Familienfeste
der Griechen
und Römer
Emst Samter
1
Xibrar?
of tbc
IHntvcrett? of Mteconetn
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FAMILIENFESTE
DER
GRIECHEN UND RÖMER
VON
ERNST SAMTER
BERLIN
DRUCK UiiD VERLAG VON QEORO REIMER
1901
1 Z 1 3 \
JUL 25 1903
HERMANN DIELS
IN DANKBABEB VEREHRUKO
GEWIDMET
Vorwort.
Unter den Bündnissen, welche die klassische Philo-
logie mit ^achbarwissenschaften geschlossen hat, ist für
religionsgeschichtliohe Unteisadnmgen keins wichtiger als
das mit der Ethnologie und Yolkskande. Mancher grie-
chische und römische Ritus, der für sich betrachtet in
seiner Bedeutung unklar bleibt, wird verständlich durch
die Yeigleichang mit den Br&achen der Nfttorrölker nnd mit
den Überbleibseln uralter Sitte, die sich bei den modernen
Kulturvölkern erhalten haben. Wenn sich dabei über-
raschende Übereinstimniungen auch mit nicht stamm-
verwandten Völkern herausstellen, mit Völkern, bei denen
auch eine Zur&ckfnhrung der Übereinstimmungen auf ESni-
lehnung ausgeschlos.sen erscheint, so erklärt sich dies da-
raus, dass, wie zur Genüge feststeht, auch ohne jeden
äusseren Zusammenhang der Völker aus der gleichen psy-
chologischen Wurzel gleiche Vorstellungen und Br&uche
hervorgegangen sind.
In den vorliegenden Untersuchungen über denFamiiien-
kttit der Griechen und Römer sind in ausgedehntem Masse
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— VI
Bräuche anderer Völker zur Vergleichung herangezogen.
Vennutlich wird mir bei der Fülle des weit zerstreutett
Materials ans dem Gebiete der Ethnologie und Volks-
knnde manches entgangen sein, was noch hatte verwertet
werden können; ich holVe indes, da.>^s auch das Vorge-
brachte genügen wird, die behandelten griechischen und
rdmischen Biten zu erl&ntem und meine Aoffassnng der-
selben za begränden.
Berlin, 27. Oktober 1901.
Dr. Ernst Samt er
Oberiehrer am Sophien-Qymnastiim.
I
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1.
Wenn die griechische Brant am Hochzeitstage das
Haus ihres Gatten betrat, so wiinlo sie mit diesem an
den Herd gefülirt uud hier mit Datteln, Feigeu, Nüssen,
kleinen Münzen n. a. ftbersohfittet*) Der gleiche Brauch
— «ataxuspiata nannten ihn die Griechen — findet sich
0 Haipoknftion ed. Dindorf p. 171, 11. 9n tfiv vtwv^Tittv
x«l tfiv ^6 Oeaip(ac (epitom.; cod.: xotftitpCotCt «otupdac« VtpitaO • • • •
Schol. Ari.stoj)h. 1*1 ut. 768. tü>v ydp vetuvT^rouv SouXtuv rtöv rptttruic
e(oir5vT(uv e{; t/jv oix(av dTrXüic ttüv oiv o{(uvt3aaOa{ ti äy*'^^'' ^(jO-j-
sufixriptac, u>s xal 6t(ii:o(ATcdc cpr^atv ev 'Ho'j//ipei
9£pe au xä /aTa/japAta
ta^^^uiC xaToc^ci xoü vu(a^{o'j xal tt^; xopr^^.
OJ^xetT«! xd «aTapa{Mrra M ^pocvbuttv, «o>i>'!>|^u)v, TpuiYaXfaiv,
(ox<^«iv «ttl «ap6»v, Aictp ijpicaCov ol oMooXol »up6o€ Sft ^*
TOVTOt Ctt ^QXev t^Y^poCov* iftp«v yd^» a&T^v «opd <ri)v isx(etv xal
«oMSovttc «ottd ti}c xe<paX^s xotri^tov x^XAußa xal {o^^^ f oCvi*
xac xal TpwTcfXut xal &Xx tpayiliiMita xal ol o-jvSouXoi raOra f^prctCov.
Hesych. xata;(6o(M(ia* '^Mtyi^iMtta* iibs T<ilp el^ov acatd t^; xe^^c
xrfpua xal ^oyctoac xn-t/ltvi xwv vctuvi^Tuiv So^Xtuv rotpi tt^v eirfav
xaütaavTiuv. xaxc/ciTO 0£ xal toü vu}x(p{ou. Atbeu. ÄlV, ü42d.
Samt er, Familk-iil'u^tc der (iriecben u. Kümer. 1
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— 2 —
bei einer grossen Reihe von Völkern; gewöhnlich wird
das junge Paar und ebenso auch häufig das neogeborne
Kind mit GetreidekSmem überschüttet oder diese werden
im Hanse mnhergestrent Wilhelm Mannhardt hat in
seinem Aufsatze „Kind und Korn"') über den Brauch
ausführlich gehandelt und ein reiches Material isusammen-
gestellt. Er hat geieigt, dass bei der Ceremonie der
xaTaxu^fittTtt eine ParalleltBierung der Fruchtbarkeit in
der IMliinzeu- und Menschenwelt vorliegt, dass der ßraucli
dem jungen Paare eine glückliche Nachkommenschaft
bringen'), dem Kinde ein glückiiches Gedeihen verheissen
soll. Dass man diesen Gedanken bei der Volliiehung der
Ceremonie gehabt hat, geht aus mannigfachen Zeugnissen
hervor; dass aber Mannhardt mit seiner Deutung doch
nicht den nrq^rünc^ohen Sinn des Brauches getroffen hat,
ergiebt sich ans folgenden Erwägungen.
Ebenso wie Braut und Bräutigem, ^Yird auch der
neugekaufte Sklave an den Uerd geführt und mit xpa•^r^-
(Mta überschüttet*), und auch an dem wird der Brauch
Yollxogen, der eine Festgesandtsohaft übernimmt/)
') Munnliardt, mythologische Forschungen S. 351 fl". \ gl. ant-h
L. V. Schroeder, llochzeitsbräuche der Esten S. 112 ff. Wiiiteruitz,
Das altindische llochzeitsrituell (Denkschrift der Wiener Akad. 1892),
S. 75 ff.
Aneh' die römiiehe Sitte, Nüsse bei der Hociueit msitt-
Btreaen, hat Mamüiardt (a. a. 0. S. 861) woU mit Reeht so gedeutet
*) Schol. ad Hermogenem ed. Wali Y, 589. K«1ax^aant htd-
Xottv ot ^Armel xi. tpai^^fMcra, (S toIc vcuivi^reic dhiSpan^tc hd^wt a\
ttocecvai, 7rp6; xad(Co|a<vo(c efixapKOV oAteie ^ «fijetv xol
Demotttheneä XLV, 74. a(»TÄc jAiv o&x iny^ifst t)]v Umoi'
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— 3 —
Die xaxa/u3{xaxa bei der Hochzeit sind demnach nur
ein emidner Fall eines allgemeine üblichoi Braaohea.
Eine EtU&ntiig der Sitte darf sich daher nicht bloss auf
die Hochzeitsceremonien gründen, sondern muss alle uns
bekanuten Anwendangen des Brauches in Betracht ziehen.
Da nun beim SklaTea ond beim Gesandten die von Hann-
hardt angestellte Bentnng der wxaLxo<s[una als Sym-
bolisienmg der Fruchtbarkeit nicht zutreffen kann, so
muss der ursprüngliche Sinn derselben ein anderer ge-
wesen sein.
Eine Spnr dieses nrsprfing^chen Sinnes finden wir
in folgenden Bräuchen. In Polen führte man die junge
Frau nach der kirchlichen Einsegnung dreimal um den
Kamin des Havses, wnsch ihr die Füsse^ bestrich ihr nach
Besprengnng des Brantbetts den Mnnd mit Honig*} nnd
verband ihr die Angen mit einem Schleier. In diesem
Zustande führte man sie an alle Thüreu des Hauses.
Bei jeder mnsste sie mit dem rechten Fasse auftreten,
•MtfrriQ oovotxet.
Pollux III, 77. Tu> ujvT|9£VTt oix^TT) TpayT^iAotta •/.a'ziy^toy , &
ixoXciTO xo(TO[y6a|jLO[Ta. Karj)ükrat. a, a. ()., Ari-stopliaiu's Pliit. 7G8
und Schol., liesych. a. a. 0. (s. oben S. 1, Anm. 1). Athen. IX,
407 d. Anecdota Oraeea ed. Bekker p. 269, 9.
*) So siud doch wohl die Worte des Harpokration a. a. 0.
aufzufassen. — Auf eine ähnliche Art werden auch Altäre und
Götterbilder geweiht, durch Topf» mit HolsenMchtdn oder Welseii-
mehl. SehoL Ailstoph. Pkt. 1198* Aristoph. Frieden 9S8 und SchoL
Über die Bedeutung des Honigs im Kulte sprec^ie ich in
einem splteren Absehnitte.
1*
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— 4 —
wobei man Heu, Gerste, Korn, gemischt mit Erbsen,
Bolmea und Liiiseii aoBStrente In einem um 1530
Terfaasten Berichte über den AbergUnben der Sndaner,
eines lettopreussischen Volksstammes im westlichen Sam-
land, heisst es, man wasche der Braut die 1' üsse und be-
sprenge Gaste, Brantbett, Vieh« Haus und Hansfserat mit
dem Fasswasser. Dann binde man der Brant die Augen
zu, beschmiere ihren Mund mit Honig und führe sie vor
alle Thülen im Hause, und sie muss mit dem Fuss daran
Stessen. »Einer geht hernach mit einem sacke, darin ist
allerlei samen, weitoen, rocken, gerste, hafer, leinsamen.
Ber sehet über der Braut yor aller thuren und spricht:
Unser götter Werdens dir alle genüge geben, so du wirdest
an unserem glauben bleiben unserer veter. Damach
thut man ihr das tuch von den augen.*^*) Aus der
zweiten Erzählung sehen wir, dass die Ceremonie in Zu-
sammenhang steht mit dem Glauben an die (löttcr der
Väter, in beiden Berichten fällt es auf, dass der Braut
die Augen verbunden werden. Offenbar soll sie, während
die Früchte ausgestreut werden, irgend etwas nicht sehen,
was hinter ihr ist.^) Wir werden dadurch au einen
>) Mannhardt a. a. 0. S. 356.
Mannhardt a. a. 0. S. 358. Hartknoch, AH- und Keupreoasen
S. 179.
*) Aus einem Uinlich^ Gedanken iat wohl audi ein Hoeh-
leitsbranch der Herzegowina tu eiU&ren: die Schwiegennntter reicht
im Hause des Gatten der jungen Frau einen Reuter (d. h. ein Ge-
treidesieb) voll Frucht. Die Braut streut die Frucht ringsum und
virft znlf'tzt den leeren Reuter über den Kopf hinter sich (Krauss,
.*Sitk' und Brauch derSüdslaven S. 430). Aluiliclu' Biäiu'ht' bi-steheii
bei den Slowenen in Kraiu und bei den burbeu. Bei den erätereu
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römischen Brniich erinnert. An den Lemiirien streut der
Hausherr den (Geistern der Almen, die sein Haus besuchen^
adonmal schwane Bohnen ans, — mit abgewandtem Ge-
sicht, nm ihren Anbfick za vermeiden.') Die Analogie
dieser römischen Ceremonie legt die Vermutung nahe,
dass auch in den beiden eben erwähnten Bräuchen das
Aosstreaen der Kömer ein Opfer an irgend welche Gdtter
oder Geister darstellt, deren Anblick die Braut vermeiden
soll; ebenso müssten dann natürlich auch alle andern
Fälle der xaxcr/6(5}MxaL aui'gefasst werden, da sie, abge-
sehen davon, dass das Ang^nverbinden nicht berichtet
wird, mit der polnischen und samlandischen Sitte gans
identisch sind. Bestätigt wird diese Vermutung durch
einen Bericht aus Oberägypten, der auch von Mannhardt
angefahrt wird. Am Morgen des siebenten Tages nach
der Gebart wird das Kind aof einem Siebe in Procession
im ganzen Hause umhergetragen, während die Hebamme
reicht die JSchwief^ermutter der Braut einen Korb mit (Jctreido oder
Frachten, dessen Inhalt diese handvoll weise hinter sich wirft (Reins-
berg-D iiringsfeld, Jlochzeitsbuch 8. 88). Bei den Serben wird der
Braut -?or dem Gehöfte des Gatten ein Sieb mit allerlei Getreide
dargeboten, sie nimmt einige Htnde toU heraus und wirft sie über
sich weg, also doch wohl auch, ohne nach der Stelle xu sehen, auf
die sie die Körner hinwirft (Reinsberg^Dnringsfeld a. a. 0. S. 66).
Über die Bedentong des Siebes ist weiter unten zu sprechen.
') Ovid, fast V, 435 ff. Der römischen Ceremonie verwandt
ist ein aus dem 17. Jahrhundert berichteter neugriechischer Brauch:
am Morj,'en des Neujahista^'-os wandelt der Hausherr dreimal im
ganzen Ilause herum, Früchte und Backwerk darin ausstreuend
(Wachsmuth, Das alte Griechenland im neuen, S. Anm.). In
bezug auf das Abwenden der Augen vgl. Ilohde, Psyche Ii, 85, '2.
Gmsius, Rhein. Mus. 1884, 165, 2.
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Weizen, Geiste, Erbsen und SaU Misstieut, wie sie sagt, als
Scliiits gegen bSse Zauber, snm Futter fftr böse Geister.')
Eine weitere Bestätigung des eben Ansgefahrten und eine
deutliche Widerlegung der Mannhardtschen Aulfassung gicbt
«n in den griechisch-albanesisch.en Kolonien Siciliens
üblidier Braach. Wenn dtfs Kind von der Taufe ans
der Kirche nach Hanse gebracht ist, tritt eine fVau, meist
die Hebamme, aus dem Hause und wirft geröstete Erbsen
') Mannhardt a. a. 0. S. 367. Bei einer ähiili6iie& Ceroraonie
der christlichen Kopten wirft die Uebemme den Anwescnricii Kürner
ins Gesicht, wobei sie Töne von sich stösst, welche dem Glucksen
eines Huhnes ähnlich sind (Mannhardt a. a. 0.). Was der letztere selt-
same Gebrauch zu bedeuten hat, lernen wir aus den Mitteilungen,
die Wilken (het animisme bij de volken van tlen indischen Archipel)
■ in :,De indische Gids" 1884, I, d4o ff. macht. Auf den Suudaiuselu
streat man Reiskörner auf den Kopf einer Person, die man Ton
bösen Qeistem bedroht glaubt; dies gesohlelit bei Leuten, die einer
grossen Oelriir entgingen sind oder nnermurtet heimkelireB, nadi-
dem sie Terloren geglaubt waren, bei der Benillkommuimg hoch-
gestellter Personen, bdm Br&ntigui am Hoehseitstage, beim Kinde,
wenn es zum ersten Male auf den Boden gesetzt wird, bei Leuten,
die einem Begräbnisse beigewohnt haben. Vielfach lässt dabei die
den Reis streuende Person einen Ruf hflren, mit dem man sonst
Hühner lockt. Diesem Brauche liegt der (ihiubc zu Cirunde, dass
Seele des Betreffenden in Gefahr ist, von liösen (ieistern ent-
führt zu werden; durch die Lockrufe und den ausgestreuten Reis
sucht man sie zurückzuhalten, indem mau sich die Seele offenbar
in Gestalt eines Vogels denkt Aus dner ihnlidien YorsteiUnng
erUSrt sieh jedenfalls aueh der oben angeffilArte koptisehe Brauch.
Dass man indessen hier die Komer nicht nur ausstreut, um die
Seelen der Anwesenden festzuhalten, sondern auch als Opfergabe
für die Goster, ergiebt sich daraus, dass die Hebamme die Frnchte
nicht nur den Anwesenden ins Gesicht wirft, sondern auch im
Hause umherstreut, sowie auch aus der ausdrücklichen Bemerinuig,
dass sie zum Futter für die Geister dienen sollen.
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auf die Strasse.') Sollte hier das Ausstreuen der Erbsen
nur das Gedeihea des Kindes symbolisieroii, so mäaste
man mit den Flüchten doeh entweder das Kind selbst
überschütten oder sie wenigstens in den Räumen ausstreuen,
in denen sich dieses befindet. Statt dessen wirft man
aber die Erbsen auf die Strasse, augenscheinlich, damit
die Geister, durch die Gabe abgefonden, das «Haas nicht
betreten.^ Der gleiche Gedanke liegt vermutlich einem
oldenburgischen Brauche zu Grunde: man streut unter
den Sarg Roggenkörner, orspronglich wohl als eine Gabe
filr den Toten, nm die Wiederkehr der Seele an hindeni.*)
Als Totenopfer finden wir eine Art Titnoc/oaii^vm auch in
einem von Rochholtz (Das Allerseelenbrot, Germania 11,
S. 16) angefährten Brauche. «Wollte ehedem der Erbe
seines verstorbenen Freundes Sünden bteen, so über-
schüttete er dessen Grab mit einem Hänfen Kornes, bis
Grabhügel oder Grabstein davon ausgcobnet oder über-
deckt war, ond gab diesen Korn borg öffentlich preis.''
Auf Grand der dargelegten Erwägungen und Analogien
sind wir su der Annahme bereohügt, dass die griechischen
Far die Frage »wann wiid die Vnsu entbimdeii werden?*
braucht man im Hinblick auf diese Sitte den Auadmck ^giumdo
/armo U eeetf fnr die beroistehende Sntbhidang ist die Wendung
üblich: „vcgUam far Ii eeet**. Pitr^ usi natalixi, nuxiaU e fonebri
dd popolo ncfliano (Palermo 1879), p. 86.
^ Über die Bräuche, durch die man die Seelen, nachdem
ihnen ein Opfer dargebracht, zu entfernen .sucht, vgl. Rohde,
Psyche I, 239, 1, Oldenborjr, Religion des Veda S. 553, Lippert,
Religion der europ. t'ulturvolker S. 71.
') Wnttke, Der deutsche Volksab< r^lauljc der Gegenwart^ JS. 461.
Lippert, Christentum, Volksglaube und V olksbrauch 8. 388.
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xaTax69{MiTa gleich dem Bohnenopfer an den römischen
Lemurien ein Sfihnopfer sind, dnrob das man ein soliSd-
liches AVirkcn mächtiger Geister abwekreu und sie ver-
söhnen will.^)
Wir mtaen daher nun die Frage anfvrerfen, weshalb
denn bei den oben angefahrten Gelegenheiten ein solches
Sühnopfer erfordert wird. Was ist zunächst das Gemein-
same bei der Hochzeit, der Auüiahme eines neuen Sklaven,
der Geburt eines Kindes und endlich dem Antritt
einer Festgesandtschaft? In letzterem Falle wird der
ftacDpoi; in ein religiöses Amt eingeführt, er wird dazu
geweiht, aber auch in allen andern erwähnten Fällen iindct
eine Einweihung statt: es wird jemand in die religiöse
Gemeinschaft der Familie als nenes Mitglied aufgenommen.
Weshall) ai)cr ist dabei ein Sühnopfer an die Hausgötter,
die am Herde verehrt werden, nötig?
Bei dem Volke, der Laos muss der Hausherr, bevor
er einem Fremden Gastfreundschaft gewährt, den Geistern
der Verfahren opfern, sonst sind diese beleidigt und senden
Krankheit über die Bewohner des Hauses.') Hier ist der
Gedanke, dass die Schutzgötter der Familie nur die An-
gehörigen derselben beschirmen und über jeden fremden
EindringÜHL' erzürnt sind, am extremsten durchgeführt.
So weit gingen anscheinend der Grieche und Kömer nicht;
wo aber eine Person in engere Beziehung zum Hause
1) Als einen Sfilmritas lernen wir einen verwandten Brauch
auch ans dem Fragmente des Henander bei dem. Alex. Strom. TU,
4, 27 kennen. VergL andi Aristoplu, Frieden 961 f.
^ Fhtser, The golden bongh I» 152 (>■ S. Aofl. I, 800).
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1
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and seinem Kulte tritt, da hält auch er eine Sühnung
for die Aofhalime der Fremden für erforderlich. Fnstel
de Covlanges bat in seinem Bncbe ^La dt^ antiqne^ in
dem er swar oft etwas phantasievoll konstmiert, abttr
doch auch vielfach intuitiv das Richtige getroffen hat,
den Gedanken ausgesprochen, dass die Ceremouien bei
der Hochseit^ der Geburt, bei der Adoption, der Anfaahme
emes neuen Sklaven Einweilrangsriten sind, dnreh die
das neue ^litglied in den Kult des Hauses eingeführt
wird.'} £r liat indess diesen Gedanken, wie das Meiste
in semem Buche, als richtig vorausgesetzt^ ohne ihn duroh
eingehende ErSrtenmg genügend zu begrftnden. Lippcrt,
der in bezug auf verwandte Bräuche bei verschiedenen
Völkern die gleiche Auffassung vertritt'), hat die griechisch-
römischen Riten nicht ausföhrlich genug im Znsammen-
hange behandelt und genügt auch in seinen Darlegungen
ni<*ht den Anforderungen philologischer Methode. Seine
Schriften sind wortvoll durch die Fülle der von ihm ge-
sammelten Bräuche der versdiiedensten Völker und auch
durch mancherlei anregende Gedanken, sie sind aber nur
mit grosser Vorsicht zu benutzen, weil er, hauptsächlich
infolge seines einseitigen Bestrebens, alle Ivcligion auf
den Totenkult zurückzuführen, besonnene Kritik in der
I) a. a. 0. S. 41 ff., 54, 56, 137. Vgl. Anrieh, Das antike
My>tt rieiMvr^en in seinem Einfluss auf das Christentum S. 8 und
233. Anrieh stimmt Fustcl de Goulani:* s' Ansicht bei und betont
die Verwandtschaft der Hochzcits- und Mysterienriten (vgl. Diol«,
Sibyl!. Blätter S. 48). Auf letztoron Punkt <^eho ich später noch
näher ein. \f^L auch Schürt/, l rgeschichte der Kultur S. 195 f.
*) Vgl. Lippert, Kulturgeschichte.
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Verwertung dos ans^oführtcii M;itcrials vermissen lässt.
Wie ich glaube, lässt sich jedoch die Richtigkeit der von
Pustel de Conlange und lippert aufgestellten Ansidii
diiTcli genauere üntersnohnngen sicher erweisen, haapt-
sSchlich da<lurch, (iass die enge rcbereinstimmung aller
Bräuche dargelegt wird, duich die bei Griechen und
RömeiB ein neues Mitglied in die Kultgemeinschaft der
Familie oder des Geschlechtes aufgenommen wird. Zur
Erläuterung müssen dabei in ausgedehntem blasse die
Bitten andrer Völker herangezogen werden, aus denen
fiher die ursprfingiiche Bedeutung der griechisch-römischen
Einweihungsbrftuche mancherlei Aufschluss su gewinnen
ist. Zum Ausgangspunkte der fol^'endeu Darlegungen
sind die römischen Hochzeitsbräuche genommen.
Bevor ich jedoch in ihre Erörterung eintrete, muss
ich, um etwaigen Einwendungen im Voraus su be-
gegnen, noch einige allgemeinere Bemerkungen vuraus-
schicken.
In dem vorher angefOhrten Berichte von den Laos
wird ausdrücklich gesagt, dass die Götter, denen man
wegen der Aufnahme eines l'romden in die Familie ein
Sühnopfer schuldet, die Ahnengeister sind. In Griechen-
land finden wir in historischer Zeit nicht mehr die Seelen
der Ahnen als Hausgötter am Herde verehrt.^) Dass
aber auch hier einst der liäusiiche Kult sich an die
öeelen der Verstorlieneu richtete, diese Annahme wird,
nach den vorsichtigen Darlegungen von Erwin Rohde'),
j) Kohde, Psyche I, 264, 1.
*) a. a. 0. 1, 253 ff.
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wohl keinem Widerspruche mehr begegnen.^) Dass auch
der römische Laiendienst, wie frfiher aUgemein ange-
nommen, ans dem Seelen- oder Ahnenlralte hervorgegangen
ist, halte ich, wie ich im Anhange zu zeigen versucht
habe, trotz Wissowas Einwendungen') noch immer für
wahrscheinlich. Wenn aber auch der Seelenkolt^ wie
es sdieint, der Ausgangspunkt des häuslichen Kultes ge-
wesen ist, so ist dies hei den Römern wie bei den Griechen
und andern Völkern in Vergessenheit geraten; man wendet
sich — von einigen wenigen Fällen abgesehen, in denen
sich der alte Glaube erhalten hat — nicht an die Ahnen,
sondern an die Hausgötter, ohne sich über deren Wesen
nähere Rechenschaft abzulegen. In den folgenden Ab-
schriften habe ieh daher den Ausdruck „Seelenkult** in
der Regel vermieden und nur vom Bleuste der Hausgötter
gesprochen.
Die Annahme, dass neben den andern hierher ge-
hörigen Geremonien auch die Hochzeitsriten sich an die
Götter der Familie wenden, scheint nicht im Einklänge
damit zu stehen, dass, wie mehrfach mit Recht betont
worden'), die Hochzeitfibräuche bei den Griechen wie
bei den Römern, sich an die £rdgottheiten wenden.
Dieser Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer. Er
löst sich unter der eben ausgesprochenen Voraussetzung,
>) Useners Einwendungen gegen die Theorie des Animismiu
(Göttenuunen S. 353 f.) richten sich doch nur gegen die Übertrei-
bung, unterschiedslos alle Religion ans dem Seelenkolte hersuleitett.
2) Roschers Lex. unter Lares,
3) Rossbach, Untersuchungen ober die römische Ehe S. 257.
Diels, SibyU. Bl&tter & 48.
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dass der Kalt des Herdes ursprünglich den Ahnen der
Familie galt Denn der Totenkalt ist mit dem Kalte
dw chthoniflcbeii Gottheiten, in deren Kreis die Toten ja
eintreten, aufs enj^ste verknä]tft, so dass vielfach eine
scharfe Scheidung ganz unmöglich ist. Die Opfergrube
in Born ^ B., die den Manen geweiht ist and darch
welche die Toten in die Oberwelt hinanisteigen, heisst
numdM CerertB^), gilt also gleichzeitig dem Kulte der
Erdgöttin. Um der Toten willen bringt man der Ceres
ein-Schweinopfer dar, bei der Bestattung die porea prae-'
untanea, vor der Ernte; wegen etwaiger Yersänmnisse
gegen die Toten, die parea praecidanea*). Ans diesem
engen Zusammenhange z\\nschen der Verehrung der Toten
und dem Kalte der Erdgottheiten erklärt es sich leicht,
daas in spaterer Zeit, als der Totenkalt in den Hinter-
grund trat, die Riten, die man den nnterirdischen M&chten
weihte, sich statt an die Toten au die Erdgottheiten
wandten.
Wie im Eingange erwShnt^ gelten die xaxax^}^^'^^
deren nrsprfingliche Bedeutung als S&hnopfer wir in den
vorhergehenden Darlegungen kenticii lernten, vielfach als
ein Symbol der Fruchtbarkeit. Wie diese Auffassang
entstehen konnte, begreift man leicht, wenn man erwftgt,
dass die xatax^^^«^« sich an die in der Erdtiefe hansenden
Mächte richteten: eben diesell)en Mächte, denen man das
Fruchtopfer darbringt, senden ja dio Irachtbarkeit bei
Prellor-Jordaa, Komische Alytbologie II, 67.
a. &. 0. II, 7 f.
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Pflanzea und Meusclien^). Dies thun nicht nur die Erd-
gotUlieiten, sondern, wie Erwin Rohde (Psych« 1, 247)
lichtig hervorhebt, andi die Toten selbst*). Anch die
Als Dankopfer für den Erntesegen finden wir die xaTa/65-
yuoxa im neuen Griechenland. Wie 0. Schmidt (Volksleben der
Neugriechen 8. 57) boriehtet, braditen die Iiandleute in Zalcyntluks
besonden aa den UrcUieben Pesten, die in die Frachternte fellMi
oder munitteltMir daranf folgen, in der Kirche die sograannten
ompvd («■ lempcvd, ffir die Yespermesse bestimmt) dar, ein Genuach
Ton Weizen, Korinthen, Granafftpfelatückchen u. a. Im Veilanfe
der Messe se<^note der Priester die arcpvcf, die sich in einem Korbe
auf einem Gestell in der Mitte der Kirche hefanden, und nach Be-
endignni^ derselben streute er einen Teil der Speise in den
Altarraum. Das I brifre wurdt' von einem der Bauern unter die
Anwesenden ansirptcilt. Eine ähnliche Speise, die sogenannten
Koljba, in Wusmt aufgekochte Weizenkürner, in der Regel noch
mit andern Früchten u. a. untermischt, bereitete man in andern
Tdlen Griechenlands ausser an Festtagen bei Leiehenbegftng-
nissen und an Ged&ehtnistagen Verstorbener. — ErwShnt
sei hier noch ein bayrischer Brauch, nach dem, irie in Zakynthos,
eine Art x«Tax6a|A«M in der Kirche dargebracht irird: in der Ghar-
woche übersdiüttet der Bauer im Innthal das im Kirehensdkiff snr
Verehrung ausgelegte Crucifix mit Mais, in Altbayem mit Korn.
Die dabei im Kirchenschiff aufgeschüttete Fruclitmasse verbleibt
entweder der Kirchenstiftuii^' oder wird zur Pfarrer- und Küstcr-
licsoldung t^eschlageu (iiochholz, Das Alierseelenbrot, in Pfeiffers
üermaiiiu 11, 8. 16).
') Bemerkt sei liier noch, dass die Toten auch liegen senden.
Der la{»t maitaft« an der porta Capem (Marquardt, Rumische Sacral-
altertnmer S. 261), den die Pontifices bei grosser Trockenheit in
die Stadt fuhren, kann, wie E. Hofiinann (Rheinisches Mus. 1895^
484) richtig gesehen, unmöc^ieh Ton dem andern lapü mamUtt der
den munduM TerschUesst, getrennt werden. Hoffmann beseichnet
den Stein an der porta CaptM als $An. Symbol der Manen. Der —
sp&ter anscheinend vergessene — Zusammenhang ist aber möglicher
Weise dieser. An der porfa Capenn gab es vielleicht eine uhnliche
Opfergrube, wie devmundus auf demPalatiu war. Kimmt man den Stein,
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— 14 —
Enmeniden, die Fruchtbarkeit und Misswachs senden
köiiueu'), sind ja eigeutücli mit den Seelen identisch'),
ihnen opfert mkn vor der Hochieit irp^ ica£k»v xal la^i^
Uw xfiUMK (Aesohylns, Enmeniden 821), nnd iinch sn den
TpiToiraTopsc, die, wie Erwin Rohde*) dargelegt, nichts
andres sind als die Seele der Alineu, fleht man in Attika
bei der Elheschiiessnng nm Kindersegen*).
II.
Die rdmiBche Braat wird beim ersten Betreten des
Hansee ihres Gatten aqua ei n/m, mit Fener nnd Wasser
empfangen % Wie diese vollzogen wurde, ist im einzelnen
der Ii« T«neliloa8, fort, lo irt dl« Pforte mr UntenreH offen.
(«muAm jmm) wd das Wiiten der Seelen, die nun in die Oberwelt
emponteigen kSnnen, unbeliinderter; sie bringen dann den eiflebten
Regen. Die alten Inder erflehten TOn den Toten Regen (Oldenberg,
Religion des Veda S. 56G), ebenso wenden sich neuere Nattirvölker
an die Soolon der Verstorbenen, um liegen zu erlangen. Bei den
Wawika in Afrika betet man in der „Kaia"', dem Mittelpunkte der
Amsiedlung, wo die Toten begraben werden, zugleich um Ruhe für
die Toten, um lleilung der Kranken und um baldigen Regen
(Schneider, Religion der afrikanischen Naturvölker S. 158). In
einigen Teilen von Westsfrika wird der König, wenn er trotx Bitten
nnd Oeschenken keinen Segen schifft, gebunden und snm Grabe
seiner YorfiJiren • gefShrt, um von ihnen den Regen zu erlangen
(Fräser, The golden boufl^ I, 46 — 3. Aufl. I, 157) Vgl. Schnrts
a. a. 0* 8* 699*
') Rohde, Rhein. Mus. 1895, 21.
Rolide, Psyche 1, 270; Rhein. Mos. 1895, 6 ff.
») Rohde, Psyche I, 247.
^) Suid., Phot. s. T. Tpctesdiopec Vgl. auch Oldenberg,
Religion des Veda S. 567.
*) ^ arro de 1. L. V, (JI. Duplex causa nascetuli iynts et ai/ua»
JUeo ea nuptii* vi limine ailbibeutur^ ^uod coNiUNyi/ur hic. Fest. epit. 2, 15.
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— 15 —
nicht sicher*). Nach Fest. p. 87,11 wurde die Braut mit
Waaaer bespreogt'), nach Platarch berührte sie Feaer
und Wasser*); in alten Zeiten worden ihr mit dem yen
einem Kinde, das noch beide Eltern besitzt, an einer
Aqua §t ^tU tarn inUrdiei »ölet damnatu quem aeeipumtttr nuplae,
Novius ap. Non. p. 516, 19. upure m»! I\trü«r volo fädtu aceipn
hue ^ adqM€ aqua. Digest 34, 1, €6. dSt nupliamm^ priufquam
(virgo) ad «um tnauirM d prkuquam aqua «I igni aee^)er*tMr t. «.
nupu'ae cehbrentur. Interpol. Serv. ad Verg. Aen. IV, 103. Lactant.
instit. II, 9, 21. Ovid. fast. IV, 791. Stet. Silv. I, 2, 5. Valer.
Flaccus Arg. 8, 245. — Da ioli keine zusammenhängende Darstel-
lung der Ilochzeitsbräuche geben will, sondern nur die Riten be-
spreche, die für meine ^ntersuchlM^^^ von Bedeutung sind, so halte
ich mich aucii nicht streng an die Keilienfolge der einzelneu Cere-
monien und erörtere daher einen dem agua €t igni aeciptre vorau-
g«heiid«ii Bifna erat an eiiier 8|>itireii Stelle in anderem Znsammen-
hange.
