engert, Pfarrverweſer in Hundheim. 


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Herr 3. B. Engejfer, Caplan in Neubdingen. 

„ 8% Engef er erzb. Bauinfpector zu Freiburg. 
M. Engefjer, Tiſchtitulant in Breiſach. 
%. G. Erdrich, Pfarrer in Ulm. 
Dr. 3. Evelt, Profefior der Theologie in Paderborn. 
C. Falchner, Pfarrer in Neumeier. 
J. F. Falk, Pfarrverweier in Weingarten, A. Durlach. 
M. zaller, Eamerer und Pfarrer in Langenrain. 
E. Faulhaber, Piarrverweier in Gerchsheim. 

; $ Fehrenbach, Benefiziat in Neujaped. 
. Fink, Pfarrer in Oberlaudringen. 
. Finneifen, Dompräbendar in Freiburg. 
. Kinner, Gamerer und Pfarrer in Niederbühl. 
Fiſcher, Pfarrer in Hochſal. 


D. Fifher, Pfarrer in Zungingen (Hohenzollern). 
F. X. Fifhinger, Pfarrer in Ebersbad, DA. Saulgau. 
G. $lum, Piarrverwefer in Untermettingen. 
A. Forſter, Caplan in Löffingen. 
A. Fräßle, refig. Vfarrer in Gurtweil. 
J. Frey, Pfarrer in Rippoldsau. 
geld Pfarrer in Kolbingen, O.A. Tuttlingen. 
Friß, Pfarrer in Hügelsheim. 
Conrad Fröhlich, Benefiziat in Überlingen. 
J. G. Früh, Pfarrer und Dekan in Schienen. 
Dr. F. Gagg, prakt. Arzt in Weil der Stadt. 
J. M. Garſer, Profejior, Pfarrer in Unlingen (Würtemberg). 
T Gambert, Pfarrer in Ilmſpan. 
P. Gamp, Pfarrer in Wieden, 
G. Gafiner, Pfarrer in Griesheim bei Offenburg. 
%. Gehr, Stadtpfarrer und Gamerer in Zell a. 9. 
J. 4. Gehr, Gorrector in Freiburg. 
F. Gebri, Pfarrer in —— 
E. Geiger, Pfarrverweſer in Appenweier. 
Th. Geijelhart, erzb. Geiſtl. Rath in Sigmaringen. 
A. George, Pfarrer in Lottitetten. 
PB. Gerber, Pfarrer in Schwarzad. 
F. Gießler, Pfarrverweier in Bernau. 
E. Ginshofer, Dekan und Stadtpfarrer in Rabolizell. 
S. Göfer, Pfarrer in Gattnau, O.⸗A. Tettnang (Würtemberg). 
B. Götzinger, Pfarrer in Langenbrüden. 


ned. Gottwald, O. S. B., in Stift Engelberg (Schweiz). 
afmüller, Dekan und Stabtpfarrer in Baden. 
Grimm, Pfarrer in Lienheim. 

oß, Pfarrer in Rohrbach bei Triberg. 

oß, Pfarrer in Watterdingen. 

. Gihwander, Piarrer in Gottenheim. 

fell, Pfarrer in Fifchingen (Hohenzollern). 

. Gumbel, Pfarrer in Gündlingen bei Breifad. 
uftenbofer, Pfarrer, d. 3. in Oberfimonswalb. 

Gut, Stabtpfarrer in Oppenau. 

utb, Pfarrer in Riegel. 

. Gutmann, Piarrverwejer in Gottmadingen. 

. Haaf, Piarret von Raithaslach, z. 3. in Radolfzell, 
aberjtrob, Dekan und Pfarrer in Kiechlingsbergen. 

fer, Piarrer in Braumenweiler bei Saulgau (Würtemberg). 
. Hägele, erzb. Regiftrator in Freiburg. 

. Hämmerle, PBfarrverweier in Boblingen. 

. Hättich, Pfarrer in Nußbach bei Triberg. 

r. fner, praft. Arzt in Klofterwalb. 

.» B. Hagg, Pfarrer in Feldfird (Vorarlberg). 


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albig, Pfarrverwejer in Lauda. 
anjer, Pfarrer in Bleihheim. 
r. 9. Hansjacob, Pfarrer in Hagnau. 
.Hauber, Pfarrer und Gamerer in Heimenkirch bei Lindau. 
. Hauenftein, Gurat in Thiergarten, 
Pfarrer in Hochdorf bei Freiburg. 
Eur Dompräbendar in Freiburg. 
.C. Hausmann, Piarrer in Aichen. 
. dauf del, u. in Zimmern, O.⸗A. Rottweil (Würtemberg). 
. Hefele, Biarrer in Oberkeſſach, D.:A. Künzelsau. 
. 98 einel, Piarrer in Ilmenſee. 
N eisler, Pfarrer in Volkertshauſen. 
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ennig, Pfarrer in Selbad). 
err, Pfarrer, d. 3. Pfarrverwejer in Leibertingen, 
. Herrmann, Kaufmann in Freiburg. 
erzog, Piarrer in Ballwyl, Kanten St. Gallen. 
eydt-Vanotti, Privat in Freiburg. 
ippler, Piarrer in Obrigbeim. 
ch, Pfarrer in Schöllbrunn. 
ferlin, Pfarrer in Allensbach. 
I Ahle erzb. Geiſtl. Rath, Oberftiftungsrath a. D. in Karlsruhe. 
önig, Pfarrverweſer in Speilart. 
örnes, Pfarrer in Möggingen. 
b. Ehr. Hofmann, Piarrer in Hemsbad). 
olzmann, Piarrer in Mablipüren. 
opp, Stabtcaplan in Rottweil a. N. 
oppenfad, Pfarrer in Schuttern. 
ep, B Pfarrer in Vöhringen. 
‚uber, Stiftspropft in Zurzach (Schweiz). 
uber, Pfarrer in Bellingen. 
uggle, Stabtpfarrer in Neuenburg. 
uggle, Pfarrer in Ringsheim. 
nd, Pfarrverweſer in Bühl, Stadt. 
ger, Secretär und Stadtardivar in Freiburg. 
äger, Pfarrer in St. Märgen. 
ulier, Pfarrer in Zuzenhaufen. 
‘. Kärcher, Gaplan in Ohningen. 
M. Kärcher, Stadtpfarrer und Dekan in Engen. 
Graf Heinrih v. Kagened in Munzingen. 
Graf Mar v. Kagened in freiburg. 
A. Kaier, Dekan und Stabtpfarrer in Löffingen. 
A. Kamm, Pfarrer in Durbad bei Offenburg. 
E. Karcher, Gooperator der St. Martinspfarrei in Freiburg. 
I. Ked, refig. Pfarrer von Feudenbeim, in reubenberg. 
Dr. 3%. u Keller, Pfarrverweſer in Breiſach. 
EN. Keller, Pfarrer von Völkersbach, d. 3. in Sidingen 
C. Kerler: Mallebrein in Karlsruhe, Walbfiraße 52. 
W. Kernler, Pfarrer in Steinhofen, A. Hechingen. 
3. %. Kepler, Pfarrer in Dettlingen. 
Kiljperger, Pfarrer in Scherzingen. 
M. Kinzelmann, Pfarrer in Geftraß bei Lindau— 
K. Kirn, Dekan und Gtadtpfarrer in Ettlingen. 
6. Kifling, Stabtpfarrer in Zell im Wieſenthal. 
G. Klaiber, Stadtpfarrer in Mengen, 
A. Klein, Pfarrer in Ortenberg. 
Dr. 3. v. Kleutgen, Secretär bes großh. fath. Oberklirchenraihs a. D. zu 
Karlsrube. 
Knab, Shulinipector und Pfarrer in Herrenzimmern, DA. Rottweil. 
. J. Knieriem, Piarrer- in Glotterthal. 
Rnittel, Subregens im erzb. Seminar zu St. Peter. 


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Herr F. Knöbel, Piarrer in Sipplingen. 


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Dr. X. Knöpfler, Repetent in Tübingen. 

C. Kod, Stadtpfarrer in Mannheim. 

D. Koh, PViarrer in Steinhauſen (Würtemberg). 

F. Koch, Pfarrer in Kappel a. Rb. 

A. Köhler, Pfarrer in Zußdorf bei Ravensburg (Würtemberg). 

A. Kobl, Pfarrer und Gamerer in Tafertsweiler. 

J. ©. Kollmann, Defan und Pfarrer in Unterfohen, D.:N. Aalen (Wrtbg.). 

Dr. F. X. Kraus, Profejjor an der Univerfität Freiburg. 

V. Kräutle, Pfarrer in Altftadt:Rottweil. 

P. Kraus, Defan und Pfarrer in Denfingen, D.:R. Spaidingen. 

M. A. Krautb, Drdinariats:Ajjellor in Freiburg. 

G. Krebs, Dekan und Stabtpfarrer in Gernsbad. 

% Krebs, Banquier in Freiburg. 

A. Krieg, Pfarrer in Hedlingen. 

Dr. E. Krieg, Pfarrverweier in Ebnet. 

F. X. Kriegftötter, Pfarrer in Munbderfingen, D.:U. Ehingen. 

J. K. Krizowsky, Pfarrer in St. Georgen. 

A. Kürzel, Piarrer in Ettenheimmünſter. 

F. ©. Kunle, Piarrer in Umkirch. 

W. Kurz, Stabtpfarrer in Kippenheim. 

H. Kuttruff, Dekan und Stadtpfarrer in Möhringen. 

J. Kup, Kaplan in Munzingen. 

Fr. Landberr, Piarrer in Vünchweier. 

P. Auftus Landolt, Gapitular in Einfiebeln. 

M. Lanz, Pfarrer in Empfingen. 

8. Laubis, Geb. Hofrath in Freiburg. 

A. Lauhert, Eurat in Laiz. 

F. M. Lederle, Piarrer in Wehr. 

J. B. Leibinger, Pfarrer in Dingelsborf. 
. &. Lenber, Dekan und Pfarrer in Sasbach. 

$ Lender, Stabtpfarrer in Endingen. 

Th. Lender, Geiftl. Rath, Regens des erzb. Seminars, d. 3. in Ottmars⸗ 
beim (Elſaß). 

H. Leo, Stabtpfarrer in Lenzfird. 

M. Letzgus, Dekan und Pfarrer in Grießen. 

N. Lienbard, Pfarrer in Densbad). 

Kat. Lindau, Kaufmann in Heidelberg. 

A. Lindner, Gooperator in Oberperfuß bei Innsbruck. 

KR. F. Linz, Stadipfarrer in Kuppenheim. 

Locher, Lehrer in Sigmaringen. 

K. Löffel, Piarrer in Heimbach. 

L. Löffler, Vicar in Stockach. 

J. G. Lorenz, Pfarrer in Neuſatz. 

A. Lugo, Kreise und Hofgerichtsrath in Freiburg. 

DB. Lumpp, Pfarrer in Munzingen. 

Dr. 9. Maas, erzb. Kanzleidirector in Freiburg. 

Dr. A. Maier, Geiftl. Ratb und Profeſſor an der Univerfität Freiburg. 

K. Marbe, Eooperator am Münfter in Gonftanz. 

2. Marbe, Anwalt in Freiburg. 

% Marmor, Stadtardivar in Conſtanz. 

% Martin, Dekan und Pfarrer in Göggingen, 

Th. Martin, f. f. Hoffaplan in Heiligenberg. 

J. P. Mark, Pfarrer und Gamerer in Altichweier. 

Dr. ®. Mattes, Stadtpfarrer in Weingarten (Würtemberg). 

K. Maurer, Piarrer in Rittersbadh. 

K. Maurer, Pfarrverweier in Horben. 

EG. Mayer, Dompräbendar in Freiburg. 

G. Maper, Pfarrer in Oberurnen, Kanton Glarus (Schweiz). 

9. Mergele, Piarrer in Haueneberftein. 


Herr 3 A. Merk, Pfarrer in Ruſt. 


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eg, Stabtpfarrer in Bräunlingen. 

K. Mepger, Pfarrer in Deggenbaufen. 
.X. Miller, Stabdtpfarrer in Gamertingen. 
. Mohr, Piarrer in Leipferdingen, 


Dr. F. Mone, Gumnafialprofefior a. D. in Karlsruhe. 

S. Morent, Defan und Pfarrer in Laimnau, O.“A. Tettnang (Würtemberg). 
J. ©. Moßbacher, Pfarrer in Haßmersheim. 

K. Moſer, Stadtpfarrer in Ettenheim. 

A. Mudle, Pfarrer in Ittendorf. 

A. Müller, Gaplaneiverwefer in Pfaffenweiler, Amts Staufen. 
B. Müller, Pfarrer in Riedern. 

ZN. Müller, Dekan und Pfarrer in Stetten bei Lörrad. 
Th. Müller, Pfarrer in Hugitetten. 

2, Murat, Stadtpfarrer in Wertheim. 

J. Mury, Pfarrer in Schlettitabt. 

N. Neff, Camerer und Münfterpfarrer in Reichenau. 


R. Nenning, Piarrer in Oberried. 
G. Neugart, Piarrer in Singen. 
Dr. J. B. Neumaier, Director a. D. in Baben. 
Freiherr 5. dv. Neveu, in Freiburg. 
B. Nillius, Pfarrer in Horn. 
J. Noppel, Pfarrer in Weiterdingen. 
J. E. Nothhelfer, Pfarrer in St. Ulrich. 
Urn, Nüſcheler-Uſteri, Secretär ber Finanzdirection in Zürich. 
St. Obergföll, Vicar in Grafenhauſen bei Lahr. 
G. Oberle, Siadtpfarrer zu St. Paul in Bruchſal. 
T N. Oberle, Pfarrer in Daudingen. 

. A. Oberle, Geiftl. Lehrer in Baden. 
P. Ignaz Odbermatt, Subprior im Klofter Engelberg (Schweiz). 
Dr. %. B. Orbin, Official und Domcapitular in Freiburg. 
W. Ott, Pfarrer in Wollmatingen. 
Peccoroni, Pfarrer in Beffendorf, DO.:A. Oberndorf. 
A. Belliffier, Dekan und Stabtpfarrer in Offenburg. 
A. Pfaff, Pfarrer in Puttingen. 
M. Pfaff, Geiftl. Lehrer am Gymnaſium in Gonjtanz. 
©. Pfeifer, Stabtpfarrer in Adern. 
. Vfeper, Pfarrverwejer in Untergrombad. 
. dvd. Pfeufer, großb. Geh. Yegationsrath in Karldrube. 
. X. Pfirfig, emer. Defan und Pfarrer in Eberöweier. 
Pfiſter, Pfarrer in Betra. ö 
Pfiſter, Pfarrer in Nußloch. 
. Vfifter, Pfarrer in Heiligenzimmern. 
. 3. Pfohl, Pfarrer in Hofweier. 
Pfreundſchuh, Piarrer in Gommereborf. 
railes, Pfarrer in Hardheim. 

Preſthe, Pfarrer in Warmbad). 

Prutſcher, Camerer und Pfarrer in Minſeln. 
Pyhrr „zum Kopf“ in Freiburg. 
» Rauber, Pfarrer in Schapbad). 
. Reid, Stadtpfarrer in Schönau. 
. Neihenbad, Pfarrer in Grunern. 
C. Reinfried, Vicar in Meersburg. 

. N. Nenn, Pfarrer und Gamerer in Kirchhofen. 

. Rieder, Bicar in Oppenau. 
B. Niefterer, Pfarrer, d. 3. in Moos, 
3 Niefterer, Pfarrer in Liptingen. 

Rimmele, Pfarrer in Bombad. 
. A. Rimmelin, Pfarrer in Hambrüden, 
v. Rink, Pfarrverweier in Ebringen. 


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Herr M. Rintenburger, Pfarrer in Linz. 

E. Ritentbaler, Pfarradminiftrator in Nuft. 

W. H. R. Rochels, Stadipfarrer in Buchen. 

Chr. Roder, Profeſſor in Villingen. 

J. Röderer, Piarrer in Binteripüren. 

Th. Rößler, Pfarrer in Bietigbeim. 

v. Roggenbad, Freiherr, in Krogingen. 

J. Rotbenbäusler, Pfarrer in Haufen DA. Rottweil. 
H. Rubdiger, Piarrverweier in Meersburg. 

F. Rudolf, Pfarrer in Wyhl. 

E. Ruf, Pfarrer von Menningen, 3. 3. in Immenſtaad. 
Dr. K. Rückert, Profeſſor am Ben in Freiburg. 
%. ©. Sambetb, Piarrer und Schulinfpector in Ailingen (Würtemberg). 


P. N. E. Sambaber, Pfarrer in Nollingen. 
K. Sartori, Piarrer in Diersburg. 
Dr. 3. ©. Sauter, Pfarrer in Aßmannshart (Würtemberg). 
5. Sauter, Defan unb Piarrer in Trochtelfingen. 
V. Sauter, Pfarrer in Jmnau. 
8. Sayer, Stabtpfarrer in Meßkirch. 
K. F. Schäfer, kath. Militärgeiftlicher in Gonftan;. 
M. Schäfle, Stadtpfarrer von Steinbach, 3. 3. in Buchholz. 
B. Schanno, Defan und Piarrer in Herbern. 
O. Schäffner, Pfarrverwefer in Wahlwies. 
Dr. 5. A. Scharpff, Domcapitular in Rottenburg. 
G. Schaufler, Pfarrer in Schluchſee. 
N. Schele, Piarrer in Rait. 
Schell, Pfarrverweier in Wafenweiler. 
%. Shellbammer, Piarrer in Buchenbach. 
K. Scherer, Pfarrer in Nuolfingen. 
A. Schill, Pfarrer in Urber 
A. Schilling, Caplan in Biberach (Würtemberg). 
A. Schirmer, Schulinjpector und Pfarrer in Emmerfeld (Würtemberg). 
3 B. —— Dekan und Pfarrer in Bodman. 
Schlee, Curat in Arlen bei Singen. 
V. Schl — Pfarrer in Melchingen. 
A. Schmalzl, Pfarrer in — Amt Stockach. 
J. Schmiederer, Pfarrer in Dttenböfen. 
Dr. Shmib, Pfarrer in Altnau, Kanton Thurgau. 
. ©. Domcapitular in Freiburg. 
. A. Schmidt, Dekan und Piarrer in Dielheim. 
&. Theodor Schmidt, Geifll. Lehrer am Progumnafium in Brucfal. 
J. Schmitt, Pfarrverweier in Hubertshofen. 
Chr. Schneiderhan, Pfarrer in Steißlingen. 
M. Schnell, Dekan und Stadtpfarrer in Haigerlod. 


. Schober, Benefiziat in Gonftanz. 
€. Shöttle, Pfarrer in Seefirh bei Buchau (Würtemberg). 
Schröter, Stadtpfarrer in Rheinfelden, Kanton Yargau. 
K. Schultes, Piarrer in Helmsheim. 
Schwab, Pfarrderweſer in Sinzheim bei Oos. 
B. Schweizer, Pfarrer in Frieſenheim. 
Seitz, Camerer und Pfarrer in Werbach. 
Seldner, Profeſſor am Gymnaſium in Freiburg. 
.Siebenrock, Pfarrer in Oſtrach. 
Singer, Pfarrer in Lauf. 
Späth, Pfarrer in Oberhammersbad). 
Spiegel, Defan und Stabtpfarrer in Mosbach. 
r. 5. Sprotte, Religionslehrer am Gymmafium in Colmar. 
. %. Gtaiger, Literat in Gonftanz. 
. Start, Pfarrer in Unteribad. 
. Staudenmaier, Plarrer in Sulz. 


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Her J. AU. Stauß, Pfarrer in Jrdlingen, O⸗A. Rottweil (MWürtemberg). 


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M. Stauß, Stadtcaplan in Rottweil (Würtemberg). 

U. Steble, Pfarrer in Gruol. 

9. Steiert, Religienslehrer am Progymnafium in Offenburg. 

N. Stodert, Stadtpfarrer in Burfbeim, 

5. Störk, Pfarrverweſer in Bleibach. 

Dr. A. Stolz, erzb. Geiſtl. Rath und Profeſſor an der Univerſität Freiburg. 
Stork, Pfarrer in Oberhauſen bei Waghäuſel. 

Rob. v. Stotzingen, Freihert, in Steißlingen. 

K. Stratthaus, Pfarrer in Stettfeld. 

U. Straub, Domcapitular in Straßburg. 

Straub, Stadtpfarrer in Donauefchingen. 

N. Straub, Pfarrer in Diftelhaufen. 

L. Streiher, Pfarrer in Mundelfingen. 

U. Striegel, Pfarrer in Lausheim. 

I. Thoma, Pfarrer in Murg bei Säcingen. 

W. Thummel, Stadipfarrer in Vöhrenbad. 

K. Treſcher, Pfarrer in Müblbaufen bei Engen. 

I B. Trenkle, Secretär anı Berwaltungshof in Karlsruhe. 

Türf, Pfarrer und Schulinfpector in Winterftettenftadt, O⸗A. Waldiee. 
. X. Ummenbofer, pen‘. Pfarrer in Büchenan. 

xX. Urnaner, Schulinjpector und Pjarrer in Schömberg (Würtemberg). 
3. 9. Usländer, PBrarrer in Güntersthal. 

. &. Balois, Pfarrer in Oberhauſen. 

B. Vivell, Pfarrer in Biberach, 

A. Bögele, Secretär bei d. erzb. Ordinariat in Freiburg. 

Dr. 3. Voche zer, f. Wolfegg’iher Hiftoriograpb in Kislegg, O.A. Waldfee. 
A. Bogel, Caplan in Eigeltingen. 

Dr. O. v. Wänker, Redtsanwalt in Freiburg. 

R. Wagner, Pfarrer in Bohlsbach. 

U. Wahl, Piarrer in Deißlingen, O⸗A. Nottweil, 
Wahnfiedel, Gamerer und Pfarrer in Oberwolfach. 

N. Waibel, Piarrer und Definitor in Thengendorf. 
Waldmann, erzb. Geiſtl. Rath und Pfarrer in Orfingen. 

A. Walf, Gaplaneiverweijer in Neuenburg. 

. Walter, Pfarrerwefer in Lautenbach. 

I. Walter, Pfarrer in Hollerbach. 

Wambold, Freiherr, in Groß-Umſtadt. 

Wanner, Dompräbendar und Domcuftos in ‚Freiburg. 
.Warth, Stadtpfarrer zu St. Damian in Bruchſal. 

. Wasmer, Tifchtitulant, 3. 3. in St, Peter. 

. B. Weber, Pfarrer in Piggersvorf. 

. Weber, Pfarrer in Dillendorf. 

. Webhinger, Pfarrer in Wiechs. 

. M. Wehrle, Pfarrer in Mösbad. 

. %. Weidum, Domcapitular in Freiburg. 

Weiß, Pfarrer in Wolterdingen. 

.B. Weiß, k. k. Univerjitätsprofejlor der Geſchichte in Graz. 
. Weiß, Stadtpfarrer in Grünsfelo, 

. Weiß, Piarrer in Urloffen. 

Welte, Vicar in Kirchhoſen. 

B. Werber, Gaplaneiverwefer in Radolſozell. 

Werfmann, Stabtpfarrer in Heitersbeim. 

Werni, Pfarrverwefer in Dettingen. 

eger, Pfarrer in MWellendingen, O⸗A. Rottweil (Rürtemberg). 
. Widmann, Pfarrer, d. 3. in Offenburg. 

Wiehl, Pfarrer in Langenargen, OA. Teitnang (Würtemberg). 
Wiejer, Defan und Stadtpfarrer in Markdorf. 

Wieffe, Pfarrer in Nußbach bei Oberkirch. 

Will, Pfarrer, d. 3. in Stupferich. 


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N. Will, Pfarrer in Stollhofen. 

&. Winter, Pfarrer in Habsthal. 

5. Wörter, Profejjor an der Univerfität Freiburg. 

Wünſch, Pfarrer in Poltringen, D.A. Herrenberg (Würtemberg). 
. Zängerle, Pfarrer, d. 3. in Berghaupten. 
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. %. Zapf, Pfarrer in Urach. 

. Zeitvogel, Stadtpfarrer in Elzach. 

. Zell, erzb. Ardhivar in Freiburg. 

. Zell, Pfarrer in Billingendorf, D.:A. Rottweil. 

. Zimmermann, Pfarrer in Berau. 

. Jimmermann, Pfarrer in St. Blafien. 

r. Zimmerle, Stabt: und Garnifonspfarrer in Stuttgart. 
Zugſchwert, emer. Defan und Pfarrer in Marfelfingen. 

. Zureid, Delan und Stadtpfarrer in Staufen. 


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Geftorben find ſeit Ausgabe des vorigen Bandes: 


Dr. 9. Khuen, Kaplan in Saulgau, 8. October 1877. 

J. G. Gruber, Pfarrer in Mundelfingen, 13. December. 

% Kleijer, Dekan und Pfarrer in Steinenftabt, 14. December. 

Dr. %. 3. 0. Buß, Hofrath, Profeffor an der Univerfität Freiburg, 31. Januar 1878. 
Q. Dummel, Pfarrer in Welſchingen, 14. Februar. 

Dr. 3. B. Alzog, Geiftl. Rath, Profeffor an der Univerfität Freiburg, 1. März. 
Jutz, Pfarrer in Oberndorf, 14. März. 

U. Streble, Geiftl. Rath und Stabtpfarrer von Meersburg, 23. März. 

E. Kern, Pfarrer in Nordrach, 20. Mai. 

A. Licht ſchlag, Gymnafial:Oberlehrer in Hanau, 6. Juni, 

M. Waljer, Pfarrer in Niederrimfingen, 17. Juli, 

%. ©. Engel, emer. Defan und Pfarrer von Haufen, 10. Auguft. 

% B. Seyfried, Pfarrer in Furtwangen, 21. Auguft. 

% Faulbaber, Pfarrer in Hundheim, 5. September. 

J. Oberle, Pfarrer in Rotbhenfels, 3. September. 

J. G. Belzer, Pfarrer in Hindelwangen, 12. October. 

3. Erbader, Pfarrer in Pülfringen, 20. October. 

. Hennefa, penj. Pfarrer von Stupferich, in Bruchſal, 14. November. 

. Bad, Pfarrer in Straßberg (Hohenzollern). 


as 


Aus früheren Jahren nachzutragen: 


M. Keller, Pfarrer in Magenbuch, 24. März 1375. 
G. Saifer, Pfarrer in Lembach, 22, Juli 1876. 


12, 


13 


xV 


Bereine und gelehrte Inflitute, 
mit welchen der kirdhl.-hiftor. Verein in Schriftenaustauſch ſteht: 


‚ Allgemeine geſchichtsforſchende Gefellihaft ber Schweiz, in Bern. 
. Hiftorifcher Verein für den Niederrhein, insbefondere die Erzdiöceſe Köln, in 


Köln. 


. Hiftorifcher Verein ber fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, IUnterwalden und Zug, 


in Luzern. 


. Hiftorifcher Verein bes Kantons Glarus, in Glarus. 

. Berein für Gefchichte und Alterthumskunde in Hohenzollern, in Sigmaringen. 
. Hiftorifcher Verein des Kantons Thurgau, in Frauenfeld. 

. Germanifches Mufeum zu Nürnberg. 

. Gejellichaft für Beförderung ber Gefchichte u. j. w. von Freiburg, bem Breisgau 


und den angränzenden Landſchaften, in Freiburg. 


. Verein für Kunſt und Altertbum in Ulm und Oberſchwaben, in Ulm. 
. Hiftorifcher Verein für Unterfranken und Ajdhaffenburg, in Würzburg. 
. Verein für Gelhichte und Naturgefhichte ber Baar und der angränzenden Land— 


Ichaften, in Donaueschingen. 

Berein für Gefhichte des Bobdenjees und feiner Umgebung, in Tettnang und 
Friedrichshafen. 

Hiſtoriſcher Verein für Oberpfalz und Regensburg, in Regensburg. 


14. Königl. Würtemb. Geh. Haus- und Staatsarchiv, in Stuttgart. 


15 


16. 


17 


Königl. Baier. Academie der Wiſſenſchaften, in Münden. 
Berein für Erhaltung ber hiflorifhen Denkmäler des Elfahes, in Straßburg. 
Königl. Würtemb. flatiftifchetopographifches Bureau, in Stuttgart. 


18. Berein für Chemniger Gefhichte, in Chemnip. 


19 


Maatschappij der nederlandsche Letterkunde, in Leyden. 


xXVI 


Inhaltsanzeige. 


Beiträge zuGeichichte des Landcapitels Rottweil. Bon Pfarrer Dr. Glatz 
Beiträge zur Geſchichte ber Pfarreien in den Lanbcapiteln Gernsbah und 
Ettlingen: Niederbühl, Naftatt, Kuppenheim, Malſch, Mudenfturm, 
Oberweier, Bölfersbah, Moosbronn, Gttlingenweier, Ettlingen, 
Speſſart, Schöllbronn, Bufenbad, Stupferih, Burbad. Bon Secre— 
tür Trenfle . 5 
Urkunden des Klofterd Beuron. 
Lichtſchlag 
Beiträge zur Pfarrgeſchichte Ravensburg. Bon Rep. Dr. Knöpf * 
Beiträge zur Geſchichte des ehemaligen Kloſters und Oberamtes Wald. 
Von prakt. Arzt Dr. Hafner . F ; — 
Beſtätigungsbrief des Kloſters Wald. Mitgetheilt von Archivar Zell 
Nachtrag zum Leben des Paters van der Meer. Von Archivrath Dr. Bader 
Heinrich Bullingers Alemanniſche Geſchichte. Nach der Handſchrift des Ver— 
faſſers herausgegeben von Profeſſor Dr. König 
Kloſternekrologien. Geſammelt von Dr. P. Gams, mit Erganpungen von 
Archivar Zell 
Catalogus religiosorum monasterii — Von Prior F. Bat 
tenfpül und Goop. A. Lindner 


Kleinere Mittheilungen. 


Zur Gefchichte der Freiburger Klöfter. Bon Prof. König P 
Das Klöfterlein Rugaker auf dem Heiligenberg. Bon Lit, Staiger . 
Refornıen unter Markgraf Karl Friedrich } i . ‚ i 
Liter, Anzeige. Von Arhivrath Bader 


en von Gomnafial-Oberlehrer 





Seite 
1—38 


39—137 


139—149 
151—166 


167—187 
187—188 
189— 201 
203—228 
229— 249 


251 —288 


291—303 
303—306 

306 
306—308 


Beiträge zur Geſchichte 


des 


Yandenpiteld Rottweil a. N. 


Herausgegeben 


von 


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Pfarrer Dr. 8. I. Glatz, 
Inhaber der Königl. Württemb. großen goldenen Medaille für Wiſſenſchaft und Kunft, 
fowie der Fürſtl. Hohenzofl, goldenen Mebaille: „Bene Merenti.‘ 


Einleitung. 


Die Bibliothef de Capitels Rottweil, dermalen zu Rottweil, 
befigt einen jehr denfwürdigen Pergamentcoder. In der ganzen Höhe 
mißt er 28,1 mm., in der ganzen Breite 20,6 mm. Die erite Schrift: 
linie jteht vom oberen Rande 3,7 mm., bie leßte vom unteren Nande 
4,8 mm. ab. Vom linfen Höhen= oder Längenrande beträgt der Ab- 
jtand der Schrift 4,8 mm., von dem redten 3,2 mm. Die Schrift 
jelbit ift bis zur 30. Seite mit Höhe» und Breitelinien, von da an 
bi3 zum Ende der 42. Seite bloß mit Höhelinien, auf dem Tetten 
Blatte aber gar nicht eingeſchloſſen. Bemalte Snitialien finden fich 
nit vor. Der erſte Buchftabe des ganzen Coder, H, die Zahlen 
der Eapiteläftatuten nebft „Nota“, die Überjchrift der Refectiones ©. 15, 
die Angaben der drei Negiunfel und der Stiftungen ©. 19, ſowie des 
Mortuariums ©. 35 find mit Zinnober gejchrieben. 

Der Duktus der Hand vom Jahre 1441, ſowie der Einträge vom 
15. Jahrhundert ift Eräftig, jehr gut leferlih und weißt die üblichen 
Abbreviaturen jener Zeit. Das Ki hat jedesmal feinen Punkt; ſtatt 
u fteht v und ftatt v in ber Regel ein u. Der Doppellaut uo iſt ü 
geſchrieben; jtatt e lejen wir regelmäßig e. Die Doppellaute find ori: 
ginell, ohne Auflöfung miedergegeben. Die Paginirung des Eoder in 
eigen Klammern mit arabijhen Ziffern ſtammt vom Herausgeber. Der 
Einband de3 Codex ijt der urjprüngliche, mit einem etwas ftärferen 
Pergamente ald die Blätter verjehen. 

Der Anhalt der Handidrift auf 22 Blättern — ſichtlich find 
leider fünf meitere herausgejchnitten, — iſt folgender: 

1) Seite 1 beginnt mit der Beftätigung der 37 Statuten des ge: 
nannten Gapitel3, welches aus drei Regiunkeln beitand, vom 15. März 
1441 durch den Biſchof Heinrih von Conſtanz. Bon ©. 2—13 
werden die Statuten mit Nandbemerkungen fpäterer Hände aufgeführt, 
an melde fid ein Anner vom Jahre 1477 zum letzten Statut anveiht. 


Hierauf folgen S. 15—18 
1* 


4 t 


2) die für das Capitel höchſt intereſſanten Refectiones, d. i. jähr— 
liche Beiträge zur Capitelskaſſe mit den am Rande bemerkten Todfällen 
von 15 Pfründen, von Decan Nikolaus Bung vom Jahre 1441 neu 
regiſtrirt nach den drei Regiunkeln Rottweil, Oberndorf und Wald. 
Daran reihen ſich 

3) die Anniverſarſtiftungen für das Capitel von Geiſtlichen und 
Weltlichen, S. 19—33, von verſchiedenen, nad) der Schreibweiſe mög— 
lichſt genau beſchriebenen Händen. 

4) Endlich ©. 35 bis Schluß, nachdem vorher fünf Pergament: 
blätter, Stiftungen enthaltend, außgeichnitten wurden, folgen die Namen 
der verjtorbenen Priejter des Capitels (ohne Zahrzahlen). Nach unſerer 
Anſicht reihen ziemlich viele Namen bis in’3 13., ja vielleicht bis in's 
12. Jahrhundert. Wir glauben diefe Behauptung auf die Wahrneh: 
mung zu jtüßen, dag mehrere Kleriker nicht mit dem Geſchlechts-, 
jondern bloß mit dem Bornamen bezeichnet werden; jobann führt das 
Todtenverzeihnig für mehrere Drte rückwärts vom Jahre 1441 jo vicle 
Kierifer auf, daß ihre Zahl reht wohl bis in's 13. Jahrhundert hinauf: 
reihen fann. 

An diejen vier Haupttheilen enthält die Handſchrift nicht bloß für 
die Kulturverhältnifje der einzelnen Sahrhunderte manche beachtens— 
werthe Mittheilungen, jondern bietet für die verjchiedenen einzelnen Orte 
des vormals meit größeren Gapiteld, ſowie für deren Pfarrgeichichte 
hohes Intereſſe. 

Vergleihen wir vorliegende authentijche Statijtit des Landcapitels 
mit der ältejten urkundlichen Statijtit des uralten Bistums Con: 
itanz, zu welchem e3 gehörte, jo finden jich folgende Orte unjerer 
Handichrift nicht im Zehntbuche des Jahres 1275 1: Altſtadt-Rott— 
weil, Schramberg, Wittershaujfen, St. Roman und Nußbach. Ente 
weder haben diefe Pfründen die für die Berzehntung vorgejchriebene 
Congrua nicht getragen — wie wir dieß bei der zuverläljig in jenem 
Jahre beitandenen Pfarre Altſtadt-Rottweil voraugjegen dürfen, — oder 
jie bejtanden überhaupt noch gar nicht, oder fie wurden wegen Mangel 
an Geiftlihen von einem Pfründner der Nachbarſchaft verjehen, deſſen 
Zehntpfliht im Berhältnig des Einkommenszuſchuſſes ohme weitere Be: 
merfung erhöht wurde. 

Weil im Jahre 1534—1535 in württembergiihem Territorium 
gelegen, hatte fi in folgenden Orten das Glaubensbefenntnig zu äns 


! Liber decimationis vom J. 1275. Diöc.-Archiv I, 1—246. In Schorn- 
berch, weldyes Haid für den Schorenhof hält, dürfen wir wohl Schramberg erfennen. 
©. 38 u. 41. 9. 12. 


5 


dern: Aiftaig, Bickelsberg, Breitenau, Brittheim, Buchenberg (jet badiſch), 
Dornhan, St. Georgen (badiſch), Guttach (badiſch), Hornberg (badiſch), 
Leidringen, Marichalfenzimmern, Peterzell, Nöthenberg, Schiltach (ba- 
diſch), Trichtingen, Wittershaufen. 

Von dem vormaligen Decanate Rottweil, welches bei den Länder— 
und Gebietscompenſationen zu Anfang dieſes Jahrhunderts aufgelöst 
und territorialiter neu conſtruirt worden iſt, gehören zum Bisthum 
Rottenburg folgende Orte der Handſchrift: 

1) In's Eapitel Rottweil: Altſtadt-Rottweil, Böfingen, Deiklingen, 
Dietingen, Dunningen, Gößlingen, Herrenzimmern, Neukirch, Nottweil, 
Stetten, Villingen (Dorf) und Wellendingen. 

2) In's Capitel Oberndorf a. N.: Altoberndorf, Bochingen, Epfen= 
dorf, Harthaufen (Hairhaufen des Codex), Hochmeſſingen, Lauterbad), 
Mariazell, Oberndorf, Schramberg, Seedorf, Sulgen und Waldmeifingen. 

3) In's Gapitel Spaihingen: Yrittlingen. 

Alle übrigen Fatholiichen Orte gehören nunmehr, weil in’3 badijche 
Territorium einverleibt, zur Erzdidcefe Freiburg, Glatt näherhin zum 
hohenzoll. Decanat Haigerlod. 

Auf Grund unferer Handſchrift und anderweitiger zuverläfjigen 
Quellen fügen wir die Neihenfolge der Decane des Capiteld Rottweil 
in Kürze an: 

1) Johannes Sengo, Pfarrer in Rottweil, 1338. 

2) Der Pfarrer in Hairhaufen (Harthaujen) 1370. 

3) Lutzmann, Pfarrer in Oberndorf, 1380. 

4) Nikolaus Hat (Hafe), Pfarrer in Waldmefjingen, urkundlich 
im Sabre 1396. 

5) Johann Tundmwer, Pfarrer in Glatt (Haigerlodh). 

6) Jakob Aulber, Pfarrer in Rottweil, biß 1438. 

T) Nikolaus Bung von Sulz, Eaplan zum Hl, Michael außer den 
Mauern in Rottweil, 1441. Am Jahre 1482 ift er „Altdechant“. 

8) Am Jahre 1447 war ein gewifjer Candarius Decan. 

9) Martin Hummel, Pfarrer in Rottweil, 1455. 

10) Andreas Haurer, Pfarrer in Oberndorf, urkundlich 1475. 

11) Thomas Pfluger, Pfarrer in Leidringen, 1490. 

12) Blaſius Faber (Schmid), Pfarrer in Epfendorf, vom Jahre 
1514 an Pfarrer in Rottweil, urkundlich 1511, 15. Januar. 

13) Johann Nenner, Pfarrer in Dunningen, 1530. 

14) Johann Pfeiffer, Pfarrer in Deiklingen. 

15) Johann Uhl, Pfarrer in Rottweil, 1586, 20 Jahre Decan. 

16) Johann Brenneifen, Pfarrer in Deißlingen. 

17) Zohann Jakob Herderer von Rottweil, 1619—1625. 


18) Johann Friedrih Spreter, Pfarrer in Niedereihah, vom 
13. October 1625 bis zu feiner Refignation 1631, 

19) Juſtus Hausmann, Dr. theol., Pfarrer in Oberndorf, vom 
Jahre 1631 bis zu feinem Tode 1656. 

20) Simon Loth, Pfarrer in Wolfach, gewählt am 30. Mai 1656, 
bis zu feinem Tode 1658. 

21) Gabriel Schweilart, Pfarrer in Schramberg, vom 5. Dec. 
1658 —1673. 

22) Johann Georg Gnan, Dr. utr. j., Pfarrer in Rottweil, ge: 
wählt 5. Mai 1673, bis zu feiner Nefignation 2. Juni 1693. 

23) Johann Franz Gluns von Rottweil, Pfarrer in Dunningen, 
vom %.1693 bis zu feinem Tode als Pfarrer in Epfendorf 31. Det. 1698. 

24) Franz Franz von Rottweil, Dr. tbeol., Pfarrer dajelbit, vom 
Sabre 1698 bis 1707. 

25) Johann Ernſt Pfiſter von Rottweil, Dr. theol., Pfarrer da— 
jelbft, vom Jahre 1708, 9. Mai, bis zu feinem Tode am 12. Mai 1718. 

26) Dominitus Staub von Zug, Pfarrer in Oberndorf, vom J. 
1718 bis zu feiner Nefignation 1723. 

27) Johann Baptijt Degen, Dr. theol., Pfarrer in Triberg, 1723 
bis zu jeinem Tode 1730. 

28) Johann Baptift Hüener von Billingen, Pfarrer in Schram: 
berg, gewählt 27. Zuli 1730, gejtorben 1731, 25. März. 

29) Zohann Jakob Zipfel von Rottweil, Dr. theol., Pfarrer da: 
jelbft, von feiner Wahl am 19. April 1731, bis er geftorben, 1. Juli 1744. 

30) Joſeph Herderer von Rottweil, Pfarrer in Deißlingen, vom 
J. 1744 bis zu feiner Refignation, 13. October 1757, geitorben 1760. 

31) Franz Joſeph Uhl von Rottweil, Dr. theol., von 1757 bis 
zum Tode 1777. 

32) Andrea Kompojt von Rottweil, Pfarrer in Deiklingen, ge: 
wählt am 9. Juni 1777, gejtorben 4. December 1778. 

33) Michael Freifinger von Rottweil, Pfarrer daſelbſt, gewählt 
1778, geitorben 30. Mai 1787. | 

34) Johann Nepomuk Kolb von Rottweil, Erjefuit, Pfarrer da: 
jelbjt, gewählt 1787, gejtorben 26. Juli 1805. 

35) Ludwig Anton Haßler von Wien, Dr. theol., Pfarrer in 
Oberndorf, jpäter Generalvicariatsrath in Rottenburg, gewählt 7. Dec. 
1805, letzter Decan des alten, jofort aufgelösten Capitels, gejtorben 
22. December 1825. 

36) Der erfte von der Königl. Württemb. Regierung beitellte 
Decan des Lleineren Gapitel3 war Peter Bernhard Strobel von Neres- 
heim, Erconventual von Zmifalten, Pfarrer von Rottweil vom 3. Juni 


J 


1814 bis zu ſeiner Reſignation 1849; ſtarb als Caplan zu St. Jodok 
in Ravensburg. 

37) Decanatsverweſer Joſeph Vaccano, Pfarrer in der Altſtadt, 
vom Jahre 1849 bis 1853. 

38) Der zweite Decan, zuvor Decanatsverweſer, vom Capitel ge— 
wählt am 4. März 1858, iſt zur Zeit Georg Martin Durſch, Dr. 
theol. et philos., Stadtpfarrer in Rottweil, geboren in Deggingen 
am 11. November 1800 4. 





[1.] Heinricus Dei et apostolice sedis gracia episcopus 
Constantiensis omnibus presencium inspectoribus presentibus et 
posteris noticiam cum salute et sincera in domino caritate. Quo- 
ciens a nobis petitur, per quod religio et honestas debila solidan- 
tur, presertim si exinde diuini cultus augmentum et salus proue- 
niat animarum, libenter annuimus et ut perpetuo subsistant no- 
stre auctoritatis presidio, roboramus. Sane igitur dileeti in Chri- 
sto decanus camerarius et confratres decanatus in Oberndorff siue 
Routwil nostre dyocesis, ne dum pro honestate et decencia sue 
confraternitatis uerum eciam diuini cultus augmento et salute 
animarum certa deinceps et futuris perpetuis temporibus per eos 
et suos successores dicti decanatus confratres firmiter observanda 
statuta CoOn-®...o02.0.. 

[2.] tempore celebracionis capitulorum generalium dietorum de- 
cani et confratrum uel deposicionis uel anniuersarii die alicujus 
confratris uel confratrum eciam laycorum utriusque sexus ecclesia, 
in qua capitulum pro qualibet uice celebrari, seu fratres in depo- 
sicione uel anniuersario confratris conuenire contigerit, auctoritate 
ordinaria ecclesiastico interdieto supposita fuerit, nisi forte hujus- 
modi interdietum propter clerici captiuacionem, detentorum muti- 
lacionem uel oceisorum ? seruaretur, eo tamen excepto, extunc 
durante capitulo et officiis diuinis die deposicionis et anniuersarüi 
hujusmodi eadem diuina officia peragi et celebrari apertis januis 





4 Nähere biographiihe Mittheilungen über die angeführten Decane finden fid) 
bei Haßler, Materialien zur Gefchichte bes Lanbcapitels Rottweil. Nottweil 1808; 
fowie in Rudgaber, Geld. der Reichsſtadt Nottweil. Rottweil 1836, II, 315. — 
Über Haßler felbft (1784—88 Prof. der Theologie in Freiburg) ſ. Didc-Ardiv 
X, 277. XI, 290. 

? Von da an ijt das erfte Blatt zur Hälfte abgejchnitten. 

3 Am Rande von einer Hand bes angehenden 16. Jahrhunderts in occisionem 
corrigirt; ebenjo das vorige detentorum in detencionem, 


8 


in presencia populi excommunicatis tamen nominatim et interdic- 
tis seclusis. Quodque decedentis confratris ecclesiastici uel secu- 
laris utriusque sexus, durante capituli celebracione pretacta, cor- 
pus sepelliri ualeat interdieto non obstante, sed sublato tempore 
pro eodem et!.......... 


[3.] statuta capituli edita et per ipsum capitulum edenda seu 
statuenda nec non eius consuetudines fideliter obseruabit pro uiri- 
bus sue possibilitatis. 

Secundo. 

Item quod secreta capituli extra ipsum capitulum nulli ali- 
quatenus reuelabit, eciam postquam confrater capituli desierit, siue 
eum a capitulo recedere contigerit. 

Tertio. 

Item quod quicunque recipiendus in confratrem absque labe 
symoniace prauitatis, pactis illieitis, ac fraude et dolo a suo pa- 
trono sit presentatus seu a collatore suo prebendam consecutus. 

Quarto. 

Item quod nec per se nec per interpositam personam subplan- 

tauerit eum, in cuius locum successit, nisi jJusticia mediante. 
Quinto. 

Item quilibet recipiendus in confratrem circa refectionem dan- 
dam consuetudinem seruabit hucusque introductam, eandem so- 
luendo prout ab antiquo deductum est et consuetum. 

Sexto. 

Item statuerunt et ordinauerunt, ut singuli diete confraterni- 
tatis presbyteri in omnibus capitulis generalibus conueniant et 
mox, postquam ad locum, in quo celebratur capitulum, perueniunt, 
sine dolo et fraude superpeliciati et sine calcaribus ad ecclesiam 
ueniant et se presentent atque sine licencia decani a loco non 
recedant. Si quis uero confratrum absens fuerit, penam quinque 
solidorum hallensium irremissibiliter soluendorum incurrat, nisi 
legitime impeditus uenire non potuerit, quo casu coram decano, 
camerario et electis se poterit excusare suum impedimentum alle- 
gando ad euitandum ?, si hujusmodi impedimentum legitimum eis 
uisum fuerit, penam predietam. 

Si quis autem calcariatus seu sine superpelicio chorum intrauerit ?, 


ı Bon dba an ift das erſte Blatt zur Hälfte abgefchnitten. 

? Die obige Gorrectur des 16. Jahrhunderts machte daraus videndum. 

» Hier bat eine Hand bes 16. Jahrh. beigefügt: „vel in choro sine habitu 
steterit .... Das lebte Wort ift erlofchen. 





9 


penam vnius solidi Hallensium non euadet; .decanus uero et ca- 
ınerarius si in premissis excesserint, dupplicem penam incurrant. 
Septimo. 

[4.] Item statuerunt et ordinarunt, ut omnes et singuli con- 
fratres illius partis vbi capitulum pro tempore celebratum fuerit, 
ante complementum primi psalmi laudum in ecclesia presentes esse 
et ibidem deuote et distinetim legere, orare et cantare secundum 
iniunctionem decani seu eius pro tunc uices gerentis, atque ad 
missas celebrandas parati ac celebrare et alia solempnia peragere 
debeant ad laudem omnipotentis Dei et salutem animarum sub 
pena quinque solidorum hallensium. 


Octavo. 

Item quicunque confratrum ad conuocaciones, que interdum 
ad legendum et audiendum mandata Apostolica, Episcopalia seu 
aliorum superiorum suorum fieri solent, post denunciacionem sibi 
factam negligens repertus fuerit et ad tales conuocaciones non 
uenerit, quinque solidorum hallensium capitulo nomine pene per- 
soluat. 

Nono. 

Item statuerunt et ordinarunt, ut omnibus capitulis generali- 
bus quolibet anno celebrandis ac aliis capitulis, que per confra- 
tres alicuius partis celebrari contigerit, decanus personaliter pre- 
sideat, nisi legitime fuerit impeditus. Et est sciendum, quod ca- 
pitulum generale quolibet anno in opido Routwil feria tercia post 
festum ascensionis domini nostri Jhesu Cristi celebrandum est; 
in aliis uero locis et partibus decanatus quolibet anno duo capi- 
tula celebrari poterunt, aut vnum prout decano camerario et elec- 
tis uisum fuerit, expedire. 


Decimo. 

Item quod in omnibus capitulis generalibus ac in deposicio- 
nibus septimis et tricesimis cuiuslibet confratrum omnes oblationes 
et sacrificia decano, si personaliter interfuerit, cedere debent, nisi 
confrater defunetus altarista fuerit in aliqua ecclesia parochiali 
de cuius exequiis oblaciones provenientes non decanus sed rector 


[5.] eiusdem ecclesie recipere habet. Si uero decanus absens fuerit, 


ı Dben hat eine Hand bes 15. Jahrh. beigefügt: Item anno domini 1480 sta- 
tutum est in generali capitulo Routwil, quod omnes confratres volentes gaudere 
de prima cena de mane circa primam lectionem assint in vigiliis, aut alias 
cena prima pro eo non soluetur. Qui autem cenam primam non sumpserint, 
faciant secundum tenorem illius septimi statuti etc. 


10 


huius modi oblaciones et sacrificia inter confratres presentes et 
celebrantes diuidi debent, nisi decanus legittime fuerit impeditus. 
Undecimo. 

Itemque quod circa installationem, quilibet installandus con- 
suetudinem seruabit hactenus obseruatam, uidelicet quod decano 
duas calligas decentes juxta exigenciam ecclesiarum dabit et eum 
in conducendo et reducendo releuabit indempnem. 

Duodecimo,. 

Item quocienscunqgue decanum in factis capituli equitare con- 
tigerit et hoc dumtaxat infra terminos capituli, equum accomoda- 
tum uel proprium habere debet, sibi vero extra terminos capituli 
in negocio eiusdem capituli equitanti capitulum ipsum de equo 
prouidere tenetur, preterquam dum ad Constanciam siue ad conuo- 
caciones siue ad synodum iter arripuerit, quod non capitulum sed 
decanus ipse sibi de equo prouidebit. 

Tredecimo. 

Item quocienscunque prefatum decanum aut camerarium uel 
electos in negociis quibuscunque ipsum capitulum concernentibus 
expensas habere et aliqua consumere causa necessitatis contigerit, 
huius modi expense cuilibet eorum de communi capitulo persolui 
debent. 

Quartodecimo. 

Item vacante decanatus seu camerariatus officio omnes et 
singuli ecclesiarum rectores seu vicarii perpetui de dieta confra- 
ternitate ad vnum locum per electos deputandum pro eligendo 
decano seu camerario vocandi sunt et omnium eorum voces in 
electione admittende, ceteris de confraternitate, qui necque rectores 
necque vicarii perpetui sunt, licet sint induciati, penitus exclusis, 
quorum nullus in decanum seu camerarium debet eligi necque 
ad eligendum admitti. 

Quintodecimo. 

Item licet dieti capituli confratres, qui necque rectores 
[6.] sunt ecclesiarum neque vicarii perpetui, non debeant, ut pre- 
mittitur, eligi neque ad eligendum admitti, ipsi tamen omnibus 
aliis priuilegiis capitularibus gaudere debent, et eciam onera capi- 
tularia sustinere dando iura capitularia et mortuaria et cetera 
prout confratres qui rectores sunt seu perpetui vicarii. 

Sedecimo. 

Item quod quilibet eligencium illum in decanum seu came- 

rarium eligere debet, quem secundum bonam conscieneiam melio- 


41 


rem credit et capitulo vtiliorem; atque ad hoc, antequam ad elec- 
cionem procedatur, fidem prestare tenetur nomine juramenti. 


Decimo septimo. 


Item quod is, qui in decanum seu camerarium eligitur, in de- 
canatu habere debet residenciarn personalem, quam si habere non 
posset seu non vellet, officium ad quod electus est, indilate om- 
nibus confratribus resignare tenetur, ut ad alterius electionem pro- 
cedant. Et si electus ipse necque residere in decanatu necque 
officium resignare vellet, nichile ominus (sic) ipsum capitulum 
liberam facultatem et auctoritatem habeat, alium in locum absen- 
tis eligendi, cui electioni nullus se opponere debebit et hoc sub 
pena iuramenti per eum prius prestiti. Quicunque eciam in de- 
canum eligitur seu camerarium, promittere debet confratribus fide 
data nomine iuramenti capitulo dieti decanatus adhybere fidelita- 
tem et veritatem sine dolo et fraude. 


Decimo octavo, 

Item quod electus in decanum confirmacionem petere non 
debet neque confirmari, nisi per capitulum litteratorie et sigillo 
capituli appendente sit presentatus. 

Item concorditer elegerunt sex electos siue deputatos, qui ad 
quecunque facta et negocia siue mag- 


[7.] na sint siue parua capitulum concerneneia diligenter debent 
aduertere et attendere, atque ea vna cum decano et camerario 
pertractare et de eis disponere, prout ipsis visum fuerit opportu- 
num. Et si quid ad alicuius dietorum electorum noticiam peruene- 
rit, quod res aut honores siue vtilitatem viuorum seu mortuorum 
ipsius capituli concernat, illud, quam cito potest, decano seu ca- 
merario insinuare debet. Quo facto decanus ipse uel camerarius, 
quam primum potest, reliquos electos seu deputatos ad locum 
competentem conuocare debet ad celebrandum et faciendum, quod 
circa huius modi insinuata fuerit oportunum. Qui taliter conuocati 
super hys, que eis exposita fuerint, per eorum consciencias et pro- 
missiones capitulo factas, quod melius et vtilius eis videbitur, fa- 
cere, decernere siue determinare debent. Et quidquid decanus 
camerarius et dieti sex electi seu maior pars decreuerint, fecerint, 





! Dben am Rande ift im 15. Sahrhundert angemerft worben: Anno domini 
1479 in generali capitulo Rotwil ordinatum et decretum est, vt omni anno pos- 
sint et debeant alterari deputati omnium parcium aut saltem illi, qui fuerunt 
de nouo eligendi, woran ber Gorrector bes 16. Jahrhunderts ſetzte: sed hoc ite- 
rum cassatum est, quia, qui apti sunt et idonei videntur, possunt manere. 


12 


seu determinauerint, viribus debet subsistere. Ceteri eciam con- 
fratres id ratum et gratum ac firmum habere debent et tenentur. 
Caueant tamen decanus et camerarius et sex electi predicti, ne 
de facto aliquo arduo, ad cuius expedicionem eorum prudencia 
seu industria non videtur sufficiens, iuxta ipsorum consciencias, 
quas in hoc onerare volumus, se soli intromittant; sed huius modi 
facto seu negocio arduo occurrente omnes et singuli tocius capi- 
tuli confratres sub pena prius nominata vocari debent ad deli- 
berandum super eo et faciendum, quod melius videbitur et vtilius 
ac salubrius animarum saluti. 


Vicesimo, 
Item statuerunt quod dicti sex electi tempore electionis eorum 
decano nomine confratrum omnium promittere debent fidelitatem 
et veritatem capitulo atque confraternitati. 


[8.] Ipsi eciam sex electi quolibet anno per confratres decanatus 
poterunt mutari et eciam eorum numerus augeri prout confratri- 
bus ipsis visum fuerit, expedire. 


Vicesimo primo. 
Item determinarunt, quod loca conuocacionum per electos 
dieti capituli pro tempore existentes debeant deputari. 


Vicesimo secundo, 

Item statuerunt quod si inter confratres aliquos dieti capituli 
contrauersie suborte fuerint, super quibus alias pacificari non po- 
terint, coram decano et camerario et electis desuper experiri de- 
bent et alter alium conuenire dummodo cause huius modi parue 
et ad decanum et capitulum spectantes fuerint. Alioquin, si maio- 
res fuerint, ad superiorem remittantur. 

Vicesimo tertio, 

Item statuerunt quodsi aliquis confratrum plures ecelesias in- 
officiaret et de consensu superioris extunc de censibus et iuribus 
de ecclesia vero rectore carente, superioribus uel dieto capitulo in- 
officians ipse quamdiu ecclesie prefuerit, satisfacere aut solucionem 
prestare debeat absque omni contradictione. 


Vicesimo quarto. 

Item statuerunt quod quecunque seu quocunque modo dicto 
capitulo in rebus immobilibus seu mobilibus dona legata fuerint 
seu ordinata, camerario, qui pro tempore fuerit, nomine capituli 
presententur, exceptis elemosinis, sique pro anniversariis date fue- 
rint, que electis presententur et non consumantur, sed ex eisdem 
emantur perpetui census siue redditus perpetui; camerarius autem 


13 


ipsi capitulo seu electis per capitulum ad hoc deputandis singulis 
annis de omnibus per eum receptis plenam tenebitur facere racio- 
nem. Et idem iudieium debet esse decano et aliis iura capituli 
recipientibus quo ad racionem reddendam. 
Vicesimo quinto. 


| 
Item quandocunque aliqua legantur capitulo, que inter con- 


[9.] fratres sunt distribuenda, dum illa distribuuntur, decanus por- 
cionem duplicem habere debet, symiliter et camerarius porcionem 
habebit duorum. 

Vicesimo sexto, 


Item sigillum capituli ita seruari debet, quod ad illud tres 

claues habeantur, quas habere debent electi parcium. 
Vicesimo septimo. 

Item quod antequam ad mensam sedeatur decanus uel came- 
rarius, singulas personas, considerata honestate et senio, ordinet 
modo subsequente tali videlicet quod ad caput principalioris mense 
locet honestiores et sic deinceps. Singulis itaque in suis locis ad 
mensam stantibus uel sedentibus incipiat decanus uel camerarius: 
„Benedicite“. Et depost omnes confratres cum omni decencia ip- 
sum usque ad: „Jube, domne, benedicere“ deducant. Lecturus 
autem ad mensam si aliquis est ordinatus, debet ad medium pro- 
gredi et per: „Jube, domne, benedicere* benedictionem a supe- 
riore postulare, qua accepta singuli sine strepitu et tumultu se- 
deant decenter comedendo et bibendo. Ad „Gratias“ autem et 
ad „Oremus pro fidelibus defunctis etc.“ quilibet, ut prefertur, in 
loco, in quo ordinatus est ante inicium prandii maneat ut honori- 
fice et deuote gratiarum actiones referant nostro saluatori, Dei 
genetrici, omnibus sanctis et suis benefactoribus de beneficiis eis 
impensis. 

Vicesimo octauo. 

Item quod quilibet confratrum habeat statuta capituli penes 
se ipsum, ne per ignoranciam crassam se possit excusare quouis 
modo. 

Vicesimo nono. 


Item statutum est, quod singuli de confraternitate dieti capi- 
tuli, qui siue pro negligencia generalium capitulorum siue pro re- 
fectione ecclesiarum sine pro quibuscunque excessibus sero nomi- 
natis capitulo in aliquo obligati fuerint, si immediate postquam 
debitum per decanum uel camerarium ab eis requisitum siye postu- 
Jatum fuerit, non satisfecerint uel infra admonitionem 


14 


[10.] octo dierum soluere contempserint, extune per decanum ab 
officio suo diuinorum, quousque confratribus plenarie satisfecerint, 
suspendatur, et in hys nulli parcatur nec circa aliquos dissimule- 
tur, ut sie vicia et excessus omnium per hoc plenius restringantur 
ac salus animarum et merita confratrum apud Deum magis cumu- 
lentur, quod misericorditer prestare dignetur dominus noster Jhesus 
Cristus, qui est omnium vera salus. 
Tricesimo., 

Item si aliquis confratrum dieti capituli decesserit, ad eccle- 
siam, in qua residenciam habuit, tres uel quatuor vieiniores con- 
fratres ad minus vocentur, vnus per alium cum decano et came- 
rario si haberi possint, pro honorabili et decenti sepultura ipsi 
defuncto peragenda. Et si quis confratrum specialiter vocatus non 
venerit, in penam incidat trium solidorum hallensium, nisi alle- 
gando impedimentum legitimum suam absenciam purgare valeat; 
in illis voluerunt tamen confratres vieiniores ad exequias huius 
modi non vocari, nisi defuncti heredes eis expensas ministrare 
velint. 

Triecesimo primo. 


Item in septimo cuiuslibet sacerdotis diete confraternitatis de- 
funeti vocentur tantum septem ex confratribus vieinioribus per 
decanum uel camerarium, qui cum vigiliis et missarum solemni- 
tatibus septimum expediant; expense tamen erunt heredum ut 
supra. 

Tricesimo secundo, 

Item quod in tricesimo cuiuslibet sacerdotis confraternitatis 
omnes confratres illius partis capituli, vbi defunctus decessit, per 
decanum uel camerarium vocentur ad locum sacerdotis defuncti 
et taliter vocati sub penis supra in sexto et septimo ? statutis 
expressis venire teneantur ac diuinis interesse modo et forma in 
dietis statutis descriptis. 

Tricesimo tertio, 

Item quod decano capituli decedente oblaciones ipsa die de- 
posicionis cedentes inter singulos confratres presentes et celebran- 
tes diuidi debent; iura vero officium decani respiciencia et eciam 
camerarii non inter presentes diuidi neque , 


[11.] eciam eorum successoribus reseruari sed toti capitulo cedere 
debent. 


— — — — — — 


1 Der Text bot Anfangs quinto et sexto. 


45 


Tricesimo quarto. 

Item quod quocunque confratre dieti capituli decedente qui- 
libet confratrum in remedium et salutem anime defuncti tres mis- 
sas funerales celebrare debet et tenetur atque tres vigilias orare 
et eius memoriam solennem diebus dominieis et festiuis ad omnes 
suos subditos peragere. 

Tricesimo quinto. 

Item * ordinauerunt et statuerunt, ut in dieto capitulo habea- 
tur liber vite, in quo singuli ipsius decanatus confratres, nec non 
alii Christi fideles spirituales et seculares utriusque sexus cuius- 
cunque status uel ordinis exstiterint viui et defuncti elimosinas 
seu redditus annuos largientes siue eorum bona in testamento seu 
vltima voluntate relinquentes seu ordinantes inscribantur et eorum 
anniversaria quolibet anno in singulis capitulis generalibus cum 
vigiliis et missarum solennitatibus peragantur necnon eorundem 
memoria ad omnes confratres aliosque Christi fideles habeatur 
solennis. 

Tricesimo sexto. 

Item statuerunt et ordinarunt, quod quandocunque aliquis de 
dieta confraternitate decesserit, capitulum ipsum in rebus subserip- 
tis eidem succedere ac omnibus aliis heredibus defuncti ex testa- 
mento uel ab intestato succedentibus siue legatarum preferre de- 
beat quodque dietum capitulum huiusmodi res omnes et singulas 
apprehendere ac earum possessionem nancisci atque eas prout 
subseribitur, distribuere et personis subscriptis applicare libere 
valeat et possit, non obstante cuiuscunque contradictione seu im- 
pedimento. Et quod eciam nullus confratrum de dictis rebus ali- 
quam disposicionem siue ordinacionem inter viuos seu causa mor- 
tis facere possit, per quam huiusmodi capitulo ipso [sie] in litteris 
eisdem preiudicium fieri possit. Et si quidquam in contrarium per 
quemecunque fuerit attemptatum, 

[12.] ipso facto iritum sit et inane. 
Tricesimo septimo, 

Sunt autem res, in quibus capitulum succedere debet hee, 
que secuntur. Item primo: equus, sella, frenum, gladius, ocree, 
calcaria; item lectus, puluinar, cussinus, duo lintheamina, tegmen 
siue tepetum; item fusorium, peluis, mensale, mappa, cantrus, vas 
bibale, siue sit argenteum, siue non; item tunica, cappucium, lum- 


ı Um Rande biefes Paragraphen flieht von dem mehrerwähnten Gorrector bes 
16. Jahrhunderts: hactenus hoc statutum neglectum est. 


16 


basium, aut subtunica, aut lendarium, callige, camisia braca, scin- 
gulus, bursa, cultellus; et hec omnia esse debent de optimis per 
defunctum derelictis!. Nota. 

Item de predictis rebus capitulo in speciali debentur: equus, 
frenum, lectus, puluinar, tegmen uel tepetum. 

Item de iam dietis iuribus capituli decano cedunt fusorium 
et peluis aut cantrus et vas bibale, si non fuerit argenteum. 

Item camerario cedunt sella de equo, gladius et calcaria, cus- 
sinus, duo lintheamina et mappa. 

Item pedello cedunt cappucium, lumbasium, aut subtunica, 
camisia cum braca, callige, ocree, scingulus cum appendiciis vul- 
gariter „ain gurtelgemwand“ absque argento. 

In premissis omnibus et singulis dieti, decanus et confratres, 
potestatem, huius modi statuta et ordinaciones pro honestate co- 
modo et vtilitate communi dieti capituli cum superioris consensu 
et auctoritate augendi alternandi et immutandi, prout eis utile 
visum fuerit et expedire, specialiter reservarunt ete. In quorum 
omnium et singulorum fidem robur et testimonium premissorum 
presentes huius modi nostram confirmacionem et statuta in se con- 
tinentes exinde fieri sigillique nostri iussimus et fecimus appensione 
communiri. 

Datum et actum in ciuitate Constantiensi anno Domini 
millesimo quadringentesimo quadragesimo primo, Indietione quarta, 
mensis Mareii die quinta decima etc. 


[13.] Item statuerunt et ordinaverunt quod quilibet inofficians 
ecclesiam parochialem carentem rectore, quod omnes tales exsol- 
uant capitulo annuatim quinque solidos Hallensium tamdiu et quo- 
usque ipsi in eorum ecclesias inuestientur et depost obligantur 
et tenentur persoluere iura capitularia in refectionibus iuxta ta- 
xum ecclesiarum. 

Sunt? autem res, in quibus capitulum succedere debet hee, 
que secuntur. Item primo lectus puluinar, ceussinus, duo linthea- 
mina, tegmen seu tapetunı, item fusorium, peluis, mensale, mappa, 
cantrus, tunica seu pallium, capucium, lumbasium et calige et hec 
omnia debent esse de optimis per defunctum dereliectis. 





ı Bon einer fpäteren Hand bes 15. Jahrhunderts ficht am Rande: vacat. 
Der Gorrector des 16. Jahrh. fügte hinzu: per aliud statutum, quod illud immu- 
tavit, nempe: „ex eonsensu* incipiens [fiehe unten]. 

? Von dba eine andıre Hand bes 15. Jahrh. — Am Rande von diefer anderen 
Hand beigejeßt: vacat. 


17 


Item et postquam omnes tales res taxantur seu vendantur se- 
cundum valorem peceuniarum, tunc de qualibet libra hallensium 
cedunt decano XVIII hallensium et tottidem camerario, caligys 
tamen et lumbasio exceptis, que cedunt pedello. 

Et hoc statutum nouiter omnes confratres capituli decreuerunt 
et est statutum secundum ordinem tricesimum septimum et per 
omnes confratres capituli permutatum. 

Ex ' consensu vnanimi omnium confratrum capituli cappitula- 
riter congregatorum dominus decanus, camerarius et sex electi 
una cum aliis certis confratribus ad hoc specialiter ordinatis et 
deputatis prehabita prius matura deliberacione pro inmutacione 
statuti in ordine tricesimi septimi de successione sonantis, statue- 
runt et ordinarunt in hunc, qui subsequitur, modum. 

Primo ? statuerunt quod quilibet sacerdos cappitulariter ad 
duo capitula generalia circa festum ascensionis celebranda pro- 
xima det tantum pro redemptione mortuariorum, quantum dedit 
et sue ecclesie adscriptum est pro refectionibus maioribus, et cum 
hoc, ut predieta summa uidelicet data pro refectione et pro mor- 
tuariis computetur in libras, de qualibet libra ? 


[14.] hallensium tres solidos * .... in predictis duobus terminis 
debet exsoluere, de quibus tunc tempore tricesimi confratris defuncti 
decanus et camerarius eo tunc existentes sua habebunt iura uide- 
licet ipsi ambo equaliter de qualibet libra tres solidos halen- 
cium. 

Secundo ordinarunt, ut si contingeret aliquem confratrem 
capituli aut per modum permutacionis ac alias quomodocunque 
suscipere et acceptare beneficium curatuın in nostro capitulo idem, 
non obstante, quod de predicto primo beneficio exsoluebat refec- 
tiones et redemit mortuaria iuxta ordinacionem iam proximo scrip- 
tam, debet camerario nomine capituli in duobus proximis genera- 
libus capitulis, priusquam tale beneficium secundum suscepit, dare 
duplicem porcionem sue ecclesie, quam assecutus est ascriptam, 
vnam uidelicet per modum refectionis, aliam quoque per modum 


! Die nachfolgenden Beitimmungen find von [päterer Hand des 15. Jahrhunderis 
gefchrieben, die zugleih am Nande das Datum derfelben beifügie: Anno domini 1477. 

2 Aın Rande von gleiher Hand: 37 in arabifchen Ziffern. 

8 Beigefügt unten von dem Gorrector des 16. Jahrhunderts: Nunc hec summa 
quadripartita est in quatuor capitula generalia, ita vt quattuor terminibus 
[sic!] soluetur. 

+ Hier ift ein Wort ausrabdirt. 

Ardiv. XI. 


0 


18 


mortuariorum, iterum cum addicione ad quamlibet libram halensium 
trium solidorum halensium de quibus decanus et camerarius in per- 
actione sui tricesimi existentes pro iuribus suisa capitulo exoluentur !. 

Tercio ordinarunt, ut quilibet induciatus iuxta statutum no- 
strorum predecessorum annuatim det quinque solidos halensium 
pro refectionibus minoribus. Quo decedente per obitum pro mor- 
tuariis capitulum succedit, recipiet de suis derelictis bonis dupli- 
cem porcionem sue ecclesie adscriptam iterum cum addicione trium 
solidorum ad quemlibet [sic] libram ac si fuisset inuestitus. Nec mi- 
nus sed equaliter per cappitulares ei debent subsequi suffragia et ob- 
secraciones ac si fuisset inuestitus peragendo primum et septimum 
in expensis heredum et tricesimum in expensis capituli iuxta 
laudabilem consuetudinem introductam in loco sue ecclesie. Et si 
prouidisset per inducias duas uel plures parrochias, non de vna 
tantum, sed de singulis, quas prouidit, ecclesiis taxam et porcio- 
nem, ut supra, capitulum recipiet. Reliqui uero capitulares, qui 
non in illa parte, vbi sua situatur ecelesia, sunt, omnes et singuli 
obligantur ad legendum tres vigilias et celebrandum tres missas 
in locis suarum ecclesiarum. 

Quarto statuerunt, quod si quis confratrum curatorum aut per 
mutacionem aut per resignacionem amitteret suum beneficium, 
moram tamen habitacionis in aliqua caplonia ac alias infra tamen 
limites cappituli habuerit et ita decesserit per obitum, sacra fiant 
pro eo, ac si curatus adhuc esset, celebrando tricesimum in loco, 
vbi habitauit, per confratres partis capituli eiusdem, si autem ex- 
tra limites cappituli moram duxerit, et ita decesserit, nolumus ob- 
ligare ....?, ut praescribitur celebranda suffragia in loco, vbi 
habitauerit, sed quilibet con-°....... 


[15.] Item nota refectiones ecclesiarum capituli Rout- 
wil siue Oberndorff ab antiquis registris per me Ny- 
colaum Bung decanum pretacti capituli resumptas 
anno domini millesimo quadringentesimo quadrag& 
simo primo prout sequitur. 
In parte Rowwil: Summa integra mortuariorum ', 
Item ecclesia eiuitatis Routwil dat 4'/, flor. — 151/, 1b 6 hallenses. 


! Bon demjelben Gorrector beigefügt rechts 38 und links: Jam dat solvm tot, 
quot dat singulis annis in consolacionibus ad communem vtilitatem capituli. 
actum uero 1524. 

? Erloſchene Stelle. 

’ Von bier an ift ein, bezw. find zwei oder noch mehrere Blätter ausgerijjen. 

Später, wohl von berfelben Hand, wie vorhin, vom Jahre 1477, wurbe auf 


19 


Item vetus villa Routwil 2 florenos. — 6'/, 1: 8 ß. 
Item Gösslingen 3 florenos. — 10 1: TR. 
Item Tüsslingen 3 florenos. — 10m 7. 
Item Tunningen dat 2'/, florenos. — 8!/, ib 21/, 6. 
Item Schrandperg et Sulgen 2 florenos. — 6'/, 15 8 £. 
Item Stetten 21/, florenos. — 8'/, tb T',y $. 
Item Touchingen 2 florenos. — 6'/, tb 8 ß. 
Item Cappel dat tres partes floreni. — 2', » 189 h. 
Item Nüwahusen dat vnum florenum. — 319 f. 
Item Neckerburg 1?/, florenos. — 5 tb 3'/, 6. 
Item Zella Marie dat 2 florenos cum quarta parte floreni. — 
7a „R ASG3h. 
Item Vischbach 2 florenos. — 61/, tb 8 . 
Item Sunthain dat vnum florenum. — 3 tb 9 ß. 
Item Nünkirch dat duos florenos. — 6'/, tb 8 6. 
[16.] Item Villingen dat 2 florenos. 
Item Dietingen dat 2 florenos. 
Item Wylerspach 1?/, florenos. — 5 1b 38 6 h. et 1 !5 pedello. 
Item Äschach superior 2 florenos. 
Item Äschach inferior 2'/, florenos. 
Item Schabenhusen dimidium florenum. 
Item Büchinberg dimidium florenum. * 
Item Frittlingenn. 
Item Welladingen. 
Item Herrenzimbern curata capellania. 
Item Seedorph curata capellania. 


Item in parte Oberndorf. 


Item ecclesia ciuitatis Oberndorff dat 3 florenos. 
Item Epffendorff 3 florenos. 
Item Dornhan 3 florenos. 
Item Lydringen 3 florenos. 
Item, Waltmessingen 3 florenos. 
Item Glatte 3 florenos. 
Item Bochingen 2 florenos. 
[17.] Item Trüchtingen 2 florenos. 
Item Zymmern Marscalli 2 florenos. 





bem Rande, parallel mit ben Drtsangaben, die Summa integra mortuariorum 
angegeben. 
* Folgende vier Orte find nach der Schreibweije ungefähr in ben Jahren 1600 
bis 1650 beigefügt worden. 
2» 


20 


Item Houchmessingen 2 florenos cum quarta parte floreni. 
Item Rötenberg dat 2 florenos. 

ltem Zella Petri 2 florenos. 

Item Flürn dat 2 florenos. 

Item Prendin 2 florenos. 

Item Bettenhusen 2 florenos. 

Item Brütthain 2 florenos. 

Item Bösingen dat 2 florenos. 

Item Wittersshusen 2 florenos. 

Item Aystaig dat 1'/, florenos. 

Item uilla Oberndorff dat tres partes floreni. 
Item Hairhusen dat quartam partem floreni. 


[18.] In parte vallis. 


Item ecclesia ciuitatis Husen dat tres florenos. 

Item Gütach 1'/, florenos. 

Item Kürnbach vnum florenum cum quarta parte floreni. 
Item ecelesia ciuitatis Wolffach 3 florenos. 

Item Schiltach 2 florenos. 

Item Hornperg 2 florenos. 

Item Wolffach superior 2 florenos. 

Item Scappach 2 florenos et quartam partem floreni. 
Item Schonach siue Tryberg 2 florenos. 

Item Schönwald 2 florenos. 

Item Luterbach 1?/, florenos. 

Item Valkenstain vnum florenum, 

Item Schönberg vnum florenum. 

Item Rossperg 1'/, florenos. 

Item Schenckenzell 1'/, florenos. 

Item Reinhartzöwe dimidium florenum. 

Item Sanctus Romanus dimidium florenum. 

Item Nussbach 2 florenos '. 


[19.] Fiat memoria omnium confratrum nostri capituli 
defuncetorum et nobis commissorum; et primo illo- 
rum, qui se commendauerunt nostre confraterni- 
tati cum svis annuis censibus et redditibus, prout 
sequitur. 


Dominus Alberhtus Bütelspach ? decanus ecclesie Constanciensis 


! Diefer Ort ift ebenfalld erft in den Jahren 1600—1650 beigefügt worben. 
? Albrebt von Beutelsbach (Ichwerlid dem Ortsadel von Beuttelsbach bei 


21 


et rector ecclesie parochialis in Routwil legauit quinque libras 
hallensium perpetui census, cuius anniuersarius dies celebratür 
feria tercia post festum ascensionis domini nostri Jhesu Cristi. 

Item nobilis domina Agnes de Hohengeroltzegke' legauit di- 
midium florenum perpetui census. 

Item Nicolaus Wernherin de Oberndorff camerarius huius capi- 
tuli? et plebanus in Lydringen legauit 8 ß hallensium perpetui census. 

Item dominus Johannes Mayer de Dornhain rector ecclesie 
in Prütthain legauit 7 ß hallensium perpetui census. 

Item dominus Conradus Mässlin? de Routwil legauit vnam 
libram hallensium perpetui census. 

Item dominus Theodoricus Mayer de Trossingen * rector ec- 
clesie in Tüsslingen legauit vnam libram hallensium p. ce. 


Echorndorf angebörig) war in ber Zeit vom Jahre 1381 bis zu feinem Tode im 
Sabre 1416 Stadtpfarrer von Rottweil. Unterm 2, December 1381 urfundet und 
verbürgt er ſich mit Anderen, als bie Patronatsherren zu Heiligkreuz in Roltweil, 
Burkart und Ulrih von Neuneck, Brüder, ben Kirchenſatz an ber genannten Kirche 
dem Epital zu Rottweil um 200 15 H. käuflich überließen. Siebe Glatz, Regeften 
zur Gefchichte der vormaligen Neichsftadt Rottweil und des oberen Schwarzwalbes 
in: „Neue Mittheilungen des archäologifchen Vereins in Rottweil.“ Rottweil, 1873. 
Nro. 112. — Am Jahre 1410, 10. Auguft, Tieß er fih in das Bürgerrecht ber Stabt 
Rottweil aufnehmen. Ebendaſ. Nro. 183. — Im Jahre 1416, 15. Juni, war er 
bereits mit Tob abgegangen. Ebendaf. Nro. 196. — Kurz vor feinem Tode in Con: 
ftanz fliftete er zum Gapitel Mottweil einen Zahrtag mit 120 1 H. unter ber au 
drücklichen Beſtimmung, daß, wenn der Jahrtag vom Gapitel nicht gelefen werde, er 
an bie Stabdtpfarrei Rottweil falle. Ebendaf. Nro. 200. 

t Diefe Agnes von Hobengeroldsed (Sulz) war die GSemablin Heſ— 
fens von Ufenberg fchon vor dem Jahre 1376 und urfundete noch im 9. 1404. 
©. Schöpflin, Historia Zaringo-Badensis III, 466 $ 9. Pragmatiſche Gef. 
bes Haufes Geroldseck. Frankfurt 1766. ©. 44. 

2 Diefer Werner bat als Kammerer bes Gapiteld Rottweil unterm 12. April 
1418 die Jahrtagsfiftung Alberts von Beutelsbah mit 120 15 9. H. in Empfang 
genommen. ©. Glatz a. a. O. Nro. 200. Im Jahre 1424, 22. Febr. — 19. Sept. 
urfundet er noch als Kammerer bes Capitels Rottweil und als Pfarrer in Leidringen. 

3 Diefer Konrab Mäplin Tebte im Jahre 1405 als einfacher Priefter zu 
Rottweil, aus einer alten Bürgerfamilie daſelbſt entiprefien, und faufte im gedachten 
Sabre, 25. Auguft, in Gemeinfhait feines Bruders Hans und feines Schweiter: 
mannes Jakob Wirt von dem Freiherrn Hans Pfufer und deſſen rau, Elſa von 
Srafened, die Veſte Granegg und das Dorf Niedereſchach (badifcher Bezirk Villingen) 
um 1700 rhein. Gulden. S. Glaß a. a. DO. Nro. 169, Über „die Möflin, Bürger 
zu Rottweil“, |. Fangen, Beiträge zur Gefchichte der Etabt Nottweil, 1821. ©. 
376—377, 

+ Die Mayer von Troffingen, O.A. Tuttlingen, find ein bis in bas 14. Jahr: 
bundert bineinreichender Tanbfäßiger Adel, geſeſſen in Troffingen. Im Sabre 1417 
hatte Theodor Mayer von Troffingen, Kirchherr zu Deißlingen, ein Haus im 


22 


Item dominus Hainrieus Hächler de Routwil legauit vnam 
libram hallensium p. ce. 


[20.] Item dominus Johannes Räpplin et dominus Conradus 
de Aichhalden legauerunt vnum maltrum tritici p. c. 

Item dominus Eberhardus Faiss legauit pro se et suis ante- 
cessoribus vnam libram hallensium p. c. 

Item dominus Johannes Haigerloch legauit pro se et suis 
antecessoribus 8 ß hallensium p. c. 

Item dominus Wernherus Wernerhin de Oberndorff rector 
ecclesie in Zella Marie legauit vnum modium tritiei perpetui census. 

Item dominus Johannes Säy de Oberndorff legauit pro sa- 
lute anime sue patris et matris fratrum sororum antecessorum et 
successorum suorum 8 ß perpetui census, et est promissus con- 
frater. 

Item dominus Nycolaus Funck de Sultz legauit 5ß p. c. 

Item dominus Johannes Wagner, rector ecclesie in Rossberg 
legauit pro se et antecessoribus suis öß hp. c. 

Item dominus Conradus Sculteti recetor ecclesie in Sunthain !, 
legauit 7 6 h. p. c. 

Item dominus Bertholdus Schnider de Höhenberg rector ec- 
elesie in Dietingen ? legauit 10 ß hp. c. 

Item Clausen Büchlers vnd Hansen sines brüders ab Kübach 
vnd ir baider husfrowen vnd jr aller vatter vnd mütter vnd kind 
hond gesetz 6 ß perpetui census°. 


[21.] Item* frater Andreas Waldkirch de Logingen’ capel- 
lanus seu confessor sanctimonialium cenobii in Oberndorff ordinis 
beati Augustini legauit pro se patre et matre sorore antecesso- 
ribus et successoribus et benefactoribus suis 8 solidos hallensium 
perpetui census. 





— — — 


St. Johannſer Ort in Rottweil. Über „die Mayer von Troſſingen“ ſ. Langen 
a. a. O. ©. 377. Im Jahre 1477 war ein Albrecht Mayer Caplan zu Et. Balen: 
tin in der Heiligfreuzfirche zu Nottweil. Glatz a. a. O. Nro. 345. 

ı Sept der Sonthof bei Zepfenhan, D.:U. Rottweil. Siehe Schmid, Ge: 
ſchichte der Grafen von Zollern-Hohenberg. Etuttgart 1862, Seite 21 und 29, 
DOberamtsbeichreibung Rottweil 1875. S. 551. 

2 Wohl ein Vorgänger diefes Berthold Schniber ift ber Kirchherr zu Dietingen 
Hans Kunlin, welder am 12, Februar 1405 einen Garten zu Epfendorf kaufte. 
Eiche Glatz a. a. O. Nro. 169. 

s Diefer Eintrag ift erfl etwa vom Jahre 1480. 

* Bon gleicher Hand, nur etwas fpäter, als ber übrige Tert vom J. 1441, gefchrieben. 

® Lauingen an ber Donau. 


” 


23 


Item ! Petrus Mutscheler de Oberndorff legauit pro se uxore 
sua Anna antecessoribus et successoribus suis 4 ß h perpetui 
census anno 43°. 

Item Aimlin Ulins von Rotwil zwayer ir huswirt irs vat- 
ters ir müter aller ir kind ir vorder vnd ir nachkomen händ ge- 
setzt vmb ir aller selhail willen 4 ß h perpetui census ann 
48 *.. | 

Item * Conrat Widmars säligen von Beffendorff hussfrow vnd 
sin erben hond geben 5 guldin vmb siner sele hails willen die von 
sinen wegen ze bessrung wurden geben das wir darvmb söllen 
öwig gült kouffen zü dess selben Conrat Widmars säligen järzyt 
das alss öwenklich nun fürohin zebegönd. 

Item Ällin Lönlins ain clossnerin ze Bochingen haut gesetzt 
vnd geordnet vmb siner sele irs vatters ir müter vnd aller ir 
vordern vnd nachkomen selen hails willen 5 fi h. 

Item® dominus Johannes Kürner rector in Rosenfeld legauit 
6 ß pro se patre et matre et benefactoribus. 


[22.] Item dominus Nicolaus Villinger primissarius in Lidrin- 
gen legauit 5 ß h. pro se patre et matre et benefactoribus. 

Item ® Bentzen Dornhains von Rötwil vnd dryer siner huss- 
frowen aller irer vätter vnd müter vnd aller ir kind vorderen vnd 
nachkomen legauit 3 ß perpetui census. 

Item dominus Conradus Hugo Läwin de Rösenfeld rector 
ecclesie parochialis in Brütthan donauit seu dedit decem libras 
hallensium in prompta pecunia pro emendis perpetuis censibus 
capitulo pro anniuersario parentum suorum antecessorum succes- 
sorum benefactorum et sibi commissorum. 

Item dominus Johannes Hügeller canonicus in Hörw olim 
plebanus in Waltmessingen ac camerarius nostri capituli pro se 
et parentibus suis scilicet Bentz Hugen et Adelhaidi uxore et 
progenitorum eorundem de Rümlissdorff legauit pro anniuersario 
celebrando et memoria solemniter peragenda vndecim florenos. 

Der ersamen Hannsen vnd Peters der Winmann gebrüder 
burger tzü Routwil vnd ir vatter vnd müter vnd aller ir aller 





! Diefer und ber folgende Eintrag ift wieder von anderer, gleichzeitiger Hand. 

: 3 Nämlidy 1443, 

+ Gefchrieben wie ber folgende Eintrag um’s Jahr 1450. 

> Eintrag vom Jahre 1500; desgleichen die nächftfolgende Stiftung. 

& Diefe und bie nächſtfolgenden drei Stiftungen find um das Jahr 1460 ein— 
getragen. 


24 


kind vorfarenden vnd nachkomend vnd aller der den sie güts 
schuldig sind gesin die hond gesetzt vmb ir aller selen hails willen 
5 ß h. perpetui census. 

Item Michel Rüflin von Noppnow ! vnd Kathrin sin husfrow 
vatter vnd mütter vnd kind hond geben 3 ib,h ewig zins darvmb 
küffen 2, 

[23.] Item ® Lügga Wirtin et Johanes Wirt* pater eius et 
Elizabeth Vngealterin vxor prefati Johannis Wirt de Routwil 
legauerunt 5 solidos et 30 oua perpetui census. 

Item domina Anna de Westernach’ legauit pro se et suo 
marito domino Conrado Fülhin ® milite et pueris eorundem uide- 
licet domino Hainrico Fülhin milite filio et duabus filiabus 7 ß 
hp. c. 

Itenı Margareta Kantzlerin et Johannes Aulberin maritus eius 
cum duabus filiabus eorum seilicet Elizabeth et Anna legauerunt 
Teh.p.c. 

Item Aulberus de Gypchen’”’ armiger et Clara de Schnellin- 
gen uxor eius legauerunt vnum florenum p. c. 

Item Margaretha Stempffin prioriss« in Wyckten et Marga- 
retha de Westhöffen et Vrsula von Märle sorores ibidem legaue- 
runt dimidium florenum p. c. 

Item Margaretha Habrerin legauit pro se suis predecessori- 
bus et successoribus 3 ß h p. c. 

Item Johannes Schnider ain pfründer zü Alperspach legauit 
Sßhp. c. 

Item priorissa et conuentuales domus in Bochingen legauerunt 
pro se et antecessoribus et successoribus suis 5 ß hp. c. 

Item® Katherin Zellerin vnd irs mans vatter vnd mütter 
vnd kind vnd allen gelöbigen sölen legarunt 3 ß hir perpetui 
census. 


1 Oppenau in Baden. 

? Diejer Eintrag ift etwa vom Jahre 1450. 

3 Diefe wie die folgenden fieben Stiftungen find wieder von ber Hand bes Yab- 
res 1441. 

+ Wirt f. Langen ©. 397. 

5 Bairifh. Bez.A. Mindelheim. 

s Ein Ahne der befannten Freiherren Böhlin zu Illertiſſen. 

? Aulbert Gypchen, bejien Familie in Marfchalkenzinnmern O.“A. Sul; Be: 
figungen hatte, heirathete die Glara von Schnellingen im Jahre 1399 und Tebte noch 
im Sabre 1448. 

8 Gintrag vom Qabre 1480. 


25 


[24.] Item Berhtoldus Mayer de alten Oberndorff et Willa 
vxor eius legauerunt pro se antecessoribus et successoribus eorum 
3!,ß6hp.e. 

Item Nycolaus Yler de Rütin ob Oberndorff et vxor eius 
Alla Hütschin legauerunt pro se antecessoribus et successoribus 
eorum 5ß hp. c. 

Item Wernherus Sattler alias Bader de opido Oberndorff et 
vxor eius Anna legauerunt pro se predecessoribus et successori- 
bus.eorum 5ß hp. c, 

Item Adelhaidis de Binsdorff collegiata in superiori collegio 
Oberndorff legauit pro se predecessoribus et successoribus suis 
4 ß hir perpetui census. 

Item Anna inclusa in ueteri uilla Oberndorff et Adelhaidis 
Empffingerin et Katherina Ladenmennin sorores eius et conuen- 
tuales eiusdem domus legauerunt pro se antedecessoribus et suc- 
cessoribus earum 4ß hp. c. 

Item fröw Margarethen Kantzlerinen von Routwil und Bär- 
thilin Kantzlers irs husswirtes vnd Hannsen Kantzlers ir beider 
sun aller ir vordern vnd nachkomen die hond gesetzt 4'/, ß 
hir p. ce. , 

Item ? Jungkher Hanns Gaisslin ain pfründner zü Wittichen 
vnd Elizabeth sin hussfröw hönd geben 3 guldin für 41/, lib. 
haller das man darvmb sol köffen öwig gült zü ir baider vnd 
ir vatter vnd müter vnd aller ir vorder vnd nachkomen järzytt. 

Item ® Petter Rösch burger zü Oberndorff haut gesetzt 3 lib. 
hir zins darvmb ze küffen. 

[25.] Item* Hannsen Häcken von Routwil siner hussfrowen 
vnd ir baider vatter vnd müter vnd ir aller kind vnd geschwüster- 
git vnd dess benempten Hannsen Häcken kellerinen aller ir vor- 
deren vnd nachkomen die hond gesetzt 8 ß h perpetui census. 

Item Hörman uff dem Schönbach vnd Adelhaid sin hussfröw 
ir kind all ir vordern und nachkummen die hond gesetzt durch 
aller ir selen hailes wilen 3 ß hir perpetui census. 

Item Herrman ab dem Rümershorn sin hussfröw sin sune 
Klaus vnd andrü irü kind all ir vordern vnd nachkomen die hond 
gesetzet durch aler ir selen hailes wilen 8 ß h geltes p. c. 





! Diefer und bie folgenden fünf Einträge find wicder von ber Hand bes J. 1441. 
® Eintrag vom Jahre 1460, 

? Eintrag vom Jahre 1480. 

’ Von ber Hand des J. 1441; besgleichen bie zwei nächſtfolgenden Stiftungen. 


26 


Item { fröw Vrsel Mäslis von Rötwil vnd Jacob Wirts irs 
mans vatter vnd müter vnd aller ir fründ hant gesetzt 41, ß h. 
uss der wis zü der schönen aich. 

Item Bentz Vogel von Künbach eius vxor et Conradus fili- 
aster et vxor successores et antecessores, qui legauerunt 4 ß 
hp. c. 

Item Vlrich Mensierer gesessen zü Oberndorff vnd sin huss- 
fröwen hannd geben 5 lib. haller, das man darvmb sol köfen öwig 
gült zü ir vnd ir baider vatter vnd müter aller ir vorder vnd 
nachkomen järzytt. 

Item ®? Burckhart Fürer kirchher zü Rosberg haut gesetz 
dem cappitel 5 guldin zins darımb ze küfen. 

Item her Petter Scherer von Routwil ain caplon zü Triberg 
haut geben aim cappittel 10 guldin darvmb zins ze kouffen. 


[26.] Item Bertholdus Bühler de Schenkenzell et vxor eius 
Vrsula pater et mater et antecessores et successores legauerunt 
5 ß him perpetui census pro salvte omnium ipsorum animarum. 

Item dominus Johannes Seler cappellanus in Wannenthal 
legauit capitulo pro salvte anime sue patris et matris amicorum 
suorum 5 ß him perpetui census. 

Item Hainrich Ungmach von Höhmessingen vnd Gera sin 
husfröw hönd gesetzt 4 ß Hlr ewiger gült für sie vnd ir vatter 
vnd müter. 

Item Auberlin Dräger alias Lang de Oberndorff legauit qua- 
tuor libras him ad emendum perpetuos census in anniuersario 
svi parentum antecessorum et successorum. 

Item Johannes Brun et vxor eius de Bochingen legauerunt 
4 ß hlim in anniuersario antecessorum et successorum de quo- 
dam agro. 

Item Jacob Zehender vnd sin vatter vnd müter vnd aller 
siner fründ haut geben ain stier für 3'/, gulden. 

Item Johannes uff Bühel zü der halben myl et Anna vxor 
eius legauerunt pro se et pueris svis et parentum ipsorum et 
antecessorum et successorum suorum 5 ß him perpetui census 
pro svo anniuersario capitulo. 

Item dominus Hainricus Mollitoris de Betziswiler plebanus 


ı Diefe und bie nächſten zwei Stiftungen find um bie Jahre 1460—1470 eine 
getragen worben. | 

? Diefer und alle folgenden Einträge find aus dem legten Viertel bes 15. Jahr: 
hunderts von mehreren Schreibern beigefügt. 


27 
in Schenckenzell legauit pro se patre et matre uidelicet Johanne 
et Brigida Mollitoris et svis fratribus uidelicet Berchtoldo et Cün- 
rado Mollitoris et Jacobo Hafners de Dornhain et Johanne Brot- 
becken de Oberndorff et amborum vxorum et omnium: parentum 
antecessorum et successorum suorum 6 ß h perpetui census. 

Item Claus Fuchs ain brüder zü Wickchten hat geben 2 
gulden darvmb zü küffen 3 ß h ewigs zins. 


[27.] Item frow Anna gebohren von Ramsperg Junkher 
Michels von Ow eliche husfrow, haut geben den herren des cap- 
pitels ain schlayer owig gult darrmb ze köffen. 

Item Auberlin Hauck zü Oberndorf haut geben 3 ß ewigs 
zins für sich sin husfrow vnd für sin tochter vnd für jr baider 
vatter vnd mütter. 

Item dominus Andreas Harer '! decanus ac rector in Obern- 
dorf dedit sex libras hallensium pro se et svis amicis ac benefac- 
toribus ad emendum census perpetuos. 

Item der edel. vnd streng herr Cünrat von Stain von Stain- 
eck Ritter vnd Sophya von Uffenloch sin eliche husfrow vnd 
junckher Cünrat von Stain von Staineck jr sun vnd frow Sidlin 
von Wernnöw sin eliche husfrow vnd jre kind vorfaren vnd nach- 
kumen. Öch junckher Schwenniger von Wernnör vnd frow An- 
nen von Tanhain sin eliche husfrow hond gesetzt 8 ß haller zü 
ainer Öwigen jarzit dem cappittel uss sinem obernhuss zü Obern- 
dorf gaut sunst nüntzit uss. 

Item Agnes Götzin Berchtold Götzen vnd Elss sin husfrow 
jr vatter vnd müter habend gesetzet 5 ß hir oewigs zinss. 

Item Claus Rempp von Fluorn haut geben für sich vatter 
vnd müter 5 lib. hir ewig zins darvmb ze küffen. 

Item Hans Elser von Lidringen vnd Katherina Mookerin 
sin hussfrow vnd ir baider vatter vnd mütter vnd ire kind hond 
geben 4 lib. hir darvmb ze küffen oewig zins. 

Item Hans Geltinger vnd Elsbeth Mutzin sin eliche husfrow 
vnd ir baider vatter vnd mütter vnd Hansen Mutzen der vorge- 
nanten 


[28.] Hansen Geltingers vnd siner husfrowen brüders vnd schwa- 
gers vnd Cünratthen Herrenbergs derselben Elsbethen Mutzin 
vorrigen husswirtz sölligen vnd her Petter Herrenbergs irs brü- 





ı Am 3. März 1475, Oberndorf, ftiftet Andreas Haurer, Stadtpfarrer zu St. 
Remigius in Oberndorf, ein Benefiz zu St. Michael daſelbſt. Eiche Glatz, Re 
geften a. a. O. S. 112, Nro. 342. 


25 


ders vnd schwagers sölligen vnd Cünratthen Hörrenbergs des 
eltern vnd Claren Tod siner husfrowen jr baidter vatter vnd mü- 
ter die habend geben 6 lib. hir oewig zinz darvmb zeküffen pro 
anniuersario. 

Item Jörg Clarer von Schiltach vnd sin husfrow Gidlin hond 
geben 3 lib. hir oewig zins darvmb ze köffen. 

Item Hainrich Büchler vxor Ellin et Cünradi Büchler fratris 
et vxoris Margret parentum eorum antecessorum et successorum 
legauerunt 3 ß. 

Item Claus Huttenbach uss dem Richenbach vxor Magdalena 
parentum antecessorum et successorum legauerunt 4 ß. 

Item Barbara Mollin dedit 2 guldin ad emendum census 
perpetuos. 

Item Cünrat Lüghart der alt vxor Margret, Hans Lüghart 
der alt vxor Katherina, Hainrich Lüghart vxor Endlin, Cünrat 
Lüghart der jung vxor Barbara et successores legauerunt 14 ß 
minus 3 hlr. 

Item frow Clara Lasserin ain closerin zü sant Niclaus ze 
Rötwil vnd ir vatter vnd mütter vnd geschwistergit dedit 3 ß 
perpetui census. 

Item dominus Thomas Schriber de Rosenfeld camerarius et 
plebanus jn Lidringen legauit pro se et patre Burckhardo Schri- 
ber et matre Brigida Seburgerin successoribus et benefactoribus 
10 ß perpetuis censibus. 

[29.] Item Jörg Müller von Flürn vnd Endlin sin husfrow 
hond gesetz aen cappittel für sich vatter vnd mütter vorfarend 
vnd nachkumen 6 ß p. c. 

Item dominus Cünradus Hüseller capellanus apud sanctum 
Michahelem in Rötwil anniuersarium legauit pro se 3 ß p. c. 

Item Berchtoldus Cantzler dedit 2 gulden ad emendum p. c. 

Item Dorente Gunninger de Routwil legauit pro se patre et 
matre et pueris fratrum et sororum 3 ß p. c. 

Item Clöslin Müller von Flürn seshaft zu Hochmessing dedit 
pro se et parentibus vxoribus et pueris nec non et parentibus 
eorundem et antecessorum et successoribus 9 ß p. c. 

Item Hainricus Bomer et Elsa vxor et Kathrina Kürsanarin vxo- 
res legauerunt pro se et parentibus successoribus et antecessoribus 4 ß. 

Item Hans Widmar von Beffendorf vnd Anna sin husfrow 
ouch ir baider vatter vnd mütter Volrich Grüber Anna obgenann- 
ter ietziger man vnd sin vatter vnd müter vnd Cristan Widmars 
vnd Hansen Schererss von Veringen dederunt 5 guldin. 


29 


Item Auberlin Schörlin von Horw vnd Barbara Schwickerin 
von Sultz vnd Anna Retthaberin Auberlis erste husfrow ouch 
von Hörw vnd her Hansen Schörlins ains pristers Auberlins ob- 
genannt brüders vnd ir aller vatter vnd mütter für sy alle haut 
Auberlin vnd Barbara gesetzt vnd gestift ain halben gulden oewigs 
zins onablössig ist sol amem techen oder camereren uffs capittel 
ze Schiltach gevallen järlich. 

[30.] Item dominus Anthonius Diessenhoffer cappellanus apud 
sanctum Nicolaum Rötwile dedit 6 florenos in prompto pro fra- 
ternitate. 

Item Hans Ott ain müller zü Wintzlen legauit pro suo anni- 
uersario cappitulo 5 ß perpetui c. 

Item Hans Raumung legauit pro suo anniuersario 4 ß p. c. 

Item Hans Brun von Boll vnd sine baid husfrowen Endli 
vnd Margret vnd aller ire vatter vnd mütter vnd ire kind legaue- 
runt 4 ß perpetui census. 

Item dominus Waltherus Stainwand plebanus in Bochingen 
legauit pro suo anniuersario parentum antecessorum et benefacto- 
ribus 5ß p. c. 

Item Anna Pflumers Cünrat Vischers von Bern vnd zwayer 
ir elichen man ir aller vatter vnd mütter vnd geschwisterigitt le- 
gauerunt 5 ß perpetui census. 

Item dominus Lazarus Foln plebanus in Epfendorf et cappel- 
lanus ecclesie maioris Constanciensis dedit capitulo 2 gulden in 
prompto. 

Item Agnes Wittendorff dedit 4 gulden ad emendum perpe- 
tuos census pro se patre et matre et pro fratribus Claus Cünrat 
et sororibus Lüga Vrsula Margreta et Brigida. 

Item dominus Cünradus Würer plebanus in Nünkilch legauit 
pro suo anniuersario et patre et matre Hans Würer, Endli Würer 
et pro fratribus dominus Johannes Würer ain confentherr zü sant 
Peter ordinis Benedicti herr Hans Wernher et Bartholomäus, 
Petter, Steffan et soror Clara 7 ß perpetui census. 

Item Ludwicus Müller de Berckfeld legauit pro se et pro sva 
vxore Anne et pro parentibus eorum 5 ß perpetui cen. 

[31.] Item Hans Fink de Wintzla legauit pro se et vxore 
sva et filia Katherina et pro parentibus eorum 4 ß perpetui census. 

Item Peter Strütter legauit pro se et vxoribus Betha et End- 
lin 4 ß Et pro parentibus eorum perpetui census etc. 

Item es ist jarzit Johannes Wügerly von Winterthur vnd 
Bärbala Mälerin siner ersten elichen husfrowen vnd herr Hannsen 


30 


Wügerlin prister ir beder elicher sun, ouch Anna Xellerin siner 
anderen eelichen husfröwen vnd Cünrat Pfläghars der genanten 
Anna Xelleri erster elicher mann gewesen vnd ir aller vatter vnd 
mütter kind fründ säligen selen haut er geben an barem gelt vier 
pfund haller für 4 schilling ewigs zins vnd gelts. 

Item ' Remigius Wagner de Schilltsch et Magdalena vxor eius 
dederunt 4 lib. pro emendis quatuor ß censu annuali. 

Item dominus Michahel Burckatz capellonus in Welladingen 
pro se et parentibus uidelicet Johanni Burckatz et Barbare Stai- 
mers et omnium antecessorum et successorum et benefactorum suo- 
rum dedit novem libras hallenceium ad emendum census annuales. 


[32.] Item Barbara Munigers de Pfullendorf pro se et svis 
parentibus uidelicet Jörgen et Elisabeth et omnium suorum fra- 
trum et sororum ac antecessorum et successorum benefactorum 
dedit quatuor libras hallensium ad emendum census annuales. 

Item Vrsula Vlrichs von Irslingen vnd Hans Hörlers ir hus- 
wirt, Hans Linders vnd Ennlin Vlrichs jr vatter vnd müter vnd 
alle jre vordern hond geben vmb jr selen hail wilen 3 ib h jär- 
lichen zintz darvmb ze köffen. 

Sub me Johanne Pfeiffer plebano in Düsslingen dechano ? 
dominus perdoctus ac uenerabilis magister arcium Conradus Voln 
olim pastor in Tunnyngen ac huius capituli spectabilis dechanus 
nunc uero temporis pastor in Wolmendingen ad perpetuam me- 
moriam nostrum capitulum dotauit septem florenis ad emendum 
census annuales tercia feria post Jubilate anno 1555. 

Dominus perdoctus ac uenerabilis magister arcium necnon et 
sacre theologie licentiatus Vincentius Hartweg olim pastor in 
Rotwil ac eiusdem capituli tuno temporis spectabilis dechanus 
nunc uero temporis pastor in Yberlingen nostrum capitulum do- 
tauit sex coronatis aureis ad perpetuam memoriam ad emendum 
census annuales. Septimo Iduum Decembris anno 1556. 


[33.]? Uenerabilis ac pius dominus Joannes Boller olim 
rector ecclesie in Diettingen huius capituli cammerarius tunc uero 
temporis caplanus in parochiali eccelesia sancte crucis Rötwil super 


! Diefer und die folgenden drei Stiftunggeinträge find aus dem Anfang bes 
16. Jahrhunderts. 

2 Johann Pfeiffer war noch im Jahre 1574 Decan. Giehe dejien mündlichen 
Bericht über das Capitel Rottweil in Zeitfchr. für bie Gefch. bes Oberrh. 25, 175. 

Zwiſchen S. 32— 35 find fünf Pergamentblätter ausgefhnitten, von denen 
cin Meines oberftes Stüd dieſe Boller'ſche Etiftung enthält. 


31 


altare beate Verene virginis dotauit ad perpetuam sue anime 
memoriam capitulum nostrum sex florenis ad emendum census 
annuales feria tertia post Exaudi anno salutis 1558. 


[35.] ? Nomina confratrum defunctorum. 


Item Anno decanus, rector ecclesie in Hairhusen. 
Item Lutzmannus, decanus, rector ecelesie in Oberndorff. 
Item Nicolaus Hass? decanus, plebanus in Waltmessingen. 
Item Johannes Tünöwer, decanus, rector ecclesie in Glatte. 
Item Jacobus Aulberi ?, decanus, rector ecelesie in Routwil. 
Item dominus Martinus Hummel, decanus, et rector ecclesie 

Routwil. 
Item Johannes Molitoris camerarius, plebanus in Dornhan. 
Item Bruno de Kürnegk, rector ecclesie in Tunningen“. 
Item Johannes Reckenbach, rector in inferiori Wolffach. 
Item Melchior de Kürnegk, rector in Tunningen. 
Item Fabianus, plebanus in inferiori Äschach. 
Item Johannes Cünlin, rector in Dietingen >. 
Item Conradus Ruch, rector in Nünkirch. 
Item Nycolaus Müller, rector in Valkenstain. 
Item Conradus Messing, rector in Schiltach. 
Item Johannes Summerbeck, rector in Husen in valle. 
Item Johannes Vogel, rector in Hornberg. 
Item Johannes Schwartz, rector in Rossberg. 

[36.] Item Johannes Horger, plebanus in Aystaig. 
Item Syfridus Übellin, reetor in Schömberg. 
Item Johannes Mayer, rector in Prendin. 
Item Johannes Wolff, plebanus in Gösslingen. 
Item Conradus Frecher, rector in Stetten. 





1 Bon da an wieder bie Hand bes Jahres 1441. 

? „Hafe* jchlichtet als Pfarrer in Waldinejfingen und Decan bes Capitels Rott: 
weil in Gemeinihaft des Pfarrers Hächler in Neufich einen Streit des Pfarrers 
Rudolf Lämlin in Epfendorf mit feiner Gemeinde. Perg.:Drig. vom 30. September 
1396 im Staatsardhiv zu Stuttgart. 

3 Papfi Martin beauftragt dieſen Alber, Stabtpfarrer in Rottweil, die Rechte 
und den Beſtand feiner Pfarrei energisch zu wahren, 4. März 1418, Armbruſterbuch 
IV, 1. ©. 5 im Stadtarchiv zu Rottweil. 

Im Sabre 1416, 15. Juni, urkundet ein Vorgänger dieſes Piarrers von 
Dunningen, Berthold Studmann, ald die Gemeinde Rottweil dem Biſchof von Con— 
ſtanz nad dem Tode des Albert von Beutelsbach den Jakob Aulber zum Stabtpfarrer 
von Rottweil vorſchlägt. Glatz, Regeiten, Nro. 196. 

° Kunlin war im Jahre 1405 Pfarrer in Dietingen. Glatz, Reg. Nro. 167. 


\ 


32 


Item Hugo Pleatz, plebanus in Sunthain. 

Item Johannes Mittelhöffer, plebanus in Touchingen. 
Item Berhtoldus Rapp, rector in Vischbach . 

Item Fridericus Kind, rector in Neckerburg. 

Item Vdalricus Lübertinger, plebanus in vetteri villa Rötwil. 
Item Eberhardus, recetor in Nüwahusen. 

Item Johannes Sprenger, vicarius in Höchmessingen. 
Item Johannes Justinger, rector ecclesie opidi Oberndorf. 
Item Staimarus, rector in Rossberg. 

Item Johannes Fülhinzan, rector in Kürnbach. 

Item Johannes Schmid, rector vetteris ville Oberndorff. 
Item Georius, rector in Prendin. 

Item Johannes Hacker, rector in Bochingen ?. 

Item dominus Grämann, rector in Luterbach. 

Item Conradus Bentzen, rector in Schappach. 

Item Johannes Gerhart, rector in Rötenberg. 


[37.] Item Rüdrigerus Büringer, rector ecelesie Oberndorf. 


Item Alberhtus Sylimutz, rector in Reinhardtzöwe. 

Item Alberhtus Murer, rector in Schappach. 

Item Fridericus, rector ecclesie in superiori Wolffach. 
Item Conradus Kysterlin, viearius in Schenckenzelle. 
Item Andreas, rector ecclesie apud sanetum Romanum. 
Item Johannes Fritschin, rector in Epffendorf. 

Item Johannes Töner, rector in Bettenhusen. 

Item dominus Johannes, rector in Schönwald. 

Item Hainricus Schlosser, rector in Zella Marie. 

Item dominus Johannes, rector in Gütach. 

Item Hainricus Mayer de Ellenbogen, rector in Bösingen. 
Item Hainricus Sprenger, rector in Zella Petri. 

Item dominus Conradus, rector in Cappel. 

Item Conradus Haigerloch, primissarius in Dornhain. 
Item Andreas Beham, rector in Husen ciuitate vallis. 
Item Johannes Wältin, rector in Wylerspach. 

Item? Theodoricus Wölfflin, perpetuus vicarius in Höchmes- 


singen. 


1 Im Jahre 1463 war ein Andreas Kirchmaier Pfarrer bajelbit. Glatz a. a. O. 


Nro, 319, 


2 Hader war von Tübingen gebürtig und im Sabre 1425 Pfarrer in Bochingen. 


Glatz a. a. O. Nro. 221. 


’ Von da an etwas ſpätere Handſchrift. 


33 


Item Johannes Jäger rector ecolesie in Gütach. 

Item dominus Conradus Pistoris arcium magister rector ec- 
clesie in Tüsslingen. 

Item dominus Cünradus rector ecelesie in Schiltach t. 

Item dominus Rüdolfus arcium magister rector ecelesie in 
Tüslingen. 


[38.] Item ? dominus Hermannus Köch perpetuus vicarius 
in Bochingen. 
Item dominus Georius perpetuus vicarius in Gösslingen, 
Item dominus Johannes rector in Bösingen. 
‚ Item dominus Johannes Haigerloch perpetuus vicarius in 
Zella Petri. 
Item dominus Johannes de Stöffeln rector ecclesie parochia- 
lis in Röttwil. 
Item dominus Eberhardus rector ecelesie in Dryberg. 
Item dominus Hainricus Pflüger plebanus in Epffendorff®. 
Item dominus Johannes Strüter rector in Marschalcken- 
zymern. 
Item dominus Hainericus Lönlin rector in nyder Äschach. 
Item dominus Johannes Säy primissarius in Oberndorff. 
Item dominus Conradus Vend rector in Cappel. 
Item dominus Connradus Sculteti rector in Sunthain. 
Item dominus Johannes Wölfflin rector in Hornnberg. 
Item dominus Nycolaus rector in Husen. 
Item dominus Alberthus Beck rector in Schönnberg. 
Item dominus Johannes Bügenraiff rector in Röthemberg. 
Item dominus Michahel Keller rector in veteri villa Rotwil. 
Item magister Johannes Mantz camerarius et rector in 
Brüthan. 


[39.]| Item dominus Andreas Waltkircher cappellanus in 
cenobio Oberndorf. 

Item dominus Burckhardus rector in Nünkirch. 

Item dominus Bernhardus Schmid cappellanus in Obern- 
dorff. 

Item dominus Sebastianus rector in Hornnberg. 

Item dominus Jacobus Hertter rector in Glatt. 


1Um's Jahr 1480. 
2 Diefer und bie folgenden Einträge ſtammen ungefähr aus dem Jahre 1460. 
s Mar im Jahre 1441 Pfarrer daſelbſt. Glatz a. a. O. Nro. 266. 

Ardiv. XII. 3 


Item dominus Jeorius Sätzlin rector in Trüchtingen. 

Item dominus Hainericus Beham reetor in Husen. 

Item dominus Johannes Lientz rector in Epffendorff. 

Item dominus Berchtoldus Hagelstain rector in Rötwil. 

Item dominus Jeorius Wäg primissarius in Rötwil. 

Item dominus Johannes Surer rector in Schenckenzell. 

Item dominus Connradus Brächlin rector in Stetten. 

Item dominus Burckhardus Deling rector in Stetten. 

Item dominus Caspar Rangendinger rector in Diettingen. 

Item dominus Nycolaus Vilinger primissarius in Lydringen. 

Item dominus Johannes Seler cappellanus in Wannetal. 

Item dominus Matheus Niess rector ecclesie in Tuningen %, 

Item dominus Lienhardus Troll rector in Schabenhusen. 
[40.] Item? dominus Johannes Stromayer rector in Hornberg. 

Item dominus Steffanus Wölflin rector in Hochmessingen. 

Item dominus Vlricus Stürm plebanus in Wittershusen. 

Item dominus Eberhardus Kül rector in Triberg. 

Item dominus Johannes Honow plebanus in Dornhain came- 
rarius cappituli. 

Item dominus Laurencius Hertwig rector in Tüslingen ®. 

Item dominus Hainricus Schien rector in Güttach. 

Item dominus Johannes Mürer rector in Hornberg. 

Item dominus Andreas Harer rector in Oberndorff decanus 
capituli. 

Item dominus Petrus Müntzer plebanus in Vischbach. 

Item dominus Petrus Herrenberg capellanus in Rötwil. 

