Handwörterb...
der Zoologie,
Anthropologie
und Ethnologie
HadmtH CoUqie i^Uirari
FROH THE
SUßSCRIPTION FUND,
BEGUN IN 1858.
EHCYKLOPiCDIE
DER
NATURWISSENSCHAFTEN
IIERAUSGKGEBEN
VON
Prof. Dr W. FÖRSTER, Prof. Dr. A. KENNGOTT,
Pkok 1)r A. ladenbürg, Dk AN T. RKICHExNÜW,
Prüf* Dr. SCMENK, Geh. Schulrath Dr. SCHLÖMILCH,
Prof. Dr. W. VALENTINER, Prof. Dr. A. WINKELMANN,
Prof. Dr. G, C. WITTSTEIN.
L ABTHEILUNG.
lU. THKIL:
HANDWÖRTERBUCH DER ZOOLOGIE.
ANTHROPOLOGIE UND ETHNOLOGIE.
BEGOMNBN
VOK
Prof. Dr. GUSTAV JÄGER
FORTGEFÜHRT
VON
Dr. Ant. REICHENOW.
BRESLAU,
VERLAG VON EDUARD TREWENDT.
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/
UER
ZOOLOGIE, ANTHROPOLOGIE
UND ETHNOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. ANTON REICHENOW
UNTER MITWIRKUNG
VON
Dr. J. IM \^ rrZ in Berun, R DÜRIGEN in Berlin. Dr. H. GRIESBACH w
Basel, F. v. HELLWALD in Tölz, Dr. ERNST HOFMANN in Stuttgart,
Prof. Dr. GUSTAV JÄGER in Stuttoart, Prof. Dr. KLUNZINGER in Stutt-
gart, Prof. Dr. KüSSMANN in HEinKi RrKf;, Prof. I)k KDUARD v. MARTENS
in Berlin, Prof. Dr. C. MEHLIS in Dürkheim a. d. H., Prof. Dr. A. v. MOJSI-
SOVICS IN Graz, Dr. R. NEUHAUSS in Berlin, Dr. GEORG PFEFFER in
Hamburg, Regierlncsrath Prof. Dr. ROECKL in Berun, Prof. Dr. M. SUSS>
DORF Df Stuttgart, Prof. Dr. E. TASCHENBERG in Halls, Dr. D. F. WEIN-
LAND Ol HOBSN-WiTTttMGBK.
MIT HOLZSCHNITTEN.
FÜNFTER BAND.
Landschaf — Nerrenleiste.
BRESLAU.
VERLAG VON EDUARD TREVVENDT.
x888.
Üigiiizeü by i^üOgle
C TT - /
Das Recht der UeberseUung bleibt vorbehalten.
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L
(Poitwtniiig.)
Landschaf, s. deutsches Schaf. R.
IjandschildkrOteii (Chertaae}^ s. Cbersinae und als Gattung TSt^AmA». Ff.
Landschnecken. In aUen diei obenen Kreisen des Thierreichs, den Mol>
luslcen, den Arthropoden und Wirbelthieren, findet unabhängig von einander ein
Aufschwung vom Wasserlcben zum Luftleben in grösserem Maassiabc statt, und zwar
in bestimmter Abstufung: bei den Wirbelthieren sind die meisten, besonders alle
höheren Klassen luftathmcnd und grösstcntlicils auf dem Lande lebend, bei den
Arthropoden ebenso die Mehrzahl, ahtr in Betreff höherer Organisation könnea
die dur< hschnittlich wasserathmenden Dccapoden unter den Crustaceen den In-
secten den Rang streitig machen. Bei den Mollusken dagegen ist es die Minder-
zahl, und Landbewohner fehlen ebensowohl in der unzweifelhaft hödisten Klasse
derselben, den Cephalnpoden, als bei den niedriger stehenden Muscheln, sie
finden sich nur in der Klasse der Schnecken und auch hier wieder mehr in der
Mitte, nicht bei den untersten Abtheilungen, den Nacktkiemern und Hautathmem,
und nur ausnahmsweise bei der höchsten Ordnung. Die Mehizahl der Land-
schnecken gehört einer bestiinmien Ordnung, den Pulnionateu oder Lungen-
schnecken (in engerem Sinne) an, die neben der LutUit1itiii;ng auch durch be-
stimmte Ki^enschaften in den FortiiHanzungsorganen (Hennapliroditismus mit
gegenseitiger oder wcclisclndcr Befruchtung) und den Mundwcrkzcugen (Musio-
glossen, sehr zahlreiche Zähnchen in jeder Querreihe der Reibplatte, mit Basal-
platten und nach rückwärts aufgerichteten Spitzen« vom Mittelsaha nach beiden
Seitenrflndem zu allmählich die Gestalt ändernd) sich cbaiakterisiren. Diese
Ordnung schliesst sich anatomisch näher an die Opistobranchien (einige Tecti-
branchien) als an die höheren zweigeschlechtlichen Pectinibranchien an; sie enthält
neben eigentlichen Landsebnecken auch noch solche, welche im Wasser leben, aber
Luft athmcn, s. T,imn a eaceen, und einzelne an Meeresküste und Flussmtindnngen
gebundene, ziemlich amphibisch lebende, s. Auricula und Onchidiuni; die
eigentlichen Landbcwoliner dieser Ordnung, wie Limax, Ile/i.x, Jhilimus u. s. w.
zeichnen sich durch die Stellung der Augen an der Spitze langer beweglicher
Stiele (Fühler) aus, was einen freieren Ueberblick gewähr^ und wurden desshalb
schon von Cuvier 1817 als Pulmon^s terrestres, von Fcrussac xSsi als P.
g^ophiles, von Ad. Schmidt 1857 als Styloramatophoren zusammengefesst
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9
Lindachncdten.
niid den andern gegenübergestellt Ausser diesen giebt es aber noch eine
Mindemhl von Landschnecken, welche getrennten Geschlechts sind und sich
sowohl im Bau der Reibplatte als in der Stellung der Augen an der Basis der
Fühler und im Besiti eines bleibenden, spiral oder halbkreisförmig gebauten
Deckels eng an bestimmte Abtheilungen der higheren Wasscrsrlmecken, einerseits
die Taenioglossen unter den Kammkiemem, andererseits die Rhipidoglossen an*
schliessen und natdrlicher Weise nicht von dieser getrennt werden können.
Dieselben wurden zwar seit Fkri ssac 1821 ziemlich allpemcin als Pulnwnata
openttlata, pedcckelte Lungcnsclüieckcn, in einem W'oit fmumon&poma, den
vorher geschilderten hermaphroditischen, die nie einen Deckel haben (P. im-
ftreuhta) zur Seite gesetzt, aber schon Cuvier hat 1817 die wenigen, die er
kannte, nämlich die europäischen CjftksUma, mit Recht als Ausnahme unter
die wasserathmenden Pectinibranchien gesetzt, und diese Anschauung wird gegen»
wärtig, wo man auf die Gesammtheit der innem Organisation mehr achtet,
wieder allgemeiner, so dass die gedeckelten Pulmonata theils (Cyclostoma und
nächste Verwandte) an die Kammkiemer, tlicils (Helicina und Hydroceno) an
die Rhipidoglossen veitheilt worden und der Name Pidmonnien nur den hermaphro-
ditischen deckellosen als systematisclie Kmheit im Sinne von Cuvikr bleibt.
Auch unter jenen gedeckelten finden wir solche, die nur halb Landthiere sind
und sich hierin zu Cyclostoma verhalten, wie Amritmitt eu fJtlix, nämlich dt«
Gattungen 7>mncatilla, Assimmea und in gewissem Sinn auch LUorma, Alles
dies spricht dafür, dass auch innerhalb der Mollusken der Uebergang vom Wasser
cum Land mehrfach unabhängig stattgefunden hat Die Athemhöhle oder so-
genannte Lunge aller Landschnecken ent^i rirl t in Bau und Zugang keineswegs
der Lunge der Wirbelthiere, sie hat keine Verbindung mit Schlund und Kopf,
sondern öffnet sich einseitig, meist rechts (bei linksgewundenen links) am Rumpf
und entspricht in all diesem der Kiemcnl;ohle der wasseratl menden Mollusken,
nur dass sie statt der vorspringenden Kiemenblätter eben einfach ein reiches Ge-
fässnetz in ihrer Wandung enthält; da ein gleiches Volumen Luit mehr Sauer-
stot) iiefeit als Wasser, so konnte die OberflächenvergrSsserung wieder wegfallen.
Nach der Ansicht der meisten Malakologen ist auch die Lungenhöhle aller Land-
schnecken direkt aus der Kiemenhöhle der wasserathmenden Schnecken ent*
standen, nur Herr v. Ihikino glaubt diejenige der Stylommatophoren auf eine Um*
bildung der Niere zurilckHihren zu müssen und nennt diese daher Nepbropneu>
sten, Nierenathmer, im Gegensatz zu den Auriculiden und Limnaeaceen, seinen
Branchiopneusten; demnach wäre die Art des Uebergangs zum Lufdeben selbst bei
diesen zwei Gruppe/i eine verschiedene, also selbständige, und die Limnaeaceen
wären nicht nur eine Durchgnngsstufc von den Kiemenathmem zu den eigentlichen
Landschnecken oder gar ein Rücktall der letzteren. Uebrigens ist der Unter-
schied nicht so gross, da die Niere bei allen höheren Schnecken in nächster
Nachbarschaft der Athemhöhle liegt — Die Lungenhöhle nimmt bei den be-
schälten Gattungen einen grossen Theil der letzten Windung ein und kann
nur vollständig mit Luft sich ftUlen, wenn das Tider ausgestreckt ist; beim Zurück-
ziehen schafft gerade ihr Zusammenfallen den Raum um Kopf und Fuss inner-
halb der Schale zu beherbergen. Die I^ndschnecken sind daher während der
Ruhe, also auch während des Winterschlafes, schon dadurch auf minder aus-
giebiges Athmen beschränkt und haben zu voller Lebensthätigkeit das Ausstrecken
nöthig; aber dabei sind sie wieder mehr dem Wasscrverlust durch Verdunstung
ausgesetzt, und so sind sie doch im Allgemeinen aul tcuciitc Umgebung, die
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LandschDccken.
Zeit unmittelbar nach einem Regen, femer auf Nacht- und Moigentiiau tut £n^
fattnng ihrer Lebensthätigkeit angewiesen. Direktem Sonnenschein trotxen wohl
manche an Mauem, Felsen oder dürren Sträuchem, aber nur, indem sie in ihrer
Schale eingeschlossen bleiben und die Mündung dicht angelegt, oft auch noch
durch eine vertrocknete Schleimschicht (Papierdeckel) verschlossen halten: schalen-
lose (Nacktschnecken) oder mit unvollständig deckender Schale versehene Land-
schnecken (Daudebardia und Vilrina) finden sich nur an feuchten, von der Sonne
geschützten Stellen. Landschnecken finden sich in allen Erdi-heilen und aul den
allermeisten Inseln, auch weit von anderem Land entlegenen, wie auf Kerguelen
(H^x H^oiuri)^ St. Helena (mehrere eigenthOmliche, zum Theil jetst ausge-
storbene), der Gruppe der Sandwich-Inseln (die eigenthttmUche artenreiche Gattung
AchaHHiBa)\ im Allgemeinen sind sie in der h«ssen Zone, soweit sie hinreichen-
den Regen hat, am zahlreichsten, grössten und buntesten, so in Süd-Amerika
östlich von den Anden, in West-Afrika, auf Ceylon, Bomeo und den Philippinen,
aber auch am Rande der Saharn. findet sich noch Helix desertorum und an der
regenlo.^cn Küst e Peru s Buitmulus Laurcntii, Hennahi u. a. von Flechten und Cactus
lebend und nur vom Thau erfrischt. Eine glanzlose dicke, weisse oder blass-
braune Schale ist meist den Schnecken trockener Stellen eigen, lebhafter Glanz,
dunkle Farbe und Behaarung der Schale denen feuchter, schattiger Stellen. Nach
Norden finden sich noch einige kleine Landschnecken in Lappland, Island, Grön-
land und an der Beringstrasse, nach Süden in Feuerland, auf den Falkland-,
Auckland- und CampbelMnseln; dagegen kennt man bis jetzt keine von Spitzbeigen,
dem arktisch-amerikanischen Archipel, Süd-Georgien und den antarktischen Küsten*
Die Süsswa'^serschnecken reichen imgefdhr ebenso weit. Im Ganzen kennt man
etwa loooo Arten von I-andsrhnecken, wovon über 8000 Stylommatophoren
und die übrigen Landschnn kcn mit Deckel. Die letzteren gehen weniger weit
nach Norden und smu schon in Deutschland, abgesehen von der einen ganz
kleinen Acicula^ nicht allgmein verbreitet (s. Cychstoma und Pmatias). Paläon-
tologtsch lassen ach die Landsdmecken im Zusammenhang bis in die Kreidezeit
verfolgen und zwar gedeckelte Formen bis sur Grenze von Senon und Türen
(^ephosUma Rtussi in den Österreichischen Alpen), Stylommatophoren nur bis zur
obersten Abtheilung der Kreide (Anastomus, Glandina u. a. in der Provence),
während die Süsswasser-Conchylien noch weiter bis in den Jura, Brackwasser-
formen bis in den Lias (Cyrena und Neritina bei Halberstadt) zurückreichen.
Aber noch aus viel früherer Zeit, der Steinkohlenperiode, kennt man aus Nord-
Amerika, nämlich Neu-Schottland und Illinois, einige kleine Tvandschnecken, an-
scheinend zu den I\dpa und Conuius gehörend, jetzt Dendropupa^ Dawsanelia undStro-
pkites genannt, im AUgemeiMm nicht unttbnlich der ge^ enwärtigen Landschnedten-
fauna der kleinen Inseln Polynesiens. Die vollständigste Zusammenstellung und
Beschreibung der recenten Arten von Landschnecken findet man in C PfeUFFSR's
monographia heliceorum, 8 Bände, 1848— 1877 für die SlylommaCophoren, aber
ohne die Nacktschnecken, und desselben monographia pneumonopomorum,
4 Bände, 1852 — 1876, Hlr die fossilen in Sandbercer's Land- und Süsswasser-Con-
chylien 1870 — 75. Für die lebenden Innd- ünd Süsswasser-Mollusken einzelner
Länder und Provinzen giebt es zahlreiche grössere und kleinere Schriften, für
die europäischen im Allgemeinen besonders zu empfehlen ist RossmAssler's Icono-
graphie der Land- und SUtswasser-Mollusken, fortgesetzt vobKobelt, 8 Bände 1835
bis 1884, Ittr die deutschen C Ffbiftbr's Deutsche Land» und Wasaers^necken,
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4
Lradschwcin — LanglioniiiDd.
1822 — 38, 3 Theile, und Clessin's Deutsche Excursions-MoUusken-Fauna, zweite
Auflage 1884. K. v. M.
Londsciiwein, Bezeichnung für emen zu der grossohrigen Race ^hörigen
Schlag, der sich von dem schwereren Marschschwein durch leichteren Körper,
schnellere Entwicklungs- und MastQLhigkeit auszeichnet, und tu welchem das
bayrische» das württembergische und mfthrische Schwein gezählt wird. H. von
Nathusius stellt dasselbe als kurzoliriges Schwein (Sus brachiotis) dem grossoh«
rigen Schwein (Sus makrotis) gegenQber und giebt an, dass es sich von jenem
neben den bereits angegebenen Eio^ensrhaftcn noch dadurrli iintci^clieide, dass
die Augenachse länger ist im Verhaltniss /u den anderen Dimensionen, und dass
es eine höhere und breitere Stirn und kinv.e, aufrechtstelicnde (^lirrti besitze, R.
Landuman oder Laduma, räuberische Neger Senegamhiens, südlich vom Rio
Grande, östlich von den Bissagos>Inseln, zwischen den Tyapi und den Susu. Ihr
Obergötze heisst >Simto;< er wohnt im dichten Walde und wird manchmal
einem Menschen sichtbar. Die Menschenseele kann in einen Tschimpansen flber>
gehen; wer sich mit der Frau eines Häuptlings in strafbare Verbindung einlässt,
bringt seine eigene Familie in Gefahr, denn auch diese wird hingerichtet. Skia«
verei ist allrjemein. Ein angesehener Mann, der sich nicht mehr in allgemeine
Angelegenheiten einlassen will, geht r.w irtjend einem mät htigen Häuptling, den
er sich als Beschützer wählt; er lasst sich ilande und I iisse bijjden, zu seiner
Rechten legt man ihm einen Säbel, zur Linken eine Pcilsclie; damit wird er
Schutzbefohlener Vasall. Die L. sind Heiden und voll lächerlichem Aberglauben,
welchen die mit den Häuptlingen in enger Verbindung stehenden Fetischpriester
nähren. Die Sprache hat viel Aehnlichkeit mit jener der Djatlonke. B£renger-
Feraud hält die L. für einen Zweig der Baga (s. d.) Sie haben ausgesprochenen
Negertypus, ähneln den Nalo, sind aber weniger roh, manche Weiber sogar hübsch,
beide Geschlechter krältig, Sie sind sehr unruhig, erklärte Feinde der Fulbe,
nidit ohne gewissen Miith, aber auch tief unsittlich, faul, Trunkenholde und in
Klend versunken. Sie haben keinerlei Industrie und bauen bloss etwa:» Reis,
Hirse i!n(] l\rdn(hse. v. H.
Landwanzen = Gcocures. E. Tg.
Langaha Bruc. Dryopiiiden = Gattung, deren Schnauze in einem mit klei-
nen Schuppen bedeckten, fast ^ der Kopflänge ausmadienden fleischigen Fort*
satz ausläuft Z. nasuUt, Brug., Madagaskar. Pf.
Langarmaffen oder Gibbons «s^^^iafSrx, Ilug., s. Anthropomotphen. v. Ms.
Lang-Bleck^Uckelei (s. d.) Ks.
Langflügelpapageien s. Poeocephalus. Rchw.
Langfüsscr (Macrotarsi, Illig. p. p. Theridkmilorphat V. Carus), Familie
der Halbaffen, s Tarsida, (Jkav. v. Ms.
Langhalsschildkröte, s. Hydiomedusa. Pf.
Langheinier Vieh, ein besonderer Schlag des Schcinfelder Viehs (s. d). R.
Langhömer, a) Bockkäfer, s. Cerarobycidae, b) == Mücken, s. Macro-
cera. E. To.
Langhonuind, eine in früheren Zeiten in England, insbesondere auf Irland
stark verbreitete Race, welche gegenwärtig nur noch in wenigen Zuchten ver-
treten ist und ihre ursprünglichen Eigenschaften durch die verschiedenartigen
Blutmischungen, denen sie ausgesetzt wurde, fast vollständig verloren hat. Die
Merkmale dieser Race sind f(jlgende: Ko])f lang und spitz zulaufend; Augen
gross, milde; Hörncr sehr lang und stark, nach ab* und mit den Spitzen nach
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Langlebigkeit — ^ tjnUdae.
5
vorwärts ccricluct. Dadurch erhält der Kopf ein wildes Aussehen. Hals dünn;
Schultern fein, aber fleischig; Brust weniger tief und weit als bei den übrigen
engliscl.en Racen und fast ohne Triel; Leib abgerundet; Rucken voll, Lenden
breit; Hüften weit vorstehend. Schenkel fleischig; Beine niittelhoch. Die Farbe
ist meist brauuscheckig. Diese Beschreibung entspricht der von BAktwiLLL ver-
besserten Race. Die alte Langhomrace war meist schwarz oder braun ^ mit
weissen Abteichen, hatte eine dicitei langbehaarte Haut und emen schweren
Kopf. Bemerkenswerth ist die hohe Mastfilhigkeit, welche diese Thiere be-
sassen. R.
Langlebigkeit, s. Alter. J.
I^an^obarden, s. Longobarden. v. H.
Lanf,owcn, s. Minahassa. v. H.
Langschnabelsittich, s. Henicognathus. RcHW.
Langwanzc, s. Lychiieus. E. Tg.
Lanüdae, Würger, Familie der Singvögel (Oscines). Vögel mit kräftigem,
seitlich zusammengedrücktem und hohem Schnabel, welcher einen Sterken Haken
an der Spitze zeigt und vor demselben nicht nur eine Auskerbung, sondern
einen von der Schnabelschneide deutlich abgesetzten, hervortretenden Zahn.
Schnabelborsten sind in der Regel vorhanden. Immer zählt man lo Hand*
schwingen, und zwar ist die erste länger als die Handdecken (bei Lantus minor
ausnahmsweise cbcnsolang) und in der Regel länger als die Ifnlüo der zweiten
Schwinge, häufig sogar langer als die Hälfte der längsten. 3. und 4. oder 1 bis 6.
Schwinge Sinei die längsten, die Armschwingen in der Rcp<^l wesentlich kurzer
als die längsten Handschwingen, nur bei den Buschwürgern wenig oder nicht
kibzer. Der Lauf ist bald länger, bald kürzer als <tie Mtttelzehe, vc« den Vorder-
zehen gewöhnlich nur die äussere mit einem Gliede verwachsen. Die Würger
gehören der östlichen Erdhälfte eigenthümlich an. Die wenigen in Nord-Ameri*
ka vorkommenden Raubwttrger sind als Einwanderer anzusehen, und die beiden
in Süd-Amerika heimischen Gattungen der Laub- tmd Papageiwürger entfernen
sich nicht unwesentlich von dem Typus der Familie und sind nur bedingungs-
weise derselben anzuschliessen. Als Vertreter der Würger auf der westlichen
Halbkugel sind die Tyrannen anzusehen. Die Würger bewohnen nicht den
HdfhwaUl, halten sich vielmehr an Waldräniiern auf, in Triften, welche von
kleinen Geliöizen durchsetzt sind, Heben im allgemeinen also freiere Gegend.
Hier sitzen sie auf hervorragenden Baum- und Buschzweigen und stossen von
diesen Warten aus auf vorüberlliegende Insecten, die sie wie die Fliegenfänger
im Fluge erhaschen, oder auf kriechendes Gethier. Die grösseren Arten stellen
kleinen Wirbelthieren, Reptilien, Mäusen und jungen Vögeln nach^ doch sind
alle Mitglieder muthige und starke Vögel, und selbst unser Ncunlödter über-
wältigt die kräftige Feldmaus und ist stark genug, diese sowie junge Vögel von
der Grösse fast flügger Finken im Fluge fortzutragen — wobei die Beute mit
dem Schnabel oder aurli vermittelst der Füsse nach Art der Raubvögel gefasst
wird — und an Dornen anzuspiessen, welche letztere Eigenschaft nicht nur die
sogen. ^Durndrcher«, sondern auch andere Würgerarten besitzen. Einzelne, wie
z. B. der grosse Raubwürger, L. exfMor, pflegen oft auch nach Art der Falken
sich rüttelnd über einer Stelle in der Luft zu halten, um Beute zu erspähen, die
sie dann durch plötzliches I^edentossen erfassen. Die Nester werden in Bttschen
und auf Bäumen angelegt. Es sind dickwandige, aber nicht besonders feste
und noch weniger künstlich ausgeflihrte napfiörmige Bauten aus Reisern und
^ujui^uo i.y Google
Grashalmen, oft mit Moos gedichtet. Die Eier sind auf vvcisslichem, bräunlichem
oder grünlichem Grunde braun oder röthlidi gefleckt. Die meisten Würger
haben eine wohlklingende» melodische Stimme und verstehen es meisterhaft, die
Strophen anderer V<^el nachzuahmen und mit dem eigenen Gesänge su ver«
schmelsen. So hört man vcm unserem Neuntddter den Gesang der Lerche und
anderer kleiner Vögel, den Schrei des Holzhehers, des Bussards u. a. Sehr
schöne flötende Rufe, der Stimme unseres Pirols ähnlich, lassen die Buschwürger
hören, und dabei pflegen beide Gatten eines Paares in Duetts zusammen zu
wirken, indem das Weibchen der Strophe des Männchens den Schlussakkord an-
hängt. Die gegen 300 bekannten Arten sind (Iber die gan^e östliche HaU>kugel
mit Ausnahme der Polargegenden verbreitet. In Nord-Amcnka kommen nur
wenige Arten der Gattung Zmum vor, in dem tropischen Süd-Amerika finden
neb die beiden etwas abweichenden Formen VSrw und QtürAis* Von den in
den gemäsngten Breiten lebenden Arten sind die kleineren, welche vorzugsweise
von Insecten sich nähren, Zugvögel, die grösseren hingegen, welche audi Wirbel-
thieren nachstellen, wie z. B. unser grosser Raubwtirger, Standvögel. Man kann
die Familie zunächst in zwei Untergruppen sondern : A.Wächter, Laniinae. mit
spitzeren Flügeln, in welchen 3. ttnd 4, oder 3. bis 5. Schwinge die längsten
sind. Hierzu gehören die Gattungen Lunius, \.., Fumcephalus, Smith., UroUstes,
Gab., Feltops, Wagl. B. Busch Würger (Malaconotinac) mit runderen Flügeln,
in welchen 4. und 5. oder 4. bis 6. Schwinge am längsten sind. Hierzu die
Gattungen Cratäcuit Vmu.., Euryftros, Lbss., DrUnops, Vieill., MalacffmtuSt
Sw., J^hycephala, Sw., FaicuntnAu, Vkux., Cychrkinmst Sw., Vire»t Vibill. —
Die Gattung Lmmu umfasst die lypischra Formen der Familie, mit hohem
kräftigem Schnabel, rechtwinklig abwärts gebogenem Haken an der Spitze des-
selben und starkem Zahn. Die Flügel sind bald mehr, bald minder spitz, indem
die zweite Schwinge bald Her vierten an Länge gleich ist, bald nur so lang als
die achte Die erste Schwinge überragt bei den typischen Arten nur wenig die
Handdccken (bei L. minor ebenso lang), bei den Grauwiirgern (Untergattung
C&liyrio, Moehr.;, ubertnöt sie jedoch die Handdecken um deren halbe bis ganze
Länge und ist bei «nigen Iflnger als die Hilfte der längsten Schwinf^. Diese
Arten haben auch stufigen Schwanz, welcher die FlOgel an Länge Obertriift,
während bei den typischen Formen der Schwanz gerade abgestutzt nur die
ättsserste Feder jederseits kürzer ist, derselbe auch der FlQgellänge nachsteht.
Auf Grund der verschiedenen Flügel- und Schwanzbildung und auf Färbungs-
eigenthümlichkeitcn sind die Untergattungen Fiscus, Bp., Otomela, Bp., Phonei/Sf
Kaup., gebildet. Die bekannten, etwa 60, Arten verbreiten sich über pAiropa,
Asien und Afrika, und auch Nord- Amerika beherbergt mehrere. — Der Raub-
würger, Kriekelster, Lanius excubitor, L., ist oberseits zart grau, "unterseits
weis^ eine schwarze Binde über die Kopfseite, Flügel und Schwanz schwarz, die
äusseren Schwanzfedom mit wefetser Spitze, die äussetsten bisweiloi bis auf die
Basis weiss; Armschwingen mit weissem Spitzensaum; ein weisser Flflgelspiegel,
welcher durch die weisse Basis der Handschwingen und vorderen Armschwingen
gebildet wird. Bisweilen ist der Spiegel kleiner, die weisse Färbung auf die Basu
der Handschwingen beschränkt, nicht auch auf die Armschwingen ausgedehnt.
Auf solche Abweichungen ist die Art / major, Pall., begründet. Ebenso ist auf
Individuen mit rein weissem Bürzel und rein weissen äussersten Schwanzfedern
die Art Z. Homeyeri, C.^b., begründet. Es bleibt indessen fraglich, ob in letzterer
Form nicht nur recht aite männliche Individuen zu erblicken sind, während hin«
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Laniites — Laiue.
r
gegen die Abweichung L. major den L. excithitor im Osten Europa's und Asicn's
zu vertreten scheint. I)ns Weibchen des Raubwüigers hat kurze graue Quer-
binden auf der Brust, ebenso der junge Vogel, weicher sich ausserdem durch
braunlichgraue Oberseite unterscheidet Der Raubwürger bewohnt als Stand-
vogel das nördliche und mittlere Europa. — Der Graue Würger, Drillelster,
Z. MMMT. Gm., ist obereetts grau, Stirn, breite Binde ttber die Kopfseite, Flügel
und mittlere Schwansfedem schwarz; äussere Schwanzfedern, Sintzensäume der
Armschwingen, Flttgelq>iege1, Kehle und Unterschwanzdecken weiss; Brust und
Bauch rosa< Schwächer als der RaubwUrger. Belm Weibchen ist die Stirn grau
und schwarz gemischt, Brust und Bauch sind blasser. Er ist Sommervogel in
Mittel- und Süd-Europa und wandert im Winter nach Afrika. — Der roth-
kopfige Würger, T, Senator, L., hat rotlibraunen Scheitel und Nacken, Stirn,
Binde über die Kopiseite, Oberrücken, Flügel und Schwanz schwarz. Die
äusseren Schwanzfedern haben weisse Basis und Spitze. Ein Zügelüeck, ein
kleiner Fleck über dem Auge, Schulterfedern, Flügelspiegel, Bürzel und Unter«
Seite sind weiss. Das Weibchen hat braunen Oberrttcken. Er ist wenig stärker
als eine Nachtigall, bewohnt als Bnitvogel Mittel« und Sfld>Ettropa, West-Anen
und Nofd-Afrika und wandert im ¥^nter bis in das tropische Afrika. — Die bei
uns gemeinste Art, der Neuntödter, Dorndreher oder rothrückige Würger,
Z. collurio, \.., hat grauen Oberkopf, Nacken und Bürzel, durch das Auge eine
schwarze Binde. Rücken und Flügel sind rothbraun, Kehle und Unterschwanz-
decken weiss, Brust und Bauch rosa, die mittelsten schwarz, die anderen weiss
mit schwarzer Spitze. Beim Weibchen ist die ganze Oberseite rostbraun mit
schwarzen Wellenlinien, die Unterseiten weiss, auf Halsseiten und Brust graubraun
gewellt; die Schwanzfedern sind rostt>nutn. Wenig stärker als eine Nachtigall.
Bnitvogel in Europa, wandert im Winter nach Afrika. Rchw.
Lanistes, MomroitT x8io, Unterabtiteilung von AmpuBaHOf linksgewunden,
mit hornigem Deckel, nur in Afrika. Z. carinaius, OuviER, ziemlich flach, ge-
bändert, mit einem Kiel um den Nabel, von den grossen Seen durch das ganze
Nilgebiet bis Egypten verbreitet; die Arteii der Westküste sind meist auch oben
kanHir, die Arten der Ostküste abgerundet und grösser, z. B. L. ovum und pur-
pureum, y, V. M.
Lanku-Hc-Miau, eines der Urvölker im südlichen China. Die L. begraben
ihre Verstorbenen erst lange nach dem Tode und nur an gewissen Tagen von
günstiger Vorbedeutung, was nach ihren astrologischen Berechnungen höchstens
einmal im Jahre vorkommt In derZirischenzeit werden die Leidien in luftdicht
verschlossenen Säigen aufbewahrt v. H.
Lantlionotus, Steindachner, Gattung der Holodermiden, oder Tjrpi»
einer eigenen Familie, der Lanthonotidae. Kopf depress, mit sehr kleinen, ge-
kielten Schildern bedeckt, ohne äussere Ohröffnung, keine Lippenschilder, keine
Kehlfalte. Augen klein, ebenso (iliedmaasseii und Zehen. Auf dem Rücken
Reihen warziger Höcker, jeder mit einem gekielten Homschild. Z. borruensis,
Steind. Pr.
Lanugo« s. Haarentwicklung. Grbcm.
LanntM, s. nianuns. v. H.
Laase. Das Urbild der Lance ist ein gespitzter und im Feuer gehärteter
Stock, der mm Stossen und Werfen benutzt ward. So selbst bei den Germanen
des Tahtus. — In der Zeit des geschliflfenen Steines stellte man Spitzen aus
Feuerstein her, welche in einer TQlle von Holz befestigt waren. Prächtige
8
LanMBiatten — Lttnettfiidi.
Lanzenspitzen der Art fand man in Skandinavien, — In der Metallzeit stellte man
Anfangs hohl^efjossene T,an?.enspitzen aus Kupfer und Bronze von ziemlich plumper
Form her. Erst die aus Eisen geschmiedeten Lanzenspitzen der Haiistatter- und
la-Töne-Zeit nehmen eine elegantere und schmülere Form an. In der römischen
Zeit entstand aus der einfachen Lanze das komplicirte Pilum, woraus sich zur
Frankenzeit der Angpn mit Widerhacken entwickelt hat. Die I^zen des Mittel-
alters erhielten vieKach beilartige Ansätze. Lanzen solcher Form nennt man
Hellebarden — (framea). — Bei den arischen Stämmen der Gallier, Germanen,
Griechen, Römer galt die Lanze von kurzem und gedrungenem Bau ^s Haupt-
und NationalwafTe. G. M.
Lanzenratten — Loncheres, Illig. (s. d.). v. Ms.
Lanzenschlange, s. Bothrops. Pk.
Lanzetegel = Dicrococlium lanceolatum, Mehlis (s. d.). VVd.
tfanzettfiscfa, Ampldoxus laneeolaiMS, Pallas (ßratukhstoma htMcum, CostaX
nennt man die einzige Art der Leptocardier (s. d.). Ausser den unter dem
cttirten Artikel angeführten Etgenthfimlichkeiten, welche die systematische Stellung
des L. bestimmen, ist Folgendes noch m erwähnen: Der Körper ist lanzettUch,
in der Mittellinie über den ganzen RUcken und um den Schwanz herum, am
After, der etwas seitlich zwischen dem 5. und dem letzten Sechstel der Körper-
länge liegt, vorbei, läuft eine strahlenlose, am Schwänze etwas verbreiterte Flosse
bis zu dem sogen. Abdonnn.-\lporus, einer hinter der Mitte des Körpers befind-
lichen üeflnung, die in einen, dem Cloakairaum der Tunicaten entsprechenden
Hohlraum lührt. Gliedroaassen fehlen. Die Länge beträgt bis Ober 5 Centim.
Das Thier ist farblos und fast durchdchtig. ^ Am vorderen Körperende, ein
wenig bauchständig, liegt eine Oeffinung, die dem Eingange in die Phaijmgeal-
höhle der Tunikaten oder dem Munde der Wirbelthiere verglichen wird; sie ist
länglich und wird von einem hufeisenförmigen Knorpel offen gehalten, der eine
beträchtliche Zahl mit Flimmerhaaren bekleideter, den Mund umringender Cirri
oder Fühlföden trägt. Kiefer fehlen durchaus. Hinter jener (Mund ) Öcflnung
folgt ein geräumiger l'haryngealraiiin (Mundhöhle), der fast bis zur Körpeimitte
reicht. Seine ^Vandung flimmert stark und das Epithel bildet reichlich mit Blut
versorgte, nach innen vorspringende schräge Kiemenlamellen, die von Knorpel-
bögen gestützt werden, während zwischen ihnen durch paarige Spalten das zur
Athmung benutzte Wasser in eine dem Qoakalraum der Tunikaten entsprechende
Höhle und wdter durch den Abdomioalponis nach aussen ablaufen kann.
Zwischen den Kiemenspalten in der Mittellinie des Bauches findet sich die dem
Endostyl (s. d.) der Tunikaten entsprechende Flimmerrinne. In der Tiefe jenes
Pharyn):^e:ilraiimes beginnt mit ziemlich enger Oeffnung der Darm, der nach vorn
einen mit einer Leber verglichenen Blindsack abgiebt, sonst aber gerade zum
After verläuft. — Das Gcfässsystem besteht hauptsächlich aus 2 Längsgefössen,
einen in der Mittellinie des Bauches, imtertialb des Pharyngealraumes und
Darmes (dem Rückengefässe der Ringelwürmer vergleichbar) und einem anderen
zwischen Darm und Chorda (s. d.) (dem Bauchgefässe der RingelwUrmer ent-
sprechend). Beide Längsgefässe sind durch Queranastomosen, die namentlich
zwischen den Kiemenspalten verlaufen und die Kiemenlamelien als zu« und ab-
führende Gefässe versorgen, mit einander verbunden. Alle stärkeren Gefässe pul-
siren. — Die Ghorda ist sehr dick, hat aber keine Knochen- oder Knorpel-
scheide. Das CciUrnlnervensystem verlauft dor-^al über derselben, ohne An-
schwellungen. Ein unpaarer Pigmentfleck am vorderen Ende derselben und links
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jjto — Laoten*
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davon eine Grube können als rudimentäres Gesichts- und Geruchswerkzeug ge-
deutet werden. Ueber die jedenfmlls sehr einfach gebauten Gesclilechts- und
Harnabsunderungsurgaue exislircii auch widersprcciieade Angaben. Die Knt-
wicklang sdmmt im WeiciitlicheD mit derjenigen der Cyclostomen (s. d.) Ubcrein.
Eine nemlich bedeutende Metamorphose durchläuft das junge Thier nodi nach
dem AuaachlUpfen; namentlich schwindet erst sehr allmähticb (und auch nicht
völlig) eine anfangs sehr auffilllige Symmetrie. — Der Lanzettfisdi lebt in feinem
Sande des flachen Meeresstrandes; er ist in der Kordsee, im Mittelmeere, an der
sudamerikanischen Küste, im indischen Ocean gefunden und hat vermuthlich eine
noch viel weitere Verbreitung. Die 1 iteratur über dieses intere^srxntc Thier ist
eine sehr umfängliche. Die wichtr^;sten Schriften möchten folgende sein: JoH.
Müller, lieber den Hau und die I ebenserscheinungen des Bran€hi{;stoma hibri-
cum. Abhandl. ci. berliner Acadeinic, 1642; K-uwalewski, Entwickelungsgeschichte
von Amphiozus lanceolalus» M^. de TAc. de St P^tersb., 1867; Rolph, Unter-
suchungen ttb. d. Bau d. Amphioxus hmceolatus» Stoungsber. d. naturf. Gesell*
Schaft; Leipzig 1875. Ks.
Lao, Stamm der Dinka-Neger im Westen des weissen Nil, bei der Meschera
cr-Reck. V. H.
Lao-Khong, Zweig der Laoten (s. d.)- v. H.
Lao-lan-tao, Zweig der Laoten (s. d.). v. H.
Lraomedea, Lamouroux = Obeiia, Pi^ron und Lksi eur. Pf.
Laosaurus (gr. las Stein). Dinosauner-Gatiung aus dem Jura Nord-
amerika's. Pf.
Laoten oder Lao. Abtheilung der grossen Familie der Thai- oder Schan-Vdlker
in Hinterindien, die südlichen Nachbarn der Chinesen. Sie bewohnen die inneren
und nördlichen Theile der Halbinsel und zerfallen in die Lao-pung-kah oder
weissbttuchigen und die Lao-punk-dam oder schwarzbäuchigen L., welche letzteren
den Westen des I^des innehaben. Die L. sind überall Buddhisten, haben
überall eine gewisse Zivilisation und sprechen überall dieselbe S|)rarhe mit ge-
ringen Abweicliun<;en. Sie haben die Tradition von einem grossen Schan-
Reiche, das im Südwesten Yünnans gelegen und dessen Hauptstadt Kai Khao
Mau Long am Schweli gewesen ist. Von allen Staaten, in die es zerfallen, ist
vietleidit nur das einzige Siam als unabhängig übrig; alle anderen sind Birma,
China, Annam oder Siam unterworfen. Diese Staaten reichen von der Meridian-
kette auf der Os^renze des eigentlichen Birma bis zum Kambodscha; im Süden
wohnen die an Siam Tribut zahlenden L., die mit den birmanischen Schan wenn
nicht identisch, doch jedenfalls ungemein nahe verwandt zu sein scheinen. Man
kann sie geradezu als die östlichen Schan bezeichnen, welche alimiihUch aus
Norden, dem Thale des Mekhong entlang, immer weiter nach Süden hin vor-
drangen. Man nimmt an, dass ihre ursi)rüngliclien Wohnsitze irtTendwo auf dem
osttibetischen Hochlande gewesen seien. Die L. sind im Allgemeinen durchaus
unkriegerisch und rückten nur langsam in das Stromthal des Menam, mo sie
den Grundstock der heutigen Siamesen bildeten. Noch heute unterscheiden
sich £e Sprachen der L. und der Siamesen von einander so wenig, dass
beide Völker sich ohne Schwierigkeit verstehen; nur steht das L. auf einer «Iteren
Lantstufe. Auch verlegen die siamesischen Ueberlieferungen den Ursprung ihres
Volkes in das Innere von L.; dasselbe gilt ihnen als eine Art von geheiligtem
Lande, in welchem sich viele religiöse Wunder begeben haben. Ueber die Eth-
nologie des Wortes L. ist man noch im Unklaren. Einigen zufolge bedeutet der
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te
Laoten.
Name L. soviel als dje Alten. Im unteren L. bezeichnen sich die Leute als
Lea, werden auch so von den Annamiten cenannt, und daraus ist wohl unser
L. enstanden. Erst in den letzten zwanzig jähren sind wir mit den L. besser
bekannt worden durch Doudart ob Lacr^, Henri Mouhot, Francis Garnier,
Dr. Harmamd, Carl Bock und Dr. Paul Nbis, doch sind ihre Berichte nicht in
allen Punkten ttbereinstimmend. Nach Carl Bock giebt es heute sechs, den
Sianiesen unmittelbar tributpflichtige L.-Staaten: Lakon, Lampun, Kieng Mai
(Xieng Mai oder Tscheng Mai) Muang Nan, Hluang Prabang und Muang Prai.
Alle sind durchaus unabhängig von einander, aber es gteht mehrere kleine von
diesen grösseren abhängige Staaten. Die Beherrscher Aller sind Autokraten. !n den
sechs grosseren Staaten giebt es je zwei Oberhäupter: den ^ Tschau Hlung* und
der »Tschau Üperat* ; doch gilt let/.terer oft melu als sein Vorgesetzter. Diese
»Tschauc oder Fürsten sind eigentlich blosse Statthalter, denen der Königstitel
belassen ward; ihre Aemter haben sie auf Lebensiett, sind aber nicht erblich»
sondern werden dem Namen nach vom Könige von Siam besetzt^ thatsächlich
jedoch dnrch Wahl und Empfehlung des Volkes. Der gesammte Grund und
Boden gehört dem Namen nach den Häuptlingen, in Wahrheit jedoch gewähren die
letzteren den zahlreichen Tschaus gewisse Distrikte oder Provinze tarn lEssenc»
wie den Ausdmrk lautet. Diese Fürsten zahlen keine Steuern, sorgen aber dn-
ftir, dass die Bevölkerung richtig steuert l^er Verkehr zwischen dem Volke und
der I?eamten (»Pya«) hat einen ziemlich patriarchalischen Anstrich, und Er-
pressungen von Seiten der Letzteren kommen nach Garnier weniger vor als in
anderen Lindern. Nach C Bock and dagegen die Fürsten und hohen Beamten
wahre Wucherer und Meister in der Kunst, durch gute oder schlechte Büttel den
letzten Pfennig aus dem gewöhnlichen Volke herausruquetsdien; dennoch wird
ihnen von diesen die grösste Ehrerbietung bezeigt Sehr viele Leute aus dem
Volke sind entweder völlige Sklaven oder Schuldsklaven. Das Strafgesetxboch
bildet im vollen Sinne des Wortes einen Prügelkodcx mit vielen Abstufungen.
Garmek sagt: Der L. besitzt viele der Kntwickelung fähige Keime und scheint
des Fortschrittes fähig. Sein ( .eist ist wissbegierig und in religiösen Dingen
durchaus tolerant. Die nördlichen L., welche man an ihrer hellen Hautfarbe so-
fort von den Birmanen unterscheidet, haben eine stolze Haltung, sind auch
rflhiiger und betriebsamer als jene im Süden; diese haben nidit einmal Märkte,
welche im Norden ttberall gefunden werden. Die nördlichen L. sind aber sehr
misstrauisch gegen Fremde, dagegen von lobenswertem Fleisse; man sieht kaum
Müssiggänger, und die Liebe zum Gewinn, namentlich zum Handelsgewinn, lässt
ihnen keine Ruhe. Leider sind sie auch leidenschafdich auf Glücksspiele
erpicht, und in den Spielhöllen liegen Leute jeden Alters auf schmutzigen
Matten. C Bück meldet dagegen: Von allen L. sind die, welche am nördlichsten
wohnen, am weitesten zurück. Edler Regungen sind sie nicht fähig, im Gegen-
theil im hohem Grade gemein. Freigebigkeit und Edelmuth sind Begriffe, die sie
nicht verstehen; sie sind der gewöhnlichen menschlichen Theilnahme bar; jeder
einzelne strebt nur darnach, seine eigene Person nicht in die Klauen der Geister
allen xu lassen. Ihre höchste irdische Begierde ist Gdd, Geflisse und Schmuck-
sachen von Gold und Silber und jeden anderen wetthvollen Gegenstand au&uhäufen;
in den Mitteln des Erwerbs sind sie eben nicht sehr v rihlerisch. Sie sind femer
äusserst unzuverlässig und wunderbar geschickt in Ausreden, aus jeder lästigen
Lage suchen sie sich durch Versprechungen, deren Erftillung ihnen nicht allzu
sehr am Herzen liegt, zu befreien, und machen sich g^r nichts daraus, Uber einer
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Lüge ertappt zu werden; doch sind sie im allgemeinen in ihrem häuslichen Ver-
kehre sittlich. Ihr Antlitz entbehrt der Fähigkeit, irgend einen Wechsel innerar
Regungen su vemiUieOp ausgenommen, wenn ihr Zorn enegt wird. Selbst das
wdblidie Geschlecht sieht mm selten weinen oder lachen. Trägheit ist
ihnen angeboxen. Von der Möglichkeit, ihre eigene Lebens^ und Gesellschafks-
stelttu^ an verbessern, lassen sie sich nichts triiumen. Das Leben eines L. ist
demgemSss dnlönnig und für einen Europäer unerträglich langweilig. Die Frauen
verrichten alle wirklich schweren Arbeiten; sie srien den Reis, sie ernten, ent-
hülsen und reinigen ihn, sie kochen und helfen ihn essen, — letzteres eines der
wenii^cn Dinge; in denen sie mit den Männern gleich stehen. Die L. sind Freunde
der Musik, welche weich, harmonisch und sentimental, nach Anderen aber ein-
fttnnig sein soll, was eher glaublich ist, weil sie bloss Gongs, Trommeln und eine
Art RhoipfeiJien besitsen. Sonst moA die L. geschickt in der Herstellung von
Silber- und Lackwaaren. Ueberall wird Reis gebaut, welcher die Hauptnahrung
bildet: aosseidem auch Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr, MaulbeerbAume u. dgl.
Die L. essen zweimal täglich, etwa 7 Uhr Morgens und gegen Sonnenuntergang.
Sic sitxen in einem Kreise auf dem Boden oder auf Matten vor lackirten oder
messinjrenen Präsentirbrettem mit einer Anzahl von Schüsseln und kleinen Ter-
rinen mit petrockneteiu oder gekochtem Fisch, gedämpften Büffelfleischst ii< k(:'n,
Salzeiern oder S( hwcmefleisch, Reis und Gemüsen. Das birmanische >Ngapi'i
spielt auch hier cme grosse Rolle. Betelkauen ist allgemein und beginnt fast
mit dem ersten Kindesalter und hört erst mit dem Tode auf. Die Ortschaften
in Lao liegen, wenigstens in den sttdlichen Landestheilen, gleichviel ob gross
oder Ucm, den Flflssen entlang. Die Httuser sind mit Gärten umgeben und
durch Fusswege mit einander in Verbindung gebracht. Die Wobnungen von
Fttrsten und Bauern gleichen sich in Plan und Bauart; nur in der Grösse, den Bau-
stoffen und der Ausstattung zeigt sich der Unterschied. Die Häuser haben nie
mehr als ein Stockwerk und stehen auf 1,5 — 2,4 m hohen Pfählen. Eine Troiipe
oder Leiter, 3 — 4 Stufen hoch, führt an der Vorderseite des Hauses auf eine
rings um dasselbe laufende Gallerie, die stets sehr schlüpfrig und oft nicht in
gutem Stande ist. Das Strohdach der Häuser üiii scharf ab, die Wände, ein
doppeltes Bambugeflecht, sind auf der inneren Sdte mit BUttem bddddet; der
Hausrath ist einlach, liCatten und Kissen bilden die wichtigsten Bestandtheile. Im
Emp£uigssaale hängen allerlei Waflen; Lansen oder Musketen mit Feuerstein-
schloss» Jagdgeräthe, Fiscberaetse u. dgl. m. In dem ofienen Räume unter der
Diele werden die Elefantentragsessel und Ochsenpacktfttd aufbewahrt. Nur
Elefanten und Ochsen dienen als Lastthiere, daher Karren selten sind; Elefanten
werden auch zum Reiten benutzt, aber nur männliche, und es gilt für eino'grosse
Beleidif^uriL;, Jemandem einen weiblichen Elefanten zum Reiten anzubieten. Das
hauptsächlichste Kleidungsstück ist das >Patüii, ein 1,8— 2,2 m langes und 60 bis
90 cm breites Stück BaumwoU- oder Seidenstotfes, das um den Körper geschlungen
vom susammengerollt wird, bis es fest anschliesst; dann wird das Ende der Rolle
zwischen den Bdnen durchgezogen und hinten in das Zeug von oben hör ein*
gestopft. Die besseren Klassen tragen gewöhnlich noch einen Gürtel, oft von
Europa eingeführt Die Kleidung ist in der Regel Hausarbeit; fast jedes Haus
hat einen einheimischen Webstuhl. Die Zeuge sind dunkelblau — am meisten
beliebt — orangegelb, braun oder schokoladenartig geförbt. In der kühleren
Jahreszeit tragen bL-ide Geschlechter ein grosses, dickes, baumwollenes Sliawl-
tuch, £ast stets rot und weiss gestreift; ausserdem einen langen Umhang au$
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ta
Laoten.
Baumwolle oder bei festlichen Gele<jenheiten aus Seide, gelb, weiss oder roth,
der um den Körper, nicht um den Hals, f^etragen oder über die Schulter ge-
worfen wird. Reiche ziehen eine enge Jacke aus Baumwolle oder Seide an.
Auch benutzen die Männer in dieser Zeit Sandalen aus Biifl'elhaut. In Kopfbe-
deckungen herfscht grosse Mannigfaltigkeit; im Norden sind hauptsächlich riesige
Kopf bttte aus Yttnnan gebräuchlich. Das HauptkleidungtstUck der Frauen, »Sin«,
welches die Stelle des europäischen Untenocks vertritt, ist aus drei in Farbe und
Stoff verschiedenen Theilen zusammengenäht; man schlägt es um den Leib
und stopft die Enden hinten an der Taille ein. Das iPahtongc oder Umschlage-
tuch wird über dem Sin getragen, so dass es teilweise die Brust bedeckt, weiss,
gelb oder am liebsten blassroth. Es wird x\her Bnjst und Schulter geworfen,
unter dem Arme durchgezogen und wieder über dieselbe Schulter genommen,
von welcher man angefangen hat; dann lässt man das Ende vorn herunterhängen,
oder man windet es einfach fest über die Brust und unter den Armen weg.
Wenige Laotinnen fangen an enge Jacken mit ebenso engen Aermeln zu
tragen. Das Haar lassen sie lang wachsen und binden es, tüchtig gefettet, am
Hinterkopf in einen hübschen Knoten zusammen, um den nch stets Blumen
schlingen. Bisweilen wird das Haar mit einer goldenen Nadel geschmückt; bei
festlichen Anlässen trägt man Gold- und Silberarmbänder. Die Männer lassen
das Haar entweder ganz kurz schneiden oder den Kopf abrasiren mit Ausnahme
eines Büschels am Scheitel, welcher glcichmässig wie eine Bürste abgeschnitten
wird. Im westlichen I.ao herrscht die Sitte, den Körper oberhalii des Nal)cls
bis unterhalb der Kniesclieibe zu (ättowiercn. Die L. im Mekhongdistrikt haben
dagegen nur eine Figur oder zwei entweder auf den Beinen oder auf der Brust.
Die Mode, die Ohren zu durchlöchern und auszuweiten, um Blumen, Zigarren
und andere Gegenstände darin tragen zu können, ist bei beiden Geschlechtem
allgemein verbreitet und lässt ihre grossen Ohren noch grösser erscheinen. Grosse
Ohren gelten als Zeichen langen Lebens und werden demgemäss hoch geschätzt.
Die L. sind abgehärtet und ertragen die bedeutenden Temperaturschwankungen
ihres Klimas gut. Der Gesichtsausdruck der T.. ist besser als derjenige der Ma-
layen; sie haben hohen Vorderkopf und die Männer besonders regelmässige,
wohlgeformte Nasen mit kleinen Löchern. Die TJppen, namentlich die oberen,
stehen etwas vor, die Augen aber schief. Manche Frauen und Mädchen kann
auch ein Europäer hübsch finden und machen einen anmuthigen Eindruck; doch
haben die jungen Frauen oft ein fettes, vollmondartiges Anditz und werden durch
diese Fettlagen verunstaltet Die Frauen sind stets noch heller als die Männer
und haben einen Anflug von Olivenfarbe; das Haar ist grob, schlicht, glänzend
schwarz, gelegentlich in's Braune spielend. Eine eigentilmliche Fertigkeit der
Frauen, bisweilen auch der Männer zeigt sich in dem Unobiegen des Ellbogens
nach der falschen Seite hin, so dass der Arm nicht ledigli( h gerade gestreckt,
sondern rückwärts geboj;en und die Innenseitc des Armes nach aussen gedreht
wird. Die L. auf dem Lande und im Walde sind sehr unreinlich, halten sich
aber von den Fremden abgesondert, und nie heiratliet ein L. eine Siamesin, ob-
gleich die Laotinnen wegen ihres schönen Körpers von reichen Stamesen sehr
zur Heirath begehrt werden. Dem Namen nach besteht bei den L., welche
sehr jung heiralhen, Monogamie. Die mit allem dazu gehörigen Pomp gehel-
rathete wirkliche Frau steht dem Manne im Range gleich und ist Herrin des
Haushaltes, übt auch eine bedeutende Gewalt aus, weil der von Natur scharfe
Verstand des Weibes m seinem wahren Werthe anerkannt wird. Fürsten und
I — II
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LwMilMnig — (Kaiit)-Iifti)lMe*«clie KoraK^enie. 13
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Beamte haben ausserdem Sklavinnen, welche, wenn sie ihrer überdrüssig sind, ver-
kauft oder anderweitig vcrthan werden. Was die Brautwerbung anbetrifft, so weiss
man, dass das Anbieten einer Blume oder die Bitte, eine Zigarette an derjenigen
im Monde einer Schönen anxttnden zu dürfen, als Liebeserklärung gilt. Die An«
nähme der Blume oder die Gestattung der Bitte ist thatsächlich die Einwilligung
seitens der Dame. Eine Hochzeit ist im Allgemeinen eine wichtige Sache, bei
der man sich sehen lässt, natürlich je nach den Verhältnissen und dem Range
der unmittelbar betheiligten Personen. Die Reinheit der ehelichen Verbindung
ist in mancher Hinsicht für die Krbfolge unbedingt erforderlich. Das Kind einer
Frau, die t. P. kerne geborene Prinzes.sin ist, kann seinem königlichen Vater nicht
in der Würde folgen. Für das Familienleben gelten die chinesischen Gesetze;
übrigens w ird es ancli von Seiten der Frauen mit der ehelichen I reue nicht sehr
streng genommen, und der Verführer hat nur eine Geldstrafe zu bezahlen; man
ist in solchen Dingen äusserst nachsichtig. Eigendtche Erziehung giebt es für
beide Geschlechter nicht. Niemand verlangt von Frauen iigend weldie (^lehrte
Bildung, und solche, die lesen und schreiben können, sind weisse Raben; in
diesen Künsten empfangen indess die meisten Knaben etwas Unterricht. Die
Priester sind die Lehrer und ihre Lehre beschränkt sich auf die Vorschriften
Bud.llias und die Legenden aus seinem Leben. Tn mehreren Tunkten weichen
die relipif^sen Gebräuche der L. von denen der Siamesen ab; ilire Priester haben
ein vom siamesischen verschiedenes Gesetzbuch. In Lao erfolgt der FJnlritt in
die Priesterschalt freiwillig, wenn auch der allgemeinen Regel nach aus jeder
Familie immer ein Mitglied das Priestergewand nimmt Ferner dürfen bei den L.
die Priester, unter denen es drei Grade giebt, weltliches Gut besitzen; wirklich
dnd viele von ihnen recht wohlhabend und besitzen nicht bloss Güter und beweg*
liches Eigenthum, sondern auch Sklaven. Auch haben sie keine bestimmten Stun-
den für ihre Mahlzeiten. Trotz der Priester übt der Aberglaube eine ausseror-
dentliche Gewalt über die L. v. H.
Lao-ubortg, Zweig der Laoten (s. d.). v. H.
Lapai, \ ( Ikerschaft der Ka Khyen (s. d.) in Uintexindien. v. H.
Lapanas, s. Lipani. v. H.
Laphria, Mtic. (gr. Beiname der Artemis). Mordfliege, eine Gattung der
Raubfliegen s. Asiliden (wo durch einen Druckfehler »Mondfliegcc steht), die
nch durch gebogene Hinteischienen, verdickte Schenkel und ein keulenförmiges
drittes FOhleiglied ohne Endgriflel auszeichnen. 33 meist breitletbige mehr oder
weniger sammetartig behaarte, europäische Arten. E. Tg.
LapidnL Kleine Völkerschaft Altttaliens, auf dem nördlichen Abhaoge
der Apenninen wohnhaft. v. H.
Lapiden oder Japiden, Stamm der Albanesen oder Ski])elaren (s. d.) an bei-
den Gehängen des Clumaragelnrgcs bis zum mittleren Wojutza. v. H.
(Kant)-Laplace"sche Kosmogenie. Im Jahre 1755 stellte Kant eine Welten-
hypothese auf, welche später namcntUcii durcli Laplace ausführlicher begründet
wurde. Sie sagt aus, dass das Weltall ursprünglich ein gasförmiges Chaos ge«
wesen sd. Ibi Folge von ungleicher Dichtigkeit an veischiedenen Stellen gerieth
dieser »Umebel« in Rotation, wobei sich immer mehr Partien stärker als die
übrige Masse verdichteten nnd auf letztere sogenannte Anziehungsniittelpunkte
bildeten. — So entstanden :ius der ursprünglichen C^masse viele rotirende
Nebelmassen, bei denen die Verdichtung immer weiter fortschritt. Das, was
wir als unser »Sonnensystem« in Anspruch zu nehmen uns berechtigt halteui
^ujui^uo i.y Google
(KMrtVLaplMc'scIie Komofnlc
war einer von diesen Gasbällen, dessen Fheile sich alle um einen gemeinsamen
Mittelpunkt, den Sonnenkern herumdrehten. Durch die Rotationsbewegung kam
dabei eine abgeplattete Kugelgestalt zu Stande. Während die Centripctalkraft
bestrebt war in der Richtung zum Mittelpunkte verdichtend zu wirken, liess um-
gdcehrt die Centrifugalkraft die peripherischen Theile sich immer mehr von jenem
entfernen, bis es in der Aequatorialgegend sur Ablösung ringförmiger Nebel-
massen kam, welche die Bahn der sukflnftigen Planeten vorzeichneten. Die Bing-
nebel verdichteten sich mit der Zeit zu kugeligen »Planetenc, welche um ihre
eigene Achse sich drehend, zugleich um den Centraikörper rotirten. Aufe neue
lösten sirb Nebelringe ab, verdichteten sich und rotirten als Monde um die vor-
her gebildeten Planeten. Der Mond des Saturn hat sich nicht verdichtet, son-
dern repräsentirt noch heute RinggestalL Diese ])hysikalischen Vorgänge wieder-
holten sich vielfach bis die verschiedenen Sonnensysteme, die Planeten, welche
sich um ihre centrale Sonne drehten und die Monde oder Trabanten, die sich
um ihren Planeten bewegten, entstanden waren. Die Weltkörper aber behielten
die Gasform nicht bei, sondern gingen durch fortschreitende Abktthlung in den
feuerflüssigen Aggregatsustand über. »Durch den Verdichtungsvoigang selbst
wurden grosse Mengen von Wärme frei, und so gestalteten sich die rotirenden
Sonnen, Planeten und Monde bald zu glühenden Feuerbällen, gleich riesigen
geschmolzenen Metalltropfen, welche Licht und Wärme ausstrahlten. Durch den
damit verbundenen \Vä"rnievcrlusi verdichteten sich wiederum die geschmolzenen
Massen an der Oberfläche der feuerflüssigen Bälle und so entstand eine dünne
feste Rinde, welche einen feuerflUssigen Kern umschloss. In allen diesen Be-
ziehungen wird sich unsere mütterliche Erde nicht wesentlich verschieden von
den flbrigen Weltkörpern verhalten habende Die erste Erstarrungskruste aber
wurde bald uneben und hdckerif^ indem sich der feurigflilssige Kern immer mehr
verdichtete und zusammenzog. Dabei entstanden in der Rinde vielfach Risse
und Spalten, aus denen der feurigflUssige Kern abermals hervorquoll, wodurch
nach der Erstarrung Berste und Thäler als sogenannte Urgebirge oder vulkanische
Gebirge gebildet wurden. Erst nachdem der Erdball sich um ein Bedeutendes
abgekühlt hatte, konnte die Entstehung des Wassers in tropfbar flüssiger Form
vor sich gehen. Es war bisher nur in Dampfform in der den Erdball umgeben-
den Atmosphäre vorhanden gewesen. Nach der Abkühlung aber condensirte
sich das Wassergas. Die so entstandenen flüssigen Wassennassm fllllten die
Thäler aus, nagten mit gewaltiger Kraft an den Erhöhungen der festen Erdrinde
und sptttten den gebildeten Schlamm von einem Ort zum anderen. So erklärt
es sich, da» auch das Wasser an der Umgestaltung der Erdoberfläche einen grossen
Antheil hatte, die einzelnen Schlammmassen zu mächtigen Schichten übereinan-
derlagerte und auf neptunistischem Wege Gebirge cnstehen Hess. Näheres Uber
die hier kurz besprochene Hypothese findet man bei: i. Kant, Allgemeine Na-
turgeschichte und Theorie des Himmels, oder Versuch von der Verfassung und
dem mechanischen Ursprünge des ganzen Weltgebäudes nach Newton sehen
Grundsätzen abgehandelt. Königsberg 1755. 2. Laplace, Trait^ möcanique
cäeste. Vol. i. Paris 1799. 3. Häckbl, Natürliche Schöpfungsgeschichte.
BerUn, Reimer 1874; HAckel, Generelle Morphologie. Berlin 1866. 4. GtmmBK,
Lehrbuch der Geophysik. Bd. i. Stuttgart, Enke, 1884. Auf die astronomischen,
pbjnnkalischen und chemischen Bedenken, welche gegen die KANT-LAPLACs'sche
Hjfpothese geäussert worden sind, können wir hier nicht näher eingehen. Ueber
LaplywA ~ Lappen.
den Ursprung des Lebens auf der Erde ist der Artikel > Urzeugung« zu ver<
gleichen. Grbch.
Laplysia, bei LinnA unrichtige Schreibart für Aplysia, s. d. £. v. M.
Lappen oder Sabm^ die sich selbst Samer oder Sahmelads nennen, die ur-*
q>rttnglichen Bewohner Finnlands, von wo «e von den eindringenden Finnen
(s. d.) immer mehr nach Westen und Norden verdiiingt wurden. In der Urzeit
haben sie oder stammverwandte Völker wohl auch einen grossen Theil Mittel-
Europa's, besonders Norddeiitschlands, inne gehabt. Gegenwärtig bewohnen sie
in einer Gesammtzahl von 3c o::o Köpfen, die in Ost- und West-Finnmarken
stetige Zunahme zeigen, den a.l^^cr^ten Norden Ruropa's, wo sie im Clouveme-
ment Archangel, in i mnland und in den inneren i heiien Schwedens und Nor-
w^ens, etwa 140 km von der Kttsfie des Bottnisdien Meerbusens entfernt, bis
znoi 65. oder 64^ n. B. herab, als Berg* und See-L., entweder angesiedelt oder
nomadtsirend leben. Sie sind ein Zweig der Finnischen Familie schwerlich aber
mehr eme reine Race. Die Tracht der L. besteht in einem Pelze, langen Bein-
kleidern und Schuhen aus Renthierfell, sog. »Komagerc. Die beiden letzteren
Stücke sind bald zusammengenäht, bald nur festgeschnürt. Der vorn zugenähte
lange Rock, mit enpera Knopfloch und stehendem Kragen wird mit einem Gürtel
befestigt, der die Hauptzieraten enthält und in welchem Waffen, Ringe und
Amulette stecken. Eine Tasche im Gürtel birgt die Pfeife, einen Löffel, ein
Trinkgefass, bei den Weibern das Nähgeräth; die Sehnen des Ren dienen als
Zwirn. Leinwand brauchen sie gar nicht. Die Mtttse unterscheidet beide Ge-
schlechter. Die norwegischen und finnischen L. tragen um den Hab einen Büren-
fellkragen, welcher Uber Brust und Achseln herabhängt und überdies noch
Gesiebt und Ohren schützt. Die russischen L. tragen dagegen eine mit Ohr-
läppchen versehene Kopfbedeckung, bei den Männern abgerundet, bei den Weibern
mehr hoch und breit. Die Kleider bestehen im Sommer aus groben Wollen-
zeuge, im \V'inter aus Renthierfell, dessen Haare nach nn'^»;en gekehrt sind. Die
Wohnungen tGamen^ weichen nach Art der Beschäftigung bedeutend von einan-
der ab. Im ganzen stehen die nomadisirenden Berg-L. viel tiefer als die obzwar
ärmeren, doch ansässigen See- oder Fischer-L. Die Wohnungen der Bcrg-L. smd
hieine elende Zelte, deren aus bogenförmigen Holzem bestehendes Gerüst mit einer
groben Tudidecke Aberzogen ist In der Mitte befindet sich unter dem Rauch-
locbe der Herd, ans einigen kreisförmig zusammengereihten Steinen «rbaut Der
Boden wird mit Birkenreisern bestreut und mit einigen Rendiierhäuten bedeckt.
Viel besser und wohnlicher sind die Hütten der See-L. aufgeführt. Auf der hölzernen
oder steinernen, mit Torf ausgekleideten Unterlage ruht ein Brettergerüst von
pyramidaler oder mehr abgerundeter Form, welches oben einen Abzug des Rauchs
frei lässt. Das Innere ist durcli zwei Längen- und Querbalken in neun i heile
abgetheilt, von denen die drei hinteren als Vorrathskammem für Lebensmittel
und die besseren Geräthe, die drei vorderen zur Aufbewahrung von Holz imd dem
gewöhnlichen Hausrath dienen, während die drn mitüeren cur Wohnung bestimmt
sind, so zwar, dass die Kfiche unterhalb des Rauchloches, die eigentlichen Wohn-
stätten zu beiden Seiten der KUche sich befinden. In der Nähe einer solchen
Hütte befindet sich in der Regel eine Fischkammer, auf Pfuhlen erbaut damit
die dort aufbewahrten Vorräthe gegen die Angriffe der wilden Thiere geschützt
seien. Die Enare-T. leben in Jurten, die sie »Kote^s« nennen, in Unsauberkeit.
Die L. überhaupt sind klein, fein gebaut, aber ungemein zäh, meist hässlirh, haben
braunes Haar und kleme, braune, schiefe, zwar lebhfUle, aber durch ihre Wimper
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longkeit und ihren entsttndeten Rand hässKche Augen, kurze, breite Stime, dicke
Nase, mit eingebogenem Rttcken, vorspringenden Backenknochen, spitzes Kinoy
dttnnen Bart und gelblich braune Haut Der Zahnbogen weist eine eigen»
thümliche Bildung auf. Die mongolische Verwandtschaft ist noch immer erkenn*
bar in der Bracbykcphalie. Fast alle zcii^en die ohne Läppchen angewachsene
Ohrmuschel. In Lappland gibt es auch Flachsköpfe mit blauen Augen. Virchow's
Ansicht, dass die L. infolge ungenügender Nahrung eine j)atbologische Race
seien, bei der das Gebiss wegen vorwiegender Milchnalirung wenig ausgebildet
ist, ist jedoch nicht zulässig. Die norwcgisclien L. unterscheiden sich von den
russischen durch die Scluvärze, Dichtheit und den Glauic der Haare; die nörd-
lichen TL sind etwas grösser, muskulOser und weisser im Gesicht; die schvfedi-
schen und norwegischen sind etwas gebildeter, thätiger und arbeitsamer als die
nissischen und ertragen leichter die grössten Beschwerden. Die kleinen Kinder
werden in verschlossenen Holzkasten herumgetragen. MÜnner und Weiber haben
eine leidenschaftliche Neigung sich zu berauschen. Castr^n berichtet, dass die
L. und besonders die Weiber äusserst nervös, besonders beim geringsten Anlass
schreckhaft sind, i;nd erschreckt entweder bewusstlos niedersinken oder in wnhn-
sinni.'^er Wuth beissen, krat/cn und s( hlagen. Wenn sie nach längerer Rulie
wieder /.u sicli kommen, haben sie keine oder doch nur eine verworrene Erinne-
rung an das Geschehene. Die L. sprechen eine Menge mit schwedischen und
nor%vegi sehen Wörtern versetzter, an Gurgel- und Kehllaute rdcher Dialekte, l^e
sehr unangenehm klingende Sprache die nur la Konsonanten besitzt, hat fast
keine Poesie. Die alten Lieder sind nur Wenigen bekannt Das Singen der L.,
das sie besonders im Rausche anstimmen, heisst >Geiken< und kommt dem
Bellen eines heiseren Spürhundes nahe. Eine Vermischung mit den Normannen
kommt fast niemals, ziemlich häufig aber mit Finnen vor; die L. gelten bei den
•ersteren als eine niedrigere Menschenrasse; indess fehlt es ihnen nicht nr Intelli-
genz und Geschick. Geduldiges, genügsames Wesen, Dienstfertigkcit und Red-
lichkeit sind ihre liervorragendsten Tugenden, denen freilich Trägheit, Misstrauen
und Unversöhnlichkeit bei erliilenen Kränkungen manchen Abbruch thun. Falscli-
heit und Heimtücken, die man ihnen vorwirft, sind wohl Folgen der verachteten
Stellung. Diebstahl ist äusserst selten. Stols ist ein Haaptsug ihres Charakters.
Ihre Alpen und ihre Heimat lieben sie Aber Alles. Von Aberglauben an Zaube-
rei und übernatürliche Kenntnisse, so wie an Amulette, sind sie noch nicht frei,
sie hatten und haben noch ihre »Noaiden«, Zauberer, welche Priester, Weissager
und Rathgeber, zugleich, aber aucli Aer/te und im Allgemeinen die Vermittler
zwischen den (iottern oder der Geisterwelt und dem Menschen sind, sieh aber
weder als Richter noch als Schiedsrichter in die Streitigkeiten des Volkes mischen.
Die Hauptsache beim Noaidendiensl sind Zauberlieder, Hexereiformeln, allerlei
Mummerei und Behängen mit Hexenputz- und Geschmeide. Auch die Zauber-
trommel und der Runenbaum (»Gobdas«) spielen eine grosse Rolle. Indess sind
jetst alle L. Christen und im Allgemeinen reli^ös. Die Enare-Lapps im nörd-
lichen Finnland und an der Grenze Schwedens, die zwar finnisch sprechen, aber
fremden Ursprungs sind, sind zwar Lutheraner, haben aber noch Reste von
Schlangendienst. Die 3000 L. in Russisch-Lappland gehören der griechischen
Kirche an. Ursprünglich sind alle L. Nomaden; die Armut hat aber Einige ge
noOn'c^t, an die Küste zu ziehen und Fischerei zu treiben oder in die Thäler und
den 15oden zu bebauen. Daher die zwei Arten: Söc- und Höe-L. Der Haiij>t-
stamm aber lebt noch nomadisch in Lappland, aber auch als zwei Arten: als
l^ppett.
Wald'L., welche Renthiere halten, aber nur innerhalb eines gewissen Bezirkes her-
umziehen und nebenbei Jagd treiben, und als Fischei-T,., die sich an den Ufern
der Flüsse und den grossen Seen Lapplands niedergelassen haben und Fisclicrei
treiben. Unter den ersteren finden sich die besten Schützen. Der Stolz und
Reichthum des L. ist das Ren. Ausserdem besitzt er wenig: einen kupfernen
Kessel, hölzerne Schüsseln zu Milch und Käse und ein Zell. Alles überflüssige
Geld verwendet er auf die Vermehrung seiner Heerde und bat er diese auf Tau-
send gebracht (wer nur 50 ha^ muss Rnechtsdienste thun), so veigräbt er sein
Silber, denn grössere Lebensbequemlichkeiien kennt er nicht. Im Allgemeinen
tndess geräth die Renthierwitthschafl immer mehr in Verfall. Der Ortssinn des
L. ist höchst merkwUldig, selbst auf der einförmigsten Schneedecke, über die er
gewöhnlich mit langen hölzernen Schneeschuhen, dahinsaust; nur dicker Nebel
oder Schneegestöber kann ihn irre fiihren, weshalb er sich bei solchem Wetter
auf der Reise in seinen >Mud« oder Kaftan hüllt und in den Schnee legt. Schnee-
licht und der Rauch in der Hütte schwächen seine Augen frühzeitig. Die Nahnmg
der L. ist im Sommer Renthiermilch und eine Art wilden Sauerampfer; Fische
sind seltene Leckerbissen; eine Lieblingsspeise ist der Stengel der AngeBea,
Stöcke genannt Fttr den Winter tauscht der L. gegen das Rentiiierfleisch Roggen-
Mehl ein; doch essen ae nie Brot; sondern backen daraus unter Beimischung
von gestossener Baumrinde Fladen; dies nebst Fleisch, aufbewahrte Milch und
Renthierblut, sind die Wtnterspeisen. Sie sind grosse Freunde von Sals und essen
keine ungekochten Speisen. Diese werden in unverzinnten kupfernen Kesseln
bereitet, die man in exemplarischer Reinlichkeit erhält. Die schwedischen und
norwegischen L., nicht aber die russischen, bereiten wohlriechenden Käse aus
Renthiermilch und benützen sorgfältig alle L'eberb leibsei davon. Das Herum-
streifen geschieht nicht regelmässig; in einigen Gegenden kommen die L. im
hohen Winter aur Kttste herab» setsen auch mit ihren Heenten ftber breite Meer-
engen nach Inseln Uber, und ziehen im Mai wieder ins Gebirge. Aber viele
giebt es» welche nie das Meer gesehen haben. Meistens halten sm sich im Winter
in den grossen Moorgegenden und in den Wäldern auf; im Frtthlinge treiben
Mücken und Fliegen sie nach den Alpen auf der norwegischen Seite, wo sie
noch Schnee finden; gegen den Herbst aber wenden sie sich wieder den lappi»
sehen Ebenen zu. Immer bleiben sie in der Nähe der Wälder, um ITolz zu
haben. Man kann die heutigen L. nic'\t mehr für Wilde, nicht einmal für Ha'.lv
wilde halten, wenn sie sich auch nicht waschen und kämmen und wie in prahistcj-
rischer Zeil den durchbohrten Bärenzahn als Amulel am Leibe tragen. Da wo
die nissischen L. mit den norwegischen angrenzen, findet eine selteame Mischung
von Religionen, Sprachen, Sitten und Gebräuchen statt Dort wohnen unter an«
deren die sog. Skolte-L., weil sie am bösen Grinde litten und zum Theil noch
leiden, so dass manche haarlose Köpfe haben. An dem hohen Wüchse sowie
am reichen, röthlicbe'n Barte der Skolte*L. sieht man deutlich, dass sie russisches
Blut in ihren Adern haben. Viele von ihnen sprechen russisch und auch ihre
laj'pi'^rhe Sprache ist stark mit russischen Wörtern gemischt. Ihre Tracht ist
ganz russisch und die Frauen tragen schon lange die Kopibedeckung der National-
russinnen, bonst aber kommen Heirathen zwischen Russen und L. sehr selten
vor, da die L. auch von den Russen verachtet werden. In Kenntnissen des
Christenthums stehen die Skolte-L. den norwegischen unendlich nach, sie können
weder lesen noch schreiben, haben keine Bttcher und nicht den ge rings Lea Schul-
ttotetricbt. Ihre Wohnungen sind elende Hatten in Form der »Stäbur« in Schwe*
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den und Norwegen. Ihr Hauptgeschäft ist Fischerei. Bei Hochzeiten, Kindtuuicn
und Begräbnissen beobachten sie ziemlich das, was Sitte und Brauch bei ihren
norwegischen, schwedischen und nudtchen Nachbarn ist Doch findet man bei
ihnen noch den uralten Brauch, die Bnut von einem fremden, am liebsten feind-
lichen Stamme zu rauben. Ganz ohne Fertigkeiten sind die L. keineswegs. Sie
besitsen Schmuckgegenstande und die Ornamente daran sind gravirt, ziseliert,
getrieben; sie sind einfach, aber originell und von gutem Geschmacke. Die Mehr-
zahl der Spangen besteht aus zwei versrhubenen Viere< ken, die in zweien ihrer
Ausläufer durch kleine Ringe mit einander verbunden sind. Diese Schmuck-
gegenstände malinen in auffallender Weise an solche, die man in Grabhügeln
Nord-Asiens gefunden. Audi die Topferkunst ist den L. nicht ualjekaiml, doch
sind ihre ThongelasiC nicht nur aus sehr grobem Material gefertigt, sondern auch
in der Form lange nicht so bttbsch und elegant wie ihre Schmuckgegenstände.
Dafflr sind sie in der Holzschnitzerei recht kunstgewandt, und aus Birkenrinde
fertigen sie eine Fttlle reizender und auch nttUltcher Gegenstände. Als Waffen
dienen altmodische Flinten; jeder L. trägt aber schon von seinem dritten Jahre
ab ein tüchtiges Messer im Gürtel. Ueberdies besitzen sie noch ganz ungewöhU'
liebes Geschick im Lassowerfen; mit dem Lasso fangen sie auch ihre Renthiere
ein. V. H.
Lappen. Die lappenfbrmipen, flir die Limophora lohata charakteristischen
rechts- und links^,eitif^en Fortsätze des Korpers; s. Lobatae. Pf.
Lappen des Gehirns, s. Nervensystementwickeiung bei Gehini. Grbch.
Lappen der Leber, s. Verdauungsorganeentwicklung. Gbbch.
Lappencanfile, die von den Radialtaschen ausgehenden verästelten blinden
Canäle bei den Lineigiden (Acraspeden). Fr.
jLifl^ipenkibitz, s. Lobivanellus. Rchw.
L^ipenkrfilieo* -Staare, -Vögel, s. Glaucopinae. RcHW.
Lappenrüssler. s. Otiorrhynchus. E. Tg.
Lappenschwänzc = Thysanura. E. Tc.
Lappentaschen. Die gegabelten oscularen Kadialtaschen bei den Ephy-
riden (Acras|)eden 1. I'f.
Lappentaucher, s. Fodiceps. Rchw.
Lappländischer Hundi eine durch klimatische und sonstige Aussenverhält«
nisse abgeänderte Form des Haushundes, die vorzugsweise im nördlichen
Europa verbreitet ist und insbesondere in LappUmd zum Httten der Renihier-
heerden Verwendung findet. Die Thiene sind klein, ihrer Gestalt nach dem
Hirtcn-Haushund (s. d.) ähnlich und in der Regel schwarz, schwaragtau, braun
U. dgl. gefärbt; die Schwan'spit/e ist indess niei.st weiss. R.
LaptotS. Bezeichnung für die in i" ranzösisch-Senegambien als Matrosen
oder Soldaten dienenden eingeborenen Schwarzen. v. H. .
Laptschas, s. T.eptscha. v. H.
Lapuna. Erloschener Zweig der Quito-Indianer, v. H.
Laqueus (lat. Schlinge, Schleife), Dall, 1870, Gattung der Terebratefai, bei wel-
cher das Armgerflst am besten befestigt ist; indem nicht nur eine Kalkstütze vom
Gerüst zur Innenseite der Schale gebl^ sondern auch dne zweite die beiden Arme
des schleifenittrmigen Gerüstes unter sich verbindet. Hierher zwei lebende Arten
aus dem nördlichen stillen Ocean, beide röthlich gefärbt, L. cali/omktu, Koch
und ruMbUt Sowerby, letztere in Japan zu Hause. E. v. M.
I, s. Nerveasystementwicklung bei Gehirn. GaacM.
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Laranda, Kinb. (gr. Larundar Wassernymphe). Gattung der Borstt-nw ümier.
Ord. Notobratichiata. Fain. Eunuiäat, Koptlaiipcn nackt, ganzrandig; die Theile
des Obeikiefers demltch gleich; Kiefer sägenartig; Untorldefer kürzer als Ober-
kiefer; seine Hälften getrennt; zwei niderlose Segmente; Ruder einästig mit ein-
fachen Borsten. Man kennt nur zwei Arten von Rio de Janeiro und von Guaia>
quil im Stillen Ocean. Wd.
Larba. Araberstamm der algerischen Sahara. v. FT.
Larentia, Ochsenh. (römischer Weibemame) = Cidaria, Tr., s. d. E. Tg.
Laridae, Möven, zur Ordnung der Seeflieger (s. T on'^ipenncs) gcluiremle
Schwimmvögel mit mässig langem, geradem, an der Spii/.e hakig gebogenem
Schnabel und s( hlitzformigcii Xasenlöchern. Die mässig iiohcn Läufe übertreffen
die Zeilen an Länge; die MiUelzehe i^sL länger als die Aussenzehe, die llinterzehe
sehr kurz, höchstens ein Viertel so lang als die Mtttelzehe, oder fehlt gänzlich.
Die Schwimmhäute sind in der Regel voll ausgebildet, nur bei der Gattung
PßgpphUß ausgerandet. Letztere, sowie die Gattung Xema weichen auch noch
durch die kfliseren Läufe, welche der Mittelzehe an Länge nachstehen, von den
fischen Formen ab. Die Stirnbefiederung setzt sich bei den Möven mit Aus-
nahme der Gattung Lestris in einer kurzen Schnebbe auf dem Schnabel fort. Die
Gefiederfärbung ist bei den alten Vögeln vorherrschend weiss und bei den
Ocschlechtern nicht verschieden, ändert aber nach Jahreszeit und Alter ab; die
Jungen haben ein bräunliches (lefieder. Die Möven entstammen der arktischen
Zone, verbreiten sich gegenwärtig aber über alle Tlieile der Erde. Die Mehr-
zahl bewohnt die Meeresküsten, wenige leben im Binnenlande an süssen Ge-
wässern. Weit auf die hohe See hinaus, wie die Sturmvögel, fliegen sie nich^
sondern halten sich in der Nähe der Gestade. Sie nähren sich von Fischen und
Weichthieren, die sie im Fluge fangen, oder schwimmend von der Wasseifläche
aufnehmen, oder sie suchen an der Küste thierische Stofie, auch Aas, welche das
Meer auswirft. Höchst gesellig, nisten sie in oft grossen, nach Tausenden von
Individuen zählenden Kolonien zusammen, so auf den sogenannten Vngclbergen
an der Küste Norwegens. Die Nester werden frei auf dem Krdboden angelegt
und mit drei bis vier bunten, auf ölljraunein, grünlichem oder auch weissem Grunde,
rothbraun und schwärzlich gefleckten Eiern belegt. Durch ihre Eier nützen die
Möven dem Haushalt des Menschen. An vielen Orten werden die Brutkolonien
regelrecht bewirthschaftet, indem man den Vögeln in der ersten Zeit der Brut»
Periode die Eier nimmt» in der späteren aber sie soweit schont, dass der Er-
haltung des Bestandes nicht Abbruch geschieht. Man unterscheidet gegenwärtig
etwa 80 Mövenarten, welche in sechs Gattungen zu sondern sind: Lesiris, Rho-
dosfethloy Xema, RUsa, Pagophila (s. d.) und Latus. Bei der Gattung f.arus, L.,
welche die typischen Formen, die sogenannten Fischmöven umfasst, ist der Schwanz
gerade abgestutzt, d. h. alle Federn sind gleich lang, und die Nasenlöcher liegen
in der Mitte des Schnabels oder auf der Basishälfte. Hierzu gehören etwa
60 Arten, bei deren specihsclicn LnLcrscheidung insbesondere die Färbung der
Schwingen zu beachten ist Die Silbermdve, auch Blaumantel, Larus argentatus,
Brünn., ist weiss mit zartgrauen Flügeln und Rücken; die Schwingen sind giau,
die längsten Handschwingen am Ende schwarz mit weisser Spitze; Schnabel und
Auge schön gelb, ein rother Fleck jederseits an det Spitze des Unterkiefers.
Sie ist etwas grösser als ein Rabe und ein häufiger Bewohner unserer Nord- und
OstseekUsten. — Die sehr ähnlich gefärbte, aber bedeutend kleinere Sturm-
möve, X. (Oiuts, L., unterscheidet sich besonders durch den an der Spitze hell-
a*
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gelben, an der Basis grünlichen Schnabel und dunkelbraunes Auge. ■ — Die dem
hohen Norden angehörende, nur im Winter einzeln an der deutschen Nordsee-
ktiste anzutreffende Eismöve, L. glatuus, Brünn., ist grösser als die Silbermöve
und von dieser durch rein weisse Schwingen unterschieden. — Als grosste Art
kennen wir die Mantelmöve, L.marmus, L., durch braunschwarze Flügel- und
Rackentärbting ausgezeichnet, mit schwanen, weiis gespitzten Schwingen, blas»
fleiscfaiarbeiien Fttssen, gelbem Auge und Schnabel and rothem Fleck jedeneils
an der Spitze des Unterkiefeis. — Der letz^enannten gleicht in der FArbting die
Heringsmöve, Z. fuscus, L., welche aber bedeutend kleiner, schwächer als die
Silbermöve ist und gelbe Füsse hat. Auch diese Art bewohnt die nördlichsten
Breiten Kurojja's und findet sich nur im Winter an den deutschen Kii.sten. —
In dem Binncnlande Kiiropas, in den Mittelmeerländern, dem gemässigten Asien
und Nord-Amerika Iclit die /.ierliche I.achmöve, L. ridtbundus, L., n\ eiche kaum
so gross als eine Saatkrähe ist. Sie hat dunkell>raunen Kopf; Rücken und Flügel
sind grau, die ersten Handschwingen weiss mit schwarzer Spitze und schwärz-
lichem Innensaum, die anderen grau mit schwarzer Spitze, Schnabel und FQsse
Toth. RcHw.
l4irka-Kolh oder Hos, die südlichsten Koth (s. d.), in der Provinz Singbhum;
ihr Name bedeutet »kriegerisch«, was sie in der Gegenwart nicht sind. Die
150000 Köpfe starken L. sind wieder in Stämme (»KiliO getheilt, deren Glieder
sich nicht untereinander heiratlien dürfen. Sie sind ausschliesslich Ackerbauer und
jede andere Arbeit ist ihnen verhasst. Unter allen Kolh sind die L, die schön-
sten und grösstcn; in iiiren Gesichtern herrscht <;rosse Verschiedenheit, von den
edelsten bis zu den gröbsten Zügen. Ebenso wccluseU die Hauttarlje vom lich-
testen Braun bis zum dunklen Chokoladebraun. Im Allgemeinen haben sie dun-
kelbraune Augen und schönes schwarzes Haar, bald lockig, bald schlicht In
der Pro^nzialhauptstadt tragen die Frauen anständige nette Kleidung, während
die Mftnner wohl halbnackt umhergehen. Die L. sind Irete Grundbesitzer, ihre
früheren Häuptlinge (?Manki«) besitzen etwa 12 — 15 Dörfer, sind die Steuerein-
nehmer und Polizeiverwalter der Regierung, schlichten Streitigkeiten, setzen in
in die Dnr'cr Scliul/.en (»Munda ) ein und drücken die Bewohner gar nicht. V. H.
Larosm. Araber.stamm der westlichen Sahara. v. H.
Larpuschtun. Name für die unteren Al'ghanenstämme. Zu ihnen gehören
die Wasirai, die Daulat Cheil uiul die Schiranai, an welche die Marrai angrenzen,
ferner die sogcnanntenn Kaibarstämme. v. H.
tiarrakeuihs. Einer der Hauptstämme des austratischan Innern, v. H.
Larven. Je vollkommener die Uebereinstimmung des neu entstandenen
Organismus mit dem des M utterthieres sich erweist, desto längere Zeit und desto
complicirteren Verlauf beanspruchen die BUdungsvoigänge des Embryo. Die
postembrionale Entwicklung beschränkt sich in solchen Fällen auf einfaches Ge>
sammtwachsthum und auf Ausbildung der Geschlechtsorgane. Ist aber das Em-
bryonalleben relativ kurz, deswecjen weil es an directen und accessorischcn Er-
nährungstjuellen für die Nachkommenschaft im mütterlichen Organismus mangelte,
so erreicht das Junge nur auf Umwegen seine normale und völlige Ausbildung.
Es macht in solchen Fällen eine sogenannte Metamorphose durch, wobei es
selbständig alle Bedttrfiusse, welche der mütterliche Organismus ihm versagte,
zu erlangen gezwungen ist und erst allmählich eine völlige Aehnlichkdt mit der
Mutter erreicht Charakteristisch hierbei ist der Umstand, dass sich die einzdnen
Umwandlungsprocesse stets an dem nämlichen Individuum abspielen, so dass
^ujui^uo i.y Google
liaim.
also eine Fortpflanzung, mit Ausnahme einiger weniger Fälle der ziemlich neuer-
dings beobachteten, sogenannten I'ädogenesis, ausgeschlossen bleibt. Hierdurch
unterscheidet sicli die Metamorphose von dem Generationswechsel, bei welchem
die Leben^eacbichte der Art keineswegs mit der Entwicklung eines einzigen In»
dividuums «usammenfiait Die einseinen vieliach verschieden gestalteten Oxga*
nisationsfonnen, welche bd der Metamorphose zur Gdtung kommen, fasst man
zusammen unter dem Namen: Larven. Eine Larve ist also ein dem Mutterthier
mehr oder weniger unähnlicher Organismus, dem das Reproductionsvermdgen
der eigenen Art — mit wenigen Ausnahmen — abgeht. Wo eine Metamorphose
bosteln, kann die Larve unter ganz anderen Verhältnissen leben, als das ausge-
l)ildeie Thier, und diesen Verhältnissen entsprechend ist auch ihr Bau modificirt.
So kann die Larve eines Thieres, das im ausgebildeten Zustande festsitzt, mit
hoch entwickelten Bewegungsorganen versehen sein, und umgekehrt kann die
Larve eines Thieres, welches im ausgebildeten Zustande ftd und beweglich ist,
festsitacn. Die Larve eines im fertigoi Zustande parasitisch lebenden Thieres
kann mit einem mächtig entwickelten Fang- und Fressapparat ausgestattet sein,
und die Larve eines im fertigen Zustande selbständig Nahrung suchenden Thieres
kann schmarotzen. Larvenformen finden sich von den niedr^ten Thiertypen auf>
wärts bis zu den Ami)hibien. Bei den Dicyemiden unterscheidet man mit
E. VAN Beneden zwei Arten von Embryonen, die eine, als wurmförmtger Fmbryo
bezeichnet, geht ohne Metamorphose in die elterliche Form tibcr, die andere,
infusorienförmiger Embryo genannt, führt als Larve im Seewasser eine selbstän-
dige Existenz, bevor sie zum Schmarotzer in den Nieren der Cephalopoden wird.
— Bei den verschiedene Nemertinen, TurbeUarien und Ophiuriden bewohnenden
Orttonectiden soll es männliche und weibliche Larven geben. Unter den Pori-
feren gelangt bei den Calcispon^n (Sytandra r«pkmms) nach Ablauf des Gastru1a>
Stadiums im Mutterthier, die Larve in Gestalt eines mit zwei verschiedenen Partien
ausgerüsteten Organismus ins Freie. Sie ist mit dem Namen Amphibtastula be-
legt worden. Sie besteht aus den drei Keimblättern, die Hypoblastzellen sind
mit Wimpern versehen, welche aber schon vor der Befestigung der T,an'e ver-
schwinden. Bald nach der AnheftvinEr wächst die Larve in die Länge, nimmt
eine cylindrische Form an und wird zum fertigen Schwamm. Wenn auch für
die meisten Kalkschwämme diese Entwicklungsweise zuiriiTt, so soll doch die
Larve der Gattung Aste^ davon so wesentlich abweichen, dass man fUr sie das
typische Amphiblastulastadium nicht festsuhalten vermag. Bei den Myxospongien
stellt die fteigewordenc Larve eine ovale, aus einer einzigen Schicht säulenför-
miger Wimpenellen bestehende Blase vor, an der aber ein Vorder- und Hinter-
ende unterscheidbar ist, letzteres ist beim Schwimmen rückwärts gerichtet. Nach
einiger Zeit des Umherschwärmens nimmt die Larve eine abgeplattete Form an
und setzt sich mit dem Hintcrende fest. - Die Larve der Cemrospongien liesitzt
im Allgemeinen Aehnlichkeit mit der Amphiblastula. — Bei den Silicispongten ist
der Bau, die Festset?Amg und die darauf folgende Metamorphose so abweichend
von den einzelnen Autoren beschrieben worden, dass sich hier keine feststehen-
den Thatsachen anfiihren lassen. Im Allgemeinen ist Uber die Larven der Fori-
feren so viel zu sagen, dass nch dieselben in zwei Gruppen bringen lassen. Die
eine derselben umfasst solche, welche die Form einer Blastosphaere und dann
einer soliden Morula besitzen, die andere solche, welche das Ampbiblastulasta>
dium einhalten. — Nach Balfour's Ansicht soll die Amphiblastulalarve in inte«
ressanter Weise die Fhylogenie der Schwämme beleuchten. £r giebt zur Er-
22
IjMVCtt.
Wägung, ob sich das genannte Larvenstadium nicht als eine Uebergangsform
zwischen Protozoen \n-i6 Metazoen auffassen lasse. l^ei solcher Betrachtung
repräsentirte die Larve dann eine Kolonie von l'roto/oen, deren Individuen si{:h
zur einen Hälfte in ernährende, zur anderen in locomotori.sche und respiratorische
Formen difterencirt hätten. Allerdings würde durch diese Verwandlung die bis-
herige Anschauung über die Natur und Function der Kdmblätter der ausgewach'
senen Schwämme eine wesentliche Abänderung erleiden. (Näheres vcrgl Balfour:
Handbuch der vergl. Embryologie. Bd. x, pag. 143.) — Die Coelenteraten erheben
sich in ihren niederen Formen selbst im ausgewachsenen Zustande hinsichtlich
ihres Baues wenig über den einer Gastrula. Die Ontogenie aber führt bei allen
Gruppen, mit Ausnahme der Ctcno])lioren zu einer Larvenform, welche den
Namen Jlanula fuhrt. C'.ewinnen die von dem Geschlechtsthiere verschiedenen
Jugend/.ustande die Fähigkeit der Sprossung und Knospung, so führt die Ent-
wicklungsgeschichte zugleich zu interessanten Formen des Generationswechsels und
Polymorphismus. Im Allgemeinen ist die Annahme, dass diese Flanula, die
Wiederholung einer freien Vorfabrenfoim der Codenteraten reprSsentire, unbe-
stritten. Die Larve besteht aus Epi* und Hypoblast, ist cylinderförmig, trägt ein
Wiroperkleid und zahlreiche Nesselsellen und besitzt eine rudimentäre Verdau*
ungshöhle, der aber in der Regel der Mund fehlt. Die Planula ist in ihrem
primitiven Zustande nicht bilateral symmetrisch, doch flacht sie sich beispiels-
weise bei den Actinozoen auf beiden Seiten ab, ehe sie in die anj^ewarh'5ene
Form siel) umzuwandeln anlängt. Sie kommt der Mehrzahl der Hydrozoen,
ausgenommen die Tttbularuiae und Hydra, den Trachymedusen und Siphono-
phoren zu; unter den Acrabpcdcn ist sie zwar vorhanden, ihre Entwicklung ist
bei diesen Coelenteraten aber von der gewöhnlichen etwas abweichend. DieOcto-und
Hexakorallen besitzen ebenfalls die Fkamla, den Ctenopheren aber fehlt sie. Wo die
JlamUa fehlt, ist dieser Mangel einer abgekürzten Entwicklung zususchieiben. Unter
den Platyelminthen machen sowohl die Turbellarien als auch die Nemertinen, Tre-
matode n und Costoden eine Larvenform durch. — Bei den Turbellarien ist die Larve
ungefähr eiförmig mit schwach zugespitztem hinteren Ende. Am Vorderende liegen
bei den jüngsten T,arven zwei, bei den älteren zwölf Augen, und in der Mitte der
Centraltläche fuidet sich ein Mund. Derselbe führt in einen \ahrungskanal,
welcher anfangs einfach, später gelappt erscheint. Audi ein Nervensystem ist
vorhanden. Das Oberflächenepithel ist bewimpert. Sehr eigenthümlich ist für
die Larve das Vorhandensein von langen lappenartigen Körperfortsätzen, welche
mebtens acht an der Zahl «ch vorfinden. — Die Larven der Planarien weichen
von dem gewöhnlichen Typus dadurch ab, dass sie eine Segmentirung erkennen
lassen, welche in der Zahl den Divertikeln des Verdauunf^tractos entsprechen.
— Bei den Nemertincn sind zwei verschiedene Larvenformen bekannt, die eine
unter dem Namen: Filidium, die andere als Desor's Typus. Das FiHdium
schwimmt mit seinem Wimperbesatz an der Oberfläche des Wassers umher, ist
ebeufalls gelappt und besitzt ein helmförmiges Aussehen. Dksor's Typus da-
gegen ist nicht frei beweglich und entbehrt dabei der lapj>igen Anhänge. Bei
den Treniatüdcn finden sich bewimperte und unbewimperte freie Larven, welche
aber bis zum geschlechtsreifen Wurm eine complicirte mit Generationswechsel
verbundene Metamorphose durchmachen: (zu veigl. Flatyelminthenentwicklung).
Bei denCestoden ist es durchaus ähnlich (vergt. ebenfalls Flatyelminthenentwicklung).
^ Die Larven der Rotiferen sind dem au^ebildeten Thiere sehr Ähnlich: sie sind
mit zwei Augenflächen, einem p raeoralem Wimperkranz und einem peiianalen
^ujui^uo i.y Google
Larven.
Wimperbttschel versehen. — Unter den Cbaetopoden finden sich eigentliche Larven-
formen bei den Oligochaetcn, bei denen die Entwicklung sehr abgekürzt ist,
nicht; dagegen kommen sie bei der Mehrzahl der marinen Polychaeten und den
Achaeten ( Polygoräiu).} ^or. — Die Beschaffenheit der Larven bietet, namentlich
mit Berücksichtigung der Wimperbekleidung die grösste Mannigfaltigkeit dar. Die
meisten Formen lassen sich aber mehr oder weniger ungezwungen von einer
Larvenform, tfwa der von Strpm^ oder des ^fyg^r^m ableiten, und die be-
ständige m^ederkehr dieses Typus unter den Cbaetopoden, im Verein mit der
Tbatsache, dass er in vielen Punkten Aebnlichkeit mit den Larvenformen mancher
Rotiferen, Mollusken und Gepbyreen seigt> lässt ihn wohl als primitive Vor-
Cshrenform für alle diese Gruppen erscheinen. Was die wesentlichen Charaktere
dieser Larvenform anbelangt, so lässt sich darüber Folgendes sagen: Der Körper
/erfällf in einen grossen praeoralen T,rippen i:nd einen relativ kleinen postoralen
Absi 1 intt, der den grössten Theii des Nuiirungskanales umschlitsst. An dem
gekrümmten N.ahrungskanal lässt sich em Stomodaeum (OfsopJuigus) ein Magen
und ein Enddarm unterscheiden. Der Mund liegt ventral, der Alter befindet
sich am hinteren Köqierende. Häufig ist das Vorkommen eines Ganglions an
der Spitie des praeoralen Lappens, und femer ein den Ueberrest der Furchungs*
höhle repräsenthrender Hobliaum swischen der Wandung des Darmkanales und
der äusseren Haut, welcher von Muskelbändern durchzogen ist Im frühesten
Stadium hat die Chaetopodenlarve die Gestalt einer abgeplatteten Kugel, welche
an der Stelle, die das Hinterende repräsentirt, einen kegelförmigen Höcker be-
sitzt. Um den Aequator ziehen zwei parallele \Vimper.schnüre, zwischen denen
an der C'entr^iscite der Mund liegt. Die vor dem Munde gelegene VVimperschnur
ist stärker enf\vickelt, und die Wimpern stehen hier in doppelter Reihe. Ein
Wimpembesatz kleidet auch den ganzen Nahrungskanal aus. Mit dem Ganglion
Stehen xwei Augen und ein ventweigtes System von Nerven in Verbindung. Sehr
merkwürdig ist ein von Hatschbk entdedctes paar^es Excretionsorgan, welches
aus einem bewimperten Kanal besteht, welcher sich mit einer oder mehreren
OefTnongen vome in die provisorische Leibeshöhle öffnet und hinten durch eine
Oeffhung mit der Aussenwelt communicirt. Allmählich verlängert sich der post-
cephalische Körperabschnitt unter gleichzeitiger Gliedcrimg, der praeorale Lappen
wird kleiner unt! die Wimperschnüre verkümmern. Die Anordnung der Cilicn
an der anfangs ungegliederten, später gegliederten Larve ist äusserst mannigfaltig,
so dass man dieselbe zu einer Classification der Larven benutzt hat. Da giebt es
denn: Atrocliat, Monotrochae, Ttlotrochcu^ Poiyirochiu, MesotrochtH, NoMrochae,
GasUr^wktu, AfupMtr&ehae* Zahlreiche Cbaetopodenlarven sind mit sehr langen
provisorischen Boislen versehen, welche dann meistens su beiden Seiten des vor-
deren Körperabschnittes, unmittelbar hinter dem Kopfe stteen. Solche Borsten
fehlen den ausgebikleten heute lebenden Cbaetopoden, finden sich aber bei
fossilen, ein Umstand, den Alex. Agassiz in phylogenetischer Hinsicht speculativ
beleuchtet hat, — Die Larven der Discophoren haben eine ebene Darm- und eine
stark convexc Vcntralfläche. Die einzelnen Segmente entstehen von vorne nach
hinten fortschreitend wie bei den Cbaetopoden. Die frei werdende Larve heftet
sich an seine Mutter fest (Ckpstnf). — Bei den Gephyrea nuda zeigt die Larve
meistens dieselben Charaktere wie die weiter unten betrachtete Molluskenlarve,
wddie den Namen Ti^ko^kaeta führt. Sie ist mit Wimpern bedeckt und
setfiült in einen praeoralen und einen postorslen Abschnitt von nahezu gleichen
Dimensioiien. Der Nahruagdcanal aerfällt in em Stomodaeum mit ventralerOefinung,
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LarrcB*
einen grossen Magen und einen kurzen mit endständigem Ader versehenen Darm. Bei
den Gephyrea iubkda ist die Laive von Ihöronis unter dem Namen AämoiroeMa
schon lange bekannt, Kowalbwski erkannte aber erst beider Zusammenhang. Die
Larve schwimmt frd umher, ist gletchmftssig mit Wimpern bedeckt, besitzt einen
contractilen praeoralen Lappen und ist hinten mit zwei Fortsätzen versehen.
Der Mund liegt ventral, der After dorsal, zwischen beiden spannt sich ein Er-
nährungsrohr aus, welches in Stomodaeum, Magen und Darm zerfällt. Was die
Chaetognathen, Myzostomeen und Gastrotrichen anbetrifft, so ist, da die Ent-
wicklung derselben weni^ gekannt, hier nur so viel zu erwähnen, dass bei den
ersteren waljrächeinlicli kein Larvenstadium cxistirt. — Die Lebensgeschichte der
Nematoden ist eine ziemlich complicirte Metamorphose (vergl. Nemathelminthen-
entwicklung). Der mericwllrdigste hier t« erwjthnende Umstand dabei ist jeden*
falls der, dass die Larven von Astarss nigrovenosa in demjenigen Stadium, welches
dem freien Larvenstadium der ttbrigen Formen entspricht, geschlechtsreif werden
und eine zweite freie Larvengeneration zu erzeugen vermögen. — Die Larve der
Mollusken ist der anderer Wirbellosen ausserordentlich ähnlich; dies trifl)^ wie
schon erwähnt, namentlich für die Chaetopoden zu. Sie ist von I ankester
Trochosphaera genannt worden. Ihr Mund ist ventral, ihr After terminal oder
ebentalls ventral gelegen, zwischen beiden spannt sich ein gekrümmter Darm aus,
welcher in die drei typischen Abschnitte zerfalli. — Ein praeoralci Lappen trägt
einen Wimperkranz, das sogenannte Velum, ein perianaler Lappen häufig ein
WimperbttscheL Als chankteristische MoUuskenorgane kommen ein Fuss, zwischen
Mund und After gelegen, und eine auf der Rückenseite am Ifinterende des
Körpers sidi findende und mit der Bildung der Schale in Zusammenhang ste-
hende Eptblasteinstülpung' hinzu. — Während die meisten Gastropoden-Ftero-
poden- und Lamellibranchiaten- Larven keine besondere Eigenthttmlichkeiten auf-
weisen, finden sich solche aber bei den Larven der Gymnosomen, Scapho-
poden, Polyplacnphoren utid Cephalopoden. Bei den ersteren findet man drei
transversale, hinter dem Velum gelegene Wimperkränze, welche als erworbene
Entfaltung der Cilien zu betrachten sind. Die Scai)hopodenlarve besitzt ebenfalls
transversale Wimperkranze, welche aber alle Theile des Velums repräsentiren, und
der praeorale Lappen ist sehr stark entwickelt Ein centmlor Wimperbüschel kommt
sowohl der Scaphopoden* als audi der Lamellibranchiaten-Larve zu. Die Foly-
placophorenlarven stimmen durch den Besitz eines vorderen Flagelluro mit denen
der Lamellibranchiaten, durch den stark entwickelten praeoralen Lappen mit denen
der Scaphopoden ttberein, sind dagegen durch eine quere Gliederung des Mantel-
feldes von allen anderen Mollusken unterschieden. Für die Ceplialopoden ist
ein mehr oder weniger stark entwickelter -inssercr Dottersack, femer der Mangel
eines Velums und das Fehlen des medianen Fasses, sowie endlich der Besitz von
Armen charakteristisch. Unter den Bryozoen ist die Entwicklung der Entoprocten
namentlich von HATSCHJiX studirt wurden. Die ausschlüpfende Larve schwimmt
frei umher. Aber die Festheftung und spätere Umbildung derselben ist man noch
sehr in dubio. Aus den Beobachtungen von Barrois ftber diesen G^enstand
geht hervor, dass sich die Larven nicht direct in die fertige Form umwandeln,
sondern nach ihrer Festsetzung eine Metamorphose durchmachen, in deren Ver-
lauf sich ihre Organe allmählich rückbilden. Balfour nimmt sogar an, dass die
ganze freischwimmende Larve atrophirt, und nur das embryonale Rückenorgan
allein sich 7ur festsitzenden Form entwickelt. Bei den ectoprocten Br}'07r>en
lassen sich im Allgemeinen folgende Larvenformen unterscheiden: i. £ine Larve,
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welche mit unbedeutenden Verschiedenheiten allen Gattungen der Chilostomata
(ausgenommen Membranipora und Flmfrella) und der Ctenosiotnata gemeinschaft-
lich nukommt. 2. Eine unter dem Namen Cypiwnautes bekannte, /.weisschalige
Larve von Membranipora und die damit nahe verwandte Larve von Flustrelia.
3. Die typische Cyclostomenlarve. Als passendes Beispiel für die erste Form
luuin Akyonidhtm mytili, welches zu den Ctenostomen gehört, betrachtet
werden. Sie schwimmt frei, besitzt zwei Wimperringe, ein Rflckenorgan, zwei
Paar von Augenflecken, mehrere sehr lange Geissein und einen unvoUkomme*
nen Darmkanal; nach einiger Zeit setzt sie sich fest. — Cyphommies besitzt
eine dreteckige Form mit aboraler Spitze und oraler Basis, wird von einer
zweiklappigen Schale umschlossen, deren beide Klappen an der Basis sich
nicht berühren, wohl aber längs beider Seiten. Durch eine kleine Oeflfnung
an der Spitze tritt eine Wimperscheibe, welche wie bei anderen Bryozoen-
larven beschaffen ist Ein mehrfach ausgebuchteter Wimperring umgürtet die
orale Seite, auf deren Flache zwei, von einem besonderen Lappen des Wimper-
ringes umgebene Oeffinungen liegen. Die «ne deiwlben, grösser, und an der
Hinterseite der oralen Fläche gelegen, lUhrt in eine als Vorbof bezeichnete Ver-
tiefimg, die andere kleiner und an der Vorderseite derselben Fliehe li^nd,
führt in einen, dem Rückenorgan anderer Larven entsprechenden Hohlraum.
Der tiefere Abschnitt des Vorhofes geht in den Mund und Oesophagus über. Dieser
erstrcckf sich bis zur Spitze der Lar\'ei verläuft dann, sich umbiegend, auf sich selbst
nach rtickwärts, erweitert sich zum Magen, steigt parallel mit dem Oesophagus
als Rectum wieder empor, um am Hinterende des Vorhofes als After auszumün-
den. In der Nähe des Magens Hegt ein als Leber gedeutetes paariges Organ,
und dicht neben diesem ein zweilappiges Ganglion. Ueber die sonst noch in
der Larve enthaltenen Organe ist man noch nicht völlig im Klaren. Die Larve
von FbtstreÜa hat viele Aebnlichkeit mit QpAMUUties, ist aber bei weitem nicht
so complicirt gebaut — Die Larve der CyeiasiMuaa weicht von den beschriebenen
ganz erheblich durch die enorme Entwicklang der Wimperscheibe ab. Wenn
sie ins Freie tritt, besitzt sie die Gestalt eines in der Mitte eingeschnürten Fasses.
Die Einschnürung bildet die Grenze zwischem oralem und aboralem Ende. Der
im Mittelpunkte der oralen Fläche gelegene Mund ftihrt in einen weiten Magen —
Unter den Brachiopoden ist die Larve der Articulaten ein freischwimmender drei-
gliedriger Organismus, an dessen mittlerem Korpcrscgment, aus dorsalen und ven-
tralen Falten der Mantel gebildet wird, und welche am letzten Segment zwei
Paar BorstenbUschel trügt Der hintere Mantelrand ist bewimpert Das vordere
Segment besitzt die Form eines bewimperten Schirmes, an dessen Rande die
Wimpern am lingsten sind, und dessen Vorderseite zwei Paar Augen besitzt.
Nach einiger Zeit setzt sich die Larve mit ihrem hinleren Körpersegment fest
und geht allmählich in das fertige Thier über. Die freischwimmende Larve der
inarticulaten Brachiopoden ist mit einer Schale versehen, besitzt einen vorstreckbaren
oralen Lappen und vier Paar, als Schwimmapparat fungirende, Tentakel. Die
Larve setzt sich wahrscheinlich mit Hülfe eines Stieles fest. — Unter den Echino-
dermen ist die jugendliche Larve der Holothurie Synapta, welche schon von Jo}iannes
Müller als Auncularia beschrieben wurde, die einfachste Eorm von Echino-
dermenlarven. Sie bildet mit wenigen Ausnahmen für alle Holothurien den ge-
meinsamen Typus. Bilateral sjmm^risch gebaut, besitzt sie eine flache Ventral- und
eine convexe Dorsalseite. Der Mund liegt in der Mitte der ersteren, der After
am hinteren Fol. Vor dem Munde befindet sich ein praeoraler Lappen. Der
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Larven.
concave Raum zwischen Mund und After wird durch eine vor dem letzteren her-
überziehende Wimpcrsrhnur unterhrctt hen. Kine ahnhche findet sich an der
Ventralseite des praeuralcn Lajipcns diclit vor Hern Munde. Beide Wimperregio-
nen sind durch laterale Schnüre verbunden, so dass auf diese Weise ein zu-
sammenbängender Wimperkranz zu Stande koaimt Die ^uriatlarkt entwidkelt
skh aus einer langgestreckten Gastrukt mit gleichförmigem Cilienkleid. (Zu ver-
gleichen den Artikel: Echinodermenentwicklung). Die freischwimmende Larve
der A%kroUka ist anter dem Namen der Bipinnarkt bekannt. (Näheres s. den»
selben Artikel). Für die Ophiuriden und Fxhiniden i«;t die T-arve unter dem
Namen Pluieus beschrieben. (Näheres, ibid.). In welcher Weise die Larve der
Crinoidecn von den übrigen Fchinodermenlai ven abweicht, findet man ebenfalls in
dem fjenannlcn Artikel. Die I arve der Entcropneusta (Balanoglossus) hall m liircm
Bau ungefalir die Mitte zwischen der F.chinodermenlarvc und der den Mollusken
und Chaetopodcn zukommenden Trochosphaera. Sie ist unter dem Namen; Tor-
narw bekannt. — Was die Arthropoden anbelangt« so ist Uber die Larven der
Piotrocheaten und Myriopoden so viel zu sagen, dass Aber soldie bei Per^ahu
niches bekannt ist; bei den Cbilognathen und Chtlopoden finden ach nach dem
Auskriechen allgemein sech^tetge, unvollkommen segmentirte rundliche Laiven.
— Bei den Insecten sind ^1"' 1 arvenformen sehr ausjreiirägt. Bei den Apteraiaaket'
scheidet sich die T .an e vom Erwachsenen nur durch die Zahl der Homhautfalten und
der GelenVc an den Antennen. Die mei^N n Orthopteren und Hemipteren besitzen
in den jüngsten l.arvcnzustanden kerne Fiiigel, sondern dieselben entstehen durch
mehrere succcssive l'mbildungen. Die provisorischen Tracbecnkiemen der Libel-
luliden und Ephemeridcn werden vor der letzten üniuildung abgeworfen, die
FIttgel erscheinen erst spät in dem lange 2^it beanspruchenden Larvenleben. In
aUen anderen Insektengruppen macht die Larve ein Ruhestadium, den soge-
nannten Puppensnstand, durch. Wo dies der Fall ist, lasst man die Formen
unter dem Namen: Hohmttab^ zusammen. — Die Larven der Dipteren sind fiisa*
los. Die eigenthümlichen Fliegcnlarven eirtbehren eines besonderen Kopfes, und
die Kiefer sind durch einfache Haken vertreten. Die Tipuliden dagegen haben
einen wohlentwickclten Kopf mit normalen Anhängen Wahrend bei ersteren die
Pui)pen völlig ruhen, bewegen sich dieselben bei letzteren frei. Bei den Neu-
ropteren sind die Larven sechsfilssig mit starken Fresswerk/eupen ausgerüstet und
sehr gefrässig, ihre Puppen sind oft von einem Cocon umgeben. Die Larven-
formen der Coleopteren verhalten sich sehr verschieden. Die meisten sind sechs»
ftsiig, entbehren der Flügel, gleichen aber sonst dem fertigen Insect Einige
(Mdohntha) ähneln den Raupen, andere (Curtulto) sind madenförmig und ohne
FOsse. Die Puppen uoA ruhend. Eine eigenthümliche Kiferiaxve »t diejenige
von Sitaris (Miiöidae). Wenn sie das Ei verlässt, ist sie sechsflissig, klammert
sich an den Körper von Hymenopteren an und lässt sich von diesen in eine mit
Honig gefüllte Zelle trtfjen, wo das Ei des Hymenopter; verzehrt. Nicb einer
Häutung entsteht eine mit rudimentären Gliedmaassen versehene Ntade, welche
sich von Honi}; nährt und nach einer abermaligen Häutung zur Puppe wird. Die
Larven der Schmetterlinge sind die allbekannten Raupen. Sie sind mit kräftigen
Mundtheilen, die von denen des fertigen Schmetterlinges durchaus abweichen,
ausgerüstete gefrMsaige Thiere, welche sich von Pflanienstoffen ernähren. Sie
haben drei Paar gegliederte Thoraxftisse und sogenannte Afterfflese tn wechsefat"
der Anzahl. Nach mehreren Häutungen wird die Raupe zur ruhenden Puppe
(ChtysaHs)t welche oftmals von einem Cocon umgeben ist In der Gruppe der
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Larven.
Hyment^tefen ist der Larvencharakter sehr wechselnd. Bei den Aculeaten,
Entomophagen und den Cynipidae reprflsentiren die Larven fiisstose Maden, bei
den Sirexarten ist die Larve secbsfUssig, manchmal sogar mit AfterfUssen versehen.
— Unter den Hymenopteren bieten einige Ichneumoniden (Plah's^asfcr) eine eigen-
thümliche Larvenform dar, welche von Ganin als Cyclopslarve beschrieben wurde.
Diese besitzt einen Cephalothoraxschild mit drei (lliedmnassenpaaren und ein aus
fünf Segmenten gebildetes Al)cionien mit Schwan^anhängen. Unter Beihilfe ihrer
Klauen bewegt sich die Larve in den Geweben ihres Wirtbes umher. Nach
einiger Zeit geht die I^rve eine Häutung ein und es folgt nun ein von ersterem total-
verschiedcmes Larvenstadium, in welchem man weder Gliedmaassen noch Segmen-
drang wahrnimmt. Hierauf folgt abermals eine Häutung, aus welcher eine dritte
Larvenform hervorgeht, die wiederum segmentirt erscheint — Eine der merkwür-
digsten Larvengeschichten ist durch Wagner bei gewissen Arten der Dipteren-
gattung Cecidomya bekannt geworden. Das Weibchen legt in Baumrinden seine
Eier ab, welche sich im Winter zu Larven entwickeln, die Ovarien besitzen. Aus
den Ovarien dieser Larven gelangen von ihren Follikeln umhüllte Eier in die
Leibeshöhle und Ijeginncn sich zu entwickeln. Nacli einiger Zeit schlüpfen da-
raus Larven aus, welche nocli einige Zeit in jder Leibeshöhle der Mutterlarve
verbleiben und nch von deren Eingeweiden emlihren. Darauf verlassen sie die
leere Haut der Mutter und erzeugen nun auf gleiche Weise eine neue Larven-
generation. Nachdem sich dieser eigenthUmliche Vorgang mehrfach wiederholt,
machen die zuletzt entstandenen Larven im fotgendim Sommer eine Metamor-
phose durch, die mit der eigentlichen geschlechtlichen Form abschliesst. Man
hat es in diesen Verhältnissen mit einer mit Heterogamie verbundenen Paedo-
genesis zu thun. Ein ähnlicher Fall ist durch Grimm bei den T-arven von Chiro-
nomtis beschrieben worden. — Unter den Arachniden fmdet sich bei den Scorpio-
nen kein Larvenzustand. Bei den Pseudoscorpionen kriecht aus dem Fi eine
höchst unvoUkummene Larve, welche nach einer Häutung an der Mutter be-
festigt bleibt und sich allmählich in die fertige Form umbildet — Bei den An*
neinen und Fhalangiden findet sich kein Larvenstadium. Dagegen ist em solchea
bei den Acarinen vorhanden, und zwar folgen nach successiven Häutungen mehrere
verschiedene Larvenformen aufeinander. Die erste Larvenform ist meistens sechs*
nissig. Der Embryo der Fycnogontden schlüpft als Larve mit einem Rüssel und
drei Paaren von Anhängen aus, welche die drei kurzen vorderen Paare des er-
wachsenen Thieres darstellen. Das vorderste Paar des Anhangs besitzt eine
Scheere, die beiden anderen sind niu Klauen ausgerüstet. Die Larve besitzt ein
aus zwei Pigmcntflachen gebildetes medianes Auge imd einen einfachen Magen.
Bei den Tardigraden findet sich keine Metamorphose. Für die Peutastomiden
dnd ganz charakteristische I«arvenzustKnde, welche in ihren Umwandlungen einige
Aehnlichkeit mit der Metamophose der Cestoden besitzen, nachgewiesen. — Bei
den Poecilopoden (Lmadus) schlüpft die Larve mit einer auflallenden Trilobiten-
ähnlichkeit ausgerüstet ans; drei Wochen i^>ftter erfolgt eine Häutung, nach welcher
£e Larve in das Limuloidstadium übergeht. Ihr Körper zerfällt in einen Ccpha-
lothorax und ein Abdomen, ersterer ist ungegliedert und dreilappig. Der mittlere
Lappen bildet einen vorsj^rinr'enden Kiel und der Einfügungsstellc der beiden
flachen Seitenlappen liegen die beiden Augenpaare. Das Abdomen erscheint
ebenfalls dreilappig und mit nenn Segmenten versehen, das letzte davon reprä-
sentirt das Rudiment des Schwanzstachels. Die einzelnen Segmente besitzen
Gliedmaassen und sind an ihren RIndem mit Stacheln versehen. Die beiden
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Ltmii.
Abdominalaohftnge des «weiten Paares besitzen vier, an der Basis befestigte
KiemenlameUen. Ungefähr drei Wochen nach dem Ausschlüpfen erfolgt eine Häu-
tung» aus der die Larve in das Limuloidstadium übertritt Beide Larven
schwimmen frei an der Meeresoberfläche. — So weit man bis jetst die Ver-
wandtsc baftsbeziehungen von Limulus übersieht, scheint derselbe den Arach-
nidcn näher zu stehen als den Crustaceen. Die Larvengeschichte der Crusta»
ceen beginnt mit dem sof^en.mnten Nnuplius. Dieser besitzt drei Paar An-
hänge, die späteren Antennen und Mandiheln. Der Körper ist meist ungeglie-
dert und besitzt vorne ein medianes Auge. Vor dem Munde Ijefindet sich
eine Überlippe, und an den Mund schliesst sich ein aus Oesophagus, Magen
und Rectum bestehender Verdauungskanal, welcher nahe am Hinterende des
Körpers mit dem After endigt. Die dorsale Körpeifläche besitzt die Anlagen zu
einem ROckenschild. Die Larve macht eine grosse Zahl von Käutungen durch.
Unter den Branchiopoden besitzt der Phytlopodennauplius mehrere Besonder»
heiten. Der Körper zerfällt in einen cephalischen und postcephalischen Abschnitt.
Die Oberlippe ist ausserordentlich gross. Das erste Antennenpaar ist rudimentär
oder fehlt, das zweite, sehr entwickelt, dient als 'Schwimm- und Kauwerkzeug.
Em Rückenschild ist entweder überhaupt nicht oder nur rudimentär vorhanden.
Bei den Cladoceren wird das Naupiiusstadium schon im Ri überstanden, mit
Ausnahme von Leptodora, bei welcher aus den Wintereiern ein Nauplius aus-
schlüpft, während sich die Sommereier ohne Metamorphose entwickeln. Von den
Malakostraken macht die Mehrzahl eine complictrte Metamorphose durch, nur bei
den Nehaßdae, Cuimueae, einigen Schizopoden, einzelnen Decapoden und den
Edriophthalmen besitzt die dem Et entschlüpfende Larve fast die Gestalt der Er-
wachsenen. Die Naupliusform findet sich in dieser Gruppe nur selten, nämlich
bei dem Schizopoden Euphausia, bei einigen niederen Decapoden und einigen
Stomatopoden. Im Allgemeinen verlasst der junge Decapode das Ki in Gestalt
einer Larve, welche den Namen Z^/*? führt. Dieselbe besitzt einen mächtigen
Cephalothoraxschild. Die Caudalseginente entbehren der Anhänge, der Schwanz-
theil ist gegabelt. Die Schizopoden verlassen als typischer Nauplim das Ei.
Nach einigen Häutungen geht die Larve in das von Claus sogenannte Frotozoaea«
Stadium und dann in das wahre Zoaeastadium Über. Sehr eigenthümlich ist die
Entwicklung von Mysh. Dieser Cnister besitzt kein freies Larvenstadium, sondern
dasselbe verläuft m einer mütterlichen Bruttasche. In dieser wird das Naupiius-
stadium durchgemachl^ darauf schlOft der Mysisembiyo aus, ohne aber die Nan-
pliushaut ganz abgeworfen zu haben. — Bei den meisten Decapoden verlässt,
wie gesagt, die Larve das Ei als Zoaea mit Ausnahme meluerer Penaeusarten,
welche als Nauplius ausschlüpfen, darauf folgen dann die Protozoaea und die
wahre Zoaea. Aus der letzteren geht die Larve m ein Mysis- oder Schi/.opoden-
stadium über und aus diesem in die fertige Form. Bei den Sergestidac beginnt
die Larvengeschichte mit einer Protozoaea, darauf folgt die von Dohrn soge-
nannte Elaphocarisform. Aus dieser wird die von Claus beschriebene Acantho-
somaform, und diese geht in me unter dem Namen Müstigopus bekannte Form
über. Dann folgt d» allmähliche Uebeii^g zum ausgewachsenen Thier. Die
meisten Carabidaet Pinoiiuae, FcUaaitMmae, Crang^inae verlassen das Ei als
ZoaeOt worauf das Mjrsisstadium folgt, welches aber bei den übrigen Macntren
verloren gegangen ist. Sehr abgekürzt verläuft die Entwicklung bei Homarüs,
Astacu<: und den Loricaten ffomaru^ verln'^st das Ei im vorgeschrittenen Mysis-
stadium und wird alsbald dem ausgewachsenen Thiere sehr ähnlich« Bei Asfacui
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Luren.
99
kommen Veine freien Larvenstadien vor, sondern das Junge schlüpft in einer Ge-
stalt aus, welche nur unbedeutend von dem Erwachsenen abweicht. Die I.arve
der Lorkata ist unter dem Namen Phyllosoma bekannt, welche ungefähr die
Fnrm einer dreilappigcn Scheibe besitzt, welche von glasartiger Durchsichtigkeit
ihi. Der Uebergang in die fertige Yoxin ist noch nicht naher bekannt. —
Simmtliche Brachyuren, mit Ausnahme einiger Landkrabbenspecies, verlassen
das Et im Zoaeazustand. Die Zoaeaform wächst rasch und geht durch eine
Häutung in eine als M^hpa bekannte Form fi1>er. Im Uebrigen ist die Ent-
wicklung »emlich abgekttnt. Bis zum fertigen Huler findet ein allmählicher
Uebergang durch zahlreiche Häutungen st.itt - Unter den Stamatopoden sind
die Larven von Erkhthus und Alima als abgeänderte Zoaeaformen bekannt. Die
junge Nebalia durchläuft im Ei das Naupliusstadium, erreicht die Mysisform und
ist beim Ausschlüpfen vom Erwachsenen nicht wesentlich verschieden. Die aus-
kriechende Larve der Cumaceen gleicht im Allgemeinen dem fertigen Thier,
— Unter den Copepoden stellt die Larve der Natantia beim Ausschlüpfen einen
fischen Naupüus vor, dieser macht eine Reihe von Häutungen durch, nach
denen die Larve in das Cyclopsstadium ttbergeht» nach welchem mit Hülfe einiger
Häutungen der fertige Zustand eireicht wird. Bei den ParasUa verlässt die
Larve das ^ als vereinfachte Naupliusform, darauf folgt, nach einigen Häutungen,
eine längliche Cyclopsform. Im nächsten Stadium ist die Larve bereits typischer
Parasit und erreicht mit einer abermaligen Häutung den fertigen Zustand. —
Die Branchiura (Argttlus) schlüpfen im Cycloi)sstadium aus, dann erfolgen bis
zur Bildung des Erwacl scnen eine Reilie \ün Hautungen. — Die Larven sämrat-
licher Cirripedien verlassen als Nauplius das Ei, dann aber werden sie zur soge-
nannten Cyprisform, Diese schwimmt frei umher, allerdings nur ftir kurze Zeit,
während welcher sie auch keine Nahrung aufnimmt. Es folgt alsdann das soge-
nannte Puppenstadium, in welchem die Larve festsitzt, unter der Haut die fer-
tigen Oigane bildet und ebenfalls keine Nahrung aufnimmt Nach Ablauf
dieses Stadiums erscheint das fertige Thier. Bei den AMfimmaUa giebt es zwei
wesentlich verschiedene Entwicklungszustände. Der eine findet sich bei den
Akippidat, der andere bei Crypt»phialus . Die Larve der ersteren verläflst das Ei
als Nauplius^ worauf ein Puppenstadium folgt, welches den Uebergang zum fer-
tigen Geschöpf bildet. Crypiophialus entbehrt eines freien Naupliusstadium; die
Larve kriecht aber bald nach dem Ausschlflpfen in der Mantelhühle ihrer Mutter
umher, dann geht sie durch einen l'ii|>pen/.ustar>d in die fertige Form über. Die
Rhizozephalen vcnasben das Ei als» Naupüus nach einem Cypris- und Puppensta-
dium wild die erwachsene Form erreicht. — Die aus dem Ei schlüpfende Ostra-
codenlarve ist frei, rq^räsendit das Naupliusstadium, und die Entwidtlung verläuft
aiemlich complicirt Sie macht neun Häutungen durch, welche von vielfachen
Veränderungen im Bau der Larve begteitet werdet. — Bei dem einzigen Ver*
treter der Cephalochordaten, dem Atnphioxus, besitzt die Larve, wenn sie die Ei-
haut abgeworfen, die Gestalt eines langestreckten Cylinders, der den Bau einer
zweischichtigen Gastrula besitzt. Die weiteren Veränderungen betreffen die Bil-
dung des Centrainervensystems, der Chorda tmd der Mesoblastsomiten, Diese
Bildungen greifen in kurzer Zeit Platz, dann ^iiitTit sich der cylindrische Korper
an beiden Enden zu, die Schwanzflosse kouuut i\xu\ Vorschein und es geht eine
allmähliche Umwandlung in das fertige Thier vor sich. — Unter den Urochorda
besittt die circa 54 Stunden nach der Befruchtung des Eies auskriechende Larve
der einfachen Ascidien «nen stark angeschwollenen Rumpf und einen langen, ge>
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y> Larvenroller ^ — Lvynx.
Streckten Schwaiu. Sie erscheint höher organisiit als das fertige Thier, und «ir E^
reichung des letzteren macht sie eine regressive Metamorphose durch, welche damit
beginnt, dnss :^ic su h anheftet und den Schwanz vollständig verliert. Bei der
Gattung Aiolgula tincJct sicli die merkwürdige Ausnahme, dass kein Larvenstadium
besteht. — Bei den zusammengesetzten Ascidien gclien viele Ascidio/ooiden, \velrlie
durch einen gemeinsamen Mantel zu einem Asridiariuni verbunden sind, durch
Knospung aus einer einzelnen metamorphosirleii i>arvc hervor. Bei den Dolio-
liden besteht der Lebensicreis der Art aus gesonderten geschlechtlichen und un«
geschlechtlichen Formen. Aus dem von der geschlechtlichen Form erseugten
Ei geht eine geschwänzte Larve hervor, welche in die erste ungeschlechtliche
Form Übergeht, und diese bildet an der Neuraiseite des Körpers einen Auswuchs
oder Stolo, aus dem sich Knospen entwickeln. Die Kno^n sind in awei late-
ralen und einer medianen Reihe angeordnet und wachsen zu Zooiden von zwei
verschiedenen Formen aus. Alle lösen sich ab und «schwimmen als selbständige
Organismen umher. Was aus den Lateralzooiden wird, steht nicht fest, die me-
dianen aber er/euL;en an der Hämalseiie ihres Körpers einen Stolo, an dem sich
Knospen entwickchi, welche in die geschlechtliche Form übergehen. Nicht sehr
abweichend sind die Verhältnisse bei den Salpcn. — Uebex Larvenzustände der
Appindk^aria ist so gut wie Nichts bekannt. — Unter den eigentlichen Verte-
braten finden sidi Larvenzustände bei den Fischen. Solche sind unter den
Cyclostomen bei JPetrmyuo» bekannt Zwischem dem 15. und si. Tage nach der
Befrachtung kriecht aus dem Ei eine, nur schwache Bewegungen ausführende
Larve, diese geht in eine andere Form über, welche unter dem Namen Ammo-
coeles schon lange bekannt und ftir eine besondere Speries gehalten wurde, bis
August Müller ihr eigentliches Wesen als T.arve von Petromyzon erkannte.
Unter auffallenden N eränderungen geht Ammococtes in das fertige Tliier über.
Unter den Ganoiden maciieu Accipcnser und Lepidosteus eine Art Larvenstadium
durch, welches sein characterisches Merkmal in dem Besitz einer Saugscheibe
besitzt. »In diesem Gebilde haben diese Fische vielleicht ein sehr primitives
Wirbeltiiierorgan besessen, das im fertigen Zustande beinahe sämmtlicher Wirbel-
thiere verschwunden istc — Ein Larvenstadium in der Gruppe der Amphibien
ist unter dem Namen: Kaulquappe bekannt Dieselbe ist gleich nach dem Aus*
schlupfen ohne Athmungsorgane und Gliedmaa.<isen, besitzt dagegen zum Umher-
schwimmen einen langen Schwanz. Durch sehr bedeutende Metamorphose bildet
sich aus der Larve das fertige Thier. C.kiuh.
Larvenroller — Paradoxurus typus, F. Cuv., P. hcrmaphroditus^ Urav, etc.
s. Paradoxurus, F. Cuv. v. Ms.
Larventaucher (Alca fratercula, Tem., Fraiercula arctica, L.), s. Alken. Rchw.
Larymna, Kikb. (Eigenname?), Gattung der BorstenwOrmer, Ord. NoMraH'
fJUata, Farn. Eunkiäat. Vier Paare sägeartige Kiefer; das erste Paar ungleich;
Kopflappen nackt, ganzrandig. Zwei niderlose Segmente; Borsten einfach. Wo.
Laiynx, Kehlkopf. Die Communication zwischen dem Schlundraume und
den Lungenhohlräumen vermittelt ein durch knorpelige Einlagerungen durch-
gängig erhaltenes Kohr, die -Luftröhre' oder Trachea (s. d.); ihr Eingangs- bez.
Anfangstheil hat, nicht nur »als Pförtner der Lunge« den Eingang (^Glottist) in
das Athmungsorgan je nach Bedürfnis zu erweitem und zu verengern, sondern
auch den stimmbildendcn Apparat, den »Kehlkopf« herzustellen; nur in der
Klasse der Vögel tritt auch am unteren Luftröhrenende eine Bildung als Larynx
m/erhr, unlerer Kehlkopf oder Syrinx, s. d., auf, welche bei gleichzeitiger Rflck*
. kj ^ud by Google
- II*
3«
büdung des »obereiu Kehikopfes (Laryiix supcrior) deshen i unction übernimmt.
— Bei den Säu^^ern, deren Verhältnisse des reichen Details wegen, zum Aus-
gangspunkle dienen mögen, lassen sich zunädisl folgende Bestandtheile des knor-
peligen Kehlkopfgeriistes unterscheiden: a) dn (beim Schnabeltiiiere paariger)
»Scbildknorpel« (Oaühigd ^reoidta)^ welcher einen hinten offenen, vom und
seitlich mächtig und ftächenbaft entwickelten Bogen darstellt; von seinem Hinter-
rande treten meist obere und untere »Hörner« (Cornua super iora et in/er iora) zur
Verbindung mit dem Zungenbeine (oben) mit dem b) zweiten Hauptkoq:)el sRtng-
knorpeU (Cartilagu cricoidca) unten, ab. Dieser als Träger der zur Insertion der
Stimmbänder dienende Knorpel, auch als »Grundknorpel bezeichnet, ist in der
Regel ein voUstiindiger Knorpelnng, di^ry Ceiacea carntvora \&iXoc.\\ ist er vorne
völlig, bei den Bären und flsdiottam fast ganz getfaeilL Seine hintere Farthie
erhebt rieh ziemlich steil und plattenart^ zwischen den hinteren SchQdknoipel-
höraern, zum Tbeil als hintere Kehlkopfwand; ihr sitzen c) gelenkig, die beim
Menschen dreisdtig pyramidalen Giessbeckenknorpel (Qwülaginet atj^mtndeoi}
auf; die nach oben gerichtete Spitze dieser trägt als abgegliederte Stücke die
»Santorinischen« Knorpel. Als Carlilagines IVrisbergü beschrieb man Knorpel-
keme, in dem die Giessbeckenknorpel mit d) dem Kehldeckel (Fpii^Ioitis) verbin-
denden Ligamente. Der in der Form dem Kehlkopfeingangc angepasstc Kehldeckel
ist mit dem Vorderrande des SclüluKnoipels verbunden, nur selten (Sirenia) aus
gelblichweisscu; Fasergewebe gebildet oder in continuirlichem Zusammenhange
mit dem Schildknorpel (Barten« und Zahnwale). Als »wahre Bänder« hat man eine
Reihe von Ligamenten beschrieben, die zur Verbindung des obersten Laiyngeal-
knorpels mit dem Zungenbeine (LtgametUa tfyreo-kjfMa) und zur Verbindung
der genannten Kehlkopfknorpel untereinander, bez. auch des Ringknorpels mit
dem ersten Tracheairinge dienen. (Lig. cricotracheakt crUc^^frtüidM, Lig.
irka-arytaenoiäea etc.). — Schleimhautbänder bestehen zwischen dem Kehldeckel
und der Zungen wurzel (f ig. glossa-i'piglottica) und zwischen ersterem und den
Arytaenoidknorpeln (Lig. ary-cpiglottica, diese mit den erwähnten Cat iilagines
ll'rishfrgii). — Besondere Wichtigkeit erlangen die /wisclicn SciuM- nnd Oiess-
beckcnknorpel ausgespannten iniii durch ihre Scliwingungen die Stuiune erzeu-
genden »Stimmbänder« (Lig. thyreo arytaefioidea, s. Ckordat voccUes), welche
die »Stimmritze« zwisdien sich lassen. Indess sind auch jene Säuger nicht
stimmlos, welchen diese Bänder fehlen. Richte Cetaceen, Nilpferd, Stachelschwein).
»Typisch« finden sich s Paare solcher mit Schleimhaut überklddeter Stimmbänder:
»obere« falsche (Lig. spuHa) und stärkere »wahre«, »untere« (Lig- glotH^ vera),
letztere experimentell als ausschliesslich stimmerzeugende nachgewiesen (eigent-
liche Chordae vocales). Zwischen beiden befinden sich die bisweilen ansehnlich
ausgedehnten, taschenartigen, selten (Löwe) fehlenden Ventriculi Morgagni (s. /V/-
tnaies). Die falschen Stimmbänder fehlen manchen Säugern (so den Beutlem,
einigen Insectivoren, vielen Wiederkäuern, n i c Ii t aber den Elefanten, wie fälsch-
lich angegeben wird). Die durchwegs paarig entwickelten Kehlkopfmuskeln prä-
sentircn sich vornehmlich als Stimmbänderspanner, Stimmritsenerweiterer und Ver-
engerer. — Bezüglich abweichender KehlkopCbildungen bei den Säugethieren
vefgl. die Artikel Uber die einzelnen Ordnungen (COaeea etc.). — In der Klasse der
Vögel (s. a. Syrinx) bleibt der (obere) Kehlkopf ^m eben erörterten Sinne) func*
tionslos, er besteht hier vorwiegend aus einer grossen Cartilago cricoiJea, von
deren Hinterrändem sich zwei, in der dorsalen Medianlinie durcli Bindegewebe
vereinigte, pro parte verknöcherte Spangen »zwingenartig« abheben, ferner aus den
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Cartilaglncs arytaenoidcae und einem mit letzteren verbundenen, bisweilen fehlen-
den Schaltstücke. Ein vollständig getrennter Kehldeckel fehlt allgemein. Ein
ziemlich einheitlicher Bauplan charakterisirt den Laiynx der Reptilien; Stimm-
bänder finden sich bei den Geckos und Chamaeleoniden sowie bei den Krokodilen.
— Bei den ScbildkrOten besteht der Kehlkopf aus einem ringförmigen Haupt-
knorpel, der CarHhffi eru&idea (tlatyngta^) und zwei discreten CartUaginit
aryiameideat* Seine Innenwand ist bis auf eiiv mediane häutige Längsfalte und
einen un regelmässigen Vorsprung der Basis jedes Aiytaenoidknorpels, glatt
(Stannius). Der einer Epiglottis entbehrende Kehlkopfeingang (Aditus laryngis)
hat die Form eines I^ängsschlitzes. Den Krokodilen, käme nach Cuvier (wenigstens
einigen Arten ' ein rudimentärer Kehldeckel zu. Wie bei den Schildkröten liegt
hier der Liirynx m einer Aushöhlung der Zungenbeinplatte, welche ein seitliches
Paar hinterer Hömer trägt. »Auf der dorsalen concaven Fläche dieser wie eine
CartäagQ thyrepidea der Säuger fungirenden Platte« (Wiedersheim) steht die Cor-
iäagü crkwka (kuyngea), die dursalwärts durch ein medianes SchaltstQck ge«
geschlossen wird. Die beiden bogenförmig gekrümmten Caräiaigma aiytainoideai
verbinden sich dorsalwärts je mit dem hinteren Settenrande des Ringknorpels
und vereinigen sich ventral zu einer freien Spitze ; dorsalwärts bildet die Schleim-
haut der T.ar>'nx1iöhle eine tiefe Tasche, wodurch die Möglichkeit einer Stimm-
bildung gegeben ist. — Schlangen und Eidechsen bieten keine besonders ab-
weichenden Verhältnisse dar, bei einigen wird eine durch Knorpel gestützte
Querfalte als EpigloUU beschrieben; die Chamaeleoniden besitzen am Ueber-
gange des Kehlkopfes in die Luftröhre einen mit dem Laryngealraume communi-
cirenden Kehlsack, der (bei geschlossenem Aditus) wohl als Luftreservoir func-
tioniren mag (Wiedershsiii). Unter den Amphibien stehen die Anuren in der
Entwicklung des Larynx obenan, sein Skelet besteht aus der unpaaren, oval ring-
förmigen Cttrtilago laryngotrachealis (seu crU^dia) und den paarigen Cortilagimes
arytaenoideae ; der L. wird von den hinteren Zungenbeinhöraem, welche phy-
siologisch eine Cartilago thyrfoidea ersetzen, umschlossen und mit diesem
durch fibröses Gewebe verbunden. Fast stets finden sich häutige Stimm-
bänder (2 Paare bei KanaJ. Bei den männlichen Anuren finden sich bisweilen
zwei Schall- oder Kelilblasen, die als hinter den Mundwinkeln hervortretende
Ausstülpungen der Mundschleimhaut in Gestalt kugeliger weisser Blasen beim
Schreien sich bemeiklich machen. Die für Gymnophionen und Urodelen giltigen
Verhältnisse finden im Artikel tTrachea* nähere Erörterungen. — Ausser J. Hbmue,
Vergleichend anatomische Besdireibung des Kehlkopfs. Ldpag 1839 s. u. a.
noch aus der allgemeinen litteratur: H. Pagbmstbchbr, Allgem. Zoologie oder
Grundgesetze des Üiierischen Baus und Lebens, 3. Theil, Berlin 1878, pag. 304
bis 396* — R. Wiedersheim, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbel-
thiere, Jena 1883, pag. 636 — 659. — Lieber den menschlichen Kehlkopf vergl.
noch J. Henle, Handbuch der Eingeweidelehre, 2. Band, Leipzig 1S86, pag.
228 — 264. V. Ms.
Laxyiixentwicklimg, s. Respirationsorganentwicklung. Grbch.
Larzac-Schaf, eine französische Race, welche im Departement Hdrault und
Aveyron gezflchtet wird und sich durch stattliche Körpergrösse, herabhängende
Ohren, starken Hals mit gut entwickelten Köder, kräftigen Rumpf und stämmige
Bdne ausgexeichnet IHe Wolle ist grob; die Fruchtbarkeit und Bfilchergiebig-
keit der Thiere vorzüglich. Die Milch dient zur Herstellung der berühmten
Roquefort-Käse. R.
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Lasaea — U Tine-Zeit.
33
Liaam, s. Kdlia. E. v. M.
Lasen, s. Lasen.
Lasier, s. Luen. v. H.
Lasiocampa, Schrk. (gr, rauh uad Spannraupe), eine von der artenreichen
Spinnergattung Gast^ropacha (s. d.) abgezweigte und nur dadurcli unterschiedene
Gattung, dass Rippe 5 aller Flügel aus der vorderen Hälfte der getheilten
Mittelzelle entspringt; Arten L. dumeti, L., und Taraxaci, W. V. E. Tc.
Lasiomys, Pet., afrikanische Nagergattung der Familie Murina, Gerv. Baird,
mit glatten, ungefurchten Schneidezähnen, fünfzehigen Füssen (vordere mit Daumen-
wane), kuraein, fast nackten) Schwänze; Körper mit platten gefurchten Borsten
bedeckt. Nur eine Art aus Guinea bekannt Z. of», Pet. v. Ms.
La8i<myctcria, PEisas, auf V(Uperug<t twetioßgBns, La Contb (die silbeifaaarige
Fledermaus), begründete Gattung, welche zwischen MuMpUrus, Bonap., und Ves-
perugo, K. et Bl., vermittelt S. Vesperugo. v. Ms.
Lasioptera, Meic, (gr. s. v. w. Rauhflügler), eine Gallmückengattung, s. Ceci-
domyidae, wo die beiden ersten Längsadern dem Vorderrande des Flügels so
nahe gerückt sind, dass sie sich schwer als 2 erkennen lassen, wie bei L. Juni-
perina. Dkg, welche an jungen VVachholdersprossen dreieckige Missbildungen er-
ieugt, die sogenaiinlea >ivirkbecren.« E. To.
Laaiopyga, Illig., s. Semnopitiiecus, Cuv. v. Ms.
Lasiorhinus, Murie, auf die Beuteltbierspecies J^cohw^s iai^rtm, Owen,
begründete Untergattung, s. Phascotomys. v. Ms.
La&iuromya, Dbvilu^ s. Lonchere^ Ilucer. v. Ms.
Lasiurus, Gray (AUUapkOt Rafin.), amerikanische Fledermausgattung der Farn.
Vtsftrtüionidae, Wagner, s. Nycticejus, Rafin. v. Ms.
Lasius, Fabr., Höckerameise, eine etwa aus 12 europäischen Arten be-
stehende Ameisengattung, die sich durch einen kugeligen Hinterleib, dessen Stiel
ein schmal viereckiges, aulgerichtetes Sciiiippclien trägt, und durch sehr undeut-
liche Nebenaugen auszeichnet. L. Juä^inosus vorherrschend in alten Baum-
Stämmen, Z. mgir in der Erde unter Steinen, Z. brumuus öfter in Häusern
und Z. ßavus eine der kleinsten unter den gelben Ameisen, sind die verbreitetsten
Arten. £. To*
Laal^ka, einer der sieben Stämme der Haidahindianer (s. d.), am Sldde*
gatesund; sie theilen den von den Skidegates nicht beanspruchten Rest der
Ostküste der Grahaminsel mit den Clew. v. H.
La-song oder Xong, ein grösstentheils zusammengelaufenes Gesindel ver-
schiedcnt;r Nationalitäten in dem rauhen Gebirgslande bei Tschandabun in
Siam, das sich in seiner Abgcbclilossenheit zu einer besonderen Kace mit eigener
bprachc herausgebildet liat. v. H.
Laaiica, Zweig der Hu pah (s. d.) am Mad River in Kaliloraien. v. H.
Lasumieiae, J^arut iyamu, Fall., s. Paridae. Rchw.
Lasurtaube « Eistaube (s. d.). R.
Latacuoga, erloschene Quitoindiaaer. H.
Latax (Lataxina), GaAV, Subgenus von Lutra. v. Ms.
Lateinische Sprache. Die si)äter zur Weltsprache des Alterthums gewordene
Sprache der Latiner, der Ahnherrn der Römer. Mit Oskisch und Umbxisch bildet
L. die italische Sprachgruppe v. H.
la T^ne-Zeit. Der Haiistatter Entdeckung im Osten entspricht eine west-
liche der Schweiz. Bei dem kleinen Dorfe Mann, am Noraeade des Neuen-
Zoel., Anibr^L u. Etbzwlosie. Bd. V. *
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34
b Tlne-Zeit
burger Sec's, sfiess man aut einen Pfahlbau, der nach lokalem Bodenverhältniss
im l'ischerdialekte »la Tene« genannt wurde. Es (and »ich ^uinal Eisengeraiiie
von ausgeprägtem diftnücter. Bald mehrten ^ch die Funde auch andenrtrts,
bis man sab, man habe es mit einer wahrscheinlich von Westen vorgedrungenen»
im Ganzen jüngeren Cultur tu thun. — Ihr Ursprung wird im mittleren und sfld-
lichen Gallien su suchen sein» entstanden wohl unter massaliotischem und indirekt
südetruskischem Einflüsse. Von Frankreich erstreckt sie sich namentlich über
die Schweiz und Süd-Deutschland, wo ihre Erzeugnisse ziemlich in den gleichen
Gegenden wie die Hallstatt's vorkommen, dorh so, dass die Oljer-Donau gegen
Rhein und West-Schweiz zurücktritt. Ihre Au-.lauter verstreuten .sich bis nach
Nord italien, UniT.irn, Nord-Deutschland, Skandinavien, Britanien und Irland.
Die Zeitdauer labi>t .sich namentlich aus den der Periode eigenen Miinzlunden
bestimmen, welche Nachahmungen makedonischer Tetradrachmen , junger als
Philipp II.» sind. Sie umfasst mithin die letaten Jahrhunderte vor Christus und
dauerte bis in die römische Zeit hindn; am zähesten auf den britischen Inseln.
Gemischte la T6ne- und Hallstattfunde wurden selten gemacht, deuten in ihrem
Vorkommen aber doch darauf, dass beide Gruppen eine Zeit lang neben einander
hergingen. — Die la T^ne-Gegenstände zeichnen sich aus durch Abrundung und
kräftige Profilirung; am leicluesten kenntlich ist die einwärtsgebogene, aus einem
Stücke gearbeitete Spange. Die Schwerter /ciLen tlünne, gerade Eisenklingen
bis zu 1 1 .Meter Län£;;e, die sich bisweilen In im Hiebe boi^en und ohne Parir*
btan^e gewohnlich in Eisenscheiden von dünnem Blech stecken. Der Griff ist
ein schmaler Dorn mit Endknopf, durch Holz oder Horn bekleidet Dem Lang*
Schwerte zur Seite behaupteten sich kürzere Stichschwerter und Dolche. Die
Lanzenspitzen sind lanzettförmig mit starker Mittelrippe. Unter den Schmuck-
sachen sind die Gttrtelhaken beachtenswerth: vielfach durch einen oder zwei
Thierköpfe gebildet; unter den Gefassen die Bronceschnabelkannen mit hoch
aufragendem Atu^sse. Arm- und Halsringe sind mit Knöpfen beset/t und laufen
gern schalenförmig ans, jene können von farbigem Glase sein. In den fein ge-
arbeiteten Broncekeitcn wurden die Rin^e durch besondere Zwisciienglieder ver-
bunden. Die Ornamentation veriaih iheilweise classische Motive, selbständig
umtjebüdet; Fischblasen, I rumpetenmuster und Spiralen. Zum ersten Male treten
roihe, emailartigc Scheiben und rothes, leicht schmelzbares Glas auf. Von edlen
Metallen zeigt sich auch Silber verarbeitet Schüsseln und Urnen sind bisweilen
gross, jene durchweg tief» diese meistens dickbAuchig. Eine ausgebildete Eisen-
cultur hat man hier vor sich, eine hochstehende Schmiedekunst» die sogar fabrik-
mässig betrieben wurde. Vielfoch treten lebhafte Handelsbeziehungen au Tage
und in ihrem Gefolge starker fremdländischer Einfluss» doch im Grossen und
Ganzen ist die Cultur eigenartig und selbständig gewesen. Zwischen den ausge-
grabenen Wohnstätten von Bibrakte fatid man Werkstätten gallischer (iold-
scliniiede, zu Stradonic in Böhmen eine iabrik mit angefangenen Stutken, wo-
runter z. B. Spaiit;en mit noch nicht aufgewickeltem Drahte. Mit Aufnahme
der Haiistatter Periode ist es durchweg die jüngere la Tenc i'criüde gewesen»
durch die das neue Metall des Eisens zu solcher Bedeutung gelangte, dass es
eine eigentliche Eisenzeit bewirkte. Im Wesentlichen bat es sich von Sttden
nach Norden ausgebreitet» zumal von Thüringen her» dagegen scheint die Aus-
strahlung der Cultur vom Rheine zurückgestanden zu sein» auch lassen sich vom
Osten her keine Einwirkungen verspüren. In Schlesien sind la Tine-Sachen
selten und im Osten der Weichsel nur noch einzelne typische Gegenstände ge-
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la Tine^Zrit
35
funden worden. Am ausj^icbigsten hat sich Hannover erwiesen, wogegen Mecklen
bürg so zäh an der Bronce festhielt, dass erst mit der nachfolgenden römischen
Periode eine entwickelte Eisenzeit einzusetzen vermochte. An manchen Orten
lässt sich auf den Begräbnissplätzen beobachten, wie die neue Cultur allmählich
Raum gewann und zur Herrschaft gedieh, an anderen, wie im Westen der Weichsel-
tnflndung, ist der Uebergang sdiarf und schroff. Die Bevölkerung lernte dem
heimischen Boden das neue Metall abgewinnen und verarbeiten, wobei ihr theils
die üblichen Formen der alten Broncen, theils die neuen Importwaaren als Muster
dienten, welche beide nicht selten nach lokalem Geschmacke umgebildet wurden.
Die Kunst des Uberlieferten Broncegusses und die neuerlemte des Schmiedens
kamen zugleich ^ur Anwendung. — Die Begräbnissarten sind von dem Wechsel
der Cultur nicht beeinfiusst worden. Während das alte Thüringische la T^ne-
Gebiet nach wie vor die übrigen Skeleltgräber weilerführt, haben wir sonst in
Nord-Deutschland jene grossen, gemeinschaftlichen Begräbnissplätze der Urnen-
felder und Urnenhügel mit Kleingeräthbeigaben oder isolirte Grabstätten mit
verbranntem Gebein und grösseren, absichtlich verbogenen Eisenwaaren, oder
schliesslich Brandgrubengrttber, Gruben, in denen die Ueberreste des verbrannten
Leichnams mit den Rückständen vom Leichenbrande <^ne Sorgfalt hineinge-
woifen sind. — Die HallstattCultur war ziemlich sicher, die von la Thnt aweifels>
ohne keltischen Völkern eigen, dagegen scheinen die Bewohner Nord-Deutsch-
lands aber schon in der Broncezcit Germanen gewesen zu sein: die Begründung
der ersten germanischen EisencuUur ist mithin unter keltischer Beeinflussung vor
sich gegangen. Durchaus zeugen die Funde dagegen, dass das Auftreten des
Eisens mit der Einwanderung eines neuen Volkes zusammenhänge. Der Aus-
tausch der Eisengeräthe Nord- Deutschlands durfte mit dem 5. Jahrhundert be-
ginnen, die eigoitlsche la Tine-Periode dort die beiden letzten Jahrhunderte
V. Chr. umlassen. Um die Zeit von Christi Geburt fassten die Römer festen
Fuss am Rheine und im Norden der Alpen, und damit begann eine neue Cultur
für Nord-Europa, die von la Ttee wurde jetst durch die überlegene römische
verdrängt. — Gehen wir zu den Gebieten Skandinaviens über, so finden wir,
wie in Mecklenburg, ein zähes Festhalten an der hochentwickelten Bronce, finden
noch Bronce-Gegenstände, die unter dem Einflüsse der südlichen vollentwickelten
Kisencultur stehen. Es scheint, als ob die importirten Produkte zunächst eine
Nutzanwendung des neuen Metalls begründet hätten, was um so beachtenswerther,
als Schweden besonders reich an Eisen ist. — Wo Eisengerätlie vorkommen
und die beginnende neue Zeit andeuten, sind es Einwirkungen der la T^e-Gruppe.
Wirklich ausgebildet und langdauemd zeigt sich eine solche aber nur auf der
Insel Bomholm, wohin sie aus den Gegenden der Weichsel gebracht worden
sein wird. Sonst haben la Tine-Sachen nur mehr oder weniger Einselaufnahme
gefunden, stärker im südöstlichen Schweden, schwach und spät besonders in
jOtland, welches die Bronce-Cultur beibehielt. Die nördlichsten jener Funde
sind am Christiania-Fjord in Norwegen gemacht; sie bilden hier gleichsam nur
die Einleitung in die römische Eisenzeit. Mit Bomholm begmnend, hat die Ein-
wirkung der la Tene-Cultur des Nordens wesentlich während der letzten Jahr-
hunderte lutcii Christus stattgefunden. Eine kräftige Entwicklung des Eisens trat
erst zu Tage, als der römische Einfluss Skandinavien erreichte, wohl im zweiten
Jahrhundert nach Christus. — Otto TiscfiLER theitt die )a T6ne-Zeit in Unter-
abtheilungen ein* Die frühe la Ttoe-Peiiode findet sich besonders vertreten
in den grossen Kirchhöfen der Champagne, in den Grabhügeln des Saargebietes
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1» Tfaic-Zeit — Lata».
der Schweiz, Süd-Deutschlands, Böhmens und Ungarns. Charakteristisch Tür diese
Periode ist die Gest»U des Schwertes, bei welchem die EridbeschUge der Scheide
nch meist stark aasninden. Bei den Fibeln dieser Zeit ist das Schlussstück mit dem
BUgel nicht verbunden. — Die mittlere la Tine^Periode ist vertreten durch
die Ausgrabungen zu la-T^ne selbst, ferner duroh Funde am Mittelrhein (Laden»
bürg). Charakteristisch ist hierfür ein Schwort mit stumpfendigender Klinge und
Scheide und die Fibel mit dem Schlussstück. welches durch eine Hülse
mit dem Bügel zusammenhängt. — Die s])äte la T^ne Zeit ist repräsentirt
durch die Ausgrabungen zu Bil)ratte, Alexia und Nauheim. Im Norden
und Osten Deutschlands geboren hierher eine Menge \on Urnenfeldern.
Charakteristisch für diese, bis xur Römerokkupation reichende Zeit ist ein
Schwert mit bogig endender Scheide, sowie eine Fibel, bei welcher der Fuss
einen geschlossenen Rahmen bildet. — Die frühe la T&ne*Zeit wird am Rhein
und in Sttd-Deutschland vielfach vertreten und Überlagert von der gleichzeitigen
jttngeren Hallstatt'Periode. — Literatur: J. Umdset: »das erste Auftreten
des Eisens in Nord-Europat , Hamburg 1882; V. Grof<;: »la T^ne, un oppidum
Helv^te:, Paris 1880; K. Venga: »les Helv^tes ä la Tdne* , Neuchatel 1885;
C. Tischler: Anthropoloijencongress zu Karlsruhe im ^ C orrcspondenzblatt d. d.
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und UrLreschirhte« 1885, No. 11,
pag. 157 — 161; Pfu (,kK 1 rLNo: »die ältesten Cuiturperioden«, Allgeni. Zeitung,
1885. Beilage No. 237 u. A. C. M.
Latenz. Dieses Wort wird in der Biologie zur Bezeichnung der Thatsache
verwendet, dass sowohl die Lebenserscheinungen überhaupt als gewisse specielle
Lebensvorgflnge oder deren Consequenzen in dem Geschöpf auf längere oder
kürzere Zeit verborgen bleiben bezw. nicht zur Aeusserung gelangen, um in
einem gegebenen FaH n ieder zum Vorschein zu kommen. Man unterscheidet
desshalb einen Zustand der Latenz und einen Zustand der Evidenz, Die
wesentlichsten Vcjrkommnisse dieser Art sind rol<i;en<le: i. Die Latenz des
Lebens (Lcben>»latenz). Sic ist eine bei Ptian/.ensanien t^anz gewöhnliche
Krs< lieinung, aber auch in der Thierwelt viel verbreitet. Das» Pendant zu den
PtianzL-nsamen bilden die Eier zahlreiclier Thierarten, namentlich aus der Gruppe
der wirbeltosen. Insbesondere sind es die Überwinternden Eier dieser Thiere,
bei denen von einer völligen Lebenslatenz» d. h. einem Aufhören aller Lebens-
bewegungen gesprochen werden kann. Allein audi ausgebildete Thiere zeigen
uns vieltach vollkommene Lebenslatenz, u. zw. sind es hauptsächlich zweierlei
Umstände, welche bei diesen Thieren Lebenslatenz herbeiführen: a) Eintrocknung,
die aber nicht über einen gewissen Grad hinausziehen, bloss in Lufttrockniss be-
stehen darf, versetzt zahlreiche niedere Organismen z. R. Infusorien, Räder-
thiere, Bürthierchen, Anguilluliden etc. in den Zustand der Lebenslatenz, d. h.
sie stellen in f,'etrocknelem Zustand alle Lebenserscheinungen ein, um bei Wieder-
beteuclUung sie wieder aufzunehmen. Der Zustand der Lebenslatenz ist jedoch
von keiner unbeschränkten Dauer. Wenn z. B. bei den Weizenälchen die Ein«
trocknung länger als zwei Jahre dauert» so geht der Zustand in den des Todes
Uber, Wiederbefeuchtung ruft sie nicht mehr ins Leben zurOck. b) Ge>
frieren. Dieser Fall der Lebenslatenz schliesst sich an den sogen. Winter-
schlaf an, ist aber wohl von ihm zu unterscheiden. Bei dem Winterschläfer sind
nicht alle Lebensvorgänge eingestellt, entsprechend dem Umstand, dass seine
Körperhafte sich noch in flüssigem Aggregatzustand befinden. Erst mit dem Ge-
frieren tritt wirkliche Lebenslatenz ein, und diesen Fall haben wir bei zahlreichen
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Lateac.
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Wasser- und Luftthieren, s. B. viele Insektenlarven, Raupen etc. gefrieren Winters
steif and fest, um nach dem Auftbauen ihre Lebensthätigkeit wieder aufzunehtDcn ;
allein einmal sind es immer nur gewisse Arten, bei denen Gefrieren nicht gleich-
bedeutend mit Lebensvcmicf^tuns? ist, und dann gilt, dass der gefrorene Zustand
weder über einen gewissen Zeit[ninkt hinaus sich mit der Wiedcrerweckbarkeit
verträgt, noch die Temperatur unter ein gewisses Maass sinken darf, wenn nicht
die Lebenslatenz in Tod iibergehen soll. — Beide Fälle der Lebenslatenz, die
Eintrocknung und die Gefrierung lehren uns Ulr das Wesen der Lebensvorgänge,
dass sie Bewingen sind, welche nur bei Anwesenheit einer tropfbaren Flttsng*
keit möglich sind. ~ s. Wird von Latenz auf dem Gebiet der Vererbungs-
lehre gesprochen. Hier steht die Thatsache fest, dass sowohl Charaktere wie
Fähigkeiten in zweifificher Weise längere oder kürzere Zeit verborgen bleiben
können, um zu gegebener Zeit in Evidenz zu treten, a) Z. B. ein Vater ver-
erbt einen starken Bartwuchs auf seinen Sohn ziinächst latent; denn die Fähig-
keit, einen starken Bart zu erzeugen, kommt bei dem Soluie erst in Kvidcnz mit
der Pubertät, ja es gilt das eigentlich von fast allen Charakteren und Fähigkeiten,
den individuellen, specielien und allgemeinen, da im Samenfaden wie im Ei alle
Charaktere und Fähigkeiten aller Altetsslufen latent enthalten sind und immer
eisl m der gegebenen Entwtcklungsphase auftauchen, b) Der zweite Fall ist,
daaa ein vererbter Charakter (bezw. Fähigkeit) eine ganze Generation» ja sogar
mehrere latent bleibt. Z. B. ein Mann kann gewisse nur beim mllnnUchen Ge-
schlecht evidente Charaktere durch seine Tochter hindurch auf den Enkel ver-
erben, und dies bildet dann den specielien Fall der Latenz, den man Atavismus
nennt, s. Art. Atnvismus und Vererbung. — 3. Auch auf pathologischem
Gebiet ist von jeher von Latenzerscheinnngen p^e^^prochen worden, und neuer-
dings hat G. JAger in der von ihm in seinen Selinlien aufgestellten Krankheits-
lehre (s. auch die Art. Gesundheit, Krankheit) in folgender Weise von Latenz
gesprochen. Nach ihm können Krankheitsstofife sowohl exogener wie endogener
Natur in ein sogen. Aufspeicherungsverhältniss (ähnlich der physiologischen
Sauerstoffaufspeicherung im Schlaf) zu der lebendigen Substanz treten, derait»
dass diejenigen Krankheitsefscheinttngen, welche sie sonst im freien Zustand
herbeirufen, nicht zum Vorschein kommen, weil die Stoffe in eine lockere chemische
Verbindung mit den normalen Bestandtheilen der lebendigen Substanz getreten
sinfl. Aus diesem Latenzzustand können nun die Krankheitsstoffe nach G. Jager
durch auslösende Momente, unter denen nach ihm hauptsächlich innere Ueber-
hitzung eine sehr gewöhnliche Rolle spielt, in den Zustand der Evidenz und
damit zur Wirkung gebracht werden. G. Jagkr erklärt z. B. aus diesem Wechsel
von Latenz und Evidenz die bis ^tzt no6h nie befriedigend gelösten Vorgänge,
welche zum Fieber filhren (s. Art Fieber) und die sogen. Heilkrisen, d. h. die
stQrmischen Vorgänge, welche bei chronisch Kranken die Heilung herbeiführen. —
Die Latenzerscheinnngen bei der Vererbimg sowohl wie bei den Krankheitsvor-
gängen haben so viel GemeinschaiUiches, dass man annehmen darf, ae seien im
Wesentlichen die gleichen Prozesse, d. h. auch bei der Vererbung, soweit sie
sich niclit auf geistige Charaktere bezieht, handle es sich um eigenartige chemische
Stoffe, welche die Fähigkeit besitzen, sich mit dem Organeiwciss in eine Ver-
bindung auf Zeit zu bejjeben. Während dieser Verbindung sind sie physio-
logisch, d. h. kinetisch wie formireiia, unLiiaug, bis ein loslösendes Moment sie
zur Tbätigkdt aufruft. Fttr £ese Anschauung spricht audi einerseits, dass Krank»
heiten bezw. Krankheitsdispositionen ebensogut Gegenstand der Vererbung sind,
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Laterne de« Aristoteles — Latrodectus.
wie pormale Charaktere, und andererseits das Auftauchen normaler Charaktere
in der Entwickhinc: des Individuums grosse Aehnlichkeit hat mit den sogen.
Krisen; z. B. das Zalmen, das Auftreten der sernndären (Tesrhlechtscharaktere
in der Pubertät haben etwas von dem Charakter einer Kiisis und nehmen unter
Umständen geradezu einen krankhaften Charakter an. - In der Evolution des
Menschen ist dieser stOimiische, eruptive Charakter in der Regel nicht so ausge-
sprechen, wie bei der Evolution vieler Thiere, z. B. bei den Metamorphosen der
Insekten, der Entwicklung der Hochzeitskleider bei vielen V6geln etc. J.
Laterne des Aristoteles, s. Echini. E. v. M.
Latementräger, s. Fulgorides. £. Tg.
Latm, einer der noch wenig erforschten Stämme der Moi (s. d.) in Hinter-
indien. V. H.
Latiner oder Lateiner. Das Haupivolk Latiums in Italien war eine
Mischung der zu der Urbevölkerung der Halhinscl gehörenden Aborigines und
der pelasgischen 'lyrrhener, welche gemeinschaftlich die Sikuler aus den Gegen-
den am unteren Tibcrlaute vertrieben und iaselbst, zu einem Volke vereinigt,
den Namen L. angenomnien hatte. Diese alten L., die auch zum Unterschiede
von den späteren, der römischen Herrschaft unterworfenen L., Prisci L. genannt
werden, errichteten einen wahrscheinlich aus 30 Städten bestehenden Städtebund,
über welchen nch später das der Sage nach von einer in Italien angesiedelten
trojanischen Colonie gegründete Alba die Hegemonie ztt verschaffen wusste.
Dieses Alba wurde die Mutter vieler Pflanzstädte, darunter selbst der mächtigen
Roma, welche nach mehreren Kämpfen und Verträgen mit den L. unter Servius
Tui.T.ius selbst in den lateinischen Hund aufgenommen, ja später sogar als Haupt
des Rundes anerkannt wurde, während die übrigen Städte in ein abhängiges Ver-
hältniss zu Rom traten. Nach der Vertreibung der Könige aber machte sich
der L.-Bund wieder frei und begann einen Kampf mit Rom, der obgleich durch
neue Verträge und Bündnisse zweimal unterbrochen, sich doch immer erneute
und mit der Vernichtung des Bundes im Jahre 338 v. Chr. endigte, worauf ganz
Latium der römischen Herrschaft unterworfen wurde, unter welcher es auch
eine Vergrdsserung durch Hinzufttgung von Latium novum erfuhr, so dass es in
seiner späteren Ausdehnung ausser den eigentlichen Ii. und den Römern oder
Quiriten auch die Volsker und Aequer sowie den sabinisclu n Stamm der Hemiker
zu Bewohnern hatte, deren Namen aber freilich unter der römischen Herrschaft
fast gänzlich verschwinden. v. H.
Latobrigi, kleine Völkerschaft des Alterthums am Rhein, zwischen den
Raurakern und Helvetiemi ihre Wohnsitze lassen sich nicht mit Sicherheit be-
stimmen. V. H.
Latovici oder Latobici, dem Namen nach wahrscheinlich ein keltischer
Volksstamm in den südlichsten Thcilen Oberpannoniens, also in den Savegegenden,
wohl im heutigen Kroatien, östlich bis über Sissck hinaus. v. H.
Latrodectus, Walck. (gr. heimlich beissend), eine Weberspinne mit imregel-
mässig sich durchkreuzenden Fäden des Gewebes. Sie hat 8 gleichgrosse Augen,
die in fast gleichen Abständen stehen, die 4 vorderen in gerader Linie, die 4
hinteren in einem flachen Bogen sich daranschliessend. Z. tredeeim-guttahis, die
Malmignatte der Corsen, ist pedkschwarz» auf dem kugeligen Ifinterleibe mit
13 blutrothen Flecken gezeichnet, kaum 10 Millim. lang und wird W^en ihres
tödUichen Bisses sehr gefürchtet. Sie scheint sich vorherrschend von Heuschrecken
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LBlBdicn-B«ntMi» — Latsttnibe.
39
zu ernähren, da sie in den Jahren am b&ufigsten sich findet, wo diese stark auf-
treten. E. Tg.
Latschen-Bantaxns = tcderfüssige Bantams (s. Bantams). R.
Lratschen-Huhn = federlüssiges Huhn. R.
Lattichfliege, Anthomyia lac/ucat, BoucHfi; (s. Anthomyia), lebt als Larve in
«weiter Generation von den noch weichen Samen des Salats; zur Verpuppung
geht sie in die Erde. E. Tg.
Latuka, Negerstamm des oberen Nilgebietes, schöner, begabter, aber nackt
gehender Menschenschlag, im Südosten der Bari wohnend. Die L. begraben ihre
Todten und führen ihnen zu Ehren groteske Tänse auf in phantastischem
Schmucke und unter dem Schalle grosser Trommeln und Antilopenhörner.
Nach einer gewissen Zeit werden jedoch die beerdigten Gebeine wieder ausge-
graben und an einem gemeinsamen (lcl)cinplnizc ausgestellt. Dennoch fehlt der
Glaube an ein Fortleben nach dem Tode. Die (irosse der Männer beträgt
1,68 Meter, Ann und Beine sind klassisch gctornit, ungewöhnlich muskulös, aber
nie feist oder auch nur fleischig. Die L. haben hohes Vorderhaupt, grosse
Augen, etwas hervortretende Backenknochen und einen gut gestalteten, nicht
allzu grossen Mund. Auf Putz und Schmuck, besonders auf die Frisur verwenden
die Männer viel Zeit und Ausdauer; sie durchweben ihr Wollhaar mit Zwirn, bis
es einen natürlichen Filz bildet, der in dem Masse erneuert wird, als die Ii^re
nachwachsen und bis zw mehreren Centimetem Stärke gedeihen kann. Man
gicbt ihm die Form eines Helmes, befestigt auf der Stirnseite ein blankes Kupfer-
blech und auf dem Scheitel einen Helmkamm aus g^leic hcm Metall, von welchem
einige Straussenfedern nicken. Je nach dem Rcichthum des Inhabers bedeckt
sich der Haarfilz nach und nach mit Glasperlen, Kaurimuscheln und sonstigem
Tand. Die I«. sind offenherzig, stets guter Dinge, zu Spässen aufgelegt und von
Natur tapfer; sie verschmähen Bogen nnd Pfeile und führen nebst Dolch und
kurzem Schwert nur einen 1,40 Meter hohen Schild aus Bttffel' oder Giraffenhaut
und einem Speer mit starker Eisenklinge. Die L. sind kunstgeQbte Schmiede,
welche auch einen nicht unbeträchtlichen Exporthandel mit Eisenwaaren treiben.
Ihre gewerbliclie Thätigkeit und Geschicklichkeit bewährt sich auch in dem Bau
ihrer Wohnsiatten , deren Vereinigtin c^cn weit mehr als nnderwärts in Inner-
Afrika des Namens von Städten würdig gelten können, in der Hauptstadt Tar-
ranpola besitzt jede einzelne Hlitte ihre specielle Befestigung, die Zugänge führen
durch enge Thorbogen zwischen den Pallisaden hindurch und werden nachts
durch Dorobflsche geschlossen. Um die ganze Stadt läuft Überdies ein Pfahl«
werk von sogen. Eisenholz. Die Hütten selbst and domförmig gebaut und
gleichen riesenhaften Löschhfltten. Ihr einziger Zugang besteht in dncr Oefihnng
von nur 66 Centim. lichter Höhe, sodass man nur auf Knien in das Innere ge-
langen kann. Dort herrscht natürlich tiefe Finstemissi, aber auch die grösste
Reinlichkeit, welche auch die Höfe vor den Häusern und die Plätze der Stadt
auszeichnet. v. IT.
Latztaube, eine früher häutige, jetzt aber nur noch in geringer Zahl und in
schwarzer Färbung als »Wiener Latztaubec vorkommende Varietät der
Mähnentauben (s. d.}. Dieselbe ist durch eine bis Uber die Hallte des Halses
herablaufende Muschelkrone gekennzeichnet. Die Grundfarbe ist weiss; die
Zeichnung nimmt den ganzen Scheitel und den Kopf bis zur weissen Haube ein
und läuft zu beiden Seiten des Halses bis unge&hr zur Mitte der Brust herab,
wo sie in einer fost geraden Linie quer über der Brust ihren Abschluss findet.
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40
Im — LAubfiMcb.
Die lodcere Muschelhaube bildet am Hinterkopfe und mit ihrer gleichfalls
weissen, etwas nach vom verlaufenden und bis zur Wttc des Halses herab-
reichenden Fortsetsung an dieser Stelle die Grenzlinie der ^J&rbung. IL
Lau, s, Tsiampa. v. H.
Lau = Nase (s. d.). Ks.
Laube = Uckelei (s. d.). Ks.
Lauben — Häsling (s. d.). Ks.
Laubenvögel, Tectonarchinae {%\. kkton Künstler, archein vorangehen),
Unterfamilie der Paradiseidae (s. d.), von den eigentlichen i'aradiesvögeln dadurch
abweichend, dass die Z<^elbefiederong keine sammtsitige Beschaffenheit zeigt
wie bei jenen und die Läufe wesentlich länger als die Mtttelzehen sind. Auch
kommen im Gefieder nicht derartige eigenthümlich geformte Schmuckfedem vor,
wie sie die echten Paradiesvögel zeigen. Man hat die Laubenvögel auch als be*
sondere Familie aufgefasst. Ihre Lebensweise ist in vieler Hinsicht eigenartig.
Es gilt dies insbesondere von der Gewohnheit dieser Vögel, laubenartige Nester
zu bauen, welche sie nicht zur Brut benutzen, sondern zur Belustigung während
der Paarungszeit. Diese Lauben werden im Walde unter Gebüsch auf dem Erd-
boden aus Reisern erriclitet und mit allerlei Gegenstanden, Federn, Muschel-
scnalcn, bunten Steinen, Knochen, Bluihen u. dergl. umgeben. Einige Arten
legen fbrmtidbe Gärten an und bethätigen dabei einen gewissen Geschmack und
hohe Kunstfertigkeit. Die Nahrung besteht in Frttditeo, Sämereien und Insekten.
Die zehn bekannten Arten bewohnen Australien, Neu^Giunea und die kleineren
papuanischen Inseln. Man hat diesdben nach Abweichungen in der Fonn des
Schwanzes, der Flügel und des Schnabels in mehrere Gatrnngen gesondert:
Chlamydodera^ Ac, Ptilonorhynchus, Kühl, Amblyornis, Ell., Aeluroedus, Gab. —
Der Seidenlaubenvogel oder Atlasvogel, Ptilonorhynchus holoserkeus, Kühl,
ist etwas stärker als eine Misteldrossel und hat glänzend blauschwarzes Gefieder.
Das Weibchen ist oberseits grünlichgrau, unterseits auf weisslichem Grunde
schwarzgrau geschuppt, — Der Gartenvogel, Amblyornis ifwrna^a, RosEMB.,
hat eben&lls Drosselgrösse und onschcmbare^ briUn^iches Gefieder. Die kflast-
lichen Lauben, welche diese Art baut, wurden von dem Reisenden Beccabi zuerst
auf Neu-Gttinea gefunden und beschlieben. Der Vogel umwickelt eine Staude
mit Moos domrtig, dass eine kegelförmige Säule von einem halben Meier Höbe
entsteht. Diese dient als Mittelpfeiler für das Dach. An seiner Spitze werden
dünne, etwa einen halben Meter lange Stengel einer Orchideenart mit dem einen
Ende betestigt, während das andere Ende in die Erde eingebohrt wird. So
Stengel an Stengel gereiht, entsteht eine kegelförmige Kutte, weiche nur an einer
Seite zum Eingang frei bleibt. Die Längsriftpen werden dann mit Orr.hideen-
stengein und Grashalmen durchflochten und aui diese Weise zu einem tebten,
gegen Sonne und Regen fast unduichdringlidien Dadie verwebt Die ganze
Hütte erhält somit einen Umfang von über einem Meter im Durchmesser. Vor
dem Eingange legt nun der Vogel auf einem Platz, welcher ungefähr den drei-
lachen Umfang der Hfltte hati seinen Garten an, belegt den Platz dicht mit
wtichem Moos und bestreut ihn mit den verschiedensten buntfarbigen Gegen»
ständen. Der genannte Reisende fand namentlich gelbe, rothe und violette
Früchte, rotlie Blumen, bunte Schwämme und scliillcrnde Insektenkörper.
Werden die Srhmurkgegenstände alt und unscheinbar, so wirft sie der Vogel
aus seinem Garten hinaus und schleppt neue lierbei. Rchw.
Laubfrosch, Hy/a (s. d.) arborea (Linne;, Cuvier (H. viridis, Laurenti),
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Laabticttscittccken — Lauliitticlie.
41
einzige europäische, aber auch über den ganzen wärmeren Theil des Continents,
in den Alpen bis 1200 Meter verbreitete Art, nicht nur der (jattun'r, sondern der
Fnmilic (s Hyliden), ja der ganzen Abtheilun<^ der Plattfin;:^er-FroschUirc]ic
(s. Platydactyla). Die Finger sind durch ganz kurze, die Zehen bis zu ^ der
Länge durch Schwimoififtute verbunden; Zunge kreisrund; Trommelfell | so
gross wie das Auge; eine Hautfalte quer Aber die Brust. Länge 4 Centim.
Farbe oben lebhaft grUn; ein schwärzlicher Seitenstreif sieht von der Nase Ober
das Trommelfell bis zu den Hinterbeinen; Unterseite weisslich, silberglänzend,
beim Männchen die Kehle schwarzbraun. Iris goldgelb. Um die Zeit der etwa
alle 14 Tage stattfindenden Häutung ändert das Griln in Grünblau bis Aschblau
ab. Das Männrhen bläst seinen Kehlsack (s. d ) zu einer sehr stark vortretenden
Kugel auf. Der L. überwintert im Schiamme, kommt ziemlich trüh hervor, das
Männchen einige Tage vor dem Weibchen und laiclit bei uns um Ende April.
Anfang August pflegt die VerwanilUüig durchlaufen zu sein, doch wird das Thier
eist im 4. Lebensjahre for^flanzungsfähig. — Nach dem Laichen sucht der L.
das Trockne auf, klettert bis in die höchsten Baumwipfel, liegt dort der Jagd
nach lebenden Kerbthieren ob, die er im Sprunge erhascht, und sucht das
Wasser nur bei sehr starkem Regen au£ Bduuintlich wird der L. als irarmeint*
lieber Wetterprophet viel in Gefangenschaft gehalten. Richtig ist hinsichtli^
jener angeblichen Befähigung höchstens, dass er vor Gewittern mehr als sonst
schreit Ks.
Laubheuschrecken, s. Locustodea. E. Tc.
Laubkäfer, Melolonthidae, s. Lamellicornia. E. Tc.
Laubsänger, s. Fiiyiloscopus. Rchw.
iMäbA » Uckelei (s. d.). Ks.
Lautken BS Uckelei (s. d.)* Ks.
Laufhfihiieri s. Hemipodiidae. Rcrw.
Laufhund« aus dem Alemannischen stammende Bezeichnung des deutschen
Jagdl undes (s. Schweizer-, Thutgauer* und Lusemerlaufhund und Hurleur-
Bracke). R.
Laufkäfer, ? Carabidae. E. Tc.
Laufkukuke, Carpococcyx, Gray (gr. karpos, Frucht, kokkyx^ Kukuk), Gattung
der liuseiikukuke (Zamiostominae), mit sehr kräftigem, stark seitlich zusammen-
gedrücktem Schnabel, schlitzförmigen, frei und schräg in der Hornbedeckung
des Schnabels gelegenen Nasenlöchern, stufigem Schwanz und nicht verbundenen,
sondern vollständig getrennten Vorderzehen, Man kennt nur eine Art der
Gattung, den Bindenkukuk, C. nußuUus, Tem., auf Bomeo. Kopf und Kehle
sind schwarz, Oberkopf blauschimroernd ; nackte Augengegend roth; Hals griin-
lich grau, Rücken und Flügel metallisch grQn glänzend; Schwanz stahlblau,
theilweise violett glänzend; Unterkörper fahlbraun mir dunkel^rrünen Querbinden;
Schnabel grün. Er hat ungefähr die Grösse einer Saatkrähe. Nicht zu ver-
wechseln sind mit dem I ,;uit kukuk die Rennkukuke Amerikas (s. Geococcyx), Rchw.
Laufmilbe, s. Trombidina. E. Tg.
LaufsitticiiC, Cyanorhamphui y Bp. (gr. partes, blau, ramphos, Schnabel),
Gattung der Plattschweifsittiche (s. Platycercidae)^ durch die am Ende lanzett-
förmig zugespitzten Schwanzfedern von den typischen Plattschweifsitrichen unter»
schieden. In der Gefiederfilrbung der 16 bekannten Arten herrscht Grün vor.
0ie Mehrzahl bewohnt Neu-SeeUnd» andere die Auckland-, Macquarie- und einige
polynestsche Inseln. Eine in Gefangenschaft häufig zu uns gebrachte Art, der
^ujui^uo i.y Google
4* Ltttfrögel.
Ziegen sittich, C. Noi>af-ZrefanJiae , Sparrm., ist grün; Vorderkopf, Scheitel
und eine Binde durch das Auge, sowie ein Fleck an jeder Seite des Bürzels sind
roth; Sdinabel bleigrAu. — Nahe verwandt mit der Gattung Cyanorkampkus, Bp.,
sind die unter dem Genus I^yt^hicus, Wacl.» gesonderten Hornsitttche, welche
sich durch zwei auf dem Scheitel befindliche schmale Federchen auszeichnen und
in zwei Arten die Insel Neu-Caledonien bewohnen. Rchw.
Laufvögel, Cursoren . Aeltere Autoren, insonderheit Ti.i.rr.ER. haben mit
diesem Namen eine Vogeiordnung gekennzeichnet, in welcher sie die strauss-
artic^eii I'onnen, Branpennfs, mit den Trappen fOtiJiJac) und den Regenpfeifern
(Charaiiriiiiac) vereinigten. Kine derarttje Ziisaniiiienl:iss\inp: heterogener Formen
auf Grund eines einzelnen , auch nur scheinbar übereinstimmenden Charakters
(der Fussbildung) ist längst als unnatürlich verworfen. Hingegen hat neuerdings
Reickenow (vcrgl. dessen »Vdgel der zoologischen Gärten«» Kittler, Leipzig 1882)
unter dem Namen Cursores einen Theil der Stelzvögel als Ordnung zusammen-
gefasst, welche er den Schrettvögeln (s. Gressores) gegenüberstellt und welche
die Familien der Cliaradrüdae^ Drotnaätdae, Scolopaddat^ Otididae, Gruidae, Rai-
lidaet EuryP)\s:iihu\ Th'mocoridae, Hemipffdüdae und IHeroclidae begreift. Die be-
zeichnende Kigeiiilulmli« hkeit der Cursores gegenüber den Gresiores liegt in der
Hau|)t->aclic darin, drt - - diese Vii'Tel »Ncstflfirhtcr' sind, d. h. ihre Jiinsren verlassen
sogleich nach dem .'viis.schhipien aus. dem t".i da^ Nest und suchen sofort unter
Leitung der Aken ihre Nahrung, während die Jungen der Gressores als »Nest-
hocker« bis zum vollständigen Flüggewerden im Neste bleiben. Von plastischen
Merkmalen, welche innerhalb der Ordnung ausserordentlich varüren, kann als
bezeichnend hervorgehoben werden, dass die Hinterzehe entweder vollständig
fehlt oder kurz und dabei so hoch eingelenkt ist, dass sie, wenn ttberiianp^ nur
mit der Spitze den Boden berührt. Von dieser Regel macht nur ein Theil der
am lu)( hsten stehenden Familie der Rallen eine Ausnahme ; aber auch diese
Vögel haben mit den Ordnunrfsgenossen den Aufenthalt auf dem Erdboden ge-
meinsam. Ihre lange Hinterzehe benutzen sie nicht wie die Schreitvögel zum
Aufenthalt auf Bäumen, sondern zum Klettern in Rohr und Schilf, l^ie anderen
Laufvögel vermögen sich, entsprecliend der Kürzte der Zehen una nanventlich
bei der Kürze der Hinterzehe, viel schneller auf ebenem Boden fortzubewegen
als die bedächtig schreitenden Gressores, während sie hingegen schwer oder nicht
im Gezweig der Bäume sich halten können. Auf dem Boden suchen die Lauf-
vögel ihre Nahrung; auf dem Boden ruhen sie; hier stehen auch ihre mit ge-
ringer Sor'zfalt verfertigten Nester. Dementsprechend wählen sie als Aufenthalts-
orte in der Regel freie, ebene Flächen, den Meeresstrand, Haideland, Wiesen,
Aecker, Moore und mit breitblättrigen Pflanzen bedeckte oder von Schilf um-
säumte Wasserflächen, seltener auch trockene Steppen nrlcr Wüsten. Waldungen
werden nur von wenigen zur Brutzeit aufgesucht. I )ie Nahrung ist bald vorzugs-
weise animalisch, bald besteht sie der Hauptsache nach in Vegetabilien. Die
Anzahl der bunt gefärbten imd meistens kegelförmigen, seltener ovalen oder
wahtenfönnigen Eier des Geleges beläuft sich in der Regel auf vier« Reichbnow
trennt die Ordnung in vier Unterordnungen. A. Schlammbohrer (Lmie^at), mit
mässtg langem Schwanz und langen, bis zur Schwanzspitze oder darflber hinaus
ragenden spitzen Flflgeln, in welchen erste und zweite oder zweite und dritte
Schwinge die längsten sind. Hinterzehe fehlend oder hoch eingelenkt und kurz
(Ohara JriiJae, Dromadulac, Scolopaädae) . B. Feldläu fer /'.4rp/V<?Ä?^/ Die grössten
Läufer, mit kurzem oder massig langem Schwänze und wohl entwickelten, aber
II
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Lauge — LavaotÜuder Rind.
43
stuk gerundeten Flflgelo, in. welchen 3. und 4. und 5. bis 8. Schwinge die längsten
sind. Dk Läufe dnd hoch, oft zwei bis dreimal so lang als die Mittelzehe. Die
Hinterzehe ist hoch angesetzt und ktirz oder fehlt. Hierher gehören die
OtiJidae und Gruidac. C. Sc h i 1 fsc h 1 ii ]> fe r (Calamieolae), mit kurzen Flügeln,
in welchen 2. und 3. oder 3. und 4. Schwinge die längsten sind. Die
vollständig gespaltenen Zehen Ausnahme Eutypyga) sind lancj, oft auch die
Hinterzehe. Der Schwanz ist in der Regel sehr kurz (Ausn. Eurypyga). Hierzu
gehören RaUidae^ Parridac und Eurj^giäae. D. Steppenläufer (Daetüeolae),
mil hUhnerardgem kurzen Schnabel. Hintereehe fehlend oder nur als kurter
Stummel vorhanden (s. Steppenläufer). Hiersu sähtt man die Tkutwandaef ffemi-
podüdae und üirocUdae. Rchw.
Lange» Laugein = Uckelei (s. d.). Ks.
Laugen = Strömer (s. d.). Ks.
Laus, s. Läuse. E. To.