>) Naeh Yairoe Angabe geschah dieses aee^ttf auf der Schwelle
des Hauses. Rossbach (Untersnchiingen üb«r die rfimische Ehe
S. 361) Tersteht (unter Bemfdng anf die Worte des Serrius zu Verg.
Georg* 3, 504: Umina autem aU tnteriorem fnmiiiarilatem) unter limeH
nicht die eigentliche Thürschwelle, sondern den Platz im Innern
des Uaust's, welcher dieser am nächsten ist, den vordem Teil des
Atriums. Siclier ist diese Annahme aber keineswegs. Es liegt
meines Erachtens kein Grund vor, hier unter Urnen etwas anderes
zu verstehen als sonst Es ist ja sehr natürlich, dass gleich an
der Schwelle der Wohnung der Empfang mit Feuer und Wasser
erfolgte, wie auch noch eine andere Ceremonie bei den Römern
wie andi bei andern Yölkem hier stattbnd (Tgl. unten den 6. Ab-
schnitt). Dass sieh freOIdi nicht die ganse (Teremonle ia Umiu»
abspielte, sondern sieh im Innern des Hauses, am Herde, fortsetste,
wird sich gleich nachher ergeben.
Factm in nuptÜM in hmt&nm CereHs praefertbant ; aqua asper'
ffebätur nova, «we ut auta puraqut ad virum vmUretf tite ut ifnem
atqu* aquam cum viro commumcarel.
^) IMtiturch. quaest. Horn. 1 tijv Ya(M>Ufji^vi}v ^itTcottat it^^ xal
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1
1
— 16 —
reinen Quelle geholten Wasser die Füsse gewaschen').
Unklar sind fär uns besondeiB die beiden folgenden Varro-
eitate bei Noniiis.
Non. p. 112,23. Cum a norm mipta ignis tn face
ad/ernturj foco dm sumptus, cum fcuc ex spinu (cod.:
pmuj alba euet, ut eam puer ingewum adferret,
Kon. p. 302,6 (» 182,19). Qmtra [a] ncvo marüo,
cum Ucm e foro in tküme em /dki arhare et in aquali
aqua allata esset.
Die in der ersten Stelle genannte Fackel identificiert
Rossbach') wohl mit Recht mit der Weissdomfackel, die
bei dem Hochzeitszage, der deäveHo^ TOn einem ptier
ingenum vorgetragen wurde Man muss dann annehmen,
dass die Braut an dem Herde des Elternhauses eine Fackel
entsftndet und sie dem puer ingemm reicht; dieser trigt
äie bis zu dem Hanse des Gatten, wo sie bei der Ceremonie
an der Schwelle Verwendung ündet^). Nicht richtig ist
^) Sen*. Vor*?. Acn. IV, IG?. Varro dxcit: aqua et igni morili
ujorcs acciiiitbant: unde hodieque et faces praeluctut et aqua petita de
puro fönte [per felicisstmujn puerum aliquem aul puellam ] interest
nuptiis, [ de qua mtbcntibus solebant pedes lavari]. Vgl. den im erstell
Abschnitte (Ö. 3 f.) augeführten polnischen und samläudischen Brauch.
*) UntennidiimgMi fiber die römische Ehe S. 86Sf.
>) Fest p. S45 a, 1 (» Paul. p. 344). Patrimi t* matnmi putn
prm$textati frcf nubmUem dediKumtf wik« gm faem pnufert ex jywia
mtbOf qtria Neete miiM«aUi diH», ^ttt Uimt nmbeiittm, Gharidus I,
p. 144, 21 Keil. Vom in Ättiis: fax ex spinu alba pra^eiiitr, qwod
pttrgationis causa oASbetur. Vgl. Pliü. u. h. 16, 75.
*) In Widersprach mit dieser Auffassung Hossbachs steht es
übrigens, wenn er S. 339 bemerkt: „War der Zug an dem Hause
des iiriiutigams angekomnjen, so entstand unter dein (infolge ein
Kampf uiu die Dorneufackel.** I>er Kampf muss sich vielmehr im
I
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J
— 17 —
dagegen Marquardts*) Annahme, dass Braut und Bräu-
tigam gemeinsam das neue Herdfeuer entzünden. Denn
in dem zweiten Varrocitate bei Nonins kann unter
focw nnr der Herd des Brftntigams verstanden sein;
dass etwa auch letzterer eine brennende titio aus
dem IT.uLse der Braut mitbringt und somit das Herd-
feaer des jnngen Paares ganz ans dem Fener des Brant-
yaters entnommen wäre, ist ganz undenkbar, würde
doch damit der neue llerdkult in eine Beziehung zu
dem Herdkulte der Kitern der Braut gesetzt sein, die
den tbatsächliohen Verb&itnissen ganz widerspräche'):
die Braut scheidet durch die Hochzeit, wie nachher
noch näher zu erörtern, aus dem Kulte ihrer Eltern
gänzlich aus. Das Ilerdfcuer im Hause des Bräutigams
brennt vielmehr schon, wie man wolil aus der zweiten
Noniusstelle entnehmen darf, wenn die Braut das Haus
betritt, der Bräutigam entzündet einen Brand daran"'),
Innern des Hauses abgespielt haben. Sehr auffallend ist es, dass
in den beiden Stellen, an denen von diesem Kampfe urcsprochen
wird, nur die Verwendung der Weissdomfackel bei der deductio,
nicht eine weitere Verwendunj[|: beim aqua et igni accipcre erwähnt
wird. Fest. p. 289 a, 7. Rap{ solct fax, ipta praelucente noranuptade-
ducla esty ab utriustjue amicis^ ne aut uxor eam sub leclo viri ea nocle
ponat aut vir in sepulcro coinburendam curet, quo ulroque mors propin-
qua aUerius utrius captari putatxcr. Serv. Verg. eclog. 8, 29. facesj
q^iae tottHt Praths mAttUea puelhu — — [guas rapiuni kmguam
viUM frauidiai nam^ ku qui mmt p^üi diiUvu fmuUMr trixiuej»
1) PrivatlelMii der Römer S. 66 Anm. 8.
*) Es wfirde ja dann auch gar kein accipere {yni stattfinden.
Die ganze Oeremouie kann also nicht in limine stattge-
funden haben.
Samter, Fsmlllenftate der OitodiMi n. BQaier. 2
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18 —
und mit den an den beiden Herden entzündeten Fackeln')
wird dann irgend eine Ceremonie vollzogen, bei der auch
das Waflaer irgendwie zur Verwendung kam. Vielleicht
wurde, um die Loslösnng der Braut von dem Herdkulte
ihres Elternhauses zu symbolisieren, die an dem väter-
lichen Herdfeuer entzündete Fackel in dem Quellwasser
yerlSscht und dann die Braut mit der am Herde des
Bräutigams angezündeten Fackel berfihrt und mit dem
Wasser besprengt').
In welcher Weise aber auch das aq'ua et igni accipere
Stattgefunden hat, die Bedeutung des Brauches ist klar.
„he\ xotvovtia icup&c x«l oSato;*' (Dionys. 11,30) wird er
Yollzo<_;en, die Frau wird durch die Ceremonie in den
häuslichen Kult eingeweiht, an dem sie von nun an teil
hat (yg^. Rossbach a. a. 0. S. 364)').
An der Schwelle des Hauses begann bei der Ein-
') Pic AntfalK! Varros (bei Pliitarch, quaest. Rom. 2), dass
bei der Hochzeit fünf Kcickolii verwendet und diese bei den Adilen
angezündet wurden, kann sich daher niclit, wie Kossbacli a. a. 0.
S. 366 für muglich hält, auf die bei dieser Ceremonie verwendeten
Fackeln berieben. Wie diese Nachricht zu Terstehen ist, Termog
ich nicht anzugeben.
') Dass die oben aasgesprocliene Yermutimg keineswegs richer,
ist mir natürlich wohl bewusst Etwas abweichend Beiigk im Philo-
lopiis XT, 385: ,Die Aiifoahme der Braut in die Familicngemein-
schaft bestand darin, dass man die Hochzeitsfackel aus Weissdorn
und einen Feuerbrand vom ITerde des Bräutigams in reines Quell-
wasser tauchte uud mit dem so geweihten Wasser die Braut be-
sprengte.*
^) ^'g'" Scneca controvers. VIT, G, 8. habeamns gencrum, si pos-
tUBMs parem vel simücm} si minusy non est embescenduviy cui cogmitus
$U aliquit^ em »aem ^iqua «I peMh-alia, in quae dedueatur uxcr.
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— 19
fuhroog der Braat die Ceremonie des aqita et igni accipei'ef
am Herde wurde sie fortgesetzt Am Herde folgte eine
zweite Ceremonie, bei welcher der Sinn dieser Riten Qooh
deutlicher hervortritt.
Die römische Braut brachte in das Haus des Gatten
drei As mit. Den einen, den sie in der Hand hielt^ uber-
gab sie dem Manne tcmquam mendi eansa; den zweiten,
den sie unter dem Fusse oder am Fusso hatte, legte sie
auf dem Herde als dem Altare der Laren nieder. Den
dritten endlich, den sie in einer Tasche trog, liess sie an
dem benachbarten Erenzwege erklingen.')
Welche Bewandtnis es mit dem ersten As hat, lasse
ich unerörtert da dies mit unserer Untersuchung nicht
in näherem Znsammenhang steht.') Die beiden anderen
Asse sind zweifellos, wie Rossbach a. a. 0. 8. B74ir. ge-
sehen, als Opforgabeu aufzufassen. Den zweiten As opfert
die Braut am Herde, um damit den Schutz der au diesen
yerehrten Laren,' denen sie bisher fremd war, za erwerben.
Dieses Opfer am Herde entspricht ganz dem Opfer, das
bei den Griechen, wie im ersten Abschnitte dargelegt,
am Herde durch die xaiaxuajxaTa dargebracht wurde.
*) Non. p. 581, 8. nubentes veleri lege Romana asses tres ad
mardum venUntet solere pervehere atque unum, quem in manu teuerem^
tanqtum emendi etuua marito dore, alum, qu9m tu pede Aofterant, m
foeo Tianitm familkuium pontn, firfnmi, quem m »tue^jterum» eon-
tHdiumU, eo&^üo vkinttU tokn rMoiiare. JSufe Vtry. Qwrg. i, I: «Tle-
qiu M geMTum Tnhy$ emat omm&ut mufl».* Qnm ritut Varro Ub, I
<ff vüa pop. Rom. diligentissime percucurriL
^ IToelder, Böm. Ehe S. 31. 44. Rosabaeh a. a. 0. S. 37G.
3) Ebenso muss ich es unerklfirt lassen, wamm .und wie die
Braut das zweite Geldstück in pede hat
2*
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— 20 -
Die Sitte, die Braut zuerst an den Herd zu führen,
beschränkt sich nicht auf Griechen und Römern sondern
sie findet sLoh noch bei mannigfachen Völkern, nnd zwar
vielfach auch in Verbindung mit einem Opfer am Herde.
Kossbachs Erklärung des römischen Brauches wird daher
durch die im folgenden angefahrten Analogien noch be-
Btiiigt
Bei den Indem wurde die Braut im Hause des Gatten
von einem Freunde mit einer vollen Schale empfangen
und dreimal ums Feuer gefährt') In der Mark trug der
BrSuügam die Braut ins Haus, zur grossen Diele (dem
Baume, in dem sich die Ställe, die Kammern der Knechte
und Mägde und der Herd befindou), wo er mit ihr drei-
mal den Kesselhaken am Herde umwandelt') In West-
hlen wurde die Braut auf einem Sessel ins Haus und
dreimal um den Herd getragen.') Im Saterlande (in
Oldenburg) gab man der Braut eine Kelle in die Hand
und führte sie darauf dreimal um das Herdfeuer/) In
der Eifelgegend wurde die junge Frau in die Haushaltung
eing^Bhrt, indem man die „Feuerhahl" (d. h. den Kessel-
haken) hervorzog, sie um dieselbe leitete und ilir den
Kochlöffel anhängte.') Wenn in Bockum bei Kaisers-
<) Haas in Weben indiaehea Studien Y, 896. Yg^. aaeb
Schräder, Reallexikon der indogermaa. Altertnmskimde S. 866.
>) Kuhn, MirUiche Sagen S. 861.
') Montanus, Die deutschen Volksfeste S. 85. Vgl. Kahn,
Sagen, Gclurmche und Märchen aus Westfalen II, 37, 104 IT.
*) Schwartz und Kuhn, Norddeutache .Sagen, Märchen und
Gebräuche S. 433.
Schmitz, Sitten und Gebräuche des Eifler Volkes S. G7.
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— 21 —
werlh dio junc^c Frau ins Haus des Bräutigams gebracht
wird, dann führt man sie zuerst hemm und Betst sie
dann auf einen StoU, unter dem man eine Schaufel
glühender Kohlen hindurch wirft ^) — jedenfalls ein Ersatz
für die Ceremonie am Herde. Die polnische Sitte, die
Braut dreimal um den Kamin im Hause ihres Mannes
zu fahren, ist schon im eisten Abschnitte (S. 3) ang^I&hrt
worden. 13ei den Osseten, einem kaukasischen Bergvolke,
war das dreimalige Herumführen der Braut um deu
Herd £räher — noch im Jahre 1860 — allgemein üblich.')
In Kroatien fi&hrt sie ebenfalls der Brautfahrer dreimal
um den Herd, auf dem ein Feuer brennt'), ebenso um-
wandelt sie in Serbien diesen dreimal.*) In der Herze-
gowina geht die Biau4 gerade auf den Herd los, auf
dem ein Sack mit Frucht steht, sie setzt sich auf diesen
und schürt das Feuer.*) . Besonders hervorgehoben zu
werden verdient ein Brauch der Oberpalüenschen Esten:
die junge Frau wird nach der Ankunft im neuen Hause
mit Yorbundenen Augen vor den Ofen geführt, in
welchen sie einige Scheite Holz hineinwerfen muss.^)
Das Verbinden der Augen ist hier jedenfalls ebenso zu
erklären wie in den im ersten Abschnitt erwähnten Fällen.
») Schell, Zeitschrift dos Vereins für Volkskunde 1900, S. 430.
L. Y. Sciiroeder, Ilüchzeitsbräuche der Esten S. 129.
Krauss, Sitte und Brauch der SadslaTen S. 3SG.
Kraasa a. a. 0. 436.
*) a. a. 0. 480. Nach Lflek, F^unilien- und Volksleben in
Bosnien und der Herzegowina (Ztschr. f. ostenr. yolkskimde 1900
165) geht die Braut, wenn sie in das Haas des Br&atigams eintritt,
dreimal um den Herd und opfert dort
*) y, Schroeder a. a. 0. S. 140.
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— 22 —
In manchem der erwähnten Beispiele ist der ur-
sprfingliche Sinn des Braoohes natürlich längst ge-
schwunden; das Überreichen des KoohlSfFels oder der
zeii^t, (liiss, wie Lippert') richtig bemerkt, aus dem
Sühnritus, der sich an die am Herde verehrten llaus-
gStier richtet, aus der Einfühmng in den Haaskalt eine
EinfBhrong in das Eüchenamt geworden ist In einigen
anderen Fällen hat sich aber noch eine deutlichere Spur
des ursprünt^liclien Sinnes erhalten, die über diese ur-
sprüngliche Bedentong keinen Zweifel lüsst. Ans einer
Gegend der Henegowina, ans Ljnbow im Bezirke Trebinje,
wird berichtet, dass die Braut sich vor der Hansschwelle
dreimal verneigt. Sie legt etwas Geld darauf oder
schlägt bloss mit der rechten Hand auf den rechten Thor-
stock und die Oberschwelle. Ins Hans getreten tritt sie
znm Herde nnd lasst auch hier Geschenke zurfick.*) In
der Gegend von Velika in Slavonien wirft die Braut,
ganz wie im alten Rom, wem! sie das Feoer anschürt,
einen Kreuzer in die Glut hinab.*) In B5hmen tritt die
Braut zum Kamin und wirft drei ihrer Haare hinein.^)
Bei den Esten wird die Braut, wenn sie im neuen
Hause angekommen, überall herumgeführt, dabei wirft
Kulturgeschichte II, 147. Vgl. auch Weinhoid, Die deut-
schen Frauen in dem Mittelalter ' I, 381.
*) Lflek, Ehesehliessimg in Boanien und der Hertegowina, in
der ZeUichiift »Die Donaiilbider« 1899, 459. Vgl Ztsehr. f. oBterr.
YoUttkande 1900, 165.
^ Krauts a. a. 0. S. 899.
*) Wuttke, Der deutsche Yolksaberglaube der Gegenwart*
S. 373. Grohniann, Abergiaubea und Gebr&aehe ans Böhmen und
M&bren S. 122, 92&
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- 28
sie etwas (Jeld oder Ränder in die Stube, Kainniern oder
Stäiie, in deu Garten, in den Brunnen und auch ins
Feaer.') Dass der Sinn der Geremonie am. üerde eine
Huldigung for die dort verehrten Hausgötter ist, tritt,
wie Lippurt^) richtig hervorhebt, besonders deutlich bei
der chinesischen Hochzeit hervor, liier steht am Herde
noch das kleine Bild des Hausgottes. Die Brant ver-
neigt sich vor ihm tief und legt dem Bilde ein Bündel
Stäbchen zu iuissen.
Zu erwähnen ist hier auch ein russischer Brauch,
der sich zwar nicht am Herde abspielt, aber dieselbe Be-
dentang hat wie die angefährten Herdceremonien. Wenn
der Hochzeitszug den Hof betritt, werden ihm die
Heiligenbilder des Hauses entgegengetragen: ebenso wie
die Heiligenbilder des EUternhanses in die Kirche und
dann wieder zorftck ins Hochzeitshans getragen werden,
so werden die Neuvermählten im Hause des Mannes
auch wieder mit den Heiligenbildern emplanifcn.^)
In Böhmen nnd Mähren ist zwar bei dem Um-
wandeln des Herdes von einem Götter- oder Heiligen-
bilde nicht mehr die Rede, aber auch hier muss sidi die
Braut bei dem Eintritt in das neue üaus vor dem Herde
verneigen, also diesem, d. k der in ihm waltenden Gott-
0 V. Schroeder a. a. 0. S. 131.
^ Kulturgeschichte II, 146.
^ Grosspietsch, llochzeitsijcbräuche des russischen Landvolkes
(Russ. Revue XII, 250). Das Bild des Schutzheiligen ist hier, wie
öfter, beim Ubergang zum Christeutuine an die Stelle dos alten
Hausgottes getreten. Über die Verweadung der Heiligenbilder im
.YaMause vgl. weiter unten.
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24 —
heit, ihre lliildiiiiiiii^ (larl»riM<ien.^) In Daliiiatieii küsst
die Braut den Herd. Hier vurbiiidct sich damit noch
eine andere Spende, die mit den griechischen xetrox^^K^
zn vergleichen ist: man fiberreicht der Braot beim Ein-
tritt in (la.s Haus einen Reuter (d. i. ein Sieb) mit Äjifeln,
sie rüttelt ihn ein wenig und wirft ihn samt den Äpfeln
über das Haus oder sie ninmit ans dem Bnsen einen
Apfel, in den einige Mnnxen gesteckt sind, nnd wirft ihn
über das Haus.')
Welche Bewandtnis hat es nun mit dem dritten As,
den die Brant «» con^nto vieinaU darbringen mnss?
Rossbadi') nimmt mit Recht an, dass nnter dem viemaU
eompüum das nächstgelegene saeellum der Laren zu ver-
stehen sei. Er vergleicht die Sitte, bei der Geburt eine
Münze im Tempel der Jnno Lncina, beim Todesfall im
Tempel der Venns libitina nnd für die in das Hannes-
alter tretenden Jünglinge im Tempel der Juventas zn
entrichten/) Angeblich wurden diese Geldstücke zu
») GroliiiKinn a. a. 0. S. 122, 929.
Krauts, iSitte uud Brauch der Südslaveu S. 430. Reinsberg-
DfiringsfeldJ» HoehMitsbach 8. 77. Vgl. die S. 4* angefahrten
Br&uche. — IHe Äpfel werden von den Kindern aufgelesen; die
religiöse Bedeutung des Bnmches, die sich aus der Yergleiehnng
mit den Ceremonien anderer Yolker ergiebt, ist also in Vergessen-
heit geraten.
») a. a. 0. S. 375.
*) Dionys. IV, 15,5. <o; Uzhuiv Aeüxto; ev zpiutT) tü»v svau-
öt'iüv ävaYpapiüv tüTopet, ßo'jXo|/tvo« (.Servius) xat xcüv oaxei oia-
Tptß'ivTtuv TO T:Xf^i)o; Eto^vai, T(Lv t£ YevvtufA^vcuv xal t<üv ct-oYivo[jivtüv
•/.ai xüjv ei; ävöpa; eyypa^ojiivujv, Ixa^ev, oaov e6ei vdjxisjAa xatacpipeiv
Digilized hy Ci{X)(^Ic
— 25 —
statistischen Zwecken gezahlt Dass aber dieser statistische
Zweck der ursprflUm^che gewesen sei, ist schwer (^aablidL
Sicherlich waren diese MOnzen, wie Rossbaoh yermntet^
ursprünglich Opfergaben, die man erst später zur Volks-
zählimg benutzte. Den Laren des Stadtviertels also, in
dem der Gatte wohnt, bringt die jonge Fran ihre Gabe
dar.') Nachdem sie zavor dnrch das Opfer am Herde
den Schutz der Ilaushiren erworben hat und in die Kult-
gemeinschai't des Hauses aufgenommen worden ist, er-
wirbt sie nnn anch den Schuts det Götter, die ihre
neuen Besirksgenossen beschirmen, wird sie nnn anch in
die grössere luiltgeineinschaft ihres Stadtbezirkes aufge-
nommen. Etwas Ähnliches finden wir auch in Griechen-
land. Die Neuvermählte wird den ^patoptc ihres Mannes
vorgestellt, dabei wird diesen ein Mahl gegeben*) und
ein Opfer dargebracht.')
*Pu)(AaIoi xoXoüotv 'Hpav ^coa^fipov bnkp twv jtvvfoitivtov tii hi
Tov T^; /Vppo8(T7}c dXaet xadtSpupiivoV) 9jv TTpocayops-jouat AtßiTtvrjv,
dp^O(x£v(uv ajvTeXetv.
') Über den Ausdruck resonare vgl. Rossbach a. a. 0. 8. 375.
Rossbach vermutet, dass die Braut den As auf dem Altare der
Laru eampäalM erUingen Uess und ans dem hellen oder dumpfen
Tone sefaloss, ob die Laren ihrer Ehe ganstig oder ungonstig seien.
*) Hesyeh. |«(&iQXIa* f^pvi) üt jd^im ic«paexttt)]v lud Sdsevov,
8 Tol^ fptfcopeiv Mtt. & TOftAv. Sold. 8. t. baeas VIS, 18; III, 76.
Demosth. 57, 43. 69.
*) Poll. III, 42. inX Tflfpwp ÄU(j{a iv tote ^pdrepit yotfxrjX^ct xal
TO fpyov ya\iLriKlcr/ e.ltjtytfxtXt. Schol. Demosth. 3. Olynth. Kede 43
(Bull, de corr. hell. I, p. 11) yniirikla' tU to-j; (ppctTopa; iffpatf-fi'
Cviot 8i TTjv öua^av ouxu) «paal X^Y'^*^'' '^'i"*' ^"^^9 '^^'^ jJieMovTtuv yctpeiv
|tvo|iivr|V (cod. ^|V(U(Aiviiv) tol( iv xiji or^fAt^t. Bei Poll. Mll^ 107 ist
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"1
— 26 —
Ein Opfer an die Schutzgütter des Bezirks scheint
aaeh noch in den Brauchen einiger anderer Völker vor-
xnliegen. In manchen Orten Eroatiens begiebt sich der
Iloch/.olt.>zu*j, nachdem die Braut dreimal um den Herd
geführt worden ist, an den Dorfbrimnen. Die Braut-
lente gehen dreimal nm den Bronnen henim nnd beim
dritten Umgänge werfen sie einen mit einigen Kreozem
bespickten Apfel*) in den Brunnen hinab.') •
In Bulgarien führt einige Tage nach der Hochzeit
die ganze Verwandtschaft des Bräutigams die Braut tarn
Dorfbrunnen. Im rechten Aermel trägt sie Hirse nnd im
Munde eine Geldmünze. An Ort und Stelle anc^elangt,
geht die Braut dreimal um den Brunnen herum und
schättet die Hirse entweder ringiBtim oder bloss in die
vier Bmnnenecken. Dann speit sie die Mflnze in den
Brunnen hinein und schöpft einen Kübel Wasser'). Auch
bei den Slowenen wird die junge Frau am Tage nach
der Hochzeit zum Brunnen geführt/) Bei den Nen-
griechen wird (oder wurde) die Braut am dritten Tage
nach der Hochzeit in festlichem Zuge nach der Quelle oder
dem Brunnen geführt, aus dem sie in Zukunft ihren
Wasserbedarf zu entnehmen hat. An der Quelle ange-
kommen, muss sie diese feierlich begrnssen und in hohler
unter 7a(iii)Xld nieht ein Tom Oatten, sondern vom Vater darge-
brachtes Opfer zu verstehen, s. weiter unten.
1) Vgl. die kurs voriier (S. 24) erwähnte, in Dalmatien übliche
Yerwendting des mit Münzen besteckten Apfels im Hanse.
2) Krauss a. a. 0. S. 386.
Krauss a. a. O. S. 451. Strauss, Die Bulgaren S.327.
*) Reiiisberg-Düringsfeld a. a. 0. IS. 89. 92.
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— 27 —
Hand aus ihr triuken, danu wirft sie Geldstücke und
fiaswaren hinem. Nach einem Ruudtanze um die Quelle
schöpft ein Jüngling^ dem beide Eltern noch leben, mit
einem besonders dazu bestimmten Gefässe Wasser und
trägt es, ohue ein Wort zu spreciieo, nach dem liause
des jungen Paares. Mit ihm kehren auch alle anderen
nach Hanse znrftck; die jungen Eheleute nehmen, dort
angekommen, den Mund voll von diesem Wasser und
sucheu sich innerhalb der Thür des Hauses damit zu bo-
spritzen.^)
Auch bei den Albanesen begeben sich die Brautleute
mit Schüsseln in den Händen zu der Dorfquelle, wo sie
einander bespritzen sollen.') Hierher gehörig ist auch
ein interessanter Brauch der Mordwinen, den ich nach
Schroeder a. a. 0. S. 186 (aus der St. Petersburger
Zeitung 1879) mitteile. Am Morgen nach der Hochzeit
begiebt sich die Braut, barfuss, nur mit einem Hemde
bekleidet, zum Flusse. Ihr voran schreiten die Gespielinnen
mit emem grossen Kubel, hinter diesen folgt die älteste
Frali des Dorfes, welche auf ihrem Kopfe einen mit einem
Eierkuchen bedeckten Laib Brot trägt; dann kommen der
Hochzeitsmaischail und die Freiwerberin, welche in ihren
H&nden grosse mit Bier gefällte Gef&sse und ausserdem
noch einen ganzen Eimer desselben Bieres tragen, mit
dem sie tlie ganze Zeit über den Weg von der Hütte
0 Wachsmuth a. a. 0. S. 100. Vgl. Beiasberg -Düringsfeld
a. a. 0. S. 51).
') üahn, Albanes. Stud. 1, 147. Reüiäberg-DüiiugsTbl^a. a. 0.
S. 63.
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— 28 —
bis zum Ufer benetzen. In der Hand trägt die Braut
ein totes oder lebendes Hnhn. Wenn der Zug an den
FI1188 gelangt, ertrftnkt sie dieses im Flosse nnd wirft
auch das Brot und den Eierkuchen hinein, während die
Alte die Flussgöttin um Segen und Schutz für die Braut
bittet ^aeh diesem Gebete steigt die junge Gattin ent-
weder in den Flnss hinab oder sie wird mit dem Flnss-
wasscr bespritzt, während der liest des Bieres in den
lluss gegossen wird.
Diesen Brftnchen, deren eigentlicher Sinn natürlich
vielfach, wie bei den meisten derartigen Sitten, längst
vergessen ist, liest ofTenbar die Vorstellung zu tliumle,
dass den in der Tiefe des Brunnens oder Flusses hausenden
nnterirdisdien Mächten ein Opfer gebradit werden soll.
Da dies Opfer, im Gegensatz su der im eigenen Hanse
dargebrachten Spende, die den ll.iusgöttern gilt, an einem
allen Dorfbewohnern gemeinsam gehörigen Orte dargebracht
wird, so darf man annehmen, dass sich dieses Opfer an
die gemeinsamen SohntKgStter des Dorfes richtet, also
auch hier die junge Gattin den Schutz der Götter ihres
Wohnbezirkes erworben will.
Ein ähnlicher Gedanke kommt auch in einem wen-
dischen Branche zum Ausdruck, den Lippert^) mit Recht
dem Asopfer in der Larenkapelle vergleicht. In den
wendischen iJörfern musste die Braut, die aus einem
andern Orte kam, einen Tanz um den Kreuzbanm —
dne mitten im Dorfe aufgerichtete Eiche, an der sich
1) Kulturgeschichte II, 148.
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— 29 —
ol)eii ein hölzernes Kreuz und darüber ein eiserner Hahn
befand — machen und etwas Gehl hineinsteckeu.') Nach
einer gleichartigen Sitte wnrde in Bramstadt in HolsteLn
früher jede Brant, die ans einem fremden Orte sich dort-
hin Yerliüiratote, samt ihrem mit<r('l)rachten Brautgute erst
dreimal um die Rolandsäule ^efahren, ehe sie in das
Hans des Ehemanns einzog.') Die Aufiiahmeceremonie
findet in diesen beiden Füllen an den Wahrzeichen der
Gemeinde statt, ohne dass man sich wohl klar darüber
war, was dieses eigentlich zu bedeuten habe.') Vielleicht
wurden, wie diese beiden Bräuche, auch die übrigen eben an-
führten Geremonien ursprünglich nur bei solchen Bräuten ge-
übt, die ans ciiuMii andern Dorfe stammton, doch ist es ebenso
gut möglich, dass auch die aus demselben Bezirke stam-
mende Braut auüs neue die Gunst der heimatlichen Schutz-
götter erwerben muss, denen sie nach der Vermahlung
in neuer Eigenschult gegeuübcrtritt.
III.
Wie im ersten Kapitel dieser Untersuchungen dar-
gelegt, wurde in Athen dieselbe Geremonie, wie bei der
Braut, auch bei dem Sklaven vollzogen, der zum ersten
Male das Haus des Herrn betrat, die Geremonie der xaxa-
') Kuhn, Mark. Sagen S. 334. Vgl. den verwandten Brauch, der
in der Zeitschrift f. Hsterr. Volkskunde 19()0, S. 172 inÜLn t.'ilt wird.
'O Lippert, Volkst^Iaubc, \ olksbraucli aud ChriBteutuiu S. 540
(nach Zöpfe), Die Kulaiidsriulc S. 215).
^) Lippert a. a. 0. bringt aiu li die i\ülandsiiule mit dem Toten-
kulte zusammen, was indes eine haltlose Phantasie ist.
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— 30 —
j^uafioxa. Durch diese Uebereinstimmimg wuiden wir zu-
erst zu dem Schlosse geführt» dass wir in diesem Branche
einen Anfoahme- oder EinweihmuBritas zu sehen haben.
Im vorigen Kapitel lernten wir dann einen andern Ritas
kennen, durch den die Braut in ihr neues Heim aufge-
nommen wird, das Herumfahren um den Herd. Auch
diesen Ritus finden wir bei anderen Völkern — damit
wird die Richtigkeit unserer Auffassung bestätigt — bei
der Eiuführuug eines Knechtes in das Haus.
In Deutschland wurde, ebenso wie die jnnge Frau, •
auch das neu eintretende Gesinde dreimal um den Herd ge-
führt. „Um das llel leiten" nannte man diese Ceremonie;
als bei der veränderten Bauweise der Herd nicht mehr in der
Mitte der Enche^ sondern an der Seite angebracht wurde,
schwang man den Herdhaken dreimal um den angehenden
Hausbewohner, behielt aber auch für den verkümmerten
Brauch die alte Bezeichnung bei/) Im Eifellande war
es Sitte, dass, wenn eine Magd einen neuen Dienst an-
trat, die Burschen der Nachbarschaft kamen, die „Feuer-
halil" hervorzogen und sie dreimal um dieselbe leiteten.')
in Böhmen muss sich, wie die Braut, auch die Magd,
die einen neuen Dienst antritt^ vor dem Herde verneigen.*)
') Montamis, Die deutschen Volksfeste S. 99 f. Wuttke, Der
deutsche Volksaberj,'laube ' 8.132.
') Schmitz, Sitten und Gcbräuclie des Eitler Volkes S. G7.
') Groliinann a. a. O. Vj^l. auch Lippert, Christentum, \'olks-
glaube und \ olksbrauch S. 489, wo die Redeutun«r des um den
lierd Führens bei der Braut und beiiu Knechte dargelegt ist.
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— 31 —
Derselbe Brauch liegt offenbar aucli einer von Grimm
„aas der Chemnitzer Rockenphilosophie^ angeführten Sitte
zu Grunde: die neu einziehende Ma|^ soll alsbald ins
Ofenloch schauen.^) Ebenso soll in Osterode am Harz
die Dienstmagd gleich beim Eintritt ins Haus nachsehen,
ob Feuer im Ofen ist, und es schüren.'"')
Bei den Römern war ein der Hochzeitsceremonie
entsprechender Branch bei der Anfiialime eines nenen
Sklaven nicht üblich. Diese Abweichung vom attischen
Brauche erklärt sich aus der verschiedenen Stellung, die
der Sklave in Rom ond in Athen einnahm. Bass bei
den Griechen der Sklave eine mildere Behandlung genoss,
mehr als Mensch betrachtet wurde als bei den Kömern,
ist bekannt und bedarf hier keiner weiteren Erörterung.')
