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Full text of "Familienfeste der Griechen und Römer"

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Familienfeste 
der Griechen 
und Römer 



Emst Samter 




1 



Xibrar? 

of tbc 

IHntvcrett? of Mteconetn 



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FAMILIENFESTE 

DER 

GRIECHEN UND RÖMER 



VON 



ERNST SAMTER 




BERLIN 

DRUCK UiiD VERLAG VON QEORO REIMER 

1901 



1 Z 1 3 \ 
JUL 25 1903 



HERMANN DIELS 

IN DANKBABEB VEREHRUKO 
GEWIDMET 



Vorwort. 



Unter den Bündnissen, welche die klassische Philo- 
logie mit ^achbarwissenschaften geschlossen hat, ist für 
religionsgeschichtliohe Unteisadnmgen keins wichtiger als 
das mit der Ethnologie und Yolkskande. Mancher grie- 
chische und römische Ritus, der für sich betrachtet in 
seiner Bedeutung unklar bleibt, wird verständlich durch 
die Yeigleichang mit den Br&achen der Nfttorrölker nnd mit 
den Überbleibseln uralter Sitte, die sich bei den modernen 
Kulturvölkern erhalten haben. Wenn sich dabei über- 
raschende Übereinstimniungen auch mit nicht stamm- 
verwandten Völkern herausstellen, mit Völkern, bei denen 
auch eine Zur&ckfnhrung der Übereinstimmungen auf ESni- 
lehnung ausgeschlos.sen erscheint, so erklärt sich dies da- 
raus, dass, wie zur Genüge feststeht, auch ohne jeden 
äusseren Zusammenhang der Völker aus der gleichen psy- 
chologischen Wurzel gleiche Vorstellungen und Br&uche 
hervorgegangen sind. 

In den vorliegenden Untersuchungen über denFamiiien- 
kttit der Griechen und Römer sind in ausgedehntem Masse 



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— VI 



Bräuche anderer Völker zur Vergleichung herangezogen. 
Vennutlich wird mir bei der Fülle des weit zerstreutett 
Materials ans dem Gebiete der Ethnologie und Volks- 
knnde manches entgangen sein, was noch hatte verwertet 
werden können; ich holVe indes, da.>^s auch das Vorge- 
brachte genügen wird, die behandelten griechischen und 
rdmischen Biten zu erl&ntem und meine Aoffassnng der- 
selben za begränden. 

Berlin, 27. Oktober 1901. 

Dr. Ernst Samt er 
Oberiehrer am Sophien-Qymnastiim. 



I 



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1. 

Wenn die griechische Brant am Hochzeitstage das 

Haus ihres Gatten betrat, so wiinlo sie mit diesem an 
den Herd gefülirt uud hier mit Datteln, Feigeu, Nüssen, 
kleinen Münzen n. a. ftbersohfittet*) Der gleiche Brauch 
— «ataxuspiata nannten ihn die Griechen — findet sich 



0 Haipoknftion ed. Dindorf p. 171, 11. 9n tfiv vtwv^Tittv 
x«l tfiv ^6 Oeaip(ac (epitom.; cod.: xotftitpCotCt «otupdac« VtpitaO • • • • 

Schol. Ari.stoj)h. 1*1 ut. 768. tü>v ydp vetuvT^rouv SouXtuv rtöv rptttruic 
e(oir5vT(uv e{; t/jv oix(av dTrXüic ttüv oiv o{(uvt3aaOa{ ti äy*'^^'' ^(jO-j- 

sufixriptac, u>s xal 6t(ii:o(ATcdc cpr^atv ev 'Ho'j//ipei 

9£pe au xä /aTa/japAta 
ta^^^uiC xaToc^ci xoü vu(a^{o'j xal tt^; xopr^^. 

OJ^xetT«! xd «aTapa{Mrra M ^pocvbuttv, «o>i>'!>|^u)v, TpuiYaXfaiv, 
(ox<^«iv «ttl «ap6»v, Aictp ijpicaCov ol oMooXol »up6o€ Sft ^* 
TOVTOt Ctt ^QXev t^Y^poCov* iftp«v yd^» a&T^v «opd <ri)v isx(etv xal 
«oMSovttc «ottd ti}c xe<paX^s xotri^tov x^XAußa xal {o^^^ f oCvi* 
xac xal TpwTcfXut xal &Xx tpayiliiMita xal ol o-jvSouXoi raOra f^prctCov. 

Hesych. xata;(6o(M(ia* '^Mtyi^iMtta* iibs T<ilp el^ov acatd t^; xe^^c 
xrfpua xal ^oyctoac xn-t/ltvi xwv vctuvi^Tuiv So^Xtuv rotpi tt^v eirfav 
xaütaavTiuv. xaxc/ciTO 0£ xal toü vu}x(p{ou. Atbeu. ÄlV, ü42d. 
Samt er, Familk-iil'u^tc der (iriecben u. Kümer. 1 



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— 2 — 



bei einer grossen Reihe von Völkern; gewöhnlich wird 
das junge Paar und ebenso auch häufig das neogeborne 
Kind mit GetreidekSmem überschüttet oder diese werden 
im Hanse mnhergestrent Wilhelm Mannhardt hat in 

seinem Aufsatze „Kind und Korn"') über den Brauch 
ausführlich gehandelt und ein reiches Material isusammen- 
gestellt. Er hat geieigt, dass bei der Ceremonie der 
xaTaxu^fittTtt eine ParalleltBierung der Fruchtbarkeit in 
der IMliinzeu- und Menschenwelt vorliegt, dass der ßraucli 
dem jungen Paare eine glückliche Nachkommenschaft 
bringen'), dem Kinde ein glückiiches Gedeihen verheissen 
soll. Dass man diesen Gedanken bei der Volliiehung der 
Ceremonie gehabt hat, geht aus mannigfachen Zeugnissen 
hervor; dass aber Mannhardt mit seiner Deutung doch 
nicht den nrq^rünc^ohen Sinn des Brauches getroffen hat, 
ergiebt sich ans folgenden Erwägungen. 

Ebenso wie Braut und Bräutigem, ^Yird auch der 
neugekaufte Sklave an den Uerd geführt und mit xpa•^r^- 
(Mta überschüttet*), und auch an dem wird der Brauch 
Yollxogen, der eine Festgesandtsohaft übernimmt/) 

') Munnliardt, mythologische Forschungen S. 351 fl". \ gl. ant-h 
L. V. Schroeder, llochzeitsbräuche der Esten S. 112 ff. Wiiiteruitz, 
Das altindische llochzeitsrituell (Denkschrift der Wiener Akad. 1892), 
S. 75 ff. 

Aneh' die römiiehe Sitte, Nüsse bei der Hociueit msitt- 
Btreaen, hat Mamüiardt (a. a. 0. S. 861) woU mit Reeht so gedeutet 
*) Schol. ad Hermogenem ed. Wali Y, 589. K«1ax^aant htd- 
Xottv ot ^Armel xi. tpai^^fMcra, (S toIc vcuivi^reic dhiSpan^tc hd^wt a\ 
ttocecvai, 7rp6; xad(Co|a<vo(c efixapKOV oAteie ^ «fijetv xol 

Demotttheneä XLV, 74. a(»TÄc jAiv o&x iny^ifst t)]v Umoi' 



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— 3 — 



Die xaxa/u3{xaxa bei der Hochzeit sind demnach nur 
ein emidner Fall eines allgemeine üblichoi Braaohea. 
Eine EtU&ntiig der Sitte darf sich daher nicht bloss auf 
die Hochzeitsceremonien gründen, sondern muss alle uns 
bekanuten Anwendangen des Brauches in Betracht ziehen. 
Da nun beim SklaTea ond beim Gesandten die von Hann- 
hardt angestellte Bentnng der wxaLxo<s[una als Sym- 
bolisienmg der Fruchtbarkeit nicht zutreffen kann, so 
muss der ursprüngliche Sinn derselben ein anderer ge- 
wesen sein. 

Eine Spnr dieses nrsprfing^chen Sinnes finden wir 

in folgenden Bräuchen. In Polen führte man die junge 
Frau nach der kirchlichen Einsegnung dreimal um den 
Kamin des Havses, wnsch ihr die Füsse^ bestrich ihr nach 
Besprengnng des Brantbetts den Mnnd mit Honig*} nnd 
verband ihr die Angen mit einem Schleier. In diesem 
Zustande führte man sie an alle Thüreu des Hauses. 
Bei jeder mnsste sie mit dem rechten Fasse auftreten, 



•MtfrriQ oovotxet. 

Pollux III, 77. Tu> ujvT|9£VTt oix^TT) TpayT^iAotta •/.a'ziy^toy , & 
ixoXciTO xo(TO[y6a|jLO[Ta. Karj)ükrat. a, a. ()., Ari-stopliaiu's Pliit. 7G8 
und Schol., liesych. a. a. 0. (s. oben S. 1, Anm. 1). Athen. IX, 
407 d. Anecdota Oraeea ed. Bekker p. 269, 9. 

*) So siud doch wohl die Worte des Harpokration a. a. 0. 
aufzufassen. — Auf eine ähnliche Art werden auch Altäre und 
Götterbilder geweiht, durch Topf» mit HolsenMchtdn oder Welseii- 
mehl. SehoL Ailstoph. Pkt. 1198* Aristoph. Frieden 9S8 und SchoL 

Über die Bedeutung des Honigs im Kulte sprec^ie ich in 
einem splteren Absehnitte. 

1* 



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— 4 — 



wobei man Heu, Gerste, Korn, gemischt mit Erbsen, 
Bolmea und Liiiseii aoBStrente In einem um 1530 
Terfaasten Berichte über den AbergUnben der Sndaner, 

eines lettopreussischen Volksstammes im westlichen Sam- 
land, heisst es, man wasche der Braut die 1' üsse und be- 
sprenge Gaste, Brantbett, Vieh« Haus und Hansfserat mit 
dem Fasswasser. Dann binde man der Brant die Augen 
zu, beschmiere ihren Mund mit Honig und führe sie vor 
alle Thülen im Hause, und sie muss mit dem Fuss daran 
Stessen. »Einer geht hernach mit einem sacke, darin ist 
allerlei samen, weitoen, rocken, gerste, hafer, leinsamen. 
Ber sehet über der Braut yor aller thuren und spricht: 
Unser götter Werdens dir alle genüge geben, so du wirdest 
an unserem glauben bleiben unserer veter. Damach 
thut man ihr das tuch von den augen.*^*) Aus der 
zweiten Erzählung sehen wir, dass die Ceremonie in Zu- 
sammenhang steht mit dem Glauben an die (löttcr der 
Väter, in beiden Berichten fällt es auf, dass der Braut 
die Augen verbunden werden. Offenbar soll sie, während 
die Früchte ausgestreut werden, irgend etwas nicht sehen, 
was hinter ihr ist.^) Wir werden dadurch au einen 

>) Mannhardt a. a. 0. S. 356. 
Mannhardt a. a. 0. S. 358. Hartknoch, AH- und Keupreoasen 

S. 179. 

*) Aus einem Uinlich^ Gedanken iat wohl audi ein Hoeh- 
leitsbranch der Herzegowina tu eiU&ren: die Schwiegennntter reicht 

im Hause des Gatten der jungen Frau einen Reuter (d. h. ein Ge- 
treidesieb) voll Frucht. Die Braut streut die Frucht ringsum und 
virft znlf'tzt den leeren Reuter über den Kopf hinter sich (Krauss, 
.*Sitk' und Brauch derSüdslaven S. 430). Aluiliclu' Biäiu'ht' bi-steheii 
bei den Slowenen in Kraiu und bei den burbeu. Bei den erätereu 



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9 



— 6 — 

römischen Brniich erinnert. An den Lemiirien streut der 
Hausherr den (Geistern der Almen, die sein Haus besuchen^ 
adonmal schwane Bohnen ans, — mit abgewandtem Ge- 
sicht, nm ihren Anbfick za vermeiden.') Die Analogie 
dieser römischen Ceremonie legt die Vermutung nahe, 
dass auch in den beiden eben erwähnten Bräuchen das 
Aosstreaen der Kömer ein Opfer an irgend welche Gdtter 
oder Geister darstellt, deren Anblick die Braut vermeiden 
soll; ebenso müssten dann natürlich auch alle andern 
Fälle der xaxcr/6(5}MxaL aui'gefasst werden, da sie, abge- 
sehen davon, dass das Ang^nverbinden nicht berichtet 
wird, mit der polnischen und samlandischen Sitte gans 
identisch sind. Bestätigt wird diese Vermutung durch 
einen Bericht aus Oberägypten, der auch von Mannhardt 
angefahrt wird. Am Morgen des siebenten Tages nach 
der Gebart wird das Kind aof einem Siebe in Procession 
im ganzen Hause umhergetragen, während die Hebamme 

reicht die JSchwief^ermutter der Braut einen Korb mit (Jctreido oder 
Frachten, dessen Inhalt diese handvoll weise hinter sich wirft (Reins- 
berg-D iiringsfeld, Jlochzeitsbuch 8. 88). Bei den Serben wird der 
Braut -?or dem Gehöfte des Gatten ein Sieb mit allerlei Getreide 
dargeboten, sie nimmt einige Htnde toU heraus und wirft sie über 
sich weg, also doch wohl auch, ohne nach der Stelle xu sehen, auf 
die sie die Körner hinwirft (Reinsberg^Dnringsfeld a. a. 0. S. 66). 
Über die Bedentong des Siebes ist weiter unten zu sprechen. 

') Ovid, fast V, 435 ff. Der römischen Ceremonie verwandt 
ist ein aus dem 17. Jahrhundert berichteter neugriechischer Brauch: 
am Morj,'en des Neujahista^'-os wandelt der Hausherr dreimal im 
ganzen Ilause herum, Früchte und Backwerk darin ausstreuend 
(Wachsmuth, Das alte Griechenland im neuen, S. Anm.). In 
bezug auf das Abwenden der Augen vgl. Ilohde, Psyche Ii, 85, '2. 
Gmsius, Rhein. Mus. 1884, 165, 2. 



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— 6 — 

Weizen, Geiste, Erbsen und SaU Misstieut, wie sie sagt, als 
Scliiits gegen bSse Zauber, snm Futter fftr böse Geister.') 
Eine weitere Bestätigung des eben Ansgefahrten und eine 

deutliche Widerlegung der Mannhardtschen Aulfassung gicbt 
«n in den griechisch-albanesisch.en Kolonien Siciliens 
üblidier Braach. Wenn dtfs Kind von der Taufe ans 
der Kirche nach Hanse gebracht ist, tritt eine fVau, meist 
die Hebamme, aus dem Hause und wirft geröstete Erbsen 



') Mannhardt a. a. 0. S. 367. Bei einer ähiili6iie& Ceroraonie 
der christlichen Kopten wirft die Uebemme den Anwescnricii Kürner 
ins Gesicht, wobei sie Töne von sich stösst, welche dem Glucksen 
eines Huhnes ähnlich sind (Mannhardt a. a. 0.). Was der letztere selt- 
same Gebrauch zu bedeuten hat, lernen wir aus den Mitteilungen, 
die Wilken (het animisme bij de volken van tlen indischen Archipel) 
■ in :,De indische Gids" 1884, I, d4o ff. macht. Auf den Suudaiuselu 
streat man Reiskörner auf den Kopf einer Person, die man Ton 
bösen Qeistem bedroht glaubt; dies gesohlelit bei Leuten, die einer 
grossen Oelriir entgingen sind oder nnermurtet heimkelireB, nadi- 
dem sie Terloren geglaubt waren, bei der Benillkommuimg hoch- 
gestellter Personen, bdm Br&ntigui am Hoehseitstage, beim Kinde, 
wenn es zum ersten Male auf den Boden gesetzt wird, bei Leuten, 
die einem Begräbnisse beigewohnt haben. Vielfach lässt dabei die 
den Reis streuende Person einen Ruf hflren, mit dem man sonst 
Hühner lockt. Diesem Brauche liegt der (ihiubc zu Cirunde, dass 
Seele des Betreffenden in Gefahr ist, von liösen (ieistern ent- 
führt zu werden; durch die Lockrufe und den ausgestreuten Reis 
sucht man sie zurückzuhalten, indem mau sich die Seele offenbar 
in Gestalt eines Vogels denkt Aus dner ihnlidien YorsteiUnng 
erUSrt sieh jedenfalls aueh der oben angeffilArte koptisehe Brauch. 
Dass man indessen hier die Komer nicht nur ausstreut, um die 
Seelen der Anwesenden festzuhalten, sondern auch als Opfergabe 
für die Goster, ergiebt sich daraus, dass die Hebamme die Frnchte 
nicht nur den Anwesenden ins Gesicht wirft, sondern auch im 
Hause umherstreut, sowie auch aus der ausdrücklichen Bemerinuig, 
dass sie zum Futter für die Geister dienen sollen. 



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— 7 — 



auf die Strasse.') Sollte hier das Ausstreuen der Erbsen 
nur das Gedeihea des Kindes symbolisieroii, so mäaste 
man mit den Flüchten doeh entweder das Kind selbst 
überschütten oder sie wenigstens in den Räumen ausstreuen, 
in denen sich dieses befindet. Statt dessen wirft man 
aber die Erbsen auf die Strasse, augenscheinlich, damit 
die Geister, durch die Gabe abgefonden, das «Haas nicht 
betreten.^ Der gleiche Gedanke liegt vermutlich einem 
oldenburgischen Brauche zu Grunde: man streut unter 
den Sarg Roggenkörner, orspronglich wohl als eine Gabe 
filr den Toten, nm die Wiederkehr der Seele an hindeni.*) 
Als Totenopfer finden wir eine Art Titnoc/oaii^vm auch in 
einem von Rochholtz (Das Allerseelenbrot, Germania 11, 
S. 16) angefährten Brauche. «Wollte ehedem der Erbe 
seines verstorbenen Freundes Sünden bteen, so über- 
schüttete er dessen Grab mit einem Hänfen Kornes, bis 
Grabhügel oder Grabstein davon ausgcobnet oder über- 
deckt war, ond gab diesen Korn borg öffentlich preis.'' 

Auf Grand der dargelegten Erwägungen und Analogien 
sind wir su der Annahme bereohügt, dass die griechischen 

Far die Frage »wann wiid die Vnsu entbimdeii werden?* 
braucht man im Hinblick auf diese Sitte den Auadmck ^giumdo 
/armo U eeetf fnr die beroistehende Sntbhidang ist die Wendung 
üblich: „vcgUam far Ii eeet**. Pitr^ usi natalixi, nuxiaU e fonebri 
dd popolo ncfliano (Palermo 1879), p. 86. 

^ Über die Bräuche, durch die man die Seelen, nachdem 
ihnen ein Opfer dargebracht, zu entfernen .sucht, vgl. Rohde, 
Psyche I, 239, 1, Oldenborjr, Religion des Veda S. 553, Lippert, 
Religion der europ. t'ulturvolker S. 71. 

') Wnttke, Der deutsche Volksab< r^lauljc der Gegenwart^ JS. 461. 
Lippert, Christentum, Volksglaube und V olksbrauch 8. 388. 



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— 8 — 



xaTax69{MiTa gleich dem Bohnenopfer an den römischen 
Lemurien ein Sfihnopfer sind, dnrob das man ein soliSd- 

liches AVirkcn mächtiger Geister abwekreu und sie ver- 
söhnen will.^) 

Wir mtaen daher nun die Frage anfvrerfen, weshalb 
denn bei den oben angefahrten Gelegenheiten ein solches 
Sühnopfer erfordert wird. Was ist zunächst das Gemein- 
same bei der Hochzeit, der Auüiahme eines neuen Sklaven, 
der Geburt eines Kindes und endlich dem Antritt 
einer Festgesandtschaft? In letzterem Falle wird der 
ftacDpoi; in ein religiöses Amt eingeführt, er wird dazu 
geweiht, aber auch in allen andern erwähnten Fällen iindct 
eine Einweihung statt: es wird jemand in die religiöse 
Gemeinschaft der Familie als nenes Mitglied aufgenommen. 
Weshall) ai)cr ist dabei ein Sühnopfer an die Hausgötter, 
die am Herde verehrt werden, nötig? 

Bei dem Volke, der Laos muss der Hausherr, bevor 
er einem Fremden Gastfreundschaft gewährt, den Geistern 
der Verfahren opfern, sonst sind diese beleidigt und senden 
Krankheit über die Bewohner des Hauses.') Hier ist der 
Gedanke, dass die Schutzgötter der Familie nur die An- 
gehörigen derselben beschirmen und über jeden fremden 
EindringÜHL' erzürnt sind, am extremsten durchgeführt. 
So weit gingen anscheinend der Grieche und Kömer nicht; 
wo aber eine Person in engere Beziehung zum Hause 

1) Als einen Sfilmritas lernen wir einen verwandten Brauch 
auch ans dem Fragmente des Henander bei dem. Alex. Strom. TU, 
4, 27 kennen. VergL andi Aristoplu, Frieden 961 f. 

^ Fhtser, The golden bongh I» 152 (>■ S. Aofl. I, 800). 



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— 9 — 

and seinem Kulte tritt, da hält auch er eine Sühnung 
for die Aofhalime der Fremden für erforderlich. Fnstel 
de Covlanges bat in seinem Bncbe ^La dt^ antiqne^ in 
dem er swar oft etwas phantasievoll konstmiert, abttr 
doch auch vielfach intuitiv das Richtige getroffen hat, 
den Gedanken ausgesprochen, dass die Ceremouien bei 
der Hochseit^ der Geburt, bei der Adoption, der Anfaahme 
emes neuen Sklaven Einweilrangsriten sind, dnreh die 
das neue ^litglied in den Kult des Hauses eingeführt 
wird.'} £r liat indess diesen Gedanken, wie das Meiste 
in semem Buche, als richtig vorausgesetzt^ ohne ihn duroh 
eingehende ErSrtenmg genügend zu begrftnden. Lippcrt, 
der in bezug auf verwandte Bräuche bei verschiedenen 
Völkern die gleiche Auffassung vertritt'), hat die griechisch- 
römischen Riten nicht ausföhrlich genug im Znsammen- 
hange behandelt und genügt auch in seinen Darlegungen 
ni<*ht den Anforderungen philologischer Methode. Seine 
Schriften sind wortvoll durch die Fülle der von ihm ge- 
sammelten Bräuche der versdiiedensten Völker und auch 
durch mancherlei anregende Gedanken, sie sind aber nur 
mit grosser Vorsicht zu benutzen, weil er, hauptsächlich 
infolge seines einseitigen Bestrebens, alle Ivcligion auf 
den Totenkult zurückzuführen, besonnene Kritik in der 

I) a. a. 0. S. 41 ff., 54, 56, 137. Vgl. Anrieh, Das antike 

My>tt rieiMvr^en in seinem Einfluss auf das Christentum S. 8 und 
233. Anrieh stimmt Fustcl de Goulani:* s' Ansicht bei und betont 
die Verwandtschaft der Hochzcits- und Mysterienriten (vgl. Diol«, 
Sibyl!. Blätter S. 48). Auf letztoron Punkt <^eho ich später noch 
näher ein. \f^L auch Schürt/, l rgeschichte der Kultur S. 195 f. 
*) Vgl. Lippert, Kulturgeschichte. 



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— 10 — 



Verwertung dos ans^oführtcii M;itcrials vermissen lässt. 
Wie ich glaube, lässt sich jedoch die Richtigkeit der von 
Pustel de Conlange und lippert aufgestellten Ansidii 
diiTcli genauere üntersnohnngen sicher erweisen, haapt- 
sSchlich da<lurch, (iass die enge rcbereinstimmung aller 
Bräuche dargelegt wird, duich die bei Griechen und 
RömeiB ein neues Mitglied in die Kultgemeinschaft der 
Familie oder des Geschlechtes aufgenommen wird. Zur 
Erläuterung müssen dabei in ausgedehntem blasse die 
Bitten andrer Völker herangezogen werden, aus denen 
fiher die ursprfingiiche Bedeutung der griechisch-römischen 
Einweihungsbrftuche mancherlei Aufschluss su gewinnen 
ist. Zum Ausgangspunkte der fol^'endeu Darlegungen 
sind die römischen Hochzeitsbräuche genommen. 
Bevor ich jedoch in ihre Erörterung eintrete, muss 
ich, um etwaigen Einwendungen im Voraus su be- 
gegnen, noch einige allgemeinere Bemerkungen vuraus- 
schicken. 

In dem vorher angefOhrten Berichte von den Laos 
wird ausdrücklich gesagt, dass die Götter, denen man 

wegen der Aufnahme eines l'romden in die Familie ein 
Sühnopfer schuldet, die Ahnengeister sind. In Griechen- 
land finden wir in historischer Zeit nicht mehr die Seelen 
der Ahnen als Hausgötter am Herde verehrt.^) Dass 
aber auch hier einst der liäusiiche Kult sich an die 
öeelen der Verstorlieneu richtete, diese Annahme wird, 
nach den vorsichtigen Darlegungen von Erwin Rohde'), 

j) Kohde, Psyche I, 264, 1. 
*) a. a. 0. 1, 253 ff. 



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— 11 — 



wohl keinem Widerspruche mehr begegnen.^) Dass auch 
der römische Laiendienst, wie frfiher aUgemein ange- 
nommen, ans dem Seelen- oder Ahnenlralte hervorgegangen 

ist, halte ich, wie ich im Anhange zu zeigen versucht 
habe, trotz Wissowas Einwendungen') noch immer für 
wahrscheinlich. Wenn aber auch der Seelenkolt^ wie 
es sdieint, der Ausgangspunkt des häuslichen Kultes ge- 
wesen ist, so ist dies hei den Römern wie bei den Griechen 
und andern Völkern in Vergessenheit geraten; man wendet 
sich — von einigen wenigen Fällen abgesehen, in denen 
sich der alte Glaube erhalten hat — nicht an die Ahnen, 
sondern an die Hausgötter, ohne sich über deren Wesen 
nähere Rechenschaft abzulegen. In den folgenden Ab- 
schriften habe ieh daher den Ausdruck „Seelenkult** in 
der Regel vermieden und nur vom Bleuste der Hausgötter 
gesprochen. 

Die Annahme, dass neben den andern hierher ge- 
hörigen Geremonien auch die Hochzeitsriten sich an die 
Götter der Familie wenden, scheint nicht im Einklänge 

damit zu stehen, dass, wie mehrfach mit Recht betont 
worden'), die Hochzeitfibräuche bei den Griechen wie 
bei den Römern, sich an die £rdgottheiten wenden. 
Dieser Widerspruch ist aber nur ein scheinbarer. Er 

löst sich unter der eben ausgesprochenen Voraussetzung, 

>) Useners Einwendungen gegen die Theorie des Animismiu 
(Göttenuunen S. 353 f.) richten sich doch nur gegen die Übertrei- 
bung, unterschiedslos alle Religion ans dem Seelenkolte hersuleitett. 

2) Roschers Lex. unter Lares, 

3) Rossbach, Untersuchungen ober die römische Ehe S. 257. 
Diels, SibyU. Bl&tter & 48. 



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_ 12 — 



dass der Kalt des Herdes ursprünglich den Ahnen der 
Familie galt Denn der Totenkalt ist mit dem Kalte 
dw chthoniflcbeii Gottheiten, in deren Kreis die Toten ja 
eintreten, aufs enj^ste verknä]tft, so dass vielfach eine 
scharfe Scheidung ganz unmöglich ist. Die Opfergrube 
in Born ^ B., die den Manen geweiht ist and darch 
welche die Toten in die Oberwelt hinanisteigen, heisst 
numdM CerertB^), gilt also gleichzeitig dem Kulte der 
Erdgöttin. Um der Toten willen bringt man der Ceres 
ein-Schweinopfer dar, bei der Bestattung die porea prae-' 
untanea, vor der Ernte; wegen etwaiger Yersänmnisse 
gegen die Toten, die parea praecidanea*). Ans diesem 
engen Zusammenhange z\\nschen der Verehrung der Toten 
und dem Kalte der Erdgottheiten erklärt es sich leicht, 
daas in spaterer Zeit, als der Totenkalt in den Hinter- 
grund trat, die Riten, die man den nnterirdischen M&chten 
weihte, sich statt an die Toten au die Erdgottheiten 
wandten. 

Wie im Eingange erwShnt^ gelten die xaxax^}^^'^^ 
deren nrsprfingliche Bedeutung als S&hnopfer wir in den 

vorhergehenden Darlegungen kenticii lernten, vielfach als 
ein Symbol der Fruchtbarkeit. Wie diese Auffassang 
entstehen konnte, begreift man leicht, wenn man erwftgt, 
dass die xatax^^^«^« sich an die in der Erdtiefe hansenden 

Mächte richteten: eben diesell)en Mächte, denen man das 
Fruchtopfer darbringt, senden ja dio Irachtbarkeit bei 



Prellor-Jordaa, Komische Alytbologie II, 67. 
a. &. 0. II, 7 f. 



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— 18 



Pflanzea und Meusclien^). Dies thun nicht nur die Erd- 
gotUlieiten, sondern, wie Erwin Rohde (Psych« 1, 247) 
lichtig hervorhebt, andi die Toten selbst*). Anch die 

Als Dankopfer für den Erntesegen finden wir die xaTa/65- 
yuoxa im neuen Griechenland. Wie 0. Schmidt (Volksleben der 
Neugriechen 8. 57) boriehtet, braditen die Iiandleute in Zalcyntluks 
besonden aa den UrcUieben Pesten, die in die Frachternte fellMi 
oder munitteltMir daranf folgen, in der Kirche die sograannten 
ompvd («■ lempcvd, ffir die Yespermesse bestimmt) dar, ein Genuach 
Ton Weizen, Korinthen, Granafftpfelatückchen u. a. Im Veilanfe 
der Messe se<^note der Priester die arcpvcf, die sich in einem Korbe 
auf einem Gestell in der Mitte der Kirche hefanden, und nach Be- 
endignni^ derselben streute er einen Teil der Speise in den 
Altarraum. Das I brifre wurdt' von einem der Bauern unter die 
Anwesenden ansirptcilt. Eine ähnliche Speise, die sogenannten 
Koljba, in Wusmt aufgekochte Weizenkürner, in der Regel noch 
mit andern Früchten u. a. untermischt, bereitete man in andern 
Tdlen Griechenlands ausser an Festtagen bei Leiehenbegftng- 
nissen und an Ged&ehtnistagen Verstorbener. — ErwShnt 
sei hier noch ein bayrischer Brauch, nach dem, irie in Zakynthos, 
eine Art x«Tax6a|A«M in der Kirche dargebracht irird: in der Ghar- 
woche übersdiüttet der Bauer im Innthal das im Kirehensdkiff snr 
Verehrung ausgelegte Crucifix mit Mais, in Altbayem mit Korn. 
Die dabei im Kirchenschiff aufgeschüttete Fruclitmasse verbleibt 
entweder der Kirchenstiftuii^' oder wird zur Pfarrer- und Küstcr- 
licsoldung t^eschlageu (iiochholz, Das Alierseelenbrot, in Pfeiffers 
üermaiiiu 11, 8. 16). 

') Bemerkt sei liier noch, dass die Toten auch liegen senden. 
Der la{»t maitaft« an der porta Capem (Marquardt, Rumische Sacral- 
altertnmer S. 261), den die Pontifices bei grosser Trockenheit in 
die Stadt fuhren, kann, wie E. Hofiinann (Rheinisches Mus. 1895^ 
484) richtig gesehen, unmöc^ieh Ton dem andern lapü mamUtt der 
den munduM TerschUesst, getrennt werden. Hoffmann beseichnet 
den Stein an der porta CaptM als $An. Symbol der Manen. Der — 
sp&ter anscheinend vergessene — Zusammenhang ist aber möglicher 
Weise dieser. An der porfa Capenn gab es vielleicht eine uhnliche 
Opfergrube, wie devmundus auf demPalatiu war. Kimmt man den Stein, 



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— 14 — 



Enmeniden, die Fruchtbarkeit und Misswachs senden 
köiiueu'), sind ja eigeutücli mit den Seelen identisch'), 
ihnen opfert mkn vor der Hochieit irp^ ica£k»v xal la^i^ 
Uw xfiUMK (Aesohylns, Enmeniden 821), nnd iinch sn den 
TpiToiraTopsc, die, wie Erwin Rohde*) dargelegt, nichts 
andres sind als die Seele der Alineu, fleht man in Attika 
bei der Elheschiiessnng nm Kindersegen*). 

II. 

Die rdmiBche Braat wird beim ersten Betreten des 
Hansee ihres Gatten aqua ei n/m, mit Fener nnd Wasser 

empfangen % Wie diese vollzogen wurde, ist im einzelnen 

der Ii« T«neliloa8, fort, lo irt dl« Pforte mr UntenreH offen. 
(«muAm jmm) wd das Wiiten der Seelen, die nun in die Oberwelt 
emponteigen kSnnen, unbeliinderter; sie bringen dann den eiflebten 

Regen. Die alten Inder erflehten TOn den Toten Regen (Oldenberg, 
Religion des Veda S. 56G), ebenso wenden sich neuere Nattirvölker 
an die Soolon der Verstorbenen, um liegen zu erlangen. Bei den 
Wawika in Afrika betet man in der „Kaia"', dem Mittelpunkte der 
Amsiedlung, wo die Toten begraben werden, zugleich um Ruhe für 
die Toten, um lleilung der Kranken und um baldigen Regen 
(Schneider, Religion der afrikanischen Naturvölker S. 158). In 
einigen Teilen von Westsfrika wird der König, wenn er trotx Bitten 
nnd Oeschenken keinen Segen schifft, gebunden und snm Grabe 
seiner YorfiJiren • gefShrt, um von ihnen den Regen zu erlangen 
(Fräser, The golden boufl^ I, 46 — 3. Aufl. I, 157) Vgl. Schnrts 
a. a. 0* 8* 699* 

') Rohde, Rhein. Mus. 1895, 21. 
Rolide, Psyche 1, 270; Rhein. Mos. 1895, 6 ff. 

») Rohde, Psyche I, 247. 

^) Suid., Phot. s. T. Tpctesdiopec Vgl. auch Oldenberg, 
Religion des Veda S. 567. 

*) ^ arro de 1. L. V, (JI. Duplex causa nascetuli iynts et ai/ua» 
JUeo ea nuptii* vi limine ailbibeutur^ ^uod coNiUNyi/ur hic. Fest. epit. 2, 15. 



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— 15 — 



nicht sicher*). Nach Fest. p. 87,11 wurde die Braut mit 
Waaaer bespreogt'), nach Platarch berührte sie Feaer 
und Wasser*); in alten Zeiten worden ihr mit dem yen 

einem Kinde, das noch beide Eltern besitzt, an einer 

Aqua §t ^tU tarn inUrdiei »ölet damnatu quem aeeipumtttr nuplae, 
Novius ap. Non. p. 516, 19. upure m»! I\trü«r volo fädtu aceipn 
hue ^ adqM€ aqua. Digest 34, 1, €6. dSt nupliamm^ priufquam 
(virgo) ad «um tnauirM d prkuquam aqua «I igni aee^)er*tMr t. «. 

nupu'ae cehbrentur. Interpol. Serv. ad Verg. Aen. IV, 103. Lactant. 
instit. II, 9, 21. Ovid. fast. IV, 791. Stet. Silv. I, 2, 5. Valer. 
Flaccus Arg. 8, 245. — Da ioli keine zusammenhängende Darstel- 
lung der Ilochzeitsbräuche geben will, sondern nur die Riten be- 
spreche, die für meine ^ntersuchlM^^^ von Bedeutung sind, so halte 
ich mich aucii nicht streng an die Keilienfolge der einzelneu Cere- 
monien und erörtere daher einen dem agua €t igni aeciptre vorau- 
g«heiid«ii Bifna erat an eiiier 8|>itireii Stelle in anderem Znsammen- 
hange. 