Item dominus Burchhardus Surer rector in Rosberg. 

Item dominus Johannes Friburger rector in Rötwil. 

Item dominus Johannes Syndringer capellanus in claustro 
Oberndorf frater ordinis sancti Augustini. 

Item dominus Wolfgangus Hoflich capellanus in Rötwil. 

Item Petrus Rasoris capellanus in Triberg. 

Item dominus Paulus Wild rector in Wolfach. 

Item dominus Vlricus Wolf rector in Schönwald. 

Item dominus Johanes Stump rector veteris ville in Rötwil. 








1 Diefer und der folgende Name ein jpäterer Eintrag aus ben letzten 15 Jah— 
ren bes 15. Jahrhunderts. 

2 Bon ba an eine etwas jüngere Hand. 

® Auf dem Rande aus einer Feder vom Anfang bes. 16. Jahrh. in Beziehung 
auf biefen Pfarrer: Ecclesiae svae et jurium ejusdem strenuus defensor. Vixit 
Anno 1475. 


35 


Item dominus Gerhardvs Niess plebanus in Stetten. 

Item magister Albertvs Meder plebanus in Schabenhusen. 
[41.] Item dominus Petrus Ganter plebanus in Villingen. 

Item dominus Johannes Knab plebanus in Zella Marie. 

Item dominus Lazarus Foln in Epffendorff dedit 2 guldin. 

Item dominus Balthissar Koch rector in Hochmessingen. 

Item dominus Nicolaus Schien capellanus in Seudorf et 
confrater. 

Item dominus Burckhardus Ludwiei capellanus apud sanctum 
Pelagium. 

Item dominus Laureneius Giltlinger plebanus in superiori 
Wolfach. 

Item dominus Gabriel Schöffer reetor in Dornhain. 

Item dominus Johannes Tusling plebanus in Glatt. 

Item dominus Georius Tafelstain rector in Britthain et pri- 
missarius in Lidringen. 

Item dominus Diettrici Tod reetor in Sunthain. 

Item dominus Baltissar Ackermann rector in superiori Wolfach. 

Item dominus Waltherus Stainwand plebanus in Bochingen. 

Item dominus Alberthus Sutoris rector in Zella Petri. 

Item dominus Jeronimus Sartoris plebanus in Röttenberg. 

Item dominus Lucas Tettinger rector in Nüenhusen. 

Item dominus Michahel primissarius in Dorhain. 

Item dominus Eberhardus Koler plebanus in Wilerspach. 

Item dominus Martinus Göslinger rector in Triberg. 

Item dominus Nicolaus Wisbom plebanus in Villingen. 

Item dominus Burckhartus Krenklin plebanus in Wolfach 
inferiori. 

Item dominus Petrus Rapp plebanus in Lutterbach. 

Item dominus Johanes Meintz plebanus in Nünkilch. 
[42.] Item dominus Jodocus Humel rector in Nüenhusen. 

Item dominus Baltissar Kromer rector in Wolffach, 

Item dominus Nicolaus Kügeller rector in Schappach. 

Item dominus Johannes Heck rector in Schappach. 

Item dominus Hainricus Mollitoris rector in Schenkenzell. 

Item dominus Johannes Röttenburg rector in Göslingen. 

Item dominus Anthonius Diessenhoffer capellanus aput sanc- 
tum Nicolaum Routwile. 

Item Leonhardus Häslin plebanus in Schönwald. 


1 An dem Rande: in GSeeborf. 
3* 


36 


Item dominus Johannes Grab plebanus in Wilerspach. 
Item magister Hainrich Prülinger cappellanus aput sanctum 
Michahelem. 
Item dominus Johannes ....... i in Sulgen plebanus. 
Item dominus Cünradus Müscheller plebanus in Diettingen. 
Item dominus Ludwicus Schram plebanus in Bettenhusen. 
Item dominus Caspar Vissler cappelanus in Wolfach. 
Item dominus Johanes Glaser plebanus in Triberg. 
Item dominus Cosman $Switzer plebanus in Diettingen. 
Item dominus Ludwigeus Weger plebanus in Flürn 2. 
Item Niklaus Säng cappellanus in Triberg. 
Item dominus Matheus Schmaltzküch plebanus in Nideräschach. 
Item dominus Thomas Pflüger plebanus in Lidringen et de- 
canus in decanatu Rottwill. 
Item dominus Hainricus Schön cappellanus in Rottwill. 
Item dominus Hainricus Eslinger capellanus sancte crueis. 
Dominus Petrus Pfauküch cappelanus zü Röttwill. 
Dominus Martinus Bücheberg. 
Ao [1]610. 
[48 Dominus Niclaus Meyer plebanus in Neükirch. 
Dominus Rudolphus Seltenreich plebanus in Sulgen. 
Dom: Jacobus Glatthaar parochus in Oberndorff. 
Dom. Paulus Kerber plebanus in Dauchingen. 
. Johannes Rapolt plebanus in Dauchingen. 
. Bonauentura Kettenacker pastor in Altoberndorff. 
. Petrus Hass curatus A° [1]611 in alten Wolffach ®. 
. Christianus Wiser fuit plebanus ober-Wolfach. 
. Johannes Herderer plebanus in Stetten. 
. Johannes Waibel parochus in Maricecella. 
. Johannes Römer pastor in Frittelingen. 
R. M. Johannes Remer curatus in Dunningen cap. Rot. 
decanus ss. theol. baccal. Form. 
Reverendus D. M. Johannes Brenneyssen parochus in Deiss- 
lingen et decanus obiit die 11. Juny Anno 1612. 
Dns. Georgius Schuler plebanus in Fischbach. Anno 1615. 
Dns. Conradus Molitor primissarius in Oberndorff. Anno 1615. 


Bei -E-E-I-E-5- 


1 geerer Raum für ben Eigennamen. 

2 Von dem folgenden Pfarrer bis S. 43 ift ein Eintrag vom Jahre 1500. 

s Am Rande biejer Linie ftehen bie Worte: Hi [sex sequentes] tempore pestis 
obierunt in Domino [1611]. 





37 


: Dns. Marcus Angerer parochus in Oberndorff. Anno 1616. 
Dns. Philippus Frey parochus in Dauchingen. Anno 1616. 
Dns. Christophorus Molitor parochus in Sulgen Anno -1616. 
Dns. Johannes Briel parochus in Hochmessingen. Anno 1617. 
Dns. Jacobus Hirth parochus in Seedorff-Anno 1617. 
Dns. Andreas Friess curatus in Schabenhausen frater Anno 
1617. | 
Dns. Georgius Riede plebanus in. Altoberndorff Anno [16]18. 

Dns. Martinus Ziphel parochus in. Glatt. Anno [16]18. 

Dns. Johannes Bürkh curatus in Bochingen Anno [16]18. 

Vivant domino omnes in aeternum. 

Dns. Christophorus Herman parochus in Schramberg !. 

D. Michael Haim plebanus in Bösingen jubiläus Anno-[16]19. 

D. Philippus Dreer parochus in Schappach Anno [16]20. 

D. Johanes Sartorius parochus in Schonach. 

D. Johannes Herman plebanus in Maria Zell. 

D. Mag. Jackobus Brenneissen parochus in Deislingen came- 
rarius Anno 1622. 

Dn. Johanes Menger Rotuilanus plebanus in Stetten Anno 
1623. 

Dn. Johannes Molitor Mösskirchensis parochus in Waldmes- 
singen. 

Dn. Johanes Raitlin sacellanus in Oberndorf et curatus in 

. [hingen ?]. 


— 1624 Dominus Martinus Riedlinger plebanus in Alt- 
oberndorff. 

Dn. Balthasar Faber plebanus in Waldmessingen. 

Dn. Martinus Lälius Villinganus sacellanus in Seedorff. 

1625. Dn. Mölchior Hohenegg ex Empfingen plebanus in 
Glatt 2. 

Sub Johanne Friderico Spreter curato in Niedereschen de- 
cano cap. Rotwilani 1626. 

Dominus Johannes Henricus Saurmilch ex Fuldt plebanus 
uallis Kintziane in Haussen cuius anima deo vivat. 

Anno 1627. D. M. Wilhelmus Herderus plebanus in Waldt- 
mässingen Rotuilanus cuius anima deo vivat. 


1 Am Rande fiehen von gleicher Hand bie Worte: sub Mag. Joh. Jacobo Her- 
derer, decano [1619—1628]. 

2 Zwifhen biefem und dem folgenden Namen bes Job. Saurmildh flieht am 
Rande ber Eintrag über den Friedrich Spreter. 


38 


Dn. Johannes Baptista Zipfflerius plebanus in Stätten Rot- 
uilanus cuius anima deo vivat. 

Dn. Adamus Vnglärth plebanus in Haussen uallis Kintzicä 
cuius anima deo vivat. 

Anno 1628 Dn. Matthäus Fischer plebanus in Nusbach Ried- 
linganus cuius anima deo vivat. 

Anno 1630 Dn. Stefanus Scolaris plebanus in Epffendorff 
quondam decanus cap. Rot. et Oberndorff cuius anima deo vivat. 

Anno 1631. Dn. And. Koler parochus Schappacensis Rot- 
wilensis obiit mense Martio. Ä 

Hoc anno resignauit decanatum syvm praescriptus dn. Joh. 
Frid. Spreter in cuius locum per electionem successit Iustus Haus- 
mann s. Th. D. parochus in oppido Oberndorff, sub quo qui obie- 
runt, conscripti sunt in novo ! huie subordinato libro. Praece- 
dentibus uero omnibus sit aeterna pax et requies. Amen. 


1 Diefes „neue“ Verzeihniß der verftorbenen Herren bes Gapiteld werben wir 
wohl noch ausfindig machen und mittbeilen. 


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Beiträge 


zur 


Gedichte der Pfarreien 


in den Lanbcapiteln 


Gernsbach und Ettlingen. 


(Fortſetzung.) 


Von 


J. B. Trenkle, 


Secretär am Gr. Verwaltungshof in Karlsruhe. 


10. Niederbühl bei Rafatt. 


Dieſes Dorf, in welchem ſich Spuren einer römiſchen Straße 
finden“, wird erſtmals in der Bulle des Papſtes Cöleſtin III von 
1193 ermähnt, worin die Befitungen des Kloſters Herrenalb bejtätigt 
werden, denn bier bejaß leßteres eine Mühle? Die Markgrafen von 
Baden haben Güter zu Bühl ſchon im Jahre 1204 erhalten ?. 

Eines Pfarrrectors Sifrid zu Niederbühl wird in einer lichten: 
tbaliihen Urkunde von 1355 erwähnt, und nad) einer anderen von 1360 
hatte ein Edelfneht Gerlach, genannt Bleiche, zu „Bühl, dem niedern“, 
feinen Siß ®. 

Eine Pfründe in die Niederbühler Kirche ad S. Laurentium 
wurde im Jahre 1400 geftiftet . Der Schuldheiß und tie Richter des 
Dorfes bitten den Propft zu. S. German in Speier um Beftätigung 
diejer dur Wernher Hanns von Bühl geftifteten und mit 45 Maltern 
Korngülte und 4 Pfund Geldgülte dotirten Pfründe. Diefe Schenfung 
wurde aud unterm 16. December 1400 beitätigt und der präjentirte 
Kleriker Berthold Ocker zum erjten Inhaber beftellt 6. 

Die Pfarrei war dem Stifte Baden incorporirt 7, welches den 
Kirchenſatz dafelbit Taut einer Urkunde von 1453 befaß®. Auf ben 
Widumgütern ber Pfarrei ruhte die Verpflichtung, ben Tafel für das 
Dorf zu halten ?, 

Die Pfarrei wurde um 1705 durch die Franziskaner von Raitatt 
aus verjehen, mas bei dem großen Prieftermangel in jener Zeit leicht 


ı Zeitjähr. für Geſch. bes Oberrheins 14, 261. 

? Dajelbit 23, 308. 25, 325. 

’ Bab.:Bad. Nepertorium. 

+ Dberrb. Ztiſchr. 8, 202. 220. | 

® Repertorium. Liber fundationum (Copb. Nro. 104) p. 182, confirma- 
tio p. 183. Frühmeſſe. 

6 Bad.:Bad. Copb. 104. fol. 182 u. 183, 

Freib. Realſchematismus ©. 145. 

® Urkunde vom Dienstag nad Quasimodo geniti. 

» Aften von 1600 und 1624. 





42 


erflärlih it. Eine Bruberjchaft de immaculata conceptione B. V. 
Mariae hatte ſich um 1745 gebildet '. 

Ein Filial ift Förch, unweit bes Schloſſes Favorite gelegen, in 
fihtenthalifchen Urkunden öfter8 erwähnt. Mit Niederbühl bildete die 
Dörflein ein Gericht. Jeder der beiden Orte hatte vier Richter und 
Niederbühl außerdem den Schuldheiß zu ftellen ?. Die jeßige Kirche wurde 
um 1790 erbaut ꝰ. 

An den Bifitationsprotocollen von 1683 u. 1701 leſen wir folgendes: 


Niderbühl. 


Pagus hic 44 familiarum et Forich 20 familiarum, hanc constituunt paro- 
chiam; catholici omnes sub omnimodo temporali jurisdictione Badensi. Decanatus 
Ettlingani, Patronus S. Laurentius, Dedicatio dominica quinta post Pentecosten. 

Collator Collegiata Badensis. Decimator eadem; habet majores decimas 
omnes, quae raro ascendunt ultra 50 maldera. Minores decimas accipit solus 
pastor, qui ex pisis, cannabe et foeno accipit 20 fasciculorum, ex hördeo et 
tritico turcico decimum; reliqua non decimantur hoc loco. Animalia feminalia 
curat et alit communitas. Licet de jure ex certis incultis villis teneretur pastor. 

Ecclesia satis firma, recenter anno superiori viginti florenis reparata, 
chorus habet fornicem, navis tabulatum, quae licet angusta hujus tamen pa- 
rochiae satis capax et satis utrumque ornata. Ecclesia sola ex suis reditibus 
et censibus se ipsam curat et conservat eum omnibus appertinentibus etiam 
turri, coemeterio, ossuario, ceratibus et portis. Altaria in illa tria consecrata 
non dotata, Reliquise nullae. Sacellum aut filialis nulla. Sacrarium in pariete 
mundum et clausum. Lampas ante hoc sub officio tantum succenditur. Mon- 
strantia nulla, ciborium bracteatum, cui inclusa capsa argentea. Pixides pro 
sacris oleis ex stanno. Calices duo, argenteus deauratus et stanneus. Casulae 
tres admodum viles. Alba una; reliqua suppellex vix necessarla, missale Ro- 
manum, agenda Coloniensis, cantuale nullum, campanae duae benedictae. 
Baptisterium et confessionale bona ac decenti loco. Cathedra lignea admodum 
vilis. Liber baptizatorum admodum parvus et vilis, coeptus anno 1664 et 
renovatus 1674. 

Confirmatio et visitatio ab hominum memoria nulla. Sedes curantur ab 
ecclesia, sunt communes, unde nullae circa illas lites uti nec circa sepulturas 
aut bona ecclesiae. Processiones unacum Venerabili in festo corporis Christi 
eirca pagum. Festo S. Marci in Haven-Eberstein, feria secunda roga- 
tionum vacat, feria 8 in Cuppenheim, feria 4 vacant. Festo Ascensionis in 
Radstatt, festo SS. Philippi et Jacobi in Sant-Weyer, dioecesis Argen- 
tinensis. Ecclesiae redditus colliguntur a duobus rusticis juratis, rationes red- 
dunt DD. canonicis Badensibus absque praesentia pastoris, habet illa ex annuo 
censu pecuniario 80 fl.; frumentario 20 mald. 

Pastor r. d. Joannes Michael Zepffli, Badensis, actatis suae 33, 


ı Ardivalten. 
2 Dberrb. Ztſchr. 15, 269; 7, 363. 378, 380. 459 und 490. 
3 Ardivaften, 


43 


administrat parochiam in sextum annum; possidet illam ex commenda, quam 
annue redimit 1 Rthir., et nuncio 1/, fl. Annus competentiae incipit in festo 
S. Georgii. Capituli est Ettlingani, cui solvit jura et paret, accuratus in con- 
cionibus et catechesi. Assistit morientibus, non sponsalibus. Nullum neglexit, 
nullum copulavit vagabundum nec alterius parochiae. Domus parochialis tota 
perlustris, caret fenestris et januis ut subsistere vix possit; ad hujus restau- 
rationem tenetur collegiata Badensis: 

Competentia ejus annua est: 

Ex collegiata Badensi 7'/, fl. Item siliginis 1 mald. Ex tribus villis 
siliginis 63 simmern; avenae 39 simm. Decimae minores ut supra, agrorum 
incultorum 30 morgen, pratorum 0. Jura stolae. 

Ex sponsalibus et proclamationibus 0, copulatione 20 batzen, dimis- 
soriis 20 batzen, baptismo 1/, fl., introductione O0, provisione aegrorum 0, ad- 
ministratione aliorum sacramentorum 0, conductu funeris majoris 20 batzen, 
minoris !/, fl. 

Tribus sacoris solemnibus funebribus 1 reichsth. Concione funebri quae 
rara 1 rthlr. Sacro votivo per annum !/, fl. 


Ludimagister, aedituus et director horologii, Joannes Spitz, incola 
pagi vix scit legere, nimis languidus, constitutus a communitate et pastore. 
Domum incolit propriam, pro competentia habet decimas omnes ex omnibus 
agris unius ditioris e pago. Item a singulis civibus fasciculum frumentarium 
„die Glodengarb“, 4 fl. ratione horologii, lotionis, thuris et salis per annum, 
ex instructione pueri per quartam anni partem 2 schilling. Ex copulatione 
mediam amphoram vini, duos panes et frustum carnis. Ex sepultura extranea 
2 schill., de civibus et ex reliquo nihil, nisi immunitatem. Pueri ob im- 
peritiam ludimagistri non mittuntur ad scholas. 

Abusus gravis superstitionum „mit feegnen, Hauptmeſſen, Baumpflanzen“. — 
Confraternitas nulla, pro choreis licentiam facit satrapa, non pastor. Dies 
festos observant, non nisi, quod falces acuant, currus onerent etc, 

Diligentes in sacris. Scandalum publicum nullum. Venerabilis ad aegros 
exiguus comitatus, — Obstetrix non jurata. Fundatio pauperum nulla. In- 
ventarium nullum. Communio paschalis exacta schedis nemine desiderata, sub 
divinis excessus nullus. — Pueri baptizati omnes sepeliuntur a pastore. 


Gravamina. — 1) Queritur pastor et parochia domum pastoralem plane 
neglectam, ventis, pluviae, nivibusque perviam a collatoribus non restaurari 
aut babitari possit, licet saepius hunc in finem interpellati. — 2) Reditus et 
census eccelesiae ex negligenti exactione deperdi maxime, olei et 20 mald. si- 
liginis avehi a capitulo Badenam, nec quicquam in compensam praestari aut 
solvi ecclesiae. 

Monita. — Sponsalibus assistat Pastor. — Pueri mittantur ad scholas 
et si ludimagister non sit sufficiens substituatur capacior. — Abstineant à la- 
boribus servilibus diebus festis. — Obstetrix sit jurata. — Abstineant a super- 
stitiosis benedictionibus. 

Fiat comitatus venerabilis ad aegros, 

Substituimus hac in parochia personaliter ab ea excepti diem et noctem, 
quando ad populum diximus 2, catecheses habitae 2, communicantes 176, 
aeger provisus 1, 

Missio. 1701. (p. 237.) — Numerst familias quadraginta catholicas. 


44 


Parochus per sexennium est Joannes Jacobus Hertz, Badensis, annorum 39. 
Patronus ecclesiae et summi altaris est S. Laurentius, läteralium Bma 
Virgo et S. Anonymus, quorum duo tantum sunt consecrata. Altare Bmae Vir- 
ginis habet fundationem 11 fl. cum obligatione, ut quavis septimana legatur 
missa votiva de Beata, Competentia ludimagistri: a singulis civibus 1 manipl.; 
ab ecclesia 3',, fl. Obligatur ex his procurare salem, thus, hostias pro sacri- 
ficio missae; item oleum pro campanis inungendis et horologio. 


11. Raftatt. 


Zu einer Gefhichte des Dorfes und der fpäteren Stadt Naftatt 
ift Schon eine ziemlich umfangreiche Literatur erwachſen. Die widtigiten 
Beiträge dazu jind die von Mone in feinem badijhen Ardive und jene 
von Eifinger in einem Lyceumsprogramme?. Außerdem liefern hierher 
gehörige Notizen das Lerifon von Kolb und die Zeitſchrift für Ge: 
Ihichte des Oberrheines. 

Raſtatt (MNaftede, Naftetten), ein Dorf, weldes unverkennbar 
auf einer Art Inſel in Mitte des mittleren und deutſchen Nheines lag, 
und deſſen Gemarkung von dem zwijchen ihm und Sandweier gelegenen. 
See begrenzt wurde, hat fi wohl durch Vereinigung mehrerer Höfe 
gebildet. Im vierzehnten Jahrhundert waren damit die Villen Bod— 
mannshauſen und Rheinau fon vereinigt, 

Auf Raftatter Gemarkung befanden ſich ferner die folgenden 
Höfe: Der Hof zu Breitenholz, welcher ber Abtei zu Selz gehörte, 
woraus fih auf eine frühe und bequeme Verbindung zwiſchen Rajftatt 
und Selz jchließen läht; der Hof zu Nheinau und ber Mönchhof, 
welch’ beide dem Kloſter Herrenalb zujtanden, und der Sibotin: Hof, 
der vom Fürften zu Lehen gegeben war. 

Das im Mittelalter ſtark bevölkerte Dorf erſtreckte ſich jedoch nicht 
auf das linfe Murgufer; e8 hatte mehrere freie Plätze, eine Kirche, ein 
Ratte und Schulhaus, Öffentliches Waarenmagazin, ein Bad, oft: 
und Schlachthaus, eine Mahl, Del, Stampf-, Hanf: und Säge— 
mühle, wenigitena zwölf Gaffen, zwei Brüden, und murde mit einem 
Hagwerfe umſchloſſen, die mit Thoren von Flechtwerk, „Were“ genannt, 
verjehen waren. Die Gafjen jcheinen geradlinig gemwejen zu fein, meil 
die Wächter über fie von gewiſſen Standpunften ausſchauen und ihre 
Stundenrufe darin gehört werben fonnten ?. 

Das Dorf, welches ala eberfteinijches Erbe um 1203 an dad Haug 
Baden gebieh, beſaß ein Geriht und einen Gemeinderath, melder 


1 Bad. Arhiv 1, 238. Raſtatter Lycealprogr. von 1354. Kolb 3, si fi. 
2 Wie Anm. 1. Oberrb. Ziſchr. 2, 272. 289, 


45 


aus 24 Mitgliedern beſtand. Seine Gewerbeordnungen hatte e8 von 
Straßburg entlehnt?. Die Fifcherordnung, gemeinfchaftlic mit Kuppen— 
beim, ift aus dem Jahre 1508. Der Majjerdienft war geordnet, mie 
bie Schifferei 2, Ä 

Die Landwirthſchaft, indbefondere Schweine: und Rindviehzucht, 
war die Hauptnahrungsquelle der Einwohner. Eine große Anzahl von 
Schmeizern dienten im fechzehnten Sahrhundert in der Umgegend 
Raſtatts als Melker, was ſich lange erhielt?. Der um 1550 blühende 
Eijenhandel hielt fih bis in den Anfang unferes Jahrhunderts *, 

Auh die Fiſcherei war in frühefter Zeit jhon ein namhafter 
Ermerb für den Ort, und der Fachmeiſter oder Aufjeher über ben 
Fiſchfang zählte nad der Urkunde von 1207 zu den Angejeheneren der 
Gemeinde. Zumal aber beſaß Raftatt einen bedeutenden Wein» und 
Fruchtmarkt, woher ed kam, daß dad dortige Wein= und Getreidemaf 
für ‚die ganze Gegend galt und der Ortswappen eine Weinleiter zeigte. 

Die Pfarrfirde zu Raftatt ift eine der ältejten der Gegend, 
wie denn auch das Borhandenfein dieſes Ortes biß in die Nömerzeit 
binaufreihen mag, da eine römifhe Ara daſelbſt gefunden morden und 
bie Dagobertijche Urkunde von 712 die Bezeihnung Nafte (tres leucae) 
mit der Murg (fuvius Murga) und mit den Kaiſern Hadrian und 
Antonin, ben Gründern von Baden, in Verbindung bringt ®. 

Eine herrenalbiſche Urkunde von: 1207 belehrt uns, daß die Kirche 
ſchon um biefe Zeit „nimia vetustate collapsa“ gemejen. Auf An— 
ſuchen der Gemeinde, melde bei ihrer großen Armuth nit im Stande 
war, biejelbe wieder herzuftellen, geftattete e8 Graf Eberhard von 
Eberitein derſelben, ein Stüd ihrer Almend an Herrenalb abzutreten, 
mogegen dieſes Klofter fich verpflichtete, die ruinofe Kirche aus feinen 
Mitteln zu reftauriren $, 

Herrenalb erjheint aud in Naftatt reich begütert. Nach einer 
päpitlihen Bejtätigungsurkfunde über deſſen Beſitzungen beſaß dasſelbe 
dort einen Bauhof (grangiam in Rasteten), welcher im Jahre 1306 
an den Markgrafen von Baden verliehen ward”. 


1 Bad. Arhiv 1, 254. 283. Oberrh. Ztſchr. 7, 257; 9, 285. — Über 
bas Raftatter Dorfgeriht vgl. auch Zeitfhr. ber Freib. Geſellſchaft u. f. w. 
1, 237 ff. (Anm. d. Reb.) 

2 Dberrb. Ztſchr. 3, 156. 174; 4, 92, 119, 

s Dberrb. Ztſchr. 10, 384. Eiſinger a. a. O. © 35—37. 

+ Kolb, Lerifon, 3, 83. 2er. von Schwaben von 1791. 

5 Bab. Archiv, und Kolb a. a. O. 

sOberrh. Ztſchr. 1, 112. 

? DOberrb. Ztſchr. 5, 346. 408. 


46 


Frühere Nachrichten über die Raftatter Kirche, deren Patrone bie 
Heiligen Alerander und Jacobus find, ließen fi nit auffinden. 
In Ausübung des Cultus war der Pfarrer unterjtügt durch einen 
Frühmeſſer und einen Altarpfründner ad 8. Jacobum!. Eine Ur— 
funde über die Dotation bed Frauenaltars in der Pfarrkirche zu Nas 
jtetten von 1446 finde ih in dem alten baden-badiſchen Nepertorium 
verzeichnet ?, 

Abläfje erhielt die Kirche jehr viele. Davon mögen die drei von 
1434, 1467 und 1491, als die wichtigern, bier beſonders erwähnt jein. 
Der Abla von 1434 diente offenbar zur Sammlung von Gelbern für 
die MWiederherjtellung der Kirche, welche nach der Zerftörung des Ortes 
durch den Kurfürjten von ber Pfalz im Jahre 1424 mohl nöthig ges 
worden war?. Derjenige von 1464 wurde ertheilt auf Erjuchen des 
Pfarrer, des Schuldheißen, ber Schöffen und Gemeinde zu Rajtetten 
bei der Stiftung einer Priejterpfründe in der bortigen Pfarrkirche, deren 
Leihung dem Markgrafen von Baben zuftehen folle*. Der Ablaß von 
1491 aber betraf die Stiftung eine® Salve in der Kirche?, und der von 
1511 die neu eingeweihte Beinhaus-Kapelle bei derjelben ®. 

Daß die firhliden Brocejfionen zu Raftatt ſchon frühe üblich 
waren, geht aus einer Stelle ded dortigen fehr alten Hofrechtes her- 
vor. Es Hatte nämlich) der Hof bei Rheinau die Verpflihtung, ben 
Pilgern an ihrem Kreuzgang um den Did ein Gewiſſes an Käs 
und Brod zu geben, und zwar oberhalb des „Kreuzbrunnens“. Auch 
ruhten auf diefem Hofe noch allerlei Auflagen, welche in die ältejte Zeit 
hinauf reihen mögen ”, 

Im Sahre 1475 bemwilligte der Speierijche Generalvicar, daß bie 
Gemeinde Najtatt an Stelle der bisherigen jährliden Proceffion nad 
Selbach eine jolde zum Gnabenbilde in Bickesheim und nad 
Kuppenheim maden dürfe ®. 


ı Dorfbud, Nro. 1. Fol. 32. 

? Alt:Bad.:Bab. Repertorium. Primissaria beatae Mariae Virginis atque 
sancti Jacobi Apostoli 1467. Lib. fund. Nro. 104, p. 99. Copia fundationis 
capellaniae beatae Mar. Virg. in Rastetten 1466. Ibid. p. 100b, Confirmatio 
capellaniae altaris beat. Virg. zu Rastetten (per archidiaconum Lori) 1447, 
p. 101b. 

3 Ehenbaf., und Kolb a. a. O. 

+ Alt:Bad.»Bad. Nepertorium. 

5 Bab.Bad. Copirbud, Nro. 104. Fol. 99 u. 100. 

6 Repertorium. 

Bad. Archiv 1, 274. 281. 284. 

® Repertorium. 


47 


Das 16. und folgende Jahrhundert bietet wenig Bemerfeusmerthes 
über Raftatt dar. Bei der allgemeinen Verwüſtung des Landes im 
Sabre 1689 durch den franzöfiihen General Dura Hatte dad Dorf 
jehr gelitten. Den kirchlichen Zuſtand daſelbſt kurz vor dieſer Kata- 
ftrophe jhildert das Bifitationsprotocoll von 1683, welches wir mit an- 
geführten Auszügen aus den Protocollen von 1701 und 1715 hernach 
folgen laſſen. 

Nachdem zu Ende bed 17. Jahrhundert? das Dorf Naftatt zu 
einer Stadt erhoben morben, erbaute der Markgraf Ludwig Wil- 
helm das prächtige Nefidenzichloß daſelbſt mit Kirche !. Geit dieſer 
Zeit war biejelbe die Nejidenz der Markgrafen von Baden-Baden, melde 
bisher zu Baden rejidirt Hatten, und blieb e8 bis zum Erlöjchen ber 
baden:baden’ihen Linie. 

Die alte Pfarrkirche war gänzlih baufällig geworben und um 
1702 ſchon wurde die Abficht ausgeſprochen, diejelbe wieder neu auf: 
zubauen. Hierzu hatten die Decimatoren, dad Domcapitel zu Speier 
und das Klofter Lihtenthal gemeinjhaftlih den Chor, die Ge 
meinde aber und der Heilige das Langhaus und den Thurm zu bauen. 

Die Koften wurden auf 8196 Thaler veranſchlagt. Einen Riß 
lieferte der italienijche Baumeijter Banino ein; der deutihe Baumeiſter 
Nohrer aber legte, nachdem er ben des Erfteren eingejehen, nachher 
einen ähnlichen vor, welcher angenommen wurde. 

Die Legung des Grundfteines fand im Jahre 1764 in honorem 
Sancti Alexandri ſtatt. Der feierlihe Gottesbienjt hierbei wurde von 
den Franzisfanern gehalten 2, 


Radstatt. 


Pagus est peramplus a nundinis hebdomadariis celebris et magnae sa- 
trapiae hujus nominis caput; civium catholicorum numerat 118 familias, unam 
Calvinistae serinarii et tres Judaeorum, annexum habet et muncipem pagum, 
Rheinauw, 12 familiarum; totus in temporalibus jurisdietionis Badensis, qui 
principalem ibidem et peramplum ante bellum habuere domum et hortum, 


1 Über das Madonnabild und das große Plafondgemälde diefer Kirche |. Gries: 
baber, Baterlänbifches S. 154. (Anm. d. Red.) 

2 Diefes aus den Alten bes Generalsfandes:Arhivs. Verfhiedene Beiträge zur 
Geihichte und Beihreibung von Maftatt enthalten noch: Jägerſchmidt, das 
Murgtbaf (1800) und Baben mit bem unteren Schwarzwald (1846); von Kettner, 
das Dos: und Murgtbal (1843); von Beuft, bie Bernhardskirche (1856); Becht's 
Beichreibung (Göttinger Zeitichr. ber Wiflenfh. 2, 25) und ber Realſchematis— 
mus ber Erzbiöcefe Freiburg. — Die Piarifien von Loreye. Raſtatter Lyc.⸗ 
Programm, 1835. Pfifter, bab, Staatsreht. Mannheim, 1847. Bei Bens 
beimer 1, 153 ff. 


48 


quae bello Sueeico exusta et vastata, coeperat positis ditissimis fundamentis a 
marchione Ferdinando, ante annos paucos restaurari, sed et adversitate 
temporum et morte praeventus, aedificium in fundamentis substitit '. 

Decanatus est Ittlingani. Patronus S. Alexander papa. Dedicatio 
dominica post festum S. Bartholomaei, collator alternativus rever. capitulum, 
cathedrale Spirense et d. abbatissa ex Lichtenthal, quae ultimo praesentem 
nominavit. 

Decimatores iidem ex aequo dividentes decimas majores, ad quas hoc 
loco etiam revocantur, hordeum, triticum turcicum ?, avena. Vinum hoc loco 
non crescit. Hae decimae majores ad undecim annos elocatae communitati et 
in contractu exemerunt casus extraordinarios; solvit autem annue 60 Malter 
siliginis, 18 Malter tritici, 20 Malter hordei, 15 Malter tritici turcici. Decimas 
minores colliguntur hac ratione, ut ex pisis, lentibus, mylio ?, et cannabe relin- 
quatur non nisi vigesimus fasciculus decimatoribus; atque ex rapis, radieibus, 
oleribus, pecoribus nullae solvantur decimae. Animalia seminalia curat et alit 
communitas. 

Ecclesiae structura firma et recens reparata, tota irregularis et sub- 
obscura, ob alam crescente civium munero affinem, nullä fuleitur columnä 
quantumvis lata, tota pendet ex tecto. 'Tabulatum ex assere. Ecclesiae tectum, 
turrim, campanas, funes etc. curat et conservat communitas sola, ecclesiac 
muros, ornatum, fenestras, scamna, vinum, hostias, libros, curat et conservat 
ecclesia ex propriis reditibus. ÖOssuarium, crates, januas, septa coemeterii 
utriusque media parte curat et conservat ecclesia, altera communitas. Domum 
pastoris collatores, domum aeditui communitas. 

Altaria in ecclesia quinque, nullum consecratum, nec dotatum, unum 
fraternitatis in medio admodum impedit prospectum ad summum unde judica- 
vimus submovendum, translato rosario ad laterale B. V. Sacrarium in pariete 
mundum et clausum. Lampas ante illud jugiter ardens conservatur partim ex 
fundatione partim ex eleemosynis et piorum oblatis. Monstrantia nova ar- 
gentea deaurata. Ciborium argenteum intrinsecus deauratum. Pixides pro 
sacris oleis stanneae. Calices duo argentei deaurati, horum unus parochiae, 
alter confraternitatis rosarii. Casulae fraternitatis 4, parochiae 3, pluviale fra- 
ternitatis. Albae duae, una parochiae, altera fraternitatis. Superpellices duo. 
Suppellex linea sat ampla et dives. Missalia duo Romana, agendae duae, Mo- 
guntina et Constanciensis. Cantuale unum in folio Romanum. Cantus nullus, 
Cathedra antiqua lignes, loco commodo. Confessionalia quatuor. Baptisterium 
vastum, lebes intus eneus stanno obductus et debito loco. Campanae tres bonae 
et benedictae, Liber baptizatorum duplex novus et antiquus, neuter accuratus, 
Confirmatio ab hominum memoria nulla, uti nec visitatio, nisi quae ante annos 
28 circiter inchoata, sed non consummata. Lis nulla circa sedes, sepulchra 
aut bona ecclesiae; sedes quisque habet proprias. Anniversaria duo recenter 
fundata, Imum 100 fl. pro hospite in corona sacrum et residuum pauperibus, 
alterum 50 fl. pro hospite in corona sacrum item et residuum pauperibus. 


ı Markgraf Ferdinand Mar von Baden-Baden farb im November 1669 in 
Folge einer Handverwundung, welche ibm fein unverfehens losgegangenes Jagdgewehr 


verurſacht hatte. 
? Türfifh Korn, Mais, Welſchkorn. » Hirfe. 


4) 


Processiones, una cum Venerabili in festo corporis Christi per plateas 
et circa oppidum, omnibus item primis dominicis mensis et festis B. V. ratione 
archiconfraternitatis. Festo S, Marci in Oetichheim, feria 2da vacat, 
fer. 3% rogationum in Cuppenheim, Fer. 4% in Iffizheim. In Ascensione 
excipiunt processiones huc confluentes ex Cuppenheim, Niederbühl, 
Oberweier, Muckensturn, Oetichheim et Iffizheim, quod ultimum 
dioecesis Argentinensis, 

Census et reditus ecclesiae colliguntur a duobus juratis, rationes reddunt 
amptmanno et administratori spiritualium Badensi, nunquam praesente pastore. 
Habet ecclesia haec ex annuo censu fixo 120 fl,, unde pastori solvuntur 8 fl. 
ludimagistro 40 fl., aedituo 7!/, fl.; reliquum impenditur necessitati ecclesiar. 

Pastor r, d. Andreas Beeker ex Beuren Eisfeldiacus, alumnus ponti- 
ficius Fuldensis, aetatis suae 37, praeest huic parochiae in decimum tertium 
annum, vir in theologicis bene versatus, non ita in practicis parochiae, nec 
vitae satis exemplaris. Parochiam possidet ex commenda, quam annne redemit 
uno imperiali. Capituli est Itlingani, cui paret et solvit jura. Conciones et 
catecheses frequentissime intermisit, morientibus astitit, non sponsalibus; nullum 
neglexit. Nullum copulavit vagabundum aut alterius parochiae, Nullam pro 
tempore habet difficultatem aut dissensionem cum magistratu politico. 

Pro competentia habet annue ex decimis in siligine 46 mald., in tritico 
10 mald. 

Ex ecclesia in pecunia 10 fl. 2 batzen, agrorum 30 morgen, pratorum 
14 morgen. 

Domus parochialis satis neglecta egeret reparatione, ad quam tenentur 
collatores, capitulum, cathedrale Spirense et abbatissa ex Liechtendahl. Jura 
stolae: ex sponsalibus et promulgationibus 0, ex copulatione 20 batzen, ex 
dimissoriis 20 batzen, ex baptismo '/, fl., ex introductione 0, provisione aegro- 
rum 0, administratione aliorum sacramentorum 0, conductu funeris et 3 sacris 
1 reichsth., conductu funeris minoris !/, fl., conceione funebri 1 rthlr., ex sacro 
per annum votivo aut anniversario 1/, fl. 

Aedituus Johannes Adamus Alefeldt in annum decimum octavum 
satisfacit officio, constituitur a communitate et parocho: pro competentia habet 
annue: ex ecclesia 7'/, 3, ex lotione linteaminum ecclesiae t/, B, ex fasciculis 
campanilibus siliginis 5 mald., ex baptismo O0, ex copulatione amphoram vini, 
offam, frustum carnis et panes pro 4 kreuzer, ex funere majori 9 kr., ex singulis 
anniversariis !/, 3, ex sacro funebri 6 kr., ex directione utriusque horologii 
ecclesiae et curiae 1 rthlr. 

Depascit utrumque coemeterium, habet omnem immunitatem. 

Domum officio annexum, ad cujus reparationem obligatur communitas, 
incolit ludimagister. 

Ludimagister JJoannes Conradus Froelich, huic officio praeest in annum 
decimum nonum, constitutus a satrapa et communitate, prorsus non Batisfacit. 
Totus enim addictus potui nihil callet ex cantu, bunc quam miser est, eum 
eo magis absonum facit hiolia sua voce. Totus in scholis socors et negligens. 
— Pro competentia annua habet: Ex ecclesia 40 fi. 

Item ex eadem ratione funerum, pro quibus nihil à eivibus 2 fl, 13 batzen. 

Ex copulatione amphoram vini, duas portiones carnis ac panem pro 4 kr. 

Ex instructione quartali pueri, qui discit scribere 17'/, kr., qui diseit 

Archiv. XU. 4 


50 


legere 13 kr.; sesqui jugerum pratorum, omnem immunitatem; domum à Com- 
munitate. Pueri de nestate plane non mittuntur ad scholas, de hyeme pauci, 

Abusus gravis sponsalium, quorum contractus fiunt saepe tribus quatuorve 
annis ante solennirationem matrimonii atque sponsi pridie quam copulandi cum 
duobus testibus prius se sistunt pastori. Confraternitas rosarii in flore, ejus- 
que ornatus bonus quotidie accreseit, ferunt hunc cessante devotione, ad P. P. 
Dominicanos transferendum ex contractu. 

Pro choreis licentiam facit satrapa non requisito pastore. Dies festos 
servant accurate, non nisi quod sub vesperum falces acuant. Ad sacrum ac- 
cedunt serius, 

Catechesin pauci admodum etiam juniorum frequentant. 

Hospitale et fundatio pauperum bona, administratur a primoribus pagi, 
a pluribus annis nullae datae rationes. Obstetrices duae, juratae. Pueros 
plerumque ipsi absque pastore sepeliunt, Scandalum publicum nullum. Com- 
munio paschalis exacta schedis nullo desiderato. Inventarium nullum. 

Sub divinis nullus excessus; et si contingat nundinas incidere in diem 
festum, illae aut transferuntur in sequentem diem aut suspenduntur ad finem 
sacıı .. . 


Unter den Monita find zu bemerfen: 


1) Ossa et calvariae, quae in antiquo ossuario relicta transferantur in 
essttarium novum aut defodiantur. 2) Expurgetur coemeterium ab arboribus 
et sentibus, non enim pomarium, sed ager sacer et locus quietis mortuorum, 
quod ipsa statim S. Annae die executum, 3) Invigilent, ut suorum nomina 
accurate inserantur libro baptizatorum, quo si opus post aliquot etiam annos 
testimonium honestae geniturae habere possint. 4) Sponsalia celebrentur coram 
pastore, nec post promissionem factam tam diu circumvagentur priusquam du- 
cant. 5) Ludimagister singulis septimanis minimum semel visitetur a pastore 
et si judicetur incorrigibilis, ne per ipsum juventus tota et communitas patiatur, 
amoveatur et substituatur diligentiorr. 6) Cum in hoc frequenti pago pueri 
inveniantur plures, qui ad labores vel non educentur, vel ad eos sint inepti, 
continuanda pro iis schola etiam de aestate, de hyeme vero omnes mittendi 
quotquot sunt scholae capaces. 7) Necessarium omnino hoc loco, ut juventus 
bene in scitu et creditu necessariis informetur, unde ut toto anno continuanda 
catechesis, ita ab omnibus diligenter frequentanda atque ideirco etiam equi 
ea hora domi retinendi, ne equisones impediantur. 8) Tria dentur signa ad 
officium divinum, unde turpe etiam post tertium venire serius. 9) Diebus 
festis et dominicis abstineatur ab acuendis falcibus, ne pagum putent mallea- 
torum officinam peregrini, qui frequenter istac transeunt. 10) Abstineatur omnino 
a superstitionibus hoc loco crebrioribus: Das Heiligenfallen, Kinderfegnen, Baum: 
pflanzen. 11) Promoveatur omni possibili modo cantus. 12) Venerabile, quando 
ad aegros defertur, comitentur agnati, vicini et quotquot a domibus abesse 
possunt. 18) Si in diem Jovis festum incidat, hebdomadariae eo die nundinae 
juxta laudabilem patriae consuetudinem transferantur, aut minimum suspendantur 
ad finem sacri. 

Substitimus hoc loco dies tres ac totidem noctes, quando liberali coena a 
D. satrapa et prandio a consulibus honorati, communitate religquum, quod in 
aedibus pastoris consumptum in se suscipiente ac pro hac episcopali missione 
immensas gratias solemniter agente. Ad populum autem his diebus diximus 6, 


51 


catecheses habitae 3, communione refecti 631, aegri provisi 6, conversus 1. 
— Benedietun coemeterium in quo tempore pestis jam tum plurimi fuerant 
sepulti. 

Vifitationsprotocoll vom Jahre 1701 Raftatt (S. 9). 

Parochia haec numerat familias catholicas 150, et judaicas 5, habet modo 
adjunctam parochiam in Oetigheim, quam binando pariter deservit Friedericus 
Froelich, Rastadiensis, annorum 80. 

Ececlesiae patroni s. Jacobus et s. Alexander. 1) Altare sub pa- 
trocinio eorundem sanctorum, 2) Bmae, Virginis, 3) S. Annae, 4) S. Barbarae, 
quorum nullum est consecratum, nullum fundatum. 

Aedes parochiales curant decimatores; scholares aedificat communitas, 
Hospitalis et eleemosynarum curam gerit receptor ad hoc deputatus. — Ludi- 
magister solvit ecclesiae 40 fl. Est autem ecclesia valde inops, atque ex redi- 
tibus aegre sibi procurat summe necessaria. Parochus non habet aedes. Eidem 
non solvuntur 8 fl. Nec ludimagister 40 fl. Ecclesiae bona abalienata sunt. 
Non habentur aedes magistri scholae. Caupones diebus prohibitis hospitibus 
apponunt carnes. 

Das Vifitationsprotocoll von 1715 bringt (S. 55) eine interefjante Edhil- 
derung des Empfanges ber biſchöflichen Viſitations-Commiſſion bei Hof, 
welche wir nody mittbeilen wollen. 

Die 7ma Junii Veneris,. Rastadii et Rheinau. Mane horä dt@ cum ex- 
positione venerabilis lectum fuit sacrum, sub quo, ut heri, multi usque ad nonam 
tum generaliter, tum particulariter confessi fuerunt. Horä 9ma postquam visi- 
tationem crastina hora 5t* matutina in Niederbühl incipiendam indixeramus, 
curru aulico ad pontificalia inibi peragenda ex ecclesia ad aulam vecti finitäque 
missa domum usque ad tempus prandii revecti fuimus. Exin horä eirciter 12ma 
ad prandium resalutavimus altefatum principem Augustum!, septem vel octo 
annorum, qui praemissis a nobis praemittendis praeter humanum et omnem 
gratiosum affectum responsum in haec fere verba proloquebatur:: 

Ich hab Mir jagen lajien, daß der Herr Weyhbiſchoff und die bey fi babenbe 
geiftligen Herren die Unterthanen in Ghriftcatholifcher Lehr fleißig eraminirt und bes 
fragt haben. Ich wollte dem Herren Weihbiſchoff gerne bezeigen, daß Ich auch weiß 
und gelernet babe, was die chriftliche Lehr erfordert. Es wolle derowegen der Herr 
Weibbifchoff mich aud hierüber befragen, werde Ihme nad) Vermögen fuchen zu 
antwortten. 

Ad inopinatam hanc propositionem ob praesentiam omnium fere aulicorum 
circumstantium aliquo modo perterriti retractavimus hoc examen aggredi, judi- 
cantes, principem in his et aliis plurimis sufficientissime instructum. Quo plus 
nos examen hoc retractabamus, eo amplius princeps cum totä aulä pro eodem 
aggrediendo instabat, donec interrogatus: Wer hatt den Pringen erichaffen ? Re- 
spondit: Gott Batter. 

Interrogatus ultra: Gott Batter habe die Bauren erſchaffen, follte ber auch 
den Printzen erichaffen haben ? Respondit: Ya, ohne Unterfcheid, Mich gleich, wie 
bie Bauren. 

Cumque ob aptissimum et principe dignum responsum a nobis totaque aula 


ı Auguft Georg, ber jüngfte Prinz des Markgrafen Ludwig Wilhelm, 
geboren 1706, zur Regierung gelangt 1761, geftorben 1771. 
4" 


52 


laudaretur, ac ad eundem pietatis fervorem incitaretur, obtulit nobis videndum 
suum, quem scribit characterem, ab his a grammataeo parum differentem. Exinde 
ad prandium deducti invenimus ibidem serenissimum prineipem Alexandrum 
Badensem ex Bohemia mutum simul et claudum, 52 cireiter annorum, cui etiam 
pro debito cum manuum osculo de nepote natalizante congratulati fuimus, qui 
signis ejus vero archiepiscopatus pluribus gratum aflectum et gratiam altefati 
Celsissimi explicaverat, qui etiam ad mensam, uti oportebat, primum locum, 
ad ejus dextram domina de Plettenberg, suprema aulae praefecta, reverendis- 
simus suffraganus sinistram occupabat. Junior vero princeps Augustus ad 
mensam publice non comparebat. Finita mensa et peracta pro exbibitis gratiis 
debita gratiarum actione, et valetudine hora 24 domum reducti fuimus, ubi duo 
patres Franeciscani recollecti petierunt approbari pro confessionibus excipiendis, 
quibus examinatis et sufficienter instructis inventis eandem approbationem im- 
pertiti fuimus. Deinde medio juramento de dicenda veritate ad interrogatoria 
parochus respondit ut sequitur etc. 


12. Auppenheim. 


Diejes Stäbdtlein ift eine der frühejten Befigungen de3 Haujes 
Baden im alten Uffgaue und kam aus dem Calw'ſchen Erbe an die 
Eberjteiner und von diefen an die Markgrafen. Es erſchien früher 
al3 einer der, bedeutenditen Drte der Gegend und megen jeiner Befejti- 
gung befannt, wovon noch im Anfange unſeres Jahrhunderts hohe 
Ningmauern, doppelte Thore und doppelte, aber zu Gärten angelegte 
Mälle und Gräben vorhanden waren. 

Noh 1589 war Kuppenheim der Hauptort eines badijchen 
Kreisamtes von 22 Dörfern, wie der Sit eines Feſtungs- oder Stadt: 
commandanten. Im breikigjährigen Kriege joll es einer längeren Be: 
fagerung dur die Schweden einen tapfern Widerſtand geleitet haben. 

Im orleaniihen Kriege hatte auch Kuppenheim, welches damals 
noch Amtsftadt von 14 Dörfern war, das Unglüd, am 24. Auguft 1689 
von den Franzoſen beinahe gänzlich verbrannt zu werden, wodurch ge= 
ihah, daß der Amtsjig und damit eine vornehmlihe Einnahmequelle in 
da3 bald darauf neu erbaute Raftatt verlegt und dem alten Stäbtlein 
nicht3 al3 die Ehre gelaffen wurde, daß da3 neue Amt nod eine Zeit 
lang das Amt Kuppenheim uyd Rajtatt bie. 

Vormals jtand hier ein Schloß, welches der badiſche Prinz Leo— 
pold ber Ältere zuletzt bewohnte und fofort abbrechen ließ, um ein 
neues an dejjen Stelle zu erbauen, mworan ihn aber die folgender 
Kriege und fein Schon 1671 erfolgter Tod verhinderten t. 

Kuppenheim erjcheint ſchon in einer Urkunde aus dem Ende des 


ı Kolb, hiſt. flat. Topogr. Per. 6, 188. Crusius. 


53 


141. Sahrh.; e8 wurden Bejitungen dajelbit duch Berthold, den Bru— 
der des Grafen Burkart von Staufenberg, an das Gotteshaus Hirihau 
vergabt t. Die Stadt fam in der Theilung vom 25. Juni 1309 zwis 
ihen den Markgrafen Friderih und Rudolf an den Eritern ?. Sie 
war ein biſchöflich Speieriſches Lehen, welches vom Stifte Weißen— 
burg herrührte?®. 

Die Bewohnerihaft der Stadt gab fich jeit alter Zeit viel mit 
Schiff: und Fiicherei ab und hatte eine mit dem Dorfe Raſtatt gemein- 
jame Drdnung für die Murg-Fiſcher, melde uns in einer Faſſung 
vom Jahre 1505 vorliegt +. Als Dorfzeihen oder Wappen führte 
Kuppenheim, wie die alten Schiffer: und Fiſcher-Orte Gernsbach, Wol- 
fah und Mannheim, eine Woljsangel , alſo ein Zeichen, was auf die 
althergebrachte Beihäftigung de3 Schiffen? und Fiſchens hinweist. 

Der Kuppenheimer Mühle ift in Urkunden von 1278 und 1312 
erwähnt ®, der Badftube in einer Urkunde von 1484 7. Die Stabt 
hatte ein Drtögericht, welches noch im 16. Jahrhundert aus 12 Mit: 
gliedern beftund, während der Math der Gemeinde 6 Mitglieder neben 
dem Bürgermeijter zählte ®, 

Gefälle und Zinfe zu Kuppenheim bejaßen die Klöjter Hirſchau 
und Herrenalb°?. Das lettere hatte auch die Ungeldfreiheit für 
Verbrauchsgegenſtände, welche feine Mönde und Dienftleute auf dem 
Kuppenheimer Markte gekauft und aus der Stadt verführen mollten 1, 
Das Ungeld, al3 Abgabe für die Ausfuhr von Lebensmitteln, war im 
Mittelalter häufig und Hatte den naheliegenden Zweck, eine Vertheuerung 
der Nahrungsmittel für die ftädtiiche Bevölkerung zu erjchweren, denn 
bei der Beichränktheit der damaligen Verkehrsmittel war eine locale 
Theuerung leicht möglich. 





! Cod. Hirsaug. p. 33. (Stuttg. 1843.) Crusius Suev. ann. 2, 429. 
Dad. Archiv 1, 728. Oberrb. Ztfchr. 1, 112. 

2 Bad.⸗Bad. Eopb. im General:fandes-Archive, Nro. 64, ©. 15. 

®? Schöpflin, Als. illustr. 2, 177: Oppidum auditur in feudorum obla- 
tione Frid. march. Bad. et Agnetis uxoris ad ecclesiam Weissenburg, anno 
1381 facta acceptaque vicissim proprietate vici Malsge.. Dumbeck, Geogr. 
pag. vetust. per Cisrhen. p. 284. 

Ztſchr. f. Geſch. d. Oberrh. 6, 9. 

5 Dafelbft 16, 391. 

6 Dafelbfi 2, 116; 7, 359. 

? Daf. 2, 289. 

s Daf. 10, 265. Anno 1574. 

® Daf. 2, 116. Urkunde 1278. Klofter Hirſchau. — Oberrh. Ztſchr. 
1, 112. Anm. 3. 

1 Daſ. 2, 173. Urkunde vom Jahre 1254, 


54 


Die Herrihaften Hatten dur den Zehntbezug den Getreidehan— 
del vielfach in ihren Händen, und manche geitatteten ſolche Ungeldfrei— 
heiten gerne, da jie im höheren Erlöſe aus dem Getreide daß verlierende 
Ungeld veichlich wieder erjet erhielten. 

Das Haus Baden bezog zu Kuppenheim den Zehnten feit Mitte 
de3 15. Jahrhunderts. Markgraf Karl wurde 1453 vom Abte zu 
Weißenburg mit Gregingen (Burg und Dorf), mit der Stadt Suppen 
heim und mehreren Dörfern belehnt t. 

Die ehemalige Kirche zu Kuppenheim, melde im Viſitationsproto— 
colle von 1683, alfo vor der Einäjcherung ded Ortes, als ſchön, geräu— 
mig und wohl vertheilt in ihren Räumen gejchildert wird, iſt eine alte 
Nectoratskirche und wird ein Johannes, decanus de Cuppenheim, 
ihon in einer Herrenalber Urkunde von 1276 ermähnt?. Die Kirchen: 
patrone waren Beatissima Virgo, sanctus Xistus papa und 8. Seba- 
stianus martyr. Das Patronatsrecht, nebit zwei Dritttheilen des Zehn: 
tens dort und ben beiden Filialorten Rauenthal und Oberndorf, 
gehörte dem Domcapitel zu Speier. 

Außer dem Pfarrrector hatte die Kirche noch mehrere Beneficiaten 
für die verjchiedenen Altäre, zu melden Pfründen gehörten, und zwar: 

1) Die Pfründe des S. Urban-Altars, in Urkunden von 1472 
und 1532 erwähnt; 2) die Piründe des Nicolaus: Altard, worüber 
Urkunden von 1433, 1456, 1527, 1580 und 1582 vorhanden; 3) die 
Pfründe ad 8. Catharinam nad einer Urkunde von 1456 und 
4) die Piründe ad S. Sebastianum, morüber ein Gtiftungäbrief 
des Markgrafen Karl und ſeines Bruders von 1454 noch vorliegt. 

Außer der Hauptlirhe befand fich nahe bei der Stadt beim Be- 
gräbnißplage eine dem bl. Antonius von Padua gemeihte Kapelle, 
zu deren Gunjten von den baben:baden’ihen Prinzen Hermann und 
Leopold Wilhelm im Jahre 1670 Stiftungen gemacht wurden, aus 
deren Erträgnifje jeden Dienstag eine Mefje zu lejen und auf den 
Tag de3 Heiligen ein gejungenes Amt zu halten war. Markgraf Leo— 
pold Wilhelm Iegirte noch 1681 diejer Kapelle 1000 Gulden ®. 

Der Kuppenheimer Kirche wurden auch Ablaßbriefe ertheilt. In 
einem alten Nepertorium des baden-baden'ſchen Archive werden deren 
aus den Jahren 1320, 1321, 1397, 1399, 1448, 1473, 1490, 1503 
und 1504 aufgezählt. Dieje Abläjje dienten dazu, das Einfommen der 


1 Bab:Bab. Eopeibud, Nro. 92. Fol. 178. Gopb. 64. Fol. 87. u 
2 Dberrb. Ztiſchr. 1, 492. 493, 

3 Bad.⸗Bad. Repert. im Gen-L.-Archive. 

+ Kolb a. a. D. Freib. Realfhematismus, S 143. 


55 


Kirche zur Erhaltung derjelben zu vermehren, und waren Gelegenheiten, 
für diejelbe zu jammeln. Allein durd die Bauernempörung von 1525, 
den breißigjährigen und die folgenden Kriege geriethen Kirche und 
Pfarrhaus gleihwohl in Verfall !. 

Die Eompetenz, welche ſchon 1413 geregelt worden, erhielten die 
Pfarrer und Pfrünbenießer unregelmäpig und mangelhaft, und jchon 
im 16. Zahrhundert mußte der Pfarrer aus Mangel einer ordentlichen 
Behaujung beim Wirthe zehren und Herberge nehmen. Das Pfarrhaus, 
welches im Brande von 1689 volljtändig zu Grunde gegangen, wurde 
nicht mehr aufgebaut, obwohl dieſer Übeljtand mehrfache Nügen hervor: 
rief. Endlih im Jahre 1762 kaufte daS Speierer Domcapitel, welchem 
die Baupfliht oblag, dag Wirthöhaus „zum Lamm“ um den Preis 
von 1335 Gulden, um dasjelbe allmählig zu einem Pfarrhauje ein 
richten zu lajjen 2. 

Über die Reparatur der Pfarrkirche, welche durd jenen Brand 
jehr gelitten hatte, wurde biß 1715 vielfach verhandelt; erjt aber zwi— 
jhen 1810 und 1814 errichtete man an Stelle der (von den Mark: 
grafen Jakob und Karl erbauten alten Kirche) eine neue ſchön ent: 
mworjene, wozu Großherzog Karl Friderich im Jahre 1810 eigen- 
händig den Grundftein legte ®. 

An Bruderihaften bejtunden zu Kuppenheim die drei: ad 8. 
Nicolaum, ad S. Catharinam und die der Todesangſt Chrifti, melde 
noch 1715 in der Kapelle S. Antonii ihren Gotteödienjt hielt. Am 
‚seite dieſes Patrond wurde von derjelben unter Zuzug dev benachbarten 
Pfarrherren jährlih eine Procejjion abgehalten und eine Meſſe 
gelejen *. 


ı Repert. und Akten im Gen.-L.-Archive. Darunter ein Vertrag, aufge: 
richtet mit Kuppenheim und anderen Unterthanen ber Marfgrafichaft „wegen dem 
Abte und Propfte im bäuriſchen Aufruhr zugefügten Schadens von 152 fl., welcher 
auch das Pfarrhaus zu Kuppenheim betrifit“. Mone, QDuellenfammlung 1, 229. 
249. Anno 1642, 29. Juni. Badena spoliata est, Gersbachium, Cuppenheimium 
et alia loca. — Ablaßbrief von dem Papſte Bonifacius, 2 Idus Jan. pontif. anno 
10. 1399. Urfunde der Bruderihajt zu Kuppenheim über die mit mehreren Ge— 
füllen begabte Pfründe S. Nicolaus und des ©. Katharinenaltars in der Pfarrkirche 
zu 8. 1456. Ablafbriefe von 1320, 1321. Ablaßbrief für die Parodialfirhe S. 
Sixti et Fabiani. 1423. 

? Alten. 

3 Kolb a. aD. Realihematismus, ©. 144. 

+ Die fida et sincera relatio visitationis generalis dioecesis Spirensis von 
1715 jchreibt unter'm 13. Juni über das Patronatsjeft Folgendes: Venerabile 
in processione publica, praesentibus serenissimis personis ad sacellum S. An- 
tonii Paduani in ejus festo detulit et retulit pater missionarius. Notabile est, 


56 


Verſuche zur „Rurſuscitierung“ der verjchiedenen Beneficien, als 
S. Sebastianus, Beatae Virg. Mariae, S. Nicolai, S. Catharinae und 
S. Urban, wurden wiederholt gemacht; doch war durd die Zeitverhält- 
nijie dag Einkommen derjelben jo jehr herabgemindert worden, daß man 
im J. 1756 diefe Reſte in ein einziges Gaplaneibeneficium vereinigte !. 

Wir laſſen nunmehr den ausführlihen Bericht des Viſitationsproto— 
coll3 von 1683 folgen, welchem wir einzelne Notizen aus ben jpäteren 
von 1701 und 1715 anfchliegen werben. 


Cuppenheim. 


Civitas est non invenusta vetustis ligneis et humilibus aedificiis spectabilis, 
utcunque antehac munita et nobilissima non ita pridem D. marchionum domo 
venatoria illustris, sed quae ultro jussu defuncti marchionis Leopoldi eversa, 
alio firmiori lapideo aedificio fuisset exornata, nisi aut mors praevertisset, aut 
continua bella impedivissent. 

Feudum est praepositurae Weissenburgensis cum 14 pagis qui hanc sa- 
trapiam conficiunt, cujus caput haec urbs, numerat illa cives 125, omnes Ca- 
tholicos, exceptis 10 Judaeorum familiis. Ad parochiam hanc etiam pertinent 
pagi Oberdorff 30 familiarum et Rauendahl 9 familiarum. Tota est juris- 
dietionis spiritualis Spirensis, temporalis Badensis, capituli pro tempore Ett- 
lingani. 

Patroni B. Virgo, S. Xistus papa et S. Sebastianus martyres, quorum 
dies solemniter celebrantur. 

Dedicatio dominica post Joannis Baptistae. 

Collator cathedrale capitulum Spirensee Decimator idem capitulum 
et pastor, ita ut duae tertiae cedant capitulo et una pastori. Capitulum per 
eontractum specialem initum ex singulis decenniis renovandum accipit pro 
duobus suis tertiis annue 170 fl. — Pastor suam tertiam ipse colligit. Minores 
decimae pari modo dividuntur et capituli duae tertiae contractui superiori in- 
clusae. 

Animalia seminalia curat et alit civitas. 

Ecclesia vasta pulchra ac bene ordinata, modo duae ligneae columnae essent 
amotae ex medio. Chorus amplus habens praeclarum fornicem, conservatur a 
pastore; navis, quae tabulata, curatur et conservatur à capitulo, 

Turris cum campanis, funibus, septis coemeterii communitas; ossuarium 
curatur a collegio societatis Jesu Badensi, quod illius fruitur beneficio ; coeme- 
terium bene clausum et amplum depaseit aedituus. Ornatus omnis curatur ex 
reditibus ecclesiae, sedilia communia curantur a communitate, 


quod depluente vix ab hominum memoria pari grandine tonitrua inter et fulgura 
homines ubertius ad ecclesiam confluentes eam clamoribus et vociferationibus 
ad deum ita impleverint, ut credi fere potuerit, diem extremum imminere; 
nihil tamen inde hoc loco aut vineae aut agri passi, praetergquum quod caprae 
aliquot ex concussione .... 


1 Realihematismus, ©. 144. 





57 


Altaria in ecclesia quinque, omnia ornatn et consecrata, etiam olim dotata, 
quorum reditus undiquaque disperei, ferunt hie antehac fuisse partim capituli, 
modo vix unus sacerdos ali potest. Constat adhuc fuisse hie primissariam, 
beneficium S. Nicolai, S. Sebastiani, et divitem insuper sacellanatum, cujus 
reditibus multis annis quiete fructus suffraganeus Spirensis, donec ante sex- 
cennium, in vindietam recusatae praesentationis quorundam pastorum et a d. 
marchione ablata nec alteri collata, reditibus interim administraturae spiritu- 
alium incorporatis, pro quibus ex fundatione nihil praestatur. 


Sacrarium pulchrum ex integro lapide elaboratum, mundum et decens, 
lumen ante illud perpetuum licet ex deperdita fundatione non amplius prae- 
stetur, suppletur tamen liberali piorum donatione; monstrantia cuprea deaurata, 
eiborium argenteum forınae antiquae, cum inclusa capsa argentea, est et altera 
capsa argentea, qua utuntur pro ciborio infirmorum. Pixides pro sacris oleis 
stanneae. Calices tres argentei, quorum minor sacelli. Casulae octo, albae 
tres, missalia duo Romana nova, agenda Romana et Spirensis, ornatus reliquus 
necessarius. 


Baptisterium bonum, cathedra lignea, confessionalia duo, unum in sacello, 
alterum in sacristia. Liber baptizatorum ab anno 1752 accuratus. Reliquiae 
nullae. Confirmationis nemo meminit. Lites circa sedes sepulturas aut bona 
ecclesiae nullae. Processiones cum Venerabili in festo corporis Christi per ci- 
vitatem, in octava circa coemeterium; festo S. Marei in Haven-Eberstein, 
die Lunae rogationum in Rodenfels. Die Martis excipiunt 12 processiones 
locorum vieinorum huc confluentium. Die Mercurii vacant. Festo Ascensionis 
in Radstatt, festo S. Antonij de Padua ad ejus sacellum suburbanum. Anni- 
versaria tria fundata servantur. Ecelesiae census a duobus civibus, qui per 
ordinem annis singulis mutantur, colliguntur et fiunt rationes.. Administratori 
spiritualium absque praesentia pastoris. Extendunt illi sese praeter propter ad 
63 florenos, implet in cera nihil, uti nec pro oleo. Ex hisce pro hostiis et 
vino solvuntur annue pastori 9 fl. 


Filialis nulla. Sacellum unum proxime civitatem, honori S. Antonii 
de Padua electum, ex marchione Ferdinando magnae memoriae et ante tre- 
decim anno a serenissimo marclhione Leopolde, ejus fratre, fundatum quin- 
quaginta florenis annuis, quorum viginti numerantur pastori pro sacro hebdo- 
madario omnibus diebus martis in eodem celebrando, sex dantur aedituo, ut 
serviat et mundet, duodecim floreni impenduntur tractationi pastorum et reli- 
giosorum in festo patroni ibidem celebrantium, quatuor musicae, quae eo die 
Badena evocatur. Oeto residui ornamentis et sartis tectis conservandis, habet 
sacellum campanam et alia ornamenta requisita, non est consecratum. 

Campanae in parochiali quatuor magnae et pulchrae consonantiae. 

Pastor Joannes Georgius Joss ex Lemersheim, aetatis 40, quindecim annis 
hujus loei pastor, transferendus in festo S. Joannis in Herxheim, commendatur 
a suis a diligenti cura pastorali et invitissime dimittitur; praxin habet sin- 
gularem in rebus fidei suos instruendi ac pulchrum concionandi, unde parochiani 
hi prae omnibus prope commendantur a pulchra et expedita de rebus fidei 
responsione atque exacta catechismi recitatione facta etiam ab iis, qui non 
sciebant legere, sponsalibus assistit, “uti et morientibus, nullum neglexit, nec 
ullum alterius parochiae aut vagabundum copulavit. Capituli est pro tempore 
Ettlingani, cui jura solvit ac debitam decano praestitit obedientiam. Unam 


98 


tantum possidet parochiam et hanc ex commenda, quam singulis annis uno im- 
periali redemit. 

Domum incolit commodam, licet nonnihil ab ecclesia semotam; exstruxit 
illam commiseratione ductus ex pura principali munificentia nulla obligatione 
marchio Wilhelmus, quia adhuc indecisum, an non decimatores ad illius 
eurationem et conservationem obligentur. 

Ejus competentia annua est in pecunia: 

Ex ecclesia pro vino et hostiis 9 fl. Ex sacello pro sacro hebdomadario 
20 fl. Tertia pars decimarum, quae vix excedit 80 fl., agrorum 8 jugera, 
vinearum nihil O, pratorum 1 jugerum. Jura stolae ex sponsalibus et pro- 
clamationibus O rthlr., ex copulatione strophiolum 1 rthlr., dimissorialibus 
1 rthlr., baptismo O0. Introductione ad libitum. Provisione segrorum 0. Ad- 
ministratione aliorum sacramentorum 0. Conductu funeris majoris et tribus 
sacris 2 fl., funeris minoris !/, fl. 

Ludimagister Michael Glas, constitutus a communitate, confirmatus a 
Pastore officio utcunque satisfacit!, tantum novit legere et scribere, nihil 
studuit, opificio sculptor. Competentiam habet a communitate, pro qua annue: 
in pecunia 24 fl., siligine 12 mald., vino 3 ohm, lignis, quae ei in domum in- 
vehuntur 6 klafter. Ex instructione pueri per quadrantem anni 2 batzen. 

Domum ei procurat communitas et praestat immunitatem. 

Acdituus Joannes Leonardus Ohl senecio ? diligens, constitutus a pa- 
store, pro competentia habet in siligine 6 mald., hordeo 2 mald., pisis 2 simmern; 
cannabem pro 1 fl., ex lotione suppelectilis lineae 1 rchsthlr., ex libra cerae 
elaboranda 1 batzen, ex copulatione 3 batzen, ex funere majori 3 batzen, ex 
funere minori refectionem. 

Director horologii plerumque minister eivitatis, a qua constituitur; habet 
is pro deservito annuo 1 Malter Korn. 

Pueri tantum de hyeme mittuntur ad scholas a festo S. Michaelis ad 
S. Georgii. Superstitiones aut abusus publici nulli, confraternitas nulla. 

Pro choreis licentiam facit locumtenens, nullus in tempore renovationis pa- 
storem accedit, quin quod judex saecularis in contemptum illius permiserit 
circumforaneo ad ipsum ingressum coemeterii non procul ab ecclesia suas nugas 
habere. 

Nulli labores serviles diebus festis. — Diligentes in sacris. 

Scandalum publicum nullum, nisi quod eircumferantur infantes aliquot 
incertorum parentum, 

Venerabile quando nd aegros defertur, soli duo proximi vicini comitantur. 
Obstetrices duae juratae, a nobis examinatae et informatae. 

Hospitale bene fundatum, a duobus civibus administratur, rationes fiunt 
duo satrapae. Inventarium nullum, Pueri baptizati more Christiano a pastore 
sepeliuntur. — Nullus meminit visitationis factae. Communio paschalis exigitur 
schedis: Sub divinis nullus excessus, 

Commendati a pulchra concordia civium et sedulitate in ecclesia ac bona 


t Über den Ausdrud „satisfacit* maht Mone (Ziſchr. 2, 117) die Bemerkung : 
Ofhcio satisfacit heißt in dieſen Angaben oft nur: er verfieht bas Amt; es ficht 
für fungitur. 

2 Für senex. 


59 


informatione; locus hic primus fuit, qui solemnissima totius eivitatis processione 
nobis in occursum effusus, quando petitä ante a consilio licentiä, responsum 
acceperunt, a se nec mandari nec prohiberi posse eos inpune facere, quod 
placuerit. Substitimus autem hoc loco dies duos ac totidem noctes, quando ad 
populum diximus 5, catecheses habitae 3, communione jura refecti 510. 


(Der Bericht vom 14. Yuni erwähnt eines am Abend dieſes Tages jtattgehabten 
außerorbentlih ftarken Hagelwetters.) 

Aus ber Missio vom Jahre 1701, ©. 205: 

Parochiae praeest R. D. Joannes Christophorus Walch, Suevus. — Nu- 
merantur familiae catholicae 93, judaicae tres. Pagos annexos habet Obern- 
dorf et Rauenthal. 

Ante incendium exstabant quinque altaria, quorum tria hodie reliqua sunt. 
Census ecclesiae snnt admodum tenues, cum libri redituum combusti sint et 
bona ecclesise inculta jacen. Non habentur aedes parochiales; pro domo 
eonducticia, quam parochus incolit, solvit Sermus quotannis 10 fl. Navim cum 
turri absumpsit incendium; relicto solo choro, qui tegulis et fenestris plurimum 
indiget. 5 

Ex fundatione hospitalis colliguntur 30 fl.; qui impenduntur in usus pau- 
perum. Ludimagister accipit 7 fl. 30 kr.; silig. 4 Malter. Ante incendium ha- 
bebat 24 fl.; frumentorum 10 Walter. 

Extra urbeculam est sacellum a Sermo Leopoldo marchione badensi in ho- 
norem Sancti Antonii de Padua. Fiunt quot septimanis in hoc sacello divina; 
quo in solemnitate annua S. Antonii, plurimi confluunt. 

Aus der Visitatio vom Jahre 1715, pag. 83: 

Joannes Adamus Schmid, Fuldensis, 34 annorum, a biennio administrat 
parochiam. Familias catholicas Cupenheim numerat 84; acatholicas nullas; 
judaicas quinque. 

Duas filiales Oberndorf 15 familiarum et Rauenthal 13 familiarum, 
omnino catholicarum. Item in suburbio capellam S. Antonii de Padua. 

Adest insuper fraternitas agonizantis Christi, quae sustentatur ex oblatis 
fidelium; quae oblata sunt adeo frequentia, ut ex iisdem negligentiam camerarii 
Badensis D. Diklin in constituendis necessariis sublevet. Celebratur autem 
haec fraternitas tertia die dominica cujuslibet mensis. 


13. Malfd mit dem Filiale Waldpredjtsweier. 


Malſch, in den ältejten Urkunden Malsca, Mals und Malse ge— 
jhrieben ?, ein großes Pfarrdorf, wurde, wie das Schloß Waldenfels, 
im Sahre 1318 von Markgraf Friderich II von Baden mit Ein- 
willigung feiner Agnaten an die Abtei Herrenalb um 300 Pfund 
Heller verkauft, melden Kauf Markgraf Nudolf Hejjo beftätigte 2. 

Da aber dad Dorf ein Lehen von der Abtei Weißenburg war, 


ı Btjchr. für Gef. bes Oberrh. 1, 101. 117. 1257. Bruhrain bei Mali, 
20, 256. 
2 Schloß bei Malih. Kolb 3, 341. 


60 


jo jah fi der Markgraf genöthigt, diefem dafür einen andern Ort zu 
Lehen aufzutragen, und wählte hierzu feine Stadt Kuppenheim Sn 
der Folge gelangte Malſch an das Kloſter Herrenalb, und bei deſſen 
Auflöjung an Württemberg. Das Haus Baden erhob aber ver- 
ihiedene Anjprüche daran und es erwuchs ein weitjchichtiger Nechtsitreit, 
welcher endlich dadurch beendigt wurde, day Württemberg den Ort 1603 
mit Langenſteinbach und einer bedeutenden Summe Gelde3 gegen Lieben 
zell an der Nagold abtrat !. 

Zu Malſch gehörte aud der Hof Lindeuhard, welcher etwa 
800 Morgen umfaßte und im Lindenhardwalde lag, mo derjelbe holz= 
und weideberechtigt war, jo lange Herrenalb ihn beſaß. Während des 
dreigigjährigen Krieges verödete diejer Hof, welcher zum jüdlichen Theile 
des oberen Hardwaldes gehörte. Ein Waldbrief über die Walb- 
einungen von Durmersheim und Malſch ift auß dem Jahre 1362 vor: 
banden?. Der Flecken Maljch hatte im Jahre 1592 einen Schuldheißen 
und zwölf Geihmorene®. 

Die Urkunden, weldhe das Ardiv von Herrenalb über ben Beſitz- 
jtand des Klofter3 in diefem Orte aufweist, find zahlreid. Schon im 
päpitlichen Bejtätigungäbriefe von 1177 find ein oberer und ein une 
terer Hof — grangia — erwähnt? Die Edellnehte Albert und 
Behtold von Empflingen vergabten mit lehensherrlicher Bewilligung 
des Grafen von Löwenſtein ihren (wahrſcheinlich aus dem Calwiſchen 
Erbe jtammenden) Zehntantheil zu Mali im %.1270 an das Klojter 5, 

Derjelbe beſaß außerdem noch verjchiedene Freiheiten auf Malſcher 
Gemarkung und den jogen. Schaafhof, auf welchem wohl die Wolle zu 
den Kleidern der Mönche gewonnen und dann in der Ettlinger Walt: 
mühle verarbeitet wurde ®. 

1 Kolb 2, 243. 2er. von Schwaben. Ulm 1792. Bb. 2, ©. 61. „Lieben 
zell gebörte zur Markgrajichaft Baden und ift 1603 für 481,760 fl. und die Orte 
Mali und Langenfteindah an Württemberg abgetreten worden. Dieje Abtretung 
309g von Eeiten Badens einen langen Proceß nach fih, der 150 Jahre lang dauerte 
und erft 1753 beigelegt wurde." Ztſchr. f. Geſch. db. Oberrh. 5, 461. Sachs, bad. 
Geh. 2, 97. Zeuß, Trad. Wizzenb. p. 303. 828. Hienady hatte bas Gtift 
ihon feit 1065 Beſitzungen in Malſch und Albrechtsweiler, welche es im J. 1291 
an ben Markgrafen Hermann von Baden zu Lehen verlieh. Vergl. hiezu Schöpf- 
lin, hist. Zaring. Bad. 5, Nro. 220. Pfifter, bad. Staatsreht. Mannheim, 1847. 
Bd, 1, ©. 187. 

? Dberrb. Ziſchr. 9, 99. 

3 Dafelbft 15, 268. 

% Daf. 1, 102, 5 Da. 1, 369. 

6 Daf. 1, 491; 2, 247. Gerbert, hist. nigr. sylv. 3, 220. Oberrb. 
Ztſchr. 9, 138; 23, 299; 6, 338. 


6l 


Auh die Klöjter Frauenalb, Hirihau und Reichenbach 
waren in Mali mehr oder weniger begütert. Das lettere Gotteshaus 
erhielt 1277 von dem eberjteiniichen Grafen Dtto den dortigen Zehnten 
und bejaß im Orte verjchiedene Gefälle und einen Hof. Ebenſo gehörte 
dem Markgrafen ein Hof zu Malich ?. 

In Malſch jcheint eine der älteſten Kirchen des Landes geitan- 
den zu haben. Sie war eine Dorfkirche, welche wohl, wie Mone an: 
nimmt, an Stelle eined römischen Sacellum3 errichtet worden war; jie 
hat bis 1458 geitanden, denn in dieſem Jahre wurde der Grundſtein 
zu einer neuen Kirche gelegt, welche dem Hl. Eyriacus geweiht war ?. 

Die Congrua zu Mali, welde im Jahre 1338 beitimmt wurde, 
beitund in 10 Mutt Korn, 114 Mutt Spelz und 11 Mutt Haber in 
Kornzind von den Anniverjarien, 2 Ohmen Weines von der Pfründe, 
3 Ohmen Weined von den Anniverjarien, 10 Pfund Heller oder mehr 
von den Opfern, 4 Pfund Heller oder mehr von den Anniverjarien und 
in 2 Dritteln des Heinen SZehntens ®, 

Weitere Nachrichten über die Pfarrei erhalten wir aus. einer Ur: 
funde vom Sabre 1340. Der Edelknecht Wigand von Berghaujen 
vermachte darin mit Zuftimmung der Seinigen und bed Pfarrrectors 
Zuifried in Mali das Patronatsrecht diejer Kirche jammt allen 
Rechten und Nugungen, mit Vermilligung der Grafen von Eberitein, 
von welchen e3 zu Lehen gieng, an das Klojter Lihtenthal, Nad er: 
folgter Incorporation der Pfarrkirche follte jelbes fortan bei fi er: 
gebenden Erledigungen den Pfarrrector oder jtändigen Vicar präjentiren, 
wie die pfarrlichen Einkünfte vorbehaltlich der Congrua für den leßteren 
zur Nahrung und Belleibung der Ktlojterangehörigen zu verwenden und 
dafür das Gedächtniß der Vergaber und ihrer Vorfahren feierlich zu 
begeben haben * Dieje VBergabung wurde dem Biſchofe von Speier an 
gezeigt mit der Bitte um Betätigung derſelben und um Einverleibung 
der Kirche in das Klofter, damit es in den Genuß der Einkünfte ge: 
lange. Die Incorporation durch Papſt Clemens VII erfolgte 
hierauf im Jahre 1345 in Anbetradht, daß das Klojter Lihtenthal, 
wo die Äbtijfin mit SO Nonnen lebte, von welchen viele aus gräflichen 


t Dafelbft 3, 270; 26, 445. Codex Hirsaugiensis. Stuttg. 1343. ©. 
36, 43. 

2 Daj. 8, 426; 9, 49; 19, 49. Mone, bad. Archiv 2, 140. Auf ber rechten Eeite 
des Thurmes der Kirche zu Malſch flehen die Worte: Anno Domini MCCCC.LVII 
und daneben ein Kelch, fo daß die Schrift den Grunbftein anzeigt und etwa bemerft, 
daß der Pfarrer denfelben gelegt babe. 

3 Oberrh. Ztſchr. 14, 154; 15, 385. 

* Dafelbft 7, 469. Gopeibuc des Klofters Lichtenthal. 


62 


oder anderen hochabeligen Familien abjtammten, durch die Zeitverhält- 
niffe mit jchweren Xaften beladen worden. Dem Klofter ftund nunmehr 
das Patronatsrecht zu mit allem Einfommen und allen Rechten 
unter alleinigem Vorbehalte der Competenz für den Pfarrvermejer ?. 

Die an der Pfarrfirhe zu Mali früher beitandene Früh— 
meſſerei, melde zeitweilig in Abgang gerathen, wurde 1492 durch 
den Markgrafen Chriſtoph von Baden neu fundirt und botirt, welchen 
Akt im folgenden Jahre der Biſchof von Speier beftätigte ?. 

Erſt um Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten wir wieder Nad)- 
richten von dev Malſcher Pfarrei. Nah einer Urkunde von 1552 
erhielt der Pfleger de3 Markgrafen von Baden einen Ackerhof (den 
Petershof, jpäter der Heiligenhof genannt), welcher der Maljcher Peters: 
caplanei gehörte, um 8 Malter Roggen verliehen °, 

Eine Beſchreibung der Bejoldung des Schulmeiiterg und Meß— 
mers murde 1558 und 1560 gefertigt. Unterm 5. Juli 1593 aber 
erließ der Abt von Herrenalb ein Schreiben an die Äbtiffin zu Lichten: 
thal wegen Erbauung eined neuen Pfarrhauſes auf dem Platz des 
alten und zwar nod vor dem Winter, denn jonjt fönnten Weiterungen 
durch dieſe Saumjeligkeit entjtehen. 

Das Klojter Herrenalb mußte ſich aber noch weiter an ben Herzog 
von Württemberg mit einer VBorftellung wenden, daß das Pfarrhaus 
zu Mali, welches Lichtenthal als Collatrix zu bauen hätte, jhon vor 
6 Jahren eingefallen und die Äbtiffin zu defjen Erbauung nicht gebracht 
werden könne, obwohl fie ihren Zehntantheil beziehe. Er möge 
daher bejehlen, wie das Klojter fich gegen diejelbe mit Arreitirung ihres 
Zehntens oder in anderem Wege verhalten jolle. Hierüber nun erhob 
jih ein langwieriger Streit. 

Das Nejultat dieſes und mehrerer anderer inzwifchen erhobener 
Rechtsſtreite war nad) einer Relation aus der zweiten Hälfte des vorigen 
Jahrhunderts folgendes: 

1) Das Klojter Herrenalb iſt jhuldig, das Langwerk, die Kirche 
auf ber Seite gegen die Kellerei in Dachung zu Halten und nichts 
weiter; 2) das Klofter Frauenalb die andere Seite; 3) das Kloſter 
Lichtenthal, zugleich Collatrix und präjentationsberedtigt, den Chor, 
und 4) der Heilige zu Mali die Thürme und dag Nebenbäulein am 
Chor und au der Sacriftei ®. 


1 Oberrh. Ztiſchr. 8, 77 u. 78. 

2 Bad.Bad. Repertorium. Urkunden von 1492 u. 1493. Sodann Con- 
firmatio renovationis primissariae in Malsch im jpeierifchen Copeibuche (liber 
spiritualium de anno 1491 usque 1518, Fol. 215). 

3 Bab.:Bab. Nepertorium. * Ardivalten. 


63 


Dad Pfarr:, Frühmefjerd: und Schulhaus, mie bie 
Häufer ded Dorfrichterd und Büttels und mie die Baditube waren von 
Abgabe des jogen. Rauchhuhnes befreit, welches man gemeinhin für 
dad vom Dorfherrn bemilligte Recht einer Feuerſtelle entrichtete. 

Das Pfarrhaus wurde endlih um 1653, nahdem Markgraf 
Wilhelm einen ernftlihen Befehl hatte ergehen laſſen, vom Kloſter 
Lichtenthal erbaut und die Abtijfin auch angehalten, dem Pfarrer 
die Eongrua zu entrichten. Durch den Krieg aber wurde ed, nach einem 
Berichte von 1681, wieder erheblich bejchädigt, was jofort zu neuen Be— 
ſchwerden führte. 

In diefe Zeit fällt die Bijitation, deren Bericht wir mittheilen. 
Aud die Congrua hatte dem Maljcher Pfarrer viele Beranlafjung zu 
Beihwerden gegeben. Diejelbe wurde 1653 zwiſchen dem Pfarrer Haug 
und dem Klofter Lihtenthal vereinbart, nachdem einige Jahre vorher 
das Dorf lutheriſch paftorirt worden. Der damalige Pfarrer Molitor 
hatte jih aber mit feiner Hausfrau einen Ärgerlichen Lebenswandel 
zu jchulden kommen laſſen und dadurch jeine Abjegung herbeigeführt, 
worauf im Jahre 1643 ber katholiſche Pfarrer Heggelborn bie Pfarrei 
erhielt. 

Am Jahre 1683 wurde das Sacellum S. Petri extra muros bene= 
dicirt, und zwiſchen 1724 und 31 die Frühmeſſerei in dieſer Kapelle 
wieder hergeitellt. Auf dem Kirchhofe befand fich ein Beinhaus. Die 
Gemarfung zählte 1 Kapelle, 4 Bildjtöde, 17 Kreuze, worunter ein 
jteinerned an der Hauptitraße von Raſtatt nad Ettlingen, welches um 
1762 errichtet worden i. 

Eine Roſenkranzbruderſchaft beftund jeit 1704 2, 

Zu Maljch gehört als Filiale, wie im Viſitationsbericht erwähnt, 
auch der Ort Waldprechtsweier, ein in berrenalbiihen Urkunden 
öfter8 ermähntes Eleined Dorf, wo im 16. und folgenden Jahrhundert 
eine herrſchaftliche Eiſenſchmiede im Gange war. Die dort erjt im 
Sahre 1769 erbaute Kapelle ijt dem heiligen Michael geweiht ?. 

Freiolsheim aber, welches im erwähnten Protocoll ebenfall3 als 
Silialort von Malſch erjcheint, gehört jegt, wie Mittelberg, als ſol— 
her zur Pjarrei Moosſsbronn, welche erit im Jahre 1792 errichtet 
wurde #, 


ı Ardivaften. 

2 Urkunde: Dat. Romae. 8. Mart. 1708. Bifitationsprotocoll vom 
Sabre 1715. 

® Archivakten. 

+ Ebenso. Auch Kolb 2, 233. Siehe Abſchnitt: Moosbronn. 


64 


Malsch. 


Malsch, Badense. Amplus hic pagus ante annos 40 adhuc ordinis S. Be- 
nedicti, patribus ex Herrenalb suberat, quibus a Wurtembergico pulsis, et hie 
pagus cum omnibus praediis proventibus cessit marchionibus Badensibus per 
contractum specialem. WVillae patrum non nisi rudera prostant. Parochiam 
hanc conficiunt Malsch 125 familiarum, satrapiae Ettlinganae Walbrechts- 
Weyer 11 familiarum, satrapiae Rastadianae, Freiolsheim 6 familiarum, 
satrapiau Gersbacensis. Catholicae omnes decanatus Ettlingani. 

Patronus S. Cyriacus. Dedicatio dominica post Magdalenae. Collatrix 
abbatissa ex Lichtendahl. 

Decimatores tres omnes decimas aequaliter dividentes, smus marchio, abba- 
tissa ex Frauenalb et domina abbatissa ex Lichtendahl. Haec tenetur sola 
alere pastorem, cui proinde praeter decimas minores quas totas ei cedit, tenetur 
adhuc ex sua tertia maiorum decimarum dare annue pastori 20 mald. siliginis, 
8 avenae, 8 hordei, 6 speltae, 3 plaustra vini. Pastor hoc anno suam tertiam 
minorum decimarum elocavit 10 imperialibus !. 

Animalia seminalia aluntur ex certis hune in finem comparatis agris a 
certo villico, qui hosce agros colit, quique etiam hac sola ex causa sunt 
exempti a decimis. Curantur a comunitate. 

Ecclesia parochialis satis ampla, firma, bene tecta, ac parochiae 
capax; bene etiam interius ordinata et exornata. Chorus qui perlucidus et 
amplus ac praeclarum habet fornicem, conservatur ab abatissa ex Lichtendahl. 
Navis ecclesiae, quae antigquum habet tabulatum, conservatur ct curatur ex ec- 
clesiae reditibus. Turrim cum campanis et funibus conservat communis paro- 
chia. Septa coemeterii, ossuarium, crates, vinum, hostias, libros, ornatum curat 
et conservat ecclesia ex propriis reditibus. 

Coemeterium media parte depascit pastor, altera vespertilio. 

Altaria tria non conservata nec dotata, unum a sedibus scabinalibus plane 
occelusum, ante alterum laterale B. V. suspendi coeperant linteamina ac infantium 
indusia ?, et vestes ex directione incantatricum ?, eo directa, quae submoveri 
jussimus, 

Filialis nulla. 

Sacellum S. Petri extra pagum in amplo quadro coemeterio structum 
bene innovatum benediximus una cum coemeterio, in quo jam a pluribus annis 
sepulti plures, nunquam autem fuerat benedictum. 

Sacrarium affabre * exscisum, mundum et clausum, lampas tantum sub 
divinis accenditur; ejus dives fundatio etiam diesipata. 

Monstrantia cuprea vilis. Ciborium bracteatum; inclusam habet pixidem 
argenteam, pixides pro sacris oleis duplices cupreae et stanneae. Calix unus 
cupreus deauratus. Casulae 4, alba una, vexilla 6. Campanae 3 in turri et 
una in sacello, noviter refusa. Missale unum Romanum. Agenda Argentinensis, 
Cantuale unum; ornatus alius vix qui necessitati sufficiat. Baptisterium ma- 


— — — 





ı 10 Reichsthaler. 2 Die Hemblein. 
3 Incantatrix, die Zauberin, hier für alte abergläubijdhe Weiber (vetulae). 
+ Meifterhaft. 


65 


gnum antiquum clausum. Confessionalia duo in choro. Cathedra lapidea bona. 
Liber baptizatorum ab anno 1655 accuratus. 

Confirmationis non meminerunt nisi quando episcopus Lotharius Fridericus 
media die confirmavit Badenae, quo evocati, absque confirmatione plerique re- 
missi. Lites eirca sedes, sepulturas aut bona ecclesiae nulla. Processiones, 
una sola cum venerabili in festo corporis Christi circa pagum. Festo S. Marei 
in Oberweier. Die Lunae rogationum excipiunt Muckensturmenses, Martis 
vacat, Mercurii in Muckensturm. Festo ascensionis circa sata. Anniversaria 
tria fundata servantur. 

Reditus ecclesiae colliguntur a duobus juratis „bie Heyligpfleger“ dietis, ra- 
tiones fiunt coram administratore spiritualium Badensi, et aliquo ex Badensi 
camera deputato, nunquam vocato aut praesente pastore; habet ecclesia haec in 
fixis censibus annue 45 fl. reliqua dissipata fuerunt et hie alia beneficia sed 
quo conversa expiscari non licuit. 

Pastor r. d. Martinus Sigle ex Weilerstadt, aetatis 40 annorum 
parochiam administrat in quintum annum, curatus in 14 annum. Diligens in 
suis instruendis, nullam concionem nec catechismum intermisit. 

Nullum neglexit moribundum, morientibus assistit et sponsalibus. Capituli 
est Ettlingani, cui paret et solvit jura. 

Parochiam possidet ex commenda quam annue redimit uno imperiali et 
nuncio 15 Creutzer. Unam possidet parochiam. Domum pastoralem curat 
abbatissa de Lichtendahl, est ea totaruinosa et ex ult imo bello destructa, inter- 
pellata saepius a pastore surdas habet aures, nec qnicquam solide reparat. 
Unde pastor, dimissa oeconomia, degit in aedibus praetoris, ibidemque vietum 
solvit. Competentiam suam incipit in festo S. Georgii, ex hac annue habet 
medietatem partis tertiae decimarum, quae cedit abbatissae ex Lichtendahl et 
tertiam partem decimarum minorum solus; ex hie elocatis 10 rchsth. Ex illis 
in siligine 20 mald., avena 8 mald., hordeo 8 mald., spelta 6 mald., vino 
3 Fuder. Ex bonis viduatis siligine 14 mald., avena 3 mald. Ex ecclesia in 
pecunia 4 ß, pratorum ?/, morg., agrorum */, morg. Jura stolae: ex sponsalibus 
et proclamationibus 0. Copulatione, strophiolum, mensuram vini, frustum 
carnis, offam, pro 2 Creutzer Brod et ab incola cive 20 batzen, extraneo 
1 rchsth., pro dimissoriis 1 rchsth. Baptismo 15 kreuzer. Introductione 0, 
provisione aegrorum 0. Administratione aliorum sacramentorum O0. Conductu 
funeris mai et tribus sacris 2 fl., funeris minoris 0, concione funebri 1 rchsth., 
sacro per annum votivo aut anniversario ?/, fl. 

Ludimagister, aedituus et director horologii Wendelinus Bulinger ex 
Malsch oriundus, satisfacit officio et est promptus et servat ecclesiam mundam. 
Constituitur ut ludimagister a marchione, ut aedituus ab abbatissa ex Lichten- 
dahl, ut director horologii a communitate. Pro competentia habet certum di- 
strietum agrorum, ex quibus percipit majores et minores decimas, quae ad 
10 Malter excrescunt, ex decimis vini 2 Ohm. 

Item ex singulis aedibus ein Laib Brod. Item pro pulsu ex sepultura se- 
nioris 2 Laib Brod, ex sepultura parvuli 1 Laib Brod. Item ex copulatione 
1 Maß Mein, 2 Laib Brod, ein Pfund Fleiſch. 

Item ex annexis pagis ex singulis aedibus 3 Baten. Item ex instructione 
pueri a festo S. Martini ad S. Georgii 15 Creutzer. 

Domum et immunitatem praestat communitas. Pueri vix mittuntur ad 

Archiv. XII. > 


66 


scholas. Abusus et superstitiones hoc loco graves et multae, als mit dem heiligen 
Fallen oder Gnad, Geihwülft fegnen, Hauptſchwindel, Füeßdrehen. 

Confraternitas nulla. Licentiam pro saltu saeculares faciunt, imo vel hac 
ex causa adire parochum prohibetur à saecularibus. Festis abstinetur ab omni 
opere servili. Negligentiores sunt tam senes quam juventus in catechesi. 
Scandalum publicum nullum. Nullus comitatus venerabilis ad aegros. Obste- 
trices duae juratac. Hospitale nullum, fundatio autem pro pauperibus bona 
ejus rationes fiunt saecularibus. Inventarium nullum. VWVisitatio a 28 annis 
nulla.. Communio paschalis exacta schedis nullo desiderato. Pueros suos illi 
ipsi sepeliunt absque cruce, cantu aut pastore. Sub divinis nullus excessus. 

Unter den Monita zu erwähnen: 

Abstineant dein omnes à consulendis magis et incantatrieibus et hae a 
suis suspectis mediis suggerendis, ni velint publicae sagae et magi proclamari 
et haberi. 

Pueri baptizati more et ritu catholico sepeliendi per pastorem in loco 
sacro; non baptizati in prophano illis in benedictione relicto. — Nulla dein ex 
instinetu anilium muliercularum D. Virgini suspendi permittuntur absurda 
linteamina, quin suspensa mox ab aedituo submoveantur. Reservatis reliquis 
dispositioni et ordinationi ordinarii missionem hoc finivimus loco, quem bis 
adivimus, quia prima vice, cum omnes in messe invenissemus occupatos, missionem 
interrumpere fueramus coacti. Explicatis et hoc loco vexillis nobis pulchro 
ordine occurrit omnis aetas, ac in ecclesiam cum cantu deduxit. 

Substitimus hac in parochia dies tres ac totidem noctes, quando ad 
populum diximus 6. Communione sacra refecti 491. Benedietum sacellum 
S. Petri et ejusdem coemeterium. Reconciliata parochialis cum coemeterio. 
Benedictae campanae 4. Benedicta solemniter magna crux. Distributi panes 
800 et vinum juventuti ex tota vicinia accurrenti. 

Malsch: Visitatio von 1701 p. 231. Parochus est rev. dom. Joannes 
Sebastianus Wolf, Willanus. Pro competentia habet sextam partem decimarum 
majorum, et tertiam partem decimarum minorum, ab ecclesia accipit 4 fl. Colit 
praeterea bona parochialia. Numerat familias catholicas 140, judaicas 3. Patronus 
ecclesiae est S. Cyriacus M. Jus collationis habet monasterium Vallis Lucidae. 
Decimas colligit serenissimus marchio Badensis, Alba Dominarum, Vallis lucida. 

Summum altare est sub patrocinio Beatissimae Virginis, S. Cyriaci, 
S. Bernardi; lateralia: bmae Virginis et S. Josephi, quorum nullum est con- 
secratum., 

Extra oppidum, in coemeterio exstructum est sacellum, divo Petro apo- 
stolorum principi sacrum. Ecclesia parochialis, una cum sacello S. Petri col- 
ligit quotannis 60 fl. Habet praeterea ex villa et agris elocatis decimas et 
ex capitalibus census annuos. 

Turrim cum sacristia reparat eccelesia, chorum reparat Vallis lucida; navis 
partem dexteram serenissimus marchio Badensis, partem sinistram Alba Domi- 
narum. 

Aedes parochiales aedificat et conservat Vallis lucida. Aedes scholares 
communitas. Ludimagister habet partem decimarum, quae quot annis excurrunt 
ad 40 mald. 

Gravamina: 1. Monasterium Lichtendahl non solvit parocho silig. 
12 mald., avenae 7 mald., vini ohm. aliquot. 2. Fenestrae in templo non re- 


67 


parantur. 3. Coemeterium est undique patulum. Disceptatur an communitas 
an ecclesia teneatur sepire. 


14. Auckenſturm. 


Mone leitet den Namen Mudenfturm (noh Muedenjturn in 
einem Sühnebriefe von 1403 gejchrieben) aus dem Steltiihen ab. Es 
bedeutet nad) ihm einen Pferd für junge Schweine, wälſch mochyn- 
dorn, lateiniſch suaria '. 

Bor dem Orte, an der Straße nad) Baden, liegt die Marga— 
vetben=- Kapelle, welche an gewifjen Tagen früher ſtark bejucht wurde, 
da ſich in derjelben ein Gnadenbild befand. Noch bemerkt man bier 
Refte von Mauern und einem Schlofje aus dem Mittelalter. Ein 
jolche3 wird denn aud in verjchiedenen Urkunden erwähnt. 

Muchenſturm iſt ein alt eberjteinijcher Beſitz. Nach dem Thei— 
lungsbriefe von 1219 zwiſchen Dtto und Eberhard von Eberftein 
erhielt eriterer das Dorf, weldes jofort auf defjen Nachkommenſchaft 
überging 2. | 

Graf Heinrich überließ im Jahre 1354 den Grafen von Würt: 
temberg unter Anderem auch die Diinung zum vierten Theile der „Burg 
und Statt Muggenfturm”, deren halber Theil ihm als Eigenthum, bie 
andere Hälfte aber als ein Pfand von feinem Bruder Wilhelm ge: 
hörte, und 32 Jahre fpäter verkaufte Graf Wolf diefe Burg und Stadt 
an den Marfgrafen Rudolf VII von Baden’, 

Hiezu hatten ihn die Schulden genöthigt, welche er ſich 
größtentheild durch jein unruhiges und theures Kriegerleben auf den 
Hals geladen. Der gepriefene Kämpe fam jo herab, daß er nicht3 mehr 
befaß, als ein Haus zu Mudenfturm mit einigen Gefällen zum nötbhigen 
Unterhalt, was ihm der Markgraf auf Lebenszeit noch zulommen Lie. 

Unter der Bezeihnung „Stadt” hat man hier eine Borburg zu 
verjtehen, worin eine politijche und Kirchliche Gemeinde mit Schulb- 
heiß, Gericht und Pfarrer angelejfen war. Der Muedensturn 
ericheint al$ ein castrum cum suburbio, wie joldhe Doppelorte im 
Mittelalter jehr häufig vorfamen. Man Hatte eben die Befeftigungen 


ı Dberrb. Zeitſchr. 11, 281. Die päpftl. Beſtätigungsurkunde über 
die Freibeiten und Befigungen des Klofters Krauenalb von 1197. (Zeitihr. 23, 
311 bat die Pesart „Muchenfturn“.) 

? Altes bad.:bad. Nepertorium. 

3 Klüber, 2, 270. Scott, jurift. Wochenblatt, Jahrgang 2, 259 bis 69; 


Steinhofer, Würtemb. neue Chronik, 2, 306. 
+ 


68 


der Burg durch Ermeiterung von Graben und Ringmauern auch auf 
das bei ihr gelegene Dorf ausgedehnt. 

Am Sühnungsbriefe zwiſchen König Rupert und Markgraf 
Bernhard von 1403 wurde auch beitimmt, daß diejem das eingenom: 
mene Schloß zu Mudenjturm wieder eingeräumt werben folle!. Das: 
jelbe war aljo in dem Reichskriege gegen den unbotmäßigen Fürſten 
von Baden, wie andere feiner Schlöffer, in die Hände der Königlichen 
gefallen, aber gleihmwohl dem Schickſale ded ebenfalls eroberten Klojt er? 
Herrenalb, welches niedergebrannt worden, glücklich entgangen. 

Somohl dad Klofter Herrenalb als Frauenalb Hatten Be: 
figungen im Dorfe, der eberfteinifche und der herrenalbiſche Hof zu 
Eihelbah wurden 1297 dorthin verlegt, der Ort Eichelbad ging nad): 
her ein. Daß beide Befiger dem Flecken Mudenjturm den Vorzug vor 
Rothenfels geben, dem damaligen Hauptorte des Murgthales und Sitze 
de3 Decans, dazu mögen fie neben kirchlichen auch ökonomiſche Gründe 
bejtimmt haben, da Herrenalb ohnehin jhon zu Winkel in der Nähe 
von Nothenfeld einen Haupthof (grangiam) bejaß, wohin die Früchte 
jener Gegend verbracht mwurben 2. 

Die Pfarrfirde, ſowie die Kapelle zu Mudenjturm wirb erjt 
in Urkunden des 14. Jahrhunderts erwähnt, die Stiftung einer Früh: 
meſſe in der Kapelle fällt in das Jahr 1382. Heinrich Düringer 
und Konrad Hucd, beide Pfleger der Pfarrkirche, ftifteten zu Ehren 
de3 hl. Georg eine Pfründe an den Altar, „der von nüwem“ in der 
genannten Kapelle gebaut werben joll?. 

Dieſes geihah mit Genehmigung der Grafen Wolf und Wilhelm 
vom Eberjtein, der Patrone, und des Herren Heinrichs, des Kirchherren 
der Pfarrfiche zu Mudenjturm Der bepfründete Prieſter Hat in 
der Woche, Sonntags und Hohe Feiertage ausgenommen, 4 Mefjen zu 
fefen nad) dem Pfarrer und demfelben in den Ämtern, melde in der 
Pfarrkirche gejungen und gelejen werben, getreuliche Hilfe zu leiiten. 

Die Präjentation hat der Pfarrherr. Der erjte Caplan war 
Konrad Heinrich, welcher durh den Decan zu Nothenfeld dem Volke 
präjentirt wurde. Zugleich beitimmte man dejjen Einkommen *. 

Bezüglich der Pfarrei wurde 1505 ein Abkommen unter den Gon: 
dominatsherren über die alternative Beſetzung abgeichloffen und 1527 
die Kompetenz neu bejchrieben. 


1 Repert. Urkunde, Samstag nad) Walpurgis 1409. 

2 Dberrb. Zeitſchr. 1, 114. 

® Dafelbft 23, 311. 

+ Krieg, Gefchichte der Grafen von Eberftein, ©. 303. 


69 


Die Margarethen:Kapelle mit ıhrem Gnabenbilde war erwähnter: 
maßen, ähnlid) jener zu Bickesheim, das Ziel größerer Prozefjionen und 
MWallfahrten. So kamen im Sabre 1576 einige Pfarrer des 
Kuppenheimer Amtes um die Erlaubniß ein, dieſelbe mit der ehevor 
gewöhnlichen „Kreuzwochsprozeſſion“ wieder befuchen zu dürfen. 

„In diefer Kapelle,” jagt ein Beriht aus dem Anfange des 
18. Jahrhunderts, „iſt feit uralten Zeiten eine Frühmeſſerei fundirt ge- 
weſen, aber durch ben nad) der Hand eingerifjenen Lutheranismum und 
die erfolgten vielen Kriegstrublen in Abgang gekommen. Sie mwurbe 
dann neu fundirt und zur Unterhaltung eines Primifjarius oder Caplans 
eine jährliche Kompetenz ausgeworfen.“ 

Noch im vorigen Jahrhundert wurde die Kapelle viel beſucht und 
ging die Sage, daß Hier die alte Pfarrkirche gejtanden (mas nicht 
richtig ift). Viele Fromme Leute kamen dorthin in Folge eines Gelüb— 
des (ex voto). Um Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde die Früh: 
mefje von einem Franziskaner gelefen. " 

Erft im Sahre 1722 wurde mit dem Baue einer neuen Pfarr— 
fire begonnen, ut vetus ecclesia ex causis suprafatis absque 
tamen prophanatione loci aut coemeterii dirui et in loco com- 
modiori novo, in quem cum consensu capituli nostri cathedra- 
lis transferimus, construi atque in eä verbum Dei praedicari ac 
sacramenta administrari et divina officia haberi possint. Die alte 
ruinofe Kirche ward aljo vollitändig abgebrochen und die neue an 
einer andern Stelle aufgebaut. 

Die Rechts- und Einkommens-Verhältniſſe der alten Mucken— 
jturmer Kirche waren ziemlich verwidelt. Das Gollaturredt der 
Piarrei war zwilhen den vormaligen Mit- oder Gemeinherren in der 
Grafihaft Eberitein (nämlich Baden-Baden, Baden-Durlach, Eberjtein, 
Gernsfeld und Wolkenſtein) gemeinihaftlid. Die Pfarrei wurde von 
diejen Patronatsherren alternative bejeßt. 

Zur bejjeren Sujtentation des jeweiligen Pfarrer3 wurde die 
Pfarrei Obermeier (am Eichelberge) mit dev Pfarrei Muckenjturm 
verbunden und dieje hierauf binando verjehen. Man erließ im Ber: 
laufe der Zeit manderlei Verfügungen, welche das Pfarrei-Einkommen 
betrafen, was bei den verwidelten Rechtszuſtänden und vielfachen Sr: 
rungen leiht erflärlih ij. Einen Theil der Kompetenz hatte zudem 
noch das Klofter Frauenalb zu tragen, deſſen gefährdete Lage ihm 
öfters micht erlaubte, feinen Werbindlichkeiten befriedigend nachzu— 
fommen. 

Diefer Zuftand dauerte bis etwa zum Neubau der Pfarrkirche, 
welher unter dem Speieriihen Bilhofe Damian Hugo geſchah. 


70 


Eigentlih bereinigt konnte indeß diefer verwidelte Rechtszuſtand erſt 
im Anfange unſeres Jahrhunderts werden, nachdem die Säcularijation 
und Ablöjung alter Nechte eingetreten und durchgeführt war !. 

Zu ben Feierlichkeiten, welche bei der Einweihung der neuen Kirche 
im Sabre 1723 ftattfanden, wurde der zu Mudenfturm bejtehenden 
Schutengelbruderihaft von Papſt Innocenz XIII ein Indulgenz— 
brief ausgeſtellt?. 

In den PVijitationd: Protocollen lefen wir Folgendes über die 
pfarrliden Berhältniffe des Ortes Muckenſturm. 


M uckensturm. 


Oppidum est non invenustum licet incendiis ac bellis plane vastatum 
jueunda in planitie, mediis in paludibus situm, undique pratis hortis, satis et 
pomariis einctum, nobili etiam comitum arce exornatum, sed cujus vix rudera 
amplius restant. Civium familias numerat ad huc dum 100 omnes catholicas, 
Jurisdietionis temporalis olim ommimodae comitum de Eberstein, nunc quoad 
tres partes marchionis Badensis et quarta sui parte comitis de Wolken- 
stein, satrapiae Gersbacensis, decanatus Ettlingani. 

Patronus S. Georgius. Dedicatio dominica post Mathaei. 

Collator d. marchio et comes de Wolkenstein alternative. Ultimum no- 
minavit Sereniss. marchio. 

Decimatores d. marchio, d. comes et pastor, hic in distrietu inter 
Altengraben et Eichelberg sito, solus pereipit, in aliis aequaliter dividunt de- 
cimas minores aeque ac majores; pastoris pars plerumque superat. 80 Malt. 

Ecclesia satis angusta sita intra septa oppidi, ad descensum in prata 
absque annexo cocmeterio, reparata recenter et decenter exornata. 

Chorum et navim cum appartinentiis curant et conservant d. marchio et 
d. comes, qui et supra ecclesiam habent granarium cum gravi damno ecelesiae. 
Turrim, campanas, funes curat communitas. Sedes, hostias, vinum curantur 
ex reditibus ecclesiae, uti et ornamenta. Altaria duo non consecrata nec 
dotata. Reliquiae nullae. 

Sacrarium in pariete mundum et clausum. Monstrantia parva cuprea. 
Ciborium stanneum, uti et pixides pro sacris oleis. Calices duo; horum cupae 
argenteae pedesve cuprei deaurati. Casulae tres, albae duae, vexilla sex. Mis- 
sale unum Romanum. 

Agenda Argentinensis. Cantuale nullum. Baptisterium in medio ecclesiae 


1 Nah Ardhivalten, 

® Ebenjo. Der Jndulgenzbrief ift gegeben Romae apud S. Mariam ma- 
Jorem sub annulo piscatoris, 24. April 1723. Der Zwed war: ut festum prin- 
cipale dietae confraternitatis sit dies s. Angelis custodibus sacra, prout Spi- 
rense directorium assignat. Pro lucrandis quater in anno indulgentiis septem 
annorum et totidem quadragenorum juxta tenorem bullae decernimus, 1, diem 
nativitatis Christi, 2, ressurrectionis Domini, 3, annunciat. B. V. Mariae, 4, 
S. Michaelis. 


71 


proportionatum. Confessionalia duo, unum ad latus altaris alterum in sacri- 
stia. Cathedra bona; reliquus ornatus suficiens et necessarius. Liber baptiza- 
torum ab anno 1655 accuratus. Confirmatio ab immemoriali tempore nulla. 

Lites circa sedes sepulturas aut bona ecclesiae nullae. Anniversaria nulla. 

Reditus ecclesiae colliguntur a duabus juratis; rationes fiunt administra- 
tori spiritualium Badensi absque praesentia pastoris. 

Processiones in festo corporis Christi solemnis cum venerabile intra 
oppidum. Feria tertia pentecostes deportatur in bursa circa agros. Festo S. 
Marei in Oberweyer. Lunae rogationum in Malsch; Martis in Cuppenheim, 
Mercurii exeipiunt Malschenses; in Ascensione Domini in Radstatt; feria 6 
ante S. Joannis Bapt. ad S. Margaretham ex voto, ab oppidanis ob incen- 
dium ex fulgure ortum nuncupatum. 

Pastor A. J. Mathias Hauser, Badensis, 45 annorum, parochiae huic 
praefuit 15 annis, decanatus Ittlingani definitor, competentiam incipit in festo 
S. Georgii, possidet parochiam ex investitura, obtenta a d. decano a Metter- 
nich, qua praeposito Scti. Mauritii et Germani!. Officio satisfacit mansuetu- 
dine modestia et prudentia singulari gratus omnibus, nullum neglexit, assistit 
morientibus, uti et sponsalibus. Duas possidet parochias hanc et Ober- 
weyer, in qua utraque binat, et in hora alternat ut nunc maturius nunc 
serius in una et altera accedat, quod hominibus constat. 

Domum, quae inhabitabilis, quod interius nulla ratione reparata, restau- 
rare et conservare tenetur d. marchio; nullum habet horreum unde nec hic 
habitet, sed in altero pago. 

Competentiam ejus faciunt decimae et ex censu anno 18 malt. siliginis; 
prata cum civibus annue dividit et aceipit portionem civicam ; agrorum jugera 
habet 24. 


Jura stolae: 


Ex sponsalibus et proclamationibus O, copulatione strophiolum 1 Maß 
Wein, ein Stüd Fleiſch, 2 Brote 1 rchtlr., dimissoriis 1 rchtir., baptismo !/, ß, 
introductione O, provissione aegrorum O0, administratione aliorum sacramen- 
torum, conductu funeris majoris cum tribus sacris 2 fl., funeris minoris, si 
vocetur 1!/, Al. 

Aedituus ludimagister et director horologii Johannes Bartholomaeus 
Kalkbrenner, figulus, bene canit et diligens satisfacit offhicio. Constituitur 
ab oppido, pro competentia aceipit ex certo districtu decimas et a singulis 
eivibus faseiculum siliginis quae simul faciunt circiter 10 mald. Ex directione 
horologii 2 mald. Korn, ex funere ein Leyb Brod. Idem ex baptissmo, ex in- 
structione pueri per quadrantem anni !/, fl. in divisione pratorum portionem 
civicam et immunitatem. 

Pueri negligenter admodum mittuntur ad scholas. Abusus et superstitio 
nulla notabilis. Confraternitas nulla. Choreae potestas sumitur a saecularibus. 
Festa non prophanantur opere servili. Diligentes in sacris, non ita in cate- 
chesi. Nullus omnino comitatus venerabilis ad aegros. Obstetrix jurata. 
Fundatio pauperum nulla. Inventarium nullum. Visitationis non recordantur; 
nisi quae facta per camerarium. Communio paschalis exigitur schedis; par- 


! Siehe Einleitung im zehnten Band, ©. 185. 


72 


vulos suos illi ipsi sepeliunt non requisito pastore. Sub divinis nullus ex- 
cessus. 

Habet parochia haec extra moenia medio eirciter quadrante ab urbe 
situm vetus et elegans S. Margarethae sacellum, situm in pulchro colli- 
culo in medio coemeterii urbici. Celebre illud est a nundinis in festo patronae 
ibidem haberi solitis. Est illud nonnihil negleetum et exin ruinosum atque 
superioribus bellis una cum coemeterio foedum commaculatum et prophanatum, 
unde a nobis iterum una cum coemeterio educta ad illud solemni processione 
solemniter reconciliatum. Altaria in illo duo nullum conseceratum nec funda- 
tum. Fundatio quae ibidem bona fuit primissaria, incorporata administraturae 
spiritualium Badensi. 