Der römische Sklave galt vermntlich — wenn er auch
nicht vollständig yom Kult ausgeschlossen war*) — zn
') J. Griniin, Deutsche Mythologie HI, 437, 95, vgl. 451, 501.
2) Griinm a. a. O. S. 4G1, 777.
^) Über die Beteiligung der griocliischen Sklaven am Kulte,
die vielfach, sogar für die Mysterien (vgl. Lobeck, Aglaophamus I,
19; Bohde, Psyche I, 286, Anm. 1), beseugt ist, vgl. Bfichsenschfitg,
Besits und Erwerb in Orieeheiüand S. 149 u. IfitX
^) Wenn Bossbach (Unteraidimigeii über die römische Bhe
S. 25) vom SUftTen bemerkt: .»Sie gehörten ta der religiösen Ge-
nossenschaft des Hauses und feierten mit den Frtien ihre Feste*,
80 bedarf dies einiger Einschränkung. In bezug auf die von R.
citierte Stelle dos Cato ist zu beachten, da.ss Cato (de a^r. 143,
vgl. Marquardt, Privatleben 179) nachdrücklich betont, die Sklavin
halte nur auf Befehl des Herrn eine religiöse Ceremonie zu voll-
ziehen (vgl. Columella 1, 8,5). Ob in der Ainharvalfonucl wirklich
ein Sklave mit der Lustration des Ackers beauftragt wird (Ross-
bach a. a. 0.), iüt zweifelhaft (vgl. Keil, Comuientur zu Cato de ayr.
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— 32 —
sehr ak Sache, als dass man seinetwegen eine religiöse
Ceremonic lüitto für nötig luilteii sollen.
Ausgeschlossen ist der Sklave namentlich von den
Opfern der pmi, den Festen der Gentilgenossen.') Zu-
tritt zu diesen eihtit er erst im Falle der Freilassung.
Die Freilassung hat dalier nicht nur eine rechtliche,
sondern auch eine religiöse Bedeutung. Der Sklave, der
Ton seinem Herrn die Freiheit erhält, nimmt den Gentil-
namen seines Herrn an, das hnsst in sacraler Besiehnng,
er hat von nun an teil an den Gräbern') und Testen der
gena. „Wo die Abteilongen der Gemeinde, die Curien
zu religiöser Festfeier znsanunentraten, liess man mit
den Geschlechtem anch die Freigelassenen und dienten
eines jeden Patriziers zu; und es sind diese Versanini-
loDgeu staatsrechtlich von grosser Bedeutung gewesen.
Denn anf ihnen beruht es doch musweilelhaft, dass neben
den selbständigen Vollbfirgem anch Hansldnder, Frei-
gelassene und dienten, nicht aber Fremde und Sklaven
den adjectivischcn Geschlechtsnamen zu führen berechtigt
sind — zun Marciergeschlecht sich za zählen, d. h.
einen Marcier sich zu nennen, vrar jeder befngt, der in
diesem Gescldechte die luirgeri'esto nütfciern durfte".
(Mommseu, röm. Forschungen I, 371.)
p. 145). Wenn die Sklaven und Sklavinnen an der Feier der
Saturnalien, der Compitalien und Nonae Caprotinao betoilijrt sind,
so wird dies in deu Berichten offenbar als Ausualiiue betrachtet.
Vgl. den Anhang.
^) Vgl. den Heroldsruf bei gewissen Festen: ho*tü mulier,
vinetmt €Muto (Fest cp. p. 82, 8).
>) Marquardt, Privatlebeii S. 864.
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— 33 —
Weil also bei den Römern erst durch die Freilassung
die wirkliche Aoiiuihme in die KoItgemeinBchaft eriolgti
80 mtaen wir die bei der FreUassnng fiblichen Bräuche
prüfen, um festzustellen, ob sie in den Kreis der vorher
besprochenen Aufnahme- oder Einweihungsriten gehören.
Die Geremonie der Freihissong bestand darin, dass
dem SUaven eine besondere Art Mütze, der pilem, auf-
gesetzt wird.^) Um die Bedeutung dieses Branches klar-
zulegen, muss ich mir zunächst einen Excurs über eine
andere Verwendung des püem gestatten.')
Ausser von den Sklaven, die den püeus bei der Frei-
lassung anlegen, wird dieser — in Form einer spitz zu-
laufenden Mütze — ständig von einigen Klassen der
römischen Priester, den ßaminesy pontiifice» und Saliern
getragen.^) In seinem Aufeatze „Über den füeu» der alten
Italiker*'^ hat Wolfgang Heibig die Ansicht aufgestellt,
dass der ;;?7<'?m- sowohl bei den Priestern wie auch bei
den Freigelassenen der Überrest einer einst allgemein in
Italien verbreiteten Volkstracht sei*), und er hat Aber-
Marquardt, Privatleben S. 572, Anm. 2.
*) Die folgenden Ausführungen wiederholen den Inhalt eines
im Jahre 189i im Philologus (LIII, 535 fr.) erschienenen Aufsatzes.
*} pilw$ der pontißetMt Pest p. 855a, 33, der Salier; Dion. II,
70, 3 (Tgl. Samter, Rom. Sühnriten, Philolog. LVI, 895). Der pilnu
der flamuM» nird häufig erw&bnt, 8. die weiter unten angefahrten
SteUen.
Sitzungsber. der Akad. der Wiasensehaften zu Mönehen,
phil.-hist. Klasse 1880, S. 487. \^
Von diesem pilexts zu unterscheiden ist, wie irdbif^ a. a. 0.
8. 489 richtijLf bemerkt, die nur vom iiiodrii^on \'u!kt' •^etia^^a'iie
Mütze, die clioiifalls pileus {benannt wird. Wie <lfr pilfus, den die
Rüuier au den Saturnalien anlej^en, aufzufassen, ist zweifelhaft.
Santer, Familienfeste der Griechen u. Börner. . 3
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— 34
zeugend nachgewiesen, dass diese Kopfbedeckung aas dem
Orient Aber Hellas oder Karthago za den Italikem ge-
kommen und M diesen in alter Zeit allgemein getragen
worden ist. Heibig ist sehr glücklich in der Verwertung
der monumentalen Überlieferung gewesen, auf die sich
hauptsächlich seine Ergebnisse gründen. In den littera-
rischen Zeugnissen jedoch hat er einige wii^tige Punkte
übersehen, uini >eine Resultate bedürfen daher einer
wesentlichen Modiücation oder vielmehr Kr^^änzung.
Die Zeugnisse, die hauptsächlich für die Beurteilung
des Priesterpileus in Betracht kommen, sind folgende:
Interpol. Serv. Verg. II, 083 (= Sueton. ed. Keiffersch.
p. 268, 168). Suetotiiiis tria genera püleorum dixit,
guibu» 9aeerdatet utuniur, apieemy tuUdum^ gaUrumx ied
apiam piüeum mttUe eirea medium vkrga emmmü^)^ tuitur'
him pilleum lanafum metae ßgura^ galerum piüeum ex
pelle hostiae caesae.
Fest. ep. p. 10, 12. AlbogcUerut a galea wminatuB.
Est enim pileum eapUiBt quo Dialea ßaminea^ «. e, taeer-
dotea Jovii^ wtehantur. Fiebat enim ex h Ostia alba Jovi
caeea^ cui a^figebatur ape.v virgula oleaghtea.
Isidor, orig. 19, 30, 5. Virgula, quae in püeo erat,
connecUhatuT ßlo^ guod fiebat ew lana hoitiae.
0
>) VgL Interpol. Senr. Yerg. Aen. X, 270. die/tar auum aptx
vtryo, qmu m mmm» piUeo ßammum lama tiramdata «I ^Üb coitfi^
^ote mit, wtde etiam ßomnes vocalmniur. Hoc out*m nomen a vättri'
but tractum est: apere enim rifu ßaminxm adligare dietbant; und«
apicem dictum volunt. Of. Serv. Aen. II, G83. Fest. ep. p. 10. Der
apex ist also ursprüii^'Ucli mir »'in Teil des pileus, dann wird der
Name auf den gauzeu piltus übertragen (Suet 1. 1., Isid. orig. Id, dO, 0).
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— 36 —
Gell. 15, d2, Verba M, VarronU ex aecundo
rm rm m dMnanm msper ßamme DiaU ha&s «ml: /• $oliim
eübwm haht% ^oknm, vel quod maximmy vd quod Jovi
immolata hostia alba id ßeri oporteat.
Froato ep. ad M. Caesarem 4, 4 (p. 67 Naber).
Demd$ tn |iorea (Anagniae) mm eaimua^ iU teriptum
erat hifarkm de: „flamm sume tamentum," Rogavi
aliquem ex pojjulariöus, quid illud verbum etseU Ait lin-
gua hermea pelliculam de hostia^ quam m apieem
Buum flameih cum m urhem iniroeat, impomt.
An alleii diesen Stellen fiült die Erwähnung der
hostia auf: der pileus muss aus dem Fell eines Opfertiers
gefertigt sein, der Faden, der den apex an der Mätse
befestigt, der WoUe einer hinHa entnommen sein. Warum
dies? Wenn der püeue der flammea wirklieb, wie Heibig
meint, nur ein Ueberrest der alten Volkstracht ist, wes-
halb dann die bestimmten Vorschriften über seine Ver-
fertigong, weshalb seine Verbindung mit dem Opfer?*)
Die Antwort giebt Yarro de ling. Lat. Y, 84: Flamine»
quod in Latio capite veluto erant semper ac caput ciu'
ctum Juxb^nt ßlo^ ßamtnea dictiL
Das blosse fikam enetite, wie Servius mitteilt'),
') Bei Daremberg-Saglio dict II, p. 1167 wird diese Vorschrift
mit den Worten motlYiert: «le ftunhie ne pouvait pas toueher la
pean d*im animal sonillA par h mort naturelle.* Allein eine solehe
Bestimmung ist nirgends überliefert; GelU 10^ 15, 24 sagt nur:
Ipcwai, dl JHP huMmm eW, vmqtum ingrediturj morawn (in ergSasen
doch wohl: homhm) nunquam aitingit.
*) Serv. Verg. Aen. VIII, 664. Jlamines incapüe habebant piUtum,
in {MO erat lireva mVya duuptr habeiu lemae aliguid. quod cum per
8*
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— 36 —
den pileus, beides, das Tragen des ßlum wie des pileus^
wird mithin von Yano des vüaUo cafüü gleich gesetzt.
Aus litterarischen Zeugnissen ') wie aus zahlreichen
Monumenten ist die Thatsache bekannt, dass der Ritus des
römiBohen Opfen eine VerhoUnng des Hauptes fordert').
Vuio hatte diese Sitte mit der Erzlhlnng motiviert, dass
Aeneas, als sich ihm während eines Opfers Odysseus oder
Diomedes genähert, sein Haupt verhüllt habe, um das
Opfer nicht durch den Anblick des Feindes zu stören.
Die Nachkommen seien ihm hierin gefolgt und verhüllten
daher gleichfalls beim Opfer stets das Haupt, um vor
jeder Störung geschützt zu sein'). Dass jener Brauch
der Abwehr äusserer Störung diente, nimmt anch Marquardt
a. a. 0. an, und gewiss wird dieser Grund zu dem Fest-
halten an der Verhüllung beim Opfer mitgewirkt haben.
aeslut ferre non possent , filo tanlum capila retigare eoeperunt; nam
nudis penitus eos cnpitihus incedert nefas fuvrat: unde a filo, </uo
ulebantur^ ßaviines dicti sunt^ quasi ßlamines^ verum f estis diebus ßlo
deposito ^ilUa Mce$se erat aecipere^ quae seeundum alios ad ostendeit'
dam »aeerdotu emtMtuiam raitf reptiia.
Vgl. Marquardt III, 17G, Aum. G.
^ Nur bei denjenigen Opfern, die Oraeco ritn dargebracht
werden, blieb das Haupt unbedeckt Macrob. Sat 3, 6, 17; 1, 8, 2.
Fesi p. 8SSb, 83. iuUiei auetor* Aenea vdant capUOf quoä
ü, cum rem dwüutm /aeeret m IüCm'« LamwHt offti Vemri mairi, u»
a6 Ülix9 coffnitus interruviperH tacrifiehoHf eaput adap§ruit aigu$ i/a
eonspectum hostis evitavit.
Serv. Aen. III, 407. scimdum sacrißcnntes diis omnihus capnt
veldrti cofisuetos ab hoc, tie se inter religionem aliquid vayis offerrtt
obtutibu». »:}erv. Aen. II, 16ü. :,Plut. quaest. Rom. 10.
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— 37 ^
Allein der Ursprung des Brauches ist ein anderer:
Hermann Diels hat in seinem nsibyllinischen Blättern"
den Zoflammenluuig der Yerhülliing mit dem Lnstrations-
ritns, ihre Bedentnng als dn Zeichen des Snbstitations^
Opfers klargelegt. Diels stellt die Kopfverhüllung des
römischen Kultes in Parallele mit der Verhüllung der
Brani und der Neophyten in den Mysterien (a. a. 0.
6. 122) sowie mit dem Lnstrationsbrandie, nach welchem
der Mörder, der Myste, der Orakelsuchende, das Hochzeits-
paar auf dem Felle des Opfertieres sitzt (a. a. 0. Ö. 70).
^dem der Sander mit dem Feil bekleidet erscheint^
tritt er an die SteUe dee Opfers md eignet sich die Ver-
söhnung an, die das stellvertretende Tier durch seinen
Tod bei der Gottheit erwirkt hat." (a. a. 0. S. 122.)
^esem kathariischen Ritus ist die Vorschrift über den
Kopfschmnck des flamen eng verwandt Dnrch die An-
legung des ^ex prllc hostiae"- gefertigten püeus wird auch
der römische Priester mit dem Felle des Opfertiers be-
kleidet: nicht nur bei der Opferhandlnng, wie jeder andere
Römer, weiht er sich, sein Hanpt verhfQlend, symbolisch
seihst zum Opfer, sondern stiindig kennzeichnet ihn sein
Kopfschmuck als das geweihte Eigentum der Götter.
Weil aber der T^ilem des ßamm ein Ersats für die Ver^
hfillnng, so ist es nicht anffiJlend, dass, wie Varro ond
und Servius in den oben angeführten Stellen berichten,
an seine Stelle auch der blosse Wolil'aden treten konnte.
Denn „der Ritus des Umbindens von Wolle ist ab-
geschwächt ans äer ursprünglichen Verhnllong'* (Diels
a. a. 0. S. 122, vgl. S. 70 und 121), auch die Wollbiride
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1
— 38 —
des flamen^ die den jnlem vertritt, bezeichnet seine Person
als der Gottheit geweiht*).
Da88 diese Aaffiuwimg des füeuB xutriffi;, wiid dadurch
best&ttgty desB wir an der Kopfbedecbing des flamm
ausser dem Felle des Opfertieres noch ein zweites Symbol
der Sühnung linden: den Oelzweig'). Denn dass ein solcher,
nicht etwa ein Stab ans Oelbaomholz, wie Heibig') vermutet^
unter der w/^tda oUagmea, von der Festns spricht, m
verstehen sei, das kann, glaube ich, keinem Zweifel unter-
liegen, nachdem aui die Bedeutung der pellü hostiae beim
Prieeterpiiens hingewiesen ist*). Über die Bedeutung der
Olive im Sühnritus Yfß. Dieb, SibylL Blätter S. 120:
„Die milde, friededeutende Olive versinnbildlicht die pax
deorum. Wie der linde Salt des Baumes einen Haupt-
bestandteil der chthonischen fieiXf^lMt« bildet, so ist der
OebEweig in der Hand, der Oelkrans im Haar das Symbol
') Dass die Binde beim Kopfschmuck des flamtn Zeichen der
Weihe sei, bemerkt auch Ilolbig a. a. 0. S. 510.
^ Fest epit. p. 10 (s. oben S. 34).
^ a. a. 0. 8. 51L
Einen öliweig versteht aneh Uarquardt (III, 330) unter der
«wynla oln^'iiM, ebenso Hehn (Knltoipflaasen und Haustiere'
S. 99). An eine Entlehnung der griediischen ti^subvi)
(Hehn a. a. 0.) ist dabei natürlich nicht zu denken, doch liegt dem
mit Wolle umwundenen Ölzweig des flamen dieselbe Bedeutung zn
Grunde wie der t2pi9td>vi). Vgl. Diels a. a. 0. S. 121. — Wie der
iStab, den der pileus auf dem kapitolinischen Relief aus der Zeit
des Marc Aurel zeigt (llelM^' :i. a. 0. Taf. II, 26), aufzufassen ist,
lasse ich dahingestellt. Jedenfalls darf man aus dieser späten,
helmartigeu Form des pileus nicht auf seine ursprüngliche Art
schliessen. Die Möglichkeit einer Umwandlung der alten Form
deotet übrigens aneh Heibig (S. 512) an.
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— 39 —
der gesuchten oder erlangten Versöhnung mit der Gottheit
der Tiefe.''
Der Oelzweig pflegt sonst freilich nnr in der Hand
getragen zu werden, auf dem Kopfe wird er durch den
Oelkranz erseist, allein nicht ohne Grund ist in der Tracht
des ßamen der Krans vermieden worden. Der Hamen
darf nichiB an sich tragen oder auch nur sehen, was
bindet, darum darf sein Kleid keinen Knoten haben,
darum darf er keinen Epheu berühren, deshalb erlangt
die Freiheit, wer gefesselt sein Hans betritt, deshalb mnss
sein Ring durchbrochen aein'). Es ist nnr conseqnent,
dass dasselbe, wie vom Ringe, auch vom Kranze gilt,
dass also der ßamen statt des Kranzes ^e vir^a trägt').
Ist der pileu» oder tuttdus der ßamines ein Überrest
oder Ersatz der einst üblichen Hauptverhüllung, so muss
die gleiche Auffassung natfirlich auch vom Uttultu der
ßaimniea gelten. Wfihrend jedoch beim ßamen der püeue
swar in gewissen Fällen durch das ßlum, den Wollfaden,
ersetzt wurde, daneben aber auch noch in der späteren
Zeit die Kopfbedeckung selbst erhalten blieh| so ist der
Gell. 10, 15, 0. nodum in apLe neque in dnetu ncquc im tUia
partt uUum habet. 6. item anulo u/t nisi pervio eoHoqiu feu NO» <«(.
Vesi. ep. p. 82, 18. ederam flamini Diali neque tangere ntque
nominarc. Jas erat pro eo. quod cdera vinctt, ad quodvunqw sf appticat.
Sed iie anidum quidem gerere ei licebat solidum aut aliquem in st
habere nodum.
2) Mtiouso trägt auch die ßaminica keinen wirklichen Kranz,
sondern eine t^iVya incurcala^ quae jil quasi corona (Interpol. Serv.
Aen. IV, 137).
t
I
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— 40 —
tutulus ^ar ßaminica^ d.h. die ursprüni^liohe Haube in
der Zeit, aus der unsere litterarischen Zeugnisse stammen,
gänzUoh verdrängt durch {iie blosse Binde*}: vom wirk-
licheu MuluB ist nur nocli der Name flbrig geblieben.
Hier nun gewinnen wir eine neue Stütze fSr unsere
Auffassung des Priestertutulus. Zum Symbol der Woll-
binde, und des Ölzweiges tritt, wie Festos mitteilt, ein
weiteres Lnstratlonszeichen, die Poipnrforbe'). In der
Tracht der flarnmka ist übrigens auch sonst die Purpur-
fari)c als lustrales Symbol verwendet (vgl. Diels a. a. 0.
S. 70), so in der riea*)y im ßammeum^ von dem im
niehsten Abschnitt noch die Rede sein wird, im
vMinakm% Oh letzteres freilich, wie Heibig ') ver«
>) DU8 eine solche eüs die nrsprfinc^ehe Kojkfbedeclnmg an-
zttDchroen ist und nicht etwa tutulus nur eine Uaartour beseiduiet,
betont Heibig a. a. 0. S. 516 mit Recht.
2) Fest. p. 355 a, 29 (= cp. 354, 7). Tuiulum vocari aiunt
ßdininicamm capitis ornamentum, quod ßot vUta purpurea inncxa cr»>
nibua et exstruclum in ahitudinem.
•) Bei dem tutulus der »>ater /(imtlias, der sonst dem der flami-
nica gleicht, wird die Purpurfarbe nicht erwähnt Varro de 1. L. Vll,
44. TWutot dkU ki^ ^«t in $aar%» m eo^Sbu kaktn aolnu iU m^am$
id tutuhtt eppeUatitt a6 eo, guod «afre« famiUa» erüut eonoobUoa ad
vertieem capUkt quo» haheM «Ate veüatot , dkAmiwr huuli, — Über
die Bedeutung des Purpurs bei der Lus^aüon — ansfohrücher über
die rote Farbe spreche ich noch weiter unten — ygl. Diels a. ä. 0.
8- 69, 2.
Fest. ep. 288, l/b, jRiea est vestimentum quadratum Ji$nbriatim,
purpureum, quo ßaminicae pro palliolo utuntur.
') Interpol. Serv. Aen. IV, 137. veter e ceremoniarutn iure prae-
ceplxim est ut flaininica venctuUo operta sil. Operta autem cum dicitur,
pailium si(/nijiiat, vcnenalum autem infeclum: quod ipse ait in bucolicis
„oAa nte Asst/rio j'ucatur lana oencno." Hia vero cUm dicit ,jiSidoniam**
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— 41 —
mutet, eine Kopfbocieckung, d. h. mit dem tutulus identisch,
hake ich fni Beta sweifelhaft. Es liegt kein Grund vor^ der
Angabe des Interpolato» dee Servins, mit der GellinsX^
15,27') nicht in Widerspruch steht, zu misstrauen. Dass
pallium (= ceneruttuni) und lica gleichzeitig von der
fiammica getragen irird, ist kdn Hindernis, denn das Kopf-
todi der riea (paiUoia ad umm capitU faeia^ Fest p. 277a,5)
ist doch wesentlich vom pallium zu unterscheiden. Wie
sich aus einer Angabe Varros') ergiebt, diente die rica
zat sacraien VerhüUnng, war also niBprfin^^ch gleudilaUs
Zeichen der Lostration. Dadurch Ifiet sich die Sdiwierig-
keit, die eine Notiz des Granins über die rica bereitet;
nach der Angabe des Granius war die n'ca ein Band,
mit dem die flaimmica ihr Haar nmgab'). Heibig ^) be-
merkt ganz richtig, dass dieser Annahme gewichtige
Zeugnisse des Varro und Verrius entgegenstehen. Allein
ohne weiteres verwerfen kann mau das Zeugnis eines
verhältnismässig alten Gewährsmanns, wie Granins l) laccns,
unmöglich. Man wird daher wohl annehmen müissen,
ostendü Tyriam et purpttream: purpuream dechirat infectam. Ibid. XII,
602. purpurea jnoritiira tnauu tliscindk amictnsj rtm qHae ßuminica«
rnmpeti'f^ transluUf ad rajinam. FUiiiiviicu. mim reiuiiato operiri debet:
nam cum ,,(t/uic(us''^ dicit, operlatn dicit^ <^uae res ad pallium re/ertur,
a. a. 0. S. 517.
1) GdL X, 15, 27. MMimi /«rtM eotrimomiM «iml >liiiiiHi»ea«
DudUi aUa» seornm oAnu abunUartt vebui est, quoä vramoto
^ Yarro de 1. Lat V, 180. riea ab rita, ftod Bomann nto Mert-
^ Fett p. S77a, 6. Oramus quidm ak mnlMM ta^ukm eor
pitis, quo pro vilta flaminiea r^^UmiatMt,
a. a. 0. S. 521.
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— 42 —
dass <ler Namo rica neben seiner gewöhnlichen Bedeutung
wirklich aucib, wie Granius angiebt, eine Binde bezeichnet.
Ist aber, wie im vorhergehenden dargelegt^ die rka ein
Symbol der Lnstntion, so ist es dorchans niobt auffallend,
' wenn auch sie allmählich durch die blosse AVollbinde
ersetzt wurde, ^nr erhielt sich hier daneben — und
wie es sdieint» vorwiegend — anch die nrsprfingliohe
Form.
AVie zum Kopfschmuck der ßamm, so gehörte übrigens
auch za dem der Jiaminica (und auch der regina sacromm)
die vMyoi die an den Enden mit einem Wollfaden zn-
sammengebnnden wird*). Anifallend ist dabei, dass wir
hier nicht, wie ilort, den im Lustrationsritus üblichen Oel-
zweig, sondern den Granatzweig finden.
Aas dem Nachweise, dass der püeuit der römisdien
Priester eine religidse Bedea^img hatte, folgt natürlich
nicht ohne weiteres, dass das gleiche auch von dem bei
der Freilassung verwendeten püeus gelte. Da nach
Uelhigs Untersnchnngen der püem sicher einst die all-
gemeine Tracht der Freien gewesen ist, so liegt anscheinend
die früher allgemein gebilligte Annahme') sehr nahe, dass
in alter Zeit der freigelassene Sklave durch das Aufsetzen
des päeu» die Eopfbedecknng des Freien, die ihm bis
0 Gell. 10, 15, 28. in rica arculum de arbor* ftßei hobti»
Interpol. Senr. Aeo. IV, 137. arcuMm vero est virga ex malo
Punico ineurrata, quae fit quati coroM ü MMt «Mimajiw uUer m aiU-
yatur vinculo laneo albo, rjuam tn sacrißcüs certis regina in eapit€
habtbat^ flaminica autem Dialis omni sacrißcatione uti dtbebat.
Marquardt, Privatlebea S. 572. Mommseu, Staatsrecht
III, 1, 429.
i
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— 43 —
dahin versagt war, anlegte und dass dieser Braach weiter
fortlebte, als das allgemeine Trag^ dee päew längst
an^g^ehdrt hatte'). Indes so einleaohtend diese Eridirang
auf den ersten Blick erscheint, so ergeben sich bei näherer
Präfung doch auch hier Bedenken, die zu einer anderen
Auffassung fahren.
Den Ausgangspunkt für unsere Untersuchung muA
©ine Stelle des Livius (24, 16, 18) bilden.
Im zweiten panischen Kriege wurden uumittolbar
nach dem siegreiehen Treffen bei Benevent die Sklaven
foohnea)^ die zum Heerdienst herangezogen waren, von
dem Feldherm Ti. Gracchus für frei erklärt. Mit dem
Zeichen der eben erlangten Freiheit erscheinen sie bei
einem Mahle, zu dem die siegreichen Truppen von den
!ßeneventem geladen werdoi: päUaU out Uma alba velatü
capitUmB vohnes eptdati stmf. Aus Livius' Worten ergiebt
sich zunächst, dass auch der pileus der Freigehissenen,
ebenso wie der de&ßmm, durch eine Wollbinde ersetzt
werden konnte.*) Daneben ist noch ein zweiter Punkt
Aus dem pileus Libertaiis der Münzen darf man keinen
Schluss auf den ursprünglichen .Sinn des Brauches zielien. Denn
der pileus auf Münzen kommt erst spät, uuter Brutus und Cai>sius,
atif (Preller- Jordan, Hüm. Myth. II, 252), möglicherweise ist er
daher erst durch seine Verwendung bei der Freilassung zum Attribut
der libertas geworden.
Heibig a. s. 0. 8. 504 nimmt auf Grund der etnukischen
Kcnumeole nur ErUftmng ao, dass eine Binde nnprfini^eh neben
dem jiilMt SU den Abiekhea des freioi B5meis gdiörte» wobei es
freilieh zweifelhaft bleibe, ob dieses Symbol in Zusammenhang an
bringen sei mit dem Bande, welches auf den etniskischen Grab-
gemälden den piUus in der Uohe des Scheitels umgiebt, oder mit
der Binde, die dort weiter unten über der Stirn angebracht ist
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44 —
in der Liviusstelle merkwfirdig. Lrnia velatis capütbmi
der Kopf ist mit einer Wollbiudo verhüllt. Der Aufidrook
wäre In sehr nneigentUohem Sinne gebnnoht, w«iin er
nidits weiter bezeichnete als »iwMa emOff', Die Er-
Uämng ergiebt sich, wenn wir die sonstige Bedeutung
von ^capite velato"* in Betracht ziehen. Überali sind
die Worte ein terminns techniciu ffir die sacrale Ver-
hfiUnng.')
£ineü ganz ähnlichen Ausdruck, wie an der eben be-
sproehenen Stelle des livins finden wir bei demselben
Schriilsteller I, 32, 6. Hier handelt es sich nm priester-
Hche Tnicht, die der Fctialeii. Leyatm lihi ad ßnei
eorum venit^ unde res repetunturj capite velato filo —
lanan itelamßn ett — audii JuppUer, inguU^ audUe,
ßnes etc. Welche Bedeutung aber hier — beim Priester
fder Wollfaden hat, braucht nach den vorangegangenen Aus-
ähruu gen keiner weiteren Darlegung. Wie aber hier der
Ansdmck »capite vdato ßa^ im technisch sacialen Sinne
gebraucht ist, so wird man das gleiche fttr die znerst
angeführte Stelle des Livius amiehraen und diese nach
Analogie der anderen erklären dürfen. Demnach würde
auch der piUM der Freigelassenen gleich dem der Priester
als «n Ersatz ffir die Verhnllnng des Kopfes, also, wie
diese, als ein Lustrationsritus zu betrachten sein.
Diese Aoffassnng wird durch eine andere Gerononie
der Freilassung bestätigt. Capite raeo empfängt der frei-
') Vgl. auch Kiessling zu Horas, carm. 1, 35, 21.
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— 45
gelassene Sklave den piUm.^) Gewöhnlich wird auch
diese Geremonie als eine Annahme der Tracht des freien
Bfli]gerB avfgdasst Vgl. Mommsen, Staaterecht m, 1,
429: „Wenn sie nach der Freilassung mit geschorenem
Haare und bedecktem Haupt erschieuen, so war dies zu-
nächst nichts als die Annahme der gemeinen bürgerlichen
Weise.*
Diese Ansicht setzt voraus, dass im ältesten Rom
das kurzgeschorene Haar das Zeichen des Fruien, langes
Haar das des Knechtes war. Sonst besteht indes allge-
mein, wie ja auch an sich natfirlich, der entgegengesetite
Brancb: langes Haar kommt dem freien Manne zu, dem
Knechte wird das Haar abgeschnitten. Dass auch die
Börner der älteren Zeit das Haar wachsen liessen» lehrt
die Überliefemng, an deren Richtigkeit m sweifeln kein
€biind vorliegt.') Es muss daher dem Abrasieren des
Haares bei der Freilassung ein andrer Öinn zu Grunde
') Scrv. Verg. Aen. VIII, 5G4 (Feronia) etiam WierUmm d*a ett^
ht euius Umplo raso capite pilUum accipiebnnt,
Non. p. 528, 19. Qut Hbcri ßebanty ea causa calvi erant, ut h«u«
fragio Hherati solent, quod tempeslatem Servitut is viderentur tjfuyere.
Plaut Amphitr. 461. (^uod UU /axit luppUer^
■ Ut 9go hoJit nm eapUa takew eapiam piUmm,
Liv. 4&, 44, 19. (Prosiam) piUaiwm et^kt rata, obmam tr« I«-
gaih MÜhMR iSbirtuKMp» m popidi Mmmi für».
Auch bd den Beduinen echeren sieh die mlanlieken Sklaven,
die freigegeben werden, sum Zeichen der Emaneipation den Kopf.
Burckhardt, Bemerkongen aber die Beduinen und Wahaby (Weimer
1831) S. 147.
') Marquardt, Privatleben S. 598, 2. Becker>Gdll, Gallue III,
837.
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46
liegen, und diesen hat schon Otto Jahn erkannt'): das
Haar wird den Göttern zum Opfer gebracht. Dazu passi
YoUkommea die Veriuüliuig des Kopfes, die, wie Tozher
dargelegt, dnrdi den fütm «ngedentet ist. Denn das
Abschneiden des Haares kommt in ganz derselben Be-
deutung vor wie die VerhaUaug» d. Ii. als Substitutions-
opfer.')
Bass die romischen FreilassnngBceremonien Sfthn-
riten sind, ist, wie ich hoffe, durch die vorangegangenen
Darlegungen erwiesen; dass sie wirklich, wie schon an-
gedeutet, Einweihungsriten sind, ergiebt sich ans der
Vergleichnng mit den Hochieitsoeremonien der Römer
und anderer Völker.')
>) Perrins ed. 0. Jahn (Lipt. 184S), p. 188.
>) Wieseler, Philologus 9, 71 1 if. Rohda, Psyche T, 17, Anm. 1»
Spencer, Piincipien der Sodologia I, 803. Mehr über Haaropfer
wird weiter unten vorzubringen sein.
Nach den Scholien zu Verg. Aen. VIII, 504 fand die Frei-
lassuu<,'Scereinonie im Tempel der Feronia statt. l)ie Notiz des
Interpol. Serv. (in huius templo Tamicinae sedilf Itijiidvuin fuit^ in tjuo
hic fersus incisus erat: „bene mtriti strvi sedeaut, surgant liberi."
quam Varro Libertatem deam dicüt Feroniam t^uasi Fidoniam) bezieht
sieh indes nur auf den Tempel in Terradna, die Bemericang des
Servini selbst nennt keinen besttmmten Tempel, geht aber doch
wohl auf das glelehe Heiligtom, ebenso wie Virgil Aen. VH, 799,
auf den der SeboUast Besag nimmt Ein stadtrSmisebor Tempel
der Feronia ist nicht bekannt C. I. L. IX, 4878 (irrtfimlich TT, 146
als stAdtrüinisch bezeichnet) bezieht sich auf das Heiligtum bei
Trebula Mutuesca. Für die Inschrift M, 147 ist der stadtrömische
Ursprung nicht sicher bezeugt. Livins 22, 1, 18 bezieht sich wohl,
wie 1, 30, 5; 2«, 11, 8: 27, 4, 14: 33, 2(;, 8, auf das Heiligtum
am Soracte. In Korn lielbst wird ein Fest der Güttin nur einmal
in den Arvalacten (Ilenzen, Acta fratr. Arv. p. CCXL) erwäliut. Da
somit iu Rom selbst der Kult der Feronia otfeubar keine grosse
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— 47 —
IV.