>) Naeh Yairoe Angabe geschah dieses aee^ttf auf der Schwelle 
des Hauses. Rossbach (Untersnchiingen üb«r die rfimische Ehe 
S. 361) Tersteht (unter Bemfdng anf die Worte des Serrius zu Verg. 

Georg* 3, 504: Umina autem aU tnteriorem fnmiiiarilatem) unter limeH 
nicht die eigentliche Thürschwelle, sondern den Platz im Innern 
des Uaust's, welcher dieser am nächsten ist, den vordem Teil des 
Atriums. Siclier ist diese Annahme aber keineswegs. Es liegt 
meines Erachtens kein Grund vor, hier unter Urnen etwas anderes 
zu verstehen als sonst Es ist ja sehr natürlich, dass gleich an 
der Schwelle der Wohnung der Empfang mit Feuer und Wasser 
erfolgte, wie auch noch eine andere Ceremonie bei den Römern 
wie andi bei andern Yölkem hier stattbnd (Tgl. unten den 6. Ab- 
schnitt). Dass sieh freOIdi nicht die ganse (Teremonle ia Umiu» 
abspielte, sondern sieh im Innern des Hauses, am Herde, fortsetste, 
wird sich gleich nachher ergeben. 

Factm in nuptÜM in hmt&nm CereHs praefertbant ; aqua asper' 
ffebätur nova, «we ut auta puraqut ad virum vmUretf tite ut ifnem 
atqu* aquam cum viro commumcarel. 

^) IMtiturch. quaest. Horn. 1 tijv Ya(M>Ufji^vi}v ^itTcottat it^^ xal 



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1 

1 



— 16 — 

reinen Quelle geholten Wasser die Füsse gewaschen'). 
Unklar sind fär uns besondeiB die beiden folgenden Varro- 
eitate bei Noniiis. 

Non. p. 112,23. Cum a norm mipta ignis tn face 
ad/ernturj foco dm sumptus, cum fcuc ex spinu (cod.: 
pmuj alba euet, ut eam puer ingewum adferret, 

Kon. p. 302,6 (» 182,19). Qmtra [a] ncvo marüo, 
cum Ucm e foro in tküme em /dki arhare et in aquali 
aqua allata esset. 

Die in der ersten Stelle genannte Fackel identificiert 
Rossbach') wohl mit Recht mit der Weissdomfackel, die 
bei dem Hochzeitszage, der deäveHo^ TOn einem ptier 
ingenum vorgetragen wurde Man muss dann annehmen, 
dass die Braut an dem Herde des Elternhauses eine Fackel 
entsftndet und sie dem puer ingemm reicht; dieser trigt 
äie bis zu dem Hanse des Gatten, wo sie bei der Ceremonie 
an der Schwelle Verwendung ündet^). Nicht richtig ist 

^) Sen*. Vor*?. Acn. IV, IG?. Varro dxcit: aqua et igni morili 
ujorcs acciiiitbant: unde hodieque et faces praeluctut et aqua petita de 
puro fönte [per felicisstmujn puerum aliquem aul puellam ] interest 
nuptiis, [ de qua mtbcntibus solebant pedes lavari]. Vgl. den im erstell 
Abschnitte (Ö. 3 f.) augeführten polnischen und samläudischen Brauch. 

*) UntennidiimgMi fiber die römische Ehe S. 86Sf. 

>) Fest p. S45 a, 1 (» Paul. p. 344). Patrimi t* matnmi putn 
prm$textati frcf nubmUem dediKumtf wik« gm faem pnufert ex jywia 
mtbOf qtria Neete miiM«aUi diH», ^ttt Uimt nmbeiittm, Gharidus I, 
p. 144, 21 Keil. Vom in Ättiis: fax ex spinu alba pra^eiiitr, qwod 
pttrgationis causa oASbetur. Vgl. Pliü. u. h. 16, 75. 

*) In Widersprach mit dieser Auffassung Hossbachs steht es 
übrigens, wenn er S. 339 bemerkt: „War der Zug an dem Hause 
des iiriiutigams angekomnjen, so entstand unter dein (infolge ein 
Kampf uiu die Dorneufackel.** I>er Kampf muss sich vielmehr im 



I 

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J 



— 17 — 

dagegen Marquardts*) Annahme, dass Braut und Bräu- 
tigam gemeinsam das neue Herdfeuer entzünden. Denn 
in dem zweiten Varrocitate bei Nonins kann unter 
focw nnr der Herd des Brftntigams verstanden sein; 
dass etwa auch letzterer eine brennende titio aus 
dem IT.uLse der Braut mitbringt und somit das Herd- 
feaer des jnngen Paares ganz ans dem Fener des Brant- 
yaters entnommen wäre, ist ganz undenkbar, würde 
doch damit der neue llerdkult in eine Beziehung zu 
dem Herdkulte der Kitern der Braut gesetzt sein, die 
den tbatsächliohen Verb&itnissen ganz widerspräche'): 
die Braut scheidet durch die Hochzeit, wie nachher 
noch näher zu erörtern, aus dem Kulte ihrer Eltern 
gänzlich aus. Das Ilerdfcuer im Hause des Bräutigams 
brennt vielmehr schon, wie man wolil aus der zweiten 
Noniusstelle entnehmen darf, wenn die Braut das Haus 
betritt, der Bräutigam entzündet einen Brand daran"'), 



Innern des Hauses abgespielt haben. Sehr auffallend ist es, dass 

in den beiden Stellen, an denen von diesem Kampfe urcsprochen 
wird, nur die Verwendung der Weissdomfackel bei der deductio, 
nicht eine weitere Verwendunj[|: beim aqua et igni accipcre erwähnt 
wird. Fest. p. 289 a, 7. Rap{ solct fax, ipta praelucente noranuptade- 
ducla esty ab utriustjue amicis^ ne aut uxor eam sub leclo viri ea nocle 
ponat aut vir in sepulcro coinburendam curet, quo ulroque mors propin- 
qua aUerius utrius captari putatxcr. Serv. Verg. eclog. 8, 29. facesj 
q^iae tottHt Praths mAttUea puelhu — — [guas rapiuni kmguam 
viUM frauidiai nam^ ku qui mmt p^üi diiUvu fmuUMr trixiuej» 

1) PrivatlelMii der Römer S. 66 Anm. 8. 

*) Es wfirde ja dann auch gar kein accipere {yni stattfinden. 

Die ganze Oeremouie kann also nicht in limine stattge- 
funden haben. 

Samter, Fsmlllenftate der OitodiMi n. BQaier. 2 



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18 — 



und mit den an den beiden Herden entzündeten Fackeln') 
wird dann irgend eine Ceremonie vollzogen, bei der auch 
das Waflaer irgendwie zur Verwendung kam. Vielleicht 
wurde, um die Loslösnng der Braut von dem Herdkulte 
ihres Elternhauses zu symbolisieren, die an dem väter- 
lichen Herdfeuer entzündete Fackel in dem Quellwasser 
yerlSscht und dann die Braut mit der am Herde des 
Bräutigams angezündeten Fackel berfihrt und mit dem 
Wasser besprengt'). 

In welcher Weise aber auch das aq'ua et igni accipere 
Stattgefunden hat, die Bedeutung des Brauches ist klar. 
„he\ xotvovtia icup&c x«l oSato;*' (Dionys. 11,30) wird er 
Yollzo<_;en, die Frau wird durch die Ceremonie in den 
häuslichen Kult eingeweiht, an dem sie von nun an teil 
hat (yg^. Rossbach a. a. 0. S. 364)'). 

An der Schwelle des Hauses begann bei der Ein- 



') Pic AntfalK! Varros (bei Pliitarch, quaest. Rom. 2), dass 
bei der Hochzeit fünf Kcickolii verwendet und diese bei den Adilen 
angezündet wurden, kann sich daher niclit, wie Kossbacli a. a. 0. 
S. 366 für muglich hält, auf die bei dieser Ceremonie verwendeten 
Fackeln berieben. Wie diese Nachricht zu Terstehen ist, Termog 
ich nicht anzugeben. 

') Dass die oben aasgesprocliene Yermutimg keineswegs richer, 
ist mir natürlich wohl bewusst Etwas abweichend Beiigk im Philo- 
lopiis XT, 385: ,Die Aiifoahme der Braut in die Familicngemein- 
schaft bestand darin, dass man die Hochzeitsfackel aus Weissdorn 
und einen Feuerbrand vom ITerde des Bräutigams in reines Quell- 
wasser tauchte uud mit dem so geweihten Wasser die Braut be- 
sprengte.* 

^) ^'g'" Scneca controvers. VIT, G, 8. habeamns gencrum, si pos- 
tUBMs parem vel simücm} si minusy non est embescenduviy cui cogmitus 
$U aliquit^ em »aem ^iqua «I peMh-alia, in quae dedueatur uxcr. 



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— 19 



fuhroog der Braat die Ceremonie des aqita et igni accipei'ef 
am Herde wurde sie fortgesetzt Am Herde folgte eine 
zweite Ceremonie, bei welcher der Sinn dieser Riten Qooh 

deutlicher hervortritt. 

Die römische Braut brachte in das Haus des Gatten 
drei As mit. Den einen, den sie in der Hand hielt^ uber- 
gab sie dem Manne tcmquam mendi eansa; den zweiten, 
den sie unter dem Fusse oder am Fusso hatte, legte sie 
auf dem Herde als dem Altare der Laren nieder. Den 
dritten endlich, den sie in einer Tasche trog, liess sie an 
dem benachbarten Erenzwege erklingen.') 

Welche Bewandtnis es mit dem ersten As hat, lasse 
ich unerörtert da dies mit unserer Untersuchung nicht 
in näherem Znsammenhang steht.') Die beiden anderen 
Asse sind zweifellos, wie Rossbach a. a. 0. 8. B74ir. ge- 
sehen, als Opforgabeu aufzufassen. Den zweiten As opfert 
die Braut am Herde, um damit den Schutz der au diesen 
yerehrten Laren,' denen sie bisher fremd war, za erwerben. 
Dieses Opfer am Herde entspricht ganz dem Opfer, das 
bei den Griechen, wie im ersten Abschnitte dargelegt, 
am Herde durch die xaiaxuajxaTa dargebracht wurde. 

*) Non. p. 581, 8. nubentes veleri lege Romana asses tres ad 
mardum venUntet solere pervehere atque unum, quem in manu teuerem^ 
tanqtum emendi etuua marito dore, alum, qu9m tu pede Aofterant, m 
foeo Tianitm familkuium pontn, firfnmi, quem m »tue^jterum» eon- 
tHdiumU, eo&^üo vkinttU tokn rMoiiare. JSufe Vtry. Qwrg. i, I: «Tle- 
qiu M geMTum Tnhy$ emat omm&ut mufl».* Qnm ritut Varro Ub, I 
<ff vüa pop. Rom. diligentissime percucurriL 

^ IToelder, Böm. Ehe S. 31. 44. Rosabaeh a. a. 0. S. 37G. 

3) Ebenso muss ich es unerklfirt lassen, wamm .und wie die 
Braut das zweite Geldstück in pede hat 

2* 



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— 20 - 

Die Sitte, die Braut zuerst an den Herd zu führen, 
beschränkt sich nicht auf Griechen und Römern sondern 
sie findet sLoh noch bei mannigfachen Völkern, nnd zwar 
vielfach auch in Verbindung mit einem Opfer am Herde. 

Kossbachs Erklärung des römischen Brauches wird daher 
durch die im folgenden angefahrten Analogien noch be- 
Btiiigt 

Bei den Indem wurde die Braut im Hause des Gatten 
von einem Freunde mit einer vollen Schale empfangen 
und dreimal ums Feuer gefährt') In der Mark trug der 
BrSuügam die Braut ins Haus, zur grossen Diele (dem 
Baume, in dem sich die Ställe, die Kammern der Knechte 
und Mägde und der Herd befindou), wo er mit ihr drei- 
mal den Kesselhaken am Herde umwandelt') In West- 
hlen wurde die Braut auf einem Sessel ins Haus und 
dreimal um den Herd getragen.') Im Saterlande (in 
Oldenburg) gab man der Braut eine Kelle in die Hand 
und führte sie darauf dreimal um das Herdfeuer/) In 
der Eifelgegend wurde die junge Frau in die Haushaltung 
eing^Bhrt, indem man die „Feuerhahl" (d. h. den Kessel- 
haken) hervorzog, sie um dieselbe leitete und ilir den 
Kochlöffel anhängte.') Wenn in Bockum bei Kaisers- 



<) Haas in Weben indiaehea Studien Y, 896. Yg^. aaeb 
Schräder, Reallexikon der indogermaa. Altertnmskimde S. 866. 
>) Kuhn, MirUiche Sagen S. 861. 

') Montanus, Die deutschen Volksfeste S. 85. Vgl. Kahn, 
Sagen, Gclurmche und Märchen aus Westfalen II, 37, 104 IT. 

*) Schwartz und Kuhn, Norddeutache .Sagen, Märchen und 
Gebräuche S. 433. 

Schmitz, Sitten und Gebräuche des Eifler Volkes S. G7. 



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— 21 — 



werlh dio junc^c Frau ins Haus des Bräutigams gebracht 
wird, dann führt man sie zuerst hemm und Betst sie 
dann auf einen StoU, unter dem man eine Schaufel 
glühender Kohlen hindurch wirft ^) — jedenfalls ein Ersatz 
für die Ceremonie am Herde. Die polnische Sitte, die 
Braut dreimal um den Kamin im Hause ihres Mannes 
zu fahren, ist schon im eisten Abschnitte (S. 3) ang^I&hrt 
worden. 13ei den Osseten, einem kaukasischen Bergvolke, 
war das dreimalige Herumführen der Braut um deu 
Herd £räher — noch im Jahre 1860 — allgemein üblich.') 
In Kroatien fi&hrt sie ebenfalls der Brautfahrer dreimal 
um den Herd, auf dem ein Feuer brennt'), ebenso um- 
wandelt sie in Serbien diesen dreimal.*) In der Herze- 
gowina geht die Biau4 gerade auf den Herd los, auf 
dem ein Sack mit Frucht steht, sie setzt sich auf diesen 
und schürt das Feuer.*) . Besonders hervorgehoben zu 
werden verdient ein Brauch der Oberpalüenschen Esten: 
die junge Frau wird nach der Ankunft im neuen Hause 
mit Yorbundenen Augen vor den Ofen geführt, in 
welchen sie einige Scheite Holz hineinwerfen muss.^) 
Das Verbinden der Augen ist hier jedenfalls ebenso zu 
erklären wie in den im ersten Abschnitt erwähnten Fällen. 

») Schell, Zeitschrift dos Vereins für Volkskunde 1900, S. 430. 
L. Y. Sciiroeder, Ilüchzeitsbräuche der Esten S. 129. 
Krauss, Sitte und Brauch der SadslaTen S. 3SG. 
Kraasa a. a. 0. 436. 
*) a. a. 0. 480. Nach Lflek, F^unilien- und Volksleben in 
Bosnien und der Herzegowina (Ztschr. f. ostenr. yolkskimde 1900 
165) geht die Braut, wenn sie in das Haas des Br&atigams eintritt, 
dreimal um den Herd und opfert dort 
*) y, Schroeder a. a. 0. S. 140. 



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— 22 — 



In manchem der erwähnten Beispiele ist der ur- 
sprfingliche Sinn des Braoohes natürlich längst ge- 
schwunden; das Überreichen des KoohlSfFels oder der 
zeii^t, (liiss, wie Lippert') richtig bemerkt, aus dem 
Sühnritus, der sich an die am Herde verehrten llaus- 
gStier richtet, aus der Einfühmng in den Haaskalt eine 
EinfBhrong in das Eüchenamt geworden ist In einigen 
anderen Fällen hat sich aber noch eine deutlichere Spur 
des ursprünt^liclien Sinnes erhalten, die über diese ur- 
sprüngliche Bedentong keinen Zweifel lüsst. Ans einer 
Gegend der Henegowina, ans Ljnbow im Bezirke Trebinje, 
wird berichtet, dass die Braut sich vor der Hansschwelle 
dreimal verneigt. Sie legt etwas Geld darauf oder 
schlägt bloss mit der rechten Hand auf den rechten Thor- 
stock und die Oberschwelle. Ins Hans getreten tritt sie 
znm Herde nnd lasst auch hier Geschenke zurfick.*) In 
der Gegend von Velika in Slavonien wirft die Braut, 
ganz wie im alten Rom, wem! sie das Feoer anschürt, 
einen Kreuzer in die Glut hinab.*) In B5hmen tritt die 
Braut zum Kamin und wirft drei ihrer Haare hinein.^) 
Bei den Esten wird die Braut, wenn sie im neuen 
Hause angekommen, überall herumgeführt, dabei wirft 

Kulturgeschichte II, 147. Vgl. auch Weinhoid, Die deut- 
schen Frauen in dem Mittelalter ' I, 381. 

*) Lflek, Ehesehliessimg in Boanien und der Hertegowina, in 
der ZeUichiift »Die Donaiilbider« 1899, 459. Vgl Ztsehr. f. oBterr. 
YoUttkande 1900, 165. 

^ Krauts a. a. 0. S. 899. 

*) Wuttke, Der deutsche Yolksaberglaube der Gegenwart* 
S. 373. Grohniann, Abergiaubea und Gebr&aehe ans Böhmen und 
M&bren S. 122, 92& 



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- 28 



sie etwas (Jeld oder Ränder in die Stube, Kainniern oder 
Stäiie, in deu Garten, in den Brunnen und auch ins 
Feaer.') Dass der Sinn der Geremonie am. üerde eine 
Huldigung for die dort verehrten Hausgötter ist, tritt, 
wie Lippurt^) richtig hervorhebt, besonders deutlich bei 
der chinesischen Hochzeit hervor, liier steht am Herde 
noch das kleine Bild des Hausgottes. Die Brant ver- 
neigt sich vor ihm tief und legt dem Bilde ein Bündel 
Stäbchen zu iuissen. 

Zu erwähnen ist hier auch ein russischer Brauch, 
der sich zwar nicht am Herde abspielt, aber dieselbe Be- 
dentang hat wie die angefährten Herdceremonien. Wenn 
der Hochzeitszug den Hof betritt, werden ihm die 
Heiligenbilder des Hauses entgegengetragen: ebenso wie 
die Heiligenbilder des EUternhanses in die Kirche und 
dann wieder zorftck ins Hochzeitshans getragen werden, 
so werden die Neuvermählten im Hause des Mannes 
auch wieder mit den Heiligenbildern emplanifcn.^) 

In Böhmen nnd Mähren ist zwar bei dem Um- 
wandeln des Herdes von einem Götter- oder Heiligen- 
bilde nicht mehr die Rede, aber auch hier muss sidi die 
Braut bei dem Eintritt in das neue üaus vor dem Herde 
verneigen, also diesem, d. k der in ihm waltenden Gott- 

0 V. Schroeder a. a. 0. S. 131. 

^ Kulturgeschichte II, 146. 

^ Grosspietsch, llochzeitsijcbräuche des russischen Landvolkes 
(Russ. Revue XII, 250). Das Bild des Schutzheiligen ist hier, wie 
öfter, beim Ubergang zum Christeutuine an die Stelle dos alten 
Hausgottes getreten. Über die Verweadung der Heiligenbilder im 
.YaMause vgl. weiter unten. 



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24 — 



heit, ihre lliildiiiiiiii^ (larl»riM<ien.^) In Daliiiatieii küsst 
die Braut den Herd. Hier vurbiiidct sich damit noch 
eine andere Spende, die mit den griechischen xetrox^^K^ 
zn vergleichen ist: man fiberreicht der Braot beim Ein- 
tritt in (la.s Haus einen Reuter (d. i. ein Sieb) mit Äjifeln, 
sie rüttelt ihn ein wenig und wirft ihn samt den Äpfeln 
über das Haus oder sie ninmit ans dem Bnsen einen 
Apfel, in den einige Mnnxen gesteckt sind, nnd wirft ihn 
über das Haus.') 

Welche Bewandtnis hat es nun mit dem dritten As, 
den die Brant «» con^nto vieinaU darbringen mnss? 
Rossbadi') nimmt mit Recht an, dass nnter dem viemaU 
eompüum das nächstgelegene saeellum der Laren zu ver- 
stehen sei. Er vergleicht die Sitte, bei der Geburt eine 
Münze im Tempel der Jnno Lncina, beim Todesfall im 
Tempel der Venns libitina nnd für die in das Hannes- 
alter tretenden Jünglinge im Tempel der Juventas zn 
entrichten/) Angeblich wurden diese Geldstücke zu 



») GroliiiKinn a. a. 0. S. 122, 929. 

Krauts, iSitte uud Brauch der Südslaveu S. 430. Reinsberg- 
DfiringsfeldJ» HoehMitsbach 8. 77. Vgl. die S. 4* angefahrten 

Br&uche. — IHe Äpfel werden von den Kindern aufgelesen; die 
religiöse Bedeutung des Bnmches, die sich aus der Yergleiehnng 
mit den Ceremonien anderer Yolker ergiebt, ist also in Vergessen- 
heit geraten. 

») a. a. 0. S. 375. 

*) Dionys. IV, 15,5. <o; Uzhuiv Aeüxto; ev zpiutT) tü»v svau- 
öt'iüv ävaYpapiüv tüTopet, ßo'jXo|/tvo« (.Servius) xat xcüv oaxei oia- 
Tptß'ivTtuv TO T:Xf^i)o; Eto^vai, T(Lv t£ YevvtufA^vcuv xal t<üv ct-oYivo[jivtüv 
•/.ai xüjv ei; ävöpa; eyypa^ojiivujv, Ixa^ev, oaov e6ei vdjxisjAa xatacpipeiv 



Digilized hy Ci{X)(^Ic 



— 25 — 

statistischen Zwecken gezahlt Dass aber dieser statistische 
Zweck der ursprflUm^che gewesen sei, ist schwer (^aablidL 
Sicherlich waren diese MOnzen, wie Rossbaoh yermntet^ 

ursprünglich Opfergaben, die man erst später zur Volks- 
zählimg benutzte. Den Laren des Stadtviertels also, in 
dem der Gatte wohnt, bringt die jonge Fran ihre Gabe 
dar.') Nachdem sie zavor dnrch das Opfer am Herde 
den Schutz der Ilaushiren erworben hat und in die Kult- 
gemeinschai't des Hauses aufgenommen worden ist, er- 
wirbt sie nnn anch den Schuts det Götter, die ihre 
neuen Besirksgenossen beschirmen, wird sie nnn anch in 
die grössere luiltgeineinschaft ihres Stadtbezirkes aufge- 
nommen. Etwas Ähnliches finden wir auch in Griechen- 
land. Die Neuvermählte wird den ^patoptc ihres Mannes 
vorgestellt, dabei wird diesen ein Mahl gegeben*) und 
ein Opfer dargebracht.') 



*Pu)(AaIoi xoXoüotv 'Hpav ^coa^fipov bnkp twv jtvvfoitivtov tii hi 

Tov T^; /Vppo8(T7}c dXaet xadtSpupiivoV) 9jv TTpocayops-jouat AtßiTtvrjv, 

dp^O(x£v(uv ajvTeXetv. 

') Über den Ausdruck resonare vgl. Rossbach a. a. 0. 8. 375. 
Rossbach vermutet, dass die Braut den As auf dem Altare der 
Laru eampäalM erUingen Uess und ans dem hellen oder dumpfen 
Tone sefaloss, ob die Laren ihrer Ehe ganstig oder ungonstig seien. 

*) Hesyeh. |«(&iQXIa* f^pvi) üt jd^im ic«paexttt)]v lud Sdsevov, 
8 Tol^ fptfcopeiv Mtt. & TOftAv. Sold. 8. t. baeas VIS, 18; III, 76. 
Demosth. 57, 43. 69. 

*) Poll. III, 42. inX Tflfpwp ÄU(j{a iv tote ^pdrepit yotfxrjX^ct xal 
TO fpyov ya\iLriKlcr/ e.ltjtytfxtXt. Schol. Demosth. 3. Olynth. Kede 43 
(Bull, de corr. hell. I, p. 11) yniirikla' tU to-j; (ppctTopa; iffpatf-fi' 
Cviot 8i TTjv öua^av ouxu) «paal X^Y'^*^'' '^'i"*' ^"^^9 '^^'^ jJieMovTtuv yctpeiv 
|tvo|iivr|V (cod. ^|V(U(Aiviiv) tol( iv xiji or^fAt^t. Bei Poll. Mll^ 107 ist 



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"1 



— 26 — 

Ein Opfer an die Schutzgütter des Bezirks scheint 
aaeh noch in den Brauchen einiger anderer Völker vor- 
xnliegen. In manchen Orten Eroatiens begiebt sich der 
Iloch/.olt.>zu*j, nachdem die Braut dreimal um den Herd 
geführt worden ist, an den Dorfbrimnen. Die Braut- 
lente gehen dreimal nm den Bronnen henim nnd beim 
dritten Umgänge werfen sie einen mit einigen Kreozem 
bespickten Apfel*) in den Brunnen hinab.') • 

In Bulgarien führt einige Tage nach der Hochzeit 
die ganze Verwandtschaft des Bräutigams die Braut tarn 
Dorfbrunnen. Im rechten Aermel trägt sie Hirse nnd im 
Munde eine Geldmünze. An Ort und Stelle anc^elangt, 
geht die Braut dreimal um den Brunnen herum und 
schättet die Hirse entweder ringiBtim oder bloss in die 
vier Bmnnenecken. Dann speit sie die Mflnze in den 
Brunnen hinein und schöpft einen Kübel Wasser'). Auch 
bei den Slowenen wird die junge Frau am Tage nach 
der Hochzeit zum Brunnen geführt/) Bei den Nen- 
griechen wird (oder wurde) die Braut am dritten Tage 
nach der Hochzeit in festlichem Zuge nach der Quelle oder 
dem Brunnen geführt, aus dem sie in Zukunft ihren 
Wasserbedarf zu entnehmen hat. An der Quelle ange- 
kommen, muss sie diese feierlich begrnssen und in hohler 

unter 7a(iii)Xld nieht ein Tom Oatten, sondern vom Vater darge- 
brachtes Opfer zu verstehen, s. weiter unten. 

1) Vgl. die kurs voriier (S. 24) erwähnte, in Dalmatien übliche 
Yerwendting des mit Münzen besteckten Apfels im Hanse. 

2) Krauss a. a. 0. S. 386. 

Krauss a. a. O. S. 451. Strauss, Die Bulgaren S.327. 
*) Reiiisberg-Düringsfeld a. a. 0. IS. 89. 92. 



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— 27 — 



Hand aus ihr triuken, danu wirft sie Geldstücke und 
fiaswaren hinem. Nach einem Ruudtanze um die Quelle 
schöpft ein Jüngling^ dem beide Eltern noch leben, mit 
einem besonders dazu bestimmten Gefässe Wasser und 
trägt es, ohue ein Wort zu spreciieo, nach dem liause 
des jungen Paares. Mit ihm kehren auch alle anderen 
nach Hanse znrftck; die jungen Eheleute nehmen, dort 
angekommen, den Mund voll von diesem Wasser und 
sucheu sich innerhalb der Thür des Hauses damit zu bo- 
spritzen.^) 

Auch bei den Albanesen begeben sich die Brautleute 

mit Schüsseln in den Händen zu der Dorfquelle, wo sie 
einander bespritzen sollen.') Hierher gehörig ist auch 
ein interessanter Brauch der Mordwinen, den ich nach 
Schroeder a. a. 0. S. 186 (aus der St. Petersburger 
Zeitung 1879) mitteile. Am Morgen nach der Hochzeit 
begiebt sich die Braut, barfuss, nur mit einem Hemde 
bekleidet, zum Flusse. Ihr voran schreiten die Gespielinnen 
mit emem grossen Kubel, hinter diesen folgt die älteste 
Frali des Dorfes, welche auf ihrem Kopfe einen mit einem 
Eierkuchen bedeckten Laib Brot trägt; dann kommen der 
Hochzeitsmaischail und die Freiwerberin, welche in ihren 
H&nden grosse mit Bier gefällte Gef&sse und ausserdem 
noch einen ganzen Eimer desselben Bieres tragen, mit 
dem sie tlie ganze Zeit über den Weg von der Hütte 

0 Wachsmuth a. a. 0. S. 100. Vgl. Beiasberg -Düringsfeld 
a. a. 0. S. 51). 

') üahn, Albanes. Stud. 1, 147. Reüiäberg-DüiiugsTbl^a. a. 0. 

S. 63. 



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— 28 — 



bis zum Ufer benetzen. In der Hand trägt die Braut 
ein totes oder lebendes Hnhn. Wenn der Zug an den 
FI1188 gelangt, ertrftnkt sie dieses im Flosse nnd wirft 

auch das Brot und den Eierkuchen hinein, während die 
Alte die Flussgöttin um Segen und Schutz für die Braut 
bittet ^aeh diesem Gebete steigt die junge Gattin ent- 
weder in den Flnss hinab oder sie wird mit dem Flnss- 
wasscr bespritzt, während der liest des Bieres in den 
lluss gegossen wird. 

Diesen Brftnchen, deren eigentlicher Sinn natürlich 
vielfach, wie bei den meisten derartigen Sitten, längst 
vergessen ist, liest ofTenbar die Vorstellung zu tliumle, 
dass den in der Tiefe des Brunnens oder Flusses hausenden 
nnterirdisdien Mächten ein Opfer gebradit werden soll. 
Da dies Opfer, im Gegensatz su der im eigenen Hanse 
dargebrachten Spende, die den ll.iusgöttern gilt, an einem 
allen Dorfbewohnern gemeinsam gehörigen Orte dargebracht 
wird, so darf man annehmen, dass sich dieses Opfer an 
die gemeinsamen SohntKgStter des Dorfes richtet, also 
auch hier die junge Gattin den Schutz der Götter ihres 
Wohnbezirkes erworben will. 

Ein ähnlicher Gedanke kommt auch in einem wen- 
dischen Branche zum Ausdruck, den Lippert^) mit Recht 
dem Asopfer in der Larenkapelle vergleicht. In den 
wendischen iJörfern musste die Braut, die aus einem 
andern Orte kam, einen Tanz um den Kreuzbanm — 
dne mitten im Dorfe aufgerichtete Eiche, an der sich 



1) Kulturgeschichte II, 148. 



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— 29 — 



ol)eii ein hölzernes Kreuz und darüber ein eiserner Hahn 
befand — machen und etwas Gehl hineinsteckeu.') Nach 
einer gleichartigen Sitte wnrde in Bramstadt in HolsteLn 
früher jede Brant, die ans einem fremden Orte sich dort- 
hin Yerliüiratote, samt ihrem mit<r('l)rachten Brautgute erst 
dreimal um die Rolandsäule ^efahren, ehe sie in das 
Hans des Ehemanns einzog.') Die Aufiiahmeceremonie 
findet in diesen beiden Füllen an den Wahrzeichen der 
Gemeinde statt, ohne dass man sich wohl klar darüber 
war, was dieses eigentlich zu bedeuten habe.') Vielleicht 
wurden, wie diese beiden Bräuche, auch die übrigen eben an- 
führten Geremonien ursprünglich nur bei solchen Bräuten ge- 
übt, die ans ciiuMii andern Dorfe stammton, doch ist es ebenso 
gut möglich, dass auch die aus demselben Bezirke stam- 
mende Braut auüs neue die Gunst der heimatlichen Schutz- 
götter erwerben muss, denen sie nach der Vermahlung 
in neuer Eigenschult gegeuübcrtritt. 



III. 

Wie im ersten Kapitel dieser Untersuchungen dar- 
gelegt, wurde in Athen dieselbe Geremonie, wie bei der 

Braut, auch bei dem Sklaven vollzogen, der zum ersten 
Male das Haus des Herrn betrat, die Geremonie der xaxa- 

') Kuhn, Mark. Sagen S. 334. Vgl. den verwandten Brauch, der 
in der Zeitschrift f. Hsterr. Volkskunde 19()0, S. 172 inÜLn t.'ilt wird. 

'O Lippert, Volkst^Iaubc, \ olksbraucli aud ChriBteutuiu S. 540 
(nach Zöpfe), Die Kulaiidsriulc S. 215). 

^) Lippert a. a. 0. bringt aiu li die i\ülandsiiule mit dem Toten- 
kulte zusammen, was indes eine haltlose Phantasie ist. 



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— 30 — 



j^uafioxa. Durch diese Uebereinstimmimg wuiden wir zu- 
erst zu dem Schlosse geführt» dass wir in diesem Branche 
einen Anfoahme- oder EinweihmuBritas zu sehen haben. 
Im vorigen Kapitel lernten wir dann einen andern Ritas 
kennen, durch den die Braut in ihr neues Heim aufge- 
nommen wird, das Herumfahren um den Herd. Auch 
diesen Ritus finden wir bei anderen Völkern — damit 
wird die Richtigkeit unserer Auffassung bestätigt — bei 
der Eiuführuug eines Knechtes in das Haus. 

In Deutschland wurde, ebenso wie die jnnge Frau, • 

auch das neu eintretende Gesinde dreimal um den Herd ge- 
führt. „Um das llel leiten" nannte man diese Ceremonie; 
als bei der veränderten Bauweise der Herd nicht mehr in der 
Mitte der Enche^ sondern an der Seite angebracht wurde, 
schwang man den Herdhaken dreimal um den angehenden 
Hausbewohner, behielt aber auch für den verkümmerten 
Brauch die alte Bezeichnung bei/) Im Eifellande war 
es Sitte, dass, wenn eine Magd einen neuen Dienst an- 
trat, die Burschen der Nachbarschaft kamen, die „Feuer- 
halil" hervorzogen und sie dreimal um dieselbe leiteten.') 
in Böhmen muss sich, wie die Braut, auch die Magd, 
die einen neuen Dienst antritt^ vor dem Herde verneigen.*) 



') Montamis, Die deutschen Volksfeste S. 99 f. Wuttke, Der 
deutsche Volksaberj,'laube ' 8.132. 

') Schmitz, Sitten und Gcbräuclie des Eitler Volkes S. G7. 

') Groliinann a. a. O. Vj^l. auch Lippert, Christentum, \'olks- 
glaube und \ olksbrauch S. 489, wo die Redeutun«r des um den 
lierd Führens bei der Braut und beiiu Knechte dargelegt ist. 



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— 31 — 



Derselbe Brauch liegt offenbar aucli einer von Grimm 
„aas der Chemnitzer Rockenphilosophie^ angeführten Sitte 
zu Grunde: die neu einziehende Ma|^ soll alsbald ins 
Ofenloch schauen.^) Ebenso soll in Osterode am Harz 
die Dienstmagd gleich beim Eintritt ins Haus nachsehen, 
ob Feuer im Ofen ist, und es schüren.'"') 

Bei den Römern war ein der Hochzeitsceremonie 
entsprechender Branch bei der Anfiialime eines nenen 
Sklaven nicht üblich. Diese Abweichung vom attischen 
Brauche erklärt sich aus der verschiedenen Stellung, die 
der Sklave in Rom ond in Athen einnahm. Bass bei 
den Griechen der Sklave eine mildere Behandlung genoss, 
mehr als Mensch betrachtet wurde als bei den Kömern, 
ist bekannt und bedarf hier keiner weiteren Erörterung.') 
Der römische Sklave galt vermntlich — wenn er auch 
nicht vollständig yom Kult ausgeschlossen war*) — zn 



') J. Griniin, Deutsche Mythologie HI, 437, 95, vgl. 451, 501. 