Monita. Coemeterium claudendum, ne bestiis ipsisque lupis sit recep- 
taculo. 

Communicantes fuere 310. Reconciliatum templum S. Margarethae et 
ejusdem coemeterium. 

VBifitationsprotocoll. 1701 Fol. 99. 

Muggensturm. Parochia haec adjunctam habet parochiam Ober- 
weyeranam, quam binando pariter deservit r. d. Andreas Becker, patriae 
Eisfeldensianus, seminarii pontificis Fuldensis alumnus, cap. ruralis decanus. 

Pagus hic, a facta oppigneratione satrapiae Gernsbacensis subest in tem- 
poralibus serenissimo Durlacensi; cum antea subesset Smo Badensi. Numerat 
familias 90, omnes catholicas praeter unam conjugem lutheranam ct familiam 
unam judaicam. 

In coemeterio extra oppidum sito exstructum est sacellum satis amplum 
cum uno altari sub titulo et patrocinio S. Margarethae, quod modo etiam debet 
conservari et reparari a serenissmo Durlacensi, . 

Missio. 1715. p. 236. 

Muggensturm in Marchia. Numerantur familiae catholicae 90; mixta 
una, judaica una. Parochus est per novemnium r. d. Andreas Becker, 
Quercu-campanus, decanus ruralis. Pro competentia habet quartam partem 
decimarum majorum et minorum; bona item onerosa; praeterea in parochia 
Oberweyer, quam binando administrat, habet bona parochialia et vina, 
quorum numerum non expressit. 

Patronus ecclesiae: ex 1mi Altaris est S. Georgius, 2di Bma Virgo, 
3a 5. Antonius de Padua. Aedes parochiales, horreum et stabula curat 
serenissimus, Extra oppidum in coemeterio est ecclesia S. Margarethae, 
eujus fabricam instaurat serenissimus. Gravamina: Raro habetur catechesis. 
Ludimagister non instruit juventutem. 


15. Oberweier am Eicjelberge. 


Nahrichten über die Pfarrei Obermeier ad 8. Joh. Baptistam, 
zu welcher auch Niedermweier gehört, find nur wenige zu verzeichnen, 
Dod wird diejelbe wohl ſchon im 13. Jahrhundert bejtanden haven, 
denn eine Urkunde des Kloſters Frauenalb von 1379 nennt uns 


73 


einen Rector Wernher zu Dbermweier!. Die Gaplanei dafelbit wurde 
aber erjt im Jahre 1515 geftiftet und ihr. eine Ordnung gegeben 2, 

Der Drt hieß urijprünglid Weiler (mad aus dem römijchen 
villare entjtanden eine Kleine Nieberlafjung bedeutet), Am Volksmunde 
der dortigen Gegend fiel das l heraus, woraus dann „Weier” und gar 
Weiher geworden. Dieſe Ortsbezeihnung hat alfo mit Weier (Vivarium), 
worunter man einen Fleinen See verjteht, nichts Verwandtes. 

Das Klofter Herrenalb und die Pfarrei Ettlingen waren 
frühe dort begütert?, Erjteres erfaufte 1256 von dem Vogte Scheuer: 
brand zu Gernsbad die freie „Kredlingsſtube“ in distrietu Nidernwilre 
und letztere bekam 1264 von dem eberjteinijchen Dienjtmanne Dtto zu 
Bühl ein Gütlein in Obernmwilre ald Gottesgabe geichentt. 

Beitandbriefe über die der Pfarrei gehörigen Widdumgüter zu 
Dberweier find aus den Jahren 1556, 1580 und 1583 vorhanden *. 
Es beſaß einen Schultheigen und ſechs Richter, wie e8 bei den mittel: 
alterliden Dorfgemeinden gewöhnlich war. 

Bon Markgraf Philippert wurde im Jahre 1564 dem Ettlinger 
Gapitel daß jus patronatus der Kirche zu Oberweier verliehen. Als 
Pfarrer erjcheint Andrea Seiter um 1579 und als Gaplan Nikolaus 
Bicklin um 1591. In den Sahren 1633 und 1634 wurde die Pfarrei 
mit proteftantijchen Geiſtlichen bejett ®. 

Auch Streitigkeiten wegen der Pfarreigefälle fehlen nicht, denn ber 
Pfarrer zu Kuppenheim verlangte den Halben Theil derjelben und ges 
rieth deihalb mit dem Pfarrer zu Mucdenjturm, der gleichzeitig Die 
Pfarrei Obermweier verjah, in ein Zermürfniß, welches um 1657 ge: 
richtlih ausgetragen wurde 7. 

Nah einem Berichte aus dem Jahre 1688 war der Auftand der 
Kirche, ſowohl der des Langwerks, als jener des Chores, ein jehr 
ſchlechter, was mit dem Bifitationsprotocolle von 1683 übereinftimmt. 
Auch waren die Gefälle nicht hinreichend. 

Um 1701 wurde die Pfarrei nod immer von dem Mucdenjturmer 
Pfarrer verjehen und erit 1735 fand eine Trennung jtatt, nachdem 
1731 die Kirche reparirt worden. Endlich zwiſchen 1751 und 1754 





t Beitichrift jür Gefchichte des Dberrheins 26, 463. 

? Bad.:Bab. Eopb. Nro. 104. Fol. 178 ff. 

3 Oberrb. Zeitſchr. 1, 114. 235. 256; 2, 110. Dümge, Reg. Bad. 26. 
Archivakten. 

sOberrh. Zeitſchr. 20, 268. 

s Archivakten. Original-Miſſiv vom 28. October 1564. 

wArchivakten. 


74 


erbaute man die neue Kirche und 1768 errichtete man dem hl. Johann 
von Nepomuk ein jteinerne® Standbild !. 


OÖberweier. 


Pagus Oberweier alias Weyer am Evfcelberg a vicino monte appel- 
lato dietus, totus jurisdietionis Badensis satrapiae Cuppenheimensis, decanatus 
Ettlinganus; pagos annexos habet Mittelweyer 5 fam. et Niederweier 
10 fam. OÖberweyer familias numerat 15 omnes catholicas. 

Patronus 9. Joannes Baptista. Dedicatio dominica post festum assump- 
tionis. Collator smus marchio. — Decimatores marchio et pastor ; decimas ma- 
jores et minores aequaliter dividunt, quae in frumentis raro ascendunt ad 30 
aut 40 maldera. Animalia seminalia ex certis agris aluntur et curantur a 
communitate. 

Ecclesia satis misera et informis anno superiori reparatum tectum, nullum 
tabulatum, fenestra perfracta. Hujus totius reparatio, turris, navis, chori et 
septorum coemeterii incumbit marchioni. Hic septa coemeterii ex capitalibus 
ecclesiae divenditis reparavit. Sedilia, ornatum, vinum et hostias curat eccle- 
sia ex suis reditibus. 

Altaria duo, nec conservata, nec dotata. Reliquiae nullae. 

Fundatio primissariae translata ad collegium Ettlinganum. Sacrarium in 
pariete honestum et mundum, lampas ante illud solomodo sub divinis accen- 
ditur, licet pro perpetuo lumine fundata, verum fundatio dissipatur. 

Monstrantia nulla, ceiborium cupreum deauratum, pixides pro sacris oleis 
ex stanno. Calix unus deauratus, ejus cupa argenten, pes cupreus. Casulae 
tres, albae duae. Vexilla duo, campanae duae. Missalia duo Romana, agen- 
dae duae, Coloniensis et Argentinensis. Cantuale nullum. Liber baptizatorum 
accuratus, confirmatio ab hominum memoria nulla. 

Lites circa sedes sepulturas aut bona ecclesiae nulla. 

Processiones. Una cum venerabili in festo corporis Christi eirca pagum. 
Festo S. Marci excipiunt et educunt processiones ad se venientes, ex Roden- 
feltz; Malsch et Muckensturm. Die Lunae Rogationum in Rodenfeltz, Martis 
inCuppenheim. Mercurii vacat, festo ascensionis in Radstatt. 

Anniversarium nullum. 

Census et reditus ecelesiae colliguntur a duobus rustieis juratis, rationes 
fiunt administratori spiritualium, a decennio non exacta. 

Pastor idem qui in Muckensturm, parochiam hanc possidet ex commenda, 
quam singulis annis redemit. Domum habet commodum in nobili pomario 
situm, quam curat et conservat d. marchio. 

Pro competentia pastorali habet medias Jdecimas frumentarias et minores 
vini autem 5 plaustra, 5 jugera agrorum, pratorum unum jugerum. 

Ludimagister nullus. Aedituus et director horologii Martinus Koman, 
incola pagi, opifieii vietor ?, satisfacit ofßcio, constituitur a communifate cum 
approbatione pastoris. Pro competentia habet ex vini decimis 2'/, Ohm. Ex 


1Archivakten. 
Böttcher. 


75 


deeimis frumentariis 2 mald. Korn, a singulis rustieis ein &lodengarb et im- 
munilatem., 

Dberweier, Vifitation von 1701, ©. 241. 

Parochiam hane per binationem simul administrat curatus in Muggensturm. 
Numerat familias 13, catholicas omnes, eollator et decimator est serenissimus 
marchio. Reditus ecclesiae excurrunt ad 20 fl. Fabricam reparat serenissimus ; 
turrim communitas. Eadem communitas curat coemeterii murum. Patronus 
ecclesiae est S. Joannes Baptista. Aedes parochiales curat serenissimus mar- 
chio. Ludimagister habet à singulis eivibus manipulum, praetereaque nihil. 

Gravamina: 1. Nunquam habetur catechesis. 2. Iuventus non frequen- 
tat scholas. 3. Turris trisulco fulmine decussa jacet. 4. Fabrica reliqua om- 
nino neglecta. 5. Coemeterium non est septum. 6. Paramentorum ingens est 
defectus. 7. Non habetur campana, 


16. Völkersbad). 


Diefer Ort gehörte zu den fogen. Frauenalbiſchen Gebirgsdörfern. 
63 Fam durch Kauf an das Klojter, indem die Gebrüder Kuno, 
Welf, Berthold und Kraft, genannt die „Triegel von Owisheim“, 
im Sabre 1255 mit Genehmigung ihrer Dienjtherren von Eberjtein „die 
Bogtei, den Kirchenſatz und alle Herrlichkeit zu Folgersbach“ verkaufs— 
weile an das Gotteshaus übergaben. Dasjelbe machte daher Anſpruch 
auf die völlige Obrigkeit (hohe und niedere Gericht3barkeit, Verbot 
und Gebot) de3 Dorfes. 

Die verjhiedenen Güter, Gefälle und Gerechtſamen des 
Kloſters Frauenalb in der Gemarkung von Völkersbach (in marchia 
Folgersbach) find in ber Zeitichrift für Geſch. des Oberrh. bejchrieben. 
Nah einer dort abgedruckten Urkunde wurde im Jahre 1433 an der 
Völkersbacher Pfarrfirde ein novum benefieium für einen Priejter des 
Altar der zwölf Apoſtel errichtet und vom biſchöflich jpeieriichen General: 
vicare bejtätigt !. 

Die Bfarrcompetenz wurde im Jahre 1567 durch Leonhard 
Böler von Pfullendorf, zur jelbigen Zeit Pfarrer in Völkersbach, auf: 
gezeichnet und 1598 ein Verzeihnig der Gültbriefe aufgeitellt, welche 
die Pfarrei beſaß?. Bei dem im 17. Sahrhundert allgemein eingetretenen 
Brieftermangel und Abnehmen dev Pfarrei-Einkünfte, wie das Viſitations— 
protocoll von 1683 berichtet, hatte der Wölkersipaher Pfarrer aud die 
Pfarrei Burbach mit ihren Filialen Marrzel, Schillberg und Pfaffenrod 
zu verjehen, welche nunmehr die Pfarrei Burbad) bilden ?. 


ı Dberrb. Zeitſchr. 2, 372; 27, 76; 23, 270. 322. Saalbud, Fol. 34 
und 324. Kolb 3, 333. 

? Dberrb. Zeitfhr, 27, 78, 

3 Dafelbft 26, 85. 


76 


Erſt im Jahre 1726 wurde diefer oft beflagte Mißſtand bejeitigt, 
indem Burbad) wieder feinen eigenen Pfarrer erhielt, bei welcher Ge: 
legenheit man das Pfarrhaus zu Völkersbach, wie das zu Burbad), 
reparirte!. 

Eine Bruderſchaft „zur heiligen Jungfrau vom Berge Karmel“ 
war ſeit 1705 errichtet?. 

Die Auszüge aus den ſpeieriſchen Viſitations-Protocollen von 1683, 
1701 und 1715 folgen anmit ®. 


Voelkersbach. 


Pagus hie in montanis situs 30 familiarum catholicarum, cum villa Moss- 
brunn propriam conficit parochiam. Totus est jurisdietionis in temporalibus 
subjeetus d. abbatissae ex Frauenalb sub protectione smi marchionis Badensis. 
Decanatus Ettlingani. Patronus S. Georgius martyr. Dedicatio dominica sub- 
sequente festum S. Dionysi. Decimatrix majorum decimarum sola d”a abba- 
tissa ex Frauenalb, qui vix excedunt 30 mald. omnis generis frumentorum. 
Minores decimas solus habet parochus. 

Animalia seminalia curat communitas, alit certus rusticus ex designato 
hunc in finem agro et pratis. Liberum tamen est pastori assumptis illi pro 
bonis ipsemet hoc onus in se suscipere, honestius et decentius tamen putat 
praesens pastor id civi relinguere, maxime cum etiam absque eo parum emo- 
lumenti inde resultet. 

Ecclesia in bono statu recenter omnino reparata. Turris, navis, chorus, 
cum omnibus appertinentiis curantur et conservantur ex fabrica ecclesiae. 
Sedes, ornatum, vinum, hostias, libros eadem curat ecclesia. Coemeterium 
clausum depascitur ab aedituo. Campanae duae bonae. Altaria duo, unum 
eonsecratum, neutrum feudatum. Sacellum in Mossbrunn a villico pro- 
prio aere decenter exstructum, a nobis honori B. V. Passaviensis benedictum 
Reliquiae nullae. Sacrarium in pariete decenti et mundo loco, lampas ante 
hoc solum modo accenditur sub divinis. Monstrantia ex cupro. Ciborium ar- 


ı Dajelbit 27, 82. Arhivaften. Die Äbtiffin zu Frauenalb fam zwar mit 
dem Völkerſpacher Pfarrer Magifter Matthias Veringer dahin überein, daß ibm 
auf feine Bitte mit Nücdficht auf fein hohes Alter nach 28jähriger Verwaltung bie 
gleichzeitige Verſehung ber Pfarreien Marrzell und Burbad abgenommen und 
eigenen Prieftern übertragen werden folle; für ihn ſelbſt wurde zugleich die Com— 
petenz fejtgefegt. Urkunde vom 10. September 1656. Allein das Bifitationsprotocoll 
von 1701 jagt, daß ber Pfarrer Trosbach zu VBölfersbad noch die Orte Burbad), 
Zell, Pfaffenroth, Schillberg und Moosbronn verſehe. Oberrh. Zeitichr. Aus den 
Arhivaften geht hervor, daß dieſe Sache erft 1726 geregelt worden. 

2 Urkunde in Aften bes G.:2.:Ardives: Erectio confraternitatis bea- 
tissimae Virginis de monte Carmelo in ecclesia parochiali in Völkersbach, vulgo 
Zcapulier-Bruderfchaft, nuncupatae de anno 1705. Datum in conventu nostro 
Mediolani, die secundo mensis Augusti 1705. 


3 Auch abgedrudt in der Oberrh. Zeitſchr. 27, 79. 


77 


genteum deauratum. Pixides pro sacris oleis ex stanno. Calix cupreus de- 
auratus, in sacello stanneus; pro quo tamen argenteus curabitur ex legatione 
fratris villici. Casulae 4 in ecclesia, una rubra in sacello, alba una, reliquias 
ornatus necessarius. Missale unum in ecclesia et unum in sacello Romanum. 
Agenda Moguntinensis. Baptisterium, confessionale, cathedra bona et decenti 
loco. Liber baptizatorum ab anno 1647 aceuratus. Confirmatio ab immemo- 
riali tempore nulla, nisi quando episcopus Lotharius Fridericus paueis horis 
paucos admisit in consecratione sacelli aulieci. J 

Lites circa sedes, sepulturas, aut bona ecclesiae nullae. Processiones 
binae cum venerabili, prima in festo corporis Christi in Frauenalb nova, quae 
ante hac non fuit. 2da dominica infra octavam circa pagum. Festo S. Marci in Zell. 

Die Lunae rogationum excipiunt Zellenses, Martis item in Zell et Bur- 
bach, festo ascensionis in Frauenalb nova, quia hac die antiquitus habebant 
processiones circa fruges. Festo S. Benedicti in Frauenalb nova. Dominica 
sequente festum visitatae Virginis propter translationem reliquiarum S. Basili- 
dis in Frauenalb item nov& Anniversarium nullum. 

Reditus et census ecclesiae colliguntur a duobus curatoribus juratis; ra- 
tiones reddunt amptmanno monasterii, absente semper et inscio pastore. Cen- 
sus hujus ecclesiae certi et stabiles annue excurrunt ad 40 fl. 

Pastor r. d. Matthias Fering Suevus ex Trochtelfingen, aetatis suae 72. 
Parochiam hanc in 24 annum deservit, senior capituli Ittlingensis, paret ca- 
pitulo et solvit ei jura. Parochiam possidet ex commenda, quam annue redemit, 

Tres administrat parochias, Voelkersbacensem, Zellensem, Burbacensem, 
quae ultima Zellensi incorporata, a qua non usque adeo remota. Ceterum 
aliae bona hora per devia et avia mediis in montibus sitae via admodum dif- 
ficili et tamen bonus senex hactenus nullum neglexit, catecheses et conciones 
suas habuit, sponsalibus et moribundis assistit, nullum copulavit vagabundum 
aut alterius parochiae. 

Domum parochialem, quae utrumque commoda, curat abbatissa ex 
Frauenalb. Pro competentia hujus et aliarum parochiarum simul accipit a d. 
abbatissa annue in pecunia 60 fl., siligine 16 mald., spelta 15 mald., avena 
15 mald., vino 1 fuder, ex decimis hordei, quae incertae plerumque tamen 
10 mald. Ex decimis minoribus nihil fixi, agrorum 12 morgen, pratorum ex 
quibus foeni 2 fuder. 

Jura stolae. Ex sponsalibus et proclamationibus 3 batzen, et copu- 
latione, strophiolum, Kränzchen 1 fl., dimissoriis 1 fl., baptismo ', fl., introduc- 
tione O0, provisione acgrorum O, administratione aliorum sacramentorum 0, con- 
ductu funeris majoris et tribus sacris 2 fl., funeris minoris 0, concione funebri 
quae rara 1 rchtlr., sacro per annum votivo aut anniversario !/y fl. 

Ludimagister, aedituus et director horologii Philippus Fink ex Roden- 
felz, satisfaeit officio constitutus a dna abbatissa et communitate, 

Pro competentia habet annue a singulis incolis hujus loci 2 Laib Brob, 
item a singulis die Glodengarbe, item ex certo districtu decimas quae se ex- 
tendunt ad 3 mald., item ex baptismo infantis erucigerum, item ex copula- 
tione offam !, frustum carnis, panem et mensuram vini, item ex funere ma- 


ı Offa — Biſſen, wahrſcheinlich bier ein Eſſen bei ber Hochzeit, wobei er noch 
ein Stück Fleiſch, ein Brot und ein Krüglein Wein mit nach Hauſe bekam. 


78 


Jori 2 Laib Brod, item ex funere minori 1 Laib Brod, item ex instructione pueri 
per quadrantem anni !/, fl., item immunitatem a personalibus. 

Pueri pauci mittuntur ad scholas. Abusus aut superstitio notabilis nulla. 
Confraternitas nulla. Licentiam pro saltu facit satrapa monasterii et pastor 
simul. Diebus festis non laboratur. Concioni et catechesi negligenter inter- 
sunt. Scandalum publieum nullum. Comitatus ad aegros nullus. Obstetrix 
jJurata. Fundatio pauperum nulla. Inventarium ecclesiae multis annis anti- 
quatum. Visitatio ecclesiae ab annis 28 nulla. 

Communio paschalis exacta schedis nullo desiderato. Proles baptizatos 
sepeliunt plerumque parentes absque ceruce absque luce. Sub divinis exces- 
sus nullus. 


Gravamina. 1. Queritur rev. dominus pastor, quod valde sero et 
aegre possit a monasterio obtinere suam competentiam. 2. Quod a patre con- 
fessorio monasterii nullam habeat etiam in necessitate assistentiam. 3. Quod 
ideirco tam propter longam distantiam locorum et diffieilimas vias tam hyeme 
quam aestate, quam propter senium sibi prope modum impossibile sit amplius 
omnes tres parochias simul administrare et nisi fidelem haberet assistentiam a 
patribus Itlinganis, saepe non pauci negligerentur, qui absque sacramentis 
obirent; petere proinde divisionem parochiarum, maxime cum in singulis locis 
sint bona parochialia, domus parochialis et reliquam competentiam teneatur 
supplere monasterium, quod jam parochialibus bonis fruitur. Exposui haee 
reverendissimae dominae abbatissae, quae statim ei vacantem quietam paro- 
chiam suae praesentationis conferre volebat, melioratis etiam istius parochiae 
reditibus, modo bonum quietum ac robustum iterum habere posset, qui hisce 
tribus iterum conjuncetim praeesset. Quod cum etiam bono seni expositum, 
cum gratiarum actione acceptaverat, sed facti mox poenitens resiliit, vitam in 
ea in qua tot annis, finire expetens, quam in alteram vicinam explantari. 
Manet interim quaestio, an cum senex et verbo et scripto fassus sese satis 
facere amplius non posse, an non incumbat pro securitate et bono animarum 
superiori parochiam dividere aut alium omnino substituere. 


Monita. Proles suas in hac montosa et silvestri patria diligenter fa- 
eiunt in scholis et in catechesi una secum excoli, ut locus quantumvis syl- 
vestris homines tamen inveniantur humani ac bene instructi. Pueros bapti- 
zatos non parentes, sed pastores more et ritu catholico sepeliunt. Fiat inven- 
tarium ecclesiae in forma dupliei, atque unum sit in armario vel cista ec- 
clesiae, alterum in manibus aeditui, ut saepius lustrare possit, an quid de- 
perditum aut accesserit. Ex concione non excurratur. Venerabile, quando 
ad acgros defertur, decens omnino est, ut qui possunt et quibus per labores 
vacat, illud comitentur et deducant ad aedes aegri ac reducant ad ecclesiam, 
benedictionem sibi inde reportantes. Serio etiam hie loei monita juventus, ne 
sibi invicem tam facile promittat et promissione facta, aut sponsalibus celebratis 
nefas esse absque gravi causa resilire. 

Excepti ab hac parochia pulchra processione media a pago, hora ac in 
ecclesiam introducti substitimus diem et noctem, qnuando ad populum dixi- 
mus 3, catecheses habitae 2, communicantes fuere 110, aegri provisi 2. 

Benedietum sacellum in Mussbrun, ducta et pia processione. 


VBifitations=- Protocol! 1701. Bericht der biſchöflich fpeierifchen Viſita— 
toren Georg Klein und Urban Kobert, Soc. Jesu, über Bölfersbah (ol. 101 b). 


79 


Parochia haec numerat familias 41 catholicas; parochias modo adjunctas habet 
Purbach et Zell, item ex annexa Pfaffenroth, Schilberg und Musbrun.... 
Administratur a rev. domino Francisco Trosbach Badensi, cui quotannis a 
domina abbatissa solvantur 60 floreni, 10 maldra speltae, 10 maldra siliginis, 
10 maldra avenae, 1 plaustrum vini.... Patroni ecclesiae sunt S. Georgius, 
Sebastianus et Jacobus. 

Gravamina. 1. Parochus aegre administrat tot parochias simul; at- 
que ideo, maxime de hyeme, facile negliguntur infirmi propter viarum diffi- 
cultatem et locorum distantiam. 2. Parochus ob impeditam linguam aegre in- 
telligitur. 

Bifitations-Protocol! 1715. Aus dem Berichte der bifchöflich fpeterifchen 
Commiſſion über die PVilitation zu Völkersbach. S. 213—35. Joannes Philippus 
Lipp Rotenburgensis ad Nicarum, annorum 55. administrat parochiam ab octo 
annis. Familias habet 44 omnes catholicas, practer unam judaicam... Con- 
queritur communitas, quod parochus saepe nimis evocetur ad celebrandam se- 
cundam missam, in incommodo tenetur eundem sequi vel prorsus negligere di- 
vina, cui incommodo sibi supplicant ab ordinario per media opportuna pro- 
videri. 


17. Moosbronn mit den Filialen Freiolsheim und Alittelberg. 


Moosbronn, ein Pfarrweiler, auf der Höhe zwiſchen Michel: 
bad und Mittelberg, an der MWiürttembergiichen Grenze gelegen, gehört 
zur politijhen Gemeinde Kreiolsheim, wie auch Mittelberg. Diefelbe 
war ehedem nad) Völkersbach eingepfarrt, wie aus den bijchöflich 
jpeierifchen BVifitationg-Protocollen von 1683 und 1715 hervorgeht ?. 

An Stelle einer kleinen Kapelle, welhe um 1682 von Moos: 
bronner Hofbauern erbaut und von den bijchöflichen Mifjionären Mil: 
heim Osburg und Martin Meb aus der Gejellihaft Jeſu auf ihrer 
Bifitationgreife am 8. Juli 1683 zu Ehren der heiligen Jungfrau von 
Paſſau eingeweiht worden, wurde um Mitte ded vorigen Jahrhunderts 
ein Kirchlein erbaut, wozu 1747 Collekten veranjtaltet mworben 2. 

Damal3 war nah einem Schreiben des Völkersbacher Pfarrers 
Heinrihd Müller vom Sommer 1740 der Weiler Moosbronn eine 
einjhichtige, bergige, verlafjene und troftloje Dertlichkeit (in loco soli- 
tario, montano et quasi desolato), hart an der mwürttembergifchen 
Grenze im Baden-Babenjhen gelegen, wo ums Jahr 1683 nur eine 


i Liber. Visit. 1683, fol. 71 unb 1715, fol. 242. Mosbronn, villa per- 
tinens ad parochiam in Voelkersbach. 

? Archivakten. Das Vifitationsprotocoll von 1683 jagt unter Völfersbad: 
Sacellum a villico proprio aere decenter exstructum a nobis honori B. V. Pas- 
saviensis benedietum. Oberrb. Zeitjhrift 27, 79. Bon Moosbronn führt 
die Strafe über alte Höfe und Bernbach in den Thalfefjel von Herrenalb, weldes 
feit 1553 von Württemberg mit dem Klofter eingezogen und reformirt wurde, 


80 


einzige Familie ihren Wohnſitz Hatte. Noch im Anfange unjered Jahr— 
bundert3 bejtund der Ort aus faum 8 Häufern, worin 17 Leute 
wohnten !. 

Dieß Kirchlein ad beatam Mariam virginem wurde dann von 
den Ettlinger Franziskanern verjehen und e3 bildete fih da eine 
vielbejuhte Wallfahrt zur jchmerzhaften Mutter aus. Indeſſen ift 
es damit nicht jo leicht gegangen, indem fie wegen eigenmächtiger Er: 
rihtung eine neuen „Botivortes” vom Bilchofe von Speier eine Zeit 
lang mit dem Interdikt belegt war. Dod auf Vorftellung der baden 
badenjchen Negierung wurde ſchließlich im Jahre 1767 ein förmlicher 
Gottesdienſt in der neu errichteten und nunmehr benedicirten Kapelle 
eingeführt. 

Anfänglich war um 1759 beabſichtigt geweſen, die Gemeinden 
Mittelberg und den Weiler Moosbronn von der Pfarrei Völkers— 
bach zu trennen und der Pfarrei Michelbach zuzutheilen. Doch unter— 
blieb dieſes, und im Anfange der Yer Jahre des vorigen Jahrhunderts 
wurde dann in Moosbronn eine eigene Pfarrei „Zur Maria Hilf“ 
errichtet und deren Gompetenz geordnet. Als Filiale kamen zu ihr 
Freiolsheim und Mittelberg ?. 

Moosbronn iſt, wie Freioldheim, eine in Herrenalber Urkunden 
ſchon in früher Zeit öfters genannte Ortlichkeit. Das Klofter hatte 
dajelbit don um Mitte des 13. Jahrhundert ein Hofgut (curiam), 
auf welchem Graf Dtto von Eberftein eigenmädtig ein Jagdhaus er: 
vihtet und einen Filchweier gegraben hatte, wofür er dem Kloſter das 
halbe Dorf Freiolsheim mit dem Rechthaber, der Eteuer und den 
Sterbjällen zur Entihädigung abtrat. 

Bon Freiolsheim war die andere Hälfte ſchon früher durch Ber: 
mächtniß des Grafen an das Klofter gekommen. Das Dorf, in alten 
Frauenalbiſchen und Hirſchauiſchen Urkunden öfters erwähnt, gehörte 
vormals mit Mittelberg als Filiale zur Pfarrei Maljch und mußte 
deßhalb für dieje ein befonderer Caplan gehalten werden. Erit bei Er: 
vihtung der Moosbrunner Pfarrei wurden diefe Orte von Malſch ge: 
trennt ?. : 

Der Weiler Mittelberg bejtund früher aus einigen herrichaft: 


ı Ardhivaften und das Lerifon von Kolb. 

2 Kolb 2, 383. Arhivaften, Erectionsurfunde vom 23. April 1792. 

8 Dberrb. Zeitſchr. 1, 234. 371 (Sabre 1255 und 1270). Frauenalber 
Urfunden, B®b. 25, 365; 26, 446; 27, 94 (1532). Codex Hirsaugiensis, 
©. 38 und 51. Donatio Bebonis, civis Spirensis coenobio Hirsaugiensi facta 
(Bibliothek des literarifchen Vereins in Stuttgart, 1843. Bd. 1, e). Kolb 1, 336. 
Siehe Abſchnitt Malſch in diefer Mittheilung. 


81 


lihen Höfen, einem Jägerhauſe, worin ein herrſchaftlicher Förſter feinen 
Sit hatte, und it gegenwärtig eine nicht unbedeutende Colonie Die 
Glashütte, melde man hier betrieben, war bereit? um Mitte bes 
vorigen Jahrhunderts eingegangen '. 


18. Eitlingenweier. 


Zu dieſem großen Pfarrdorfe jind kirchhörig die benachbarten Orte 
Bruchhauſen, Oberweier, Shluttenbad und Sulzbad. Güter 
und kirchliche Rechte beſaßen dajelbit die Klöſter Hirſchau, Reichen— 
bach, Herrenalb und Lichtenthal. 

Der Ort und ſeine Kirche findet ſich erſtmals erwähnt unter dem 
Namen Onsweiler in einer Urkunde von 1115, wornach der Frei— 
mann Leutfried der Zelle zu Neichenbah an der Murg fein Eigenthum 
in Onesvilare (aud; Usweiler genannt), jodann viculum in palude 
situm (da3 jeßige Bruchhauſen), nebit Sulzbad und Remlinsbach 
(mas ausgegangen) mit allen Mechten, jo er an ber Onsweiler Kirde 
bejaß, zu einem Seelgerette verſchrieb?. 

Später im Jahre 1282 murde vom Abte und dem Stifte zu 
Hirſchau das Patronatsrecht zu Usweiler der Dreifaltigkeitäfirche 
in Speier übergeben, wozu der dortige Biſchof ſeine Genehmigung er— 
theilte. Friderich de Calwe war um dieſe Zeit Rector ecclesiae in 
Unswilre und refignirte im Jahre 1291 3. 

In der Folge wurde vom ſpeieriſchen Offiziale beantragt, da die 
Pfarrkirche zu Unsweiler mit ihrem Einfommen nad) Speier ge 
höre, von den Gefällen derjelben dem dortigen VBicariuß ein ange: 
mejjened Einkommen zu laſſen. Es jolle unterjucht werben, mie weit 
jolde zur Ertheilung einer Vicarsbejoldung Hinreihend fei. Dieß ge: 
ihah im Jahre 1338 %. 


I Kolb 2, 283. Moosbronn und "Mittelberg bildeten früher mit 
Michelbach eine politiihe Gemeinde. Freiolsheim war eine Gemeinde; 
es hatte 1814 — 252, Michelbach 806, Mittelberg 87 und Moosbronn 18 
Einwohner. Das Großherzogthum Baden von Büdler — 1814 — ©. 64 und 
Dittenberger (1825). ©. 123. 

? Bad.⸗Bad. Repertorium. Das Klofter Reichenbach war 1082 durch bie 
Abtei Hirſchau geftifter und eine Propftei berjelben. Lex. v. Schwaben 2, 419. 
Gründung von Reihenbad, |. Cod. Hirsaugiensis. 

3 Bad.»Bad. Repertorium, worin aufgeführt bie Urkunde von 1282 und 
das Schreiben bes Abtes zu Hirfhau an das Capitulum eccles. S. Trinitatis 
Spirensis 1291. 

* Urkunde von 1330 nad dem bad.-bad. Nepert. von 1330 und 1355. 
Ueber bie Widdumgüter, Alten v. 1513—1542, 

Archiv. XII. 6 


8 


Die Pfarrgüter waren um dieje Zeit verpachtet und ertrugen 
nad) einem Beitandbriefe über das praebendarium ecclesiae S. Trinitatis 
Spirensis dem Rector ecclesiae in Unßweiler 10 Malter Roggen, 
10 Malter Haber und 4 Hühner. Der Pfarrer hatte die Laſt, den 
Farren für die Gemeinde zu jtellen. Die Zehntgefälle gehörten dem 
Stifte Allerheiligen zu Epeier; daran aber participirte auch das 
Klojter Lichtenthal. 

Das Kloſter Frauenalb hatte jeit 1258 einen Hof zu Ettlingen: 
weier, welchen der daſelbſt ebenfall3 begüterte Markgraf Nudolf von 
den herrichaftlichen Frohnden und Beeten befreite 1; denn der Ort zählte 
von Altem her zur Marfgrafihaft Baden. 

Im Jahre 1542 verkaufte das Stift Allerheiligen zu Speier 
jeine an dem Zehnten zu Ettlingenmweier bejefjenen 11 Theile an das 
fürftlide Haus um 1500 Gulden. Derjelbe ertrug nah Aufjchrieben 
von 1552 und 1582 an Korn 44 Malter, an Dinkel 90 Malter, an 
Gerſten 34 Malter, an Haber 46 Malter und an Stroh 300 Buſchel. 

Am Kleinzehnten bezog der Pfarrer zmei Theile und das 
Gotteshaus Neichenbad) dag übrige Drittel. Die Gollatur ftund der 
Herrihaft zu. — Die Baulaften waren vertheilt, Den Kirhenthurm, 
das Langwerk und das Pfarrhaus Hatte der Heilige, den Chor 
die Herrijhaft und der Herzog von Württemberg wegen des Kloſters 
Neihenbad zu unterhalten ?. 

Die Zeit des 16. Jahrhunderts ift hier, wie überall, durch viele 
Beihmwerden darakterifirt, welche die jeweiligen Pfarrherren wegen 
Beeinträchtigung ihrer Rechte und Einkünfte erheben mußten. Auch 
führten dieſelben häufige Klagen über ihre Pfarrfinder megen lauen 
Kirchenbefuches, wegen Verfalld der Sitten und der Neigung zu den 
Lehren der Prädifanten ?. 

In Schriftjtüden aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts wird 
das Pfarrhaus als baufällig gejchildert und die Klagen darüber dauerten 
das ganze Jahrhundert hindurch, da im jener traurigen Zeit nie etwas 
Nambhaftes gejchehen konnte. Nach 1663 murde die Pfarrei von den 
Jeſuiten zu Ettlingen verjehen, nachdem da3 früher gut bdotirte Ein- 
fommen berjelben bedeutend herunter gegangen war. In dieſe Zeit fällt 
auch der unten mitgetheilte Bericht aus dem Bifitationsprotocolle *. 


mZeitſchr. f. Geh. des Dberrb. 25, 368; 23, 279, Kolb, bift flat. 
topogr. 2er. 1. 279. 

2 Archivakten, Relation vom Jahre 1775. 

3 Ardhivalten. 

Archivakten. 


83 


Sm Jahre 1746 murde zu Ettlingenmweier die Bruberjchaft sanc- 
tissimi sacramenti errichtet, 1771 die Kirche reparirt, zmwijchen 1750 
und 1797 zu Bruchhauſen die Kapelle ad S. Josephum und zu 
Sulz;bad die ad S. Ignatium erbaut, mährend die Kapelle ad S. 
Wendelinum in Oberweier jhon im 17. Jahrhundert beitanden hat !. 


Ettlingenweier. 


Parochia haec tota catholica jurisdictionis temporalis Badensis. Satra- 
piae et decanatus Itlingani ex quatuor conflatur pagis et aliquot villis. 

Ettlingweyer 33 fam., Oberweier 20, Sulzbach 10, Bruch- 
hausen 18, Schlitterbach 4, Rimmelsbach 2 familiarum. 

Patronus S. Dionysius. Dedicatio dominica proxima post festum patroni. 
Collator smus marchio. 

Decimatores marchio et dux Würtembergensis ratione monasterii Reichen- 
bach hac ratione, ut ex 18 manipulis dividendis 7 cedant duci et undecim 
marchioni, itaque plus habet dux quam unam tertiam et marchio minus quam 
duas tertias. Marchio suas majores colligit in natura. Dux certis elocavit 
pro 17 mald. siliginis, 43 mald. speltae, 20 mald. hordei et 4 malderis avenae. 

Decimarum minorum duas tertias accipit pastor et unam dux Würtem- 
bergensis, quae in hac divisione decimantur ; sunt Hanfs, Flachs, Rüben, Welſch— 
gorn, Erbſen, Linfen, Hirfen, Obs. Nefrendium ? decimas solus percipit pastor. 
Alia hoc loco non decimantur; uti sunt gallinae, anseres, anates; apes, olera, 
prorsus hoc loco non sunt decimabilia. 

Animalia seminalia alit et curat parochus, pro quo certum habet pratum. 

Ecclesia in bono statu, commoda et sat capax excepto, quod fenestrae 
admodum excussae et coemeterii in colle siti pars non levis coneiderit. Cho- 
rum conservat marchio, navim Würtembergensis, turrim Sanctus, quis coeme- 
terii murum et portas dubitant et controvertunt dum interim cum coemeterio 
paulatim patietur et templum. Scamna, ornatum, vinum, hostias, libros, funes 
pro campanis, fenestras, januas, curat et conservat sanctus ex ecclesiae re- 
ditibus, 

Altaria duo non consecrata, nec dotata. Reliquiae nullae. Campanae 
tres. Baptisterium bonum. Cathedra lignea. Confessionale ad altare, omnia 
commodo et debenti loco. Lampas tantum sub divinis ardens. 

Sacrarium in pariete mundum et clausum. Monstrantia tota argentea, 
comparata ante annos sex ex communitate et legatione unius pia. Ciborium 
cupreum deauratum. Pixides pro sacris oleis stanneae. Calices duo, unus ar- 
genteus deauratus, alter stanneus. Casulae 6. Albae 2. Superpellicea duo, 
reliqua suppellex necessaria. Missale Romanum bonum. Agenda Argentinensis 
attrita. Liber baptizatorum accuratus ab anno 1663; ante illum retro frusta. 
Confirmatio a 20 annis nulla et ad eam, quae ante 20 annos fuit Ettlingae 
nec trigesimus admissus, unde senes vix confirmati, 


ı AUrdivalten. 
? Nefrens, ein junges Thier, das noch nicht beißen fann, alfo bier junges 
Schwein, Schaf u. f. w. 


6* 


84 


Sacellum nullum. Filialis in Oberweyer angusta subobscura et rui- 
nosa. Patronus S. Wendelinus. Altare unum, nec consecratum nec dotatum. 
Ornatus nullus, necquidem altaris, quod omnino nudum. Conservatur ex ec- 
clesiae parochialis reditibus. 

Lites circa sedes, sepulturas aut ecclesiae bona nullae. 

Processiones una cum venerabili in festo Corporis Christi circa pagum. 
Festo S. Marci excipiunt Itlingenses. Feria 2da Rogationum in Oberweyer. 
Feria 3° iterum excipiunt Itlingenses. Feria 4 eunt in Itlingen. Festo Ascen- 
sionis in Oberweyer. Festo visitatae virginis in Bickisheim. 

Anniversarium nullum. Redituum ecclesiae rationes fiunt a duobus cu- 
ratoribus juratis coram administratore spiritualium Badensi et satrapa absente 
pastore, habet illa annue ex censitis 96 fl., in frumentis 2'/, partim, oleo 
20 libr., cerä 1!/, libr., Bobenzins 3 fi. 

Parochia administratur a patribus domus tertiae probationis Itlinganae, 
ad summam parochianorum, hac superne speciatim requisitorum satisfactionem 
et vere responsiones etiam puerorum docuerunt ac confessionum modum, alios 
ab aliis parochiis in hac vicinia fuisse instructores. Competentia parochi: 

A marchione Badensi 100 fl., ex ecclesia 15!/, fl., agrorum 40 morg., 
pratorum 10 morg. Domus parochialis bene reparata curatur et conservatur 
ab ecclesiae reditibus. Jura stolae ex sponsalibus et proclamationibus O0; co- 
pulatione 18 batz., dimissoriis '/, fl., baptismo 0, introductione 9, provisione 
aegrorum, administratione aliorum sacramentorum O0; conductu funeris majoris 
et 8 sacris 1 rchtlr., funeris minoris 0; conciones funebres non fiunt nec petun- 
tur, sacro votivo non legitur pro pecunia. 

Ludimagister, aedituus et director horologii Joannes Martinus M i- 
nius, constituitur a marchione, satisfacit officio; pro competentia habet ex 
Reichenbach 4 mald., minus 1 simri, hordei 10 simmern 2 vierl, avenae 2 mald. 
7 simmern, pecunia 1 fl. 17!/, batz., a marchione Badensi siliginis 4 mald., 
pecunia 1 fl. 51 Crtzr., ratione compulsationis ein Layb Brodt, ex instructione 
per quartam anni partem 3 schilling, copulatione refectionem vel 20 Crtzr.; 
funere majori vel minori ein Layb Brod. 

Domum aeditui curat et conservat communitas. Est ea modo conversa 
in domum subulci, ex eo, quod ludimagister proprias construxerit. 

Pueri de hyeme tantum mittuntur ad scholas iique pauci. Abusus et 
superstitio nulla. Confraternitas nulla. Pro choreis licentiam facit parochus 
et praetor. Diebus festis non laboratur. Sacra frequentantur, non item cate- 
chesis. Scandalum publicum nullum. Comitatus nullus ad aegros. Obstetrix jurata. 

Fundatio pauperum annua 5 fl.; supplent defectum consules ex communi- 
tate. Inventarium renovatum ante annos 8. WVisitatio ab hominum memoria 
nulla. Parvos, qui necdum communicarunt, illi ipsi sepeliunt absque pastore. 
Communio paschalis accurate exigitur schedis. Sub divinis excessus nullus. 

Monita. Ante omnia videndum ut cujus sumptibus reparetur collapsus 
murus coemeterii nec hinc vel ipsa ecclesia detrimentum vel periculum patiatur. 

Catechesis etiam ab adulterioribus ! frequentanda, sub qua equisones ? 
suos in stabulis detinebun# equos, dum illa fuerit absoluta. 


1 Die reifere Jugend. 
2 Die Pferbebirten. 


85 


Venerabile ad aegrum comitabuntur, quotquot vacabit. Pueri baptizati 
per pastorem more et ritu catholico sepeliendi. 
Communicantes 162. 


Ettlingenweier. Visitatio von 1701 (p. 216). Parochi munere fun- 
guntur P. P. societatis Jesu ex collegio Etlingano. Ex censibus ecclesise 
solvuntur 15 fl., ex cellaria Etlingana 10 fl., siliginis 5 mald., speltae 6 mald., 
vini 1'/, plaustr. 

His accedunt duae partes minorum decimarum. Numerantur familiae 
107, omnes catholicae Filialem ecclesiam unicam habet in Oberweier. 
Annexos praeterea pagos habet Sulzbach et Brughausen, vicum Schlut- 
tenbach et villam Remmelsbach. 

Patronus ecclesiae est S. Dionysius. Collator est serenissimus marchio 
Badensis, ab eodemque collegium societatis Jesu Etlingae. 

Idem serenissimus deeimator est, et cum eodem dux Wirttembergicus ra- 
tione monasterii Reichenbach et Albae Dominorum. 

Extant duo altaria, probabiliter non consecrata, 1. patronum habet S. 
Dionysium, 2. B. V. Mariam. Chorum templi reparat serenissimus marchio. 
Navim templi reparat dux Wirttembergicus, ratione monasterii Reichenbach. 
Turris templi reparatur ex reditibus ecclesiae. Coemeterii murus reparatur a 
Sancto, marchione Badensi, duce Wirttembergico. 

Aedes parochiales curantur ex reditibus ecclesiae. Exstat hospitium pro 
pauperibus advenis, quod conservat communitas. 

Ludimagister, qui simul est aedituus, habet ex decimis 15 mald., simul 
numerando avenam, hordeum, siliginem, speltam et praeterea 3 fl. 


Gravamina. 1. Non aedificantur aedes parochiales ex defectu medio- 
rum. 2. Templum minatur ruinam. 3. Magistratus politicus contrahit cum 
ludimagistro, eidemque pendit tantum 15 mald. frumentorum, cum deberet 
solvere 30 mald. 


19. Eitlingen. 
I. 


Badiſche Topographen nehmen mohl mit vielem Grunde an, daß 
der befannte dem Neptun gemeihte Stein, welcher nach vielen merf- 
mürdigen Schidjalen endlih am Thore beim Ettlinger Rathhauſe 
jeine bleibende Stätte gefunden, auf eine zur Zeit der Herrichaft der 
Römer am Oberrheine in diefem Orte beftandene Schiffergejellichaft hin— 
meije, auf ein contubernium nautarum, eine Camerad- oder Bruder: 
ſchaft, an melde fi) wohl eine kleine Anfiedlung von Galliern an 
geichlojjen haben möge. 

Solche Votivtafeln von Flößern und Schiffern erjcheinen häufig 
was leicht erflärlich ift, indem die Beihäftigung dieſer Leute und beren 
Leben vielfachen Gefahren und Mühjalen ausgejegt war und es ihnen 


86 


Im 


daher mwohlgethan jhien, die Götter und Beherricher des Meereö und der 
Flüſſe ihnen geneigt gejtimmt zu haben !. 

Auch die Umgegend von Ettlingen, ſowohl gegen Wolfahrt3- 
weier, als gegen Durlah und Langenjteinbad Hin, weiſen deutliche 
Spuren römifcher Vorzeit auf, welche diefen Ort al einen Landeplatz, 
wie er ein jolcher noch zu Zeiten Kaifer Otto de3 Großen war, leicht 
erflärlih machen und fomit der Eriftenz einer Schifferihaft ſchon in 
römiſcher Zeit hohe Wahricheinlichkeit verleihen. 

Betrachten wir dag Ettlingen umgebende Terrain gegen die Rhein: 
ebene hin, jo treffen an der durch die Alb gegebenen Sceide der oberen 
und unteren Hard drei Gaue zujammen, nämlich der Albgau mit dem 
Hauptorte Atiniacum (Ediningen, Eteningen, Ettiningen), der Pfinz— 
gau, deſſen Hauptort Duriacum, Duriad) oder Durlad) war, und der 
Os gau mit dem Hauptorte Borhheim am Rhein. 

Bei Ettlingen am Gebirge Hin floß offenbar einjt ein Rhein— 
arm, von welchem die Alb aufgenommen ward. Von joldhen Gewäjjern 
weiſt ein alter Handriß aus dem Jahre 1580 deutlihe Spuren auf. 

Der früher fhon erwähnte Umjtand, daß Orte, wie Sllingen, Dar: 
land und Neuburgmweier zu linksrheiniſchen Pfarreien und Diöcejen 
früher gehört haben, läßt die Ueberzeugung auffommen, daß der Thal: 
weg des Rheines gegen heute eine ganz verjchiedene Gejtalt darbot. Der 
Zuftand der Wälder im Thale und im Gebirge ijt bier wohl eher mit 
jenem in den Urmäldern des nördlichen Amerifa’3 zu vergleihen, und 
jo wird auch daß Thalbette die mannigfachen Ninnjale, Altwajjer, 
Seen und Waldinjeln geboten haben, wie wir heute noch dort urzuſtänd— 
lihe Flußbette jehen. 

Die Spuren diejer Urzujtändlichkeit waren indefjen im 16. und 
folgenden Jahrhundert noch nicht verwilcht, denn Akten und Plane aus 
diejer Zeit ſprechen noch von einem Sceibenharder See, einem Ettlinger, 
Rüppurer und Gott3auer See und findet ſich diefe Erjcheinung von 
Geeen, Altwafjern u. j. w. durd das ganze Rheinthal hinab. 

Würde fi Jemand die Mühe nehmen, an der Hand alter Güter: 
beichriebe, Plane und Akten über Flußbau, Teichbau und dergleichen die 
betreffenden Nadrichten zu jammeln, jo wäre er wohl im Stande, von 
Sabrhundert zu Sahrhundert eine Topographie de Rheinthales mit 
jeinen Wechſeln und Veränderungen zu liefern. 

Hierbei wäre die alte kirchliche Eintkeilung ber Decanate jehr zu 
berücfichtigen; denn dieſe hat fich nach der alten Geographie der Gaue 


ı Dberrh. Zeitfchrift 15, 2. Schneider, Beihreibung von Ettlingen. 
1818, ©. 25. Römiſche Antiquitäten. Geſch. des Votivſteins S. 33. Kolb 1, 73. 


87 


gebildet und unverkennbar jind da die Mutterkirchen errichtet worben, 
wo die Hauptorte der Gaue ftunden !. 

Die urjprüngliche Anjiedlung von Ettlingen fand wohl am Tinten 
Albufer statt, alſo an der Südſeite desielben, in dejjen Rücken der 
Hellberg liegt, und wo jich nördlich oder norbmweitlich dev Nüppurer 
See audgebreitet haben mag. Erſt durch die Erweiterung der Anſied— 
lung auf dem rechten Ufer entjtund neben der alten eine neue. Den 
Grundplan der Altjtabt bildete ein Viereck. Sie war durch eine Ring— 
mauer mit einfahem Graben gejhüßt ?. 

Ettlingen, nur zwei Meilen von der Grenze zwiſchen Alemannien 
und Franken gelegen, bejaß wohl ſchon, ala e3 den Abt von Weißenburg 
zum Batronatsherren erhielt, einen Markt, welcher jeinen be: 
itimmten Freiheits- und Friedensbezirt hatte, und den Kaijer Otto I 
dem Stifte mit all’ feinen Befitungen zu Ettlingen feierlich) bejtätigte °. 

In der früheſten Zeit jchon iſt hiernach unverkennbar ein Stapel: 
pla& zum Umtaufhe von Waaren gemejen. Auch führte die Zoll: 
trage von Raſtetten gegen Ettlingen hin, wo eben ein immunes 
Gebiet für den Umschlag beſtund, ähnlich wie an anderen Grenzpläßen, 


Geſchichte des rheiniichen Franziens (bis zum Jahre 843) v. And. Yamenv. 
Mannheim 1778, ©. 82. 

? Dberrb. Zeitſchr. 20, 391; 16, 492. 

? Zeuss, Traditiones possessionesgque Wizenburgenses p. 301. Ad 
Etiningen domus cum curte dom. de terra jurn. OXLIII, vinea ad carr. VII, 
prat. ad carr. L., basilica I cum decima. Est quoque quidam procinctus 
magni Öttonis imp. precepto propriis terminis sub firmissime immunitatis jure 
designatus, in quo mercatum cum pace agatur et quiete, ita tamen, ut si 
aliquis protervitate sua, quod absit, illam infringat, bannum regis abbati 
Wizenburgenei, ejus misso persolvat; et theloneum vel quicquid in mercati 
proeinetu commissum fuerit, non dux, non comes, non aliquis subripiat, sed 
in abbatis jure et usu fratrumque suorum permaneat. Hic sunt termini pro- 
einctus mercati, de quo praetextavimus: Holender huoft, dehince Huoten- 
dal, deinde Rintfurt, postea ad Staphele. Sunt etiam molendina III, 
mansi serviles XV; ex illis sunt vestiti III, de singulis persolvitur de cer- 
visia situli XX, pulli III, ova XV, camisile I, long. cub. X, latit. IV, ceteri 
absi. (Mansi absi jind ſolche Manjen, die nicht beſetzt find, deren Knechte 3. B. 
entfloben find), Lamey, a. a. O. S. 233—36. Ueber die Grenzen Alemanniens 
und Frankens, j. Kremers Geld. des rheinifch. Franziens von U. Lamey. 
Mannheim 1778, ©. 20 u. 29 ff. S. 81 und 89. Ueber die den Markgrafen 
verliehenen Zölle, als Reihslchen, ſ. „Geſchichtliche Entwidelung des Staatsrechts 
des GroßherzogthHums Baden” von E. %. Joſ. Pfiiter, Thl. I. Mannheim 1847, 
Abſch. III, S 16 (©. 185); Inhalt der Lebensurfunden von 1382 und 
1401. Ettlingen die Stadt, Zölle und Geleit zu Waffer und zu Land; 
Schoepflin, Hist. Zaring. Bad. V, 466. 618, VI, 1; Sads, II, 162. 136, 
220; 3. 3. Mojer, bad. Staatereht. Frankfurt 1772, ©. 341 fi. 


88 


deren Marktbeſtimmungen fich öfters ald die Anfänge von Stadtrechten 
und Gommunalfreiheiten zeigen. Solde Rechte hat Kaifer Dtto I viel: 
fah in geijtiihe Hand gelegt !. 

Die Abtei Weikenburg Hatte Beligungen zu Ettlingen und 
Verbindungen mit demjelben, indem die Weikenburger zollfrei durch 
den Drt gefahren find. Die Berbindung führte höchſt wahrſcheinlich 
über die mweißenburgiihen Orte Hagenbah und Darlanden, von 
deſſen Fähre im Güterbejchriebe des Stifts die Rede ift ?. 

Gerade diejer Berfehr, der durd den damals breiten Nhein 
mit feinen Altwäjjern vermittelt wurde, läßt die Exiſtenz einer aus 
römiſcher Zeit herſtammenden Schifferjhaft in Ettlingen um fo glaub: 
hafter erjcheinen. Won hier wird der Meg von Alters ber über Wol— 
fahrtöweier und Durlach ind Pfinzthal geführt haben, denn überall dort 
finden ſich Spuren aus römischer Zeit ?. 

Das jtift = weißenburgijche Eigentum zu Ettlingen, welcher Ort 
in einer Urkunde des Stift? aus dem Jahre 788 als Ediningon erft: 
mals erwähnt wird, bejtund in einem Herrenhaufe mit anhängendem 
Hofe, wozu 143 Jaucherte an Feldern, 50 Fahrten an Wiejenland und 
7 Fahrten an Reben gehörten; ferner die Kirche mit dem Zehnten, 
drei Mühlen, 15 Knehtshuben, von denen die drei verliehenen jährlich 
20 Seidel Bier, 3 Hühner, 15 Eier und ein Stück Tud als Zins zu 
entrichten Hatten *. 

Das Thal der Alb, an deſſen Ausgange Ettlingen liegt, heißt 
aud das Watt oder dad WattsThal, in dem erwähnten Aufjchriebe über 
die Verleihung Dtto’8 des Großen heißt es Huotendal°. 

1E. Dümmler, Kaijer Otto der Große. Leipzig 1876, ©. 533, Anmkg. 3; 
Zeitihrift für Staatswijjenjhaft, Jahrgang XXIII, ©. 660; die Älteren deutſchen 
GStadtrehte von KL. Neuburg. Vierordt, bad. Geih., ©. 205 fi. Die Freiheiten 
und Rechte der Stabt Ettlingen wurben 1516 confirmirt und bejtätigt. Jahrmarkt, 
Montag nad Laurentii. Alle Mittwoch ift Markt. 1579. 

? Zeuss, trad. pag. 309. Siehe Abſchnitt: Pfarrei Darlanden. 

»Schneider, a. a. O. 

* Zeuss, trad. pag. 44. XLII Carta Amalberti v. J. 788. „Similiter in 
Ediningen dono hobam, quae fuit Uuolfen, totam et integram.“ 

Über die Hübner (Oberrh. Zeitfcpr. 14, 130). Ueber bie Bierbrauerei 
am Oberrhein. Die Hübner hatten Bier in den Herrenhof zu liefern. In Ettlingen 
gaben jede ber 19 Huben 14 Seibel — sicla, aud sigla — Bier. Als Stabtmaf 
bieß es sicla civitatis, wovon 33 ein Burger: und Stadtfuder (carrata civitatis) 
und 30 ein Landfuder machen, welhem wahrſcheinlich ein Kloftermaß gegenüberftand. 
Am Elfaß waren 24 Ohm ein Fuder und 2 Seidel ein Ohm. Demnach hatte das 
Fuder 48 Seidel. 8 Sertarien waren ein Seibel und ein Sertarius ungeführ 6 Maas. 

5 Nach bem Census annuus collegii in Ettlingen von 1468 und 1495 


89 


Es gab ſchon in jehr früher Zeit 3 Mühlen im „Matt“ oder 
Wattmühlen. Die der Stadt nähere heißt bie untere; die entferntere 
die obere und liegt bieje in ber Nähe von Etenroth (Etenrod), dann 
die alte Kalbsmühle, welche fpäter auch Kunzmannsmühle und fpäter 
Kohmühle genannt wurde, Benennungen, die unverkennbar mit ben 
Namen der jeweiligen Erblehenmüller in Verbindung ftunden. 

Eine Merkwürdigkeit Ettlingen? ijt die alte Papiermühle, melde 
ihon 1482 an den Papiermüller Milhelm von Paris verpachtet war. 
Die Ettlinger Papiermühle ift eine ber älteften Deutihlands, denn bie 
erjte iſt kaum Hundert Jahre vorher, nämlich 1390 gebaut worden !. 

Auch iſt die Ettlinger Wollenmeberei alt und wurde dort mohl 
die Molle aus den Schäfereien von Muchensſturn (Mucenfturm), Mo: 
risfe (Mörih), Malsce (Mali), als auch jene au Stuttpferrich ver: 
arbeitet. Es geht aus vielen Urkunden der Farolingijhen und eriten 
Kaiferzeit hervor, daß die Mollen- und Leinemweberei auf allen Land— 
gütern ber Geiftlichfeit und des Adels verbreitet war, und daß bie 
Gutsherren einen Theil ihres Bedarfed an Tuch und Leinewand als 
Naturalabgabe von ihren LXeibeigenen bezogen. 

Manche behielten dieß auch in der zweiten Periode der Firdhlichen 
Okonomie noch bei, als ſchon die Stadtweberei gewerbsmäßig bes 
gonnen hatte, indem fie ihren Kleiderbedarf wohl am leichteſten und 
billigiten von ihren Höfen bezogen, welchen Grundſatz der Okonomie fie 
auch in ihren Urkunden angaben. 

Wie wir ſahen, bezog das Stift Weißenburg Leinentuch zu 
Kleidern; aud in Frauen und Herrenalber Urkunden treffen wir Be— 
fimmungen, daß da3 auf ihren Höfen gefertigte Tuch der Gegenjtand 
einer Abgabe an das Kloſter war. Wo die Klofterleute und ihre 
Brüder die Höfe und Dfonomie, die zum Klofter gehörte, felber be- 


find bafelbft immer noch Leute, welde aus niederrbeinifchen Gegenden oder aus 
Franken ftammen, 3. B. Scholastica de Frankfurt. Möglich, daß fie unter früheren 
Kaifern bortbin famen. 

1 Oberrheinifhe Zeitfhrift 1, 313. — Die zehnjährige Verpachtung 
der Papiermühle zu Ettlingen an den Papiermader Wilhelm von Paris 1482, 
Er zablte für's erfte Jahr 10 fl., für bie folgenden 20 fl. Er hatte Feine Beete 
(Steuer) und feine Abgabe von ben in ben marfgräflihen Landen verkauften 
Habdern zu zahlen. Das Mafferzeihen ftellte das badiihe Wappen bar. Ausgangs: 
zoll wurde aber von dem von ihm fabrizirten Papier erhoben. 1495 wurbe bie 
Papiermüble an Claus Gallicier verpadtet. Verord. v. 25. Juni 1585. Oberrh. 
Zeitſcht. 24, 413. Die Mühlen Die Wall» und Delmühle in ber Ettlinger 
Vorftadt 1583. Die Kirhmühle 1523, 1534. Die Mühlen bei Fürftenzell, Oberrb. 
Zeitfhr. 2, 363. Sachs, 3, 260. Die Kalbsmühle an der Alle in dem Watt. 
Oberrb. Zeitichr. 6, 341. 


90 


trieben, waren jie aud Weber, wie öfters Steinmeßen und Werkleute, 
So namentlich bei den älteren Benediktinern !. 

Durd die Theilung der gejchlojjenen Güter in Eleine Bauernlehen, 
welche zu Ende des 15. Jahrhunderts begann und während des folgenden 
mit der Bevölkerung jtetig zunahm, mußten die Schafzucht und ber 
Hanfbau beihränft werden, melde aber mit der Weberei auf größeren 
Gütern fortbeitanden. So hatte Herrenalb jeine bedeutende Schafzucht 
ſchon um die Mitte des 16. Jahrhundert? eingeſchränkt, denn in Ett- 
lingen war die Walk: und Delmühle vereinigt, was faum eine be— 
deutende Weberei vorausſetzen läßt. 

Durch den 30jährigen Krieg wurde die Schafzucht am Ober: 
theine vernichtet; denn da diefe Viehzucht mehr wie jede andere jhußlos 
im Freien jtattfinden muß, jo artete das jo verderbliche Debandirjyitem 
in eine vücjichtsloje Näuberei aus, unter welder die Schafzudt zu 
Grunde ging. Damit war die Wollenmweberei auf dem Lande mie 
aud in den Kleinen Städten vernichtet, weil der Bezug der Wolle den 
MWebern, und der Anfauf der Schafe dem Bauer da zu theuer zu 
jtehen kam 2. 

Ferner jtunden während des Mittelalterd zu Ettlingen eine Burg, 
welche in einer Urkunde von 1446 erwähnt ijt, ein Siehen= oder 
Gutleuthaus, welches außerhalb der Stadt an der Straße nad 
Durlach) gelegen war, eine Babdjtube, eine große Schafſcheuer und ein 
Hojpital?. 


ı Oberrb. Zeitihr. 9, 147. Wollenweberordbnung in der Markgrafichait 
Baden v. 1486. „Als die von den wüllin webern von Pforkheym und Ettlingen.“ 
Ild. v. Arr, Geſch. von St. Gallen 1, 61 über den Gewerbebetrieb bei den alten 
Benebictinern. Was den Betrieb in Ettlingen betrifft, jo hat ber Census annuus 
Collegii in Ettlingen v. 1468 einige Auffchriebe, aus welchen bervorgebt, daß bort 
Meberei und Quchjchererei beftund. Behtolb Scherer, Glaus Tuchſcherers 
Wittwe, die Wollentammerin git 13 Pf. von ihrem Hus an Jekel Schinder. 
Peter Beder 2 B git von feinem Garten in ber unberftatt geg'n der Schaffſchür 
über; Steinlin der Weber. Nah Abgang ber Weberei im 17. Jahrhundert find 
die Seiler und Hafner bie ſtärkſten Zünfte. 

2 Dberrb. Zeitſchr. 9, 130. 

3 Der erwähnte Genfus erwähnt noch eines Diopold Meſſerſchmieds, 
welcher ein Haus an ber Burg befaß. Renovirt wurbe dieſe Burg zwiſchen 1560 
und 1580, unter dem Markgrafen Philibert, durch einen Meifter von Gpeier. 
Ihre Äußere Form ift noch auf dem von Fr. Gutſch in Karlsruhe als Beilage zu 
den Karlsruber Nachrichten im September 1877 herausgegebenen Gituationsplane " 
erfennbar. Sie wurde 1689 durch die Franzoſen eingeäſchert und unter ber Marf: 
gräfin Sibylla Augusta wieder aufgebaut. 


91 


Ueber die landesherrliden Berhältnijje von Ettlingen und 
bejien Umgegend ijt Folgendes zu erwähnen: 

Bevor dieſe Stadt, wie Durlad, an das badiſche Haug gediehen, 
gehörte fie zum ehemaligen Ditfranfen, welches Kaijer Friderich II 
um 1230 in Bejit hatte. Dieje beiden Städte famen nachmals durch 
Zaujh an das badiihe Haus; es erbte nämlid Markgraf Hermanns 
des V Gemahlin nad dem Tode ihres Vaters, Heinrich des Schönen, 
Herzogs von Sadjen und Pfalzgrafen bei Rhein, mit ihrer Schweiter 
die braunſchweigiſchen Eigenthumsgüter desijelben und beide 
überliegen dieſe entlegenen Bejigungen dem Kaijer, der nun für den 
Antheil der Markgräfin im Jahre 1227 dem Markgrafen Hermann 
die Stadt Ettlingen zu Lehen übergab, auch darüber 1234 eine ur: 
kundliche Beſtätigung ertheilte. Seit diefer Zeit iſt Ettlingen mit feiner 
Umgegend im Beſitze de3 badiihen Hauſes verblieben '. 

Nachdem wir dem Lejer ein flüchtiges Bild von diejer alten Colonie 
gegeben, gehen wir nunmehr zur Geſchichte der Pfarrei Ettlingen 
jelbjt über, welche ſich am überſichtlichſten in drei Perioden abjcheiden 
läßt, nämlich in die ältefte Zeit bis zur Errichtung der Stiftskirche im 
Jahre 1459, von da biß zur Errichtung des Collegium Societatis 
Jesu tertiae probationjs im Jahre 1662 und von da bis zur Auf— 
bebung dieſes Collegiums im Jahre 1771. Der Zeit von damals bis 
zur Gegenwart aber werben wir nur wenige Worte widmen. 


II. 


Es Hat einige Wahrjcheinlichkeit für jih, dap Ettlingen jhon 
zur Zeit der Karolinger, vielleiht jhon in den Tagen Dagoberts 
eine hriftlihe Kirche bejaß, welche dem fränkischen Nationalpatron, dem 
hl. Martin, geweiht war. Diejelbe mag an dem alten Stapelplate 
bei dem großen Kirchſprengel ber alten Ettlinger Pfarrei von größerem 
Umfange gemejen fein; denn in ber älteften Zeit waren dorthin außer 
Rüppur (Rietbure) und Wolfahrtämweier (Wolfharteswilare) auch die 
jämmtlihen Drte de3 ganzen Albthales eingepfarrt. Die Größe der 
alten Kirden an Hauptorten war nöthig, weil die Landleute an den 
Feſt- und Sonntagen dorthin zum Gottesdienfte famen ?, 

In der bereit früher erwähnten Stelle de3 Codex Wizzenbur- 


ı Krieg von Hochfelden, bie Grafen von Eberjtein S. 12 und 605. Pfiiter, 
bad. Staatsredht. 

2 Dberrb. Zeitſchrift 3, 10, Mone, fat. und griehifche Mejien, ©. 9. 
36. 101, 


92 


gensis (einem Aufjchriebe aus dem Schluſſe des 13. Jahrhunderts) ijt 
der Baſilika erwähnt, welche mit dem Zehnten und dem Kirchenjage 
der Abtei Weißenburg gehörte . In fpäteren Urfunden wird die Kirche 
auch das Haus und der Patron besfelben der Haudherr genannt. „Die 
Pfarrkirche zu Ettlingen“, lefen wir in den Beiträgen zur Kunſtgeſchichte 
von Mone?, „trägt noch die Spuren hohen Alter an fih. Ein ganz 
ähnlicher Thurm, mie der in Oberadern und Ottersweier am Ende 
des Chores jtehende Befeltigungsthurm, ift in Ettlingen bajelbit, der 
in feinen Eden dünne Säulen mit Liliencapitälen bat und bei Er: 
weiterung der Kirche in die Mitte zwiſchen Chor und Langhaus kam, 
was darin jeinen Grund hatte, daß die Pfarrfirde eine Stiftskirche 
wurde und der Thurm den Chor der Stiftäherren von dem Langhauje 
der Gemeinde, gleihjam wie ein Xettner, trennen follte.“ 

In einer biſchöflich jpeierifchen Urkunde von 1213 ericheint als 
Zeuge ein Cunradus decanus in Etiningen. Es war aljo Ettlingen 
in jener Zeit jhon, vor den Aufichrieben des Weißenburgiihen Abtes 
Edelin der Sitz eined Decanat3 und wird es auch als Mittelpunft 
der civitas bed Albgaues von jeher gemejen jein ®, 

Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts werben die Urkunden über 
Ettlingen häufiger. Eine jehr wichtige für die Geſchichte der dafigen 
Pfarrei ift jene, wornah Biihof und Domcapitel zu Speier im Jahre 
1246 die Schenkung der Markgrafen Hermann und Rudolf von 
Baden an ihre Mutter Xrmengard beurfunden. Die beiden Brüder 
übergeben das Patronatöreht zu Ettlingen und Baden, den Zehnten 
zu Affezheim, die Dörfer Winden und Beuren mit aller Zugehör, zwei 
Höfe in Oos und einen in Eberftein, 12 Pfund von ihren Zinjen bei 
Selz, zur Verwendung für das von ihrer Mutter in der Nähe von 
Baden zu ihrem Seelenheile geftiftete Klofter Lichtenthal“. Das 
leßtere erhielt diefe Gaben zwei Jahre fpäter zum ewigen Eigenthume 
und Papſt Innocenz IV gab im Jahre 1250 dem Abte von Schwarzach 
den Auftrag, dem neuen Kloſter die Pfarrkirche zu Ettlingen einzuver: 
leiben, vorbehaltlich der Congrua aus den Einkünften derjelben für den 
jtändigen Pfarrverweſer, wenn die Zuſtimmung des Diöceſanbiſchofs 
von Speier erfolgt und die Pfarrei erledigt ſein werde. Dieſer Auf— 


ı Abjchnitt I, Anmerkung 3, €. 87. 

2 Dberrhb. Zeitſchr. 8, 432. 

3 Ebenba 13, 324. In der Urkunde: Der Pfarrer Dimo von Zeutbern 
fteht von feinen Anfprücden auf das Zehntrecht der 5 Huben ab. 1213 0. T. Als 
Zeuge: Cunradus Decanus de Eteningen, de rure, d. 5. von den Lanbdcapiteln. 

Ebenda 6, 446. 450. 452. Sads 2, 45. 


93 


trag wurde ertheilt auf bie Bitte des Schwiegerjohnes der Stifterin, 
des Grafen von Württemberg '. 

Auch Papſt Alerander IV gemährte dem Klojter Kichtenthal die: 
jelbe Begünftigung, wie aus deſſen Bulle vom 5. Juli 1256 erſichtlich ijt 2, 

Wir fügen bier den Anhalt zweier für die Pfarreigejhichte von 
Ettlingen ebenjo wichtigen Urkunden bei. 

Die eine ift aus dem Sahre 1265 und betrifft den Streit des 
Decand Rudolf zu Ettlingen mit der Gemeinde bajelbit; die andere 
aber vom Jahre 1358 erledigt einen Streit der Pfarrei mit dem Kloſter 
Lichtenthal megen Baupfliht und Anderem. Sie berührt insbeſondere 
bie ökonomiſche Seite des Pfarrhofes, welcher jo recht der Kern ber 
bäuerlihen Anfiedlung des alten Ettlingen war. 

In der erjterwähnten Urkunde bejtätigt Propit Gerhard von 
S. German in Speier die Einigung zwilchen dem Decan Rudolf in 
Ettlingen und der Gemeinde bajelbjt wegen de Heuzehntend. Zu 
diefem Zehnten hatten au die Gemeinden Spejjart, Burbad und 
Dber:NRüppur Beiträge zu leiften. Man hatte fi nun dahin ver: 
einigt, daß die Stadtgemeinde dem Decane einen Theil ihrer Almende 
im Bruchgelände gegen Ettlingenweiler hin (almendae particulum in 
palude versus Wilre) für dieje Zehntpflicht abtrat ?, 

Die zweite Urkunde läßt den Pfarrhof als Fron- und Dinghof 
ericheinen.. Er hatte jein eigenes Necht, jeine Drdnung, auf ihm ruhte 
die Lajt des MWucherviehes und dergleichen. 

„Söllich Mifjehellung”, jagt die Urkunde, „die wir hettend von ber 
Kyrchen wegen zu dedenne und der Farren und Eber wegen, aljo, 
daß wir (die Gemeinde) den Kyrchthurm ob dem Chore jullen bezimmern 
und die Frauen (das Klojter) ihn jullen latten und decken, wenne e3 
nöthig und wir es an jie fordern. Und weiter jullent jie nügit mehr 
an der Kirche bauen in Feiner Weije.“ 

Ferner hatte das Klojter den Ettlingern alle Jahr zwei gute 
Barren zu jtellen, wenn fie es verlangen, und dieje jollen die Ettlinger 
„beköſtigen“ und „us und intun“, wie ſolche e8 bedürfen. Wenn jie 
die Farren aber nicht mehr brauchen, jo follen fie diejelben wieder in 
den Klojterhof zurücliefern. Das Klojter foll ihnen auch einen Eber 
geben, wie es bisher gewöhnlich geweſen. 

Weiter erhoben die Ettlinger feinen Anſpruch; wenn das Kloſter 
aber diejen Vergleich nicht halten würde, jo haben die Ettlinger dann das 


ı Ebenba 7, 19. 
2Oberrh. Zeitſchr. 7, 196, 
3 Oberrb. Zeitſchr. 7, 201. 


94 


Net, die Bauten an der Kirche auf deffen Koften und Schaden machen 
zu laſſen. Und wenn e3 nicht bezahlen oder die Bezahlung durd Ein- 
veben hinausziehen wollte, jo jtehe e8 dann den Ettlingern zu, auf des 
Kloiterd Güter zu greifen und bei geiftlihen und weltlichen Gerichten 
Klage zu führen‘. 

Die Ettlinger Pfarrkirche wurde im Laufe bes 13., 14. und 15. 
Sahrhundert3 vielfach dotirt, wohl in der Abficht, hierdurch dem an- 
gejehenen und mit dem marfgräflichen Haufe jo eng verbundenen Klojter 
Licht enthal nüglich zu fein. 

Das Letstere erhielt 1277 von Markgraf Rudolf I den halben 
Zehnten zu Ettlingen. In den Jahren 1305 und 1336 aber wurden 
Priejterpfründen daſelbſt gejtiftet, mie ebenjo in den Kahren 1345, 1346, 
1396, 1405, 1426, 1427 und 1454, mwodurd viel Einfommen an die 
Piarrei gedieh und die jpätere Erhebung derjelben zur Stiftskirche 
weſentlich erleichtert wurde ?, 


II. 


Vielfach Hatte fih im Mittelalter das Bebürfnig gezeigt, in 
manchen Landjtädten, die nur eine Pfarrkirche Hatten, daraus eine 
Stiftsfirde zu machen. Wenn nämlid die Einwohnerzahl zunahm 
und der Geeljorge wegen eine zweite Pfarrei nöthig wurde, jo waren 
die Mittel dazu nicht jo leicht aufzubringen, al3 wenn das Perſonal 
an der vorhandenen Pfarrfirche vermehrt und daraus eine Collegiat: 
firche gemadt wurde. Man brauchte dafür nur einige neue Pfründen 
zu jtiften und hatte nicht die Baulaft einer zweiten Kirche ?. 

"Die Ettlinger Gollegiatfirhe, melde Markgraf Karl von Baden 


! Dberrb. Zeitſchr. 3, 213. 

? Repert. Bad. Fundatio praebende sacerdotalis seu primae missae in 
altari Sanctorum Johannis Baptistae et Johannis Evangelistäe in ecclesia pa- 
rochiali Eteningen 1336. Lib. fund. pag. 112. Etlingen: Fundatio ca- 
planiae sancti Petri apostoli 1353. Lib. fund. p. 104. Caplania altaris omnium 
sanctorum in ossuario eimiterii 1427. Stifter Incola Flötzer. Ettlingen: 
Caplania sanctorum Leonhardi, Erhardi et Antonii in ossuario 1345. Ru- 
dolfus, perpetuus vicarius ecelesiae parochialis oppidi Ettlingen, ad altare in 
coemeterio ecclesiae paroch. (jährl. 12 Pf. Häller) 1396. Lib. fund. 88—9 
Confirmatio ber von bem Propfte zu St. German in Speier über ben von Pfarr: 
verwejer Rudolf ad altare in cimiterio ejusdem ecclesise geftifteten jährlichen 
Pfründe von 12 Pf. Hällern 1405. Siebe Lib. fundationum (bad.:bad. Gopb. 
Nro. 104) Fol. 102—4. 112. 89 und bad.:bab. Nepert. Eopb. 104 Fol. 110—111. 
Urkunde v. 1427. VBeftätigung der von Flötzern gejtifteten Pfründe 1. ſ. w. 
Zahlreiche Präfentationen in den Archivalakten von 1496 an. 

3 DOberrb. Zeitſchr. 23, Organifation der Stiftsfirchen. 


95 


im Sabre 1459 jtiftete, erhielt ihre bejondern Statuten, die im Jahre 
1461 aufgejtellt wurden, und die ber öfter8 erwähnte Liber fundatio- 
num enthält '. 

Das Mejentliche derjelben ift Folgendes: Die Bejekung bes 
Stiftes joll mit 24 Perjonen priejterliden Standes jtattfinden, nämlich 
einem Decan und elf Ganonicis, und die übrigen zwölf Perſonen jollen 
VBicarien jein. Sie haben die „fieben Gezeyt” ? in der Stiftäkirche ordent- 
ih zu fingen und zu lefen. Der Decan de3 Stift erhält die Gefälle 
und Nußungen des biöherigen Pfarrers, hat aber dafür auch die Seel- 
jorge zu verjehen. Sämmtlihe Einkünfte zur Zeit der Erridtung des 
Stiftes, mit Einfluß der eingeworfenen Sahrzeiten und der Präjenz 
der acht Pfründen, beliefen ji auf 237 Pfunde und ein Symerin Korns 
(zu einem Schilling gerechnet). 

Es gebührten von 15 Perjonen einer jeglichen 10 Pfennige täg: 
ih, aljo einer Perſon jährlich 15 Pid., was eine Summe von 225 
Pd. ausmadte. ES blieben übrig 12 Pid. 14 Pig. für den Schul: 
meifter und Chorſchulz (Singlehrer). Von St. Martin, dem „Hug: 
herren“ zu Ettlingen erhielt dad Stift 40 Pfd. Penn. an Gülten. 

Die Summe aller Jahrzeiten, welche zu Bidesheim aus der 
Kapelle fiel, wurde gerechnet nach der Anzahl der vier Pfründen, welche 
dem Stift incorporirt worden. Bon diefen Pfründen waren drei 
in Ettlingen mit drei Vicarien, und zwar eine zum hl. Kreuzaltar, 
eine zum Unjerer lieben rauen Altar und eine zum Katharinenaltar. 
Eine Pfründe murde verwendet, um einen beitändigen Vicar in ber 
Bickesheimer Kapelle zu halten. 

„stem, ein Dechan ſoll Halten einen Mietling ?, den verjorgen 


ı Remling, Urfundenbuch zur Geſchichte der Bifchöfe zu Speier, 2, 293, 
PBapft Pius II erhebt die Pfarrfirhe zu Ettlingen nad dem Wunſche bes Mark— 
arafen Karl von Baden zu einer Stiftsfirhe. Mantua 1459, Nov. 29. In deuticher 
Ueberſetzung Copb. 104 (lib. fund.) Fol. 40-50. Die Gaplaneien zu Bide* 
beim und Wolfahrtsweier werden in das neue Stift zu Ettlingen gezogen. 
Liber contractuum sub Joanne episcopo 1459 usque 1462, Fol. 51. Au 
gleicher Zeit wurde auch die Pfarrfirhe zu Pforzheim zu einer Stiftsfirdhe erhoben. 
Remling a. a DO, ©. 29. Statuten der Pforzheimer Stiftsfirhe. Copb. 
Nro. 104, ©. 41b u. f. w. Außerbem befanden fi noh in Baden und Lahr 
Stiftsfirchen. 

? Die „fieben Gezeyt“ find die Horen bes Breviers. 

3 „Mietling“ ift der vom Pfarrherren um Lohn auf Zeit gedungene „Pfarr: 
belfer* zum Pfarrgeichäftee Wird wohl dasſelbe fein, was im Wormfer Synodale 
von 1496 (herausgegeben von dv. Weed. Karlsruhe, Braun 1875) mercenarius 
genannt wird, ein Priefter, der die Pfründe nicht felbit hat, fondern die betreffenden 
Kirchendienſte gegen eine beſtimmte Vergütung verrichtet. 


96 


mit Koft und mit Xohne, und menn er ber Pfarr halb befümmert ift, 
al3 mit Reihung des bl. Eacramentd, es jey auswärts oder in ber 
Stabt, jo joll man ihn halten pro praesente, Decan und Mietling 
haben das getreulich zu halten.” 

Der Nicolaus: Altar vor dem Chore war ber Pfarraltar. „Den 
jelben jollen der Dechant und fein Mietling befingen und belejen, 
und alle Tage foll eine Pfarrmefje beichehen. Was da auf den Altar 
fället von Meßpfrümern * und Opfern, das gehörete dem Dedan 
allein. Die Pfarrmefje iſt zu lejen zwiſchen der Metten und dem 
Fronamt.“? 

„An allen hochzeitlichen Tagen — Weihnachten, Oſtern, Pfingſten, 
den Frauentagen und kirchlichen Feiertagen, ſoll der Dechan das Of— 
fizuum halten und die Fronmeſſe fingen, dagegen Alles, was da auf 
ben Altar fällt, ihm zufallen. Was aber an den übrigen Tagen fällt, 
jo in eine Büchſe gethan und jeden Samjtag ausgerechnet und ausge: 
glihen werden und zwar nad DVerdienjt.” ® 

„An den hohen Feſttagen joll ein Canonikus einen Pfenning und 
ein Vicar einen Häller opfern. Alle BVigilien und Seelgerette jollen 
in dem Stift ordentlid durd den Chor begangen merben.” 

„tem, off aller Heyligentag und nad der Bigilien und vff aller 
Seelen Tag nad der Seelmejje, desgleihen zu den 4 Fronvaſten nad) 
einer jeglichen Bigilie und Seelenmefje joll man gehen mit der Prozeſ— 
jion und Kreuz, Weihwaſſer und Weihraud) durh und um die Kirche 
über die Gräber mit Gejang und Gebet, ald gewöhnlich iſt.“ 

„Stem, bie fieben Zeiten, PVigilien und ſonnttäglichen Ämter ſoll 
man begehen und halten mit Singen und Lejen nad) Gewohnheit und 
Herfommen der Mutterfirche, das ijt des Domitift3 zu Speier.“ * 


1 Meppfrümer find die Gelder und Gaben, welche für Abhaltung von be: 
ftellten Meſſen gegeben werben; Opfer find freiwillige Gaben. 

? Mette ift der Frübgottesdienft und das Fronamt der Hauptgottesdienit 
am Hauptaltare. 

3 Der Samstag war überhaupt der Abrehnungstag. Aud in verjchiedenen 
Gejchäften und Betrieben, 3. B. Bergbau. Siehe Trenkle, Gedichte ber Schwarz: 
wälder Indujtrie, ©. 35. 

+ Wie und wann der Gottesdienft zu halten, bejtimmen die NRitualien oder 
Agenden und die Directorien einer Diöcefe. Für die Speyrer Diöceje galt die 
agenda Spirensis, gedrudt zu Udenheym (Philippsburg) 1512. Directorien für bie 
Speyrer Diöceſe fcheinen erft im 18. Jahrhunderte wieder gebrudt worden zu jein. 
Im Catalog der bad. Hof- und Lanbesbibliothef find jolde aus den Jahren 1722, 
34, 38, 42, 44, 58, 60, 66 und 68 aufgeführt. Ältere gebrudte Agenden beſaß 
das Bisthum Bafel und zwar eine =. 1. e. a. und von 1489, Ein Breviarium Ro- 
manum s. ]l. e. a. und von 1504 war im Gebraude. Gin Breviarium Constan- 


97 


„So man finget oder liſet, joll Fein Canonicus oder Vicar in die 
Kirche oder aus der Kirche gehen ohne jeinen Chorrock unter jeiner 
geziemenden Kleidung, Rod oder Mantel, ohne Kugel: oder Filzhut !. 
Sie follen auch in der Kirche weder jpaziren noch reden, ed erforderts 
denn die Notdurft. Jeder joll in feinem Stuhle jiehen und helfen 
fingen und leſen und feiner über den andern jpotten mit Lachen oder 
ander unziemlich Geberden. E3 follen auch Röck und Mäntel vorn 
und auf der Seite nicht offen jtehen und an Länge auf die Schuhe 
itoßen.” ? 

„Die Chorröcke follen weiß und nicht gelb, auch nicht offen jein 
auf den Achſeln und feine andere Schnüre haben ald weiß um da3 
Goller und nicht mit engliihen Näthen. Die Chorhüte follen 
Schnüre haben, da man jie nit darf auf den Achjeln, wie fonit einen 
Kugelhut am Arm tragen, man fol fie tragen am Hals.“ 

„Welchem gebührt Lektiones zu lejen oder Mejje zu fingen, oder 
zum Opfer zu gehen, ber joll jeinen Chorhut vor fich hinlegen und 
jeine Holzihuhe ausziehen und fein Gepfründer joll mit bejchlagenen 
Holzihuhen in der Kirchen oder im Chore gehen und auch andere löb— 
lihe Disciplin halten.“ 3 

„Sie jollen auch ehrbar und ziemlihe Geberden haben im Chore 
mit Stehen, Gehen und Neigen, und zumals ſollen fie ſich demüthiglich 
neigen gegen die Namen Jeſus und Maria, jo oft diejelben in ber 
Meſſe oder zu den andern jieben Zeiten gejungen werden. Desgleichen 
nad) jedem Gloria in excelsis Deo.“ 


tiense aus dem Jahre 1495, ein Breviarium Spirense von 1507 und ein Brevia- 
rium Basiliense von 1480 gehören zu den älteften in Deutjchland gedrudten Werten. 
Sin Directorium Basiliense von 1481 iſt in der Basler Buchdrudereigejchichte auf: 
geführt. (S. Beiträge zur Basler Buchbrudereigefhihte von Stodmayer und 
Reber. Bajel 1840, ©. 6 und 15. Das letztere ift von E. Ratbold gebrudt, 
befien Officin eine der berühmteften in Deutichland war.) 

1 Hierauf fpielt folgende Stelle in ber ſchon erwähnten Bulle (Anmerkung 2) 
an: Illis tamen expeditis, laxatis habenis, ut acephali ad libitum hinc inde dis- 
currunt, nec horas canonicas invicem devota modulatione decantant. Die 
Bidesheimer Geiftlihden find auch gejchildert: Abjchnitt Durmersheim und 
Bidesbeim. Diöceſan-Archiv 11, 63. 

? Die Stiftsgeiftlichen follen in der Kirche während bes Kirchengefanges feine 
Sejprähe führen, quia (wie das Statut für die Breifacher Stifte: und Pfarrkirche 
vom Sabre 1500 jagt) plus Deo placet latratus canum, mugitus boum, grunnitus 
porcorum, quam cantus clericorum in vanitate discurrentium. Oberrh. 
Zeitſchr. d. O. 4, 269. 

3 Die groben Holzſchuhe konnte man in jener Zeit nicht entbehren, ba bie 
Straßen der Städte ungepflaftert waren. Vierordt, Bab. Geſchichte, S. 449. 

Archiv. XU. 7 


98 


Dad Einfommen der Stiftögeiftlichen war folgendermaßen be: 
ftimmt: der Decan erhielt zwölf Gulden, ein Canonicus und Vi— 
cariug „jegliher medios fructus, das ilt ein Halbtheil des Corpus 
jeiner Pfründe, Canonie oder Vicarie.“ Die andere Hälfte joll ange: 
legt werben zur Mehrung der Präfenz (de zur Vertheilung vorhandenen 
Geldes) und gelegt in den vorgefchriebenen Trog. 

Die Wachskerzen, um den Chor: oder Fronaltar und andere 
Altäre zu beleuchten, auch Kohlen im Winter und Wein zu den Mefjen 
jollen die Heiligenpfleger aus den Gefällen der Stifts-Kirche 
itellen und anjchaffen. 

„Auf Aller:Seelentag jol man in ſchwarzen Kappen erjcheinen 
und zwar von der Mette bis an den Chrijtabend, wo man in albis 
zu gehen hat.“ ' 

Über die Reihen- und Rangfolge in ber Kirche während bes 
Gottesdienſtes jest die Ordnung ſchließlich Folgendes feit: 

An dem eriten Stuhle zur Linken jollen der Decan, drei Cano— 
nici und der Halbtheil der Vicarien locirt werden, und der erite Stuhl 
zur rechten Hand joll für den Fall, daß ein fremder Prälat herfäme 
oder Fünftig ein Propft oder anderer Prälat in das Stift erhoben 
würde, wie für die andern Ganonici und Bicarien bejtimmt fein. 

„Ein jeder Decan, Ganonicus und Bicarius joll perjönlid Reſi— 
denz thun und feinen Subjtituten haben. Es joll auch feiner abjen- 
tiren ohne Grlaubniß eines Decand oder im alle, daß einer in 
Dienjten des Markgrafen abgerufen würde Alle jollen ihren Pflichten 
im Chor nachkommen und die Strafen in die Präfenz fallen.“ 

Die Stift3ordnung hat nun weiter noch Beitimmungen über 
ein Schiedögeriht bei Spännen, Irrungen und Streitigkeiten zwiſchen 
den Ettlinger Leuten und den Stiftäleuten. Es wird da der Gerichts: 
itand der Stiftangehörigen feftgejtellt. Dann iſt die Eidesformel für 
den Decan, die Canoniei, den Gaplan und die Vifarien mitgetheilt. 
Diefe Ordnung ift im Jahre 1460, Mittwochs nad Allerheiligen, ge: 
geben worden. 

Die Pfarrei Ettlingen, mit der wir und wieder des Näheren 
beihäftigen, it 1471 dem Stifte incorporirt worden, das Kloiter 
Lichtenthal verzichtete in Folge Uebereinkommens auf den Piarrjag, 
es verblieben ihm aber alle jeine früheren daher bezogenen Gefälle. 
Dasjelbe hatte nämlih im Jahre 1286 von dem Markgrafen Rudolf 


1 Meber die Trachten der Geiftlihen ſ. Ammanus, Cleri Romani habitus 
1585. Ornatus ecclesiasticus von Molitor (Weibbilhof Müller), Regensburg 
1592, und Andere, 


99 


die Hälfte des Zehntens zu Ettlingen erhalten, und wurde dann unter 
Markgraf Chrijtoph im Jahre 1488 die „Ordnung des Pfarrers zu 
Ettlingen, wie er fi im und gegen dad Stift dafelbft und mwiderumb 
dad Stift gegen ihn halten ſolle“, jchriftlich feſtgeſetzt '. 

„Der Pfarrer”, heißt es darin, „ſoll einen Mietling ? halten, einen 
geihickten und taugliden Mann und mit bemjelben die Pfarrei ver: 
jehen. Andere DOffiziaturen und Miniftraturen haben beide nicht, aufer 
im Chor mitzufingen und zu leſen, wenn fie die Pfarrgeſchäfte 
daran nicht hindern. Im Übrigen ſoll der Pfarrer dem Stifte ge- 
horſam fein.“ 

„Dem Pfarrer und jeinem Mietlinge hat das Stift eine tägliche 
Präfenz zu geben, jo oft fie e3 verdienen. Und wenn Beide ober je 
Einer abmejend find, jo joll man fie haben pro praesentibus. Und 
wenn ein Pfarrer frankheithalber die Pfarrei nicht verjehen kann, 
jo mag er diejelbe durd einen anderen tauglichen Prieſter verjehen lafjen 
und ihm eine vierteljährliche Präjenz gewähren. Würde aber die Kranf: 
heit jich über ein Vierteljahr verlängern und man fich ſeines Geneſens 
nicht vorjehen Fönnen, jo mag der Herr Markgraf ihn von der 
Pfarrei abſetzen und jelbe mit einem Andern verjehen.“ 

Wird aber ein Mietling frank, jo foll berjelbe mit Urlaub des 
Pfarrers oder jonjt mit Wiſſen des Dechants und Gapiteld auf einen 
Monat die Präjenz haben. Der Pfarrer hat fih dann mit einem an- 
bern zu verjehen und joll man ihn hierin nicht Kindern. Gejchieht aber 
jolhe8 nicht mit Willen des Decand und Gapiteld, jo joll einem 
Pfarrer nicht länger als vierzehn Tage Präjenz (für den Mietling) ge: 
geben werben. 

Weiter jollen an den Pfarrer gedeihen zum halben Theile alle Ge: 
fälle de3 Greuzaltars im Stifte und was von den Pfarrmefjen dorten 
fällt ?. Es find dieß die Opfer und andere Collationed. Dazu hat er 
noch den Stol und die Seelgerette ganz. „Sonit joll er feine 
Neuerung mahen oder annehmen.“ 

Bruderihaften, Jahrzeiten oder Anderes dergleichen dürfen ohne 
Wiſſen und Willen de Decans und Capiteld nicht errichtet werden. 

„Außerdem hat der Pfarrer an Einkommen zwölf Mutt Korn, 
ſechs Malter Hafer und ein Fuder Wein vom Zehnten in Ettlingen, 


1 Bad. Gopb. 104, Fol. 53—59. Zehnten, Oberrh. Zeitſchr. 7, 210. 

2 Siehe Anmerkung 3, ©. 95. 

3 Es war alfo ber Hauptaltar (fronaltar) in dem Chor — ber Kreuz 
altar zwifchen Chor und Schiff. Dann gab es noh Seitenaltäre Das Bifit.- 
Protocol von 1683 führt 5 Altäre auf. 


7* 


100 


ferner drei Mannsmahd Wiefen auf den Hohenwiefen, und darauf 
joll er auf feine Koften ein Pferd halten‘. Endlih mag der Pfarrer 
auch alle Gefälle an den Stationierereien einnehmen ?; desgleichen ein 
Drittheil aus allen Opferftöcden (ausgenommen ben S. Wolfgangsſtock). 
Es joll ihm auch werden der Fleine Zehnten zu Ettlingen und Rietpur 
von Füllen, Kälbern, Geißen, Rüben und Flachs.“ 

„Ein jeder Pfarrer (wir kommen jett zur öÖfonomilchen und 
landmwirtbihaftlihen Seite der alten großen Pfarrhöfe) ſoll 
aud im Pfarrhofe wohnen und damit Scheuern, Ställe und alle Zu: 
behör ‚bruchen und nießen‘, ſolche aber geziemend in Bau und Ehren 
erhalten. Ind wäre e8 der Fall, daß ein Pfarrhof mit feiner Zugehör 
einfiele oder gar durch Feuersnoth abgienge, jo ſoll derjelbe in gebür- 
licher Zeit wieder aufgebaut werben, und das von Nechtömegen ?. 

„Ferner joll ein jeder Pfarrer, wie e8 von Alterö hergefommen, den 
unjern von Ettlingen (d. 5. den dem Markgrafen zugehörigen Leuten) 
an der Faßnacht ein Küchlein und an Dftern dad Geſpend geben, 
doch ohne Koſten und Schaden des Stift *. 

„Wenn es ſich begäbe, daß man dem Bilchofe zehnten oder ſonſt 
contribuiren müßte, jo fol ein Pfarrer für feinen Antheil das Pfarr: 
corpus ausrichten und deßhalb weiterd unbeaniprucht bleiben. 

„Bei Irrungen und Zwietrachten zwiſchen Pfarrer und Gapitel 
liegt die Entſcheidung bei den marfgräflichen Näthen, ausgenommen, 
wenn es ſich um Gejpend oder Küchlin Handelt. Dieje jollen hinfür, 
wie bißher, gegeben werben.“ | 

Diejed waren die Verhältnifje und Ordnungen des Stifts unb 
der Pfarrei Ettlingen, melde biß in die zweite Hälfte des 16. Jahr: 
hundert3 ihre vollftändige Geltung gehabt haben mögen. 

Bemerfensmwerth ift noch, daß die Befugnig bed Stiftd, Grund: 
eigenthum zu erwerben, welches dem Markgrafen beet- und jteuerbar, 


ı Die Ausdehnung ber alten Pfarrbezirke, jowie bie ſchlechten Straßen, madten 
die nöthig. 

? In ben Heinen Stationsfapellen an den Wegen jtunden überall Opfer: 
ftöde (trunci). 

3 Diefe Bedingungen find aus ben allgemein üblichen Verträgen zwifchen dem 
Hofberren (Froner) und den Hubern übertragen. Das Stift Weißenburg war 
Hofbherr (dominus curiae). Der Pfarrer erfcheint bier als mit dem pfarreilichen Hof: 
gute belehnt. Weber dieſes Verhältniß vergl. Abjchn. I, Anmerkung 8; dann: Ge— 
ſchichte des Domftift Baſelſchen Fronhofes zu Thiengen im Breisgau. Eine agrar- 
biftorifche Studie von J. B. Trenfle, ©. 47, Beilage. 

+ Die Faſtnachtsküchlein, fowie bie Oſtergeſchenke (Gefpend) an Eiern und 
Kuchen waren bis in bie neuere Zeit no Sitte in Fatholifchen Gegenden bei uns. 


101 


beihränft war und dem Landesherren das Recht zujtund, folches 
(unter welchem Rechtstitel es auch erworben morden jein mochte) mit 
Geld oder üblichen Einfommenstiteln (3. B. Gülten, Zinfe u. ſ. mw.) 
einzuldjen. Hierüber hatte das Stift jhon 1461 einen Never au: 
ftellen müfjen. Die Abjiht der Landesherrſchaft war hierbei, die An: 
fammlung von Grundbefig in der Hand der Kirche zu beichränfen, 
da im anderen Falle unverkennbar der landesherrlichen Beete und Steuer 
Abtrag gejchehen wäre !. 

Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts bietet ung einige be: 
merkenswerthe Urkunden, melde das Verhältnig zwiſchen Stift und 
Pfarrei zu beleuchten geeignet find. Im Jahre 1464 geſchah ein Ver: 
gleich zwiichen beiden wegen bed Pfarrers und der Pfarrkirche, welcher 
vom Markgrafen bejtätigt wurde Am Sabre 1477 aber wurde ur: 
fundlich feitgejetst, daß die dem Stifte incorporirte Pfarrei von dem 
Dearfgrafen, Decan und Gapitel des Stifts, auch Schuldheißen und 
Gerichte gemeinschaftlich beitellt, und daß das von dem Decan be: 
wohnte Haus nad) dejjen Abgang dem Gapitel und der Pfarrei zuftehen 
folle 2, 

Diefe Gemeinſchaftlichkeit zwiſchen Stift und Pfarrei hat aber 
nicht lange gut gethban; denn ſchon zwei Jahre jpäter fam es zwiſchen 
dem Stifte und dem Markgrafen Chriſtoph zu dem jchon erwähnten 
Vergleiche über die dem Stifte von ihm übergebene und demſelben in: 
ceorporirt gewejene Collatur der Pfarrei, welche jet der Markgraf 
an Johann von Horb verlieh und deſſen pfarrliche Rechte und Come 
petenz bejtimmte ®. 

Die Ordnung der Pfarrei von 1488 haben wir bereitö mitgerheilt. 
Ein Jahr nad Aufitellung derjelben verglich fich der Markgraf wieder 
mit dem Stifte dahin, daß ihm legteres die Collatur förmlich cedirte 
und er au die Funktionen des jeweiligen Pfarrer beitimmte, wobei 
Letzterer auch einiger bisher aufgehabter Verpflichtungen entbunden wurde“. 
Dedant des Stifte8 war um dieſe Zeit Meifter Erasmus Klar von 
Durlach ®. 

Wir haben nun noch einige bemerfensmwerthe Verträge und Ent: 
ſcheide zu verzeichnen, welche zwifchen dem Stifte und der Stadt zu 


! Liber fundationum, Gopb. 103, ©. 47. Gopb. 104, Fol. 24b—26. 
Urfunde vom 5. Juli 1471. 

2 Repert. Urkunde, Montag nad) St. Katharina, 1477. 

3 Urfunde auf Convers. Pauli, 1479. 

Bad.⸗Bad. Repert. 

5 Ibidem, 


102 


Ettlingen in der erjten Hälfte de3 16. Jahrhundert3 abgejchlofjen oder 
gefällt worden find. Sie geben ung ein Bild von den fi vielfach 
widerjtreitenden nterefjen der Gemeinde, der Pfarrei und des 
Stift3. 

Diefe Umftände werden nicht wenig dazu beigetragen haben, daß 
das Stift hier feinen günftigen Boden fand und jo zu jagen immer 
eine fünftlihe Schöpfung blieb, deren jchließlihen Untergang Die 
einige Jahrzehnte jpäter eintretende Reformation eben nur beſchleunigen 
mußte. 

An das Jahr 1503 fällt ein Entſcheid zwiſchen dem Stifte und 
der Stadt, welchem wohl verſchiedene Eingriffe des erjtern in den 
Pfarrdienft und das Pfarrvermögen vorangegangen waren; denn von 
nun an follte ein genaues Regiſter über das Pfarrvermögen, über die 
Pfarrgüter und Nubungen geführt werden. Alsdann waren die un: 
ordentliche Führung ber Pfarrei, die Lieferung des Wachſes zur Be: 
leuchtung des Chores aus Mitteln des Fondes S. Martini, die Gegen 
jtände der Auseinanderjegung. Ferner handelte es jih um die unein- 
gezogenen Corpora der Pfarrei, über die Entziefung dieſes Capitales 
der Beete, um eine Pfründe von 30 Pfund Heller jährlih, um ordent: 
lihe Haltung der Bruderihaft, das Salve, der gejtifteten Meſſen, der 
Liberey und Sakriſtei. Es geht daraus hervor, daß der Pfarrdienſt in 
jehr nachläſſigen Händen war. 

Ein ähnlicher Streit hat im Jahre 1528 beigelegt werben müjjen, 
weil da3 Stift der Stadt für Ungelt und Frondienjt mit jährlich 
17 Gulden auffommen jollte, aber es unterließ. Auch jcheint das Stift 
etlihe Gewerbe durch jeine Angehörigen betrieben oder zu diejem Zwecke 
fremde Leute aufgenommen zu haben; denn es jollte nad) dem Entjcheibe 
die Prieſterſchaft, obwohl jie da8 Bürgerrecht Habe, fein Handwerk 
oder Gewerbe treiben '. 

Die Pfarrcompetenz betrug um 1525 (die Pfarrwiddumgüter 
find jhon 1478 zum Aufichriebe gekommen) an Geldbejoldung 
44 Gulden, an Naturalien 20 Malter Gerjte, 16 Malter Korn, 
12 Malter Hafer, 5 Malter Erbjen und Linſen und ein Fuder Wein. 
Hierzu kam endlich das Zehntgefäll von 12 Malter Dinkel für die 
Lefung zweier Meſſen in der Rüppurer Kapelle. Um dieje Zeit wurden 
nebſt Rüppur aud Schöllbronn und Spefjart von Ettlingen aus verjehen ?, 


1 Copb. Nro. 104, Fol. 310—11. 

? Aften: Stadt Ettlingen, v. 3. 1525, 1543—47 und 1550—51 im G.L.⸗ 
Archiv. Markgraf Ernft hatte um 1537 auch Gülten an bie Kirdhenfabrif zu Ett— 
lingen zu bezahlen. Ebenſo das Spital. Oberrh. Zeitſchr. 30, 72. 


103 


Dieſe Competenz jcheint aber durch die eintretende Entwerthung des 
Geldes unzulänglich geworden zu jein; denn im Jahre 1542 bat Pfarrer 
Mocder um Grtheilung eines Stiftscanonicated oder um Verbejjerung 
jeiner Competenz, wie auh um Bezahlung eined Helfers zur Bes 
jorgung jeiner überhäufigen Amtsgeichäfte. 

Die Competenz wurde erhöht und dem Pfarrer von der Herridaft 
in Anbetracht der Zeitlage noch der Auftrag ertheilt, jich in dev Herr— 
ihaft Zollern und felbiger Gegend einen geſchickten Helfer nebjt einigen 
anderen tüchtigen Prieftern zur Bejegung der vacanten Pfarreien in ber 
Markgrafihaft Baden-Baden zu erwerben '. 

Die erhöhte Competenz beitund aber um’3 Jahr 1559 aus 
72 Gulden an Geld, 15 Malter Korn, 10 Malter Gerjte, 10 Malter 
Dinkel und 2 Fuder Wein. Der Preiß der Naturalien war zwar in 
jener Zeit erheblich in die Höhe gegangen und der Werth des Geldes 
gejunfen, immerhin jedoch war bie erfolgte Aufbejjerung mehr al3 ge: 
nügend, um die Differenz von ehemals und damals auszugleichen ?. 

Ueber den Berlauf der Reformation in den baden=badenjchen 
Landen, insbejondere in dem Pfarrbezirke Ettlingen, können wir auf 
Vierordts „Geſchichte der evangeliihen Kirche in Baden” und auf 


! Liber fundat. 104, Fol. 124. Im Jahre 1569 wurde Tobias Mayer als 
zweiter Helfer angenommen und fein offieium war an ber Kirche daſelbſt, wie auch 
zu Rüppur und am Spital und Giechenhaus. 

Ueber die Preisfteigerung im Berlaufe des 16. Jahrhunderts vgl. Oberr. 
Zeitſchr. 10, 42; 13, 44; 19, 384. J. Bodinus, jranzöfifher Publicift (1530 
aeboren) gibt in einem feiner Werfe (de re publica, gebrudt 1576) als Urfachen 
der damaligen Preisfteigerung Folgendes an: 

Caritatis, quam experimur, causas invenis quatuor vel quinque. Prae- 
eipue et paene sola, quam nemo hactenus animadvertit, est abundantia 
auri et argenti, quae hodie in regno major est, quam ante annos quadrin- 
gentos. (Die Bermehrung bes Goldes und Silbers, durch die merifanischen Werke, 
wird auf den blühenden auswärtigen Handel und das amerifanifche Silber, fowie 
auf die vermehrte Volksmenge und die ausländifchen Gapitalien, weldye bie 
Lyoner Bank anziche, zurüdgeführt.) Secunda occasio, fährt er fort, fere ex mo- 
nopoliis procedit. Tertia est penuria, quae proficiscitur, quam ex evec- 
tione (fünftlihes Hinauftreiben ber Preife), tam ex corruptione (Schwinbelbaftig- 
feit). Quarta est voluptas regum et principum augens pretia rerum, quas 
amant. Quinta oritur propter pretium monetarum, quod de antiqua aesti- 
matione deminutum (weniger edelmetallbaltig, alfo wegen Münzverichlechterung). 
Näheres über diefe intereflante Schrift, fiche Zeitfchrift für Staatswiſſenſchaft. 
1863, ©. 369. „Ueber eine volkswirthſchaftliche Schrift aus ber zweiten Hälfte bes 
16. Jahrhunderts von Dr. Erwin Naffe in Bonn.“ A. Blanqui, Gecſchichte 
ber politiihen Defonomie, überjegt v. Buß. Karlsruhe 1840, Hauptftüf XXIV 
und XXV. 


104 


Eiſenlohrs „Kirdlihe Gedichte der Grafihaft Eberitein jeit der 
Reformation“ verweilen !, 

Ein Bericht des nad Baden-Baden geſchickten Etatthalters Grafen 
Dtto Heinrid von Schwarzenberg aus dem Jahre 1570 jchildert den 
Zuſtand der Fatholiichen Kirche zu Ettlingen in ſehr traurigem Kichte. 
„Die Stadt,” jchrieb er, „sei dermaßen verführt, daß fogar an hohen 
Feſten nicht über 10 bis 12 Perjonen beim katholiſchen Gottesdienfte in 
der Stiftskirche fi finden lafjen. Stiftsherren habe er bloß 3 ange: 
troffen und davon feien zwei verehelicht, während der Dritte im Con: 
cubinat hauſe. Die marfgräfliden Räthe, mit menigen Ausnahmen, 
aud die Bürgerjchaft, bekennen fich zur evangelijchen Lehre.“ ? 

Mit dem Jahre 1573 war in der Markgrafihaft Baden-Baden 
die Neformation wieder bejeitigt worden, woran die Mitglieder des zu 
Speier im Jahre 1571 gegründeten Collegiums societatis Jesu weſent- 
lihen Antheil hatten. 

Man jhien auch eingejehen zu haben, daß die bisherigen Leiſtungen 
des Ettlinger Stift3 höchft ungenügend waren. E3 wurden deßhalb, 
um den Kleru3 im Baden-Badenſchen zu heben, vom Stifte zu Baden 
im Jahre 1580 berichtlihe Vorſchläge gemacht, wie die Gefälle deg Ett— 
finger Stiftes anderwärts ad pios usus am beiten verwendet werden 
fönnten, mobei insbejondere der Errichtung eine® Seminars in Baden 
dad Wort geredet ward ’. Es fam aber nicht zu Stande. 

In Ettlingen wurde die Lage ſtets jchlimmer und die Einwohner 
erhoben 1593 und 1594 wiederholt Bejchwerbe gegen den Decan Philipp 
von Neydbrüd, meil er vorhatte, den Pfarrer zu vertreiben und Die 
Gompetenz desjelben, ſowie die Befoldung des Schulmeilters zu ſchmälern; 
und ferner weil er durch Abjekung zweier Caplane in den Gottes: 
dient zu Ettlingen, ald auch zu Reichenbach und Bujenbad, große Un: 
ordnungen und Störungen herbeigeführt habe. 

Sp dauerten Streitigkeiten verſchiedener Art fort, bis unter Mark— 
graf Georg Friedrich, welder 1604 das badijche Unterland geerbt, 
in Ettlingen der evangelijhe Cultus eingeführt wurde. Derſelbe 


ı Vierordt, Gefchichte der evangeliihen Kirche im Großberzogthum Baden, 
1. Geſchichte der Reformation, 1847; 2. Geſchichte von 1571 bis zur jegigen Zeit, 
1856. Kirchliche Gefchichte der Grafſchaft Eberftein feit der Reformation von U. J. 
Eifenlohr, 1874. (Zuerſt in Abtbeilungen im evangelifchen Kirchenfalender der 
Stabtdiöcefe Karlsruhe v. 3. 1874 fi., dann als GSeparatabbrud.) Karlsruhe, 
Braun’ihe Hofbuhhandlung. 

2 Vierordt, 1, 510 fi. 

> Arhivaften. 


105 


machte ſeit 1599 ſolche Fortſchritte, daß ſich die größere Anzahl der 
Bürger wieder zu ihm befannte!. 

In dieje Zeit Fällt auch das Eingehen des Ettlinger Stifts, 
deſſen Einkünfte zu anderen Zwecken wohl willtommen maren?. Die 
Bürger hielten längere Zeit an der evangelijchen Lehre feit und erit 
unter dem Markgrafen Wilhelm trat eine entichiedenere Wendung ein. 

Zunächſt nahm man den früher ſchon gehegten Plan wieder auf, 
bier ein Collegium für die Jeſuiten, die man hauptſächlich aus 
Speier und Belgien berief, zu errichten, bejchränfte fi aber nah Lage 
der Dinge darauf, den Ettlinger Pfarrdienit, wie die anderen 
Pfründen dajelbit, den Sejuiten für immer zu überlafjen. Dieß geſchah 
um 1624; ein Collegium aber wurde erjt 1663 von dem Markgrafen 
Karl gegründet, welches wir nunmehr in dem folgenden Abjchnitte 
fennen lernen merden °. 


IV. 


Die Jundation für dad Collegium war bei dem damaligen 
zerrütteten Zuſtande der Landesfinanzen eine ziemlich veichliche; denn 
laut dem Fundationsbrieſe erhielten die Jeſuiten an Geld ein jähr: 
lies Einfommen von 150 Gulden, anderthalb Wagen Wein und 12 
Malter Kernen aus den Gefällen der Pfarrkirche, da3 jus praesen- 
tandi parochum ordinario (dem Biſchofe von Speier), die Hoſpital— 
fire, wie auch das Schulhaus, jodann das sacellum B. M. Virginis 
in Bickesheim (mo fie die Wallfahrt wieder in Schwung bradten, die 
denn aud Manches eintrug) mit der Präbende S. Catharinae, melde 
bisher die Jeſuiten in Baden genofien hatten; ferner jährlich 200 Gul- 
den aus den Gefällen des Siehenhaujes außerhalb der Stadtmauern, 
jährlich weitere 200 Gulden, anderthalb Wagen Wein, 20 Malter Ker- 
nen und 15 Malter Spelz aus den Gefällen de8 Spitals und eine 
beim Pforzheimer Thor gelegene, dem von Zyllenhard abgefaufte 
Behaufung? mit den dazu gehörigen Gärten, endlich Freiheit der Güter 
von SKriegslaften, Steuern und Beete, 100 SKlafter Holz, 4 Wagen 
mit Rebſtecken, freies Eckerih für 8 Schweine und Freiheit von Ungelt 
und andern Auflagen ®. 


! Urdivaften. PBierorbta ad. 

2 Kolb, Lerifon. Ettlingen. 

ı Sads, bad. Geſchichte 3, 319. 343. 

+ Ardivalten. 

5 Ebenfo. In dem Bifitationsprotocole von 1683, S. 126, wird wegen ber 


106 


Die Jejuiten abminiitrirten damald bie fünf Pfarreien: Ett- 
lingen, Ettlingenmweier, Stupferid, Schöllbronn und Bu: 
lab mit dem Filiale Beiertheim und dem Schlöflen Scheiben: 
hard. Dafür bezogen fie deren Competenzen, die übrigens jehr herab: 
gefommen waren, jo daß kaum ein Drittel des früheren Crtrages 
einging. 

Der Zuftand der Pfarrei Ettlingen mit ihren Yilialen Spei- 
jart, Buſenbach, Neihenbah und Etzenroth, deren Kirchen und Kapellen 
bis in Die zweite Hälfte ded vorigen Jahrhunderts wegen Mangels an 
Mitteln in einer trojtlojen Verwahrlojung blieben, ijt zur Genüge in 
den unten mitgetheilten Auszügen aus verjchiedenen Bifitationsproto- 
collen aufgeklärt !. 

Durh den großen franzöfiihen Brand im Jahre 1689 waren 
Kirche (nur der Thurm mit dem Chor hatte ſich größtentheilß erhal: 
ten) und Pfarrhaus zerjtört worden. Der Kirhthurm mwurde zwar 


Abgaben geklagt. Queritur contra novas et non christianas exactiones, quibus 
etiam contra omnia jura et privilegia involvitur status ecclesiasticus. 
Dum si quis extra marchiam vinum emit sub titulo da® Lagergeld praeter te- 
lonia ab oma petuntur 10 batz., pro maldero cujuscunque frumenti in molen- 
dino 1 batz., pro devenditis sive frumentis sive bestiis ex floreno 2 kr., de 
mactata in aedibus pastoralibus vacca vel bove 1 fl., porco majori 6 kr., pro 
minori 3 kr., pro vitulo 3 kr. 