Fftr die YermShlang der RSmerin ist der Übliche
Ausdruck nubere oder oOnul/ere.^) Dass der Ausdruck
„verhoilea" die Bedeutung von „heiraten*^ angenommeii
hat, zeugt von der Wichtigkeit, die der Verhilllang unter
den Hochzeitsceremonien znkommt. Die YerhOlInng der
römischen Braut geschieht durch das Anlegen eines Kopf-
tuches von roter Farbe, des flammeum'), das auch zur
Amtstracht der ßammiea gehört.*)
Bedeutung hatte und jedenfalls in den zaiilieiclieii Erwiilinungea
der Freilassungscereiuonie nirgends angedeutet wird, dass die Frei-
laäüuug in einem Ileiligtutne der Güttin stattfand oder überhaupt
mit ihr in Zusammenhang gebracht wurde, so darf man annehmen,
daas der nreQassangaritns vrsprüngUeh niehta mit dem Kolte der
Feronia an thnn hatte, sondern nur in der lokalen Sitte von Ten»-
cina (daaa aneh in dem Tempel am Soracte ein ifanlieher Qebraueh
bestand, Termntet Stending in Roschers Lex. I, 1479 wegen der
Darbriiigung ton Weihgeschenken durch libertitme) in den Terapel
der Göttin verlegt wurde. £ine Vermutung darüber, weshalb dies
geschehen konnte, wird sich an einer sp&teren Stelle, im 5. Ab-
schnitte, erirelten.
') Fest. t'p. p. 184, 4. ohnufnf^ caput operit^ unde et miplüte iliclae
a tapilis opertione. Fest. p. 170b, 24. nupli'as dictas esse ttit — —
Äelius et Ci/iciu«, ßammeo c(q)ut mbeiUis oUvolvatur, ^uod anti-
gitt 9hmA«r€ voeariM,
*) Fest ep. p. 8^, 13 Jlanum amidäu- miAtiM mbui ftom' caasa,
quod €o aM$idM MMatm ßämmka^ u e. JkuKmi» mxor, eat «ra ikOot
faeen tUvorUuMU
Schol. JuT. 6, 225 flammeaj gnuu amieti, quo s« cmperamf aw-
Ikres die tiujittarum; est enim aanguimtum pnpter rubonm eU$todi*mdim,
Plin. 21, 46 Imtei video honorem antiquia$mum m muptialibus
ßtimmeis (olum femiim conceasum. Die Augabe des Non. p. 541, 28,
wonach das ßammeuin allgemein — nicht bloss bei der Hochzeit —
von den matroiwe getragen wurde, steht nicht in Einklang mit den
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48 —
Weder die Verhüllung selbst, noch die rote Farbe
des Schleiers oder Kopl'tuchs ist auf römische iSitte be-
schr&nkt*)
Bei den Albanesen trägt die JJraut einen roten
Schleier, und ,ich bedeckte meine Tochter", sagt der
Aibaii€8e für „ich verlobte sie^.') Bei den Neogiiechen
wird das Qesidit der Braut mit einem feuerroten, gold-
befranzten Schleier verhüllt.') Bei den Serben wird sie
mit einem grossen weissen Tuche verhüllt*) und auch
bei den Bominen ist die Verliollang üblioh/) i^i den
Armeniern wnrde — nach einer Schilderung des altchrist-
lichen BrandieB — die Braut vom Kopf bis zu deu
sonstigen Nachrichten; vermutlich liegt nur ein MissvenUadais
oder ein undeutlicher Ausdruck des Corapilators vor.
Dass auch das 9u(ßbulum der Vestaliuueii dem Wesen nach,
wenn auch nicht in allen Aussorliclikeiteu, mit dem ßammeum
idiMitiscIi ist, hat I)ra{,a'iidorff (Die Amtstracht der VestAlilwen,
Kheiu. Mus. 1896, 292) riclitifr erkannt.
') Für die Brautverhüllinij^ hat L. v. Schroeder in seinem
Buche „Die Hochzeitslnäuche der Esten" (Berlin 1888), S. 72 ff".
Material ^^esammelt, das auch im folgenden benutzt ist.
') Reinsberg-Düriagsfeid, Uochzeitsbuch S. 62. Hahn, Albane».
Studien I, 145, 196.
') Reinsberg-Düringsfeld a. a. O. S. 59. Wachsmuth, Das alte
Griechenland im neuen S. 89. l'ber die Farbe des altgrieehisohen
Brautschleiers ist direkt nichts überliefert, doch weist Wachsmuth
a. a. 0. iS. 90, Anui. 43 mit Reciit auf eine Stelle des Achilles Tatius
hin, nach der aadi von den antiken Giiedien die rote Farbe alt
passend fnr die Hoehseit betrachtet wurde. Achill. Tat. II, 11
*) Reinsberg-D uringsfeld a. a. 0. S. 67.
•) Reiusberg-Düringsfeld a. a, 0. S. 55.
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— ^ —
Ffissen in ein rotes Tuch gehüllt. ') Bei dea Esten wurde
ne mit einem Tudie oder einem Laken ganz Teihillt.')
In Rossisdi-Eaielien wird die Br«it mit einem grossen,
viereckigen Tuche ganz bedeckt, so dass sie am Sehea
verhindert ist und gefuhrt werden mnss.') Nach einem
«ndetn Beriehte aas Bosaland wird der Kopf der Brant
dnr<^ ein Tndi yerhtilt, das nur die Augen nnd den
Haaraopf freilässt.*) Bei den Lappen wird der Braut
ein Tuch aul' den Kopf um die Augen gelegt^), ebenso
bedeokt man bei den Intherisohen Finnen in Ostfinn-
land beim ersten Anstecken des Weiberkopftnches der
Braut mit einem Tuche die Augen. Bei den griechisch-
katholischen Finnen wird der Brant der Kopf mit
einem Tuche so umwunden, dass sie weder sehen noch
hören kann.*) Bei den Mordwinen (an der mittleren
Wolga) wird der Braut gleichfalls ein Tuch über das Ge-
sicht gehängt.^) Bei den Wotjäken bedeckt sich die
Brant sonichst, wenn sie ans dem Brauthaas geholt wird,
das Gesicht mit einem Tuche, ebenso kniet sie nach der
Ankunft im Hause des Gatten, das Gesicht mit einem
^) Anrieh, Das antike Mysterienwesen S. 234. Auch der
Bräutigam wurde nach dem armeuisciieu Ritus verhüllt.
Schroeder a. a. 0. S. 72 f.
^ A. 0. Whiter, Eiiio BaiMRihoehMit in Jtm, Sarelien (Olobus,
Ztsehr. f. Linder- u. Yölkeikimde, 1899, 815).
^ GroMpietach, Hodmitsbitiiehe d«B ruas« La&dyolkes (Boss.
Revue X» S89>.
^ Sehroeder a. a. 0. S. 74i
^ a. a. 0. S. 75.
a. a. 0. S. 75.
Samter, FamilienÜMt« d«r Gri««li«n «. fiOmer. 4
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— 60 —
Tttclie verhüllt, auf doa Boden nieder.') Die ditmanisdie
Bnuit wurde am Haupte gut rerliiUlt.') Auf Sylt wnide
Haupt und Oberkörper der Brant dareh einen Überlian^
verdeckt, in welchen später ein Viereck zum Heraus-
sehen („wohlwollend, aber ohne Verständnis der alten
8itte% Weinhold a. a. 0.) geschnitten wurde.*) In der
Oberpfals empfing die Brant den Segen des Vaters anf
einem Schemel knieeud, mit einem weissen Tuche über-
deckt/)
Als israelitischer Brauch ist die Yerbfillnng der Brant
mit einem Kopftuche durch Genesis 24, 65') bezeugt.*)
Bei den Abessiniern wurde die Brant vom Kopfe
bis zn den Ffissen dicht vediftUt, auch der Bräntigam
yerhüllt hier das Hanpt/) Bei den Kaffem mnss die
Neuvermählte mit verhülltem Haupte einige Zeit in der
Hütte sitzen bleiben.*) In einer chinesischen, im Berliner
Museum für Völkerkunde ausgestellten Hochseitsdarstellung
ist der Kopf der Braut, die von einer Verwandten in
>) a. a. 0. & 7«.
*) Wefaihold, Die dratMlien Vnüva un Mittelaltar« I, 840.
») Weinhold a. a. 0.
*) Schoenwerth, Aus der Oberpfalz I, 76.
^) Vgl. Dillmann, Genesis S. 307. v. Sehroeder a. a. 0. S. 207.
**) Bei den Arabern ist die Braut allerdinf^s auch verschleiert,
da aber der Brauch des Islam auch sonst eine Verhüllung der Frau
fordert, su ist dies, wie v. Schroeder a. a. 0. S. 206 hervorbebt, kein
spezieller Hochzeitsbrauch.
Hellwald, Naturgeschichte des Menschen II, 263.
*) Waitx, Antiu-opologie dar Natunrölker 11, 'dS^.
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— 61 —
di8 Hans des Bräaügiaiis geleitet wird, ganz Ton einem
roten Tnehe verhüllt.
Ln dritten Abschnitte (S. 37) hatte ich bei der Be-
sprechung des pileus darauf hingewiesen, dass imLustrations-
ritos «n die Stelle einer wirklichen YerhüLlnng hiiafig die
Anlegong einer bloesen Binde getreten ist. Etwas Ähn-
liches wie dort finden wir bei einigen y{$11c«rn andi im
Hochzeitsbrauche: an Stelle des roten Kopftuches trägt die
Brant mehrfach ein rotes Halsband oder einen blossen
Faden von roter Seide.
Bei den Indem legen die Verwandten der Brant ein
halb rotes, halb schwarzes Halsband von Schafwolle oder
Flachs an.^) Um Fronau in der Oberpüalz tmg die Brant
nm den Hals zwei Halstücher von schwarz- nnd weiss-
roter Farbe, deren Enden die Sehnlter hinab am Rücken
hängen'), und eine gleichartige Tracht war auch im Lech-
raine und auch sonst in schwäbischen und bayrischen
Gegenden üblich.") Im HaveUande tmg die Brant einen
Faden von roter Seide nm den Hals.^ In Westfalen
wurde an der Haube der Braut ein rotseidener Faden
befestigt/) Im südwestlichen Kärnten trägt die Braut
Haas in Webers indischen Studien V, 306.
-) Schoenwerth, Aus der Oberpfalz 1, 82,
3) Weinhold a. a. 0. I, 339.
*) Kuhn und Schwarz, Norddeutsche Sagen, Märch«i und Oe-
brimdie S. 488. Fmdiger und Efister «rbalten hier bd der Hoch-
sdt dn Glas Blor, ein lieht und einen Rosmarinstengel, mit eineni
JMm roter Ilorettseide, wie ihn «ndi die Brant wn den Hals
triigt, umwunden.
8) Kahn, Sagen, Gebrinehe nnd Mirehon am Westfalen H,
41, 110.
4»
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— 52
«
einen roten Faden um. den Hut; früher hatte sie ihn um
die Stini, und ein rotes Band dncobioolit den Zopf.')
Wie eiidiren msik nun die eben angefahrten Hoch-
zeitsriten?
Rossbaoh') identüiciert das flammeum mit dem
Schleier der rSmischen Hanafran. Daa ist inaofem riditig;
als in der TeihMung beim rSmischen Opfer der gleiche
lustrale Ritus vorliegt, wie bei der Verhüllung der Braut.')
Wenn er aber meint, die Braut werde deswegen mit dem
flanunenm angethan, weil aie fortan an der Seite ihres
Mannes anf dem Hanaherde zu opfern nnd f&r das Opfer-
feuer zu sorgen habe, also notwendig mit dem Opl'er-
s('lik3ier verhüllt sein müsse, so wird diese Au££aaaang
dadurch widerlegt, daas die Yerhällnng der Brant^ wie
wir sahen, anch bei andern Völkern stattfand, bei denen
eine Verhüllung des Opfernden uiclit wie bei den Kömeru
üblich war/)
Anch in Besag anf die £rkliirang der roten Farbe
des flammeum hat Bossbach geirrt Er erklftrt diese f&r
ein Symbol des Feuers.^) Dabei hat er indes nur die
') Weinhold a. a. 0.
■•') Kossbach, Untersuchungen über die romische Ehe S. 285.
») Vgl. Diels, Sibyüiuische Blätter Ö. 122. Weiuhold a. a. 0.
I, 340.
^ Eine andere, ebenfidls unmtrefliBiMle SrU&rang giebt Boib'
a. a. 0. S. 881 f.: das fUmmeom soll, irie das Kopftneh des Wnbes
überluHi|i^ die hiosUehe SÜttsamkeit, Oidnung imd Oelnmdenlieit
beaeichnML
*) a. a* 0. S. 284. Dieselbe Deutung giebt, im Änschloss an
Rossbach, Weber (Ind. Stud. Y, 80^ der icten Varbe im Haieband
der Braut.
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— 68 —
einzelne Verwendung der roten Farbe im flammeum ins
Auge gefasst. Rot oder Purpur wird aber auch sonst im
Kulte, bei der Lusiration sehr .häufig gebraucht» Man
darf daher nicht eine einselne Verwendung herausgreifen nnd
gesondert erklären, sondern mnss eine för alle verwandten
FiUe zutreifende Erklärung geben, wie Hermann Diels')
dies gethan: das pnrpnme oder rote Gewandstöck ahmt
die Farbe des Blntes nach. Wie man die zu EntsShnenden
mit dem Blute des Opfertiers besprengt und dadurch
symbolisch an ihnen die Opferhandlung vollzieht, ao
werden de auch durch Anlegen des blatfarbenen Ge-
wandes ab Svbstitate des blntigen Opfers beseidmet")
Bei den R5mem finden wir in einer grossen Reihe
von Fällen eine derartige sacrale Vei*wendung der Purpur-
farbe. Von den pnrpnmen Kleidungsstücken der flami-
nica» von ihrem tatnlu% dem flammeum» dem Tenenatom
und der rica war schon Yoiiief die Bede (8. 40).
a. a. 0. S. 70. Diels hat nncb zuerst darauf hingewiesen,
daäs das Anlegen des flammeum als Sühuritus aufzufassen ist.
2) Mit Unrecht bestreitet Erwin Rohde (Psyche I, 226, 3), dass
die Kullbedeiitimg des Purpurs mit der Farbe des Blutes zusammen-
hängt. In Riten von Naturvölkern ist die Ersetzung des wirklichen
Blutes durch die rote Farbe noch deutlich zu verfolgen. In Guinea
werden beim Opfer hinfig die Idole nur mit Blat beschmiert, wäh-
rend das Opferfieisch Terzehii «iid. Ebenso reiben die Os^aken,
wenn sie ein Tier sdilaehten, ihren Gotsen etwas Blut auf den
Mund, hier wird aber das Blot manchmal durch rote Enbe ersetzt,
ebenso wie auch am Kongo die Fetische an jedem Neumonde mit
roter Farbe bestrichen werden (Lubbock, Entstehung der Civilisation,
deutsche Ausgabe S. 302). Vgl. Schneider, Religion der afrikanischen
Naturvölker S. 182. Andrew Lang, Custom and myth. p. .53.
Liebrecht, Zur Volkskunde 395.
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— 54
Pnrpnm ist auch das Gewand des flamon und des
Augurn, die traben?^ Dass diese purpurne trabea einen
priesteilioheD, Instralen Charakter hat und nicht etwa
nrsprAnglieh eine Kriegstaraeht war, wie Mommeen (Staats*
recht I, 414) meinte, hal)e ich im Philologus TA I, 394ff.
dargelegt: ausser dem flamen tragen dieses Purpurkleid
die Salier*) — in Yerbindong mit dem apex oder pileos,
dessen Bedentong im vorigen Kapitel nachgewiesen —
sowie «auch die Consuln und die Ritter, in alter Zeit')
aber nur bei religiösen Feiern, die Ritter — zugleich mit
dem Gelkrans — bei der Procesnon an den Iden des
Mirs^), der Consnl, wenn er den Jannstempel schlieest.^
Ferner wird die trabea bei der Ceremonie der Städte-
gründuug augelegt '^), bei welcher der Ööhnritiis der Uaapt-
*) Senr. Verg. Aem. VII, 188. «uccuk^im trahm] toga est oHgum
rum de eooee et jjurptira, Sb«lda 190. mieih it trdtttt eommmtia
nmt (augmi) eim DiaU mI MartiaU aacmhu, 613. SMtmtnu m üftf»
d» gmtre vuikm (p. S66 Beiffeneheidt) iKoft tia gwura «Mt tra-
^^tfl^^C^ ^R^K^ ^NI^^^^H^^tfMSy ^(^It^^^I^ ^^^KW^^K 4l^^^t0tPt ^B^^^I^Kt^^^^ ^HC^^It^^^l^R0
gmrpura et cocco.
>) Dionys. II, 70, 2. tijßiwac ifiTtenopinjfilvoi repmopcpopouc
tpotvt/orotpücpouc, 'S; xotXoOst xpaß^ot; (cott 5' tTzv/topioi auTTj 'Pa>|xa{oic
iaÖTj; £v Tol; itdvu ttfiia) xai xct; vtaAo'j[i.Eva? ÖTrixa? im%ti\i.t\oi rat;
"EXXTjve« Tipoaayopcüouai xupflaoia«.
*) In späterer Zeit ist die trabea allgemeines Ehrenkleid der
Ritter geworden. YgL Mommaen, Staatsrecht Hl, 1, 513, Anm. 2.
«) Dionys. VI, 18^ 4. Y^. öber diese Stdle Sunter im Plii-
lologns LVI, 896.
*) Verg. Aen. VE, 611.
«) Serv. Verg, Aen. VII, 613 (cod. Turonensis, in Thilos Aus-
gabe unter dem Texte). tr<d>ea ««t vtttis imperinlt.t, qua imperator vßl
eenmU indutui §oUbal duignart ham^ «fri ehka» aed^fiemda «ral.
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— Ö6 —
whfillimg sa dem Parpurgewmde tritt.*) Eäne Art der
trabea wird auch im Kriege getragen, angeblich, damit
die Blutfarbe die BiutUecken verberge.') Genau dieselbe
imtioiudiBtische Erklänmg fahren Isidor') and Plutaroh*)
Ar das Pnrpnrgewand der spartanisclieii Krieger «n. Die
wahre Bedeutung des letzteren und damit auch des ent-
sprechenden römischen Brauches hat Otto Gruppe ') richtig
eilLaimt: der Soldat, der das blutfarbeue Gewand anlegt,
weiht sidi symboUsoh dem Orons.*)
Aach sonst finden wir bei den Griechen wie bei den
') Serv. V'erg. Aen. V, 755. Auch die purpurverbrämte prae-
texta der Priester und Beamten hat die ursprüngliche sacrale
Bedeutung bewahrt (Diels a. a. 0. S. 70 u. 51).
*) Serv. Aen. 612 (in Thilos Ausgabe unter dem Texte).
jumKo» dkwU ««M iria genera trabearwn r«^UMii jfut'rwaZem, tronUam,
2Vofti2a, quae purpura coeeoque jpnMueta eoiifieihtrf ew uUno
cMam adMBcHir, fuod nutoH onfia prodUbamut propter mkiru «<
aiptrnomt ionguhikf fno ptmtt köc tohf vüari^ wmIi numtü mm-
hantur.
Isidor, orig. 19, S8, 10. Rutsata, quam Oraeei phoeniceam
poeant, not eoceuMOiii r«peria a Laetdatmoniis ad cekuubm cobri*
timüüudine sanguinem^ qucttens quis in acte vulneraretur^ ne contemplanti
adversario animus augesceret. Hac «m6 cotutuläim Momatus u*i $tuU
MÜiUSt unde etiam russatt t^ocabanlur,
*) Plutarch. inst. Lac. 24.
Gruppe, de Cadmi tabula (Progr. des Askau. Gymn. zu
BerHn 1891) p. 12.
Bine Analogie dain» d. h. lam Zeiehen des Substitiittoiis-
opfera, bietet ein anbiMher Braach. Bei den alten Arabern räderten
sieh Äe Krieger den Kopf, beror de hi die SeUaeht logen, um
ansuzeigen, daas de sich dem Tode weihten (Golddher, Le sacri-
fiee de la cherdnre ehez les Arabes, Reme de Phistoire des reli-
gions 1886, 51).
I
!
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— öe —
RSmern noch vielfach die saorale Terwendmig des Pur-
porgvwaaideB imd tbeiiunpt der Poipmforbe.*) Die
Spartaner, die in der ^ivixi'; in den Kampf zogen, wurden
in ihr auch begraben.') In eine fotvtx^c hüllen die Kar
biren das Haapt des von üinen ermardeten Bruders und
bestatten es so.") In emem Pmrpnrtaehe bringen die
Athener die Gebeine des Rhesus mm Strymon.*) Auch
Hektors Gebeine werden -op^opsou ireirXoiai umhüllt.*)
In rotem Gewände wird Iphigenie zum Tode gefohri.^
In rotem Gewände • oj^ert der Ardion von Ilataeae, der
sonst nnr weisse Kleider tragen darf, alljährlich anf den
Gräbern der in der Schlacht bei Plataeae Gefallenen');
rotes Gewand trägt man bei den Opfern, die den Emne-
0 Vgl. Gruppe a. a. 0. und £. Rohde, Psyche I, 226, 3, deren
ZwammeBstflUimgeii die oben angtlBiirtoii Bdspitle entoonuDai sind.
Plntarch. Lycurg. 27. iv fotwxIBi wA ^p6XXoic fimc odfia
«tpiteiXXov.
t) Glemens Alex. Protrept e. n, 19. d)v «•foXfjv to5 yntfvi
*) Polyain. VI, 53. «emiMvttt td iaxä ü x^nyA^ tcopfupSv
Tlias 24, 796. — Gnnz ebenso werden bei den Neuseeländern
die (iehciiie des Hätiptliiifrs mit einer nitf/efai btcn Decke umhüllt.
Sic werden dann in einen mit roter Farbe eiiigeriebencn Kasten
gethan und in ein bemaltes Grab gebracht; unweit desselben wird
ein Denkmal von gleicher Farbe aufgestellt (Lubbock, Entstehung
der Gmlisataon S. 856).
*) Aeschyl. Agam. 226.
^ PhitardL Arist. 31. t6v nXcttoiltMv 6 dpx**^> i t4v AXov
jUfifw» oSn oilijpe» BvftSt* iEmtv oW Mpm iolfjtet lÄ^v Xnix^c
dvoXoPtiV, r&ct ytrüjva cpotvixoüv Iv^Suxcuc dlp4p*v^ Tt uSpiav diri
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- 57 -
TÜden dargebracht werden rote Wolle wird zu Sühnimgen
verwendet.') Die 'foivixi'öec schütteln die Priej^tcr, die
mm foierlichen Fluch anflspreehen.*) Auch als Grabes-
Spenden werden lote Gewinder dsfgebraeht.*)
Tn den Kreis aller dieser F&Ue gehSrt auch das rote
flammeum der römischen Braut. Auch das Anlegen des
flammenm ist also ein Zeichen des Substitutionsopfen,
das hier durch die rote Faifoe nnd dnieh die VerhiUlnng
des Kopfes symbolfslM wird. Was ther dieses sym-
bolische Opfer bei der Hochzeit zu bedeuten hat, ergiel>t
sich aus den vorausgegangenen Ausführungen. Wie die
grieehieche Bramt dnrdi die mrox^^^ HansgStter
ihres Oattm, die ihr bis dahin fremd waren, za versöhnen
sucht, so thut die Braut bei den Römern und bei zahlreichen
andern Völkern das Gleiche, indem sie durch das An-
legen des roten Kopftnehes symbolisch sich selbst snm
Opfer weihi.^
0 Aeschyl. Eumen. 1006.
Clem. Alex. Strom. VII, 4, 26 (p. 843). Etym. mag. 4:29, 43.
Lys. xat' 'Av8oxß. 51. t^pet« xol Upclc atdvTic ■xoTTjpcr'aovTo
3ip6c i^Tciporv xal fotvtxfdas dviouoav xatd t& v^|M|MV t6 icaXou^v xol
*) Kiirip. Orest. 1436. Verg. A«n. VI, 281. Vgl. Interpol.
Serv. Aen. III, 67.
^) In zweien der oben (S.49f.) angefahrten F&Ile (bei den Wot-
jftken und in der Oberpfalz) findet die Veriinlhmg, wie ansdrücklich
angegeben wird, beim Abschiede ans dem Eltenihanee statt Für
diese ^Pille trifft die oben gegebene ]>eiitQng alao nicht in. Wie
sie SU eridlren sind, wird sieh weiter unten ergeben. Schon hier
betont sei, dass, wie in diesen Fällen, die Verhüllung der Brant
auch wohl sonst ausser mit der Aufnahme in das Haus dea Gatten,
von der oVten die Rede war, anch mit der Entlassung aus dem
Klternhause zusammenhängt.
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— 58 —
Ebenso wie das Anlegen des flammeam bei der
Hochzeit ist auch, wie im vorhergehenden Abschnitte ge-
zeigt, <las Aufsetzen des pileus ein Ersatz der \ erhäiluug.
Uoobaeit und Freilassimg haben also diese Ceremonie ge-
meinsam, nnd anoh den xweiten Bitns der Freilassung^
das Absehneiden der Haare, finden wir bei den Hochzeits-
ceremonien wieder. Direkt überliefert ist es allerdings
nichti dass der römischai Braut das Haar abgeschnitten
wurde. Allein schon Roesbaeh*) hat — im AnscMuss
an Härtung — zur Erklftmng der hatta eadätarit^ mit
grosser Wahrscheinlichkeit vermutet, dass man mit dieser
hatia einst das Haar der Braut abgeschnitten hat. Boss-
baeh hatte anf die Analogie der Yestalinnen hingewiesen,
denen beim Eintritt in ihren Dienst ein Teil des Haares
abgeschnitten wurde.') Durch Dragendorifs Untersuchungen
über die Amtstracht der Yestalinnen*) ist diese Vermutung
gesichert worden. Dragendorif hat ges^, dass die
Briiuche, durch welche die Yestalinnen in ihr Amt ein-
geführt werden, nichts anderes sind als die llochzeits-
briuche. Wenn also die Vestalin bei der Aufnahme in
das Friestertum ihr Haar der Yesta opferte, so darf man
das Gleiche siciier anoh bei der rdmischen Braut Toraus-
1) a. a. 0. S.
>) Fest. ep. p. 62, 16. Cadibwi hasta citjput mAtiUu combatur. |
Arnob. II, 67. nubeiUium crwm easUbari katta mdetti», Ovid. hsL II,
560. Flutareh. qnaest Rom. 87. Bonndna 1$. I
^ Pfin. 16, 285. MMTiacMw (aifooris) Mta^ qua« capUlaia dieiliwt
fuoniam FeHalwa •«yunni «qpähw ad §am dtfirtar. Fest ep. p. 57, 17.
<) Bh^ Hob. 1896, 881.
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— 59 —
setzen, um so ^er, als das Haarabschneiden bei der
Hochzeit ja auch noch bei andern Völkern üblich war.')
FreUaBsnngp- und Hochxditsceramomen stiinmen dem-
nadi in swei wesentlieken Stadi:eii fiberdn. Wir dürfen
daher annehmeD, dass die äbereinstimmendeii Bräuche in
beiden Fällen deu gleichen Grund haben: die Ueberein-
sümmiing erklärt sich daraus, dass in beiden Fällen ein
neaes Mit^^ied in die Knltgemeinsdluift des Hauses und
der gens*) aufgenommen wird, sie bestätigt also die oben
angedeutete Auffassung, dass, wie die Hochzeitsbräuche,
80 anoh die Ceremonien der Freilassung als Aulnahme-
oder Einweihnnginiten ra betracbten sind.
V.
Einige Tage ^) nach der Geburt eines Kindes fand in
Griechenland oder wenigstens in Athen eine Beinigong
über den spartanischen Brauch vgl.Plutarch.Lyciirg. 15: über
Haaropfer bei der Hochzeit iu andern Teilen Griechenlands vergl.
die Zusammenstellungen von Deschamps und Cousin im Bull, de
oorr. hell. 1888, 481. Ein nrsprünglidier Znaanimioluuiig mit dem
hioaliehen Kulte ist bei diesen giieehischen Haaropfeni aUerdiags
nieht sa erweiaen. Über ehien ShnUehen indischen Brauch wird
an einer spiteren Stelle an spreehea sein.
*) Dass, ebenso wie der Freigelassene dem Namen des Frei-
lasseis, auch die Braut einst den Gentilnamen des Gatten sage-
nommen, hat Moramsen aus der von der Braut gesprochenen Formel
y,ubitu Caius, ego Cam" mit Kecbt geschlossen (Rom. Forschungen I,
11 iE.; Staatsrecht III, 35).
•) Nach Suidas und den Scholien zu Tlatos Theaetet. p. 160 E
(vgl. Plaut. Trucul. 423 f.) am 5., nach Ilesych. s. v. Spo{xid(*f tov
fj(Aap am 7., nach dem SehoL su Aristoph. Lysistr. 758 am lOi Tage.
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#
— 60 —
der mit d«r Wöchnerin in Berührung gekommenen Per-
sonen (nnd natürlich auch der Wöthnerin selbst) statt.
Danm schliesst sioh eine Feier, bei der das neogebome
Kind mn den Herd getragen wnrde^, ein Ritas, nach dem
das Fest den Namen ctucpiBpofita erhielt.') Ein sehr alter-
tümlicher Zug der Feier ist es, dass die Beteiligten nackt
mn den Herd laufen.*) Wir finden hier ein weiteres
Beispiel der ritoalen Nackthnt, ftber deren hiofiges Yor^
kommen im Kulte Weinhold in den Abhaadlnngen der
Berliner Akademie IBUH, 1/50 gehandelt hat.*)
Hänfig fand an den Amphidromien die Namengebnng
statt *X dooh war dies nicht immer der Fall, wie ans der
angeführten Smdasstelle ersfehtlich. Yermntlieh geschah
es in der Regel nur dann, wenn die Lustration erst am
7. oder 10., nicht am ö. Tage nach der Gebart vollzogen
') Suid. d{&9tSp(${x(a* t))v Tt^fjLTrnjv otyoustv Itti toIc ßpe<peaiv, £v
fj aroxadofpovtai xclc /.cip«» 3'Jva4'a(Aevat rr^i {jiatüxjecuc, to oi
ßpe'foc repi^^pou^t ttjv i(jt(av rp^/ov-cc xai Siüpa TritxTro'jaiv o't xrpoaVj-
xovTEi, ü)Q iizi TrXetOTOv TioXÜTioSac xal GTjTrt'ac, oexccttj tö ovojxct
xfdevtat. Harpokrat., Etyiu. uiagu. s. v., l'arüeiniogr. Graec. ed.
Leatsch II, 278. — Nach SdioL Aiistoph. a. a. 0. legte man das Kind
nieder nnd ging hemm.
") Vgl. Stengel ia Panly-Wissowas Realencyclopädie I, 1901.
') Ilesych. SpOfAiajicptov T^ptap* ci|j.',f tooo|xta • ean i^^l^.^^b•/ s-td
rp^^^ouotv.
^) Tgl. auch Dfimmler, Sittengescbichtlicbe Parallelen (Philo-
logiM 1897, 5 f.).
^) Hesych. aii^tdpdfxia* V^P^ dyojiivi] tolc natS^otc, iv ^ xo
^p^ifcc Tcepl Tijv iotisv i^tpov Tp^x^^"^ x(hübq» xol lictrUtaaip et^nj»
^|Mu SehoL Aiistoph. a. a. 0. Schol. Plat a. a. 0.
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— 61 —
wurde, denn yor dem 7. Tage pflegte der Name nicht
gegeben ara werden. 0
Preuner, der die Amphidromien in seiner „Hestia-
Vesta" ausfüiulicli bespricht, meint S. 53, die Bedeutung
des Lanies nm den Herd föhre nicht sowohl anf die er-
nährende^ erhaltende, gewissermassen fortsengende Kraft
des FamüieDherdes als anf die heilige Kraft des reinen
Feuers, und betont S. 59 noch einmal, dass dabei die
Hestia nicht als Symbol der Familie gedacht sei. Auch
Erwin Rohde*) denkt bei den Amphidromien nmr an eine
Reinigung dnrch heiliges Fener, ohne die Bedentnng der
latta als Heiligtum des Hauses zu beachten. Dass dies nicht
zutrifft, dass es sich vielmehr bei dem Bitns der Amphi-
dromien nicht nnr nm eine Beinigangs-, sondern sngleich
nm eine Anfnahmeceremonie handelt, kann man vielleicht
schon den Worten Flatus im Theaetet^) entnehmen, aus
denen hervorgeht, dass bei den Amphidromien entschieden
wurde, ob das Kind anferzogen werden sollte, dass es also
gerade dnrdi dieses Fest in die Gemeinschaft der Familie
aufgenommen wmde. Sicher aber erwiesen wird diese
') Aristot. hist anitnal. VII, 67. Uarpokrat. ißoofjL£uo[x£vou*
TOi{ dTtorzyßziai TiatSfoi; xot; sßSdua; xa\ "zii Sexotra? ^yov, xotl Tct
6'*6pxna itf&evTo aütoi; ol jjiv tt^ eßor^jj^iQ, ol bi tq Sexol'nQ. Aui
häufigsten war anschemeud die Namensgebung am 10. Tage:
Demosäi. 89, SO. ineiu. 8, 80. Aristoph. Vogol 939. Hesydu
s. T. ttx^v HGofAtv, Said. s. t. Sntdrqv ianSatit.
Psyehe II, 78.
^ Plat Theaet p. 160B. toOto i^iv U|, hautt ^4hs imtl
hp6ixia auToO (u( dhi^&i ht x6xXq> nepiSpnttlov, axoimu|Alvov€
Xtf^ ii^At oitx 4$(ov fiv tpo^ x6 TtTv^fuvov.
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— «2 —
Auffassung des BraucheB durch die Yergleichiing mit dem.
HoohseitsritoB: d«8 vm den Uerdtragen des Kiiid«0 «iit-
spridit, wie auch Mannhardt *) richtig efkannt hat, genau
dem vorher besprochenen Brauche, die Braut (und ebenso
den neuen Knecht) beim Eintritt in das neue Hans an
oder um den Herd m ÜUiren.