2) Griinm a. a. O. S. 4G1, 777. 

^) Über die Beteiligung der griocliischen Sklaven am Kulte, 
die vielfach, sogar für die Mysterien (vgl. Lobeck, Aglaophamus I, 
19; Bohde, Psyche I, 286, Anm. 1), beseugt ist, vgl. Bfichsenschfitg, 
Besits und Erwerb in Orieeheiüand S. 149 u. IfitX 

^) Wenn Bossbach (Unteraidimigeii über die römische Bhe 
S. 25) vom SUftTen bemerkt: .»Sie gehörten ta der religiösen Ge- 
nossenschaft des Hauses und feierten mit den Frtien ihre Feste*, 
80 bedarf dies einiger Einschränkung. In bezug auf die von R. 
citierte Stelle dos Cato ist zu beachten, da.ss Cato (de a^r. 143, 
vgl. Marquardt, Privatleben 179) nachdrücklich betont, die Sklavin 
halte nur auf Befehl des Herrn eine religiöse Ceremonie zu voll- 
ziehen (vgl. Columella 1, 8,5). Ob in der Ainharvalfonucl wirklich 
ein Sklave mit der Lustration des Ackers beauftragt wird (Ross- 
bach a. a. 0.), iüt zweifelhaft (vgl. Keil, Comuientur zu Cato de ayr. 



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— 32 — 

sehr ak Sache, als dass man seinetwegen eine religiöse 

Ceremonic lüitto für nötig luilteii sollen. 

Ausgeschlossen ist der Sklave namentlich von den 
Opfern der pmi, den Festen der Gentilgenossen.') Zu- 
tritt zu diesen eihtit er erst im Falle der Freilassung. 
Die Freilassung hat dalier nicht nur eine rechtliche, 
sondern auch eine religiöse Bedeutung. Der Sklave, der 
Ton seinem Herrn die Freiheit erhält, nimmt den Gentil- 
namen seines Herrn an, das hnsst in sacraler Besiehnng, 
er hat von nun an teil an den Gräbern') und Testen der 
gena. „Wo die Abteilongen der Gemeinde, die Curien 
zu religiöser Festfeier znsanunentraten, liess man mit 
den Geschlechtem anch die Freigelassenen und dienten 
eines jeden Patriziers zu; und es sind diese Versanini- 
loDgeu staatsrechtlich von grosser Bedeutung gewesen. 
Denn anf ihnen beruht es doch musweilelhaft, dass neben 
den selbständigen Vollbfirgem anch Hansldnder, Frei- 
gelassene und dienten, nicht aber Fremde und Sklaven 
den adjectivischcn Geschlechtsnamen zu führen berechtigt 
sind — zun Marciergeschlecht sich za zählen, d. h. 
einen Marcier sich zu nennen, vrar jeder befngt, der in 
diesem Gescldechte die luirgeri'esto nütfciern durfte". 
(Mommseu, röm. Forschungen I, 371.) 

p. 145). Wenn die Sklaven und Sklavinnen an der Feier der 
Saturnalien, der Compitalien und Nonae Caprotinao betoilijrt sind, 
so wird dies in deu Berichten offenbar als Ausualiiue betrachtet. 
Vgl. den Anhang. 

^) Vgl. den Heroldsruf bei gewissen Festen: ho*tü mulier, 
vinetmt €Muto (Fest cp. p. 82, 8). 

>) Marquardt, Privatlebeii S. 864. 



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— 33 — 



Weil also bei den Römern erst durch die Freilassung 
die wirkliche Aoiiuihme in die KoItgemeinBchaft eriolgti 
80 mtaen wir die bei der FreUassnng fiblichen Bräuche 
prüfen, um festzustellen, ob sie in den Kreis der vorher 
besprochenen Aufnahme- oder Einweihungsriten gehören. 

Die Geremonie der Freihissong bestand darin, dass 
dem SUaven eine besondere Art Mütze, der pilem, auf- 
gesetzt wird.^) Um die Bedeutung dieses Branches klar- 
zulegen, muss ich mir zunächst einen Excurs über eine 
andere Verwendung des püem gestatten.') 

Ausser von den Sklaven, die den püeus bei der Frei- 
lassung anlegen, wird dieser — in Form einer spitz zu- 
laufenden Mütze — ständig von einigen Klassen der 
römischen Priester, den ßaminesy pontiifice» und Saliern 
getragen.^) In seinem Aufeatze „Über den füeu» der alten 
Italiker*'^ hat Wolfgang Heibig die Ansicht aufgestellt, 
dass der ;;?7<'?m- sowohl bei den Priestern wie auch bei 
den Freigelassenen der Überrest einer einst allgemein in 
Italien verbreiteten Volkstracht sei*), und er hat Aber- 

Marquardt, Privatleben S. 572, Anm. 2. 

*) Die folgenden Ausführungen wiederholen den Inhalt eines 
im Jahre 189i im Philologus (LIII, 535 fr.) erschienenen Aufsatzes. 

*} pilw$ der pontißetMt Pest p. 855a, 33, der Salier; Dion. II, 
70, 3 (Tgl. Samter, Rom. Sühnriten, Philolog. LVI, 895). Der pilnu 
der flamuM» nird häufig erw&bnt, 8. die weiter unten angefahrten 
SteUen. 

Sitzungsber. der Akad. der Wiasensehaften zu Mönehen, 
phil.-hist. Klasse 1880, S. 487. \^ 

Von diesem pilexts zu unterscheiden ist, wie irdbif^ a. a. 0. 
8. 489 richtijLf bemerkt, die nur vom iiiodrii^on \'u!kt' •^etia^^a'iie 
Mütze, die clioiifalls pileus {benannt wird. Wie <lfr pilfus, den die 
Rüuier au den Saturnalien anlej^en, aufzufassen, ist zweifelhaft. 
Santer, Familienfeste der Griechen u. Börner. . 3 



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— 34 



zeugend nachgewiesen, dass diese Kopfbedeckung aas dem 
Orient Aber Hellas oder Karthago za den Italikem ge- 
kommen und M diesen in alter Zeit allgemein getragen 

worden ist. Heibig ist sehr glücklich in der Verwertung 
der monumentalen Überlieferung gewesen, auf die sich 
hauptsächlich seine Ergebnisse gründen. In den littera- 
rischen Zeugnissen jedoch hat er einige wii^tige Punkte 
übersehen, uini >eine Resultate bedürfen daher einer 
wesentlichen Modiücation oder vielmehr Kr^^änzung. 

Die Zeugnisse, die hauptsächlich für die Beurteilung 
des Priesterpileus in Betracht kommen, sind folgende: 

Interpol. Serv. Verg. II, 083 (= Sueton. ed. Keiffersch. 
p. 268, 168). Suetotiiiis tria genera püleorum dixit, 
guibu» 9aeerdatet utuniur, apieemy tuUdum^ gaUrumx ied 
apiam piüeum mttUe eirea medium vkrga emmmü^)^ tuitur' 
him pilleum lanafum metae ßgura^ galerum piüeum ex 
pelle hostiae caesae. 

Fest. ep. p. 10, 12. AlbogcUerut a galea wminatuB. 
Est enim pileum eapUiBt quo Dialea ßaminea^ «. e, taeer- 
dotea Jovii^ wtehantur. Fiebat enim ex h Ostia alba Jovi 
caeea^ cui a^figebatur ape.v virgula oleaghtea. 

Isidor, orig. 19, 30, 5. Virgula, quae in püeo erat, 
connecUhatuT ßlo^ guod fiebat ew lana hoitiae. 
0 

>) VgL Interpol. Senr. Yerg. Aen. X, 270. die/tar auum aptx 
vtryo, qmu m mmm» piUeo ßammum lama tiramdata «I ^Üb coitfi^ 
^ote mit, wtde etiam ßomnes vocalmniur. Hoc out*m nomen a vättri' 
but tractum est: apere enim rifu ßaminxm adligare dietbant; und« 

apicem dictum volunt. Of. Serv. Aen. II, G83. Fest. ep. p. 10. Der 
apex ist also ursprüii^'Ucli mir »'in Teil des pileus, dann wird der 
Name auf den gauzeu piltus übertragen (Suet 1. 1., Isid. orig. Id, dO, 0). 



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— 36 — 

Gell. 15, d2, Verba M, VarronU ex aecundo 
rm rm m dMnanm msper ßamme DiaU ha&s «ml: /• $oliim 
eübwm haht% ^oknm, vel quod maximmy vd quod Jovi 

immolata hostia alba id ßeri oporteat. 

Froato ep. ad M. Caesarem 4, 4 (p. 67 Naber). 
Demd$ tn |iorea (Anagniae) mm eaimua^ iU teriptum 
erat hifarkm de: „flamm sume tamentum," Rogavi 
aliquem ex pojjulariöus, quid illud verbum etseU Ait lin- 
gua hermea pelliculam de hostia^ quam m apieem 
Buum flameih cum m urhem iniroeat, impomt. 

An alleii diesen Stellen fiült die Erwähnung der 
hostia auf: der pileus muss aus dem Fell eines Opfertiers 
gefertigt sein, der Faden, der den apex an der Mätse 
befestigt, der WoUe einer hinHa entnommen sein. Warum 
dies? Wenn der püeue der flammea wirklieb, wie Heibig 
meint, nur ein Ueberrest der alten Volkstracht ist, wes- 
halb dann die bestimmten Vorschriften über seine Ver- 
fertigong, weshalb seine Verbindung mit dem Opfer?*) 
Die Antwort giebt Yarro de ling. Lat. Y, 84: Flamine» 
quod in Latio capite veluto erant semper ac caput ciu' 
ctum Juxb^nt ßlo^ ßamtnea dictiL 

Das blosse fikam enetite, wie Servius mitteilt'), 



') Bei Daremberg-Saglio dict II, p. 1167 wird diese Vorschrift 
mit den Worten motlYiert: «le ftunhie ne pouvait pas toueher la 
pean d*im animal sonillA par h mort naturelle.* Allein eine solehe 
Bestimmung ist nirgends überliefert; GelU 10^ 15, 24 sagt nur: 
Ipcwai, dl JHP huMmm eW, vmqtum ingrediturj morawn (in ergSasen 
doch wohl: homhm) nunquam aitingit. 

*) Serv. Verg. Aen. VIII, 664. Jlamines incapüe habebant piUtum, 
in {MO erat lireva mVya duuptr habeiu lemae aliguid. quod cum per 

8* 



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— 36 — 

den pileus, beides, das Tragen des ßlum wie des pileus^ 
wird mithin von Yano des vüaUo cafüü gleich gesetzt. 

Aus litterarischen Zeugnissen ') wie aus zahlreichen 
Monumenten ist die Thatsache bekannt, dass der Ritus des 
römiBohen Opfen eine VerhoUnng des Hauptes fordert'). 
Vuio hatte diese Sitte mit der Erzlhlnng motiviert, dass 
Aeneas, als sich ihm während eines Opfers Odysseus oder 
Diomedes genähert, sein Haupt verhüllt habe, um das 
Opfer nicht durch den Anblick des Feindes zu stören. 
Die Nachkommen seien ihm hierin gefolgt und verhüllten 
daher gleichfalls beim Opfer stets das Haupt, um vor 
jeder Störung geschützt zu sein'). Dass jener Brauch 
der Abwehr äusserer Störung diente, nimmt anch Marquardt 
a. a. 0. an, und gewiss wird dieser Grund zu dem Fest- 
halten an der Verhüllung beim Opfer mitgewirkt haben. 



aeslut ferre non possent , filo tanlum capila retigare eoeperunt; nam 
nudis penitus eos cnpitihus incedert nefas fuvrat: unde a filo, </uo 
ulebantur^ ßaviines dicti sunt^ quasi ßlamines^ verum f estis diebus ßlo 
deposito ^ilUa Mce$se erat aecipere^ quae seeundum alios ad ostendeit' 
dam »aeerdotu emtMtuiam raitf reptiia. 

Vgl. Marquardt III, 17G, Aum. G. 

^ Nur bei denjenigen Opfern, die Oraeco ritn dargebracht 
werden, blieb das Haupt unbedeckt Macrob. Sat 3, 6, 17; 1, 8, 2. 

Fesi p. 8SSb, 83. iuUiei auetor* Aenea vdant capUOf quoä 
ü, cum rem dwüutm /aeeret m IüCm'« LamwHt offti Vemri mairi, u» 
a6 Ülix9 coffnitus interruviperH tacrifiehoHf eaput adap§ruit aigu$ i/a 

eonspectum hostis evitavit. 

Serv. Aen. III, 407. scimdum sacrißcnntes diis omnihus capnt 
veldrti cofisuetos ab hoc, tie se inter religionem aliquid vayis offerrtt 
obtutibu». »:}erv. Aen. II, 16ü. :,Plut. quaest. Rom. 10. 



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— 37 ^ 

Allein der Ursprung des Brauches ist ein anderer: 
Hermann Diels hat in seinem nsibyllinischen Blättern" 
den Zoflammenluuig der Yerhülliing mit dem Lnstrations- 
ritns, ihre Bedentnng als dn Zeichen des Snbstitations^ 
Opfers klargelegt. Diels stellt die Kopfverhüllung des 
römischen Kultes in Parallele mit der Verhüllung der 
Brani und der Neophyten in den Mysterien (a. a. 0. 
6. 122) sowie mit dem Lnstrationsbrandie, nach welchem 
der Mörder, der Myste, der Orakelsuchende, das Hochzeits- 
paar auf dem Felle des Opfertieres sitzt (a. a. 0. Ö. 70). 
^dem der Sander mit dem Feil bekleidet erscheint^ 
tritt er an die SteUe dee Opfers md eignet sich die Ver- 
söhnung an, die das stellvertretende Tier durch seinen 
Tod bei der Gottheit erwirkt hat." (a. a. 0. S. 122.) 
^esem kathariischen Ritus ist die Vorschrift über den 
Kopfschmnck des flamen eng verwandt Dnrch die An- 
legung des ^ex prllc hostiae"- gefertigten püeus wird auch 
der römische Priester mit dem Felle des Opfertiers be- 
kleidet: nicht nur bei der Opferhandlnng, wie jeder andere 
Römer, weiht er sich, sein Hanpt verhfQlend, symbolisch 
seihst zum Opfer, sondern stiindig kennzeichnet ihn sein 
Kopfschmuck als das geweihte Eigentum der Götter. 
Weil aber der T^ilem des ßamm ein Ersats für die Ver^ 
hfillnng, so ist es nicht anffiJlend, dass, wie Varro ond 
und Servius in den oben angeführten Stellen berichten, 
an seine Stelle auch der blosse Wolil'aden treten konnte. 
Denn „der Ritus des Umbindens von Wolle ist ab- 
geschwächt ans äer ursprünglichen Verhnllong'* (Diels 
a. a. 0. S. 122, vgl. S. 70 und 121), auch die Wollbiride 



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1 



— 38 — 

des flamen^ die den jnlem vertritt, bezeichnet seine Person 
als der Gottheit geweiht*). 

Da88 diese Aaffiuwimg des füeuB xutriffi;, wiid dadurch 
best&ttgty desB wir an der Kopfbedecbing des flamm 
ausser dem Felle des Opfertieres noch ein zweites Symbol 
der Sühnung linden: den Oelzweig'). Denn dass ein solcher, 
nicht etwa ein Stab ans Oelbaomholz, wie Heibig') vermutet^ 
unter der w/^tda oUagmea, von der Festns spricht, m 
verstehen sei, das kann, glaube ich, keinem Zweifel unter- 
liegen, nachdem aui die Bedeutung der pellü hostiae beim 
Prieeterpiiens hingewiesen ist*). Über die Bedeutung der 
Olive im Sühnritus Yfß. Dieb, SibylL Blätter S. 120: 
„Die milde, friededeutende Olive versinnbildlicht die pax 
deorum. Wie der linde Salt des Baumes einen Haupt- 
bestandteil der chthonischen fieiXf^lMt« bildet, so ist der 
OebEweig in der Hand, der Oelkrans im Haar das Symbol 



') Dass die Binde beim Kopfschmuck des flamtn Zeichen der 
Weihe sei, bemerkt auch Ilolbig a. a. 0. S. 510. 

^ Fest epit. p. 10 (s. oben S. 34). 

^ a. a. 0. 8. 51L 
Einen öliweig versteht aneh Uarquardt (III, 330) unter der 
«wynla oln^'iiM, ebenso Hehn (Knltoipflaasen und Haustiere' 
S. 99). An eine Entlehnung der griediischen ti^subvi) 
(Hehn a. a. 0.) ist dabei natürlich nicht zu denken, doch liegt dem 
mit Wolle umwundenen Ölzweig des flamen dieselbe Bedeutung zn 
Grunde wie der t2pi9td>vi). Vgl. Diels a. a. 0. S. 121. — Wie der 
iStab, den der pileus auf dem kapitolinischen Relief aus der Zeit 
des Marc Aurel zeigt (llelM^' :i. a. 0. Taf. II, 26), aufzufassen ist, 
lasse ich dahingestellt. Jedenfalls darf man aus dieser späten, 
helmartigeu Form des pileus nicht auf seine ursprüngliche Art 
schliessen. Die Möglichkeit einer Umwandlung der alten Form 
deotet übrigens aneh Heibig (S. 512) an. 



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— 39 — 



der gesuchten oder erlangten Versöhnung mit der Gottheit 
der Tiefe.'' 

Der Oelzweig pflegt sonst freilich nnr in der Hand 
getragen zu werden, auf dem Kopfe wird er durch den 
Oelkranz erseist, allein nicht ohne Grund ist in der Tracht 
des ßamen der Krans vermieden worden. Der Hamen 
darf nichiB an sich tragen oder auch nur sehen, was 
bindet, darum darf sein Kleid keinen Knoten haben, 
darum darf er keinen Epheu berühren, deshalb erlangt 
die Freiheit, wer gefesselt sein Hans betritt, deshalb mnss 
sein Ring durchbrochen aein'). Es ist nnr conseqnent, 
dass dasselbe, wie vom Ringe, auch vom Kranze gilt, 
dass also der ßamen statt des Kranzes ^e vir^a trägt'). 

Ist der pileu» oder tuttdus der ßamines ein Überrest 
oder Ersatz der einst üblichen Hauptverhüllung, so muss 
die gleiche Auffassung natfirlich auch vom Uttultu der 
ßaimniea gelten. Wfihrend jedoch beim ßamen der püeue 
swar in gewissen Fällen durch das ßlum, den Wollfaden, 
ersetzt wurde, daneben aber auch noch in der späteren 
Zeit die Kopfbedeckung selbst erhalten blieh| so ist der 



Gell. 10, 15, 0. nodum in apLe neque in dnetu ncquc im tUia 
partt uUum habet. 6. item anulo u/t nisi pervio eoHoqiu feu NO» <«(. 

Vesi. ep. p. 82, 18. ederam flamini Diali neque tangere ntque 
nominarc. Jas erat pro eo. quod cdera vinctt, ad quodvunqw sf appticat. 
Sed iie anidum quidem gerere ei licebat solidum aut aliquem in st 
habere nodum. 

2) Mtiouso trägt auch die ßaminica keinen wirklichen Kranz, 
sondern eine t^iVya incurcala^ quae jil quasi corona (Interpol. Serv. 
Aen. IV, 137). 

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— 40 — 



tutulus ^ar ßaminica^ d.h. die ursprüni^liohe Haube in 
der Zeit, aus der unsere litterarischen Zeugnisse stammen, 
gänzUoh verdrängt durch {iie blosse Binde*}: vom wirk- 
licheu MuluB ist nur nocli der Name flbrig geblieben. 

Hier nun gewinnen wir eine neue Stütze fSr unsere 
Auffassung des Priestertutulus. Zum Symbol der Woll- 
binde, und des Ölzweiges tritt, wie Festos mitteilt, ein 
weiteres Lnstratlonszeichen, die Poipnrforbe'). In der 
Tracht der flarnmka ist übrigens auch sonst die Purpur- 
fari)c als lustrales Symbol verwendet (vgl. Diels a. a. 0. 
S. 70), so in der riea*)y im ßammeum^ von dem im 
niehsten Abschnitt noch die Rede sein wird, im 
vMinakm% Oh letzteres freilich, wie Heibig ') ver« 



>) DU8 eine solche eüs die nrsprfinc^ehe Kojkfbedeclnmg an- 

zttDchroen ist und nicht etwa tutulus nur eine Uaartour beseiduiet, 
betont Heibig a. a. 0. S. 516 mit Recht. 

2) Fest. p. 355 a, 29 (= cp. 354, 7). Tuiulum vocari aiunt 
ßdininicamm capitis ornamentum, quod ßot vUta purpurea inncxa cr»> 
nibua et exstruclum in ahitudinem. 

•) Bei dem tutulus der »>ater /(imtlias, der sonst dem der flami- 
nica gleicht, wird die Purpurfarbe nicht erwähnt Varro de 1. L. Vll, 
44. TWutot dkU ki^ ^«t in $aar%» m eo^Sbu kaktn aolnu iU m^am$ 
id tutuhtt eppeUatitt a6 eo, guod «afre« famiUa» erüut eonoobUoa ad 
vertieem capUkt quo» haheM «Ate veüatot , dkAmiwr huuli, — Über 
die Bedeutung des Purpurs bei der Lus^aüon — ansfohrücher über 
die rote Farbe spreche ich noch weiter unten — ygl. Diels a. ä. 0. 
8- 69, 2. 

Fest. ep. 288, l/b, jRiea est vestimentum quadratum Ji$nbriatim, 

purpureum, quo ßaminicae pro palliolo utuntur. 

') Interpol. Serv. Aen. IV, 137. veter e ceremoniarutn iure prae- 
ceplxim est ut flaininica venctuUo operta sil. Operta autem cum dicitur, 
pailium si(/nijiiat, vcnenalum autem infeclum: quod ipse ait in bucolicis 
„oAa nte Asst/rio j'ucatur lana oencno." Hia vero cUm dicit ,jiSidoniam** 



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— 41 — 



mutet, eine Kopfbocieckung, d. h. mit dem tutulus identisch, 
hake ich fni Beta sweifelhaft. Es liegt kein Grund vor^ der 
Angabe des Interpolato» dee Servins, mit der GellinsX^ 
15,27') nicht in Widerspruch steht, zu misstrauen. Dass 
pallium (= ceneruttuni) und lica gleichzeitig von der 
fiammica getragen irird, ist kdn Hindernis, denn das Kopf- 
todi der riea (paiUoia ad umm capitU faeia^ Fest p. 277a,5) 
ist doch wesentlich vom pallium zu unterscheiden. Wie 
sich aus einer Angabe Varros') ergiebt, diente die rica 
zat sacraien VerhüUnng, war also niBprfin^^ch gleudilaUs 
Zeichen der Lostration. Dadurch Ifiet sich die Sdiwierig- 
keit, die eine Notiz des Granins über die rica bereitet; 
nach der Angabe des Granius war die n'ca ein Band, 
mit dem die flaimmica ihr Haar nmgab'). Heibig ^) be- 
merkt ganz richtig, dass dieser Annahme gewichtige 
Zeugnisse des Varro und Verrius entgegenstehen. Allein 
ohne weiteres verwerfen kann mau das Zeugnis eines 
verhältnismässig alten Gewährsmanns, wie Granins l) laccns, 
unmöglich. Man wird daher wohl annehmen müissen, 

ostendü Tyriam et purpttream: purpuream dechirat infectam. Ibid. XII, 
602. purpurea jnoritiira tnauu tliscindk amictnsj rtm qHae ßuminica« 
rnmpeti'f^ transluUf ad rajinam. FUiiiiviicu. mim reiuiiato operiri debet: 
nam cum ,,(t/uic(us''^ dicit, operlatn dicit^ <^uae res ad pallium re/ertur, 
a. a. 0. S. 517. 

1) GdL X, 15, 27. MMimi /«rtM eotrimomiM «iml >liiiiiHi»ea« 
DudUi aUa» seornm oAnu abunUartt vebui est, quoä vramoto 

^ Yarro de 1. Lat V, 180. riea ab rita, ftod Bomann nto Mert- 

^ Fett p. S77a, 6. Oramus quidm ak mnlMM ta^ukm eor 

pitis, quo pro vilta flaminiea r^^UmiatMt, 
a. a. 0. S. 521. 



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— 42 — 



dass <ler Namo rica neben seiner gewöhnlichen Bedeutung 
wirklich aucib, wie Granius angiebt, eine Binde bezeichnet. 
Ist aber, wie im vorhergehenden dargelegt^ die rka ein 
Symbol der Lnstntion, so ist es dorchans niobt auffallend, 
' wenn auch sie allmählich durch die blosse AVollbinde 
ersetzt wurde, ^nr erhielt sich hier daneben — und 
wie es sdieint» vorwiegend — anch die nrsprfingliohe 
Form. 

AVie zum Kopfschmuck der ßamm, so gehörte übrigens 
auch za dem der Jiaminica (und auch der regina sacromm) 
die vMyoi die an den Enden mit einem Wollfaden zn- 
sammengebnnden wird*). Anifallend ist dabei, dass wir 
hier nicht, wie ilort, den im Lustrationsritus üblichen Oel- 
zweig, sondern den Granatzweig finden. 

Aas dem Nachweise, dass der püeuit der römisdien 
Priester eine religidse Bedea^img hatte, folgt natürlich 
nicht ohne weiteres, dass das gleiche auch von dem bei 
der Freilassung verwendeten püeus gelte. Da nach 
Uelhigs Untersnchnngen der püem sicher einst die all- 
gemeine Tracht der Freien gewesen ist, so liegt anscheinend 
die früher allgemein gebilligte Annahme') sehr nahe, dass 
in alter Zeit der freigelassene Sklave durch das Aufsetzen 
des päeu» die Eopfbedecknng des Freien, die ihm bis 

0 Gell. 10, 15, 28. in rica arculum de arbor* ftßei hobti» 
Interpol. Senr. Aeo. IV, 137. arcuMm vero est virga ex malo 
Punico ineurrata, quae fit quati coroM ü MMt «Mimajiw uUer m aiU- 

yatur vinculo laneo albo, rjuam tn sacrißcüs certis regina in eapit€ 
habtbat^ flaminica autem Dialis omni sacrißcatione uti dtbebat. 

Marquardt, Privatlebea S. 572. Mommseu, Staatsrecht 
III, 1, 429. 



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— 43 — 



dahin versagt war, anlegte und dass dieser Braach weiter 
fortlebte, als das allgemeine Trag^ dee päew längst 
an^g^ehdrt hatte'). Indes so einleaohtend diese Eridirang 
auf den ersten Blick erscheint, so ergeben sich bei näherer 
Präfung doch auch hier Bedenken, die zu einer anderen 
Auffassung fahren. 

Den Ausgangspunkt für unsere Untersuchung muA 
©ine Stelle des Livius (24, 16, 18) bilden. 

Im zweiten panischen Kriege wurden uumittolbar 
nach dem siegreiehen Treffen bei Benevent die Sklaven 
foohnea)^ die zum Heerdienst herangezogen waren, von 
dem Feldherm Ti. Gracchus für frei erklärt. Mit dem 
Zeichen der eben erlangten Freiheit erscheinen sie bei 
einem Mahle, zu dem die siegreichen Truppen von den 
!ßeneventem geladen werdoi: päUaU out Uma alba velatü 
capitUmB vohnes eptdati stmf. Aus Livius' Worten ergiebt 
sich zunächst, dass auch der pileus der Freigehissenen, 
ebenso wie der de&ßmm, durch eine Wollbinde ersetzt 
werden konnte.*) Daneben ist noch ein zweiter Punkt 

Aus dem pileus Libertaiis der Münzen darf man keinen 
Schluss auf den ursprünglichen .Sinn des Brauches zielien. Denn 
der pileus auf Münzen kommt erst spät, uuter Brutus und Cai>sius, 
atif (Preller- Jordan, Hüm. Myth. II, 252), möglicherweise ist er 
daher erst durch seine Verwendung bei der Freilassung zum Attribut 
der libertas geworden. 

Heibig a. s. 0. 8. 504 nimmt auf Grund der etnukischen 
Kcnumeole nur ErUftmng ao, dass eine Binde nnprfini^eh neben 
dem jiilMt SU den Abiekhea des freioi B5meis gdiörte» wobei es 
freilieh zweifelhaft bleibe, ob dieses Symbol in Zusammenhang an 
bringen sei mit dem Bande, welches auf den etniskischen Grab- 
gemälden den piUus in der Uohe des Scheitels umgiebt, oder mit 
der Binde, die dort weiter unten über der Stirn angebracht ist 



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44 — 

in der Liviusstelle merkwfirdig. Lrnia velatis capütbmi 
der Kopf ist mit einer Wollbiudo verhüllt. Der Aufidrook 
wäre In sehr nneigentUohem Sinne gebnnoht, w«iin er 
nidits weiter bezeichnete als »iwMa emOff', Die Er- 

Uämng ergiebt sich, wenn wir die sonstige Bedeutung 
von ^capite velato"* in Betracht ziehen. Überali sind 
die Worte ein terminns techniciu ffir die sacrale Ver- 
hfiUnng.') 

£ineü ganz ähnlichen Ausdruck, wie an der eben be- 
sproehenen Stelle des livins finden wir bei demselben 
Schriilsteller I, 32, 6. Hier handelt es sich nm priester- 
Hche Tnicht, die der Fctialeii. Leyatm lihi ad ßnei 
eorum venit^ unde res repetunturj capite velato filo — 
lanan itelamßn ett — audii JuppUer, inguU^ audUe, 
ßnes etc. Welche Bedeutung aber hier — beim Priester 
fder Wollfaden hat, braucht nach den vorangegangenen Aus- 
ähruu gen keiner weiteren Darlegung. Wie aber hier der 
Ansdmck »capite vdato ßa^ im technisch sacialen Sinne 
gebraucht ist, so wird man das gleiche fttr die znerst 
angeführte Stelle des Livius amiehraen und diese nach 
Analogie der anderen erklären dürfen. Demnach würde 
auch der piUM der Freigelassenen gleich dem der Priester 
als «n Ersatz ffir die Verhnllnng des Kopfes, also, wie 
diese, als ein Lustrationsritus zu betrachten sein. 

Diese Aoffassnng wird durch eine andere Gerononie 
der Freilassung bestätigt. Capite raeo empfängt der frei- 



') Vgl. auch Kiessling zu Horas, carm. 1, 35, 21. 



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— 45 



gelassene Sklave den piUm.^) Gewöhnlich wird auch 
diese Geremonie als eine Annahme der Tracht des freien 
Bfli]gerB avfgdasst Vgl. Mommsen, Staaterecht m, 1, 

429: „Wenn sie nach der Freilassung mit geschorenem 
Haare und bedecktem Haupt erschieuen, so war dies zu- 
nächst nichts als die Annahme der gemeinen bürgerlichen 
Weise.* 

Diese Ansicht setzt voraus, dass im ältesten Rom 
das kurzgeschorene Haar das Zeichen des Fruien, langes 
Haar das des Knechtes war. Sonst besteht indes allge- 
mein, wie ja auch an sich natfirlich, der entgegengesetite 
Brancb: langes Haar kommt dem freien Manne zu, dem 
Knechte wird das Haar abgeschnitten. Dass auch die 
Börner der älteren Zeit das Haar wachsen liessen» lehrt 
die Überliefemng, an deren Richtigkeit m sweifeln kein 
€biind vorliegt.') Es muss daher dem Abrasieren des 
Haares bei der Freilassung ein andrer Öinn zu Grunde 



') Scrv. Verg. Aen. VIII, 5G4 (Feronia) etiam WierUmm d*a ett^ 
ht euius Umplo raso capite pilUum accipiebnnt, 

Non. p. 528, 19. Qut Hbcri ßebanty ea causa calvi erant, ut h«u« 
fragio Hherati solent, quod tempeslatem Servitut is viderentur tjfuyere. 

Plaut Amphitr. 461. (^uod UU /axit luppUer^ 
■ Ut 9go hoJit nm eapUa takew eapiam piUmm, 

Liv. 4&, 44, 19. (Prosiam) piUaiwm et^kt rata, obmam tr« I«- 
gaih MÜhMR iSbirtuKMp» m popidi Mmmi für». 

Auch bd den Beduinen echeren sieh die mlanlieken Sklaven, 
die freigegeben werden, sum Zeichen der Emaneipation den Kopf. 
Burckhardt, Bemerkongen aber die Beduinen und Wahaby (Weimer 
1831) S. 147. 

') Marquardt, Privatleben S. 598, 2. Becker>Gdll, Gallue III, 

837. 



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46 



liegen, und diesen hat schon Otto Jahn erkannt'): das 
Haar wird den Göttern zum Opfer gebracht. Dazu passi 
YoUkommea die Veriuüliuig des Kopfes, die, wie Tozher 
dargelegt, dnrdi den fütm «ngedentet ist. Denn das 

Abschneiden des Haares kommt in ganz derselben Be- 
deutung vor wie die VerhaUaug» d. Ii. als Substitutions- 
opfer.') 

Bass die romischen FreilassnngBceremonien Sfthn- 

riten sind, ist, wie ich hoffe, durch die vorangegangenen 
Darlegungen erwiesen; dass sie wirklich, wie schon an- 
gedeutet, Einweihungsriten sind, ergiebt sich ans der 
Vergleichnng mit den Hochieitsoeremonien der Römer 
und anderer Völker.') 

>) Perrins ed. 0. Jahn (Lipt. 184S), p. 188. 

>) Wieseler, Philologus 9, 71 1 if. Rohda, Psyche T, 17, Anm. 1» 
Spencer, Piincipien der Sodologia I, 803. Mehr über Haaropfer 

wird weiter unten vorzubringen sein. 

Nach den Scholien zu Verg. Aen. VIII, 504 fand die Frei- 
lassuu<,'Scereinonie im Tempel der Feronia statt. l)ie Notiz des 
Interpol. Serv. (in huius templo Tamicinae sedilf Itijiidvuin fuit^ in tjuo 
hic fersus incisus erat: „bene mtriti strvi sedeaut, surgant liberi." 
quam Varro Libertatem deam dicüt Feroniam t^uasi Fidoniam) bezieht 

sieh indes nur auf den Tempel in Terradna, die Bemericang des 
Servini selbst nennt keinen besttmmten Tempel, geht aber doch 
wohl auf das glelehe Heiligtom, ebenso wie Virgil Aen. VH, 799, 
auf den der SeboUast Besag nimmt Ein stadtrSmisebor Tempel 

der Feronia ist nicht bekannt C. I. L. IX, 4878 (irrtfimlich TT, 146 

als stAdtrüinisch bezeichnet) bezieht sich auf das Heiligtum bei 
Trebula Mutuesca. Für die Inschrift M, 147 ist der stadtrömische 

Ursprung nicht sicher bezeugt. Livins 22, 1, 18 bezieht sich wohl, 
wie 1, 30, 5; 2«, 11, 8: 27, 4, 14: 33, 2(;, 8, auf das Heiligtum 
am Soracte. In Korn lielbst wird ein Fest der Güttin nur einmal 
in den Arvalacten (Ilenzen, Acta fratr. Arv. p. CCXL) erwäliut. Da 
somit iu Rom selbst der Kult der Feronia otfeubar keine grosse 



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— 47 — 



IV. 