Lausfliegen, Fu^ipara, Pupp enge barer, eine eigenartige Gnippe nieder-
geddickter, lederartig bekleideter Fliegen, rieren Koj)f in einen Bogenausschnitt
des Thorax eingelassen ist und in einer cl.iunnarten. von zweiklappiger Scheide
angeschlossener Zunge die Uppen- und tasterlosen Mundtheile enthält. Die
Ftthler sind meist ▼erkUmmert, die Beine gespreizt, kräftig und befähigen zu
einem gewandten Laufe nach allen Richtungen hin. Sie leben als blutsaugende
Schmarotzer auf waimblttthigen Thieren, und das Weibchen gebärt wenige» in
eine pupenähnliche Httlle eingeschlossene Larven, in längeren Zwischenräumen,
eine nach der anderen, welche sich bald nach der Geburt in wirkliche Puppen
verwandeln. Die wichticjsten Gattungen sind: i. Hippohosca, L., Flügel breit iind
stumpf, keine Nebenaugen, Fusskrallen z-spalti^, die Pferde- 1.., //. equina, auf
Pferden und Rindern, 2. Ornithomyia, Latr., Fliigel wie bei voriger, 3 Neben-
augen, Fussklaueu dreispaltig, hierher die Vogel -L., O. avUuiaria, L. 3. St€'
nopteryx, Meig., 3 Nebenaugen und 3-spaltige Klauen, wie vorher, aber sichele
förmigep zugespitzte Flügel, hierher SL Jürundinis, Leach.» die Scbwalben>L., auf
Qfpsthis afus, — 4. LipopUna, Nttzscm, Flügel breit, mit sehr blassen und un*
scheinbaren Adern, später abbrechend, Klauen a-spaltig. Z. tir^ auf Rehen,
Hirschen, fliegen auch in das Gesicht der im Walde sich aufhaltenden Menschen.
5. Mehphagust Latr., Schafzecke, ohne Flügel und ohne Nebenaugen, mit
2-spaltigen Fiisskrallen, die stark behaarte, rostgelbe M, ovinus, L. peinigt die
Schafe durch ihr Rlutsaugen. 6. Nycttrihia, L., Fledermausfliegen, K()[)f
klein, /.uriickgeschlagen, mit 2 oder 4 einfachen Augen, keine Flügel, lange,
Beine, in ihrem Aussehen und Bewegungen spinnenartig. 7. Bieneniaus, s.
Braula. E. Tg.
JLauamilbe ist die gemeinsame deutsdte Bezeichnung für Acorus (s. d.),
während die einzelnen Arten nach den Gegenständen, an denen sie vor-
herrschend leben (Mehl, Käse, Milch etc.) näher benannt werden. £. To.
Lavantthaler Rind, hochgestellte, starkknochige Thiere mit langgestrecktem
Kopf, schmaler Stirn, spitzem Maul, gestrecktem Leib und abschüssigem Kreuz.
Die Färbtmg ist milch- oder grnnlichwciss und bei e<lleren Thieren sammetartig
glänzend. Das Klotzmaul ist roscnroth, die Klauen sind hell. Die Thiere, welche
ihren Namen vom Lavanuhalc in Karnthen tragen, zeichnen sich durch Frühreife
und jMastlahigkeit aus. Von diesem ursprünglichen Schlag werden in der Neu-
aeb die »Helmetenc unterschieden. Dieselben tragen bei semmelgelber
Körperfarbe einen sogen. »Helm«, d. i. ein Kopf von tadellos milchweisser
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Lamadc-Setter Lftsen.
Farbe mit rosenrotlu-m Flnt/manl tind a^elbt-n oder weissen, an der Spitze
schwarzen Hörnern. Die Hchnctcn sind zarter und milchreicher als die urspüng-
Hcben Lavantthaler und werden daher neuerdings mehr protegirt als jene. R.
Laverack-Setter, ein schöner, zierlicher, sehr beliebter Jagdhvmd, welcher
aus der Klasse der Setter durch Mr. Lavjsrack in Broughall Cottage (Shropshire)
als besondere Spezialität herausgezflchtet wurde. Derselbe hat die Formen und
Eigenschaften des lanj^haarigen englischen Vorstehhundes oder Setters (s. d.)
Oberhaupt und ist durch seine Roth- oder Blauschimmel färbe cliarakterisirt. R.
Lawa, hnünvildcr VnlVsstamm in den birmanisch-clunesiscl-cn Grcnzge1>irG:en,
vun den Schan als die zunickgedrängten Reste <l« t Urbewohner in diesem ganzen
Gebiete betrae.l.tet. T'^re Spiacl.e soll von jenen der beiiaclibarien Schan ganz
verschieden, und die L. sollen den Karen (s. d.) verwandt sein. Sie scheinen
gute Landbauer zu sein, welche Indigo, Zuckerrohr und Baumwolle bauen; sie
verarbeiten auch Eisen und sind gute Schmiede; sie sind klein, schlecht ge-
staltet, hässlich, haben flache Nasen, niedrige Stirnen, vortretenden Bauch. In-
wieweit ihr Name oder sie selbst mit den nördlichen Laoten zusammenbttngeiv
steht dahin. Mac Leod beschreibt sie als schmutzig und widerwärtig, v. H.
Lawruten, osteibirische Völkerschaft, im Distrikt Jakutsk, 1990 Köpte
stark. V. H.
Laxa (sc. Subcritida) (lat. laxus = locker), Carter 1882 (Ann. N. H. (5) DC),
Abtheil untT der .Suberitiden. Pf.
Layanas, s. Laianas. v. H.
Laymon, s. Laimon. v. H.
Lays» einer der noch wenig erforschten Stämme der Mo! (s. d.) in Hinter-
Indien. V. H.
L»aaaniamu8Chdt Lazarusklappe, wurde eine Muschel des Mittelmeeres,
Spotufybu gaederopus, l inn£, genannt, deren beide Schalenhälften durch die ge-
bogenen starken Srhluss/älme auch nach Entfernung der Muskeln und des
Srh!nssbandes noch beweglich ztisammenhalten, weil friilier die .Aussätzigen durch
Klappern mit einer solchen Mus( hei vor ihrer Nahe pewarnt haben sollen, dann
auch Bettler (Lazaroni > damit ihre Anwesenheit beinerklu Ii machten. Der äusseren
Aehnlichkeit wegen ist derselbe Name dann auch auf Arten der Galtung Chama,
z. B. Cl. ZnaruSf hm^t. Ubertragen worden. E. v. M.
tfazen oder Lasen. Nachkommen der alten Kolchier, Chalyben, Möschen und
Tibarener, gehören zur südlichen Abtheilung der Kaukasusvölker, wohnen im
heutigen Lazistan, d. h. in der nordöstlichen Ecke Klein-Asiens von Trapezunt
bis zur nissischen Grenze. Die lazische Sprache, weklie in mehrere Dialekte
zerßlllt, und dem Georgischen, Mingrelischcn und Swanetischen verwandt is^
wird vor Allem an der Küste des Sclnvarzen Meeres von Kjemerburnu bis an
den Ausfluss des 'Ischorok gesprochen. Die 1.. sind wie die Georgier von
srhi.mkem Wuchs, krauigem Korperbau, heller Gesichtsfarbe und vorherrschend
blauen Augen; sie beschäftigen sich vornehmlich mit Viehzucht, Bergbau und
Erzgewinnung; die wandernden L. sind Schmiede, Schlosser, Kupferschmiede
und Zinngiesser. Nur wenige L. sind Ackerbauer, lassen sich aber mit Vorliebe
an der Kttste nieder, wo sie treffliche Matrosen abgeben, auch der Fischzucht
und der Jagd obliegen. Ueber ihre Charaktereigenschaften lauten die Urttieile
verschieden und widersprechend. Nach Einigen wären sie bis zur äussersten
Verwegenkeit tapfer, Ruhe ihnen verhasst, der Kampf ihre Sehnsucht, nach An-
deren hätten sie sich mit dem Kufe der Feigheit beladen. Ihre Rauflust äussert
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lAEvlifmk — Ldbtiu
4S
sich aber andererseits in ihren ewis:en Stammes- und Familienfehden, sowie in
der Ausübung der Blutrache. Ziemlich alli;enicin gelten sie, obzwar zum Theil
noch Christen, für ein wildes, räuberisches liergvolk von sehr rohen Sitten, für
ein hochgradig diebisches, treuloses, unzuverlässiges Gesindel, das flir Bezahlung
zu jeder Schaodtbat bereit ist. Oberst Kasbek rilhmt dabei ihre geistige Ent*
widilung und eine gewisse Art lussereo Glanzes. Das Weib zählt als Arbeits*
kraft. Die Bevölkerung lebt im Ueberfluss. Mais ist die allgemeine Speise.
Die unreifen Kolben werden bei gelinder Koblenhttze gebrr.ten und mit Essig
lÜr den Winter eingemacht. Das Mehl benutzt man hauptsächlich zu Brei, bäckt
aber auch kleine runde und flache Brote daraus. Die Kleidung der L. ist
ziemlich eng und anscliHessend. Den Kopt deckt eii e wollene Kapuze, deren
Zipfel um den Kopf" gescl.lungcn werden; auf der Brust sind die Patronenbehälter
aufgenäht, die wie die ganze Kleidung mit silbernen und güldenen Borten be-
setzt sind. In dem mit Kupfer eingefassten Gürtel steckt stets eine Anzahl
Waffen, darunter ein breiter kurzer Dolch. Die Ropfetärke der L. wird sehr ver-
schieden angegeben, von soooo Personen beiderlei Geschlechts bis zu 68000
mibinlichen Individuen, v. H.
Lazulifinkt Spi»a amo^na, Sav., in Xord-Amerika heimische, in Europa als
Käfigvogel vorkommende Finkenart, Kü[>[, Hals und Oberseite sind himmelblau,
Oberrücken scliwärzlich ; Zügel sclnvaiz; Kropf rostfarben ; nl>riger Unterkörper
sowie eine FUigelbindc weiss. Von der (irösse unseres Haniinigs. Das Weibchen
ist fahlbraun mit roslbräuniicher Unterseite und ebenso gefärbtem Augen-
ring. Rcuw.
Leachia, nach dem englischen Naturforscher Will, Elford L£ach, seiner
Zeit am britischen Museum, gest. 1836, einem der ersten, der die alten grossen
Gattungen zerspUtterte und daher viele neue Namen einiührte. i. Leachia,
Lbsubur 188 1, gleichbedeutend mit LoUgopsis^ Lamarck, zehnarmiger Cephali^Mid
aus der Familie der Oe^opstden, Körper langgestreckt, durchscheinend röthlich,
Kopf verhältnissmässig klein, auch an beiden Seiten durch feste Bänder mit dem Rumpt
verbunden, Flossen endständig wie i)ei LoUgo, die zwei langen Arme bei er-
wachsenen Thieren nur als Stummel vorhanden; Augen gestielt; im offenen
Meere lebend, meluere unter sich ähnliche Arten im atlantischen und indischen
Meere. SrEfcwsrKUF in Ovcrsigt af K. Danske Vidensk. Selsk. törhandl. 1861. —
2. Leachia^ Risse 1826, gleichbedeutend mit Hydrobia, £. v. M.
Leaf Shooters, s. Wahpekute. v. H.
Leanira, Knm. (Eigenname?), Galtung der Bonttenwürmer. Ord. Netobran-
ildata. Neben S^gaUon, Aud. u. Edw. (s. d.). Wd.
Leanitae, Volk Alt-Arabiens, am leanitischen Meerbusen, mit den Städten
Mallaba und Itamus. v. H.
Leao, rohes, ungesittetes und schwaches Urvolk Chinas, in der Provinz
Sse-tschuan, welches bald verschwand. v. H.
Lebab-Türken, d. h. Ufertürken, frühere Bezeichuung tUr den Türkmenen-
stamm der Ersari (s. d.). v. H.
Lieben. Mit diesem Ausdruck fasst man abgesehen von dem Gebrauch in
ttbeitragenem Sinn, wo er ^eichbedeutend mit Bewegung ist, alle die Vorgänge
zusammen, welche das charakteristische Merkmal für denjenigen Zustand der
oiganifliten Naturkörper sind, in welchem von denselben der in dem Art Lebras-
erscheinungen geschilderte Stoff- und Kraftwechsel ausgeflbt wird, ohne dass sie
der Consumtion verfallen. Im Gegensats «u diesem Zustand steht der des Tode^
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(Leben.
in welchem entweder gar keine StofI- und Kiaftwechselvorgänge oder nur de>
stniktive tu beobachten sind. Der eigentliche Träger der Lebenserscheinangen
bei Thier und Pflanze ist das sogen. Protoplasma, aus dem bei vielen niederen
Lebewesen der ganze Leib besteht, während bei den meisten, namentlich höher
organisirten Geschöpfen hierzu noch flüssige und feste Stoffe anderer Art treten,
welche Absonderungen oder Rückbilduncren des Protoplasmas sind und a.i dem
Lebeiisprozess nur einen ])assiven Antheil nehmen. Die Aulgabe der IMiysio-
logie ist CS, die Lcbenscrsclieiaungcn als ein nothwendiges Er^jcbniss der Be-
schaffenheit der Lebewesen und der von Aussen kommenden Einwirkungen aul
dieselben zu erkennen und zu schildern. Diese Aufgabe kann jedoch zur Zeit
nur in unvollkommener Weise gelöst werden, da uns hierzu noch viele elementare
Kenntnisse abgehen. Der Leser findet das Nöthige hierüber unter dem Art.
»Lebenskräfte. Was man bis jetzt feststellen konnte, ist folgendes: Die Eigen-
dittmlichkeit der Organismen besteht darin, dass sie uns in zwei ganz verschieden»
artigen Zuständen entgegentreten nämlich in dem lebendigen und dem todten,
deren charakteristische Unterschiede im Fols^enden angegeben werden sollen:
Der Hauptunterschied ist der, dass c\a<, was uir I.ebenserscheinungen nennen, nur
an den ersten Zustand gebunden ist, wahrend im todten Zustande diese weggefallen
sind und der Organisnms sich wie em unorganischer Körper — allerdings ein
solcher ganz eigener Art — verhält. Das Merkwürdige dabei ist, dass diese
beiden Hauptzustände sich nur durch scheinbar ttusserst geringfügige Modifi«
kationen der Substanz von einander unterscheiden. — Der Hauptunterschied
awischen dem todten und lebendigen Zustand ist folgender: Im ersteren sehen
wir entweder gar keinen oder einen continuirlichen Stoff- und Rraftwechsel,
dessen Intensität zwar je nach den Umständen wechseln kann, der aber unter
sich gleichen Umständen gleich bleibt und dessen Ergebniss immer eine Zer-
störung der Struktur, also ein destruktiver Stoft- und Kraftwcchsel ist. Im leben-
den Zustand dagegen ist der St(jf}- und Krattweclisel ein rhythmischer, d. h. er zeigt
ilualitatne und quantitative Schwankungen zwischen zwei Zuständen, dem ruhen-
den und thäiigen, und dieser Wechsel erfolgt, ohne dass die äusseren Verhält-
nisse, die auf die lebendige Substanz wirken, irgend erhebliche correspondirende
Schwankungen zeigen, so dass man zu der Ueberzeugung kommen muss, dass
diese Schwankungen von rhythmischen Zustandsveiänderungen im Innern der
lebendigen Substanz ausgehen. Weiter ergiebt sich dann, dass der Stoff- und
Kraftwechsel nicht wie im todten Zustand ein einseitig destruktiver, sondern ein
regulativer ist: der Zerstörung des chemisch-physikalischen Bestandes steht eine
rcstitutive Thätigkeit getrenuber, so dass der Körper bei oberflächlicher Be-
trachtung unverändert /u bleiben scheint, trotzdem dass in rhythmischer Weise
Leistungen von ihm ausgehen in Form von Stoff- und Kraftabsonderung. Es
entspricht also diesen Absonderungen von Stoffen und Kräften eine quantitativ
(aber nicht qualitativ) entsprechende Aufnahme von Stoffen und Krftften, wobei
sidi Auftiahroe und Abgabe bis zu einem gewissen Grad und unter gewissen
Umständen völlig die Waage halten können: (hierbei ist von den Wachsthums-
Vorgängen, die im Art »Lebenserscheinungenc ihre Würdigung finden, zunächst ab.
gesehen) ein Stoff- und Kraftwechsel, den wir desshalb auch einen conserviren-
den nennen könnten, im Gegensatz zu dem destruktiven Stoff- und Kraftwechsel,
den das todte Protoplasma zeigt, wenn nicht durch den Ausdruck »conservirend«
die falsche Vorstellung erweckt würde, als handle es sich um ein Stillstehen der
Vorgänge. Der zutreffendste Ausdruck ist jedenfalls »regulativ«, weÜ es sich
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. . — r TT 1
Leben.
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thatsächlich um regulative Kinrichtungen handelt, durch deren Anwesenheit sich
der lebendige Zustand des rroluplasmas vom todicn unterscheidet, Kinrichtungen,
die uns aUerdingü iiuer Natur nach nicht naher bekannt sind. Der todte und
der lebende Zustand können im Allgemeinen nur in einer Kiclitung in einander
übefgehen» d. h. der lebende in den todten, aber nicht umgekehrt Dagegen
pebt es einen Zwischenzustand, den wir den des latenten Lebens nennen, wobei
der Kraft- und Stoffwechsel völlig oder last völlig stillsteht; demnach weder ein
destruktiver, noch ein regulativer Stofifwechsel stattfindet. Aus diesem Zustand
ist der Uebertritt in den lebendigen Zustand wieder möglich, jedoch nur inner-
halb eines für jede Protop'asmaart mehr oder weniger festbegrenzten Zeitraums,
nach dessen Ahlauf der Tod ciutiitt. Näheres s. Art. Latenz des Lebens.
iJaraus, dass die Lebcnserbcheiiiuugen dc^ Protoplasma an die Anwesenheit und
FunktiüJiirung gewisser regulativer Einrichtungen gebunden sind, ergiebt sich,
dass der Uebergang aus dem lebenden Zustand in den todten durch dehnitive
Zerstörung dieser Regulirungsapparate herbeigeführt wird, während es sich b^
dem Zustand des latenten Lebens nur um die zeitweilige Einstellung ihrer Funk*
tionirung handelt Derlei Einflüsse sind mehrere namhaft au machen, z. Wenn
die Zufuhr derjenigen Materialien, die den regulativen Stoffwechsel unteriudten,
eingestellt wird (Sistirung von Athmung und Ernährung), oder, anders
gesagt, wenn dem Protoplasma die Möcrliciikeit entzogen wird, dem destruktiven
Theil seines Stoffwechsels den restitutiven entije<:en zu setzen. 2. Eine erheb-
liche Aenderung des \Vas^crge halteb i>ach auf- oder abwärts, über-
mässige Quellung so gut wie Vertrotknung, was durch sehr vcrscliiedene Um-
stände herbeigeführt wird. So kann Wasserentziehung durch einfache Verdunstung
und durdi Wasser absorbirende Chemikalien (Alkohol, Salw etc.) herbeigeführt
werden, übermässige Quellung aber wird ebensowohl durch destiUirtes Wasser,
als durch gewisse wässrige Lösungen bewirkt 3. Gerinnung der gelösten
Albuminate, wobei jedoch, wie es scheint, bei dem thierischen Protoplasma
zwei Stufen der Gerinnung zu unterscheiden sind, eine gelatinöse und eine
fibrilläre (Hermann). Im gelatinösen Stadium ist eine Rückkehr in den leben-
digen Zustand möglich durch Wiederauflösuns; des Gerinseis, während dies im
fibriliaren Zustand nicht mehr möglich ist. iJer Ueberganj^' aus den: gelatinösen
Zustand der Gerinnung in den fibriliaren scheint einfach eine Funktion der Zeit
zu sein. Die Gerinnung scheint durch die meisten der Einwirkuugcn, die wir
Lebensreize oder schlechtweg Heize nennen, weil sie das lebendige Protoplasma
aus dem ruhenden Zustand in den thätigen versetzen, herbeigeführt zu werden,
un4 die Erhaltung des Lebens nur darauf zu beruhen, dass die Gerinnung jedes-
mal, ehe sie das gelatinöse Stadium überschritten hat, wieder gelöst wird.
Fehlen die lösenden Einflüsse oder ist die Reizeinwirkung so stark, dass sofort
die Gerinnung fibrillär wird, so tritt Tod ein. Wir können also sagen: Alle
Einflüsse, welche das lebendige Protoplasma aus dem ruhenden Zustand in den
thätigen versetzen, können es auch unter bestimmten Bedingungen und bei
heftiu;er Einwirkung in den todten überfuhren. 4. Chemische Umwandlung
der (gelösten und festen) Albuminate in anderartige, meist niederatomige
VerlMndttngen: Albuminoide (HornstofT, Scbleinuttoff, Leim gebende Substanz etc.),
Fette, Kohlenhydrate oder Kiystalloidverbindungen. Hierbei ist jedoch zu be-
merken, dass wenn diese Umwandlungen partiell sind, der Rest des Protoplasmas
im lebendigen Zustand verharrt und seine Lebenserscheinungen nur vermindert
und gehemmt sind. Weiter ist anzumerken, dass eine solche chemisdie Um-
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Leben.
Wandlung der Albuminate auch im lebendigen Zustande stetig fortdauert, allein
durch den restitutiven Theil des Stoffwechsels stetig wieder ersetzt wird, so dass
der lebendige Zustand intakt bleibt 5. Vergiftung. Hierbei können wir xwei
Fälle unterscheiden a) Eindringen von Stoffen in das Protoplasma, welche
in Folge ihrer chemischen Qualität das Zustandekommen der chemischen Stoff-
wechselvorgänge verhindern oder in falsche Bahnen lenken. Solche Stoffe sind
z. B, dem tbierischcn I'rotoplasma gegenüber Kohlcnoxyd , Stickoxyd- und Blau-
säure-Gas, welche die Einwirkung des Sauerstoffs auf die oxydablen Nährstoffe
verhindern, h) Vergiftung durch concentrirte d. h. quantitativ zu starke
Einwirkung, worüber kurz Folgendes zu sagen ist. Die Lebensvorgänge sind
im wesentlichen Grund Molekularbewcgungcn. Wie in dem Art tKraft und Stoff«
auseinander gesetzt wordm ist, hängt die Intensität der Molekularbewegungen
von dem Abstand, den die Moleküle gegen einander haben, ab. Daraus folgW
dass einerseits das Eindringen verdttnnter Stoße mit lebhafter Molekularbewegung
einen die Lebensvorgänge steigernden also belebenden Einfluss hat^ während um«
gekehrt das Eindringen von Stoffen in concentrirter Form, also mit geringem
Molekularabstand und somit j^eringerer Molekularbewegung, einen lähmenden
Kinfluss auf die Lebensvorgänge äussert, s. Art. Lähmung. Bei genügender
Concentration oder genügend langer Einwirkung kann dieser lähmende EintlubS
in den todlenden übergciien. Zu dieser Vergiftung eignen ^ich fa.st alle in der
ProtoplasmaflUssigkeit löslichen Stoffe, allein es besteht noch der qualitative
Unterschied, dass es einerseits Stoffe giebt, welche erst bei einer hohen Con»
oentration den Vergiftungstod herbeizuführen vermögen, andererseits solche, bei
denen schon geringe Concentralionsgrade genügen, um Tödtung herbeizuführen,
s. die Artikel ^Concentrationsgeset^c und sCift*. Bei diesem Unterschied spielt
sowohl die absolute Qualität des betr. Fiemdstoffes als die Relation desselben
zu den specifisrhen Stoffen des Protoplasmas eine Rolle, weshalb man allgemeine
und specifisthe Protoplasmagitte unterscheidet. 6. Da die Wärme die aligemeinste
Molekularliewegung so ist klar, dass auch Veränderungen der Wärme das
Leben entsclieidend bceinüubsen. Es existirt Air das Protoplasma ein gewisses,
fttr verschiedene Protoplasmasorten verschieden hohes Optimum der Temperatur,
so^ dass Abweichungen von demselben nach beiden Richtungen hin das Leben
gefährden und schliesslich vernichten. Sinken der Wfirme unter das Optimum
hat eine Abnahme der Intensität der Lebensvorgänge zur Folge und endlich
den Tod durch sogen. Kältestarre. Er liegt im Allgemeinen auf dem GefKer-
punkt des Protoplasmas, allein er kann einerseits höher liegen, z. B. bei warm«
blutigen Thieren, andererseits erheblicli niedriger, dann aber immer durch den
Zwischenzustand der Lehenslaten/, vermittelt. Bei Steigerung der Wärme über
das Optimum tritt zunächst Steigerung der Intensität der Lebensbewegungen em,
aber dann folgt Tod durcli Wärmestarre, hauptsächlich in Folge der sub 3 ge-
nannten Gerinnung der Albuminate. '— Zum Zustandekommen der Lebenser-
scheinungen (über dieselben s. besonderen Artikel) gehört zweierlei: a) eine ge-
wisse Beschaffenheit der lebendigen Substanz, b) die Ehiwirkung der sogen. Lebeos«
reize; denn sie bestehen darin, das« die lebendigeSubstanzdieEinwirkungder Lebens-
reize beantwortet durch die Lebenserscheinungen. Fehlen die Lebensreize, so fallen,
wenn auch nicht sofort, so doch nach verhältnissmässig kurzer Zeit die Lebens-
erscheinungen weg, und es tritt entweder der Zustand der Lebenslatenz oder der
des Todes ein. Die Fähigkeit der Lebewesen, auf T-ebensreize zu reagiren,
nennt man Erregbaritei^ so dass sich dieser Ausdruck mit dem des Lebendig-
I i
■ I T
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Lebensalter — Lebensbedingungen.
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seins gewissermaassen deckt: ein Geschöpf ist bloss so lange lebendig, als es
erregbar ist — Aus der Beziehung der lebendigen Substanz zu den Lebensreizen
ergiebt sich noch die Conseqnenz, dass die letzteren Zust.indsveränderung;en in
ersterer hervorrufen können, welche vom subjektiven Standpunkt aus das sind,
was man Gemei nge t'iih Iszu stände nennt, und im Allgemeinen sind dieselben
zu charakterisiren als Veränderung der Erregbarkeitsverhältnisse. Diese sind
quantitativ in zwei Gruppen zu sondern: Zustände erhöhter Erregbarkeit, die
man ab Lnstnistaod ausammenfiBasen kann, und Zustände einer varminderten
ErregtNukei^ die man als Unlust besetcbnet. Wo in der lebendigen Substanz
noch der TrSger der geistigen Funktion anwesend ist^ bringt sowohl die Wir-
kung der Lebensreize auf diesen als auch die VerKnderung des Gemeingeftthls-
zustandes durch dieselben Thätigkeifesäusseningai dieses Factors hervor J,
Lebensalter, s. Alter, Altersstufen. J.
LebensbedingtmgeiL Im weitesten Sinne des Wortes wflide es sich bei
den Bedingungen, unter denen das Letten organischer Wesen möglich ist^ um
zweierlei handeln, nämlich einerseits um die Beschaffenheit der Lebewesen und
andererseits um die Beschaflfenheit der äusseren Umstände und Einwirkungen.
Gewohnlich versteht man aber unter dem Ausdruck Lebensbedingungen nur das
ktzterc. freilich ohne dass man dabei völlig von der Qualität des Lebewesens
abseilen kann, denn, was sich beim Ueberblick dieses Gebietes sofort aufdrängt,
ist die Thataache, dsss es einmal allgemeine Lebensbedingungen giebt» welche
kein Geschöpf auf die Dauer zu entbehren vennag, dass es sich aber anderer-
seits, entsprechend der grossen Verschiedenartigkeit der Lebewesen, für die wirk-
liche Ezistenzmöglichkeit eines konkreten Geschöpfes um specielle Lebensbe-
dingungen handelt. — i. allgemeine Lebenabedingungcn. Hierbei können wir
unterscheiden: a) physikalische Bedingungen. In dieser Beziehung ist das
T.eben einmal an gewisse Temperaturverhältnisse gebunden. Unter dem
Gelnerpunkte der lebendigen Substanz ist Lebense.xisten/. nicht möglich, da die
Lebensbewegungen W-rschiebiingen von Molekülen und Massen verlangen, welche
im ic-sten Aggregatzustand nicht auhfiihrbar sind und weil auch die hauptsäch-
lichsten chemisdien Prozesse hierbei ausgeschlossen sind. Wenn es thatsächlich
Lebewesen giebt, welche bei einer äusseren Temperatur unter dem Gefrierpunkt
ein evidentes Leben itthren, so ist dies nur durch Einrichtungen möglich, welche
denselben gestatten, eine Uber dem Gefrierpunkt liegend^ eigene Wärme zu er-
halten. Deswegen finden wir denn auch unter solchen Verhältnissen eigentlich
nur wannbldtige Thiere, während die sogen, kaltblütigen oder wechselwarmen
Thiere nur im Winterschlaf oder in Lebenslatenz hierbei zu existircn vermögen.
Ebenso existirt eine obere Grenze. Im Allgemeinen liegt sie ungefähr auf dem
Siedepunkt des Wassers. Es giebt zwar Organismen, hauptsächlich solche
kleinster und niedrigster Art, welche in siedendem Wasser nicht sofort sterben,
aber einer längeren Einwirkung dieser Temperatur können auch sie nicht wider-
stehen. DageG;en giebt es Organismen, welche im trockenen Zustuid einer
derartigen, ja selbst einer noch höheren Temperatur Widerstand leisten, aber sie
befinden sich dann nicht im Zustand der Evidenz, sondern in dem der Latenz
des Lebens. Für die meisten Organismen hört die Möglichkeit, zu leben, schon
bei einer viel niedrigeren Temperatur auf. So liegt eine Grenze für eine Menge
Organismen zwischen 50 und 60 C, bei höher organisirten liegt sie noch tiefer,
mit dem Unterschiede, dass bei Kaltblütern der Tod durch Wärmestarre mit
Zool., Aotbnvol. u. Ethaoicifie. Ud. V. m -
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Lebcnbedingiiiigcii.
etwa 40* C, bei den Warmblütern bei 42 — 45 eintritt, d. h. wenn ihr Körper
selbst auf diese Temperatur gestiegen ist, eine E''eiitiia]ität; welcher jedodi der
Warmblttter' durch die Wämieregulirungsappaiate, die er besitztr bei ht^erer
äusserer Temperatur eine Zeit lang Widerstand za leisten vermag. Eine sehr
wichtige physikalische Bedingung bildet das Wasser. Im völlig trockenen Zu-
stand ist die lebendige Substanz mindestens zur T.ebenslatenz verurtheilt (s. o.).
Es gehört also zu den Lebensbedingungen, dass die lebendige Substaiu ein ge-
wisses Quantum tropfbar flüssigen Wassers, sogen. Quellungswassers be-
haupten kann. Dies hängt aber nun nicht ausschliesslich von dem Wassergehalt
der umgebenden Medien ab, sondern aucli von der verschiedenartigen Beschaffen-
heil der lebendigen Sub!>tanz selbst. Es giebt Organismen, die so hygroskopisch
sind, dass sie selbst in der trockensten Luft noch im Stande sindi einen ge-
nügenden Quellungsgrad zu behaupten, namentlidt unter den Pflanzen, aber dies
»nd eben Ausnahmen. Das üppigste Leben entfaltet sich im Wasser selbst, und
die in der Luft existirenden Lebewesen verdanken die Fähigkeit, dort zu ezis-
tiren, der Anwesenheit von wässrigen Säften im Innern des Leibes. Ueber die
Beschaffenheit des Wassers und der Säfte s. unten bei »stoffliche Bedingungen.«
Das Licht ist keine so allgemeine T rlM-nsbcflingung wie die Wärme, aber doch
gilt auch hier, dass in absolut lithllosen Räumen auf die l^auer nur verhältniss-
mäs^ig wenige Ürganismen ihr Leben zu behaupten vermögen. Der grösste
Thcil organischen Lebens wickelt sich im Lichte ab. Eine weitere allgemeine
Lebensbedingung ist der barometrische Druck. Allerdings nach abwibts
scheint hier keine Grenze zu bestehen, insofern bis in die grössten Seetiefen hin*
unter organisches Leben getroffen wird. Dagegen zwingen uns theoretische
Gründe, eine obere Grenze anzunehmen, weil mit Abnahme des barometrischen
Drucks naturgemäss die stofflichen Bedingungen des Lebens abnehmen; dtaa
Abnahme des Drucks i>t gleichbedeutend mit Verdünnung, d. h. Vermindenmg
der stofflichen F.xistenzbedinL^ungen. Ausserdem ist sie aber auch gleichbedeutend
mit Abnahme der Temperatur und der Fcuciitigkcit, sodass in einer gewissen
Entiernung von ilcr ErdubcrlUche eigentlich alle Bedingungen des Lebens,
wenigstens des evidenten Lebens aufhören, und thatsächlich finden wir denn auf
den Gipfeln der höchsten Berge, ähnlich wie im ewigen Schnee und Eis dw Pol^
nur noch ärmliche Spuren organischen Lebens, b) stoffliche Lebensbe-
dingungen. Hierher gehört in erster Linie die Anwesenheit derjenigen Stoffe,
welche das Lebewesen zur Ernährung und Athmung braucht und zwar in so
grosser Quantität, dass mindestens der dem Stoffwechsel entsprechende Verbrauch
gedeckt wird. Allein seihst das genügt auf die Dauer nicht. Es muss auch noch
das für die Assimilation nötliige Material zugeführt werden. Die.ser positiven
Bedingung steht gleiclisam negativ gegenüber: das Lebewesen muss auch unter
Bedingungen stehen, die ihm gestatten, die Zersetzungsprodukte des Stoffwechsels
in einer der Bildung derselben entsprechenden Menge nach aussen abzugeben,
denn alle diese Zersetzungsprodukte, und nicht etwa, wie man irrdittmlich
angenommen hat, nur einzelne derselben, wirken veigiftend, d. h. tödtend oder
wenigstens zur Lebenslalenz verurtheilend, sobald ein gewisser O>ncentrationq;rad
derselben in der QuellungsflOssigkeil überschritten wird. Fehlt die Stofiufuhr,
so verhungert das Lebewesen. Wird die Stofiabfuhr verhindert^ so erstickt
es. Bei diesen stofflichen Bedingungen spielen ausser dem eigentlich Stofflichen
auch noch die Bewegungsbedingungen eine wichtige Rolle. Entnimmt die
lebendige Substanz ihren Bedarf aus den umgebenden Medien Luft und Wasser
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LebeiMbedH^faiieen.
5»
und giebt an sie die Zersetzungsprodukte ah, so führt absolute Stapnation dieser
Medien nllmählifh ein Deficit an Ernährungs- und Alhmungsmatcrial und
andererseits einen erstickenden Ueberschuss an Zersetzungsprodukten herbei,
und dann ist das umgebende Medium mclit mehr geeignet, das Leben zu unter-
halten. Es muss also Luft und Wasser, in welchen Organismen leben sollen, in
eiaem ipwissen Bewegungszustand sich befinden. Bei Lebewesen von nmpfäng-
lichem Körper sind die meisiien lebendigen Zeilen, aus denen es besteht, nicht
in der Lage, ihren Stofiwecfasel mit den umgebenden Medien, Luft und Wasser,
SU unterhalten. Für ihre Existenz sind sie angewiesen auf Säfte im Innern des
Körpers, und dann gilt auch für letztere, dass ihre blosse Anwesenheit niclU ge-
nügt, sondern dass ein p^ewisser Bewegungszustand in ihnen unterhalten werden
muss (Saftcirkulation, Bluicirkulation etc.). Mit Bezug auf die Säfte und Flüssig-
keiten müssen noch zwei andere stofiliche Bedingungen betont werden, einmal
eignen sich für weitaus die meisten Organismen nur vvässrige Flüssigkeiten zur
Aufrechterhaltung des Lebens. Es giebt nur äusserst wenig Organismen, welche
in anderen u. zwar öligen Flüssigkeiten zu leben vermögen. Reiner Alkohol,
retner Aether etc. tödten alle Organismen. Auf der anderen Seite ist aber nidit
jedes Wasser im Stande, das Leben su unterhalten, z. B. gilt das vom destillirten
Wasser, und sicher noch mehr vom chemisch reinen Wasser, das wir allerdin^
nicht herzustellen im Stande sind; denn davon, dass das sogen, destillirte
Wasser keineswegs rein chemisch ist, überzeugt uns der Geruchssinn leicht.
Das Wasser nuiss eine Losung von festen Stofi'en sein, u. zw. handelt es sich
hierbei niclit bloss um die Anwesenheit der oben erwähnten, zur Ernährung und
Athmung dienenden Stoffe, also solcher, welche eine chemische Umwandlung im
Innern des Leibes zu erfahren haben, sondern noch um zweierlei Stoftgruppen,
denen eine andere physiologische Bedeutung zukommt; eme Bedeutung, die wir
mit den Ausdrücken indifferent und different belegen können. «) indifferente
Stoffe. Zum Versttndniss dieser Stoflgruppe gehört folgendes: Wenn wir eme
lebendige Zelle in destülirtes Wasser setzen, so stirbt sie (Tod durch Wasser^
starre), theils weil ihr dieses Wasser Bedar&stoflfe entzieht, theils weil die
Quellungsverhältnisse in einer den Lebensmechanismus zerstörenden Weise ge-
ändert werden. Uiesc Erscheinung rührt her von einer zu grossen Differenz
zwischen dem stofllichen Gebnlt der Quellungsflilssigkeit und dem des zugesetzten
Wassers. Diese Uift'erenz viird nun aufgehoben und in sogen. Indifferenz ver-
wandelt, wenn die Flüssigkeit, in die man die Zelle versetzt, eme gewisse Menge
von Stoffen enthält, welche entweder auch in der Quellungsflüss^dt sich be-
finden oder in der betreffenden Concentration den Quellungszustand des Proto-
plasmas nidit erheUicfa yerindem. Diese Rolle spielen in den sum Leben taug-
liehen Flüssigkeiten gewisse Salze, z. B. bei den Thieren besonders die Natron-
aalae. Das reichste thierische Leben findet sich im Meerwasser, das eine mehr^
procentige Kochsalzlösung vorstellt, und die Säfte der thierischen lebendigen
Substanz sind sammt und sonders Kochsalzlösungen. Höchst wahrscheinlich ge-
hören die meisten derartisjen unorganischen Salze, die man in den Säften der
Lebewesen findet, in diese Kategorie der Indifferenzstoffe. Ihr Hauptunterschied
gegenüber den Naiir- und Athmungsstoß'en ist, dass sie eigentlich nicht Objekt
des Lebenschemismus sind, also entweder gar kerne oder nur nebensächliche
dwmiscbe Umwandlungen bei ihrer Passirung durch den Körper erfahren,
während bei den Nähr* und Athmungsstoffen der Schwerpunkt gerade in ihren
dieroischen Umwandlungen liegt. Die Anwesenheit der Indiiferensstoffe ist nur
4*
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LebewbediiiKttngen.
deshalb nutliig, um die hauptsächlich im Quell ungszustand zum Ausdruck
kommende Besdiaffenlmt des lebendigen Mechanismus aufredit zu erhalten,
unter welchen sich die Kraft* und Stoliwechselvorgänge abwickehi können. Man
könnte sie desshalb wohl auch als »Quellungsstoflfec bezeichnen. Im Anschluss
hieran muss noch der Stickstoff erwühnt werdeni der bis zu einem gewissen
Grade eine ähnliche Bedeutung hat, wie die indifierenten Salse. Der freie
Stickstoff spielt sowohl dem Thier wie der Pflanze gegenüber 'eine völlig indiffe-
rente Rolle und indem er 79 J von der atmosphärischen I.uft bildet, ist er hier
ein Verdünnungs- bezw. Absrhwächungsmittel liir den difterent wirkenden
Sauerstoff; denn in unvermisciiiem Sauerstoff ist, wie Verbuche lehren, zwar
Leben nicht unmöglich, aber der Stoffwechsel wird so sehr beschleunigt, dass
Consumtion des Lebens eintreten müsste. ß) die düferenten Stoffe. Da
völlige Indifferenx der Faktoren, deren Einwirkung die Lebewesen ausgesetzt
sind, gleichbedeutend wäre mit Nichtwirkung derselben, so wäre das auch gleich-
bedeutend mit Abwesenheit aller Lebensreize (s Art Lebensreise) und damit
würden die Lebenserschetnungen sistiren. Die Lebensreize sind nun nicht bloss
physikalischer Natur, sondern auch, abgesehen davon, dass die physikalischen Reize
stoffliche Träger und Vermittler derselben voraussetzen, direkt stofflicher Natur,
d. h. es müssen in den Aufenthaltsmedien der Lebewesen, bezw. ihrer Bestand-
theile (in Luft, Wasser und Lebenssäften) Stoffe vorhanden sein, welche einen
Reiz auszuüben vermögen, sogen. Reizmittel, denen man in der Thierphysiologie
auch den Namen nervina gegeben hat. Die neuere exakte Physiologie hat
lange Zeit diesem Faktor der Lebensbedingungen zu wenig Aufmerksamkeit ge-
schenkt. Erst G. Jäger stellt sie in seiner »Entdeckung der Seele« besser in deo
Vordergrund der Erörterung. Das Wesentliche aber sie ist nach ihm Folgendes.
Ein Stoff kann in der Oekonomie des Lebens auf zweifache Weise eine Rolle
spielen, aa) durch seine chemischen A ffini täten, indem er mittelst derselben
entweder an den Veränderungen bei der Stoftzersetzung oder der Stoffbildung,
kurz an dem Chemismus sicli betheingt, und einen derartigen Einfluss wird er
um so mehr auszuüben vermögen, in je grosserer Menge er vorhanden ist. Wir
können also sagen: sein Eintluss steht in geradem Verhältniss zu seiner Menge
oder anders ausgedrückt, mit bezug auf die Aufenthaltsmedien, in geradem Ver-
hältniss zum Gehalt der Aufenthidtsmedien an diesem Stoff. Deshalb kann man
diesen Stoffen aach die physiologische Benennung Gehaltstoffe geben. Solche
sind die Nähr« und Athmungsstoffe. Je grösser der Gehalt der Medien an diesen
chemisch zersetzbaren Stoffen ist (natürlich existirt auch hier eine Grenze in der
Richtung des Zuviel), desto günstiger sind die Bedingungen für das Leben.
ß) Einen zweiten Einfluss üben die Stoffe aus durch ihren Gelialt an physi-
kalischer Bewegung, anders gesagt durch die Intensität ih rer Molekular-
bewegung. Nun haben wir in dem Artikel »Kraft und Stofft gesehen, dass
unter sonst gleichen Umständen die Stärke der Molekularbewegung in uuige-'
kehrtem Verhältniss zu der Menge des Stoffes, den gleichen Raum voraus-
geseut, steht, indem sie mit der I^tanz der Moleküle steigt. Das Qiarakteristiache
ittr die Reizmittel ist also die geringe Quantität, In welcher sie in den Medien
für organisches Leben enthalten sein müssen, wenn sie ihre physiologische Rolle
als Reizmittel spielen sollen. Das ist auch der Grund, warum sie m der
modernen Physiologie so lange ungenügend gewürdigt worden sind. Dem ana-
lytischen Chemiker müssen natürlich die in grosser Menge vorhandenen Gehalt«
Stoffe zuerst in die Hände fallen und zuerst seine Aufmerksamkeit erregen.
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Lebcnsbtdi n pu n pen.
53
während sich ihm diese hochverdünnten Reizstoffe nicht nur wegen ihrer geringen
Menire, sondern nuch wcpcn der damit in ursächlichem Zusammenhang stehenden
grossen Flüchtigkeit nur zu leicht ent;i?iehen. (lerade in dem Wort Flüchtig-
keit liefet auch die physiologische Hedeutung dieser Stoffe; denn diese ist der
Ausdruck für die Stärke ihrer Molekularbewegung. Je flüchtiger ein Stoff ist,
desto reizeoder wirkt er auf die Lebewesen. Der zweite Unterschied dieser
Differenx- oder Reizstoffe gegenüber den ersten Stoffgruppen, den Kühr- und
Athiotnigsstoflen, ist, dass sie beim Chemismus direkt keine Rolle spielen
mtttsen» ja sogar, solange sie Reismittel sein sollen, keine Rolle spielen
dürfen. Sie können zwar beim Stoffwechsel als Produkt desselben frei werden,
können auch bei der Assimilation sur Verwendung kommen, allein die genannte
Rolle spielen sie nnr in ihrem freien und unveränderten Zustand und ganz un-
abhängig von ihrer etwaigen Verwendung im Chemismu'^; / B. die belebende
Wirkung, die von den Rouqueten eines Weins auf einen Menschen ausgeübt wird,
ist unabhängig davon, ob diese Bouquetstoffe nachträglich innerhalb des Körpers
aeisetit werden oder nicht. Sie verlassen, wie uns der Geruchssinn überzeugt,
meist in unverändertem Zustand den Körper dessen, der sie in sich aufgenommen
hat. Damit harmonirt auch, dass die Einwirkung in gew. Richtung, d. h. in
quantitativer, weit weniger von der chemischen Natur dieser Stoffe abhftngt als
von der Verdünnung, bezw. Flüchtigkeit derselben: durch genügende Verdünnung
kann jeder Stoft in ein Reizmittel verwandelt werden. Die chemische Qualität
kommt nllerdings auch in Betracht, einmal in qualitativer Richtung, weil eine
Uebcrtragung der mit der Flüchtigkeit gegebenen Kraft nicht auf alle Bestand-
theile der lebendigen Substanz gleichmässig, sowie nur auf einzelne nach den
Gesetzen der Molekularaffinität vor sich geht, und dann insofern, als von ihr
die Zersetzbarkeit des Stoffes abhängt; da mit der Zersetzung oder Bindung die
an den freien Zustand sich knüpfende Reizwirkung aufhcrt, so eignen sich als
Reismittel eben mehr solche Stoffe, welche den chemischen Kräften im Innern
der Lebewesen Widerstand leisten. Das unterscheidet sie nun wieder von den
Nähr- und Athmungsstoffen. Letztere müssen leicht zersetzbar sein, während zu
Reizmitteln gerade die schwerer zersetzbaren sich eigenen. — Fassen wir das
soeben über di'* stofni<:]ien T.ebensbedingtmgen Cesagto kurz zusammen, sc lautet
es: wenn ein Medium oder eine OuellungstUissigkeit organisches Leben unter-
halten soll, so müssen darin dreierlei Stortgruppcn vorl niidcn sein: erstens eine
genügende Quantität von Stoßen, welche die chemischen Vorgänge des Stoff-
wechsels und der Assimilation zu unterhalten vermögen; der Stoffwechsel ver-
langt leirht zersetzbare, die Assimilation leicht bindbare Stoffe; man nennt sie
Nähr- und Athmungsstofte; zweitens eine genügende Menge von Indifferenz«
Stoffen, deren Bedeutung nicht darin bestohl^ dass sie sich an dem Chemismus
betheiligen, sondern dass sie den Quellungszustand der lebendigen Substanz auf*
recht erhalten und die Einwirkung der difierenten Stoffe mildem; drittens,
während die unter erstens und zweitens irenannten Stoffe den Gehalt des Mediums
an Lebensstoften ausmachen und wenig fltichti£^ sind, wird die dritte Gruppe, die
der Differenzstoffe oder Reizstofie, von Stoffen gebildet, welche sich in hochver-
dünntem Zustand, also sehr geringer Menge, darin befinden und deren physio-
logische ü^rkung in geradem Verhältniss zu ihrer Flüchtigkeit steht. — 2. Specielle
Lebembedingiingen. Der ausserordendich mannigfaltigen Beschaffenheit der
Lebewesen entspricht die Thatsache, dass nicht alle Sorten derselben unter genau
den gleichen Bedingungen zu leben vermögen. Fasst man die vorhandene Ver*
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S4
Lebcntdfuier — LebcnsencheiaangifD.
schiedenartigkeit ins Auge, so ergiebt sich hier eine reiche Abstufung von dem
engsten Verhültniss, das durch die f&r jede Species eigenartig gestaltete Lebens*
bedingungen ausgedruckt wird, bis m immer allgemeiner werdenden. Eine solche
allgemeinere Lebensbedingung ist x. B., dass eine grosse Zahl von Organismen
nur im Wasser zu leben vermag, eine andere grosse Zahl nur in der Luft.
Enger wird das Vcrhältniss z. B. bei den Wasserthieren, indem ein Tbeil der-
selben nur im Meerwasser, ein anderer nur im Siisswasser zu leben vermag.
Die Stisswasserthiere scheiden sich wieder in solclie des fliessenden Wassers und
solche des stehenden. Unter den Mccrthieren ist Lebensbedingung für die einen
der Strand, für andere die Tiefsee, für andere die Hochsee u. s. f. in immer
weiter gehender Abstufung. Fasst man die Faktoren, aus denen sich die Lebens-
bedingungen zusammensetsen, einzeln ins Auge, so lassen sich wieder solche von
allgemeinerer Natur und solche speddlerer Natur trennen. Zu den ersteren ge>
hört Temperatur, Licht, Druck und Feuchtigkeit. Hier ist die Specialisirung lange
nicht SO gross, wie bei den stofflichen Lebensbedingungen. Unter diesen letzteren
sind noch die allgemeinsten die stofflichen Bedingungen der Athmung. Die
Thierc brauchen sammt und sonders Sauerstoff, die chloropliyllhalliq^cn T'flan/en
sammt und sonders Kohlensäure. Kngcr wird die SjjCciaHsirung bei den Nähr-
stoffen und den höchsten (irad erreicht sie bei den Reustorfen, die mit den
Nährstoffen verbunden sein müssen, wenn diese zur Ernährung einer bestinunicn
Art von Lebewesen tauglich sein sollen. Auf ihrem Gebiet best^t das engste
Verhakniss, das Gesetz der spectfischen Relation: jedes Thier wühlt aus der un-
geheueren Zahl verschiedenartiger Nahrungsmittel mit mehr oder weniger enger
B^n^nzung ganz bestimmte aus und nur diese sind im Stande sein I.eben auf
die Dauer zu erhalten. Bei den Pflanzen hat man bis vor Kurzem in dieser
Beziehung eine weit grössere Freiheit angenommen. Erst G. Jäger hat in seiner
Seele der T>andwirthschaft« nachgewiesen, dass das Gesetz der specifischen
Relation auch in der Pflanzenwelt, nicht bloss bei den parasitären PÜanzen, wo
es offen zu Tage liegt, sondern auch bei den freilel)enden eine weit grössere
Rolle spielt als bisher angenommen worden ist. Fasst man noch einmal die
allgemeineffen Lebensbedingungen wie Temperatur, Druck und Feuchtigkeit ins
Auge, so steht man auch bei ihnen noch Spedalisirungen, z. B. bei der Tem*
peratur. Innerhalb der Eingangs festgestellten Temperaturgrenzen, die für das
Leben ttbtnrhaupt maassgebend sind, bewegt sich das Leben nicht g^chmftssig.
Man dfttckt dies so aus: für jede Thier- und Pflanzenart stellt eine bestimmte
Temperatur ein sogen. Optimum dar, bei dem sie am besten gedeiht, und diese
Optima sind ftlr die verschiedenen Thiere und Pflanzen verschieden: bei den
einen liegt das Optimum hoch (wärmeliebende Lebewesen) l>ei den anderen tiefer
(kälteliebende L.) und die Sache variirt noch einmal: l)ei den einen liegt das
Optimum in engen Temperaturgrenzen, bei anderen bewegt es sich in weiteren.
Aehnliches gilt fUr Druck, Feuchtigkeit und Licht. Eine Folge dieser Speciali-
sirung der Lebensbedingungen ist, dass die Oberfläche der Erde bis zu den
grössten Meerestiefen und den höchsten Berg^itzen und von Pol zu Aequator
£iut Uberall Leben aufweist, aber der Verschiedenheit der örtlich herrschenden
Lebensbedingungen eine grosse qualitative und quantitative Verschiedenheit der
Fauna und Flora entspricht. J.
Lebensdauer, s Al^er. J.
Lebenserscheinungen. Diese lassen sich in drei Gruppen sondern: i. die
während der Lebenswirkung fortwahrend vor sich gehenden inneren Stoff- und
^ujui^uo i.y Google
Lebenicnchcniaiigeii.
SS
Kraftwechsel Vorgänge, 2. die Vermehrungs- und Entwicklunirsvorgänge, welche
entweder nur nach Ablauf bestimmter Fristen oder nur während bestimmter
Perioden zu den sub i genannten Lebensvorgängen sich gesellen.- 3. die geistigen
EracbdnttDgen, welche cum wenigsten bei den höheren Oigantsmen einen inte-
grirenden Bestandtheil der Lebenaerscheinungen bilden. — i. die Stoff- oder
KraftwechselTorgänge. Diese ilitssem neb einmal in der AainiUime von
Stoffen und Kräften, dann in der Umwandlung derselben innerhalb des leben-
digen Organismus und endlich in der Abgabe von Stoffen und Kräften nach
aussen. Die Aufnahme der erforderlichen Stoffe erfolgt durch die Funktionen,
die wir Ernährung und Athmung nennen. Die Aufnahme von Kräften besteht
bei den Chlorophyll-Ptlan/.en hauptsächlich darin, das.h die Molekularbcwegungen
des Lichtes und der Wärme (und zwar sowohl der Leitwärme als der un den
flüchtigen Stoflen haftenden specifischen Wärme) in sie eindringen. Bei den
Thieren und cMorophyllosen Filsen geht die Kraftaufnahme mit der Nahrungs«
aufoahme Hand in Hand: die Nährstoffe des Thieres sind hochatomige, chemische
Verbindungen, welche mit einer sogenannten Oxydations- oder Verbrennungs-
Härme geladen sind. Wir können also den Gegensat?, so ausdrücken: die Pflanze
nimmt freie Kräfte, d. h. Bewegungen auf, das Thier dagegen latente Kräfte
oder sogenannte Spannkräfte, b/^ Umwandlung. Bei der Umwandlung der
Stoffe innerhalb der lebendigen Substanz handelt es sich theils um Aenderungen
des Aßgregntzustandcs, theils und zwar hau{)t.sächlit h um Aenderungder chemischen
Zuzammcubctzung, und das bildet den Chemismus des Lebens. Bei ihm haben
wir 2wei antagonistisdie Vorgänge zu unterscheiden. Erstens die Zurückffihnmg
hochatomiger Verbindungen in niederatcmige, was im engeren Sinne »Stoff-
wechsel gebeissen wird und der Hauptsache nach in stufenwdsen Ojgrdatio-
nen besteht; zweitens, die Ueberftlhning niederatomiger Verbindungen in hoch
atomige, ein Vorgang, den man »Assimilation« nennt In dieser Beziehung
besteht zwischen pflanzlichen und thierischen Lebewesen der Unterschied, dass
bei den chlorophyllhaltigen Pflanzen die A.>similation eine viel bedeutendere
Rolle spielt als bei den Thieren und den chlorophylllosen Pilzen. Da die Kräfte-
umwandlung im lebendigen Leibe eine Conse(iuen/. der Stoffumwandlung ist, so
haben wir auch hier zwei antagonistische Vorgange. Bei der Ueberführung von hoch-
atomigen in niederatomige Verbindungen (beim sogenannten »Stoffwechsel)
wild die Kraf^ mit der die Verbindung zusammengehalten ist, also eine latwte
Kral^ frei, d. h. in eine Bewegung übeigefOhr^ und es erscheinen hier in erster
Linie molekulare Bewegungen (Wärme, Elektridtät, unter Umständen auch Licht),
in zweiter Linie Massenbewegungen (bei den Pflanzen mehr bloss strömende,
bei den Thieren auch zuckende, sogenannte Contraktionen). Bei der Assimilation
d. h. der Ueberftihrung niederatomiger in hdchatomige Verbindungen ist im Gegen-
sat/ zu Obigem ein Aufwand von Ireien Kräften notbi^ die hierbei, wie man
sagt, absorbirt werden, d. h. verschwinden oder mit amleren Worten aus dem
freien Zustand m den latenten Zustand übergehen. Die freien Bewegungen, die
hierbei verbraucht werden, sind Wärme, Licht und Elektricität, und die latente
Kraft, die dabei gebildet wird, ist die Zersetzungs- oder Verbrennungswärme, die
in den hochatomigen Stoffen steckt Dem oben angegebenen Unterschied zwischen
dkloiopbyllbaltigen Pflanzen und den cbloroph^Uosen übrigen Lebewesen in
Bezug auf den Stoffwechsel entspricht folgerichtig auch ein Unterschied im Kraft*
Wechsel; nämlich dem Ueberwiegen der Assimilation bei den chlorophylllosen
Pflanzen entspricht eine vorwiegende Absorption von freien Kräften (sie absor-
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5«
Lebensencheinui^n.
biren Wärme, Licht und Elektricttät) unter entsprechender Deponimng von oocf-
dablen Stoffen im Innern ihres Körpers» während bei den Thieren und den chloro*
phylUosen FÜsen (auch den chlorophylllosen Blüthen der Pflanzen) die mit dem
»Stoffwedisel« verbundene F,ntl)indting von Kräften, d. h. das Auftreten freier Kräfte,
SOgemuUlter Bewegungen überwiegt, c) Abgabe. Gegenstand der Abgabe sind
sowohl wieder Stoffe wie Kräfte, aber der bei der T^mwandlunp besprochene
Gegensatz kommt auch hier zur (leltunp. Im Allgemeinen gilt nämlich die
Regel: besteben verscliiedenartige chemische Verbindungen der Art nach aus den
gleichen Atomen und unterscheiden sie sich nur durch Zahl und Stellung der-
selben, so ist die mit der geringeren Atomzah), also dem kleineren Molekfll,
leichter im Stande, ihren Entstehungsoit, hier den lebendigen Organismus zu ver^
lassen, als die mit dem grösseren MolekQl versehene hochatomige. Da nun der
»Stofiwechselc niederatomige Verbindungen erzeugt, die Assimilation hochatomige»
so begreift steh, dass die Objekte der Sto&bgabe vorzugsweise die bei dem
»Stoffwecbselc entstehenden niederatomigen Zersetzungsprodukte sind, während
die 1 oc}^,atomigen Produkte der Assimilation hnny^'-ärlilich das Depositum im
Innern des I,ebewcsens bilden, auf welchem die nachher zu erwähnende l.ebens-
erscheinung, das Wachsthum, beruht. Damit ergieht sich auch wieder der Unter-
schied zwischen den chlorophyllhaltigen i llanzen und den chlorophylllosen Lebe-
wesen, dass bei ersteren die Wachsthurosvorgänge eine grössere Rolle spielen
als bei den anderen. Die Form, in der die Stoffe nach aussen abgegeben
weiden, weist alle drei Aggregatzustände auf: die gasförmige Absonderung mrd
gewöhnlich mit der Gasaufnahme durch die Bezeichnung Atfamung zusammenge*
worfen und das Wort Absonderung im engem Sinne nur dann angewendet, wenn
es sich um flüssige oder feste Produkte handelt. Auch hier kann man einen
Unterschied zwischen Pflanze und Thier konstatircn; crsterc piebt nicht bloss
quantitativ weniger ah als das letztere, sondern es überwiegt hei ihr auch die
gasförmige Abgabe, während die Absonderung flüssiger und fester Stoffe bei den
Thieren mehr in den Vordergrund tritt. Von der Kräfteabsonderung gilt das
gleiche wie von der Stofifabsonderung. Objekt derselben sind die bei dem Stoff«
Wechsel, d. h. der Zersetzung hochatomiger Stoffe frei werdenden, also ableite
baren Bewegungen, in erster Linie die molekularen: wo »StoffwechseU stattfindet»
bei Thier und Pflanze, wird Wärme, Elektricität und Öfters noch Licht frei. Die
Assimilation dagegen liefert keine freien Bewegungen, also auch keine Kräfteab-
gabe, sondern deponirt Spannkräfte. — 2. Eine zweite Gruppe von Lebenser-
scheinungen sind die Vermehrungs- und Fntwicklungsvorgänge, bei denen
eine quantitative, eine tiualitative und eine historisclve Seite zw unter-
scheiden sind, a) Quantitativ. Die quantitative Seite bei der Entwicklung
wird durch zwei Vorgänge gebildet: o) das Wachsthum. Im Gegensatz zu den
leblosen Körpern, welche in der Hauptsache durch Anlagerung von aussen ihre
Masse vermehren, wachsen die Lebewesen durch sogenannte Intnssusception
d. h. Auftiahme von Stoffen in das Innere des Leibes; das Nähere siehe im
Artikel Wachsthum, ß) numerische Vermehrung auch Fortpflanzung genannt
s. Art, Fortpflanzung, b) Qualitativ. Während bei den ersten Keimen der
Lebewesen, mit denen die Entwicklung und das Wachsthum beginnt, durchweg
eine sehr einfache, um die Kugelgestalt lierum variirende Form besteht, bewegt
sich die Entwicklung in den Bahnen der sogenannten sp e cifischen Differen-
zirung, d. h. je weiter die Entwicklung fortschreitet, um so verschiedenartiger
wird die Form der Lebewesen und für jedes einzelne bewegt sich die Ent*
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57
Wicklung in der Richtung der Krlangung einer specifisrhen Form und diese
Richtung wird auch nicht unterbrochen durch den \\'eclisel der Generationen^
d. h. sie überträgt sich von den Erzeugern auch wieder auf die Keime der peuen
Generation, eine Tbatsache, die wir mit dem Wort Vererbung bezeichnen;
nUheics s. im Artikel Vererbung. Man hat zur Erklärung der Thatsache, dass
die Entwicklung bei den Lebewesen zu specifischen Formen führt und nicht zu
einer allgemeinen Form, eine in ihrem Wesen rlUhselhafte Formungskraft /iw
f^rmaiüa) annehmen zu müssen geglaubt. Darüber, dass diese Annahme heute
wenigstens zum Theil nicht mehr nöthig ist, s. den Artikel Lebenskraft, c) His-
torisch. Zeitlich h.nt man bei der Kntwickhm^ der Lebewesen zweierlei zu
unterscheiden, einmal die sogenannte ontogcnetische Entwickhing, d. h. die
Entwicklung des einzelnen Lebewesens vom Keim bis zum sogenannten ent-
wickelten oder erwachsenen Zustand, welche bei jedem Lebewesen eine zwar in
spedfisch sehr vetaclneden weitem Rahmen nch bewegende, aber relativ noch
begrenzte Zeit beansprucht; näheres htefttber a. Artikel Ontogenese. Die andere
Seite der Entwicklung ist die sogenannte Phylogenese, oder Stammbaument-
wicklung, die sich daratis ergiebig dass jedes Lebewesen eine neue Generation
ebensolcher Keime entwickelt, wie die sind, aus denen es selbst entstanden,
und dass diese den Entwicklungsgang der Erzeuger in der gleichen specifischen
Form wiederholen, ein Prncess, der gewi-^'^^^rmassen in Infinitum sich wiederholt.
Während man früher annahm, dass diese Stammbaumentwicklung in absolut sich
gleichbleibender Bahn lortschreite, nimmt man heutzutage eine bald mehr, bald
weniger rasch und ausgiebige Veränderung des mdividuellcn Entwicklungszieles
im Laufe der Generationen an ; näheres s. die Artikel Phylogenese, Abstammungs-
lehre etc. — Eine weitere charakteristische Seite der Lebenserscheinungen ist
eine ausgesprochene Rhythmik derselben, d. h. eme Abwechslung der Zustände
und Vorgänge in rhythmischer Wiederholurg. Am allgemeinsten und schroffsten
ist diese Rhythmik ausgesprochen in den Fortpflanzungsvorgängen, d. h. in der
Auflösung des Entwicklungsganges in die rhythmisch sich ablösenden üenerations-
folgen; aber auch bei den Lebenserscheinungen im engeren Sinne, d. b. der
Erscheimmgen des Stoft"- und Krafiwechsels sehen wir deren rh^'thmischen Wechsel
in der U eise, dass dieselben nicht anhaltend in der glciclien Intensität fortdauern,
sondern ein mehr oder weniger regelmässiger Wechsel zwischen Fhasen erhöhter
und solcher verminderter Thätigkeit stattfindet. Wenn man das als Abwechslung
von Ruhe und Thätigkeit bezeichnet, so ist damit nicht gesagt, dass dieser
Unterschied immer ein absoluter sei, d. h. dass im Zustand der Ruhe immer
alle Stofi^ und Kraftwechselvorgtnge total aulhören. Allerdings vollzieht sich,
bei vielen Lebewesen die Abwechslung in diesem Extrem; so dass man von
einem Gegensatz von Lebenslatenz (s. Artikel Latenz des Lebens) und Lebens-
evidenz sprechen kann. Aber hei anderen T elx wesen unterscheidet sich der
sogenannte ruhende Zustand vom tl ätigen nur (l i rli eine Verminderung der
Stoft- und Kraftwechselvorgängc, quantitativ oder ausseriiem noch qualitativ durch
den Wegfall einzelner Theile der Lebensäusserungen, z. B. unterscheidet sich
der ruhende Zustand des thierischen Muskels vom thätigen durch den Wegfall
der Zuckung, während der Stoffwechsel und die WärmeentwicUung durchaus
nicht au^ehflrt haben, sondern nur erheblich geringer sind. Ein anderer Fall
ist der Wechsel vom Wachen und Schlafen der Thiere; bei leuteren fallen bloss
die willkflrlichen Bewegungen und die Sinnesthätigkeit weg, während die soge-
nannten vegetativen Bewegungen (Athmung, Kreislauf etc.) fortdauern. Endlich
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L«befis«nchemunfen.
muss gesagt werden: auf je höherer Stufe der Entwicklung ein Lebeweien
stdbt, um so höher entwickelt ist die Rhythmik, während die niederen Organismen
nur cUe im weitesten Zeitahstand sich voUaehende rhythmische Abwechslung der
Generationen und den im engeren Intervall sich vollziehenden Rhythmus von
Evidenz und Latenz, oder Thätigkeit und Ruhe, oder Wachen und Schlaf zeigen,
besitzen die Thiere noch die in kleinen Zeitabschnitten sich bewegende Ab-
wechshmg von Zusammen/iehiinp: und P'rsrblaffung ihrer muskulösen Organe,
bei denen wieder die Rhythmik um so rasciicreii Wechsel ?eipt, je lioher organi-
sirt der Muskel ist: he'\ den (]uergcstreiften Muskelfasern wechseln Zusammen-
ziehung und Erschlaflung viel rascher miteinander, als bei den glatten Muskel-
fasern der Eingeweide und noch' grössere Zwischenräume zeigt die Rhythmik bei
den amöboid sich bewegenden Zellen. Ein weiteres Moment der Mannigfaltig-
keit wird bei höherer Organisation dadurch hervorgebracht, dass bei der grösseren
Zahl der Organe ein Wechsel derThits^keit zwischen diesen mi^ch ist; während
ein Organ sich bewegt; rvhen die anderen, und umgekehrt; und endlich wächst
mit der Höhe der Organisation die Mannigfaltigkeit und Abwechslung in den
GemeingefÜhlszuständen. Da es nun gerade die Rast hheit und Mannigfaltigkeit
der Rhythmik der Lebebewegungen ist, welche im Beschauer den Eindruck des
Lebendigseins hervorbringt (Leben ist Bewegung), so kommen uns erstens die
höher organisirten lycbenswesen im Allgemeinen lebendiger vor als die nieder-
otganisirten, oder anders gesagt, bei ersteren sind die Lebenserscheinungen auf-
ftlliger, als bei den letzteren; zweitens: von den im obigen geschilderten Lebens*
erscheinungea sind nicht alle gleich auflßillig. So sind die molekularen Vorgänge,
obgleich sie eigentiich die Grundlage aUer Lebensvorgänge nnd, weniger auf-
fällig, als die Massenbewegungen; das ist z. B. der Grund, warum die Thiere
mit ihren entwickelten Massenbewegungen weit mehr den Kindruck der Leben-
digkeit hervorbrinf^en als die Pflanzen, bei denen Massen hewecrnne; sonst ganz
fehlt. — Neben dem Wechsel zwischen dem Zustand der Ruhe iind der Thätig-
keit bringt der Wechsel in der quantitativen und qualitativen Einwirkung der
Lebensrei^e noch den Wechsel der Geniel ngefülilszustande hervor, bei dem es
sich, wie im Artikel Leben ausgeführt ist, wesentlich um Veränderungen der Eireg-
barkeitsverhältnisse nach zwei entgegengesetzten Richtungen, einem plus und
minus, handelt Die, welche mit «nem plus von Erregbarkeit verbunden sind,
werden Lustzustände, die anderen Unlustzustände genannt Auch hier gilt, dass
der Wechsel zwischen diesen zwei Zuständen im allgemeinen bei höher organi-
sirten Geschöpfe ein rascherer und natürlich auch ein mannigfaltigerer ist wegen
der grösseren Zahl verschiedenaiticer Bestandteile, aus denen ein höherer Organis-
mus zusammengesetzt ist. — Knie dritte Gruppe von Lehenserscheinungen sind
die geistigen. Ob sie allen Lebewesen zukommen, lässt sicli nicht entscheiden.
In »Erscheinung« treten sie jedentalls nicht bei allen. Die erste Spur eines
geistigen Elementes kommt zur Erscheinung in dem, was wir die WillkOriich-
keit der Bewegungen nennen. Dieses Element ist in der ganzen Thierwelt
zweifellos ausgesprochen, ist aber auch den übrigen Lebewesen nicht durchaus
abzusprechen, denn man beobachtet namentlich bei den Befruchtungsvorgängen
mancher Organismen, die unzweifelhaft Pflanzen sind (Algen) Bewegungen, welche
mit willkürlichen eine nicht abzustreitende Aehnlichkeit besitzen. Weit schwieriger
ist rs, entscheiden, wo diejenige Funktion des Geistes beginnt, welche der
perceptiven Seite, Fühlen und Empfinden, angehört. Doch wird man sagen können:
WO Willkürüchkeit der Bewegung feststeht, muss auch eine Perception stattfinden.
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Lelieinknü
S9
welche sich zum mindesten auf die Veränderung der GemeingefilWs^'mtänrle er-
streckt, während die Objektwirkung der 1 .ebensrcize, d. h. ihre Beurllieilung, als
eine von aussen kommende Kinwirkunc; wohl erst auf hölieren Stulen geistiger
Entwicklung einsetzt. Indem für das Nähere auf den Artikel Geist verwiesen
wird, sei hier nur bemerkt: so lange die Physiologie aus dem innigen Gftnxen
der Lebenserscheinungen bloss die chemisch und physikalisch greifbaren Stoff-
imd KraftwechseWorgänge und Entwicklungpterscheinungen herausgreift und den
geistigen Theil der Lebenserscheinungen ignorirl;, fehlt ihr von der Lebenslehre
gerade das Wichtigste. J.
Lebenskraft. In der Geschichte der ^Vissenschaft stehen sich zwei An-
schauungen über diesen Punkt gegenüber. Während früher alles darüber einig
war, dass die Lebenserscheinungen ohne Annahme einer besonderen, von den in
der itnorganisrhen Welt herrschenden Kräften verschiedenen Kraft niclit erklärt
werden könnten, liaben in den letzten Jahrzehnten die Anwendung der exakten
Wissenschaften auf die Physiologie und die dadurch unleugbar erzielten Erfolge
in der Analyse der Lebensvorgänge eine Reihe von Forschem daau gebracht,
mit der Annahme einer eigenen Lebenskraft su brechen und ne als einen ver-
alteten Begriff aus den Compendien der Physiologie za streichen. Es kann aber
keinem Zweifel unterliegen, dass dieser negadve Standpunkt nicht mehr lange
Zeit wird aufrecht erhalten werden können gegenüber der klaren Thatsache, da^
gerade die für das Leben am meisten charakteristischen form ativen Funktionen
und vollends die allerdings erst in der Thierwelt deutlich zu Tag tretenden
geistigen Funktionen jf rier Analyse durch die in der anorganisclien Natur gelten-
den Kräfte spotten. Allerdings ist durch G. Jäger ein nicht unerheblicher Fort-
schritt in der Richtung einer mechanischen Erklärung der formadven Vorgänge
gemacht worden u. zw. dahin gehend: derselbe führt zunächst die bisher völlig
unerklttrten Vorgänge, die der chemischen Sinneswahmehmung (Geschmack und
Genich) zu Grund liegen, auf eine bisher von der Physiologie gänzlich unbe-
achtet gebliebene Molekularbewegung zurUc^, nämlich auf die Rotation des
Moleküls um seine eigene Achse im Gegensatz zur Bahnbewegung desselben,
deren Rhythmus, wie eine einfache theoretisclic Erwägung ergieht, mit jeder Ver-
änderung des Molekiilbaues nach Zahl, Art und Lagerung der Atome wechseln
muss, so dass dieser Bewegung die Kigenschalt der Specifität zukommt.
Die bisherigen i*hysiologen hatten zur Erklärung der Lebensvorgange nur die
allgemeinen Molekularbewegungen (Bahnbewegungen) wie Licht, Wärme,
Elektridtät, Schall verwerthet. Deshalb gelangten sie weder zu einer Erklärung der
Geruchs- und Geschmacksempfindung noch zu einer Erklärung der eigenthUm-
lichsten Erscheinung an den lebendigen Oiganismen, dass sowohl die Formen
derselben als ihre Lebensbewegungen durchweg den Charakter der Specifitä^ ja
bei den höher organisirten Geschöpfen sogar deutlich der Individualität tragen.
Diesem Mangel hat G. Jäcfr entschieden abgeholfen. Er hat durcli exakte
physiologische Experimente die 'l'hatsachc festgestellt, dass jeder specifische, d. h,
chemisch eigenartig zusammengesetzte Stoff" in lebenden ()rg:,nismen specifische
Bewegungen, d. h. Bewegungen von einem specilischen Rhythmus hervorbringt.
Hieraus ergiebt sich natürlich der Rückschluss, dass die Moleküle eine specifische
Bewegung besitzen, und der Schluss nach vorwärts, dass erstens die specifischen
Bewegungen der Lebewesen durch diese specifische Bewegung ihrer spedfisch
diemifldien Stofle hervorgebracht werden, und zweitens, dass die specifische
Form der Lebewesen eben nichts anderes ist als der plastische Ausdruck dieser
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Leb«nnnagBctinntts — I>bcn«ietce.
specifischen Bewegungen, u. zw. so: die lebendige Substanz ist plastisch, d. h.
sie Uisst sich durch Bewegungen in ihrer Form verftndem, u. zw. in einer durdi
die Art der Bewegung bestimmten Richtung. Es findet sich in allen Physio-
logien das Zugeständniss, dass man mit der alten Annahme einer Lebenskraft
zwar brechen könne, aber die Gestiltungskraft {vis /armaikfa) bilde doch immer
noch einen unerklärten Rest derselben. G.JAr.rt i ^ der erste, der diesem Rest
analystisch zu Leibe gerückt ist Damit wurde nicht bloss der Horizont der
physiologischen Physik erweitert, sondern auch der der physiologischen
Chemie. T^iese hatte sich bisher eigentlich nur mit denjenigen chemischen
Stoffen der Lebewesen beschäftigt, welche allen gemeinsam zukommen, dem
Eiweiss, den Fetten, den Kohlenhydraten, den Salzen und den Zer-
setzungsprodukten desselben. Die flir jedes Lebewesen specifischen
Stoffe wurden als nebensächlich einer Analyse gar nicht gewürdigt. Durch
G. Jäger sind sie in den Vordergrund des Interesses gerOckt und insbesondere
sind seine ausgedehnten Versuche über cUe physiologische Wirkung des in die
Kategorie der Moschusstoffe gehörigen specifischen Menschenstoffes, den er
»Anthropin« nennt, nach den verschiedensten Richtungen hin bahnbrechend.
Allein trotz dieses Fr rf chrittes in der Frkenntniss, dass die m.iteriellen Moleküle
nicht bloss allgemeine, sondern s|ie( ifisrhe Beweptmcren tiusfüluen, ist der Inhalt
dessen, was die Alten LebenskiaiL nannten, noch lanc;e nic)it erschöpft, da mit
ihr gerade die höchsten Lebenserscheinungen, nämlich die geistigen, um keinen
Schritt der Erklärung näher gertickt sind, wenn man nicht das als einen Fort*
schritt bezeichnen will, dass nach den Untersuchungen Jäger's die Hoflfhung der
materialistischen Richtung, die geistigen Funktionen aus Vorgängen und Eigen-
sdiaften der ponderablen Materie zu erklären, bedeutend schwinden muss.
Nachdem die exakten Physiologen längere Zeit den bequemen Weg einschlugen,
dieselben einfach zu ignoriren und der Behandlung der Philosophen zu über-
lassen, sind z. B. durch Ffcitner, Wundt und Andere Versuche gemr^rht werden,
dieses Gebiet mittelst der Kxperimentalphysik in Antiriff zu nehmen. Diese Ver-
suche sinfl aber tiber ein sehr bescheidenes Resultat nicht hinaussfekommen.
Krst zwei aus der Laieuwelt hervorgegangene Anstösse, nämlich die Wiederauf-
nahme der seit MESMn's Zeiten in Vergessenheit geiatbenen Experimente n^t
dem sogen. Lebensmagnetismus und das Wiederaufleben der sogen, medium»
istischen Experimente (s. Art Spiritismus) bereiten eine neue Aera flir die
Physiologie vor, da die berufenen Vertreter dieser DiscipHn ihren früheren Stand»
punkt des Ignorirens dieser Erscheinungen nicht mehr aufrecht erhalten können,
ohne ihren Credit zu gefährden. Die von der exakten Schule verworfene und
desshalb von den Kathedern und aus den Kompendien verschwundene Lebens-
kraft hat als Lebensmagnetismus ihre Wiedergeburt gefeiert S. Art Magnetis>
mus. J.
Lebensmagnetismus, s. Magnetismus. J.
Lebennndxe. In den Artikeln iLeben«, »Lebensbedingtmgenc und >Leben»>
erschetnungen« ist zwar bereits vieles Ober diesen Gegenstand gesagt Trotzdem
scheint es zweckmäsng, denselben in gesonderter Auseinandersetzung , einheitlich
zu behandeln. Im weitest«! Sinn könnte man freilich alle äusseren Lebensbe-
dingungen auch als Lebensreize bezeichnen und sachlich wäre das auch nicht
unrichtig, allein wenn man das Wort Reize gebraucht, so ist doch damit eine
eigenartige Qualität der anf ein Lebewesen einwirkenden Agei^tien ausgesprochen-
sie müssen eine reizende Eigenschaft besitzen, und die t^rage ist; auf welchen
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Lebeasrebe.
6i
Eigenschaften beruht die Reizwirkung r Die erste Antwort ist; in der Bewegung
der betretifeaden Agentien. T.ebensreizc bind somit nur Bewegungen, und ein
Stoff ohne Bewegung kann nicht als Lebensreiz funktiuniren. Damit ist die
Sache aber noch nicht genau festgestellt; denn die Beobachtung zeigt, dass nicht
alle Bewegungen sich in gleicher Weise als Lebenneixe eignen. Nicht bloss
müssen die Bewegungen eine gewisse Stärke haben, um in der lebendigen
Substana eine Erregung hervorzubringen, sondern* auch eine bestimmte Qualität,
nämlich die der Intermittirung. Das zeigt am besten ein Bei^iel der elek>
trischen Bewegung. Man kann constante elektrische Ströme von verhältniss-
mässtg grosser Stärke durch Lebewesen leiten, ohne Reizerscheinungen zu be-
kommen. Dagegen v, irkt jede Schwankung der Stromstärke, jedes Aufhören und
Beginnen des Stromes als ein Rei/moment Mittelst des gleichen Experiments
überzeuj^t man sich ferner, dass diese Intermissionen mit einer gewissen Plötz-
lichkeit und mit einer gewissen Raschheit sich folgen müssen. So bringt z, B.
zu allmihlidies Anschwellen oder Abschw^en der Stromstärke keine Reizer-
scheinungen hervor. Damit ist nun auch das Verständniss dafQr gegeben, dass
gewisse Bewegungen besonders als Lebensreize wirken, nämlich kreisende und
schwingende. Zu ersteren geliort z. B. die Leitwärme, die wir uns als
das Kreisen des körperlichen Moleküls um einen Schwerpunkt denken müssen.
Wirkt diese auf ein anderes MolekUl, so ist das immer ein intermittirender Rei?,,
ein Wechsel zwischen ei rem Plus, wenn sich das kreisende Molekül nähert, und
einem Minus, wenn es sich entfernt Ganz dasselbe gilt bei den Schwinf^ungcn,
also den Bewegungen von Licht, Schall, strahlender Wärme, weiche drei
sehr wichtige Lebensreize darstellen. Einer besonderen Erwähnimg bedarf noch
die Bewegung, welche die Physiker specifische Wärme nennen und die nach
G. JACBR nichts anderes ist als die Rotation des Molekflls um die eigene Achse,
die sich von den Bahnbewegnngen der Moleküle eben durch einen specifischen,
mit der chemischen Zusammensetzung des Moleküls qualitativ wechselnden
Rhythmus unterhielt. Von allen Bewegungen besitzt diese nach G. JAOCR am
meisten den Charakter iler Intermittirung, wie sich leicht ergiebt, wenn man sich
den Aufbau emes Moleküls aus einer oft sehr bedeutenden Anzahl versciiieden
gruppirter und qualitativ verschiedener Atome vorstellt, am besten etwa unter
dem Büd einer Spieluhrwalze, die mit Stiften von verschiedener Lange und ver-
schiedener Stellung und Qualität (z. B. hart und weich) besetzt ist. Eine solche
flbt bei ihrer Rotation auf ein in ihrem Bereich liegendes Objekt nur inter>
mittirend, aber in dreifacher Weise, wie eine Vergleichung mit der intermittiren-
den Wirkung einer Schwingung leicht ergiebt. Berühren wir eine schwingende
Stimmgabel mit dem Finger, so haben wir nur die Intermittirung zwischen An-
näherung und Entfernung, zwischen denen der zeitliche Zwischenraum immer
gleich bleibt. Bei der Spicluhrwalxe dagegen kommt zu diesem Wechsel der
zweite, dass die Stos«:intervalle unter sich nicht gleich sind, sondern ebenfalls
wechseln, und endlich der dritte Wechsel zwischen stärkeren und schwächeren
Stössen, der sie ; aus der Verschiedenartigkeit der stossendcn Kiemente ergiebt.
Dieser theoretischen Voraussetzung entspricht nun auch die Thatsache, dass die
reizende E^ienschaft der Stoffe ganz ausserordentlich wechselt je nach flirer
chemischen Zusammensetzung. Die Fälle sind zahlreich genug, dass von zwei
isomeren Stoffen (gleidie Atomzahl, nur verschiedene Stellung derselben) der
eine eine starke, der andere eine schwache Reizkraft besitzt Eine andere Seite
der Reizwirkung der specifischen Wärmebewegung ist das Gesetz der specifischen
6s
Relation, was wieder mittels der Hilfsvorstellung der Sj)ie!uhrenwalze verständ-
lich wird. Nicht nur das Molekül, von dem die Reizwirkun^ ausgeht, sondern
auch das Molekül, das von ihr getroffen wird,besitzt einen speci&öben Atombau mid
ftotationsrhjrthtnus. Es wiikenalso gewissermaassen zweiSpieluhrwalxen auf einander
und so ist klar, dass das Stossresultat in seinen Intennissionen und in seinem Rhydi-
mus nicht bloss mit der Qualität der einen Walce, sondern auch mit der der anderen
wechselt So begreift sich, dass derselbe chemische Stoff auf das eine Lebewesen als
starkes Reizmittel, auf ein anderartiges als schwaches Reizmittel wirkt. — Obige
Auseinandersetzung lässt uns noch einen anderen Unterscliied in den Lebens-
reizen präcisiren. Von den molekularen Bcweizungen bilden die sogen. Bahn-
bewegungen, also die fliessenden, sLluvinjrenden und <-irculirenden neben den
Massebewegungen das Gebiet der allgemeinen Lebensreize, während die
speciiische Wärmebewegung das Gebiet der specifischen Lebensieize bildet. —
Ueber ein anderes Erfordemiss für die von den Molekularbewegungen der Stoffe
ausgehenden Reizwirkungen, nMrolich dass die Stoffe bis zu einem gewissen Grad ver-
dünnt sein mtissen, um eine Reizwirkung entfalten zu können, weil nftmÜch mit der
Verdünnung die Lebhaftigkeit der Molekularbewegungen zunimmt, s. die ausführliche
Darlegnnj^ in dem Art. » Lol)ensbedingungen€. — Die im Bisherigen als Lebensreize
gescliilderten Bewemii\c;en bilden strenggenommen die physikalischen Lebens-
rei/e; denn obwcjhl die sj)ecifische Wärmebewegung niitder Verschiedenartigkeit der
chemischen Zusammensetzung in ursächlichem Zusammenhang steht, sn ist das doch
keine eigentlich chemische Wirkung; denn als chemische \ organge duricn streng ge-
nommen nur Veränderungen der chemischen ^sammentetzung, d. h. des
Atombaues, aus welchem das Molekttl besteht, gelten oder, anders gesagt, Ver>
ättderungen der Afiinitätsverhältnisse. Solcher Vorgänge giebt es eigentlich nur
zweierlei: chemische Zersetzung (hochatomige Stoffe spalten sich in niederatomige)
und chemische V^erbindung (niederatomige Stoffe verbinden sich zu hochatomigen),
und allenfalls kann man noch als dritten chemischen Vorgang die Auswechslung
eines Atoms oder einer Atomgruppe durch ein anderes Atom oder eine andere
Atomgruppe ansehen, obwohl streng genommen eine solche Auswechslung aus
den zwei Akten der Zerscr/.ung und Verbindung besteht, Begreiflicli sind nun
auch solche Kinwirkungen Lebensreize, welche in der lebendigen Substanz die
genannton chemischen Vorgänge hervorrufen, und hiezu eignen sich nun orstens
die allgemeinen Lebensreize, z. B. die Wärme. Mit zunehmender Wärme steigert
nch nicht bloss die Bahnbewegung des Molekflls, sondern auch die Geschwindig-
keit der Achsendrehung, und diese ^llt eine dem chemischen Zusammenhalt
der Atome feindliche Centrifugalkraft vor, die bei genügender Stärke f\ir sich
ganz allein eine chemische Zersetzung hervorrufen kann. Zweitens eignen
sich zur Auslösung von chemischen Vorgängen die Stoffe kraft ihrer chemischen
Affinitäten, und streng genommen dürften wir nur diesen Fall als chemischen
Lebensreiz ansehen, weil hier Ursache und Wirkung chemischer Natur sind, was
im vorgenannten Fall bloss für die Wirkung gilt. — Was im Vorhergehenden
gesagt ist, umfasft dte molekularen und alomistischen d. h. eigentlich chemischen
Lebensreize. Hierzu gesellen sich als dritto Gruppe die mechanischen d. h.
Massebewegungen. Auch von diesen gilt, dass sie nur dann Reize sind, wenn
sie intermittirend und mit einer gewissen Pifittlicbkeit wirken, also das smd, was
man StOsse nennt, uml «o kämen wir zu dem allgemeinen Resultat: Lebens,
reize sind alle Bewegungen der Masse, der Molektile und der Atom^
welche stossweise erfolgen. Im Vorstohenden sind nur die von der pon-
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Leber.
63
derablen Materie und ihren Bewegungen ausgehenden Lebensreize geschildert.
Zu diesen gesellt sich hei den geistbegabten Geschöpfen noch die geistige An -
regung, die an Maclit zur Hervorbringung von I.ebenserscheinunpen hinter den
Einflüssen der ponderabkn Materie in niciits zurücksteht. So dunkel dieses Ge-
ltet auch noch is^ 90 lehrt doch die B«>bftciitung leicht, dun hier die gleichen
Gesetae herrschen, wie auf dem materiellen Gebiet: der Geist wirkt als Lebens-
reiz nur durch seine Bewegung und auch nur nach dem Gesetz der Inter-
mittirung» und wir sprechen desshalb auch ganz richtig von »geistigem An-
ttoss« oder »Willensstoss«. }.
Leber. Die Leber ist eine der wichtigsten Drüsen des Wirbelthierkörpers;
sie ist eines derjenigen Organe, wclclie die Verdauung vermitteln, und scheidet
als solches die zur Verdauung dienende üalle aus. — Die Leber der Säuge -
thiere und speciell des Menschen hat eint uniegelmässig viereckige Form
mit abgerüudclen Ecken; sie ist leicht gekrümmt, indem ihre obere (bei auf-
rechter Stellung des Menschen gedacht) Fläche convez, ihre untere concav ist
Ihrer Gestalt gemäss unterscheidet man vier Ränder: einen vorderen fmar^a
anOufJ und einen hinteren (margp obtusus) Rand, einen rechten und einen linken
Seitenrand. IKe Dkke dieser Ränder erhellt aus der verschiedenen Dicke der
Leber überhaupt. Dieselbe ist nämlich hinten und rechts am dicksten und wird
nach vom und links allmählich dünner, so dass sie hier in eine scharfe Schneide
ausläuft. Die Gliederung der Leber wird durch drei auf der Unterseite auftretende
Furchen und durch zwei Einkerbungen des vorderen Randes hervorgerufen.
Die Unke Längsturche (Joisa longiiiiämaiis smistrai, welche vorn in die linke
(incisura umbüicalis s. interlobularis) jener beiden Einkerbungen ausmündet, theilt
die Leber in zwei ungleich grosse Hauptstücke, in einen kleinen linken (Mus
üms^) und einen grossen rechten Qi^u dexier) Lebertappen. Die übrigen kleinen
Lappen (der vordere, viereckige Lappen, Mm guadnUus s. auterwr und der
hintere oder SncEL'sche Lappen, Mus pcsterior s. Spigeüi) sind Bestandtheile
des rechten Leberlappens, welcher die rechte Längsiläche (fossa longitudinaUs
ductra) und die dieser entsprechende rechte Einkerbung (incisura vesicalis) be-
sitzt. Die wichtigste Furche ist die dritte, die Querfurche oder Pforte (fossa
transversa, s. porta, s. hilus hcpatis) , da durch dieselbe die Blutgefässe und
Nerven hinein und die Lebergange hinaustreten. Sie verläuft in der Mitte
zwischen dem hinteren und vorderen Leberrand, zwischen dem lobus quadralus
und SpigeiH und steht senkrecht auf den beiden LSngsfurcfaen. Hinsichtlich
ihrer Lage befindet sich die Leber im obersten Tbeile der £ingeweideh<^hle.
Von oben wird sie von dem Zwerchfell begrenzt, dessen Wölbung sie sich an-
passt. Hieraus folgt schon, dass die Leber mit ihren Flächen eben Winkel
mit der Röiperachse bildet. Doch ist dieses kein rechter, sondern ihre Lage
in sofern eine schiefe, als ihre rechte Seite höher unter die Rippen hinaufragt
als die linke. Nach Aussen wird sie theils vom Zwerchfell, theils von den
unteren Rippen, deren Knorpel und dem Schwertfortsatz bedeckt. Die untere
Seite der Leber liegt mit ihrem linken Theil der vorderen Fläche des Magens,
mit ihren rechten dem Anfange des Zwölffingerdarms, dem aufsteigenden und
dem querlaufenden Grimmdarm an. Weiter nach hinten ruht sie auf der rechten
Niere. — Gefilsse: Die Leber wird auf zwei vencbiedenen Wegen mit Blut ver^
sorgt, durch die Leberaterie (arUria he^aHtu) und durch die Pfortader (Vma
fcrtarum). Die Leberaiterie, ein Zweig der Eingeweidearteiie, dringt durch die
Querfurche oder Pforte der Leber in diese ein und thcflt sich in zwei Zweige
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64
Uber.
für den rcciiten und linken Leberlappen. Das meiste Blut strömt der Leber je-
doch durch die Pfortader zu. Diese Vene, welche aus der Vereinigung fast aller
von den Verdauungsorganen (von dem Magen, dem Darmkanal, der Milz, der
BauchspeicheldrOse und der Gallenblase) herkommenden Venen entsteht, geht
ebenso wie die Leberarterie durch die Querfurche in die I^ber hinein und spaltet -
sich ebenso in zwei Aeste. Hinausgeführt wird das Biut aus der Leber durch
die Lebervenen (veiute hepaticae). Diese treten au mehreren Hauptstämmen ver-
einigt am hinteren Rande der Leber ans und ergiessen sich in die untere Hohl«
vene. — Zu den Ausführunpsgängen der Leber gehören der Leb erpfang (ductus^
hepaticus), der Gallenblasen gang rvf^rVf/r), welcher die (iallcntiüssigkeil
aus dem Reservebehalter, der Gallenblase, (vesica s. cystis fclka s. cystis b'üis)
hinausführt, und der aus der Vereinigung der beiden ersteren entstandene ge-
meinschaftliche Gallengang (dtutus choUdochus), welcher in das Duodenum mündet.
Der Lebergang entsteht aus der Vereinigung der verschiedenen Gallengänge der
Leber. Die Gallenblase liegt an dem vorderen Ende der rechten Lftngsfurche
und ragt mit ihrem weiten Ende Ober den vorderen Leberrand hervor. — 'Structur
der Leber: Die kleinsten makroskopischen Bestandtheile der Leber sind die po-
lygonalen, abgeflachten Leber-Läppchen (lobuH hepatici). Bezüglich des histolo-
gischen Baues derselben hat man die Leberzellen, die Blutgefässe und die
Gallengänge zu betrachten. Die ersteren sind polyedrische, mit 1—2 Kernen
versehene Zellen, deren Umrisse wie ein Netzwerk das Leberläppchen ausfüllen.
Zwischen den Leberzellen verlauten Blutgefässe und Gallengänge. Jene bestehen
aus Capillaren, welche von der Pfortader oder von der Leberaterie stammen.
Die feinen Zweige der Pfortader treten an die Grenzen der Läppchen, diese um-
fossend. Es sind dieses die Venat MrhMtris, Diese lösen sich wieder in
feine Capillaren su einem radiär angeordneten Uaschenwerk auf, um sich in der
Mitte des Lappens zu einem centralen Geftss, der Vena iutralobularis, wieder
zu vereinigen. In den Maschen des Capillamelzes liegen in Reihen die Lebe^
Zellen, wobei die Capillaren an den Kanten der Zellenreihen entlang laufen.
Die Venae intralobulares der verschiedenen Lai)i)en bilden die Vcnae hepaticae.
Die Capillaren, in welche sich die von dei Lel>erarterie herstammenden Aeste
auflösen, treten von der Peripherie des Läppchens iicr in die Capillaren des
Pfortadersystems ein. Die Gallencapülaren , die feinsten Verzweigungen der
fdnen Gallengänge, kommen vom Centrum des Läppchens her als feine Köhrchen,
welche um jede Leberzelle eine polygonale Masche bilden. — Bei den Übrigen
Wirbelthieren zeigt die Leber in ihrer äussern Gestalt grosse Mannigfaltigkeit
durch die Verschiedenheit in der Lappenbildung. Bei den Fischen stellt sie
entweder eine einzige nngelappte Masse dar oder besteht aus zwei oder einer
grösseren Anzahl von Lappen. In zwei grössere Absclinitte zerfällt sie bei den
Amphibien; einfach ist sie hei den Schlangen, in zwei ! n|>]>en cetheilt bei den
Crocodilen und Schildkröten. Die Zweitlieilung ist auch bei den V(>geln mehr
oder minder vorhanden. — Bei den Wirbellosen steht der mittlere l lieil des
Darmrohres häufig ebenfalls mit Drüsen in Verbindung, welche man mit dem
allgemeinen Ausdruck »Lebert zu bezeichnen pflegt. Doch weisen sie in den
verschiedenen Thiergruppen hinsichtlich ihrer Gestaltung wie ihrer Structurver-
hSltnisse die grössten Verschiedenheiten auf und entsprechen auch in ihrer
Funktion nicht der Wirbelthierleber. D.
LrebCTi functionell. Während man über die Functionen der als Leber be-
zeicbnten Organe der niederen Thiere nichts Sicheres ennittelt hat, steht fUr die
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Leber.
65
Leber der höher orpanisirten Thiere fest, dass sie- nicht bloss die Bedeutung
einer sekretorischen Drüse, sondern noch daneben die einer Rlutdriise besitzt,
a) Als sekretorische Drüse liefert sie die Galle (s. Art. (»alle), welche in der
Oekonomic des Körpers die Rolle eines Verdauun?^ssaites (s. Art. Verdauung)
und, insofern ein erheblicher i'heil ihrer /Cersetzungsprodukte mit den Exkrementen
den Körper verUsst, audi die eines Exkrets spielt Die Menge der abgeson-
derten Galle ist für den Menschen pro Kgrm. Körpergewicht auf 14 — 20 Gnn.
flUsmge und o,44-«^o,8 Gnn, feste Galle in 24 Stunden festgestellt worden. Sie
ist zwar eine stetige, aber keine gleichmflssig anhaltende Absonderung. Sie
nimmt, namentlich was die Absonderung der festen Stoffe betrifft, zur Zeit der
reichlichsten Eiweissverdauung, also von der dritten bis zur achten Stunde nach
der Nahrungsaufnahme zu, um dann wieder zu sinken. Die grössten Gallen-
mengen werden l)ei Fleischnahruni; abgesondert, während sonderbarer Weise bei
einer Nahrung au^ viel Fett und wenig KlweissstcjtVen am weni^^sten Galle ge-
liefert wird. Weiter richtet sicli die Gallciiabsonderung nach den Durch-
blutui^gsveriittltnissen und zwar so sehr, dass nach stätkeren Blntverlusten die
GaUenbildung ganz aufhört. Bemerkenswerth ist hier ferner, dass wtthrend aus-
giebigerer Thätigkeit des willkttrlichen Bewegungsapparaies die von diesem bean-
spruchte grössere Blutmenge zum grossen Theile von der Ijcber heigegeben
werden muss, bezw. dem Pfortadersystem entzogen wird. In Folge dessen wird
durch Muskelarbeit die Gallenbildung vermindert, während umgekehrt das
grösstc Quantum in der Verdauungsruhe gebildet wird. Dieser Gegensatz lässt
es begreiriich erscheinen, warum bei Menschen, die sicli weni^ Bewegung machen,
der Leber ein öllcr unzuträgliches Mehr von Arbeit auferlegt wird. Die Ab-
sonderung erfolgt unter einem sehr geringen Sekretionsdruck, sodass schon
verhältnissmässig geringfügige Hindemisse, welche sich dem Abfluss derselben
entgegenstellen, eine RUckstauung derselben in das Blut verursachen, was den
pathologischen Zustand der Gelbsucht herbetfUhrt. Ein Nerveneinfloss auf die
Absonderung konnte mit Sicherheit nicht festgestellt werden; selbst wenn man
alle zutreffenden Nerven vivisektorisch zerstört, dauert die Gallenabsondening fast
unverändert fort. Dagej^en weist sclion die innige Beziehung der Gallenab-
sonderung zur Nahrungsaufnahme und die Thatsache, dass es Arzneimittel giebt,
welche die Gallenbildung betördern, darauf hm, dass die Absonderung von
chemischen Reizen bccinflusst wird. In das gleiche Kapitel gehört auch
die Thatsache, dass bei Gemttthsaffekten die Gallenbildung alterirt wird
durch die bei diesen Zuständen in die Säftemasse gelangenden eigenartigen
Zeisetzungsprodukte. — b) Als BlutdrQse tritt die lieber mehrfach an die
Seite namentlich der Milz und des rothen Knochenmarks. Obwohl hier noch
nicht völlige Klarheit herrscht, so steht fest, dass man es mit Regenerationsvor-
gängen der Blutkörperchen zu thun hat. Das Lebervenenblut enthält auffallend
viele jugendliche Blutkörperchen, und dass die Leber der TIanptsit/. der HarnstofT-
bildung ist, sowie dass die GaüenJarbstolfe zweifellos vom Blutlarbstotf abstammen,
macht die Annahme plausibel, dass in der Leber ein Zerfall von gealterten
rothen Bluikorpcrchcn und andererseits eine üeberfuhrung weisser BiuiKorperchen
in jugendlich gefärbte stattfindet FUr eine solche energische Zersetzungsthätig-
keit in der Leber spricht auch ihre hohe Temperatur, die uns berechtigt, sie
auch als einen Hauptsitz der Bildung der Körperwärme zu betrachten. EndUch
weist auch noch in gleicher Richtung die zuckerbildende Thätigkeit der Leber,
die mit der GaUenbildung in einer Art vikarirendero Verhältniss zu stehen scheint,
Zaol, AMlitii«ol. 11. IdiMlogi«. IM. V. j
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66
Leber — Ledtbio,
denn wftliraid die Gallenabsomkrung ihr Maximum liat, sinkt die Zuckerbildung.
Ueber diese Thätigkeit ist noch Folgendes zu sagen: fast ausschliesslich in der
Leber findet man bei dem Erwachsenen das sogen. Glykogen, das bei den
Embryonen und noch den neugeborenen höheren Organismen sowie dauernd bei so
manchen niederen Organismen (z. B. festgestellt filr die Auster) so /.iemlich in
allen Geweben des Körpers vorkommt. Man hat das Glykogen das thierische
Stärkmehl genannt, indem es wie dieses duirh ein auch wieder in der l,el»er
sich bildendes Ferment in Zucker umgewandeil wird. Die Glykogennicnge in
der 1. eher steht hauptsächlich unter Kinfiuss der Nahrunpsverhältnisse. Am reich-
lichsten tindet man sie bei einer Nahrung aus Zucker oder Stärkmehl mit Kiweiss,
während sie bei einer Nahrung aus EiweissstolTen allein oder Albuminoiden in
weit geringerer Menge angetroffen wird. Bei verhungerten Thieren ist es aus
der Leber gänzlich verschwunden; andererseits steigt seine Menge ganz erheblich
bei winterschlafenden Thieren in diesem Zustand. Ueber die Quelle der Glyko-
genbildung, ob es aus dem Zucker und Stärkmehl der Nahrung oder als Ab-
spaltungsprodukt entsteht, gehen die Ansichten auseinander. Als Glycogen ist
es ein ne]>f>sitiini in der l.eber. Seine V'crwcrihung in der thierischen Oeko-
nomic findet es erst, wenn es thirch das in der Leber entstehende Ferment in
Zucker Übergeführt wird. Dieser tritt nicht in die Galle, sondern in das Leber-
venenblut. J.
Leber, physiologische Bedeutung im Foetus s. Leberentwicklung unter Ver-
daungsorganeentwtcklung. Grtoh.
Leber^eU Leberegelseuche, s. Distoma hepaticum. Wo.
Ld^erentwicUuiig, s Verdauungsoiganeentwicklung. Grbch.
Leberfäule, s. Distoma hepaticum. Wo.
Lebergänge, primitive, Leberläppchen, -Cylinder, -Wulst, »Inseln,
S. Leberentwicklung unter Verdauunqsorganeentwicklung. Grbch.
Leberthran, s, Stockfisch. Rlz.
Lecanium, eine Gattung der Schildliiusc, s. Coccidae, wo die schild-
torniige Hedeckung des weiblichen Rückens die Körperhaut selbst darstellt, die
an den Seiten einen scharfen Rand bildet, sich aber allmählich blasig ausdehnen
und ein gallenartiges Ansehen annehmen kann, wie Z. iäeis und querats an
Eichen, L. hesperiäum, persicae, vUis u. a. m. £. Tg.
Lecanooqphalus, Diesing (gr. Schüsselkopr). Gattung der Nematoden.
Körper mit Stacheln; Kopf durch eine Striktur mit einem hörnernen Ring vom
übrigen Körper getrennt ; Mund dreilippig; zwei Spicula. Leben in Fischen. Wd.
Lechen, s. !*nlen. v. H.
Lechriodonta, SruAiu h, Quer/älmler, Unterablheilunj]: der Mulehe (s. Sala-
mandrina\ charakterisiri durch die .Anordnung der Gaumenzähne in selira.c; ver-
laufenden, nach liinlcn convergirenden Querreihen. 13 Gattungen mit 61 Arten,
wovon im tropischen Nord*Amerika i Art von Ambfysto$tta, i Art von Dem»'
gHoihuSt und 9 Arten von SpelerptSt in Nord*Asien die einzige Ait von RatMdant
in Europa (Italien) eine Art von Sßelerpes\ 1 Art von Amblystoma an^blich in
Siam; alle Übrigen 46 Arten im gemässigten Nord-Amerika. Ks.
Lechthaler Rindi ein kleiner, dem Allgäuer- Vieh ähnlicher und diesem ver-
wandter Schlag von gelb- oder hellgrauer Farbe mit guten Milchzeichen, der
hauptsächlich im oberen l,eelithal in Tyrol gezü( liiet wird. R.
Lecithin, C44H50N l'Oj,, eine im Körper allgemeiner verbreitete phosjjhor-
haltige Substanz, 6ndet sich besonders reichlich in sich entwickelnden Zellen und
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LecqiieaiciKi« — LedngMclIe.
67
Zellbildungen vor, Eidotter, bperina, Keim/cllcn, über auch entwicklungsfähige
pflanzliche Gebilde, wie Pfianzensameu, Sporen, Knospen enthalten es in reich-
lich« Menge. Die Constitudonsformel des Lecithins, die zwar von verschiedenen
Autoren verschieden angegeben wird, lässt es nach Diaronow als disteaiylg^y
cerinphosphoffsaures Cholin deuten; vielleicht giebt es nach Hopps-Sbvler audi
solche Lecithine, welche an der Stelle des Stearinsäurerestes den Rest der Oel-
oder Palmitinsäure führen. In Wasser nur schleiinlg «juellend, ist das L. in den
Fettlösungsmitteln leicht löslich, um aus alkoholischer Lösung bei Q'^ nuskrystal-
üsirend als waclisartigc liygroskoiMschc Substanz erhalten zu werden. Fäulniss,
K.och«:n nül Barytwasscr spalten das L. in Cholin, Stearinsäure und (ilvcerin-
phosphorsäure. Weder die Art der Entstehung, noch die Bedeutung des i^. im
resp. für den Organismus ist näher bekannt Man pflegt in dem L. eine
Zwischenstufe bei der Bildung des Fettes aus Eiweisskörpem su sehen. S.
LecquettrenBlt* Taramecr i8Sa; s* Monographie der Nebeliden Böhmens;
Abb. K, Böhm, Ges. Wiss. (6) XI. Fp.
Lecythicun (gr. kl. Becken), Hertwig und Lesser, Süsswasser-Groviide,
nicht SU verwechseln mit der ungenttgend beschriebenen Protozoe ZecttAyum,
WaiCHT, x86i {Ann. N. H. (3] VHI). Pf.
Leda (mythologischer Name), Schumacher 18 17, Meermuschel aus der Ab-
theilung der Arcaceen oder Desmodonten, nächst verwandt mit Niicuiä, aber
glattrandig und das hintere Ende schnabelförmig verlängert, mit einer kleinen
Mantelbucht und zwei kurzen Siphonen. Fuss nach vom zugespitzt mit Kriech-
fläche, an den Scitcnrändem sagenartig eingeschnitten. Eine innere Ligamentgnibe
zwischen den zahlreichen Schlosszahnen. In allen Meeren, iti Tieien von 10 bis
200 Faden, die grössten in den nordischen, /. fcrnula, Ciu mnitz (rostrata,
Gmeun), 25 Millim. lang und 11 hoch, Wirbel in \ der I«inge, mrt grünbrauncr
Schalenhaut und abgeriebenen Wirbelschalen wie eine Süsswassermuschel, in der
Nordsee, öfters im Magen der Stockfische gefunden. Etwa 60 lebende Arten. Mono-
graphie bei Reeve, 187a. Palaeontologisch bis in den Jura zurück, L. Deshaye»
siana, 3—4 Centiro. lang, 2 hoch, Wirbel in | der Länge, charakteristisch flir die
norddeutschen Oltgocänschichten. £. v. M.
Lederfisdie, s. Acronuridae. Klz.
Lederhaut (Cuiis). Die äussere Haut wird aus zwei Schichten der Oberhaut
(Epidermis) und der darunter liegenden Lederhaut (Cutis) gebildet. Die Leder-
haut ist nicht glatt, sondern besitzt auf ihrer Überfläche zahlreiche Erhebungen,
Papillen. In diesen befinden sich theils capillare Bhitgefässschlingen, thcils
Tastkörperchen. Die l.ederliaut besteht aus elastischen Fasern, vermischt mit
fibrillarem Bindegewebe, welches in den tiefen Sclüchlen ein mit Fettgeweben
gefülltes Maschenwerk bildet Darunter liegt das subcutane Zellgewebe. S. auch
Hautentwicklung. D.
Lfederkarpfen nennt man die schuppenlose Varietät des Karpfen (s. d.). Ks.
L«derachiIdkr0te, s. Sphargis. Pf.
Ledragaselle» Anülopt Dorna (Cuv.), Licht. In den Steppen von Sennaar,
Nubien und Kordofan heerdenweise lebende Antilopenart (zur Gattung AntUfipe»
Waom«, gehörig), von schlankem Körj^erbau, ziemlich hochbeinig, mit dünnem,
unten nacktem Schwänze, comprimirten schmalen Hufen, starken Kniebüscheln.
Hörner schwarz, heim ö' ^tark geringelt, von der Basis an rückwärts gekrümmt;
beim % schwächer; Spitzen glatt, hackig aufwärts gebogen, Ohren fast von
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Leehiirah — Leghorn».
Kopfeslänge. Färbung reinweiss, nur Hals und Vorderrücken blass toA«
braun. v. Ms.
Leehürah, Australierhorde in West Victoria, um den Leura-Beig. v. H>
Leerdarm, s. Verflauungsorgnneentwicklung. CiRnrii.
Lefze, Oberlippe bei den Insekten, labium, auch labium supcrius. K. Tg.
Legba, isoiirter Negerstamm, westlich vom Nigir und nordlich von Vo-
ruba. V. H.
Legescheide, das hintere Leibesende der weiblichen Insekten ist oft durch
Anhangsgebilde ausgezeichnet welche, aus mehreren Stücken ausammengesetzt,
eine verschiedene Bestimmung haben können. Bd den Bienen dient ein solches
Organ aur Vertbeidigung, bei einigen Wespen und besonders bei den Heu-
schrecken zum Ablegen der Eier. Diese Legescheide der Heuschrecken ist ihrer
Bestimmung, in die Erde einzudringen, gemäss schwertartig. Sie ist bei den er-
wachsenen Thicren an dem vorletzten Hintcrlcibssegment befestigt und zwar so,
(lass ihre Basis den ventralen Thei! jenes Sej^ments einnimmt, während der
gleiche Theil des drittletzten Segments die Basis der Scheide bcdr . kr. Ent-
wicklungsgesclüclulich jedoch gehört die Scheide thetls dem vorleUtcn, liieüi dem
drittletzten Segmente an, und erst mit dem Wachsthum tritt eine Verschiebung
ein. Dem Bau nach serfUlt das Organ in 3 Paar Cliitinstreifen, welche mit ihren
Innenseiten an einander liegen und sich leicht auseinander biegen lassen. Diese
3 Paare sind derart angeordnet, daas swei je eine Rinne tnklen, eine untere,
welche die offene Seite nach oben, und etne obere, welche dieselbe nach
unten kehrt. Das obere Paar heisst die oberen, das untere die unteren Scheiden.
Die beiden Stücke des dritten Paares, die Hiilfsscheiden, liegen der Innenseite
der Stücke des oberen Paares an. Die Medianebene des Thieres theilt die Lege-
scheide in zwei symmetrische Hälften, la jeder derüclbea liegt oben eine von
den beiden oberen Scheiden und daneben auf der Innenseite derselben eine von
den beiden HüIfsscheMlen, unten eine von den zwri unteren Scheiden. Diese
drei Chitinleisten jederseits sind so untereinander befestigt, dass auf der unteren
Leiste (der einen unteren Scheide) der Länge nach zwei nutartige Vertiefungen
verlaufen und die beiden oberen (die eine obere und die eine Hflifsscheide)
einen Grat besitzen, welcher in je einen Nut der unteren Leiste eingeschoben
ist. Die beiden Hiilfsscheiden sind an ihrem vorderen (basalen) Ende durch
zwei in gewisser Entfernung befmdiiche Querleisten mit einander verbunden, so-
dass sie gegeneinander unbeweglich sind. Die Theüe der Legescheide werden
durch drei Muskelpaare in Bewegung gesetzt, von denen sich eins an die hintere
jener Querleisten, die beiden anderen in löfielförmigc Vertiefungen ansetzen,
welche sich auf der Innenseite des oberen (basalen) Endes der unteren und
oberen Sdieiden befinden. Die Eier treten aus der Geschlechtsöffnung heraus,
welche zwischen den basalen Enden der beiden unteren Scheiden liegt, und
gleiten über die beiden Querleisten der Hülfsscheiden. Dabei biegen sich die
beiden symmetrischen Hälften der Legescheide soweit auseinander, als es' zum «
Durchgang der Eier erlorderlich ist. Dass aber die drei Stücke jeder symme-
trischen Haltte sich nicht trennen, verhindert ihre gegenseitige Verbindung durch
Grat und Nut, wie andererseits ein /.u weites Auseinandervx eichen der beiden
Hälften in Folge der festen Vereinigung der Hülibschcidcn durch die beiden
Querleisten unmöglich ist. D.
Leggada, GRAV'sche Untergattung von ilftf, L. v. Ms.
L^^UMiis, die vor mehreren Dezennien in Amerika eingeftthrten italienischen
Leghorn-Runt — Leicc5ter-Sch»f.
«9
(Livomeser) Hüliner. Abweichend von dieser Ansicht hält sie Wright, indess
mit Unrecht, ftlr Abkömmlinge in Amerika importirter spanischer Hühner. Sie
zeichnen sich durch grosse Widerstandsfähigkeit und Fruchtbarkeit aus, brüten
aber schlecht und stehen in der Fleischqualität nicht sehr hoch. Hahn: Kopf
dem der Spanier ähnlich, mit ziemlich langem, starkem Schnabel versehen; Kamm
sehr gross, einfach, tief gesägt, vollkommen straft und aufrecht stehend; Kinn-
lappen lang, dttnn und fein; Ohrlappen gut enUrickelt, hängend, glatt und dem
Kopfe dicht anli^nd. Hats lang, reich befiedert, aufrecht getragen» Rumpf
leicht, breit in den Schultern und sich nach dem Schwänze hin verschmllemd;
Rücken ziemlich rund, nach hinten abfallend; Flügel gross, enganliegend; Brust
▼oll, rund und vorwärts getragen. Füsse etwas lang, Läufe schlank, federlos;
Fersen frei; Zehen schlank und wohl ausgebreitet. Schwanz gross, mit vollen und
wehenden Sichelfedem, hochgetragen. Gestalt schlank; Gewicht 3 — 3.J Kilo.
Henne: Der Kamm fällt nach einer Seite des Gesichts über. Im Uebrigen gleicht
sie, abgesehen von den durch das Geschlecht bedingten Eigenthümlichkeitcn, ganz
und gar dem Hahn. Es werden 3 Farbenschläge unterschieden: die weissen, die
braunen und die Kukuknperber. R.
tieghonioRiint, die alte Livoroeser Hühnertaube, welche ursprünglich in
Pisa, im Toskanischen, oder in Pisa im Peleponnes gezüchtet und von da über
IJvomo nach England importirt sein soll* Als wahrscheinlicher gilt die
griechische Abstammung. Nach LuDLOw entspricht dieser Form die heutige
Florcntiner-Taube (s. d.). R.
Leguan, s. Iguana. Pf.
Legumin nennt Ritthauskn einen nach Hoppf-Skyi.kr den Globulinen zu-
gehörigen Eiweisskörper, der in vielen Samen, besonders der Leguminosen und
in den Mandeln vorkommt Nach Aug. Schmiot dürfte derselbe keine chemisch-
reine Substanz darstellen. S.
LeTimannia (nach Rb Lbhmamn, Arzt und Malakozoolog in Stettin, f 187 1),
s. Limax marginatus, Müll. E. v. M.
Leib, s. die Artikel Geiste KOiper, Seele. Das Wort Leib ist im Gebiet der
Physiologie gleichbedeutend mit dem Wort Körper. Allgemein besteht jedoch
der Unterschied: während das Wort Körper auch auf Unorganisrhes angewandt
wird, wird das Wort Leib nur von Lebewesen gebraucht, entsprechend dem
ofienbaren etymologischen Zusammenhang beider Worte, der auch in der Zu-
sammenstellung »Leib und Leben« ausgedrückt ist. J.
Leibemabd» s. Ijeibesformentwicklung. Grbch.
L«ice«ler-Sdiaf (Dishley-SchaO> eine in England sehr beliebte und weit ver-
breitete Race, welche sich durch stattliche Grösse und bedeutendes Körperge-
wicht auszeichnet und seiner Zeit von dem berühmten Züchter Bakewell ver-
bessert worden wur. Bei feinen Knochen und zarter Haut besitzen die Thiere
laxe, zarte Gewebsfaser und qualificiren sich daher vor allen Dingen zur Produk-
tion von Fleisch und Fett. Die vorzügliche Qualität des Fleisches ist allbekannt
und auch der Grund, weshalb diese Race vielfach zu Kreuzungen mit anderen,
weniger gut qualificirten Fleischschafracen verwendet wird. Die Wolle ist weiss,
glänzend, grossbogig gewellt, von ziemlich dichtem Stand und bedeutender
Länge. Daa durchschnittliche Schurgewicht beträgt 3—4 Kilo. Kopf und Beine
sind nackt Ersterer ist fein, lang, mit aufrecht stehenden Ohren und unbehömt
Rücken und Kreuz sind breit; Brust und Bauch sind weit und tief; Beine ziem-
lich hoch, muskulös. Die ausserhalb Englands vorgenommenen Züchtungs-,
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Leiccster-Scbweio — Leichtselitiibler.
bczw. Kreuzungsversuche haben vielfach den gehegten Erwartungen nicht ent>
sprachen. R.
Leicester-Schwein. Das aite Leicester Scliwcin war ein grosses, schweres
Thier mit unsc lioncii l-Ormcn, lnn,?em Kopf, breiten hängenden Ohren, langem,
schmalen Leib und hohen Beinen. Oer berühmte Viehzüchter Bakewell, dem
difi englische ViehsucKt einen grossen Theil des Erfolges, den sie errungen, zu
verdanken hat, «lichtete aus dieser alten Race durch geeignete Auswahl hervor-
ragender Individuen und wahrscheinlich ohne Beimengung fremden ßlutes eine,
von der früheren abweichende Form, die als »Neue Leicester«Race« bekannt
ist und auf die Zucht englischer Schwetneracen beeinflussend ijewirkr hat: Fast
alle besseren Raccn der grossen englischen Zucht enthalten Blut der von
Bakewell verbesserten I ,eirester-Race. Die Thiere !)csitzen eine ansehnliche
Grösse lind sollen pemastet ein Gewicht bis zu 350 und selbst 400 Kilogrni. er-
reiehen. Sie sind weiss (»der ,£;eib, seltt-n petlerkt. Kopf lang, spitz zulaufend.
Ohren ziemlich gross, nach vorn uberhängend. T.eib langgestreckt, abgerundet,
Krei» breit; Brust tief und Beine kräftig. Der Speck ist fest, das Fleisch wohl-
schmeckend. Durch Kreuzungen mit chinesischen Schweinen und Racen der
englischen kleinen Zucht werden die Formen allmählich geändert und ver«
bessert R.
I«eiche, Leichnam wird ein Lebewesen genannt» wenn das Leben aus ihm
entwichen ist (s. Art. ^ Leben« und *Tod<). Die Kennzeichen, welche den
todten von dem lebendigen Zustand unterscheiden, werden »Leichen-Er-
scheinungen« genannt und sind theils negativ, Fehlen der Lebenserscheintmgen,
theils positiv. Zu den lef/teren gehört, allerdings nicht bei allen Lebewesen, die
Leichenstarre, 'l'odlenstarrc (s. Art. Starre), die jedoch auch bei den \\'csen, wo
sie vorkommt, nur eine vorübergehende Erscheinung ist. Die hauptsächlichsten
positiven Leichenerscheinungen gehören den Vorgängen der Fäulniss und der
Verwesung an, die beginnen, sobald der Leichnam nicht unter conservirenden
Einflüssen steht, s. die betr. Artikel. J.
Leicfaenwachs, Adipocire, eine wachsähnliche, gelblich weisse Masse, wdche
zuerst i. J* 1786 von FotmcROY bei exhumirten Leichen an Stelle der Musculatur
und später von veraduedenen anderen Autoren an anderen Theilen des mace-
rirenden Thierkörpers beobachtet wurde. Ein Gemisch von Ammoniak- und
Kalkseifen der Palniitin-, Margarinsäure etc. darstellend, wird es allgemein als
ein Produkt der fauligen Zerset/unj^ der FJwcisskörper angesehen und für die
Möglichkeit des Uebergangres von Kiweiss in l-'elt als Heweismittel herangezogen.
Ganz ncuerdinj.{s erst versucht Ziii.NER die Bddung des Lciclienwachses an den
erwähnten Steilen auf eine i' eiuranssudation zurückzuführen, welche nach der
Musculatur und in die serösen Höhlen nach mehrmonatlichem Liegen der
Leichen stattfinde. Zersetzung der ausgewanderten Fette in Gfycerin und freie
Fettsäuren und Auskrystallisation der Palmitin- und Stearinsäure soll danach zur
Bildung des Leichenwachses führen. S.
Leidienwfinner, ein sehr unbestimmter und verfehlter Ausdruck für ver-
schiedene Fliegen larven, die sich od sehr schnell an menschlichen'Leichen ein-
finden. Sie gehören in erster Linie Gattungen an wie SarcopMagu, J^reüiat Lu-
eUia etc. £. To.
Leichtschnäbler, Levir^nirtSt von Reichenbach (1850) aufgestellte Ordnung
der Vögel, welche die Oteußnae, Crvtophaginae, Momotinae, Rktmpäasüaae und
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Leichun — Leistengruben.
71
Bueeroiüuu umfasste, g^enwärtig aber in der Systematik, in der ursprünglichen
Begrenzung wenigstens, nicht mehr angewendet wird. RcHw.
Leichun, Stamm der Kurden (s. d.). v. H.
Leiernase (Mei;adcrma lyra, Geoffr.), s. Megaderma, Geoffr. v. Ms.
Leierschwänze, s. Mcnura. Rchw.
Leila, Gray 1840, südamerikanische Süsswassermuschel, ähnlich AnodatUa,
aber mit Andeutung einer Mantelbucht. E. v.
Leim, s. Glutin. S.
Leiotwlaena» Escmr. = B^aenida, Gray, s. Balaena, L. v. Bifs.
Leiobelidiqm, O. Schmidt (x88o Spongien d. Meerb. Mexiko), Hexactinel-
lide aus dem Antillen-Meere. Pr.
Leiodactylia (gr. leios, glatt, dacfylos, Finger), Dum^ril und BiBRON. Unter-
familie der Lacertidae. Zebenränder nicht gesäumt Schuppen der unteren Zehen-
fläche nirlif r^ekiel»^ Pf--.
Leiodermatium (gr. kios — %\si.\x, ^/t-r/z/tz = Haut), O. Schmidt (187Q, Spon-
gien d. Meerb. v. Mexiko), l.itistide aus der Al)iheilung der Rhi/omorinen ohne
Oberflächenkörper, aussen wenige Üscula. L. racemoium, von Florida. Pf.
Leiolepis (gr. Upis Schuppe), Cuv., Gattung der humivagen Agamen mit
Schenkelporen und sehr kleinen, dicht neben einander liegenden Schupi}en Uber
den ganzen Körper. Z. guttata, Cuv. Cochmchina. PP.
Leipoa, Gouu>, Gattung der Gros^usshübner oder Wallnister, Megt^wHidae,
Durch wohl ausgebildete Häute «wischen den Vorderzehen von den Gattungen
Cathdurus und .\fi\^apodius unterschieden. Der Schnabel ist dünn, die Mittelzehe
kaum länger als r?ie vierte, letztere aber auffallend länger als die zweite; die
Hinterzehe hat nur die Länge der zweiten ohne Kralle. Der ziemlich lange,
stark gerundete Schwan/, hat zwei Drittel der Flügellänge. Die Gattung wird
nur durch eine Art, das Leipoahyhn (auch Taubenwallnistcr genannt), L. ocel-
/sAr, GouLD, in Australien vertreten. Rchw.
Leipocen», Möbius. Gattung der BoistenwUnner, Ord. Notobrmuhiata;
Fam. Ntrinidatt Quatrepagbs. Bei Z. avtferumt Möbius, aus dem Arktischen
Meer treten die Ovarien, wenn die Eier reif geworden, in Trauben nach
aussen. Wd.
Leiste, gezahnte (Jutusa dentata), s. Nerven^rstementwicklung bei Ge-
hirn. Grbch.
Leistenband, Leistenkanal, Leistengruben, Leistenringe, s. Testikel-
entwicklung. CtKrch.
Leistendrüsen oder inguinaldrüsen. i. Die Saugadern der unteren Glied-
maanoi (der Säuger) sammeln sich in (und in d<»r Nälie) der Schmkelbeuge in
einer Gruppe von Lymphdrüsen, die als Glandulae ingumales durch vielfache
Anastomosen vereinigt den tJRkxus ü^umalis* bilden. 2. Bei manchen Nage-
thieren, spec. der Gattung Lipus finden sich sogen. L. vor, die bdm ^ an der
Wurzel des Gliedes gelegen, in der Nähe der Vorhaut ausmünden ; beim $ liegen
sie seitlich vom IntroUus vaginae (Scheideneingang). Sie bestehen beim Kaninchen
(nach Krause) aus einem bräunlichen medialen und einem v eisslichen höckerigen
lateralen Tlicile; ersterer besteht aus gewundenen Kanälen, die ein stark
riechendes Secret absondern, letzterer aus grossen, in Haarbälgc einmündenden
'1 aigdrüsen. — Bezüglich der sLcistendrui^en« der Antilopen = Leistengrubeu s. a.
>Wiederkäuer.c v. Ms.
IiCistengruben. Die Leistengruben (j'ovcac inguuiaUs), deren es auf jeder
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7*
Seite drei giebt, sind flache, von tünf in der Umgebung der Blase befindlichen
Falten (pika veskff-umbicaiitis me^c, plitae vesit^-un^iUeales lakraJes, plicae cpigas-
trkae) gemeinschaftlich mit dem iigamtnium Pottpatiii gebildete Vertiefungen.
Es sind dieses die /evea ingumalis interna, s, ing» nuäia, s* ing» ia^ema, D.
IrfMMtenkaM]. Der Leistenkanal (Canalis ingmnaiis) ist diejenige Spalte,
durch welche beim Manne der Samcnstrang (funiculus spermaücus), beim Weibe
das nmde Multerband (ligamentum uteri tcrcs) hindurchgeht, und welcher sich von
dem hinteren (anntilus in^^iana/is internus} bis zu dem oberflächlichen (a. ing. super'
ßcialis) Leistenringe ausdehnt. D.
Leistenkrokodil = Crocodilus biporcatus, Cuviek. Pf.
Leistenring {Annuius inguinalis), d. i. die äussere Oeffnung des Leisten-
kaaales (s. d.); sie findet sich seitlich von den Schamtheilen in der (oberhalb
eines von der Schamfuge zum vorderen oberen Darmbeinstachel stehenden
Bandes, »PouPART'schenBandesc gelegenen) Leistengegend ^J?4^i0is|fx»MM^^ v.Ms.
Leistes, s. Hordenvögel. Rcmw.
Lei-SU, Volk von noch nicht genau definirter Stellung an der tibetisch-bir-
manischen nrcnze, wahrscheinlich zu den Schan (s. d/i ^^ehörig. v. H.
Leitbai^d (Gubernaculum Ii unter ij^ s. Testikelentwicklung. Grbch.
Leitbrasse — Leiter (s. d.). Ks.
Leiter nennt man einige Fischformen, welche mit grösster Wahrscheinlich-
keit als Bastardbild iingen zwischen den Gattungen Abramis (s. d.) oder BHcca
(s. d.) einerseits und den Gattungen Seardmius (s. d.) oder Leuciscus (s. d.) be-
zeichnet werden müssen und demgemäss auch ziemlich wechselnde Mischungen
von deren Charakteren aufweisen. In die Wissenschaft sind diese Bastarde ge*
legentlich auch als Vertreter besonderer Gattungen (Ahramuh^is und Büeeopsis)
eingefiihrt worden. Ks.
Leitiisch = Leiter (s. d.). Ks.
Leithund, Limier, eine durch äussere Verhältnisse bedingte Abänderung
des Japdhundes, die dem östlichen Mittel-Kuropa anj^ehört und wahrscheinlich aus
l'ulen stammt. Kr gehört den grösstcn und kralligsten Formen der Jagdhunde,
besitzt Aehnlichkeit mit dem deutschen Jagdhimde, von welchem er «ch durch
kräftigeren Körper, stärkeren Kopf, breitere stumpfe Schnauze und stärker
hängende Lippen, längere und breitere Ohren und kräftigere Bdne unter-
scheidet. Eine weisse Zucht dieser Race ist unter dem Namen »Hubertus-
Hund« bekannt (s. d.). Der Leithund, der nunmehr sehr selten geworden ist,
diente friilier hauptsächlich zur Aufsuchung und Verfolgimg der Spuren des Roth-
und Srlnvarzwildcs, seltener dos Flen^ Derselbe musste dabei, an einem Inneren
Lederrienien gehalten und dem Jäger vorangehend, diesen auf die gefundene
Spur leiten, ohne einen Laut von sich zu geben. Auf diese Art der Dienst-
leistung ist auch seine Bezeichnung begründet. Heute wird derselbe wie der
deutsche Jagdhund benOtzt (Fitzinger). R.
Leitscfaaff Leithammel, ein Thier, das den Schäfer an der Spitze seiner
Heerde und insbesondere bei der Wanderung derselben zu begleiten hat und fQr
diese Fimktion eigens dressirt wurde, und welchem in der Regel alle anderen
Thiere der Heerde gewissermaassen instinktiv folgen. R.
Leittaube, s. Brieftaube. R.
Leitungsfahigkeit. Dieser Ausdruck wird in der Physiologie sjjcciell ge-
braucht zur Be/.eichung der P^igenschaft lebendiger Substanzen, Erregungsvor-
gänge, welche an einer bestimmten Stelle derselben durch irgend einen Reiz
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Leitimgsfahigkeit
73
hervorgerufen sind, fortzuleiten, d. h. auch die von dem Reiz nicht direkt (^e-
trofTcnoti Thcile in Erren:nngS/rrTstand zu versetzen. Im weiteren Sinn versteht
man darunter natürlich auch das \'erhalten der l,ebe\vesen gegenüber der Be-
wecftmgsleitung uberhauj)t (Leitung \on l'lekrricität, Wärme, Licht, Stoss etc).
Bc^uglich der Krregungsleiinng gelten folgende Punkte: a) Die Leitung kann
eine vollkommene, über die ganze vorliegende Masse sich etstreckende sein
oder eine unvollständige; eine solche beobachtet man z. B. beim ermttdeten
Muskel, wobei die Contraktion sich nicht über die ganze Länge des Muskels
fortsetzt» s. Muskdcontraktion. b) Die I>eitung ist entweder eine isolirte d. h.
auf den mit der Reizstelle in direktem Zusammenhang befindlichen Abschnitt der
lebendigen Substanz, z. B. einen Nervenfaden, beschränkt, oder der Erregungs-
vorgang sjiringt auch auf anlioj^'cnde {gesonderte (ie\vcl>etlieile z.B. von einem Nerven
auf einen anliegenden über. Im allgemeinen gilt im Nervensystem (!as Gesetz der
isolirten Leitung aber nurinnerlialb einergewissen Reizstärke. Wird diese überschritten
so findet Ueberspringen der Erregung statt, c) In Bezug auf die Leitungs-
fähigkeit bestehen grosse, qualitative Unterschiede und zwar sowohl stabile wie
labile. Ueber die stabilen, mit der Struktur der lebendigen Substanz zusammen-
hängenden Unterschiede macht erstmals G. Jäger in seinem Lehrbuch der allge*
meinen Zoologie Abth. Physiologie folgende vergleichende Bemerkungen: die
Fortleitung desErregungssvoiganges imProtoplasma setzt hier ähnliche Bedingui^en,
wie die Leitung der Bewegung überhaupt, nämlich eine geregelte Struktur voraus,
indem Unregelmässigkeiten Leitungshindernisse darstellen. Er unterscheidet deshalb
liemmenries und leitendes l'rotnplasma. Krsteres ist gekennzeichnet durch
unregelmässige Lagerung der körnigen Kiemente, weshalb er es ungeordnetes
Protoplasma nennt. Daiiin gehört /.. 1). ganz allgemein das Protoplasma der Pflanzen,
vom thierischen Protoplasma alles, was nicht Muskel und Nerv ist Nach ihm
sind eben die Protoplasmakörner die Hindemisse und die unregelmässige Lagerung
verhindert zwar die Leitung nicht absolut, aber einmal bildet sie eben ein Reibung»-
hindemiss, sodass der Haupteffect der Erregung Wärmebildung ist, weshalb
G.JAGBH diesem Protoplasma auch den Namen wärmebildendes (^<r<j/ör/*f^/i«^ giebt»
während das Fortschreiten verlangsamt wird; dann beeinflusst die Unregelmässig-
keit auch die Richtung: es ist keine geradlinige Fortlcitung möglich, sondern
nur eine concentnsche. Dem stellt G.Jäger als leitendes Protoplasma das
geordnete von Muskel imd Nerv gegenüber, bei welchem, wenn überhaupt
eine Struktur sichtbar ist, die körnigen Elemente in übereinstimmender linearer
Anordnung sich befinden. Sichtbar ist diese Anordnung namentlich bei dem
quergestrdften Muskel, wo die Kitmer die genügende Grösse besitzen. Hier
bleiben für das Fortschreiten des Erregungsvorganges geradlinige Bahnen,
so dass er erstens mit grösserer Geschwindigkeit und zweitens in geradlinige
Richtung sich fortbewegen kann. Die geringere Verhinderung des Fortichreitens
kommt auch darin zum Ausdruck, dass das NebenyirodnVt der Wärme nicht in
so grosser Menge auftritt, wie bei dem ungeordneten i'rotoplasma. Bei dem
Nervenprotoplasma ist die Leitungstahigkeit auf der höchsten Stufe. Die Er-
regung verläuft hier nur als negativ-elektrische Stromesschwankung unter Weg-
fall sowohl der Wärmebildung wie der als Strömung oder Zuckung verlaufenden
Massebewegung, und die vollkommen glasartige Durchsichtigkeit ist ein Ausdruck
erstens dafür, dass die körnigen Besundtheile, welche ein Leitungshindemiss
bilden, unter der Grösse der Schtbarkeit stehen, also sehr klein sind und zweitens
äusserst regelmässig gelagert sein mttssen; denn sonst wQrden sie auch das Licht
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74
LeitungsfkMgkdt.
nicht unjxehindert durcMas5;cn. Dem^emäss findet die Fortlcitnnq; der Errepimsj im
Nerven mit etwa zehnmal .s(j j;rosscr Geschwindigkeit <:tntt, als im (juerf ostroiften
Muskel, d) Bei den labilen Verhältnissen der I.cilimg^räliii;kcii IkiikIcU es sich
einmal um den Vorgang der Gewöhn iing, L ebung oder Gebrauchswirkung.
Gerade wie bei einer firischbe&chlagenen Strasse, die ein Bewegungshindemiss
bildenden Beschlagsteine anfange vollständig ungeordnet liegen, aber durch das
Belahrenwerden allmählich theils vemichtett theils, so weit sie restiren, in eine
der Fahrrichtung parallele, also geradlinige Anordnung gebracht werden, ist es auch
bei dem Protoplasma. Von Haus aus ist alles Protoplasma, auch das der Thiere
sammt und sonders ungeordnet, und G. J.mifr ist geneigt, die Abdiffcrenzirung des
leitenden Ner\ en und Miislcelprotoplnsmas w enigstens ztim Theil aufden Gcwöhnungs-
vortrang /iini( k/ufiihrcn : wenn ein Protoplasmastiick immer nur an einem Tunkte und
von einer Riclitnng her vom Reiz getroticn wird, so müssen die Versuche des
Erregungsvoigari^es, immer nach einer Richtung durchzuschlagen, endlich zu An-
nahme geordneter Struktur iUhren. Weiter ist es eine bekannte Thatsache, dass
geübte Muskeln und Nerven den Erregungsvorgang prompter leiten als unge-
übte. Dies beweist, dass die Wiederholungsvorgänge die Leitungshindemisse ver«
mindern, ähnlich wie das wiederholte Befahrenwerden einer Strasse die Befahrbar-
keit derselben erhöht. Bei den quergestreiften Muskeln ist das auch optisch zu
konstatiren: ausser Gebraiuh gesetzte Mnskchi verlieren allmählich die Regel-
mässigkeit ihrer Struktur und als neues hemmendes Klement treten unregel-
mässig verlheilte Fettkör]>erclieii hin/.u. Die sub c und d angegebenen Leitungs-
verhältnisse beruhen mehr auf der Be.schaft'enheit der festen Strukturtheile der
lebendigen Substanz und sind deshalb beide vcrhältnissmässig stabil. Dem
steht nun als die labilste Bedingung die Beschaffenheit der flüssigen Bestand-
theile der lebendigen Substanz gegenüber. Schon die ersten Physiologen, welche
die Leitungsfähigkeit von Nerv und Muskel fUr den Erregungsvorgang prüften,
fanden erhebliche und rasch folgende Schwankongen derselben, aber ohne weiter
nacli einer Erklärung dir sie zu suchen. Ein näheres Studium erfuhren dieselben
durcli G. JÄGFR in seiner »Entdeckung der Seele ; er fand hierl)ei das soge-
nannte Konzentrationsgesetz: Eindringen concentrirtcr Lösungen in die lebendige
Substanz vermindert die Leitungsföliigkeit ftlr den Krre::ungsvorgang, Kindringen
verdünnter Substanzen erhöht sie, und das gleiche tritt ein, wenn die bereits in
der Quellungsflüssigkeit vorhandenen gelösten Stoffe entweder concentrirt oder
verdünnt werden. Dieses durch physiologische Experimente von G. JAger auf-
gefundene Gesets ist in neuester Zeit durch physikalische Experimente bestätigt
und ergänzt worden. Die schon ältere Beobachtung, dass das an festen Stoffen
besonders arme Gasteiner Thermalwasser die Elektricität erheblich besser leitet
als andere Wasser, hat zu neuen exacteren Versuchen in dieser Richtung, ausge-
führt von F. Koiti. RAUSCH (Ucber das clectrisihe T.eitungsvermögen des Wassers
und der Säuren, Sitzungsberichttr der bayr. Akademie der \\'issenschaflen, Nov. 1885)
und Dr. A. von W ALi tNuoi FN (Die Tliermen voii Gastein, Allg. lioniöop. Zeitung
Nr. 26, 1886) Veranlassung gegeben. Nimmt man als Einheit für die Leitungs-
fähigkeit den' zehntausendmillionsten Theil der Leitungsfähigkeit des Quecksilbers,
so schwankt die von Regen- und Schneewasser zwischen dem 4- und zofachen
Betrag. Das Wasser der Wiener Hochquellenleitung hat 214, das der Gasteiner
Thermalquellen 393-'4i3. Besonders belehrend ist die Beobachtung von Kohl*
RAUSCH, dass Zuaats von einem TropCm Schwefelsäure zu 60 Litern Wasser, was
eine Verdünnung der Schwefelsäure von i:izooooo darstellt^ die Leitungsiähig*
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Leituogsfähigkeit
75
keit des Wassers um den zehnfachen Betrag erhöht. Bringt man das in Zusammen-
hang mit der von G. Jäc;f.r vorgetragenen Lehre über das Concentrationsgesetz
und über die Zunahme der Geschwindigkeit dei Molekularbewegungen mit
steigender Verdünnung (s. Artikel -^Kraft tind Siofi ), so geben diese FAperimente
eine plnsiknlische Bestätigung dieser Lehren und geben zugleich die Krklärung
flir (licjcnigen Veruntlcrnn{?en fler Leitungsfähigkeit der lebendigen Substanz fiir
den Ktregungbvorgang, welche das jAoER'sche Concentralionsgesetz ausspricht,
denn das Grundwesentliche des Erregungsvorgrmges ist nach dem übereinstimmen-
des Resultat aller physiologischen Forschungen ein electrischer Vorgang, nttm-
lich eine negativ-elektrische Stromesschwankung, und da die lebendige Substanz
durch ihre Quellungsflüssigkeit eine flüssige Leitung vorstellt, so erklärt sich,
dass die Beimengung gelöster Substanzen in ihr dieselben Veränderungen der
Erregungsleitung hervorbringt, wie die Beimengung gelöster Stoffe /u freiem
Wrisser: verdünnte Stoffe erhölicn tlic T^eitungsfähiijkcit, roncentrirte vcmiindern
sie. Damit ist eine äusserst wichtige Thatsache der l'hysiulogie auf ein physi-
kalisclies (icsei/ zuruckgetührt und die bisher als Irrlehre betrachtete Homöo-
pathie hat für den wesentlichsten Theil ihrer Behauptung, die Potenzirungslehrc, die
völlig ausretdiende wissenschaftliche Basis erhalten. — f) In seiner Schrift »Seuchen*
festigkeit und Constitutionskraft« hat G. Jäger festgestellt, dass mit der Uebung
eine sogen. Trainirung d. h. eine Entwässerung unter Zunahme des specifischen
Gewichts stattfindet. Zusammengehalten mit der Thatsache, dass Uebung die
Leitungslähigkeit von Muskel und Nerv fiir den Krregungsvorgang steigert, scheint
dies einen Widcrspriu li gegen das J \(,i nVclie K^ncenfrationsr^esetz zu bilden.
Dieser Widerspruch löst sich aber dur( h lolceiule Hetraclitunir. JaüEr's Kon-
centrationsgesetz sagt nicht, dass zur Herabmindenmg der 1 .eitiini;st;ihigkeit eine
Koncentration taninUlicher im Ücwebssaft gelöster Stoffe und zur Erhöhung der
Leitungsfahigkeit eine Verdünnung sämmtlichcr darin befindlicher Stoffe noth-
wendig sei, sondern, da wir in der Quellungsflüssigkeit der lebendigen Substanz
ein Ldsungsgemisch zahlreicher verschiedenartiger Stoße haben, so lautet das
Gesetz: wenn unter gleichbleibender Koncentration aller Übrigen
Stoffe ein Stoff coocentrtrt bezw. verdünnt wird, oder ein concentrirter bezw.
verdünnter neu hinzukommt, so nimmt die Leitungsfahigkeit ab bezw. zu. Nun
ist klar: wenn in einem T-ösunpsgemisch ein Stoff coneenlrirt wird, so kann die
Abnahme der Lcitungsfaliigkeit aui'gewogen, ja überkompensirt werden, wenn ein
anderer eine Verdünnung erfahrt. Eines der bekanntesten praktischen Heispiele
bietet uns das Kochen des Ruihvveins. Thatsache ist, dass gekoeiiter Rothwein
feiner ist und belebender, also physiologisch wie ein verdünnter Wein wirkt, als
ungekocht«!?, und zweifellos ist, dass gewisse Stoffe des Rothweins, nämlich alle,
die weniger flüchtig sind als Wasser, durch das Kochen eine Concentration er*
fahren haben; woher trotzdem die grössere belebende Wirkung? Antwort: der
Wein enthält nicht bloss Stoffe, die weniger flüchtig sind aL Wasser, sondern
in seinen Bouqueten Stoff von weit grösserer Flüchtigkeit als dieses, und diese
haben bei dem Kochprocess eine derartip^e Verdünniinf}; erfahren, dass die lähmende
Wirkung, welche die Concentration rler wenig flüchtigen SiolTe /weifellos gehabt
hätte, wenn sie die einzige Veränderung \s:ire, überkompensirt wird durch die
belebende Wirkung, die von der Verdünnung der Bouquete ausgeht. Beim Reifen
des Weins sehen wir dieselbe Veränderung: auch hier steigt der Gehalt und ver-
feinern sich die Bouquete, und die Thatsache der grösseren belebenden Wirkung
erklärt sach aus der Ueberkompensirung des ersteren Vorgangs durch den letzteren?
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7«
Leinris — Lcimir.
Ganz dasselbe findet bei der Trainirung der Lebewesen in den Flüssigkeiten ihres
Leibes statt. Die Fixstoffe in ihnen (F.iwciss, Sal/e etc.) erfahren allerdings eine
Loncentraiion, aber die Wirkung derselben wird iiberkompensirt durch die Ver-
dünnung der fliichriiien Stoffe, die G. Jagkk als T^Desodorisation«: bezeichnet.
Dies wirft auch nuch ein interessantes Licht auf die Beziehung von Klektricitäts-
leitung und StofiverdQnnung. Befinden sich in einer Flüssigkeit veidQnnte Stoffe
in Lösungi so (Uhren die Moleküle derselben nach der in dem Art. »Kraft und
Stoff« vorgetragenen Lehre JAcer's innerhalb des Mediums pendelnde Bewegungen
gegen einander aus, die uro so lebbafker sind, je grösser ihr Abstand, also die
Verdünnung ist. In einer solchen Flüssigkeit findet die Elektricitätsleitung dess-
hall) günstigere Bedingungen, weil sie von der Geschwindigkeit dieser Molekular-
bewequnp; ebenso profitirt wie die SchalUeitiing im Telephondraht von dem
elektrischen Strnm, der den Praht continuirlich durchzieht, und begreiflich muss
lkschleunigung dieser .Nb)leicularbewegung die Leitungsfähigkeit für den clek«
irischen Strom erhöhen. — J.
LdnriSi R. Leuckart (Griech. mit glattem Schwans.) Nahe Filarie^ MOlu
(s. d.). Wd.
Leid, s. Lesghier. v. H.
Leleger, Volk des Alterthums auf der HämttS> Halbinsel, wahrscheinlich
thrakischen Stammes. v. H.
Lema, Fah. fgr. Trotz) und Criaccris, GroiTR. (t^r. Widder, Horn), sind 2
mit einander vermengte f lattiingsnamen für kleine Rlattkater, die man als Zirp-
käfer be/eichnet hat (s. d.). Neuerdings verwendet man den ersten Namen
nur für die Arten, bei denen das Schildchcn hinten gestutzt und die Fussklauen am
Grunde verwachsen sind, wie L. cyanella, mtlanopa u. a. E. Tg.
Lema* s, Sehorganentwicklung. Grbch.
Itfemavi, nach PtolbmAos eine Unterabtheilung der Callaid Bracarii
(s. d.). V. H.
Lembidae, Kent 1882, Gattung der Holotrichen Infusorien. Wurmförmig»
freischwimmend. Mund ventral mit kammförmiger Membran. Rand- und Cuticular-
Wimpern verschieden. Gatt. Lemhus mit Z. iubuUOus, Kent. Seewasser,
Jersey. Pf.
Lemeth, Völkerschaft Hinter-Indiens, welche sich ähnlich kleidet und die
nämliche Sprache redet wie die Does (s. d.). v. H.
Lemmus, Linck, Desm. = Myodes, Fall (s. d.), Laimus Mokor, Desm. = Myos-
fahx aspalaxt Brandt, s. Myospalax. v. Ms.
Iiemnisci» v. Laqtmut s. Nerven^stementwicklung bei Gehirn. Gkbch.
Lemoniidae, TagschmetterlingS'Familie, s. Enrcinidae. £. Tg.
Lemovices, Volk des alten Galliens, westliche Nachbarn der Arverner, die
Bewohner des späteren Limousin, reichten nördlich bis zu den Bituriges
Cubi. V. H.
Lemovii, von Tacitus genanntes, sonst aber unbekanntes Volk Germaniens,
wahrscheinlich nur ein Zweig der benachbarten Rugier. v. H.
Lemtua, Stamm der Zcnaga-Berber am Senegal. v. H.
LemUT (L.) Geoffk., Maki, Gattung der Halbaffen (Frosimiat), zur Fam.
der ZemiHdä, Is. Gsomt., gehörig, mit angespitzter Schnauze, kurzen Ohren,
sehr langem, behaartem Schwänze, etwas verlängerten Hinterbeinen, 36 Zähnen;
die oberen Vorderzähne sind gleich gross, stehen beide je vor dem grossen Eck*
tahne. — Die 15 auf Madagaskar beschränkten Arten sind durchwegs gesellige^
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Lemur — Lencft.
77
gewandt kletternde und springende Baumbewohner, die von PViiclUen und In-
sekten leben, des Tags verborgen bleiben und erst mit Beginn des Abends
schreiend auf Aesung ausgehen. Die bekanntesten Formen sind: L. catta^ L.»
Makak», Katta, mit 35 Centim. lang«»! graurdthlichem Körper und 50 Centim.
langem, chaiakteristuch schwarz und weiss geringeltem Schwänze; Oberkopf und
Hals aschgrau. Gesicht, Ohren, Unterseite weisslich; Schnauze und ein Augen-
fleck schwarz. — Z. macao, L., der etwas grössere Vari oder Mohrenmaki hat,
wie die folgenden Arten einfarbigen Schwanz; Männchen schwarz, Weibchen
rostfarbig, Wangen, Ftisse und Schwanz weisslich. Z. ruber, Geoffr., Rother
Maki. — Z. coiiaris, Geoffk., Fuchsniaki. — L. mongoz, L., dei Mongus (eine
der gemeinsten Arten) — L. anjuatnnsis, Gkükkk. etc. v. Ms.
Lemur, L. iaräigradus, L., s. Nyiiu£Öui, GtoFKR. L. psUodactyius, Schreb.,
s. Ckiramys, Cuv. Z. vaiam, L., s. Galtopithecm, Pall. Z. Potto^ Gm., s. Pero'
dMieus, (PieradieHiiu), Benv. L. indri. Gm., s. Liekanaäut Illig. Z. langer, Gm.,
8. lütrarkjfnehmt Jourd. L*griseus, GBorFR., s. Hapaiemur. L,pusilh$s, Gboffr.,
s. MkractHs* v. Ms.
LrCinurida, Gray, vam der Hoeven Ordo />wniwW, Illig. (s. d ). F.e mu-
ri da, Is. Geoffr. (Pithecomorpha, J. V. Gar.) = Familie der Halbaffen (Prmimiae)*
Die Lemuren (s. str ), deren ca. 54 Arten auf .\ Unterfamilien vertheÜt wurden
(s. u.), zeigen die Eigenthümlichkeit im Baue ihres (]el)isses, dass die ersten
oberen Vorderzahne jeder Seite stets durch eine Lücke getrennt und die dicht
neben einander stehenden i^meist etwas verlangerieu) unteren Schneide^aiinc schräg
nach aussen (vonie) gericht^ sind; die Zkhl der Vorderzähne schwankt übrigens
\* fr diesen folgen -j^ Eckzähne f oder \ Praemolaien und \ Molaren; mit
Ausnahme des bdcralllen hinteren Zeigefingers (2. Zehe) tragen alle Zehen Platt-
nSgel; 4. Zehe (Finger) vom und hinten am längsten. — Die durchwegs »licht-
scheuen, nächtlichent Lemuren sind weder in morphologischer, noch weniger in
biologischer Hinsicht genügend genau erforscht, die wenigen hierauf bezüglichen
Angaben sind in den Art. über die einzelnen Gattungen einzusehen; letztere Iiat
man in folgender Weise gruppirt: 1. Inäristna, Mtv. flJcharwtinae) mit deii
madagaskarischen (Jatt. I.ichauotus. IiJjr,., Propif/iccus, Hknn. und Microrhynchus,
JoURU. 2. Lemurina, Miv. (s. d.) Fuclisaften. 3 Nycticebina, Miv., Loris mit
J^tätebus (Ost-Bengalen bis Sad-China, Bomeo, Java). Stenops, Iixiger, Lükis,
Geopfe. (Gey ion, Madras, Malabar), PteradUtieits oder PtrodicikuSf Senn. (Sierra
Leone) und Arctoeehts, Gray (Alt-Calabar). 4. Gakuginimh Miv., Ohrenmakis
mit der in mehrwe Subgenera zerflülten 14 Arten umfassenden Galt. Gahga, Cuv.
et Gkoffr. (Chirosciurus, C. et Geofpr,, Äar/«, Swains.), die sich »vom Senegal
und Fernando Po bis nach 2^nzi bar und Natal verbreitet«. v. Ms.
Lemurina, Miv., Fuchsaffen, Unterfamilie der Lemurida, Is. Geoffr., die
Halbaffengattuneen Lemur, Geoffr., Hapaiemur. Gkokfr., Microcebus, Geoffr.,
Chirogalms, Geoh^k. und LepUemur, L Geoffr. (Galcoccbus, W.w.s.), mit 28 auf
Madagaskar beschränkten Arten umfassend. S. die Art. über die einzelnen üatt.
ferner >Lemwida* und *J¥anmiaei. v. Ms.
Lfennisser, Tschechische Slaven an der bdhmischen Grenze wohnend, v. H,
Lenca. Zahlreicher Indtanerstamm in Central-Honduras und an der Mos-
kitokdste; die L.-Spracbe wird, wie es scheint, von den Xicaque oder doch in
ihrer Nachbarschaft gesprochen, hauptsächlich in den Departements von Co-
mayagua und Tegucigalpa; auch die Paya gehören zu den L. Sie sind zum Theil
Katholiken und leben in Frieden mit den Weissen. Auf kurze Zeit kommen sie
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7«
LendcnanschwelluDg — Leni^Lenape.
auch an die Küste heranCer, um in den Wäldern Holz xu ftllen und ach Eisen
SU verschaffen. Sie haben schwarzes, bis auf die Schultern hängendes Haar, sehr
breite Gesichter und kleine, aber sehr kluge Augen und leben hauptsächlich als
l.andl)auer. Ucbrigcns scheint sich der Name L. mehr auf eine Sprachenfamilie
als auf einen besonderen Stamm zu beziehen, oder mit andern Worten, ver-
srhietlcne Tiulianerstämme bedienen sich der nämlichen Sprache, welche sie L.
nennen. IHomas Bki.t glaubt, dass (]\e L. die alten Einwohner von Chonlales,
d. h. die (lluintal der Nahnatl waren. v. H.
Lendenanschwellung des Rückenmarkes, s. Nervcns^aienicntwicklung bei
Rückenmark. Gkbch.
LendenregioD, s. Lendenwirbel. D.
LendenwirbeL An der Wirbdsäule der Wirbelthiere lassen sich lUnf als
Hals, Brust, Lenden, Kreuzbein und Schwans bezeichnete Regionen unterscheiden.
Die Wirbel der Lendenr^on, die Lendenwirbel (Vertebnie lumbales, s. abdom^
nalis} schliessen sich den Brustwirbeln an. Sic sind bei den Säugethieren allen
vorausgehenden Wirbeln gegenüber mächtig entwickelt und den Brustwirbeln
gegenüber durch grössere Be\vec;lirhkeit und das Kehlen von Riiipen ausge-
zeichnet. Es sind meist fünf bis sieben i heiiii Menschen fünf"! \Virl>cl \ orhnnden;
Abweichungen weisen /. \l. das SciuiabcUliicr und der Ameisenfresser mit zwei,
der Lori (StcnopsJ mit neun Wirbeln auf. Bei den Cetaceen tritt in Folge der
gänzlichen Veränderung der Bewegung eine Abweichung in dem Aufbau der
Wirbelsäule ein. Hinter der Brustregion hört die Gliederung, da das Becken rudi»
mentär geworden ist, auf und die I^endenregton geht allmählich in die Schwanz-
regton über, sodass von der Brust bis zum Ende des Schwanzes eine allmähb'che
Abnahme der Wirbel in (irössc und Zusammensetzung stattfindet. Was den Bau
der Säugethicrwirbel angeht, so ist der Wirl)t Ikörper von länglich bohnenförmiger
Gestalt, der nornfortsatz ragt dor^.'dwärts und ist wie das« l^latt einer Axt ge-
staltet. Die starken (^)ncr{ortsaLzc sind platt gedrückt und nacli aussen gerichtet.
Die Lemlenicgion wud bei den Vögeln vcrmisst, da die Wirljel bis zum Kreuz-
bein mit Rippen verschen sind und die Lendenwirbel sich mit dem Kreuzbein ver-
einigen, indem bdde» Kreuzbein und Lendenwirbel, zu einem umfangreichen Ab*
schnitt der Wirbelsäule verschmelzen. Die Reptilien weisen in ihren ge-
sammten Skeletverhältnissen keinen einheitlichen Bau auf, wesshalb auch die Bil*
dung der Lendenregion gewissen Schwankungen unterliegt. Während die Wirbel
am Rumpftheil der Schildkröten sich gleich verhalten und eine Trennung in Brust -
und Lendenwirbel nicht gestatten, sondert sich bei den Kidecliscn und Kroko-
dilen eine l.endenregion ab, welche die vor den Kieu/beinwirbeln liegende, mit
nur kurzen Kippen versehene Wirbel^iujuie umfas.st. Dagegen lässt die gleich-
massige Hildiing der Wirbel der Schlangen eine 'IVennung der Körperregionen
vermissen. Wenngleich bei den Amphibien die Wirbelsäule wieder eine deut-
lichere Gliederung zeigt, so ist eine Lendenregion doch nicht zu unterscheiden.
Dasselbe gilt auch von den Fischen, wo sich ähnlich wie bei den Schlangen
eine grosse Gleichförmigkeit der verschiedenen Theile der Wirbelsäule zu e^
kennen giebt. D.
Lendenwirbelentwicldung, s. Skeletentwicklung bei Wirbelsäule. Grbch.
Leng, s. Molva. Klz.
LengoÄs, s. Guaycuru. v. H.
Lenguas, s. Guaycuru. v. H.
Leni-Lenape oder die Delawaren der älteren Reisenden, jetzt in den
. Kj ^ .d by Googl
LendcDM« — Leoamtes.
79
Kiow« uihI V^chita Agenturen des Indianetgebietes angesiedelt. Alle Völker,
welche längs der amerikanischen OstkUste nach Süden hin bis Cap Hatteras
von ftlteren Reisenden aufgezählt werden, gehörten zu dem Stamme der der
seinerseits wieder eine Abtheilung der Algonkinyölker bildete. Irrthfimlicherweise
wird mitunter der Name L. mit Algonkin für gleichbedeutend erachtet und dafür
gebraucht. tRenappi« oder »Lenaj)e- hcisst in ihrer Sprache Menschen, und alle
Stämme — es wnr deren eine 1)elrächtliche Anzahl — redeten eine und dieselbe
Spraclie. Sie bildeten den Fünfvolkerbund der I')ela\varen — wie die Angloameri-
kaner ilin nannten — welcher auch die Molic^'an, eigentlich Muhhekanen ein-
schloss. Wie diese sind fast alle Zweige dieser L. dermalen ausgestorben. Die
letzten Reste der L. zogen sich aus ihren ursprunglichen Wohnsitzen gutwillig
immer mehr zurück, zuletzt in das Indianerterritorium westlich vom Missisippi,
wo sie sich noch befinden, freilich in sehr zusammen geschmolzener Zahl. Ur*
sprflnglich ein Jägervolk mit allen VorsE^n und Mängeln der Indianer, scheinen
sie ziemlich zivilisiit worden zu sein; sie sind durch Baptisten, Methodisten und
Mährische Brüder zum Chri&tenthum bekehrt und haben völlig europäische Klei»
dun^ und Sitten angenommen. Oljwohl ziemlich indolent, sollen sie im Acker-
bau doch einige Fortschritte gemacht haben. Nach 1866 erlaubte ihnen ein Ge-
setz amerikanisrbe lUirger zu werden, wovon auch die meisten Oebrauch inachien
und aufgehurt haben, ein besonderer Stamm zu sein. Die Unterschiede zwischen
den einzelnen Zweigen der waren längst verwischt; man kannte offiziell nur
noch Delawaren; jetzt sind auch diese aufgegangen in dem grossen V61keige>
mengsei der Union, in welchem sich ihre Spuren fUrderhin nicht mehr verfolgen
lassen. v. H.
Lentieiises. Stamm der alten Alemannen im Linzgau. v. H.
Leo, LEhm ^Zeantnaf Wacn., s. Felis, v. Ms.
Leodioe, Sav., s. Eunice, Cuv. Wd.
Leoiiberger Hunde. Seit dem Jahre 1846 züchtet der Oeconom und Stadt-
rath HstMUiCH EssjG in Leonbeig eine grosse, langhaarige Hunderace, welche er
durch Kreuzung des Neufoundländerhundes mit dem St. Bemhardshund erzeugte
und später durch Vermischung mit dem grossen Wol&hunde der Pyrenäen, von
dem auch die alten Bernhardiner abstammen sollen, zu verbessern suchte. Die
Leonberger Hunde stellen sonach ein Produkt doppelter Kreuzung dar. Das
zur Zucht hciuttzte Material mag zwar nicht immer sehr gleichartig gewesen sein,
indess hat sich im Laufe mehrerer Jahrzelinte ein /iciiilicl» constaiiter Typus ge-
bildet, innerhalb dessen allerdings Variationen hinsichtlich der (Irösse, der Schädel-
form, des Behanges, der Nase (ein Theil besit2t die von dem spanischen Wolfshund
ererbte Duppelnase) der Pfotenbildung, der Form der Ruthe und dgl. bestehen.
Auch die Farbe ist verschieden. Ein grosser Theil der Leonberger Hunde ist
graugelb und besitzt dunkle Haarspitzen an der Oberseite des Körpers, dunkle
Schnauze, Lippen, Ohren- und Ruthenspttze. Sie gehören zu den grössten und
schönsten der langhaarigen Hunde. Man rühmt ihnen Gutmttthigkeit und Klug*
heit nach. Als Wächter des Hofes lassen sie sich ebenso gebrauchen wie als
Gespielen der Kinder. Auf dem St. (">(iithardthosj)iz versehen dieselben seit dem
Jahre 1861 die Stelle der nicht mehr cxistirendcn Barry-Abkömmiinge. R.
Leonnatus, Krsn. (Eigenname?) Gattung der Horstenwürmer. Ord JVo/o-
branchiata^ Farn. Glyceridae. Mit zwei Hauptkiefern und zahlreichen in einen
Ring verwachsenen Nebenkiefern. Wd.
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Leoniscbc Schafe — LepercM«
Leonische Schafe, ein hervorragender Stamm der spanischen WandettchAt>
raccR. R.
LieontiSv Malmg. (Eigenname?). Untergattung von Ntreis, Cuv. Hierher die be-
rühmte N, DumirUü^ Audovin et Edwards. Aus der Nordsee. Nach Clapar^es
Beobachtungen herrscht ])ei dieser Art ein mehrfncher, sonderbarer Polymorphis-
mus. Während nämlich einige Individuen als N. Z?///f/^r///7 gesrhlechtsreif werden,
enlwirkeln sich andere /nr Ufteronerrh s. d., und diese trennen sich nun wieder
je nach der Jalireszeif in zwei verschiedene Formen, von welchen die eine in
Röhu n Iel)t, wahrend die aiidere frei schwimmt. Kiidlicli exislirt noch eine her-
maphroditische Form derselben Art. »S. auch Aereis. Wo.
IteontooebiiB, ^KQ»,^Le4>ntopiihectts, Less. Untergattung von HafaU^ Illig.»
s. dort und Mtdas^ Geoppr. v. Ms.
Leonura (gr. Löwenschwanz), Häckel, (i88 iMonogr. der Medusen). Tiefsee-
Discomedttse aus der Familie Cramhessidae . IV.
Leqpardennatter = Callopeltis quadrUhiaUus, Pallas. Pf.
Leopardenziesel (Spermophilus Hooäü, F. Cuv. =» Sp, treäecimlimaius
[MlTCHiLL- Ai'D. et Bach), s. Spermophilus. v. Ms.
Leopardus, CiKay., s. Felis. v. Ms.
Lepadidae, En tenniu schein, Familie der Krebse au;> der Ordnung der
Cirripedia (s. d.). Das seitlich xusammengedrückte, glatte, dreiseitige Gehäuse
ist in der Regel mit fUnf Kalkplatten: einer unpaaren (Carina) am RQckentheil»
zwei seitlichen am Vorderende (Scuta) und zwei kleinen am Hinterende (Terga)
versehen und sitzt auf einem biegsamen muskulösen Stiel, welcher an Felsen,
Korallen oder auch an im Wass r hewc t i rlen Gegenständen wie Schiffen und
sogar an lebenden Thieren, Muscheln und iiai6schcn sich anheftet. Den Namen
»Entenmtisrheln - \ erdanken die Thiere dem auch in älteren Naturgeschichten
verbreiteten Aberglauben, dass aus denseil>en die Bernikel^anse sich entwickelten.
Nach der Anzahl und der grösseren oder geringeren KuKaltunc; der Kalkplatten
werden eine Anzahl von Gattungen unterschieden. Die bekannteste ist Lepas, L.
Mantel mit fUnf ungetbeilten, aneinander grenzenden Platten. Kiemenanhänge
nur an der Basis des ersten Cirrus. Z. anaHfera% L., im atlantischen und indischen
Ocean und Mittelmeer. Rchw.
X^epadogaster, Gouan. Fischgattung der Familie Gohusccidae (s. d.), früher
zu den DiscoboH (s. d.) gerechnet. Hinterer Abschnitt des Haftorgans mit freiem
Vorderrand. Schnauze platt, mit sehr kleinen Zähnen. Mehrere Arten im Mittel-
meer. Klz.
Lepcha, s, I.epi.sclia. v. H.
L^peros, d. h. Aussätzige, Bezeichnung fiir das eine mit vielem Indianer-
und Negerblut gemischte Mcnschenklassc bildende Piolutariai der mexikanischen
Städte. Der ist zu allen Arbeiten zu gebrauchen, die weder Anstrengung noch
Kenntnisse erfordern. Er stiehlt und spielt und weiss mit gleicher Virtuosität
die Mandoltne und das Messer zu handhaben. Bisweilen bedient er sich auch
des Lasso. Sein Gewissen ist äusserst elastisch. In Bezug auf Wohnung und
Kleidung ist er ebenso genügsam wie der Indianer, versteht es mch in alle Ex-
treme zu ftigen und des Glückes Launen zu beniit/en oder umzustimmen. Die
bessere Kla<;se der L. besteht aus Verkäufern von Zeitungen, Wasserträgern, Last-
trägern und herum\sandernileii Scluilifbckem. Die schlimmsten sind die ver-
kommenen Sohne wolilliabender Kitern, Winkeladvokaten, abgesetzte Schreiber,
verabschiedete Offiziere, luinirte Krämer u. s. w. v. H.
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it
Lepeta (von gr. /e/fas, Schale), Gkay 1840. Kleine Pateiia-SLfixg^ Meer-
schnccke, aber ohne Kiemen und oliiie Au^en; eine mittlere Zahnplatte, die den
Patellcn fcl)U, und nur zwei seitliche, diese dcucn der l'aielicn ahnlich. Schale
glanzlos, weisslicb, fein radial gerippt. Z. e^eea, Müllbr, in 4er Nordsee, in
massiger Tiefe, nicht ganz i cm lang, im höheren Norden grösser. K v. M.
Lepidia, Sav. (griecb.«mit Schuppen). Gattung der Borstenvflrmer, Ord.
N^tohranehiaia, Nach GRUBE in der Nähe der Gattung SigalwHt Aui>. und £dw.
gehörig. VVd.
Lepidocephalichthys , Bi.lfker (gr. lepis Schuppe, cephalon Kopf, ichthys
l'isch). Gattung der Karpfciilische (s. Cypriniden), specieller der Scl merlen
(s. Acanthopsidae). Die bei einigen Arten dieser Familie (vergl. Sc hlammpcitzker)
bekannte Fähigkeit, verschluckte Luft an der Darmtläche zu absorbiren, scheint
bei dieser Gattung am höchsten entwickelt, da dieselben nach Dobson 24 Stun-
den ausserhalb des Wassers leben kann. Ks.
Lcpidodactylus, Fitzinoer. Geckotiden-Gattung mit mehr oder weniger ver-
breiterten Fingern, frei oder mit Rudiment eines Hautsegels, unten mit queren La«
mellen, die durch Median-Fiirchen getheilt werden, mit sehr kurzer, compresser,
distal mit Nägel versehener Erhebung an den Fingerspitzen, innerer Finger na-
gellos. Körper mit kömigen Schuppen, unten mit tief gereihten oder schwach
ziegeligen Schuppen. Pupille vertikal. Ohne oder mit Präana'.- oder Schenkel-
poren. Ostindien, Polynesien, Südwest-Australien. 10 Arten. Pf.
Lepidogrammus, Rena. (gr. lepis Schuppe, granme Linie). Gattung der
Vogelfamilie Cuculidae, insonderheit zu der Unterfamilie der Buschkukuke (Zan-
chstominai) gehörig. Die Form steht der Gattung Zanelostmus sehr nahe, hat aber
etwas kttrzeren und breiteren Schwans und verhJUtnissmflssig kürzeren und höheren,
stark seitlich susammengedrückten Schnabel. Die seitlichen Oberkopffedem sind
gegen einander gerichtet Und bilden so einen Helm, die mittleren endigen in
glänzende Homplättchen. Auch die Kehlfedem sind verlängert und die mitt-
leren derselben an der Spitze mit Homplättchen versehen. Zur Zeit kennt man
nur eine auf den Philippinen heimische Art, den Schuppenhelmkukuk,
Z. Cumingi, Fras. Rchw.
Lcpidonote, Oerst. (gr. = Schuppenrücken). Gattung der Borstenwürmer.
Ord. NotobrancMaiat Farn. Apkroditidat. Nach Grube zur Gattung Polynoi, Sav.,
gehörig (s. d.). Wl>.
I^epidophyma, A. Duheril, Centralamerikanlsche Xanthusiden- (Lacertilien«)
Gattung ohne St^oMtäaria; t PrmitaUa^ die eine LMngsnaht bilden; Frtmi»-
parittalia gross. Interparietale von den Tempornlia trennend. Dorsalschuppen
kömig, mit grossen Tuberkeln untermischt* Keine Platten an der KehUalte.
X Art, Z. flavomarultjtufft, A. Dum. Pf. •
Lepidopleuriden, Voung (gr. Upis Schuppe, pkurd Rippe), Gruppe fossiler
Fische, gleichbedeutend mit den Pycnodonten dieses Werkes. Ks.
Lepidopleurus, s. Chiton. E. v. M.
Lepidoptera, L. (gr. Schuppe, Flügel), s. Schmetterlinge. £. To.
LepidopterSpEntwicUung, s. Tracheaten-Entwicklung. Grbch.
Lepidopus» s. Trichiurus. Ku.
LepidostdUleQ» Huxley, Knocbenhechte (gr. Upis Schuppe, wiUos knöchern),
Fisch-Familie der Rautenschmelzschupper (s. RhombolepidotiX mit kegelförmigen
Zähnen, grossen Schuppen, einfacher Afterflosse und ein bis zwei Rückenflossen.
Sie beginnen schon im Devon, bleiben bis zum Lias iast ausschliesslich hetero-
200t., Aathropol. u. EUinologi«^ Bd. V. (
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8a
Lepidosternon — I.eporiiUL
ccrk; von da ab nimmt die Za'. l der hmiiocerkcn Formen 7:11. Dnch ist die
einzige noch existirende Gattung, JUpidosUus (s. d.}, LAC£;pto£, deutlich hetero«
cerk. Ks.
Lepidosternon, VVaülilr. Amphisbacniden-Gattung mit im Rostrale Hegen-
den Naslöchern. Kopf flach, mit vorstehender Schnauze, Pectoral-Segmente ver-
breitert; scarke Kehlfalte, Schwanz cylindrisch, stumpf; keine FracanaUPoren.
SOd-Amcrika. 16 Alten. Ff.
LepidoBteus, LxcApfeDE (Agassiz), Knochenhecht ^r. UpU Schuppe, ositos
knöchern), Gattung der T-epidüsteiden (s. d.), heterocerk, mit schnabelartig ver-
längerten, viele kegelförmige Zähne tragenden Kiefern. Eine kleine, weit hinten
liegende Rückenflosse, deren erster Strahl \vic der der übrigen Flossen von
Fulkren (s. d.) überdeckt ist. Fine lialhe Kieme am Kimendeckel, drei Kiemen-
bautstrahlen. Klappen im lUilbiis aitcriosiis /ahlrcicli, in 9 Reihen Schwimm
blase in zwei Hälften getheiit, mit dem Oesuphagus communicirend. Geschlechts-
drüsen in ununterbrochenem Zusammenhange mit ihren AusfUhrungsgängen.
Mehrere, einander nahe vervrandte Arten leben in SüssgewfisMm Notd-Ameiika's,
als gefrflssige Raubfische, bis Aber i Meter lang, schmackhafte Speise (s. auch
Fischentwicklung). Ks.
Lepidotini, Huxi f\ 'gr. Ar/» Schuppe), eine Gruppe ausgestorbener Fische,
welche im Wescntlicl.cn den T.eiiidostciden d. W. (s. d.) entspricht, mit Aus-
scMnss der ältesten (devonischen) Gattung Chirolepis und der jüngsten (recenten)
Ltpidosteus. Ks.
Lepidotrias, Wlinland. (gr. = mit drei Schalen). Untergattung von Hyiiuno-
kj>is, WtiNi.AND, Farn. Taenioidcac. Ord. Cestoda. In dieser Gruppe vereinigte
W. diejenigen Arten von Hymenatepis, welche drei weiche, elastische Eischalen
besitzen. Sie leben in insektenfressenden und Omnivoren Säugetliieren, hier-
her t. B. L. murina, Dujard. ~ Den L. gegenüber stellte Weinland die Untere
gattung Ditepis mit zwei weichen Eischalen, wozu gegen hundert Vogeltaenien
ge^iöicn. S. auch Hymenolcpis. Wn.
Lepilemur, Ts. Cf.offr. , Frettmaki, synon. Galcodbus. VVacn. H.ilbaffen-
gattnng der Farn. Lemurida, Is. Gkoffu. (zur Subfam. Lemurina, M!\., gehörig),
ohne iil>ere Schneidezähne, mit kur/cin ccniisdiem Kopfe, ziemlich grossen Ohren ;
Schwanz von \ Korpei länge. Hierher nur die einzige madagaskarischc Art: Z.
mustelinui, Is. Geoffr.. rother Frettmaki; oben roth, Kehle weiss, Stirn und
Wangen grau, unten gelblichgrau, letzte:; Schwanzdrittel braun. Körper 46,
Schwanz ca. 30 Centim. lang. — Lipilemur iriseus, Is. Geoffr., ist Hapalemur
griseut, ScLATBR, s. Hapalemur. v. Ms.
Lepisma (gr. Schuppe) saecJItarina, L., Fischchen, Zuckergast, s. Thy-
sanura. E. Tg.
Lepocellulae, Cattaneo 1880, Protoplastiden mit Haut und Kern. Pp.
Lepocytoden, CAiTANEt» 18S0. Protoijla^tiden (s. d.) mit iiuut. Pf.
Lepolobosae, Macgi 1880. Ordnung der Rlüiopoda Loäesa, gegründet auf
die Callung Nuclearia. Pf.
Lepontü, altrhätischer, nicht keltischer Votksstamm in den .Ailpcn, von denen
ein Theil noch nach ihm die lepontischen Alpen heiss^ vom südlichen Abhänge
des St. Gotthard bis gegen den Langensee hin im Kanton Tessin wohnhaft, v. H.
Leporina, Waterb., hasenaitige Nager; der eigenthflmlichen Stdlung der
Schneidezähne wegen, deren äussere hinter den grösseren inneren Utngsgefurchten
stehen, von Waonir auch als Duplicidentata bezeichnet, welchen gegenüber
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Lcposoma — Leptobrachinac.
83
neuerdings von E. COUES und J. A. Allen die übrigen Nagerfamilicn als »Sim-
|)licident.itaf zusammengefasst wurden. — Die L. (Subord. Leporida) charak-
terisiren sicli ausserdem durch gestreckten, stark romprimirtcn Körper und Kopf,
grosse Augen, sehr bewegliche Ljpjicn, kur/.cn oder nöIÜl: rudimentären Schwanz,
5 Vorder-, 4 Hinterzehen und weichen glatten ?el/. Die Zahl der Sd neidc-
2ähne ist jederseitä \, diesen folgen ^ oder Backenzähne aus 2 Querlumciien
tiestehend und mit offenen (»nkbt abgegliedertent) Wurzeln versehen. — Osteo-
logisch wäre bemerkenswerth 'die mediane Vereinigung der Fcramna optica, die
spongiöse rei^. porlise BeschafTenheit der lateralen Fläche des Oberkieferknochens
(sahireiche mit der Nasenhöhle cummunicirende Oeünungen) bei L^tts (hei
Lagomys findet sich an der Vorderfläche des Supramaidtlare nur eine grössere
Oefir img"), ferner die Grösse der Fora mina incivisa, die Kürze des harten Gaumens,
der nur eine Brücke zwischen den 4 vorderen Alveolen der Oberkieferbackzähne
darstellt, die Anchylosirung der Tihia und Fibula in ficr inneren Hälfte u. s. w. —
Am Schädel werden nicht selten accessorische Knochenfortsätze, so namentlich
in der fossa pterygoiäea und an der Bulia tyntpanica beobachtet (Mojsisovics). —
Was die Weichtheile betrifft; so ist die dichte Behaarung der inneren Backen-
fläche bis zu den Backzähnen, eine knorpelharte Platte am Zungenrflckenp die
enorm; Grösse des colonartigen Blinddarmes unter anderem erwähnenswerth.
Die Hasen sind mit Ausnahme \on Australien zwar über alle Regionen ver-
breitet, speciell charakteristisch« sind sie aber nur für die nearktische und pala-
jirktisclie Rec^ion; nur eine Art lebt in Siid-Atncrika. Ca. 50 (?) Arten werden
bcschricljcn und zu diesen gesellen sich noch püocänc, res]), miocäne Formen
atis F.uropa und Amerika. In biologischer Beziehun;^ scheinen sicli die L. c. p. sehr
übereinstimmend zu verhalten. Sie bewohnen theils die freien Ebenen, iheils
die Hochgebirge (bis in die Schneeregion}; durchwegs sind sie scheu, sehr
fitichtig, äugen gut und hdren vortrefflich; natürliche oder selbst gegrabene Höhlen
sind häufig ihre Zufluchtsorte; ihre Aesung besteht aus Kräutern, Wurzeln, Baum-
rinde, Kno^n, Früchten, Körnern u. s. w. — Man unterscheidet 9. recente
Gattungen: L«tg»mys, F. Cuv. und Lepus, \.. v. Ms.
Lcposoma, Spix, südamerikanische Tejiden-Gattung mit i Art. PP.
Lepostemum, W aclkk, s. Lepidosternon, Wc.i.. Vv.
Leptaena (von gr. Up/os dünn, zart), Daim.an 182S, ausgestorbene Brachio-
poden-(raitung aus der Verwandtschaft von Orthis, trci mit ganz kleiner oder
fehlender Schnabelöfihung, ßach, mit langer SchlossWnie, Rückenschale coucav,
Bauchschate gewölbt, innen 4 grosse Muskeldndrttcke. Hauptsächlich palaeo*
zoisch im Silur, Devon und Roblenkalk, einzelne Arten noch später bis zum
Uas, L, ßasma. E. v. M.
X^eptiaaria, s. Tomatellina. E. v. M.
LeptiS, Fab. (gr. dünn), Schnepfen fliege, gestreckte, wachsgelb und schwarz
gezeichnete, Fliegen, die sich an feuchten Stellen aufhalten, einen kegelförmigen,
ungegliederten Kndgrifl'el mit einer Horste an den Fühlern, 3 Nel)enaugen auf dem
Scheitel und einen senkrecht vorstellenden, sch nabelartigen Rüssel haben, vor
welchem kein Knebelbart steht. E. To.
Leptobrachinae (gr. Uptos dUnn, branchwn Arm), Haeckkl, Medusen-Sub-
familte aus der Fam. Cran^besudae (Unterordnung Rhigou^metUt Ordo Discomedu'
saej. Ohne frde Oberarme, sowie mit bandförmigen, sehr verkürzten und dünnen
Unteiannenj welche gewöhnlich nackt and und nur am distalen Ende ein quasten-
iöraiiges Büschel von Saugkrausen tragen. Pf. .
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84
Leptobrachites — Lcptoccphaliden.
Leptobrachites (gr. Uptos dUnn, hvehion Ann), fossile Qualle aus dem litho-
graphischen Kalk von Solenhofen. Pf.
Leptocardii, Jon. Müi.lkr, Röhrenherzen (gr. leptos dünn, schlank, eardia
Herz), meist als eine L'ntcrabtlieilung der Fische (s. Piscesj belrachlet, von
einigen (Hackhl) auch unter dem Namen Acrania allen iibrigen Wirbelthieren
(Craniota) gegenübergestellt; von noch anderen endlich ganz aus der Reihe der
Wirbelthiere ausgeschieden und den Mantelthieren (s. Tunicata) gesellt Für alle
diese Ansichten der Systematiiker liegen nicht su unterschätzende GrOnde vor.
Von allen ttbrigen Wirbelthieren unterscheidet sich der Vertreter dieser Gruppe
erstlich durch das Fehlen einer als Gehirn zu deutenden vorderen Anschwellung
des Centrainervensystems, sowie demgemäss einer erweiterten Skeletkapsel dafür,
eines Schädels; sodann auch durch den Mangel eines eigentlichen Wirbelthier*
herzens, statt dessen sich, wie bei den Würmern ein pulsirendes Längsgeföss vor-
findet, das eine grosse Zahl in der Wurzel ebenfalls pulsirender Seitengefässe in
den Kienicnkorb nusseiuiet, welelie sich zu einer ebenfalls pulsirenden .Aorta ver-
einigen. Auch die l arblosigkeit des Blutes theilen die L. nur mit den Leptoce-
phaliden (s. d.). Dagegen bleibt eine entschiedene Wirbelthierähnlichkeit ersicht-
lich in dem Besitze einer Chorda tbrsalis und ganz besonders in der Anordnung
der Muskulatur; will man noch weiter gehend eine spedfische Fischähnlichkeit
6nden, so würde die Körperform, die unpaare Flosse, die den Körper umzieht,
der Kiemenkorb, der sogar etwas an den der Cyclostomen (s. d.) erinnert, und
der forus abdominalis zu erwähnen sein. — Der Vergleich mit den Mantelthieren
( runi( aten) stdtzt sirh vornehmlich auf das Vorkorammen einer Chorda bei
einigen derselben und den T-arven anderer; femer auf die Vergleichbarkeit
der Pharyngealhöhle der Leptocardier mit derjenigen der Tunicaten, sowie
des Porus abdominalis jener mit der Mündung des Cloakalraumes bei diesen;
auf das altemirende Austreten der Seitennerven aus dem Centrainervensystem bei
den L. wie bei den Appendicularien; femer auf das Vorhandensein unpaarer
Sinnesorgane und eines Endos^ls (s. d.) bei beiden. Von letzterem ist freilich
in der ThymusdrUse der übrigen Wirbelthiere ebenfalls ein, wenn schon rudimen-
täres Homologon vorhanden. Erkennt man nun nicht etwa in der einen oder
anderen dieser Ucbereinstimmung einen täuschenden Zufall, so wird man immer
die Leptocardier als Bindeglied zwischen Tunicaten imd Vxitebraten ansehen
müssen; entweder so, dass man sich T-eptocardier aus Tunicaten, Vertebraten aus
Leptocardiern entstanden denkt (Haeckel), oder umgekeiut in den Leptocardiern
und vollends in den Tunicaten rttckgebildete Wirbelthiere erblickt (Dohrn) oder
endlich, was angesichts vieler Einwände gegen jene Hypothesen am ehetten zu
vertheidigen sein möchte, die L. als Ueberrest einer Thierklasse ansieht aus
denen sich einerseits grösstentheils durch Rückbildung die Tunicaten, anderer-
seits, grösstentheils durch fortschreitende Differenzirung, zumal der animalischen
Organe, die Vertebraten entwickelt haben. Specielleres über die Organi.sation d.
1, s. unter >l. anzettfisch.« Ebendaselbst finden sich Angaben über die ein-
schliigige I-iteratur. Ks.
Lrcptocephaliden, Bonafarte (von Lcplocephalos, Gattungsname) = Helmich-
thyiden, Köllikek, eine kleine, noch immer etwas räthselhafte Fischgruppe, aus
glasartig durchsichtigen, rippenlosen Thierchen bestehend. Das Skelet ist aus-
schliesslich knorpelig, höchstens mit kleinen Ossificationen. Körperform bei den
einen cylindrisch, bei den anderen compress. Blut bei jenen roth. bei diesen
kaum geOiibt Zwei Nasenlöcher. Mediane Flossen, wenn vorhanden, zusammen*
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Leptoccrus — LeptomediiBw.
iiangcnd. Baucliflossen, zuweilen auch Brustflossen fehlen. Geschlechtsorgane
fehlen. Länge 1)is gegen 50 Cendm. Daas die L. Larvenformen anderer Fische
■den, ist hiernach sehr wahrscheinlich; und zwar kann es als sicher ange-
nommen werden, dass es theilweise junge Muraeniden sind (LepioeepMu « Coh-
ger; Hyoprorus = Nettas^ma)^ S^imsmniuhis wird fttr einen jungen Stomias
(s. Salomoniden) und Esunculus lllr einen jungen Akpouplu^ (s. Clupeiden) ge-
halten, während endlich TUurus wahrscheinlich überhaupt nidit xu den Physos-
tomen gehört. Ks.
Leptocerus, Wagn., Subpenus von Antilope, Wa(;ner, charakterisirt durch
die langen, geringelten, parallelen, nur wenit: r u k värts gekrümmten Horner, die
beiden Geschlechtem zukommen. — I hrancngruben selir klein, keuie Maücl. —
Die hierhergehörige Art ÄnHhpe lepiaeeroSt Fr. Cuv. (A. kucoHst Wagn.), die
tlanghömige Gazellec ist lichtfalb, seitlich mit dunkler Linie, unten weiss gefilrbt.
Heimath: Nord-Afrika, v. Ms.
Leptochiton, s. Chiton. E. v. M.
Leptoclinum« s. Didemnium. E. v. M.
Leptoconchus, s. Magilus. K. v. M.
Leptodactyla, Illig., synon. Chiromyida» Bonap., Giiromorpha, J. V. Car. etc.
s. Chiromys, Cuv. v. Ms.
Leptodeira, Fitz., s. Leptodira. Pf.
Leptodera, Dujarain (gr. Enghals), Gattung der Nematoden, Fam. AnguU-
hüUat. Kleine WOnner, die zum Theil frei leben, znm Thei! parasitisch in
Nacktschnecken hausen. Mund meist mit Lippen; Schwanz des Fem. spit^ un-
symmetrisch« die Spitse oft zackig; Schwanz des Mas. mit oder ohne Bursa,
immer mit drei praeaxialen Papillen. Zwischen Oesophagus und Mund ein
VesHbuIum; Oesophagus mit Anschwellungen. Entwicklung durch eine Larvenform,
die gewöhnlich in der Frde oder in Wasser mehrere Wochen leben kann, ohne
Nahrung zu sich zu nehmen. Findet dieselbe aber nach dieser Zeit keine ft!r
sie passende Gelegenheit zur Weiterentwicklung (faulende Substanzen oder aucli
Nacktschnecken), so stirbt sie. Hierher L. oxophiia, Mull., das bekannte Essig-
älchen (s. d.). Ferner L.ßexilis, Dujaro., nicht selten in Umax dtiereoniger,
sodann mehrere Arten in feuchter Erde und faulenden Substanzen. Auch eine
Art, Z. mmbrwMsat ScmnuDBR, im Darm dnes brasilianischen Frosches. Wd.
Leptodira, Fitzincer, Schlangengattung aus der Familie D^sadidae mit
dreieckigem, niedergedrücktem, breit abgesetztem Kopf. Rostrai e mässig, i Präo-
culare, Frenale bis zum Auge reichend, Schuppen der Riickenlinie nicht ver-
grossert. Stid-Amerika und Süd-Afrika. Pf.
Leptodiscus (gr discm Scheibe), Hertwig 1877. Eine den Noctilukcn ver-
wandte, eine eigene Gruppe bildende Protisten- Gattung. (Jen. Naturw. Zeit-
schrift XJ). Pf.
LeptognalfaiiSf Duaieul und Bdron. Gattung der Schlangenfamilie Dipsa-
iUdae mit 4 eckigem, nicht abgeflachtem Ko{^. Schuppen glatt, die der Rttcken-
linien grösser. Subcaudalia zweireihig. Zähne gleich. Pr.
Leptolaimus, ds Man. (Griech. mit engem Hals). Gattung freilebender
Nematoden. Wd.
Leptolepiden, Ptctet, (gr. Icptos dünn, Ifpis Schuppe), eine besonders im
Jura vertretene Gru])pe von Fischen, die wir unter die Rastfische (s. Amiaden)
einbegriffen haben. Ks.
Leptomedusae, Hackel 1879 (System der Medusen). Ordnung der Cras-
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Leptomona» — Lcptoptilus,
pedoten Medusen mit Pinnessellen an der Unterseite des Velum oder am Schirm-
rand, zerstreut oder entweder in Hörgraben oder Hörbläschen von verschiedener
Zahl vereinigt. Otolithen t ^ ^ dermalen Ursprungs. Canal-Gonaden, d. h. Ge-
schlechtsorgane als band- oder Icnospenförmige Wülste im Verlauf der Radial«
canäle. Pf.
Leptomonas, Kkni* (1882, Manual of thc Infusoria). Freiscliwimmende
Flagellate ohne Mund, lornihestandig, länglich, zugespitzt, vom mit langer
Geissel. Pp.