Bas rSmisehe Gegenstück sn den griediiecben Am{^*
dromien ist der dt^s Imtricus^ an welchem das Kind den
Namen erhält, der 9. Tag bei Knaben, der 8. bei Mäd-
chen.') Wie der Name leigt, findet auch in Rom knn
nach der Geburt eme Sühnnng statt. Dass ein Opfer
damit verbunden, bezeugt Tertullian a. a. 0. Ob die Cere-
monie des tollere*) oder euicipere^) des Kindes, durch die
der Vater ee anerkannte, am dke Uubneua yolliogen
wurde, wie man entsprechend dem griechiscfaen Braudie
der Amphidromien annelimen möchte, ist nicht überliefert,
und auch sonst wird leider nichts Näheres über die Art
der Feier berichtet Eine Ver|^eichung mit den Hoch-
leitBceremonien ist daher hier nidit md^^cfa. Aus den
») Mytholog. Forschungen I, 370.
•) Macrob. Sat. T, 16, 36. E>:t edam Nundina Romnnorum Jeu
a nonn die nascentium nuncupata^ (juin lusti icus dicitur. est autem luslricus
diesj yuo in/antes lustrantur et nomen cu:c^}iuntf »ed i$ maribus nonua^
octavus e»t /emmU. lest. ep. p. 120, 19. LtMiiei dk» w^mUbm
appcHoftfiir, jMMAmfM Mfmm«, fmtnnm nenus, quia Aar buinmimr «i-
«& nornina impommmr. Bei TertoU. de idol. 16 irird du Fest
als UMWMÜB bcsekliiiet. Vgl. Marquirdt-Man, PriTaHebeii der
Börner S.88.
>) Terent Heautontim. 626 f. Andr. S19. Plant Amphitr. fiOl.
Qnintil. inst. orat. 4, 2, 42; 8, 6, 97.
*) Terent Andr. 401. Ci«. ad Att 11, 9, 8.
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— 63 ^
römischen Angaben allein Hesse es sich deshalb nicht
entaebmen, ' ob es sich beim die$ luttricua nicht nur um
eine Reinigung von Beflecloing, sondern zng^eich nm eine
Sühnung zur Aufnahme in den Haushalt handelt, wahr-
scheinlich aber wird diese letztere Auffassung durch die
Yer^eiohang mit dem griediischen Branche und den im
Folgenden angefahrten Riten anderer Ydlker.
Eine Analogie zu der griechischen Sitte, das Kind
am Herde niederzulegen finden wir in einem littauischen
Branche.') Das von der Taufe heimgebrachte Kind wird
sofort an den Ofen oder unter die Ofenbank gelegt oder
auch sogleich dem Vater dargereicht.')
Verwandt ist ein bei den Russen im Gouvernement
Kasan AbUcher Tauf brauch. ^Ehe ein Neugeborenes zur
Taufe sum Priester getragen wird, legt die weise Frau
es mit dem Kopfe zum Heiligenbild auf einen Schafs-
pelz, der auf die Diele gedeckt ist, die Wolle nach oben;
') Vgl. oben S. 60, Anm. 1.
*) Schleich, Sitzungsberichte der Wiener Akad. der Wissen-
schaften 18.'32, Bd. IX, 532. — Im Württemberg. Oberamt Öhringen
legte noch bis vor Kurzem die Hebamme da.s Neugeborene auf deu
Boden, von dem es der Vater aufhob (E. H. Meyer, Bad. Volksleben
im 19. Jahriiimdert S. 15).
^ Dass das Kind dardi diese Geremoniem in das Hans auf-
genommen ivird, hat lippert (Ghiistentiun, Aberglanbe nnd Volks-
braach S. 496) richtig erkannt Schleich bemerkt a. a. 0., es solle
dadurch Ähnliches bewirkt werden, wie durch das Schweigen der
Paten auf dem Wege zur Kirche, d. h. das Kind soll dadurch ein
ruhiges werden. In welchem Zusammenhange sollte aber diese
Wirkung mit einem Niederlegen am Ofen stehen? Sicherlich liegt
hier entweder ein Missverständnis des Berichtenden oder eine
spätere Umdeutuug des Brauches Tor.
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— 64 —
von dort nimmt es die Patin. Dieser giebt die weisa
IVan, dasB sie es in dea Bnseii steckt» ein St&ckohen
Brot und Sals, bindet dum Kohle und ein bissohen Lelim
vom Stnbenofen (Herd = Altar) in ein Bündelchen, das
sie ihr gleichlails giebt, mit der Weisung, es aut einem
Kiensweg Uber die rechte Schalter sn werfen nnd dabei,
ohne sich umsnsehen, sn sprechen: ,Herr Jesn Ghriste,
erbarme dich über uns*)!* Nach der Taufe wird
das Kiiul wieder auf den Pelz gelegt." (A. C. Winter
im Globus 18d9, 319.) Der altheidnische Braach hat
hier eine christliche Farbnng erhaltoiL Das Heiligenbild
ist, wie auch bei rossischeii Hochseitsgebrftnchen'), an
die Stelle der alten Hausgötter getreten. Den Pelz erklärt
der Berichterstatter mit Recht als den Überrest eines
Opfers^ ebenso wie das SchaMell, anf das in Bn88.-Kaielien
die Braut, gleich der rdmischen gesetst wird. Be-
achtenswert ist auch hier wieder die Übereinstimmung
von Hochzeits- und Geburtsbrauchen, die sich auch sonst
beobachten liest.
Dass die TitaxaxO<s\uaLxaL, wie bei der Aufnahme der
Braut und des Sklaven, so auch vielfach bei dem neu-
geborenen Kinde üblich waren, ist schon im ersten Ab-
schnitte hervorgehoben worden. Als eine weitere Hochseits-
ceremonie (bei Hochseit nnd Freilassnng) lernten wir im
1) Die Anruf im Christi ist natfirlidi, wie das Heüigenl^ld,
späterer Zusatz, l I h r die Verbindung von Herd und Kreuzweg
vgl. den Anhang. lu Besag auf das Verbot, sieh anzusehen, tg^.
oben S.4f. u. S. 21. .
») S. 23, Anni. 3.
*) Vgl. Bossbach, Höm. Ehe S. 112 u. 324.
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I
— 65 —
3. und 4. Kapitel das Haarabschueideu keimen. Auch
dieser Ritas wird bei vielen Völkern auch am Kinde aU
ein Zeicfaen der Einweihung vollzogen, gewSlmlloh einige
Tage, bisweilen aber aach eist einige Jahre nadi der
Geburt.
Tei-tulüan führt — nach Varro — eine Anzahl religiöser
Gebrauche an, die in Rom knrz Yor nnd nach der Geburt
gefibt werden. Nachdem er erw&hnt, dass die schwangere
Frau ihren Leil) mit liinden uniwindet, spricht er von
den Opfern and Gebeten, die an Juno Luoina, Diana, die
Fata Sciibunda, Statina gerichtet werden, und knüpft
hieran die Bemerkung, der Vater pflege aus dem Haupte
seines Kindes einige Haare zu ziclien oder es ganz ab-
zuscheren^). Wann freilich eine solche Ceremonie statt-
fand und ob überhaupt zu einer bestimmten Zeit, lässt
sich nicht feststeUen, dass aber ein solches Haaropfer all-
gemeiner Brauch war, muss man doch wohl aus den
Worten des Kirchenvaters entnehmen.
Aus dem alten Griedienland ist ein Haaropfer beim
neugebomen Kinde nicht fiberliefert, vielleicht darf man
aber uul seine Existenz da i aus schliessen, dass in einigen
Teilen des neuen Griechenlands ein solcher Brauch üblich
') TeiiiiU. de anima 39. omne$ idohlairia obaieiriee tuueuniur, Aim
ajMt adime tUäri ü^uli* apud idota con/eetit redimtii genimina mm
daemoniorun eandübUa projttentut\, dum in partu Lucuuu et Diamae
heittleUurj dum per totam hehdomadam lunoni menaa proponUur^ dum
ultima die. Fata srrHiunfl'i adrocantur , dum prima etiam cnnstttutio in-
fantis super tcrram Statimn dcac sdcrum est. ijuis non eutnde auf totum
ßlii Caput realui vovet aui aU<iuem excijiil crinem aut totum novacula
prosecat ?
S a ra t e r , ^amllienfSegte der Grlechea n. Römer. 5
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— 66 —
M oder war. In det Maina und anderswo, s. B. in Patras,
schneidet der Priester bei der Taufe dem Kinde dreimal
einige Haare ab und wirft sie in das Taufbecken').
Cber das üaarabschneiden bei der Einweihnngsoeremonie,
die im alten Indien gewöhnlich im dritten Jahre an dem
Kinde voUzogen^und bei der die seiner Familie eigentümliche
Haartracht hergestellt wurde, vujl. Uidenberg, Religion des
Veda S. 425 und 466. Als Opfer wird das Scheren des
Haares in der Tedischen Zeit nach Oldenbergs Angaben
nicht mehr empfanden, doch erkennt anch Oldenberg
(a. a. 0. S. 425) an, dass das Aljgeschnittene ursprüng-
lich vielleicht ein Opfer lur Götter oder Geister ge-
wesen seL
In Bulgarien klebt der Pate, wenn das Kind in das
dritte Jahr tritt, diesem an fünf Stellen Wachs anf das
Haupt, nnd zwar anf den Scheitel, ins Genick, an die
Stirne, an die beiden Schläfen, nnd schneidet an diesen
Stellen die Haare samt dem Wachse ab'). In Island
schneidet die Mutter nach der Taufe dem Kinde eine
Haarlocke ab."}
Bei den heidnischen Slaven wurde dem Kinde im
siebenten Lebensjahre der eigentliche l^ame gegeben, es
Wacüsmuth, Das alte Griechenland iin neuen S. 77.
^ Strauss, Die Balgaren S. 297. Die abgeschnitteneu Haar^
bfiaohel wirft der Pate nebst einigNi Silbermfinsen dem Kinde
in die Mfitae, und dieses wird nim Ton allen Gisten mit Geld
besdienkt
Bartels, Isllnd. Bhuicli und Telksglaube in Betug aof die
Nadikommenschaft, Zeitschrift für Ethnologie 1900, 79.
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— 67 —
wurde den Gdttem geweiht und als Opfer wuden die
abgeschorenen Haare hingegeben^).
Die Abiponen, ein aftd-amerikanisciieB Jifserrolk,
lassen wenige Stunden naeb der Geburt einen Zauberer
kommen, der dem Kinde am Vorderhaupt einige Haare
abschneidet'), in Japan wird das Kind am 30. Tage
nach der Geburt^ nachdem der Kopf geschoren, ge-
reinigt und festlich aufgeputzt von seiner Pflegemutter '
in den Tempel des Familiengottes üdsi kami gebracht,
und eine Kamipriesterin bestimmt durch das Los seineu
Namen, während eine Art Taufe mittels Bespiengnng mit
Wasser stattfindet'). -iBei den Mandingos (im westiiohen
Afrika) schnitt man dem Kinde unget'ähr eine Woche
nach der Geburt das Haar ab, und der Priester nahm es,
um Segen für dasselbe betend, auf seine Arme, flüsterte
ihm ins Ohr, spie ihm dreimal ins Gesicht*) und nannte
vor der Versammlung seinen Namen'). In Arauco (Süd-
Amerika) bekam das Kind semen Namen erst, wenn es
ein Jahr alt war; die Freunde veisammelten sich dann
•
') Hanusch, Wissenschaft des Slavischen Mythus S. 840. VgL
die hier citierte Stelle aus Hanke, De Silesiorum rebus ab anno
-550/1170 (Leipz. 1705), S. 103: „Caecus natus (Miesco) pennanebat
septennio cacciis, dum ritii Polonorum othnico saoris iriitiaretur,
hoc est, dum ei cuuia detoiideretur et uomeu impoueiotur. Solebant
euim Pagani pueril ademptos capillos tanquam primitias con^ecrare
suo Deo."
^ Klemm, Allgemeine Kulturgeschichte II, 84.
^ Siebold, Nippon V, 22.
^ Tgl. Pemiiu U» 88.
*) Tylor, Anf&nge der Koltor n, 488.
5»
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— 68 —
uud schnitten ihm eine Locke ab^). Ebenso wurde itt
Peru dem Kinde im Alter vou zwei Jahren bei der Taufe
imd Namengebnng in ceremoniöser Weise eine Locke ab-
geaehnitten'). In Tibet erfolgt einige Jahre nach der
Geburt eine Einsegnung?, bei wölcber der Priester dem
Kinde etwas vom Kopihaar abschneidet').
Bei den Mnnda-Kolks in Ghota Nagpore (sfidwestlich
von Kalkutta) wird am 8. Ta^c nach der (lelmrt die
Mutter durch eine Ceremonie gereinigt und das Kind in
den Stamm aufgenommen. £a wird ein weisses Hohn
geopfert nnd das Blai in dem Yorber gereinigten Hanse
uniher>^espieiiu;t, dann wird dem Kinde etwas Haar von
der Mitte des Kopfes abgeschnitten, woran sich die
Namensgebung sdiUesst*). Bei den heidnisdien Arabern
sur Zeit Mohammeds wurde bei der Geburt eines Kindes
ein Schaf geschlachtet, dann der Kopf des Kindes rasiert
uud die Kopfhaut mit dem Blute des Upiers beschmiert^).
1) Klemm a. a. 0. II, 86.
Tylof a. a. 0. II, 437.
>) Bastiaa, Der Menaeh in der Geaehiehte II, 505.
«) Jellinghaus, Zeitaebilft fSr Stbnologie 1871, 866.
Robertson Smith, Religion der Semiten (deutaeh tob Stabe)
8. 252. „Dieser 'a^ika oder ,das Abschneiden des Haares" ge-
nannte Brauch war dazu bestimmt, „das Bose vom Kinde abza-
wenden'* und war offenbar ein Akt der Weihe, durch den das Kind
dem Schutze des Gottes und der (icnicinschaft unterstellt wurde.**
(Smith a. a. 0.) Vgl. Wellhausen, .Skizzen und Vorarbeiten III, 119.
Beim Eintritt in das Mannesalter wurde, wie vielfach, der Brauch
auch bei den Arabern wiederholt; Smiths Annahme indes, dass die
Verleguug dea Brauchea in daa Kindeaalter eina apfttere Neuerung
war, scheint mir nicht begründet
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— 69 —
Die beiden letzten Riten, bei denön das Haar^
abschneideii sioh mit dem Tieropfer yerbindet, lassen seine
Bedeutung als Opfer besonders klar erkennen. Noch
deutlicher wird uns der Sinn des Haarabschueidens als
eines Sahst itutionsopfers, wenn wir beachten, dass bei
mandhen Völkern statt des fiaaropfers im Gebnrtsritns
eine Blntentsieliimg am Kinde oder anch an den Eltern
vorgenommen wurde.
In Tahiti vei'wunden sich die Eltern bei der Namens-
^bnng unter Gebeten, fangen das Blut auf und legen es
als Opfer auf einen Altar*). In Mexico bestand bis in die
neuere Zeit die Sitte des „Nagualismo", der Einweihung
der Kinder für ihren Schutzgott. Das Kind wurde gleich
nach der Geburt dem Nagual oder Schutsgott geweiht,
wobei ihm der Priester eine Ader hinter dem Ohre oder
unter der Zunge Sffnete und mit HQlfe einer Lanzette
oder mit dem Daumenuagel einige Tropfen Blut auszog
und diese dem Nagual opferte').
Bei manchen der eben geschilderten Geremonien,
die ich wegen der Gleichartigkeit des Ritus hier zusammen
auljgeführt habe, handelt es sich anscheinend nicht um
die Einweihung in die Kaltgemeinschaft der Familie,
sondern um die Aufnahme in die grossere Gemeinschaft,
den Stamm*).
') Ploss, Das Kind in Brauch und Sitte der Volker I, 165.
') Andree, Ethnographische Parallelen. Neue Folge S. 202.
Vgl. auch Lippert, Geschichte des PriegterthuiliB 1, 319. Waits,
Anthropologie <ler Naturvölker IV, 134.
') Ausdnioklicli aus};esprochen ist dies bei dem S. 68 ge-
schilderten Brauche der lluQda-K.olkü.
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— 70 —
Eine solche Aulaahme des Kindes in die grdssere
Gemeinsdisft fand aiieh in Grieclienlaad statt Wie die
Braut nach der Anfiudime in den hftnsliohen Knit, die
am Herde stattfindet, in die Phratrie aufgenommen wird
(s. oben S. 25), so wird auch das Kind nach der liäns-
lichen Weihe der Amphidromien in die Phratrie eingeffthrt
IMese Eänfährang findet am Apatnrienfeste statt, wahr-
scheinlich am dritten Tage'), gewöhnlich im Gebnrts-
jahre'), bisweilen aber auch erst später'). Bei der Ein-
filhrang des Kindes wird ein Opfer dargebracht, das
IJtfiiov. Der Name beaseichnet vermatlich das kleine Opfer,
im Gegensatz zu dem später dargebrachten xo6p£iov*).
0 Seinen Mamen «eopiditc bat dieser Tag CreOieh von «hier
anderen Geremonie erhalten.
9) Btym. magn. cbMttoöpta* • limft)) h rtt^ ioptj xt^
fvnntyiwiK Iv ivwunj» ixtfvip «nAoc xin Mfpmfw.
Auf eine Einfuhrung bald nach der Geburt weiaen auch die
1 rillen folgenden Stellen. Isaeus 8, 19. S r& TrcttTjp ^(xüiv, ^neiSij
i^tv^fAcda, tii Tou( fpctropac eio^yaYcv. Demosth. 48, 11. intihri
S'o&TOol 6 rate ly^veto xol ih6xti xaipoc Eivat, — — — «{(H^Yoyov
tic Tou; cfpitTEpa;. Vgl. 0. Müller, Untersuchungen zur (Teschichte
des attischen Burger- und Eherechts, Jbb. f. klass. Philologie,
1'5. Suppl. S. 7 53 ff.
») Prokl. ad Fiat. Tim. 21 B. h Ta6TTo '(8Cil. xoupe<i»xi?i) ^ap
Touc xtfpous ^v^Ypa-f ov dt ToiK tppdfttpac, tptextl« TrcpcwrtU {vt»6.
Andok. Hyat 187. t4v wälkt fjSv) (li^av tfvr« wMfu dt Kil^ttxac.
Pantasidea, 'fi^yu d^x^wW* 1^ 12-
Snid. (ed. Beinhardy) 1, 820, 15. |uiav. x) bnlp tAv kf-
Ypa'^ojJiiviuv raßcüv ei; to-j; cppoftopo; 8v({(ACV0V Upetov, ob jxefCovo;
diioitici7|iivou ota^iMÜ* «ji Itccf 8^7TOvto ol ^pa'ropEc, et xal fUiCov eu],
?Ti |jLilov xal ftctayoiyoc 6 toüto 7:opf/a>v. Harpokrat. {aeIov ftyfxa
iariv, S Tot; cpp«iTOpoi icapttxov ol louc italia« ttod^ovrcc c^c xo'>xouc.
Poll. Vlil, 107.
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— 71 —
Das »lEiov bestand aus einem Schafopfer*), ausser dem
Tiere wurde ein bestimmtes Quantum Wein') und
Kuchen sowie eine GeidBumme von dem EÜDfiUireodea
geliefert*).
Wie eben dargelegt, wird dus Kind bald nach der
Gebort zum ADgehdrigen der Pbratrie geweiht und damit
unter den Schutz der Stammesgdtter gestellt. Aber erst,
wenn es herangewachsen ist, wird das Kind zum voll-
gültigen Mitglied der religiösen Gemeinschaft und tritt
somit in ein neues Verhältnis zu den Göttern seines
• Gesdileohtes. Barum whrd an dem JOnglinge eine zweite
Welheceremonie vollzogen^).
Gleich der ersten Einführung findet auch diese zweite
Ceremonie am dritten Tage der Apatorien, der xoupe&tic,
statt'); wie bei der ersten Aufimhme wird ein Opfer
') Schol. Aristoph. Frösche 798. {aeTov Xeyouciiv toj; bizip tAv
"j'küv ci'c rd 'ATifliToupia ^t; utto tcBv rarepiov £(atp£po[x£vo'JC, hia tö im-
(ptuvetv tou; (ppdropa; ir.i toj axai},aoü xoü Upet'ou, fxciov, jacIov.
Suid. II, 1, 818, 11. 6 xö irpoßaxov eiadytuv (ActaYiuYo; ixoXelTO. '
^ FoD. III, 58« ^ h* hnck^ tAv tic toi^ ^dropa; cioa^ofAivar»
miAviv otvoo MJ^ons thm^pm Mküm, td V (tpiv biUp a&t^
IttfBv wSi ^tup/wpX* t& clodficv Uptfov. Gf. VI, 32.
^ a I. A. II, 841b (— Dittenberger, Sylloge H, 489).
*) Gilbert (Oiiecb. Staatsaltertnmer P, S. 21 3 f., Anin. 3) und
Thumser (bei Uermaim, Griech. StaatMltertämer I, 2, 330) leugnen
mit Unrecht diese zweite Einfühnm», die sicher bezeugt ist
Poll. VIII, 107 (s. S. 73). Vgl. Müller a. a. 0., Stengel, Griech.
Kultaltert. S. 204, 17. v. Wilamowitz, Aristoteles und Athen
II, 271, 16.
^) Suid. 1, 1, 532. Tijv hi tpftr^v (Tag der Apaturien) xoupeüTtv
TOÜ TO^c xo'ipoofi imX tdc xöpac iy^pcl^eiv tii t«; (f paTp(ac. Etym.
magn. 533, 41. PolL VIU, 107.
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- 72 —
gebracht, das xoujpeiov*), ein Tieropfer, su dem sich, wie
bei der ersten Geremonie, eine Weinspende (o^taxigpta,
8. weiter unten) gesellt. Den Namen xou&eiov (und
xouptcttitc) haben ilie Alten von xoupo^ abgeleitet, es ist
aber wahrscheinlicher, dase er, wie Wilamowits nnd
O. Müller a. a. 0. annehmen, mit xe(p<tv znsanunenhängt,
also „llaarschuropfer" bedeutet. Denn ein llaai'(tpfer der
Epheben war mit tüeser zweiten Aufnalime verbunden*).
Nach Hesychins opferte man das Haar der Artemis nach
andern Angaben war das Abschneiden desselben mit einem
Weinopfer au Herakles verbunden^), das Haar wurde also
') Etyin. magn. 533, 37. xoypeiov — — o5tu> hi xaXEiTai iv
'Attixtq TO Upciov TO Ou(>|A£Vov, ifjvfxo ^ypct'cpovTO ol xoüpot tii TOUC
tppaxopoc xoüxo 6i xal (uiov OAffzo. Der letztere Zusatz rauss (ebenso
wie die gleiche Angabe in den Aristopbanesscholien a. a. 0.) auf
etnem Irrtom beruhen, da (acTov und «of&pctov sonst stets geschieden
werden. G. I. A. n, 841b; lY, 2, p. 205 (Tgl. zu dieser Inschrift
Psntsiides, WUamoiHts, Dittenberger a. a. 0.).
Vfl^ über dieses Opfer die sntr^ende Bemeilraag Ton
Robertson Smith (Religion der Semiten S. 250). „Daher ist es (das
Haarnpfer) an sonem rechten Platze bei Einweihungsgcbrfiuchen,
durch die ein neues MitgUed in don Kr^is einer bestimmten Reli-
gion auff.'enoinmeu wird. In der griichischcu Ueligion begegnen
wir dem Haaropfer daher an dem Zeitpunkte, wo ein Jüngling in
das Mauuesalter tritt und damit einen vollen Anteil an den reli-
giösen wie politischen Verptiicütungen eines Bürgers auf sich
nimmt.*
Hesych. «ouptAm* (atjV&c toO nuovvftAvoc ^H-^p«» ^ xäc
Hesych. o(vtarl}pia* 'Aft^vi)9tv el füXXovtt« l^pc^, «plv
diEOxtfpooftat TÖv fiaXX&v, doifcpov 'HpaxXtT {xitpov cfvou xa) oiret-
tfavxec TOl; cuveXdoOaiv ^Ttc^ßouv zfvav. i^ Ih 3rov?yj ^/aXeiTO o^vtOT%ta,
Athen. XI, 88 (p. 494 f.). o^vura^pia. ol (AiXXovxec droxctpitv xov s-/.i^) X'jv
l<pi]ßoi, fi)ol ncf|i.7tXoC| ttof^petMi tip 'UpaxXii iji^a ffiodjptov nXi^pu»-
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1
— 73 —
wohl aiu-h rliesem Gotte geweiht: vermatlich war dies In
den einzellig Phiatriea Tenehieden
Wir liaben bisher nnr von einem für die Jünglinge
am Kureotista<.'e dargebrachten Opfer gesprochen. Aber
auch für die Mädcheu ist ein Opfer am gleichen Tage
besangt.
PoU. Vlll, 107. (ppflttopec* e^c viCmm xooc te x^pooc
xot TÄc xopct; eia^^ov, xal th YjXtxiav 7rpoeX06vtcov h rjj
XfltXoüfiEVTQ xoupecutioi r^;jL£pa uit^p H-^v xÄv eüppevcov tö xou-
Als 7tt|ii)Xia wird sonst das Opfer bexeiehnet» das
der Gatte bei der Einführung der jungen Frau in seine
Phratrie darbringt (s. oben S. 25 2- ^j. Man hat daher all-
gemein angenommen, dass anch hier tod letzterem die
Rede ist"). Das aber ist> wie neuerdings 0. Müller a. a.0.
S. 773 richtig betont'), nicht zulässig. PoUux stellt das erste
£iad7eiv der Knaben und ^Mädchen dem Opfer für die
Herangewachsenen gegenüber, was Toranssetzt, dass beide
Opfer, bei der ersten nnd aweiten Kinfahmng, m der
cravTcc ofvou, 8 xaXouotv o{vtOT7)p(av, xal OTrefoavrec toT? auveX^oOfli 6i-
iöaoi Ktelv. Eusthat. Ilias M, 311. Photios s. v. oivioxi^pia.
') Auch abgo.sehen von den Apaturicn waren üaaropfer der
Bpheben in Griechenland üblich. I ber die Sitte, den Sohn zur
Haarscbur nach Delphi zu führen, vgl. Theophr. Charakt. 21, über
die HiMuropfer an FIoMgötter vgl. Basthat IL V, Ul. Homer a. a. 0.
Pans. I, 37, S. Vm, 80, 3; 41, AeschyL CSioeph. 6. Böt-
tieher, BaiiiDkaltai der HeUenen 8. 93.
>) A. Uomiias«!, Feste der Stadt Athen 8. 334f. Sanppe, de
phratriis Atticis II, 10. v. Wilamowits, Aristoteles und Athen II,
271, Anm. 16.
Meine Darlegung war schon geschrieben, als ich Möllers
Arbeit kennen lernte.
I
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— 74 —
iJeicheu Thratrie gebracht werden. Er verlegt ferner
diese fo^y^kia ausdrücklich gleich dem xoupetoy auf den
EnreotiBtagy einen Termin, der f&r die EinfBhmng der
jangen Frau in die Phratrie ihres Gatten nicht fiberliefert
ist (diese richtete sich docli wold nach dem Termin der
Hochzeit), und endlich hat die Zasammensteliung mit
dem xoöpsiov nnr dann einen rechten Sinn, wenn die hier
genannte - aar^Xt«, wie das xoupstov, von dem Vater ge-
opfert wini, nicht aber als Subjekt zu sOuov einmal der
Vater, das andere Mal der Gatte zu verstehen ist.
Will man also nicht einen Irrtnm des Polinx vorans-
setzen '), wuzu wir nicht berechtigt t^ind, so muss mau
annehmen, dass la^i/Ja hier euie andere Bedeutung hat '
als an den früher angefahrten SteUen. Biese Annahme
hat kein Bedenken, denn 7a(i7)Xta bedeutet ja, wie 0. Mfiller
a. a. 0. richtig bemerlvt, nichts als ein mit dem vajioc
zusammenhängendes Opfer, der Ausdruck kann daher
sehr wohl von einem Opfer gebraucht werden, das der
Vater darbringt, wenn die Tochter ins heiratsfähige Alter
tritt. Weshall» aber dann, d. h. vor dem Ausscheiden des
Mädchens aus der Phratrie des Vaters, eine solche Ceremonie
stattfindet, wird sich im weiteren Verlauf unserer Unter-
suchungen ergeben').
Bei den Römern finden wir kein Gegensttick zu der
ersten RinfBhmng in die Phratrie. Dem dm lustneua
1) Wie Meier, de f^entihtate Attica (Hai. 1835) p. 17 dies thut.
""O <). .Müller hat, da er die religiöse liedeutimg des Brauches
nicht genügend berückaichtigt, keine Begründung dafür beigebradit
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— 76 —
folgt keine besondere Aufnahme in die gens Dagegen
finden die bei dem Eintritt in das mannbare Alter von
den Griechen YoUzogenen Geremonien eine gewisse, wenn
auch nicht genau entsprechende, Analogie in den Bräuchen
bei der Anlegung der toaa vinlis. Während aber bei
den Griechen die ganze Feierlichkeit sich in der Phratrie,
also vor den Gittern des Geschlechts, voUzieht, steht
sie in Rom zunächst in Zusammeiiliang mit dem Dienste
der Schutzgötter des Hauses. Vor ihnen, d. h. vor den
Laren, wird, die toga angelegt, ihnen wird die bnlla, die
der Knabe bis dahin getragen, geweiht*). Dass dabei
ein Opfer im Hause dargebracht wurde, ergiebt sich aus
Tertullians Bemerkung über die häuslichen Feste Nach
der im Hanse yolhsogenen Ceremonie wnrde der tiro apf
das Forom nnd Gapitol geführt, nm in die B&gerlisten em-
gct ragen zu werden^), worauf dann ein zweites Opfer folgte
•
') Als emsige sonstige Geburtseeiemonie ist noch das Opfer
eines Goldstückes im Tempel der Jvno Ludna su erwlhnen (Dionys.
IV, 15). S. oben S. 24, 4.
^ Propert. 5, 1, 131. Mox ubi Lulla rudi dimma auna coUö^
Matris et ante deos libera sumpta toga.
Porphyr. IJor. sat. 1. 5, 65.
Pers. V, 30. Cum primum pacido custos mihi purpura cessit
Bullaque succinctia Laribus donala pependit.
Seilol. Pen. V, 31.
TertnlL de idoL 16. eiVea ojj/teia vwo prwatamm et communhm
»^lemnitatitm^ ul iogat pmraey tu «paiwotttM, Mt nuptiaUum^ ut nomi'
mUmm^ nuUum puUm peneubm pUerwui de ßatu idohlalria« fue üUet'
»enit. ted his accomodantur sacrificia.
. *) Vgl. Marquardt, Privatleben der Romer S. 125 f.
') Appian. b. civ. IV, 30. 'AtiXioc hi apn T/jV xdiv teXe^iov rept-
xd Upd.
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— 7e —
I
Dargebracht wurde letzteres vermutlich der Juvental')
and dem lAbety an dessen Fest in der Kegel, wenn Mich
nicht immer*), die Ceremonie stattfand*).
In welchem Zusammenhange die Jugendweihe mit
dem Dienste des Liber stand, ist nicht mehr sicher fest-
zustellen. Die £rklärang, die toga virilü werde an diesem
Tage angelegt, weil Liber der Gott der FMheit sei^), ist
schwerlich mehr als ein späterer Deutnngsvcrsuch, denn
sie passt nicht zu dem ursprünglichen Wesen des alt-
italischen Liber. Rossbach*} weist darauf hin, dass Liber
der Gott der Zengongskraft in der Nator wie im mensch»
Heben Leben s^ (vgl. Aug. de civ. Dei 7, 21), nnd meint,
wenn an den Liberalier; die Jünglinge nach vorherge-
gangener Prüfimg der Geschlechtsreife*) fiir pubena, für
sengnngs- nnd heiratsfiihig erUirt wurden, so heisse dies
nichts anderes, als dass sie unter den Schutz des Gottes
der Zeugung gestellt worden. £s ist möglich, dass diese
') Ihr wurde, wie der Juno Lucina bei der Geburt, von den
Jüüglmgen eine Münze geweiht (Dionys. IV, 15).
*) Mar(|uardt a. a. 0. 124, Anm. 2.
•) Kai. Farnes. 17. März. Libero in Cal pitoh'oj. Über ein Bild
detf Liber auf dem Gapitol vgl. G. I. L. III, p. 849. Ein Opfer an
Juppiter (vgl. de Karebi, 11 colto private p. 176) ist ans Senr. Interp.
ad Verg. eclog. IV, 49, wie mir seheint, nicht mit Sicherheit tu ent-
nehmen, denn lieUeicht fud der Seheliast in seiner Quelle nur die
Angabe, dus die Knaben nach Anlegang der lo^ anfc Oapitol
steigen, and fügte die Erwfihnnng des Jnppiter auf eigene Faust
hinzu, weil er !>< im Capitol nur an diesen dachte.
«) Ovid. fast. III, 717. Auch Preller (Rom. Mythologie U,53)
folgt dieser Erklärung;.
*) Untersuchungen über die römische Ehe S. 409.
^ Vgl. hierüber Kossbach a. a. 0. ö. 406 f.
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— 77 —
Erklärung das Richtige trilVt, vielleicht — ich betone
selber die Unsicherheit dieser Vermntniig — darf man
aber andi daran erinnem, dass bei den Auinahmebraa^en
ftberhanpt Sfters Stiinopfer an die nnterirdisohen Gott-
heiten vorkommen (s. oben S. Uli".), in ihren Kreis aber
gehört doch wohl auch der segenspendende Liber*).
Wihrend die Geiemonien der römischen Jugendweihe,
d. b. der Anfnahme in den Kreis der Erwachsenen, nicht
genau den griechischen Bräuchen entsprechen, finden wir
bei andern Völkern genauer übereinstimmende Analogien
an dem griechischen Mannbarkeiisritus.