Fftr die YermShlang der RSmerin ist der Übliche 

Ausdruck nubere oder oOnul/ere.^) Dass der Ausdruck 
„verhoilea" die Bedeutung von „heiraten*^ angenommeii 
hat, zeugt von der Wichtigkeit, die der Verhilllang unter 
den Hochzeitsceremonien znkommt. Die YerhOlInng der 
römischen Braut geschieht durch das Anlegen eines Kopf- 
tuches von roter Farbe, des flammeum'), das auch zur 
Amtstracht der ßammiea gehört.*) 



Bedeutung hatte und jedenfalls in den zaiilieiclieii Erwiilinungea 
der Freilassungscereiuonie nirgends angedeutet wird, dass die Frei- 
laäüuug in einem Ileiligtutne der Güttin stattfand oder überhaupt 
mit ihr in Zusammenhang gebracht wurde, so darf man annehmen, 
daas der nreQassangaritns vrsprüngUeh niehta mit dem Kolte der 
Feronia an thnn hatte, sondern nur in der lokalen Sitte von Ten»- 
cina (daaa aneh in dem Tempel am Soracte ein ifanlieher Qebraueh 
bestand, Termntet Stending in Roschers Lex. I, 1479 wegen der 
Darbriiigung ton Weihgeschenken durch libertitme) in den Terapel 
der Göttin verlegt wurde. £ine Vermutung darüber, weshalb dies 
geschehen konnte, wird sich an einer sp&teren Stelle, im 5. Ab- 
schnitte, erirelten. 

') Fest. t'p. p. 184, 4. ohnufnf^ caput operit^ unde et miplüte iliclae 
a tapilis opertione. Fest. p. 170b, 24. nupli'as dictas esse ttit — — 
Äelius et Ci/iciu«, ßammeo c(q)ut mbeiUis oUvolvatur, ^uod anti- 

gitt 9hmA«r€ voeariM, 

*) Fest ep. p. 8^, 13 Jlanum amidäu- miAtiM mbui ftom' caasa, 
quod €o aM$idM MMatm ßämmka^ u e. JkuKmi» mxor, eat «ra ikOot 
faeen tUvorUuMU 

Schol. JuT. 6, 225 flammeaj gnuu amieti, quo s« cmperamf aw- 
Ikres die tiujittarum; est enim aanguimtum pnpter rubonm eU$todi*mdim, 

Plin. 21, 46 Imtei video honorem antiquia$mum m muptialibus 
ßtimmeis (olum femiim conceasum. Die Augabe des Non. p. 541, 28, 
wonach das ßammeuin allgemein — nicht bloss bei der Hochzeit — 
von den matroiwe getragen wurde, steht nicht in Einklang mit den 



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48 — 



Weder die Verhüllung selbst, noch die rote Farbe 
des Schleiers oder Kopl'tuchs ist auf römische iSitte be- 
schr&nkt*) 

Bei den Albanesen trägt die JJraut einen roten 
Schleier, und ,ich bedeckte meine Tochter", sagt der 
Aibaii€8e für „ich verlobte sie^.') Bei den Neogiiechen 
wird das Qesidit der Braut mit einem feuerroten, gold- 
befranzten Schleier verhüllt.') Bei den Serben wird sie 
mit einem grossen weissen Tuche verhüllt*) und auch 
bei den Bominen ist die Verliollang üblioh/) i^i den 
Armeniern wnrde — nach einer Schilderung des altchrist- 
lichen BrandieB — die Braut vom Kopf bis zu deu 



sonstigen Nachrichten; vermutlich liegt nur ein MissvenUadais 
oder ein undeutlicher Ausdruck des Corapilators vor. 

Dass auch das 9u(ßbulum der Vestaliuueii dem Wesen nach, 

wenn auch nicht in allen Aussorliclikeiteu, mit dem ßammeum 
idiMitiscIi ist, hat I)ra{,a'iidorff (Die Amtstracht der VestAlilwen, 
Kheiu. Mus. 1896, 292) riclitifr erkannt. 

') Für die Brautverhüllinij^ hat L. v. Schroeder in seinem 
Buche „Die Hochzeitslnäuche der Esten" (Berlin 1888), S. 72 ff". 
Material ^^esammelt, das auch im folgenden benutzt ist. 

') Reinsberg-Düriagsfeid, Uochzeitsbuch S. 62. Hahn, Albane». 
Studien I, 145, 196. 

') Reinsberg-Düringsfeld a. a. O. S. 59. Wachsmuth, Das alte 
Griechenland im neuen S. 89. l'ber die Farbe des altgrieehisohen 
Brautschleiers ist direkt nichts überliefert, doch weist Wachsmuth 
a. a. 0. iS. 90, Anui. 43 mit Reciit auf eine Stelle des Achilles Tatius 
hin, nach der aadi von den antiken Giiedien die rote Farbe alt 
passend fnr die Hoehseit betrachtet wurde. Achill. Tat. II, 11 

*) Reinsberg-D uringsfeld a. a. 0. S. 67. 

•) Reiusberg-Düringsfeld a. a, 0. S. 55. 



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— ^ — 



Ffissen in ein rotes Tuch gehüllt. ') Bei dea Esten wurde 
ne mit einem Tudie oder einem Laken ganz Teihillt.') 
In Rossisdi-Eaielien wird die Br«it mit einem grossen, 

viereckigen Tuche ganz bedeckt, so dass sie am Sehea 
verhindert ist und gefuhrt werden mnss.') Nach einem 
«ndetn Beriehte aas Bosaland wird der Kopf der Brant 
dnr<^ ein Tndi yerhtilt, das nur die Augen nnd den 
Haaraopf freilässt.*) Bei den Lappen wird der Braut 
ein Tuch aul' den Kopf um die Augen gelegt^), ebenso 
bedeokt man bei den Intherisohen Finnen in Ostfinn- 
land beim ersten Anstecken des Weiberkopftnches der 
Braut mit einem Tuche die Augen. Bei den griechisch- 
katholischen Finnen wird der Brant der Kopf mit 
einem Tuche so umwunden, dass sie weder sehen noch 
hören kann.*) Bei den Mordwinen (an der mittleren 
Wolga) wird der Braut gleichfalls ein Tuch über das Ge- 
sicht gehängt.^) Bei den Wotjäken bedeckt sich die 
Brant sonichst, wenn sie ans dem Brauthaas geholt wird, 
das Gesicht mit einem Tuche, ebenso kniet sie nach der 
Ankunft im Hause des Gatten, das Gesicht mit einem 



^) Anrieh, Das antike Mysterienwesen S. 234. Auch der 
Bräutigam wurde nach dem armeuisciieu Ritus verhüllt. 
Schroeder a. a. 0. S. 72 f. 

^ A. 0. Whiter, Eiiio BaiMRihoehMit in Jtm, Sarelien (Olobus, 
Ztsehr. f. Linder- u. Yölkeikimde, 1899, 815). 

^ GroMpietach, Hodmitsbitiiehe d«B ruas« La&dyolkes (Boss. 
Revue X» S89>. 

^ Sehroeder a. a. 0. S. 74i 

^ a. a. 0. S. 75. 
a. a. 0. S. 75. 

Samter, FamilienÜMt« d«r Gri««li«n «. fiOmer. 4 



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— 60 — 

Tttclie verhüllt, auf doa Boden nieder.') Die ditmanisdie 
Bnuit wurde am Haupte gut rerliiUlt.') Auf Sylt wnide 
Haupt und Oberkörper der Brant dareh einen Überlian^ 

verdeckt, in welchen später ein Viereck zum Heraus- 
sehen („wohlwollend, aber ohne Verständnis der alten 
8itte% Weinhold a. a. 0.) geschnitten wurde.*) In der 
Oberpfals empfing die Brant den Segen des Vaters anf 

einem Schemel knieeud, mit einem weissen Tuche über- 
deckt/) 

Als israelitischer Brauch ist die Yerbfillnng der Brant 

mit einem Kopftuche durch Genesis 24, 65') bezeugt.*) 

Bei den Abessiniern wurde die Brant vom Kopfe 
bis zn den Ffissen dicht vediftUt, auch der Bräntigam 
yerhüllt hier das Hanpt/) Bei den Kaffem mnss die 

Neuvermählte mit verhülltem Haupte einige Zeit in der 
Hütte sitzen bleiben.*) In einer chinesischen, im Berliner 
Museum für Völkerkunde ausgestellten Hochseitsdarstellung 
ist der Kopf der Braut, die von einer Verwandten in 



>) a. a. 0. & 7«. 

*) Wefaihold, Die dratMlien Vnüva un Mittelaltar« I, 840. 

») Weinhold a. a. 0. 

*) Schoenwerth, Aus der Oberpfalz I, 76. 

^) Vgl. Dillmann, Genesis S. 307. v. Sehroeder a. a. 0. S. 207. 

**) Bei den Arabern ist die Braut allerdinf^s auch verschleiert, 
da aber der Brauch des Islam auch sonst eine Verhüllung der Frau 
fordert, su ist dies, wie v. Schroeder a. a. 0. S. 206 hervorbebt, kein 
spezieller Hochzeitsbrauch. 

Hellwald, Naturgeschichte des Menschen II, 263. 

*) Waitx, Antiu-opologie dar Natunrölker 11, 'dS^. 



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— 61 — 

di8 Hans des Bräaügiaiis geleitet wird, ganz Ton einem 
roten Tnehe verhüllt. 

Ln dritten Abschnitte (S. 37) hatte ich bei der Be- 
sprechung des pileus darauf hingewiesen, dass imLustrations- 
ritos «n die Stelle einer wirklichen YerhüLlnng hiiafig die 
Anlegong einer bloesen Binde getreten ist. Etwas Ähn- 
liches wie dort finden wir bei einigen y{$11c«rn andi im 
Hochzeitsbrauche: an Stelle des roten Kopftuches trägt die 
Brant mehrfach ein rotes Halsband oder einen blossen 
Faden von roter Seide. 

Bei den Indem legen die Verwandten der Brant ein 
halb rotes, halb schwarzes Halsband von Schafwolle oder 
Flachs an.^) Um Fronau in der Oberpüalz tmg die Brant 
nm den Hals zwei Halstücher von schwarz- nnd weiss- 
roter Farbe, deren Enden die Sehnlter hinab am Rücken 
hängen'), und eine gleichartige Tracht war auch im Lech- 
raine und auch sonst in schwäbischen und bayrischen 
Gegenden üblich.") Im HaveUande tmg die Brant einen 
Faden von roter Seide nm den Hals.^ In Westfalen 
wurde an der Haube der Braut ein rotseidener Faden 
befestigt/) Im südwestlichen Kärnten trägt die Braut 

Haas in Webers indischen Studien V, 306. 
-) Schoenwerth, Aus der Oberpfalz 1, 82, 
3) Weinhold a. a. 0. I, 339. 

*) Kuhn und Schwarz, Norddeutsche Sagen, Märch«i und Oe- 
brimdie S. 488. Fmdiger und Efister «rbalten hier bd der Hoch- 
sdt dn Glas Blor, ein lieht und einen Rosmarinstengel, mit eineni 
JMm roter Ilorettseide, wie ihn «ndi die Brant wn den Hals 
triigt, umwunden. 

8) Kahn, Sagen, Gebrinehe nnd Mirehon am Westfalen H, 
41, 110. 

4» 



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— 52 

« 



einen roten Faden um. den Hut; früher hatte sie ihn um 
die Stini, und ein rotes Band dncobioolit den Zopf.') 

Wie eiidiren msik nun die eben angefahrten Hoch- 
zeitsriten? 

Rossbaoh') identüiciert das flammeum mit dem 
Schleier der rSmischen Hanafran. Daa ist inaofem riditig; 
als in der TeihMung beim rSmischen Opfer der gleiche 

lustrale Ritus vorliegt, wie bei der Verhüllung der Braut.') 
Wenn er aber meint, die Braut werde deswegen mit dem 
flanunenm angethan, weil aie fortan an der Seite ihres 
Mannes anf dem Hanaherde zu opfern nnd f&r das Opfer- 
feuer zu sorgen habe, also notwendig mit dem Opl'er- 
s('lik3ier verhüllt sein müsse, so wird diese Au££aaaang 
dadurch widerlegt, daas die Yerhällnng der Brant^ wie 
wir sahen, anch bei andern Völkern stattfand, bei denen 
eine Verhüllung des Opfernden uiclit wie bei den Kömeru 
üblich war/) 

Anch in Besag anf die £rkliirang der roten Farbe 
des flammeum hat Bossbach geirrt Er erklftrt diese f&r 

ein Symbol des Feuers.^) Dabei hat er indes nur die 

') Weinhold a. a. 0. 

■•') Kossbach, Untersuchungen über die romische Ehe S. 285. 
») Vgl. Diels, Sibyüiuische Blätter Ö. 122. Weiuhold a. a. 0. 
I, 340. 

^ Eine andere, ebenfidls unmtrefliBiMle SrU&rang giebt Boib' 
a. a. 0. S. 881 f.: das fUmmeom soll, irie das Kopftneh des Wnbes 
überluHi|i^ die hiosUehe SÜttsamkeit, Oidnung imd Oelnmdenlieit 
beaeichnML 

*) a. a* 0. S. 284. Dieselbe Deutung giebt, im Änschloss an 
Rossbach, Weber (Ind. Stud. Y, 80^ der icten Varbe im Haieband 
der Braut. 



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— 68 — 



einzelne Verwendung der roten Farbe im flammeum ins 
Auge gefasst. Rot oder Purpur wird aber auch sonst im 
Kulte, bei der Lusiration sehr .häufig gebraucht» Man 
darf daher nicht eine einselne Verwendung herausgreifen nnd 
gesondert erklären, sondern mnss eine för alle verwandten 
FiUe zutreifende Erklärung geben, wie Hermann Diels') 
dies gethan: das pnrpnme oder rote Gewandstöck ahmt 
die Farbe des Blntes nach. Wie man die zu EntsShnenden 
mit dem Blute des Opfertiers besprengt und dadurch 
symbolisch an ihnen die Opferhandlung vollzieht, ao 
werden de auch durch Anlegen des blatfarbenen Ge- 
wandes ab Svbstitate des blntigen Opfers beseidmet") 
Bei den R5mem finden wir in einer grossen Reihe 
von Fällen eine derartige sacrale Vei*wendung der Purpur- 
farbe. Von den pnrpnmen Kleidungsstücken der flami- 
nica» von ihrem tatnlu% dem flammeum» dem Tenenatom 
und der rica war schon Yoiiief die Bede (8. 40). 



a. a. 0. S. 70. Diels hat nncb zuerst darauf hingewiesen, 
daäs das Anlegen des flammeum als Sühuritus aufzufassen ist. 

2) Mit Unrecht bestreitet Erwin Rohde (Psyche I, 226, 3), dass 
die Kullbedeiitimg des Purpurs mit der Farbe des Blutes zusammen- 
hängt. In Riten von Naturvölkern ist die Ersetzung des wirklichen 
Blutes durch die rote Farbe noch deutlich zu verfolgen. In Guinea 
werden beim Opfer hinfig die Idole nur mit Blat beschmiert, wäh- 
rend das Opferfieisch Terzehii «iid. Ebenso reiben die Os^aken, 
wenn sie ein Tier sdilaehten, ihren Gotsen etwas Blut auf den 
Mund, hier wird aber das Blot manchmal durch rote Enbe ersetzt, 
ebenso wie auch am Kongo die Fetische an jedem Neumonde mit 
roter Farbe bestrichen werden (Lubbock, Entstehung der Civilisation, 
deutsche Ausgabe S. 302). Vgl. Schneider, Religion der afrikanischen 
Naturvölker S. 182. Andrew Lang, Custom and myth. p. .53. 
Liebrecht, Zur Volkskunde 395. 



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— 54 



Pnrpnm ist auch das Gewand des flamon und des 
Augurn, die traben?^ Dass diese purpurne trabea einen 
priesteilioheD, Instralen Charakter hat und nicht etwa 
nrsprAnglieh eine Kriegstaraeht war, wie Mommeen (Staats* 
recht I, 414) meinte, hal)e ich im Philologus TA I, 394ff. 
dargelegt: ausser dem flamen tragen dieses Purpurkleid 
die Salier*) — in Yerbindong mit dem apex oder pileos, 
dessen Bedentong im vorigen Kapitel nachgewiesen — 
sowie «auch die Consuln und die Ritter, in alter Zeit') 
aber nur bei religiösen Feiern, die Ritter — zugleich mit 
dem Gelkrans — bei der Procesnon an den Iden des 
Mirs^), der Consnl, wenn er den Jannstempel schlieest.^ 
Ferner wird die trabea bei der Ceremonie der Städte- 
gründuug augelegt '^), bei welcher der Ööhnritiis der Uaapt- 

*) Senr. Verg. Aem. VII, 188. «uccuk^im trahm] toga est oHgum 
rum de eooee et jjurptira, Sb«lda 190. mieih it trdtttt eommmtia 
nmt (augmi) eim DiaU mI MartiaU aacmhu, 613. SMtmtnu m üftf» 
d» gmtre vuikm (p. S66 Beiffeneheidt) iKoft tia gwura «Mt tra- 

^^tfl^^C^ ^R^K^ ^NI^^^^H^^tfMSy ^(^It^^^I^ ^^^KW^^K 4l^^^t0tPt ^B^^^I^Kt^^^^ ^HC^^It^^^l^R0 
gmrpura et cocco. 

>) Dionys. II, 70, 2. tijßiwac ifiTtenopinjfilvoi repmopcpopouc 

tpotvt/orotpücpouc, 'S; xotXoOst xpaß^ot; (cott 5' tTzv/topioi auTTj 'Pa>|xa{oic 
iaÖTj; £v Tol; itdvu ttfiia) xai xct; vtaAo'j[i.Eva? ÖTrixa? im%ti\i.t\oi rat; 

"EXXTjve« Tipoaayopcüouai xupflaoia«. 

*) In späterer Zeit ist die trabea allgemeines Ehrenkleid der 
Ritter geworden. YgL Mommaen, Staatsrecht Hl, 1, 513, Anm. 2. 

«) Dionys. VI, 18^ 4. Y^. öber diese Stdle Sunter im Plii- 
lologns LVI, 896. 

*) Verg. Aen. VE, 611. 

«) Serv. Verg, Aen. VII, 613 (cod. Turonensis, in Thilos Aus- 
gabe unter dem Texte). tr<d>ea ««t vtttis imperinlt.t, qua imperator vßl 
eenmU indutui §oUbal duignart ham^ «fri ehka» aed^fiemda «ral. 



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— Ö6 — 



whfillimg sa dem Parpurgewmde tritt.*) Eäne Art der 

trabea wird auch im Kriege getragen, angeblich, damit 
die Blutfarbe die BiutUecken verberge.') Genau dieselbe 
imtioiudiBtische Erklänmg fahren Isidor') and Plutaroh*) 
Ar das Pnrpnrgewand der spartanisclieii Krieger «n. Die 
wahre Bedeutung des letzteren und damit auch des ent- 
sprechenden römischen Brauches hat Otto Gruppe ') richtig 
eilLaimt: der Soldat, der das blutfarbeue Gewand anlegt, 
weiht sidi symboUsoh dem Orons.*) 

Aach sonst finden wir bei den Griechen wie bei den 



') Serv. V'erg. Aen. V, 755. Auch die purpurverbrämte prae- 
texta der Priester und Beamten hat die ursprüngliche sacrale 
Bedeutung bewahrt (Diels a. a. 0. S. 70 u. 51). 

*) Serv. Aen. 612 (in Thilos Ausgabe unter dem Texte). 
jumKo» dkwU ««M iria genera trabearwn r«^UMii jfut'rwaZem, tronUam, 

2Vofti2a, quae purpura coeeoque jpnMueta eoiifieihtrf ew uUno 

cMam adMBcHir, fuod nutoH onfia prodUbamut propter mkiru «< 
aiptrnomt ionguhikf fno ptmtt köc tohf vüari^ wmIi numtü mm- 
hantur. 

Isidor, orig. 19, S8, 10. Rutsata, quam Oraeei phoeniceam 
poeant, not eoceuMOiii r«peria a Laetdatmoniis ad cekuubm cobri* 
timüüudine sanguinem^ qucttens quis in acte vulneraretur^ ne contemplanti 
adversario animus augesceret. Hac «m6 cotutuläim Momatus u*i $tuU 
MÜiUSt unde etiam russatt t^ocabanlur, 
*) Plutarch. inst. Lac. 24. 

Gruppe, de Cadmi tabula (Progr. des Askau. Gymn. zu 
BerHn 1891) p. 12. 

Bine Analogie dain» d. h. lam Zeiehen des Substitiittoiis- 
opfera, bietet ein anbiMher Braach. Bei den alten Arabern räderten 
sieh Äe Krieger den Kopf, beror de hi die SeUaeht logen, um 
ansuzeigen, daas de sich dem Tode weihten (Golddher, Le sacri- 
fiee de la cherdnre ehez les Arabes, Reme de Phistoire des reli- 
gions 1886, 51). 

I 

! 



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— öe — 

RSmern noch vielfach die saorale Terwendmig des Pur- 
porgvwaaideB imd tbeiiunpt der Poipmforbe.*) Die 

Spartaner, die in der ^ivixi'; in den Kampf zogen, wurden 
in ihr auch begraben.') In eine fotvtx^c hüllen die Kar 
biren das Haapt des von üinen ermardeten Bruders und 
bestatten es so.") In emem Pmrpnrtaehe bringen die 
Athener die Gebeine des Rhesus mm Strymon.*) Auch 
Hektors Gebeine werden -op^opsou ireirXoiai umhüllt.*) 
In rotem Gewände wird Iphigenie zum Tode gefohri.^ 
In rotem Gewände • oj^ert der Ardion von Ilataeae, der 
sonst nnr weisse Kleider tragen darf, alljährlich anf den 
Gräbern der in der Schlacht bei Plataeae Gefallenen'); 
rotes Gewand trägt man bei den Opfern, die den Emne- 



0 Vgl. Gruppe a. a. 0. und £. Rohde, Psyche I, 226, 3, deren 
ZwammeBstflUimgeii die oben angtlBiirtoii Bdspitle entoonuDai sind. 

Plntarch. Lycurg. 27. iv fotwxIBi wA ^p6XXoic fimc odfia 
«tpiteiXXov. 

t) Glemens Alex. Protrept e. n, 19. d)v «•foXfjv to5 yntfvi 

*) Polyain. VI, 53. «emiMvttt td iaxä ü x^nyA^ tcopfupSv 

Tlias 24, 796. — Gnnz ebenso werden bei den Neuseeländern 
die (iehciiie des Hätiptliiifrs mit einer nitf/efai btcn Decke umhüllt. 
Sic werden dann in einen mit roter Farbe eiiigeriebencn Kasten 
gethan und in ein bemaltes Grab gebracht; unweit desselben wird 
ein Denkmal von gleicher Farbe aufgestellt (Lubbock, Entstehung 
der Gmlisataon S. 856). 

*) Aeschyl. Agam. 226. 

^ PhitardL Arist. 31. t6v nXcttoiltMv 6 dpx**^> i t4v AXov 
jUfifw» oSn oilijpe» BvftSt* iEmtv oW Mpm iolfjtet lÄ^v Xnix^c 
dvoXoPtiV, r&ct ytrüjva cpotvixoüv Iv^Suxcuc dlp4p*v^ Tt uSpiav diri 



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- 57 - 



TÜden dargebracht werden rote Wolle wird zu Sühnimgen 
verwendet.') Die 'foivixi'öec schütteln die Priej^tcr, die 
mm foierlichen Fluch anflspreehen.*) Auch als Grabes- 
Spenden werden lote Gewinder dsfgebraeht.*) 

Tn den Kreis aller dieser F&Ue gehSrt auch das rote 
flammeum der römischen Braut. Auch das Anlegen des 
flammenm ist also ein Zeichen des Substitutionsopfen, 
das hier durch die rote Faifoe nnd dnieh die VerhiUlnng 
des Kopfes symbolfslM wird. Was ther dieses sym- 
bolische Opfer bei der Hochzeit zu bedeuten hat, ergiel>t 
sich aus den vorausgegangenen Ausführungen. Wie die 
grieehieche Bramt dnrdi die mrox^^^ HansgStter 
ihres Oattm, die ihr bis dahin fremd waren, za versöhnen 
sucht, so thut die Braut bei den Römern und bei zahlreichen 
andern Völkern das Gleiche, indem sie durch das An- 
legen des roten Kopftnehes symbolisch sich selbst snm 
Opfer weihi.^ 

0 Aeschyl. Eumen. 1006. 
Clem. Alex. Strom. VII, 4, 26 (p. 843). Etym. mag. 4:29, 43. 
Lys. xat' 'Av8oxß. 51. t^pet« xol Upclc atdvTic ■xoTTjpcr'aovTo 
3ip6c i^Tciporv xal fotvtxfdas dviouoav xatd t& v^|M|MV t6 icaXou^v xol 

*) Kiirip. Orest. 1436. Verg. A«n. VI, 281. Vgl. Interpol. 
Serv. Aen. III, 67. 

^) In zweien der oben (S.49f.) angefahrten F&Ile (bei den Wot- 
jftken und in der Oberpfalz) findet die Veriinlhmg, wie ansdrücklich 
angegeben wird, beim Abschiede ans dem Eltenihanee statt Für 
diese ^Pille trifft die oben gegebene ]>eiitQng alao nicht in. Wie 
sie SU eridlren sind, wird sieh weiter unten ergeben. Schon hier 
betont sei, dass, wie in diesen Fällen, die Verhüllung der Brant 
auch wohl sonst ausser mit der Aufnahme in das Haus dea Gatten, 
von der oVten die Rede war, anch mit der Entlassung aus dem 
Klternhause zusammenhängt. 



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— 58 — 



Ebenso wie das Anlegen des flammeam bei der 

Hochzeit ist auch, wie im vorhergehenden Abschnitte ge- 
zeigt, <las Aufsetzen des pileus ein Ersatz der \ erhäiluug. 
Uoobaeit und Freilassimg haben also diese Ceremonie ge- 
meinsam, nnd anoh den xweiten Bitns der Freilassung^ 
das Absehneiden der Haare, finden wir bei den Hochzeits- 
ceremonien wieder. Direkt überliefert ist es allerdings 
nichti dass der römischai Braut das Haar abgeschnitten 
wurde. Allein schon Roesbaeh*) hat — im AnscMuss 
an Härtung — zur Erklftmng der hatta eadätarit^ mit 
grosser Wahrscheinlichkeit vermutet, dass man mit dieser 
hatia einst das Haar der Braut abgeschnitten hat. Boss- 
baeh hatte anf die Analogie der Yestalinnen hingewiesen, 
denen beim Eintritt in ihren Dienst ein Teil des Haares 
abgeschnitten wurde.') Durch Dragendorifs Untersuchungen 
über die Amtstracht der Yestalinnen*) ist diese Vermutung 
gesichert worden. Dragendorif hat ges^, dass die 
Briiuche, durch welche die Yestalinnen in ihr Amt ein- 
geführt werden, nichts anderes sind als die llochzeits- 
briuche. Wenn also die Vestalin bei der Aufnahme in 
das Friestertum ihr Haar der Yesta opferte, so darf man 
das Gleiche siciier anoh bei der rdmischen Braut Toraus- 



1) a. a. 0. S. 

>) Fest. ep. p. 62, 16. Cadibwi hasta citjput mAtiUu combatur. | 
Arnob. II, 67. nubeiUium crwm easUbari katta mdetti», Ovid. hsL II, 
560. Flutareh. qnaest Rom. 87. Bonndna 1$. I 

^ Pfin. 16, 285. MMTiacMw (aifooris) Mta^ qua« capUlaia dieiliwt 
fuoniam FeHalwa •«yunni «qpähw ad §am dtfirtar. Fest ep. p. 57, 17. 

<) Bh^ Hob. 1896, 881. 



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— 59 — 



setzen, um so ^er, als das Haarabschneiden bei der 
Hochzeit ja auch noch bei andern Völkern üblich war.') 
FreUaBsnngp- und Hochxditsceramomen stiinmen dem- 
nadi in swei wesentlieken Stadi:eii fiberdn. Wir dürfen 
daher annehmeD, dass die äbereinstimmendeii Bräuche in 
beiden Fällen deu gleichen Grund haben: die Ueberein- 
sümmiing erklärt sich daraus, dass in beiden Fällen ein 
neaes Mit^^ied in die Knltgemeinsdluift des Hauses und 
der gens*) aufgenommen wird, sie bestätigt also die oben 
angedeutete Auffassung, dass, wie die Hochzeitsbräuche, 
80 anoh die Ceremonien der Freilassung als Aulnahme- 
oder Einweihnnginiten ra betracbten sind. 

V. 

Einige Tage ^) nach der Geburt eines Kindes fand in 
Griechenland oder wenigstens in Athen eine Beinigong 



über den spartanischen Brauch vgl.Plutarch.Lyciirg. 15: über 
Haaropfer bei der Hochzeit iu andern Teilen Griechenlands vergl. 
die Zusammenstellungen von Deschamps und Cousin im Bull, de 
oorr. hell. 1888, 481. Ein nrsprünglidier Znaanimioluuiig mit dem 
hioaliehen Kulte ist bei diesen giieehischen Haaropfeni aUerdiags 
nieht sa erweiaen. Über ehien ShnUehen indischen Brauch wird 
an einer spiteren Stelle an spreehea sein. 

*) Dass, ebenso wie der Freigelassene dem Namen des Frei- 
lasseis, auch die Braut einst den Gentilnamen des Gatten sage- 
nommen, hat Moramsen aus der von der Braut gesprochenen Formel 
y,ubitu Caius, ego Cam" mit Kecbt geschlossen (Rom. Forschungen I, 
11 iE.; Staatsrecht III, 35). 

•) Nach Suidas und den Scholien zu Tlatos Theaetet. p. 160 E 
(vgl. Plaut. Trucul. 423 f.) am 5., nach Ilesych. s. v. Spo{xid(*f tov 
fj(Aap am 7., nach dem SehoL su Aristoph. Lysistr. 758 am lOi Tage. 



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# 



— 60 — 

der mit d«r Wöchnerin in Berührung gekommenen Per- 
sonen (nnd natürlich auch der Wöthnerin selbst) statt. 
Danm schliesst sioh eine Feier, bei der das neogebome 
Kind mn den Herd getragen wnrde^, ein Ritas, nach dem 
das Fest den Namen ctucpiBpofita erhielt.') Ein sehr alter- 
tümlicher Zug der Feier ist es, dass die Beteiligten nackt 
mn den Herd laufen.*) Wir finden hier ein weiteres 
Beispiel der ritoalen Nackthnt, ftber deren hiofiges Yor^ 
kommen im Kulte Weinhold in den Abhaadlnngen der 
Berliner Akademie IBUH, 1/50 gehandelt hat.*) 

Hänfig fand an den Amphidromien die Namengebnng 
statt *X dooh war dies nicht immer der Fall, wie ans der 
angeführten Smdasstelle ersfehtlich. Yermntlieh geschah 
es in der Regel nur dann, wenn die Lustration erst am 
7. oder 10., nicht am ö. Tage nach der Gebart vollzogen 



') Suid. d{&9tSp(${x(a* t))v Tt^fjLTrnjv otyoustv Itti toIc ßpe<peaiv, £v 
fj aroxadofpovtai xclc /.cip«» 3'Jva4'a(Aevat rr^i {jiatüxjecuc, to oi 
ßpe'foc repi^^pou^t ttjv i(jt(av rp^/ov-cc xai Siüpa TritxTro'jaiv o't xrpoaVj- 
xovTEi, ü)Q iizi TrXetOTOv TioXÜTioSac xal GTjTrt'ac, oexccttj tö ovojxct 
xfdevtat. Harpokrat., Etyiu. uiagu. s. v., l'arüeiniogr. Graec. ed. 
Leatsch II, 278. — Nach SdioL Aiistoph. a. a. 0. legte man das Kind 
nieder nnd ging hemm. 

") Vgl. Stengel ia Panly-Wissowas Realencyclopädie I, 1901. 

') Ilesych. SpOfAiajicptov T^ptap* ci|j.',f tooo|xta • ean i^^l^.^^b•/ s-td 

rp^^^ouotv. 

^) Tgl. auch Dfimmler, Sittengescbichtlicbe Parallelen (Philo- 
logiM 1897, 5 f.). 

^) Hesych. aii^tdpdfxia* V^P^ dyojiivi] tolc natS^otc, iv ^ xo 
^p^ifcc Tcepl Tijv iotisv i^tpov Tp^x^^"^ x(hübq» xol lictrUtaaip et^nj» 
^|Mu SehoL Aiistoph. a. a. 0. Schol. Plat a. a. 0. 



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— 61 — 



wurde, denn yor dem 7. Tage pflegte der Name nicht 
gegeben ara werden. 0 

Preuner, der die Amphidromien in seiner „Hestia- 
Vesta" ausfüiulicli bespricht, meint S. 53, die Bedeutung 
des Lanies nm den Herd föhre nicht sowohl anf die er- 
nährende^ erhaltende, gewissermassen fortsengende Kraft 
des FamüieDherdes als anf die heilige Kraft des reinen 
Feuers, und betont S. 59 noch einmal, dass dabei die 
Hestia nicht als Symbol der Familie gedacht sei. Auch 
Erwin Rohde*) denkt bei den Amphidromien nmr an eine 
Reinigung dnrch heiliges Fener, ohne die Bedentnng der 
latta als Heiligtum des Hauses zu beachten. Dass dies nicht 
zutrifft, dass es sich vielmehr bei dem Bitns der Amphi- 
dromien nicht nnr nm eine Beinigangs-, sondern sngleich 
nm eine Anfnahmeceremonie handelt, kann man vielleicht 
schon den Worten Flatus im Theaetet^) entnehmen, aus 
denen hervorgeht, dass bei den Amphidromien entschieden 
wurde, ob das Kind anferzogen werden sollte, dass es also 
gerade dnrdi dieses Fest in die Gemeinschaft der Familie 
aufgenommen wmde. Sicher aber erwiesen wird diese 

') Aristot. hist anitnal. VII, 67. Uarpokrat. ißoofjL£uo[x£vou* 
TOi{ dTtorzyßziai TiatSfoi; xot; sßSdua; xa\ "zii Sexotra? ^yov, xotl Tct 
6'*6pxna itf&evTo aütoi; ol jjiv tt^ eßor^jj^iQ, ol bi tq Sexol'nQ. Aui 
häufigsten war anschemeud die Namensgebung am 10. Tage: 
Demosäi. 89, SO. ineiu. 8, 80. Aristoph. Vogol 939. Hesydu 
s. T. ttx^v HGofAtv, Said. s. t. Sntdrqv ianSatit. 
Psyehe II, 78. 

^ Plat Theaet p. 160B. toOto i^iv U|, hautt ^4hs imtl 

hp6ixia auToO (u( dhi^&i ht x6xXq> nepiSpnttlov, axoimu|Alvov€ 
Xtf^ ii^At oitx 4$(ov fiv tpo^ x6 TtTv^fuvov. 



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— «2 — 

Auffassung des BraucheB durch die Yergleichiing mit dem. 
HoohseitsritoB: d«8 vm den Uerdtragen des Kiiid«0 «iit- 
spridit, wie auch Mannhardt *) richtig efkannt hat, genau 

dem vorher besprochenen Brauche, die Braut (und ebenso 
den neuen Knecht) beim Eintritt in das neue Hans an 
oder um den Herd m ÜUiren. 