Lepomoneres. Ordnung der mit Skelett versehenen Moneren. Pp.
Lqiton» (gr. dttnn), Turton 1823, kleine Meermuschel aus der Familie der
Ludniden im weiteren Sinn» ausgezeichnet durch glanslose, feinschuppige oder
gekörnte Schalenobertläche, \veit vorragende* tnit FühlfUden dicht besetzte Mantel*
ränder und einen dicken Fuss, der an der Unterseite abgeflacht ist und zum
Krieclien dient, wie bei den Schnecken. Sc luilc sehr dünn, etwas länger als
hoch, ahL^cnindet, fast t;leirl-,seitig, flach, Im i. inseits etwas klaffend ; Schlosszähne
sehr klciii, vorderer und hinterer Seiten/aliü lang. Z. sguamosum, 8 Mm. iang,
Nordsee in der Laminarienzone; eine andere Art, L. (osiuiatum, in Süd-Geor-
gieiii E. Y. M.
Leptonereis, Kinb. (griech. = dünne Nereis). Gattung der Borstenwflnner,
Ord. Noh^amc^ata Farn. Lytoridae. Unterabtheilung der grossen Gattung Ifireis,
s. d. Wd.
Leptonyx, Less. = Aonyx^ Less, Subgenus von LutrOt Storr (s. d). v. Ms.
Leptonyx. Gkay, Subgenus der Pinnipediergatiung SUnorkynchus, F. Cuv.
(s. d.) V. Ms.
Leptophragma (gr. phragme Durchbrechung). Fossile Hexactinellide aus
der oberen Kreide. I'f.
Leptophrys (gr. ophrys Augenbraue), Hertwic und Lesser. Amoebiden-
gattung von unregelmässigem, mit zahlreichen Vacuolen und Kernen versehenem
Körper, welcher in Lappen ausgezogen ist^ an deren Enden sich spttse» nnver'
Istelte Pseudopodien entwickeln. Pf.
Leptoplane, Hempr. und Ehrenb. (griech. = dünn, umherschweifend). Gatt,
der dendrocoelen Strudelwürmer. Körper glatt ohne Kopf und Fühler. Mit
vielen Aiipcn. \'iele Arien. Meerbewohner. L. tremüaris, Müuu.» im Mittelmeer
und der Nordsee. Wn.
Lreptopotna, s. Cyclostoma. E. v. M.
Leptoptilus, Less. (gr. üptos dünn, ptiJon Feder) (Areola, Leach, Osterophea,
Hoogs.). Gattung der Familie Ckonüdat (Störche). Die betreflSsnden VOgel
zeichnen sich durch einen freihängenden Kropfsack aus, daher sie Kropfstörche
genannt werden. Es sind starke Thiere mit auffallend grossem und kegelförmigem
Schnabel, nacktem, nur mit sparsamen Flaumfedern bedecktem Kopf und Ober*
hals. Die unteren Schwanzdeckfedern sind zerschlissen, weich und gekrtfuselL
Namentlich besitzt der afrikanische Kropfstorch diese Federn in prächtiger
Entwicklung, welche als sogenannte »Marabuledern« ein wcrthvoUes Handels-
objekt bilden. In ihrem Betragen glciciien die Kropfstörche im allgemeinen
anderen Famiuengenossen, doch nähren sie sich vorzugsweise von Aas, auf
welches sie zusammen mit den Geieni einfallen. Gleich letzteren verrichten sie
daher in den Ortschaften das Amt der Abdecker. Im Massailande, wo man die
Todten nicht beerdigt, sind die Kropfetörche die Letchenbestatter. Es werden
vier Arten unterschieden. Der Marabu (L. €ama^fert Cuv.), welcher die tro-
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Lq»tosomatum — LeptschM,
87
pischen Theile des dstHchen und mitUeren Afrikas bewohnt, hat schiefergrauen,
grün glänzenden Rücken, FlQgel und Schwang der Unterkörper ist weiss; an
Grösse übertrifft er bei wettern den Hausstorch. In Nordost-Afrika kommt eine
nur wenig verschiedene Abart, Z. RitppelU, Vierth., vor. Eine dritte Form, der
Argala, L.dubius, Gm., ist in Indien heimisch und eine vierte, der Javanische
Adjutant, L. javanktis, Hokpf,, bewohnt Java. Rchw.
Lcptosomatum, Ebertu (griech. = mit dünnem Körper). Gattung frei leben-
der Nematoden. W'd.
Leptosomus, s. Kurols. Rchw.
Leptotherium , Lukd., in brasilianischen Knochenhöhlen vorgefundene,
durch schlanken, zierlichen Skelettbau ausgezeichnete Antilopengattung, von der
man 2 Arten, L, maßu und minus (allerdings noch nicht ausreichend) kennt v. Ms.
Lqytscha oderT.epcha, Laptcha bilden mehr als die Hälfte der Bevölkerung
Sikkims, sind aber im ganzen Nepal und im westlichen Bhutan verbreitet Sie
zerfallen in zwei Abtheihingen, Rong oder eigentlichen L. und Khamba, zw
welcher die Familie des Herrschers gehört, und dehnen sich weit über ihr ur-
sprüngliches Gebiet auf etwa 900 Kilom. I>änge aus. Die I.. besitzen den eclit
mongolischen Typus, sind von niedriger Statur aber krauig gebaut, mit schwarzen
ungepflegten Haaren, die bei den Flauen in swei, bei den Männern in einen
Zopf zusammengefasst werden, mit kleinen, scfatefgesdilitzten Augen, einer nickt
zu aufgeworfenen Nase, breiten und fladien Gerichtem, grossem Munde und
olivengelber Haut, im Gesichte meist battios, höchstens mit einem Schnurrbart
behaftet. Ihre Kleidung ist ein Seidengewand aus dem Faden gewebt^ welchen
der .luf Castorol-Pflanzen lebende Seidenwurm spinnt. Darüber ziehen sie einen
kleinen ärmellosen Kittel, der mit Kreuzen verziert und von einem Gürtel von
Silberkettchen zusammengehalten wird. Sie tragen keinen Turban und gehen
mit entblösstem Haupt. Die Frauen tragen sehr schöne Schmucksachen aus
Silber, Korallen und Türkisen. Die L. sind Nomaden und gründen nie dauernde
Dörfer, da sie kaum länger als drei Jahre an derselben Stelle bleiben. Wenn
ihre geringen Vonräthe zu Ende gehen, so leben sie von Wurzeln, Filzen, Kräutern
und der Jtgd. Sie essen alles Essbare, Schlangen und Frösche, kennen aber
audi selbstg^säetes Getreide, das sie nur sehr oberflächlich unter die Erde kratzen.
Allem anderen aber ziehen sie Schweine-, Rind-, Ziegen- und Hammelfleisch vor.
Die in Kcp.il lebenden T,. sind gezwungen sicli den Gebräuchen der Hindu an-
zubi [ K nien und enthalten sich des Flcisclics; sie versuchen aber immer, nach
Sikkiiii zurückzukehren, wo sie ohne Gewissensbisse und ohne Vorwürfe alles
essen können, llu Geiränk besieht aus einem Bier, welches aus indischem Korn
und Marwa gebniut wird. Sie bauen sehr hübsche Häuser aus Bamburohr.
Die L. sind Monogamen und inel moralischer als die benachbarten Bhutia.
Polyandrie ist nicht erlaubt und die Gültigkeit der Ehe ist anerkannt. Von den
reiferen Mädchen verlangt man jedoch keine zu strenge Tugendhaftigkeit; man
heirathet auch erst in reiferen Jahren, weil es schwer ist^ die für die Mädchen
geforderte Summe zn zahlen. Manclimal heirathen sie auch auf Kredit, d. h.
der Mann bleibt mit seiner Frau im Hause der Schwiegereltern bis er die Summe
abgearbeitet hat. Die L. begelien last nie eiu Blutvergehen, suid faul, leicht-
sinnig und leben in den Tag hinein, munter, fröhlich, aufgeweckt, intelligent
und ehrlich, aber durchaus unkriegerisch, furchtsam und friedliebend; sie tragen
2war ein langes Messer und Bogen mit Kreidekugeln, doch nur um damit das
Wild SU erlegen. Sie lieben Pferderennen und unterhalten sich mit Diskuswerfen,
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Leptnra — Lepas.
Ringen, Springen, spielen eine Art von Damenspiel leidenschaftlich gern, improvi-
siren überall ein Schachbrett auf der Erde und benutzen dazu Steinchen von
verschiedenen Farben. Als musikalisches Instrument sah Hooker nur eine lange
Flöte aus Bamburohr. Sie sind tttcfatige Lastträger, gute Bergsteiger und geschickte
Jflger. Die Sprache der L. ist der tibetischen nahe verwandt, hat aber nicht
das tibetische, sondern ein eigenes Alphabet. Die L. sind grösstentheils Bud'
dhisten und haben Priester« welche theils zu Hause, theils in den grossen Kldstem
«jenseits des Schnees« erzogen werden. Sie begraben ihre Todten, begnügen
sich aber h.'tufii:^, die I.eichnnme mit einem Haufen von Steinen zu bedecken, v. H.
Lcptura, Fab. (gr. schmal und Schwanz), Afterbock, Schmalbock, die
der Sippe der Lepturini namengebende Gattnnfj von Bockkäfern (s. Cframbyadat-),
welche sich durch sehr schwach ausgeschnittene Augen, verhäitnissmässig kurze
Fttbler, einen hinten halsartig verengten, schräg nach vom gerichteten Kopf und
einen nach hinten dünner werdenden Körper auszeichnen; die zahlreichen Arten
leben auf Blumen und Sträuchem. E. Tg.
Leptos, SCHW. (gr. zart), autummUis (lat herbstlich), s. G ras m Übe. £. Tg.
Lepus, I,., Hase. Gattung der Nagethiere, zur Familie Lcporina, Waterh.
(DuplicUieniata, Wacn.), gehörig, die in einigen 30 Arten bekannt, sich vorzugs-
weise Uber die neark tische und paläarktische Faunenregion verbreitet und nur in
Australien keinen Vertreter besitzt. Von besonderen anatomischen Kigenthttm-
lichkeiten abgesehen, die in Ktir/,c im Artikel Ltporina erwähnt wurden, charakteri-
siren sich die Lcpu^-Iw^aw durch slumpfgerundeteu Kopf, hohen schmalen Nascn-
fttcken, grosse, lange, behaarte löffelförmige Ohren (»Löffel«), durch kurzen
buschigen aufgerichteten Schwanz» rudimentäres Schlüsselbein, kurzen Hais, ver-
längerte sehr krfltUge 4 zehige Hinterbeine (die VorderAlsse sind 5 zehig) und durch
^ Backzähne. — L Wichtigste altweltliche Arten, i. Z. fimiduSt L., Ge-
meiner oder Feldhase. Das Verbreitungsgebiet dieser nach geographischen und
klimatischen Verhältnissen, selbst nach enge begrenzten Standorten in Grösse
und Färbung oft sehr wechselnden Art erstreckt sich nordwärts bis Schottland,
Süd-Schweden und dehnt sich über Mittel- und Süd-Europa bis nach Persien
aus; sie fehlt dem eigentlichen, paläarktischen Norden. Die > typische« Form ist
oben rostgelblichgrau, hinten mehr weisslichgrau, unten und an der Innenseite
der Gliedmaassen weiss. Das Ohr hat Über Kopfeslänge und schwarze S|Mtse.
Der Schwanz (»Blume«) ist oben schwarz, unten weiss. Die Jägerpraxis macht
Unterschiede zwischen Feld», Wald, Bruch- und Beighasen, die c. p. bei der
Biegsamkeit und Neigung der Art, zu variiren, Air viele Gegenden eine gewisse
Giltigkeit besitzen. So ist der Waldhase häufig kräftiger und schwerer als der
hellere Feldhase u. s. w. Vom züO;'eon^ra{)his(:hen Standpunkte hat J. H. Bl.asius
3 Varietäten (Rassen) an Stelle der Iriiher aufgestellten >Arten« zu erkennen
vermocht, a) eine sUdeuropäis che Form, klein, kurz, locker behaart, rost-
farben (L. mediierraneus, meridionalis, granaknsis), b) eine mitteleuropaische
Form, ziemlich dicht, lang behaart,^ bräunlichgrau /hrmA«! tf»^/., L» campicola),
c) eine nordöstliche (resp. südöstliche) Form, sehr dicht und lang behaart,
grau, weissgrau in verschiedener Nüancirung (L, caspiius, L, aptihmus, L. mtdiust
Z. wuriabUis vor. hjfbridia). Der Beginn der Kammel- oder Paarun^eit ÜLllt ins
VorfrUhjahr, bisweilen schon in den Januar, anfangs Februar und wftbrt bis zum
Herbst. Die (»Rammler«) bekämpfen sich oft recht wdthcnd, springen gegen
einander, bcisscn sich imd schlagen mit den Vorderläufen. Die Häsin (Satzhase)
trägt ein Munat, wirft 4 bis 5 Mal 2—3 sehende Junge, die in einer mit Uasen-
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Lepu».
«9
wolle ausgekleideten, durch Scharren erzeugten Vertiefung, Aufnahme finden.
Be/iisjlich der AesunL; jzilt das über Leporinen im Allgemeinen Gesagte, wie
nahc!icgei)cl wechselt auch sie nicht wenig nach der Lokalität. Tagsüber bleiben
sie in ihrem »Lager* (in bewachsenen Mulden, zwischen Erdschollen etc.) ver-
stecltt liegen, sie finden hier gegen Sonnenbrand im Sommer und gegen den
ihnen stets widerwärtigen Wind den erwünschten Schutz; im Winter suchen sie
sonnige Plätze, lassen sich gelegentlich auch einschneien u. s. w. Mit halboffenen
Augen wird geschlafen, meist vor beginnender Dämmerung erst das Lager ver-
lassen, s. Z. variadi/is, Fall., der Schnee-, Alpen oder veränderliche Hase ist
einerseits eine circumpolaro Form, welche bis zum 55° nördl. Breite lierab^^eht,
atiderer^cits eine charakteristiselie Erscheinung^ für das gesummte Alpengebiet,
die Pyrenäen, einen Theil der Karpathen ui\d den Kaukasus (r i. Als diagnostische
Meikmale gelten u. a. für ihn die Kürze des Ohres, welche hinter jener des
Kopfes zurückbleibt, der raeist einfarbig weisse, halbe Kopfeslänge erreichende
Schwanz, die Beschaffenheit des ersten oberen Backzahnes, der mach Innen
eingebuchtet^ 3 kantige erscheint. In allen Verhältnissen erscheint Z. variadiUs
etwas kleiner als ihmdus. — Nach J. H. Blasius unterscheidet man folgende
Formen des Alpen Hasen nach dessen > dreifach verschiedener Abweichung der
Sommer- und VVintertracht« : a) Form der Polargegenden. Im Sommer und
Winter weiss. Ohrspitze schwarz Lrpus glaciaüs '^?\ b) Form der Mittelregion
itid der Alpen. Sommerkleid i^raubraun (liisweilen bläulich übertlogen ^blauer
Hase der Aelpler\ Winterkleid wie die norilisehc l'urrn. L. variabilis, L. alp'nius,
L. boreaiU. c. Foim der »wärmeren« Klimate (Irland, Süd-Schweden), Sommer-
und Winterkleid graubraun, im Winter weisslich Überflogen. L. labermats^ Z.
taneuens. — In biologischer Beziehung ähnelt diese Art der vorigen, sie geht
jedodi zur Winterszeit im Alpengebiete in der Regel nicht unter eine Seehöhe
von 1000 Metern herab und wird im Sommer bis Uber 3500 Meter 0. M. ver-
einzelt angetroffen. 3. Lepus cuniculus, L., Kaninchen. Als seine ursprüngliche
Heimatli wird allgemein Nord-Afrika und Süd-Europa angesehen, da es aber in
Nieder-Oesterreich im Lösse von Nussdorf gefunden wurde und notorischcrweise
zur Broncezeit in Mähren vorkam, lieyt die Annahme nahe, dass diese Art auch
ntirdiich von den Alpen ^wild« sich %orrand. Diagnostische Merkmale: ühr wie
voihin, seine Spitze aber braungrau, Schwanz oben schwarz, unten weiss, von
\ Kopfeslänge. »Grosse Gaumenlftcke hinter der knöchernen Gaumenplattei,
nicht breiter als die Backzähne, nach hinten (im Gegensätze zu den beiden
vorigen Arten) »auffallend verengte. Färbung oben gelbbräunlichgrau mit Schwarz
gemischt. Unten» und Innenseite der Beine weiss. — Winterkleid heller, Köqier-
länge um 10 — 14 Centim. geringer als bei der vorigen Art. (40,5 Centim.). Die
Kaninchen leben su1)terran in selbst an<jele;^ten oft weitverzweigten Bauen; werfen
4 bis S Mal 3 — 8 Junge. Tragzeit 28 — 31 Ta,!:;e. — Wird in zalilreichen Rassen
gezüchtet, Kreuzimg mit dem Hasen ergiebt die sogen. Lievre-I ajjins. Ver-
werthung wie der Fcldliase. 4. L. macrotis, Houos., grossöhriger Hase, Vorge-
birge des Himalaya und angrenzende Gangesebenc. 5. Z. nigrkollis, Cuv. (schwarz-
halstger Hase), Vorder-Indien, Java, Japan, Mauritius, 5. Z. capensü, L., Cap
bis Mozambique etc. II. Wichtigste amerikanische Arten (11 und zahl-
reiche Varietäten), Lepus campistrht Baciimann »Prairie-Hase«, etwas kleiner
9\%timdus, im frommer oben bleifarbig, Winterkleid fast weiss. Sein Verbreitungs-
gebiet erstreckt sich allgemein vom Missouri bis fast zur pacifischen Kibte, nörd-
lich bis Saskatchevan. Z. amtrUanuSt £rxu, tritt in 4 Varietäten auf, hat die
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Lerchen.
Gröste von ämÜKs, aber kttrsere Obren, oben röthlichbnun unten nnd Schwanz
weiss; Winterkleid weiss. Diese Art findet sich in der ganzen nördlichen Hälfte
Nord-Amerika's, sUdlidi bis su den Rocky Mountains und New Mexiko,
50. Br.-Gr , Lf/us sylvaticus, Bachmann, »Wood Hare«, bewohnt den grössten Theil
der stldl. Hälfte Nord-Amerika's bis hinauf zum 45. Breitegrad. L, cülhtis, Wagl.,
Mexiko. l>ra sinensis, L. etc. etc. Näheres s. in J. .\. Allen, Mnnojjraplis nf Vorth
American Rodcntta. No. II. I.cporidae, pai;. 267 — 378; enthält auch Nacli-
weise über die fossilen Gattungen: PaiatolaguSf Leidy, Panolax, Cope, und Prao-
therium, Copk. — v. Ms,
Lerchen, AlauäidM, Familie der Singvögel (Oseines). Als besondere Kenn-
zeichen für diese Familie gelten die im Verhttitniss sum Körper kurzen Xüufe,
welche jedoch immer etwas länger als die kurzen Zehen sind, femer die stets
gestreckte, oft sehr lange, spomartige Kralle der Hinterzehe und die Horabe-
deckung der T.aufseiten, welclie nicht in ungetheilten Längssebienen, sondern in
je einer Reihe vierseitiger, auf der Aussenseite grösserer, auf der Innenseite
kleinerer Schilder I « Ktth' Der Schnabel ist bald dick, finkenartig, kegelförmig,
bald dünner, pfricmentörniig. Die FKiErel sind wohl entwickelt und meistens
spitz; die erste Schwinge ist stets kurz, wenn sie niclit vollständig fehlt (Alauda).
Das bescheidene, braune, Unterbetts lichtere, oft weissliche Gefieder zeigt in der
Regel dimklere Striekel- und Fleckenzeichnung; ausnahmsweise sind Tbeile des
Kopfes oder die Unterseite schwang; eine Art hat ganz schwarzes Gefieder. Die
Lerchen sind Bodenvögel, bewohnen vorzugsweise trockene Felder und bewegen
sich schreitend, nicht bUpfend. Die Männchen der meisten Arten steigen zum
Gesänge mit flatternden Flügelschlägen fast senkrecht in die Luft und lassen sich
dann mit angezogenen Fittigen hernieder fallen, eine Gewohnheit, welche nur
einige Pieper (Hainnpicper), die von Bauniwipfeln aus in ähnlicher Weise auf-
sfeigen und niedcrgleiien, mit ihnen theilen. Die Nalirur.g bestellt in Insekten,
grünen Pflanzenstoficn und Sämereien. Die losen Nester werden auf freiem Felde
in Erdvertiefungen angelegt und mit 4 — 6, auf lichtem Grunde dicht braun ge-
fleckten Eiern belegt. — Die Familie umfasst Uber 100 Arten und gehört der
Östlichen Erdhälfte, insonderheit Europa, Asien und Afrika an. In Australien ist
nur eine, jedenfalls von den Sundainseln her eingewanderte Art vertreten. In
Nord-Amerika finden sich nur drei, der Untergattung der Ohrenlerchen ange-
hörende Arten, welche wohl von Asien her dorthin sich verbreiteten; in Mittel-
und Siidamerika werden keine Lerchen nngctrofTen. — Man kann die Familie in
vici (1 ittun-ren sondern, wtlche sich foigenderinaassen unterscheiden: \. Alaetnon,
KKVt>. et Blas. (gr. alcmon, umhcistreifend;, Sandlcrchen, erste Schwinge länger
als die Hunddecken, Schnabel bei den typischen Formen auffallend lang und
dflnn, mehrere Male so lang als hoch. Die l.intetkopfiedem bilden Uswdlen
eine schwache Haube, die aber breit is^ nicht spitz wie bei den Haubenlerchen
(GalerUa), Typus: A, deser^rum, Stanl., von Sttdost*£uropa und Nord-Afrika.
Untergattungen sind: GeocoraphmSt GAB., mit kürzerem und höherem Schnabel,
jedoch ist die Höhe des Schnabels an der Basis kürzer als die Entfernung des
vorderen Randes der Nasenlöcher von der Spitze, ferner Megalophonus , Bp., Mi-
ra/ra, Hürsf., Cfrthilauda, Sw.s. — 2. Coraphites, Cah. (gr. koraphos, n. pr. einen
Vogel bedeutend; (synonym I^rrhuiauda, Snillh), G i ni p e 1 1 e rc h e n , erste Schwinge
nur so lang als die Handdecken oder doch ganz unbedeutend diese überragend,
kleinere Lerchen mit verhältnissmässig kurzem und dickem Schnabel. Typus:
C kue^, Stahl. 5. GakrUa^ Bxkhm (s. d.), Haubenleichen, erste Schwinge
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LerchenanuDer — Lesghier,
9t
kürzer als die Handdecken, aber deutlich ausgebildet, Schnabel dünn und ge-
streckt, mehr als doppelt so lang als hoch, die fischen Arten mit spitzer Kopf-
haube. Typus: G, crktata, L. Untergallung: Corfs^ Rcmw. — 4. Alauda^ L.,
Feldlercben, erste Schwinge fehlt oder ist nur als ganz kurzes lanzettfbnniges
Federe! en \(jr1ianden und erreicht kaum die hal!)c Länge der Handdecken.
Schnabel inittelmä-ssig, bald dünner, I>ald höl.er uiul stärker. Typus: A. arvensis, L.
UDtcrgattun':ren Mchnocoryplui, liou, Otocorys, Hp. (s. Alauda). Rciiw.
Lerche naminer, Sporenammer, Piectrophatui iapponica, L.j siehe Am-
mern. RtH.V.
Lerchenstaar, ^l^tiueus (Sturmiiaj iuäovtiianus, L., s. Hordenvogcl. RcHW.
Lerchentaube (Koburger Taube), schönem», gut brütendes und feldendes
Thier, das in der Grösse zwschen der Feld- und tUrkisdten Taube (s. d.) steht,
breite Brust, lange Schwingen, glatten oder mit einer Spitzhaube versehenen Kopf
und mittellange, nackte Beine besitzt. Das EigenthQmliche an derselben ist die
Färbung' und die Zeichniuig. Die Färbm i t perK oder aschgrau, die Schwingen
sind heller; die Brust ist goldgelb, die Flügel sind »chwarz getupft und mit zwei
schwarzen Pinden verselien. R.
Lernaeopodidae ( f.t rmuoJea) , Familie der Krebse aus der Ordnung der
Entomostraca, vt»n wurnitorn)igcm, aus zwei von einnnder abgeschnürten 1 heilen,
dem Ccphalothorax und Abdomen, bestehendem^ Körper. Das erste Paar Kiefer-
filsse ist klauenförmig, das zweite hat die Form langer Arme, welche am Ende
mit einander verwachsen und hier einen Saugnapf tragen, vermittelst welches
sie nch an der Haut ihrer Wirthe festheften. Die Weibchen leben schmarotzend
an den Flossen, Kiemen und in der Mundhöhle der Fische. Die zwergförmigen
Männchen, bei welchen an Stelle der Sa«garmc ein zweites klauenfbrmiges Fuss-
paar ausgebildet ist, klammem sich in der ReLjel zu zweien an den Gcnrhlechls-
öffnunt,'en der Weibcl en an. Gattungen; AchUurcSf Nordm., TrachtäasUSt Nordäi.,
Anchorelia, Cuv. R< nw.
Lesghier oderLeki. Ein Name, womit die Russen insgemein die Daghcstaner,
vorzüglich aber die südlichen bezeichnen; bei diesen selbst bezeichnet er aber
weder das Volk noch einen einzelnen Stamm. Er soll nach Einigen »Bergbe-
wohner«, nach andern »Räubere bedeuten. Mit Unrecht werden die L* auch
Didos genannt^ welche Bezeichnung bloss einem einzelnen Stamm zukommt Die
L. bewohnen jenen Theil des Ciebirges, welcher zwischen dem Kotsu, dem Ala-
zani und den Ebenen am Ufer des kaspisclicn Meeres liegt. Ihre Kopfzahl
dürfte an 400000 betrafen; von deren lauiten Zusammenwürlelung kann man
sich einen ungefäiiren Hegritil machen, s\ cnn man bedenkt, dass unter dieser Be-
völkerung 24 Sprachen oder Dialekte ge>>{»ro( '^en werden. Davon sind nur ein-
zelne in neuester Zeit näher bekannt geworden, so dass mau über den Grad der
Verwandtschaft derselben untereinander sich nur ein annälierungsweise richtiges
Urthetl bilden kann. Die hervorragendste Stelle unter den verschiedenen, von
einander völlig unabhängigen Stämmen der L. nehmen die Awaren ein, welche
jedoch mit den während der Völkerwanderung in Europa aufgetretenen Awaren
nichts zu schaffen haben. Ihnen zunächst an Wichtigkeit stehen die Kasi^Ku«
müken (s. d.). Zwischen dem Koisu, den oberen Tlieilen des Manos und den
Quellen des Buam wohnen die .AVuscha, im südöstlic hcn Theile Daghestans die
KUrinen (s. d.). Die Siiraehc der Uden, welche ehemals einen weiteren \'er-
breitungsbezirk hatte, ist gegenwärtig auf zwei »Aule« (Dörfer) in> Süden des
Kaukasus beschränkt. Zur gegenseitigen Verständigung bedienen sidi die L«
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Lca^cr.
meist des Tatarischen. I)ie L. sind ein mulhiges, halbwildes Volk, sehr ver-
schieden sewar unter sich in der äusseren Erscheinung, aber »emlich Ähnlich in
ihrem Charakter und namentlich in der allen gemeinschaftlichen Frethettsliebe.
Sie sind verwegene, grausame und tapfere Krieger, bereit uro Sold jedem zu
dienen, und standen vor der russischen Eroberung theils unter Chanen, den Nach*
kommen der alten arabischen Eroberer, oder bildeten Republiken ohne Fürsten
und Adel, die \(m den Acltesren ( Dnr'^n ''^ verwaltet wurden. Wegen der immer*
währenden Fehden unter sich oder mit Nac hbarstämmen sind die Aule der I..
stets an ieirlit zu vertheidi^cnden Plätzen angclet;t, und so kommt es, dass ein-
zelne Ortscliafien, auschcinhar un/.ugäni^lich, auf blossen Felsenvorsprüngcn des
Gebirges in einer Höhe von 500—700 m über der Thalsohle angebracht sind.
Des Hokmangels halber sind die Häuser durchgehends aus rohem, unbehauenem
Stein, meist 2—3 Stockwerke und in Stufenform gebaut, d. h. dass jedes Stock-
werk gegen das unmittelbar darunter befindliche um einiges zurückweicht^ so
dass das flache Dach des einen eine Art Terrasse für das nächste bildet. Fenster
sucht man vergebens; es giebt bloss ganz kleine Thdröffnungen, die wieder nur
mittelst hölzerner Scheiben «reschlossen werden können. Bei seblechtem Wetter
sind diese Rehait^^nngen sclir kalt, am h sonst tinstcr und unwolinlich. Was die
Nahrung betrifti, so leben die L. hauptsächlich von Schafen und Ziegen, deren
sie grosse Heerden ziehen, auch bauen sie in einzelnen Thälern etwas Roggen,
Hirse und Wetzen. Doch gehört ackerbares Land zu den Seltenheiten und ist
überaus kostbar. Als Räuber gefUrchtet, sind doch die L. als Arbeiter gesucht
Sie besitzen ein geschriebenes und ein uraltes ungeschriebenes oder Gewöhn*
heitsrecht »AdaU; ersteres, »Schariatc, wurde erst im achten Jahrhundert mit dem
Islam eingelÜhtt Alle Fragen betreffs Religion, Ehe und Erbschaft werden nach
den Satzungen des Koran entschieden; jene Fälle hingegen, wo es sich um per-
sönliche Beleidfgiin^^en, Verletzungen des F.igentltums oder anderer Rechte sowie
um Uebertretun;; von öfFentlichen allgemeinen Bestimmungen handelt, werden
vor das Tribunal der tAdat gel)racht. Zu diesem Zwecke besitzt jeder Aul
einen aus 10 — 15 der geachtetsten F>inwühner bestehenden Gerichtshof. Die Ver-
mahnung und Beeidigung der Zeugen erfolgt wie bei uns. nur schwört der Zeuge
in vielen Gegenden Daghestans bei der Gültigkeit seiner Ehe, d. h. er eiUlrt
selber seine Ehe fttr ungiltig, wenn er unrichtige Zeugenschaft ablegen sollte.
In diesem Falle muss er seine Frau sofort ihren Eltern zurücksenden, sowie die
empfangene Mitgift ihnen zurückstellen. Das lesghischc Gesetz kennt auch noch
in gewissen Fällen eine indirekte oder negative Beweisführung, d. h. es gestattet
die verdachtweise Bescliuldigung eines Mensrben, wenn anders diese Beschuldi-
gung vom Kläger und einer, je iiaeh Umständen zwischen lo — 70 wechseincien
Anzahl von Gewährsmännern eidlich unterstüzt wird. Erklären diese einstimmig,
dass sie den Verdächtigen für schuldig halten, so wird dies einem legalen Richt-
spruche gleichgeachtet Der Kläger kann übrigens auch sich des Eides ent*
schlagen und dalttr den Reinigungseid des Beschuldigten verlangen. Selbstver-
ständlich weichen die »Adat« der L. selbst unter sich wesentlich von einander
ab. Beinahe jedes Dorf hat Adat, die von jenen des nächsten verschieden sind.
Ziemlich allgemein herrscht Blutrache. Doch sind trotz dieser Gebräuche die
I,. keineswegs ein Volk von Räubern und .Mördern, vielmehr in einem an Fana-
tismus grenzenden Grade edel und grussmiithisf, dal)ei begeisterte Liebhaber von
Musik, sogar in metrischer Komposition nicht unerfahren und häufig mit kräftigem
poetischen Gefühle begabt. Zweifelsohne stehen sie geistig am höchsten von
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allen Kaukasusbewohnern, auch besitzen sie Industrie, namentlich vorzfijjliche
Stahl- und Waflfenarbeiten. Die Klingen einiger Orte geniessen grossen Ruf im
ganzen Kaukasus. Sie sind fanatisclie Moslemin, dabei ta])fcr, (reu und ehrlich,
Gastlrcundscbait ist bei ihnen im ganzen Kaukasus zu HauiC. Bei iiirer regel-
mässigen Lebensweise, Enthaltsamkeit aller geistigen Getränke and Sittenreinheit
erreichen sie ein hohes Alter. Prostitution kommt nicht vor; der Mann wird
todtgeschlagen, der «ch an einem Mädchen vergeht. Wenn ein schwangeres
Mädchen heirathet und dies wird bekannt, schneidet man ihr Mund und Ohren
ab und jagt sie fort. In der Tracht unterscheiden sich die L. von den west»
lieberen Kaukasusbewohnern nur durch den ^Paoc, die mit einem langzottigen,
weissen I-ammfell verbrämte Kappe. v. H.
Leskea (nach Nath. Gottf. Leske, rrnfessor in Leipzig und Marburg,
geb. 1752, gest. 1786, Verfasser einer zweiten sehr vermehrten Ausgabe von
KtiN s Beschreibung der Kchinodcrmcn, 177S) Gkav 1851, bilateraler See-Igel
von den Philippinen, Familie Spatangiden. ausgezeichnet dadurch, dass Mund
und After von fllnf «usammenneigenden, geschlossen eine Pyramide bildenden
Platten bedeckt werden, was sonst nur bei den altfossilen Cystideen vorkommt,
daher die einsige im indischen Meer ziemlich seltene Art L. mirahilis genannt
wurde, die Gattung neuerdings auch J^aeostoma (alterthUmlicher Mund). E. v. M.
Lesneuria, Milne Kdwards. Typus der Familie Lestuuridae (Ctenophoren),
Mundsthinn mit i'elnpptcm Rande. Pf.
Lesneundae, Lhi'.n 1881. Familie der lobaten Ctenophoren. Lappen und
Lappenwindungen der Gctasse ruUinjcnlar. Aurikel lang und bandrorniig. Ff.
Lcssepsm, Keu.er 1882. (Neue Denkschr. Schweiz. Ges. Nalurw,, 28 Bd.).
Spongide aus dem Suez-Kanal. Pp.
Lcstris, Illig. (gr. ieUHs RMuberin) (SUrcorarlus, Baiss.), Gattung der Vogel-
familie Laridae (s. d.), die sogenannten Raubmöven umfassend. Dieselben sind
dadurch von anderen Möven unterschieden, dass die Nasenlöcher aufiallend weit
nach vom, auf der Spitzenhälfte des Schnabels liegen. Ferner zeichnen sie sich
durch grosse, spitze und gekrümmte Krallen .ntis; namentlich ist diejenige der
Innenzehe gross und stark gebogen wie bei den Raubvögeln. Die beiden mittel-
sten Federn des Schwan/es sind bald mehr, bald weniger verlängert und über-
ragen die andern. — Die Raubmöven stellen das Verbindungsglied zwischen den
Lariäae und den Procellariidae (den Sturmvögeln) vor. Ihren Namen fuhren sie
deshalb, weil «e schwächere Mövenarten angreifen und so lange verfolgen, bis
diese ihnen die gewonnene Beute überlassen. Auch Überwältigen sie kleine
Vögel und Säugethiere und rauben die Eier aus den Nestern. Es sind sieben
Arten bekannt, welche die kälteren Breiten bewohnen. Durch NordstQrme wer-
den einzelne Individuen öfter an die deutschen Nord- und Ostseekttsten und so-
gar bis in das Binnenland verschlagen. Diese Irrgäste gehören unter einander sehr
ähnlichen Arten an. Die grösste Form, die grosse Raul) möve, L. catarractes,
L., hat die Grösse der Silbertnöve. Das Gefieder ist braun, unten blasser. Die
Schwingen sind an der Basis weiss, Schnabel und Füsse schwarz. Die Lang-
schwänzige Raubmöve, L. pm^sUka, L., hat die Grösse einer Dohle. Das
Gefieder ist im Sommer dunkelbraun. Im Winter ist der Oberkopf schwarzbraun,
Rücken, Flügel und Schwanz braun, Unterseite weiss. Die Schäfte der ersten bei-
den Schwingen sind weiss, die der anderen braun. Die stark veriängerten, all-
mählich in dne dünne Spitze auslaufenden mittelsten Schwanzfedern überragen
die anderen um mehr als deren Ulnge. Die Lanzettschwänzige Raub-
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Letebetc -- Letten.
möve, Z. trepidata, Banks, ist der vorgenannten sehr ähnlich, nur wenig grösser,
und die Schäfte der vier bis sechs ersten Schwingen sind weiss. Auch haben
die lanzettförmigen mittelsten Schwanzfedern geringeis lünge. Die Mittlere
Raiibmöve, L pomatorhina^ Virili.., hat dieselbe Färbung wie die lanzett-
schwänzige, aber die mittelsten Schwanzfedern sind nicht zugespitzt. RcHW.
Letebele, s. Matel>ele. v. H.
Leten orler T äten. Volksstanini \\\ Gallien, bei <lcm ScHAFARiK an einen Zu-
sammenhang mit den Letten (s. d.) (/der Liiaucrn denkt. v. H.
Lethrus, 1- ab., eine der. Kosskiifcrn nl ulirhc Knfei •^attniif^, die zu den Co-
prophaga, richtiger Arennola der LumiHhornia ^.s, ü.) gehört, obgleich die letzten
3 FUhlergllcdcr nicht einen füchcrartii^en Knopf bilden , sondern trichterföririg
in einander stecken« »umhtUlt« sind. Die im Süden Europa's vorkommende Art
Z. tephahUSt Fab., heisst darum Rebenschneider, weil sie die jungen Triebe
der Reben abschneidet und sie als Nahnmg Oir üire Brat in den Grund tiefer
Erdröhren sci.afn, wodurch den Reben bedeutender Schaden zugefUgt weiden
kann. K. Tt;.
Letten, Zweit: (!cr Irttoslavis* lien (irti|)]»c der Indonermancn, zu welchen die
Lithauer, die alten l'ieusscii und tlic laiitiiicn L. in l^ivland und Kurland zählen.
Das Lettische, die Sprache der slavischen Hcsvohner des hüdlichen Livland, fast
des ganzen Kurland und des russischen GouvernemenLs Witebsk ist von etwas
modernerer Anlage als das Lithauische und wird gegenwärtig von etwa
900000 Köpfen gesprochen. Die L. nennen sich selbst Liatvis und ihr Land
Ijatvejuzemmä. An 750000 derselben sind Lutheraner, die übrigen römische und
griechische Katholiken. Die l'rotestanten sind, wie es heisst, strebsam, fleissig
und reinlich, die Katholiken (aul, imwisscnd, unsauber, arm und Säufer. Im AU*
gemeinen sind die L. ein giiimütliigeres, zuvorkommenderes, gastfreieres und
freundlicheres, doch weniger f liarakterfestes Volk wie die Ksthen (s. d.) Sie
sind nicht ohne Talente, l)iidf.mn, anstellig und gelehrig luid l esit/cu einen an-
geborenen Hang itur Poe.sie und zum Gesänge. Ihre Vulksnielodien sind kurz,
aber von eigenthümlichem Reiz. Die L. sind furchtsam, demiithig, schwach und
weichherzig bis zur Schlaffheit, auf einer gewissen Stufe der Halbbildung, wie das
Junglettenthum zeigt insolent, dünkelhaft, von einem krankhaften Romantizismus
angekränkelt. Die lettischen Bauernhöfe liegen im ganzen Lande zerstreut um-
her j hin und wieder trift't man 2— 3 Gehöfte nebeneinander. Die Gebäude des
Gehöftes, das Wohnhaus, der Pferde- und Viehstall, Badstube und Trockcnliaus
oder Rije liegen rings um einen Hof, zn uelcliem eine liölzcrne Pfoite fiihrt;
sämmtlirhc Gebäude sind aus Krcfcrnstanmien erbaut und zumeist mit Stroh,
einige mit Ziegeln gedeckt. Die Häuser haben ulmc ."Xusnahmc Schornsteine,
das Innere ist gewöhnlich in verschiedene kleine Katnmern getiieilt, und jeder
besondere Kaum hat seinen bestimmten Zweck. Seit zwei Jahrzehnten nimmt
die deutsche Kleidertracht mehr und mehr überhand und wird binnen kurzem die
alte Nationaltracht gänzlich verdrängt haben. Handtücher spielen in jedem
Bauernhause eine grosse Rolle. Die lettischen Mädchen suchen sich in der
Kunstfertigkeit der Handtuchstickerei zu übertreffen und arbeiten oft jahrelang an
einem VorratHe von Handtüchern, die als besonderer Schmuck bei Hochzeiten
getragen werden. Das \'olkslebcn der L. ist seit graner Vorzeit in seiner ur-
sprtinglicl en Form erstarrt geblieben und desgleichen hat aurli ihre Sprache nur
geringe Ausbildung crfahien. Sie ist sehr reirli in der Bezeichnung äusserer
Natureindrücke, üic Poesie der L. ist keine gemachte, geschriebene, sondern
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Letti — Leachten der Thiere.
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echte Vollcspoesie, die durch Tradition lebendig geblieben. Viele Lieder drücken
eine tiefe, sinnige Auffassunij der Natur aus, zeugen von einem reinen kinclli( hen
Gemüth und sind von zartem poetischen Duft durchweht. Die l'oesie der L.
ist eine rein lyrisch-idyllische. Ihre T.ieder werden gewöhnlich bei Hochzeiten,
bei der Heuernte, im Winter in den Spinnstuben von Frauen und Mädchen vor-
getragen, denn diese — nicht die Mftnner — sind fast ausschliesslich Dichter und
Sänger. Bei solchen Gelegenheiten entstehen auch Improvisationen» die ebenso
schnell wieder verschwinden als sie entstanden sind. Viele Lieder sind aber sehr
alten Ursprungs. Der Glaube an gute und böse Geister, welche auf das Schicksal
der Menschen einen mächtigen Einfluss ausüben, der Glaube an Kobolde, Hexen
und allerhand Spukgeister, war noch zu Anfang dieses Jahrhunderts bei den L.
allgemein verbreitet. Es gab rlamaU Tage, an welchen die L. die Geister
speisten, d. h ihnen gewisse Liebhngsgerichte unter einen Baum im Garten
steilien u. dergl. ra. v. H.
Letti, Bewohner der Serwatty-Inseln zwischen Timor- und Tinu>r-Laut, Halb-
papua mit besonderem I<fioni. v. H.
LctbMlaven» so nennt man den indogermanischen Ast, aus welchem die
West- und Ostslaven hervorgingen, v. H.
LiCUcae» gallischer Volksstamm, nordwestliche Nachbarn der Sequaner,
wohnten südwestlich von den Mediomatrikem zw ischen der Matrona und Mosella,
im Süden und Osten bis an die Vogesen hin. v. H.
Leucallis, Haeckel, s. Leuconidae u. Kalksch wämmc. Ueber das Kanal-
sy:>tem von Z. solida, H., s. Vosm.akr, Voorlopig berigt (1881). Pf.
Leucandra, Hackel, s. Leuconidae u Kalkschwämmc. Entwicklung von
L.jaspera, H., s. Metscmnikoff, Zeitschr. wis>. Zool. XXXII (1879) und Vosmaer,
Aanteekenningen over L. aspera. Leyden 1880 und: Vorloopig berigt 1881. Pp.
Leucaspitts, Häcrbl (gr. teucos weiss, a^ms n. pr. u. Fischgattung), Gattung
der Karpfenfische (s. Qrprimden), mit kurter Rückenflosse hinter den Bauchflossen
und langer Afterflosse (14—17 Strahlen). Oberkiefer vorstreckbar. Falsche
Kiemen vorhanden. Der Bauch bildet zwischen den Bauchflossen und dem After
eine Kante. Schuppen hinfällig, Seitenlinie sehr unvollständig. Die Srhlundzähne
mit comprimiiten, sageförmig gekerbten und an der Spitze hakig umgebogenen
Klonen, in wechselnder Anordnung, entweder einreihig zu 4 und 5 oder 5 und
5, oder auch wohl zweireihig, indem noch i oder 2 Zähne vor jenen auftreten.
Nur eine Art, L, deUmatus, Hackel, das Moderliesken (s. d.) in Mittel» und Süd-
oEt'Europa. Ks.
Leuoetto, HAckei.« s. Leuconidae und Kalk schwämme. Pf.
Leuchten der Thiere. Hier mnss vorausgeschickt werden, dass das Leuchten
keine regelmässige Erscheinung des Protoplasmakraftwechsels ist, sondern nur
bei verhältnissmässig sehr wenigen Thierarten vorkommt. Femer nahm man
frtiher .^n, dass das Leuf h^en nicht in allen Fällen eine T.ebenserscheinung sei,
sondern auch in versclucdenen todten animalischen Substanzen auftrete, da
Fälle beobachtet wurden, dass menschliche Leichen, frisches Fleisch von Schlacht-
tiiieren, Würste etc. leuchteten, weiter das Leuchten todter Seefische (besonders
Gadus, Mulius, Trachypurus) und todter Tintenfische (Eiedone nwsehata) eine
sehr bekannte Erscheinung ist. Auch leuchten die unter dem Nimen »Stem-
schnnppengallerte« bekannt«, gelegentlich in Wftldern zu findenden faustgrossen
Schleimklampen, welche die hochgequollenen Eileiter von Fröschen sind, die
entweder, weil anverdaulich, von dem Raubthier^ das den Frosch gefressen
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leuchten der Thier«.
hat, wieder ausgebrochen oder beim Vermehren nicht mit yersdilungen wurden.
Neuerdings ist festgestellt worden, dass dieses Leuchten, nicht, wie man glaubte,
von einer eigenartigen Fäulnisszersetzung herrfthrt; sondern von einem mikro-
skopischen Leuchtorganismus, der »Leuchtmonadec ausgeht, die unter nach-
folgenden Bedingungen zur Entwicklung kommt: Die wichtigste derselben ist
Feuchtigkeit: mit der Kintrocknung hört das Leuchten auf, kehrt aber nach
Wiederbefeuclitung ziuiirk. Eine zweite Bedingung ist die Anwesenheit gewisser
Salze. Das wirksamste Sak ist sclnvcfelsaure Magnesia (nach l'Hulme i Tiieii
auf 4 Theile Wasbcr und i Theii hiscl.iki.scl), nach anderen soll die Menge
des Salzes den lo. oder 8. Tlieil der Mischung nicht überschreiten). Kbenfalls
wirksam ist Kochsalz, weshalb das Leuchten viel häufiger bei Seefischen als
bei Süsswasserüschen, und bei den gesalzenen Würsten hänfiger als beim frisdien
Fleisch beobachtet wird. Die dritte Bedingung ist Zutritt von Sauerstoff; in
Kohlensäure, Stickstoff» und Wassen»toffgas erlischt das Lichta während Zutritt
von Sauerstoff es wieder herstellt. Die günstigste Temperatur ist 20—30° C
Bei 50" erlischt das l.icht, kehrt aber bei Abkühlung wieder, wenn jener Wärme-
grad ntrlit zu lange unterhalten wurde. iJetinitiv erlischt es bei Kruaniuing auf
100 sowie bei längerer Davier einer Temj>eratur von 50 ' und darüber. Mit
dem Nachweis der Leuchlmuuadc werden die Angaben früherer Forsciier (Phip-
soN und Panceki) Uber die Isolirbarkeit der Leuchtniaterie, die sie Noetikuina
nannten und die Phipsom för eine stickstoffhaltige Substanz, unlöslich in Wasser,
Alkohol und Aether, beim Gähren wie schimmelnder Käse riechend, Pakceri
dagegen für Fett erklärte, zweifelhaft. — Beim Leuchten lebendiger Thiere hat
man zweierlei Modalitäten zu imtcrscheiden: i. Die Produktion leuchtender Ab-
sondeningen, die andi nai h ihrer Ablösung von dem Thiere fortleuchten. Im
Allgemeinen sind diese Absonderungen von schleimiger Consistenz und das
Produkt von Epithelien oder förmlichen Drüsen. ^ on den hierher gehörigen
Fallen ist am besten das Leuchten einer BohrnuKscliel {PIwlas daciylus) von
PANCtkJ untersucht. Sobald man sie reizt, liefert sie eine Absonderung, die sich
wie eine leuchtende Wolke im Wasser verbreitet. Die Produktion geht vom
oberen Rand des Mantels und vier umschriebenen Stellen der Athemröhre aus
und zwar von einem dort sitzenden etgenthUmlichen Flimmerepithel, das von
Strei:ke zu Strecke längere Flimmerhaare besitzt und eine intensiv weisse Schiebt
bildet. Die Zellen haben eine sehr zerbrechliche Membran, einen granulirten
Kern und sind erfüllt mit äusserst kleinen, in Aether löslichen, also wohl fett-
haltigen Körnern, die offenbar die leuchtende Substanz sind. Allem nach be-
ruht die Produkti.'n des leuclitendcn Schleimes auf einer durch Reizung bewirkten
Entleerung des Zellinhaltes. Auf einer ähnlichen Absonderung leuchtenden
Schleimes durch das Epithel der Körpcrobertläche oder durcli Drusen, die mit
demselben zusammenhängen, beruht das Leuchten mancher Würmer (Odontosylits,
Ckaeh^pierut, Baianoglossus, Polycirrus) und das von Moquin-Tamdon gemeldete,
von andern vergeblich gesuchte Leuditen der Rcgenwttrmer zur Begattungszeit,
das vom C^Uum ausgehen und nach bewirkter Begattung erlöschen soll. Hier
muss ferner angeführt werden, dass man an lebenden Menschen leuchtende
Wunden und leuchtenden Schweiss beobachtet hat. Von letzterem ist ein Fall
durch Panceri veröffentlicht worden: Ein Dr. Pf.tronio hatte abends viel Fische
gegessen und bemerkte am folgenden Morgen den Leuchtschweiss. Nach münd-
licher Mittheilung von Prof. Dr. N'ogel soll übrigens leuchtender Schweiss in
Süd-Russländ während der sogen. Butterwoche, in welcher grosse Mengen von
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Leuchten der Thier«. 97
Fett und FiBchen verzehrt werden, eine Jedennann bekannte Erscheinung sein.
Wenn Panceri vermuthete,'dass der Genuss des so leicht zur Lichtentwicklung
neigenden Fischfettes die Leuchtsiibstanz liefere, so ist jetzt nach Entdeckung
der I.euchtmoiiade wahrsclicinlich, dass der Leuchtschweiss des Menschen nichts
anderes als eine Ansiedlung der Leuchtmonade auf dem Menschen ist, die ein-
tritt, wenn er durch Fischgenuss die diesen Farasitea passende Ausdünstung an-
genommen hat Endlich ist hier anzuführen, das« der bekanntlich sehr heftig
stinkende Urin der Stinktbiere (Mephitis) leuchten soll, freilich konnten andere
diese Eigenschaft nicht bestätigen, a. Die sweite Modalitttt ist das Leuchten
lebendigen Protoplasmas. Ein sdharfer Unterschied besteht allerdings zwischen
dieser und der vorigen Modalität nicht, denn mit dem von Epithelien producbten
Leuchtschleim stimmt die Anwesenheit eines sesshaften Leuchtepithcliums, wie
es bei vielen Medusen und Si])honophoren vorkommt, sehr nahe überein. Bei
manchen Arten 2. B. Felagia noctiiuca, leuchtet das ganze Epithel auf der inneren
tind äusseren Seite des Körpers, bei anderen Medusen nur das über den Rand-
knöpfen oder Tentakeln etc., bei den Siphonophoren insbesondere das der
Sdiwiomglocken. Das Protoplasma dieser Leuchtepithelien ist wie im vorigen
Fall mit sahireichen, äusserst kleinen Römern durcbsetst, welche die Beobachter
lUr Fett erklären. Eine weitere Modalität ist das Leuchten des Protoplasmas
von tiefer im Inneren des Körpers liegmden Zellenmassen. Unter den Wirbel*
thieren ist nur eine Haifischart (Scymnus fulgcns) anzuführen, wobei freiUch ge*
nauere Angaben über den Sitz des Leuchtvermögens fehlen; es wird nur ver-
muthet, dass es im Unterhautfett liege. Zahlreich sind die Fälle bei den wirbel-
losen '1 hicrcii, insbesondere bei Seethieren Kin Theil dieser Fälle schliesst
sich unmittelbar an die an, in weichen Leuchtepithelien den Körper decken und
zwar insofern, als die Leucbtorgane dem Exoderm oder Entoderm des Thieres
entstammen. Bei den leuchtenden Käfern ^iSmpyriden und Pyropharus-Amn)
li^en die Leuchtzellen dicht unter der an dieser Stelle sehr dttnnen und völlig
durcbnchtigen Qiitinhau^ sind also modificirte Exodermselleo. Sie sind voU^
ständig farblos und durchsichtige ohne Fettkömer und die leuchtende Substanz
ist hier offenbar kein Fett^ sondern eine stickstoffhaltige ciweissähnliche Substanz,
die sich bei Behandlung mit Zucker und Schwefelsäure loth färbt, wodurch sie
sich von anderen Albuminaten unterscheidet. Hinter den aktiv leuchtenden
Zellen liegt eine Schicht aus undurchsichtigen, kreidigweissen Zellen, die diese
Färbung der Erfüllung ihres Protoplasmas mit zahlreichen Krystallen von harn-
saurem Ammoniak (Lampyris) oder einem anderen harnsauren Salze (lyrop/wrus)
verdanken. Diese Ktystalle zeigen eine äusserst lebhafte BROWN'sche Molekular-
beweguQg. Der ^ekt der »Uratzellenschichtc ist eine Verstärkung des Lichtes
durch Rdlezion. — Bei den leuchtenden Asctdien (Jfyrvs^nw) entwickdb nch
die Leuchtorgane als eine centripetale Wucherung des Exoderms und bestehen
ans hügligen, locker aneinander sitzenden Zellen ohne Kern, mit einem homo-
genen, sehr durchsichtigen Inhalt, der durch Karmin sich färbt, was auf eiweiss*
artige Natur der Leuchtsubstanz deutet. — Bei den Rippenquallen (Bero'i und
Cestum) umgeben die Leuchlorgane die sogenannten Gastrovascularkanäle, dürften
also Abkömmlinge des Entoderms sein, und die Zellen verhalten sich wie die
von Pyrosoma. Bei den Seefedem (Pennatuliden) scheinen die acht weissen,
leudbtenden Stränge, die almnirend mit den Mesei^rial<en liegen, eben&Us
Entwicklungen aus dem Entoderm zu sein. Die Organe bestehen aus drei
XooL. Aadmpol. M. BteokfiA Bd. V. <j
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9«
Lrachten der Thier«.
Elementen: i. Bläschen ohne Kern mit einer fettigen Masse gefUIIt : 2. kernlosen,
mit Fettkömem durchsetzten Zellen mtt 1—3 Fortsätzen (Nen^enzellen?);
3. Bläschen mit einer körnigen, weissen, anorganischen Masse; die letzteren Kie-
mente betheiligen sich beim Leucliten wohl in derselben passiven Weise wie die
Uratzelien der leuchtenden Käfer. — Dass auch das Nerveni>rotoplai>nia photo-
gene Beschaffenheit annehmen kann, wird durch die Leuchtorgane von Pofynoc
(einem Wann) and FkjfWrhei (einer heteropoden Molloeke) demonstrirt Bei
Pbfyno^ findet sich eine Doppelreihe leuchtender Scheibchen, entsprechend der
Zahl der Elytren. Diese Scheibchen enthalten eine quastenfonnige Entfaltung
eines Nerven und nach Panceri endigen diese Nerven theils in Form \on
Knöpfchen, theils in der von Stäbchen, welche letztere bis zur Oberlliiclie der
Elytre in dort befindliche Pai>il!en eindringen. Da die Intensität des Lichtes mit
der Dichtigkeit der Nervenendigungen in geradem Verhältniss steht, so ist anzu-
nelunen, dass dic>e seilest leiu hten. Bei Phyllirhoc bedeckt sich bei Reizung die
ganze Obertläche des Korpers n»it Myriaden von leuchtenden Punkten. Nun
findet man an den Nerven, die sich in der Köiperoberfläche vertheilen, An*
Schwellungen von verschiedener Form, von denen insbesondere die kugligen, die
Pancsri nach ihrem Entdei ker »MüLLBR*sche Zellen« nennt, als die leuchtenden
Theite zu bezeichnen sind. Diese Anschwellangensindkemhaltig, filrben steh lebhaft mit
Karmin, Gold und Osmtumsäure und enthalten eine ausserdem in Alkohol und Aether
lösliclie, fettige Substanz. Ausser diesen peripherischen Ganglienzellen leuchten
bei JViyUtrho'c nuch noch Ganglien des Nervenschlundrings. Zu bemerken ist
jedoch, dass das Leuchten dieser Ner\ enzeilen nicht noihwendig mit dem
Leben verbunden ist, denn das Liclu kann auch an todten, getrockneten oder
faulenden Tiiieren durch Begiessen mit heissem Wasser wieder hervorgerufen
werden. Leuchtendes Muskelprotoplasma ist bei Echinodermen (Ophiura) und
einem Wurm (SyBis) beobachtet worden. Das Aufleuchten begleitet die Zuckung.
Es leuchten jedoch nicht alle Muskeln dieser Thiere. Bei Sy^ entstehen zwei
Reihen von Leuchtpunkten, entsprechend der Zahl der Füsse, bei den Ophiuren
.sind es die Muskelbänder, welche die Armglieder verbinden. — Zuletzt ist das
Leuchten des indifferen/irten Protoplasmas von Infusorien {Pfridinium, CryptO'
monas), der zu den \\'iirzelfüssern gehörigen Noclduca und verschiedenen Radio-
larien (Co/hzoum, Sphacrozoum und CoHosphaera) zu erwähnen. Bezüglich der
Bedinginigen des Leuchtens von rroloiUasma ist folgendes ermittelt: i. Zutritt
von Sauerstoff ist unerlässlich und indifferente Gasarten sowie Kohlensäure löschen
das Licht Das Leuchten tritt in der Kegel nicht spontan auf, sondern es ist
eine Begleiterscheinung von Erregungsvorgingen, wird also im allgemeinen durch
alle Protoplasmareize hervorgerufen; merkwürdigerweise reagirt jedoch das pho-
togene Protoplasma auf elektrische Reizung im allgemeinen weniger gut als auf
andere Reizarten. Unter den chemischen Reizen ist besonders die heftige Wir-
kung des süssen Wassers auf die leuchtenden Scethiere, dann die Wirkung von
Säuren und Alkalien, unter den physikalischen Reizen die mechanische Reizung
hervorzuheben. Dass die Krregungsvorgängc in den Nerven die Lichterscheinung
hervorrufen, wird sowohl durch das physiologische Experiment bestätigt, als durch
die Thatsache, dass bei den Leuchtkäfern die als Nervengifte bekannten Alkaloide
von Nux vomica. Curare, Calabarbobne und Opium entschieden auf das Leuchten
dnwitken. 3. Bei vielen Thieren ist zwar das Leuchten eine Begleiterscheinung
des Lebens, allein es ist nicht nothwendig an dasselbe gebunden, sondern kann
auch noch beim todten Thiere durch mechamsche und chemische ^flflase er-
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Lenehtoi der TIticK.
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zeugt werden. Ueber die Begleiterscheinungen des Leuchtens weiss man so viel,
dass jedenfalls keine nennenswerthe Wärmeentwicklung damit verbunden ist,
denn auch (fie Untersuchungen mit sehr feinen Üiermoelektrischen Apparateni
haben keine positiven Werthe eigeben. Was die Elektridtttt betriflf^ so fand
KÖLUKER beim Auflegen von Leuchtkäfern auf einen strompiüfenden Apparat
zu Gunsten der lebenden leuchtenden Thiere im Gegensatz zu todten eine Ab-
weichung der Magnetnadel um 3 — 7", womit aber noch nicht bewiesen ist, dass
cLis ! euchtcn von elektrischen Strömen begleitet wird, denn andere Untersuch-
ungen haben ein negatives Resultat ergeben. — In seiner Beschattenheit erinnert
das Licht an das Leuchten des Phosphors und seine F"arbe spielt in's blaue,
grüne, rothliche, gelbe oder violette. Die von verschiedenen Forschern vorge-
nommene spektroskopische Analyse ergiebt ein continuirliches Spektrum, das von
einigen als monochromatisch, von Sbcchi als polychfomatisch beseichnet wird;
die Bande liegt nach Pamckri zwischen den Linien E und F des Sonnettq»ek-
trums. — Ueber die Quelle des thierischen Lichtes eiigiebt sich aus dem Beob-
adHeten folgendes: Dasselbe entspringt der Oxydation einer organischen Verbin-
dung, bei welcher unter allen Umständen Kohlensäure entwickelt wird. Diese
Leuchtsubstfin? ist in einem Theil der Falle ein Fettstofl", in einem andern eine
stickstoffliaUiL^c Substanz. Mit Phosphor hat das thierische Licht nichts zu schaffen,
sondern die photogene Substanz hat nur die Eigenschaft mit dem Phosphor ge-
mein, die Spannkräfte, die bei der Oxydation zur Entbindung kommen, statt wie
gewOhidich als Wärmebewegung, vielmehr in Form von Lichtschwingungen su
entbinden. Kurz, es ist eine Ozydation, bei der statt Wärme Licht auftritt. Bei
dem Leuchten des lebendigen Protoplasmas ist auch daran gedacht worden, das
Licht ktfnne elektrischen Ursprungs sein. Dagegen sprechen die in vielen Fällen
zu Tage tretende Unabhängigkeit des Leuchtens von den Lebensvorgängen und
die resultatlosen Untersuchungen auf elektrische Ströme. Deshalb wird auch ftir
das I, suchten des lebendigen Protoplasmas die chemische Theorie die richtige
sein und zwar so: Das Protoplasma gewisser Lebewesen, reproducirt eine Substanz,
die bei ihrer Oxydation leuchtet, (photogene Substanz). Der Oxydationsvorgang
wird einerseits ausgelöst, wenn diese Substanz in innigen Contakt mit dem Sauer-
stoffkommt und gewissen Frictionen oder chemischen AnstOssen unterworfen wird,
oder dann, wenn das Protoplasma, in das sie eingebettet ist; von einem Er-
legungsvotgang durdizogen wird. Die in das Protoidasma eingesprengte Leuchfc*
substam bildet hierbei fUr den Erregungsvorgang eine Hemmung, und da bei jeder
Hemmung eine Kraftumwandlung stattfindet, so ist damit ein auslösendes Moment
gegeben, aber nur unter der Bedingung, dass der nöthige Sauerstoff vorhanden ist,
Aus dem Gesagten ergiebt sich mit Nothwendigkeit, dass das Leuchtphänomen,
wie die Beobachtung bestätigt, die Erscheinung der Ermüdung und Ers- höpfung
und die der Erholung zeigt; das Leuchten dauert nur so lange, als disponibler
Sauerstoff und disponible photogene Substanz vorhanden sind, und beides wird
durch das Leuchten verzehrt. Die Frage nach den Bedingungen der Bildung
der photogenen Substanz ist noch ganz ungelöst. Man kann nur sagen, «e ent-
spiingen in den meisten Fällen einer specifischen ererbten Qualität desPtoto-
plasmas, die gewissen Thierarten der verschiedensten Thiembtheilungen zukommt,
aber fast Uberall nur einigen wenigen Arten. In anderen Fällen besteht die
specifische Fifrenthümlichkeit nur in einer Prädisposition zur Entwicklung der
Leuchtsubstanz, und diese Disposinon ist theils eine dauernde, theils eine nur
temporäre. Ausser dem im bisherigen beschriebenen, von 0:^dation einer
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lOO
Leuchtkäfer — Leuciscus.
photogenen Substanz henrtthrenden, also chemischen thierischen TJchte, Icommen
noch zwei andere Formen von Leuchten bei Tlüeren vor, die rein physikalischer
Natur sind. i. Das Auftrett-Ti von elektrischen Funken im Haarkleid der Säuge-
thicrc, wenn dasselbe gerieben wird. Am leichtesten ist die Kri^cheinun? bei
Katzen hervorzubringen durch Streicheln geeen das Haar und zwar am besten
bei trockener Luit, auch am menschlichen Kupi- und Barthaar ist es zu beobachten.
Es handelt sich hier einfech um die Entstehung von Reibungselektriatät an den
die elektrische Bewegung so sehr schlecht leitenden Haaren und Entladung
derselben unter knisterndem Geräusch. 2. Das Leuchten der Augen der Wirbel«
diiere und vieler Insekten, insbesondere der Nachtschmetterlinge. Wo bei den
Wirbelthieren das Leuchten sehr entwickelt ist, findet man im Augenhinteigrund
eine eigne trisirende Schicht, das sogen. Tapetum. Uebrigens beobachtet man
das T eurliten auch bei Geschöpfen ohne Tapetum, selbst beim Menschen. Von
diebem Leuchten wird angenommen, dass es rh'.v blosse Reflexiort äusseren
Lichtes ist: denn es verschwindet bei absoluter Dunkcilicit vollständig. Anderer-
seits ist Thatsache, dass es bei Säugethieien eigentlich nur an .iiickt beobaciitet
wird und die Stärke und Farbe des Lichtes je nach der Intensität des Affektes
wechselt Femer ist die Farbe bei den verschiedenen Thieren verschieden, bald
grttniich bald röthlich. J.
Leuchtkäfer, s. Lampyridae. E. Tc.
Leuchtzirpen, Fulgorina s. Fulgorides E. Tc.
Leucilla, Häckel, s. Leuconidae und Kalkschwämme. Pf.
Leucin, AmidoleucinsSnre, .^midocapronsäure, CgHj^NOj, ein constantcr
Bestandtheil zahlreicher thierischer Gewebe und Organe, besonders Driisen
(Bauch- und Kopfspeicheldrüsen, Nieren, Leber, Lunge, dann Gehirn etc.) ist
eine perlglänzende, in dünnen Kiystallblättchen oder radiär gestreifte Kugeln
bildenden Nadeln krystallisirende Substanz, welche specilisch leichter ab Wasser,
fettähnlich ist, sich aber schon in 37 Theilen kalten Wasser^ viel schwerer in
Alkohol löst und in Aether geradezu unlflslich ist Von neutraler Reaktion ser-
setzt es sich bei starrer Erhitzung in Kohlensäure und Amylamin; mit Schwtfel-
säure, Salpetersäure etc. bildet es leicht lösliche und krystallisirbare Verbindungen.
T i-^t cinp«^ der Produkte der regressiven Eiweissmetamorphose im Körper und
tritt ms!)esundere auch bei Fäulniss der Kiweissstoffe auf, es fehlt desshalb auch
niemals unter den Verdauungsprodukten, vornehmlich des pankreatischen
Saftes. S.
Leucinsäure, durch Einldten von Stickstofibrioiqrd in eine mit Salpetersäure
angesäuerte Leucinlösung oitstehend, ist physiologisch nur als Componens des
Leudns von Bedeutung. S.
I^eudscas (Kleim, Bonaparte), Siebold, Weissfisch (gr. kut9$, weiss),
Gattung der Karpfenfische (s. Cypriniden), mit kurzer oder doch mässig langer
Afterflosse und kurzer Rtlckenflosse , ohne Stachel, den Bauchflossen ungefiihr
gegenüber. Ohne Barteln. Fnlsche Kiemen vorhanden. Darm kurz. Die
Schhmdzähne stehen in cii.er Rcilie, links zu 6 oder 5, rechts immer zu 5. Die
vorderen Zahnkronen sind coniscli, die hinteren seitlich comi)nmirt, mit schräg
abgeschliffener, nach innen in einen Haken endigender Kaufläche. — Während
die Gattung in ihrer wetteren Begrenzung (s. GOmther) mindestens 84 Arten
zählt, hat sie in der hier gegebenen Fassung nur ij, von denen 3, nimlich
X. rutihts (s. Plötze), Z. virgo (s. Frauennerfling) und Z. miüßngtri (Giau*
nerflin^ in Deutschland vorkommen. Europäische Arten rind ausseifdem:
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Leudtartüi Lmtoosolenla.
lOI
L, auh, BoNAP. (Süd-Europa), Z. arcasii, Stelnd., macroUpidotus , Steind.,
lemmingii, Steind., alburnoides, Steind. (Pyrenäenhalbinsel), L. Heckeliif NoRDM.
(Krim), L. piclus, Hkckel, adspcrsus, Heckel (Balkanhalbinsel). Ks.
Leuckartia, A. Agassiz, Geryonide (Subf. Caramnidae)^ ohne Zungenkegel
und Centripetal-Kanal. Pf.
Lrcucochloridium, Carus, Cercarien. Name eines Trematoden, Distoma
maerMmumt Rud. — Die Cercarie (Larve) dieses Saugwurms lebt in
Fahlem vcni Sueemea ptiiris, in dem E^de eines langen Ammenschlauchs» der
sich in den Leib der Schnecke hinein fortsetzt in einen Fadenknanl «wischen
Leber und Dann. Das Ende des SchnedcenfUhlers dehnt sidi durch die Be-
wegungen des Ammenschlauches so sehr aus, dass die dUnne Haut durch den
geringsten Anstoss platzt und der Schlauch heraushängt wie ein kleiner Wurm.
Nach den Beobachtungen Z' i ler's, eines wiirttenibergischen Arxtes, wird dieser
von Rotlikehlchen und an ieren int>ektenfrei»i>enden Vögchi weggeschnappt und im
Darm dieser Vögel eniwickelt sich das L. zum geschlechtsreifen Distoma macros-
tomum. Carus, der jene sonderbare Larvenform zuerst entdeckte, betrachtete sie
als eine besondere Gattung und nannte sie nach der Färbung L. Wo.
Leucochroa (gr. weissfarbig), Beck 1837, Landschnedcengattung; nUchstver-
wandt mit HtUx^ aber Kiefer glatt, mit mittlerem Vorsprung wie b« VUrhta und
/fyafyiOf Zähne der Retbplatte wieder mehr wie bei Beüx. Schale sehr dick»
kalkig weiss, etnüu-big, kugelig oder niedergedrückt; Mflndungsmund stumpf,
gMade. An den wärmeren Küsten des Mittelmeeres. Z. candt'dissima, Drapar-
NAUD, kugelig gerundet, jung mit Kiel und Nabel, die beide bei fortschreitendem
Warhsthum verschwinden, in Süd-Frankreirb, Spanien, Sardinien, Siciüen und
Algerien, eine ähnliche, bei welcher der Kiel auch auf der letzten Windung
bleibt, Z. cariosula, Miciiaud, in Algerien, eine gekielte und genabelte, L. cariosa,
OuvTER, in Syrien, eine runde, bei der die Mündung durch Ausbreitung des
Bandes nach innen dlgenthttmlich verengt ist, L. Baissuri, Charp^ in Judäa und
dem peträischen Arabien. £. v. M.
Leucoqrten. Die den weissen Blutkörperchen gleichsustelleoden Elemente^
des Froschblutes, aus welchem sich das als Flagellat gedeutete 7yyptm9s^tiia
sangmms (s. d.) entwickelt Ff.
X^codoridae, QuAntzrAcis (griech. mit weisser Haut). Farn* der Boraten*
Würmer; Ord. Notohraiuldgtoi nahe den Äriciidae. Körpersegmente heteronom;
Ruder einästig. Leben meistens in Röhren im Sand oder auf Steinen. Hierher
die Gattung Leucodore. Wd.
Leuconidae, Familie der Kalkschwämme mit dicker Wandung, welche von
verästelten Kanälen durchsetzt wird. Gattung Tfuconia, Grant, von HAckel nach
den Nadel-Verhältnissen (s. Kalkschvvämme) in die Gattungen Leucyssa, Leutetta,
LcuciUa, Leucortis^ Leuculmis, LtucaÜis, Ltucandra getheilt, (s. Hackel, Die Kalk-
schwämme, Berlin 1872). Pf.
Leoccnoe, Bon (WasserliederrolliiseX Gruppe (eigenes Genus nach Bos)
sur €rattung VesperHS» (L.) Keys, und Blas. (s. d.) gehörig, t. Ms.
Leucophrya (gr. «phryst Augenbraue), EmtsiiBERG. Ifolotriches InfUsor aus
der Familie CinetochiUdae mit häutiger Platte im Schlünde. Fr.
Leucortis, Hackel, s. Leuconidae und Kalkschwämme. Pp.
Leucoaolenia, (gr. leukos weiss, solen Scheide), Bowerbank (^GroiUia,
lAESSXfXnm, 9. d.). Kalkschwamm aus der Familie As(oniäae, Pr.
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lot Lcucosolenkbe — Linkt,
LettC08oletiid«e {^Aitamdaejt Kalkschwinuoe mit dsftcben Porengängea
der Wandung. Pr.
Lencosticte, Sws. (gr. leukas wdss, sUki^s puoktiit). Finkcngattuag aus der
Untertamilie der Pyrrhulinae (s. Fringillidae), nur etwa ein halbes Dutiendt im
Norden Asiens und Nordamerika's sowie im HimaUya heimische Arten umfassend.
Der Charakter dieser ? Polarfinken i liegt in einem kurzen und spitzen, gegen
die Spitze hin seitlich zusammengedrückten Schnabel und dunkelbraunem Ge-
fieder, welches an Kopf und FKigcln häufig röthlichen Anflug zeigt. In der
Grösse kommen sie den Ammern gleich. Typus: L. littoralis, Baird, von Nord-
Amerika. RCHW.
Leaeosyrier. Völkerschaft des Alterthums in Kappadokien und Pontus,
zwischen dem Halys und Iris; sie gehörten zum sjrrischen Volksstamm und
wurden von den Persein sum Unterschiede von den eigentlichen, durch die Sonne
mehr gebräunten Syrern, L. d. h. weisse Syrer genannt v. H,
Leuculmis, Häckel, s. Leuconidae und Kalkschwämmc. Pf.
Loucyssa, Häckef., «?. T-euconidnc und Kalkschwämme. Pf.
Leueneuwa. Insulaner des pazifischen Ozeans, im Osten des Salomooar-
chipel, Maori (s. d.) der Sprache und Abkunft nach. v. H.
I^euni. Völkerschaft im alten Vindelizien. v. H.
Leuvu-heL Abtheilui^ der Tehueltschen (s. d.) an den nördlichen und
südlichen Ufern des Rio Negro in Patagonien. Sie grenzen im Osten an die
Chediehe^ im Westen an die Pehuenche und Huilliche, im Norden an die DtvO'
het, im Süden an die übrigen Tehueltsdien. v. H.
Levad. Eine zu den Nerviern gehörige Völkerschaft des Alterdkums» am
Flusse Lieva der bei Gent in die Scheide fällt. v. H.
Levantiner. Abkömmlinqc von West-Europäern im türkischen Orient. Die
jungen westeuropäischen Kauileute, ItaHener, Spanier, Franzosen, nahmen sich
Frauen aus griechischen, armenischen oder jüdischen FamiUcn und ihre Kinder
gehörten weder dem einen noch dem andern Volke an; sie bildeten eine be-
sondere Volksart^ die L. Sie selbst nennen sich gerne, soweit sie nieht ihrer
ursprünglidien Nationalität wieder beigetreten sind, Katholiken, da sie als Nach-
kommen ringewanderter Italiener, Franzosen und Spanier fast alle der römisch*
katholischen Kirche angehören und als Bekenner deisdben von den Griechen
unterschieden sein wollen. Diese L. haben nun in viden Städten, besonders
in geistiger Hinsicht, manches von den Oiientalen angenommen. Wie Europäer,
welche lange Jahre in Amerika gelebt, in Sitte und Denkweise, ja sogar in ihrer
äusseren Erscheinung sich amcrikanisiren, ebenso häufig nehmen Europäer, welche
lange im Oriente leben, unmerklich die einheimische Glaubensgeneigtheit an.
Um so mehr erst ihre im Morgenlande geborene und aufgewachsene Nach-
kommenschaft. Die I» stimmen daher im festen Glauben an Geister und un-
heimliche Häuser völlig mit ihrer moslemitischen Umgebung flberein. Ebenso
wie den Moslemin fehlt es den L. durchaus an Unternehmungsgeist, nur selten
verlassen sie ihre Heimat, um auswärts Abenteuer und ihr Glflck zu suchen. Da*
bei herrscht unter ihnen grosse Sittenlosigkeit. V. H.
Levoni. Völkerschaft des Alterthums, im innem Mittellande Skandinaviens
sesshaft. V. H.
Lcvriere = italienischer Windhund. R.
L^vrier, Levron, französische Bezeichnung des italienischen und englischen
Windhunds. R.
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Levrier chien-torc — LlbeBuMdae.
L^vrier chien-tiux, französische Bezeichnung des nackten türkischen Wind*
hunds (s. d.). R.
Lf^vrier de Samarkande, ein mittelgroser, zierlicher, sehr elegant gebauter
Yl^ndhund» der sich besonders durdi seine schönen, grossen, sehr lang behaarten
und gut anliegenden Behänge und durch Federung der Liufe und der Ruthe
von anderen Formen dieser Kategorie unterscheidet Der übrige Körper ist glatt
behaart und meist schwarz mit weisser Blässe an dem langen, spitzen Kopf. Die
ansehnlich entwickelte Nase ist schwarz. R
LfCxovii oder T.exubii. Zu den Aremorici oder Armorikanem gehörige Völ-
kerschaft des Aherthums, in der Gegend von Lisieux wohnhaft. v. H.
Lfi. Die kleinen, von Farbe röthHchen Urbewohner der Insel Hainan, welche
jetzt in das Innere zurückgedrängt sind. Sie unterscheiden sich in die wilden
Seng-Ii und die In-Li, welche eine sehr alte Kultur besessen haben sollen. Die
Sprache soll von der chinesischen gan7. verschieden sein. v. H.
IfjaBchen, s. Polen, v. H.
ItfiallBf Gray 1834. Pygopodiden« (Eidechsen-) Gattung mit i sehr verbrei-
teten Art in Australien und Neu Guinea» durch die kleinen Schuppen des Kopfes
von den andern Gattungen der Familie unterschieden. Pf.
Lialisidae, Gr.\y. Synonym für Pygopodidat. Pf.
Liasis, Gr.\y. Pythoniden-Gaitung. Pf.
Libanon. In den Höhlen des Libanon entdeckte Prof. Fraas neben Knorlien
vom Rninuzeros, Bos pnmi^mius, Bos Bison, Bär, auch zahlreiche i-cuerstein-
messer, ähnlich wie in den Höhlen Schwabens und der Auvergne. Von Haus^
ttueren konstatirte er Schaf und Ziege, welche er Ce^a und Ovis frhmgtnim
nennt Fmas beseichnet diese als die Vorfahren unserer Hausthiere. Die
Feuersteinmesser stecken in einem ^äzialen Konglomerate, der mit den dortigen
Gletschermoränen zusammen hängt; auch sind manche Höhlen, so besonders die
im Wadi Tjftr, von Moränensch uitmassen zugedeckt. Daraus folgert die Anwesen-
heit von Menschen «^rhon vor der Glazialzeit. Zu den Phönikiern gehören diese
Ureinwoliner Syriens nicht, eher sind dieselben semitischen Stammes. C. M.
Libellula, L. (lat. kleine Wasserwage). Namengebende Gattung einer Fa-
milie der Wasserjungfern (s. Libellulidae), deren beide gemeinste Arten L. de-
pressa, L., und guadnmaeitlaia, L., manchmal durch ihre Zfige in ungeheuren
Mengen die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. £. Tg.
Libellulidae Odffnata,¥AB.f Waserjungfern, Familie der pseudoneuropteren
Orthopteren (s. Orthoptera), deren Larven im Wasser leben. Die GcschlechtS-
thiere sind gross, sehr gestreckt und mit 4 fast gleichen, stark gegitterten, glasigen
Flügeln versehen. Kopf gross, Augen desgleichen, Mundtheile kräftig entwickelt,
von der Oljerlippe fast bedeckt, Unterlippe meist gesj)alten. Fühler kurz und
plriemförmig, in eine Borste auslaufend. Beine sehr genähert und nach vom
gerichtet, Füsse dreizehig. Hinterleib loringclig mit zwei ungegliederten, zangen-
artigen Anhängen an der Spitze, mit einem Copulationsorgane des Männchens
an der Wurael des Bauches, daher die Paarung in ringförmiger Stellung der
beiden Hinterieiber. Die Ltbdlen sind Raubinsekten und ihre Larven mit einer
armarixg gegliederten, vorsdinellbaren Unterlippe versehen, deren aangeniörmiger
Handtheil das Gesicht mehr oder weniger deckt und desshalb Maske genannt
worden ist. Subfamilie 1. AgrwmnM, Schlankjungfern, die kleineren, minder
wilden Arten. Sie haben einen queren Kopf, dessen Augen weit getrennt sind,
vier gleichgebildete, in der Ruhelage mehr aufgerichtete Flügel und im männlichen
Libici ^ Libfcr.
Geschlecht 4 Anhängsel an der I. eibesspitze. Ihre Larven athmen durch drei
floBSenartige Trachecnldenien «n der Leibesspitse. Hierher Agrion, Fab. mit «ehr
vielen Arten, I^atyenems Charp., Lesies, Leach, CaUpiiryx, Lbacb, die grSssten
blauflflgeligen Arten u. a. Sublamilie a. UMtitünae, die grdssereo, wilderen
Arten mit mehr halbkugeligem Kopfe, sehr genäherten, öfter auf dem Scheitel
xusammenstossenden, grossen Netzaugen, Flttgeln, deren hintere an der Wufsel
etwas verbreitert sind durch die sogenannte >Meml)ranula« und in der Ruhe wag-
recht ausgebreitet getragen werden. Die Männclicii haben nur 3 Analanhängsel.
Die gedrungeneren Larven athmen durch Darmkiemen und enden hinten in drei
kräftige Dornenspitzen. Hierher Gattungen, wie Libtllula, L., Corduita, Leach
(Epophihalmia, Burm.), Aeschna, Fab., Gomphos, Leach. — T. v. Chaxpemtiek,
Ubellnlinae enropaeae descriptae et depictae. L^s. 1840. — De SelysIjONC-
CHAMPBS et Hagen, Revue des Odonates ou Ltbellules d'Earope. Bruxelles 1850.
~ Hemrici Buchecker, Systema entomolQgiae, nstens Insectomm class. gen.,
•pec. p. L Odonata europ. Münster 1876. — Ueber Entwicklung der ISbdbh
RAut s. Tracheaten-Entwicklnng. E. Tg.
Libici, wahrscheinlich nicht verschieden von den Libui des Livius, nach
Plinius ein ligurischer Stamm, der zu beiden Seiten des Flusses Sessia wohnte
und die Stadt Vercellae (Vercelli) erhaute. v. H. '
Libirianos. Indianer des Orinocogebietes, furchtsam, verschlossen, wenig
zahlreich. H.
LIbolo. Bantuvolk in Angola, sfldlich am Koanza, grosser, wohlgebauter
Menschenschlag mit gutmütigem und intelligentem Oestchtsausdruck. Der L.
salbt »ch den ganzen Körper mit Palmöl ein und windet ein leichtes Gewand
von scbwar^ftrbten Pflanzenfasern um die Hüften; das lang ausgekämmte Haar,
in dünne Strähne geflochten, auf welche Glasperlen, Holzklötzchen und Korallen
aufgereiht sitid, liängt Iiis zu den Schultern hinab, und nuf dem Scheitel prangt
gleich einem Heihgenschein eine aus dem Fell einer langhaarigen Antilope oder
aus den Fasern der Baobabrinde verfertigte kreisrunde Scheibe, von derem
äusseren Rande die Haare oder Fasern ringsum strahlenförmig abstehen; ein
Kopfputz, der auch bei mehreren anderen Stftmmen gebrauchlich ist v,YL
Libophoeniker. Mischvolk von Libyern und Phöniketn auf beiden Seiten
des Bagradas, sttdlich von Karthago, auf dessen Gebiet die L. die Hauptbevöl*
kernng bildeten, v. H.
Libui, a. Libici. v. H.
Libumer. Illyrisches Volk des Alterthums in der Landschaft Libumia, die
längs der adriatischen Küste am Flusse Arsia bis zum Tetius reichte, das sich
aber auch an der gegenüberliegenden Küste Italiens festgesetzt hatte. Die L.
waren ein mächtiges, als treffliche Seeleute und als Erfinder einer besonderen
Art leichter und schneller Schiffe bekanntes Volk, das auch lebhaften Seehandel
trieb und sich den Römern Mhaeidg unterwaif. v. H.
Libyer. Nach Fkibdiuch MDllbr eine der drei Hauptfiunilien der Hamiten
(s. d,). Zu den L. gehören die Imoschaih (s. d.) auch Tuarik oder Berber (s. d.)
genannt ein mit fremdem Blute nicht unbedeutend gemischtes Volk, welches no-
madkirend das ganze westliche Nord-Afrika bewohnt und für die direkten Nach-
kommen der alten L., Numidier und Gaetuler angesehen werden kann. Von den
alten L. wissen v ir nicht viel mehr, als dass darunter die Völker im Westen von
Aegypten verstanden wurden, welche die Aegypter als Lebu oder Kebu bezeich-
neten. Um das Jahr 1400 vor unserer Aera sollen diese L. von blauäugigen und
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Lfcatec — IJenetis.
blondhaarigen Nomaden, den Tamahu unterjocht worden sein, welchen man
die Aufrichtung der in Nord-Afrika vorkommenden megalithischen Denkmäler zu-
schreiben will. V. H.
Licates oder T-icatii. Nach Strauo die Uebermüiigsten unter den Vindeli-
ciem (s. d.}, ihnen gehörte die feste Stadt Damasia, wahrscheinlich Hohenerabs
iin oberen Rheinthale. v. H.
LidumotUB, Ilug. In^i (syn. ^ikekmur, Lsss.), madagascarische Halb-
aSengattung der Farn. Lemurida, Is. Geoffr. (Pitht€0m»rpka, Vier, Carus) vmt
stimmigem Körper, mittetgrossem KopC kurzer spitzer Schnauze, kleinen, im
dichten, fast wolUt^em Pelze versteckten Ohren und Stummelschwanz. Tarsus
kürzer als die Tibia. ? mit 2 Briistzitzen. | Schneidezähne, obere sehr breit,
[ Eckzahne, 0 einzackige Backzähne und ^ vierhöckerige Mahl/ähne. L. /ndri,
Iiiio. (InJri, Lichanotus brevicaudatus, Ghoefr., Lemur ifuiri. Gm.), der »Ba-
bakoto« erreicht eine Gesammtlänge von 85 cm; 2 — 3 cm entfallen davon auf
den Schwanz. Färbung schwarz, z. Th. braunschwarz. Stirn, Schläfe, Kehle, Brust,
Hals» Sdiwanz, sowie die Unterseite der Schenkel und Fersen weiss. — Nabe
verwandt ist X. mitratus, Peters, der tKronenindri« jedoch kleiner, 75 cm und
mit 4,5 cm langem Schwänze. Beide Arten sind Fruchtfresser, der Babakoto
wird gezihmt und (nach Pollen) zur Vogeljagd abgerichtet. — »ZirAmMAKf
avahi* van der ISio/kv, *s JUicrarkjfnikus ümiger, Gray, stehe Microrhynchus»
JOÜRT V NTs.
Lichanura, Copt. Synonym zu Gryx, Daiu. Pf.
Lichia, Cuv., Fischgattiing der Stachelflosserfamilie Carangidae, nahe verwandt
mit Caranx; Stacheln der i. Riickenflosse unvcrbunden; vor ihnen ein nach
vom gerichteter Dom. Seitenlinie glatt. Keine Flösschen. Z. amia im Mittel-
meer und atlantischen Ocean bis zum Cap, wird bis i Meter lang. Selten, sehr
geschätzt andere Arten im indischen Ocean. Klz.
Lichoinolgidaef Familie der Krebse, zu der Ordnung der &a»mü^a€a und
zwar an der Gruppe der Schmarotzerkrebse (S^htnostoma) gehörig. Diese Formen
schliessen den Cyclopiden (s. d.) sich an. Der Körper ist bauchig, das erste
Fühlerpaar geisseiförmig, das zweite besrehr in langen Klammert Ksen Die Ab-
dominalfüssc sind von der Mittellinie entiemt eingelenkt, das Endglied beider
Aeste i^^t mit langen Schwimmborsten besetzt. Die Weibrhen schmarotzen auf
Fischen u. a., während die Männchen frei umherschwimmen. Gattungen: Erga-
siius, NoRDM., Lkhmolgm, Thorbll., Nk^hoüt M. Edw. Rchw.
Licfatempfinduog, s. Gesichtssinn. J.
LicmetiSi Wagl. (gr. ükmeks Getreideworfler), Gattung der Kakadus (s. d.),
ausgezeichnet durch weisse Gefiederfärbung und einem gestreckten Schnabel,
welcher länger als hoch ist und eine deutliche Auskerbung vor der Spitze sowie
Feil-Kerben hat. Die Wachshaut ist befiedert. Der kurze, gerade Schwanz hat
etwa halbe Flllgellänge. Die Federn der Stirn sind bald mehr, bald weniger zu
einer Haube verlängert. Als bezeichnend ist auch der besonders breite nackte
Augenring hervorzuheben. Wir kennen zwei Arten in Australien: Den Nasen-
kakadu, L. nasuus, Tem., von weissem Gefieder, mit hellrothen Federbasen an
Kopf und Hals, heUrother Zügelgegend und Stirn und blaugrauem Augenring,
von der Grösse einer Saatkrähe; femer den Wühlerkakadu, Z. pasHnat»r,
GouLD, welcher etwas grösser ist und einen breiteren und dunkler gefftrbten
nackten Augenring hat, während nur die Zttgelg^end, aber nicht die Stirn, roth
gefilrbt ist. Rchw.
Dlgitlzed by Google
106
Licnini liebe.
Licninit Nach i^toJXMAus Bewohner des osthchen Gebirgsabhanges der In-
sel Korsika, v. H.
Lider, s. Augenlider. Rchw.
Lidrinne, s. Schorganeentwtcklung. Grbch.
Liebe ist einer der wichtigsten Triebe, welche die Beziehungen der Lebe-
wesen zu einander belierrschen und besteht in einer den Gesetzen der speci-
fischen und individuellen Reladcm gehorchenden Anziehung, der dne den gleichen
Gesetzen gehorchende Abstossung antagonistisch gegenübersteht. Die allge-
meinste Form ist die Geschlechtsliebe, d. h. die "Wirkung der Anziehung, weldie
bei den getrennt geschlechtlichen Thieren das eine Geschlecht auf das andere
atistjbt. Von beschränkterem Vorkommen ist die Jungenliebe bezw. Kindesliebe
der Thiere mit Jnngenpflece nnti ebenso die gesellige Liebe, welche die ge-
sellis; lebenden Thierc verbindet; hierzu (gehören auch die Geschwisterliche und
Frcundcsliebe als Former der \'erliinduncf rnffr parrs. — Der Liehe Hegt ein
Lustgefühl zu Grunde und wir haben bei derselben zweierlei zu unterscheiden,
das geistige und das seelische Element. Von ersterem kann natürlich nur
gesprochen werden, wo nicht nur Geist vorhanden is^ sondern auch eine ge-
wisse Ausbildung und Selbständigkeit des Geistes. Beim Mensdien kann dieses
Element sogar die Hauptrolle spielen, so dass man von einer geistigen Liebe
sprechen kann. Bei dem Thier, wo der Geist sich in gebundenem Zustand be-
findet, insbesondere bei allen niederen Thieren, tritt das seelische Element in
den Vordergnind, d. h. nach G. Jäger der specifisrhe und individuelle Aus-
dtinstunpsduft, auf den die instinktive Sympathie (s. Art. Sympathie) beruht. Die
Beobachtung der Thiere ergiebt sofort, dass die chemischen Sinne die Vermittler
in der Liebe bilden und zwar beide chemische Sinne, der Geruchsinn, indem
die Thiere durch Beriechen ihre Auswahl treffen, und der Geschmacksinn, denn
alle Thiere, die sich lieben, belecken sich gegenseitig, sofern ein Leckoii^n vor-
handen ist Ein anderer Liebesbeweis is^ dass die sich liebenden Geschöpfe
sich in der mannigfahigsten Wase zu berühren suchen, ae schmiegen sich an-
einander, streicheln, schnäbeln sich gegenseitig etc., was andeutet, dass auch der
Tastsinn hierbei betheiligt ist und zwar wahrscheinlich hauptsächlich die
chemische Seite desselben. Wegen dieser Betheiligung der Sinne spricht man
auch von sinnlicher Liebe; da bei der GcschlechtsHebe dieses sinnliche l lcment
namentlich das Beschnüffeln und Belecken am meisten ausgebildet ist, su vvird
das Wort sinnliche Liebe auch synonym mit Geschlechtsliebe gebraucht. Bei
dem Menschen ist das sinnUcbe Element in der Liebe ebenso vorhanden wie
bei den Thieren und wieder besonders bei der Geschlechlsliebe (dem Belecken
der Thiere entspricht das Kflssen der Menschen), aber bei den Culturmenschen
ist das Bewttsstsein und Verständniss för das der instinktiven Sympathie zu
Grunde liegende Element, nämlich die wohlriechende und wohlsclimeckende
Ausdünstung des Partners verloren gegangen. Die Liebe ist entweder in der
Individualität der in Betracht kommenden Geschöpfe begründet und das Band
ist dann bei der ersten Begegnung geschlossen oder die Liebe entwickelt sich
erst auf dem sinnlichen Gebiet durch das Llement der Verwitterung d. h. der
Imprägnation mit dem partnerischen Individualdufl. Darauf beruht auch die
kttnstliche Bereitung von Liebestränken, die, frflher allgemein, jeut nur noch bei
Naturvölkern und in unteren Volksschichten im Schwange sind. Der liebes-
xauber wird ttbrigens nicht bloss in der GeschlechtsUebe angewandt, sondern
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Lieberkttliiiw — Liculidae.
kann beaützt werden, um gesellige Anhänglichkeit zwischen verschiedenartigea
Geschöpfen zu erzeugen, s. Art. Verwitterung. J.
Lieberkühma. Imperforate Süsswasser-Foraminifere aus der l anmie Grotmidae
Eine hierher gel orige marine Form schildert Sidoall (Quart. Joum. Micr.
Sei XX. 1880.) Parker betrachtet die Gattung als das von den Protoplasmen
(Amöben) vx den Foraoiiniferen leitende Zwischenglied. (Quart. Joum. Micr.
Sci.XXn. i88a.) Pp.
Lieberkfihn'sdie Drüsai oder Ln Krypten Die unter diesem Namen be-
kannten Darmdrüsen sind kurze, vom (unveränderten) Dannepithel ausgekleidete
Blindsäcke oder Schläuche; im Dünndärme mfinden sie zwischen den Basen
der Darmzotten; etwas ansehnlicher sind sie im zottenlosen Dickdarme. — s. auch
Art. Verdauungsorijane-Kntwickhing. v. Ms.
LiebcspfeiL Bei gewissen Gasteropoden (Helicecn) befindet sich in euicr
Aussackung (Pfeilsack) der Geschlechtscloake d. H. desjenigen Raumes in wdchen
die Aasfilhrungsgänge beiderlei Geschlechtsorgane ausmünden, ein stiletartiges
Kalkgebtlde, der sogen. Liebespfeil. Da derselbe bei der Begattung nach aussen
vorgestülpt wird und man ihn oft an dem andern Indivtdium haften stehti so
nimmt man an, dass er zur geschlechtlichen Reizung dient. D.
Lielaphis, Gthr, Polynesische Colubriden-Gattung. Pr.
Lieste, s. Halcyoninae. Rchw.
Lieu-Kieu-Insulaner. Sind gleicher Abstammung und Sprache mit den Ja-
panern (s. d.). v. H.
Lieven, s. Liven. v. H.
Lilu, s. Loyalti-Insulaner. v. H.
Ligamente. Von den unter dem Namen Ligamente (BSnder) im Körper
aufgeführten ca. 140 Gebilden werden die wichtigsten bei den betreffenden
Organen erwähnt werden. Grbcm.
Ligauni. Name der Keltoligurer (s. d.) im südwestlichen Gallien, bis zur
Grenze von Gallia Cisalpina. v. H.
Ligi. Negerstamm des oberen Nilgebietes, westliche Nachbarn der Niam-
Bari und in vielen Aensserlichkeiten den Mittuvölkern nahestehend, deren Sprachen
jedoch sehr verschieden sind. v. H.
Ligula, s. Neryen^nttem>£ntwicklung bei Gehirn. Gkbch.
LigolMae, Schmarda (lat ^ Band). Riemenwflrmer. Farn, der Cestoden.
£ine primitive Form von Bandwfirmem. Körper flach mit unregelmAssigen Quer-
latten, nie mit deutlicher Gliederung. Kopf mit awei schwachen Gruben, oft mit
endständigem Saugnapf; zur Befestigung dienen ausser den (kuben hin und
wieder auch noch Haken, doch immer in geringer Anzahl. Die Geschlechts-
organe deuten durch ihre regelmässige Wiederholung die Gliederung des Wurins
in einzelne Glieder an; Gcschlechtsöffhimgen median. Ans den Eiern kommen
wimpemde Embryonen, die wie bei ßothrwcephalus ilir Wimperkleid abstreifen
und daim, mit sechs Haken ausgerüstet, ein freies, amöbenartiges Dasein (Uhren.
Sie gelangen auf noch unbekanntem Wege in die Bauchhöhle von Ftscben und
entwicketai sich dort zu einer ziemlich grossen bandförmigen Cestodenlanre.
Weiden die Fische von Vögeln oder von Raubfischen gefressen, so erreichen
jene Larven im Darm des Wirthes in kurzer 2Seit Geschlechtsreife. Hierher die
Gattungen Ligula und Triaenophorus. — lÄgula, Bloch, ohne Haken; Ent-
vvirichinj: durch Cyprinus-\r\^x\ werden zur gesclilechtsrcifen Form in fischfressen-
den Vögeln. — L, mono^ramma, Crspun, im grossen Säger. Wd,
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toS
UguTCT — ' Litna.
Lfigurer oderl .ygier, aiirh Ligystiner, die alten Bewohner derSüdklJsten Galliens
und des benachb.arlen Italiens. Wahrscheinlich reichten sie weiter nach Norden und
Westen. Was ihren ethnologischen Charakter anbelangt so ist detselbe duich-
aus unbestimmt; man weiss darüber nur soviel, dass sie weder den Iberern- noch
den KeltenstiUnroen angehörten, da ihre Sprache als von jener dieser beiden
Stämme verschieden angegeben wird. Die L. wurden im AUgemdnen in L.
Transalpini und Cisalpini geschieden und xerfielen in eine Menge Stämme, von
denen die auf den Seealpen wohnenden im Allgemeinen Alpini, auch von ihrer
Sitte, das Haar lang wachsen zu lassen. CapiHati oder Comati, die auf den
Apenninen ant^esiedclten aber Montani hicssen. v. H.
Ligurinus, Koch, kleine, nur vier Arten umfassende Finkengaitung aus der
Unterfamilie der jPyrr/iu/inae, über die paläarktische Zone, Europa, das nördliche
und mittlere Asien ostwärts bis Japan verbreitet Gefieder vorherrschend gittn-
lieh. Typus ist der Grünhänfling, Grttnling oderSchwunsch, L»cAUr$i, L.,
gelbgrUn, Oberkopf und Nacken grau angeflogen, Bauch rein gelb, Steiss weiss-
lich, von der Grösse des Haussperlings. Das Weibchen ist graugrün. Rchw.
Liguus (von /igar^ binden), Montfokt i8io, eine westindische Land-
schnecke, kegelförmig mit geradem Mündungsrand und unten wie einge-
schnittenem Innenrand, daher früher zu Achaiina gerechnet; aber der Kiefer aus
mehreren, sich in schiefen Streifen deckenden Platten bestehend, wie bei den
ebenfalls amerikanischen ßultmulus. L. vir^ineus, Linn^ auf Haiti, 5 — 6 Ceutim.
lAQg» glänsoid weiss mit zahlreichen verschiedenfarbigen Spiralbändem (was nur
bei sehr wenigen Molluskenarten vorkommt), pomeransengelbe, schwefelgelbe^
blassviolette, dunkelgrüne, rothbraune und schwarse an demselben Stfick. Wurde
von den früheren Conchyliologen »Staatenflagge« oder »Prinzenfahne,«
-»Pavillon d Hollandi*. genannt, wegen Aehnlichkeit mit der verdoppelten nieder-
ländischen Flagge, wie sie der Prinz von Oranien führte, zwei rothe und zwei
blaue Streifen in Weiss. Soll hauptsächlich an den Bäumen, die Farbholz
liefern, namentlich JJaematoxylon Campecheanum, leben und hat daher vielleicht
die so ungewöhnliche bunte Färbung. E. v. M.
Li-khoya, Bantustamm des westlichen Betschuanenlandes. v. H.
Likttpang, Halbmalayen auf Celebes. v. H.
Laienhihncbefi, Crioterit mer^Sigtra, L., s. Zirpkäfer. E. Tg.
Lima (lat Feile), BRUouikitB 179s, Meermuschel aus der AbUieilung Jümw*
mj^aria, nächst verwandt mit Pectm^ aber die Wirbel am Schlossrand durch eine
kurze, dreieckige, glatte Fläche getrennt^ die in einer mittleren Grube das innere
Schlossband trägt, wie bei Spondylus, und zwar gleichmässig an beiden Schalen,
die auch sonst einander gleich sind; Umriss m der Regel mehr ungleichseitig als
bei PecteHt vorn gerundet, hinten schief abgeschnitten; Ohren klein; sowohl vorn
als hinten schliessen die Schalen nicht genau zusammen, sondern lassen eine
bald ganz schmale, bald recht breite Lücke zwischen sich, die an der Vorder-
seite dicht unter dem Ohr liegt» an der Hinterseite tiefer hinabreicht Die
Schale ist immer weiss oder doch weisslich, mit Radialskulptur, wdche bald aus
starken, durch aufrechte Schuppen rauhen Radialrippen (daher der Name), ibn-
lich wie bei den meisten Pecten, bald nur aus schwachen zahlreichen Streifen
besteht Der Mantel mit zahlreichen langen Fühlfaden besetzt, die beim leben-
den Thier zwischen den Schalenrändem hervorkommen, lebhaft roth oder gelb.
Das Thier schwimmt, oder richtiger es spnngt mittelst raschen Zuklappens der
Schale durch das Wasser wie Pecten, imd spinnt sidi maicl!>L des Byssus aus
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Limacella — Linux.
fremden Kdrpem, z. B. Seegnsblättern, auch losen Steinen oder Schalen*
Stückchen, eine Art Nest susammen. Z. squofttosa, Lamarck, mit etwas Ober
30 stark schuppigen Rippen, 4- -6 Centim. lang, ziemlich flach, häufig im Mittel-
mecr, aber auch ununterscheidV)ar im indischen Ocean. Z. ventricosa, Sowerby,
stärker gewölbt mit fadenartig vorstehenden zahlreiclien Radialstreifen, ebenfalls
im Miltelmeer; Z, hians, Tlrton, flaciier, schlanker und dünner, in Nordsee und
Mittelmeer. Z. glacialis, Linnk, die Eismuschel, vorn und hinten fast gleich,
die Radialitlreifung vielfach schuppenartig abgebrochen, eigenthümlich schimmernd,
«ie mit kleinen Risxapfen bedeck^ daher der Name, fibrigens im trof^hen
Theil des indischen Ooeans zu Hause. Z. eMwaia, Fabricius, it Centim. und
mehr, grau, fost ganz glat^ nur sehr fein gestreift, in den tiefen Fjorden Nor«
wcgens. Dieser ähnlich einige fUr die Muschelkalkformation charakteristische
Arten L. lineata und striata, Schlothetm; Z. giganttüf Sowerby, noch grösser,
im T ins. Diese fossilen wurden früher meist als eigene Gattung Plagiostoma ge-
nannt. Ueberhaupt etwa 30 lebende Arten. Monographie in Kseve's conchologia
iconica, Bd. XVIII, 1872. E. v. M.
Lfixnacella (Verkleinerung von Limax), wird die innere Schale der Gattung
Umax von einigen Conchyliologen, z. B. Brard und Turton genannt. E. v. M.
LinrndiM (lat von Limax), Cuvibr 1817, Pteropodengattung mit äusserer,
spiralgewundener Schale ohne Deckel (Unterschied von SpiHaUtJ, nur eine Art,
Z. heßcma, Phipps odei ar^a, Fabricius, bis 7 Millim. im Durchmesser, Höhe
etwas geringer, zahlreich im nordischen Eismeer, Hauptnahrung des grönlän*
dischen Bartenwals neben C/io und Copepoden, dalier wie diese >Walfisch-Aas<
von den Walfischßingern früher genannt. E. v. M.
Limapontia (lat. Umax Nacktschnecke und gr. pontos Meer), Johnston
1836, von CkEPtJN zu Pontolimax umgebessert, eine der einfaclisten (niedrigsten)
Meerschnetken, ohne bchale und ohne besondere Athemorgane (Ordnung
P^hr9tukM)t mit ganz kurzen und stumpfen, nicht bestimmt vom Kopf abge-
setzten Fühlern; Körper vom stumpf, hinten zugespitzt, schwirtlich, an jeder
Seite em Haotkamm; in der Radula nur eine Reihe schmaler, fiut pantofiel-
förmiger Zahnplatten. Z. €apiiaia^ O. F. MOix. oder mgra^ Johmst., in Nordsee
und Mittelmeer, auf Seegras, bis 8 Millim. lang; Eierschnüre Anfangs März, bis
5 Millim. lang. Möbius, Fauna der Kieler Bucht, erster Band 1865, pag. 3 — 5,
Tal. 1 E. V. M.
Limax (altlateinisch), LiNNfi 1731 und 1758, nackte, d. h. schalenlose Land-
schnecke, Wegschnecke, englisch slug, französisch limas oder limace, italienisch
iumaca, enger uinbcii rieben von Ferussac 1820 durch Abtrennung von Arion, s. d.,
Lungenschnecke mit 4 Fühlern, wovon die zwd obem die Augen tragen, die Schale
zu einem verhältnissmilssig gans kleinen KalkpliUtchen, 5 — la Mm., in der Substanz
des Mantels redwdrt und dieser selbst zu einer schildförmigen ringsum durch «nen
freien Rand begrenzten Stdle der weichen Körperoberfläche, uogefiUir das vordere
Drittel der Rückenseite einnehmend, unter welchem sich der Kopf verbergen kann,
während im Innern die Eingeweidehöhle sich viel weiter rtnrh hinten ausdehnt.
.\themloch nebst ,'\fter an der rechten Seite in einer Einbiicht dieses Schildes
hinter dessen Milte, Geschlechtsöffnung dicht hinter dem rechten Ftihler. Rücken
nach hinten in der Mittellinie kantitj (Kiel). Kiefer glatt mit mittlerem Vorsfiruni;;
seitliche Zahne der Raduia lang und spitz, wie bei Vitrina (oxygruUh) i Naaruiig
ans dem Pflanzen* und Thierreich gemischt, hauptsächlich Pilze und Pulende
Substanzen, abgefallenes Obst, unter Umständen andere lebende Sdmecken.
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iie
LimbA-Kinji* — Ltmba-Pjru.
Die Arten dieser Gattung V^nben die Fähigkeit mittelst eines Sclilcimfidens, der
aus dem allgemeijien Schlemuiberzuüj des Körpers sich auszieht, von einem höheren
Gegenstand sich lan;;saiii hcraliziilasscn Mehrere Arten in Mittel-Europa ver-
breitet. L. maximus, Linn£ (ctnereus, Müller, (inereoni^er, WoLF, aniiquoruMf
FknusSAc), der grösste, ausgestreckt ii— 16 Centini. lang, graa in verschiedenen
Nuancen mit weissUcheni Kiel, meist mit schwarzen Längsbftndem» die sich in
Fleckenrethen auflösen können, Fusssohle in der Rege) beiderseits mit breitem
sdiwanen Saum. Vorzugsweise in Wäldern am Boden, meist einzeln. (Heyne-
mann unterscheidet Z. cinereus mit einfarbiger, blasser Sohle und oft geflecktem
Schild und /.. cinerfoni^rr mit zweifarbiger Sohle und nie geflecktem Schild.)
Aehnliclie lebhafter gefarlite Formen, der Kiel schein roth, die Grundfarbe
weiss, gelb oder röthlich, in Ober-ItaHcn, als L. Dccampi und mit anderen Art-
namen bezeichnet. — L. varugaius^ I>raparnaud, etwas kleiner, gelblichgrau bis
bemsteinfarbig mit helleren, rundlichen Flecken, Fühler bläulichgrau, häufig in
Sfid-Europa, in Deutschland hau})tsächlich in Kellern, wo er sich in der NShe
des Hahnes der Bierfässer mit Vorliebe aufhält (Biersebnecke) und wahrschein-
lieh eben dadurch auch in die Hafenstädte anderer Erdtheile verschleppt, wie
Boston, Philadelphia, Ncw-York, Baltimore und Richmond in Nordamerika, Syd-
ney in Australien. — /. (Lehmannia) marginaius, Müller (arborum Bouchard),
5 Centim. lan^, sjelhÜcli l)ranngrau, an den Seiten bläiiHch^rau, fast durch-
scheinend, Ropf und Fühler gelbbraun, je ein dunkles Seitenband auf dem Schild,
und öfters auch an den Seiten des Rdckcns; Schwanzende auffällig zugespitzt.
Lebt an Buchenstämmen und auch an Felswänden, häufig im Gebirge und weiter
nach Norden (Esland, Faröer, Drontheim). — Z. (Agrioßmax) (^estu, LimmA,
3>~5 Centim,, dunkelbraun marmorirt, aber im Freien meist mit milchweissem
Schleim flbeizogen, der in der Gefangenschaft sich bald zu verlieren pflegt, jung
dnfarbig, häufig und gesellig auf Wiesen, Feldern und in Gärten, s. unter lAcker-
schnecket. — L. (Hydrolimax) laevis, Müller (brunncitSy Drap.), unsere kleinste
Art, 4 Centim. lang, einfarbig, halbstielrund , dunkelbraungrau, etwas durch-
scheinend, der Schild fast die Hälfte der Länge einnehmend, an c1 r feuchten
Orten, besonders an See-Ufern, unmittelbar am Wasserrande. — r>ie beiden fol-
genden mehr südlichen Arten werden einiger anatomischen Unterschiede wegen
jetzt meist als eigene Gattung, AtfuUia, Heynemann, oder Milax , Gray (Dia-
gramm von limax), betrachtet; der Rttckenktel beginnt gleich hinter dem Sehlde,
sie sind träger, sieben sich stärker susammen, als die vorigen, und gletcfaen da-
durch etwas den Arh», Hierher L, (Amatki) margmahiSt Drapabnaud (carmahu,
Sowerby), 6—7 Centim., weisslich, dicht schwarz getüpfelt, Kiel öfters pomeranzen>
farbig, in Mittel- und Süd-Deutschland einzeln, besonders unter Steinen in Schlosa-
ruinen, häufiger in Frankreich -und Ober-Italien. Endlich L. (Am.) gagates, Dra-
PARNAUD, ganz schwarz, scharf gekielt, hauptsächlich in Süd- Kuropa. Literatur:
O. Fk. Müller, Historia vermium, Bd. II. 1774. ~ Dhai'arnaud, Moll. terr. et
fluv. de la France 1805. — Fehussac, Hist. nat. generale et partic. d. mollusques
1822 u. folg., schöne Abbildungen. — Heynemann, in den malakozoologischen
Blättern, VII, 1861. — Malm, Zoologiska observationer, Heft 5, 1868. ^ Lkr-
MAim, Die lebenden Schnecken u. Muschehi der Umgegend Stettins 1873, gute,
colorirte Abbildungen. — SnntOTH, in d. Zeitschr. f. wissenach. 2U)ologie, XUX,
1882, Jugendzustände und Farbenabänderungen. E. v. M.
Limba-Karajia. Australierhorde. v. H.
Lriinba>Pyu. Australierhorde, v. H.
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Limbas — LimicoUria.
III
Limbas. Isolirter Negentamm bei Freetown. v. H.
Limburger Rind, ein im Östlichen Beigten, insbesonders in der Proviiu
Limburg verbreiteter Schlag der holländischen Race (s. d.) von meist giauer oder
schwarz'^rhcrkipjcr Farbe und guter Milchnutzung. R.
Limbus. Himdlayavolk östlich vom eigentlichen Nepal im Stromgebiete der
Kausiki, kommen aber auch hie und da in Sikkim vor. Sie sind den Kiranta
(s. d.) ähnlich, von welchen sie eigentlich einen Zweigstamm bilden, und haben
ihre eigenen Götter und Priester (»Bildschowas« und :*Phedangkos€), errichten
aber keine Tempel und Göttefbilder. Trots der Nachbarschaft der Brahmanen
und buddhistischer Priester haben sie ihr ursprüngliches Heidenthum beibehalten.
Ihre Todten verbrennen sie auf den Gipfeln der Berge. Die Asche wird be-
graben und darüber ein viereckiges, etwa 1,3 Meter hohes Grabmal errichtet,
auf welches sie einen hohen Stein stellen. Sie betrachten sich als Urbewohner
des Gebirges, haben ihre eigene den rlravidischen Idiomen venvandte Sprache
erhalten und gehören zur mon^olisrhen Race. Die T>. werden schon in den
Purana erwähnt. Sie selbst nennen sich Schwaubo und Kirawa. Der korrekte
Name ist nach Dr. Campbell lEkthumba«. Der L. ist etwas höher als der
Leptscha, weniger fleischig, sehniger, aber ebenso hellfarbig und bartlos. Augen
etwas kleiner und mehr hervortretend, Nase kleiner und höher als bei den
Leptscha. Er trflgt das Haar lang und ungeflochten, macht sich nichts aus
Schmuck und bedient sich des »Klukri« — krummes Messer — anstatt des tBanc
(tibetisches Schwert) als Waffe. Bei der Geburt eines L.-Kindes muss der Phe-
dangko das Kleine genau untersuchen, ein Huhn oder Zicklein opfern und die
Götter um Segen anflehen. Am dritten Tag erhält das Kind den Namen. Die
I^. kaufen ihre Frauen oder arbeiten den Kaufpreis bei den Schwiegereltern ab.
Die Männer haben freie Wahl und arrangiren die Präliminarien durch ihre
Freunde, welche den Eltern des Mädchen.s Geldgeschenke überbringen. v. H.
LimicL Nach PtolehAos eine Unterabthetlung der Callaici Bracarii
(s. d.). V. H.
Limioola, Koch (kt Schlammbewohner), Gattung der Schnepfenvögel fSf^U-
paddatj, am nächsten verwandt mit Ti'inga, L. Die Vorderzehen sind unveiw
bunden wie bei letzterer Form, von welcher sie sich hingegen durdi längere
Hinterzehe und etwas flach ^-edrUckten, an der Spitze schwach gebogenen Schnabel
unterscheidet. Nur eine Art, der Sumpfläufer, L. pkUyrhyncha, Teil, in dem
Norden Europa's, Asiens und Amerika'«. Rchw,
Limicolae, Unterordnung der Cursor es (s. Laufvögel), umfassend die Fami-
lien Charadriidtu, Dromaäidae, Scolopacidae. Gegenüber den Ordnungsverwandten
zeichnen sich diete Formen durch dnen mäasig langen Schwans aus und lange,
bis sur Schwansspttze oder darttber hinaus ragende, meistens spitze Flügel, in
welche i. oder i. und 2., sdtener 2. und 3. Schwinge am iXngsten sind. Die
Hinterzehe fehlt oder ist hoch eingelenkt und kurz. RCHW.
Limicolaria (lat Schlammbewohner), Schumacher 1817, Landschnecken-
gnttiing aus der Familie der Heliciden oder Aulacoena'hen , friiher nicht von
JSuämus unterschieden ; Schale langgestreckt, mehr oder weniger fein gekörnt,
Aussenrand diinn und einfach, Innenrand der Mündung dUnn und gerade, nach
unten iugespitit, durch den Mangel eines Aussclmittes daselbst und Vorhanden-
sdn eines Nabelritzes von AckoHna unterschieden, mit welcher Gaming sie in
Grösse, Färbung und geographischer Verbreitung nahe flberetnatimmen. -Farbe
blaasgelb^ meiast mit dunkelrothbraunen, achmalen» mehr oder weniger gebogenen
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Limier — Linotea.
senkrecliten Striemen. Nur in Afrika, aber hier etwas nördlicher reichend als
Achatina, nämlich bis zum Senejxal und nach Sennar, aber dafür am Cap der
guten Hoftnung fehlend. Während der regenlosen Jaltreszeit im Boden vergraben
(Adanson). Ziemlich viele, aber unter sich schwer zu untersciieidende Arten;
»1 den grossem geMren Z. /nrrir, Pn.» bis ii^ Centiiii. am Gazellenfliiss»
AdenufiM, Brug. oder KatiAml, Adans.« 63 Milliin., am Senqj^al, und die sehr
scUanke L. CaUUtttuß, Fnt^ 7—8 Centim. lang und nur s^ Centim. breit, spAr«
lieh geflammt oder einfarbig weiss, in Sennar. E. v. M.
Limier, französische Bezdchnui^ des Ldäiundes (s. d.). R.
Limitans in/erna frimiiiva retinae, s. Sehorganeentwicklung. Gkbch.
Limivora nennt Grluk flieienit^en im Meer lebenden Chactop^den, die
hauptsächlich Sand und Schlamm ircbsen. Ks sind im Ganzen die Serpuliden
von Savicny; ihnen gegenüber stehen die Rapacia, die Raub-Anneliden, etwa
den Nereiden entsprechend. Wd.
Linmaea (gr. teich*bewoknend), Lamarck 1803, auch Lymmua (unrichligX
XJmneus und Umnaeus geschrieben, Sttsswasserschneck^ Hauptgattung der Familie
der limnaeaceen (s. d.), Schale rechtsgewunden, länger als breitp Gewinde mehr
oder weniger vorstehend, Mündung verhällnissmässig gross, der Spindelrand sieht
sich als Spiralfalte nach Innen. Fühler breit und kurz; Laich wurstförmig. Ober>
fläche der Schale in der Regel glatt, nnr mit Wachstliumsstreifen, an manchen
£xemplaren (nicht bei besonderen Arten) auch mit hammerschlagartigen Ein-
drücken, an anderen mit dunklem Ucberzug. In allen Erdtheilen, hauptsächlich
in stehenden, seltener in fliessendem Wasser. Die grüsste und eine der gemeinsten
Arten in Europa ist Z. stagnalis, LiNME, das Spitzhorn, 5 — 6 Centim. lang, die
letzte Windung bauchig, etwa die Hälfte der Länge einnehmend, die obere schmal,
eine schlanke Spitze mit nur wenig vertieften Nähten bildend; sehr veribiderlich
in der Form: in gana ruhigen pflanzenreiclien Gewässern auch die letsle Windung
schlanker und abgerundet, mehr glänzend, die Mündung nicht die halbe Ubige
erreichend, var. ekgans oder fragilis, roseolabiata; in bewegterem Wasser und
auf festcrem Grunde wird die letzte Windung breiter, mit einer mehr oder weniger
deutlichen Kante im oberen Drittel, das Gewinde verhältnissmässig kürzer, var.
turgida; in grossen Seen mit steinigem Grund und mehr Wellenschlag die Schale
dicker, das Gewmde viel kür/er, nur \ — \ der ganzen Schale, var. iacustris, so
besonders im Neufchateler- und Bodensee. Ungef^r ebenso häufig und allgemein
ist Z. auriatUtriap Linne (Untergattung Gttinariojf, bei der die letste Windung
staik gewdlbt ist und den grössten Theil der Schale bildet, das Gewinde breiter
kooisch und recht kurs ist; bei erwachsenen Spicken der Aussenrand der Mflndung
zu einem breiten Saum ausgedehnt oder auch zurückgeschlagen» bei einigen
Exemplaren selbst doppelt; auch diese Art hat in kleineren ruhigeren Teichen
dünnere Schale und längeres Gewinde, in grösseren Seen und langsam strömen-
den Flüssen stärkere Schale und kurzes, oft gar nicht vorragendes Gewinde
fvar. ampla und Alvunaf äi). Nächstverwandt, aber ohne ausgebreiteten Mündungs-
saum sind noch iagotis, Schramcic (vulgaris vieler Conchyliologen), kleiner, mit
tieferer Naht und längerem Gewinde, «tute, Dkaparmaud, mehr länglich, unter
der Naht steiler abfisllend, und pertgra, MOllbr, Schale und MUndung schmal
elliptisch, die letztere kaum \ der gansen Länge eimiehmend; diese Z. pe-
ngra lebt vorzugsweise in fiiessenden kleineren Gewässern, ist daher bäu0ger
in Bergjändem und geht weit ins Gebirge hinauf, ist z. B. noch bäu^ in den
kleinen Seen des Ober-£ngadins. J. Hazay in Pest giebt an, daia wenn man
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Umnaeacea.
den Luch von Z. tvakt in entsprechende Gewässer versetzt, die auskommenden
Jungen sich zu L, feregra ausbilden und umgekehrt. Eine dritte bei uns ein-
heimische Artengruppe (IdmiMffysa} hat mehr dunkelbraune Schale und eine
gestrecktere Gestalt mit tieferen Nähten; hierher Z. palustris, Müllek, oft nicht
viel kleiner als stagnalis, aber in der absoluten Grösse sehr wechselnd, Mündung
meist weniger als die Hälfte der Länge einnehmend, schmal, innen braun, in
grösseren stehenden Ciewässern, und unsere kleinste Art, L. trtincattäa, Müller
(minufa, DRAPARNAi r)), nur \ — i Centira., die einzelnen Windungen mehr treppen-
förmig abgesetzt, mit otlenem Nabel, die Mündung etwa die halbe Lauge ein-
nehmend, in kleineren VtXtxexk und Wiesengräben, suweilen etwas über Wasser;
diese Art ist in neuster Zeit als Zwischenwirth des Leberegels, JXsiffftia Aepatieum,
veigl. dieses Bd. II, pag. 401, und damit als d«i Schafen sehr schädlich, nach-
^wiesen. All «üese Alten finden sich im grOssten Theü von Europa, die nmsten
nördlich bb Lappland und Archangel und in entsprechenden, nicht wohl als
Arten zu trennenden Formen auch in Centrai-Asien und dem nördlicheren Theil
von Nord-Amerika. Vorder indien hat eine eiojenthümliche Gruppe von Arten
mit schlankem Gewinde und elliptischer Schalenform (L. acumina/a, Lamarck),
der malayische Arclupel, Süd-Afrika und Süd-Amcnka wenige, kleinere und minder
eigenthUmliche Arten vom Aussehen unserer peregra und ovata. Wichtig für diese
Gattung i^nd namentlich HAftiMAim Gasteropoden der Schweis 1840—44 und
KOBBLT Fortsetzung von RossmAsslbr's Ikonographie der Land- und Sttsswasser
moUttsken, Bd. 5, 1877; ittr die ausländischen s. IEIbevb, Concholo|^ ictmxcil,
Bd. XVm, 1879. £. V. M.
Limnaeacea (von Umnaea)^ Menke 1S30 oder lAnmamdMt Risse 1826,
Lymniens, Laaiarck 1822, Pulmonata aquatica, CuviER 1817, zweite Hauptab-
theilung der Lungenschnecken, nämlich diejenigen, welche, obgleich sie I,uft
athmen, im Wasser und zwar Siisswasser leben, oder die Gattungen Limnaea mit
Amphipcplca und C/iil'nia, Fhysa, Fhinorbis xx^d Ancylus. Mundwci r zeuge, Athmungs-
und Geschlechtsorgane im Wesentlichen tibereinstimmend mit deneu der Land-
Pulmonaten, aber immer nur zwei Fühler, lang und dttnn bei Jtanorbii und
PkjfSüt breit und flach dreieckig bei Limnaea und Amphiptpka^ kurz und stumpf
bei An^tus, die Augen stets an der Innenseite ihrer Basis. Die Schale ist in
ihrer Gestalt sehr verschieden, aber fast immer dttnn, halbdurchscheinend, ein-
farbig blass bräunlich, während die Haut der Weichtheile in und ausserhalb der
Schale meist dunkel, schwarz oder schwarzfleckig ist; die Schale zeigt ferner in
der Regel keine ausgeprägte Skul]>tur (Ausnahme einige Planorbis) und der Mund-
rand ist nicht verdickt. Kein Deckel. Neben dem Oberkiefer meist noch jeder-
seits ein kleineres Kieferstück; Rcibplattc mit kurzen zahlreichen Zähnen;
>Jahrung Biälter von Wasserpflanzen, aber auch die abgestoibenen Körper ihrer
Genossen, in der Gefangenschaft Brod. Männliche und weibliche Geschlechts-
<lffiiung von einander getrennt etstere unterhalb des einen Fühlers, letztere zu-
nächst der Atbemölihung. Die Befruchtung bei der B^attung ist nicht gleich-
zeidg gegenseitig wie bei den Landschnecken, aber beide Individuen können bei
Wiederholung derselben die Rollen wechseln. Eier in verschiedener Anzahl,
14 — 180, bei Ancylus fluviatilis nur 3 — 5 durch gallertige Schleimmasse zusammen-
gehalten an Wasserpflanzen ab£>ele^7^ hei Limnaea in Form länglicher, wurst-
förmigcr Massen, 11 — 24 Milhm. lang, bei Planorbis, Physa und Ancylus in
länglichrunden flaclien Massen, 5 — 15 Millim. lanc:; die Drehung der Embryonen
lasst bich wegen dci Durchsichtigkeit der Hulicu leicht beobachten; dieselben
Zed^ Aadiaap«!, o. Bthoologie. Bd.V. 8
"4
Limnaeiden — Linuutis.
schlüpfen nach unge&hr 24 Tagen aus. Da diese Schnecken im Wasser leben
und doch Lulr atlmicn, so müssen sie sich an die Oberfläche des Wassers
erliel)en und daselbst crludteii können; das crstere erreichen sie durch Fmpor-
kriechcn an \N'assii pflan/cn oder durcli aktive Schwimmbewcgunj^en mittelst des
ausgestreckten I'iisscs; an der Obertlaclic crhalteti sie sich, indem sie, Rücken
und Schale nach unten gerichtet, die Fusssohle in der Kbene der Wasserfläche
halten und etwas hohl machen^ sodass wie bcn einem Kahne der Dnidt des um-
gebenden Wassers auf die in der Aushöhhing unter seinem Niveau befindliche
Luft die Schnecke oben erhält; um niedersusinken, ziehen sie sidi ganz in die
Schale surück und vermehren so durch Verminderung des Volums ihr q>edfi8ches
Gewicht Während der warmen Jahreszeit kommen sie oft an die Oberfläche
und können Absperrung von der atmosphärischen Luft nicht sehr lange ertragen,
die erösNcren Arten von Limnaea und Ptanorbis wenig übt r 2 ; Stunden, Physa
kaum 8 stunden (Troschei.); im Winter, den sie am Gtunde der Gewässer
ziemlich untliätig verbringen, und in kühleren tiefen Aljjcnseen (Königsee^, auch
in der guten Jahreszeit kommen bie gar nicht herauf und der im Wasser aulge-
löste Sauerstoff genügt alsdann ihrem Athmungsbedttrfniss, sei es dass er allgemein
durch die Haut oder (nur bei ganz jungen Thieren) auch insbesondere durch
die Lungenh5hle aulgenommen werde. Freiwillig verlassen im Naturzustand
nur ein%e Arten von Limnaeat z. B. Mnuahtla und ptrtgra, sowie Anqfbu
ßimÜHSt das Wasser und zwar nur auf i oder wenige Zoll; in der Gefangen«
Schaft dagegen verlassen die meisten Arten von Limnaea freiwillig das Wasser
bei Nahrungsmangel oder sonstigem Unbcliagen. Als Mittelglied zwischen diesen
Wasserschnecken und den wirklichen Landschnecken lassen sich einerseits Succinfa,
andererseits die Auriculiden in Anspruch nehmen, er.stcrc eine wirkliche Land-
schnecke, die sich dem Wasser nähert, letztere den Limuaeen wirklich verwandte
Formen, die noch weniger an das Wasser gebunden dhd und mit dnzelnen
Gattungen, s. Carychium, ganz zu Landschnecken geworden sind. Die geographische
Verbreitung der Limnaeaceen erstreckt sich Über alle Erdtheile und Zonen in
grossentheils ähnlichen Formen, namentlich bei den Gattungen Htmoriis und
JjM$uua; grössere Arten als in ^Tittcl•Europa giebt es auch anderswo nicht.
Physa ist besonders zahlreich in Australien; Isidora ist wesentlich afrikanisch,
reicht aber noch nach Süd-Eiimpa herein. Chilina ist auf das gemässigte Stid-
Amerika bcsrlnankt. Palacontologisch lassen sich die HaMj>tgattimgeii durch die
ganze 'l'crtiar^cit zurückvcrfolgcn, Limnaea, Hanorbis und Physa hnden sich sogar
noch in den zum obersten Jura gerechneten Purbeckschichten Süd-Englands und
des französischen Jura's (Coquand, Loriol und Samdberger), Fiamrhis und Znw>
naea auch dazwischen im nordwestdeutschen Wealdenthon. — Literatur: Schröter,
Geschichte der Flussconcbylien 1779. — Carl Pfbipper, Deutsche Land- und
Wasser^Schnecken, L 1821, Taf. 4 deutsche Arten, Taf. 7 und 8 Laich. ^ Trosckbl,
de Limnaeaceis disscit. Berolini 1834, Anatomie und Lebensweise. — A. Pauly
Wasseraihmnng der Limnaeiden, gekrönte Preisschrift, München 1877. — Femer
die nikemeinen Werke von Rossmässler, Hartmamm, K.0B£LT undCL£SSIN% E. V. M.
Limnaeiden, s. Limnaeacea. E. v. M.
Limnaütus, Vig. (gr. limnc Sumpf, aeios Adler), Untergattung vom Spizaetus
(s. d.). Typus: L. caligaius, Viü. RcHW.
LimtMeos oder LiiiiiUHit> s. Umnaea. E. v. M.
Limnatia, Moquik-Tanoom (gr. » Sumpfwesen)» Gattung der Blutegel, Hint-
dineen. Leib UUigUch, nach voine verachmtfleit; KieferfiUten drei, gross, nicht
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Limnobates — Limousiner Pferd.
gezähnelt; vier paar Augen, davon drei auf dem ersten Segment und eines auf
dem dritten. Geschlechtsöfinungen in dem 33. oder 24. und 38. oder 29. Ringe.
Süsswnsserbewohner. — /, nilotica, in Aegypten. 8 — 10 Centim. lang. Wd.
Limnobates, Brm, (gr. Sumpf und ausschreiten) eine 7.\\ den Hydrodromici
(s. Wanzen) gehörende Gattung, dahin die fast fadenförmige Z. sta^norum, I,. E 1;.
Limnobia, Mktg. fgr. im Sumpfe lebend), Name einer artenreichen M'u kei
gattung (W iese n müc ke), die zu den Schnauzenmücken geliürt, aus 4 gleich-
langen Gliedern bestehende Taster, aus fast gleichlangen 15—17 länglichen oder
kugeligen GUedem bestehende Fühler und nackte Flttgeladem hat E. Tc.
I^ignnocodium» Allmak (gr. Ihme Sumpf, kodon Glocke), Sflsswasaer-
Meduse, die sidi im Victoria-regia-Hause von Regentspark fand: 4 Radialkanäle
mit je einer Gonade. Manubrium ungestielt, 4-lippig. Randtentakel fadenflJnnig,
solide; gegen 200 (darunter 4 g^rossc radiale) dem Umbrella aussen aufge-
wachsene Tentakel (Journ. Linn. Soc. XV. i88c;, Ray Lankestek bespricht ana-
tomische, entwicklungsgeschichtJiche und biologische P^igenthümlichkeitcn dieser
Qualle in Quart. Journ. Micr. Sc. XX. (188 1) und Nature XXV (1882). Pf.
Limnocorax, Ptrs. (gr. limnc Sumpf, korax Rabe), Untergattung von
Ortygometra, L. (s. d.), Typus: Raäus niger, Gm. Rchw.
Limnodrilus, ClAPAPtoE (griech. ssSumpf^Regenwurm), Gattung der Borsten*
wfirmer. Ord. jftrmcAiatitf Farn. Tkb^idae. Borsten gabelförmig gethellt —
Die beweglichen Spermatozoen wurden früher unter «dem Namen Paek^derm^
als Inüisorien beschrieben. Sie leben im Schlamm. Wo.
Limnophila, s. Limnaeacea. E. v. M.
Limnophysa, s. unter T.imnaea. E. v. M.
Liinnoria, I kach, Krebsgattung der F'amilie Asellinat Ordn. fsopoda, durch
langgestreckten, oberhalb gewölbten Körper ausgezeichnet; Postabdomen fast so
lang wie der vordere Körper, mit sechs freien Ringen; beide Fühlerpaare fast
gleich, cyKndiisch. Die ein bis zwei Unien lange L. iiribramt Leach, von den
englischen Küsten macht sich durch Benagen des unter Wasser befindlichen
Holswerkes schädlich. Rchw.
Limosa, Briss. (v. Ihnus, Schlamm), Gattung der Schnepfenvögel (Scalfip»-
ciäae) , charakterisirt durch etwas aufwärts gebogenen, verhältnissmässig langen
Schnabel, vier/.ehigcn Fuss mit mässiü^ langer Hintcrzchc und halhgehefteten
Vorderzehen. Von den 8 über alle Rrdtheile verbreiteten Arten kommen 2 auch
an den deutschen Küsten vor: die Pfuhlsclinepfe, L'un»$a lapponica, L., im
Sommer rothbraun, oben schwarzbraun gefleckt und geshicheit, Schwan/ weiss
und schwarzbraun gebändert, Bürzel weiss, FUsse bleigrau; im Winter graubrawi
mit dunkler Strich» und Fleckenteichnung, stärker als der Kampfläufer. — Die
Uferschnepfe, Z. mäamura, Lkisl., unterscheidet sich durch schwarzen
Schwanz. Das Gefieder ist oben dunkelbraun mit helleren Federsäumen, Vorder-
hals und Brust gelbbraun, Kehle, Bauch und Oberschwanzdecken weiss» Füsse blei-
grau. Rchw.
Limousiner Pferd, dasselbe hatte sich in früheren Zeiten einer gros';en Be-
rtihmtheit zu orfreuen. Ursprünj^lich von den Pferden abstaminend, welche die
Mauren aus Spanien gebracht hatten, wurde dasselbe zur Zeit der Kreuzzüge mit
arabischem Blut aufgefrischt und bildete lange Zeit hindurch ein für die Zwecke
der Cavallerie sehr brauchbares Objekt. Der edle Limousiner beaaas einen
schlanken, etwas langen Körper, kleinen, leicht geramsten Kopf; dünnen,
feinen, mit dünner, schlichter Mähne behangenen Hals; achmale Brus^ mit
8»
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Limoasiner Rind — ' linckia.
khUtigen Gelenken versehene Beine und gute Gänge. Später artete derselbe aus»
wurde unschön und schlcclit in den Gängen. Napoleon I., der dem einge-
tretenen Uebelstand abheilen wollte, stellte ägyptische Hengste auf. Ebenso
führte man später arabische und englische Hengste ein und erzielte insbesondere
mit gekreuzten englisch-orientalischen Hengsten einen verbesserten Schlag, den
man nach der alten Grafschaft Bigorre in den Pyrenäen ia race bigourdane
atn^liorde nannte. Die Thiere verbinden mit dem en^ischen Schnitt die Genttg'
aemkeit des orientalischen und altfranxOsischen Pferdes. Der Tjrpus ist indess
nicht gana constant andi vt wirklich werthvoUea Material selten. R.
Limousiner Rind, eine mittelschwere bis kleine, hauptsächlich in der sUd-
französischen Provinz Limousin gezttchtete Race, deren Ochsen alljährlich in
grossen Massen den Pariser Fieischmarkt bevölkern. Die Farbe der Thiere ist
weizengelb, falb bis hellbraun. Um das i<lotzmaul, am Rücken und an den
Beinen finden sich hellere Ntiancen dieser Farben. Die iMasLiaiii<:keit ist zwar
nicht sehr hoch, indess aber die Fleiscliqualitat vorziiglicli. Kreuzungen mit
Durhams und anderen Racen sind nicht selten. R.
Limpurger Rind (Schwäbisch == Limpurg'sches Vieh), ein leichter bis mittel-
schwerer, feiner Schlag, der hauptsächlich in den wtirttembergischen Beaiiken
Aalen, Gaildorf, Gmünd, im Roth* und Leinthale gezüchtet wird und zur Bildung
des Glan- und des Scheinfelder Viehs beigetragen hat. Die Thiere besitzen eine
einfache weissgelbe, falbe bis semmelgelbe Hautfarbe, feines Skelett bei zarter
Faser und dünner zugiger Haut. Hörner, Klauen und Flotzmaui sind hell,
wachscielb; erstere besitzen meist eine schwarze Spitze. Die Race eignet sich,
da sie zu allen Hauptuutzuugszwccken verwandt werden kann, besonders für
kleinbäuerlichen Wirthschaftsbetrieb. Besonders hervorgehoben zu werden ver-
dient die vorzügliche Fleiscliqualität der gemästeten Ochsen. R.
Lina, Mbgl., Name einer Chiysomeliden-Gattung, die sich durch flacheren
Körperbau, eine fast bis zur Wurzel hinaufreichende Rinne an der Aussenseite
der Hinterschienen und ein an seiner Basis etwas verengtes Halsschild von der
Gattung Chrysomela unterscheidet, mit der sonst die Lebensweise übereinstimmt.
Die mit ziegelrothen Flügeldecken versehenen, an Popu/us ■ lebenden
Arten, der grosse (L. popuii, L.), und der kleine {L. tremuku, Fab.) Pappel-
Blattkäfer dürften die verbreitetsten Arten sein. E. Tg.
Linanthidae (besser = inae) H. (gr. Hnantha Netzblume), ünterfamilie der
Linergtäae, mit 4 einfachen, hufeisenförmigen Gonaden, mit interradialen, con-
vexen Proximalbogen. Gattungen: Littantia, H., Gonaden einfach, ohne Intei^
radialsepten, Zmergis, H., Gonaden zwetschenklig, mit Interradial-Septen. Fp.
Linaria, Cuv. (v. Unum Flachs), (Aegu^hus, Gab.), Untergattung von Cktys»'
miiris, Boie), die sogenannten Leinzeisige umfassend, während von anderen auch
noch die Hänflinge fCamutöiaa, Brehm.) (s. d.), hinzugezogen werden. — Der
Birkenzeisig, auch Zizerenchen genannt, Aegiothus Imaria, L., welcher den
Norden Kuropa's, Asien's und Nord-Amerika's bewolmt und im Winter regel-
mä^si^ bis in dns mittlere Deutschland, ja bis zum Miitelmeer streicht, ist etwas
schwächer als der Bludvanflmg, die Oberseite auf hellgraubraunem Grunde
dunkelbraun gestrichelt, Scheitel roth, Kinn und Zügel schwarz, Kehle und Brust
rosa, übrige Unterseite weiss, auf den Weichen gestrichelt^ Schnabel gelb. Dem
Weibchen fehlt das Roth auf der Brust Ausser der genannten Art unterscheidet
man noch A. Homtmanni, Hoia«, in Nord-Amerika und fllnf Unterarten. RcHW.
Linckia (nach Job. Hbinr. Linck, Arzt in Leipzig, geb. 1674, gest 1734,
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Uiwoln-Sdttf - Lindcnaakr HttUe.
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der das erste umfassende Werk über Secstcrne sch^eb^, Nardo 1834, Gattung
und Typus einer Familie unter den eigentlichen Seesternen; Arme lang und von
der Wurzel an schmai, annahemd cylindrisch; nur zwei Reihen von Füsschen in
jeder Annfurche; der ganze Körper mit gekömtea Plättchen besetzt, welche bald
ohne Ordnung zusammengedrängt stehen, bald auf der Oberseite der Arme in
Reihen geordnet sind (OphiikuHr), Zu letzteren gehört L. ^pküBanat Lam.,
dunkelroth, im Mittelmeer, zu den ersteren L, miü'aris, Limck, oder heuigaia, L.,
himmelblau, häu6g im indischen Ocean, und zwei kleinere blass ziegelrothe (ge-
trocknet schmutzig gelbe) Arten, L. multiforis, Lam., im rothen Meer und in-
dischen Ücean und L. ornithepus, Val., in West-Indien, welche beide durch die
wechselnde Zahl und ungleiche Grösse ihrer Arme auffallen, auch oft mehr als
eine Madreporen platte besitzen; dieselben scheinen ein ungewöhnliches Er-
gänzungsvermögen durch Sprossung zu besitzen, sodass nach Verlust eines Anns
ein oder mehrere neue hervorwachsen; sdbst aus einem dnzelnen Arm kann
sich ein neues Individuum durch Neubildung von Mund und Armen bilden, wie
die sonderbaren »Kometenformen« zeigen, Stücke mit einem sehr grossen und
mehreren ganz kleinen Armen, deren Grenze in der Grösse der gekörnten
Täfelchen sic". noch deutlich zeigt. Vielleicht findet auch Selbsttheilung statt —
Häckel in Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. ^o, Suppl. 1877- — Martens, m
TKOSCHEr.'s Archiv t. Naturgeschichte, Bd. 31, 1865, pag. 61 u. f. E. v. M.
Lincoln-Schaf, die alte, in der englischen Grafscliaft l.incohi vorhanden
gewesene bchalrace war hornlos, hatte einen schmalen, langen Leib und hohe
Beine. Das grobfaserige Fleisch tmd die schwere Mästbarkeit «iUeser Thiere ver-
anlassten Bakevbll die Verbesserung derselben anzustreben, die er nach langen,
oft vergeblichen Versuchen endlich unter Beibringung von Leicesterblut er-
reichte. Die Thiere besitzen eine ziemtiche Höhe und Breite und bei schönem,
glänzenden, indess nicht sehr feinen Wollkleid ein Schurgewicht von 4 Kilo.
Kopf und Beine sind nackt, d. h. mit schlichten Deckhaaren bedeckt, und dunkel
gefärbt. Frühreife, Mnstfähigkeit und Fleischqnalität sind sehr befriedigend. R.
Lincoln-Schwein, eine hochwerthige, englische Race der grossen, weissen
Zucht, die sich durch Frühreife, Mastfähigkeit inid vorzügliche Körperformen aus-
zeichnet und durcn Kreuzung des in der Grafschaft Lincoln ursprünglich ein-
heimischen Marschschweines mit dem chinesischen Schwein entstanden ist R.
Irindentiialer Hdble. Sttdlich bei Gera im Gebiete der weissen Elster liegt
im Dolomit des Lindenthales eine 1874 von Dn Libsb untersuchte HOhlenq>alte.
Sie zeigte sich als eine Hyflnenhöhle, wie es deren in England viele giebt; zeit'
weise wurde dieselbe auch von Höhlenbären und -Tigern benutzt. Ausser den
Hyänenknochen sind die Reste folircndcr Thierarten zahlreich- Fquits fossUis,
Rhinoceros (ic/iorr/iitius, h'o'^ pritnigcfiiu:;, i 'rsus spclaeus, C^rvus claphus, Felit spe-
laca. Auch von Eiephas primi^cnius, Ccrvus taranUus, Qinis spdaeus, Vulpes vul-
garis und Nagethieren kommen Reste vor. Bearbeitete Feuersteine, bearbeitetes
Hirschhorn imd künstlich gespaltene Knochen beweisen die Anweseidieit des
Menschen. Dr. Libbe schUesst aus dem Befund, dass sehr wahrscheinlich
MensrJien in Ost>Thüringen gelebt haben, als die Haarthierwelt durch grosse
Heerden von wilden Pferden, durch zahlreiche wollhaarige Rhinocerosarten re*
präseatirt war, — als noch Höhlenbyftnen bei einbrechender Nacht ihre Felsen-
löcher verlieesen, um einzuheimsen, was die gewaltigen Höhlentiger bei ihren
Jagden auf Fkhe, Rennthierc und Kälber der Elephanten und Rhinocerosarten
von ihrer Beute übrig gelassen, — als Höhlenbjräneo und Höhlenbären das Vieh
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Il8 Lineigidae — LinguMulina.
abdeckten und in gesicherte Schluchten schleppten. Jene Menschen gehörten
der Cupisperiode an oder dem Anfang der letzten Glazialzeit, wo Feuerstein-
BChaber und einseitig zugeschlagene Feuersteinspitzen an der Tagesordnung
waren. Vergl. »Archiv für Anthropologie«, DC Bd, pag. 155 — 17a. C. M.
Linergidae. Familie der Discoiiiedusen. Cannostomen mit breiten Radial«
taschen und verästelten, blinden Lappenkanalon, ohne Rinpkanal. I'f.
Ling-kuin-long. Nach Matuanun eine der drei Urracen Chinas, welche
dem weissen Tiger Menschenopfer darbrachte. Die L. hatten fast das ganze
beutige Hu-pe inne und besitzen dort vielleicht noch Vertreter. Erst im vierten
Jahihundert wurden sie endgültig niedergeworfen und vermischten steh seither
derart mit der Übrigen Bevölkerung China's, dass man sie heute nicht mehr da-
von zu unterscheiden vermag, v. H.
Lingonen. Mächtiges Keltenvolk Galliens, östliche Nachbarn der Mandu-
bierj am Möns Vogcsus und um die Quellen der Matrona und Mosa her wohnend
mit vielen, grossen Schafherden, niis deren t^rober Wolle gesuchte Polster und
Matratzen verfertigt wurden. Uebrigens wanderte ein Theil des tapferen und
kampflustigen Volkes nach Obci-Italien aus, wo es sich obtlich von den Bojern
niederliess und bis an das adriatische Meer und in die Gegend von Ravenna
hin ausbreitete, v. H.
Lingaa fronca. Die Sprache der Levantiner und europäischen Abkömmlinge
im tarkischen Orient, wo sich eine Abart und Mischgattnng in Nationalität und
Sprache bildete. Italienisch wurde die Gnmdlage der Verständigung, jedoch daa
Italienische erhielt bald französische, bald griechische Accente und £inmei^;se!;
so ergab sich die h., die Jedermann verstehen konnte. v. H.
Lingua geral. Die von den Portugiesen, besonders den Jesuiten ausge-
bildete Sprache der Tnpi-lndianer in Brasilien, wclclic als allgemeine Verkehrs-
sprache mit den Wilden dient. Die 1.. geral oder allf:emeine brasilische Sprache
hat man sich also als ein Tiipi mit portugiesischer Aussprache zu denken, denn
das Tupi wurde im Munde der Europäer noch weicher, als es UTsj^rünglich ge-
wesen war. Nach der Eroberung Brasiliens ward sie allgemeine Umgangssprache.
Selbst im Verkehre mit freien Indianern, die ganz abweichende Idiome sprechen,
gewähren einzelne ihrer Wörter die erste Handhabe des Verständnisses. Wo
aber der rothe Mensch dem eurojiäischcn Einwohner dienstbar geworden, und
überhaupt in allen Klassen und Alistufungen der niedncren nrkorbar.treibenden
und bürgerlichen Gesellschaft ist sie die herrschende Sprache. Auch der in
den nördlichsten Provinzen Brasiliens minder häufige Neger nimmt sie ohne
Schwierigkeit auf oder versetzt mit ihr sein eigenthümliches Patois. Je mehr
man sich nach Westen wendet, um so häufiger tritt sie in einzelnen Bruchstücken
hervor und um so öfter hört man sie; im Munde des gemeinen Volkes wird sie
durch das Portugiesische vollkommen ersetst. Auf die portugiesische Anrede
erfolgt dort oft die Antwort in Tupi, denn der Indianer und alle Mischlinge ver-
stehen zwar Portugiesisch, finden es aber bequemer in einem Idiome zu antworten,
das weder Deklination noch Conj'ici:ation im Sinne der ausgebildeten europäischen
S]irachen hat, und die nöthigen Hegriffe, um die es sich handelt, in energischer
Kürze ohne crrammatische Abwandhmc; der Wörter an einander reiht. v. H.
Linguatuliria, FrAl., Linguatulidac (lat. kleine Zunge), oder Zungenvvürm e r,
frühere Bezeichnung Air eine kleine Anzahl von entozootischen Schmarotzern
der Gattung PitOasiMimm^ die man fflr EingewddewOrmer hielt Nach den
Untersuchungen von Leuckart u. a. bilden sie aber eine Ordnung der Aiach>
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LingulB <— Linie.
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niden (s. d.) und führen seitdem allgemeiner den Namen Peuidstomcn. In ihrer
Entwicklung unterscheidet man 4 Zustände. i. Der embryonale mit Bohr-
apparat ttml KnllentfÜBsen» 3. den der eingekapselten bewegungslosen Puppe,
3. den der Larve mit Stachelkrätuen und doppelten Haken, 4. den des ge-
ichlechtsreifen Thietes mit einfachem Hakenapparate. Hauptwerk Lsuocart, Bau
und Plntwirklungsgeschichte der Pentastomen, Leipzig u. Heidelberg 1860. E. Tc.
Lingula (lat. Diminutivvon /Mifiva, Zunge), BruguiI:ke 1792, sehr eigenthftm«
liehe Brachiopoden-Gattung, eine eigene Familie bildend: beide Schalen unter
sich fast gleich, dünn, etwas biegsam, flach, länglich, mit zuge^ipit/ten etwas aus-
cinanderwcicbenfien Wirbeln, ohne Schlossvorrichtung; im Innern der Rücken-
schale eine eriiunte Läng<>leiste und der Scblossrand verdickt Mantelrand mit
Steifen Borsten dicht besetzt. Das Kigenthümlichste ist ein langer, fleischiger
sdir contraktiler Stiel, der zwischen den Y^rbeln hervorkommt, bis 9 mal 80<
lang als das ganse übrige Thier, und dazu dien^ auf weichem Sand- oder
Scblammgnind Bewegung und Eingraben su vermitteln. Die Schale meist grtln
in verschiedenen Abstufungen bis braun. Lebt im Gegensatz zu den andern
Brachiopoden ganz oberflächlich. Gegenwärtig keine in den europäischen Meeren,
aber eine, Z. pyramidata, Stimpson, an den südlichen Küsten Nord-Amerika's und
niL uere unter sich sehr ähnliche im tropischen Thei! des indischen Oceans, die
l i-k innteste und grösste, 6 Cm. lang, L. anaiina Bkk;. (bei Linne JPateUa
Unmuts), Paläonihologisch i&t diese Gattung besonders interessant, weil sie ziem-
lich unverändert durch alle Formationen bis in die älteste thierische Reste auf-
weisende, die sogen, cambrische, zurückgeht. In den europttischen Meeren noch
»ir Pliocänseit vorhanden. E. v. M.
IfinguUna, perforate Foramtnifere aus der Familie Lagemdat, Pp.
Lingulina, Orb. 1826. Untergattung von Nodosaria (s. d.). Pr.
Lingulinopsis, Foraminifere aus der Familie der Rhabdoinen. Pf.
Linhomoeus, Bastian (griech. fadenähnlich). Gattung freilebender Nema-
toden. Wd,
Liniscus, T>i \i i i\. (Grierh. kleiner Faden.) Gattung der Nematoden.
Farn. Tr 'uhotracHcääac. Von Dujakdin von der Gattung Trichoiomum wegen der
(Trkhocephalus ähnlichen) Anschwellung des Hinterleibs getrennt Siehe ülwigens
THthnmuMt Rud. Parasitisch in Spitzmäusen. Wd.
LmBBng, GRAY=/W(9i)iM/tfK, HoRSP. (s. d.), asiatische Camivorengattung aus
der Familie der Vwerrida (Schleichkatzen), v. Ms.
Linae. Der festeste und das T.icht am stärksten brechende Theil der durch-
sir'.tigen Gebilde des Auges ist die I.inse. Die Gestalt derselben richtet sich
nach dem Mediinn, welches dem Thierc als Aufenthaltsort dient. Bei den Land-
thieren hat sie annähernd die Ge.stalt einer wirklichen Linse, wogegen sie bei
den VVasserbewohnern kugelig gestaltet ist. So erscheint .sie bei den Fischen, den
Amphibien und den im Wasser lebenden Säugethieren sphärisch, in verschiedenem
Gnde abgeplattet bei den Reptilien, Vögeln und Säugethieren. -> Die Linse (des
Menschen und der Sängethiere) besitzt zwei convexe Flächen, eine vordere flachere
und eine hintere stärker gekrümmte; die Radien verhatten sich beim Menschen
wie 3:9. Die beiden Flächen stossen aber nicht in einem scharfen, sondem in
einem abgerundeten Rande an einander. Die Linse wird von einer dünnen Mem-
bran umzogen, so dass die eip;entliche Lirsensubstanr wie von einer Kapsel
(Capsula lentis) eingesrh]f)^sen ist Letztere ist eine wasserhelle, structurlose
Membran, deren vordere Wand doppelt so stark ist als die hintere. Die lonen-
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IM
Lime.
fläche bedeckt eine Epithelscbicht sechseckiger^ glatter Zellen mit rundem Kern.
Die eigentliche IJnse besitzt eine fasrige Stnictur. Die Fasern sind bandförmig,
prismatisch und zwar sechsseitig; ihr Querschnitt zeigt regehnässige iMngliche
Sechsecke, deren Reihen in einander greifen. Die scharfe Kante, mit welcher
eine Faser in den Winkel von zwei benachbarten sich einfügt, ist besonders in
den Hefen Schichten der Linse mit feinen Zähnen versehen, wodnrrh eine feste
Verbindung hergestellt werden kann. Bei den Fischlinsen tritt diese Zahnelung
namentlich hervor. In i^leirlier Weise wie die Muskelfasern sind die Linsenfasern
als Zellen anzusehen, denn auch letztere enthalten einen (selten 2 — 3) Zellkern,
welcher etwa in der Mitte der Faser liegt und dinelbe durch seiiie Dicke an
der betreffenden Stelle etwas bauchig auftreibt Was die Richtung der linsen-
fasern betraft, so verlaufen dieselben wie Meridiane von vom nach hinten Uber
den Aequator hin. Wo sie letsteren treffen, liegen die Kerne, die Kemsone bil-
dend. Da sich von einer frischen, besser noch von einer getrockneten oder in
Wasser gequollenen Linse nach Art einer Zwiebel concentrische Schichten ab-
blättern lassen, so ersieht man hieraus, dass die Fasern sich mit den Seitenwän-
den fester verbinden als mit den breiten Flächen. Die Linse der Neugeborenen
besitzt auf der vorderen Fläche drei Streifen, welche sich unter Winkeln von
I20 Grad zu einem dreistrahligen Sterne vereinigen; auf der hinteren Fläche ist
der Stern um 30 gedreht oder er besteht hier aus vier Strahlen. Im späteren
Lebensalter lösen sich die Figuren in ein verzweigtes Astwerk auf. Li den
Strahlen oder Zweigen aber sind die Fasern unterbrochen und an ihrer Stdle
ist eine dickflüssige Masse vorhanden. Indem nun letztere sich durch die Linse
verfolgen lässt, und diese damit wie durch Scheidewände getheilt ist, so bilden
die Fasern ftir jede Linsenhälfle drei bis vier Keile. In Folge derartiger Ver-
hältnisse kann eine Faser nicht von einem l'ol bis zum andern sich erstrecken.
Auch in den Sehorganen der Wirbellosen treffen wir Gebilde an, welche, linsen-
förmig gestaltet, zur Brechung der Lichtstrahlen bestimmt sind. Ueberall aber
finden wir die Erscheinung wieder, dass wegen der grösseren Brechbarkeit des
Mediums die Wasserbewohner mit stark gekrümmten Linsen ausgestattet sind:
so bei den Medusen, Würmern, Cephalopoden und Wasserinsekten. Unter den
Mollusken ist besonders bei den Cephalopoden das Auge entwickelt Die Linse
wird hier durch einen ovalen Körper dargestellt, dessen Längsaxe der Augen«
axe entspricht. Eine seitliche, in sie eindringende Bindegewebslamelle theilt sie
in zwei unt^leiche Hälften, in eine i^rössere hintere und eine kleinere vordere.
Der Bindegewebslamelle lagern sich Verdickungsschichten an, welche den Ciliar-
körper bildend, die Linse umfassen und dieselbe befestigen. Von den WUrmern
zeichnet sich AUiope durch ein entwickeltes Auge aus. Dasselbe ist mit einer
grossen Linse versehen. Ein besonderes lichtbrechendes Organ, welches mor-
phologisch der Linse der Wirbelthtere entspricht, ist bei den Arthropoden mdit
vorhanden. DafUr hat aber die Chitinhaut, welche die Sehoigane überrieht, die
Eigenschaften jener. Dieselbe ist nämlich nicht pigmentir^ sondern hell und durch-
sichtig und zeigt oft eine Verdickung verschiedener Art. Eine solche I^nse ver-
einigt in sich die Funktion der Cornea und der Linse der Wirbelthiere und kann
daher Come.iHnse bezeichnet werden. Bei den einfachen Augen (Corj'caeiden)
ist die Cornealinse ein biconvexer Körper, welcher, ahnlich den künstlichen Glas-
linsen, aus einer äusseren biconvexen und einer mnern concavconvcxon Linse
zusammengekittet ist. Denjenigen zusammengesetzten Augen der Arthropoden,
wie sie z. B. die Insektenlarven oder Spinnen besitzen, kommt trotz der Vielheit
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des percipirenden Apparats nur eine Comealinse zu, welche, stark nach au^5,en
und innen gewölbt, von dem durch die Sehstäbchen gebildeten Kelch aufge»
genommeD wird. Die bekatmiecteti xuMmtnengesetoten Artiiropodenaugen aber«
die Facettaugen, zeichnen sich durch viele Comealinsen aus, welche durch kleine,
die Sehorgane Überziehende Felder, die Facetten, dargestellt werden und bei den
veischiedenen Arten mannigfachen Abänderungen unterliegen* So sind die Fa-
cetten bei manchen Krebsen und Käfern äusserlich glatt, wogegen die Innen»
Seite s'rch wölbt. Das umgeke!irte Verhältniss findet bei den Fliegen statt, wo
die äussere Fläche der Augen durch die gewölbten Facetten sich hügelig aus-
nimmt; bei Wasserinsekten (z. B. Wasserwanzen) erfordert das Medium eine starke
Wölbung der Facetten. — Scldiesslich weisen noch die Medusen als Augen ge-
deutete Organe mit Hnsenarligen Körpern auH Es sind dieses die als Randkdrper
bezeichneten Gebilde, welche aus einer starken Pigmentanhäufung und einem
von dieser umhüllten, lichtbrechenden Körper bestehen. D.
Linaen-Faseni, -Gewebe, -Kapsel (strukturlose und gefitssbaltige), -Kern,
•Stern, s. Sehorganeentwicklung. Grbch.
L'intschanreh. Einheimischer Name flir die Dogiibs-lndianer (s. d.). H.
Linuchidae, H. fhcsscr -inae), Untcrfamilie der Linergiden, mit 8 j»etrennten
Gonaden. Gattungen: Litiiscus, H., mit paarweise vertheilten, Linuc/u, EscusCH.,
mit in gleichen Abständen stellenden (ionaden. Pf.
Liocape, Co ri a (Anagramm aus Alciope). Gattung der Borstenwürmer. Ordn.
Ni^ahranekkaa, Y^xa. FhyUodo€idae\ Grube. Kopflappen mit zwei Fühlern; Ftthler»
ctrren fehlen. Das erste Segment nach dem Kopflappen mit einem borsten-
losen Ruder versehen. Wd.
Liocephalus, Gray, Iguaniden-Gattung mit compressem Leib und Rilcken-
kamm. Rilckenschuppen gleichartig, zi^elig, gekielt Kein grösseres Occipitale.
Weder Kehlfalte noch -sack. Finger compress, unterwärts mit ^kielten Lamellen.
Weder Schenkel- noch Fraeanalporen. Schwanz lang. 17 Arten von West-Indien
und Sfkl-Amerika. Pf.
Liocephalus, Wagn., siehe Midas, Geqffr. v. Ms.
Lfiodeira, FrrziNCER = Liolaemus Wiegm. Pf.
Liolaemus, Wiegmann 1835, ^«^'^^ Kehle), Iguaniden-Gattung. l^ib
depress, ohne RUckenkamm. Rftckenschuppen ziegelig, gekielt Kopfschilde
tnSssig. Weder Kehlfalte noch Anhang. Finger c^lindrisch mit gekielten Lamellen
unterwärts. Keine Schenkelporen, ^ mit Fraeanalporen. 22 Arten aus Mittel-
und Süd-Amerika. Pr.
Liolepis, Cuv. (gr. Upis Schuppe), Agamiden Gattung mit depressem Leib,
sehr kleinen Schtsppen, ohne Kehltasche, mit starker Kchlfalte, langem, schwach
depressem Schwanz und Schenkelporen, i Art {L. ßeUii, Gray) von S.-0.
Asien. Pf.
Liolopisma, Dum., Bibk. (gr. lopisma Gewand). Madagassische Scincoiden-
gatning. Pp.
Liopala, Gray., Syn. zu Hydrophis, Daudik. Pf.
Liopeltin, Ffizinges, Diyadinen-Gattung (Opkidui), Pr.
Uophis , Wagler. Coronelliden-Gattung des tropischen Sfld-Amerika. i Frenale,
I Prae-, 2 Postocularia, Nasloch zwischen 2 Nasalia. Schuppen in 17 — 21 Rethen.
Hinterster Maxiliarzahn der längste, durch Abstand von den übrigen getrennt.
Auf den Bauchschildern meist charakteristische schwarze Flecke. — Z. cobeüa, T..,
und L. AUrremiif Wied., gehöimizu den gemeinsten südamerikanischen Schlangen. Pf.
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LioMiinu - LipMiginae.
Lriosaun», Dum., Bibr. Kleine Iguaniden-Gattung aiis Sfld'Anerika. Fr.
Lioscincus, Bakboza du Bocage 1873. Neucaledonische Scincoideo-
Gattung. Fr.
Lioselaama, LAcfiptos. Synonym tn Hydr^hUt Davd. Pf.
Liostomum, Wagler (gr. ^ mit glattem Mund), Gattung der Hirudineen;
Leib breiter als bei Hirudo, Kieferfalten fehlen. Ein Paar Augen. Wd.
Liotheidae. s. Mallophaga. K. Tg.
Liothcum, Nrrzscn (gr. auf platten Hn.iren laufend), s. Mallophaga. E. To.
Liothrix, Sws. (gr. läos lei( ht, thrix l-eder\ Gattung der Vogelfannlie Tim'.-
iiidae, von verwandten Formen, wie Crakropus, Eupetes (s. unter Tinieliidae}, durch
etwas spitzere Flflgel unterschieden, indem die Handschwingen, wenngleich wenig,
so doch deutlich die Armschwingen an Länge Übertreffen, und der Abstand des
Endes der ersten Schwinge von den längsten zweimal oder wenigstens ein und
einhalbmal so gross ist als der Abstand der ersten Schwinge von den Handdecken.
Die dritte Schwinge ist ungefähr so lang als die Armschwingen, selten länger
Der Schnabel ist knrz, kaum halb so lang als der Ko|)f. Schwächere Vögel von
(irasmückengrösse. Ktwa ein I)ut/cnd Arten in Indien, dem Himalaya und Süd-
China. Als Untergattung ist hinzuzuziclien: Aidnodura , Goi in, und die süd-
atnkanische Form Lioptiius, Gab. -— Als Typus sei der haurig lebend zu uns
gebrachte, wegen seiner wohlklingenden Stimme und des 5chÖP#n Gefieders gern
im Kftfig gehaltene Sonnenvogel, auch Hügelroeise und Pekingnachtigal
genannt, Liothrix hOeuSf Scop., erwähnt. Oberseite olivenbtaun, Augenbinde
gelb, unter denelben und Ober die Ohrgegend ein graues Band, Unterseite gelb,
Kopf orange, Handschwingen mit rothbraunen, am Spitzentheile gelben Säumen.
Etwas stärker als eine Kohlmeise. Rchw.
Liotrichidae, von Cauanis '1850) aufgestellte Familie der Osrr'nes, die
Nafodinae, Troglodyt'tnae, Crntcropodinaf und Liotrichuiac umfassend. Reichenow
vereinigt die betrefl'enden Formen unter dem erweiterten Familienbegiiff der Time-
lüdae (s. d.). Rchw.
Liotyphlops, Peters. Typhlopiden^Gattung aus Süd-Amerika. P^.
Xiipani oder Ipande. Der sttdlichste Zweig der Athapasken (s. d.) in
Texas, v. H.
Liporis, Artidi, Gattung der Fischfamilie Disecb&U (s. d.). Mit nur einer,
aus schwachen, biegsamen Strahlen gebildeten Rückenflosse. Körpc. klein, nackt,
in eine weiche Haut lose eingehüllt, mit dickem stumpfem Kopf. Sie leben
versteckt am Grunde, meistens an Steinen oder Muscheln festgesogen. Nordische
Fische beider Hemisphären, südlich herabgehend bis zu den Küsten von Belgien,
England und Kalifornien. Z. vu/x'-aris, Fi.emm. Nord-Europa. Klz.
Lfiparis, Ochsenh. (gr. glänzend), Spinnergattung, die jetzt als Sippe der
UparOae in mehrere andere aufgelöst ist, wie Datyckirot JhriAisia, Omeria,
welche s Innenrandsrippen im baftborstenlosen Hinterflflgel, ausserdem noch
6 bis 7 weitere Rippen haben, von denen 4 vuid 5 n.'the beisammen entspringen,
8 aus der Wurzel kommt und bald nachher die obere Mittelrippe berührt oder
mit ihr verbunden bleibt; die Nebenaugen fehlen. Mehrere hierher gehörige
Arten werden zeitweilig durch ihre Raupen sehr schädlich, wie der Goldafter
(s. d.), die Nonne, der Rothschwanz, Schwammspinner u. a, E. Tg.
Lipauginae (gr. Uipein entbehren, auge Glanz), Scheintyrannen, Unterfamilie
der Ampelidae (s. Schmuckvögel), Vögel von wtlrgerarligem Aussehen, mit ver-
hältnissmässig längerem Haken an der Schnabelspitze und deuüicben Zahnaus-
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Upephilc - Lippen.
kerbungen. In der Regel Schnabelborsten vorhanden. Die zweite Handschwinge
verkümmert bei einigen Formen. Man }>at die in dieser ünterfamilie zuerst von
Reichenow natargemäsb vereinigten Vögei früher theils zu den Tyrannidae, theils
zu den Brwdoridae (ü. Wollrücken, Gattung Dasycephala) gestellt Von eisteren
unterscheidet sie die Laufbekleidung, welche wie bei den echten Ainpeliden in
vorderen Gflrteltsfeln und zwei oder mehr Reihen Hinterschilder besteht, von
letzteren der längere und spitcere Flflgel (s. Wollrücken), das Fehlen der wolligen
Bflrzelfedem und das Vorhandensein von Schnabelborsten. Sic bilden den Ueber«
gang von den Schmuckvögeln zu den Tyrannen. Die typischen Formen, Gattung
fjpaugus, BoiE, haben ziemhch geraden, an der Basis meistens breiten Schnabel,
schwache Borsten am Schnabeiwinket, graues, rostfarbenes oder dunkel oliven-
grünes Gefieder. Ihre Grösse schwankt zwischen der des grossen Raubwiirgers
urd des Neuntödters. Etwa 30 Arten im tropischen Süd-Amerika. Nach der
Färbung werden einige Untergattungen unterschieden: Ftilochhris, Sws., HeUro-
pelmot Bp., IIeter0€ercuSf Hartl., u. A. Als Typus sei der Grauzuser, L. plumf
btus, LcBT., erwähnt, von blaugrauem, unten blasserem Gefieder. — Eine andere
C^attung, die der Attilas (DüsyeephaUt Sws.), unterscheidet sich durch schlankeren,
dünneren Schnal>el und stärkere Bartborsten. — Als dritte Gattung gehören «l
der Grupj c die Rekarden (s. Tityra). Rchw.
Lipephile, Malmgreen (Eigenname ?). Gattung der Borstenwürmer, ürdn.
Notobrämhiata. Fam. Nereidae, Aud. und Kow. Neben Nereis. Zeichnet sich
durch kegehörmige, quere Kieferspitzen aus. Hierher z. B. Nereis cultrifera^ aus
dem Mittelmeer und Atlantischen Ocean. Wo.
Lipeurus, s. Mallophaga. K Tg.
Ltpinia, Gray 1845. Philippinische Scincoiden^Gattung nahe Abtöa, Fr.
Lipoptena, Nitzsch, s. Lausfliegen. E. Tg.
Lipotus, Sund., syn. RaUüUt Sparm., Swadis., Ursitaxus, H0DG8., MUUmjfx,
Glogek, s. Mellivora, Stork. v. Ms.
Lippe. Im Bette der Lippe finden sich Rennthierreste mit einer Feuerstein-
spitze und einem Steinbeil. Auch ein Stauwerk und ein Menschenschädel kam
dabei zum X'orschcin. Aufbeuahrt sim' diese Funde im Museum zw Münster. C. M.
Lippen. Wäiucnd in den verschiedenen Gruppen der VVirbekhiere die
Mundhöhle fast ausschliesslich unmittelbar von den Kieferrändern begrenzt wird
und die gleichen Verhältnisse sich auch bei den Monotremen und Cetaceen
wiederfinden, tritt bei den übrigen Säugethieren Lippenbildung ein. — Beim
Menschen berühren sich die Lipf>en in einer Querspalte, welche nicht gerade
verläuft, sondern durch einen unterhalb der Nasenscheidewand liegenden Vor-
sprung der Oberlippe einen gebogenen Verlauf erhält. Die Oberlippe (labium
superius) wird von der N.isc, die Unterlippe (!. inf(rius) von dericuigen Quer-
furche (sulius Illentals) begrenzt, welche der Vorsprung des Kumes hervorruft.
Eine zweite Furche, die Nasenrinne (phiUrum) verlauft von der Nasenscheidewand
quer über die Mitte der Oberlippe herab zum Mundspalt; die dritte Furche,
weiche bei den Lippen in Betracht kommt, der ntUm nasoMiaiis, umsieht von
den Nasenflflgeln an bogenförmig die Mundwinkel. Die Vereinigung der Lippen
geschieht jederseits am Mundwinkel (cMmisrnra iaküfnm). Abgesehen von
den sugehörigen Nerven, Blutgefässen und DrUsen, bestehen die Lippen aus
einer muskulösen Grundlage, einem Hautüberzuge und einer inneren Auskleidung,
einer Schlcimliaut. Die bei den Lippen in Betracht kommenden Muskeln sind
folgende: der Schliessmuskel des Mundes (musculus orbicuiarU orisi umgieb^
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kieisförmig die Mundöfinung. Er besteht aus einer inneren (portto labialis) und
einer peripherischen Abtheilung (p, facialis) ; an letztere legen sich verschiedene
Muskeln an, die von den benachbarten Gedcbtspartien gegen den Mond Ver-
la afen. Es sind dieses der muscuUts htueinaim', welcher an den Mundwinkel
herantritt; dann die an der Oberlippe gelegenen xwei MuskelbUndd Ittr jede
Hälfte, m. nasO'labialis und m. incisivus lahii superhris; an der Unterlippe
schliesslich befindet sich jedcrseits nur ein Bündel, m. incisivus labii inferioris.
Der gemeinschaftliche Heber der Oberlippe und der Nase (m. levator lahii supc-
rioris a/aeque fiasi) erstreckt sich län^s der Nasenseite und reicht vom inneren
Rande der Aupenhöhle bis zur ()bcrli|)pc, bezw. bis zu dem Nasenlhigel ; im
unteren Verlan l theilt sich nämlich der Muskel in zwei Bündel, von denen einet»
hierhin» das andere dorthin verläuft; das zur Oberlippe gehörende Bündel ver«
schmiltt mit dem m, ürbktUarii oris und dem m. levator proprims. Der Heber
der Oberlippe (m, UnHOor labii mperi$rii ^r^prim) entspringt unterhalb der
Augenhähle und verschmilzt zwischen Nase und Mundwinkel mit dem m. orhicu-
ktris Otis und den übrigen Oberlippenmuskeln. Her Mundwinkelheber (m. Itoa-
ter anguli oris) kommt von dem foramtn infraorbitale und verbindet sich mit
den Muskeln des Mundwinkels. Der grosse Jochbeinmuskel {m. zygomaftcus major)
nimmt seinen Ursprung vom Jochbein und verliiult zu den Muskeln des Mund-
winkels. Der kleine Jorhbcinmuskel fm. xyg. minor) liegt vom vorieen Muskel
nach innen, er beginnt am Jochbein und endet am äusseren Rande des
M, levaior Utdii superiüris. Der Lachmuskel (m, riserms Santarini) kommt aus der
Nähe der Ohrspeicbeldifise her und vereinigt sich mit dem m* orbicularis oris und
dem m. d^nssar angult oris. Der Backenmuskel (m, iueana^) vereinigt sich
an dem Mundwinkel mit d^m M* orHeuhris, andererseits giebt er Fasern an die
Ober- und Unterlippe ab. Der Niederzieher des Mundwinkels (m. dtpressor am-
guli oris), ein keilförmiges Bündel, welches mit der breiten Basis an der unteren
Fläche des Unterkiefers sich ansetzt und sich mit der Spitze an dem Mundwinkel
mit dem m. orbicularia oris vereinigt. Der viereckige Kinnmuskel (in. quadrahis
menti s. depressor labii inferioris) entsjjringt an dem Unterkiefer zwischen der
Symphyse und dem foramen meniaU, gehl einwärts gerichtet zu der Unterlippe
und inserirt sich an dieser zugleich mit dem entsprechenden Muskel der
anderen Seite. — Die die Lippen bedeckende Haut unterscheidet sich nicht von
der Haut anderer Körpertheile, nur ist sie beim Manne stark mit Haaren ver*
sehen. Die Schleimhaut der Lippen besitzt, wie ihre hohe Empfindlichkeit schon
anzeigt, einen grösseren Reichthum an Nerven, ebenso einen solchen an Rlutge-
fössen, wodurch die rothe Färbnng verur?;.ieht wird. Wo die Sclileimhaut der
Ober- wie der Unterlippe in das Zahnfleisch übergeht, bildet sie eine kleine ver-
ticale Falte, das Lippenbändchen ffrcnu/um lahti). Auf der Oberfläche der
Schleimhaut mUnden die Lippendrüsen (giandulae labiaks), kleine traubige
Schleimdrüsen, welche zwischen Muskulatur und Schleimbaut liegen. Dieselben
fehlen an den Mundwinkeln. Von den Blutgefiissen sind es die arteriae hUaUs
iiiftriores und superi^res und die venae labiales, welche sich in den Lippen aus-
breiten. Als Lippennerven sind zu nennen für die Oberlippe die nervi labiales
supcriores, weldie die Endverbreitung des nervus t^fraarbitalis bilden; für die
Unterlippe der ramus iabialiSt der innere Ast des n, mentalis s. labialis. Unter
den wirbellosen Thieren begegnen wir entwickelten Lippen vor allem bei den
Arthropoden. Hier bezeichnet man aber mit dem Ausdruck > Lippen-. moq)ho-
logisch verschiedenartige Gebilde. Denn einmal (Oberlippe, iabiumj. handelt es
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lippenkaofpd — Litikov«.
sich um eine T.ippcnbildung im Sinne derjenigen, wie wir sie bei den Säuge-
thieren antreffen, nämlich um einen Umschlag des Mundrandes; dann (Unterlippe,
labium) aber versteht man darunter ein (meist verwachsenes) Kieferpaar, also ein
Gebilde, welches den Liiicdmaassen homolog ist. Nur die Crustaceen machen
hierin eine Ausnahme, da bei ihnen die Unterlippe kein Gliedmaassenpaar, son-
dern ein der Oberlippe gleichartiges Gel^lde isL Die Oberlippe der Insekten
ist eine Qaerplatte, welche in den verschiedenen Gruppen nur geringe Ver*
änderang erleidet, wogegen die Unterlippe in ihrer Gestaltung dem Wechsel
nnterliegt und als deutliches Zeichen für ihre Entstehung aus einem Glied-
maassenpaare zwei Taster trägt. Während bei den Myriopoden die Lippen-
bildimg ganz ähnhch ist wie bei den Insekten, fällt bei den Spinnen einerseits
die Oberlippe aus, und andererseits nimmt die Unterlippe mit ihren Tastern die
Form von Füs^^en an. I).
Lippenknorpel, s. SchadelentwiclUung. Gkbch.
Lipurus, Goldfuss » I^ase^aretus, de Blmnv. (s. d.). v. Ms.
laqaor amnü, s. Amnion. Gsbch.
Liquor cerebroapiiialjs, s. Nervenqrstementwicklung. Grbch.
Liquor Graafianus (folliculi), s. EifolHkel* und OvariumentwicUung. GuBCir.
Liria, Abtheilung der Bari-Neger, wohnen östlich von Gondokoro. v. H.
Lirione, Kinberc (gr. Leirion — Lilie). Gattung der Borstenwürmer. Ordn.
Notobranchiafa. Farn, /hnphinomidat, Sav. Mit einer gettssreichen, kammähn-
lichen Hautfalte (Karunkel). Wd.
Liriopidae (besser -inae), H., Unterfamilie der Geryonidae mit 4 Gonaden
im Verlaufe der 4 Kadialkanäle. Gattungen Liriantha, H., und Liriope, Less. Pf.
Lissolepis» Pbters 1872 (gr. Hssos glatt, Upis Schuppe), S.-W.-Aufltralisdie
Sdncoiden-Gattung. Fr.
LisBonota, Gray (gr. glatt und RflckenX eine SchlupfWespen-Gattung aus
der Familie der FSti^lidae (s. d.). £. To.
Lissu, s. Lyssu. v. H.
Listera (nach dem englischen Naturforscher Martin Tjster, gest. 17 11, dem
ersten, tier eine grössere Anzahl von Conchylien, einheimische sowohl, 1678, als
ausländische, 1685, deutlich beschrieb und abbildete), TuRTON 182a, Muschel-
gattung, s. Scrobicularia. E. v. M.
Listriodon, H. von Meyer, altkontinentale, eocäne, pcrissodactyle Säuger-
gattung, t\x Lophiodon, Cuv., geliörig. v. Ms.
Liaskova. In Ablagerungen im Liptauer Komitat ward 1876 bei Lisskova
eine Höhle von Los2v untersucht* Unter einer Tropfsteindecke fand er rohe
Topfscherben, Feuersteing^rithe, Menschenknochen, Mammuthszähne tmd somit
den Diluvialmenscli en am SUdrande der Karpathen. Die Ausgrabungen vt»
gaben nun hinsichtlich der Fauna die Anwesenheit mehrerer Vogelarten, von
Rind, Schaf, Reh, Kdelhirsch, Hausschwein, Hase, Fuchs, Haushund, Wolf '.ind
Bär, alles noch heute lebender Arten. Weit mehr als Thierknochen sind im
Verhältnisse Menschenknochen aufgefunden worden und beläuft sich die Zahl der
bestimmbaren Menschenknochen auf mehr als 1000. Alles deutet dabei auf ein
bedeutendes Alter ihrer Einbettung hin, wogegen andererseits die übrigen Fund*
Objekte su sprechen scheinen. Unter den menschlichen Röhrenknochen waren
sehr viele, darunter t8 Tibien, gebrochen und gespalten, und wenn sich bei
vielen nicht entscheiden lässt, ob dies absichtlich oder durch natürlichen Zufall
geschehen, so fehlt es doch auch nicht an solchen, welche unxweifelbafiu» Spuren
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der Menschenhand an sich tragen. In Anbetracht des Umstandes, dass die
Menschenknoclien durchaus /erstreut lagen, ist anzunehmen, dass sie schon in
Gewalt zerstOckelter Menschentheite hierher genufaen sind, und alles dies madite
es nicht unwahrscheinlich, dass wir hier die Reste von Kannibalen vor uns sehen.
Die vorliegenden Umstände sind wenigstens sehr übereinstimmend mit jenen der
Grotte dei Colombi auf Palmaria und in der Höhle von Sclaigneux in Bdgien,
an welchen beiden Orten man Spuren einstiger Anthropophagen aufzufinden glaubt
Artefakte kamen nur in c^erinc^er Anzahl zum Vorschein; sie beschranken sich
hauptsäcliHch auf Topfschcrben sehr verschiedener QuaHtät und Bearbeitung,
einige bearbeitete Feuersleingcrälhe, endhch auf eine kleine Kupferspirale ; zwei
kurze KupferdrahtstUcke reagirten bei der chemischen Untersuchung auf Anti-
mon, folglich kann es nicht als gediegenes, sondern nur aus Erzen mittelst
Huttenarbeit gewonnenes Kupfer betrachtet werden. Wohl ist es möglich, dass
die Metaltgegenstände erst später in die Lisskovaer Höhle geriethen, diese also
verschiedene Kulturperioden repräsentirt; bei der Geringfügigkeit der vor*
handenen Feuersteinsachen können diese allein kaum eine sichere Grundlage zur
Beurtheilung der Zeitepoche abgeben, in welche die Mdhle einzureihen ist
Keinesfalls dürfen wir derselben ein hohes Alter zuweisen, vielmehr sind allem
Anscheine nach die Feuersteine wenn nicht gleichzeitig mit den MetaUobjekten
in Gebrauch, so doch nur durch eine relativ kurze Frist von einander getrennt
gewesen, eine Ansicht, die sich noch mehr auidraugt, wenn wir jene prächtigen
Bronzeschwerter und Schmuckgegenstände in Augenschein nehmen, welche
Mailuth in der nahen Umgebung, im Liptauer Waagthale, gefunden hat Veigl.
I.. V. Loczv, Die Liszkovaer Höhle in Batath^gyi Liptauer Komitat^ eine voige>
sduchtliche Wohnung und deren Ueberreste. C. M.
Ititauer. Zweig der letto-slavischen Völkerfamilie und Bewohner des
heute zu Preussen und Kussland gehörenden Landes Litauen zwischen Niemen
und Dwina. Das I.itaiTische, ein alterthfimliches Idiom, welches unter allen
europäischen Spraciien dem Sanskrit am nächsten steht, wird ):;egcnwartig von
nur ungefähr 1600000 Mens( iien gesprochen. Es wird auf der einen Seile vom
Deutschen, auf der andern vom Russischen immer mehr eingeengt. Nach Isidor
Bkennsohn's neusten Angaben beträgt die Zahl der IJtauer im russischen Reiche
1443217 Köpfe, von denen 809517 Litvinen und 623700 Schmuden oder Samo-
gitier sind. Sie wohnen in den Gouvernements Kowno, Wiloa, Suwalki und in
geringer Zahl aiKdi in Kwland und Grodno. Die preussischen L. sind jetzt auf
die beiden Landschaften Schalauen und Nadrauen in Ostpreussen beschränkt
Vorherrschend ist das litauische Element noch im nördlichen Theile Ostpreussens
jenseits der Memel und Srheschuppe. Man zählt dort im (ranzen etwa 1 13000 L.,
in Nadrauen aber 1)1üss um die 20000. Sie sit7,en dort seit unvordenklichen
Zeiten als ein kriegerisclies Volk, das nocli im vier/elmt^n Jahrlnmdert heidniscii
war. Von den i oien unterworfen, wurden sie römische Katholiken. Allmählich
verschmelaen dann die L. mit den Polen* Das bei den Alten Litvani und Litva
genannte Volk nannte sich selbst Letuvi oder Lietuvninkas und ihr Land Letuva.
Die Trennung der L. in Saroogitier und eigentliche L. ist keine scharfe oder
strenge; die Begriffe zeigen verschwommene Grenzen, lassen sich hödistens
dialektisch begrenzen und haben keinerlei körperliche Grundlagen. Nach Isidor
Brennsohn's Untersuchungen ist der !>. von mittlerer Grösse und kräftigem, wohl-
proportionirtem Kör]>erban Korpulenz kommt nur äusserst selten vor. Die Haut-
farbe ist weiss, bei den jungen Mädchen nicht selten von auffallender Keinheit
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LitMicr.
»7
und Weisse, der Haarwuchs am Körper ein geringer. Das Koj)fhaar, schlicht,
sehr selten leicht gelockt, ist blond oder hellbraun, selten dunkelbraun, sehr
selten schwarz, niemals loth. üaitsvuchs massig, nieist Schnuribait, jjelten Voll-
bart. Augen mittelgross, die Augenlidspalte horizontal gerichtet; die Farbe der
Aügen meist schön blau, doch gar nicht selten braun. Der Kopf ist von mittlerer
Grösse. Kephalindex für beide Geschlechter 82,62, was einen eigentlichen
Schideliod» von 80^62 ergiebt^ also entschiedene Hinneigung zur firachykephalie.
Gesicht oval, Backenknochen nicht vorspringend, Stirn mitteUioch, Nase gerade,
doch mitunter auch kurz und gestutzt. Mund mittelgross; Zfthne meist gut und
gerade gestellt, bei den Weibern oft auffallend klein. Caries nicht selten. Die
oberen Zahne stehen oft \or den unferen vor und sind häufig um ^ — 1 Centim.
nach vorn gerückt. Die bij)pen sind voll, doch nicht gewulstet. Die geistigen
Anlagen der L. sind gut, geweckten Geistes, begreifen sie leicht, befreunden sich
jedoch selbst mit dem sguten Neuen« sehr langsam. Eine gewisse Einseitigkeit
ist ihnen allerdings eigen, fiizlhlen mögen sie gern, wenn sie nur einen ge-
duldigen Zuhörer finden. Im Reden wissen rie die VorgeseCsten wie auch Andere
mit angenehmen Worten su beehren. Sie sind sehr reUgiös. Kein schlechtes
Wetter, kein noch so langer Weg kann sie vom Besuche der Kirche zurückhalten.
Aber mit der Wahrheit im gewöhnlichen Leben im Handel und Wandel sollen
sie es nicht so genau nehmen. Betrug, Diebstahl und andere Laster, früher völlig
unbekannt, sind jetzt an der Tagesordnung. Namentlich hat das Ilster der
Tninksucht mit seinen bösen Folgen grosse Verbreitung gefunden. Nach der
Ernte wird oft alles verkauft, um nur die Braimtwemscliüldeu zu bezahien. Fast
sprichwörtlich ist der L. Phlegma. Ist der Mann einige 40—50 Jahre alt ge-
worden, so ftUt es ihm plötzlich ein, Altsitzer sa werden und das Auagedinge zu
nehmen. Seinen Besits tritt er gegen freie Wohnung und bestimmte Lieferungen
von Getreide, Kartoffeln, Holz, Salz und Gewürz seinem Sohne oder Schwieger*
soime ab. Die Kleidung wechselt in den verschiedenen Gegenden nach Schnitt
und Farbe, im Allgemeinen wird sie je höher nach Norden desto dunkler. Doch
gewinnt in Prcussicli Litnuen die di-ulsche Tracht immer mehr Boden, namentlich
unter dem jungen Volke. 1 )ie Kleidimg des weiblichen (ieschlccli ts liebt kurze,
r< tli und schwarz gestreifte oder gross gewürfelte Röcke,, die mit einer Unzahl
von Falten versehen sind. Eine enganschliessende Jacke bedeckt bei Regen oder
Fros4 den Oberkörper und wird von nlberaen oder stSblnnen Knöpfen ummaMSA-
gehatten. Sonst vertritt ihre Stelle ein aerliches Mieder, wdches den schönsten
Schmuck einer Litauerin, das zaite schneeweisse Hemd mit den langen, bauschigen
Aermeln recht hervortreten lässt. Den Kopf deckt turbanartig und unschön ein
grosses grünes, rothbuntes oder blaues Tuch, doch lassen die Mädchen den
oberen Tlicil des Ko[)res frei. Die Zöpfe müssen sichtbar sein. Das Tragen von
Sirnmvjfen liat man von den Deutsclien angenommen. Sonst umwickelt man die
Berne vom Fussgeleuk bis zum Knie mit einem etwa handbreitem Bande (»Anklis«)
aus blauer oder brauner Wolle. Zur Fussbekleidung dienten früher fast aus-
schliesslich die »Parensken« oder Bastschuhe, welche jeder Knabe fertigen konnte.
Die Wohnungen sind sehr verschieden, viele noch heutzutage schlecht, ungesund,
enge, feucht und schroutng. Man steht mitunter Häuser, die den Deutschen als
Schweineställe zu schlecht wären. Der Rauch muss sehen, wo er hindurdikommt
Selbst bessere Wohnungen haben meist nur eine gute Stube, die die ganze Hälfte
des sehr kleinen Hauses einnimmt, und bis zu Betten hat es der Hauswirth selten
gebracht; für das Gesinde sind solche noch viel seltener vorbanden; es schläft
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Lidiunoeba — Ltthodiiife.
Stroh und bedeckt sich mit seinen Kleidern. Die Säuglinge liegen in einer
sonderlichen Wiege (-l.op/c«) aus vier kur^e^ /,ii>aninicngenagelten und mit Lein-
wand aiisgcsclilagcnen Brettchen und werden txcmarhlich mit Hilfe eines elastii^chen
Stabes, der darum beiestigt ist und zur Krde hcrabreicht, gewiegt. Sehr eigen-
thttmlkh dnd die Gebräuche bei der Brautwerbung; Hodizeit, Kindstaufe u. dgl.