Bei den alten Indem ist, wie Oldenberg (Religion
des Veda S, 339 und 466 ff.) näher dargelegt hat, der
Akt der Jugendweihe umgeformt worden zu einem Ritus
der Schfilerauihahme, der Kinfnhmng beim Lehrer: auch
bei diesem Ritus wird dem Knaben das Haar gesdioren.
Dass auch bei den Aral)ern der Knabe, wenn er unter
die Erwachsenen aufgenommen wird, sein Haar als Opfer
abschneidet, war schon vorher (S. 68, Anm. 3) erwähnt
Bei den Siameeen findet ebenfalls Haaropfer bei der
Jugendweihe statt: zwischen dem 11. und 15. Jahre wird
dem Kinde die Haarlocke am Vorderkopie, die man bis
dahin wachsen liess, unter grosser Feierlichkeit abge-
schnitten. In Bangkok nnterhielt der Kdnig eigens für
•) Wissowa in Roschers Lei. II, 2023. — Wäre die oben
^e^cbene Erklimiig richtig, so würde man auch verstehen, wio die ^
Freilas.sun«?sceroinonie in den Tempel der Krnteset^en sy)endeiidtMi
Güttin Foronia vfile^^t werden konnte. \ gl. ilber diese Güttia
Steudiiig in Httsoliers hex. I, ItHO, wo ihre Beziehung *ur Frei-
lassung freilich anders eikliirt wird.
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- 78 -
diesen Zweck ein paar Brahmanen, welche die Ceremonie
unter Wasserbesprengung vornahmen.*) Ebenso erhält
bei den Bakaiii in Centralbiasilien jeder Knabe um die
Zeit der Mannbarkeit die Tonsat.*)
Wie wir bei den Geburtsriten neben dem Haaropfer
das rohere lilutopler kennen lernten (S. 68f.)j treffen wir
auch liier daneben eine rohere Form des stellvertretenden
Opfers. Bei yeischiedenen wilden Völkern müssen sich,
die Knaben, die als Erwachsene in den Stamm anfge-
noinmen werden sollen, allerlei Proben der Standhaftig-
keit unterziehen, um ihre Wehrhaftigkeit zu erweisen; zu
diesen Proben dee Mots aber gesellen sich Brinche, deren
Opferoharakter dentlich hervortritt.*)
„Wenn bei den Mannbarkeitsceremonien der Man-
danen der Jftngling endlich bewusstlos an den Stricken
hing^ an die er mit Hülfe von fiolzstäben, die man ihm
durch das Fleisch gezogen hatte, befestigt war, so wurde
er herabgelassen, und nachdem er wieder zu sich ge-
kommen, kroch er aui Händen und Füssen um die Medi-
cinwohnnng hemm bis zu dem Orte, wo ein alter Indi*
aner mit einem Beile in der Hand und einen BUlfelschädel
1) Lippert, Culturgeschichte II, 350 (nach Fiulayson, Qesandt-
«chaftsroisi! nach Siam (Weimar 1827), S. 152, 157).
*) von den Steinen, Unter den Matiurrölkern Zentral-BrasUiens'
S. 180.
2) Vgl. Lippert a. a. 0. TI, 342 f., der aber, abweichend von
der oben (S. 71) geliehenen Erklärung, die doppelte Ceremonie bei
der Geburt und der Wehrbaruiachung mit einem Gegensätze von
Vater- und Hutterrecht in Zusammenhang bringt Vgl. aueh
Robertson Smith, Religion der Semiten S. 351.
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— 79 —
vor sich sass; dann hielt er den kleinen Finger der linken
Hand zum grossen Geist empor und Hess ihn auf dem
BAffelschädel abhaaen. Zuweilen wurde darauf mit dem
Zeigefinger in derselben Weise ^verfahren. (Tylor, An-
fange der Cultur II, 402.) In Virginien wurden die
Knaben bei der Wehrhaftmachung für den grossen Geist
Okee geweiht^ 'indem man ihnen Blut aus einer Wunde
der linken Brust liess, und man sagte, diese Blut geniesse
der grosse Geist und er sauge oft so lauge an der Wunde,
bis der Knabe stirbt.') Die Azteken machten bei Knabeu
und Mädchen Einschnitte auf die Brust oder an anderen
Stellen und sagten, sie hätten sie dadurch ihrem höchsten
Gotte geweiht.') Im Inkahause fasteten die zu weihenden
Jünglinge und wurden darauf einer Prüfung der Wehr-
haftigkeit unterzogen; dann durchbohrte der König den
würdig Befundenen die Ohren, wodurch sie in den Adel-
stand erhoben wurden.') Nach der Analogie der vorher
angeführten Beispiele ist es, wenn auch nicht sicher, so
doch ziemlich wahrscheinlich, dass auch dieses Ohren-
durchbohren, wie Lippert annimmt, eine Form der bei
der Jugendweihe üblichen Blutentziehung, also auch ein
Einweihungsritus ist. Zu vergleichen sind die Mitteilungen,
die V. den Steinen über das Durchbohren des Ohrs bei
brasilianischen Völkern macht, von den Steinen erzahlt
von den Stämmen des Eulisehuflusses, dass nur den Knaben
') Lippert a. a. 0. II, 343. J. G. Müller, Geschichte der ameri-
kan. l'rreligionen S. 143.
-) Lippert a. a. 0. Müller a. a. 0. S. 479.
*) Lippert a.a.O. Waitz, Anthropologie der NatnrTolker IV, 418.
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— 80 —
(las Ohrläppchen dinchbolirt wird und nur zum Zwecke
der Aufnahme vou Federschmuck, so dass hier keine
religiöae Bedeatang mehr in erkennen w&re/) Von den
Boror6s aber berichtet er, dess den Knaben und Mädchen
das Ohrläppchen durchstochen wird, den Knaben, wie bei
den Kulisehustiiiuiiieii, wenn sie anfangen, sich ernstlich in
der Jagergeechicklichkeit zu üben (d. h. doch wohl, wenn sie
anfangen, als Hitg^ed des Stammes sn gelten), den Mid-
chen aber von dem künftigen Gatten.*) Wir finden also
auch hier wieder den Parallelismus der Ceremonien bei
der £heflchlieB8ung und Jugendweihe, einen Parallelismus,
der doch wohl darans m erklfiren ist, dass der Knabe
dabei in den Stamm oder die Familie des Vaters, das
Mädchen in die des Gatten aufgenommen wird.
VI.
Wenn die römisdie Braat an dem Hanse des Gatten
angelangt war, hSngto sie an den Thfirpfosten Wollbinden
auf und bestrich die Pfosten mit Fett oder Oel.^) Die
>) «. a. 0. S. 182.
a.a»0. 888.
Donat ad Ilecyr. 1, 2, 60* «uror dieitur vtl ab umgiuMäUt poMii-
hu» et ßgtnda jano, id «st, quod cum puelliu nuberentf maritcntm patM
ungebant ibique lanam ßgebant. Isidor, orig. 9, 8. uxores voecUae quasi
unxores. Moris enim erat anli(ju{tus, ut nuhentes pueUne simul renirent.
(itl linien i/nirili et postes, antequain iiiyrethrentur, curonun utur laueis
ritlis tt oleo unguerentur. Plin. 28, 135. proxima in contutiiniöus adipi
laus estj sed maxime suilio^ apud antiquos etium religiosius. Cerle
mvat fiv/ila« wUiMt» etkm turne «oImmm habent postes eo aUingere,
149. Masurius palmam iupino adipi deäiate antiqwot tradk, Ideo nowu
nupia» Wo ptrungsre potle» solitasy ne ^uod wutli medkammti k^tmtmr.
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- 81 -
gleiche oder doch eine eng verwandte Sitte findet sich
«loh sonst mehrfach, zum Teil mit der Abweichung, dass
die Thfiien statt mit Fett oder Gel mit Honig bestrichen
werden.
In der fransSsisohen Schweiz wurde Mher die
Schwelle des Hauses des Bräutigams ganz mit Oel abge-
rieben. ') Die akamanisclien Wlacliiiinen beschmieren
bei der Hochzeit die Thüre mit Butter.') In Kreta
macht die Brant bei der Ankunft am Hanse des Gatten
mit Honig vier Kreuze an die Thüre.*) In Bulgarien
überreicht man der Braut an der Thürschwelle ein Ge-
iass mit Honig und ein Blumensträusschen. Letzteres be-
nntst sie als Wedel» um alle HauaschweUen, die sie über-
schreitet, mit Honig zu bestreiehen*), ebenso streicht in
Rumänien die Ikaut etwas Butter und Honig auf die
Schwelle oder auch auf die Wände.') In der Herzego-
wina bringt man der Braut auf einem Teiierchen Honig.
Interpol. Serv. Aen. IV, 458. Ii tarnen, i/ui de nuptiis scripsisse di-
eunturj tradutUy cum nova nupia in domum inariti ducitur^ solere postes
Uftgmtk» htpino oblini, Plutarch. quaest Rom. 31. Amob. 3, 25.
Kurt Gap. 2, 149.
0 Mannhardt, Myth. Vönehnngen 8. 86S. Beinsberg-Dörings-
feld a.a.O. 8.106.
*) Wachsamtli, Das aha Giieehenland ha neiuiii 8. 97, 61.
3) Wachsmuth a. a. 0. S. 96.
*) Dies geschieht, wie das Volk sagt, damit die Braut den
neuen Hausgenossen ebenso liebevoll, wie sie ihnen entgegenkommt,
in Zukunft entf^ef^eiikommeii möge, — eiue Erklärun«^', die luitüi-
lich eine nachtrügliciie rmdeutung des Brauches ist Krauss, Sitte
und Brauch der Südslaven S. 4 IS.
^) Flachs, Rumäu. Hocbzeitä- und Toteugebräuche 37.
Sanier, Kmfllenfatti ler OiieoHai «. BOner. 6
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- 82 —
Sie beleuchtet damit ihren Finger, bestreicht die Haus-
ihfire und &Aat sich und dem Bräutigam mit Honig über
die Stime.')
" Dass die römische Ceremonie und die ilir verwandton
Brauche religiöse Ceremonien sind, ist unbestrittea"), und
ihre Bedentong kann keinem Zweifel nnterliegen. Auf
die kaihartische Bedentong der Wollbinde ist schon in
einem früheren Abschnitte') hingewiesen. Diels, dessen
Darlegungen dort angefüln-t wurden, hebt a. a. 0. S. 121
unter Anführung yersohiedener Beispiele treffend hervor, dass
die Bekrfinznng mit Tanien dieselbe Urbedeutung habe,
wie die Olive und dieser daher fast stets schwesterlich
gesellt sei.^) Nur eine besondere Form der Verwendung
der Olive ist es, wenn bei dem hier besprochenen Brauche
die Thür nicht mit Olivenzweigen umwunden, sondern
mit Gel bestrichen wird.*) Statt des Gels wurde, wie
erwähnt''), aucli Fett vom Wolf oder Schweine zum ße-
streichen der Thürpfosten verwendet: das Fett dieser
Tiere symbolisiert in ihnlicher Weise wie das Blut die
Darbringung dei Opfertiers. ^ Eine solche Verwendung
') Krauss a. a. 0. 430.
>) Rossbach a. a. 0. S. 356. Avst, Religion der Romer S. 221.
^ S. 37.
^) Ancb beim jnUuM b^egnete uns die Yerbindimg TOn Wolle
und Oelsweig. Yg^ oben S. 84 f. und 38 f.
*) Wegen der h&ufigen Yerbindimg Ton Wollbinde und Olive
trage ich Bedenken, Rossbachs Anuahinc zuzustimmen, nach der
das Oel erst ein späterer Enats des Tierfettes ist.
ß) S. 80, Anin. 3.
') Über Schweiusopfer bei der ITochzcit \<^\. Vun-o de l e nist.
3, 4, 9. nuptiarum inüio aniupii reges av sublimes viri in Elrwria in
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I
- 8d -
des Gels oder Fettes ist nichts Singnläres, sondern kommt
aach sonst im Sühnritas vor.') üngeroinigte Wolle wnrde
in Phigalia als Opfer für Demeter mit Oel begossen.'')
Der iSte'm in Delphi, der als von Kronos verschluckt galt,
wnrde an Festtagen mit Oel bestrichen nnd mit Wolle
nmhfillt.') Der Archen von Plataeae*) salbte alljährlich
die Grabstele der in der Schlacht Gefallenen.*) Aber-
gläubische Übergüssen dieSalbstcinean den Kreuzwegen beim
•Yorbeigehai mit Oel.^) Jakob schüttet Oel über den Stein,
den er an der Stelle, wo Gott ihm erschienen, errichtet.^ In
einigen Gebirgsgegenden Norwegens wnschen die Banem
noch am Ende des 18. Jahrhunderts die runden Steine,
die sie in gleicher Weise, wie ihre heidnischen Vorfahren
ihre Götzenbilder, verehrten, an jedem Bonnerstag Abend
eonnuietione m^^uät nova tmpta et nmm marit»u prmum poram uimo-
lanL pruei qua^ Latmit «Uam Qraeci m ItaUa idm faetitaue «t«
«IcNair. ■
1) Frazer, Pausanias^s description of Greece. Vol. Y, p. 354.
2) Paus. Vlir, 42, 11.
3) Paus. X, 24, 6.
*) Vfrl. üben S. 56.
'•') Pliit. Ai istid. 21. Xaßwv uduip dirö x^s xpV^lc «i>t6c dTtoXoüet
•) Theophrast Charakt. 16, 5. xal t<üv XiTOfdiv Xf^tuv xüiv iv xats
xptiiooic Tiopiäiv ht, XT]; Xt)x69oo IXoiov MCM^tv xal hA ^dvon« ncovav
xal apoaxov;l)oae (bcdlA^(ms8ai. Gf. Amob. I, 89. 8i gmndo eon-
iptsuram bUnrieatmn lapidm «f oUn mnguin« to rd ida tu m, tanquam
iWmI vü praueMy aAdabar, Lnciaii Ghar. 32. t( o3i> tuHtm otif ovouoi
xouc XfOouc xal yifikwit |i6pq>. Lucian Alex. 30. Apul. Flor. I, 1.
Clem. Alex, ström. VII, 4, 26. Babid^, de deisidaeinonia Tetenuii
quaest Lips. 181)1, p. 8 t
0 Genes. 35, U.
6*
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— 84 —
und beschmierten sie am. Feuer mit Butter oder anderem
Fett*); Tendiiedeneii Miatisdien und airikaiuBchfin
Völkern werden die Fetisehe hinflg, wie mit roter Farbe*),
so auch mit Gel bestrichen.')
]Jass bei einigen der besprochenen Riten auch der
Honig an die Stelle des Fette oder Oela tritt^ ist nicht
anlfaUend. Der Honig wird im grieduechen SlUmbnache
sehr häulig bei der Verehrung chthoiilscher Mächte ver-
wendet. Den Toten wird ein Honigkuchen mitgegeben,
angeblich^) als Gabe für den Kerberos*); Honig be-
sänftigt anoh die Toten selbst*), daher ist er, mit Milch
vermischt, eine gewöhnliche Spende für diese. ^) Auch
den Eumeoideu opfert man Honig"), ebenso der Hekate.^)
Beim Ausgraben von HeUpflamem wird eine (iBXiTcouia
') Lubbock, Eütütehuug der Civilisatioa S. 259.
'0 Vgl. oben S. 53, Anm. 2.
A. Laug, Custom and myth. S. 52. Frazer a. a. 0.
*) Vgl. Bhode, Psyche I, 305.
■) SchoL Äristoph. Ljriitr. 601. Sold. s. t. {uXtrroOm. Veig.
Aen. VI, 419.
*) Ewip. Iphig. Ttor. 159. (xMrjffigvf) t«to8t
&dpa{ve(v faiai h vcbroic
wrifdi t' oupe(u>v ix {x($9)ra>v
$ouö2v TE r(JvT]fxa (xeXioogEv,
d vexpoic ^cXxx/jpta xctrat.
0 Vgl Stengel im Philologus 1880, 378 f. und in den Jahr-
bachem Ifir Phflologie xanä Pädagogik 1887, 658. — Die Lmdlante in
Rnssland braditen an beBtimmten Seelengedenktagm Speitoi auf
die Griber ilurer Toten und begOMen dieselben mit Wein und
Honig (Lippert, Die Religionen der eorop. Knltunrölker 8. 84).
Soph. Oed. Kol. 481. SchoL Oed. Kol 159.
>) Apoll. Bhod. III, 1035.
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— 85 —
dargebracht.') Wer in die Höhle des Trophonios hinab-
stieg, warf einen Honigkuchen als Opfergabc für die darin
hausenden Schlangen hinab % nnd auch die Schlange anf
derBnrg') und die Asklepiosschlange in Eos erhielt das
gleiche Opfer.*) Herzogs*) Annahme, dass man den
Schlangen Honig ursprünglich deshalb vorsetzte, weil er
einsehlifere nnd ein Brei Yon Honig nnd Mohn als ein
in kleinen Rationen hnngerstillendes Mittel gebraneht
wurde (Thukyd. IV, 26), kann nicht zutreffen, denn sie
erklärt nicht die sonstige Yerwendong im Toteu> und
andern ehthonischen Knlte.') Man mnss rälmehr an-
nehmen, dass, wie flbrigens anch Herzog selbst hinzufügt,
wegen der ehthonischen Natur der Schlange ihr, wie
andern Unterirdischen, Honig geopfert wird. Ebenfalls
irrig ist es^ wenn Stengel meint, das Gemisch von Honig
mid Müch ((itXfxpaTov) sei den Toten dargebracht worden,
weil es ohne Zweifel im Leben häufig genossen worden,
vielleicht besonders von Kindern und Schwachen, denen
ahnlich man sich ja wohl die d|Mvi]vd xdpijva anch ge-
1) Theophr. hist. plant. 9, 8, 7.
*) Paus. IX, 39, 5. Aristoph. Wolken 507. Poll. VI, 76.
Fhilostr. Yita Apoll. THE, 19.
*) Herod. VUl, 41. Hesyeh. s. o. o(xoup6v dftv.
^ Herondas IV, 9a — Vgl. anch Yeigil, Am. IV, 48411. und
Henog (Hermes 1894, 825) lu dieser Stelle.
5) a. a. 0.
Wenn Rohde (Psyche I, 305) meint, die [AcXtrcoüTa sei ein
Opfer für unterirdische Schlangen und als solche erscheinende
Geister und werde deshalb als Totonopfcr gebraucht, so ist dem
entgegenzustellen, dass Tlonigspenden auch in Fällen dargebracht
werden, in denen an eine Sciilangengestalt offenbar nicht gedacht wird.
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— 86 —
diiciit habe.') Auch diese AiilTassun<2; trifft nur einen
Teil der Fälld^ in denen uns der Honig im chtlioniscbea
Kalte iMgegnet Man wird sich mit der £rkläning be-
gnügen mfiflsen, dass der Honig gleich dem Oele — ver-
mutlieh seines Geschmackes wegen — als ein Besänf-
tigungsmittel für die zürnenden Gottheiten gilt und des-
halb chthoniBchen Mächten mannigfacher Art geapendet
wird. Ebenso aber wie in allen diesen Fällen bei den
Griechen, wird er auch in den vorher angeführten Hoch-
zeitsriten statt des Geis oder Tierfetts gebraucht, um
die Mächte zu veraShnen, an die sich die Ceremonien der
Hochseit richten.
Wie bei der Hochzeit die Thürpfosten mit Oel be-
strichen und mit Wollbinden umwunden werden, so wird
in Attika bei der Geburt eines Kindes ein Oelkranz oder
eine Wollbinde an der Thür an^hfingt.'} Man differen«^
zierte diesen Gebranch so, dass man bei Knaben den
Oelkranz, bei IMiiili hen die Wolle verwendete, in letzterem
falle angeblich im Hinblick auf die künftige Thätigkeit
des Kindes. Dass dies nur ein späterer ErklämngiBYer-
such, darauf weist schon der Umstand, dass eine ent-
sprechende Deutium für die Verwendung des Oelkranzes
beim Kuabeu ltmi- nicht versucht wird. Nach den vor-
angegangenen Erörterongen über die gleichartige Be-
') Stengel, Griech. Kultusaitertümer S. 1^2. Ähnlich Roscher,
Hektar und Ainhrosi;i S. (12 ff.
*) llcsych. axecpavov £xcpipeiv. edo? f^v, 6<rdTe naio^ov appev ylvotTO
Tzapä axc^avov ikaiai xiöcvai ::p6 tu>v 9up«&v' iid ttüv
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I
— 87 —
deatnng der Wolle und der Olive and über die sonstigen
bei der Gebart üblichen Sühnriten wird es Idar sein, dass
hier nur eine spätere Ditt'erenzierung, eine rationalistisc he
Umdeutung eines nicht mehr verstandenen Brauches vor-
liegt, dass aber in Wirklichkeit Oelzweig and Wolle auch
hier dieselbe Bedeatong haben wie sonst, dass also aaoh
in dieser Geburtsceremonie ein Lustrationsritus zu er-
kennen ist.
Von der Oliye wird der Lorbeer bei strenger läon<*
derung gelegentlich zwar seiner Bedeutung nach unter-
schieden'), im allgemeinen aber schreiben Griechen und
Römer ihm eine ähnliche Instrale Kraft za wie der
Olive.*) Er gilt als geeignet za Reinigmigen, Sühnangen^),
er verscheucht die Geister.'') Der Abergläubische bei
Theophrast nimmt zur Sühnuug Lorbeerblätter in den
^) Artemidor. Oiieirokrit. IV, 57. in\ Töiv voooüvkdv rj ftiv iXaia
ca(pv7] ffttti^toe. xttl Ydp rixic* Totc faß dioo9avoQav £Ut(ac («iv
ouvcxf ^pouocv, S^ffvac U o68«(ftAc YgL Isyllos Epidanios B 10
(t. WUamowiti, IsyUos S. 9). Diels, SibyU. Bl&tter S. 120.
*) Diels a. a. 0. — Ich fahre nur einige besonders deufüche
KUle an; mehr bei Bötticher, Banmknltiis der Hellenen S. SSSit
*) Gomut. 33. TOYX^u 5af vi)) xol s&foxatMroc e&ea xoA icpde
tä« xafttfpotte otxsttfv ti i)[ouqtt. Glon. Alex. Protr. I, 10. ü nofttie
{5elv 4Xi)9wc tdv ftnfv, xoSapabov tMittXd(*ß«vt 6tonptic«ttv, o6
SrffVqc icraEXfov xal -aivccBv Ttvfov Ip(it) xocl zop^upqc ireicoixiXfiivMr.
Interp. Serv. Verg. Aen. J, 329. vui (Apolüni) launim ideo «aeraMm,
juia haec arbor su[/imentis purgntionibnsque adhibeatur.
*) Geopon. XI, 2, 5. Ivdev j Jd^vt), ^zroSibv Sa^fxove;.
7. ou6i yäp ;f) lepd vriao; Saffxwv Trapevo/Xet xip t(jzu^), iv ödyvq
iox(v. YgL Lyd. de mens. IV, 4 (p. 6S, 5 ff. Wonach).
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88 —
Miuid.') An den lomuehen Palilien besprengt man sich
mittels eines Lorbeenweigcs ; am 15. Mai tancht der
römische Kauliiuiüa einen Lorbeerzweig in das Wasser
der Mercnrquelle und besprengt sein Hanpt nnd seine
Waren.^ Anch bei den Griechen waren Loibeersweige
als Sprengwedel üblich.*) Lorbeerbekrftnzt folgten die
römischen Soldaten dem Wagen des Triumphators, da-
mit sie entsühnt von dem vergossenen Blute die Stadt
betreten.*) Lorbeerswdge trigt man bei den Sühnfesten,
die auf Omnd der sibyllinischen Bücher verordnet werden.*)
Auch bei den sfnmae am Neujahrstage hat der Lorbeer
sicher lustrale Bedeutung.')
Lorbeer wird also, wie diese Beispiele zeigen,
gleich der Olive vielfach in Lnstrationsbr&ndien ver-
wendet. Wenn daher bei der Ephebie der attischen
Knaben ein Iforbeerzweig an den Häusern aufgehängt
1) Theophr. Ghar. 16, 2. i tttfiMfMiv toioOttfc tic, ofo« f Im-
») Ovid. fast. IV, 728. Vgl. Verg. Aen. VI, 229:
Idem ter weio» pura cireumtulU unda
Spargens rore Uvi et ramo feUcis olivae. Duu Sorvins: Mrf
moris /uerat, ut de lauro fieret. JuTeual II, 158.
^) Ovid. fast. V, 67 7 ff.
*) Botticher,Bauinkiiltus S. 3C9 ff.
^) Fest. ep. 117, 13. laureati milües sequebantur currum IritUH'
phantüf tU guaai purgaH etudt humana üUrarent urbem. haqu/t eaMfeM
hamm omnütu tuffUi&mhu$ odftiWi iotömK €rat. Vgl. Plin. 15, 185.
^ifMi n0m»iaa Mt caadi$ ho$dm tt puryatto^ ut tradU Mamtnu,
138* «ad§m pur^fieaHotuim» acBdkttur.
•) Liv. 40, 37, 3.
0 Marquardt, PriTatlebea 252.
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— 89 —
oder vor den Thören aufgestellt wurde'), so ist dieser
Braach ein genau entsprechendes Gegenstnck sa dem im
Vorhergehenden (S. 86) behandelten Gehortsritiis, nach
dem bei der Geburt eines Knaben ein Ölkranz an der
Thür befestigt wurde, und auch zu dem gleichbedeutenden
römischen Hochzeitsritus, Ton dem im Anfange dieses
Kapitels die Rede war*).
Derselbe Brauch, einen Lorberzweig vor der Thür
aofetthängen oder aufzustellen, wird von den Eltern
ausser fAr die insfiphebenalter tretenden Sohne auch for
die Tochter yollzogen — am Hochzeitstage. Wir hatten
früher') gesehen, dass die Eltern, weru ihre Kinder heran-
gewachsen sind, im Heiligtum der Phratrie für sie opferu,
für die Söhne, wenn sie Epheben werden» für die Töchter,
wenn sie im Begriffe sind zn heiraten. Hier bei der
') Etjin. magn. 531,54. xopo^dXrj* i^ rp6 tujv dupÄv 5d<pv7) tt-
9euivrj* OTt ol xXdSoi (oüc xdpo'j; xoXoüsi) ddXXouotv, u»c xai Xpuomno;*
„dlXa hatai fj|Xfxiva; (i.ot Ta^u S<$T«u Tic Ivöodev,
xfld xopoi»; nXixTouc dxpontvtlc [jiupp{vT)c*' — — Tivic 54, 5ti
ii^r^adnm tAv Wttv xal du^ax^puiv Sdfvac icpoctOoov i^ßtocc (cod.
ifijpfo'ie) »al rcffMtc — Botticher (Bannilndtiifl d«r Henenen S.
mehkt, vor den HftnBem der Enpalridea sei die xopuMi) an
den Hoehzeiten wie an den ^diebien der Söhne nad TSditnr als
Zeichen der Machtvollkommenheit ihrer Bewohner, apollinische Sacra
auszuüben, aufgestellt worden, — eine fiaslich unbegnnidote Sr>
klärung, gegen die sich Stark in Hermanns Religionaaltertämem
§ 48, 7 mit Recht wendet.
In Rom wurde übrigens die Thür des Hochzeitshauses
ausser mit Binden auch mit T/Orbeerzweigcn geschmückt. Juvenal
Vr, 79. ornenlur poslrs tt ijr<tn(li xnnua lauro. Schol. ad honorem fUtpti-
arum. sie enim söhnt in nuptiis praeparare.
*) Vgl. oben S.71ff.
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— 90 —
xopüOa).Yj inacheu wir zum zweiten Male die Beobachtung,
dafis dieselbe Ceremouie von den Eltern bei der Ephebie
der Söhne and bei der Hochzeit der Töchter geübt wird.
Die Erklärung für diese aafiallende Thatsache soll der
der uüchste Abschnitt liefem.
vn.
AusMr dnrch Geburt nnd Ehe tritt andi durch die
Adoption oder die römische Arrogation^) ein neues Mit-
glied in deu religiösen Verband des Hauses und des
Creschlechtes ein. Wer auf diesem Wege in eine römische
gens aufgenommen werden wollte, musste Kuvor in feier-
licher Form aus dem Kulte der Gemeinschaft, der er bis
dahin angehörte, entlassen werde'). Dass auf diese Ent-
lassung aus den alten Sacra eine Aufnahme in die Sacra
der neuen gens folgte, ist selbstverständlich, wenn auch
über die dabei üblichen Ceremonien nichts überliefert
wird').
Ganz der gleiche Fall wie bei der Adoption liegt
bei der Ehe vor. Auch hier scheidet ein Mitglied einer
0 Marquardt, Röm. Staatererwaltimg ni, 805. MomiDsen, Rom.
Staatsrecht UI, 38.
Interpol. Serv. Aen. II, 156* Qnmutudo apud antiqma /uit,
tU qui in familiam vtl geniem traruiref, prius se abdicarel ab ea, in
(jua J'uerat^ et sie ab alia reciperetur. Der technische Ausdruck dafür
wur sacronim alienatio (Cic. orat. 42, 144; de leg. 3, 48) oder de-
texlaiio (Gell. 15, 27, 3: 7, 12, 1).
In Attika war für die Adoption dieselbe Ceroinuuic wie
für die Anmeldung eines wirklichen Sühnes bei deu «ppatopec üblich.
Vgl. l8aeu3 2, 14; 7, 15.
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— 91 —
Famiiiü uud geus aus der bisherigen Kultgcmciiiäcliaft aus
und wird in eine neue anfgraommen^). Nach der Analogie
des AdoptionabrancheB müsste man voranssetsen, daas
anch die Braut aus ihren bisherigen Sacra entlassen wird,
ehe sie iu das neue Haus eintritt. Dass dies wirklich
geschehen, ist für den römischen Braach swar nicht
besengt, lässt sich aber ans den Analogien, die Hochxeits-
ceremonien andere Tölker bieten, mit Sicherheit er-
schliesseii Ausser den Ceremonien im Hause des
Bräutigams werden vielfach die gleichen oder verwandte
BUen sdion im Hanse der Eltern vollzogen, Riten, die
sich, wie namenüieh in einigen Fällen beeonders dentlidi
ersichtlich ist, hier an die Schutzgötter des Elternhauses
wenden.
Wie später im Hause des Gatten'), wurde bei den
alten Indem die Brant schon im Hause der Eltern drei-
mal um ileü Herd geführt*); das gleiche geschah auch bei
den alten Preussen im Elternhanse Bei den ludern
Auch die Frau ist ihrem Cuitk-n an T«»ohters statt. Gaitis
1,111. in familiam viri transibat ßliaeijue locum oblincbat. V gl.^ommseil,
Stoatärcchl IU, 35.
*) Dass die Bunt bei den Griechen und B&aeni durch Sfihn-
riten TOD dem Kulte des Yaterhanses gelöst werden musste, hat
sehen Lippert (Eultnrgescbichte ü, U4f.) betont, ohne indes ge-
nügende Beweise für diese Annahme beirabringen. Ob übrigens
das Opfer, das in Rom im Hanse d«r Braut dargebrac]it wurde,
mit dieser Aualfisung in Zusammenhang zu bringen ist, wie Lippert
a. a. 0. 8. 145 vermutet, scheint mir zweifelhaft.
3) V<rl. oben 8. 20.
*) Haas in Webers indischen Studien V, ölS. ;i72f., 388.
5) Ilarlkuocli, Ail uud ^cmjs Preus^äen (IjiauJiiurt u- Leipzig
1684) S. 179.
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— 92 —
war ausserdem im Hause der l^raut noch eine andere
Geramonie üblich, die auf ihren Austritt aus ihrer i^amüie
Besag hatte')* Prieetor löste ihr zwei Locken von
den beiden Seitoi des Hauptes ab und band dafür zwei
Zotten Wolle an. Indem er die erste anheftete, sagte er:
„Ich befreie dich von der Fessel des Varuna, womit dich
Savitri band; mit dem Gatten venetie ich dieh, die nn-
Terletste, in den Urquell des heiligen Gesetzes, in die
Welt der Gerechtigkeit.«*')
In Bosnien und der Herzegowina geht die Braut, wie
spiter im Hanse des Bräutigams^ auch beim Absdiiede
yom Heimathanse dreimal nm den Herd nnd opfert dort*).
In Kleinrussland fasste der Bräutigam am Hochzeitstage
die Braut im Hanse ihrer Eitern an der Hand fuhrt sie
dreimal nm den Tisch hemm, indem er jedesmal im
Winkd eine tiefe Yerbengnng macht. «Es ist dies ein
Überrest aus althoidnischer Zeit, "WO dort der Schutzgott
des Hauses stand, den man auf diese Weise zu ehren
pilegto.''0
Bei den Bnthenen in der Bukowina nimmt die Hntter
die Braut, bevor diese zur Kirche fährt, bei der Hand
nnd umgeht den in der Mitte des Zimmers stehenden
Haas a. a. 0. a 819.
^ Haas erUiit di« FeMd dM Yarona als die Natar- und
Sittengesetze, nach denen die Braut bisher dem Hanse der Eltern
angehörte. Die moralisiorcnden Sprüche sind natürlich erst später
dem alten Ritus hinzugefügt worden.
') Lilck, Familien- und Volksleben in Bosnien und der Hene-
gowiua (Ztschr. f. österr. Volkskunde 1900, 165).
*) Keinsberg-Düringsfeld, Uochzeitsbuch S. 41.