Bas rSmisehe Gegenstück sn den griediiecben Am{^* 
dromien ist der dt^s Imtricus^ an welchem das Kind den 
Namen erhält, der 9. Tag bei Knaben, der 8. bei Mäd- 
chen.') Wie der Name leigt, findet auch in Rom knn 
nach der Geburt eme Sühnnng statt. Dass ein Opfer 
damit verbunden, bezeugt Tertullian a. a. 0. Ob die Cere- 
monie des tollere*) oder euicipere^) des Kindes, durch die 
der Vater ee anerkannte, am dke Uubneua yolliogen 
wurde, wie man entsprechend dem griechiscfaen Braudie 
der Amphidromien annelimen möchte, ist nicht überliefert, 
und auch sonst wird leider nichts Näheres über die Art 
der Feier berichtet Eine Ver|^eichung mit den Hoch- 
leitBceremonien ist daher hier nidit md^^cfa. Aus den 



») Mytholog. Forschungen I, 370. 

•) Macrob. Sat. T, 16, 36. E>:t edam Nundina Romnnorum Jeu 
a nonn die nascentium nuncupata^ (juin lusti icus dicitur. est autem luslricus 
diesj yuo in/antes lustrantur et nomen cu:c^}iuntf »ed i$ maribus nonua^ 
octavus e»t /emmU. lest. ep. p. 120, 19. LtMiiei dk» w^mUbm 
appcHoftfiir, jMMAmfM Mfmm«, fmtnnm nenus, quia Aar buinmimr «i- 
«& nornina impommmr. Bei TertoU. de idol. 16 irird du Fest 
als UMWMÜB bcsekliiiet. Vgl. Marquirdt-Man, PriTaHebeii der 
Börner S.88. 

>) Terent Heautontim. 626 f. Andr. S19. Plant Amphitr. fiOl. 
Qnintil. inst. orat. 4, 2, 42; 8, 6, 97. 

*) Terent Andr. 401. Ci«. ad Att 11, 9, 8. 



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— 63 ^ 

römischen Angaben allein Hesse es sich deshalb nicht 
entaebmen, ' ob es sich beim die$ luttricua nicht nur um 
eine Reinigung von Beflecloing, sondern zng^eich nm eine 
Sühnung zur Aufnahme in den Haushalt handelt, wahr- 
scheinlich aber wird diese letztere Auffassung durch die 
Yer^eiohang mit dem griediischen Branche und den im 
Folgenden angefahrten Riten anderer Ydlker. 

Eine Analogie zu der griechischen Sitte, das Kind 
am Herde niederzulegen finden wir in einem littauischen 
Branche.') Das von der Taufe heimgebrachte Kind wird 
sofort an den Ofen oder unter die Ofenbank gelegt oder 
auch sogleich dem Vater dargereicht.') 

Verwandt ist ein bei den Russen im Gouvernement 
Kasan AbUcher Tauf brauch. ^Ehe ein Neugeborenes zur 
Taufe sum Priester getragen wird, legt die weise Frau 
es mit dem Kopfe zum Heiligenbild auf einen Schafs- 
pelz, der auf die Diele gedeckt ist, die Wolle nach oben; 

') Vgl. oben S. 60, Anm. 1. 

*) Schleich, Sitzungsberichte der Wiener Akad. der Wissen- 
schaften 18.'32, Bd. IX, 532. — Im Württemberg. Oberamt Öhringen 
legte noch bis vor Kurzem die Hebamme da.s Neugeborene auf deu 
Boden, von dem es der Vater aufhob (E. H. Meyer, Bad. Volksleben 
im 19. Jahriiimdert S. 15). 

^ Dass das Kind dardi diese Geremoniem in das Hans auf- 
genommen ivird, hat lippert (Ghiistentiun, Aberglanbe nnd Volks- 
braach S. 496) richtig erkannt Schleich bemerkt a. a. 0., es solle 
dadurch Ähnliches bewirkt werden, wie durch das Schweigen der 
Paten auf dem Wege zur Kirche, d. h. das Kind soll dadurch ein 
ruhiges werden. In welchem Zusammenhange sollte aber diese 
Wirkung mit einem Niederlegen am Ofen stehen? Sicherlich liegt 
hier entweder ein Missverständnis des Berichtenden oder eine 
spätere Umdeutuug des Brauches Tor. 



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— 64 — 

von dort nimmt es die Patin. Dieser giebt die weisa 
IVan, dasB sie es in dea Bnseii steckt» ein St&ckohen 
Brot und Sals, bindet dum Kohle und ein bissohen Lelim 

vom Stnbenofen (Herd = Altar) in ein Bündelchen, das 
sie ihr gleichlails giebt, mit der Weisung, es aut einem 
Kiensweg Uber die rechte Schalter sn werfen nnd dabei, 
ohne sich umsnsehen, sn sprechen: ,Herr Jesn Ghriste, 

erbarme dich über uns*)!* Nach der Taufe wird 

das Kiiul wieder auf den Pelz gelegt." (A. C. Winter 
im Globus 18d9, 319.) Der altheidnische Braach hat 
hier eine christliche Farbnng erhaltoiL Das Heiligenbild 
ist, wie auch bei rossischeii Hochseitsgebrftnchen'), an 
die Stelle der alten Hausgötter getreten. Den Pelz erklärt 
der Berichterstatter mit Recht als den Überrest eines 
Opfers^ ebenso wie das SchaMell, anf das in Bn88.-Kaielien 
die Braut, gleich der rdmischen gesetst wird. Be- 
achtenswert ist auch hier wieder die Übereinstimmung 
von Hochzeits- und Geburtsbrauchen, die sich auch sonst 
beobachten liest. 

Dass die TitaxaxO<s\uaLxaL, wie bei der Aufnahme der 
Braut und des Sklaven, so auch vielfach bei dem neu- 
geborenen Kinde üblich waren, ist schon im ersten Ab- 
schnitte hervorgehoben worden. Als eine weitere Hochseits- 
ceremonie (bei Hochseit nnd Freilassnng) lernten wir im 

1) Die Anruf im Christi ist natfirlidi, wie das Heüigenl^ld, 
späterer Zusatz, l I h r die Verbindung von Herd und Kreuzweg 
vgl. den Anhang. lu Besag auf das Verbot, sieh anzusehen, tg^. 
oben S.4f. u. S. 21. . 

») S. 23, Anni. 3. 

*) Vgl. Bossbach, Höm. Ehe S. 112 u. 324. 



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I 



— 65 — 

3. und 4. Kapitel das Haarabschueideu keimen. Auch 
dieser Ritas wird bei vielen Völkern auch am Kinde aU 
ein Zeicfaen der Einweihung vollzogen, gewSlmlloh einige 
Tage, bisweilen aber aach eist einige Jahre nadi der 

Geburt. 

Tei-tulüan führt — nach Varro — eine Anzahl religiöser 
Gebrauche an, die in Rom knrz Yor nnd nach der Geburt 
gefibt werden. Nachdem er erw&hnt, dass die schwangere 

Frau ihren Leil) mit liinden uniwindet, spricht er von 
den Opfern and Gebeten, die an Juno Luoina, Diana, die 
Fata Sciibunda, Statina gerichtet werden, und knüpft 
hieran die Bemerkung, der Vater pflege aus dem Haupte 
seines Kindes einige Haare zu ziclien oder es ganz ab- 
zuscheren^). Wann freilich eine solche Ceremonie statt- 
fand und ob überhaupt zu einer bestimmten Zeit, lässt 
sich nicht feststeUen, dass aber ein solches Haaropfer all- 
gemeiner Brauch war, muss man doch wohl aus den 
Worten des Kirchenvaters entnehmen. 

Aus dem alten Griedienland ist ein Haaropfer beim 
neugebomen Kinde nicht fiberliefert, vielleicht darf man 
aber uul seine Existenz da i aus schliessen, dass in einigen 
Teilen des neuen Griechenlands ein solcher Brauch üblich 



') TeiiiiU. de anima 39. omne$ idohlairia obaieiriee tuueuniur, Aim 
ajMt adime tUäri ü^uli* apud idota con/eetit redimtii genimina mm 
daemoniorun eandübUa projttentut\, dum in partu Lucuuu et Diamae 
heittleUurj dum per totam hehdomadam lunoni menaa proponUur^ dum 

ultima die. Fata srrHiunfl'i adrocantur , dum prima etiam cnnstttutio in- 
fantis super tcrram Statimn dcac sdcrum est. ijuis non eutnde auf totum 
ßlii Caput realui vovet aui aU<iuem excijiil crinem aut totum novacula 
prosecat ? 

S a ra t e r , ^amllienfSegte der Grlechea n. Römer. 5 



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— 66 — 

M oder war. In det Maina und anderswo, s. B. in Patras, 

schneidet der Priester bei der Taufe dem Kinde dreimal 
einige Haare ab und wirft sie in das Taufbecken'). 
Cber das üaarabschneiden bei der Einweihnngsoeremonie, 
die im alten Indien gewöhnlich im dritten Jahre an dem 
Kinde voUzogen^und bei der die seiner Familie eigentümliche 
Haartracht hergestellt wurde, vujl. Uidenberg, Religion des 
Veda S. 425 und 466. Als Opfer wird das Scheren des 
Haares in der Tedischen Zeit nach Oldenbergs Angaben 
nicht mehr empfanden, doch erkennt anch Oldenberg 
(a. a. 0. S. 425) an, dass das Aljgeschnittene ursprüng- 
lich vielleicht ein Opfer lur Götter oder Geister ge- 
wesen seL 

In Bulgarien klebt der Pate, wenn das Kind in das 
dritte Jahr tritt, diesem an fünf Stellen Wachs anf das 
Haupt, nnd zwar anf den Scheitel, ins Genick, an die 
Stirne, an die beiden Schläfen, nnd schneidet an diesen 
Stellen die Haare samt dem Wachse ab'). In Island 
schneidet die Mutter nach der Taufe dem Kinde eine 
Haarlocke ab."} 

Bei den heidnischen Slaven wurde dem Kinde im 
siebenten Lebensjahre der eigentliche l^ame gegeben, es 



Wacüsmuth, Das alte Griechenland iin neuen S. 77. 
^ Strauss, Die Balgaren S. 297. Die abgeschnitteneu Haar^ 
bfiaohel wirft der Pate nebst einigNi Silbermfinsen dem Kinde 
in die Mfitae, und dieses wird nim Ton allen Gisten mit Geld 
besdienkt 

Bartels, Isllnd. Bhuicli und Telksglaube in Betug aof die 
Nadikommenschaft, Zeitschrift für Ethnologie 1900, 79. 



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— 67 — 

wurde den Gdttem geweiht und als Opfer wuden die 

abgeschorenen Haare hingegeben^). 

Die Abiponen, ein aftd-amerikanisciieB Jifserrolk, 
lassen wenige Stunden naeb der Geburt einen Zauberer 

kommen, der dem Kinde am Vorderhaupt einige Haare 
abschneidet'), in Japan wird das Kind am 30. Tage 
nach der Geburt^ nachdem der Kopf geschoren, ge- 
reinigt und festlich aufgeputzt von seiner Pflegemutter ' 
in den Tempel des Familiengottes üdsi kami gebracht, 
und eine Kamipriesterin bestimmt durch das Los seineu 
Namen, während eine Art Taufe mittels Bespiengnng mit 
Wasser stattfindet'). -iBei den Mandingos (im westiiohen 
Afrika) schnitt man dem Kinde unget'ähr eine Woche 
nach der Geburt das Haar ab, und der Priester nahm es, 
um Segen für dasselbe betend, auf seine Arme, flüsterte 
ihm ins Ohr, spie ihm dreimal ins Gesicht*) und nannte 
vor der Versammlung seinen Namen'). In Arauco (Süd- 
Amerika) bekam das Kind semen Namen erst, wenn es 
ein Jahr alt war; die Freunde veisammelten sich dann 



• 

') Hanusch, Wissenschaft des Slavischen Mythus S. 840. VgL 
die hier citierte Stelle aus Hanke, De Silesiorum rebus ab anno 
-550/1170 (Leipz. 1705), S. 103: „Caecus natus (Miesco) pennanebat 
septennio cacciis, dum ritii Polonorum othnico saoris iriitiaretur, 
hoc est, dum ei cuuia detoiideretur et uomeu impoueiotur. Solebant 
euim Pagani pueril ademptos capillos tanquam primitias con^ecrare 
suo Deo." 

^ Klemm, Allgemeine Kulturgeschichte II, 84. 

^ Siebold, Nippon V, 22. 

^ Tgl. Pemiiu U» 88. 

*) Tylor, Anf&nge der Koltor n, 488. 

5» 



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— 68 — 

uud schnitten ihm eine Locke ab^). Ebenso wurde itt 
Peru dem Kinde im Alter vou zwei Jahren bei der Taufe 
imd Namengebnng in ceremoniöser Weise eine Locke ab- 
geaehnitten'). In Tibet erfolgt einige Jahre nach der 

Geburt eine Einsegnung?, bei wölcber der Priester dem 
Kinde etwas vom Kopihaar abschneidet'). 

Bei den Mnnda-Kolks in Ghota Nagpore (sfidwestlich 

von Kalkutta) wird am 8. Ta^c nach der (lelmrt die 
Mutter durch eine Ceremonie gereinigt und das Kind in 
den Stamm aufgenommen. £a wird ein weisses Hohn 
geopfert nnd das Blai in dem Yorber gereinigten Hanse 
uniher>^espieiiu;t, dann wird dem Kinde etwas Haar von 
der Mitte des Kopfes abgeschnitten, woran sich die 
Namensgebung sdiUesst*). Bei den heidnisdien Arabern 
sur Zeit Mohammeds wurde bei der Geburt eines Kindes 
ein Schaf geschlachtet, dann der Kopf des Kindes rasiert 
uud die Kopfhaut mit dem Blute des Upiers beschmiert^). 



1) Klemm a. a. 0. II, 86. 

Tylof a. a. 0. II, 437. 
>) Bastiaa, Der Menaeh in der Geaehiehte II, 505. 
«) Jellinghaus, Zeitaebilft fSr Stbnologie 1871, 866. 

Robertson Smith, Religion der Semiten (deutaeh tob Stabe) 
8. 252. „Dieser 'a^ika oder ,das Abschneiden des Haares" ge- 
nannte Brauch war dazu bestimmt, „das Bose vom Kinde abza- 
wenden'* und war offenbar ein Akt der Weihe, durch den das Kind 
dem Schutze des Gottes und der (icnicinschaft unterstellt wurde.** 
(Smith a. a. 0.) Vgl. Wellhausen, .Skizzen und Vorarbeiten III, 119. 
Beim Eintritt in das Mannesalter wurde, wie vielfach, der Brauch 
auch bei den Arabern wiederholt; Smiths Annahme indes, dass die 
Verleguug dea Brauchea in daa Kindeaalter eina apfttere Neuerung 
war, scheint mir nicht begründet 



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— 69 — 



Die beiden letzten Riten, bei denön das Haar^ 
abschneideii sioh mit dem Tieropfer yerbindet, lassen seine 
Bedeutung als Opfer besonders klar erkennen. Noch 

deutlicher wird uns der Sinn des Haarabschueidens als 
eines Sahst itutionsopfers, wenn wir beachten, dass bei 
mandhen Völkern statt des fiaaropfers im Gebnrtsritns 
eine Blntentsieliimg am Kinde oder anch an den Eltern 
vorgenommen wurde. 

In Tahiti vei'wunden sich die Eltern bei der Namens- 
^bnng unter Gebeten, fangen das Blut auf und legen es 
als Opfer auf einen Altar*). In Mexico bestand bis in die 
neuere Zeit die Sitte des „Nagualismo", der Einweihung 
der Kinder für ihren Schutzgott. Das Kind wurde gleich 
nach der Geburt dem Nagual oder Schutsgott geweiht, 
wobei ihm der Priester eine Ader hinter dem Ohre oder 
unter der Zunge Sffnete und mit HQlfe einer Lanzette 
oder mit dem Daumenuagel einige Tropfen Blut auszog 
und diese dem Nagual opferte'). 

Bei manchen der eben geschilderten Geremonien, 
die ich wegen der Gleichartigkeit des Ritus hier zusammen 
auljgeführt habe, handelt es sich anscheinend nicht um 
die Einweihung in die Kaltgemeinschaft der Familie, 
sondern um die Aufnahme in die grossere Gemeinschaft, 
den Stamm*). 

') Ploss, Das Kind in Brauch und Sitte der Volker I, 165. 

') Andree, Ethnographische Parallelen. Neue Folge S. 202. 
Vgl. auch Lippert, Geschichte des PriegterthuiliB 1, 319. Waits, 
Anthropologie <ler Naturvölker IV, 134. 

') Ausdnioklicli aus};esprochen ist dies bei dem S. 68 ge- 
schilderten Brauche der lluQda-K.olkü. 



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— 70 — 



Eine solche Aulaahme des Kindes in die grdssere 
Gemeinsdisft fand aiieh in Grieclienlaad statt Wie die 
Braut nach der Anfiudime in den hftnsliohen Knit, die 

am Herde stattfindet, in die Phratrie aufgenommen wird 
(s. oben S. 25), so wird auch das Kind nach der liäns- 
lichen Weihe der Amphidromien in die Phratrie eingeffthrt 
IMese Eänfährang findet am Apatnrienfeste statt, wahr- 

scheinlich am dritten Tage'), gewöhnlich im Gebnrts- 
jahre'), bisweilen aber auch erst später'). Bei der Ein- 
filhrang des Kindes wird ein Opfer dargebracht, das 
IJtfiiov. Der Name beaseichnet vermatlich das kleine Opfer, 
im Gegensatz zu dem später dargebrachten xo6p£iov*). 



0 Seinen Mamen «eopiditc bat dieser Tag CreOieh von «hier 
anderen Geremonie erhalten. 

9) Btym. magn. cbMttoöpta* • limft)) h rtt^ ioptj xt^ 

fvnntyiwiK Iv ivwunj» ixtfvip «nAoc xin Mfpmfw. 

Auf eine Einfuhrung bald nach der Geburt weiaen auch die 
1 rillen folgenden Stellen. Isaeus 8, 19. S r& TrcttTjp ^(xüiv, ^neiSij 
i^tv^fAcda, tii Tou( fpctropac eio^yaYcv. Demosth. 48, 11. intihri 
S'o&TOol 6 rate ly^veto xol ih6xti xaipoc Eivat, — — — «{(H^Yoyov 
tic Tou; cfpitTEpa;. Vgl. 0. Müller, Untersuchungen zur (Teschichte 
des attischen Burger- und Eherechts, Jbb. f. klass. Philologie, 
1'5. Suppl. S. 7 53 ff. 

») Prokl. ad Fiat. Tim. 21 B. h Ta6TTo '(8Cil. xoupe<i»xi?i) ^ap 
Touc xtfpous ^v^Ypa-f ov dt ToiK tppdfttpac, tptextl« TrcpcwrtU {vt»6. 

Andok. Hyat 187. t4v wälkt fjSv) (li^av tfvr« wMfu dt Kil^ttxac. 
Pantasidea, 'fi^yu d^x^wW* 1^ 12- 

Snid. (ed. Beinhardy) 1, 820, 15. |uiav. x) bnlp tAv kf- 
Ypa'^ojJiiviuv raßcüv ei; to-j; cppoftopo; 8v({(ACV0V Upetov, ob jxefCovo; 
diioitici7|iivou ota^iMÜ* «ji Itccf 8^7TOvto ol ^pa'ropEc, et xal fUiCov eu], 
?Ti |jLilov xal ftctayoiyoc 6 toüto 7:opf/a>v. Harpokrat. {aeIov ftyfxa 
iariv, S Tot; cpp«iTOpoi icapttxov ol louc italia« ttod^ovrcc c^c xo'>xouc. 
Poll. Vlil, 107. 



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— 71 — 



Das »lEiov bestand aus einem Schafopfer*), ausser dem 
Tiere wurde ein bestimmtes Quantum Wein') und 
Kuchen sowie eine GeidBumme von dem EÜDfiUireodea 
geliefert*). 

Wie eben dargelegt, wird dus Kind bald nach der 
Gebort zum ADgehdrigen der Pbratrie geweiht und damit 
unter den Schutz der Stammesgdtter gestellt. Aber erst, 
wenn es herangewachsen ist, wird das Kind zum voll- 
gültigen Mitglied der religiösen Gemeinschaft und tritt 
somit in ein neues Verhältnis zu den Göttern seines 
• Gesdileohtes. Barum whrd an dem JOnglinge eine zweite 
Welheceremonie vollzogen^). 

Gleich der ersten Einführung findet auch diese zweite 
Ceremonie am dritten Tage der Apatorien, der xoupe&tic, 
statt'); wie bei der ersten Aufimhme wird ein Opfer 



') Schol. Aristoph. Frösche 798. {aeTov Xeyouciiv toj; bizip tAv 
"j'küv ci'c rd 'ATifliToupia ^t; utto tcBv rarepiov £(atp£po[x£vo'JC, hia tö im- 
(ptuvetv tou; (ppdropa; ir.i toj axai},aoü xoü Upet'ou, fxciov, jacIov. 
Suid. II, 1, 818, 11. 6 xö irpoßaxov eiadytuv (ActaYiuYo; ixoXelTO. ' 

^ FoD. III, 58« ^ h* hnck^ tAv tic toi^ ^dropa; cioa^ofAivar» 
miAviv otvoo MJ^ons thm^pm Mküm, td V (tpiv biUp a&t^ 
IttfBv wSi ^tup/wpX* t& clodficv Uptfov. Gf. VI, 32. 

^ a I. A. II, 841b (— Dittenberger, Sylloge H, 489). 

*) Gilbert (Oiiecb. Staatsaltertnmer P, S. 21 3 f., Anin. 3) und 
Thumser (bei Uermaim, Griech. StaatMltertämer I, 2, 330) leugnen 
mit Unrecht diese zweite Einfühnm», die sicher bezeugt ist 
Poll. VIII, 107 (s. S. 73). Vgl. Müller a. a. 0., Stengel, Griech. 
Kultaltert. S. 204, 17. v. Wilamowitz, Aristoteles und Athen 
II, 271, 16. 

^) Suid. 1, 1, 532. Tijv hi tpftr^v (Tag der Apaturien) xoupeüTtv 
TOÜ TO^c xo'ipoofi imX tdc xöpac iy^pcl^eiv tii t«; (f paTp(ac. Etym. 
magn. 533, 41. PolL VIU, 107. 



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- 72 — 



gebracht, das xoujpeiov*), ein Tieropfer, su dem sich, wie 
bei der ersten Geremonie, eine Weinspende (o^taxigpta, 
8. weiter unten) gesellt. Den Namen xou&eiov (und 
xouptcttitc) haben ilie Alten von xoupo^ abgeleitet, es ist 
aber wahrscheinlicher, dase er, wie Wilamowits nnd 
O. Müller a. a. 0. annehmen, mit xe(p<tv znsanunenhängt, 
also „llaarschuropfer" bedeutet. Denn ein llaai'(tpfer der 
Epheben war mit tüeser zweiten Aufnalime verbunden*). 
Nach Hesychins opferte man das Haar der Artemis nach 
andern Angaben war das Abschneiden desselben mit einem 
Weinopfer au Herakles verbunden^), das Haar wurde also 

') Etyin. magn. 533, 37. xoypeiov — — o5tu> hi xaXEiTai iv 
'Attixtq TO Upciov TO Ou(>|A£Vov, ifjvfxo ^ypct'cpovTO ol xoüpot tii TOUC 
tppaxopoc xoüxo 6i xal (uiov OAffzo. Der letztere Zusatz rauss (ebenso 
wie die gleiche Angabe in den Aristopbanesscholien a. a. 0.) auf 
etnem Irrtom beruhen, da (acTov und «of&pctov sonst stets geschieden 
werden. G. I. A. n, 841b; lY, 2, p. 205 (Tgl. zu dieser Inschrift 
Psntsiides, WUamoiHts, Dittenberger a. a. 0.). 

Vfl^ über dieses Opfer die sntr^ende Bemeilraag Ton 
Robertson Smith (Religion der Semiten S. 250). „Daher ist es (das 
Haarnpfer) an sonem rechten Platze bei Einweihungsgcbrfiuchen, 
durch die ein neues MitgUed in don Kr^is einer bestimmten Reli- 
gion auff.'enoinmeu wird. In der griichischcu Ueligion begegnen 

wir dem Haaropfer daher an dem Zeitpunkte, wo ein Jüngling in 
das Mauuesalter tritt und damit einen vollen Anteil an den reli- 
giösen wie politischen Verptiicütungen eines Bürgers auf sich 
nimmt.* 

Hesych. «ouptAm* (atjV&c toO nuovvftAvoc ^H-^p«» ^ xäc 

Hesych. o(vtarl}pia* 'Aft^vi)9tv el füXXovtt« l^pc^, «plv 
diEOxtfpooftat TÖv fiaXX&v, doifcpov 'HpaxXtT {xitpov cfvou xa) oiret- 
tfavxec TOl; cuveXdoOaiv ^Ttc^ßouv zfvav. i^ Ih 3rov?yj ^/aXeiTO o^vtOT%ta, 
Athen. XI, 88 (p. 494 f.). o^vura^pia. ol (AiXXovxec droxctpitv xov s-/.i^) X'jv 
l<pi]ßoi, fi)ol ncf|i.7tXoC| ttof^petMi tip 'UpaxXii iji^a ffiodjptov nXi^pu»- 



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1 



— 73 — 

wohl aiu-h rliesem Gotte geweiht: vermatlich war dies In 
den einzellig Phiatriea Tenehieden 

Wir liaben bisher nnr von einem für die Jünglinge 

am Kureotista<.'e dargebrachten Opfer gesprochen. Aber 
auch für die Mädcheu ist ein Opfer am gleichen Tage 
besangt. 

PoU. Vlll, 107. (ppflttopec* e^c viCmm xooc te x^pooc 

xot TÄc xopct; eia^^ov, xal th YjXtxiav 7rpoeX06vtcov h rjj 
XfltXoüfiEVTQ xoupecutioi r^;jL£pa uit^p H-^v xÄv eüppevcov tö xou- 

Als 7tt|ii)Xia wird sonst das Opfer bexeiehnet» das 

der Gatte bei der Einführung der jungen Frau in seine 
Phratrie darbringt (s. oben S. 25 2- ^j. Man hat daher all- 
gemein angenommen, dass anch hier tod letzterem die 
Rede ist"). Das aber ist> wie neuerdings 0. Müller a. a.0. 
S. 773 richtig betont'), nicht zulässig. PoUux stellt das erste 
£iad7eiv der Knaben und ^Mädchen dem Opfer für die 
Herangewachsenen gegenüber, was Toranssetzt, dass beide 
Opfer, bei der ersten nnd aweiten Kinfahmng, m der 

cravTcc ofvou, 8 xaXouotv o{vtOT7)p(av, xal OTrefoavrec toT? auveX^oOfli 6i- 
iöaoi Ktelv. Eusthat. Ilias M, 311. Photios s. v. oivioxi^pia. 

') Auch abgo.sehen von den Apaturicn waren üaaropfer der 
Bpheben in Griechenland üblich. I ber die Sitte, den Sohn zur 
Haarscbur nach Delphi zu führen, vgl. Theophr. Charakt. 21, über 
die HiMuropfer an FIoMgötter vgl. Basthat IL V, Ul. Homer a. a. 0. 
Pans. I, 37, S. Vm, 80, 3; 41, AeschyL CSioeph. 6. Böt- 
tieher, BaiiiDkaltai der HeUenen 8. 93. 

>) A. Uomiias«!, Feste der Stadt Athen 8. 334f. Sanppe, de 
phratriis Atticis II, 10. v. Wilamowits, Aristoteles und Athen II, 
271, Anm. 16. 

Meine Darlegung war schon geschrieben, als ich Möllers 
Arbeit kennen lernte. 



I 



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— 74 — 



iJeicheu Thratrie gebracht werden. Er verlegt ferner 
diese fo^y^kia ausdrücklich gleich dem xoupetoy auf den 
EnreotiBtagy einen Termin, der f&r die EinfBhmng der 
jangen Frau in die Phratrie ihres Gatten nicht fiberliefert 

ist (diese richtete sich docli wold nach dem Termin der 
Hochzeit), und endlich hat die Zasammensteliung mit 
dem xoöpsiov nnr dann einen rechten Sinn, wenn die hier 
genannte - aar^Xt«, wie das xoupstov, von dem Vater ge- 
opfert wini, nicht aber als Subjekt zu sOuov einmal der 
Vater, das andere Mal der Gatte zu verstehen ist. 

Will man also nicht einen Irrtnm des Polinx vorans- 
setzen '), wuzu wir nicht berechtigt t^ind, so muss mau 
annehmen, dass la^i/Ja hier euie andere Bedeutung hat ' 
als an den früher angefahrten SteUen. Biese Annahme 
hat kein Bedenken, denn 7a(i7)Xta bedeutet ja, wie 0. Mfiller 
a. a. 0. richtig bemerlvt, nichts als ein mit dem vajioc 
zusammenhängendes Opfer, der Ausdruck kann daher 
sehr wohl von einem Opfer gebraucht werden, das der 
Vater darbringt, wenn die Tochter ins heiratsfähige Alter 
tritt. Weshall» aber dann, d. h. vor dem Ausscheiden des 
Mädchens aus der Phratrie des Vaters, eine solche Ceremonie 
stattfindet, wird sich im weiteren Verlauf unserer Unter- 
suchungen ergeben'). 

Bei den Römern finden wir kein Gegensttick zu der 
ersten RinfBhmng in die Phratrie. Dem dm lustneua 



1) Wie Meier, de f^entihtate Attica (Hai. 1835) p. 17 dies thut. 
""O <). .Müller hat, da er die religiöse liedeutimg des Brauches 
nicht genügend berückaichtigt, keine Begründung dafür beigebradit 



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— 76 — 



folgt keine besondere Aufnahme in die gens Dagegen 
finden die bei dem Eintritt in das mannbare Alter von 
den Griechen YoUzogenen Geremonien eine gewisse, wenn 
auch nicht genau entsprechende, Analogie in den Bräuchen 
bei der Anlegung der toaa vinlis. Während aber bei 
den Griechen die ganze Feierlichkeit sich in der Phratrie, 
also vor den Gittern des Geschlechts, voUzieht, steht 
sie in Rom zunächst in Zusammeiiliang mit dem Dienste 
der Schutzgötter des Hauses. Vor ihnen, d. h. vor den 
Laren, wird, die toga angelegt, ihnen wird die bnlla, die 
der Knabe bis dahin getragen, geweiht*). Dass dabei 
ein Opfer im Hause dargebracht wurde, ergiebt sich aus 
Tertullians Bemerkung über die häuslichen Feste Nach 
der im Hanse yolhsogenen Ceremonie wnrde der tiro apf 
das Forom nnd Gapitol geführt, nm in die B&gerlisten em- 
gct ragen zu werden^), worauf dann ein zweites Opfer folgte 

• 

') Als emsige sonstige Geburtseeiemonie ist noch das Opfer 

eines Goldstückes im Tempel der Jvno Ludna su erwlhnen (Dionys. 

IV, 15). S. oben S. 24, 4. 

^ Propert. 5, 1, 131. Mox ubi Lulla rudi dimma auna coUö^ 

Matris et ante deos libera sumpta toga. 
Porphyr. IJor. sat. 1. 5, 65. 

Pers. V, 30. Cum primum pacido custos mihi purpura cessit 

Bullaque succinctia Laribus donala pependit. 
Seilol. Pen. V, 31. 

TertnlL de idoL 16. eiVea ojj/teia vwo prwatamm et communhm 
»^lemnitatitm^ ul iogat pmraey tu «paiwotttM, Mt nuptiaUum^ ut nomi' 
mUmm^ nuUum puUm peneubm pUerwui de ßatu idohlalria« fue üUet' 

»enit. ted his accomodantur sacrificia. 

. *) Vgl. Marquardt, Privatleben der Romer S. 125 f. 

') Appian. b. civ. IV, 30. 'AtiXioc hi apn T/jV xdiv teXe^iov rept- 

xd Upd. 



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— 7e — 



I 



Dargebracht wurde letzteres vermutlich der Juvental') 
and dem lAbety an dessen Fest in der Kegel, wenn Mich 
nicht immer*), die Ceremonie stattfand*). 

In welchem Zusammenhange die Jugendweihe mit 
dem Dienste des Liber stand, ist nicht mehr sicher fest- 
zustellen. Die £rklärang, die toga virilü werde an diesem 
Tage angelegt, weil Liber der Gott der FMheit sei^), ist 
schwerlich mehr als ein späterer Deutnngsvcrsuch, denn 
sie passt nicht zu dem ursprünglichen Wesen des alt- 
italischen Liber. Rossbach*} weist darauf hin, dass Liber 
der Gott der Zengongskraft in der Nator wie im mensch» 
Heben Leben s^ (vgl. Aug. de civ. Dei 7, 21), nnd meint, 
wenn an den Liberalier; die Jünglinge nach vorherge- 
gangener Prüfimg der Geschlechtsreife*) fiir pubena, für 
sengnngs- nnd heiratsfiihig erUirt wurden, so heisse dies 
nichts anderes, als dass sie unter den Schutz des Gottes 
der Zeugung gestellt worden. £s ist möglich, dass diese 

') Ihr wurde, wie der Juno Lucina bei der Geburt, von den 
Jüüglmgen eine Münze geweiht (Dionys. IV, 15). 
*) Mar(|uardt a. a. 0. 124, Anm. 2. 

•) Kai. Farnes. 17. März. Libero in Cal pitoh'oj. Über ein Bild 
detf Liber auf dem Gapitol vgl. G. I. L. III, p. 849. Ein Opfer an 
Juppiter (vgl. de Karebi, 11 colto private p. 176) ist ans Senr. Interp. 
ad Verg. eclog. IV, 49, wie mir seheint, nicht mit Sicherheit tu ent- 
nehmen, denn lieUeicht fud der Seheliast in seiner Quelle nur die 
Angabe, dus die Knaben nach Anlegang der lo^ anfc Oapitol 
steigen, and fügte die Erwfihnnng des Jnppiter auf eigene Faust 
hinzu, weil er !>< im Capitol nur an diesen dachte. 

«) Ovid. fast. III, 717. Auch Preller (Rom. Mythologie U,53) 
folgt dieser Erklärung;. 

*) Untersuchungen über die römische Ehe S. 409. 

^ Vgl. hierüber Kossbach a. a. 0. ö. 406 f. 



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— 77 — 

Erklärung das Richtige trilVt, vielleicht — ich betone 
selber die Unsicherheit dieser Vermntniig — darf man 
aber andi daran erinnem, dass bei den Auinahmebraa^en 
ftberhanpt Sfters Stiinopfer an die nnterirdisohen Gott- 
heiten vorkommen (s. oben S. Uli".), in ihren Kreis aber 
gehört doch wohl auch der segenspendende Liber*). 

Wihrend die Geiemonien der römischen Jugendweihe, 
d. b. der Anfnahme in den Kreis der Erwachsenen, nicht 
genau den griechischen Bräuchen entsprechen, finden wir 
bei andern Völkern genauer übereinstimmende Analogien 
an dem griechischen Mannbarkeiisritus. 