Es ist nicht gegen die gute Sitte, wenn ein Mfidchen oder der Vater desselben
um einen Schwiegersobn wirbt Erhält er eine abscbiJigige Antwort; so ist dies
kein Schimpf; seine Bemühungen werden bei anderen Familien fot^setzt. Wittwen
werben durch Freiersminner ebenso. T^er Heirathslustige I.. sieht auf eine gute
Mitgift seiner Zukünftigen. Guter Ruf, Fleiss und Fertigkeit in der Weberei sind
mit die cmpfehlenswerthsten Figcnschaften eines litatiischen Mädchens. In Krank-
heitsfällen bedient der L. sich selten des Ar/tes, denn er scheut die baaren Aus-
laden. Gegen die verschiedensten Uebel hat er eine Menge Hausmittel, die er
sich zu billigem Preise zu verschaffen weiss. »Besprechen und Rathen« sind beim
L. hochgeachtet Er glaubt auch an den »Bösen Blick«. Nach einem Sterbefalle
halten die L. bis zum Tage des Begräbnisses Todlenwachen ab, su welchen ssdi
die Verwandten und Nachbarn einfinden. Beim Begräbiusstnable bleibt ein Plats
am Tische für den Todten frei, dessen Seele nach dem Volksglauben am Mahle
theilnimmt. Die Särge werden oft mit den grellsten Farben bemalt, doch wer l^^n
den Verstnrhcnen auf den Kirchhöfen selten Erinnerungszeichen gesetzt. v. H.
Lithamoeba, Kay Lank. Araöben-Gattiing aus dem SUsswasser von Birmmg-
ham. Quart, lo'trn. Micr. Sc. XIX (1879). Pf.
Litharachnmm (gr. arachnion Spinngewebe). Polycistine Radiolarien-
Gattuug aus der Familie Cyrtidae. Pf.
I«itil^iq»hllS, s. Calyptraea. £. v. M.
Lifhelios, Radiolanen-Gattung aus der Familie DyssphaeHdae» S. Hbrtwig,
Organismus der Radiolarien. Fr.
Lithistidae. Familie der Schwämme mit scheinbar regellosem Kiesdskelett,
deren ursprünglich einfache Skelettkörper secundär zu Drei- und Vicrstrahlem
zusammentreten und mit Doppelsternrhen. ZtTTFr. tlieilt sie in die Unterfamilien
der Anomocladinen, Tetrachulinen, Rhizomorinen und Megamorinen. Für
Näheres s. besonders O. Schmidt, Die Spongien des Meerbusens von Mexico,
I. Heft. Jena 1879. Sollas (Ann. N. H. (5) IX, pag. 164) fasst sie mit den
Tetraetinelliden zu einer Gruppe zusammen und theilt diese dann in Lithistiden,
Scolopiden, Corticaten und Leptochroten ; die drei letzten fasst er im Gegensatz
zu den Lithistiden unter dem Namen der Choristiden zusammen. Pf.
Lithobius, Lbach (gr. Stein und leben), s. Myriopoda. E. Tg.
Littiocampe (gr. ikampe Raupe). Polyciiitine Radiolarien^Gattung aus der
Familie Cyrtidat. Pf.
Lithocircus, J. MOll. Acanthometride mit einfachem Kieselring als
Skelett Pf.
LithocoUetis, Haw. (gr. Stein und I.eimer), artenreiche Gattuni:, ausser-
ordentlich zierlicher, kleiner Mottchen mit silberweisser oder goldgelber Grund-
farbe ihrer Vorderfliigel , deren Kopf mit einem Haarschopfe, stark zurück-
gebogenen Tastern mit unschdnbaren Nebentastem und Fflhlem versehen ist^
welche die KörperUlnge nicht erreichen. Die Raupen miniren in BUttem. E. To.
Litfio^clia« Polyqrstine Radiolarien'Gattung aus der Familie Pp.
LittlO^toa, Krebsfamilie aus der Ordnung der Decapoden. Dieselben
tulden den Uebeigang zwischen den Krabben und LangschwJEnzen. Cepbalo-
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199
thorax in einen Stirnschnabcl auslaufend, Postabdomen kurz, dreieckig, nur auf
der RucKcuNeite harthclialig. Kiemen zu elf Paaren vorbanden. Fünftes Bein-
paar rudimentär. GuLiungcu: Lilhodes, Latr., in nördlichen Meeren, Lopholi-
thades, Brandt, L&wus^ M. Edw. Rchw.
Litfaodomus (gr. Stein-Haus), Ossia.% 1817, Muschel aus der Familie der
Mytilaceen, von Madwia (s. d.) nur durch die langgestreckte, qrlindrische Gestalt
verschieden, aber dadurch auzgezeichnet, dass sie sich in Steine einbohrt Wie
Photos und andere bohrende Muscheln zeigt sie auch in ihrem vorderen Theil
gewissermaassen eine feilenartige BescbafTenheit der Schalenobcrnäclie, indem
dicht gedränfjte, senkrecht herablanfende Lei;>tcn die Anwaclislinien kreuzen;
die Schalenhaut (Cuticula, sogen. Kpidermis.) ist gut ausgeprägt, meist braun oder
schwärzlicli, vorn und an den Wirbeln oft mehr oder weniger mechanisch abge-
rieben, im hinleren Theil dagegen nicht selten mit einer unorganischen Masse
Überzogen, wabiscbeintich angeklebten Bohtsf^en, bei einigen Arten ein zieni'
lieh regelmässiges Gitter* oder Netawerk darstdlend, z. B. bei Z. piuatar, au-
weilen mit spatelfönnigem Anhang, der Uber den eigisntlichen Schalenrand hinaus-
ragt und sich mit dem der andern Seite kreuzt, also unsymmetrisch ist (L. cau^-
Jigira, Sowerby). Uebxigens scbliessen bei Lilhodomus die beiden Schalen
überall dicht zusammen, was bei anderen bohrenden Muscheln, /.. B. P/iolas, nicht
der Fall ist. L. iithophaga, LiKXfi (als Mytiius) oder dactylus, S()\vkrh\-, im Mittel-
meer, 5 — 7 Cenüin. lang, braungelb, im hinteren Drittel am bucl.sten, Hinterende
abgerundet, als Speise gcathäUt, wegen ihrer Gesuit bei den Allen aU daktylos
(Finger) bezeichnet, wenn auch unter diesem Namen wie unter dem entsprechen-
den heutigen italienischen da^0 oder daUer» di mar wegen gleicher Lebens*
weise /Ü^/m mitbegriffen wiid; die Vergleichung mit einer Dattel ist wohl se-
cundär, passt aber namendich auch betreffs der Farbe. Es ist diese Ar^ deren
Schalen sich in den Säulen des Serapis-Tempels bei Fozzuoli 4—7 Meter hoch
über dem gegenwärtigen Meeresspiegel finden, s'hnn von Bohadsch 1761 be-
schrieben und gegenwärtig in jedem Lehrbuch der Geologie als Beleg für lang-
same säkulare Hebung des Bodens angeführt. Andere, oft unter sich sehr äiin-
liche Arten in den tropischen Meeren. E. v. M.
Lithofeilinsäure, eine eigenthUmliche, der Cholalsaure nahesieiicnde krystal-
lisirende, organische Säure, welche die orientalischen Bezoare, speziell die hell-
olivengrünen, wachsartig glänzenden, ovoiden Darmconcremente der Q^a aega-
grus und Antilope Donas bilden. Sie ist eine in Alkohol leicht lösliche und aus
diesen Lösungen leicht auskrystallisirende Subsunz, welche aus der Galle der
genannten Thiere stammt. S.
Lithoglyphus (gr. Steinschneider), Mühlfeij) 182 i, Gattung von Süsswasser-
schnecken, nächstverwandt mit Palud'tna und Hydrobia, Schale kugelig mit kurzem,
wenig vorstehendem Gewinde und stark verdicktem Innenrand der Mündung,
dadurch etwas ähnlich einer Neritina und (lement.si)rechcnd wie diese an Steinen
in fliessendeni Wasser festsitzend. L. naticoides, 1' LRUSsac, und juacus, Zi£OLkR,
erbseng ross, in der unteren Donau, aufwärts bis Regensburg und deren Zuflflasen;
erstere auch im Dniestr und Dniepr, und eigenthümlicher Weise 1870 bei Rotter-
dam in Holland von Schepman, 1883 ziemlich gleichseitig bei Kttstrin, Berlin
und Danzig von Heimr. und Osw. Schui^e und £. Schuiiann in grösserer Anzahl
lebend aufgefunden, während er früher in Nord-Deutschland und Holland nie
beobachtet worden. Kr scheint dalicr auf einer Kinwandenmg von Südosten nach
Nordwesten begriöen, ähnlich wie Dreisscna polymorphat aber etwas später. £. v. M.
ZooU, An^iropoL u. Ethnolof ie. Bd. V. o
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I30
Lifhogromiidae — LithophylliaoMe.
Lithogromiidae , Häckel 1883. Radiolarien-FamiHe (Ordn. Phaeodaria).
Gehäuse cinkannmerig, dipleur, mit solider, porzellanaitiger Wand von krystalli»
nischer Struktur. Pf.
Litholophus (gr. lophos Busch). Polycistine Radiolaiicn-üattung aus der
Familie Acanthometridae, Pp.
LiChomys, H. v. Mevbr, miocene Nagergattung aus der FamiKe Sehtrma,
(Gerv.) Baird. V. Ms.
Llthophag (gr. Steinfresser) im Allgemeinen Beseicbnung für Muscheln, die
sich in Stdn einbohren, insofern wenig passend, als der Stein ihnen nidit tat
Nahrung, sondern nur als Wohnung dient, und insbesondere i. bei Lamarck
1818 Bezeichnung einer FaniiHe von Muscheln, die nieist in Steinlöchern gefunden
werden, die Gattungen Sij.xicava, Petricola und Vcncrupii umfassend, lüer um so
weniger passend, als die meisten dici»er (iattungen nicht selbst Hohlräume bohren,
sondern nur in schon vorhandenen sich ansiedeln, daher auch je nach der ver-
schiedenen Ausdehnung derselben der äussere Umriss derselben Art bei den ein-
zelnen Individuen sehr verschieden ist — 2. Lithophagus oder Lük^pAaga MOhl-
PELD x8xi, als Gattungsname a ZftAb^^ftf, s. d. E. v. M.
LithophyUiaceae, M. Eim^'. und Haimk, Steinkorallen mit gezähnten Septen
(Asirähute s. Astraeidae) entweder mit Kinzelpolyparen: i. L. simplices, oder mit
zusammengesetztem Polypar, dann aber (im Gegensatz zu den Asträaceen) immer
Theilungsfor men mit dem Kennzeichen des wenigstens theilweisen Zu sammen-
fliessens der Kelche und der Reihenbildung. Wenn die Einzelpolypare sofort
nach der Bildung auseinandertreten und nur am Grunde vereinigt bleiben mit
vorherrschender Höhenentwicklung, so dass die obersten Theile (Kelche) der Indi*
viduen mehr oder weniger getrennt bleiben, so entsteht die Rasenform. 2. LUhopk.
cespU»tae s. rmi»sae, unterschieden von den durch Knospung entstandenen Rasen,
formen durdi meist ungleichen, unregelmässigen Querschnitt der einseinen Po*
lypare zumal an ihrer Ursprungsstelle, sowie durch eine Tendenz zur Reihen-
bildung. Hierher z. B. die Gattung Mussa. Bleiben ferner die Einzelpolyparien
in ihrer ganzen Höhe vereinigt, Reihen bildend, aber mit üeitlich frei bleiben-
der Mauer, ^segregat« nach Dana, so dass das ganze Polypar die Form eines
platten, mehr oder weniger gewundenen Kelches hat, so erhält man die Fächer-
oder i.amcliarfürni. 3. L'Uhoph. aggregatae (oder besser stgregalatj. Bei
ihnen sind die Kelche entweder erkennbar nmsehiieben, die Kdchcmtren also
deutlich wie bei TrachypJyltiOt oder nicht umschrieben, wie bei RM^dogyra^
Endlich können noch mehrere solcher durch TheÜung entstandener Kelchreihen
seitlich mit ihrer Mauer verschmelzen, »aggregatc nach Dana sein, und man
erhält eine reihenständige Massenform, die mäandrische oder labyrinthische
Form. 4. Lithophylliaceae mäandroidixe, sogen. Hirn- oder Labyrinthkorallen mit
den Hauptgatiungen Ltptoria, Cöloria, Hydnoph&ra, Diploria u. s. w. Die anein-
ander stossenden, je eine gewundene Leiste oder einen Grat bildenden Mauern
beissen hier Hügel, und die tieferen, inneren Theile der verschmolzenen Indi-
viduen oder Kelche einer Reihe werden Thäler (fossa) genannt. Auch hier
können die Kelchcentren bald deutlich, bald undeutlich sein. Da die genannten
4 Gruppen aber oft schwer auseinanderzuhalten sind, so empfiehlt sich nach
Vkrrill und Kluiizingbr mehr die Eintheilung der Lithophylliaceen in soldhe mit
starken Septalzähnen ohne Paluslappen: L^iopkfUiniu, und in solche mit kleinen
Septalzähnen, mit palusartigem Vorsprung unten, welchen je ein grösserer Ten-
takel entspricht: Mäandrmmae, deren Formen wieder Einzelpoljpar^ se- und
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Lithoaia — Uttorint.
aggregirte, oder rasenartige sein können. Wie die Asträiden überhaupt, so sind
auch die I ithophylliaceen riffbildend; besonders die durch meist grünes Fleisch
auffallenden Hirnkorallen bilden oft mächtige Blöcke und sind sehr verbreitet
in den tropischen Meeren der Jetztzeit und fossil vom Jura an. Klz.
Lithosia, Fab. (gr. Stein), Hauptgattung der Spinnersippe Lithosina, ausge-
zeichnet durch schmale Vorderflttgel mit gerundeter Spitze und wunselwirts nicht
gegabelter Innenrandsrippei sehr breiten, in der Ruhe längsgefalteten Ifinteiflilgeln
mit 3 Innenrandsrippen, aus der vorderen Mittelrippe entspringender Rippe 8 und
gestielter Rippe 6 und 7, wenn letztere nicht ganz fehlt; keine Nebenaugen
und kurze Taster, welche den Kopf nicht Uberragen. Hierher Gattungen, wie
Setina Schr., Gnophr'ia Steph., Nola, I.CTr., R'öscUa, Hu. Lithosia enthält vor-
herrschend gelbe Arten, die im Vorderflügel ro oder 11 Rippen haben, deren
vorletzte sich mit der Vorderrandsrippc verbindet, und wo Rippe 3 und 4 aller
Flügel gestielt sind. Die meist bunten, auf Warzen behaarten Raupen ernähren
sich vorherrschend von Flechten. E. Tg.
LitiiOBpongiae, Steinschwämme. Bei Claus (Gnmdztige 1880, pag. 219)
die 4. Unterordnung der JHbrfisp^ngiaet umfassend die Familten G^dUdat, Anco-
rmidae, Li^isädai, folgendermaassen chatakterisirt: Kieselschwämme von derber,
fester Consutenz mit vierstrahligen, sehr verschieden gestalteten Kieselgebüden
(TetractineUiden). Bald sind es wurmiörmige Kieselkürper, welche Platten und
Scheiben zusammensetzen, bnld kuglige, ankerförmipfe und vierstrahlige Hartge-
bilde, welche sich auch zu Netzen verbinden und ein festes Skclct herstellen. Pf.
Lithursäure, eine in ihren näheren Beziehungen unbekannte Säure, welche
in ihrer, seidenglänzende Krystailnadeln, die in Wasser lösHch, in Alkohol und
Aether unlöslich sind, darstellenden Magnesium -Verbindung von Roster in
weichen Harnsteinen mit Mais gefütterter Ochsen gefunden wurde. &
Litiopa (Etymologie zweifelhaft, vielleicht Schreibfehler f&r lAriope, Name
eine Nereide) 1 Rang x8z9, pela^sche Meeischnecke, an schwimmendem Tang
lebend und mittelst eines Schleimfadens sich anl.eftend, im Sargassogebiet des atlan-
tischen Oceans; nächst /erwandt mit Fianaxis, aber nur 6 Millim. lang, länghch-
konisch, spiralgestreifl, braun, Mfirnlung einfach mit schwachem Ausschnitt. E.V.M.
Litorina, s. l.ittorina. K. v. M.
Litosoma, van Bknkdkn (^r. Dünnleib), Gattung der Nematoden. £ine Art
parasitisch im Magen von Fledermäusen. Wo.
Litsdiy-Litsdiy. Horde der Australier (s. d.) am Murray-River. v. H.
Litile*Bart>et, englische Bezeichnung des kleinen Pudels. R.
Littofina, (von lat. ünMri Strand), FkRussAC i8zi, bei Lamarck noch unter
7kr^ mit einbegriffen, Meerschneckengattung, zu den Ac/miirattfJUa Uunioghssa
gehörig und dadurch ausgezeichnet, dass sie meist an Felsen unmittelbar Uber
dem Meeresspiegel sich aufhält und nur von dem Aufspritzen der Wellen feucht
erhalten wird, übrigens mit ausgebildeter Kieme, Schale kugelig oder konisch,
meist sehr dick, Gewinde mehr oder weniger vorstehend, Mündung rundlich,
nach oben zu oft zugespitzt, der innere und untere Rand derselben breit und
flach, oft besonders gefärbt. Die Verbreiterung des Innern Mündungsrandes ist
dieser Gattung mit Arpura gemein, die smist sehr verschieden is^ und bei bei-
den dient sie dazu, die Mflndung dicht an Felsen und Steine anzuschmiegen.
Deckel hornig, dttnn, mit Windungen. Zutige (Reibplatte) sehr lang, die
einzelnen Zähne mit mehreren abgerundeten Spitzen. In zahlreichen Arten durdi
alle Meere verbreitet. In der Nordsee, z. B. bei Helgoland, und ebenso im west-
9*
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littorindlft — Uno.
liebsten Theil der Ostsee bei Kiel sind drei Arten häufig: i. Z. Uttorea, ^.xmt,
von der Grösse einer Kirsche, grünlich grau oder braun, nach oben scharf zuge-
spitzt, alle Umgänge in einer Flucht, ohne vertiefte Nikte; sie findet sich meist
in der Nähe der oberen Flu^ren^ und wird in Holland, England und Nord*
frankreich, wo sie unter dem Namen aäkrusJkf fierminkk und vign^ o&et gttignettf
bekannt ist, gerne gegessen, s. L. rudis^ Montagu, nur halb so grosse heller gelb>
braun, die einzelnen Umgänge gewölbt und durch tief eingeschnittene Nähte ge-
trennt; lebt noch höher, öfters in Felsspalten über der Flutgrenze. 3. L. obtu-
sata, LiNNfi, von der Grösse eines Kirschkerns, oben ganz stumpf, die einzelnen
Umgänge kaum oder gar nicht über den letzten vorragend, daher die Schalen-
form an NcrUina erinnert, rothbraun, meist einfarbig, aber auch nicht seilen mit
zahlreichen hellen Fleckchen wie gesternt oder mit drei breiten dunklem Spiral*
bändem; lebt tiefer, nahe derEbb^enze, öfkers auf Laminarien. ImMitldmeer,
wo die Flut nur sehr gering ist, findet sich an den meisten Küsten nur eine sehr
kleine Art, L. ntr^deSf Linne (eaeruUseem, Lamarck), weisslich mit breitem
blaugrauem Spiralband, oben sugespitst; an der syrischen und nordafiikanischen
Küste noch zwei andere seltene Arten, syricua und punctata. Unter den zahl-
reichen Arten der tropischen Meere verdienen beson^lere Erwähnung: L. murieata,
LiNNÄ, Reisbrei-Schnecke der iiheren Conchyliologcn, bläulich weiss mit zahl-
reichen rundlichen, warzenartigen Erhebungen, häufig in West-Indien. L. pagodus^
LiiiN^;, die grösste Art, 2 —3^ cm, braungrau mit mehreren Reihen grösserer und
kleinerer Zacken, in Ost-Indten, an den von den Wellen ausgenagten gleichfar-
bigen Felsen, wie überhaupt Farbe und Skulptur der Littorinen wahrscheinlich
sehr oft gewissen Felsarten angepasst isL Endlich Z. uaira, \jax»t, in Ost-Indien
und Z. anguUfera, Lauarck, in West-Indien, beide an FlussmUndungen auf den
Stämmen, selbst Zweigen und Blättern der Mangle-Sträucher tlber Wasser lebend,
dünnschalig, blass mit zahlreichen dunkeln Flecken, spiralgefurcht und mit einer
Spiralkante im unteren Drittel. Monographie von Rkeve 1857, 107 lebende
Arten. Fossil vom Lias an, aber bei den fossilen ist die Gattung schwer gegen
andere abi^ugrenzen. £. v. M.
Littorinella (Piminutiv von Littorino), Alex. BaAtm 1843, gleichbedeutend
mit Hydr^ht Hartiiann, xunSchst fttr die tertiären Arten aus dem li^nser
Becken gebräuchlich. Daher auch die Schichte, in der sie vorkommt Littoii-
nellenschichte oder Littorinellenkalk genannt wird. E. v. M.
Lituites (von lat. lituus, Krummstab), Breynius 1732, Schröter 1780, fossile
Cephalopodenschalen , anfangs anschliessend spiralgewunden, dann in gerader
Richtung weiterwachsend, durch einfache Schf^i'^icwände näher mit Nautilus als
mit den Ammoniten verwandt, nur palaeozoisch , L. lituus, Montfort, anterai-
lurisch, nicht selten in Geschieben der norddeutschen Ebene. E. v. M.
LituoUdae. Impcrforate Foraminiferen, deren Gehäuse durch Verkitiung
fremder Partikelchen vermittelst eines organischen Kittes gebildet weiden, Fp.
Ljudier» Stamm der Finnen (s. d.), nördlich von den Jatwjesem. v. R
Liiirua» Qi9j^ ^ Hemtdttitybtt^ Cuv. Pf.
Liven, ein zu den baltischen Fiimcn (s. d.) gehörendes Volk, von welchem
Livland den Namen hat, ein allmählich aussterbender Stamm, dessen grösserer
Theil auch bereits seine Sprache tjegen die lettische vertauscht hat, so dass die
T,. gegenwärtig, etwa 2000 Köpfe btark, nur einen schmalen Küstensaum an der
Nordspitze von Kurland in einer Reihe von Dürfern von Lyserort bis an den
Meerbusen von Riga in einer Ausdehnung von etwa 70 Kiloxn. bewohnen. Die&e
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Lim — LivIlDditehe Pfeide.
«33
baben ihre Sprache noch ziemlich rein erhalten, sprechen sie aber nur in der
Familie; bis zum achten oder neunten Jahre spricht das Kind nur h'visrh, dann
erst lernt es lettisch, die offizielle Schul- und K-uciiensiirache. Den Esthcn (s. d.)
nahe verwandt, sind sie kühne Seeleute, ein thatkräftiges Volk, dabei heftig, höchst
widerspenstig. Trunksucht und Diebstahl sind häufig, Ehebruch selten. Auch
die Weiber und mulhtg auf der See. Sie haben kräftige Gesundheit, obwohl
verwittertes Aassehen. Durchschnittlicher Wuchs: 1,658 Meter. Der L. ist von
hohem» schlankem, krKftigem Wuchs, die meisten von athletisdier Muskulatur. .
Verkümmerte Individuen sind selten, korpulente sieht man niemals. Das Kopf-
haar ist gewöhnlich braun oder dunkelbraun oder in einzelnen Fällen schwarz;
blonde Haare sind ausser an Kindern höchst selten tu beobacliten. Gewöhnlich
tragen sie das Kopfhaar schlicht zur Seite herabgekämmt, doch ist lockiger Haar-
^vuchs nicht selten. Der Bart ist meist der SchiflTerbart, braun oder dunkelbraun.
Ausserdem ist am übrigen Körper der liaanvuchs verhältnissmässig stark, be-
sonders an den Extremitäten, weniger an Brust und Bauch. Die Farbe der Augen
ist Cut nie blau, meist grau, graubraun oder braun. Kopf mässig lang und xiem-
lich breit; Kopfindex 79,9. Gesicht lang und schmal ohne stark vorstehende
Backenknochen. Stirn hoch, der Arais supraarMkißs stark vorspringend. Die
Nase ist von mittlerer lünge und nicht ^itz, meist gerade mit ein wenig vor-
tretender Spitze. Mund mittelgross, Uppen schmal. Die Richtung der Zähne
ist meist senkrecht. Nach Ferdinand VVAi i>!f\uER steht der L. seiner Körpcr-
bildung nach zwischen den Esthen und den Finnen, und zwar schliesst er sich
dem Karelier näher an als dem Fsthen, was auch mit den Resultaten der Sprach-
forschung übereinstimmt. Nach VViedemann nimmt die livische Sprache ihre
Stellung zwischen esthnisch und korelisch ein, nach KosRWEir ab^ steht das
Livische unter allen finnischen Dialekten dem koreüsehen am nächsten. Die L.
leben in Dörfern zusammen und unterscheiden sich dadurch von ihren nächsten
Nachbarn, den Letten (s. d.). Sie bewohnen einen Küstenstrich von ungefähr
I Kilom. Breite; er erstreckt sich vom Dorfe Mellesille, 12 Kilom. von der Spitze
von Domesnäs am rigischen Meerbusen bis to Kilom. vor der Spitze Lyserort
an der Ostsee, und zwar bewohnen sie selbst zwölf Dörfer. Die Fischerei ist
der Haupterwerb der E., ausserdem sind ihrer viele Seeleute und Besitzer von
Hukböten, mit denen sie nach Schweden, Finnland, Petersburg, Riga und Preussen
hin handeln; doch ist der Wohlstand, einige reiche Bootsbesitzer ausgenommen,
siemlich gering. Der L. ist in seinem Auftreten bedeutend selbstbewusster und
entschieden freier als der Lette. Ackerbau ist ihm nur Nebenbeschäftigung und
auch die Viehsucht nur sehr wenig ausgebildet Die Häuser, deren jedes mehrere
Familien bewohnen, sind lang gestreckt, die Wohnzimmer recht geräumig und
hell. In der Sprache der L. existirt das Wort L. nicht; sie nennen sich Uvisch
Randalist (Strandbewohner) oder Kalamied (Fischer), v. H.
Livia, T A IR., s. Fsylloden. E. Tg.
Livia, Gray, Subgenus der Fledermausgattung Megadermat Geoffr.
(s. d.j. v. Ms.
Lirliader, Benennung für die heutigen Bewohner Livlands, die in ihrem
Grundstocke auf dem platten Lande aus Esthen (s. d.) und Ivetten (s. d.), sonst
nur zu einem Zehntel aber aus Deutschen bestehen, welche letsteren den Adel und
den grössten Theil der Städtebewohner bilden. Sie sind es Tonaglich, auf welche
die Bezeichnung T nngewendet wird. v. H.
LivUndische Pfierdc. Der alte Kleppeischlag der livländischen Bauern
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Livorncser Huhn LoboccphsliclBe.
besitzt grosse Aehnlichkeit mit den Pferden Esthlands und unterscheidet sich von
diesen bauptsädilich nur durch seine geringere Grdsae und den feineren Knochen-
bau. In Absicht auf Verbesserung dieses Schlages wurde im Jahre 1855 zu
Torgel von der livländtBchen Ritterschaft ein Gestüt eingerichtet und mit 60 Stuten
des Klepperschlages, sowie mit Klepper» und arabischen Hengsten besetst Im
Jahre i86s kam Ardennerblut hinzu. Von den Produkten befriedigten nament-
lieh die aus Kreuzung von Araber-Hengsten mit Aidcnner- und finnischen Stuten
hersorgegnngenen. Durch Abgabe geeipnetcn /uchtmaterials seitens des Gestüts
an die Bauern wurden bessere Formen auch im Lande erzielt. R.
Livoraeser Huhn = Leghorn (s. d.). R.
Lixus, Fab., Stengelbohrer, eine ungemein schlanke, einen gelben Staub-
flbenug ausschwitsende Rttsselkftfergattung, die bohrend in Pflantensteng^n lebt»
wie der L. parapluiUuSt Fab., dessen Flügeldecken in je ein auswüitsgebogencs
Schwansspitzchen ausläuft, im PheikmMm aquaikum. E. Tg.
Liyue. Horde der Gnaycuru (s. d.) in Unter-Kalifornien. v. H.
Lizustda (besser: »tnae), H., Unterfamilie der Fam. MargeUdae, Ordnung
Anih'^rnftiusae. Pf.
Lizzia, Gattung der Medusen Unterfamilie Lizusidae, H. Pf.
Lianeros d. h. Prairie-Apatsrhen (s. d ), nomadisiren in Texas zwischen dem
Rio Pecos und Rio Grande sowie östlich von den Mcscaleros. v. H.
Llipis-IndiaiMr auch Olipes oder Atacamefios, Bewohner der Atacama-
Wüste in Bolivia und Chile, v. H.
tiOangooeffer. In Loango, sur Familie der Bantu gehörig. S.Bafiote. v. H.
Loano» Bantuvolk im Westen des Bangweolosees. v. H.
Loawunn= Filaria Loa, GuvdT s d.). Wd.
Lobares, Bantuvolk Süd-Afrikas, Nachbarn der Luchazes (s. d.). v. H.
Lobemba, Bantuvolk des Tschambesitbales beim Moerosee. v. H.
Loben, s Aninionitcs. K. v. M.
Lobetani, tvieines Volk des Alterthums, im südwestlichen Theile von Ära*
gonien. v. H.
Lobi cerebri, s. Nervensystementwicklung bei Gehim. Gsbch.
Lobiger (lat LappentrMger) und Lop/iaterau (gr. LappenschwanaX beide von
Krohii 1847, letsterer wahrscheinlich identisch mit Icarus Forbes 185t, zwei
eigenüifimliche Meerschnecken des Mittelmeeres, aus der Verwandtschaft der
Aplysien, aber mit äusserer, dünner Schale, welche ein wenig eingerollt ist, eine
deutliche Sclialenhaut zeigt unH tiur einen Theil des Thieres bedeckt; Fühler
tutenartig eingeruUt. I.ophocercus warzig, mit nach dem Rücken umgelegten
Seitenrändern und langem spitzem Hiiuerende, Lobiger mit zwei Paaren seitlicher
flossenarliger Anhänge. Beide bei Messma beoi)achtet. E. v. M.
Lobüabnim, Blainville (lat = gelappte Lippe). Gattung der Nemertida
Fam. Lobaetpkaädae, Die beiden Kopflappen nochmals gelappt. Leben im
Meer. Wd.
Lobipes. Cuv., s. Phalaropus. Rchw.
Lobivanellus, Strickl. (gr. Mos Lappen, lat vanellus Kibitz), Untergattung
von Vanellus, L., Arten umfassend, welche sehr kurze Hinterzehc, nackte Haut-
lappen an der Schnabclbasis oder am Auge und einen Sporn am FlÜgelbug
haben. Lappenkibitz, L. lobatus, Lath., m Australien. Rchw.
Lobocephalidae, Schmard. (gr. = Lappenkopf). Fam. der Wurmordnung
Nemertidat. Zwei Kopflappen, die mitunter sich nochmals theilen. Wd.
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Lobodon — LocomottMWOfgane.
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Lobodon, Gray, Untergattung des Pinnipediergenus SUnor^nchuSt F. Cuv.
(s. d.) V. Ms.
Lobophora (Claus), Unterordnung der Akalephen, ein Synonym von Cubo-
mtdusaey H., s. auch Marsupialtda. Pr.
Lobophora, s. ScuteUa. E. v. M.
Lobosa (Cattaneo 1879), Ordnung der Rhisopoden, welche weiter in die
Unterordnungen der &fnawüib9$ß (Am»eha etc.) und Tec^Masa fAntüa etc.) zer-
föllL Pf.
Lobostoma, GuNDi Ar^f, C/ii/o/tyrUris, GRAY (s. d.). V. Ms.
Lochwühle = Siphonops (s. d.). Ks.
Lockenhuhn = Stnip})huhn (s. d.). R.
Lockentaube = Strupptaube (s. d.). K.
Lodcruf, 8. Sprache der Thiere. J.
Loeomotiomorgane. Kaum bietet eine andere Organgnippe im Thierreich
eine gleiche Summe von MannigTaltigkeit und Abwechselung dar als die Loco-
motionsoigane. Aber auch keine anderen Oigane sind derart dem Wechsel der
auf ihre Gestaltung wirkenden Factoren unterworfen. Nicht allein die Aussen-
welr, wobei vor allem das Medium in Betracht kommt, in dem das Thier sirh
a itluilt, ist hier von Einfluss, sondern auch Eigcnthümlichkeiten in dem ge-
bammten Bauplan treten hier hinzu, wie Kör{)ervolumen, Körperoberfläche und
das Vcrhaluiiss beider zu einander, Lage des Schwerpunktes, Skeiettbildung und
deigl. Es ist leicht begreiflich, dass bei der verschiedenen Combination von
solchen bestimmenden Factoren eine Fülle von Arten der Bewegungsorgane zu
Stande kommen kann. Unter diesen lassen nch awei grosse Gruppen unter-
scheiden, nämlich erstlich Glien und zweitens Locomodonsorgane, die mit Mus*
kein in Verbindung stehen. Die Cilien oder Wimpenngan^ welche, \ne es ihre
Beschaffenheit erfordert, als Locomotionsorgane nur an Wasserbewohnem auf-
treten, 'iind haarförmige oder abgeplattete Gebilde, die, auf der Oberfläche der
Zellen belestigt, mit dem Plasma dieser in Zusammen ang stehen. Die Wimper
schlägt beständig mit dem freien Ende, wobei, wenn mehrere Wimpern vorhan-
den sind, sich sämmtliche in gleichem Sinne bewegen. Die Verwendung der
Cilien als Locomotionsorgan ist nicht auf die niedrigsten Thiergruppen beschränkt,
sondern erstreckt sieb bis auf den Typus der Mollusken. AllenÜngs ist hierbei
zu bemerken, dass bei höher organisirten Thieren mit geringen Ausnahmen nur
die Larven in Betracht kommen. Zuerst treffen wir die Bewegung durch Cilien
bei den Protozoen an, bei denen sie wohl am weitesten verbreitet ist. Aber
hier sind es nicht die niedrigsten Protozoen, die Rhizopoden, welche mit jenen
einfachen Locomotionsorganen ansgestattet sind, sondern die höheren Gruppen,
die Infusorien Hie Cilien der Infusorien zeigen hinsichtlich ihres Aussehens und
ihrer Anordnung grosse Verschiedenheit. So finden wir bei den Flagellaten nur
X — a Cilien, die hier zu peitschenförmigen Geissein verlängert sind, während bei
den Ciliaten die ganze Oberfläche mit feinen Härchen bekleidet ist oder diese
sich an bestimmten Stellen ooncentriren* Ausserdem können bei den Ciliaten tu
den feinen Wimpern noch stärkere, borstenfi^^ hinzutreten, die aber nicht
wie jene die Schwimmbewegungen des Thieres bewirken, sondern zum Kriechen
und Festklammem dienen. Der nächste Thiertypus, der der Coelenteraten, zeich-
net sich vor allen üljnVen dadurch aus, dass ein grosser Theil der zu ihm ge-
hörenden Thiere (i r Hcwegung (Jberhaupt entbehrt. Doch gilt dieses nicht für
die Jugendstadien, da dieselben frei herumschwimmen. Diese freien Stadien der
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13«
XjOoonotioiiMffipHtCa
spater sesibiuenden Thiere bedienen sich aber alle der Cilien als Locomotions-
organe, ein Verhältnisse dass man auch bei anderen Thieren, z. B. den Crinoiden
wiederfindet Nur eine Abthetlung der Coelenteraten hat Cilienbew^ung auch im
erwachsenen Zustande aufzuweisen. Es sind dieses die Ctenophoren. Bei diesen
würde wegen der kugelfdnnigen Gestalt die den Übrigen Quallen (Schirtnquallen)
eigne Bewegung durch Zusammziehen des Si hirmcs wenig zweckmässig sein, und
so ist der emhr}'ona]e Rcwcgnngsnpparot der (Coelenteraten, das hcisst derjenige
Bewegungsapparat erhalten geblieben, mit dem die a!.nlich gestalteten Coelente-
ratenlarven ausgestattet sind, allerdings in niodihcirtcr Form. Denn es handelt sich
hier nicht um haarförmige Cihen, sondern um Cilienplatten. Dieselben sind in acht
Reihen auf der Oberfläche des Körpers in der Weise vertheilt, dass zu jedem Qua»
dranten ein Paar Plattenreihen gehört. Ebenso wie die Larvenstadien der Coelente-
raten besitzen diejenigen der Echinodermen eine Bewegung durch Cilien, die su
Witnperschntlren und Reifen angeordnet an bestimmten ^Uen der Oberfläche con-
centrirt sind. Anfangs ist es eine zusammenhängende (rttckläuiige) Schnur, die die
weite, auf der Bauchfläche befindliche Mundöffnung umzieht, während sie die eben-
falls ventral gelegene Afteröffnung ausschlicsst. Mit fortschreitendem Wachsthum
erhält die Wimperschnnr Biegungen und Fortsätze in bilateral-symmetrischer An-
ordnung» welche zugleich für die gesammte Gestalttmg des Kör]>crs bestimmend
ist. Wenn sich darauf die Schnur an einer Biegung abschnürt, so giebt sie da-
durch cur Bildung von swd gesonderten, geschlossenen Schnüren Veranlassung,
dxk Verhältnissi welches die Seesteme auszeichnet Charakteristisch fttr einige
Formen von Seeigeln sind mit Wimpern besetzte Wülste, die sogenannten Wim-
perepauletten. Je mehr sich dann im Innern der Larve der Echinodermenkürper
entwickelt, um so mehr schwindet die VVimperschnur, welche theils gegenüber
dem entstehenden Ambnlacralsystem an Bedeutung verliert, theils zu dem durch
Kalkablagerungen bedeutend zunehmenden Körpergewicht in keinem Verhältniss
steht. I^amit vollzieht sich der Uebergang von der pelagisclien Lebensweise zu
der langsamen Fortbewegung auf dem Grunde des Wassers. Was das Vor-
kommen der Cilien bei den Würmern überhaupt angeht, so kann man sagen,
dass dasselbe im umgekehrten Verhältniss zur Cuticularisirung der Körperober-
fläche steht Als Locomotionsorgan finden wir hier die Cilien vor allem bei den
Jugendzuständen, die in ganz ähnlicher Weise wie die Echinodermenlarven mit
Wimperschnüren abgestattet sind, charakteristisch in ihrer Anordnung fttr die
verschiedenen Gruppen. Am beständigsten zeigt sich die Wiroperschnur, welche
die Region des späteren Kopftheilcs abgrenzt. Dieser Wimperrcif erhält sich in
erwaclisenem Zustande bei den Räderthieren, indem hier die Cilien auf einem
Wulste stehend das Räderorgan ]>ilden. Seltener als bei den Larven zeigt sich
die Locomolion durch Cilien bei den erwachsenen Würmern. Ausser den Rä-
derthieren sind hierbei die Nermertinen und die Turbellarien, hauptsächlich die
Rhabdocoelen zu nennen, wo die Cilienbekleidung der Oberfläche ein ähnliches
Aussehen verleiht wie bei den Infusorien. Die Wiroperschnflre treten schliesslich
noch zum dritten Male in dem Typus der Mollusken als Locomotionsoigane auf.
Ein Cilienkranz umgiebt hier eine vom Kopftheile der Larve ausgehende Aus-
breitung des Integnmentes, das in verschiedener Weise gelappte Segel oder Ve-
lum. Ein solches Wimperscgel kommt den Larven der Cephalophoren und
Lamellibranchiaten zu und gestattet diesen ein freies Umherschwärmen. — Indem
wir uns jetzt denjenigen Locomotionsorgancn zuwenden, welche niit Mu-k^ ln in
Verbindung stehend durcli die l iiätigkeil dieser ihre 1 uniK.tion vcrnuhica, muss
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LocomotiomoiBane. 137
von Erscheinungen ausgegangen werden, welche bei den Prot07nen nnftroten.
Wie erwähnt, bewegen sicli die niedri.t^stcn Prot07oen, die Rlii/ntioden, niclit durch
C-'ilien, sondern es zeigen sirli hier die ersten Anlange der Mnskelbewcming. Die
Leibesmasse der Rhizopoden, welche von keiner festen Zellliaut umischlossen wird,
vermag an jeder beliebigen Stelle Fortsätze auszusenden und dieselben wieder
eiiUBimehen. Durch dieses Spiel von Fortsatzbildungen (Pseudopodien) wird das
Thier vorwärts geschoben. Es ist also kein bestimmtes difiTerensiTtes Organ vor-
handen, welches die Bewegung Übernimmt, sondern wie in Folge des gänzlichen
Fehlens von Arbeitsleistung jede beliebige Stelle des Organismus jede Funktion
auszuführen im Stande ist, so auch die Locomotion. Bei den Infiisoiieo, die sich
hauptsächlich durch Cilien bewehren, treten als l-ocoinotionsorgane noch con-
tractüe, in der äussern Körperscliichi der Zelle hcfindlicho I.änc^sstreifen hinzu. —
Hinsichtlich der Mengen der übrigen muskulösen 1 .ocomotiunsorgane finden sich
in verschiedenen Gruppen analoge Kinrichtungen, andererseits aber giebt es auch
Locomotionsapparate, die isolirt dastehen. Um mit diesen zu beginnen« mögen
vor allen die Bewegungsorgane der Echinodermen Erwähnung finden. Es han*
delt sich dabei um das Ambulacral- oder Wassergefässsystem jener Thiore. Die
harte Schale der Echinodermen bietet dem umgebenden Wasser eine Eintritts-
stdle dttich eine meistentheils in der Nähe des aboralen Poles gelegene, von
feinen Poren durchbohrte Platte, die Madreporenplatte, an welche sich der Stein-
canal nn'^rhlicsst, sogenannt nacli den Kalkablagernngen in seinen Wandungen.
Der Stcuicanal mündet seinerseits wieder in den Rin2;canal, Es ist dieses ein
den Schlund umfassendes Rintrgef:iss, welches dem fünfstrahliL'cn Bau des Thieres
entsprechend, tünf Radiaigefasse entsendet. Die Innenwand der Ge fasse ist mit.
Wimpern versehen, um die eintretenden Wassermassen weiter zu bewegen. GIdcb>
zeitig verbinden sich mit dem Ringgefässe blasige Schläuche, die Polischen Blaseni
welche gewissermaassen als Reservoirs fttr das durch die Madreporenplatte und
den Stetncanal dem Ringgefil« zugefUhrte Wasser dienen. Aus den Radiärge-
fässen entspringen seitliche' Aeste, welche an ihrer Spitze ein Ambulacralfüss-
chen trafen. Diese Füsschen sind schwellbare, oft eine Saugscheibe tragende
Schläuche und trofen /n den Poren und üeffnungen des Kalkskclettes hin.nus.
An den Austr^tts^tellen hangen den zu den Füsschen tührcnden GefässzweiL;en
contractile Blasen, Ampullen, an, welche je nachdem die Füsschen anschwellen
oder schlaff werden sollen, die Flüssigkeil ausstossen oder wieder in :ich auf-
nehmen. Durch ein solches System von Gefitssen gelangt demnach das Meeres-
Wasser bis in die feinsten Endigungen jenes, bis zu den Füsschen. Indem die-
selben sich tfaeils strecken und sich mit ihrer Saugscheibe anheften, Üieils sich
zusammenaehen und ihren Anheftungspunkt aufgeben, bew^en sie den Echino-
dermenköiper weiter. Die angegebenen Einrichtungen können jedoch mancherlei
Abändenms;en erfahren. So kann die Madreporenplatte eine andere T-age ein-
nehmen, in der Mehrzahl auftreten oder gänzlich fehlen, der Steincanal ist bis-
weilen ebenfalls mehrfach und braucht mit der Aussenwelt gar nicht in Verbin-
dung zu stehen, sondern kann in die Leibeshöhle hineinhängen und von da
durch die Poren seiner Wandung Flüssigkeit aufnehmen. Femer ist die Anord-
nung der FOsschen dem Wechsel unterlegen, indem di^lben bald regdmässig
nach Meridianen Uber deren ganze Länge vertheilt oder nur auf eine sohlenartige
Bauchfläche beschränkt sind; bald trifft man sie Ober die ganze Obeifläche zerstreut.
Sonstige vereinzelt dastehende T.ocomotionseinrichtungen pflegen sich nur aul
kleinere Abtheilungen zu beschränken. Diese übergehend, wollen wir im Folgenden
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138
LocomotioiiMiiigiiie.
Apparate anflihren, filr welche es in verschiedenen Thiergruppen Analogien giebt.
In der aufsteigenden Reihe der Thiere fortschreitend, gelangen wir von den In-
fusorien zu dem Typus der Coelenteiaten. Der bei diesen am meisten verbreitete
Bewegungsapparat ist eineSchwimmglockc. Danehen kommen andereEinrichtungen
vor. Die Coelenteraten sind nämlich nach zweierlei Schemata gebaut (die sich
allerdings auf einander zurückführen lassen, wie das schon ihre Zugehörigkeit zu
deniselben Typus anzeigt). Einmal begegnet man Formen, die den qualienformigen
Bau autweisen (über die Rippen(|uallen oder Ctenophoren und ihre abweichenden
Bewegungsorgane vergl. das oben Gesagte), andererseits solchen, deren Gestaltung
die polypenförmige ist Letztere verldben nun gerade der gesammten Gruppe der
Coelenteraten das Gepräge der mangelnden Ortsveränderung» da der allergrösste
Theil der polypenartigen Thiere im späteren Alter die Locomotion gänslich auf-
giebt Soweit sie aber eine solche beibehalten, gehören sie mit ihren Bewegangs-
organen zu anderen Gruppen, während die medusenförmigen Thiere es sind,
welche eine Schwlniniglocke besitzen. Diese macht den grössten Theil des ge-
sammten Organismus aus, so dass hier nicht einem speciellcn Organ die Function '
der T?e\vegung ziiertheih ist, sondern der gesamnite Körper dieselbe veranlasst
Das geschieht nun dadurch, dass i>jch der glocken- oder scheibenförmige Korijer
unter beständiger Krümmung und Abplattung abwechselnd verengt und erweitert
und in solcher Weise in Folge das Druckes des darunterliegenden Wassers
vorwärts getrieben wird. Natürlich wird die Contraclion des Schirmes durch
diflferenstrte Muskelfasern veranlasst, da bei den Coelenteraten bereits diflerendrte
Gewebe überhaupt und speciell Muskelgewebe ausgebildet sind. Die Muskeln
bilden auf der Unterfläche des Schirmes eine Schicht, bei den Aciopoden in com«
pltcirter Anordnung, bei den craspedoten Medusen als Ringfaserl^ge. An dieser
Steile niuss auch eine andere (Gruppe der Coelenteraten, die der Siphonophoren,
angeführt werden. Dieselben bestehen nach der herrschenden Anschauung nicht aus
einem einzelnen Individuum, sondern bilden eine rankcniürmige, frei schwimmende
Colonie von polypen- und medusenartigen Thieren. Wie in dem Organismus
eines Individuums jedem Organ, so ist hier in dem colonialen Zusammenleben
jedem Einzekhier eine specidle Function übertragen. Die Function dar Loco-
motion haben aber medusenförmige Mitglieder Übernommen, welche sonst, wo
sie allein leben, mit allen zum T.ebcn nöthigcn Thtttigkeiten ausgerüstet, hier zu
blossen Bewegungsorganen herabgesunken sind. Selbstredend bewegen sich die
Medusen des Siphonophorenstammes in gleicher Weise wie die anderen durch
Contraction der Scheibe, sich selbst und die gesammte Colume. Die Glocke der
Meduse bewirkt also dadurch die ürtsverändenmg, dass sie das in ihr befindliche
Wasser durch Contraction hinausstösst Aehnliche Vorgänge werden bei den Salpen
und Cephalopoden angetroffen. Die erstexen, deren R6rper von einer Httlle um-
schlossen ist, bentsen an beiden Leibesenden eine Oefinung, eine Mund» und
eine Auswurfsöllnung; beide führen in eine weite Höhle, in die AÜiemhöhle. Da
letztere von Muskelbändern ringförmig umspannt wird, so kann das in ihr vor-
handene Wasser aus der AuswurfsöfTnung binausgestossen werden, während der
Austritt aus der vorderen Oeffnung durch eine Klappeneinrichtung verhindert wird.
Die Wirkung des Auspressens des Wassers besteht wie bei den Medusen darin,
dass der Körper des TInercs vorwärtsgeschnellt wird. Ebenso ruckweise schwimmen
die Cephalopoden, indem durch Contraction des Mantels das durch den Trichter
ausströmende Wasser den Körper weitertreibt Auch Verhältnisse, wie sie bei
gewissen Lamellibraochiaten, z. B. bei Pecten statthaben, liessen sich hier anfllhres.
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Locomotionsorgwne.
139
Die beiden Schalen werden nämlich abwechselnd geöffnet tmd geschlossen, so
dass die Muschel mit einem fliegenden Voißel verpliclien werden kann. In dieser
Weise srromt beim Oeft'nen der Schalen Wasser hinein, um beim Zusammenklappen
wieder iunausgepresst zu werden. — Zu den wenigen Polypen, welche die Loco-
motion nicht völlig aufgegeben haben, gehören die Actinien. Ihr Bewegungsorgan
wird, ähnlich wie bei Mollusken, von einer muskulösen Sohle gebildet; dem
scheibenfÜ^nnig abgeplatteten Hinterleibsende. Mit der Sohle sitien die Thiere
den Gegenständen an, können dieselben aber auch verlassen und sich zu andern
begeben, indem sich die Sohle nach Art derjenigen der Schneckeu langsam weiter-
schiebL Hierzu ist sie einmal dadurch befähigt, dass sie vorwiegend aus Muskeln
gebildet wird imd dass sich andererseits in ihr stabförmige Drüscii /eilen befinden,
deren Secret das Thier in Stand setzt, auch an glatten Flächen LMii] )r:/uk riechen,
wie man solches in den Seeaquarien beobachten kann. Wie eben liervorgehoben,
ist der Sohle der Actinie der Fuss der Mollusken als Bewegungsorgan an die Seite
SU stellen. Dieser MoUuskenfuss ist die Ausbildung eines Abschnittes des Haut-
mttskdschlauches. £r wird meist als Organ sum Kriechen benutcti besonders bei
den Gasteropoden, wo er eine muskulöse, breite Sohlenfläche von länglicher oder
scheibenförmiger Gestalt hat Bei der Locomotion schiebt sich der Fuss auf seiner
Unterlage vorwärts in Folge der Thätip;keit der Muskeln, welche eine abwechselnd
von hinten nach vom verlaufende Wellenbewegung der Fussfläche verursachen,
nie ntif der F'usssohle ausmündenden Drüsen Hefern einen Schleim, dessen An-
wesenheit das Kriechen erleichtert. In anderen Abtheilunt;en der Mollusken erhält,
um dieses hier anzufügen, der Fuss eine abweichende Gestalt, und damit ändert
sich dann auch die Art und Weise, wie er zur Fortbewegung verwendet wird.
So können die Lamellibranchiaten ihren beiliörmigen Fuss nur unvollkominen
Kum Kriechen benutzen; bei den Heteropoden wird der Fuss zu «ner senkrecht
stehenden Flosse an der Bauchseite des Thieres. Diese Flosse wirkt bei der
Locomotion wie eine Schraube. Noch grösser sind die Veränderungen des Fusses
bei den Pteropoden, da die unterhalb des Mundes befindlichen grossen Flossen
mit flügelartig schwingender BewegunLT als [)aarige Fussabschnitte zu deuten sind
Bei den Cephalopoden haben wir bereits den I ricliter als für die Locomotion
thätig kennen gelernt. Aber abgesehen von den Schwimmbcwcgungen, ist diesen
Mollusken auch die kriechende Ortsveränderung eigen. Hierzu werden die Arme
in Anspruch genommen, welche aus denselben Abschnitten der Köiperanlage
steh bilden, aus denen sonst der Fuss entsteht Die muskulösen Arme umstehen
bd den vierkiemigen Cephalopoden (Nautihu) in zwei Kreisen geordnet als
tentakelartige Gebilde in grosser Anzahl den Mund. Bei den zweikiemigen
Cephalopoden sind weniger Arme vorhanden, dafür sind dieselben aber stärker
entwickelt Man hat dabei zwischen acht- und zehnarmigen Dibranchiaten zu
unterscheiden. Im letzteren Falle sind zwei Arme vor den übrigen acht durch
Stellung und (iestalt ausgezeichnet, indem sie ausserhalb des von den übrigen
gebildeten Kreises stclien und von grösserer Länge und keulenförmigem Aussehen
sind. Die Atme der Cephalopoden werden besonders dadurch zum Kriechen
geschickt, dass an ihnen sich Saugscbeiben befinden, die in einer, noch häufiger
in zwei Reihen der Innenfläche ansitsen, bisweilen an Stielen befestigt. Auch
sonst kommt der Hautmuskelschlauch bei locomotorischen Einrichtungen in Frage:
jedoch nicht nur theilweise wie vorher, sondern in seiner ganzen A r lf Imung.
Es handelt sich hierbei um Thiere, die, keine Extremitäten besitzend, ihre Rewe«
gung durch die Krümmungen des lang gestreckten Leibes ausführen, welche eben
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Locomotionsorgane.
eine Folge der Thätigkeit des Hautmiiskclsrblauches sind. Wie bei den Infu-
sorien eine contractilc Längsstreifung der Überfläche Krümmung und Streckung
des Leibes verursacht, so stellt sich in der Stufenfolge der Thiere allmäiilich eine
Hülle difierenzirter Muskelgewebe ein. Ausserdem unterstützen die Bewegung
noch atn vordem oder hintern Leibesende oder an beiden zugleich angebrachte
Apparate, welche dazu dienen, während des Kriechens die Körperenden au
iuciren. Dadurch werden die betretenden Thiere in Stand gesetzt« i»ch Art eues
Blutegels oder einer S[>annerraupe sich zu bewegen. Ausserordentitch stark ent-
wickelt tritt der Hautmuskelschlauch in der Abtheilung der Würmer auf In der
allgemeinen Anordnung der Fn<;em lassen sirli bei den verschiedenen Würmern
verschiedene 'ryjtcn untcrsciiciden. Soweit aber die Würmer ein parasitisches
Leben ftihren untl besonders dann, wenn sie im Innern der Wirlhthiere leben,
kommen ihre locotTiotorischcn Einrichtungen wenig zur Geltung und die Fixations-
apparate dienen mehr einer dauernden Anhefuing. Hinsichtlich des Hautmuskel-
schlauches und der Bewegung lassen sich den Wttnnem, speciell den Gephyreen»
gewisse Echinodermenj die Holothurien anreihen. Besonders die Synapten gdiören
hierher, welchen die AmbulacraliÜsschen gitnsUch fehlen. Femer müssen zu dieser
Gruppe die fusslosen Insectenlarven gestellt werden; ihnen begegnen wir vor allemin
der Ordnung der Dipteren. Was aber die an den Körperenden gelegenen Organe zur
Anheftiing jener angeht, so sind dieses theils Saugscheiben, thcils drüsige, Schleim ab-
sondernde Gebilde. Die crsteien besitzen z. B. (hc Hirudineen, die letzteren die
Diptcrcnlarven oder die Raderthiere. Eine analoge Fortbcwegungsart lässt sicl i aber
auch bei einer Thierijruppe constatiren, bei tler von einem Hautmuskelschlauche
noch nicht gesprochen werden k»nn. Bei den Sflsswasserpolypen wirken
nämlich auch einerseits der schlanke Leib, andererseits am Fussende und in den
Armen gelegene Drttsen vereint als Locomotionsapparat Eine Hydra streckt
beim Kriechen, mit dem hintern Ende festsitzend, den Körper lang aus, befestigt
die ausgedehnten Arme, reisst dann das Fussende von seiner Befestigungsstelle
los und heftet es, den Körper krümmend, in der Nähe der Arme an. Sodann
werden durch einen RiH-k die Arme gelöst und der Vorj^ing wiederholt sich.
Wenn wir schliesslich noch die Raupen anführen, so ist zu bemerken, dass es sich
bei ihnen zwar um Extremitäten handelt, dass dieselben aber oft, besonders bei
den Spannerraupen, an den beiden Enden des lang gestreckten Körpers concen-
trirt sind, wXhrend der Zwisdienraum von ihnen unbesetct bleibt In den eben
vorgeführten Fällen (abgesehen von Hydra) ist dne Skdettbildung berdts vor-
handen oder besser gesagt die Bildung, aus der ein Skelett sich entwickehi kann,
nämlich die Chttinbaut. Diese kann bei den höheren WQimem und Arthropoden
als dünne Haut verbleiben oder auch durch Verdickung oder Einlagerung von
Kalk zum Skelett werden. Würde bei den erwähnten Thieren solches eintreten,
so würde eine durch Hautmuskelschlauch und Anheftungsorgane bewerkstelligte
Locomotion ausserordentlich erschwert, wenn nicht unmöglich werden. Daher
sehen wir auch, dass da, wo die Chitinhaut sich zum festen Skelett ausbildet,
sich andere Fortbewegungsorgane einstellen, und zwar sind dieses seitliche Ex-
tremitäten. — Die am besten abgegrenzte Gruppe von Locomotionsorganen ist
nun diejenige, in welcher es sich um Anbangstheile eines Stammskelettes» um jene
Extremitäten handelt. Mit solchen ausgerüstet sind die Gliederthiere (höhere Wür-
mer und Athropoden) und die Wirbelthiere. Ein Skelett kommt alleidtngs «ich
in andern Thicrabtheilungen vor, so bei den Mollusken und Echinodermen, aber
diese Skelettbildung unterscheidet sich von der jener Thiere. Ein Skelett hat
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Loocr — Loctutodea*
wesentlich zwei Aufgaben 7u erfüllen. Einmal soll es dem Organismus Schatz und
Halt verleihen, zweitens aber demselben zu einer leichten und sicheren Locomotion
verhelfen. Bei den Echinodermen und Mollusken erfüllt das Skelett nur die
erste Anforderung, denn es hat an der Locomotion keinen Antheil, wozu ihm
auch eine nnerlässliche Bedingung fehlt Ein Skelett, welches die Bewegung
unteistatzen soll» rouss nicht nur fest sein, sondern es muss auch eine freie Be>
wegung sulassen, es muss gegliedert sein in sein» Axe und gegliederte Anhänge
besitzen. Dieses leistet nun das Skelett der Gliederthiere und der WirbelUiiere.
Es schützt nicht nur die weichen Theile und hält sie zusammen, sondern es ist
nnch die Ursache für die treffliche Locomotion. In diesen beiden Fällen erzielt
das vorhandene Skelett mm zwar denselben Erfolg für die Fortbewegung, hin-
sichtlich der Laj^e und des morphologischen VVerthes ist aber ein bedeutender
Unterschied voriianden. Denn bei den Wirbekhieren umschliessen die weichen
Theile die Skelettheile, bei den Gliederthieren findet das umgekehrte Veihfiltniss
statt; dann aber sind die Skelettheile im ersten Falle aus zelligen Geweben her-
vorgegangen, während sie im zweiten das erhärtete Absonderungsproduct der
Oberfläche des Körpers darstellen* Wenn auch das Stammskelett bei der Be-
wegung seinen Antheil hat, so kommen doch die seitlichen Theile des Ske-
lettes, das Extremitätenskelett, am unmittelbarsten in Betracht und mit jenem
alle zugehörigen Muskeln, Bänder u. s. w. Je nach der Lebensweise, beson-
ders dem Aufcntlialtsorte, können die Extremitäten die grössten Modiftcationen
erleiden. Sie k nnm zum Gehen, Scliwimmen, Fliegen eingerichtet sein oder nicht
allein lur eine, bundcrn auch für zwei von diesen Thätigkeiten. Femer können
an demselben Individuum verschiedene Extremitätenpaare verschiedenen loco-
motorischen Zwecken dienen oder aber, wenn die Extremitäten auch nur einen
Zweck verfolgen, so können sie dieses doch in sehr manmgfaltiger Weise thun
und danach gebaut sein. Dementsprechend sind «e dann auch äusserUch mit
den verschiedensten Httlfsmitteln ausgestattet: mit Häuten und Flossen zum
Schwimmen, mit Häuten oder Federn zum Fliegen, mit Krallen oder drtisigen
Organen an den Endteilen (Laubfrosch, Insekten) zum Klettern, mit Hufen zum
Laufen. J. D.
Locrer, Bewohner der altgriechischen Landschaft Locris. Man unterschied
L. Epicnemidii im Norden, d. h. die Anwohner des Gebirges Cnemis, L. Opun-
tii im Süden, so genannt nach ihrer Hauptstadt Opus, und L. Ozolae, welche
den durchaus gebirgigen Westen des Landes bewohnten, v. H.
LoGuata, L. (lat Heuschrecke), gittne Laubheuschrecken mit gerader Leg-
röhre der Weibchen; die beiden Europäer sind Z. viri^ssima und cauiam, s.
Ix>custodea. E. Tg.
Locustodea, Brunner v. Wattenw., Locnstina, Bi.rm., Laubheuschrecken,
Familie der springenden Orthopteren, welche durch lange, borstenförmigc Fühler
und eine mehr oder weniger säbelförmige Legröhre am Ende des weiblichen
Hinterleibes vor den andern, deren Hinterbeine durch Verdickung der Schenkel
und Verlängerung der Schienen Sprungfähigkeit besitzen, ausgezeichnet sind; über-
dies unterscheiden sie sich noch durch viergliedrige Fttsse von den dreizehig^
Feldheuschrecken, auch besitzen die Männchen ihr Schalloigan am Grunde der
Flügeldecken. Sie halten sich am liebsten an Buschwerit auf, nähren sich von
Pflanzen und Insekten und Überwintern ab Eier. Die zahlreichen Arten dnd
neuerdings zu vielen Sippen gruppirt worden. Zu den verbreitetsten Gattungen
geböten: LMuta^ Dtctkus, Xiphiäiumt ßarkaästes, Mumitma a. £. To.
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«4a
Lodbcliwcin — Löwentbor von Mytenae.
LfOdisdiwein, eine in Oberitalten, in der Umgegend von Mailand und be-
sonders in der Delegation Lodi heimische schwane Race des romanischen
Schweins, die sich durch stattliche Grösse u. Schwere auszeichnet und deren Indi'
viduum ein Körpergewicht bis zu 4—5 Centner erreichen können« Die schwarsen
und Vcltliner-Schweine Bündens gehören gleichfalls zur Lodirace. R.
Löffelente, Anas cfypeata, L., eine in Deutschland nicht seltene, auch in
Asien, Nord-Amerika und Nord-Afrika vorkommende Knfenart, von Büif. zum
Vertreter der Untergattung Spatula erhoben, kenntlich an dem loifel förmigen,
nach der Spitze zu breiten und flachen Schnabel. Beim Männchen Kopf und
Hals glänzend schwarzgrün, unterer 1 l»eil des Halses und Sciiultern weiss, Unter-
körper kastanienbraun, BQrzel und Schwanzdecken schwarz, Flügeldecken grau,
Schnabel schwArzlich, Fflsse gelbroth. Weibchen auf hellbraunem Grunde dunkel-
braun gezeichnet. Rchw.
Löffelgans, volkstfaümliche Bezeichnung ftir den Löffelreiher (s. Platalea),
auch für den Pelekan (s. Pelecanus) gebraucht RcHW.
Löftelreiher, l.öffler, s. Platalea. RcHW.
Löffelstör — Tolydon (s. d.). Ks.
Loena. Nach Serpa J'into Name der Bchcfnos am Cuanza. v. H.
Löwe, b. Felis. Rchw.
Löwenhund, eine überaus niedliche, sehr seltene Race, die nach Fitzincer
aus der Kreuzung des Bolognesers mit dem Mops entstanden sein dttrfte und
ihre Benennung der Aehnlichkeit in der Behaarung mit dem männlichen Löwen
zu verdanken hatte: Kopf, Ohren, Hals, Schultern, und Vorderbeine sind
mit langen, zottig-gewellten, weichen, feinen, fast seidenartigen, Hinterleib und
Hinterbeine dagegen mit kurzen, glattanliegenden, gröberen Haaren bedeckt.
Der Schwanz ist an seiner vorderen Hälfte kurz, an seiner Iiintcrcn lang
beiiaart und endigt mit einer HaarquasCe. Die Farbe i:»t meist einfach weiss
oder schwarz. R.
Löwenrobben, s. Otaria, P^^ron. v. Ms.
Löwenthor von Mykenae. An der noffdm»ttichen Edce der Hochburg
von Mykenae liegt das berühmte Löwenthor. Das Gestein besteht nach Schub-
MAHN aus harter Breccia. Die Oeflhung ist 8 Fuss, 10 Zoll hoch, oben 9 Fuss
6 Z. unten 10 F. 3 Z. breit. In dem 15 F. langen und 5 F. breiten ThOrsturt
sieht man noch die Löcher für die Thürangeln. Die Nische über dem Thür-
Sturz ist ausgePLillt durch einen 10 F. hohen 12 F. dicken dreieckigen Block von
Brerric. Auf der nach aussen gewandten Seite des Blockes sind zwei sirh gegen-
überstehende Löwen in Relief dargestellt; sie stehen auf ihren langgestreckten
Hintertüssen und stützen ihre Vordertatzen auf beide Seiten eines Altars. In der
Mitte des letzteren steht eine Säule mit einem Kapital von vier Kreisen, die von
zwei horizontalen Leisten eingescMoiien werden. Die allgemeine Meinung, dass
die Köpfe der beiden Löwen abgebrochen seien, ist falsch. Wegen des geringen
Raumes aber müssen die Köpfe nur sehr klein, müssen hervorstehend gewesen
sein und das Gesicht dem Betrachtenden zugewandt haben. Schliemann v^r-
muthet, dass diese Köpfe 'on Bronze und vergoldet gewesen sind. »Die
Schwänze der Löwen sind nicht breit und bu.>chig, sondern dünn und denen
ähnlirh, die man auf den ältesten ägyptischen Sculpturen sieht.« — Man glaubt
allgemein, dass diese Sctilptur ein Symbol darstellt, aber sehr verschieden sind
die Meinungen über die Deutung desselben. Der eine glaubt, da^s die Säule
auf den persischen Cultus der Sonne hindeute, ein anderer hält dieselbe für das
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Loftnsfa — Logik.
«43
Symbol des heiligen Feuers und für ein Pyratheion oder Feueraltar, dessen
Wächter die Löwen seieri, ein dritter vermuthet, dass sie den Apollo Ai^yieus
pämlich den »Wächter des Thorweges,« darstelle. Schliümann schliesst sich
dieser letzteren Meinung an und glaubt, dass dies ganz dasselbe Symbol des
Gottes ist, welches Sophokles Orestes und Ejlectra anrufen lässt, als sie in's
väterliche Haus treten. Was nun aber die beiden Löwen betrifft, so scheint
SlcHLOttiANN die Deutung derselben viel einfacher zu sein: Pelc^ Sohn des
phiygischen Königs Tantalus, wanderte aus Phrygien ein, wo die GCttermutter
Rhea, deren geheiligtes Thier der Löwe isti eben berühmten Cultus hatte.
Höchst wahrscheinlich hat er also die Verehrung der Schutzgüttin seines Mutter-
landes mit nach Arges gebracht und den ihr geheiligten Löwen zum Symbol
der Pelopiden gemacht. ^ — Schliemann vermuthet also mit Hikt, dass die
Löwen als der Rhea geheiligte Thiere zu betrachten seien oder als Symbole der
Pelopiden mit dem Symbol des Apollo Agyieus, des Thorwächters vereintgt waren
(vergl. ScHUEBCAMK, »Mykenae« pag. 36—39, mit Abbildungen). Die zwischen den
Thieren stehende Sänle, welche sich nach Art der Hermen verjüngt, fasst Gött«
UMG (rheinisdies Museum» N. I. Jahrg.» pag. 161^175) als Hermes Propylaeos auf,
die hier als Wächter des Thors erscheine. Aehnliche Phalle erseheinen nach
ihm an den Thoren alter Städte Italiens» wie Alatri, Ferrentinum» Arpinum,
Tcrracina u. s. w. Auch auf dem Burgthor am Eretria findet sich in Gestalt einer
runden abwärts verjüngten Erhöhung das Bild des pelasgischen Phallos-Hermes,
des Schützers der Thorc. — Demnach hätten wir im Löwenthor von Mykenae
die mythologischen Ersclieinungen des Orients und des pelasgischen Ciriechcn-
landes vereintgt; von dort stammt das Lüwenpaar, von hier der Thorhüter
Hermes. Das Denkmal ist vor dem Einbruch der Dorer in den Peloponnes,
etwa in das letzte Drittel des a. Jahrtausends vor Christus au setzen. Ueber den
Hermes Propylaeos und Pyledokos vergl. Mehlis, »Die Grundidee der Hermes«
I. Abthl., pag. 18—23, über die Herme hier am Löwenthor, pag. 21. C. M.
Loltusia, Bradv. Eine wahrscheinlich sandschalige fossile Foraminiferen-
Gattung, eine Art aus Persien, eine zweite aus Britisch-Columbien. (S. Dawsom,
Quat. Joum. Geol. Soc. London XXXV, 1879.) Pf.
Legi, s. Lugi. V. H.
Logik. Die Logik (von Äopc, Denken, Vernunft) beschäftigt sich ganz all-
gemein gesagt mit derjenigen Thätigkeit des Geistes (s. Art. Geist), welche wir
das Denken im engeren Sinne zu nennen pflegen. Unsere Sinnesthätigkeit
liefert uns eine Menge von Eindrucken, welche alle in einer räumlichen und seit»
liehen Ordnung uns zukommen. Aber dieses Material allein ist trotz der em-
pirisch gegebenen Beziehung der Dinge zu einander für uns ein werthloses Chaos
und es handelt sich demnach im Denken darum, dass wir aussagen, welche Ver-
kniipfungen wir als thatsächliche, aber zuföllige, und welche wir als nothwendige
betrachten müssen. Diese Aufgabe löst das Denken nach gewissen Gesetzen,
welche in ihm selb.si Hegen und deswegen als apriorische (nach Kant) bezeichnet
werden, es giebt also die Form der £rkenntnii>s ab, während aller Inhalt unseres
Denkens dureh unsere Sinne geliefert wird. Daher die alte Regel des Sensualis-
mua: JißMi esi m hUiUeeim, qwd mn frhtt fuerü m semm, welche nur dann
falsch wird, wenn man sie, wie es Öfters von Vettretem der Naturwissenschaft
geschieht, umkehrt in die : Nur das» was uns sinnlich wahrnehmbar ist, ist wirk«
lieh und richtig. Alle Consequenzen, welche die Naturwissenschaft aus einer
Reibe von Emzelbeobachtungen gezogen hat ~ z. B. das Gesetz von der Erhaltung
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Logtk.
der Kraft — sind aucli nicht der sinnlichen Waiirnehumng gegeben, deswegen
aber doch richtig. Die Hauptbedingung nun, welche die Arbdt des logischen
Denkens, im Gegensatz tum bloss sachlichenp erst ennÖglUcht, ist die Sprache.
Im Griechischen heisst desshalb X^iroc ebenso Sprache vieDenkenund Vernunft. Dem
Thiere schreiben wir aus diesem Grunde auch nur ein sachliches, nicht lo^sches,
begriffliches Dcrke; i: weil unsere Beobachtungen darauf hinweisen, dass alle
sogenannten Ausdrucksbewegungen der Thiere nur Gemiithszustände, nicht Ob-
jekte ausdrücken. Wenn im folgenden zuerst vnni Begriffe, dann vom Urtheil, und
zuletzt vom St hlus^e, gemäss der schulmas>,i;,'cn Kintheilnnj» die Rede sein soll,
so ist dauiit nicht gesagt, dax> die drei l'rozeNbe sich in derselbcMi Reihenfolge
im Geiste ausbilden. Die Unterscheidung geschieht blos nach der Kegel äiviäi
et mpera\ in Wirklichkeit aber kommen die drei FuaktlowHi der Begriffs-
bildung, des Urthetlens und Schliessens immer nur verbunden vor und bedingen
sich wechselseitig. — A. Der Begriff. Ein Begriff ist ein sprachlich fixirter
Ausdruck filr ein einzelnes Objekt oder eine Vielheit von soldien. Begriff
der ersten Art sind alle Eigennamen: Sokrates, Aristoteles u. s. w., zur zweiten
Rubrik gehören alle übrigen. Nur die singnlärcn Begriffe sind wirklich in der
Natur gegebeji, wahrend alle allt;emeincn nur innerhalb des menschlrchen Geistes
c.xistiren. Es giebt z.B. in der Natur keinen »l^aum,- sundern nur eine Anzahl von
ganz bestimmten Bäumen, von denen jeder sich von jedem anderen unterscheidet. —
Um ein richtiges Bild von der Begriffsbildung zu erhalten, genügt es nicht,
diesen Prticess beim erwachsenen civilisirten Menschen zu studiren, sondern
man muss nothwendig auch noch die Spracfabildung in vorhistorischer Zdt und
beim Kinde in den Kreis der Beobachtung «eben. Htttte man das gethan, so,
hätte niemals die Regel aufkonMiicn können, die allgemeinsten Begriffe seien die
ursprünglichen. Vielmehr sind die zuerst gebildeten Begriffe ganz speciell (vei)^.
den Art. S[)rache). Mit dem Namen Mama bezeichnet der Säuj^linp eine ganz
bestimmte Person. Wenn sich trotzdem beim Säugling schon selu fnihe allge-
meine Begriffe finden, so beruht das auf zweierlei Gründen: theils fehlt es dem
Kind an dem nothigen VVortvorrathe, um neue Gegenstande neu zu benennen (so
wenn ein Kind, trotzdem es seinen Vater kennt, auch einen Fremden mit dem
Worte Papa beseichnet), theils fehlt es ihm an der nöthigen Unterscheidung
der Objekte. Ein Kind, dem man einen Hund zeigt und die onomatopoetische
Bezeichnung dafttr beibringt, wird mit derselben auch ohne Weiteres auch ene
Katte belegen. Erst lange nachher lernt der Mensch bewussterweise eine
grössere Gruppe von Objekten unter eine Bezeichnung zusammenfassen. Dies
geschieht, sobald wir im Stande sind, Gegenstände in bewusster Weise zu ver-.
gleichen Dabei finden wir, dass die verglichenen Objekte in manchen Punkten
ähnlich oder j^leich, in anderen unähnlich sind. So lange die Ungleichheit niclit
zu gross ist, kann man von ihr abstrahiren. Daher die alle Schuiregei, dass die
Begriffsbildung vor sich gehe durch die Abstraction. So kann man bei der
Bildung des BegriflRes Baum davon absehen, ob er BlMtter oder Nadeln h«L
Das zweite ist die Reflexion, d. h. die vorwiegende Berücksichtigung alles dessen,
was bei einer Vielheit von Objekten gemeinsam oder ähnlich is^ so bei Bildung
des Begriffes Vogel die übereinstimmende Differcnztrung der zwei Extremitäten*
paare in Flug- und Gangwerkzeuge. Uebrigens ist die gewöhnliche Regel, dass
bei der Begriffsbildung von den verschiedenen Merkmalen überhaupt abstrahirt
werde, nicht ganz richtig. In dem Begriffe der Blume setze ich stillschweigend
voraus, dass sie eine Farbe hat, ich sehe nur ab von einer bestimmten Farbe
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Logik.
14$
und lasse der Einfiichheit halber, wenn i I die Merkmale einer Blume angeben
soll, das weg, dass sie irgendwie gefärbt ist. — Inhalt eines IjCgriffes heisst
nach der gewöhnlichen Definition sdie Summe seiner Merkmale, i Umfang die
Gesammtheit der niederen lie^iitTe (s. unten), welclie unter diesem höheren be-
fasst werden können, und man pflegt zu sagen, je grösser der Inhalt eines Be-
griffes seil desto kleiner sei sein Umfang. Das ist ungenau, richtig ist dagegen,
dass der Umfang eines Begriffes um so kleiner ist, je mehr bestimmte Kferkmale
er hat Z. B, der Begriff »Mammalia« hat i. dieselben Merkmale wie der Be-
griff »Vertebratac: dtau kommen aber noch zwei weitere Bestimmungen: das
Gebähren lebendiger Jungen und das Säugen Iciselben. Dem entq)rcchend be-
fasst der Begriff Mammalia weniger Unterbegri{re (Familien, Genera und Species)
unter sich als die Bezeichnung Vcrtebrata. — Ein höherer Begriff (Gattungsbe-
grifl) heisst ein solcher, der mehrere BegrifVe unter sich befixsst, und demgemäss
weniger (bestimmte) Merkmale hat, ein niederer oder Aitbegriff einer, der unter
jenem höheren befasst ist, also mehr (specicUc) Merkmale hat. — Classiiikation
heisst das Verfahren, welches von einem gegebenen höheren Begriff aus sMmmt-
Itche niedere, in ihm enthaltene aufsucht, und «war dieselben in einer bestimmten
Ordnung, nach einem bestimmten Etntheilungsprincipe aufzählt. Die Wahl des
letzteren kann verschieden ausfallen, und je nachdem wird die Ordnung der
Unterbegrifle eine ganz andere. Linii£ theilt z. B. das Pflanzenreich nach der
Anzahl der Staubfäden ein, und dem?!:cmä';s erhält er eine j^anz andere Systematik
als das natürliche System, welches als Kinthcilungsgrund die innere Verwandt-
schaft der Pflanzen benutzt. Gemeinsau) haben aber beide Systeme, dass sie als
Eintheilungsgrund die Beschaffenheit der bei der Fortpflanzung wirksamen Theile
benutzen. Je inniger übrigens ein Eintheilungsprincip mit dem Wesen des zu
classificirenden Begriffes zusammenhängt, desto vollkommener wird die Eintheilung
sein. Desshalb ist das natürliche System dem LwNB'schen votzuaehen. — IVie
die Classification die Angabe des Umfangs eines Begriffes ist, so ist die De-
finition die Angabe seines Inhalts. Eine gute Definition giebt zuerst den zu*
nächsthöhern Begriff und legt diesem die bestimmten Merkmale bei, welche dem
zu definirenden Begriff eigenth(im1ich sind, ihn von coordinirtcn Bt'griffen unter-
scheiden. So definirt man den Begrifl eines Saugetliiercs folgende rmassen: Ein
Säugelhicr ist ein Wirbclthicr (höherer oder Gattungsbegriff), welches lebendige
Jwige zur Welt bringt und dieselben säugt (specicUe Merkmale, welche die Säuger
von den eierlegenden Wtrbelthieren, Vögeln u. s. w. unterscheiden). Eine De*
finition ist zu eng, wenn ach unter dieselbe nicht alle diejenigen Begriffe unter-
bringen lassen, welche eigentiich darunter gehören, sie ist zu weit^ wenn ne
auch noch fiir Unterbegriffe eines anderen Gattungsbegriffes Giltigkeit hat. Eine
einzige Definition kann aber audi beide Fehler vereinigen, wie z. B. die folgende:
Ein Vogel ist ein Wirbelthier, welches fliegen kann. Diese Definition ist zu eng
insofern nicht alle Vögel fliegen können, sie ist zu weit, als sie nicht ausschliess-
lich für Vogel gilt, sondern ebensogut für die Chiropteren unter den Säuge-
thieren. — Die Begritfe fiir sich allein haben aber noch keinen Werth; sie sind
erst das Material, aus welchem das Gebäude unserer Erkenntniss aufgeführt
werden soll. Dies geschieht nun weiterhin im Urtheil. — Das Urtheil in seiner
einfachsten Form ist die mit der Behauptung ihrer objektiven GUtigkdt ausge*
^rochene — oder gedadite — Verknüpfung zweier Begriffe. — Wie kommt
nun das Ich zu einer solchen VerknCtpfung verschiedener Begriffe? Sie wäre im*
möglich, wenn es kein Werden, keine Veränderung gäbe. Denn wenn die Natur
2aol, AadiMpol. u. BtbnokigM. 1M.V. iq
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146
LogOc
bloss ein sich immer gleichbleibendes Bild wäre, so würde das Ich die Objekte
bloss durch Anschauung: aufTassen können, es %viirde die Sinneseindriicke, die
räumlich bei einander sind, eben auch vermöge seiner logischen Einheit als ein
Gai.zes, als einen einzigen Eindruck fassen. Nun herrscht aber in der Natur ein
M«r Wechsel; das Laub der Bäume ist bftld grün, bald gelb; durch diese Ver-
änderung lernt das Ich jene naiv angestaunte Einheit lösen und die Farbe als
Ding für nch betrachten. Durch diese Wahmehinung femer, dass die grOne
Farbe etwas ftlr sich ist, lernt sie dieselbe auch von anderen Gegenstanden
trennen, ohne dass dieselben sich verändern würden, kurz, das Ich lernt eben
durch die Veränderung und Bewegung Ding und Eigenschaft trennen. Nrm liect
aber doch vor Augen, dass die grüne Farbe nichts Selbständiges, sondern nur
mit einem Ding verbundenes ist, und das Ich wird dazu geführt, das Grün doch
wieder mit dem Baum zu verbinden, aber nicht mehr als unmittelbar ange-
schaute Einheit, sondern als etwas inhärirend Gedachtes. Und dieses Verhält-
ntss der bhäxenz wird nun durch die sogenannte Copula ausgedrOdtt Z. B.
Gold ist gelb. Der eine Begriffp dem etwas inhärirt^ heisst Subjekt fSJ der
andere, das was inhärir^ Prädikat fjy. Auf die eben genannte Form S ist P
lassen sich alle Urtheile reduciren, auch die historischen Urthcile, wie es a. B.
das Englische ausdrücklich thut: Charles is Walking. — Will ich ausdrücken,
dass eine Verknüpfung zwisriien zwei Begriffen unzulässig ist, so drücke ich es
durch eine der Coj)ula beigcset/te Negation aus: z. B. Gold ist nicht weiss.
Dass die Negation niclit zum Prädikat gehört, zeigt das Französische. / or nest
pas blanc. — Dass diese Form von ürtheilen: S ist P, dem Satze der Iden-
tität, dem ersten fundamentalen Denkgesetze, widerspreche, und deshalb einer
besonderen Rechtfertigung bedürfe, ist blos eine logische Spitzfindigkeit Das
Identitätsgesetz lautet: ^s«*^ im matiiematischen Sinne (daher daa Gleichbeits*
zeichen), und die praktische Bedeutung dieses Satzes ist, dass sobald ich
irgend eine Vorstellung, einen Begriff etc. angefangen habe zu verarbeiten, ich
im T-aufc der Untersuchung stets dieselbe Bedeutung desselben beibehalten muss.
Ich darf also in einer Abhandlung unter der Bezeichnung canis nicht das eine-
mal die Familie der Canidae, das anderenial das Genus Canis verstehen. Von
einer solchen mathematischen Gleichheit ist aber in dem Urtheil .S ist P nicht
die Rede, denn es wird niemand einfallen, zu sagen .S'«/'(Gold ss gelb). — Es
giebt zwei Hauptarten von Ürtheilen, das assertorische, das die Verknüpfung
zmschen S und P als eine nur thatsächlich vorgefundene bezeidme^ und das
apodiktische, welches dieselbe Verknüpfung als eine logisch erkannte Con-
scquenz ausspricht. Jede von den beiden Arten kann wieder in drei Formen
vorkommen, i. der einlach aussagenden (kategorischen) S ist P oder S muss P
sein. 2. der hypothetischen: Wenn zu .S' ein .v hinzukommt, so ist .9 (so muss
desshalb S P sein). 3. der disjunktiven: S ist entweder P^ oder P^ oder P^
etc. (muss entweder P^ oder J\ etc. sein). — Es kann ganz dasselbe Urtheil ent-
weder unter das assertorische oder das apodiktische Urtheil gerechnet werden,
je naddem dar Urtbeilende die Vetknüpfung zm^sdien iSund/'nuralsemptris^
gegeben hinnimmt oder sie als nothwendig erkannt hat Das Gesetz nun, welches
Uber die Nothwendigkeit eines Urtfaeils entscheidet, ist das logische Causalge-
setz, welches in zwei Formen vorkommt: a) das Gesetz des logischen Denk-
grundes: Urtheiie nie ohne Grund, d. h. ohne dass du durch die Erfahrung
zu der betreffenden Aussage berechtigt bist. Dieses Gesetz unterscheidet Aus-
sagen der Phantasie, welche keine objektive Wahrheit beanspruchen, von den-
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Logik.
jenigen Urtheilen, welche als objektiv giltig gefällt werden, b) Das eigentliche
logische Causalgesetz: principium rationis suJficUniis. Es stellt die —
freilich ideale — Forderung auf, dan wir lllr j(M^ Sftt^ den wir als wahr ans*
sprechen, einen anderen geben, aus dem jener mit Nothwendigkeit folgt In
Wirklidikeit sind aber unsere »eisten Urtheile nur nach dem Gesetze a) ge>
bildet, indem sie bloss die Thatsächlichkeit^ nicht die Nothwendigkeit einer Ver-
knüpfung von 5 und P behaupten. In seiner strengsten Anwendung tritt uns
das principium rationis su/ficicntis in der Mathematik entge0:en. Dagegen ist
die Forderung, welche in der Naturwissenschaft obenan steht, dass n:inilich für
jede Erscheinung nach einer Ur- Sache (causa, im Unterschied von ratio, Denk-
grund) gesucht werden müsse, eine Forderung, welche auf der Annahme eines
Wirkens, einer Veränderung beruhe nicht in dem rein logischen Causalgesetze
enthalten. — Wenig Werth hat die Ton Kant gegebene Unterscheidung ana<
lytischer und synthetischer Urtheile. — Das analytische Uitheil ist ein
solches, bei welchem das Prädikat nichts aussagt, als was schon im Begriff des
Subjektes enthalten ist, ein synthetisches ein solches, bei welchem das Prädikat
vom Subjekt etwas neues, noch nicht in seinem Begriff enthaltenes prädicirt.
Ob nun ein Merkmal /'als im Begriß des Subjekts 5 enthalten angesehen wird,
hängt von der Krkenntnisstufe des Urtheilenden ab, d. h. davon, ob er den Begriff .S
vollständig denkt oder nicht. So soll z. B. »alle Körper sind ausgedehnt«, ein
analytisches, ^alle Körper sind schwer«, ein synthetisches Urtheil sein. Sobald ich
aber den Begriff der Körperlichkeit ganz denke, ist auch seine Ponderabilität
darin enthalten, und wir hätten also im zweiten Falle ein analytisches UräieiL
— Im Schlüsse sucht das Denken selbstständtg aus zwei oder mdneren Ur-
theilen ein neues, ihm nicht unmittelbar gegebenes zu entwickeln, das dann
gldchfolls wie jene, objektive Giltigkeit haben soll. — Die beiden Urtheile (wir
gehen von der einfachsten Schlussform aus\ aus denen man einen Schluss ge-
winnen will, heissen die Prämissen, und zwar nach ihrer Stellung der Obcr-
und der Untersatz; der BcgrilT, der in beiden vorkommt und der so erst einen
Schluss gestattet, heisst der Mittelsbegriif (M). Das Grundschema des Schlusses
ist demnach:
Mht P Alle Menschen sind sterblich
5 ist Jlf Cajus ist ein Mensch
Also S ist P, Also ist Cajus sterblich.
— Die sogen, aristotelischen Schlussfiguren haben wenig wlssenschafUichen
Werth, da sie blos eine empirische Aufzählung der verschiedenen Stellungen
sind, welche die drei Begriffe S, AT, P zu einander einnehmen können, eben-
so die Unterarten, welche aus der Kreuzung dieser Eintheilung, mit der die Ur-
theile in allgemein bejahende und verneinende, particular bejahende und ver-
neinende entstehen. Wichtiger ist die Eintheilung der Schlüsse in Erfahrungs-
schlflsse und Consequenzschlflsse. Die Erfahr ungsschlttsse geben zwar eine be^
deutende Erweiterung des Erkennens, sind aber nicht unbedingt sicher, weil die
Richtigkeit der Prämissen oft nicht über allem Zweifel steht, die Cönsequenz-
schlflsse sind zwar unbedingt richtig, geben aber weniger neue Erkenntniss, for-
mell unterscheiden sie sich dadurch, dass der Obersatz beim Erfahrungsschluss
ein Erfahnings-, beim Consequenzschluss ein apodiktisches Urtheil ist — Die
meisten in der Wissenschaft angewendeten Schlüsse sind Erfahrungsschlüsse;
z. B. indem man cnipiriscli gefunden hat, dass so und so viele Korper in festem
Zustand diciiter sind, als in Üüssigeni, so ist man geneigt, das allgemeine Urtheil
»•
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t^gik.
aufzustellen: Alle Körper sind in festem Zustand dichter, als in flüssigem.
Schliesst man nun aber: Alle geschmolzenen Körper Bind weniger dicht als
in festem Zustande; das Wasser ist ein geschmolzener Körper; also ist das
Wasser in geschmolzenem Zustande weniger dicht als im festen, so er>
giebt sich sofort aus der Thatsache, dass der Schlusssatz falsch ist, die Un-
richtigkdt des Obersatzes wenigstens in seiner Allgemeinheit Als Beispiel eines
Consequenzsclilusses mag dienen: Fiqiir .UÜ'/) ist ein Paralkloj^mmm. Also
\si ACD~A BD. — Denn eigentlich iiuiss als t»hersatz erL;an/.t werden: in jedem
Parallelogramm sind die gegeniiherlieueiulen Winkel gleich, ein Satz, der selbst
nicht durch die Sammlung vun so und so vielen Fallen gewonnen wurde, wo
das zutraf, sondern selbst wieder durch logische Consequenz nothwendig und
desshalb unbedingt und allgemein giltig enmesen worden ist — Wie aus dem
Vorigen ersichtlich, gewahrt die Ix)gik an und lür sich keine neuen Erkennt«
nisse, sondern nar dann, wenn sie anderswolier ihren Inhalt bezieht» wobei dn
Postulat des Denkens ist, dass es nicht subjektiv phantasirt, sondern im Stande
ist, ein getreues Abbild der Wirklichkeit nachzubilden. Die zwei Hauptmethoden
nun, welche man anwenden kann, um rw einer Erkcnntniss zu gelangen, sind
die der Deduktion und die der Induktion. Die Deduktion sucht von fest-
stehenden (ob wirklich oder nur in der Einbildung feststehenden, ist eine andere
l'ra^e) Sätzen, die Axiome gcnaunt werden, in Verbindung mit Definitionen
Ptanussen an Schlüssen zu finden, aus letzteren wieder mit Hilfe neuer dien-
fiiUs feststehender Sätze neue Schlüsse zu bilden etc. Diese Methode besitzt
aber den grossen Uebelstand, dass häufig die sogenannten ^xiome nur Fiktionen
sind, und unbedingte Sicherhett kann nur in der Mathematik gefunden werden,
weil hier die Axiome, von denen man ausgeht, aus der Natur der mathematischen
Elemente gefolgert, ni( ht durch empirische Beobachtung erschlossen sind. — Die
Induktion hat den V^ortheil, dass sie von einer Reihe von unbestritten aner-
kannten Wahrheiten ausgeht, nämlich einer Reihe von Erfahrungsurtheilen. Sie
nimmt nun diese Urthcile als SchlussbäLze und sucht daraus die Prämissen zu
gewinnen, betrachtet dann wieder diese Schlusssätze und sucht neue Prämissen
u. s. w,, bis sie bei einem obersten Princip angelangt ist Während nun aber
bei der Deduktion das Schlussverfahren — in der Regel wenigstens — formell
richtig is^ dagegen die Prämissen angezweifelt werden können, findet bei der
Induktion das Umgekehrte statt. Das, wovon man ausgeht, steht in der Regel
fest, dagegen bietet das Zurückgehen auf ein höheres, keine Garantie für unbe-
dinj^te Richtigkeit, indem der qiciche Satz aus ganz verschiedenen Prämissen
folgen kann (indem man wohl von (irund auf die Folge, nicht al)er von der Folge
auf den (Irund unmittelbar schliessen kann). — Deshalb ist es angezeigt, immer
beide Wege zu gehen und den einen als Probe des andern zu benützen. —
Hypothesen sind Sätze, die mit dem Bewustsein ihrer blos problematischen
Giltigkeit aufgestellt sind und ihre Bestätigung durch die einzelnen Fälle der Er-
fahrung oder durch logische Consequenzschlüsse erheischen. Zur unbedingten
Wahrheit kann eine Hypothese blos im letzteren Fall werden, während der Er-
fahrungsbeweis sie nur der Wahrheit annähern kann. Dagegen ist die Unrichtig«
Weit der Hypothese nachgewiesen, sobald sie mit einer allgemein anerkannten
Wahrheit im Widerspruch steht. So sind eine Menge von Sätzen der Natur-
wissenschaft nur Hypothesen (wie z. B, die Annahme, dass das l,icht durch
Acthersclnvingungcn entstehe), die den Namen einer Wahrheit um, so mehr ver-
dienen, je öfter sie von der Erfahrung bestäti^jt sind und je geringer die Wabr-
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Logone — Loligo.
t49
scheinlicbkett wird, dass sie einmal durch eine anerkannte Wahrheit widerlegt
werden. — Fragt man nach dem praktischen Werlhe des logischen Studiums,
so ist derselbe ein ziemlich beschränkter. Vor allem hat einmal die T.oink —
gemeinsam mit der Mathematik — den Vorzug, dass sie den Geist in eminentem
Sinne formal zu bilden vermag. Dagegen ist es eitel Träumerei, wenn man
meint, durch die Kenntniss der Gesetze des Denkens auch direkt eine grössere
Sicherhett im logischen Denken ztt gewinnen. Vielmehr kann die Logik blos
die Nonnen, welche wir in unserem Denken halb unbewusst schon seit früher
Jugend auwenden, nachträglich zum Bewusstsein bringen. Deshalb war es auch
ein naiver Wahn, den wir glücklicher Weise hinter uns haben, dass man auf
Grundlage blos logischer Speculation eine Philosophie des gesammten Weltalls
gründen wollte, wie Hegel und seine Schule. — Die bedeutendsten logischen
Werke aus neuerer Zeit sind die von DRoniscii, 'rRENDEi.F.MJUKO, Lotze, Wuxdt,
SiGWAKT u. a. m. Eine sehr ausführliche Geschichte der Logik hat Prantl ge-
liefert. J.
Logone. Zweig der Musgu-Neger (s. d.), südlich vom Tschadsee, am unteren
Scbari. V. H.
Logrono. Einer der StSmme der Jivaro (s. d.). ▼. H.
Lobaoi. Unter diesem Namen fosst man die su der indischen Abtheilung
der Afghanen (s. d.) gehörenden Bewohner Iis ogenannten Daman «usamnien,
nämlich der entlang dem Suleimangebirge sich hinziehenden Ebene Makelvad.
Sie zerfallen in mehrere Stämme, wie die Dauletkhail, Gandepur. Miankhail,
Babur, Storiani. Auch der nördlich von Daman, westlich von der Ebene Makel-
vad wohnende Stamm der Marvat gehört hierher. v. H.
Lohanna. Abüieiiung der Dschat (s. d.). v. H.
Lobitavdlker. Unter diesem Namen fasst Friedrich Müller eine Reibe
von unkukivirten Bergstämmen zusammen, die sich an die Birmanen und Mugh an-
schliessen und au denselben in dem gleichen ethnologischen Verhältniss stehen,
wie die Himalayavölker zu den Tibetern. Zu den L. gehören die Mischmi, Naga
Luschai, Khyeng, Singfu, Hlingdschu oder Schendt, Komni« Lolo u. s. w. v. H.
Lohkäfer, s. Oryctcs. E. T(;.
Loi. Name roher Barbaren, die in den Bergen am Kap St. James in Hinter-
indien umlierstrcifen und von dem französischen Reisenden RiiL in die berüchtigte
Klasse der »Schwanzträger« gestellt wurden. Fälschlich wird der Name L. auch
den Tsiampa (s. d.) beigelegt, v. H.
Loikob, B. Wakuafi. v. IL
Lok-fhai, s. Pe-y. v. H.
Loldieiile, Lölcheule, Neuronm püptUariSf Fab., ein spinnerartigar Schmet-
terling aus der Familie der Nocturna, dessen Raupe, der der Graseule (s. d.) unge»
mein ähnlich, sich von Gras ernährt und den Wiesen dann und wann bedeuten-
den Schaden zugefUgt hat. E. Tg.
Loligo, Lamarck 1810, schon bei Plinius diesen Namen führend, Sipia loligo
bei LiVKE, zehnarniigcr Cephalopod aus der Familie Myopsidae, Rumpf länglich,
fast cylindrisch, die beiden Seitenflossen nur am hintersten Theil und hier in eine
gemeinschaftliche Spitze sich vereinigend, die innere Schale homartig, biegsam,
im vorderen Drittel schmal, dann spateiförmig verbreitert Mehrere unter sich sehr
ähnliche Arten in den wärmeren Meeren. Z. wügwrist Lamarck, 30'*4o Cm.
lang, tevthos der alten Griechen, daher noch in Sicilien todaro genannt, calamajo
der Italiener und calmar derFraiuosen, von calamarium, Tintenzeug, indem die
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f$o
Loligoptis — Londieres.
innere Schale mit einer Feder, der schwarze Saft, den das Thier ausspritzt, mit
Tinte verglichen wurde, mit einigen anderen Arten gemein im Mittelmrer und
Sih Speise geschätzt, zarter als Sf/>ia und Octoptts; seltener in der Nordsee, sclir
selten in der Üstiee (L. breinceps^ Seplemb. 1872, bei Travemünde). E. v. M.
Loligopsis, s. L«»cliift. E. M.
Lolo, Name der Schaa- oder Laos*Völker*bei den Chinesen. Speciell be«
seichnet man als L. die ebenfalls den Lohitavölkem betsuzählenden Ureinwohner
der sttdchinesischen Provins Yünnan, welche besonders Befigbau treiben und als
gute Waffenschmiede bekannt sind. Eine noch verbreitetere Beieichnung für
diese süi^lrhincsischcn L. ist MiaO'tse (s. d.). V« H.
Lombadi, s Gohur. v. H.
Lombrive. In Ariegc liegt die von den Touristen wegen ihrer Tropfstein-
gebilde seit lange besuchte Höhle. Sie steht in Verbindung mit den >iühlen
von Sabord und Niaux. Zahlreiche Menschenknochen fanden hier Garrigou und
FiLHOL im sandigen Lehm der Oberflflche neben Knochen von braanem Bär,
Urbär, Rentbier, Hirsch, Pferd, kleinem Rindvieh. Dawkins setst diese Kaochen-
schicht in das neoUtische Zeitalter. Die gefundenen Breitsdiädel untersdieiden
sich nach Thurnam in keinem Punkte von denen der neolithischen Brachykephalen
Frankreichs und Belgiens. Nach Broca gleichen diese Schädel am meisten der
der Basken, welche heute nocli diese Gegenden bewohnen. Vergl. »Die Höhlen
und die Ureinwohner Europa sc von Dawkins, pag. 205, iDer vorgeschichtliche
Mensch« von Fr, von Hei f-wald, 2. Aufl., pag. 4;;o und Abbildung. C. M.
Lomechusa, Grav. (gr. Franzcn habend), cme Gattung aus der Familie der
SU^kg^Unidae (s. d.); ihre 4 europäischen Arten leben bei Ameisen, gehören su
den sogenannten >Ameisengästen.c E. Tg.
Lomwe. Einer der vier grossen Abtbeilungen der Makua (s. d.). v. H
Loncfaerev, Juigkr, sjm. Isatkrixt Wagker, (Lasiurtmtys, DsvitLs), Nehmjs
JouRD., Lanxenratte, Nagergattung aus der Familie der J&AMtgwi<7, Wateru. (s. d.)
auch 71! den Orfodotitidae^ Octodonthia (s. d.) gestellt — Mit einer Ausnahme tragen
die Lanzenratten auf der Oberseite des Körpers jjlatte, längsgefurchte, zugespitzte
Stacheln zwischen den weichen Haaren; sie besitzen eine gespaltene, mit starken
Schnurren besetzte Oberlippe, kurze dicke Ohren, kräftige kurze 5 zehige Beine
(YorderfÜsse 4 zehig mit Daumenwarze) und körperlangen Schwanz. Von den
grossen Backsäbnen zMgen die oberen zwei, die unteren eine äussere und awei
innere Falten. — r. Arten mit Stachelkleid, a) mit behaartem Schwänze: Zm-
chtra cristatuSf Waterh., »Kammlanxenrattec syn.. L. paleacta, Lichst. £fAimys
aisiaiiu, Dism). — Körperlttnge $t cm., ca. ebenso lang der Schwanz, Färbung
braun, unten gelblich, Kopf schwarzbraun mit weissem Stirn* Hinterhaupt-
streifen; FUsse dunkelbiaun, Schwanz schwarz, seine Endhälfte rein weiss. Hei-
math: Guiana und Fara. — Z. ß/ainvi/üi, Wagn., oben rothfalb, schwarz ge-
sprenkelt, unten weiss. Schwanz kürzer als der Körper, mit Endpinsel. Bahia.
u. e. a. b) Mit beschupptem, fast nacktem Schwänze; Z. arma/us, Wagn., etwa
29 cm. lang, Schwanz kttrzer. Die braunen Stacheln besonders am Kreuze dicht
stehend; K<}rpeisdten braun, unten heller. — Brasilien. £, ^atnu» Wagn.
Kleiner als vorige. Schwanz körperlang, oben dunkelbraun, gelblich melirt,
unten schmutzig gelb. Branfien. Z. macrura, Wagner. Borba. a. Pelz ohne
Stacheln, Schwanz behaart (hothrix, Lasmrmi^s), L. piehUf Waterh. (Nelon^s
firfu^, Pk tet), >bunte I.anzenrattcf , Körper ca. 26, Schwanz 31 cm. lang. Vorder-
daumen rudimentär, Kücken braun, unten weiss. Die langen Kopf-, Hals- und
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Lonchophonik — Loputofhjmelras. 151
Nackenhaare am Grunde braun, sonst weiss. Brasilien. Aus brasilianischen
Knochenhöhlen stammen die verwandten Gattungen Lonchophorus und FkyiUmys,
LuND. V.
Lonchophorus, Lumd., unvollständig bekannte fossile Nagergattung, nächst
verwandt Lonchercs (s. d.) aus brasilianischen Knochenhöhlen. v. Ms.
Lonchorhina, Tomes (westindisdie), Fledermaiisgattaog zu den yPhylhsfomaict
Wagn.« (s. d.) gehörig, mit compliciit gebautem Nasenbesatze, undeutlichem
Hufeisen, verUingerter Interfemoralhaut und bis an ihren Rand reichendem
Schwänze. — Art: Z. attrita, Tomes. (Cit nach V.Carus» Handb. d. Zoologie» L
pag. 82.) V. Ms.
Lonchurus» Fitzinger (gr. hiukt Lanze, urus Sckwsaa), ^ C/rfipiaUs,
Gray. Pf.
LrOnda, s. Lunda. v. H.
Longicomia, Ltr. (lat. Langhorner) = Cerambyctdae. E. To.
Longifrons-Race, s. Hausrind. R.
Longipenoes» Seefiieger, eine die J^HtUarüdae, Lanäat und Stermdae um-
lassende Ordnung der Schwimmvögel. EHe betieflenden Formen zeichnen sich durch
ein in besonderem Grade ausgebildetes Flugvermögen aus. Die Schwanzfedern sind
wohlontwickelt und mittellang. Die drei Vorderzehen werden durch Schwimm-
häute verbunden, welche zuweilen stark ausgeschnitten sind. Die Hinterzehen,
in der Regel kurz, oft ganz verkümmert. Die l!cine sitzen ziemlich oder voll-
ständig in der Mitte des Körpers (vergl. dagegen Art. Taucher); daher bewegen
sich die Sceflicgcr auch auf dem Lande geschickt, wobei sie den Körper ziem-
lich wagerecht tragen. — Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen die Seeflieger
auf und Aber «dem Wasser. Sie schwimmen gut, wenn auch weniger schndll
als die Tancher, wobei der leichte Körper wie ein Kork auf der Wasserfläche
liegt Ihre Beute nehmen sie von der Oberfläche des Wassers auf oder ergreifen
sie durch Stosstaudien aus der Luft. — Die oben genannten drei Familien, in
welche die Ordnung zerfallt, unterscheiden sich durch die Form des Schnabels,
insonderheit auch durch die Form und I acre der >r.T,.senlöcher. Rchw.
Longobarden .der Langobarden. Zweig der Germanen, welcher nach
Oberitalien emwandcrte, wonach die Lombardei den Namen träcrt, und wovon
noch die meisten Spuren vorhanden suid. WandcrungsiubUgcr als alle übrigen
Germanen, wechselten die zu den Dieven gehörenden L. häufig ihre Wohnsitze, die
sidi jedoch ursprttni^ich wohl auf dem linken Ufern der Elbe etwa von der MQndtmg
der Saale in letztere nordwestlich bis zu den Grenzen der Cauchi minores erstredet
zu haben scheinen. Schon Tiberius kämpfte gegen sie. Lange Zeit hindurch
weiss man sodann nichts Sicheres von ihnen, etHt gegen das Ende des fllnflen
Jahrhunderts erscheinen sie plötzlich in Mähren, ziehen von dr^ 548 nach Pan-
nonien, unterwerfen 565 die Gepiden und gründen endlich in Oberitalien ein
neues Reich (568—774). v. H.
LrODg-tschi-Miau. Stamm der Miao-tsc (s. d.), bei dem es Pflicht des Vaters
ist, den Bedürfnissen der Kinder besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Dieser
Pflicht wird sogar noch nach dem Tode Ausdruck gegeben. Stirbt nämUch ein
Valer, so wird er mit umgewendetem Gesichte begraben, was andeuten soll, dass
der Vater auch im Jensdts über seinen Kindern wacht v. H.
Lontra, Ci ay (SurUöria, Lsss.) s. Lutra, Storr. v. life.
Lootsenfisch, s. Naucrates. Klz.
I#opadorhynchu8, Grube (gr. = Napfrttssel)* Gattung der Borstenwürmer,
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Lopaten — Lophophorus.
Ord. Notobranchiaia t Fam. Phyllodocidae , Grube. Rüssel kurz, schU&selfdnnig
verbreitert; Segmente zahlreich; Rudercirren blattförmig. Wd.
Loparen. Name der russischen Lappen (s. d.). v. H.
Lopere. Bantuvolk westlich vom Tanganyikasee. v. HL
Lophiocephalus, Cotta (gr. = BUschelkopf). Gattung der Borstenwünner.
Ordn. Ccpha/obranchiata, Fam. Phcrusidae, CIrube. Wd.
Lophiodon, Cir\' , eorene Säugergattung der ( )r(!nunr^ Per 'issodactyla Owen
(UnguhUa imparid'r^itata) , Typus der ÜWF.N'sclicn Familie I.opJiuuhntia, neuer-
dings zu den Ta{»ircn gestellt, von welchen sich LopIüoJon im Zahnbaue nur
wenig unterscheidet; die Unterkieferbackzähnc gleichen völlig jenen der jüngeren
Tapire, hingegen sind die Prämolaren im Oberkiefer einfacher gebaut, sie aeigen
nur einen QuerfaOgel. Die Skelettverbältnisse sind noch wenig bekaimt — Hierher
L, issilinse, Cuv., Z. parisienstt Gerv., Z. tapiroidtSt Cuv., etc. Mehrexe Lophiodon-
arten wurden zu eigenen Gattungen erhoben, so: Z. hyracinum zu Tt^r$Ui$s,
Gerv. Z. cervulum Gerv. zu Lophiotherium etc. v. Ms.
Lophiodontia, Owi x, fossile (eocene) Säiii^erfamilie der > Pcrhsodactyla,^
die auf die Haui>tL^attvinj; T.pphiodon Cuv., be.^ruiidet, ausser dic^^cr noch die
Genera: Coryphodon, llyt acollurium und J^liohphus unitasste. — L'oryphodon
wird als eine der Stammform der Hufthiere nächstverwandte Gattung neuerdings
als Repräsentant der -^CoryphodmiÜdaei angesehen; letztere besassen eine auf-
fallend kleine Schädelkapsel und kleines Vorderhtm, kurze 5 zehige Fflsse mit
echten verbreiterten Hufgliedern und 44 Zähne (f Schneide», \ Eckzähne, \ FrärocK
laren, \ Molaren). £tjfrü€^herhm gehört tu den Arththäyla und zwar zu den
>})albmondzähnigen Faarhu ferne (Paridigitaia teltn^donia*. bez. zur Fam. der
Hyopotamidae. Vcrpl. auch die Artikel über die genannten Gattungen. v. Ms.
Lophiotherium, Glkv., coccnc zu den Tapiridae gehörige Päugergattung, be-
gründet auf das im SUsswassermergel von Alais gefundene Lophiodon cervulum^
Gerv. — v. Ms.
Lophius, LiNNfi, Seeteufel, s. Armflosser. Klz.
Lophobranditi, s. Bflschelkiemer. Klz.
Lophocalotes, GOmthbr 1872. Agamiden-Gattung aus dem Ind. Archi>
pel. Pf.
Lophocercaria, Dies. (gr. Buschelcercarie). Eine Larvenform der SaugwUrmer,
Trematoda. Mund am Vorderende des Körpers; ohne Saugnapf. Schwanz ge*
thcilt. Lebt parasitisch in SUsswasserschnecken. Die reife Form dieser Cer-
carien ist noch unbekannt. Wo.
Lopbocercus, s. T. obiger. E. v. M.
Lophodcira, l-riz ^gr. dciros Hals) = Calotcs, Cuv. Pf.
Lrophognathus, Gray (gr. gnaihus, Rinnbacke) as PkysigtuUus Cuv. Pf*
Lophomonadidea, Grassi i88a. Monaden>Familie. Hinterende zugespitzt,
am Vorderende ein Büschel zahlreicher Geissein. Gatt t^homofm, Pp.
Lophonota, Costa {ff, = Rttckenbttschel). Gattung der BorstenwUrmer.
Ord. Natokranthiata. Fam. Au^Mmmidatt Sav. Ohne Fühler; die Kiemen aus
einer Querreihe von Fädchen zusammengesetzt. Entbehren der Karunkel (kamm>
artigen Hautfake). Wt>.
Lophophanes, Kaup (gr. lop/ios Schopf, p/iaino zeigen), Untergattung von
Parin, L. Typus: Z. crisiaius, L. Rciiw.
Lophophorus, Tem. (gr. lophos Haube, phero tragen), Gattung der Fasanen,
zur Unterfamilie der Pavemaae (s. d.) gehörig, Vögel von mittlerer Grösse der
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Lopborhynchtts " Lotis.
«53
Fasanen, kurzer, gedrungener Gestalt und kurzen Läufen, welche kaum so lang
als die Mittelzehen sind. Der abgcrunciete Schwanz ist kür/er als der FHi_^el.
Die Männchen halten prachtvoll uictailiäch blau, grün- und kulJferglän^enJei>
Gefieder und häufig wie die Pfauen eine Krone kahlschäftigcr, mit spatelförmiger
End&hne versehener Federn auf dem Kopfe. Die Hennen haben unscheinbares
bräunliches Gefieder. Die bekannten drei Arten bewohnen den östlichen Hima*
laya. Der Königs -Gl an zfasan, L. impcyanus, Lath., ist eine häufige Er
scbeinung unserer zoologischen Gärten. RcHW.
Lophorhynchus, Schneider 1882. Gregarinen-Gattung neben Slyiorhync/tus
(Arch. Zoo), exp. X). Pf.
Lophortyx, Bi\ (;;r. lophos Schopf, or^x Wachtel), Untergattung von Caili-
pepla^ s. Schopfwachteln. Rchw.
Lophosalea, Beddome 1878, s. Salea, Gray. Pf.
LophosBora, Gray, ^ BasUisfus^ LAtm. Ff.
Lophosaiima, Fitzincbr, « Gm^ouphabtSt Kauf. Pf.
Lophosteus, Fetbrs und Doria, = Gowyoftphahts, Kauf. Pf.
Lophostoma, d'Okb., Gerv., su den nFkj^Uo^maa*, bez. zu den « Vampy-
rina,< Gf.rv., gehörige Fledermausgattung mit rudimentärem Hufeisen und ver»
kUrztem ersten Mittelfingergliede. s. Vampyrus, Geoffr. v. Ms.
Lophura, Gray, Agamidcn-Gattunsr, von Liolepis, Cuv., durch den coni-
pressen Leib und die gelappten Zehen unterschieden. L. amboincnsis, Schlosser,
Ost-Indien. Pf.
I«ophyropoda, von Latreills aufgestellte Ordnung der Krebse, welche die
Copepoden, Daphniden und Ostracoden zusammenfasste gegenüber den Sipka-
ttastoma, welche die Caltginen, Ergasiltnen und Verwandte begrifi! Gegenwärtig
ziehen die meisten Autoren die Siphonostomen mit den Copepoden in der
Ordnung der Enhmcsiraea (Spaltflissler) zusammen. Rchw.
Lophyros, Dumerit., Acjamidcn-Gattung, deren Mitglieder jetzt bei den
Gatttingen Gonvocephalus und Acanthosaura untergebracht werden. Pf.
Lophyrus, Latk. (gr, Helmbusch und Schwanz), eine Gattung der Blatt-
wespen (s. d.), welche sich durch zweireihig gekämmte männliche Fühler (sKamm-
homwespen«) und nur eine Randzelle im Vorderflügel auszeichnen; die
9s*beinigen Larven leben an Nadelhölzern, besonders Kiefeni^ oft in bedeutenden
Mengen beisammen. E. Tc.
LopiUamUlos, iiUhere Indianer der S, Franctscobai. v. H.
Lord), volksthflmliche Beeeichnung fUr den Haubensteissfuss, Podkeps eris»
iaUu, L., s. Podiceps. Rchw.
Loriculus, Bi.vth. = Coryllh, Fixsrii, s. Fledermauspapageien. RcHW.
Loripes (lat. Riemenluss), Püi.i 1791, s. Lucina. K. v. M.
Loris, Gkoikk., syn. Arachtwccbus, T^ess. , Halbaftcngattung der Familie
Lemurida, Is. Geoffr., s. Stenops, Illig. v. Ms.
Loris, Bezeichnung für eine Gruppe australischer Papageien (s. Trichoglos*
sidae), im besonderen (Ür eine Gattung dieser Familie (Lorius, Briss., Damktlla,
Wagl.), im Gegensatz zu den Keilschwanzloris (Tricho^ossm) auch Breit-
schwanzloris genannt Die Gattung wird dadurch charakterisirt, dass der
Schwanz stets kUrzer als die Flügel, dabei stark gerundet oder stufig ist.
Die einzelnen Schwanzledern sind breit, auch gegen das Ende hin, niemals zu-
ge>[jitzt wie bei den Keilschwanzloris. Erste bis dritte Sclnvinfje sind die
längsten oder zweite und dritte, erste dann gleich der vierten. Die Gestalt im
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Loriftiiia — LoucticiDu
Allgenieinon ist gedrungener als diejenige der Keilsclnvrxnzsittiche, insonderheit
auch der Kopf starker. Wir kennen 23 verschiedene Arten, welche Neu-Guinea,
die Mohikkcn, Sahjmons-Inseln und andere pai>uanische Inselgruppen bewohnen.
Nach dem Färbungscharakter sind drei Untergattungen zu unterscheiden: Kein
Roth im Gefieder oder doch die rothe Farbe nicht voifaertscliend haben die
GUnzloris, Chalc^pstttaeus, Dp. (Vertreter Ch. sehaUhHu, Tfeu.), die übrigen
sind vorzugsweise roth gefärbt und zwar haben die typischen Formen der Gattung
grüne Flügel (Vertr. der Gelbmantellori, DamkeUa garrula L ), während
die Arten der dritten Untergattung, Eos, Wagl., an den rothen und schwaneen
Flügeln kenntlich sind (Vertreter E<fs ridninfa, B( usr.). Rcnw.
Lorisina, Gray, s. Nyctit cbina, Mtv., Subfamilie der iLemuridat, v. Ms.
Lork = Kröte (B. einer (us)^ s. d. Ks.
L,ota, s, Aalraupe. Ki.z.
L'Otophagen d. h. »Lotos-Esscr«, Bewohner der Kleinen Syite in Nord-Afrika
im Alterthttme, welche in Handelsbeziehungen mit den Bewohnern des Innern
Afrika's standen. Noch jetzt wichst der Ix>tos namentlich an der Kleinen Syite
in grosser Menge und wird von den Einwohnern genossen, v. H.
LrOtoten, Horde der Klamath (s. d.) am Rogue River in Nord-Kaltfor-
tuen. V. H.
Loucheux oder Dindschieh. Eine der vier grossen Gruppen, in welche
P. Petitot aus linguistischen Gründen die Athapasken (s. d.) eintheilt. Sie
werden oft aucli als Kutschin, richtiger Kuttschin liezeichnet, doch heisst letzteres
Wort einlach Einwulincr. Die benachbarten Eskimo nennen sie Irkreleit d. h.
Ungezieferlarven. Wegen des bei ihnen sehr verbrdtetcn Schielens erhielten sie
von den französischen Kanadiern den Namen L. Sie zählen an 4500 Köpfe»
wohnen vom Anderssonflusse im Osten bis nach Aljaska im Westen, im Norden
begrenzt von den Eskimo» und umfassen 13 Stämme, darunter: die Tutschone-
Kutschin (Krähenindianer), die Han-Kutschin am Yukon, die Vunta-Kutschin,
die Natsche-Kutschin (Streng peoplc), die Kutscha-Kutschin oder Kotsch-a-Kutschin
(Lowland people) und die Tenan-Kutsclnn oder Tananauidianer. Friedrich
Mui.LER beschränkt die Bezeichnung L, auf die Vunta-Kutschin oder Digothi,
welche östlich vom Porcujune Flusse und im Osten am Mackenzie wohnen,
doch scheint es richtiger die obere Ausdehnung gelten zu lassen, wenngleich die
Bezeichnung L. eine wissenschaftlich durchaus unbefriedigende ist und besser
durch den Namen Kutschin oder Dindschieh ersetzt wird. Jeder Stamm hat
seinen eigenen Hfluptling, das allgemeine Ausseh«!, Kleidung, Gewohnheiten
\md Sitten sind aber insgesammt so ziemlich dieselben. Ausser der Stammes*
eintheilung besteht bei ihnen noch eine andere, interessantere und wichtigere.
Alle werden nSnilich, olinc Rucksicht auf den Stamm, in drei Grade: Tsrhit-sa,
Nati-sa und A-tul-sa eingetl-eilt ; die ersteren sind die reichsten, die letzicrcii die
ärmsten. Nur holt sich in der Regel der Mann seine Frau nicht in seiner eigenen,
sondern heirathet in eine der anderen Klassen hinein. Vielweiberei ist bei den
L. mehr im Schwange als bei ihren Nachbarn. Der L. vervielfiiltigt seine Weiber
gerade so wie ein Bauer seine Lastthiere; viel anderes sind sie ihm auch nicht
Die L.-Weiber stehen in ihrem Aeusseren den Männern nach und sind auch an
Zahl geringer, zumal früher die Tödtung weiblicher Kinder üblich war. Es giebt
keinerlei Heirathszeremonien, auch ist keine verläufige Bewerbung erforderlich;
das einzige was verlangt wird, aber auch in allen Fällen unerlässlich ist, ist die
Einwilligung der Mutter. Weder Vater noch Bruder haben eine Stimme in dieser
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Louis! adeninsulaner — Louz-ze.
«55
Angelegenheit. Die Kleidung ist bei allen Stämmen die gleiche, und beide Ge-
schlechter unterscheiden sich hierin nicht viel von einander. Sic besteht ans
einer Art ledernen und sehr nett von ihnen selbst verfertigten Tunika oder zu-
pespitztem Hemd und Hosen, an welche die Scliulie befestigt sind. Die Tunika
der \S eiber ist etwas länger, vorn rund statt spitzig und reicher mit Perlen und
Hiaquamuscheln verziert, welche beide Geschlechter leidenschaftlich Heben. Die
Männer bemalen ihre Gesichter und durchstedien die Nasenscheidewand, in
welcher sie zwei oder mehr Hiaquamuscheln anbringen. Die Weiber tättowiren
sidu Ihr Kinn ist von einem Mundwinkel zum anderen mit vertikalen Linien
bedeckt Die L. sammeln ReichthUmer an und haben ein Tauschhandelsystem.
Perlen dienen als Verkehrsmittel. Wer die meisten Perlen besitzt, gilt als der
Reichste. Einige Stämme treiben fast gar keine Jai^d, sondern handeln all ihr
Pelzwerk von fremden Stämmen ein, zu denen sie dieserhall) alljährlich Reisen
unternehmen. Früher verbrannten die L. ihre Todten, jetzt legen schon mehrere
Stämme ihre Todten aul ein Gerüste oder begraben sie in den Boden. Bei der
Beeidigung ^ebt es nur wenig Ceremonien, wenn der Verstorbene nicht ein
Häuptiing oder sonst angesehener Mann war. Das Eigenthum wird entweder
vemichid^ oder mit dem Besitzer begraben. Eine Zeit lang unterhült man nScht>
liehe Wehklagen und während dieser Zeit muss der nächste männliche Verwandte
Fleisch, Fett, Pelze, Perlen u. s. w. <tir den dabei abzuhaltenden Todtentanz,
herbeischaffen. Alle Eingeladenen nehmen Teil daran. Das Festmahl wird
während des Tages gehalten, und Abends beginnt der Tanz, indem alle sich in
einem Kreise herumbewegcn und jeder es seinen Kameraden in den Verdrehungen
seines Körpers zuvorzuthun sucht, wobei sie aber mit den Füssen bewunderns-
weith Takt schlagen. Der Tanz ist von einem Gesang oder einer Art Trauer*
Ued begleitet, in welchem die Eigenschaften der Dahingeschiedenen aufgezählt
werden. Einige der Melodien sind ungemein rtthrend und schön. Religiöse
B^iifie haben die L. sehr wenige und unbe^mmte; sie wissen wohl von einem
höchsten Wesen, doch übt dieser Glaube keinen Einfluss aus auf ihre Handlungen.
Es giebt keinen regelmässigen Priesterstand. Wer Lust dazu fühlt, kann ein
>Medicinmann* (Arzt und Zauberer) werden; allein einige stehen in viel höherer
Achtung als andere, da sie eine grossere Gehchicklichkeit besitzen, Krankheilen
wegzubeschworen oder künftige Ereignisse vorherzusagen. Auch glauben die L.
fest, dass die Zauberer die Macht haben Indianer aus der Ferne durch ihre
Zaubermittel zu tödten. Die L. sind im Ganzen genommen ein unruhiger, wilder,
grausamer, blutdürstiger und verrätherischer Volksstamm, obgleich es unter ihnen
manche ehrenweräie Ausnahmen giebt, dabei äusserst abergläubisch und leicht-
gläubig. V. H.
Louisiadeninsulaner, Halbpapua der Sprache und Abkunft nach, v, H.
Loups, so heisscn die Kanadier die Pawnees (s. d.). v. H.
LrOurdes-Vieh, ein mittelgrosser gclblichweisser Schlag des Pyrenäenviehs,
der hauptsächlich in der Umgebung von Lourdes angetroffen wird und sich durch
gute Milchproduktion auszeichnet. R.
LotiMC» wilde Nomaden Yttnnans, ungemein räuberisch, daher gefürchtet
und gemieden, nur wenig bekannt. Sie gebrauchen eine eigene Sprache, ohne
lesen und schreiben zu können, und huldigen einer heidnischen Religion, die
im Glauben an böse Geister und an der Nothwendtgkeit blutiger Thieropfer
gipfelt. Ihre Kleidung besteht aus den Fellen erlegter wilder Thiere und ihre
WaflfenausrUstung aus Pfeil und Bogen, langen Speeren und breiten Schwertern,
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LoTAle — Loxonen».
welch leUtere sie aller Wahrscheinlichkeit nach von ihren Nachbarn, den Katscbin.
erstehen. v. H.
Lovale» Bantuvolk um den Dilolosec und den Quellwassern des Sambesi
wohnhaft, v. H.
Lovenia (nach S. Lov£N, Professor und Akademiker in Stockholm, durch
gründliche Arbeiten Uber den Bau der Echinodermen bekannt^ zugleich der erste,
der die Schneckenzungen naher untersucht hat), Agassi/, und Desor 1847, nächst-
vcrwandt mit /u/i inüiijrdmM , durch sehr lange, haarformige Stacheln ausge-
zeichnet, die auf sehr grossen Höckern mit vertieftem Hofe sitzen. Mehrere
Arten, vom rolhcii Meer bis Neu-Holland und Japan verbreitet. E. v, M.
Lowland people, s. KutM: ha-Kutsrhiii und T.oticheux. v. H.
Loxia, I.. (gr. noiii. jjroiir.;, Cialtung der l inken (Irin^ilitdai), mx Unter-
gruppe der Pyrrhulinae (.s. d.) gehörig, von anderen Finkenvdgeln durch einen
eigenthQmlich geformten Schnabel unterschieden, in dem die hakig gebogenen
Spitzen beider Schnabelkiefer nicht aufeinander greifen, sondern sidi seitlich
kreuzen. Diese Schnabclform liängt innig mit der Ernährungsweise der Kreuz-
schnäbel zusammen, indem sie ein recht geeignetes Werkzeug zum Spalten der
St luijipen nn den 1 i( hten/;ii)fei> und Ausklauben der Samenkörner abgiebl.
Der .Schwanz ist wesentlich kürzer als fier Flügel und ausgerandert, bisweilen
fast gabelig tief eingeschnitten. — In ilircr Lebensweise hal)en die Kreuzschnäbel
manches Eigcniluim liehe. An eigentliche Standquaitiere, an Brutorte, zu welchen
sie alljährlich zurückkehren, binden sie sich nicht. Vielmehr füliren sie Vaterlands-
los ein Zigeunerleben. In Waldungen, wo die Naddholzsamen gut gerathen sind,
erscheinen sie plötzlich, verweilen daselbst monatelang, um zu brUten, und ziehen
weiter, andere Reviere au&usuchen. Eine bestimmte Brutzeit wird nicht inne-
gehalten; sie nisten sogar mitten im Winter. Ihre Nahrung besteht der Haupt«
Sache nach in dem Samen der Nadelbol/.er ; ihre Jungen ftittern sie mit ge-
quelltem Nadelholzsamen aus dem Kröpfe, hu Rannigczweig bewegen sie sich
nach Art der Papageien, indem sie mit Hülfe des Schnabels umh erklettern. Von
dert seclis bekannten Arten, weh he Kuropa, Asien und Nord-Amerika bewohnen,
kommen zwei in Deutschland häufiger vor: Der Fichtenkreuzschnabel,
L<fxia curvirpstra, L., von rothem Gefieder, Flügel, Schwanz, eine Binde hinter
dem Auge und um die Ohrgegend hemm schwarzbraun. Jüngere Männchen sind
je nach dem Alter oHvengelb, hellgelb oder orange, die Weibchen gnittoliven>
grün. Der Kiefernkreuzschnabel, Z. piiyepsUtacus , Bchst., unterscheidet
sich von dem vorgenannten durch bedeutendere Grösse und kräftigeren Sdmabel.
Eine dritte, selten in Deutschland beobachtete Art, der Bindenkrcuzschnabel,
L. bifasciata, Rr., gehört Nortlof :t-Kuro|)a und Nord-Asien an und ist an zwei
weissen Qu er binden über den hlugel kennthch. Rcuw.
Loxocemus, Cope, Untergaiiung von Fyilwn, Cirv. Pf.
Loxodon (F. Cuv.) Falc, Untergattung des Proboscidiergenus Elephas^ L.
(s. a. d.) mit der einzigen recenten Art Z. trfrkanus, Falc., »afrikanischer Ele*
phant«. Bezüglich der anatomischen und biologischen Verhältnisse sowie der
Literatur s. Artikel Proboscidia. — LoxMhn^ IIL Hle., indische Selachie^gattung
der Familie Carchorüdae, Gthr. v. Ms. '
Loxonema (gr. schiefer Faden), Philups 1841, fossile Meerschnecke etwas
unsicherer Stellung, jetzt mit den sogen. Chemnitzien des Muschelkalkes («;. Bd. II,
pag. 112) zu einer eigenen ausgestorbenen l amilie Psatdomelaniadent. gerechnet,
langgethürmt, Windungen mehr oder weniger von einander abgesetzt, mit senk-
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LoauipholiB — LucenmiidBC.
«57
rechter Strciuinf:::, Naht etwas schiefer zur Achse als bei den verwandten ( lattungcn
(daher der Name), Ausscnwand der Mündung S-förmig. Im Allc^emcincn nur
wenige Ccntim. lang. Schon im SiUir beginnend und bis in die Trias sich foit-
setzend, einige chaxakteristische Fonnen, wie das Chemnitzien-Ihiiliche L. inae'
qmi^iaäm, Mi)nstbr, und das tiefer eingeschnittene kantige Z. suk^kttrohftnaria
desselben in den Schichten der alpinen Trias bei St. Cassian in Süd-Tirol. E. v. M.
Lozopholis, CoPE 1868 (gr. ioxos schräg), Tejiden-Gattung aus Cohimbien. PP.
Loxorrhochma, Schm^vrda (Name?) Gattung der Nemertideot Farn. TeirO'
rhügf y Knj yf mit vier qnerständi^cn C m üben. Wr>.
Loxosiphon, Dit s. (gr. = verdrehte Rnlire). Gattung der unbewaffneten
Cicphyreen. Fam. Aipuiosiphonidäe Qr.v i kki aci s. Neben dem Rüssel zwei Schilder-
Anus rückenständig. Lebt im stillen Ucean und benutzt, wie es bcheinl, die
Schildchen als Bohrwerkzeuge in Korallenfelsen (Chamtsso). Hierher auch die
Gattung AspiJosiphott, Dies. Wd.
LoyalitätBUisulaner, hauptsächlich Halbpapua, besitzen zwei Dialekte: Lifu
und Mare. 10000 — 15000 Köpfe; gleichen im Aeusseren, Stten und Cuiturzu-
stand den verwandten Neukaledoniern, mit welchen sie seit lange in Verkehr
stehen. Sie sind geübte Seefahrer und ausserordentlich kluge Handelsleute,
sprechen meistens englisch nnd verrlingcn sich auch als Matrosen auf britische
Schitie. Mail dart sie als /iemhch christianisiri bc/ciclincn. v. II.
Lua, eine der grossen iiiul mächtigsten Familien der lierber in Nord-Afrika
zur Zeit der arabischen Einwanderung. v. H.
Luabo, Zweig der Ostbantu, südlich von Quilimane. v. H.
Liuanci, nach PtolemAos eine Unterabtheilung der Callaici Bracarii. v. H.
Luanda, Zweig der Centralbantu, nördlich vom Tanganyikasee. v. H.
Luba. Stamm der Mitte (s. g.). in Mittel-Afrika, welcher ganz besonders
der Mode fröhnt, kegelförmig geschliffene Quarzstücke, die bis zu 6 Centtm. lang
sind, durch die Lippen zu stossen. Das Ideal der h, scheint das Rhinozeros zu
sein. V. H.
Lubaeni. Nach r roLEMÄos eine Unterabtheilung der Callaici üracarii. v. H.
Lubbar, isländische Bezeichnung des schottischen Schälcrhundes. R.
Lubomirskia, Dvbowsky 1880. Schwammgattung aus dem Baikal-See, ohne
Gemmniae. Scheint nach anderen Autoren mit Spongilla in keinem Zusammen-
hange zu stehen. Mdm. Ac. St Petersb. (7) XXVII. Pf.
Lttbo, Wilder, angeblich reiner Malayenstamm im Iimem Sumatia*s. v. H.
Lubuschaner. Slavenstamm der Vorzeit, um die Stadt Lubuscha» jetzt
Lebus, wohnhaft, nordöstliche Nachbarn der Slubjaner. v. H.
Lucaner. Alte Volkerschaft Unteritalicns, in T.ucanien und Bruttium, w.ihr-
scheinlich ein ausgesendeter samnitischer Stamm, der zuerst um 396 v. Clir. als
Bundesgenosse des älteren Dyonysios und als Gegner der I huriner in der Ge-
schichte erscheint. Die L. wurden von den Römern im Kriege gegen Pyrrhus
untmrorfen. v. H.
Lucanidae, s. Hirschküfer. E. To.
lAKamu, L. (lat Hain), s. Hirschkäfer. £. Tc.
Lucemariidae, oder Calycozoa, wurden früher als eine eigene, die Medusen
und Anthozoen verbindende Hauptabtheilung angesehen; jetzt betrachtet man
sie einfach als festgewachsene ^^edusen. Häckei.'s Diagnose der Abtheilung lautet:
»Stauromednsen mit gelapptem oder eingeschnittenem Schirmrande, welcher
durch 8 tiefe Buchten in 8 hohle oder radiale Lappen oder Arme zerfällt; am
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!
158 Luceni« — Lndiise.
Ende jedes Armes ein pinselförmiges Büschel von hohlen, geknöpften Tentakeln.
8 principale Tentakel entweder in adhaesive Raodanker verwandelt oder fehlend.
Kranzmuskel des Schirmrandes in 8 isolirte Randmuskeln xeriallen. Auf dem
Scheitel des Schirmes ein Stiel zum Anheften.c HAckel thdlt die Familie in
die beiden Unterfamilien ^tx JF/alicystiden ohne Mesogontaschen und /b/SpwAicdbi
mit Mesogontaschen in der Subumbralwand der 4 Radialtaschen. — Für die
Gnttung Lurernaria ist im Gegensatz zur Gattung HaUclystus der Mangel der
Randankcr charakteristisch. — Z. quadricornis O. F. Mull. Atlantischer Ücean
bis (irönlancl, Nordsee; L. pyramidalis, Atlantische Küste von Nord-Amerika;
L. tnjunätbuüjormis, II., Spitzbergen; L. campanuiata, Lamolk. turop«iische
Küste. Fr*
Lucenses. Unterabäieilung der Callaid Bracarii. v. H.
Liudiase. Bantuvolk Sdd-Afirika's am Cuasgo, Nachbarn der Quirobande.
Die L* bauen auf ihren Feldern Erdnüsse« etwas Maniok» Bohnen, Ricinus und
Baumwolle, aber alles in so geringem Maasse, dass es kaum fUr den eigenen
Bedarf genügt. Die begeben sich selten auf Reisen und verlassen ihre Dörfer
eigentlich nur, um der Felle wegen Antilopen zu jagen. Die Feldarbeit wird
durch Manner und Frauen besorgt. Die L. arbeiten in Eisen, das im I^nde
gefunden wird, und fertigen ihre Geräthe sämmtlich selbst an. Sie benutzen
Zunder, Stahl und Stein, um Feuer anzumachen. Die Feuersteine werden von
den Quibocos oder Quiocos eingefQhrt und lür Wachs dngetauscht, wflhiend
sie den Stahl selbst aus Schmiedeeisen herstellen, das in rotbglOhendem Zu-
stande in kaltes Wasser geworfen und dadurch erhärtet wird. Der Zunder wird
aus Baumwolle angefertigt, die mit den fein zerstossenen Kernen der Steine
einer »Michac genannten Frucht vermischt wird. Die Körbe, welche die Weiber
der L. gebrauchen, sind von den der Quimbande verschieden und werden auch
in anderer Weise getragen, indem sie an einem breiten Reifen Baumrinde um
[1( r\ \^o\){ herum auf den Rücken herabhängen. Durch diese Art des Tragens
dc! körbe bind die Frauen verhindert, die Kinder in der m Afrika gebrauch-
lichen Weise auf der Schulter su haben, so dass die Kleinen an der Seite fest-
gebunden werden müssen. Unter den Mädchen bemeilte lifajor Sbrpa Pinto
nicht wenige, welche wirklich elegante Formen und anmuthige Haltung besassen.
Kleidung haben sie nicht, ein schmaler Streifen Baumrinde vertritt <fie Stelle des
Feigenblattes. Männer und Frauen haben ohne Ausnahme die vier Vorderzähne
dreieckig ausgeschnitten, so dass sich bei gcsciilossenen Zähnen in der Mitte
eine rautenförmige Ocffnung bcfmdet. Fast alle I,. besitzen einen Kinn- und
kleinen Schnurrbart. Aussergewöhnliche Formen des Haarschmuckes sind iinien
dagegen unbekannt. Die Männer tragen einen breiten Gürtel aus gegerbtem
Txder, der vermittelst von ihnen selbst angefertigten Schnallen befestigt wird,
bedecken ihre BlÖsse mit Fellen und schtttxen sich ausserdem mit »U^ondas«
dner Art roher, aus der Rinde verschiedener Baumarten gewebten StofEes, gegen
die Kälte. Töpfe und Gefässe stellen sie nicht selbst her; dieselben weiden
von den Quimbande eingetauscht. Dagegen fertigen sie Armspangen aus Kupfer
an, das sie für Wachs von den Lobares einhandeln. Die Häuser werden aas
1,3 Meter hohen Baumstämmen — so hoch sind die Mauern — gebaut, indem
die Zwischenräume zwischen je zwei derselben mit 'l'hon oder Stroh ausgefüllt
werden. Die Dächer sind mit Stroh gedeckt und sehen aus wie chinesische,
da das Rahmenwef k aus sehr dünnen Stäben hergestellt wird, welche sich nach
innen biegen. Die Vorrathsräume befinden sich auf einem sehr hohen hölzernen
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Lnchnpunie — Lnona«
159
Rahmenwerk mit Strohgefleclit, über welchem sich ein beweglicher Deckel be-
findet, der entfernt werden muss, ehe man an die im Innern aufgespeiclierien
Waaren kommen kann. Vermittelst einer Handleiter gelangt man zvl diesen
KAumefi, die eigentlich nichts weiter sind, als riesige wasserdichte Körbe mit
kegelförmigen Deckeln. Die Htthnerhäuser and viereckige Pyramiden aus Baum-
zweigen, welche auf vier hohen Stangen stehen, um die Insassen vor den An-
griffen kleinerer Raubthiere zu schatten. In der Mitte der Dörfer st.-ht ein Kiosk
oder Tempel, der als Versammlungsort ftir eine allgemeine Unterhaltung dient
Die T- bereiten aus Wasser, TTonig und zerkleinertem Hopfen ein ungemein
alkoholartiges »Bingundoi genanntes Getränk, das in einer Kalebasse gemischt
wird und gährcn muss. Um kleine Antilopen und Hasen zu fangen, benutzen
sie eine Schlinge oder Falle, dViivh, welche sehr sinnreich auserdacht isC v. H.
IfUCliwplime, Lycosa, s. Jagdspinnen. £. Tg.
Lndae (von lat. htx, wegen des Leucfatens), Savigny 18 16, Name für die
Ordnung der Tunikatien, wdiche die ^osomen (s. d.) enthält. E. v. M.
Lucina (mythologischer Name, i lang), Brugui£:re 178«, Meeraiuschel, Typus
der Familie der Luciniden, s. diese), von den Übrigen Gattungen und überhaupt
von allen anderen Muscheln leicht daran zu unterscheiden, dass der vordere
Muskeleindruck langgezogen neben dem vorderen Theil der Mantellinic sich hin-
zieht und nur oben im spiticn Winkel mit ihr zusammentrifft. Schale mehr
oder weniger linsenfürmig, meist wcisslich, mit deutlicher Lunula; Schlosszähne
1—2, oft mehr oder weniger verkümmert, ebenso der vordere und hmtere Seiten-
zahn. Schlossband tief eingesenkt. Fuss sehr langgestreckt mehr oder weniger
qrlindrisch, nur durch Einbiegen innerhalb der Schale Platz findend, wahrschein«
Uefa zum Eingraben in feuchten Grund dienend. Jederseits nur ein Kiemenblatt.
Neben der Ausbildung des Schlosses ist auch die Skulptur und die Gesammt-
form der Schale innerhalb der Gattung sehr verschieden und man kann danach
passend mehrere Unterabtheilungen machen. A. Schloss- und Seitenzähne gut
ausgebildet, Skulptur gegittert; Umriss ziemlich kreisförmig, Wölbung schwach
(Codakia). Hierher die grosste Art, L, ttt^crina, Linne, Tigerzunge wegen der
rauhen üuerüaclic genannt, 70 MiUim. lang und hoch, aussen weiss, innen
adiwefelgdb mit purpurrothem Scblomand; hauhg in West-Indien und Brasilien;
ähnliche im indischen Oceane; in Euro]>a nur kleine Arten, wie L. rettculatat
Fou (peeUn mancher Autoren), 10 bis höchstens 13 Millim., im Mittelmeer. —
B. Nur concentrisch gefurcht, stark gewölbt, dickschalig (Lucina im engeren
SinneX Schlosszähne ausgebildet, Seitenzähne entweder ebenso, Z. columbella,
I.AMARCK, mit tiefem, vom Wirbel zum Rand ausstrahlenden Einkniff an der
Hinterseile, charakteristisch flir die europäischen Miocänschichten und jetzt nocli
an den Küsten von Senegambien lebend, sowie die älmliche L. pcnnsiivanica,
LiNNt, aus dem slidlicheren Theil Nord-Amcnka s — oder die Seitenzähne ver-
kümmert, L. ßorcalis, Linn£ (raäula auci.), die grösste europäische Art, nicht
selten an sandigen Küstenstellen Norwegens, 35 Millim. hoch und breit, im
Mittelmeer viel kleiner. — C Myrtea, Turton, mit concentrischen Lamellen, die
am Kinterrand in Spitsen ausgehen. Seitenzähne langgezogen, Sdtlosszähne ver>
schwindend: L. spini/era, Montagu, Nordsee und Mittdmeer. — D. Divariceila,
glänzend weiss mit eingeschnittenen Linien, die nach vom und hinten schief aus-
strahlen, aber in der Mine sich unter spitzen Winkeln oder im Bogen vereinip:en, sonst
glatt; Schloss und beitcnzäline selir klein; L. divaricala^ LiNNt (commutata, Fhilippi),
nur 5—7 Millim., im Mittelmeer, etwas grössere in den tropischen Meeren. E. Lo-
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Luciniden — LudwiBsbiirg.
rii>is, Vou, glali mit nur schwachen concentrischen Streifen, linsenförmig, Schloss-
und Seitenzähne nur angedeutet. Z. lacteaf Linn£, milchweiss, 15—20 Millim.,
auf Schlammgnind im Mittelmeer häufig und zuweilen auf den Markt gebracht,
nach Gestalt und Farbe mit dem Samen der Lupine verglichen und daher htpin»
genannt — Endlich F. Am^niia, Link, ganz zahnlos, hierher unter andern
/. cJcnhdat LiNNit, verhültnissmässig dünnschalig, mit concentrischen Lamellen
und erdbrauner Schalcnhaut. 70 Millim. lang und hoch, im Schlammgrund der
Mangledickichte an Flussniüiidungen in Ost-Indien. Im Ganzen kennt man etwa
100 lebende und gegen 300 lossilc Arten, letztere bereits i'm Silur beginnend
(L. prisid, I1isi\(;kk auf (joiland), zahlreicher im Devon der Kifel und Nord-
Amerikas (l'aniijcias, J. Hall), dann wieder in der alpinen I rias bei S. Cassian,
im milderen und oberen Jura, in der Kreide und sehr zahlreich im TerdSr.
ZiTTEL, Handbuch d. Palaeontologie II, pag. 94. — Monographie der lebenden
Arten bei Rbbve, conchologia iconica, 6. Bd. 1856. £. v. M.
Luciniden (nach der Hauptgattung Zucina, richtiger Lucinaden), Familie der
zweischaligen Muscheln, Abtheilnng Dimvaria hüeqrop'^liaia. Schale gleicliklappig
und ungleichseitig, meist von annähernd kreisförmigem Umriss und massig ge-
wölbt, Schlosszähnc schwach ausge!)ildet, in geringer Zahl unter den Wirbeln zu-
sammengedrängt, mit oder ohne Sciten/.ahne, al^o ahnhch denen von Venus oder
Cardium, dagegen die Mantelrunder nur soweit vcrwachiscn, dass eine einzige
abgesonderte Oeffnung am hintern Rande sich abtrennt, wie bei Mytilus; zwei
Schtiessrouskcln, keine Mantelbucht; Fuss mehr oder weniger verlängert, wurm-
förmig. Schlossband mehr oder weniger zwischen die Schalenrlnder eingesenkt.
Je nachdem nun auf die auch an der Schale sichtbaren Kennzeichen oder auf
diejenigen des Mantels und Fusses mehr Werth gelegt wird, stellt man diese
Familie näher zu MyiUus und Unio (Cuvikk, Stoliczka) oder zu Cardium und
Venus (LiNNft, WüoDWARi), Nel'MaviO. nie wirhtif^stcn Gattungen sind Lucina,
Diplodonta, Utigulina und in weiterer Ausdehnung auch KcUia, Turionia, MorUa-
cuta, Lfpfon und Gdhomma, siehe diese. K. v. M.
Lucioperca, Ctv., Hechtbarsch, Gattung der Fischfamilie Percidae. Starke
Z;ihne (^Hundszähne) an der Aussenseite der Reihen von Hechelzähnchen in den
Kiefern, 2 Rückenflossen. Kiemendeckel meist unmerklich bedornt, Vordeckel
gezähnt. Körper schlank, kleinschuppig. Zunge glatt. Flussfische der nörd-
lichen Gegenden der alten und neuen Welt L, san^a, Cuv. Zander, Sander
(auch Amaul, Nachmaul, Hechtbar;fch, Schill, Schiel, Sandbarsch, Sandart ge-
nannt). Kopf langgezogen, bechtartig. Grau, Rücken wenigstens in der Jugend
mit dunkleren Querbändern. Starker Rauber, 50 — 100 Ccntim. In den Flüssen
Mittel- und Ost-Kuropas, besonders Flbe und Uder, auch Donau, fehlt im Rhein-
gebiet, auch in i'rankrcich und England. Sein Fleisch ist eine gesucht^ aber
theure Speise. Zucht schwierig wegen grosser Emjjfmdlichkeit. K.h£.
Luckimuthes, Oregon-Indianer in Grande Ronde, jetzt fast erloschen, v. H.
Lttcumbi, erloschene Quiloindianer. v. H. ^
Ludanah, arische Hindu, wie die Brindschari, Getreidekäiner ohne Heimath,
welche mit den Ihrigen in Zelten leben; sie ziehen bewaffnet, auch im Kriege
unbelästigt, in grossen Kaiavanen mit Tausenden von Ochsen im Lande um«
her. V. H.
Ludwigsburg. Unter den Grabhügeln Süd-Deutschlands ragt das von Prof.
O. Fkaas aufgedet kte kleine »Arpergla unweit Ludwigsburg hervor. Her Hiigel
halte einen Durchmesser von 65 Metern. Man drang mittelst eines Ötoiiens in das
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Löckemllnie — Luft
Ihnefe des HUgelfl eiii. Bd 18*3 StoUenlftnge tnf man auf eineii vieieclügen
Hohlntum» der mit Balken und DieUen attq;elegt war. In dieser Grabkammer
stiess man anf Asche und caldnirte Knochen. In der Nähe dieser Menschen-
reste lagen folgende Gegenstände: i Ring aus Ebenholz, i Gttitelschnalle, be-
legt mit Goldblech, t Dutsend rund geschlagener Goldplättchen und vier Gold-
blechlitzen; alles eigenartig omamentirt. Ausserdem lagen hier 2 Schalen von
gricciuscher Form, innen bemalt (eine opfernde Priestcrin darstellend), aussen
mit aufgesetzten Holdblechen gamirt, femer 2 goldene Hornchen von 2 Cm.
Länge, an deren Ende em Widderkopf. Dies auf der Westseitel Auf der Ost-
sette fanden sich 4 Broocegefässe: ein x Meter im Durchmesser haltender
Kessd, I getriebener» ^linderibrmiger Eimer v<mi 30 Cm. Höhe, eine Kanne mit
au^dadener Schnause, deren Henkel mit Thierköpfen vernert, i grosse zwd-
henklige Vase mit wohlriechendem Harx erfUUt. — In der Mitte des Hügels txaf
man nur auf Pflanzenerden, Mausknochen und Geschirrscherben. Das Haupt-
grab war vor Jahrhunderten schon ausgeplündert worden. — Für die Zeitstellung
dieser Grabfunde erscheinen die Ornamente des Goldbleches, ferner die zwei
griechischen Schalen mit rothcn Figuren auf schwarzem Gnin lc .md die Formen
der Ausgusskannen von Bedeutung. Nach diesen Anhaltspunk Lea wiid man tlie Ber-
gung dieser reichen Gold- und Broncefunde, welche zu einem Fürstengrab ge-
hörten» in dieUebcrgangszeit von der Hallstätter sur la-Tlne-Zdt (etwa in das $• bis
3. Jahrhundert vor Christus) setzen dürfen. Nahe stehen nach Jnhah und Zdtsetzong
diesen schwätnschen Funden die aas dnem Grabhttgel von Rodenbach in der
bayerischen Pfalz herrührenden Objekte. — Vergl. Lindenschmitt, »Alterthümer
unserer heidnischen Vorzeit.c III. Bd., XII. H., 4. 5. 6. Tafel mit Text. C. M.
Lückenzähne. In dem Gebiss der Raubthierc ist einer der Backenzähne
durch die scharfe, zackige Form seiner Krone ausgezeichnet. Ks ist dieses der
Reisszahn. Die vor dem Rcisszahn stehenden Backenzähne (Praemolaren) werden
als LUckenzähne bezeichnet. — S. auch Zaiinentwicklung. D.
L&stefnlieit ist physiologisch ein Gemdngeitthlscustand vom Charakter der
Lust Es wird mit dem Wort die aktive, nadi aussen hin gerichtete Tendenz
dieses Gemeingefühls, ntmlich die Riditung auf dn in diesem Zustand begehrens-
werthes Object bezeichnet. Auch wird dieses Wort gebraucht zur Bezeichnung
der inviduellen Charaktereigenthümlichkeit solcher Personen, bd denen die Lust
leicht und intensiv Begehrungsthätigkcit anregt* J.
Lütticher Taube, s. Brieftaube. R.
Luft. Die Luft ist das Athmungsmittel aller Thiere, nicht bloss der in der
sogen, atmosphärischen Luit lebenden, sondern auch der Wasserthiere; denn
diese besiehen ihren Sauerstoff nicht dadurch, dass sie das Wasser in sdne
Elemente (Wasserstoff und Sauentoff) zerlegen, sondmi aus dem vom Wasser
absorbirten Quantum atmosphfirischer Luft, was durch die Thatsache bewiesen
wird, dass in einem Wasser, dem man die Luft entzogen ha^ die WaMerthiere
sehr rasch sterben. Die materielle GrundUige der atmosphärischen Lufl ist ein
überall fast genau gleiches Gemenge (keine ( hemische Verbindung) von Stick-
stoflT und Sauerstoff" im ungefähren Verhältniss von 4:1; genauer nach dem
Volum 79^:21 2, nach dem Gewicht 778:23^. Dieser mehr oder weniger
unveränderlichen Grundlage sind wechselnde Mengen der verschiedensten gasartigen
Stoße beigemengt, unter denen am genauesten Wassergas und Kohlensäure unter-
sucht sind, wtthrend die andersartigen, mehr nur dem Geruchdnn zugänglichen
Beimengungen noch nicht genügend geprüft sind. — Ueber die phydologische
Zotl, Andmpol. «. Etknoktk. Bd. V. tl
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i6a Ltift.
Bedeutung der oben genannten Bestandtheile der Luit gilt folgendes: i. Der
Stickstoff, der | ausmacht, spielt keine aktive RoUe^ weder Ittr Thier noch
Pflanze, da kein Orgaidsmus diesen freien Sückstoff an seinen chemischen Lebens-
vorgflngen benflixen kann (bekanntlich ist auch die Pflanze Ittr den Bexog des
Stickstofis zur Bitdung ihrer stickstoffhaltigen Substanzen auf den chemisch ge*
bundenen Stickstoff von Ammoniak, Salpetersäure und anderen SticVstofTver-
bindungen angewiesen). Die Rolle des Stickstoffs ist also die negative eines Vehikels
oder Verdtlnnungsmittels für die physiologisch aktiven Bestandtheile der Luft.
2. Unter der letzteren kommt die Hauptrolle dem Sauerstoff zu, wenn es sich
um den Lebensprocess der TUiere handelt Er ist die Grundlage des Athmungs-
chemismus, der beim Thier bekanntlich darin besteht, dass die oxydablen Be-
standtheile der SäStt und Gewebe des Körpers unter Einwirkung des in KOiper
meist zuvor zur Ozonisirung gelangenden Saueistoflies eine continulrlich partielle
Oxydirang unter Bildung niederatomiger Zersetntngsprodukle und Entlnodung
von thierischer Wärme und Kraft erfahren. Bringt man desshalb thierische
Lebewesen mit einem hermetisch abgeschlossenen Luftquantum zusammen, so
nimmt der Gehalt der Luft an Sauerstoff stetig ab, und wenn man zu dem
Experimente athmungszähe Organismen d. h. solclie nimmt, welche auch noch
unter den ungünstigsten Athmungsbedingnngcn fortzuleben im Stande sind, z. B.
in der Entwicklung begriffene Insecteneier, so kann man durch deren Lebens-
process die Luft ihres Sauerstoffs vollständig berauben, worauf dann anerdings
die Organismen m den Zustand der Lebenslatenz übergehen oder absterben.
Die meisten Thiere sterben jedoch in einem abgeschlossenen Luftquantum lang^
bevor aller Sauenstoff verbraucht ist Steigert man umgekehrt den Sauerstoffge-
gehalt der Luft künstlich, so nehmen alle chemischen Leben sprocesse ein leb-
hafteres Tempo an. Hier muss jedoch sogleich auf einen landläufigen Irrthum
aufmerksam gemacht werden. Im Volk und selbst aus dem Munde der Hygie-
niker hört man von sauerstoffreicher und sauerstoffarmer Luft sprechen. Das
ist falsch. Die Differenz /.wischen der verdorbensten Luft eines Schlafzimmers
und der einer reinen atmosphärischen Luft ist in Beziehung auf den Sauerstoff
bei keiner der vorgenommenen Untersuchungen grösser als ^ g gefunden worden.
Nur in hermetisch geschlossenen Räumen, wie sie unter natOrltcken Veifaältnissen
gar nicht vorkommen, kann eine wirklich sauerstoffiirme Luft entstehen. Dus,
was man mit Recht in praxi Luftverderbniss nennt, ist, wie unten angezeigt
werden soll, nicht Sauerstofimangel, sondern ein Ueberschuss von fremden Bei-
mengungen. 3. Der Wasserdampf, d. h. das gasförmig in der 1 wft absor-
birte Wasser, wechselt seiner Menge nach bedeutend, in unseren Breiten etwa
von 0,3 bis 1 1>, in den Tropen kann der Wassergehalt bis zu 3,6 § steigen. Für
die physiologischen Processe der thierischen Lebewesen ist der Wassergehalt
der Luft weniger in chemischer Riditung von Einfluss als in physikalischer: deim
das Wasser ist kein Objekt, sondern ein Produkt des äiierischen Chemismus,
das fortwährend tm thierischen Körper entsteht Wie alle Zerfallprodukte^ so
muss auch das im Körper entstehende Wasser fortgesetzt nach aussen abgegeben
werden, wenn nicht der Organismus durch wä.ssrige Aufquellung Schaden nehmen
soll. Andererseits verlangt die Abwicklung der Lebensprocesse die Anwesenheit
Wässriger Lösunji^en innerhall) des Körpers, die einen gewissen Concentrations-
grad nicht überschreiten dürfen. Aus diesem Grunde beeinträchtigt sowohl zu
geringe, als /.u hohe Luftfeuchtigkeit das thierische Leben, Namentlich empfind-
lich sind auch rasche Schwankungen. Für die lungenathmenden Thiere kt im
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t63
allgemeinen eine trockene Luft schädlicher als zu feuchte, weil erstere eine
zu starke Wasserverdunstung auf der Atbmungsfläche erzeugt 4. Kohlensäure.
Der KohlenaiucegehiUt der Luft ist unter iiatUjIiclien Verhiltnisaen ein sehr un-
bedeutender, nämlich in der freien Atnioq»häre 0,04—0,06^. Fttr den Asaimi-
letion^rooess der Fflansen ist diese Kohlensäure ein wichtiger pontiver Faktor,
flir den Athmungsprocess der Thiere ist jedoch dieses Quantum indifferent
Erst eine erhebliche Steigerung desselben, wie sie unter natürlichen Verhältnissen
eigentlich nur in Gährkellem vorkommt, nämlich eine Steigerung auf 2 — 3^, ruft
Beeinträchtigung der Athmung und schliesslich Erstickungstod hervor und zwar
desshalb, weil Kohlensäure ein Produkt unseres Lebenschemismus ist, welches
regeiniääsig entsteht und in unserem Körper nie eine höhere Concentration
lüs die gew6hnlidM» «n sich schon hohe erfthren duL Wir wissui aus der
Fhyäologie, das« bei Warmblfitern nur arterielles, nicht aber venOses Blut den
Ldiensprocess su unterhalten vermag. Das arterielle Blut erhält nun 30 Volum»
procente Kohlensäure das venöse 3$^. Der Athmungsprocess hat also die Auf>
gäbe, diesen Ueberschitts von 5 g- Kohlensäure des Venenbluts fortlaufend ans
dem Körper zu entfernen, und dementsprechend findet man in der Ausathmungs-
luft 3^ — freie Kohlensäure. Wie Versuche ergeben haben, leidet bei Warm-
blütern diese Abgabe erst Noth, wenn der Gehalt der umgebenden Luft an Kohlen-
säure, vorausgesetzt dass sie chemisch rein ist, 2^, also etwa den 50 fachen Betrag der
Kohlensäure der freien Luft übersteigt. Auch hier muss wieder betreut Luffcverderb-
rnsa bemeikt werden, dass die praktisch in Frage kommende Luftverderbniss in ge-
schlossenen Räumen ebensowenig einem Plus an Kohlensäure wie einem Minus
von Sauerstoff zuzuschreiben ist; denn selbst in unventilirten Überfüllten Schlaf-
rimmem rte^ der Kohlensäurcgehalt der Luft fast nie Uber 0,7 ^. Nur in Gähr*
kellern und gewissen Grotten erreicht der Kohlensäuregehalt der Luft einen
lebensgefährlichen Grad. 5. Die riechbaren Bestandtheile der Luft. Da
der positiNc Hauplbestandtheil der Luft, der Sauerstoff, unter natürlichen Ver-
hältnissen überall in gleicher Quantität zu haben ist und der positiv schädliche
Massenbestandtheil der Luft, die Kohlensäure, nur unter ganz exceptionellen
Fällen dne bis sor Schädlichkeit gehende Concentration erlangen kann, so ist
klar, dass es sich bei dem praktisch so hochwichtigen Unterschied zmschen guter,
gesunder I^ft und schlechter, schädlicher Luft nur um die bis jetst noch nicht
besprochenen Beimengungen zur Luft handeln kann. Wenn Eingangs gesagt
wurde, dass dies die riechbaren Bestandtheile derselben seien, so gilt dies nur
fer niajora, denn es kommen auch geruchlose Gase als giftige Beimengungen zur
Ath!iuing->Ui1r vor, z. B, Kohlcnoxydgas, das, wenn rein, geruchlos ist. Aber zum
Gltick lur unseren Organismus werden unter natürlichen Verhältnissen diese ge-
ruchlosen Gase nie erzeugt ohne gewisse Beimengung von deutlich riechbaren
Gasen; es weiss s. B. jeder, dass Kohlendunst sehr deutlich gerochen wird.
Somit ist der Geruchssinn auch ihnen gegenüber ein ausreichender Wächter.
Auf der andern Seite haben wir es bei der Luftverderbniss mit dem Staub, d* h.
kleinsten Festkörpern oiganischcr und unorganischer, lebloser und belebter Natur
SU thun, bei denen auf den ersten Blick die Riechbarkeit ebenfalls ausgeschlossen
erscheint. Bei genauerer Betrachtung stellt sich das jedoch auch anders. Alle
Festkörper, namcnilu Ii die porösen, haben die Eigenschaft, in der Trockenheit
riechbare Gase zu absorbircn und bei Befeuchtung sie wieder abzugeben (alle
porösen Körper duften speciliscii, wenn man sie benetzt). Athmen wir staubige
Luft, so werden die Staubdieile auf der feuchten Nasenschleimbaut befeuchtet
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Laft
und geben ihren specifischen Duft ab. Deshalb kfinnen wir audi den Lufbtaab
unter die riechbaren Betmengungen der Luft rechnen. Bei der praktischen
Wichtigkeit dieser riechbaren Beimengungen zur Luft sollen sie im Folgenden
nach Herkommen und Bedeutung etwas genauer besprochen werden, a) Dw
gerährlichsten und häufigsten zur Luftverderbniss führenden Beimengungen zur
Luft sind die Selbst gifte des Mensclicn, die derselbe theils fortgesetzt auf dem
Wepe der l.ungcn- und Haiitnthmunp; an die Hin umgebende Atmosphäre ab-
giebt und die theils den flüssigen und festen Auswurfstoflen des Menschen, wenn
sie nicht in dieser Beziehung unschädlich gemacht werden, entströmen. Sie und
nicht, wie schon oben angeführt, die Kohlensäure spielen die Hauptrolle bei der
in geschlossenen R&UDMn und auch ausserhalb dieser, wo Menschen dicht au-
sammenwohnen» eintretenden Luftverderbniss. Da dieselben qualitativ und quan-
titativ der chemischen Ermittlung schwer zugänglich sind, und weil man von
der Anschauung ausging» dass ihre Absonderung wenigstens beim gesunden
Menschen in einem gewissen mehr oder weniger festen Mengeverhältniss zur aus-
geathmeten Kohlensäure steht, so hnt man sich zur Bestimmung des Grades der
I.'iftvcrderbniss in geschlossenen Räumen, wie sie durch den Aufenthalt von Lebe-
wesen entsteht, der quantitativen Bestinmiung des Kolrlensäuregelialtes bedient.
Hier ist einmal die Vorausctzung nicht richtig: das Quantum der producirten
Selbstgifte steht durchaus nicht immer im gleichen Verhältntss aur Menge der
produdrten Kohlensäure. Sie ist s. B. bei kranken, sowie bei geängstigten und
traurigen Menschen weit grösser, als bei gesunden, was die bekannte Tbatsache
lehrt, dass in Krankenzimmern und Gef&ngnissräumen die Luftverderbniss weit
RChneller und intensiver auftritt als in Concert.sälcn, Banketzimmem etc. Sodann hat
diese Methode den Irrthum erzeugt, als ob die Kohlensäure das wesentliche Luftgift
wäre. Dass dies nicht richtig ist, wurde schon oben n.\c\\ der einen Seite hin gezeigt,
nach der andern Seite hin geht es aus folgenden 'i'lt itsachen liervor. Nicht bloss der
Geruchssinn, sundern auch das Gemeingefühl reagiri sehrdcuLlichaufdiedurchSclbst-
gifte erzeugte Luftverderbniss und dieses Gefühl stellt sich z. B. in Schulzimmem
schon bei einem Kohlensäuregehalt von 0,6 in Krankenzimmern schon bei einem
solchen von o,s^ ein, also bei einem Kohlensäuregehalt, der bei reiner Kohlen»
säure noch nicht die geringste Aenderung des Gemeingettihls hervorruft. Eine
andere Thatsache ist folgende: Da fiir die fraglichen Setbstgifle das Was^r eine
sehr grosse Absorptionsaffinität besitzt, so entsteht namentlich in dem Tliauwasser,
dass sich bei kalter Aussenluft an der Innenseite der Fensterscheiben von mit
Menschen gefüllten Räumen niederschlägt, eine ziemlich conccntrirte Losung von
Selbstgiftcn, und Experimente an Thieren haben bewiesen, dass dieses Thauwasser
ein heftiges Gift ist Bei der physiologischen Wirkung der durch Selbstgifte er-
zeugten Luftverderbniss hat man zweierlei zu unterscheiden ; einmal die E r st wi rku ng.
Sie ist am intensivsten, wenn ein Mensch aus reiner Luft unvermittelt in solche
verdorbene Luft tritt Zu dem schlechten Geruch gesellen ^1 s«^offtBeklemmttngs-
und Lähmungsgefllhle, die man in niedcrem Grad als Bangigkeit, in höherem
Grad als wirkliche Angst bezeichnet (es wird einem »angst und bange). In höheren
Graden tritt sogar Ohnmacht ein. Eine zweite gewöhnliche, aber erst secundäre
Erscheinung, die wir als Keaction des Körpers gegen die acute Vergiftung zu
deuten haben, ist Ausbruch von Angstsch weiss, unter Umständen auch Husten.
Weniger intensiv und stürmisch treten die Vergifiungserscheinungcn bei den im
geschlossenen Raum versammelten, die Luftverderbnis erzeugenden Menschen
auf, da hier der Vorgang der Gewöhnung das Auftreten der Vergiftun^phänomene
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Luft
165
%'erlangsamt, aber mit der Zeit treten aucli hier die gleichen Erscheinungen bis
zu Athemnoth, tiefer Angst und schliesslich Ohnmacht ein, und bei steigender Luft-
verderbniss ist der Tod unausbleiblicli, lange che die Kohlensäure eine bedrohlirhe
Concentration erreicht und der Sauerstoff eine namhafte Verminderung er'alii i n
hat Von dieser Erstickung sind die Folgen, welche andauernder, immcrwieder-
holter Aufenthalt in mäasig verdorbener Luft hervorruft, m tintencheiden* Sie
können kurzweg als »chronische Selbstvergiftung« beseichnet weiden. Diese schafit
einerseits einen Zustand der Körperconstitutton, den man wegen der damit ver-
bundenen Abnahme des Gewebstonus volksthümlich als Verweichlichung bezeichnet
und der theils bereits ein Zustand chronisclicr Krankheit ist, theils eine Disposi-
tion zu akuten Krankheiten fieberhafter und infektiöser Natur (s. Art. »Selbstgiftc,
»Abhärtung,« »Fieber-, »Gesundhcitv;). Ucber den chemischen Charakter der
Selbstgifte lässt sich nur sagen, dass dazu alle wasserl ös 1 ich en Absonderungs-
produkte des Körpers gehören. Unter ihnen scheinen die gefahriictibtcn die AI-
kaloide zu sein, fllr die man neuerdings den Sammelnamen »Leukomalne« vor-
geschlagen hat Eine genaue Analyse sAmmdidier hierher gehöriger Stofie ist
erst von der Zukunft su erwarten, b) die übrigen rienhbaren Luftverderbntss-
stoflfe kann man den vorhergehenden als Fremdgifte gegenttbersteUm; diesdben
sind noch mannigfaltigerer Natur als die ersteren. Die greifbarsten darunter sind
die als Staub in der Luft suspendirten Fremdkörper. Man hat sie (abgesehen
von den belebten Fermenten) mit Unreclit nur als physikalisch schädlich — weil
sie die T.ungenschleimhaut mechanisch rei/en — angesehen. Diese Einschränkung
gilt sicher nur von einem kleinen Theil des Luft^ilaubs, nämlich dem aus nicht
nur gans unlöstichen, sondern auch nicht mit absorbierten Stoffen geladenen Staub,
also s. B. dem Staub aus dichten Gesteinen, wie Granit etc; denn worauf schon
oben hingewiesen» ftlhren namentlich die porösen Staubpartikel (Erdstaub, vege>
labilischer Staub) grosse Mengen absorbirter, bei Befeuchtung freiwerdender
flflchtiger Stoffe u. z. zunächst giftiger Natur dem Organismus su, weil die Pflanzen-
faser und die Erde eine grosse Absc)ri)tionsrtrfinität für wasserlösliche Giftstoffe,
namentlich die Selbstgifte haben und derartiger Staub, der in und um menschliche
und Ihierische Wohnräume entsteht, immer Gelegenheit hat, sich mit diesen ani-
malischen Giften lu sättigen. Aus diesem Grunde ist Zimmer- und Strassenstaub
viel geßthrlicher als Feld- oder vollenife als Wflstenstaub. Besteht der Staub aus
wenn auch nur z, Tb. löslichen Mineral- und Metallpartikelchen, so ist klar, dass me-
diantsche und chemische Schädigung stets miteinander verbunden sind. Eine
besondere Sorte des Luftstaubs sind die Mikroorganismen. Wenn man den-
selben in neuerer Zeit einen besonders grossen Antheil an der Erzeugung von
Krankheiten zuschreibt, so (ibersieht man dabei die Gesetze des Parasitismus, die
besagen, dass der Keim eines Parasiten ?u seiner Entwicklung nicht bloss allge-
meine Entwicklungsbedingungen, sondern specifische bedarf. Diese Mikroorganis
men der Lud verhalten sich nicht anders als ein Bandwurm- oder Ruadwunn-£i,
das nur in dem specifischea Wirth keimt und auch in diesem nur bei einer be-
stimmten Disposition desselben (s. Art »Ansteckung«). Aus diesem Grund und
wohl die meisten Mikroorganismen des Luftstaubs sum weitaus grössten Theil
höchstens mechanisch und desshalb schädlich, weil sie als poröse Körper absor-
bierte Stoffe bei der Benetzung abgeben. Unter den gasartigen Fremdgiften der
Lufl spielen wohl die Hauptrolle die organischen Gifte, insbesondere die,
welche bei der Zersetzung thierischer und iitlanzlichcr Köry)cr u. /,. wahrscheinlich
als Produkte nicht der spontanen Zersetzung dieser Körper anzusehen sind, sondern
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166
Luft
als Exkrctionen der die Zersel^ung hcrvorruiendcn lebendigen Mikrof »rgaTii^^inrn,
der sogen. Fäulnssstermente. Da der Fäulniäspruzess nur bei genügendem Wasser-
gehalt der betreffenden Substaruen vor sich gehen kann, so ist die Luftverderb-
niss durch Fäulnissgase sehr von den Feuchtigkeitsverhältiussen von Luft und
Boden abhängig, auch bei gleich grossen Mengen ^Inissfthigen Materials.
Daher kommt es, dass feuchte LuSt, trotsdem ein grösseier Feucbligkdtsgebalt
an »ch etwas dem Organismus zutrlfgliches ist, in der Regel schlechter ist als
trockne. Feuchte reine Luft findet man nur auf grossen Wasserspiegeln und an
rnschlaufcnden Wassern, wälirend alle feuchten Niedeningen, Sümpfe u. dergl.
feuchte verdorbene Luft liefern und bei Schniutzwettcr die Luft stets unreiner
ist als bei trocknem. Von mehr isolirtem Vorkommen ist die I.uftverderbniss
durch anorganische Gase. Bei ihnen unterscheidet man die, welche wie Chlor-
gas, schweflige Säure etc. Hustenreflex und Stimmritzenkraropf hervorrufen, als irre-
spirabel von denen, die das nicht thon, wie das Kohlenorird, Leuchtgas, und
ähnlich verhält es sich mit den giftigen Exhalationen höher organtnrter Lebe-
wesen. In den Trqpen giebt es allerdings nicht wenige Pflanaen, deren Aitt'
Scheidungen Luftgifte sind, welche auT grössere Distansen wirken. In der ge>
mässigten Zone hat man in dieser Richtung nur damit zu rechnen, dass der Duft
der BUlthen schon in mSj^si^er Concentration Vergiftungserscheinungen bis zu
wirklicher tödtHcbcr Vergiftung in geschlussenca Räumen hervorzunifen vermag,
allerdings bei ni.inchon Hliithen mehr, bei manchen weniger leicht. Bei uns z. B.
ist der Duft von Jasmin, Seidelbast u. a. besonders wirksam. Im Gegensatz hicr-
su steht, dass die Emanationen der griinen Pflanzenthetle nicht nur weniger luft-
verderbend nnd, als die der Blüthen, sondern dass die chlorophyUhaltigen Pflansoi*
thdle durch ihre Vegetation positiv luftreniigend wirken, indem sie sowohl die
Selbstgifle wie die Fäulnissglftc aus der Lufl begierig anziehen und durch Ver*
brauch bei ihrer Assimilationsarbeit vernichten. — Man spricht gewöhnlich in
den Faclischn'flen nur von den Vernn reinigungen der T>iifl und bebandelt die
1,11 1 1 1 ( i n b ei t ab etwas Negatives d. h. als blosse Abwesenheit von verunreinigenden
Beimc!i-^/ir>i;cn Das ist nur zur Hälfte rirbtif^; rlenn es liegt dieser Anschauung
die falsciie Annahme zu Grunde, als gehen die unleugbar vorhandenen beleben-
den Wirkungen der rdnen Luft avf den Ofganismns nur aus von dem physiolo-
gisch positiv wirkenden Factor, dem Sauerstoft, und von der zweiten falschen An>
nähme, als sei die sogen, reine Luft eben nichts anderes als ein reines Gemenge
von Stickstoff und Sauerstoff ohne irgend welche andere stoffliche Beimengung.
Das Gefühl, dass diese Anschauungen nicht gans richtig sind, hat denn auch zur
Ozontheoric geführt; denn man musste eben eine Erklärung dafllr haben, dass
die verschiedenen Luftarten, trotzdem, dass sie alle gleiche Mengen von Sauer-
stoff besitzen, nicht gleich beleljend wirken. Mtin nahm also seine Zuflucht zu
der ScHöNBEi.N sehen Lehre vom O^on, dahin gehend, dass der Sauerstoff durch
andere Gruppirung seiner Atome im Molekül in mehreren Zuständen, aktiven und
inaktiven auftreten könne: das Wort Ozon bezeichnet den aktiven Zustand; und
so schrieb man die AktivitMt der reinen Luft einem vergrösserten Ozongdislt au.
Richtig an der Sache ist offenbar: erstens, dass die bekannte Onnreaction in den
verschiedenen Luftarten verschiedene Ozonmengen aufweist und zweiten^ <ta8t dfe
notorisch sthlecl-.ten I.uftsürfen im allgemeinen geringeren Ozongehalt bcrw. gar
keinen, die guten einen höheren Ozongehalt ergehen. Allein ausreichend lur
Erklärung aller ohwaltcndcn Verhältnisse ist das Ozon durchaus nicht und es
müssen unter allen Umständen die durch G. Jager gemachten Entdeckungen über
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hatL
167
die physiologische Wirkung des Ricchstoffgehalts der Luft hcrbcigexogen werden,
wenn man ein Verständniss für die physiologische Wirkung der verschiedenen
Luitsorlcn gewinnen will. G. Jager hat (s. Art. Konzentrationsgesetz) nachge-
wiesen, dass Beimengung concentrirter und Obelriechender flüchtiger Stoffe zur
Athmungsluft einen dqiriniirenden Einfluss auf das Nervensystem and die gesammte
lebendige Substanx ausübt^ während umgekehrt die Beimengung von Wohlgerllchen
und hocbverdQnnten flüchtigen Substansen einen belebenden Effekt hervorbringt
Mit dieser Angabe befindet sich G. Jaeger in Uebereinstimmung mit dem Sprach-
gebrauch, der eine schlechte, unreine Lufl auch >dick<, >drtickcnd<, und eine reine
T iift sdünn€, tfein«, ^leichti; nennt. Auch liegt in den jAKc.ER'schen Angaben
t iric Erklärung dafür, dass die feinfühlenden Dichter der guten Lufl mit den Aus-
drucken »gewürzige, »balsamische einen positiv günstig wirkenden Gehalt an
Riechstoffen zuschreiben und dass gerade diese Luftqualität es ist, welche z. B.
die reine Mailuit so sehr von einer reinen Winterluft unterscheidet. Im Mai sind
es die WohlgerUcbe der blühenden und knospenden Pflansenwelf^ welche der
Luft ihre physiologische Gttte verleihen, während im Winter dieser Factor fehlt.
Was der Luft im Winter ihre Feinheit gicbt, ist der Umstmd, dass das, was von
Riechstofifen in der Luft noch vorkommt, hochverdünnt ist,, weil mit der erstar-
renden Erde die duflstofflicfernden Fäulniss- wie Vegetationsprozesse sistirt sind
und nur ein Minimum von flüchtigen Stoffen überhaupt noch producirt \s ird. Was
an solchen noch in der Luft sich vorfindet, wird meist durch die T-uflströinungen
vom Meere und den ruciUerstarrtcu wärmeren Erdlheileu zugciuhri und ist selbst-
versUtadUdn jetit ebenfalls betiächtlich verdttnnt Daher kommt dmn auch, dass
im Winter bei gefrorenem Boden, worauf schon früher hingewiesen, mit der
grösseren Luftreinheit auch die Gesundheitsverhältnisse notorisch besser dnd als
z. B. bei Sudelwetter. Durch Jaeger's Lehren gewinnt man einen klaren Ein-
blick in das Wesen der Uif^reinigenden Factoren. Als solche sind bekannt:
a) die Winde. Da die tellurisclien Duftstoffc im allgemeinen specifisch schwerer
sind als die Luft und eben die Erdoberfläche der producircnde Boden ist, so
bilden dieselben bei ruhender Luft eine Schicht höheren Concentrationsgrades an
der Oberfläche und natürlich am meisten in den Niederungen und auf den Thal-
sohlen, während in den höheren Luflregionen die Luft im Vcrhältniss viel reiner
ist, als unten. Auch bezOgUch der wagrechten Ausbreitung findet der Unterschied
statt, dass an Orten, wo eine besonders reiche Duf^roduction stattfindet, wie
in Stfldten, Sümpfen etc. die Luft viel dicker und unreiner isl^ als Uber Feldern,
Wiesen und Wäldern. Die Winde heben diese Differenzen auf, indem die ver-
schiedenen LuflstofTe durcheinandergemengt, und die Duftstoffe gleichmässig ver-
theilt werden, wns für die Orte, in denen die Luft dick war, eine Abnahme
der nuftstoffconcentration, also Zunahme der Reinheit bedeutet, b) atmos[)hä-
n sc 1.0 Nied ersrh läge, Regen, Schnee. Ihre Wirkung begreift sich, wenn man
die riechsioäabiorbircndc kraft des Wassers kennt; die gasförmigen Rieclistoffc,
namentlich die übelriechenden, werden absorbirt und die staubförmigen mecha«
nisch mi^erissen, und da die Erde die Riech^ffe gleichfalls b^^ierig absorbiri^
so werden sie definitiv der Luft entzogen. Bei Schnee ist die l^kung natürlich
dauernd, solange der Sdmee bleibt; bd Regen überwiegt nur bei kurzer Dauer
der reinigende Einfluss, bei längerer Dauer gilt er nur fUr die staubförmigen Ver-
imreinigungen der Lufl, dagegen wird durch den Vorschub, den nasser Boden
und feuchte Luft den Fäulnissprocessen leistet, der Regen indirekt Ursache zur
Lultveiderbniss. c) Gewitter. Diese wirken nämUch ausser durch ihre Nieder-
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i68
Schläge noch in zweifacher Weise; einmal, wie erst neuerdings nachgewiesen
wurde, dadurch, dass die elektrisch gewordene Erdoberfläche den Luftstaub
magnetisch anzieht, somit aus der Luft entfernt und dann, wie schon längst be-
kannt, dadurch, dass die elektrischen Entladungen bei ihrem Durchgang durch
die Luft die organischen Riechstoffe vu niedeiatomigen Stickstoff- und Kohlen-
stofllverbiadungen ojgrdiren. — d) Das bewegte Wasser. Die Absoiptionskraft
des Wassers fttr Riechslofle, namentlich für Qbeiriechende, bewirkt <b, wo das
Wasser einen lebhaften Verkehr mit der Atmosphäre unterhält, wie das nament-
lich beim fliessenden Wasser der Fall ist und bei dem vom Wind bewegten, eine
raschere Aufsaugung der Riechstoffe aus der Luft. Man hat desshalb mit Recht
früher häufiger als jetzt künstliche Zimmerfontainen unterhalten, um die Luft zu
reinigen. Se)bstverstän(ilich darf das Wasser, von dem man eine T>uftreinigung
erwartet, nicht durch Unterhaltung von Fäulnissprocessen mehr Duttütoiie ab-
geben, als es »1 absorbiren vermag, e) Pflansen. Die grünen Pflaasenthdle
sind, wie schon oben bemerkt, sehr wirksame Luftreiniger, da sie nidit bloss die
Kohlensfture der Luft su ihren Aswnilationszwecken verwenden, sondern in
relativ noch höherem Betrag ein Filter für die wasserlöslichen übelriechenden
Duftstoffe, namentlich die animalischen Selbstgifte, also die Stoffe, welche auch
im Dünger wirksam sind, bilden (s. dn- Dictum des Botanikers Mohl: »Was
stinkt, das düngt.) Desshalb ist die Luft über Wäldern, Wiesen, vegetations-
reichen Wassern (wenn hier nicht Fäulnissprozesse das Verhältniss verschieben),
reiner und gesünder als z. B. die über Stoppelfeldern, vegetationslosen, stag-
nirenden Gewässern, und wieder ist sie retner in der Zeit des kräftigsten
Pflansenwuchses als dann, wenn letzterer, wie im Herbst, seine Thätigkeit einge-
stellt hat Von diesem Standpunkt empfiehlt sich auch die Anlage von Gflrten
und Baumpflanzungen in den Städte» und um die Städte und das Halten von
Blattpflanzen in den Zimmern. Zu dieser von den grttnen Theilen aller Pflanzen
ausgehenden Zerstörung übelriechender T.uftbeimengungen (dadurch dass sie
dieselben assimiliren) kommt noch eine andere Art der Luf>reinigung durch
Pflanzen, die wahrscheinlich nicht allen, sondern einein i heu der elhen zukommt.
Es ist eine feststehende Thatsache, dass die harzigen und ätherisch ohgen Pro-
dukte vieler Pflanzen, die diese nicht bloss in ihrem Innern enthalten, soadcrn
auch bei ihrer Vegetation an die Atmosphäre abgeben, auch nadi ihrer Los-
Idsung von der Pflanze andere organische Riechstoffe sentOren. Bekannt sind
als solche das Terpentin, die ätherischen Ode von Rosmarin, Lavendd, den
Thymusarten, dann als ganz besonders kräftig der Kampher, wesshalb alle diese
Pflanzen seit uralten Zeiten als Heilmittel (sie zerstören die flüchtigen Krankheits-
gifte) gebranrhf werden Neuerdings '^'^t 7U den obif^en dris flürhhfje Prinrip der
Eucalyptusbäume gekommen. Man hat specicil bei dem Terpentin die riechstoff-
zerstörende Eigenschaft damit begründet, dass bei Verstäubung desselben ein
Theil des Luftsauerstoffs in Ozon übergeht, und dieses dann der eigentliche Zer-
störer der Riechstoffe ist Bestätigt sich das auch flir die anderen thatsächlichen
RiechstofierstOrer, so könnte man sie als »Ozogenec (ozoneizeugende Stoffe) be«
zeichnen. Zweifellos liegt in der Wirkung dieser t oxogenen« Aushauchungspro-
dukte gewisser Pflanzen die Luftreinheit und Heilkraft der Nadelwaldluft und
auch der Bergluft, weil hier zahlreiche Pflanzenarten ihre ätherischen Oele der
T.iift beimischen. Im Mittel:i!ter verwendete man solche Pflnnzen in nntnra tut
Reinigung der Zimmerluft, indem man die Zimmerböden mit lanncnzweigen,
Wachholderzweigen, Rosmarin etc. bestreute. Heute liefern die Apotlieken diese
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Luft.
»ozogenen« Substanzen in bequemerer Form. Doch muss bei ihrer Verwendung
zur Luftreinigung im Zimmer vor einer zti conccntrirten Anwendung gewarnt werden
f) Die Besonnung. Diese wirkt einmal deshalb indirekt als luftreinigcnder
Faktor, weil die soeben geschilderte riechstoffzerstörende Thätigkeit der grünen
PflanzentheUe in geradem Verbältniss zu ihrer Belichtung steht. Ausserdem wirkt
sie jedoch auch in folgender Weise direkt: Mit der Erwärmung des Bodens
und der untersten Luftschichte erhalten die doit frdwerdenden Duitstoffe einen
erhöhten Auftrieb und überhaupt grössere Flttcbtigkeit, was verhindexti dass sie
dort eine zu hohe Concentration erreichen, dann wird durch die Auftrocknung
den Fäulnissvorgängen das nöthige Wasser entzogen. Allerdings da, wo die Auf-
trocknung nicht gelingt, oder ehe sie gelungen ist, steigt die Intensität der Fäul-
nissvorgängc und so kann örtlich die Hesonnung entgegengesetzt wirken. Mög-
licherweise spielt bei der Besonnung noch das mit, dass die cliemischen Strahlen
des Sonnenlichtes eine zersetzende Wirkung auf hochatoniige Riechstoffe ausüben
und sie in die minder schMdlichen niederatomigen verwandelt Endlich liegt
«n Theil der Wirkung der Besonnung indirekt darin, dass die Abwesenheit ehier
Wolkendecke der Verflachtigung der tellurischen Rtechstofle in die höheren
Regionen der Atmosphäre gttnstig ist Dafür, dass die Besomiung wirklich ein
luflreinigender Faktor ist, sprechen am auffiUligsten zwei Tbatsachen, erstens die
notorisch besseren Luftverhältnisse in sonnigen Wohnungen gegenüber schlecht
besonnten zweitens die notorische Gefährlichkeit der untersten Luftschichten bei
Nacht an Orten, wo übelriechende Gase protlucirt werden. Darin liegt die be-
recluigte Furcht des Volkes vor der Nachtluft. Aber wenn diese Furcht dazu
führt, dass man in den Schlafräumnn nachts die Fenster schliesst, so fiUlt man
von- der Sqflla in die Cbarybdis. Die Selbs^ftproduktion im Schlafe hat zur
Folge, dass in geschlossenen Schlafzimmern die Luftverderbniss viel höher steigt
als in der Bodenluft im Freien. Das oben über die Nachtluft Angeführte sollte
bloss die praktische Consequenz haben, dass man nicht zu ebener Erde oder gar
unter der Erde schläft, sondern womöglich immer in den höchsten Etagen der
Wobnungen, dann aber stets bei gcötTncfeTi Fenstern; denn die gefährliche
Schicht der Nachtluft ist, wie in den Fiebergegenden jedermann bekannt ist,
nur wenige Meter hoch, — Aehnlich wie bei den anderen Witterungseintiüssen
ist auch bei der Besonnung die luftreinigende Einwirkung zeitlich beschränkt.
Da zu lang andauernde Besonnung Trockenheit und Dürre zur Folge hat und
diese die luftrdnigende Thätigkeit der V^tation hemmt und andererseits die
Staubbildung befördert, so schlägt bei zu langer Daner der Besonnung der
günstige Einfluss in ungünstigen um. Ausser den bisher besprochenen
chemischen Faktoren in der Luft muss auch noch der physiologischen Be-
deutung der physikalischen Faktoren derselben einige Aufmerksamkeit ire-
widmet werden, i. Luftwärme. Abgesehen von den Wirkungen der Wärme
überhaupt, über welche der Artikel Wärme« nachzusehen ist, kommt fiir die
Organismen, die in der Luft leben. Folgendes in Betracht: Da mit der Wärme
eine Ausdehnung, mit der KXlte eine Zusammenziehung der Luft gegeben ist, so
liefert uns «n Athemzug bei gleicher Exkurstonsweite der Atfamungswerkzeuge in
der Wirme ein geringeres Quantum Sauerstoff als in der Kälte. Bei den kalt»
Mutigen Thieren wird dies dadurch paralysirt, da» bei Ab« und Zunahme der
Körperwärme die Erregbarkeit der lebendigen Substanz parallel wechselt, bei den
konstant warmen Warmblütern dagegen föllt dieser Ausgleich weg und deshalb
verhalten sich diese zweierlei Gruppen von Thieren je nach der Luftwärme ganz
Luft
entgegengesetzt. Die Warmblüter sind in warmer Luft träger und verbrauchen
weniger Nahrung als in kalter Luft, eiUbprechend der geringeren Zersetzung durch
den SancntofT, während bei den Kaltbl^m mit Abnahme der Temperatur
Appetit und Thfltigkeitstrieb sinkt, meist bis mit dem Wintefschlaf völlige oder
theilweise Laten« der Lebensfiinktionen eintritt Bei dem Warmblüter, der aach
in der kältesten Luft noch fortathmet und thätig ist, hat ausser der grösseren
Sauerstoflfzufuhr zum Gesammtorganismus die Luftkälte einmal die allgemeine
Wirkung, dass dem Organismus mehr Wärme c?itzogen wird, was er jedoch durch
die WärmercRulirung (s. diese) kompensirt, dann die besondere, dass sie die
Athmungbiclileimhaut mehr reizt als die warme I üff, und ganz dasselbe thut sie
auch gegenüber der äusseren Haut, sie ist ein kratuger Hautreiz. Da mit der
Wäime die Luft auch ihre Kapadtit fllr Wasserdampf ändert, so werden auch
die Verhältnisse der Wasserabgabe der Organismen durch den Wechsel der Luftp
wärme beeinflitsst; in warmer Luft verliert der Organismus mehr Wasser, als in
kalter. 2. Luftdruck. Hier gilt sunächst das Gleiche wie Air die Wärme: Je
mdtr der Luftdruck abnimmt, um so mehr vermindert sich der Gehalt eines
Athemzngs an Sauerstoff. Auf hohen Bergen und in Luftballons gebt dies soweit,
dass thierisches Leben schliesslic]\ überhaupt nicht mehr möglich ist aus Mangel
an Sauerstoff. FJass die Veränderungen der Atmospliare, welche den Wechsel
des Harometerslandcs an einem und demselben Ort veranlassen, für die Lebe-
wesen physiologisch nicht gleichgültig sind, ist eine tägliche Ejrfahrung. Allein
man wQrde fehl gehen, wenn man diese Wirkung lediglich der Veiänderuqg des
Luftdrucks suschreiben wollte. Die Erfahrungen, welche man bei den Bädern
mit komprimirter I^uft macht, zeigen, dass so geringe Schwankungen des Luft»
drucks in der Atmosphäre, wie sie unsere Barometerstände anzeigen, von weit
geringerem Rinfluss auf den Organismus sind, als die, welche wir bei Witteirungs-
Veränderung beobachten. Daraus müssen wir schliessen, dass die mit den Baro-
meterschwankungen verbundenen, oft sehr auHalligen Veränderungen unseres Ge-
meingefühlszustandes weit mehr von den qualitativen Veränderungen herdthrcn,
welche die Luft bei den verschiedenen Wetter^ustanden hat Der Nord-Ostwind,
,bei dessen Herrschen der Luftdruck steigt, iUhrt uns Europäern eine quaUtadv
total andere Luft su, nämlich Landwind, als der vom Meere kommende Südwest
•bei dem das Barometer sinkt, und auch die Stärke der Winde hal^ wie schon
oben angedeutet, einen mäditigen Eii^uss auf die qualitative Bescbafieoheit der
Luft. Somit wird man nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dass dli direkte
Wirkung der örtlichen Schwankungen des Luftdrucks physiologisch wenig zu be-
deuten hat und dass .alle beobachteten Wirkungen indirekter Natur sind.