Queritur, quod a clero Badensi subsidia turcica exigat marchio 
atque ab ejusdem cancellaria taxetur quisque pro rato beneficii. Quod a dia- 
bolo excogitata monopolia ipsos etiam ecclesiasticos compellant, omnia a 
- Judaeis emere, quibus elocata. et vel ipsas candelas (Kerzen) et ferramenta 
(Werkzeuge, auch Geräthe von Eifen, wie Lichtflöde ıc.). 

ı Reihenbad. Pifitat. von 1759. Fuit hie antiquitus sacellum et 
quidem consecratum, sed injuria temporum pridem collapsum. Baptisterium et 
coemeterium autem nunquam habuit. Sed baptizandi et sepeliendi deferuntur 
Busenbacum, ubi etiam festum dedicationis sacelli Reichenbacensis dominica 
post festum S. Michaelis et festum patroni S. Wendelini celebrantur. 

De Etzenrodt. Hujus loci filialis perexigui incolae plerumque eccle- 
siam matricem Ettlinganam adeunt. Parvuli autem cum Reichenbachensibus 
Busenbacum ad catechesin veniunt. 

Buſenbach, Bifitations:Beriht von 1731. Die Kirche ganz ruinos, das 
Dach durchlöchert. E8 regnet in den Chor hinab und auf bie Kanzel. Man fürdtet, 
daß der Dadftuhl mit dem Thurme zufammen mit fammt dem Getäfel in’s 
Langhaus falle. Das Haus Württemberg und ber deutſche Orden waren bau— 
pflitig; die Reparaturen ſeien durch einen feinbjeligen wiürttembergifhen Vogt in 
Neuenburg verhindert worden, wurde als Entjhuldigung biefer Vernachläſſigung an: 
geführt. Reichenbach. Hier ift die Kirche zu einem Steinhaufen zufammenge: 
fallen. Es ſtehen nur nod die rudera. Die Obigen find baupflichtig. Spefjart, 
Filial von Ettlingen, wurbe von Scöllbronn aus verſehen. 


107 


nad Angabe der Akten ſchon im Jahre 1706 wieder rejtaurirt, mit 
der Kirche dauerte ed aber länger, da die Procejje zwiſchen dem bau— 
pflichtigen Kloſter LichtentHal und der Stadt bis zum Jahre 1732 jid) 
verzogen und es jchließlih nur zu einem „einjtweiligen Vergleiche” kam, 
wornach das Kloſter verpflichtet fein jollte, den dritten Theil des 
Zehntens dem Kirchenbau zuzumenden und den Kirchenthurm zu bauen. 

Um die MWiebererbauung zu bejchleunigen, hatte auch die Mutter 
des Markgrafen Georg Auguft gnadenmeife gegen 8200 Gulden 
beigejteuert. Die Kirche wurde gegen das Jahr 1740 vollendet. Die 
DOrnamentif darin fam 1740 zur Ausführung !. Die Benebicirung 
hatte 1734, die Confecration 1739 ftattgefunden. Der Pfarrgotteg- 
dienjt war unterdefien in der Jeſuitenkirche abgehalten morden ?. 

Es fehlte jedoh um dieje Zeit in Ettlingen noch das Pfarr: 
haus Der Plab und fundus, allwo vor dem Brande dasſelbe ge— 
ſtanden, blieb aber nocd lange unverwendet; denn es mar nad) dem 
Vifitationsprotocolle von 1754 der Bau noch nicht wieder aufgeführt 
worden 3. Daß Proceſſe über die Baupfliht „lange ſchwebten“, iſt 
beinahe jelbjtverjtändlich *. 

Die Jeſuiten hatten in diefer Zeit ihrer Alleinherrichaft dem Gottes: 
dienſte noch verfchiedene, ihnen beſonders eigene Feierlichkeiten, Andach— 
ten und Berehrungen beigefügt; denn außer dem regelmäßigen 
Pfarrgotteddienite wurden folgende kirchliche Dienjte abgehalten: 
die Seite des Ordens, die Andachten der Todesangſt-Bruderſchaft und 
verjchiedenen Sodalitäten und alle Ignatii-, Aloyſii- und Xaverii« 
Sonntage. 

Niht lange vor dem Anfalle der baden-baden’ihen Lande an die 
Linie von Baden: Durlach (ed mehte der Wind bereit3 jehr anti- 
jefuitiih) wurde das Perjonal de Gollegiums beichränft und des— 





wArchivakten. 

2 Ebenſo. 

’ Ettlingen. Viſitationsprotocoll 1732. Pfarrer Pater Jacobus Bayer, 
soc. Jesu, colleg. rector 1732, Meilen tota navis niedergeworfen und ex fun- 
damento wieber erbaut werde. — 1736, Pfarrrector Urban Robert, soc. Jesu, 
annorum 70 (Bifitator i. 3. 1701). Soll eine Todtenfapelle auf dem Kirchhofe er: 
baut werben. „Pfarrhaus ift Feines ba, wohl aber ber fundus, allwo vor dem 
Brande dasjelbe geftanden.“ Bifitation v. 3. 1756 von Johann Adam Edftein, 
Piarrer in Au am Rhein und Decan: Ettlingen, parochus P. Ignatius Friess, 
soc. Jesu, Wirceburgensis.. Romae anno 1730 28. Octob. titulo paupertatis 
presbyter ordinatus, ad Ettlingen praesentatus. Aedes parochiales anno 1689 
incendio Gallico vastata adhuc jacet. — Administrantur sacramenta rituali 
novo Spirensi. 

+ Alten. 


108 


halb zwiſchen ben beiderjeitigen Commiſſionen vereinbart, dat die An 
zahl der Jeſuiten zu Ettlingen nit über 17 Patres und Fratres 
gehen jollte '. 

Auh die Bifhöfe zu Speier — theild um der politiich aufklä— 
venden Xendenz der Gabinette und ber öffentlihen Meinung einige 
Nehnung zu tragen, theild weil ihnen der Sejuitenorden jelbit läitig 
geworben und um die mannigfahen Klagen der Weltgeiftlichen ver- 
ſtummen zu machen, — waren bejtrebt, die von den Sejuiten verjehenen 
Pfarreien wieder dem Säcularklerus zuzumenden. 

überdieß hatte der Klerus durch die vielen, meijt guten, höheren 
Unterridtsanjtalten der Benedictiner und Eiftercienjer an Zahl 
wieder zugenommen, jo daß Fein fo bedeutender Mangel an Priejtern 
mehr vorhanden war, wie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, 
was eine Haupturjahe der damaligen großen Erfolge des Jeſuiten— 
ordens gemejen. 

Vergleicht der Lejer dad Schidjal der Stiftäherren mit jenem 
der Sejuiten, jo wird ihm wohl nicht entgehen, daß die Bevölkerung 
wenig Theilnahme an den erjtern zeigte, weil diejelben vielfach auf 
Kojten der Pfarrei lebten und höchſt wenig zur Wahrung und Förde— 
rung des fittlichereligiöjen Lebens beitrugen. Ihre Aufführung (hier, 
wie beinahe überall, waren jie Hauptgegenitand der Satire vom Bes 
ginne ihres Entitehens bis zu ihrem Ende) läßt eher dag Gegentheil 
annehmen: denn in wenigen Städten des Oberrheins hatte die Refor— 
mation willigere Aufnahme gefunden, als gerade da, mo bie Stifts— 
herren den Gläubigen faſt nur äußerliches Gepränge zeigten, wie in 
Ettlingen, Lahr und Pforzheim. 

Das Stift Baden allein fcheint hier eine rühmlihe Ausnahme 
gemacht zu Haben, wie wir aus defjen mehrfach interejjanter Geſchichte 
noch werden fennen lernen. 

Die Jeſuiten, von ihrer Idee geleitet, entwicelten großen Eifer, 
niht nur in Beziehung auf die Wiedergewinnung der vom katholiſchen 
Bekenntnifje Abgefallenen, jondern auch in der Beſetzung von Pfarreien, 
wie in Einführung neuer Andachten und ftrengerer Kirhenzudt. Aus 
ben Vifitationsberichten geht unläugbar hervor, daß fie den Aberglaus 
ben befämpft und auf fleißigen Kirchen- und Schulbejucd gehalten. 

Ein Hauptbeitreben des Ordens aber bezweckte die Heranbildung 
eine tauglichen Lehrperjonales, da ein ſolches in jener verlommenen 
und verrotteten Zeit immer feltener geworben. Die Armuth der Ges 
meinden mar eine erjtaunliche und bat fait bis in die Mitte des vori- 


I Ebenjo. 


109 


gen Sahrhundert3 gedauert. Wer die damalige Lage bed Volkes im 
Einzelnen kennen gelernt, wird wohl kaum die „gute alte Zeit“ troß 
ber großen literariihen und politiihen Erſcheinungen in jene Periode 
verlegen. Die Weltgeiitlihen ſowohl ald auch andere Ordensleute 
wurden oft peinlich berührt von dem überall Hinlangenden Eifer der 
Väter, von ihrer zur Schau getragenen Überlegenheit an Wiſſen, Macht 
und Gunft, durch die jorgenvollen Mienen, während aus den Proto— 
collen jelbit ein auf Menjchenkenntnig und Erfahrung beruhendes Mit: 
leid mit dem ländlichen Proletariate, der misera plebs, hervorleuchtet. 

Als die Jeſuiten Abichied nehmen mußten, Hinterliegen fie wenig 
Freunde Doch hatten fie unverfennbar manded Gute und Nützliche 
geihaffen und ihre Milfion, den katholiſchen Gabinetten als politische 
Chirurgen die in den „Troublen“ der Zeit erlittenen „Staat3beinbrüche“ 
wieder einzurichten, oft meilterhaft erfüllt. 

Diefelben hatten die Übung, nur geſcheidte, talentvolle Leute in 
ihre Gefellichaft aufzunehmen ; fie zeichneten ſich aus durch vielfadhe Ge: 
lehrſamkeit und eine jeltene Erziehungskunſt. Hierdurch erreichte 
ber Orden zur Zeit jeiner Blüthe große Erfolge. 

Hier ſchließen wir noch einige Nahrichten über das Ettlinger Spi— 
tal, feine Kirche, über die verjchiedenen . Kapellen und über die 
Schloßkirche zum hl. Nepomuk an. 

Außer der Stifts- oder jpätern Stadtpfarrfiche befa Ettlingen 
noch folgende Kirchen und Kapellen: 

1. die Schloßkirche, melde im Brande von 1689 zu Grunde 
gegangen und an deren Stelle 1733 die neue Schloßfirche trat, über 
welche wir jpäter no Einiged mittheilen werden; 

2. die Kapelle für die Sonderfiehen vor der Stadt, etwa eine 
DVierteljtunde meit entfernt; 

3. die Hoſpitalkirche vor den Stadtmauern gelegen, welche ber 
Markgraf Wilhelm der Gejellihaft Jeſu 1662 überlaffen hatte und die 
dann den Namen Sejuitenfirche führte; 

4. die St. Wolfgangsfapelle mit einem Opferjtode am Ein- 
gange des Albthales, und 

5. die Eremitage auf dem Sireuzelberge. 

Dad Gutleuthbaug oder Haus der Sonderjiehen mit ber 
St. Georgen:Kapelle ftund, wie bemerkt, gegen die Straße nad) Durlad). 
Die Entfernung desjelben von der Stadt iſt begreiflic, da es zur Auf: 
nahme von Leuten diente, welche mit anjtedenden Krankheiten behaftet 
waren. 

Die dortige Kapelle iſt in einer Urkunde von 1543 erwähnt, und 
auch das Vifitationsprotocoll von 1683 ſpricht von ihr. Sie wurde 


110 


al3 ein Anner des Spitales, wie dad Sonderjiehenhaus jelber, vom 
Spitalpfleger verwaltet. In diefe Kapelle „zu den guten Leuten“, 
wie die Sonderjiehen auch hießen, wurde 1426 ein Anniverjar geftiftet. 

Über die Art der Krankenpflege und Behandlung diefer „Feld: oder 
Sonderſiechen“ enthält die Zeitihrift für Geſchichte des Oberrheines 
einige3 Bemerfendmwerthe '. 

Das Spital in der Stabt jcheint jhon im 14. Jahrhundert be— 
Itanden zu Haben; doch rührt mohl jein KHauptvermögen von einer 
Stiftung des Ettlinger Bürgers Behtold Scholl her. Diejer gab 
nämlich jein Vermögen zu dem Zwecke an das Spital, daß 12 bausarme 
Menihen aus der Bürgerjhaft darin mit aller Nothdurft verjehen 
werben könnten. Die Fundation betrug 121 Morgen Acer, welche 
in elf Hofgüter abgetheilt waren und jährlich zufammen etwa 100 Malter 
„zelgliher” Früchte ertrugen. 

Es fehlte nun auch nicht an Pfründen für Geiftliche des Spitals. 
An das Jahr 1426 fielen die St. Erhards-, Sebaſtians- und St. Bar: 
bara:Stiftung. Darauf folgte 1454 die Gründung einer priejterlichen 
Pfründe, als deren Patrone die Himmeldfönigin mit den Heiligen Se— 
baltian, Elijabetb, Barbara und Mendel gewählt waren. 

In der Kirche des Spital3 ad S. Erbardum und in der Kapelle 
zu den guten Leuten follte, jo war es die Aufgabe des Nießers der 
letzteren Pfründe, wöchentlich eine heilige Meſſe gelejen werben, aber nie 
an Sonn: und Feittagen, wo der Pfründner ſich am Hauptgottes: 
dienste zu betheiligen hatte 2. 

Kurz nad der Übergabe des größten Theiles der Spitalgüter 
an das Stift, die im Jahre 1480 jtattfand, wurde ein Vergleich zwiſchen 
dem Schultheigen und Gericht, aud St. Martin und Spitalpfleger über 
die Abhaltung der Hl. Mefjen und Vesper im Spitale abgejchlojjen ?, 
Auch ließen die Schügen zu Ettlingen ihre zwei „ſingenden Mefjen“ 
in der Spitalkirche abhalten, wofür fie eine brennende Kerze an ben 
Sebaſtiansaltar zu jtellen Hatten *. 


1Oberrh. Zeitfhrift 1, 129 und 12,5. — Gutleutbaus (lepro- 
sorium) bie die Anftalt, wo bie Sonderfiehen, d. h. die mit anftedenden Krank— 
beiten Behafteten untergebradt wurden. Sonberfiehen und gute Leute bat biefelbe 
Bedeutung a. a. DO. 25. Sie hießen auch Feldſiechen. Diefe Leproforien lagen 
außerhalb der Stabtmauern. Im Hofpital wurden jowohl Kranfe als Arme ver: 
pflegt. Zelgliche Früchte find die in Zelgen oder Fluren (Gewannen) angebauten, 
aljo Körnerfrücte. 

? Liber fundat. Nro. 104, ©. 91. 

3 Urfunde, Donnerstag Hilari. 1481. 

+ Bab.»Bab. Repert. 


111 


Nachdem ein großer Theil des Spitalvermögend an das Stift ge 
fallen, finden fih wenig Nahrichten mehr, melde angeben, in welcher 
Weile dad Spital feiner Aufgabe gerecht geworden. Der Lefer muß 
jid mit dem begnügen, was in den Rifitationd-Berichten von 1683, 
1701 und 1756 gejagt ijt '. 

Die Kapelle auf dem Friedhofe, welcher, wie überall, in allen 
Orten um die Pfarrfirche lag, und die Stiftungen an Pfründen darin 
jind ſchon früher erwähnt worden; es fielen deren, Erträgnifje dem 
Corpus der Pfarrkirche zu ?. 

Die Wolfgangsfapelle wird nur in der Pfarrordnung erwähnt, 
wo gejagt ift, daß ein Drittheil aus allen Opferjtöcden, ausgenommen 
aus jenem bei der St. Wolfgangsfapelle, dem Pfarrer zufallen jolle. 

Das im Jahre 1689 eingeäjherte Schloß war von dem Mark: 
grafen Philibert in den Jahren 1660 bi8 SO rejtaurirt worden, 
welde Arbeiten einem Speierer Meijter übertragen waren. 

In einem alten Situationsplane aus den 1580er Jahren, welcher 
die Gegend zwiſchen Durlach, Ettlingen und dem heine zum Gegen: 
jtande hat, ijt dejjen Gejtalt deutlich ertennbar und hat ed den Charakter 
eined befeitigten Wafjerhaufes mit mehreren Edthürmen. 

In einem größeren Gelafje dieſes Gebäudes war die kleine Kapelle 
angebracht, von welcher aud das Vifitationsprotocoll von 1683 ſpricht. 
Zum Gottesdienjte darin wurden öfters Stiftägeiftliche gerufen ®. 

Das gegenwärtig noch beitehende Schloß (jett als Kajerne be- 
nügt) wurde zwijchen 1728 und 1733 erbaut. Die vorzüglichen Fresko— 
malereien, welche denen im Bruchſaler Schlojje wohl gleihfommen, find 
von dem Staliener Lucca Antonio Colomba. Derfelbe hat auch in ben 
Jahren von 1731 bis 1733 die Fresken des Klojterd Frauenalb gemalt, 
und, wie e8 jcheint, längere Zeit im baden-badenſchen Gebiete Beſchäf— 
tigung gefunden. Die Stuccaturen find von dem Meifter Richard 
Retti, welcher auch das mohlgelungene Wappen des baden:badenichen 
Haujed an dem inneren Portale de3 Schlofjes ausgeführt hat *. 





ı Est in Ettlingen hospitale, ut et speciales receptura eleemosynarum, 
vulgo Almojenpfleg; utrumque administratur per senatores, qui rationes villi- 
cationis suae parocho nunguam conscio, neque advocato satrapae Ettlingano 
reddunt. Archivakten. Bifit. v. 1756. 

2 ©. Anmerkung, Abſchnitt 2, 9. 

3 Archivakten. PBifitationsprotocoll v. 1683: Sacellum aulicum in 
angulo alicujus magni conclavis benedictum. 

Archivakten. Ettlingen. Schloßbau, 3. €. 1561 bis 79, 1730 bis 33 
und 1723 bis 31. Im letzteren Hefte befindet fih die Eonfignation beren in 
dem bochfürftl. Ettlinger Saal gemalten allerhand Figuren und Sinnbilder von 


112 


Die neu erbaute Hof: und Schloßkirche ad S. Nepomucenum 
mwurbe von ber Markgräfin Sibylla Auguſta geitiftet und mit 6000 
Gulden dotirt, woraus die Unterhaltung der Kirche und deren gottes— 
dienjtlihe Verjehung, die Wohnung und der Aufenthalt der dabei an- 
geitellten Geijtlichen, wie auch des verordneten Pflegers zu bejtreiten war. 
Die Kirche wurde 1732 confecrirt ?. 

Diefe Iplendid ausgejtattete Hoffirhe wurde von 1735 an durd) 
die Patres Franziskaner verjehen, worüber eine Acceptationgurkunde 
des Ordens: Provinziald zu Augsburg beiteht. Im Schloßgebäude wurde 
1744 eine Wohnung für zwei diefer Mönche und einen Laienbruder 
eingerichtet ?. 

Auf dem Kreuzelberge befand ſich in der eriten Hälfte des 
vorigen Jahrhundert3 eine Eremitage. Die dortige Antoniusfapelle, 
Capella S. Antonii eremitae, ijt nad ben Angaben des Viſitations— 
protocolle8 von 1701 etwa um's Jahr 1691 erbaut worden. Eine Ne 
paratur berjelben fand um 1712 jtatt ?, 

Die Bruderihaften, melde in früherer Zeit für das kirchliche 
Leben von hoher Bedeutung waren, fcheinen in Ettlingen ziemlid 
zahlreich beitanden zu haben. 

Das Jahr 1447 bradte eine Brubderjchaft zum Hl. Thomas von 
Canterbury, deren Feite in der Pfarrfirce zu begehen waren? Im 
Jahre 1514 entjtund eine Bruderſchaft ad S. Wendelinum, die 
auch in der Pfarr: oder Stiftskirche ihre Andachten abhielt ?. 

In den eriten Zeiten der Neformation im baben=badenjchen 
Gebiete wurden die Bruderſchaften aufgehoben und deren Vermögen 
jollte für „nützliche Zwecke“ verwendet mwerbend. Mit dem Auftreten 
der Gejellihaft Jeſu aber lebte auch das Bruderſchaftsweſen mwieber 
auf und war ihr Gottesdienft, wie wir gejehen, vielfach mit dieſen und 
ihnen eigenthümlichen Andachten verknüpft. Auc hatten fi mande 


2. Antonio Columba. Das Schloß ift feit einigen Jahrzehnten zur Kaferne ge: 
macht, und auch bie Kirche, in welder während ber fegten Jahrzehnte die Pro: 
teftanten GEitlingens ihren Gottesdienft abbielten, wird demnächſt wahrſcheinlich 
ebenfalls militärifchen Zweden dienen. Von ben erwähnten Frescomalereien wird 
Nichts mehr fihtbar bleiben. 

ı Ardhivalten. 

2? Ebenſo. 

3 Arhivaften. Ueber den Rödberg auf der nörbliden Eeite der Alb und 
Kreuzelberg auf der füblihen fiehe Baber, Fahrten und Wanderungen, 1, 327. 

+ Urkunde auf ©. Thomä. 1447. Archiv. 

5 Urkunde Montags nad S. Katharina. 1514. 

6 Ardivalten. 


113 


derlei Sodalitäten bejondere Aufgaben geitellt, wie diejenige der „ung: 
geſellen“, welche e8 übernommen, das auf ber Albbrücke ftehende 
„Marianiſche Bildnig“ in Stand zu halten. 

Unjere Schilderung ded noch um Mitte de vorigen Jahrhunderts 
bejtehenden kirchlichen Leben zu Ettlingen wird vervollitändigt, 
wenn wir die vielen Wallfahrten und Bittgänge und vergegen- 
wärtigen, morüber der Auszug aus dem Bifitationsprotocoll von 1683 
hinlänglich aufklären wird. 

Nah Aufhebung des Sejuitenordens im Jahre 1773 wurden die 
Ettlinger Pfarrei neu bejeßt, die Pfarrcompetenz neu regulirt und 
vier Caplane zur Berjehung jeeljorgerliher Verrihtungen in den Filial- 
orten Spejlart, Reichenbach, Bujenbah, Elzenvoth und an der Bickes— 
heimer Kapelle angejtellt; jodann der Stapellenfond der St. Katharinen: 
pfründe zu Bickesheim dem Pfarrfonde zu Ettlingen einverleibt und 
dem Pfarrer dajelbit gejtattet, das ehemalige Sejuiten-Collegium zu be— 
wohnen . 

Bor 63 Jahren hat man die Pfarrei neu dotirt. Die Urkunde 
darüber trägt da3 Datum vom 21. Juli 1815, während die Urkunde 
über die Union des Bidesheimer Beneficii cum annexis unterm 
26. September 1791 gegeben iſt. Wir lafjen jet die Auszüge aus den 
Bifitationgprotocollen von 1683, 1701, 1732, 1736 und 1756 folgen 
und gehen ſodann zu den Pfarreien des Albthales über. Es find 
die folgenden: Speſſart, Shöllbron, Bujenbad, Stupferid 
und Burbad mit Marrzell, melden wir Einiges über die Klöfter 
Frauen- und Herrenalb anjchliegen werben. 


Ettlingen. 1683. 


Civitas est non invenusta marchiae Badensis. Insigni principis palatio 
exornata. Ducentorum prope eivium quos inter nullus acatholicus, duae judae- 
orum familiae; ad parochiam hanc pertinet Spesart 24 fam.; jurisdietionis 
Frauenalbensis, frequentunt hi parochiam Schelbrunn, Reichenbach, 
16 fam., Busenbach 12 fam., Azenroth 6 familiarum, qui parochiam in 
Stupferich frequentant. Duo molendina, die Watter-Mühle und bie Kirch— 
Mühle. Rippurch 20 fam., per haeresin a Durlacensi abstractum. Ecclesiae 
parochialis patronus S. Martinus. Dedicatio dominica post Oswaldi. 
Collator marchio Badensis. Decimatores. Abbatissa Lichtenthalensis de- 
cimas majores frumentarias sola, ex decimis hordei et vini duas tertias et 
capitulum canonicorum Ettlingensium unam tertiam. Pari modo dividunt deci- 
mas minores in Rippurch, ut abbatissae cedant duae tertise, capitulo vero 
una. Animalia seminalia quo numero alenda controvertunt civitas et abbatissa 
Lichtenthalensis. Haec fatetur se ad duos tauros alendos et curandos obligare 





I Arhivalften, 
Archiv. X. 8 


114 


Lichtenthahlenses. Illa pro crescente pecorum numero quatuor exigit. Verres 
quot necessarii curant et alunt duo cives Barthel Hanff et Wenzel Müller, ex 
bonis viduatis, nunc „Eberader“ dictis. 

Ecclesia parochialis simul et collegiata, translatis huc ob licentiosam 
vitam canonicis Bikesheimensibus anno 1460 sub Pio II pontifice Joanne epi- 
scopo ac Carolo marchione, restrictusque numerus 24 canonicorum et aliquot 
vicariorum ad 12 canonicos et totidem vicarios. Nunc unus unicus decanus, 
qui simul pastor vix ali potest, ita per haeresin direpta et deperdita omnia, 
ut totius collegii reditus pecuniarii tam pro alimentatione personarum, quam 
conservatione fabricae et satisfactione ministrorum non extendant se nisi ad 
535 fl., ex quibus qui solvantur certo non sunt nisi 130. Unde pro restau- 
ratione proventuum inspectio et administratio commissa rectori societatis Jesu 
domus tertiae probationis Ittlinganae, cui et procurator collegiatae reddit ra- 
tiones et absque cujus praescitu nihil de rebus collegiatae disponit, atque in- 
super d. marchiones jus suum conferendi parochiam in eundem pro tempore 
rectorem in perpetuum transscripserunt, confirmante hoc ipsum celsissimo Spi- 
rensi episcopo Lothario Friderico anno 1663 ultima Februarii, ut magnae in 
pergameno hac super re, confectae et exhibitse litterae docent. 

Ecclesia satis ampla alta et capax; chorus, qui turri a navi dividitur, 
solus habet fornicem, navis tabulatum et duas aequales alas, fuit ea quidem 
recenter reparata, sed ita forte obiter ut, nisi mature provideatur, tecto dam- 
num non leve sit aditura, de quo monitus rector. 

Turrim conservat monasterium Lichtendalense. Campanas quarum quin- 
que satis magnae et benedictae, communitas; funes oeconomus seu procurator 
collegiatae. Chorum collegiata, navim civitas. Fenestras, scamna, januas, vi- 
num, hostias, libros, ornatum, oeconomia ecclesiastica. Ornatum tamen pro 
tempore maxime curat et auget recens instituta rosarii fraternitas. 

Altaria quinque, omnia consecrata, nullum fundatum, cum eorum funda- 
tiones per Lutheranismum dissipatae atque, ut seniores narrant, supra 1500 fl. 
a praedicantibus adhuc memoria hominum sublatae, pleraque bona etiam a 
eivibus saecularizata, ex quibus 24 canonicales aedes et cet. 

Reliquiae nullae, nisi notabiles aliquot particulae recentes Roma allatae 
ac fraternitati donatae, et in duabus tabellis vel cistulis inclusae: S. Bonifacii, 
S. Felicis, S. Desiderii, S. Justi, Martyris, S. Constantiae, M., S. Coelestinae. 
Sacrarium in pariete chori honestum mundum et clausum. Lampas solis festis 
solemnibus accenditur, et quando exponendum vel reponendum fertur per cho- 
rum et navim, nulla praelata fax aut lumen. Monstrantia cuprea deaurata 
triangularis operis antiqui. Ciborium argenteum deauratum, recens ex duobus 
calicibus et duabus argenteis ampullis conflatum. Pixides pro sacris oleis ar- 
genteae satis parvae. Calices quatuor argentei deaurati, unus minor ejus cupa 
argentea, pes cupreus. Scyphus communicantium argenteus. Crux et altario- 
lum argentea. Casulae 10, quae usui, plures quam 30, quae attritae et nul- 
lius usui. Pluvialia 4 adhuc bona. 10 alia attrita et nullius usui. Dalma- 
ticae 3 colorum. Albae 4, una attrita. Superpellicea duo, Suppellex linea 
satis exilis vix necessaria. Missalia 4, duo Romana, duo Spirensia. Cantualia 
nulla et cantus admodum miser, restauratur is per modernum ludimagistrum !. 


1 Der Meßnerdienſt zu Gttlingen wurde durch das Frauenkloſter Lichtenthal, 


115 


Baptisterium bonum. Confessionalia duo satis vilia. Cathedra bono loco 
sed vilis antiqua lignea. 

Agendae duae aitritae Moguntina et Spirensis!. Liber baptizatorum 
ab anno 1646 a patribus societatis Jesu inchoatus ac dein accurate servatus. 
Confirmati ultimo 1663, qui mane admissi post omnes remissi. Sedes singulis 
propriae, unde lites continuae. Circa sepultaras aut bona ecclesiae lites nullae. 
Siquis sepeliatur in ecclesia locum debet redimere 10 fl., ita mandante mar- 
chione. 

Processiones. Una solemnis per civitatem in festo corporis Christi, 
in cujus octava et dominica infra octavam, uti et festis B. V. ac primis do- 
minicis mensis cum Venerabili circa ecclesiam. Item sine venerabili circa 
ecclesiam omnibus dominicis et festis à paschate ad pentecosten. 

Festo S. Mareci et fer. 3 rogationum in Ettlingweier, lunae rogationum 
in Bulach, Mercurii una cum tota satrapia ad leprosorium, ubi sub dio di- 
eitur et celebratur non absque continuo periculo gravis irreverentiae. Festo 
visitatae virginis in Bickeshein. Die Veneris sancto ad coemeterium cum re- 
praesentatione armorum passionis Christi. 

Anniversarium nullum, omnia distracta; olim plurima et haberi solita 
in ossuario, supra quod a marchione nobilissimae scholae erectae quales nul- 
lae in patria. Puellarum separata ab adolescentibus scamna., 

Bona et reditus ecclesiae pleraque abalienata, colliguntur ab oeconomo 
seu procuratore ecclesiastico. Reddit is rationes rectori societatis Jesu inde- 
pendenter à camera. Universim qui fixi et pecuniarii non extendunt se ultra 
130 fl., hine solvendus pastor, ludimagister, aedituus et omnia in ecclesia con- 
servanda et curanda, subvenitur tamen in frumentis et in vino. 

Filiales. Spessart, pagus 24 familiarum, jurisdictionis temporalis 
Frauenalbensis; sacellum habet ad viam in angusto coemeterio situm, non in- 
venustum et pulchre hoc anno renovatum. 

Patronus S. Antonius. Dedicatio dominica Jubilate. Altare unum non 
consecratum, nec dotatum. Örnatus altaris sed non ad sacrificium requisitus. 
Coemeterium auctum a nobis benedictum. 

Ex censu annuo habet 38 fl., rationes reddunt satrapae d. abatissae. 

Reichenbach, sacellum exustum necdum reparatum; ad ejus restau- 
rationem obligatur dux Würtembergensis ob decimas, quas ibidem colligit. 

Busenbach, sacellum S. Catharinae et dedicatio dominica post Michaelis, 
fabricae turris et muri coemeterii plane ruinosa, modo pulchre et ad decorem 
reparantur. Örnatus in eo antiquus, altare unum non consecratum, census 
annuus 6 fl. 

Sacellum aulicum in angulo alicujus magni conclavis, benedietum 1663 
ab M. M. episcopo Lothario Friderico, quando etiam paucis horis confir- 
matum ?, 

Sacellum ad leprosorium medio quadrante ab urbe neglectum. Sacel- 


als Gollatrir, beftellt und befoldet... Die Frucht: Befoldung wurde nad ber ba= 
mals beftehenden Mefnerorbnung von dem Zehnten bes dem Gotteshaufe zugehörigen 
fog. Berenhoſes zu Ettlingen beftritten. Arcivaften, 1640-1752. 
1 Eiche S. 96, Anmerfung 4. 
? Unterm 8. Auguft 1683. 
8* 


116 


lum in coemeterio tam amplo, quam est in tota dioecesi, parum adhuc orna- 
tum servit vespilloni * pro recondendis instrumentis et seminibus, habet is coe- 
meterio eircum eirca tres ordines vitium ? et in capite oblongum hortum, se- 
pelit mortuos ordinate et inchoato tertio ordine extractis crucibus complanat 
primum, ut tanto melius gramen habere possit. Crux est in medio lapidea 
bene elaborata, situm est ad ingressum in urbem, nonnihil a via bono muro 
clausum. 

Ecclesia hospitalis ad moenia sita, servata domo hospitalis pro pau- 
peribus a marchione data societati Jesu. Hanc bie auctam pulchre ex- 
ornarunt, habentes satis miseram et angustam annexam habitationem domui 
tertiae probationis destinatam, quo juniorum patrum erudita instructione pars 
illa marchiae Durlacensibus vicinissima, ab eorum haeresis veneno, quo non 
ita pridem tota infecta fuerat, praeservaretur, parte redituum hospitalis patri- 
bus a marchioni attributa. 

Pastor, qui et pro tempore christianitatis Ittlingianae decanus admodum 
r. d. Joannes Jacobus Ziegler, Constantiensis, aetatis suae 61 anni, annis 
28 hujus urbis pastor. Vir supra modum varius et inconstans totus contractus 
domi semper residet ac quandoque etiam ad ecclesiam deportatur maxime in 
festis majoribus. Parochialia pro illo administrat sacellanus r. d. Romericus 
Helman, ordinis S. Benedicti ex monasterio Amorbacensi cum venia praelati, 
habet hince medios reditus pastorales et omnia jura stolae ac propria vivit 
quadra 3, Vir mansuetus, diligens et bonus musicus, debilioris tamen valetudinis. 

Coneiones dominicales et festivas per annum et catechismos habet certus 
e societate Jesu, pro quo ei cedit pastor annue 100 fl. 

Habentur sacra omnia accurate et diebus festis et dominicis binat sacel- 
lanus, ac pastori speciatim in domo vel ecclesia legit sacrum atque ita saepe 
in eadem ecclesia binat, quam non putem fuisse mentem hanc binationem con- 
cedentis r. vicarii. 

Parochiam possidet ex investitura, annum competentiae incipit festo 
S. Georgi. Domum pastoralem curat oeconomia ecclesiastica, quae valde 
queritur contra modernum r. d. decanum, quod malitiose negligat et damnum 
multa pecunia vix reparabile propria culpa domui viscerat tectum, maxime 
aliaque negligendo nec quicquam conservando. 

Pro competentia annua habet ex oeconomia ecclesiastica: siliginis 20 mald., 
hordei 15 mald., avenae 10 mald., pecuniae 100 f., vini 3 fuder, item ex ca- 
pitali 2000 fl. et 20 fl., quos marchiones capitulo debent 100 fl., item ex de- 
cimis monasterii Lichtendalensis speltae 10 mald. Jura stolae ex sponsalibus 
et proclamationibus O, copulatione 18 batz., dimissoriis 18 batz., baptismo 0, 
introductione 0, ex provissione aegrorum 0, administratione aliorum sacramen- 
torum 0, conductu funeris majoris et tribus sacris 2 fl., funeris minoris '/, fl., 
concione funebri 1 rchtlr., sacro per annum votivo 1/, fl. 

Sacellanus non habet proprias aedes, unde cohabitat civi, cui pro victu 
hebdomatim solvit unum imperialem. Ludimagister et organoedus, Henricus 
Jaeger, satisfacit officio, vir prudens et maturus. 


! Tobtengräber. 
2 Vitis, Nebe. 
3 Propria vivit quadra, cr führt einen eigenen Tiſch. 


117 


Constituitur a capitulo dependenter a satrapa et senatu. Pro competen- 
tia habet: siliginis 16 mald., speltae 5 mald., avenae 0, hordei 5 mald., pe- 
cuniae 50 fl., ex Instructione pueri quartaliter 15 kr., vini 1 uber 3 Ohm, 

Director horologii eivis, qui suum stipendium aceipit a civitate, quia 
nullum horologium in ecclesia, sed in domo civica et supra portas. 

Aedituus, Otto Scheffer,, Ettlinganus, satisfacit officio, constituitur a mo- 
nasterio Lichtendalensi, ex cujus decimis pro competentia habet: siliginis 
10 mald., speltae 10 mald., arenae 5 mald., hordei 5 mald., vini ex collegiata 
2 Ohm, ex copulatione 10 kr., ex funere majori 10 kr., domum habet ex oeco- 
nomia ecclesiastica, in qua, quia jus civicum et tribum sartoriam assumpsit, 
astringitur ad omnia onera civica. 

Pueri ob paupertatem parentum non mittuntur vel non nisi pauci ad 
scholas. Catechesis duodecim per annum ommittitur ob sodalitatem agonizantis 
Christi. 

Abusus aut superstitio nulla. Confraternitas rosarii in parochia et agoniae 
in templo p. p. societatis Jesu in flore, 

Pro saltu ab annis 15 licentiam facit satrapa, festis et dominicis et saepe 
etiam sub catechesi. 

Dies festos laboribus suis prophanant multi sutorum et sartorum. Dili- 
gentes in sacris non ita in catechesi. Scandalum publicum nullum. Venera- 
bilis ad aegros nullus comitatus. Obstetrices duae juratae et bene informatae. 
Inventarium ecclesiae penes civitatem, 

Visitatio inchoata ante annos 28 sumptu cleri. Communionis paschalis 
nulla habetur ratio. Festis exponuntur venalia. Leprosorii et hospitalis bene- 
fundatorum aliam informationem,, quam sequentem non accepi. 

Extractum auf dem flatt Lägerbuch, renovatum 1579, Fol. 25. 

Meinem gnädigften Fürften und Herren S. Philips, Margraven zu Baden 
n. f. w. Iſt das Epital zu Ettlingen mit allem Begrieff, auch allen andern Zuges 
börungen, güttern, eygenthümlich zuftändig; es fol auch fein Mann oder Meibe: 
perfon, weder jung noch alt, ohn jonder Vorwießen Vndt Berwilligung feiner fürfts 
lichen Gnaden darin pfründt Weiß eingelafjen oder angenommen werden. 

Von den Gravamina gegen den Pfarrer theilen wir mit: 

7. Quod noviter eſſſetam confraternitatis B. V. statuam vel potius vesti- 
tum truncum, cui tantum exsculpta facies imposita, praedicet miraculosam, 
ac cerea et lignea circum appendi faciat magno numero anathemata. 

8. Ossuarium cum sacello conversum in receptaculum omnis generis in- 
strumentorum, scalarum, lignorum, a civitate prophanatum. 

9. Coemeterium eirca ecclesiam conversum in forum publicum, ut ad ip- 
sam usque ecclesiam supra sepulchrales lapides stent et venum exponentes, 
ac conis aliique ludentes. 

10. Coemeterium quod ante urbem redigi in pratum plantari vineam ar- 
bores et caet. et extractis crucibus complanari a vespillone, cui hoc solum 
cedit praeter mercedem a singulis in compensam officii. 

Acta capituli ruralis convocati 1683 die 11. Augusti comparentibus tan- 
tum d. decano Stelle, d. Knoejler, d. Hausser, definitoribus d. Fehring, seniore 


ı Dberrb. Zeitſchr. 2, 174. Anmerkung 1. 


118 


aliis sese excusantibus hisce autem impositum ut quae acta aliis communi- 
carent. Communicantes 765, aegri provisi 15. 


Ettlingen. 1701. 1732. 1736. 1756. 


Bifitationsprotocoll vom Jahre 1701. Etlingen in marchia. 

Numerantur familiae catholicae 186, acatholica una, judaicae tres. Pa- 
rochiam administrant PP® Societatis Jesu ex collegio ibidem. Competentia: 
In fixo 200 fl,, vini 3 plaustra, siliginis 20 mald., hordei 15 mald., avenae 
10 mald., speltae 10 mald. 

Solvit hanc competentiam ecclesia parochialis Ettlingana, si unum vini 
plaustrum excipias, quod ad monasterium vallis Lucidae ab eodem reficitur. 

Jura stolae penduntur de solis nuptiis et exequiis. Domus parochialis, 
horreum... ab urbis incendio adhuc sepulta jacent. 

Domus scholaris denuo est exstructa. Jus collationis habet collegium 
Etlinganum soc. Jesu. In vini partibus duabus, et frumentö colligit decimas 
monasterium Lucidae vallis. 

Perdidit ecclesia summas capitales multas, potissimum in marchia Durla- 
censi et in ducatu Wirtenbergico, magistratu loci hypothecas sibi vendicante. 

Chorum conservat ipsamet ecclesia. Navim tenetur conservare urbs Et- 
lingana. Turrim tenetur reparare dm& abbatissa in Liechtendahl ut decimatrix ; 
quae tamen adhuc onus non agnoscit, ex concesso sibi privilegio a serenissimis 
marchionibus, quam quod teneatur ben Thurm zu latten und mit Zieglen zu be= 
benfen. 

Fundatum ab Ettlingano hospitale unum, sed a pluribus annis, ex defectu 
mediorum, ab hospitulariis non incolitur. 

Fundatae sunt etiam eleemosynae, sed quomodo impendantur, latet 
parochum. 

Fundatum est etiam anniversarium, quo modo vero fundatum sit, non 
constat parocho; aceipit is 15 fl. Pauperibus etiam distribuuntur panes. Com- 
petentia ludimagistri in fixo 30 fl., siliginis 6 mald., vini 2 Ohm. Unam me- 
dietatem solvit ecclesia parochialis, medietatem alteram singulorum hospitale. 
Competentia aeditui 21/, fl., vini 11/, fl. Hanc solvit ecclesia parochialis. 

Monasterium vallis Lucidae solvit eidem: Siliginis 10 mald., speltae 
10 mald., avenae 10 mald., hordei 2 mald. 

Neosponsi et sponsae examinantur e catechesi et pridie nuptiarum in 
sacristia coram parocho et testibus sponsalia renovant. 

Patronus ecclesiae est S. Martinus ep. Exstant tria altaria, duo in 
ecclesia et tertium in sacristia, quae singulae sunt visitatae. 

Uno abhinc decennio, erectum est ex devotione ac sumptibus cujusdam 
matronae, de consensu mariti sui, in fundo collegii societatis Jesu sacellum 
in honorem S. Antonii Paduani, sed absque consensu et approbatione ordinarii 
et sine dote. Per maritum, qui jam ad secunda vota transiit, sacellum utrum- 
que conservatur, disponit is libere de oblationibus, nulli de iis reddens rationem. 
Fiunt hic crebro sacra votiva, 

Aus den Vifitationen von 1732 und 1756: 

1732. Piarrer Pater Jacobus Beyer, soc. Jes. colleg. rector. Die Bruber: 
ſchaft seti rosarii ift ohne beſondere Totation. 


119 


Ettlingen. 1736. Pfarrrector Urban Robert, soc. Jesu, annorum 70. 
Leitete bie Vifitation von 1701. Es ſoll eine Todtenfapelle auf dem Kirchhof erbaut 
werben. Pfarrhaus ijt feines da, wohl aber ber Pla unb ber fundus, allwo vor 
dem Brandt dasſelbe geftanden. 

1756. Das Epital in Ettlingen. Est Ettlingae hospitale, ut et specialis 
receptura eleemosynatum, vulgo Almojen:®fleg, utrumque administratur per se- 
natores, qui rationem visitationis suae, parocho nunquam conscio, neque ad- 
vocato satrapae Ettlingano reddunt. Confraternitas. Parochus: P. Ignatius 
Friess, soc. Jes. Wirceburgensis. Romae a 1730 titulo paupertatis presbyter 
ordinatus ad Ettlingen praesentatus. 

Filialen waren Spejlart, Buchenbach, NReihenbah und Ekenroth. 

Aedes parochiales anno 1689 incendio Gallico vastata adjacet. Admini- 
strantur sacramenta ex rituali novo Spirensi. 


20. Spellart. 


Zu Spejjart (ehedem „Spechtshart“), einem Dorfe, welches in 
Urkunden von Herren: und Frauenalb ſchon frühe erjcheint, bejaken 
jowohl die Dynaften von Nojemwag, ald die Edeln von Nietbur 
und von Ubjtadt, wie das Kloſter Hirihau theils Herrichaftliche 
Rechte, theils Güter, welche im letzten Decennium des 13. Jahrhundert, 
jet e8 durch Schenkung, jei e8 durch Kauf, an Frauenalb gebiehen !. 

Die Abtei Herrenalb, welche 1292 zwei Mühlen zu Fürjtenzell 
bei Ettlingen durh Schenkung von Markgraf Friedrich II von 
Baden erhalten Hatte, übte jeit diefer Zeit inSpejjart dad Mühl: 
bannredt aus, ähnlid wie dad Kloiter Gottesau durd die Abt3- 
mühle bei Darlanden, in Knielingen, Bulach und Beiertheim, und mie 
Frauenalb durd die Marrzeller Mühle in Burbach, Scillberg m 
Pfaffenroth ?. 

Auch erhellt aus den Waldakten, daß die Orte des unteren Aib⸗ 
thales, wozu auch Speſſart gehörte, in einer Waldmarkgenoſſen— 
ſchaft geſtanden haben, deren Mittelpunkt ſich in der älteſten Zeit wohl 
zu Ettlingen befand, gerade wie Rothenfels, der älteſte Kirchort 
der alten murgthäler, Schifferzunft und Waldmarkgenoſſenſchaft war. 

Übrigens deutet der urſprüngliche Name von Spejjart an, daß 
der Ort jelber aus einer Anfiedelung im Walde entitanden ®. 


1 Dberrb. Zeitſchr. 1, 251; 5, 253; 27, 65. 66. 67. 

? Dberrb. Zeitſchr. 2, 362. Sachs 3, 260. 

3 Dajelbit 16, 151. Archivakten von 1551. Die von ber Gemeinde 
Speilart gegen bie Gemeinde Ettlingen geführte Beſchwerde, daß dieſe als Markherr: 
Ihaft jene im dem Waldgenujje, wie im Beholzigungs: und Eckerichsrechte be: 
ihränfen wolle. 


120 


Die Bewohner von Epefjart waren von ben ältejten Zeiten her 
firhhörig nad Ettlingen, wo die Hauptlirdhe des vordern Albthales 
ſtund. Grit gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde da ein Kirchlein ges 
baut, in welchem auf Kojten der Spefjarter jede Woche eine Meſſe gelefen 
werden jollte Den Prieiter hiezu beftellten Dechant und Gapitel zu 
Ettlingen. Hierüber ijt eine Urkunde von 1493 gedrucdt, auf melde 
wir ausdrücklich vermeijen t. 

Unterm 28. April 1493 jtellte auch der Generalvicar des Biſchofs 
Ludwig zu Speier eine Urkunde au, worin derjelbe befennt, daß er 
an dieſem Tage die Kapelle zu Spefjart und einen Altar darinnen zu 
Ehren der hl. Jungfrau, wie der heiligen Antonius, Wolfgang und 
Erasmus geweiht habe, und allen denen, welche an bejtimmten Tagen 
in der Kapelle ihre Andacht verrichteten oder fie beſchenken, gemifje An: 
dulgenzen zufichert 2. 

Das Spejjarter Kirdlein, deſſen Zuſtände die folgenden 
Auszüge aus den Speierer Bifitationsprotocollen des Näheren jchildern, 
blieb Filiale der Pfarrei Ettlingen bis zum Beginne unjered Jahr: 
hundert3, wenn fie auch von einer anderen Pfarrei aus verjehen 
wurde, wie im Jahre 1731 von Schöllbronn aus; denn erjt zwi— 
ihen 1806 und 1807 wurde dort zu Spefjart eine Pfarrei erridh: 
tet, eine neue Kirche und ein Pfarrhaus erbaut ?, 

Das alte Kirchlein hatte mannigfache Reparaturen erfahren, wobei 
es öfters zu Streitigkeiten fam. Man bezog Holz aus den Ettlinger 
MWaldungen, dejien Bezahlung die Gemeinde aus dem Grunde verweis 
gerte, weil fie als Marfgenofjenfhaftsmitglied zu ſolchem Bezug berech— 
tigt jei. Im Jahre 1783 murde auf Verlangen der Spefjarter ein 
eigener Pfarrvicar aufgeitellt *. 

Es folgen nunmehr die Auszüge aus den verjchiedenen Viſitations— 
protocollen: 


Spessart. 


Pagus 24 familiarum, jurisdietionis temporalis Frauenalbensis, sacellum 
habet ad viam in angusto coemeterio, situm non invenustum et pulchre hoc 
anno renovatum. Patronus S. Antonius, dedicatio dominica Jubilate. Altare 
unum, non consecratum, nec dotatum; ornatus altaris, sed non ad sacrificium 
requisitus. Coemeterium auctum a nobis benedictum. E censu annuo habet 


ı Oberrb. Zeitſchr. 27, 67 fi. 
2 Sbenda: 

3 Ardivaften. 

4 Arhivalten. 


121 


38 fl., rationes reddunt satrapae dominae abbatissae (Frauenalb). Aus bem 
Berichte ber bifchöflich ſpeieriſchen Vifitatoren Osburg und Meg über Ettlingen, 
unter deſſen Filialien Epejlart gehörte. Liber Visitat. episcop. Spir. 1683 II, 122. 

1701. Aus dem Bifitationsbericht der Sefuiten Georg Klein und Urban 
Kobert v. 1701. Fol. 39. Spessarth: Est ecclesia filialis, spectans ad paro- 
chialem Ettlinganam; sub jurisdictione temporali serenissimi Badensis; familias 
numerat 21, omnes catholicas.. Collator est serenissimus Badensis. Deci- 
marum duas partes colligit abbatissa dominarum Albensium, tertiam ecclesia 
parochialis Ettlingana. Ecclesia servari et reparari debet a domina abbatissa. 

1715. Juni 12. Bericht der bifchöflich jpeierifchen Vifitationscommiffion von 
1745, %ol. 201—204. Invenimus ibidem ecclesiam et turrim praenimis ruinosas, 
ita vix secure pluvioso et ventoso tempore in eadem celebrari possit!. Tenetur 
ad earundem reparationem abbatissa in Frauenalb pro duabus tertiis, pro 
altera collegiata Ettlingana. Coemeterium, per sepulturam diversorum haereti- 
corum in eodem tempore belli sepultorum violatum et profanatum, pro eo re- 
conciliando benedicimus aquam et ejus reconciliationem rev. P. rectori Ettlingano 
commisimus. Sanctus est sat dives, ut apparet ex sequentibus extractibus. 
Sed hos reditus colligit abbatissa in Frauenalb, et si subditi necessaria pro 
ecclesia petant, eadem aegerrime obtinent ?. 


21. Scöllbronn. 


Das Pfarrdorf Shöllbronn (in alten Urkunden Scheltebronn, 
Sceltebronn genannt) liegt jüblih von Ettlingen auf einem Gebirgs— 
rüden zwiſchen dem Alb: und Rheinthale ?._ Deſſen Fennendwerthes 
Dorfrecht iſt in der Zeitichrift für Geſchichte des Oberrheins mitge- 
theilt worden“. 

In Shöllbronn beſaß das Klojter Gottesau einen Hof, welcher 
jhon in der Beitätigungsurfunde des Papſtes Urban aus dem Jahre 1261 
erwähnt ijt, und Herrenalb erwarb fi dort 1321 einige Gefälle, 
während Frauenalb dort feine Beſitzungen hatte. 

Nach einer Angabe in den Schöllbronner Kirchendienitacten ijt bie 
dortige Pfarrfirde ad sanctum Bonifacium im Jahre 1438 ges 
weiht mworben, mit welcher Feier eine vierzigtägige Indulgenz verbun- 
den war ®. 


1 Daber bie Reparatur i. 3. 1717, 

2 Dberrb. Zeitſchr. 27, ©. 69. 

8 Oberrh. Zeitſchr. 6, 69; 16, 14. Dümge, Reg. Bad. 32. 

* Banb 16, ©. 142. 

s Dümgea.a.D. Oberrh. Zeitfhr. 6, 68; 25, 84. 89. 365. 

6 Consecratio chori et summi altaris ecclesiae parochialis in villa Schell- 
bronn, 1438, dominica proxima ante festum sancti Michaelis archangeli in 
honorem sancti Bonifacii P. et M. DVergl. au Liber spiritualium sub Da- 
miano Hugone episcop. Spirets. de anno 1716. Fol. 58. 


122 


Durh Sebajtian von Nemdingen fam da3 Dorf nebit Leihung 
der Pfarrei und der Pfründe im Jahre 1457 um die Summe von 
2700 Gulden an den Marfgrafen Karl von Baden und ift nun aud 
jeither der Pfarrſatz beim marfgräfliden Haufe geblieben '. 

Nach dem bereit3 erwähnten Dorfrechte hatte der Pfarrer den Ge: 
meind3farren und Eber zu halten und auch, wenn die Gemeinde Schafe 
309, den Widder, wofür des Pfarrers Vieh hirtenlohnfrei gehen follte. 

Die Abfafjung des Dorfrechtes hat Mone wohl irrthümlih in 
dag Jahr 1485 gejett, während es höchſt wahrjcheinlich in das Jahr 
1585 fällt. Denn das Dorf gehörte bis 1457 denen von Remchingen, 
und nur unter der Borausjeßung, daß dasjelbe jchon jeit damals ba- 
diiyh war, kann es heißen: „Item, das Gericht zu Schellbronn hat von 
Altersher unferem gnädigen Herren, dem Markgrafen zu Baden, 
und dem Dorfe eine eigene Mark erfennet.“ 

An diefem Dorfrechte ift auch des Pfarrerd- Widem erwähnt. In 
einer Urkunde von 1571 find Schöllbronner Heiligenpfleger der Beiert- 
heimer Kirche genannt. Markgraf Ernſt Friderich von Baden hat 
im Sabre 1596 den Pfarrer Albert für Shöllbronn ernannt. Kirch: 
lihe Reparaturen fielen in die erjte Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das 
Pfarrhaus ward zwifchen 1601 und 1617 veparirt, und 1606 wurden 
die Glocden durch den Straßburger Glodengießer Hanna Jakob Müller 
umgegojjen. 

Später adminiſtrirten die Ettlinger Jejuiten die Pfarrei, deren 
Zujtände um 1680 das Bilitationsprotocoll enthält. An ihre Zeit fallt 
der große Streit der Gemeinde Schöllbronn gegen die Gemeinde 
Stupferich wegen des Vorgangs bei Procejfionen und Bittgängen in 
der Kreuzwoche, welcher 1726 gütlich beigelegt wurde. 

Noch um 1740 verjahen Sejuitenpatres die Pfarrei und unter ihrer 
Affiitenz wurden 1744 die Reliquien bed Hl. Bonifacius approbirt. 
Große Reparaturen der Kirche fielen in die Jahre 1749 und 1759, und 
in das Jahr 1782 der Neubau des Pfarrhaujes ?. 

Die Bifitationsprotocolle von 1683 und 1701 laſſen ung Folgen— 
des wiſſen: 


Schelbrun. 


Pagus 18 familiarum solius in temporalibus jurisdictionis Badensis, sa- 
trapiae et decanatus Ittlingani, nullum alium annexum habet, plures autem, 
qui ob viciniam relicta parochia remotiore huic sese conjungunt. Patronus 


ı Urkunde von 1457. PetrisStublfeier, Bad.:Bad. Repert. 
? Archivakten. 


123 


S. Bonifacius. Dedicatio dominica post Matthaei. Collator marchio Badensis. 
Decimator pastor solus, majorum aeque ac minorum, majores decimae hoc anno 
praestant, silig. 20 mald., avenae 33 mald., hordei 2 mald., speltae 1 mald.; 
minores decimae elocatae pretio 4 fl. 

Pagus, ante annos centum magis habitatus, pinguiores reddebat decimas 
teste libro cancellariae Badensis (Lagerbuch v. 3. 1582). 

Eccelesia angusta et munda; chorus sub turri, in qua campanae duae, 
dubium an benedietae. Tabulatum ecclesiae ligneum satisque miserum, tectum 
totum ruinosum et tam apertum, uti et turris, ut undique perpluat, unde 
trabes quae campanarum fundamentum totae computrescunt, 

Coemeterium, quod ludimagister depascit, arboribus et sentibus ex parte 
obsitum, jussione nostra expurgatum. Murus, qui ecclesiam et coemeterium 
in colligulo sita ex parte sustinet, paulatim collabitur, non absque pericul€ 5” 
ruinae gravioris, Nesciunt seniores speciatim rogati, quis aut ecclesiam aut 
coemeterii septa curare teneatur, unde omnia negliguntur, interpellata cancel- 
laria promisit restaurationem. 

Altare in ecclesia unum non consecratum, nec dotatum. Reliquiae nullae, 
Sacrarium in pariete mundum et clausum. Lampas sub divinis afcenditur. 

Monstrantia cuprea antiqua. Ciborium cupreum deauratum. Calices 
duo, unus argenteus deauratus, alter cupreus deauratus. Pixides pro sacris 
oleis stannea, casulae 3, alba una, superpelliceum unum, reliqua suppellex 
necessaria. 

Baptisterium antiquum vastius pro proportione ecclesiae. Lebes cupreus 
stanno obducatus. Caeteroqui mundum et clausum. Confessionale bonum. Ca- 
thedra lignea antiqua. Missale Romanum. 

Agenda Argentinensis. Liber baptizatorum ex quo tempore patres ad- 
ministrant accuratus. Curantur omnia ex censibus ecclesiae, uti et vinum, 
hostine, ac scamna, quae indolatae trabes. Confirmati, qui admissi fuerunt 
anno 1663. 

Lites circa sedes, sepulturas aut bona ecclesiae nullae. Processiones una 
cum venerabili in festo corporis Christi circa et intra pagum. Festo S. Marci 
eirca sata aliis rogationum diebus semel in Spessart et dein ad cruces diversas. 
Mercurii Ettlingam ad leprosorium. Anniversarium nullum. Census ecclesiae 
colliguntur a duobus curatoribus juratis. Rationes fiunt satrapae absente pa- 
store; habet illa ex annuo censu 11 fl., 2 Malter Korn, 7 libr. olei, et hinc 
collapsum paene templum ac domus parrochialis restauranda et cum aliis con- 
servanda ? 

Sacellum aut filialis nulla. 

Parochia cum magna parochianorum satisfactione et commendatione ad- 
ministratur a patre societatis Jesu domus tertiae probationis Ittlinganae, qui 
omnibus dominicis et festis via satis longa et difficili excurrit et si opus etiam 
per septimanam, 

Conciones et catecheses habentur accurate, nullus neglectus, assistit mo- 
rientibus non sponsalibus. Nullus copulatus vagabundus, nec alterius parochiae. 

Domus parochialis corruit, sanctus tenetur ad restaurationem. Ejus vero 
census ita neglecti et deperditi, ut necessaria vix praestare possit, minus in 
sui aut domus pastoralis necessariam reparationem vel obolum possit conferre. 

Pro competentia habet pastor decimas omnes superius taxatas et 10 ju- 


124 


gera agrorum, ac sesqui jugerum pratorum. Horum pratorum medietatem cedit 
pastor communitati pro curandis et alendis seminalibus, 

Jura stolae ex baptismo 0, copulatione 18 batzen, conductu funeris et 3 
sacris 1 rchsth., aliis omnibus 0. Ludimagister aedituus et director horologii 
praesentatur a communitate, constituitur a communitate, constituitur a rectore, 
domus tertia probationis Ettlinganae, satisfacit oficio. Pro competentia habet 
omnes decimas, tertii rustici ex ditioribus; quae raro accedunt ad 4 mald. Item 
a singulis unum manipulum, Item parvulum pratum. Item accidentia ut ludi- 
magister in Bulach cum pro loco quia caetera notata et monita communia eo 
remittimus. 

Excepit haec parochia nos magno quadrante a pago pulchra et frequenti 
processione ac in ecclesiam introduxit. 

Communicantes 162. 

Bifit. v. 1701, ©. 253. 

Numerat familias catholicas 21. Parochiam administrant PPres societ. 
Jesu, ex collegio Ettlingano. 

Competentia constitit in ?/; majorum et minorum decimarum. Ultimam 
tertiam accipit ludimagister. Collator est serenissimus marchio Badensis. 

Ecclesiae fabrica reparatur sumptibus communitatis. Ecclesiae et altaris 
patronus est S. Bonifacius. Lampas solum ardet tempore divinorum. 

Domus parochialis solo est aequata. Horreum minime proximum est. 
Quis teneatur utrumque instaurare, non constat, 


22, Sufenbad mit den Filialen Reichenbach und Ehenroth. 


Bufenbah wird in einer herrenalbiihen Urkunde von 1292 
ihon ermwähnt!. Ebenjo Etzenroth (Ebercenrode) und Reihen: 
bad) ?. Lebteres Dorf kam 1366 von Kunz von Schmalenjtein an den 
Markgrafen Rudolph von Baben ?. 

Die Orte waren vor ber Reformation Filiale der Mutterkirche 
zu Grünmetterdbad, dann wurden fie als Filiale der Pfarrei Ett- 
fingen zugetheilt. Als ſolche find fie auch im Viſitationsprotocoll von 
1683 aufgeführt. Es iſt indeſſen dabei bemerkt, daß die Leute von 
Neihenbah, Buſenbach und Ekenroth die Kirche zu Stupferid be- 
ſuchten“. Die Bufenbader Filialkirche war der HL. Katharina gemeiht. 
Markgraf Karl Friderich fundirte und dotirte 1795 mit Lei— 





1Oberrh. Zeitſchr. 2, 362. 

2 Daſelbſt 13, 70. 

3 Bab.:Bab. Nepertorium. Bannrecht der Fürftenzeller Mühlen zu Bufen- 
bad. Oberrb. Zeitſchr. 2, 362 (1292). Gemarkung, bafelbit 13, 70. Auch 
find Urkunden über ben württembergifhen Hof zu Bufenbad vorhanden aus 
den Jahren 1345 und 1485. Kundfchaft, daß er von jeher Beete an die Markgrafen 
gegeben habe. 

+ Siehe unter Ettlingen. 


125 


ftungen aus dem Stifte zu Ettlingen und von der Gemeinde für bie 
Orte Buſenbach, Reichenbach und Etenroth, welche jeither im 
Filialverbande mit Ettlingen gejtanden und von dort aus durch ercur= 
rirende Gapläne des Sejuitencollegiums und jpäter der Pfarrei verjehen 
worden, eine eigene Pfarrei zu Bujenbacd ad S. Catharinam, und 
im Jahre 1798 bejtätigte Biſchof Wilderih von Speier dieje Stiftung 
unter" Vorbehalt der Kirhenbaupflicht der Zehntherren (Baden, Würt: 
temberg, Deutſchorden) und für die Zeit, jo lange die Einkünfte des 
Heiligen in Bufenbah und Reichenbach für den dortigen Gottesdienjt 
genügen würden 1. 

Reichenbach wurde erjt 1843 zur eigenen Pfarrei erhoben, deren 
Filial Etzenroth ift ?; Buſenbach aber, dejjen Pfarrer aud die Ka: 
tholifen in Grünwettersbach zu pajtoriren hat, beſitzt fein Filial. Dem 
Zandesherrn gehört hier der Pfarrjat. 


Busenbach. 


Visitatio dv. 1683. Siehe Ettlingen. 

Visitatio v. J. 1701 (©. 204). 

Filialis haec pertinet fam. 18, easque catholicas. Pendit parocho quot- 
annis 10 fl, Ecclesiae, sicut et altaris, quod consecratum est, patrona est S. 
Catharina, V. M. 


Nomina baptizatorum, copulatorum et mortuorum reperies in libro ecclesiae 
matriecis. 

Reichenbach. Visit. 1759. 

Fuit hie antiquitus sacellum et quidem consecratum, sed injuria tem- 
porum pridem collapsum. Baptisterium et coemeterium autem nunquam habuit. 
Sed baptizando et sepeliendo deferuntur Busenbacum. Ubi etiam festum dedi- 
cationis sacelli Reichenbachensis dom“ post festum S. Michaelis, item festum 
patroni S. Wendelini celebrantur. 


23. Stupferid). 


Das Pfarrdorf Stupferich wird zuerjt in Urkunden des Klo— 
ſters Hirihau erwähnt, welches dort Güter beſaß. In den ältejten 
Urkunden ift der Ort „Stuttpferrich” genannt, eine Benennung, melde 
wohl auf dejjen urjprüngliche Beitimmung (Aufzudt von Pferden) hin: 
weist. Zu diefem Dorfe gehörte auh Eldrisdorf (Alderichesporf), 
ein ausgegangener Drt, von welchem der Name nod in einer Zelg der 
ı Dberrb. Zeitſchr. 27, 125. 

? Meichenbach hatte früher jchon eine Kapelle, denn es find im Urkunden aus 


ber zweiten Hälfte bes 16. Jahrhunderts Heiligenpfleger zu Reichenbach erwähnt. 
Oberrh. Zeitſchr. 24, 465. Anmerkung. 


126 


Gemarkung Stupferid übrig geblieben. Zu Eldrisdorf Hatte das Klofter 
Herrenalb noch um 1430 einen Hof'. 

Mit Ende des 13. Jahrhunderts fam die Hälfte ded Dorfes, der 
Burg und Gemarkung durch Kauf von dem Ritter Albert, genannt 
„Hofewart von Sickingen“, an das Klofter Herrenalb, und endlid er- 
bielt Markgraf Bernhard III in jeinem Erbantheile dasjelbe, mie e3 
Markgraf Philipp im Jahre 1526 von dem Abte Mary von Herrens 
alb erworben hatte 2, 

In dem Drte ftund aljo eine Burg mit eigenem Adel, auß wel: 
chem in einer Urkunde von 1302 ein Albertus nobilis de Stuotphe- 
rich erſcheint. Noch im Jahre 1564 wird „die Burghalde” zu Stupfes 
rich erwähnt °. 

Sn dem Orte war aud ein dem Klojter Frauenalb gehöriger 
Hof, der jogen. Frauenhof. Den Mahlzwang dajelbjt hatten die dem 
Klofter Herrenalb gehörigen Fürftenzeller Mühlen bei Ettlingen *. 

Stupferih war eine Filiale von Grünmettersbah und murbe 
erit in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert mit einer eigenen 
Pfarrei verjehen, denn ein Schreiben des Abtes Wolf zu Hirihau vom 
Sahre 1451 fpricht von einem zu herrenalbijhen Lehen gehörigen Hauſe 
zu Stupferich, welches zur künftigen Wohnung des dafigen Pfarrers 
beitimmt fei und gegen andere Güter eingetaufcht worden. Bor 1438 
aber bejaß der Ort nod Feine Pfarrei, was die Schöllbronner in einem 
Streite wegen des Voranganges bei Proceffionen und Bittgängen aus 
dem Jahre 1726 geltend machten. Es fiele demnach die Erridtung der 
Pfarrei Stupferih zwiichen die Jahre 1438 und 1460. 

Die Widdumsgüter der Pfarrei wurden 1583 bejchrieben und 
neu vergeben, aud ſchon von dem damaligen Pfarrer Leibbrand 
wegen Baufälligkeit des Pfarrhaufes, der Kirche und der Kirhhofmauern 
Beſchwerden erhoben. Es jcheint aber wenig gejchehen zu jein, denn es 
wurde unter den verjchiedenen Decimatoren Hin und ber verhandelt, 
und jpäter kamen die Gefälle nebit dem Pfarrjage und der Baupflicht 
vom Klofter Hirihau an die Deutihordens:-Commende zu Mergent: 
heim, unter welcher noch gegen Ende des vorigen Jahrhundert3 eine 


i Cod. Hirsaug. Ed. Stuttgart, 1836, p. 41. 48. 48. Oberrb. Zeit: 
ſchr. 14, 393; 6, 324, 
2 Dberrb. Zeitſchr. 2, 362. 363. Stupbirrich 5, 352. 461; 6, 324. 
Stuphirrich, Urfunbden von 1307, 1349 und 1368. 
3 Oberrb. Zeitſchr. 8, 391; 5, 352 und 461. Edle von Stupferid,. 
Sachs 3, 204. DO. Zeitſchr. 8, 391; 7, 214; 2, 362; 5, 352. 461; 5, 216. 
5 Archivakten. Der kath. Pfarrer wurde 1577 aber vertrieben, worüber 
bei Vierordt 1, 514 nachzuſehen. 


127 


Pflegerei zu Stupferih bejtund. Aus den Akten ijt zu entnehmen, daß 
um 1618 die eine Hälfte des Zehntens Württemberg und die andere 
ber Deutjchordend- Meijterei zujtändig war !. 

Erit im Jahre 1660 wurde der Verjuch gemacht, diefe Bauange- 
legenheit im Wege einer nicht gerihtlihen Entſcheidung zu ordnen, 
indem unterm 3. Juli genannten Jahres Markgraf Wilhelm von 
Baden-Baden eine Entiheidung ergehen ließ, daß die Neparatur von 
der Kirche zu Stupferic weder Baden-Durlach, noch den Decimatoren, 
jondern dem Heiligen obliege 2. 

Über den Zuftand der Kirche und Pfarrei, welche von den Ett— 
linger Sejuiten verjehen wurde, gibt das ſchon oft genannte Viſitations— 
protocoll vom Jahre 1683 nähere Kenntniß. 

Im Anfang des 18. Jahrhundert wurde wegen Baufälligfeit der 
Kirhe und Ningmauern jollicitirt, deren Baupflicht dem Deutſch-Orden 
oblag. Auch fehlte es an einem Pfarrhauſe, und bie Pfarrei wurde 
noch excurrendo von einem Ettlinger Sejuiten verjehen. Die Kirchen: , 
geräthe waren in einem trojtlojen Zujtande, jogar dad Del, welches 
während des Gottesdienjtes al3 ewiges Licht brannte, mußte im Wege 
der Gollefte aufgebracht werben. 

Endlih im Jahre 1759 war der Umbau der Kirche jomweit eritellt, 
daß Gottesdienjt darin gehalten werden konnte; allein die Gemeinde 
hatte zur Zeit die Mittel nicht, die Einweihung der Kirche würdig zu 
begehen. Diejelbe erfolgte erjt 1765. Die Pfarrei verfah damals 
Pater Gern, S. J., von Buſenbach aus. Das alte Pfarrhaus war 
ſchon 1743 abgerijien, der Neubau aber erit 1781 vollendet ?, 


Stupferich. 


Pagus hic marchiae Badensis satrapiae Itlinganae, totus catholicus, 17 
numerat familias, annexas pro cura pastorali pro tempore habet pagos alios 
parochiae Itlinganae incorporatos Busenbach 11 fam., Reichenbach 13 fam., 
Azeroth 6 familiarum et ex vicinis Würtembergensibus et Durlacensibus pagis 


ı Ardivaften unter Stupferrih und Schöllbronn. Zu Stupferrid war 
eine Hoch- und DeutfchMeiftereisPflegerei, deren Rechnungen von 1728 bis 80 nodı 
vorhanden find. So betrugen z. B. im Jahre 1755 die Einnahmen an Gelb 35 fl. 
47 kr., an Korn 191 Malter, an Dinkel 460 Malter, an Haber 360 Malter, welche 
von ben Orten Stupferrid, Neihenbah, Schielberg, Etzenroth, Mutſchelbach, Hohen: 
wettersbad und Mohlfahrtsweier fielen. Der Gulden hat 60 Kreuzer, ber Kreuzer 
4 Pf. und ber Pfenning 2 Heller. Das Malter Korn batte 8 Simri, das Malter 
Haber und Dinkel dagegen 10 Simri. 

2 Archivakten. 

3 Ardivaften. 


128 


ac ipsa civitate Durlacensi catholicas complures. Patronus S. Cyriacus, De- 
dicatio festo purificationis. Collator smus marchio Badensis, Decimatores mar- 
chio Durlacensis, dux Würtembergensis et magnus magister ordinis Teutoniei 
et in certo distrietu pastor, de quorum divisione sequentia ex antiquis libris 
cancellariae Badensis. 

Auszug aus dem Badiſchen Lagerbuch v. 1582. 

Nota. Die Kir mit Pfarrhaus gehen gar ab, wo man nicht nod in 2 Jahren 
wirdt darzu thun vndt bie Zehnt-Herren dahin halten, daß fie bawen, ift zu ſorgen, 
daß beyde Gebäw einfallen werben, 

Ueber die Pfarrgüter: 

Nota: haec bona pleraque neglecta et in cultu ultimum pratum habet 
communitas ex quo alit animalia seminalia. 

Specificatio factorum sumptuum quos decimatores fecerunt anno 1618, 
7 8bris in exstruendo pastoris horreo. 

Die Scheuer wurde 1618 für den Pfarrer von ben Zehntherren gebaut, Ins— 
geſammt Foftete fie 172 fl. 15 fr, wovon ber Deutjchmeifter 43 fl. 1 Baten und 
Württemberg 41 fl. 3 Basen und Durlach feinen Antheil bezahlte, die Gemeinde 
aber die Fuhren ftellte, 

Ecclesia sat capax parochiae non tamen magno numero ex locis acatho- 
lieis accurrentium catholicorum, qui liberalibus suis eleemosynis hanc eccelesiam 
non parum exornant, ut aliis in vicinia sit ornatior venustior intrinsecus, non 
ita foris in tecto et parietibus quae indigent propera reparatione tabulatum 
ligneum recenter cum scannis reparatum, tectum turris et ecclesiae admodum 
misera et neglecta murus coemeterii hinc inde corruit. Illud depaseit aedituus. 
Ad restaurationem templi turris et coemeterii volunt parochiani obligare deci- 
matores, qui ex praeviis antiquis libris obligari videntur ad ecclesiae et domus 
pastoralis restaurationem an etiam ad turris et coemeterii non liquet. 

Ornatum et necessaria curat ecclesia ex suo 5 fl. censu, amplius tamen 
ex piis piorum oblatis. 

Altare unum consecratum, imago in eo nulla, nisi quam recenter civis 
Durlacensis donavit B. V. Passaviensis. 

Reliquiae nullae. Campanae duae bonae benedictae. 

Sacrarium in altari mundum. Lampas diebus festis accensa. 

Monstrantia stella cuprea, deaurata. Ciborium ex aere fusum. Pixides 
pro sacris oleis cupreae deauratae. Calix curatur novus argenteus deauratus, 
qui pro tempore est stanneus. Casulae 5, albae 2. Superpelliceum unum, re- 
liqua supellex necessaria. Baptisterium non clausum, alias bonum et mundum, 
confessionale bonum cathedra lignea antiqua.. Missale Romanum bonum 
novum, nova agenda Argentinensis. Liber baptizatorum ex tempore, quo patres 
administrant a 60 annis nullus confirmatus. 

Lites circa sedes sepulturas aut bona ecclesiae nullae. Anniversaria nulla. 

Processiones cum Venerabili in festo corporis Christi circa pagum, absque 
Venerabili festo ascensionis circa sata, festo S. Marci lunae et Martis roga- 
tionum ad certas cruces, cum vicinae ecclesiae, ad quas antiquitus ititare soliti 
sunt Lutheri veneno infectae. Mercurii Ittlingen ad leprosorium. 

Parochiae, quia remotior magno labore administratur ab uno e patribus 
tertiae probationis cum incolarum et adventantium catholicorum non exigua 
aedificatione et solatio, unica prope causa quae tot in utriusque principatus 


129 


vicinia catholicos conservat. Conciones catecheses habentur accurate, nullus 
neglectus, astitum morientibus et caetera qui cum Bulach omnino coineidunt eo 
remittimus, 

Pulchra et ordinata processione in banc parochiam introducti in solatium 
circumjacentium catholicorum substitimus duabus noctibus et duobus diebus, 
quibus ad populum diximus 3, catecheses habitae 2, communicantes 205, aegri 
provisi 2. 

Visit. v. 1701. Numerat familias catholicas 23, mixtas duas. Paro- 
chiam administrant PP. societ. Jesu, ex collegio Ettlingano. 

Competentia consistit in decimis majoribus et minoribus certi cujusdam 
districtus, 

Collator est serenissimus marchio Badensis. Decimas colligunt: dux 
Wirtembergicus, princeps Durlacensis et supremus magister ordinis Teutonici, 
qui conjunctim curant ecclesiae fabricam et domum parochialem. Ecclesiae 
reditus ex capitulo: — 4!/, fl. 11/, kr. 

Patronus ecclesiae est. S. Cyriacus. Exstat altare unicum, non conse- 
cratum. Lampas ante venerabile non ardet ex defectu mediorum. 

Ludimagistri munere fungitur eivis, qui accipit 4 mald. silig. a commu- 
nitate, et praeterea gaudet immunitate. Pro exequiis habet panem. Aedes 
scholares nullae sunt. 

1731: Stupferih, 3 Dezimatoren, Württemberg, Durlach und ber — 
Orden. Kirchhofsmauer zerfallen. Pfarrer P. Link. 

1736: Pfarrer P. Gottfried Gaſten. Rituale agenda Moguntiana. Das 
Pfarrhaus und die Scheuer iſt im Abgang und baufällig. Zu bauen ſchuldig ſind 
Württemberg, der Teutſche Orden und Baden-Durlach. Proceſſion. Das festum 
beatae Mariae ad nives ex voto feiert bie Gemeinde und auch eine Prozeſſion nad) 
Bidesheim. 

Visitat. v. 1759. Structura ecclesine pervetusta admodum angusta est 
pro frequentia parochianorum et abinde huc confluentium, ita ut plures non- 
numquam ab auditione sacri et concionis excludantur. (Gpäterer Eintrag:) 

In Stupferich parochialis ecclesia de novo anno 1759 est aedificata ac 
1760 a r. d. consiliario ecclesiae Habermehl benedicta, sed nondum con- 
secrata, 


24. Burbad mit Pfaffenroth, Schillberg und Marzzell. 


Burbad, eine Pfarrei mit einer Kirche ad SS. Petrum et 
Paulum, deren Pfarrfag dem Landesherrn zuiteht, bat drei Filiale, 
nämlid Marrzell ad S. Marcum, Scillberg ad $S. Annam und 
Pfaffenroth ad S. Wendelinum. Der Ort fam 1287 durch Schen- 
fung der Grafen Dtto und Heinrih von Eberjtein an das Klofter 
Frauenalb; den Zehntbezug Hatte erjterer ſchon 1273 verfauft. In 
diefen Urkunden Heißt das Dorf „Burkpad” '. 


ı Kolb 1, 183. Oberrh. Zeitſchr. 25, 83. Krieg, bie Grafen von 
Eberftein, ©. 45. 
Archiv. XII 9 


130 


Meder einer Kirche noch eines Pfarrerd wird in Urkunden des 
13. Jahrhunderts erwähnt. Erſt im Sabre 1363 erjcheint ein Pfarrer 
Heinrid von Burgbach und 1412 ein Pfarrer Mager dajelbit. Zu 
gleiher Zeit war ein Pfarrer Doler zu Marrzell und ein Meßner 
Heinrich zu Frauenalb i, 

Die Pfarrei Burbach ift wohl in der erjten Hälfte des 14. Jahr: 
hundert3 errichtet worden; denn erjt in Urkunden nad 1350 werden 
Pfarrer dajelbit erwähnt. Im Sahre 1489 hernad übergeben Decan 
und Capitel des Stift3 zu Ettlingen die Pfarrei, melde fie zur Zeit 
der Incorporirung der Ettlinger Pfarrei erhalten Hatten, dem Mark: 
grafen Chriſtof, unter Borbehalt ihrer Zehnten und Nugungen ?, 

Ausführlid Handelt das frauenalbiihe Klojter-Salbud von 
1536 über die Einkünfte der Pfarrei Burbad. Nach diejem ift das 
Dorf dem Gotteshaufe Frauenalb zugehörig und eine jede Äbtiſſin hat 
den Stab dajelbjt und ijt Vogtherrin; jedoch haben die Markgrafen von 
Baden die Pfarrei zu verleihen. 

Der dritte Theil des großen und Eleinen Zehntens in dem Flecken 
und in dejjen ganzer Mark war je und allmeg dem Gotteöhauje Frauen 
alb zugehörig, „etlich marfgräfliche Räthe aber haben im vergangenen 
Bauernkriege ſolches Drittel am großen Zehnt einem Pfarrherren zu 
Burbad, ohne der Übtiffin und des Convents Wiſſen und Willen, 
für eine Competenz zugeeignet und dem Gotteshauje entzogen“. Und 
aud) da3 dem Stifte Ettlingen gehörige Drittel wurde der Pfarrei zu: 
gejprohen. Den Eleinen Zehnten erhielt die Pfarrei jeit dem Bauern: 
friege nur noch von der Gerite. 


1 Oberrh. Zeitſchr. 25, 365. Urkunde v. 1402. Bruber Heinrid Me: 
jener, Beichtiger der Klofterfrauen zu Frauenalb, Caplan Gottfried daſelbſt, Pfarrer 
Berhtold Doler zu Zelle und Pfarrer Johann Mager zu Burkbach. Saalbuch 37. 
40. 380. Urkunde von 1363, darin Zeugen: die Pfarrer Heinrich zu (Marr:) 
Zelle, Heinrich zu Bergbach (Burbach), Albert zu Ergefingen, Caplan Berchtold und 
Frühmefjer Heinridy zu Frauenalb. Diefe Frühmefje ift im Jahre 1410 der Haupt: 
firhe zu Burbach incorporirt worden. Liber spiritualium sub Rabano episc. 
von 1405—9, ©. 55. 

2 Bad.:Bab. Eopb. Nro. 104, Fol. 61b. Nah einer im erzbilchöfl. Archive 
befindlihen Urkunde aus dem Jahre 1472 wäre ein Vergleich zwiſchen dem Abte und 
Eonvente zu Hirſchau und dem Paflor Reiniger von Burbach zu Stande gekom— 
men, worin bemfelben Ichenslängliche Penfion auf die Burbacher Kirche zugeiprochen 
worden. Da nirgends andere Urkunden erwähnt find, welde ein Recht bes 
Klofters Hirfau auf das Einkommen ber Pfarrei erweifen, fo wurbe biefe einzeln 
ſtehende Thatjache dem Texte nicht einverleibt. 

I Oberrh. Zeitihr. 25, ©. 84. Großes Salbud bes Kloſters Frauen: 
alb von 1536, Fol. 232. 


131 


In der zmweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde viel über die 
Reparaturen am Pfarrhauje und insbejondere über die frage verhandelt, 
wer die Kojten zu tragen habe. Hierüber verbreitet fich ein Bericht bes 
Martin Leyprand, Pfarrherren zu Marrzell vom Jahre 1585. Baden 
hatte dad Collaturrecht bis zum Jahre 1580 ausgeübt, wo ed an das 
Naitatter Nuralcapitel gelangte !. 

Ausführlih find die Verhältniffe der Pfarrei im Viſitations— 
berichte von 1683 behandelt, welchen wir mit einigen Angaben aus 
den Berichten von 1702 und 1715 mittheilen werben. 

Mie aus den Protocollen von 1701 hervorgeht, wurde die Pfarrei 
Burbach damald von Völkersbach aus verjehen. ine Aufhebung 
diefer Bination erfolgte im Jahre 1726. Bon da an entjtunden viele 
Klagen von Seiten der Pfarrer über das Verhalten des Kloſters 
Frauenalb, welches ſich weigerte, ein Pfarrhaus bauen zu laſſen, 
bevor jein Prozeß mit den rebelliihen Burbadhern wegen deren Frohn—⸗ 
ſchuldigkeit entichieden jei. 

Die Pfarrer mußten in Folge dejjen in Bauernhäujern zur Miethe 
wohnen und „mit den Mägden in einer Stube figen”. Dieje Uebel: 
itände dauerten, bis endlich der Pfarrjig mit Genehmigung des Speyerer 
Vikariates proviforih nah. Pfaffenroth verlegt wurbe ?. 

Diejes Kleine Dorf war ſchon 1262 an dag Kloſter Frauenalb 
gefommen und iſt in defjen Urkunden bie und da erwähnt. Es gehörte 
früher mit Schillberg und Ittersbach zur Mutterkirche Marr: 
zell. Ittersbach wurde 1512 getrennt und zur Pfarrei erhoben ®. 

Vielfach hatten diefe Gemeinden wegen ihrer Beiträge zur Mutter: 
kirche, zum Pfarrhausbau, zum Meßnergehalte und dergleihen Rechts— 
ſtreite. ine wichtige Uebereinkunft, welche dieje Streitigkeiten wenig— 
jten3 eine Zeitlang beruhen madte, wurde 1508 abgeſchloſſen“. 

Wir gehen zur Mutterfivche Marxzell über. Dieje derzeitige 
Filiale der Pfarrei Burbad, mit der Kirche ad Sanctum Marcum, 
worin fonn= und feiertäglicher Gottesdienſt gehalten wird, bejuchen 
bauptjähli die Filialiften von Pfaffenroth und Schillberg, welde Orte 
auf der rechten Geite der Alb gelegen find. 

Die dortige Kirche ift auch eine häufig beſuchte Wallfahrt für 





I Ardivalten 

2 Archivakten. 

»Oberrh. Zeitſchr. 1, 249. Gerbert, Cod. dipl. hist. nig. sylvae 3, 
229. Schoepflin, Hist. Zar. Bad. 3, 12; 5, 302. Kaußler, Beſchreibung 
des Dberamtes Neuenbürg. Weber bie Orte Pfaffenrotb und Schillberg ift im 
27. Bande der Oberrh. Zeitſchrift Einiges enthalten. 

Archivakten. 

9* 


132 


die Landleute aus der Umgegend, dad Wirthshaus aber der Zielpunft 
vieler Ausflüge der Nefidenzler, welche früher hauptſächlich wegen ber 
Ihmadhaften Forellen dahin wanderten. 

Der Weg durch's Albthal bis Marxzell bietet wenig Abwechslung ; 
erit Hinter der Mühle und Kirche, einer maleriihen Häufergruppe, bei 
Frauenalb wird die Scenerie mannigfaltiger und die Fräftigen Tannen 
und prädtigen Felsparthien lafjen uns erkennen, daß wir bald in das 
ſchwarzwäldiſche Gebiet gelangen. Beim Eintritte in’d Württembergiiche, 
wo fi der Herrenalber Thalkefjel vor dem Blicke außbreitet, mit dem 
Dobel und der Teufelsmühle im Hintergrunde, find wir an der Grenze 
des eigentlihen Schwarzwaldes angekommen. 

Die Marrzeller Mühle kommt urfundlid ſchon frühe vor. Im 
Sabre 1245 wurde diejelbe, jowie der Weiler zu Zell, durch Conrad 
von Nemdingen an's Klofter Frauenalb verkauft. Sie hieß auch die 
Burgbaher Mühle und beſaß für die Umgegend den Mahlzwang. 

Die Marrzeller Kirche ijt weder in ber Beltätigungsurfunde des 
Klofters, welche Papit Eölejtin im Jahre 1193 außftellte, noch in der 
Herrenalber Stiftungsurfunde erwähnt. Diejelbe wird wohl urjprüng= 
ih eine zum großen Ettlinger Kirchenfprengel gehörige Wallfahrts— 
fapelle bei einer Maldbrüderzelle geweſen und jpäter durd den Leut— 
priejter von Frauenalb verjehen worden fein, bevor jie noch zur Pfarr: 
fire erklärt war. 

Dieje Erhebung aber zur ecclesia parochialis geſchah wohl zu 
Anfang de3 14. Jahrhunderts; denn die Zeller Kirde, wo das 
Klojter das Patronatsrecht befaß, ward biefem im Jahre 1324 incor= 
porirt, unter der Bedingung, einen Vikar für diefe Pfarrei zu halten ?. 

Bis in den Anfang des 16. Sahrhundert3 gehörte auch Itters— 
bad) (welches urjprünglich „Itelsbur“ geheißen) noch zum Marrzeller 
Biarriprengel, da es erſt 1512 feine eigene Pfarrkirche erhielt ?. 

Ein Geijtliher Namens Petrus, vormald Decan und Vilar in 
Zell, wird in einer Urkunde von 1329 erwähnt und ein Petrus, 
Bicepleban in Zell, ſchon 1301, wie ein Pfarrer Heinrich zu Zell im 
Jahre 1363 und ein Pfarrer Doler im Jahre 1402 *, 

Der Kirhenjak der Marrzeller Pfarrei, jomwie jener der Pfarrei 
Völkersbach, der Kaplanei zu ben 12 Apofteln in Frauenalb und 


1Oberrh. Zeitſchr. 1, 251. 

2 Krieg a. a. O. ©. 14. Oberrh. Zeitſchr. 26, 447. 448; 23, 304. 340, 
’ Aftennotiz. 

+ Dberrb. Zeitſchr. 25, 334. 365. 380. 


133 


ber Pfarrei Burbach ift im Frauenalber Salbude nad dem Stande 
vom Jahre 1536 bejchrieben !. 

Marrzell war in der zweiten Hälfte de Mittelalter für bie 
Umgegend feine unwichtige Ortlichkeit. Als Pfarr: und Wallfahrtsort 
bejaß es jeit 1450 eine Badeſtube, eine Mahlmühle mit Mahlgang 
und Olſchlag, eine Eiſenſchmiede, um Mitte des 16. Jahrhundert? fogar 
einen Markt, defien in den Alten des 16. und folgenden Jahrhunderts 
erwähnt wird. Höchſt wahrjcheinlih wurde er am Markustage (den 
25. April) abgehalten, an welcher Namenzfeier (nach dem Bifitationg- 
protocolle von 1683) eine Prozejfion der Filialiſten nach der Wallfahrts- 
fire jtattfand, 

Die Herrihaft, das Klofter Frauenalb, bezog eine Abgabe aus 
dem bei biejen TFeitlichkeiten in der Marrzeller Mühle verzapften Weine, 
denn bier war mit der Mühle, die zu Erblehen gieng, auch eine Mirth: 
ihaft verbunden 2, 

Das 17. Jahrhundert bietet ung außer der Mittheilung, daß 1610 
ein neuer Dachſtuhl auf die Marrzeller Kirche gejeßt wurde, und außer 
dem Bifitationsprotocolle jener Zeit nichts Bemerkenswerthes, was zu 
erwähnen märe. 

Ein fpäterer Bifitationsberiht von 1715 fagt, daß die Kirche zu 
Zell die reichjte der Gegend gemwejen, aber viel zu Zeiten ber Lutherei 
verloren habe. Auch wurde darüber Klage geführt, daß die Parodie 
für einen Pfarrer viel zu groß jei?. 

Die zweite Hälfte des vorigen Jahrhundert? läßt die Akten fich 
mit Klagen über die Baufälligfeit der Kirche, die Beitragsver— 
pflihtungen, die ronleiftungen von Seiten Burbachs, Schillbergs 
und Pfaffenroths füllen. Weber die Baufälligkeit der Kirche Liegt 
ein ausführlicher Bericht vom Jahre 1765 vor. Der Gottesdienit mußte 
deßwegen in Burbac gehalten werben und wurde jpäter in die Pfaffen- 
rother Kapelle verlegt. 

Über den Geldpunft ergaben ſich Tange Verhandlungen und erft 
im Jahre 1784 wurde ein eigener Weltpriefter für Marrzell, Schill— 
berg und Pfaffenroth beftellt. Diefe Orte gehörten jämmtlih, wie 
die Dörfer Völkersbach, Sulzbach, Unterniebeldbady (jpäter durch Tauſch 
an Württemberg abgetreten), der Hof Mezelinſchwand und bie Dörfer 
Erjingen und Bilfingen (beide Teßteren zur Zeit in das Decanat 


— — — — — — 


1 Dafelbft 23, 269 ff. 

2 DOberrb. Zeitfchr. 26, 448. Urkunde von 1459, über bie Badeſtube. 
Ardivalten. Das Wirthshaus erwähnt in Akten aus dem Jahre 159. 

3 Ardhivaften. 


134 


Mühlhaufen gehörend), zu dem Gebiete von Frauenalb, mit welchem, 
wie mit jenem zu Herrenalb, die Schickſale ber Pfarreien in den Des 
canaten Gernsbah und Ettlingen auf’3 Engite verwachſen waren. 


Bourbach. 


Pagus hic triginta familiarum sub dominio et jurisdietione temporali d. 
abbatissae ex Frauenalb, protectorio Badensi, propriam olim constituit 
parochiam; disjecta et exusta nunc domo parochiali diu non habuit residentem 
parochum, esset alias in medio sita, ut omnes tres parochias facilius ab uno 
parocho possent administrari. 

Patronus S. S. Petrus et Paulus apostoli. Dedicatio dominica post 
festum S. Medardi. Collatrix r.d. abbatissa ex Frauenalb. Decimatrix eadem 
tam in majoribus, quam minoribus. Ecclesia recenter insigniter post incen- 
dium et militares insolentias in illa exercitas restaurata, a nobis cum coeme- 
terio est reconciliata. Curatur haec et conservatur in toto ex propriis redi- 
tibus. Campanae duae recenter aere communitatis refusae a nobis item bene- 
dietae. Coemeterium pulchro muro circumdatum et clausum depascitur ab 
sedituo. Sacrarium in pariete honestum ; lampas ante hoc succenditur sub di- 
vinis. Monstrantia nulla. Ciborium parvulum argenteum, intus deauratum. 
Pixides pro sacris oleis stannea. Calix argenteus deauratus. Cochleae duae, 
alba una. Reliqua suppellex nitida et necessaria. Missale Romanum, agenda 
nulla. Baptisterium, cathedra et confessionale bona. Liber baptizatorum ab 
anno 1650 accuratus. Confirmatio ab hominum memoria nulla. Altaria duo, 
nullum consecratum aut dotatum. 

Lites circa sedes, sepulturas, aut bona ecclesiae nullae, scamna commixta, 
comparantur aere ecclesiae. 

Processio in octava corporis Christi intra pagum cum venerabili. Festo 
S. Marci in Zell. Lunae rogationum in Voelkersbach. Martis in Zell. 
Mercurii vacat. Festo ascensionis in Frauenalb. Item eodem in festo S. Be- 
nedicti; item eodem Dominica, post visitatam Virginem. Anniversarium 
nullum. 

Reditus ecclesiae colliguntur a seriba monasterii, rationes fiunt abbatissae ; 
habet haec ecclesia in fixis censibus annuis 40 fl. praeter restantes. 

Pastor idem, qui in Voelkersbach (Matthias Fering, Suevus ex 
Trochtelfingen, aetatis suae 72) eademque et hinc habet jura stolae, ex spon- 
salibus et proclamationibus 3 batz., copulatione strophiolum et 1 fl., dimis- 
soriis 1 fl., baptismo 1/, fl., introductione 0, provisione aegrorum O0, administra- 
tione aliorum sacramentorum 0, conduetu funeris minoris et tribus sacris 2 fl., 
funeris minoris 0, concione funebri, quae rara 1 rchtlr., sacro per annum vo- 
tivo aut anniversario !/, fl. 

Aedituus, ludimagister Hans Martin, constitutus ab abbatissa, satis- 
facit oficio. Pro competentia habet a singulis civibus 2 Simmern Habern. 
Item accidentalia, ut in Voelkersbach, ex baptismo infantis crucigerum, ex 


1 Arhivaften. 


135 


copulatione offam frustum carnis, panem et mensuram vini, ex funere majori 
2 Layb Brod, minori 1 Layb Brod, ex instructione pueri per quadrantem anni /, fl. 


Gravamen: Ittersbach , pagus 10 familiarum modo catholicas, olim 
filialis hujus parochiae, decimas solvit parocho; quas unus praedecessorum 
vendidit 40 fl., unde praesenti parocho subtrahuntur, et colliguntur a mona- 
sterio Frauenalbensi. 

Caeterum substitimus hoc loco tantum per horas circiter 8, quando ad 
populum dicimus, catechesis habita una; communicantes fuere 73. 

Atque iterum huc ex Frauenalb reversi reconciliavimus ecclesiam et coe- 
meterium, ac campanas benediximus, communitate panem et vinum in memoria 
largiente, 

Aus bem liber Visitat episc. Spirens. de anno 1688. Oberrb. 
Zeitſchr. 25, 8. 

1701. Aus dem Bifitationsberiht bes Jeſuiten Georg Klein und Urban 
Kobert, Fol. 9, b.... administratur a parocho in Voelkersbach. Numeran- 
tur hie familiae catholicae 28, binae mixtae, 


1715. Aus dem Speierer Rifitationsberiht von 1715, S. 42. In Burbach 
ad ccclesiam tenetur sanctus, ad domum parochialem abbatissa in Frauenalb, 
ad scholarem communitas. 


Zell. 


Parochialis haec a nundinis annuis celebris, duas tamen habet adjunctas 
aedes ac limpidissimum in ipso coemeterio prosilientem fontem, ad haec pro- 
xime alluentem piscosum ac tractis divitem fluvium, bie Alb dietum; annexos 
item numerat in duobus montibus sitos pagos duos Paffenrodt 30 familia- 
rum et Schilberck 7 familiarum catholicarum, jurisdictionis temporalis d. ab- 
batissae, protectionis Badensis, decanatus Ittlingani. 

Patronus S. Marcus. Dedicatio dominica post festum S. Bartholo- 
‚maei. Collatrix d. abbatissa, Decimatrix eadem in omnibus tam majoribus, 
quam minoribus deeimis. 

Animalia seminalia curat et alit quaelibet pro se communitas. 

Ecclesia ampla firma et vasta, in jucundissima valle sita, recenter repa- 
rata; curatur et conservatur ex propriis ecclesiae censibus in omnibus, ex qui- 
bus fixos adhuc habet annuos 100 fl. praeter 500 restantium. 

Altaria in illa duo; unum consecratum, nullum fundatum; sacra hoc loco 
ob nimiam humiditatem non asservantur. Capsa argentea pro ciborio. Calix 
argenteus deauratus. Pixides pro sacris oleis stanneae, Lampas nulla. Casu- 
lae quinque. Alba una. Missale unum Romanum. Agenda Constantiensis. 
Liber baptizatorum ab anno 1650 accuratus. Baptisterium, cathedra, confes- 
sionale bona et decenti loco. Confirmatio ab hominum memoria nulla. Lites 
circa sedes sepulturas aut bona ecclesiae nullae. 

Processiones in festo Corporis Christi cum venerabile in Frauenalb. Festo 
S.Mareci et feria tertia rogationum excipiunt processiones ad se venientes. Feria 
2d@ rogationum in Voelkersbach. Mercurii vacat. Festo ascensionis, item 
festo S. Benedicti. Item dominica post Visitatam Virginem in Frauenalb. 
Anniversarium nullum. Census ecclesiae et reditus colliguntur a proprio pro- 


136 


visore, qui ex tribus illis ecclesiis annue habet 20 fl. atque simul servit mo- 
nasterio pro scriba. Pastor idem, qui in Voelkersbach. Aedituus et ludi- 
magister, qui et ecclesiarum provisor Joannes Stephanus Geyger, ab ab- 
batissa constitutus, pro salario habet a singulis incolis ein Layb Brod, et de- 
cimas in designatis agris, reliqua ut supra. 

Gravamen. Queruntur supra modum parochiani de nimia distantia 
sui parochi et quod alternis dominicis sacro et concione fraudentur; instant hu- 
millime, ut divisio demandetur. Substitimus hac in parochia diem et noctem, 
quando ad populum diximus 2, catecheses habitae 2, communicantes fuere 174, 
aegri provisi 4. 

Aus dem Liber visitationis episcop. Spir. 1683, pars II et III, p. 75. 

1701. Pifitationsberiht der Zefuiten Klein und Kobert. (103 b). Zell 
(alias Marxzell). Parochia haec habet loca annexa: Pfaffenroth et Schillberg 
(et Burbach '). Administratur a parocho in Voelkersbach. In temporalibus 
subditur gratiosae dominae abbatissae dominorum Albensium. Patronus eccle- 
siae est S. Marcus evangelista. Tria exstant altaria: Imum illudque summum 
habet patronum eundem S. Marcum evangelistam, laterale unum patronam 
habet matrem dolorosam, alterum divam Catharinam virginem. 


Gravamina: Parochiani desiderunt proprium parochum, quia unus tot 
parochiis servire non potest. ‚Propter locorum distantiam rarius habentur ca- 
techeses et juventus inde negligitur. 

1715. Juni 24. Bericht der bifhöflih fpeieriihen Commiſſion über die Viſi— 
tation in Pfaffenroth, Burbach und Zell (S. 235 ff.). Darnach war bie Kirche zu 
Zell die reichfte, hatte aber viel zu Zeiten Lutheri verloren. Auch dießmal wird 
barüber Klage geführt, daß die Parodie für einen Pfarrer zu groß ſei. 

1731. (April 20.) Mörſch. An einem Decanatsberichte wegen des fchweben: 
ben Neubaues eines Pfarrhaufes zu Burbach (vgl. Oberrh. Zeitſchr. 25, 10 ff.) 
beißt es: Die von Völfersbad 1726 feparirte Pfarrei Burbach ober Zell begreife in 
ſich „fürnemblid 3 Ohrt oder Dörffer“ , 1. Burbach, ein Dorf mittlerer Größe, mit 
einer wohlerbauten Kirdye, einem Pfarrplag, wo früher das Pfarrhaus geftanden. 
2. Pfaffenroth, ohne Kirche, nur mit einer reparirten Gapelle. 3. Schillberg nur mit 
einem Fleinen Gapellulein. Diefe drei Ort find fituirt aufj drei hohen Bergen, gleich: 
fam in einem Driangel. In dem Thal beynahe in ber Mitte Tiegt eine wohl alte 
Kirch, ohngefähr anderthalb viertel oder eine halbe fund von jedem Ohrt, genannt 
Zell oder Marrzell von dem patronen ft. Marco; dabey eine Mühl, das ſchulhauß 
und noch ein altes hauß. Gegen bie Verlegung bes Pfarrhaufes von Burbach nad 
Marzzell macht ber Bericht ſechſerlei Gründe geltend, u. a. ben, ber Hirt wäre jo 
nicht bei ben Schafen, die Gemeinden bätten dic Woche über feinen geiftlihen Nuten 
vom Pfarrer und biefer fein wachſames Auge auf bie Gemeinden, auch könnte 
folches einem böfen Geiftlichen eine Gelegenheit fein, gottlojes Leben ober Pietifterey 
in feiner Einöde lang zu treiben, bis ed an den Dag käme; der Ort mitten im Wald 
gelegen fei auch fehr unficher wegen Dieben und Mörbern. 

Akten. Marrzell, 


1731. Burbach, Pfarrer: Dominicus Straßer. Die Kirche baut und 


1 Spätere Zufäge vom Jahre 1726. 


137 


erhält das Klofter Krauenalb, fammt bem Kirchhoſe und Beinhbaus, aber alles mit 
Koften bes Heiligen. Der Pfarrer wohnt im Schulhaus. Er klagt. 

Zell. Es ift allhier fein Beinhaus von Nöthen, weil die Gebeine ber Todten 
in furzer Zeit in den Gräbern verzehrt werden (war fehr feucht und guter Humus) 
und wenig wieder zu finden find. Proceffionen nah Burbach. Zährlih an Philippi 
und Jakobi, festo Corporis Christi, festo ascensionis, dominica post festum 
S. Basilidis. 

1732. Burbad. Pfarrer Vratislaus Hildebrand. 

1741. Burbad. Pfarrer Franziskus Vratislaus Hiltbrand, von Roth: 
weil gebürtig. Tit. reverd. dom. abbatis monaster. S. Blasii. 

1732. Pfaffenrotb. Consens bie neu erbaute Gapelle zu benebiziren. 
Erlaubniß zur bl. Mefle. 


Wir überjchreiten nunmehr die Wafjerjcheide der Alb und Murg 
mit herrlichem Einblide in das reizende Thal von Gernsbach, durch— 
wandern den großen Marktfleden Loffenau und betreten dad Murg: 
thal, defien Pfarreien Forbach, Weiſenbach, Gernsbach, Michel: 
bad und Rothenfels zunächſt der Gegenjtand unferer weiteren hiſtoriſchen 
Beiträge fein werben. 


(Schluß folgt.) 





Urfunden 


des 


Kloſters Beuron. 


Mitgetheilt von 


A. Lichtſchlag, 


Gymnaſial⸗Oberlehrer in Hanau, 


* Der Herr Einjender der bier folgenden Mittheilung iit leider 
während der Druclegung feiner Arbeit gejtorben. 


Das Archiv des Auguftineritifteg Beuron, des älteiten Kloſters 
in Hohenzollern, hat nad deſſen Aufhebung im Jahre 1802 mißliche 
Schickſale erlebt. Ein großer Theil feiner Driginalurfunden, ſowie 
einige werthvolle Eopialbücher, die uns ben Verluft mander Driginalien 
wenigitend einigermaßen verjchmerzen lajjen, find allerdings dahin ge= 
fommen, wohin fie naturgemäß gehören, nämlih in das fürjtliche 
Domänen: Archiv zu Sigmaringen, und befinden ſich dajelbit auch jet 
noch. Aber einerjeit3 jind viele Urkunden, wie ich verfchiebentlich zu er: 
fahren Gelegenheit gehabt, vernichtet worden, weil man ihren Werth 
nicht kannte, andererjeit3 find mande zwar erhalten geblieben, durch 
eigenthümliche Umjtände aber an Orte gerathen, wo wir fie nicht zu 
erwarten haben und darum aud nicht juchen. So hat z. B. Mone t 
ſechs Beuroner Urkunden aus dem großherzoglich badiſchen General: 
Landesarchiv zu Karlsruhe veröffentlicht, und der Einſender dieſes 
jelbit hat eine in jeinem Befige befindliche Urkunde des 13. Jahrhunderts 
abdrucen lafjen ?, jomwie drei Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts, 
die dem fürjtlich fürjtenbergiichen Hauptardive zu Donauejdingen 
entnommen jind. 

Aus demjelben Archive kommen nachitehende weitere acht Urkunden 
zum Abdrucke — ſämmtlich Driginalien auf Pergament und bis jekt 
nicht veröffentlicht. Bei denjelben befinden ſich noch zwei weitere Ur— 
funden aus den Jahren 1306 und 1340, die in den Mon. Zoll. I. 
unter Nr. 250 und 291 abgedrucdt find. Gin neuer Abdruck derjelben 
war nit nöthig, doch veranlagt ein Vergleich des dort gegebenen Textes 
mit den Driginalien zu folgenden Berichtigungen beziehungsmeije Er: 
gänzungen. 

1. 1306. Febr. 9. Beuron. — Eberhard und Adelheid von Böt— 
tingen (O.“A. Spaidingen) verkaufen dem Klofter Beuron Güter zu 


1 ©. Zeitfchrift für Gefchichte bes Oberrheins 6, 416 ff. 
2 Bol. Mittbeil. des Ver. für Geſch. u. Alterth. in Hobenz. 3, 83; 9, 84 fi. 
und 89, 


142 


Buchheim (B.:U. Meßkirch) unter dem Siegel Wernhers, Pfarr-Rectors 
zu Erzingen (O.:A. Balingen) und Maifelftain (2.:G. Sonthofen). — 
Abmweihungen: 3. 2 lieg Adelhaidis ſtatt Adelheidis. 3. 3 I. ad- 
vocati ft. aduocati. 3. 10 I. litteras jt. literas.. 3. 14 I. Fridrico 
ft. Friderico. 3. 15 I. Walgero de Bis. jt. Walthero de Bis. 
Waltero de Sch. ft. Walthero de Sch. 3. 16 I. Steheli ft. Stehelr. 
— Das anhangende ovale Wachsſiegel, abgenützt und lädirt, zeigt eine 
jtehende Perjon und die Umſchrift: .. WNHI. RE.... MAISELST.... 

2. 1340. Dec. 20. Hedingen. — Friedrih Berwig von Schlatt 
und jeine Ehefrau verfauften Güter an das Klojter Beuron. — Hierzu 
notire id nur folgende wejentlihe Abweichungen: 3. 5 Hinter Burran 
it ausgelaſſen „an das liebt”. 3.81. jearliches ft. gengelihes. 3.11 1. 
ebenempten jt. ebegenempten. 


1. — 1297, März 13. Beuron. 


Die Edeln Anjelm und Anfelm von Wildenflein übertragen bem Klofter Beuron 
bie von ihnen zu Lehen rübrenden Befigungen zu Buchheim, welche H. ber Maier 
zu Buchheim um 41, Pd. an das Kloſter verfauft bat. 

In nomine domini amen. Omnibus Christi fidelibus presen- 
tibus, posteris seu futuris, ad quos presencia pervenerint, nos no- 
biles viri de Wildenstain Anshelmus et Anshelmus ? salutem in eo, 
qui omnium est vera salus, et fidem subscriptis adhibere. Ea, 
que in tempore geruntur, ne obliuionis voragine valeant pertur- 
bari, literarum solent testimonio roborari. Nouerint igitur singuli, 
verum eciam vniuersi, quos nosse fuerit oportunum, quod H. vil- 
licus de Büchain ? vna cum vxore et filio suo possessiones Alberti 
quondam aduocati in Brunnan ? sitas in prefata iam villa Büchain 
tam in agris quam in pratis, quas a nobis iure feodali possedit, 
titulo vendicionis monasterio beate virginis et beati Martini et 
conuentui in Burran ordinis sancti Augustini pro quinta media 


ı Bon Wildenftein (ob an ber Donan ober bei Haufen ob Rottweil, barüber 
gehen die Anfichten auseinander, vgl. Mittheilungen 4, 18 Anm. 1) ſchrieb fih in 
ber zweiten Hälfte des 13. und noch in’s 14. Jahrhundert hinein ein Zweig der bes 
fannten Familie von AJuftingen (Dorf und Schloß im D.:A. Münfingen) : bdiefem 
Zweige gehörten, wie ſchon das Siegel beweist, die beiden Anſelm in unferer Urkunde 
an, welche auch jonit häufig genannt werben. 

? Buchheim im B.A. Mepfirch. 

3 Bronnen, Schlöshen oberbalb Beuron. ©, bie folg. Urfunde, 


143 


libra monete Brisgaugensis omni iuri suo renuncians libere assi- 
gnauit. Nos quoque de omnipotentis dei misericordia confidentes 
prefatas iam possessiones prefato iam monasterio et conuentui 
contulimus et adhuc conferimus omne ius, quod ad nos spectare 
videtur, ad ipsos penitus et libere refundentes. Testes autem, 
qui huic collacioni seu donacioni intererant, sunt hii subseripti 
fidedigni: Her. de Aichshain', C. dietus Mengosh de Büchain, 
C. dietus Grave de Lubertingen ? et C. dietus Branthoch?. In 
cuius rei robur et euidenciam cerciorem presentem cartam nostri 
sigilli munimine duximus roborandam. Datum Burran anno ab 
incarnacione domini M°®. CC, nonagesimo VII. in crastino beati 
Gregorii pape. 

Das anbangende breiedige Siegel in Maltha, am Rande lädirt, zeigt ben be- 


fannten gezabnten Schrägbalfen ber Juflinger (von oben rechts nach unten links); 
Umſchrift: + S. A. SHELMI. IVNIO. IS. DE. IVST...EN. 


2. — 1316, Mai 19. 


Berthold von Sigmaringen, genannt Welli, gibt Adelheid von Mülhauſen, welche 
beren Ehemann Heinrih von Eljah zu Meßkirch von ihm gefauft hat, dem Kloſter 
Beuron zu eigen. 

SH Berhtold von Sigmeringen gnant Welli* vergihe vnd 
tön kunt allen den, die dijen brief an jehent oder hörent lefen, das ich 
vrilich vnd mit verdahtem mute gib vnd han geben ze rehtem aigen 
Adelhait von Mülhujen?, Hainr. wirtinne uon Elſas ze Mejkylche 6, 
dem gotshuſe ze Büron under Brunnon? an der Tönomwe, vnd hat die 
jelbun vröwn der vorgnant Hainr. uon Elſas vom mir geföfet, und bin 
des jelben guͤts, des er mir vmb fi gehies, genczlich gewert und verzihe 
ih mid aller der reht, diu ich hette oder mohti gewinnen hernach an 
der nor gnanten vromn, gein dem wor gnanten gotshuſe ze Büron, 
vnd bin ir dch nad reht wer, und ze aim offenne vrkund der rehtun 





1 Airbeim im D.N. Spaichingen. 

2 Deibertingen im B.:A. Meßkirch. ©. Urk. 5. 

3 1393 finden wir einen Ulrich Branthoch als Siegler einer Urk. Mittbeil. 8 
©. 82. 

+ Er wird um die gleiche Zeit im Habsb.:Defterr. Urbarb. (Bd. 19 der Bibl. 
des lit. Vereins) genannt, weldes jagt (S. 274): Bertolt Welli git von einem 
garten (ze Brengfon) einen ſchill. Goftenger. 

s Mit Rüdfiht auf die Abkunft des Mannes diefer Adelheid ließe fich bier an 
Mülyaufen im Elſaß benfen. Doch gab es ehedem auch einen Ort gleichen Namens 
in ber Nähe von Meßkirch. S. Mittheil, 3, 84. 

s Meßkirch. ©. auch Urf. 7. 

"©. Anm. 3 zur vorberg. Urkunde. 


144 


warhait henkent die burger uon Sigmeringen ir jtette ynjigel an bifen 
brief, der wart geben, bo man z(alt) von got® geburte briuzehen hun— 
dert (tar) da nah im dem jehzehende(n) iare an ber mitwodun uor 
vnſers herren vflfartta)ge. 

Die Urkunde ift am Schluß lädirt. Das Ausgefallene habe ich ergänzt und 
die Ergänzungen in Klammern gejeßt. — Das befannte große Rundb-Siegel ber 
Stabt Sigmaringen (vgl. Mittheil. I, Abbild. 1) in Wachs, am Rande etwas ver=- 
legt, hängt an, 


3. — 1339, Juni 23. Mengen. 


Conrad von Buwenburg und die Brüder Heinrid, Conrad und Utz von Buwen— 
burg, genannt die Maiger, jchenfen an das Klofter Beuron Katharina des Vaſers 
Toter von Hunderfingen mit ihren Kindern als rechtes Eigen. 


SH Cönrat von Bumwenburg, dem man ſpricht junferre Gönrat, 
vnd ih Hainrih, Gönrat und Vez von Bumenburg !, gebrüder, gnant 
die Maiger, veriehen und tügen kunt alle vier gemainlid an diſem brief 
offenlich allen, die in lefint oder hoͤrint leſen, daz wir Katerinun, dez 
Vaſerz thohtir, von Honderfingen ?, Wernherz bez Haſen elidhen wir— 
tenne, frilihen vnd Lidiclich geben und geben haben und alliu iriu Fint, 
fin figen geborn odir werden noch geborn, für veht ledig aigen den er- 
wirdigen gaifchlichen dem probit und dem conuent dez clojterz ze Borron. 
Wir veriehen och alle offenlich, wer daz diu vorgnant Katerin odir iriu 
fint von ieman anſprechig werin odir hie nad) wurden, daz wir fiu 
veritan und verjprechen julen nad) dem rehten. Daz diz ſicher und jtat 
blibe, dar vmb geben wir die vorgnanten Cönrat von Bomwenburg der 
junfherre, Hainrih, Cönrat und Vez von Bumenburg, gebrüder, bez 
Maigerz ſün, den vorbenemten dem probjt, dem conuent und dem clojter 
je Buͤrro bifen brief bejigilt mit vnſeren aigen infigeln, an den ieg- 
liher fin aigen infigil gehentt hat ze ainem offen vrfunde aller ding, 
diu an dijem brief gejeriben fint, der geben wart ze Mengen? an der 
nehſten mithon vor ſant Johans tag ze junnewenden in dem iar, do 
man zalt von gotez geburt drüzzehenhundert jar drijlig iar dar nad) in 
dem nünden iar. 