Bei den alten Indem ist, wie Oldenberg (Religion 
des Veda S, 339 und 466 ff.) näher dargelegt hat, der 
Akt der Jugendweihe umgeformt worden zu einem Ritus 
der Schfilerauihahme, der Kinfnhmng beim Lehrer: auch 
bei diesem Ritus wird dem Knaben das Haar gesdioren. 
Dass auch bei den Aral)ern der Knabe, wenn er unter 
die Erwachsenen aufgenommen wird, sein Haar als Opfer 
abschneidet, war schon vorher (S. 68, Anm. 3) erwähnt 
Bei den Siameeen findet ebenfalls Haaropfer bei der 
Jugendweihe statt: zwischen dem 11. und 15. Jahre wird 
dem Kinde die Haarlocke am Vorderkopie, die man bis 
dahin wachsen liess, unter grosser Feierlichkeit abge- 
schnitten. In Bangkok nnterhielt der Kdnig eigens für 

•) Wissowa in Roschers Lei. II, 2023. — Wäre die oben 
^e^cbene Erklimiig richtig, so würde man auch verstehen, wio die ^ 

Freilas.sun«?sceroinonie in den Tempel der Krnteset^en sy)endeiidtMi 
Güttin Foronia vfile^^t werden konnte. \ gl. ilber diese Güttia 
Steudiiig in Httsoliers hex. I, ItHO, wo ihre Beziehung *ur Frei- 
lassung freilich anders eikliirt wird. 



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- 78 - 

diesen Zweck ein paar Brahmanen, welche die Ceremonie 
unter Wasserbesprengung vornahmen.*) Ebenso erhält 
bei den Bakaiii in Centralbiasilien jeder Knabe um die 
Zeit der Mannbarkeit die Tonsat.*) 

Wie wir bei den Geburtsriten neben dem Haaropfer 
das rohere lilutopler kennen lernten (S. 68f.)j treffen wir 
auch liier daneben eine rohere Form des stellvertretenden 
Opfers. Bei yeischiedenen wilden Völkern müssen sich, 
die Knaben, die als Erwachsene in den Stamm anfge- 
noinmen werden sollen, allerlei Proben der Standhaftig- 
keit unterziehen, um ihre Wehrhaftigkeit zu erweisen; zu 
diesen Proben dee Mots aber gesellen sich Brinche, deren 
Opferoharakter dentlich hervortritt.*) 

„Wenn bei den Mannbarkeitsceremonien der Man- 
danen der Jftngling endlich bewusstlos an den Stricken 
hing^ an die er mit Hülfe von fiolzstäben, die man ihm 
durch das Fleisch gezogen hatte, befestigt war, so wurde 
er herabgelassen, und nachdem er wieder zu sich ge- 
kommen, kroch er aui Händen und Füssen um die Medi- 
cinwohnnng hemm bis zu dem Orte, wo ein alter Indi* 
aner mit einem Beile in der Hand und einen BUlfelschädel 



1) Lippert, Culturgeschichte II, 350 (nach Fiulayson, Qesandt- 
«chaftsroisi! nach Siam (Weimar 1827), S. 152, 157). 

*) von den Steinen, Unter den Matiurrölkern Zentral-BrasUiens' 
S. 180. 

2) Vgl. Lippert a. a. 0. TI, 342 f., der aber, abweichend von 
der oben (S. 71) geliehenen Erklärung, die doppelte Ceremonie bei 
der Geburt und der Wehrbaruiachung mit einem Gegensätze von 
Vater- und Hutterrecht in Zusammenhang bringt Vgl. aueh 
Robertson Smith, Religion der Semiten S. 351. 



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— 79 — 



vor sich sass; dann hielt er den kleinen Finger der linken 
Hand zum grossen Geist empor und Hess ihn auf dem 
BAffelschädel abhaaen. Zuweilen wurde darauf mit dem 
Zeigefinger in derselben Weise ^verfahren. (Tylor, An- 
fange der Cultur II, 402.) In Virginien wurden die 
Knaben bei der Wehrhaftmachung für den grossen Geist 
Okee geweiht^ 'indem man ihnen Blut aus einer Wunde 
der linken Brust liess, und man sagte, diese Blut geniesse 
der grosse Geist und er sauge oft so lauge an der Wunde, 
bis der Knabe stirbt.') Die Azteken machten bei Knabeu 
und Mädchen Einschnitte auf die Brust oder an anderen 
Stellen und sagten, sie hätten sie dadurch ihrem höchsten 
Gotte geweiht.') Im Inkahause fasteten die zu weihenden 
Jünglinge und wurden darauf einer Prüfung der Wehr- 
haftigkeit unterzogen; dann durchbohrte der König den 
würdig Befundenen die Ohren, wodurch sie in den Adel- 
stand erhoben wurden.') Nach der Analogie der vorher 
angeführten Beispiele ist es, wenn auch nicht sicher, so 
doch ziemlich wahrscheinlich, dass auch dieses Ohren- 
durchbohren, wie Lippert annimmt, eine Form der bei 
der Jugendweihe üblichen Blutentziehung, also auch ein 
Einweihungsritus ist. Zu vergleichen sind die Mitteilungen, 
die V. den Steinen über das Durchbohren des Ohrs bei 
brasilianischen Völkern macht, von den Steinen erzahlt 
von den Stämmen des Eulisehuflusses, dass nur den Knaben 

') Lippert a. a. 0. II, 343. J. G. Müller, Geschichte der ameri- 
kan. l'rreligionen S. 143. 

-) Lippert a. a. 0. Müller a. a. 0. S. 479. 

*) Lippert a.a.O. Waitz, Anthropologie der NatnrTolker IV, 418. 



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— 80 — 

(las Ohrläppchen dinchbolirt wird und nur zum Zwecke 
der Aufnahme vou Federschmuck, so dass hier keine 
religiöae Bedeatang mehr in erkennen w&re/) Von den 
Boror6s aber berichtet er, dess den Knaben und Mädchen 
das Ohrläppchen durchstochen wird, den Knaben, wie bei 
den Kulisehustiiiuiiieii, wenn sie anfangen, sich ernstlich in 
der Jagergeechicklichkeit zu üben (d. h. doch wohl, wenn sie 
anfangen, als Hitg^ed des Stammes sn gelten), den Mid- 
chen aber von dem künftigen Gatten.*) Wir finden also 
auch hier wieder den Parallelismus der Ceremonien bei 
der £heflchlieB8ung und Jugendweihe, einen Parallelismus, 
der doch wohl darans m erklfiren ist, dass der Knabe 
dabei in den Stamm oder die Familie des Vaters, das 
Mädchen in die des Gatten aufgenommen wird. 

VI. 

Wenn die römisdie Braat an dem Hanse des Gatten 
angelangt war, hSngto sie an den Thfirpfosten Wollbinden 

auf und bestrich die Pfosten mit Fett oder Oel.^) Die 

>) «. a. 0. S. 182. 
a.a»0. 888. 

Donat ad Ilecyr. 1, 2, 60* «uror dieitur vtl ab umgiuMäUt poMii- 
hu» et ßgtnda jano, id «st, quod cum puelliu nuberentf maritcntm patM 

ungebant ibique lanam ßgebant. Isidor, orig. 9, 8. uxores voecUae quasi 
unxores. Moris enim erat anli(ju{tus, ut nuhentes pueUne simul renirent. 
(itl linien i/nirili et postes, antequain iiiyrethrentur, curonun utur laueis 
ritlis tt oleo unguerentur. Plin. 28, 135. proxima in contutiiniöus adipi 
laus estj sed maxime suilio^ apud antiquos etium religiosius. Cerle 
mvat fiv/ila« wUiMt» etkm turne «oImmm habent postes eo aUingere, 
149. Masurius palmam iupino adipi deäiate antiqwot tradk, Ideo nowu 
nupia» Wo ptrungsre potle» solitasy ne ^uod wutli medkammti k^tmtmr. 



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- 81 - 

gleiche oder doch eine eng verwandte Sitte findet sich 
«loh sonst mehrfach, zum Teil mit der Abweichung, dass 
die Thfiien statt mit Fett oder Gel mit Honig bestrichen 

werden. 

In der fransSsisohen Schweiz wurde Mher die 
Schwelle des Hauses des Bräutigams ganz mit Oel abge- 
rieben. ') Die akamanisclien Wlacliiiinen beschmieren 
bei der Hochzeit die Thüre mit Butter.') In Kreta 
macht die Brant bei der Ankunft am Hanse des Gatten 
mit Honig vier Kreuze an die Thüre.*) In Bulgarien 
überreicht man der Braut an der Thürschwelle ein Ge- 
iass mit Honig und ein Blumensträusschen. Letzteres be- 
nntst sie als Wedel» um alle HauaschweUen, die sie über- 
schreitet, mit Honig zu bestreiehen*), ebenso streicht in 
Rumänien die Ikaut etwas Butter und Honig auf die 
Schwelle oder auch auf die Wände.') In der Herzego- 
wina bringt man der Braut auf einem Teiierchen Honig. 



Interpol. Serv. Aen. IV, 458. Ii tarnen, i/ui de nuptiis scripsisse di- 
eunturj tradutUy cum nova nupia in domum inariti ducitur^ solere postes 
Uftgmtk» htpino oblini, Plutarch. quaest Rom. 31. Amob. 3, 25. 
Kurt Gap. 2, 149. 

0 Mannhardt, Myth. Vönehnngen 8. 86S. Beinsberg-Dörings- 
feld a.a.O. 8.106. 

*) Wachsamtli, Das aha Giieehenland ha neiuiii 8. 97, 61. 

3) Wachsmuth a. a. 0. S. 96. 

*) Dies geschieht, wie das Volk sagt, damit die Braut den 
neuen Hausgenossen ebenso liebevoll, wie sie ihnen entgegenkommt, 
in Zukunft entf^ef^eiikommeii möge, — eiue Erklärun«^', die luitüi- 
lich eine nachtrügliciie rmdeutung des Brauches ist Krauss, Sitte 
und Brauch der Südslaven S. 4 IS. 

^) Flachs, Rumäu. Hocbzeitä- und Toteugebräuche 37. 
Sanier, Kmfllenfatti ler OiieoHai «. BOner. 6 



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- 82 — 

Sie beleuchtet damit ihren Finger, bestreicht die Haus- 
ihfire und &Aat sich und dem Bräutigam mit Honig über 
die Stime.') 

" Dass die römische Ceremonie und die ilir verwandton 
Brauche religiöse Ceremonien sind, ist unbestrittea"), und 
ihre Bedentong kann keinem Zweifel nnterliegen. Auf 
die kaihartische Bedentong der Wollbinde ist schon in 
einem früheren Abschnitte') hingewiesen. Diels, dessen 
Darlegungen dort angefüln-t wurden, hebt a. a. 0. S. 121 
unter Anführung yersohiedener Beispiele treffend hervor, dass 
die Bekrfinznng mit Tanien dieselbe Urbedeutung habe, 
wie die Olive und dieser daher fast stets schwesterlich 
gesellt sei.^) Nur eine besondere Form der Verwendung 
der Olive ist es, wenn bei dem hier besprochenen Brauche 
die Thür nicht mit Olivenzweigen umwunden, sondern 
mit Gel bestrichen wird.*) Statt des Gels wurde, wie 
erwähnt''), aucli Fett vom Wolf oder Schweine zum ße- 
streichen der Thürpfosten verwendet: das Fett dieser 
Tiere symbolisiert in ihnlicher Weise wie das Blut die 
Darbringung dei Opfertiers. ^ Eine solche Verwendung 

') Krauss a. a. 0. 430. 

>) Rossbach a. a. 0. S. 356. Avst, Religion der Romer S. 221. 
^ S. 37. 

^) Ancb beim jnUuM b^egnete uns die Yerbindimg TOn Wolle 
und Oelsweig. Yg^ oben S. 84 f. und 38 f. 

*) Wegen der h&ufigen Yerbindimg Ton Wollbinde und Olive 

trage ich Bedenken, Rossbachs Anuahinc zuzustimmen, nach der 
das Oel erst ein späterer Enats des Tierfettes ist. 

ß) S. 80, Anin. 3. 

') Über Schweiusopfer bei der ITochzcit \<^\. Vun-o de l e nist. 
3, 4, 9. nuptiarum inüio aniupii reges av sublimes viri in Elrwria in 



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I 



- 8d - 

des Gels oder Fettes ist nichts Singnläres, sondern kommt 
aach sonst im Sühnritas vor.') üngeroinigte Wolle wnrde 
in Phigalia als Opfer für Demeter mit Oel begossen.'') 
Der iSte'm in Delphi, der als von Kronos verschluckt galt, 
wnrde an Festtagen mit Oel bestrichen nnd mit Wolle 
nmhfillt.') Der Archen von Plataeae*) salbte alljährlich 
die Grabstele der in der Schlacht Gefallenen.*) Aber- 
gläubische Übergüssen dieSalbstcinean den Kreuzwegen beim 
•Yorbeigehai mit Oel.^) Jakob schüttet Oel über den Stein, 
den er an der Stelle, wo Gott ihm erschienen, errichtet.^ In 
einigen Gebirgsgegenden Norwegens wnschen die Banem 
noch am Ende des 18. Jahrhunderts die runden Steine, 
die sie in gleicher Weise, wie ihre heidnischen Vorfahren 
ihre Götzenbilder, verehrten, an jedem Bonnerstag Abend 



eonnuietione m^^uät nova tmpta et nmm marit»u prmum poram uimo- 
lanL pruei qua^ Latmit «Uam Qraeci m ItaUa idm faetitaue «t« 
«IcNair. ■ 

1) Frazer, Pausanias^s description of Greece. Vol. Y, p. 354. 

2) Paus. Vlir, 42, 11. 

3) Paus. X, 24, 6. 
*) Vfrl. üben S. 56. 

'•') Pliit. Ai istid. 21. Xaßwv uduip dirö x^s xpV^lc «i>t6c dTtoXoüet 

•) Theophrast Charakt. 16, 5. xal t<üv XiTOfdiv Xf^tuv xüiv iv xats 
xptiiooic Tiopiäiv ht, XT]; Xt)x69oo IXoiov MCM^tv xal hA ^dvon« ncovav 
xal apoaxov;l)oae (bcdlA^(ms8ai. Gf. Amob. I, 89. 8i gmndo eon- 
iptsuram bUnrieatmn lapidm «f oUn mnguin« to rd ida tu m, tanquam 
iWmI vü praueMy aAdabar, Lnciaii Ghar. 32. t( o3i> tuHtm otif ovouoi 
xouc XfOouc xal yifikwit |i6pq>. Lucian Alex. 30. Apul. Flor. I, 1. 
Clem. Alex, ström. VII, 4, 26. Babid^, de deisidaeinonia Tetenuii 
quaest Lips. 181)1, p. 8 t 

0 Genes. 35, U. 

6* 



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— 84 — 

und beschmierten sie am. Feuer mit Butter oder anderem 
Fett*); Tendiiedeneii Miatisdien und airikaiuBchfin 
Völkern werden die Fetisehe hinflg, wie mit roter Farbe*), 

so auch mit Gel bestrichen.') 

]Jass bei einigen der besprochenen Riten auch der 
Honig an die Stelle des Fette oder Oela tritt^ ist nicht 
anlfaUend. Der Honig wird im grieduechen SlUmbnache 
sehr häulig bei der Verehrung chthoiilscher Mächte ver- 
wendet. Den Toten wird ein Honigkuchen mitgegeben, 
angeblich^) als Gabe für den Kerberos*); Honig be- 
sänftigt anoh die Toten selbst*), daher ist er, mit Milch 
vermischt, eine gewöhnliche Spende für diese. ^) Auch 
den Eumeoideu opfert man Honig"), ebenso der Hekate.^) 
Beim Ausgraben von HeUpflamem wird eine (iBXiTcouia 

') Lubbock, Eütütehuug der Civilisatioa S. 259. 
'0 Vgl. oben S. 53, Anm. 2. 

A. Laug, Custom and myth. S. 52. Frazer a. a. 0. 
*) Vgl. Bhode, Psyche I, 305. 

■) SchoL Äristoph. Ljriitr. 601. Sold. s. t. {uXtrroOm. Veig. 
Aen. VI, 419. 

*) Ewip. Iphig. Ttor. 159. (xMrjffigvf) t«to8t 

&dpa{ve(v faiai h vcbroic 
wrifdi t' oupe(u>v ix {x($9)ra>v 

$ouö2v TE r(JvT]fxa (xeXioogEv, 
d vexpoic ^cXxx/jpta xctrat. 
0 Vgl Stengel im Philologus 1880, 378 f. und in den Jahr- 
bachem Ifir Phflologie xanä Pädagogik 1887, 658. — Die Lmdlante in 
Rnssland braditen an beBtimmten Seelengedenktagm Speitoi auf 
die Griber ilurer Toten und begOMen dieselben mit Wein und 
Honig (Lippert, Die Religionen der eorop. Knltunrölker 8. 84). 
Soph. Oed. Kol. 481. SchoL Oed. Kol 159. 
>) Apoll. Bhod. III, 1035. 



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— 85 — 



dargebracht.') Wer in die Höhle des Trophonios hinab- 
stieg, warf einen Honigkuchen als Opfergabc für die darin 
hausenden Schlangen hinab % nnd auch die Schlange anf 
derBnrg') und die Asklepiosschlange in Eos erhielt das 
gleiche Opfer.*) Herzogs*) Annahme, dass man den 
Schlangen Honig ursprünglich deshalb vorsetzte, weil er 
einsehlifere nnd ein Brei Yon Honig nnd Mohn als ein 
in kleinen Rationen hnngerstillendes Mittel gebraneht 
wurde (Thukyd. IV, 26), kann nicht zutreffen, denn sie 
erklärt nicht die sonstige Yerwendong im Toteu> und 
andern ehthonischen Knlte.') Man mnss rälmehr an- 
nehmen, dass, wie flbrigens anch Herzog selbst hinzufügt, 
wegen der ehthonischen Natur der Schlange ihr, wie 
andern Unterirdischen, Honig geopfert wird. Ebenfalls 
irrig ist es^ wenn Stengel meint, das Gemisch von Honig 
mid Müch ((itXfxpaTov) sei den Toten dargebracht worden, 
weil es ohne Zweifel im Leben häufig genossen worden, 
vielleicht besonders von Kindern und Schwachen, denen 
ahnlich man sich ja wohl die d|Mvi]vd xdpijva anch ge- 



1) Theophr. hist. plant. 9, 8, 7. 

*) Paus. IX, 39, 5. Aristoph. Wolken 507. Poll. VI, 76. 
Fhilostr. Yita Apoll. THE, 19. 

*) Herod. VUl, 41. Hesyeh. s. o. o(xoup6v dftv. 

^ Herondas IV, 9a — Vgl. anch Yeigil, Am. IV, 48411. und 
Henog (Hermes 1894, 825) lu dieser Stelle. 

5) a. a. 0. 

Wenn Rohde (Psyche I, 305) meint, die [AcXtrcoüTa sei ein 
Opfer für unterirdische Schlangen und als solche erscheinende 
Geister und werde deshalb als Totonopfcr gebraucht, so ist dem 
entgegenzustellen, dass Tlonigspenden auch in Fällen dargebracht 
werden, in denen an eine Sciilangengestalt offenbar nicht gedacht wird. 



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— 86 — 



diiciit habe.') Auch diese AiilTassun<2; trifft nur einen 
Teil der Fälld^ in denen uns der Honig im chtlioniscbea 
Kalte iMgegnet Man wird sich mit der £rkläning be- 
gnügen mfiflsen, dass der Honig gleich dem Oele — ver- 
mutlieh seines Geschmackes wegen — als ein Besänf- 
tigungsmittel für die zürnenden Gottheiten gilt und des- 
halb chthoniBchen Mächten mannigfacher Art geapendet 
wird. Ebenso aber wie in allen diesen Fällen bei den 
Griechen, wird er auch in den vorher angeführten Hoch- 
zeitsriten statt des Geis oder Tierfetts gebraucht, um 
die Mächte zu veraShnen, an die sich die Ceremonien der 
Hochseit richten. 

Wie bei der Hochzeit die Thürpfosten mit Oel be- 
strichen und mit Wollbinden umwunden werden, so wird 
in Attika bei der Geburt eines Kindes ein Oelkranz oder 
eine Wollbinde an der Thür an^hfingt.'} Man differen«^ 
zierte diesen Gebranch so, dass man bei Knaben den 
Oelkranz, bei IMiiili hen die Wolle verwendete, in letzterem 
falle angeblich im Hinblick auf die künftige Thätigkeit 
des Kindes. Dass dies nur ein späterer ErklämngiBYer- 
such, darauf weist schon der Umstand, dass eine ent- 
sprechende Deutium für die Verwendung des Oelkranzes 
beim Kuabeu ltmi- nicht versucht wird. Nach den vor- 
angegangenen Erörterongen über die gleichartige Be- 



') Stengel, Griech. Kultusaitertümer S. 1^2. Ähnlich Roscher, 
Hektar und Ainhrosi;i S. (12 ff. 

*) llcsych. axecpavov £xcpipeiv. edo? f^v, 6<rdTe naio^ov appev ylvotTO 
Tzapä axc^avov ikaiai xiöcvai ::p6 tu>v 9up«&v' iid ttüv 



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I 



— 87 — 



deatnng der Wolle und der Olive and über die sonstigen 
bei der Gebart üblichen Sühnriten wird es Idar sein, dass 

hier nur eine spätere Ditt'erenzierung, eine rationalistisc he 
Umdeutung eines nicht mehr verstandenen Brauches vor- 
liegt, dass aber in Wirklichkeit Oelzweig and Wolle auch 
hier dieselbe Bedeatong haben wie sonst, dass also aaoh 
in dieser Geburtsceremonie ein Lustrationsritus zu er- 
kennen ist. 

Von der Oliye wird der Lorbeer bei strenger läon<* 

derung gelegentlich zwar seiner Bedeutung nach unter- 
schieden'), im allgemeinen aber schreiben Griechen und 
Römer ihm eine ähnliche Instrale Kraft za wie der 
Olive.*) Er gilt als geeignet za Reinigmigen, Sühnangen^), 

er verscheucht die Geister.'') Der Abergläubische bei 
Theophrast nimmt zur Sühnuug Lorbeerblätter in den 



^) Artemidor. Oiieirokrit. IV, 57. in\ Töiv voooüvkdv rj ftiv iXaia 

ca(pv7] ffttti^toe. xttl Ydp rixic* Totc faß dioo9avoQav £Ut(ac («iv 
ouvcxf ^pouocv, S^ffvac U o68«(ftAc YgL Isyllos Epidanios B 10 
(t. WUamowiti, IsyUos S. 9). Diels, SibyU. Bl&tter S. 120. 

*) Diels a. a. 0. — Ich fahre nur einige besonders deufüche 
KUle an; mehr bei Bötticher, Banmknltiis der Hellenen S. SSSit 

*) Gomut. 33. TOYX^u 5af vi)) xol s&foxatMroc e&ea xoA icpde 
tä« xafttfpotte otxsttfv ti i)[ouqtt. Glon. Alex. Protr. I, 10. ü nofttie 
{5elv 4Xi)9wc tdv ftnfv, xoSapabov tMittXd(*ß«vt 6tonptic«ttv, o6 
SrffVqc icraEXfov xal -aivccBv Ttvfov Ip(it) xocl zop^upqc ireicoixiXfiivMr. 
Interp. Serv. Verg. Aen. J, 329. vui (Apolüni) launim ideo «aeraMm, 
juia haec arbor su[/imentis purgntionibnsque adhibeatur. 

*) Geopon. XI, 2, 5. Ivdev j Jd^vt), ^zroSibv Sa^fxove;. 

7. ou6i yäp ;f) lepd vriao; Saffxwv Trapevo/Xet xip t(jzu^), iv ödyvq 
iox(v. YgL Lyd. de mens. IV, 4 (p. 6S, 5 ff. Wonach). 



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88 — 



Miuid.') An den lomuehen Palilien besprengt man sich 
mittels eines Lorbeenweigcs ; am 15. Mai tancht der 

römische Kauliiuiüa einen Lorbeerzweig in das Wasser 
der Mercnrquelle und besprengt sein Hanpt nnd seine 
Waren.^ Anch bei den Griechen waren Loibeersweige 
als Sprengwedel üblich.*) Lorbeerbekrftnzt folgten die 
römischen Soldaten dem Wagen des Triumphators, da- 
mit sie entsühnt von dem vergossenen Blute die Stadt 
betreten.*) Lorbeerswdge trigt man bei den Sühnfesten, 
die auf Omnd der sibyllinischen Bücher verordnet werden.*) 
Auch bei den sfnmae am Neujahrstage hat der Lorbeer 
sicher lustrale Bedeutung.') 

Lorbeer wird also, wie diese Beispiele zeigen, 
gleich der Olive vielfach in Lnstrationsbr&ndien ver- 
wendet. Wenn daher bei der Ephebie der attischen 
Knaben ein Iforbeerzweig an den Häusern aufgehängt 



1) Theophr. Ghar. 16, 2. i tttfiMfMiv toioOttfc tic, ofo« f Im- 

») Ovid. fast. IV, 728. Vgl. Verg. Aen. VI, 229: 
Idem ter weio» pura cireumtulU unda 

Spargens rore Uvi et ramo feUcis olivae. Duu Sorvins: Mrf 
moris /uerat, ut de lauro fieret. JuTeual II, 158. 

^) Ovid. fast. V, 67 7 ff. 

*) Botticher,Bauinkiiltus S. 3C9 ff. 

^) Fest. ep. 117, 13. laureati milües sequebantur currum IritUH' 
phantüf tU guaai purgaH etudt humana üUrarent urbem. haqu/t eaMfeM 
hamm omnütu tuffUi&mhu$ odftiWi iotömK €rat. Vgl. Plin. 15, 185. 
^ifMi n0m»iaa Mt caadi$ ho$dm tt puryatto^ ut tradU Mamtnu, 
138* «ad§m pur^fieaHotuim» acBdkttur. 

•) Liv. 40, 37, 3. 

0 Marquardt, PriTatlebea 252. 



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— 89 — 



oder vor den Thören aufgestellt wurde'), so ist dieser 
Braach ein genau entsprechendes Gegenstnck sa dem im 
Vorhergehenden (S. 86) behandelten Gehortsritiis, nach 
dem bei der Geburt eines Knaben ein Ölkranz an der 
Thür befestigt wurde, und auch zu dem gleichbedeutenden 
römischen Hochzeitsritus, Ton dem im Anfange dieses 
Kapitels die Rede war*). 

Derselbe Brauch, einen Lorberzweig vor der Thür 
aofetthängen oder aufzustellen, wird von den Eltern 
ausser fAr die insfiphebenalter tretenden Sohne auch for 
die Tochter yollzogen — am Hochzeitstage. Wir hatten 
früher') gesehen, dass die Eltern, weru ihre Kinder heran- 
gewachsen sind, im Heiligtum der Phratrie für sie opferu, 
für die Söhne, wenn sie Epheben werden» für die Töchter, 
wenn sie im Begriffe sind zn heiraten. Hier bei der 



') Etjin. magn. 531,54. xopo^dXrj* i^ rp6 tujv dupÄv 5d<pv7) tt- 
9euivrj* OTt ol xXdSoi (oüc xdpo'j; xoXoüsi) ddXXouotv, u»c xai Xpuomno;* 
„dlXa hatai fj|Xfxiva; (i.ot Ta^u S<$T«u Tic Ivöodev, 

xfld xopoi»; nXixTouc dxpontvtlc [jiupp{vT)c*' — — Tivic 54, 5ti 
ii^r^adnm tAv Wttv xal du^ax^puiv Sdfvac icpoctOoov i^ßtocc (cod. 
ifijpfo'ie) »al rcffMtc — Botticher (Bannilndtiifl d«r Henenen S. 
mehkt, vor den HftnBem der Enpalridea sei die xopuMi) an 
den Hoehzeiten wie an den ^diebien der Söhne nad TSditnr als 
Zeichen der Machtvollkommenheit ihrer Bewohner, apollinische Sacra 
auszuüben, aufgestellt worden, — eine fiaslich unbegnnidote Sr> 
klärung, gegen die sich Stark in Hermanns Religionaaltertämem 
§ 48, 7 mit Recht wendet. 

In Rom wurde übrigens die Thür des Hochzeitshauses 
ausser mit Binden auch mit T/Orbeerzweigcn geschmückt. Juvenal 
Vr, 79. ornenlur poslrs tt ijr<tn(li xnnua lauro. Schol. ad honorem fUtpti- 
arum. sie enim söhnt in nuptiis praeparare. 

*) Vgl. oben S.71ff. 



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— 90 — 



xopüOa).Yj inacheu wir zum zweiten Male die Beobachtung, 
dafis dieselbe Ceremouie von den Eltern bei der Ephebie 
der Söhne and bei der Hochzeit der Töchter geübt wird. 
Die Erklärung für diese aafiallende Thatsache soll der 

der uüchste Abschnitt liefem. 

vn. 

AusMr dnrch Geburt nnd Ehe tritt andi durch die 

Adoption oder die römische Arrogation^) ein neues Mit- 
glied in deu religiösen Verband des Hauses und des 
Creschlechtes ein. Wer auf diesem Wege in eine römische 
gens aufgenommen werden wollte, musste Kuvor in feier- 
licher Form aus dem Kulte der Gemeinschaft, der er bis 
dahin angehörte, entlassen werde'). Dass auf diese Ent- 
lassung aus den alten Sacra eine Aufnahme in die Sacra 
der neuen gens folgte, ist selbstverständlich, wenn auch 
über die dabei üblichen Ceremonien nichts überliefert 
wird'). 

Ganz der gleiche Fall wie bei der Adoption liegt 
bei der Ehe vor. Auch hier scheidet ein Mitglied einer 

0 Marquardt, Röm. Staatererwaltimg ni, 805. MomiDsen, Rom. 
Staatsrecht UI, 38. 

Interpol. Serv. Aen. II, 156* Qnmutudo apud antiqma /uit, 
tU qui in familiam vtl geniem traruiref, prius se abdicarel ab ea, in 

(jua J'uerat^ et sie ab alia reciperetur. Der technische Ausdruck dafür 
wur sacronim alienatio (Cic. orat. 42, 144; de leg. 3, 48) oder de- 
texlaiio (Gell. 15, 27, 3: 7, 12, 1). 

In Attika war für die Adoption dieselbe Ceroinuuic wie 
für die Anmeldung eines wirklichen Sühnes bei deu «ppatopec üblich. 
Vgl. l8aeu3 2, 14; 7, 15. 



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— 91 — 

Famiiiü uud geus aus der bisherigen Kultgcmciiiäcliaft aus 
und wird in eine neue anfgraommen^). Nach der Analogie 
des AdoptionabrancheB müsste man voranssetsen, daas 
anch die Braut aus ihren bisherigen Sacra entlassen wird, 
ehe sie iu das neue Haus eintritt. Dass dies wirklich 
geschehen, ist für den römischen Braach swar nicht 
besengt, lässt sich aber ans den Analogien, die Hochxeits- 
ceremonien andere Tölker bieten, mit Sicherheit er- 
schliesseii Ausser den Ceremonien im Hause des 
Bräutigams werden vielfach die gleichen oder verwandte 
BUen sdion im Hanse der Eltern vollzogen, Riten, die 
sich, wie namenüieh in einigen Fällen beeonders dentlidi 
ersichtlich ist, hier an die Schutzgötter des Elternhauses 
wenden. 

Wie später im Hause des Gatten'), wurde bei den 
alten Indem die Brant schon im Hause der Eltern drei- 
mal um ileü Herd geführt*); das gleiche geschah auch bei 
den alten Preussen im Elternhanse Bei den ludern 

Auch die Frau ist ihrem Cuitk-n an T«»ohters statt. Gaitis 
1,111. in familiam viri transibat ßliaeijue locum oblincbat. V gl.^ommseil, 
Stoatärcchl IU, 35. 

*) Dass die Bunt bei den Griechen und B&aeni durch Sfihn- 
riten TOD dem Kulte des Yaterhanses gelöst werden musste, hat 
sehen Lippert (Eultnrgescbichte ü, U4f.) betont, ohne indes ge- 
nügende Beweise für diese Annahme beirabringen. Ob übrigens 
das Opfer, das in Rom im Hanse d«r Braut dargebrac]it wurde, 
mit dieser Aualfisung in Zusammenhang zu bringen ist, wie Lippert 
a. a. 0. 8. 145 vermutet, scheint mir zweifelhaft. 

3) V<rl. oben 8. 20. 

*) Haas in Webers indischen Studien V, ölS. ;i72f., 388. 
5) Ilarlkuocli, Ail uud ^cmjs Preus^äen (IjiauJiiurt u- Leipzig 
1684) S. 179. 



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— 92 — 



war ausserdem im Hause der l^raut noch eine andere 
Geramonie üblich, die auf ihren Austritt aus ihrer i^amüie 
Besag hatte')* Prieetor löste ihr zwei Locken von 
den beiden Seitoi des Hauptes ab und band dafür zwei 
Zotten Wolle an. Indem er die erste anheftete, sagte er: 
„Ich befreie dich von der Fessel des Varuna, womit dich 
Savitri band; mit dem Gatten venetie ich dieh, die nn- 
Terletste, in den Urquell des heiligen Gesetzes, in die 
Welt der Gerechtigkeit.«*') 

In Bosnien und der Herzegowina geht die Braut, wie 
spiter im Hanse des Bräutigams^ auch beim Absdiiede 
yom Heimathanse dreimal nm den Herd nnd opfert dort*). 
In Kleinrussland fasste der Bräutigam am Hochzeitstage 
die Braut im Hanse ihrer Eitern an der Hand fuhrt sie 
dreimal nm den Tisch hemm, indem er jedesmal im 
Winkd eine tiefe Yerbengnng macht. «Es ist dies ein 
Überrest aus althoidnischer Zeit, "WO dort der Schutzgott 
des Hauses stand, den man auf diese Weise zu ehren 

pilegto.''0 

Bei den Bnthenen in der Bukowina nimmt die Hntter 

die Braut, bevor diese zur Kirche fährt, bei der Hand 
nnd umgeht den in der Mitte des Zimmers stehenden 



Haas a. a. 0. a 819. 
^ Haas erUiit di« FeMd dM Yarona als die Natar- und 

Sittengesetze, nach denen die Braut bisher dem Hanse der Eltern 
angehörte. Die moralisiorcnden Sprüche sind natürlich erst später 

dem alten Ritus hinzugefügt worden. 

') Lilck, Familien- und Volksleben in Bosnien und der Hene- 
gowiua (Ztschr. f. österr. Volkskunde 1900, 165). 

*) Keinsberg-Düringsfeld, Uochzeitsbuch S. 41. 



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~ 93 



Tisch dreimal, sie mit Weihwasser besprengend und ihr 
Weisen unter die Füsse strenend'}. Ebenso wird auch 
beim msBischen Landvolke die Beschftttnng der Brant 

mit Früchten u. a., die, wie im ersten Abschnitte dar- 
gelegt, bei zahkeichen Völkern beim Eintritt in das Haas 
des Gatten stattfinde^ schon vor der Traanng, also im 
Ettemhanse vollsogen und nachher beim Betreten des 
neuen Hauses wiederholt'). Schon oben erwähnt war, 
dass, wie die Heiligenbilder des neuen Hauses — die 
Heiligen sind, wie dort hervorgehoben, an die Stelle der 
alten Sehntzgotter getreten — der Braut entgegengetragen 
werden, wenn sie den Hof betritt, ebenso auch die Heiligen- 
bilder des Vaterhauses mit dem llochzeitszuge in die 
Kirche und dann wieder ins Hoehseitshans gebracht 
werden*). Bei den Esten der oberpahlenschen Gegraid 
wird bei Ankunft des Bräutigams im Hochzeitshause die 
mit einer Decke verhüllte Braut aus dem Hause getragen 
und anf einen vor der Hansthür ausgebreiteten Teppich 
oder Pelz gestellt; der Brlntigam, sein Vater und der 
Hochzeitsmarschall umkreisen sie dreimal, ihre Degen 
über ihrem Haupte zusammenschlagend. Dann wird sie 
wieder ins Hans getragen, wobei die Manner mit dem 
Degen Erense an die Thüre machen^). Dieselbe Geremonie 

1) Baindl, Rathfliiisdie Hoebieitebriiiehe fai der Bukowina 
(Ztedhr. des Yerohii fir Yolkskonde 1901, 16|). 