3. Luftbewegung. Die eine Seite der Wirkung der Luftbewegung, nämlich
ihre Beziehung zur Luftreinheit, ist schon oben besprochen. Es erübrigt hier nur
noch, von der direkten Wirkung auf die Körperfunktionen zu sprechen. Hier gilt
Folgendes: a) mit der Luftbewegung ändern sich unsere Ausdünstungsverhältnisse.
Je lebhafter jene ist, desto mehr steigt die Perspiration, aber mit der Ein-
schränkung, dass der Warmblüter in der Fähigkeit, das Maass der Hautdurdi-
blutung zu reguliren, ein Mittel besitzt, um dem Einfluss der Luftbewegung auf
diese Funktion hindernd entgegenzutreten. Näheres s. Wärmeregulirung. Im
Allgemeinen aber gilt, dass massig bewegte Luft, weil die Ausstossung der Selbst-
gifte befördernd, gflnstig auf die T ebewcsen wirkt, b) Bewegte Luft bildet einen
Hautreiz, von dem das Gleiclie gilt wie von allen Reizen, nämlich dass massige
Heize den Lebensfunktionen forderlich sind, wahrend zu starke und zu lang an-
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iMÜgßsig — Lurtrttlne.
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dauernde Reize nicht taugen. Hier iniiss noch ein Wort tlher Zugluft einge-
schaltet werden. Rtjknnntlich gilt dieselbe als ein gesundheitsschädigender Faktor
und es ist ein schembarer Widerspruch, wenn man dem gegenüber bewegte Luft
für gesund eiklflrt. Dieier »cheinbftre Widerspruch löst ach aber in folgender
Weise: Bewegte Luft ist ein auslösendes Moment f&r aufgespeicherte Krankheits-
stofle (s. Art »Erklltungf und >Gesondheitc). Sie ist also eine Gefahr fUr Indi-
viduen, welche solche Krankheitsstoffe in sich haben, also ftlr die T.eute, die man
verweichlicht nennt; aber insofern, als der allerdings eine Krankheit darstellende
AuKtreiburg^vorgang eine Heilkrisis ist, weil nach seiner Vollendung der Körper
gereinigter, also gesünder ist, hat die bewegte Luft doch die Rolle eines Heil-
faktors gespielt. Der Grvmd der zwiespältigen Beurtheilung der bewegten Luft
liegt darin: die Bewegung der Luft bildet einen Hautreiz an der Stelle, wo die
haSt aufbUst und dieser örtliche Reiz wird um so stärker, je bewegter die Luft
ist. Bei den Warmbltttem hat diese örtliche Reisung eine VerKnderung der Ver-
tfaeilnng des Bluts in der Haut sur Folge (s. unter Blutvertheilung). Aus den im
citirten Artikel ang^benen Grttnden ist es nicht gleichgiltig, auf welche Stelle
der Reiz der bewegten Luft wirkt. Es giebt Stellen, wo die Wirkung eine
günstige ist und das ist nach obigem Artikel einmal die vordere Rumpffläche
im Gegensatz zum Rücken, wo der Luft/ug schädlich wirkt, und im Gegensatz
zur Seitenfläche. Bei Zug im Rücken wird das Blut von der Haut ins Innere
verdrängt, was ungunstig ist, während Zug auf die vordere Medianlinie des
Körpers die Hautdurchblutung steigert, also günstig wirkt. Trifft der LufUug
eine Seitenfläche, so wird die Blutvertheilung zwischen rechts und links ungleich,
was wieder nicht günstig ist Der andere Unlersdued besieht sich beim Menschen
auf oben und unten. Nach dem bekannten Grundsatx: »ktthler Kopf und wanne
Füsse« soll die bewegte Luft mehr den Kopf als die Füsse treffen und gilt mit
Recht Zugluft an die Beine für ungesund. Dass diese Gesetse nicht bloss für
den Nfenschen gelten, sondern auch für die 'rhierwclt, zeigt uns jeder Vogel auf
dem Baume, der bei bewegter Luft stets eine lebendige Wetterfahne ist, weil er
die Brust immer dem Wind zukehrt. Auch die vierfüssigen Thiere zeigen das
gleiche Vcflialten. Bei bewegter Luft kehren sie immer den Kopf gegen den
Wind und lassen sich letzteren weder auf die Seite noch in den Rflcken
kommen» J>
Lnftgiuig fdittius pmtanatkus) ist derjenige geschlossene Canal, welcher bei
den Fischen die Schwimmblase mit dem vorderen Theil des Darroes verbindet
Bei den Ganoiden mündet der Canal, der hier nur kurz ist, meistentheüs an der
oberen W^and des Vorderdarmes. Ausnahmen bilden z. B. Aripfttser mit weit
nach hinten gelegener AusmündunpssteUe des ductus pneumaticus und Foiypkrus,
bei welchem sich dieselbe an der unteren Wand des Oesophagus befindet. Der
ductus pmumaticus der Teleostier ist bisweilen nur ein vorübergehendes Gebilde,
mdem er nach der Ausbildung der Schwimmblase wieder verschwindet Wo er
aber bleibt, kann er an den verschiedenen Stellen des Vordeidames, andereneits
auch seitlich oder oben ausmflnden, veigl. auch Artikel Schwimmblase. D.
Luftröhre (Trachea). Die Verbindung zwischen den Lungen und derMund-
bOblung wild durch einen Luftgang hergestellt, welcher mit Stützgebilden versehen
an seinem Anfang einen differenzirten Abschnitt, den Kehlkopf, aufweist und sich
als gerader Canal, als Luftröhre {Trachea)^ fortsetzt: diese spaltet sich in zu den
Lungen führende Aeste (Bronchi)^ die sich dann ihrerseits wieder in den Lungen
in unendlich viele Verzweigungen auflösen. Bei dem Menschen zeigt die Luftr^hf^
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folgende Verhältnisse. Sie zieht sich in der Mittellinie des Körpers vor dem
Oesophagus gelegen herab von dem liinftcn Halswirl>el bis zum fimften Brust-
wirbel, indem sie dort an den Kehlkopf grenzt und »ich Iiier in die zwei Bronchen
spaltet Ihre Weite entspricht der des Kehlkopfes an der Stelle, wo er von der
CariUago trieoidea umschlossen wird. Am unteren E^de nimmt die Weite der
TraeAea etwas so. Der Querschnitt ist nicht kreisförmig» denn die die TrocAea-
Wand zusammensetzenden Ringe sind hinten nicht geschlossen; es fehlt ihnen
l bis ^ der Peripherie. Die I.ücke wird von einem häutigen Gebilde ausge-
füllt; diese Haut, die hintere Wand der Luftröhre, bildet eine ebene Fläche
und kann in Folge der Contraction der Muskelfasern sogar gegen das Innere
des Rohres vorspringen. Auf dem Radialschnitt zeigen die Ringe, welche aus
hyaliner Knorpelmasse bestehen, ein planconvexcs Aussehen, wobei die ebene
Flüche die äussere, die convexe die innere ist Die Hdhe der Ringe betrjigt
4—5 Millim., ihre Dicke an der stärksten Stelle » Millim.; ihre Gestalt kann
eine unr^jdmflsstge sein, indem sie sich an den Enden oder in der Mitte theilen
und gabeln. Am unregelmässigsten sind sie am oberen und unteren Ende ge>
formt. Der Abstand der Ringe beträgt im nicht ausgedehnten Zustande der
I>iiftröhre ungefähr die Hälfte von der Höhe eines Ringes. Diese Zwischenräume
werden durch Häute verbunden. Die Anzahl der Ringe ist, soweit .sich solches
bei der Verzweigung derselben lu-stimmen lässt, etwa 16 bis 20. An ihrem
unteren Ende gabelt sich die 'J rachea in zwei Aeste, Bronchi, welche abgesehen
von den geringeren Grössenverhältnissen wie die Trachea gebaut sind. Beide
Bronchen gehen schräg gerichtet su der entsprechenden Lunge. In ihrer Länge
weisen sie insofern eine Verschiedenheit auf, als der rechte Bfwuhm sechs bis
acht, der linke neun bis swölf Ringe onthält. Jeder Broneku* »{»Itet sieb dann
seinerseits in zwei Aeste. Dabei ist auf der rechten Seite der untere Ast stärker
als der obere. Jener theilt sich jedoch nach kurzem Ve/lauf abermals. Bezüg-
hch der weiteren Verzweigung vt r'H Art. lAinge. Was die feinere Struktur der
Trachea angeht, so liegt dem Inneren zunächst eine Schleimschicht, bestehend
aus einem Flimmerepithel und aus einer darauf folgenden Schicht elastischer
Fasern. In der Schleimschicht liegen die Ausmiindungen der Drüsen, welche
sich nach aussen ansdiliesten. Die Drttsen befinden sich theils swisch«! den
Knorpelringen, theils bilden sie an der hinteren, häutigen Wand der Trackta
eine zusammenhängende Drttsenschicht An diesen beiden vom Knorpel freige-
lassenen Orten wird derselbe ersetzt, dort durch Bind^ewebe vermischt mit elas>
tischen Fasern, an der anderen Stelle durch transversale Muskeln, auf welche
von Fetteinlagerungen durchsetzte Bindegewebsbündel folgen. Bei den tibrigen
Säugethiercn zeigt die Luftröhre, soweit es die Hauptsachen betrifft, meist keine
Abweichungen. Solche hnden sicii jedoch bisweilen in der Bildung der stützen-
den Knorpel. So besitzen sie bei den Cetaceen und Sirenen eine spiralige An-
ordnung; bei Fhoca und bei den Hyänen decken sich die Enden der unge-
schlossenen Knorpelringe. — Die Tratkm der Vögel besitzt meistentheils ge-
schlossene Ringe; in vielen Fällen (Singvögel, Spechte, Reiher, Kraniche, Schwimm-
vögel) verknöchern ne; ihre Anzidil gebt bis 350 (Kranich und Flamingo). Hier-
aus ergiebt sich für die Tratlua eine bedeutende Länge, welche sich derart
steigern kann, dass sie die Länge des Halses übertrifft und dann, besonders beim
männlichen Geschlecht, unter Biegungen verläuft. Dieselben liegen wie beim
Auerhalm unter der Haut oder dringen in den hohlen Brustbeinkamm ein (Sing-
schwan). Am eigenthümlichsten ist bei der Trachea der Vögel ein unterer Kehl-
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köpf, der nur den Straussen, Störchen und einigen Geiern fehlt. An seiner
Bildung beihciiigcn sicii meist sowohl das Ende der Tra(h£a als auch die An-
finge der Bronchen. Beide Stücke feiändem ihre Gestall; indem ne aufgetrieben
und zur Trommel umgeformt werden, welche sich bei Wasservögeln zu Neben-
höhlen erweitem kann, die wie Resonanxapparale wirken. Das 7>^il«a<Ende
wird in seinem Theihingswinkel durch eine knöcherne Leiste, Steg genannt, in
horizontaler Richtung durchsetzt. Der Steg besitzt an bmden Enden jederseits
einen abwärts gerichteten Fortsatz, so dass dadurch ein zweifacher Rahmen ent-
steht, an den sich eine Schleiniliautfalte, die innere Paiikenhaut (Membrana
tympani/ormis interna) ausspannt. Dieselbe setzt sicli bei den SinErvoszeln als halb-
mondförmige Falte fort. Oft kommt nocii eine äussere Faukenliaut {Membrana
tympaniformis a^ma) hinzu. Diese Häute fungiren als Stimmbänder, welche
durch eine besondere Muskulatur in verschiedene Spannung versetzt werden
können. Die Muskulatur ist am meisten entwickelt bei den Singvögeln, bei denen
der untere Kehlkopf fünf bis sechs Paar solcher Muskebi aufweist. Auch bei
den Reptilien erreicht die Luftröhre eine bedeutende Länge; bei Cr«€odHus
acutus bildet sie Krümmungen. Die Knorpelringe sind bald geschlossen, bald
unvollständig; geschlo'^sen am vorderen Abschnitt der Luftröhre bei den Schlangen
und am unteren bei den Schildkruten und Crocodilen. Die Luftröhre der Am-
{ihibien besitzt meist nur eine geringe Länge; Knorpelstreifen stützen die VVan>
düngen. — S. auch Respirationsorgane-Entwicklung. D.
LuftsMe, s. Lunge. D.
Logt oder Logi, kleine Völkerschaft des Alterthums an der OstkUste von
Catedonien (Schottland), v. H,
Lugii, s. Lygü. v. H.
Luh-N'zeh-tsze, Stamm der Miao-tse (s. d.). Sie graben die Leichen
ihrer Todten ein Jahr nach der Beerdigung aus, um die Cicbeinc sorgfältig zu
waschen. Krkrankt vor Ablauf des Jalires ein Mitglied der Faniiiie des Ver-
storbenen, .so werden dcs.«;cn Clcbeine, ohne lvit< ksiclit auf den seit detn Be-
gräbnis verstrichenen Zeitraum, solort ausgegraben und gewaschen. Die L. glauben
nämlich, dass die Gesundheit der Lebenden in hohem Gradi von der Reinlich»
keit der Gebeine ihrer todten Verwandten abhänge. Die Chinesen nennen sie
daher den »Stamm der Gebeinwäscherc. v. H.
Luidia (nach Edw. LuwvDf englischem Naturforscher aus dem &ide des
siebsehnten Jahrhunderts, schrieb ttber Fossilien, namentlich Terebrateln, und
Seesterne), Forhes 1839, See.sterne aus der Famihe der Astropectiniden, Rücken-
seite mit diclitgcdrängtcn oben in mehrere Spitzen ausgelienden Ffählclien (Paxillen)
bedeckt, Arme lang und schmal, oft mehr als fünf, ohne obere Armijlatten.
Dreiklappige Pedicellarien. Rückenseite oft dunkel grau oder braun, nicht selten
gefleckt. Wenige Arten, i im Mittelmeer, und an den südenglischen Küsten, L.
friigUusima, weil die Arme sehr leicht abbrechen, die Übrigen in West^Indien»
Brasilitti, dem rothen Meer, Osi^Indien tmd Japan. £. v. M.
Lnlmba, nach Ssrpa Pinto Name der Bihenos in der Nähe des Cnqueima*
Jlusses. V. H.
Luinas oder Barotse, Centralbantu, höflich, gross und kräftig. Um die Httflen
tragen sie ein fein zubereitetes Antiloitenfell, vom und an den Seiten an einem
l..ederriemen befestigt; ein weiter Mantel aus Fellen vervollständigt die Kleidung.
Manche, besonders Häuptlinge, besitzen Flinten, sonst tragt man eiförmige Schilde,
1,3 Meter lang und 50 Centim. breit, dann Bündel Assagaicn zuui Werfen. Leib
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LuiMtt.
und Arme sind mit Amuletten bedeckt, die Hsndgelenke mit Aimbindem am
Knpfer, Messing oder Elfenbein geschmttckf;, die Beine unterhalb der Knie mit
3^5 sehr hObschen Spangen aus Mesnng versiert. Das Haar wird kurs ge-
schnitten, als Kopfputs aber dn vielfarbiger Federnschmuck getragen, der die
Zflge fast vollständig verdeckt. Die Häuser der L. sind aus Rohr gebaut und
mit Stroh gedeckt, halbcylindrisch mit einem Halbmesser von etwa 1,4 Meter,
zum Theil oval; die Höhe beträgt nicht mehr als die Länge des Radius, die
Vorraths- oder Getreidehäuser sind jenen der Ambuelladürfer ähnlich, nur von
kleineren Dimensionen. Die L. beschäftigen sich nicht sehr viel mit Ackerbau,
sind aber grosse Viehzüchter. Ihre Heerden bilden ihren Hauptreidithum, daher
besteht auch ihre Hauptnahrung in Kuhmilch, frisch oder geronnen, sowie in
süssen Kartoffeln; Mais, vermischt mit Msssambala wird zur Bereitung des Capatas
verwendet und besonders häufig in den Pflanzungen kultivirt Das VennOgen
der L. berechnet sich gewissermaassen nach der Zahl der Rinder und der Frauen.
Sie arbeiten viel in Eisen und fertigen Waffen und Geräthe selbst an. Obgleich
sie keine .Messer kennen, machen sie doch bewunderaswerthe Holzschnitzereien.
Jur die rohe Arbeit dient das Reil, für die feine der Assagai. Das Eisen des
letzteren verrichtet Wunder: SiUibänke, Suppennäpfe, Milchgefässe und besonders
sorgfältig Löffel werden mit seiner Hftlfe angefertigt. Die Fabrikation von Thon-
waaren bcschtBnkt sidi auf die Anfertigung von Kodmäpfen, Gefltssen su Capata ^
und grossen Kiflgen zur Aufbewahrung von Cerealien, sowie von den »Bangue«-
Ffeifenköpfen. Die L. rauchen nur Bangue. Tabak wird zwar in beträchtlichen
Mengen gebaut, jedoch ausschliesslich nur zum Schnupfen gebraucht^ dem Männer
und Frauen in gleicher Weise ergeben sind. Die L. bedecken sich mit mehr
Kleidung als ihre Nachbarn, und man sielit selten erwachsene Personen, die den
Oberkörper nicht bekleidet hätten. Die Frauen tragen Unterröcke aus Fellen,
welche vom bis zum Knie, hinten bis fast zur Wade herabretchen, sowie um die
Httfte einen nk^b, mit Muscheln versierten GOrtel. Auch gehdien ein Uefaier
Pdsmantel, sahireiche um den Hals getragene Glasperlen und venchiedene Ann«
und Bnnspangen su dem Kostüme der Frauen, die mitunter auch eoroptfische
Stoffe und statt def Unterröcke gesteppte Decken tragen. Fehlt es Männern und
Frauen an den einheimischen Kleidungsstücken, so suchen sie sich mit euro-
päischen zu helfen, doch geschieht dies nur in Ausnahmefällen. Die Frauen der
oberen Klassen und besonders der Ki irhen reiben sich den Leib mit Ochsen-
fett ein, das mit pulverisirtem Lack vermischt wird, wodurch die Haut einen
hochrothen Glanz und einen ganz ekelhaften Geruch erhält. Die L. handein
sich gerne Peikusnonsgewehre, mitunter auch gezogene Büchsen ein, tragen aber
keine Patronen, sondern das Pulver in Hörnern oder kleinen Kalebassen lose
bei sich. Die einheimischen Waffen sind Assagai, Keule und Beil; Bogen und
Pfeile werden nicht benutzt Die eisernen Spitzen der Assagaien sind nicht ver-
giftet^ aber mit Widerhaken versehen, so dass meist der Tod eintritt, wenn der
Speer aus der Wunde gezogen wird. Die L. nehmen alle Waaren gern, die
besten am liebsten. Im ganzen Lantle wird der Handel ausschliesslich mit dem
Könige betrieben, der das Monopol desselben besitzt; ihm gehört sowohl alles
im Reiche bciindliche Elfenbein, als auch jedes Rind seiner Unterthanen, von
denen er einfach verlangt, was er braucht Was er an Waffen, Waaren und
anderen Artikeln durch Tausch einhandelt, macht er seinen Jägern, HKuptliqgeB
oder Hofleuten mm Geschenk. Die Frauen sieben bei den L. in weit grosserer
Achtung ah bei den Übrigen afrikanischen Stämmen* und die vornehmeren thun
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Liikebi — Lnmbnädte.
«7$
buchstäblich nichts weiter, als den ganzen Tag auf der Matte liegen, Capata
trinken und schnupfen. Sie haben viele Sklaven zu ihrer Verfügung, die sie
bedienen und für Öire Bedürfniste sorgen müssen, v. H*
Lutete, 8. Vitt H.
Lattunn, s. Arawaken. v. H.
Lahoiiiljffiier. Bewohner der Stadt Lukomla und der umliegenden Gegend,
im russischen Gouvernement Mohylew. v. H.
Lulbanteh. Stamm der Adschi-Sonial (s. d.). v. H.
Lule. Zahlreiches Indianervoik im GFaO'Chaco, am Rio Bermejo, schöne,
Iträllige und tapfere Menschen. v. H.
Lumberitani. Unzweifelhaft ein Zweig der Vasconen (s. d.)
Luxnbo. Dialekt der MozambikkÜste. v. H.
Lnmbricaria» Münster, (Lateinisch: regenwurmaholich). Petrtfakten aus
den lithographischen Sdiiefem von Solenhofen in Baiem. Geschlängelte, viel*
fach verschlungene Formen, deren (Verschnitt anrischen der Dicke eines Fedeiv
kiels und der eines Bindfadens schwankt. Ihre LKnge ist eine beträchtliche;
hie und da kann man Einschnürungen wahrnehmen, lieber die Deutung ist
man nocli im Unklaren; man hielt sie bald für Ueberreste von Nemertiden,
bald für Excremente von Anneliden; oder gar flir ausgespieene Holothurien-
Därme! Bei den feineren dachte man auch schon an Eingeweidewürmer (Gür-
diacta}^ Wo.
Lumbriddae, Sav. (LunArkuit lat Regenwurm.) Fam. der Boistenwürmer;
Ord. Abrmulmta. Umftsst die RegenwUimer, die .über die ganze Erde vor-
kommen. Ihre Gesammtformen and allbekannt Der rattdUche, hinten oft vier*
kantige Leib theilt sich in eine Menge kurzer Segmente. Der Kopf ist stumpf,
kegelförmig, nur bei einer Gattung fadenförmig verlängert. Fühler und Augen
fehlen. Der Mund liegt vomen unterhalb; die Borsten sind einfach hakenförmig,
stehen paarweise. Der Darmkanal verläuft gerade; der Mund führt zunächst
in einen unbewaffneten Pharynx, auf den der Oesophagus mit Speicheldrüsen
folgt, der in einen muskulösen Magen mündet. Der Darm wird nach hinten
enger; innerhalb demelben liegt bei vielen Umbrieiitn ein blutiger Stnmg, eine
Dq>likation der Darmhaut, die an die Spiralklappe der Hayfiscfae erinnert und
woU auch densdben Zweck hat, den Darminhalt aufzuhalten. Das Geftssaystem
bestdit aus einem kontraktilen Rückengefass und einem Bauchgefäss; die übrigen
Komplikationen sind bei den verschiedenen Gattungen verschieden. Das Rlut
ist roth Der Nervenstrang verdickt sich in jedem Segment zu einem Ganglion,
welches Aeste ausschickt. Die Ganglien des Mundrings verschmelzen beinahe. —
Die Regenwürmer sind Hermaphroditen. Die Reproduktionsorgane — in Paaren
angeordnete Säckchen — liegen im vorderen Theile des Thiers; bei unserem ge-
wöhnlichen deutschen Regenwurm im elften bis drebehnten Ring. Ausserdem
finden sich seitlich beim gemeinen Regenwurm swei Paare von BUschen, welche
wenigstens in der Paarungszeit freie Saamenthierchen enthalten und die entweder
als Hoden oder als Samenbehälter aufgefa.sst werden. Die Deutung der Repro«
duktionsorganc Uberhaupt ist schwierig. Der berühmte dänische Zoologe Strknstrup
leugnet sogar den Hermaphroditismus der L. Die Lumbriciden legen Eier, meist
mit mehreren I) ittern in einer Kapsel; die Form der Kajiseln ist länglich, häufig
beiderseits in ein biäbclien auslaufend. Die jungen L, haben noch nicht die An-
zahl der Segmente der Alten. — HIeher die Gattung LitmbrUu$ Ldvme im engeren
Sinn, besonders charakterisirt durch einen sehr entwickelten, wulstigen Gflitel,
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t76
Lumbncites ~- Lummen.
CUteäifm, am Ende des vorderen Viertheils des Rüipers, eb mit der Paarang
zusammenblUigendes Organ, das bei den Jungen fehlt Die Genitalöfihung liegt
am dr«iselinten oder vieizehnten Ring; die Zahl der Ringe geht bis zweihundert;
die Borsten stehen in vier Reihen. Von Hoffmeister werden in seinem klassischen
Werke über die Regenwlirmer (Braunschweig 1845) acht mirteleiiropäische Arten
dieser Gattung unterschieden. Die grösste Art in Deutschland, wenn man nicht
mitDur.es eine Art, L.gigas, abtrennen will, ist L. agricohi, Hüffmeister, = terrestris,
LiNNt', bei dem sich der Gürtel gewöhnlich vom 29. bis zum 36. Segment findet.
Man zulüt 180 Segmente oder Emge. Die LSnge beträgt gewöhnlich etwa
20 Centim. bei mittlerer Aasdehnnng, in reichem Humus bis zu 40 Centim. —
Dieser ist es, der nach den bekannten Untersuchungen von Charles Darwin be-
deutend zur Umwandlung und Durcharbeitung des Humus dadurch beitrügt, dass
er massenhaft Erde in der Tiefe seiner Höhle verschluckt und sie, wenn er
Nachts aus der Tiefe hervorkriecht, auf der Oberfläche absetzt. — Eine andere
Art L. communis, Hokfmkistkr, gleicli /. anatoviicus, DuGfcs, ist noch häufiger;
findet sich, wie HouMtisrtR sa«'» in jeder deutschen Erdscholle.« Bei ihm ist
der (liirtcl i»latt, bei L. agricohi rauh. Hoffmeisi tR unterscheidet vier Varietäten
davon. — Eine weitere Art, L. viviparus, lebt nur in feuchten Bach- und Fluss-
urem, in thonigen Gräben, oft zusammen mit L, eammtmis. Andere Arten finden
sich nur in sandiger Lauberde, oder selbst am Grunde stehender Gewässer, so
Z. siagnaiist Hofpmbister. Wd.
Lumbricites, Schlotheim = Lumbricaria, Münster (s. d.). Wd.
Lumbriconais, Oerst. (lat. = Lutnhriitn ähnliche Nais), Gattunfrdcr Borsten-
würmer, Ordn. Abranchiahi, Farn. Capikllidac, Schm.^kda. Mit /.wcierlei Borsten,
von denen die obersten der ersten Segmente haarförmig, alle übrigen hakenförmig
sind. Leben im Meer. Wu.
Lumbriconereis, Blaihvillb (lat = Regenwurm ähnliche Nirm), Gattung
der Borstenwttrmer, Ordn. N^^hranehiafa, Fam. Enmcidae. Kopf mit Nacken-
wOlsten, itthlerlos, die Stflcke des Oberkiefers ungleichartig, die Zahl der Kiefer-
stücke in den beiden Kieferhälften gleich; zwei ruderlose Segmente; vier Afler>
cirren. Kiemen fehlen. Leben in Gängen am Meeresufer, in zahlreichen Arten
Über die ganze Erde zerstreut. — L./ragilis, Ü. F. Müller, in der Nordsee. Wd.
Lumbriconereites, Ehlers., {-= lumbriconereis ä\m\\c\\.) Ein versteinerter
Wurm aus dem lilhügrai)liischen Schiefer in Bayern. Zu den Nereiden gehörend.
Erinnert durch die Form der Ivieier lebhaft an die lebende Gattung Luntbrk^
fureis. Wd.
Lumbricoliis, Grube kleiner Regenwurm). Gattung der Borstenwttrmer;
Oidn. Abrmukiaia, Fam. Lumbrkidatt Sav. Koptlappen und Munds^gment ver>
schmolzen. Die Borsten paarweise. Darm mit fiederförmigen Anhängen. Wd.
LumL Indianer am Füget Sund. v. H.
|^^piwi«*n, Uria^ Mohr., Gattung der FlUgeltaucher (Alcidae). Von den
echten Alken unterscheiden .sich diese Vögel dadurch, dass die Nasenlöcher
ovale Form haben und jederseits n.ihe der Basis des Überkiefers gelegen sind,
wälirend sie bei jenen schmaie, nahe der Schneide gelegene Schlitze darstellen.
Sie bewohnen den hohen Norden, wo sie wie die Alken in ungeheuren Schaaren
auf Felsen und Eilanden nisten. Neuerdings ist jedoch eine Art, die Trottel*
lumme, auch auf den Berlingas-Insehi nahe der portugiesischen Küste brütend
gefunden worden. • Mehrere Arten erscheinen während des Winters häufig an
den nördlichen Kttsten Deutschlands. Zu erw&hnen sind besonders: Die Trotte 1-
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Lump — Lun^.
»77
lumme, üria tr&ile, L., Kopf, Hals und Oberseite des Körpers biaunsdiwans^
Unterseite weiss, Schnabel schwarz, Ftlssc schmutzig gelbgrlin, wesentlich kleiner
als ein Haubentaucher. Die Dickschnabellumme, Uria lonrvia, T.., unter-
schieden von der vorgenannten durch etwas bedeutendere f Grösse und dickeren
Schnabel. Die Ringell u nnne, Uria rh'tngvia, Brünn., ausgezeichnet durch eine
schmale, weisse Linie, die vom Auge längs der Scliliifeu verläuft. Die Gryll-
Teistc, Uria grylle, L., wesentlich kleiner, ganz schwarz mit grossem, weissem
Flflgelfleck und mennigrothen Fttssen. Von den typischen Formen der Gattung
unterscheiden sich durch geringe Grösse und sehr kursen, stark seitlich susamnaen-
gedrttckten Schnabel die Zwerglummen, welche desshalb in der Untergattung
Brael^rkamphuSt Brandt abgesondert werden. Hier/u gehört die Ringlumme,
U. marmorata, Latr., des nordwestlichen Amerika's. Eine andere Untergattung^
Mergulus, Vieill., ist durch sehr kurzen, a1)er breiten, schwach gebogenen
Schnabel charakterisirt, hinzu der K rabbentaucber, U. aiie, L., welche auf
Spitzbergen zalilreich brlltet. Renw.
Lump oder Seeliase, Cyclopkrus iumpus, L., aus der Familie Diicoboli (s. d.)
Gattung Cyclopterus: Der hohe dicke Körper ist mit emer weichen, nackten
Haut bedeckt und mit mehreren Reihen von höckerförmigen Knochenfddem
versdien, welche jedoch bei gana jungen Thieren fehlen. Kopf gross mit kurser
Schnauze und ziemlich engen, mit Sammtzflhnen bewalinetem Maule. Gaumen
zahnlos. Die erste Rückenflosse besteht aus weichen, biegsamen Strahlen und
wird beim cnvachsenen Thier von der dicken Haut eingehüllt, das Skelett ist
unvollkommen verknöchert. C. lumpm: der Körper erscheint durch die Reihen
der Knochenwarzen kantig (5 — 7 kantig), Darm 6— lonial länger als der Körijer.
Färbung wechsehid, das Miinnthen zur Laichzeit mit lebiiali luiiien Stellen, be-
wacht seine in eine Grube gelegten Eäer, die ausgeschlüpften Jungen saugen sich
an seinem Körper fest 40 — 100 Centim. Der Fisch vertilgt Krustenthiere und
FtschUuch, wird nicht gern (gegessen. Findet sich besonders an den nordeuro'
pfiisdien Kttsten. C. sptMou, im hohen Norden. Klz.
Lunatia, s. Natica. £. v« M.
Lund = T.arventaucher, s. Alken. Rchw,
Lunda. Unterabtlieilung der Bantu (s. d.) an der afrikanischen Westküste
in etwa 22" s. Br. v. H.
Lunella, Mondfalte, s. Clausilia. £. v. M.
' Luxigauer Vieh, ein dem Finsgauer und Pongauer Vieh verwandter, aber
nul stqrerischem Vieh durchkreuzter und daher nidit fest girier Schlag, der im
Lungau, einem der höchsten Gebirgstfaäler Europa's, zwischen Unter-Pinzgau»
Ober^eiermaik und Kämthen, gesttchtet wird und dessen Ochsen in Sflddeutsdi»
land als > Uebertäurer Ochsen« bekannt und als vorzügliche Zngwaare gesucht
sind. Die a bis 3 Wochen alten Stierkälber werden castrirt, kommen sodann auf
die höchsten steinigen Ali)en, auf welchen sie gross gezogen werden und finden
vom 3. l^ebensjaiiie an Verwendung im Zugdienst. Die Aufzucht auf den Alpen
verleiht den Thieren Gesundheit, Kraft, Gewandtheit und Ausdauer und macht
sie damit zur begehrenswerthen Waare. R.
• i^uage. Die Adimung hat den Zweck, das durch den Körper gegangene
und mit Kohlensaure beladene Blut der atmosphärischen Luft auszusetzen, um
die Kohlensäure gegen Sauerstoff auszutauschen. Dieses lässt sich auf zweierlei
Weise bewerkstelligen. Entweder dringt die Lud oder das Medium (Wasser),
welches diese gelöst enthält, in Höhlungen des Körpers» denen das Blut zustiöm^
ZeoL, ikadiiapol. u. Ethaologi«. Bd. V. %%
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•7»
Lunge.
oder die Organe, in denen das Blut regencrirt wird, stülpen sich aus der Körper-
oberfläche hen'or, sodass sie von dem Athmungsmedium umspült werden. Kin-
richtungen, welche nach dem ersten Schema pebaiit und in der Rec:el bei Land-
bewohnern anzutreten sind, werden Lungen genannt, walirend leL^Lere Kiemen
hdBMsn und banirtsichlich den Wuaeiäüer«n dgen sind. Da nnn aber in einer
gegebenen Zeit mflgliehst viel Blut der Luft ausgesetzt werden soll, so genügt
ein einfach au^gestOlpter (Kieme) oder euigestlllpter (Lunge) Sack nicht und es
tritt eine Veigrijsseiung der Flüche in der Weise ein, dass der Hauptraum wieder
zahlreiche secundäre, tertiäre u. s. W. Aus- und Einbuchtungen erhält. Lungen
finden wir bei den Wirbelthieren und den Mollusken, lungcnähnliche Cle-
bilde bei den Arthropoden und den Kchinodermen. — Je nach dem Grad des
Stoffwechsels bietet innerhalb der Gruppen der Wirbeltiere die Lunge ver-
schiedene Verhältnisse dar; vor aüem bezieht sich dieses auf die Flächenent-
wicklung. Die menschliche und die Säugethierlunge überhaupt ist folgender«
maaasen eingerichtet Die beiden Lungenflügel liegen in der kegelförmigen
Brusthöhle; jeder ist von einer serösen Haut, dem Brustfell oder der FUura, ein-
geschlossen. Dieses Brustfell besteht aus einer doppelten Lage, indem eine
äussere die Innerseite der Brusthöhle, eine innere die Oberfläche der Lung^
überzieht. Dadurch bildet das Brustfell jederseits einen geschlossenen Sack, in
welchem der betreffende I nngenPtipcl liept Der dazwischen befindliche Raum
enthält das Herz, die grossen Üiuigekt^se, die l,uftrühre und die Bronchen und
wird so zur Scheidewand zwischen den beiden Lungenflügeln. Jeder derselben
füllt jederseits den Hohbaum, welcher von der Brustwandung und der medianen
Scheidewand gebildet wird, völlig aus und nimmt daher dessen Form an. Dem-
sufolge gleidit «n Lungenflügel emem Stock eines abgestumpften Kegels,
welches erhalten wird, indem man von dem Kegel weniger ab die Httlfte durch
eine unregelmässige, auf der Grundfläche senkrecht stehende Fläche abtrennt;
£in Queischnitt durch den Lungenflügel zeigt daher nach innen nicht einen ge-
raden, sondern einen unregelmässij? gestalteten, zum grossen Theil nach aussen
gewölbten Rand, sodass der Lungenihlgel auf der Inncnllaclie concav wird. Auch
ist die Grundllächc nicht eben, sondern rwvcx Theil concav, gemäss der Con-
vexitat des von unten her die Brusthohle begrenzenden Zwerchfells. Ungelahr
auf der Mitte der Innenfläche des Lungenflügels liegt ein keulenfi>rmiges Feld,
welches die £in>, beaw. Austrittsstelle der BlutgeOsse, Nerven« und BronchialiUte
beseichnet, an allen denen die Lunge wie an emem Stiele hängt. Diese Stelle
wild der /iEAfr der Lunge genannt Jeder Lungenflügel zerfällt durch dne Fnrdie
in VWA Lappen (Lobt), welche nur in der Tiefe mit einander zusammenhängen
und von denen jeder einen der beiden ersten Theilungsäste des bezüglichen
Bronchus erhält. Dieser Einschnitt bcf^innt unter der Spitze auf der hinteren
Fläche und endet hinter der vorderen Ecke. Der obere Lappen des rechten
Lungentlugels wird nochmals in zwei Stücke getheilt, sodass dieser einen oberen,
mittleren und unteren Lappen besitzt Dieser dreifachen Theilung des rechten
LungenflOgels entspricht die dret&che Venweigung des rechten Bronditts (vergl.
Artikel Luftröhre). Die glatte Oberfläche der Lunge rtthrt von dem Uebertuge
der Pleura her. Durch denselben schimmem vier- bis sechseckige Felder hin-
durch, welche gewissen Theilstückcn der Lungensubstanz, den (secundären)
Läppchen entsprechen. Von Blutgeßlssen gehören der Lunge an die Arteriae
bronchtnffi und die Arteriat pulmonales, die Venae bronchiales und die Venae
pulmonales. Die ArUriae ptUmnaUs flihren der Lunge das venöse Blut £u,
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179
welches nach dem "Reinigungsprozess in der Lunge durch die Vettae pulmonakt
arteriell zum Herzen zurückkehrt. Die Arteriae bronchiahs versorgen die Lunge
«DT Ernährung mit arteriellem Hhit, und nachdem dieses bei dem Ernahrunc^s-
prozess der Lunge venoü geworden ist, wird es durch die V'cnac bronchiales ab-
geleitet. Die Nerven des Athmungsorgans stammen aus dem rUxui pulmonalis
«Mkri^ nnd pnttrhr und führen tiieils vom Sjm^Auus, tiieils von Zweigen
des sehnten Nervenpaaces her. Die feinere Struktur der Saogelhierluoge ge-
staltet sich folf^endermaassen. Nachdem die bdden Brondien ach bereits vor
ihrem Eintritt in die Lungenflügel wieder getheilt haben (vergl. Artikel Luftröhre),
setzen hier die eintretenden Aeste die Spaltung unter spitzem Winkel fort, sodass
die Zahl der Canäle ins Unermessliche steigt. Dabei nehmen dieselben an
Weite beständi<^ ab, bis sie zu den feinsten Röhrchen werden. Der Knorpel in
den Scheidewänden der Canäle, welcher in der Trachea die (icstalt von offenen
Ringen hat, nimmt die Form von unregelmässigcn i'iatichcn an, welche man
selbst in Canälen von grosser Feinheit noch antrifft Auch die anderen Gewebe-
schichten der Tr^tkea und der Bronchen setzen sich noch weiter fort, bis man
snieist in den feinsten Verzweigungen nur eine dünne, homogene Membran, von
elastischen Fasern umgehen, wahrnimmt. Schliesslich endigen die feinsten Canäle
mit einem kegelförmigen Gebilde, mit dem primären Lungenläppchen oder dem
Trichter. Ein «solcher Trichter ist aus rundlichen Kndhlästhen (Luflzellen oder
Lungenbläschen oder 1 .imgenalveolen) zusammengesetzt, welche sich als Aus-
buchtungen der Wand fies Lajjpchens darstellen. Die Wandung des Lungcn-
bläsciicn.s ist eine zarte, deimbare Membran, welclie von elastischen Fasern um-
lagert wird. In Folge dieser Beschaffenheit können sich die Lungenblüschen bei
der In^nration bedeutend ausdehnen, um bei der Expiration an Umfang wieder
absuaehmen. Die primären Lungenläppchen verdnigen sich durch Bindegewebe
verbunden zu den secundären Läppchen, aus denen dann die grossen Lnngen>
läppen entstehen. Von den Lungenarterien folgt die Arteria pulmonalis sich be-
ständig theilend den Verzweigungen der Bronchen l)is zu den Limgenlapi)chen.
Sich aiicli hier ver.astclnd dringer\ die feinen Aderstämme in das elastische Ge-
webe, welches die Lungenbläschen umgiebt, und umschliessen letztere ringförmig,
indem sich die Stannnc mit einander verbinden. Von diesen ringförmigen Ge-
fässen gehen dann die LungencapiUaren aus, die wie dn feines Gitterwerk die
LungenbUlsdien flbeniehen, sodass sie von der eingeathmeten Luft nur durch
die Membran des Bläschens getrennt sind. Die Arteriae brcntkiales bilden in
der Wandung der Bronchen und deren Verästelung ein Capillaroetz ittr die Musku-
latur und ein inneres für die Schleimhaut. Die Vaiai pulmonales nehmen iliren
Ausgang von dem Capillarnetz der T,ungcnbläschen als Stümmchcn, welche sich
zu stärkeren Zweigen vereinigend, die Aeste der Bronchen und der Lungenarterien
rückwärts begleiten. Die Bronchialvenen verbinden sicii znm Theil mit den
Stämmen der Lungenvenen. Die Lungennerven verlauten mit den Verzweigungen
der Bronchen, der Lungenarterien, der Lungenvenen und der Broncbiolgelasse.
Ste bilden auf den Bronchen und deren Zweigen zahlreiche Ganglien. SchUess^
lieh ist noch das Epithel der Lungenbläschen zu erwähnen, welches Gegenstand
der Mdnungsverschiedenheit ist Dasselbe bedeckt aus einer einfochen Lage
polygonaler, mit Kernen versehener Zellen bestehend die Innenfläche der
Bläschen. In den Maschen des Capillarnetzes finden ein bis drei der Epithel/eilen
Platz. — Die Lunge der Vögel hi\v\'^i nicht wie bei den Saugethieren frei, von
einem Pleurasäcke umzogen in emer Höhlung (Brusthöhle), sondern ist an der
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t8» Lunge;
Rückenwand der Rumpfhöhle befestigt und ;:wTSchen den Rippen eingesenkt.
Die beiden Bronchen, welche schräg in die Lungenflügel eindringen, verlieren
bald ihre Knorpelringe und werden zu häutigen Canälen. Die sich abzweigen-
den Aeste von verschiedener Ordnung besitsen einen parallelen VerUuiC Die
Wände der Röhten weiden mit einem feinen Netz von kleinen Scheidewftnden
tibenogen, wodotch «echseckige Höblnngen entstehen und auch in diesem
Maschenwerk liegen noch kleinere sechseckige Räume, den Endbläschen derSSuge-
thierlange vergleichbar. Als eine besondere Eigenthümlichkeit der Vogellungen
zeigen sich anhängende Ausstillpungen, T.uAsackc. Sie befinden sich ah peri-
trachealer Luftsack in dem Zwischenraum der FurculOy als Rrustsäcke in dem vor-
deren und seitlichen Theile der Brust und als Batichsärke zwischen den Einge-
weiden bis in die Beckengegend. Die letzteren Säcke dringen in die Höhlungen
der Schenkel- und Beckenknochen, während die vordeien Säcke FortiAtze in die
Armknochen bilden und bei grossen, gut fliegenden Sdiwimmvagebi sich in der
Haut ausbreiten. Diese Anhangsgebilde tragen wesentlich zur Erleichterang des
Körpeis bei und dienen bei der Atmung als Luftreservoirs. — Bei den übrigen
Klassen der Wirbellhiere nimmt mit dem verringerten Athmungsbedürfniss auch
die Flftchenvergrösserung in der Lunge ab. Bei den Reptilien sind die Lungen
geräumige Säcke mit maschigen Vorsprüngen der Wandung oder bei einigen
Gruppen (Crocodilen und Schildkröten) mit schwammigen Hohlräumen. Bei den
Schlangen zeigt die Lunge einerseits eine Anpassung an die Korperforni, anderer-
seits ist der eine Lungenflügel verkümmert Die Spitze der lang ausgezogenen
Lunge ist bei diesen Thieien nicht als eigentliches Athmungsorgan thfttig, sondern
ist den Anhingen der V(^llunge analog, da die zelligen Räume und die der
Athmung dienenden GefÜsse verloren gehen. Noch ein&cher gestalten sich die
Verhftltnisse bei den Amphibien, soweit es sich hier um Lungen handelt, denn
neben der Lungenathmung findet sich in der Jugend oder im erwachsenen Zu-
stande auch eine solche durch Kiemen. Die beiden Lungenflügel stellen ziemlich
einfache Särkc dar. Bei den Perennibranchiaten hat die Innenfläche nur geringe
Oberflächenvergrusscrung; da.sselbe gilt von den Salamandrmen, besonders von
Triton. Dagegen ist bei den Anuren durch ein reiches Maschenwerk eine Son-
derung von kleinen Räumen eingetreten. Wenn auch schliesslich in der letzten
Gru(>pe der Wirbelthieie, bei den ^chen ab ausschliesslichen Wasserbewohnern
als Athmungsorgan Kiemen fungiren, so macht eine Abtheilung hiervon insofern
eine Ausnahme, ab sie neben den Kiemen ein zur Lunge gestaltetes Organ be-
sitzt und so zu den doppelt atmenden Amphibien hinüberführt. Die Dipnoer
nämlich sind ihrer Fischnatur gemäss mit Kiemen ausgestaltet, doch sind sie
gleichzeitig im Be: it/. zweier der Schwimmblase der andern Fische hoiru lisgen,
über den Nieren hegender Säcke, welche durch einen gemeinschaftlichen tiang
mit dem Schlünde in Verbindung stehen. An der Schwimmblase ist hier die Um«
Wandlung in eine Lunge vor sich gegangen, da die Sftcke venöse« Blut aus einem
Zweige des untem Aortenbogens erhalten und von ihnen arterielles Blut durch-
Limgenvenen zum Herten zurückgelangt — Unter den Molhisken sind vor allem
die Pulmonaten mit einer Lunge ausgestattet, während die Kieme im allgemeinen
das ^r^sche Atiimungsorgan vorstellt Die Lunge ist hier eine vom Mantel über-
wölbte Höhlung, welche durch eine seitlich am Mantelrande befindliche, ver-
schliessbare Oeffnung mit dem Medium in Verbindung steht. Auf der Wand
dieser Höhle bilden zuführendu Hlutgefässe ein reich verzweigtes Netz von Leisten;
gleichzeitig sind rücklaufende Gciajssc vorhanden, die zu einem Stamme vereinigt
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i8i
ihr Blut der VorlwinineT deB Hertens tofllhren. Es bandelt sidi jedoch bei der
Lunge der Pulmonaten nicht um Neubildongen, denn diese Lunge steht den
Kiemen der übrigen Mollusken nicht derart g^enttber> wie es sonst bei Lunge
und Kiemen der Fall ist. Die Pulmonatenlunge ist nur eine Modification eines
Theiles der Kiemenhöhlc bei gänzlich rückgebüde^cr Kieme, bewirkt durch die
Anpassung an das veränderte Athmungsmedium. Dieses wird klar aus den Ein-
richtungen mancher Kiemenschnecken(Prosobranchier), die hinsichtlich der Athmung
zu den Pulmonaten hinüberleiten. Hier nimmt die Entwickelung des respirato-
rischen Canalsvstems in der Wandung der (Kiemen-) Höhlung zu, während die
Kieme selbst im Schwinden begviflfen ist; es beteiligen sich nicht nur die Kiemen,
sondern auch die respiiationsObige Wand der Höhlung wie die einer Lungen*
höhle an der Athmung. Auch da, wo sonst die HAblung nur als Lunge fungbt
(bei den Pulmonaten), kann sie ausnahmsweise der Wasseraätmung dienen. So
füllen Pulmonaten in der Jugend ihre Athemhöhle mit Wasser, später erst mit
1 uff Limnaeen können sich sogar zeitlebens die Wasserathmung bewahren, wie
sülches Schnecken aus beHcntenden Tiefen des Bodensees beweisen. — In dem
Typus der Arthropoden timlet sich eine weit verbreitete Einrichtung, die den
Lungen zwar in gewisser Bezieiiung ähnlich ist, die man jedoch ihres gesammten
Verhaltens wegen nicht au jenen Organen zu rechnen pflegt. Es handelt sich
hier um die Tracheen. Auch die Tradieen sind wie die Lungen Einstfttpungen,
durch die die Luft in den Körper angeführt» bez. wieder hinausgeschafft wird.
Die Tracheen bilden baumartig ins Unendliche verzweigte Röhrensjrsteme, welche
sich nicht unpassend mit den Bronchen und deren Verzweigungen in Verbindung
bringen lassen. Doch stehen die Röhren nicht mit dem Verdauungs-Canal in
irgend welcher Beziehung, sondern sie können an den verschiedensten Stellen
des Körpers ihren Anfang nehmen durch Oeffnungen (Stigmen) in der Körper-
haut, und überdies pflegen diese Oeffnungen in grösserer Anzahl vorbanden zu
sein. Das Astwerk der Tracheen verbreitet sich im ganzen Körper nnd der
klemste Tbeil desselben ist von ihnen durchsetzt Daher kaim man sagen, die
mit Tracheen aumerttsteten Arthropoden befttsen Aihmungsorgane (Lungen) im
ganzen Körper. Die Lungen im gewöhnlichen Sinne dagegen nehmen eine be*
stimmte, begrenzte Stelle des Körpers ein. Es hängen die beiden Einrichtimgen
Tr^it dem Vorhandensein bez. mit dem Fehlen eines entwickelten Circulations-
systemes zusammen. Bei den Wirbelthieren und auch zum Theil schon bei den
Mollusken iiiesst das Blut in geschlossenen Bahnen und vermag daher siciicr und
schnell dem an einem bestimmten Orte im Körper gelegenen Athmungsorgan zu-
geführt zu weiden. Dagegen haben die Tracheaten von dem gesammten Orcu-
lationsappaiat meist nur ein das Blut bewegendes» dem Herzen analoges Organ,
während sonst das Blut frei in den Lücken zwischen den Geweben sich bewegt
Deshalb ist es nothwendig, dass gewissermasseo die Atiimungsorgane zu dem Blut
vordringen, um dasselbe mit Sauerstoff zu versehen und von der Kohlensäure zu
befreien, und dass nicht ein umgekehrtes Verhältniss statt hnt Bei einer Abtheilung
*ier Tracheaten, den Spinnen, hat das Circulationssystem eine grössere Ausbildung
erlangt und hier sehen wir auch die in geringer Anzahl (zwei, vier) auftretenden
Tracheen lungenartig modificirt. Man nennt diese Gebilde Tracheenlungen.
Der vom Stigma ausgehende Tracheenstamm Öieilt sich bald in eine Anzahl
hohler, mitdemgemeinscbaftlicben Stamme communidrender Lamellen. — Schliess-
lich wäre noch ein Organ Im» den Echinodeimen, qwdell bei den Holothnrien
zu erwähnen^ welches man als Wasserlunge bezeichnet Es sind dieses zwei um-
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Lungenarterien — Lupus.
fangreiche, baumartig verzweigte Schläuche, die mit gemeinsamen Stamm von dem
Enddann ausgehen. Aus demselben werden sie mit Wasser gefUllt, vermögen
dasselbe aber auch wieder zu entleeren. S. Respirationsorgane'EntwicUung. D
Lungenarterien, «bUschen, -capillaren, -gef ässe, •nerven,-Trichter,
•venen, s. lunge und Respirationsorgane'Entwicklung. Grbch.
Lungenfur)ction, s. Athmung. J.
Lungenschnecken (Gastropoda) Pulmonata, Cuvikk 1817, in engerem Sinn
eine bestimmte Ordnung der Schnerken, luftatbmend, hermaphroditisch, musio-
gloss, ohne Deckel, die Stylommatophorcn, Auriculaceen und Limnae-
aceen umfassend; in weiterem Sinne alle luflathmenden Schnecken und dann
neben den ebengenannten als P, inap^eulattt, deckellose L., bezeichneten auch
die Cyclostomaceen und die Gattungen AcUulat Hduma u. s. w. als P, a^er-
eukUa, gedeckelte L., miteinschliessend. S. das Nähere unter »Landscbnecken«.
pag. I. E. V. M.
Lung-khe, Lohitavolk an den oberen Tbeilen des Koladyn in Hinter«
Indien, v. H.
Lungones, Stimm der alten Asturer (s. d.). v. H.
Lunula \^lat. kleiner Mond), auch Areola, eine elliptische, herzförmige
oder lanzettförmige Vertiefung oben an der V^orderseite vieler Muscheln un-
mittelbar vor den Wirbeln, von einer eingeschnittenen Linie umgritnzt; beide
Schalenhälften nehmen daran Theil, an einer einzdnen erscheint sie desshalb
nach der Länge halbirt^ halbmondförmig. Sie findet sich nicht bd allen Itbischeln.
Am deutlichsten ausgeprägt ist sie bei den Vennsmuschdnj indem sie hier oft
auch in Farbe und Skulptur von der übrigen Oberfläche verschieden ist, z. B.
Venus galUna, Cythrrea Dionc; der darunter an der Innenseite der Schale befind-
liche vordere Seitenzahn (bei Cythcrta, Artemis u. a.) heisst darnach auch Lunular-
Zahn. E. v. M.
Luch, s. Dschur. v. H.
Lupaka, einer der am meisten entwickelten Dialekte des Aymara (s. d.). v. H.
Luperosannur, Gray (gr. fyperos verdriesülich)» Geckotiden-Gattung. Finger
zur Hälfte verbunden; das sehr kurze, freie Endglied verbreitert; der innere
Finger mit retraktiler Klaue^ Infnidigital-Lamellen. 1 Art, Z. Qmdt^äi Gkav,
von den Philippinen. Pf.
Luperus, Gf.offr. (t;r. beschwerlich). Kleine, zwr Sippe der Cnlrrucini
(s. d.) gehörige Blattkäfer, mit fadenförmigen langen Fühlern, deren 3 Glied
kürzer als das vierte ist, seitlich gerundetem Malsschild und einfarbigen Flügel-
decken. Z. rußpis, ßavipes, pinicola sind die verbreitetsten, bisweilen schädlich
auftretenden Arten. E. Tg.
Lupjaner oder Lupoglawer. Polabische Slaven, nicht unwahncheintich an
den Lupafluss, der sich in die Neisse eigiesst^ zwischen die Niscbaner und Saro-
waner gesetzt, v. H.
Lupina, Baird (Lupini, Wagner). >Wolfattige Hunde«, Gruppe des arten«
reichen Genus ^ Canis, T . • (Familie CaniJa, Wagnf.r), charakterisirt durch den
convexen, abwärts gebogenen ( )rbitalfort.satz des Stirnbeines und die raeistrunde»
selten senkrecht elliptische Puiiilie. Näheres s. -»Canis, v. Ms.
Lupincnfiiege, Anthomyia funcsta, Kühn, eine Blumenfliege (s. Anthomyia),
deren Larve die jungen Lupinenpflanzen zerstört und sich in der Erde ver-
puppt. E. Tg.
Lupus» Autor., Untergattung von %Cam, L.f (s. d.). v. Ms.
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Lurcecs — Lurcheotwtcklung.
183
Lurcees, Xndianerstainin am Red Deer Kiver, aoo Köpfe ataxk» du Chippe-
wayan redend. H.
Lurche = Amphibia (s. d.)> Ks.
Lurchentwicklung. Da der Entwicklungsgeschichte der Amphibien bis
jetzt in diesem Werke noch nicht gedacht wurde, so soll der Artikel an dieser
Stelle gebracht werden. — Die meisten Amphibien legen ihre Eier in Form von
kleinen, kugeligen, am oberen Fol, welcher das Keimbläschen enthält, meist
pigmentirten Körpern, ins Wasser. Bei den Anuren erfolgt die Befruchtung beim
Entleeren der Eier. Bei Salamandeni und Molchen findet eine Begattung statt,
bei Ami^^siMia ^muMum aber wird nach Cuaaa (Development of Amblyst. punct
Extemal Stndies from the Biological Laboratoiy of Ae Johns HonoMS ITniveni^,
Nr* 9 18S0) das Sperma in das Wasser endeert Die Eier der Anuren bilden
zusammenhängende Klumpen und Schnüre, von den Molchen werden sie einzeln
in den Rlnttwinkeln von Wasserpflanzen befestigt. Einige Salamandrinen sind
vn}ipar mit zwölfmonatlx her Trächtigkeitsperiode, — Abweichungen von den ge-
wöhnlichen Verhältnissen (Bkonn s Klassen und Ordnungen des Thierreiches VII, 1.
Abtheilung: Amphibia von C. K. Hoffmann) finden sich bei Notoddphys cvipara,
bei welchem das Männchen die Eier in eine dorsale Hanttasche des Weibchens
bringt wo sie ihre Entwicklung durchmachen; ähnlich ist es bei NoMrma und
Bd einem Baumliosch in Ceylon (P»fy^edates ritkulaitis) tragt das Weibchen
die Eier am Bauche. Von Rhinoderma Darwhm beherbergt das Männchen die
Eier in einer weiten Kehltascbe. Einige Anuren legen die Eier auf Baumblätter
lind in Krdlnrher. Die Anlage der Keimblätter der Amphibien wurde bereits
im Artikel iKcimblätter« beschrieben. — Was die weitere Entwicklung anbelangt,
so ist dieselbe bei den Gyninnphioncn fast ganz unbekannt. Bei den Anuren
repräsentirt nach vollendeter Invagination das Epiblast eine zusammenhängende,
das ganze Ei umschliessende, xweischiGhtige HttUe. Die Nervenschicht (s. Keim-
bUttter) verdif^t dch allmAhlich an der dorsalen Medianlinie und bildet, nach-
dem auf diese Weise die Anlage des Medullarrohrs erfolgt isl^ eine mehr oder
weniger birnenförmige Medullarplatte mit faltenlörmig voisprtiqteaden Seken-
theilen und rinnenförmig vertieftem Boden. An dem verbreiterten Ende der
Platte findet die Hirnanlage statt. Nachdem sich die Medullarfüten nach auf-
wärts gekrümmt und sich endlich berührt haben, ist der centrale Ccrebrospinal-
canal entstanden, welcher vorne blind endigt, hinten aber in den Blastoporus
geöffnet ist. Die erste Verwachsung der beiden Falten geht an der Grenze von
Gehirn und Rückenmark vor sich und schreitet dann von hier aus nach beiden
Seiten rasch fort Wenn das MeduUarrohr sich geschlossen hal^ so lOsen sich
seine Wandungen vom äusseren, condnuirlich darOber hinwvgsiehenden Epiblast
ab. Somit sind es diei Epiblastschichten, weiche an der Bildung des Central-
nervensystems Antheil nehmen, wenn auch die Nervenschicht die Hauptmasse
liefert. — Nach AbschnUrung des Nervenrohrs von der äusseren Haut ver-
schmelzen seine beiden Schichten, Die Linse des Anges, der einer äusseren
Üefl'nung entbehrende Hörsack und der Riechsack ^\ erden m der Nervenschicht
angelegt. Die Epiblastzellen der äussersten Schicht tragen nach Ablauf der
i-uichung Wimpern, die aber mit Ausbildung der inneren Kiemen wieder ver-
schwindöi. Sie haben den Zwedc, den Embiyo in langsame Rotationsbewegung
SU vetsetsen. Unter dem l^iblast Uegt nach Vefsdiwinden der Furcfaungsh<Uile»
diesem flbendl fest angetagerl^ das MesoblasL Dasselbe bildet nach CaLanuA
und BAifomi aber keine continuirliche Schicht sondern besteht aus swei seiüichen
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Lurcheotwtcklung.
Platten« zwischen denen in der Medianlinie unter dem Epiblast ein Spalt sich
befindetf in welchen der Hypoblasttheil, welcher Uber der Mesenterialhöhle hin-
wegziebt, mit einem Zellenwiilst hineinragt. Dieser zerfällt nach einiger TjtalL
in einen dorsalen und ventralen Abschnitt, ersterer wird zur Chorda, letzterer
bleibt mit der übrigen ITyiioblastmasse in Zusammenhang. Die beiden Mesoblast-
seitenblätter gehen ventral in einander über. Dorsal erfolgt in beiden eine von
der Nackengegend nach rüclcwärts fortschreitende Segmcntiiuag, lateral und
ventral besteht kein derartiger Zerfall. Auf diese Weise hat sich das Mesoblast
des Rumpfes in einen vertebralen, aus einzelnen Somiten bestehenden tmd in
einen lateralen, unsegmentirten Abschnitt gesondert Das Hypoblast, welches zu
beiden Seiten des
^'HJt^ Mesenteron unmit
telbar in die Dotter-
zellcn übergeht, be-
ginnt nun vorne und
hinten zuerst, in der
Mitte zuletzt dieses
zu umschltessen (Zu
vergl. die Figur).
Aus dem vorderen
Mcsenteronab-
schnitt bilden sich
LStigSBcbnitt durch einen ültem Bmbiyo von Bombinator. (Nach Götte.) Speiseröhre, Magen
zn Mund, an After, I I^ber, ne neurentiscber Kanal, m e MedaUanohr, und Duodenum, hin-
ch Chorda, pn Zirb«ldrtlsc. ter letzterem entsteht
ein ventraler Auswuchs, die Anlage des lieberdivestikels vergl. d. Fig. bei 1.
Durch den Blastoporus communizirt das Mesenteron mit der Aussenwelt.
Nach und nach nähern sich aber die Blastoporuslippen und lassen nur einen
engen Gang zwischen sich, welcher dorsal das Nenrenrohr in sich einmünden
lässt (vergl. die Fig.). Endlich v^schmelzen die Blastoponnitippen, sodass der
enge Gang keine Ausmflndung mehr nach aussen besitzt. Nun verengert
sich dieser, welcher den postanalen Darm repräsentirt, immer noch mehr,
bis er sich endlich ganz sehliesst und somit die Commimicfition der Mesen-
teronhöhle mit dem Nervenrohr auch aufgehört hat zu exustiren. Schon bevor
der völlige Schluss der Blastoporuslipi)en erfolgte, bildete sich an dem vorderen
Abschnitte des postanalen Darmganges auf der Ventralfläche ein kleines Diver-
tikel. Dieses verlingert sich nun und wächst einer in dieser Gegend erfolgen-
den EpiblasteinstUlpung, dem Prododatum, entgegen, vergl. die Fig. bei Da>
rauf erfolgt hier der Durchbruch des Afters. Ungefähr um dieselbe Zeit wuchs
im Kopfabschnitte des Darmes ein kleines Divertikel ebenfalls einer Epiblast-
einstülpung, dem Stomodaeum^ entlegen, wo schliesslich der Mund durchbricht
(vergl. die Fi^ bei ni). Der Durchbmch von Mund und After erfolgt er<^t im
LarveniLliLii. Der vor dem After gelegene Abschnitt des Mesenterons lässt die
Cloakc und das Intestinum entstehen, aus der Ventralwand der ersteren wächst
die zweilappige Allantoisblase hervor. Nachdem alle diese Differenzirungen im
vorderen und hinteren Ende des Darmkxuials vor sich gegangen sind, wird nur
noch der kleine mittlere Abschnitt seines Bodens von den Dotlerzell«i gebildet
Qas eigentliche Hypoblastepiihel wächst dann Aber die Aussenseite des Dottels
hinweg, welcher somit einen wahren inneren Dottersack, wenn auch von geringem
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Lufcbentwicklung.
Umfang dantellt. Die von demselben umschlossenen Dotterzellen werden all-
mählicli resorbirt und die Wandungen des Sackes bilden einen Thetl des eigent-
lichen Darmes. Was nun das allgemeine Wachstluim und die Ausbildung der
Leibesforin des Embryo anbelangt, so ist darüber Folgendes bekannt : Wahrend
es zur Schlicssttng des Medullarrohrs kommt, wächst der Kntliryo in die Länge
und nimmt eine eiförmige Gestalt an. Dit: Ko|)f i)eiii;e wird sichtbar und der
Blastoporus schliesst sich. Das Mesoblast segmenUrt sich, am Halse damit be-
ginnend und successive nach hinten fortschreitend. Am Hinterende des Embryo
tritt der Schwanz auf, der ganze Körper zeigt eine dorsale KrOmmung mit ven-
traler Convexität An der Kopfbeuge macht sich das Mittelhim mit den beiden
Augenblasen bemorkttch und die Anlagen des Kiefer^ Hyoid- und eisten Kiemen*
bogeos wulsten sich auf beiden Kopfseiten vor, doch bleiben die Visceralspalten
noch geschlossen. Prokto- und Stomodacum werden deutlicher, communiciren
aber noch nicht mit dem Mesenferon. Selir eigenthiimlich ist um diese Zeit l)ei
den meisten Aniiren mit Ausnahme von und Da(tykthra da?^ Auftreten eines
embryonalen Organes, einer paarigen Saugscheibe, die später wieder verschwindet.
Sie entsteht als Epiblastverdickung unter dem Hyoidbogen. — Während der Em-
bryo stetig in die Länge wächst, treten am vorderen Kopfabschnitte die Riech»
gruben auf, das SUmoiatum wird tiefer, drei neue Kiemenbogen kommen hinzu.
Alsdann stQlpt sich das Mesenteron zwischen den 6 Visceralbogen vör, um die
Hyomandibularspalte, die Hyobrauchialspalte und die drei Kiemenspalten zu
bilden, deren Durchbnich aber erst im freien Larventeben erfolgt. — Auf der
Aussenseite des ersten und zweiten Kiemenbnii^ens werden die Anlagen äusserer,
mit Epiblast bedeckter Kiemen bemerklich, auch am dritten Kiemenbogen können
solche vor oder nach dem Ausschliipten vorkommen, .im \ierten aber fehlen sie.
An der Dorsalseite der LeibeshÖhie entsteht aus einer Falte der SoinaiopUura
der Segmentalgang. Sem vorderes Ende ragt offen in das Coelum hinein und
liefert eine Vomiere mit zwei bis drei Peritonealöühungen, denen gegenttber ein
GlMurtUn entsteht — Die definitive Ifiere bildet sich erst im späteren Larven-
leben aus einer Reihe von Segmentalröhren unter gleichzeitiger Rückbildung der
Vomiere. Wenn die Larve ausgeschlttpfl ist, so hat sie noch keinen Mund, und
ihre Ernähnin? und ihr Wachsthum geschieht mit Hilfe des in das Mesenteron
aufgenommenen Dotters. Sie schwimmt mit ihrem Schwänze, an welchem sich
eine dorsale imd ventrale Flosse bildet, als Kauhiu.ippe frei umher. Erst während
des Ireiea Umhersciiwaimens brechen Mund und After durch, womit eine selbst-
ständige Ernährung gegeben isL Auch die Kiemenspalten öfftien sich, die Hyo*
mandibularvorstülpung bricht bei den meisten Formen nie nach Aussen durch
und kommt, wenn dies wirklich geschehen, bald nachher wieder zum Verschluss,
es entwickelt sich aus ihm die Eustachische Röhre und die Paukenhöhle. Kurze
Zeit nach dem Ausschlüpfen der Larve bildet sich jederseits auf dem Hyoidbogen
eine Hautfaltc, welche tieckel.irtig über die hinteren Kiemenbogen und äusseren
Kiemen hinwegwächst und zwar der Art, dass sie ai\ ihren seitlichen Rändern
mit der übrigen Haut verschmilzt, an ihrem mittleren Rande aber frei bleibt.
Jede der in dieser Weise entstandenen, die Kiemen einschliessenden sogen. Kiemen-
höhlen stehen durch einen weiten Porus mit der Aussenwelt in Verbindung. Dieses
Verhalten bleibt aber nur bei DactyliUtra, während bei der Larve von Bombt'
mtor, AfyteSf I^hdyies die beiden seitlichen in der Ikfittellinte ventral zu-
sammenfliessen und dadurch eine emdge Oeffnung, ein sogen. Spritzloch ent-
stdien lassen. Bei den tlbrigen Formen (Hanot Bu/a, l^lobaks etc.) ist auch nur
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Lurchciitwicklang.
ein Spritzloch vorhanden, doch liegt dasselbe tmsfmniettisch auf der Imken Seite
und entstand in der Wdse, dass an den beiden durch einen Querkanal veibuo-
dene Kiemenhdhlen, die Oeffnung der rechten verschwand. — Das Athemwasser
dringt durch den Mund und die Kiemenspalten in die Kiemenhöhlen und von
da wird es durch das Spritzloch nach Aussen entleert. — Aber die primären
äusseren Kiemen verkümmern alsbald nach Bildung der Kiemenhöhlen vnlhWndig,
und an ihrer Stelle werden neue innere Kiemen auf der Aussenseitc des mittleren
Abschnittes der vier Kicmcnbogcn gebildet. Der erste und vierte Bogen trägt
dieselben in einfacher, der zweite und dritte in doppelter Reihe. Ausser diesen
Kiemen, welche Mesoblastfortsätze repräsentiren, erscheinen auch noch an der
Hypobhtstwand der drei Kiemenspalten derartige Gebilde. Bei Dat^^Okr^ finden
sich nur die letzteren. ~ Der querovale Mund enhftlt als Kauwericaeuge Hom-
gebilde, die nur während des Larvenlebens in Gebrauch sind, und wird von
einer kreisförmigen Hautfalte als Lippe umgeben. Mit fortschreitender Ent-
wicklung schwinden die Saugplatten hinter dem Munde, der Darm verlängert
sich, legt sich in zahlreiche Windungen und aus dem Oesophagus wachsen die
Lungen hervor. — Mehrere anatomische Thatsachcn deuten an, dass die Kaul-
quappe die Wiederholung eines ursprünglichen Wirbelthiertypus reprasentirt,
dessen nädwter noch lebender Vertreter die Lamprete zu sein scheint, anderer"
seits deutet eine grosse Aehnlicbkeit zwischen der Dactylethialarve und den devo-
nischen Ganoiden auf Verwandtschaftsbezidiungen zwischen den Amphibien und
den primitiven Ganoiden. — Der Uebergang der Kaulquappe in den Frosch ist
eine compltcirte Metamorphose, welche hauptsächUcii in der Verkümmerung
provisorischer Embryonalorgane und in dem Hervortreten definitiver Organe be-
steht. — Nach einiger Zeit ihres Daseins erhält die Kaulquappe Extremitäten.
Die vorderen sind unter dem Kicmendeckel verborgen, die hinteren treten am
Ende des Rumpfes stummciformig zu Tage. Die Lungen vergrössem sich mehr
und mehr, und zu einer gewissen Periode besteht Lungen- und Kiemenalhmung
neben einander. Nach fortgeschrittener Ejitwicklung der Daueroigane madit
die Larve eine Häutung durch, bei welcher die Kiemen, die Horn- und Saog*
gebilde des Mundes verloren gehen, die bisher unter der Haut versteckten Augen
zu Tage treten und die Vorderextremitäten sichtbar werden. Darauf ¥nfd der
Schwans rudimentär und zuletzt völlig resorbirt. Neben diesen äusseren Ver-
änderungen greifen auch innere Platz, so namentlich im Bereiche des Mundes,
des Gelasssystemes und der Visccralbogcn. Auch der Darmkanal wird kürzer,
d.a der Frosch im Gegensatz ix\ der herbivoren Quapiie vorzugsweise omniM^r ist.
W enn auch die Metamorphose der Kaulquappe im Allgemeinen als Typus für die
der übrigen Anuren aufgestellt werden kann, so finden sich doch hier und dort einige
Abweichungen. Hylodes martknceHm, Pipa ttmtrkOHa und dorsigerot RAm^dirma
Darmtui, JNM^nma marsupiahim machen innerhalb des ^es eine Metamorphose
durch. — Eine Merkwürdigkeit itt es, ikss die Quappe von Aeudis paraiifssa eine
viel bedeutendere Grösse erreicht, als das erwachsene Thier. — Die Larvenform
von Dactylethra weicht von der üblichen Form hochgradig ab. Ihr Mund hat
grosse Aehnlicbkeit mit Hetn der Siluroiden und von Lophius, sein Unterkiefer
hängt herab und zu jeder Seite der Oberlippe befindet sich em langer Tentakel.
Der Koj)f ist flach und breit, SaugnHpfe sind nicht vorhanden, die Kiemen-
öffnung ist doppelt. Der Schwanz verläuft fadenartig und die vorderen Extremi-
täten liegen nicht unter dem iUemendeckel. — Wie schon eiwünil^ sind die
Anurenembiyonen nur mit dner geringen Dottermasse und daher ohne ftussecen
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Lttrchentwidduns. 1S7
Dotteiuck aa^erflstet, indenen gieirt es doch dnig« Formen, bd denen ein
solcher vorkommt, bei Afyiis ^UetrieanSt d^rsigera, J^eudopkrytu atistraUs.
Nencfdings hat Kollhann und vor ihm schon PplOoer nachgewiesen, dass eurO'
pXische Frosch* und Tritonlarven überwintern können, ohne terrestrisch zu
werden, ja sie kdnnen ihre Jugendform sogar während längerer Zeit beibehalten.
Wir stehen somit vor einem ähnlichen Fall, wie ihn der mexikanische Kiemen-
mol( h darbietet. Derselbe hat bekanntlich in Mexiko vollief darauf verzichtet,
terrestri>,ches Benehmen anzunehmen und erst der Jardin des Plantes mnsste ihn
daran ennnern, die längst verlernte Gewohnheit einmal wieder aufzunehmen und
em Amblysloma zu werden. Kollhamn hat fUr dteaea Beharrung^vemögen im
Jugendsuslande als eine hoch interessante und bedeutungsvolle biologische Er»
scheinung der Anpassung die Bezeichnung Neotenie voigeschlagen. In diesen
Begriff muss gleichzdtig noch die Vorstellung mit aufgenommen werden, dass von
der festauhalteoden Entwicklungsstufe, auch eine Weiterentwicklung, dem Wesen
der Larven entsprechend, stattfindet, indem während des Larvenstadiums Ge-
schlechtsreife, wie diese beim Axolot! pnnz bekannt, eintreten kann. — Bei den
Urodelen ist uns die Kntv, icklunL; namentlich durch Scott und Üshorn bekannt
geworden. Die Medullari)latte legt sich zu einer Zeit an, in welcher das ?2piblast
noch aus einer einzigen Zellenlage besteht, und erst nach Verschluss der Nerven-
rinne tritt ein deutlicher Unterschied zwischen dem Epithel des Centralcanates
und den Qbrigen Zellen des Cerebrospinalstninges zu Tage. Das seitlidie Epi-
blast bildet erst kurz vor dem Versdiluss der Medullaifalten zwei Schichten,
welche bei den Anuren von Anfang an vorhanden sind. Das Mesoblast geht ans
zwei seitlichen Platten hervor, welche sich vom Hypoblast absi)altefen. Die ven-
trale Atisbreitung dieser Platten geht namentlich dadurch vor sicli, dass sich
Dotterzellen in Mesoblastzellen umwandeln. Die Chorda bildet sich auch aus
einem Abschnitt des Hypoblasts. Die Leibeshöhle setzt sich in den Kopflheil
fort und das sie hier umschliessende Mesoblast zerfallt in eine Höhle vor dem
Munde und je eine im Kiefer und jedem feinden Bogen. Hinachüich der
Hjpoblastbildungen finden nch zwischen Urodelen und Anuren keine besonderen
Verscliiedenheiten. — Was die Ausbildung der Leibesform des Embryo anbe-
langt, so herrscht hierin fUr die ersten Stadien viele Aehnlicbkeit mit den Anuren.
Der Körper ist aber nicht dorsal, sondern ventral gekrümmt. — Die Metamor-
phose ist unvollständiger als die der Anuren. Beim Ausschlüpfen besitzt die
Tritonint VC einen gut entwickelten Ruderschwanz mit Flosse und drei Kicmcn-
paare aui dem ersten bis dritten wahren Kicmcnbogen. Vier Kiemcnsiialten er-
scheinen nämlich zwischen dem Hyoid- und dem ersten Kiemenbogen, von ihnen
tritt die letzte am spätesten auf. Die Hyomandibularspalte bricht gar nicht durch,
die Saugnäpfe an der Ventralseite des Mundes sind gestielt. Ein Kiemendeckel
welcher sich aus dem unteren Abschnitte des Hyoidbogens entwickelt, bedeckt
nur die Basis der Kiemen. Horngebilde, wie sie im Munde der Anuren vor-
kommen, finden sich nicht bei den Urodelen. Die Haut trägt ein Wimperkleid,
welches Kofation des Embryos im Ei bewirkt. Die erste Anlage der vorHeren
Extremitäten erscheint scbon vor dem Ausschlüpfen der Larve, die hmteren
Gliedmaas!5en entwickeln sich erst viel si)äter. Zur Zeit, in welcher die Lungen
entstehen, schlie&sen sich die Kicmenspalten, und die Kiemen verkümmern. Ab-
weichungen von der gewöhnlichen Larvenform finden sich auch bei den Uro>
delen. Die Larve von AmbfyUoma ^meiahm bentzt an Stelle der Saugnäpfe
von Triton, zwei lange Fortsätze, sogenannte Baiandrstangen, wdche beim Her^ii)«
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Loiclier Luv.
sinken der Larve auf den Boden sie zu stützen bestimmt sind. Sobald sich die
Extremitäten entwickeln, verschwinden diese Fortsätze. Die Jungen von Salth
mandra matukUa besitzen beim Verlassen des Uterus äussere Kiemen^ diejenigen
von Salamatt^a aOra entbehren derselben, weil sie schon während des Aufent-
haltes im Uterus verloren gingen. Die letztgenannte Art erzeugt nur zwei Em-
bryonen, obgleich ursprünglich zahlreiche Eier vorhanden, welche aber bis auf
zwei fehlschlagen und den beiden Embryonen als Nahrung dienen. Bei beiden
Salamanderartcn findet sich soviel Nahrungsd(;tlcr, dass ein Dottersack entsteht.
— Spekrpes Menobranchus und IVotcus besitzen nur drei posthyoide Kiemenbügen.
Im Jahre 1S70 machte Dum^kil in Bezug auf die Metamorpiiose der Urodelen
im Jardtn des Plantes in Paris eine sehr merkwürdige Entdeckung. Er sah wie
einige Axolotllarven das Wasser verliessen und im Verlauf von ungefthr viersehii
Tagen eine ähnliche Metamorphose durchmachten wie der Molch, indem aus
ihnen eine Form entstand, welche mit der amerikanischen Gattung Ambfystonut
durchaus übereinstimmte. Die Kiemenspalten verschliessen sich, die Kiemen
selbst werden durch Lungen ersetzt. Der Schwanz bfisst seine Flosse ein und
wird rund, im Munde finden ebenfalls weitere Veränderungen statt. Fräulein
VON Chauvin (Zcitschr. f. w. Zool. Bd. 27, 1876}, in Freiburg hat Axolotllarven
alhnählicii an die Luflathmung gewöhnt und sie auf künstlichem Wege veran-
lasst^ die erwähnte Metamorphose durchzumachen. Grbch.
Lurdier, ein in Engkind sehr verbreiteter Hundetypus, welcher nach
FrrzmGER aus der Vermischung des irländischen Windhundes mit dem Scfaaf-
hunde hervorgegangen sein dtlrfle. Derselbe nähert sich im Allgemeinen mdur
dem ersteren, unterscheidet sich aber von diesem durch seine noch längere, ziem-
lieh glattzottige, grobe Behaaning, die am Kopfe am längsten und an der Schnatize
zu einer Art T^irt vereinigt ist. Die Thiere sind meist einfarbig grau, braun oder
schwarz. K.
Lurchiische, s. Fischentwicklung und Dipnoi. Grbch.
Luti oder Luren, die Bewohner Luiistunsi eine Art Zigeuner, die in einaelnen
Familien zerstreut^ auch im ganzen Lande Kelat verbrdtet smd. Der Race nach
sind sie von den Brahui (s. d.) und den Belutschen (s. d.) verschieden und trifft
man dieselben vorzüglich als Musikanten, Töpfer, Seiler, Mattenweber und
Hausirer. Sie besitzen keinen Grund und Boden, treiben nie Ackerbau und
werden als Ausgeworfene betrachtet. Sie zerfallen in die Grossen L. oder Bach-
tiari (s. d.) und in die Kleinen L. oder Feili, welche die Gebirge von Kirman-
schah im Westen bis gegen Schiraz im Übten bewohnen und sich wieder in
mehrere Stämme spalten. Die Sprache der L. scheint, nach den spärlichen
Proben, die wir von ihr besitzen, mit dem Kurdischen derart zusammenzuhängen,
dass sie als ein Sdtendialdtt desselben betrachtet werden kann. v. H.
Itua, Bezeichnung fttr die nördlichen Laoten oder Schan, den Siamesen
unterworfener Volksstamm im Gebirge zwischen Muong Yong und Xieng Tong;
die L. tragen Jacke und Beinkleider von blauer Farbe und einen rothen Turban.
Ihre Dörfer sind gross und gut gebaut, die Häuser geräumig, das Dach reicht
bis tief herab und bildet eine gegen Sonne und Regen geschützte Gallerie.
Die Häuser stehen dicht neben einander und bilden hübsche, regelrechte
Strassen. Die Gärten, worin viel Thee gepflanzt wird, liegen ausserhalb des
Dorfes. Die zu den Dörfern führenden Wege sind in gutem Zustande und
werden mittelst hölzerner Schranken gesperrt, damit das Vieh die Aecker und
insbesondere die Baumwollpflanzungen nicht heimsudM; v* H.
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Luschai, Gruppe der Nagastämme im nordwestlichen Hintcr-Indien, zwischen
Birma und Bengalen, nördlich von den Tschiltagongbergen bis zu den Grenzen
Katsciiars. Sie selbst nennen sich Loschai oder Lhusai, den Bengalen sind bie
als Kniet bekannt, die Krmanen nennen ne Lankbe. Die «unttcbst der indiacben
Grense wobnenden Stamme dnd die Haulong, Saithu und Rattan-Poya. Die
Zabl dieaer drei mag sieb auf 3Q000 belaufen; am stärksten darunter sind die
Ibnlong. Ihre Sprache gleicht sebr nabe einigen Mundarten, die in Beig-Tip-
perah und entlang der Mannipergrenze gesprochen werden. Ohne Zweifel ge-
hört sie mit dem Birmanischen imd Tibetischen zu demselben Stamme. Beide
Geschlechter sind wohlgestaltet und sehr muskulös; die durchschnittliche Grösse
der Männer beträgt 1,65 — i ,70 Meter, die der Frauen 1,60 Meter. Die Manner
sind alle stramme Bursche, untersetzt an Haiä und Schultern, Arme und Schenkel
muskulös und gut entwickelt, die Arme meist lang im Verhiltaiss zum Körper.
Ibre Gesichtsfarbe um&ssc alle Abtönungen von Braun, ibre Gesicbtszttge
varüren betricbtUcb. Doch haben die Mebten platte aufgeworfene Nasen mit
grossen Nasenlöchern, dicke Uppen und mandelförmige Augen. Unter den
herrschenden Familien giebt es feinere Gesichter mit schmalen Adlernasen,
kleinen Nasenlöchern, dtinncn Lippen und kleinem Munde, stets aber hoch und
vorstehenden Backenknochen, breitem, last völlig bartlosem Antlitz. Der Aus-
druck ist bei vielen oft'en und intelligent, auch zeis:en sie eine merkwürdige
Fälligkeit, alles Neue rasch zu verstehen. Ihre einzige Kleidung besteht in einem
Streifen von dickem blauen Zeug, welches die Weiber um die Hüften schlagen
und in einem langen Mantel von selbstgesponnener Baumwolle blau, gelb und
rothgestreift fUr die Mttnner. Letztere tragen Halsbänder von bunten Perlen,
reichere auch solche von grossen cyKndriscben Bemstemstflcken, aufweiche beide
Geschlechter sehr erpicht sind. Ein grosser in Silber gefasster, an einer Schnur
um den Hals getragener Tigerzahn wird hochgeschätzt Der L. scheitelt sein
Haar in der Mitte, flechtet es auf beiden Seiten glatt und bindet es am Nacken
in einen Knoten, der von einer kupfernen oder stählernen Haarnadel gehalten
wird. Die Weiber haben grosse Scheiben von Hok oder Elfenbein in den Ohr-
lappen. Männer, Frauen und Kinder, sobald sie nur eine Pfeile halten können,
rauchen unaufhörlich. Die L. sind mächtige Jäger, da sie grosse Fleisdiesser
sind. Erst seit 30 Jahren etwa kennen sie den Gebrauch der Feuerwaffen,
ausserdem haben »e Bogen aus Bambu mit vergifteten Pfeilen, welche jedoch
mehr und mehr den Flinten'weKhen; das nöthige Pulver fertigen sie selbst an,
allerdings ist es sehr schlecht. Speere von verschiedener Gestalt und Länge,
die sie von Norden her erhalten, dann ihr >Dao,« eine dreieckige, 30 Centim.
lange KHnge mit hölzernem Grifte, sowie langklingige birmanische Messer sind
weiters im Gebrauche. Ihre Dörfer, die stets auf dem Gijjfel eines hohen
Berges liegen und in Kriegszeiten verpallisadirt sind, werden alle fünf Jahre ver-
lasaen, was mit der Art und Weise ihrer Bodenkultur ausammenhängt ; sie
brennen das Dschungel nämÜdi ab^ der so berniete Boden ist innerhalb jener
Periode erschöpft und wird mit neuem vertauscht Ihre Häuser sind aus Baum«
Stämmen erbaut und mit Laub eingedeckt; die Flur derselben erhebt sich etwas
Aber den Boden. Das Haus des Häuptlings ist von gleicher Bauart wie die
übrigen, nur weit grösser und innen cingctheilt in eine «rrossc Halle und 2 bis
3 Schlafzimmer, welche alle auf einen Gang münden, der die ganze Länge des
Gebäudes durchzieht. In jedem Dorfe giebt es ein grosses scheunenähnliclies
Gebäude, an den Seiten utien und mit einer ireuerstelle in der Milte; es i^i dj^
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Lnieniolt — LmL
Cieiueindehaus, wo die Angelegenheiten des Dorfes, die Vorbereitungen für Kriegs-
züge u. s. w. besprochen werden. Jedes Haus besitzt seinen »Gayalc oder
BttflTeli der imchts an der ThOre fi^ebimden und am Tage mm Weiden atuge*
trieben wird. Man hält sie wegen der Milch und verzehrt ihr Flefoch nur an
hohen Festtagen. Auch eine weisse Ziege und einige I^ieblingsschweine g^hOren
zu jedem Hause. Aus gegohrenem Reis, Wasser und einer sonst unbekannten
Frucht machen die L. eine Art Wein, der ähnh'ch wie dünner Preisselbeerwein
schmeckt. Sehr geschickt sind sie in Fleduvverk; sie verfertigen aus Rohr oder
ßaml)i! Korbe von allen Sorten, auch machen sie Ei^ensnchcn in rohen, aber
sinmciciien Schmieden. Musikalische Instrumente haben sie wenige und ein-
fache: eine Trommel aus ausgespannter Hirschliaut und ein sonderbares Ding,
ans einem Kfirtas veilertigt, eine einfache Rohrpicite und Gongs verschiedener
Grösse. Mtoner und Knaben können sehr laut durch die Finger pfeifen* Sie
singen leise und monoton und begleiten nch mit dem KOrbinnstrument oder der
Trommel. Wenn die L. nicht unter sich kämpfen, machen »e Finftlte in das
britische Gebiet, um Sklaven wegzuführen oder Menschenköpfe als Ttophäen zu
erbeuten. Dem Angriffe geht stets ein Oi)fcr und ein Trinkgelage voraus. Kein
Weib wird in ^!en Plan eingeweilit, und der Kriei^ '.vird ohne jede vorhergehende
Erklärung begonnen. Die jungen Krieger glauben Kräfte und Energie dadurch
zu gewinnen, dass sie die Leber des ersten Mannes vermehren, den sie tödten.
Intelligent, heiter und bedürfhtsslos, gelten sie doch fllr wild und mordsüchtig;
doch rtihmt ihnen Dr. Aroubalo CAMrostL sogar eine milde Gemttthsart nach,
was xu den früheren Berichten in einigem Widenfnuche sieht v. H.
LttadnioUu Gray, Vogelgattung aus der Familie Syhmiüu, Vögd von dem
Aussehen der Laub- oder Schilfsänger, mit schmalem, und seitlich zusammenge-
drücktem Schnabel und mehr gerundeten Flügeln, in welchen 4. und 5. Schwingen
am längsten, 3. wenig, aber doch deutlich kürzer als die.se, 2. kürzer als 7., i. immer
länger als die Handdecken, bei den typischen Formen sogar halb so lang als
die 2. ist. Die Gattung umfasst 13 Arten, von welchem die ^Mehrzahl dem Hi-
malaya-Gebiet angehört, eine in Südost-Sibirien und Nord-China, eine andere
in den Mittelmeerlflndem, eine dritte in Sttd- Afrika heimisch ist Erwähnt sei der
Tamariskensänger, Z. mekmofegM, TkM., in Sttd-Europa, Kldnasien und Nord«
Afrika. RCHW.
Lusitaner. Im Alterthum das sahlreichste unter allen Völkern des heutigen
Portugal und Ibcriens überhaupt, das sich vom 'Tejo bis zum Douro aus-
breitete. V TT
Lusitschaner, wurden ursprünglich nur eigentlich die slavischen Bewohner
des Gaues Luzice, der etwa die heutige Nicder-T.ausitz umfasste, gen.innt. So-
dann ward dieser Name schon frühzeitig aui die benachbarten, von demselben
Volke bewohnten Landstriche nördlich und ösüich bis snr Oder übertragen.
Endlich ging dieser geographische Name auch auf die sOdUchen, von den Milfe*
achanem und Nischanem besetsten Gegenden über. v. H.
Lusones. Kleiner Stamm der Keltiberer (s. d.). v. H.
Lust ist die Bezeichnung derjenigen Gemeingeltthle, welche mit einer Be-
schleunigung und Förderung aller Lebensvorgänge verbunden sind, während man
mit dem Wort Unlust alle die Gemeingefilhlszustände /nsammenfasst, welche
mit einer allgemeinen oder partiellen Hemmung der T cbcnsiunkti onen verbunden
sind. — Die Symptome dieser Zustände sind naturlich um so mannigtaitiger,
je complicirier ein i hierkorper gebaut ist, während bei den einfachsten proto-
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Lust.
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plasmatischen Organismen sich dieselben eigentlich ntir nuf zwei Symptome be-
schränken; bei der Lust lebhaftere l'rötoplasmaströniungen und Ausdclinungsbe-
strebungen desselben, in der Unlust Abnahme bis Siätirung der Bewegungen und
Zusammen kugeking. Diese elementarsten Vorgänge bei Lust und Unlust sind
auch bei den compUcirten Organismen das Grundwesentliche. Nur gesellen steh
hier ab Komplication antagoaistisdie sog. reaktive VerICnderungen in der Thätig-
kcit der ionem Organe hinxu. Z. B. bei den Unlust- und Angstnistünden sind
die «illkfiflichen Bewegungen langsamer, unregelmässiger« während umge-
kehrt die unwillkflrlich sich bewegenden Organe, wie Heiz, Darm, etc.
verstärkte Bewegungen machen, die eine teleologische Bedeutung haben: Es
kommen hier zweierlei Verhältnisse in Betracht: a) die circnlatorischen. Der
Zusanimenaiehung der protojjlasniatischen Thierc in der Unlust entspricht hei
den mit einem C'jefassapparat versehenen Thicrcn eine Zusamnien/iehung der Ge-
fässrohren unter Steigerung des i lussigkeitsdrutks (beim Mensclien als Erblassen
der Haut sichtbar). Dies beantwortet das pulsatorische Oigan durch rascheien
Sdilagrhyüimus, dessen Zweck eine Wiederausdehnung der Geflissei also eine Re-
actioQ g^en den verengernden Einlluss ist Die Vulsschläge sind deshalb aahl-
reicher, aber, weil die susammenziehcnde Ursache auch das Herz trifit, klein.
Dieser Zustand hält aber nur eine Zeit lang an. Gelingt die Beseitigung der «1-
sammziehenden Ursache nicht, so erstreckt sich die T,ähmung auch auf die cir-
rulatorische Bewegung. Umgekehrt den Ausdehnungsbestrebungen protoplasma-
tis( her Thiere in der Lust entspricht bei den (lefässthieren eine Erweiterung der
Gefassbahnen, bes. der i)eripheren Kapillaren (beim Menschen als Erröthen der
Haut sichtbar). Dieses Suken des Flflsdgkeitsdnicks beantwortet das Herz durch
langsamen Schlagrhytiimus, während zugleich der Herzschlag voller und ausgiebiger
wild, b) Die sc cre torischen Verhältnisse ändern sich ebenfalls in teleologischer
Weise. Es CBtq>ikht dem Selbsterhaltungstrieb mit seinem natürlichen Streben
nach Wohlbefinden (Euphorie), die materiellen Ursachen, welche den Zustand der
Unlust erzeugen und unterhalten, aus dem Körper auszustossen. Desshalb werden
einmal gewisse Secretionen vermelirt und dann die im Dienst der Ausstossung
stehenden Organbewegungen Icbliafter. Das letztere ist am auffallendsten am
Darm, der die verstärkte Secretion mit lebhafter Bewegung begleitet und so
die oft explosiven Angstdiarrhöen erzeugt. Das vermehrte Harnen in Unlust und
Angst zeigt ans vermehrte Secretion mid Austreibungsthätigkdt wieder beiehn'
ander, während im Angstschweiss mehr das Sekretorische allein auftritt In der
Lust ändern sich die sekretorischen Verhältnisse in der Weise: Der Unterschied
zwischen Erweiterung und Verengerung der Geßlssbahnen bei Lust und Unlust
erreicht seinen höchsten Betrag in den ohnedies mit einem ausgiebigeren Ciefäss-
regnlirungsvcrmögen versehenen Kapillaren der Haut und der Tungen. Das hat
natürlich zur Folge, dass das sich ja gleichbleibende Klutiiuantum in der Un-
lust aus der Haut in die innern Organe verdrängt wird, wesshalb dort, z. B. in
dem Darm, in den Nieren, in der l^ber die Sekretion steigt, in der Lust u^ird
umgekehrt das BhUt in den innem mit der Atmosphäre nicht direct in Berührung
kommenden Oiganen weniger und in Haut und Lunge mehr. Das hat zur
Folgen dass die Secretion in Darm und Niere und wahrscheinlich auch Leber
abnimmt; dagegen steigt die Lungen- und Hautausdfinstung, und dabei ändert
lieh noch Folgendes da in den Unlustzuständen mit der Verminderung der
Hautdurchblutung die Haut kühl wird (Kältegefühl bei Unlust), in der Lust da-
gegen die vermehrte Durchblutung erhöhte Hautwärme erzeugt^ so verflüchtigt
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Lust.
sich in der Lust ein viel grösserer Theil der wässerigen Aljscbcidungen, während
in Unlust und Angst ein weit grösserer 'rheil in tropfbar tliissigcr Form zum
Vorschein kommt. Daher erklärt sich der scheinbare Gegensatz bei der Schweiss*
secretion; denn bei dem Verhältnisse der Blutverdieilung sollte man annehmen,
dass in der Lust mehr Schweiss vergossen wird als in der Unlusl oder Angst,
während der Augenschein das Gegentheil zeigt* Dieser Wiederspnich rührt also
nur daher, dass in der Lust der unsichtbar als Wasserdampf zur Entbindung ge-
langende Schweiss einen viel grösseren Procentsatz bildet, während bei der
ktiblen Hatit des l^nlustisren der tropfliar abgeschiedene Thei! überwiegt. Hier
sollen auch die Unterschiede in der Athmung besprochen werden. Aehnlich wie
bei dem Gefasssystem erfolgt in der Lunge bei Unlust eine tonische Zusammen-
ziclumg, welche die Athmungsbewegungen hemmt und unregelmässig macht.
Hingegen reagiert auch die Lunge durch Beschleunigung der Atfaembewegungen,
während die Ausgiebigkeit der Athemzttge abnimmt. In der Lust dagegen sind
die Athemzttge langsamer, tiefer und voller. Damit ändern sich auch die Stoff*
liehen Leistungen der Athmung. In der Lust ist Ein- und Ausathmung und
Lungenausdünstung verstärkt, in der Unlust vermindert. Auch die Sinnesthätig-
keit weist Unterschiede auf In der Lust ist die Erregbarkeit des Nervensystems
eine höhere, in der Unlust eine verminderte, und das bringt anch auf diesem
Gebiet den Gegensat?: \on I-iirderung und Henimunc: liervor. Zudem gesellen
sich bei den Unlust/.uständen häufig örliiche Schmerzen. Isamenllich charakte-
ristisch ist das Auftreten von Schmerzen in den Eingeweiden, deren Nerven sonst
keine Eindrücke zum Sensorium leiten. Zu den sinnfälligsten Veränderungen ge-
hören die des Habitus und des Exterieurs. In der Lust zeigen die Geschöpfe
durch einen vermehrten Tonus der Streckmuskeln eine stramme und aufredite
Haltung, während in der Unlust die Haltung £ebückt, zusammengekauert, schlaft
wird. Der Regelmässigkeit in den Bewegungen bei der Lust entspricht auf diesem
Gebiet eine gewisse Symmetrie und Regelmässigkeit der Haltung des Gesammt-
körpcrs und der üesichiszüge, während in der Unlust Haltung und Physiognomie
etwas Unregelmässiges, Verzerrtes annimmt. Der Abnahnjc im Gewebstonus bei
Unlust entspricht eine Erschlaffung der Schliessmuskcl von Mund und Augen,
die desshalb gewöhnlich etwas mehr <tfen stehen und einen hängenden Ausdruck
haben. Die Unterschiede in der Hautdurchblutung bedingen an den unbedeckten
Theilen einen Unterschied in Farbe und Modellirung. In der Lust ist die
Haut voll, prall und gefilrbt und der gleiche Umstand giebt auch dem Auge
grössere Fülle und Spannung sowie Glanz, wobei es stärker vortritt. In
der Unlust ist die Haut blass, schlapp, zu Rimzelung geneigt, der Aus-
druik der Augen matt und das Auge selbst tieferliegcnd. Bei den be-
fiederten und behaarten Thicien, beim Mcnscläcn an den Haaren, aber auch an
den nackten Stellen, bringen die Veränderungen in der FetL»chweissproduktion
aufiältige Syuipiume hervor. In der Lust ist diese Absonderung vermehrt» und
das verleiht Haut, Haaren und Federn einen fettigen Glanz, wenn letztere ge*
färbt sind, eine leuchtendere, kräftigere Farbe. In der Unlust ist die Absonderung
vermindert, Haare und Federn sind desshalb matter, glanzloser und die Haut
sieht trocken, spröde aus. Auch die geistigen Functionen werden in ähnlicher
Weise afficirl, wie die somatischen. Sic zeigen in der Unlust die Elemente der
Hemmung und Unregelmässigkeit, in der Lust die der Regelmässigkeit und Be-
schleunigung. — Ueber die kausalen Verhältnisse von T.ust und Unlust geben
erst die Aufsclilü^se von G. Jaeclk in seiner »Enidcckua|^ der :3eclc«>. (jetzt in
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Lust.
3. Aufl. erschienen) klareres Licht. Derselbe unterscheidet hierbei: i. das aus-
lösende Moment. Auf diesem Gebiet herrscht Mannigialtigkeit, die sich aber
unter zwei Gesichtspunkte bringen lässt: a) Reizeinwirkung. Alle Reize,
welche den Gesamuitkörper oder einzelne Iheile ireUen, luien, wenii bie eine
genügende Stärke errdchen» GemeingelUhle hervor u. z. so, dass bei geringerer
Reizstärke Lus^ bei abermässiger Unlust entsteht Bei den Reizen sind die zwd
Gruppen zu unterscheiden; einmal die von materiellen Bewegungen ausgehenden,
meist von aussen kommenden» deren wichtigste die sog. Sinnesreize sind,* und
dann die geistigen Bewegungen unseres Ichs, bei denen der Anstoss von innen
ausgeht. b) N'eränderung der Säff emischung, entweder dadurch, dass
neue Sloti'e in die Safte eindringen; dies geschieht theils von aussen mit Athmungs-
luft, Speise und Trank, theils dadurch, dass innerliche StotlV.ersetzungcn in den
Organen oder Säften des Körpers qualitative Veränderungen hervorbrai^en; —
oder aber dadurch, dass in der Sftftemasse bereits gelöste Stoffe ihren Konzen-
brationsgrad ändern. Dies geschieht dadurch, dass entweder die Abgabe dieser
Stoffe nach aussen bei gleich bleibender Froductton eine quantitative Veränderung
erfährt oder bei gleich bleibender Abgabe die Productionsgrösse geändert wird.
Bezüglich des Antagonismtn von T.ust und Unlust gilt hier: a) bei der qualitativen
Veränderung der Säftemasse, d. h. dem Kindringen neuer Stoffe gilt: das Ein-
dringen verdünnter Stofte oder geringer Mengen von concentrirten ruft Lust her-
vor, das Eindriivgen von concentrirten in grosserer Menge erzeugt Unlui»t. b) be-
züglich der quantitativen Verdauungen d. Ii. Veränderungen in der Concentration
von berdts in der Säftemasse vorhandenen Steden gilt: Zunahme der Concen-
tration ruft Unlust hervor, z. B. Unterdrückung der Ausdünstung durch zu dichte
Bekleidung oder längeren Aufenthalt in geschlossenen Räumen, ebenso bekamit
taad die Unlustzustände, wenn die Verdauung ihren Höhepunkt erreicht^ wegen
vermehrter Production der Verdauungsdüfte fip/erws venttr nm studet Hbenier*).
Kin anderes Beispiel ist das Ualustgefühl der Ermüdung in Folge erhöhter Concen-
tration der Muskel/ersct/ungsstofTe. Lust wird umgekehrt erzeugt durch Ab-
nahme der Concentration, also 7.. B. durch alle Momente, welche die Hautaus-
dUnstimg steigern oder, wie die Stuhlentleerung, Stoffe aus dem Körper entfernen,
welche Duftquellen sind. — a. Die eigentliche Gemeingefühlsursacbe
d. h. die Ursache, welche bewirkt, dass auch dann, wenn das auslösende Moment
wie z. B. bei den Sinnesreizen und dem geistigoi Anstoss nur einen isolirten
Theil des Körpers trifi^ eine Alteratton der Functionen des Gesammtkörpers
hervorgerufen wird. Diese findet G. Jabgbr darin, dass auch bei den Keizein-
wirkungen (bei Sinnesreizen, wie bei geistigem Anstoss) in den auffangenden
Theilen stoffliche Zersetzungen stattfinden, wobei theils neue lösliche Substanzen
entstehen, theils bereits vorhandene in ihrer Concentration geändert werden,
und dass diese Substanzen nicht auf ihren Entstehungshecrd beschränkt bleiben,
sondern auf dem V\ ege der Circulation unb Diflusion zu allen Organen und Ge-
weben des Körpers gelangen und deren Erregbarkeitsverbältnisse verändon. Da*
mit bat G. Jabges die GemeingefUhle, soweit sie somatisch sind, auf eine ein>
hei t liehe Ursache zurückgeführt, während man bisher drei wesentlich ver-
schieden annehmen zu müssen glaubte, nämlich Sinnesreiz, geistigen Anstoss und
eingeführte Stoffe. Ferner, während es früher unverständlich war, warum ein
Lust- oder Unlustgefiihl, das durch Sinnesreiz oder geistigen Anstoss her\c)rge-
rufen wird, nicht wie eine Sinnesemi)hndung in dem Augenblick verschwindet,
io welchem der Reiz authort, sondern geraume Zeit danach fortbesteht, tindet
Zool., Anthropol. u. Edwologie. Bd. V.
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LustpBTasiten — Lutraria.
dic^e Erscheinung durch G. Jafcfr ihre volle Erklärung. Den Beweis für seine
Lelire hat G. jAFf'^P df.rch tlen Naclnveis gebracht, dass gerade so wie durch
Speise und l'iank Qualiiat und Quantität der riechbaren und iiclubaren Aus-
scheidungen des Körpers geändert wird, auch bei den Lust- und Unlustzustanden,
welche durch Sinnesreiz und geistigen Anstoss ausgelöst werden, qualitative und
quantitative Veränderungen in den riechbaren und sichtbaren Ausschddungen
auftreten, worauf er seine Lehre von der Rtechbarkeit der Affekte gründet Den
Beweis dafür, dass diese Zersetzungsprodukte nicht bloss Begleiterscheinungen
des Affekts, sondern die wirkliche Ursache des Gemeingefühls d. h. des Ergriffen-
sein^ des Gesammtköqicr«; sind, hat er auf experinientelleni Wege in folgender
Weise erbraclit: Inlialirt man die bei solchen Aftektcn auilauchenden, flüchtigen
Zcrsetzungsprddukte, so zeigen sich dieselben objektiven und subjektiven Ver-
änderungen der Lebensfunctionen, wie sie der natürliche Aflfekt aufweist. Da-
mit ist auch der zeitliche Verlauf der Lust- und Unlustzustände erklärt, näm-
lich dass sie, mag das auslösende Moment zeitlich gewirkt haben, wie es will,
eine gewisse Zeit dauern unter allmählicher Abnahme der Symptome, was man
das »Abklingen'^ oder drastischer und richtiger das »Verrauchenc derselben
nennt und dass dieses Abklingen um so rascher erfolgt, je günstiger die stoff-
lichen Absonderungsverhäl tni5,se sich gestalten; also z. B. Unlu«;t verraucht
in freier T.uft viel rascher als in geschlossenen Räumen und bei Leuten, die
rasch scliwil/cn leichter, als Ijci solchen, ilie schwer schwitzen etc. (s. auch die
Artikel »Aüekt«, »GcnieingeruhU, »Konzcntraiionsgesetz«). J.
LfiMtpanmiten, s. Parasidsmus. J.
Luststoffe, s. Art. >Affectc und »Lust«. J.
Lutein nennt man den nach Thcdichum mit dem Haematoidin (s. d.) iden-
tischen gelben Farbstoff des Eidotters, der gelben Fette, der gelben Blüthen eto.,
von dem Hüppk-Sevli.r auch vermuthet, dass er die gelbe Farbe des Serums
von Pferde- und Kindsl)Uit Im diTige. L. erzeugt einen Absorptionsstreifen im
Blau des Sonnen^^pektrums. S.
Lutitscher, Zweig der russischen Slaven. v. H.
Lutizer, s. Weleten. v. H.
Lutomirizer, tschechische Slaven im heutigen Leitmeritzer Kreise, v. H.
Lutraria (von dem lat iuium, Schlamm, besser Lukiriajt Ijuiarck i8oi,
Meermuschel, zwischen Mya und Mactra in der Mitte und bald dieser, bald jener
im System nahe gestellt: die beiden Schalen unter sich gleich, in der Regel
nur wenig klaffend, mit innerem Ligament, das am Schloss beiderseits eine
Ligamentgrubc bildet, insofern gewissermaassen eine Mactra rihne Seiionzähne;
alu^r die l>eiderscitigen Ligamentgruben springen doch etwas löffeiartig über
den Schlossrand nach innen vor, die Schale ist aussen glan/.los, meist ziemlich
flach, die Mantelränder sind am Bauchrand grösstentheils mit einander ver-
wachsen, die beiden Athemröhren sind sehr stark und lang, bis zum Ende mit
einander verwachsen und grossentheils mit einer filzartigen Foitsetzung der
Schalenhaut bedeckt, wie bei Mya. Sie leben eingebohrt in weichem Schlamm-
gnind, in der Strandregion, meist in solchem Morast, dass auch ein eifriger
Conchyliologe sich nicht leicht hineinwagt (Forbes und Hanlev), daher mit
Recht Schlamm-Muschel zu nennen. Zwei Arten in den europäischen Meeren,
gross, hrann^xclb, nicht sehr häufic:: L. elUptica, Lamarck (Mactra lutraria
bei LiNN^i), von länglichovalem Umriss, 12 Centim. lang, 6 hoch, Wirbel m
\ der Länge und L. oblotiga, Chemnitz (soUnoidcSt Lamarck), mehr langgezogen.
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Lutremys — Lu'tseo.
«95
mit concavem hinterem Rttckenrand, lo^ Ceotim. lang» 4^ hochj Wirbel in ^—4
der Länge, beide in Nordsee und Mittelmeer, die erstere weiter nach Norden
reichend und im Miltelmeer mehr verbreitet, die letztere mehr auf den Westen,
slldhches England und Irland, Portugal, Spanien und Algerien, beschränkt.
An der Küste von \frtrokko und von da noch auf die nächsten europäischen
Küsten innerhalb und ausserhalb der Meerenge von Gibraltar I crüherrcichend,
eine dritte Art, L. rueosa, Chemnitz, mit ausgesprochener Radialslreilung. In
Japan und Nordwest-Amerika eine noch grössere Z. NuitalU, Conrad (maxima,
Middendorff), 13 Centim. lang, 9 Centim. hoch, zuweilen noch inerkKch grösser,
mehr gewölbt hinten stark klaffend, mit schmutzig dunkelbrauner Schalenhaut,
in der Bas von Yeddo häufig auf den Markt gebracht Fossil nur tertiär. E. v. M.
Lutremys, Gray. Sjmonym zu Fmys, Wcn. Pf,
Lutreola, Wagner (llson, Gray), »Sumpfottem« (s. d.), Untergattung von
J^torws, Cuv. (Füftoriiis, Keys, et Blas.). Hierher gthöxi m, ii» Fuiarius iutreola,
Keys, et Blas., der Nor/. v. Ms,
Lutrictis, Pom^f, fSti-p/iatioäv/i, H. v. M. — Ppfamof/ifrium, (iKu i K.), niio-
cene Raubtliiergattung, ivächst verwandt mit Lulra, L. — Hierlier L. Vait/oni,
FiUiOL (miocen von Saint Gtfrand le l'uy, Aixier), unterscheidet sich von ZtriSrn
nur durch das Vorhandensein eines winzigen zweiten Molars ^Örnes). v. Ms.
Lutrina, Wagn., Gray. Die »Ottern« bilden eine Unterfamilie der marder-
artigen Raubthiere (MusUlida^ Wagn. u, A.) und umfassen durchaus aquatischc,
im äusseren Habitus mardirartige Formen, mit Schwimmliaut zwischen den Zehen
und plattem, spitz auslaufendem Schwänze. Die Zahl der Backzähne l)0tr:i;4t i
bis \ jcdcrsfits, der Ict/te obere ist ipiadratisch und sehr gross, — Hierher die
reccntcn (intiungcn Lutra, Sniunfmit ir.elircren Untergattungen), J'krura, WieüM.
(Pteronura, Gkav) und Unhydra, F. Ctv. (Enhydris, Flemm.). v. Ms.
Lutsdbaner, Zweig der tschechischen Slaven, bildete einst dn Fflrstenthum
im EUenbogner Kreis, das in flinf Gaue zerfiel, v. H.
Lu-tseu. Schanvolk auf einem etwa So Kitom. langen Streifen Tandes, der
sich zwischen dem I.an-tsan-kiang und dem Nu-kiang von Wha-fu-pin im Norden
bis nach Weisi-fu im Süden erstreckt. Die L. sind wild und sehr barbarisch,
mit AuNuahnic der ?un*) ChtistcnthTim Rekehrten von Tz-ni, weh lic die ;,^ewöhn-
lirhc ( hinebi.schc 'l'racht angenoninien liaben und ihrem Dciute als iViedhclic und
llci.ssigc Ackerl)a\ier obliegen. Die Mehrzahl der L. sind jedoch noch NonKuien
und völlig uncivilisirt. Sic bauen keine Häuser, säen keine Früchte, sondern
leben von der Jagd mit läubeiischen Einfällen bei ihren Nsjchbani, deren
Schrecken sie sind. Sie führen Armbrust und mit dner Akonitpflanze verj^iitete
Pfeile, femer Speere und 45 Centim. lange Messer, welche vom Griffe an breiter
werden und mit einer breiten, stumpfen Spitze endigen« Ihre Religion ist ganz
heidnisch; sie opfern Geflügel, um die bösen Geister zu versöhnen. Sie sehen
dunkler aus als ihre Nachbarn, sind auch sehr schmutTiipr. tätowiren Gesicht und
Leib mit blauer Fnrh)C und tragen das Haar in' langen, verwirrten Locken. Ihre
Kleidung besteht aus einem Ciurtcl von l>aunnvoIlzeug oder Fellen; nur einige
ihrer Führer tragen eine Art Mantel aus Leoparden-, Ziegen- oder Fuchsfellen.
Die L. schulden den Chinesen weder Unterwürfigkeit noch Tribut und jene unter«
halten freundliche Beziehungen zu dem etwa 1 200 kampflähige Männer zählen«
den Stamme. Die L., welche weder lesen noch schreiben können, haben mit
ihnen eine Zeichensprache verabredet, wodurch wichtige Nachrichten zwischen
beiden hin und her getragen werden. Sie setzen selten auf die östliche Seite
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196
LutteffUmpfcbeik — LyeocoMx.
des T an tsan Klanr; über, ausser um andere Stämme und die Muhammedaner in
V'ünnan /.u bekriegen. v, H.
Lutterrümpichen nennt man junge Schmerlen (s. d.). Ks.
Lutuami, s. Klauiath. v. H.
Luuk-Tuung-Jejäu. Stamm der Miao-tse (s. d.). Bd den L. ist es üblich,
dass die Braut sich in Begleitung ihrer Brautjungfern und eines Schinnträgers
ins Vaterhaus des Bräutigams begiebt, um daselbst vermählt au werden. Drei
Tage nach der Hochzeit kehrt sie mit ihrem Gatten ins Haus ihrer eigenen
Eltern zurück, wo beide die Geburt des ersten Kindes abwarten. Sodann ziehen
sie sammt diesem wieder zu den Eltern des Mannes, wo sie endgültig ver-
bleiben. V, H.
Luzemer Laufhunde, mittelj;rosse, fein und zierlich gebaute Jagdhunde,
die hauptsächlich im Canton Luzem, sodann aber auch in der Ost-Schweiz, Aar-
gau, Zürich u. s. w. gehalten werden. Im Gegensatze zu den Aargauer Lauf-
hunden geben dieselben keine Heulerlaute von sich (s. Hurleurbradcen). Kopf
lang und fein; Oberkopf hoch, stark gewölbt^ breit, nüt sichtbarem Hinterhaupts-
bein; Schnauze lang und schmal; keine Hängelefzen; Behang weit hinten und
tief angesetzt^ lang, gefaltet und gedreht herabhängend; Augen lebhaft, gross,
dunkelbraun, freundlich blickend; Rücken gerade, nicht sehr breit; Ruthe mittel-
lang, aufc:ebos:en, ohne Rfirste; Läute lang, fein, gerade, mit gut entwickelten
Muskeln und hcr\'orlretenden Sehnen; Haar glatt, fest anliegend, kurz, fein und
glänzend; 1 arbe dicht grauweiss oder schwarzweiss gesprenkelt, mit grösse-
ren dunklen und schwarzen Platten oder Flecken am Kopf, Leib und den
Beinen. R.
Luzemer Sdiwein, ein langgestreckter weisser, schwarz gefleckter Schlag
mit kurzen, aulrecht stehenden Ohren, der durch Kreuzung des romanischen mit
dem grossohrigen Schwein entstanden zu sein scheint. R.
Lycaena, Fab. (gr. Wölfin), s. Polyommatus. E. To.
Lycalopex, Bt rm., I'ntergattung von Canis, L. (s. d.). v. Ms.
Lycaon, H. Smith, Hyänenhund. Untergattunc; von Canis, L. (s. d.). v. Ms.
Lycastis, Aud, und Edw. ((iriechischer Eigenname), (iattung der liorstcn-
Würmer, Ordn. ^otobranchiata, Farn. Ncnidac, Kopf mit zwei Fühlern, Kussel
mit zwei Kiefern. Erstes Segment ruderlos mit vier Fühlercirren Jederseits, Ruder
einästig. Wd.
Lychnorlundae (besser «inae), H. (gr. fyeAm» I^uchter). Unteifamilie der
Pilemiden (Discomedusen), ausgezeichnet durch den Mangel der Schulterkrausen
und die nicht unter einander verwachsenen Arme. Gattung Tffxacfy^, Ac,
Ly(h>iorhi~o, IT., PhyUirrhiza, Ac. Pr.
Lychnus (gr. Lampe, vergl. Lampenschneckc), M.\th£ron 1832, fossile Land-
.schncckeiiKaitung aus der Familie d^i HeliciJetty sehr flach gewunden, o!>cre Um-
gänge eine schief vorstehende Spitze bildend. Eine der älte.sien grosseren Land-
schnecken, an jetzt lebende australische und südamerikanische Formen erinnemd>
charakteristisch fUr die vorletzte Abtfieilung der Stlsswasserbildung der oberen
Kreide in Süd-Frankreich und Spanien, 9 Arten, 25 bis 48 Millim. im Durch-
messer. Sandbercer, Land- und Süsswasser •> ConchyL d. Vorzeit, pag. xo6,
Taf. 5, Fig. 10, II. E. V. M.
Lyciacus, H. Sil., nordamerikanische Schakale. Untergattung von Omwf,
L. (s. d.). V. Ms.
Lycocorax, Bp., s. Gymnorhinae. Rchw.
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Ljoodes — LygaeuB.
»97
Lycodes, Reinh., Fischgattnng der Anacanthini (s. d.). Typus der kleinen
Familie Lycodidae'. ähnlich den Schlanj;:;enrisrhcn (Oplt'tdtidae), aber mit engen
KienicnspaUen. GaJtimp Lycoiirs mit kleinen, kehlständigen Kauriitlosscu. Die
unpaaren Flossen bilden einen zusammenhängenden Flossensaum. Kleine Küsten-
fische» fiamenüich der kälteren Meore. X. VMi, 40—50 Centim., bei Grön-
land. Klz.
Irycodoti, BoiE, Stammgattnng der Schlangenfamtlie LjecdonHdae* Körper
etwas verlängert, Schwanz massig, Kopf deprcss mit runder Schnauze. Kopf>
schÜder regelmlssigf Nasloch zwischen 2 Nasalia, i PVenale, i — 2 Prae-» 2 Post-
ocularia. Schuppen in 17 Reihen, die der Rtickenlinie wenig grösser. Anale
einfach, Subcaudalia zweireihig. Ostindisch. Pf.
Lycodontidae, Familie der Ophidia Colubrifortnia. Leib mässig, Schwanz
von mittlerer I-änge. Kopf länglich, platt, gewöhnlich mit breiter Schnauze.
Pupille aufrecht elKptiacb. ParietaHa gross. Nie mehr als 3 Prae- und 2 Posto>
cttlaria. Vorderster Zahn beider Kiefer der längere, kein Zahn gefurcht Afrika-
nisdk und asiatisch. Pr.
Lycognathus, Dum. ^R., Synonym zu Dipsas, Boie. Pp.
Lycophidion, Fitzinger. Südafrikanische Lycodontiden-Gattung. Ffr.
Lycoridae, S.w., = Ncreidae, Aud. und Edw. d ). Wd.
Lycoris, Sal. (lat. Eigenname), = Nereis, s. str. (s. d.). Wd.
Lycosa. T>atr. (gr. Woh"), s. Jagdspinnen. E. Tg.
Lyctus, Fab., Splintkäfer, schlanke, niedergedrückte Kd^ietch^n (Anoötidae)
aus der V^wandtschaft von Anaiwm (s. d.), bd denen das erste d^ 5 Baudi>
glieder länger als das folgende, das letzte der 4 Fussglieder länger als alle
vorhergehenden und das Endglied der Taster sugespltat ist. Ihre Larven leben
bohrend im Holze (»Holawflrmer«), daher mit anderen von Latreille zu der
Gruppe der Xyhphaga vereinigt. Z. uH^nOtthts, Hbst., ist die verbreitetste
Art. E. Tg.
L»yda, Fab., G espinnstblatt wespe, als besondere Zunft /^^//Va«-, von den
Teilt hredinidae (s. Blatlwespen) unter'irhieden, weil ihr Körner, den Kopf einge-
schlossen, aurtällig niedergedrückt und beweglich, die vieigliedrigen Fühler
boTstenförmig sind und die Larven nur sechs Brustfttsse und hinten s stabartige,
den langen Fühlern ähnliche Anhängsel besitzen; sie leben niemals frei, sondern
entweder meist gesellig in dnem Gespinnste oder einzeln in einer angefertigten
Blätterröhre. Viele Arten ernähren sich von Kicfernadeln, wie die geselligen
Z. sttUaia, Christ., L. erythrocephata , L., die einzeln in einem »Kothsackec
lebende, Z. campestris, \.., an 'nirnbäumen und Weissdorn: Z. pyri, Scürnk,,
= clypeata, Kl., an Steinobstsorten: Z. tuuwralis, L., an Kosen: L. inanita,
DE ViLL. E. Tg.
Lydier, Bewohner der kleinasiatischen Landschaft Lydien, waren höchst
wahrscheinlich thrakischen Stammes, also Stammverwandte der Mysier und
Rarier; doch fällt ihre Einwanderung in die vorgeschichtliche Zeil^ weshalb sie
von den Alten fttr Urdnwohner des Landes gehalten wurden. Seit der Ver«
nichtung des lydischen Reiches durch die Perser, verlor das Volk immer mehr
seine Nationalität^ sodass zu Strabos Zeiten selbst sdne Sprache schon gändich
verschwunden war. v. H.
Lygaeus, Fab. (gr. dunkel), Langwanze, (iattung von Landwanzen, die
mit einigen anderen die Sippe der Lygaeodcs bildet und dadurch ausgezeichnet
ist, dass die Filhler an der Unterseite des dreieckigen Kopfes eingelenkt. Neben-
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19$
Lygicr — Ljrmpbe.
äugen voihanden sind, das Scbildchen klein, die dunkle Membran an der Spitze
der Flügeldecken von Adern durchzogen und die beiden innersten durch eine
Qiicrader verbunden sind. Man kennt etwa 50 Arten, darunter 10 Europäer,
die mit Vorliebe an der Krde leben, L. cqucstris^ L., unsere schönste heimische
Art in anpretr^ngencn Eichstämmen, an Mauern, auch auf Pflanzen dem Honige
nacbgehencl. K. To,
Lygier oder 1 Algier, waren ein gro^^cr und weit verbreiteter Volksstamm
/.wischen Uder und Weichsel, der im Norden die Biut^undionen, im Osten die
Gotbonen, im Süden die Bastamer und Osen, im Westen aber die Marsinger,
Seiinger und Semnonen zu Nachbarn hatte und in mehrere einzelne Völker-
schaften zerfiel. Die L. verbreiteten sich also über das östliche Schlesien und
über den Theil von Gross- und Klein-Polen, den die ^^^eich$el von ihren Quellen
an in einem grossen Bogen bis zu ihrer nordöstlichen Wendung bei Bromberg
umgrenzt. Die Nationalität der I.. steht nicht fest, Hie (leschiclite findet in
der angegebenen Gegend ein Chemisch von (Germanen, Kellen und Volkern
shnisrhcn Stammes. Nach Si iiakakik erhielten letztere sich auch unter der
gcrnianisclien und keltischen Hertschalt und übertrugen bei ihrer Auswanderung
nach der Lausitr auf die neue Heimath den verkleinerten Namen ihres Urlandes
Luhy. v. H.
Lygodactylui* Gray (Stalabotest Peters), (gr. fyg^s Gerte). Geckotiden-
Gattung. Finger sciilank, frei, am Ende rait scheibenförmiger Erweiterung, unten
mit 3 Reihen I^amcllen. Daumen rudimentär, mit kleiner retraktiler Klaue, die
tibrigen Fin^rer mit zurtlck2;c!)oc;enem Endglied, deren Klaue zwischen das
I. Lamellenpaar /ur!ickge/.o:;en werden kann. Leib oben mit Körnchen-
schuppen, unten mit ziegeligen. S Arten von Afrika und Madagaskar. Pr.
Lygosaurus, Hau.owei.i. 1860. Japanische Scincoiden-Gattung. Pk.
Lygosoma, Dum. Bibr. (Gray emend.)* (gr. lygos Gerte), neuhollftndische
Scincoiden-Gattung. Pp.
Lykier» Bewohner der kleinasiatischen Landschaft L]rkien, gesittet friedlich,
früh gebildet; ihre Gebräuche erinnerten zum Theil an ihre kretische Ab-
stammung, zum Theil waren sie karisch; eigenthümlich war ihnen, sich nicht
nach dem Vater, sondern nach der Mutter zu nennen und auch die mütterlichen
Stammbaume auf/.ustcllen. Die L. haben /ahlreiche Kunstdenkmäler hinterlassen
und ihre indogermanische Sprache uns in einer erheblichen Anzahl von In-
schrilien und Münzlegenden überliefert. v. H.
Lymnaea, Lymmeacea, s. Limnaea, Limnaeacea. £. v. M.
Lymphbewegung, s. Kreislauf der Säfte. J.
Lymphc^ülaren, -drüsen, -gefässklappen, »hersen, -körperchen, s.
Lymphgefilwsystem. D.
Lymphe und Chylus. Das die Blutcapillaren durchströmende Blut giebt
vermittelst der Filtration tmd Osmose, wie auch der Emigration der zu aktiven
Bewegungen befalligten Lymphzellen fort und fort einen Theil seiner körper-
lichen und fltissigen I'estandtheile an die Gewebe und Organe des Thierkörpers
ab, welche deren Ernährung, Bildung und Wiedercraatz dienen. Diese aus den
Capillaren transsudirte Flüssigkeit durchströmt unter der treibenden Wirkung
des Blutdruckes resp. des nachrückenden Fiitrates die Saftbahnen (Lymphspalten)
der Gewebe, dabei deren Bausteine imbibirend und durchspOlend. Als Paren-
chym- oder Gewebeflffattigkeit giebt sie so die in ihr gelöst oder suspendirt ent-
haltenen NahrungsstofTe an die Zellen und deren Abkömmlinge ab, wie sie auch
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Lymphe.
199
andererseits die deren Stoffwechsel entstammenden Produkte der regressiven
Metamorphose, die sogen, tiewebesclilatken nüL hinwegspült. Diese aus dem
Ucberschuss des den Geweben gebotenen Ernährungs- i.oU Bildungsmateriales so-
wie den von den Geweben als nicht weiter fllr sie verwerthbar abgegebenen
Stoffen sich siisammensetzende Flüssigkeit heissen wir die Lymphe. Dieselbe ent-
hält dem Darme entstammend nach der Fettverdauung noch ausserdem eine
grosse Menge von Fetttröpfchen, welche in Form einer Emulsion in ihr suspen-
dirt sind; sie nimmt dadurch eine milchweisse Farbe an und ist dcsshalb dann
Milchsaft, Cli\ his, genannt worden. Lymphe und Chylus, welche zunächst ihren
\Veg durch die Gewebsspalten und Lücken in scheinbar nnp:efnrmten Salinen
nehmen, sich dann in räumlich differenzittcn Ruhron (Lymphgcfassen) sammeln,
durchströmen auf ihrem weiteren Wege die Lymphdrüsen, die Bildungsstätten
der Leukozyten, um sich dann an Zellen bereichert, dem Blute beizumischen,
sie l&hren demselben auf diese Weise verbrauchtes und Ersatzmaterial zu, um
durch letzteres dessen Ausgaben zu decken, um ersteres dagegen durch dessen
Vermittelung der Ausscheidung aus dem Körper zu überliefern. Es ist Sache
der Besprechung des Lymphgefasssystemes, dessen Hinrichtung im speciellen
und in seinen Verschiedenheiten darzustellen. Der folgende Abschnitt kann
sich nur über die chemisclie Zusammensetzung der I.ymplic und deren [ihysio-
logische Beziehungen verbreiten. Die Lymphe ist eine klare, gelbliche Flüssig-
keit von alkalischer Reaction und schsvach salzigem Geschmacke; nach ihrem
Austritt aus den Lymphgefässen oder Kurperparencbym von tropfbar flüssiger
Beschaffenheit, wird sie beim Stehen bald gallertig coagulirt und bildet einen
weichen Lymphkuchen, welcher wie der Flasmakuchen des Blutes sich nach«
folgend 2tt8ammenzieht und eine helle, klare, wässrige Flüssigkeit, das Serum,
auspresst. Mikroskopisch untersucht, zeigt sich die Lymphe zusammengesetzt
aus dem I^ymphplasma und körperlichen Beimischungen, den T.ym iihzell en
(Leukozyten, Wanderzellen, Amübuidzellen) und Elementarkörnclien. Die mor-
phologischen Eigenschaften und chemische Zusammensetzung der Lymphzellen
s. u. Blut (Bd. I, pag. 436 und 438). Das Lymphplasma stellt eine wässrige
Lösung zahlreicher organischer und anorganischer Substanzen, unter deren
ersteren die Fibringeneratoren Senimalbumin und Alkalialbuminate (zusammen
zu etwa I — 3,5^), Harnstoff und Leucin (zu 0,02—0,15^), unter deren letzteren
die Natriumsalze erwähnenswert h sind. Zahlreiche Forscher haben sich mit der
quantitativen Zusammensetzung der L. beschäftigt, so fanden C. Schmh^t Air die-
jenige des Pferdes unter den 4.5^ festen Bestandtheilen, 3,7 § organische und
0,8 f; anorganische Kestandtheile, Hensen und Danhakdt für die des Menschen
98,6 Wasser und unter den 1,4^ festen Bestandtheilen nur 0,345} Li weisskörper,
0,15^ HarnstofT und 0,88 Salze. Man ersieht aus diesen Analysen, dass der
Eiweissgebalt des dem Blute entströmenden Parenchymsaites nicht vollkommen
in den Geweben aufgebraucht wird, dass dem Blute dagegen von der Lymphe
eine nicht unbeträchtliche Quantität Harnstoff zugeführt wird, ein Umstand, der
für die Beurlheilung der Gewebe im allgemeinen als Harnstoff bildner nicht be-
deutungslos ist (s. u. Harnstofi). Von den mineralischen Bestandtheilen vcr-
theilcn sich wie im Blute das Kalium und die Phosphorsänre auf die Zellen,
das Natrium auf das Lymphsenim. Auch Gase finden sich in der Lymphe in
reicher Menge vor, sie machen Uber 40 Vol.- ^ aus, davon kommen auf CUj ca.
40^, (23^ durch Säuren austreibbar, 17^ auspumpbar), während nur 1,2 J N
durch das Auspumpen erhalten wird; O ist kaum in Spuren darin enthalten.
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300
Ljmpbe.
Eine qualitativ fast gleiche Zusammensetzung wie die Lymjjhe zeigt derChylus,
der Inhalt der Lymphgefässe des eigentKchen Verdauungsschlauches. Abweichend
ist in ihnn imnner das Vorhandensein von Fett oder dessen Spaltungsprodukten
(Seife); der Gehalt an solchen muss sich selbstverstlUidlich nach dem Nahrungs*
fett richten, das ja auch auf das Aussehen des Chylus Einfluss austtbt; fettreiche
N.ilirung erzeugt fettreichen, milchähnlichen Chylus (Milchsaft), fettarme Nahrung
liisst ilcii I''ettgchalt des Chylus nirht in (!en Vorderfjninfl treten; nach C. Si innrn-
betrug /. H. der Fett- und Seifengehalt des Chylus im Ductus thoracuus < n l
Pferdes nur 0,08^, nach Li.hmann der eines Menschen 0,9 J^. Es documentin
das \'ürhandensein von Fett im Ciiylus gleichzeitig, dass hauptsächlich die
Lymphbahoen den Transport des im Darmkanal absorbirten Fettes ttberoehmen,
geradeso vde das Fehlen verdauter Eiweisskdrper (Pe])tone) beweist, dass deren
Wegschaffung aus dem Darme nicht der Lymphe, sondern dem Blute zufiUlt
(SCHMIDT-Mfllheim). Der Zuckergehalt des Chylus ist immer ein nur geringer,
die Hauptmasse der Kohlehydrate der Nahrung wird deshalb wohl vom Blute
absorbirt. - Die Menge der den Körj)er durchströmenden T,yni]>he und des
Chylus kann in gleichen Zeitabschnitten aus leichtverständlichen Gründen nicht
immer die gleiche sein, — sie wechselt vielmehr in Verhältnissen, die von
mannigfachen Umständen beherrsclu werden. Die Grösse des Gesammtblul-
druckes muss in erster Linie auf die Quantitftt des aus dem Blule filtrirenden
Materiales Einfluss üben, daher werden alle Momente, die denselben steigern,
wie Aufnahme grosser FlMgkeitsmengen, Erregung des Vasoconstrictoren^Cen-
trums etc., die Lymphmenge im allgemeinen ansteigen lassen. Die Lymphmenge
einzelner Kdrpertheile und Organe ist wesentlich auch mit von deren Thätigkeit
abhängig, insbesondere lässt Muskelthätigkeit beträchtliche I-ymphmengen ans
den thätigen Muskeln hinwegströmen; lokale Blutdrucksteigerimg hat den glciclicn
mehrenden I'.ftect, wie Erweiterung der blutzutührenden Gef^sse etc. Die Chylus-
menge wird hauptsächlich durch die Menge der verabreichten Nahrung bcein-
flttsst; mit deren Zunahme steigt nicht nur die Thätigkeit der Verdauungsorgane,
sondern es wird den Lymphabflussbahnen auch mehr aufiiehmbares Material
dargeboten. Eine approximative Schätzung Hess die Lymphmenge der Blutmenge
ungefälir gleich sein; Eine vereinselte Untersuchung CoLDi's ergab durch Samm-
lung der dem eröftneten Ductus thoracicus einer Kuh entströmenden Lymphe
innerhalb 24 Stunden ca. 50 Kilo, also etwa das Doppelte der Blutmenge
für jene die Quellen des Milchbrustgang beherbergenden drei Viertheile des
ganzen Köq)ers. — Die Fortbewegung der T.ymi)he und Chylus hat wie die
des Blutes ihren Grund in der Druckdifferenz, welche zwischen Anfang und
Ende der Lymphbahnen besteht. Die Lymphgetae wurzeln bekanntlich in der
Peripherie des Körpers, d. h. im Territorium, woselbst ihre InhaltsflUssigkeit unter
dem in den Blutcapillaren herrschenden grösseren Blutdrücke steht; ihre Aus-
miindung nehmen sie in die dem Hersen nahe gelegenen Enden des venösen
Gefässsystemes, also an Stellen, wo der auf sie wirkende Druck auf o, ja auf
negative Grössen herabsinke d h. als ein Saugdruck wirkt. Hydrodynamische
(besetze allein verlangen somit ein centripetales Strömen der Lymphe als von der
Stelle höheren zu der geringeren Druckes, wie bei der Bhitströmung iti den Venen
ist dabei die Stromgeschwindigkeit anfangs eine geringeie, später wegen continuir-
lich fortschreitender Verengerung des Gefilsskalibers eine grössere. Als die Strömung
besonders fördernde Momente wirken thdls innerhalb, theüs ausserhalb der
Lympkgefitsse gegebene anatomische Einrichtungen und physiologische Vor-
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Lymphgefässsjrstem.
gftnge. Mudculatur in den Wandungen der Lymphgefässe giebt ihnen Verkürzungs«
und Verengerungsfähigkeit; die an ihrer inneren Oherfläclic angebrachten Klappen
verhüten bei etwaigem Nachlassen des i>erij)heren Uruckes oder bei einem der
Schwere entgegengesetzt erfolgenden Strcnien in aufsteigender Richtung ein
Zurücksinken der FlüssigkeiLssäule in bereits einmal passirte Abschnitte des Gefääs-
systems. Das fort und fort nachrückende Blutfiltrat, welches aus den BlutcapÜ-
laren in die Gewebe übertritt^ wirkt als eine vis a Urgo und giebt immer und
immer wieder das Moment zur Vermehrung des Lymphdmckes in der Peripherie.
Muskeln, welche in der Umgebung der Lymphgefässe liegen, schieben die
Lymphe bei ihrer Contraction centripetal weiter, weil ein Ausweichen der com-
primirten FKlssigkcit in ccntrifugaler Richtung wegen der Klappen nicht mög-
lich ist Ganz besonders förderlich für den Abfluss der in dem Cavum pkurae
und peritonaä angesammelten Lymphe wirken die Athmungsbewegungen des
Zwerchfelles. Jede inspiratorische Contraction desselben lässt vermittelst der
daraus entspringenden Saugwirkung seitens der sich erweiternden Lyropbgefilsse
der Brustwand die Brustlyrophe und vermöge des gleichzeitigen Druckes auf die
Bauchlymphe diese in die zugehdrigen subperitonealen Lymphbahnen des Zwerch-
felles übertreten. S.
Lymphgef&BSsystem. Mit dem Bhitsystem steht ein anderes Canalsystem
der Wirbelthierc in Verbindung, nämlich das System der T,ymi)hgerassc. P"s dient
dasselbe dazu, die P'Uissigkeit, Lymphe genannt, welclie aus den Blutcapillaren
den Geweben mitgetheilt und tlieilweise von diesen mit Zer.set/ung.sprodukten
versehen wieder abgegeben wird, zum Blutstrome zurückzuführen. Die Lymph-
gettsse sind demnach den Venen an die Snle zu stellen. Blutlosen Geweben»
wie der Oberhaut den Nägeln und dem Knorpel gehen die Gefiisse ab. Die
Ausbildung dieses Systemes be^imt erst mit einer gewissen Stufe der Entwicklung
des Organismus. Denn erstlich wird es beim An^hioxus vermisst und tritt femer
bei der embryonalen Entwicklung erst nach der Bildung der Blutgef^e auf.
Das Lymphgefasssystem steht mit den Venen in mannigfacher Beziehung, denn
die T-ymphstämme begleiten die Venen, sie entleeren sich in dieselben vor deren
Eintritt in das Her/ und sie gleichen ihnen im Hau. Ferner sind sie wie jene
mit Klappen versehen, welche nur ein Üeffnen in der Stiomrichlung gcbtatten.
Eine besondere Stellung nehmen diejenigen Lymphgefässe ein, welche in der
Darmwandung entspringen und das vom Darm gelieferte Nahrungsmaterial als
Ck/hu in das Blut fllhren. Diese werden desshalb auch als ChylusgefUsse be-
zeichnet. Die Wurzeln (Capillaren) der Lymphgefässe breiten sich auf der Ober-
fläche des Körpers, in dessen Höhlungen und in dem Parenchym der Organe
aus. Sie erhalten ihre Fltissigkeit ni( ht wie die Capillaren der Venen aus an-
deren Gcfässstammen, sondern sie saugen dieselbe ans der Umgebvmg auf. Das
Lymphgetasssystem ist eben nur dem einen Ihcil (Venen) des Blutkreislaufes
analug. Am besten gekannt sind die Anlange der Lymphgeiässe des Darmes
(Dünndarmes). In der Achse der Darmzotte bemerkt man einen durch den In-
halt kenodichen Strang. Dieser endet blind und wird von dem Schlingennetx
der ZottencapiUaren umsponnen. Diese Lymphstämme der Zotten ilthren in ein
unter der Oberfläche der Schleimhaut luvendes Lymphcapillametz, welchem das
für ein solches charakteristische Aussehen besitzt. Das Netz ist weitmaschig,
das einzelne Röhrchen verhältnissmässig stark und in seinem Verlauf von wechseln-
der Starke. \'on dem oberflächlichen Netz gehen, von den in der Darmschleim-
haut behndlichen Drtisen eingezwängt. Zweige ab und vereinigen sich zu Stämmchen,
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3oa
LympligcfiiMsystciii.
die bereitb mit Klapjjcn verseilen sind. — In den l!.ilnicn der Lymjilige fasse sind
häufig rundliche Körper eingeschaltet. Dieselben werden Lymphdrüsen genannt.
Sie unterbrechen die Gefässbahnen in der U'eise, dass sie von der einen Seite
mehrere Gefässe in sich aufnehmen fFasa afftrtntia) und eine geringere Anzahl
von ihnen, aber mit vergrosserter Weite, wieder aussenden (Vasa eff&efUia), Da-
dareh reduciren sich die zahllosen Gefässe auf dem Wege zum Herzen auf 2wei
Stämme. Die Drüsen werden zum Theil gebildet indem sieh die I.ympbgefässe
in Netze auflösen und sich zu Knäulen zusammenballen. Doch kommt bei
grösseren Drüsen ein T^.trenchym in P)etrriclit. Wie es sehr wahrscheinlich ist,
bewirken die Lymphdrüsen eine \ erandeiung der durch sie siromendcn l lüssig-
keit und vermehren die Zahl der I/yniphkorpcrchen. liire physiologische Be-
deutung gieht sich auch darin zu erkennen, dass sich der Einfluss der patho-
logischen Lymphe zuerst in den Drttsen und nicht in den Stämmen äussert. —
Eine andere Unterbrechung ihrer Bahn erleiden die Lymphgefilsse an bestimmten
Orten durch beträchtliche Erweiterungen. Die Wand derselben ist in Folge einer
Muskulatur rhythmischer Contractionen fähig. Man bezeichnet solche £in>
richtiingen als Lymphherzen. Sie gehen den Säugethieren ab. Der Inhalt der
Lynijthgefässc, die Lymphe, besitzt nach den Oi^ancn und den Cieweben, aus
denen sie lierstammt, eine wechselnde Zusanimenset/ung. Die Lym()hcanale aus
der .St hleimhaut des Dünndarmes führen im nüchternen Zustande des Thieres
die gewöhnliche Lymphe. Nach genossener Nahrung jedoch ist der Inhalt eine
milchige Fittsstgkeit von Eiweisskörpem und Fetten, welche O^Air hetsst Beide
Flüssigkeiten, der Chyius und die gewöhnliche Lymphe, enthalten ein Plasma,
in dem gleichartige Zellen suspendirt sind, welche nach dem Ort ihres Vor*
kommens Chyius- oder Lymphkörperchen genannt werden und mit den weissen
Blutkör])erchen identisch sind. Ausserdem kommen bcsunders im Chyius noch
feine Pariikelehen vor, welche hauptsächlich das milchige Aussehen jener Flüssiij-
keit verursachen. Sie bestehen aus Nentralfett, welches von einer zarten Eiwei.ss-
hülle eingeschlossen wird. Die l^ynipiitlussigkeit ist klar und wasserreich und
reagirt alkalisch. In ihr finden sich zwei Proteinstoffe, Fibrin und Albumin.
Die ChylusflQssigkett ist schwach alkalisch, besitzt einen grösseren Fettgehalt
und ist reicher an festen Bestandtheilen. — Was die einzelnen Abthdlungen der
Wirbeltliiere betrifft, so bietet das Lymphgefilsssystem der unteren Klassen wenig
Selbständigkeit dar; seine Bahnen sind grösstentheils weite, andere Organe (Blut-
geHisse) begleitende Räume, Sinusse. In dieser Gestalt crsr' einen die Ifaupt-
stainnie bei den Fischen, von denen zwei oder nur einer unterhalb der Wirbel-
säule hect. In diese sammeln sich kleinere Sinusse oder engere Canäle. An
zwei SuUcn triii das Lynipligefässsystem mit den Venen in Verbindung. Die
Amphibien besitzen ein sehr bedeutendes subcutanes Lymphiaumsystem ; eben-
falls umfangreich ist der subvertebrale Lymphraum. Es mttnden in ihn die Lymph-
gefässe des Darmes (Chylusgefässe) und der anderen Eingeweide. Bei den Rep>
tilien treten die Lymphbahnen in engere Besiehung zu den Arterien, indem sie
dieselben theils als weite Räume umgeben, theils sie als Geflechte begleiten.
Aehnliche Verhältnisse finden sich bei den Vögeln. Der Zusammenbang mit
dem Vencnsy?tem l)esteht hier wie bei den Reptilien durch die Venae hr(uhio-
cephalicac und zweitens ist eine Verbindung am Anfange des Schwanzes vor-
handen. Die Lymphgefäs^e der Säugethiere zeigen eine grossere Unabhängigkeit
von den Arterien. Die Lymphgefässe der hinteren Extremitäten und die Chylus-
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Lymphgen^fssystementwiclilttiie —
Lyonsta.
gefösse vereinigen sich in der Bauclihohlc zu einem Stamm, der sich als Ductui
thoracic US fortsetzt imd in die linke l'cna brachioct- ['hitlica mündet. D.
Lymphgefässsystementwicklung. Das Lympiii;eia:>.ssystem nimmt seinen Ur-
sprung aus Bindttubstanzlakunen, welche von der eigentlichen Letbeshöhle un-
abhängig »tid, obwohl sie mit dieser und mit dem GefiUssyiitem zusammenhängen
oder zusammenhängen können. Bei allen Vertebraten commaniciren gewisse Ab-
schnitte des Lymphsystems mit dem Venensystem (Ductus thot aticuseic) und bei den
höheren Vertretern der Wirbelthiere bekommen die Hauptlynij.ligefdssstämme eigene
Wandnnijen. Ueber die ontogeneiischen Processe hinsichtlich der l.ymphgcfässe
ist noch wenisj bekannt. Thntsache ist, dass sie erst im späteren loeiallcl»en auf-
treten und anfangs die Form einfacher Intcrcellulanäiime besitzen. — Die soge-
nannten Lymphdrüsen scheinen aus Lyiiiphplexus zu entstehen, deren Zellen
Lymphkörperchen erzeugen. Selbstständige Gebilde aber sind diese Lymph-
drüsen nur bei Vögeln und Säugethieren, besonders bei letzteren. — Nach Sbr-
Tou's Angaben findet man bei den Mesenterialdrüsen des Rindes zunächst ein
System von Lymphgängen, und zwar an der Stelle, wo sich später das His'sche
Hilosstroma ausbildet. Von den Lymphgängen hebt sich nach und nach ein an
Lymphkörperchen reiches Bindegewebe ab. aus welchem anfangs die Rinden-
substanz, dann die Lymphröhren der Markmasse hervorziehen. UmhUllungsräunie
und kavernöse Gänge des Markes, Kajjsel, Septen und reticulares Gewebe
treten erst später hervor. — Zu den Lyniphdrüsen gehört ohne Frage, ob-
gleich sie ganz bestimmte Beziehungen zum Blutgefässsystem aufweist, die
Milz. Se entwidcelt sich (bdm Menschen um die Mitte des zweiten Monats)
im innigen Zusammenhange mit dem Pankreas im Mesoblast des Meso-
gistriums. Xach Müller und Fbrbubschko sondert sich die Mesoblastmasse,
welche der Milz den Ursprung giebt, schon früh durch eine Furche einerseits
vom Pankreas und andererseits vom Mesenterium. Einige Mesoblastzellen dieser
Furche verlängern sich und treiben Fortsätze, welche mit denen anderer Zellen
zusammenfliessen und auf diese Weise das Müztrabekelsystem erzeugen. Die
meist mehrkernigen Zellen der Milzpulpa stammen \on dem uhrigen (iewebe ab.
Später sammeln sich diese Zeilen an verschiedenen Stellen zu Häufchen an, um
die sogenannten MALPicm'schen Körperchen der Milz zu bilden. Grbch.
Lyncfaus, Gray, s. Lynx., Is. Gsornt. v. Ms.
liyncodon, o'Orb. (Conepatus, Gray etc.) s. Mephitis, Cuv. v. Ms.
Lyncornis, Gould, Untergruppe der Gattung ChortUUet (s. d.). Rchw.
Lynx, Is. Geoffr., s. Felis, L. v. Ms.
Lynxamatae, Nach PTOLBMÄtJS eine kleine Völkerschaft des inneren Libyen
im Norden des Gyr. v. H,
Lyonnetia hat Haworth nach Lyoiuicl eine Gattimg kleiner Mottchen
aus der nahen Verwandtschaft von LtthocolUtis (^s. d.) genannt, wo aber das erste
FOhlergUed zu einem Augendecke! erweitert ist Die Räupchen miniren gleich-
falls in Blättern der verschiedensten Pflanzen, wie Z. QerckeBa besonders in den
Blättern des Apfel-, Pflaumen-, Kirschbaumes. £. Tc.
Lyonsia (nach dem englischen Conchyliologen W. Lyons), Turton 1822,
Meermuschel aus der Familie der Anaiiniäen, (s. Anatina), fa.st gleichschalig,
dünn, mattgelbgrün, mit feinen, etwas von einander abstehenden Radialstreifen,
oft mit angeklebten Schlammthcilcben, liinten geschnäbelt und klat^'end; inneres
Ligament ein kleines Kalkstückchen enthaltend, bei<lerscits von einem wulstigen
Vorsprung des Schlossrandcs gelragen, M.mtelbucht klein. L. Norvegica, Chemnitz,
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S04
Lyopeindta — Ltwo.
oder striata NTontagu, in der Nordsee, und /, coruscaHS, Scacchi, im \fUtelmeer,
in itK.' •^i'jrn riefen, S 60 F.ulen. Fossil mit Sicherheit nur tertiär. E. v. M.
Lyopomata, a. liracluopoda. K. v. M.
Lyriocephalus, Merrem. Agamiden-Gattung. Trommelfell versteckt, l.eib
compress, Schuppen klein, tmtermischt mit einigen grösseren. Nacken- und
Rückenkamm. Kehlsack und Kehlfalte, erwachsen mit Höcker auf der Nase.
Keine Schenkel* und Praeanal-Poren. t Art, L. siutatuSt L., von Ceylon. Pf.
Lyriodon igt. Leierzahn), Sowehby 1833, s. Trigonia. E. v. M.
Lysarete, Kinbbrc (Kigenn.ime;. Gattung der Horstenwürmer, Ordn. Nato-
branchiata, Farn. F.unh-t,iijr, S.w. Vier Augen, Kojiflappen mit drei Fiihlern.
Zwei ruderlosc Segmente. Träger im Oberkiefer kurz plattenförmig; die Ruder
mit einfachen, gesäumten Borsten, die Ruckencirren blattförmig. Wd.
Lysidice, Sav. (Griechischer Eigenname). Gattung der Borstenwürmer,
Ordn. NctobroHchkaa, Farn. Eunitidae, Kupf mit drei Fühlern, Oberkiefeisttlcke
ungleich, ihre Anzahl in den beiden Hälften verschieden. Zwei ruderlose Seg>
mente. Kiemen fehlen. — L. NineHot Aud. und Edw. in fast allen europäischen
Meeren, ist sehr zerbrechlich, ersetzt aber das Verlorengegangene leicht wieder.
— L. Falolo, Qt'ATREFAGES in der Nähe einiger Südseeinseln, oft in ungeheurer
Menge aufh-etend, wird dort gegessen. Wd.
Lyssu, Urvolk in 'S'unnan an der (Iren/e von Tibet, am Lan-tsan-kiang,
schwächliche, peistic^ veikoniniene Gesrhö|)fe \on fast dunkelbrauner Hautfarbe;
das flachrunde Gestellt mit plaitcr Nase, tiefgeschlit/.ten Augen und starken
Backenknochen erhftit durch die ungepflegten wirren Haare ein verwfldertes Ge-
präge. Ihre Kiddung weicht wenig von jener der Pa-yu (s. d.) ab and besteht 1
aus eigen gewebtem Hanf. Nicht selten neht man einzelne Leute mit prSchtigen
Seidengewändem, die sie auf ihren Raubzügen in China gestohlen haben. Das
cigenthümlichste Stück der Frauentracht ist die Kopfbedeckung, eine Kappe mit
Ohrenklappen imd ganz mit Kaurimuschchi bedeckt, ihre Sprache aber soll mit
dem Birmanischen verwandt sein. Das Volk fmdet meist durch den Anbau von
Reis, Mais und Tabak seinen Erwerb. Man erzählt, ihr Hauptgewerbe sei der
Raub, doch dürfte ihr Ruf schlechter sein als ihr Charakter. Der Missionar
DuBERNARD belichtet: Ihre Untertbänigkeit unter China ist sum Theile mehr
scheinbar als wirklich; sie ist bei den am linken Ufer des Lan-tsao-kiang hausen-
den L. eine vollständigere als bei den des rechten Ufers, welche von Tribut
nichts wissen wollen, sondern ihren Häuptlingen nur Geschenke bringen, welche
diese mit Festen erwidern müssen. Was die L. am Lu-kiang anlangt, so stehen
sie unter dem «Mukwa« von Ye-tsche, der bei ihnen alljährlich einen unbedeuten-
den Tribut einsammeln lässt. Das ist ihr ganzes Unlertlianenverhaltniss zu China.
Für ihre inneren Angelegenheiten haben sie Häuptlinge, welche sie entweder
bclbst wählen oder die ihnen der ^lukwa schickt. Ihre Raubzüge unternehmen
sie nie ohne zuvor den anzugreifenden Theil davon zu benachrichtigen, mittdst ^
eines »Muke,< wie es die Chinesen, oder »Tschii^otschram, wie es die Tibeter
nennen. Es ist dies eine mit dem Messer eingekerbte Ruthe, an welcher be*
stimmte Gegenstlnde befestigt sind. Der Ueberbringer muss die Kerben und
Gegenstände erklären. Diese symbolische S]iraclie ist bei allen wilden Stämmen
jener Gegend sehr verbreitet. Als Räuber bei allen Nachbarn gefürchtet, be-
stchlen sicli die L. untereinander nur äusserst selten, weil ihre Häuptlinge dies
mit strengen Strafen ahnden. Auf ihren Beutezügen führen sie nie Vorrälhc mit
sich; auf der Jagd haben sie bloss eine Armbrust mit vergifteten Pfeilen und
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Lytia Labyrinlk
205
einen langen Säbel, den sie sehr geschickt handhaben; im Kriege kommt noch
ein aus spanischem Rohr geflochtener Schild dazu. Sie sind treue Freunde
dessen, der ihr Zutrauen gewonnen. Die h. wohnen meist dort'wcise inmitten
ihrer Anpflanzungen, treiben sich aber viel in den Bergen auf der Jagd umher.
Ihre Wohnungen »nd nur elende, mit Gras gedeckte Hütten, deren Fussböden
und Wände aus schlecht geflochtenem Bambu bestehen. Die Kriegsgefiingenen
lind Sklaven, welche wie Familienmitglieder betrachtet werden. Die Frau hat
keinen Willen, sondern wird von ihrem Manne einfach gekauft. Die L. haben
Polygamie, nicht aber Polyandrie. Ihre Religion ist Fetischismus; sie haben
Zauberer, wek he Loose werfen und die Trommel schlagen, auch Bücher mit
Figuren von Hirschen, Pferden und Vögeln besitzen; sie können böse deister
austreiben, welche schuld an Krankheiten sind; aber der weise Mann wird ge-
tödtet, wenn der i^atient stirbt Die L. haben keine Schriftsprache, i'rinken
und Plündern and ihre Hauptleidenschaften, v. H.^
Lytta, Fab. (gr. Hundswuth), Fflasterkäfer und QuOharis sind als
Gattungsnamen vielfach vertauscht worden, s* Blasenkäfer. E. Tc.
Nachtrag.
Labferment nennt man das im Magensaft enthaltene nngeformte Ferment,
welches die Milchgerinnung ohne Mitwirkung von Säure veranlasst (s. Magen-
sait). S.
Labyrinth (inneres Ohr, Auris inktna). Als Träger des ak-istischen End-
apparates bildet das aus dem einfachen »primitiven Gehürblaschen< (l.abyrinth-
bläschen oder Otocyste) entstandene, Labyrinth ') den wesentlichsten Theil des ge-
sammtenGehÖrofganes. Der Umstand, dass dieser complidrt gebaute Abschnitt(von
niedrigerer Organisationsstufe abgesehen) von einem Thette der (seitlichen) Schäidel'
wand, bis auf einen Zu^ng für den Gehörnerven, mehr oder weniger vollkommen
umschlossen wird, f&hrte su der Unterscheidung eines (eig.) häutigen L. und
knöchernen (resp. knorpeligen) L. — Ein Hohlraum (Cavum perifymphatkum)
trennt diese beiden L, und ist mit einer lymphoiden Flüssigkeit erfilllt, die, im
(Gegensätze /um »Labyrinthwasscr (ulcr Endolymphe, mit dem Namen l'eri-
lymphe belegt wird. Das knöcherne E. wiederholt, wie nalieliegend, die Form
des häutigen, und seine Theile führen mit Ausnahme eines die gleich ^u be-
sprechenden Gehörblasen enthaltenden Raumes, welcher »Vorhofe oder Vesti-
bulum heisst, dieselben Namen, wie die entsprechenden Theile des häudgen L.
I. Das häutige L. besteht zunächst aus 2 sackartigen Gebilden, (hervor-
gegangen aus der Otocyste, nach deren Einsenkung ins Felsenbdn): dem Ge-
hörschlauche (Utriculus s. Sacculus ellipticus) und dem kleineren medial- und
vorwrirts gelagerten Saccidus sphacrlcns s. rotundits. lieidc stehen nur durcli
den Ductus ctidoly mphiticus, Recessus iabyrinthi (vergl. Hörorganentwickhmg) bez.
mit dem Saccus inävlymph. (s. Fig^ur i) im Zusammenhange. Aus den beiden
Enden des Gehörschlauches iretei» die halbkreisförmigen liautigen IJogengäiige
(Gmales semUirevlares) ab, deren sich von den Rundmäulern abgesehen, stets 3,
xwei verdcale (em vorderer und hinterer) und ein horizontaler (äusserer), vor-
VcrgL Hörorgane-Entwickclung, Gehörapparat, Gehörbläschen und Gehöniaii.
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so6
Labyrintti.
dm'
finden; jeder besitzt an seinem Ursprungsende eine Ampulle (s. unten); da die
anderen Knden der 2 vertikalen Ciänp;e ein gemeinsames Mündungsstück (s. Co
in Figur i) aufweisen, so sind in Sumina nur 5 rtrirularosticn vorbanden; in
mancbcn Fällen verscbmilzt aucli das Ampullen-Ende des hinteren Bogenganges
mit dem hinteren des l.orizontalen Ganges, so bei mehreren Katzenarten (Löwe,
Tiger, Leopard), ferner beim Schakal, Wolf, Tapir, Gttrtelthier, Schnabd-
thier u. s. w. — Der
Saeeulus setet sich durch
Vermittelung des engen
Canalis reuniens (\ ergl.
1 1 ö r o r g a n e n t w ck I u ng)
in den Ductus Cochlea-
ris (s. u.) fort. Die
« Wand des L. besteht
aus einer Bindegewebs-
schichte, die sich viel-
fach mit dem Perioste
des knöchernen L.durch
Bälkchenzüge verbin-
det. Ihre Innenfläche
bekleidet eine glashelle,
structurlosc Membran,
deren i'laitenepithel an
jenen Stellen, an wel-
chen Acusticuszwetge
endigen, in Cylinderepi-
thel übergeht Ausser
einfachen Cylinderzel-
Icn Hnden sich von sol-
chen umgebene, in feine
starre Härchen ausge-
zogene (mit Nervenäst-
chen sich verbindende)
Haarzellen (Hörhaare),
welche in die (wie be-
reits erwähnt, den ge-
sammten Innen räum
des Labyrinths erfiillen-
(Z.77.) Fig. t.
Schemati«clic nnr^tclhin}^ dc^ gesnmmten men«;chliclicn Gchömppa-
ratcs (Nach R. Wikih kshi im). J/.)/ Ohmiuschcl. Mtu- äusserer
GehOrgang'. O dessen W.tihI. Mt Mmihrana h-m/Htui, IVommelfdL
Ct (avitm lympani, Fnukcnhölilc. dessen Wand. S Äff Summe
der Gchrtrknöclielclicn, -f StcigbUgelpl.itle, die Ffntstra iK'a/is
TWschliesseni!. .1/ .Manbrana tympdni stiiinJaria, die Fittistra rotunda
verschliesscnd. Tb Eustachische Röhre. Tb^ deren Einmündung
In den Rachen. O" ihre Wand. A'/., AT.' Knöchernes Labyrinth,
LjrosNcntheils abgesprengt gedacht, S Suau/us. ab Die beiden
verticalen Bogengänge, einer {b) durchschnitten, e, Co Commissur
der Rogengänge des häutigen und knitchemen Labyrinths. 5./
Stufus und Duitii ; ( /iJolyn/'/oilh tis, Ictitercr sp.iltet sich bei 2 in
swei Schenkel. Cp Cai'um ptrilymphatUum, Cr Qutaüs reuniens,
Cfn häutige Schneeke bei «f Vorbofbltndsack bildend; Con^,
knöcherne Sclincckc. Sz' Suila r.s/i/'it/i. S/ SV.!,',r tynipuni, welche
bei *an der Cupula teriuinaUs ( Ct) in einander Ubergehen. D.p DiU'
hts pen'fympAiMciu, welcher bei ä aus der Stab tympmi cnlipringt
und bei D.p^ ausroOndet.
de) Endolymphe') (s. a. d."! hineinragen. Auch im Sacculu^ und Utriculus, wie
in den Ampullen der Bogengänge finden sich \Van(K crdickungen, welche solche
Nervenendigungen bergen; in erstcren sind es sog. Hörlleckc (Maculae acusticae),
in letzteren quere Hörleistchen (Crisiae cuusticae). Ueber den Bau der Schnecke
wird iKich spater in Kfirze berichtet werden. Das kniSdieme L. Iflsst ausser
den, die httutigen Bogengänge umschliessenden, Canftlen, ein berdts erwähntes
Mittelstäck (das bei Säugern nur in der Ord. der Cetaceen verkümmert winug
erscheint) den sog. Voihof, VesHbubm laiyrUUhi und die knöcherne Schnecke
1) GehHnteine (Ololidieii, bei. Otoconien s. d.) finden sidi hn hintigen Lnbgrrindie all-
gemein verbreitet ; sie fehlen jedoch in der Schnecke der ^ttger aowie aof den Cristat atUxHeat
der AmpoUen, mit Ausnalune liei den Rundmäulern durchweh
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LAbyiinOi.
(Cochlea) unterscheiden. Der Vorhof wendet seine äussere (laterale) Wand gegen
die Paukenhöhle, mit welcher er durch die fiiicstra ovaits (s. d.) rommii?iiriren
würde, wäre letztere nicht durc h die Stci^bD^elplalte verschlossen ; seine mediale
Wand ist dem Grunde des inneren tlehcirgaii^es, seine vordere l\irihic der
Schnecke, seine hintere den 3 Bogengängen, seine obere dem Anlange des l allo-
pischen-Canales (s. d.) zugekehrt. Zwei durch die senkrechte CriUa vesHhuli ge-
trennte Vertiefungen in seiner Höhle nehmen den Sacculus und ütriculus auf;
eine weitere (kleine) Vertiefung birgt den blindsackartigen Anfang des Schnecken-
kanales, den sog, Rccessus ecthlearü. Ausser 5 in die Canales scmkirculares
führenden Oatien (oben, Innten und unten) finden sich an der inneren Wand die
Maculae eribrosite oder Sieliflerke fGnipj>en winziger Oeflfnungen fiir eintretende
Nen'cn) vor. Unter dem gemeinsamen Ostiuni des vorderen und liinteren Bogen-
ganges liegt die < Jefhunig des Aiitiiieductus VfsUhuli oder Ductus cndolymphaiiius.
Die Schnecke präsentitt sich bei den Säugern ais ein an der »Kuppel« (Cupulaj
blind endigender Spiralkanal, der sich um eme knöcherne Achse »Spindel«
windet und den Omalis cochharis sowie diesen begleitende I.ymphräume birgt.
Die Zahl der Windungen varitrt ausserordentlich, beim Scjmabelthier beschreibt
die Schnecke nur \ Windung, \ bei Echidna\ 2 Windungen finden sich beim
Maulwurf, Flughund, Delphin, Nashorn etc, etc., i\ beim Menschen, Hasen,
Ameisenbären etc., 3/; beim Löwen unrl Tiger, etc., 5 bei Coelogenys,
womit die grösste Zalil der VVindunijen erreicht ist. Nicht minfler gerine; sind
die Grössendifterenzen. Beim Menschen liiiiren die den einzelnen Winchingeji
entsprechenden Achsen-(Spindci)-Ab.schnilte besondere Nansen; der für die erste
Windung heisst Modiolus, jener für die zweite >Säulchenc (Columella) und für die
oberste halbe Windung Sptndelblatt (Lamim imMoH).
Durch eine dünne Knochenplatte (Zamina sßiraiis
0$sea), welche sich von der Spindel gegen die Mitte
der Höhle des Schneckenkanales erstreckt, wird letzte-
rer seiner ganzen Länge nach allerdings unvollständig
in zwei als Trejii^en oder Scalae bezeichnete Abschnitte
geschieden, jedoch reicht die Spiraünmellc nicht bis
an das Blindende des Schneckenkanales, sondern ragt
iiackig als HcuHulus loptinoe spiralis in die Kuppcl-
höhle hinein; an dieser Stelle bleiben die beiden
Staiae in offener Communication (s. u.) mit einander.
(Jfelk^ema Breschiti), Indem der Ductus eochUaris
den zwischen dem ferien Rande der Spirallamelle
und der äusseren Schneckenwand bestehenden Raum
ausfüllt, bez. seine, einen Winke! bildenden, \\'ändc
(s, Fi^. 2. Mcmhiina, Ketsstnri und Miinbr. inisilaris)
dem freien, in 2 Lijjpcn (eine obere »vestibuläres, eine
untere siyrapanale*) gespaltenen Lamellenrandc ange-
löthet erscbdnen» wird auch hier die Trennung der
beiden, je einen Lymphraum darstellenden (an der
Kuppel aber ineinander übergehenden), Staiae eine
vollständige* Betrachtet man einen Querschnitt der Schnecke (mit nach oben ge-
richteter Kuppel), so entspricht der über dem Ductus cochlcaris gelegene
Raum der mit dem Vorhofe rommunicirenden Vorhofstreppe. (Scala vesti-
kulijt der untere (nicht bis zum Ende der Schneckenwindung siehende) der
JCSt
Flg. 2.
Schematischcr Querschnitt ei-
nes Schncckcnjj.in'^f« nnch K.
Wm dkrshkim. AS knöcherne
Schnecke. L», Lo^ Blätter 4er
fjoniina ossea , /wischen ihnen
bei A' der Nervus aantictn
(sanmit Ganglion links von Z.),
L Liwlfut iammat spiratu. Ji
Afmiram Aasiinrit, ßt Mem-
brana Kf issner i. Sv Stula resli-
tiUL Si Staia tympam, Um Sentit
medu, hXttti^e Scbnecke. C
tum Spirale.
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Lactopiot«m — Lamudc's Eotwiddungilchre.
Scala tympani, die mit ihrem blinden Anfangstheile nach der i'aukenhohle
siebt, von dieser aber durch die riMcmbrana tympani secundaria,^ abgetrennt
wird. Der am Boden der knöchernen Schnecke abtretende Aqua^ueius (fifkkae
(Jhidus peritymphatUm) verbindet sämmdiche perilymphatischen Hohlräume mit
den peripheren Lymphbahnen des Kopfes. In Bezug auf den Gehörnerv (Ntrvus
acustiats) wäre zu bemerken, dass derselbe sich in zwei, als Hamus ankrhr
(Nervus vestibuU) und K. posterior (N. Cochleae) bezeichnete Aeste gabelt, von
denen ersterer (durch die betreffenden Maculae cribrosae) ein Aestclicn zum Hör-
fleck (Macttla acustica) des Utriculus und je ein Aesichen zu der Ampulle des
vorderen und äusseren Ductus scmicn cularis abgiebt. Der viel anschnlicliere hin-
tere Ramus ist vorwiegend Schneckennerv, versorgt aber auch die Macula acustica
des Saeaihis und die Ampulle des hinteren Ductm umkirctdarh. Die Endigung
der Acusticuszwdge in den beiden Säckeben und Ampullen wurde schon voifaio
besprochen, es erübrigt nur noch jene in der Schnecke, bez. im Ductus eachUariSt
soweit deren überaus complicirte Verhältnisse hier kurze Erwähnung finden können.
Die Faserbündel des Nervus Cochleae treten durch feine, in einer Spiraltour an»
geordnete Foren des Modiolus (Tracius spiralis foraminulentus) in die S]>indel ein,
gelangen, nachdem sie sich innerhalb derselben nach der knöchernen Spiralplatte
vertheilten und dieselbe radiär bis zu deren freien Rande durchliefen, zum Canalis
cochkaris. Aui der mucr cu Fläche der Metnbrana basilaris (s. Fig. 2) treten dann
die Fasern mit ihren ]fodfibrillen an die H6r- (Haar-) zellen heran. Letitere sind
zwischen eigenen Stützzellen (BacilU, >Cortische Pfeilen) deren man (ebenso wie
an den Haarzellen) sowohl innere als äussere unterscheidet und die mit ihrem ver-
breitertcn Fussende der Basilarmembran aufsitzend, durch Berührung ihrer Kopf-
enden den sogen. Cortischen Bogen bezw. Canal formiren, »wie in einem Rahmen
ausjiespannt«. Ueberderkt werden die genannten Gebilde durch 2 (cuüculare)
Membranen, eine von der Oberfläche der Stutzzellen ausgehende Membrana
reticularis , aus deren Gilterwerk die Haarbüschel der liörzellen hervorragen
und eine M. tectorta s. Corti, welche über der vestibulären Lippe der knöcher-
nen Spiralplatte beginnend als weiche, fast gallertige, in der Mitte merklich
verdickte Schichte sich Uber den ganzen Apparat (>Corti'sches Organe) hin-
wegzieht — In der Klasse der Vögel erfährt die Schnecke bereits eine be-
deutende Rückbildung, sie erscheint hier als kurzer, conischer, wenig gekrümmter
Vestibularanhang (ähnlich wie bei den Monotremen). Successive tritt sie in den
Ordnungen der Reptilien zurück; bei den I'ischen zeigt sie sich in der Regel
nurmehr als eine kleine Ausbuchtung des Saicuius. Ganz fehlt sie den Rund-
mäulern, bei welchen (i'etromyzonten) entweder nur 2 Bogengänge vorhanden
sind oder (Myxinoiden) das ganze Labyrinth mit dem noch wenig abgesetzten V'or-
hofe Ringform besitzt (indem nur ein halbdrkelförmiger Canal entwickelt ist).
Sehr ansehnlich sind bei den »echten« Fischen Vethkuhm und Bogengänge ; bd
verschiedenen Teleostiem kommt es zu einer Verbindung des häutigen Laby-
rinthes mit der Schwimmblase (s. d.). Bezüglich der Literatur vergL u. a* R.
WiEDERSHEiM, Lchrbuch der vergleichenden Anatomie. II. Aufl. v. }S&,
Lactoprotein, s. Milch. S.
Läufe nennt der Waidmann die Reine des Wildes. Bei Vögeln (Flugwild)
spricht man meistens von Ständern (geständert d. i. das Bein zerschossen) oder
(bei Raubvfigeln) von Fängen. Rcinv.
Lamarcks Entwicklungslehre. Jean Lamarck war der erste, welcher die
Descendenztiieorie als selbständiges Wissenschaftsgebiet durchführte und der
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Lan^roglena — Leibesfoimentwicldong.
Die Organismen sind denselben Naturgesetzen unterworfen wie das Anoiganisclie.
Wo VorstaDdesthädgkeiten auftreten, sind sie als Bewegungsetschetnungen der
nervösen Ctentraloxgane aufsufiissen. Der sogenannte Wille ist in Wahrheit nie*
mals frei. Anpassung, Vererbung, Gewohnheit spielen in der LAMARR^schen
Theorie eine grosse Rolle.' Grbch.
Lamproglena, Nordmann (gr. Lampros glänzend, glene Augapfel), Krcbs-
gattung der Schecrcnlauskrebse (s. Dichelestiden), mit gleicliartigcn, nicht lamel-
lösen Pereiopodenpaaren, logliedrigen vorderen und klauenlüsen hinteren An-
tennen; 3 Arten, wovon eine in unseren Süsswässem auf dem Gängling. Ks.
Languste, vom lat Locusta, Heuschrecke, Trivialname des Falinurus (s. d.)
vulgaris, Latr. Ks.
Lanrensdiwein, Buscbscbwein, Wantenschweln (IhUuiwchoertu ^rkmmst
Gray), sttdwestafrikanische Schweineart S. Potamochoenis, Gray. v. life.
Leibesformentwicklung. Aus der vergleichenden Embryologie und Anatomie
ergiebt sich, dass jede thienache Form theils durch Lageverschiebung, theils durch
histologische Differenzirung von Zellen entsteht. Hinsichtlich der Verschiebung
ist zu bemerken, dass die Architektonik des Thierkörpers im Allgemeinen durch
Einfaltung und Ausstülpung epithelialer Lamellen beütimmt wird, ein Verhalten,
welches schon bei der einlachen, als Blastuia bekannten Grundform Pluu greift,
indem sich die eme Hälfte derselben mit ihrer Wand, welche eine einfache
Epithellamelle reprttsentirt, in die andere einstülpt Das Resultat dieses Frocesses
ist die sogenannte Gastrula mit ihrer nunmehr atis zwei Lamellen, dem £pi- und
Endoblast bratdienden Becherform. Wie durch wechselvolle Einfaltung und
Ausstülpung dieser beiden Lamellen die verschiedensten Formen entstehen
können, zeigt sich namentlich bei den Coelenteraten, in ihrer Tentakel-, Septen-
und Taschenbildung. Wenn sich der /weiblättrige Organismus in den mehr-
blättrigen umwandelt, so ist es wieüer der ProiCiS der Faltenbildung, welcher den
Urdarm in bleibenden Darm und Coelomräume umwandelt und aus letzteren,
wie bei Wiibelthieren, die Urwirbel abschnürt Auch Nervenrohr und Sinnes-
Organe sowie die Drüsen der Haut und des Darmkanales erhalten durch Faltung
und EinstOlpung von Einthellamellen ihren Ursprung, ebenso ist es mit den
Embiyonalhüllen. Auf die immer noch streitigen Fragen der sogenannten Inva>
gination und Delamination wollen wir hier nicht zurückgreifen (z* vergL Keim»
biAtter). In jedem lebenden Organismus ist fortwährend eine Zellenvermehrong
zu constatiren. Sind die Zellen epithelial nngeordnet, und geht die Zunahme in
der Ei^itheliamelle allerorts gleichmässig vor sich, so ist damit eine Oberüächen-
vergrosserung verbunden. F'indet aber in der Epitheliallamelle an verschiedenen
bteUen die Zellvcimehrung verschieden rasch statt, so zieht ein solches Ver-
halten Fonnveränderungen in der Art nach sich, dass rascher wachsende Theile
aus dem Niveau der benachbarten heraustreten und ach auastftlpen oder ein«
falten. Als hauptsächlichste Ursache eines derartigen Verhaltens muss em
wichtiges Moment des lebenden Organismus angeführt werden, das nämticb,
innerhalb derselben Epithellamellen gelegenen Zellengruppen bestimmte Funk*
tionen zu übermitteln, wodurch für diese Gruppen auch besondere Wachsthums-
energieen als natürliche Folge resultiren. — Neben der einfachen Lagever-
rückung muss auch noch des Auswanderns emzelner Zellen aus dem epithelialen
Verbände gedacht werden. Es entsteht auf diese Weise eine besondere Gewebs-
form, das sogenannte Mesenchym, welches somit nicht epithelial ungeordnet ist,
UQd iidk dadurch von den Kdmblättem, zwisdwn denen es eine Art Füllmasse
Zool, AadinpoL «. BlliMlagit. Bd. V. 1^
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2IO
Leibesböhlcnentwicklung.
bildet iinlerscheidet. — Es wichst vollständig weiter, dringt in alle, durch
Faltungen und Ausstülpungen her\ r rt;erufene Lücken ein und liefert dadurch ein
Verbindunfjs- und Stiitzgerilst, dem die Epithellamellen mit ihren Derivaten, die
Drüsen mit ihren Röhren und Bläschen, die Muschel- und Nervenfasern aufge-
lagert und einj^ebettet sind. — Was das /weite Moment thierischer Formen-
bildung, die histologische Differenztrung der Zellen anbelangt, so ist es gerade
Ittr die Organeentwicklung von onbetMreitbarer Wichtigkeit Solange unter den
Zellen eines Oiganismus Gleichartigkeit herrscht, werden die einxdnen Thdle
derselben in ihrer Entwicklung auch gleiches Verhalten zeigen; wenn aber histo-
logische Veränderungen in den Zellen sich Geltung verschaffen, das heisst, wenn
einige zu Mudceln>, andere sa Nerven«, wieder andere zu Drüsenelementen sich
umgestalten, so ist damit ein Impuls zu nncleirlier Entwicklung der Körperre-
gionen gegeben. — Sowohl die Zellen der Kpuhellamellen :>!s auch die des
Füllgewebes können diesem Pro.:esis unterliccen, und in beiden kann es auch
zur Entstehung functionell gleicliwerthiger hlemente kommen. — Hinsichtlich
der Formwerdung hertimmter Oigane und Organismen sind die betreffenden Ab»
schnitte der Organentwicklung sowie die der systematischen Embryologie der
einsefaien Klassen und Ordnungen des Thierreiches su vergleichen, ebenso die
Artikel: Embryohflllen, Furchung, Keimblätter, Larven, Primitivorgane, Primitiv-
streifen. Grbch.
Leibeshöhlenentwicklung, Man versteht unter LeibeshÖhlc, Perivisceral-
höhle oder Coelom einen von der Verdauungshöhle abgeschlossenen Holilraum
oder ein System solcher Hohlräume. In diesem Sinne haben die Cuelenteraten
keine Leibesliöhie. Bei allen übrigen I hieren kann dieselbe entweder die Form
eines weiten, die Dannwand von der Leibeswand scheidenden Raumes besitzen,
oder mehr oder weniger surttckgebildet in Gestalt zahlreicher seröser Räume auf-
treten, oder endlich durch unregelmässige Kanäle und Spalten awischen den das
Innere des Körpers erfüllenden Muskel- und Bindegewebszellen repräsentirt sein.
Was die Entwicklung der LeibeshÖble anbelangt, so stehen skh zwei verschiedene
Ansichten unter den Morphologen gegenüber. Hie eine, namentlich von Lan-
kester und Balfour — letzterer verhält sich aber sehr reservirt — vertreten, nimmt
einen einheitlichen Ursprung der Leibeshöhle an, die andere, von Huxi-i v, den
Gebrüder HER'fwic und anderen vertheidigt, spricht derselben verschiedene Ge-
nese zu. Bis in die sechziger Jahre herrschte allgemein die aus dem Studium
der Entwicklungsgeschichte bei Wirbelthi»en hervorgegangene Ansdiauung, die
Leibeshöhle entstehe durch eine Spaltung im mittleren Keimblatte. An Echino«
dennwlarven wurde dann zuerst durch Alexander Agassiz die Leibeshöhle als
Ausstülpung des Darmkanales beschrieben. Metschnikoff bestätigte diese An-
gabe und beschrieb einen ähnliclien Vorgang bei Tornaria. Allgemeines Aul'sehen
erregte es, als Kow.m.f.vskv zeigte, dass bei Sagiita der Urdarm der Gastrula
durch zwei Falten in drei Räume, in seciindären Darm und seitliche Leibessäcke
abgetheilt würde, eine Beobachtung, die kurze Zeit darauf von Bütschli bestätigt
wurde. Auch für die Brachiopodtn hat Kowalewskv denselben Ursprung der
Leibeshdhle nachgewiesen. Hvxley unterschied an der Hand der Entwickluiigs^
geschichte folgende Arten der I^eibeshöhle: Blastocoel, Enterocoel, Schisocod
und Epicoel. Unter Blastocoel versteht er einen Hohlraum, der weh innerhalb
des Mesoblasts bildet, Enterocoel nennt er ein Divertikel des Urdarroes, wdches
sich von diesem abgeschnürt hat. Eine solide Wucherung, welche einem solchen
Divertikel entsprich^ in welchem aber der Hohlraum erst spät auftritt, wird als
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Leibeshtthteaentwicklung.
Sil
Schtzocoel beidchnet, und Epicoel ttt endlich ein Hohlraum^ welcher durch Ein-
stülpung des Epiblasts gebildet wiid — Neuerdings verdankt die Morphologie
namentlich den schönen Untetsuchungen der Gebiflder Hertwic eine klare Dar-
legung der Coelomtheorie und wir schliessen uns in der Betrachtung der einzelnen
Thierklassen ihren Mitttieilungen an. Mit Rtlcksicht auf den Bau des Mesoblast's
theilen Hf.rtwic's die sämmtlichen Bilaterien in zwei Klassen, in die Pseudoco-
elier und die Enierocoelier. Zu ersteren gehören : i. die Bryüzoen, 2. die Ro-
tatorien, 3. die Plathelminthen, 4. die Mollusken, zu letzteren gehören: i) die
Nematoden, 2. die Chaetognaten, 3. die Brachiopoden, 4. Anneliden, 5. die Lntero-
pneusten, 6. die Echinodemien, 7. Arthropoden, 8. die Urochorden, 9. die Verte-
bralen. Aus dieser Einäieiiung geht hervor, dass die Gebrüder Hertwig den
Begriff Leibeshöhle morphologisch in zwei Arten trennen: in ein Pseudocoel und
in ein Entcrocoel. Ein Pseudocoel ist eiti mcsodermaler Hohlraum^ der keine be-
sondere epiüieliale Auskleidung besitzt, die Eingeweide können an seiner Wand
zwar angewachsen sein, doch kommt es nicht zur Bildung eines dorsalen und
ventralen Mesenteriums, auch steht dieser Raum in keiner engeren Beziehuns^ zu
den wichtigeren (Jrgaiisystemen. Ein Pseudocoel kann ein Biastocoel oder ein
Schizocoel ^ein, doch ist es nicht ausgemacht, ob zwischen beiden überhaupt ein
tiefgreifender Unterschied besteht. Das Enterocoel stammt genetisch vom Urdarm
ab, indem es sich von demselben durch eine bdderseits, links und rechts, er»
folgende Entfi^ltung der Darmwand ablöst. Es ist also ein paarig gebildeter
Sack, welcher durch den Darm und die beiden Mesenterien in eine linke und
rechte Hälfte geschieden wird. Durch theilweise oder gänzliche Rückbildung
der Mesenterien können secundär beide Abtheiluncjen in einen einheitlichen Hohl-
raum zusammentliessen. Gegenuber der primitiven Zweitheilung sind auch alle
übrigen Gliederungen der Pcrivisceralhuhle secundäre Bildungsprozcsse, beispiels-
weise die Metamcrenbildung der Anneliden oder der Zerfall des Coeloms in
Pleural-, Peritoneal- und Pericairdialhöhle bei den Vertebratcn. Ein Enterocoel
ist von Anlang an mit Epithelbelag ausgekleidet, welches den Ausgangspunkt für
die Bildung verschiedener Organe liefert Wenden wir uns zunächst zu der
Abtheilung der Pseudocoelier, bei denen eine Leibeshöhle entweder fehlt oder
durch ausgedehnte Gewebsq>alten repräsentirt wird, welche zu einem einheidichen
Schizocoel zusammenfliessen können. Unter den Bryozoen kommt nach Hatschek
den Endoprocten zwischen äusserem und innerem Keimblatt eine Leibeshöhle
zu, eine Annahme, der aber viele andere Morphologen niclit beistimmen. Da-
gegen wird ziemlich allgemein den Kctojirocten eine solche zugeschrieben. Nach
Allman-Leuckaki scher AulTassung ist dieselbe ein weiter Raum zwischen Darm
imd Körpeiwand und wird von einem besonderen Epithel ausgekleidet, welches
bei manchen Arten ffimmert Ob die in Rede siehende Bildung ein Schizocoel,
ein Enterocoel oder vielleicht ein Epicoel im Sinne Huxlev's is^ lassen die Ge*
brüder Hertwig unentschieden. — Bei den Rotatorien findet steh zwischen Daim
und Köiperwand ein Hohlraum, welcher weder als Enterocoel noch als Sdiizo*
coel gedeutet werden kann, sondern welches von den Gebrüdern Hertwig als
Biastocoel aufgefasst wird. Die Plathelmintlien wurden bis vor kurzer Zeil noch
als parenchymatöse Thiere, denen also eine Leibeshö'nlc mangelt, beschrieben.
Heute aber neigen eine Anxaiii von Forschern, gestutzt aui anatomische Unter-
suchungen, durch weldie die Eadstenz von Hohlräumen in dar Bindesubstanz
dieser Thiere ausser Zweifel gestellt wurde, zu der Ansicht^ dass diesen Würmern
eine Leibeshöhle zukomme. Bei Landplanarien spricht Mosbly von einer solchen;
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212
LeibcshöhlenentwickluDj;.
bei der durch Thiry genauer bekannt gewordenen Cercaria macracerfa soll eben-
falls eine Leibeshöhle existiren. Auch Graff äussert in seinen Turbellarienstudien
ähnliche Ansichten. Bütschli spricht bei Trematoden von einer rudimentären
Leibeshöhle und Griksbach plaidirt bei Cestoden ebenfalls filr eine solche. Nach
Ci.AUS finden sich unter den Fiathelminthen Uebergängc von schcit\baren Acoe-
lomiem zu unzwcifelhal'ten Coelomaten. Welchen Ur.sj)rungs alier die fragliche
Leibeshöhle ist, kann bei der mangelha[tcn Kcnntniss der einschlägigen Knt-
wicklungsgeschtchte zur Zeit nicht entschieden werden. — In der Bindesubstanz
der ace]^alen Mollusken, welche aus Umbildung des Mesenchyms hervorgeht,
finden sich allgemein Hohlräume eingebettet Von neueren Forschem werden
dieselben, wenn darüber auch die Ansichten namentlich von Posnbr, FtEMmMG,
Kollmann, Gkiesbach und anderen in Einzelheiten auseinandergehen, als ehi
System von Lacunen beschrieben, die sich besonders im Umkreis der Eingeweide
zu grösseren Hohlräumen erweitern, ohne jedoch zu einer einheitlichen Höhle
zusammenziifliessen. Bei den Cejibaloi^horen liegen die Eingeweide in einem
mehr uder weniger geräumigen einheitlichen Hohlraum eingebettet, etwas Aebn-
liches findet sicli bei den Cephalopuden. In morphologischer Hinsicht scheinen
alle diese ^«U- und HohlrKume nach den Ansichten HEtrrwic^s im liCesendtym
zu liegen, entmckeln sich aber nach verschiedenen Richtungen und sondern sich
dabei in demselben Maasse von einander, als sich die Organisation der Mollusken
vervollkommt. Sollen alle diese Hohlräume als Leibeshöhle gedeutet werden,
so ist dieselbe als Schizococl zu bezeichnen. Da sich nun bei den Larven der
Mollusken ein Blastocoel findet, so erklären die Gebrilder Hkrwio die be-
treffenden Bildungen des erwacbsenen Thieres in der Art, dass der anfangs weite
Blastücoelraum durch die zunehmende Gewebsbildung eingeschränkt wurde und
die übrig bleibenden Spalten, die erste Anlage des Schizocoels repräsentirten,
welches sich alsdann secundär wieder zu einem einheitlichen Räume gestalte.
Zwischen Blastocod und Schizocoel wQrde demnach eme ununtertn^ochene Con-
tinnität bestehen. — Was den zweiten Typus: die Enterocoelier anbelanglv so
stellt zunächst bei den Nematoden das Coelom einen schmalen spaltförmigen
Hohlraum dar, welcher Körperwand, I>arm und Geschlechtsorgane in der Art
scheidet, dass man sie beim Zerschneiden des Thieres sehr leicht von einander
losl<)sen Da die Kcnntniss der Entwicklungsgeschichte bei den in Rede
stehenden 1 hiercn noch sehr lückenhaft ist, so haben die Gebrüder Hertwio
sich veranlasst gesehen, ihre Annahme, die Nematoden seien Enterocoelier, durch
den anatomischen Bau namentlich durch die Beschaffenheit der Muskulatur zu
begründen. Bei den Chaetognathen erfolgt die Anlage der Leibeshöhle bald nach
erfolgter Gastnilaeinstülpung und zwar in der Weise, dass dch das Entoblast in
zwei Falten erhebt^ welche vom Grunde des Urdarms aus in dieses hineinwadisen
und ihn in einen mitderen und zwei seitliche Rilume trennen. Ersterer wird
zum definitiven Darmruhr, die beiden letzteren schnüren sich zu den zwei Hälften
der Lcibeshülde ab. In sehr ähnlicher Weise legt sich das Coelom bei den
Brachiopoden an, und auch in späteren Stadien bewahrt es die typischen Merk-
male des Enterücoels; es bleibt sehr geräumig und wird mit einem lebhaft flim-
mernden Epithel ausgekleidet. — Bei den Anneliden stellt die Leibeshöhle mit
Ausnalime der Hirudineen, bei denen sie sehr rttckgebildet is^ einen ansehnlichen
Hohlraum zwischen Darm und Hautmudcelichlauch vor. Sie wird durch Dis>
sepimente, welche sich durch Faltenbildung der Leibeswand und Verwachsung
mit dem Darmkanal entwickelt haben, gaas wie bei Brachiopoden und Chaeto-
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Ldbeshötilcnentwlcllung.