Bier runde MWachsfiegel bangen an; fie zeigen alle eine Zange, bie nad 
unten geöffnet ift und an beren beiden Griffen am Ende ein Ring bängt (2., 3. und 





1 Der Stammfig ber Herren von Buwenburg (Baumburg) lag auf einem 
Hügel bei dem Dorfe Hunberfingen im O.“A. Riedlingen. Memminger, D..N. 
Riedl. ©. 195 f. Ein Heinrih von ®., ſeßhaft zu Haigerloh, wird 1336 genannt, 
ein Ulrich um bie gleiche Zeit. Schmid, Hobenb. ©. 222. Mon. Hohenb. 5. 916. 

2 ©. bie vorbherg. Anm. 

3 Mengen im O.⸗A. Saulgau. 


145 


4, in breiedigem Schild). Die Umſchrift Tautet beim 1.: 8,OVOR. DE. BVEBVRCH,, 
beim 2.: S. HAINRICL D’. BVWENBVRK., beim 3.: S, CVONRADI. D’, 
BVW...VRK., beim 4: r S. VZ. De. BVWENBVRC. 


4. — 1356, Nov. 2. 


Ritter Johann von Kürnegg ſchließt mit dem Klofter Beuron einen Vertrag, 
betr. zwei Eheleute, von welden der Mann bem Klofter, die Frau ihm eigen ift. 

Allen den, die difen brief an jenhent oder hoͤrent leſen, tin ich 
Johans von Kürneg ! ain ritter kunt mit diſem brief, daz id) durch 
Hainrichz dez Keller jun, der dez goßhus ze Bürra aigen man it, 
vnd dch durch finer elichen fröwen Greten der Myginen tohter, die min 
aigen ift, bet und nutz willen havn gegeben die Eint, die von in incz ge= 
born fint vnd die fi noch mwerdent gewinnen, hälbi an daz gotzhus ze 
Burra, vnd wenne got gebüt über den vor genanten Hainrichen, daz 
er ftirbt, jo fol der probit ald. der conuent ze Burra an dez gotzhus ze 
Bürra Stat niemen ainen gewonlichen val, und wenne fin vor gejcribenin 
frömw erjtirbt, fo fol ih ald min erben dch niemen ainen gemonlichen 
val, vnd fol och difi genojchaft ze bedan jiten fin on alle gevärd, vnd 
dez ze ainem waren vrfünd aller der vorgejhribenen ding, jo henke ich 
Johans von Kürneg der vor genant min injigel für mid und für 
min erben an dijen brief, der gegeben ijt an aller jelan tag in dem 
jar, do man zalt von gottes geburt drüzehenhundert jar und ſehs vnd 
fünfgzig jar. 

Auf der Rüdfeite fteht von gleichzeitiger oder wenig jüngerer Hand: homines 
in Balljhwennigen? Das Siegel ift abgefallen. 


5. — 1408, Matthäus. (Sept. 21.) 


Ritter Hans von Stuben, zu diejen Zeiten zu Hujen gejejjen , und 








1 Die Herren von Kürned, von deren Stammburg bei Billingen noch Trüms 
mer zu fehen find, waren ein Dienſt- und Lehenmannsabel der Grafen von Fürften- 
berg. Ein Johann von KR. urfundet audy 1345, zwei bes gleichen Namens (Vater 
und Sohn) 1337. Zeitſchr. für Geh. des Oberrh. 7, 163; 8, 117 f. 

2 Mallihwenningen ift, ba bort die Kürneder vorfommen, Schwenningen am 
Nedarurfprung Im Gegenſatz zu Schwenningen auf bem Harbt mag man es in 
Beuron Wal dſchw. genannt haben, gerade wie man in Gegenfaß zu Emmingen ab 
Ed bei Tuttlingen Hodemmingen bis in's vorige Jahrhundert Emmingen vor Wald, 
nannte und heute noch Haufen bei Hüfingen fo Haufen vor Wald heißt. Gefl. 
Mitteilung des Hrn. Arhiv-Regiftr. Dr. Baumann in Donanefchingen. 

3 Der Stammfig ber Herren von Stuben lag auf einem Hügel bei bem gleich— 
namigen Weiler im DU. Saulgau. Bon den Herren von Haufen (j. die folg. 
Anm.) wußten fie nicht bloß deren Stammburg (ganz oder zum Theil), jondern auch 
andere Güter an ſich zu bringen, 3. B. Oberſchmeihen, Güter in und bei Sigma 
ringen. Bol. Mittheil. 9, S. 93 f. 

Archiv. XII 10 


146 


Eberhart von Hufen ? urfunden, daß fie mit dem Propft und bem Gon- 
vent des Gottähaufes zu Bürren an der Tünow gelegen „aines rehten 
redlichen ſchlaichz vberain vnd in ain komen fint“ in der Weile, daß fie 
ihre eignen Leute Haintzen Nubis den Jungen, feine Schweiter Annan 
von Lübertingen? und alle Kinder, „die von denjelben zwain menjchen 
ieß fomen fint ober noch in künftigen ziten von innen geborn werdint“, 
den Klojterherren zu eigen geben, wogegen fie von biefen „Mäczen, 
Benczen dez geburen ſwoͤſter von Vrendorff“? und ihre Kinder erhalten. 
Beide bejiegeln die Urkunde. 

Die beiden anhangenden runden Wachsfiegel find lädirt. Das 1. bat im drei— 
edigem Schilde ein Rechteck (Fenfter) und bie Umſchrift: .. IOH..... STVBEN. 
Das 2, zeigt ein nach links jpringendes gehörntes Thier (Widder), die Umſchrift ift 
unleſerlich. 


6. — 1410, Sept. 13. 

Conrad von Wernwag, geſeſſen zu Nusplingen, ftiftet fi und feinen Ange: 
hörigen mit 20 Pfd. Hlr. eine Jahrzeit in bem Kloſter Beuron. 

Ich Cünrat von Werenmag*, ſeſſhafft zü difer zit ze Nufplingen $, 
fünd vnd vergich offenlich allermenglich mit diejem brieff für mich vnd 
all min erben, dz ich mit gejundem Lip, mit wolbedavchtem müt wilklich 
Iuter durch got willen und durch der jelen hail willen geordnet havn ze 
geben navch minem tod zmwainzig pfund güter vñ gäber haller den erberen 
vnd gaiftlichen herren dem propft und conuent ze Bürren, gelegen an 
ber Tünow in Goftenger biftum, fant Auguftinus ordens ber gaiftlichen 
forherren, und havn dz getaun mit hand, mit munt mit worten und mit 
werfen vnd zü den ziten, do ich dz billih und mol getün modt, vnd 
wie ez billih und vecht krafft haben fol und mag, mit jemlihem geding 
vnd fdlicher befhaidenhait, dz die vorgenanten herren dz vorgenant gelt 
jond anlegen und dar vmb fond köffen ewig gelt ain pfund oder alzvil 
fie dar umb Löffen mugen, und fol denn dz ewig gelt, daz dar vmb 
föfft wirt, iärflich Halbz werben ainem propft und dz ander halbtail 
den herren gemainlich vbern tiſch dar vmb, dz fi ber jelen gebenfin und 


ı Die Stammburg biefer Familie bildet in ihren Trümmern noch eine Zierde 
des Donauthales. Schlube, Das Donautbal S. 82 ff. Staiger, Das ſchwäb. 
Donauthal S. 79 fi. Mittheil. 9, S. A. S. aud bie folg. Urk. 

2 ©. Anm. 5 zu Urf. 1. 

3 Jrrendorf im D.:U. Tuttlingen. 

* Ueber biejes Gefchlecht, deſſen Stammfig bie befannte Vurg Wernwag im 
Donauthal ift, vgl. Schmid, Hohenb. ©. 400 f. Ein Conrad von W. erſcheint noch 
1454, Mon. Hohenb. Nro. 861. 

5 Nusplingen im DA. Spaichingen. 


147 


fonberbar min vnd miner müter und miner huffrowen vnd find jarzit 
iarklich vff ain zit, alz ez dann geordnet wirt, ewiklich, die wil dz kloſter 
ftavt, begangind an dem aubend mit vigilien und morn mit mefjen, und 
bez alz ze vrkund ber warhait haon ich min aigen infigel gehenkt an difen 
brieff für mich und all min erben, dar zü havn ich oͤch erbetten ben 
fromen veften min oͤhain Eberharten von Hufen, dz er dc fin infigel 
zü ainer gezuͤgnuͤſt der warhait gehenft havt an bifen brieff, im vnd finen 
erben vnſchaͤdlich, dez ich Eberhart von Hufen vergih, dz ih dz getavn 
havn durch ernftliher bett willen mins dhaind Cunr. von MWerenmang, 
mir vnd minen erben vnjchädlih. Dirr brieff gegeben wart an bez 
hailigen crüß aubend alz ez erhoͤcht wart, do man zalt von Eriftuß ge: 
burt vierzehenhundert und zehen jar. 

Die beiden runden Wachéſiegel bangen an. Das 1. bat in breiedigem Schilde 
vier aufwärts und brei abwärts gehende Spitzen; von ber Umfchrift ift noch zu Iefen: 
».... DE. WERW... Das 2,, läbirt, zeigt einen auf 3 Bergſpitzen Tinte auf: 
fteigenden Widder; Umjcrift: .. EBERHART. DCI. DE. HVSE. 


7. — 1472, Yebr. 26. 

Propft Heinrich und der Convent bes Klofters Beuron urfunden, daß Thomas 
Pregenzer zu Mößkirch einen auf feinem Garten bafelbft Iaftenden Jahreszins von 
1 Schill, den er ihnen gegeben, mit 3 Pfd. Hlr. abgelöst bat. 

Wir Hainrich? von gotted gnaden propft und wir die gemainen 
conuent herren de gotähujes Burren an der Thonow gelegen janct 
Auguftinus ordens befennen vns offennlih mit dem briefe und tuen 
kund menglidem, als vns Thoman Pregenger von Meßkirch järlichs 
ain ſchilling pfenning ewigs gelts geben Haut von vnd vß ſinem Frut: 
garten daſelbs ze Meßkirch, vor dem Anger thor zwüſchen Hannſen 
Zieglers und Cuͤnrat Kiſlings garten gelegen, der obnen ſtoßt an bie 
Hömbdorffer ? ſtrauß vnd vndan an fanct Jacobs“* garten, den ieh 
Matheus Bader innhaut, dad wir für und vnd vnnſer nachkomen bes 
benanten gotshuſes Bürren dem jelben Thoman Pregenger, finen erben 
und dem, in des hand der vorgeſtympt gart iemer kompt, ſölichen ſchil— 
ling pfenning järlih8 und ewigs gelt3 ze kouffen und ze löſen gegeben 
haben, geben inen ouch den alſo ze löſen und ze kouffen ietzo wiſſentlich 


1 ©. Anm. 2 zur vorbherg. Urfunbe. 

2 Petri Suevia Eccl. p. 210 nennt ihn einen Herrn von Schönau und nor 
tirt zu ihm das Jahr 1472 (als erites Regierungsjahr ?). 

3 Heudorf im BA. Meßkirch. S. Anm. 2 zur folg. Urkunde. 

+ Eine St. Jakobs-Pfründe in Meßkirch gab es noch 1797, jetzt ift ihr Ein- 
fommen zur Dotation ber Pfarrei Thannheim verwendet. Gefl. Mittheilung bes Hrn. 
Achiv:Regiftr. Dr. Baumann in Donaueſchingen. 

10* 


148 


ond incraft dig briefs, und ijt der fouf und loſung beſchenhen vmb bru 
pfund güter genemer haller Meßkircher Werung, der wir von im gütlich 
betalt find, deö benügt Haut, und aljo jo jöllen noch mwöllen wir noch 
vnnſer nachkomen bed genanten gotshuſes Bürren den genanten Tho— 
man Pregenger, fie erben noch dhain, in des band der vorgeitympt gart 
iemer fompt, noch ben garten jelb3 niemer mer vmb jölich abgelöjten und 
erfouften jchillinge pfenning anuordern, anraichen noch befümbern dhains 
wegs, wann wir und bed für ung und vnnſer nadlomen vergigen und 
begeben Haben, vergihen vnd begeben und ouc bed ietzo wifjenlich 
und incraft diß briefs. Ze vrkund hab ich Hainrich propft der propjtye 
infigel und die conuent herren de gemainen conuents infigel für vns 
ond vnſer nachkomen offennlich gehengkt an diſen briefe, der geben iſt 
vf mitwochen vor dem ſonntag oculi in der vaſten nach Criſti gepurt 
tuſend vierhundert ſuͤbentzig vnd zway jare. 
Die beiden Wachsſiegel find bis auf unbedeutende Reſte abgefallen. 


8. — 1479, April 21. 

Propft Johann und der Gonvent bes Kloſters Beuron urfunden, daß bie Bet: 
tern Ortolf und Caſpar von Heuborf mit 50 Pd. Hlr. einen in dem Klofter abzu— 
haltenden Fahrtag für ihre Eltern geftiftet haben. 

Wir Kohannes! von got3 genaden propjt und gemain conuent: 
herren zu Bürren jant Auguſtins orden genempt gaiſtlich korherren in 
Gojtenger byitumb bekennen offenlich für und und all unkere nachkomen 
mit dißem briue und thugen Funt allermenglich, das wir ain ewig ymer⸗ 
werendt jtät und vnzergenglich jarczit mit vigill am abent, ſelmeßen, 
gejungem jellampt und gewonlichen fell placebo, wye wir dann benn 
gemonlih und vngeuerlich verjamelt ſygen, zü haben und vngeuerlich 
mit leßen und fingen zü begendt an abgang vnd verhinderung verkoffet 
vnd zü koffen geben haben den ebeln vejten juncherr Orttolffen und 
Eajparn von Hödorff?, geuettern von Waltjperg ? und Boll *, iren vor: 
deren, mit namen juncherr Bilgrin von Hödorff, fraw Annen Trud: 
ſäßin von Dießenhouen 5, juncher Caſparn von Höborff und fram Walt: 


! Nah Petri Suevia eccl. p. 210 ein Herr von Ehrenfeld. Die ebendort 
fi findende Angabe, er jei 1480 zum Propft gewählt worden, wirb durch vorfiehende 
Urkunde als irrig erwiefen. 

2 Db dieſe Familie fi von Heuborf im B.:A. Stodadh, ober im B.⸗ A. Meh- 
firh, oder im O.“A. Saulgau jchrieb, darüber gehen bie Anfichten auseinander. 
Oberrh. Zeitſchr. 3, 236; 11, 90, 

s Schwache Rejte ber Burg Waldsberg find bei Krumbah im B.A. Meßkirch. 

+ Boll im B.A. Meßkirch. 

5 Die Truchjefle von Dießenhofen ſchrieben fih von bem Städtchen Dießenhofen 
am Rhein im Canton Thurgau. 


149 


burgen Herterin von Hertnegk!, der gedachten vatter und mütter, allen 
iren nachkomen verfoffen und geben inn die zü Foffen wifjentlich in krafft 
oud macht diß briues, geloben, verſprechen und verhayßen für ung, vnſer 
erben, nachkomen, die mit legen, fingen, wye entſchayden ift, alle jar 
jarlich vnd jeben jard injonder vff mitwoch vor dem fontag vocem ju- 
cunditatis zii abent mit vigyll vnd am mornde8 am Donftag mit fel- 
meßen vnd gelungen jellampt mit gewonlichem placebo zü begendt und 
in criftenliher ouch andacht an all geuerbt vnd verhinderung zü uoll» 
bringen, ouch ſoll ſollichs alle jar am fontag cantate vnnſer cufterig (2) 
fein jtathalter oder pfarrer mit jampt andern jellen der obgenanten 
lebenden, ouch thotten jollih8 an der kantzell verfunden began möllen, 
vnd ijt das bejchehen vmb funffezig 16 hir. Gojtenger müntz und merung, 
die und mit ber von Höborff ze henden zü Worndorff? gewert und 
beczalt haben. ZU urkunde haben wir propit, ouch gemain conuentherrn 
onnjer infigell offenlich gehenft an dißen briue, der geben ift an mitwoch 
vor Inorii martir. nad Criſti gepurt vierczehenhundert jübentig ouch 
nün jare. 

Die Urkunde ift fchlecht gefchrieben, fprachlich nicht immer correct und bat durch 
das Falten gelitten. Die beiden anbangenden, ovalen Wachoſiegel find beſchädigt 
Das 1. zeigt eine Mutter Gottes mit dem Kinde und barunter einen Wappenſchild mit 
einem Kreuz barin; Umfdrift: ..M. IOHANIS. PPOSITI. MONASTERI. IN 


B... Auf dem 2. ift außer ben Umrifjen einer ſtehenden Perſon nichts mehr zu 
erkennen. 





1 Die Familie der Herter war beſonders begütert in ben O.A. Tübingen, 
Herrenberg und Rottenburg. Sie theilte fi in verſchiedene Zweige, welche fi nad 
ihren Befigungen oder Wohnfigen benannten. Gine ihrer Burgen war Hertened im 
DA. Tübingen. Oberrh. Zeitſchr. 3, ©. 209. 

2 Worndorf im B.:N. Meßkirch. 


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Beiträge 
zur 


Pfarrgefhichte der Stadt Ravensburg. 


Bon 


Dr. Alois Knöpfler, 


Repetent am K. Wilhelmsftift in Tübingen, 


Wenn man an ben noch erhaltenen Überreiten der ſchönen Raven $- 
burg vorüberwandelt, will e3 einen jtet3 etwas jonderbar anmuthen, 
daß über die ruhmreihe Vergangenheit dieſer alten Guelfenjtadt nur jo 
bürftige Kenntniß auf ung gelommen fein fol. Während faft jebe 
Stadt und jedes Städtchen eine Chronik befist, hat die Metropole Ober. 
ſchwabens eine Beihreibung bis jet nicht finden können! und doch 
dürfte eine jolde, bei der bebdeutungsvollen Stellung, die Ravensburg 
nad und nad errungen, auch für die Reichsgeſchichte nicht werthlos 
fein. Freilih müßten, um eine Geſchichte Ravensburgs fchreiben zu 
können, zuerft die verfchiedenen Archive (in Ravensburg, Freiburg, Ulm, 
Stuttgart 2c.) nad) Ravensburgica durchſucht und folde nad und nad 
veröffentlicht werden. An derartigen Urkunden bürfte es nicht fehlen, 
daran ijt wohl faum zu zweifeln. 

In Ravensburg felbit findet fih noch mandes ſchätzbare Material 
vor, obwohl viele verloren und am Anfang des Jahrhundert? Urkunden 
in nicht geringer Zahl nad Stuttgart gewandert find. So enthält das 
Pfarrarhiv manches Intereſſante. Aus den bier noch vorhandenen 
Schriftſtücken ift im Folgenden der Verſuch gemacht, ein Verzeichniß der 
Ravensburger Geiltlichkeit, eine Beichreibung der einzelnen Beneficien 
und ben ordo divinorum vom Jahre 1682 zufammenzuftellen. Auch 
die Patriciergefchlechter, ſoweit fie fih in den alten Kirchenbüchern, vor 
Allem in den Sahrtagsverzeihniffen, aufgeführt finden, find zuſammen— 
geſtellt. Unter ihnen ſteht,“ wie begreiflich, die Familie Humpiß obenan. 
Zu einer Beichreibung des früheren Capitulum rurale Rauensburgense 
würde zwar das NRavendburger Pfarrarhiv manches Dankenswerthe 
liefern, jedoh müßte man hiezu aud noch das ehemalige bifchöfliche 
Archiv zu Conftanz, jegt in Freiburg, zu Nathe ziehen. Bei dem Ver— 


ı Memminger fann bier nicht in Betracht kommen. Eben ift bis jegt ber 
einzige Verfuch einer Veröffentlihung Ravensburger Urkunden geblieben. Eine „Ge: 
ſchichte Ravensburgs“ kann man ihm nicht nennen; bei einer Beichreibung aber dürfte 
er nicht unberüdfichtigt bleiben. 


154 


zeihniß der Ravensburger Geiftlichkeit ift zunächſt die series parochorum 
ber oberen Stabtpfarrfirhe berüdjichtigt. 

Würde durch die folgenden Mittheilungen das Intereſſe für Ravens- 
burg3 Vergangenheit gewedt, und damit weitere Schriftftücde, die über 
deſſen Geſchichte Aufſchluß geben, ber DVerborgenheit entzogen werben, 
jo wäre der Verfaſſer reichlich entihäbigt für die geringe Mühe dieſer 
Zujammenitellungen. 


I. Series parochorum Ravensburgensium. 


Die Ravensburger Stadtpfarrer aufzuſuchen und ihrer Reihenfolge 
nad zujammenzuftellen, veranlaßte den Verfaſſer zunädit eine Bemer— 
fung bei Eben. In feinem bereit3 erwähnten Buche gibt er bie 
Reihenfolge der evangelifchen Geiftlihen an, mill dagegen von den 
fatholifchen feine Spur entdecft haben. Daß die Namen und bag An 
benfen diefer Männer fo jpurlos verſchwunden fein jollte, wäre höchſt 
auffallend. Allein dem ift nicht jo, vielmehr läßt ſich eine ftattliche 
Reihe von Pfarrern aufzählen, unter welchen mandje aus Ravensburger 
Patriciergejhledhtern ftammen. Wohl mögen einzelne Lücken vorhanden 
jein, aber viele können es nicht fein. Am unzuverläffigiten find Die 
Angaben in der Periode von 1364—1439, während von da an bie 
Continuität wohl nicht mehr unterbroden ift. 

Benübt wurden zu dieſer Zujammenftellung ſämmtliche nod) vor: 
handenen Urkunden des Pfarrardivs, Stiftungs- und Lehensbriefe, 
biſchöfliche Erlafje, Viſitationsreceſſe, zwei libri anniversariorum vom 
Jahre 1450 und vom Jahre 1617, beide jehr jorgfältig auf Pergament 
geichrieben, ein liber demortuorum mit 1400 beginnend und ein liber 
confraternitatis. Da3 Meifte aber Eonnte ben Schriften des Dr. Johannes 
Grefjer entnommen werben, der von 1681—1720 Decan und Stadt: 
pfarrer in Ravensburg war. Er hatte mit feinen Gaplänen einen 
Prozeß zu führen, wegen der ihm als parochus und rector con- 
fraternitatis gebührenden duplex portio an den Einfünften der Priefter- 
bruderihaft. Die Capläne beitritten ihm dieſes Vorreht und wollten 
ihm ſich gleichgejtellt miffen. Grefjer Hatte zur Vertheidigung feines 
guten Rechts alle ihm zugängliden Schriftſtücke auf's genauefte durch— 


1 Derfelbe wurde durch gütlihen Bergleih vom 14. Auguft 1684 beigelegt und 
burch den Generalvifar von Gonftanz; Rev. Dom. ab Ach beftätigt. 


155 


ſucht und benützt. Bei Berufung auf feine Vorgänger und Angabe 
ihrer Amtözeit erwähnt er eine catalogus parochorum, der, wenn nicht 
verloren gegangen, die Sade einfach gemadt hätte. Außerdem jtimmen 
feine Angaben, einige Fälle abgerechnet, mit anderweitigen Aufzeichnungen 
überein, weßhalb fie wohl als ziemlich genau und verläffig angejehen 
werben bürfen. 


1. Siegebold de Kanzach, 1299 — c. 1332. 


Sub eodem Hermanno abbate (Hermannus de Biechtenweiler, 
1266 — 28 dec. 1299) ecclesia parochialis in Rauensburg, olim filia 
Altorffensis separata est, ut patet ex M. S. libro veteri in haec 
verba: „Anno 1299 dominus Ellend decanus in Altorff, et Sige- 
boldus incuratus primus in Rauenspurch filialis ecclesiae 8. Mariae 
in Altorff, nuper separatae a matrice praedictae Ecclesiae in Altorff'. 

Eine Urkunde, betreffend die Seeljorge an der Stabtpfarrfirche zu 
Ravendburg, an die domini visitatores generales gerichtet, von Grefjer 
unterzeichnet aber von anderer Hand gejchrieben, beginnt aljo: Ea tem- 
pestate, qua Ravenspurgum muris adhuc denudatum, pagus erat, 
capella B. V. ibidem parochialem Altorffensem matricem respexit. 
Quum vero adaucto indies incolarum numero moenis, fossis, ac 
praealtis turribus sese munire coepit, ruralis vitae pertaesa, civi- 
tatibus imperialibus aggregata, proprium exposcebat pastorem. 
Itaque manu (si ita loqui fas sit) missa, praetacta capella anno 
salutis 1299? ad parochialem ecclesiae dignitatem avecta est, ad- 
moto primis illius gubernaculis plebano domino Sigeboldo de Kan- 
zach nobili patriciorum Ravenspurgensium sanguine procreato. 
Perduxit is regimen suum ad totos 33 annos, siquidem de ipso 
legitur anno 1332 adhuc in vivis exstitisse, quo quidem annorum 
intervallo ita effloruit, ut 1800 cives numeraret?. Et quia locus, 
+,Hess, Catal. abbat. p. 80. 

2 Memminger in feiner Beichreibung des Oberamts Ravensburg S. 107 
gibt das Jahr 1292, wie ſich bei ihm noch mande andere Inrichtigfeiten finden. 
Noch ſchneller jheint die Einwohnerzahl Ravensburgs in ben folgenden De: 
cennien angewachſen zu fein. In einem alten KRalendarium aus bem 15. Jahrhun— 
dert findet fich folgende Notiz eingetragen: Noverint quod anno Domini MCCCXLIX 
tanta fuit pestilentia in opido Rauenspurg, quod a festo scti Jakobi usque ad 
festum pentecostes mortui sunt duo millia hominum utriusque scxus exceptis 
pueris. Et magna fuit tribulatio in clero et populo, quare plebanus cum con- 
sulatu statuit fieri processionem feria sexta quatuor temporum in angaria sanc- 
tae crucis in Wingarten pro memoriali perpetuo. Auch im britten Decennium 


bes 17. Jahrhunderts wurde Ravensburg von einer Peſt beimgefucht, j. unten 
S. 163 Anm. 


156 


etsi jam multa extensione ampliatus tantam hominum frequentiam 
in sinu suo reeludere non valebat, eorum non levem portionem in 
utrumque suburbium effudit. Haec porro ratio est, quod aedificatis 
diversa extra urbis septa sacellis complura successive beneficia 
erigerentur, quae licet simplicia essent, nibilominus ob fundatam 
cum ipso, sicut apparet, parochiae exordio sub titulo 8. Andreae 
apostoli sacerdotum fraternitatem, de cujus reditibus neosacellani 
participabant, omnes in subsidium parochi curati existere, quatuor 
ex ipsis, illo aevo, pro suo beneplacito ad cooperaturae munus 
designantis. 

Noch eine weitere Urkunde von Decan Grejjer kann hier verzeichnet 
werden. Pro resolutione huius quaestionis (es handelt fih um bie 
Stiftung eine verjtorbenen Caplans Merz) suppono tamquam fun- 
damentum inconcussum, quod postquam magistratus Ravenspur- 
gensis ab rev. Vinearum praesule decenter petiit, ut capella B. V. 
Mariae isthic, hactenus filia matricis Altorffensis in parochiam eri- 
geretur ecclesiam ideirco, quod Ravenspurg ipsam paulatim ma- 
tricem communicantium numero aequaret, adeoque proprium pa- 
storem requireret. Forte etiam multum ad ejusmodi intentionem 
contribuit quia Ravenspurgum tunc moeniis jam pridem  cinctum, 
anno 1272? imperiali authoritate civitatibus liberis erat accen- 
situm. In den beiden libris anniversariorum findet fi Sigebold 
gleichfalls als plebanus huius ecclesiae verzeichnet. Er hat für ſich 
und feine Schweiter Luzie einen Jahrtag geftiftet. | 


2. Berthold Griefinger c. 1332—1364. 


Bei Grefjer: Si quidem in libro anniversariorum anno 1617 
ultimo conscripto, inque aliis vetustioribus de anno 1450, 1502, 
nee non 1595 leguntur primorum duorum huius plebaniae pa- 
storum fundata anniversaria videlicet D. Sigeboldi de Kanzach et 
Dom. Bertholdi Griesinger, quae hodie adhuc quotannis celebrantur. 
An beiden lib. anniv. 1450 und 1617 findet fi auch das annivers. 
Griefingers verzeichnet, im letteren mit den Worten beginnend: R. D. 
Bertholdi Griesinger decani? et plebani huius ecclesiae. Hierauf 


— nu 


ı Memminger a. a. O. ©. 119 gibt hiefür das Jahr 1126 oder 1130 an. 

2 Diefe Jahresangabe ift unrichtig. Die bier gemeinte Urfunde Kaifer Rubolfe 
datirt vom 15. Juni 1276; f. Böhmer, Kaiferregeften 1246—1313 ©. 76 unb 
©. 129. 

3 Der Umſtand, daß jchon der zweite Pfarrer Decan wurbe, barf wohl als Be: 
weis angeführt werben, wie ſchnell Ravensburg zu größerer Bedeutung gelangte und 
die ehemalige Mutterfirhe Altorff überbolte. Bon da an find weitaus bie tmeiften 





157 


folgt die nähere Beſchreibung der. Stiftung, mit ben Worten jchließend: 
obiit 1364. Auch in einem registrum, Namen und Jahr der Stif— 
tungen enthaltend, findet ſich bei Griefinger da3 Jahr 1364 verzeichnet. 

Bon 1364—1439 war die Reihenfolge und Amt3dauer ber ein= 
zelnen Pfarrherren nit genau zu eruiren. 

An den dem Verfafjer zu Gebote jtehenden Schriftitüden fand ſich 
eine Zahl von parochi, melde während diejer ‘Periode an der oberen 
Pfarrkirche angejtellt waren, die der Wirklichkeit ziemlich entjprechend 
jein dürfte. Es find dieß folgende adt: 

Sohannes a Weiler; Conrad Shalf; Johannes Wegel; 
Johannes Mayenberg; Johannes Aiheler; Johannes Klen- 
fen; Johannes Wiedtmann; Konrad Wagner. 

Außerdem fanden ſich noch einzelne Geiſtliche verzeichnet, meiltens 
mit dem Beiſatze D und ptri (presbyteri), Da bei den Pfarrern ber 
Kirche immer ber Beiſatz fteht plebanus huius ecclesiae, jo blieben 
jene Namen als nicht hierher gehörig unbeadtet. Bon jieben läßt jich 
die Reihenfolge bejtimmen, nur von Johannes Wetzel fand ſich nichts 
al3 der Name im lib. anniv. vom Jahre 1450 mit dem Beilage ple- 
banum huius ecclesiae. In dem registrum mit bloßer Namensangabe 
findet ſich auch S. Joannes Wetzel unter nro. 255 aufgeführt. Daraus 
und weil im lib. anniv. neben jeinem Namen auf dem Rand der Jahr: 
tag von Joannes Humpis, gejt. 1411, angemerkt ift, läßt ſich folgern, 
daß er nicht gleih auf Griefinger gefolgt, jondern wohl erjt an das 
Ende des 14. und den Anfang des 15. Jahrhunderts zu jeßen ſei. Im 
Einzelnen lajjen ſich folgende data angeben: 

3. JIohaunes a Weiler 1364— c. 1380. 

Grejjer: Sub initium hi proventus veniebant nomine vigiliarum, 
praesentiarum et anniversariorum juxte instrumentum: Quomodo 
vigiliae decantandae? anno 1378 sub Joanne a Weiler parocho 
huiatis ecelesiae eonfeetum. 


4. Konrad Schalk c. 1380 — c. 139. 
Diefer Conrad Schalk iſt wohl identiih mit dem im lib. anniv. 


Pfarrer zugleih decani. In den Statuten bes Ruralcapiteld Ravensburg, beftätigt 
von Biſchof Heinrid von Gonftanz i. J. 1443, lautet nro. II: Post haec statuerunt, 
quod omnes et singuli de confraternitate residentes in beneficiis et ecclesiis 
ipsius decanatus convenire debent, bina vice in quolibet anno, videlicet feria 
V post dominicam qua cantabitur invocabit proxima, et etiam feria quinta post 
festum exaltationis sanctae crucis proxima, ad confraternitatem et capitulum in 
loco Ravensburg vel alio competenti infra distrietum decanatus per decanum 
pro tempore existentem deputando, et quilibet superpelliciatus, depositis cal- 
caribus, sub poena sex denariorum monetae praedictae, 








158 


vom Jahre 1450 fi findenden Conrad Schad plebanus huius ecelesiae. 
in Schuldbrief beginnt: Joh. Cör. Schalk luetpriest ze dienen ziten 
ze Rauenspurg kund uñ vgih offenlich mit disem brif..... Der 
Schluß lautet: der gebn ist do mon zalt vö Cristus geburt drie- 
zehen hundert ufi drie und ahtzig jar an dez hailgen erutz tag 
als es erhohet waz. 


5. Johann Wehel c. 1390 — c. 1400. — 6. Johannes Mayenberg c. 1400 — c. 1415. 


In einem Kaufbrief der geben ist ze Rauenspurg in dem jar 
do man zalt nach Cristi geburt vierzehen hundert darnach in dem 
dritten an dem naehsten donerstag nach sant Johanstag ze sun- 
wenden des hailgen Taufers findet ſich maister Johansen Mayenberg 
al Pfarrer zu Ravensburg aufgeführt. 


7. ZIohannes Aicheler c. 1415—1419. 


Da in dem lib. demort. die beiden Namen „magistri Joannis 
Mayenberg et domini Joannis Aicheler plebanorum in Rauenspurg“ 
jo eng verbunden fich finden, darf man wohl annehmen, daß fie aud 
auf einander gefolgt, und zwar ohne großen Zeitintervall. Bei dem 
Namen Aicheler, der die nro. 382 hat, findet fich in dem ſchon ge= 
nannten registrum das Jahr 1419 verzeichnet, das wohl als jein Todes- 
jahr angenommen werden darf. 


8. Iohannes Kleuken c. 1419—1428, 


Eine Freilafjungsurfunde (manumissio) beginnt: Joh. Cuonrat 
Hön hannsen Hönen sun vom Stainhus vrgich offenlich, daz ich 
mit den ersamen heren hn Johannsen Klenken lütpriester ze 
unser frowen pfarrkirchen ze Rauenspurg und den capplanen ge- 
mainlich derselben kirchen in ain komen bin u. ſ. w. 

Des ze urkund won wir ouch aign jnsigel nit habn so habn 
wir uns des gebunden under des ersamen mans Niggel Ruopprehts 
des statamanns ze Lindow jnsigel daz er gehenkt hat an disen 
brief, der gebn wart am nehsten zinstag vor sant Vitztag ze mitten 
brachot in dem jar do mon zalt nach der geburt Cristi vierzehen 
hundert und dru und zwaintzig jar. 


9. Dr. Iohaun Wiedtman c. 1428 — c. 1433. 


Bon MWiedtmann konnte ich gleichfall3 nicht mehr als feinen Namen 
finden. Weil er vor Waltherus Burgaw und nad) Wicheler jteht, 
jete ich ihn vor Wagner. Bon dieſem bis zu Burgam ijt die Reihe 
ununterbrochen, folglih für ihn kein Plaß. 


159 


10. Konrad Wagner c. 1433—1439. 


Grefier: Quo anno ad hancce parochiam fuerit promotus iste 
plebanus (Heinricus Lanz) non constat (cfr. unten): id autem ha- 
betur ex catalogo parochorum Ravenspurgensium anno 1435 pa- 
rochiam egisse R. D. Conradum Wagner, anno vero 1448. D. Ot- 
tonem & Sunthaimb patrieium huiatem. Dominus Lanz, resignata 
parochia Ravenspurgensi, Umendorffium prope Beracum obiit, ubi 
etiam teste mortilogio capituli mei defunctus legitur. 


11. Heinrih Lanz 1439 —1448. 


Ein Erlaß bed Generalvicard von Gonjtanz, datirt vom 30. Sept. 
1439, gibt Beſcheid auf die an ihn gebrachte Beſchwerde der Ravens— 
burger Geiftlichfeit gegen ihren neuen parochus. Er erwähnt der an- 
tiqua et per tempora memoriam hominum excedentia obser- 
vata consuetudo, daß jeder plebanus in Ravensburg pro tempore 
existentiae Mitglied ber daſelbſt beitehenden Prieſterbruderſchaft 
jei. Dann wird fortgefahren: nihilominus dilectus in Cristo Hein- 
ricus Lantz plebanus modernus in Rauenspurg confraternitatem 
vestri capituli assumere et ejus statuta solvere et servare non 
curat etc. 


12, Otto a Iuntheim 1448—1490. 


Greſſer: Domino Heinrico Lanz (etwa3 weiter oben nennt er ihn 
hominem bassae fortunae ac, uti apparet, similis ingenii) resignanti 
in parochia successit Otto à Suntheimb anno 1448, praescripto 
tredecim conviviorum oneri tam valide se opponens, ut Heinricus 
eps. Constant. statutum de anno 1390 circa duplicem parochi por- 
tionem de novo stabiliverit. 

Interim dolendum est, mox fatum dom. Ottonem fuisse bene- 
ficio suo suspensum administratione huiati magistratui et coopera- 
toribus commissa atque anno 1486 ‘, omnino excommunicatum. Qui 
dominus Otto sicuti regimen suum juxta catalogum parochorum 
ab anno 1448 usque ad annum 1490, produxit quo ipsi successit 
Dom. Wernerus à Wernhausen, ita sane etc. 


i Eine Schenfungsurfunde wornach die Güter zu Stainhus und Kerlimos an 
das Klofter Weingarten unter Abt Kaspar (Kaspar Schiegg 1477—1491) und ber 
Maierhof zu Ailisruti an die Priefterbruderichaft in Ravensburg übergeht, beginnt: 
Ich Otto Sunthaim pfarrer und wir bie gemain capplon ber bruderſchaft unfer lieben 
frowen pfarrfirhen zu Rauenfpurg. Schluß: beſchehen uff zinftag nad Sant Jos 
banns Sonnwendj nah gepurt chriſti vierzehenhundert achtzig und Sechs jar. 


160 


13. Werner a Wernhaufen 1490-1492, 
Praefuit autem dom. Wernerus unico biennio succedente sibi 
anno 1493 ! 
14. Konrad Winterberg 1492—1503. 
Dom. Conrado Winterberg et huic anno 1503 ? 
15. Iohannes Landmann 1503— 1520. 
Dom. Joanne Landmann, isti anno 1520 
16. Walter a Burgaw 1590—1535. 

Walterus à Burgaw ita exhibente eodem parochorum ca- 
talogo. 

17. Dr. Iohannes Pfrundt 1535— 1546, 

Grefjer: Turbulentissima et inquietissima tempora injustis ca- 
pellanorum machinationibus campum aperiebant. Invaluit circa 
haec tempora pro dolor! istice Lutherana haeresis ?, clerus a fide 
partim defecerat *, parochi saepissime stationes mutarunt®. Anno 





4 Eine Urkunde, batirt vom Samſtag nad) ber bl. brei König tag 1492, beginnt: 
Joh. Conradus Wintterberg lerer ber hailigen Recht, Bicarius des bifchöflichen 
Hofs zu Eoftenig Pfarrer zu Rauenjpurg u. |. w. Es wird dann bes Weitern eine 
Entiheidung gegeben wegen einer Pfründeftiftung ber Familie Humpiß „uff Sannt 
Andres Altar in fant Michels Eapell zu Rauenfpurg“. 

2? Eine Urkunde vom Jahre 1505, ausgefertigt durch Johannes Schladhter von 
Frauenfeld, notarius publicus sacra imperiali authoritate, wie er ſich nennt, führt 
als plebanum parochialis ecclesiae gloriosae virginis Mariae in Rauenspurg 
ben venerabilem dominum Joannem Landtmann sacrae theologiae doctorem an. 
Es handelt fih um bie Beitellung eines Vicarius perpetuus für Ejhaw, wozu von 
der Priefterbruberijchaft Ludwig Schmid präfentirt wird. 

3 In ein altes Kalendarium gefchrieben 1482 von Ludovico Vering, finden ſich 
von fpäterer Hand folgende data eingetragen. Zum 29. Juni Peter und Paul ift 
angemerft: Anno 1544 hat ber Iuterijche Pfaff Eung bie erjte prebig gethan zu 
Ravensburg und hat umter ber prebig ein Feines Kind flurm gleit und geicdhlagen, 
daß jedermann aus ber kirchen geloffen, und ift nichts gewejen. 

Beim 16. April heißt e8: anno 1546 ift bie fatholifche Meß im Kloſter zu 
Ravenſpurg abgethan worden. 

24. April 1546 hat man die erſte luteriſchen Meß im Kloſter gehabt zu Ra— 
venſpurg. 

20. Mai 1546 iſt die catholica Missa und alle chriſtliche Ordnung zu Ravens: 
burg abgethban worben, 

Anno 1576 hat ein Apostata Simon Leutz Virg. Mariam aine Unholda aud: 
geſcholten offentfih im Klaufter zu Ravensburg (cfr. über Reformation in Ravens— 
burg auch Hess, Prodrom. pag. 219 ff.). \ 

* Grejier berichtet weiter: acta monasterii Vinearum et Augiae minor. re- 
censent, cooperatores ad B. V. anno 1546 a fide defecisse, . 

> An einer anderen Stelle bemerft Greifer: oppidum Ravensburg foeder! 


161 


1520 clavum accepit Dr. Waltherus & Burgaw successit anno 
15891 D. Dr. Pfrundt, Viennam Austriae ubi solido triennio hae- 
serat, se conferens, ut laboranti parochiae opem ferret. 


18. Wolfgang Widemann 1546—1550. 


Anno 1549? D.M. Wolf. Widemann, cum triennio ante clerus 
ab invalescente haeresi oppido pulsus 18 annis in aedibus Klekle- 
rianis Altorffii resideret donec a praesidio Hispanico restitutus fuit. 


19. Iohannes Frik 1550—1551. 


Anno 1550. Dom. Joannes Frik parochiam egit post hunc 
non investiti 


20. DD. Gregorius Toxander et — 21. Georgius Rauch’, 
quo usque anno 1562 succederet Dr. Hermannus Wenk. 


Schmalkaldico erat implexum, cives omnes pene a fide defecerant, archivum 
confraternitatis, ut loquuntur statuta chori, in illorum manus devenerat eo 
audacis insolentine assurgentium, ut in Vinesrum quoque monasterio divina 
fieri anno 1546, per suos asseclas inhiberent. Et revera actum fuisset cum 
fide orthodoxa nisi indefessa rev. dom. Guervici (Gerwig Blarer, Abt in Weins 
garten 1520 bis 31. Auguft 1567) abbatis diligentia et studium haereticalem 
luem vel omnino depulisset, vel in aliis locis catholicorum religionem conser- 
vasset. 


1 Diefe Jahrzahl ift unrichtig. In einem Lehensbrief befennt Clas Wachter zu 
Hinderreutin, den vierten Theil ber Güter zu Hinderreutin, welche durch Vertrag mit 
Herr Ulrich Graf zu Montfort Heren zu Tettnang in den Befig ber Priefterbruberfchaft 
in Navendburg gelangt, „durch Unterbanblung bes eblen und feften Junkherrn Ja— 
toben von Sedenborfj Noldt unberlandsraht der Lanbvogty Swaben“, von ben ers 
wirdigen hochgelörten und erfamen Herrn Johannſen Pfrund Doftor pfarrer und 
gemainlich der priefter der bruderſchaft U. I. F. pfarrfirhen zu Rauenfpurg zu Iehen 
empfangen zu haben. Diefer Lehensbrief ift gegeben: „Samſtags nah Sant Mar: 
grethentag nach chrifti gepurt funfzehenhundert und im ſehsundryſſigſten jar.“ 

2? Diefe Angabe ift gleichfalls faljch, nicht 1549, jondern 1546. Ein Lehensbrief, 
ausgeftellt von Georg Mäner und jeiner Ehefrau in Herbisreuthe am „Afftermontag 
ben eylften Tag des Monats Juli von Krifti unjers lieben Herrn gepurt gezält 
Zaufend fünfhundert vierzig und fieben jar“, nennt als Lehensherrn „die würdigen 
und hochgelerten Herrn Mayſter Wolfgang Widemann biefer Zeit pfarrer und bie 
Gapplän gemainlich ber bruderſchaft unjer lieben frowen zu Ravenſpurg“ x. Sm 
Ihon erwähnten registrum findet ſich bei Widemann als Stiftungsjahr 1550 an 
geführt. 

3 An einem anderen Ort bemerft Grefjer: Magistratu foederi Schmalkaldico 
anno 1544 implexo, ejectus post biennium clerus, suppressa religio orthodoxa, 
duo plebani ab anno 1551 usque ad annum 1562 videlicet Greg. Torneander 
Georgius Rauch non investiti. 

Archiv. XI. 11 


22, Hermann Wenk 1562—1588. 


Wenk war parochus bis zum Sahre 1588, mo er bie Gaplanei 
zum hl. Sohannes Evangelift in Ravensburg angetreten. In einer 
Verhandlung vor dem bijchöflihen Geriht in Eonftanz i. %. 1594 ift 
er al3 Zeuge aufgeführt neben den andern capellani in ecclesia pa- 
rochiali Ravenspurgensi adB. V.M. Im lib. anniv. heißt e8: Her. 
Wenk quondam decanus et parochus in Ravenspurg postmo- 
dum sacellanus Joannis Evangelistae necnon sti Blasii in hospitali 
obiit 5. Febr. 1603. 


23. Mofes Haag 1588—1600. 


In assignatione vero reddituum parochialium, dom, Moysi 
Hagio 17. Sept. 1588 abs. Benefato domino abbate facta, convi- 
viorum nulla prorsus mentio incidit. 

Moises Haag decanus et parochus in Ravenspurg obiit anno 
1600. lib. demort. 


24. Johannes Kaufmann 1600—1606. 


Postquam rev. D. Joannes Kauffmann huc promotus 1600 
anno 1603 complanavit questionem circa convivia et Ravenspurgi 
rursus emigravit anno 1606 in Deuringen. Lib. demort.: Magister 
Joannes Kaufmann parochus Ravenspurgi capituli camerarius obiit 
sexto Martii in Deuringen anno 1627. 


95. JIohannes Albertus 1606—1612. 


Grejjer: Capellani successori parocho domino M. Joanni Al- 
berto primam questionem moverint circa duplum de vacantibus. 


%. Nikolaus Walfer 1612—1634. 


Grefier: Domino decano Walser‘ anno 1612 ad parochiam 
nostram promoto. 


1 Soll eine der Urkunden mitgetbeilt haben, bie Geſchichte von Ludwig von 
Bruck behandelnd, eines Chriftenfnaben, der am 30. April 1429 von den Juden in 
Ravensburg anläßlich einer Hochzeitsfeier ermorbet worden fein fol. Cfr. AA. SS. 
Boll. April. III 978. An einer anderen Stelle jagt Greſſer: confirmantur prae- 
missa omnia tam in genere quam in specie circa ea videlicet quae capellani 
mihi huc venienti in dubium traxerunt, meque spoliarunt, validissime in statu- 
tis chori sub anno 1612, quando dom. Nicolaus Walser parochiam paulo post 
adiit authoritate dom. Jakobi episc. Const. confirmatis. Ein Lehensbrief bes Hans 
Thannenmayer zu Hinderreutin vom 17. April 1613 nennt als Lebensherren „bie 
Erwürdigen unb gaiftlihen Herren Niclaus Walſer Pfarrherr und gemain Gaplän 
unjer I. Fr. in ber oberen Pfarrfirhen zu Rauenfpurg”. 


163 


Vom Jahre 1627 findet fih ein Vergleih zwiſchen Decan Waljer 
und den beneficiati bezüglich der Bezüge von der Prieiterbruderichaft. 

Der lib. demort. jagt: Rev. dom. Nicolaus Walser parochus 
et decanus in Rauenspurg 88. theologiae baccalaureus postea 
factus canonicus ad 88. Stephanum Constantiae, anno 1640 pie 
obiit Brigantiae. 


9%. Mathias Barth 1634— 1677. 


In einer descriptio beneficiorum, von Barth ſelbſt verfertigt, 
Ichreibt er: 

Mathias Barth ex pago Ebenweiler comitatus Königseggiani 
anno 1634 die 12 octob. obtinui beneficium et simul officium de- 
canatus!. Admod. rd. ac clar. dom. M. Barth decanus et pa- 
rochus Ravenspurgensis per 43 annos obiit 6. Martii 1677, aetatis 
73. ann. lib. demort. und lib. anniv. Nad) lib. confr. per 37 annos 
decanus. 


28, JIohannes Kieler 1677— 1681. 


Nach dem lib. confratern. folgte auf ihn D. Joannes Bieler, 
SS. canon. cand. paroch. et dec. Ravenspurgensis aetat. 42 con- 
suetis ecclesiae sacramentis provisus animam deo reddidit die 
25. Oct. 1681. 


29. Johannes Grefler 1681—1720. 


Postquam adm. rev. et clariss. dom. Joannes Bieler SS. 
canonum cand. paroch. et decan. Ravensburgensis die 25. Oct. 
1681 fatis concessit, cuius anima deo aeternum vivat! ego Joannes 





ı In einem Rotulus bes Jahres 1635 findet jih der Vermerk: anno domini 
1634 ben 25. Nov. hat ber neue Pfarrer Mathias Barth in die Bruderfchaft ange: 
halten und weil er noch nicht inveftirt gewefen, ift er zwar aufgenommen worben, 
body hac lege, daß ihm in allen der Bruberfhaft Einfommen, an Früchten, Wein, 
Gelt und Präfenzen nur ein thail, wie andern fratribus ſolle geben werben bis fo: 
lange er actu ipso inveftirt jeye. 

Weiter jchreibt Greffer nody über Barth: Circa personam dom. Barth specia- 
liter notandum, obtinuisse illum capellaniam St. Joannis Evangelistae in choro 
anno 1627 usque ad annum 1633, dein resignato beneficio sequenti anno paro- 
chiae Altorffii ad Vineas praefeetum egisse. Huc rediisse 1634 parochiae et 
decanatui admotum. 

Barth hatte bald nad feinem Amtsantritt als Pfarrer eine verheerende Peft 
durchzumachen. Greſſer ſchreibt hievon alfo: Cum ab anno 1632 jam invaluisset 
bellum Suecicum et paulo post fames, anno autem 1635 saevissima pestis ita 
ut omnia susque deque verterentur; census nulli fluerunt, clerus qui se hic loci 


sustentare amplius non poterat hinc inde etc. 
13” 


164 


Gresser tune 8. theolog. doct. die 27 ejusdem mensis ! et anni 
praesentationem rev. D. Vinearum abbatis in hac laborum et 
aerumnarum fertili parochia, in offieio decanali vero die 10. Nov. 
immediate subsequentis, mediante canonica electione suscepi, exi- 
stentibus tunc in praefata parochiali ecelesia mea subsequentibus 
sacellanis videlicet R. R. D. D. Jo. Jakobo Kaut, cooperatore et 
seniore, Maximo Merz procuratore confrat. nostrae, Joann. Hein- 
rico Nussbaumer, Jakob Strasser altero procuratore, Francisco 
Bendel chori rectore, Jo. Petro Reiner vicario nostro in Eschaw 
et Sebastiano Fink recens ante me suscepto. Greſſer obiit 7. Sept. 
1720, lib, demort. halb erblindet; hat für Navensburg fehr viel ges 
arbeitet. 


30. Johann Georg Burtſcher 1721 - 1734. 


Im ordo divinorum, von Greſſer abgefaßt, findet ſich bei Er— 
wähnung des ſogenannten Pfeffertages (eine Stiftung von Ital Humpiß 
und ſeiner Frau Agatha Gremlichen) von Burtſcher ſelbſt folgende Note 
angefügt: Anno 1721 post adventum meum P. P. carmelitae denuo 
litem resuscitarunt praecedentiae ex eo potissimum capite, quod 
in litteris fundationis eorum prius fiat mentio, quam parochi ad 
B. V. 

Dom. Joannes Georgius Burtscher S. theol. doct. olim ven. 
cap. Linzgew decanus dein parochus Ravensburg obiit 17. Nov. 
1734. Lib. demort. und lib. anniv. 


31. Dominikns Urbon 1734—1755. 


Im lib. confrat. heißt es: 1739 die 12. Maii capitulum fuit 
celebratum in loco S. Christinae, ubi in decanum est electus D. 
Alphonsus Jos. Feser parochus Weingartensis, ante electionem 
suscepti sunt sequentes: D. Joan. Dominicus Urbon parochus in 
Ravenspurg, antehac in Durnau capituli Sulgau decanus, origine 
Gamundianus natus 1683, sacerdos 1706. Hieraus darf jedoch nicht 
geſchloſſen werden, daß Urbon nicht unmittelbar auf Burtſcher gefolgt 
ſei. Einmal wurde damal3 regelmäßig nur alle 3 bis 4 Jahre Eapitel 
gehalten. Zwiſchen dieſem und dem legten Capitel aber dürfte jogar noch 
etwas mehr Zeit veritrichen fein, denn bei Decan Franz Joſef Purticher, 
parochus in Tettnang, beißt es: propter infirmitatem resi- 
gnavit anno 1739, woraus wohl geſchloſſen werden darf, er habe die 





1 In einer Klagichrift heißt es: specificatio fraudum et insolentiarum quas 
capellani ad B. V. M. Ravenspurgi post meum huc adventum die 27 Nov. 1681 
in me subscriptum comiserunt. 


165 


Abhaltung des Kapiteld etwas verzögert. So ift es recht gut denkbar, 
Urbon Habe jhon einige Jahre vor der wirklichen Aufnahme in das 
Capitel fein Amt al3 Pfarrer in Ravensburg angetreten. 

‘m ordo divinorum, leßte Seite, findet fi eine Note von Urbon 
folgenden Inhalts: „ben 13. Martii 1737 ijt mir Joh. Dom. Urbon 
parocho in ber vorgehaltnen jchulvifitation der von dem cath. Magi⸗ 
ſtrats innern Rath, ohne mein Vorwiſſen (mie es doch nicht Hette be: 
ſchehen jollen) auffgenommene Provijor Adamus Nider vorgeftellt worden.“ 
Urbon obiit Ravenspurgi 17. Nov. 1755 aetatis 72 an. 5 mens. 
Nach dem lib. demort. ftiftete er für fich, feinen Bruder Georg Trieb: 
rih und feine Schweiter Monika einen Jahrtag cum placebo et officio 
defunctorum. 

32. JIohann Baptiſt Ortlieb 1755—1772. 

Sm lib. confrat. heißt es: 1755 die 10. Decembr, in trigesimo 
rev. D. decani Urbon peractis divinis fuit electio novi decani in 
aedibus parochialibus Ravenspurgi in praesentia R. D. Joannis 
Labhart 8. theolog. It. consil. eccl. sigillif. et fiscalis ac parochi 
ad 8. Stephanum comissarii epplis, ubi in decanum electus est 
D. camerarius Joan. Bapt. Ortlieb parochus antea in Berg nunc 
Ravenspurgi. 

Obiit 7. Aug. 1772. Lib. confr. und anniv. 


33. Johannes Franziskus Schniher 1772—1816. 


Dom. Joannes Franeiscus Schnitzer parochus in Ravenspurg 
electus in decanum 5. Octob. 1772 obiit 20. Sept. 1816. Lib. Confr. 


34. Georg Behler 1817—1829, 

Georgius Stephanus Beckler, nominatus parochus et decanus 
civitatis et capituli Ravensburgensis 23. decemb. 1817. Beckler zog 
am 23. Juli 1829 nad Hofs. 

35. Eonrad Eifele 1830—1833. 

Conrad Eijele, bisher Stabtpfarrer in Ehlingen, wurde am 8. Juni 

1830 inveftirt. Er jtarb in Navendburg den 26. Sept. 1833. 
36. Iofef Fenerle 1834—1845, 


Auf Eifele folgte Joſef Feuerle am 10. Sept. 1834. Im December 
1845 wurde derjelbe als Caplan von Unlingen penfionirt und ftarb in 
Ravensburg anno 1847. 


37. Iohannes Erath 1846—1857. 
Am 47. Juni 1846 wurde Johannes Erath Decan und Stadt: 


166 


pfarrer. Im October 1857 zog er als Pfarrer nah Ninggenweiler, 
jeit 9. Juli 1863 Stadtpfarrer in Tettnang. 
38. Wilhelm Stempfle feit 1859. 


Auf Erath folgte Wilhelm Stempfle, jeit 1345 Piarrer und Kam: 
merer in Zöbingen, am 31. März 1859 invejtirt ald Stabtpfarrer von 
Ravenäburg. Seit 1868 Decan des Landcapitel3. 


Beiträge 
zur 


Gerichte des ehemaligen Kloflers und Oberamtes 


Bald. 


Don 


Dr. Hafner, 


praktiiher Arzt in Klofterwalb. 


1. Zur Geſchichte des Klofters Wald. 


Der Name des Ortes und Klofterd Wald, urfundlid im 13. und 
14. Sahrhundert Walde, kömmt befanntlid) von den vielen Wälbern 
her, welche basjelbe früherer Zeit in noch größerer Nähe, als gegen- 
wärtia, umgaben '. Die Waldungen reichten früher bis an die Mauern 
von Wald, und noch im Jahre 1787 erſtreckte fich der Wald von Kappel 
ber bis in die Nähe des jogenannten „geihoßnen Bilds“. Erſt zu An: 
fang dieſes Jahrhunderts wurden die Wälder von der zwiſchen Wald 
und Meßkirch angelegten Straße immer mehr zurücgebrängt. 

Schon vor der Stiftung bed Klojterd war der Name „Walb” be: 
kannt. Denn dajelbit befaß vor deſſen Gründung Adalrich von Balbe 
ein Gut mit Gebäuden, dern, Wiefen und Waldungen. Auch befand 
fi daſelbſt jhon ein Pfarrkirchlein. 

Aug frommem Sinne und im Geilte der damaligen Zeit kaufte 
Burkart v. Wedenjtein, jpäter Rath (n. U. Hofmeilter) Kaiſer 
Friedrich8 II, im Jahre 1200, den 21. März, diefed Gut von Adal— 
rih v. Balbe um 55 M. Silber; auf Anjuhen feiner Schmeitern 
Judith und Ida gründete er am 4. April 1200 das Kloſter und be: 
gann noch im jelben Jahre mit dem Baue desjelben ?. Er beſchenkte e3 
mit dem Hofe Luüzelbach und den ihm in Wald gehörigen Adern, Wiejen 
und Waldungen, ſowie der Pfarrkirche dajelbit ?. 


1 Bud (Mittheilungen des Vereins f. Geſch. in Hohenzollern 5, 89) Hält „Wald“ 
für einen Flurnamen. 

2 Die Quellen biefür find: Die 1838 aus Auftrag ber bamaligen F. Regie: 
rung in Sigmaringen vom frühern Phyfifat Wald ausgearbeitete biftorifcyetypogra= 
phiſche Beichreibung des Oberamts Wald, welche ich handſchriftlich befige. Die hierauf 
bezüglihen Angaben find aus ben Pfarrarhiven ac. erhoben. Weitere Quellen: 
Sohler, Geſchichte von Hohenzollern, ferner aus Klofterzeiten jtammende Tafeln und 
Aufichriften ꝛc. 

’ Nah der Conſtanzer Betätigungsurfunde (ſ. die Beilage) wurde bas Kloſier 
Bald am 1. April 1212 errichtet; Zeuge primo loc. Bertholdus de Butelshez, 1 
— was ſich ohne Zweifel auf Vollendung des Kloſterbaus bezieht. — 


170 


Konrad II, Biſchof von Conſtanz, betätigte die Stiftung und 
weihte das Gotteshaus ein. Abt Eberhard v. Salem führte Burkarts 
Schweſtern, Judith als erſte Abtijfin und Ada als erjie Priorin, feier: 
lih ein !. 

Viele ſchwäbiſche Ritter und Herren vermehrten die Güter des 
Kloſters durh Schenkungen und Vermächtniſſe. Hauptſächlich aber wurde 
es unter Beifteuer der Herren v. Reiſchach (früher Rischa) unb 
Kallenberg gegründet. 

Unter den Gutthätern des Klojterd merden jpeciell die Herren 
von Königseck, Hohenfels, Burau, Rosna (früher Rosnaw), Heuborf, 
Reiſchach, Schweindorf und Haufen erwähnt ?. 

Töchter edler Geſchlechter, z. B. der von Hohenfeld, Reiſchach, Sel: 
fingen, Heudorf (früher Hödorf, aus Überlingen), Schweindorf (jet 
Schwandorf), Haufen bei Walbertöweiler, Seelhofer aus Pfullendorf *, 
Eberhardtömweiler (jett Eberatömweiler), Wolfurt (Batriciergejhleht aus 
Überlingen), Gremlih von Zungingen zc., die im Gotteshaufe Wald, 
im Mittelalter Silva benedieta genannt, den Schleier nahmen, bradten 
ihre väterlihen Güter dahin. 

Eine beträdtlihe Anzahl Orte, Höfe und Gefälle in näherer und 
fernerer Umgebung wurden durd Kauf, Tauſch oder Schenfung bis 
zum Sabre 1472 erworben. : 

Bis zu diefer Zeit und theilmeife noch jpäter befam das Kloiter 
nah und nad folgende Güter und Gefälle >: 

Den ehemald Kaijer Friedrich II zugehörigen Hof Lüzelbah vom 
Stifter des Klojterd, Burkart v. Wedenitein (1216); das Gut von 


ı Nah zwei aus Kloflerzeiten ftammenden Tafeln weibte Bifchof Albrecht von 
Regensburg 1268 das Gotteshaus zu Ehren des hl. Kreuzes ein. Über bem 
Hochaltar der jekigen Pfarrfirche befindet oder befand ſich nach einer im dieſer Kirche 
aufgebängten Tafel ein Grucifir, das bein Graben ber Fundamente zum urfprüng: 
lihen Klofterbau gefunden worden fein fol. Hierauf bezieht ſich vieleicht die Nach— 
richt von biefer Einweihung. 

2 Laßberg, Collectanea I. Hieraus wurde dem Verfaſſer burh Hrn. Hof: 
fapfan Martin im Heiligenberg das Verzeichniß ber Stifter und Guttbäter bes 
Klofters Wald mitgetbeilt. 

’ Aus bdiefem Geſchlechte, eigentlih von Thauffingen, kamen die Mutter und 
zwei Schweftern des fpätern berühmten Salemer Abts Ulrich v. Selfingen nah Walb; 
ſ. Mone, Quellenfammlung 3, 30. 

% Agnes und Katharina Seelboferin werben unter ben Guttbhätern bes Klofters 
aufgeführt. Laßberg a. a. O. 

5 Bol. Hift.stopogr. Beihreibung des Oberamts Wald, ferner Johler a. a. O. 
190 ff., Mittheilungen bes Vereins f. Geſch. in Hohenzollern 2, 3 und 4, das 
Wochenblatt für Hobenz.-Sigmaringen v. 3. 1823 und 1824 x. 


471 


Burau durch Heinrid v. Niefen t (1241); die Höfe von Burrn (1242) 
und Bußnang (1246) ?; Reiſchach von den H. v. Reiſchach? (1246 und 
1266); den Lehenort Geißweiler (Geizwiller), unter lehensherrlichem 
Eonjenje des Grafen Hugo v. Montfort, von Konrad v. Geisweiler 
(1257 und 1263); ferner 1258 einen Hof in NRengetöweiler (damals 
Riggerswiler, 1300 Reingerswiler) von der Wittwe des Albero v. Nen: 
zingen, wozu im Jahre 1336 noch der Erwerb des dortigen Groß: und 
Kleinzehntend fam von Ulrich v. Homburg, Ehrenbürger in Pfullen- 
dorf, in dotem für 2 neu eintretende Nonnen; den größten Theil von 
Malbertöweiler fammt der Kirche und dem Patronatsrechte von ben 
H. dv. Kallenberg (1259 und 1280), Jakob v. Henneberg (1258), 
Albert v. Bußnang (1270) und Konrad v. Snerkingen, jegt Schner: 
fingen bei Meßkirch (1274), wozu 1284 der Ermerb des noch übrigen 
Theiles dieſes Ortes fam von ben Gebrüdern v. Reiſchach unter lehens— 
herrlichem Conſenſe des Abtes Albert v. Reichenau, — ferner von Hein» 
rich Nitter v. Grinzenberg *, Ulrich v. Bußnang und den H. v. Zim— 
mern 2c., ferner einer Hof und andere Güter in Rothenlachen von den 
H. v. Ertingen (1224 und 1266), jowie einen Hof dajelbit von Albert 
Sforpe und den H. v. Steinfurt (1272) und 1294 2/, des dortigen 
Zehntend von den H. v. Eberhartämweiler pro dote jür ihre in das 
Klojter nun eintretende Schmweiter; 1253 eine Mühle und eine Wiefe in 
Buffenhofen von Berthold, Truchſeß von Waldburg, damals in Diet: 
furt®, einige Höfe in Buffenhojen von den Truchſeßen v. Rohrdorf 
(1263) und 1275 den Zehnten bajelbit von Heinrich v. Niefen, des 


ı im %. 1212 wurden H. v. Niefen und Anfelm v. Juflingen von ben 
beutichen Fürſten nah Palermo geſchickt, um Friedrich II feine Wohl zum Reiche: 
oberbaupte anzuzeigen und ihn nad Deutjchland zurüdzuführen. Später beitellte 
Friedrih II H. dv. Niefen zum Erzieher feines unmündigen Sohns Heinrih. Val 
Wirtb, Gefchichte der Deutſchen II, 238 und 355. 

2 Aargauiſches Adelsgefchlecht, damals in Conſtanz. 

3 Die Herren v. Reiſchach hatten früher ihr Begräbniß im Kloſter Wald. 
Haman v. Reiſchach zu Dietfuirt, der 1466 als Naubritter zu Ulm hingerichtet wurde, 
ward im Kreuzgange bes Klofters Wald begraben, wo fi zwei Schweitern von ihm 
befanden. Bon ben Herren v. Freiberg v. Eifenberg, welde mit den H. v. Reiſchach 
in verwanbdtichaftliher Beziehung flanden, haben einige Familienmitglieber ihr Bes 
gräbniß im Klofter Wald. Diefelben werben v. Laßberg a. a. DO. unter ben Gut- 
thätern bes Klofters aufgeführt, u. U. Kafpar v. Freiberg (+ 1571). 

1290 geloben die H. v. Reiſchach zu Gunften des Kloftcrs, zwifchen Menningen, 
Wakershofen, Sauldorf, Linz, Zell und Bittelfchieß weder Leute noch Güter zu Taufen 
(Mitteilungen 4, 4). 

+ Ob Grießenberg bei Amlifon in Thurgau, in ber Nähe von Gonftanz ? 

s Mone, Anzeiger 1836, 470, 


172 


Dbigen Sohn, einen Theil von Weihwang von Hugo v. Bittelſchieß 
(1266) und jpäter ?/, de3 dortigen Zehntens. 

Bon 1269—1280 erhielt das Klofter Igelswies von ben Herren 
v. Wilflingen und Rohrdorf ꝛc, unter lehensherrlichem Conſens des 
Grafen Eberhard v. Lupfen ꝛc., den Groß: und Kleinzehnten von Thals 
heim von Berthold, Truchſeß v. Rohrborf (1276) und jpäter (1418) 
2 Bauernhöfe dajelbit *, Ringgenbach von Theodorich v. Bubenberg und 
ben Gebrüdern Goßwin, Burkart und Eberhard v. Hohenfels (1285), 
die Befigungen der Grafen v. Nellenburg, jomwie der H. v. Wildenfels 
(= Wildenjtein) in Niedetöweiler (damals Ruozelinswillaer), unter 
lehensherrlihem Conſens des Berthold v. Bubenhofen (1278 und 1294), 
jowie die ber H. v. Reiſchach daſelbſt (1285), die Wogtei und das 
Schirmredt über Riedetsweiler (1294) und jpäter (1322) ?/, des dor⸗ 
tigen Zehntens von Alphons v. Kempf zu Heudorf, ferner Otterdmang ? 
von den H. v. Reiſchach (1312), jomwie jpäter ?/, des dortigen Zehntens 
von den H. v. Gremlih (1371). 

1345 erhielt e8 Güter in Menningen, 1362 das theilmeife jchon 
früher (1277—1343) erworbene Ruhſtetten (ehemald Nujchriedt genannt) 
von den H. v. Laubeck, Hewen, Ramsberg und Hornftein 2c., einen Hof 
in Salenbad) (1375), zu dem jpäter (1659) noch ein zweiter fam, Güter 
in Mahlipüren und Braunenberg, B.:A. Stodad (1366), einen Hof 
in Linz (3216 und 1376), Kappel und Rain (unter feßterem Namen 
wurde früher Dberfappel verjtanden) von den H. Konrad und Werlin 
v. Zimmern ?, unter lehensherrlichem Conſenſe des Abts v. Reichenau 
(1290) — und ferner von Nordwin v. Korbe (1353), die Güter des 
Friedrich v. Ablach in Leitihofen bei Meßkirch (1367). 

1412 erhielt es Dieteröhofen jammt Kirchenſatz, Groß: und Klein: 


1 Aud beſaß das Klofler fhon 1308 ein Gut daſelbſt (Mittbeilungen 
4, 21). 

2 Die von Johler a. a. D. 189 aufgeführte Notiz von einem daſelbſt ſchon 
im achten Jahrhundert eriftirenden Adelsgefchlechte gleichen Namens if ohne Zweifel 
auf Otterswang bei Schufjenrieb zu beziehen, wofelbit auch nod in ſpätern Jahrhun— 
berten bie Schenfen von Otterswang vortommen (Lerifon von Schwaben, 355). 

s Werlin hieß fpäter Werner V v. 3. in Meßlkirch, ber fih in eriter Ehe 
mit der Truchſeſſin Anna v. Rohrdorf (4319) verband, wodurch er bie Herrſchaft 
Meßkirch erhielt. Obiger Konrad ift fein Obeim, ber in ber Stadtpfarrkirche zu 
Meflich begraben ift (ſ. Wochenblatt für Hohbenz.: Sigmar. 1824, 166). Da 
Werner IV, bes obigen Werners V Vater, 1289 ftarb unb Iegterer bamals noch nicht 
geboren war, fo konnte derſelbe 1290 kaum ein Jahr alt fein, daher fein Obeim mit 
ihm urkundet. Er heißt daher Werlin, offenbar Deminutiv von Werner, wie Eglin 
von Ekhart ꝛc. 


173 


zehnten 2c. von Konrad Burg, Chorherrn in Conſtanz, Tautenbronn 
von Konrad v. Gammerſchwang, Bürgermeifter in Überlingen (1420), 
1453 und 1454 SHippetömeiler ? fäuflih von der Stadt Pfullendorf, 
1494 das Vogtrecht dafelbit von der Stadt Ravensburg und fpäter noch 
den Großzehnten daſelbſt vom Spitale Pfullendorf (1678), Güter in 
Rait (1458—1459), fomwie einen Hof in Mühlhaufen von Konrad 
v. Mühlhauſen (1472). 

Auch in Allensbah, Fullingen (Pfullingen, feit 1230), Geberat- 
willer (Gebhartämeiler bei Meeröburg, feit 1237 und 1261), Ablach 
(1272), Haslach) (feit 1256), Göggingen, Sohl, Überlingen ?, Berma: 
tingen, Markdorf, Garmengmeiler, jetzt Gallmannsmeil, B.-AU. Stodad) 
(jeit 1339), Meinmwangen, Winterlingen (1346) ꝛc. hatte das Klofter 
Lehengüter und Gefälle. 

Der Hof Stefeln, ehemald aus einem Schaub» und Strohhaufe 
auf dem jogenannten Hennenbühl bejtehend, wurde von der Komthurei 
Mainau gekauft und anjehnlich vergrößert. 

Päpite und Kaijer hatten eine bejondere Vorliebe für Wald, indem 
fie das Stift mit vielen Beſtätigungs-, Schuß: und Gnadenbriefen ver: 
ſahen ®. 

Die Klofterfrauen lebten nah der Negel des Giftercienjer- 
ordens. 

Die Reihe der Abtiſſinnen iſt bis Ende des 13. Jahrhunderts 
nicht genau feſtzuſtellen; Marian * und Johler haben divergirende und 
theilmeife unvolljtändige Angaben ; auch die im Conventjaale befindliche, 
von Klofterzeiten ber jtammende Serie der Abtiffinnen ftimmt nicht mit 
ihnen. Dieſe Serie enthält offenbar, namentlid; was die früheren Jahr— 
hunderte betrifft, nicht bloß die Namen der Abtijfinnen, fondern auch 
von Conventualinnen. Nach lebterer Tafel waren es 44, nad Marian 
41 Abtiffinnen, ebenjo viele nad) der folgenden, theilmeife, namentlich 
auch chronologiſch, ergänzten Serie. 

Nah Kohler war die Reihenfolge Diele: 


1 1367 Hilpoltsweiler, vermuthlich von Hilpolt herſtammend; 1678 Hilpers: 
weiler, Dasfelbe gehörte nebft Reiſchach, Geisweiler, Riebetsweiler und Rothenlachen 
bis 1826, wo bie Pfarrei Wald gegründet wurbe, zur Pfarrei Pfullendorf. 

2 Der Klofter-Walderhof in Überlingen, früher Amthaus des adeligen Frauen- 
ftifts, jegt zum Löwen gehörig, an der Kunfelfiraße, mit dem GStiftswappen über ber 
Hausthüre und ber Jahreszahl 1704. 

3 Im Jahre 1217 wurde bie Stiftung bes Klofters von Papſt Honorius III 
confirmirt. 

* Marian, Austria sacra, I Theil 401 und 404. 

5a.a. O. 19%. 


174 


Juditha v. Weckenſtein (urfundlid 1216) geſt. 1229. Hedwig 
v. N. Margaretha N. Bertha N. (urkundlich 1261). Ida v. Rohr— 
dorf geſt. 1274. Hedwig v. Gutenſtein (urkundl. 1274) geſt. 1285 (2). 
Mechthild Gräfin v. Hohenberg (urkundl. vor 1283)1. Anna N. (ur: 
kundl. 1290). Eliſabeth v. Hohenfels geſt. 1300. Mechthild v. Haſen— 
jtein 1300— 1311 ?, Anna v. Weringen 1311—1321 9. Adelheid v. Balg- 
heim*. Mechthild v. Tigenjchein. Adelheid Zünlich v. Überlingen. 
Katharina Schreiber v. Überlingen. Agathe Truchſeß v. Waldburg von 
Meßkirch. Judith v. Hohenfels. Eliſabeth v. Reiſchach erw. 1359. 
Agathe Gremlich von Jungingen. Judith v. Heudorf®. Eliſabeth 
v. Hornſtein. Katharina v. Heudorf geſt. 1398. Urſula v. Reiſchach 
erw. 1398. Urſula v. Schweindorf geſt. 1426. Margaretha v. Reiſchach 
erw. 1426. Eliſabeth Reizin (Riwzin) von Steinfurt geſt. 1465. Anna 
v. Reiſchach 1465—1497. Barbara v. Hauſen 1497—1528. Anna 
v. Nottenjtein zu Salek 1523—1557. Helene v. Reiſchach zu Hohen 
jtoffeln 1557—1568. WMargaretfa v. Gelberg 1568—1592. Agnes 
Neiffin, gen. Walterin v. Bleudef ’, 1592 —1600. Margaretha v. 
Werdenjtein®, erw. 1600, geit. 1633 (7). Maria Gertraud Gielin v. 
Gielsberg 1636—1641?. Maria Margaretda Schenf v. Kajtell 1641 
bi3 1660. Salome v. Bernhaujen 1660—1681 1. Maria Safobina 
v. Bodinan 1681—1709. Antonia v. Falkenſtein 1709—1739. Maria 
Diosfura v. Thurn und Valſaßina 1739—1772. Maria Edmunda v. Kolb 
1772 — 1799. Maria Johanna Baptiita, Neihsireiin v. Zweyer 
1799 — 1807. 

Die legte Abtilfin war die erſt nad Säkulariſirung des Klojters 
gewählte Joſepha v. Würz a Rudenz von Arbon (geit. 1851), die legte 
Priorin Zuitgarde v. Brandenjtein von Yreiburg i. B. (geit. 1842). 


t Urkundl. durch Dr. Schmid in Tübingen nachgewieſen. 

2 Watriciergefchleht in Überlingen, welches 1541 ausitarb. 

Cs ift urfundlih nicht erwiefen, ob diefelbe wirflih eine Gräfin von Bes 
ringen war. 

4 Bei Spaichingen. 

5 Aus diefem Hauje waren 5 Abtiffinnen. 

5 Wahricheinlih aus dem Patriciergefchlecht in Überlingen. VBürgermeifter in 
Überlingen waren 1359 Ulrich und 1401 Berthold v. Höborf. Bon Lahberg werben 
a. a. D. Mehrere Namens v. Höborf als Gutthäter des Klofterd genannt, welde 
wahriheinlih zu obiger Familie gehören. 

Bleudek, Blidegg bei Biſchofezell, Et. Thurgau. 

8 Merbdenftein, Schloß bei Immenſtadt in Bayern. 

9 Adelsgefchlecht, urfprünglih aus dem Gt. Et. Gallen ſtammend. 

10 Aus dem Gt. Thurgau. 


175 


Die jeweilige Abtijfin führte, ſoweit dieß an Bauten und Bildern 
jihtbar ilt, dad Wappen ihres väterlihen Hauſes, jo im jpäterer Zeit. 
Früher führten die Abtiffinnen theil3 das Stiftswappen, dad 5 rothe 
und 5 weiße abwechjelnde Felder in einem von links nad; rechts liegen: 
den Schrägbalten enthält und mit einem Helm und einer Pfauenfeber 
gekrönt ift, theils Teßtere8 neben ihrem Familienwappen. An ben 
Bauten 2c. findet ficd neben dem Stiftömappen gewöhnlich noch das 
Weckenſtein'ſche Wappen und das Familienwappen dev betreffenden Ab— 
tiſſin. 

Bis ungefähr zur Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden bloß 
Adelige ald Nonnen aufgenommen, daher das Klojter den Titel „das 
reichöfreie adeliche Stift und Gotteshaus Wald“ führte. Bon da an 
ward aud Nichtadeligen, falls fie ſich durch eine Fertigkeit, z. B. in der 
Muſik, auszeichneten, der Eintritt in das Kloſter geitattet. 

Daß das Kloſter eines großen Anſehens troß der höchſt ungün: 
tigen natürlichen Lage ſich erfreute 1, beweist nicht nur fein jchnelles 
Emporfommen, jondern auch der Umjtand, dat in andere Klöjter Bor: 
jteherinnen daraus verlangt wurden. So kam 1247, mithin im Jahre 
der Gründung diejes Klojters, die Nonne Trutleid als Vorſteherin nad) 
Kichtenthal bei Baden-Baden 2, das jomit als eine Zweigitiftung vom 
Klojter Wald anzujehen ij. 1558 Fam Helene v. Reiſchach nah Ols— 
perg bei Rheinfelden, welches Stift durch daß Beſtreben mehrerer feiner 
Nonnen, auszutreten und ſich zu verehelichen, der Auflöjung nahe war °. 

Das adeliche Stift jtund bezüglich feiner geijtlichen Angelegen: 
heiten unter dem Abt v. Salem, als Präjes der ganzen oberdeutichen 
Provinz de Eiftercienjerordeng, und war deſſen Bifitation unterjtellf*. 
In weltlihen Dingen hatte dasjelbe übrigens jeine volle Selbftändigfeit. 
In den Jahren 1737—1760 erwuchſen dem Klojter manche verdriegliche 
Zwifte mit den Salemer Übten, die fi, dem erften Eonfirmationäbriefe 
zumider, nicht bloß in die geiftlihen, jondern aud in die weltlichen 
Angelegenheiten einmijchten, bis endlich dur die muthige Verwendung 
der Abtiffin Maria v. Thurn und Valſaßina die Aujficht dem Abte Anjelm 
von Salem entzogen und zuerjt dem Stifte Kaiſersheim und jpäter 
Thennenbad übertragen wurde. 

Die Schirmvogtei über das Klojter übten anfangs die Grafen 


1 Die Gegend ijt jehr öde und jumpfig. Außer ben vielen, jegt bis auf Einen 
abgegangenen Teihen bei Wald eriftirten nad einer Urkunde v. 1476 zwei Weier 
und eine Fiſchgrube bei Geisweiler; j. Waldner, Piullendorf, ©. 93. 

2 und 3 Kohler a. a. O. 19. 

VBgl. Diöcefan=-Ardhiv 10, 231. Anm. d. Red. 


176 


v. MWerdenberg und nad deren Ausſterben die v. Zollern aus. Eine 
Zeit lang beſaß fie Württemberg (von 1344—1399), bis fie unter 
Eberhard dem Milden von Württemberg an Werdenberg kam '. 

Seit 1783 ftand das Klofter unter dem Schutze des Haufes Dfter- 
reih und war der vorderöſterreichiſchen Landgrafſchaft Nellenburg zu— 
getheilt. Anfangs ftenerte das Kloſter zum ſchwäbiſchen Kreiſe, mit 
Sigmaringen zur fogenannten Sigmaringenſchen Mebiatkaffe, jpäter aber 
zur vorberöfterreihiichen Kaffe nach Ehingen. 

Die hohe Gerichtsbarkeit und die Forftherrlichkeit waren in 
den Händen der Schirmvögte bed Kloſters, namentlich der Grafen und 
jpäteren Fürſten von KHohenzollern-Sigmaringen. Nur in Bezug auf 
Tautenbronn und Ruhſtetten nahm SHeiligenberg dieſe Rechte in Ans 
Iprudh ?. 

Die niedere Gerichtäbarfeit in dem *— Walder Amt, 
das nicht mit dem ſpäteren Oberamte Wald zu verwechſeln iſt, übte die 
Abtiſſin durch zwei Beamte, einen Dberamtmann ? und Secretär aus, 
welche das Molizeilihe und die Juſtiz verwalteten und mit den ver: 
ſchiedenen ritterſchaftlichen, fürftlihen und vorderöfterreihiichen Kanzleien 
verkehrten. 1474 Hatte das Kloſter durch feinen Schirmvogt, Georg 
Grafen v. Werdenberg, eine allgemeine und ordentliche Gerichtäbarkeit 
erhalten. 1480 hatte da3 Stift mit den H. v. Zimmern zu Meßkirch 
und 1557 mit den Grafen v. Zollern heftigen Streit wegen ber niedern 
Gerichtsbarkeit. 

Anfangs 1757 wurde die Beendigung von Gerichts- und Grenz⸗ 
ſtreitigkeiten zwiſchen Pfullendorf und Wald erzielt, wobei letzteres ein⸗ 
büßte * 

Eine Conventfrau, die Burſirerin, d. h. Zahlmeiſterin, beſorgte die 


— — — —— — — 


1 Graf Eberhard der Milde verpfändete u. A. im J. 1399 bie Schirmvogtei 
über Klofter Wald an Graf Eberhard v. Werbenberg, feinen Better. 

2 Die zwei großen, neben einander befindlichen Steinkreuze bei Tautenbronn, 
welche mit ihren Quertbeilen unmittelbar auf dem Boden aufliegen und an ber ba= 
difchen Grenze ftehen, bezeichnen wahrſcheinlich die frühern Grenzen der Gerichtsbar— 
feit. Die Reichsſtadt Pfullendorf hatte einen Hochobrigfeitsetter, ber gegen bie Graf: 
haft Heiligenberg mit Marken ausgefchieden war (Lerifon v. Schwaben, 373). 

3 Die legten Oberamtmänner waren v. Sallwürf und v. Baratty. Die Juſtiz 
wurde ziemlich fcharf autgeübt. In den Jahren 1654 und 1671 wurden Berorb- 
nungen erlaflen gegen berumziehende Leute, namentlich Tiroler, als angebliche Gift: 
miſcher, auf Denunciation ber württembergijhen Behörden. Im 9. 1773 wurden 
über Gauner bejondere Befchreibungen gefertigt und überall bin verfendet. Bal. 
Mittbeilungen 7, 98. 

+ Waldner, Geſchichte von Pfullendorf, 114. 


177 


rentamtlihen Geſchäfte. Ein Waldmeiſter hatte die Aufficht über bie 
Waldungen. 

Ehemals gehörte Wald zur Pfarrei Walbertsweiler. Ein in Wald 
wohnender Ciſtercienſer-Pater, anfangs aus dem Kloſter Salem, ſpäter 
von Thennenbach, war Beichtvater (in Urkunden aus dem 13. und 14. 
Jahrhundert „Caplan“ genannt) der Nonnen und bejorgte innerhalb 
der Mauern die Pajftoration. 

Die bedrängnißvollite Zeit war auch für dieſes Klofter der fo: 
genannte Schwedenfrieg, namentlih in den Jahren 1632—1648, mo 
die Frauen, um dem ſchwediſchen Heere auszuweichen, nad Überlingen t 
flühten mußten. Im Jahre 1639 (29. Det.) und 1640 (21. Nov.) 
wurde das Klojter von den Hohentwielern und im Jahre 1643 (27. Nov.) 
von den Schweden nad der Schladt bei Tuttlingen ausgeplündert und 
gebrandihagt. Die Schweden waren 600 Mann jtarf und zogen hier: 
auf Stodah und Hohentwiel zu, verfolgt von den Kaiferlihen unter 
Dberjt Nußborn. Die-Conventfrauen und ihre Untertanen verarmten 
volljitändig und ſechs der leßteren verloren durch den Krieg, wie es 
ſcheint hauptiädlich bei den Einfällen der Hohentwieler, ihr Leben ?. 

Auch während de Einfall der Franzoſen in Deutſchland im 
Sahre 1688 fanden fi die Klojterfrauen veranlaßt, die Flucht zu er: 
greifen. 

Bor den Unruhen des 3Ojährigen Kriege bezog und genoß jede 
ber Gonventualinnen für fich ingbejondere die Einkünfte von einem oder 
mehreren Höfen und hielt ihren eigenen Haushalt. Nach denfelben hörte 
aber diejed auf, und das Klofter wurde im Jahre 1645 nad) Art der 
übrigen Klöfter zu einem gemeinfamen Leben eingerichtet, und das Recht, 
Privateigenthum zu befigen, aufgehoben. 

Bor Erbauung der zu Ende des 17. Jahrhundert? unter der Ab— 
tijfin M. Jakobina v. Bobman ſchön ausgeführten, mit reicher Stukkatur— 
arbeit verjehenen jegigen Pfarrkirche wurde der Gottesdienjt ohne Zweifel 
in der Kapelle, deren Überrejte noch in einem Keller des älteften Theils 
des Klofters fihtbar find, gehalten. Somohl dieſe Kapelle als der ba: 
mit in Verbindung gejtandene Kreuzgang find in gothiſchem Stile 
erbaut ?. 


1 Aus nad Münfterlingen, f. Dide.:Ardhiv 9, 328. Anm. d. Reb. 

? Bürster Salemit., Collect. de bello Suecico, p. 160, 215 und Wald: 
ner, Pfullendorf 93 x. 

3 Unter der Abtiffin Anna v. Rottenftein wurbe vermuthlich bie alte Kirche, 
fowie das alte Kloſter felbft reftaurirt, indem fowohl in jener, als in einem früher 
mit derjelben in Verbindung geftandenen Kreuzgang, ſowie in dem Gapiteljaal des alten 
Klofters ihr Wappen angebracht ift. Im letzterm Saale ift ein — mit der Zahl 

Archiv. XII. 


178 


Auch wurde unter der Abtiffin v. Bodman der Conventjaal, ber 
ih in dem zunächſt an den jogenannten Conventmweier ftoßenden Theile 
des Kloſters befindet, erbaut. In letzterem iſt ihr Familienwappen 
ſammt dem Stiftswappen angebracht. Auch befindet ſich in demſelben 
gegenwärtig noch ihr Bildniß, deſſen kräftige Züge auf Energie ſchließen 
laſſen. 

Der weſtliche Flügel des Kloſters, der ſogenannte „Gaſtflügel“, da 
er ehemals, namentlich in ſeinem oberen Theile, zur Beherbergung hoher 
Gäſte diente, wurde im Jahre 1727 unter der Abtiſſin Antonia v. Falken— 
ftein vollendet. Derjelbe iſt, wie auch das übrige Klojter, maſſiv aus 
Quadern und Ziegeln aufgeführt. 

Der nörblide, unmittelbar an die Kirche jtoßende und in gleicher 
Linie mit ihr verlaufende Theil des Kloſters wurde in feinem oberiten 
Stocke, deſſen ſchöne Gemächer jet zu Gefängniffen eingerichtet find, 
von der Abtijfin bewohnt, der zweite Stod war die Wohnung der Bur: 
firerin bes Klojterd, daher dieſer Theil die Abtei oder die Burja ge: 
nannt war. 

Das jegige Schulhaus mar die Wohnung des Beichtigerd, Die 
Pfiſterei oder Bäckerei des Kloſters war die jegige Apothefe und die 
Wohnung des Oberamtmannd, Auch Hatte das Kloſter eine eigene 
Weberei. 

Wald ſelbſt war früher von einer Mauer umgeben mit 3 Thoren 
auf der öftlichen, nördlichen und ſüdlichen Geite. 

An der Stelle, wo jet das jogenannte „geſchoßne Bild” jteht, 
war früher eine Wallfahrtäfirde jammt Meiner: und Bruderhäuscen. 
Sn dem Boden der Kirche war eine offen gelajjene Vertiefung, welche 
an dad Ende erinnerte, das ein ſchwediſcher Soldat da gefunden haben 
jol!. Der Pfarrer von Walbertömweiler, welcher jeine Pfarrrechte auf 
diefe Kirche, trotz des Widerſpruches des Kloſters, geltend machte, las 
je alle Freitage Mefje hier. Zu Anfang diejes Jahrhunderts wurde 
das Kirchlein abgebroden und famen „das geihoßne Bild“ jammt dem 
nicht unbeträdtlichen Fond nad Wald. Bon diejer Stiftung rührt es 
ber, daß an den altenfreitagen in Wald ein auch von auswärts be- 
juchter Gottesdienit jammt Predigt gehalten wird. 

In bderjelben Richtung, unweit von Wald, jtand bis zum Jahre 
1827 die St. Annalapelle. 


1536, vermuthlich das Jahr feiner Erbauung. Auf einer gegenüberftehenden Eäule 
fteht „renovirt 1725”. Unter diefer Abtiffin wurbe auch bie hiefige Mühle erbaut. 

1 Das „geihoßne Bild“ wird auch im I. Bd. der Zimmer'ſchen Ehronif er: 
wähnt, aljo ſchon vor dem 30jährigen Krieg. 


179 


Im Jahre 1806 wurde das Klofter aufgehoben, nachdem es unter _ 
der Abtiffin v. Kolb noch 23 Klofterfrauen und 16 Schweitern gezählt 
hatte. Unter. der Abtiffin M. Jakobina v. Bodman zählte e8 22 Kloſter⸗ 
frauen aus ben Adelsgeſchlechtern ber v. Reutlinger * (Priorin), Segißer 
v. Braunegg ?, Greüth, Treylingen v. Wagen, Arenberg, Enzberg, Bob» 
man, Tieffenau, Liebenfeld ?, Praßberg, Mändlin v. Emmingen (e8 
waren 2 Klofterfrauen aus dieſem Geſchlechte), Neuhoffer, Falkenftein, 
NRingnold v. Broßmalden ꝛc. Unter der Abtiffin Antonia v. Fallen: 
ftein hatte das Klojter 1738. 28 Klofterfrauen aus den Adelsgeſchlechtern 
der v. Wenblin von Deutenhoffen (Seniorin), Rauber v. Plankenſtein 
(Priorin), Pflummern (e8 waren zwei dieſes Namens, wovon eine Sub: 
priorin, die andere Burfirerin) +, Liebenfel3, Segißer v. Braunegg, 
Hundbiß v. Waltramd, Bodman, Sirgenftein, Donneriperg, Hummel, 
Willimin, Kagened, Recordin, Mohr, Schönberg, Reichlin v. Meldegg ?, 
Rattenthal, Wiwier, Praßberg, Schwarzach, Thurn und Valſaßina ꝛc. 

Sn den letzten Jahren ſeines Beſtehens hatte dad Kloſter viele 
Laſten durch Einquartierung, Contributionen u. ſ. w. zu ertragen, in 
nächſter Nähe wurden ja die Schlachten bei Oſtrach, Stockach und Meß— 
kirch geſchlagen! Unter Anderem mußte es allein dem General Vandamme 
(nad mündlicher Überlieferung) 40,000 fl. bezahlen. 

Mit Achberg, Hohenfeld und Habsthal kam dad Klojter Wald 
durch die rheiniihe Bundesacte, welche dem Frieden von Prekburg 
folgte, am 12, Juli 1806 an den Füriten von Hobenzollern-Sigmaringen, 
dejien Vorfahren Schirmvögte des Kloſters gemejen waren. 

Die Klofterfrauen wurden nah den Beitimmungen bed Quneviller 
Friedens bezüglich der jäcularifirten Klöfter mit Penfionen bedacht, jie 
blieben beifanmen im Klojter und lebten nad) ihren Ordensregeln. Die 
legte von ihnen jtarb 1858 in Conitanz. 

Das Klojter Wald hatte 606 Jahre zum Segen Vieler bejtanden. 


II. Verhältniffe und Zuftände des ehemaligen Ober- 
amts Wald, 


a) Bürgerliche Verhältniffe. 


Hohenfeld und ein Theil von Wald gehörten zur Zeit ber frän- 
fiihen Könige zum Linzgau®, ein anderer Theil von Wald mit Thal- 


1 Patricier in Überlingen. 2 Aus dem Gt. Thurgau. 

* 5 Batricier in Überlingen. 

6 Die Grenzlinie zwifchen Hegau und Linzgau zog fi von Minbersborf fü: 
12 * 


180 


beim zur Goldineshunter und ein dritter Theil zum Madach!, melde, 
wie auch das Linzgau, Beitandtheile des Herzogthumes Alemannien waren. 

Bußenburren, Altburren (das jetige Beuron, das erſt 1077 an 
feinem gegenwärtigen Plate aufgebaut mwurbe und in Urkunden von 
anno 850—1306 Purron, Burron, Buron, Buren x. genannt wird) 
jol im Sabre 777 gegründet morbei fein. 

Im 13. Jahrhunderte waren die Pfarreien Walbertäweiler und 
Dieterhofen jhon befannt. So kommt in einem Schubbriefe des Papſtes 
Gregor IX vom Jahre 1234 ein Decan von Dieteröhofen vor. Ebenjo 
wird in einer Beuroner Urkunde von 1265 ein Decan von Dieterd- 
bofen genannt ?, 

Und 59 Sabre nah der 1200 jtattgefundenen Gründung bes 
Klojterd Wald erhielt das letztere das Patronatsrecht über die Kirche 
zu Waltramswilare ® (1160 Walteprechteswilaere, 1274 furzmweg 
MWiler), wie Walbertämweiler bamald hieß, und nad) dem Tode des dor— 
tigen Pfarrers, Ritters v. Kallenberg (geit. 1259), die Kirche, und 
1280 von Nubger v. Kallenberg den Ort Walbertämeiler ſelbſt für 
Am. Silber Fäuflih +. Jedenfalls war aber der Nitter v. Kallen— 
berg nicht der erjte Pfarrer von Walbertöweiler und waren Kirche und 
Kirchenſatz nicht damals erjt errichtet worden. 

Das jetige Filial Kappel war ehemald eine beträchtliche Pfarrei, 
. zu der Göggingen, Reiſchach, Dtterdwang, Hippetsweiler 2c. gehörten. 
Nahdem aber andere Umijtände eintraten und namentlich das Stift 
Wald den Großzehnten und Kirhenjat von Kappel 1383 von Norbmwin 
v. Korbe?, unter lehensherrlichem Conſens der Gebrüder Wolfhart und 
Rudger v. Kallenberg, und theilweile auch den Großzehnten zu Gög— 
gingen erworben Hatte, jo Tonnte Fein Pfarrer mehr aufziehen. Der 
Biſchof Nikolaus von Conjtanz incorporirte 1387 diefe Pfarrkirche mit 


öflih an Mahljpüren und Golbbad hinab an den Bodenſee. (Schriften des Boden⸗ 
feevereins 7, 29.) 

1 Als Überbfeibfel diefes Namens eriftiren noch bie Madachhöfe, Bez. «A. 
Stodad. Madach hieß der ganze nörblihe Theil des Hegau, worin u. A. Meß: 
firh und Worndorf Tagen. Golbineshunter bieß ber ſchmale Strich zwiſchen ber 
Donau und Abladh. 

2 Mittbeilungen 3, 84. 

3 Der alte Kirhthurm von Walbertsweiler, welcher jet abgebrochen ift, jtammte 
wahrfheinlich aus dem 11.—12. Jahrhunderte. 

RJohler a. a. D. 19. Die Herren von Kallenberg ftammen wahrichein- 
li von der Burg Kallenberg bei Friebingen im Donauthale, deren Ruinen nod vor: 
handen find. 

> Ob Korb, württemb. Pfarrei Fronhofen ? 


181 


allen noch übrigen Nugungen und Lajten der Pfarre Walbertämeiler. 
Das jebige Kirchlein wurde 1710 neu erbaut. Der alte interefjante 
Altar ſtammt wahrſcheinlich aus der alten Pfarrfirhe, die im Jahre 
1710 einging. Die große Glode fam nad Wald, mo fie noch geläutet 
wird. Die Eleine Glode blieb auf dem Kirchlein, um melde herum 
auch der Friedhof, deutlichen Spuren zufolge, lag. 

Bevor die Straße von Meßkirch über Wald nad Pfullendorf an— 
gelegt war, ging die von Nottenburg und Ebingen über Laiz und Gög— 
gingen führende Straße, wie aud die von Tuttlingen über Meßkirch 
führende durh Kappel, Hefelisbrunnen (Flurnamen ?) und Lüzelbad) 
nah Pfullendorf. 

Die Herren v. Hohenfeld find nad Baraf und Eifelein ? jeit 1148 
befannt (1148 Walther v. H., Domherr in Gonjtanz, 1191 Burcardus 
de Hohenfels, der Minnejänger), Das Schloß Neuhohenjeld wurde 
von den Herren v. Hohenfeld, welche 1415 ausſtarben, im 13. Jahrhunderte 
gebaut. Die Herren v. Hohenfeld wurden von den Herren v. Jun— 
gingen beerbt. 

Bezüglich früherer Lehensherrſchaften in der Herrihait Hohenfels 
iſt anguführen: 

Im Sahre 843 beſaß das Klofter Neichenau Einkünfte in Min: 
berödorf? (843 Munehrdorf, 1275 Munerstorf, 1460 Mündersdorf), 
1339 und 1353 erhalten Graf Eberhard der Ältere v. Nellenburg und 
feine Söhne vom Klojter Neichenau das Lehen über Mindersborf und 
die Bogtei über ben Kelnhof dajelbit ®. 

985 taucht Gebhart, Biihof in Conſtanz, für das Klofter Peters— 
haufen ein Gut in Liggersdorf (damald Liuocartisdorf — Luit— 
gardisdorf, anno 970 Luiternsdorf, 1275 Luigarzdorf, 1460 Lüggern- 
dorf) gegen ein anderes, den Markdorfern gehöriges ein. 

Später kamen Mindersdorf und Liggersdorf an den Teutjchorden. 

Der Biſchof Gebhart ſchenkte (am 12. März 970) der Conſtanzer 
Kirche jein Eigentfum an verjchiedenen Orten“. Darunter: Hacdelin- 
bad, jest Heggelbad (1240 Haiggelenbad), 1264 Heggelnbadh), Filiale 
ber Gemeinde Oberndorf, ferner Oberndorf (damald Hoberndorf, 
920 Hoberendorf) xc. 

Die Herrihaft Hohenfeld wurde im Jahre 1506 von dem Teutſch— 





1 Bol. Baraf, Burkart v. Hobenfels i. d. Edhriften des Bobenjeevereins 
2, 71. Baber, (Neue) Babenia 1, 288 ff., 295 und die dortigen Gitate. 
2 Düümge, Regesta Badegs. 70. Didc.:Ardhiv 3, 407. 
3 Mittbeilungen 4, 40 unb 45. 
* Neugart, Codex diplom. Nro. 760. Bgl. Didcefan:Ardhiv 9, 68. 
Anm. db. Ned, 


182 


orden unter der Regierung ded Wolfgang v. Klingenberg, Landkomthurs 
der Balley Eljaß und Burgund, von den drei Fräulein Margaretha, 
Eva und Franziöfa, des weiland Hans Thüring, Neichen v. Neichen- 
jtein * binterlafjenen Töchtern, unter den Vormündern Marr Reich von 
Neichenjtein und Hans Heinrih v. Klingenberg um 12,000 röm. Gulden 
gekauft, nachdem vorher deren Mutter, Anna Rothhoferin, geb. v. Jun— 
gingen, welche dieſe Herrihaft von ihrem Vater, Ulrih v. Jungingen, 
ererbt, darauf verzichtet hatte 2, 

Bezüglich des Hofes Scernegg iſt anzuführen: Im 4. Heft bes 
Vereines für Geihichte des. Bodenjeed ©. 18 kommt in einer Conftanzer 
Stadturfunde von 1313 unter Andern vor „Hand Walther, QTochter- 
mann des Schernegger3”, was darauf hinweist, daß Schernegg damals 
Ihon beitanden habe, möge nun der Genannte, ald damaliger oder 
früherer Befiger des Hofs, nad) letzterem jelbit, oder aber der Hof nad 
dem Dbigen, als damaliger oder früherer Beſitzer desjelben, jo genannt 
worden fein. Für bie erjtere Anficht jpricht bie Sitte, da Angehörige 
der Familie Brodmann in Schernegg, die ſich in anderen Orten nieder: 
gelajjen haben, gegenwärtig nod unter dem Namen „Schernegger” be= 
fannt find. Andere Orte mit dem Namen Schernegg find nicht befannt. 

Selget3mweiler ijt in der Urkunde „bie Grenzen der Grafſchaft Sig— 
maringen unter den Grafen v. Werdenberg von 1460” unter dem Namen 
„Selgenswyler“ und Edartmühle bei Maidersborf als „Eglismühle* 
aufgeführt ?, 

Der Name de3 Ortes Kalkofen (Kalkoven) fümmt in einer Walber 
Urkunde von 1308 vor ®, 

An den Dörfern und Weilern lebten viele Adelige und unabhän- 
gige Beſitzer. Im Laufe ber Zeit vergabten oder verkauften fie ihre 
Güter und Gerechtſame an die Gotteshäufer Wald und Beuron, ober 
fie begaben ſich in ben lehensherrlichen Schuß und Berband. Daher " 
kömmt es, dak jämmtliche Einwohner bis auf die neuere Zeit Xeibeigene 
waren und ihre Güter für ihre männlichen Nachfolger zu Lehen trugen. 


d) Airchliche Verhältnife. 


Die ſämmtlichen Pfarreien des früheren Oberamtes Wald gehörten 
zum Bisthum Conſtanz. Mindersdorf und Liggersdorf waren dem Des 





ı Die Hrn. Reid v. Reichenſtein hatten ihren Sig in ber Burg Reichenftein 
bei Mariaftein (Et. Bafel), welches fie ftifteten. 

? Hiftor.stopogr. Befchreibung bes Oberamts Wald, 

Bol. Schnell’s Zeitſchr., 2. H., 165. 

+ Mittheilungen 4, 21. Im 11. Jahrhundert heißt e8 Calcophe. 


183 


canate Stodah, Walbertöweiler, Dieterdhofen und Kappel dem Land: 
capitel Meßkirch zugetheilt, ebenfo Thalheim, welches von Meßkirch aus 
excurrendo pajtorirt wurde, Beuron und Berenthal gehörten zum Land» 
capitel Ebingen. 

Seit dem 15. Januar 1812 find ſämmtliche Pfarreien dem neu 
errichteten Zandcapitel Sigmaringen zugetheilt. 

Die Klöfter Wald und Beuron, wie auch die Herren v. Hohenfels 
jammt ihren Nahfolgern aus dem Teutſchorden bradıten, wie die Güter 
und Geredhtjame aller freien Gigenthümer, jo den Kirchenſatz, Die 
Kirchengüter und Zehnten an fid). 

Die Abtijfin von Wald präjentirte auf die Gompetenzpfarreien 
MWalbertömweiler und Dietershofen. 

Die Auguftiner-Chorherren zu Beuron bejorgten bie Paſtoration 
zu Beuron und Berenthal ! und in den übrigen vier Pfarreien, melde 
zu dem ehemaligen Slojtergebiete gehörten, nämlich in Leibertingen, 
Worndorf, Srrendorf und Buchheim. 


c) Politifche Verhältnife und Sonſtiges. 


Sämmtliche Lehenbauern eined Dorfes oder Weilerd hatten einen 
Schultheißen. An der Spike aller Schultheigen jtand der Stabhalter, 
ber Sprecher im Namen Aller und der Verwalter der gemeinjchaftlichen 
Maierſchaftskaſſe. Maierihaft nannte fich die ganze Corporation der 
Lehenbauern und Söldner. Lebtere trieben auch Handwerke und hatten 
eine Meifterinnung oder Zunft, deren Herberge im Gafthaufe zu Wald mar. 

Die Verhältniſſe des Klofterd Wald bezüglich der Schirmvogtei, 
der Gerihtäbarkeit 2c. wurden ſchon früher angeführt. 

Thalheim, woſelbſt ein fürftliches Jagdſchlößchen, der jekige Pfarr: 
‚ hof, war, trug Hohenzollern =» Sigmaringen feit 1535 zu Lehen von 
Oſterreich, ſammt der Jagdgerehtigfeit. Thalheim war mit den übrigen 
Werdenbergijchen Bejitungen nad) Ausfterben des Werbenbergifchen Manns- 
ftammes (1535) wieder an Ofterreich gefallen. Diejer Ort gehörte daher 
vor feiner Eintheilung zum Oberamte Wald zu dem von Sigmaringen. 

Ebenjo war auch Rengetsweiler, welches jeit alten Zeiten, wahr: 
Iheinlih auch durch die Werdenbergiſche Erbſchaft, im Unterthanenver: 
bältnifje zu Sigmaringen ſtand, früher dem Oberamte Sigmaringen zu— 
getheilt (bis 1828). 

1 Die alte Kirche zu Berenthal befand fih auf dem jekigen Gottesader. In 
ber bortigen Kapelle trägt der noch bafelbft befindliche Taufftein die Jahrzahl 1548. 
Über dem Portal ift das Beuroner Stiftswappen mit ber Inſchrift: „Veit, Propft 
zu Biren 1588.“ 


184 


Die Shirmvögte von Beuron waren anfangs die Nellenburger, 
dann die Hochberger, hierauf die Zollern, und zuletzt die Herren von 
Schenk zu Kaftell in Gutenftein. Friedrich zu Zollern verkaufte 1391 
die Schirmvogtei an Konrad v. Weitingen, die ihm vom Biſchof von 
Conſtanz jhon 1392 wieder abgenommen wurde. 

Ein Obervogt verwaltete in Beuron bis 1830 die Juſtiz und die 
Polizei. 

Ebenjo befand ſich auch unter der Herrſchaft des Teutſchordens und 
vor der Bereinigung mit dem Dberamte Wald ein Obervogt in Hohenfels. 

In der Nähe des Neinfelder Hofed bei Beuron, deſſen Klofter 
während de3 30jährigen Krieges von den Schweden große Unbilden zu— 
gefügt wurden, wird ein Höhepunkt gegen Friedingen, „die Schweden— 
ſchanze“ genannt. 

Am 5. Mai 1800 wurde im Garten gegenüber dem Adlerwirths— 
hauſe in Thalheim öiterreichifcherjeit3 der Rückzug der Kray’ichen Armee 
aus der Schlacht bei Meßkirch commandirt, melde für dag Glüd der 
Franzoſen entihied. General Vandamme war am Scladttage jelbit 
von Klofterwald und Walbertäweiler ber mit 18,000 Mann auf die 
linke Flanfe der Dfterreiher gefallen. Mit den Generalen Montrihard 
und Molitor machte er fich unter großer Anjtrengung zum Meilter von 
Meßkirch. Am Tage nad der Schlacht bezogen die Franzoſen ein großes 
Lager auf den Feldern zwiſchen Walbertämweiler und Kloſterwald, wobei 
der erjtere Ort rein ausgeplündert ward. Moreau, der fid) im MWirth3- 
hauſe zu Wald bei Champagner und Tabak aufhielt, äußerte gegen den 
Oberamtmann v. Baratty, daß die Djterreicher Sieger geblieben wären, 
wenn fie nicht von der Schladht abgejtanden und Tags darauf den An— 
griff erneuert hätten. Denn den Franzoſen war die Munition aus— 
gegangen, weßwegen Moreau einige Tage in feiner damaligen Stellung 
blieb und die Dfterreicher nicht mit Nachdrud verfolgte t. 

Auch vor und nad den Schlachten bei Oſtrach am 21. und Stodad 
am 25. März 1799, die bekanntlich zu Gunften der Ofterreicher endeten, 
wurde MWalbertsweiler von den Franzojen vollitändig ausgeplündert. 

Bemerkenswerth ift aud der an ber Straße von Beuron nad 
Berenthal befindliche jogenannte Soldaten-Gottesader, wo circa 37 öſter⸗ 
reichiſche Soldaten begraben liegen, melde während der franzöfiichen 
Kriege 1813 und 14 in dem zu einem Spitale eingerichteten Klofter 
Beuron vermuthlich dem Typhus erlagen. In der Nähe desielben joll 
das Kloſter Beuron urjprünglich gejtanden jein. 





1 Hiftor.stopograpb. Beſchreibung des D.:A. Wald. 


185 


d) Alterthümer. 


1) Von römijhen und altdeutjhen Alterthümern iſt in hie 
figer Gegend wenig befannt, obgleich diejer Gebietäbiftrift zu Rhaetia 
secunda gehörte und jpäter einen Theil des Linzgaues ausmachte, mo 
einjt die den Nömern jo mohlbefannten Lenzer Alamannen (Lentienses) 
bausten. Nur vier Gräber, die man zur Zeit ihrer Entdeckung für 
feltifchen Urjprunges hielt, wurden bei Nothenlachen entdedt, in denen 
bie horizontale Fläche, mit Kohlen und Aſche belegt, den Leihenbrand 
wahrnehmen lie. 

Auch wurde bei Erbauung der Sägemühle bei Otterswang vor circa 
37T Jahren ein mwohlerhaltenes römiſches Cohortenzeihen gefunden, das 
ſich jet in der Sammlung zu Baden-Baden befindet und von Profeſſor 
Zell in den Heften des badijchen Alterthumsvereines bejchrieben ward. 
Es ijt ein eherner Drade mit einer auf den Centurio Conatius hin: 
weijenden Inſchrift!. 

Thalheim grenzt an die Gemarkung der Altitadt Meßkirch bei Alt: 
heim, mo der Pfarrer Eytenberg römijche Feſtungswerke entdeckte. Auch 
befand fich einige Stunden davon entfernt, in der Nähe des Steighofs, 
eine wiejenähnlihe Ebene mit fihtbaren Gräben und am Eingange mit 
einem fennbaren Thormwege verjehen, welche gleichfalls die „Altſtatt“? 
hieß und mojelbjt auch römische Münzen gefunden mwurben ?. 

Das befeitigte Nömerlager „Bragodurum“ joll an einer biejer 
Stellen gejtanden fein. Jedenfalls waren Hier Cajtelle zur Beſchützung 
der Nömerjtraße. 

An der Nähe von Beuron follen noch beutlihe Spuren einer 
Römerſtraße fichtbar jein, die, von Liptingen an Worndorf, Buchheim, 
Leibertingen und MWildenftein vorbeiführend, in ber Nähe von Weren— 
mag eine tiefe Steig herabitieg, das linke Donauufer überjhritt und 
über den Heuberg und bie rauhe Alb führte *. 

2) Au mittelalterlihen Alterthümern iſt diefe Gegend reicher. 
Dahin gehört dad anmuthige Schloß Hohenfeld und das Klofter Wald 








t Bol. Fidler, Heiligenberg, 1853. 

2 Ein Feld rechts am Wege nad Beuron heißt „der Altitattader“. 

3 Sohbler a. a. D. 200. 

+ Den entdedte zu Orfingen bei Etodad eine römiſche Nieberlajiung, über 
welche von Stein a. Rh., Dningen, Singen und Wiechs eine römifche Heerftraße nach 
ben Mönchhöfen führte. Bon da ging fie bis zu bem von Eytenbenz entdedten rö: 
miſchen Orte Alterftatt bei Meßfirh und erſtredte fi von bemfelben nad Altheim, 
Leibertingen und Wildenſtein. Vgl. Eytenbenz, Die römiſche Nieberlafjung zu 
Altenftatt, 1836, ferner die Schriften des badiſchen Alterthumsvereins, 1849, und 
Zeitfchrift des Bodenſeevereins 7, 8 und 9. 


186 


mit feinem zunächſt an die Kirche jtoßenden, hinter ihr gelegenen ältejten 
Antheile. Sehensmwerth ijt in lebterem ber dur die Munificenz des 
FJürften von Hohenzollern geſchmackvoll reitaurirte und mit ben.Bild- 
nifjen der Abtijfinnen ac. verjehene Conventjaal, ebenjo das im nämlichen 
Theile des Kloſters befindliche „Prälatenzimmer“, mit reiher Stuffatur= 
arbeit an der Dede verjehen. 

Burgruinen mit ihren noch fichtbaren Grundmauern gibt es be= 
jonder3 im Donauthale und in der Umgegend von Berenthal. Dort 
find der Greifenftein, Pfannenftiel mit Ruinen von jeltfamer und maſ— 
fiver Bauart, Kreibdenjtein, Enfisheim mit Yundamentmauern von groß 
quabdrirten Tauchſteinen und großartigen Gemölben ac. 

Bon vielen Burgen find nod die Namen und Sagen, auch die 
Andeutungen aus Flurnamen vorhanden, 3. B. der Burau bei Wald, 
wo einjt die Herren v. Burau (Burre) ein Schloß hatten, das jpäter 
al3 Burgftall aufgeführt wird, ferner „die Schloß, Küchel-, Kraut: und 
Keller⸗Acker“ im Haufemer Oſchle bei Walbertäweiler, längs der Meß— 
firher Straße, unweit des jet ausgetrodneten Teiche, am jüdlichen 
Maldrande, wo ein Nitterfchloß der Edlen v. Mammert3hofen ? und 
früher der Herren v. Haufen ?, die in Meßkirch und Walbertämeiler 
Jahrtage hatten, ſtand. Auch die Herren v. Reiſchach hatfen big 1284 
Befigungen in Haufen. 

Die Benennungen von Marfungsbezirken, u. U. der Walddiſtrikt 
„Sangetsmeiler” bei Wald zc., erinnern an vergangene Zeiten und 
Sitten und geben Anlaß zur Bermuthung, daß mande Dörfer und 
Weiler vom Schauplage verſchwunden find. 

Bon den zur Herrihaft Hohenfel3 und zur Klofterherrihaft Wald 
gehörigen Dörfern und Weilern ift feines, das nicht ein hohes Alter ? 
und in feinen Bejigern bekannte deutſche Adelsgeſchlechter nachmeijen 
fann. Letzteres ijt 3. B. der Tall bei Reiſchach, deſſen Adelsgeſchlecht 
gleichen Namens noch in mehreren Linien mit dem Grafen: und reis 
herrntitel in Baden, Baiern und Württemberg fortlebt; ferner bei Wal: 
bertömeiler, wo nicht weniger als 13 Adelige theild ihren Sik hatten, 





1 Ein Adelsgeſchlecht aus Et. Gallen. 1712 wird ein ewiger Jahrtag für Johann 
Franz vd. Mammertshofen und feine Gemahlin nah Walbertsweiler geftiftet. 