*) Grosspietsch, Hochieitibriiiehe des nus. LandTolkee (Bon. 
Revue XII, 248). 

3) Vgl. oben S. 23. 

*) Letztere Sitte ist auch bei den Letten üblich. Rfiusberg- 
Döringsfeld a. a. 0. S. 21. Der Brauch eriuiert — das Kreuzzeichen 



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- 94 - 

des Niedersotzens auf einen Teppich oder Pelz wiederliolt 
sich sp&ter in der Wohnung des Bräutigams *). Ebenso wird 
anch in Rnssisch-Kaielien die Braut am Hochzeitsmorgeh 
beim Ileraiiiialioii des Bräutigams und seines Gefolges auf 
den Hof liinausi^etragen; ein Schaffell wird auf den Boden 
gebreitet, die Braut kniet darauf nieder und wird von 
den Singweibem, die dabei mit verhOUtem Gesichte ihre 
Lieder singen, genötigt, immer tiefer sich herabzubeugen, 
bis sie mit der Stirn die Erde berührt'). 

Der oben*) angeführte estnische Brauch, dass die 
Braut im Hause des Gatten ftberall umhergeffihrt wird 
und kleine Opfergaben darbringt, wird vorher auch schon 
im Elternhauso vollzogen*). Bei einer wotjäkischeii Hoch- 
zeit zogen im Eitemhause Brautwerber und Braut, gefuhrt 
von zwei Weibern und gefolgt von mehreren andern 
Weibern und Männern, singend dreimal von linVs nach 
rechts um die l'enersielle. Sie hielten vor einem Heiligen- 
biide in der linken Ecke gegenüber der Thür, bekreuzten 



ist natürlicli eine cliristlielic AlKimleriing eines alten Ilitus — an 
die römische Sitte dos Salhens der Tliürpfusteii. 

0 V. Schroeder, llochzeitsgebräuche der Esten S. 88. Winter, 
Eine Baaembochsoit in Russisch-Karelien (Globus 1899, 319, 
Anm. 7). • >. 

Winter a. a. 0. S. 318. Das Niederknien anf dem Pelse, 
FeUe oder Teppidie ist, irie Winter riebtig gesehen bot, der Rest 
eines Opfers. Vgl. unten den letzten Abschnitt. 

«) S. 22ff. 

*) V. Schroeder a. a. 0. S. 131. Reinsbcrg-Pürin|nr.sfold a. a. 0. 
S. 14. Zu erwähnen ist hier anch, dass bei der e.stni.sclion TToch- 
zcit im Eltoniliansi' Bier als Opfer für die Schutzgdtter des Hauses 
verschüttet wird (a. a. 0. S. 15). 



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- 95 - 



sich und zogen wieder singend um die Feuerstelle Bei 
den Bulgaren wd eine ähnliche Ceremonie wie diejenige, 

die in Dalmatien nach einem oben ') mitgeteilten Berichte 
im Hause des Bräutigams üblich ist, schon im Hause der 
Eitern vollzogen: die Braut hält einen mit Bohnen ge- 
föUten Reuter und drei brennende Tannenscheite in der 
Hand, ersteren wirft sie, nachdem die Verwandten des 
Bräutigams in das Zimmer eingetreten sind, in den Hof 
oder aufs Uausdach^). 

Nach diesen Beispielen wird es auch verständlich 
sein, warum, wie oben^) angefahrt, die Verhüllung der 
llraut in der Oberpfalz grade bei der Entlassung aus dem 
Elternhause stattfand und bei den Wotjäken zweimal, 
zuerst im Eltemhause und dann bei der Ankunft in der 
Wohnung des Gatten, vollzogen wird: der Suhnritas, der 
durch die Verhüllung synibulisiert ^vird, richtet sich nicht 
nur an die neuen Schutzgötter, sondern auch an die bis- 
herigen, die versöhnt werden müssen, weil ihrem Bereiche 
ein ihnen Schutzbefohlener entzogen wird. Ebenso erklärt 
es sich nun auch, dass in Attika dieselben Lustrationsbräuche 
bei der Mannbarkeit der Knaben und bei oder vor der 
Hochzeit der Töchter geübt werden'): bei den Knaben 
ist, wie schon früher dargelegt, eine Sühnung nötig, weil 
sie als Erwachsene ein neues Verhältnis zu den Schutz- 



1) Schroeder a. a» 0. 

2) S. 24. 

3) Straiiss, Die Hulgarea 8. 333. 
*) S. 49f., 57, Anin. :>. 

^) Vgl. oben S. 71fl., öyf. 



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— 96 — 



göttern der Familie und der Pliiatrie treten, bei den 
Töchtern, weil sie aus der religiösen Gemeinschaft, der 
sie bis dahin angehSrt haben, ausscheiden nnd somit der 
Gottheit, m deren Knlte sie bisher verpflichtet warei^ 
künftig nicht mehr dienen. 

Die Ceremonien, die in der Phratrie erforderlich 
waren, richteten sich jedenfalls in den einselnenPhratrien an 
verschiedene Gottheiten, die als Beschfitaer der betrelFenden 
Gemeinschaft verehrt wurden'). An welche Gottheiten 
sich eigentlich die Riten richteten, die sich auf die Lösung 
der Braat ans dem Familienknlte beziehen, darüber geben 
die Notizen, die von der xopoBdXi] handeln, keinen Anf- 
schluss. Aber noch von einem andern Ritus, den die 
griechische Braut bei oder vor der Hochzeit zu vollziehen 
hatte, ist nns eine Spur erhalten, nnd durch sie erfahren 
wir, wem diese Lnstration beim Scheiden ans der FanuUe 
in alter Zeit gegolten hat. In einer Bichtang, die viel 
Hochaltertüniliches erhalten hat, in den Choephoren des 
Aeschylos, fleht Elektra die Seele des Agamemnon an, 
dem Orest Beistand za leihen, dann werde sie die Hoch- 
zeitsspenden am Grabe des Vaters darbringen können*). 
Wilumowitz bemerkt zu dieser Stelle, es sei nur meusch- 



') Vgl. oben S. 72 f. 
Aescbyl. Choephor. 470. Or. o5vm» 7^ ^ om Scutcc Iwo(uii 

ßpOTtÜV 

dTtjjioc ^jxTCÖpotGtt xvtöwxoic y8ov6c. 

El. xoLfüi ytidi 001 £{x^c irayxXi3p{a€ 

ob«» naTp<|!fov ix &($(a4ov 7fltpL7)X(ouc* 



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— 97 — 



lieh, dass die Braut, ehe sie in ein anderes Haus über- 
gehe, der eigenen Ahnen gedenke'). Allein, dass es sich 
hier nicht um ein rein memsohliches Gefühl, sondern 
um einen uralten Ritus handelt^ das zeigt das entsprechende 

Gebet des Orestes. Er begehrt des Vaters Hilfe,, damit 
Agamemnon nicht der Totenopfer verlustig gehe, die ihm 
rakommen (Saltsc IvvofioO* Wie seine Worte sich auf 
ein Opfer hesiehen, das Agamemnon nach Kecht nnd 
Sitte gebührt, so inuss das gloiclic auch von Elektras 
Worten gelten. Ihr Gebet beweist also, dass es ein fest- 
stehender Ritus für die attische Jungfrau war, beim 
Scheiden aus der Familie und ihrem Kulte ein Suhnopfer 
der Seelen der Ahnen zu weihen*^). 

YHI. 

Unter den verschiedenen in den vorangegangenen 
Untersuchungen besprochenen Einweihungsceremonien ist 
eine bisher noch nicht behandelt und zwar grade die- 
jenige, die wir xat' e^o^V als Einweihungsritus zu be- 
zeichnen gewohnt sind, — die Mysterienweihe. Auf die 
bei ihr fiblichen Riten und ihren Zusammenhang mit 
den früher er5rterten muss ich daher jetzt noch knn ein- 
gehen. 

Die deutlichste Yorstellnng von der Mysterienweihe 
giebt das Relief einer römischen Aschenume, das zu- 

') Aoschylos, Orestie, griecli. und deutsch von U. v. Wüamo- 
witz-MülliMi<i..rfT. 2. Stück: Das Opfer am Grabe, S. 204. 

*) Vgl. aucli die verwandten Hräucüe bei H. E. Meyer, Badisches 
Yolkaleben im 19. Jahrhundert S. 296. 

Sftmter, FkunitlenliMto dwGiiMlieB iLBOmer. 7 



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— 98 — 



sammen mit einigen verwandten Darstelhingon von Ersilia 
Lovatelli im BaUetino commnnale di Borna YII (1879), 
Tf. 1/5 (Yfji. p. 5ff.) pnblidert ist*). 

Die Dantellnng besteht ans drei Gruppen. Die erste 
2e\^i das Keinigungsopfer, das der Einweihung vorangeht'), 
die dritte die iiroicrsügt, d. h. den Mysten vor Demeter 
und PenephoDe. Die zwischen diesen beiden Soenen 
dargestellte Gruppe stellt demnach den zwischen dem 
Reinigungsopfor und der iTrorteta liegenden A^organg dar, 
die eigentliche Weihe, die ^ifin*). Hinter dem sitzenden 
Mysten steht hier eine Fran, Tennntlich die Hierophantin, 
sie hält über sein Haupt eine Getreideechwinge, ein X6tvov. 
Wie Dieterich richtig hervorhebt schüttelt sie das Xixvov 
jedenfalls um denMysten mit den darin befindlichen Körnern 
za bestreuen, mit andern Worten, sie vollzieht den Ritas 
der xata/uafiata, den wir ja im ersten Abschnitte als 
Sühnritus näher kennen lernten^). 

1) Das oben besprochene Belief aneb bei Stengel, Grieeh* 
Enltosaltertfimer Taf. IV, 8. 

Der zu Weihende steht mit nackten Füssen, ein Fell um- 
geworfen, vor einem Priester, in der rechten Hand ein Opferferkel, 
über dessen Kopf der Priester Wasser ausgiesst. 

^) So scheidet Stengel a. a. O. S. IGl die drei Sccnen richtig. 
Dietericli (Rhein. Mus. 48, 270) scheidet zwischen Opfer, xd&apst? 
und ^Trorrefa, wolu-i dann die ei|Lcentliche fx'jrjat; ausfallt, \i'ährend 
doch durch dai> Opfer eben die xdt^apou vuUzogeu wird. 

*) a. a. 0. S. 276. 

'■') Dass sie es virUich schüttelt, wird mir tob Herrn Dr. Del- 
brück, der das Relief freundlichst ffir mich noch einmal ^prnft 
hat» bestUigt. 

*) Nicht auf solche xat«};6a|Mtt«, sondern auf das dnofAdkrciv 
der zu Wcihcndok bezieht sich ansehdnend Aristoph. Wolken S60ff. 
Vgl. Dieterich a. a. 0. S. 278f. 



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— 99 — 

Das Xtxvov, das hier zu der Bestreuung benutzt 
wird, kommt auch beim Hochzeitsritus zur Verwendung: 
in einem Uxvov trag ein mit Domen und Eicheln be- 
kiSnztor Knabe Brötchen hennn^). Mit Recht betrachtet 
Mannhardt') diesen Brauch als eine Abart der xotax^aiiaTa. 
Es ist an sich wenig wahrscheinlich, dass wirklich das 
Xtxvov nisprangUch zum Tragen einer Opfergabe benutzt 
Vörden sei. Die Yerrnntong aber, daas die Getreide- 
schwinge anch bei der Hochzeit zum Schwingen, zom 
Auswerfen einer Opferspeiide gedient hat, wird bestätigt 
durch die Branche anderer Völker, bei denen ein ähnliches 
Gerät, ein Oetreidesieb, snm Besdhfttten mit der Opfer- 
fracht benntzt wird. Einige Beispiele hierf&r sind schon 
im ersten Abschnitte angeführt worden^). Verwandt 
ist der Geburtsritus, bei dem das Kind auf ein Xäcvov 
gesetit oder der Wiege die Gestalt eines X(kvov gegeben 
wird*). 

Mannhardt erklärt die Verwendung des Xi'xvov aus 
der von ihm dargelegten Bedeutung der xaraj^uJiAata als 
eines Symbols der Fruchtbarkeit, einer Symbolik, die ja, 

0 Zfloob. m, 98 (Pbroemiogr. ed. Leniseh I, p. 82). 'AlHivijai Ydip 
. t» to«E "gdfßMQ i9oc d|ftf(9aXi} mtkt dbMfvIac fitrd Spg<vttv xapicfiv 

Ori^tadai xai Xfxvov dfptwv «^tf^povtoe )iYetv* l'fuyov xoni^, 

t&pov d[(U(vov. Suid. 8. Y. If0|0v xaxdv. Y^l. auch Hftrpokrat. 
Xixvo<ptfpo;- TO )ixvov itäsov TcXtd^v xol At*otev ixtd^ScuSv lott. 
Mytii. Forschungen S. 371. 

^ S. 4, Anm. 3. Vgl. Maiinhardt a. a. 0. S. 354, 357, 3G1. 

*) Vgl. Mannhardt a. a. 0. S. 369. Prell cr-Robert, Griechische 
Mythologie S. 764, 2. Stephani, Compte-rendu 1859, 46 ff. Über 
die Yerbindniig dee Jakdioe den XfxMv I^reller «. a. 0. 
S. 687. 



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I 



— 100 — 

wie oben ausgeführt, als sekundäres Moment fBr den 
lÜtus auerkäuut werden muss. l^ei den Mysterien würde 
daim die Schwinge als ein Symbol der £rdgöUin Demeter 
fta&afasBen sein. loh wage nidit m entscheiden, ob diese 
Erklämng richtig ist oder ob in allen drei F&Uen der 
(Jebrauch des Xixvov, wie Ersiiia Lovatelli und Dietericli 
annehmen, die Beinignng versinnbildlicht'). Dass die 
Haoptsache beim Hoohzeitsritns jedenfalls die Ansschfittnng 
der Früchte nnd nicht die Yerwendiing des X6ev«v ist, 
erf^iebt sich daraus, daas sie, wie wir im ersten Absclinitte 
sahen, auch ohne Xixvoy vorgenommen wurde. 

Die Benutzung des Ux»w bei der Hochaeit verbindet 
sich mit einem andern Ritas, in dem Hochieits- nnd 
Mysterienbrauch übereinstimmen. Der Knabe, der die 
Opferbrote omherträgt, sagt den Spruch „etpu^ov xax^v, 
sGpov «(myov'', d. h. der Sprach der Einweihnng, den 
anch der Myste nach der Weihe sagt*): damit wird der 
Hochzeitsbrauch deutlich als fiinweihmigsbrauch gekenn- 
zeichnet 

Ansser der Verwendung des Xixvov seigen die oben 
erwähnten Reliefe noch zwei andere Mysterienriten: der 

Mystü ist verhüllt und sitzt aui' einem leile^). Auch 



0 Dass das Hin- und llerschütteln des Kindes zugleich als 
eine ReiniffunfT von bösen Mächten im Sinne der römischen /ebruatio 
gedacht ist, erkennt aiich Mannhardt a. a. O. S. 370 an. 

2) Demosth. rept toü atecpotvo-j 2h^. xaöafpmv tou« reXoufA^vo'j^ 
xä;:o|xaTTU)v xtp 7:tjXi{> xal tot; TTtrupoi; xai dvKJxös diiö TOÜ xa^p|AOÜ 
xcXt6aiv Xiyeiv „S^u^ov xaxov, supov ct|uivov.* 

*) Auf der besproehoieii Asehennme ist es ein Ldwenfell. 
Weshalb dies hier dargestellt, ist nieht sicher in entscheiden (vgL 



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— 101 — 

diese beiden Sühmiten — auf beide weist aach der 
Demeterhymnns*), und die Parodie in den Wolken des 

Aristophaües ') hin — kommen ausser bei der Mysterien- 
weihe anoh bei anderen der im Yorangegangeneu be- 
sprochenen Eittweihnngsbr&ndien vor. Über die Verbüllong 
bei der Hochzeit nnd bei der römischen Freilassung und 
die Bedeutung dieses Ritus ist oben ausführlich gesprochen. 
Dass auch der zweite Ritus auf dem Gedanken des Sub- 
stitationsopfers beruht, hat Diels*) mit Beoht betont. 
Ansser bei der Mysterf enwdhe finden wir diesen Sühn- 
ritus bei der römisclien Hochzeit: die Braut muss sich 
im Hause des Gatten auf dem Felle eine^^ Optertiores 
niedersetzen 0* Aach bei den Indem wnrde die Braut 

Lovatelli a.a.O. p. 16): dass eigentlich ein Widderfell verwendet 
wird, deutet wohl der daneben liegende Widderkopf an (Dieterich 
a. a. 0. S. 276). 

0 V. 194 ff. dXX* dxioud^ dvi(x(|iive xax ^fA.(xaTa xaXd ßaXoüoa, 
itptv y' Stt ^ ol ei)rjxev 'IdfxßT] xiW tÄofot 

iv9a «at9tCo|iivi) cpoxatloxtto x*p<A «aX6ircpi|v. 
Vgl. Diels, mja Blliter & 138. 

Dieterich a. a. 0, S. 275 ff. Die Parodie bezieht sich nicht 
gerade auf die eleusinischcn Mysterien, doch flind die EinweihailgS- 
riten anderer Mysterien jedenfalls ähnlich gewesen. 

3) a. a. 0. S. 69 f. 

*) Fest. ep. j). 114, 16. In pidli lanata novit nupta considerc 
MoUt. Plut. quaost. Roni.31. TTjvvujxcpT^v etoctYOVTe; vaxos unoaTpuiV'jouacv. 
Rossbach (Kömische Ehe S. 112) brinj^t mit Recht mit diesem 
Brauche folgende Stelle des Interpol. Servil in Zusammenhang. 
Yeig. Aen. IV, 374. Mo» enm apud vtt»n»'juU ßammi atgue 
»MNeo^ «ftirn jMT con/arrMrfwiMM ni m^pfiiw eontMiMriii^, «etfo* dun 
in^Om omKa jmUs sagMrMMeto pem mm oim, ^woa Apfiw /mtut, ut iSk* 
rnftsNlff tdtttit coptitt&iit M fi9n/arr$aiiim§ ßamm oe jCsrnMiea retj* 
4»m, Vfl^ Roesbadi a. a. 0. S. 8S4» 



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— 102 — 

auf ein rotes Stierfell gesetzt*). Bei den griecliiäch- 
katholischen Ostfinnen stellt sieh das junge Paar beim 
Eintritte in das nene Hans anf einen Pelz*). Einige 

andere Beispiele für eine solche Verwendung dos Pelzes 
in rossisohen Hochzeits- uud auch Gebnrtsriten sind schon 
oben angefahrt worden*). 

Wie die eben gegebenen Znsammenstellnngen zeigen, 
stimmen die Mysterienbräuche nicht bloss, wie ja längst 
erkannt*), mit den Ilochzeitsriteu, sondern auch mit andern 
Anfinahmebranohen des häuslichen oder Geschlechtskultes, 
wie denen bei der Geburt und der Fireilassnng, ftberein. 
Diese Übereinstimmung zwischen häuslichem oder Ge- 
schlechtskulte und Mysterienritus ist nicht schwer zu er- 
klären. £s darf als sicher gelten, dass die Mysterien 
sich aus einem ursprOnglich streng abgeschlossenen Ge- 
schlechtskulte entwickelt haben'). Es ist dalier nur 
selbstverständlich, dass die Aoüiabme in diesen Kult 
unter denselben Formen vollzogen wurde wie die £in- 

>) Haas in Weben ind. Stud. 324. Oldenberg, Keligion 

des Veda S. m. 

') Globus 189U, 319. 
3) S. 63, 93. 

*) Vgl. oben S. 9, Anm. 1. 

^) Vgl. Rohde, Psyche I, 281 f.. Töpfer, Beiträge zur griechi- 
schen AltertnmsiriBseiuiehaft 8. 340. Stengel, Grieeh. Knltiualter- 
tamer S. 153. Wenn Aniich (Das antike Hysterienwesen S. 8) in 
der Übereinstimmimg der Hoefaselts- und Hjsterieniiten ehien Be- 
weis dafür gesehen, dass die Mysterien sieh durch' allmUdiehe Er- 
weitening aus dem häuslichen Kulte entwickelt haben, 80 wird diese 
Schluss folgerang dadurch bestätigt, dass, wie oben gezeigt, die 
Mystorienriten nicht nur mit den ITochzeitscercmonien, sondern 
auch mit anderen iTamiiiea- uud Geschlecbtsbräuchen identisch sind. 



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— 108 — 



weihang in jeden andern Familien- oder Geschlechtskidt 

1111(1 dass diese Formen sicli auch erliielteii, als der alte 
Charakter der Mystcrieu sich verändert und einem jeden, 
der die Weihen begehrte nnd empfing, der Zutritt su ihnen 
offen stand. Die Yerwandtschafk mit dem Geschlechts- 
kulte blieb ja stets erhalten'): hier wie dort finden wir 
einen geschlossenen Kreis, za dem Unberechtigten der 
Zutritt verwehrt ist and zu dem man nur unter gewissen Be- 
dingongeni unter ErfBllnng gewisser Formen zugelassen wird. 

Bei den Mysterien hat sich die Bedeutung dieser 
Formen als Aufnahmeriten, als EiuweDiungsceremonien 
stets klar erhalten. Anders beim Familienknlte. Hier 
ist der alte Sinn vielfach verdunkelt und schon im Alter- 
tum nicht recht verstanden worden, hat man doch, wie 
es scheint) bei manchem dieser Bräuche schon im Alter- 
tume vergessen, dass es sich um eine religiöse Geremonie 
handelt Nur durch genaue Untersuchungen und Yer- 
^eichung mit verwandten Sitten konnte der ursprüngliche 
Sinn der hier behandelten Familienbräuche aufgedeckt 
werden. £s sind Überreste aus den Anfängen der 
griechischen Religion, die wir erSrtert haben, Überreste 
ähnlicher Art wie die Rudimente des Totenkultes, die uns 
Rohde im homerischen Epos gezeigt hat, wie die mrmvcds 
aus längst vergangenen Tagen, die sich noch heute in 

A\& N erwaudte des auluelimenden Priesters werden die 
Mysten noch in später Zeit bezeichnet, der Einweihende wird Vater 
des Uysten genannt. Eunap. p. 90. ApoL met 11, 25. Tertull. 
apolog. 8; ad nat 1, 7. Gelegentlich irird die Weihe des Mysten 
als Adoption, als Anfiuüune in das göttliche 7<vec safgeüMSt 
Bohde, Psyche II, 481 ff. 



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— 104 — 



unserem deutschen Volksglauben erhalten haben. Dass 
solche Ühcneste in den Bräuchen des antiken Lebens 
noch vielfaok yerboigen sind, daif man als sicher an- 
nehmen« Sie aafiraflnchen nnd damit nnsere Kenntnis 
.Ton den ftltesten Religionsanschauungen zu eiweiteni 
und zu bereichern, ist von den Aulgaben der Religions- 
wissensohaft wohl keine der geringsten. Zar Lösung dieser 
Angabe einen kleinen Beitrag za liefecn, war die Absicht 
dieses Bftchleins. 



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I 



I 



Auliaug. 



Die Entstehung des Larenkultes. 

Im ersten Absohnittte meiner üntersuohungeii^) hatte 
ich angedeutet) dass nach meiner Ansicht der römische 

Larendienst, wie dies schon früher im Altertum und in 
neuerer Zeit vielfach angenommen worden, aus ilem Ahnen- 
kalte henrorgegangen ist. Diese Auffassmig hat jedoch, 
wie aohon oben erwähnt^ grade bei einem der verdienst- 
voUsten unter den Forschem auf dem Gebiete der römischen 
Küligionswissonschaft, bei Georg Wissowa, nachdrücklichen 
Widersprach gefdnden, and seiner Ansicht haben andere 
beigestimmt. In der neuesten Darstellung der romischen 
Religion, der von Anst*), wird nicht einmal erwähnt, 
dass der Larenkult mit der Totenverehrun«^ zusammen- 
gebracht worden ist, und auch Hild in seinem im 
dictionaire von Daiemberg-Saglio erschienenen Artikel 

1) S. 11. 

Emil AiLSt, Die Religion der I^mer S. 130, 



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— 106 — 

„Lares" schliesst sich im wesentlichen (d. h. in der Ab- 
lehnung des Zusammenhangs mit dem Totenkulte) Wiasowas 
Ansicht an. De Marchi') hat die Dadegiuigen "fUssowas 
zu wideilegen Yemioht, da seine Grfinde indes nnsiireichend 
und vielffich unzutrellend sind, so liegt es mir ob, hier 
näher auf den Laren kult einzugehen und meine Rück- 
kehr im der alten AufEassuig za begründen. 

Wissowa hat in yersohiedenen seiner Arbeiten mit 
Recht betont, dass den Erklärungen der antiken Schrift- 
steller für unsere eigenen Untersuchungen keinerlei Wert 
zukomme, da sie in den seltensten Fällen auf inrklioher 
Überlieferang, in der Regel vielmehr auf reinen Hypothesen 
beruhen. Ben Ausgangspunkt unserer eigenen Erklärungen 
müssen vielmehr — darin stimme ich selbstverständlich 
Wissowa bei — die sicher überlieferten Thatsachen des 
Kultes bilden. So wertvoll aber im allgemeinen diese 
Darlegungen W'issowas gegenüber den unkritischen Er- 
klärungsversuchen früherer Forscher sind, — in dem 
vorliegenden Falle, beim Larenkulte, ist Wissowa su weit 
gegangen, denn hier stimmen, wie ich zu zeigen hoffe, 
grade die Thatsachen des Kultes besser zu der Ableitung 
des Laiendienstes aus dem Öeelenkulte als zu Wissowas 
eigner Deutung. 

Während man sonst stets von den Hauslaren au»- 
gegangen war, nimmt Wissowa an, dass der Larendienst 
seine Wmzeln ausserhalb des Hauses habe und erst 
relativ spät in den Kreis der Herdkulte eingetreten sei*). 

') De Marchi, Ii cuUo privato di Roma autica S. 34ff. 
*) lloschers Lex. 11, 2, 1890, 1877. 



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— 107 — 



Der Kult der Hanslaren liat sieli nach seiner Ansidit 

erst aus dem Kulte der au den compita verehrten Lai'en, 
der göttlichen Beschützer aller anliegenden Grundstücke 
und der zugehörigeii Häuser, entwickelt'}. ImGegensats 
zn den Genien giebt es femer nach Wissowas Annahme keine 
Laren von Personen und Personengruppen, sondern die 
Larenvorstellang hängt immer am Orte Die am Herde ver- 
ehrten Laren wftren demnach eigentlich nicht die Schützer 
der Familie, sondern die Wächter des Hauses, des Grund- 
stücks. Wären diese lieiden Annahmen richtig, so wäre 
natürlich damit die Unmöglichkeit einer Entstehun«; des 
Larenkultes aus dem Totenkulte nachgewiesen. Allein 
gegen beide sprechen gewichtige Bedenken. 

Dass die an den Kreuzwegen verehrten Schutzgötter 
des Bezii'kes nicht nur den Bezirk als Ganzes, sondern 
auch die emzelnen Häuser desselben beschirmen und 
deshalb auch in diesen einen Kult geniessen, wäre nicht 
auffallend. Sehr merkwürdig aber wäre dann die Ein- 
zahl des Uauslaren'). Welchen der Compitallaren, so 
müsste man dann doch wohl fragen, verehrt denn der 
Einzelne in seinem Hause? Es wäre doch sehr seltsam, 
wenn sich der einzelne Il;iusvator aus den Laren, die 
an den compita in der Zweizaiil oder in unbestimmter 
Mehrzahl (s. unten) verehrt werden und sidi gar nicht 
von einander scheiden lassen, beliebig einen für seinen 

0 a. a. ü. 1875 f. 
^ a. a. 0. 1890. 

^ Dan es nrsprüuglieh aar einen Haodar gab, uiteiUegt 
keinem Zweifel Ygl. Wissowa a. a. 0. 1876. 



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— 108 — 



privaten Kalt herauBgriffe. Wären die Compitallaren das 
ücqprfing^che, so wftiden jedenfalls in dem einxelnen Hanse 
die Laien nnd niobt der Lar verelirt werden. Umgekehrt 

lässt sich, wie weiter uuteii zu zeigen, aus der Einzahl 
des Lar i'amiliaris die Mehrzahl der Lares compitales 
unschwer erklären. ^ 

Die Annahme ferner, dass der Larenkult, auch der 
hänsUche, am Orte, nicht an der Familie hafte, steht 
mit sicher besengten Thatsachen im WiderapradL 

Wäre Wissowas Ansicht richtig, so müsste der Lar 
im Hanse bleiben, wenn die alten Bewohner es verlassen, 
nnd der Scihntigott des neaen Herrn werden. Das aber 
ist nicht der Fall: der Lar wird in die neue Heimat mit- 
genommen, wie nicht nur aus der Aeneassage bekannt ist, 
sondern auch sonst bezeugt wird. Wie Wissowa selbst*) 
anfShrt, wandert er mit der Familie» wenn diese ihre 
alten Sitse veriisst'X ^d man opfert ihm, wenn man 
ein neues llaus bezieht'). Offenbar gehört also der Lar 
nicht zum Grundstück, sondern zur Familie. Dass aber 
der Dienst dieses Familienlar mit dem Seelenkulte in 
Zusammenhang steht, dafftr spridit zunächst folgende Be- 
obachtung. 

Wenn in Griechenland ein Bissen einer Speise auf 

die ESrde gefallen war, so durfte man ihn nicht auf- 



1) a. a. 0. 1877/78. 

3) Ovid, fast. IV, 802. TibuU il, 5, 42. 
*\ Plaut Tria. 39 ff. 



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— 109 — 



heben, sondern er galt als das Eigentum der Scelou, 
die man sioli tiko im Hause selbst befindlich dachte^). 

Derselbe Brauch kehrt bei andern YSlkem wieder. 
Bei den TranermaMen der alten Prenssen warf jeder der 

Gäste von jeder Speise ein Stück unter den Tisch und goss 
etwas nach, damit die Seele sich daran erqoicke. War zu- 
fällig etwas vom Tische auf die Erde gefallen, so wurde es 
nicht aufgehoben, sondern den armenSeelen gelassen, welche 
keine Blutsverwandte und Freunde auf der Welt hatten, 
die für sie sorgen müssten'). In der Oberpfalz werden 
die abgefallenen Brosamen gesammelt und ins Feuer 
geworfen, damit sie den armen Seelen zur Sättigung 
dienen. Wenn am Tische beim Herausnehmen der Suppe 
oder andrer Speise etwas abfällt, so darf man es nicht 
mehr in die Schüssel oder den Teller zurückthun, es 



') Laert. Diog. VIII, M. ^ptarotpavT^c xdiv ^,pa)U)v cpTjalv elvat 
Ta TrfeTOVTO X^ytuv £v T0T5 "HpCDSf [irfii ftdzG^'' äzT av ^vtö; t^? 
Tpait^CT)« xaTair^erg. (Arist. %ü>e;, fr. 291.) Athen. X, 427 e. toT; 
tmXcuTi^xtiot x«»v <p(X(uv dir^veptov xd nficrovra t^c xpocp^c dizb xüv 
tponceCAv* fttft «al EOpizi'or^c Tiepl t^c ^deveßofac cpr^aiv, intihii vo{i.{C« 
t&v BeXXtpof tfvTi)v ttBvtfvat (fr. 667 N) 

iGioiv U vtv MXi)6tv o<^ftlv ix x*P^ 

(iXX' tmc a6e| 't«j» Kopiv«(cp (<v(|>\ 

Suid. IT, 2, p. .'>53, 4. s. HuBaytipa td 86(tpQXa. Jamblich. 
Vita Pyth. 126. £. liohde, Psyche I, 245. 

*) H&rtknoch, Alt und Neues Prenssen S. 188. J. v. Meletiiis, 

De relig. et sacrifidis veterum Bonissonim epistola in. De Rnssonim 
religioiie ritibus" etc., 1582. Vgl. auch Hannsch, Wissenschaft des 
Slav. Myth. S. 408. Nach litauischem und lettiscliein P>rauchc werden 
Brotkrumen stilisch woijjend den Ahnen auf die Erde -geworfen 
(J. von Negelcin, Die Reise der Seele ins Jenseits, Zeitschrift des 
Vereins für Volkskunde 1901, 157). 



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— 110 — 

gehört den amen Seelen'). Anch in BSiimen wirft man, 

damit die armen Seelen auch etwas haben, die Brosamen 
iu8 Feuer; werden sie auf die Erde geworfen und man 
tritt auf sie, so weinen nach böhmischem Yolksglaaben 
die Seelen*). Nach dem Volksglauben des Unterinnthals 
kommen die Brosamen, die mau ins Feuer wirft, den 
armen Seelen zu'). 

Ein gam ähnlicher Braach nnn findet sich in Rom 
beim Larenknlte. Vgl. Plin. 28, 27. Cihus etum e mcmu 
prolapsus reddehatur utique per memas vctabantquc mun- 
dUiamm causa deflare, et sunt condita auguria^ quid lo- 
qumU eogiUmtioe id aeciderü, inter «Mmtumma, m 
pont^iei aecidai dicis causa epukmH, in mmua utique id 
reponi adolerique ad Larem piatto est. 

Da nun bei allen andern Völkern dieser Ritus den 
Seelen der Abgeschiedenen gilt, so ist es sehr waluv 
scheinlicfa, daas anch in Rom die Geister, denen der 
auf den Boden fallende Rissen gehört, ursprünglich mit 
den Seelen identisch sind, d. h. dass der Lar als der Ahne 



*) Sehonwerth, Aus der ObeipfiJs I, 884 f. 
Wnttke» I>er dentache Volksaberg^aabe der Gegenwart* 

S.811. 

*) Zingerlc, Sitten und Bräuche des Tyroler Landvolkes S. 37, 
n. 301. Vgl. n. 300: „Wenn jemand Brosamen auf die Erde fallen 
lässt, so sammolt sie der Teufel, backt ein Laib daraus und wirft 
ihn boim ,(ieiicht' in die Wagschale zu seinen Sünden." Kiii ähn- 
licher Glaube besteht in Böhmen (Wuttke a.a.O. S. 311). Man 
vermeidet aber dies, wenn mau bei entfallenden Brosamen sagt: 

«Arme Seele, rappet, 

Dass '8 der Tnlfd idt derteppet* 
Vgl dtttt üebreefat, Zur Yolkslmade 8. 400. 



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— III — 



der Familie (griecli. r^pmi) aufzufassen ist, — wenn nicht 
andere gewichtige Gründe dieser Auffassuig widersprechen. 
Dass dies nicht der Fall ist, dass sich yielmehr alle alten 
Formen des Larenkultes aus der Annahme eines ursprüng- 
lichen Almeudienstes erklären lassen, hoffe ich im folgen- 
den zn zeigen. 