"3
gnathen in eine Anzahl hintereinander gelegener Kammern getheilt und nftmals
von cubischcn und cylindrischen Flimmerzellen ausgekleidet. Bei den Entero-
pneusten stülpen sich einer bestimmten Zeit der Entwicklung ans dem End-
darm ein linkes und ein rechtes Bläschen aus, die mit Metschnikoff als laterale
Scheiben bezeichnet weiden; sie liegen dem Darmkanal dicht an und enthalten
dnen kleinen Hohlraum. Nach vome zu schnttren sich von ihnen zwei Zellen-
massen ab, weldie sich platt den beiden Seiten des Magens anschmiegen, nicht
hohl sind und laterale Platten genannt wetden. — Später umwachsen die beiden
Paare der lateralen Zellenmassen den Darmkanal, wobei ihre innere Schicht zum
Darmfaserblatt, ihre äussere zum Hautfaserblatt wird. Aus dem vorderen Paar
geht die Leibeshöhle des Krn2:cns, aus dem hinteren die des Rumpfes hervor.
Bei den Echinodernien ist die Leibeshöhlenbildung, der der Chaetognathen zu
vergleichen. Am blinden Ende des Urdarmes bildet sich eine Erweiterung, die
zwei laterale Aussackungen treibt; diese werden bei den einzelnen Ordnungen
der Echinodermen in von einander etwas verschiedener Weise abgeschnürt und
rqpcXsentiren zwei SScke, welche zum Coelom und WassetgefSassystem des fertigen
Thianes werden. — Bei allen Arthropoden findet sich eine gerttumige Ldbeshöhle,
welche sicli schon frühzeitig als ein zusammenhängender Raum zwischen Dann-
und Hautfaserblatt bemerkbar macht. Beim ausgebildeten Thiere verläuft der
Darm frei durch diesen Raum, im Verlaufe der Entwicklung aber giebt es ein
Stadium, wo er mittels eines dorsalen Meseiuenums an der Körpem'and befestigt
ist. Die durch das Mesenterium bedingte unvollständige Trennung der T,eibes-
höhle, eine linke und rechte Hälfte, dauert aber nur eine kurze Zeit, indem sie
noch während des embryonalen Lebens wieder verloren geht Bei den Urodiorden
bleibt fttr die Entwicklung der Leibeshöhle noch manches zu untersuchen.
KowAUvsKY ist der Ansicht, dass sie nichts anderes sei, als die uTspxttngliche
Furchungshöhle. Thatsache ist, dass sie bdm ausgewachsenen Thiere wohl ent-
wickelt, ein von einer epithelialen Mesoblastschicht ausgekleideter Hohlraum ist —
Bei Vertebraten ist die T,eibeshöhle ein grosser, einheitlicher Hoblraum, welcher
zwischen Darm- \md Körperwand liegt. Bei Fischen und Amphibien wird sie
streckenweif von Wimperepithel ausgekleidet. Niemals entwickelt sie sich durch
Zusammentliessen von kleineren Spaitraumen im Mesenchyro, sondern erscheint
schon frflh in Form zweier mit epithelialen Wandungen versehener Säcke, welche
alsdann ventral in Communication treten. Dadurch steht sie im Gegensatz zu
gössen anderen Hohlräumen, welche im Mesendiym der Wirbelthiere als
grössere und kleinere Lacunen sich finden, Theile des Lymphgeßlsssystemes sind
und in den einzelnen Abtheilungen der Vertebraten eine verschiedene Ausbildung
erlangen. Bei Betrachtung der Leibeshühle kann es nicht unerörtert bleiben,
dass dieselbe häufig in Zusammenhang mit dem Blutgefäss- und Urogenitalsystem
steht. Ohne näher auf die Einzelheiten, welche die einzelnen Thierklassen in
dieser Hinsicht darbieten, einzugehen, wollen wir doch im Allgemeinen die Re-
sultate, welche Uber derartige Verhältnisse durch die Morphologie gewonnen
wurden, wiedergeben. Wie die Letbeshöhle bei den Enterocoeliem und Fseudo-
coeliem morphologisch verschieden, so steht sie auch in ganz verschiedenen Be*
ndmngen zum Blutgefässqrstem. — Bei den Enterocoeliem 1^ sie sich ent-
wicklungsgeschiditiich früher an als das Blutgef^issaystem, welches sich ganz un-
abhängig von ihr aus Spalten und Lücken des Mesenchyms entwickelt. Eine
Communication zwischen beiden ist flir gewöhnlich nicht vorhanden, ist dieselbe
aber, wie beispielsweise bei den Arthropoden, wirklich zu conslatiren, so muss
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«14
Lepeopbtfieiriu Löffel.
dies Verhalten als ein secundär erworbenes aufgefasst werden. Bei den Pseudo-
coeliem aber bestehen zwischen beiden verwandte Beziehungen. In den Binde»
substanzlacunen der Plathelminthen» welche als LdbeshÖhle gedeutet weiden
ntttssen, drculirt die Ernähningsflüssigkeitp ebenso ist es bei den Mollusken mit
Ausnabme der Cephalopoden» bei denen es im fertigen Zustande ta einer Tren-
nung des GefUssystem von der Leibeshöhle kommt. Aber ähnlich ine eine
Commimication zwischen beiden bei den enterocoelen Arthropoden secundär er-
worben wurde, so ist in diesem letzteren Falle die Trennung beider ebenfalls
eine secundare Erscheinung. Ist das crstere Verhalten ein Rückschritt, so ist
das letztere eine höhere Differenzirung der für gewöhnlich bei den Mollusken
zu beobachtenden Verhältnisse; denn es lässt sich entwicklungsgeschichtlich be-
weisen, dass Gefilsssystem und Leibeshöhle während des Embryonallebens der Ce-
phalopoden als mit einander communicirende Spalträume angelegt werden. —
Was das Urogenitalsystem anbelangt, so ist hier henrorauheben, dass sidi die
Excretions- und Geschlechtsorgane vom Epithel der I,eibeshÖhle aus entwickeln,
und mit der letzteren im Anfange immer, in späterer Zeit noch bäuügin Verbindung
stehen. Daraus erklärt sich auch die bei allen Enterocoeliern zu beobachtende
Erscheinung, dass gewisse Abschnitte der Excretionsorgane zu Ausfuhrwegen der
Geschlechtsorgane umgewandelt wurden. — Bei den Pseudocoeliern sind beide
Organsysteme gesondert angelegt. Mit dem .Schizocoel stehen die Geschlecbts-
oignne nie in Besiehung, wohl aber existirt ein secundärer Zusamnenhaag awischen
ihm und den Excretionsorganen, so dass also beide Organsysteme stets von ein-
ander unabhängig bleiben. Zu vorstehendem Artikel findet man eine umfassende
Literaturangabe in: O. und A. Hbrtwig: Die Coeleomtheorie. Jena, Fischer,
1881. Grbch,
Lepeophtheirus, Nordmann (gr. /efos Hnut, phtheir Laus), Krebsgattung
der Fischlauskrebse (s. Caligidcn), mit einästigem ersten und vierten Pereiopodcn-
paarc, letzteres hat ausserdem ein sehr verlängertes Hasalgiied; die vorderen
Fühler ohne Haftscheibe an der Basis; das leute Segment des Fereions frei,
ebenso das Pleon. Eine der artenreichsten Gattungen der SpaltfUssler (sa Arten),
17 europäische Arten, wovon la m der Nordsee und 3 in unserm SOsswasser,
nämlich Z. Sirifmi und X. sabMHü an verschiedenen Lachsfischen, L. sturUm»
am Stör. Ks.
Limnadia, Brogniart, Flossenfloh (gr. limnas im Sumpfe lebend), Krells*
gattung der Flossenflohkrebse (s. Ksthcridcn), mit sehr durchscheinendem swei-
klappigem Mantel, eine Art, Limnadui ji:igiis, ca. 13 MilHm. lang, im Süsswasser
in verschiedenen Theilen Kuropa's, doch überall ziemlich selten. Ks.
Lö£fel ist die waidmänni^che Bezeiclmung für die Ohren des Hasen. RcHW.
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M
Maaditen, s. Ismacliten. v. H.
Maara, s. TscUeremissen. v. H.
Maarulal, d. h. iBergbewohner«. So nemieii sich die letgiadwn Amieii
(b. d.). V. H,
Mnseh oder Maase. fieduinenstamm in der Hisina-Ebene zmatsbrn
Dschebel Schera und Scbefa in Arabien, etwa 4000 Köpfe stark, tiLttbetifiches
Gesindel mit langen Flinten, südwestlich an den Stamm der Belijji grenzend, v. H.
Maba oder Moba, Mobba, Hauptstamm der Bewohner von Wadai, welche
das Bora Mabang oder die Mabasprache reden; sie gilt zugleich als allgemeine
Verkehrssprache. Die M., welche alle edlen Stämme des Landes umfassen,
haben gegenwarug die Macht in den Händen, und aus ihrer Mitte allein darf
der König abstammeni so dass kein Prinz tat Reperung fiüiig ist, dessen Mutter
nicht eine M. gewesen. Die M. aerilallen in eine bedeutende Ansahl von
Stämmen und sind aUe echte, eben nicht hlssliche Neger, manche mit scharf
vorspringender, gebogener, spitziger, nur an den Flügeln etwas breiter Nase
und mit fleischigen Lippen, wogegen andere Individuen zwar gebogene, aber
doch stumpf endende, an den Flügeln selir breite Nasen haben. Ihre Hautfarbe
ist nicht ganz dunkles Schwarz; sie sind mittelgross, meist hager, mit schwach
entwickeltem Barte. Die M. stehen in Gesittung weit hinter den Kanuri und
Bagirrm zurück durch ihren Mangel an Kunst und Industrie. Die einfachsten
Hausgerätfae aus Kflrbnsdialen u. deigl. sengen von einem Mangel an Geschick-
lichkeit^ an Schönheits- und Kunstsmn, der die M. in dieser Beziehung auf die
niedrigste Stufe stellt Ihre Wohnstfltten sind bedaneriich weit von praktischer
und künstlerischer Vollendung entfernt, meist nur aus Pfahlwerk mit dazwischen-
geflochtmem Rohr hergestellt, mit flach kegelförmigem R(dirdach und haben
innen mir einen einzigen Raum. Die Industrie besteht in Fertigung irdener Gefasse,
Flecliten von Matten aus den Blättern der Delebpalme, Schmelzen der Eisenerze
und Verarbeitung des Eisens zu mancherlei Geräthcn. Die Gewebe (iTokaki«)
sind von entsetzlicher Grobheit und nur einzelne Stämme zeichnen sich durch
Herstellung feinerer Sorten aus. Das l4Uid wird bloss mit der Hadce beaibeitet;
man baut ausser etwas Weizen meist Durrah und Htrse, Reis und sehr vid
Baumwolle. Man reibt das Getreide zwischen Steinen mit der Hand; die M.
gehen barfuss oder tragen bloss Sandalen. Die Frauen sind unverschleiert und
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2l6
Mabll» — MacdmrebL
haben die SSttt, den Umkreis tun die Augen ta schwSnen; man kttsit sie nicht
aof den Mund» sondern auf den Voideiann. Die Walfen bestehen meist nur
ans Pfeil und Bogen; Säbel und Lans^ Feuergewehre sind selten. Die Abgaben
werden in Feldfrüchten und Hausthieren entrichtet. Die musikalischen Instrumente
und der Gesang sind von sehr primitiver Besc^ nffenheit. Die meisten M. be-
kcDnen sich 7*im Islam; in den Schulen lernt man etwas arabisch lesen und
schreiben, fcs herr'-cht Deschneidung bei beiden Geschlechtern. Dabei ist der
M. gewaltthätig, strcitsuchrig, grausam, besonder!» unter dem Einflüsse der
iMerissa« oder »Melissas, des gegorenen Duchn- oder Durrahbieres, dessen Miss-
btanch an der Tagesordnung ist Die Vorliebe für Merissa und auch Uhr Liebes*
hindel erzeugt fast täglich Mord und TodtschUg* Die Herrschaft ist eine
monarcbisch'tjrranmscbe tmd wird sum Wohle des Landes mit drakonischer
Strenge gehandhabt. v. H.
Mabiha. Bantuvolk des Sambesibeckens zwischen dem Nyassasee und der
Mosamlnkküste, am unteren Roviima. v. H.
Mabiti, s. MaMrizi, v. H.
Mabode. Volksstamm von noch nicht bestimmter etimologiscber Stellung,
wohnt in Mittel-Afrika im Südwesten der Monbuttu. v. H.
Mabongo, s. Akka. H.
Maboia, Fm»GBft. Sdnciden-Gattung. Kopf annähernd viereckig, Schnauze
konisch. Frontoparietale doppelt oder versdimolzen. Naslodh seitlich, nahe
der Hinterkante des Nasal-Schildes. 2. Supianasalia. Unteres Augenlid mit
durchsichtiger Scheibe. Gaumen zahnlos, hinten mit dreieckiger Kerbe. Ohren
ofien. Leib spindelförmig 4 massige Fiisse mit je 5 langen Zehen, Schuppen
glatt, Schwanz konisch, spitz. rräanalschupi>en annäliemd gleich. — Grosse
Gattung mit zwei \'crbrcitungsl)ezirken, nämlich Indo-i\nstTalien, vor allem die
Inseln der Südsee (Emtfta und Riopa, Gray) und Süd- Amerika {Mabouia s.
Str., GfltABD). V¥.
Macaaia, Desk. (Ctn^eebus, £t. Gkowr.}, s. Inuus, Gboffr. y. Mb.
Maoirtaina. Stamm der Australier auf der kleinen australischen Isa/A Night
Island; er hat keine besonderen Kiupdinge; alle erwachsenen llinner haben
gleiche Rechte, sind sehr stark, ausgezeichnete Schwimmer und Taucher. Die
Nahrung besteht hauptsächlich ni'«; Fischen, Schildkröten, den F-iem von Schild-
kröten und Alligatoren, Wurzeln und einigen Baumfrüc!iten. Ihre Boote arbeiten
die M. unmittelbar aus dem Baumstamme selbst. i>ie Stellung der Frauen ist
eine sehr untergeordnete. Die Verbindung der Geschlechter ist rein thierischer
Art Der Stärkere hat das Recht auf die Frauen. Die Minner tragen gar keine
Kleider, die Frauen nur ein leichtes Flechtweik aus Bast. Hguser kennt man
nicht, nidit einmal Hfltten. Von einem höheren Wesen haben die M. keine
Idee, fflr ReH^onsflbung kane Form. Sie sind friedfertig unter «di und keine
Kannibalen. Die Todten werden auf den Zweigen eines Baumes oder einem
rohen Ho!;'qe^tell befestigt und trocknen dort zu Mumien aus. ▼« H.
Macah, s. Clatset. v. H.
Macanitae. Volksstamm im alten Mauritanien, wahrscheinlich ein Zweig
der heutigen Berber. v. H.
Macarot^a. Stamm der Belschuanen (s. d.) am Flusse Sofala. v. H.
Ilacaa, s. Macus. ▼. H.
Uacaaaar, s. Mankaasaren. H.
MaodnirebL Volkaatamm im alten Mauritanieo, Östlich vom Berge Zalacus,
BAccMoIingiiae - MMhetc«.
917
an der Küste. Ptolemaos erwähnt ein gleichnamiges Volk auch in den süd-
licfaeren Strichen Libyens, ösüicti neben den Daradae. v. H.
Maccacolinguae. Ein Zweig der Gangaridae (s. d.) am oberen Ganges in
AlMndien. v. H.
MaccoL Vdlc des Atterthnms in Libyen, sttdltch vom Gir, nach den Gaxar
manten hin und bis zum See Nuba. v. H.
Maccurae. Volk des Alterthums im südlichen Mauritanien, zwischen den
Garaphi Montes und dem Gebirge Cinnaba. v. H.
Macedonier. s. Makedonicr v. H.
Maccdow lachen, s. Makedowlachen. v. H.
Maceguales. So nennen sich noch heute die Indianer Yucatans, nie Yuca-
tecos, weldies eine spanische Besddioung ist. Macegual hetsst Eingeboiener des
>foya>Landes, s. Maya. v. H.
ISMgniivraya (nach John MACGiLLivitAY, Naturforscher auf dem englischen
Schiff Ratdesnake, 1846 — 1850, Sohn des William M., der 1844 Ober die Mollusken
Schottlands gesdirieboi), ForbisiSsi, eme kleim^ freiimoffenenlifeer schwimmende
Schnecke mit dünner kugeliger Spiralschale und hornigem concentrischen Deckel;
angeblich 4 Fühler und am Fuss ein blasiger Schwimmapparat, ähnlich dem-
jenigen bei Janthinn; am Mantel ein verlängerter Stpho und am Hals 4 vor-
stehende Hautlappen. Keibplatte taeniogloss. An der Üstküste von Australien
und bei den Philippinen beobachtet Ist walirscheinlich nur der erste Jugendzu-
stand einer andern bekannten Schneckengattung. £. v. M.
Macha, s. Solen. E. v. M.
MachacOT» oder Machacalis. Indianer^mm am Mucury in Brasilien, mit
den Fatacbos messt gegen die Botokuden (s. d.) verbündet; die Gefangenen
scheinen wie Sklaven behandelt zu werden, v. H.
Machacha». Bantustamm Süd«Afiika's. v. H.
Machaerhamphus , Westerm. (gr. machaira Messer, rhamphos Schnabel)»
Raubvogelgattung der Familie Folconidae, zur Untergruppe der Bussarde (Butco-
ninae) gehörig, durch einen eigenartijz: geformten Schnabel ausgezeichnet, welcher
stark zusammengedrückt, an dem vorderen Theile der Firste fast niesserartig
scharf ist, Hinterkopffedern zu einem Schopf verlängert, längliche, fast horizontal
liegende Nasenlöcher, im übrigen von der Gestalt der Bussarde. Zwei Arten:
M. aUinrns, Wisterm., in Malacka, M. Anderssani, Gurn., in Sfldwest-Alrika und
Madagaskar. Rcrw.
liadiaeroplax, s. Margarita. £. v. M.
Madiahrodua, YJcar, Gotop. (Drepamdon, Nesti, Smilodfn, Ltwo)» fossile
aitenieiche Camivorengattung der Familie FeUda^ s. Felis» L. v. Ms.
lladidtiinkuli, Tflikmenenstamm arabischen Ursprungs, angeblich von Abu*
Bekr abstammend, v. H.
Machelonea, Stamm der alten Kolchier (s. d.), diesseits des Fhasis wohn-
haft. V. H.
Machetegit nach Ftolemäos eine in den nöidlichen Strichen Skythiens
wohnhafte Völkerschaft des Alterthums. v. H.
Machetes, Cuv. (gr. Kämpfer), riiilomachus, Moehk,, Gattung; der Schnepfen-
vögel (Scahpacidat), nahe verwandt mit den Wasser lau fern (Totanus), von diesen
nur durch einen etwas kürzeren und stärkeren Schnabel und durch einen Feder-
kragen unterschieden, mit welchem die Männchen im Hochzeitskleide geschmückt
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MmM — Madore«.
sind. Die Gattung wird durch nur dne Ait^ den Kampfläufer oder Kampf-
hahn (M, pugmx^ L.) vertreten. Seine Heimath ist der Norden Europa's und
Asiens, besonders die Meeresküste, als Zugvogel erscheint er in Afrika. Grosse ,
Sumpfflächen, wie sie der Kiebitz liebt, bilden seinen Aufenthaltsort. Die Auf- '
rei^ung, in welche die männlichen Individuen durch den Fortpflanzungstrieb ver-
setzt werden, und welche die Veranlassung zu l^cständigen Kämpfen derselben
untereinander wird, hat der Art den Namen verliehen. Auf bestimmten Platzen, \
welche alljährlich wieder aufgesucht werden, versammeln sich die Männchen zur
Paarungszeit, um ihre Zweikämpfe ausaafischten. Mit sdüldförmig ausgebratetem
Kragen und eingezogenem Halse fahren sie aufeinander los und stossen mit
den vorgestreckten Schnäbeln. Bei der Stumpfheit und Weichheit der letzteren
kommen Veiletzungen indessen niemals vor, und die ganze Fechtweise macht
Oberhaupt mehr den Eindruck eines Turniers als erbitterten, durch Eifersucht
hervorgerufenen Zweikampfes. Die Färbung der männlichen Kampfläufer ist sehr
verschieden, grau, braun oder gelbbraun mit dunkler Zeichnung; der Halskragen,
weiss, gelbbraun, rothbraun oder schwarz, bald einfarbig, bald dunkel gedeckt
oder gebändert. Die Weibchen haben üchriepfenartiges Gefieder. In der Grösse
übertreffen sie die Bekassine. Nahrungs» und Nistweise, wie Färbung der Eier
gleichen denjenigen der Wasserläufer. Rchw.
Ma^, Negerstamm Obeiguineas, spricht die Ewe-Spracbe. v. H.
Machicuy, zahlreiches BMÜanervolk Sttd*Amerika's, am Pilcomayor wahr-
scheinlich mit den Lule verwandt. v. H.
Machiiis, T,atr , Steinhüpfer, s. Thysantira. E. Tc.
Machinga, Bantustamm nördlich vom Kovuma in Süd-Afrika. v. H.
Machlyes, Volksstamm in der alten Provinz Alrica propria, Nachbarn der
Lotophagen (s. d.) am westlichen Ufer des Triton. v. H,
Machonas, Stamm der Bantu (s. d.) nördlich von Transvaal, in der Nähe
des Limpopo. Ursprünglich zwischen Limpopo und Sambesi sesshaft, sind sie
jetzt durch die Matebele nordwärts gedrängt worden, v. H.
IfochoainB oder Massuenka, Negervolk Senegambiens zwischen den Flüssen
Brassu und Cacheo, im Süden des Casamance. Die M. sind Heiden, glauben
an Zauberspuk, feilen sich die Zähne und haben das Gottesgcriclit des Mansone-
Trankes. Die Männer beschneiden sich, die Weiber haben grosse Narben am
Körper. Sie leben in Vielweiberei und L'nmässigkeit, ziehen etwas Reis und
bringen Wachs, Häute, Elfenbein und Kolanüsse zu Markte. Mehrere M.-Familien
haben sich in der Nälie von Sedhiu angesiedelt, um dort Arachiden zu bauen, v. H.
Machpela. Die Stätte (Doppelhöhle) in Palästina, welche der Hethiter
Ephron an Abraham zum Erbbegräbniss flberliess. In der Art der Bestattung in
Felsenhöhlen folgte Abraham dem Brauche der Ureinwohner Kanaans. C M.
ISadiurebi, s. Macchurebi. v. H.
Machures, Völkerschaft im alten Mauritanien, südlich von den Baniuri. v. H.
Machusii, Völkerschaft im alten Maurifnnien, westlich von den Macchurebi, I
nördlich vom Berge Zalacus und bis zur Mundung des Chinalaph. v. H.
Machyni, I.ibophönikischer Volksstamm im nördlichen Theile der alten
Provinz Africa propria. v. H.
Matkel K Brachsen (s. d.). Ks.
Mbdcenootewaysi Stamm der Oregonindianer, v. H.
Madurea (nach dem frühesten Geologen in Nord-Amerika, Will. AIaclurb
benannt, (uisprünglich MadurUis), Lbsueur 1818, altfosnle SchnedteogiUtung,
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Macoco» — Macrocfaeihn.
aoscbeinend unter den lebenden am ehesten mit Solarium verwandt, von anderen
neben Btikr0phen gestellt, Itnksgewunden, oben ganz flach, in der Peripherie
kantig, unten gewölbt und weitgenabelt; Deckel konisch. SOurisch in Nord-
Amerika und Schottland. E. v. M.
Macocon» Neger des sttdwesdtchen Centrai-Afrika, v. H.
Macoma, s. Tellina. E. v. M.
Maconis, Camacam-Indianer in der Nähe von Bahia. v. H.
Macoretae. Sie gehörten wahrscheinlich pJs Unterabtheilung oder doch als
abhängiger Stamm 2U den Minäem (s. d.) in Arabien und werden von Ftol£mäos
erwähnt. v. H.
Macos oder riaros. Salivi-Indianer am Catanaipo in Neu-Granada. v. H.
Macoyahui, unklasäihcirte Indianer in Sonora und Sinaloa. v. H.
Mactpudna, Stamm der eigentlichen Betichnanen (s. d.). v. H.
Ifacquarie, Australterhorde in der Umgebung des gleichnamigen Hafens, v. H.
Macrauchenia, Owen, fossile Sftugethiergattung der Familie Faktt^herma
(s. d.), mit langen schlanken Halswirbeln, diese mit nicht durchbohrten Querfort-
sitien; FUsse dreizehig; f Backzähne; die 3 vorderen LUckencihne einfisch,
letzter Backaahn (unten) 2 höckerig. Die M. erreichten die Grösse der stärksten
Kamele, an welche auch die Bildung der Halswirbelsäule erinnert. — Hierher
die pliocene Form M. patagonica, Owen, aus Süd-Amerika. v. Ms.
Macrini. Nach Ptoi.fmäos eine Völkerschaft im alten Korsica. v. H.
Macrobier. Dieses Volk, welches nach Herodot am südlichen Meere
Aethiopiens wohnen sollte, sieht Heeren fiir die \ urt'ahren der heutigen Somal
(s. d) zwischen der Strasse Bab-el-Mandeb und dem Kap Guardafui an.
Weniger wahrscheinlich hSlt Bruck die heutigen Schangalla fttr die Nachkommen
der alten II H.
Macrobiotus» Schulze (gr. langlebig), s. Tazdigrada. E. To.
llfacrocalamiia, Gthr. Unbedeutende indische Qüamariiden-Gattung. Pf.
Macrocephalt, s. Macrones. £. v. M.
Macrocenif Mbig. (gr. lang und Horn), Langhommtlcke, eine aus zier-
lichen, seltenen, ca. 16 europäischen Arten bestehende Oattung der Pilzmiicken,
Mycetophilidae (s. d.), welche durch ihre ungewöhnlich langen und schlanken
Fühler ausgezeichnet ist; ausserdem sind in den FUigeln die 3. Längsader ober-
halb der kleinen Querader gegabelt, der vordere Zinken kurz und steil, die
4. LSngsader fast in der Flügelmilte von der 5. abgezweigt und die Hüften stark
verlängert. E. To.
Ifacrocenunns (gr. langschalig), Gtnu>OffG 1828« Landschneckengattung^
charakteristisch fUr die westindischen Inseln, Shntich Buikiuts, mit zahlreichen.
(9 — 12) schmalen, nur langsam zunehmenden Windungen, daher die MUndung
viel weniger als die Hälfte der Höhe einnehmend, Mündungsrand einfach; meist
weiss, mit feiner dunkler Farbenzeichnung. Nicht über 2 Centim. lang, meist
kleiner. Kiefer dünn mit feinen Kippen; Keibplatte mit sehr kleinem Mittelzahn
wie bei Otostomus. E. v. M.
Macrochaeta, Gritbe (griech. = grosse Borste), Gattung der Borstenwürmer,
Ord. Noiobranciuata^ Farn. AmyiiiUu, Grube. Ehlers rechnet sie fraglich zu
seiner grossen Familie Syttidae neben Autolytus, Wo.
Macrocheilus (gr. langlippig), Phillips 186 i, fossile Schneckengattung vom
allgemeinen Aussehen eines Buuimm, aber mit nur sehr schwacher Ausbiegung
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2XO
Macrocheljrs — Macronyx.
des unteren MflitdiingsiiHides; Spindelrsuid wulstig gedreht, Aussentand dUnn.
Palaeo- und mesozoisch, vom Devon bis in die Trias; M. arfiUahts, Schlotheim,
mit treppenförmig abgesetzten Windungen, ähnlich wie Efiuma, $ Centim. lang,
im Devon der Eifel; andere Arten im Kohlenkalk. Diese Gattung scheint
nüchstverwandt mit den durchschnittlich späteren Fseudomelanien (vergl.
Chemnitzia, Band II, pag. 1 1 2), von denen sie sich durch minder langgezogene
mehr eifötniiijc Gestalt unterscheidet, und wird, wie diese, bald mit den .Nfela-
nien, bald mit den Pyramidelliden unter den lebenden Gastropoden ver-
glichen; von den letzteren weicht sie durcli die einfache Spitie ab, die nicht
aus der normalen Spiralrichtung heraustritt. E. v. M.
MacrodielsrB, Gmy, ^ Macr^eiemmys, Gray. Pf.
Macrodemmys, Gray. NeuweltUche Emyden-Gattung. Ff.
MacrocoluB, Wagn. = Di^dffmys, Gray, s. Saccomyina, Baird. v. Ms.
Macrodipteryx, Sws. ^r. makros lang, SpUryx doppelflügelig), Untergattung
von Caprhnafiris, T>. Rcnw.
Macrodus, Gray, s. Paradoxurus, F. Cuv. v. Ms.
Macroglossa, Ochsf.nh. (gr. gross, Zunge), Rüsselschwärmer, Gattung
der Dämmerungsfalter, welche bei Tage fliegen uud bich durcii einen breiten,
mit Schwanzbüschel versehenen Hinterleib auszeichnen. Ihre löfüssigen Raupen
tragen auf dem Rücken des vorletzten Gliedes ein Horn. Hierher von den
7 Europäern M> st^atarum (Karpfen« oder TaubenschwXnzchen). E. To.
Macroglossus, F. Cuv. (»Grosszünglcr«), Fledermausgattung der Fam.
J^eropina, Bon. (zu den CMropUra frugivora, Wagm., gehörig), mit rQsselfÖrmiger
langer, dttnner Schnause, wunnfbraiig vorstreckbarer Zunge, kunero, aus dem
(oben dicht behaarten) Ihterfemoralpatag^um hervorragendem Schwänze, kurzen,
schmalen Ohren, \ Schneidezähnen, \ Eckzähnen, f Backzähnen. Hierher die (eine)
Art, Af. minimus, Gkoffr., aus dem ostindischen Archipel, angeblich auch am
indischen Festbnde; Farbe oben röthlich nelkenbraun, unten heiler. Patagium
röthlirhbraun. R jrper ca. 9 Centim. Flugweite 29 Centim. v. Ms.
Macrolepidoptcra (gr. gross, Schuppe, Flügel), Grossschmetteilinge, s.
Schmetterimg. K. Tg.
Macromenu, A. Sm., I^opithecus, Benn. (s. d.). v. Ms,
Macrones, Volk des Alterthums, welches östlich neben den Kolchiem in
der aaatischen Landschaft Pontns wohnte, härene Klddnng trug mid als Wallen
bloss Lanzen und Schilde aus Korbgeflecht führte, hölzerne ^mhauben, kleine
Schilde und kurze Lanzen mit langen Spitzen. Nach Strabo wären sie dasselbe
Volk, das zu seiner Zeit Sanni hiess, ein roher, unabhängig lebender Stamm, der
Später dtirch Kaiser Justinian civilisirt und zum Christenthume bekehrt wurde.
Die M. sind wohl anch dasselbe Volk, welches ^Tacrocephali genannt^ wurde und
die Sitte hatte, den Köpfen der Neugeborncn durch Drücken und Binden eine
abnorme Form 7X\ geben. Wie bei den Kolchiem war bei ihnen die Bc-
schneidime eingeführt. v. H.
Macronyx, Sws. (gr. niakros lang, onyx Nagel), Gattung der Vogelgruppe
Motacillinae, nahe verwandt mit den Piepern {Anthus), aber durch kräftigeren,
mehr demjenigen der Lerdi«i ähnHchoi Schnabel, rundere Flügel, in welchen s.
bis 5. Schwinge am längsten, auch die 6. nur wenig länger als diese ist, und da-
durch unterschieden, dass der untetste Theil des Sdienkels oberhalb des Fuss-
gelenks nackt ist. In der Färbung weichen die Vögel von den Piepern darin
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Macrophis — Macropodus.
ab, dass die Unterseite gelb oder roth geförbt ist. Die Gattung ist ausschliesslich
afrikanisch und umfasst ein halbes Dutzend Arten. Typns: M. capensis,L. RCHW.
Macrophis, Boc a^e, Unbedeutende Natricinen-Üattung. Pf.
Macrophya (gr. lanjgewaclisen). Nach Harth; eine lilattwespengattuns^,
die sich von TnUhredo durch die starke Verlängerung und Verdickung der
Ifinterhflften ttnterscheidet £. Tc.
Macrophylliiin, Gray, brasilianische Fledermausgattung zur Unterfam. der
Vamfyrina (Faiii. ^ßostoma^ Wagn., Fbt.) gehörig. Interfemoralpataj^um ab*
gesetzt. Schwanz bis an dessen Rand reichend. Hufeisen deutlich, f Backzähne.
Hierher NeuwietUi, Gray, einfarbig nussbraun, Schwanz fast von Köiperlftnge,
letztere 5 Centim v. Ms.
Macrophyllum, Schmarda (Griech. = Grosses Blatt). (Gattung der Eorsten-
würmer, Fam. PityHododdaey neben Fhyllodoce; ausgezeichnet durch einen Ijreiten,
in viele schmale Segmente gegliederten Körper und nur zwei Tentakel. Wd.
Macropodida, Owen, >Springbcutler<, Familie der '^^KAxX^vtx^ (MarsupiaUot
Illig.) zur OwBN'schen Untcford. Poepha^a gehörig; Vorderbeine meist betiflchtüch
vefkflrst mit $ bekrallten Zehen, die kräftigen sehr verlängerten Hinterbeine ohne
Innenxehe, 2. und 3. Zehe verwachsen, 4. und 5. verlängert mit hnfintigen
Krallen. Lendengegend sehr stark entwickelt. Schwanz an der Basis in der Regel
verdickt, lang. Afarsupium ausgebildet, Magen colonartig, Coecum lang, meist
4 Zitzen, 28 — 30 Zähne und zwar \ Schneidez., % oder \ Eckz., \ Lückz., \ Barkz.
Durchwegs Pflanzenfresser, beschränkt anf Australien und Neuguinea, lieber
50 Arten, die sich (nach J. A. Wac;nkr, V. Carus) auf die Gattungen Macropus,
Shaw., D&rcopsts, Mull, und Schleüel, Hypüprymnus, 111., und Dendrolagus, Mull.
und ScHLEGBL vciüieilen. (S. die Art Aber die ehuelnen Gatt). — Englische
Autoren (Watbrhouse) unterscheiden to Genera fjMEirr^^«r, Osphrankrt ffalmaturuSf
Peti^gakf DenA^fib^us, Ihrcopsis, OfyfcA^foiea, Lagorckt^t BUton^ia und Hypä-
prymnus). Dazu kommen die fossilen OwEN'schen Gattungen Diprofyfäanf NUth
ikcrium (Zygomaturus, Macleay), Stereognaihus \\. v. a. (s. d.). v. Ms.
Macropodus, LacSp., Gattung der Stachcltlosserfisch-Famiiie Lixbyrhühici.
Kiemendeckel unbewehrt, vomcr und Gaumen zahnlos, Flossen, mit .Vusnahnie
der Brustflossen, verlängert, Schwanztiosse gegabelt M. viridi-aurattis, Lac.
(Macropus veiiuslus, Clv,), der Paradiesfisch oder Grossflosser, aus China. Man
kennt diese Art nur im domesticirten Zustand, und sie ist wahrscheinlich nur
eine durch künstliche Züchtung entstandene Form der Gattung Pofyaeantkm,
welche letztere sich nur durch gerundete Sdiwanzflosse unterscheidet Das
Männchen hat grössere Flossen und lebhaftere Farben, also ein erheblicher
Geschlechtsdimorphismus, besonders zur Laichzeit 1869 wurden von dem
französischen Consul Simon in Kanton wenige Exemplare nach Europa gebracht,
und von dem Ftschzüchter Carbonnier aufgezogen. Diese wurden die Stanim-
eltem all der jet?«^ liberal! in den Aquarien Europa's gehaltenen Individuen. Der
Fisch verdankt seine Beliebtheit dem Umstand, dass er ebenso oder noch leichter
Imitüar ist, als der Goldfisch, den er an Farbenpracht noch übcrlritTt, dass er
leicht zur Por^flanzung gebracht weiden und weiter gezüchtet werden kann, dass
er endlich hohes Interesse erregt durdi sdnen eigenthttmlichen Nestbau und
seine Brutpßege, welche, wie meistens bei den Fisdien, das MXnnchen besorgt.
Sobald das Wasser sich etwas erwaimt im Beginn des Sommers, bei künsdicher
Wärme auch früher bei 14—15^ R., macht das Männchen eine Art Nest aus
Schaumblaseni die es durch Verschlucken und nachher Ausstossen von Luft er-
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232
Maeropogone» — Muroput.
zeugt, an der Oberfläche des Wassers. Dann werden nach vorangegangenem
LiebesBpiel mit pfituenartiger Entfaltung der Flossen and höherer Färbung von
Seiten des Männchens die vom Weibchen entteerten mohnsamenkomgrossen
Eier befruchtet, in das Schaumnest gebracht und mit Eifer bewacht, die Schaum-
decke vnrd von ihm erneuert und in Stand gehaltm, das Weibchen aber kümmert
sich nicht darum, wird sogar von dem Männchen vertrieben, da es gern die
eigenen Kier aiiffrisst, nndere Lebewesen werden noch weniger liier ijeduldet.
Die Begattung und das Laichen wird alle lo Minuten mehrere Stunden lang
wiederholt. Schon nach ca. 60 Stunden schhipfen die nun ca. 2 Millim. langen
jungen Fischchen aus dem Ki, aber nocli in Kaulquappengestalt und mit ziemlich
grossem Dottersack. Sie haben daher eine Metamorphose durchzumachen;
erst nach 5—7 Tagen erhalten sie die Fischgestalt, und nadi ca. to Tagen sind
sie filhig, dafi Nest zu verlassen und selbstständig Nahrung su suchen. Bis da-
hin hatte das Männchen das Nest und die Jungen bewacht, etwa 2a frtth aus dem
Nest entflohene wurden mit dem Mund erfosst und zurückgebracht, bis die Flucht
der Jungen allgemein geworden ist. Von da an bekümmert sich das Männchen
nicht mehr um seine Jungen, frisst sie sogar häufig auf, wenn man sie nicht
trennt. Dann l)eginnt das Liebesspiel, das Laichen und der Nestbau von Neuem,
und es folgen so 3 — 6 Brutperioden von Mai bis August aufeinander, je wärmer
die Witterung und damit das Wasser, desto mehr. Da jedesmal 300 — 600 tier
gelegt werden, so könnten in einem Sommer 3000 Junge und mehr erzeugt
werden, was aber selten ist. Eine junge Brut von loo Fischchen zu erhalten, ist
schon ein gutes Resultat, auch in financieller Beziehung, da das Paar immer
noch 3—5 Mk. kostet (Anfangs wurde das Paar mit 300 Mk. und mehr be-
zahlt.) Im dritten, zuweilen auch schon im zweiten Jahr werden die Jungen fort-
pflanznn£Tsfahii: Kmährung der Alten mit Fleisch oder zerhackten Regen\%1irmem,
die der Jungen Anfangs mit Infusorien (Heninfus oder in Wasser mit Pflanzen-
wuchs), sj)atcr durch zerquetschte Anieisenpupiicn und kleine Crustaceen oder
fein geschabtes Fleisch. Die EigenthUmlichkeit im Athmen der Labynatnüsche
äussert sich bei dem Murn^dus höchstens in läufigem Einschnappen von Luft
auch ausserhalb der Laichzeit Ins Trockene begiebt sich diese Art nie. Der
Fisrh wird leicht zahm, frisst Bissen aus der Hand, verträgt sich aber schlecht
mit seinesgleichen. Klz.
Macropogone^. Eine ausser ihrem Namen unbekannte Völkerschaft im
alten enronliscIiLii Sarmatien. V. H.
Macropotodon, Guicheno r, = Coronelia Laürenti. Pf.
MaCropS, WaGLEK, = /frrp,-!oJryaS, BoiE. Pf.
Macropus, Shaw, syn. Jlnimaturus, Illic. »Kanguruc, Beuteitiuergattung der
Fam. Macropodida, Owen (s. d.). — Charakt Merkmale: 28—30 Zähne, obere
Schneidezähne gleich lang, hinterster gefurcht^ breit; ^ bisweilen ein winziger oberer
Eckzahn vorhanden. Vorderbeine sehr klein, 2. und 3. Hintersehe verbunden,
Vordemägel unten ausgehöhlt Die zahlreichen (einige 30) Arten vertheilen »ch
auf nachstehende Untergattungen, i. .A/<K:riy»«j, Water h., Statur sehrg^ross, Muf-
fel behaart, hinterster oberer Schneidezahn sehr breit, dop])elt gefurcht. M, gigan-
teus, SCHREBER, grosscs oder Riescnkänguru, Körper 2 Meter, Schwanz 90 Centim.
lang. Gewicht bis 150 Kilo. $ viel kleiner als ^. Die glatte und dichte Be-
haarung oben braun, gemischt mit Grau, Unterseite weisslich. Ohren gross, zu-
gespitzt, an der Innenseite weiss. Schwanzspitze schwarz. — Scheue, furchtsame
in kleinen Trupps die grasigen, mit Buschwerk bestandenen Ebenen tmd HOgel«
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Macropygia — Macrorliamphus.
»«3
gegenden von NeusUdwales tmd Vandiemensland belebende Thiere. Werden des
Fleisches wegen (wie die Macropus-K\i^v\ Uberhaupt) eifrig gejagt. 2. OnychogaUa,
Gray, Statur kleiner, zierlich, MufTel wie vorhin. Hinterer oberer Schneidezahn
nicht breiter als der vordere, mit einer i urc lie. Schwan/spitze mit einem Hornnagel.
M. ungui/er, Gould, weissscltwän^igcs Känguru, ein kleiner Eckiahn vorhanden.
Vt\i üben blass röthlichockerfarben, Kopf, Extremitäten, und der sehr lange
Sdiwans weiss, Bauch wdssUch. — Nordwestktlste Neuhollands. M, fremüiust
GouLO, »Gezäumtesc Känguru, Neusttdwales. etc. LagcrthesUs, Gouu». Kleine,
etwa Hasengrösse eneichende Formen, mit kleinem, einfach geforchtero hinterem
oberen Schneidezahn, Muffel wie vorhin. — M. kporoides, GoULD. Hasenkänguru.
Aehnelt auch in dcrFarl>e unseren Hasen, Süd Australien; diesem sehr ähnlich ist das
Brillenkänquni, M. conspic Hiatus, mit leblialter rostfarbiger Umsäumung der Auf^en,
u. e. a. 4. Halniaturus, Watfrii., Muffel nackt, sonst im Wesentlichen mit den vorher-
gehenden Untergattungen übereinstimmend. (H.) M. tintihpmus Wa fi kh.
Das Antilopenkänguru erreicht die Grösse des Rtesenkängurus. — Behaarung
kurz, starr, oben rostroth unten licht ros^dblich bis we^ich. Noid>Austratien. —
BameiH, Watbkh. Das BENNErr'sche oder ros^raue Känguru. Körper meter-
lang; dunkelgrau, oben rostbrftunlich überflogen; unten graulichweiss, sahireich
in den dichten, feuchten Wäldern Vandiemensland. Fleisch und Fell sehr ge-
scb&tst. — Ein Gebirgsbewohner des Innern von NtHisüdwales ist das kräftige,
untersetzt gebaute Felsenkänguru, AI. robusfus, Goui n. Hier schliessen sich unter
anderen an : iV/. agiiis, Waikkii. (Sumpfdistrikte von Nord-Australien), dasrothhalsige
(M. ruficollis) u. schwar/.scluvän/igc Känguru. (M. ualcibatus, Lr.ss., tuinoralis, Wagn.)
beide in Neusüdwales, erstcres auch in Vandiemensland; das westliche Australien
bewohnt das Dama-Känguru, A/. £ugoin, Less., u. M, dtrbianust Waterh. etc. —
$. PHrcgakf Gray (hderopus, Joukd.), ebenfalls durch nackte Muffel ausgezeichnet;
Schwanz aber cylindrisch (an der Basis nicht verdickt) nicht zum Aufstemmen
geeignet namenüich gegen die Spitze hingbehaaft, die kräftigen Hinterbeine re>
lativ kurz. Der hintere, obere, einfach gefurchte Schneidezahn schmaler als der
vordere. — Felsenhewohner. M. penicU/atus, Gray, Pinselschwänziges Felsenkän-
guru, »gepinseltes K.< Oben dunkel aschbraun mit Purpurschimmer, seitlich russ-
braun, nach hinten sclmarz. Vorderhals und Brust mit weisser l.nngsbinde.
Bauch rostigbraun oder gelbhch. Korper 65, Schwanz 60 CeuUiii. lang. — In
höhleoreichen felsigen Gebirgen von Neusüdwales schaarenweisc lebend; sind
ausgezächnete Springer, äsen zur Nachtzeit — Hierher noch die Arten M. üf-
UnUis, Watbrh. (Schwanenflussdistrikt). M. braeAyaUts, Gould, u. M. tcnamuis,
Waterh. Beide von der Nordwestkttste Australiens etc. — Fossil (m jungen
Ablagerungen Australiens) Macropus jfläiM, Owbh (bedeutend grösser als der re-
oente M. giganteus). M. Atlas, Owen, etc. v. Ms.
Macropygia, Sws. (gr. makros lang, pyge Stetss), Taubengattung, durch langen
stufigen Schwanz ausgezeichnet wie die Wandertaube (Ectop'istcs) und von dieser
vielleicht kaum generisch zu trennen. Man /ahlt hierher gegenwärtig etwa
20 Arten, welche die papuasischen und malayischen Inseln, die Thilippincn, In-
dien, Ceylon, die Nikobaien und Neu-Caledonien bewohnen. Rchw.
llacrofliamphtts» Leach, (gr. «Nwyvf lang, rkampüos Schnabel), Gattung der
Schnepfenvflgd (Seaiopaiidae), an Limosa sich anschliessend, mit «ehr langem
Schnabel, dessen weiche Spitze indessen wie bei den Schnepfen in engerem Sinne
(Sc^h^inae) etwas verdickt und flach gedrückt ist. Die beiden bekannten Arten
M,trigeus, Gm., u. M. scolepauust Say, bewohnen Nord'Amerika. Als Untergattung
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224
MacTorhmiis MacrotuB.
ist JPieudoscohpiix, Bl. (Typus : Ps. semipaJmatus, Hodc, von Nord-Asien) biedier
zu ziehen, welche Form darin abweicht, dass nicht nur die beiden äusseren,
sondern alle drei Vorderzehen durch Spannhäute mit einander verbunden
sind. Rlhw.
Macrorhinus (et iikmmaiopus , F. Cuv., Morun^a, Gray) s. Cystophora^
NiLSS. V. Ms.
ICacrosceUdes, Ytx,(SalUnUat Brandt, />/><?^(iiSrii,P0MEL), »Rohrrttsslerc oder
»Elephantenspitzoiftusec, auf Afrika (hauptsftchlich Sttd*Afri]ca) besdixinkte FamtUe
der InaeHoara (s. d.)* Die hierheigehörigen durchwegs kldneo, hüpfend und
springend sich bewegenden (lo) Arten zeichnen sich durch langen, dünnen, an
der Spitze nackten Rüssel, (im Mctatarsus) sehr verlängerte (känguruartige) Hinter-
beine, grosse Augen und frei abstehende Ohren aus. Der Jochbogen ist voll-
ständig, die Unterschcnkelknochen sind verwachsen. Loccum vorliandcn. Hierher
die (Gattungen Alacroscelides, Smith, (s. d.), Fetrodrotnus, Pet. (auch als Untergattung
autgelasbt) und Rhynchocyon, Pet. (s. d.). v. Ms.
Blacromlidm, Smith., syn. Rhmon^s, Lichtbnst., Gattung der gleich»
namigen Familie der Insektenfresser, mit | Schneidezähnen, \ Eckzähnen (oberer
zweiwuizelig) und % Backzähne. Vordere und hintere Innenzehe hoch hlnau%e<
rttckt. Krallen kurz und scharf, sehr gekrümmt. Schwanz bisweilen von
Körperlänge > mit dünner kurzer Behaarung. Pelz weich und dicht. M. lypkus,
Smith, der gemeine Rohrrüssler, mit 25 Centim. Totallänge. Schwanz 11,5 Centim.
Der rostbraune Rüssel gegen 2 Centim. lang, Uberseite braun in verschiedener
Nüancirung, auch mausgrau, Unteracitc weiss, bisweilen gelblich überflogen,
Pfoten und Ohren (innen) weiss. — Auikanische Ostküstc, sowohl auf offenen,
trockenen Ebenen als in bewaldetem Terrain. — ruptstris, Sm., in Felsen-
gegenden Slid-Afiika's. M, /uscus, Pst., in Mocambique und $ weitere Alten.
Die nur mit 4>zehigen HinterfUssen (Daumenzehe fehlt) versehene Form
ietradactyhis, Fvr., wurde zur Gattung (Untergattung) ßOrodrürnus, Pet., erhoben;
sie findet sich in Mozambique, erreicht die Grösse einer starken Ratte, ist oben
rostbraun, mit wenig Schwar;; gemengt, seitlich gelbgraUp unten schneeweiss. Be-
Vorzugt steiniges, felsiges (iebiet. v. Ms.
Macrosoma, Gray, = Fsammophis^ Bote. Pf.
Macrotarsi, Ii.lig., s. u. a. Tarsida, Gray, Macrotarsus, Cuv. et Geoffr., s.
Tarsius, Stuhr. v. Ms.
Macrotherium, Lautet., fossile Gattung der Zahnarmen Säuger (Edtntatat
Cuv.), zur Fam. der EtUomophßga, Wagm. (SffMßenHa, luuc.), gehörig; mit
plumpem Körper und von bedeutender Grosse. Vorderfüsse sehr verlängert,
Kralloiphalangen tiei gespalten, erste Phalange gegenüber den Mittelfuss- oder
Mittelhandknochen aufgebogen, um die enormen Krallen bei der Bewegung zu
schonen (R. HöRNEs), Backzähne ähnlich denen von Oryctcropus, Geoffr. (s. d.),
M. sansaniense, französisches Mittclmiocän. M. (Manis) giganteum, CüV., Ober-
roiocäi^ von Eppelsheim; gegen 7 5 Meter lang. v. Ms.
Macrotis, A. Waün., Untergattung von Cervus, L. (s. d.). — M<urotis, Reid.
(Fero^aka, Gray), Untergattung des zur Familie der Beuteldacbse (s. Saltatoria,
Owen) gehörigen Genus FtramtUs, Geoffr. (s. d.). v. Ms.
Ifacrotus, Gray, »Grossohrc, amerikanische Fledermausgattong der Fam.
Jfiylhstmaia, Wagk., Fbt., sur Subfamilie Vampyrimtf Gerv., gehörig, mit
f Schneidezähnen, ^ Eckzähne, \ Backzähne mit grossen, an ihrer Basis durch
eine »«emlich hohec Querbinde vereinigten Ohren und bogig ausgeschnittenem
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Macroxus — Macrurus. 225
Interfemonüpatagiiim. Letetes Glied des in die Flughaut eingeschlossenen langen
Schwanzes, frei vorragend. Sporen lang. FQsse frei. M. Waterhousii, Gray,
lebt auf Haytt und Jamaika, ist mausgrau, unten heller gefärbt. Körjjer
7 Centim., Schwanz 3,3 Centim., Vorderarm ca. 6 Centim. lang. — Eine zweite
Form wurde in Californion gefunden (M. cclifornicus, Baird). v. Ms.
Macroxus, F. Clvier, s. Sciurus (l..), Cuv., Ilug. v. Ms.
Ifacrura, Waghbr, s. Molossi, Peters, v. Ms.
Hacnira, Latreille, Langschwttnze (gr. macr&s lang, ura Schwanz),
Unterabtheiliuig der ZehnfUsser (s. Decapoden), mit gestrecktem, völlig ausge*
bildetem Pleon, dessen vorletztes Segment blattförmige Füsse trägt, die mit dem
letzten eine Schwanzflosse bilden. Entwicklung oft bei sehr nahe verwandten
Formen verschieden, oline oder mit Metamorphose. Der Körper im Ganzen ge-
streckt, annähernd cylindrisch, oft auch seitlich stark zusammengedrückt, selten
in massigem Grade von oben nach unten depress. Beide Antennenpaare sind
relativ lang und werden vorwärts gestreckt oder in einem Knie nach aussen ge-
bogen getragen, die inneren (vorderen) mit s oder 3 Endgeissein, die äusseren
(hinteren) nur mit einer, fast immer aber mit einem beweglichen oder anbeweg-
Uchen blattförmigen Anhange, der Fühlerschuppe, an der Basis. Der dritte
Kieferfuss bereits sehr beinförmig, sodass er die davor liegenden Mundglied-
maassen nicht bedeckt Von den 5 folgenden Pereiopodenpaaren pflegen i bis
3 Paare in Scheeren zu endigen ; sehr selten sind die 1 oder 2 letzten rudimen-
tär. Die Kiemenanhänge der Pereiopoden ragen unter eine Mantelduplicatur,
welche mit ilircm unteren Rande nicht fest an dem Siernum anliegt, noili gar
mit demselben verwachsen ist. Plcopoden sind an allen 6 vorderen Segmenten
des Pleon's vorhanden und dienen als Schwimmtttsse, im weiblichen Geschlecht
die 5 vorderen Paare auch zur Befestigung der Eier; im männlichen sind sie
nicht zu Coputationswerkzeugen umgebildet; bei einer Gattung tragen die lünf
vorderen Paare ebenfalls Kiemenanhänge. Bezüglich der inneren Organisation
braucht nur die wohlerhaltene Gliederung des Bauch musk eis im Gegensatze zu
den Brachyuren erwähnt zu werden. Die Macruren sind minder artenreich als
die Brachyuren; Dana /ahltc 318 Arten, also nicht einmal halb so viel als von
den B.; eme Zahl, die freilich in den letzten 30 Jahren noch erheblich zugenommen
hat. Im Gcgcnsat/e zu den B. sind sie in der gemässigten Zone ungclahr ebenso
artenreich als in der heissen und zählen auch in der kalten immerhin (bei
Dana) gegen 30 Arten. Auch von ihnen sind jedoch aus den australisclwn-
dischen Meeren aufiallend viele Formen bekannt geworden. Fossil treten sie be*
reils in der Steinkohle auf, wenn die Bestimmung der Gattungen AmpkUe^t
Diplostylus und Palaeocarabus als Macruren nicht irrig ist. Höchst zahlreich
finden sie sich im Jura. Fast alle sind Seebewohner; Landbewohner giebt es
unter ihnen nicht Einige Formen graben im Snnde, eine Gattung soll sich einen
eigenen Schlauch als Wohnung labriciren, einige leben als Einmiether in Asci-
dien und Schwämmen. Viele bilden eine werthvolle Nahrung flir die Menschen,
vorzugiicii die Langusten, Hummer, Flusskrebse und zahlreiciie Garncelenailen.
Wir unteischeiden die Familie der Krustenkrebse (s. Asiadden), Gameelenkrebse
(s. Cariden) und Brustkrebse (s. Seigestiden). Ks.
Macnin»» Bl., Gattung der den Gadiden nahe verwandten, zu der Ab-
theilung der Anacanthini gehörigen Fischfamilie Macruridaei Fische mit stach»
Ilgen oder gekielten Schuppen, langem, ÜEidenartig ausgezogenem Schwänze und
mehr oder weniger vorstehender Schnauze, wodurch der Mund an die Unter-
Zool., AntbiDVoL «. EüuNlotift Ud. V. I j
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226
M«cti» — Macus.
Seite des Kopfes rückt Auf eine vordere kleine Rttckenflosse folgt tine zweite
lange, welcbe mit Schwanz- und Afterflosse einen einsigen Flossensaum büdet.
Bauchflossen kehl- oder bruststttndig. Am Kinn ein Bartfaden. 5 Gattungen mit
ca. 40 Arten, meist in grossen Tiefen lebend. Gattung Afacrurus, B, M, nh
pestris, Bl., in Grönland und Norwegen. Ki^.
Mactra (g:r. und lat. Backtrog), LiNNf 1767, Muschel, zu den Dimyaria sipho-
nida gehöriir, im Aeussem den Venusmuscheln ahnli( h, aber mehr gleichseitig
(d. h. Vorder- und llintcrseitc unter sich ähnlich) und \veb.cntUch durch die innere
Lage des Schlossbandes zwischen den Scbloss^ähucn unterschieden; charakte-
ristisch fttr das Schloss ist femer ein aus swei, untar spitzem Winkel zusammen-
treffenden Schenkeln gebildeter dachförmiger Zahn in jeder SchalenhSlIle, stärker
ausgebildet in der linken» dicht unter den Wirbeln und vor der durch matteres
Ansehen sich kennzeichnenden Bandgrube, und femer etwas verlängerte gut aus-
gebildete, unter sich ziemlich gleiche vordere und hintere Seitenzähne, je einer
in der linken, zwei übereinander, der obere kürzer, in der rechten Schalenhälfte.
Mantelbncht gerundet, von massiger Ausdehnung; Athemröhren ziemlich lang,
unter sich hin zum Ende verwachsen. Fuss gross und kräkig, beiiiormig, aber
am vorderen Ende zugespitzt. Schale ringsum zusammenschliessend, ohne Radial-
Skulptur, meist hell gefärbt, öfters strahlig gezeichnet, einige ausländische Arten
lebhaft violett-blau. Leben nur im Me« und vorzugsweise auf Sandgrand» in
den sie nch eingraben, von der Ebbelinie an bb einige Faden lief. kehaeatt
CHEMNITZ, 10 Centim. lang bnd nur 3^ im Durchmesser, weissUch mit zahlreichen
blassrothen Strahlen, eine der grüssten und schönsten Arten, im Mittelmeer, aber
nicht sehr häufig. M. stultorum, EinniS, »das Karrenherz*. der älteren Conchylto-
logen, stärker gewölbt, daher licrzförmig, und ähnlich bunt, nur 5 Centim Img,
last ebenso lioch und bis 3 Centim. im Durchmesser, innen rosenroth, häutig ira
Mittclmeer, seltener in der Nordsee, wo sie mehr grau und weniger gewüll)t ist;
eine aiuiiiche, etwas grössere, aussen und innen rein weisse Abart, M. mjiata,
Bronn, ebenfalls im Mittelmeer. M, soiida, Linn«, äusserst häufig in der Nord'
see, bedeutend dickschaliger und kleiner, selten Uber 3 Centim. lang, Seitenzähne
quergestreift, die Wirbel meiklich nach vom gerückt; die Oberfläche meist durch
einige stärkere Wachsthumsabsätze ungleich, frisch blassgelb, wenn längere Zeit
todt im Schlick gelegen, rostgelb oder bläulich -sdiwaiz gefärbt, an der Küste
von Holland so massenweise ausgeworfen, dass sie zum Beschütten der Land-
strasscn und zum Kalkbrennen verwantit wird. Von ausländischen sind erwähnens-
werth die südafrikanische M. Spi-n^lcri, Linn?:, durch einen tiefen Spalt in den
Wirbeln ausgezeichnet, und Jil. (MuitniaJ edulis, Gray, in der Magelianstrasse,
wichtiges Nahrungsmittel der Feuerländer. Monographie von R££VE im VIII. Band
seiner Cmchologia kanicat 225 lebende Arten aus allen Meeren, ausgenommen
die hocfanordischen. Fossil geht die Gattung bis in den Lias zurttck. £. v. M.
BCacoani» Zweig der Puii (s. d.). v. H.
Macucües, In wildem Zustande lebender Indianerstamm in den östlichen
Thcilcn der südamerikanischen Republik Columbia. v. H.
Macula acustica, s. Hörorganeentwicklung. Grbch.
Macula germinativa, s. Ei. ÜKiic ii.
Macula lutea, s. Sehorganeentwicklung. Grbch.
Macularia, s. Helix. £. v. M.
Maois oder Macas. GiOMe Familie nomadischer Indianerstftmme zwischen
dem Rio Negro und dem Hyupue in der brasilianisdien Provinz Alto Amazonas
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Ifacad — Madenanani.
i39
wohnhaft. Die M. sind Jäger, nur die Flauen treiben etwas Ackerbau. Sie be-
dienen sich vergifteter Pfeile und Speere, leben in Polygamie und erwerben ihre
Weiber durch Kauf oder Raub. Ihre Hütten sind von länglicher Gestalt, aus
Palmenstämmen und Palmenblättem erbaut. Die M. haben weder Tempel noch
Priester, glauben aber au Zauberei. Sie zählen bis zehn und sind keine Anthro*
pophagen. V. H.
Ifacuai» s. Makuschi. v. R
Macuds, Amazonas-Indianer am Rio Blanco, einem Nebenfluss des Rio
Negio. V. H.
Madabai einer der Stämme der Maba (s. d.). v. H.
Madagaskarweber, Calyphantria madagascariensis, L., eine öfter als Käfig-
vogel anzutrefTcnde Weberart von Madagaskar, von der Grösse eines Feldsperlings
untl im Allgemeinen hcharlachrother Färbung. Mantelfedern mit schwarzem Mittel-
tieck, Auge schwarz umsäumt, Schnabel schwarz, Flügel- und Schwanzfedern
schwarzbraun, erstere mit gelblich weissen, letztere mit mennigrothen Säumen.
Das Weibchen und MKnnchen im Winterkleide ist obeiseits dflsler öBvengelb
mit dunklen Schaftstricfaen auf Oberitopf und Rttcken, untersdts oNvengrau*
gdbb RcHW.
Madaili Araberstamm Unter^Mesopotamiens. Die Natur des M. ist gewisser»
maassen amphibisch geworden und hat sich vollkommen dem Sumpfleben ai^*
passt. Die M. sind fast ohne Ausnahme Ackerbauer, weniger Hirten oder eigent-
liche Beduinen. Sie bauen fast nur Reis, selten Weizen oder etwas Gerste.
Ebenso geschickte Fischer als Schiffer, durchschicssen sie auf ihren sehr leichten
Schilf boten die zahlreichen Kanäle und Wasserflächen ihres i.andcä und entgehen
leicht den Verfolgungen ihrer Feinde. Frei oder unletjodit sind die M. immer
ein kriegerisches, tapferes« aber ungastüidies und diebisdies Volk, das stets in
Fehden unter sich oder mit anderen AraberstSmmen lebt und zur Empörung
geneigt ist. Ihre Zahl ist nicht ermittelt; sie zerfallen in eine Menge kleinerer
oder grösserer Stämme, theils unter türkischer oder der Herrschaft der Monlefik,
theils noch unabhängig Im Innern der Dschesireh. v. H.
Madang, rier wichtigste Zweig der Dayak (s. d.) im Staate Pasir an der
Ostseite von Borneo. v, H.
Madataeus, Li^ch, s. Stenodcrma, Geo^tr. v. Ms.
Madegassen, s. Malgascben. v. H.
Maden im Sinne der Entomologen diejenigen Insektenlarlren» welche keine
Beine und keinen hornigen Kopf besitzen, wie diejenigen der Gemeinfliegen. Im
Votksmunde werden auch Raupen und andere Insektenlarven so genannt wenn
man z. B. von »madigem« Obst spricht, wo es sich um Raupen bandelt. E. To.
Madenassana. Bantuvolk Südafrika'», das gimr. versteckt in den dichten
Partieen der im nordwestlichen Winkel des östlichen Bamangwatolandes wohnt.
Der Aeltesie in einer solchen kleinen Niederlassung ist dann der kleine Stamm-
Unterhäuyitling. Die M. vermielhen sich gerne als Diener an die Weissen, achten
die unter emlachen Ceremonien vorgenommene Verehlichung. und eheliche Treue
irird bei ihnen sierolidi hoch gehalten.* Eifersucht kann sie sogar zu schweren
Verbrechen ftlhien. Nach £. Holub sind die M. genflgsam und ihr Verhältniis su den
Bamangwato ist kein so drOckend sktavisdies une das der Itftuarwa. Sie bedtzen
dgene Gewehre und werden nur jährlich von einigen vom Könige von Schoschong
aus abgesandten Bamangwato aufgesucht weldie von ihnen die Abgaben ein-
sammeln oder sie auf der Jagd verwenden, v. H.
>$•
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BladeniMMcr — VtnäL
Madenfresser (Cr&tophagidae), Familie der Kletten'ögel (s. Scansores). Sie
unterscheiden sich von allen Ordnungsgenossen dadurch, dass sie nur acht
Schwanzfedern haben, im übrigen schliessen sie sich hinsichtlicl) ihrer Korper-
gesUlt den Kukuken an. Die Läufe nnd hoch. länger ab die Mittelzehe, die
Flügel kurz und goiuidel;, 4. und 5. oder 4. bis 6. Schwinge am längsten. Der
stufige Schwanz ist bedeutend länger als der Flügel. Die vierte Zehe ist nach
hinten gerichtet und wenig kürzer als die dritte. Die beiden Vorderzehen sind
unverbunden. Die schlitzförmigen oder ovalen Nasenlöcher befinden sich in der
gewöhnlichen Lag^e an der Schnabelbasis. Die Madenfresser gehören dem tro-
pischen Amerika an, bewohnen freie Gegenden, Waldränder und Triften, wo sie
von Insekten und Amphibien sich nähren, besuchen gern Viehweiden und treiben
sich, den Staaren gleich, auf dem Rücken der Rinder umher, um diesen die
Zecken abzusuchen. Ihre Bewegungen sind behend, namentlich laufen sie schnell
auf dem Erdboden, während hingegen ihre koizen Flügel sie nicht zu längerem,
ausdauerndem Fluge belübigen. Die Stimme besteht in sonderbaren, doppelt
silbigen Trinen und wird häufig vernommen. Höchst eigenartig ist die Nistweise;
.. cnigstens wurde von einer Art bekannt, dass mehrere Weibchen in ein grosses
Nest zu legen pflegen und auch gemeinsam brüten. Die Kier haben eine blau-
grüne Schale und sind bald vollständig, bald theilweise und gitterförmig von
einem weissen Kalküberzug bedeckt. Wir kennen vier Arten, welche zwei
Gattungen angehören, i. Crolopha^a, L., mit hohem, stark seitlich zusammenge-
drücktem Schnabel, welcher einen helmartigen Aufsatz mit scharfer Oberkante
trägt. Nasenlöcher oval. Zügel und Augengegend nackt. Die Vorderseite des
Laufes wird von GOrteltafeln umschlossen, die hintere von zwei Längsrethen vier
seitiger Schilder bedeckt Die drei bekannten Arten haben ungefähr die Grösse
unseres Kukuks und einfarbig schwarzes Gefieder. Am bekanntesten der Ani,
Crotophaga minor, Less. — 2. Octopteryx, Kaup, Schnabel demjenigen der Kukuke
ähnlich, Nasenlöcher schlitzRirmig, Zügelgegend befiedert. Die Lauibcklcidung
besteht in vorderen Gürteltafehi und einer vollständigen Keihe Schilder auf der
Sohle, an deren olieren Hälfte eine nur aus wenigen und nach unten zu all-
mählich kleiner werdenden Schildern bestehende äussere Reihe sich anlegt. Nur
eine Art, derGuira, Octopteryx truUUus^v^^ ein schlanker Vogel, etwas ttärker
als unser Kukuk, mit einem spitzen Schopf auf dem Kopfe, in Gestalt und
Färbung einigen der afrikanisdien Sporenkukuke ähnlich. Heimath Brasi>
lien. RcHw.
Madenhacker, s. Buphaga. Rchw.
Madenwurm. Deutscher Provinzialnnme Oir Oxvuris vennicularis, s. d. Wd.
Madi. Ein Völkername, der sich hautig in Afrika zu wiederholen scheint.
Man kennt davon insbesondere zwei Träger dieses Namens: 1. Die M. s(}d!ich
von den Bari (s. d.); sie unterscheiden sich von letzteren nicht nur durch die
vollständig abweichende Sprache, sondern auch ganz besonders durch ge-
drungenen Körperbau und hellere, nahe dem Rothbrann zugehende Hautfiirbe.
In Sitten und Gebräuchen dagegen haben sie vieles mit den Bari gemeinschaft-
lich, denen sie aber entschieden an Fertigkeit der Eisen* und Thonbereitung
nachstehen. Ihr Gebiet zieht sich längs des Bahr el abiad bis nach Wadelai in
südlicher Richtung, bis an die Makrakaländer in westlicher und bis an das Schuli-
territorium in östlicher Richtung hin. Die Hütten der M. sind aus T ehm erbaut
und stehen auf einer etwa s Meter hohen Erhöhung, da rlii; l.cgenzeit die ganze
Gegend in einen ungeheuren Sumpf verwandelt. iJie Männer gehen völlig
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S^iiniter — Madumen.
339
nackt und es tragen Viele Ketten von Menschen- und Schafefthnen um den Hals;
die meisten Weiber hoben in der Oberlippe eine Holzscheibe, andere, wie auch
manche M.inner, einen Ring aus Eisendraht, an welchem sich einige Perlen be-
finden. Einige Weiber binden sich Blätter vor, andere Fransen, die meisten aber
tragen gar keine Bedeckung. Sowohl Männer wie Frauen schmücken sich mit
Ketten von Scheiben, die aus grosiea SchneckenhätiBem geschnitten werden.
Schwere Ringe von Kupfer um Arme und Beine sind auch stark in der Mode;
um ilbennässigen Druck auf den Fvas za verhüten, werden Polster von BlMttem
untergel^ — 2. Die M. ein Stamm der Mittu (s. d.)f der sich selbst jedoch
als völlig unabhängig betrachtet. Mit den vorerwähnten M. hat er gar nichts
gemein. v. H.
Madianiter, s. i\bdianiter. v. H.
Madoqua, Ug. (Neotraf^/i, H. Sm.), s. Nanotragus, Wagner. v. Ms.
Madraswachtcl, Ferauuia caml/ayensis, I^ath., s. Ferdicula. Rchw.
Madrepora, L., Lam. (HeUropora^ Ehrb.). Grosse und wichtige Gattung der
porösen Steinkoiallen. Kolonie meist mit mehr oder weniger runden Aesten,
deren Endkelch immer durch Grösse oder Form von den sahlreiGhen Seiten-
kelchen veisdiieden ist (Dama's »patrio*rainose« Korallenformi s. Massenform).
Zwei der zwölf Septa entwickelter und breiter als die anderen, und die dem Ast
anliegende W.and kürzer und unvollkommener: Andeutung von bilateraler
Symmetrie. Auch i Tentakel länger als die anderen, (iegen 100 schwer zu
unterscheidende Arten, auch einige fossile im Tertiär. Sie tragen wesentlich zur
Bildung der Korallenriffe bei. Klz.
Madreporacea, s. Madreporaria perforata, Löcherkorallen, eine Abtheilung
(Unterordnung) der Steinkorallen (s. d.). Kalkgerüst, besonders die Mauer, immer
porös. Septa mehr oder weniger deutlich, compact, porös oder trabekulär.
Interseptalquerpltttlchen fehlend oder rudimentär, die Kammern also offen. Die
weichen Polypenleiber cylindrisch, hoch ausstreckbar, aber ganz in das Kalk-
gerüst jurtickziehbar. Tentakel meist ziemlich lang, in beschränkter Anzahl,
meist nur 12. Wachsthum vorzugsweise nr rngen, die Thiere einfach oder in
Kolonieen. Cönencliym (Ferithek) meist dörnelig. Familien; Madreporuiae, Fih
rUidae, Turhinnridae, Eupsammidae. Klz.
Madreporaria, s. Steinkorallen. Klz.
Madreporenplatte, s. Ecbinodexraenentwicklung. Grbch.
Madreporidae, Familie der porösen Steinkorallen (Mbärtpffraeea). Poly-
paiien immer susammengesetzt, Kolonieen büdend, durch Knospung wachsend,
meist von ästiger Form. Die Kinzelpolyparien kelchartig vorspringend. Kelch-
höhle offen, ohne Columella, sehr tief und weit hinein in den Stock verfolgbar.
Die Kelche durch ein reichliches, mehr oder weniger poröses Cönenchym ver-
bunden. Septa 6 oder 12, blättchenförmig, meist nicht porös. Polypenleiber
sehr vorstreckbar, mit 12 Tentakeln. 2 Gattungen: Madrtpora und MonUpora^
nur in tropischen Meeren. Klz.
Madscfaowyin, Bantuvolk des östlicbea Sfld>Afrika'B. v. H.
Madui-Marinei s. Maräne. Ks.
Müidynwii noch nnUassifidrtes Volk im äquatorialen Wesfc-Afrika am mittleren
Ogowe, am Aequalor und darunter wohnhaft. Die M. :and noch nicht von
Europäern besucht worden, v. H.
Maduresen, Halbmalayenvolk auf der Insel Madura an der Nordküste von
Java. Die M. besitzen eine besondere Sprache mit zwei Mundarten: das eigent>
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l&djra — Mihrisdie« Sdnrdn.
liehe M. im Westen und auf der gegenüberliegenden Küste Java's; dann das
Sonianap im Osten, welches mit javanisdiett Schiiftseichen geschrieben wird.
Auf 1000 Wörter konunen nach Crawfxjrd 250 einheimische, 270 javanische,
145 malayische, 560, welche dem Molayischen und Javanischen gemeinsam nnd,
40 Sanskrit und 35 arabische. v. H.
Madya, soviel wie Javanen (s. d.). v, H.
Mäanderkorallen oder HirnVorallen, Afurutidritunof, Abtheilung (Unterfamilie)
der Astratidae. Foly]iar fast immer zusammengesetzt, durch Theilung sich ver-
mehrend. Die Polypare verschmelzen, Reihen bildend, und die Mauern der
einzelnen Keinen verwachsen meist miteinander: sogen, reihenstandige oder
mäaadxische Massenform (s. Massenfonn). Selten bleiben die Mauern getrennt,
seitiich frei, tsegregirtc, Dana, z. B. bei Tirad^fyUia, Bei den ei^tlichen Maetm-
drminai nnd die Septa kleinzähnig. Die grosszflhnigen derartigen Formen unter-
scheidet man besser als LythophylUnae (s. d.), ca^ 7 Gattungen, z, B. Mämtiruutt
(Gloria, Manüina, Hydnophora. Klz.
Maeandrospongidae, 7xwy\ , Hyalospongien-Familie mit »Schwammkorper
aus mäandrisch verschlungenen und anastomosirenden, dünnwandigen Röhren
oder Blättern bestehend. Canalsystem fehlend oder kaum entwickelt. Interkanal-
system stets vorhanden. Deckschicht ienieud oder eine zusammenhangende
Kieselhaut aitf der Oberfläche bildend.« Pf.
Ifaedi» kldne Völkoschaft im alten Makedonien, v. H.
MUhncnhiracfa, s. Cervus L., •'Robbe, s. Otaria, -Schaf, s. Ovis, -Schwein,
s. Sus, -Wolf, s. Canis. v. Ms.
Mfihnentaube (Schmalkaldener Mohrenkopf), Cobimba jubata, Haus-
taubcnrace. Haube nach Art einer Mähne, einer Alongenpenicke ähnlich. Diese
Mähne zieht sich zu beiden Seiten längs des Halses herab. Mit Federfüssen.
Kopf und vorderer Theil des Halses bis zur Brust schwarz, hinten im Nacken
und an beiden Seiten des Halses scharf von der weissen Mähne begrenzt. Rchw.
Ifaefarer, Bewohner der jetzt östeneichischen Markgrafschaft Mähren, sla-
vischen Stammes, durdi Nam^ Mundan^ körperliche und geistige Beschafiimheit
anfii engste mit den ungarischen Slovaken (s. d.) verbunden, deren Sprache sich
heute allerdings von jener der M. unterscheidet. Die Volkssprache der M. ist
auf der Westseite der March rein tschechisch, auf der Ostseite nähert sie sich
der slovakischen. Die slavi.schen M. besetzten ihr heutiges Land wohl um die
nämliche Zeit, als die Tschechen nach Böhmen kamen, und bis ins zwölfte T<ihr-
hundert hatte das Land nur slavische Einwohner. Dann erst beginnt die Ein-
wanderung von theils norddeutschen, theils bayrischen Elementen, welche gegen-
wärtig nahezu ein Drittel der G^ammtbevölkening ausmachen. In Mähren haben
sich die Namen der verschiedenen Zweige des slarisdien Gesammtvidkes -noch
vollkommen erhalten und mit ihnen audi gewisse ausgeprügte Chankterunter-
scbiede. Man untaischeidet demnach unter den M: Hanaken, Kroaten, ^o-
vaken. Walachen, Lechen oder Wasseipolaken, dann Hotaken und Podho-
laken. v. H.
Mährisches Schwein, wahrscheinlich aus der Kreuzung des deutschen
Landschweines (s. d.) mit dem kleinen braunen, polnischen Schwein hen orge-
gangen. Dasselbe ist ziemlich gross, besitzt lange, breite, zugespitzte, fast rauten-
förmige Ohren, die über die Augen herabhängen und beinahe die I^onge des
Kopfes erreichen. Der Sdiwam ist stark geringelt und die Borsten zeigen
Spuren von Krttuselung. Die Farbe ist meist gelblidi wdss, selten rotiibraun
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Maena -— Ittim«r1mmpf.
«31
oder schwarz, zuweilen bunt. Der flache Rumpf, sowie der stark gekrümmte
Rücken brachte diesem Schwein den Namen " K arpfenschwein « ein. Ai!<:*:er
in Mähren findet sich diese Race noch in Tbeilen von Böhmen und Schlesien.
(ROHDE.) R.
Maena, Cuv., Gattung der StachelflosserfischfamiUe Pristipomatidae. Mund
sehr Tdzstrec^bar. Stachelstrahlen der Flossenkämme schwach. KUckeDfloaBc
unbeschuppt Kleine ZAhne am Pflugscharbein. 3 nur im Mittelmeer vor*
kommende, schon den Alten bdcannte Arten, deren Fleisch gegessen wird.
M. vulgaris, C. V., gemeine Menola. 15— ao Centsm., imdeadtch längsitreifig.
Fleisch schlecht. Klz.
Mänedorf. Im Winter 1^4;^ — 44 wurde zu MSnedorf am Züricher See gegen
Uetikon zu die Austiefung einer Kintahrt bei -.»ehr niedrigem Wasserstande ver-
aiT^taltef. In der Dammerdc, welche sich in geringer Tiefe fand, sticssen die Ar-
beiter aui Knochen von Thieren und Hörner, sowie Geräthschaften und eine Menge
schöner Steinbeile. Letstere bestehen meist aus Serpendn. Nach der Ansicht
Dr. Ferdikamd Keluer's hatte man es hier mit den Resten eines Pfahlbaues
au thun, eine Ansicht welche durch spätere Nachgrabungen im Jahre 1868 be-
stätigt wurde. — Vergl. >Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zttrich«
GC. Bd, 2. Abth. 3. Heft: »Die keltischen F&hlbauten in den Schweizerseen.c
pag. 8^-<^6 C. \f
Männerkampf. Damit wird die in der Thierwelt, namentlich der höher or-
^anisirten, sehr verbreitete Erscheinung bezeichnet, dass zur Begattungszeit zwischen
den männlichen Individuen ein Kampt um die weiblichen Thiere stattfindet Dieser
Kampf hat eine mehrfache Bedeutung: a) für das momentan vorliegende Fort-
pflanzungsgeschäft ist der MJfnneikampf von der Bedeutung, dass er dnen
wissen Schuta für das weibliche Thier bildet^ welches ohne ihn Mtsshandlungen
durch das meistens stlrkere und brttnstigere mlnnliche Thier ausgesetzt wäre,
b) für die Nachkommenschaft hat der Männerkampf die Bedeutung, dass sowohl
zu junge, noch nicht genügend zeugungskräftige als auch zu alte und desshalb
ebenfalls unrangliche männliche Individuen von der Mit^virkiing an der Erhaltung
der Art ausgeschlossen werden, was zunächst die Erzeugung möglichst kräftiger
Nachkommenschaft sichert, c) im Laufe der Generationen spielt der Männerkampf
eine nicht unwichtige Rolle bei der Ausbildung sogen, secundärer Geschlechts-
chanktere u. z. solcher, die dem männlichen Geschlecht eigenthttmlich sind, es
ist somit einer der Faktoren der sogen, gescfalecfallichen Zuchtwahl. ^ Die
männlichen Charaktere, welche durch den Männerkampf allmählich erteugt
werden, sind der Hauptsache nach Schutz* und Trutzwaffen, die den weiblichen
Individuen entweder ganz abgehen oder nur in rudimentärem Maasse zukommen.
Hierbei handelt es sich entweder um einfache Vergrössernne vnn Organen, die
auch andern biolofrisrhen Zwecken dienen, z. B. Vergrösserung der Zähne (Eber)
oder der ganzen Beisswerkzeuge, an der öfters auch der ganze Kopf mit Theil
nimmt (Löwe), Vergrösserung von Federn, Haaren etc., oder es werden eigene
Organe entwickelt, wie es die Gewdhe <ter Ifirsche, die Storni der Hähne sind.
Unter die Schutzwalfen gehören die Mähnen der männlidien Säugethiere und die
Federkragen männlicherVögel, die gewisseimaassenPauckbandagen bilden, während
den Enden an den Geweiben der männlichen Hirscharten die Bedeutung von
Parirstangen zukommt. — Es sei hier übrigens bemerkt, dass nicht alle sekun-
dären männlichen Charaktere das Zuchtprodukt des Männerkampfes sind. S. d.
Art. Männliche Charaktere und Geschlechtscharaktere. J.
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Mäaneropfer — MXaoltche Qwrakter«.
Mlimerofvfer. Als Darww den Satz aufteilte, die im Laufe der Geneia«
tionen erfolgende Abänderung der Artcbaraktere durch den Kampf ums Dasdn
erzeuge nur solche Charaktere und Eigenschaften, welche der betreflenden Art
in ihrem Kampf ums Dasein nützlich seien, wurde u. a. der Einwand erhoben,
dass die höhere Buntfarhigkeit und damit leichtere Erblickbarkeit der männ-
lichen Individuen vieler Thicrartcn, z. B. Hühnervögel, P'.ntcn, Srhmetterlinge,
für die se ein Nachtheil im Kainpt ums Dasein sei, da sie in Folge dieser Eigen-
>chatton leichter ihren Feinden rum Opfer fallen. Dieser Einwand erledigt sich
durch iolgcnde, zugleicl» einen Kinblick in ein biologisclies Gcäct^ gebende Dar-
legung. — Der Kampf ums Dasein bat zwei Zwle: i. die Erhaltung des Indi-
viduums, 2. die Erhaltung der Art Von diesen beiden Zielen ist das letztere
das höhere, dem sich das erstere überall unterzuordnen hat» wenn dies zur Er-
reichung des höheren Zieles nothwendig ist. Die allgemeinste Unterordnung be-
steht nun darin, dass bei allen Thier- und Pflanzenarten die Mehrzahl, ja bei den
meisten weitaus die grösste Masse der Individuen aufgeopfert werden muss, da-
mit die \vcni)j;en übrigbleibenden Individuen das höhere Ziel, nämlich die Fr-
lialtung der Art, verwirklichen können. Da diese aufgeopterien Individuen der
Hauptsache nach die Samen, Eier und Jungen sind, su können wir dies als Ei-,
Samen- oder Jungenopfer bezächnen und d&n tritt an die Seite das Mibmetopfinr
u. zw. darum: Mit der Befruchtung der weiblichen Eier ist der wesentlichste
Antheil, den das mSnnliche Geschlecht an der Em^hung des höheren Natur-
ziels, der Erhaltung der Art, hat, erledigt, und der Sdiweipunkt liegt jetzt auf
der Erhaltung des weiblichen Individuums und seiner Brut, während die des
männlichen Individuums nur noch indirekt in Betraclit kommt, nämlich nur inso-
weit, als es für die Erhaltung des weiblichen Individuums und seiner Brut von
Nutzen ist. Hier kann nun das männliche Individuum in zweierlei Weise Bich
nützlich machen : einmal indem es sich aktiv bei der Brut- und Jungenpflege be-
theiligt Wo das nöthig ist, hat die Natur dem Männchen keine Charaktere an-
gezüchtet, welche der Erreichung dieses Zweckes abtriiglich sind. Also s. B.
bei den Vögeln, wo Männchen und Weibchen sich im Brüten ablösen und in
gleicher Weise die Emihrung der Jungen besoigen, sehen wir die obengenannte
Differenz zwischen Männchen und Weibchen nicht Liegt jedoch die Sache so^
dass die aktive Mitwirkung des Männchens zu Schutz und Ernährung des
Weil)c.hcns und seiner Brut nicht nöthig ist, so kann es ja indirekt der Erhaltung
der Art dadurch ndtxen, dass es durch seine leichtere Erblickbarkeit die Auf»
nicrksamkcit der Raubthiere von den brütenden oder luitenden Weibchen abzieht
und auf sich lenkt, und wenn es hierbei sein Leben läs.st und den Hunger des
Raubthieres stillt, so ist der Schutz in solange perfect, als der Sftttigungszustand
des Raubthieres anhält Froducirt nun die Natur, wie das bei diesen Tbierarten
meistens der Fall ist; erheblich mehr männliche als weibliche Indinduen, so ver-
fügt sie über Material genug, um während der Brutzelt die Feinde von den weib-
lichen Trägern der Arterhaltung abzulenken, und somit erweist sich die Ent-
wickhing der ccnnnnten Charaktere durch die natürliche Zuchtwahl ebenso als
eine nutzliclie \ eranstakung der Natur zur Erhaltung der Art, wie es die Lieber-
Produktion von Kiern, Samen und Jungen ist. Es sei hierbei verwiesen auf den
Art »Bienenslaciiel,« bei dessen Entwicklung ein ähnliches biologisches Motiv
mitspielt, me bei der Entwicklung der Buntfiirbigkeit gewisser männlicher Thiere;
s. a. Art. »Männliche Charakterec J.
Männliche Charaktere. Wenn man sich rein auf den morphologischen
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Mlnnlicbe Charslctcre.
*33
Standpunkt stellt, so hat man die primären und sekundären männlichen Charak-
tere zu unterscheiden. Der primäre männliche Charakter bestellt in dem Besitz
der männlichen Geschlechtswerkzeuge. Dieser Charakter koniuu jedoch äusscrlich
nur zum Ausdnick, wenn ausser den samenerzcugenden Drttsen noda äusserliche
Begattungswerkxeuge vorhanden sind» und natürlich noch deutlicher, wenn neben
letzteren auch noch die Samendrüsen äusserlich angebracht sind. Bei vielen
Thieren aller Abtheilungen bleibt es bei diesen primären männlichen Charakteren,
und es besteht im Uebrigen kein erheblicher mor^^hologischer Unterschied
zwischen beiden Geschlechtern. Dagegen treten bei vielen Arten in allen Thier-
abtheilungen in morphologischer Beziehung sekundäre Charaktere auf, die schon
ohne Untersuchung der Geschlechtsdrüsen über den Geschlechtscharakter des
Thieres Aufschluss geben. Zu diesen äusserlichen, mehr formalen Differenzen ge-
sellen sich noch substantielle und funktionelle. Was die substanziellen betrifft,
so kann man audi hier wieder zwisdien ptimftren und sekundXren unterscheiden:
primfir ist, dass bei allen geschlechtlich differenzirten Thieren der Auadünstungs-
genidli der Lebenden und der Fleischgeschmack des todten Thieres nach den
Geschlecht deutlich verschieden ist Zu den sekundflren Differenzen substantieller
Alt gehört Differenz in der Färbung. Näheres siehe unten. In funktioneller Be-
ziehung l)csteht die primäre Differenz in der Verschiedenheit der Rollen, welche
jedes Geschlecht bei dem Fortpflanzungsgesrhäft spielt, das mannliche als Be-
fruchter, das weibliche als Empfänger, wälirend man als secundär die Er-
scheinungen bezeichnen kann, welche eintreten, wenn bei der Funktion zur Er-
haltung der Art zu dem primären wesentlidien Befiruchtungsakt aodi kon^Kdrtere
Akte, wie Begattung, Werbung, Kampf und Brutpflege hinzutreten. Im Folgen«
dem sollen nun die wesentlichsten aller dieser Geachlechtscharaktere, von denen
natürlich die meisten sekundärer Natur sind, also nicht bei allen Thierarten sich
finden, der Reihe nach aufgeführt werden, a) Unterschied in der Grösse.
Bei den meisten Thieren, wo Grössenunterschied der Geschlechter vorkommt,
liegt wohl das Plus auf der weiblichen Seite, theils weil die im Körper erfolgende
Entwicklung der Hier einen grösseren Raum beansprucht, wie das bei vielen
Gliederthicrcn der Fall ist, theils wie bei Thieren mit Jungenpflege, um dem
weiblichen Thier eine grössere Leistungsfähigkeit in Ernährung und Vertheidigung
d«r Brut zu verschaffen, ein Fall, der besonders bd den Vögeln häufig ist Der
Grössenunterschted kann hier sowdt geh«i, dass das Männdien gegenüber dem
Wdbcben einen zwerghaften Charakter bat (Zwergmännchen bd Crustaceen, Termi-
ten etc.). Der entgegengesetzte Fall, überlegene Grösse des Männchens, ist wohl in
den meisten Fällen ein Zuchtprodukt des Männerkampfes, wenigstens findet sich
diese l^eberlegenheit gerade bei den Thieren am entwickeisten, bei denen
Mannerkampf herrscht, b) Besitz von Schutz- und Trutzwaffen ist ein
wesentlich männlicher Charakter bei den rhierarten, bei welchen Männerkampf
herrscht s. Art, Männerkampf, c) Differenzen in der F'ärbung. Aehnlich
wie bei der Grösse ist auch hier das Plus bald auf männlicher, bald auf wdb-
licher Seite, aber im allgemeinen weit mehr auf ersterer, weil hier zwd btdo-
gische Motive, nämlich die Werbung und das Männeropfer (s. diesen Art), in der
Richtung einer lebhafteren Färbung des männlichen Geschlechtes wirken, und
andererseits ein dritter biologischer Faktor, die Brutpflege, das weibliche Ge-
schlecht be/üglicli seiner Färbung in negativer Weise beeinflusst. In diesen
Richtungen gilt: bei der geschlechtlichen Zuchtwahl geht die Werbung fast über-
all vom männhchen Geschlecht aus; da bunte Farbe auf das weibliche Thier ge-
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MKantiche Chnaktere.
schlechtlich erregend und desshalb begattungswillig machend wirkt, so hat die
geschlechüiche Zuchtwahl in weiter Ausdehnung bei den männlichen Thioen
entweder bleibend grössere Buntfarbigkeit en^gt oder Veranlassung gegeben
zur periodischen Entwicklung der buntfarbigen Hodizeitskldder männlicher
Thiere (s. Art, Werbung). Begünstigt wurde die ^Entwicklung dieser höheren
Buntfarbigkeit bei den Männchen durch den biologischen Werth des l^fänneropfers
(s. d. Art.), während der Ucbcrtragung der Buntfarbigkeit auf das weibliche Ge-
schlecht Uberall ein Hindemiss bereitet ist, wo das weibliche (ieschlecht unter
äusseren Verhältnissen brütet, in denen Buntfarbigkeit lebenscefährlich ist, also
die Erhaltung der Art unauftällige Schutzfärbung verlangt. Nur wo dieses biolo-
guche Moment wegfällt, wie z. B. bei den höhlenbrtttenden Vögeln (Spechten,
Papageien etc.), kommt Buntfiirhigkeit bei beiden Geschlechtem vor, und die
Thatsache, dass in diesem Fall trotzdem bei dem männlichen Thier die Farben
meist lebhafter sind, als beim weiblichen, weist darauf hin, dass der Ausgangs-
punkt der Buntfarbigkeit das männliche Geschlecht ist. Bestätigend femer für
den Zusammenhang der Farbcndittercn/ mit den Bedinguni^en der Brutpflege ist
die Thatsache, dass bei den wenigen \'ogelarten, bei denen das weibliche Thier
bunter ist als das männliche (j. B. bei der Strandschnepfengattung Phalaropus)
ausnaiimswcise das schutzfarbige Männchen brütet, d) Ein verbreiteter männ-
licher Charakter ist eine stärkere Entwicklung der Hautorgane, der Haare,
Federn, HauÜappen, Kämme, Sporen, Stacheln etc. Hier wirkt efaunal, daw
diese Gebilde durch ihre höhere Entwicklung entweder Schutz- oder Tnitzwaffen
im Männerkampf «nd, dam das« <üese Ofgane sich m Werhmitteln entwickelt
haben und entweder die Träger bunter Farben oder die lltittel geworden sind,
auf die Sinne des Weibchens durch eigenartige Bewegungen (Anschwellen der
Rosen, Kämme und Klunker, Radschlagen, Zitterbewegungen etc.) erregend zu
wirken, c) Unter den Werbemitteln, welche geschlechtliche Zuchtwahl den männ-
lichen Luftthieren in so ausgedehnter Weise angexüchtet hat, spielen die Stimm-
werkzeuge eine wichtige Rolle. Sie sind entweder ein ausschliesslidies Eigen»
thum des männlichen Geschlechtes odnr sogen wenigstens bei ihm dne höhere
anatomisdie und funktionelle Entwicklung, und wo beide Geschlechter stimmbe-
gabt sind, besteht eui deutlicher Unterschied im Stimmklang: die männlidie
Stimme ist stärker tmd meist tiefer, und wo Gesang vorkommt, gehört er nur
dem männlichen Geschlecht an (eine Ausnahme findet nur beim Menschen statt).
f) Bei vielen Thieren sind die männlichen Individuen noch in dem Besitz
besonderer Klammerwerkzeuge, mittels deren sie die Weibchen mehr oder
weniger dauernd während der ganzen Fortpflanznngszeit festhalten. Dieselben
sind bald mit den Gliedmaassen, bald mit den Fress Werkzeugen vereinigt.
g) Ein bei den Insekten sehr Terbreiteter männlidter Charakter ist der Besits
entwickelterer Fühlhörner; da diese Allem nach die Tiiger des Geruchs-
sinnes sind, so steht das damit in Zusammenhang dass das mlbmliche Ge-
schlecht vorzugsweise der aufsuchende Theil is^ aus gleichem Grund findet man
bei manchen Thierarten Ifibinchen mit grösseren Augen oder entwickelten
Ortsbewegungswerkreugen, z. B. liei den Insekten geflügelte Männchen
neben flügellosen Weibchen; bei den F'ischläusen neben parasitisch leVi-iiden
Weibchen, die ohne Schwimmwerkzeuge sind, Männchen mit voll eniwickelten
Bewegungsorganen, h) In grosser Ausdehnung kommt den männlichen Indivi-
duen der Besitz eigener Duftorgane zu, welche die Bedeutung von Weibe-
rostteln haben, indem die starkriechende Absonderung derselben auf das weib>
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llliuiUdie Chmkleic.
»35
liehe Individuum als A]ibrodisjacum wirkt. Diese Bedeutung der Duftorgane ist
besonders bei den mrumlichen Schmetterlingen von Fritz Müllkk festgestellt
worden, in manchen Fallen, z. B. bei manchen Säugethieren, sind ausnahms-
weise auch die Weibchen im Besitz der Duitdrüsen (GeildrQsen, MoschusdrUsen),
aber dann in veriEleinextem Massstab. i) Die Dufcdxttsen itlbren uns auf den Ittr
die biologischen Beziehinigen der beiden Geschlechter wichtigsten Unterschied»
nSmlich den des Ausdünstungsgernches; denn es ist Thatsache, daas in
der Thierwelt das Sichzusammenfinden der beiden Geschlechter der gleichen
Art theils ganz ausschliesslich durch den Geruchssinn vermittelt wird, was
natürlich sexuale Differenz des Ausdünstungsdultes voraussetzt, theils, wenn
auch zur Zusammenfmdung andere Sinne gewirkt oder mitgewirkt haben, der
Geruchssinn doch immer, selbst beim Menschen, in let/.ter Instanz in der Be-
gattungswahl den Ausschlag giebt. Die sexuale Duftdifferenz ist natürlich erst
mit der Geschlechtsreife voll entwickelt (was flbiigens auch von den morpholo-
gischen Differenzen ^It) und meder am aofiXlligsten wahrend der Brunstzeit.
Die Thatsache weiter, dass ein Thier nicht bloss bei seinen Artgenossen mittelst
des Geruchssinns das Geschlecht erkenn^ sondern auch bei andern, selbst syste-
matisch ihm sehr femstehenden Thierarten, beweist, dass der Männer- oder Männ*
chenduft durchweg etwas Eigenartiges, von dem Weibchenduft sehr Verscliiedenes
besitzt. Qualitativ lässt sich über den Männchenduft sagen, dass er etwas
Spermatisches hat, d. h. der eigenthümliche Geruch des männlichen Samens ihm
beigemischt ist, wcsshalb auch Kastration eines männlichen Thieres, wodurch
dem Ausdflnstungsduft dieser Charakter geraubt wird, seine Artgenossen Ober
seinen Geschlechtschaiakter irrefllbr^ s. B. durch mtfnnKche kastrirfce Hunde
werden nicht kastrirte Minnchen ebenso angezogen, wie durch den Geruch von
weiblichen Thieren, während die Weibchen sich den Kastraten gegenüber fast
so indifierent verhalten, wie gegen ihresgleichen. Aehnliches gilt von den
Ka«;f-r:\ten nller Thierarten. Quantitativ gilt, dass der männliche Duft dnrch
grössere Stärke, Schärfe und Massivität sich von dem milderen Duft der weib-
lichen Thiere unterscheidet. Dieser Unterschied im Ausdünstungsgeruch besteht
im Fleischgeschmack: das Fleisch der mannlichen Thiere schmeckt kräftiger als
das der weiblichen, k) auf dem Gebiet der Kinetik lassen sidi folgende
Unterschiede feslstelten: sofem es sich nur um den primären Akt der Fort>
Pflanzung, nämlich die Befruchtung handdt^ verlangt die Natur von dem männ-
lichen Geschlecht ein höheres Maass von Aktivität, während das weibliche sich
mehr passiv veiliält. Desshalb sehen wir, abgesehen von dem schon oben (bei
g) angegebenen morphologischen Unterschied bezüglich der Sinnes- und Rewegungs-
werkzeuge auch da, wo dieser fehlt, dass die männlichen Thiere lebhafter und
leidenschaftlicher sind, als die weiblichen. IVsonders ausgesprochen ist
dieser männliche Charakter bei den Thierarten, bei denen zu dem Aufsuchen
und Bewältigen des Weibchens noch der Männerkampf kommt Verwischt wird
diese DiffierenZi wenn die der Empfängniss folgende Brutpflege an das weibliche
Geschlecht die Anforderung erhöhter Thätigkeit stellt Hier kann sogar die
Sache in das Gegendieil umschlagen, z. B. bei Bienen, Wespen, Ameis«i etc.,
dauernd bei andern, z. B. Hühnervögeln, wenigstens während der Zeit der Brut-
pflege. 1) Eine andere Differenz ist die bcztiglich de r Lebensdauer. Sie ist
besonders nutfallig bei den meisten einbrütigcn Thieren, d. h. solchen, die nnr
einmal den !• ortpflanzungsakt ausführen, wie z. B. den Insekten. Hier sterben die
Männchen nach Vollzug der Befruchtung, also Erfüllung des Zweckes, zu dem sie
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Möraente — Magw.
geschafTen sind, rasch ab, während das weibliche Thier, dem die Ausrdfung der
Eier und ihre Versorgung obliegt, länger fortlebt, bei vielen z. B. sogar über»
u'intert. - Zum Schluss ist noch zweierlei zu erwähnen: a) Wenn man männ-
liche Thiere frühzeitig kastrirt, so kommen die sekundären männlichen Charak-
tere entweder gar nicht zur Entwickhing, oder sie erreichen nicht dieselbe Ent-
wickln np^shöhc. b) Wenn weibliche Thiere entweder vnrzeitifj ihre Zeugungs-
fähigkeit verheren, d. h. gölt oder steril werden oder über den naturlirlicn Srhluss der
Zeugnissfahigkeit hinaus leben, so treten öfters bei denselben männliche Charaktere
auf; 2. B. Haus> und Fasanhennen etc. werden hahnfedrig und krähen wie Hähne.
Auch beim menschlichen Weibe stellt sich nach der Involutionsperiode oft An-
deutung männlicher Charaktere, Männlichwerden der Stimme, der Physiognomie,
des Wesens, ja sogar Andeutung von Bartwuchs ein. c) In allgememer Be-
ziehung ist noch nachzutragen: wo die sekundären männlichen Charaktere posi-
tiver Natur sind, stellen sie das Produkt einer Entwicklung dar, welche weiter
fortj^C5^ch ritten ist als die des weiblichen Thieres, so dass zwischen dem jungen
'l'hiere und dem entwickelten \\ eibclien die Differenz eine perinpere ist als die
zwischen den Jungen und erwachsenen Männchen. Man kann dann auch sagen,
dass bei diesen Thieren die weiblichen Individuen mehr noch die Charaktere
der Jugendlichkeit tragen. J.
mÜrsente = Stockente, Anas bfischas, L., s. Spiegelenten. Rcuw.
Mftttset s. »Murina«, »Mures,« Mäusenager (mäuseartige Nager), s. Muri-
da. V. Ms.
MSusebilche, s. Muscardinus, Wagner, v. JSs.
Mausebussard, BuUs vulgaris, Leach, s. Buteo. &Ciiw.
Mäuseohr (Myotis, Kat p), s. Vespcrtilio. v. Ms.
Maforesen oder Mafoor'scher Stamm der Papua, bat semen gegenwnrtiL'cn
Hauptsitz an der Bucht von Doreh, (Nordküste von Neu-Guinea) und aui den
Eilanden Mafor und Mansinam, ist der bekannteste aller Papuastämme und der-
jenige, welcher meist den Schilderungen des allgemeinen Papuatypus zu Grunde
gelegt wird. Die sonst vorkommenden Formen dieses Namens, wie Mefoor,
Noefoor oder Nvefoor, sind nach Dr. A. B. Meyer weniger richtig. Die M. sind
verwandt mit den Arfak (s. d.) und den Biakinsulanem. v. H.
Maiumo. Afrikanischer Volksstamm in der Umgebung der Delagoabai, an-
geblich Mischlinge der Kaifem und Neger, aber mit der Sprache der ersteren. v. H.
Mag, s, Mugh. V. H.
Magach. Erloschener Stamm der Payagua (s. d.) in Paraguay. v. H.
Magagmiut, s. Magemiut. v. H.
Mägir. Mischstamm im Himälaya, im Stromgebiete der Gandäki. Ikfit den
PuruQg und Khas fasst man sie unter dem Namen Gurkha (s. d.) zusammen, v. H.
Magas (gr. Steg an einem Sattemnstrument), von Sowsrbv x8i6 au^
stellte, von Davidson näher gekennzeichnete Gattung der TertkrahUiden, die nch
durch die verhältnissmässige Einfachheit des inneren Gerüstes auszeichnet; die
mediane verticalc Scheidewand ist zwar stark ausj^ebildet, so dass sie die ent-
gegengesetzte Scheidewand fast bcriihrt, aber die Schleifen sind nur als Ansätze
vorhanden, die sie)) nicht in der Mittellinie vereinigen. Die Arten wenig zahl-
reich, klein, nicht über lo Centim. M. pumila, Sow., in Deutj>chland, i rankreich
, und England nur in der Kreideperiode; lebend (Magaseüa, Dall 1870) in ausser«
europäischen Meeren vorhanden. W. Dall hat neuerdings darauf hii^ewtesen,
dass überall, wo eine lebende Magas vorkommt, auch eine andere, in vielen
Il«ipne1li liagenbewcgiiiigiai.
»37
Kennzeichen übereinstimmende grössere Terebratei mit mehr ansgebildetem Cie-
rüste lebt und daher die recenten Magas-Arten alle möglicherweise nur Jugend-
zustande anderer Gattungen, namentlich von TertbrattUa^ seien. Dall Scientific
resulls of the Alaska Expedition, Bd. III, 2877 und Davidson in Zoo]og>- of the
Challenger, Bd. i, 1880. E. v. M.
Ifagaadla, s. Magas. E. v. M.
Magdalis, Germ., Mßgdalinus, ScHöNH.(lat eine walzige Figur), Name einer
Rüsselkäfergattung, deren ca. 34 kleine Arten von geschlossener walziger Körper-
form und Itlnuer oder sclnvarzer Farbe an blühenden Holzgewächsen leben. K. Tn.
Mageiii. Kleine Völkerscliaft Altitaliens, die man bei Cassolo, südlich von
Mondovi sucht. v. H.
Magemiut oder Magagmiut. Eskimo Nordwest-Amerika s vom Kap Roinanzow
bis zur Ynkonmflndung. Siehe Inntiit v. H.
Mflgen» s. Veidauungsorgane n. V.-Entwickiung. v. Ms.
llagenbewi^ngen. Die Verdauungsarbeit der Magens verlangt insbesondere
bei grösseren Geschöpfen ausser der chemischen Thätigkeit des Magensafts auch
noch die Mitwirkung Non Bewegungsvorgängen, zu deren Ausführung die Magen-
wandimgen mit einer Muskeüage versehen sind. Die Nothwendi^keit crp^iebt sich
einmal daraus, dass Ma^cnsalt und Darniinhalt nur dann zu l)L'.stni(>[^!icher Mischung
gelangen, wenn der gcsarnmtc Mageninhalt in einer iJewef^ung erlialten wird, die
immer neue i'ortionen desselben mit der absondernden Schleimhaut in Berührung
bringt. Zu diesem Behuf vollfllhrt die Muskelbaut des Magens peristaltische Be-
wegungen, welche den Mageninhalt in einer Art von Rotation erhalten. Z. B.
bei dem Menschen und vielen Säugethieren ist die Einrichtung so getroffen, dass
der durch die Speiseröhre hereingdangende Bissen zunächst gegen den Blindsack
gelangt, dann an der grossen Kurvatur des Magens bis zum Pförtner hingeschoben,
von dort, falls dieser sich nicht öffnet, längs iki kleinen Kurvatur zum Magen-
mund zurückgetrieben wird und von dort, wenn die Spciseaufnahme fortdauert,
von der Wand ab gct;eu das Innere des Magens sich wendet. So macht jede
Portion ilireii Weg zunächst längs der Wand, um sich mit Magensaft anzusaugen,
und dann in das Innere tretend macht sie den anderen Portionen Platz. Be-
sonders ausgelnldet ist diese Bewegung natürlich bei den Thieren, welche festere
Nahrung zu sich nehmen. Das auslösende Moment für diese Magenbewegungen
nnd der Hauptsache nach (Ue chemischen und mechanischen Reize, welche von
den eingeführten Stoffen selbst ausgehen, und die motorischen Centraiorgane
hierfür liegen im Magen selbst. Ausserdem besteht ein regulatorischer Nerven-
einfluss, der durch Zweige des vagus und des splanchnkus ausgeübt wird. Dass
aber auch vom Blute aus, durch StotVc, die im Blute gelöst sind, auf die Magen-
bewegungen hemmend und beschleunigend eingewirkt werden kann, lässt sicli durch
Injectionsexperimente leicht feststellen. Ein zweiter 'riieü der Magenmechanik ist das
Verhalten von Magenmund und Pförtner. Der Magenmund bleibt im Allgemeinen
in der Regel im Zustand tonischen Verschlusses» der nur beim Brecbakt, beim
Aufstossen und bei den,Wiederi(äuem zeitweilig entweder nachlässt oder von den
stflikeren peristaltischen Bewegungen Überwunden wird. Die Muskulatur des
Pförtners verhält sich ähnlich. Sie unterhält einen tonischen Verschluss, der
offenbar reflektorisch bedingt ist durch den Zustand des Mageninhaltes, u. z.
so: Solange dieser noch wenig mit Magensaft durchtränkt, ungenügend erweicht
und somit in einem relativ sehr dift'erenten Zustand sich befindet, unterhält der
Ketlexreiz einen festen tonischen Verschluss. Dieser nimmt in dem Masse ab.
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23S
Macendann — Magensaft.
als die Differenz des Inhalts durch Erweichung, Verflüssigung und Beimischung
von Magensaft abgenommen ha^ und dann überwindet die peristaltisdie Be>
wegung ruckweise den Fförtnerscbluss und lUhrt den Mageninhalt portionenweise
in den Darm über. — Bei manchen Thieren, z, B. den Kömer fressenden Vögeln
sowie den Krebsen ist dem Magen noch die höhere mechanische Aufgabe ge-
stellt, die Thätigkeit der Kauwerkzeuge, die auf die Verkleinerung und Zermal-
mung der Speisen gerif hfpt ist, zu besorgen oder zu vervollständigen. Zu diesem
Behuf besitzt der Magen einerseits Hartgebilde — bei den körnerfressenden Vögeln
eine die ganze InnenBäclic überziehende Hornhaut, bei den Krebsen einen Zahn-
apparat — andererseits kräftige Muskehi, >yelche entweder mUhlsteinartig« wie
bei den KÖmerfressem oder wie bei Krebsen auf diese Zähne bewegend wirken.
Bei den ersteren wird die Wirkung dieser Mechanik noch dadurch unterstütz^
dass diese Thiere Sandkörner und sonstige Hartgelulde verschlingen. — Eine
ganz eigenartige Magenmechanik haben die Seeigel. Sie nähren sich von Tbieren,
die für ihre Mundöffnung viel zu gross sind, dadurch, dass sie ihren Magen aar
Mundöflfnung herausstülpen und mit demselben das zu verdauende Thier ein-
wickeln, um nach Auflösung des Löslichen den Magen ins Innere des Körpers
wieder zurückzuziehen. J.
Magendarm, -Drüsen, -Schleimhaut, s. Veidauung^uigane - Entwick-
lung. Grbch.
Magennihr oder Bfagensack, Magen, oft auch Spelserdhre genannt» ist eine
^stulpung der allgemeinen Körperwand nach innen, wie sie für Anthoao^n
charakteristisch ist, während sie den Hydrozoän öder Folypomedusen fidtlt
Unten communicirt das Magenrohr mit der Leibeshöhle, oben durch den Mund
mit der Aussenwelt; seitlich ist es durch den oberen Theil der Gekrösfalten
mit der inneren Fläche der Seitenwand verbunden (s. auch Yerdauungsor*
gane). Ki.z.
Magensaft, einer der wichtigsten Verdauungssäfte ist das Produkt der
Magenschleimhaut. Die Gewinnung reinen Secretes dieser Schleimhaut ist eine
schwer erreichbare Aufgabe; man hat sich deshalb sdion sdt den ersten An-
filngen einer wissensehaftKchen Experimentalphysiologie damit begnügt zunächst
die Veränderungen zu studiren, die die in den Magen geUngenden Nahrungs-
mittel erfahren. Die Accademia del dmento, RjUuhur (1752) Uessen damit ge-
füllte kleine durchlöcherte Röhren von Vögeln verschlucken u. verfolgten nach
der Tötung der Thiere oder nach erfolgtem Ausspeien der Röhren das Schick-
sal von deren Inhalt; auch am Menschen, einem Gaukler, wurde von Stevens
ein ähnlicher Versuch gemacht. Neuerdings bedient man sich zur Wiederer-
laviguiig der eine gewisse Zeit vorher dem Magen übermittelten Nahrung der
Magenpumpe, dieselbe entleeit den ganzen Mageninhalt d. b. Nahnmgmnittal^ und
Magensaft. Zur Gewinnung dieses letzteren allein lUhrten femer Biaassnahmen
wie diejenige von Spallanzami (1785) u. A., welche von Vögeln und anderen
Thieren Schwammstückchen verschlingen üessen und nach folgender Tötung des
nüchtern gebliebenen Thieres durch .Auspressen der Schw^me das Magensecret
sammelten. Auf eine eigene Methode zur Prüfung der Schicksale genossener
Nahrungsmittel im Magen und ganz besonders zur Gewmnung von Magensaft
fiihrten endlich auch Zufälligkeiten, so das Auftreten von Magenfisteln bei Menschen,
die sich eine Verwundung des Magens zugezogen. Helm, Beaumqnt u. A. be-
nutzten derartige in ihrer Praxis vorkommende Fälle; Spätere ahmten dies durch
Anlegung von Fisteln bei Thieren nach. Da indessen alle diese Methoden nur
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«39
docn mit %»eiehel, Speisefesten etc. verunreinigte» Magensaft liefern, so üeht
maxi in der Jetstseit den sogen, künstlichen Magensaft vor, den man durch Ex-
traction der betrefienden Schldmhau^artie des Magens mit Wasser, Kochsalzlösung^
0,3—0,4^ Salzsäurelösung, Glyceiin etc. erhält; wie die Erfahrung lehrt enthält
ein solches Extract thatsächlich die wichtigsten Bcstandtlieilc des natürlichen
Magensaftes und vermag deshalb bei seiner Einwirkung aut Nahrungsmittel unter
den diesem zu Gebote stehenden Bedingungen (Temperatur von 35 — 40'' C. etc.)
etwa den gleichen Effekt in» Thcrmüütaten also cxira corpus auszuüben, wie der
natürliche Magensaft intra ventrkulum. — Der in der angedeuteten Weise ge-
wonnene natürliche Magensaft ist eine klare, farblose oder schwach gelbliche,
nicht schleimige Flüssigkeit von intensiv saurer Reaktion; die mikroskopische Unter-
suchung d^elben lässt als geformte Bestandtbeile Mageneptthelien, Magendrüsen»
Zellen und tSpeichelkörperchenc erkennen. Die chemische Analyse stellt ihn
als eine Lösung organischer und anorganischer Körper dar. In den beim Menschen
(nach C. Schmidt) darin enthaltenen 09.4", beim H in(!f 97,3^, heim Schafe
98,6 ij Wassers hnden sich unter den rcstirendcn testen Bestandtheilen solche
organischer Natur zu 0,3 1,7^ bc/.w. 0,4 j}, solclie organischer Natur zu 0,3^,
3^, bczw. 1^ vur. Als die wichtigsten von ihnen sind, augeschen von dem Ei-
weiss, Pepton, Spuren von Fetten, au erwähnen die Fermente, freie Säuren und
Salze. Als Fermente finden sich im Magensaft das Pepsin oder proteolytische
Fennent, Lab> Milchsäure», Fett- und Stärkeferment. Das Etweis^ennent oder
Pepsin kann aus dem Magensaft ausgefällt woden; mischt man Thierkohle mit der
Verdauungsflüssigkeit, so adhärirt das Ferment so innig an jener, dass die ab-
filtrirte, vorlier wirksamste Flüssigkeit jetzt nicli'^ i'ielir verdaut. Der Nachweis
der absoluten Menge des in einem Magensaft enthaltenen Eermentes ist noch
nicht geführt, nur die relative Quantität desselben ist test/ustellen. Sowohl das
Eiweiss- wie die sämmtlichen anderen I crmentc des Magensaftes können der
Magenschleimhaut als ihrer Bildungs resp. Ansammlungsstätte entzogen werden.
Es beruht darauf die Herstellung kUnsÜichen Magensaftes. Frische oder nach
Entsäuerung getrocknete ParthienderMagendrasenschleimhaut mit Wasser, Glycerin
oder 0,3— ff wässiiger oder glyceriniger Kochsais-, Salzsäure-, Milchsäure- etc.
Lösung geben ein Ferment-, Eiweiss-, Pepton-, Mucin- und Salz-baltiges saures
Extrakt Benutzt man zu dieser Extraktion nur die einen oder anderen Farthien
der Magenschleimhaut so kann man aus der Wirksamkeit des Auszuges auf die
in demselben entiialtenen Stolpe und damit auf deren specielle Bildungsstätten
schHessen. So enthält z. B. das Extrakt der Curvalura major, speciell der Fundus-
region des Pferdemagens vorwiegend Pepsin-, Lab- imdMilchbäureferment, wahrend
das Pepsin der ersten Stunden der Verdauung in der Schleimhaut der Pylonis-
region gar nidit vorkommen soll ^llenbergbr und HonisiSTBR). Audi das
Lab* und Milchsäureferment konnten nur in dem Extrakte der grossen Curvatur
des Pfeidemagens constatirt werden, Fett- und Stärkeferment dagegen selbst in
diesem nur in belanglosen Spuren. Die in dem natürlichen und künstlichen
Magensafte enthaltenen Eiweisskörper sind zum Theil verdaut, daher das Vor-
kommen von Hemialbumose und l'eptt)n; Mucin fehlt dem Magensaft niemals,
findet sich aber reichlicher im Extrakte der Curvafura major. Von den übrigen
Bestandtheilen ist nächsL den Salzen (Cliloraikaricn, Chlorcalcium und Chlorammo-
nium, sowie FhOQihale der Alkalimetalle) für die Magenverdauung von besonderer
Wichtigik<üt die durch Basen nicht gebundene Säure. Schon 1824 wurde dieselbe
von Pnoux als Salzsäure erkannt^ aber erst C. Schiudt konnte die Einwendungen
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Magensaft
Blondlot's und Claude Bernard's endgiltig beseitigen und den vollen Nach-
weis von dem Yorkoninen von freier Salzsäure erbringen. Er berechnete deren
Quantität auf o,i3 — o,3[} bei verschiedenen von ihm untersuchten Thierarten.
Durch die sehr zahlreichen Untersuchungen der späteren Zeit crpib sich dann,
dass der Gehalt des Magensaftes an HCl zu verschiedenen Zeu -r, nn liiftprenter
sei; während der ersten Perioden der Magenverdauung olt verschwindciiti klein,
steigt die Säure erst später auf die angedeutete Höhe an. Wenn schon C. Schmidt
vermuthete, dass die Säure zum Tlieil nicht ganz freii sondern, wenn auch nur
lose gebunden, im Magensafte vorkomme, so ist ganz neuerdings von Richet
diese Angabe dadurch bestätigt worden, dass obwohl HCl sehr grosses Difiusions-
vermögen besitz^ dem Magensaft diese Säure auf dem Dialysator nicht entzogen
werden kann; man vermuthet deshalb ein salzsaurcs Pepsin. Der gleiche Autor
machte schon vor etwa einem Decennium darauf aufmerksam, dass im Magen-
saft des Menschen beim Stehen Milchsaure pcbiUlet werde; es ist erst in neuester
Zeit gelungen, diese Gährungsmilchbaure auch im ganz frisclien Magensafte zu
conslaliren ; so wiesen es Ellenbekcek und HüF.MEiSTKk für den im Anfange einer
Verdauungsperiode abgesonderten Pferdemagensaft und fttr den des Schafes nach,
der der HCl fast gänzlich entbehrt. — Die Magensaftproduktion geht von
der Drflsenschleimhaut des Magens aus, sie hat also ihren Sitz in dem Verdauung«-
oder Driteenmagen ; die drüsenfreien Vormägen (Kardiasäcke) betiieiligen sich
nicht daran. Die älteren Ansichten Uber deren Zustandekommen gingen dahin,
dass speciell der mit sogen. l,abdrüsen ausgestaltete Fundustheil die specifischen
Bestandtheilc (^I crnicnte und Säuren) hefere, wälircnd der die sogen. Schleim-
drüsen führende l'ylorui>theil den Ma<»enschleini prodncire. In der Zeit haben
sich diese Anschauungen auf Grund genauer hisiologischer Untersuchungen der
Magendrüsen während verschiedener Thätigkeitsperioden, sowie chemischer Ana-
lysen der Extrakte der differenten Schleimhautparthien in ihren höheren und
tieferen Schichten wesentlich geändert In seinem für die Bildung der specifischen
Magensaftbestandtheile wohl allein in Betracht kommenden intestinalen Theile —
von den sogen. Kardiasäcken des Magens des Schweines, Nabelschweines, der
Sehkuh, des Bibers etc. kann liier al).[ieschen werden, da die physiolDgische Be-
deutung von deren Hhndsäcken noch nicht feststeht — besitzt der Magen zwei
versciucdene I )riisenarten, die sogen. Fundns- und die Pylorusdrüsen. Die ersieren
ti. !U n einfach lubulöse Drüsen dar, die im Innern zwei Zellenarten tragen. Die
einen davon bilden einen zuweilen in Nischen der DrUsenmcmbran sitzenden und
diese selbst buckdartig hervoitreibenden Wandbelag halbmondförmiger, runder
oder ovoider, deuüich abgeg^nzter Zellen; sie heissen Belag- oder delomorphe
Zellen. Die anderen stellen undeuüich abgegrenzte Zellen dar, die oft nur einen
scheinbar zusammenhängenden, gekörnten Protoplasmaüberzug Uber und zwischen
den Belagzellen bilden, sie werden Haupt- oder adelomorphe Zellen geheissen.
Beide zeigen während verschiedener Stadien Differenzen in ihrem Aussehen; die
Belag/.ellen und besonders die Hauptzellen lassen zwei verschiedene Phasen ihrer
Thätigkeit, die von verschiedenem Aussehen der Zellen begleitet sind, eikeunen.
So werden die Hauptzellen während der Drtisenruhe, d. h. in der Zwischenzeit
zwischen 2 Verdauungqperioden, hell und gross, zur Zeit der Magenverdauung
dagegen werden sie kleiner und kleiner, trabe und kömig. Auch die Belagzellen
wechseln aber nicht sjmcltron mit den Hauptzellen in ihrer Grösse. Ausser in
ihrer Eischdnungsweise difleriren die beiden Zellenarten auch in ihren Reaktionen;
die Belagzellen sind (u. a. mit Anilinblau) leicht färbbar und schwärzen sich
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durch Osmiumsäure, das degentheil bieten die Hauptzellen dar. Die Pylorus-
drüsen sind getheik schlauchtürmige, häufig viellach hin- und hcrgcwunuene
Drüsen, welche als inneie Auskleidung neben den vorwiegenden Haupuellen der
FandusdrOs<« am nttchsCen stehenden fein kömigen, aber beim Pferde (Ellen-
BBROER und HoniEiSTBR) ftrbbaren und . durch Osmiurosäure sich bräunenden
Drüsenzellen nach Nussbaum noch vereinzelte, dunkle, cylindrisch-kegel förmige,
in Osmiumsäure wie die Belagzellen der FundusdrUsen sich schwärzende, aber in
Anilinblau sich nicht (arbende Zellen tragen. Diese 4 Zellenarten, denen die
Sekretion des Magensaftes zufallt, werden nun von verschiedenen Seiten l)ezügHch
ihrer Aufgaben verschieden gedeutet; wahrend sie t. B. KniNr.KR als den Aus-
druck verschiedener 1' unkltonszubtande einer und deii^elben Zellcnart ansieht, hat
HuDENHADi ihre Bedeutung nach 2 Richtungen hin getrennt Er hfllt die Hauptzellen
der Fundus» und die ihnen gleichen Pylonisdrttsensellen fltr die Pepsinbildner und
begründet das durch die Beobachtung des grössten Pepsingehaltes der Schleim*
hautextrakte zur Zeit der grössten Ausbildung der gleichzeitig homogen er-
scheinenden Hauptzellen. Ebstein, Grützner u. A. glauben in dieser hellen,
sich mit Carmin nicht färbenden Substanz, wenn auch nicht das Pepsin selbst,
so doch seine Vorstufe das l'epsinogen oder Propepsin erblicken zu dürfen, das
zur Zeit der Driisenruhe aus dem Protoplasma der Haupt^eilcii entstehen und
in ihnen angehäuft werden soll. Mit Beginn der sichtbaren Drüsenthätigkeit (d. i.
Produktion grösserer Magensaftmeiigen nach erfolgter Nahrungsaufnahme) werden
die gteidien Zellen trübe, kömig und kleiner und damit sinkt auch der Pepsin-
gehalt der Schleimhaut. — Dem gegenüber erscheint Heidenhaik die Salzsäure
des Magensaftes als das Produkt der Belagxellen, die zur Zeit des stärksten
Pepsingehaltes der Schleimhaut am kleinsten sind. Deshalb fehlt denn auch
der HCl Gehalt denjenigen Schleimhautpartien, welclie keine Belagzellen führende
Drtisen enthalten (dem Pylorus, und beim Frosch der nur Hauptzellen in ihren
Drüsen tragenden Schleimhaut des Oesophagus gegenüber der nur Säuren ab-
sondernden Belagzellen führenden drüsen reichen Magenschleimhaut) oder es ver-
dankt ein solcher dort, wenn vorhanden, seinen Ursprung der Imbibition mit
saurem Magensaft Die Entstehung der Salzsäure ist wohl zweifellos in den
Magen su verlegen, wenn es, wie Maly gezeigt ha^ auch nicht undenkbar is^
dass im Blute kleine Mengen freier Säuren (man denke nur an COf) nicht nur
circuliren, sondern auch durch chemische Wechselwirkung (Chlorcalcium und
Dinatriumphosphat lässt durch Austausch der Elemente Calciumphosphat, Chlor-
natriiim und Chlorwasserstoflsäure sich bilden) HCl entstehen und speziell im
Magen als emem sehr sensiblen Difiusionsapparat zur Ausscheidung kommen können,
so ist doch der Nachweis freier HCl im Blute noch nicht gelungen. Das allein
und vor allem die Beobachtung, dass die tiefsten Magenschleimhautschichten
nicht sauer, sondern alkalisch reagiren, drängt auf die Annahme eben der Ent-
stehung jener erst im Ma^^ hin. Es ist zu vermuthen, dass die Magenschleim-
haut aus dem Blute und der Nahrung Chloride aufnimmt und dais diese unter
der Wirkung der im Magen ja immer vorhandenen und entstehenden Milchsäure
unter Frdwerden von HCl sich zu milchsauren Salzen umsetzen (Malv). Es mag
hier unentschieden bleil)en, oh es dazu, wie Brücke aus der Analogie der
Schwefelsäurebüdung in den Speicheldrüsen von Dolium gaka vermuthet, des
Nerveneinflusses oder, wie sich nach obigen Auseinandersetzungen HtJOKNHEiN
es vorsieilt, der Mitwirkung der Drüsen, speciell der Belag/.clien bedarf, oder ob
nicht vielleicht der blosse Kontakt der genannten Chemikalien im Mageninhalte
Zod, Amlirapal. 11. Eibmlotia. Hd. V. 16
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24> Mageosatt
zur Salzsäurebildung allein genügt Es würde dann nur die Frage entstehen,
welches ist der Modus der Milchsäurebildung, was die Ursache. In Beant-
wortung dieser Fracke kann nur darauf hingewiesen werden, dass die Milchsäure
zur Hauijtsachc das Produkt der lernientaliven Zersetzung der Kulilehydraie,
speciell des Traubctuuckcrs, der i'tyalosc etc. der Nahrung ist. Vermuthlich wird
ihre Bildung durch das gewöhnliche Milchsäureferment angeregt, wo es etwa von
aussen her gemeinsam mit der Nahrung aufgenommen wird, vielleicht ist es aber
auch ein eigenartiges Ferment i das von den Magendrttsen gebildet werden
könnte, ähnlich wie wohl ein solches auch bei der MuskeltlUUigkeit die Zer-
setzung dort vorhandener Kohlehydrate in Gährungsmilcbsäure veranlasst. Die
Existenz eines Milchsäurefermentes im Extrakte vorher gereinigter Stücken der
Schleimhaut der Curvatura major des Pferdemagens (Ellunbekger-Hofmfistek)
weist jedenlalls aiif die Möglichkeit der liildun^j und Anhäufiuig eines solchen
in der Magenachlciuihaul hin. Die Bildung des Mucin s weiterhin geht auf der
Oberfläche des Magens vor sich, die doit beündlichcn Kpiihclzeücu ^ind, wie
dies deren mikroskopische Betrachtung lehrt, als die Mucinbildner au&ufassen,
indem sie, wie auch an zahlreichen anderen Lokalitäten (s. Mucin) periodisch
eine schleimige Metamorphose ihres protoplasmatischen Zellleibes in seinem
peripheren, gegen das Lumen gewendeten Abschnitte eintreten lasben. Das
Wasser und die in ihm enthaltenen allgen^ eineren K u rperbestandtheile
organischer und anorganischer Natur sind kaum allein als das Produkt eines
Filtrationsvorganges seitens des Ulmes auf/ufassen, sondern sie dürften, weil
walirend der SckrcliunsjicrioLlcn u i >hl immer ein durch das Ciewit ht des Magen-
inhaltes bedingter den Cainliaulruck übersteigender Gegendruck licrrsclit, einer
specitischen Drüsenzellenthäügkeit, also einer Sekretion ihren Uebertritt in den
Magensaft verdanken. Die DrUsenzellen scheinen dabei sogar ziemlich wählerisch
unter den Substanzen, die ihnen vom Blute geboten werden, vorzugehen, indem
sie besonders die Giloralkalien etc. in den Magensaft überführen. — Die Be-
deutung des Magensaftes basirt auf der Wirksamkeit seiner Specifischen Be-
standtheile, d. h. Säuren und Fermente. Verdünnte Säurelösungen au sich sind
bessere l.ö.sungsmiitel für gewisse Salze (Pliosphate etc.), die mit der Nahrung
aufgenommen werden als Wasser ; sie beduigen aber aucli Umsef/ungen derselben,
indem sie z. B. die kuiilcnsaiuen Alkalien bicli in Ciiiunde oder unlchsuure Salze
umwandeln lassen. Zahlreiche Eiweisskörper quellen in verdünnten Säuren auf,
andere werden dadurch in lösliche Modificationen (Addalbuminate) flbergefUhrt
und so zu der eigentlichen Verdauung durch das proteolytische Ferment cmt-
sprechend vorbereitet^ gequollenes Bindegewebe wird schon durch die Säure
allein bei relativ niederer Temperatur in Leim umgesetzt. Die Wirkung des
Pepsins bezieht sich vorzüglich auf die Eiweisskörper der Nahrung. Unter der
Mitwirkung der Körpertemperatur und enisiirechenden (0,2— o,4<>) Säuregrades
werden diese, vorher sclion gecjuGllen udcr in Syntonine verwandelt, Schritt ffir
Schritt in der Weise mctamorpliosirt, dass sie nicht mehr mit den gcwöhnlicheu
EiweissfallungsmiUelu ^^Hitze, Neutralisation, Säurezusatz, Salze, darunter gelbes
Blutlaugensalz) koagulirt werden können, sondern schliesslich nur noch durch
Gerbsäure, Pbosphotwohramsäure, Phosphormolybdänstture, Jodquecksilberkalium
und die Gallensäuren niedeigescblagen werden, und dass sie femer Wasserlös-
lichkeit, Filtrirbarkcit und Diffusionsvermögen erlangen. Diese Verdauungspro-
dukte des Magensaftes heisst man Peptone; sie entstehen aber nicht sofort,
sondern sind die Endbtufe des ganzen Vorganges, während dessen sich als
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Magcnscliläucbc — Magenverdauung.
243
Zwtschenstafen die sogen. Propeptone d. h. noch durch Essigsäure mit Kalium-
eisencyanür sowie durch gelbes Blutlaugensalz fällbare Substanzen bilden. Nach
Hofmeister besteht der Vorgang in einer Hydratation der beireffenden Eiweiss-
kuriier, die deshalb durch Wasserenuichung mittelst Essis^säure-Anhydrit, Erhitzen
aui 170*^ C. wieder aus ihren Peptonen erhalten werden können. Die Schnellig-
keit der Peptonisirung richtet sich wesentlich mit nach dem Quellungsvermögen
der Eiwetsskörper, auch derai sonstige Beschaffenheit hat Einflitss darauf, inso-
fern als die thierischen Eiweisskörper sdinelJer gel<tet werden als die pflana»-
lichen, aber auch unter diesen beiden Gruppen meder Vencliiedeiiheiten in der
Löslichkeit bestehen, so wird z. B. Casdtn und Legumin schneller verSttSsigt als
Fibrin, dieses wieder schneller als geronnenes Hühnereiweiss u. Kleber etc. Eine
eigenartige Veränderung erfährt im Magen die Milch; sie wird durch das Lab-
ferment coagulirt, indem ihr Casein ohne Beihilfe der Säure in sogen. »Käse«
verwandelt wird, aber auch dieser verfällt später wieder dem losenden Einäuss
von Säure und Pepsin. Auch der Knochenknorpel und die kollagenen Sub-
stanxen kennen sich dar angedeuteten lofluena nicht entliehen, das aus ihnen
entstehende Leimpeplon stellt ebe leichter lOsliche und diffundirbare, nicht mehr
klebende Substanz dar; Knochen hmterlassen desahalb nach der Verdauung nur
noch das hellgrau^ kreidige Pulver dct Knochensalze. Fett selbst wird durch
den Magensaft nicht in Angriff genommen, da aber die Hüllen der Fettzellen als
albuminö'^c Gebilde gelöst werden, so werden dadurch die in ihnen ent-
haltenen 1^ ettiropfen frei gegeben und für ihre eigene Verdauung durch Galle
und Bauchspcichel vorbereitet. Die sonst noch im Magen statthabenden Ver-
dauungsvorgänge s. u. Magenverdauung. S.
MagenscbUtidic der Pbysophoftden, em im gleichen Sinne, wie »Saug-
röhren« oder »Nährpolypen (Hydrantlien)€ gebrauchter Ausdruck (s. Fbysopho-
ridae). Pr.
Magemtid der Medusen, s. Manubrium. Pr.
Magenverdauung. Die Verdauung der Nahrungsmittel im Magen bleibt
nicht auf die Veränderungen besrliränkt, welche diese durch den Magensaft er-
fahren, sondern dieselben unterließen hierin auch der Wirkung des mit ihnen
herabgeschhickten Speichels uml Uci niiteingefuhrten Ciährungberreger, und es ge-
sellt sich dazu endlich uic Aufsaugung eines selu beträchtlichen TheÜes der
gdötten Nährstoie. Man kann de«^b in der eigenüichen Magenverdauung
mduere Stadien unterscheiden, deren eines einen vorwiegend amylolytischen,
deren anderes einen proteolytischen Charakter besitzt, zwischen beiden giebt es
ein oder mehrere Uebergaagsstadien (Ellemberobr u. Hofmeister;. Danebenher
laufen besonders in dem »isannnengesetzten Magen der Wiederkäuer noch an-
dere, namentlich Gährungsvorgänge, die durch den längeren Aufenthalt der Nah-
rungsmittel in tlcn Vormagen bei gleichzeitiger Anwesenheit von Gahrungserregern
und gährungslalugem Matenale bedingt sind. 1. Das amylol vtische Stadium,
welches mit dem Eintritt der Nahrung unu des Speichels ni den Magen beginnt,
hat je nach der Art der Nahrung und der Efanidibing des Magens eine ver-
schieden lange Dauer. Eine trockne, stärkemehlreiche Nahmn|^ die die Abeonp
demng einer reichen Menge des alkalischen Speichels erfordölich nuu:bt^ wird
schon, weil dadurch auf längere Zeit hinaus der anr Proteolyse gebotene saure
Magenaatt neutralisirt wird, der Verlängerung der amylolytischen Periode zu gute
kommen; ganz besonders wird diese noch begünstigt durch eine etwa gleich-
zeitig wenig umfangreiche Funduspartie des Magens, die an sich wenig gUostige
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Gelepenheit tait Säurebildung bietet. Beide z. B. beim Pferde gegebenen Ver-
Itältnisse lassen sich hier die reine Stärkemehlverdauung auf 1 — 2 Stunden nach
der Mahlzeit entrecken. Da aber schon während dieser Periode durch G&hrungs-
erreger die Milchsiluregähning des vielleicht eben erst gebildeten Zockers platz-
greift» so findet bald eine allgemeine Säuerung des Mageninhaltes statt, die de»
Eintritt der Peptonisirung der Eiwcisskörper wenigstens in der intestinalen Magen-
abtbeilung ermöglicht, sodass hierselbst, da die Säuremenge anfangs auch noch
iii< )>f f'L'nllgt, um die Amylolysc aut/uheben, Ijeide Prozesse nebeneinander her-
^^ehcn. Sobald aber die Milchsaure die Höhe von 0,04 \\ erreicht hat, sistirt sie
die diastatische Wirkung des Sjjeic heltcrnicntes, und es tritt nunmehr die zweite
Periode der Magenverdauung an deren Stelle. Die in ihrer Qualität so wesent-
lich abweichende und namentlich an unverdaulichen Kohlehydraten arme Nahrung
des Fleischfressers lässt bei diesem Thiere voraussichtlich die Ausbildung eines
amjlolytischen Stadiums gar nicht zu Stande kommen; der in nur geringer
Menge mit herabgeschluckte Speichel dürfte durch die sofort eintretende, wegen
der grösseren Ausdehnung der serernirenden Oberfläche reichlichere MagMisaft-
und damit auch Salzsäurebildung bald unwirksam gemacht werden. Daraus er-
giebt s'ch von selbst, dass bei dem Omnivor (.Mensch, Schwein : die Dauer des ersten
Verdaunngsstaditims ganz alicin von der Qualität und Quantität der gerade aul-
genonunenen Nalirung abhängig ist; bei rein pflanzlicher Nahrung findijt wai.rend
der ersten Stunden der Magenverdattung wenigstens in der Oesophageal- resp.
Kardiaregion thatsächlich nur Amylol3rse statt, in der eigentlichen intestinalen
Magenabtbeilung geht sie bald schon mit Proteolyse einher. Der compUcirte Magen
unserer Wiederkäuer lässt hierselbst die Stärkcmehlverdauung sich wesendich in
den Vormägen abspielen. Dieselbe ist in diesen aber kein SO einfacher nur aur
Bildung von Dextrin, Zucker und Milrh^-äurc führender IVo^ess, sondern es ent-
falten sich darin schon bald nach dem Xahrungseintritto, angeregt durch C'iäh-
rungsfermente , Spaltungen und Zersetzungen verschiedf ner Art. Neben der
Milchsäuregährung der gelösten Kohlenhydrate, scheint die Celluiose in noch
einfachere Verbindungen (COj, H u. CH4) zerlegt zu werden (Tappeiner); daher
wird es erklärlich, dass Wild zu der Annahme gelangt ist, dass die N-fr Bestand«
thdle der Nahrung in den Vormt^en des Schafes in bedeutenden Mengen ver*
daut und bis zu 50^ absorbirt werden könnten. Auch Ellenbbrger u. Hofmeistbr
fanden, dass die Vormägen die N-fr Nährstoffe wesentlich verdauen; immerhin
bleibt hier wie in den einfaclicren Mägen der übrigen Thiere ein Rest (bei
letzteren 66 J der in der Nahrung enthaltenen Kohlehydrate), welchen erst im
Darmkanal eine wirkliche Lösung resp. Verdauung trifft, und dies scheint beim
Pterde wesentlich erst im Dickdarm, speciell Blinddarm der Fall zu sein. In den
Vormägen hat aber auch Eiweisslösung resp. Verdauung statt; es ergiebt sich
das aus dem Nachweis gelösten Eiweisses besw. Peptons im Pansen- und
Haubeninhalte bei Schafen, die mit Hafer und Haferstroh gefüttert werden; es
wird von Seiten der betreflfenden Autoren (Ellbmbbrger und Hofmeister), die
diesen Nachweis Alhrten, unentschieden gelassen, ob etwa in dem Hafer vor»
handenes proteolytisches Ferment oder ob die Gährungs- und Zersetzungsvor-
gänge die l^rsache der F-iweisslösung abgeben. 2. Die eigentliche F.iweissver-
dauung spielt sich indessen bei den mchmiagigen Thieren erst im Labmagen,
bei den einmagigen aber wälirend des zweiten proteolytischen Stadiums der
Magenverdauung ab. Die sich im weiteren Ablauf der Verdauung in immer
leicherer Menge im Mageninhalte ansammelnde Säure (durch die Gährung ent^
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Mn(;enveTdaouii|f.
»4$
f;trir)dene Milch- und durch die Fundnsdrüsen gebildete Salr^ure) sistirt allmäh-
lich die Amylolysc wecfen des störenden Einflusses, den dieselbe auf das diasta-
tische Fernienl ausul)t und bereitet weiter die Eiweisskörper durch Uebertühiung
in Acidalbuminate zur eigentliclien Peptonisirung vor, die nun währentl der
weiteren Magen verdau ung deren üauptauigabe darstellt. Die gehammle Magen-
Verdauung erstreckt sich je nach der Grösse der Mahheit und der Verdaulichkeit
der gebotenen Nahrung (s. Eiweisskörper und Magensaft) Uber eine verschieden
lange Dauer. Nur fUr wenige Thterarten und Nahrungsmittel liegen genauere
Untersuchungen hierüber vor; beim Menschen beträgt sie 3 — ^4, unter Umständen
auch 6 — 7 Stunden, auch beim Pferde hat sie bei massigen Futterrationen nach
3 — 4, bei reicMirhcr Mahl/eit nach 6 — 8 Stunden ihren Höhepunkt erreirh»^;
weit länger dauert sie naturgeniäss l)ei Wiederkäuern. Eine vollkommene Leerung
des Mas^ens i?egen den Dünndarm hin scheint unter normalen \'erhnltnissen und '
bei regelrechter Ernährung (i — 2 — 3malige Nahrungsautnaiime im Laufe von
94 Stunden) Uberhaupt nicht einzutreten, wenigstens wurden bei Pflanzenfressern
(Pferden) auch nach 12 Stunden und bei Wiederkäuern selbst nach 7-- 12 Tagen
nach der Mahlzeit Reste derselben aufgefunden. Die Eiweisskörper werden
indess nicht schon vollkommen im Magen verdaut, eine nicht unbeträchdiche
Quantität, die um so grösser, je reicher die Nahrung an Eiweiss war und je
häufiger die Nahrungsaufnahme wiederholt wird, passirt denselben unverändert
oder wird nur gequollen resp. gelöst, um erst im Darmkanal einer eigentlichen
Verdauung zu verfallen oder durch anderweitige Zersetiungsvorgänge im Körper
verwandelt zu werden, welche eine Regeneration des Eiweisses nicht mehr ge-
statten, sondern nur theilweis weiteren Umsetzungen im Körper, den Stofiwechsel-
Prozessen dienen können. Wie schon unter Eiweisskörper bemerkt, kann
tibrigens ein nicht unbeträchUicher Theil derselben ohne vorherige UebeHtthning
in Peptone oder andere Zersetzungsprodukte in die Säfte des Körpers fiber>
treten. — Neben einer eigentlichen Verdauung d. h. Umwandlung in lösliche und
difiusible Modifikationen unterhält der Magen auch noch Abs orptions Vor-
gänge. Es unterliegt nach zahlreichen Erfahrungen keinem Zweifel, dass ein
Theil der löslichen wie gelösten Nahrungsstoffe schon im Maqen aufgesaugt wird.
Es ist aber nicht der mit seinem fast undurchlässigen hornigen Epithel ausgestattete
Vormagen, insbesondere Pansen, Haube und Psalter, welcher diese Absorptipn
bewerkstelligt, hier muss man das Versdiwinden eines Thefles der NährstoAis
vielmehr auf die Entstehung gasförmiger und sonstiger Zersetzungsprodukte
zurttckltthren (Milchsäure, CO|, CH4, H); sondern es ist der eigentliche intesdnale
oder Verdauungsmagen, welcher wenigstens einen grossen Theil der in ihm ent-
haltenen Produkte der Kohlenhydrat und Eiweissverdauung in das Blut über-
treten lässt. Seiner aufsaugenden Thätigkeit ist es zuzuschreiben, dass nur ein
Theil der im Magen gebildeten löslichen Modificationen der Nährstoffe wirklich
den Pylorus passirt; so enthält der Mageninhalt des Pferdes i Stunde post coenam
32,5 Grm. Zucker, n Stunden darnach aber keinen Zucker mehr; der Pepton-
gehalt desselben beträgt 7 Stunden f, c. 35 Grm., la Stunden danach aber nur
34 Grm.; die verschiedene Nährstofimenge ist damit sicher theilweise auf die Ab-
scHrption im Magen surflckzuftthren. Die zur Aufsaugung führenden Vorgänge
sind die gleichen wie im Darme (s. u. Resorption). — Während des Aufenthaltes
der Nahrung im Magen führt derselbe gewisse Bewegungen aus, welche theiU
eine gleichmässigere Durchniis( hun<T de^ Cesammtinhaltes mit dem Magensafte,
theils eine mechanische Zerklemerung der festeren Nahrungsmittel besweckent
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«46
Magcnwttnncr — Mnsflas.
Die Bpw^'fT'inijen sind bei unseren höheren Thieren theils rotirend-reibende und
lassen dadurch die Macrenwand in rhythmische Perioden an den Inhaltsmassen
sich verschieben; sie kt'innen dadurch kugelige (iebilde (»Haarballen« der Wieder-
käuer) in ähnlicher Weise formen, wie zwei in entgegengesetzter Richtung anein-
ander rotjrende HohlhMnde z. B. einen Btotklumpen tut Kugel wenten lassen.
Andererseits führt der Magen auch regelmässig peristaltische Bewegungen aus»
welche von der Kardia gegen den Pylorut drängend den Mageninhalt in den
Dünndarm befördern. In der Magenwand befindliche Nervenplexus durften das
Centrum dieser Bewegungen darstellen, auf dasselbe scheint der N, vagus die
Bewep:ungsimpulsc zw iibertrnt^en. Bei den Wiederkäuern kommen neben diesert
übrigens weniger trage vor sich gehenden Pansenbewegungen, die die Contenta
dadurch vom Vorbol durch den linken Wanstsack und von hier mittebt des
rechten wieder zum Ausgangspunkte führen, als wesentlich andere Bewegungen
die jenen eines willkürlichen Muskels ähnlichen Hanbencontractionen vor, die
dch dadurch die Haube um efai Drittel ihres Volumens verkleinem lassen; sie
haben den Zweck, die obenauf schwimmende Flflssi^eit in die NachbarmMgen
sn treiben, die festeren Ingesta aber der Kardia behu£i Rumination (s. d.) so
überliefern. Auch der Psalter scheint durch Contractionen Miner Wand und
Blätter, welche zwischen ihren rauhen Oberflächen den durch Auspressen trockener
gewordenen Inhalt wie Mühlsteine bearbeiten, wesentlich an der Zerkleinerung
der Nahrung theilzunehmen. Noch mehr als bei diesen Thieren ist bei den
Vögeln der Muskelmagen zu energischer mechanischer Thätigkeit befähigt. Glas-
kugeki werden dadurch zerdrückt und Blechröhren comprimirt, welche erst durch
40 Kilo platt gedrückt wurden. Das gleichseitige Vorhandensein von Kiesel-
steinchen in dem Magen lässt demselben gegenüber aufgenommenen neuen
Kdmerlutter die Mahlzähne der Säuger ersetzen. Auch der Kaumagen vieler In-
sekten verfolgt das gleiche Ziel. S.
Magenv^rmer, englisch Mattrworms, heissen bei den Engländern die
menschlichen Ascariden (Ascaris lumbricoides). Wd.
Ma-ghoba, Bantuvolk im Süden der Swasi. v. H.
Maghrib, der eigentliche Name des in den Barbareskenstaaten gesprochenen
Arabischen, also des westlichen Dialektes dieser Sprache. V. H.
Ma(]isif einer der Hauptstämme der Belutscben (s. d.). v. H.
Uagianer» Zweig der Galtscha (s. d.), welcher zwischen Pendschakent und
Magian sitzt. v. HL
Magilus (Name sinnlos), Montfort 18 10, Meerschnecke, nächstverwandt mit
Coralliophila und dadurch mit Purpura, aber durch ständigen Aufenthalt an und
/.wischen Sternkorallen sehr cirenthümlich umgebildet. Erstlich ist die fort-
schreitende Kalkablagerung an der Innenseite der Schale, wahrscheinlich wegen
des reichen Kalkgehalts des umgebenden Wassers, so intensiv, dass der ganze
Innenraum der früheren Windungen nach imd nach vollständig von Kalkmasse
erftittt wird, indem die daselbst gelegenen Eingeweide, Leber und Geschlechts*
drttsei verdrängt und vorwärts geschoben werden, daher »selbsiversteinemde
Schneckec von C. G. Carus 1837 bezeichnet, der zuerst an von £. Rt)PFBLL
aas dem rothen Meere zurückgebrachten Exemplaren die Weichtheile näher unter»
suchte. Zweitens wird die Schnecke allmählich von den umgebenden Korallen
überwachsen und kann daher nicht mehr die ursprüngliche Spiralrichtung bei-
behalten, sondern mus«?, um freien WasserTrutritt zu behalten, zuletzt nach einer
bestimmten Richtung in grader oder unregelmässig gekrümmter Linie weiter*
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Magind«n«o — Magnetinnw, tTiterischer.
247
wachsen, daher die ganze Schale m ihxem ältem Theil regelmässig spiral ge-
wnjnden ist, im spätem eine ringsum freie, etwas unregelmässip: vorgestreckte
Röhre bildet, an deren Unterseite bis zur Mtlndung der kurze Mündungskanal
die Bildung einer fortlaufenden vorspringenden Kante veranlasst. Die Weich-
theilc ähneln denen von Furp^ura, aber Hartgebiide in der Mundhöhle (Reibplatte)
nnd hier wie bei andern an and swiscben Korallen lebenden Schnecken nicht
vorhanden. Eine einage Art, M. anüfims, Montp. (weil früher filr versteinert
gehalten). Schale rein weiss, der spirale Theil von WaÜnussgrösse, die Röhre bis
TO Centim. NMcbstverwandt mit dieser Gattung ist Leptoconchus, RtjppRLL 1834,
die gewissermaassen den Jugendzustand von Magihts bleibend erhält; die aussen
etwas muhe Snbst.mz der Schale und ihre P'ärbtinp ist dieselbe, ebenso die untere
Kante an der Mündung, die Reibplatte fehlt ebenfalls, aber die Schale bleibt
mehr oder weniger dünn, hohl, und verlässt die regelmässige Spiralrichtung nicht;
die Innenwand der Mündung zeigt oft dieselbe charakteristische Abflachung, wie
bei C^t^^phUa und ütrfttra, Dass L^^^km mcbt einlach Jugendxustand
von MßgUus sei, ergiebt sich schon daraus» dass verschiedene Äxten von ihm
bdunnt und in Gegenden leben, wo Magihts nicht vorkommt s. B. bei lufouri-
tius. E. V. M.
Magindarao, s. Mindanao. v. H.
Magnetes. Rpwohner der Landschaft Magnesia im alten Epirus. v. H,
Magnetismus, thierischer. Bei der Anwendung des Wortes Magnetismus
auf Lebewesen ist zweierlei auseinanderzuhalten bezw. richtig zu stellen, i. Jede
Ditlerenzirung des Körpers hat eine gewisse Aehnlichkeit mit der i^olarisirung in-
sofern als von 9 einander different gegenüberstehenden Theilen in der Regel der
eine ein dynamisches Uebergewicht Ober den anderen hat, sich also sum anderen
wie positiv zu negativ verh&tt Beim Menschen and diese Gegensätze hanpt*
sächlich von Reichenbach bei seinen Studien Uber das sogen, Od untersucht
worden, und wurden als wesentlichste Gegensätze dieser Art von ihm constatirt:
Die rechte gegenüber der linken Seite 7pigtc den grössten Gegensatz, etwas ge-
rinL:er ist der f rf ^ensatz zwischen vorn und hinten und noch geringer der zwischen
Kopf und Fussende. In dieser Thatsache stimmen alle die sicli mit der Sache
bcfasst haben tiberein, aber in der Bezeichnung negativ und positiv stimmen die
Beobachter nicht mit einander ttberein, und es Iflsst sich auch ganz gut denken,
dass das dynamische Uebeigewidit individuetlen Wechseln tmd Wechsel je nach
der Disposition unterworfen ist Z. B. in dem Unterschied von rechts und links
kann wie auf dem Gebiet der physischen Kraft das Plus einmal individuell bald
rechts bald links liegen, also rechts bei denen, die ihre rechte Körperhälfte mehr ge*
brauchen. Aber dieses Uebergewicht kann nach der entgegengesetzcn Seite ver-
schoben '^e-n, wenn rechts Ermüdung eingetreten ist. Rkichenbach und andere
wollen nun beobachtet haben — und es ist kein genügender Grund an der Rich-
tigkeit zu zweifeln — dass diese Polarität zweierlei Consequenzen hat, a) für das
Verhalten der Geschöpfe, besonders der Menschen zu einander in der Art, dass
swei Geschöpfe sidi wohler ftthlen, wenn sie die ungleichnamigen Pole einander
zukehren, während Unbehagen eintritt wenn die gleichnamigen Pole einander
zugekehrt sind, b) flir die Orientienmg der Geschöpfe im Raum d. h. gegenüber
der Richtung des Erdmagnetismus. Sensitive sollen sich wohler befinden
in einer Lage, bei welcher sie ihre negative Seite dem positiven Nordpol der
Erde zuwenden, also wenn man das Bett in den Meridian stellt und mit dem
Kopf nach Norden liegt und beim Sitzen, falls die rechte positiv ist, wenn man
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i
248
MagnetismoSt Aieriscber.
das Gesicht nach Osten kehrt, (Näheres s. Artikel Od). 2. Hiervon ganz ver«
schieden, aber nicht ohne eine gewisse Abhfingigkeit von den sub i geschilderten
Polaritäten, sind die Vorgänge, welche man seit Mbsmer als Erscheinungen des
thierischen Magnetismus oder Lebensmagnetismus bezeichnet Dass das etwas
von Obigem Verschiedenes ist, geht daraus hervor, dass die Hervorbringung dieser
Erscheinungen von obigen Polaritäten zwar beeinflusst sind, aber nicht von ihnen
abhängt. Wäre letzteres der Fall, so könnte ein Mfrr^rh auf den andern eben
nur wie ein Magnet wirken, d. h. mit seinem ,clei( hnamigcn Pol abstossend, mit
dem ungleichnamigen anziehend, und damit wäre die Sache zu Knde. Nun zeigen
aber die Erscheinungen des Lebensmagnetismus uns zunächst in Bezug auf An-
ziehung und Abstossung folgendes Verhalten: Ganz abgesehen von obigen Polari»
täten wirkt jedes Lebewesen in seiner Totalität sowohl anziehend als ab-
stossend in der Weise, dass es gewisse andere Geschöpfe anrieht, wieder andere
abstösst und endlich dritten gegenüber sich indifferent verhält. Ob das eine oder
das andere der Fall ist, hängt ab sowohl von der specifischen als von der in-
dividuellen Qn.ilität. Hieraus ist klar ersichtlich, dass die bei der ganzen
Thierwelt allgemein vorkommenden Krscheinungen der Anziehung und Abstossung
von den spet itisc hen (und individuell eigenartigen) Stoffen, d.h. den r, esrhmark -
und Riechstoffen ausgehen, mithin auf das Capitel der Antipathie und Sym-
pathie (s. Art. Sympathie) gehören. Bei dem geistig höchst entwickelte Ge-
schöpf, dem Menschen, wahrscheinlich aber auch bei den geistig höher ent-
wickelten Thieren gesellt rieh zu dieser abstossenden oder anriehenden Beein«
flussung durch Riechstoffe noch die durch den geistigen Rapport Die
geistigen Bewegungen, welche ein Geschöpf ausübt, wirken auf ein anderes nicht
bloss mittelbar d\irch Hervorrufung von materiellen Vorgängen, welche das an-
dere mit seinen materiellen Sinne.swerkzeugen wahrnimmt, sondern direkt von
Geist zu Geist u. z. um so deutlicher, je mehr der Geist des zu Beeinflussenden
ausser Rapport mit seinen eigenen materiellen Sinnes- und Bewegungswerkzeugen
gesetzt ist und je weniger er sich selbstthätig verhält. Bei dieser geistigen Be-
einflussung kommen zwar auch die Erscheinungen vtm Anriehung und Abstossung
bis zu einem gewissen Grad vor, aber einmal ganz unabhänpg von den eingangs
angeführten Polaritäten« und dann ist das Wesentliche hier nicht Anriehang und
Abstossung, sondern Mittheilung > d Beherrschung. Also, was man als
thierischen Magnetismus in früheren Zeiten und jetzt bezeichnet, hat erstens mit
dem wirklichen Magnctismu«; nichts zu thun, und zweitens besteht es aus zwei
grundwesentlich verschiedenen Vorgängen, deren Zusammenmengung bloss des.s-
halb möglich geworden, weil dem Kulturmenschen das Verständniss für die Wirkung
der specifischen und individuellen Duftstoffe abhanden gekommen und der Wissen-
schaft noch nicht wieder aufgegangen ist. Experimentell Msst sich eine Tren-
nung der zweieriei Beeinflussungen sehr leicht vornehmen u. z. so: die anriehende
und abstossende Wirkung sovne die sonstigen Wirkongen, z. B. HdlwiriLUn^n,
welche von den ^edfischen und individuellen Stoffen der Lebewesen auf andere
ausgeübt werden, gehen nicht bloss so ziemlich jeder Zeit von diesem Geschöpf
au5, gleichzeitig ob es ruht oder thätig ist, sondern sie lassen sich auch auf leb-
lose (legenstände übertragen, indem man sie mit den betreffenden Riechstoffen
imprägnirt. Wenn also z. B. ein Heilmagnetiseur seinem Patienten Wasser schickt,
in das er hereingehaucht oder die Finger getaucht hat, oder leste Gegenstände,
wie Wolle, Baumwolle, ZeugstUcke, Strflmpfe etc., die er zwischen den Händen
gehatten hat, und diese Gegenstände nun >magnetirirt< nennt, so ist einmal diese
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Magnetismus, thierischer.
249
Bezeichnung eine sehr uneigenth'che; denn von Polarität ist an ihnen nicht das
geringste zu finden, sondern nur das, dass sie den individuellen Genich der be-
treffenden Person angenommen haben. Aber sachlich handelt es sich hier um
nichtä weniger als um einen Schwindel; denn mit solchen sogen, magnedsirten
Gegenständen können bei anderen Geschöpfen so ziemlich dieselben Wirkungen
hervorgebracht werden, wie die sind, die vom AusdQnstungsduft des Geschöpfes
erzeugt werden, das die sogen. Magnetisirung vorgenommen bat. Ganz anders
ist es mit den Erscheinungen, die durch geistige Beeinflussung bervoigebracbt
werden. Sie lassen sich nicht an leblose Objekte knüpfen und mittels derselben
hervorbringen, sondern geben nur von dem lebenden Geschöpfe aus und sind
nach Art und Stärke abhängig von der geistijjen Thätigkeit desselben u. z. von
einer Thätigkeit, welche gerichtet ist auf das zu magnetisirende andere Wesen.
Am klarsten lässt sich die Sache an einem Beispiel zeigen. Ein gesunder Mensch
wirkt durch seine Ausdünstung heilend und kiaftigend auf einen kranken Menschen,
voxausgesetst, dass Sympatbieverhältniss stattfindet« durch seine blosse Anwesen-
heit Er kann aber die Wirkung gana bedeutend verstäiken durch geistige und
körperliche Manipulationen; die Wirkung, die er jetst hervorbringt, geht nicht
allein von den letzteren aus, sondern an ihnen Instheiligen sich die Duftstoffe
nach wie vor. Eine Ausschliessung der Mitwirkung der Duftstofle bei den sogen,
magnetischen Erscheinungen findet nur dann statt, wenn der geistige Rapport auf
grössere Distanz und wie der Waidmann sagt, gegen den Wind stattfindet, selbst-
verständlich ohne Mitwirkung sogen, magnetisirter Gegenstande. — Während in
früheren Jahrhunderten die Ersclteinungen und Wirkungen des thienschen Magne-
tismus jederaeit Gegenstand der Diskussion, des Studiums und des praktischen
Gebrauchs waren, allerdings nach gewissen Richtungen hin einen Theil des In-
halts der Geheimwissenschaften bildeten, traten sie eine Zeit lang so in den
Hintergrund, dass sie ^gentlich wieder entdeckt werden mussten, und das ge-
schah am Ende des vorigen Jahrhunderts hauptsächlich durch MesmER. Der-
selbe kultivirte nicht alle Seiten des thierischen Magnetismus, sondern mehr nur
den Heilmagnetismus, und man fasste die Manipulationen und die Wirkungen des
selben unter dem Namen Mesmerismus zusammen. Ein englischer Chirurg
Namens Brao wendete seine Aufmerksamkeit einer andern Gruppe der mag-
netischen Wirkungen, nämlich den hypnotischen zu, und so entstand der Name
Braidismus. Nachdem die Beachtung, welche die Thätigkeit Mbsmer's und
seiner Schule ftir den diierischen Magnetismus eraeugt hatte, eine Art revo*
lutionlnm Charakters angenommen und m hiafeoiisGh gmrordene VerhSltniase der
oienschlichen Gesellschaft störend eingriff, wurde er fllr polizeiwidrig erklärt,
seine Anhänger und Ausüber wurden verfolgt und der lernenden Jugend die
Augen für ihn verbunden Nur so konnte es geschehen, dass die modernen
Naturwissenschaften, deren Entwicklung in die Zeit nach MEi^MER und seiner
Schule fiel, ein Lehrgebäude errichteten, in welchem weder die Erfahrungen des
tbierischen Magnetismus, noch die Fakturen, von denen sie ausgehen, eine Stelle
ftmden, niid dasa alles das, was sich hiervon beim Volk in Anschauung und Ptax»
von Alters her als unausrottbares Besitsthum erhielt und was einzelne weiter und
tiefer blickende Köpfe der Gebildeten in dieser Richtung immer wieder beob-
achteten, von den berufenen Vertretern der biologischen Wissenschaft als Schwindel
und Aberglaube bezeichnet werden konnte. Hierbei muss allerdings gesagt
werden, dass dieser Zustand der Blindheit gegenüber so wichtigen biologischen
Vorgängen seine höchste Blütbe nur bei den Kulturstaaten des alten Kontinents
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«50
MMgMtiflrou«, diierfselier.
und ganz besonders in Dcut-^chland, wo dns Kathcderdncrma die souverrir><;te
Stellung sich errungen hat, erlangte, wfihrend in den \'crcinigtcn Staaten von
Amerika, wo man sich auch mit manchem Andern in der alten Welt für polizei-
widrig Erklärtem ins Benehmen zu setzen wusste, die von Mesubr und seiner
Schule gegebene Anregung nicht unterdrSckt wurde, und der thierisdie Magne*
tismus namentlich nach seiner praktischen Seite hin nicht bloss seine volle
Beachtung, sondern auch eine feste Position unter den verschiedenartigen mensch»
liehen Bestrebungen errungen hat. Das Haupiverdienst in die rücksichtlich des
thierischen Magnetismus namentlich in Deutschland herrschenden Geistesnacht
den ersten Lichtstrahl gebracht zu haben, gebührt dem Danen Hansen. Dt-r-
i>elbe kulti\irte in öffentlichen Schaustellungen von den Wirkungen des thierischen
Magnetismus den Hypnotismus (s. Art. Hypnotismus) und die magnetischen Er-
scheinungen, welche sich an Individuen in Folge dieses Zustandes hervorbringen
laraen, und erzwang hiedurch, dass ^ch auch die Schulgelehrsamkeit dem Studium
dieser Erscheinungen widmete und deren Thatsächlichkdt anetlcennen rousste.
WcYA ganz soweit ist es mit der praktisch wichtigsten Seite des thieiischen
Magnetismus, nämlich dem Heilmagnetismus. In Frankreich, wo man Überhaupt
nie so blind für den thierischen Magnetismus geworden ist, wie in Deutschland,
sind die 1 1 ei Irmrrneti sehen Erscheinungen bereits officiell als thatsärhhch an-
erkannt, wahrend sie in Deutschland von oben herab noch immer entweder
ignorirt oder als Schwindel und Aberglauben bezeichnet und als polizeiwidrig
behandelt werden, ein Zustand, der allerdings nicht lange mehr haltbar sein
wird, da der Heilmagnetismus auch in Deutschland sich immer mehr auf prak-
tischem Boden ausbreitet — Nachdem im Bisherigen nur über Weseui Namen
und Geschichte des thierischen Magnetismus kurs gehandelt worden ist, erülMigt
noch eine Auseinandersetzung über seine Erscheinungen und Wirkungen. Wenn
man von Anwendung des thierischen Magnetismus auf andere Personen und Ge-
schöpfe spricht, so denkt man dabei nicht an die unwillkürlich und unbeab-
sichtigt stets stattfindende Beeinflussung sowohl geistiger als seelischer, d. h.
durch Riech&totTe vermittelter Natur, sondern es handelt sich hierbei um die
beabsichtigte Beeinflussung eines Geschöpfes durch einen sogen. Magneti-
seur. Damit die Erscheinungen eintreten, ist erforderlich a) von Seite des m
Magnetisirenden: derselbe hat sich geistig mö^ichst passiv zu verhalten
oder, wenn es sich um Erzeugung des Hypnotismus oder des magnetischen
Schlafes handelt, seine Aufmerksamkeit auf einen einzigen Sinnesieis, s. B.
den Anblick eines glänzenden f'i ^rmstandes zu concentriren, um die im Art.
Hypnotismus geschilderte Abziehung des Geistes von dem motorischen und sen-
sitiven Centren des Köri)ers herbeizuführen. Beides, sowohl der hypnotische Zu-
stand, wie die völlige geistige Passivität und Willenlosigkeit macht den Geist des
zu Magnetisirenden empfanglich für den geistigen Rapport. Der Grad dieser
Empfänglichkeit ist individuell ebenso verschieden, wie die Leichtigkeit mit der
ein Individuum sich in den Zustand der EmpiUnglichkeit versetzen kann, wobei
zu bemerken ist, dass die Uebung hier die gleiche Rolle spielt, wie auf aUen
physiologischen Gebieten, und hierin liegt eine gewisse Gefahr; denn Leute, die
sehr oft sich in magnetischen Zustand versetzen lassen, vwUeren einen Theil
ihrer geistigen Energie für den normalen Zustand und erliegen magnetischen Ein-
flüssen zu leicht. Bei niederen Graden der Magnetisirung bleibt das magnetisirte
Individuum im Rapport mit der präsenten Aussenvvelt und bleibt auch das ge-
wöhnliche Bewusstsein. Im hypnotischen Zustand ist das gewöhnliche Bewusst-
Magnetismus, thierächer.
sein verschwinden und der Rapport mit der Aussenwelt bedeutend gemindert,
so dass (las Individuum ein willenloses Werkzeusf in der Hand seines Magneti-
seurs ist, und nach Beseitigung des Znstandes hat dasselbe in der Recrel keine
Erinnerung mehr an das, was es in diesem Zustand «^ethan und erf;iliren hat,
ohne dass aber diese Eindrücke völlig ^Geschwunden waren ; denn man kann einem
hypnotisirten Menschen einen Auftrag erdieilen, den er erst nach Erlangung des
gewöbnlidten wachen Zustandes tn einer bestimmten Zeit auszuflthren hat und
awar mit dem Erfolg, dass er denselben wirklich ausführt, aber ohne im min-
desten das Gefühl oder das Bewusstsein au haben, dass er in Erfüllung des
Auftrages handelt. Der höchste Grad des magnetischen Zustandes ist der des
Hellsehens oder der Clairvoyance, anch Somnanilnilismus genannt. In ihm ist
die Empfänglichkeit für den creistigcn Ra|)pori nicht bloss gegenüber dem Magne-
tiseur, sondern überhaupt aiit-; Höchste gesteigert und der Geist im Zustand der
höchsten Unabhängigkeit vom Körper (näheres s. Art. Somnambulismus), b) Der
Magnetiseur spielt die thätige Rolle und es gelingt ihm die Magnetisirung ent«
weder schon allein durch den magnetisirenden Einfluss oder er nimmt, nament*
lieh weno es skh um Herbeiführung des hypnotischen Zmtandes handele noch
monotone Sinnesreize, z. B. einschläfernde Musik zu Hilfe. Was er persönlich
ausübt, muss der Hauptsache nach eine kräftige Wtllensthätigkeit sein, d. h. er
miiss den kräftigen Willen haben, die Person oder das Geschöpf zu beeinflussen.
Bei Personen, die entweder von Hause aus sehr emptar.glich oder dies durch
Uebung geworden sind, geniict unter Umstanden schon der Wille allem. Femer
genügt derselbe schon zur Gedankenübertragung oder dazu, einen Magnetisirten
zur Ausführung einer einfachen Zeichnung zu bringen, die der Magnetiseur sich
vorstellt Sollen dagegen höhere Grade des magnetischen Zustandes erzeugt
weiden, so greift der Magnetiseur noch zu den sogen, magnetischen Strichen,
die im Allgemeinen, vom Kopf angefangen» über Leib und Extremititten herunter*
gehen, ohne dass jedoch dabei eine Berührung stattfindet Ausser den magne-
tischen Strichen erweist sich das 1-ixiren mit den Augen u. zw. be.sonders dann
wirksam, wenn man das Auge der zu magnetisirenden Person scharf fucirt und
sensible Personen, die schon öfter majjnetisirt wurden, können aus ziemlicher
Distanz mittelst blossen scharfen Fixirens von ihrem Magnetiseur überwältigt
werden. Es besitzt jeder Mensch ^e Fähigkeit, einen anderen zu magnetisiren,
aber wie die EmpfUnglicbkeit individuell sehr verschieden ist, so ist auch die
Krafk, auf einen anderen au wirken, ganz erheblich von der Individualität ab-
hängig und ausserdem von der Uebung. Beide, beim Magnetiseur die Kraft und
beim anderen die Empfänglichkeit, können so gesteigert werden, dass die magne«
tische l^eeintlussun!;, die natürlich in diesem Fall rein geistiger Natur ist, auf
grosse räumliche Entfernung hin ausgeübt werden kann; s. iiieriiber Art. Tele-
pathici. Es bildet das dann aber ein Abhanpigkeitsverhaltniss des passiven Tlieils
von seinem Magnetiseur, das selbst dann, wenn es den socialen Beziehungen beider
Ih^viduen entspricht, vom Standpunkt der Menschenwürde ans nicht ganz unan-
fechtbar ist Andererseits muss aber gesagt werden, dass das^ was die sogen.
»Macht einer Persönlichkeit« in der Beherrschung seiner Nebenmenschen
aosmacht nicht ganz ausschliesslich, aber doch zum grossen Theil das »t was
Mesmer und seine Schule einen staricen Magnetismus nennen, Referent dagegen
einfach Macht des Geistes heisst. — Wenn durch das Magnetisircn Schlafzustände
entstanden sind, so muss eine Entmagnetisirunc: vorgenommen w erden. Bei em-
pfänglichen Personen genügt hier ot^ schon der blosse Wille des Magnetiseurs
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Mnenctiunas, thierisdier.
oder (Ut cinfaclic Zuruf. Tn anderen Fällen sind sogen, magnetische Gegen- H
striche notiiwendig. Während die Strif he zum Einschläfern centrilugal, d. h. vom jm
Kopfe zu den Füssen oder za den Fmi^crspiucn und langsam gemacht werden, ■
muss der aufweckende Strich centriiietal, d. h. von den Füssen oder Händen ||
gegen den Kopf und etwas rascber gemacht werden, aber mit der Einschränkung, [
dass zu |dötzliches Erwecken aus dem magnetischen Schlaf ebenso unzützflg|ich i
ist, wie dies auch vom gewöhnlichen Schlaf gilt. Weiter wirkt Anblasen des i
Gesichtes eben falls aufweckend. — Der Mensch kann seinen Magnetismus nicht I
bloss auf andere Menschen, sondern auch auf Tliiere anwenden ii. zw. bis /um Kin- I
tritt niapntrisc hen Schlafes, und es spielt die magnetische Wirkung, insbesondere I
die mittelst des Auges durch Fixiren ausgeübte, bei dem Thierbändigen eine sehr I
wichtige Rolle. Uebrigcns auch /.wischen Thier und Thier finden Eiwirkungen statt, I
die offenbar neben dem Seelischen, d. h. durch den Geruch Erzeugten, vom geistigen I
Factor ausgehen. Dabin gehdrt zweifellos die fascinirende Wirkung» welche der m
Blick des Raubthieres auf sein Opfer hat. — Einer besonderen Besprechung be- l|
darf noch der Heilmagnctismus. Er unterscheidet sich von dem oben be* H
schriebenen Magnetisiren einmal dadurch, dass Versetzung in Hypnose oder magne- H
tischen Sr1i!af durrhans nicht nothwendig i.^^t. ^tan kann rlcn m Heilenden ruhig H
in seinem normalen geistii^en Zustand belassen, aber es kommt oft genug vor, I!
dass emptanglirhe l'ersonen schon durch die einfachen heilmagnetischen Mani- II
pulationen in magnetischen Schlaf versetzt werden. Man verlangt von dem zu 1
Behandelnden blosse Passivität. Der Heilmagnetiseur braucht ebenfalls seinem «
Geist nicht besonders viel zuzumuthen. Er hat nur seine Aufinerksamkeit auf :
den leidenden Theil zu concentriren und den Willen des Heilens zu haben. C
Die heilmagnetischen Verrichtungen sind entweder Anhauchen und Anblasen der |
leidenden Theile, oder es genügt das blosse Handauflegen oder das Gegenhalten j
der Fingerspitzen selbst ohne Bertihning, oder man macht die magnetischen Striche,
die im All>;emeinen centrifugal zu gehen haben, also an einer leidenden GHed-
maassc von der leidenden Stelle gegen das Ende derselben, nicht umgekehrt.
Dass bei dem Heilmagnetismus die Dufistofle eine sehr wesentliche Rolle mit-
spielen, geht aus folgenden Thatsachen hervor: i. der Heilerfolg hängt sehr von
den Sympathiebeziehungen ab, d. h. er tritt -meist nur ein» wenn Sympathie voi^
banden ist» während er bei Antipathie in der Regel ausbleibt, und alle Magne-
tiseure, die darauf achten, wbsen, dass im ersteren Fall die Ausdünstung des zu
Heilenden nicht unangenehm, im letzteren Fall entschieden widerlich ist, und be-
riechen desshall) neue Patienten von rfirkwärts. ohne dass diese es l)eTnerken.
Dieser Umstand erklart auch, dass beim Heilmagnetismus das (ieschlecht eine
bedeutcntle Rolle spielt; entsprechend der allgemeinen Syni[)athiebeziehung
zwischen Personen verschiedenen Geschlechtes eignen sich zur Heilung mann
lieber Patienten weibliche Magnetiseure besser ab männliche und umgekehrt.
2. wird die Mitwirkung der Duftstoffe bewiesen durch den schon Eingang er- {
wähnten Erfolg, den man mit magnetisirten leblosen Gegenständen hat 3. gehdrt
hierher die Thatsache, dass sehr häufig der Heilmagnetiseur von seinem Kranken
krankhaft beeinflusst« ja sogar wirklich krank gemacht wird. Dies rührt natürlich
von nichts anderem her, als davon, dass der Magnctiscur die in der .Ausdthistung
auftretenden Krankheitsstoffe seiner Patienten einathmet. Dass das niclit öfter
vorkommt, kommt davon: wenn die Krankheitstoffe des Patienten für den Magne-
tiseur gefahrlich sind, so äussert sich das schon vor der Manipulation durch
widrigen Ausdünstungsgeruch und Antipathiegefühl, wodurch sich erfahrene Magne-
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Hagncfismin, thwrischer.'
«53
tiseiire von Vornahme der Operation abhalten lassen. 4. Beim Vornc'hmen der
heilmagnetischen Manipulation haben die Patienten meiir oder weniger deutlich
das Gefühl vermehrter Wärme oder von Prickeln, Ziehen etc., und mitanter traten
ähnliche heilkritische Erscheinungen auf, wie bei anderen wirklich kurativen Be-
handlungsmethoden: stärkere Ausscheidungen entweder sichtbarer oder wenigstens
riechbarer Natur. — Es wäre jedoch irrig, wenn man die Vorgänge beim magne-
tischen Heilen bloss aui Vorgänge im Gebiet der ponderablen Materie zurück-
führen wollte, was daratis crliollt, dass man mit magnetisirten leblosen CiCfjen-
ständcn nicht alle die Wirkungen hervorbringen kann, die von der i'erson des
Magneti.seurs ausgehen. Zur Erkläruni? müssen wir annehmen, dass bei den
Manipulationen des Magnetiseurs dessen Cieist Bewegungen oder Strömungen des
geistigen Factors im Körper des Patienten hervorruft, die auf der einen Seite die
Sensationen des Kranken verursachen, auf der anderen Seite bewegend und zei^
theilend oder austreibend auf die krankhaften materiellen Stoffe wirken. — Unter
den Manipulationen, mit welchen Mesmer bei Kranken operirte, figurirt bereits
das sogen. Massiren, wobei die kranken Theile nicht bloss bestrichen» sondern
geknetet werden. Diese Heilmanipulation verbindet natürlich mit der magne-
tischen Einwirkung noch die grobmechnnischc, indem sie diirrh Beschleunigung
der I.ymitli- und Blutcirkulalion ^ertheilend auf Ansammlungen von Krankheits-
siibstan^cn wirkt. Aber wenn die herrschende einseitig anatomisch denkende
Medicinschule die Heilerfolge der Massage lediglich diesen grobmechanischen
Einwirkungen zuschreibt, so befindet sie sich im Irrthum, wie die zahlreichen
Heilerfolge beweisen, die man mittelst magnetischer Striche ohne Berührung des
Körpers bei Heilmagnetiseuren regelmässig beobachten kann; und ein anderer
Beweis dafür ist, dass beim Massiren die Sympathiebeziehnng, insbes. die Differenz
des Geschlechts die ganz gleiche Rolle spielt, wie beim Magnetisiren ohne Be-
rührung, denn die Hauptküentel bcriilimter Masseure besteht aus weiblichen
Personen, wahrend männliche Kranke zu Knet- oder Striclitrauen gehen. — Der
Heiimaguetibmuti wird nicht nur von eigenen Personen gewerbsmässig betrieben,
sondern bewusst oder unbewusst in allen Bevolkerungsschichten gewissermaassen
instinktiv gehandhabt: wenn die Mutter ihrem kranken Kinde oder die Frau dem
kranken Gatten die Hand auf den leidenden Thdl legt oder denselhen anhaucht
oder mit der Hand bestreiche mit dem lebhaflen Willen zu heilen oder Sdimerren
Xü lindern, so liegt der meist nicht zu bestreitende Erfolg nicht bloss In der be-
ruhigenden Einwirkung, welche alle HandUmgen des Mitgefühls auf den Geist
eines Kranken ausüben, soiulem es liegt hier eine wirkliche heilmagnetische
Manipulation vor. und die hrfolge wären noch viel überraschender, wenn die,
welche diese Magnetisiruug ausüben, das Verstandniss dafür hätten und die Mani-
pulationen i>ystematihch und anhaltend ausführen wurden, hndiich muss noch
gesagt werden, dass man den Heilmagnetismus auch an sich selbst auszuttben
vermag und instinktiv auch häufig genug ausübt, wenn man z. B. einen sdimerzen-
den Theil anbläst oder die Hand darauf hält; die thatsächliche Linderung, die
man dabei empfindet, ist magnetischer Natur. — Wer das Thatsächliche beim
Heilmagnctismus versteht, erhält damit den Schlüssel zu einer Menge der an«
scheinend baroksten (Gebräuche der Volksmedicin, die man abergläubisch zu
nennen sich gewohnt hat; wer aber umgekehrt desshalb, weil sich mit dem Magne-
tismus abergläubischer Hokuspokus vergesellschafiet hat, alles als Schwinde! ver-
wirft, dem bleibt eines der merkwürdigsten biologischen Gebiete, das zugleich
von grösster praktischer Wichtigkeit ist, ein verschlossenes Buch. J.
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254 lifagoini — Ma^jiKn.
llagomL Einer der Hauptttämme der Kanuri (s. d.). v. H.
Blaguari-Storch, Cätmät dkerurot Rchw., C. maig^uari, Gu., sttdainerikanucbe
Storchart mit eigenthttmlich gestalteten Obenchwansdecken, welche starre Be>
schaffenheit haben und eine Gabel bilden, daher die An uich zum Vertreter
einer besonderen Gattung (Dissoura, Cad.) erhoben wurde. In der Färbung ähn^
der M.ifruari unserem Hausstorch. Verwandte, ebenfalls durch starre, gabelförmige
Oberschwanzdecken auägezeichnete Arten sind der Afrikanische und der In-
dische VVollhals-Storch, C.Pruyssttuiff i, v.lIia r.L., u. C. episcopus, Büüd. Rchw.
Magyaren oder Ungarn, ein Zweig der ugnsclicn Völkerfamilie, nahe ver*
wandt mit den Ostjaken und Wogulen» me diese ursprünglich am Und aitteiHL
Beim Einfall der Avaren sogen sie nach Süden aus, wurden von den Bulgaren
unterworfen und gelangten später durch die Kriege mit den Bulgaren als Bundes-
genossen der Oströmer in die untern Donaulat\der und nach Pannonten, WO
sie sich gegen Ende des neunten Jahrhundcris dauernd niederliessen ; nicht un^
wahrscheinlich ist es, dass sie sich um das Jahr 950 auch schon nach Sieben-
bürgen verbreitet hatten. Ks ist unbekannt, in welchem Jahrhunderte die Nf.
sich von ihren fnmiscli-ugrischcu Siaimnverwandten getrennt haben; nachdem wir
die ersteren aber bereits in den Jahren 836 — 840 in der Nahe des Schwarzen
Meeres antreffen, so kann man die Zeit der Trennung lüglich in das sieboite
oder achte Jahrhundert verlegen. Die Lebensweise des Volkes bestand damals»
wie sprachwissenschaftliche Forschungen eigeben, hauptsächlich in der Jagd und
Fischerei; von Rindvieh fmdet sich in dem gemeinsamen Sprachschatze der
finnisch-ugrischen Völker keine Spur. Der ungarische Ethnograph Paul Him-
FALVV nimmt an, dass die M. in der genetischen Periode ihrer Entwicklung un-
gefähr diesell)e kulturelle und sociale Stufe errungen hatten, wie die Germanen
zur Zeit des Tacitus, wobei man allerdings die Verschiedenheit des Klima's, welches
die Lebensweise und die gesellschaftliclien Verhälüiisse bestimmt, in Betracht
ziehen muss. Fernere sprachgeschichtUche Untersuchungen lehrten, dass die ur>
sprüngUche Sprache der M. erstlich unter türkischem, dann in noch grösserem
Maasse unter slavischem Einflüsse gestanden hat In der That ist es festgestellt
dass sich den M. noch vor ihrer Niederlassung in Ungarn ein fremder Volksstamm
angeschlossen und sich mit ihnen verst^imolzen hatte. Es war dies der chaza-
fische Stamm der Kabaren oder Kavaren, Türken mit tschuwaschischer Sprache.
Von den Völkern türkischer Zuni;e erlernten die IM. die Viehzucht und wenigstens
theilweise den Ackerbau, deiui von ihnen lernten sie die Feldt'rüchte und das
Obst des Sudens kennen, von ihnen entleimten sie auch verschiedene Hausge-
räthe mit deren Namen. Das Hauptsachlichste jedoch, was die M. zur Zeit des
türkischen Einflusses gewannen, war die Vereinigung der Stämme und Geschlechter
unter eine einheitliche Obergewalt Erst in solcher Weise zu einer kompakteren
Nation gefestigt und durch den Anschluss des Kabarenstammes verstärkt, g^
langten die M. nach Ungarn und Siebenbürgen, welche Länder sie mehr in Be-
sitz nahmen als eroberten. Die hier wohnenden Slovenen amalgamirten sich dann
mit ihnen und durch diese Vereinigung wurde eine grosse Menge slovenischer
Wörter in die magyansclie Sprache autgenommen. Nachdem die M. das Chhsten-
thum angenommen hatten, begegnet man bei ihnen auch ismaelitischen Kauf-
leuten und ismaelitischen Ackerbauern: jene lebten zerstreut, wie das ihr Berut
erfordert <li^ wohnten kompakt beisammen. Zwar lässt nch nicht erkennen,
welchem Volksstamm diese Ismaeliten oder Muhammedaner angehörten; man
kann nur vermuthen, dass es Bulgaren, Chasaren (Baachkirai) oder Fetschen^en
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Magyaren.
gewesen seien; allein, welchem Stamme sie auch angehört haben, sie venchroolzen
ebenfidls mit den M. Die beutigen M., deren Kopfzahl Hunpalvy wohl zu hoch
auf sechs Millionen veranschlagt, haben «ch also aus verschiedenen Volks-
elementen gebildet, und dieser Einverleibungs- und Umbildungsprocess dauert
auch heute noch fort. Schon bei der ersten Niederlassung waren sie niclit eines
Stammes, denn es hatten sich ihnen ja bereits die cha/.arischen Kabaren anj^c-
schlossen. Ihr jetziges Vaterland nahmen die M. aber in solrher numerischer
Starke in Besitz, dass die trüber daselbst wohnenden, an Zahl weit geringeren
Völkerschatten das magyarische Volk nicht umgestalten konnten; vielmehr ab-
sorbirte dieses die hier vorgefundenen Reste der Avaren, femer die Slovenen
dies- und jenseits der Donau sowie wenigstens zum Theil auch die Slaven an
der Theiss und in Siebenbürgen. Auch die späteren Völkerankömmlinge, die
Petschenegen, Palöczen, Kumanen und Tataren verschmolzen gänzlich mit den
M. Danach ist es von vornherein nicht wahrscheinlicli, bei den M. einen be-
sonderen eigenthümlichen Typus zu treffen. Indessen ergaben die an i8o leben-
den Männern vorgenommenen Messungen, dass die M. zu den Hrachykephalen
gehören. In den beiden Schläfegegenden ist der Schädel etwas abgeflacht.
Die Stirn ist hoch und die oberen Augenhöblenränder Uberragen die Augenhohlen
selbst ziemlich aufiallend. Daher liegen die Augen tief und ihr Ausdrudc erhält
dadurch etwas Finsteres und Herrisches. Die Augenlidspalte ist bei den Be-
wohnern der Ebene eng, weil sie, dem grellen lichte ausgesetzt, jene nur wenig
öffnen. So scheinen die glänzenden feurigen Augen viel kleiner als sie wirklich
sind. Bei den niederen Klassen ist die Kinnlade hervorragend, breit und stark,
die Muskehl der Schläfegruben treten merklich hervor, dessgleichcn die Nase;
man sieht in der Regel gerade starke, indessen auch nicht selten Adlernasen.
Die Gesichtsfarbe ist nur bei den Frauen der höheren Stande rein weiss, bei
den Männern gewöhnlich gebräunt, meist dunkel, ebenso die Farbe der Haut,
des Halses und der Brust. Das Roth der Wangen tritt mflhsam und dunkel
hervor. Mit Bezug auf die Haarfarbe sind die M. braun und blond, doch Über*
wiegt im Allgemeinen das Braun; man trifit femer bei ihnen starken und schwachen
Bartwuchs, und der körperlichen Grösse nach zählen sie zu einem Mittelschlage,
der jedoch mehr hochgewachsene als zwerghafte Individuen aufweist. Im Allge-
meinen sind die Körperverhältnisse regelmässig und haben sich durcli den Auf-
enthalt in einem sciiönen Klima sowie durch die Berührung und \ ermischung
mit den gesitteten \'olkern tles Westens ansehnlich gebessert, so dass die M.
heute ein völlig kaukasisches Aussehen haben, in Bezug aul das natürliche
Temperament ist der M. schwerfällig, wird er aber von derLekienschaft etfasst,
heßig und aufbrausend. Uebrigens verwischt der grössere sociale Verkehr all-
mählich auch jene Eigenthttmltchkeiten, welche die verschiedenen Glaubensbe-
kenntnisse erzeugt halten und denen zufolge neigen dem heiter gesinnten Katho«
liken der Protestant sich durch Ernst und Bedächtigkeit unterschied; bei den
Protestanten aber der Reformirte den Lutheraner an ernster Lebensanschauung
und LebensUilirung noch ubertral. Ein irrosser Theil des Volkes ist auch
jetzt noch seiner alten Üestimmung, ileui liutenleben. treu, womit hie und da
auch das Käuberhandwerk verbunden wird, wenigstens bis vor ein paar Jahrzehnt
noch vielfach in BlUthe stand. Namentlich die Schweinehirten um den Platten-
see die sogen. »Ganauenc, waren berüchtigte Räuber. Auch jetzt ist die eigen«
thttmliche Nomadennatur des M. trotz aller Berührung mit der europäischen
Civilisation und aller Bildung zu welcher das Volk selbst gelangt ist, noch nicht
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Magyaren.
Völlig verwischt Gleich ihren Vätern tragen sie noch immer denselben Schnurr*
bart, dieselben bespornten Stiefeln; der friedsatne Bauer zeigt noch immer das*
selbe kriccjerisch-nuitiriliche Gesicht \md denselben kriegerisch-trotzigen Gang.