2 Barbara v. Haufen, 1497—1528 Abtiffin in Wald, war aus biefem Ge 
ſchlechte. Auch gehören bie von Laßberg (a. a. D.) unter ben Etiftern und Gut 
thätern bes Klofters angeführten Sir v. Haufen (geft. 1521), der wahriheinlih Eine 
Perfon mit Sirtus v. Haufen ift, welder nah Schlude's „Wildenftein“ Enbe bes 
15. Zahrhunderts Amtshauptmann in Wildenftein war, fowie Veit v. Haufen zu 
Haufen v. Meßkirch (geft. 1570) zu unferm Rittergeſchlechte. 

3 Mit Ausnahme von Glashütte, das erft 1701 gegründet wurbe, 


187 


theils begütert waren, darunter das nod unter dem Namen Renz fort: 
blühende Geichlecht der Herren v. Renzen; ferner Geißmweiler (Conradus 
de Geizwiller 1256), Heggelbach! (Eberhardus de Haiggelenbach 
1240 2), Eberhard v. Heggelnbadh 1264 3, Burkart v. Heggelbad) 1266 °, 
Ninggenbad (Johannes miles de Rinkenbach 1237), Mühlhauſen 
(Konrad v. Mühlhaujen 1472), Thalheim?, Hölliteig ꝛc. 


Betätigung der durch Burkard von Weckenſtein geſchehenen Stiftung 
und Gründung des Klofers Wald, Eiftercienfer-Ordens, von Biſchof 
Konrad II von Conftanz. 1. April 1212. 


(Mitgetbeilt von Arhivar F. ZeIlD. 


In nomine sancte et individue trinitatis. Cünradus dei gratia Constan- 
tiensis ecclesie episcopus. In perpetuam memoriam. Que geruntur in tempore, 
ne labantur cum tempore, stili solent testimonio perhennari. Quam ob rem ex- 
ordium novelle illius plantationis in Walde karactere stili presentibus duximus 
intimandum, futurisque transmittendum, ne forte ignorata origine preiudicium 
generari possit in propagine. Noverint igitur tam presentes quam posteri 
fideles universi, quod cum nobilis homo Volricus de Balbe et mater eius Adel- 
haida necnon et soror eius Gerdruda predium, quod dicitur Walde, proprie- 
tatis iure possedissent, Burchardus de Weckenstain ministerialis domini im- 
peratoris pro conditione quidem militari homo religiosus et vir industrius pre- 
dium illud cum omni iure suo de manibus eiusdem Volrici et earumdem domi- 
narum datis quinquaginta quinque marcis argenti emptione sibi comparavit. 
Erant siquidem eidem Burchardo due tam secundum carnem quam secundum 
spiritum sorores, que seculo iampridem abdicato igne divino succense Christum 
sponsum elegerant, cuius et iugum sub ordine Cysterciensi baiulaturas iam se 
devoverant. Quas utique sorores in eodem predio cum feminis eiusdem reli- 
gionis consortibus isdem Burchardus locare cogitaverat. 

Prudentum itaque virorum persuasus consilio noluit proprietatem memo- 
rati predii ad manus suas transferri causis quibusdam ita poscentibus, maxime 
autern, ut heredibus ipsius Burchardi omnis malignandi tollatur occasio, ceno- 
biolum quippe, quod fundare disposuit, non solum a iure advocationis, verum 


1 Die Ritter v. Heggelbadh werden im 13. Jahrhundert mit ben Hrn. v. Hohen: 
feld Ramiperg, und Eberhartsweiler ꝛc., als ihren nächſten Nachbarn, als Zeugen in 
Urkunden aufgeführt. Später ſcheint das Gefchleht nimmer zu eriftiren. Ob ber 
unter ben Stiftern bes Klofters Salem (Württemberg. Urkundenbuch Nro. 443) ge: 
nannte Burcharudus de Hachilbach hieher gehört, ift fraglih, ba es nod ein wei: 
teres Heggelbady in Oberſchwaben gibt. Indeſſen beziehen ſich auch die übrigen Ur- 
funben, wo bie Hrn. v. Heggelbach genannt find, auf Verträge mit dem Klofter Salem. 

2 Mürttemb. Urkundenbud. 

2 Mittbeilungen 3, 54 und 57. 

5 Urfundfih famen dort „Schloßäder“ vor. 


188 


ab omni obnoxietatis genere iuxta libertatem ordinis Cyterciensis, cui et sub- 
iciendum fuit, omnino liberum esse voluit et exemptum, nichil iuris vel sibi 
retinens vel posteris suis derelinquens. 

Verum iuxta morem terre usitatum elegit virum ingenuum Cünradum de 
Shiltovwe, ut esset super eodem predio fidei commissarius, quem vulgari idio- 
mate salmannum vocamus. De manibus itaque predicti Volrieci dominarumque 
illarum translata est proprietas predii de Walde in manum iamdicti Cünradi 
ea cum conditione, ut idem Cünradus ageret quicquid venerabilis Ebrardus 
abbas de Salem et ipse Burchardus essent petituri. 

Post huius itaque emptionis contractum paucis interiectis diebus Cünradus, 
qui sepedicti predii salmannus extiterat, ad preces iamdicti Ebrardi abbatis et 
ipsius Burchardi predium ipsum memoratis sororibus ipsius Burchardi omni- 
busque, que in eodem loco sub regula beati Benedicti secundum ordinem Cyster- 
ciensem deo essent in posterum militature, iure perpetuo cum omnibus pertinen- 
tiis suis tam libera quam infeodata tradidit possidendum. Ecclesiola quoque, 
que in ipso predio sita fuit, in venditione cum universitate transivit ad emp- 
torem, que quidem parrochialis ecelesia fuit id est nullius alterius ecclesie 
filia, licet parrochianis caruisset, unde et nos favorabili oppinione earumdem 
sororum permoti dotem et decimas illius ecclesiole in usum ipsarum iure per- 
petuo transire concessimus. Sed et ipse sorores voti sui non inmemores ma- 
num miserunt ad forcia et inter ordinis Cysterciensis plantaria virtutum ger- 
mina in timore dei manu studiosa inserebant, ita ut duarum sororum maior 
natu nomine Judintha sacris feminis, que exemplo earundem sororum incitate 
ad ipsum locum confluxerant, vite merito abbatissa preficeretur. Juniore sorore 
cui nomen Ita, prioratus officium strenue administrante sub sorore abbatissa. 
Ad preces autem sanctimonialium inibi collectarum immo ad preces summi pon- 
tificis recolende memorie Honorii domus de Walde auctoritate generslis capi- 
tuli Cysterciensis predieto Burchardo fundatore videlicet procurante supposita 
est monasterio Salem quasi matri filia spiritualis discipline correctionem opor- 
tunis et in ordine consuetis visitationibus per abbatem de Salem suosque suc- 
cessores devota susceptura. Acta sunt hec non uno quidem anno sed processu 
paulatino, prout res elaborari potuit, verumtamen prefate emptionis contractus 
celebratus est in littore laci nostri in portu videlicet Ovldingen anno verbi in- 
carnati MP, CC. XII. Kalendas (sic, 1. Kalendis) Aprilis. Presentibus hiis, quorum 
nomina subarrata sunt: videlicet Bertholdo de Butelshez, Cünrado de Shiltovwe, 
Volrico de Guttingen, Cünrado de Gutenstain et Wernero fratre eius, Bertholdo de 
Vronehoven et Ebrardo fratre eius, Aigelwardo de Ramesperc et Cünrado fratre 
eius, Burchardo maiore de Geckingen, Rovdolfo de Weckenstain aliisque quam 
pluribus. Regnante gloriosissimo rege Friderico secundo. Nos vero ad preces 
sepedictarum sororum de Walde simulque ad preces sepe memorati Burchardi 
seriem rei geste conscribi fecimus et appensione sigilli nostri communiri !, 


1 Auf dem Rüden ber Urkunde fteht: Der ftifft brieff zu Wald. Bon neuerer 
Hand dazu geſchrieben: de anno 1200 XII. Kalendis Apprilis. Die Perg.-Drig. 
Urk. ift jetzt im fürſtl. Haus Archiv zu Sigmaringen aufbewahrt. 





Kleiner Nachtrag 
zum 


Keben des Paters Vandermeer, 


Priors in Rheinau. 


Don 


Dr. Zoſeph Bader, 


Ardivrath a. D. 


Mer im Leben reblihft ber Erfüllung feiner Pflichten obgelegen und barüber 
hinaus für bie Interefien der Geiftesbilbung und bes allgemeinen Wohles 
noch jein Scherflein beigetragen, verbient allegeit ein ehrendes Angedenfen. Zus 
mal aber gebührt ihm ein foldhes dba, wo ber Kreis feines Wirfens war, ihm zum 
Lohne und den Nachfolgern zur Aneiferung. 

Das jetzige Gefchlecht in feiner Selbfiverberrlihung ift fo jehr geneigt, Frühere 
Leiftungen vor dem Glanze ber feinigen erbleihen zu laſſen, baß es die Pflicht ber 
Gerechtigkeit und Dankbarkeit um fo mehr erbeifcht, am biefelben wieder zu erinnern. 


Die Lebensbeihreibung Bandermeer’3 im vorigen Bande bes 
DidcefansArhives erwähnt unter den literariihen Freunden desſelben 
zweier namhaften Männer nicht, obmohl jolhe mit ihm in lebhaften 
und für die hiſtoriſche Beichreibung der an Rheinau grenzenden Yand- 
Ihaft Kletgau mejentlihem Verkehre geitanden. Es waren biejed der 
fürſtlich ſchwarzenbergiſche Regierungs-Director von Koler! zu Thiengen 
und ſein dortiger Nachfolger, der Oberamts-Adminiſtrator Landmann, 
deren Briefwechſel mit dem gelehrten Pater mir vorlängſt zur Hand 
gekommen. 

Herr von Koler war im Jahre 1715 zu Überlingen geboren, wurde 
41751 Director zu Thiengen und jtarb daſelbſt im Frühlinge 1773. 
Bei der Nähe zwiſchen dem Stifte Nheinau und der Fletgauijchen 
Dberamtsjtadt mußte Bandermeer mit dem neuen Regierungsvor— 
ftande bald in Berührung kommen, die mir vorliegenden Briefe beginnen 
jedoch erit im Herbite 1768, laſſen aber vermuthen, daß jchon mehrere 
vorausgegangen, 

Wahrſcheinlich war von Koler durch feinen gelehrten Freund ver: 
anlaft worden, mit Hilfe desjelben eine Geſchichtsbeſchreibung des Klet: 
gaued zu unternehmen; denn der inhalt ihres Briefwechield betrifft 
beinahe nur dieſen Gegenitand und bildet zahlreiche gegenjeitige Mit: 
theilungen hiſtoriſchen Material. Es mögen aus demjelben hier fol: 
gende Stellen wörtlich mitgetheilt fein. 

Sn einem Schreiben vom 7. Juni 1769 jagt Bandermeer: „Im 
Nachſuchen darf man nit ruhen, folang nod eine Spur vorhanden. 
Unferen Stiftern hatte lang nachgeforſcht und nachdem ich die faljchen, 
feither eingemwurzelten Meinungen abgelehnt, bin ic auf Gedanken ver: 
fallen, mwelde mir ein Gelehrter von Paris jest befräftiget. Meine 





1 Sein eigentliher Gejdledhtsname war: „Koler von Sandloh und Zun— 
derberg“, wie jein Grabftein zu Thiengen bejagt. 


192 


Freude darüber ift jo groß, daß mir bie jgreiheit nehme, Euer Gnaben 
Dasjenige ? zu communiciren, wa3 daraus gejchmiebet worden.“ 

Nahdem Herr von Koler feinen Entwurf der Hetgauijchen Ge: 
ſchichte nach Nheinau mitgetheilt, fchrieb ihm Bandermeer am 8, Aug. 
genannten Jahres, unter Beilegung zahlreiher Bemerkungen, zurüd: 
„Mit ausnehmender Freud’ habe dad von Dero gelehrter Hand ent: 
mworfene alte und neue Kleggau empfangen, welches baldigſt zurüd 
jenden werde. Inzwiſchen nehme mir bie Erlaubniß, was Weniges 
darüber anzumerken.“ 

In Beziehung auf jeine Kritit der wülberz'ſchen Schrift über 
ben Urfprung des Kloſters Sanctblafien jchrieb unfer Pater an Herrn 
von Koler unterm 11. October 1769: „Habe weiter fein Bedenken, 
meine Reflerionen von Sanctblafien aus inipiciren zu lafjen, als daß 
mein Gemifjen mid anklagt, ein und andersmal nicht gejhont zu 
haben 2, was jedoch, wie ich hoffe, die jo erleuchtete Herren derjenigen 
Freiheit, jo wir in unjeren Privatichriften gebrauchen zu dürfen glau— 
ben, beimefjen werben, keineswegs aber einer mindern Achtung, wo: 
rin mir gewißlid unrecht geichehen würde.” 

Die fleißige Correjpondenz der beiden Freunde führte aber aud 
perjönlihe Beſuche derjelben in Rheinau und Thiengen herbei, 
welche da3 Band ihrer Freundſchaft jtet3 enger knüpften. So jchrieb 
Bandermeer unterm 2. December besjelben Jahres: „Daß ich jüngit- 
hin zu Tiengen jo gnädig empfangen und unterhalten worden, vers 
urjaht mir noch gegenwärtig das größjte Vergnügen, wofür meinen 
gehorjamsten Dank verbindlichjt erjtatte.” 

Diejes ift der letzte mir vorliegende Brief des vheinauischen Paters 
an den Herrn von Koler. Ich will daraus nicht jchließen, daß zwiſchen 
den Beiden eine Erkältung eingetreten, obwohl mich eine jpätere Auße: 
rung von Bandermeer über die Koler’ihe Kletgauer Gedichte dazu 
verleiten könnte; wahrſcheinlich ift der Schlußtheil des Briefwechſels, 
gleih) dem Anfange, verloren gegangen. 

Dagegen haben ſich andere Briefe Kolers erhalten, welche ebenjo 
Iprechende Zeugen feiner gründlichen Bildung und trefflihen Gejinnung 
find, wie jene nad) Rheinau gejchriebenen. Ich ermähne bier gelegentlich 
nur ber Fleinen Correjpondenz zwiſchen dem Fletgauiihen Regierungs— 


ı Wahrſcheinlich die Schrift: Dissertatio de Welfis monasterii Rhenau- 
giensis fundatoribus etc. Bgl. Didc.:Ardiv 11, 18, 

2 Allerdings ift die Ausbrudsweife in den „Reflerionen“, welche bei Zapf ab- 
gebrudt ftehen, zuweilen jo ſcharf und jpigig, daß er eine gewiſſe Gereiztheit ver: 
rathen bürfte. 


193 


Director und einem hoffnungsvollen Thiengener Studioſen im 
Stifte zu Roggenburg. 

Es mar dieſes Philipp Schafhäutle, der Vetter und Pflege: 
john des Caplans Vögelin zu Thiengen, welder denjelben in jenem 
Gotteshaufe ſtudieren ließ. Nachdem der talentvolle Jüngling fi ent: 
ihlofjen, Priejter zu werben und fich dem Lehrfache im Klofter zu wid— 
men, veranlaßte ihn fein Oheim, dem Herrn Regierungs:Director 
von Koler in einem gut jtylifirten lateinischen Schreiben zum Namens: 
feite zu gratulieren; ev werde damit nicht —— ſich für ſeine Zu— 
kunft ſehr zu nützen!. 

Der junge Mann befolgte dieſen Rath und überſchickte dem hoch— 
geehrten Herrn einen Glückwunſch in lateinifchen Herametern, morauf 
ihm von Koler unterm 30. April 1765 dankend zuſchrieb: Quae ad 
diem onomasticum meum gracili non minus quam docta me- 
ditatus es avena, ea mentem meam usque adeo suaviter intrarunt, 
ut quid amoenum magis atque gratum dici queat vix inveniam. 
Grates en igitur Tibi pro animi tui in me devotissima testatione 
rependo maximas, non modicum suspiciens laborem, quem hoc in 
argumento poötico exantlasti. Faxint Superi, ut gratum ali- 
quid rependendi mihi proxime fiat occasio.. Hoc dum exopto, 
securum temet esse volo, me nunquam non futurum ad officia 
humanitatis quaevis Tibi testanda paratissimum, 

Solde Gratulationd= und Dankſchreiben wiederholten jih nun all 
jährlich; ich theile davon das folgende vollitändig mit, weil dasjelbe 
außer der gewöhnlichen Dankjagung auch Nachrichten enthält, welche 
die damaligen Zeitumſtände im Kletgau und im deſſen Nachbar— 
ſchaft betreffen. 


Admodum reverende religiosissime ac doctissime amice! 


Sunt mihi gratissimae literae Tuae, quibus tam singulare erga 
me studium et affectum commonstrare Tibi placuit. Quid aliud 
dominationi tuae rependam, nisi grates et vota, quae jam nunc 
exhibes maxima. Mihi sane jucundissimum erit semper, Tibi Tuis- 
que congaudere et prospera quaeque exoptare. 

Ecce Tibi nova aliqua, quae patriam contingunt et viciniam. 
Annonae caritas, quae anno superiore me maxime sollicitum 


ı Si me, fchrieb er, fidelem consultorem audieris, dominum archipraefec- 
tum nostrum de Koler pro festo ejus onomastico in l9nam Martii incidente 
eleganti et latino idiomate optime exculta gratulatione deveneraberis. 
Crede, magnam exinde reportabis gratiam. 

Archiv. XII, 13 


194 


habuit, cum nunc indies decresceit et respectu praeteriti vix di- 
midietatem adaequat, tamen non jam pauperum, sed et divitum 
audiuntur quaerelae, sibi nummum paratum acquirendi copiam 
et opportunitatem esse praecisam; id quod ferendum esso duco 
usque ad proxima comitia Ulmensia. Haec de patria. 

Sed misere agitur ob morbos invalescentes in vieinia. Nam 
ubique vere res male se habet, praesertim Waldishuti, ubi in- 
tra paucarum hebdomadarum spatium febris putrida non solum 
parochum eiusque vicarium, sed et aedituum unacum 
ludimagistro et permultos civium peremit, unde mihi cura 
fuit, frequentius civium nostrorum cum Wealdishutanis commer- 
cium, quod saltem vestimenta spectat et res utensiles, interdieto 
quodam restringere. 

Patriam meam Uberlingam quod attinet, gaudeo de sorte 
et fortuna D. Claudii Merci; nuspiam alibi illud dicendi genus, 
quod Chriam vocant, tantum quem nunc, habuit persuasioni lo- 
cum!. Thiengae d. 15. April. 1772. 

Obsequentissimus J. J. de Koler. 


Kurz vor dem Sclufje diejes Jahres las Schafhäutle feine 
erite Mefje, wozu Herr von Koler perjönlich eingeladen worden; er 
hatte aber abjagen müfjen und ji) in Folgendem entjchuldiget: Tibi 
itaque, amice colendissime, hanc utinam cum Deo conjunctionem 
et suscepti saeramenti gratiam sane uberrimam ex intimo corde 
gratulor, hoc unum dolens, quod primo saltem, quo proxime 
defuncturus es, sacrificio adesse non valeam, non ob itineris 
longinquitatem aut hiemis molestiam, sed propter negotiorum mo- 
lem, quam mea secum fert vocatio. 


Das letzte Schreiben Kolers nad Roggenburg ijt vom 9. April 
1773, aber nit mehr von feiner eigenen Hand, was fid) leicht er: 
klären läßt, da er am dritten Tage darauf vom Schlage getroffen 
ward. Dieſer Todfall ermecdte zu Thiengen und in der ganzen Nach— 
barihaft allgemeines Bedauern, denn der Berblichene war ein ebenjo 
gebildeter und humaner, als jtrenggläubiger,, gewifjenhafter, einfichts- 
voller und thätiger Mann ?, welchem unſeres Wifjend nur eine Mafel 


1 &8 jcheint hier von einem Großjpredher, einem Wunderdoctor ober Marfts 
ſchreier bie Rebe zu fein. 

2 Freilich in jehr ariftofratifcher, fteifer und pebantijcher Geftalt, wie die höhe— 
ten Beamten (meiftens abelige Herren) bamals zu fein pflegten. 


195 


anhieng, jeine leidenſchaftliche Parteilichfeit gegen einen gemifjen Unter: 
beamten, deſſen Glück er zerjtörte. 

Herr von Koler hatte ohne irgendwelchen Vorarbeiter die ge: 
ſchichtliche Bejchreibung des ſchwarzenbergiſchen Kletgaues unter: 
nommen und fie mühlam zu Stande gebradt. Dieſer „Entwurf! 
des ehevorigen und heutigen Zuſtandes der deutjchen Reichsprovinz Kleg: 
gau“ enthielt, nad) Jahrhunderten und Jahren geordnet, in einfacher, 
trodener Sprade einen Auszug der Urkunden und Akten über bie 
Landichaft, jomweit derlei Quellen und Hilfsmittel dem Berfafjer da— 
mals zu Gebote gejtanden. 

Nach dem Tode des Heren von Koler gelangte die Originalirift 
ber Arbeit an den Fürſten Joſeph von Schwarzenberg nad Wien, mo 
diefelbe liegen blieb, 6iß fie unvermuthet im Jahre 1781 der Gegenitand 
einer lebhaften Correjpondenz zwiſchen dem fürjtlihen Hofe, dem klet— 
gauiſchen Dberamtöverweier Landmann und unferem Bater Wander: 
meer wurde. 

Mit Erlaß vom 1. September genannten Jahres fandte der Fürſt 
da3 Original zur Abjhrift und Ergänzung an bie Regierung in 
Thiengen zurüd, worauf Landmann das abgeichriebene Werk dem 
Pater Moriz nah Rheinau übermadte, 

Diefer jchrieb unterm 20. Februar 1782 zurüd: „Sch hatte gleich 
nad Empfang der ſchönen Copie des alten und neuen Kleggaus vom 
Herrn von Koler fel. angefangen, notas darüber zu entwerfen; bald 
aber bemerkte ich, daß jolches ein ganz verwirrtes Wejen abgeben mühte, 
da einmal die Meinung des Verfaſſers widerlegt, das anderemal be: 
ftritten, alsdann die Kapitel duch viele Beiſätze unförmlich ausge— 
dehnt und der Zujammenhang der Gejhichte völlig gejtört würden. Ich 
babe mich daher entſchloſſen, ſoweit meine Kräfte e8 erlauben, mit Be: 
nüßgung der Koler’ihen Arbeit, etwas Bejjeres zu liefern, nach einem 
ganz anderen Entwurfe?! dieſer Geſchichtsbeſchreibung, wie joldher 
in der Beilage folget.“ 

Derjelbe zerfiel in einen Hiftorifhen und einen topogra= 
phiſchen Theil. Voraus jollte eine Einleitung gehen über die Lage, 
die Fruchtbarkeit, die Gränzen und Gebiete der Landſchaft; jodann ala 
erite Abtheilung folgen: 1. das heidnijche Kletgau bis auf Klodemwig 
den Franken; 2. das Land unter fränkiſcher Herridaft bis an's 
10. Jahrhundert; 3. das Land unter den deutſchen Königen und 
Kaifern bis zum Ende des 12. Jahrhunderts; 4. die Edeln von Kren: 








1 Derjelde liegt mir im Goncepte vor; er bildet ein baumenbides Folioheft, 
halbbrüchig befchrieben. Überall darin find genau die Quellen citirt. 
13* 


196 


fingen und ihr Belistfum im Lande bis zum 14. Sahrhundert ; 
5. die Grafen von Habsburg als erfte Landgrafen im Kleggau, 
bis in's 15. Sahrhundert; 6. die Grafen von Sulz ald habsburgiſche 
Erben bis zur Glaubenötrennung; 7. ihre Nachkommen bis zum 
Sabre 1687; 8. die Fürſten von Schmarzenberg als legte Land» 
grafen des Kleggaues. 

Der zweite Theil follte die topographbijche Beihreibung jeder 
Herrihaft und jeden Ortes des Landes enthalten mit Angabe ihrer 
vormaligen und jeßigen Beſitzer, wie alle8 Merkwürdigen, mas ſich 
jeweils bafelbit zugetragen. Alfo 1. von der Stabt Thiengen, bem 
kletgauiſchen NRegierungsfige; 2. vom Wutadhthale; 3. vom ſoge— 
nannten Kletgauer Amte; 4 vom Küffenberger Thale; 5. von 
der Vogtei Balm und Lotjtetten; 6. von den bochobrigkeitlichen 
Ortſchaften Röteln, Zeftetten, Kabelburg und Wilmendbingen; 
7. vom Züricher und 8. vom Schaffhauſer Gebiete, 

Die beiden Freunde arbeiteten nun jo fleißig an der Ausführung 
diefes Entwurfed, daß Landmann ſchon unterm 9. März 1782 ein 
Probeſtück der erjten oder hiſtoriſchen Abtheilung nebſt dem Entwurfe 
des Ganzen an den fürftlihen Hofratd von Martini nad Wien ab: 
jenden fonnte. Er that Solches in ſichtbarer Befriedigung mit folgen- 
dem Begleitjchreiben. 

„Ich habe biäher mit meinem Freunde zu Nheinau, dem grund: 
gelehrten Benebictiner, welcher ein in der Gejchichte überhaupt bewan— 
derter und was bie Lanbihaft Kleggau betrifft, gewiß der erfahrenite 
Mann ijt, bereit3 einen chronologiſchen Entwurf ausgearbeitet und 
füge jelbigen in der Beilage gehorjamit an. Was nun ben topo- 
graphifchen oder zweiten Theil des Werkes anlangt, jo erklärte derjelbe 
Freund, fi in deſſen Mitausarbeitung ebenfall3 dienſtwillig gebrauchen 
zu laſſen, nur wünſchte er mehrere Subjidien aus den fürftlichen 
Ardhiven zu Wien und Thiengen zu erhalten, weßhalb ih um hoch— 
gefälligen Auftrag bitte.” 

Nahdem jofort unterm 27. März ein weiterer Theil der Arbeit 
an Martini abgejendet worden, erfolgte hierauf die Antwort: „Zu 
meinem Vergnügen finde ich den überſchickten Entwurf ganz gründlich, 
kurz und deutlich abgefaht, wünjche daher, daß das ganze Werk in 
gleiher Art fortgefegt und beendigt werde. Nur meine ih, dag nit 
allein die hiſtoriſchen Sachen, jondern auch diejenigen, jo zur Erläute- 
rung der herrſchaftlichen Rechte dienen, ausführlich behandelt 
werden, damit die Beamten daraus einen hinlänglichen Unterricht ges 
winnen, um die Herrichaftsrechte gehörig vertheidigen zu Fünnen. Aus 
unjeren Archiven will id) gerne alle8 Dienliche mittheilen laſſen.“ 


197 


Am 18. Mai jandte Landmann den Schluß der Hiltoriichen 
Beihreibung nah Wien und erbat ſich zur Fertigung des topogra- 
phiſchen Theiled die nöthigen Materialien aus dem fürjtlihen Archive 
daſelbſt, indem er beifügte: „Das Hauptſächlichſte quoad jurisdictionalia 
et alia arcana domus et provinciae, quae extraneo propalare 
et concredere non oportet, werde jodann aus eigener Feder hinzu— 
fügen. Für die Arbeit meines gelehrten Freundes aber glaube id, 
wäre demjelben mit einem Douceur von etwa ſechs Ducaten danfbar: 
fih zu begegnen.“ 

Hierauf ermwieberte Hofratd von Martini: „Nebjt dem richtigen 
Empfange des Schlufje der Hiftoriichen Abtheilung über da3 Kleggau 
beitätige ich biemit meine bejondere Dankverbundenheit dafür. Ich 
werde, wenn die bezwecten Nachrichten über die Randesverfajjung 
quod jurisdictionalia, politica et cameralia, worum es mir eigentlic) 
zu thun iſt, eingeliefert find, die in Antrag gebraten jeh3 Ducaten 
ex propriis berichtigen.“ 

Nahdem Landmann unjeren Pater hievon benachrichtigt, vertraute 
ihm berjelbe, daß ihn das zugejagte Präfent nur wegen der Hand 
erfreuen werde, welche e3 ihm beitimmt habe, da er bei feinen Ar: 
beiten keinerlei Abfichten jolcher Art zu hegen pflege. Dieſem Gefinnungs: 
ausdrucde fügte Vandermeer ſodann folgende Nachricht bei: „Der 
gelehrte Herr Hofrat Zapf von Augitburg (melder, obwohl Brote 
ftant, bei feiner päpftlihen Heiligkeit eine Privataudienz erhalten) 
ift jehr begierig, auch dieſe Beichreibung des Kleggaues feinen Monu- 
mentis anecdotis historiam Germaniae illustrantibus einzuverleiben, 
zu welchem Ende jie wirklich in's Lateinijche überjegt wird, Hoffent: 
lid hat man nichts dagegen, ba ſolches ja dem hochfürſtlichen Haufe 
Schmwarzenberg nur zur Ehre gereihen kann.“ 

Hierüber berichtete XKandmann unterm 17. Juli nad Wien an 
Martini: „Meinem Freunde, dem Benedictiner Mönde Mauriz 
Hohenbaum van der Meer zu Rheinau, habe ich die gnädige Zufrieden— 
beit Euerer Excellenz mit befien Arbeit vermeldet. Derjelbe, Sohn 
eine3 Taiferlihen Hauptmann aus dem Flammland, fteht in feinem 
64. Lebenjahre und ift ein ebenjo frommer als gelehrter Religioſe. Er 
erjuchte mid, das beigebogene Dankſchreiben Hochſelben zufertigen 
zu wollen, nebſt einem gedruckten Ausſchreiben des fürftlich hohenlohiſchen 
Hofrathd Zapf, melhes aller Aufmerkjamfeit werth jein dürfte.“ 

Mährend diefer Thätigkeit für die kletgauiſche Geſchichte wendete 
fih Landmann auch nad Sanktblaſien an den Fürſten Martin, 
von deſſen unternommener historia Sylvae nigrae er gehört. Da ji 
beide Arbeiten nahe berührten, jo war die gegenfeitige Mittheilung von 


198 


einschlägigen Notizen jehr wünſchenswerth. Gerbert gab auf ein 
desfallſiges Anſuchen unterm 22. September 1782 folgende Antwort: 
„Ein Aufenthalt in Berau Hat mich abgehalten, fogleih zu ant⸗ 
worten. Kann aud zumahlen auf ein Viertel» oder Halbjahr nicht be— 
ftimmen, wann meine Sylva nigra zu Stande fommt, wohin nur 
Thiengen, nit aber das Cleggau gehört !. Sollte id nicht geſchäfts— 
halber nächſte Wochen in’3 Breidgau zu reijen gemüßigt fein, jo wollte 
mir die Ehre außbitten, allhier von der Sad’ zu ſprechen und aud 
perjönlich zu ermeijen, daß ich zu allem Thunlichen bereitwillig.” 

Sofort bot ſich Landmann dem Fürftabte an, auf ben nädjiten 
Wink hin denfelben in der Nahbarihaft, etwa in Berau oder Gurt- 
weil oder Klingenau zu begrüßen; ob es aber eine Folge gehabt, 
geht aus den gewechjelten Briefen nicht hervor. Dieſe Angelegenheit 
führte indefjen zu einer Gorrefpondenz des Oberamtöbirector3 mit 
Martini’3 Nachfolger im jchwarzenbergijchen Kabinete, dem Hofrathe 
von Riegger zu Wien, melder ihm unter Anderem zuſchrieb: „Es 
wird zur Aufrehthaltung ber landgerichtlichen Gerechtſamen nur vor: 
theilhaft fein, wenn Sie nächſtens eine Landesverfammlung auf 
ber Mitte der Nheinauer Brüde? abhalten lafjen und folder jelbit 
beimohnen, jebod mit allnöthiger Vorſicht.“ 

In einem weiteren Briefe jchreibt Riegger dem „Herrn Interims— 
director” in flüchtigen Zeilen: „Was Sie über die politijde Ver— 
fajjung der dortigen Landgrafihaft jhon gejammelt, wünjchte ich vecht 
jehr, umgehend zu erhalten; denn eben jeßt jollte ich davon nothwendigen 
Gebrauch machen. Wenn es daher auch nicht Alles fon in Ordnung 
gebracht wäre, jo würde ich’3 dennoch verwenden können.“ 

Auch Niegger kannte unjeren Pater Moriz perjönlid und 
Ihäßte ihn jehr; dieſer aber freute fi aufridhtigft über einen jo ge: 
lehrten und trefflihen Nachfolger im geheimen Rathe eines Reichs: 
fürften, welder dem Gotteshaufe Rheinau bisher immer fo gnäbig 
gewejen. Da es verlautete, Fürſt Joſeph werde fein Ländchen Kletgau 
nächſtens bejuchen, jo meldete Bandermeer ben ſehnlichſten Wunſch 
feines Prälaten, die Gnabe zu haben, Höchſtdenſelben im Kloſter bemill- 
fommnen zu fönnen. 


t Thiengen liegt geograpbilh im Albgau, mwelder ben größern Theil bes 
fübliden Schwarzwaldes enıhält und burdh bie Wutach vom Kletgau getrennt ift, bem 
politifch auch das dominium Tuengense beigefellt wurde, nachdem ed von ben Krens 
fingern an bas Hochſtift Eonftanz und fofort an bie Grafen von Sulz gefallen. 

2 Die von Altem ber üblihen Mallftätten bes Kletgauer Landgerichts waren 
ber „lange Stein“ bei Thiengen oder eine ber Brüden zu Kaiſerſtuhl und zu 
Rheinau. 


199 


Am 12. Juli 1783 jchrieb der Pater an Landmann: „Da bie 
erite Ausarbeitung der kleggauiſchen Geſchichte noch allzu unvollfommen, 
io babe mich entjchlofjen, diejelbige mit der Zeit, wenn ich andere Ar- 
beiten beendiget, möglichft zu vermehren und. zu verbejjern.” Diejes 
iſt das legte mir vorliegende Stück des Briefwechſels der beiden Freunde, 
Bandermeer lebte aber noch zwölf Jahre und jchrieb um 1786 eine 
deductio historica pagi seu landgraviatus Cleggoviae. 

Betrahtet man das emfige Zujammenmirken unſeres gelehrten 
Paters Moriz mit dem Herrn von Koler und befjen Nachfolger in 
Heritellung eined hiſtoriſchen und topographiſchen Werkes über die Land— 
ihaft Kletgau, jo muß basjelbe einem die vollite Achtung vor dem 
Berdienjte diejer Männer abgewinnen. Auf dem Fundamente, melches 
ihr Fleiß und Wifjen gelegt, wurde ſodann von verjchiedenen Händen 
fortgebaut, und es zählt vielleicht Feine Landſchaft unſeres Großherzog: 
thums fo viele Bearbeiter ihrer Gejammtgejhichte, ald eben der Klet- 
gan fie aufmeist. 

Zuerſt verarbeitete der Regierungsrath von Mohr zu Thiengen 
das bereit3 Vorhandene zu einer überfichtlihen „Geſchichte der gefürfteten 
Landgrafihaft Kletgau“, nebit einem Anhange über die „Genealogie 
des fürjtlihen Hauſes Schwarzenberg”, womit berjelbe jhon im Jahre 
1783 zu Ende kam. 

Sodann lieferte der Negierungd:Director von Beck daſelbſt eine 
ausführliche „Beſchreibung der Landgrafihaft Kleggau biß 1806”, in 
einem geſchichtlichen, einem politiichen und einem topographiſchen Theile. 
Diefed Werk lag zum Drude bereit und zeigt auf der Schlußfeite das 
Imprimatur der großherzoglihd badiſchen Büchercenſur zu Freiburg 
vom 1. September 1808; e3 blieb jedoch ungedrudt. 

Nachdem ferner Arhivrath Kolb in feinem 1814 erjchienenen Lexikon 
von Baben über bie Hiftoriihen und ſtatiſtiſchen Verhältniſſe des Klet— 
gaues einen größeren Artikel gebracht, lieferte im Jahre 1820 Pfarrer 
Meyer zu Gurtweil einen „Umriß der Geſchichte des alemanniſchen 
Landſtrichs Kleggau”, melde Arbeit von mir (leider in den mißglückten 
„Briefen über das badiſche Oberland“) 1833 theilmeije veröffentlicht 
wurde !. In neuerer Zeit jchrieb auch ein ſchweizeriſcher Kletgauer, 


13H halte es für eine Pflicht der Anerfennung und Dankbarkeit, dieſe Bes 
firebungen früherer Männer für die Gefdichte meines Heimatlandes hervorzu— 
heben und gebe über bie etwaigen Mängel ihrer Arbeiten hinweg. Denn innerlichft 
wiberfirebt mir die Art und Weife mancher vaterlänbifchen Hiftorifer von heute, 
welhe ihre Stärfe darin fuhen, die Vorgänger, auf deren Schultern fie empor: 
geftiegen, in Kleinigkeiten zu meiftern und ihr Hauptverbienft zu ignoriren. Das 


200 


Dr. Banner, einen Umriß der Fletgauifhen Geſchichte „bis zum Abs 
ichlufje der Reformation“, welche Arbeit 1857 in einem Bändchen von 
130 Seiten eridien. 

Und endlich jammelte ich jelber all’ bieje Arbeiten, madte aus 
ſämmtlichen mir zur Hand gelommenen Urkunden, Gopeibüdern und 
Akten kletgauiſchen Betreffes fleißige Auszüge und begann eine aus— 
führlide, in's inzelne gehende und mohlbelege Geſchichtsdar— 
jtellung meined® Heimatgaues, welde mit Gottes Hilfe hoffentlich 
noch zur Vollendung gelangen wird. 

Die Geſchichte dieſes zwiſchen dem badiſchen Schmwarzwalde und 
den Schmeizergebiete am Rhein gelegenen Landjtriches berührt die 
meijten Gegenitände diplomatiihen, hiſtoriſch-chronologiſchen, politischen, 
rechts-, kriegs- und kirchengeſchichtlichen Intereſſes. Namentlih im 
letzterer Beziehung gewährt ſie ein ſprechendes Bild der Anfänge, 
der Entwickelung und des Zerfalls. 

Der Kletgau enthielt zwar, mit Ausnahme nicht weniger zum 
Theil uralter Pfarreien, feine beſonderen religiöſen Anſtalten, 
war aber in nächſter Nähe von einer Reihe der älteften Stifte und 
Klöfter umgeben, melde jchon frühzeitig ein reges Firchliches Leben 
verbreiteten, womit die Kultur des Volkes rüdfihtlich der Land— 
wirthſchaft, der Nechtöverhältnifje, der vollsthümlichen Sitten- und Seelen 
bildung in engitem Verbande jtund. 

So umgaben den Gau das Fridolind- und das Berenenftift zu 
Sädingen und Zurzach jeit dem 6. Jahrhunderte, die Benedictiners 
jtifte Rheinau und Sanktblaſien feit 778 und 858, das Allerheiligen: 
Hojter zu Schaffhauſen jeit 1052, das Nonnenklojter zu Berau jeit 
1108, die Auguftinerpropftei Riedern jeit 1111, die Johanniterhäuſer zu 
Leutgern und Klingenau jeit 1230, dag Siongklojter in legterem 
Stäbdtlein jeit 1269, das Klöfterlein zu Grafenhaufen jeit 1285, das 
Paulinerhaus zu Bondorf jeit 1402, die Propftei zu Gurtweil jeit 
1646, wie endlich die Kapuzinerhoipitien zu Stühlingen und Walds— 
but jeit 1680 und 1737. 

Nah der Kirhenipaltung trat ein heftiger Confefjionshader im 
Kletgau ein, da in den jchmeizeriichen Theilen von deren Regierungen 
alles Thunlihe für die Glaubensänderung gejhah, während anderer: 
feit3 die Grafen von Sulz bem jtrengften Katholicismus huldigten. 


vermag allein der eitle Wifjenfhaftsdünfel, woran folde Jünger zu leiden pflegen. 
Hinter ihnen ſtehen aber zuweilen freilich ältere Herren und benügen biejen ge 
fälligen Eifer dazu, denen öffentlich zu ſchaden, auch im Tode noch, welche fie heim: 
lich fürdpteten und haften. 


201 


Das Fieber des Bauernfrieges und der Wiedertäuferei, 
welches in dieſem Erdenwinkel jo heftig aufgetreten, Hatte jchnell zwar 
ben energiſchen Gegenmitteln weichen müflen, von Schaffhauſen und 
Zürih aus aber wurde dejto nachhaltiger gegen die katholiſchen 
Gemeinden intrifiert und dabei jegliche Gelegenheit ergriffen, dem Ab: 
falle die Wege zu bereiten. Doc blieb es im reihiihen Theile 
vergeblich, denn die dortigen Katholiken fanden an den Häufern Sulz 
und Schwarzenberg eine ebenjo fichere Stüße, al ftarfe Schugmauer 
ihres Glaubens. 

Wenn ich am Schluſſe dieſer kleinen Arbeit noch einen Blick zurück— 
werfe auf die Männer hiſtoriſch-literariſcher Thätigkeit in unſeren ober— 
ländiſchen Klöſtern während des vorigen Jahrhunderts, jo erfreut mid 
zunädit das jchöne Kleeblatt, welches Vandermeer mit den janct- 
blafiihen Hiftorifern Herrgott, Wülberz, Heer und Gerbert 
gebildet, nachdem fi in ihren Abteien, wie in den meilten Benedictiner: 
jtiften de3 Oberlandes, ſchon früher viele Aebte und Patres durch Be: 
arbeitung der heimijchen Geſchichte verdient gemacht. 

So hatten jelbjt in den jchweren Zeiten des ſchwediſchen, des 
orleans’ichen, des ſpaniſchen, öſterreichiſchen und fiebenjährigen Krieges 
die Prälaten und Patres Gaißer zu Sanctgeorgen, Bifenberger 
zu Salmanndweil, Gump zu Sanctblafien, Steierer und Bau: 
meifter zu Sanctpeter, Mugg und Arnold zu Ettenheimmünfter, 
wie noch mande Anderen, neben zahlreihen Schriften philojophiichen 
und theologiihen Inhalts, da und dort gelehrte Arbeiten auch über 
beimatlide Gejhichte geliefert, mehhalb man jagen darf: Nicht 
blog die Kenntniß der älteren Geſchicke und Zuftände des Vaterlandez 
verdankt man den Klofterfchriftitellern, fondern auch diejenige eines großen 
Theild des jüngjtverflofjenen Jahrhunderts, 

Ganz überrafhend ift der Auffhmwung, melden unſere Benedic- 
tinerflöfter jeit etwa 1750 bezüglich ihrer Schulen, ihrer gelehrten 
und literariſchen Beftrebungen, ihrer Landwirthſchaft und Okonomie 
genommen. Wer billig denkt, wird biernah die Berehtigung er: 
mefjen, womit der Schritt ihrer Aufhebung gethan morben. 


ı Hierüber belehren uns nicht allein mehrfache Aftenftüde, ſondern auch bie 
ausführlihe Chronik des Gaplans Heinrih Küffenberg von 1524 bis 1531, 
welde ber um bie oberrheinifche Geſchichte jo verbiente Herr Stiftspropft Huber in 
Zurzach veröffentlicht hat. 


Bon dem alten vold der 
Allmanniern und Allmannifhen herkogen, 
welche zuͤletſt allein hertzogen zuͤ Schmaben genemptt wurdend. 


Iſt geſchryben zu eeren vnd bienjt 


herren Samuel Tillmann von Bern, 
bifer zyt boffmeifteren zu Künigsfelden. 


Bon 
Heinrych Bullinger dem elter, 


diener ber filden Züryd. 
1571. 


Nah dem Autograph des Verfaſſers herausgegeben 


von 


Dr. 3. König, 


Profeſſor an ber Univerfität Freiburg. 


Dum pridem ipsum opus (i. e. vitam primaevam s. Galli) perlegerem, in- 
veni ab auctore ejusdem conscriptionis terram quam nos Alamanni vel Suevi 
incolimus, Altimanniam saepius nominari; sed ipsius nominis originem quae- 
rens, apud nullum scriptorum quorum adhuc notitia nos respersit, ejus reperi 
mentionem. Nisi fallor enim, ab alto situ provinciae idem vocabulum a mo- 
dernis confictum est. Nam juxta scriptores authenticos, pars Alamanniae vel 
Sueviae inter Alpes Penninas, et meridianum litus Danubii sita, Rhaetia diei- 
tur. Porro quod est ad septentrionalem plagam, Histri Germaniae deputatur. 
Et ut non nostra dicere existimemur, aliquos ipsius rei testes adsciscimus. .. . 
Si Rhaetia solummodo infra Alpes est, ut multi volunt, quae consequentia est 
ut Noricum a Gallia pergentes, asperitatem Alpium transcendamus et non po- 
tius per majorem Rhaetiam recto itinere Noricum usque tendamus? In qua 
etiam Rhaetia, secundum supradictam sententiam, Brigantium oppidum jam 
vetustate collapsum, lacui, qui Rheno interfluente efficitur, nomen dedit, qui 
alio nomine, juxta Graecam etymologiam, Potamicus appellatur. Igitur quia 
mixti Alamannis Suevi, partem Germanise ultra Danubium, partem Rhaetiae 
inter Alpes et Histrum, partemque Gallise circa Ararim (i. e. Arolam) obse- 
derunt; antigquorum vocabulorum veritate servata, ab incolis nomen patriae 
derivemus, et Alamanniam vel Sueviam nominemus,. Nam cum duo sint voca- 
bula unam gentem significantia, priori nomine nos appellant circumpositae 
gentes, quae Latinum habent sermonem; sequenti usus nos nuncupat barbaro- 
rum. Similiter scimus, Francos partes Germanise vel Galliae non solum po- 
testati, sed etiam suo nomini subjugasse. 


Walafrid Strabo, praef. in vitam s. Galli. 


Borbemerkung. 


Die bier folgende Mittheilung ift wohl ber erjte Verſuch einer 
Specialgefhichte de alten Alemanniend; fie verbient es ohne 
Zweifel, nachdem ein glüdlider Zufall diefelbe ung zugeführt, gerade 
in dieſer Zeitjchrift erfimals publicirt zu werden, deren geſchicht— 
liches Gebiet ja vielfach dasſelbe Land und Volk umfaßt. 

Die Handſchrift (Papier, in folio), welche diefe alemanniſche Ge— 
Ihichte überliefert, enthält zwei Monographien. 

Die erfte, auf 61 Blättern, ift betitelt: „Bon den edlen Graven 
zu Habjpürg, Herkogen zü Defterryd und Schwaben, vnnd 
ber Stifftung des Fürftliden Kloſters Küngsfelden. Dud 
ettwas von dem Sempader frieg, inn möldem Hertzog Lüpold von 
Defterryh durch die Eydgenofjen erjhlagen vnnd zü Künigsfelden be- 
graben warb, zwei Bücher. 1386. 

Zu Eeren vnnd dient Herren Samuelen Tillmann von Bern, 
diſer Zytt Hoffmeifteren zü Künigsfelden beichryben 1570.” Bon 
jpäterer Hand ift beigefügt: Visus per d. d. deputatos 1651. 

Darauf folgt eine ausführliche Dedication, in welcher der Verfafjer 
unter anderem bemerkt, daß er jeit mehr denn vierzig Jahren bemüht 
geweſen, alles für die Geſchichte der Eidgenofjenjchaft irgend Wichtige zu 
jammeln; daraus ſei in der lebten Zeit auch die vorliegende Kleinere 
Schrift entjtanden. Unterzeihnet ift als Berfaffer Heinrych Bul— 
linger ber elter, diener der filden Züryd. 

Die zweite Arbeit, auf 15 Blättern, iſt die bier folgende Ge— 
ſchichte der Alemannen, von bemjelben Verfafjer und auch von ber: 
jelben Hand, von Anfang bis zum Schluß, geſchrieben wie die erite, ebenjo 
berjelben Perjönlichkeit debicirt. Sie joll dienen „zuͤ befjerem Verſtand 
dei Anfangs de vorgenden Buͤchs von ben Herkogen zu Schwaben“, 
aljo eine Art hiſtoriſcher Einleitung dazu bilden. 


206 


Unjere Handſchrift it, was ſchon die Debication und der durch— 
weg jauber und forgfältig gehaltene Schriftzug vermuthen läßt, das 
Autograph Bullingers, wie fi dieß auch durch Vergleihung mit 
Bullinger'ſchen Manufcripten auf der Stabtbibliothef in Zürich durch 
da3 verehrliche Bibliothecariat betätigt hat, wofür wir hiemit ben ver- 
bindlidjten Dank ausſprechen. 

Dieſe beiden Schriften, „zu eeren vnnd dienſt eines Freundes“ 
verfaßt, wurden, wie es ſcheint, ſpäter nicht in weiteren Kreiſen bekannt; 
ſie erſcheinen nirgends unter den zahlreichen handſchriftlichen Werken 
Bullingers aufgeführt; fo fehlen ſie z. B. in Joh. H. Hottingers 
Schola Tigurinorum Carolina (Tiguri 1664), appendix I, pag. 75 sqq., 
wo ein Verzeichniß der Bullinger’ihen Schriften gegeben ijt. 
Gedruckt wurbe das erjte Werk, über die Grafen von Habs— 
burg, jedooh anonym und unvollitändbig, in den Selecta juris et 
historiarum von Sendenberg (Frankfurt 1738) tom. IV, p. 1—160 
unter dem Xitel: De origine et historia archi-ducum Austriae 
Habsburgi comitum usque ad pugnam Sempacensem autore 
anonymo Helvetio. 

Der Herausgeber bemerkt darüber: Deprehendi libellum huncce 
apud amicum, cujus exemplo, eum 1615 Königsfeldae de- 
scriptum esse, priorum possessorum aliquis addiderat. Continet 
vero plura, quae apud Tschudium et alios non deprehendas. 
Autor seculo XVI ad finem decurrente floruit et protestantium 
sacris, quod omnia indicant, fuit addietus. Odio in domum Au- 
striacam et partium studiis saepissime labitur. Nihilominus ostendit 
notatu digna facta quamplurima, inprimis vero, ut hoc unicum 
tantum memorem p. 56 titulum ducis Sueviae jam Austriae in 
usu fuisse a. 1315 etc. Der Abdrud ijt wie unvollitändig, jo aud) 
diplomatijch incorrect; er beginnt erſt mit ©. 22 (unferer Handſchrift), 
jo daß vom Anfange de3 erjten Buches neun Kapitel meggelafjen find, 
ebenjo fehlt das Schlußfapitel desfelben. Die Spradfarbe hat ber 
Abichreiber oder Herausgeber verwiſcht, indem er in der Orthographie, 
in der Schreibung der Eigennamen jomwie in den grammatijchen Formen 
dem ohnehin nicht muftergültigen Geſchmack jeiner Zeit Nennung tragen 
wollte. 

Haller führt (in feiner Bibliothef der Schweizer -Gejcdhichte II, 
465) diejen Auszug an und vermuthet richtig als Verfaſſer desjelben 
Heinrih Bullinger; das volljtändige Original wie auch die zweite 
Schrift über Alemannien kennt er aber nicht. 

In Betreff der erſten Schrift jcheint dem fonjt jo umfichtigen und 
äußert gemwifjenhaften Haller das entgangen zu fein, was er in dem— 


207 


jelben Bande S. 160—163 über Bullinger mittheilt, und wodurd feine 
©. 465 ald Bermuthung ausgeſprochene Anſicht ihre authentiſche Be: 
ftätigung erhält. Er führt ©. 162 Nro. 550 an: „Ephemerides 
Henriei Bullingeri. Mess. in 4. 252 S.“, und bemerkt dazu: „Auch 
in der Stiftäbibliothef zu Zürih von Wolfgang Haller Hand. Gie er: 
ftreden fih von feiner Geburt an biß 1574 und find zum Theil la— 
teinifch, zum Theil deutjch gejchrieben. Das Meifte betrifft zwar ihn 
jelbit und jeine Schriften, doch find Kin und wieber jehr merkwürdige 
Anecdoten von den Begebenheiten feiner Zeit, vorzüglich im geijtlichen 
Stande, von den Sitten u. |. m. angemerkt, da3 zur Geſchichte der in 
unfer Fach einjchlagenden Schriften gehört." Nun folgen viele Titel von 
Bullingerrihen Schriften, Briefen u. |. m. nebjt Angabe der Zeit, Ber: 
anlajjung, Perjonen, an die fie gerichtet waren, mit Bullinger3 eigenen 
Worten. Da ijt nun aud geſagt: „1571. Jh verbejjere die zwey 
Bücher, jo ih hievor gejchrieben, zu Gefallen Herrn Sa: 
muelen Tylimann, Hofmeijtern zu Königsfelden, von Herzogen 
zu Schwaben und Dfterreih, und ben Grafen von Habsburg, 
auh von der Stiftung Königsfelden und von dem Sempader Krieg, 
mahts ug im Tbre tem, ich jchrieb ein Büchlin deutſch, von der 
Stiftung, Alter, Herfommen und Wejen der alten Kilchen und Stift 
Luzern und ſchickt 2 Eremplar, daß ein dem Landoogt Fledenjtein in 
Baden, das andere gen Luzern, Albrächten Sägifjern. — Dieje Trac: 
tätli jind nit drudt.” Am Schluß heißt e8 no: „dieje 44 Bücher 
babe ich unglaublih bald, fait in 2 oder 21/, Jaren, neben meinen 
Predigen und vielfalten Gejchäfften durch Gottes Gnab vollendet.” 

Auch den neueren Biographen Bullingers, Heß und Peſtalozzi, blieben 
dieje zwei Arbeiten unbefannt. 

Das von ber Bürgerbibliothek zu Wintertfur für 1865 außgegebene 
Neujahrsblatt ſoll (aus Sendenberg?) den Abjchnitt über den Sem: 
pacherkrieg wieder zum Abdrud gebracht haben. 

Ausführlid über Heinrich Bullingerg Leben und Schriften hier 
zu berichten, iſt für unjeren Zweck nicht nothwendig, daher nur das 
Nöthigſte. Er iſt geboren 18. Juli 1504 zu Bremgarten, ſtudirte in 
Köln Theologie, trat nah jeiner Heimkehr in nähere Verbindung 
mit Zwingli und wurde bald nad bem in der Schladht bei Gappel er: 
folgten Tod Zwingli’3 deſſen Nachfolger als Antiſtes von Züri) 
(9. December 1531), in welder Stellung er big zu jeinem Tode, 17. Sep: 
tember 1575, verblieb. — Die meilten feiner zahlreihen Schriften 
blieben ungedruckt; in neuerer Zeit wurde auf Veranlafjung der Vater: 
länd. hijtor. Geſellſchaft in Zürich die Reformationsgeſchichte in 3 Bän- 
ben von Hottinger und Vögeli herausgegeben, Frauenfeld 1838 — 1840. 


208 


Zum Schluſſe übrigt uns noch die angenehme Pflicht, bem Herrn 
Domcapitular F. ©. Schmidt für die freundliche Überlafjung der 
Handigrift den gebührenditen Dank barzubringen. 


* * 


5. Bon den herkogen der Allmannieren und Schwaben. 
1) drfprüng de Allamannifchen voldks und rychs. 


Rdmiſche Der Nömeren Öbermüttige und gytige regierung hatt vil völder, 
tpranny. 
die under irer regieruͤng von inen mitt gwaltt bezwungen warend (dan 
die Römiſch regierüͤng oder monarchy, Danieliß am 7. cap. duͤrch bie 
gremwenlich bejtia angebildet worden, die yjin zän hatt, und waß ſy nitt 
fraaß, mit iren fühen zerftampffet) vervrſachet zü gedenden, wie ſy ir 
müttwilligen regierüng ledig werben möchttend. Deren nitt bie gering- 
ten vnd letjten mwarend die Germanier, Allemannier, Vinbelicier und 
Heluetier. 
— Damitt aber die Römer jr berihüng inn ben landen behaltten 
jem — möchttend, theylttend ſy die landſchafftten vnd völcker von einanderen, 
damitt jr wäſen vnd authoritet zerhüdlet und vernütet wurde. Alſo 
zerryſſend ſy auch von einanderen Heluetiam, deren ſy innſonders ab— 
hold warend, alß deren die ſich den Römeren allwägen gar dappffer 
widerſetzt hatt. Vnd wie die Heluetia von altter har 4 pagos oder 
göw hatt: das Turgöw, Argöw, Üüchttland vnd die Waadt, alſo theilt— 
tend die Römer die Turgöwer vnder die Rhetiſche prouintz, daß Argöw 
aber, daß Üchttland vnd die Waadt vnder die Sequaniſche prouintz. 
Sömlicher theiluͤng vnd zerryſſens waren die Tiguͤriner oder Tuͤr— 
göwer gar öbel zuͤfriden vnd widerſatztend ſich den Nömeren. Die 
. Römer aber vnderſtündend ſy zuͤ palchgen vnd buwttend an die 
Thur ein ſtatt, die nampttend ſy ad fines sc. defendendos Rhetiae et 
gie im Sequanae, wirtt noch genemptt Pfyn. Hiemitt zwungend die Römer war 
oben har und unden am Bodenjee lag, alß Arbor Felix, daß jetzund 
Arbon heißt, und Gaunodurum, daß nahin Conſtantz genemptt ward, auch 
unden am Rhyn Forum Tiberii, daß zerbrocdhen worden, vnd da zü 
nen harwertz Zurzach hernach gebumwen ift, und dannen heruff der Rüß 
nah, Züryh, Züg, Vry, Shwyg, Glariß jegund genemptt, und dat 
alles ſtießend die Römer zuͤ der Rhetiſchen prouing und underjtundend 
biemitt zit verbillggen den Heluetiichen namen, und innjonders der Tigü- 
rinern oder Turgömeren, denen jy inſonders abhold warend, von wegen 


209 


ire8 burgermeifterd L. Cassii, melden die Tiguriner mitt allem jynem 
heer aeichlagen und gar ſchmächlich gehaltten hattend. Vnd wiewoll 
ſömliche zertrennung von iren altten fründen, den Argöwern vnd ande— 
ren ſy übell verdroß, mochttend ſy doch dem großen gwaltt der Rö— 
meren allein vnd der zytt nitt widerſtan. 
Nitt minder vnlidig warend auch die Vindelicier, wölche von Rö— Ein cenſpi⸗ 


ration vnd 


meren auch zuͤ den Rhetiern geſtoßen warend. Diſes vntraglich Römiſch —— 
joch trückt auch die Germanier vßet Rhyns, ſamptt allen denen, die die 

länd bewonend, biß hinab an den Mäyn, und da der Maͤyn zu Maͤyntz 

inn den Rhyn flüßt. Zuͤ diſen thattend fich alle die in vilen anderen 
prouingen dei Römiſchen jochs vnlidig, und allg vil alß pannyten 
warend. Die vile aber aller dijer völceren, die den Römeren find vnd 
widerwerttig warend, thattend ſich zamen vnd verbündend ſich mitt 
einanderen. \ 

Dephalben aber daß diſes volck vß allerley lüthen vnd 
mannen zuͤſamen gethan was, ward es genemptt Allmenner, *. 
alß die vß allerley mannen inn ein volck geſamlet warend. Von 
welchem namen Allmannia oder Allemannia vnd Allmenner oder Alle Alemannia 
menner andere ein andere meinung habend 1; die erzeltte aber iſt der menner. 


1 Wie zur Zeit Bullingers, jo variiren die Anfichten über Name und Volt 
der Alemannen auch früher jhon und in ſpäterer Zeit bis auf den heutigen Tag. — 
Bei den griehifchen und römiſchen Schrijtitellern beißen fie AAapavol, ‘Alamavvol, 
— bei Dio Eafjius, der fie zuerit erwähnt (27, 14), die (jedoch nicht geficherte) Les— 
art Akapßavvoi, — Alamani, Alamanni, Alemanni, auf Münzen Alamannia. Be: 
zeichnet jperden damit diejenigen deutichen Völker, welche jeit dem dritten Jahrhundert 
n, Chr. die Nömer in ihren Befigungen am obern Rhein und an ber obern Donau 
fortwährend angriffen und zulegt bamus vertrieben. Allmählig fam die Gewohnheit 
auf, die Deutjchen nördlih vom Main Germanen, jüdlih davon Alemannen zu 
nennen (Bopiscus, Prob. 12), woraus die irrige Meinung fich bildete, die Aleman: 
nen feien feine Deutfchen gewefen: Adapavol . Edvos Trepuavots rpösywpov, Stephan. 
Byz. und Euftath. zu Dionyf. Per. 285. Agatbias, auf die Gewähr des Aſinius 
Quadr. bin, meint, die Alemannen jeien Ankömmlinge geweien, gemijcht, wie ihr 
Name jage, aus allerlei Volk: ol dt Adauavol, eye ypn Actvvip Kovadparw Eredar, 
dvöpt Ira al ra Tepnuavına ds 76 Axpıßis dAvayaypaundvm, Ebyadußls elsıv 
Aydpwror zal piydbes “al Toro dbvarar abrois H Erwvunte. Histor. I. 6. Diefer 
Anficht tritt im neuerer Zeit auch Zeuß bei (die Deutfchen und die Nachbarſtämme 
©. 306): das neue, aus ben verjchiedenen Theilen gebildete Geſammtvolk wird ſich 
ben Bundesnamen Alamannida (communio) beigelegt haben, davon hießen dann 
die an der Bereinigung tbeilnehmenden Völfer Alamanni. Nah Joh. v. Müller 
waren bie Alemannen Gallier, welche jih in Ober-Deutſchland feftiegten und auf 
weiten Almenden bie Heerben weibdeten und um des Friedens willen ben Römern 
Zehnten ald Grundzins zablten. Auh Wachter, Adelung, Wilkens nehmen 
fie als Gallier und erflären den Namen durch das galliihe Wort „elmyn“ Fremd» 

Archiv. XU. 14 


210 


einfallten mwahrheitt änlicher und glychförmiger. Vnd inn difer pündt- 
nüß mwarend die Tiguriner, die Vindelicier und Schwaben, aud die 
Tüttſchen biß hinab an den Mäyn, welche alle fich den Römeren wider: 
jegtend. Vnd ijt diſe conjpiration bejhäcden im rych Marci Antonini 
philosophi, ungefar in jar Ehrijti 177. 


2) Was fcwerer kriegen die Römer wider die Allmenner gefürtt 
habind. | 


Die Nömer aber wanttend daran all ir krafft, daß ſy diſes vold 
dampttind und vnder inen behielttind nad ivem gefallen. Dargegen 
widerjaßtend fi die Allmenner auch ires beiten vermögen? vnd be: 
ſchachend vil ſchwerer ſchlachtten und verzog fich der Frieg gar wütt hinvß 
off vil jar, wie ich hernach ettlicher Römiſchen keiſeren thatten Furk 
verzeichnen will, doch nitt aller überall. 

In dijem langwirigen krieg wurdend oft die Allemanier zertrentt, 
ftündend aber allmägen widerumm, jobald ſy anlaß Hattend und ver: 
mochttend, zamen. ER brüdittend auch die Römer den liſt, daß ſy Die 

Oppide Hauptitett vnd fläcken de3 Heluetier lands irer jurisdiction entjagtend 
vnd castra. vnd ire zugehörige landichafften der landvogtty underwürffend und zuͤ— 
thattend, alſo daß die hauptfläden und jtett, die landichafiten, inen bis- 

ber zügehörig vnd rächtte über ſy geheptt, fürohin allein ftett für fich 

6. ſelbs, one land vnd jurisdiction und darzü dem guber: | natori in 
der prouing oder landpfläger der Römeren vnderthan mwarend, beraubett 

aller irer fryheitt. Hieby zuͤ wüſſen ift, daß die jtett, die von alttem 
eiuitates oder oppida maxima genemptt worden, die jtett gewäſen find, 

die nambhafftte landskreyß oder landtſchafftten inngeheptt Habend, in 
Griehiidh dioeceses !, zü Latin administratio, jurisdietio oder guber- 


ling. Möjer, Savigny u. N. halten Alemannen für gleichbedeutend mit Ari: 
mannen, Germanen, Heldenmänne. Nach J. Grimm (Gött. gel. Anz. 1835, ©. 
1103) fommt der Name von mans (homines) mit dem verflärfenden Vorſchlag ala: 
ganze, rechte, tüchtige Männer, bie rechten Nachkommen des Manus. ine neuere 
in der Nugsb. Allg. Zeitung gegebene Erklärung ift: die Alemannen find die nady Weiten 
vorgefchobenen Seninonen, das Hauptvolf der Sueben; alah — manna b. i. Männer 
von Ziusalah, dem Götterbain, der in der Mitte des Landes der Semnonen war. 
Über das Verbältniß oder ben Unterihied der Alemannen und Sueven ſ. oben bie 
Anfiht von Walafried Strabo, welder auch Neuere (wie Pauly) beitreren 
und nad welcher beide Stämme Ein Bolf find, für welches die Auswärtigen mehr 
ben Namen Alemannen gebrauchen. Bergl. biezu Stälin, Wirtemberg. Geld. I, 
116. Pauly, Realencyclopäbie ber claſſ. Altertbumsw. I, 1. (2. Aufl.) 699 fi. 

1 Arızdw guberno, administro, dtolxnsts gubernatio, dispensatio, jurisdictio. 
(Randnnote bes Tertes.) 


211 


natio geheigen: wie nochmalen alljo von altter har inn der eydano- 

ſchafft ſtett und fläden fünden werdend, allß Zürych, Bern, Yucern, 

Vry, Schwytz ꝛc., welche all habend ire underthänige landſchafften, jamptt 

der jurisdietion über ſy. Hienäben namptten die vorermeltten altten 
castra fläcken ober jtett ome zügehörige oder vnderworffne landichafften, 

wie zü unjeren zytten Santgallen und Mülhujen, und vil ftett in Tütt- 

ſchen landen, die woll fry, aber one vnſſere landöverwalttüng, vnd deß— 

halben ettwas minder geadttet find. Eh mirtt aber Turegum oder 
Tigurum, Zürych, daß von altten zytten wie auch dijer zytt oppidum Ziürie 
maximum oder civitas, ein baupttjtatt gemäjen, und noch ijt, castrum warmem, 
genemptt von deßwegen, daß Züryh von Römeren von altterhar all 
jegund gemeldt aller irer herrlichkeitt was beraubett. Vnd alljo rebt 
darvon Florenicus inn der hiitori des läbens der jäligen martterer 
Felicis vnd Regulae, vnd jpriht: Est locus insignis in fine cuius- 

dam laci, ubi antiquissimum castrum, quod Thuregum vocatur, 
existit. De quo etiam idem lacus vocabulum trahit. Daß it: 

Eß ijt ein fürträffenlih und verrümptt ortt, zu ußgang eines feed, da 

die vraltt jtatt, die Zürych heißt, ſtadt oder gelägen ift. Won welcher 

auch der jee den namen empfacht, dann er heißet dev Zürychſee. Man 
vertütjchet aber gemeinlich castrum ein Burg, da aber zü müflen iſt, »urg. 
dag dak mwörtli Bürg jyn vriprüng vnd harfomen hatt von Burguͤn— 
dieren, die namptend ire wonüngen fläden vnd jtett, alß Orosius züget 
in fyner | historia lib. 7. cap. 32, Bürg. Dannen auch der theill 
ires lands, zum theil im Ärgöw und Üdttland gelägen, welchs die 
Burgünder yngenomen, inn Bürglunden genemptt worden. 

Damitt ich aber widerumb kumme vff die ſchweren und blüttigen 
frieg, io die Römer lange zytt wider die Allmannier gefürtt habend, 
befind fih im jar Ehrifti vngefar 218 1, daß Aurel. Antoninus Ca- 
racalla Römifcher feifer fich genemptt hatt Alemannicum, wie Aelius ‚Stwir 


frien ber 
Spartianus ſchrybtt, füglih daß er die Allmenner gejchlagen und über: Nine 
wunden hatt. Allmenner. 


Zü den zytten Gallieni 264 babend die Allmanier Galliam übel Gauienu:. 
verhergtt, find darnad) auch zogen inn Italiam, wie Eutropius darvon 
ſchribtt. 

Am jar 2M hatt der keiſer Claudius vnfeer vom Gardſee (lacu giautius 
Benaco) im Wald Lugano öberwünden und erihlagen der Allemannieren 
off zmymall hündert tüjend, jchribtt Aurel, Victor. 

Zu den zytten Valerii Probi vmb daß jar 283 find die Allmanz wrovus 
nier gejhlagen am Näder. Vnd vngefar im jar 307 hatt Constan- Gonſtantins. 

ı Richtiger 213, 

14 * 


212 


tius, deß großen Constantini vatter, ein jchweren frieg gefürtt wider 
die Allemenner, vnd iren vff ſechzig tujend erlegett by Langeres inn 
Franckrych. Vnd by Windiſch der ftatt im Ärgöw vff dem Vorfeld, 
auch ein große anzall erjchlagen. Daruff er den Rhynſtrom widerum 
eroberett hatt, vnd die jtett jo von Allmennern vß hat des Römiſchen 
namens zeritörtt warend, widerumb gebumwen. Domalen hatt er in dem 
Turgömw Gaunodurum, die auch verhergtt, mwiderumb gebumen, vnd 

Sonftang. nah ſynem namen genemptt Constantiam, Conſtantz. Er hatt auch 

an dem Rhyn Spyr gebumwen vnd dahin jyn mütter Claudiam, keiſer 
*»  Claudii obge- | meltt3, dochtter, lajjen beitatten oder vergraben. 

Julianus. Constantius der 2. vnd Julianus die keiſer, habend auch krieg ge— 
fuͤrtt wider die Allemenner. Vnder Constantio ward der krieg ver— 
richtt, deß ortts, der jetzund iſt Baßler gepietts. Aber Julianus ſchlug 
ſy nitt wytt von Straßbuͤrg, und erlegtt iren vff dryſſig tujend. 

—— Vnd diſer zytt habend die Allemenner könig geheptt, vnd ein 

fs tünigrych. Rhenanus de rebus Germaniae ſchribtt auch hiervon lib. 1. 
am 40, blatt und nachfolgenden. 

Dalentimias Der feijer Valentinianus anno 374 befriegett die Allemenner auch 

Gratianue, gewaltig und ſyn fun Gratianus erſchlüg iren vmb das jar Chriſti 
380 vff die dryſſig tüjend vor Argentuaria, daß jegt Colmar genemptt 
wirtt, ettlich achttens Horburg jyn !. 

Inn dijen Eriegen habend jich die Allemenner yeder zytt irer vn— 
fälen widerumb erholet, und habend nitt nachgelaflen, jonder wo vnd 
wenn ſy gemögen, innjonder3 wenn die legionen hinwäg an andere ortt 
ziehen müjjen, find jy den Römeren inn ire prouingen miderumb ge— 
fallen, gebrönntt, zeritörtt vnd erihlagen, waß ſy gemögen. Daß nun 
vil jtetten an den anſtöſſen Eojtett hatt, welche etwan von Römeren 
widerumb find vffgebümen, etwan in ber äjchen biyben Ligen. Alljo 
iſts auch gangen mitt der Allmennern jtetten und veitinen. Vnd dahar 
fümptt es, daß wenig me der jtetten diſes lands vorhanden und im 
wäjen jind, von denen man aber lijet inn probatis authoribus, daß ſy 
in herrlichem wäſen geiyn find. Darzü man auch nod Hin und har 
zeichen find, herrlicher gebümen vnnd jtetten. ZU dem ift dann auch 
fummen, daß die Burgundier, Hünen, die Hüngari und andere rome 

*.  völder zi difem | jchaden volgender zytt auch geholfen habend. 


I Argentaria oder Argentovaria, jet Arzenheim, unterhalb Breis 
fab. (Pauly, Realencncl. 2. Aufl. I, 2. 1513.) 


213 


3) Wie und wenn die Allemanier ſich von dem Römifchen joch gar 
abgeryſſen habind. 


Alß aber der Mömer bofheitt erfültt, ir maaß vol, auch ires rychs 
end von Gott bejtimptt und zylet, berzufummen waß, hubend an, an 
allen ortten allerley ftryttbarer völderen inen in ire prouingen fallen, 2* 
ja auch inn Italiam rücken vnd die ſtatt Rom ſelbs belägeren vnd Iprannp wat 
plünderen nad deö herren wortt: Vae qui praedaris: nonne et ipse "grug- 
praedaberis?! „Vnd mitt waß maaß ir anderen mäfjend, mitt der: 
jelben maaß werdend dc andere auch widerumb mäfjen.“ 

Bnder regierung feifer Valentiniani im jar Chrijti ungefar 377 Burgundier. 
fielend die Burgundier vff SO tujend ſtark, alt Orosius züget lib. 7 
cap. 32 an Rhyn vnd in der Römer prouing Sequanam, eroberend die 
ond liegend ſich inn iren nieder. 

Vnder der regierung der feiferen Honorii vnd Arcadii im jar “ortbi. 
Ehrifti 413 belägeret Rom der Göthen Fönig Allrych, gewann jy vnd 
plünderet jy, wie Orosius eigentlich bejchrybt, welcher zu derjelben zytt 
geläbtt hatt. 

Bnder Valentiniano dem jüngeren anno domini 485 fiel der Wenven. 
Menden fünig Genßrych in die ſtatt Nom vnd plünderet jy dermaſſen, 
daß nütt da Öberblieb und fürtt vil volds mitt im hinwäg in Affricam. 

Hievor im jar 441 zücht Atthila mitt einer vnjaglichen vile der Hünen. 
Hünen vnd allerley kriegsvolks wider die Nömer vnd belägeret 
Aquileiam. Demnach züchtt er von nüwem in der Römer prouingen 
an den Rhyn vnd da dannen hinge inn Gall | iam, verhergtt alle wytt 10 
ond breitt: ward aber von Römeren nitt wytt von Tſchaluͤn vff der 
heid der Tſchampanien gejchlagen und abtryben. Da dan ein grojie 
weltt vmbkam vff beiden jythen. Ettlich zellend Hundert tüjend vnd 
fünff und fechzig tüujend man. Ettlich hündert tüjend und achzig tujend. 
Pomponius Latus zellt zweymal bündert tujend. Im Hinyn ziehen — 
vß Hungeren vnd Oſterrych inn Galliam zerſtörtt er die ſtatt Straß— ‚Nieren — 
burg vnd waß fürnemmer ſtetten am Rhyn gelägen. Zog heruff bis — 
an Burgundien, thatt ein große ſchlacht vff dem Melifeld, mitt wyth 
von Augit ob Bajel, und überwand vnd jchlüg da Fünig Sigmunden 
von Burgundien. Zerftörtt auch da herumb im Turgöw Ärgöw üchtt— 
land wyth und breitt, waß da fürnemmer jtetten warend. Da hatt 
Iyden mühen Windiſch, Baden, Zürich, Wintherdur Pfyn, Eonftank. 

Vnd wie Atthila off der Tihampanien geichlagen ward im jar 454, m sitnen 
alljo z0g Ddacer (Odacher) mitt den Tüttſchen hinyn inn Staliam, ev: ser Rom. 


t Jes. 33, 1. 
# 


214 


Ihlehtt und verdilget by Pavy (ad Ticinum) der Römeren beerzüg 
anno 478, tribtt gar ab, die jich de3 keiſerthums vnderzugend (zuͤ Nom, 
vnd nam Rom yn anno 480, vnd jatjt ſich dahin zum fünig und re: 
giertt da 15 jar. Daß von der zytt an die hiſtori-ſchryber zellend die 

Desolatio Jar desolationis, der Verlaſſung. Dann Mattheus Palmerius zellt 

Koma in ſyner Chronica 330 jar von dannen biß vff das keiſerthumm Caroli 

magni deß großen. Dan aller dijer zytt Fein römifcher keiſer oder 

fünig gemäjen. ER warend woll feijer inn Drient zuͤ Gonitantinopel; 

aber feine zü Nom inn Occident. Bnd nachdem der Gothen künig 

Totilas im jar Chriſti 545 Nom gewann vnnd verbrannt ound zerftörtt, 

ward ug Rom ein gar jchlechte vogtty gemachtt und fait zuhin gar da— 

bin gerihtt. Daß alles jhandtt Gott Rom yn, vnd jtraft ſy nad 
1.  Iynem |.wortt mitt gerechtem gericht. 

Dijes ynfalg der völferen vnd der jtatt Rom vndergangs geware— 
tend die Allemanner, vnd fielend au inn der Römer prouingen, in 
Sequanam, in Germaniam primam vnd andere, ryßend nider und ver: 
branttend, war die Nömer lang widerumb hattend vffgebüwen, die wyll 
ſy woll jahend, daß jy die Nömer allenthalben dermaßen getrentt vnd 

Grewenliche angryffen wurdend, das jy inn Allemannia Fein Erieg füren mochttend, 
ehörung. wie bievor, wen ſy abgefallen warend von Nömeren, offt geſchächen was. 

Sy zerjtorttend auch der Nömeren veitinen, werinen ond ftett, dermaßen, 
daß wen ſy glych hernach vnderſtanden hattend, die Allemenner widerum 
zit befriegen, wenig vortheilg me fünden. Vnd iſt daß alles beihächen 
in den 70. und 80. jaren, nah und nad, wie es ſich inen geſchicktt 
hatt, und namlich vor dem, ee jy den Frieg gefürtt wider die fünig inn 
Franckrych, Hildrychen und Ludwigen den 1., darvon hernach volgen 
wirtt. 

Die Aus Alfo nach vil erlydener muͤw vnd arbeitt, habend jich die Allmenner 
ne  onder der Römeren jo dannen geryken, und jind zü ir altten fryhaitt 
rem namen kummen. Alſo babend auch die hieoben lands, und die dero Alleman- 

nifhen pündtnüß gewäſen warend, und ji iren noh ſtyff hielttend, alt 
die Tiguriner und Vindelicier, den Rhetiſchen namen hingeworffen vnd 
den Allemannifchen behaltten. Vnd iſt hie zü wühen, daß under den 
Heluetieren allein Tigurinus Pagus, das Türgöw vnd Zürichgöw by 
den Allemannis biyben ift. Argöw Ücdttland und Waadt hattend ich 
ſtoßen laßen zu der Sequanijchen prouing, alß bievor gejagtt ift, vnd 
famend hiernach under Burgund, wurdend hernach auch under vil herren 
zertheillt. 


4) Wie und wenn die Allemannier under den gewaltt der königen inn 
Franckrych kummen ſyend. 


Nachdem die Allmannier das joch der Römeren von jnen geworffen 
hattend vnd zi irer fryhaitt widerumb kümmen warend, gryffend ſy 
wytt vnd breitt vmb ſich vnd zugend an ſich (alß erſt auch gemeldet 
worden) der Römeren lüthe. Derglychen thattend auch die Franci (die 
Frantzoſen) vnd hattend yngenommen Galliam Belgicam; zügend noch 
wytter hinyn inn die innere Galliam. Vnd alß diſe beide völcker mitt 
innemmen der Römiſchen prouintzen oder landen, träfenlich fürfuͤrendt, 
entſas yn eins dei ander, es würde im filicht zü ſtarck, vnd under: 
ſtuͤnde dan ye eins deß anderen herr zuͤ werden. Deßhalben könig 
Hilderych, Clodouei oder Ludouici primi und magni vatter zuͤ krieg 
mitt den Allmennern kam, daß diſe beide völcker einanderen öbel ſchädi— 
getend vnd ſich mitt einanderen nitt betragen mochttend. 

Vnd under Clodoveo der zuͤ rychßnen anhuͤb anno 485, rüſtend 
ſich die Allemannier mitt höchſter machtt, vnd zügend anno Domini 
499 dem Clodoveo inn ſyn land hinyn, biß neben Cöolen gen Tolbiach, 
yetzund Zuͤlg!“ genemptt, und thattend da ein ſträngen jtrytt mitt den 
Frantzoſen, inn welchem die Allemannier öberwündend; bald aber durch 
anräffung Ehrilti von Clodoveo beſchächen, überwünden und gejchlagen 
wurdend, vnd öberuß großen ſchaden empfiengend. 

Auentinus im 3. buch am 295. blatt ſyner hiſtori nemptt die 
zwen könig, jo den Allemannieren erjchlagen wurdend, Adelger vnd 
Allrych oder Adelrych. Diien nemptt er ein fönig der Schwaben, 
denyeni= | gen ein könig der Beyeren. Der brieff aber, den Dietrich) 
von Bern, Theodorycus Ostgottorum rex, vß Italia an Fünig Lud— 
wigen für die Allmannier jchreib, gedendt nun eines königs: „Memo- 
rabilis triumphus, ait, est, Alemannum acerrimum sic expavisse, 
ut tibi eum cogas de uitae munere supplicare. Suffieiat illum 
regem cum gentis cecidisse superbia. Sufficiat innumerabilem na- 
tionem partim ferro, partim servitio subjugatam ete.“ — Ex Cas- 
siodori variis. Dann fönig Diettrych vermanet den könig Ludwigen, 
daß er ſynen fig, an den Allmennern erlangtt, gnädig welle gebrüchen 
vnd nitt wyther wider ſy mwütten alß wider die öberwündnen. 

Nhenanus im 2. buch Germaniae am 83. blatt jchrybtt hiervon 
alßo: „Alemannos fatigatos fortuna destituit, terga vertunt et in- 
numera millia a Francis oceidione oceiduntur. Eo die ceecidit 

I Die Stätte dieſer Entfcheidungsichlacht ift befanntlidh controvere, Siebe 
Stälin, wirtemb, Geh. I, 148 f. 


Die Au: 
menner vnd 
Frantzoſen 

wurdent 

find. 


Ati Tuba 


13. 


Die Als 
mennier 
übermunber 
von 
Frantzoſen. 


Die Tuͤt⸗ 
ſchen inn 
die knecht— 
ſchafft ge⸗ 
drüngen. 


Hertzog 
über die 
Allmenner 

geſeht. 


14. 


216 


uniuersa gloria et libertas Allemannorum. Neque non destitit 
vietor persequi quam late patet nomen Alemannicum: non solum 
Germaniam primam, cum Elcebensi tractu parteque maxima Se- 
quanorum, sed etiam trajecto Rheno ueterem Alemanniam et trans 
Danubium Rhetiam primam penetrans, nec unquam conquiescens, 
donec partim ferro, partim seruitute, totam Alemannorum gentem 
perdomuisset. Quae Francorum incredibilis saeuitia fecit, ut ali- 
qua multi ex Alemannis trans Alpes ad Theodorycum Ostgottho- 
rum regem perfugerent. Quos ille tuendos suscipiens epistolam 
deprecatoriam scripsit ad Ludouicum Francum, ut supra dic- 
tum est.“ 

Inn waß itand aber Allemannia gerichtet jye nad obgemeltter 
verlorner ſchlachtt, erzeltt vilfalttig obgemeltter her Rhyner im jelbigen 
buch am S4. und 85. blatt. Inn summa, gang Allemannia ward be: 
berichett und vndergetrucktt vonder die knechttſchafft. Beherſchett aber 
von königen vß Franckrych die inen vffiaßten regenten, namlich herkogen. 
Dann die Allemenner habend ihren namen nitt verloren, jonder behalt- 
ten | vnd iſt genemptt worden das herzogtum Allemannia, obglych mwoll 
etwan die regentten darüber Fönig gewäſen wie Ludouicus Germani- 
cus, welcher könig vnd keiſer Ludwigen dei eriten, Pius zügenamptt, 
jun waß. VBnd grad derjelbig züget inn ſynem jtifftbrieff, der vngefar 
geben ift im jar 837, zwaren im 20. jar ſynes rychs dem ftifft Zürych 


Zürns im zum Frowenmünſter gegeben, daß Zürych derjelben zytt noch im Tur— 


Zurgöw, 


pergogtbum göw vnd herkogthum der Allmenneren, wie aud Vry gelägen. Dann 


Allemannia 
gelägen. 


jyne wortt luthend aljo: „Donamus curtim nostram Thuregum in 
ducatu Alemanico, in pago Thurgauiensi cum omnibus adjacentiis 
uel aspicientiis ejus, seu in diversis functionibus, id est, pagellum 

Vroniae cum ecclesiis, domibus etc.“ Und im anderen injtrument, 
daß der jelbig Fönig Ludwig im 26. jar jynes rychs demielben jtifft 
zum Frowenmünſter geben hat, jtatt alljo: Donamus monasterio et 
dilectae filiae Hiltigardi curtim, quae vocatur Chama, in ducatu 
Allemannico in pago Turgaviensi cum omnibus adjacentiis. So 
bejtättiget Carolus Crassus, gedadıtts künig Ludwigen jün, ſynes 
vatters jtifftung vnd des jtifftS fiyheitten vnd jagtt inn jynem brieff, 
da3 Elojter jye gebümwen Züryh in dem Zürychgöw. Daß datum bes 
brieffs iſt zuͤ Vlm im 3. jar ſynes rychs anno 883. BR welchen 
allem gütt zü veritan ijt, daß daß Zürychgöw nod) der zytt wie vor— 
malen zit altten zythen, alß oben zeigt, in dem Turgöw gelägen, und 
ſy beide in ducatu Allemannico, in dem Allmennijchen hertzogtum. 
Daß auch der zytt vnd under dem könig inn Franckrych der Alleman: 
niih namen überbiyben, und die völder jo darunder vormalß gehörtt 


217 


auch gegen den 900 jaren under den Frankojen Allemenner vnd daß 
bergogtum der Allmenneren genemptt worden iſt. Vnd der ſtifftbrieff 
der filchen zü Zucern, der ongefar geben iſt anno 700, gebendt | Ru- 
perti, der genemptt wirtt dux militum regis Ludouiei, welches ge: 
meinlich verftanden wirtt, daß ermeltter herkog Ruprecht, der daß 
münjter Zürych, daß man daß groß nemptt, vffgebumwen hatt, der Al: 
manniſch oder der Schwaben herkog gewäjen ſye. Göllicher geitaltt, 
wie da oben gejagtt worden, daß allein Zürych jamptt dem Turgöw 
vnd alle waß dazü hörtt, ſich inn pündtnuͤs zü den Allemannieren be: 
gaben und verpflicht, und allein by den Allemaniern verharret, dorum es 
auch under daß Herzogtum Allemannia gezellt wirtt. Dagegen die an— 
deren pagi, Argöw, Üdttland, vnd die Waadt jequanifch worden, vnd 
bernah von den Burgundiern Yngenommen vnd burgundiſch morden 
ſyend. Alſſo zügend aud die altten brieff zu Mury, zü Solenthurn, 
zuͤ Bätterlingen ond zuü Lojannen, daß vorerzeltte pagi, Argöw, Üdtt- 
land und Waadt, inn Burgundien gelägen. Dan berkog Berchtold 
von Zäringen, der Bern gebümen hatt im jar Ehrifti 1191, der ließ 
ein injtrument ſchryben, zuͤ guͤtem dem frowenmünjter Züryd, darinn 
jtadt jyn titel alfo: Berchtoldus dux Zaringiae, Dei et imperatorum 
ac regum dono judex constitutus et aduocatus, qui vulgo Kast- 
vogt dieitur, id est: in omne Thuregum imperialem jurisdictio- 
nem tenens. Unden am brieff jtabt aljo: Actum in Burgundia in 
castello Burgdorf. Anno domini 1210, anno domini Otthonis im- 
perii primo. Vnd vmb daß figel ſtadt gejhriben: Berchtoldus dux 
de Zeringen et Rector Burgundiae. Burgundia hatt ji junjt vil 
wyther erjtrect, dan nuͤn durch die vilvermelden 3 pagos, welchs allein 
daß minder Bürgundien genemptt worden. Burgundia aber überall ijt 
ein herrlih groß fürſtenthumb oder königrych gewäſen, daß vil fürnem— 
men fönig ge: | beppt hatt, wie andere mwyttleuffig beichryben habend. 
Sit aber auch vonder die Frantzoſen oder Franckrychiſche könig kummen 
ond von jelbigen vermwaltten ob 130 jaren. Aber zü den zytten des 
feijer8 Conradi II ftarb der letſte Burgundiſch könig Nodolff anno 
1032, der ſchicktt ſyn kron dem keiſer. Daruff zerfiell und zertheiltt 
ih Burgundt. Dan ein theil ward von Frantzoſen yngenommen, all 
daß Hohburgundien, und ein theil aber gefiell an dad rych. Wir ferend 
aber widerumb zu dem Allemannijchen fürjtentbumb. 


15. 


Daß Argöm, 
üdtland 
vnd bie 

Waadt inn 

Buraunbia 
gelägen. 


Ottho 4. 


Buraunbi 
an daß rych 


218 


5) Von dem erften herkogen und allen anderen, den nadvolgenden der 
Allemanniern, fo von den Römifchen keiferen gefehet find, vnd von 
herogen zu Schwaben. 


Wie nun bisher die regierung oder verwaltung des fürſtenthuͤmbs 
und königrychs Allemannia inn dem gwaltt geitanden der fönigen von 
Franckrych, der Merouingern vnd Garolinern, aljo it könig Ludwig 
der 3. keiſer Arnolfi fün, der letite fönig von Garolinern har, der über 
Tüttſchland regiertt hatt. Der jtarb im Chrijtmonatt deß 911 jar, 
ettliche zellend 912 jar. Vnd hatt feine Finder hinder im verlaßen. 

Die Sin Derjelben zytt durchitreiften die Hunger, ein lajterhaffts, gruſamm 
Tärihlone. volck, Peyern, Saren vnd Tüttjchland, branttend, raubttend vnd er: 
würgttend, waß ſy mochttend, mitt großem der landen jamer, daß inen 
nitt fait gemertt ward, onet daß jy die Hunger, am On (Inn) dem 
fluß, von Tüttihen vnd Peyern ettwaß geihlagen und abtryben wurdend, 
”. im jar Chriſti 913. Vnd grad im jelben jar würdend die | Tüttjchen 
rädtig, daß jy einen eigenen fönig ermöllen vnd haben mölttend, der 
— inen rähnüng hette, vnd wider allerley ynfällen ſy rettete und ſchirmptte, 
fünig. vnd erwalttend zit Frideßlar Conradten, des namens den 1., hertzogen 
zu Franden, landgrauen zuͤ Hefien, und inn der Wederom. Vnd wie: 
woll er inn Staliam nit zoch, inn Stalia nütt hatt, dann dajelb3 könig 
Beringer 2 regiertt, auch zü Mom nitt befröntt ward, nütt deitweniger 
nemptt vnd jchrybtt er jich ein Römiſchen könig. Wiewoll nün ettliche 
fürften wider in mwarend, hüldernd im doch Dftfrandryh, Peyeren, 
Alemannia, vnd er regiertt achthalb jar. Vnd im 916 jar ward er 
bewegtt, einen hergogen zü jegen über Allemanniam, damitt er daßelb 
land deiter bat behaltten vud ſchirmen möchtte. Darkü emwalltt er 
beten Burdartten] 
alß den ebliiten und nahmhaffteiten Allemannijchen landtherren. Der 
waß ein graff von Buchhorn, landtgraff inn dem Lintzgöw, vnd oberen 
Turgöw, herr in dem Rhyngöw inn Nhetia, biß hinvff an die Ranquartt, 
diejen ordnet könig Conradt öber Allemanniam zum hergogen, jyn läben 
lang zu lähen, daß er in aljo ſynen fönig und herrn erfandtte und nitt 
erblich beſäße. 

Dijen tittel hergog der Allemaunieren Hat herkog Burckhartt ge 

Bakı zum bruchtt, wie bald volgen wirtt in einem inftrument, daß er dem frawen: 
ren münfter Zůrych geben hatt. Hienäben aber ward er auch genemptt 
ae An hertzog zu Schwaben, dann Schwaben enet dem Rhyn vnd Boden» 


bört von 


alter har. ee, bis hinab an die Mayn, alß obuermelt, glych wie aud daß gank 


pagus Tigu- | rinus oder Turgöw, hie dyjet Rhyns und Bodenſees, inn 
Gallia wie auch die Baſſler und ein gütter theyll Rhetiae, und Vinde— 
licie, zU dem königrych oder furſtenthumm Allemanniae, von altter har 
gehörtt. Vnd iſt aber bie auch daß zu wüßen, daß dijes herzogthümm 
Alemannia mitt der zytt von feiferen vnd junjt gejchweineret worden 


18. 


iit, daß es hernach nitt me wie zü hertzogs Burdartt3 zythen jo groß Das her— 
ond mächtig gewäjen und alle die domalen darunter gehörtt hernad im dudnent. 


auch ſyend zugethan und underwürffig geweßt. Dann alt grafi Robolffen 
von Rhynfelden hernach wie volgen wirtt, daß hertzogthumm Allemannia 
verlihen ward, vnd er ji undandbarlich keiſer Heinrychen dem 4. 
widerſatzt, daß der keiſer daß fürſtenthumm Allemannia verleih dem fry: 
herrn Fryderychen von hohen Stauffen, behieltt mitt gmwaltt Rodolffus 
ein theil des fürſtenthumms, innjonder8 waß an der linggen jythen des 
Rhyns ligtt, dag Frickgöw, auch enthalb Rhyns, vil aud im Bryßgöw. 

Dann dab alles verlieg Rodolffus jynem dochtterman margraffen 
Berhtolden von Zäringen anno 1079. So verlyhend aucd andere 
feifer anderen fürjten ond Herren von der landtichaft des herzogthumms 
Alemannia, vnd fryedend die abgetheiltten dag es zeritucet und fait 
geminderet wardt, alß daß auch Bajel von Allemannia under daß rych 


zogen worden. tem daß keiſer Heinrich 4. erjtgemelttem von Zäringen Bajeı vnd 


uürych zum 


in zu begüttigen die vogtthy Züryh von Schwaben abgejünderet, zum ae 


ıyc gezogen und dannen dem von Zäringen zu lähen verlyhen. Dannen 
har nach jömlichem abbruch die fürjten zü Schwaben den Allemannijchen 
tittel fallen lajjen vnd habend jih allein genemptt vnd geichryben 
bergogen zuͤ Schwaben, | diewill inen allein biyben ijt daß land zü 
Schwaben, ligend zmüjhen dem Rhyn, Bodenjee und der Thuͤnow. 
Züryd aber und day Thurgöw iſt inn deren von Zäringen ver: 


walttung biyben bi zu des letiten abiterben, vngefar im jar Ghrifti " 


Schwaben. 


1218, vnd demnad widerumb an daß rych gefallen, wie e8 auch vor 
dem rych zigethan vnd von dem herkogthfum Schwaben abgefünderet 
waß. Vnd alß bievor verjtanden, it der von Zäringen allein Fajtvogtt 
(welche? mertheilß antrifft die jtifft und gottöhüjer, wie woll auch mitthin 
zuͤ alß obuermeltt ev gheptt hatt in omne Thuregum imperialem 
potestatem vber jtatt und lan) geweſen, daß aljo Zürych auch under 
im nütt det minder vonder dem rych geiyn, alß deße lähen vom rych 
har gelangtt. Darumb alßo hernach hertzog Conradin zi Schwaben 
Züryd anlangtt, alt daß dem herzogthumm Schwaben underwürffig und 
nit fry were under dem rych, gab könig Rychartt (von welchem Aventinus 
ſchrybtt in jyner historia lib. 7 fol. 896) dijen jenteng: Conradinus 
in cives nostros T'huricenses in nostro et imperii gremio speciali 
eollocatos, nee ad ducatum Sueuiae, sed ad imperium prout sta- 


zogen. 


19. 


ũrych 
ört nit 
vnder 


220 


biliuit antiquitas, et modernitas approbauit, immediate spectantes, 
tamquam subessent memorato ducatui, proscriptionis sententiam 
promulgauit etc. Nos ergo ad cautelam iisdem eiuibus, praedictam 
proscriptionis sententiam authoritate regia et plenitudine potestatis 
nostrae denunciamus, omnino esse nullam. Datum Hagnow 20. die 
Nouemb,., indiet. 6. anno Domini 1262, regni nostri anno 6. nd 
jo vil jye von dem gejagtt, daß nach dem die Römiſchen könig und keiſer 
vil gezogen von dem Allemannijchen herkogthumb, und auch vil fünft 

2. darvon kummen iſt, die füriten des | vilgenemptten hertzogthums nitt me 
Allemannijche, jonder allein her&ogen zü Schwaben ſich genemptt habend. 
Vnd kümmend jegund wideruͤmb vff herkog Burdartten ben erjten von 
feijeren gejeßt, vnd off alle ym nadfolgende herkogen der Allemennern 
und Schwaben. 

u Hertzog Burdhartt zü Alemannia hatt regiertt woll und Loblich 
ob 10 jaren. Syne mißgünjtigen habend jm zügelegtt, er habe tyranniſch 
regiertt. Da ſich aber im gründe anders befind, und daß die ſömlichs 
von jm vßgebend, darum vßgebend, daß er von ampttswegen gethan, 
da inen mißfellig. Inn dijer jyner vegierung begab es ji, daß könig 
Nodolff von Burgund im jar Ghrijti 919 alß ein müttwilliger fürjt, 
der vnnöthige krieg anhuͤb vnd ſyn land vnd berligfeitt wyther hinvß 
machen woltt, dan im aber zuͤgehortt, mitt höres krafft über die Rüß 
zog vnd in daß Thurgöw fiel, daß mitt dem ſchwertt vnder ſich zu 
bringen. Er waß ſchon yetzund für Zürych hinuß. Darhalb verſamlet 
hertzog Burckartt all ſyn Allemanniſche machtt vnd zog vnverzagtt könig 

erben Burs Nodolffen engägen. Vnd alt bede hör züjamen ftießend, vnfeer von 

„iind den Wintherdur im Thurgöw, jtündend jy an einanderen mitt einer ftarfen 

beif don vnd grüjammen ſchlachtt, inn welcher hertzog Burdartt den fig gewan 

ver Bintte ond die Burgundier widerumb Hinder jich zürug öber die Rüß hinüß 
jagtt. . 

Vnd mwiewoll der namen Burckardi vor bijem fig groß und woll— 

geachtt was, ward er doch hernach noch größer und höcher, alß aud 

könig Rodolff von Burgund, der bißhar fechtt mit jm geheptt, vmb 

ſyn dochtter Bertham warb, die jm auch vermählet ward. Bilermeltter 

21.  ber&og | Burdartt befleig ſich aud nad erlangttem fig, daß er jeber- 

man inn ſynem fürftentbumb gütt gerichtt vnd rächtt hieltte, und die 

jo ein zytt bar umb daß iren fumen vnd entſatzt, widerum zu dem 

iren fumen vnd yngſetzt möchttend werden. Und dahin dienet yetzund 

dag inftrument dee ich Hievor gedachtt, vnd dem frowenmunfter Zürych 

geben, dei datum: Sereniss. regis Heinrici anno 5, anno domini 

was 924. und allßo Iuthet: In nomine sanctae et individuae trinitatis, 


“ine. Purchardus divina annuente gratia dux Allemannorum, omnibus 


221 


manifestum esse populis uolumus, quod ab eo die sicut Deus 
omnipotens super nos magnam suam ostendit misericordiam et 
omnia in istis locis consistentia bona omnesque nostros inimicos 
in nostram subiecit potestatem, templis domini illisque servientibus 
in quantum potuimus, magis cupientes, ut illorum haberent recti- 
tudinem, quam ullam inquietudinem. Vnde a nostris diligenter 
sciscitabamur, qualiter moniales in isto loco (Thurego) Domino 
famulantes viverent et cuius modi haberent annonam. Isti osten- 
debant, se non habere sicut Ludovicus et filii ejus concesserunt. 
Nos ergo cum licentia Heinrychi regis, jussimus, ut haberent 
illa sua. 

Eß iſt off dem Schloß Kyburg ein altte tafel, in deren der grauen 
von Kyburg und innjonderd ſant Vlrychen biſchoffs zu Augßpurg und 
grauen zu Dillingen und Kyburg geſchlechtt oder jtamm flyßig ver: 
zeichnet ift. Vnd vonder anderem wirtt gemeldet daß hertzog Burdartt Hepe 
zu Schwaben zü jyner hußfrowen geheptt habe ein gefürjtin gräuin von St —** 
Feringen vnd Nellenburg, by derſelben habe er geheptt ein dochtter, hr Ipurg 
Diettburg genamptt, die jye vermählett worden dem graff Lupolden ai 
Kyburg, Dillingen und Wittiflingen, welcher hernad zu Frandfurtt in 
der fylchen in ſynem gebätt unverjähenlich von einem tauben man jye 
erftohen mworden. ER jyend aber dije zwey eegemächt, graff Lupold 
ond ſyn fürftin Diett- | purg fantt Vlrichen, der hernach bifchoff zü *- 
Augspurg was vnd da 30 jar regiertt, eltteren gemejen. Darumb 
hertzog Burdartt jant Blrychs großvatter von der mütter har ge- 
weſen iit. 

Difer herrlich fürft hertzog Burdartt ward von ſynem dochtter— 
mann könig Rodolffen von Burgundien beredt, daß er mit jm hinyn 
zog inn Staliam. Wie er aber Hynyn kam gen Lywery!, ward er durch 
anjtifftten Lamprechtten de biſchoffs zu Meyland gächlingen und vn- 
verjächenlich überfallen und erſchlagen. Daß beſchach 29 Aprilis im 
jar Chriſti 926, 

Nah abjterben herkog Burdartten verleih keiſer Heinrych, der 
erjt ded namens, der an bad rych fummen waß, anno 920 daß Alle: 
manniſch hertzogthumb 


Hermann J. 


Der waß ein fürſt zu Francken, landgraff zu Heſſen vnd in der 
Wederow, ond vermächlet jm keiſer Heinrych „Regilindam“, hertzog 


ı Iprea, vgl. das Nähere „über das tragiſche Ende bes Herzogs” bei Stälin 
1, 434. 


222 


Burdartten fäligen wittwen. Vnd alß er 22 jar regiertt hatt, ſtarb 
er 10. Detember im jar Chriſti 948. 

Keifer Ottho, dei namens der erit, vnd der groß zugenamptt, fam 
an dab rych anno 938, der ſatzt iynen jun in daß Allemannijch her— 
zogthumm 


Lütolffen I 


— Der nam iſt tüttſch Lüthhülff, vnd heißt einen, der den lüthen 
„gefölagen bilfft. Der waß ein hertzog zu Saren, Otthonis al obgemeltt, jun. 
ben Syn vatter Ottho ſchlüg die Hunger am Läch, mitt unerhörtter, ſchwerer 
ond blüttiger ſchlacht. Dann er vertilgett jy gang vnd gar anno 
2». Domini 955, daß jy inn dife | land heruff nitt me famend, Syn jun 
aber Luthhulff zog hinyn in Staliam mitt der Allemenneren oder 
Tütihen macht und überwand da inn einem ftrytt Adelberthen Königs 
Berengarii jün. Starb aber auch bejjelben jars 957 in Stalia, 6. Sept. 
Am waß vermächlet hertzog Hermans dochtter obgemeldt. Aber feijer 

Dttho verleih daß berkogthumm 


Burdartten II. 


Der waß des erjten vnd verrümptten herkog Burdartten vnd 
Regilinde eheliher fün, ward fait altt. Zog auch inn Staliam, er: 
legett dem keiſer ſyne Ayend vnd bradtt jy zur gehorjamme. Er regiertt 
by 16 jaren, jtarb 12. Novembris im jar Chrifti 973 vnd ward be- 
graben in der Nycenom ?. aber keiſer Ottho der 2. dei namens, dei 
großen jün, der in daß keiſerthumm kam anno 974, verleih daß Alle: 
mannijch hertzogthumb 


Othen J. 


Der waß ſynes brüders, namlich hertzog Luthhulffen des 3. her— 
tzogen der Allmenneren jün, vnd als er 9 jar regiert hatt, ſtarb er im 
jar Ghrifti 982. Keiſer Dttho aber der 2. verleih Allemanniam 


Gonraden 1. 


Waß ſtammenß dijer herkog geweſen, hab ih nit funden. Er 
hatt aber regiertt 15 jar vnd ijt gejtorben 20. Augujti anno 997. 
Keijer Ottho 3 Fam an das her&ogthum: im jar Chrilti 984 und ver: 
leid Allemanniam 


! Die Gemahlin Burckhard's II war bie gelebrte Hedwig, Tochter Heinrich’e 
von Baiern und Nichte Dtto’s des Großen. 


223 


Hermann II. 


Difer herkog Herman widerſatſt ſich keiſer Heinrychen dem 2. 
vß Beyern, welcher an daß rych fam nad) keiſer Dttho anno | domini 
1003. Dann nad dem tod Otthonis dem 3. nam hertzog Heinrych vß 
Beyern die fron und ceptter zu fi, die hatte aber herkog Herman 2. 
lieber ſelbs geheptt. Der feifer aber bezwang jn, daß er im müßt 
hülden. Diefer keifer Heinrych, der auch Claudus zugenamptt, it her— 
nad für heilig gehaltten, vnd genemptt jant feier Heinrych. Alß aber 
bergog Hermann 2. regiertt hatt 7 jar, ſtarb er 4. Maii im jar 
Ehrijti 1004, und feifer Heinrych der 2. verleih dab hertzogthumm 


i Hermann II. 


Der waß dei erſtbenampßten Herrman II jün, ond kam fajt jung 
an daß herkogthumm Allemannie. Megiertt 8 jar vnd jtarb am 
1. Aprilis im 1012 jar. Vnd feier Heinrych verleih Allemanniam 


Erniten I. 


Der waß margraff Adelbertts brüder, mütter halb, regiertt nur 
3 jar. Dan er wardt off dem gejegtt mit einem pfyll von Adelberone 
erihoßen im jar Ehrifti 1015. Vnd feier Heynrych 2. verleih daß 
Allemanniſche herkogthumm 


Erniten II 


Der waß dei vorbenamptten hergog Erniten eltijter jün, welcher al 
er regiertt hatt by 15 jaren, widerſatſt er fich Feifer Conraden II., her: 
Bogen zu Francken, da er an! daß ryd nad keiſer Heinrychen II. kumen 
was anno 1025, vnd waß aber der Feier ſyn jtüffvatterr. Darumb 
entjatjt der feiler Erniten ſynes hertzogthumbs von wegen jyner vn— 
gehorjamme vnd jatit den anderen jynen ftüffjun zum Allemannijchen 
fürjten. 


Hermann IV. 


Der waß dei abgejätiten yetz vermeltten hertzogen Iyblicher brüder. 
Der entjetft brüder aber verjamlet ein hör, dei halff jm graff Wernherr 
von Kybürg und belägerttend mitt einander Falkenſtein off dem Schwartz— 
wald. Dargegen bejamlet graff Mangold von Nellenburg von def 
feijer3 gebott wegen auch ein ſtarcken zug. Vnd vff dem 17. Augufti 


ı Falfenjtein bei Schramberg. Stälin 1, 4822. 


24. 


Keiſer 
Heinrych 
vfß Beyern, 
der heilig. 


25. 


Die ſhlacht 
vor Walz 
denfteim , 
inn beren 
fürnemme 
berren vmb⸗ 
famenb. 


Gyſela 
keiſerin. 


26. 


Helvetia 
wideruͤmb 
ſamen 
tummen. 


224 


gryffend beide hör vor Falkenſtein einanderen an vnd thattend mitt ein— 
anderen ein grujamme ſchlachtt, in welcher gar vil volds umblam und 
blybend da vfj der wallſtatt, hertzog Ernſt der II. und abgejetit, graff 
Mangold von Nellenburg und graff Wernherr von Kyburg. Ali aber 
hergog Herman IV. mitt jynen jtüffvater Gonrado II. ein zug thatt 
in Italiam, jtarb er daſelbs. Darvon Hermannus Contractus inn 
ſyner Ehronica gejhrieben 5 Calend. Augufti (28. Julii): Hermannus 
dux in Italia una cum multis aliis obiit, anno 1038. Vnd keiſer 
Eonradt jatjt zum Allemannijchen hertzogen ſynen jün 


Heinriden J. 


Difen hatt keiſer Conradt by Gyjela jynem gemachel geheptt. Diſe 
Gyſela aber feifer Heinrychen II. des von Beyeren ſchwäſter, von 
Caroli magni jtammen, waß anfangs vermehlett hertzog Erniten I., 
der vff dem gejegtt erichoßen ward, wie hievor gemeldett worden. Vnd 
by demjelben gebar jy zwen jün, die vor genamptten hertzogen Erniten II. 
vnd Hermann IV. Demnad ward jy vermächlet Feifer Conradten, by dem 
ſy hatt herkog Heinrychen den I., melden der vatter im jar Ehrifti 
1028 zum Römiſchen Fönig gemachett hatt, | yegund aber nad) abjterben 
hertzog Hermans im vndergeben beide rych Burgundi und Allemannia. 
Daß aljo die gang Heluetia, hie dijet und enet der Rüß, under ein 
beherihung famm und mwiderumb wie von ettwan vereiniget ward, doc 
nit lang bleib. Vnd alg er Allemanniam regiertt hatt 7 jar und yetz— 
und feifer worden was im jar Chrijti 1040, übergab er daß herkog: 
thum Allemanniam zu Goßlar inn Saren in der Oſterwuchen 


Otthen dem II., 


Pfallenggrauen vB Beyern von Wietlispah, vnd beihadh ſömlichs 
vor allen fürften dei 1045 jard. Er regiertt nun 2 jar vnd ettlid 
monet vnd jtarb im jar Chriſti 1047. Am nadvolgenden jar aber 
1048 kamm keiſer Heinrych vorbemeld der III. und Niger der Schwark 
zugenamptt, vff einen Nychstag gen Vlm, da fatit er über Altemanniam 


Dtthen den III, 


ein margrauen von Schmwynfurtt, vß Francken, der jtarb im 1057 jar. 
Es fiel auch daß abjterben keiſer Heinrychen des III. in dasſelbig 
jar, vnd fiell daß keiſerthumm an Heinrychen IV. der domalen nod) 
ein Find was. Darumb die regierung ettwas zytts im gmwallt der Feiferin 
Agnefjen jtünd. Die vermächlet Feijer Heinrychs III. und ire dochtter 
Mectild, die Heinrychen IV. jchweiter was, einem fürnemmen grauen 


225 


von Rhynfelden, und verleih auch demjelben da Allemannijch herkog: 
thum, der hie 


Rodolffus I. 
Aber from Mechthild geläptt nitt lenger by diſem Herkog Robolffen Der graf 


von Rbyn— 


dan nun ein jar, vnd ftarb ab. Rodolffus aber miderjatjt fih vn— er 
billih, und vndankbarlich ſynem fürjten vnd | fchwager Feifer Hein 2, 
ruhen IV., wie anderswo gejagtt it. Der keiſer aber bejchreib ein 
rychſtag, vff demjelben ſatſt er ab vom Allemannijchen herzogthumb 
Nobolffen, der fih Taken vff werfen zum aberfönig wider Sein: 

rychen den IV., der jatjt mitt willen der fürften über Allemanniam im 

jar 1080 


Srideryden J. 


Der waß ein fryherr von Hocenftauffen, daß zwüſchen Wurms und 
Spyr ligtt, vnd gar ein dapfferer vnd verrümptter herr. Dem ver: 
mädlet Heinrych IV. jyn dochtter Agnejen, welche von Vrſpengen 
genemptt wird Adelheitt. Er Halff gar redlich vnd trümlich Feifer 
Heinrychen wider hertzog Rodolffen vnd vegiertt 26 jar vnd ftarb 
im jar Chriſti 1105. Im jar 1081 vnberjtund Berchtold von Zä— 
ringen daß fürftentfumb Allemannien, die wyll es von feifer Hein: 
rohen dem III. denen von Zäringen verheißen was, mitt gmwaltt yn— 
ziinemmen. Aber der von Hocenftauffen, dem daß lächen von Hein: 
rychen IV. zuͤgeſteltt was, erwartt jms mitt gewaltt. Doch mitt ber 
zytt verleih der Teiler dem von Zäringen die vogtty Zürych, jn hiemitt 
zü begüttigen, alß auch Hievor gejagtt ift. Der erftgenemptt von Zä— 
ringen behieltt aud ein gütten theill, der jm von jynem ſchwächer, könig 
Robolffen worden waß, alß auch da oben gemeldet worden. Dardurch 
waß dem Allemannifhen hertzogthummb jo vil abgangen, daß die her: 
tzogen ji fürohin namptten allein 


hertzogen zü Schwaben. 
Sömlich Läöhen fiel nach herkog Friedrychen tod an 


Fridrychen D. Itydervq 


ber eindugg. 


Der waß Friderychen I. jün vnd ward genemptt ber ein-dugg. ==. 
Der iſt der ander geſyn inn der zall der hertzogen zuͤ Schwaben, welche 
herab kammend von dem vilgemeltten fryherrn zuͤ Stauffen, Friderychen, 
welcher iſt die wuͤrtz diſer herrlicher Fürſten. Friderych regiertt daß 

Archiv. XII. 15 


toberich 
arbarofia. 


226 


hertzogthum Schwaben 34 jar und jtarb 1139, demnach fam daß ber: 
tzogthumm vff 


Fridrychen IIL 


Der waß Friedrychen des einöuggen fün vnd iſt difer Friderych der, 
der junjt heißt Barbarossa, Nottbartt, der hernach auch keiſer ward 
ond Friderych der erjt genemptt wardt. Zu bijer zytt waß am keiſer— 
thumm Conradt der III. im jar Chrifti zum keiſer gefetjt 1138, Fri: 
deryd aber ward nad) Conrado feier anno 1152. und alß er 13 jar 
daß hertzogthumm Schwaben regiertt hatt ordnet er ſynen vetteren zum 


hertzogen 
Friderychen IV. 


Der waß Friedrychen des III. Barbarosse vatters bruder, könig 
Conrads jün regiertt 15 jar und ſtarb. Der keiſer aber Friderych 
verleih da3 hertzogthumm Schwaben ſynem fün 


Friderychen V. 


Bon dijem zügend die Hiftorien, daß er inn ber reyß wider die Sara: 
cener zu Ptolemaida, yeß Acron genemptt von ungleübigen jye erjchlagen 
worden. Andere jchrybend allein daß er da gejtorben jye im jar 
1192, alt jyn vatter Eeijer Fridrych hievor im jar 1189 aud) dainnen im 
land an den vngleübigen biyben mad. Vff keiſer Friderychen III. 
Barbarossam fam an das feijertfum Barbarosse jün, Heinrych der VI. 
im jar 1190. Der verleib Schwaben 


Gonradten II. 


Der waß Barbarosse jün ond Heinrychen VI. brüber welder im 
fürnam, bertog Berchtolden von Zäringen zu befriegen. Er ftarb aber 
in der jtatt Durlach und endet damitt der angeheptt krieg. Ettlich möllend 
nun fagen, er ſye gar ein vnverjchamptter verhürtter man geweßt und 
in dem eebruch erjtochen, al3 er 6 jar regiertt hatt. Aber keiſer Hein: 
rych der VI. fatjt jynen brüder über Schwaben 


Bhilippen I. 


Dijer Philippug ward aud) Feijer, grad der zytt, alß er herkog zu 
Schwaben gejetjt ward. Der anfang ſynes keiſerthumms ijt daß jar 1198. 
Er regiertt im keiſerthumm 10 jar, und wardt erjtodhen von pfalggraff 


227 


Dtthen von Wiettlispad) 1207. Hie find ih nun dem andere hertzogen 
zu Schwaben, onet 


Fryderychen VI. 