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~ 93
Tisch dreimal, sie mit Weihwasser besprengend und ihr
Weisen unter die Füsse strenend'}. Ebenso wird auch
beim msBischen Landvolke die Beschftttnng der Brant
mit Früchten u. a., die, wie im ersten Abschnitte dar-
gelegt, bei zahkeichen Völkern beim Eintritt in das Haas
des Gatten stattfinde^ schon vor der Traanng, also im
Ettemhanse vollsogen und nachher beim Betreten des
neuen Hauses wiederholt'). Schon oben erwähnt war,
dass, wie die Heiligenbilder des neuen Hauses — die
Heiligen sind, wie dort hervorgehoben, an die Stelle der
alten Sehntzgotter getreten — der Braut entgegengetragen
werden, wenn sie den Hof betritt, ebenso auch die Heiligen-
bilder des Vaterhauses mit dem llochzeitszuge in die
Kirche und dann wieder ins Hoehseitshans gebracht
werden*). Bei den Esten der oberpahlenschen Gegraid
wird bei Ankunft des Bräutigams im Hochzeitshause die
mit einer Decke verhüllte Braut aus dem Hause getragen
und anf einen vor der Hansthür ausgebreiteten Teppich
oder Pelz gestellt; der Brlntigam, sein Vater und der
Hochzeitsmarschall umkreisen sie dreimal, ihre Degen
über ihrem Haupte zusammenschlagend. Dann wird sie
wieder ins Hans getragen, wobei die Manner mit dem
Degen Erense an die Thüre machen^). Dieselbe Geremonie
1) Baindl, Rathfliiisdie Hoebieitebriiiehe fai der Bukowina
(Ztedhr. des Yerohii fir Yolkskonde 1901, 16|).
*) Grosspietsch, Hochieitibriiiehe des nus. LandTolkee (Bon.
Revue XII, 248).
3) Vgl. oben S. 23.
*) Letztere Sitte ist auch bei den Letten üblich. Rfiusberg-
Döringsfeld a. a. 0. S. 21. Der Brauch eriuiert — das Kreuzzeichen
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- 94 -
des Niedersotzens auf einen Teppich oder Pelz wiederliolt
sich sp&ter in der Wohnung des Bräutigams *). Ebenso wird
anch in Rnssisch-Kaielien die Braut am Hochzeitsmorgeh
beim Ileraiiiialioii des Bräutigams und seines Gefolges auf
den Hof liinausi^etragen; ein Schaffell wird auf den Boden
gebreitet, die Braut kniet darauf nieder und wird von
den Singweibem, die dabei mit verhOUtem Gesichte ihre
Lieder singen, genötigt, immer tiefer sich herabzubeugen,
bis sie mit der Stirn die Erde berührt').
Der oben*) angeführte estnische Brauch, dass die
Braut im Hause des Gatten ftberall umhergeffihrt wird
und kleine Opfergaben darbringt, wird vorher auch schon
im Elternhauso vollzogen*). Bei einer wotjäkischeii Hoch-
zeit zogen im Eitemhause Brautwerber und Braut, gefuhrt
von zwei Weibern und gefolgt von mehreren andern
Weibern und Männern, singend dreimal von linVs nach
rechts um die l'enersielle. Sie hielten vor einem Heiligen-
biide in der linken Ecke gegenüber der Thür, bekreuzten
ist natürlicli eine cliristlielic AlKimleriing eines alten Ilitus — an
die römische Sitte dos Salhens der Tliürpfusteii.
0 V. Schroeder, llochzeitsgebräuche der Esten S. 88. Winter,
Eine Baaembochsoit in Russisch-Karelien (Globus 1899, 319,
Anm. 7). • >.
Winter a. a. 0. S. 318. Das Niederknien anf dem Pelse,
FeUe oder Teppidie ist, irie Winter riebtig gesehen bot, der Rest
eines Opfers. Vgl. unten den letzten Abschnitt.
«) S. 22ff.
*) V. Schroeder a. a. 0. S. 131. Reinsbcrg-Pürin|nr.sfold a. a. 0.
S. 14. Zu erwähnen ist hier anch, dass bei der e.stni.sclion TToch-
zcit im Eltoniliansi' Bier als Opfer für die Schutzgdtter des Hauses
verschüttet wird (a. a. 0. S. 15).
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- 95 -
sich und zogen wieder singend um die Feuerstelle Bei
den Bulgaren wd eine ähnliche Ceremonie wie diejenige,
die in Dalmatien nach einem oben ') mitgeteilten Berichte
im Hause des Bräutigams üblich ist, schon im Hause der
Eitern vollzogen: die Braut hält einen mit Bohnen ge-
föUten Reuter und drei brennende Tannenscheite in der
Hand, ersteren wirft sie, nachdem die Verwandten des
Bräutigams in das Zimmer eingetreten sind, in den Hof
oder aufs Uausdach^).
Nach diesen Beispielen wird es auch verständlich
sein, warum, wie oben^) angefahrt, die Verhüllung der
llraut in der Oberpfalz grade bei der Entlassung aus dem
Elternhause stattfand und bei den Wotjäken zweimal,
zuerst im Eltemhause und dann bei der Ankunft in der
Wohnung des Gatten, vollzogen wird: der Suhnritas, der
durch die Verhüllung synibulisiert ^vird, richtet sich nicht
nur an die neuen Schutzgötter, sondern auch an die bis-
herigen, die versöhnt werden müssen, weil ihrem Bereiche
ein ihnen Schutzbefohlener entzogen wird. Ebenso erklärt
es sich nun auch, dass in Attika dieselben Lustrationsbräuche
bei der Mannbarkeit der Knaben und bei oder vor der
Hochzeit der Töchter geübt werden'): bei den Knaben
ist, wie schon früher dargelegt, eine Sühnung nötig, weil
sie als Erwachsene ein neues Verhältnis zu den Schutz-
1) Schroeder a. a» 0.
2) S. 24.
3) Straiiss, Die Hulgarea 8. 333.
*) S. 49f., 57, Anin. :>.
^) Vgl. oben S. 71fl., öyf.
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— 96 —
göttern der Familie und der Pliiatrie treten, bei den
Töchtern, weil sie aus der religiösen Gemeinschaft, der
sie bis dahin angehSrt haben, ausscheiden nnd somit der
Gottheit, m deren Knlte sie bisher verpflichtet warei^
künftig nicht mehr dienen.
Die Ceremonien, die in der Phratrie erforderlich
waren, richteten sich jedenfalls in den einselnenPhratrien an
verschiedene Gottheiten, die als Beschfitaer der betrelFenden
Gemeinschaft verehrt wurden'). An welche Gottheiten
sich eigentlich die Riten richteten, die sich auf die Lösung
der Braat ans dem Familienknlte beziehen, darüber geben
die Notizen, die von der xopoBdXi] handeln, keinen Anf-
schluss. Aber noch von einem andern Ritus, den die
griechische Braut bei oder vor der Hochzeit zu vollziehen
hatte, ist nns eine Spur erhalten, nnd durch sie erfahren
wir, wem diese Lnstration beim Scheiden ans der FanuUe
in alter Zeit gegolten hat. In einer Bichtang, die viel
Hochaltertüniliches erhalten hat, in den Choephoren des
Aeschylos, fleht Elektra die Seele des Agamemnon an,
dem Orest Beistand za leihen, dann werde sie die Hoch-
zeitsspenden am Grabe des Vaters darbringen können*).
Wilumowitz bemerkt zu dieser Stelle, es sei nur meusch-
') Vgl. oben S. 72 f.
Aescbyl. Choephor. 470. Or. o5vm» 7^ ^ om Scutcc Iwo(uii
ßpOTtÜV
dTtjjioc ^jxTCÖpotGtt xvtöwxoic y8ov6c.
El. xoLfüi ytidi 001 £{x^c irayxXi3p{a€
ob«» naTp<|!fov ix &($(a4ov 7fltpL7)X(ouc*
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— 97 —
lieh, dass die Braut, ehe sie in ein anderes Haus über-
gehe, der eigenen Ahnen gedenke'). Allein, dass es sich
hier nicht um ein rein memsohliches Gefühl, sondern
um einen uralten Ritus handelt^ das zeigt das entsprechende
Gebet des Orestes. Er begehrt des Vaters Hilfe,, damit
Agamemnon nicht der Totenopfer verlustig gehe, die ihm
rakommen (Saltsc IvvofioO* Wie seine Worte sich auf
ein Opfer hesiehen, das Agamemnon nach Kecht nnd
Sitte gebührt, so inuss das gloiclic auch von Elektras
Worten gelten. Ihr Gebet beweist also, dass es ein fest-
stehender Ritus für die attische Jungfrau war, beim
Scheiden aus der Familie und ihrem Kulte ein Suhnopfer
der Seelen der Ahnen zu weihen*^).
YHI.
Unter den verschiedenen in den vorangegangenen
Untersuchungen besprochenen Einweihungsceremonien ist
eine bisher noch nicht behandelt und zwar grade die-
jenige, die wir xat' e^o^V als Einweihungsritus zu be-
zeichnen gewohnt sind, — die Mysterienweihe. Auf die
bei ihr fiblichen Riten und ihren Zusammenhang mit
den früher er5rterten muss ich daher jetzt noch knn ein-
gehen.
Die deutlichste Yorstellnng von der Mysterienweihe
giebt das Relief einer römischen Aschenume, das zu-
') Aoschylos, Orestie, griecli. und deutsch von U. v. Wüamo-
witz-MülliMi<i..rfT. 2. Stück: Das Opfer am Grabe, S. 204.
*) Vgl. aucli die verwandten Hräucüe bei H. E. Meyer, Badisches
Yolkaleben im 19. Jahrhundert S. 296.
Sftmter, FkunitlenliMto dwGiiMlieB iLBOmer. 7
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— 98 —
sammen mit einigen verwandten Darstelhingon von Ersilia
Lovatelli im BaUetino commnnale di Borna YII (1879),
Tf. 1/5 (Yfji. p. 5ff.) pnblidert ist*).
Die Dantellnng besteht ans drei Gruppen. Die erste
2e\^i das Keinigungsopfer, das der Einweihung vorangeht'),
die dritte die iiroicrsügt, d. h. den Mysten vor Demeter
und PenephoDe. Die zwischen diesen beiden Soenen
dargestellte Gruppe stellt demnach den zwischen dem
Reinigungsopfor und der iTrorteta liegenden A^organg dar,
die eigentliche Weihe, die ^ifin*). Hinter dem sitzenden
Mysten steht hier eine Fran, Tennntlich die Hierophantin,
sie hält über sein Haupt eine Getreideechwinge, ein X6tvov.
Wie Dieterich richtig hervorhebt schüttelt sie das Xixvov
jedenfalls um denMysten mit den darin befindlichen Körnern
za bestreuen, mit andern Worten, sie vollzieht den Ritas
der xata/uafiata, den wir ja im ersten Abschnitte als
Sühnritus näher kennen lernten^).
1) Das oben besprochene Belief aneb bei Stengel, Grieeh*
Enltosaltertfimer Taf. IV, 8.
Der zu Weihende steht mit nackten Füssen, ein Fell um-
geworfen, vor einem Priester, in der rechten Hand ein Opferferkel,
über dessen Kopf der Priester Wasser ausgiesst.
^) So scheidet Stengel a. a. O. S. IGl die drei Sccnen richtig.
Dietericli (Rhein. Mus. 48, 270) scheidet zwischen Opfer, xd&apst?
und ^Trorrefa, wolu-i dann die ei|Lcentliche fx'jrjat; ausfallt, \i'ährend
doch durch dai> Opfer eben die xdt^apou vuUzogeu wird.
*) a. a. 0. S. 276.
'■') Dass sie es virUich schüttelt, wird mir tob Herrn Dr. Del-
brück, der das Relief freundlichst ffir mich noch einmal ^prnft
hat» bestUigt.
*) Nicht auf solche xat«};6a|Mtt«, sondern auf das dnofAdkrciv
der zu Wcihcndok bezieht sich ansehdnend Aristoph. Wolken S60ff.
Vgl. Dieterich a. a. 0. S. 278f.
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— 99 —
Das Xtxvov, das hier zu der Bestreuung benutzt
wird, kommt auch beim Hochzeitsritus zur Verwendung:
in einem Uxvov trag ein mit Domen und Eicheln be-
kiSnztor Knabe Brötchen hennn^). Mit Recht betrachtet
Mannhardt') diesen Brauch als eine Abart der xotax^aiiaTa.
Es ist an sich wenig wahrscheinlich, dass wirklich das
Xtxvov nisprangUch zum Tragen einer Opfergabe benutzt
Vörden sei. Die Yerrnntong aber, daas die Getreide-
schwinge anch bei der Hochzeit zum Schwingen, zom
Auswerfen einer Opferspeiide gedient hat, wird bestätigt
durch die Branche anderer Völker, bei denen ein ähnliches
Gerät, ein Oetreidesieb, snm Besdhfttten mit der Opfer-
fracht benntzt wird. Einige Beispiele hierf&r sind schon
im ersten Abschnitte angeführt worden^). Verwandt
ist der Geburtsritus, bei dem das Kind auf ein Xäcvov
gesetit oder der Wiege die Gestalt eines X(kvov gegeben
wird*).
Mannhardt erklärt die Verwendung des Xi'xvov aus
der von ihm dargelegten Bedeutung der xaraj^uJiAata als
eines Symbols der Fruchtbarkeit, einer Symbolik, die ja,
0 Zfloob. m, 98 (Pbroemiogr. ed. Leniseh I, p. 82). 'AlHivijai Ydip
. t» to«E "gdfßMQ i9oc d|ftf(9aXi} mtkt dbMfvIac fitrd Spg<vttv xapicfiv
Ori^tadai xai Xfxvov dfptwv «^tf^povtoe )iYetv* l'fuyov xoni^,
t&pov d[(U(vov. Suid. 8. Y. If0|0v xaxdv. Y^l. auch Hftrpokrat.
Xixvo<ptfpo;- TO )ixvov itäsov TcXtd^v xol At*otev ixtd^ScuSv lott.
Mytii. Forschungen S. 371.
^ S. 4, Anm. 3. Vgl. Maiinhardt a. a. 0. S. 354, 357, 3G1.
*) Vgl. Mannhardt a. a. 0. S. 369. Prell cr-Robert, Griechische
Mythologie S. 764, 2. Stephani, Compte-rendu 1859, 46 ff. Über
die Yerbindniig dee Jakdioe den XfxMv I^reller «. a. 0.
S. 687.
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I
— 100 —
wie oben ausgeführt, als sekundäres Moment fBr den
lÜtus auerkäuut werden muss. l^ei den Mysterien würde
daim die Schwinge als ein Symbol der £rdgöUin Demeter
fta&afasBen sein. loh wage nidit m entscheiden, ob diese
Erklämng richtig ist oder ob in allen drei F&Uen der
(Jebrauch des Xixvov, wie Ersiiia Lovatelli und Dietericli
annehmen, die Beinignng versinnbildlicht'). Dass die
Haoptsache beim Hoohzeitsritns jedenfalls die Ansschfittnng
der Früchte nnd nicht die Yerwendiing des X6ev«v ist,
erf^iebt sich daraus, daas sie, wie wir im ersten Absclinitte
sahen, auch ohne Xixvoy vorgenommen wurde.
Die Benutzung des Ux»w bei der Hochaeit verbindet
sich mit einem andern Ritas, in dem Hochieits- nnd
Mysterienbrauch übereinstimmen. Der Knabe, der die
Opferbrote omherträgt, sagt den Spruch „etpu^ov xax^v,
sGpov «(myov'', d. h. der Sprach der Einweihnng, den
anch der Myste nach der Weihe sagt*): damit wird der
Hochzeitsbrauch deutlich als fiinweihmigsbrauch gekenn-
zeichnet
Ansser der Verwendung des Xixvov seigen die oben
erwähnten Reliefe noch zwei andere Mysterienriten: der
Mystü ist verhüllt und sitzt aui' einem leile^). Auch
0 Dass das Hin- und llerschütteln des Kindes zugleich als
eine ReiniffunfT von bösen Mächten im Sinne der römischen /ebruatio
gedacht ist, erkennt aiich Mannhardt a. a. O. S. 370 an.
2) Demosth. rept toü atecpotvo-j 2h^. xaöafpmv tou« reXoufA^vo'j^
xä;:o|xaTTU)v xtp 7:tjXi{> xal tot; TTtrupoi; xai dvKJxös diiö TOÜ xa^p|AOÜ
xcXt6aiv Xiyeiv „S^u^ov xaxov, supov ct|uivov.*
*) Auf der besproehoieii Asehennme ist es ein Ldwenfell.
Weshalb dies hier dargestellt, ist nieht sicher in entscheiden (vgL
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— 101 —
diese beiden Sühmiten — auf beide weist aach der
Demeterhymnns*), und die Parodie in den Wolken des
Aristophaües ') hin — kommen ausser bei der Mysterien-
weihe anoh bei anderen der im Yorangegangeneu be-
sprochenen Eittweihnngsbr&ndien vor. Über die Verbüllong
bei der Hochzeit nnd bei der römischen Freilassung und
die Bedeutung dieses Ritus ist oben ausführlich gesprochen.
Dass auch der zweite Ritus auf dem Gedanken des Sub-
stitationsopfers beruht, hat Diels*) mit Beoht betont.
Ansser bei der Mysterf enwdhe finden wir diesen Sühn-
ritus bei der römisclien Hochzeit: die Braut muss sich
im Hause des Gatten auf dem Felle eine^^ Optertiores
niedersetzen 0* Aach bei den Indem wnrde die Braut
Lovatelli a.a.O. p. 16): dass eigentlich ein Widderfell verwendet
wird, deutet wohl der daneben liegende Widderkopf an (Dieterich
a. a. 0. S. 276).
0 V. 194 ff. dXX* dxioud^ dvi(x(|iive xax ^fA.(xaTa xaXd ßaXoüoa,
itptv y' Stt ^ ol ei)rjxev 'IdfxßT] xiW tÄofot
iv9a «at9tCo|iivi) cpoxatloxtto x*p<A «aX6ircpi|v.
Vgl. Diels, mja Blliter & 138.
Dieterich a. a. 0, S. 275 ff. Die Parodie bezieht sich nicht
gerade auf die eleusinischcn Mysterien, doch flind die EinweihailgS-
riten anderer Mysterien jedenfalls ähnlich gewesen.
3) a. a. 0. S. 69 f.
*) Fest. ep. j). 114, 16. In pidli lanata novit nupta considerc
MoUt. Plut. quaost. Roni.31. TTjvvujxcpT^v etoctYOVTe; vaxos unoaTpuiV'jouacv.
Rossbach (Kömische Ehe S. 112) brinj^t mit Recht mit diesem
Brauche folgende Stelle des Interpol. Servil in Zusammenhang.
Yeig. Aen. IV, 374. Mo» enm apud vtt»n»'juU ßammi atgue
»MNeo^ «ftirn jMT con/arrMrfwiMM ni m^pfiiw eontMiMriii^, «etfo* dun
in^Om omKa jmUs sagMrMMeto pem mm oim, ^woa Apfiw /mtut, ut iSk*
rnftsNlff tdtttit coptitt&iit M fi9n/arr$aiiim§ ßamm oe jCsrnMiea retj*
4»m, Vfl^ Roesbadi a. a. 0. S. 8S4»
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— 102 —
auf ein rotes Stierfell gesetzt*). Bei den griecliiäch-
katholischen Ostfinnen stellt sieh das junge Paar beim
Eintritte in das nene Hans anf einen Pelz*). Einige
andere Beispiele für eine solche Verwendung dos Pelzes
in rossisohen Hochzeits- uud auch Gebnrtsriten sind schon
oben angefahrt worden*).
Wie die eben gegebenen Znsammenstellnngen zeigen,
stimmen die Mysterienbräuche nicht bloss, wie ja längst
erkannt*), mit den Ilochzeitsriteu, sondern auch mit andern
Anfinahmebranohen des häuslichen oder Geschlechtskultes,
wie denen bei der Geburt und der Fireilassnng, ftberein.
Diese Übereinstimmung zwischen häuslichem oder Ge-
schlechtskulte und Mysterienritus ist nicht schwer zu er-
klären. £s darf als sicher gelten, dass die Mysterien
sich aus einem ursprOnglich streng abgeschlossenen Ge-
schlechtskulte entwickelt haben'). Es ist dalier nur
selbstverständlich, dass die Aoüiabme in diesen Kult
unter denselben Formen vollzogen wurde wie die £in-
>) Haas in Weben ind. Stud. 324. Oldenberg, Keligion
des Veda S. m.
') Globus 189U, 319.
3) S. 63, 93.
*) Vgl. oben S. 9, Anm. 1.
^) Vgl. Rohde, Psyche I, 281 f.. Töpfer, Beiträge zur griechi-
schen AltertnmsiriBseiuiehaft 8. 340. Stengel, Grieeh. Knltiualter-
tamer S. 153. Wenn Aniich (Das antike Hysterienwesen S. 8) in
der Übereinstimmimg der Hoefaselts- und Hjsterieniiten ehien Be-
weis dafür gesehen, dass die Mysterien sieh durch' allmUdiehe Er-
weitening aus dem häuslichen Kulte entwickelt haben, 80 wird diese
Schluss folgerang dadurch bestätigt, dass, wie oben gezeigt, die
Mystorienriten nicht nur mit den ITochzeitscercmonien, sondern
auch mit anderen iTamiiiea- uud Geschlecbtsbräuchen identisch sind.
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— 108 —
weihang in jeden andern Familien- oder Geschlechtskidt
1111(1 dass diese Formen sicli auch erliielteii, als der alte
Charakter der Mystcrieu sich verändert und einem jeden,
der die Weihen begehrte nnd empfing, der Zutritt su ihnen
offen stand. Die Yerwandtschafk mit dem Geschlechts-
kulte blieb ja stets erhalten'): hier wie dort finden wir
einen geschlossenen Kreis, za dem Unberechtigten der
Zutritt verwehrt ist and zu dem man nur unter gewissen Be-
dingongeni unter ErfBllnng gewisser Formen zugelassen wird.
Bei den Mysterien hat sich die Bedeutung dieser
Formen als Aufnahmeriten, als EiuweDiungsceremonien
stets klar erhalten. Anders beim Familienknlte. Hier
ist der alte Sinn vielfach verdunkelt und schon im Alter-
tum nicht recht verstanden worden, hat man doch, wie
es scheint) bei manchem dieser Bräuche schon im Alter-
tume vergessen, dass es sich um eine religiöse Geremonie
handelt Nur durch genaue Untersuchungen und Yer-
^eichung mit verwandten Sitten konnte der ursprüngliche
Sinn der hier behandelten Familienbräuche aufgedeckt
werden. £s sind Überreste aus den Anfängen der
griechischen Religion, die wir erSrtert haben, Überreste
ähnlicher Art wie die Rudimente des Totenkultes, die uns
Rohde im homerischen Epos gezeigt hat, wie die mrmvcds
aus längst vergangenen Tagen, die sich noch heute in
A\& N erwaudte des auluelimenden Priesters werden die
Mysten noch in später Zeit bezeichnet, der Einweihende wird Vater
des Uysten genannt. Eunap. p. 90. ApoL met 11, 25. Tertull.
apolog. 8; ad nat 1, 7. Gelegentlich irird die Weihe des Mysten
als Adoption, als Anfiuüune in das göttliche 7<vec safgeüMSt
Bohde, Psyche II, 481 ff.
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— 104 —
unserem deutschen Volksglauben erhalten haben. Dass
solche Ühcneste in den Bräuchen des antiken Lebens
noch vielfaok yerboigen sind, daif man als sicher an-
nehmen« Sie aafiraflnchen nnd damit nnsere Kenntnis
.Ton den ftltesten Religionsanschauungen zu eiweiteni
und zu bereichern, ist von den Aulgaben der Religions-
wissensohaft wohl keine der geringsten. Zar Lösung dieser
Angabe einen kleinen Beitrag za liefecn, war die Absicht
dieses Bftchleins.
I
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I
I
Auliaug.
Die Entstehung des Larenkultes.
Im ersten Absohnittte meiner üntersuohungeii^) hatte
ich angedeutet) dass nach meiner Ansicht der römische
Larendienst, wie dies schon früher im Altertum und in
neuerer Zeit vielfach angenommen worden, aus ilem Ahnen-
kalte henrorgegangen ist. Diese Auffassmig hat jedoch,
wie aohon oben erwähnt^ grade bei einem der verdienst-
voUsten unter den Forschem auf dem Gebiete der römischen
Küligionswissonschaft, bei Georg Wissowa, nachdrücklichen
Widersprach gefdnden, and seiner Ansicht haben andere
beigestimmt. In der neuesten Darstellung der romischen
Religion, der von Anst*), wird nicht einmal erwähnt,
dass der Larenkult mit der Totenverehrun«^ zusammen-
gebracht worden ist, und auch Hild in seinem im
dictionaire von Daiemberg-Saglio erschienenen Artikel
1) S. 11.
Emil AiLSt, Die Religion der I^mer S. 130,
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— 106 —
„Lares" schliesst sich im wesentlichen (d. h. in der Ab-
lehnung des Zusammenhangs mit dem Totenkulte) Wiasowas
Ansicht an. De Marchi') hat die Dadegiuigen "fUssowas
zu wideilegen Yemioht, da seine Grfinde indes nnsiireichend
und vielffich unzutrellend sind, so liegt es mir ob, hier
näher auf den Laren kult einzugehen und meine Rück-
kehr im der alten AufEassuig za begründen.
Wissowa hat in yersohiedenen seiner Arbeiten mit
Recht betont, dass den Erklärungen der antiken Schrift-
steller für unsere eigenen Untersuchungen keinerlei Wert
zukomme, da sie in den seltensten Fällen auf inrklioher
Überlieferang, in der Regel vielmehr auf reinen Hypothesen
beruhen. Ben Ausgangspunkt unserer eigenen Erklärungen
müssen vielmehr — darin stimme ich selbstverständlich
Wissowa bei — die sicher überlieferten Thatsachen des
Kultes bilden. So wertvoll aber im allgemeinen diese
Darlegungen W'issowas gegenüber den unkritischen Er-
klärungsversuchen früherer Forscher sind, — in dem
vorliegenden Falle, beim Larenkulte, ist Wissowa su weit
gegangen, denn hier stimmen, wie ich zu zeigen hoffe,
grade die Thatsachen des Kultes besser zu der Ableitung
des Laiendienstes aus dem Öeelenkulte als zu Wissowas
eigner Deutung.
Während man sonst stets von den Hauslaren au»-
gegangen war, nimmt Wissowa an, dass der Larendienst
seine Wmzeln ausserhalb des Hauses habe und erst
relativ spät in den Kreis der Herdkulte eingetreten sei*).
') De Marchi, Ii cuUo privato di Roma autica S. 34ff.
*) lloschers Lex. 11, 2, 1890, 1877.
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— 107 —
Der Kult der Hanslaren liat sieli nach seiner Ansidit
erst aus dem Kulte der au den compita verehrten Lai'en,
der göttlichen Beschützer aller anliegenden Grundstücke
und der zugehörigeii Häuser, entwickelt'}. ImGegensats
zn den Genien giebt es femer nach Wissowas Annahme keine
Laren von Personen und Personengruppen, sondern die
Larenvorstellang hängt immer am Orte Die am Herde ver-
ehrten Laren wftren demnach eigentlich nicht die Schützer
der Familie, sondern die Wächter des Hauses, des Grund-
stücks. Wären diese lieiden Annahmen richtig, so wäre
natürlich damit die Unmöglichkeit einer Entstehun«; des
Larenkultes aus dem Totenkulte nachgewiesen. Allein
gegen beide sprechen gewichtige Bedenken.
Dass die an den Kreuzwegen verehrten Schutzgötter
des Bezii'kes nicht nur den Bezirk als Ganzes, sondern
auch die emzelnen Häuser desselben beschirmen und
deshalb auch in diesen einen Kult geniessen, wäre nicht
auffallend. Sehr merkwürdig aber wäre dann die Ein-
zahl des Uauslaren'). Welchen der Compitallaren, so
müsste man dann doch wohl fragen, verehrt denn der
Einzelne in seinem Hause? Es wäre doch sehr seltsam,
wenn sich der einzelne Il;iusvator aus den Laren, die
an den compita in der Zweizaiil oder in unbestimmter
Mehrzahl (s. unten) verehrt werden und sidi gar nicht
von einander scheiden lassen, beliebig einen für seinen
0 a. a. ü. 1875 f.
^ a. a. 0. 1890.
^ Dan es nrsprüuglieh aar einen Haodar gab, uiteiUegt
keinem Zweifel Ygl. Wissowa a. a. 0. 1876.
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— 108 —
privaten Kalt herauBgriffe. Wären die Compitallaren das
ücqprfing^che, so wftiden jedenfalls in dem einxelnen Hanse
die Laien nnd niobt der Lar verelirt werden. Umgekehrt
lässt sich, wie weiter uuteii zu zeigen, aus der Einzahl
des Lar i'amiliaris die Mehrzahl der Lares compitales
unschwer erklären. ^
Die Annahme ferner, dass der Larenkult, auch der
hänsUche, am Orte, nicht an der Familie hafte, steht
mit sicher besengten Thatsachen im WiderapradL
Wäre Wissowas Ansicht richtig, so müsste der Lar
im Hanse bleiben, wenn die alten Bewohner es verlassen,
nnd der Scihntigott des neaen Herrn werden. Das aber
ist nicht der Fall: der Lar wird in die neue Heimat mit-
genommen, wie nicht nur aus der Aeneassage bekannt ist,
sondern auch sonst bezeugt wird. Wie Wissowa selbst*)
anfShrt, wandert er mit der Familie» wenn diese ihre
alten Sitse veriisst'X ^d man opfert ihm, wenn man
ein neues llaus bezieht'). Offenbar gehört also der Lar
nicht zum Grundstück, sondern zur Familie. Dass aber
der Dienst dieses Familienlar mit dem Seelenkulte in
Zusammenhang steht, dafftr spridit zunächst folgende Be-
obachtung.
Wenn in Griechenland ein Bissen einer Speise auf
die ESrde gefallen war, so durfte man ihn nicht auf-
1) a. a. 0. 1877/78.
3) Ovid, fast. IV, 802. TibuU il, 5, 42.
*\ Plaut Tria. 39 ff.
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— 109 —
heben, sondern er galt als das Eigentum der Scelou,
die man sioli tiko im Hause selbst befindlich dachte^).
Derselbe Brauch kehrt bei andern YSlkem wieder.
Bei den TranermaMen der alten Prenssen warf jeder der
Gäste von jeder Speise ein Stück unter den Tisch und goss
etwas nach, damit die Seele sich daran erqoicke. War zu-
fällig etwas vom Tische auf die Erde gefallen, so wurde es
nicht aufgehoben, sondern den armenSeelen gelassen, welche
keine Blutsverwandte und Freunde auf der Welt hatten,
die für sie sorgen müssten'). In der Oberpfalz werden
die abgefallenen Brosamen gesammelt und ins Feuer
geworfen, damit sie den armen Seelen zur Sättigung
dienen. Wenn am Tische beim Herausnehmen der Suppe
oder andrer Speise etwas abfällt, so darf man es nicht
mehr in die Schüssel oder den Teller zurückthun, es
') Laert. Diog. VIII, M. ^ptarotpavT^c xdiv ^,pa)U)v cpTjalv elvat
Ta TrfeTOVTO X^ytuv £v T0T5 "HpCDSf [irfii ftdzG^'' äzT av ^vtö; t^?
Tpait^CT)« xaTair^erg. (Arist. %ü>e;, fr. 291.) Athen. X, 427 e. toT;
tmXcuTi^xtiot x«»v <p(X(uv dir^veptov xd nficrovra t^c xpocp^c dizb xüv
tponceCAv* fttft «al EOpizi'or^c Tiepl t^c ^deveßofac cpr^aiv, intihii vo{i.{C«
t&v BeXXtpof tfvTi)v ttBvtfvat (fr. 667 N)
iGioiv U vtv MXi)6tv o<^ftlv ix x*P^
(iXX' tmc a6e| 't«j» Kopiv«(cp (<v(|>\
Suid. IT, 2, p. .'>53, 4. s. HuBaytipa td 86(tpQXa. Jamblich.
Vita Pyth. 126. £. liohde, Psyche I, 245.
*) H&rtknoch, Alt und Neues Prenssen S. 188. J. v. Meletiiis,
De relig. et sacrifidis veterum Bonissonim epistola in. De Rnssonim
religioiie ritibus" etc., 1582. Vgl. auch Hannsch, Wissenschaft des
Slav. Myth. S. 408. Nach litauischem und lettiscliein P>rauchc werden
Brotkrumen stilisch woijjend den Ahnen auf die Erde -geworfen
(J. von Negelcin, Die Reise der Seele ins Jenseits, Zeitschrift des
Vereins für Volkskunde 1901, 157).
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— 110 —
gehört den amen Seelen'). Anch in BSiimen wirft man,
damit die armen Seelen auch etwas haben, die Brosamen
iu8 Feuer; werden sie auf die Erde geworfen und man
tritt auf sie, so weinen nach böhmischem Yolksglaaben
die Seelen*). Nach dem Volksglauben des Unterinnthals
kommen die Brosamen, die mau ins Feuer wirft, den
armen Seelen zu').
Ein gam ähnlicher Braach nnn findet sich in Rom
beim Larenknlte. Vgl. Plin. 28, 27. Cihus etum e mcmu
prolapsus reddehatur utique per memas vctabantquc mun-
dUiamm causa deflare, et sunt condita auguria^ quid lo-
qumU eogiUmtioe id aeciderü, inter «Mmtumma, m
pont^iei aecidai dicis causa epukmH, in mmua utique id
reponi adolerique ad Larem piatto est.
Da nun bei allen andern Völkern dieser Ritus den
Seelen der Abgeschiedenen gilt, so ist es sehr waluv
scheinlicfa, daas anch in Rom die Geister, denen der
auf den Boden fallende Rissen gehört, ursprünglich mit
den Seelen identisch sind, d. h. dass der Lar als der Ahne
*) Sehonwerth, Aus der ObeipfiJs I, 884 f.
Wnttke» I>er dentache Volksaberg^aabe der Gegenwart*
S.811.
*) Zingerlc, Sitten und Bräuche des Tyroler Landvolkes S. 37,
n. 301. Vgl. n. 300: „Wenn jemand Brosamen auf die Erde fallen
lässt, so sammolt sie der Teufel, backt ein Laib daraus und wirft
ihn boim ,(ieiicht' in die Wagschale zu seinen Sünden." Kiii ähn-
licher Glaube besteht in Böhmen (Wuttke a.a.O. S. 311). Man
vermeidet aber dies, wenn mau bei entfallenden Brosamen sagt:
«Arme Seele, rappet,
Dass '8 der Tnlfd idt derteppet*
Vgl dtttt üebreefat, Zur Yolkslmade 8. 400.
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— III —
der Familie (griecli. r^pmi) aufzufassen ist, — wenn nicht
andere gewichtige Gründe dieser Auffassuig widersprechen.