Auf dem Boden, den er erobert, ist der M. Soldat geblieben, wird auch gern
Soldat, denn er folgt da nur seinem kriegerischen Naturtriebe; unter tlem Feuer
unerschrocken, ist er geschickter zum Angriff als zur Vertheidigung. Am liebsten
kämpft er zu Pferde, wie er denn mit seinem Pferde noch immer lebt wie ein
Reitersmann. Schon <He allen M. waren wie andere finnisch-ugrische Völker aiidt
ein Reitervolk, und heute noch sagt ein Sprichwort: der Ungar wird zu Pferde ge-
boren fUra temi^amßgyarj; in der That bringt er den grössten Theil seines Lebens
auf dem Pferde zu; man I^ält den Mann für keinen Mann, der kein Reiter ist
Schon der erste Anblick eines Dorfes verräth die Herkimft der Bewohner; man
merkt, dass es ein kriegerisches Nomadcnvolk war, welches sich da festgesetzt hat,
— eine lanj^e und breite Strasse, durch eine Hauiicrrcilic gebildet, deren Linie
überall von gleicher liuhc, von gleichen Zwischenräumen durchbrochen ist, giebt
dem Ganzen das Aussehen eines Lagers. Die Kirche in der Mitte des Dorfes
bezeichnet die Stelle, wo früher das Hauptzelt des Anführen stand Am Ein-
gange des Dorfes liegt der Friedhof, aber ohne Zaun noch Mauer. Selbst sebr
viele grössere StAdte, eigentlich Häuseriiaufen v<m lo— aoooo und noch mehr
Einwohner sind trotz ihrer Grösse doch blosse Dörfer mit breiten sandigen
Strassen, in denen Hunderte von Pferden mit Bequemlichkeit galoppirea
können. Dabei herrscht jedocl^ die «jro-^te Reinlichkeit, das Haus, an dem nur
selten ein kleines Fenster auf die Strasse hinausgeht, wird mehrere Male im
Jalue gcweisst, und man kann es der fast holländischen ReinHchkeit ansehen,
dass dies oder jenes Dorf ein ungarisches ist. Der M. trägt auch mit Vorliebe
wdsse Kleider, an welchen er, ^e an den Wanden seines Hauses und seiner
Zimmer, keinen Fleck duldet Die Bauern tragen ein Hemd mit weiten
Aermeln, das nur bis auf die Hüfke reicht, und, vom Winde aufgehoben, den ge-
bräunten Rücken sehen lässt. Von den Hüften an beginnt das weile Beinkleid
aus Leinwand (»gatya«), das in die Stiefeln geht. Die Gatya wird mittelst eines
Riemens oder Tuches an den Leib befestigt, sodass der Bauch zurück und die
Brust rund gewölbt hervortritt. Ueber die Schultern werfen sie die iBunda,«
einen Pelz von Schaffellen. Der Kopf ist mit einer tschakoartigen Miitzc bedeckt
oder auch von einem Hute mit breiten Rändern. Die reichen Bauern und
kleinen Edelleute tragen als in unseren Aitgen recht anbequeme Nationaltracht
Über der Gatya noch eine enge Hose von Tuch, die mit Tressen besetzt ist and
gleichfalls in die Stiefeln geht, dann den alten ungarischen verschnürten Rock,
llber welchen der tDolman», der Pelz hängt. Diese Tracht war schon völlig bei
Seite gelegt, ist aber seit iS6i wieder die durchaus herrschende geworden. Die
Frauen auf dem Lande tragen wie die Männer schwarze oder rothe Stiefel und gehen
in einem kurzen Unterrocke, einem farbigen Leibchen und des Winters in einem
Schafpelz; ihre Haare, die sie in einer Flechte auf den Rücken fallen lassen, so-
lange j>ic Jungfrauen sind, knüpfen sie als verheirathete Frauen auf der Sj)itze
des Kopfes zusammen. Der magyarische Bauer übt in seinem Hause eine unbe-
strittene Gewalt aus, behandelt aber die, welche er »seine Leutec nennt, mit
vieler Güte; er ist wie alle Starken sanftmflthig. Nie misshandelt er seine Frau,
nie zwingt er sie zu überschweren Arbeiten. Sie weiss, dass sie an ihm einen
Freund, eine Stütze, einen Beschützer hat, empfangt auch von ihm die zftit-
Jichsten Namen. Auch Ordnungsliebe und Genauigkeit sind die charakteristischen
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MngyaTCfl.
«57
Züge des M., der ein zwar langsamer, aber ängstlich sorgfaUiger und pünktlicher
Arbeiter ist. Dabei ist der M. durchaus Lebemann; ungeheure Heiterkeit ist
seines Lebens Kegel und gute 'lafel, volles Gelage füllen keinen kleinen Theil
vom Leben und Wirken der Vermöglichen aus. Der M. hat das beste Herz von
der Welt; seine Gutmütbigkeit sieht man im Umgänge mit den Thicrcn im
höchsten Glans und auch an seiner Liebe zu den Kindenii wenn er es auch fUr
unwürdig hält^ sein Haus mit »Schreihälsenc su fiUlen. Wenn rieh der M. eine
edle Nation nennt, so bat er nicht Unrecht An Ritterlichkeit im äuuseren Auf-
treten steht er gewiss keiner anderen nach. Nobel in allen seinen Bewegungen
und Reden, fast nie gegen den guten Ton verstossend, könnte er fast fiir einen
Lehrmeister des Anstandcs und geselligen Benehmens gelten, wenn man ihn
nicht oft eine ^ji^luiriiiscbte Sjjrache sprechen horte, die ihresgleichen sucht.
Ebensowenig kann man dem M. den inneren Adel bestreiten. Das stolze, edle
Selbstgefühl, welches einst seine Vorfahren belebte, ist noch vorhanden. Alles,
was er Uiut» ist »bestületc, eines Mannes von Ehre wttrdig. Sein Edelrnnth, sein
Idealismus und seine Opferwilligkeit zeichnen ihn vor den meisten europäischen
Völkern vortheilhaft aus. Die Gastfreundschaft ist in schönster Weise als Erb»
theil der Vorfahren im Brauche. Beim M. hat oft nidkt der liefe Verstand,
sondern das Herz die Oberhand. Er ist Poet, aber nicht mehr der steifemste,
patriarchalische Nomade, sondern eher der unbesorgte, immer gemiitsruhige
Wirthschafler. Dcsshalb sagt ihm auch die Landwirtlischaft am meisten zu, seit-
dem er die reine Viehzucht hat aufgeben müssen. Der Landwirth sieht seine
Lrnte mehr als Mittel an zu leben; bei ihm ist das Leben nicht das Mittel,
welches den Zweck hat zu ernten. Der M. liebt wie jedermann den Gewinn,
aber er verachtet den, der demselben nachjagt und wire mit sich selbst un-
zufiriedeo, wenn er dem »unedlenc Gewinn zu Liebe zum Gewerbe griffe. Das
Gewerbe ziemt sich nicht für die tedle« Nation, das überlässt man den Uebrigen.
Der M. lebt ganz für Ideale. Hat er sich ein solches gebildet so sudit er es
um jeden Preis durchzuführen. Um das Wie kQmmert er sich nicht. Er steuert
immer auf das Ziel los, und wenn es über Felsen und Abgründe geht. Kbenso
unbektimmert ist er um die Nebenresultate seines verwirklichten Tdcnls Fs giebt
auch kem \ Uik m Europa, weiches mehr Politik treibt, als das magyarische;
leider verlegt es skh oft nur auf die »höherec Politik; für eine gesimde Wirth*
achaftspoUtik f<^lt ihm der Sinn. Bei politischen Gesprächen wird der M. gleich
an^ereg^ denn die Politik, die ihn beschäftigt, ist seine eigene und Herzensan<-
gdegenhest^ nicht eine fremde. Dabei ist er geneigt, scir.e eigenen Vorzäge zu
überschätzen, auch im höchsten Grade schroff und einseitig, so exklusiv natio-
nalistisch, wie es ausserhalb Ungarns nur selten möglich ist. Kosmopoliten findet
man in Ungarn wenige. Das Gefühl, die edelste Nation zu sein, hat der M.
noch nie unterdrückt und dasselbe äussert sich gegen die slavische Bevölkerung
in einer oft nicht zu rechtfertigenden Weise, neuerdings auch gegen die Deutschen.
Die magyarische Sprache ist mit Metaphern angefüllt, sehr bilderreich imd an-
schaulich. Sie enüiält eine Menge von H0flichkeitsformeln, die man an seine
Nachbarn richtet, aber auch nicht wenige Flüche und Verwflnsdiungen so derber
und unflätiger Art, dast sie sich schlechterdings nicht zur Uebersetzung eignen.
Gleichwohl werden dieselben gedankenlos, auch von Gebildeten, selbst von
Damen im Munde gefllhrt. Die magyarische Sprache hat zwar eine reiche
Litteratur, aber die Bereicherung und Förderunp;, welche die Wissenschaften von
ihr erfahren haben, sind doch nur gering. Sie ütrebt nach möglichster Ver-
Zool., Asthropol. 0. KUuiologta. Bd. V. ly
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Mahafati ~ MaltanittefL
meidung aller Fremdwörter und die Akademie der Wissenschaften hnt in unseren
Tapen einige Hundert, vielleicht auch tausend neue Wörter gemacht, um sie
an Stelle abgedankter fremdländischer zu setzen, iiei den M. herrscht grosse Sterb-
lichkeit und geringer Nachwuchs der Geburten, aber nicht in dem Maasse, wje
gemeiniglich angenommen wird. Nach Kei-eti beträgt die jährliche Vermehrung
etwa I Procent, die K<4>fMhl des Volkes ist höchstens auf 5— 5 ^ Millionen su ver-
anschlagen. Die M. wohnen hanptsftchlich in den Ebenen zwischen Donao imd
Theiss, dann in Siebenbürgen als Ssekler und ihrer sooooo leben sowohl kirchlich
als politisch verlassen in der Moldau ; verstreute magyarische VOlkerinseln findet
man auch im Banat und in der Bukowina. v. H.
Mahafali. Volksstamm auf Madagaskar, südlich von den Sakalaven wohnend.
Nach AuRH. Schulz unfreundliche Leute. v. H.
Mahaliweber, s, Philagrus. Rchw,
Ma-han. Eine der drei im Süden von Korea ansässigen Han-Stämme. v. H.
Ifobafi Stamm Hindustans, in geringer Anzahl über das ganze nördUche
Konkan zerstreut. Die M. wohnen in der Nähe der Hindudörfer und haben
kein anderes Obdach als Hutten aus Laubwerk, die kaum i— s m hoch sind.
Sie scheinen keine Industrie zu besitzen und werden von den Dörflern zur Ver-
richtung der für unrein geltenden Arbeiten verwandt, namentlich zur Fortschaflung
von Aas und anderem Unrath. Kinige M. beschäftigen sich indess mit der Ge-
winnung des Harzes aus der Catec Im-Aka/ie; diese kennt man unter dem Namen
?>Katodi<. Die M. sind in der Regel von kleinem Wuchs und erschrecklicher
Magerkeit; sie nähren sich nur von den ihnen wie Hunden zugeworicnen Ab-
fällen. Ihre schwarze Hautfarbe ist um mehrere Grade dunkler, als jene der
Bhil. Die Nase ist stark abgeplattet, das Auge klein und kaum bemerkbar, die
Augenbrauenbogen ziemlich stark, die Backenknocken eckig; die Haare schwarz,
mitunter gelockt, fast kraus, werden in Bälde weiss. Die Weiber sind von aus-
bündiger Hässlichkeit und noch magerer als die Männer; ihre Brüste hängen
selbst bei wenig vorgerücktem .Alfer als wr^hrc Beutel auf den Bauch herab.
Nach l oi is RoussELET stellen die M. den niedrigsten Menschen^pus an der in-
disclicn Westküste dar. v. H.
Maiiaratten. Weitverbreiteter arisclier, aber später eingewanderter Stamm
im nördlichen Dekkan, welcher auch körperlich von den anderen Hindu sich
auszeichnet. Die M. waren ursprflngtich ein kriegerisches Hirtenvolk aus den
Bergen von Berar, das mit seinen Reiterschaaren die Nachbarländer ver*
wfistet und endlich ein grosses Reich gegründet hatte. Sie bewohnen jetzt
das Land unmittelbar im Osten der westlichen Ghät von der Tapti im Nor-
den bis zum Oberlaufe des Kistna im Süden und erstrecken sich westlich bis
an die Grenzen des Ni/amstaates von Haiderabad. Im Alterthume gab man den
Namen M. allen Huulukasten dieses Landes, welches damals Maha-Raschta,
d. h. Grosses Königreich hiess. Heute gilt die Bezeichnung M. nur mehr für
die »Kumbic oder Ackerbauer, die Sudra des Maharaschta, welche sich im acht-
zehnten Jahrhundert gegen die muhammedanische Herrschaft erhoben und Indien
mit Plttndererhorden erfüllten. Der M. ist also ein Sudra, von zumeist mittlerer
^tur, eher klein als gross; im Gesichtsschnitt mehr dem mongolischen als dem
arischen Typus sich nähernd. Das Antlitz ist meist al)gei)lattet, die Backen-
knochen springen mächtig vor, die Augen sind klein und dunkelt^elb, die Nase
kurz oft aufgestülpt mit weit geoUneien Nasenlöchern. Der Hart ist lang aber
wemg reichlich, die Hautfarbe ist bronzegelb mit sehr vielen Schattierungen.
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Mahn» — Maiba.
«59
Die Weiber sind sehr klein, sehr zart und stets viel lichter pigmcntirt als die
Männer; ihre sehr reichen und sehr langen Haare sind kohlschwarz. Louis
RoussELET hält die M. ilir Angehörige der uralaitaischen Vülkerfamilie, deren
»adlichsten Ausläufer sie bildeten; in allen Fällen wurden sie aber staik modi-
fiaart durch die arischen und tamulischen Invasionen, die wiederholt Uber ihr
Land hereinbrachen. Frühzeitig schon zum Brahmanismus bekehr^ betrachten
ne sich sdbst als Hindu, sind die einzigen Sanskrit redenden Indier auf dem
Hochlande von Dekkan und haben auch keine anderen Ueberlieferungen als die
fabelhaften Legenden der Brahmanen. Der niedrige Rang, den sie in der Hierar-
chie der indischen Kasten einnehmen, beweist, dass sie zu der grossen Zahl be-
siegter und unterjochter Völkerschaften gehören. Doch kann man nicht sagen,
dass sie von [den Ariein wirklich besiegt wurden. Letztere begnügten sich mit
einer nominellen Herrschaft» erhoben Steuern, hüteten sich aber, an der wahr-
schnnlich uralten Organisation der M. zu rühren. Diese Organisation ist der
reinste vollendetste Republtkanismus. Die M. bildeten eine Gruppe von Ge*
meinden, wekhe durch erwählte Bürgermeister »Patel« und ein iPantschayet«»
eine Gemeindeversainmlung regiert wurden. Letztere bestand aus Abgeordneten
jeder Kaste und jeden Stammes, von den höchsten bis zu den niedrigsten, alle
mit gleicher Slimmberechtigung Selbst nachdem der Befreiungskrieg die M.-
Monarchie geschaffen, war der erste Titel stets Patel und seine Unterthancn be-
trachteten ihn bloss als den Generalissimus des Bundes. Auch heule noch haben
die M. trotz der englischen Herrschaft ihre alten Einriditungcn, das Fantschayet
und die kommunale Unabhängigkeit sich bewahrt Bei ihnen bestehen keine
Kasten. Mit den Dschat waren es die M., welche im achtzehnten Jahrhundert
das Joch der Eroberer abgeschüttelt, das Reich des Grossmogul gestürzt
und die Macht der Radschputen gebrochen haben. Sollte Indien jemals zur
Unabhängigkeit gelangen, so dürften diese beiden Sudravölker, die Dschat
und die M. dabei wohl die erste Rolle spielen. Man zählt etwa an 12 Millio-
nen M. V. H.
Mahas, s. Mahhassi. v. H.
Mahatos. Eine der vier grossen Familien der Kharwar (s. d.). v. H.
Ifahedeba. Friedfertiger Nomadenstarom Tunesiens; zählt 6600 Kdpfe;
verdankt seinen Ursprung einem einzigen Heiligen, ist demnach von Adel und
im ganzen Lande so hodi angesehen, dass ihm die Regierung des Bcy keine
Steuern abnahm, sondern nur verlangte, dass er die aus dem Dattellande Dscherid
nach Sfaxes ziehenden Karawanen gut aufnehme und unterstütze, eine Pflicht,
welcher die M. in herzlichster Weise nachkommen. v. H.
Mahhässi oder Mahas, einer der Hauptdialekte der nubischen Sprache,
in welciiem man die bis aut tica heutigen Tag noch uncnuilicnc Sprache der
altäthiopischen Inschriften vermuthet. v. H.
MsphiaiL Bantuvolk zwischen Nyassasee und der Küste Ost*Afrika'8 von
Bleek zur MosambikgnQ»pe gerechnet, .v. H.
Ma-hloengo. Mundart der Tekezasprache (s. d.). v. H.
Mahlzähne, s. Verdauungsorganeentwicklung und Zähne. Grbcr.
Mahratten, s. Mriharatten. v. H.
Mahsud-Wazirai, s. Wazirai. v. H.
Majacea, Dana (lat. Maja, nom. propr.), — Oxyrhynrha (s. d). Ks.
Maiba (Schabrackeniapir), Maipars i^i apir), s. Tapirus, L. v. Ms.
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Miu<deh — Maimbftiis.
Mai-deh oder Mai-du. Indianerstamni Kahiorniens, sudiicii von den Pitin-
dianem, mit den Nischinam so naVte sprachverwandt, dass sie von denselben
nicht tu trennen trind. v. H.
Maidloris, Coriphilus, Wacl., Papageiengattung, zur Familie der Loris (Tricks
ghsstdac) gehörig. Kleine, zierliche Loiis, welche einige Inseln des Polynestschen
Archipels bewohnen und von ihren Familienverwandten an den veriäogetten
schmalen oder serschlissenen Federn des Oberkopfes zu unterscheiden sind.
Schwanz wesentlich kürzer als der Flügel, stark gerundet oder schwach stufig,
im Flügel 2. und 3. Schwinge am längsten, 4. gleich 1. oder etwas kürzer, die
?"nd»!ieile der äusserstcn Schwingen verschmälert. Die Gattung umfasst 5 ver-
schiedene Arten, welche üher den polynesischen Archipel verbreitet sind, aber
je nur ein beschränktes Vorkommen haben. So bewohnt das Blaukäppchen,
C. ausiralis, Gm., die Freundschafts- und SamoaJnseln, der Rubinlori, C, Kuhli,
Vic, die Fanning- und Washington-Insel, der Einsiedler, C s^Uarku, LAm,
die Fidschi-Inseln» der Saphirlori, C, üUfianus, Gh., die Gesellschafts-Inielny
der Smaragdlori, C, smäragdiuus, Hombr. et Jacq., die Marquesas-Inseln. Rcwr.
Mnjerdiutt, s. Majorunas. v. H.
ICalfiscb, M^sa (s. d.) tommunis, jAmBix, mit einer last bis hinter die Augen
reichenden Mundspalte, halbmondförmigen vorderen und hinteren AugenUdem
und sehr vielen dichtstehenden, langen, dünnen Lamellen an den Kiemenbögen.
Körper, namentlicli aber Kopf stark seitlich znsammengedrückt, Kinn zienilicli
weit vorragend. Nur in der Jugend in Ober- und Zwischenkiefer Zähne. Scliwanz-
flosse lang und tief gegabelt, die Strahlen der übrigen Flossen kurz. Rücken-
und Afterflosse können in einer von den angrenzenden Schuppen gebildeten
Rinne theilweise verborgen werden, db Schwansflosse trtfgt weithin Beschuppung.
Uebrigens sind die Schuppen ungleich gross und sehr htnMig. Färbung: am
Rucken roetalltsch olivengrttn, die Seiten weisslich metallgllnzend, ein olivengrQner
Fleck am oberen Winkel der Kiemenspalte, die Flossen schwärzlich. Grösse:
60 Centim. und darüber. Gewicht a Kilo und mehr. Der Maifisch scheint in
allen ciiroi)äischen Meeren vorzukommen, von wo ati.«; er mit Beginn des Mai
flussaufwärts wandert, um zu laichen. Doch soll er in der Donau nicht leicht
über Pest hinausgehen. Während der Fisch im Moment seines Eintretens in die
Flüsse sehr fett und wohlschmeckend ist, verliert er waluend der Wanderung
seine Vonflge mehr und mehr und ist nach dem Laichen enfträftet und sehmack«
los, ja viele Individuen gehen dabei zu Grunde und treiben oft massenhaft auf
dem Wasser. Vielfach wird der M. mit der Susserlich sehr ähnlichen Finte (s. d.)
verwechselt. Ks.
Maifliege, s. Phiyganidae. E. To.
Maifohre = Forelle (s. d.). Ks.
Maiforelle, sterile Seeforelle (s. Forelle). Ks.
Maikäfer, s. Meloionlha. K. Tg.
Mailachs, sterile Seeforelle (s. Forelle). Ks.
Mailing = Aesche (s. d.). Ks.
Maimbarös, oder Mambarehis. Indianer iirasiliens, thcilwcise mit den
Cabixis zusammen, theilweise weiter nördlich an Taburuhina, einem Zuflüsse des
Jaruena, wohn^d und von denen wahrscheinlich nach v. Maetius die noch
weiter gegen Norden am Tapajäs angegebenen Mambiiaifts nicht versdiiedcn
«nd. V. H.
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361
Mainas. Einer der zahlreichen Stämine der Antisaner oder Ande^-Indianer
in Süd-Amerikn. v. H.
Mainophis, Macleay 1877. Kleine, papuanische Calamanden-Gattung neben
Brachyorrhoi, KuHL. Pf.
Mainoten, Ein waluscheinlich aus einem Gemisch von Griechen und Slaven
hervorgegangener Volksstamm in der Peloponnes, um den sadfichen Arm dei
Pentftdaktylos-Gebirge (Taygeto») wohnhaft Die M. selbet halten sich für die
Abkömmlinge der alten Spartiaten und blieben noch Heiden, als schon iünf
Jahrhunderte lang im römischen Reiche das Christenthum eingefUhrt war. Die
M., ausgezeichnete Seeleute, lebten lange Zeit bloss vom Seeraube und Fisch-
fange. Die ausgedehnteste Blutrache herrschte von jeher, daher die Häuser
wahre Vesten waren. Jetzt sind dieselben grösstentheils gefallen und viele M.
dienen im griechischen Heere. v. H.
Majollo. Der an der südlichen Guinea-Küste übliche Name für das Volk
der Baatetsche (a. d.). H.
Kaperen 8B EUeritse (s. d.). Ks.
Ifolpure. Maypureschianna oder Tapirindianer, im Orinokogebiet Nach
Friedrich Müller ist es von ihnen zweifelhaft, ob sie zu den Cariben (s. d.) ge-
hören. Ihre Sprache wird von zahlreichen Stämmen in Guyana, Venezuela, am
Rio Negro gesprocfen und ist jener der Tamanaken sehr ähnlich. Zweige von
ihnen sind die Cabres, Avanas, Parenas, Tschirapas und Guypenis. Die M. sind
äusserst gefürchtet und benutzen die Schädel ihrer erschlagenen Feinde als
Trinkgefässe. v. H.
MairassL Stamm der Papua an der Sttdweat-Kftole Neu-Guioea^ mit dunkler
Hautfarbe, v. H.
BSairenke, Alkmuit (s. d.) nun^, Vesoy, mit nach oben geticbteter Mund-
spalte und sehr stark verdicktem, vorragendem Kiim; die Afterflosse mit 14 — 16
getheilten Strahlen beginnt hinter dem Ende der Rückenflosse. Kopf und Rücken
dunkelgrün bis stahlblau, Seiten weiss atlasglänzend, Flossen grauröthlich. Grösse
bis 30 Centim. Laichzeit Mai und Juni. Die M. lebt in bayrischen und ober-
österreichischen Seen, ist aber auch in SUdrussland gefunden. Fleisch mittel-
mässig. Ks.
Maithfli Dialekt des Ifindustanii im Norden des Ganges in der Gegend
von Ftooiah. H.
Maiva. Stamm der Papua (s. d.) bei Port Moresby im Midien Neu-
Guinea, welcher eine von seinen Nachbarn verschiedene Sprache redet. v. H.
Maivogel = Schwarae Seeschwalbe, HydroMidon ßaiptSp L., 8. Ster-
nidae. R( hw.
Maiwurm, s. Meloe. E. To.
Makalaka. X lks stimm Süd-Afrika's, südlich von den grossen Mosiwatunja-
iallen des Sambesi zum Limpopo hin unter den Betschuanen wohnhaft. Sie sind
indess sdbst keine eigendichen Betschuanen, sondern von Negerabkunfl^ werden
aber von dem sebr gefttrchteten Kafiemvolke der Matebele (s. d.) beherrscht
Die M. besitzen kein Rindvieh, nur Ziegen und wenige Schafe, doch bebauen
sie emsig und erfolgreich das Land, ernten Ricinusöl, Hirse, Tabak und Hanü
Die M. sind listig, ausserordentlich geizig, ebenso feig im Krieg, als verwegen
auf der Jsf^'^, von kriprhender Unterwürfigkeit gegen ihre Häupth'nge. Sie ver-
fertigen Piken und Hauen aus Eisen, dann Ornamente aus dem gleichen Metall
sowie aus Kupfer, welches sie gut auszuschmelzen verstehen, v. H.
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36a
Mtkilolo — kfakilarabi.
Makalolo oder Makololo. Nach Skrpa Pinta leitet sich der in ganz Süd-
Afrika bekannte Name von Kololo ab, womit der grosse Kriegshäupümg ischi-
bitano oder Sebituaoe «hm am sdir venchiedenen Etementeii und Abkömn»-
Ungen zahlreicher Racea und Stämme xusammengeseute Armee bemumte; als
deren Grundstock ist indess ein Stamm der Basuto (s. d.) zu betrachten, an
dessen Spitze Tschtbitano ein grosses Reich am oberen Sambesi aufrichtete.
Sein Sohn Sekeletu fehlte aber daihirch, dass er die den M. unterwoffenca
Stämme nicht wie sein Vater gleich behandelte, sondern nur M. -Frauen nahm
und Aemter nur an M. vergab. Dadurrl^ machte er sich bei den Schwarzen
grimdlich verhasst. Da die M. verbältnissmä^sig wenig zahlreich unter den unter-
worfenen Stämmen lebten, so stand ihre Herrschaft, die sich 1851 — 1854, als
LivmcsTONE die Landschaften am mittleren Sambesi durchzog, über dittes Strom-
thal und ausgedehnte Theile des Nachbargebietes erstreckte, immer auf schwachen
Füssen, und Liyingstonb prophezeite auf seiner aweiten Reise an den Sambesi
den baldigen Fall des M.-Reiches. In der That, als Sekeletu anfangs 1864 starb,
brach ein Krieg Uber die Nachfolge aus, in welchem das Reich der M. in lauter
kleinere Stammesgenossen zerfiel. Die M. selbst wurden von den Barotse, Ma-
kalaka und Luina überfallen, alle ausgcrüitct und ihr Name wird von der Land-
karte und aus der Völkerkunde bald völlig verschwinden. Die Frauen vertheilten
die Sieger unter sich. Merkwürdigerweise blieb aber die Sprache des ver-
nichteten Stammes das Leauto und vererbte sich auf die Sieger. Die M. trieben
einen ziemlich ausgedehnten Feldbau und lagen eifrigst der Viehzucht ob. Die
Ochsenhäute verarbeiteten sie durch einen sehr vollendeten Gerbeprocess an
Mänteln oder zu Schilden von grosser Härte und Dauerhaftigkeit Die Weiber
beschmierten sich den Körper mit Butter und trugen eine Art von Rock ans
Rindshaut, «owie einon ähnlichen Mantel. Arme und Beine bedeckten sie mit
Ringen und Bändern aus Kupfer und Elfenbein. Die M. ventnnden die Eisen-
erze auszuschmeißen. Sie bauten feste Hütten aus Holz in einer drcifrirhen kreis-
förmigen Umzäunung mit ganz niedrigen Eingängen, durch die man kriechen
musste. Man genoss vtet eine Art Bier »Bojaloa«, das an die »Busac erinnert.
Gaatfreundscbafl gegen Fremde ward von ihnen llir Pflicht gehalten, und LivtNC-
STONB fand bei ihnen die beste Aufnahme. Auch der chiistlichen Unterweisung
zeigten sie sich nicht unzugänglich; einige jüngere Männer wagten sich selbst
an das Lesenlernen, doch blieb die grosse Menge den Missionslehren fremd und
sagte: das verstehen wir nicht. Nach Gistav Fritsch sind die M., welche
LiviNGSTüNE als stolz, edel und muthig rühmte, dieses Lobes niemnh: besonders
würdig gewesen, denn während sie gegen den Missionär christliche I.itl e und
Friedfertigkeit heuchelten, machten sie, sobald derselbe den Rücken wandte,
räuberische Einftlle in die Getnete der Nacbbarstämme. v. H.
MakatambL Bewohner des gleichnamigen Ortes im Tbale des Lukqga im
äquatorialen Ost^Afrika, gemischt aus Warua und Waguha; letztere wiegen vor»
obwohl der Häuptling ein Mrua ist. In Bezug auf Geschmack, Verstand, Rein*
lichkeit, Sittlichkeit und Ordnung sind die M. nach Jos. Thomson allen andern
Stämmen des östlichen Mittel-Afrika unendlich überlegen. Doch haben sie sich
aus Kifersucht von jeder Verbindung mit den Arabern frei gehalten. In der
Regel sind sie sehr wohlgestaltet und die vmverheiratheten Mädchen sind oft von
musterhaftem Wuchs. Ihre Haut ist sanfl und rein, auch die verheiratheten
Frauen haben selten die ungeheuer langen Brüste, welche den Negerinnen eigen»
thttmlich sind. Die Männer haben jedoch häufig einen unangenehmen Gesichts-
Dlqitizecxv yiOOglp
Bbkanf — Mikedo>WaIichen.
S63
tagt welcher nicht wenig List und Bösartigkeit verräth. Ihre Schädel sind viel
besser gestaltet, aber auch viel breiter als jene der meisten Neger. Das Haupt-
haar ist phantastisch zugerichtet; die beliebteste Frisur besteht aus vier Flechten,
welche aufwärts gelegt, auf dem Schädel einander kreuzen, v. H.
Makana. Stamm der Kissur (s. d.). v. H.
Makarata, s. Nianmiam. v. H.
Makari, s. Kfitoko. v. H.
Makassaren, s. Mankassaren. v. H.
Makateesen. So lautet der Hordenname warzennasiger Kafi'ern am Lim-
popo in Transvaal, welche sonst auch unter der Bezeichnung >Knobnuizenc be-
kannt sind und meistens zu den Betschuanen (s. d.) gehören. Es ist ein starker,
gut gebauter Mensdienschlag, doch sind ne — bei KaflTem eine Ausnahme —
träge und fdg. Ihre Votliebe für Perlen, Messingdraht, blanke Knöpfe u. dergl,
womit sie sich und ihre zahlreichen Weiber schmücken, lockt sie aus ihren
Kraalen, wo sie den grössten Theil des Jahres in Nichtsthun hinbringen. Sie
vermielhen sich gewöhnlich nur flir ein oder zwei Monate und lassen sich selten
tiberreden, länger als die angegebene Zeit zu bleiben. Junge unverheirathete
Männer vermiethen sich wob! auch für ein Jahr, wofür sie eine Kuh bekommen.
Sie haben eine grosse Leidenschaft für Kleidungsstücke aller Art und besondere
Vorliebe zum Plaudern und Schwatzen. Ihre Wafien bestehen meistentheils aus
selbstgeschmiedeten Beilen und Assegaien. Sie tragen grosse Kupferringe an den
Bdnen, die sie selbst in den zahlreichen Kupferminen des Luides anfertigen,
und eine Art Guitarre, der sie monotone, melancholische Töne zu entlocken
wissen, begleitet sie auf ihren Wanderungen. Von Natur sind sie gutmflthig,
lernen leicht die Landessprache und wissen sidi oft unentbehrlich zu machen.
Ihre Kopfzahl übersteigt 200000. v. H.
Ma-kausana. Bantustamm östlich von den Swasi. v. H,
Ma-kautu d. h. >Bogeninanner,< so werden von den Betschuanen die Busch-
männer (s. d.) genannt v. H.
Makedooier. Bewohner der Landschaft Makedonien nördlich von Hellas;
sehr wahrscheinlich gehörten sie zu den alten Thrakern (s. d.). Keinesfalls
waren sie Hellenen, wenngleich sie frühzeitig griechischen Einflössen erlagen und
später, unter dem grossen Alexander, selbst einen so tief gehenden Einfluss auf
die hellenischen Geschicke nahmen. Im günstigsten Falle kann man von den
M. sagen, dass sie gemischten Ursprungs, tlicils Irakische, theils illyrische Stämme
waren, zu denen frülueitig auch Hellenen einwanderten, die sich namentlich in
den südlicheren, ebeneren Strichen nicderliessen und sich hier auch wohl mit
den M. vermischten, während sich letztere in den nördlichen und nordwestlichen
Gebirgsgegenden rein und unvttrmkcht erhielten, so dass <Ue M. von den Hellenen
mit Recht nie als echte Stammesgenossen, sondern immer als Halbbarbaren
angesehen wurden, v. H.
Mafcedo-romanisch. Die südlich von der Donau gelegene Hälfte des
rumänischen Sprachgebiets im Gegensatz zum Dakoromanischen. v. H.
Makedo-Walachen, auch Kutzo-Wlachen oder Zinzaren, welche einen ru-
mänischen Dialekt sprechen, dessen Gebiet auf der Halkan-Halbinsel stark zer-
rissen und zerstreut ist. Dem nördlichst vorgeschobenen Posten dieses merk-
würdigen südrumänischen Volkszweiges begegnet man in Wien, wo man dessen
vermzelte Abkömmlmge jedoch für Griechen hielt. Sonst ist der ftusserste Vor.
posten der M. in Istrien zu suchen, wo sie zwischen dem Monte maggiore und
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«64
Mdcedo-Walachcn.
dem Tschepitschsee unter dem Namen ■ Walachen« einige Dürfer ausschliesslich
bewohnen. Der nördlichste der hierher gehörenden grösseren Stamme ist aber
jener der sogenannten Daisarelcn oder Massareten in dem Gebirge, welches
Makedonien von Albanien scheidet, eingekeilt zwischen den albanesischen Stämmen
Thessaliens am See von Jantna, nördlicher dann in der Nähe von Castoria und
am See von Ochrida; auch unweit von der adriatischen Küste Mittel-Albaniens^
Die A'orstadt von Durazzo ist grösstentheils von M. bewohnt; im Thale von
Kawaja gicbt es zehn M.-Dörfer. In Thrakien giebt es nur eine M.-Oase bei
Basardschik an der Maritza mit dem Haiiplorle Peristera. Weiter südlich treften
wir im Findus-Gebirge, südöstlich von Janina, die sogen. Gross -Wlachen,
etwa 500000 Köpfe stark. Am südlichsten wolmen die sogen. Bovier in
der Nähe von Zeitun an den Quellen des Fidaris und am Kcphissos in einer
Anzahl von etwa 1x000 Köpfen. Ihre Gesammtzahl wird innerhalb und ausser-
halb dm osmanischen Reiches, in Oesterreich und Griechenland zu 680000 Köpfen
angenommen, ^ der gesammten rumänischen Nation. Sie vermindert nch jedoch
unverkennbar, während die Dakowlachen an Ausbreitimg gewinnen. Die M.
nennen sich am liebsten > Rumuni«, denn wie die Bewohner Rumäniens leiten
sie ihre Abkunft in direkter Linie von den Römern ab, während es so ziemlich
erwiesen ist, dass ihre Voreltern meistens romanisirte Autochthonen waren, welche
die Sprache der Eroberer annahmen. Die Griechen, wclclic von ihnen ^■Grekuluc
genannt und nicht sehr geachtet werden, heissen sie ihrerbeits spöttisch >Kutzo-
Wlachenc, d. h. hinkende Watachen, ein Name, dessen Begründung nicht ge-
nügend nachgewiesen is^ die Slaven aber »Zinzarenc, weÜ das Dakorumänische
»tschintschc (d. h. filnf) weicher, wie »Zinzi attsq>rechen. Einige wollen unter
den M. zwei Abthetlungen unterscheiden: die Karaguni, d. h. die Leute mit
schwarzer Bekleidung, auch Arbanitowlachen, deren Heimath eigentlich Epirus
und das Grenzgebiet von Albanien ist, und eine südlichere im Königreiche
Griechenland, namentlich in Phthiotis, Böotien und Attika und auf diese bezöge
sich besonders die Benennung Kutzowlachen. Die Karaguni sind weniger ge-
mischt als diese ieutercn; sie alle sprechen neben dem Rumänischen auch
Griechisch, jenes ziemlich ohne fremde Zuthaten, auch heirathen sie nur im
eigenen Volke. Bei den Kutzowlachen hat vielfach Vermischung mit Griechen
stat^efnnden, und in ihrer Sprache sind viele Fremdwörter; alles was auf höhere
Gesittung Bezug hat, wird mit griechischen Ausdrucken bezeichnet Das Rumä-
nische aller M. ist dialektisch von jenem der Dakoqimänien versch:eden. Zwar
sind Formen und grammatikalische Regeln so ziemlich dieselben , aber die
Wörter werden so verschieden ausgesprochen, dass die beiden Gruppen des ru-
mänischen Volkes einander vielfach nur mit Mühe verstehen. Die Mundarten
der griechischen M. stehen dem Lateinischen näher als jene der Dakorumänen;
sie -haben den Ton der Vokale besser erhalten und weniger Beugungen ange-
nommen. Die M. wenden auch die Diminutivformen weniger häufig an als jene
und haben Rlr manche Begriffe den lateinischen Ausdruck bewahrt, den jene
durch ein slavisches Wort ersetzen. Dagegen gebrauchen die Karaguni mdirfach
griechische Ausdrücke fUr Sachen, welche an der Donau latonische Bezeichnungen
haben. Der T}'pns der M. ist ungeachtet ihrer Mengung mit den sie allerorts
einschliessenden tremdcn Rassen ein liöch.st charakteristisciier. Gewöhnlich ist
die enge Verwandtschalt mit den Dakorumänen unverkennbar. Der wohlgeformte
Kopf, der bräunliche Teint, die scbarfgeschnittenen Züge, die stechend schwarzen
Augen, deren Intelligenz und Energie venathender Ausdruck, die dunkle Haar*
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Makedo*Wa1aclien.
265
färbe und Schönheit der Frau ist beiden Zweigen gemeinsam. Auch in der
Fremde behält der M. seine der albanesischen älinliche Tr.irht, das bis an die
Knie reichende faltige Hemd, einen lichtgclben Tuchrock mit engen Aermeln
und schwarzi m Schniirwcrk, tiber diesen oft noch eine schwarze Jacke mit Hall)-
ärmcin und langem Umschlagkragen, einen rothcn Gürtel, gleichfarbigen Fes und
an den FQssen sandalenartige »Opintscbenc (tOpankenc). Kaufleute tragen ein
gemengt türkisch-europätsches Kostam. In der Gescbichre treten die M. viel
frOber auf alt die Dakoniinftnen, nämlich bereits im sechsten Jahrhundert; während
diese erst 11 sieben Jahrhunderte später von »ch reden machten. Erwiesen
ut auch, dass die M. vor Zeiten viel zahlreicher waren als jetzt und dass sie
xiemlich weitlänfK'o ("Tcbiete einnahmen. Ja eine 7!eit lang gehörte fast ganz
Thessalien ihnen, und dieser Name verschwindet in der (ieschichte ; es führte
die Benennung ^Gross-Wlachien* 2um Unterschiede von Akarnanien und Aetolien,
welche Provinzen man »Klein-Wlachien« nannte. Die M. aber hiessen im Mitlei-
alter »Maurowlachenc d. h. schwarze Wlachen und waren ein rauf- und raub-
lustiges Volk, voll Muth und anderer kriegerischer Tugenden und gewissermassen
der Schrecken ihrer Nachbarn. Hauptsächlich waren sie Beigbewohner, welche
die Ebenen nur in sofern unter ihre Botmässigkeit brachten, als sie in denselben
durch Gewaltthätigkeitcn die Bevölkerung in Angst und Nachgiebigkeit erhielten.
Fin Theil dieses nomadiscfi lebenden VolVes v/nr zu Anfang des dreizehnten
Jahrhunderts noch nicht zum Christcnthuni bekehrt worden und wetteiferte an
Grausamkeit mit den Skythen und Bulgaren; sie waren, wenn es sich um Raub-
züge handelte, sehr oft Verbündete der letzteren. Seit jener Zeit sind die in
Griechenland lebenden M. sich atemlich gleich geblieben, ziemliche Barbaren,
jeder Civilisation abhold und nicht selten dem Räuberhandwerk ergeben. Lesen
und Schreiben sind ihnen fremd. Schulen haben sie sowenig wie Kirchen. Doch
schleppen ne Heiligenbilder mit sich, die in den Zelten und Zweighutten auf-
gestellt werden. Den Priester sucht man nur heim, wenn es sich uro eine Taufe
oder eine Trauung handelt. Die >T ireliören jetzt der orthodox-gnechischen
Kirche an, doch wird die TJthurgie in rumänischer Sprache gelesen. Die grie-
chischen, wilden M. halten ein gecebenes Wort, sind aber grausam, tuibulant,
raubsüchtig, und die Begriffe von Mein und Dein werden unablässig von ihnen
verwechselt* In Hellas kaqn man sie als wahre WaldverwUster betrachten; jene
in Phthtotis und Akarnanien sind leidlich wohlhabend und haben zahlreiche
Herden; jene in Btfotien und Atttka sind arm, und manche verdingen sich als
Hirten auch bei griechischen Landleuten. Alle aber hängen unter sich zusammen
und suchen von der Behörde n^öglichst unabhängig zu bleiben. Die einzelnen
Sippen oder Clans dieser M. bestehen aus 50 — 100 Familien, aber nicht mehr.
Solch eine Gruppe hält sich gesondert von den übrigen und bildet mit iluer
Herde eine »Stanic. Während der VVanderziige schlagt sie Zelte aus grobge-
webtem schwarzen Ziegenhaar auf, da, wo sie überwintern, hausen sie in Hüllen
aus Baumzweigen. Ihre Habe bergen sie in grossen Wollsäcken, welche als Er-
satz flir Kofler und Schrank dienen und jeden Augenblick auf ein Lastthier ge-
laden werden können. Jede Stani hat einen Häupding und wird nach demselben
benannt. Seine Würde ist erblich, er steht als eine Art von Hirtenkönig da,
und seine durch die Zeit geheiligte Gewalt ist nicht unbedeutendi Er ist alle-
mal der reichste Mann und besitzt manchinal die Hälfte des gesammten Vieli-
standes, welches zur Stani gehört. Sein Amt verwaltet er fricdlicl!, aber rühmt
sich, dass seine kriegerischen Vorfahren dasselbe mit dem Schwert erworben
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hätten. Die M. bezeichnen ihn als Tschelingast, die Griechen als »Skuteris«.
Er schlichtet etwaige Zwistigkeitcn in der Sippe, vertritt dieselbe gegenüber den
Behörden und bekommt als Entschädigung (Ur seine MtUiefrakung von jedem
Mann jährlich ein paar Drachmen. Ueber gemeinschaftliche Ausg^iben verhandelt
er mit den Adtesten, welchen er auch Recfanwig ablegt; gemeinschaftlich mit
ihnen besorgt er die Umlage der Steuern, und zahlt selber einen Betrag, welcher
der Zahl seines Viehes angemessen ist. Ein ganz, andere'^ und erfreulicheres
Bild gewähren die M. im Pindusgebiele. Dort bat der M. sich wesentlich ge-
ändert, denn er ist ein fleissiges, friedliches, geistig mit vorzdglichen Anlagen
ausgestattetes Individuum geworden, dem es weder an Anstelligkeit noch an
persönlichem Muthe gebricht. Allerdings unterscheidet man auch hier sesshafte
und vfetttnchttretbende, welche letstere in SUd- und Mittel-^Albanien ein nomadi-
sirendes Leben führen, weshalb der M. von den Albanesen >Tsdiol}anc d. h.
Hirt genannt wird. Die schönen, fieckenfthnlichen Dörfer der M. sind im Sommer
gans veröde^ und es bleibt oft nicht eine Seele zur Bewachung der unrer"
schlossenen Häuser zurück. Erst im Winter steigen die Nomaden mit ihren
Herden von den Höhen herab, um die wärmeren Kfistenebenen aufzusuchen.
Sie hausen dabei gleirhfalls unter schwarzen Zelten oder in Hütten aus Baum-
zweigen; sie haben Weib und Kinder bei sich, das Pferd tragt Gepäck, Haus-
rath und Zelt. Mit Anbrucli des Winters kehren auch die Familienväter zurück,
die als Whthe an den Heerrtrassen, als wandernde Waifen- und Goldschmiede,
als Maurer, Schneider, Kürschner und dergl. in weiter Feme den Sommer an-
brachten. Die m. Steinmetzen aus der Gegend von Castoria sind sogar in der
ehemaligen österreichischen Militärgienzc als Strassenbauer anzutreffen. Als
Schlächter und 1: l;^:^ieder findet man die M. nicht nur überall in der Türkei,
sondern auch in Serbien und im Temeser Bannte Xeben der Viehzucht wird
von den M. der Ackerbau nur unbedeutend betrieben, l'm so grössere Betrieb-
samkeit entwickelt das Volkchen auf industriellem und kommerziellem Gebiete.
So verfertigen die Findus-M. prächtige mit Gold und Silber eingelegte Waffen;
sie erzeugen femer Bedier und Gefilsse aus Edelmetall und sind als Gold-
schmiede von Kusdiewo weit bekannt: sie sind vorzügliche Schmiede und noch
viel tüchtigere Baumeister, als welche sie weit und bieit anf der Halbinsel ge-
sucht sind. Ausser Konstantinopel, Athen und Belgrad sind sie die einzigen
Architekten der Balkanländer, welche auch in den genannten Städten das niedere
Bnuhandwerk monopoH'^ti^rh betreiben, aber auch die schwierigsten A\?fgabcn,
die Erbauung vielbogiger Stcmbriicken, von Kuppeln und Gewölbeanlagen leicht
mit Hülle ihres angeborenen Scharfsinnes /.u lösen wissen. Nicht minder rührig
zeigen sich die M. als KauAcute, und zwar weisen sie nicht nur unbedeutende
Krämer aui; welche über die ganze Levante aerstieut angetroflen werden, sondern
sie bilden die Elite des Kaufmannsstandes in Bulgarien, Makedonien, Thrakien
und Albanien. Durch die angeborene Wanderlust und sein Anpassungsvermögen
hat der M. freilich den Nachtheil, dass mit der Zeit seine nationalen Eigen-
thümlichkeiten verwischt werden und er das Wesen jenes Volkes annimmt, mit
welchem er hauptsächlich verkc' rt, wie er denn auch in der Heimath sich leicht
die Sprachen jener Völker aneignet, unter denen er wohnt. V. H.
Makkanka oder MakraV-.T, s Niamniam, v. H.
Mäklak. So viel wie KiaumUi (s. d.). v. H.
Maknawi. Bewohner der arabischen Landschaft MaktM, kömien nidit im
entferntesten filr Nachkommen der Midianiter oder Nabatäer gelten; sie sind
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Ma-kolokue — Makrele. »67
Dschttheini» nach deren Unterstämmen sie sich Fawaidah, Zubaidah und Rhama-
zani nennen. Bei ihren Nachbarn gelten sie als iKhadamin« d. h. Sklaventribus,
wie die verachteten Huteim (s. d,). Sie zahlen den »Achwäc (Fieundschafts-
tribut) an die Imran Huweitnt und die Maazeh; die Tageitat-Hiiweitat fordern als
Kopftaxe von ihnen eine feine BinsenuiaLte. Die M., bis 1866 über 100 Zelte
Stark, lagern jetzt meistens bei Aynunah, wenige su Makna unter dem Sdiutse
der Ukbahp doch stellt ihnen F. R. Burton noch eine gttnatige Zukunft in Aus^
siebt V. H.
Mapkolokae. Stamm der Betschuanen (s. d.). v. H.
Makololo, s. Makalolo. v. H.
Makombe. Afrikanischer Stamm im Sarobesibecken. v. H.
Makookobi« 9. Matebele. v, H.
MakoUu Idiom Sttd-Afrika'Sp welches den Uebergang von den Lunda- zu den
M.'Bunda9prachen bildet v. H.
IVbknto oder Makkarika, s. Niamniam. v. H.
Makrele SS Scomber, Akt., L. Gattung der Stachelflosserfisch&milie S^m-
bridae (Makrelen): Körper meist verlängert, nackt oder mit kleinen Schuppen.
Rückenflosse mit wenig entwickeltem, zuweilen fehlendem Stacheltheil, der weiche
Theil der Rückenflosse oft in falsche Flossen (Flösschen) aufgelöst. Schwanz-
flosse meist gabelförmig. 29 Gattungen mit ca. 110 Arten, alle im Meer.
Gattung Scomber, Art., Makrele, Körper gestreckt, wenig zusammengedrückt, fast
spindelförmig, mit kieinea überall gleichen Schuppen. 5—6 kleine Flösschen
hinter der zweiten Rflcken- und der Afterflosse. Brustflossen kurz, z Hautleisten
an den Seiten des Schwanzes, iz Arten in den gemässigten und in den tropi<
sehen Heeren. St. s^mbir^ L., gemeine Makrele. Rücken dunkelstablgrau, mit
ca. 30 schwaizblauen Wellenstreifen* Seiten und Bauch silberglänzend. 30 bis
60 Centim. ca. 200 Pförtneranhänge am Magen. Trotz ausgezeichneten Schwimm-
vermögens hat die Art keine Schwimmblase, während andere Arten wie Sc.
pueumatophorus, Del.^vr., eine solche besitzen. Die eigentliche Heimath sind die
Küstenländer Spaniens, Frankreichs und F.nglands. Vom Mittelmccr dringt die
Makrele bis in s schwarze Meer, von England bis Norwegen und selbst in die
Ostsee. Auch an der Ost'KQste Noxd-Ameiika's findet sie sich. In der LebenS'
weise gleicht die Makrele in mancher Beziehung dem Häring. Auch sie ist ein
Strichfisch» welcher in der Regel zweimal im Jahre sich der Kttste nähert, sonst
aber auf hohem Meere seiner Nahrung nachgeht. Im Frühjahr (bis Juni) kommen
sie in Schaaren gegen die Küste, um zu laichen, und zwar schwimmen nach
Sa?^s die Eier frei an der Oberfläche. Meist an der Oberfläche des Wassers da-
hineilend glänzen diese Fische, besonders in dunkler Nacht, weithin sichtbar.
Die Herbstschaaren ziehen den Häringen nach, von diesen sich nährend. Das
Fleisch ist sehr geschätzt, verdirbt aber leicht. Die Römer bereiteten aus dem
faulen, mit Blut und Eingeweiden vermischten Fleisch eine abscheulich riechende,
aber pikante, theuer bezahlte Brtthe, das garum. Der Fang der Makrelen ge>
schiebt mit Treib- und Zugnetzen, sowie mit Angeln in grossartiger Weise. Im
Norden Europa's werden sie meist frisch gegessen, im Mittelmeer auch einge-
salzen oder marinirt. Bei Nizza wurden 1852 mit einem einzigen Zuge 3000 Kilo-
gramm eingebracht. Die ersten Ladungen erzielen selir hohe, die späteren ver-
hältnissmässig niedere Preise, da wo die Fische eben nur frisch gegessen werden.
Im Jahre 182 1 wurden bei Lowestafle an i Tage für 5200 Pfd. St. gefangen.
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Mikrelcnhecbt — Ms-Imb.
Andere europäische Arten von geringerem Belang sind St, eaiku, L., und Sc,
piuuwiaiafhorus, Delarochb. Klz.
Mnkrelenhecht, s. Scomberesox. Kl7.
Makremi oder Makkrami. Heidnisr^ i Stamm Arabiens, nordwärts von
Sana. Ihr Scheich soll ihrer Ansicht nach die Pforten des Paradieses nach Ge-
fallen üftnen Vfinnon, wcsslialb er reichlich beschenkt wird. v. H.
Makrokephalen. Unter diesen Grossköpfen verstand Hippokrates durch
künstliche Deformation besonders lang geuiachie menschliche Schädel. Nach
PuNius kommen solche »Grossköpfe« besonders an den Kftsten des schwarten
Meeres vor. K. £. von Baer fand solche kttnsUich verlängerte Schädel in den Kur-
ganen und Grabstätten der Halbinsel Krimbei KertscheaPonticapaeon. Seither fiutden
sich solche Grossschädcl auch in alten Grabstätten l^ngarns, Süd-Deutschlands und
des Rheinufers. Zahlreich finden sich solche Schädel auch in Süd-Amerika, be-
sonders in Peru und Mt-xiko. Nach Toroufmada stand das Recht künstlicher
Kopfbildung in Peru nur dem hociisten Adelsrange zu. Vcrgl. J, Ranke: »Der
Menschf, i. Bd., pag. 174—176. C. M.
Makrokephalie (Qrossköpfigkeit). Dieses Wort hat G. Jagek m seinen
Schriften angewendet zur Bezeichnung des, höher entwickelte Organismen von
niederen unterscheidenden Charakters» der darin besteht^ dass der Kopf dem
ttbrigen Körper gegenüber relativ grösser ist als bei weniger hoch entv^elten,
welche letzteren desshalb alsMikrocepalen (Ober die patiiologische Bedeutung
dieses Wortes s. Art Mikrocephalie) bezeichnet werden. Bei diesem Gegen«
sritr von mnkrocephal und mikroceplial inuss jedoch zweierlei auseinanderccl altcn
werden, nämlich ob die Grossköpfigkeit von einer höheren Masseneni vicklung
des Gehirns und seiner Kapsel oder von einer grösseren Ent'^ u klimg des Ge-
sichtsschädels herrührt. Ist ersteres der Fall, so ist dies ein Kennzeichen und
Charakter für höhere Entwicklung auf geistigem und nervösem Grebiet und
G. Jäger hat für diesen Fall die Bezeichnung »MakrencephaUesgrosshtmig
(enkiphahst das Gehirn) gebraucht. Die fortschreitende Entwicklung von der
Mikrencei)halie zur Makrencephalie zeigt sich am deutlichsten in der auistdgen-
den Reihe der Säugethiercntwicklung. Den zweiten Fall, bei dem der Ge-
sichtsschädel eine relativ grosse Entwicklung erlangt hat, nennt G. Jäger Mak r o-
prosopie, und ftlr sie gelten folgende Regeln; a) grossgesichtig ist das er-
wachsene Thier gegenüber dem junpcn; bl grosse Thierarten gegenüber kleinen
Thieiarten der glciclien Gailung und beim Menscnen Riesen gegenüber von
Zwergen; c) tritt die Makroprosopie als Gebrauchswirkung auf, d. h.: Gesdiöpfe,
welche mit ihrem Gesichtsschädel relativ grössere mechanische Arbeit zu ver-
richten haben, s. B. durch Kauen, Wühlen, Kämpfen etc., haben einen relativ
grösseren Gesichtsschädel als solche, die mit diesem Körpertheil geringere mecha-
nische Arbeiten zu lösen haben. Dieser auf den Gebrauch zurückzuführende
Unterschied tritt nicht bloss bei verschiedenen Thierarten auf, sondern kann sich
auch innerhalb einer Species entwi keln. Z. B, haben alle Hausschweine, welche
Stallfütterung mit weichen und flüssigen Stoffen pcnicssen und nicht wühlen
können, einen relativ kleineren Geäicbtsschädei als die zahmen Waideschweine
und vollends als das Wildschwein. Derselbe Gegensata kommt auch beim
Menschen vor. Starke Esser haben en^n relativ stärkeren Gesichtsschädel und
ebenso Leute, die namentlich im wachsenden Alter von harter Nahrung sich zu
ernähren hatten* J.
Mopkoa« Zahbeiches Bantuvolk, nördlich vmi den Kafiero an der Küste
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Ma-kaa.
369
von Mosambik, welches sich vergifteter Pfeile bedient, die Zähne spitz feilt und
der Anthroi)ophagie beschuldigt wird. Körperlich eine der wohlgebildetsten afri-
kaniichen Rassen, ausgezeichnet durch besondere Vorliebe für Taltowirung.
Die M. zerfallen in vier grosse Abtheilungeo: die unteren M., die Lomwe oder
oberen M.; die Mana und die Medo. Von den beiden letzteren ist noch nicbts
Genaueres bekannt doeh mögen sie sich in keinem wesentlichen Punkte von
den beiden ersteren unterscheiden, höchstens nur durch einige dialektische Ab-
weichungen, sowie durch andere Stammesmarken und Charakteristiken. Letztere
sind bei den unteren M. und den Lomwe unter den verschiedenen Untcrab-
theÜungen sehr wechselnd; die Abzeichen der Weiber sind leichter gehalten und
weniger zahlreich als jene der Mätiner. Je weiter nach Westen, desto spärlicher
und leichter auch die ruLtowirungcn, ja bei den Lomwe fehlen sie untunter ganz.
Der M.-Stutzer sammelt und bindet sein Haar mit feinen Bändern aus Mlamba-
wurzein sauber in 6 Ikfillim. starke Strähne, welche steif wie kurze Ruthen vom
Kopfe abstehen und nur an der Wurzel beweglich sind. Auf die Enden der-
sdben werden dann Bündel grosser rotl^er Perlen gesteckt. Die 'V'orderzähne
werden gewöhnlich spitz gefeilt; die Weiber tragen in der Oberlippe eine
Art >Pelele,« eine Scheibe oder einen Cylinder, der mitunter bis an die Nase
reicht. Die sehr beschränkte Tracht ist überall die gleiche. Wo Zcu?: zu haben,
tragen die Männer einen bandartigen Streifen um die Hüfte, an wclcitem hinten
und vorne Lappen von 25 — 30 Centim. hängen; die am vollständigsten be-
kleideten Wdber winden sich ein Stttck um den Leib, das bis zu den Knieen
reicht. Wetter im Westen treten Thierfelle an die Stelle des Zeuges. Messing-
ringe um Arme und Beine ^nd der unterscheidende Sdimuck eines Häuptlings
und seiner Frauen. Weiber aus dem Volke tragen oft einen Perlcnkranz um
die Stirn, jUngere einen Perlenwulst, roth und schwarz, um den Hals. Zum
Grussc biegt sich der M. nach vorn, streckt beide Arme in einem spit/cn Winkel
vom Körper ans und schlägt zweimal oder öfter, je nach der zu erweisenden
Ehrerbietung die Hände zusammen. Der Häuptling lebt allein unter seinen
Weibern; seine »Baraza« für officielle Audienzen liegt stets ausserhalb der Um-
friedigung seiner Wohnung. Die Weiber kochen, brauen aus Mais den »Pombec
und warten ihm beständig auf. Besucht er einen Fremden, so begleiten ihn oft
einige derselben, mitunter sogar als Schwertträgerinnen. Der Weiber hat er bis
zu 100— soo, und um einen Begriff von der Wichtigkeit eines Häuptlings zu
geben, sagt man: er weiss nicht, in welcher Hütte er schläft. Die WeiberbQtten
sind in Vierecke gcthcilt, in deren jedem 30 — 40 Frauen wohnen, 4 — 5 in icdcr
Hütte; in periodischen Zwischenräumen begiebt sich der (itl.icicr von der einen
zu der andern, was durch ein grosses Schlagen der Trommeln gefeiert wird.
Der M. ist ein leidenschaftlicher Freund vom öffentlichen Sprechen; sonderbar
ist, dass den Redner stets ein Zweiter begleitet^ welcher zu gleicher Zeit sich
erhebt^ znvördest in hohem Falsett um Aufmerksamkeit bittet und bei jeder
Pause des Sprechers, unter Variationen damit fortfährt Die Tänze der M. sind
weder graziös noch in ihrem Charakter zart; manche Bewegungen sind absieht*
lieh verftthrerisch. Der M. scheint einen schattenhaften Glauben an eine all-
mächtige r.ottheit, »Mlugu« zu haben, erweist aber weder ihr noch ilirem Ab-
bilde irgend welche Anbetung Dngetren glaubt er an böse Geisler, die unter
den Lebenden herumstreichen und denen er alles Böse, auch den Tod zuschreibt.
Sein Helfer in der Noth ist der Zaubeidoctor. Von einer unsterblichen Seele
im menscblichen Körper weiss aber der M. nichts; den Tod hält er filr ehien
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Makuii — Mnlaca*.
ewigen Schlaf. Die Häuptlinge werden in sitzender, die andwo m fiegente
Stellung bestattet. E$ giebt eine Menge kleiner Despoten, deren Wort in ihrem
Machtbereiche als Gesetz gilt. Den mächtigsten stehen einige Unterhäupttii^,
zur Seite, welche geringere Zwistigkeiien schlichten, doch können die Partien
stets an den Oberhäuptling berufen. Absichtliche Crausamkeit kommt nicht vor;
um Schuld oder Unschuld des Angeklagten festzustellen, wird in zweifelhnften
Fallen der giftige Absud einer H.iuiiirinde zu trinken gegel)en, und zwar, wenn
es sich um keine Person handelt, einem Hunde. Beschneidung wird oft, aber
nicht regelmässig geübt und scheint im Belieben des Ein^elnen zu stehen, v. H.
Makos. Indianerstamm SQd-Amerika's am Japura. Die M. schweifen nnab*
lässig umher, plttndem, wo sie können, sind immer in Hunger und Dürftigkeit,
klettern katzengteich auf die höchsten Bäume, um die Eier aus den Vogelnestern
zu holen oder die Jungen zu verzehren; der Nachen ist ihre Lieblingswohnung
und bei Nacht bestehlen sie gerne die Pflanzungen der andern Indianer. Sie
essen vorzugsweise reite Wurzeln ttnd grfJnc liaurnfrttchte. v. H.
Makuschi oder Maciisi, die zalilreichsle und am weitesten verbreitete In-
dianervölkerschaft im oberen Ciebieto des Rio Branco in Süd-Amerika, haben
ihr Revier grüsstentheils in dem /wischen Brasilien und Britisch Guyana gelegenen
Savannenlande, zwischen dem Tokutu und dem Essequibo. Sie gehören zu den
schönsten Indianern Guyanas und sind ausgezeichnet durch tiiedfertige, milde
GemQthsart, Betriebsamkeit, Reinlidikett und Ordnungsliebe und eine an Vokalen
reiche wohlklingende Sprache, die sich jener der Guck (s. d.) nähert. Sie Inlden
obgleich nur zu Banden von wenigen l amilien vereinigt, doch mehrere, grössere
Gemeinihchaften und sind in ihrer Lebensweise Halbnomaden, indem sie zwar
Ackerbau treilicn und Mandioka, Yams, Bananen, sowie den l^rucustrauch an-
bauen zur Gewinnung der rothen Farbe, womit sie sich den Köri)er zum Schutze
gegen die Moskiten beschmieren, aber sobald das Revier an Wild und Fischen
ärmer erscheint, ihre leicht zu errichtenden HQtten aufheben und sich an eimma
anderen, oft weit entfernten Orte niederlassen. Die M. sind berUhmt wegen des
von ihnen aus Strychnosarten bereiteten Urari-Pfeilgittes, welches einen gesuchten
Handelsartikel abgiebt. Die M. haben eine lichtere Hautfarbe als die Kafiem«
Stämme. Von Figur schlank und cbenmässig, haben ihre Züge viel Angenehmes
und sogar Schönes, wozu die edle Bildung der Nase von meist römischer Form
viel beiträgt. v. H.
Mal, s. Paharia. v. H.
Malabaren oder Malayala. Dravidavolk der Malabarküste in \ ordcnndicn
an der Westsdte der Ghats von Mangalor bis gegen Trivandram; sie sprechen
eine der Tuluva nahe stehende Sprache, die aber mit der tamuliscben die meiste
Verwandtschaft hat. Die M., etwa 4 Iffiffionei stark, bekennen sich zum Bmh-
nrtaismus, besitzen aber doch manches Kigcnthttmliche in ihren gesellscbafUichen
und kirchlichen Verhältnissen. Die Brahmanen sind im allgemeinen sehr ange*
sehen, das meiste Ansehen unter denselben gcniescn jedoch die Namburi, welche
für die ursprünglichen Figenthiimer des Bodens gellen, in dem »TamburkaU ein
erbliches Oberhaupt besitzen und ihre übrigens nicht sehr zahlreiche Kaste stets
rein zu erhalten suchen. Eine andere zahlreichere Brahmanenkaste sind die
Pultar. Den mitchtigsten Theil der Bevölkerung biUen die Nair (s. d.). v. H.
Malabasi Unklasnfizirter Xndianerstamm Neugianada's, in Esmeralda. v. H.
Malacas. Nach Capbllo und Ivsns, Neger des südöstlichen Ctntral-
afrika. v. H.
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Maltehim — Malaoodennat«.
«71
Malachius, Fap. (gr. weich), Warzenkäfer, eine zu den Tchphoridae Ma-
gehörende Gattung kleiner grüner und meist loth gezeichneier Weich-
käferchen, die an der Klauenwurzel mit Hautläppchen versehen sind und aus
den Körperseiten rothe Bläschen hervortreiben können. Sie leben auf blähenden
Pflanzen, und von den über hundert Arten, unter denen 33 europäisch dnd, ver«
aehrt eine» der M< aeneus, Fab., die Larven des Rapsglanzkäfersy JiiiUgetkes ae-
mus. E. Tg.
Malaoobdellidae (griech.^ weiche Blutegel). Bisher zu den Blutegeln, Dh'
cophpra , gerechnet. Rüssel ol-ne Stachelnpparat; Körjiermuskulatur niis zwei
Schichten bestehend, einer äusseren Ring- und einer inneren Längs-Muskcllage.
Darmkanal einfach. Zwei seitliche Nervenstämme im Kürj)er})arenchym verlaufend,
hinten durch eine Analkommissur über dem Anus vereinigt. Am hinteren Kürper-
ende ein breiter Saugnapf. — Halbparasiten, in der Mantelböhle verschiedener
Seemuscheln lebend. Neuerdings besonders von Van Benbdsn, Semper und
V. Kemnbl untersuche. Semper erklärt sie für Nemerttden. Kbnnel untersuchte
1877 im Kieler Hafen die in der Muschel Cyprina Isiatußca lebende Msda^-
dtüa grossa, O. F. Müller. Der Wurm fand sich in 70^ jener Zweischaler. Die
Eier werden innerhalb der Muschel abgelegt; die mit zwei Aiip;enflecken versehenen
Larven leben frei und wandern in die Muschel ein, deren jede nur einen solchen
Schmarotzer zwischen Mantel und Kiemenblalt beherberj^t und zwar nur als
Kommensalen, der mitisst, was zufallig der Wasserslrom hereinbringt, Infusorien,
Diatomeen, einzellige Algen u. dergl. Mit der Saugscheibe hält sich der Wurm
in der Muschel fest; sein Mund ist eine querstehende Spalte am Vorderende.
Zwei Gehimganglien scheinen als weisse Fleckchen durch. Der Rassel lässt sich
bis zum letzten Dritttbeil des Körpers verfolgen. Blamchard hielt ihn fUr ein
RUckengefass. Die Männchen erkennt man an den Testes, undurchsichtigen
Punkten zu beiden Seiten des Darmes. — Diese werden bis Millim. lang und
8 Millim. breit. Die Weibchen eben so lang, bis 13 millim. breit, sind schwach
orangefarben, wo die Männchen weiss. Die üvarialsäcke rechts und links vom
Darm sind graugrün und drängen, wenn voll entwickelt, den Darm beiseite. In
der Nordsee werden aber diese Parasiten noch grösser als in Kiel; daher beschrieb
O. F. MÖLLER dieselben aus Cyprina Iskmdko unter dem obigen Namen: Hiruth
grosso, BLAnmLLB fluid dieselbe Art (nach Kbmmel) in der gemeinen Mya inm-
fotm, erklärte sie aber, sowie Blanchard fUr verschieden. Hoffmann fand sie in
JPholas, Hesse in QtrJaim asuieaätm, Vbrril in Amerika beschreibt noch zwei
neue Arten nns AfvfT ar^nnrif! und Venus mercenaria. Wn.
Malacodermata, Kuw. 1851 (gr, weich und Haut). Weichkäfer, eine i)en-
tamere Käferfamilie, die sich durch die Weichheit des Korpers, namentlich auch
der Flügeidecken auszeichnet Die 10 — 11 gliedrigen Fühler sind faden- oder
borstenförmig, gesägt oder gekämmt, die Kiefertaster 4-., die Lippentaster 3gliedrig
der Unterkiefer aus s gewimperten Laden gebildet, die vorderen Httften treten
walaenförmig hervor, die hintersten erweitem sich nach der Schenketwurzel hin,
welche letsteren dem Seitenrande der Schenkelringe eingelenkt sindp die Schienen
sind mdit ohne Enddomen und alle Füsse aus 5 Gliedern zusammengesetzt, der
Bauch aus 6 — 7 beweglichen Ringen. Die Familie zerföllt in 5 grosse Unter-
familien: Lycidae, bei denen die Fühler auf der Stirn oder an der Wur/el der
schnabelartig verlängerten Mundtheile eingefügt sind und die Mittelhüftcn weit
von einander abstehen, die Lampyriäcu^ wo bei gleicher Fühleranheftung, aber
grosser Nähe unter sich, die Mittelhaften einander selir nahe gerttckt sind; bei
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Malacodermata — Malaicnbär.
den TeUphoridae stehen die Fühler weit auseinander; bei den beiden (Ibrigeo
sind die Fühler seiilicb, den Augen entgegen eingelenkt, bei den Drilidae ist
dns Ko[»rächi!d mit dem Gesicht verschmolzen, bei den Aüiyridae deutlich ab«
gesetzt. E. Tg. ^
Malacodermata = Aciiniaria (s. d >. Kf z.
Malacolepidota, Weinland (grieclt. = luit weicher Schale). Unter diesem
Namen fasst W. alle Taenien zusammen, welche weiche Eischalen haben. Die-
selben gehören vorsugsweise den Insekten fressenden Vdgeln und Säugethieren
an. Die StUrolipidota dagegen, d. h. Taenien, mit harten Eischalen, kommen
hauptsächlich in Menschen und in den Fleischfressern vor. OtTenbar hängt der
verschiedene Bau der Schalen aufs Engste mit der Kntwickelung der betretenden
Bandwurmarten zusammen, denn die F^iscbalen müssen in dem Magen der
Zwischenwirthe aufgelöst werden, damit der Embryo ausschlüpfen kann. Wd.
Malaconotus, Sws. (gr. malakos weich, notos Rücken), Buschwürger, Gattm.g
der Vogelfamilie Laniidae und typische Form der Unterfamilie Malatonotina^,
welche sich von den eigentlichen Wui^em durch rundere Flügel unterscheiden
(s. Laniidae). Bezeichnend sind für diese Gattung die sehr kurzen Fifigel, welche
angelegt wenig die Schwanzbasis ttberragen, und die dichte, wollige Bflnelbe-
befiederung. Der Schwanz ist so lang als die Flügel oder länger, schwach ge-
rundet bis stufig. Nach der Färbung, der Schnabel- und Schwanzform werden
mehrere Untergattungen unterschieden. Die typischen Biischwürger zeichnen sich
durch vorherrsc heiul grünliche, gelbliche oder rothe Befiederung aus. Die Arten
der Untergattung Dryosiopus, BtuE, hal)en scliwarzes oder sclnwirz und weisses
Gefieder. Die Form Poiiuitorhyiuhus, Büik, hat stufigen Schwanz, schlankeren
Schnabel, bräunliches Gefieder mit rothbraunen Flügeln und meistens schwarzer
Kopfplatte. Nkator, Hartl., ist kenntlich an dem gestreckten Schnabel und der
gelben Fleckenzeichnung auf den Flügeln, Vangf» Vmix., an dem Ulngeren und
stärkeren, dabei geraden Schnabel, Neolestes, Cab., i n geringerer Köipergr6sse und
verhältnissmässig schwachem Schnabel. Wir kennen etwa 60 Arten in Afrika und
Madagaskar. Erwähnt sei: M. olivaccus, Vieili ., und M. ( PomatorhyiuMm) trf'
ihropterus, Shaw., der i schagra, beide afrikaniscli. Rchw:
Malacopterygii, s. Malacopteri Weichtlosser, nach Aktedi undCi vitK eine
grosse Ordnung der Knochcnft^che mit nur gegliederten, ästig getheilten und
biegsamen Flossenstrahlen (s. Flossen). Joh. Müller bat diese Gruppe geschieden
in die Anaomthini und Physostomi (s. Geschichte der Fische). Klz.
Mdlacosporae, Gray. Die eine Hauptabdieilung der Kteselschwimme, mit
Eiern, die in einem weichen nicht durch Kiesehiadeln bewehrten »Ovisac« ent-
halten sind, oder durch Gemmulae, welche in der Schwammsubstanz zerstreut
sind. Den Gegensatz dazu l»ildendie Chlamydosporae mit bewehrtem »Ovisacc. Pr.
Malacostraca, I,atri:[i,i.k (gr. malakos weich, ostracon Schale), ein noch
heute vielfach gebrauchter Name, der die höheren Krebse umfasste; ursprünglich
nur die Decapoden, Schizopoden, Siumatopoden, Amphipoden und Uaemodipodcn,
dajin aber mit fortschreitender Erkenntniss der verwandtschafihchen \ criiaUnisse
allmilhlich ausgedehnt Uber die gesammten Schalenkrebse (s. Thoiacostraca) imd
Ringelkrebse (s. Arthro:traca). Ks.
Malacotfarix, Wagn. (Otot^St Smith), mit den Arten M, Meaudafa, Wagn.,
und M» iypkus, Sutth, südafrikanische Nagethierformen der Farn. Murina. Gerv.
Bairi . T-ichst verwandt den Arten von Merhnn, Ilug. (s. a. d.) v. Ms.
Malaienbär s. Ursus. v. Ms.
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«73
Malagassi, s. Malgaschen. v. H.
Malakozoa, s. Mollusken. E. v. M.
Malaneg. Tagalcnstamm der Philippinen mit besonderer Sprache nur in
der l'rovini Cagayan auf der Insel Luzon. v. H.
Maianfca. Einer der Stämtne der Maba (s. d.) v. H.
Malapteniras, hACtttütt, Zitterwels (gr. maiacas? weich» f/tron, Flosse, «ro,
Schwanz), Gattung der Welsfische (s. Siluriden), die einzige, bei welcher sich
Vorhandensein einer Fettflosse mit Fehlen der eigentlichen Rückenflosse ver-
bindet; durch Verwachsen der Kiemenhaut mit dem Isthmus ist die Kiemen-
spalte auf einen kurzen Schlitz rcducirt. Afterflosse kurz; Schwanzflosse abge-
rundet; BauchHossen sechsstrahlig; Brustflossen ohne Stachel; 6 Barteln; keine
Panzerung. Ein electrischcs Organ durchzieht unter der Haut den ganzen
Körper. Die SdUäge, die der Fisch damit nach Willkür austheilen kann, sind
idcht besonders kräftig, sie können wohl nur kleine Thiere geiährden. — Es sind
drei Arten der Gattung aus afrikanischen Flüssen bekannt Ks.
llalamuit» s. Peristedion» Ku.
Malaysia* s. Malabaren. v. H.
Malayen. Name der lichtgef^rbten, schlichthaarigen Bevölkerung der Inseln
des ostindisrhen Archipels und der SUdsee von Sumatra mit den umliegenden
kleinen Eilanden im Westen bis zur Ostcrinse! im Osten und von Forniosa und
den Sandu ichsinseln im Norden bis Neu-Sccland im Süden. Auch die Bewohner
der Halbinsel Malakka sowie die herrschende Bevölkerung von Madagaskar, die
Howa, «nd M. Nirgends haben aber Sprache und Sitten in ungetrübterer
Reinheit sich erhallen als auf Malakka, wo die M. mehrere selbständige Staaten ge-
gründet und durch indisdie und muhammedanische Einflttsse eine eigenthUmliche
Kultur und IJteratur erzeugt haben. Zu den M. sind auch jene Stämme zu
rechnen, welche in den inneren Theilen der Halbinsel wohnen und Orarg Benua
(s. d.) d. h. 5>Mcnscben des Eandes« genannt werden. Der Typus der Fest-
lands-M. ist nach Frikdru fi Mi li.ku: Körpergrosäc autVallcnd klein, 1,37—1,52 m.,
die Männer irnmer etwas grösser und schlanker als die Frauen. Schädel gleich
lang und breit, Hinterhaupt kurz und im Viereck verflacht, Gesicht rautenartig
und in gewissem Sinne flach, Backenknochen hoch und hervorragend, Unter-
kiefer breit und gleichfalls hervorragend, Nase kunt und (nach Bickmore nicht)
platt» Nasenflttgd sehr breit, Naseotöcher gross. Die Augenlider sind nicht so
weit gespalten wie bei der mittelländischen, aber auch nicht so eng geschlitzt
wie bei der mongolischen Racc. Das Auge ist schwarz und von mattem Glanz;
Mund gross und breit, mit dicken, aber nicht wulstigen Lippen. Haut glatt,
kupferbräunlich, mit einem Stich ins Gelbliche, etwa wie schwach gerosteter
Kaßee. Bart fehlt fast ganz, Hei^aarung der bedeckten Korpertlieilc schwach
entwickelt. Haare schlicht und grob, schwarz m\t cinom Stich ins Bräunhche,
Schenkel und Waden schwach und mager. Bei den Frauen sind die Brilste klein,
q>its und kugelig, der Busen wenig entwickelt,, oft ganz glatt. Der Grundzug
des malayischen Charakteis ist Verschlossenheit und Härte, die sich äusserlich
durch ein schweigsames, berechnetes Benehmen, ein gemessenes Betragen und
einen tiefen Ernst oflenbaren. Der M. ist äusserst leicht verletzlich in Bezug
auf Anstandsrücksichten und liebt es nicht, dass man ihm zu nahe trete, aber
er beobachtet auch ängstlich die Schranken, welche die Idee der freien Indivi-
dualität und des Standes ihm diktirt, wie denn durch Höflichkeit und rücksichts-
volles Benehmen der M. selbst einen gut erzogenen Europäer zu beschämen ver-
Zool., Anthropol. u. Ethnologie. Bd. V. lg
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«74
Halftycn.
möchte. Daher seine ceremomelleo Gewohnheiten, und in weiterer Folge edae
Wildheit, Unhändigiceit, sein unmenschlicher Blutdarst, der uch unC«r andern in
der Sitte des > Amok-Rennens« kundgiebt Der Beweggrund zu diesem Akt des
Wahnsinns liegt fast stets in der Schmach, welche die Familie eines Mannes be-
troffen hat. Er ergreift dann seinen »Kris«, stürzt in die Strassen hinaus und
ersticht jeden, dem er begegnet, bis er selbst erschlagen ist. ?^Meng amoki be-
deutet; wuthend angreifen. Auch die blutgierigen Kopfjäger auf Sumatra und
Borneo sind M. Durchwegs ein guter, unerschrockener Seemann, vertraut sich
der M. unbedenklich den schwankendsten Booten an, um darin weite Reisen za
unternehmen. Mit Recht hat man die M. die Normannen Asiens genannt; gerne
eigreifen diese Kosmopoliten Sttd>Astens jede Gelegenheit; fremde LSnder und Völ-
ker zu sehen. Dies gilt wenigstens von den See-M., dem jüngeren Zweig des
Volkes, welcher aber dadurch, dass er an die See niederstieg und ein Seeraub,
Seehandel und Schiffahrt treibendes, kdhnes Volk wurde, ein solches Uebergewicht
über deji alleren linidcrstamm der Berg-M. erlangle, dass er denselben auf Ma-
lakka, Sumatra, Celebes, Java überall verdrängte, wo nicht vernichtete, mit Aus-
nahme der Dayak (s.d.) auf Borneo. Fast ihr ganzes Leben bringen diese See-
M. auf dem Wasser zu, oft in jämmeriich kleinen Kühnen, in denen sie sich
kaum zur Ruhe ausstrecken können, und doch findet man in diesen »Sampan«
oft Mann, Frau und ein paar Kinder, deren Erhaltung lediglich von dem gMck-
liehen Erfolg ihrer Fischerei ahhfti^ Sie haben ganz die Sorglosigkeit ittr die
Zukunft, wie sie dem rohen, unkultivierten Leben eigen ist; sie sind durchaus
wilde Fischer, denen alle Milde, Freudigkeit und Behaglichkeit des Lebens fremd
ist. In der Lenkung der Boote sind die Weiber eben so geschickt als die Männer
und, wo CS eine kühne Unternehmung gilt, nicht die letzten. Der M. besitzt grosse
Beobachtungägabc, ist fremden Ideen in der Regel leicht zugänglich und nimmt
rasch fremde Sitten und Gewohnheiten an. Wenig entwickelt sind dabei jene
Gefühle und Tugenden, welche auf das Familienleben sich beziehen. Seinen
Kindern zeigt der M. zwar nur Gttte und Sanftmuth, aber die Famtlienbande
sind ziemlich locker. Prostitution, als Folge des stark ausgeprägten WoUusttriebes,
ist häufig und oft sogar von den Eltern des Gewinnes halber befördert. Hoff-
nung auf Gewinn ist eine Hauptleidenschaft des M., welcher zu Liebe er die
grösstcn Verbrecl-icn, Mord, Diebstahl, Lüge u. dergl. begeht. Hoffnung auf Beute
verleitet ilin zum Kriege, und Seeräuberei gilt ihm als ein ehrenvolles, ritterliches
Handwerk. Andererseits bemerkt A. R. Wai.i.ai^ k, dass der M. bei seiner phleg-
matischen und verschlossenen Sinnesart selten Uber (ieldeswerth einen Streit er-
hebe, weit eher vermeide er es, seinen Sdinldner an Bezahlung zu mahnen, ja
lieber verzichte er auf gerechte Forderungen, als dass er Händel deswegen be-
ginne. Als Krieger ist der M. tapfer und tritt mit ktthner Todesverachtung dem
Feinde entgegen, scheut sich andererseits auch ni^ht, seine Waffen zu vergiften
und spitze Bambupfähle im hohen Grase in die Krde einzurammen. Sic sind
stets bewaffnet, fortwährend im Krieg unter sich oder damit beschäftigt, ihre
Nachh.irn zu plündern. Weder die Freuden, noch liie l'ebel des Lebens emiifin-
dcn sie mit dem ruhigen Sinn und der Mässi^unp anderer Menschen. Nachlässig,
träge und sorglos, in den Augenblicken der Ruiie fast thierisch dahinbrütend, ist
der M. dabei grausam, rachsüchtig, knechtisch gegen Obere, hart gegen Niedere,
aber von tief religiösem Gefühl durchdrungen und mit bedeutenden geistigen
Anlagen ausgesuttet. Bei der weiten Verbreitung der Rasse, der Menge ihrer
Stamme, die in Sprache, Lebensweise und anderen Umständen vötßg von ein-
ander abweichen, kann übrigens, was von dem einen Theil der Rasse wahr ist,
von dem i?idern falsch sein. So werden die M. von Borneo als von sehr
schlechtem CJharakter jjeschildert. Sie Iti^en, stehlen, betrügen, haben wenig
Liebe zu Weib und Kind und bc^iuen eine unbeschreibliche Trägheit, i hcilnahms-
losigkeit und eine Unreinlichkeit sondergleichen. Die Bugi der Meerenge von
MakasHur and dagegen thätig, gewerbsam, untetnehmend und voll Energie. Am
Festlands "M. treffen wir im Unterschiede zu den Inselbewohnern vonsugsweise
jene Eigenschaften, die mit einem kühnen, der sozialen Stellung sich bewussten
Charakter verknüpft sind; ungemessene Leiden sclmftlichkeit. beinahe krankhaftes
Ehrgefühl, bis zur Tollkühnheit gesteigerte Todesverachtung, die manchmal in
Raserei ausartet, dabei aber auch eine gewisse Ehrlichkeit und Autrichtigkeit, die
sonst innerhalb der malayischen Rasse selten sind. Die Küstenbewohner schildern
manche Beobachter als sanft, zuverlässlich, gastlich, ruhig, trag, als Moslemin nicht
fanatisch, aber leidenschafilichc Spieler. Selbst die Sprachen, in denen die M.
ihre Gedanken ausdrücken, zeigen diese Eigenthttmlichkeiten — die der M. ist
die weichste und musikalischste der Welt. Der Bugidiatekt ist dagegen rauh,
tieftönig, breit, abgebrochen und rasch, wie das Volk, welches ihn spricht. Das
Malayische hat sich unter indischem Einflüsse frühzeitig zur Schriftsprache aus>'
gebildet und seit dem Eindringen des Islam viele fremde Bestandtheile aufge-
nommen. Die Kleidung der Männer besteht aus weiten Beinlsleidern, welche bis
ans Knie reichen, einem : Sarong« (einem kurzen, engen W'eiberrock, eigentlich
ein um die Lenden geschlungenes Tuch) und einem otTenen Kamiso), Um die
Mitte wird eine Schärpe gescldungen, an den Füssen tragt man Sandalen. Den
Kopf bedeckt entweder ein turbanartig gewundenes Tudi oder ein grusser Hut
aus Stroh oder Rotang. Reiche und Vornehme bevorzugen die. gelbe Farbe, be-
sonders in Seide, das Volk blauen Kattun. Ilbiber tragen den Sarong, manch-
mal auch eine von Knöpfen zusammengehaltene Jacke, als Schmuck Ohrgehänge,
Finger- und Armringe. Mit eingetretener Pubertät werden beiden Geschlechtern
die Zähne abgefeilt und sclnvarz gefärbt, oft auch mit kleinen Goldplättchen aus-
gelegt. Die Häuser stehen auf VHihlen und sind durchwegs aus Holz, in der
Regel ein Viereck von 30 Meter Länge, 6—9 Meter Breite und 2,50 - 3,5 Meter
Höhe. Der freie Raum unterhalb der Hütte dient als Stall für das Kleinvieh
und zugleich als Miststätte, indem man die Abfälle durch den aus Bambuslattcn
gefertigten Fussboden fallen lässt Die hauiitsüchlichsten Geiflthe ausser der
Kücheneinrichtung bestehen aus Matten und Mooskissen zum Ausruhen und
Schlafen; Fackeln aus Damaraharz, in Pisangblätter gewickelt, dienen zum Er*
leuchten während der Xacht. Mehrere zusammenstehende Häuser bilden ein
Dort* (»Kampong«) mit einer Erdmauer oder l'alissadierung umgeben, in der
Mitte mit einem freien, meist gepflasterten I'Iatz für die Volk«:versammlungen.
Die hauptsächlich vegetabilische Nahrung beschränkt sich auf Reis und, nur wenn
es an diesem fehlt, auf Sago, den sie in unerme>,slichen Mengen ausführen, da-
neben Fische. Fleisch wird nur bei festlichen Gelegenheiten genossen, und Salz
ist nicht aberall bekannt. Als Moslemin sind die M. in der Regel dem Trünke
nicht eigeben, doch nimmt man dort, wo europäische Sitten Eingang fanden, Liebe
zur Flasche unter dem Absdiaum der Bevölkerung wahr. Die heidnischen M.
bereiten verschiedene geistige Getränke: Falmwein (» i'oddyc) und Arak, und
halten es für zulässig, während gewisser grosserFeste sie im UcbermaasscÄU trinken.
Als Reizmittel sind Areka tmd Betel (hier ; IMnang-^ und Sirih t genannt) allge-
mein verbreitet Der Genuss den Tabaks kommt nur hie und da vor. Man hält
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M alajriscbe» Hidm.
zwei Mahlzeilen, eine um zehn Uhr Morgens, die andere um sieben Uhr Abends
und langt die Speisen mit den dtei eisten Fingern der rechten Hand aus den
Bambugefässen heraas. Die M. treiben vornehmlich Fischerei und Handel, Landbau
in grösserem Maasstabe auf Malakka. Ihre ziemlich bedeutende Industrie om-
fasst Weberei und Färberei, Ledererzeugung, Tischlerei und Drechslerei, Waffen-
fabrikation und Goldarbeiterkunst. Mit der Gewinnung und Bearbeitung des
Eisens sind die M. längst vertraut und sei einen auch selbstständtg auf die Be-
reitung des Stahles gekommen zu sein. Ihre Faluzeuge, »Prahu«, sind Meister-
stucke ihrer Art; auch zu andern technischen Leistungen sind sie geschickt und
anstellig. Zum Zimmern eines Bootes bedürlen sie bloss eines Hammeis, einer
Handvoll Nägel und einer malayischen Axt, ein Werkzeug, mit dem sie Wunder-
dinge verrichten. Die Grundlagen der altmalayischen Verfassung bildeten die
Familien (»Sukuc) mit ihren nicht erblichen, sondern wählbaren Oberhäuptern
(»Panghulu«), in deren Händen die eigentliche Regierungsgewalt liegt Sie sind die
Richter ihrer Familien, haben dieselben nach aussen zu repräsentiren und treten bei
drohenden Gefahren zur Beratung zusammen, worauf sie die gemeinsam gefasstcn
Beschlüsse den Familien mitheilen. Von diesen empfangen sie gewisse Naturalab-
gaben und Ciesclienke. Jede Suku hat ein Stück Land als Eigenlhum zugewiesen,
welches, unveräusserlich, den einzelnen Wirtiiscliaften pachtweise Uberlassen wird.
Betrefls der Erbfolge ist die Abstammung von der Mutter maassgebend. Bei vielen
M. herrscht noch das reine Matriarchat, wobei der Mann nicht der Grttnder des
häuslichen Heerdes, sondern nur Erzeuger der Nachkommenschaft ist Das Ver^
mögen der Frau ist flir ihn unantastbar und Eigenthum der von der Mutter ge-
borenen Kinder. Sein eigenes Vermögen erben nicht seine Kinder, sondern jene
seiner Schwestern und in zweiter Linie seine Brüder. Bei der Heirath wirbt die
Mutter der Braut um den Bräutiga^ für dieselbe. Ist die Familie der Braut reich,
und braucht der Bräutigam nichts für die Braut zu bezahlen, so hat er auch kein
Recht auf die Kinder. Giebt er jedoch ein Geschenk für die Frau hin, und be-
streitet diese ihrerseits die Kosten der Heiratli, so haben sie gleiche Rechte auf die
Kinder und das erworbene Vermögen. Hat aber der Mann Frau sich ge-
kauft, so gehören die Kinder und das Vermögen ihm und lallen nach seinem
Tode seiner Familie zu. Polygamie ist vielfoch üblich, besonders im Bereiche
des Islam, welcher die matriarchalische Familienverfassung übrigens schon viel-
fach in die patriarchalische umgewandelt hat. Die F'rauen sind treu in der Ehe,
rührig in der Besorgung des Hauswesens. National wafTen der M. sind das Schwert
(:'Klewang 0, der ■«Krise, von dem es mehrere Formen giebt, ein wellenförmig
gcwuridener Dolch mit einwärts gebogenem Hanc'grifF. Lanze, Schleuder und
Blaserohr mit kleinen, gewöhnlich vergtdcten Pfeilen sind jetzt schon zumeist
durch das Feuer^wehr verdrängt. Die M. sind seit d«n drdsehnten Jahrhundert
mit wenigen Ausnahmen durchwegs Muhammedaner; schon vorher hatten aber
Brahmanismus und Buddhismus die alten religiösen Vorstellungen überwuchert
so dass jetzt im Alltagsleben und in der Dichtung diese drei Elemente unver*
standen durcheinander laufen. Namentlich das Kapitel der Zauberei weist öit
ergotzliclisten Mischungen der verschiedensten VorsteUungskreise auf. Gespenster-
furcht hängt damit /usainmen. v. H.
Malayisches Huhn, Haushühnerrace, von schlanker Körperform, sehr steil
sich tragend, Kopf lang und breit mit raubvogelartig vorstehenden Augenbrauen-
theilcn und stark gekrümmtem Schnabel. Gesicht und Kehle fast ganz nackt
Kamm niedrig, compakt, in der Mitte der Länge nach meistens eingekerbt
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MMbyo*Polyiicsier — Matemiut
«77
Schenkel und I^äufe lang. Scbnltcrn stark hervortretend. Hals sehr Inn? mit
kurzen harten Nackcnfcdem ; aucli das Körperfrefieder kurz und hart. Die Färbung
ist schwarz, rothsclieckig und weiss (Napolconshühncr). Wurde in früherer Zeit
häufig aus Asien nach Europa eingeftihrt, ist in neuerer Zeit jedoch durch die
Cochms und Brahmas verdiüngt worden. Die Henne ist ein guter Leger. Die
Eier sind auffallend hartschalig. Störend ffir den Htthnerhof ist ihre Streitsucht,
welche auch die Hennen bethfttigen. Rchw.
Ifalayo-Polynesier. Seit Wilhelm von Humboldt's bahnbrechenden Unter-
suchungen über den Bau der Kawisprache und Prof. Buschmann's Forschungen
nimmt man ziemlich allgemein eine nahe ethnische Verwandtschaft der Mnlaycn
mit den hellhäutigen Menschen in» äussersten Osten des Stillen Occans an und
spricht deshalb, um dieses \'erhältniss mm Ausdruck zu bringen, von M.-F., eine
von Prichard eingeführte Benennung. Ch. Pickkking betrachtet es als ausge-
macht, dass die Polyncsier deiche Malajren sind, und als solche fassen sie auch
Friedrich Müller und Pbschbl auf; ersterer gliedert die M.-P. in Polsmesier,
Melanesier und eigentliche Malayen, letzterer ab'er unterscheidet asiatische und
polynesische Nfalayen. Jllngst haben endlich Dr. Rud. Krausk's Messungen auch
die kraniologische Verwandtschaft der Polynesier mit den asiatischen Malayen
jedem Zweifel cntrilrkt. Dagegen erhebt sich der englische K'duKilogc A K. Keane,
welcher die l'olynesier als eine besondere Kace auffasst und den Namen M.-P.
als höchst unglücklich gewählt verwirft. v. H.
Malbala, Zweig der Guaycuru am Rio Bermejo in Paraguay. v. H.
Malbruck, Munga, HutafTe, s. Inutts, Gcofpr. v. Ms.
Maldittbii, Völkerschaft im alten Maiiritanien. v. H.
Malooae, kleine, von Pumus erwähnte Völkerschaft im Innern TJbyens. v. H.
Maldaoidae, Sav., gleich Cfymenidae, Quatrefages. Farn, der kiemenlosen
BorstenwOrmer, CMaei^da abranchiata. Leib rund, lang gestreckt, Segmente
deutlich aligcsctzt, von verschiedener T.änge. Anus von Papillen umgeben,
in einem 'IVichter liegend. Kopilappen nach vorne geneigt, Mundseginent mit
Borstenbundeln ; der Mund selbst unbewaffnet. Seitliche Segmentfortsätze in zwei
Zeilen angeordnet. — Sie bauen sich Röhren aus Sand und kleinen Mdschelchen,
Hierher die Gattungen: Maldane, Sav., M. gUbi/ex, Grube. Lebt bei Tricst m
kugelförmigen Thonhluschen. — Clymene, Sav., pflanzt sich nach Ehlers' Beob>
achtungen auch ungeschlechtlich fort — Amumhares, Grube, bei denen der
Kopflappenl in Veristelui^ien ausläuft. Afyrheheki Schmarda, von der Chal-
lenger-Expedition aus einer Meerestiefe von 3900 Faden zwischen Teneriffa und
St Thomas gefischt. — Wo.
Malemiut oder Maleigmiut, Malainnit, falsclilich Malemuten genatnit. Ininiit am
Nortonsund in Aljaska; ihr östlich.ster Sitz ist Attenniint, ihr wesdit hster jenes l'liiss-
chen, welches sich nördlich in die Spafarawicwbai ergie.sst. Die M. vermischen sich
häufig mit den Ka\iagmiut, weshalb Whvmper sie als ein und dasselbe Volk be-
zeichnet Die Oberkleidung der M. besteht aus einem »Parkt, einem Pelz, der
hemdartig geschnitten, mit langen Aermeln und einer Kapuze versehen ist. Hosen,
Stiefeln und Socken «nd gleichfalls aus Pelz verfertigt und die Kleidung bis*
weilen mit Pelz von Wolverine (Guh Lmfus) verbrämt. Die M. hausen in unter*
irdischen Gruben, in die man durch einen kleinen Tunnel auf den Knien hincin-
rufschen muss. Nur das Dach erhebt sich tiber dem Boden und !iat in der Mitte
eine Oeffnung zum Abzüge des Rauches. Neben jeder Hütte stehen Slangen-
gertiste, oben mit einem kleinen Hause oder Käfig, zu dem man auf einem ein-
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Malentozoaria — MalgaS'Chen.
gekerbten Baumstamm anstatt einer Leiter hinaufsteigt und wo man alle VoRtdie
in Sicherhett bringt. Ausser den Familienwohnungen erbauen die M. gtüaten
Räume, die zu Versammlungen sowie zu Tanzvergnttgungen dienen. T-etztere
finden nur im Winter statt und bestehen aus pantomimischen Darstellungen,
durch welche die I!cNvect!ngen und (re!)erden von Vögeln und von vierfüssigen
Thieren nachgeahmt werden. Beleuchtet werden diese sliallisalcii mit trüben
Thranlampen. Vor Beginn der Lustbarkeit machen die jungen Herren Toilette,
indem sie sich den Oberkörper mit einer Flüssigkeit waschen« die man in an-
ständiger Gesellschaft nicht zu nennen pflegt Dann bringen die Frauen Lebens^
mittel herbei; denn jede Familie besteuert sich ta dem Fiknik nach Krifteo.
Eröffnet wird das Fest mit einem Schmause; darnach beginnen die Tänze. Am
1. Januar wird an der Küste des Nortonsundes das Fest des »Versenkens der
Blasen ins NTcer? bcpran^fen. An der Vorderseite des Kascliim d. h. des Winter-
hauses werden auf Kiemen von Waiross- ncler Seehundshaut bis zu loo Blasen
aufgehängt, aber nur vini solchen Thieren, welche mit dem Pfeil erlegt wurden.
Diese Blasen sind mit allerlei phantastischen Figuren bemalt; vor ihnen hängt
aof der einen Seite eine Eule mit einem Menschenkopf und eine aus Holz ge-
schnitzte Möve. Auf der anderen hängen zwei Schneehühner. Die Eule schlägt
mittelst dniger Fäden, welche Uber dem Querbalken angebracht sind, mit den
Flügeln und dreht den Kopf; die Mövc stösst mit ihrem eisernen Schnabel ant
den Fussboden, als wollte sie Fische fangen; die Hühner aber laufen gegen ein-
ander, um sich zu kiissen. Auf der anderen Seite des Kaschim steht vor der
driilie, welche den (Jfen vcrlriit, ein 2 Meter langer mit trockenem Gras um-
wnndeiKr Pfahl. Den ganzen Tag über wird getanzt. Die Männer tragen eine
Art leichter sTorbasscns d. h. StaaUsbchuiic, die Frauen Rentierhosen und be-
musterte Parken mit Glasperlen und Ringen verziert. Nach beendetem Tanze
zupft der Mann etwas Gras von dem Pfahle ab, zündet dasselbe an, beräuchert
damit die Blasen und die Vögel und stellt dann den Pfahl zur Seite. Die M.
veranstalten dieses Fest zu Ehren des Meergeistes, ihres »Jugjakc. Ueber die
Bedeutung der einzelnen Gebrauche wissen sie keine Auskunft zu geben; sie
sagen nur: d.ns sei nun einmal so hergebracht v. H.
Maientozoaria, s. Chiton. K. v. ^^.
Malcpa, Reste eines unter den K;iffern lebenden \\>lkerstammes, der von
Norden dahin gelUichici ist. Die M. sind geschickte Kupferschmiede , dabei
Muhammedaner. Sie essen kein Wild oder lliiere, denen nidit die Halsadern
durchschnitten sind; sie haben Waschungen und beten, nachdem sie sich ge-
waschen, in weisse Decken gehüllt, haben auch in den Bergen besondere Gebets-
orte. Da die M. seit Jahrhunderten mit Arabern nicht mehr in Bertthmng ge*
kommen sind, ist ihr Islam allerdings schon etwas verblasst. v. H.
Maler, s. l'aharia. v. H.
Malesuri, s. Maljsoren. v. H.
Malgaschen oder Madegassen. Benennung für die Gesammtbevölkcnmg
der grossen ostatrikanischeu Insel Madagaskar. Sie ist etwa 3^ — 4 Millionen
Köpfe stark, und die grosse Verschiedenheit in der körperlichen Erscheinung der
Leute lässt auf verschiedene Abstammung der Bevölkerung, auf eine Zusammen-
setzung derselben aus heterogenen Elementen schliessen. Man unterscheidet
kraushaarige schwarze imd schlichthaarige olivenfarbige Menschen, von welchen
die ersten wohl afrikanischen Ursprungs sind und auch die Urbevölkerung der
Insel bilden dürften. Ueber diese nur in spärlicher Anzahl mehr vorhandenen
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BUieuM» — MalleiN.
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Negerbevölkerung hinweg ergoss sich dann später eine ^ur Herrüchaft gelangte
malayiscbe Einwanderungi und zwischen beiden Theilen fooden dann zahlreiche
Mischungen statt So stehen die M. sprachlich genotninen heute als Einheit da,
Jos. Mullens geht aber sicherlich zu weil^ wenn er die M. auch ethnisch ein
einheitliches Volk niolayischen Ursprungs sein lässt und jede Mischung mit afrika>
nischem Blute läugnet. Die M. lassen rieh im Allgemeinen in drei grosse Gruppen
bringen: die östliche, mittlere und westliche. Von diesen sind die Howa (s. d.)
oder nordlichen Centraistämme und die Betsiroisaraka (s. d.) oder östlichen
Küstenstämmc die hellsten; es folpcn in der Farbenskala die Hetsileo (s. d.)
oder südlichen Central- und die i anaia (s. d.) oder östlichen Waldstämme, wälirend
die Sakalava (s. d.) an der Westseite als die dunkelsten den Beschluss machen.
Die Statur aller ist etwas unter dem europäischen Mittelroaass, die Glieder sind
wohlgestaltet, die Bewegungen leicht und anmuthig. Obenan unter allen M.
stehen in Gesittung und Intelligenz wie auch in politischer Bedeutung die Howa.
Südlich von ihnen wohnen die Betsileo und weiterhin die ßara, von welchen wir
erst seit 1873 einige Kenntnisse ])esit/.en. Oestlith diesen beiden Stämmen
hausen die Tanala, ein Waldvolk, und die Tankay (s, d.), nördlich \un ihnen
die Sih-inaka (s. d.). Das eigentliche Volk der Ostküste sind die Hetsimisaraka,
wälirend man die sämmtlichen Stamme der Westküste als Öakaiava bezeich-
net* V. H.
Maliemes, dorische Bewohner des ganzen vom Spercheus durchflossenen
Kttstenstriches um die Thermopylen, Trachis, Heraklea u. s. w. v. H.
Malmlre, s. Mandingo. v. H.
Maljsoren orler Malesuri. Unter diesem Namen versteht man die albane-
Stschen Bergbewohner nördlich des Drin. Ein eigener Stamm, Namens M., existiert
nicht. M. heisst aber : Bergbewohner<. Die M. bilden keine geordneten Staaten,
sondern zertallen in zehn Stämme ('Fis«), deren jeder imabhangij? und selbständig
ist. Der Umfang des von den M. bewohnten Gebiets mag ungeiähr 2670 Quadrat-
kilom. mit einer Bevölkerung von 51500 Köpfen betragen. v. H.
llaliyirt s. Mulchers. v. H.
MaUeotos (Ehrinberg), Hämmerchen. Ein in der Geschichte der Zoologie
altbekanntes und vielbeschriebenes Wesen; abrigens keine Infusoriengattung,
sondern zur Entwickelung eines Saugwurmes, Trematoden gehörig, — durch
einen gegabelten Schwanz ausgezeichnet, dessen beide Theile wie ein Zirkel zu-
sammen und auseinander klappen ; daher der alte Mikroskopiker KicrmoKN ihn
das >Zirkelthier« nannte. Schon Nitzsch beschrieb ihn richtig als eine Co'caria
unter dem Namen C. furcata. — Lavalette St. Georges fand ihn sehr gemein
in Berlin im Sommer. Ihr hauptsächlicher Wirth scheint Aladina vhipara.
Lavalette besdireibt übrigens noch eme andere Art vtm Certarh mit Gabel-
schwanz und bildet beide in seinen Symbolae ab. Wd.
Malteolni» %, Skeletentwickluog. Grbch.
MoUeus (Hammer des Gehöroiganes), s. Höroigane- und Schädelent-
wicklung. Grbch.
Malleus (lat. Hammer), I,a.marck 1700, die Hammermuschcl, der pol-
nische Hammer, Meermuschel von eigenihümlicher Gestalt aus der l-'amilie
der Aviculiden, rechtwinklig auf den Sclilossrand langgezogen und schmal, olt
etwas hin und hergebogen, zu beiden Seiten des Schlossrandes geradlinige schmale
Verlängerungen, an die sogen. Ohren von Pecten erinnernd, eine klafiende Stelle
flir den Austritt des Byasus nicht unter dem vorderen Ohr, sondern im Schlosa-
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ato MaUi — Mallopbaga.
rande, unmittelbar vor den Wirbeln und der einiachen Ligamentgrobe; diese
Stellung zeigt, dass das sogen, vordere Ohr nicht demjenigen von Pecten ent-
spricht, sondern in seinem ganzen Umriss nur einen Fortsatz des Vorderrandes
bildet, der Rflckentand aber cigentlicli dicht vor den Wirbeln aufhört, indem der
Byssusausschniti moriilioluglbch der Vorder- und Unterseite der Muschel ange-
hört. Auffällig ist noch die geringe Ausdehnung der Ferlmuttersckichte an der
Innenfläche der Muschel, meist nur auf ^ der Höhe (schembaren I.änge).
vulgaris, Lamarck, schwarz, und M, albus, Lamarcki weiss sowohl aussen als
innen mit Ausnahme der Perlmutterschichte, beide bis so Centim., im indischen
Ocean und der Sttdsee, Mher hoch geschätzt und theuer bezahlt, namentlich der
weisse. Bei einigen anderen Arten sind die Verlängerungen der Schlosslinie viel
kürzer oder kanm angedeutet, diese gleichen dann im Umriss manclien Arten von
r^rna oder Vuisdia, sind aber leicht an der Lage des Byssusausscbnittes zu er<
kennen. K. v. M.
Malli, indische Völkerschaft des Alterthums, an beiden Ufern des Hjr-
draotes. v. H.
MaUücolIo, s. Neuhebriden. v. H.
MaOomonadiniilae, Kekt 1882. Familie der Cilioflagellaten; Geissei ter-
minal, m der Mitte eines kragenförmigen Cilienschopfes stehend. Fr.
Mallophaga, Nrn^K (gr. Wolle frest^cnd), Pelzfresser, Anoplura, Leacb,
Epizoa orthoptera, Nitzsch, Thierläuse, bilden eine Familie von Schmarotzern
auf Säugcthiercn imd Vöp^eln, die den bUitsaugenden Läusen in den Körper-
formen ähnlich siiul, ainr bcissende Mundiheile besitzen und keine saugenden
wie jene, sich aucli nicht vom ühitc ihrer Winhc cmalncn, sondern von den
Haaren, Federn und den Schüppchen der Epidermis, daher auch Haarlingc
und Federlinge genannt. Obschon sie von älteren und neueren Forsdicm den
Peäiculhun unter der Unterordnung Apttra bei der Ordnung der Schnabelkerfe
untergebracht worden sind, so gehören sie doch zu der Ordnung der Orthop-
leren. Der sehr verschieden geformte, vorgestreckte Kopf trägt in einer seit-
liehen Ausbuchtung 3 — 5 glicdrigc Fühler, hinter denselben je ein einfaches Auge,
dns auch fehlen kann, und am Hintcrrmvle unterseit'< die beissenden Mundtheile,
deren Hauptlheil aus hakenförmigen Kinnbacken besteht. Der Mittelleib lässt
in den meisten Fallen nur 2 Ringe unterscheiden, indem die beiden letzten mit
einander verschmolzen sind. Der 8— logliedrige Hinterleib ist häufig nicht deut-
lich vom Thorax abgesetzt und zeigt am Ende meist geschlecbtticbe Untervcbiede
in seiner Form. FlQgel fehlen immer, und die mebt zweizehigen Füsse laufen in
eine oder zwei Klauen aus. Die Fortpflanzung unterscheidet sich nicht von der
der Pedic ulinen. Die M. gliedern sich in 2 Sippen: 1. PMcptertd^ef Nn'CSCH,
mit fadenförmigen Fühlern und ohne Kinnladentaster. Die über 500 bisher bc«
kannten Arten sind auf eine Anzahl von Gattungen vertheilt, deren wichtigste
sind: Trichodectes, Nitzsch, Haarlinge, nur auf Saugethieren, wie T. latus, N.,
auf dem Hunde; sie haben alle dreigliedrige Füliler und nur eine Kralle an
jedem Fuss. Docop/wnts, Nnzscn, Kneifer, Balklingc, Fühler fünfgiiedng,
Fttsse zweiklauig, Vorderkopf nie auaiieschnitten, vor der FQhlergmbe otut be*
weglichen Stäbchen tBälkchenc (trabetuhtt) Ftthler ^ % gleich gebildet Körper
breit. Die Arien leben auf Vögeln aller Ordnungen mit Ausnahme der Htthno*,
Tauben und Laufvögel. Nirmus, NrrzsCH, Schmallinge, wie vorher, aber mit
schmalem Körper und ohne oder nur schwach entwickelten Bälkchen. Die sehr
zahlreichen Arten kben auf den verschiedensten Vögeln. G^iuodet, NnrzsGH,
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Malinignatle — Malpolon.
2$!
Eckköpfe, 5 glicdrigc Fühler, deren Grundglied nur beim c? stark entwickelt,
öfter mit einem Fortsat/e, deren drittes immer mit einem solchen versehen
ist; Körper gedrungen. Die neuerdings wieder auf mehrere (Jatlungen verlheilien
Arten leben vorhenschend auf Httbnern und Tauben. Goniatüies, Burmbister,
alles wie vorher, aber das verdickte erste Fttbleiglied und das dritte ohne Fort-
satB und die Hinterleibsspitxe Immer abgerundet beim Auf Tauben und
Htihnervögcln. Lipeurus, Nitzsch, Zangenlaus Fühler 5gliedrig, FUsse zwei-
klauig, Fühler, deren drittes Glied einen Fortsatz beim <S' hat, stark entwickelt,
vor den Kinnbacken eine halbkreisförmige Grube. Körper meist langgestreckt.
Die ungemein zahlreichen Arten leben auf allen Vögeln, besonders Wasservögeln,
und sind nur ausnahmsweise aut Kletttr- und Singvögeln bisher gefunden worden.
Noch 8 ancnarme Gattungen gel örcn hierher. 2. Lioth'.iäae, Nitzsch, besitzen
keulenförmige oder geknöpfte Fühler und Kinnladcntaster. Sie verlassen ihren
Wirth nach dem Tode« wahrend die vorigen sitzen bleiben und absterben.
Wichtigste Gattungen: Gyrcftts, Nitzsch, Sprenkel fflsser, nur mit einer Fuss-
klaue und 4gliedrigen Ftiblem; auf Säugethieren. Die alte GdXtxmg ZMeum, N.,
mit keulenförmigen Fahlem und a Klauen an den Fttssen ist von ihm später in
weitere 6 Gattungen zerlegt worden, von denen nur die artenreicheren hier Be-
rücksichtigung finden mögen: Laemobothrium, Mittelbrustring nicl.t abgesetzt gegen
den Prothorox, Hinterbrust ring mit dem Hinterleibe verschmolzen, Kopf gestreckt,
Schläfenecken nach hinten gerichtet, F^Uhler versteckt. Die riesigsten, bis
IX MilUm. langen Federlingc, welche auf vereinzelten Vogclgattungen (Geier,
Falken) vorkommen. Trimium» Kopf dreiseitig, Ftthler versteck!^ Thorax aus
den normalen deutlich von einander abgesetzten Ringen gebildet deren mittelster
besonders lang ist; auf Wasservögeln. Co^ctephalwn, Millelbrustring kurz, nur
angedeutet, Fühler meist vorgestreckt und sichtbar. Kleine Arten, welche vor-
herrschend auf Raub- und Sumpfvögeln schmarotzen. Menopon, Mondkopf,
der mehr oder weniger mondförmige Kopl hat keine Einschnitte an den Seiten
und verbirgt uutcr den Rändern die viergliedrigen KeulenÜihler. Vorherrschend
auf Raub-, Sing-, Hühner-, Sumpf- imd Schwimm vögeln. — Giebei-, Insecta epizoa,
Leipz. 1874. — E. I'iACET, L«5s pücdiculines, cssai munographique. Leide 1880. —
O. Tascbsmberc, Die Mallo]^hagen in Nova acta Leop. Carol. Bd. XLIV. Nr. i.
Halle 188a. E. Tc.
Malmignatte, s. Latrodectus. £. Tg.
Malo. Stimm der Dayak (s. d 1! Borneo. v. H.
Maloli. Nach v. Martius eine Horde der Cren-Indianer in SUd^Amenka,
am Mucury. v. H
Malo-Russen, oder Rkinrusseti, s. Ruthenen. v. H.
Malpighische Gcfässe. (Vasa Malpig/tii). Bei den luftathmenden Arthro-
poden (Tracheaten) allgemein verbreitete Excretionsorgane, resp. »Harncanäle«,
die als Ausstülpungen des Darms entstanden, diesem als lange, nicht selten ver-
zweigte Canäle aufliegen und nahe seinem Endabschnitte (dem Rectum) aus-
mfinden. S. auch Nieren (ausnahmsweise bei Krustem (Amphipoda). Harn-
organe-Entwicklung und Tracheaten-Entwicklung. v. Ms.
Malpighische Glomeruli und Pyramiden, s. Nieren, Nieren>Entwicklung
und HamorgaTie-Fntvvicklung. v. Ms.
Malpighische Körperchen, s. Harnorgaoe-, Haut-, Lymphgei^s- und Re-
spir a t ; 1 1 1 1 ^1 o r ga ne- En t \v 1 c 1^ 1 u ng. G r bc u .
Malpolon, EnziNCER, = Coehpelüs, Waolilr, Pr.
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Malta. Die Insel Malta war früher reich an mcgalithiscbcn Denkmalen.
Das merkwürdigste ist der »Riesenthunn« Torre dei Giganti auf Gouo. Er be-
steht aus rohen, kyklopischen Massen von Korallenkalkstein und bOdet Kammem
und Gänge, deren Wände innen mit behauenen, roh verzierten Platten belegt
sind. Die Räume waren wie in Mykenae mit durch Verkragung erseugten Ge-
wölben bedeckt. — Die Entstehung dieser vorhistorischen Bauten mag den
rhöni icrn zuzuschreiben sein. C. M.
Malteser. Bewohner der Insel Malta, reden eine arabische Mundart, die
stark mit italienischen Elementen gemischt ist. In den Städten wird italieiuscii,
auch englisch gesprochen. Die M. sind ein Gemisch von Italienern, Arabern
u. a., haben dunkle Gesichtsfarbe und kräftigen Körperbau, sind im allgemeinen
einfach« fleissig und genügsami haben einen scharfen durchdringenden Vmtand
und eine ungemeine leichte Aufiassung^abe, aber wenig geistige Bildung sind
abergläubisch und fanatisch. Sie werden als voraügliche Seeleute gescbtttsc v. H.
Malthe, s. Armflosser. Klz.
Maltitae. Kleine, von PtolemAos genannte Völkerschaft im Innern La-
byens. V. H.
Maltose, eine eigenartige, in feinen Nadeln krystallisirendc, die Kbene des
polarisirten Lichtes reclitsdrehende Zuckerart, welclie bei der Kiavtukiin^ der
Diastase auf Stärkemehl in keimenden Getreidekörnern (Mal/.), wie der Schwefel-
säure auf Amylum entsteht und die alkoholische Gährung einzugehen vermag.
Auch im tbieiischen Körper soll sie sich finden; man will sie in Blu^ Muskeln
und der i«ber nachgewiesen haben. Jedenfalls ist die M. der Ptyalose, dem
Produkt der Ptyalineinwirkung auf Stärkemehl, sehr nahe verwandt, nur das ge-
ringere Rcductionsvermögen gegen alkalische Kupferoxydlösung soll sie von dieser
unterscheiden. S.
Malurus, ViFtt.i.. {^r. mnlos /arf, otira srhwan//), Staffelsclnvanr, Gattung
der Vogelfamilie Timeiiiiiiw. Dieselbe umfasst 15, ausschliesslich Australien an-
gehörende Arten, sehr zierliche und schön gefärbte Vögelchen von I^aubsänger-
grösse mit langem, stufigem Schwanz. Die Anzahl der Schwanzfedern beträgt
bei voller Ausbildung 10; meistens findet man jedoch weniger, weil die Federn
sehr hinfällig sind; ebenso vermtsst man die Symmetrie in den Längenverhält-
nissen. Die beiden äussersten Schwanzfedern sind sehr kurs und schmal, die
ttbrigen am Ende breit mit vollkommen ausgebildeten Fahnen, nicht serschli»en
wie bei verwandten Formen. .Am Gefieder fällt noch auf, dass einzelne Theile
hart und glänzend, wie lackirt erscheinen. M. cyaneiu, Vieit.l. Rchw.
Maid oder Marne, Mem, Sprache der Indianer an der Nordgrenze von
Chiapas. v. H.
Mamarua. Mischlinge kraushaariger Negrito und schlichthaariger Malayen.
an der üstkiiste von Mindanao, doch wird der malayischc Typus wohl bald tiber-
wiegen, da sie bestandig neue eheliche Verbindungen mit den Malayen eingehen,
Sie führen ganz das Leben der Negrito. Das Wort M. bedeutet »VValdmensch«.
Ihre Wohnsitze sind in der Nähe Butuans, von dort bis an die Ostküste Min-
daoaos zu suchen. Ihre Anzahl ist gering, v. H.
Mamayaxnazes. Horde der nördlichen Tupi (s. d.), jetzt fiut verschwtm-
den, V. H.
MombcngA. Mächtiger Monbnttustaram, der jenseits des Uelle ösü^ von
den AbArmbo wohnt und mit diesen in Frieden lebt v. H.
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MMubttichl — MammM.
Mambarehi. Horde der Farexi (s. U.), theilweise weiter nürdlich am I abu-
ruhinat einem östlichen Zuflüsse des Juraena, wohnend. Nach v. Martius sind
die noch weiter gegen Norden am Tapajos angegebenen Mambriaras nicht ver-
schieden« V. H.
Hambarea* Name womit die Bihenos in West-Afriica jeden Schwarzen be-
zeichnen, der von den portugiesischen Kolonien kommt M. ist wahrscheinlich
verderbt aus Quimbares. Eine M.-Race, von der Livingstone spricht, giebt es
nicht. V. H.
Mambriaras, s. Mambarehi. v. H.
Matnbukis, s. Ama-Ponda. v. H.
Mambiiiidia. Im Marutse-Mambunda - Reiche Sttd-Afrika's der schönste
Menschenschlag. Die M. umwohnen das I.and der Marutse von Nord'Osten und
Osten, haben jedoch ihre Wohnplätse hauptsächlich am Ober- und Mittelläufe
der Nebenflüsse des Sambesi: Njoko, Lombe und Loi aufgeschlagen. Sie be-
sitzen eine nicht unbedeutende Stufe geistiger Fähigkeiten, einen b<rfien Grad
von Tfi.ilkraft und besonderer Ik'gabunc; für Kunstfertigkeit. v. IT.
Mambwe. Volk der miUlereo Bantugruppe, sUdlich von Tanganyikasee in
lo' s, T'r V. H.
Maiueiucha^ oder Mainekicus, in Brasilien. Abkömmlinge von Weissen
und Indianern, urspuinglich ein Schimpfname, welcher von den Jesuiten und den
Spaniern in Paraguay den Paulisten, die sich od mit indianischen Weibern ver-
bunden hatten, gegeben wurde, um ihre Grausamkeit zu brandmarken, v. H.
Mameluken oder Guss, zum Islam bekehrte, ehemalige weisse Sklaven,
welche sich der ZUgel der K^erung im Niltbale bemächtigten. Ein Volksstamm
sind sie nie i:e\V('sen. v. H.
Mamigonier. l>in den Persern und Armeniern verwandtes arisches Volk,
welches sich im (bitten Jaluluuuiert unserer Zeitrechnung in Armenien nieder-
liess. In welclicm Ciradc sich die M. in ihrer neuen IIcimaL vermehrt haben,
ist nicht genau bekannt; sie tbaten sich durch Treue, Tapferkeit und andere
Tugenden hervor; ihre letzte Erwähnung geschieht im neunten Jahrhundert, und
der armenische Geschichtsschreiber Indschidschean will in dem Kurdenstamme
der Manckzier die leisten Reste der M. erblicken, v. H.
Ma-mis, s. Esthen. v. H.
Mamison. Stamm der Osseten (s. d.) im Westen des Kasbek. v. H.
Mamma. Die Entwicklung der Brüste fällt in die Zeit der Pubertät. IhreGrösse,
halbkugligc i'onn und weiche Consistenz, hangt weniger von der Entwicklung des
eigentlichen Drüsengewebes (s. Hautcntwickluug) als von der Prävalenz des fettbe-
ladenen Bindegewebes ab. Die Brüste liegen auf dem grossen Brustmuskel, von
der dritten bis sechsten Rippe. Auf Gestalt Grösse und Consistenz nod Klima,
Nationalität^ Alter und Tracht nicht ohne Einfluss. In ihrer hohen Lag^ kommen
sie nur dem Menschen und Afien zu, bd den Übrigen Säugethieren (Mammaßa)
finden sich diese Oigane unter dem Namen Euter ((^tra) und Zitzen am Unter-
leibe. C.RIiCH.
Mammae, Milchdrüsen (>Brustdr(lsen ), ausschliesslich den Säugethi«^ren zu-
kommende, mit der Geschlechtstunktion in nächste Beziehung trctLKtlc Haut-
drüsen, die beim männlichen (ieschleclite rudimentär bleibend, beim weiblichen
(nach erfolgtem Gcbätakte) ihr zur i:.ruahrung der Jungen dienendes Sekret (Milch)
piodudren; atoonner Weise traf man die M. auch bei mitnnitchen Individuen
funkttonirend. Dermalen gelten ziemlich allgemein die M. fUr modtficirte Talg«
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drüsen; bei den Monotremen sind aber, wie neuerdings C. Gegenbauk zeigte
(vergl, Art. Milchdrüsen) die M. respektive »Mammardrüsen« aus tubulösen Drüsen
des Integumentes entstanden und wären demnach die M. diphyle tischen Ur-
sprunges. In Bezug auf den gröberen anatomischen Bau der M. wäre hier, zu-
nächst mit Rücksichtnahme auf die höl.ercn Säuger, zu bemerken, dass sie aos
einem Complexc von Lappen bestehen, deren jeder wieder aus kleineren IJlppchen
sich romponirt. dass jedes dieser letzteren aus trauhcnförmicjcn acinöscn DrQsen,
den Glandtilat- lactiferae sich t'orniirc I>ic sekretorischen (iänc;e der Läppchen
treten dendritisch zu einem sogenannten Du, fi/s ^aiaclop/iorus /usanimen (je einer
für einen Brustdrüsenlappen). Diese I)ut:tus erweitern sich unter dem »Drüsen-
felde«, resp. unter dem die Brustwarze umsäumenden Warzenhofe, za den *Säuu
la€Ui*t um, sidi dann wieder verengernd, in den Warzenninzeln mit feinen
Oeffnungen zu mttnden. — Ausfuhrlicheres siehe, wie bereits bemerk^ im Art.
fMilchdrttsen«. v. Info.
Mammalia, Likni^, s. Sangethiere und Säugethier-Kntwicklung. v. Ms.
Mammarorgane (GEOFNBAirKR), s. Art. -Milchdn'lscn?'. v. ^f«;.
Mammartasche. Bei der Monotreniengaitung Echidna münden die hier
isoHrt bleibenden MilclidrUsenschläiirhe in eine Tasche (Nfammartas( he), die (ver-
muthungsweise nur periodisch ausgehildctr) zur Aufnahme des jungen, noch völlig
nnausgebildeten Thieres dient. S. a. Monotreinata und Milchdrflsen. v. Ms.
Mammill«, Zitze oder Brustwarze, s. MtlchdrOsen. v. Ms.
Mammilla (Brustwarze), Huss hat gefunden, dass die ebenfalls in nach»
embryonale Zeit fallende Entwicklung der Brustwarze und die Zitze der Wieder-
käuer sich nicht in derselben Weise bilden. — Während die Brustwarze dadurch
entsteht, dass sich die Gegend der ersten Drüscnanlagc langsam erhebt, wobei
sieh die umgebenden Hautpartien betheihgcn, gehen die Zitzen aus den wallartig
sich crhcl)endcn Umgebungen der Drübenanlage hervor, die zuletzt einen
cylindri.schcn Korper formircn, der im Innern einen Kanal enthält, in dessen
Grunde erst die Mündungen der Milchgänge sich finden. Beim Menschen ist
übrigens diese bei den Wiederkäuern vorhandene Einrichtung als Uebergangs-
Stadium noch nachzuweisen, indem bei Embryonen zu einer gewissen Zeit die
Drttsenanlage im Grunde einer Vertiefung vor »ch geht, welche von der wallartig
erhobenen benachbarten Haut umgeben wird. (Zu veigl. Gegknbai k: Bemerkungen
Uber die MilchdrüsenpapiUen der Säugethiere, Jen. Zeitschrik Bd. VII, 1&73,
pag. 204V Grbch.
Mammilla, s. Natica. E. v. M.
Marninuth, Maminout, s. Klephas, L. v. Ms.
Ma-molosi, Banlusprache, Mundart des Se-cl)ia-pi, v. H.
Mampa oder Mampua. Der eigentliche Name der Scherbro (s. d.). v. H.
Mampalon, s. Cynogal^ Gray. v. Ms.
Mampaari. Von PtolcmAus genannte Völkerschaft in den südlichsten
Strichen der Provinz Africa propria. v. H.
Manaegren, s. Maniagren. v. H.
Manakiko. Indianer Xordamcrika's im Stromgebiete des Rio Colorado* v. H.
Manania, Clark 1863, = Ilalicyathus, Ci.akk. Pf.
Manansa. Bantuvolk des Sambesibeckens, Bewohner des Hügelland südlich
von und um die Victoriafälle. Die M. besassen nocli in den dreissiger Jahren ihr
eigenes Reich. Die Bamangwato nennen sie Schlechtwegs Masarwa, doch haben
die M. nichts mit den Letzteren gemdn. Die M. bebauen kldne versteckte
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Thalpartien oder leben als Jäger hie und da, ohne bleibende Wohnsitze 7t: liaben.
Werden sie von der Matebele liart bedrangt, so flüchten sie nach Westen auf
das Bamangwatogebiet und, wenn von den Letzteren bedrängt, nach Osten auf
jenes der Matebele; nur wenn sie nicht mehr entkommen können, ergeben und
erklären sie sich als gehorsame Unterthaoen ihrer Verfolger. Die nunmehr zer-
splitterten M. verehren alle ein Oberhaupt, das östlich von Wanke's Land ein
kleines Gebiet von diesem Fttrsten eingeräumt erhalten und hier die Reste des
Stammes um sich gesammelt hatte. In ihren Gebräuchen unterscheiden sie sich
vielfach von den übrigen Süd-Afrikanern. Das weibliche Geschlecht wird ge»
achtet. Der Brautwerber sendet zur Familie der Auserkorenen eine alte Frau,
welche seine Vorzüge preist. Im Familienrath erörtern nebst dem Vater auch
Mutter und Tochter den Gegenstand. Ist der Bewerber genehm, so erhält die
alte Frau den Besclieid: er möge kommen, was schon so viel bedeutet, dass er
angenommen ist Nach dem ersten Gntts macht er der Braut vorerst ein Ge-
schenk von kleinen blauen Glasperlen. Nun spricht ihn das Mädchen an, die
von nun an seine Frau ist Es finden keine weiteren Festlichkdten oder Gelage
statt. Abends entfernen sich die Eltern aus der Hütte, um eine der Nebenhütten
im Höfchen zu beziehen und thun dies x — 2 Wochen. Täglich am Morgen ver-
lässt der Mann seine Frau und geht seiner Arbeit nach, worauf erst die Eltern
für den Tag ihr Besitzrecht wieder geltend machen. Für jede Gunstbezeugung
seiner Frau muss ihr der Gatte stets eine Handvoll Glasperlen bezahlen. Jeden
Morgen nehmen Beide eine Waschung mit lauem Wasser vor, welche Gefiillig-
keit auch wieder mit einem Geschenk beglichen wird. Nach 1 — 2 Wochen
schenkt der Schwiegersohn dem Vater vier Ziegenböcke und vier Mutterthiere
oder acht Schnüre Glasperlen. Jetzt helfen die Eltern dem jungen Paare Htttten
bauen. Eheliche Treue wird sehr gewahrt, namentlidi von Seite des Mannes.
Bei der bevorstehenden Niederkund der Frau kommen alle alten Nachbarinnen
und entfernen vor allem alle Waffen des Mannes aus der Hütte, der sich eben-
falls sofort hinwegbegeben nuiss und erst acht Tage nach der Geburt des Kindes
die durch und durch gereinigte Hütte wieder betreten darf. Wcjhn^ n darf er
aber in derselben erst 3 — 4 Wochen später. Verstorbene werden ui der Abend-
stille in der Nähe des Gehöftes begraben; ein Erwachsener erhält einen Assagai
mit ins Grab und wird in einen Kaross gehüllt Den Hausvater beerbt sein
ältester Sohn; ist kein Sohn oder kein Angehöriger vorhanden, so wird von
den Versaromelten ein Mann sum Erben eingesetzt; der dann den Namen des
Verstorbenen anzunehmen hat. Die M. sind meist mittelgross und nicht stark,
dabei sehr vermischten Blutes, Hautfarbe schwarzbraun, freundliche Augen,
kleiner Kopf, grosse Lippen. Als Verzierungen tragen Aermere Arm- und Fuss-
ringe aus Gnu- imd Giraffenhaut, auch aus Kisendraht; höchst einfache Olirringc
und einen meist kaum handbreiten Lappen aus Kaliko oder wildwachsender
liaumwolle, zuweilen ein kleines Fell über die Hüften, die Frauen kurze Rockchen
aus gegerbten Fellen. Die M. sind gute Diener, geschickt im Anschleichen des
Wildes, sehr vornchtig, geftlli^ ehrlicher und treuer als Andere. Von den um-
wohnenden Stämmen werden sie aber verachtet und misshandelt w^en ihrer
auffallenden Gutmüthigkeit und Friedfertigkeit, die fast in Feigheit übergeht v. H
Manaos. Brasilianischer indianerstamm, der sich selbst >Ore Mandos« d. h
»wir, die Manaot nennt und Aussicht hat, sich länger zu erhalten als andere
Stämme, wegen der Fruchtbarkeit seiner Weiber, denn nicht selten sollen 25 jährige
Frauen als Mutter von zehn lebenden Kindern angetroffen werden. Die Sage
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Manapicr —> MandMcr.
von dem goldenen Herrn (Fl norado) ist mit den M. insofern ver!)undcn, als
der GoUlsce M. ,i;cnaimt wirtl. Bei ihnen findet sicli lerner die Sage von einem
Unhold mit rückwärts gekehrten Fussen und der Zerstörung der Erde durch
einen Brand. v, H.
Manapier. Völkerschaft im alten Irland; ihre Wohnsitze sind nicht genau
bestimmt, v. H.
Manatus, Ctv., Lamantin, herbivorc Cclaceengattung zur Unterord. der Si-
retiia, Iluger (s, d.) (rci,i>. Farn. HalUheridat V. G^rus), gehörig, mit abgerundeter
Schwanzflosse, sehr spärlicher, borstiger Behaarung, mit vier Nagelrudimenten an
den flossenähnlichen Vordergliedmassen, roit^ (nur im Milchgebisse vorhandenen)
Schneidez., nicht wechselnden Back«.; obere mit 2, durch eine liefe Quer-
furche getrennten, dreihockerigen Querleisten, untere mit dritter (schwächerer)
Querleiste. Zwei recente Arten, die den atlantischen C)ccan vom 19*^' südlicher
bis zum 25°nördl. Breite bewohnen. Die (lattung Manatus findet sich auch
schon fossil in jungen Abla^eruni^cn Noril Amerika'i. Am besten l.iekannt ist
Manaius amcriianus, DhSM. (uuiüii//s, Tii.Es. M. latirostris^ Harlan); der Ochsen-
fisch, »Peixe boi«, wird 3 Meter lang und bis 300 Kilo schwer, Farbe bläulich-
grau, am Rücken und seitlich dunkler, Borsten gelblich. Bewohnt die ameri-
kanische Ostküste vom Amazonas bis Florida, geht (seiner Vorliebe Ittr süsses
Wasser gemäss) im Orinoko und Amazonas weit aufwärts und wandert bei Ueber-
schwcmmimgcn in Seen und SUmpfe ein. Wasser]. flanzen diverser Art sind seine
ausschliessliche Nahrung. Man jagt ihn des schmackhaften (angeblich aber un-
gesunden) l leisclics, des Fettes und der Haut wej^en. Ist zähmbar. — M. sene-
gaUnsis, Desm. (Vögeln, Ow., nasuini, \Vy.man), der afrikanische Lamantin, erreicht
2,5 Meter Länge und ist schwarzgraü gefärbt; hält sich an die Westküste des
tropischen Afrika, mit Vorliebe an den FlussmUndungcu auf, wurde neuerdings
auch im oberen Benuö gefunden, v. Ms.
Mtocus, CoPK Ckamaesaurus, Schmeideil Pf.
Mandäer oder Johannesc^risten, schwacher Volksstamm um Wasit und
Basra, in welchem Ueberreste der alten Babyloner zu suchen sein dürften; ein
llieil der M. hat sich auf persisches Gebiet nach Susiana zurückgezogen. Bei
ihnen hat sich das Aramäische noch als lebende Sprache erhalten, doch sei^
der Dialekt der babylonisdien Vulgärsprache, in welchem die schon ziemlich
alten Schriften dieser wunderlichen Heiligen abgefasst sind, schon starke Ab-
weichungen vom Altaramäischen; die jetzige Sprache wird demselben noch
weniger gleiciicn. Die Religionslehren der M. sind sehr verworren. So \iel aus
ihrer heiligen Schrift, *der Siddra Rabba<, zu cntnchaieii ist, unterscheiden sie
von einem endlosen WeltstofT einen belebenden Urgeist, welcher in einem von
der Welt ganz abgezogenen Dasein lebt und über alle Verehrung eihabeo ist.
Nach dem Tode gelangen die frommen M., nachdem ihre Thaten auf der Wage
des auf der Licht- und Aetheigrenze sitzenden »Abatur« abgewogen worden, in
die Aetherwelt selbst und wird ihnen auf kurze Zeit die unmittelbare Anschauung
des Urgeistes zu Thcil. Um Sündenvergebung zu erlangen, ist eine mehrmalige
Taufe imbedingt erforderlich. Der Sittenlehre der M. liegen die zehn Gebote
zu Grunde. Fasten haben sie keine. Sic dürfen keinen Zins nehmen, auch nicht um
Geld spielen. Sie leben siill, tleissig und ehrlich, hauptsächlich als Gold- und
Waffenschmiede, in kleine Gruppen zersplilicri. ihre Gesamtzahl soll nur etwa
1500 Kopfe betragen. (Ausführlicheres über die M. s. Audand 1876, pag. 221—225,
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Manddse — lbnd«n.
«87
Globns, Bd. XIV., pag. 269. p£T£RMANM, Reisen im Orient Bd. II.» pag. 97
und V. H.
Mandalae. Völkerschaft des alten Indien, welche einen nvispedehnten Bezirk
am Ganges mit der berühmten Hauptstadt uud Kciidcuz i'aiimbothra (dem
heutigen Patna) inne hatte, v. H.
Ifandanolndianer. Inrthflinlich ward behauptet, die M. seien 1837 von den
Blattern völlig dahingerafft woiden. Das Völkchen» welches wohl nie 1500 Köpfe
überschritten hat, lebt jedoch noch heute bei Fort Bertbold in Dakota, wenn-
gleich nur mehr in geringerer Stärke. Ob sie in langsamer Zunahme begriffen
sind, muss aber dahin gestellt bleiben. Der einheimische Name der M. »Numa-
kali< bedeutet yMensrheni. Die M sind von lichterer Hnuffrtrbe als die übrigen
Indianer, einige hellfarbig wie Japaner, und silbergraucs liaar soll bei ihnen,
selbst in der Kindheit, nicht selten sein. Die M. besitzen einen ziemlich guten
Körperbau und flechten ihr langes Hmt in zollbreite Strähnen, welche auf die
Schultern herabhängen; der Raum swtscben jeder Strifhne wird mit Leim und
rothem oder gelben Ocker au^efiült Ihre Htttten besteben aus Hols und sind
rund, mitunter polygonal; unter dem Mittelpunkte befinden »ch die Kellerräuroe.
Das Holxgeripp wird mit Erde bedeckt, und das Dadi bildet einen beliebten
Versammlungsort. Auch viereckige Blockhäuser kommen vor. Die M. sind an-
ständig, selbst kunstvoll gekleidet, und beide Geschlechter unterscheiden sich
durch eine besondere Tracht. Alle tragen Mokassinen und BtinkUidcr, verziert
mit Stachelschweinstacheln, die Männer Hemd und Jacken, die Weiber einen
Sack aus Rothwildfell und so geschnitten, dass er die Arme bis an den Eilbogen
herab und den Leib vom Halse bis zum Knie bedeckt Sie sind ein ruhiger,
friedlicher Stamm und tiben manche Künste, die ihre Mitbrflder nicht kennen.
Nebst Pfeifen, Pfeil und Bogen verfertigen sie Binsenmatten, Körbe aus Weiden^
rinde geflochten und mit verschiedenen, komplizierten, gefärbten Mustern versehen
und sehr dauerhafte schwarze Thongefasse, welche grosse^ Hitze aushalten und
bisweilen 14 Liter fassen. Ihre Kanoes werden aus Thierhäuten hergestellt. Die
Leiclicn wickeln sie gleichfalls in Thierh<äute und stellen sie dann auf Gerüste,
wo sie so lange bleiben, bis diese zusammenbrechen. Dann sammelt man die
Schädel und stellt sie im Kreise auf. Die M. kennen einen guten und einen
bösen Geist sowie die Sage einer grossen Flu^ aus welcher nur ein einziges
Menschenpaar sich rettete; sie allein aber haben die etgenthttmliche Ueberliefe-
mng von einem Kahn, emer Taube und emem Weidenzweig, welche an die bib«
lische Tradition erinnert, von der sie aber selbstredend ganz unabhängig ist.
Zum Andenken an diese grosse Fluth feiern die M. ein grosses Fest >0'kih*pac
mit grauenhaftem Zu!)ehür, wobei den mannbar gewordenen jungen Männern ent-
setzliche Martern auferlegt werden. Bei den M. finden sich Schwitzbäder im
Gebrauche, welche ganz den sogenannten russischen bei uns ähnlich sind. v. H.
Mandara oder VVandala. Ncgervolk Mittelainka s, Bornu tributpflichtig;
lebhaft verständige sehr geschickt in Verfertigung eiserner Geräthc, geht aber
ganz nackt, bis auf einen Lendenstreifen aus blauer Baumwolle. Die M. sind
meist Muhammedaner, aber so lau, dass sie ohne Scheu das Fleisch gefiiUener
Thiere essen. In der Körperbildung stehen die M. den Haussa näher als den
Kanuri, von denen sie sich durch vollere Formen unterscheiden. Die Männer
haben hohen, doch flachen Vorderkopf, grobes krauses Haar, feurige Augen und
weniger glatte, mehr gebogene Nasen als die Bornuaner. Die Frauen, meist von
kleiner Statur, sind ausgezeichnet mit der sonst den HoUentottinnen eigenen Fülle,
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a88
BfandMiiieiidialdct — Mtndnig«.
haben breite Gesichter nui iiervoritchemien Backenknochen, ausdrucksvolle Augen
und nicht so stark gewulstete Lippen wie die Mämunr. Die M. leben in Mono-
gamie« »nd sehr abergläubisch und haben von einem lidchsten Wesen wie von
einer Fortdauer nach dem Tode Äusserst schwache Vorstellungen. Die Regierung
ist rein despotisch, ihr Sultan aber ein völlig abhängiger Vasall des Mai von
Bornu. V. H.
Mandarinendialekt. Die reinste Muiulnrt des Chincsiscb n ; sie wird am
besten in ?''tsrinvan gesprochen, wo sie die \'olkssprache ist. V. H.
Mandarincri-Knte, s. 1 .nmpronessa. Ri.ii\v.
Mandaya. Malayenvolk im siidlichen Mindanao, von sehr heller Hautfarbe,
nach Prof. Semper mit Chinesen gemischt Die M. sind von starker Gestalt und
kräftigem GUederbau, kriegerisch und stets tum Kampfe bereit, mit den Christen
aber anterhalten sie freundliche Beziehungen. Ihre Waffen sind Lanse, Kris,
Pfeil, Bogen und Bolomesser. Während die M. der Provinz Surigao Freunde
einer umherschweifenden Lebensweise sind, sind die M. von Davao arbeitsame
Leute Ihre Religion besteht in eit ern Ahncn-Kiiltiis. v. H.
Mande. Völker- und Sprachengruppe, welche das Hinterland von Sierra
Leone, besonders die Landschaften im Quellgebicte des Nigir und am lo' n. Br.
bis beinahe zum Mittellaufe dieses Stromes, ferner einige Be^irke an Gambia
und Kasamanza innehat und in vier linguistisch verwandte Zweige zerläUt Diese
Idiome gestalten das Wort nur durch Wurzelansätze, u. zw. treten ihre Suf&ce
zum Theil noch selbstständig auf, so dass sich aus ihrem Gebrauche die Bedeu>
tung ihrer Sinnbegrenzung erklären lässt. Dies gilt namentlich vom Susn und
Bambarra, ferner gehören hierher noch die Mandingo und die Vei. v, H.
Mandelkrähe = Blaurake, s. Coracias. Rt fiw.
Mandeln (ionsillen), s. Verdauungsorgane- und Nervensystem -Entwick-
lung. Grrch.
Mandiagos. Zweig der grossen Volkerschaft der Papel in Scnegambien,
zwischen den Flüssen Kasamanza, Gcba, Cassini. Aus ihrer sumpfigen, unge-
sunden Heimath kommen sie nach dem Kasamanzagebicte, wo ne ^cb als Tage*
löhner verdingen, ein kleines Kapital erwerben, mit dem sie zurückkehren.
ItAancbe bebauen den Boden und leben in kleinen Dörtem am Kasamanza unter
gewählten Häuptlingen ihres Landes. Sic üben Polygamie, sind aber weniger
verderbt als die Eingeborenen, wohl aber arge Säufer und einem krassen Feti«
schismus ergeben. Sie feilen sich die Zaiine, beschneiden die Knal)en, tättowiren
den Bauch und die Brüste der Mädchen mit zahlreiclien Narben und beerdigen
ihre Todten in gleidier ^Veise wie ihre Nachbarn. Sie bauen Erdnüsse und lialten
ungeheure Kinderheerden^ handeln mit Hauten, Wachs, Reis und Kolanüssen.
Ihre gewölinlidw Kleidtti^ beschränkt ach auf die »Gemba«, eine Art Schwimm-
hose, an Feiertagen aber schmücken sie sich mit allen erdenklichen europäiscben
Kleidungsstücken, v. H.
Mandibula, s. Schädel- und Skelet Entwicklung. v. Ms.
Mandibulae (lat.), Oberkiefer oder Kinnbacken der beissenden Mundtheile
bei den Insekten. Sie bestehen aus 2 gebogenen, öfter innen ge/ähnten und
sich wagercchl gegen cineinder bewegenden, harten Häkchen, welche zum Ab*
beissen der Stoffe dienen. E. Tg.
Mandibularbögen und Spaitenstück, s. Skeletentwicklung. Grbch.
Mandinga oder Maiidutgesen sind die Reste der Chucunaken und haben sich
an der Küste Central-Amerika's bis zur Kaledoniabai festgesetzt v. H.
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Mandtngo. 3S9
ifandingo oder BCalinke. Die mKcbtigste Kegeniatioii Senegamlneiu» von
H. Baxth auf 6 — 8 Millionen geschätzt, hat ihre Sitze am oberen Senegal, an der
Gambia mid am Nigir, aus welchen sie sich in die umgebenden Länder des
Westens von Mittelafrika verbreitete. Die M. sind schwarz, mit einem Zusatz von
gelb, nach Einigen wohlgcbildet und gross, nach Andern hässlich mit dicken Lippen
und platter Nase; fleissige Viehzüchter und Ackerbauer, von gutraUthigem, gast-
freundlichem Wesen, heiter und wissbcgieng, aber auch bchlaue Kaufleute, welche
weite Reisen macben und den ganzen Handel vom ganzen Westen Mittelafirika's
in Händen haben. In der trockenen Jahrweit treiben sie anch IPIsdieref; die
Industrie der M. ist einfach, doch bereiten sie sich ihre Bedürfnisse selbst; die
Fmuen spinnen und Ilirben Baumwolle die Männer «eben, gerben, schmelzen
Eisen und verfertigen Gerälhe daraus, verstehen sich auch auf kleine Goldarbeiten.
Die meisten können schreiben; sie sind die strengsten Moslemin in Afrika und ver-
abscheuen den Genuss berauschender Getränke. Doch giebt es noch viele Stämme
des Innern, welche Heiden sind, und diese trinken Bier und Meth. Die üeien
M. frühstücken mit Tagesanbruch gewohnlich einen Mehlbrei mit Tamarinden ge-
säuert; um a Uhr geniessen sie wieder einen Mehlbrei von Milch und Schibutter.
Die Hauptmablseit ist aber kurs vor Mitternacht^ und dann giebt es Kuskns mit
etwas Eldsdk und Schibutter. Sie rauchen alle stark selbstgebauten Tabak und
lieben sehr eine Art Brettspiel. Beim Gruss schQtteln sich die Männer die Hände,
bei Frauen hält man ihre Hand an die Nase und beriecht sie zweimal; den zurück-
kehrenden Hausherrn empfängt die Frau auf den Knien und reicht ihm einen
Trunk Wasser. Die M. haben eine Art Leibeieene oder Haussklaven, die jedoch
sehr gut gehalten und nie verkauft werden In Zeuen der Hungersnoth bietet
mancher Freie sich oder seine Kinder als Sklaven an, um nur zu essen zu haben.
Desgleichen bringen Schulden in Sklaverei, seltener Verbrechen. In allen grossen
Stildten giebt es Magistrate und Richter; in den Senegaktaaten, wo sie doch in
grosser Mindeiheit sind, haben sich die If . der Gewalt bemächtigt und die
Regierungsstellen mit ihren Leuten besetzt Stamme der M., welchen sugieich
verschiedene Dialekte zukommen, sind die Bambuki, KuraiAe, Bambana, Dschalonke,
Sokko oder Asokko, Serrawalli oder Tilubunkoe. B^enger-Fkraud spricht den
M. ziemlich entwickelte Geisteseigenschaften zu, stellt sie jedoch intellektuell unter
die Fulah. Sie sind ungemein gastfrei, und ihre Behandlung der Armen und
Kranken ist eine humane; auch sind die M. grosse Liebhaber der Musik
und besitzen ein sehr harmonisches Balophun, eine Art dreisaitiger Vioime, mehrere
Arten Guttanen, endlich Tamtam und dsenw Zymhäüit. Beim Taasen klatschen
sie in die HXade. Sie haben Slinger, die im Lande nmbersiehen und sehr beliebt
sind, auch die Kriegsattge begleiten und durdi ihre Liedw aus dem Siegrtife aur
Tapferkeit anfeuern. Sie bedienen sich der Bogen und Pfeile mit^ vielem Geschick;
letstere sind im Kriege vergiftet. Die Elephantenjäger haben Feueigewehre. Im
tlbrigen aber wechseln die Tugenden der M. nach den verschiedenen von ihnen
bewohnten Gebieten : in Banibuk sind sie kriegerisch, am Senegal viel friedfertiger,
aber betrügerisch und diebisch, am Kasamanza und Gambia prahlerisch, zänkisch
und laul. Sie brennen dort die Niederlassungen nieder und misshandeln die
Handelsleute, ohne sie jedoch zu tödten, aus Furcht vor Repressalien. Ihre
eigenen Dfltfer und von sdur verschiedener Grosse, stets aber von einem Palissaden-
weik (»Tata«) umgeben. Jede Ortschaft ngutt sieb gewissermaassen nach Be-
lieben; es giebt Jetit sechsehn kleiner oligarchischer Staatswesen, der M., unter
wddien kein engerer Zusammenhang slatt6ndet. Ueberall findet man die Autorität
2ofll^ ^**^'**r"* Va BhBohniti» Bd>V*
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190
Mandori — MudriL
in den Händen zweier Mäimer liegen: des -«Almamyc, eines geistlichen, und des
»Soltike« oder »Alkatvi d. i. de« weltliclien Oberhaupts, welche liäufig mit ein-
ander in Hader liegen. Dem weltlichen Oberhaupt, welc hes die Krieger befehligt
und die Justiz ausübt, sind zwei Älteste (>Fode<) beigegeben. Die Strafen sind
Bastonnade und fUr Mord Hinrichtuiig. Im Kampfe tödten die M. selten ihren
Gegner, ausser in dnem fegelrechten Kriege. Ihre Lieblingswafle ist ein grosser
Säbel, mit dem sie flache Hiebe auatheilen, die lange, aber wenig tiefe Wanden
verursachen. In den muhammedantschen M.«St8aten nehmen die Priester Als
Koranverständige den nächsten Rang nach dem Könige ein, die Htupüinge den
zweiten, die verschiedenen Klassen der Handwerker den dritten Rang, dann folgen
die unabhängigen Freien, hinter diesen die im I,ande geborenen Haussklaven und
zuletzt die als Kriegsgefangene oder wegen veriibter Verbrechen versklavten Leute.
Die muhantmedaniächcn M. beschneiden die Kinder beiderlei Gcüchlechts zwischen
dem 14 — 16 Jahre und veranstalten dazu eine obszöne Feier. Die Neubeschnittenen,
welche vierzig Tage lang von den übrigen getrennt leben, tragqi während dieser
Frist ein blaues, bis auf die Fttsse reichendes Gewand und darttber eine Art blan
und weiss gestreiften Schurz, eine weisse Mtttze, Ringe, Amulette jeder Art und
eine lange I.anze. Die M. erblicken im Weissen einen Menschen höherer Klasse^
ein gottbegnadetes Wesen, das alles vermag. Die Familie ist nicht sehr stark ent-
wickelt. Bei Heiratlien macht man keine weiteren Umstände, und die Kinder
gelten alle für gleich. Der M. kauft sich gewöhnlich 2 — 4 Krauen im Werthe von
durchschnittlich 50 — 60 Mark, doch ist die Frau keine Sklavin, jede hat ihre eigene
Behausung und Vorrathsspeicher. Die Frauen sind weichherzig und zärtliche
Mtttter; bei der Erziehung der Kinder sehen sie haup^chlich auf Wahrheit und
Treue. Die Männer tragen den weissen oder blauen »Bubu«, eine grosse bis auf
die Fiisse feilende Bluse und eine gletchfarlnge spits anlaufende Hätte, manche
aiicli kurze türkische Hosen und Sandalen. Nur die Marabutin schmücken sich
mit einer rothen Mütze. Dem Manne darf ein kurzer Säbel in lederner Scheide
nicht fclilcn, der von der linken Schulter herabhängt, ebensowenig ein kleiner
Lederbcutel mit dem Amulett oder Talisman. Die Weiber legen nur einen
schmalen Streifen Zeug um die Lenden, tragen aber sonst eine l'nmn^ c von
Schmucksachen. Ehebruch ist häufig« wird jedoch strenge ^jcalmdet. Der Ver-
fQhrer erhält die Bastonnade und wird mit seiner ganzen Familie als Sklave ver-
kauft. Die Frau wird aber nicht bestraft; oft werden sogar die Weiber von ihren
eigenen Gatten ausgesand^ fremde Händler zu verfiihren, um diese dann aus-
plündern zu dürfen. Die M. werden nicht alt, mit 40 Jahren bekommen sie graue
Haare und Runzeln; sehr wenige erreichen das sechzigste Jahr. Sie leiden viel
an Fiebern und Flüssen, welche sie durch Dampfbäder zu vertreiben suchen.
Stirbt ein M., so kommt sogleich der Almamy, um Gebete zu verrichten. Dann
bekleidet man die Leiche aufs Beste und verscharrt sie sofort 30—40 Centim. tief
und, wenn es die eines Freien gewesen, in baumwollene Zeuge oder Matten ein-
gewickelt. Acht Tage darauf hält man die Leichenfeier, aufweiche Frauen aber
erst nach zurückgelegtem 40. Lebensjahre Anspruch haben. Die Zeit berechnen
die M. nach der Regenzeit und dem MondwechseL Die Jahre benennen sie nadi
B^benheitent die darin besonders von Bedeutung filr sie gewesen sind. v. H.
Mandori. Völkerschaft des Alterthums, im Innern Libyen^ vom Gebirge
Mandrus bis zu den Daradae wohi^aft. v. H.
Mandril, s. Cynocephalu^ Briss. v. Ms.
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Mandnieni — Mangandscha.
291
MandruenL Eine ausser dem Namen nach völHg unbekannte Völkerschaft
im alten Baktrien. v. H.
Mandschis. Eine der vier grossen Familien der Kharwar (s. d.). v. H.
Mandschu, Mantsclui oder Mandschuren, Name der unter chinesischer
Hoheit stehenden Tungusen (s. d.); etwa 4 Millionen an der Zalil in einigen
sechzig Stammen. Die M. bemächtigten sich 1644 des chinesischen Thrones,
welchen sie noch behaupten. Ihre in mehreren Dialekten gesprochene, im
Ganzen sanfte Sprache ist die Hofsprache in Peking und hat manche Wurzeln
mit mongolischen und türkischen^ ja selbst mit indogermanischen Idiomen ge-
mein. Zu den M. gehören die Lamuten am ochotzkischen Meere und die sogen.
Schibä im Ilithale. Die M. sind heller gefiürbt und schwerer gebaut, haben mehr
Bart als die Chinesen und verrathen mehr geistige Fähigkeit. Sie sind aufge-
weckt, kriegerisch und mit grosser Energie begabt, ehrlicli und often, aber auch
rauh und schmutzig. Früher dem Schamanismus ergeben, sind sie jetzt
Buddhisten und fa.st ganz in der chinesischen Kultur aufgegangen. In ihrer
Heimath treiben sie nur im Süden Acker- und Gartenbau, meist jedoch sind sie
Hirten, Jäger uod Fischer. Trots ihres Aufgehens in der chinesischen Gesittung
unterscheiden sie »ch in sozialer Beziehung scharf von den Chinesen ebenso wie
von den Übrigen unteijochlen Völkern. Sie sehen mit Verachtung auf alle
fremden Stämme herab, die ihnen nur zu gehorchen haben, und jeder M-Soldat
dUnkt sich bei weitem höher als der höchste Beamte der Mongolen oder Ta-
taren, der sich seinerseits auch wohl in Acht nimmt, einen M. m beleidigen \ H.
Mandubii. Völkerschaft des alten Ciallien, oslhch von den Anduern,
zwischen ihnen und den Lingoncn, sowie westlich von den Sequanern wohn-
haft. V. H.
Maneger, s. Maniagren. v. H.
Mtuentibnuicliia, John Hogc (1. manere bleiben, gr. brancMa Kiemen),
^ JPtram^amhiaia (s. d.). Ks.
Manetenerys oder Mantenerys. Indianer Brasiliens am Aracä und Hyuacu,
bauen Baumwolle, spinnen, weben und hüllen sich in Gewänder und tauschen
mit den Weissen Tabak, Raumwolle und Garn gegen Messer und Angelhaken.
Ihr Baumwollenzeug ist grob, sonst aber recht dauerhaft und für Hängematten
sehr brauchbar; sie selbst verfertigen daraus ihre Poncho für die Männer und
die sackartigen Röcke, auch Ueberwürfe filr die Frauen. Das zarte Geschlecht
hat sich bereits im Hause Autorität verschafit, denn nicht- selten htfrt man Weiber
tapfer ihre Manner schelten. Loder sind die M. Diebe und Bettler. Sie gehören
unter die Flussmdianer, denn bestandig bewegen «e sich im Wasser auf und ab
in ihren langen vortrefflich gearbeiteten und dauerhaften >UIms< (Etnbau-
men). v. H.
Manga. i. Verwandte der Kanuri (s. d.), bewohnen einen prnssen Theil
des nordwestlichen llurnu und haben sich als besonderer Stamm erhalten.
2. Negerstanim der Nilregion, verschieden von den Kredsch. v. H.
Mangal. Jetzt verschwundener Afghanenstamm, welcher wahrscheinlich zu
dem grossen Stamme der Weziri in naher Verwandtschaft standen, v. H.
Mangandsduu Volk des Sambesibeckens, westlidi vom Nyassasee. Die
M. stehen» wenn sie ihr Gesicht und den Körper nicht absichüich verunstalten,
im Allgememen etwas höher und sind bedeutend umgänglicher ab die Übrigen
Afrikaner. Ganz mit Unrecht hält sie Livingstone für den j urechten Neger-
typua.« Ihnen fehlt vor Allem die aufgestttlpte Nase, und der Sprache nach
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Ifingarf — Iftnguangat.
sind sie sicherlich den Kaffem zuzuzählen. Am besten erscheinen die M. des
Tieflandes. Ihr Auftreten ist männlich, ihre Sinnesart entschlossen. Im Allge-
meinen sind sie f^ut gewachsen, ihre Gliedniaassen < hon und ebenmässig gebaut.
Bei crwach:>eiieu iMännern erscheint die Muskulatur geradezu riesenhafL Die
Stellung der hAsdich venmrtilteleii Frauen itl dne weniger gedrOckte als sonst
in Afrika, denn sie können sogar zur Wttrde eines Ittuptlings gelangen. Die M.
verfertigen Thongefiisse» kennen aber die Töpfersdieil» nicht; auch können sie
Nftpfe machen, und Netze werden aus Pflanzenfasern bereitet. Sie bearbetten
das Eisen, haben Kohlenbrennereien und Schmieden, weben Baumwolle, flechten
Körbe und treiben Ackerbau. Ihre Kleiderstoffe, Geräthc und Waffen sind sehr
gut und geschmackvoll gearbeitet; in allen häuslichen Verrichtungen sind sie sehr
geschickt, aber an Muth und Tapferkeit stehen sie ihren Nachbarn nach. Eine
günstige Vorstellung erweckt ihre Rechtipllcge, obwohl der Giftbecher (sMuawei)
im Schwange geht. Sie glauben an ein höchstes Wesen (»Mpambei), und wie
es scheintj auch an die Unsterblichkeit der Seele. Im Übrigen sind sie adur un-
reinlich, arger Völlerei ergeben, namentlich leidenschaftliche Biertrinker, end*
auch unverbesserliche Sklavenhändler. Die Dörfer liegen an passend auige-
wählten Stellen, und jedes Dorf hat einen »Boalo«, eine Art Dorfwirthshaus, wo>
hin die Männer auch ihre - .Arbeitt mitnehmen. Der Handel besteht im Austausch
von Tabak, Salz, getrockneten Fischen, Häuten und Eisen. Die Männer sind in
hohem Grade putzsüchtig und verwenden viel Zeit auf iinen Haarschmuck; da-
bei behängen sie den ganzen Körper mit allerlei Zierrath, und an Fingern,
Daumen, Hand- und Fussgelenk, Armen und licnden dürfen Ringe von Messing,
Kupfer oder Eisen nicht fehlen. Die Frauen > schmücken c sich mit dem
>Pelele,c einem Ring, der in der Oberlippe befestigt wird. Keine Frau lisst »ch
ohne Pelele blicken, ausser wenn sie um einen Todten trauert Ausserdem
haben sie den Kopf ganz kahl geschoren. Mit grosser Schonung behandeln sie
auch die ehrwürdigen Sedimente, die sich auf ihrem Körper ablagern,« denn jähre»
lang bertihrt kein Wasser ihre Haut. v. H
Mangan, Volk Mittel-Afrika's, südlicli von Wudai. v. H.
Mangbälle, Stamm der Monbuttu (s. d.). v. H.
Mangbattu, s. Monbuttu. v. H.
Mangetta (nach dem italienischen l^aturforscher J. Manoili, der 1804 eine
sootomische Arbeit über Conchylien veröffentlichte, .daher richtiger MmgilutJ,
Risse 1S36, Pleurotomiden-Oattung ohne Deckel, Ausschnitt abgerundet und
dicht an der Naht, Kanal kurz, Skulptur wesentlich in dicken Vertikalrippen be-
stehend, oberste Windungen glatt. Ausscnrand der Mündung oft verdickt.
Mehrere Arten, durchschnittlich 6 — 10 Millim lang, in Mittelmeer und Nordsee,
in massigen Tiefen, z. R. atknuala uud ;/ ////<? in letzterer, Vauqur/ini, Pavrau-
DEAu, und tacnia/a, Deshayes, in crsterem, andere m den tropischen
Meeren. E. v. M.
Manghit, Stamm der Oesbeken (s. d), aus welchem die Chane von BochAia
entsprossen sind, bewohnt in grosser Zahl die Umgebung von Karschi. v. H.
Mangiliai s. Mangelia. E. v« M.
MangowitiS, N^ervolk Mittel-Afrika's, heidnisch, streitbar, in psychischer
Beziehung den Bomuanern ganz gleich und ebenso hässlirh wie diese. v. H.
Mangries. Kleines Negervolk der Körnerküste. v. H.
Manguangas. Malayenvolk in der c'nrdülera Su^ut auf Mindanao, erstrecken
sich bis zu dem grossen See von Üuayan oder Magmdanao. Sie zählen nach
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einer älteren Schätzung 80000 Köpfe und sind Heiden. Sonst sind sie noch un-
bekannt V. H.
Maximianen. Halbwilde Malayenstämme im Innern der grossen Insel Min-
doro und in den Gebirgswildnissen der Eilande Romblon und Tablas. Mit den
Tagalen scheinen rie nichts gemein zu haben, eher könnten sie vielleicht als ein
besonderer Zweig der Visayas au^efasst iveiden. Die M. waren seiner Zeit sehr
genannt, weil sie zo— 15 Centim. lange SchwAnze haben sollten. Ihre Zahl wird
in der jüngsten Zeit auf 30000 Köpfe veranschlagt. Im Aensseren sollen sie den
eigentlichen Malayen ähnlicli sein. Die M. von Mindoro zerfallen in kleinere
Stämme, deren einige in friedlichem Verkehr mit den Christen stehen, während
andere deren Berührung fliehen. Die M. von Romblon sind herumschweifende
Müssigganger und rauben den Christen Vieh. Die M. von Mindoro bestatten
noch jcbEt ihre Todten in Höhlen, v. H.
Mangun oder Oltscha. Stamm der Tungusen (s. d.) an der SüdkUste des
Odiotskischen Meeres; ne sind die civilisirtesten aller Tungusen. Im Aensseren
gleichen rie am meisten den Golden (s. d.), haben wie diese vorstdiende
Backenknochen, schwane Augen und Haare, letztere gewöhnlich frei herabhüngend
oder zu einem Bündd auf dem Schöpfe gebunden. Schnurr- und Knebelbart
sind ärmlich, oft reisst man auch diesen Anflug noch aus. Die Frauen scheiteln
das Haar in der Mitte und lassen die Zöpfe hinten hinabhängen. Beide Ge-
schlechter tättowiren sich das Gesicht mit einigen kreuzförmigen Flecken an der
Stirn. Die Kleidung ist nach Mandschuschnitt und besteht meist aus Fischhaut
und Thierfellen; an einem Ledergürtel baumeln allerhand Siebens:ichen. Die
Sditthe rind aus Ifirschhaut oder Seehundsfell; im Sommer geht man barfuss»
Die Hüte^ sehr mannig<ig in der Form, sind aus Fils, Birkenrinde oder Stroh,
im Winter aus Pels, der dann auch die leiditere Sororoerkleidung verdrängt.
Die Tracht der Frauen Ist Ahnfich, nur farbiger und verzierter als jene der
Männer. Ohrringe von Messing, Silber- oder Kupferdraht sind sehr beliebt. Die
Wohnungen richten sich nach Jahreszeit und Beschäftip:ung. Die M. sind vor-
wiegend Fischer und keine eigentlichen Nomaden, führen aber trotzdem kein
sesshaftes Leben. Der M. ist ein vortreflTlicher Flussschiffer. Die Fischerei ge-
schieht mittelst Netzen nnd Harpunen, welche die eingeborenen Schmiede sehr
geschickt herstellen. Die stabilen Wohnhäuser rind geräumig, halten 10 bis
15 Meter im Geviert; die Wände bestehen aus Holzbalken, deren Zwischenräume
mit Stroh und Lehm gedichtet sind, das Dach aus Birkenrinde, der Fussboden
aus gestampftem Lehm. Dicht beim Wohnhause steht ein Stangengerüst zum
Fiscbtrocknen. Die Vorrathshäuser stehen auf Pfählen und sind, wie die Wohn-
häuser, niemals verschlossen. Diebstahl ist ein unerhörtes Verbrechen. Bären-
feste feiern die M. wie die Giljaken, welchen sie auch sonst in religiöser Be-
ziehung fjlcichen. Die Schamanen besitzen grosse Macht; ganz besondere
Verehxung. wird den Todten gezollt Der Charakter der M. ist gut und brav,
^e ehren das Alter, rind liebevoll gegen ihre Kinder, die Frauen unterstützen
die Männer, auf welchen der Mhwerste Tbeil der Arbeit lastet und werden
keinesw^ schledit behandelt Eine besondere Regieningsform besteht nidit,
wohl aber gilt die väterliche Autortät sehr viel. Die Kinder stehen bis zu einem
gewissen Alter ganz unter der Gewalt des Vaters, der dem Sohne die Braut
wähU, wahrend dieser noch im Knabenalter steht. Sobald der Bursch sein
achtzehntes, das Madeben das fünfzehnte Jahr erreicht hat, findet die Hochzeit
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Mangusta — Manis.
Statt. Polygamie ist erlaubt, aber nicht allgemein verbreitet, das Levirat
Sitte. V. H.
Mangusta, Oi.iv., s, Heqicstcs, Ti.r.inFR. v. Ms.
Mangwe oder Mangiie sind Cliorotegas (s. d.), welche zur Zeit der
spanischen Eroberung an drei Stellen Mittcl Amerika's lebten; heute existiren
sie nur noch in zwölf Dörfern im Umkreise der Seen vun Masaya und Apoyo
und führen noch den alten Namen, welcher vielleicht auf das Wort '>Mänkeme<
d. h. Herr zurückzuführen ist. Ihre Sprache ist fast ausgratorben und war
zwdfellos mit jener der Chiapaneken in Mexiko verwandt v. R.
Maniagregu Stamm der Tungusen (s. d.) am Hnken Ufer des Amur. Die
Benennungen M., Manegren, Minoren, Mangyren und Manyary sind alle gleich-
bedeutend und vielleicht russischer Abstammung. Die M. stimmen fast in allen
Stücken mit den Orotschoncn (s. d ' 'iberein und unterscheiden sich von diesen
nur darin, dass sie zum Reiten stau der Kentliiere i'ferde gebrauchen. v. H.
Maniaten. So nennen sich selbst die Mainoten (s. d.). v. H.
Manjazer. Zweig der bulgarischen Slaven. v. H.
Maniini oder Omanni, Zweig der alten Lygier (s. d.}, sttdÜch von den
Burgundionen sesshaft. v. H.
Ifeniota oder Mayna, Manoitos. So nannten die Missionäre die Konibo,
Schipibo und Schetebo-Indianer zusammen. v. H.
Manipuri. Volk Bengalens, den Naga (s. d.) sehr ähnlich, obwohl ihre
Züpe feiner geworden. Ihre Annalen datiren voni 30. Jahre der christlichen
Zeitrechnung und enthalten die Geschichte von 47 Königen. Die M.-Frauen leben
gegen Hindubrauch völlig frei. Sie stehen dem Haushalt vor, besorgen die
Aussenarbeit und den Einkauf der Lebensmittel. Junge Frauen und Mädchen
kommen öfter zu einem Spiel (»Kangsanabac) zusammen» an dem auch junge
Burschen Theil nehmen dürfen. Die Spielenden werfen mit einon elfenbeinernen
Diskus nach dem Samen einer Schlingpflanse, weldie in den Fuasboden des
Hauses gesteckt ist. So lange die M.'Frauen jung sind, zeichnen sie sich durch
ihre schönen sanften Züge aus. Hir Hauptanzug ist ein buntfarbiges Gewand,
welches über den Busen und unter den Armen zusammengefaltet wird und bis
auf die Knöchel reicht. Juno^e Madchen tragen Mieder und kurzes Hüttgewand.
Die M. haben kein geschriebenes Gesetz aber uralte Gebräuche, welche als Ge-
setz gelten; so z. B. ist Sklaverei erlaubt, verlässt aber ein Sklave seinen Herrn
für einen andern, so nimmt man an, dass er schlecht behandelt worden sei und
gestattet seinem ersten Herrn nicht, ihn wieder einzufangen. Ein Mann darf
seine Frau ventossen; tirat er es aber ohne Grund, so hat de das Rechte ach
all sein persönliches Eigenthum, mit Ausnahme eines Bechers und seines Lenden-
kleides anzueignen. Die grösste Strafe flir eine Frau besteht in einer öffentlichen
Ausstellung derselben mit geschorenem Kopfe. Brahmanen werden verbrannt
wenn sie sich gegen die ijcstehenden Gebräuche vergehen. Der herrschende
Fürst ist Autokrat, und Verrath gegen ihn das schwerste aller Verbrechen. v. H.
Manis, L. Schuppenthier, altweltliche Gattung der (entomophagen) EJentaia.
Zähne fehlen, MundÖffiiung klein. Aeussere Ohren sehr klein, bilden eine klappen-
artige Hervorragung. Zunge wunnförmig, sehr weit vorstreckbar, mit kleinen
rückwärts gerichteten Spitzen besetzt Körper, Gliedmaassen und Schwanz mit
grossen, dachziegelig über einander liegenden Homschuppen bedeckt; auch die
Unterseite des langen und kräftigen Schwanzes ist beschuppt. Vorder- und Hinter-
fUsse fünfzehig, mit starken langen Nägeln bewehrt Das Jochbein fehlt meistens,
Digitizr:
atets das Thrflnenbdti und d«r knAclieme Gehörgang. Keine SdiMsselbeine.
Sitsbew verbindet sich mit den Querfortsätzen des 3. Sacralwiriiels. Dickdarm
sehr kurz, vom Dttnndann nicht abgesetzt Leber 4lappig. Der pankreatische
Gang mündet weit hinter dem Gallengange. Milz sehr gross. Am Mastdarm»
ende zu jeder Seite ein in den After mündender Drüsenbeutel. Rechte Lunge 5-,
linke 2lapjMg (Giebki ). Hoden lagern in der Inguinalgegend. — Zwei pectorale
Milchdrüsen. — Die Schuppenthiere sind auf Asien und Afrika resp. auf die
äthiopische und orientalische Region beschränkt, durchwegs sind sie langsame,
harmlose, vorwiegend nächtliche, von Ameisen und iermiten lebende Formen;
t&t können ndi zu ihrem Schutze kiqpdförmig zusammenroUei^ bewohnen selbst
gegrabene Erdhöhlen. Ihr Fleisch ist geniessbar, werden deaahalb auch gejagt.
Fossilieste «nd nicht bekannt — i. Arten mit weit Aber körperlangem ver-
schmälertem Schwänze» mit borstig behaarten VorderHissen, mit kleiner (hinter
die äusseren) zarückgebogencr Innenkrallc. Äfanis, Sund. M. iengumtdaUt, Shaw.,
(M. macroura,'E^y.} , M.ajricana, Dksm.). Langschwän^i^e«; Schnpi>entlMer. Von
der I bis 1*3 Meter betragenden Gesanimtlänge entfallen fast ^ aut den Schwanz.
Farbe schwärzlichbraun; Schuppen schwärzlich und gelblich gerändert, die des
Körpers smd länglich zugespitzt, bilden 1 1 Reihen. Die mediane Schuppenreihe
ergiebt für den Kopf 9, den Rumpf 14, fUr den Schwanz 43—44 Schuppen.
Hetmadi Westküste von Ikßttel-Afrika (Sierra Leone« Guinea, am Senegal etc.). —
Etwas kleiner ist M* iricuspis, Sumdbv. (M, mulüscutai», Grav)^ mit 19^8 1 Quer*
reihen der hier schmalen, längsgestreiften, zum Theil dreispitzigen Schuppen ; die
mediane Reihe weist 18 — 20 Rumpf- und 38 Schwanzscblippen auf. Heimath:
Guinea. 2. Schwanz höchstens körperlang, Vorderbeine aussen beschupj)t. Innen-
kralle gleich den ät!p<5eren (riiolidotus^ RRy?«^., Sund.), a"» Dorsalschuppen 17 (15)
bis 19 reihig, die seitlichen gekielt. Schwan/ sehr schmal. — M. javanica, Desm.,
Körper ca. 60, Schwanz 47 Centim. lang. Schuppen dunkelbraun. Am Bauch
und Halse stehen kurze gelbliche Borstenhaare. -Das javanische Schuppenthier
lebt auf Java, Sumatra, Bomeo, Celebes und der malayischen Halbinsel in be>
waldeten Geburgsgegenden: erklettert Btume, frisst auch Kflfer nnd WQrmer. —
M. Dttlmmmi, Sund. (China), b) Schuppen ii<*i5 reihig, breit, niigends gekielt.
Sdiwanz an der Wurzel von Körperbreite (FhtOagts, Sumd.), M.' laHcttudata, Illig.
(M. pattadactyla, L., brachyura, Euxr.., crassicaudafa, Geoffr., macroura, De.<;m.).
Breit oder kurzschwän/iges Schuppenthicr, :'.PangoHn< :»Badjarkit<. Gesammt-
lange 127 Centim.; hiervon entfällt etwa die Hälfte auf den Schwanz. Tn der
medianen Reihe finden sich am Kopfe 11, auf dem Rücken und Schwänze je
16 Schuppen. Ostindien (Madras, Pondicheiy, Bengalen, Assam, Malayische
HallMnsel, Ceylon) — M, Tmmnküi Smuts (SnuttsiOt Gray), Steppenschuppenthier
»Abu-Khirfii«, Körper Schwanz (von Körperdicke, wenig sich verjüngend)
30 Centim* lang» K<^f kurz. Körperschuppen sehr gross, i4Teihig, Schwanz*
schuppen 5, (am Ende) 4reihig. 7n der Medianreihe entfallen auf den Kopf 9,
den Rücken 13, den Schwanz 6 Schuppen. Farbe der Schuppen blass gelblich-
braun mit lichterer Spitze. Die stark gekrümmten Vorderkrallen sind unten aus-
gehöhlt, die ilinterkraJlen sehr kurz und platt. Bewohnt die termitenreichen
Steppen des tropischen Afrika. — Ausser den Hand- und Lehrbüchern der
Zoologie vergl. besonders W. von Rapp, Anat Unters, über »Die Edentaten«,
Tübingen 1S52. GiBUKL, »Die Sängethieie etc.c I^ipzig 1S59 und Bbbmms Thier-
leben. IL Anfl. Band s. — v. Ms.
Manitari Wahncheinltcfa eine Unfteiabtiieüang der allen Minäer (s.d.). v. H
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^^^^^^^
»9«
Manjuema — M«nobo.
MaajttenMi oder Manyuem«. Volk Ihnerafrika's, un Lnalaba, mit aduBn \
gefonDten Köpfen, aber »edrigem noFaliscben Standpunkt Die Ffanen haben
eine «ranne hellbranne Hautfarbe, gerade Nasen, reizend, icbwane Augen,
schöne Köpfe, kleine Hinde und Füsse, vollkommene KOrperformen und wären
noch viel hübscher, wenn sie nicht die Zähne spitz feilten und den Nasenflfif^el
mit einem in den Nasenknorpel gesteckten Glasstückchen ausbauchten, üe^cn
die Reisenden zeigen sich die M. sehr neugierig, aber stets gutmUthig, ehrlich
und gefällig. Im schroffen Gegensalz dazu steht ihre bis auf die Spitze getriebene
politische Zersplitterung, ihre ewigen Fehden unter einander und die grauenhafte-
Leichtigkeit, mit welcher die cdiwenten Morde vezttbt weiden. Die M. aind auch
sicherlich Kamubalen, essen aber nur im Kriege getötete Feinde^ tcheiiien bei
ihren kannibalischen Orgien von Rache aufgestadielt zu sein und lassen nicfai
gerne Fremde als Zuschauer zu. Frauen nehmen daran niemals theiL v. H.
Maniwn, wenig bekannte Indianerhorde Brasiliens, aber noch immer zahl-
reich. V, H.
Mankassaren oder Makassaren. Wohl zu den Malayen gehörender Volks-
stamm im Südwesten der grossen Insel Celebes. Die Frauen der M. sind an-
genehm, nicht vom geselligen Verkehre ausgeschlossen und können selbst den
Thron besteigen, v. H.
Mifll«^ so nennen sich selbst die Nogaier (s. d.}.
UanlBoS« nach Dr. Holub der schfinste Menschenschlag im Mamtae-Reiche
(S(id-Afrika), mit bedeutend längerem Wollhaar, welches sie hoch aufkämmen,
wodurch der Kopf wesentlich grösser erscheint Nächst den Mambunda verfertigen
die M. die schönsten Holz- imd Homschnitzereien. Ihre Wohnungen sind grosse,
2 Meter hohe und 2 Meter breite T-änc:sh litten. v. H.
Manna, im Süden von Bagirmi wohnender Heidenstamm, welcher die Zahne
spitz feilt. V. H.
?*^«**^*'H^*, B. Gicada« £. Tg.
Mannnhok, Zweig der Lenni-Lenape (s. d.). v. H.
MaiwinrhildUn», Cmiu matm^ms, EioitG., eme zu den Ctitidtt (a. d.)
gehörende Schildlaus, deren wachsgelbes, mit Büscheln weisser Flaumbaaie be*
decktes Weibchen in den Umgegenden des Berges Sinai auf Tamarix mann^tra
lebt und durch seinen Stich das Ausfliessen von Manna bewirkt. E. Tg.
Manobo, heidnischer Mischstamm auf Mimlanao. Die M. erinnern in ihrem
äusseren Habitus an Chinesen und leben in ganz kleinen Horden, welche ge-
wöhnlich nur aus dem Häuptling (»Bagani«) und den Brüdern seiner Frauen be-
stehen. Ihre Htttten stehen auf hohen Ffithlen, ebenso die Scheunen und Vor*
tathshinser, die mitten in den Feldern stehen. Die M. im Norden treiben Acker-,
besonders Reisbau, femer Fiscbfimg mittelst Reusen und Netsen. Die M. am
Davaobusen nähren sich nur vom Fischfange, ja im Nothlalle sdbst von ekel'
hailen Reptilien. Die ackerbauenden M. sind aber nicht sesshafl, sondern gittn»
den sich, sobald der nie cfediingte Ackerboden erschöpft ist, anderwärts ein neues
Heim. Sie leben in Polygamie, doch gilt nur eine Frau als die legitime, der
die anderen zu gehorchen haben. Jede Frau hat eine Hütte für sich, ihre Kinder
und die ihr zugewiesenen Sklaven. Da alle Feldarbeit auf ihren Schultern ruht,
so besteht in der grösseren Zahl derselben auch der grössere Reichthum des
Mannes. Ihre Waffen sind Lansen, Schilde, Dolche und Schwerter, in Daw
wissen sie auch meisterhaft Bogen und Pfeil su gebrauchen. Sie leben m be-
ständigen Kriegen und Fehden, haben einen Ahnenkultns wid kennen nodi an-
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llanoitos Mantel der UdUmken.
S97
dere Götter. Der Kaiman >virdi von ihnen heilig gehalten. »Diuatac ist dei
Gott der Erntefeste; ihm werden Schweine geopfert und an das Opfer dne grosse
Schmaoaerei geknflpft Hochverehrt ist auch der Kriegsgott »Tagbusanc . Kach
beendigter Einte ziehen die M., wenn die eingdtolten Auspisien glflclcverheissend
sind, auf den Kriegspfad. Alle Erwachsenen werden niedergemetzelt, die Weiber
und Kinder aber in die Sklaverei abgeführt. Ihre Bestialität äussert sich sogar
in einer Art von Kannibalismus. Die Schädel der erschlagenen Feinde werden
nach Hause mitgenommen, aber nicht aufbewahrt. Einen der Gefangenen pßegen
sie nach glücklich erfolgter Heimkehr gleichsam als Dankopfer dem Kriegsgotte
auf grausame Weise abenschlachten. Jeder Todesfall wird durch den Mord eines
aiglosen Wandeieia, dem sie im Walde auflauem, wett gemacht Die M. von
Sttrigao sind weniger blutdttrM^. Itfan betrachtet »e als Settenawei^ der Igorroten,
wohl nur mit Bezog auf ihre Kiiegslust und Fressgelage, v. H.
Manoitos, s. Maniota. v. H.
Manouria» Gkay. Testudiniden-(Chernden-)Gattang mit 9 indoaastralischen
Arten. Pf.
Manrali, Völkerschaft des Alterthums am Südfusse des Kaukasus. Ihr Name
hat sich noch in dem heutigen Mingrelien erhalten. v. H.
Mansos, Leithammel (s. d.) der spanischen Wanderschafheerdea (s. Merino-
schafe). R.
ManaaÜrAa, Zweig der Bischftrin (s. d.) am Rothen Meere, um Suakin. v. H.
Mamtaeties, Stamm der Betschuaaen (s. d.). v* H.
Mantelgürtelthier, Gürtelmaus, Schildwurf, s. Chlamydophorus, Haxl. v. Ms.
Mantelpavian, s. Cynocephalus. v. Ms.
Mantenerys -Indianer, s. Manetenervs. v. H.
Mantel der Mollusken, so wird seit Cuvter die Rückenhant der Mollusken
genannt, insofern sie rechts und iinks, vom oder hinten, oft in all diesen Rich-
tungen zugleich, lappenbildend über die anderen Körpertheile (Rumpfseiten,
Kopf, Fuss) vorspringt und diese mehr oder weniger bedeckt Dadurch entsteht
die Eigenthflmltchkeit, dass der Mantel in der Mitte des Rückens eine einfische,
warn auch mehr oder weniger dicke Haut ist, deren Durchbohrung direkt in das
Innere des Thieres filhrt, an den Seiten dagegen, beziehungsweise vom und
hinten, doppelt ist und eine freie Unterseite hat, die Durchbohrung daselbst zu-
nächst nur in die taschenförmige Vertiefung führt, welche in der Regel das
Athmungsorgan, den After und die Geschlcchtsoflnung enthält und noch durch
eine, wenn auch oft recht dünne F(;rtsetzung der äusseren Körperhaut von der
inneren Leibeshöhle getrennt ist. In der Substanz des Mantels bildet sich durch
Kalkablagerung die Schale (ausgenommen diejenige von Argonatiia und die Fuss-
platte von B^pm^x) und zwar entweder in seiner ganzen FUchenausdehnung
und so dass Ober derselben nur one dflnne Cuticularschicbte bleibe — voll-
ständige, Süssere Schale — oder nur in einem kleineren Theile, namentlich dem,
der Herz und Athmungsorgane bedeckt, und dann in der Regel auch weniger
oberflächlich, so dass noch eine dicke, am lebendigen Stoffwechsel theilnehmende
Schicht organischer Substanz über dieser unvollständigen inneren Schale bleibt.
Im ersteren Falle erscheint der Mantel hauptsächlich n nr als innere Auskleidung
der Schale, die eben an ihren Rändern durch fortdauernde Kaikabscheidung aus
demselben wichst und daher auch Form und Farbstoffe, sowie Narbenstellen
nach stattgehabter Verletzung von demselben fkbemimmt; im zweiten Fall er-
eiteheint der Mtutel mehr selbständig und bietet durdi die derbere Beschafienheit
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Mantelthicr« — Maotras.
selbst den anderen Körpertheilen Schutz. Hochgradige Attsbildaag des Mantels mit
Schale findet sich bei den spiralgewiindenen Schnecken, die sich ganz in ihre
Srlirile zurikkziclicn können. Starke Kniwicklung des Mantels ohne entsprechende
der Schale bei einigen Opisil.obranrhiatcn, wie Doris und PUurobranchus, unter
den Piilmonaten bei Onchidium und P'aginuius, unter den l'rosobranchiaten bei
Lamdlaria. Ganij geringe Ausbildung des Mantels bei Limax und Arion, sowie
unter den Meetsdinecken bei Tritonia u. dergl. E. v. M.
Mantelthlere, s. Tuoicaten und Asddia. Rcmr.
Mantelthiere» s. Urochorda (Entwicklung). Gmch.
Mantidae, s. Mantodea« E. Ts.
Mantis (gr. Seher) reügiosa, L., Gottesanbeterin, s. Montodea. E. Tg.
Mantispa, Ir,Li<; , Florschrecke, s. Hemerobidae. E. Tc.
Mantodea, Birmiisikr, Fangschrecken (Fangheuschrccken"^ , Familie
der schreitenden Ortliopteren, welche sich durch ihren langgestreckten Korper,
besonders langen, stabförmigen Prothorax und die zu Fangarmen umgewandelten
Vorderbeine ausseichnen. Der freie Kopf ist nach vom verschmälert, schief nach
unten und hinten gestellt und trügt siemlich lange BoxatenfÜhler und 3 Funkt-
augen. Die Flttgel sind meist entwickelt^ die vorderen ledeiaitig und durdi-
sichtig» vorherrschend grfin gefiirbt, der breitere Hinterildgel mehr glashell,
manchmal mit buntem Augenfleck gezeichnet; die hinteren Beine sind laqg und
dünn, der gestreckte Hinterleib, auf dem Rücken wenigstens aus 10 Gliedern
bestehend, trägt am Ende 2 gegliederte Anl^änesel, sogen. "Raife. Die Arten
leben votn Rauhe, vorherrschend in den wärmeren Erdstrichen. Die Familie
ist neuerdings namentlich von de SAi?ssimF. in zahlreiche Tribus oder Sippen
und Gattungen zerlegt worden, von denen in Europa nur 3 vertreten sind: Man-
tidae, Körper und Schenkel ohne blattartige Erweiterungen, obere Afterklappe
^ $ nicht voigesogen. Hierher Mantis nUgma L., Gottesanbeterin, grttn,
wie alle andern, mit aufgerichteten Fangannen auf Beute lauernd an Boschweik,
vereinzelt bis an das südlichste Deutschland, in l'yrol etc. Hkspidae, von Form
der vorigen, aber die obere Aflerklappe dreieckig ausgezogen; Empusidae mit
Empusa, iLi.uifcR, Füsse und Hinterleibssegmente mit blattartigen Anhängen ver-
sehen. — H. uk Saussuke, Mdlangcs ortlioptdrologiques in den M^m d. 1. Soc.
d. physique et d'histoire nat. de i»en^ve XXIT (1872, 1873); XX (1870) be-
handelt die Fortsetzung der ßiaiiiäae und die I'hasmodta. E. Tg.
Maotras. Wilder Menscbenstamm auf der Halbinsel Malakka, der au den
Oiang ßenua sMhlt Die M. haben krauses, aber nicht eigenUidi wolliges Haar,
dicke Lippen, fast schwarze Hautliurbe, breite Nasen, sind mittelgzoas, hager und
mit starker HautausdUnstung behaftet. Ihre Zahl mag 2000 sein. Die Männer
tragen liCndengürtel aus Leinwand oder Bast, die Frauen den verhüllenden
-Sarong«, nur die Kinder geben nackt. Bei Festen tragen die Männer die
malayischen Beinkleider, ein Oberkleid mit langen Aermeln und mitunter ein
farbiges Tuch um den Kopf, die Frauen den ; Badyu-pandyang,« ein langes,
vorne ofienes Kleid, an der Brust durch eine JSadei zusammengehalten. Das
Haupthaar wird meist kurs, oft gans geschoren. Die Frauen flechten das Haar
auf dem Scheitel in Kransfonn und schmücken dasselbe mit silbernen Naddn.
Ab weitere Zier dienen silberne Ohrgehäng», Halaschnflre aus Schweins- oder
Tigentäbnen u. deigl. Die Behausungen sind elende Httten, oft ohne Thür
und Fenster. Die M. verzehren alles, was ihnen in den Wurf kommt. Sie sind
vorwiegend Jlger. Ihre Waffen sind die Lanze, der Säbel (»Facang«), der Dolch
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Mtiitse — Mtmos.
«99
tnkd d» Blaierohr (»Tumiang«) mit vo-gütetem PfeUe; dem Qwnktar nadi
sind die M. mild und bei der geringsten Streitigkeit suchen sie einen andern
Wohnort auf. Zweimal im Jahre feiern sie Feste mit Spielen und Tänzen. Das
Lieblingsinstniment der Frauen ist eine Art Guitarre (»Kranti«). Die M. lieben
starke geistige Getränke und rauchen auch Opium. Dem Spiel sind beide Ge-
schlechter leidensr1iaft]ich ergeben. Ehescheidung ist sehr Iniiifig; der schuld-
tragende Mann muss den Eltern der Frau eine Geldbusse zahlen. Beim Iloch-
zeitsfeste niuss der Mann die Braut im \\'ettlaufe einholen, eine Erinnerung
an einst üblichen Frauenraub. Verstorbene werden beerdigt, und das Grab ge-
messt eine gewisse Pflege. Das Hans des Todten wird aber verlassen und ge-
wöhnlich zieht sogar das Dörfchen ab. Tempel, Altäre, Priester und Götsen*
bilder besicsen sie nicht, glauben aber an einen höchsten allmichtigen Geb^
der im Himmel thront Daneben aber treiben böse Geister ihr Wesen, welche
Krankheiten verursachen; auch an Magie wird geglaubt, v. H.
Mantse. Urvolk in der chinesischen Provinz Ss'tschwan. v. H.
Manubrium, s. bkeletentwicklung, Gruch.
Manubrium der Medusen; die orale Aus^iehung des Subumbrella, welche
den oralen Theil des Gastrairaumes in sich schliesst. Pf.