Der warb feijer Heinrychen VI. erboren im jar 1196 vnd verſchuͤff 
der keiſer, daR die fürjten jn, alß er noch ein find waß zum Fönig ans 
nammend. Doch kam er erit an daß Feifertfumm nach Dtthone IV. 
alß er 16 jerig was, anno domini 1212. Er ward genemptt Fri— 
derych II., namlich im feifertfüm, funjt was er der VI. dei namens 
im hertzogthum Schwaben, welches er verleih jynem fün 


Gonrabten IIL, 


welcher au zum Römiſchen könig erwöllt ward anno domini 1250. 
Er regiertt 4 jar, ftarb im jar 1253 vnd hatt kinder im verlafjen einen 
jün, geboren vß einer herkogin zu Beyeren. Vnd der ijt der letſt her= 
bog zü Schwas | ben geweſen von dijem jtammen, 


Gonradinu3. 


Dijer Conradin wardt enthaupttet im jar 1268, wie anderswo wytt: 
leüffig erzeltt worden. Nah diſem Conradin find feine herkogen zuͤ 
Schwaben me worden, dann die graff Rodolff von Habspurg ges 
ordnett hatt. 

Rodolfjus ward Nömijcher fönig vß einem grauen, anno domini 
1273. Der hatt die beide fürſtenthum Oſterrych und Schwaben zum 
rych gekogen und vermögen, daß Diterrych gelyhen worden ſynem eltteren 
jün Albredtten, und Schwaben jynem anderen jün 


Rodolffen IL, 


welder jtarb vnd verließ einen jün Hinder jm, graff Johanſen von 
Habspurg. Den bevogttet Albrechtt ſynes vatters brüder, der hernach 
auch römiſcher König vff Ndolffen ward. Alß aber graff Hann zu 
iynen tagen kamm zü ben 20 jaren, vnd Albrechtt jm das fyn vor— 
bieltt, erjtad er jn, an der Rüß, zu Königsfelden und z0g Schwaben 
an fi. 


Lüpoldt J. 


Der waß könig Albrechtts der eltiſt ſuͤn, der auch krieg fuͤrtt wider 
die todſchleger ſynes vatters. Mitt der zytt iſt Schwaben zertheiltt 
worden, daß es fein hertzogthum me iſt. Ein theill iſt worden ben 

15 * 


Graff Ro: 
bolff von 
Habepurg. 


228 

fürften zuͤ Wirtemberg. Anders ift anderswo hinkümmen. Doch ihr: 

bend ſich die fürften von Oſterrych noch des heiligen Römiſchen rychs 
fürften zü Schwaben, 


ond alſo Hatt ji noch letitlih Carolus V. geihryben, inn ſynem 
vßſchryben. — So vil von den herkogen ber Allemanniern vnd 
Schwaben. 


Nekrologien 


in den Jahren 1802 -1813 


in der jegigen Erzdidcefe Freiburg anfgehobenen Männer- 
klöſter Benedictiner-, iftercienfer-, Norbertiner-Ordens 
und der regulirten Chorherren. 


Geſammelt von 


Dr. P. Pius Gams, 
0.8. B. im Stifte St. Bonifaz in Münden. 


Mit Ergänzungen 
von Ardivar Ir. Bell in Freiburg und der Vedaction. 


Der Herausgeber bdiefer Nefrologien, Herr Pater Dr. Games, wurde in 
ber mühevollen Sammlung bes Materials zu diefer pietätsvollen Arbeit neben Herrn 
Arhivar Zell in Freiburg (deffen Zugaben find mit einem Sternen bezeichnet) von 
einer Anzahl Herren in jebr dankenswerther Weife unterflügt. Der Herr Heraus: 
geber hatte die Namen berfelben je am Schluß bes betr. Nefrologiums angeführt ; 
wir fielen fie bier überfichtlich zufammen. 

Beiträge lieferten für 1. Allerheiligen: ber verftorb. Decan Haid und 
nach befien Tod Hr. Piw. Walter in Lautenbah (außer Allerheiligen nod für ans 
dere Klöfter). 2. Beuron: Hr. Dr. Zingeler in Sigmaringen ein Berzeihnik. 
Berfchiedene Notizen Hr. Bicar Diebolbd, die Herren Pfr. Thoma in Ocfenhaufen, 
Dörr in Mühlheim, Schlidhte in Jrrendorf, Römele in Nußplingen, Eßwein 
in Renquishaufen, Stemmer in Wangen, Höfler in Buchheim, Koch in Leibers 
tingen, Birfle in Kraucdenwies, P. Obilo in Beuron. 3. St. Blafien: ber 
verft. Decan Stöhr, Hr. PB. Gabriel Mayer in Einfiebeln. 4. Ettenheim— 
münjter: Hr. Pfr. Kürzel dafelbfl. 5. Gengenbach: Hr. Stabtpfr. Schuler 
bajelbft. 6. St. Georgen (Rillingen): der verft. Decan Stöhr, Hr. Dr. Ludwig 
Baumann in Donauefhingen, Hr. Secretär und Arhivar Jäger in Freiburg, 
Hr. Pir. Neber, Hr. Caplan Kärcher in Öhningen. 7. St. Märgen: Hr. 
Pfr. Zäger dafeldfl. 8. Ohningen: Hr. Gapl. Kärcher daſelbſt. 9. St. Pe 
ter: Hr. Redacteur Dr. Steph. Braun in Freiburg. 10. Petersbaufen, 
11. Salem: Hr. Pro. Bod baf., Hr. Dr. Baumann, ber verft. Decan Stöhr, 
Hr. Decan Schlatterer in Bobman, Hr. Pfrv. Rubiger in Meersburg, Hr. 
Vicar Diebold in Sigmaringen. Notizen aus ben Klöftern Baben, Lichtenthal u. a. 
durh Hrn. Domcap. Weidum in Freiburg. 12, Schuttern: Hr. Ardivrath 
Gmelin in Sarlerube 13. Shwarzad: Hr. Archivrath Gmelin, Hr. Pir. 
Dr. Rolfus in Sasbach. 14. Tennenbad: Hr. Archivrath Gmelin. 15. 
St. Trubpert: Hr Pfr. Baur bafelbft. 

Auch die Redaction bat noch manche Angabe, namentlich Titerars und ftus 
diengeſchichtlichen Inhaltes, angeſchloſſen. — Trotz alldem find bei einigen Kläftern 
die Perfonalien lüdenhaft geblieben, Ergänzungen jeder Art werben banfbar ange— 
nommen und follen in fpäteren Bänden des Diöc.-Archivs berüdfichtigt werben. 


8. 


I. Allerheiligen. 


Das war da3 einzige Kloiter de8 Prämonjtratenjer- Ordens 
im dermaligen Gebiete von Baden, Gerlahsheim war nur ein Filialkloſter 
von Dberzell bei Würzburg. Es murde gegründet 1196. von Utha 
(oder Judith), Gräfin von Calw, Tochter ded Grafen Gottfried von 
Calw und der Luitgardis, Schweſter Berthold’3 IV., Herzogs von 
Zäringen, Wittwe Welf's VI, Grafen von Altdorf und Calw, Her: 
30938 von Spoleto. Im̃ Jahre 1657 war es zur Abtei erhoben worden. 
Berühmt waren ſeine Schulen bis in die letzte Zeit. Bei Ausbruch der 
franzöſiſchen Revolution wurde das Clericalſeminar von Straßburg nad 
Allerheiligen verlegt, und der befannte Dogmatifer und fpätere General: 
vicar Riebermann, damals Pfarrer zu Ernoldheim, zum Regen? 
desjelben ernannt. (Zujag der Red.) — Durch Edict vom 14. Febr. 
1803 wurde jämmtlihen Mannsklöftern im dermaligen Baden die An 
nahme von Novizen verboten, die Verwaltung ihrer Güter, die Patro- 
natrehte, Nenten und Gefälle abgenommen, Ettenheimmünjter und 
Schwarzach wurden jogleich eingezogen. Die Gebäude der Abtei Aller: 
heiligen blieben, Wind und Wetter ausgeſetzt, verlafjen und ohne Auf: 
jiht jtehen; am 6. Juni 1803 ſchlug der Blitz in die Kirche und zer: 
ſtörte diejelbe bi8 auf das Mauerwerk, 

Das Klofter Allerheiligen im Schwarzwalde in „Katholik“ 1850, 
IL ©. 461 — 470. Fall, Geihichte des ehemaligen Kloſters Lorſch. 
Mainz, 1866. ©. 95. Kolb, Leriton von Baden. 1813. I. ©. 11 
„Allerheiligen“. Material zu einer Geſchichte des Kloſters Allerheiligen 
findet fih in dem Nachlaß von Decan Haid. 


Abt und Eonventualen zur Beit der Aufhebung. 


1. Fiider, Wilhelm, von Oberkirch, geb. 7. Febr. 1741, 
Profeß 17. Zuli 1763, Priefter 1. Jan. 1767, befleidete von 1772 an mehrmals bie 
Stelle eines Subpriors, Priors und Novizenmeifters, war 1793—97 Pfarrer in 
Ebersweier, und wurde am 11. Juli 1797 zum Abt erwählt. Nach der Säcularis 


232 


fation zog er 13. Dct. 1803 in das Rectoratshaus zu Lautenbah, wohnte dba bis 
22. Nov. 1818, zog dann nah Oberfird, und ftarb am 2. Mai 1824, 83 3. alt. 


2. Blaidel, Johann Nepomuk, von Raſtatt, geb. 22. Mai 
1748, Prof. 28. Dec. 1777, Pr. 28. Aug. 1779 (oder 11. Juli 1780), war 1798 
bis 99 Subprior, 1800-01 Prior, 1802 Director an der Wallfahrtsfirhe in Lauten 
bach, 1815 erfter Pfarrer der neu errichteten Pfarrei dafelbſt, refignirt 1820, blieb 
im Pfarrhaus, und ft. 18. San. 1829, 81 5. alt. 


3. Schneider, Gottfried, von Offenburg, geb. 17. Apr. 1729, 
Prof. 11. Juni 1753, Pr. 1. Jan. 1758, zur Zeit ber Säcularifation Senior, lebte 
nad) berjelben im Rectoratsbaufe zu Lautenbach, zog 1804 zu dem Pfarrer in Ober: 
achern, feinem Verwandten, kehrte 1807 zur Gommunität zu Lautenbach zurüd, — 
prieſter 16. Jan. 1808, und ſt. 1. Mai 1810, 81 J. alt. 


4. Anſtett, Ludwig, von Hagenau im Elſaß, geb. 13. Febr. 
1768, Prof. 10. Aug. 1788, Br. 21. Sept. 1793, 1797 und 98 Vicar in Oberkirch, 
1799—1815 Vicar in Durbah, 1817—20 Pfr. dafelbit, 1820 Pfr. in Griesheim 
bei Offenburg, ft. 10. Oct. 1841, 73 5. alt. 


5. Badheberle, Siard, von Oberfirh, geb. 22. Mai 1749, 
Prof. 3. Sept. 1771, Pr. 25. Dec. 1774, nad) der Säcultrifation Bicar in Nußbach, 
1823 Pfr. dafelbft, feit 1825 Penfionär in Oberkirch, ft. 26. Sept. 1837, 88 9. alt. 


6. Barth, Jakob, von Offenburg, geb. 13. Nov. 1733, Prof. 
28. Oct. 1753, Br. 1. Jan. 1758, nah der Säcularifation im NRectoratshaufe zu 
Lautenbach, Jubelpriefter 1. Jan. 1808, ft. 18. Febr. 1811, 78 3. alt. 


7. Bauer, Elemeng, von Schneeberg in Franken, geb. 22. Auli 
1752, Prof. 9. Oct. 1774, Br. 9. Juni 1781, lebte nach ber Säcularifation in Kappel 
unter Rodeck (auf ber Burg des Barons von Neuenftein) und ft. 1. Apr. 1833, 
81%. alt. 


8. Berdon, Franz Sales, von Bühl, geb. 28. Jan. 1765, 
Prof. 23. Oct. 1785, Br. 17. Dec. 1791, zur Zeit ber Säcularifation und nachher 
Vicar in Unterahern, 1813—15 Pfarrv. in Oberkirch, 1815: „ob senium et alios 
defectus corporis parochi Blaidel* — Gooperator in Lautenbad) „cum spe suc- 
cedendi“, nach ber Refignation des Pfarrers 1820 zweiter Pfr. allda, fl. 11. Mai 1822, 
57 3. alt. 


9. Blau, Franz, von Oberkirch, geb. 9. Nov. 1756, Prof. 
9. Oct. 1774, Pr. circa 1781, von 1797—1807 Pfr. in Ebersweier, ft. 22. Mai 
1807, 51 J. alt. | 


10. Chriſt, Georg Joſeph, von Unteradern, geb. 13. Mai 
1749, Prof. 30. Det. 1768, Pr. 20. Dec. 1772, Pfr. von Nußbach feit 1792, als 
Säcular: Pfarrer feit 1807, ft. 9. Nov. 1823, 74 J. alt. 


11. Conrad, Augustin, von Bühl, geb. 5. Nov. 1748, Prof. 
5. Nov. 1769, Pr. 23. Juni 1772, feit 1786 Pfr. zu Adern, ft. 29. Aug. 1808, 
60 J. alt. 


12. Damm, Johann Baptift, von Baden, geb. 16. März 


233 


1753, Prof. 8. Sept. 1771, Pr. 1. San. 1777 (ober 25. Dec. 1776), von 1801—04 
Pfr. in Oppenau, wurde dann zur Gommunität in Lautenbach zurüdgerufen, 1807 
Pfarrabminiftrator zu GEbersweier, Iebte jpäter wieder in Lautenbah, 1809 Pfarr: 
abminiftrator in Odenheim, 1814 Pfr. zu Wagsburft bis 1821, und fl. um 1822, 
69 3. alt. 


13. * Dirr, Ludwig, wird Doctor der Mebicin 1821 — dis- 
pensus a votis. (Geiſtl. Raths:Protocol von Gonftanz von 1811.) 


14. Eifenmann, Adrian, von Haslad, geb. 21. Dec. 1758, 
Prof. 25. Dec. 1776, Pr. 1783, wurde 1784 nad Paris in ein Prämonftratenjer- 
colleg geihidt, war fpäter in Pr&montre, ſoll zur Zeit ber Säcularifation nod) ge: 
lebt und als Profeffor der Matbematif in Paris geftorben fein. 


15. Friedmann, Xaver, von Schwarzad, geb. circa 1768, 
Prof. 10. Aug. 1788, Pr. 1793, lebte nad ber Säcularijation in Mablberg (war 
wahrjheinlih Prof. am dortigen Päbagogium), wurde 1807 Pfr. in Weingarten bei 
Offenburg, und ft. 6. Jan. 1809. 


16. Fries, Midaöl, von Wejthofen im Elſaß, geb. 23. Mai 1771, 
Prof. 29. Sept. 1793, Pr. 22. Dec. (der Gonftanzer Katalog von 1821 fagt: Sept.) 
1797, war 1818 Pfarrv. und fpäter Pfr. in Oppenau, 1822 Bir. in Thennenbach, fl. 
28. Febr. 1835, 64 J. alt. 


17. Frig, Friderid, von Ulm bei Oberlirh, geb. 8. Mai 
1751, Prof. 8. Sept. 1771, Pr. 17. Dec. 1774, von 1792—1801 Pfr. in Oppenau, 
dann bis 1815 Pfr. in Petersthal. (Er iſt nicht mehr aufgeführt im Schematismus 
von 1821.) 


18. Grausbeck, Johann Adam, von Wolfah, geb. 27. Der. 
1770, Prof. 20. Nov. 1791, Pr. 14. Juni 1794, 1800 Piarrcurat zu Engelwies, 
1805 Pfr. zu Meldingen (Sigmar.), 1825 Pfr. zu Emerjeld (Württemb.), war ſchon 
1797 aus dem Orden entlafjen worden, und ft. 28. Oct. 1836. 


19. Huber, Betrug, von Dppenau, geb. 14. Nov. 1751, Prof. 
1. Apr. 1774, war laicus conversus bis 1790, Pr, circa 1802, zog nad der Säcu— 
larifation mit in das Rectoratshaus in Lautenbach, 1803 Bicar in Oppenau, fpäter 
Pfr. in Schutterzell, ft. 21. Sept. 1817, 66 3. alt. 


20. Jung, Alois, von Eberitein bei Baden, geb.? ..., Prof. 
28. Sept. 1794 (wie es jcheint, die legte Profeßablegung in Allerheiligen), zur Zeit 
ber Säcularifation Vicar in Oppenau, 1804 Frühmeſſer in Appenweier, vom Juli 
bis Dec. 1809 Vicar in Burbadı. 


21. Zenz, Leonard, von Wolfah, geb. 6. Nov. 1764, Prof. 
23. Oct. 1785, Pr. 17. Dec. 1791, von 1802—04 Bicar in Appenweier, 1804 Pfr. 
in Oppenau, ft. 3. März 1818, 54 9%. alt. 


22. Mayer, Bonifaz, von Eijenthal, geb. 11. Mai 1755, 
Prof. 9. Oct. 1774, Br. circa 1781, 1800—1808 Bicar in Oberkirch, fpäter Pir. 
in Buſenbach, ft. 17. Sept. 1817, 72 8. alt. 


23. Raſch, Norbert, von Durmersheim, geb. 19. Jan. 1734, 


234 


Prof. 17. Juli 1763, Pr. 1. Jan. 1767, Iebte nach ber Eäcularifation im Rectorats⸗ 
hauſe zu Lautenbach, und ft. 5. Febr. 1814, 80 J. alt. 


24. Reibelt, Sebaftian (Midasl), von Malſch bei Raitatt, 
geb. 29. Eept. 1756, Prof. 25. Dec. 1776, Pr. 25. Mai 1782, von 1799—1816 
Pfr. in Durbach, 1816 Pfr. in Zunsweier, fl. 22. Dec. 1821, 65 J. alt. 


25. Rud, Evermodug (Earl Alois), von Baden, geb. 1. Nov. 
1748, Prof. 16. Aug. 1767, Pr. 23. Zuni 1772, von 1776—1813 Pir. von Ober: 
firh, ft. 4. Jan. 1813, 65 J. alt. 


26. Scheidet, Joſeph, von Bühl, geb. 21. Febr. 1752, Prof. 
8. Sept. 1771, Pr. 2. Juni 1776, lebte nach der Säcularifation im Rectoratshaufe 
zu Lautenbach, und fl. 10. März 1811, 59 9. alt. 


27. Schmidt, Milo, von Oberkirch, geb. 27. März 1740, Prof. 
17. Zuli 1763, Pr. 1. Jan. 1767, nach ber Säcularifation Frühmeſſer in Oberkirch 
für das Filial Gaisbach, ft. 22. Nov. 1816, 76 3. alt. 

28. Vogler, Zudolph, von Offenburg, geb. 21. Dec. 1771, 
Prof. 29. Sept. 1793, Pr. 24. Sept. 1798, nad) ber Säcularifation Prof. an dem 
neuerrichteten paritätifchen Pädagogium in Mablberg, nad Furzer Zeit Prof. am 
Gymnaſium in Offenburg, 1815 Pfr. in Schenheim, 1823 in Ottersweier, erzbiſch. 
Decan, ftarb als lepter Gonventual von Allerheiligen 30. Juni 1847, 76 3. alt. 

29. Walter, Anton, von DOrtenberg, geb. 25. Dec. 1756, 
Prof. 8. Febr. 1778, Br. 6. Jan. 1782, 1789 Frühmeſſer in Appenweier, 1791 Lebrer 
bes Kirhenrehts in Allerheiligen, 1793 wieder in Appenweier, 1802 Pfr. daſelbſt, 
jpäter landesherrl. Decan, ft. 26. Apr. 1833, 67 3. alt. 


II. Beuron (im Donanthale). 


* Diejed Klojter Lateranenftiher Chorherren O. S. A. wurde 1075 
von einem ſchwäbiſchen Fürjten, Peregrin, ber auf dem Bufjenberge 
wohnte, gejtiftet 1. Derfelbe übergab ed den Geijtlihen auf dem Berge, 
welde nun ihren alten Sit verließen und nad) Beuron zogen. Pfar: 
reien des Klojterd waren: Beuron, Bärenthal, Buchheim, Irrendorf, 
Leibertingen und Worendorf. Es wurde aufgehoben 1803. 

Sohler, Gedichte dev Landes: und Ortöfunde der jouveränen 
Fürftenthümer Hohenzollern » Hedingen und Sigmaringen. Ulm 1824. 
©. 19 fi. Griejinger, Univerjal:Lerifon von Württemberg, Hechin— 
gen und Sigmaringen. 2. Aufl. Stuttg. 1843. Columne 121 u. 122. 
„Beuron“, 


1 Auch der Graf Gerold, ein Echwager Karls d. Gr., gilt als Stifter dieſes 
Klofters (1. Stälin, Wirtemb. Geſch. 1, 246). Anm. db. Red. 


235 


Eonventualen. 


41. Majer, Dominicus, von Mottweil, geb. 12, Apr. 1752, 
Prof. 25. Aug. 1771, Pr. 35. Juni 1775, zum Abt erwählt 5. Oct. 1775, ließ im 
Jahr 1801 die fteinerne Brüde über die Donau bauen, blieb nad) der Säcularifation 
im Klofter, wo er (nad) dem Gonftanzer Schematism von 1821) ganz für fich Iebte. 
Er ft. am 7. Oct. 1823, 71 J. alt. 


2. Ruef, Bonifaciud, von Dehningen, geb. 8. Nov. 1749, 
Prof. 25. Aug. 1771, Pr. 2. Juli (oder 10. Juni?) 1775, war Kellermeifter, Tebte 
fpäter in Gonftanz, und ft. 13. Febr. 1833, 84 J. alt. 


3. Beer, Sebaftian, von Wemding(?), geb. 5. Jan. 1766, 
Prof. 30. Sept. 1787, Pr. 24. Oct. 1790, Pfr. zu Buchheim bei Mößkirch 1802, 
Pfr. in Randegg (Cap. Heaau) 1829, ft. 15. Jan. 1833, 67 J. alt. 


4. Bod, Romuald, von Ocjenhaujen, geb. 28. Aug. 1774, 
Prof. 9. Oct. 1791, Pr. 18. März 1798, Caplan zu Liggersborf 1820, z0g ſich 1828 
in feine Heimat zurüd, und ft. 19. Apr. 1835, 61 J. alt. 


5. Sammerer, Matthias (oder Matthäus?), von Hechingen, 
geb. 26. März 1738, Prof. 28. Aug. 1758, Pr. 19. Juni 1763, angeftellt an ber 
Filialfirde (oder dem praestimonium) zu PBittelbronn bei Haigerloh 1803, it. 
23. Juli 1812, 74 3. alt. 


6. Engelbart, Rudolph, von Munningen, geb. 2. Oct. 1766, 
Prof. 9. Oct. 1791, Pr. 19. März 1796, im 3. 1803 vorgeſchlagen als Beichtvater 
für Margarethhaufen, zog fi in feine Heimat, zu Bettingen, zurüd und fl. 14. Jan. 
1826, 60 J. alt. 


7. Frank, Johann Baptift, von Wangen im Allgäu, geb. 
17. Sept. 1774, Brof. 2. Oct, 1791, Pr. 19. März 1798, Pr. zu Serendorf, 309 
fi wegen Kränflichkeit in feine Heimat zurüd und ft. 2. Eept. 1810, 36 J. alt. 


8. Hajel, Joahim, von Wangen, geb. 28. Jan. 1769, Prof. 
30. Sept. 1784, Pr. 10. März 1793, Pfarrv. zu Irrendorf bis 1803, dann Pfr. zu 
Statt am Nedar 1803, und Schulcommijjär. Er ft. 28. Jan. 1825, 56 9. alt. 


9. Herdberer, Ildephons, von Nottmeil, geb. 2. Jan. 1764, 
Prof. 11. Sept. 1786, Pr. 8. Juni 1788, war 1794 Pir. zu Irrendorf, 1803—04 
Hofcaplan in Sigmaringen, 1804 Pfr. in Bärenthal, 1806—22 Pfr. in Krauchen: 
wies (wohin die Bibliothek bes Klofterd Beuron kam), auch Schulinſpektor. Er ft. 
16. Juli 1822, 58 9, alt 


10. (Hoz, Donat, wohl aus demjelben Klofter, Beichtvater zu 
Margretbenhaufen, ft. 1803.) 


11. Korntheir (oder Korntheur), Franz Xaver, von Ochſen— 
haufen, geb. 20. Dec. 1773, Brof. 18. Dec. 1791, Pr. 8. Oct. 1797, Pir. in Worn: 
borf, in Bubsheim 1811, zulegt in Mühldorf. Er fi. 16. Oct. 1833, 60 5%. alt. 


12. Oſtler, Auguftin, von Kemnath im Allgaü, geb. 19. Juli 


236 


1756, Prof. 2. Juli 1776, Pr. 16. Apr. 1731, Pfr. in Leibertingen 1794, ft. 
15. Oct. 1823, 67 J. alt. 
13. Reifer, Andreas, von Conjtanz, geb. 23. Oct. 1734, Prof. 


28. Aug. 1758, Pr. 20, Juli 1762, Senior zu Beuron, ft. 10. Oct. 1803, 
69 J. alt. 


14. Sartori, Jakob, von Endingen, geb. 26. Juli 1755, 
Prof. 4. Aug. 1776, Pr. 17. Apr. 1781, Pfr. in Irrendorf, war ſpäter in Freiburg 
und ft. 12, Febr. 1835, 85 5. alt. 

15. Waizenegger, Nikolaus, von Gtetten bei Mühlheim, 
geb. 25. Mai 1755, Prof. 2, Zuli 1776, Pr. 17. Apr. 1781, Decan 26. Oct. 1799, 
Pir. zu Bärenthal, fl. 4. Apr. 1810, 55 5. alt, 

16. Winker, Stephan, von Spaichingen, geb. 26. Jan. 1747, 
Prof. 29, Sept. 1771, Br. 9. Oct. 1774, war zehn Jahre Pfr. in Bärenthal, und 
ftarb in Nufplingen 12. Zuli 1820, 73 3. alt. 


17. Wudter, Anton, von Rottenburg, geb. 24. März 1742, 
Prof. 21. Det. 1764, Br. 28. Sept. 1766, war 1793 Pfr. in Bärenthal. Er jt. 
in Beuron 3. März 1805, 63 3. alt. 


III. St. Blafien. 


* Dieje berühmte Benedictiner:Reihsabtei wurde im Jahre I60 von 
dem Edlen Reginbert von Seldenbüren gegründet, der aus heiligem 
Eifer und aus Überdruß an der Welt den Hof König Otto I des Großen 
verlieg und ſich in das entlegene Thal der Alb auf dem füdlichen 
Schmwarzwalde zurüdzog, um mit dem Reit feines Lebens ſich auf 
dad jenjeitige vorzubereiten und ein frommes, Gott mwohlgefälliges 
Werk zu gründen. Hier bewohnten ſeit uralter Zeit fromme Einfiedler 
eine Zelle (die Albzelle), welche zur Abtei Nheinau gehörte und nad 
einer geſchenkten Reliquie des bl. Blaſius „St. Blafien” genannt wurde. 
Dieje Zelle wurde durd die Bereinigung der Einfiedler mit einer Colo— 
nie von Mönchen des Kloſters Rheinau vergrößert und von Neginbert 
mit jeinem ganzen Erbe im Zürihgau reich beſchenkt. Unter dem Prior 
Bernger II wurde die Zelle des Hl. Blaſius von dem Mutterkloiter 
getrennt und zum jelbititändigen Stift erhoben. Es jtand unter dem 
unmittelbaren Schute de3 Kaijerd. — Die provijoriihe Aufhebung der 
Abtei erfolgte am 24. Febr. 1806 und die definitive am 25. Juli 1807. 

Der letzte Katalog der Abtei ift vom Jahre 1806 (1807); er 
rührt den Titel: Catalogus r. r. patrum et fratrum monachorum 
O. S. B. principalis et imperialis monasterii ac congregationis ad 
S. Blasium in silva nigra 1807. Es find 89 Prieſter, 14 Professi 
und 14 Laiei Conversi aufgeführt. *Bgl. Kolb, Leriton von Baden I. * 


237 


120 ff. Ruland in der Vierteljahrsihr. für Theologie. Wien 1862. 
©. 265. * Bader, Da3 malerifhe und romantische Baden III. 171 ff. 
Derjelbe: Das ehemalige Klojter St. Blafien u. f. w. Dide.Archiv 
VIII. 103—253, wo jämmtlide St.Blaſianiſchen Schriftjteller 
der legten Zeit mit ihren Werfen aufgeführt jind * Programm des 
Lyceums in Conſtanz vom Jahre 1834, Beilage. 


Eonventnalen. 


Es folgt hier zuerjt der Katalog der nad) der Auswanderung nad) 
Diterreih in Spital am Pirn (bei Klagenfurt) und (jeit 1809) in 
St. Paul gejtorbenen St.-Blafianer. 


1. Rottler, Berthold, von Obereihah, geb. 16. Det. 1748, 
Prof. 8. Nov. 1772, Pr. 24. Sept. 1774, 1784—93 Prof. ber hiſt. Hilfswifien- 
haften an ber Univerfität Freiburg, zum Abt erwählt 19. Nov. 1801, benebicirt 
2, Mai 1802. Wanbert aus nah St. Paul, fl. 16. Dct. 1826, 78 J. alt. 


2. Ammann, Meinrad, von Hoßkirch (bei Saulgau), geb. 
9. Apr. 1785, Prof. 1. Juni 1806, Abt von St. Paul nad dem 16. Oct. 1826, 
ft. 19. Dec. 1839, 54 9. alt. 


3. Baader, Andreas, von Löffingen, geb. 24. Aug. 1758, 
Prof. 24. Aug. 1779, Pr. 21. Sept. 1782, fl. 3. Sept. 1844, 86 J. alt. 


4. Baader, Marcus, von Löffingen, geb. 1. März 1752, Brof. 
6. Zuni 1773, Pr. 1. Juni 1776, Decan; ft. 26. Oct. 1822, 70 3. alt. 


d. Bisle, Valentin (oder Blajius), von ngitetten bei Rog— 
genburg, geb. 6. Febr. 1787, Prof. 1807, ft. 23. Febr. 1826, 39 J. alt. (S. unten 
die Note zu Claus, Blafius.) 


6. Boppert, Conrad, von Conjtanz, geb. 10. Febr. 1750, 
Prof. 6. Juni 1773, Pr. 23. Sept. 1775. Pfarrabminiftrator in Ibach, wo er das 
„Scutum fidei“ verfaßte. Er ft. 31. Juli 1811, 61 J. alt. 


T. Brenzinger, Benedikt, von Krozingen, geb. 24. Febr. 1751, 
Prof. 8. Nov. 1772, Pr. 10. Juni 1775, f. 5. Sept. 1832, 81 J. alt. 


8. Chriſten, Nikolhaus von der Flüe, von Wolfenſchießen in 
Unterwalden, geb. 29. Juni 1771, Prof. 21. Nov. 1792, Pr. 10. Juni 1797, ft. 
11. Sept. 1833, 62 9. alt, 


9. Dietrid, Simon, von Hilzingen, geb. 14. Dec. 1758, 
Prof, 23. Apr. 1780, Br. 25. Sept. 1783, fl. in Eberndorf 13. Apr. 1826, 
68 J. alt. 


10. Eihhorn, Ambroſius, von Witlefofen, geb. 26. Sept. 
1758, Prof. 8. Nov. 1779, Pr. 25. Sept. 1783, war Superior in Oberried; in 
St. Paul wurde er Arhivar bes Stifts und Präfeet des Gymnaſiums. Verſaſſer 
bes Episcopatus Curiensis u. a. ®., ft. 21. März 1820, 62 J. alt. 


238 


11. Fritz, Joſeph, von Grafenhaufen, geb. 20. Nov. 1786, 
Prof. 1807, ft. 18. Sept. 1849, 63 J. alt. 


12. Ganther, Matthias, von Buchhorn, geb. 9. Aug. 1756, 
Prof. 8. Nov. 1779, Pr. 25. Sept. 1783, ft. 21. Dec. 1818, 62 J. alt. 


13. Grüninger, Bonifaciug, von Billingen, geb. 9. Mai 
1742, Prof. 28. Det. 1762, Pr. 13. Juni 1767, ft. 31. Jan. 1825, 83 3. alt. 


14. Häfele, Bonaventura, von Berkheim in Schwaben, geb. 
15. Apr. 1783, Prof. 28. Oct. 1805, fl. 12. Febr. 1823, 42 3. alt. 


15. Haug, Amilian, von Nettenberg (Allgäu), geb. 16. Sept. 
1784, Prof. 1. Juni 1806, ft. 9. Mai 1844, 60 J. alt. 


16. Held, Cödleſtin, von Oberhauſen (Schwaben) , geb. 
1. März 1783, Prof. 25. Nov. 1804, Pr. 27. Mai 1809. Jubelpriefter 27. Mai 
. 1859, ft. 28. Juli 1862, 79 J. alt. 


17. Horn, Alois, Sulgensis (Saulgau ?), geb. 13. Nov. 1783, 
Prof. 25. Nov. 1804, ft. 23. Sept. 1844, 61 3. alt. 


18. Hueber, Gregor, von Berkheim in Schwaben, geb. 22. Apr. 
1783, Prof. 1. Mai 1804, Pr. 1. Zuni 1806, ft. 11. Jan. 1832, 49 3. alt. 


19. Jehlin, Günther, von Heppenſchwand, geb. 4. Det. 1744, 
Prof. 28. Oct. 1765, Pr. 20. Mai 1769, ft. in Klagenfurt 11. Sept. 1813, 
69 J. alt. 

20. [Suli, Karl, von Rottenburg am Nedar, geb. 25. San. 
1786, Prof. 1807, Pr. (war 1807 noch Frater), ft. 3. Mai 1818, 32 3. alt.] 


21. Kaijer, Bartholomäus, von Schönadh, geb. 3. Nov. 
1759, Prof. 8. Nov. 1780, Pr. 3. Sept. 1785, fl. 22. Aug. 1822, 63 3. alt. 


22. Kapferer, Nikolaus, von Zell am Harmersbach, geb. 
8. Yan. 1767, Prof. 8. Jan. 1788, Pr. 18. Juni 1791, fl. 6. Sept. 1812, 45 9. alt. 


23. Karg, Nonnojug, von Kempten, geb. 16. Jan. 1740, 
Prof. 13. Nov. 1759, Pr. 28. Mai 1763, ft. 8. Juni 1811, 71 J. alt. 


24. Kopp, Ignatius, von Munderfingen, geb. 8. Apr. 1759, 
Prof. 8. Nov. 1780, Pr. 3. Sept. 1785, ft. 28. Juni 1831, 72 J alt. 


25. Mannhart, Koh. Baptift, von Mengen (Württemberg), 
geb. 23. März 1762, Prof. 21. Nov. 1803, Pr. 31. Mai 1806, ft. 14. Aug. 1837, 
55 J. alt. 


26. Meiſter, Frowin, von Füezen, geb. 12. Jan. 1760, Prof. 
10. Aug. 1788, Pr. 19. Sept. 1789, ft. 26. Febr. 1833, 73 J. alt. 


277. Müller, Magnus, von Unterramingen, geb. 10. Sept. 
1780, Prof. 25. Nov. 1804, ft. 15. Dec. 1837, 57 J. alt. 


28. Natterer, Thaddäus, von Weingarten (Altdorf), geb. 


239 


10. Juli 1763, Prof. 10. Aug. 1788, Pr. 20. Sept. 1789, 1795—1800 Prof. am 
Lyceum in Gonftanz, fi. 13. Apr. 1814, 51 9. alt. 


29. Neugart, Trudpert, von Villingen, geb. 23. Febr. 1742, 
Prof. 13. Nov, 1759, Pr. 1. Zuni 1765, Verfaſſer des Episcopatus Constantiensis 
u. v. a. MM 1 ft. 15. Dec. 1825, 83 9%. alt. 


30. Raud, Baſilius, von Heitersheim, geb. 28. Febr. 1746, 
Prof. 28, Det, 1765, Pr. 20. Mai 1769, ft. 14. Mai 1816, 70 3. alt. 


31. Schelb, Zohann Nepomuf, von St. Trudpert, geb. 
6. Zuni 1758, Prof. 24. Aug. 1779, Pr. 21. Sept. 1782, ft. 5. Febr. 1831, 
73 J. alt. 


32. [Shöpi, Cosmas, von Meßhofen in Schwaben, geb. 
22. Aug. 1786, Prof. 1807, Pr. (war 1807 noch Frater), fl. 3. Febr. 1820, 
34 9. alt.] 


33. Seiz, Kafjimir, von Augsburg, geb. 15. Nov. 1783, Prof. 
25. Nov. 1804, ft. 14. San. 1860, 77 5. alt. 


34. Speijer, Jakob, von Lautern, geb. 24. Nov. 1783, Prof. 
25. Nov. 1804, fl. 16. März 1844, 61 3. alt. 


35. Umfahrer, Eduard, von Schongau in Bayern, geb. 
2. Febr. 1784, Prof. 2, Febr. 1805, ft. 15. Aug. 1838, 54 9. alt. 


Es folgen nun die übrigen St.:Blafianer, welche zum großen 
Theile in ber Seeljorge thätig waren. 


36. Bachmann, Heinrid, von Frankfurt, geb. 2. Nov. 1771, 
Prof. 21. Nov. 1792, Br. 30, Mai 1795, Piro. zu Ibach 1806-08, dann Pir. 
bafelbft, zu Häner 1825, ft. 7. San. 1827, 56 2. alt. 


37. Binder, Leodegar, von Schwarzach, geb. 12. Febr. 1769, 
Prof. 21. Febr. 1790, Pr. 22. Sept. 1792, ft. 29. Yan. 1811, 42 3. alt. 


38. Blenkle, Neginbert, von Marbach, geb. 25. Nov. 1755, 
Prof. 22. Jan. 1777, Pr. 29. Mai 1779, ft. 12. Jan. 1817, 62 3. alt, 


39. Buß, Anjelm, von Gengenbad, geb. 10. Det. 1759, Prof. 
1779, verfant in den Fluthen der franzöſiſchen Revolution. Siehe über ihn Diöc.- 
Arhiv Bd. 8. S. 225. 


40. Elau3, Blafius, von Conſtanz, geb. 13. Mai 1738, Prof. 
11. Sept. 1757, Pr. 16. Mai 1761 (es ift zu beachten, daß Blafius Bifle 
erit nad Ableben des Blafius Claus im Jahre 1807 Profeß machte), fl. 29, Apr. 
1807, 68 J. alt. 





I Trubpert Neugart jchrieb auch die Gefchichte feines neuen Aſyls, bes 
Klofters St. Paul: Historia monasterii ord. S. Benedicti ad S. Paulum in valle 
inferioris Carinthiae Lavantina. 2 Bändchen. Lange nad) dem Tode des Verf. ver: 
öffentliht. Klagenfurt 1848—1854. Anm. b. Reb, 


240 


41. Dannhaujer, Ferdinand, von Naitatt, geb. 9. San. 
1775, Prof. 10. San. 1796, Pr. 20. Sept. 1800, ftarb, wie es fcheint, durch einen 
Unfall, im Juni 1831, 57. 5. alt. 


42. Dietrih, Thomas, von Unterbaldingen, geb. 11. Febr. 
1762, Prof. 15. Nov. 1785, Pr. 20. Sept. 1788, Pir. in Schluchſee 1804, fl. 
9. (10.) März 1828, 66 J. alt. Er machte eine Armenſtiftung. 


43. Dors, Nemigiud, von Sclettitadt, geb. 12. Nov. 1771, 
Prof. 21. Nov. 1792, Pr. 30. Mai 1795, Prof. in Freiburg 1805, Pfr. zu Todtnau 
(Tobtmoo8?) 1808, feit 1818 zu Ulm bei Oberkirch, ft. 12. Febr. 1838, 68 J. alt. 


44. Engelberger, Johann Chryſoſtomus, von Rheinfelden, 
geb. 30. Sept. 1742, Prof. 28. Oct. 1763, Pr. 20. Mai ? 1769, ft. 8. Febr. 1814, 
72 3. alt. 


45. Erhart, Bernard, von Sclettitadt, geb. 19. Dec. 1773, 
Prof: 22, Febr. 1795, Pr. 10. Juni 1797, von 1810—14 Prof. am Lyceum zu Con— 
ftanz, Pir. in Kippenhaufen 1817, feit 1826 Pfr. in Berau, ft. 21. Apr. 1846 
(18472), 73 3. alt. 


46. Frey, Placidug, von Kempten, geb. 19. Febr. 1754, Prof. 
1. Mai 1775, Pr. 13. Juni 1778, fl. 27. Apr. 1818, 64 J. alt. 


47. Graf, Beda, von Edenhaufen (Urfperg), geb. 21. Juli 
1755, Prof. 22. Zuli 1776, Pr 29. Mai 1779, ft. 28. Zuli 1837, 82 J. alt. 


48. Grambühler, Pius, von Öttobeuren, geb. 3. Apr. 1779, 
Prof. 11. Sept. 1800, Pr. 13. März 1802, Vicar zu Todtmoos 1810, Pr. in Ober: 
Wolfach (Decanat Triberg) 1810, ft. 18, Oct. 1836, 58 9. alt. 


49. Häring, Auguftin, von Bayershofen, geb. 26. März 
1780, Prof. 26. Mai 1801, Pr. 22. Sept. 1804, Pfr. zu Urberg 1805, ft. 30. Apr. 
(ober 3. Apr.) 1830, 51 3. alt. 


50. Hadler, Eolumban, von Waldshut, geb. 17, Dec. 1755, 
Prof. 22. San. 1777, Pr. 20. Mai 1780. AZuerft 1790 Abminiftrator, bann Pfr. 
zu MWislikofen, ft. 18. Febr. 1822, 67 J. alt. 

51. Heer, Maurus, von Klingenau, geb. 18. Juni 1773, 
Prof. 16. Nov. 1794, Pr. 23. Sept. 1797, 1798—1817 Prof. am Pyceum in Conftanz, 
fodann Gaplan in Sädingen 1820, ft. 28. März 1843, 70 9. alt. 

52. Herrmann, Juſtin, von Oberroth, geb. 11. März 1760, 
Prof. 16. Mai 1781, Pr. 3. Sept. 1785, Pfr. zu Griesheim und Wettelbrunn 1817, 
ft. 28. (30.) Mai 1830, 51 J. alt, 

53. Höchle, Willibald, von Klingenau, geb. 10. Oct. 1772, 
Brof. 21. Nov. 1793, Pr. 10. Juni 1797, Pfr. zu Todtnau 1809, zu Schwerzen 
1820, ft. 23. Apr. (Febr.?) 1825, 53 9. alt. 


54 Huber, Romuald, ft. 10. Jan. 1850. 
55. Ilger, Vincentius, von Thiengen, geb. 12. Febr. 1742, 


241 


Prof. 28. Oct, 1762, Pr. 13. Juni 1767, 1802—06 Propft in Klingenau und 
zur Zeit ber Nufhebung Prior zu Sion, ft. 14. Oct. 1808, 66 %. alt. 


56. * Keller, Nepomul, Pfr. zu Wislikon 1804. 


57. Keller, Bictor, von Ewattingen, geb. 14. Mai 1760, 
Prof. 16. Mai 1781, Pr. 3. Sept. 1785, Pfr. zu Aarau 1806, in Grafenhaufen 
1816, Pfr. in Pfaffenweiler 1820, fl. 7. Dec. 1827, 67 3. alt, Verfaſſer vieler 
- Schriften. 


58. Kettenader, Lorenz, von Billingen, geb. 11. Oct. 1729, 
Prof. 29. Sept. 1750, Br. 24. Mai 1755, Jubelpriefter 24. Mai 1805, ft. 10. Sept. 
1813, 84 3. alt. 


59. Kettenader, Paul, von ‚Villingen, geb. 22. San. 1722, 
Prof. 1. Mat 1740, Pr. 26. März 1746, JZubelpriefter 26. März 1796, ft. 22. San. 
1812, 90 2. alt. 


60. Kleber, Beringar, von Oberjulmetingen, geb. 27. März 
1780, Prof. 26. Mai 1801, Pr. 22. Sept. 1804, Vicar zu Berau 1807, zu Schönau 
bis 1810, Pfr. zu Dogern 1810, fpäter 1833 in Lottftetten, ft. 15. Dec, 1849, 
70 J. alt. 


61. Kreutter, Franz, von Freiburg, geb. 15. Apr. 1736, Prof. 
11. Juli 1753, Pr. 9. Juni 1759; Propſt zu Bürgeln und Großkeller bes Stiftes, 
Berfafier ber Geſchichte von Vorderöfterreich, ft. 2. Dec. 1806, 70 J. alt. 


62. Krez, Paulin, von Gengenbach, geb. 20. März 1770, 
Prof. 21. Nov. 1792, Pr. 10. Zuni 1797, Pfr. in Höchenſchwand bis 1815, dann 
in Görwihl 1815, ZJubelpriefter 10. Juni 1847, Iebte feit 1852 zu Freiburg 
und jt. 2. März 1853, 83 5. alt. 


63. Lenz, Franz Xaver, von Neufra, geb. 10. Dec. 1160, 
Prof. 11. Dec. 1781, Br. 3. Sept. 1785, ft. 20. März 1808, 48 9. alt. 


64. Liber, Berthold, von Bonnborf, geb. 17. März 1781, 
Prof. 26, Apr. 1802, Br. 22. Sept. 1804, Pir. zu Menzenfhwand 1803, zu Todt— 
moo8 1820, in Murg feit 1842, ft. 8. Juni 1854, 73 5. alt. 


65. Linſemann, Franz Sale3, von Rottweil, geb. 19. Sept. 
1765, Buof. 30. Apr. 1787, Pr. 20, Sept. 1788, Pfr. in Kirchdorf 1805, Schul: 
und Kirchenrath von Aargau, Pfr. in Neufich (Decanat Rottweil) 1826, Caplan 
in Rottweil 1832, ft. 15. Apr. 1837, 72 3. alt. 


66. Löw, NRomuald, von Ennetah (bei Saulgau), geb. 
25. März 1761, Brof. 1. Juli 1783, Pr. 23. Sept. 1786, bis 1810 in Mengen, 
Gaplan in Ebenweiler 1810, in Ennetach 1813, fl. 20. Febr. 1814, 53 3. alt. 


67. Maud, Felir, von Rottweil, geb. 26. Det. 1770, Brof. 
26. Oct. 1791, Br. 30. Mai 1795, 1798 — 1805 Prof. am Lyceum in Gonftanz, 
Pr. zu Gurtweil 1808, ft. 14. Jan. 1813, 43 J. alt, 


68. Mauder, Roman, von Winterrieden, geb. 21. Det. 1777, 
Prof. 28. Det. 1798, Br, 19. Sept. 1801, Pfr. in Gütenbad 1813, zu Siegelau 
Archiv. XL. 16 


242 


1820, zu Ringsheim 1827, ftiftete in Ningsheim ein Stipendium für Stubirenbe 
(29,000 fl. für arme Jünglinge), und ft. 21. Dec. 1841, 65 J. alt. 


69. Meyer, Lucas, von Gündelwangen, geb. 9. Yan. 1774, 
Prof. 22. Febr. 1795, Pr. 21. Sept. 1799, 1800—04 Prof. am Lyceum in Conftanz, 
Pfr. zu Nöggenfchwil 1810, zu Gurtweil 1813, machte Stiftungen für die Kirche in 
Gurtweil, für Arme und Stubirende (fiehe Werk, Stiftungsurfunden der Univerfität 
Freiburg, ©. 554), und ft. 18. Juni 1821, 47 9. alt. 


70. Meyer, Theodor, von Bonndorf, geb. 19. Nov. 1782, 
Prof. 21. Nov. 1803, Pr. 31. Mai 1806, Prof. am Lyceum zu Gonftanz 1806—17, 
fodann Pfr. in Lausheim, fl. 18. Apr. 1818, 35 J. alt. 


11. * Mebger, Blaſius, Cooperator zu St. Blajien 1812. 


72. Moyaur, Moriz, von Parur in Lothringen, geb. 20. Non. 
1772, Prof. 21. Nov. 1793, Pr. 11. März 1797, fl. 12. Febr. 1811, 39 J. alt. 


73. Negele, Fintan, von Grafenhauien, geb. 21. Apr. 1766, 
Prof. 15. Nov. 1785, Br. 20. Sept. 1788, von 1796—1803 Prof. und 1803—09 
Präfect des Lyceums in Gonftanz, Pfr. in Dingelsdorf 1808—15, Decan des Gap. 
Reichenau 1816 und biſchöfl.-geiſtl. Rath, lebte zulegt in Nadoljzel und fl. 7. März 
1847, 81 9. alt. 


74. Neumayer, Rupert, ft. 31. Juli 1823. 

75. Neyer, Athanaſius, von Hedingen, geb. 25. Apr. 1754, 
Prof. 1. Mai 1775, Pr. 13. Juni 1778, provif. Localcaplan zu Grünwald 1810, ft. 
40. Apr. 1826, 72 J. alt. 


76. Ott, Modeſt, von Boll, geb. 22. Febr. 1769, Prof. 8. Nov. 
1790, Br. 30. Mai 1795, Pfr. in Füezen (Decanat Stühlingen) 1809, ft. 13. Juni 
1836, 68 J. alt. 


77. Roder, Fridolin, von Rheinheim, geb. 18. Nov. 1775, 
Prof. 21. Nov. 1796, Pr. 21. Sept. 1799, 1803—04 Prof. am Lyceum in Conſtanz, 
feit 1808 Pfr. in Hohenthengen, ft. 9. Oct. 1834, 59 3. alt. 


78. Romer, Petrus, von St. Blafien, geb. 14. Nov. 1761, 
Prof. 15. Nov. 1785, Br. 23. Sept. 1786, ft. 15. März; 1809, 48 5. alt. 

79. Roth, Pirmin, von Rorihad, geb. 24. Juni 1756, Prof. 
4. Mai 1778, Pr. 9. Juni 1781, Pfr. in Dillendorf 1806, ft. 28. Febr. 1841, 85 
J. alt. 

80. Sauter, Hermann, von Hedingen, geb. 10. Sept. 1777, 
Prof. 28. Oct. 1798, Pr. 18. Sept. 1802, Pir. zu Oberried 1810, ft. 28. Aug. 1824, 
47% alt. 

831. Shmid, Martin, de Bötstein, von Altdorf (Ari), geb. 
22. März 1750, Prof. 28. Sept. 1767, Pr. 18. Sept. 1773, Propft zu Bürgeln 
1807—12, fi. 14. Mai 1814, 64 J. alt. 

82. Schmid, Stanislaus, von Biengen, geb. 19. Apr. 1746, 
Prof. 28. Sept. 1763, Pr. 20. Mai 1769, ft. 14. Oct. 1817, 71 3. alt. 


243 


8. Shubmader, Lubmwig, von Straßburg, geb. 31. Oct. 
1773, Brof. 16. Nov. 1794, Br. 11. März 1797, Pfr. in Bernau 1807—10, fl. 
8. Jan. 1831, 58 J. alt. 


84. Schuhmacher, Otto, von Herrenzimmern bei Rottweil, 
geb. 17. Juni 1775, Prof. 29. Juni 1796, Br. 21. Sept. 1799, Stabtpfr. und 
landesherrl. Decan zu Schönau im Wiefenthal 1808, Pir. zu Schliengen 1828, ft. 
19. Sept. 1844, 70 3. alt. 


85. Speidel, Hieronymus, von Grofjelfingen, geb. 21. März 
1780, Prof. 26. Mai 1801, Pr. 24. Sept. 1803, bis 1815 Prof. am Gymnafium 
in Freiburg, Pfr. in Aihen, dann in Interalpfen 1819 und jeit 1845 in Neuers- 
haufen, ft. 7. Jan. 1853, 73 3. alt. 


86. Start, Matthäus, von Kempten, geb. 17. Aug. 1778, 
Prof. 1. Oct. 1799, Pr. 4. Juni 1803, Pir. zu Wieden 1809, zu Kappel (Decanat 
Breiſach) 1818, fpäter, 1828, zu Echluchfee, ft. 7. Sept. 1840, 63 J. alt. 


87. Stiegeler, Marian, von Bonndorf, geb. 5. Juni 1740, 
Prof. 30. Nov. 1757, Pr. 24. Sept. 1763, ft. 31. Mai 1821, 81 J. alt. 


88. Stropp, Joſeph, von Wengen, geb. 15. Apr. 1757, Brof. 
4. Mai 1778, Pr. 20. Mai 1780, 1807 Pfr. zu Hugitetten, fi. 10. Mär; 1812, 55 
J. alt. 


89. Umber, Philipp Jakob, von Laufenburg, geb. 17. Apr. 
1759, Prof. 23. Apr. 1780, Pr. 25. Sept. 1783, wurde 1809 Pfarrer in Lausheim 
und fl. 26. Febr. 1813, 54 2. alt. 


90. Ummenhofer, Barnabas, von Villingen, geb. 20. Apr. 
1758, Prof. 8. Nov. 1780, Br. 25. Sept. 1783, Pfr. in Bettmaringen 1806, ft. 
9. März 1836, 78 3. alt. 


91. Vögele, Clemens, von Dttobeuren, geb. 30. Sept. 1778, 
Prof. 1. Oct. 1799, Pr. 3. Mai 1802, Eooperator in Yurtwangen 1809, Bicar zu 
Grafenhaufen (oder Birkendorf) 1810, 1811 Pfr. in Riedern, 1823 Spitalpfr. in 
Gonftanz, ft. 17. Febr. 1835, 57 53. alt. 


922. Wallner, Wilhelm, von Briren, geb. 18. Nov. 1778, 
Prof. 30. Nov. 1799, Pr. 4. Juni 1803, Pfr. zu St. Blafien 1808—10, zu Ober: 
prechthal 1810, ft. 2. Apr. 1814, 36 J. alt. 


93. Weiger, Friedrich, von Hedingen, geb. 2. Oct. 1764, 
Prof. 15. Nov. 1786, Pr. 19. Sept. 1789, "Pfr. zu Brenden 1809, ft. 16. Apr. 1810, 
46 3. alt. 


94. Wieſt, Hugo, von Erlenmoos (bei Ochſenhauſen), geb. 
23. San. 1767, Brof. 28. Oct. 1788, Br. 22, Sept. 1792, Pfr. in Berau (bei Walde: 
hut) 1805, ft. 6. Nov. 1825, 58 9. alt. 


9. Wilart, Eyrill, von Einfiedeln, geb. 18. Nov. 1771, 
Prof. 21. Nov. 1792, Pr. 10. Juni 1797, Pfarrhelfer zu Bettmaringen bis 1807, 
Pir. zu Kleinlaufenburg 1807—10, ft. 12. März 1814, 43 3. alt. 

16* 


244 


96. Wöhr, Leopold, von Eldingen, geb. 15. Nov. 1773, Prof. 
16. Nov. 1794, Pr. 22. Sept. 1798, Vicar zu Bettmaringen bis 1810, Pfr. zu Bren- 
ben (Decanat Waldshut) 1810, ft. 25. 3. 1836, 63 J. alt. 

97.* Wöhrlin, Gebhard, neugemwählter Stiftädecan und Decan 
bes Randcapitels St. Blafien 1804. 

98. Zey, Johann Evangelift, von Amendingen, geb. 11. Mai 
1778, Prof. 30. Nov. 1799, Pr. 4. Juni 1803, 1805—07 Prof. am Lyceum zu 
Conſtanz, ſt. 6. Juli 1808, 30 J. alt. 


Dazu 16 fratres conversi. 


IV. Ettenheimmünfter. 


* Das Klojter nahm feinen Anfang aus einer Anfiedelung von 
Mönchen unmeit der Kirche über dem Grabe des Hl. Landoling, 
eine Schott» oder Irländers, der nad der Kloftertradition hier um 
das Jahr 640 ald Martyrer geitorben war. Die Grabesjtätte wurde 
bald ein bejuchter Wallfahrtsort, verherrliht durch Gebet3erhörungen 
und Wunder. Dadurch bejtimmt fam aud Abt Wiggerin von Mün— 
fter im Gregorienthal (Eljaß) dahin und blieb daſelbſt. Später zum 
Biihof von Straßburg berufen, erweiterte er die biöherige Einfiebelei 
zu einem Klofter und bewidmete es mit einem Theil der Güter feiner 
biichöflihen Kirche. Die Zeitangabe diejer Stiftung, genannt Mönchen 
zell, ſchwankt zwiſchen 700, 724, 733. Der dritte Nachfolger Wigge— 
rind auf dem bifchöflihen Stuhle, Etto oder Heddo, Sohn des Et- 
tiho II und Enkel des großen Hohenburgiichen Herzogs Atticus oder 
Ettiho I um 732, jammelte die verjagten Mönche wieder und erbaute 
von Neuem die zeritörte Kirche in der Nähe de Plate, auf welchem 
ber hl. Landolin den Martyrtod erlitten, ftiftete das Klojter mit eigenen 
und Erb-Gütern im Breißgau, in der Ortenau und der Schweiz, und 
von jet an heißt dieje zweite Stiftung Etto's-Münſter oder nad) dem 
Hauptort der Mark Ettenheimmünjter. — Die weitere Geſchichte 
des Kloſters iſt dargeltellt von Pfarrer A. Kürzel: Die Benedictiner- 
Abtei Ettenheimmünfter, geſchichtliche Beſchreibung mit einer Abbildung. 
Lahr 1870. Über die Zeit der Aufhebung |. ©. 130 ff. — Kolb, 
Lexikon von Baden I. S. 281—283. 


Eonventnalen. 


1. Häusler, Arbogajt, von Offenburg, geb. 21. Juli 1755, 
Prof. 1774, Br. 19. Dec. 1778, zum Abt erwählt im Juni 1793, lebte nach ber 
Aufhebung in feiner Vaterftabt Offenburg, und ftiftete im 3. 1820 für Ettenheim⸗ 


245 


münfter den Armenfonb mit einem Kapital von 6000 fl. Er ft. 13. März 1829, 
74 3. alt. 


2. Zmwiebelhofer, Othmar, von Raftatt, geb. 15. Sept. 1759, 
Prof. 1. Nov. 1779, Br. 5. Zuni 1784, letter Prior 1801, fi. in Raftatt 1. Oct. 
41826, 68 9. alt. 


3. Bechtold, Landolin (oder Mihael Balentin), von 
Mallbürn, geb. 8. Nov. 1770, Prof. 21. Nov. 1790, Pr. 30. Mai 1795, Iebte 
bis 1828 zu Lichtenthal, dann in Walldürn, und ft. (nad bem Directorium von 
1838) in Ettenheimmünfter 3, März 1837, 67 3. alt. 


4. Bidermann, Joſeph, mehrere Jahre Prof. und Pfr. im 


Klofter, admissus ad curam, ft. um 1821. 


5. Brüftlin, Martin, von Alt:Breijah, geb. 1. Febr. 1746, 
Prof. 21. Dec. 1766, Pr. 29. Zuni 1772, ft. in Lichtenthal (bei Baden) 23. März 
1829, &4 2. alt. 


6. Bühler, Landolin, von Friefenheim, geb. 1. Jan. 1755, 
Pr. 3. Sept. 1775, lebte als Privatpriefter zu Frieſenheim (1821 ?). 


7.*2? Burkard, Franz Zofeph, Pir. in Ettenheim, jt. 1821. 


8. Digl, Johann Baptijt, ft. vor der Aufhebung. Seine 
Schriften, meiftens Predigten, aufgeführt bei Grabmann, das gelehrte Schwaben, 


9.* Fey, Anjelm, von Herbolzheim, geb. 12. März 1776, 
Pr, 18. Sept. 1802, Pfarrv. zu Altborf 1809; Vicar zu Wallburg 1808—10 und 
dann Bir. zu St. Roman 1811—36; farb als Kammerer und Pfr. in Ortenberg 
24, Apr. 1839, 64 3. alt. 


410, Freiftetter, Philipp Jakob, von Gengenbach, geb. 
14. Febr. 1759, Pr. 17, Dec. 1784. Säcularifirt 1810. Pfr. zu Wagenftabt 
1805—1825. Penftionär, lebte zu Gengenbad noch 1836. 


11.* () Götz, Kafimir, von Wetterhaufen, geb. 29. Det. 1777, 
Pr. 19. Sept. 1802, Pfarrcurat und Lehrer am Päbagogium zu Mabiberg 1818—21, 
Pfr. zu Ettenheim 1821. 


12. Häring, Ildefons, von Herbolzheim, geb. 23. Sept. 1777, 
Pr. 18. Sept. 1802, Pir. zu Walbulm 1825—32, zu Oberfchopfheim 1832. 


13. Hermes, Iſidor, von St. Leon, geb. 7. Mai 1772, Pr. 
7. Zuni 1800, Pfarrhelfer zu Roth bei Wiesloch 1804, Pfr. zu Zeutern 1833, 
fl. 27. Dec. 1847, 76 5 alt. 


14. Sacquard, Benedikt, von Alt-Breifah, geb. 23. Dec. 
1771, Prof. 7. Apr. 1795, Pr. 6. Juni 1800, Pir. in Söllingen 180636, fl. 
26. Mai 1838, 67 J. alt. 


15. Zohner, Hieronymus, von Eberöfeimmünfter (im Eljaß), 
geb. 15. Sept. 1770, Prof. 21. Nov. 1790, Pr. 30. Mai 1795, Pfr. in Münchweier 
1803, fi. bafelbft 28. Jar. 1838, 68 9. alt. 


246 


16. Kleinhans, Peter, von Schuttern, geb. 20. Yan. 1776, 
Prof. 25. Nov. 1795, Pr. 7. Juni 1800, Pfr. in Ettenheimmünfter, Nachfolger bes 
Bernbarb Stöber, 1804, ft. 11. Febr. 1818, 43 J. alt. 


17. * Linz, Auguftin, Bicar zu Oberadern 1808—09. 
18. * Linz, Gregor, Bicar zu Oberadern 1810. Dimissus ad 


dioecesim Spirensem. 
19. Maier, Ambros, von Bühl, geb. 15. Nov. 1764, Prof. 


21. Nov. 1790, Pr. 30. Mai 1795, Pfr. zu Schweighaufen 1816—36, ft. als Penfionär 
in Ettenheimmünfter 23. Sept. 1838, 75 J. alt. 


20. PBelt)zolt (Pebold), Beda. 

21. Scheidet, Johann Baptijt (oder Frz. Joſeph Jakob), 
von Bühl, geb. 19. März 1762, Prof, 8. Juni 1783, Pr. 2. Juni 1787, Bir. in 
Oberkirch und Iandesherrl. Decan 1815, ft. 30. Sept. 1849, 88 J. alt. 

22. Spedt, Otto, von Forchheim, geb. 23. Jan. 1749, Prof. 
11. Zuli 1773, Br. 20. Dec. 1777, zog nad) Baden. Er ft. 1821. 

23. Stettberger, Hieronymus, von Offenburg, geb. 25. Mai 
1778, Pr. 12. Juni 1800, Pirv. und Pfr. zu Alidorf 1810, Definitor, ft. 27. Oct. 
1843, 66 3. alt. 

24. Stöber, Bernhard, refignirter Pr. von Ettenheimmünjter 
1804, ft. zu Ettenheim 8. Mai 1817, 

25. Strob, Midhaöl, Senior, von Baden, geb. 13. Aug. 1722, 
Prof. 17. Nov. 1743, Pr. 21. Dec. 1748, blieb im Klofter. *YJubelpriefter 21. Dec. 
1798, vermacht 300 fl. für Arme und Schulen, und ft. 15. Apr. 1810, 88 93. alı 

26. Thiebault, Arbogaft, von Straßburg, geb. 19. Det. 1768, 
Prof. 1793, Br. 30, Mat 1795, Pfr. in Ulm (bei Lichtenau) 1818, refignirt 1836, 
bann Beichtvater in Lichtenau, fl. 23. Aug. 1854, 86 3. alt. 


27. Thiebault, Lubmwig, von Straßburg, geb. 21. Det. 1768, 
Pr. 1797, Pr. zu Honau 1806. 


28. * Tritihler, Joſeph, von Oppenau, geb. 1742, Br. 
21. Dec. 1765, Pir. in Altdorf 1810. 


29. * Wunſch, Xaver, Bicar zu Schweighaufen 1809. 


V. Gengenbad. 


*Eines der ältejten Klöfter des Landes, gegründet von Ruthard, 
Herzog des alemannifchen Burgunds, des Sundgaues und der Ortenau, 
Urenkel Pipins von Herijtal, nad dem Plane ſeines Vaters Arnold 
oder Arnulf um 736, nad) Andern 746, mit feiner Gemahlin Wifegar: 
dis Beihilfe zur Ehre der allerfeligiten Jungfrau Maria benannt, weh: 


247 


halb die Mönde bis zur Aufhebung alle den Beinamen Maria führten. 
Durch Kaifer Heinrich II wurde das Klojter dem Bistum Bamberg 
unterftellt. Über die Zuftände zur Zeit der Neformation |. Didc.: 
Ardiv VI. 1ff., VII 81 ff. 

Gengenbach wurde theilweiſe ſchon im Jahre 1803 ſäculariſirt; 
man trug ſich eine Zeit lang mit dem Plane, hier die Conventualen 
der übrigen Abteien zu vereinigen. Am 3. April 1807 warb die voll: 
jtändige Aufhebung des Kloſters erklärt. Zur Pajtoration der Pfarrei 
Gengenbadh murde ein Pfarrer und vier Gapläne aus den früheren 
Mönden beitellt; den vier ältejten Patres wurde der Aufenthalt im 
Klojter auf Lebenzzeit gewährt. Der Prälat erhielt eine Penſion von 
5000 fi. an Geld und Naturalien, die Pfarrei wurde mit 2400 fl. für 
den Pfarrer und vier Capläne botirt. Der Prior erhielt 550, ber 
Subprior 500, die übrigen nicht actiwen Conventualen je 450 fl. Benfion. 
Kolb aa. O. J. S. 363—368. %. Zell, Die Säcularifirung ber 
Abtei Gengenbad, j. Didc.-Ardhiv VI. 295—316. 


Conventnalen. 


1. Schwörer, Bernhard Maria, von Gengenbadh, geb. 
10. März 1754, Klofterpfr. 1790, Abt 1792, Pfr. von Gengenbady 1814, ft. 28. Sept. 
1817, 64 J. alt. 


2. Mayer, Johann Baptiit, geb. 5. Mai 1754, Pr. 6. Mai 
1778, Klofterpfr. 1792—1807, Prior 1805. Nachdem er bie Pfarrei refignirt hatte, 
lebte er als Penfionär im Klofter und ft. 8. Juni 1826, 73 3. alt, 


3. Bernhard, Eolumban, geb. Mai 1735, Br. 1759. Kam 
wahricheinlic vor 1807 aus ber ehemaligen Benebictiner:Nbtei Maurus:Münfter im 
Elfaß nah Gengenbad; Benfionär. Er ft. 11. Mai 1812, 77 3. alt. 


4. Brüderle, Placidus (Johann Michael), von Mittel- 
bach (Pfarrei Gengenbad), geb. 23. Aug. 1779, Pr. 26. Mei 1804, Vicar in 
Gengenbah bis 1822, Pfrv. zu Biberach 1825—26, Stabtpfr. in Haslach 1826, 
1835 großh. Bezirks » Schulvifitator, Pr. zu Niederbühl (Amt Raftatt) 1845, ft. 
29. Zuni 1859, 80 J. alt. 


d. Budler, Ambroſius (Johann Baptijt), von Ehingen 
an ber Donau, geb. 19. Juni 1780, Pr. 22, Dec. 1804. Bis 1823 Caplan ober 


Bicar in Gengenbad. Am 15. März 1823 wurde er wegen Krankheit mit 450 fl. 
penfionirt. 


6. * Eifenmann, Friedrich, dimissus ad dioecesim Argen- 
tinensem 1812. 


7. Huber, Bartholomäus, Benfionär zu Gengenbad , ft. 
31. Dec. 1818, 89 J. alt. 


248 


8. Iſenmann, Bafilius (Franz Sofeph), von Zell am 
Harmersbach, geb. 1774, Br. 1798, erſter Säcularpfr, vom Orbinariate eingefett 
1807; landesherrl. Decan 1812. Er ft. in Folge von MilitärsEpidemien am 
Typhus 21. Jan. 1817. 


9. Lad, Columban, Bruder des Gallus, von Hagenau, geb. 
4. Sept. 1780, Caplan zu Gengenbad 1807, wurde Defjervant zu Blopsheim, und 
ft. 7. März 1844, 64 J. alt. 


10. Lad, Gallus (Franz Anton), von Hagenau, Prof. im 
Klofter Schwarzach, Caplan zu Gengenbach 1807. Er zog fi Ende bes Jahrs 1807 
in feine Heimat Hagenau zurüd und ft. zu Gambsheim 20. Apr. 1837. 


11. * Linz, Gregor, Bicar zu Gengenbad 1809. 
12. * Meyer, .., Pfr. zu Herthen 1809. 


13. Scherer, Mauruß, von Zundmeier, geb. 11. Jan. 1782, 
Pr. 1806, Eapları zu Gengenbad 1807, Pfr. zu Weine 1812, 


14. Seuffert, Matthias Maria, von Kiffingen (Würzburg), 
Prof. 8. Sept. 1753, Pr. 20. Mai 1758. Er wurde 1807 im Alter von 75 Jahren 
erfter Caplan, Später Beneficiat der St.» Erharbspfründe, und fl. 25. Oct. 1819, 
87 53. alt. 


15. Walter, Betrug Maria, war im Jahr 1806 66 J. alt, ft. 
zwifchen 3. Apr. 1807 und 19. Jan. 1808. 


16. Wetterer, Bernard Paulinus, von Oberſchopfheim, 
geb. 10. Oct. 1781, Pr. 21. Dec. 1804; Vicar in Zell am Harmersbadh von 1804 
an, dann Prof. am Gymnaſium zu Offenburg, Pir. in Biberah (Amt Gengen: 
bah) 1816, wo er 1839 refignirte, ftarb als Penfionär zu Gengenbad 16. Sept. 
1860, 79 3. alt. 


17. Wunſch, Amandus (Franz Xaver), Hatte erit zwiſchen 
3. Apr. u. 4. Aug. 1807 fein Eramen gemadt und wurde beim Abgang bes P. Gallus 
Lad als Hilfspriefter verwendet bis 1812; fpäter wurde er Pfr. in Staufen nächſt 
Freiburg. (Er fommt im Schematism von 1821 nicht mehr vor.) 


Die Folgenden Hatten jhon im J. 1803 daß Kloſter verlafjen 
und Geeljorgepojten erhalten. 


18. Breunig, Andreas Maria, Picar in Zell am Harmers= 
bach, ft. 10. Mai 1804. 


19. Derendinger, Ambros (Mihasl), von Ichenheim, geb. 
10. Aug. 1762, Pr. 17. Mai 1788, Pfr. in Ortenberg 1806—1819, dann in Nieder: 
fhopfheim bei Offenburg, ft. 3. Sept. 1832, 71 3. alt. 


20. Fehnenberger, Auguftin (Johann Nepomuf), von Gen: 
genbach, geb. 2. Jan. 1782, Pr. 22. Dec. 1804, Pfr. zu Petersthal 1815, Beichtiger 
im Frauenflofter zu Offenburg 1835, Geifll. Rath. Er fl. 24. Mai 1862, 80 
J. alt. 


249 


21. Götz, Johann Baptijt (oh. Nepomuk Anton), von Offen: 
burg, Vicar in Zell am Harmersbach 1804 und im gleihen Jahr noch Pfr. in . 
Biberach, ft. 17. Sept. 1815. 

22. Hagenauer, Jakob, von Gengenbadh, geb. 21. Juni 1771, 
Pr. 22. Juni 1794, Erpofitus zu Elgersweier feit 1799, fpäter Pfr. dafelbft, fl. 
26. Juni 1840, 70 3. alt. 

23. Müller, Hieronymus (Gabriäl), von Bühl, geb. 1. März 


1775, Pr. 22. Sept. 1798, Pfr. in Oberharmersbach feit 1807, ft. 2. Juni 1828, 
4 J. alt. 


24. Pfaff, Nikolaus (Franz Xaver), von Hofmweier, geb. 3. Dec. 
1756, Pr. 13. Juni 1787, Pfr. zu Zell am Harmersbadh 1804, ft. 5. Aug. 1831, 
75 3. alt. 

25. Quintenz, Eödleftin, von Gengenbach, geb. 5. Tebr. 
1774 (ober 23. Febr. 1777), begab fih um 1803 nad Straßburg und fl. um 1814. 


26. Reichert, Placidus, Stadtpfr. zu Gengenbad 1805. 


27. Saas, Aldefong, von Oberkirch, geb. um 1763, Pr. 1786, 
Pfr. in Ichenheim 1803, ft. 11. Apr. 1817, 55 J. alt. 


28. Schmiberer, Benedikt, von Offenburg, geb. 8. Det. 1748, 
Pr. 13. Juni 1772, fpäter Definitor des Ruralcapitels Offenburg, dann Privatpr. 
zu Gengenbad, ft. 18. März 1822, 74 9. alt. 


29. Shmittbauer, Joſeph (Ludwig), von Raftatt, geb. 9. Mai 
1755, Pr. 1779, Pfr. in Dundenheim 1800—04, Iebte fpäter als Penfionär zu 
Karlsruhe und ft. 6. Dec. 1830. 


(Fortjegung im nädften Bande.) 


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Catalogus religiosorum 


exempti monasterii Rhenaugiensis, 


congregationis Helveto - Benedictinae. 


Coneinnatus 
& 


P. Fridolino Waltenspül, 


eiusdem monasterii ultimo priore et archivario. 


Typis excudendum curavit 


Augustus Lindner, 


cooperator paroch, in Oberperfuss, 


Fontes et subsidia. 


1) Archivum monasterii Rhenaugiensis, nunc (inde ab anno 1862) cum 
bibliotheca et codieibus mser. Tiguri asservatum. 

2) Diaria varia religiosorum Rhenaugiensium msecr. 

3) P. Mauritii Hohenbaum van der Meer: Historia diplomatica monasterii 
Rhenaugiensis. Partem priorem edidit @. Zapf in monumentis anecdotis, Aug. 
Vind. 1785. (Cfr. Archivum dioeces. XI, 15.) 

4) Necrologium congregationis Helveto-Benedictinae, mscr. in archivo 
Einsidlensi. 

5) P. Bern. Rusconi: Catalogus abbatum et religiosorum monasterii Rhe- 
nov. mscr. continuatus usque ad annum 1830. 

6) Catalogi religiosorum Rhenaug. impressi, a medio saeculi 18 usque 
ad annum 1862. 

TI) M. Hohenb. van der Meer: Kurze Gefchichte ber taufendjährigen Etifs 
tung des Gotteshaufes Rheinau, nebft getreuem Verzeichniſſe ber Ädte und der merk: 
wiürbigen Begebenheiten, die fich unter benfelben zugetragen. Donaueſchingen, 
1778. Fol. 





Ad saecularia undecima — ast proh dolor! — non amplius 
celebrata. 


Lectori benevolo. 


Monasterium Rhenaugiense, ordinis s. Benedicti, pau- 
lum infra Scafhusium in insula Rheni situm, plus quam mille an- 
nis a primitiis suis constitit et quamvis maxima non raro per 
longum hoc saeculorum spatium pericula atque ultima paene dis- 
crimina perpessum, culturam nihilominus tam populi quam agri 
adjacentis quoquoversum magnopere promovit atque numerosos, 
ut sequens catalogus nos docet, protulit aluitque viros et 
scientia et pietate praestantes. 

Et hoc asceterium tamdiu servatum atque de religione, de 
scientia, de agricolatione optime meritum nihilo secius decreto re- 
giminis Tigurini ante aliquot lustra penitus dissolutum abo- 
litumque est. 

Conservationem suam diutius sperabant Rhenaugienses, abbate 
complures apud aulas omnem lapidem movente, qui etiam ad Lieo- 
poldum, Magnum Badarum Ducem, legationem misit, obse- 
crans principem optimum, ut ratione latifundiorum monasterii in 
territorio Badensi sitorum, dissolutioni fraterni coetus pro viribus 
repugnaret. At, abolito jam 1854 jure epavorum frustrati sunt 
omnes ejusmodi nisus! 

Rhenaugiam, opulentum non minus quam vetustum mona- 
sterium, praedam sibi fecerunt Tigurini. Cunctis possessionibus 
eius brevi manu confiscatis, omnia claustri mobilia, cum biblio- 
theca locupletissima, cum toto monumentorum archivo et manu- 
seriptorum thesauro, domum deduxerunt! 

Suppressione monasterii anno 1862, die 2. Martii, cum 157 
ex 180 votis decreta et funesto hoc suffragio die 22. Aprilis 
jamjam confirmato, ineunte Maio commissarii extinctionem 
peracturi e Turico celerrime Rhenaugiam advenere, atqui id qui- 
dem affırmari debet, administratorem mopasterio ab eis posi- 
tum, virum bonum atque benevolum, longe dfluisse, ut abbatem 


254 

aut conventualium quempiam non humanissime tractaverit. Die 
15. Augusti, festo patrocinii ecclesiae monasterialis, abbas ultimo 
celebravit officium pontificale et post septimanam patres monaste- 
rium derelinquere sunt coacti. 

Perlecto catalogo religiosorum Rhenaugiensium violentam 
hanc excisionem monasterii eo magis indignamur, quo minus de 
propensa conventus voluntate ad erigenda quaelibet instituta 
educatoria atque charitonia recentiori genio respondentia 
dubitari potest. Regentes autem Tigurini, confessionali zelo in- 
censi ac lucri studio obeaecati, optimas patrum condiciones nulla 
earum habita ratione refutabant. 

Certe catalogus noster ad instructivam nos lectionem ad- 
dueit; tria vero praesertim sunt, quae ille exemplis domestieis sat 
multis testatur: Post elara primordia tempore s. Fintani prosperos- 
que exinde successus ingravescens in dies malum labescentis dis- 
ciplinae et prolapsae oeconomiae monasticae, posteaque vero, erecta 
congregatione Helveto-Benedictina, mira ex rebus adversis assur- 
gens monasterii restauratio, quae jam mox uberes laetosque 
fructus promittebat. 

Namque inde a tempore, quo filii minores ex patriciorum 
ac nobilium familiis monasticos quaerere consueverunt ordi- 
nes, labescere coepit disciplina una cum oeconomia, scholis literis- 
que. At feliciora dein sequuta sunt tempora, ubi monasteria 
Benedicetina reflorescebant atque in eum rerum suarum resti- 
tuebantur statum, quo illa exeunte saeculo decimo octavo paene 
omnia claruisso scimus. 

De ultima patrum Rhenaugiensium serie paucissimi ad- 
huc restant, quos inter catalogi nostri concinnator assiduus, qui 
hoc senili opusculo praedecessoribus suis lugente animo parvum 
recordationis monumentum statuere sibi proposuit. 

Opusculum istud, cui pauca haec praefanda putavimus, multi 
indefessique laboris est fructus, quo in personalem monasterii 
Rhenaugiensis statum singillatim introdueimur. Magnum coeno- 
bitarum numerum omni tempore suo illud alebat, qui paene 
omnes tam religioni suae avidissime addicti, quam scientiarum et 
artium studiis dediti, necnon rei oeconomicae atque agricolari uti- 
lissime serviebant. 

Plures quidem duris disciplinae monasticae flagitationibus 
succumbebant, plurimi autem diuturnam obtinebant aetatem, 
singuli vel annum 80m aut 90m aetatis attigerunt! Et securam 
confertim, oratione et labore studiogue, consumebant vitam, 


255 


ex qua decedebant sine aere alieno et sine prole famelica Tali 
modo in monasteriis quaestio illa difficilis de communi possessione 
atque de coercenda pauperum propagine satis bene soluta erat. 

Quid autem, si omnes illi asceteriis recepti mundanae alio- 
quin vitae utcunque se mancipantes, initis levissime conjugüs, 
prolem produxissent, quae stirpem per saecula propagaret? 
Id hodie maximam partem nihil aliud esset, quam millies millies- 
que multiplicata miseria! 

Unde haud mirum, quod penes multos aetatis nostrae viros 
existimatio jam recepta sit, ex abolitione monasteriorum 
maxime eam surrexisse proletariorum pauperumque 
multitudinem, qua recentiorum temporum societas 
tam graviter perielitetur. 

Monasteria temporum progressu certe in multos abusus 
inciderant et multa mala acervaverant, unde necessitas refor- 
mandi eorum instituta est coorta. Ast infantem cum solio pro- 
fund@bant reformatores, ut vulgare Germanis proverbium sonat. 
Abusus in monasteriis abrogandi, peccata corrigenda, mala 
evellenda erant, sed proh dolor, difficili hoc negotio perfungi ne- 
sciebant illi, nisi vi et vastatione. 

Ubi ea necessitas ursisset, arboreta caute provideque abla- 
queare, insani exstirpando radicitus laboris sui pensum violenter 
peragi debere putabant. Sub hac nimirum avida reformandi so- 
lertia latitaverat auri fames et acquirendi stimulus eorum, qui 
hereditatem ejectorum confiscavere. 

Extra immensa monasteriorum merita circa religionem, circa 
artes literasque, monachi etiam ea industria, qua regiones cultu 
vacantes laboribus suis frugiferas et habitabiles reddidere, summam 
laudem meruisse omnino constat. Nec enim unquam saecula- 
res possessores latifundia illa atque bona dispersa monasteriis a 
benefactoribus donata aut ab afflictis accolis vendita, tam circum- 
specte, ordinate et rite coluissent, quam id monastica oecono- 
mia per fratres laicos et colonos suos assequi potuit. 

Vulgare illud praejudieium, quo communitates claustra- 
les ad internecionem usque persequebantur, ex odio aut inseitia 
ortum, consilio et experientia sanabitur. Nam crescentes in diem 
angustiae, vicissitudines atque novissimae societatis nostrae calami- 
tates exitiabile communis rei periculum accelerabunt, quo immi- 
nente nostrates tandem ad sanam vitae rationem et communem 
verae salutis humanae cognitionem reversuros existimamus. 

Tune etiam monasteriis tam injuste sepultis stellam resur- 


256 


rectionis orituram optamus, quod certe, consueta hominibus 
rerum suarum mutatione, sperare non audacius videbitur. 

Jam aliquando (circa saeculum duodecimum) per Germaniam 
superiorem inopia et angustiae populo ex nimia prole enatae 
in tantam duxerant miseriam, ut innumera rusticorum juventus 
conjugio atque saeculo renuntiare et sub alicuius sacerdotii obe- 
dientia vivere studerent, quin etiam ut multae villae ex integro se 
religioni traderent. Et omnia in mundo facile redintegrari 
posse, quis nesciat. 


B. 


Fundatores et restauratores monasterii. 


Fundator primarius est Wolfhardus (Welf, Welfus mag- 
nus), filius Ruthardi missi dominiei in Alemannia. Condidit mona- 
sterium in insula Rheni fluminis, Rinowe dicta, anno 778. Di- 
ploma fundationis nullum exstat. Ex literis authentieis vero 
constat, loca primaevae fundationis fuisse: Tezeln, Basendingen, Lot- 
stetten, Rafts, Palm, Langwisen, Fluerlingen, Mörlen, Tachsen, 
Laufen, Gaienhofen, Holzheim, Bürglen et Morishausen. 

Restauratores erant: Wolfinus (Welf, etiam Ethico 
dietus) filius Wolfhardi, et Wolfenus, filius Wolfini, nepos Wolf- 
hardi. Posterior (seil. Wolfenus, aliis Wolvenus) impulsu, ut 
fertur, s. Fintani de Scotia in Alemanniam profeeti, monasterium 
destructum pro remedio animae suae et antecessorum suorum 
basilicam atque aedificia refecit, monachos dispersos collegit 
et forsan etiam aliquos ex coenobio s. Galli, ex Augia divite 
adscivit. 

Hoc felieiter coepto Wolvenus una cum fratribus abbatem 
elegit Gozpertum e mon. s. Galli postulatum, circa 851. Dein 
Moguntiam adiit, ubi 852 rex Ludovicus concilium convocaverat, ut 
per confirmationem et per privilegium libere eligendi abbatem et 
advocatum restaurationi suae firmitatem praeberet, quod et inter- 
ventione Hrabani metropolitani Moguntini, Salomonis epi- 
scopi Constantiensis et Folewini abbatis Augiae divitis a Ludo- 
vico Germanico obtinuit. Successu dein temporis ipse factus est 
abbas Rhenaugiae 858. Exuvias s. Blasii episc. et mart. e Roma 
attulit, quarum pars (retento cranio) ad cellam Albam circa 866 
fuit translata, quae in posterum audiit monasterim s. Blasii viris 
eruditis celeberrimum. 


257 


Series abbatum Rhenaugiensium '. 


1. Gozpertus, e monast. s. Galli postulatus, circa 851. 2. Ant- 
wartus, c. 856. 3. Wolvenus, restaurator, 858, mort. 28. Dec. 
878. 4. Wichramus, 885. 5. Gozpertus, 888. 6. Rupertus, 912. 
7.S. Conradus, ep. Constant. restaurat. 963 usque 975. 8. Wi- 
pertus (Wipract), elect. 975, mort. c. 977. 9. Sigehast (Sige- 
hart), 980. 10. Adelbertus, 990 mort. 2. Aug. 992. 11. Not- 
kerus, 995, mort. ec. 1010. 12. Burchardus, 1023. 13. Birch- 
tilo (Pirchtilo), elect. 1026, mort. 3. Apr. c. 1040. 14. Ri- 
chardus, 1049, mort. 16. Febr. anno incerto. 15. Gerungus 
(Cherung), elect. c. 1060, mort. 8. Oct. c. 1094. 16. Rumoldus,, 
episcop. Constant. 1065—67. 17. Gerungus iterum, 1067—94. 
18. Chuno, profess. Hirsaug. postul. ex Petri domo, 1095—97. 
19. Wolvenus II, ce. 1100. 20. Otto, profess. Hirsaug. antea 
abb. Blauburanus, 1105, mort. 26. Nov. 1124. 21. Dietmarus, 
elect. 1124. mort. e. 1140. 22. Othmarus, 1146. 23. Diet- 
helmus de Othwilare, postul. e s. Blasio, 1159, mort. 9. Apr. 
c. 1161. 24. Henricus, 1187. 25. Henricus de Wartenbach, 
1206. 26. Burchardus, c. 1230. 27. Hermannus, 1242. 
28. Eberhardus, 1242, mort. 1245 vel 1246. 29. Henricus 
de Thann, ep. Const. administrator, 1246, mort. 21. Aug. 1248. 
30. Bertholdus a Falkenstein, simul abbas s. Galli, 1249, mort. 
1. Mart. 1271, 31. Joannes a Krenkingen, intrusus, 1261—80, 
mort. 1281. 32. Conradus ab Herten, 1280, mort. 23. Oct. 1303. 
33. Henricus ab Aitlingen, elect. 1303, mort. 23. Oct. 1329. 
34. Henricus de Neuenburg, 1330, mort. 29. Oct. 1350. 
35. Henricus de Aitlingen, 1352, mort. 2. Mart. 1380. 36. Con- 
radus Majer de Jestetten, 1380, mort. 9. Nov. 1404. 37. Con- 
radus de Gisingen, 1404, mort. 12. Jul. 1409. 38. Henricus 
de Betmaringen, 1409, mort. 1409. 39. Hugo ab Almishofen, 
1409, res. 1434, mort. 1451. 40. Joannes Kumbar, postul. e 
Monte Angel. 1434, res. 1441. 41. Eberhardus Schwager, prof. 
Hirsaug. 1441, m. 13. Apr. 1466. 42. Nicolaus Rudger (Ruegger), 


i Nomina abbatum ab 778 usque 851 diplomatice probari non possunt: 
sunt prorsus vaga et incerta. Etiam temporibus subsequentibus raro anni. 
guibus electi vel defuncti, certo constant. Proinde anni additi (nisi aliud ad- 
datur) significant, eo tempore illorum in certis chartis vel diplomatibus men- 
tionem fieri. 

Ardiv. XII. 17 


258 


c. 1466, m. 9. Dec. 1478. 43. Laurentius a Rischach, 1478, 
m. 10. Febr.,1483, 44. Joannes Conradus de Griessen, 1483 
elect. res. 1498, obiit 4. Aug. 1499. 45. Henricus de Mandach, 
1498 elect. ob. 25. Febr. 1529. 46. Bonaventura a Wellen- 
berg, primus infulatus, 23. Mar. 1529, ob. 31. Jan. 1555. 47. Joan- 
nes Henricus Schenk de Castell, 19. Febr. 1555 eleet. ob. 
22. Nov. 1559. 48. Michaöl Herster, 19. Dec. 1559 elect. ob. 
7. Jan. 1565. 49. Joannes Werlin a Greiffenberg, 21. Mart. 1569, 
ob. 21. Aug. 1598. 50. Geroldus Zurlauben, 24. Aug. 1598, 
ob. 23. Febr. 1607. 51. Udalricus Koch, 2. Mar. 1607, resig. 
18. Jul. 1613, ob. 17. Aug. 1639. 52. Eberhardus de Bern- 
hausen, 29. Jul. 1613, ob. 11. Dec. 1642. 58. Bernardus a 
Freyburg, 15. Dec. 1642, ob. 24. Apr. 1682. 54. Basilius Illen, 
30. Apr. 1682, ob. 27. Jan. 1697. 55. Geroldus Zurlauben, 
6. Febr. 1698, ob. 16. Jun. 1735. 56. Benedictus Ledergern, 
30. Jun. 1735, ob. 15. Nov. 1744. 57. Bernardus Rusconi, 
1. Dee. 1744, ob. 28. Aug. 1753. 58. Romanus Effinger, 11. Sept. 
1753, res. 7. Jun. 1758, ob. 30. Jul. 1766. 59. Januarius 
Dangl, 20. Jun. 1758, ob. 4. Apr. 1775. 60. Bonaventura 
Lacher, 26. Apr. 1775, ob. 15. Jun. 1789. 61. Bernardus Mejer, 
2. Jul. 1789, ob. 4. Oct. 1805. 62. Januarius Frey, 23. Oct. 
1805, ob. 23. Oct. 1831. 63. Januarius Schaller, 10. Nov. 1831, 
ob. 4. Sept. 1859. 64. Leodegarius Ineichen, 16. Sept. 1859. 
Exstineto monasterio illud 22. Aug. 1862 deserere coactus, obiit 
in Schaenis 7. Sept. 1876. 


1. Monachi ab antiquissimis temporibus usque ad 
annum circiter 900. 


Licet certum sit, jam a tempore primaevae fundationis mo- 
nachos in asceterio nostro exstitisse, cum monasterium mona- 
chorum jam ante restaurationem ? fuerit vocatum, immo ipsa re- 
stauratio monasterium sane non vacuum supponat; denique in 
charta anno 844 data memoratur, concambium cum concessione 
fratrum fuisse factum, eorum tamen numerus ac nomina nobis 


1 Restauratio facta a Wolveno circa annum 851. 


259 


ignota sunt, nisi forte paucorum, qui tempore restaurationis adhue 
superstites erant, catalogo Sangallensi ut jam pridem mortui 
nominatim inserti. 

Quam porro fidem mereatur liber iste „fratrum Conscriptorum“ 
monasterii s. Galli, vel ex eo liquet, quia post tot saecula nobis 
eommunicatus mirifice cum coaevis monumentis nostris concordat, 
in quibus nullus monachus reperitur, qui non eidem libro fuerit 
inscriptus, ut adeo etiam quoad reliquos, qui in chartis nostris 
non exprimuntur, plenam omnino faciat fidem. 

Sunt autem in praedicto catalogo primaeva eademque manu 
adnotati unacum tribus abbatibus Antwarto, Wolveno et 
Wichramo religiosi omnino 46, ex quibus 22 presbyteri, 3 dia- 
coni, 8 subdiaconi, 1 clericus et 9 monachi. Post quos statim 
sequitur minor ac contractior scripturae character, aliis etiam no- 
minibus interpolatus. Cum ex chartis nostris constet, inter illos 
46 aliquos ex prioribus sub Wichramo vixisse, ex posteriori- 
bus autem illo tempore jam fuisse defunctos, dubium nullum est, 
prius inseriptos fuisse de facto, id est, anno 885 viventes, ac deinde 

jam mortuos, saltem a tempore restaurationis. | 

Quousque vero viventes inscripti sese extendant, conjicere li- 
cet ex Winithero, qui ponitur numero 27” Cum enim juxta 
chartam XIII ille anno 875 nondum fuerit monachus, credibile 
est, eum tempore erectae fraternitatis adhuc vixisse, ac conse- 
quenter, reliquos omnes, qui in catalogo ei praeponuntur, ac nu- 
- merum 24 explent, simul totum conventum, sub Wichramo ab- 
bate constitisse. 

Quod mirum nemini videri debet, cum monasterium nostrum 
opibus adeo auctum non solum tot, quin etiam pluribus alendis, 
omnino fuerit sufficiens. Convenit etiam iste numerus cum eo, 
quem refert Crusius, nimirum Carolum Magnum tot monasteria 
fundasse, quot litterae in alphabeto numerantur, et in singulis 
monasteriis 23 monachos, praeter abbatem, constituisse. 

Post Winitherum usque ad s. Fintanum sex sequuntur 
religiosi, qui fortassis jam antea erant defuncti, cum ipse Sanctus 
sine dubio inter defunctos recenseatur. Jgitur verosimile est, hos 
sex religiosos tempore restaurationis jam fuisse in monasterio; 
si enim tunc primum unacum Fintano advenissent, non foret ratio, 
eur iste illis non fuisset antepositus, cum certum sit, eum a re- 
stauratore ipso in monasterium fuisse introductum. 

Qui sequuntur s. Fintanum, omnes quoque ante initam a 
Wichramo fraternitatem obierant. Quo vero tempore ingressi 

17° 


260 


sunt monasterium,, statuere non licet, nisi de illis, quorum in 
chartis fit mentio; hosce postea singillatim recensebimus. 
Quandoquidem vero Liuthere jam anno 856 inter juvenes 
religiosos numerabatur, idemque adhuc anno 885, inter viventes 
primos senioresque hoc in catalogo exhibeatur, pronum est eredere, 
eos, qui eidem praeponuntur, ante ipsum ad conversionem ve 
nisse, proindeque juxta regulam Benedictinam ordine processisse. 
Igitur credibile est, eos saltem tempore restaurationis professos 
praesentesque fuisse praeter eos, qui unacum Gozperto I ex 
monasterio s. Galli aut ex Augia Divite submittente Folcwino 
abbate, in subsidium advenerant. 'Sunt autem tres sequentes: 


1. Adalhart prbtr. 3. Thiotine prbtr. 
2. Perahtker prbtr. 


Et quid impedit, si Adalhardum praepositum vocemus, 
qui ad exemplum aliorum monasteriorum, sine dubio etiam in 
nostro, constitutus fuerit, et pro honore officii primus post abbatem 
nominatur? Minutiora haec quidem sunt, sed quia antiqua et 
nostra, ideo non spernenda. Certum interim videtur, praeter 
Liutherum ac tres mox memoratos sub primis tribus abbatibus 
vixisse sequentes: 


4 Rumolf prb. 14. Notker mon. 

5. Lobegis prb. 15. Luito subdiac. 
6. Odalhart prb. 16. Meginhart prb. 
7. Richprecht prb. 17. Findican subd. 
8. Wago mon. 18. Weifhere prb. 
9. Herimar prb. ! 19. Hiltine prb. 

10. Findan mon. 20. Tunach mon. 
11. Engilhart prb. 21. Sigimar mon.? 
12. Emicho prb. 22. Thingolt mon.? 


13. Suab prb. 


Quibus, si quatuor nominatos adjungas, erunt monachi viginti 
tres; his autem successive praemortuis substituti sunt ex posteri- 
oribus sequentibus, quorum plerique jam sub Wolveno monachi 





1 Monachi n. 4 usque 9 inclusive residui de tempore ante restauratio- 
nem monasterii. 

2 Quaerendum, an Sigemarus iste unus idemque sit cum dynasta huius 
nominis, qui anno 858 Cellam Albam (postea monasterium s. Blasii), ad 
stabiliendum inibi servitium S. Mariae, coenobio‘ Rhenaugiensi tradidisse 
scitur. DB. 

®? Monachi an. 4 usque 22 inclusive jam ante annum 885 obierunt. 


261 


erant, sub Wichramo vero integrum conventum constituebant. 
Eorum nomina sunt ista: 


23. Adalhart prb. 35. Egilhart diac. 
24. Perahtker prb. 86. Odalger prb. 
25. Thiotine prb. 837. Cunthere sub. 
26. Liuthere prb. 88. Peringer prb. 
27. Othart mon. 39. Adalung diac. 
28. Isambrecht prb. 40. Luitpreht subd. 
29. Pald mon. 41. Wolfdrige prb. 
30. Richker prb. 42. Walthere subd. 
* 31. Adileor diac. 43. Othart subd. 
82. Hunbrecht prb. 44. Wolfhart subd. 
83. Egilger mon. 45. Otine subd. 
34. Wolfhart prb. 46. Winidheret cler. 


Notitiae ad praecedentem elenchum. 


Praeprimis fons, ex quo hausimus, aliquatenus aceuratius de- 
scribendus est. Manuscriptum istud, cui titulus: liber fratrum 
conscriptorum monasterii s. Galli, adhuc asservatur in 
archivio Sangallensi; est pergamenus, in quarto majore, et saeculo 
IX inseribi coeptus, in quo distinctis columnis, quae sub initium 
variis coloribus pictae, nomina eorum exhibentur, qui in fraterni- 
tatis consortium et bonorum operum communionem a Sangallen- 
sibus sunt suscepti. 


Quod monasterium Rhenaugiense attinet, ibidem legitur: 
Anno ab incarnatione dominica DCCCLXXXV, indietione III im- 
perante serenissimo domino Carolo imperatore augusto, facta est 
conventio salubris inter monasterium s. Galli, cui tunc venerabilis 
abbas Bernhardus praeesse videbatur, et aliud monasterium, 
quod Rinowa nominatur, ubi Wichramus? praefuit ipso tem- 
pore ꝰ. 





i 'Thiotine, Liutbere, Adilgoz, Engilhart, Liutpreht et Winithere occur- 
runt etiam in chartis annorum 853, 856, 870, 875, 876 et 892. 

? Viri supra nominati erant Carolus Crassus, Bernhardus, abbas 
8. Galli, qui successerat Hartmuoto, anno 884, et Wichramus, abb. Rhenau- 
giae, successor Wolveni anno 878. 

® Instrumentum istud editum est a Goldasto (Rer. Alemann. II, 141), 
sed ita confuse et mendose, ut Vandermeerius autographum ipsum inspi- 
cere sategerit. 


262 


Nota ad num. 10 elenchi. Sanctus Fintanus, genere Scotus, 
civis provinciae Laginensis, circa annum 800 natus, postquan 
Franciam et Alemanniam peragravit atque Italiam, ubi beatorum 
Apostolorum limina atque urbis loca sacra lustravit, ad comitis Ky- 
burgensis Wolfehardi filium Wolvenum venit, et Rhenaugiae 
monachus effectus est anno 851, ubi per quinquennium singulos 
virtutum gradus ascendens, tandem majore profectus amore incen- 
sus, in arctissimo loco se contulit et inaudita corporis abstinentia 
carnem perdomuit. 

Cum permissu abbatis sui (Antwarti) quartam partem panis 
in quotidianum sibi vietum ut ceteris fratribus deputati uno 
anno, et in altero dimidiam, et tertio anno tres tertias quarta sibi 
solummodo parte reservata, libens pauperibus erogavit. Pro 
lectisterniis lapides velatos, adhuc inter fratres pausans, corpori 
occulte supposuit, atque paululum requievit, donec cunctis quies- 
centibus secreto se in orationem dedisset. 

S. Fintanus igitur, arctissimo loco inclusus, qui situs est 
ad septentrionalem partem basilicae B. Mariae 22 annos incompars- 
biliter corpus perdomuit. Nam post primum supradictorum an- 
num cilicio indutus, calore ignis nunquam refectus, non pausans 
in lecto, balnei lenitatem devitans, jejuniis, vigiliis orationi- 
busque indesinenter insistebat. Pane vero post annum primum 
ingressionis et post sedecim annos ab omnibus, quae mandi pos 
sunt, extra pisciculos et hos paucissimos abstinuit '. 

Omnia calendaria Rhenaugiensia a saeculo X ponunt obi- 
tum s. Fintani ad diem XV. Novembris. Mabillonius a 
signat annum 826; nos vero proponimus annum 878, cum anno 
851 Rhenaugiam venerit, 5 annos inter fratres et 22 inclusus vi- 
xerit. Sancto nostro extra ecclesiam in loco reclusorii versus 
septentrionem sacellum erat consecratum, usque dum invento 
sepulchro ipsius in choro S. Petri, ibidem intra ecclesiam anno 
1446 altare erigeretur. 

Abbas Bonaventura de Wellenberg basilicam monasterü 
ab haereticis penitus evacuatam ex toto renovavit et mausolaeum 
Fintani reparavit, quod perstitit usque annum 1705. Erat ex 


i Sie Fintanus non solum spiritus fervore remurmurantem camem 
frenabat, sed etiam per carnem ipsam diro jejunio atque continnato corporis 
torınento debilitatam. Saeculum nostrum haud capere potest zelum illum, qui 
ad coelestia aspirans terrena despernere et summo conatu supprimere sole- 
bat. B. 





263 


structum in quadro instar domunculi, longitudine et altitudine 
septem cireiter pedum, latitudine vero ferme sex. Circa tectum 
eingebatur corona itidem lapidea, supra quam infixi novem clavi 
pro cereis candelis in ejusdem festo ad utrasque vesperas et s. of- 
firium accendendis. Ex anteriore parte versus altare Apostolorum 
habebantur insignia, a dextris quidem monasterii, in medio Fin- 
tani, et a sinistris abbatis Bonaventurae.” Super tectum po- 
sterioris partis stabat illius statua ex ligno sculpta, habitu mo- 
nachi, dextra tenens librum, sinistra baculum peregrinalem ; 
humeris insidebat nivei coloris columba. 

Destructa veteri et nova aedificata ecclesia sub abbate 
Geroldo II mausolaeum novum in eodem loco positum fuit, ubi 
prius steterat. Unde cum ad praedictum sepulchrum exstruendum 
anno 1710 fundamenta jacerentur, infra terram alius fornix se- 
pulchro similis repertus est arena subtili impletus et opertus 
murato operculo longus 6, latus 2, profundus 4 pedes. Die 
12. Apr. dieti anni Geroldus primum lapidem novi mausolaei 
imposuit, et triduo deinde benedixit lapideam statuam ejusdem 
Sancti mausolaeo imponendam. Item duas capsas, unam quer- 
einam, cui terra de sepulchro Fintani inclusa sepulchro impositam, 
alteram plumbeam minorem, cui duae particulae de eodem 
Sancto in vitreo vasculo inclusae. 

Capsa autem quercina (reperta in veteri sepulchro) 2 pedes 
longa et 1'/, lata, continebat l.terram cum pulvere de reliquiis 
s. Fintani mixtam; 2. de pannis et vestibus ejusdem Sancti; 
3. fibulam fractam de cultro; 4. viride et nodosum vitreum vas- 
culum 4'/, uncias altum; 5. corruptum sigillum abbatis Bona- 
venturae; 6. antiquum operculum repertum in antiquo mauso- 
laeo, cum insigniis supra et infra abbatis Udalrici decoratum. 

Liber miraculorum Fintani periüt, qui creditur ab ipso 
scriptore vitae ejusdem Sancti exaratus, et quidem cum cautela 
multisque adhibitis testibus. Quapropter cultus aliquis ejusdem 
haud diu post obitum suum coepit. Officium ejus publicum apud 
nos exstat scriptum sub initium saeculi XI. 

Anno 1376, 26. Sept. Gregorius XI pontifex largitus est 
Henrico Wetlich Rhenoviensi gratiam exspectativam pro pa- 
rochia Buelensi. In hoc brevi ista leguntur: Conventus monasterii 
s. Fintani in Rinaugia. Unde conjicere debemus eundem jam 
diu ante 1446 fuisse sanctificatum. 

Sacrum ejus corpus anno 1446 denuo repertum et auctori- 
tate Constantiensis episcopi Henrici de Hoerden exhumatum 


264 . 


fuit. Probabile autem est, integrum corpus repertum et exhums- 
tum fuisse, ita enim litterae exhumationis absolute loquuntur. Ve- 
rum praeter sacrum caput, duo brachia, eineres aliquos et pere- 
grinalem craterem modo nihil exstat. Reliqua enim ut conjectu- 
ratur, cum aliis reliquiis et imaginibns igne per Tigurinos anno 
1530 in religionis mutatione absumpta. 

Anno 1710, dono datae sunt ratori caesareo comiti de Traut- 
mannsdorf Badenae consistenti reliquiae de s. Fintano, scilicet 
os insigne digiti cum literis authenticis. Item anno 1720 data est 
Bonifacio Principi abbati Fabariensi insignis partieula cum 
authenticis. 

Quatuor erant propria de s. Fintano, in vigilia, in natali 
die 15. Nov., in translatione et in qualibet die Martis missa votiva. 
Anno 1617 antiquissimum officium canonicum Sancti nostri suspen- 
sum, at 1642 reassumptum. Habet Fintanus in nova ecclesia spe- 
ciale altare et assumptus est in patronum primarium dictae ecclesiae'. 

Nota ad num. 37. Suab presbyter, recensitus inter de- 
functos eirca 858, jam grandaevus monasterium ingressus est. Sie 
enim loquitur in donatione praedii in Waldkirch data Toingae: 
E90 presbyter Suab regni aeterni gaudia quaerens, libet me omnes 
acquisitiones meas Deo dare, ut eas cum aeternitate valeum invenire. 
Et paulo post subdit: Me quoque sequuturum promitto. 

Ad num. 40. Meginhart presbyter jam anno 855 mon# 
sterium ingressus est, prout ipsemet hisce verbis testatur: Ey 
Meginhart indignus presbyter, divina gratia compunctus , verba 


! Auctores, qui de S. Fintano agunt: Goldastus edidit ex codice 
Sangallensi vitam s. Fintani in tomo I rerum Alemannicarum; Mabill« 
nius in actis Sanctor. saec. IV; Bucelinus in Constantia Benedictina II, 
ad ann. 800 (adhue MS.); Gononus in appendice ad vitas patrum oceidentis; 
Cointius VII ad ann. 805; Guilimanus in reb. Habsburgieis; Vitus, 
Flugius, Manlius et Murerus in Helvetia sacra; Ranbeck in calenda- 
rio Benedietino; Stumpfius et Crusius in chron. suis; Hottinger in 
ann. eccl. Helv. ad ann. 800; Colganus in actis Sanctor. Hyberniae; Stöck- 
lin, professus Murensis et abbas Desertinensis; Effinger. abb. Rhenaug- 
in judieio divi Thomae, item ex nostris Roman a Lauffen, Carolus Besler, 
Deodatus Müller, Fintan Birchler et M. Vandermeer. Ofr. Arch. Diöc 
XT, 14. 

Praeferenda tamen auctoris coaevi relatio, quae quidem in originali 
deest; adsunt tamen inter MSS. nostra pergamena duo apographa antiqua, unum 
saec. XI et alterum saec. XII. Exemplar multo antiquius in bibliotheca Au- 
giae divitis asservabatur, quod vix saeculum a morte s. Fintani excedit, et 
aliud (usque ad ann. 1802) in biblioth. monasterii Zwifaltensis. 





265 


redemptoris horrens, quae suis discipulis innuit, qui non renun- 
tiat omnibus, quae possidet, non potest meus esse dis- 
cipulus. Ideo namque complacuit mihi, ejus esse discipulum, et 
quidgquid in termino Mettlingen habere visus sum, ad mona- 
sterium Rinaugia tradere, tantum in eam videlicet rationem, ut 
ibi locum meum et nutrimentum habeam, quamdiu vivam. Non 
vixit tamen usque ad Wichrami abbatis regimen, sed obiit 
ante 879. 

Ad num. 41. Findican subdiaconus, qui cum unicus praeter 
Fintanum inter reliquos Rhenovienses idioma scoticum prae se 
ferat, ceredibile est, eundem individuum illius uxoris socium fuisse 
utrumque simul ad insulam nostram appulisse, ac denique, Findi- 
canum huncce esse Fintani vitae scriptorem, unde cum 
aliquot annis Sanctum supervixerit, in praefixo elencho consecri- 
ptorum post ipsum (num. 41, 17) inter defunctos adseribitur. 

Ad num. 45. Sigimar (Sigemar) monachus probabilissime 
fuit vir ille nobilis pater monachi Liutheri, qui filium in con- 
versione insecutus est, unde in charta sua aeque pro semetipso 
ac pro filio suo loquitur, licet utriusque propositum non exprimat. 
Amborum conjunctio in eodem Sangallensi catalogo Fratrum Rhe- 
naugiensium id ad exemplum restauratoris nostri Wolveni factum 
fuisse demonstrat. Cum autem inter postremos num. 45 recen- 
seatur, certum est, eum inter mortuos tempore Wichrami fuisse 
adscriptum, ut qui jam senex venerit ad conversionem. 

Ad num. 6. Thiotine presbyter probabiliter est ille, qui 
concambium cum monasterio fecerat sub nomine Thiotinis pres- 
byteri anno 853. Proinde oppido inter senes sub Wichramo 
numeratur. 

Ad num. 7. Liuthere presbyter. Hunc filium esse Sige- 
mari, qui cellam albam (postea s. Blasii) Rhenaugiae donavit, 
praecise ex charta donationis dubitare quis posset? Dicitur enim 
ibi tantum pro semetipso et filio suo Liuthere,; verum mserpt. 
nostrum, quod chartulario antiquius, Liutherum disserte vocat 
monachum. Proinde Liuther haud diu post annum 856 (quo 
data scitur illa charta) factus est monachus, et cum juvenis esset, 
inter seniores et presbyteros post 30 annos apparet. 

Ad num. 11. Richker presbyter memoratur in charta XX, 
data anno 878. Probabiliter ille est, qui in praesenti catalogo 
inter vivos recensetur. 

Ad num. 16. Egilhart diaconus, vocatur in charta XV, 
quae data est anno 876 et in tertia persona tempore praeterito, 


266 


per modum tamen publieci instrumenti, significat, eum haereditatem 
suam monasterio tradidisse. Cumque ante Winitherum in cata- 
logo ponatur, dubitari nequit, eum diu ante professum fuisse, licet 
hujus donatio uno anno tantum praecesserit illius traditionem. 

Ad num. 21. Liutprecht subdiaconus scripsit tanquam 
notarius donationem Gozperti II anno 892, in originali adhue 
extantem, licet copista in chartulario subseriptionem omiserit, 
quae sic sonat: Ego itaque Liutpertus monachus rogatus anno 
dominicae incarnationis DCCCAXCII, anno regis Arnolfi quinto, 
XIII Cal. Jul. vel XVIII, die dominicae, notavi diem, et annum 
subscripsi. 

Ecce novum et evidens fundamentum, quod viventes mo- 
nachi inseripti primo loco fuerint catalogo s. Galli; si enim 
Liutpertus vixit anno 892, profecto in vivis pariter erat anno 
885. Fuit monachus iste notarius seu cancellarius abbatiae Rhe- 
naugiensis; monasteria namque suos singula habebant notarios ex 
proprio coetu, qui instrumenta etiam publica ex institutione sua 
conficere solebant, ut scribit Mabillonius, allegans Caroli M. 
Capitulare primum 805, in quo statuitur, ut unusquisque episcopus 
et abbas et comes suum notarium habeat. Ut autem notat Va- 
dianus, non licebat passim et promiscue conscribere chartas, sed 
certi et delegati muneris ea facultas erat, quam abbates et advo- 
cati regii ea aetate nonnisi monachis conferebant. Cujus rei 
causam credo fuisse, quia pauci praeter monachos reperiebantur 
literati. 

Ad num. 27. Winidhere clericus idem est, qui in titulo 
chartae XIII quidem Weinthere, in contextu autem vocatur Wi- 
nithere. Id enim testatur ejus firmum propositum de anno 875 
verbis sequentibus: Diversis dominicae auctoritatis provocamur 
eremplis, transitorias rerum contemnere, substantias et mansuros 
aeternae felicitatis thesauros, quos aerugo et tinea demoliri nequit, 
nec fures effodere nec furari. Haec ego Winithere, salutifera 
compunctione pertractans, trado omnem haereditatem meam ad mona- 
sterium Renaugia, in eam duntaxat rationem, ut quamdiu in 
saeculo manere voluero, omnes res meas in mea habeam potestate, 
et quandocunque Dei inspirante clementia saeculum relinquere et in 
monasterio permanere placuerit, tunc in eodem duorum fratrum 
annona mihi tribuatur et confestim superius nominata ad dictum 
coenobium permaneant. Ex quibus patere videtur, eum non statim 
saeculum reliquisse, nihilominus ante 885 monasterium fuisse in- 
gressum, quo anno inter viventes forte novissimus reliquis fratribus 


267 


in catalogo adscriptus fuit, inde demonstrans, superiores ante ipsum 
positos omnes simul tunc in vivis extitisse. 


2, Monachi ab anno circiter 900. 


Quinam religiosi in monasterio Rhenaugiensi sub initium 
aut medietatem saec. X vixerint, plane ignotum, tum quia monu- 
menta nostra silent, tum quia in libro fratrum conscriptorum 
coenobii Sangallensis a prima illa inscriptione anno 885 sub 
Wichramo abbate facta nulli amplius nec monachi, nec abbates 
usque ad Wipertum, qui circa 974 electus fuit, inscripti reperi- 
untur. Certum est, intra centum ferme annos eorum plurimos 
vixisse, maxime sub initium hujus saeculi, nec unquam monachos, 
etiam vastato per Hungaros monasterio, penitus defecisse. 

Nobis noti sunt: Hademar presbyter, scriptor IV Evangelio- 
rum in ms. num. 151 depictus, et monachus nostri conventus. Itaque 
praeter eos juniores, qui ex conventu Wichrami usque ad primor- 
dia saeculi supervixerunt, addendi forent illi, quos Gozpertus II 
suscepit, inter quos ipse numerat filium suum Folkerum, deinde 
etiam a Ruperto et a s. Conrado susceptos, licet appareat, 
post incursionem illam numerum monachorum valde fuisse dimi- 
nutum. Aderat tunc temporis Reginbertus presbyter, qui cata- 
logo s. Galli inscriptus, ex Rhenaugia in Cellam Albam se contulit 
eamque restauravit! Superfuere tamen praeter Wipertum, qui 
monachus memoratur anno 963, et Sigehastum, sex sequentes 
religiosi, quos ipse Sigehastus catalogo Sangallensi inseribi feeit, 
a Wiperto partim susceptos: Odalker, Mangolt, Alberih, 
Periker, Waldahart, Engilscalh. Hi circa 980 aderant. 

Verum paulo post insigniter auctus fuit numerus. Nam praeter 
Adalbertum et Notkerum abbates 15 sequentes recenter re- 
perti sunt catalogo Sangallensi sub Notkero ante columnam primam 
adscripti, qui cum quibusdam praecedentibus circa 995 simul vi- 
xerunt; hos enim necesse non erat eidem catalogo iterum inscribere. 
Nomina quidem abscisso folio ex parte anteriori truncata sunt, 
ea tamen ex posterioribus syllabis aut certo aut probabiliter eru- 
ditissimus Mauritius van der Meer, historiographus noster, re- 
stituere eonatus est, hoc modo: 

Notker abbas; Albker, Adelbert, Hato, presbyteri; 
Adalhart, Snelger, Gerolt diaconi; Alberthelo (Pirch- 


268 


theloP), Adelbert, Peringer, Roustein, Wipract, Vol- 
kelo, Otto, Sigeboto, Reikho. 