Fol den Zusammenhang mit dem Seelenknlte spricht 
zunächst in Verbindung mit den vorangegangenen Erör- 
terungen die Thatsache, dass beim Todesfalle dem Lar 
familiaris ein Opfer gebracht wird*), sowie femer das 
Ritual des Larenfestes, der Compitalia. An den compita 
und vor den Thfiren der Häuser hing man bei diesem 
Feste zur Nachtzeit wollene Puppen auf.^) Dass es sich 

') Cicero de leg. II, 55. neque tueetn mI tdiumi a iio5i«, gtia« 
Jim$ fwMHM famiUaef qttod gmut§ »aer^leU Lari varveetkußatf q^nemad" 
modm M tntehm tarra oto^roAir etc. 

*) Fest ep. p. 121, 17. Laneae effigies Compitaiibu» noetu da- 
banlur in compita. Fest. ep. p, 289, 1. PUae et effigws viriles et 
muliehrex ex hmn Coinpitalibus suspendebantur in compitit, quod hunc dient 
feslum rs'Sf! th nrum inferorum, quo» vocant Lnres, putarent, tjuihus tot 
pilne^ (juot C(tpit(t servorum, tot ejfigies, quot esse.nt liheri, poneban/ur, ut 
riVts parcerent et essent his pilis et simulacris contenti. Vgl. \'arro sat. 
Meu. fr. 463 Buech. = Non. p. 538, 15. Macrob. Sat. I, 7, 34. 
htdi p«r Wfhtm eempitb agkähaHbtr^ r^atiiuti aeXeet a Targmuna 
JS^perbo Larihu ae Mama» tx rupemo ApoUtaUt j^o praec^tam ut, 
at pro d^fUShu tapü^ nyipHeanttir. «Ijim tdiqiumdut o6«erMKini, ut 
pro famS&mnm tc^püato paeri mMtarentar Mamao dtOB, matri Lanm, 
quod sacrißcii genui luniut Brutut oontul puko Tarquinio aliter c<m- 
stihat celebrandum, nam capitihtts alii et papaotti» tupplieari itusit^ vi 
responso ApoUinis satis ßeret de nomine capitum^ rtmoto sdlicet »eelere 
infaustae sncrificationis : /actumque est, ut effigies Mnnine suspensae 
pro sinifnlorum j'orihus periculum, si quod tmmineret Jamiliis, expiarent. 
Cher die Mania vgl. Wissowa in Roschers Lexicon II, 2, 2324. 
Ob W. hier mit Recht auuimmt, diese Güttin ihren Ursprung 



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— 112 — 



hier um einen Sühnritiis und um chthouische Mächto 
handelt, seigt schon die nächtliche Darbringang ') des 
Opfers.*) Die wollenen Poppen aber, die als Opfer dar- 
gebradit wwden hat man mit Recht fär eine AblSsong 

nur der Deatang des Compitalienbranehs Teidankt, seheint mir 
nieht gani sidier; es ist sehr wohl moglidi, dass sie mit der 

Genita Mana (vgl. über diese Wissowa a, a. 0. 1, 2, 1GI2) identisch 
ist und nur der Name (vielleicht in Rücksicht auf den Compitalion- 
brauch), wie Larenta in Larentia, vcründert wurde, wie <>. Mi'iller 
(Ktrnsk. II, 105, 781») anuahin. Wäre diese Identifikation ricliti«j, 
.so würde dies eine weitere Stiit/.e für die Anffassun*; der Laren als 
Seelen sein. Da die Identität aber nicht sicher ist, so habe ich sie 
für meine Beweisführung im Texte uicht herangezogen. 

>) Vgl. Stengel, Qrieoh. Kvltusaltert. 8. 133 f.: den himm- 
Usehen Gottheiten opfern die Griechen am Tage, den ehthonisehen 
in der Nacht Auch das römische Totenopfer der Lemniien wird 
in der Nacht dargebracht 

*) Einen weiteren Beweis hierfür giebt Propert. 1, 23. 
pwna M^inati lustrabant compita porr.i. Dass sich diese Stelle, 
wie jetzt anch Wissowa (Encyclop. IV, 792) entgegen seiner früheren 
Anff.issiing (Roschers Lex. II, 2, 1873) annimmt, anf die Compitalien 
bezieht, kann man daraus schliessen, dass dort auch vorher und 
nachher auf bestimmte Feste angespielt wird. 

') Mit der oscilUuio au der Feriae latinae (Fest. p. IUI, b 10. 
Schot. Bobb. Glc p. 256 Or.), die Wissowa (a. a. 0. 1874) als ler- 
waadten Ritas beseichnet, hat die Darbringung dieser Puppen — 
als MCftttSs werden sie nbrigoiB bei den CompitaUen nirgends be- 
zeichnet — nichts zu tfaan, denn bei diesen ist von einer Dar« 
bringung menschlicher Bilder nicht die Rede. Verwandt sind die 
deraDispater, also auch einer unterirdischen Gottheit, geweihten Bilder 
(Macrob. I, 7, 31; 11, 48; vgl. l'cter in Roschers Lex. I, 1, 1183). An 
den Feriae sementivae ist die Woihung solcher Puppen (Prob. Vcrg. 
Georg II, 38.0) nieht auffallend, denn diese wenden sich aucli, wie 
das Larenfest der Coinpitalien, an die rnterirdischen, und gerade 
bei Saatfesten war die Darbringung von Menschenopfern auch bei 
andern Völkern häufig. Vgl. Mannbardt, Wald- und Feldkulte I, 
360 f. 



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— IIS - 

eines ehemaligen Menschenopfers erklärt^) , denn sie sind 
nicht zu trennen von den Strohpuppen des Argeeropfers,- 
die ja aUgemeiii, ancli yon Wissowa'), als Ersats eines 
alten Mensohenopfeis betrachtet werden.*) Ob freilich die 
nnterirdisdien Mftchte, die hier versöhnt werden sollen, 
die Seelen oder Erdguttheiten sind, liesse sich hiernach 
allein nickt entscheiden.^) Da aber nach den vorher ge- 



') Au den Thurpfosteu werden die Bilder aufgeliäugt, damit 
die Geister, durch diese Opfer befriedigt, von dem liause abgewehrt 
werden. Zu gleichem Zwecke, d. h. sur Abwehr der Seelen, be- 
strieh man in Athen an den Antfaesterien die Thören mit Pech, 
dem eine abwehrende Kraft lugeachiieben wnrde. Phot. (uapi 
^(A^flu Bohde, Psyche I, 237. Noch nfther verwandt ist ein mexi- 
kanischer Brauch: am Feste des Centeotl entsog man sich Blut, 
förbte Blätter damit und hing diese Blätter an den Thürpfosten 
auf. Müller, amerikan. Urreligionen S. 492. Vgl. auch den israeli- 
tiachen Brauch Exod. 12, l>2 ff. 

2) Pauly-Wissowu, Encyclopädie II, 698 IT. 

') Auf die Frage nach dem Alter des Argeerfestes brauche ich 
hier nicht einzugehen, denn wenu auch das Fest späteren Ursprungs 
ist, so ist doch sicher nicht der dabei angewandte Ritus spät er- 
fanden. — Dass es anch bei den Römern schon in den Ütesten 
Zeiten Menschenopfer fegeben hat, bestreitet Wissowa a. a. 0. mit 
Unrecht; es ist an sich höchst unwahrscheinlich, dass die Römer der 
Urzeit sich hierin anders verhalten haben sollen, als die Griechen und 
die andern Volker, und auch bei einem altrömischen Feste, wie 
den Luperealien, finden wir ein Substitutionsopfer, das sich nur 
aus früheren wirklichen Menschenopfern erklären lässt. 

■*) Anch das Larenopfer nach dem Begrübnisse bewt i.st, für 
sich allein betrachtet, nur den olitliuiii.schen Charakter der Laren, 
da, wie oben (S. 12) erwähnt, auch den Erdgottheiten beim Todes- 
falle geopfert wird. Ausdrücklich setzte ich deshalb vorher (S. III) 
hinan, dass diese beiden Argumente nur in Verbindung mit den 
Toraageschickten Erörterungen zur Bestitttgung unserer Auffassung 
dienen können. 

Saater, EuaUtonlM« der Gztoehea «. BOnur. 8 



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— lU — 

l^ebenen Darlei,'uii«;en der Lar familiaris, der, wie oben 
auseiuandergesetzt, als der Ausgangspunkt des Larenkultes 
la betrachten ist^ nicht der Beschützer des Grundstücks, 
also nicht eine Erdgottheit, sondern der Schiimer der 
Familie ist, so füllt die zweite Möglichkeit fort, zumal 
die erste — dass es .sidi um Seeieu handelt — scheu 
aof anderem Wege wahrscheinlich gemacht ist.^) 

Die niditliche Darbringong des Opfers teilen die 
Compitalien mit den Lemnrien, es ist also nicht zntref- 
fend, wenn AVissowa^) betont, dass die Compitalien in 
nichts an das charakteristische Ritual der Totenfeste (wie 
Parentalia, Lemuria n. a.) erinnern.*) Dass sich zu diesem 
nftchtlichen Opfer bei der Tagesfeier anch heitere Elemente 
gesellten, ist richtig; dass damit aber die Abloitinu^ des 
Festes aus altem Seelenkalte nicht widerlegt wird, ergiebt 
sich ans der Vergleichung der attischen Anthesterien. 
Auch an diesem Feste bringt man — am dritten Tage — 
den Toten Opfer ilar, und doch haben sie im übrigen, 
ganz wie die Compitalien, den Charakter eines heiteren 
Volksiestes.*) 

^ Beachtenswert ist auch die Notiz in Corp. GIoss. ed. Goetz VI, 
244 {= II, 104, 16). CompUaUa «eftv dpiaCtov kof^A al 7wtf|wvat 

«) Roschers Lex. II '2, 1874. 

*) Ililds Beliauptuu«;: (ii. a. <). 940, 15), dass die Ceremonien 
„d'un charactere fuuebro" aus den Tiareritalioii in die Coinpitalieu 
cingedruugeu siud uud sich au die Muiieu riclitcu, iät guuz uube- 
gründet. 

*) Dass dieser heitere Charakter nicht nraprunglich, sondern 
erst sp&ter in den Vordergrund getreten sei, yermntet Stengel, 
Oriech. Eultnsaltert. * S. 210 mit gutem Grunde. Vgl. auch Rohde, 



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115 

In ZoBammenhaag mit den Laien hat man die Göttin 
Larenta') gebracht, deren Fest zweifellos ein Totenfest 
war.") Mommsen und Wissowa yerverfen diesen Za- 

sammeuliaiig mit Rücksicht auf die verschiedeue Quantität 
des a, das in Lares kurz, in Larentia (der von Larenta 
abgeleiteten Form) nnd ebenso in der Namensform Ltmaida 
sowie in Larentalia lang ist. LSrenHa nnd LStmMiia 
kommt hei Ovid, fast. 3, öf). 57 vor. Mit Recht hat 
Zielinski darauf hingewiesen, dass Läreutäliä in dakty- 
lischen Versen überhaupt nicht unterzubringen wäre**) 
Es wäre daher begreülidi, wenn selbst ein sorgfältiger 
Dichter iiier die Quantität des ä vernachlässigt hätte, 
da sein Stoif die sonst unmögliche Nennung des Namens 
verlangte. Gebrauchte er aber Larentalia mit langem 
a, so konnte er nicht gut an derselben Stelle dem a 
im Namen J..arentia selbst eine andere Quantität geben. 
Wissowa bemerkt diesem Einwände gegenüber: dass 
die Messung Larentia und Larentalia nicht eine durch 
Yerszwang veranlasste Willknrlichkeit sei, zeige der Um- 
stand, dass auch die mit der Göttin der Larentalia iden- 



Psyche T, 237: *die Tage gehörten den Seelen (und ihrem 
Herrn Dionysos) au.^ Kach den Spuren des alten Sühnfe^tes, die wir 
bd den Gompitalien findoi, dai^ man vielleicht annehmen, dan 
dieses Fest sidi fthnlich entwickelt hat, vie die Anthesterien. 

0 Dass dies die eigentliche Namensform der G5ttin war, hat 
Wissowa (Encydop. I, 134) gezeigt. 

*) Mominsou, Römische Forschungen II, 3. Wissowa in Roschers 
Lex. II, 2, IdOl. Identisch mit Larenta ist Larunda: Wissowa 
a. a. 0. 

^ Zielinski, quaestiones cumicae p. 112. 

8* 



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— 116 — 

tische Laitiuda langes a habe.*) Der einzige Dichter, bei 
dem Lanmda Torkommt^ ist Auaonins.*) Welche Autori- 
tät indes AosoniiiB in prosodiadien Dingen beaneprachen 

darf, mögen die folgenden Beispiele zeigen, die ich den 
iudices der Schenkischen Ausgabe entnehme: 

Stymph&lidas: XXXUI, 5. 

berede: XVI, 7, 49; an andern Stellen liSres 

oglibem: XV, 14, 11; dagegen XV, 10, 17. 18: caelebs. 

Citheron: XXVI, 2, 32. 

AqnitanicDB: m, 21; XYIU, 2, 442; XIX, 80. 114. 
Epist. XXY, 80. Dagegen Aqnitanns: XV, 26, 7; 

XIX, 103. 
Plüdias: epigr. 11,1. 
Nepötianns: XVI, 16, 4. 
böbns: App. V, 28, 2. 
geömetria: epist. XYIU, 17. 

tetragünus, trigönus, trigonum: XXVI, 2, 50; XXXV, 

21. 40. 42. 
matricida: XXT, 1, 35. 
panieida: XXI, 2, 86. 

Regifiigiura: V, 16, 13. 

Gebennae: XIX, 114; in demselben Gedichte v. 102: 
C$bennae. 

Diese Znsammenstellnng zeigt, denke ich, zor Genüge, 

diivss die Auturitiit des Ausoiiius nicht ausreicht, die Länge 
des a in Larunda zu erweisen. Ein sicheres Zeugnis für 

') Paiily-Wlssowa, Encyclop. I, 134. 

^) Auäouiud XX.ViI, 7, 9. N«c genm» donkuum^ Larunda pro- 
genitu» Lax, 



— 117 — 



die abweichende Messung von Lares nnd Larenta-'Larunda 
liegt demnach nicht vor. Fallt ther der Unterschied der 

Quantität fort, so liegt keinerlei Grund vor, den Zusammen- 
hang der Gottheiten zu verwerfen.') Da nun das Fest der 
Larenta, die Larentalien, ein Totenfest ist, so ist ans 
seiner Bedeutung ein Schluss anf den gleichartigen Cha- 
rakter des Larenknlies erlaubt. 

Diese Auffassung des Larendienstes lässt nach Wissowas 
Meinung'} die Anrufong der Laren im Arvalliede und 
bei der Devotion unerklärt. 

Die Arvalen rufen die liuren noch vor Mars an.') 
Die Feier gilt dem Gedeihen der Felder; den Feldern 
also sollen die Laren Segen senden. Dass solches Wirken 
den Seelen zugeschrieben wird, ist schon im ersten Ab- 
schnitte*) betont worden. Dass grade in diesem uralten 
Liede sich auch ein solcher Rest alten, später suräck- 
gedrSngten Glaubens findet, ist nicht auffallend.^ 

Die in der DevotionsfoimeP) angerufenen Laren er- 



') Für diesen Zusammenhang spricht vielleicht auch noch 
folgender l'rastand, den auch do Man'hi (a. a. <). p. 3G, u, 2) her- 
vorhobt. Im Lareukultc si)iclten die Sklaven eine i^'cwissc Kollo 
(Dionys. IV, 14, 3. Cic. de le{r. 2, 27. Cato de arrr. .^7). Das 
gleiche gilt von den Larentalieu. Varro du 1. L. VI, 24. prope 
(sepulcram Accae) faeitmt diii Mem^tu Mnmfnhtff saiatrdoit§* 

2) Roschers Lex. II, 2, 1890. 

») C. I. L. VI, 2104. 

*) S. 13 f. 

^) Ebenso erklärt sich auch die Verbindung der Laren mit 
dem Erntegotte Consus. Tcrtull. de spcct. 5. 

^ ÜT. YUI) 9, 6. «/ofM, Juppileff Mars paUr, Qh^wm, Bellona, 



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— 118 — 



klärt Wifißowa*) für die Lares militares, weil sie neben 
Beliona genannt werden. Warden diese wirklich in einer 
80 alten Urkonde angerufen, so w8re damit meine Anf- 

fassunf^ der Laren widerlegt. Denn, ist der Larendienst 
ans dem Ahnenkulte hervorgegangen, su können die Lares 
militares, permarini, viales etc. erst zu einer Zeit aof- 
gekommen sein, als die ürbedeatnng sich schon verflüch- 
tigt hatte, also ziemlich spät, nicht aber in der frfthen 
Zeit, auf welche die Devotionsformel zurückgeht. VVissowa 
schliesst auf das hohe Alter des Kaltes der l^ares mili- 
tares ans ihrem Vorkommen in den Arvalakten. Dass 
indes die Arvalen im Jahre 213 n. Chr. den Lares mili- 
tares opfern'), l)eweist nichts für das Alter des Kultes, 
wird doch bei derselben Feier zugleich auch der Fortuna 
redox geopfert, deren Kult erst seit Augustus vorkommt.*) 
Da die sonstigen Zeugnisse, in denen die Lares militares 
ausdrücklich genannt sin<1, später Zeit angehören*}, so ist 
die Annahme, dass ihr Dienst auf sehr alte Zeit zurück- 
gehe, nicht berechtigt, und es erscheint deshalb, da in 
der Devotionsformel der Beiname militares nicht vor- 
kommt, nicht zulässic, liier an die Lares militares zu 
denken.^) Dass dagegen bei einer Weihung au die unter- 

Lare$f dm NoveiuäUf di* IndigUe»^ dwi, quorum est polMa» fiM<ro- 
nm AMii'iMifiM» (fttijii« mcMu. 

Wissowa, De Romanorum indigetibus et noveiiBidibiu (Ind. 
I6et Marpurg. Winter 92/93) p. VUL Roschers Lex. II, 2, 1870. 

=) C. I. L. VI, 2086. 

3) Vgl. R. Peter in Roschers Lex. I, 2, 1525. 

C. I. L. UI, 8460. 3463; vgl. Mart. Cap. 1, 46. 48. Wissowa 
a. a. 0. 1870. 

^) Aus der Stellung neben Belloua lüsst sich übrigens, abge- 



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— 119 — 



irdischen Machte auch die Ahnen der römischen Familien — 
neben der Gesamtheit der Seelen, den dü Manes — an- 
gerufen werden, ist nicht merkwürdig. 

Auffallender könnte das Hervortreten des Gesindes 
im Larenkulte erscheinen, das Wissowa (a. a. 0. 1890) 
ebenfalls als einen Grand gegen die Ableitung der Laren 
aus dem Seelenkulte anfährt. Dass indes die im Hause 
lebenden Sklaven zum häuslichen Kulte, gleichviel welchen 
Ursprangß derselbe sei, eher Zutritt haben als zu anderem 
öffentlichen Gottesdienste, ist begreiflich und stimmt zu 
denBiHuchen anderer Volker.^ Da die Lares compitales, 
wie sich ergeben wird, nichts anderes sind als die im Hause 
verehrten Laren, so ist es zu verstehen, dass auch an den 
Gompitalien die Sklaven Anteil hatten.*) Beachtenswert ist 
auch, dass, wie vorher (S. 117, Anm. 1) erwähnt, auch an den 
Larental ien die Sklaven eine Rolle spielen, also die gleiche 
Schwierigkeit auch bei einem sicheren Totenfest vorliegt 

seheE Ton den oben angegebonon Gründen, auch deswegen kein 
sicherer Schhiss ziehen, weil die Urkunde, wie Wissowa a. 0. 
p. VII u. Anm.) selbst darb ^^t, von Livius nicht gans in der nr- 
Sprünglichen Form überliefert ist. 

Vgl. die früher besprucheueii KiiiWL-ihun'isbrüuclie \n-[ dor 
Aufnahme eines Knechts, hass in Rom der Auteil der Sklaven am 
Ivuite geringer ist als in Griechoulaud, war oben (ö. 31) dargelegt. 

') Dass der Kult der Penaten nnd der Vesta im Gegensata 
an dem der Laren nnr dem Hanaherm nnd der Hausfrau obliegt, 
wie Wissowa a. a. 0. 1876 betont, kann ffir erster« nieht ganz xu- 
treffen, denn snftllig rdbrt die einzige im 6. Bande des 0. I. L. 
enthaltme Weihiing an die Penaten, die einen Dedicanten nennt, 
von einem Sklaven her (VI, 561). Vesta aber tritt ja, wie auch 
Aihst (Relig. d. Römer S. 134) bemerkt, im Priyatkulte überhaupt 
weniger hervor, als die Penaten und Laren. 



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I 



— 120 — 

Das gewichtigste unter den von Wissowa yoigebrach- 
ten Bedenken wire es, wenn wirUich die Ableitung des 

LarenküUes ans dem Seelendienste nur anf die Erklärung 
des häuslicheü Larenkultes ausginge^), die Verehrung der 
Lares an den compita also unerklärt liesse. Wer daher an 
der hier vorgetragenen Auffassung festhält^ hat die Pflidit, 
den Zusammenhang des häuslichen und Compitalknlies 
uaclizuweisen. 

Eine solche Verbindung von Herd und Kreuzweg ist 
durchaus nichts Singuläres. Hekate, deren Dienst mit 
dem Seelenkulte in der engsten Verbindung steht*), wird 
nicht nur am Krouzwego verehrt, .sondern auch selbst in 
der Tiefe des Herdes wohnend gedacht.') Auf dem Ki-euz- 
weg wirft man Opfer für die Seelen — und Hekate, ihre 
Herrin — hin.*) Ohne sich umzuwenden mnss man dort 
diese Gabe hinweifon.'') Ohne sich Hinzusehen, musste auch 
dieFrau indem oben (8. 63 f.) angeführten russischen Brauche 
ihre Gabe — offenbar aus dem gleichen Grunde — am 
Kreuzwege hinwerfen, — die Gabe, die sie vom Herde 



•) a. a. 0. 1890. 

') Rohde, Psyche II, 80 ff. 

*) Eurip. Med. 395 ff. o*j yäp xTjV Sicrnoivav, 7jv iytu oeßu 

Etym. magn. 626, 44. i^^B^ts* td «aSrfp|Mrea ti&v vtxpdiv, 
ä xal fauiTttliK Xipvwt* ^ xA twv o{xiAv x«^p(MtTa, xd t» xaXt 
Tpi^otc Ttd^fjLEva. Didymus b. Harpokrat s. v. ^^udu^xta. 

Wie Rohde a. a, 0. S. 79, 1 hervorhebt, sieht man hieraus, 
dass die xadap.uaTa den uusichthar anwesenden Geistern hingeworfen 
werden. Vgl. oben S. 5, Anin. 1. 

Aeschyl. Choepb. 9S f. Schoi. xoüto np^s xö nap^ ^Adijvatois 



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121 — 



genommen; auch hier finden wir also wie bei üekate and 
bei den Laren die Yerbindmig yon Herd nnd Erenxweg. 
Auch nach deutschem Yolksglanben sammeln sich die 

Tutcu am Kreuzwege. Um die Wiederkehr des Toten zu 
bindern, setzt man das Geschirr, das er gebraucht hat, 
zeraoUagen an einen Kreuzweg.*) Wenn der Leidienzng 
über einen Kreuzweg (das gleiche gilt von der Dorfja^renze) 
geht, so wird auf diesen ein Haufen Stroh gelegt, damit 
der Tote, wenn er in seine frühere Wohnung heimkehrt, 
auf demselben sich aosrohen kann.*) Am Kreuzwege kann 
man in der Nenjahrs-Mittemachtsstnnde die Toten be- 
schwören'), auf Kreuzwegen tanzen die der Ruhe beraub- 
ten Seelen bei Mondenschein wüde Tänze.*) 

Überall aber, wo die Seelen anwesend gedacht werden, 
opfert man ihnen. Damm werden die Seelen der Ahnen 
von den Römern aus.>>er am Grabe und im Hauäc auch 
am Kreuzweg verehrt. 

Der einzelne verehrt seinen Lar im Haose, die Be- 
wohner eines Viertels verehren die Gesamtheit der Laren 
ihres Bezirks am compitum.*) Als Vielheit erscheinen, 

eöoc, 5x1 xoöoi'povTec oix(av öoxpaxivdj i)'j|jiiaxT|p{4> p(<J/avxe5 iv xali 
Tptö6oK TO daxpaxov dfxexaoxpcTixel dve^wpouv. 

>) Wttttke, Der deutsche Volksaberglanbe der Gegenwart* 
8. 461. 

>) a. a. 0. S. 469. 

«) a. a. 0. 484. 

^ Schoenwerth, Ana der Oberp&U 8, 165. Wuttke S. 474, 

TgL 471. 

^) Die Gesamtheit der städtischen Laren wurde dann noch in 
einer cin^nen aedes verehrt. Als die Stadtbeschütser worden Sie 
hier die ^hilfreichen*' (praesiite*) genannt. 



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— 122 — 

wie Jordan') richtig bemerkt hat, die Laren urs[»rünglichj 
nirgends wird, so viel ich sehe, in alten vertvollen Zeug- 
nissen die Zweizahl betont Anf einem Bilde freilich * 
Hess sich eine unbegrenzt« Vielheit nicht darstelh^n. 
mutlich trieb dalicr, wie Jordan a. a. 0. richtig hinzufügt, 
die Notwendigkeit, die Vielheit der Laren bildlich darzu- 
stellen, die ersten griechischen Darsteller dazu, zwei 
Laren zu malen; ebenso wurden ihnen ans dem gleichen 
Grunde in dem Tempel an der sacra via zwei Bilder 
geweiht, wobei allerdings wohl noch hinzukam, dass man 
sie nach Art der Dioskuren darstellte und auch deshalb 
die Zweizahl wählte. 

Wie der Totenkult überall, wenn auch bei den Römern 
weniger als bei andern Völkern, allmählich etwas zurück- 
tritt, so verllüchtigte sich auch bei den Laren die Vr- 
bedeutung, die sich in den Riten hier und da noch deut- 
lich zu erkennen giebt. Sie wurden- Schntzgötter allge- 
meiner Art. Diese Schutzgitter wurden allmählich man- 
nigfach differenziert, und den einzelnen Gestalten derselben 
wurden verschiedene Gebiete des menschlichen iicbens 
zugewiesen. So entstanden die Lares viales, militares, 
permarini u. a. Ganz verg^en aber wurde die alte Be- 
deutung anscheinend niemals, denn da wir nun, ohne die 
Erklärungen der alten Schriftsteller zu berück.sichtigeu, 
durch die Prüfung der Riten zu derselben Deutung ge- 
langt sind, die auch die römischen Antiquare gegeben, so 



Jordan, Vesta und die Laren (26. Berliner W'iukelmanns- 
progr. 1865) S. 18. 



1 



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— 123 — 

darf man doch wolil annebmen, dass ihre Znrückffthmng 
der Laren auf die Seele nicht, wie so viele andere ihrer 
Deatuogen, eio reines QB^TMx?^n9fM war, sondern sich 
auf Reste des alten Volksglanbens stfitste, die sich trotz 
der ümdeutnng der Laren noch in eine spätere Zeit hin- 
übergerettot hatten. 



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REGI 



STER. 



Abwenden der Augen 5. 64. S. Ver- 
binden der Augen. 
Abwehr der Geister IL 
Adoption 9. 9Ö. 
Aeschylus (Giioephor. 470) 9fif. 
Ahnenkult s. Totenkult, 
albogalerus s. pileus. 
Altäre, Ritus der Weihung 
Ambarvalformeln 3P. 
Amphidromien 53 ff. 
Anthesterien USJ, 114. 
Apaturien TQf. 
apex 34L S. pileus. 
aqua et igni accipere 14 ff. 
Argeeropfer 113. 
Arrogation 2D. 
Arvalakten US. 
Arvallied III. 

As, drei, im rüm. Hochzeitsritus 
19ff. 

Asklepiosschlange s. Schlange, 
augur 54. 

Ausonius (Prosodie) 1 IH. 

Bezirksgötter 24 ff. 
Bruuuenopfer 26 f. 



ceci, far Ii TL 
Ceres 12. 

Chthonissche Gottheiten s. Erd- 
gottheiten, 
compita 24. lÖL 12L 
Compitalia 32 (31*). III ff. 
Consus 117 ^ 

deductio 16. 
Devotion 112 ff. 
dies lustricus ü2f. 
Dispater 112». 
Dorfgötter 2S. 

«{pCSttUVT) 3&i. 

Ephebie s. Mannbarkeitsbräuche. 
Epheu 39. 

ffu^ov xaxöv, eSpov dffutvov IQQ. 
Erdgottheiten 11 ff. S4ff. U3. 
Emteopfer IS'. 
Eumeniden 14. 5i>f. 84. 

Fackel (bei der Hochzeit) Iß ff. 
Faden, roter, in der Brauttracht äJL 
Fell des Opfertiers 34 f. 63 f. 94. 
IDQff 



— 126 — 



Feriae latinae 112'. 
Feriae sementivae 112 ^ 
Feronia 46 \ HL 
Festgesandtdchaft s. deu)|>{a. 
Fetialen AAm 
flainen S3ff. 28 f. hL 
flaminica 23f. 4jL 
flamm cum ML hl. 
Fortuna redux 1 18. 
Freilassung SS. 420". 
Fusswaschung der Braut i< !£. 

YafiTjXfa 2a?. 23f. 
Gast (Aufnahme ins Haus) 8. 
Geburtsriten 2- üf. iL Ü2ff. Sfif. 
Gentilkult 32. 

Götterbilder, Ritus der\Veihung3 *. 
Graecus ritus 36 
Granate AiL 

Grauius Flaccus (bei Fest ep. 277) 
41. 

Haarabschneiden s. Haaropfer. 
Haaropfer 22. Mf. üAi üöf. fiüff. 

I2f. TZf. 
Haartracht der Freien 45. 
Halstuch der Braut 51 f. 
hasta caelibaris 58. 
Hausgötter löf. 
Heiligenbilder 22, ßä, M- 
Hekate 84- m 
Hektors Bestattung 51L 

uei aa 

Herd iff. Iii f. IS ff. CO f. älf. 
Hochzeitsbräuche Iff. Hff. Alff. 

£üf. asf. aaff. 

Honig 81 f. SAff. 
hostia 24 ff. 



I Janustempel, Schliesseu des 54. 
j Iphigenie 56. 

Jugendweihe s. Mannbarkeits- 
bräuche. 
Juno Lucina 24. ß5- 75'. 
Juventas 24. Ifi. 

Kabiren 5L 

xaTa/iajjiaTa Iff. 12. 02. 38 f. 
Kelle 2a 
Kerberos 84. 
Kesselhaken 20. 

Knecht, Aufnahme ins Haus 30 f. 

Kochlöffel 22. 
Kopftuch der Braut 42 ff. 
xopj»aXii 82. 9G. 
xo'jpetov 21 f. 
xoupeüTic 71 f. 
Kreuzbaum 2Sf. 
Kreuzweg 13. ß4. 12Df. 

Lapis manalis 1.^'- 
Larcnkult IL IB. 24 f. 25. 105 ff. 
Larenta, Larunda 1 1 5 ff. 
Larentalia 114». Hoff. 
Lemurien 5. n 2 144. 
Liber 2fif. 
Libertas 43'. 
Xfxvov 38 ff. 

Livius (24, IG) 43. (1. 32) 44. 
Lorbeer 82 ff. 
Lupercalieu 113^ 

Magd (Aufnahme ins Haus) 30 f. 
Manos L3_!. IH\ LL2_L US. 
Mania IIP. 

Mannbarkeitsbräuche 21 ff. 88 ff. 



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— 127 — 



Mater familias (Haartracht) 40 1 
(xetov IDf. 
(jieXixpaTOV 8a* 
{leXiTToyta 84 f. 
Menschenopfer 112f. 
Mordsühne 32- 
iDundus IB '. 
Mystcrienbräuche 2L 22 ff. 

Nacktheit im Kulte BSL 
Nächtliches Opfer U± 
Neujahrsbrauch (nougriech.) 52. 
Nonae caprotinae 32 (31*). 
nubere 42. 

Nüsse, bei der römischen Hochzeit 
ausgestreut ü 

obnubere 42. 
oNitjTi^pta 22. 

Olive, Oel 34. 38f. 54.80ff. 86 f. 
oscilla, oscillatio 112'. 
Ovid (fast. 3^ 55) 11^ 

Pallium 41. 

Pech im 

Penaten 119». 

<foivix(; 5fif. 

9pctTopej 2a. 70 ff. 90». 

pilae UP. 

pileus 33 ff. 54. 

Plato (Theaetet p. IGOE) QL 

Pollux (VIII, 107) 23. 

pontiiices 33> 

porca praecidanca 12. 

porca praesentanea 12. 

praetexta 55'. 

Purpurfarbe s. rote Farbe. 



Quellenopfer s. Brunnenopfer. 

Regen, von den Toten gesandt 13 
regina sacrorum 42. 
Rhesus 5£j 
rica 40 f. 

Ritterp rocession 54. 
Rolandsäule 2ä. 
Rote Farbe 4Ö- 42ff. 

Saatfeste 112'. 

Salier 33. 54- 
Saturnalien 32 (31«). 

Schlange auf der Akropolis, Askle- 

piosschlango in Kos SLu 

Schweinsopfer 82. 112». 

Seele in Vogelgestalt gedacht fi '. 

Seelenkult s. Totenkult. 

Sieb 4i 24. 29. 

Sklaven, Aufnahme ius Haus 2. 
9- 29 f. Verschiedene Stellung 
in Griechenland und Rom 3L 
Teilnahme am Kulte in Rom 

3if. ua. 

orcpvd 13- 

Städtegründungsritus 54. 
Stamm, Aufnahme in den St. 68ff. 
Substitutionsopfer 3L 53. 52. lÜl. 
suffibulum 48 (47"). 

decupta, Einweihungsbrauch bei 
der Cbemahme einer IL 2. 8. 

Thürschwelle (Hochzeitsbrauch) 
lü-L 17». 22. aL 

Thürpfosten (Hochzeitsbrauch) 
80ff, inL 

toga virilis ILf. 

Totenopfer s. Totcnkult. 



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- 128 — 



57. 84. 96r. 



Totaiknlt?. lOff. 

105t lOSff. 
tnbM 54. 

TptToirflExopts M. 
Trophouios 85. 
trosula 55. 
tutulus 8. püeus. 



venenatum 40 f. 
Venus Libitina 84. 
Vesta 119', 

Vestalinnen 48 (47»). 58. 
Verbinden der Augen 3 f. 21. 
S. Abwenden der Augen. 



Verhüllimg des Kopfes Im Kulte 
35ff. 48f. 54. YeriiaUiuig der 
Bnmt 47ff. 93; des Brluti- 

gams 491. 50. 
volones 43. 



Wasser und Feuer s. aqua et 

igni aodpere. 
Weissdorn 16. 

Wiederkehr der Seele 7. 
Wollene Puppen (au den Com- 

pitalieu) Ulf. 
Wollfaden, WoUbiüde 35. 37 f. 

82. 86 f. 



Gorrigenda. 

S. 4' sireicht' die Worte: in Krain. 
S. 5P füge hiüzu: (2. Aufl. I, 388). 



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