Dass dies nicht der Fall ist, dass sich yielmehr alle alten
Formen des Larenkultes aus der Annahme eines ursprüng-
lichen Almeudienstes erklären lassen, hoffe ich im folgen-
den zn zeigen.
Fol den Zusammenhang mit dem Seelenknlte spricht
zunächst in Verbindung mit den vorangegangenen Erör-
terungen die Thatsache, dass beim Todesfalle dem Lar
familiaris ein Opfer gebracht wird*), sowie femer das
Ritual des Larenfestes, der Compitalia. An den compita
und vor den Thfiren der Häuser hing man bei diesem
Feste zur Nachtzeit wollene Puppen auf.^) Dass es sich
') Cicero de leg. II, 55. neque tueetn mI tdiumi a iio5i«, gtia«
Jim$ fwMHM famiUaef qttod gmut§ »aer^leU Lari varveetkußatf q^nemad"
modm M tntehm tarra oto^roAir etc.
*) Fest ep. p. 121, 17. Laneae effigies Compitaiibu» noetu da-
banlur in compita. Fest. ep. p, 289, 1. PUae et effigws viriles et
muliehrex ex hmn Coinpitalibus suspendebantur in compitit, quod hunc dient
feslum rs'Sf! th nrum inferorum, quo» vocant Lnres, putarent, tjuihus tot
pilne^ (juot C(tpit(t servorum, tot ejfigies, quot esse.nt liheri, poneban/ur, ut
riVts parcerent et essent his pilis et simulacris contenti. Vgl. \'arro sat.
Meu. fr. 463 Buech. = Non. p. 538, 15. Macrob. Sat. I, 7, 34.
htdi p«r Wfhtm eempitb agkähaHbtr^ r^atiiuti aeXeet a Targmuna
JS^perbo Larihu ae Mama» tx rupemo ApoUtaUt j^o praec^tam ut,
at pro d^fUShu tapü^ nyipHeanttir. «Ijim tdiqiumdut o6«erMKini, ut
pro famS&mnm tc^püato paeri mMtarentar Mamao dtOB, matri Lanm,
quod sacrißcii genui luniut Brutut oontul puko Tarquinio aliter c<m-
stihat celebrandum, nam capitihtts alii et papaotti» tupplieari itusit^ vi
responso ApoUinis satis ßeret de nomine capitum^ rtmoto sdlicet »eelere
infaustae sncrificationis : /actumque est, ut effigies Mnnine suspensae
pro sinifnlorum j'orihus periculum, si quod tmmineret Jamiliis, expiarent.
Cher die Mania vgl. Wissowa in Roschers Lexicon II, 2, 2324.
Ob W. hier mit Recht auuimmt, diese Güttin ihren Ursprung
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— 112 —
hier um einen Sühnritiis und um chthouische Mächto
handelt, seigt schon die nächtliche Darbringang ') des
Opfers.*) Die wollenen Poppen aber, die als Opfer dar-
gebradit wwden hat man mit Recht fär eine AblSsong
nur der Deatang des Compitalienbranehs Teidankt, seheint mir
nieht gani sidier; es ist sehr wohl moglidi, dass sie mit der
Genita Mana (vgl. über diese Wissowa a, a. 0. 1, 2, 1GI2) identisch
ist und nur der Name (vielleicht in Rücksicht auf den Compitalion-
brauch), wie Larenta in Larentia, vcründert wurde, wie <>. Mi'iller
(Ktrnsk. II, 105, 781») anuahin. Wäre diese Identifikation ricliti«j,
.so würde dies eine weitere Stiit/.e für die Anffassun*; der Laren als
Seelen sein. Da die Identität aber nicht sicher ist, so habe ich sie
für meine Beweisführung im Texte uicht herangezogen.
>) Vgl. Stengel, Qrieoh. Kvltusaltert. 8. 133 f.: den himm-
Usehen Gottheiten opfern die Griechen am Tage, den ehthonisehen
in der Nacht Auch das römische Totenopfer der Lemniien wird
in der Nacht dargebracht
*) Einen weiteren Beweis hierfür giebt Propert. 1, 23.
pwna M^inati lustrabant compita porr.i. Dass sich diese Stelle,
wie jetzt anch Wissowa (Encyclop. IV, 792) entgegen seiner früheren
Anff.issiing (Roschers Lex. II, 2, 1873) annimmt, anf die Compitalien
bezieht, kann man daraus schliessen, dass dort auch vorher und
nachher auf bestimmte Feste angespielt wird.
') Mit der oscilUuio au der Feriae latinae (Fest. p. IUI, b 10.
Schot. Bobb. Glc p. 256 Or.), die Wissowa (a. a. 0. 1874) als ler-
waadten Ritas beseichnet, hat die Darbringung dieser Puppen —
als MCftttSs werden sie nbrigoiB bei den CompitaUen nirgends be-
zeichnet — nichts zu tfaan, denn bei diesen ist von einer Dar«
bringung menschlicher Bilder nicht die Rede. Verwandt sind die
deraDispater, also auch einer unterirdischen Gottheit, geweihten Bilder
(Macrob. I, 7, 31; 11, 48; vgl. l'cter in Roschers Lex. I, 1, 1183). An
den Feriae sementivae ist die Woihung solcher Puppen (Prob. Vcrg.
Georg II, 38.0) nieht auffallend, denn diese wenden sich aucli, wie
das Larenfest der Coinpitalien, an die rnterirdischen, und gerade
bei Saatfesten war die Darbringung von Menschenopfern auch bei
andern Völkern häufig. Vgl. Mannbardt, Wald- und Feldkulte I,
360 f.
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— IIS -
eines ehemaligen Menschenopfers erklärt^) , denn sie sind
nicht zu trennen von den Strohpuppen des Argeeropfers,-
die ja aUgemeiii, ancli yon Wissowa'), als Ersats eines
alten Mensohenopfeis betrachtet werden.*) Ob freilich die
nnterirdisdien Mftchte, die hier versöhnt werden sollen,
die Seelen oder Erdguttheiten sind, liesse sich hiernach
allein nickt entscheiden.^) Da aber nach den vorher ge-
') Au den Thurpfosteu werden die Bilder aufgeliäugt, damit
die Geister, durch diese Opfer befriedigt, von dem liause abgewehrt
werden. Zu gleichem Zwecke, d. h. sur Abwehr der Seelen, be-
strieh man in Athen an den Antfaesterien die Thören mit Pech,
dem eine abwehrende Kraft lugeachiieben wnrde. Phot. (uapi
^(A^flu Bohde, Psyche I, 237. Noch nfther verwandt ist ein mexi-
kanischer Brauch: am Feste des Centeotl entsog man sich Blut,
förbte Blätter damit und hing diese Blätter an den Thürpfosten
auf. Müller, amerikan. Urreligionen S. 492. Vgl. auch den israeli-
tiachen Brauch Exod. 12, l>2 ff.
2) Pauly-Wissowu, Encyclopädie II, 698 IT.
') Auf die Frage nach dem Alter des Argeerfestes brauche ich
hier nicht einzugehen, denn wenu auch das Fest späteren Ursprungs
ist, so ist doch sicher nicht der dabei angewandte Ritus spät er-
fanden. — Dass es anch bei den Römern schon in den Ütesten
Zeiten Menschenopfer fegeben hat, bestreitet Wissowa a. a. 0. mit
Unrecht; es ist an sich höchst unwahrscheinlich, dass die Römer der
Urzeit sich hierin anders verhalten haben sollen, als die Griechen und
die andern Volker, und auch bei einem altrömischen Feste, wie
den Luperealien, finden wir ein Substitutionsopfer, das sich nur
aus früheren wirklichen Menschenopfern erklären lässt.
■*) Anch das Larenopfer nach dem Begrübnisse bewt i.st, für
sich allein betrachtet, nur den olitliuiii.schen Charakter der Laren,
da, wie oben (S. 12) erwähnt, auch den Erdgottheiten beim Todes-
falle geopfert wird. Ausdrücklich setzte ich deshalb vorher (S. III)
hinan, dass diese beiden Argumente nur in Verbindung mit den
Toraageschickten Erörterungen zur Bestitttgung unserer Auffassung
dienen können.
Saater, EuaUtonlM« der Gztoehea «. BOnur. 8
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— lU —
l^ebenen Darlei,'uii«;en der Lar familiaris, der, wie oben
auseiuandergesetzt, als der Ausgangspunkt des Larenkultes
la betrachten ist^ nicht der Beschützer des Grundstücks,
also nicht eine Erdgottheit, sondern der Schiimer der
Familie ist, so füllt die zweite Möglichkeit fort, zumal
die erste — dass es .sidi um Seeieu handelt — scheu
aof anderem Wege wahrscheinlich gemacht ist.^)
Die niditliche Darbringong des Opfers teilen die
Compitalien mit den Lemnrien, es ist also nicht zntref-
fend, wenn AVissowa^) betont, dass die Compitalien in
nichts an das charakteristische Ritual der Totenfeste (wie
Parentalia, Lemuria n. a.) erinnern.*) Dass sich zu diesem
nftchtlichen Opfer bei der Tagesfeier anch heitere Elemente
gesellten, ist richtig; dass damit aber die Abloitinu^ des
Festes aus altem Seelenkalte nicht widerlegt wird, ergiebt
sich ans der Vergleichung der attischen Anthesterien.
Auch an diesem Feste bringt man — am dritten Tage —
den Toten Opfer ilar, und doch haben sie im übrigen,
ganz wie die Compitalien, den Charakter eines heiteren
Volksiestes.*)
^ Beachtenswert ist auch die Notiz in Corp. GIoss. ed. Goetz VI,
244 {= II, 104, 16). CompUaUa «eftv dpiaCtov kof^A al 7wtf|wvat
«) Roschers Lex. II '2, 1874.
*) Ililds Beliauptuu«;: (ii. a. <). 940, 15), dass die Ceremonien
„d'un charactere fuuebro" aus den Tiareritalioii in die Coinpitalieu
cingedruugeu siud uud sich au die Muiieu riclitcu, iät guuz uube-
gründet.
*) Dass dieser heitere Charakter nicht nraprunglich, sondern
erst sp&ter in den Vordergrund getreten sei, yermntet Stengel,
Oriech. Eultnsaltert. * S. 210 mit gutem Grunde. Vgl. auch Rohde,
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115
In ZoBammenhaag mit den Laien hat man die Göttin
Larenta') gebracht, deren Fest zweifellos ein Totenfest
war.") Mommsen und Wissowa yerverfen diesen Za-
sammeuliaiig mit Rücksicht auf die verschiedeue Quantität
des a, das in Lares kurz, in Larentia (der von Larenta
abgeleiteten Form) nnd ebenso in der Namensform Ltmaida
sowie in Larentalia lang ist. LSrenHa nnd LStmMiia
kommt hei Ovid, fast. 3, öf). 57 vor. Mit Recht hat
Zielinski darauf hingewiesen, dass Läreutäliä in dakty-
lischen Versen überhaupt nicht unterzubringen wäre**)
Es wäre daher begreülidi, wenn selbst ein sorgfältiger
Dichter iiier die Quantität des ä vernachlässigt hätte,
da sein Stoif die sonst unmögliche Nennung des Namens
verlangte. Gebrauchte er aber Larentalia mit langem
a, so konnte er nicht gut an derselben Stelle dem a
im Namen J..arentia selbst eine andere Quantität geben.
Wissowa bemerkt diesem Einwände gegenüber: dass
die Messung Larentia und Larentalia nicht eine durch
Yerszwang veranlasste Willknrlichkeit sei, zeige der Um-
stand, dass auch die mit der Göttin der Larentalia iden-
Psyche T, 237: *die Tage gehörten den Seelen (und ihrem
Herrn Dionysos) au.^ Kach den Spuren des alten Sühnfe^tes, die wir
bd den Gompitalien findoi, dai^ man vielleicht annehmen, dan
dieses Fest sidi fthnlich entwickelt hat, vie die Anthesterien.
0 Dass dies die eigentliche Namensform der G5ttin war, hat
Wissowa (Encydop. I, 134) gezeigt.
*) Mominsou, Römische Forschungen II, 3. Wissowa in Roschers
Lex. II, 2, IdOl. Identisch mit Larenta ist Larunda: Wissowa
a. a. 0.
^ Zielinski, quaestiones cumicae p. 112.
8*
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— 116 —
tische Laitiuda langes a habe.*) Der einzige Dichter, bei
dem Lanmda Torkommt^ ist Auaonins.*) Welche Autori-
tät indes AosoniiiB in prosodiadien Dingen beaneprachen
darf, mögen die folgenden Beispiele zeigen, die ich den
iudices der Schenkischen Ausgabe entnehme:
Stymph&lidas: XXXUI, 5.
berede: XVI, 7, 49; an andern Stellen liSres
oglibem: XV, 14, 11; dagegen XV, 10, 17. 18: caelebs.
Citheron: XXVI, 2, 32.
AqnitanicDB: m, 21; XYIU, 2, 442; XIX, 80. 114.
Epist. XXY, 80. Dagegen Aqnitanns: XV, 26, 7;
XIX, 103.
Plüdias: epigr. 11,1.
Nepötianns: XVI, 16, 4.
böbns: App. V, 28, 2.
geömetria: epist. XYIU, 17.
tetragünus, trigönus, trigonum: XXVI, 2, 50; XXXV,
21. 40. 42.
matricida: XXT, 1, 35.
panieida: XXI, 2, 86.
Regifiigiura: V, 16, 13.
Gebennae: XIX, 114; in demselben Gedichte v. 102:
C$bennae.
Diese Znsammenstellnng zeigt, denke ich, zor Genüge,
diivss die Auturitiit des Ausoiiius nicht ausreicht, die Länge
des a in Larunda zu erweisen. Ein sicheres Zeugnis für
') Paiily-Wlssowa, Encyclop. I, 134.
^) Auäouiud XX.ViI, 7, 9. N«c genm» donkuum^ Larunda pro-
genitu» Lax,
— 117 —
die abweichende Messung von Lares nnd Larenta-'Larunda
liegt demnach nicht vor. Fallt ther der Unterschied der
Quantität fort, so liegt keinerlei Grund vor, den Zusammen-
hang der Gottheiten zu verwerfen.') Da nun das Fest der
Larenta, die Larentalien, ein Totenfest ist, so ist ans
seiner Bedeutung ein Schluss anf den gleichartigen Cha-
rakter des Larenknlies erlaubt.
Diese Auffassung des Larendienstes lässt nach Wissowas
Meinung'} die Anrufong der Laren im Arvalliede und
bei der Devotion unerklärt.
Die Arvalen rufen die liuren noch vor Mars an.')
Die Feier gilt dem Gedeihen der Felder; den Feldern
also sollen die Laren Segen senden. Dass solches Wirken
den Seelen zugeschrieben wird, ist schon im ersten Ab-
schnitte*) betont worden. Dass grade in diesem uralten
Liede sich auch ein solcher Rest alten, später suräck-
gedrSngten Glaubens findet, ist nicht auffallend.^
Die in der DevotionsfoimeP) angerufenen Laren er-
') Für diesen Zusammenhang spricht vielleicht auch noch
folgender l'rastand, den auch do Man'hi (a. a. <). p. 3G, u, 2) her-
vorhobt. Im Lareukultc si)iclten die Sklaven eine i^'cwissc Kollo
(Dionys. IV, 14, 3. Cic. de le{r. 2, 27. Cato de arrr. .^7). Das
gleiche gilt von den Larentalieu. Varro du 1. L. VI, 24. prope
(sepulcram Accae) faeitmt diii Mem^tu Mnmfnhtff saiatrdoit§*
2) Roschers Lex. II, 2, 1890.
») C. I. L. VI, 2104.
*) S. 13 f.
^) Ebenso erklärt sich auch die Verbindung der Laren mit
dem Erntegotte Consus. Tcrtull. de spcct. 5.
^ ÜT. YUI) 9, 6. «/ofM, Juppileff Mars paUr, Qh^wm, Bellona,
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— 118 —
klärt Wifißowa*) für die Lares militares, weil sie neben
Beliona genannt werden. Warden diese wirklich in einer
80 alten Urkonde angerufen, so w8re damit meine Anf-
fassunf^ der Laren widerlegt. Denn, ist der Larendienst
ans dem Ahnenkulte hervorgegangen, su können die Lares
militares, permarini, viales etc. erst zu einer Zeit aof-
gekommen sein, als die ürbedeatnng sich schon verflüch-
tigt hatte, also ziemlich spät, nicht aber in der frfthen
Zeit, auf welche die Devotionsformel zurückgeht. VVissowa
schliesst auf das hohe Alter des Kaltes der l^ares mili-
tares ans ihrem Vorkommen in den Arvalakten. Dass
indes die Arvalen im Jahre 213 n. Chr. den Lares mili-
tares opfern'), l)eweist nichts für das Alter des Kultes,
wird doch bei derselben Feier zugleich auch der Fortuna
redox geopfert, deren Kult erst seit Augustus vorkommt.*)
Da die sonstigen Zeugnisse, in denen die Lares militares
ausdrücklich genannt sin<1, später Zeit angehören*}, so ist
die Annahme, dass ihr Dienst auf sehr alte Zeit zurück-
gehe, nicht berechtigt, und es erscheint deshalb, da in
der Devotionsformel der Beiname militares nicht vor-
kommt, nicht zulässic, liier an die Lares militares zu
denken.^) Dass dagegen bei einer Weihung au die unter-
Lare$f dm NoveiuäUf di* IndigUe»^ dwi, quorum est polMa» fiM<ro-
nm AMii'iMifiM» (fttijii« mcMu.
Wissowa, De Romanorum indigetibus et noveiiBidibiu (Ind.
I6et Marpurg. Winter 92/93) p. VUL Roschers Lex. II, 2, 1870.
=) C. I. L. VI, 2086.
3) Vgl. R. Peter in Roschers Lex. I, 2, 1525.
C. I. L. UI, 8460. 3463; vgl. Mart. Cap. 1, 46. 48. Wissowa
a. a. 0. 1870.
^) Aus der Stellung neben Belloua lüsst sich übrigens, abge-
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— 119 —
irdischen Machte auch die Ahnen der römischen Familien —
neben der Gesamtheit der Seelen, den dü Manes — an-
gerufen werden, ist nicht merkwürdig.
Auffallender könnte das Hervortreten des Gesindes
im Larenkulte erscheinen, das Wissowa (a. a. 0. 1890)
ebenfalls als einen Grand gegen die Ableitung der Laren
aus dem Seelenkulte anfährt. Dass indes die im Hause
lebenden Sklaven zum häuslichen Kulte, gleichviel welchen
Ursprangß derselbe sei, eher Zutritt haben als zu anderem
öffentlichen Gottesdienste, ist begreiflich und stimmt zu
denBiHuchen anderer Volker.^ Da die Lares compitales,
wie sich ergeben wird, nichts anderes sind als die im Hause
verehrten Laren, so ist es zu verstehen, dass auch an den
Gompitalien die Sklaven Anteil hatten.*) Beachtenswert ist
auch, dass, wie vorher (S. 117, Anm. 1) erwähnt, auch an den
Larental ien die Sklaven eine Rolle spielen, also die gleiche
Schwierigkeit auch bei einem sicheren Totenfest vorliegt
seheE Ton den oben angegebonon Gründen, auch deswegen kein
sicherer Schhiss ziehen, weil die Urkunde, wie Wissowa a. 0.
p. VII u. Anm.) selbst darb ^^t, von Livius nicht gans in der nr-
Sprünglichen Form überliefert ist.
Vgl. die früher besprucheueii KiiiWL-ihun'isbrüuclie \n-[ dor
Aufnahme eines Knechts, hass in Rom der Auteil der Sklaven am
Ivuite geringer ist als in Griechoulaud, war oben (ö. 31) dargelegt.
') Dass der Kult der Penaten nnd der Vesta im Gegensata
an dem der Laren nnr dem Hanaherm nnd der Hausfrau obliegt,
wie Wissowa a. a. 0. 1876 betont, kann ffir erster« nieht ganz xu-
treffen, denn snftllig rdbrt die einzige im 6. Bande des 0. I. L.
enthaltme Weihiing an die Penaten, die einen Dedicanten nennt,
von einem Sklaven her (VI, 561). Vesta aber tritt ja, wie auch
Aihst (Relig. d. Römer S. 134) bemerkt, im Priyatkulte überhaupt
weniger hervor, als die Penaten und Laren.
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I
— 120 —
Das gewichtigste unter den von Wissowa yoigebrach-
ten Bedenken wire es, wenn wirUich die Ableitung des
LarenküUes ans dem Seelendienste nur anf die Erklärung
des häuslicheü Larenkultes ausginge^), die Verehrung der
Lares an den compita also unerklärt liesse. Wer daher an
der hier vorgetragenen Auffassung festhält^ hat die Pflidit,
den Zusammenhang des häuslichen und Compitalknlies
uaclizuweisen.
Eine solche Verbindung von Herd und Kreuzweg ist
durchaus nichts Singuläres. Hekate, deren Dienst mit
dem Seelenkulte in der engsten Verbindung steht*), wird
nicht nur am Krouzwego verehrt, .sondern auch selbst in
der Tiefe des Herdes wohnend gedacht.') Auf dem Ki-euz-
weg wirft man Opfer für die Seelen — und Hekate, ihre
Herrin — hin.*) Ohne sich umzuwenden mnss man dort
diese Gabe hinweifon.'') Ohne sich Hinzusehen, musste auch
dieFrau indem oben (8. 63 f.) angeführten russischen Brauche
ihre Gabe — offenbar aus dem gleichen Grunde — am
Kreuzwege hinwerfen, — die Gabe, die sie vom Herde
•) a. a. 0. 1890.
') Rohde, Psyche II, 80 ff.
*) Eurip. Med. 395 ff. o*j yäp xTjV Sicrnoivav, 7jv iytu oeßu
Etym. magn. 626, 44. i^^B^ts* td «aSrfp|Mrea ti&v vtxpdiv,
ä xal fauiTttliK Xipvwt* ^ xA twv o{xiAv x«^p(MtTa, xd t» xaXt
Tpi^otc Ttd^fjLEva. Didymus b. Harpokrat s. v. ^^udu^xta.
Wie Rohde a. a, 0. S. 79, 1 hervorhebt, sieht man hieraus,
dass die xadap.uaTa den uusichthar anwesenden Geistern hingeworfen
werden. Vgl. oben S. 5, Anin. 1.
Aeschyl. Choepb. 9S f. Schoi. xoüto np^s xö nap^ ^Adijvatois
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121 —
genommen; auch hier finden wir also wie bei üekate and
bei den Laren die Yerbindmig yon Herd nnd Erenxweg.
Auch nach deutschem Yolksglanben sammeln sich die
Tutcu am Kreuzwege. Um die Wiederkehr des Toten zu
bindern, setzt man das Geschirr, das er gebraucht hat,
zeraoUagen an einen Kreuzweg.*) Wenn der Leidienzng
über einen Kreuzweg (das gleiche gilt von der Dorfja^renze)
geht, so wird auf diesen ein Haufen Stroh gelegt, damit
der Tote, wenn er in seine frühere Wohnung heimkehrt,
auf demselben sich aosrohen kann.*) Am Kreuzwege kann
man in der Nenjahrs-Mittemachtsstnnde die Toten be-
schwören'), auf Kreuzwegen tanzen die der Ruhe beraub-
ten Seelen bei Mondenschein wüde Tänze.*)
Überall aber, wo die Seelen anwesend gedacht werden,
opfert man ihnen. Damm werden die Seelen der Ahnen
von den Römern aus.>>er am Grabe und im Hauäc auch
am Kreuzweg verehrt.
Der einzelne verehrt seinen Lar im Haose, die Be-
wohner eines Viertels verehren die Gesamtheit der Laren
ihres Bezirks am compitum.*) Als Vielheit erscheinen,
eöoc, 5x1 xoöoi'povTec oix(av öoxpaxivdj i)'j|jiiaxT|p{4> p(<J/avxe5 iv xali
Tptö6oK TO daxpaxov dfxexaoxpcTixel dve^wpouv.
>) Wttttke, Der deutsche Volksaberglanbe der Gegenwart*
8. 461.
>) a. a. 0. S. 469.
«) a. a. 0. 484.
^ Schoenwerth, Ana der Oberp&U 8, 165. Wuttke S. 474,
TgL 471.
^) Die Gesamtheit der städtischen Laren wurde dann noch in
einer cin^nen aedes verehrt. Als die Stadtbeschütser worden Sie
hier die ^hilfreichen*' (praesiite*) genannt.
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— 122 —
wie Jordan') richtig bemerkt hat, die Laren urs[»rünglichj
nirgends wird, so viel ich sehe, in alten vertvollen Zeug-
nissen die Zweizahl betont Anf einem Bilde freilich *
Hess sich eine unbegrenzt« Vielheit nicht darstelh^n.
mutlich trieb dalicr, wie Jordan a. a. 0. richtig hinzufügt,
die Notwendigkeit, die Vielheit der Laren bildlich darzu-
stellen, die ersten griechischen Darsteller dazu, zwei
Laren zu malen; ebenso wurden ihnen ans dem gleichen
Grunde in dem Tempel an der sacra via zwei Bilder
geweiht, wobei allerdings wohl noch hinzukam, dass man
sie nach Art der Dioskuren darstellte und auch deshalb
die Zweizahl wählte.
Wie der Totenkult überall, wenn auch bei den Römern
weniger als bei andern Völkern, allmählich etwas zurück-
tritt, so verllüchtigte sich auch bei den Laren die Vr-
bedeutung, die sich in den Riten hier und da noch deut-
lich zu erkennen giebt. Sie wurden- Schntzgötter allge-
meiner Art. Diese Schutzgitter wurden allmählich man-
nigfach differenziert, und den einzelnen Gestalten derselben
wurden verschiedene Gebiete des menschlichen iicbens
zugewiesen. So entstanden die Lares viales, militares,
permarini u. a. Ganz verg^en aber wurde die alte Be-
deutung anscheinend niemals, denn da wir nun, ohne die
Erklärungen der alten Schriftsteller zu berück.sichtigeu,
durch die Prüfung der Riten zu derselben Deutung ge-
langt sind, die auch die römischen Antiquare gegeben, so
Jordan, Vesta und die Laren (26. Berliner W'iukelmanns-
progr. 1865) S. 18.
1
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— 123 —
darf man doch wolil annebmen, dass ihre Znrückffthmng
der Laren auf die Seele nicht, wie so viele andere ihrer
Deatuogen, eio reines QB^TMx?^n9fM war, sondern sich
auf Reste des alten Volksglanbens stfitste, die sich trotz
der ümdeutnng der Laren noch in eine spätere Zeit hin-
übergerettot hatten.
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REGI
STER.
Abwenden der Augen 5. 64. S. Ver-
binden der Augen.
Abwehr der Geister IL
Adoption 9. 9Ö.
Aeschylus (Giioephor. 470) 9fif.
Ahnenkult s. Totenkult,
albogalerus s. pileus.
Altäre, Ritus der Weihung
Ambarvalformeln 3P.
Amphidromien 53 ff.
Anthesterien USJ, 114.
Apaturien TQf.
apex 34L S. pileus.
aqua et igni accipere 14 ff.
Argeeropfer 113.
Arrogation 2D.
Arvalakten US.
Arvallied III.
As, drei, im rüm. Hochzeitsritus
19ff.
Asklepiosschlange s. Schlange,
augur 54.
Ausonius (Prosodie) 1 IH.
Bezirksgötter 24 ff.
Bruuuenopfer 26 f.
ceci, far Ii TL
Ceres 12.
Chthonissche Gottheiten s. Erd-
gottheiten,
compita 24. lÖL 12L
Compitalia 32 (31*). III ff.
Consus 117 ^
deductio 16.
Devotion 112 ff.
dies lustricus ü2f.
Dispater 112».
Dorfgötter 2S.
«{pCSttUVT) 3&i.
Ephebie s. Mannbarkeitsbräuche.
Epheu 39.
ffu^ov xaxöv, eSpov dffutvov IQQ.
Erdgottheiten 11 ff. S4ff. U3.
Emteopfer IS'.
Eumeniden 14. 5i>f. 84.
Fackel (bei der Hochzeit) Iß ff.
Faden, roter, in der Brauttracht äJL
Fell des Opfertiers 34 f. 63 f. 94.
IDQff
— 126 —
Feriae latinae 112'.
Feriae sementivae 112 ^
Feronia 46 \ HL
Festgesandtdchaft s. deu)|>{a.
Fetialen AAm
flainen S3ff. 28 f. hL
flaminica 23f. 4jL
flamm cum ML hl.
Fortuna redux 1 18.
Freilassung SS. 420".
Fusswaschung der Braut i< !£.
YafiTjXfa 2a?. 23f.
Gast (Aufnahme ins Haus) 8.
Geburtsriten 2- üf. iL Ü2ff. Sfif.
Gentilkult 32.
Götterbilder, Ritus der\Veihung3 *.
Graecus ritus 36
Granate AiL
Grauius Flaccus (bei Fest ep. 277)
41.
Haarabschneiden s. Haaropfer.
Haaropfer 22. Mf. üAi üöf. fiüff.
I2f. TZf.
Haartracht der Freien 45.
Halstuch der Braut 51 f.
hasta caelibaris 58.
Hausgötter löf.
Heiligenbilder 22, ßä, M-
Hekate 84- m
Hektors Bestattung 51L
uei aa
Herd iff. Iii f. IS ff. CO f. älf.
Hochzeitsbräuche Iff. Hff. Alff.
£üf. asf. aaff.
Honig 81 f. SAff.
hostia 24 ff.
I Janustempel, Schliesseu des 54.
j Iphigenie 56.
Jugendweihe s. Mannbarkeits-
bräuche.
Juno Lucina 24. ß5- 75'.
Juventas 24. Ifi.
Kabiren 5L
xaTa/iajjiaTa Iff. 12. 02. 38 f.
Kelle 2a
Kerberos 84.
Kesselhaken 20.
Knecht, Aufnahme ins Haus 30 f.
Kochlöffel 22.
Kopftuch der Braut 42 ff.
xopj»aXii 82. 9G.
xo'jpetov 21 f.
xoupeüTic 71 f.
Kreuzbaum 2Sf.
Kreuzweg 13. ß4. 12Df.
Lapis manalis 1.^'-
Larcnkult IL IB. 24 f. 25. 105 ff.
Larenta, Larunda 1 1 5 ff.
Larentalia 114». Hoff.
Lemurien 5. n 2 144.
Liber 2fif.
Libertas 43'.
Xfxvov 38 ff.
Livius (24, IG) 43. (1. 32) 44.
Lorbeer 82 ff.
Lupercalieu 113^
Magd (Aufnahme ins Haus) 30 f.
Manos L3_!. IH\ LL2_L US.
Mania IIP.
Mannbarkeitsbräuche 21 ff. 88 ff.
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— 127 —
Mater familias (Haartracht) 40 1
(xetov IDf.
(jieXixpaTOV 8a*
{leXiTToyta 84 f.
Menschenopfer 112f.
Mordsühne 32-
iDundus IB '.
Mystcrienbräuche 2L 22 ff.
Nacktheit im Kulte BSL
Nächtliches Opfer U±
Neujahrsbrauch (nougriech.) 52.
Nonae caprotinae 32 (31*).
nubere 42.
Nüsse, bei der römischen Hochzeit
ausgestreut ü
obnubere 42.
oNitjTi^pta 22.
Olive, Oel 34. 38f. 54.80ff. 86 f.
oscilla, oscillatio 112'.
Ovid (fast. 3^ 55) 11^
Pallium 41.
Pech im
Penaten 119».
<foivix(; 5fif.
9pctTopej 2a. 70 ff. 90».
pilae UP.
pileus 33 ff. 54.
Plato (Theaetet p. IGOE) QL
Pollux (VIII, 107) 23.
pontiiices 33>
porca praecidanca 12.
porca praesentanea 12.
praetexta 55'.
Purpurfarbe s. rote Farbe.
Quellenopfer s. Brunnenopfer.
Regen, von den Toten gesandt 13
regina sacrorum 42.
Rhesus 5£j
rica 40 f.
Ritterp rocession 54.
Rolandsäule 2ä.
Rote Farbe 4Ö- 42ff.
Saatfeste 112'.
Salier 33. 54-
Saturnalien 32 (31«).
Schlange auf der Akropolis, Askle-
piosschlango in Kos SLu
Schweinsopfer 82. 112».
Seele in Vogelgestalt gedacht fi '.
Seelenkult s. Totenkult.
Sieb 4i 24. 29.
Sklaven, Aufnahme ius Haus 2.
9- 29 f. Verschiedene Stellung
in Griechenland und Rom 3L
Teilnahme am Kulte in Rom
3if. ua.
orcpvd 13-
Städtegründungsritus 54.
Stamm, Aufnahme in den St. 68ff.
Substitutionsopfer 3L 53. 52. lÜl.
suffibulum 48 (47").
decupta, Einweihungsbrauch bei
der Cbemahme einer IL 2. 8.
Thürschwelle (Hochzeitsbrauch)
lü-L 17». 22. aL
Thürpfosten (Hochzeitsbrauch)
80ff, inL
toga virilis ILf.
Totenopfer s. Totcnkult.
Google
- 128 —
57. 84. 96r.
Totaiknlt?. lOff.
105t lOSff.
tnbM 54.
TptToirflExopts M.
Trophouios 85.
trosula 55.
tutulus 8. püeus.
venenatum 40 f.
Venus Libitina 84.
Vesta 119',
Vestalinnen 48 (47»). 58.
Verbinden der Augen 3 f. 21.
S. Abwenden der Augen.
Verhüllimg des Kopfes Im Kulte
35ff. 48f. 54. YeriiaUiuig der
Bnmt 47ff. 93; des Brluti-
gams 491. 50.
volones 43.
Wasser und Feuer s. aqua et
igni aodpere.
Weissdorn 16.
Wiederkehr der Seele 7.
Wollene Puppen (au den Com-
pitalieu) Ulf.
Wollfaden, WoUbiüde 35. 37 f.
82. 86 f.
Gorrigenda.
S. 4' sireicht' die Worte: in Krain.
S. 5P füge hiüzu: (2. Aufl. I, 388).
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