Cum priores tres nota presbyteri afficiantur, et sequentes 
item tres nota diaconi, credibile est, reliquos fuisse simplices 
monachos. Nec improbabile est, Albkerum, qui primo loco 
post abbatem ponitur, fuisse praepositum (seu priorem), quod 
pariter de supraposito Oudalkero existimandum est, cum et 
aliae abbatiae hoc aevo praepositos habuisse compertum est. 


Ex his constat, post restitutum monasterigm confraternitatem 
quoque cum monasterio 8. Galli, quae decedente Wichramo 
interrupta fuerat, denuo refloruisse, cum quatuor abbates cum 
cunctis monachis nostris ad exitum hujus saeculi viventibus libro 
Sangallensi fuerint illati. 


Vieissim Sangallenses simili fratrum conscriptorum libro 
Rhenaugiensi inscriptos fuisse, non est dubium; hie enim in quo- 
dam scripto hujus saeculi Liber vitae nominatur hisce ver- 
bis: quorum nomina ad commemorandum in libro vitae scripsimus ; 
eumque saec. XVI discerptum fuisse, ex monumentis constat. 
Aliquod tamen similis libri fragmentum in eodem codice adhuc 
superest, in quo Norbertus abbas Sangallensis adscriptus re- 
peritur. 


Notae ad praecedentem catalogum. 


Ad num. 1. Hademar presbyter, scriptor quatuor Evan- 
geliorum (cod. msr. CLI); ad calcem conspieitur ejus effigies ca- 
lamo ruditer delineata, tonsuram in summo vertice gestam capillis 
circumdatam, casula ampla ex humeris defluit. Adseripti huic 
imagini sequentes versus: 


Hoc tibi dat munus, Deus omnipotens, Hademarus, 
Cui peccatorum veniam concede suorum, 

Nostri Plasmator, coeli terraeque Creator, 

Hoc lector posces, si propria crimina nosces. 


Idem Hademar alium scripsisse codicem videtur, aut certe 
illius in munere notarii antecessor Luitprechtus, subdiaconus 
et monachus noster. Est nempe libellus mole quidem exiguus, 
sed eruditorum opinione maxime aestimandus, nam continet For- 
matas, seu formas et exempla diversarum chartarum et episto- 
larum, inter quas plures sunt epistolae Thiatildis abbatissae 


269 


Montis Romariei ad Juditham imperatriceem et ad comitem 
palatinum Conradum, procul dubio ejus fratrem. 

Traditur deinde instructio, qualiter debeat epistola formatu 
fieri ex praescripto concilii Nicaeni. Subjungitur tabula literarum 
Graecarum numeralium cum explicatione latina; adduntur quoque 
duae epistolae, quarum summam edidit Mabillonius (annal. 
o. 8. III, 213), affirmans, esse duas ultimas inter formulas Alsaticas. 
Habentur denique duae aliae ad summum pontificem, quarum 
prior ad Hadrianum II una (cod. mar. perg. CXXXI). Ejusdem 
aetatis sunt: S. Gregorii sacramentarium, scriptum sub Ludovico 
Infante (cod. XLIII), regula s. Benedicti (cod. CXI) et liber Evan- 
geliorum musivo opere tectus gemmisque ornatus (cod. XVII). 


Ad num. 2. Gozpertus II, serie abbatum V!w, vixit 
anno 888. Haud exiguas possessiones monasterio ex propriis 
attulit, dato desuper diplomate anno 888, 15. cal. Julii. 

Gozpertum ante ingressum in monasterium potentem comi- 
tem fuisse, constat ex eo, quia is ipse fuit, qui jam anno 876 
commutationem fecerat cum monasterio, in cujus confirmatione eum 
Carolus rex vocat fidelem suum comitem. Tempus quo, cum filio 
suo Folkero monasterium est ingressus, praecise determinari 
nequit; probabiliter intra annos 876 et 888. 


Ad num. 3. Folkerus monachus, filius supradicti Gozperti II, 
obiit (juxta M. S. nostrum 74, 2) 10. Aug.; annus ignoratur. 

Ad num. 4. Rupertus, abbas VI, anno 912 regimen ab- 
batiale jam obiverat. Ex charta archivii nostri anno 912 data 
apparet, a certo Pabone eum Ruoperto concambium factum 
fuisse. Abbas in irruptione Hungarorum anno 925 occubuisse 
videtur. Seripsit: Homiliae diversorum patrum (Cod. perg. 
saec. X); autographum (num. LI) adhuc extat in bibliotheca 
Rhenaugiensi. Ad finem eius scriptor suum nomen apposuit hisce 
verbis: Orate pro scriptore N. Ruadperto. 


Ad num. 5. 8. Conradus, episcopus Constantiensis, ad- 
ministrator abbatiae Rhenaugiensis, circiter ab anno 963 usque 
975. Restaurator erat monasterii in temporalibus et spiritualibus. 
Brevi ante obitum concessit fratribus facultatem eligendi ex gremio 
abbatem regularem, qui perinde elegerunt Wipertum. 

Ad num. 6. Reginbertus presbyter, qui in catalogo 
s. Galli inseriptus, ex Rhenaugia in Cellam Albam se contulit eam- 
que restauravit. Obiit 962. Iuxta Gerberti hist. S. N. tom. J, 
pag. 179, annus non certe constat. 


Ad num. 7. Wipertus serie abbatum VIII, electus 975, 
obiit eireiter 977. | 

Ad num. 8. Sigehastus, serie abbatum IX, rexit mona- 
sterium intra 980 et 983. Mauritius Vandermeer scribit Sige- 
hart. 

Ad num. 9. Adelbertus abbas X praefuit anno 990 et 
dieitur miserabiliter oceisus anno 992 26. Aug. in seditione Tur- 
govica, eo in loco, ubi postmodum monasterium Paradisi con- 
ditum fuit. Vocatur etiam Adalbrastus. 

Ad num. 10. Notkerus abbas X]. Statim interfecto Adel- 
berto Notkerum fuisse electum, conjicitur ex diplomate Ottonis III 
de anno 995. Is ipse erat, qui episcopo Constantiensi fortiter 
restitit, bona usurpata repetiit, gravissimum imperiale mandatum 
impetravit, ac utinam bona ipsa obtinuisset. Obiit circa 1010. 


3. Monachi intra 1000 eireiter et 1100, 


Sub initium hujus saeculi illi monachi vixerunt in mona- 
sterio nostro, qui in libro fratrum conscriptorum unacum Not- 
. kero abbate ad finem praecedentis adscripti sunt. Verum jam 
interrupta illa confoederatione toto hoc saeculo nulli amplius 
Rhenaugienses reperiuntur, praeter eos, qui ad initium sub- 
sequentis sub Wolveno et Ottone, adhuc superstites erant. Sed 
extat codex seu calendarium ad finem saeculi X exaratus, qui 
quosdam religiosos nostros saeculi XI continet. Codex ille originarie 
in coenobio Campidunensi fuit coeptus et asservatus, sed 
eirca 1050 Rhenaugiensi fuit illatus. Propter olaritatem antea 
abbates hujus saeculi, deinde religiosos ibi annotatos enume- 
rabimus. 

Burchardus I, abb. XII, Notkero anno incerto successit. 
Nominatur anno 1023 in diplomate s. Henrici imperatoris. Seri- 
bit de eo Mabillonius (annal. O. S. B. IV): Hoc anno 1026, 
15. Sept. Burchardus Campidonensis et Rinogiensis (abbas) obiit 
teste Hermanno Contracto. 

Birchtilo, abb. XIII, regimen auspicatus anno 1026, obiit 
3. April. circa 1040. Richardus, abb. XIV. anno 1049 obtinuit 
ab Henrico III imperatore confirmationem privilegiorum die 
11. Juli, et anno 1053 Jerosolymam peregrinatus est. Obiit 


271 


16. Febr. anni incerti. Gerungus (seu Gerwicus), abb. XV, 
praefectus monasterio eirca 1060, affuit anno 1064 dedicationi 
ecclesiae Schaffhusianae, et obiit 8. Oct. circa 1094. 

Rumoldus, episc. Constantiensis, abb. XVI, 1065 abbatiam 
anno 1060 ab Henrico IV in beneficium accepit, et postea multis 
precibus regem flagitavit, ut Gerungum restitueret et monasterium 
suae libertati relinqueret. Obiit anno 1069, 2. Nov. Chuno, 
abb. XVII, postulatus ex Petridomo (vulgo Petershausen prope 
Constantiam), successit Gerungo 1095. Post duos annos reliquit 
abbatiam propter gravem percussionem alicujus famuli, ex qua 
mors secuta est. Obiit in Petridomo.. Wolvenus II, abbas 
XVIII, praefuit circa 1100. 

Calendarium supradictum Campidonense (cod. num. 83) 
praeter Pirchtilonem abbatem hos monachos Rhenaugienses 
hujus saeculi inscriptos continet: 

Hiltepold, mon. et prb. defunct. 18. Apr. Adalbert, 
mon. 5. Apr. Huppolt, prb. et mon. 22. Apr. Hiltine, mon. 
24. Apr. Durini, mon. 1. Jun. Immo, mon. 2. Jun. His an- 
numerandi ex alio codice: 

Anno, mon. et prb. defunct. 9. Febr. Hadewice, mon. 
5. Mail. Liutholdus mon. 5. Febr. 

UÜberiorem materiam praebet manuscriptum nostrum (sign. 74, 
2), quod plerosque hujus saeculi monachos in calendario exhibet. 
Licet enim jam circa medietatem ejusdem sit exaratum, inscri- 
ptiones tamen defunctorum omnes (si paucos laicos exeipias 
posterioribus saeculis adjectos) factae sunt una simul vergente 
jam ad medietatem saec. XII. 

Sed advertendum, non omnes hos annotatos hoc saeculo 
defunctos esse, cum necrologium istud se extendat usque ad an- 
num ceirciter 1140. Sed quia discerni ab invicem non possunt et 
plerique saltem unacum abbatibus hoc saeculo in vivis erant. 
eos una simul ante conspectum ponere libet eo ordine, prout in 
dieto calendario notantur: 


Gotehardus, n. c.” def. 3. Jan. Eberhardus, mon. def. 28. Febr. 
Arnoldus, mon. def. 23. Jan, Bernardus, mon. [!] def. 13. Mart. 
Gerungus, mon. def. 15. Febr. Gerhardus, mon. et prb. n. c. def. 
Hueb, mon. n. c. def. 5. Febr. 14. Mart. 

Liutold, mon. n. c. 5. Febr. Bertholdus, mon. [?] def. 14. Mart. 
Sigifridus, mon. def, 17. Febr. Adilgoz, mon. def. 15. Mart. 


* Nostrae congregationis. 


272 


Herimannus, mon. def. 28. Mart. 
Erlevinus mon. n. c. def. 7. Apr. 


Nozelinus, mon.n. c. def. 7. Apr. 


Diethalmus, mon. def. 11. Apr. 
Bertoldus, mon. def. 11. Apr. 
Ludewic, mon. def. 25. Apr. 
Wolfardus, mon. def. 30. Apr. 
Ripoldus, mon. def. 2. Maii. 
Crast, mon. def. 5. Maii. 
Wolvene, mon. [?] def. 6. Maii. 
Henricus, mon. def. 7. Maii. 
Anshelmus, mon. def. 9. Maii. 
Ewikerus, mon. def. 28. Maii. 
Eppo, mon. def. 29. Maii. 
Chuonradus, mon. def. 13. Jun, 
Eberhardus, mon. def. 15. Jun. 
Sigeboto, mon. def. 2. Jul. 


Margnardus, mon. [*] def. 7. Jul. 
Cuonradus, mon. def. 28. Jul. 
Adilbertus, mon. def. 31. Jul. 
Geroldus, mon. def. 1. Aug. 
Eberhardus, mon. def. 9. Aug. 
Arnold, mon. def. 2. Sept. 
Eberhardus, mon. def. 19. Sept. 
Landoldus, mon. def. 21. Oct. 
Ruodolfus, mon. [5] def. 30. Oct. 
Adilbertus, mon. def. 2. Nov. 
Burchardus, mon. def. 9. Nor. 
Gerungus, mon. def. 13. Nov. 


"Dietelo, mon. def. 20. Nov. 


Werin, mon. de£. 27. Nov. 
Uodalricus, mon. def. 28. Nov. 
Henricus, mon. def. 13. Dec. 
Bucco, mon. def. 14. Dec. 


Lutherus, mon. def. 3. Jul. Adilbero, mon. def. 21. Dec. 


In hoc catalogo mirum est, inter tot monachos nullum reperiri 
nota presbyteri insignitum, nam Gerhardus manu posteriore 
adscriptus fuit. Certe codex praecedens (num. 83) inter novem 
monachos saltem tres habet presbyteros, et Annonem quidem 
disserte eodem die 9. Febr. vocat monachum et presbyterum, qui 
in hoc manuscripto solum nota monachi affıeitur. Incredibile om- 
nino est, non fuisse plures, idque evidenter cum reliquis manuscriptis 
et libris ritualibus pugnat, in quibus plurium sacerdotum una simul 
fit mentio. Repugnat etiam moribus ejusdem, quin et superiorum 
ac sequentium saeculorum. In catalogo Sangallensi nee Annoni 
nec alii additur sub Ottone nota presbyteri, unde sequitur, vel 
omnes, vel saltem plerosque fuisse presbyteros. 

Id ergo iterum in incuriam scriptoris rejiciendum est; sicut 
et id, quod subinde particulas n. c. (nostrae congregationis) ad- 
jecerit, plerumque vero ut non necessarias emiserit. Pariter Huc- 
baldum, Erlewinum et Henricum sine speciali nota scripsit, 
ad quos tamen nota m. (monachi) socio adjecta spectat. Denique 
Wolveno, qui obiit 6. Maii, notam abbatis esse affigendam liquet 
ex catalogo Sangallensi. 


Notae ad quosdam praecedentes monachos. 


Ad 1. Bernhardus monachus, simul insignis benefactor 
monasterii, ortus erat ex familia armigerorum de Griezheim, quae 
prope vicum Griessen in meditullio Kletgoviae castrum suum 
possedit et saeculo XIV adhuc floruit. 


273 


Ad 2. Bertholdus monachus erat ex nobilibus de Flacho, 
qui in villa Flaach, territorü Tigurini, quondam habitaverunt. 
Nobilis hie in sua donatione exprimit, quod velit mansionem suam 
in monasterio habere sicut quilibet monachus. Duo occurrunt 
hoc aevo defuncti monachi huius nominis, unus 14. Marti, alter 
11. Aprilis, quorum alteruter sine dubio hie noster benefac- 
tor fuit. 

Ad 3. Wolvene monachus obiit 6. Maii, fuit abbas noster 
hujus nominis II, serie abbatum XVIII, electus 1098. Annus 
obitus est incertus; verum jam 1105 de vita decesserat, nam hoc 
anno Otto rexit nostrum monasterium. 


Ad 4. Marquardus monachus filius erat benefactricis no- 
strae Friderum et frater Itae. 


Adö5. Ruodolfus monachus, nobilis Tigurinus, annum 34 tum 
agens saeculum et opulentam haereditatem reliquit, et monasterium 
nostrum ingressus est. Scripsit: Explanationem Psalmorum 
ex s. Patribus, praecipue ex Isidoro et Paterio. Autographum 
in bibliotheca nostra (cod. mser. saeculi XI, num. 26) asservatur. 
Sceriptor in fine operis adjeeit aliquot versus, in quibus aliquas 
notitias biographicas nobis reliquit. Attulit monasterio duos 
calices unum aureum, argenteum alterum. Annus emortualis 
hujus diligentissimi monachi prorsus ignoratur. 

Huc referendus (utpote saeculo XI vivens) monachus Ano- 
nymus, compilator chartularii nostri, qui diplomata et chartas dona- 
tionum pulchro charactere conscripsit, quarum plures ad posterorum 
notitiam non venissent, nisi ille sua diligentia easdem nobis con- 
servasset. Continet opus diplomata etc. usque ad annum 1071. 
Alius hunc laborem prosecutus est, describens monasterii chartas 
usque ad annum cireiter 1121. 


Conversi et sorores Rhenaugienses. 


Conversi illo tempore primum et quidem magno numero 
occurrunt, licet ante medietatem saeculi XI in monasterium nostrum 
non fuerint adsciti. Certe Mabillonius testatur, ante hoc sae- 
culum incognitos fuisse in monasteriis nostris ejusmodi conversos, 
qui solis laboribus externis forent deputati. Et alibi probat, illos 


fuisse primum a s. Joanne Gualberto circa 1041 introductos. 
Archiv. XI. 18 


274 


Occurrit quidem aliquando jam antiquioribus temporibus distinctio 
inter clericos ac simplices monachos, item inter literatos 
et illiteratos, sed quando conversorum antiquitus fit mentio, 
intelligendum de illis, ut explicat Mabillonius, qui jam adulti ad 
conversionem venerant. 

Nihilominus hoc eodem saeculo mox ubique invaluit insti- 
tutum conversorum, qui perutiles ad opera externa haberentur. 
Ita s. Wilhelmus eorum manibus novum monasterium Hirsaugiae 
aedificavit; nec dubitandum, et novam basilicam Rhenaugiensem, 
sub initium sequentis saeculi dedicatam, opere conversorum fuisse 
constructam. Conversi, qui in nostro monasterio saeculo IX vi- 
xerunt, sequentes in saepe dieto Necrologio notantur. 


Liutold conv. 2. Jan. 
Nokerus c. 15. Febr. 
Hiltepold c. 24. Febr. 
Cuntram c. 26. Febr. 
Winzo c. 8. Mart. 
Gerung c. 12. Mart. 
Petrus c. 12. Mart. 
Geroldus ce. 17. Mart. 
Egizo c. 19. Mart. 
Acelinus c. 22. Mart. 
Arnoldus c. 26. Mart. 
Sigizo c. 28. Mart. 
Cuntram c. 1. Apr. 


Uodalricus c. 18. Apr. 
Ozmancius c. 24. Apr. 


Hantwice c. 5. Maii. 
Lutfridus c. 11. Maii. 
Winiclis c. 21. Maii. 
Geroldus c. 26. Maii. 
Ernal c. 29. Maii. 
Ebbuono c. 29. Maii. 
Nuozo ce, 1. Jun. 
Becelinus c. 10. Jun. 


Swikerus c. 27. Jun. 
Acelinus ce. 4. Jul. 
Ailbertus c. 5. Jul. 
Willebolt ce. 380. Jul. 
Werinher c. 7. Aug. 
Ruocelin ce. 9. Aug. 
Manegolt c. 25. Aug. 
Liupoldus c. 1. Sept. 
Marquardus c. 1. Sept. 
Ruodpertus c. 3. Sept. 
Hiltepoldus c. 13. Sept. 
Wienant c. 26. Sept. 
Elbiwinus c. 27. Sept. 
Hunoldus c. 24. Oct. 
Gerungus ce. 27. Oct. 
Marquardus c. 30. Oct. 
Heinricus c. 30. Nov. 
Adilgoz c. 2. Dec. 
Ricwinus c. 8. Dec. 
Egilolfus c. 17. Dec. 
Bertholdus c. 31. Dec. 
Egilof c. 31. Dec. 


Mirandum, conversos reliquos monachos nostri monasterii 
numero ferme adaequasse.. Verum non omnes, ut jam notatum, 
praecise saeculo IX sunt adscribendi; nam plures medietatem 
saeculi sequentis attigerunt. Non solum extructio basilicae, sed 
etiam aliarum ecclesiarum, immo ipsius monasterii, quod ruinosum 
esse poterat, videtur occasionem praebuisse assumendi tot con- 
versos. Licet ad chorum frequentandum idonei non essent, 


275 


tamen ceu veri monachi utpote votis adstrieti, habiti sunt, et ideo 
necrologiis inserti, ut celeri monachi atque presbyteri !. 

Non solum autem fratres, sed etiam Sorores conversas hoc 
saeculo monasterio Rhenaugiensi adjunctas fuisse, ex saepe citato 
manuscr. apparet. Hunc morem adjungendi moniales coenobiis 
monachorum antiquissimum in ordine nostro fuisse, Mabillonius 
docet, qui ejusmodi monasteria vocat duplicia. 

In partibus nostris ea haud erant infrequentia. Sic apud s. 
Gallum, in Muris et Einsiedlae Sorores memorantur. Rhenaugiae 
tamen ante saeculum XI nullum earum vestigium comparet. Vi- 
detur mihi, apud nostrates tale institutum ex benefactricibus 
duxisse originem, quae sua offerebant cum pacto alimentorum, 
ut ex pluribus chartis nostris patet. 

Ex traditione habetur, domum sororum in capite insulae 
nostrae sitam fuisse, quae ante erectionem novae ecelesiae sanctor. 
Felieis et Regulae sub abbate Bernardo II conspiciebatur. 
Credibile est, antiquiorem ecclesiam inserviisse istis sororibus, 
cum aditus ad eam respiciebat portam illius domus. 


Regula seu norma, quam sorores secutae fuerunt, non est 
perspecta, nisi credamus, eas revera fuisse moniales sub regula 
8. Benedicti militantes.. Piam earum conversationem vel ex in- 
clusa Mathilde calendario inserta perspicere licet, cujus clau- 
suram pariter ad ecclesiam s. Felicis et Regulae adsitam fuisse 
antiqua fert traditio. Eam in instituto incelusarum postea secutae 
fuerunt plures. 


Codex antiquior (num. 83), licet nullos habeat conversos, unam 
tamen exhibet sororem ad diem 11. Sept. ubi legitur: Liucrat 
sor. Verum alterum msrtm. (num. 74, 2) plurimas refert, quas 
desceribemus, omissis illis, quae sub abbate Öttone viventes in 
catalogo Sangallensi insertae sunt. 


1 Conversi etiam fratres extranei aut laici (Laienbrüber) vocantur, 
quippe qui de vita saeculari ad monasticam conversi et in coenobis laicis ser- 
vitiis aeque ac monachorum obsequiis addicti. Erant fratres huiusmodi medio 
aevo institutum utilissimum, cujus ope fleri poterat, ut monasteria 
rem suam oeconomicam, culturam praecipue latifundiorum suorum per curias 
monachiales (Möndshöfe), magno administrarent commodo atque lucro. Certe, 
monasteria haud valuissent, loca illa aspera et inculta eis a: regibus, principi- 
bus ac dynastis donata, reddere culta frugiferaque, nisi duro fratrum laicorum 
labore. Confer ea, quae tomo VIII, pagina 147, Archivii nostri, in historia 
abbatiae San-Blasianae, hac de re communicantur. B. 

| 18* 


276 


Willibirc e., def., 13. Jan. 
Engila s. 16. Jan. 
Friderum s, 23. Jan. 
Werinburce s. 8. Febr. 
Eilca s., n. c., 28. Febr. 


Werinburc s., n. c., 29. Febr. 


Panicha s. 5. Mart. 
Bertha s. 8. Mart. 
Anna s. 14. Mart. 
Hemma s. 15. Mart. 
Helwice s. 21. Mart. 
Willibirg s. 22. Mart. 
Mathild s. 25. Mart. 
Enliza s. 1. Apr. 


Adilheit s. 26. Apr. 
Engilburec s. 13. Maii. 
Hadewie s. 5. Jun, 
Becela s. 8. Jun. 
Willibirc s. 30. Jun. 
Druwib s. 6. Jul. 
Bertha s. 9. Jul. 
Irmburc s. 29. Jul. 
Ita s. 22. Aug. 
Tiepire s. 2. Sept. 
Elniza s. 6. Sept. 
Amiza s. 15. Oct. 
Diemuth s. 15. Nov. 
Gepa s. 16. Nov. 


Adilheit inclusa 19, Nov. 
Friderun s. 12. Dee. 
Albegunt s. 19. Dec. 


Helwie s. 10. Apr. 
Willibure s. 18. Apr. 
Gezila s. 25. Apr. 


Tot sorores (31) usque ad medium saeculum subsequens 
Rhenaugiae vixisse, non est incredibile, quando sub initium regi- 
minis Ottonis abbatis, diminuto incolarum numero sex tamen 
sorores vixerunt et quinque tantum monachi, undecim vero 
conversi; Sorores plerumque vetulae admissae fuerunt, quarum 
inscriptio in Necrologium haud multo temporis impendio constabat. 


4, Monachi et Sorores ab anno 1100, 


Pauci hoc saeculo restant adscribendi, ideo quod plerique, qui 
ad tempora Dietmari abbatis usque pervenerunt, jam fuerint 
priori saeculo inserti. 

Abbates hujus saeculi sunt: Otto serie XIX, discipulus 
b. Wilhelmi, antea abbas in Blaubeuern, a 1105 usque 
1124, defunct. 26. Nov. 1124. Sub eo nova basilica Rhenaugiensis 
dedicata fuit (1114). Dietmarus XX, electus eirca annum 1125, 
obtinuit confirmationem privilegiorum a Lothario imper. et ab 
Honorio pontifice. Chartas et diplomata monasterii in unum vo- 
lumen, quod chartularium vocamus, pulchro charactere de- 
seribi fecit. Othmarus XXI, electus 1140, defunctus eirca 1158. 
Diethelmus XXII, ab 1159 usque 1161, postulatus e monasterio 
s. Blasii, obiit 9. Apr. 1161. Henricus XXI, rexit mona- 
sterium ab anno 1187 et obiit sub finem hujus saeculi. 

Dilateratis documentis huc spectantibus saeculo XVI, occasione 


277 


mutatae religionis, admodum manca est series monachorum. 
Solummodo conventus sub abbate Ottone ex libro fratrum con- 
scriptorum Sangallensium ex integro nobis constat, hac serie: 


Monachi : Diethelmus 23. Febr. 
Arnolfus 2. Sept. ’  Ruogerus 23. Febr. 
Scidigerus 16. Maii. Arnoldus 11. Fehr. 
Burchardus 22. Apr. Hernest 11. Febr. 
Anno 7. Maii. Cuono 11. Aug. 
Luitoldus 5. Febr. 

Sorores: 

Conwerei: Ita 22. Aug. 
Heberhardus 9. Der. Mathilt 22. Jan. 
Lanpertus 15. Jun. Guota 22. Jan. 
Beringerus 14. Dec. Mathilt 21. Febr. 
Ruodolfus 3. Dec. Warburc 11. Mart. 
Albarn 5. Dec. Rihinza 11. Mart. 
Heinricus 7. Maii. Adilheit. 


Mirum est, tam paucos enumerari monachos, et tam 
multos conversos. Caeremoniae, quae describuntur in dire- 
etoriis hujus saeculi, sane plures, imo plurimos exigebant. Qua- 
propter ceredibile est, post renovatam cum Sangallensibus con- 
foederationem communicatumque conventum istum, numerum 
monachorum fuisse adauctum. Plerique porro notantur ad 
diem obitus in manuseripto 74, 2. Et licet multi ejusdem nominis 
praecedenti saeculo adscripti fuerint, non tamen sunt iidem, 
cum alio plane die decesserint. 

Caeterum illi, qui in praedieto necrologio non occurrunt, 
nempe 1 monachus, 2 conversi et 3 sorores, non solum abbatem 
Ottonem supervixerunt, sed etiam scriptorem ipsius necro- 
logii, cum fere caeteris juniores in hoc catalogo notentur. ÜCre- 
dibile est, Luitoldum, monachorum ultimum, ipsum fuisse, qui 
obitus calendario inscripserat. 

Praeter conventum istum Ottonianum pauci, monachi ex re- 
liquis monumentis erui possunt. In manuser. nostr. IV, 191, manu 
hujus saeculi adscribuntur: Waldger diaconus, ob. V Idus Juli 
Egino presbyter, ob XIII kl. Aug. Lantfrid de Gisingen, qui 
dixit, se mansionem in monasterio sicut qailibet monachus habi- 
turum. Cum vero in praedieto calendario non reperiatur , procul 
dubio scriptorem illius supervixit. De Marquardo, Bertholdo 
de Flacho et Bernardo de Griessen, jam supra erat sermo. 

In MS. num. 39 habetur ad initium fragmentum necrologii 


278 


amplissimi, in quo duo adscribuntur monachi, qui probabiliter 
hoc saeculo duodecimo vixerunt: Cuonradus et Pilgrin. Ho- 
rum primus forte ille est, qui in MS. num. 74 notatur obiisse 
13. Junii. Ibidem unicus conversus signatur Walicho, et in 
scheda separata, quae pariter fragmentum est alterius necrologii, 
habentur Adelgoz et Rudolphus conversi.. Sorores in singulis 
fragmentis signantur, et in majori quidem tres, scilicet Adelheit, 
Becela et Mahtilt, in minori Trutwib, quarum secunda et 
quarta etiam in catalogo Sangallensi ad 8. Jun. et 6. Jul. no- 
tantur. 

In manuscriptis num. 74, 81 et 83 memoratur, Adilgozum 
decessisse die 2. Decembris, Thetmarum fuisse notarium et 
monachum, et Landfrido monacho et Folgodo filioque eius 
Cuonrado laicis praestitam esse decimam in Altenburg pro 
restauranda cruce, quae concessa erat pro 32 talentis. Land- 
fridus hic an idem sit cum supra dieto de Gisingen, an alius, 
incertum relingquimus. 

Monachus ille, qui. plurima nomina calendario codieis 
num. 83 apposuit, haud omittendus. Ejus nomen ignoratur, sed 
ad annum 1146 haec addidit: Magnum Jerosolymitanum 
iter, quibus indicavit profectionem cruce signatorum in Palaestinam. 
Ad annum 1118 apposuit: Hic (hoc anno) natus sum; ad annum 
1141: Hic presbyteratus ordinem gratia Dei accepi. Ex quo con- 
stat, eum jam anno aetatis 23 sacerdotio initiatum fuisse, ac pro- 
inde reliquos etiam monachos plerosque, quam primum per aeta- 
tem poterant, presbyteros effectos, licet deinceps idem ordo eorum 
nominibus non addatur. 

Nec praetereundum puto esse illum monachum, qui hoc saeculo 
Chartularium pulchro charactere conscripsit, ac de suo non- 
nunquam annos praesertim pontificios addidit, ac licet in his pun- 
ctum omne non semper tulerit, nunquam tamen satis laudandus 
pro sua industria, ut qui tot chartas (alias deperditas) ad posteros 
transmisit. Obiisse illum eirca 1110, eruitur ex chartulario ipso, 
quod usque ad chartam num. 43 perduxit. Reliquas chartas alius 
scriptor circa annum 1122 supplevit. 

Addendi denique forent tot alii monachi, qui codices hujus 
saeculi diligenti ac pereleganti manu scripserunt: utinam saltem 
nomina expressissent, ne perpetua oblivione sepulta manerent. 


279 


5. Monachi et Sorores ab anno 1200. 


Quemadmodum saeculo XII pauci poterant religiosi ex 
monumentis nostris annotari, ita in sequenti multo pauciores in- 
venimus nominatos. Hic autem defectus rejiciendus est in Necro- 
logii nostri jacturam. Amissionis hujus documenti meminit jam 
anno 1599 visitatio episcopalis in monasterio nostro habita, et 
multo expressius supplicatio ad Nuntium apostolicum a priore et 
conventu anno 1604 directa. 

Abbates saeculi XIII sunt subsequentes. 

Henricus II de Wartenbach, qui praefuit 1206. Manu- 
scripta sub ipsius regimine confecta abunde de studio literarum 
inter Rhenaugienses demonstrant. Ejus effigies cernitur in duobus 
MS. num. XIII et XIV, quae aut ipse descripsit, vel ab aliquo 
suorum describi fecit. Codex prior, magnus et spissus, continet 
integros libros sexdecim Moralium s. Gregorii papae 
in Job. Codex posterior est Missale pergamenum pulcherrime 
exaratum, characteribus auro fulgentibus et diversis picturis 
insigne. Obiit Henricus 1220 seu 1230. 

Burchardus successisse ereditur circa 1230, qui mona- 
sterium a pressuris advocatorum de Krenkingen penitus liberavit 
eosque coegit, ut advocatiam imperatori Friderico Il restituerent 
(1240). Hoc modo Rhenaugiense monasterium liberum et im- 
mediatum evasit (ein unmittelbare Reichsſtift). Fridericus abbatem 
Burchardum in diplomate de anno 1241 diletum Principem 
pronunciat, quo titulo abbates Rhenaugienses abhine per duo 
saecula usi sunt. 

Hermanus praefuit monasterio vix per aliquot menses 
anni 1242, unde nihil amplius de eo in scriptis reperitur. 

Eberhardus I, iam anno 1242 electus dieitur in charta 
monasterii Murbacensis, qui videtur caesari contra papam adhae- 
sisse et inde coactus fuisse, abbatiam episcopo Constantiensi re- 
linquere. 

Heinricus Ill de Thann, episcopus Constantiensis, auctoritate 
Innocentii IV pontificis abbatiae nostrae praesul datus anno 1246, 
obiit 21. Aug. 1248. 

Bertholdus de Falkenstein, simul abbas Sangallensis, rexit 
monasterium nostrum ab 1249 usque 1254, quo anno resignavit. 
Obiit 1. Mart. 1271. 

Joannes de Krenckingen, jam anno 1248 intrusus, 


280 


sed brevi postea expulsus; 1261 denuo a suis consanguineis prae- 
potentibus restitutus, obiit 1281. 

Conradus II ab Herten, cujus familia dieta est ab arce sita 
inter Keficon et Ellikon ditionis Tigurinae, rexit ab anno 1280. 
Incorporationem parochiae Rhenaugiensis anno 1298 ab 
episcopo Constantiensi (Heinrico) obtinuit. Obiit 23. Oct. 1303. 

In instrumento, quo Krenkingenses dynastae absolutionem 
et sacram sepulturam membri familiae suae in excommunicatione 
oceisi postulant anno 1243, praeter abbatem Eberhardum, 
sequentes monachi memorantur: H(enricus) prior, C{onradus) de 
Nuwenhusen, E(berhardus) de Altikon, Al(bertus) de Lapide, 
Ul(ricus) de Yberc, C(onradus) cellerarius, K(iselfridus) beclarius '. 

In alio instrumento (geben ze Rinowe do man zalt 1294, am 
montag nach unser frowen dult), quo Lutholdus senior de 
Regensberg comiti Rudolfo de Habsburg-Laufenburg vendit arcem 
Palm, adducuntur testium loco abbas et aliqui de conventu 
Rhenaugiensi solo nomine officii (spacio pro nominibus propriis 
relicto) seripti, hoc modo: ... der Abte,... der Custer,... der 
Keller, ... der Kammerer von Rinowe. 

Abbas tunc temporis erat Conradus ab Herten, custos 
autem Heinricus de Brasberg. Triennio ante hoc instru- 
mentum idem nobilis vir Lutholdus de Regensberg, tunc ad- 
huc dominus areis Palm, vendidit huobam quandam in villa Nak 
nostro huice Heinrico custodi. Idem nobis calicem argenteum 
dono dedit, qui anno adhuc 1861 Rhenaugiae asservabatur, in 
cujus pedia legebatur: Dedit hunc calicem tibi Christe Heinricus 
monachus de Prasberc, hujus claviger ecclesiae.e Eundem fuisse 
quoque parochum ad s. Regulam, cernitur ex litteris datis 
anno 1298 pro unione parochiae s. Nicolai (in monte), in quibus 
asseritur, quod parochiani s. Regulae hactenus a custode mona- 
sterii gubernati fuerint. Dicitur obiisse die 4. Decembris; annus 
non constat. 


Sorores saec. XIII. 


Mechtilt sor. obiit 19. Jan., Mechtilt sor. obiit 9. Febr., 
Herbure sor. obiit 25. Maii, Elizabetha inclusa apud s. Re- 
gulam 18. April., Margaretha monialis 11. Jun., Gertrud 


! Quid significet epitheton hocce, prorsus mihi obscurum est. 


281 


mon. 16. Jun., Beatrix mon. 1. Jul., Hemma inclusa mon. 
28. Feb., Anna mon. 3. Sept. Hae ex diversis calendariis erue- 
bantur. Vixisse eas altera hujus saeculi medietate oportuit, cum 
codex ipse vix ante 1245 lucem aspexit. De annis emortualibus 
nil statui potest. 


6. Monachi ab anno 1300. 


Paucissimi notantur monachi hoc saeculo ob jacturam Necro- 
logiorum, quibus inscripti erant, cum Calendariis antiquis eo- 
rundem obitus non amplius soleret inscribi. Revera tamen per- 
pauci religiosi hoc aevo in monasteriis degebant, cum neglecta 
disciplina monastica instar canonicorum viverent, et numerus in 
choro utcunque suppleretur per sacellanos et scholares. Sane in 
monasterio s. Galli septem tantum monachi simul vixisse reperiun- 
tur, et in Einsidlensi adhuc pauciores !. 

Nomina eorum, qui in chartis nostris reperiuntur, sequentia 
sunt: Burchardus Staechelin de Capella, Nicolaus de Tannegg, 
herr Ulrich der Keller, herr Conrad der Custer, herr Cun- 
rad der Kammerer, Fridericus de Erzingen, Joannes de 
Aitlingen. 

Non tamen est dubium, plures extitisse, cum isti vix numerum 
abbatum hujus saeculi excedant, qui sunt: Henricus IV ab 
Aitlingen, obiit 23. Oct. 1329; Henricus V de Newenburg, 
sub quo scribi coeptus fuit liber feudorum, obiit 29. Oct. 1350; 
Henricus VI de Aitlingen, qui nominatur prima vice in charta 
anni 1352, obiit 2. Maii 1380; Conradus III Majer de Jestetten 


1 Negari haud potest, monasteria ordinis Benedictini medio aevo, 
divitiis suis deorsum ducta, rebus mundanis pluris inhaesisse quam coelesti- 
bus, unde novus ordo Praedicatorum, qui multitudini christianae propius 
assidentes pro religiosis eius desideriis multo vigilantius providiusque labora- 
bant, fervore suo piis omnibus acceptissimus habebatur. 

Benedictini jam saeculo tredecimo consueti fuerant, officia sua in 
monasteriis solum pro praebendis habere, quae eo uberius fluebant, quo 
numerus monachorum minutus erat. Postea tamen, a saeculo sedecimo usque 
ad nostra tempora, ordo S. Benedicti tam prospere se restauravit, ut in cura 
animarum, in educatione juvenum, in scientiarum literarumque cultu priscam 
iteraret gloriam. Id testati sunt sola in vieinia nostra Rhenaugienses, 
Sanblasiani, Sangeorgiani et Sanpetrini. DB. 


282 


1380, qui se ipsum nominavit et ab aliis nominatus est Kurüsel 
ob insignia nobilis familiae suse (caput asini monstrantia). Obiit 
9. Nov. 1404. 


Notae ad praecedentem elenchum. 


Burchardus Staehelin dieitur munus custodis obiisse. 
In catalogo abbatis Bernardi nominatur annis 1306 et 1310. Ad- 
huc sub abbate Henrico VI vixisse dieitur. Quod additur de 
Capella, probabiliter ad eius patriam (viculum Kappel Tigurinae 
ditionis) est referendum. 

Nicolaus de Tannegg exprimitur ad annum 1317 in 
literis fundationis anniversarii Hugonis, Gertrudis et Agnetis 
nobilium de Tannegg, quorum fratrem germanum fuisse creditur. 
Castrtum Tanneck in sylva nigra prope Bondorf ad Wataham 
situm erat. 

Herr Ulrich der Keller non videtur alius fuisse ab Udal- 
rico de Balbe, qui ad annum 1330 oceurrit in literis Udalrici de 
Clingen supremi praefecti in Turgovia. Asseritur cellarius hic no- 
bilis anno 1329 anniversarium fundasse pro se ac majoribus suis. 
Obiit 28. Oct. 1330. 

Herr Cunrad der Custer, qui vixit circa annum 1366, 
juxta notas abbatis Geroldi II fuit ex familia Brümsin Scafhu- 
siana, quae ramus erat patriciorum im Turm. 

Herr Cunrad der Kammerer a Bernardo abbate cum 
praecedente confusus; sed est diversa persona, sicut functio 
cellerarii ab officio camerarii differebat. 

Fridericus de Erzingen anno 1375 camerarius, emit quas- 
dam decimas Rhenaugiae in judicio civico expeditas, praesidente 
ipso abbate Heinrico de Aitlingen. 

Joannes de Aitlingen monachus occurrit anno 1384. 
Praesens erat fundationi anniversarii factae ab alio Joanne de 
Aitlingen presbytero saeculari. Is ipse monachus numeratur pri- 
mus inter electores abbatis Henrici de Bettmaringen anno 1409. 


7. Monachi ab anno 1400. 


Abbates hujus saeculi erant: Conradus de Gisingen, 
electus 1404, obiit 12. Jul. 1409; Henricus de Bettmaringen, 


283 


electus 13. Julii 1409, eodem anno obiit; Hugo ab Almishofen, 
electus 1409, resignare coactus fuit 1434, obiit 1451; Joannes 
Kumbar, antea abbas Engelbergensis, electus 1434, resignare 
coactus 1441, nec diu supervixisse videtur. Nicolaus de Sulz, 
administrator anno 1440, monachus Hirsaugiensis et prior Reichen- 
bacensis; Eberhardus II Schwager, Scafhusianus, professus 
Hirsaugiensis, sub quo abbate die 15. Nov. 1446 repertae sunt reli- 
quiae s. Fintani in tumulo hactenus ignoto prope chorum haud 
procul ab ejus reclusorio; Nicolaus Rudger. Jam ab 1463 munia 
administratoris obierat, electus 1466 vel 1467, obiit 9. Dec. 1478; 
Laurentius a Rischach, electus ad finem anni 1478, obiit 10. Feb. 
1483; Joannes Conradus de Griessen electus, ut videtur 
mense Februario 1483, obiit 4. Aug. 1499. 

Supersunt quatuor catalogi hujus saeculi de annis 1409, 
1411, 1443 et 1498, in quibus sequentes religiosi notantur: Jo- 
hannes de Aitlingen, custos 1409; Burchardus de Schönstein 
custos 1411, prior 1435; Hainricus de Bettmaringen abbas 1409; 
Hugo de Almishoven abbas 1409; Hainricus de Mandach 
camerarius 1411; Joannes de Heggelbach 1409, 1437; Nico- 
laus de Immendingen 1411, 1440; Joannes de Rümlang 1411, 
1443; Rudolfus de Rischach 1427; Burchardus Hagen 1427, 
1464; Caspar Hoffmann 1443, 1464; Nicolaus Rugger 1443, 
abbas 1467; Joannes de Winterberg 1443, 1464; Erhardus 
Hoppler 1445, 1478; Bernardus de Jestetten 1448, der Jünteler 
1449; Nicolaus Has 1464; Conradus Schwend 1464, 1479; 
der Mörler, der Münchwiler 1472, 1479 (probabiliter non 
erant monachi professi); Joannes Conradus de Griessen 1474, 
abbas 1483; Laurentius de Rischach 1474, abbas 1478; Hain- 
ricus de Gertringen 1474, prior 1485, 1496; Matthias Staehelin 
de Stockburg 1478, administrator 1496; Josephus et Bene- 
dictus Laffeter 1480; Jodocus de Goldenberg cellerarius 1483, 
custos 1496; Wilhelm de Fulach 1496, abbas Fabariensis 1505; 
Burchardus de Rischach 1480, 1502; Melchior de Gachnang 
1494, 1496; Hainricus de Mandach 1496, abbas 1498, obiit 1529. 


Notae ad praecedentem catalogum. 


Joannes de Aitlingen jam praecedente saeculo occurrit, 
cujus pater benefactor monasterii et duo ejusdem familiae abbates 
erant. Anno 1409 custos fuit et primaria in conventu persona, 
cum nullus prior adesset. Ipsi proinde episcopus negotium de- 


284 


mandavit, ut suo nomine neoelectum abbatem in possessionem 
realem abbatiae introduceret, ut ex instrumento constat. Obiisse 
videtur anno 1410. 

Burchardus de Schönstein anno 1411 jam custos suf- 
fectus erat. Is ipse procul dubio sub titulo prioris oceurrit ad 
annum 1435 in charta, ubi pro sororibus in Altenburg litem quan- 
dam evicit herr Burchart der Prior in dem Gottzhus zu Rinow. 
Cum nomen prioris peregrinum tunc Rhenaugiae fuisset, hoc 
corrupte scriptum videtur, id enim officium primum consecutus 
est post visitationem habitam anno 1433, quo praeceptum, ut 
Prior constituatur. Obiit ante annum 1443. 


Hainricus de Mandach. Familia de Mandach sedes suas 
habuit tum Scafhusii et Rhenaugiae tum in castris sui nominis 
prope Turtiacum supra Rheni litus, et in montanis retro Thuen- 
gam ad fluviolum Metmach. Quaenam fuerit patria hujus monachi 
certo non constat; diversus est ab Henrico abbate 1529 mortuo, 
nam ipse obierat jam anno 1443. 

Joannes de Hegelbach. Is anno 1429 Vitoduri per no- 
tarium publicum describi ac vidimari fecit praecipua diplomata 
archivii nostri. Anno 1434 contra abbatem Hugonem nomine 
conventus concilium Basileae adiit ibique suspensionem cujusdam 
decreti procuravit. Vivere desiit ante 1443. Floruerunt nobiles 
de Heggelbach in Alpegavia, ubi a longo tempore dynastiolam 
Taneck tenuerant, quam ultimus familiae monasterio Sanblasiano 
reliquit. 

Nicolaus de Immendingen, professus circa 1410. Frater 
hic conventualis emit pro se et haeredibus suis decimam quan- 
dam in superiore Marteln. Nepos fuisse videtur Henrici militis 
de Immendingen et Elisabethae de Jestetten; obiit ante 1443. 


Joannes de Rümlang, professus 1410, vixit adhuc anno 
1460. Arx gentis suae sita erat in territorio Tigurino haud pro- 
cul a Cloten ad rivum Glatt. Rumlangii, extinctis nobilibus de 
Gutenburg (prope oppidum Thiengen) longe lateque dominium 
suum diffuderant in eo tractu, sed intra annos 1467 et 1500 
omnia bona monasterio s. Blasii vendere debitorum onere coacti 
sunt. 

Rudolfus de Rischach e notissima inter Suevos familia, 
quae de sede patria prope Wald (ditionis Sigmaringanae) saeculo 
jam tredecimo in Hegoviam transierat, et postea in Alpegaviam, 
ubi castrum Almut inhabitabat. Monachus noster nominatur 


285 


anno 1427 in resignatione Johannis Treier, parochi Je- 
stettensis. 

Burchardus Hagen de Bondorf, monachus jam 1409, 
vixit 1464. Caspar Hoffmann praedia duo in Jestetten nomine 
monasterii emit 1452. Nicolaus Rüger, administrator 1463, 
abbas 1467. Joannes de Winterberg, strenuus ac manu fortis 
dietus, vixit adhuc 1467. Erhardus Hoppler, monachus, 
anno 1478 in judicio Eglisovae, nomine conventus, evincit causam 
contra quosdam colonos, qui sine praescitu monasterii bona inter 
se diviserunt. Nicolaus Has, fundavit XX libris anniversarium 
anno 1464. 

Conradus Schwend, e nobili familia Tigurina, obiit 
post 1481. 

Bernardus de Jestetten. Habitum suscepit 20. Oct. 
1448. Superest quaedam tabula (nunc Schaffhusii), qua crucifixio 
Domini repraesentatur. Ex uno latere orat de genu religiosus 
quidam indutus, habitu nostro, ex altero saecularis homo forte 
ejus pater vel frater, in summo prostat, adjecto anno 1449, scutum 
gentilitiium familiae Jünteler, cui Bernhardus attinebat. 
Claruit ea inter patricios Scafhusenses atque condomina erat in 
Jestetten. Habitabat ibi domicellus Georgius Jünteler, qui cum 
uxore Dorothea Englin donatione facta Salve regina cantandum 
instituit anno 1487. 

Thias (Matthias) Staehelin de Stockburg, professus 
circa 1474, ab abbate Joanne Conrado 1495 administrator 
cooptatus, electo 1498 novo abbate nihilominus in administratione 
confirmatus. Vir non solum industrius, sed et doctus, qui magnos 
et pulchros codices pro choro conscribi fecit, obiit 1522. 

Hainricus de Gertringen, prior, legitur in quodam 
rotulo ad annum 1485, quo anniversarium sibi fundavit. Familia 
sua saeculo XIV a domo marchionum de Baden in feudum ac- 
ceperat vicos Berghausen et Söllingen prope Duriacum, quorum 
partem non exiguam Eberhardus armiger et Margaretha 
conthoralis (nata de Stein) annis 1399 et 1451 domino suo directo 
vendiderunt. 

Jodocus de Goldenberg, oriundus ex Flaach ditionis 
Tigurinae), anno 1483 cellerarius, 1493 custos, fundavit anniver- 
sarium pro semetipso et quidem uberi censu 6 modiorum tritiei 
annuatim conventui solvendorum. Obiit ante 1512, cum hoc 
anno jam alius existeret custos. 


286 


Wilhelmus de Fulach, vir multis meritis, natus in arce 
Laufen prope Scafhusium, ubi familia sua celebris, professus ante 
1496, administrator, monasterii Fabariensis 1502, post trien- 
nium abbas et princeps postulatus, vocatus deinceps pater pau- 
perum, obiit 8. Jun. 1517. 

Burchardus deRischach, filius Rudolfi militis, monachus 
factus circa 1480. Ejus obitus haud constat. Non est confun- 
dendus cum alio aequivoco de Rischach, qui professus monasterii 
Murbacensis migravit Rhenaugiam, praehabitis literis dimissoria- 
libus a proprio abbate, datis 9. Mart. 1523. Bibliotheca Rhenau- 
giensis possidet breviarium proprium Murbacense, quod ille 
nobis reliquit (cod. num. CCLIV). 

Melchior de Gachnang nobili ex familia, primitias cele- 
bravit 13. April. 1494 (ita cod. MS. num. 162). Plura de eo 
vide infra. Henricus de Mandach, abbas electus 1498, mort. 
25. Febr. 1529. Extat in bibliotheca nostra libellus precatorius 
hujus abbatis pergamenus pieturis affabre ornatus. 


8. Monachi sub abbate Henrico de Mandach ab 
anno 1498, 


Hainricus de Gertringen, prior, Matthias Staehelin ad- 
ministrator, Jodocus de Goldenberg custos, Wilhelmus de 
Fulach, Burchardus de Rischach, Melchior de Gachnang, 
Hainricus de Mandach; hi omnes praesentes jam aderant in 
electione abbatis Heinrici; sequentes post ejus electionem pro- 
fessi sunt et ante 1529 obierunt: 

Stephanus de Heudorf, Georgius de Mandach, Wolf- 
gangus Mundbrod de Spiegelberg, Georgius Rüsinger, Mar- 
tinus Aescher, Decedente igitur abbate Henrico quatuor tantum 
monachi supererant: Bonaventura a Wellenberg, prior, Melchior 
Gachnang, custos et senior, Joannes de Jestetten et Jacobus 
Peier. 


Notae ad hune catalogum. 


Melchior de Gachnang vocatur 1506 prior, et jam anno 
dein 1512 custos hisce verbis: Der würdig und ersam herr Mel- 
ehior von Gachnang, conventherr und custos des Gottshus Rinow. 


237 


Anno 1518, ad diem 7. Sept. in calendario (cod. MS. num. 162) 
sua manu notavit: Illa die mortua est mater mea. Anno 1522 
stetit coram magistratu Tigurino atque decimas ex quibusdam 
vineis in Martelen vindicavit. In quodam instrumento de anno 
1558 adhuc vixisse perhibetur, ergo ultra 40 annos officium 
custodis tenuit, vir sane strenuus in rebus agendis. Diem et 
annum obitus, necrologiis interitis, nescimus. Obiit saltem octa- 
genario major post 1558. 


Stephanus de Heudorf, Scafhusianus, professus sub 
initium hujus saeculi cum Georgio de Mandach, ab abbate 
Henrico, die 24. Febr. 1507 pro suscipiendo presbyteratu Con- 
stantiae praesentatus fuit et die Paschatis primitias celebravit. 
Anno 1511 migravit ad monasterium Murbacense et acceptis 
ab abbate suo litteris dimissorialibus ibidem stabilitatem vovit. 

Georgius de Mandach, cum praecedenti sacerdos factus 
Constantiae, anno 1516 vocatur: Verweser des altars s. Blasii, 
nimirum proventuum illius altaris. Anno 1522 migravit ad mo- 
nasterium Murbacense, nec amplius inter Rhenovienses de eo 
fit mentio. 


Wolfgang Mundbrot (seu Munprat) de Spiegelberg, ex 
familia Scafhusiana, monachus anno 1510, jam 1512 ab abbate 
accepit dimissoriales et consecutus est beneficium in Rinsfelden 
prope Eglisovam, territorii Tigurini. Prorsus in saeculum rediisse 
videtur. 

Georgius Rüsinger (vel Rusinger) ex Rapperswil, pro- 
fessus 1519 et sequenti anno Joanni Jacobo, abbati Fabariensi, 
fratri suo germano, in subsidium missus, tandem decessit ibidem 
4. Mart. 1540, ut fertur e praecipitio, cum in deambulatione in- 
cautius rupes scrutarentur. 


Martinus Aescher, professus 1512, obiit circa festum 


s. Andreae 1525. Erat ex illustri familia Luchs-Aescher, 
filiis Henrici senatoris Tigurini. 


Anno 1529 decedente abbate Henrico quatuor aderant capi- 
tulares, quorum autographa extant in quodam instrumento, et 
quidem omnes fortissimi catholicae fidei pugiles, qui exilium 
et id consequentia gravissima mala perpeti maluerunt, quam 
oblatis spuriae libertatis oblectamentis inquinari; neque enim solus 
abbas, sed et nominatim conventus saepius a Tigurinis ad de- 
fectionem fidei solieitatus fuerat. Merito inde conservatores 
nostri monasterii diei debent. Sunt sequentes: 


288 


Bonaventura a Wellenberg, item Tigurinus, natus 
25. Martii, electus 23. Mart. 1529, fortiter restitit incorporationi 
abbatiae cum episcopatu Constantiensi, quam Hugo episcopus 
tentaverat. Exilium multasque aerumnas propter constantiam 
suam in fide catholica perpessus, a summo pontifice Paulo III 
obtinuit usum pontificalium, nee non facultatem benedicendi patenas 
calices et promovendi novitios suos ad 4 ordines minores; obiit 
3l. Jan. 1555. 

Joannes de Jestetten, e nobili familia comitibus de Sulz 
feudali nexu astricta, una cum abbate suo 1529, 29. Maii Schaff- 
husiam migravit, inde Murbachium dimissus virtutum odore ani- 
mos adeo ad se traxit, ut mox ibi Decanus eligeretur; obiit 
27. Aug. 1533. 

Jacobus de Payer', Schaffhusianus, professus 1526. Cum 
vastarentur sacra Rhenaugiae ipse abbati atque confratribus per- 
fugium praestitit, apud cognatos suos Schaffhusi. Cum et inde 
ob mutatam religionem migrandum esset, commendatus fuit mona- 
sterio Weingartensi; ubi cum jam sesqui annum mansisset, 
facultatem a suo praesule obtinuit, beneficium aliquod suscipiendi, 
ne Weingartensibus, licet in eum humanissimis, diuturnior mora 
molestior esset (1531). 

Unde Jacobus, abbate Bonaventura 18. Dec. 1531 in posses- 
sionem suam restituto, iterum Rhenaugiam reversus, una cum 
abbate illice et Melchiore de Gachnang res monasterii strenue 
restaurare adnitebatur. Cum per 18 annos tam in oeconomicis, 
quam in spiritualibus operam suam impendisset, anno 1549 ex- 
petitus fuit, non solum a cognato suo Joanne abbate ad S. Geor- 
gium in Stein, sed etiam a magistratu oppidi Zell ?, ubi ille exul 
morabatur jam senex ac viribus deficiens, cujus Jacobus noster 
vices tam in cura animarum, quam in caeteris negotiis, suppleturus 
erat. Obiit probabiliter in praepositura Clingencellensi anno 1555. 


1 Familia Paigerorum videtur e Constantia Scafhusium migrasse, 
ubi postea inter patricios sub nomine de Peier locum quam primum tenebat. 


? Zell, Cella-Ratolfi. 


(Fortjegung und Schluß im folg. Bande.) 


# 


Kleinere Mittheilungen, 


Archlv. XU. 19 


1. Zur Geſchichte der Freiburger Klöſter. 


Bon Prof. König. 


Veranlaſſung und Hauptquelle zu nachfolgender Mittheilung über 
einige der Freiburger Klöſter bildet eine Papierhandſchrift in Quart, 
148 Seiten enthaltend und betitelt: „Lebensbeſchreibung einiger Cloſter— 
Frauen ꝛc. und andere Merkwürdigkeiten“, welche im Jahre 1761 zus 
ſammengeſtellt wurden (nach S. 104) von P. Gregorius Bau— 
meijter, professus monasterii S. Petri, „jedoch nicht aus dem alten 
MS., da3 verloren gegangen fein jolle, fondern aus einer Abjchrift von 
der Hand einer Cloſter-Frauen ded jogennannten neuen Cloſters zu 
Freyburg, woraus auch das (von S. 104 an weiter) Folgende genommen“, 
Am Schluffe des Ganzen S. 148 iſt gefagt, daß die Abſchrift und die 
Zuſammenſtellung der weiteren Nahrichten gefertigt worden im Jahr 1729 
von Soror M. Urfula, Eujtorin des Clojterd Adelhaujen. 

Das „alte Manufcript”, nah melden die von Baumeilter 
benugte „Abſchrift“ gemacht war, ijt unmittelbar vorher auf derjelben 
Seite näher jo bezeichnet: „Seriptum im jahr Chriſti MCCCCLXXXII 
Amen. Zu Abelhaufen, nachdem al3 ich me dann fünfzig (Jahre) im 
prediger orden unmürdiglich gelebt Hab, Johannes Meyer, Beidt: 
vatter de3 Cloſters Mariae de annuntiatione Domini, nad St.-Bern— 
hardis Tag.“ 

Der urjprünglihe Verfaſſer des größeren Theiled unjerer Hand 
ſchrift ift fonah Johannes Meyer; eine fpätere Seite gibt num 
näheren Aufjchluß über diefen Mann, S. 124 beginnt: „Das Leben 
des P. Johannes Meyer, wie man es im Luftgarten des Prediger 
Ordens findet. Hab’ ſolches, jagt die Klojterfrau, allhier wollen bei- 


i Gregor Baumcifter wurbe geboren ben 29. Auguft 1717 zu Wiefenfteig, 
erhielt feine Vorbildung im Klofter Elchingen bei Ulm, Tegte Profeß ab in Et. Peter 
44. November 1737, beffeibete fpäter das Amt des Öfonomen und Ardivars, und 
ftarb als Prior zu St. Ulrich 8. Juli 1772. Seine für die Geſchichte von St. Peter 
fehr reihhaltigen (ungebrudten) Schriften find verzeichnet bei Mone, Quellenfamme 
lung 1, 62. 

19° 


292 


fegen, weilen meiftens, was ich in biefem Büchlein zufammen gefchrieben, 
aus feinen alten Schriften an vielen Orthen hergenommen.“ Folgt 
eine kurze Mittheilung auf zwei Seiten, nad welder Meyer in Zürich 
geboren wurde, daſelbſt in den Dominicaner-Orden eintrat, ſich in allen 
Höjterlihen Qugenden außzeichnete, jo daß er „meit und breit von 
großen Herren und Fürjten geehrt, ald wäre er ihr aller Vater“. Er 
wurde nad Freiburg geſchickt, um „die damal drei herrlichen Clöſter 
Abdelhaujen, St. Agnes und St. Magdalena zu reformiren (glaublich 
um das Jahr 1462), welches er auch werkitellig gemadt hat in eben 
bejagtem Jahr, wie in dem MS. woraus dieſes jchreibe, pag. 61 zu 
lejen”. Er blieb in Freiburg als Beichtvater von Mbelhaujen; „itarb 
jelig im J. 1485 auf St. Prarebid Abend vnd iſt in bem Eingang 
des Chors bei der Stiegen vor unſrer lieben Frauen, wie er begehrt 
bat, begraben worden. Er bat gejchrieben eine Chronik der Päpſte, 
die dem Hl. Drden gute getan‘; item librum de reformatione 
ordinis praedieatorum, qui asservatur in Schön-Steinbach, quem 
auxit priorissa S. Nicolai Argentinae.“ 

Die Klöfter, über welche unfere Handſchrift Mittheilungen bringt, 
find Abdelhaujen, St. Agnes, das Regelhaus zum Lämmlein, St. Katha= 
rina und St. Magdalena. 


1 Diefe Chronik ift erhalten und jett im ftäbtifchen Archive. Eine zweite 
dafelbft befindliche Handſchrift von Meyer, vollendet 1469, ift eine beutiche Bear- 
beitung ber Vitae fratrum ordinis praedicatorum (|. bie folg. Note), 
Papierhandſchr. in 4, 152 Bl. Die Schrift ift abgetheilt in fünf Büher Das 
erfte beichreibt das Leben der fünf erſten Generalmeifter bes Ordens: Jordanus in 
66 Kapiteln, Raymund de penna forti 3 Kapp., Zohannes 6 Kapp., Humbertus 
4 Kapp., Johannes v. Vercelli 11 Kapp. Das zweite „ſaget von den erjten heiligen 
wiefen geleerten Vättern brediger ordens”, welche unter ben genannten Meiflern ges 
lebt haben, 11 Kapp., darunter 8. 2 u. 3: „bie in tutzſchen landen burtig fint 
gefin’; KR. 4: „Bon etlihen Bettern, die befunder in Elfas und Swoben gelebt 
haben.” Das britte in 6 Kapp. „faget was gnaben die mutter Gotte8 Maria ben 
brübern pr. ord. getan bat“. Das vierte in 5 Kapp. „berichtet gutte byſpilliche 
exempel“. Das fünfte in 8 Kapp. „faget von dem feligen ende vnd bl. Ieben ber 
brüber‘; das Schlukfap.: „warum biß buch gefchriben ſei“. Es geſchah bieles 
„allen prebiger fweftern zu troft“, „under baß fie aljo bovon Iefen, daß fie merken 
mit fliffe, wie fie mit yrem leben fo vngleich vnd verre fint dem feligen Leben, das 
bo gelüchter hat in unferen heiligen Bettern vnd was wir dan ungleiches finden von 
ber regel ber gerechtigfeit, daß wir das widerbringen mit Gottes Hilffe in bem teg— 
lichen fampfje der untugent wider bie tugent in ber lynien ber geweren geiſtlichkeit 
unjeres bL ordens u. f. w.* Meyer fchrieb aud eine Ehronif von St. Agnes, 
j. unten. 


293 


Adelhaufen. 


Diefem Klofter iſt S. 1—123, ſonach der größte Theil, ausſchließ— 
lich gewibmet; trogdem iſt das für die äußere Gejchichte desſelben in Be— 
trat kommende Material ein fehr geringe, um jo reicher dagegen 
jenes für das innere Xeben, weldes S. 4—102 umfaßt. Unter der 
Überſchrift: „Lebensbeſchreibung etlicher Schweitern zu Adelhauſen, ordin. 
S. Dominici. Gezogen aus dem Bud, des Lebens bejagten Cloſters“ 
folgen Berichte über fiebenundvierzig Nonnen dieſes Hauſes; es find 
nicht Lebensbejchreibungen im gemöhnliden Sinne des Wortes: von 
vielen Schweſtern find nur die Stlojternamen angegeben, von andern 
bloß die Heimatdnamen, mitunter die Zeitdauer des Föfterlichen Lebens, 
nirgends aber ift die Zeit jelbit, Jahr und Tag der Geburt oder des 
Todes angeführt. Zweck diefer Berichte iſt: das geijtliche innere Leben 
diefer Nonnen zu ſchildern, die myjtishen Außerungen und Erjheinungen, 
wie fie indbejondere im Predigerorden bald nad) deſſen Gründung fich 
fundgegeben haben. 

Läßt ſich hiedurch die Zeit, welcher dieje Perfönlichkeiten angehören, 
mit ziemlicher Sicherheit bejtimmen, jo fommt im vorliegenden Falle noch 
ein äußeres Zeugniß in Betracht. Die Duelle, welder Johannes Weyer 
in dem legten Drittel des 15. Jahrh. bei diefen Lebensbeſchreibungen 
folgte, oder richtiger, welche er einfach reproducirte, war die noch erhal: 
tene, jet auf dem ſtädtiſchen Archiv befindliche Abjchrift der jog. Chronik 
der Anna von Munzingen. Dieje lebte um dad Jahr 1318 als 
Priorin in Ndelhaujen, ihre Aufzeihnungen find, joweit befannt, die 
ältejten, welche über dieſes Kloſter fich erhalten haben; das Driginal 
ilt verloren, die Abjchrift in Klein Dctav auf Papier enthält 171 Seiten 
und hat am Schluß die Unterjchrift: Der dis büchli schreib mit siner 
hant, Johannes Hull von Strassburg ist er genannt. Anno 
ÄXXIII? (1433). Wir geben von diefer für die Gejchichte des Prediger: 
Ordens wie für bie Geftaltung des religiöjen Lebens im Breisgau bes 
achtenswerthen Quelle hier nur eine Anhalt3überjiht!. Nah einem 


ı Mir gebenfen dieſe Chronik im nächften Bande vollfländig zu veröffentlihen. — 
Das Vorbild für bie zahlreichen Bearbeitungen ber Vitae war gegeben durch ben 
franzöfifchen Dominicaner Gerhart von Frachet (blübte um 1260), ber im 
Auftrag des Generalmeifters das erfte Werk diefer Art verfaßte. Antonius Senenfis 
berichtet (Bibliotheca ordinis fratrum praedic. Paris 1585, pag. 91): Frater 
Gerardus de Fracheto, natione Gallus, patria Lemovicensis, qui Parisiis 
in manus magistri Jordani professionem emisit, vir vita et doctrina clarissi- 


294 


furzen Eingang über die Stiftung des Kloſters beginnt mit ©. 3 
die eigentliche Aufgabe, melde fi die Schreiberin gejtellt, nemlich die 
Erzählung und der Bericht der „genaden”, ber „grofien Dinge“, die 
einzelnen Schmweitern diejes Haufe „beihahen”. 

Die erjte, deren geiftliche® Leben ganz kurz beichrieben wird, ijt 
die Priorin Anna von Selden. Die zmeite ift Adelheid von Breijad) ; 
mit diejer beginnt P. Baumeilter auf ©. 2 feiner Abſchrift, und 
bringt (bis ©. 79) 31 Lebenöbejhreibungen von Nonnen und eine 
jolde des Kloſter-Schaffners gleichlautend mit der ältern Ehronif, nur 
daß die Sprahe modernifirt, Manches ungenau, mehre Namen auch 
unrihtig gegeben find. Die Chronik hat noch eine kurze Beihreibung 
einer Schweiter Anna Qurnerin, dann folgen mit Bl. 71 bis Bl. 75 
jummarijche Angaben über die mancherlei Gnaden, deren fich die Adels 
baujer Schmweitern zu erfreuen hatten, 3. B. des jog. myſtiſchen Schwebens, 
der Ekitaje, der Demuth, BI. 75 ein Gebet, nad) diejem die Bemerkung: 
Ir sollet wissen, das wir kume den halben theile haben ge- 
schriben die gnode, die Gott den swesteren an hett getan, wann 
do man das büch schreib, do waz der swester an der merteile 
tot, die es alles wisseten. Wieder ein kurzes Gebet, dann Bl. 76 
die Angabe: Do swester Anna von Muntzingen dis büch schreib, 
darob dis geschreiben ist, do zalte man von Gottes geburte 
MCCCXVIIL jare. 

Es folgen noch zwei Predigten: die erjte von Bruder Conrad von 
Ehlingen „von vnsers herren Lichame*; die zweite von dem Pro— 
vincial Bruder Wolffart: „der brediget vns am sant Mathis tag 
vnd dis was sin thema: Nimis honorati sunt etc.* Bl. 81—83. 
Nach diefem eine Bitte ber Verfaflerin an ihre Leſer: „Ich swester 
Anna von Muntzingen die das büch geschriben hett bitte alle die 
es lesent oder hörent lessen, das si min getrüwliche ze Gotte ge- 
denkent vnd in bittent, das ich ein volkomen mönsche werde ond 
daz min leben kome zü einem güten ende u. s. w.* Den Schluß des 
Ganzen bildet eine Predigt von dem Leſemeiſter von Köln Bruder 
Nikolaus. 


mus .. jussu Humberti generalis magistri ord. nostri ex multis quae in ordine 
per varias mundi partes contigerant, et illi relata fuere in comitiis generalibus 
n. 0. per patres, gravissimas quasi colligens spicas quae aliorum manus effu- 
gerant, hoc est, multa quae ab aliis scriptoribus ante eum praetermissa fuerant, 
vel ignorata collegit in unum librum, qui dieitur Vitae fratrum ordinis praed., 
qui distinguitur in 5 partes. Dicfe Vitae wurden gebrudt Douay 1619 und Bas 
lencia 1657, 


295 


Bei Baumeifter folgen S. 80-102 nod fünfzehn meitere 
Lebensbeſchreibungen, welche Anna von Munzingen nicht hat; er jchließt 
mit einer allgemeinen Betrachtung über die Pjalmjtelle: Pretiosa in 
conspectu Domini mors sanctorum ejus und der oben ſchon angegebenen 
Bemerkung, aus welcher hervorgeht, daß dieje weiteren Berichte dem Jo— 
hannes Meyer angehören, welder feine Betrachtung mit dem Wunjche 
endete: „bei diefen guten Gottesfreundinnen beitattet und begraben 
zu werden”. | 

Aus dem Biäherigen ergibt jih: die älteſte Gejtalt, in welcher 
die Chronik der Anna von Munzingen erhalten geblieben, ijt Die von 
Johannes Hull im Jahre 1433 gemadte Abſchrift; ermweitert wurde 
diejelbe dur Fohannes Meyer 1482; ob dieje Arbeit noch vorhanden, 
läßt ſich zur Zeit nicht bejtimmen, Baumeilter kannte fie nicht, er hatte 
al3 Vorlage eine davon im Jahre 1729, durch die Schweiter M. Urjula 
gefertigte, ohne Zweifel in der ſprachlichen Faſſung jchon jehr modernifirte 
Abjihrift, da diefe als Haushronif angefertigt wurde. 


Mir laſſen nun die wenigen biftorijhen Beftandtheile der 
Baumeifterfjhen Handſchrift über Adelhauſen folgen. 


©. 3 berichtet über die Gründung: „Diele Cloſter wurde ge: 
jtiftet um das Jahr 1232 von Adelheid, einer Gräfin von Freyburg 
unter dem Titul: De annuntistione Dominica. In bejagtem Jahr 
wurde ſelbes Cloſter durch Herren Heinrich, Biſchoffen zu Conſtantz, 
von der Pfarrkirchen zu Freyburg losgeſagt und eximirt, welches Die 
ploma hieher jeßte, allein mweilen ſelbes in dem MS. einer Elofterfrau 
aus dem neuen Glofter (mie e3 heut zu Tag genennt wird) jo übel 
abcopirt worden, daß jchier nit weiß, was einige Wörter heiffen jollen, 
jo muß ſelbes hindann laſſen.“ 

„Im Sahr 1245 den 12. Juni ift das Cloſter Adelhaufen in dem 
Coneilio zu Lion in Frankherich von Papft Innocentio, dem Aten, dem 
Predigerorden einverleibt und bejtättiget worden.“ 

Anna von Munzingen berichtet, dab fi darum wie um bie 
Hebung der neuen Stiftung bejonders die Gräfin Kunigunde von 
Sulz verdient gemacht habe. Über diefe bringt die Baumeifter’jhe Hand: 
ſchrift ©. 121 eine kurze Lebensbeſchreibung. 

„Die felige Cunigundis von Habsburg, ded Grafen von 
Habsburg Rudolphi I, hernach ermöhlten Römiſchen Kayſers Leibliche 
Schmeiter, war erftlih vermählet einem Grafen von Sulz, ift aber 
nad Ableben deßſelbigen von dem jel. Gualtero, Prior des Convents 


296 


Prediger Ordens in Straßburg bewegt worden, alle Ehren und Reich— 
thumen zu verlafjen, welches fie aus munderbarer Cingebung bes 
hl. Geiftes werkſtellig gemacht und hat das heilige Orbensfleid aus ben 
Händen des jel. Gualteri in dem Cloſter Adelhaujen Prediger Ordens 
bei Freyburg under der geiltlihen Mutter Anna von Selden, damahligen 
Priorin der Berfammlung, angenommen. Sie leüchtete mit großen 
Tugenden und ließe ihr der Erhöhung und Ausbreitung des Ordens, 
abionderlich de Cloſters Adelhaufen jehr angelegen jeyn. Wie dann 
dur ihre Mühe und Arbeit auch Reichthum dapelbige, jo vorher ſchlecht 
und arm mare, ze einem der vornehmiten Klöfteren in Teütſchland ge— 
macht und anno 1245 auf dem Lyoniſchen concilio generali von 
Papſt Sunocentio IV dem Prediger Orden auf ewige Zeiten einverleibt 
worden, und nachdem das Cloſter noch zu ihren Zeiten von einem 
feindlichen Lager jehr ruinirt worden, hat Keyjer Rudolph 320 Marckh 
den Schweiteren zugeſchickt, wodurch das Glofter viel jhöner und herr: 
licher erbaut worden. Das Bühklin, in welchem genannte Summa 
iſt überjchiefht worden, ijt noch heütiges Tags vorhanden.“ 

„Der erite Cardinal Prediger Ordens Hugo a ©. Charo päbit- 
liher Legat in Teütſchland und der Hi. Petrus von Mayland, act 
Jahr vor feiner Martyr haben Cunigundam heimgefuht und ihre rare 
Qugenden bemunderet. Endlih, nachdem fie in großer Vollkommenheit 
dem König Himmel3 und der Erde gedient, hat fie die Cron der ewigen 
Glücjeligkeit dur einen feligen Tod erhalten um das Jahr Chrifti 
1250. — Ex antiquis MS! Adelhus. et probatis auctoribus.* 

Weitere, kürzere Angaben (S. 104 und 105) berichten, daß das 
Klojter dreimal: 1282, 1320 und 1410, abgebrannt jei. 

©. 106—116 folgt ein durd) den Abt Othmar von St. Trutpert 
eingeleiteter Bericht über „ein merfiwürdiges Erempel”, welches ſich 1480 
zugetragen. Barbara Behem, Tochter ded SKlofterichaffners in St. Trut— 
pert, war in der Oſterwoche in Freiburg und wurde bei dem Kloſter 
Adelhaujen von einem „rajenden” Hund gebifjen, erkrankte tödlich, fiel 
in eine Eckſtaſe, berichtete bei ihrem Erwachen das von ihr Geſchaute 
und verlangte, dat alle Hausbewohner herbeigerufen werden, bamit jie 
ein Öffentliches Bekenntniß ihrer früher verſchwiegenen Sünden ablege. 
Nachdem dieſes gejchehen, verichied fie. Auf Anſuchen des Beichtvaterß 
von Abelhaufen Zohann Berger ließ ber Abt durch einen Notar ein 
Protofoll aufnehmen, unter Beizug glaubmwürdiger Zeugen, und durd) 
jein Abts-Inſiegel bejtätigen. 

©. 116 ff. Mittheilungen über Erlebnifje aus den breißigjährigen 
Krieg: Bebrängniffe, Rettung durch die Fürbitte des hl. Morig, Acha— 
tius und ihrer Genojjen. 


297 


. Weitere Notizen auch über Adelhauſen geben die num folgenden 
furzen Berichte über drei weitere Klöjter. 


St. Agnes. 


S. 1233: „Im Zahr 1264 kam die jel. Frau und Mutter Bertha 
mit ihren Gijpielinnen von Breyjah gen Freyburg im Breysgau und 
fieng an da3 Frauen-Cloſter zu St. Agnejen Prediger Ordend. Wie 
aber dafjelbe zuging und wie das Glofter zunahm im geiftlichen und 
weltlihen in feinem Anfang, und wie es darnach mehr dann über 
200 Jahr reformirt und objervanzlich bey unjeren Zeiten 1465 beichlofjen 
ward, da hab ich ein beſonderes Büdlin darvon gemacht denjelben 
Schmeitern zu lieb in mehr dann 20 Gapitel getheilt. Ich befihle mid) 
in eure Gebet Bruder Johannes Meyer, der nun mehr dann 
50 Jahr gepreitenhaftiglich gelebt Hab unmürdiglich in dem HI. Prediger 
Drden, aljo daß mir nad diefem Elend erfolge ewiges Leben. Amen.” - 

Diefe Schrift ift nicht erhalten. Über die Stifterin von St. Agnes, 
die jelige Bertha, folgt ©. 126 ff. eine kurze Mittheilung: 

„Sie wurde in dem Eljaß aus edlem Stamme geboren unb mar 
die GStifterin ded Cloſters St. Agned Martyrin zu Freyburg, mare 
eines jeligen Lebend. Der gottjelige Johannes Meyer jchreibt in dem 
Lujtgarten des Hl. Prediger - Orden? am 7. October aljo aus den 
uralten Adelhauſiſchen Schriften: Dieje jelige hochadeliche Dam hat 
erjtlih zu Breyjad ein einjames, frommes, gottjeliges Leben geführt 
und bdajelbit eine Verſammlung gottjeliger Jungfrauen und adelicher 
Damen angefangen. Nachmals aber im Jahre 1264 ijt fie mit ihren 
Geipielinen von Breyjah nad) Freyburg kommen und bat bajelbit ein 
Elofter zu Ehren der hl. Jungfrauen und Martyrin Agnes gebauet, 
jo aber in dem ſchwediſchen Krieg ijt veritört worden, wie hernach wird 
gemeldet werden. In diefem Clojter hat fie 40 Jahr ihrem himmliſchen 
Bräutigam in großer Heiligkeit gedient, gienge niemaln nach der Metten 
zur Rub, fondern verharrete ſtets in Betrachtung und geiftlichen Übungen. 
Ihr ift oftermalen Chriſtus und feine würdigſte Mutter erjchienen. Iſt 
endlih im hohen Alter dafelbit im Herrn entihlafen und in großer 
Würbdigkeit begraben worden. Hat mit viel Wunderzeihen geleuchtet 
allda bis auf 1647, ben 18. Jener, da hat man mit Erlaubnuß ©. Hoch— 
würden P. Provincials ihr Grab eröffnet und ihre Gebein daraus ge- 
nommen, dabei den hochw. P. Prior, P. Beichtvater im Beiſeyn vieler 
fürnemer Perſonen jelbe erhoben und in ein Trüchlein gelegt und in 
die Prediger Cloſterkirche gethan bis auf die Zeit, da dag Gottshaus 
Adelhauſen erbauen worden.” | 

Archiv. FA. 19** 


298 


Dieſes Trüchlein befindet fich anjego in unferm Chor in dem neuen 
Cloſter Adelhaufen, wovon in einer alten Schrift alſo gelefen wird: 
„Allda feint verjchlojien die Hl. Gebein von der jeligen Schmweiter und 
Mutter Bertha, welde ein Stiftrin geweſen des Clojter St. Agnejen, 
St. Bernhardisorden aus der Stadt Breyfah aus dem Gotteshaus 
Maria: Am und Ihre HI. Reliquien feint hernach trandferirt worden in 
das neue Clofter Adelhaufen 1694. Die Elofterfrauen jeint zmar Willens 
gewesen, jelbige mit jchönen Zierrath zu umfaflen und zur öffentlichen 
Beneration an hohen Feſten auszuſetzen, ift aber aus erhöblihen Ur— 
ſachen noch bis bato nit gefchehen.“ ! 

©. 1283 berichtet über ein „Salvatord Bild“, weldes von 
St. Agnefen=Elofter noch vorhanden. „In folder Geltalt, mie dieſes 
Bild Hat fih unfer Lieber Herr gewürdiget der feligen Mutter Bertha 
zu erjcheinen und hat mit ihr oftermalen die Mette oder Tagzeiten ges 
betet. Dieſes Bild Hat etwas abſonderliches an ihme, wann es ſchön 
von Angefiht und einem freundlich ift im Gemähl, jo kommt e3 denen 
Menſchen, welche bei Gott nit wohl in Gnaben fein, fordtfam und er— 
ſchröklich vor.“ Folgt als „Zeugnus deſſen“ ein Vorgang mit einem 
Hufaren:DOffizier im 3.1712 2, — Ein weiteres, aus dem Agnejen-Glofter 
ſtammendes Bild ift „Unfrer lieben Frauen Vesperbild“s, worüber 
©. 131 fi. Näheres berichtet wird. Hiernach ftammt dieſes, jet auf 


1 Diefe Reliquien find noch erhalten, — Die Mutter Bertha erwähnt aud 
Gonr. Zittard in feiner hiſtor. Lebensbefchreibung ber General:Meifter Pr.:Orb. 
(Dilingen 1596) ©. 122 mit ben Worten: „Bertha, eine jehr andächtige Schweiter, 
von Adelichem Stammen geboren, vnd eines heyligen Lebens biß inn ihr enb, hat 
gebawt das Glofter das genannt ift zu S. Agnefen in Fryburg, Goftniger Bisthumb, 
ba fie begraben ligt im grofjer würbdigfeit, fte lebt vierkig Jar im Orden, gienge 
nach ber Metten niemaln zu rhu, beren aud Ehriflus vnd fein würbige Mutter 
ofternmalen erſchienen.“ 

2 Das in ber Adelhauſer Kirche Aufbewahrte und nad ber Haudtrabition als 
das oben befchriebene Bild geltende ift ein ſeht ausbrudsvolles, ſchön auf Holz ges 
maltes Bruftbild des Erlöfers, welches jedoch aus viel fpäterer Zeit flamme. Kug— 
Ver bezeichnet e8 als eine Arbeit aus der Säule bes Ulmer Malers Martin 
Schongauer, ſ. Handbuch der Kunſtgeſch. 4. Aufl. 2, 398. 

2 Vesperbild ift wie „Ichmerzhafte Mutter” bie volksthümliche Benennung 
ber Darftellung der heiligen Jungfrau mit bem Leichnam Chrifi, wofür bie Sprache 
ber Kunſt bas italienifche Wort Pietä angenommen hat. Bol. Müller-Mothes, 
archäolog. Wörterb. 2, 749 u. 964, wo jedoch ber Ausbrud „Vesperbilb* nicht er 
Märt wird. Diefer ift hergenommen von einer ben canonifchen Tagzeiten nachgebil: 
beten Betrachtungsweife des Leidens Chriſti, auf die Vesper fällt die Betrachtung ber 
Niederlegung bed vom Kreuze genommenen Leihnams in ben Schooß der vom 
Schmerz durKbrungenen Mutter bes Herrn, 


299 


dem rechten Neben » Altar der Aoelhauferfirche befindlide Bild aus 
dem Glofter „an den Steinen“ zu Bajel und murde zur Zeit ber 
Reformation von einem dem Fatholifhen Glauben trog aller Bedrohung 
treu bleibenden Manne nad Freiburg in das Cloſter St. Agnes ge: 
bracht, 1647 kam ed in die Kirche von Adelhauſen. 

&.134: „Das Elofter St. Agnes ift vormals geitanden in ber 
jogenannten Münden Borjtabt ohnmeit vom Prediger Thor, über ben 
Graben hinüber.“ * Daran anfnüpfend bringt die Handſchrift von 
S. 135 eine ziemlich eingehende Darjtellung der verjchiedenen Friegeriichen 
‚ Begebenheiten von 1632—1644, insbejondere ber die Stadt Freiburg 
und die nächfte Umgebung berührenden; wir lafjen hier das über Die 
Zerftörung von St. Agnes und anderer Klöfter Berichtende folgen. 

©. 140: „Im Jahr 1644 als die große Schlacht bei Rotweil ge 
ſchehen und alſo vil Kayjerlid und Bayeriih Volt allda verjammlet 
war, hat man fich zu Freyburg wieder bejorget, die Stadt möchte be- 
fagert werden. Dahero man ben 30. Märzen am Mittwoch nah Oftern 
den Herren von Allerheiligen, den Frauen zu St. Clara, denen zu 
St. Agnes und den Neyerinen hat anzeigen lafjen, man. werde ihre 
Elöfter miniren, damit, wann dag Kayierliche Volk vor die Stadt fomme, 
man jelbe gleich könne zerjprengen. Doch haben fie allein von benen 
Kirchen gejagt und wurde gleich noch felben Tag bei St. Clara der 
Anfang gemadt. Den 4, April kamen fie aud zu St. Agnes und 
ohnangejehen alle8 Bitten tief unter den Chor gegraben. Als ben 
nädjiten Tag nad) St. Johannis ein Fayjerlihe Partei vor die Stabt 
ruckte, famen täglich mehr, daß aljo bis den 23. Juny bie Kanjerlichen 
und Bayerſchen Bölfer, jo bei 16,000 Dann jtarf jollen geweſen jein, 
fih völlig zur Stadt gezogen. Dahero der Commandant Canoffzi be: 
fohlen die Minen auzuzünden, mweilen aber diejed Anzünden ohne Wirkung 
war, jo murbe das Cloſter St. Agnes jamt der Kirche mit Stroh 
und pulver in brandt gefteckt und alljo alles zugrund gangen.” 

„Die Belagerung mwährte 5 Wochen; durch breich jchießen famen 
fie in die Vorftabt, allmo fie von dem Lehener bis Prediger Thor an 
viel Orten bie Thi.en und Mauern ruinirt und durchſchoſſen, und 
MWillend waren, einen Sturm zu wagen. Allein die Franzoſen und 
Schweden mahten einen Accord mit ihnen unb übergaben bie . Stadt, 
feind aljo bei 11,000 Mann ben 28. Juli 1644 aus der Stabt, und 


ı Rah dem Stadtplan von 1589 ift diefe Angabe unrichtig und offenbar eine 
Berwehielung mit der Stätte bed Klofters der Neuerinnen; St. Agnes (auf bem 
Plan Nro. 17) Tag unweit und fübwehlih vom Lehener Thor, auf ber Stätte ber 
jeßigen höheren Bürgerſchule. 


300 


die Bayeriſchen hineingezogen.” (Folgt eine kurze Erwähnung ber 
Schlachten am Schönberg und Lorettoberg, 3. u. 5. Auguft 1644.) 
An dem Tag, da das Eloiter St. Agnes verbrenndt wurde, erfuhren 
gleiches Schidjal das Glarijjerinen Cloſter, dad Cloſter der Reuerinen 
und ein Schweſterhaus ord. S. Domin. ſammt der ganzen Prediger 
und Lehener Vorſtadt, jo Alles verbrenndt und abgebrochen wurde. 
„Weilen denn die Clojterfrauen von St. Agnes nimmer zu bauen 
im Stand waren, jo haben fie fi anno 1647 mit denen zu Adelhaujen 
(deren Cloſter auch aljo übel zugericht, daß es nicht zu bewohnen war) 
vereiniget, zu melden fie den 4. Januarii proceffionsweis mit Vortra- 
gung des Bild der Hl. Agnes, ihres Gottshaujed Patrönin, gezogen.“ i 


— — 


Unſerer Handſchrift liegen einzelne Blätter bei mit verſchiedenen Notizen, dars 
unter über den Bermögensjiand von St. Agnes Folgendes: 

„Was die Agnefer Glofterfrauen nah Adelhaufen gebracht haben“: 

1. Der fel. Mutter Bertha Reliquien (folgen einige mit ben obigen überein= 
ſtimmende Angaben). 

2. Haben fie mit fi bradt Briefe und Tiegende Güter, Ader und 
Matten, Kirchengezierd, Hausrath. — Die Schwefter Scholaftica von Bollſchweil 
mit Schwefter Chriftina in bem eriten Jahr da fie gefommen ift, hat gebracht bem 
Eonvent 400 Gulden an lauterem Gold, und ein Pferd. — Eine filberne vers 
guldte Monftranz, ein filbernes Rauchfaß, eine filberne Schale, ein filbernes 
Löffelchen. — Item von Et. Agnefen eine gute Orgel, Altartüder, Meß— 
gewänder, ein guldener Kelch, ein filberner Kelch, zwei Levitenröde, aller Farben 
Sammt:, Damaft: und Tafent:Meßgewänber, acht große Heilthumſchrein, wie auch 
viel Meine und fonft hübſche Kirchenzierden. — Allerlei Küchengeſchirr, feines 
Kupfer: und Zinngeſchirr. An Früchten: jährlich bei 330 Mut. An Gütern: 
zwei Stüd Reben, bas erſte 36 Haufen bei St. Agnejen Glofter, das bat man 
verliehen um 43 Eaum; das andere Stüd, 22 Haufen, ift anno 1449 um 650 
Gulden baar Geld verfauft worden. Mit diefem Geld hat man anfangen bas 
Cloſter Adelhaufen, welches nicht gar ruinirt worden, wieder ze bauen; bat ein 
Stuben fammt ſechs Gemach gebauet, daß die Schweftern wicber haben fünnen im 
Glofter wohnen zur Notbburft, als zwei Schweftern zufammen. — Eine Matte, mit 
Namen Glaras Matte, it 13 Juchert geweien. Davon bat man ben Prediger Herren 
geben 5 Juchert für 500 fl., jo man ihnen ſchuldig gewefen; 8 Juchert find vers 
fauft worden um 490 fl., das Geld ift aud verbauen worden. — An 7 Juchert 
Matten bei Betzenhauſen, die find auch verfauft worden um anderthalb hundert Gul- 
den. Mehr: Biertbalb Juchert Matten, verfauft um 200 fl., davon für bie Kirchen: 
fenfter verwenbet 100 fl. 

Ader. 3 Juchert hat man dem Schmied au der Schuld gegeben. Item ein 
Korngilt zu Zins verkauft, ift alle Jahr 15 Mutt gewejen um 250 fl. Mehr, eine 
Matte verfauft um 180 fl., ein Garten zu Ebringen um 150 fl., jährlih 10 Mutt 
Roggen zu Crotzingen verkauft un 300 fl. baar; Neben verfauft, 6 Haufen um 
224 fl. Item haben wir die Kirchen Mauerflein von St. Agnes ben Herren ber 
Stabt verfauft um 200 fl. | 

Folgt ein Verzeihnig der Schulben von St. Agnes, vom 15. Juni. 4657. 


301 


Von dem Regelhans zum Lämmlein genannt ‘. 


S. 143: „Anno 1490 wurde angefangen eine Verſammlung frommer 
PVerjonen ze Fryburg in der alten Stadt gelegen, waren Schweitern ber 
3. Negel des HI. Franciscuß, gehörten und ſtunden unter dem Biſchoff 
zu Conftang. Diejed Gotteshaus jtunde bis 1647, mweilen fie dann aud 
wie obige in dem Schwediſchen Krieg jehr vieleß gelitten und in Ab- 
gang kommen, jo gieng e3 in bejagtem Jahr auch ab, da die Schweitern 
nah und nad) bis auf drei gejtorben, deren zwei in den Drden der 
bl. Elara allda und die dritte in Orden de3 hl. Dominicus zu Abel: 
haufen getreten. Am Sabre 1651, nachdem fie an bejagten Orden bie 
hl. Profejfion abgelegt, wurde auf bijchöfliches Gutheifjen von dem noch 
vorhandenen Vermögen disponirt.“ 


St. Ratharina. 


©. 144: „Dieſes Cloſter ift gejtanden in dem Dorf Würi bei 
Freyburg?, war aud von dem Drden des hl. Dominicus und wurde 
erbauet anno 1297, darzu den Plak und die Freiheit gegeben Herr 
Graf Egon. Dieje Grafen heißen jegt Grafen von Fürſtenberg, Herren 
von Freiburg. Wurde erbaut von einem Priejter mit Namen Thomas, 
Diejer Graf Egon Liegt hier zu Freyburg in dem Münijter begraben. 
Requieseat in pace. 

Anno 1675 zu End des September3 jeyndt die Brandenburgiichen 
Völker, welche Breiſach bloquirt, abgemichen, deſſentwegen ein große Angjt 
im ganzen land gemejen, aljo daß jedermänniglich in Sorgen geitanden, 


Dieje hatten im J. 1651 die Summe von 1813 fl. betragen, zahlbar an das Pres 
diger Cloſter; davon waren jekt 1316 fl. abbezahlt, der Reſt wurde gumvillig nach— 
geſehen. 

ı Sogenannte Regelhäuſer, d. h. Genoſſenſchaften, samenungen, von Jung: 
frauen und Wittwen, welche ohne feierlihe Gelübde nach der britten Regel der Frans 
ciscaner oder der Prediger lebten, Beghinen (wie fie noch jept in Belgien heißen 
nad dem Stifter diejer Vereine, bem Priefter Lambert le Beghe in Lüttich, 1184), 
gab es in Freiburg mehrere; das ältefte ericheint 1307. Vgl. Schreiber, Geſch. 
der Stabt Freiburg 2, 28. Das Negelhaus zum Lämmlin war das Haus zum 
Kriftallberg am weitlihen Ende der Clariſſergaſſe. 

2 Nach dem alten Plane wie nad) ber Tradition war Abelbaufen an ber Stelle, 
wo heute noch die Kapelle fteht zwiichen Wiehre und ber Schwimmbabitraße; St. Ka⸗— 
tbarina, nur durch eine Straße bavon getrennt, lag etwas weftlicher, ungefähr in 
ber Richtung der jegigen Schwinmbabitraße. 


302 


die franzöfiiche Armee werde gleich Freyburg belageren,, bejjentwegen 
jedermann der Stadt zugeflohen. In biefem Schreden, und Lärmen 
haben ſich auch die Glofterfrauen bei St. Catharina auf die Flucht ges 
riht. Und ala fie das Vornehmite, jonderbar an Kirchengeräth in die 
Stadt flehnten (flüchteten), hat es fich begeben, daß ein gemweihlte Schweiter 
mit Namen Juliana Kremjin ein Maria:Bild, von Wachs gemacht, welches 
auf dem hohen Altar gejtanden, auch herab genommen, Willens ſolches 
auch ein zu paden und zu flehnen. Als fie aber dieſes Bild in die 
Hand nahme, hat fie mit Verwunderung gejehen, daß demſelben Zäher 
aus den Augen über die Wangen herabflüffen. Defjentwegen jie mit 
groſſem Schreden das liebe Bild in den Greußgang getragen, allwo 
andere Conventſchweſtern, aud andere weltliche Leuth verjammlet waren, 
die ſolches Wunder mit Bergiefjung vieler Zäher und großem Schreden 
gejehen. Nachdem jelbem Bild die Zäher abgetrodnet wurden feint gleich 
wieder andere herabgeflofien, welches bei einer viertel Stund lang mwährte, 
worüber alle Anmejenden einhellig glaubten und jagten: Ach Tayder! 
es ijt zu bejorgen dies Gottshauß werde zerjtört werden, wie auch 
gejchehen ijt anno 1677 im Dezember, dann meilen die Stadt vom 
8. November an von den Franzoſen belagert worden und den 15. deſ— 
jelben erobert worden, ift dieſes Clojter gar zu nahe an der Stadt jtunde, 
wurde es aus föniglihem Befehl demolirt. Die Elojterfrauen haben 
jih nachgehends mit denen zu Adelhaujen vereiniget und jeint anno 1694 
in dag neue Glojter eingezogen.” 


St. Magdalena zu den Kenerinnen. 


©.146: „Sit aud) des Ordens S. Dominiei gewejen, ftund am Lehener 
Thor ?, wurde nad dem Schwedenfrieg anno 1651 jammt allem ihrem 
Gut, was es noch hatte, mit dem Gottshaus St. Katharina vereiniget 
und aljo zujammen gejtoßen, mwodurh das Gt. Katharina Cloſter 
nah im Schwedenfrieg jehr vielen und großen erlittenen Mühjeligfeiten 
wieder in guten Stand gekommen, jo aber nit länger, dann bis 1677 
wie gehört, gedauert hatte. 
Im Jahre 1677, nachdem die Stadt Freyburg den 15. November 





ı Mie jchon bemerkt, verwechſelt der Bericht bezüglich ber Lage das Klofler 
St. Katharina mit dem von St. Magdalena; Iegteres, „zu ben Reuerinnen“ genannt, 
lag nah dem angeführten Etabtplan (Nro. 15) außerhalb ber Stadtmauer und bes 
Srabens zwilhen dem Et. Chriſtophsthor und Prebigerthor, nahe vor dem Butzen— 
thörlein, welches den alten Theil der jekigen Merianftraße abfhloß. In ber Zeit, 
wo obiger Bericht entſtand, war ja das alte Stadtbild längft verändert, daher ſolche 
Verſtöße in ben Angaben nicht auffallen Fünnen. 


303 


an die Franzoſen übergeben worden, wurde au da3 Cloſter Adelhaufen 
wie da3 zu St. Katharina in einen Steinhaufen verwandelt, meilen es 
der neu anzulegenden Feſtung in dem Weg ftunde Als nun nad 
etlihen Jahren die Kriegszeiten vergangen waren und Freyburg unter 
franzöfiiher Botmäßigfeit den Frieden genofjen, fo bewarben fich bie 
Klojterfrauen, jomohl von Adelhaujen al3 von St. Catharina, um ihre 
zerjtörten Clöjter wieder aufzubauen. Allein fie fanden aller Orten 
großen Widerſtand. Endlich aber wurde von Seiten der Stadt ver: 
williget, daß fie ein Cloſter erbauen könnten, worin beeder Glöjter 
Frauen zujammen gejtoßen wohnen jollten, benannten auch hierzu den 
Pla, worauf wirklich dad Neue Kloſter jtehet, und jelber Zeit der 
Tennenbader Hof genannt ware. Nach einiger Widerjegung haben fie 
ih zur Bereinigung verjtanden, daher der Tennenbacher Hofplat mit 
4000 Gulden gefauft ihnen angemwiejen wurde zur Erbauung des Neuen 
Kloiterd; Frankreich aber gabe vor beede ruinirte Elojter 20,000 Gulden 
den Glofterfrauen, da fich der Unkoſten dieſes Neuen Cloſters wohl 
auf 40,000 fl. beloffe. 

Anno 1687 am nädjten Tag nach Aller Seelen, den Sten Novbr. 
murde zu diefem Neuen Glojter der erjte Stein gelegt von ©. Hochw. 
und Gnaden Herrn Paulo Prälaten zu St. Peter, gebürtig von Bil- 
lingen, in Gegenwart Herren Intendanten von Straßburg, r. p. Albert 
Stephan, Prior der Dominicaner und r. p. Ambrofius Gol, Beicht— 
vaters u. a. 

Das Bauen mwährte ſechs Jahr, bis es könnte bewohnt werden und 
befame den Namen Adelhauſen zu ber Verkündigung Mariä und 
St. Catharina, heiffet gemeinigli daS Neue Elojter. Der Einzug 
wurde gehalten anno 1694 den 12. Dftober.“ 


2. Das Klöfterlein Rugaler '. 
Bon Literat Staiger. 


Auf dem höchſten Punkt des Heiligenberges, etwa zwei Stunden 
öftlih von dem prächtigen Bergichlofje und Dorfe Heiligenberg, it 
ein Weiler, der nach feiner Lage zum Höchſten heist, 2762 bad. Fuß 
über dem Meere, vor etlichen Jahren nod gewaltige jog. erratijche 
Blöcke umbergelagert zeigte, die jedoch gejprengt und zu Bauten ver: 
wendet wurden, — in neuerer Zeit megen der großartigen Ausſicht 
von zahlreichen Fremden befucht. 


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Nach Überlinger und Ittendorfer Urlunden und Schriften. 


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Mer aus dem Aachthale über Deggenhaufen den Weg dahin macht, 
der kommt fait oben an einem etwas länglichen zweiftöcigen Wohn: 
gebäude vorbei, das links auf einer Abitufung fteht und an dem von 
Diten ber ein Kleines Bächlein vorüberfließt, dad fi nachher in bie 
Aach gegen Echbek ergießt. Dieſes Gebäude mit dem dazu gehörigen 
Feld it der Hof Rugaker. In alten Zeiten mar dad Hofgut eine 
Befitung der Herren v. Erlebah oder Ellerbad; aus Ellerbach (baier. 
Landgericht Dillingen), welche da über ihre Hofangehörigen (Huber und 
Zingleute) dortiger Gegend bie Ding, Hubs und Nug:Gerichte abge: 
halten haben jollen, weßhalb ber Hof jo benannt worden jei. Diejes 
Gut ſchenkte nachher ein Nitter v. Ellerbah einem Schweſtern- oder 
Beghinen:Berein *, welche das Hofgebäude zu einem Klöfterlein machten, 
babei ein Fleined Kirchlein erbauten nnd im Jahre 1414 die Regel des 
Dominicanerordend annahmen. Sie gingen zum Gottesdienſt in bie 
nahe Pfarrkirche zu Honberg (Homberg), deſſen Pfarrer auch die 
Seeljorge zu Rugaker bejorgte und zuweilen nur in der Kloiterfapelle 
Meile und Gottesdienſt abbielt. 

Nachdem jo das Klöjterlein entitanden und die Herren v. Ellerbach 
zur Herrihaft Ittendorf gekommen waren, diefe Herrſchaft aber 1434 
an die Reihsftabt Überlingen verkauft, im Jahre 1443 dagegen das 
Patronatsrecht über bie Kirche zu Homberg dem Gottehauje Rugaker 
verliehen Hatten, — übergab Burfard v. Ellerbad, jerbaft zu 
Riſiburg (d. i. Neifensburg bei Günzburg, am Einfluß der Günz in 
die Donau), hernad), im Jahre 1448, Montag nad) Simon und Judä 
(1. Nov.) auch noch der Neichsjtadt Überlingen die Kaſten- und Schirm: 
vogtei über Rugaker mit dem, daß fie die Schweitern allda und den 
Priefter zu Homberg um das gewöhnliche Vogtrecht? jhügen follen. 
Würden fie jedoch dieſer Pfliht nicht nachkommen und die Schweitern 
zu Rugaker vernadläjfigen, jo jollen die von Überlingen diejed Vogt: 
recht3 entjegt werden und die Klofterfrauen das Recht haben, beliebig 
einen andern Schirmberrn zu mählen. 

Alsdann, nachdem es zwiſchen der Priorin und dem Convent zu 
Rugaker und den Pflegern und Kirchenangehörigen zu Homberg wegen 
dem Zugang nebjt Location der Klofterfrauen in diejer Pfarrkirche zu 
mehrmaligen Zmiftigkeiten gefommen war, wurde durch Bilhof Hugo 


1 Bol. bas oben ©. 301 über die Regelbäufer Bemerkte. 

2 Diefes Vogtrecht beftand in 5 Scheffel Haber, Ravensburger Maß, und einer 
Henne, die durd einen Gotteshaus-Bauer auf Homberg nach Ittendorf geliefert wer: 
den mußten, worauf bann ber Bauer einen Trunf und Eſſen erhielt, den Rofjen 
gab man zur Fütterung 1 Viertel Haber. 


305 


1517, Mittwoch nad) den Diterfeiertagen (15. April) beftimmt, daß bie 
Pfleger und Kirchenangehörigen zu Honberg (Homberg) aus dem Kir: 
chengut die Emporkirche dajelbjt mit einer abgejeßten Stiege und ſchließ— 
baren Thüre, und ferner das dortige Fenfter nah Nothdurft mit eijernen 
Stangen verjehen lafjen und dann diefe Emporkirche nebit dem Schlüſſel 
zu Stiege und Thüre der Frau Priorin und dem Convent übergeben 
jollen, damit fie diefe Emporfirche fürder allein inne haben, jchließen, 
ihre „Trögli“ darein jtellen und ihre Andacht darauf verrichten könnten. 
Und ſchließlich follen die Frauen zu Rugaker als die Lehenfrauen auch 
zur jährlihen Kirchenrehnung eingeladen werden. 

Hernah, 1585, Montag nad Quasimodo (19. April) geihah 
zwiſchen Heiligenberg und Überlingen der Vertrag, daß die von Über: 
lingen als die gelegten und verordneten Kajtenvögte und Schirmberren 
des Gotteshaufes Rugaker zu Zeiten, wenn deſſen Priorin und Convent 
es als Collatrices der Pfarrei Honberg jür nöthig erachten jollten, die 
Heiligenrehnung der Pfarrei vorzunehmen, dieſes aber dem Grafen nicht 
fund thun, obihon das Gotteshaus jammt jeinen Zugehörden dem Gras 
fen von Heiligenberg mit hohen und niedern Gerichten zugehöre, — die 
von Überlingen alsdann dieſe Rehnungsvornahme zuvor nad) Heiligen: 
berg anzeigen follen, damit der Graf, wenn er wolle, ihr anmwohnen 
und allenfallfige Zuſätze machen könne, jedoch ohne der von Ülberlingen 
Kaftenvogtei und des Gotteshauſes Schaden und Nachtheil. Auch jollen 
die Priorin und der Convent von Rugaker für die Pfarrer zu Hon— 
berg, jo oft fie vacant werden, einen ehrbaren Weltpriejter nach ihrem 
Gefallen dem Biſchof von Conftanz präajentiren dürfen. 

Das Klöfterlein war dem Sturme bed Bauernkrieges glücklich ent— 
gangen, wurde aber im dreißigjährigen Kriege ſchwer vom Unglück ges 
troffen; denn ald die Hohentmwieler um 1646 einen Streifzug in 
die Gegend von Ravensburg gemacht hatten, auf dem jie mehrere Dörfer 
verbrannten, ſoll auch Rugaker von ihnen in Aſche gelegt worden jein. 
Es wurde zwar wieder aufgebaut, aber hatte von jetzt an eine höchſt 
armjelige Exiſtenz. Kurz, es beitand noch bis in's 18. Jahrhundert, 
dann ging ed ein. Dad Patronatsreht der Pfarrei Homberg fam an 
die Dominicanerinnen zu St. Peter in Gonjtanz, und als diejes Frauen— 
tlojter um 1785 aufgehoben ward, an dad Dominicaner:Frauenklojter 
zu Meersburg. 

Das Klöfterhen Rugaker jelbit beitand aus dem Haus, mie es 
noch fteht, mit dem SKirchlein, welches nachher beim Verkauf de3 Haufe 
und Gutes abgebrochen wurde, und zählte mit der Priorin höchſtens ſechs 
Nonnen; bie Pfarrei Homberg aber beiteht dermalen aus den Weilern 
Dberhomberg, Unterhomberg, Rugaker (Nubaler), Höcditen, Wahl: 


306 


weiler, Wippertömweiler mit Haibbremen, Glashütten, Lichtenegg und 
einigen Einzelhäujern mit zufammen über 700 Seelen; ber Pfarrort 
Dberhomberg, Amts Überlingen, für fi allein dagegen nur aus ber 
Pfarrkirche St. Johann Baptift, dem Pfarrhaufe, der Schule bed Pfarr: 
Iprengel3 und einem Hofe mit circa 30 Einwohnern. 


3. Reformen unter Markgraf Karl Friedrid. 
(Aus einem Briefe des Pfarrers Schott zu Birkenfeld, 3. Febr. 1785.) 


... „Unfere biöherigen Winterfhulen werden nun in jtändige 
Schulen verändert. Dazu aber müfjen die Lehrer unter meiner Auf: 
ficht erjt gebildet werben; ein jedes Dorf befommt jeinen eigenen Schul- 
meilter. Das Foftet den Markgrafen viel, viel Geld, und mich viel 
Sorg’ und Müh'. Auch iſt nun ber Gafjenbettel ganz abgeihafft. 
Unter meiner Direction wird möchentlih in jedem Dorf eine Steuer 
gejammelt und den Armen ausgetheil. Man kann unjer ganze Land 
durdhreifen und wird feinen einzigen Bettler antreffen. Gott jei ewig 
Lob und Dank, daß er uns den fo hriftlich- und väterlich:denfenden 
Markgrafen von Baden zum Landesfürften gegeben! Wollte Gott, daß 
alle Fürſten jo dächten, wie unjer Karl Friedrich denkt! Freilich 
find die neuen Anftalten vor die Unterthanen etwas brüdend; allein 
zu gejhweigen, daß der gütigſte Fürſt in allen Stüden die ſchwerſte 
Laſt auf fih nimmt, jo fann man aud hoffen, daß längjtens in Zeit 
von 10 Sahren, wenn bie erforderlihen Brüden und Schulhäujer 
gebaut, die Chauffeen fertig find 2c., alle drüdenden Laften aufhören 
und Sedermann alsdann über bie heilfamen Veränderungen jauchzen 
wird!" — 

(Mitgetheilt aus ber Brief: und Autograpbenfammlung bes Herm Pfarrers Ende 
in Gonzenheim.) 


4. Literariſche Anzeige. 
Bon Dr. Bader. 


Bon unferem hochgeehrten Mitgliede Herrn Domcapitular und Gtiftspropft 
Huber in Zurzach, welher aud) für das Dibcefan-Arhiv arbeitet, ift fürzlich wieder 
eine neue Schrift erſchienen: Die Urkunden-Regeſte über die ehemaligen janct: 
blafifhen Propfteien Klingenau und Wislifofen im Aargau (Luzern, Drud 
und Berlag von Gebr. NRäber, 1878). Diefer „Beitrag zur Kirchen: und Landes— 
geſchichte der alten Grafichaft Baden“ wurde tbeild aus den Original-Urkunden, 
theils aus den Copeibüchern, welhe nah Aufhebung ber Abtei S. Blafien in 


307 


das Staats-Archiv zu Aarau gefommen, mühevoll zuſammengebracht und füllt einen 
Dctavband von 150 Eeiten, 

Die Regefte beginnen mit dem Jahre 1114 und fliegen mit 1798. Sie 
find genau gegeben und (mo nöthig) dur Anmerkungen erläutert, wie buch ein 
fleißiges Regifter leichter benügbar gemadt. Ihr Inhalt betrifft die kirchlichen 
und DOrbenseAngelegenheiten, den Befigftand und die Okonomie ber beiden Propfleien, 
baneben aber auch eine Menge anderer hiſtoriſcher Intereſſen der propfteilihen und 
vieler benachbarten Drte dies- und jemjeits des Rheines. Sie gewähren einen be— 
lebrenden Blick in bas Specielle des mittelalterlihen Lebens und dürften, wie 
alle urfundlihen Nachweiſe über Stifte und Klöfter, befonders geeignet jein, bie 
herrſchenden Borurtheile gegen die Ordenshäuſer früherer Zeiten fchlagend zu 
widerlegen und bie fi immer breiter machende Überhebung unwiſſender Tages— 
fchriftfteller gehörig gurecht zu weiſen. 

Zur näheren Kenntnig bes gewerbliden, landwirthſchaftlichen und 
focialen Lebens ber Zeiten vom 12. bis im’s 18. Jahrhundert liefern dieſe Re— 
gefte, gleich den höchſt werthvollen Mittheilungen des Herrn Propftes aus den Ur: 
funben des uralten Berenenftiftes in Zurzach (erfhhienen zu Aarau 1873), für 
die obere Rheingegend ein reiches Gejchichtsmaterial, wofür bie vaterländijhen Hiſto— 
rifer in Baben und der Schweiz zu allem Danfe verpflichtet find, und wir freuen 
und fehr, dieſer Dankespfliht in dieſen Blättern öffentlihen Ausdbrud geben zu 
fönnen. . 


Zuſatz. Seitdem das Obige geichrieben wurbe, bat ber unermübliche Herr 
Stiftspropft Huber wieder eine Schrift in die Öffentlichkeit treten laſſen und uns 
in den jüngften Tagen zugefandt, eine neue Bearbeitung der Verenasfegende 
Das Leben ber hl. Jungfrau Berena in Wort und Bild. Mit 23 
Kupferftichen. Klingenau, Drud und Berlag von Ferd. Bürli. 1878. 82 ©. 

Die Hauptzüge ber Legende find biefe: Verena, um 280 in der Thebais ges 
boren, ſchloß fih der Thebaifhen Legion an, mit deren Anführer Mauritius 
fie nahe verwandt war. Der Zug ber Legion führte über Paläftina durch Kleinafien, 
Macedonien, Zftrien nad Rhätien und in das Nhonethal, wo, zu Agaunum, bei dem 
jegigen St. Moriz, die ganz aus Chriften beftehende Mannſchaft den Martyrtob er: 
litt, Verena hatte fih von ber Legion getrennt und war nad Mailand gegangen. 
Ein Fleiner Reft ber Legion war unter ben Führern Urſus und Victor in bie 
Gegend von Solothurn gefommen, verfünbete da das Evangelium unb befiegelte 
bie Verkündigung mit ihrem Blute. Auch Verena zog bahin und lebte 16 Jahre 
in einer Felfenhöhle in Gebet und Übung von Werken der hrifllien Liebe. Später 
(320—23) wohnte fie auf einer Inſel bei dem Zuſammenfluß der Aar und bes 
Rheins (Coblenz) und von bier aus überfiedelte fie nah dem nahen Zurzach, wo 
eine chriftlihe Gemeinde mit Kirche beftand. 21 Jahre dauerte dafelbft noch ihr 
durch Frömmigkeit und Liebeswerfe aller Art gebeiligtes Leben. Als ihr Tobestag 
wird der 1. September 344 gefeiert. 

Über ihrem Grabe wurde 988 eine Kirche gebaut, an berjelben Stelle, wo bie 
heutige Stiftsfirhe fi erhebt; das Grabmal ber Heiligen ift in ber unter bem 
Stiftschor befindlichen Kryptakapelle. Seit alter Zeit wurde dieſe Stätte für bie Bes 
wohner der Umgegend ein viel bejuchter Wallfahrtsort, befonders am Hauptfefte ber 
Patronin von Zurzach, am 1. September. 


308 


Die Verena-Legende erhielt ihre erfle Bearbeitung durch Notker, an 
welche viele fpätere ſich anjchlofien, neueftens nod jene von Pfarrer Hilber, Lindau j 
1862. Am beliebteften aber war bis in bie neuere Zeit das von Pater Richter 
im Reichsftifte Münchroth 1736 geichriebene und in Augsburg bei N. Eturm ge 
drudte Büchlein: „Sigprangender Triumph-Wagen ber Glorreihen thebäi- 
ſchen Amazonin.“ Was dasjelbe fo volfsthümlich machte, das waren die beigegebe: 
nen, freilich ftarf im Gefhmade ber Zeit ſich Haltenden Bildchen, welche auf Koften 
bes Klofterd Roth durch Klauber in Augsburg fehr fein in Kupfer geflohen worden 
waren. Die Platten galten bis in bie jüngfte Zeit als verloren; durch einen glüd: 
lihen Zufall fand fie vor Kurzem der Herr Stiftspropft Huber im Ardiv der Ve— 
renasBruberfchaft, wohin fie wahricheinlih bei Aufhebung bes Kloſters Roth ges 
ihenft worden. Um das Wiedergefundene ben frommen Verehrern leicht zugänglich 
zu maden, entſchloß er jih, unter Beachtung und Berückſichtigung ber früheren Dar: 
ftelungen auch die Legende in einem neuen Text zu geben. — So wirb das Büchlein 
in ber neuen Geftalt fortan ein würdiger Erfaß des Richter’fchen fein und zugleich 
ein weiteres t Denkmal der frommen Verehrung und pietätsvollen Gefinnung gegen bie 
Batronin bes ehrwürdigen Berenaftifte®s von Seite feines legten um basjelbe jo 
bochverdienten Präpofitus. K. - 


1 Der Herr Verfafler bat ſchon früher die Gefchichte des Stiftes Zurzach aus: 
führli in einem größern, 300 Seiten umfafjenden Werfe behandelt, welches 1869 
in Klingenau erjhienen if. Dort ift ©. 4 aud die Verena-Literatur angegeben. 


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