Blanus, Hand (s. str.)- Die allgemeinen Verhältnisse dieses Extremitäten-
absdiaittes bei den emzelnen Wirbelthierklassen, die Bedeutung des Ausdruckes
fHand« und die fragliche Berechtigung, denselben auf den Endabscbnitt der
Hintereatremität der Affen anzuwenden, wurde bereits an anderer Stelle (s. Ex-
tremitäten und Hand) erörtert und daselbst auch der anatomischen Eintheilung
der Hand in 3 Abschnitte: Handwurzel, Mittelhand und Finger gedacht. Der
als Handwurzel oder Corpus bezeichnete, mit der Speiche (Radius) sich gelenkig
verbindende Theil der Vorderextremität setzt sich aus 8, beziehungsw eise 9 Knochen-
stücken zusammen, welche sich in 2 Reihen ordnen. Die proximale Reihe weist
auf: ein »Radiale (Naviculare), ein In term edium ^Z^/mr/u/nyl und ein Ulnare
(Triquetrum) ; ausserhalb ^ta Corpus gelagert, ist dem Ulnare das Eibsenbeindien
»Pisiforme« angefflgt Die distale Reihe coroponirt sich aus 4 Knochen (Gar*
pale 1—4 resp. Muäangulum mapts (radialwärts), MutUmguhim mimts, CafHahm
s. Magnum, Hamatum s. Uncinatum); der 4. (ulnarwärts liegende) als Hamoiim
gewöhnlich bezeichnete Knochen artikulirt mit zwei Mittelhandknochen (die 3 an-
deren mit je einem), und scheint hiernach durch (ursprünglich) 2 discrete
distale Carpalia (Carj)ale 4 und 5) vertreten gewesen zu sein; >andeutungswcise<
findet sich ein solcher Zerfall des 4. Carpale in zwei auch beim Menschen (Barde-
leben), bei Marsupialiern, Rodenticren u. e. a. Die ursprüngliche Gestaltung des
Säugercarpus weicht übrigens durch die grössere Zahl von Carpalknochen sehr
«rbeblich von di($ßem allgememen Befunde ab; so lagerten awischen beiden
Querreihen zwei sogen. Ceniraiwt die beim Menschen (im a. Foetalmonate), femer
bei einigen anderen Säugern nachgewiesen wurden. Ein mit sämmtlichen Hand-
wurzelknochen artikulirtes Centrale besitzt die Gattung Chiromys, beim Menschen
soll es sich in 04" erhalten; normal verschmilzt dieser Knochen mit dem Ra-
diale; das 2. Centrale (Trianguläre) geht im os capitatum, dessen iKopf« bildend,
auf. etc. — Mit der dist^-ilen Reihe der C'.irpalknochcn verbinden sich die 5 Mittel-
handknochen (s. Metacarpus), auf deren »Capitula« die ersten Phalangen »Grund-
phalangen« der Finger gleiten; der s. bis 5. Finger (Zeige-, Mittel-, Ring- und
kleiner Finger) besitzen hier »Ireie Gelenke«, der 1. Finger (Daumen) ein sogen.
»Winkelgelenk« (Beugung-Streckung; etstere gestatten anch Abduction und Addac*
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tton). Mit Ausnahme des 2 phaiangigen Daumen, besitzen die Finger eine Grund-,
IkGttd- und Endphalange. In Bezug auf die Reducthra der Ftngenahl (4, 3,
t« i) und die sich in Folge dessen ergebenden Aendeningen im Baue des Garpus
und Meteottpus s. ausser den einschligigen anatomiwhen Spedatattikeln audi
die Artikel ttber die einaelnen Klassen und Ordnungen der Wirbeltiiiere. —
! itcrat ur: Carl Gegenbaubr, Untersuchungen zur vergleichenden Anatomic der
Wirbelthiere Heft i. Carpus und Tarsus. Leipzig 1864. — Th. H. Huua
Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur. Braunschweig 1863. —
F. M. Balfoi k, ZumCarpus und Tarsus der Saurier. Morph. Jahrbuch II. Band 1876,
sowie desselben Autors >NachtTägec ebenda in VI. Bde. 1880. — C. Gegenbauer,
Kritische Bemerkungen Uber PolydactyUe des Atavismus, ebenda VI. Bd. 1880. — >
H. l^taoocQ, de Tos central du caipe chex les mammifi&res. Acad Rojrale JU^
gique. 3 Stfr. Tom. IV. Mi. — R. Wbdeisiibim, Die ältesten Formen des Carpus
und Tarsus der heutigen Amphibien. Moiphd. Jahib^ IL Bd. 1876 etc. etc.
Von allgemeiner Lit. s. u. a. besonders I. Hemle, Handb. der System. Anat des
Menschen (Leipz. 1880). R. WisDEasHBiu, Lehrb. d. vcigl. Anat der Wirbd*
thiere. Jena i886, v. Ms.
Manx. Bewohner der englischen Insel Man. Ursprtlnglich reine Kelten
(s. d.), deren Idiom sich dort bis vor kurzem erhalten hat. Die M. sind
grossentheils mit den Bergwerken und der ausgedehnten Häringsfischerei be*
schftftigt V. H.
Manyir^Weber (JPhtius sitiaüis, Blvth). Rchw.
Manzaneroa» s. Tschenna, v. H.
Manzinillo oder San Blas-Indtaner, Zweig der Daritf. v. ä
Manjr'sche Drüsen, s. Sehorganeentwicklung. Grbch.
Maoggu. Volk ^^ittel-Afrika's, südöstlich und südlich von den Monbuttu.
Die Völkerstellung der noch so gut wie unbekannten M. ist bis jetzt durchaus
unbestimmt v. H.
Maopitian oder Froschindianer, von Mao = Frosch und Pitian = Volk, Stamm,
werden so von den Wapischianna genannt^ nennen sich selbst aber Mawakwa,
wohnen an der iiördlichen Giense der Wqyawal, sind im Ausatexben be«
gfiffim« V* H.
Maori. Eingeborene der Doppelinsel Neu seeland, nach einem Worte ihrer
Sprache geheissen, das »eingeboren« bedeutet. Sie sind unzweifelhaft nach Sprache
und Sitte polynesischer Abkunft nnd in ihre dermalipen Wohnsitze von Norden
her eingewandert. In alten Liedern und Ucbcrhelerungen hat sich die Er-
innerung daran noch lebhaft erhalten. Manche Umstände sprechen dafür, dass
ihrer Einwanderung andere Urcmwoiiner vorangegangen waren, die vielleicht
durch sie vernichtet worden sind. WlOuend A. K. Kkai« die M. fllr efawa
reinen Menschentypus hXl^ machen sie nach Edw. SrortlaiiDi Fbkd. vom Hocr-
STSTTBR und A. R. Wallacb den Eindruck einer vielfach gemischten Race.
Unter 100 Personen, sagt HocHSTErmt, sind etwa 87 braun mit scfawanem
straffen Haar; diese repräsentiren am meisten den polynesischen Typus; etwa
TO haben eine mehr röthlirh braune Hautfarbe und entv.eder kurzes gekräuseltes
oder langes straffes Haar, aber mit cmem Stich in ein schmutziges rost- oder
rothbraun; drei Prozent haben endlich eine schwarzliche Hautfarbe mit krausem,
jedoch nicht wolligem Haar. Am deutlichsten erkennbar ist die Mischung mit
der malayischen und melanesischen Race. Die Häuptlinge gehören gewdhnlidi
xom rem polynesischen Tjrpus. Auffidlend ist auch der grosse Unteradiied in
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Maori.
der Phjrsiognomie and der jüdische Gesichtityptts, wie man ihn unter dem Nga-
tiwhakam-Stamme antriffl. Ueber das Aeussere der M. stimmen die Urtheilc
nicht überein. Dem Schädel nach scheinen sie Mesokephalen mit einem Längen-
breitemndex von 76 — 77 imd einer Schädelkapazitat von 1440 — 1420 Centim. zu
sein. Zweifelsohne sind sie einer der korperiich entwickeisten swilden« Stämme.
In Aukland sind sie nur etwa 4 MiUim. kleiner als die dortigen britischen Sol-
daten. Dos Körpergewicht ist ziemlich dasselbe, die mildere Weite der Brust
ebenso, in kdiperticher Stilrke stehen sie aber den EngUlndeni nicht uibedeuCend
nach. fSn Vc^^eich swischen ML und den Qbrigen Polynesien! fiUlt nach Darwim
sehr zu Ungtmsten der ersteren aus, und Hugo ZÖLUnt sah zu Aukland bloss
einige Leute gemischten Blutes, die man hätte schön nennen können. Die Glied-
maassen der M. sind viel plumper als die der Polyncsier, ihre Gestalt gross und
massig. Recht auffallend sind die mit besonderer Künstlerschaft gepflegten
1 attowirungen des Antlitzes, deren kutnplicirte, aber symmetrische Figuren das
ganze Gesicht bedecken, während die tiefen Einschnitte dadurch, dass «e das
Spiel der oboflllchlicben Muskeln seratöien, das Ansehen starrer Unbeugaarokeit
und selbst Wildheit dem Gesiebte verleOu». Einige haben etwas Stolses und
Gebieterisches in ihrer Hattnng und tragen den Stempel einer nrsptttngUch edlen
und hochbegabtoi, jetst aber verkommenden Race. Zur Zeit ihrer Entdeckung
durch die Europäer waren die M. in der That rohe, aber hochbegabte Wilde,
die bereits die ersten Schritte zu gesitteteren Zuständen zurückgelegt hatten.
Aus den ganz rohen Gebilden alter Felsmalereien, die man an der Weka Pass-
Range bei Waikari gefunden, aber ableiten wollen, dass die M. c'mal
eine weit höhere Kultur besessen haben, als sie je besessen, heisst freilich,
die Dinge auf den Kopf stellen. Wahr ist aber: Sie lebten in bequemen, mehr
oder minder mit Schnitswerk versierten Hiusem, deren Pfosten und Balken mit
lodi» und wdssfiurblgen ScbnOrkdn bemalt waren. Ihre Dörfer waren mit PalU-
saden und befest^;t ^ sogen. »Pac — und von umCugrdcben, mit süssen Kar-
toffeln, Taro, und mit Melonen bepflanzten Gärten umgeben. Ihre Kenntnisse
in der Gartenbauknnst waren nicht unbeträchtlich, denn sie wandten selbst
die Methode Utr Bildung eines künstlichen Bodens an, indem sie Sand mit dem
natürlichen Jioden vermischten, um ihn leicht und porös und so zum (rcdeihen
der süssen Kartuhein geeignetet zu machen, und die Art des Anbaues der ge-
wl^fidien Kutoflel aeigt ihre Anstelljgkeit und Betriebsamkeit. Der ^bei*
mische Flachs (J'Afirmhm itnax) in seinen verschiedenen Arten wurde angebaut,
g^M»t und SU Geweben und verschiedenen Kleidungsstflcken verarbeitet Audi
war dne Art Tauschhandel im Schwange und sie kannten eine Zeiteintheilung
die auf astronomische Kenntnisse gegründet war. Sie theilten nämlich das Jahr
in Monden, deren erster durch den Aufgang der Pleiaden bestimmt wurde. Auch
kannten sie schon eine j^esellschaftliche Gliederung und ihre oft sehr rohen Ge-
bräuche waren an besondere Satzungen gebunden. Seither sind die M. so viel-
fach mit der europäischen Gesittung in Berührung gerathen, dass von ihren
früheren Zuständen fast nichts mehr übrig geblieben ist, wenngleich sie anderer-
seüi nach Hocnsnm's Urtbeii dennoch unikh^g sind, sich sur Höhe euro-
plischer Bildung und Gesittung emporzuschwingen. Die M. der Gegenwart gehen
an dieser Halbheit zu GruiMle. Fbrousson schildert sie als eine noble Race mit
vortrefflichen Anlagen. Sie sind meist sehr geschickt, so z. B. können sie sehr
schöne Körbe aus Flachs machen, welche die Europäer »M.-Basketsc nennen.
Sie sind sehr geschickte Fischer und xu>ch bessere Vogelsteller. Die meisten
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3«»
können lesen und schreiben und entwickeln oft staunenswerthe Kenntnisse in
Geographie und Geschichte sowie in Botanik, welche in staunenerregender Weise
bei ihnen herangebildet ist M. sind als Mitglieder des Unteihatites in*s Kolo-
nialparlament geschickt worden und zeigten sich als bemerkenswerth intdligente
Leute; ne wissen alle 2ur Verhandlung gelangenden Ge^genstinde vortrefSich su
würdigen, nicht bloss jene, welche sich auf die Verhältnisse ihrer Landsleute be-
zichen. Alle ihre Reden zeichnen sich aus durch eine merkwürdige Klarheit im
Ausdriu k, durch Unabhängip-keit in der Auffns'^iinj^ und offenbare Sachkenntnis!?.
Die M. sind von allen Pcjlyncsiern unljcstritten die l)ildun<^sfahigsten ; in den
Schule machen die M.-Kinder dieselben Fortschritte wie die weissen. Während
Ackerbau und Viehzucht die Hauptbeschäftigung bilden, nehmen sie auch Theil
an Handwerken und Gewerben, und namentlich ist ein grosser Theil der KOsten-
schiflahrt in den Händen der M., die als gewandte und unerschrockene See-
fahrer einen wdt verbreiteten Ruf geniessen. Viele erfreuen nch grosser Wohl-
habenheit, leben vollkommen europäisch, und Vielen wird von den Engländem
sogar ein genllemanlikes Wesen zuerkannt. Braune Kavaliere und Damen zu
Pferde sind hSufige Krschcintingcn. Die Männer sitzen stets tadellos im Sattel
und sind oft prächtige, mailialische ( 'icstalten. Den Weibern aber fehlt es trotz
der zierlich in behandschuhter Hand gehaltenen Reitgerte die leichte Anmuth
der europäischen Amazonen. Ihre Züge sind unweiblich grob, ihr schwarzer
Haarwuchs meist nicht genug gepflegt, und in allen Bewegungen ist soviel Ur"
wttchsiges, Eckiges, dass ihr Vomehmthun höchstens komisch, wenn nicht gar
abgeschmackt wirkt. Zwar sieht man suweilen schöne wohlgebildete Gestalten,
aber naturgemäss giebt sich bei den Weibern die Verkommenheit noch viel deut-
licher kund als bei den Männern. Struppig hängen ihnen die ungekämmten
Haare in die Stirn herein, ihr meist grellfarbiger Anzug ist unordentlich und die
europSischcn Köcke stehen ihnen ebenso abscheulich wie allen Wildinnen.
Häufig hocken sie betrunken auf der Strasse herLiin. Die Weiber höherer Ab-
kunft sind kenntlich an blauen i ättowirungen, die sie auf das Kinn und die
Lippen beschränken. Gtttig und gastfrei, unter gewöhnlichen Umständen nicht
streitsüchtig, können die M. doch in die grösste und grausamste Barbarei ver-
lallen. Ihr Jähzorn ist sprichwörtlich; sie sind rachsüchtig, streitbar und kriegs-
lustig und haben mit den Weissen wiederholt blutige Kriege geftlhrt Der Um-
stand, dass diese Kriege stets unter der angeblichen Schirmvogtei der Schuts-
geister und festbestimmten Gesetzen gemSss gefÜlirt wurden, da.ss also ein ge-
wisses (iefühl religiöser l'llicht in solchen Zeiten Einfluss auf sie übte, mindert
einigermaassen den Abscheu vor der ungeiicuercn Barl)arei vieler ihrer Handlungen.
Aug' um Aug , Zahn um Zahn, war auch das anerkannte Rcchlsprincip der M.,
welches zur Blutrache führte, die in einer gewöhnlichen Fonn (>Utuc) und ehier
besonderen» giässlicheren (»Uto«) auftrat. Das Christenthum, zu dem jetzt fast
die Gesammtiieit der M. bekehrt ist; hat viel zur Milderung der Sitten beige-
tragen, wenngleich von dem tieferen sittlichen und geistigen Wesen desselben in die
Neubekehrten nur wenig eingedrungen ist. Im Maorikriege von 1858 sprach der
Häuptling Na Wire niu Tamihana tc Waharoa, gewtjhnlich William Thomson,
zum damaligen Gouverneur: lihr nehmt uns unser Land und damit unser Brot,
— und dafür predigt Ihr uns das Christenthum, davon wir aber nicht lel en
können. € Noch im Jahre 1876 haben sich die M. der Natewa-Bay wieder vom
Christcnthume losgesagt und sind zum Heidenthume zurückgekehrt. Sonst sind die
M. zwar der äusseren Observanz nach die strengten und besten Christen, welche
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IfaofL
303
mitunter eine Staunenswerth e Bibelkenntniss verrathen «nd in manchen Stücken
selbst die Engländer übertreffen, was nicht hindert, dass als der Stamm Waira-
rapa im Januar 1871 die Summe von 2000 Pfd St. für verkaufte Ländereien er-
hielt, sich der ganze Stamm berauschte und noch am Tage der Auszahlung selbst
drei M. sich zu Tode tranken. Viele liessen sich indess nar taufen um materieller
Voitheile willen, und eigentlich sind doch bloss an die Stelle der alten heidnischen
Sitten und Ceremonien christliche getreten und werden wohl auch mit einander
vermengt So hat sich eist in jflngster Zdt das sogen. >Pai Marire« herausge-
bildet und sollte wohl eine Grenzlinie des Hasses zwischen M. und Entopäer
ziehen. Es ist eine entsetzliche Mischuno: von Christenthum, Spiritualismus und
M.- Aberglauben. Seine Liturgie ist ein Phrasenjargon aus dem Gesant^- und
Messbuch und dem Einmaleins. Der Gottesdienst besteht in Zauberformeln,
über die hinaus sich die M. noch niemals zum wahren Gebete erhoben haben.
Die Gebräuche dieser Religion sind nicht minder seltsam als ihre Liturgie. Sie
schUessen die Polygamie, das »Tabu« und im Kriege mindestens auch den Kanni-
balismus ein. Doch scheint letzterer den M. physisch abstossend geworden und
selbst bei den ianatischen >Hau-hau«, den AnhlngNn der Pai Marire, im Ver*
löschen b^jriffan zu sein. Sonst verzeichnet die Geschichte schon im Jahre 1843
den letzten wirklichen Fall von Kannibalismus auf Neuseeland und im April 1872
starb 7X1 Olunemuro Aer letzte Menschenfresser Saraca. Nirgends mehr findet
man Spuren von Polygamie und die Familien leben auf einfach patriarchalischem
Kusse, Die Einsetzung der Ehe wird sogar durch Strafgelder im Uebertrclungs-
faile geschützt, aber noch im Februar 1875 niusste das Gericht zu Wellington,
wdi ein Mann nach allem M.-Branche ein widerstrebendes Mädchen an den
Haaren gezogen, um ae zu zwingen, seine Frau zu werden, entsdieiden, dass kern
Mann ein MÜdchen gegen dessen Willen zur Ehe zwingen dttrfe, und diese ver-
werflidie Neuerung fand bei den anwesenden M. durchaus keinen Beifall. Im
Allgemeinen werden aber die Frauen von den Männern gut behandelt; viele be-
nehmen sich ihnen gegenüber nun wie die Europäer es thun, und damit sind
die braunen Schönen allerdinr"^ «^ehr zufrieden. Untreue der Frau erregt allge-
meinen Unwillen und in Fällen des Ehebruchs waren schon früher die Ver-
wandten der schuldigen Personen und manchmai selbst jene des beleidigten Ehe-
mannes der Strafe unterworfen. Als die ehrenvollste Sohne bei solchen Ge-
l^enheilen gilt der Empüuig von Land. »Lande, sagen sie, »ist der einzige
SchatiE, welcher dem Werthe eines Weibes gleichkommtc Um so verbreiteter
ist heute noch das >Tabu<, die Feiung und Weihung von Eigenthum. An
manchen Orten sind die Eingeborenen sehr stark in ihren alten Aberglauben
zurückverfallen, und auch sonst mischen sich noch manche rohe Sitten in die
moderne Civüisation. Am 17. Januar 1877 wurde z. B. eine grosse Trauerver-
sammlung (»Zangi«) fiir den verstorbenen Sir D. M'Lean, ofticiellen Beschützer
der Eingeborenen in Napier abgehalten. Die M. erschienen mit Ausnahme
eines Lendengttrtels nackt und führten zunttchst einen Kriegstanz auf. Trauer-
gesänge in jammernden Tdnen wurden angestimml^ und die Frauen Übernahmen
dabei das sonderbare Klagegeschrei, welches sie in Kadenzen immer wieder-
holten. Den Schluss bildete ein abermaliger grosser Kriegstanz, der »Muru«,
welcher sonst nur noch selten und bloss im Innersten des Landes aufge»
fiihrt wird. Merkwürdig ist, dass die M., wenn sie reisen, immer einer hintier
dem anderen her (Gänsemarsch) gehen oder reiien, nie neben einander. Wenn
sie sich Lange Zeit nicht gesehen, so setzen sie sich zusammen, weinen, heulen
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3<H
Maoii
und reiben sich die Nasen, oder, wie man in Neuseeland sagt, »die M. schnäbeln
siclu zum Zeichen der Liebe und Freundschaft. Wenn sie sich unterhalten, so
begleiten sie ihre Reden mit einem sehr lebhaften Mienen- und Geberdenspiel,
wie alle leicht erregbaren Menschen. Ein Geheimniss wird adteii, wenn je, gut
bewahrt Bei der Bestrafung yon Veigehen haben sie mehr die Eriangung einer
Schadloshaltung fQr die Unbill als die Verhinderung des Verbrechens durch eine
heilsame Züchtigung des Schuldigen im Auge. Diebstahl wird nicht als sdiind*
lieh betrachtet und ist daher ein gewöhnliches Laster. Wird jedoch der Dieb
entdeckt, so kommt er niclit ungestraft davon. Kleinere Beleidigungen und Streitig-
keiten zwischen Kinzelnen werden von den Betreffenden meist durch Thätlich-
keiten. Haar^errungen u. dergl. geschlichtet. Jedes Dorl besiizL ein Versammlungs-
gebaude, einen langgestreckten Hokbau, dessen Dach beinahe den Boden be-
rührt. Alles innen und aussen ist mit schönen stilvollen Holzschnitzereien ver-
siert, welche« auch an den Kanoen, Gerttthen und Waffen angebradit werden.
iMe Hatten sind niedrig, mit Wänden aus Flechtwerk und Dftchem ans Stroh,
sie sehen sehr formlos und ruppig aus. Die nie fehlenden Vonathshiuscfaen
jedoch ruhen auf drei Pfosten i Meter Uber dem Boden und erinnern an grosse
Taubenschläge im Schweizerstil. Die innere Einrichtung der Wohnhütten ist von
der grössten Einfachheit und ebenso rauh als unansehnlich, wie ihr Aeusseres.
In den Strohwänden stecken ein paar Zahnbürsten, ein Kamm, ein Spiegel, eine
Axt, eine Flinte und sonstige Gegenstände mannigfaltigster Art, meistens in halb-
zerbrochenem, verlottertem Zustande. Unter dem Dach hängen etliche Pagaien
(kurse lOffelartige Ruder) und einige Bretter, worauf russige Töpfe gestülpt sind.
Den Estrich bildet die nackte Erde und unmittelbar auf dieser liegen ohne Er-
höhung in den Ecken die Betten, umschlossen von einem Holsrahmen nnd aus
dicken Polstern elastischen Farnkrauts und wolleneu Decken bestehend. Bei
Reicheren findet man wohl auch Weisszeug, Bettlaken und Federkissen. Bei
diesen herrscht ein höherer Grad von Reinlichkeit, nur die wollenen Decken
zeichnen sich durch grellere Farben und buntere Muster aus. In der Mitte der
Hütte brennt das Feuer zur Erwärmung wie zum Kochen. Ihre Kochkunst ist
aber noch sehr primitiv. Auch die M. sind im Aussterben bcgnticn. Noch 1840
sählten ne 100000 Köpfe; 1880 waren sie auf 43295 zasammengeschmolsen. Die
Ursachen ibrerAbnahmesindTrunksucht^ schlechte Kleider und Nahrung, ungesunde
Wohnungen, UmeinUchkeitund allgemeine Unsitdichkeit. In Neuseeland vermischen
sich die M nicht mit Europäern allein, sondern auch mit der Halbkaste unter sieb
selbst, ebenso die Nachkommen beider mit einander. In allen Fällen solcher Ver-
bindungen sind die Ehen fruchtbar, indess seltener ist dies der l all in der Verbindung
der M. untereinander. L>ie Zahl der Männer Uberragt die der 1 rauen um rund 4000.
Die moderne Gesittung^ hat das Gcgentheil einer moralischen und physischen
Kräftigung der M. bewirkt, i* ruber arbeiteten sie, jetzt lassen sie den Pflug gehen
und sitzen unthätig umher. Die ursprüngliche Kleidung bestand aus sehr datier-
haften, gut sdittlzenden Mänteln (bei den MÜnnem »Kakasac, »Kaitakac, bei den
Frauen »Koroaic geheissen) von verschiedener Form und Grösse, aus Flachs ver-
fertigt oder aus Hundefellen susammengesetzt Jetzt nt das »Blanketc, die
wollene Decke, die einzige Mode. Diese unvollständige schlechte Kleidung ver-
ursacht ihnen häufig Brustkrankheiten und rheumatische Uebel. Nicht weniger
tragen die zur alleinigen Volksnahrung gewordenen Kartoffel zur j^liysischen
Entartung der Rasse bei. Hand in Hand geht damit eine Verschlechterung der
Sitten und des Charakters, wovon besonders die Klasse der »Stadt M.c die
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Maoh-HUhner — Mira. 305
traui^sten Beweise Uefein, verkommene Proletarier, die den Europäern eine Last,
ihren eigenen Landsleuten ein Gräuel sind. Die M. sehen übrigens der Er-
füllung ihres Ccschickes mit philosophischer Ergebenheit entgegen und sagen:
So wie der Kicc das Farnkraut tödtete und der europäische Hund den M. Hund,
wie die M.-Ratte von der Pakeharatte vernichtet wurde, ebenso ^ird nach und
nach unser Volk von den Europäern verdrängt und vernicUtetl v. H.
llACni-Hfllmer, Ocydromus, Waol., Galtung der Rallenvögel (s. Rallidae).
Gedrungen gebaute Vögel vonHühner-Grdsse mit voUstibidig befiederten Schenkeln,
dicken Laufen, welche ungeflihr der Mittebehe an Länge gleichkommen, 2er*
schlissenen Schwanzfedern, wel<^e länger als bei anderen Rallen sind, kurzem,
geradem Schnabel und kurzer, hoch angesetzter Hinterzehe. — ^ Die MaorihUhneri
von welchen man jet/.t 6 Arten kennt, bewohnen Meu -Seeland, Neu - Caledonien,
die Howe-Insel und Chatam-Inseln. Sie leben in sumpfigen Wäldern, halten sich
des Tag.s über in Höhlungen, unter Gewurzel und in morschen, hohlen Bäumen
verborgen und beginnen erst mit Anbruch der Dämmerung ihr Treiben. Sie
fliegen selten, laufen hingegen sehr schnell und nähren sich von Eidechsen,
Mäusen, jungen Vögeln und Insektenlarven. Ocydromm aiuiraNs, Spakbm.,
Weka-Ralle, Neu-Seeland Rchw.
MapiUa, s. Mopiah. v. £L
Mapodzo oder Akombwi, kleines Völkchen am Sambesi in Ost-Afrika, weichet
hauptsächlich vom Fleische der Flusspferde lebt, das ihnen als grösster Lecker-
bissen gilt. Die M. verkehren gar nicht mit den übrigen Bewohnern des Sambesi,
heirathen nur unter sich, kennen auch keine Tättowirungen und sind weit schwärzer
als alle Nachbarn. v. H.
Ma-ponda. Stamm der Bantu im Innern Süd-AMka's. v. H.
Mapuler, s, Moplab. v. H.
Ma^iNita. Volkastamm in der Umgebung der Delagoabai (SttdaliikaX angeb-
lich Mischlinge der Kaffem und N^r, aber mit der Spradie der etsteten. v. H.
Maputschen. Zweig der Araukaner (s. d.). V. H.
Maqanin. Ansässige Dorfbewohner Kordofans. v. H.
Maquache-Utes. Tndianerhorde in Neumexiko. v. H.
Maquas. Euics der Indianervölker, aus welchen der Bund der Irokesen
(s. d.) hervorging. v. H.
Mar. Unter den gebrochenen Stämmen Palamowo und Sirgudschas imden
ach vereinselt Familien, welche unter dem Gesammtnamen M. bekannt nnd.
Nach ihrer Angabe kommen sie von Malva. Der Name M. oder Mala ist aber
durch ganz Indien verbreitet und wird sowohl von Ariern ata von gemischten
Stämmen gebraadit Die M. in Bengalen behaupten Kschatrya zu sein, also der
Kriegerkaste anzugehören. Die exklusiven Gesetze der Kaste behagten ihnen
aber nicht, sie warfen daher die heilige Schnur weg und griffen ?um Pfluge. Sie
haben brahmanische Priester und verehren die (}ötter der Hmdu sowie jene ihrer
weiblichen Vorfahren, welche >Sati geworden. Ihre Wohnungen sind sehr be-
quem eingerichtet. Den Ackerbau verstehen sie in hohem Grade; einst sollen
sie sehr reich gewesen sein. Gesichtszüge und Hautfarbe sind sehr verschieden.
Schön geformte Zflge mit ziemlich heller Hautfarbe sind aber so oft vertreten
wie platte Gesichter mit gelblich schwarzem oder braunem Teint. Im Ganzen
lässt sich aber ihre arisdie Abkunft nicht verkennen, wenn auch eine bedeutende
Menge Ureinwohnerblut in ihren Adern fliesst v. H.
liAra, s. Tscheremissen. v. H.
Z00I4 Amhnpel. «. fiAnolqgi«L Bd. V. SO
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Ifaur» — IhftfL
Mara, Less., syn. DoUchoiis, Desm., s. d. v. Ms.
Marabu, s. I^ptoptilus. Ri nw,
Marädi, heidnischer Negerstamm des Sudan, zwischen den luank mi Nor-
den und den Fulbe im Süden, v* H.
Uaiiae^ Coregpnus (s. d.) maratiut, Bu)ch, grotae M. und Ccregonut aßtiUt,
LaotA, kleine M., nennt man zwei nahe verwandte Felcbenaitai, von denen
atleidings die entere wohl mit dem Wetssfelche, C/rra, idendfictit wwden kann,
wenn man sie nicht gar mit Nilsson als stumpfschnauzige Varietät des Sdmipel
(s. d.) betrachten will. Jedenfalls unterscheidet sie sich von letzterem schon
durcii den Aufenthalt, da sie stationär in den Seen Pommerns und Mecklenburgs
(bes. im Maduisec) lebt. Sie hält sich in grossen Tiefen auf und kommt nur
zum Laichen, Mitte November, in seichteres Wasser. Sie kann eine Grö^e von
Über I Meter erreichen und ihr Fleisch ist sehr hoch geschätzt Die kleine M.
ist leicht kmntHch an den zahnlosen ZwiBchenkiefem, die einen Ausacfanüt in der
oberen Kinnlade bilden, in welchen die vorstehende Unterkinnlade hineuingt
Rttcken bhuigrau, Seiten und Bauch silbem, Rflcken^ und Schwaniflosse grau,
die übrigen weiss. Grösse bis gegen 35 Centim. Die kleine M. lebt in den
nordostdeutschen Landseen, gewöhnlich in grosser Tiefe. Vor Beginn der Laich»
zeit, im September oder Oktober wnndem sie oft atis einem See in andere, mit
jenem commitnicirende, um alsdann im November oder December dort im freien
Wasser /u laichen. Ihr Fleisch ist geschätzt. Ks.
Marahua, Maiaguaü, Marauä oder Marauhas, uiiciviiiäirtc Indianer Sud-
Amerika's vom Volknwe^ der Omagua (s. d.) am Yutajr wohidiaft; haben tidx
einst vom Stamm der Mayoruna getrennt, mit welchem ae flbtigens in gutem
Einvernehmen stehen. Sie sagten ganz ofien, dass sie Qiristen geworden seien»
um sich leichter Beile und Messer verschaffen zu können. Man findet sie nur
selten daheim, da sie sich fast immer in den Wäldern aufhalten. Die M. sind
gross imd stattlich und unterscheiden sich von den Mayoruna durch Haartracht
und Schmuck; sie sclieeren das Kopfhaar nicht und machen sich kerne schwarzen
Figuren, verschmähen auch die Silberplättchen und Arasfedern, lassen vielmehr
das Haar lang waclisen und stecken durch Locher, mit denen sie das Fleisch
der Nasenflügel durdibohrt haben, 15 Centim. lange Domen einer Palme, welche
an die Schnurrhaare der Tiger erinnern sollea Trotz der Taufe vetschmfthen sie
jegliches Gewand. Sie leben zerstreut in einzehien Familien an mebrerea kleinen
Ftttssen im Inneren des AmasonengebieteSi sodann am Javeiy und nach Osten
hin bis zum Jurua; sie sind also über eine sehr ausgedehnte Landstrecke ver^
breitet, zählen aber trotzdem höchstens 300 Köpfe und besitien kein gemein*
sames Oberhaupt. v. H
Maramrah, Dorf bewohnender Stamm im östlichen Sudan. v. H.
Marans, eine den Cagoten ähnliche Fariakaste in der Auvergne. v. H.
Maraphii, adeliger Stamm der alten Perser, v. H.
Marathii arisches Idiom in Indien, herrscht im Sttden des Gudscheiati und
der Windhyakette bb g^^ Tschota Nagpur im Osten und die Sprachgebiete
des Telttgu» Kannadi und Tulu im Sttdosten und Sttden, also bis g^^ Goa an
der Koste. Das M. hat als Seitendialekt das KonkanL v. H.
Mariua, s. Marahua. v. H.
Maravi, ein räuberisches Bantuvolk Süd-Afrikas, Nachbarn der Makua (s. d,),
wohnen im Westen des Schire und des südlichen Theiles des Nyassasees und
treiben ziemlich ausgedelwten Ackerbau. Mit selbstgefertigten kleinen Hacken
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Maravi.
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wird das Unkraut abgehauen, ohne die Erde weiter aufzuwühlen. Ist das Laub
trocken, so "vvnrd es angezündet und die erhaltene Asche Inldct den Dünger des
Bodens. Dies gescliieht im September und Oktober, und gleicli darauf wird die
Saat, Hülsenfrüchte, Durrah, Kürbisse und Melonen, in kleine Onibcn gestreut.
Oel zur Einsalbung des Körpers gewinnen die M. aus der Erdnuss und der
Rhizinuspflanze ; auch bauen sie süsse Kartoffeln (Convolvulus baialaj von unge-
heuerer Grösse und verwenden die Fasern der Buasepflanze su Tilden, auf welche
»e die Perlen reihen. Diese, dann Tttcher von rother Farbe und Thierfelle
werden vorstIgUch sur Kleidung geschfits^ die nch auf einiges um die Lenden
gewickeltes Zeug beschränkt Die Weiber tragen das »Pelelec aus Zinn oder
Elfenbein. Gesicht, Brust und Körper tragen zahlreiche wulstige, sternförmige
Schnittnarben. Nur die Vornehmsten dürfen sich der rothen Farbe öffentlich
bedienen, den gemeinen Leuten ist es nur gestattet, sie zu tragen, wenn sie unter
sich sind. Jedoch sind ATnnch.e unglaublich eitel, kaufen sich ein rothes Tuch,
bewaiiren es um iatjc in einem l'opfe auf und bekleiden sich deü Nachts, wenn
sie unbemeikt sind, damit. Ueberhaupt erzählt man sich von ihnen Dinge, welche
auf ihre Intelligenz gerade kein günstige Licht werfen. Sie sind sehr abeiglftubisch
und wllbnen, dass ihre Götter« d. h* die Geister der Abgeschiedenen« auch die
bestellten Felder hflten, dass sich dieselben aber entfernen, wenn diese durch
das Aufschlagen eines Lagers verunrdnigt werden. Aber diese Götter scheinen
gegen Diebe nicht zw schützen, gegen welche zur Hütung der Krnte noch be-
sondere Amulette angewandt werden, gewohnlich aus Ziegen- oder Antiloj)en-
hömern bestehend. Kein M. wagt es, Getreide zu stehlen, wo er ein solches
Amulet erblickt, denn es würde ihn unfehlbar Krankheit treffen. Eine andere
Art Amulette gebrauchen die Häuptlinge, wenn sie in den Krieg ziehen: »Mechivas«
oder Njumbo-AntilopenschwXnze, an deren oberen Theil kleine Ziegenhömer«
angefiillt mit Kohlen« Knochen, Schlangenwtrbeln« Federn, Vogdfcrallen u. s. w.
befestigt sind, Alles wohl eingeölt und roth bemalt Dadurch wird der Häupt«
ling unverwundbar, besonders wenn eine Jungfrau diesen Kriegsschwanz voran*
trägt Je mächtiger ein Häuptling ist, desto grösser ist die Zahl seiner Mechivas,
die in einem eigenen Hause aufbewahrt werden, dem sich Niemand, ausser dem
Hüter, nähern dart. Letzterer muss bei Neu- und Vollmond die Kriegsschwänze
frisch einölen und ihnen Essen bringen, denn Hühnerherzen und Mehl schmecken
ihnen ganz vortrefflich. Der Religionskultus, in welchem nur ziemlich unbestimmte
Vorstdlungen von einem höchsten unächdmren Wesen su entdecken sind« be^
schränkt sich auf die Verehrung der »Musimos«, der Geister der Abgeschiedenen.
Alle« das Allgememe betreffende Unglücksfälle werden der Beleidigung der Mu-
simos zugeschrieben, während das Unglück« welches den Einzelnen trifft, von
Hexen herriihren soll. In solchen Fällen wendet man sich an die Zauberer,
welche sofort den Schuldigen bezeichnen, der nun den Gottesurtheilen unter-
worfen wird. Auch Feuer- und Wasserproben sind in Verdachtfällen von Dieb-
stahl üblich. Der Angeklagte muss eine glühende Kohle belecken oder mit bei-
den Je ussen darauf treten. Verbrennt er sich, was gewöhnhch, so ist er schuldig.
Bti der Wasserprobe muss zum Beweise der Unschuld eine Glasperle aus sieden^
dem und durch Asche getrübten Wasser herausgefischt werden, ohne dass der
Verklagte sich verbrüht. Auch Hausgötter halten die M. in ihren Wohnungen,
nämlich kleine Schlangen (Futmmapkis mpmUgtr), welche sie in Körben sorgfältig
aufbewahren und gut futtern; in Kriegsfällen suchen ne diese zuerst in Sicherheit
au bringen und opfern dabei mitunter iUr diese Thiere ihr L«ben. Die meist
so*
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grossen Ortschaften der M. Hegen gewöhnlich an den Bergabhängen oder Wald-
rändern. Ihre »Njumba« oder Häuser sind rund, etwa von der Gestalt kleiner
Vi^liidmflblen. Die grössten tiabeii nur 9^ lifeter Durdunesser. Der HfltteokniB
wild aus Stangen aufgebaut, die man mit Bamburolueii ausMlt Alle Htttten
haben zwei gegenüber liegende» aus Rohr geflochtene Thülen (»Orimbot). Das
kegelförmige Dach ist mit Stroh gedeckt; die innere Einrichtung besteht aus einem
Herdf einigen Matten, einem Holzmörser und ein paar Töpfen. Obgleich die M.
den ganzen Tag über essen, haben sie beim Eintritt der Nacht eine Hauptmahl-
zeit, gewöhnlich ein fester Mehlbrei. In der Familie übt der Vater (»Dumpsec)
die grösste Gewalt auf die gesammte Haii"i<:'enossenschaft ; er kann jedes Mitglied
derselben vcrkaulcn oder tudten, und ihm allein fallt das Kaufgeld bei Heirathen
SU. Letztere sind sehr einfach. Der BrSutigsm g^t cum Hause des Dumpse
und klatscht in die Hände, worauf dieser etscheint und den Preb filr sdne Tochter
festsetsl^ gewöhnlich 4 Stück Tuch und 40 Meter Baumwollstoff. Wenn diese
Summe besshlt ist, ist auch die Heirath geschlossen und der junge lybmi Herr
seiner neuen Frau, die er nach Gutdünken weiter verkaufen kann. Vidweibeiei
gilt filr ehrenvoll und jedes Weib hat seine eigene Hütte. Bei Sonnenuntergang
trägt jede eine Schü.ssel Brei zum Hause des Mannes, der aus Höflichkeit von
jeder einen Theil nimmt. So lange er isst, liegt die Frau in einiger h.ntfcrnung
auf den Knieen und wartet auf weitere Befehle. Stirbt ein Häuptling, scj werden
die entfernten Verwandten davon in Kcnntniss gesetzt Bis zu ihrer Ankunft
wird die Leiche in Tücher gehüllt und die durch Verwesung seisetzten Stofle
werden in untergestellten Töpfen aufgefangen. Etst wenn alle Verwandten bei-
sammen sind, worüber oft Monate vergdi«), wird die Todeskunde verOScotlicht
Dann beginnen Tänze, Gesänge, Klagegeschrei, wobei bis zur Bestattung be-
ständig Flintenschüsse knallen. Die Ueberreste der Leiche werden auf eine Bahre
gesetzt und zur Gruft gebracht, wül^rend einige Weiber mit den erwähnten Töpfen
folgen. Begegnet man auf diesem Zuge irgend einem Passanten, so wird der-
selbe auf der Steile getödtet. Der Zug geht sehr schnell, macht aber jeden
Augenblick Halt. Am Grabe angelangt, wird dasselbe unter grossem Geschrei
und Geheul mit Tüchern ausgekleidet darauf werden die Übdriechenden Töpfe,
der Leichnam und die Waffen des Verstorbenen gesetst und das Grab suge-
schüttet Flüher wurden auch die Weiber lebendig begraben. Ein Leichen-
schmaus beendet die Zeremonie. Noch weit barbarischer sind die Hexenver-
brennungen. Die der Hexerei Ueberwiesenen werden ganz nackt mit dem Rücken
auf den Boden gelegt und an vier Pfähle gebunden. Darauf wird Brennholz
7- 3 Meter hoch auf sie gehäuft und unter lautem Ccschrei angezündet. Die
K ]t itiLiiigs-Lucke des Opfers werden als Falmen an nahestehende Bäume aufge-
hängt und jeder Vorübergehende wirft auf die Brandstätte einen Stein, so dass
mit der Zeit ein fönnlbher Berg entsteht. Die Hexen und Hexenmeister werden
stets durch das »Muawec Überführt, Gift vom Efytkr&pklaeiim ^rdgle. Der An-
geklagte wird nackt eine ganze Nacht in eine Htttte gesperrt, wobei er üMten
muss. Am nächsten Moigen muss er das Getränk, eine Abkochung der Baum-
rinde, verschlucken. Bricht er es aus, so ist er unschuldig, führt er es ab^ da*
gegen schuldig. Alle M. sind sehr betrügerisch und suchen gern Streit zu er*
r^en, um bei dieser Gelegenheit rauben und plündern zu können. v. H.
Maraya, ehemaliger Indianerstamm des Amazonasgebietes, nunmehr in Folge
der portugiesischen Eroberung verschwunden, v. H.
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Hinter — MCiea.
3«9
Marder, s. »Mustelida«, Wacn., >Martina«, Wacn., »Melina«, Wacn. und
»Meies«, Stork, v. Ms.
Marderbeutler> Beutelmarder, Raulibeutler, s. Dasyurus, Geoffr. v. Ms.
Mwderliai, s. Mustdus. Kur.
Manlerliuiid, s. Nyctereutes im Artikel Canis. v. Ms.
Marderkatze (Vhferrki^s, Gray), s. Fdis vivenina, Bbiin.» im Art Feiu, L.,
Aut. V. Ms.
Mardi oder Amardi, mächtiges, kriegerisches und weit verbreitetes Volk im
alten Medien und Hyrcanien, welches seine Nachbarn häufig durch Raubzüge
beimnihipte. v. H.
Mardoi, nomadischer Zweig der alten Perser. v. H.
Mardyeni, Volk im alten Sogdiana, zwischen dem sogdischcn Gebirge und
dem Axus. v. H.
lUrea. Volk Nordosi-Afrika's, Nachbarn der Mensa (s. d.) und Bogos
(s. d.^ wohnen auf dem etwa 1500 Meter hohen Ire*Plaleau. Die M. sind abes>
sinischen Ursprungs und zahlen auch Tribut an Abessbien; ihre aiMschUesdldie
Sprache bt das Tigrd, welches sie so schön wie die Habab (s. d.) sprechen. Die
M. sollen bis auf die jüngsten Zeiten Christen gewesen sein, sind aber jetzt alle
dem Islam gewonnen. Man untef^cheidet der Abstammung nach sogenannte
rothe und schwarze M., erstere emcn Stamm bildend, letztere in drei Stämme
zerfallend: Tembelld, Atobyrhan und Tschankera. Der Stammfürst der schwarzen
M., die auch die Mchrzalil bilden, (llhrt den Titel tSbum.« Die Gesammtzahl
des Volkes ist auf etwa 16 — 18000 Köpfe anzuschlagen. Die xothen M. machten
sich nach und nadi selbständig und wenn sidi auch beide Stämme als BrQder
nihlen, so sind sie in der Wirklichkeit zwei sich ganz fremde VlÜker. In beiden
findet sich aber das monarchische Princip aufrecht erhalten. Der Shum bei den
schwarzen und so auch der Häuptling bei den rothen M. hat die Gerichtsbarkeit
in allen Fällen, die nicht von der Familie entschieden werden. Da das Amt des
Shum eine patriarchalische Heiligkeit gcniesst, so wird es als fluchwürdig ange-
sehen, seinem Gcriclit zu trotzen. Der Siuun hat nun ein bestimmtes Einkon^men
von dem Stamme, /.u welchen Abgaben die Adeligen ebensogut wie die >Tigr^<
oder »Hömeg« (Geringe, Gemeine) beitragen, wie man die unterworfenen
Nicht*M. nennt Die Stellung der letzteren ist auffiülend i^drQckt, sozusagen
rechtlos, denn sie leben in doppdter Abhängigkeit, zuerst von ihrem eigendichen
Herrn und dann von jedem Adeligen des ganzen Stammes. Ein sogen* »Weld-
Shums (Sohn des Shum), so nennt sich hier der Shmagilli, so arm, schwach und
verächtlich er auch werden möge, verliert doch nie den Namen und die bedeuten-
den Vorrechte, die damit verbunden sind. So herabgekommen er auch sem mag,
er wird immer als ein freier unabhängiger Mann behandelt und sich nie zu einer
Handlung bequemen, die ihn zum Tigr^ herabwürdigt. Das Strafgesetz der M.
ist auch ein ganz anderes, je nachdem es einen Vomdimen betrifft oder aber
einen Gemdnen. Der Tigr^ hat an seinen Herrn eine Menge Abgaben zu ent-
richten, und die Tochter eines Vornehmen wird nie dnem Tigr^ zur Frau ge>
geben; noch weit bedeutendere Pflichten hat er aber gegenüber dem ganzen
Stamm. Stirbt ein Adeliger, gleichviel von welcher Linie, so sind die Tigrd des
ganzen Stammes, zu dem er gehört, veqjflichtct, jeder erwachsene Mann eine Kuh
der Familie des Verstorbenen als Todtenofer zu brinircn Dieses Recht des
Todten auf den Lebenden hat jeder Weld-Shum, so arm und verlassen er auch
sein Leben zugebracht hat. £s kommt oft vor, dass ein Vornehmer in Geldnoth
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von seinem Tigr< Geld entlehnt mit der Aussicht auf den Tod einet Vemndteo.
Alle Gesetze in ihrer Manntglaltigkat bringen den Tigr^ in die beständige
Gefahr, leibeigen zu werden. Die Heiratiisbedingungen sind im Ganzen wie bei
den Bogo^ nur ist der »Segad«, der Nackenpreis, womit der Heirathende die
Frau erwirbt, viel bedeutender; derselbe, seit unvordenküclien Zeiten üblich,
deutet auf ein ursprünglich nomadisches, Kanicclc besitzendes Volk arabischer
Herkunft. Für den Nackcnprcis erhält der Iiriuti^ain ein willkürliches Geschenk
iMetlot. Der Nackenpreis einer 'l'igrait ('rochter eines Tigre) ist eine Kuh.
Die Frau kann nicht zeugen, nicht bürgen und auch nicht erben; bei der
Scheidung nimmt sie nur ihr Hausgeräth, ihren Schmuck und ihr nachweisbares
Eigenthum mit Die Erstgeburt wird durdiaus bevoizugt, doch be^nnt der
Mun eine Bresche in diese aristokratische Verfisssung sa machen. Den Tigrtf
beerben natürlich seine Verwandten, steht er allein, sein Heir. Auch im Blut-
prets bekundet sich die ungeheure Bevorzugung des Adels gegenüber den Ge*
meinen. Tödtet ein Adeliger einen Kbenbürtigen, so beträgt der Blutpreis selten
weniger als 800 Kühe; der Bluti)reis eines TigrtJ ist bloss i t^o Kühe, F!!Tenthüm-
lich ist die Behandlung der Schwängerung als Biutverbrechen. I' c Jungfrau,
Wittwe oder ledige Frau, die ausserehlich empßlngt, wird von ihrem eigenen
Vater oder Bruder durch den Strang getödtet, ebenso der Schwängerer, das Kind
aber mid erstickt Eine Ausnahme wird gemacht, wenn der Schwftngerer ein
Addier, die Frau aber eine Tigrnit ist; dann werden beide b^nadigt; der
Bastard aber vmd nie geduldet Ist die Schwangere überdies verlobt, so rttcht
sich ihr Verlobter an ihrem Vater. Das Recht ist um so unbarmherziger, je edler
sich die befleckte Familie wähnt; das Motiv ist aber nicht Tugendstolz, sondern
Adelsübennuth. Während auch sonst der Tigrd beim geringsten Zufall seine Frei-
heit verlieren kann, steht der Adelige ganz über jeder Strafe. Sehr auttallcnd ist
endlich die Leichtigkeit, womit der freie Mann zum >Dode< und Leibeigenen um-
gewandelt wird, eine Strafe, die niclu nur den Schuldigen trifit, sondern sein
ganzes »Fern», d. h. seine Familie auf zwei Grade hinaus. In den meisten Bep
Ziehungen stimmen die M. Übrigens mit den Bogos und allen anderen Nachbarn
ttberein; die gleiche Arbeitsscheu, Kleid, Schmuck, Haartracht, Rauchbad, Vor-
hang u. s. w. finden sich auch hier. Der übertriebene Unabhängigkeitssinn zeigt
sich in der Zerstreutheit der Siedlungen. Als Wohnung dient das »Abluc oder
Mattenzelt, doch solider gebaut als bei den Bogos, mit viel mehr Stanc^cn und
einem dünnen Stützbalken verschen, vor dem Regen mit Kuhhäuten dd r etwas
Durrahschilf geschützt; so werden sie halb Zelt, halb Haus. Es exisiirt aber
nichts, was man Dorf nennen könnte; jeder Vornehme errichtet sein Mattenzelt
neben seinem diesjährigen Felde, umgeben von seinen nttchsten Verwandten und
Sklaven. Die Frauen derM. sind fruchtbar; 6 — 8 Kinder häufig. DieZeugungs>
kraft der MJEnner scheint spät aufkuhören. Die Mädchen seichnet m sehr
reicher, dichter und langer Haarwuchs aus. Vielweiberei ist nur bei V<miehmen
häufig, sonst im Ganzen selten. V. H.
Mareca, Steph., Untergnippe der Gatttmg der Enten (Anas), von den
typischen Formen der letzteren, als welche 11. a. die Stockente, A. boschas, zu
betrachten ist, durch einen schmaleren und kürzeren, zierlichen Schnabel unter-
schieden. Vertreter dieser Untergattung ist die Pfeilente, M. pcntiopc, L., welche
Europa, Asien und Nord-Afrika bewohnt, kennüich an dem rodibraunen Kopf
und Scheitel, Stirn und Scheitel blass gelbbraun. Eine verwandte Ait^ sihUa-
inx, PoEPP., bewohnt Chile. Rchw.
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Maicne — Muguitna.
Marens Maräne (s. d.). Ks.
Ifareori» a. Mqriori. v. H.
Mareft. Nachbarn der alten Möqmöken in Pontus, deren Waffen in gefloch-
tenen Helmen, ledermm Schilden und in Wurff^iessen bestanden, t« H.
Mareschit, s. Passamaquoddi. v. H.
Maretia, s. Spatangus. E. v. M.
Marfa, Volksstnmm in Wadai, verwandt mit den Maha. v. IT.
Margarita (gr. u. lat. l'erle), I,eacii 1819, nordische Mecrsclmecke, von
Trochus nur durch dünnere Schale und rundliche Mündung, fast oder ganz ohne
Ecke an der Basis, unterschieden; rerlmutterschichte der Schale gut ausgebildet,
Oftei9 steUenweise schon beim lebenden Thier durch Abnützung der sie be-
deckenden glanzlosen äusseren Schichte der Schale zu Tage tretend. Nabel
meist vorbandeui eng oder massig weit heMtma, Fabr., ganz glatt und ziem-
lich kugdift rOtfalich oder gelblich, 4—7 Millim. im Durchmesser/ dne der
kleinsten und die am meisten verbreitete Art, von Schottland und dem mittleren
Norwegen bis Spitzbergen, Labrador und Neu-England, auch im Reringsmeer, an
grösseren Tangen in der Laminarienregion. Andere /eichnen sich durch mehr
oder weniger starke Spiralleisten aus, so M. groenlandUa, Chemnitz (undulatat
Brown) und die mehr kreiseiförmige M. chura, Couthony, beide 8 — 11 Millim. im
Durchmesser, erstere bis 10, letztere bis 12 Millim. hoch, beide im nördlichen
Norwegen und Grönland, in Neu-England meist im Magen von Uschen gefunden,
die ietstcre auch im Beringsmeer. Gegittert durch Auftreten von VertikaUeisten
neben den Spiralen ist M. beUa, Vbhcrüzen, auf allen Windungen, M. lUhiUh
GouLD, nur auf der oberen, während M. t>aruosa, Michels, nur verticale, keine
Spiralen hat; diese drei weichen auch durch auffallend kurze Reibplatte und die
geringe Zahl der Seitenzähne in jeder Querreihe, nur 5 — 7, von den anderen
Margarita und Trochus überhaupt ab, und werden daher jetzt als Machaeroplax
(Friele 1877) oder Solariella (Wood 1842) bezeichnet. — Ein antarktisches
Gegenstück zu Margarita ist J'/totinuia, Adams, ungenabelt; Fh. violacea, dunkel-
violett und F* fagmaUt, mit zahlrdchen dunklen SpiralbftDdem, bei den Falkland-
Inseln und in der Magdlanstrasse, von den Feueriändem zu Halsbttndem benutzt;
Fk es^tmsa in SUd^oigien und Keiguelen. K v. M.
Margaritana, ScmniACHER 17 17, Fluss-Perlenmuschel, Mya ntar^t^ariH-
fera, bei Linn£, Unio margaritifer, Rstz, SUsswassermuschel vom allgemeinen
Aussehen der gewöhnlichen Flussmuscheln, Unio, aber mit minder ausgebildetem
Schloss, indem die langen ineinander greifenden Seitenzahne ganz fehlen und
unter den Wirbeln rechts nur i, links 2 verhältnismässig kleine stumpfe Schloss-
zahne vorhanden sind. Die dunkle, beinahe schwarze Schalenhaut stark ausge-
bildet, an den feinen Bändein etwas vorragend; Untemmd etwas eingebogen:
■ Innenseite der Scbale matt bläulich weiss; Lange is Centim., Höhe 3, Breite s,8.
Lebt in klemen nschfliessenden BXchen, mit dem Voideithdl in den Grund ein-
gebohrt, in den nördlicheren Gegenden beider Erdhälften, in Deutschland
namentlich im bayrischen Wald, Fichtel- und Riesengebirge (nicht in den Alpen),
aber auch in Wales, Cumberland, Schottland und dem nördlichen Irland, in
Schweden. Norwegen, Lapplnnd und im nördlicheren Theile von Russland, ferner
im Binnenland des nördlic Ijcren Thcils von Nord-Amerika. Entsprechend ihrem
AuienLhalt in kalkarmem, kohlensäuictcichem Wasser ist sie das beste Beispiel für
chemisches Ausgefressensein der Wirbel, indem diese in der Regel an jedem er-
wachsenen Eiemplar ausgedehnten Substanamrlust zeigen, bis auf die tiefen
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I
3»
Ifaigclidie — Uhi^
Schichten, mit scharfen unregelmässigen Rändern, an denen die organische
Schalenhaut oft noch etwfts ttber die ausgefressene Kalkichicbte überragt, also
nicht Folge äusserer Abschleifun^ die allerdings sonst bei Anodonten und Unio-
nen oft vorkommt. In dieser Muschel werden öiters Perlen gefunden, allerdings
kaum in dner unter loo Stücken und diese gläiuen zwar nicht so schön wie die
orientalischen aus der Meer-Perln^ischel, s. Meleagrina, haben aber doch Handels-
wertb, daher ist der Fnnp dieser Muschel in den meisten europäischen Ländern
Regal und wird verpachtet. Bekannt sind die Perlen aus der Elster im
sächsischen Voigtland, aus dem Ruhanschen rerlenhacli im oberen Maingebiet,
aus der Hz in Nieder- Baiern, dem Queiss in Schlesien und der VVottawa in
Böhmen; in Deutschland sollen sie zuerst von venetianischen Kaufleuten aufge-
funden und ausgebeutet worden sein, die englischen waren schon den Römern
bdumnt, FLonus, Ub. IX., cap. 35, sect. 57 und Sueton Caes. 47. — In Ober-
Italien lebt eine verwandte Ar^ M, Bfintim, Fbk., kleiner, mehr zusammenge«
drückt, mit noch schwächeren Schlosszahnen, die aber keine Perlen liefert, vergl.
Alasmod<'nta, T?d. I, pag. 68. K. v. M.
Margelidae, IIa( kki. 1S77. Familie der Anthomedusen »mit 4 oder mehr
einfachen oder verästelten MundgritTchi, mit 4 oder 8 getrennten Gonaden in
der Magenwand, mit 4 engen und einfachen Radial-Canälen, und mit einfachen,
unverästelten Tentakeln, welche bald gleichmässig vcrtheiit, bald in 4 oder 8
Bündeln gruppirt sind«. — Unterfamilien: Cyiatmait I^aauiae, l%amMs§owunM^
H^poertnituu. Die Gattungen Mctrgäis und Margeläum gehören zur leteten
Unterfiimilie. Fr.
Margeiis, Strenstri p 1847 (gr. Perle). Antbomedusen*Gattung der Familie
Margelidae, Subf. Hippocreninae. Pr.
Margellium, HxrKM 1S79 (gr. kleine Perle). Anthomedusen -Gattung der
Fam. Margelidae, Snbt. Hippocrenimu'. Pk.
Marghi. Südliciie Nachbarn der Bornuaner, sciioner regelmässig gel)ildcter
Negerstamm, dessen Frauen Metallplatten durch die Unterlippe stecken. Bei
allen M. sind die Lippen aufgeworfen, doch haben manche von ihnen kaum
etwas vom Negertypus. Die Hautfarbe ist bei einigen ^tfnsend schwais, bd
anderen kupfer- oder rhabarberfarbig. Mitldsdiatdrungen sieht man nicht Die
M. gehen nackt und ziehen bloss einen Lederstreifen oder eine scilähnliche
Binde zwischen den Beinen durch und befestigen sie um die Hüften. In ihrem
weiten Waldgebiete liegen die Wohntingen der M. hin und her zerstreut. Jeder
M. setzt seine Hütte in die Mitte seines Besitzthums. Die nördlichsten M., welche
den Bomuanem unterworfen sind, sind dem Tslani gewonnen, die anderen aber
Heiden. Ihren Golt »Tumbi« verehren sie in einem von den übrigen Grund*
sittckai durch einen Graben abge^nsten heiligen Hüne. Bemericenwwtfli ist
ihr Gottesgericht Haben zwei Leute Streit^ so müssen sie sich, jeder mit einem
Kampfhahn versehen, auf einen fttr heilig gdiaitenen Granitfelsen begeben. Hier
werden die beiden Hähne aufeinander gehetzt, und wessen Thier unterliegt, der
wird als der Schuldige angeschen. Die M. haben die Sitte, den Tod eines
jungen Mannes zu beweinen, aber den eines alten mit Jubel und Ausgelassenheit
zu feiern. In vieler Beziehung nimmt der Stamm der M. eine 1 r rvormgende
Stellung gegen seine Nachbarn in Anspruch; sie üben selbst die Eintniptung, die
in Bomu nur ausnahmsweise geschieht, in grosser Ausdehnung aus. Hedouch
Basth bezweifelt nichts dass die M. mit der südafrikanischen Vttlkei&mflie in
viel niherem Zusammenhange stehen als mit den umwohnenden Stimmen
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Marginellft — Mkiiqniaitma.
313
Mitt^Sttdans; auch at haben die eigenlhümlich« reU^öse Verehruog der V^^-
lahren. v. H.
Marginella (von lat. margo, Rand), Lamarck 1799. Meerschnecke aus der
Abtheilung der Pectinibranchia rhachiglossa, Schale länglich eiförmig, glatt und
glänzend, Mündung fast die ganze T.änge einnehmend, indem das Gewinde nur
wenig oder gar nicht hervortritt, Aussenwand verdickt, Innenwand unten mit
fnehieren (oft 4) CohimelUirialten. lifontel des lebende» Thiers h» «wei Lappen
ausgebreitet, die sich von rechts und links Uber die Schale legen und diese glatt
erhalten vie bei Cypraea\ Fnss bieitp an den beiden vorderen Sdtenecken zuge-
spitzt. Reibplatte mit nur i mehr oder weniger breiten mehrspitzigen Zahn in
jeder Querreihe. Die Schale mancher Arten hUbsch mit farbigen Flecken oder
Bändern gezeichnet, bei manchen anderen flas^ecjen einfarbig weiss oder hlnss-
gelb. In den nordischen Meeren ist diese (iattung gar nicht vertreten, auch im
Mittelmcer nur durch einige kleine Arten, wie die blassgelbe schlankere Af.
secaiinOf Phillippi, 7 Millim., und die mehr birnförmige rein weisse M. miiiaria,
LiNMK (w^iuea Ijih.). Recht zahlreiche Arten dagegen an der Westküste von
Aftika auf Felaengrund, mehrere wie M. fabOt L., glahella, L. und prunum^ Gkel.,
«•—4 Centim. lang; einige andere bunte mit gans kurzem Gewinde in West-
Indien. Die grösste Art M, bullata, Born, rein blassgelb, 8—9 lang, in Brasilien.
Eine kleine (i Centim.) ponellanweisse Art mit sehr schwacher Verdickung des
Mundrands, Af. ttioni/c, T-., von der Ostküste Afrika's wird unter den Namen wadat,
wadu, auch rucham vielfach zur Verzierung von Körben, PferdegebisKen, auch zu
Arm- und Halsbändern bis in das Innere von Afrika hinein verwandt und theil-
weise auch als Münze benutzt, ähnlich wie die Kaurischnecke, Cyprata annuius.
Fossile Arten im TertiSr und auch in der Kreide. Monographie der lebenden
von KOMER i884~4i and von Rebvb Bd. XV, 1865, 159 Arten; systematische
Uebersicht der Arten von Jousseaums in Revue et Mag. loologique 1875. E. v. M.
Marginolitia, Okb. Perforate Polythalamie ans der K^vx^ RkaMoimt mit
spiralig eingerolllen Anfangskammem und auf der convexen Schalenseite liegen*
der Mündung. Pf.
Marguay, Mbaracaya, s. Felis. v. M.«;.
Mariandyni. Stamm der alten Bithynier, welcher sich in dem nordöstlichen
Theile des Landes an der Küste jenseits des Sangarius behauptete, v. H.
Marianeninsnlaner. Die alte zu den Pulynesiern gehörende Bevölkerung
dieses Archipels ist ausgestorben oder in den aus Tagalen und Spauiem be-
siehenden neuen Ansiedleni spurlos untergegangen. Ueberdies sind nur die zwei
südlichsten Eilande wirklich bewohnt, v. H.
Marici. Altes Volk Ober-Italiens, am Tldnus, ligurischen Stammes, v. H.
Maricolae, d. h. Meerbewohner, nannte Oerstedt in seinem Annulatorum
danUorum conspectm (Hafniae 1843^ die frei im Meer lebenden Borstenwürmer.
Ihnen gegenüber standen ihm die in Rohren lebenden Tubicolac und die in
Sumpf und Erde lebenden 7erricoIa(. Wn.
Maricones. Höchst verabscheuungbwurdige, untergeordnete Menschenklas^e
in Fem. v. H.
Maiicopm, s. CocO'Maiioopa. v. H.
Marienklfer, Coccinellidae, s. d. £. To.
Marikina rooalla = Hapak r., s. Arctopitheci und Midas. v. Ms.
Mariquiaitarcs. Waldindianer Brasiliens, welche etwas Ackerbau trei-
ben, v. H.
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314
IttH* — If tlta BMililUltDf I
Märis. Ganz wilde Waldhewohner im eigentlichen Nagpur (Vorderindien),
welche selten ein Europäer gesehen hat. Naclibarn der Gonds, von welchen
mach die Besdchnung M. ttairnnt v.
Marltcnaars. Die Bewohner der Insel Marken in der Znidenee. Es baben
sich bei ihn«i höchst altertiiümliche Sitten erhalten, y. H.
Markesasinaidaner. Zu den reinen Polynesien! gehörender, aber im Aus-
sterben begriffener, sehr schöner mesokephaler Menschenschlag mit der Uber-
raschenden Schädelkapa/.ität von 1455 ccm. Die M. haben schlichtes Haar,
welches sie mit einem StofTbande derart binden, dass auf jeder Seite des Kopfes
ein Wulst oder ein kleines Horn gebildet wird. Die Stirn ist frei, die schwarzen
Augen sind sehr ausdrucksvoll. Die Männer sind regelmässiger gebaut wie die
Frauen, ihre ZUge markirter. Fast alle rasiren den Körper und einen Thal dflt
Kopfes, der meist ohne jede Bedeckung bldbt. TlUtowirung sehr geschmack-
voll und gewöhnlich tiefblau« wird in grösster Vollendung geObC Sonst ist die
Kleidung gering. Auf Hiwaoa sah £. H. Lamomt im Gefolge des nebst dem
Lendenschurze eine scharlachcnc Wolldecke um die Schultern tragenden Königs
eine Anzahl fast ganz nackter Hegleiterinnen auf sein Schiff kommen. Dort be-
gannen die zum Theil an die mediceische Venns erinnernden Damen sogleich
Toilette zu machen, d. h. sich zu salben, und nach dieser Verrichtung konnten
sie als unnahbar für Europäer gelten, denn wenn auch die Salbe aus gewUrzigen
Blumen und anderen wohlriechenden Pflanzenstoffen bereitet wird, so wirkt doch
das beigefügte Kokosöl Überwältigend auf christliche Nerven. DieFransosen fiuiden
die M. in swei Klassen j^theilt, wovon man die erste als einen Geburts-, Gdd-
und ibitelligenzadel bezeichnen kann, wenn man su den weltlichen Ittoptlingea
oder »Akaikic auch die Priester ( Takuac) hinzurechnet Die andere Klasse^
die »Kikinoc urafasst das übrige Volk. Die Macht eines Akaizi reicht aber kaum
weiter als seine persönliche Geltung und »^rbwankt mit dieser an Umfang; er
' hat Anspnu h auf die Zehnten von den Ernten der riebcjcr, und seine höchsten
Befugnisse bestehen darin, dass er Dinge >Tabu« oder unberulirbar machen und
Tabufrevler bestrafen darf. Bei wichtigen gemeinsamen Angelegenheiten ver-
sammeln sich die Gemeinden auf einem grossen, meist banmumpflanafeen Platse,
dem »Morai«. Die £hen werden nach Emwilligung der Eltern durch die Wahl
der Heiratslustigen entschieden und höchstens dtirch das Schlachten emes
Schweines gefeiert Willigen die Eltern nicht ein, so flüchtet das Liebespaar.
Die Ehe dauert so lange, als das gegenseitige Behagen und hört durch gemein«
sames Einverständniss auf. Während der Dauer der Ehe wird von den Frauen
Keuschheit und Eingezogenheit gefordert und in der Regel auch beobachtet,
Ehebruch wird strenge geahndet, zügellos ist dagegen das Treben der unvcr
heirateten Mädchen, welchen völlige Schrankenlosigkeu im Umgange mit dem
andern Geschlecht zugestanden wird. Die »Atapeiusc oder weibUchen Hiupt
Hnge aufNukuhiwa leben sogar oft in Vielmännerei* Ein schwangres Mlddicn
findet dort sogleich, wenn sie will, zwansig Minner snr Auswahl und namentlich
Priester und Häuptlinge sind begierig, sie zu besitzen, da Schwangerschaften an-
fangen selten zu werden, die M. aber unbedingt Kinder haben wollen. Bei des
M. herrscht Blutrache. In ihren Hütten befindet sich nur sehr geringes Mobiliar.
An der Dcrke hängen grosse mit »Tapa« überzogene Bündel, die Festkleider
enthaltend, Korbe mit den aus Hahnenfedern gemachten Diademen, Lampen aus
den Nüssen der Akurites triloba und als Docht mit den Rippen von Kokos-
blättem versehen, Fischereigeräthe, Waffen, Holzgefilsse verschiedener Grö^e,
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Beile, Flaschen und andere europäische Geräthe. Die M. sind oft händelsüchtig,
meist aber schweigsam, und wenn sie sprechen, so geschieht dies in tiefem liass
und indem sie die einzelneii Silben schärf betonen. Auch Frauen und Kinder
liaben verbältnissmässig sehr kräftige Stimmen. Die Sprache selbst ist eine der
unausgebitdetsten Mundarten Polynesiens mit vielen k und zahlreichen Nasal-
tönen. Auf der südöstlichen Inselgruppe ist sie weniger hart^ da hier an Stelle
des K das N tritt und das scharf aspirirte H durch F ersetzt wird. Selbst unter
den Stimmen ein und derselben Insel herrscht Dialektverschiedenheit. Die M.
feiern bei bestimmten Gelegenheiten grosse Feste, ^Koika«, bei welchen viel
iKawa t getrunken, viel gesungen und gestikulirt wird, und bei welchen auf den
noch uncivihsirten Eilanden auch Menschenopfer stattfinden sollen. Die M. sind
zwar gastirei und in ihrer Art sanft, aber die Herzens» und Seelenregungen der
gesitteten Völker sind ihnen fremd. Der Tod des Vaters betrObt den Sohn
durdiaus nicht und die Mutter neht ^eichgflltig ihr Kind sterben» welches vom
Augenblicke der Geburt an fremden Händen überlassen bleibt; denn kaum f&hlt
sich die Frau guter Hoffnung, so beschäftigt sie sich schon mit der Frage, wer
ihr Kind adoptiren wird. Eine Familie nach abendländischen Begriffen giebt es
aber nicht. Die Geburt eines Kindes ist von keiner Ceremonie begleitet. Freund-
schaft wird dadurch inniger, dass die Freunde ihre Namen austauschen. Der
gewohnliche Freund »Ehoa« hat nur ein Recht auf einfache Zuvorkommenheiten;
dem >Ikoa« kann man aber nichts abschlagen. Die M. sind alle gleichgültig
gegen den natürlichen Tod durch Krankheit, fUrchten aber den gewaltsamen
Tod« s. B. im Krieg. Erkrankt ein M., so fertigt man vor seinen Augen seinen
Saig an» der bei Genesung bis zu einer anderen Gelegenheit aufbewahrt wird,
jedenfalls aber für die Person bestimmt bleibt, für welche er gemacht wurde, v. H.
Mark der Knochen, s. Skelctentwicklung. Crpch.
Markfurche-, -hüllen, -kegel, -platte, -röhr, -segel, -scheidei -wülste, s.
Nervensysfeüientwicklung und Rtickenmark. Grbch.
Markhöhle, s. Skelctentwicklung. Grbch.
Markhügel, s. Nervensystementwicklung bei Gehirn. Grbch.
Markomannen. Grosser Zweig der Germanen (s. d.) nordwestlich von den
Quaden hausend, su den Sueven (s. d.) gehörig, welcher, nachdem er sein
Gebiet am Rhein und Mun verlassen, sich in dem rund von Bergen um-
schlossenen Lande der keltischen Bojer (Bojohemum) niederließt und im Süden
bis an die Donau sich ausbreitete. v. H.
Markstränge des Eierstockes s. Ovariumentwicklung. Grbch.
Marmanema, H a( kel 1S79 (gr. marmairo flimmere, »^»>a Faden). Gattung
der Trachyneiniden, Subf. Marnuintminac. Pf.
Marmeikatze, s. Felis marmorata, Mart., im Art. Felis. v. Ms.
Ifarmoset, Uistiti, s. Hapale jacdius im Art. »Aiclopithecic sowie
Jacchus. V. Ms.
Ifarmota, s. Arctomys. v. Ms.
Marokkaner. Die Bewohner des Reiches Marokko in Nordosfe>Afrika, wo
sich das berberische Urvolk von den Arabern fern und unvermischt erhalten hat.
Allerdings kommen wohl in den Städten und grösseren Ortschaften Heirathen
zwischen beiden Völkern vor, im ganzen stehen sich aber heute Araber und
Berber in Marokko m) fremd pecrentiber wie zur Zeit der ersten Invasion. Die
iierber sind auch niciit nur bedeutend zahlreicher, sondern auch über einen viel
grösseren Kaum des Liandes verbreitet Gans rein araUscb sind nur di<» Land*
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Schäften Rliarb Und ÖeHi Hassan südlich davon, endlich Aridjcrra und der KUstetl'
öftHttl von Kap Ksiiartcl bis Mogador. Denn selbst die Landschaften Schauyä,
Dakala und Abda haben theils arabische, thcils berberische Triben. Mit Aus-
nahme der grossen Städte und Ortschaften/ in denen die Araber überall das
überu'iegende Elehitiil bilücii, kommen sie sodann nur nuch sporadisch rur, so
an Land die Berber vier Fünftel besitzen, gegen ein FUnflel, welches auf die
Araber entftllt Der Kopfzahl nach dürften xwei Drittel Berber, ein Drittel
Araber sein. Letztere nennen sich »Arbi« und zur besonderen Beseicbnung ihres
jetzigen Heimatfaslandcs >Rbarbic oder »Rhaibamc d. h. der vom Westlande.
Die Berber nennen lich »Masighf oder »Schellah«; das Wort »Berber« ist ihnen
nber keineswegs unbekannt, namentlich südlich Vom Atlas, ab«r fli« hören sich
nicht gerne so bezeichnen tind nennen sich selbst höchstens »Brebber.« Die
Volker, Welche eine Zelt lang im lieutigcn Marokko sesshaft gewesen, haben un-
läUgbare Spuren unter den heutigen M. zurückgelassen. Nur so erklaren sich
zwischen vorwiegend schwar/.liaanger und schwarzäugiger Bevölkeruug die hell-
äugigen und blonden Individuen — wohl Nachkömmlinge der germanischen Vau-
dalen. Solche Typen sind selten bei den Arabern, hauptsächlich bd den Be^
bem anzutreffen. Die von den letzteren gesprodhene Sprache »Tamaschtrt«
oder »Schellah« ist die nämliche, welche die Tuarik iTemahakc im Norden und
>Temascheq« im Süden nennen. Die Berber in Marokko haben und kennen aber
keine Sr}uiftzeichcn wie ihre Brüder, die Tuarik. v. M.
Maroniten. Christen der monotheletischcn Sekte in Syrien, in welchen ohne
JSWeilel ein Thcil altsyrischen Volksthums noch erhalten ist Die M. bewohnen
den Libanon von Tripolis im Norden bis Tyrus und dem See Genezareth im
Süden, namentlich aber den Bezirk Kesruan, welcher ihr Hauptsitz und ihre
eigentliche Heimath ist; ausserdem leben sie in Halebf Damaskus, auf Cypem,
und in andern Städten und Dörrera Sjrriens in kleinerer oder grösserer Anzahl
mit andern Völkern untermischt. Dass dieM. ursprünglich Syrier gewesen; welche
schon zu der Apostel Zeiten das Christenthum annahmen, beweist die «jniscbe
Sprache, die sie beim Gottesdienste beibehalten haben, obgleich die wenigsten
dieselbe verstehen, da heute das Arabische die nllgemeine T.andessprache ist.
Die M. waren einst sehr zahlreich, jetzt soll es ihrer mir mehr 280000 Köpfe in
acht Diözesen geben. Der Klerus besteht aus dem l'airiarchcn, den Bischöfen
und den Priestern, für welche vcrsclüedene Lehranstalten bebtehen, während für
den mittleren Laienunterricht schlecht gesorgt ist; dennoch können die meisten
lesen und schreiben. Der Mangel an Aulklärung hat indess weder Roheit, noch
sittliches Verderben, noch Barbarei im Gefolge. Innig verkettet mit ihren Prie-
stern, die M. ein santtmUthiges, gefiUtiges, edelsinniges, der Aufopferung und
Gefühle fähiges Volk, dass sich ausschliesslich dem Landbau widmet und
"Un geselligen Tugenden allen übrigen Bewohnern des Landes weit überlegen ist.
Die Weiber weben Stoffe und sind ihren Männern treu, die Autorität des Familien-
oberhauptes vertritt die Stelle der bewalTneten Macht, Vergehen sind nicht häufig,
Vcrl reciien fast unerhört. Manche Reisende urthcilen freilich weniger günstig.
Die M. sind tapfer, gastfrei, geistig aber wenig entwickelt, zelotisch und fanatisch.
Immerhin sind sie von allen Elementen der syrischen Bevölkerung dasjenige,
welches durch sdne tüchtigen Eigenschaften und sogar durch seine Fehler impo-
niert Die M erinnern an griechisches Wesen durch ihre rege Einbildungskraft
ihre Wunder- und Abenteuersucht, ihre Freude an theatralischen Schaustellungen
und lämend^n Ovationen, ihre En^barkd^ die Lust an Streit und Waffenkampf,
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317
die Unbotmässigkeit gepfen jedes Joch und das Trarliten nach Neuerem. Ihre
Stärke und Gefahr liegt darin, dass sie wie kein anderer Volksstamm zur Glau-
bensakrion sich eignen, aus welcher in Syrien alles hervorgeht. Die meisten
Durter sind an den Bcrgabtiangeu gebaut Das Haus besteht aus vier Steinwänden,
Barnnstämmen Überdacht Die Zirischenittume der Dachb«11ceii werden mit
Gestrüpp ausgeflUit und darttber festgestanpfter Lehm gebreitet Das Erdgeachois
dient fUr das Vteh. Das Haus hat je dn Fenster, die mit Läden geschlossen
werden. Das Innere zeigt bloss einige Holzgerltste für die Hausgcräthe und eine
mit farbigon Stoflf oder einem Polster bedeckte Holzwand. Fast jedes Haus wird
von einem Nuss- oder Feigenbaum beschattet und hat ein kleines Hausgärtchen
oder Baunipflanzungen, welche durch Gräben oder Rinnen von dem durch den
Ort sich schlängelnden Bach bewässert werden. Die Wohnungen der Reicheren
umfassen nur mehr Steinhäuser und sind mit schonen Möbeln, Spiegein und
Bildern geziert Die alten, tfaeilwdse vei<all»ien Burgen der Emire sind im alten
Sarasenenstile mit SiMtsbogen und Säulenhallen erbaut Die M. tagen die weite
orientalische Pluderhose, weiss oder blau, die durdi einen breiten wollenen oder
seidenen bunten Gürtel um den Leib festgehalten wird. Dazu eine enganschlies-
sende Jacke oder Weste, darüber ein Mantel oder Ueberwurf mit kurzen offenen
Aermeln und mit Schnüren und Litzen reichlich besetzt, dann der mehr nach
rückwärts getragene »Tarbusch« und grosse Schnabelschuhe. Geisdiche tragen
schwarze oder blaue, Laien blaue oder grüne Turbane um den Tarbusch. Das
Kopfhaar ist kurz geschoren, der Bart auf den Schnurrbart beschränkt; nur Geist-
liche tragen den Vollbart. Die Mädchen tragen grüne, gelbe, rothe oder blaue,
Frauen dunkdblaue oder schwane Schleier, die nadi hinten hinabhängen, weite
BeinUdder, darüber einen kunen Rock, einen Kop^ts und hölzerne, klappernde
hohe Sandalen, beide GescMediter tättowiren sich, besonders die Mittelhand»
knochen, aber auch die Stirn und die Gegend um den Mund. Femer färben die
Frauen die Nägel gelb oder roth, die Augenlider schwarz, die Lippen blau, die
Wangen roth und weiss. Mädchen und Frauen lieben das Tr^bakrauchen, wobei
sie viele Stunden verplaudern. Die Sitten sind von grösster Einfachheit Tische
sind unbekannt. Man speist auf ebenem Boden, wo Matten und Teppiche aus-
gebreitet sind; eine runde hölzerne oder blecherne Tafel, auf einen Schemel ge-
stellt, enthttlt die Speisen, welche mit den Fingern herausgelangt werden* Grosse,
dttnne Brolfladen dienen als Ijöffel und Servietten. Hammelfieisch mit R«s,
Gurken mit Rei^ Aepfel, Rosinen, Astasien und Brot bilden schon eine sehr
reiche Mahlzeit. Mit Liqueur und Wein beginnt man das Mahl, mit Kaffee und
Pfeife beschult man es. t* H.
Maropa. Stamm der Moxo (s. d.). v. H,
Marphysa, Quatrekaües., Gattung der Borstenwürmer, Ord. Notohranchiata,
Fam. Euriiculai-, Sav. — Hat wie Eunice fünf Fühler (Antennen, Schmakda) aber
die Curen daran fehlen. Kiemen einfach oder mit mehreren, von einem kurzen
Stamm entspringenden Fäden. Oberkiefer mit Zahn und Zange, ungleichseitig,
die linke S^te enthält eine Platte mehr als die rechte. — Hieher M, sangumeü,
MoMTAOtJ, Überall verbreitet an den Europäischen Kttsten, im Kanal, im lifitbel>
meer und in Adriatischen Meer* Der Amerikaner Lsmv fUhrt rie sogar von
Rhode Island und Newjersey an. Die Art wurde von Audoudt und Milmr
Edwards, später von QuATREFACiiS untersucht, auch von Ehlers. Quatrefages
will an ihr ein hochentsvickeltes Bauchnervensystem nachfrcwiesen halben, dessen
Existenz aber i<jii£RS leugnet. Ihre For^flanzung scheint noch nicht au%eklärt.
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3IS
Koch (Neue Denkscluiften der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft, Bd. VIÜ,
Neuenburg 1847) will lebendiges Gebären bei ihr beobachtet habert. Aus dem
verstünimeitcn Lcibe^iende einer M. sanguinea nämlich sei ein kleiner, faden-
föraiiger Wurm henroigepresst worden, der die Kopflbnn von lAtmMefiuereis ge-
zeigt habe; bei weiterer Untemuchung fand Koch auch die weiteren Wurmglieder
mit jungen Wflrmchen gefiült, in eilen Stadien der Entwicklung. Daher glanbt
er, das8 die Gattung LumbrkomrtK nur eine Durchgangsform sei in der Eatwi^>
lung von Marphysa* Ehlers dagegen möchte eher Parasitism iK mnehmen, indem
eine Lumbrlconereh ihre Eier in das verstümmelte Leibesende des Marphysa ge-
legt habe, woselbst sich dann die jungen Lumbriconercis entwickelten. Wd.
Marputius, Gray (Thiosmus, Lichtst., Lytuodon, dO'rb. etc.) s. Cotupatus,
Gray im Art. MephUis, Cuv. v. Ms.
Marrai, Stamm der Afghanen (s. d.) zur Gruppe der Larpatschtun ge-
h5fig. V. H.
Ibrri, Bdutschen-Stamm an der indischen Grense gegen Dera Ghaii Khan»
9500 Wafienfiihige» weitaus die kriegerischesten unter allen ihren Nachbarn; sie
erkennen zwar an, dass sie gegen England Verpflichtungen haben, ihre Führer
sind aber nicht im Stande, ihre unbändigen Angehörigen in Schranken zu halten.
Ueberdies haben sie dem Chan von Kelat den Vasalleneid p:cleistet. v. H.
Marren oder Buschneger. Bezeichnung für die entlaufenen Negersklaven
in "West-Indien, besonders in Hülländisch Guyana. Mit diesen Ausreissem, welche
früher, namentlich zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, die Anbiediuugen zu
ttberfUlen pflegten, wurden wiederholt Friedensverträge gescMoesen, wonach ^
als firne Leute anerkannt wurden. Sie zerfallen in drei Stämme: Aukas oder
Aucaners, 3300 Köpfe an der oberen Marowijne und am Sarakreek, in 16 Dörfern
(»Looc); die Saramakka, 4300 Köpfe am oberen Surinam und in ai Dörfer; die
Bekas, Becus oder Mussinga, auch Cotticas oder Matuari genannt 400 Köpfe
gleichfalls am oberen Surinam und in 6 Dörfer. Sie 1)ilden Duodezrepubliken,
in welchen sie ein wesentlich afrikanisches Wesen führen, doch so, dass sie da-
neben einige europäische Formen nachahmen. Von irgend welcher Entwicklung
ist aber in den etwa 40 üertern dieser M -Kepubliken nichtü zu verspüren; nur
bei den Saramakka haben die Hermhuter eiiuge wetuge Schulen. In jedem
Dorfe steht ein Obmann oder Häuptling an der Spitse, und solche Orts^afken,
welche sich zu einer Art Bund oder Stamm vereinigt haben, wählen einen Ober-
häuptUng^ der als > Grand Manc, »Groote Manne bezeichnet wird. Der Dorf-
häupding wird »Capitainc betitelt und übt die Strafpolizei; er kann auspeitschen
lassen. Grössere Verbrechen, auf welche Todesstrafe gesetzt ist, kommen an
den Grand Man, der ein aus Capitainen bestehendes Gericht ftir jeden betreffen-
den Fall einberuft. Jeder Capitain hat einen Rohrstock mit silbernem Knopf
mit eingegrabenem niederländischen Wa])j)en als Zeichen seines Arotes und seiner
Würde. Die Würde des Häuptlings ist erblich, d. h. derselbe bezeichnet jenen
unter seinen Söhnen oder Brüdern, der ihm nachfolgen solL Bei Zwisten unter
Angdiöfigen xwder verschiedenen Stämme wird der Rath aus beiden entnommen.
Alle sitzen, nur wer spricht, steht aufrecht Ein des Mordes Angeklagter muss
den Giftbecher trinken, der indess ganz unschädlich sein soU. Mörder werden
lebendig auf dem Rathsplatze verbrannt. Die M. tanzen mit wahrer Wuth, da*
zu wird gesimgen, auf Tamtam oder alte Kasserole geschlagen tmd von Zeit zu
Zeit lassen die Weiber einen kurzen, durchdringenden Ton hören. Zum Gruss
und Dank senken sie durch Beugen der Knie den Körper ein wenig, ohne den
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Manudiü — BlanluJliikialaiier.
319
Oberleib zu neigen, und richten sich dann plötzlich wieder auf. Die M. haben
meist nur eine Frau, nur die Häuptlinge haben deren zwei bis drei. Der Grand
Man lasst junge Männer erst heirathen, wenn sie ein Feld mit Maniok bepflaiut
und dne Hfltle errichtet haben. Ehen ^irischen Geschwister-Kindem sind häufig,
zwischen Bruder und Schwester selten» werden auch nicht gebilligt Die M.
haben meist drei bis vier Kinder, zuweilen auch acht bis sehn. Zwillinge sind
nicht selten; auch Drillinge kommen vor. Die M. glauben an einen guten Gott
>Gadtt<, welcher die Menschen, Brüllaffen, den Reis, die Pekari und den Maniok
geschafien hat; seine Frau heisst — Maria, sein Sohn jest Kisti. Nach dem Tode
gehen die guten Menschen 7\\m Gadu, die bösen zum >Didibo« oder 'I'eufel.
Daneben verehren die M. gewisse i'hiere u. zw, jede Familie ihr eigenes, auch
sind sie sehr abergläubisch. Todte lässt man acht i agc hegen, wäluend weicher
Zeit Tnueitänse nnd •gesttnge aosgeflihrt werden. Ent in einem Zustande vor-
geschrittener FftttlnisB weiden die I^chM begraben. Die Sprache der M. be-
steht aus mehr oder weniger verluderten hoUftudischen und englischen Wörtern;
einige sind dem Französischen, Spanischen sowie manchen Indianersprachen ent*
lehnt. Sonst ist es dasselbe KreoUscb, wie es jetst in gans HoUändisch-Guyana
gebrochen wird. v. H.
Marrucint oder Mauruceoi, Volk Alt-Italiens» die nächsten Stammverwandten
der Marser (s. d.). v. H.
Marschschafc, Sammelname für die in den Marsciien der norddeutschen
und holländischen Niederungen gehaltenen ungehömten, kurzschwänzigen Schafe.
Diesdben sind auch Uber das nördliche Frankreich verbrettet. Die bemerkens>
weitfaesten. Raoen bilden das l^deistädter, das frisiscbe^ das Vag^ und das
Roquefortschaf. Manche (May) zählen noch das didimarscher, hoUändische^
Texel- und flandrische Schaf (s. d.) hierher. Kreuzungen mit englischen Fleisch-
schafen verdrängen neuerdings die Marschschafe mehr und mehr, R.
Marschvieh, das der bunten Niederungsrace zugehörige Rind, welches in
den futterreichcn Marschen an der Ost- und Nordsee gehalten wird. Dasselbe
ist gross, schwer» milchreich und sieht desshalb in einem gewissen Gegensatze
zum Rind der futterarmen Geest (s. Geestvieh). R.
Itoacola* s. Lameilaria. E. v. M.
llafser. i. Volk Alt-Italiens auf der von den Apenninen umschlossenen Hoch-
ebene, in welcher sich der Lacus Fucinus bOdete; ein sabinischer Stamm, der
die Heilkräuter seiner Berge zur Verfertigung von Arzneimittel benutzte, sich auch
auf die Kunst verstand, Schlangen zu zähmen und [im Besitz anderer Zauberkünste
zu sein vorgab. Die IVf waren ein sehr tapferes Volk, kämpften anfangs mit den
Samnitem gegen die Römer, verbündeten sich aber dann mit ihnen, um sich ihnen
im Marsisclien Kriege wieder entgegenzustellen. 2. Altes und nicht unberühmtes
üüimaueuvoik, usiiichc Nachbarn der Usipeler und südliche der kleineren Bruc-
tmr, hatten ^mi Tbdl des frUher Ton den nadi GalUen verpflansten Sugambien
besessenen Gelnetes swischen der Ems und Lippe in Besits genommen und
wohnten in der Umgebung von Mttnster. Auch sie gierten zum Gieraskeibunde
und nahmen wesentlichen Antheil an der Hermannsschlacht. Später zogen sie
sich weiter ins Innere des Landes surttck und entschwindöi so unseren
Blicken. v. H.
Marshallinsulaner. Zu den Polynesiern (s. d.) gehörend; sie scheinen
frUher ein grösserer, stärkerer .Menschenschlag gc\vesen zu sein und sind es heute
noch auf den nordUchcrcn Inseln, weiclie weiuger von Fremden besucht werden
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3SO llbnlgni — Itmipobnaehii.
und mehr Nahrungsmittel erzeugen. Die Häuptlinge sind auch jetzt noch durch-
wegs wohlgebaute Gestalten mit intelligenten, angenehmen Ziipen, hoher, wenn
auch stark zurückfiiehender, an den Schläfen eingedruckter Stirn, gut geformter,
nicht sehr platter Nase, proportionirtem, hier und da sogar schön gebildefiem
Munde und ausgezeichneten weissen Zähnen. Die Mehnahl der M. shid jedoch
klebe, schwächliche, sdiwache, frtth alternde Menschen; die Weiber, mit mehr
rundem Gesicht, noch kleiner und verkümmerter, mit dünnen, fleischlosen
Händen und verwelkend, ehe sie zur vollen BlUthe kommen« Die Hautfarbe, ein
schmutziges Braun, schwankt von Gelb bis Schwarzbrnnn; die Haare sind
schwarz, grob, glatt oder nur wenig gekräuselt; früher trug man sie allgemein lang
und in der Weise, dass auf dem Wirbel des Kopfes ein Knoten geschlungen
wurde, bis die Missionare diese unchristliche Tracht aus ihrem Bereiche nach
den nördlichen Inseln verdrängten. Der Bartwuchs ist im Allgemeinen spärlich
und gedeiht auf den Wangen fast gar nidit. Die Wohnungen bestehen aus arm*
sdigen Hütten, w«in man ein Dach von Pandanusblättem, unter das man kriedien
musB, so nennen darf. Die Häuptlinge haben swar bessere Bciumningen, docJi
gehören sie dem nämlichen Systeme an; um den Hauptbau herum liegen
kleine Hutten, in denen sich die Frauen aufhalten. Man unterscheidet vier
Stände: i. der >Armidwon ; oder »Kajurs, der gemeine, besitzlose Mnnn Ueber
eine Anzahl dieser stellt 2. ein »Leadagedag«, dem die erste Klasse Naiirung zu
bringen hat und überhaupt gehorchen muss. Ihm ist eigener Besitz gest;\ttet.
Der nächste Stand ist 3. der der >Budag«, aus den Brüdern und Söhnen des
Königs gebildet Ueber allen steht schfiesslich der »Irodc oder König, von
welchem der Leadagedag seine Befehle empfibigt. Doch haben die vor dem
läntreffen der englisdten Missionare sehr bedeutende Madit und Ansdien der
Könige und HMuptUnge wesentlich abgenommen. Früher war auch ein Krieg bei
den M. nichts Ungewöhnliches; wenn solche jetzt noch vorkommen, verlaufen sie
ziemlich unblutig. Der »Kajur« darf nur eine Frau haben; für die höheren Stände
fällt diese Beschränkung weg und kommen bei ihncri gewöhnlich zwei bis drei
Frauen vor. Auch steht dem Irod das Recht /u, dem Manne aus einem niedern
Stande die i-rau einlach wegzunehmen. Andererseits darf der Leadagedag mit
des bods Frau weder sprechen noch sie besuchen. Verreist der Irod und IMsst
er seine Frau aurttck, so müssen auch alle Leadagedag und die Bndag, soweit sie
nicht Sohne des Irod sind, die Insel verlassen. Wird eine einem höheren Stande
angdiörige Fmu von ihrem Manne weggejagt, so darf sie von keinem, einem
niedrigeren Stande Angehörigen anr Ehe genommen werden, wohl aber kann der
niedrigere Mann die Tochter aus einem höheren Stande heirathen und erwirbt
damit ihren Stand. Nachfolger des Königs ist sein jüngerer Bruder, welchem zu-
gleich die Verpflichtung obliegt, sämmtliche Frauen des Verstorbenen zu heirathen.
Im Uebrigen haben Knaben und Mädchen Umgang lange vor der Pubertät. Von
den Mädchen wird keineswegs Keuschheit verlangt oder erwartet, ehe sie sich
veihetratfaen, und unnatflrliche Laster stehen in hoher Blttthe. Junge Fnuen
bekommen nie oder doch sehr selten Kinder, und erst wenn sie anfongen alt und
hMsslich XU werden, erfilUen sie ihre natürliche Bestimmung; da sie, wenn kinder-
los» häufig weggejagt werden. Ehebruch bestraft man strenge. v. H.
Maraigni. Kleine, wenig bekannte, germanische Völkerschaft am nördlichen
Abhanj^e des Möns Ascibnrgius. v. H.
Marsipobranchii, Bonaparte (gr. marsipion Beutel, branchion Ymxxm)^ Cy-
€loitomi (s. d.). Ks.
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Manipofctii^ae — Marsapfalia.
3*1
Marsiporchidae» Häckbl iS66, » TrM/umedusae pt. (s. HAckbl, Syst Med.
pag. 656). Pf.
Marsupiales, Lesson 1843. Fine unnatürliche Grappe« welche nachHACKEL
die VLi s( hiedenartigsten Medusen enthält. Pf.
Marsupialia, Ili.. (Didtlphia, d. Bl., Acolpoda, }iRASS ), Beutclthiere, Ordnung
der Säugethiere (s. d.), zu den sogen. Aplacentalta (s. d.) gehörig. Unter dem
Namen M. vereinigt man Formen, die zwar im äusseren Habitus, in der Korper-
grösse, im Zahnbaue und demgemäss in biologisclier Hinsicht oft weit von ein-
ander abstehen, gewissermaassen andere Säugerordnungen wiederholen, aber durch
den Bau ihrer Genitalorgane» durch ihre Embryonalentwicklung und mit dieser
im Zusammenhange stehenden morphologischen Eigenthilmlichkeiten rieh als
wohl abgeschlossene Gruppe präsentiren. Das Hauptmerkmal der Ordnung,
welches derselben auch den Namen verlieh, ist in dem Vorhandensein einer
Bniii.ische (Marsupitim) gegeben; sie wird durch eine Hautfalte der Bauchwand
gebildet und durch zwei, den Schienbeinen :xufsiuende Beutel- oder Marsupial-
knochen*) (seltener nur längUch platte Faserknorpel) gestüLtL Diese Tasc he
umschliesst die langen Zitzen der (in ihrer dorsalen Wand gelegenen) Milclidrüsen
und nimmt die noch sehr unentwickelten, vorzeitig geworfenen Jungen bis zu
deren völligen Ausbildung auf. Durch FasencUge des stark entwickelten Mus€U'
hu pmmcubts camosus, welche sich in die Hautfalte hindn erstreck«!, wird die
ventrale Taschenwand nicht nur gestützt, sondern auch deren (nach vorn oder
seltener**) rückwärts gericlitete) Oeflnung geschlossen; bei einigen Arten (M. Di-
delphis) finden sie b i!!)rigcns nur 2 Ilatitfalten (an Stelle der Bruttasche) vor.
Die winzigen J lü^^n, welclie nach sehr kurzer Tragzeit (39 T.age bei Macropus
gigant(us) zur Welt kommen, werden je an eine, ihren Mund vollständig aus-
üiHende Zitze gehängt. Durch Contraction des über die Oberfläche der Milch-
drüse ausgebreiteten Musculus eremas^r wird die Milch dem Jungen eingeflösst.
Da das Ende des hier (ähnlich wie den Cetaceen) verlängerten conischen
Schlundkopfes vom weichen Gaumen umfasst wird, ist die Respiration aber durch-
aus unbehindert, indem die Milch seitlich vom Larynx in den Oesophagus strömt
(Huxley). Beim männlichen Beutelthicr ist das Marsupium nach aussen gestülpt
und enthält die vor dem Peitis liegenden Hoden, Die Ovarien sind häufig noch
traubig (Phascolomys) , bobnentormig (bei Didelphys) oder nierenförniig mit
höckerig geringelter OberHächc (Alacropus). Mit weiten ürificiis heginnen die
Oviducte und gehen über in die vollkommen getrennten Uteri^ diese münden ge*
tremrt in einen äusserlich gemeinsamen, innerlich aber durch eine (voUstlndige
oder unvollständige) Schddewand getrennten Vagtnalabschnitt, von dem die
beiden langen, henkelartig gegen einander gebogenen Vaginaikanäle ent-
springen, um im Urogenitalkanal sich gesondert zu öffnen. Eine Art Cloake
findet sich bisweilen ^ftl (Didelphys dorsigera), doch ist meist ein Perinaeum
nachweisbar. ~ Der J'enis endet in der Regel mit einer gespaltenen Eichel.
Von den übrigen anatomischen Merkmalen seien hier noch folgende besonders
erwähnt. Das Grosshirn ist relativ klein, das Ctrebfllum (oft auch die corpora
^-gemina) bleibt unbedeckt und seine Oberfläche ist mit Ausnalune der Kän-
gurus nur wenig gewunden. Der Balken ist ganz rudimentär. — Bei der
Gattung Peramtks ist der SteigbUgel eine einfache Cölumella; auch sind Hammer
•) VcrknOcherungtn in der Sehne de«« ««««swn schiefen BAUchmuskcls.
•♦) So hei einigen I'erameliden und bei Thyüuintu.
ZiKil., Anihropol. u. Eihpologic. Bd. V. 31
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312
Utnupudia.
und Anibos verwachsen. Der Magen ist bald einfach, rundlich, so bei carni-
voren, insectivoren und irugivoren Arten, bald verlängert und colonartig sacculut
(Kängurus). Dtt Coeeum ist entweder kitns und dnfiach oder von mehrfiKher
Körperlänge; den Do^furidat fehlt es. Ein Wurrofortsatz findet sich beim
WombaL Stets ist eine Gallenblase vorhanden. In der Vorkammerscheidewand
des Herzens fehlt die fossa ovaiis, die rechte Auiikel ist xweisipfelig. Die ArUria
meseraica inferior fehlt und die Art. iiiaca inferna und externa entspringen ge-
trennt aus der Aorta. Osteologisch wäre beachtenswerth das späte Verwachsen
der Schädelknochen, der geschlossene Joclibogen, das Vorkommen zweier (oder
mehrerer) Löcher am harten Gaumen, der nach innen gebogene Unterkiefer-
winkel u. s. w. — Meist finden sich 7 Halswirbel, 19 Dorsolunibarwirbel mit
13 rippentragenden Wirbda. Am Saenm partidpiren a — 7 Wirbel, aber nur 4
verbinden sich mit den Darmbeinen. Eine Cläoieula fehlt bei PtramUs und
Ch§€rapu$. Die Innentehe ist oft daumenartig opponirbar, fSllt aber lüswdlen
aus; auch verwachsen an den (Übrigens sehr verschieden gestalteten Gliedmassen)
bisweilen die beiden Innenzehen der Hinterftisse etc. Sehr variirend ist, wie aalw-
liegend, die Form und Zahl der Zähne, s. die Art. über die einzelnen Gattungen.
Alle Zahnarten werden vorgefunden und sind an den Molaren (in der Regel ^, bis-
weilen % jederseits) in Lücken- und Höckerzähne meistens unterscheidbar. Der
Zahnwechsel erfolgt ähnlich wie bei den piacentalen Säugern. In früheren Perio-
den waren' die jetzt auf Neuhollaad, vielen Sddseeinseln und Molukken, p. p.
auf Süd'Amerika beschränkten Beutdthi^ die man jawohl als die ältesten Ver-
treter des Säugethierstammes ansehen darf. Aber den grAssten Theil der Erde
verbreitet Schon in der Trias finden sich Formen, die verschiedenen Beutler-
gnippen angehören. Im Jura steigert sich die Mannigfaltigkeit, und während
später in den übrigen Erdthcilcn die placentnlen Säugethicre die aplacentalen
allmählich verdrängen, entfalten die Marsupialia in Neuliolland grossen Reich-
thum, so zwar, dass, wenn man die daselbst in jimgen Ablagerungen auftretenden
erloschenen Formen mit berücksichtigt, fast alle Gruppen der piacentalen Säuger
vicarürende Vertretung finden. Die Phtat^hmidae (Glirina) entsprechen den
JRodenÜa, die Jialmaioridae (MatrcpadieUte) den leichteren, Diprcikodon und Nöi»-
therium den schwerer gebauten Fonnen der Ungulaten. Die ArameSdae sind
den bisectivoren, die Dasyuridae den Camivoren etc. etc. xu veigldchen
(R. HöRNEs). Die biologischen Eigenarten der M. sind in den speciellen Art
einzusehen. Englische Autoren (Waterhousk) theilcn die M. in sieben Familien:
Didelphidae, Dasyuridae, Myrmecobiidac, PcrameUdae, Macropodidac, Pftalamjts/idae
und Fliascohmyidae\ die ersten vier entsi)rechcn der Wa(;nek In n Unterordnung
Rapacia, die 3 letzteren der OwEN'schen Unterordnung Focphaga, Carpophaga
und Bhizophaga. — J. A. Wagner (1855) unterscheidet zwei Hauptabtheilungen
M* rafaeüh S. o. (Raubbeutler) und M. phytopha^a (pflansenfressende Beutler);
erstere mit den Familien Dasyurnutt SyndaetyUnOf JPedimana, EdetUukt, letstete
mit den Seanden/ia, Mutropoia und Gürina* J. V. Guius gruppirt die Marsu-
pialia in 4 Unterordnungen: RHiMephßga mit der Familie Phascolomyida, Poiphaga
mit der Familie Macropodüda^ Carpophaga mit den Familien Phascoiartüdae und
Phalangistidae und Rapacia mit den Familien Udentula, Sa/fniorin, Srafis-oria und
Dasyuridac. Bezüglich der den Beutlcrn im Systeme zugewiesenen Stellung vergl.
»Säugerc, sowie »Geschichte der »Säugethierkunde«. — Literatur (ausser der all-
gemeinen) Owen, Kicii., Artikel »Maisupialia« in Todd's Cyclopacdia. of Anatomy.
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Iihnupiälidie — Marungu.
3»3
VoL ni, 1842, pag. 257—331. Waterhouse, G. R., A. nature history of the
mimunalia. Vol. I. marsupiata or Pouched Animals. London 1846. v. NT-
Marsupialidae, Acassiz, = Lobophora, Claus, = Culiomcdusae, Hackei,,
Medusen-Ordnunp. sAcrnspcden m'ii 4 perradialen Sinneskolhen, welche ein Hör-
külbclien mit eutudermaleni Otoiithen-back und ein oder mehrere Augen ent-
halten. 4 iittetnuliale Tentsdi^ln oder TenUkel-Bflndel. Magen mit 4 weiteii
pemdialen» viereckigen Taschen, welche durch 4 lange und schmale intenradiale
Septap oder Verwachsungs-Leisten getrennt werden. Gonaden 4 Paar Uattförmige
Wfdste, welche mit einem Rande längs der 4 interradialen Septa befestigt sind,
aus dem subuinbralen Entoderm der Magentaschen sich entwickeln und frei in
deren Hohlraum hinein mo^cns (H.) — Die Ordnung umfasst zwei Familien, die
Charybdeiden und Clm uiiopidcn. Pk.
Marsupialknochen, s. Skelettentwicklunpf. Gruch.
Marsupites (von marsupium lat. Beutel), Manteu., Crinoideengattung aus
der weissen Kreide, letzter Repräsentant der Tesseilaten, ohne SfHir eines Stiels,
mit nor 3 Kreisen von je fttnf unter sich abwechselnden fttnf> oder sechseckigen
Platten zwischen der dnfiichen, regulär iOnfeckigen Basalplatte und den Armen;
Rautenstreifen auf den Platten, ^nzelne verhiltnissmäsmg grosse Platten nidit
seilen bei Blankenburg am Harz. £. v. M.
Marsupium, Pni'tasche der Beutelthiere, s. Marsupialia. v. Ms.
Marsypocephalus, Wedl. (gr. = Kopf mit 15eutcln). Kinc Bandwurmgattung,
die mit häutigen Beutelchen an den vier Saugnäpfen versehen ist. Lebt im Darm
eiacü ägyptischen Welses (Wedl). Wd.
Hartes, Cuv., M. Wagner, s. Mustela, L. v. Ms.
Martesia, s. Pholas. £. v. M.
Martin«, Waon., Baird. (MusUlina, Gray), »Landmarderc, Unterfiimilie
der Musteiida, Wagn., zur GRAv'schen Sedh AcanUupada (s. d.) gehörig.
Die Landmarder sind charakterisirt durch den sehr gestreckten Leib, den mitt^l-
langen cylindrischcn Schwanz und die unfjleichc Anzahl der Backzähne im Ober-
und Unterkiefer (|, haben Putorius und Ciulictis, l Mustela und Gitio). Stets ist
der letzte der Überkiefermolaren in der Quere verlängert, klein und kurz. Die
Zehen sind nur wenig verbunden. v. M.s.
Martini. Volk des Alterthums im äussersten Norden des wüsten Ara-
biens. V. H.
Martinavogel » Eisvogel, s. AIcedo. Rcbw.
Marturi. Stamm der Skipetaren (s. d.) im nördlichsten Winkel des Drin,
an dessen beiden Ufern; die Zahl der Wehrfähigen belauft sich auf 700 Mann. v. H.
Maru. Bardenkastc der Bhals in Indien. v. II.
Marübo. Indianer am Javari, sehr dunkel, aber mit etwas Bart. v. H.
Marundae. Völkerschaft Altindiens, welche westlich von den Tacaraei in
einem langen und schmalen Landstrich fast längs des ganzen Ganges hin
wohnte, v. H.
Mamsidacba. Stamm des mittleren Kongogebietes, v. H.
Ifarongu« Bantnvolk SOd'Afrikas, an der Westseite des Tanganyikasees, in
jeder Hinsicht von ihren südlichen Nachbarn, den Waitawa (a. d.) versd^eden,
was grossentheils dem wilden Charakter der Natur zuzuschreiben ist. Sie sind
schwarze oder doch ticfdunkle Wilde von muskulöser, durchschnittlich nicht
kleiner f lcstnlt, die Gesichter hässlich mit dicken aufgeworfenen Lippen, plumpen,
platten Nasen und enormen Kinnladen. Dit Weiber sind als Mädchen zum Thcil
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ganz hübsch; sol)ald sie jedoch einmal geboren liaben, werden sie dick und häss-
lich. Auffallend ist, dass die Brüste der jungen Madchen gewölbt und voll sind,
sowie dass die M.« welche in den höheren Bergen wohnen, mit einer Anschwel-
lung des Kehlkopfes behaftet sind, während jene, welche sich «m See Mifhalten^
davon verschont bleiben. Man sagt, dass jeder Kropfige in kuner Zeit geheDt
werde, wenn er den niedriger gelegenen Grund in der Nlhe des Sees tarn Wohn-
sitz wählt. Einige gehen sogar so weit, su behaupten, da» der Kranke nur nöthig
habe, in den Tanganjrika su blicken, um geheilt su werden. Kleidungsstücke sind
fast gar nicht sichtbar, iind was von Tracht vorhanden ist, hesrhränVt sich auf
einen grossen Schurz vom und hinten aus »einheimischem Baumrindenluch«, das
jedoch viel schlechter als bei den Wanyamuesi zubereitet ist. Beide Schurze
werden durch einen Bast* oder Ledergürtel um die Hüften gehalten. Auch sind
Ziegenfelle in Gebrauch, die einfach Uber den Rflcken und die Schultern gehängt
werden. Von «ngelUhrten europäischen KtddungsstQcken dagegen bei den
M. iMchts SU bemerken. Die Haare sind Uber der Stirn zwei Finger breit. Aber
den Ohren und aus dem Nacken kreisrund abrasirt und das stehengebliebene
Haar in daumnagelgrossen Knollen zusammengebunden und mit Fett und rother
Farbe beschmiert. Die Frisur sieht aus wie ein sogenannter Pflasterkuchen. Die
Bewaffnung ist ausschliesslich Bogen und Pfeil ohne Federn. Die Weiber haben
hinten einen kleinen Schurz, der ebenfalls mit beiden Enden an den Hüften
durchgesteckt, den oberen Theil des Gesässcs frei lässt. Vorn tragen sie einen
ganz kleinen, oll kaum handgrossen Lappen. Beide werden durch Perlenschnüre
gehalten. Die Frisur ist theilweise wie bei den Mflnnera, theilwdse Phantasie.
Die Kinder werden in einem Felle auf dem Rttdcen getragen, dessen dner Rio*
men über eine Schalter Iftuft. Die Hütten haben dieselbe Gestalt me bei den
Wanyamuesi: ein Cylinder mit aufgestülptem Kegel; alle sind mit grösster Sorg«
fatt hergestellt; die Dörfer sind meist ohne »Boroac. Diejenigen M., welche unten
an den Ufern des Sees wohnen, treiben einen kleinen Handel mit den Wadschid-
schi, welche gelegentlich nach der Westseite hin streiten, um Sklaven und Klten-
bein zu bekommen. Die M. halien beträc htliche Heerden von Schafen und
Ziegen, melken aber die lelziercn nicht, auch hndct sich Gcilügel im üeberfluss
und der gvte Boden erzeugt vegetabilische Nahrung in Menge. Die M. sind von
ausserordentlicher Reisbarkeit, welche sich in allen Angelegenheiten äussert. Ihre
Unterhaltung ist gewöhnlich ein fortgesetzter Redestrom in der höchsten Stimm*
läge, und keine Angelegenheit kann erörtert werden, ohne dass sie nicht ein
halbes Doteend Mal mit gellender und kreischender Stimme zu gleicher Zeit
sprechen. v. H.
Marutse. Das wichtigste Volk im jetzigen IJamtscreiche zu beiden Seiten
des Sambesi in Süd-Afrika, in einer Breite von 320 — 390 Rilom. wohnend und das
Sarotse sprechend. Die M. erhoben ihr Reich auf den Trümmern jenes der Ma-
kalolo, deren männliche Bevölkerung sie vernichteten, während sie die Weiber
unter sich vertheilten. Dessbalb findet man unter den Völkern des M.-Reiches
Frauen von braunem Teint, auf welche sich die dunklen Stimme nicht wenig
einbilden, da sie das lichtere Kolorit als eine Veredlung ihrer Raoe ansehen.
Nördlich von den M. erstreckt sich das Mambunda-Reich, welches aber von
Königen aus der Herrscherfaniilie der M. regiert wurde und jetzt thatsächlich
mit dem letzteren vereinigt ist. Die M. sind nur ein kleiner unter den unzähligen
Stämmen, welche ihr Reich umfasst, und in Gesittung völlig in diesen aufge«
gangen, v. H.
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32$
Marvingi. Germanischer, aber sonst f;an/, unbekannter Volksstamm in den
westlichen Theilen des heutigen Thüringen. v. H. .
ICarwarL Das «fische Idknu der indisdien Luubcbaft Mafwar. v. H.
Marwat» Stamm der Afghanen (s. dO* v. H.
Mann s. Badagar. v. R
Maryna, Gkuber 1870. Ein zu den Enchelyden gehöriges, holotrisches In-
fusor, im Schlamm lebend, Gehäuse bildend. Pf.
Marynaei, von Ptolkmäos erwähnte Völkerschaft des alten Ractriana. v. H.
Marzobotto. Zwischen Bologna vmd Florenz liegt die Station M. Unter den
Anlagen eines stattlichen Schlosses am Ufer des Reno entdeckte Graf üozzadini
eine Todtcnstadt der Vorzeit. Bald ruhen die Leichen in freier Erde, nur mit
Steinen umrahmt und mit Geröll bedeckt, bald in bntnnenartigen Gruben. Ferner
findet man Steinkisten aus Tu&teinplatten, bisweilen mit giebelförmigen Seiten^
steinen, bisweilen mit flachem Dache. Auf den Sandstetnstelen und manchmal
Figuren von flacherhabener Arbeit angebracht. — Das Grabfeld hat eine Länge
von 700 Meter, die Form eines Keiles und reicht bis an den Fluss. An ^ner
Seite des Feldes liegen nach Chierici und Helbic Strassen mit Trottoirs, sowie
Unlerbnuten von Häusern. Nnrli den thcilweise reichen Grabfunden aus etrus-
kischer Zeit hatten die Einwohner von Misano (so heisst das Plateau) Waffen
und Werkzeuge von Bronce und Eisen; Gefässc von Hronce und Marmor; Spiegel
und Statuetten von Bronce. Unter den Schmucksachen finden sich die feinsten
Filigranarbeiten in Gold uud Silber, Armspangen, Halsketten, Ferlenschnflre von
Glasfluss und Bernstein, Fibeln verschiedener Art^ Ringe, geschnittene Steine,
Glasflttschchen, ausseidem etniskische Schrifl^ gemalte Vasen und swar schwars-
grondige mit rothen Figuren und hellgrundlge mit dunklen Figuren Kleine form>
lose Erzsttickchen (acs rudc) vertraten das gemünzte Geld. Unter den Thierknochen
sind Bär, Hirsch, sowie unsere Hausthiere, selbst das Huhn vertreten. Nach
NicoLKEi sind die Schädel mittclgross und orthognath, die Stimhälfte Uberwiegt
bei ihnen, die Stirn ist hoch, Gesicht klein; Augenbrauenbogen vorstehend;
Augenhöhlen quadratisch; Gesichtsformen eher quadratisch als oblong; Index = 78,9.
Nach NtcouQBi stimmen diese 32 Schädd mit denen derUmbrer ttberein, unter«
scheiden nch aber von den etniskisdien aus Veji, Tarquinü, Caere, Chitisi, Vol-
terra u. s. w., femer von den ligurischen und römischen wesentlich. Nach Karl
Vogt gehören diese Schädel zum ligurischen Typus. — Dies Grabfeld von M.
besitzt im Vergleich zu den Grabfeldem von Villanova und Golasecca eine be-
deutend vorgeschrittene Cultur, welche in ihrem Haupttheile der Mitte des
1 . Jahrhunderts vor Christus angehören mag. Vergl. Go7.z.\DiM, die un' antica
necropoli a Marzobotto. Bologna 1865 ^^^^ Nnrhtra!? 1870. C. M.
Maaa oder Massa, grosser Volksstamm Ccnirul-Afrikas, dessen einzelne
Glieder zam Theil durch ansehnliche Dialektverschtedenheit^ durch abweichende
Sitten und verschiedenartige Civilisalion von einander getrennt sind. v. H.
MMacanui, unklassifizirter Indianerstamm im Inifem Brasiliens, v. H.
MsMÜ, s. Massai. v. H.
Maaani, Völkerschaft Alt-Arabiens, an der von Aegypten nach Babylon führen-
den Strasse. v. H.
Masarwa. Sklavenstamm der Bamangwato, eigentlich Barwa, von den nörd-
lichen Betschuanen aber M. genannt, nach Dr. HoLim ein Mischlingsvolk, her-
vorgegangen aus einem Zweige der Makalahari und Buschmannern. Gestalt,
Hautfarbe, Gebrttucfae und Sprache lassen die M. als ein Bindeglied «wischen
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MasKwa — Matichoiia.
den Buschmännern und B.intuvölkeni erscheinen. Die M. haben hauptsächlich
Jagddienstc zu versehen und bedienen siel» dazu des Bogens und des Pfeils,
verstehen auch die Thiere in Fallen, d. h. mit vergiftfiten Assagaien zu fangen.
Als Antreibef sind sie sehr verwendbar, dabei aber verschmitzt, untrett und
diebisch. Sie bewohnen in wildretchen Gegenden kleine Dörfchen, d. h. HttUenp
deren heuschobertthnliches Gerippe aus einigen, in die Erde schief angetriebenen,
etwa 1,6 Meter Uber dem Boden mit einander verbundenen Pfählen besteht und
mit einer Lage von dürren Zweigen und Gras überdeckt wird. Sonst keine Um-
zäunung; bloss eintpe glatte Steine, woraut '^amcn c^erieben, Knochen zerschlagen
oder peschliften werden, liegen umher, lliic Jaf^'dbeute müssen sie ihren Herrn
abliefern und nach zwei bis fünf Monaten dazu sich in der Hauptstadt einfinden.
Doch ist es ihnen nicht gestattet« die Stadt bei Tage zu betreten; sie müssen
ausserhalb der Stadt die Nacht abwarten, biS ein Bote sie vsi die sKot1a< flihrt.
Die M. sind mittelgross, rötlichbraun und von abstossenden Gesichtssügen, dem
Charakter nach äusserst misstrauisch, dabei sehr listig* Sie hassen A^erbau
und Viehzucht, arbeiten dagegen lange Ketten aus runden Strausscneicrscheib-
c"^en und anderen Verzierungen aus diesem Material. Aberglaube steht in voll-
ster Bllithe. Den tDolo« (einfachen Holz- und Knochenamuletten) wird der
hdchstc Werth beigemessen. Ihren Frauen geijenüber .<ci^en die M. nirlir An-
hänglichkeit als die Betschuanen. ebenso den Hunden. Von ihren Gebrauchen
sind nur wenige bekannt Im Stadium der Pubertät durchbohren sie die Nasen-
scheidewand mit einem Knochen und schieben ein Holtpllöckchen ein, um eine
kreisrunde OefAiung zu erzeugen; ist dieser Zweck erreicht, so wird es wieder
entfernt Die vorderen Schienbeinflichen, oft auch die Vorderanne und der
Rücken, sowie die Fussriicken und Schenkel tragen narbenfthnllche Merkmal^
welche von der Gewohnheit, möglichst nahe am Feuer zu stehen, herrtlhren.
Der M., welcher nur ein kurzes Fellstück über die Schulft^rn wirft, ist gegen
Kälte sehr empfmdlich; er rückt d.-iher dem Feuer so nahe als moj^lich und schläft
hockend mit auf die Knie gesunkenem, zwischen die Arme gepresstem Kopfe
ein. V. H.
Masaw«. Stamm der Massai (s. d.). v. H.
Maaaya. Indianerstamm in Nicaragua, v. H.
Mascas. Ehemaliger Stamm der Campos-Indianer (s. d.). v. H.
Maschinschi. Allseits gefürd U ter, räuberischer Volksstamm Südwest-Afrika's
Nachbarn der Kioko, Bewohner der Landschaft Schinschi, faul, ohne den ge-
ringsten Gedanken an eine Arbeit; nur wenn eine Handelskarawane ihr Gebiet
durchzieht, eilen sie, tliesclbe zu plündern. Hinter den deckenden Campinen
verborgen, lauem sie hart am Wege den Waarenträgern auf, erschrecken sie durch
einige Flintenschüsse und bemächtigen sich der im Stiche gelassenen VVaaren.
Nach Angola kommen die M. nie, und ihre kleinen Handelsgeschäfte erledigen
sie im Cassandschethal durch die Bangela. v. H.
ACaBchoiia. Das industriellste Volk im südafrikanischen Marutae^Mambunda-
reiche, welches aber nach Dr. Holub in gewissen Zweigen von anderen
Stämmen des Reiches überlroffen wird. Die M, nähern sich im Gesichtsansdruck
sehr (lern jüdischen Ty[)us und sind entstellt durch übermässigen Schnupftabaks-
gebrauch, sowie durch häufige Blatternarben; auch treten ihre Kiefer so stark
liervor, dass sie den Finger nicht auf Nase und Mund zugleich legen können.
Sie sind schwächlich und entnervt. Ihre Kleidung besteht aus dnem lose herab-
hängenden Thierfelle; sobald sie jedoch »Machole«, d. h. Sklaven geworden.
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3«7
haben sie dieses gegen ein Lendenstück von m Streifen geschnittenen Wild-
katzcnfellen zu vertavisclien. Zerstreut unter ihren Herren, den Matebele, wohnend,
sind sie allen Misshan diungcn der Let/.teren ausgesetzt, Uie M. treiben Acker-
bau und verstehen sich gut auf Metallarbeiten; einen grossen Theil ihf es Tributes
an die Matebele haben sie in Eisenwaaren za entrichten» welche sie sogar mit
Vevzierungen, eingeschnittenen Figuren, allerdings höchst unvollkommener Art,
Tersehen. Dabei legen sie einen merkwürdigen Sinn (Ür die regelmässige Kreis-
form an den Tag. Fremde haben manches von ihrer Zudringlichkeit zu leiden;
Alt und Jung rennt her]>ei, ^Ntusa^ (Geschenke) erbittend, aber keine liringend.
Sic 1 >ieten Milch, Bier, labak, Korn zum Verkaufe an, können aber niemals
mit der Bezahlung zufriedengestellt werden. Jeder Vorübergehende griissi mit
>Saku bonai (ich sehe dich), verlangt aber auf seinen Gruss eine besondere
Entgegnung, widrigenfalls er augenblicklich durch SchdtworCe sich Luft macht
Erwidert man aber den Gruss, so folgt sicher 4£e Bitte um ein Geschenk, v. H.
Masdmiii» s. Massuenka* v. H.
Ifwcoutin, s. Jowa. v. H.
Ifasdorani. Völkerschaft der alten Provinz Ana, südwestlich von den Pa-
mtae am östlichen Abhänge des Masdoranus und längs der Grenae von Par-
thien. v H.
Masewe. Stamm der Massai (s. d.). v. H.
Masices. Von Ptolemaos erwähntes Volk Mauritamens. v. H.
Huirli oder Masigh; Name, den sich die Berber in Marokko und der west-
lichen Sahara beilegen, v. H.
Maska. Einer der Stämme der Oimps oder Kampo (s. d.). v. H.
Ifaricareneo-Sittich, FsUktcus mascarinus, Gm., eine jetzt ausgestorbene Pa-
pageienart, welche die Insel Reunion bewohnte und im vorigen Jahrhundert noch
öfter lebend nach Europa gebracht wurde Gegenwärdg findet man ausgestopfte
Exemplare nur m den Museen von Tans und Wien. Die Form stellt einen
Uebergang zwischen den Gattungen Palacornis und Flatycereus dar. RCHW.
Maske der i.ibelknlarven, s. Libellulidae. £. Tg.
Maakegon oder Saulteux de marais, kanadische Indianer, v. H.
Ifaahenblene, s. Piosopis. E. Tg«
Maakenkatse, eine beliebte, schöne Varietät unserer Hauskatze. Die Haupir
färbe ist glänzend schwarz; die spitze Schnippe zwischen den Augen, die Lippen
mit den Tasihaaren (. Schnurrbart«), die Kehle, die Unterbrust» die untere Fläche
des Bauches, die Zehen und häufig auch die Schwannpitie smd weiss. Die Iris
ist gelb. R.
Masken-Sittich, Hatyccrcm personatus, Grav, zur Untergattung Pyrrhuhpsis
(s. l'latycercidae; gehörender Plattschweifsittich von den tulachi-Inseln, welcher
bisweilen auch in soologischen Gärten zu finden ist: smaragdgrün mit schwarzem
Gesicht Kropf und Brustmitte gdb. Rckw.
MeHiona» a Maschona. v. H.
Masowier. Zweig der polnischen Slaven, Bewohner des Landes Masowien
zu beiden Seiten der mittleren Weichsel. Später ward statt M. die Beseichnung
Masuren (s. d.) üblich, v H
Maspii. Adeliger Stamm der alten Perser, v. H.
Massa, s. Mussgti. v. H.
Massaci. Nach Ptolemaos ein Volk in den nördlichen Strichen Sky-
thiena v. H.
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Massaesyli. Volk des alten Numidien, westlich vom Ampsagaflusse in
dem später zu Mauritanien geschlagenen I heiic des Landes. v. H.
Massage, s. Aft Magnetisnitts. J.
Mansageten. Volk des AUerdiums an der nordöstlicbeo Kttste des Kas*
pischen Meeres und jenseits des Araxes, also im Norden des heutigen Chiwa,
auf dem Isthmus zwischen dem Kasptscben Meere und dem Aralsee und in den
Steppen der Kirgisen, ein rohes» aber mächtiges und kriegerisclies Volk, durch
welche'-: ("VRUS seinen Untcrtjang gefunden liabcn soll. Ucber die ethnolnpische
Stellung der M., die von spateren Aiiioicn mit den Alanes in Verbindung ge-
setzt werden, ist schwer eine Entscheidung treffen. v. H.
Massai oder MasaL Grosses Volk des äcjuatorialen West-Afrika, welches
Friediuch Müllbr rar Nubaraoe au sählen geneigt ist, während es mdi
H. H..JoioiSTON für jetzt noch als eine selbständige Gruppe in der afrikanischen
Anthropologie angesehen werden muss. Die halb nomadischenp Vieh besitzen-
den M. haben die ungastliclie Wildniss der Ebenen smschen dem Ukerewesee
und der Ktlste inne und zerfallen in viele Klassen, Stämme und selbst unabhängige
Völkerschaften. Finige sind angesessene Ackerbauer, welche von den Leuten an
der Kilstc Wakunfi genannt werden; die VVakuad sind also nicht bloss, wie man
annahm, ein mit den M. verwandtes und dialektisch vers( liiedenes Volk, sondern
geradezu M. selbst und können von ihnen garnicht getrennt werden. Der Unter*
schied besteht bloss in der Lebensweise; im Aeusseren unterscheiden sich die
Wakuafi von den M. bloss dort, wo sie aus den benachbarten Bantustimmen
Weiber zu ihren Konkubinen gemacht haben; doch thun die M. der benachbarten
Gegenden dasselbe und mit dem nämlichen Erfolgei dass die Kautforbe schwarz
wird und der Körperbau alle Feinheit der Formen verliert. Andere M.-Stämme
sind noch stolze Halbnomaden, welche ihre Raubzü^^e weit und breit ausdehnen,
aber doch zu einem bestimmten IJezirk, als dem mehr oder weniger beständigen
Aufenthaltsc)rf ilires Stammes iirnner zuriickkclircn. Dazu gehören die Wakuafi
von Endschcmst und der Umgegend des Baringosees, von Leikipia, Kosova und
liUmbua in der Nähe von Kavirondo, die Wakuafi von Aruscha und Meru in der
Nachbarschaft des Kilima*Ndscharo sowie des Flusses Rum und von Nguru im
Süden. Die wichtigsten M.-Stämme sind die von ^girarit Kisongo» Sogonoi,
Ngiri imd Leitokitok in der Nähe des Kilima-Ndscharo und von Matumbato,
Kaptei, Kinangop, DogiUnt, Knguaso, Engischu, deren Bezirke sich nördlich und
westlich von dem grossen Sclinueberge erstrecken. Jos. Thomson nimmt an,
dass die M. des KiHrna-Ndscharo das reinste Rlui und von fremder Beimischung
sich am meisten frei gelialtcn haben. Im äussersten Norden scheinen ihm zufolge
die Nandi, Suk und Kamasia- Stamme in Sprache und Race mit den M. verwandt
und die Lücke zwischen den südlichen Mitgliedern dieser Familie und ihren ent-
fernten Verwandten, den Latuka (s. d.) und Bari (s. d.) im Thale des weissen
Nil, ausfUUen zu helfen. Johnstom hJUt es nämlich fttr sehr wahrscheinlich, dass
wenigstens der Sprache nach die Schillukrace entfernt mit den M. verwandt ist.
Die Sprache der Bari, eines der nördlichsten Glieder der M.-Gruppe, verräth in
ihrem Wörterbuch eine Aehnlichkeit mit gewissen Dialekten der Schilhikfamilie,
welche sclnverlich zufällig ist oder nach der Theorie der Lehnwörter erklärt
werden darf. Die äussere Erscheinung des unverfälschten M. ist prächtig, wenn
er auch nicht mit einem Apoll verglichen werden darf. Der reine M. erreicht
mit siebzehn Jahren meist 180 Centim. Höhe, ist aber dabei öfters spindeldürr,
unbeholfen und schlotterig. Mit so Jahren aber ist er ein sehniger, muskulöser
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IlMSd.
329
Mann von bewunderungswürdigen Verhältnissen, mit breiter Brust, schmalem Kopf,
anmuthigem Hals und eisenharter Muskulatur; am ganzen Korper keine Spur von
Fett. Hflnde und Fttsie sind aber mcht immer wohlgestaltet Ist auch der Bist
hoch» so gebt doch der Fuss nach den Zehen viereckig io die Brette and sind
die kleinen Zehen fast ebenso lang als die grosse. Die Gesicbtsbiklung charak-
terisiren schmale, schiefe Augen, vorstehende Backenknochen und spifcses Kinn.
Andererseits ist die Nase oft wundervoll geformt, mit hohem Rücken und zart-
gemeisselten Ndstern Das Haar hl länger und weniger kraus als bei den
richfic:en Negern, immerhm aber Negerwolle. Ohren von Natur gross unrl durch
künslliche Eingriffe noch vergrössert. Noch im /nrlen Alter werden die Ohr-
läppchen durchbohrt und durch eingetriebene Gegenstände allmählich erweitert,
bis sie au einer dünnen, auf die Sdiulter berabhilagenden Rundschnur von Haut
verwandelt sind. Darein urird ein Ring yon feinen eisernen Ketten oder ein
kreisrunder Ring von Hols oder Elfenbein gesteckt welcher bei der Verbeirathung
gegen Scheiben von Kupferdraht, der in Windungen aufgewickelt is^ vertauscht
wird. Augen, wie gesagt, lang und schief; Hornhaut durchsichtiger und weisser
als beim echten Neger, meist stark blutunterlaufen, was den wilden Blick steigert.
Augenbrauen hervorragend, aber haarlos, wohl abrasirt, wie das Gesicht. liart-
wuchs übrigens spärlich. Mund immer gross, Lippen aber oft schmal und die
überlijjpe eher eingebogen als aufgeworfen. Zähne gewöhnlich sehr iiasslicli, oft
cariös, stets sdiH^winklq; im purpurrothen Zahnfleische stehend und künstlich ge-
feilt Kein Prognathismus. Vorderarm lang; die Spitse des Mittelfingers erreicht
naheau das Knie, wenn der Arm an der Seite herabhängt. Vorderarm gewöhn-
lich dünn, fast gleichmässig dick» die Muskeln aber eisenhart. Hautfarbe gewöhn*
lieh matt chokoladenbraun, dunkler bei Negermischlingen. Körperbehaarang
reichlich, wird aber sorgfältig ausgerissen. Beschneidung wird allgemein im
14. Jahre vorgenommen, das ausscrordentlicli grosse männliche Glied stolz zur
Schau getragen lici .Madclien findet vor der Verheiratung die cxt/ssio clitoridis
statt, um die taipiangniss zu erleichtern. Nach der Geburt wird das Kind in
enser LederroUe getragen, welche von der Schulter der Muttor herabhängt.
Mädchen werden als eine Enttäuschung angesehen. Je mehr Knaben eine Frau
gebiert, desto geachteter ist sie. Bis cum dritten Jahre heissen beide Geschlechter
ȣn-gera<, Kinder; darauf werden die Knaben unterschieden als tEn-aiokc und
später als iEl«aIok,c vrährend die Mädchen noch, immer En-gera genannt werden,
bis sie mannbar sind und dann -En-dojc heissen. Nach der Beschncidung
verlassen die jungen Leute das Kltcrnhaus und gesellen sich zu den Kriegern;
mit dem 17. Jahre werden sie dann Krieger und treten in die bevvallnete Macht
ein, welche tiiatsächlich die ganze Mannschaft der Nation zwischen 17— 24jaiiren
nmfasst Die jungen Leute heissen nun s£l-moran.f Gew<Muilich gehen sie
q>littemackt, höchstens hängen sie einen Ledermantel um, binden einen
schmalen Ledergürtel um die Hüfte, in welchen sie ein Messer oder eine
hölzerne Keule stecken und legen lederne Sandalen an. Im Kriege aber tritt an
Stelle des Mantels ein lange?? Stück Tuch mit einem farbigen Streifen in der
Mitte, eine dicke Haube von Habichtfedern oder ein Mantel aus den Fellen des
Colobus-Affen. Eine Mtitze aus solchem Fell kann auch auf dem Kopfe getragen
werden oder ein prächtiger Aufputz von Strausscnfedem. Der Ledermantel wird
jetzt um die Hüfte geschlungen, wie ein Gürtel, und in seinen Falten der Streit-
kolben und das Schwert befestigt. Zuweilen wird noch ein Ring von Ziegenfell,
mit den Haaren nach aussen oder ein Streifen Colobusfell um die Knöchel ge-
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330
Massiii.
tragen; ein lan^hhattger Speer und ein iioCcntim. hoher Schild vervollständigen
die Ausrüstung. l>ic Mnnner kamincn das Haar in lange Strähnen, welche sie
durch Baststreifen verlängern und durch Lehm und Fett steif machen. Die
Weiber scheercn gewöhnlich die Köpfe ganz oder theilwdse, hüllen sich aber
vom Kopf bb zum Fuss in weite GewAnder von gegerbtem I^eder. Kacken,
Hand- und Fuiisgelenk werden mit massiven Windungen von Eisen» oder Kupfer-
draht bedeckt, und von Perlen wird verschwenderischer Gebraudi gemacht tum
Schmuck der Nähte ihrer Kleidung. Die Männer heirathen selten vor 25, die
Weiber vnr 20 Tnhrcn. Aber beide Gesclderhter führen bis dn]iin ein lockeres
Ixbcn, da die jungen Krieger und unverheiratheten Mädchen in freier Liebe zu-
sammen leben. Der verlicirathete \f. ist ein verändertes Wesen. Aus einem
wollüstigen, blutdursiigcn Feinde wird ein gesetzter, höflicher und vernünftiger
Mann, ebenso begierig, Blutvergtessen vorzubeugen, als früher einen Streit zu
nähren und an einem Btutbade theilznnehmen. Als unverheiratheter Mann imd
Krieger beschränkte er sich ausschliesslich auf Milch- and Fleischnahrung, welche
er überdies nicht durcheinander mischen durfte; zwischen beiden musste er ehi
starkes Abführmittel nehmen. Jetzt ist ihm auch Pflanzenkost gestattet Heiratiien
ist wenig melir als eine Frage des Handels, und die Menge der zu erlegenden
Kühe wechselt nach dem Rciclithum des Bräutigams. Solcher entscheidet
auch über die Zahl der Frauen, deren aber selten weniger als zwei genommen
werden. Kleine Kinder werden oft innerhalb der Umzäunung des Dorfes be-
graben, erwachsene Personen gewöhnlich unter einem Baum in sitzender Stellung
beigeseut unter leicht darüber aufgeworfenen Steinen, aus welchen ^ Hjinen
die Leichen wieder un^stöit ausscharren. Nach dem Tode wird der Name des
Verstorbenen nie wieder ausgesprochen, damit der Geist nicht etwa dem Rufe
gehorche und zurückkehre. Trotzdem kennt der M. keine Dämonenfurcht. Er
verelirt ein tmbestimmtes höchstes Wesen (>Engai'-), welctics hauptsächlich über
Regen und Gras betlclilt und durch lautes Singen und Tanzen gnädig gestimmt
wird. Auch Aflen werden ihm dargebracht. Daneben giebt es eine schwächere,
weibliche Gottheit, wie es sclicinl, eine Art Erdgeist. Die politische Verfassung
der M.-Stämme ist wesentlich patriarchalisch, die Herrschalt aber öfters dna*
listisch getheilt swischen einem weltlichen und einem geistlichen Häuptling, deren
Amt niemals erblich ist Die Wakuafistaaten sind meist kleine R^ubliken anter
der Oligarchie aller reicheren und mächtigeren Aeltesten. Im Umgang mit
älteren Personen sind die M. sehr achtungsvoll, verrathen aber geringen Kummer
beim Tode ihrer Kameraden, auch kennen sie keine Gewissensbisse und tödten
ihre Freunde und Nachbarn ungescheut in ehrlichem Kampfe; geheimer Mord
und tödtliclie Uebcrrumplung werden jedoch schwer gestraft, weil das öffentliche
Wohl beeinträchtigend, nicht weil es für goulos gehalten wird, wie denn die M.
kaum einen Begriff von gut und schlecht in unserem Sinne haben. Die Acker«
bau treibenden Wakuafi bauen ihre Häuser meist nach Art der Bant», die halb
nomadinrenden M* aber wohnen in rasch angebauten Städten oder Dörfern,
deren Baukünstler gewöhnlich die Weiber sind und die aus einem Kreise niedriger
Lehmhütten bestehen. Die hauptsächlichsten Geräthe der M. sind Kalebassen
aus Kürbissen imd den gro?5sen Früchten des Affenbrotbaumes, T.ederbeutel, Töpfe
und Löffel aus weissem Holz oder zum Kochen aus Thon, Schnupftabaksdosen
und Pfeifenköpfe aus den harten Schalen verschiedener Früchte oder aus Elfen-
bein oder Rhinozeroshorn. Hausthiere sind Rinder, Ziegen, Schafe, Esel und
Hunde. Geflügel wird verachtet und nicht gehalten. Das Vieh nimmt all ihr
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MnssMii — Massenforroen.
331
Sinnen und Trachten in Anspruch; um seinen l^esltz und dessen Behauptung
werden Kriege gewagt. Fast alle ilue Gebräuche und ihr ganzer Aberglaube
steht in Verbindung mit dem Vieh. Milch gilt ihnen für eine geheiligte Flüssig-
keit und saure Milch nebst Meth, den sie ans mit Wasser gemischtem Honig be-
reiten, sind ihre hauptsächlichsten Getränke, während frisches Ochsenblut das
beliebteste und vornehmste Nahrungsmittel des jungen M.-Kriegefs ist. In den
letzten Jahrzehnten ist eine wahrnehmbare Aenderung in den I.ebensgewohn-
heiten der ^^. hervorgetreten. Die zum angesessenen Leben übergegangenen
Wakiiafi haben einen bitteren Biirc;erkriej|[ mit ihren noch nomadischen Vettern
geführt; aber die Ansicdhincjen der Wakuafi fahren fort zu gedeihen und sich zu
vergrössern, während Viehseuchen die Nomaden ihter Nahrung beraubten und
schon viele vor die Alternative stellen, den Boden zu bebauen oder zu vcr«
hungern. Bald wird es kein Vieh mehr geben, welches geraubt werden könnte^
und bis dahin werden die gesitteteren Wakuafi auch an der Zahl die Stärkeren und
den stoUen nomadischen M. überlegen sein. v. H.
Massani, Volk AltJndiens» am unteren Indus, v. H.
Masunsa, Volk Central-Afrika's im Südsüdwosten der Mabode und von
zweifelhafter ethnologischer Stellung, v. H.
Massareten, s. Dassareten. v. H.
Massania. Nach Sbrpa Pinto Name der Buschmänner (s. d.) in der Kala-
bari-WUste. v. H.
Massassi. Bambarra-Kroberer, die im vorigen Jahrhundert aus Segu nach
Kaarta in Seneprambien kamen. Die M. verdanken ihre physischen Vorziige
wahrscheinlich den zahlreichen Kreuzungen mit den Fulhe; sie überraschen auch
durch ihr anständiges lionehmen. Sie bereiten einen feinen Stoff, den sie mit
dem dunkelsten Indigo färben und woraus sie Kleider (»Bubu-Loma«) machen.
Um den Kopf wird ein Turban (»Tamba«) gewickelt, v. H.
Ifoasawomek, s. Maquas. v. H.
Massenformen oder Massivformen entstehen bei der Kolonienbildung
der Antfi020<£n oft durch Theilung, indem alle Theilungssprösslinge ver>
schmelzen, und zwar ist zu unterscheiden: die nicht reihenständige Massen»
form: indem die Einzeltypen sich nicht in Reihen ordnen oder nur unvoll-
kommen. Die gebildeten Kelche umschreiben sich sofort, scs dass die Kelch-
centren immer erkennbar sind. Die Verschmelzung geschieht durch flie Mauern
oder durrb die Rippen. Die so verschmolzenen Kelclie sind meist rtmdlicb oder
gyrös, seltener polygonal. Beispiele: /'tivia (s.d.), Gonias/rara. Bei der re i b e n -
Ständigen oder mäandrischen Maüsenform verschmelzen die fcinzelpolypen
zu Reihen, und die verschiedenen Kelchreihen verschmelzen mit ihren Flächen
oder Mauern: aggregirte Formen (Dana). So entstehen Thäler (die ineinander
laufenden Kelche) und HQgel (die verwachsenen Mauern) oder Hügelreihen.
Die Kelchcentren können deutlich oder undeutlich umschrieben sein. Thal und
Hügel kann man mit Dana auch als »gyrusc zusammenfassen. Beispiel: die
iNräanderkorallen (s. d.). Es können Massenformen aber auch entstehen durcli
Knospung, indem die Knospen verwncbscn. Dann ragen die einzelnen Kelche,
d. h. der oberste von oben sichtbare Theil der einzelnen Polyparien, bald ziem-
lich stark (bei Gaiaxea), bald wenig oder nicht (Porites, Frionastraea), vor und
erscheinen so mehr oder weniger selbständig. Die Verwachsung geschieht durch
die Mauern oder durch die Rippen oder eine zelligblasige Ferithek od«r ein
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33*
Hassentimahiiic des Keimes — > Masqpli.
Conenchym (Alcyonaricn). Eine besondere Art dieser Massenformung durch
Knospung ist die l?au inform: einige Knobpen haben eine starke Längenent-
wicklung, bilden SUainie und Aeste, wäluend andere kurz oder selbst knospen-
los bleiben. Die Knospen werden dann, zumal die am unloKn Theil der
Kolonie, durch eine sehr reichliche Entwicklung von Peridiek (Gönenchym) mehr
oder weniger vollständig eingehüllt, so dass sie sus dieser nicht oder nur wenig
mehr hervorragen. Das Längenwachstlunn erfolgt in diesen Fällen bald haupt*
sächlich durch eine Spitsenknospe, 2. B. Madrrpora (>patrio-ramose< Form Dana's),
bald durcli eine Gruppe von Knospen sugleich, so bei I^ciUopora (»cumulato-
raniose Form Dana's). Klz.
Massenzunahme des Keimes. Nach dem /eiligen Zerfall im Ei folgt bei
der Entwicklung aller Organismen eine Masseiuunahmc des Keimes, welcher sich
aus den Elementartheilen aufhaut. Dieselbe fällt hei «len verschiedenen Orga-
nismen aber in sehr verschiedene Zeilen, sudass sich auch die ersten Entwick-
langseischeinungen in der mannigfachsten Wdse abspielen. In dem grossen Ei
der Batrachier entsteht in Folge der totalen Furchuog ein reichliches Bildung»»
materiali welches nach Göttb bei S&mbmttl»r während des ganzen AufimUialtes
des Embryo in den Eihüllen ohne Zunahme ausreicht. Diese Verhältnisse sind
aber nach Köluker nicht so ohne Weiteres auf andere Thiergruppen zu über«
tragen. Bei den Vögeln nimmt schon vor den ersten Stunden der Bebrütung
die Masse des Hlasii)deinis zu und die Krn;ihrung seiner Zellen beginnt noch vor
dem .Auftreten des rrimitivstreitcns. Bei den Säugethieren ist es nicht anders,
denn bei ihnen genügt das ursi)riingliche Material nur zur Bildung der ein-
schtchiigcn Keimblase, und es beginnt in der frühesten Zeit sch<m dne Manen-
sunahme durch reichliche Stoffaufnahme aus dem mfltterlichen Organismus.
Göttb, der gegen solche Massenzunahmen sich ausspricht, lässt die ersten Form-
veränderungen der Embiyonen auf Massenverscfaiebungen beruhen. Gkbch.
Mossets, einer der deben Stämme und zwar der grösste der Haidahindianer
(s. d.)i hat das nördliche Ende der Grahaminsel inne. v. H.
Massi, Stamm der Mowiza (s. d.) v. H.
Musiani* Völkerschaft All-Indiens, swischen Cophen und Indus, v. H.
Massolid, Volksstamm in Wadal, verwandt mit den Maba. v. H.
Massongo, Bantuvolk Sttdwest'Afrikas, verwandt mit den Kioko (s. d.) und
Minungo (s. d.), unterscheiden sich von diesen bloss in der Wahl des Ortes, wo
sie ihre Todten b^iraben. Die M. haben ihre »Kimbiric (Gräber) immer längs
der Wege, ja manchmal mitten darin, sodass man um die EMUiügel henimgehen
muss. V. H.
Massttenka oder Maschuin. Neger Senegambiens zwischen dem Brassu« und
dem Kascheoflusse im Süden des Kasamanza. Fetischanbeter, glauben an
Zauberer und die Gotlesgerichtsprobe des M:in<;onec. Sie feilen sich die Zähne
und beschneiden sich. I>ie Weiber liaben grosse Narben am Leibe. Es herrschen
Polygamie und Aiissc hweifung. Die M. haben grosse Herden, bauen etwas Reis
und bringen hauptsächlich Wachs, Häute, Elfenbein und Kolanüsse zu Markte.
Mehrere tausend ^L haben sich in der Umgegend von Sedhiu angesiedelt, utn
dort Arachiden zu bauen, v. H.
Massuren, Stamm der Nogaier (s. d.). v. H.
Massyli, einer der mächtigsten Nomadenstämme des alten Numidien. v. H.
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Mutdum — liuupit.
333
Mastdanxit Enddarm, s. Rectum, Verdauungsorgane u. Verdauungsorgane-
Entwieklnng. ▼. Jfy,
Mfotioopbis, Bairo et GdusDi Colubrinen-Gattung. Pp.
MiMil^ s. Doggen. R.
Mastigamoeba, F. K. Schulze 1875» Sfisswasser'Amoebe aus der Fain.
UMzomastigina. Europa und Ost-Indien. Pf.
Mastigias, L. Agassi? 1862. Discomedusen-Gattung aus der Fam. Crom-
bessidaf nach Häc kki,; nach ( j.ams (1883) Fam. Catostylidae. Pf.
Mastigonereis, Schmarda. (griech. = Nereis mit Geissei). Gattung der
Borstenwürmer, Urdn. Nutobranchtata, Fam. Nereidae, Audouin und Edwards.
Eine der vielen Gattungen, in weldie das aitenreiehe Genus Nireis, Cuv., zer*
legt wurde. Kinberc hat die Gattung auf jene Arten bescbrSnH bei welchen
der RUckencimis auf den verlängerten Zfingelchen der hinteren Ruder terminal
steht. Wd.
Mastigophora = Flagellata, (s. d.) Pp.
Mastigura, Flemming = Uromasfix, Merre.m. Pf.
Mastitae. Völkerschaft Altäthiopiens, zwischen den Seen des Nils und dem
See Coloc, nnrdwcbtlich \ou den Rliapsiern, am Gebirge Masto wnlmhaft. v. H.
Mastodon, Ci;v., fossile Gattung der Ordn. I'roöosciäta, Ii.i.u.i k (s. d.), bez.
deren einziger Fam. EUpho^na, von dem Genus Eiepkas (s. d.) vornehmlich
durdi den Gebissbau unterschieden. Es finden sich hier auch 2 untere Schneide-
silhne vor, von denen dch meistens der rechte als gerader Stosszahn entwickelt.
An den Backzähnen treten, meist -ohne zwischengelagertes Cement, 3—6 Quer-
reihen zitxenförmiger Höcker auf. — Bei den geologisch älteren Formen besteht
das Gebiss ans \ Sclineidezälinen, % Back/.ähnen, | Prämolaren und \ Molaren.
Beim er\v;ichsenen Tlnerc fallen die l'rätnolaren jedoch fort. N:ir!r dem Bau
der Backzähne, deren Quer/.alm bei geoh)giHch jüngeren in grosserer Zahl als
bei geologisch älteren Arten auftreten, unterschied Falconer: trilophodonte,
tetralophodonte und pentalophodonte Mastodonten. — Vacek unterscheidet bunolo-
phodonte und zygolophodonte Mastodonformen. Bei ersteren sind die Backzähne
rundhOckerij^ bei letzteren zeigen dieselben nur wenig gekerbte, gerade Quer«
Zähne. — AT. angy^au, Cuv., mittelmkicen mit starken unteren Stosszähnen;
M, l^n^astris, Kauf, obermiocen mit sehr grossen oberen, aber beträchtlich
kleineren unteren Stosszähnen. Mittel- und Süd-Europa. — M. giganteum, Cuv.,
Ohiothier, Diluvium Nord-Amerika's. — M, sivaitttsis, Falc. Tertiärschicht der
Sivalikhügel am Himalaya etc. v. Ms.
Mastodonsauria , Hlxley, Zitzcnzahnsaurier (gr. mastos Zitze, odus Zahn,
sauros Eidechse), Unterabtheilung der Wickelzähnler (s. Labyrinthodontia), mit
knöchemen Wirbeln und ICnterhauptsgelenkköpfen, ohne Kiemenbögen. Die
Zähne zeigen stark gewundene, einspringende Falten. In Steinkohle, Perm, Trias,
viellMcht sogar noch im Jura vertreten. Ks.
Mastonotos, Wesm. s. Myopotamus, Geoffr. v. Ms.
Masupia. Einer der Stämme im südafrikanischen Reiche der Marutse-Mam«
bunda. Die M. wohnen in aus Schilfrohr erbauten Hütten und Gehöften, meist
nach dem System der Doppeibauten. Einige ITiirtcn /eigen auch Backofen-
formen, l)e«?tehen aus einer Veranda und zwei Kanunern und sind aus Schilfrohr
und Gras aulgeluhrt. Die AI. machen ihre Gräber 2—2,10 Meter tief und
60 Centim. brdt. Der Verstorbene wiid mit seimm Kaross und seinen Waflfen,
setner Haue begraben und ihm auch etwas Korn ins Grab gelegt. Seine Freunde
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334
BfasuTcn — Ma^nran.
verbleiben den Tag Uber am Grabe, und ist der Mann wohlbabend, so ^rd
nebst Bier auch viel Fleisch von seinen geschlachteten Hausthteren veizehit
Schiesseni Schreien und Umherlaufen soU das Eindringen der bösen Geister in
das frisch nufgeworfene Grab verh(Uen. Den M. ist auch ein besonderer prophe-
tischer Trtnz eigen, den Dr. Holuh schildert. v. H.
Masuren. Nachkommen der den Polen stammverwandten Masovier im
heutigen Ostprcusseii. Ihre Sivrache ist eine verdorbene Mundart der hochpol-
nisclien und wird von gebildeten l'ulcii sehr verachtet. Das deutsche Element
ist bereits überall sehr mächtig und die M. haben auch kein Gefühl einer eigenen
Nationalitttt Sie wollen als Preussen oder als Deutsche betrachtet «erden.
G^en die stammverwandten Polen seigen sie grosse Verachtung, achten dagegen
die Deutschen sehr hoch. Die M. werden allenthalben als flinke gewandte, an-
stellige Arbeiter anerkannt; su anhaltender, an.strengender Arbeit sind sie aber
nur schwer zu bewegen. Sie haben besondere Vorliebe für Geselligkeit Bei
Hi'cli/eiten, Kindtnufcn und iilmlichen Festen sitzen Nfänner und Frauen in
kleuieni Räume stundenlang,' unter bcsländtgem Lachen und Plaudern eingepfercht,
wahrend sie oft i-wie IJären scliwitzeni. Je geräuschvoller die Gesellschaft, je
beschränkter der Raum, desto behaglicher wird ihnen ?u Muth. In den langen
Winterabenden versammein sich die Dorfbewohner abwechselnd in einseinen
Wohnungen. Hier ist die Stube dann so dicht besetz^ dass ein Fremder nicht
weiss, wo er Platz nehmen soll. Die Männer stricken Netse namentlich in
Fischerdörfern — oder schnitzen und bessern Wirthschaftsgeräthe aus» die Frauen
spinnen. Alle sind so !cir!it wie möglich gekleidet, die Weiber tragen über dem
Hemd nur einen Ruck, die Männer nur ein Paar Beinkleider. Die Kinder
sitzen im Hemde auf der Krde und lauschen den Scherzen und Erzählungen der
Alten. Märchen, Sagen und fabcliiafte Erzählungen vun Jagden und Fischfang,
den Lieblingserzählungen der M. spielen dabei eine Hauptrolle. In den Woh-
nungen wimmelt es von Schaben, Flöhen und Wansen, sonst herrscht Sauberkeit
und Reinlichkdt Jeden Sonnabend wird das Haus sorgfältig gescheuert und
der Lindentisch mit weissem Tischtuche bedeckt Sonntags hSlt der Familien-
vater Hausgottesdienst, auch selbst in Kirchdörfern. Die M. sind grosse Freunde
des Gesanges und haben viele hübsche Volkslieder mit anmuthigen Melodien.
Die Gebräuche he\ Hochzeiten, Kindtaitfen, Begräbnissen und beim Erntefest
sind im allgemeinen dieselben, wie in den deutschen (iegenden Ostpreussens,
haben aber äusscrlich einen religiösen Anstrich. Bei Hoch/ceiten sjjielt der »Platz-
meister«, der »Kellewese« oder Brautführer der alten Preussen, eine Hauptrolle.
Mit bunten Bändern und Strilussen geschmückt reitet er auf seinem gleidifaUs
geschmttckten Pferde von Haus su Haus — womöglich in die Stube — und
bittet in einem gereimten SprQchlein die Geladenen, sich zeitig zum Feste ein-
zufinden. Aberglaube herrscht noch in hohem Grade. Der Geistliche steht
Überall in grossem Ansehen. Alle Bauern küssen ihm, echt slavisch, zum Grusse
den Rockärmel und horchen auf seine Worte wie auf ein Evangelium. Eine Im*
sondere Nationaltracht giebt es nicht mehr. Besondere Vorliebe hegt der Bauer
für einen langen Rock aus blauem, selbstgcwobenem Tuch, mit blanken Metall-
knüpfen besetzt. Die Alten tragen Filzhüte, die Jungen gern eine Soldatcnmütze.
Die Häuser rind nach Art der BlocUiäuser aus Balken susammengeseut. Die
Fugen veistopft man mit Moos. v. H.
Ma-swasL Zweig der Kaffem; sie hiessen bis 1844 Ba-rapusa, wurden
wenigstens von den Ba-suto so genannt^ nach dem damaligen Häuptling Rapusa,
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Matabas — Maten.
33$
Ebenso heiasen ae jetxt Ma-Swasi, die Leute des HäuptUngs Uni'Swasi, der auch
in einigen Ortsnanen lebt. So standen die Dinge wenigstens im Jahre 1860^
und aehher ist Neueres nicht bekannt worden, v. H.
Matabas. Neger des südwestlichen Ccntral-Afrika. v. H.
Matabele oder Ama-Tebele s. Matebele. v. H.
Matacos. Indianer Süd • Amerika's. Man unterscheidet die Indios M.
zwischen dem Rio Bermejo und Pilconiayo, dann die wilden M., im Süd-Ost-
theile der Ebenen zwischen denselben Flüssen bis zu ihrer Mundung. Sie leben
in Dörfern ruhig zusammen von der Jagd und dem Fischfang und sind kaum
mehr uncivilisir^ als ihre nackten Stammesbrüder der Missionen, welche man ge-
lehrt hat, das Zeichen des Kreuzes zu machen. Die M. sind im Allgemeinen
von kidner Statur und erreichen im Durchschnitt nicht 1,5 Meter. Ihr Kfiiper
Ist dick und untersetzt, sehr ' rci Nchultrig» die Hrust platt gedrückt, die Glieder
rund und fleischig. Hautfarbe dunkelbraun. Gesichtszüge, nicht gerade hart und
wild, aber einigcrmaasscn ernst und finster. Stirn klein und wenig vorspringend,
Augen schwarz, tielliegend, in die Länge gedelint, aber weder so schräg, noch
so klein wie bei den Mongolen. Wangen werden roLh und gelb gefärbt. Hand
klein, Fuss gross. Gesichtsbildung bei allen gleichförmig; das Alter zwischen
ao — 50 Jahren verräth nch weder durch Hautrunzeln noch durch graues Haar
oder Körperschwflche. Die Weiber «nd nicht httbsch; doch haben die Mildchen
etwas Sanftes und Melancholisches im BUck. Die Haare tragen sie aufgelöst,
die Haut färben sie» als Zierath dienen Hals- und Armbänder aus Muscheln,
Vogelknochen und Beeren zusammengesetict. Missgestalten giebt es fast gar nicht.
Die Lebensweise der M. ist höchst einförmig. Sie gehen regelmässig mit Sonnen-
untergang schlafen, ruhen auf rhierfellen, und bei jeder Lagersielle brennt ein
Feuer, denn sie sind sehr frostig, besonders die Weiber. Ihre Hütten sind sehr
unremlich. Die kleinsten Kinder laufen öfters von ihren Eltern weg, streichen
vier 1»8 fünf Tage in den Wäldern umher und nähren nch von Frttchten, Palm-
kohl und Wurzeln. Das Leben, der Frauen ist ein Zustand von £ntl>ehningen,
^e härtesten Arbeiten sind ihr Loos. Das Spanische erlernen rie sehr schwer
und sehr ungern, sie sind Oberhaupt nicht begabt imd können selten über 5 oder
6 zählen. v. H.
Matagoayos oder Mataquayos. Pampas-Indianer Süd-Amerika's am Rio
Bermejo am östlichen l usse der Anden; sie zerfallen in Taglelcys und Aneleys.
In Salto nennt man sie auch Matacos, doch ist nicht ersichtlicii, ob sie mit
diesem Volke irgendwie zusammenhängen. Ihre Zahl betragt etwa xoooo. v. II.
Mirtmlaif Ausgerotteter Stamm kalifornischer Lidtaner. v. H.
Mataquayos, s. Mataguayos. v. H.
Ifalebeie» Matabele, Ama-Tebele oder lufokonkobi. Sehr gefürchtetes
Kaßernvolk Sttd-Afrikas, welches auf dem Hochlande im Norden der Transvaal»
Republik, zwischen den Strömen Limpopo und Sambesi, unter seinem Häupt-
linge Mosilikalze ein grosses Reich gegründet hatte, das sich vom Schaschiflusse
bis zum Sambesi, vom Suga im \Vesten ostwärts bis über die Maschonaberge
erstreckte und dessen Bewohner aus vielen verschiedenen Stämmen bestanden.
Die M. Waren ursprungiicii Zulu, deren Typus aber gegenwärtig durch Basuio-
und Betscbuanenblttt sehr verwischt ist. Seit dem Tode MosUikaCses ist der ge-
Alrchtete M.-Staat von inneren Zwisten und BQigerkriegen zerrissen und das Volk
hat adne vormaUge Bedeutung verloren, v. H.
Iloten oder Matia. Stamm der Skipetaren (s. d*). v. H.
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336
Itateni — liUuer.
Matern. Völkcrscliaft des Alterthums im asiati±>chen Sarmatien. v. H.
MstL Fast ausgestorbener Stamm der Samojeden (s. d.)* v. H.
Matiani. Völkeischaft des alten Medien, v. H.
ICatioora, Gray » Dieminia, Gray. Fr.
Matlatzinca. Indianervolk in Meadko, sadwettlich von Otomi bu nach Tari-
maron reichend. Man halt die M. fltr älter als die eint^ewanderten Tolteken. v. H.
Matoll. Afrikani.s( her Volksstamm in der Umgegend der Delagoabai,
angeblich Mischlinge der Kaffern und Neger, aber mit der Sprache der
ersteren. v. H.
Matomatos. Indianerhorde des Orinokogebietes. v. H.
Ma-tonga. Mundart der Bantusprache Se-chlapi. v. H.
Matoren. Stamm der Samojeden (s. d.) am Flosse Tuba, östlich vom Jenissei
und nördlich von den sajanischen Bergen, v. H.
Matschacari. Indianerhorde Brasiliens, welche mit den Camacac« und Cau-
;)eses auf den Campos von Camapuany in Hohlen leben und sich die Unter*
leibsl I t w ie eine Schürze herunterziehen sollen (?). v. H.
Matschen. Zweig der ('«altsrha (s. d.) südlich von Warziminar. v. H.
Matschili. UnterabtheiUinp der iiulisehen Bhat. Sie sind Kaufleule. v, H.
Mattiaci. (iemianisches Volk, ein Zweig der östlichen Chatten, der erst seit
den Zeiten des Kaisers Claudius unter diesem besonderen Namen \'orkoinau und
sich ganz den Römern unterworfen hatte, v. H.
Matuarineger oder Mussinga, Abtheilung der Marronen (s. d.). v. H.
Matuka. Kleiner Bantustamm zwischen Limjtopö und Sambesi in SQd-
Afrika, v. H.
Matumbato. Abtheilung der Massai (s. d.); sie sehen unter allen Stämmen
dieses Volkes, nach TnoMSfiN-, am schwächsten aus; auch schielen sie fast alle,
was ihren Gesichtern oft den spitzbübischesten Ausdruck giebt. v. H.
Maua. Ahdicihmg der Makua (s. d.). v. H.
Mauchamp Schafe, Merinoschafe mit langer, seidenartiger Wolle, welche
zuerst auf dem Pachthofe Mauchamp bei Berry'att*Bac im Departement Aisne
gezüchtet wurden. Im Jahre 1828 wurde daselbst in einer Merinoschaf heerde
ein Bocklamni geboren, welches sich durch eine lange, leicht gewellte, seiden-
artige Wolle auszeichnete. Durch Paarung dieses Bockes mit Merinomilttem
und durch konsequente Weiterzttchtung mit den mit seidenartiger Wolle ausge-
statteten Thieren, kam nach mancherlei Hinderni.ssen eine neue Race, die > Mau-
champ-Racet zu Stande. Durcli Kreuzuni^ von Mauchamp-Böcken mit Ram-
bouillet-Merinos entstand die ^Gevro lies- Race« und durch Kreuzung von
CjevroÜes-Böckcn mit Müllern der Leicesler-Race, die » Mauchamp-Leicesier-
Merino*Race<. Auch Kreuzungen mit Uncoln- und Southdownschafen wurden
vorgenommen und dadurch neue Typen und Wollformen geschaflen. R.
Maudia» G^Kt ^ Heentrus, DuMtian. et BfflROM. Pf.
Mauer, Mauerblatt oder Innenplatte, thua, eines der Hauptbestandtbeile
des Polypars der Steinkorallen. Nach Lacaze Dl htt i s entsteht sie zuerst als
anfangs dünner, biegsamer, homogener King am Umschlag der äusseren Körper-
wand des weichen Polypenleibs zum Fuss, und zwar unabhängig von den früher
schon selbständig gebildeten Kalkscheidewänden (Septa s. d. oder Stem-
leisten oder Radialplatten), denen sie entgegenwäclist. Nach G. v. Koch erhebt
sie sich von der Basalplalte, d. h. einer Kalkablagerung am Fuss des Polypen-
leibs zwischen diesem und einer dem Skelett zur Anhaftung dienenden Unter*
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Mraeniwl — MaunlL
33f
läge. Die Mauer bildet sich hier zuerst als ringförmige Leiste oder Platte, um-
hüllt von einer in den Innenraum vordringenden Faire der Leibeswand, und,
sie ist nach Koch, wie alle Skeletttheile, eine Ausscheidung von Ectoderm/ellen.
Dazu kommt noch, nach G. v, Koch, als wesentlicher Skelettheil die Aussen-
platte oder Epithek (s. d.), welche Lacaze Duthiers mehr als eine zufällige
Bildung ansah. Nach Koch ist diese aber eine mehr oder weniger deudich von
der Bfksalplatte abgesetzte Fortsetzung der letzteren, welche der Leibesmmd von
aussen aufliegt, indessen die Anheftungsfliche nicht mehr berührend. Meist hat
sie die Gestalt eines Kegelmantds. Das Kalkgerüst würde also eine Art Doppel-
becher darstellen mit einer inneren und äusseren Wand. Die Leibeswand des
weichen l'olypenleibs lieet somit zwisclien Innen- uud \ii .'^enivlatte (also zwischen
Mauer und Kpiihek), die Kpithek ist nur auf ihrer innentläche, die Mauer aussen
und innen bei der Bildung mit W eicntheilen überkleidet. Klz.
Mauerassel = Oniscus (s. d.). Ks.
Mauerbiene wird ein und die andere Art der vielen Bienen genannt, welche
ihre Nester in Lehmwttnden oder Mauern anlegen, wie die Anikoph^ra pMietma
Fab., ChaiUüdoma m/raria, die Gattung Osmia (s. d.) etc. £. To.
Maueresel = Oniscus (s. d ). Ks.
Mauerläufer, Mauerspecht, Mauerklette, Tichodroma muraria, L., einziger
Vertreter der Gatiuntr Tichodroma, III., zu der Familie der Baumläufer, Certhiidae,
gehörig, von seinem nächsten Ve^\^'andten, dem Baumläufer (Certhia) durch
lungeren Schnabel, nicht zugespitzte, sondern am Ende breite Schwanzfedern
und gestreckte Kralle der Hinterzehe unterschieden. Das Gefieder ist grau,
Vorderhals beim Männchen schwarz, Flügeldecken und Basaltheile der Schwingen
roaenrotb. Der Mauerläufer bewohnt die Hochgebirge Sfld«£uropas, Centrai-
Asiens und Abetsiniens, hat sich aber wiederholt schon bis in das Saalthal und
zum Königstein in Sachsen verflogen. RCHW.
Mauersegler, s. Cypselus. Rchw.
Mauerwespe, s. Odynerus. E. Tg.
Mauhö. Indianer am westlichen Ufer des Tapajoz, ackerbauend, put ge-
baut uud friedlich. Ein Theii lebt in dem grossen Dorfe Jtaitüba und südwest-
lich gegen den Mataura, einen östlichen Zufluss der Madeira, die mehr civili-
sirteren aber auf der grossen Insel '1 upinambarana, wo sie aber sehr mit Nord-
Tupi (s. d.) gemischt sind. Andere wohnen vermischt mit den Mundrucu (s. d.)
in Ortochaften an den dsdichen Mttndungsarmen des Madeira. Die M. sperren
ihre jungen Mädchen bei den ersten Anzeichen der Mannbarkeit in rauchige,
schmutzige Hütten, wo sie einen vollen Monat bei sehr magerer Kost ausharren
mitssen. Bates hält die M. ftir einen Zweig der Mundrucu, welcher sich von
diesen schon vor sehr langer Zeit getrennt und dadurch andere Sitten und Sprache
erwürben hat. v. H.
Mau-lao, d. h. Waldratten, Halbwilde Bergbewohner, des südlichen China,
wahrscheinlich Tibeter. v. H.
MMitbeerkelsii» (MmtUs), s. Furchnng des Eies. Grbch.
MaidbeefVpiiiner, Bmfyx mors, s. Seidenraupen. E. To.
Maulesel und Maulthier, s. Equus, L. v. Ms.
Maulfusser = Stomatopoda (s. d.). Ks.
Maulwurf, s. > Talpa" und »Talpina«. v. Ms.
Maulwurfsgrille, s. Gryllotalpa. E. Tg.
Mauraii. Nach Ftolemau.s kleinere Völkerschaft im Innern Libyens- v. H.
Zool^ Amhropol. u. Ethnologie. Bd. V. 22
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338
Mauren. N'ame der licrrschenden Volksklasse in den Seestädten Marokkos
und Nordwest Afrika's überhaupt. Man hält die M. ftlr Abkömmlinge der schon
von den Römern hier vorgefundenen plioniküichen oder jüdischen Kolonisten,
welche schon von denselben Mauri genannt wurden, der Vondalen und der mit
Beiisar httttbergekommenen Griechen, endlich der ans Spaiüen vertiiebeaai
Araber, die aber der Mehnahl nach keine Araber, sondern Berber waren, tcurs
sie sind ein Gemisch von allen Völkerschaften, die Mit den ältesten Zeiten bis
auf die französische Invasion an die Gestade Nord-Afrika's geworfen wurden.
Der Name M. — Moros oder Moriscos, vom alten Mauritanien abgeleitet — ist
ihnen selbst allerdings unbekannt, man nennt ^ie arabisch Hadarc d. i ^Haus-
bewohner«, und sie »elbst heissen sich euifach Araber. Sie aber völlig
mit diesen tu identificiren , ist ethnologisch nicht statthaft, wenn auch nach
G. Kuiii-is die äuäüerlichen körperlichen Untersch.iede zwischen den M. und
Arabern nicht grösser als zwischen einem europftischen Städter und LaiMfanamie
sein sollen. Der M. ist im allgemeinen hoch gewachsen und hat nm: leicht ge-
biäunte, eher gelbe Haudarbe, die nur dann ins Gelbschwance ttbeigdit^ wenn
die Mutter eine Negerin war. Er hat femer eine schöne römische Nas^ vollen
Mund, grosse feurige, schwarze Augen und volles Haupt- und Barthaar von
gleicher Farbe. Doch lässt sich kein allgemein giltiger Typus aufstellen. Der
M. m Algerien z. B. hat nicht die ausgeprägten, männliclien Züge des Kabylen
oder Arabers. Ihm mangeln die feurigen .^ugen, die .Adlernase, die eigenthüm-
liciien ausdrucksvollen Lippen, zugleich der Stolz und die Wurde des Charakters.
Ihre Gesicht^ikxbe ialt bl^h, das Antlits oval und oft fett, das Aussehen weibisch.
Alte pflegen sie mit dem Alter sehr dickleibig su werden. In Marokko seichnen
sie sich dagegen durch weisse Hautfarbe und vornehme GesichtssOge aus. Jm
Norden vom Senegal treten die M. — dort ein arabisch-berberisches Halbblut
— in ganzen Stämmen auf, die jedoch keine Stidtebewohner, sondern echte
Nomaden sind. Auch sie sind von weisser Race, aber so von der Sonne ge-
brävint, dass man sie für Mulatten halten würde, hätten sie nicht kaukasische
Züge und schöne, seidenartige, obwohl gelockte Haare. Die wichtigsten Gnip|)en
dieser M. sind die 'l'rarza, die Brukna, die Duaisch und die Uled Embarck.
Jede Gruppe theilt sich in eine grosse Ani^t von Stämmen ; alle besitzen grosse
Heerden, verkaufen Gummi und unternahmen Irtther Raubsflge in die Länder
der Schwarsen. Jede der vier Völkerschaften bildet einen Bund von Stämmen,
die ihre UnterabÜieilungen nach Klassen haben. Unter den Weibern sieht man
mitunter ganz hübsche Erscheinungen, sie alle sind aber unverschämt und bettel-
haft, nothdürftig in .schlechte, blaue Baumwollenzeuge gekleidet. Die Tracht
der städtischen M. ist je nach den Oertlichkeiten etwas, doch nicht sehr wesent-
lich verschieden. In Tunis z. B. sieht man sie mit weissen oder gelbgeblümtem
Turban, kurzer, gestickter Jacke und weiten, faltenreichen Kniehosen, die um
den Leib durch eine bunte Schärpe zusammengehalten werden. Die Weiber der
M. in Algier tragen auf blossem Leibe ein weites, feinlemenes Hemd, darOber
einen umftingreichett Kaftan von golddurchwirictem Sammt oder Tuch. Der
Kopf wild mit einer seidenen oder brokatenen Hülle umwunden. Ueber den
Charakter des M. lauten die Urtheile sehr widersprechend. Der Engländer
Urquhart nennt sie Muster von Mässigkeit, Fleiss und Redlichkeit. Niemand
fllrchte der M. Rache oder Wildheit; doch giebt er zu, dass der M. fanatisch
sei und allen Verkehr mit Fremden verabscheue. Oskak Lenz stellt den M. in
Marokko ein günstiges Zeugniss aus. Sie sind sehr gebildete Handwerker, ruhig
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MaaicnsU — kfauset. ))9
und wQrdevol) in ihrem Benehmen und hilden den friedliebenden, steueizahlen*
den Bürger. Sie haben fast alle einen gewissen Grad von Halbkultur, können
lesen und schreiben, wissen eine Anzahl Koransprttche auswendig, verehren einen
Scherif, i^auben an Alchemie und Astrologie und suchen sich auf jede Weise
Vermögen zu schaffen, sei es im Wege des Handels, sei es als Beamte des
Sultans. Anderen Bcurtlieilcrn zu Folge sind die M. im allgemeinen weichlich,
treulos, lügnerisch, ehrgeizig', rarhsüchtig , habgierig und sinnlich, die Weiber
überaus gefallsüchtig, kokett und intrigant. Die Mädchen werden in der gröbsten
Unwissenheit erlogen. v. H.
Maurensii. Nach Ptoleuäos eine Völkerschaft Mauritaniens, südlich von
den Herpedetani. v. H.
llaiirenwanse, s. Tetyra. £. To.
ISauritanier. Die alten Ureinwohner des heutigen Marokko, die Vorfahren
der jetzt Scheluk oder Schlu genannten Berber. v. H.
Maurolicus, Cocco, Gattung der T.aclisfisclic (s. Sahnoniden), specieller
der Sternoptychiden. Schuppenlos, mit laischen Kiemen; eine einfache Rücken-
flosse, nebst rudimentärer Feltflosse. Unterkiefer etwas vorspringend. Von den
4 Arten leben 3 im Mittclmecre, 1 im nördlichen Theile des atlantisciien Oceans
(skandinavische KOsten). Ks. '
Mauro-Wlachen. Mittelalterliche Benennung der Zinzaren oder Makedo-
wtachen (s. d.) v. H.
Ilaiiniaü, s. Mauren, v. H.
Mauser, der in bestimmten Perioden, in der Regel alljährlich sich wieder-
holende Wechsel des Gefieders der Vögel, darin bestehend, dass die alte Feder
ausiallt und an derselben Stelle eine neue hervorspriesst. Dieselbe tritt meistens
nach beendeter Brut, in unseren Breiten also im Herbst ein. Sie erslreclct sich
entweder auf das ganze Gefieder (totale Mauser) und geht dann bisweilen so
plötzlich vor sich, Uass der betreffende Vogel wegen des gleichzeitigen Verlustes
sämmtticher Schwungfedern flugunfähig wird (z. B. männliche Stodcente), oder
sie beschränkt sich auf bestimmte Theile (partielle Matiser). In diesem Fall
wird nur das Kleingefieder alljährlich gewechselt, von den Schwung- und Steuer-
fedem aber werden nur einzelne ersetzt. Stets ist die Mauser jedoch eine
symmetrische, das heisst: auf beiden Körperhälften werden dieselben Theile,
bez. die entsprechenden Federn gleichzeitig gemausert. Viele unserer Singvögel
wechseln das Kleingcfieder /.weinial im Jahre; ausser der Herbstmauser haben
diese noch eine schwächere Fnlhjahrsniauser. Ausserhalb dieser periodischen
»Mauserzeit« oder ^kauiic j enolgt ein Nachwachsen von Federn nur dann, wenn
solche durch Verletzungen verdorben oder gewaltsam ausgerissen wurden. —
Die Mauser betrifil nicht allein das Federkleid, sondern auch andere Homge*
bilde der Hau^ insonderheit die Homscheide des Schnabels (Rhan^kotheea) und
die Krallen der Zehen (»Schnabel- und Krallen-Mauser«). Beide Homgebilde
wachsen ebenso wie die Nägel an den Fingern des Menschen u. a. von der
Wurzel aus nacli, während die Spitzen und Ränder in j^leichcm Grade durch
Benutzung sich abscheuern, so dass Form xmd Länge der Mornscheide bei nor-
malem Zustande des Individuums stets dieselben bleiben. Ausartungen treten
bei freilebenden Vögeln nur durch Mibsbildung oder äussere Verletzung des be-
treffenden Theiles ein. Dagegen sieht man bei gefangenen Vögeln sehr häufig
unförmige Verlängerung der Schnabelspitse, welche durch ungenügende Ab>
nutzung bedingt wird und häufig eine solche Ausbildung erreicht, dass sie den
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340
Mausfresser — MaxiUarfuss.
Vogel am Fressen hindert und durch kUnstUches Beschneiden beseitigt werden
muss. Die beständige Neubildung und Abnutzung der Schnabelscheide und der
Krallen ist als i kontinuirliche Mauser* zu be/eichnen. Es kommt aber auch
bei den genannten 'l'lieilen wie bei den l edern eme ijjeriodische totale Mauser^^
vor. Dieselbe wurde bisher bei den Wald- und Schneehühnern beobachtet.
Der Process geht in der Weise vor sich, dass die alte Schnabel- oder Krallen-
sdidde» von der darunter rieh bildenden neuen gehoben« zunädtst an der Wursd
rieh ablöst und entsprechend dem fortschreitenden Wachsthum der letzteren
auf welcher «e aufiiits^ immer mehr nach vom geschoben wird, bis rie abflOlt.
Bisweilen löst sich auch die alte Scheide in einzelnen Stacken ab. Wahrscheinli^
handelt es sich auch in solchen Fällen um eine totale Mauserung der Rhampho-
theka, wo der Schnabel zu verschiedenen Jahreszeiten verschiedene Färbung
zeigt. So hat der Kembeisser im Sommer einen blauen, im Winter einen rosa
gefärbten Schnabel. Diese \*er:inderuni,' wird durch eine Neubildung der Rhani-
photheka verursacht, indem die alte Schnabclschcidc in Blättchen sich ab-
löst RCHW.
MausfresBcr » Döbel (s. d.)* Ks.
MauafrOvdie » Myobatrachiden (s. d.). Ks.
BlansolL Nach Ptolkmaos Bewohner des inneren Libyens, v. H.
Mausspecht = Baumläufer, s. Certhia. Rchw.
Mausvögel, s. Colius. Rchw.
Mauszahnrüsslcr — Baridius (s. d.) K. i ü.
Mauvais-monde, s. Etischa-ottineh. v. H,
Ma-Viti. Kaubinordensciier, den Kallern verwandter btanuu am Nyai>äa-
sec in Sttd-Afrika, treibt Sklavenjagden, verkauft aber seine Beule nach dem
Innern und pflegt alles, was den Transport nicht ausbält, ohne Rückricht auf
Alter und Geschledit erbarmung^s niederzumachen, v. H.
Mawikwa, s. Maopitian. v. H.
Mawumbu. Bewohner der Loangoküste in Makaja und Umgebung, von
ihren Nachbarn beträchtlich abweichend. Wegen des charaktcristisclien Zuges
ihrer Physiognomie werden sie von den Turtugiesen judcos prutos (schwarze
Juden) genannt, vmd auch ihr Ruf als gewandte und schlaue Händler, die es
meist zu Wohlhabenheit und Rcichthum bringen, stimmt damit Uberein. Der M.
macht im Ganzen einen respektablen Eindruck: er ist ernst und gesetzt, sein
Auge venriiüi Intelligenz und in der That beweist er in Töpferei und Schmiede-
kunst bemerkenswerthe AnstelUgkeit. Die Hautfarbe, sehr schwankend, ist bei
der Mehrzahl schwarzbraun und dunkler als bei den Übrigen Loangostlromen
bei manchen Individuen aber fast so hell wie bei den Indianern Nordamerikas.
Die Frauen pflegen die beiden mittleren oberen Schneidezähne kurz* und die
zunächststehenden an der Ecke stumpf zu feilen. v. H.
Maxilla u. Maxillare, maxiila supetiffr et inferior, s. Schädel- und Skelett-
entwicklung. V. Ms,
Maxiüae, Unterkiefer, Kinnladen der beissenden Mundtheile bei den In*
sekten, welche jederseits aus ein bis zwei, mehrhäutigen, vielCsch geformten und
bekleideten Lappen oder Laden besteben, und aus einem höchstens sgliedrigen
ftthlerMbnlichen Taster (paipus maxälaris} am Grunde der äussern Lade. Beide
Seiten rind in wagerechter Richtung gegen einander beweglich und bereiten die
von den Kinnbacken abgebissene Nahrung ztun Verschlucken vor. E. To.
MaxiUarftm = Kieierfuss (s. d.}. Ks.
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MNxin*!» Manteken.
34»
Maxillata, Milnf. F-pward"; (Crustac^s maxilUs, v. maxilla , Kiefer), Unter-
klasse der Krebsthiere, wclcl^e von denselben nur die Spallfliäslcr mit saugenden
Mundtheilen (als trustatis suaurs) ausschliesst. Die Abtheilung ist veraltet, da
die nahe Verwandtschaft der a suceurt mit den beissenden Sj^tfllitsleni erkannt
ist und überdies auch unter den Asselkrebsen Familien mit saugenden Mund*
thdlen vorkommen. Ks.
llaxonina, s. Mayoruna. v. H.
Maxyes. \ ölkerschaft in der Provinz Africn propria, welche sich nach
Hekodoi' Hns Haar bloss auf der rechten Seite des Kopfes wachsen Uessen und
ihren Körper mit Mennig färbten. v. H.
Maya. Indianer auf dem Nordtheile der Halbinsel Yucaian, nach C. B.
Heller sowie nach Don CR£SCENao Carrillo wahre Abkömmlinge der Tolteken
(s. d.) Sie selbst nennen inch Maceguales, d. i. Eii^bome des lifaya-Landes
und sind gegenwärtig dem katholischen Glauben und friedlichen Ackerbau er*
geben. Zahlreiche ausgedehnte RuinenstSdte mit Tempeln» PalSaten und Statuen,
wie sie nirgends in Amerika in grösserer Pracht angetroffen werden, legen be«
redtes Zeugnis von der hohen Gesittungsstufe ab, welche die M. in vorkolumbischer
Zeit erklommen hatten. v. H.
Mayes. Indianerstamm in Guyana. v. H.
Maynas, s. Maniota. v. H.
Mayoninas, Maxorunas, Majcronas oder Barbudo. AndesJndianer, feind*
lieh gesinnte, stolze, lichtpigmentterte Kannibalen, am mitderen Ucayali; nd>st
den Campo und Koschibo die gefttrchtetsten Indianer; sie bewohnen die Wälder
zwischen dem Tapiche und Marafion, ihre Heimat ist aber die Gegend des Rio
Mayo, eines Nebenflusses des Rio Huallaga, wie schon ihr Name besagt, denn
>runat heisst in Quitschua: Mann. Sie tragen langes Haar und kleine Holz-
stilckchen oder Federn in der durchbohrten Unterlippe. Als Waffe filhren sie
lenzen und vergiftete Tfeilc. Die Fischer des; Ucayali fürchten sie sehr. Von
allen übrigen Indianern ihrer Gegend unterscheiden sich die M. dadurch, dass
sie einigen Bartwuchs aufzuweisen haben. v. H.
Mayos. In<Uaner Sonoras. v. H.
Mayoyaos. Westliche Nachbarn der Igorroten (s. d.) auf Luzon; zu ihnen
zählen die Pungtanen, Quiaoganen und Siltpanen, alle in der Provinz Nueva
Viscaya sessbaft. Ihre Kleidung besteht nur aus einem T>endenschurz und einigen
Arm- und Halsbändern nebst Ohrgehängen. Ihre Zahl muss eine recht sUtt>
liehe sein v. H.
Maypureschianna s. Maipure. v. H.
Mayumba, s. Gamma. v. H.
Mazahua, s. Mazateken. v. H.
Miaama» Raf*, s. Haplocerus H. Sh., Mnama, H. Sil, taJieAlitatui, A. Wagn.»
8. Cervus, L. v. Ms.
Ifasanea Indianer Sfldameiikas zwischen dem Putumayo und Pastaza, ver*
wandt mit den Gariben. v. H.
Mazapilen. Indianer im Ostsüdost von Guadalajara in Mexiko» wahrscheinlich
zum Aztekcnstamme zn rcrbncn. v H.
Mazari. Belutschen-SLamm an der indischen Grenze gegen Dera Ghazi Khan«
aooo Waffenfähige v. H.
Mazateken, oder Mazahua. Zweig der Otomi (s. d.) in Mexiko. Sie können
sehr schwere Lastra auf dem Rücken tragen. H.
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342
Macatlan — Mbeog*.
Mazatlan. Angebliches Urvolk Mexikos. v. H.
Ma/ices. Volk im alten Mauritanien am Gebirge Zalacus und um den
Chinalaph her. v. H.
Mazigh, s. Imoscharh. v. H.
Mazimba oder Gimbas. Bantuvolk an der ostafrikanischen Kttste bei Senna
wird der Anthropophagie beschuldigt, v. H.
Mfliitsi. Bantuvolk westlich vom Nyassabecken in Südafrika. Sic gehören
sum Stamme der Sulu (s. d.), kamen ursprünglich aus dem Süden und sind iden-
tisch mit den I.andins, die alljährHrh von den Portugiesen am Sambesi Tribut
fordern. Die M. sind wilde Sklavenjäger. v. H.
Mbäddima, Volk Central Afrika's mit besonderer Sprache, nordwestlich von
den Niamniam (s. d.) ansässig. v. H.
Mbafii. Nur dem Namen nnch bekannter Negerstamm östlich vom Flusse
Altkalabar in Ober-Guinea. v. H.
M-Baliit)du, Bantuvolk der südlichen GuineakOste, besser geartet, weil noch
am wenigsten mit den Weissen in Berührung gerathen. Die M.-Sklaven weiden
allen anderen vorgezogen, denn de sind treu und fleissig. Beliebt ist bei ihnen
der unzüchtige ä>Batuk<-Tanz. Die M. kennen ausser der gewöhnlichen »Marimba
und der »N-dungo »«Trommel auch ein geigenartiges Instrument, einen eckigen
Resotunnzkn ^'cn, mit drei aus Pflanzenfasern «ü^cdrchtcn S.iiten bespannt, die auch
mit einem i iedclbogen aus Pflanzenfasern gestrichen werden. Hermann Sovaux
hat Proben ihrer Gesänge mitgetheilt. v. H.
Mbamba, Negervolk West- Afrikas, welches in den ausgedehnten Wäldern
der Gabelung zwischen dem Ogowe und dem Ivindoflusse haust; die ersten Dörfer
der M. beginnen gleich in der Nähe der Osaka und von da erstrecken sie sich
weit flussaufw&rts noch über die Aduma hinaus. Aber sie besteh«! doch nur
aus einigen hundert Köpfen; die kleinen Dörfer liegen völlig vereinzelt mitten
im Urwald, oft viele Tage von einander entfernt. Die M. sind ein echtes Jäger-
volk, ihr Ackerbau beschränkt sich auf die AnpflanzunfT einiger Bananenbäume;
von llausthieren fand O. Lenz bei ihnen nur wenige Huhner, selten eine Ziege,
und Hunde. v. H.
Mbangwe, Theil des gro.ssen Akelle-Voikcs im äquatorialen West-Afrika.
M. ist der gabnnesuche Name des Mbele-Fan. v. H.
libaya, der schönste Indianerstamm in Paraguay, zwischen dem unteren
Pilcomayo und dem Rio Bermejo. Die Grösse der Männer beträgt durchgehends
1,77—1,80 Meter, dabei ist der Körper mit Ausnahme des Kopfes r^lmässig
und herkuliscli ^[eb.iut. Der Kopf ist dagegen im Verhältniss zum Rumpfe etwas
7A\ klein, und die Ciesielitszüge sind jenen der (luarani (s. ähnlirli, nur dass
das Antlitz weniger flach erscheint und eine mehr ovale Gestalt bat. Die M.
sind kühne Reiter, welche ihren Pferden prosse Aufmerksamkeit erweisen und
Jagd und Kaub der Viehzucht und dem Ackerbau vorziehen. Mit den weiter
südlich wohnenden, mehr gesitteten Guarani haben die M. von alten Zeiten her
in Krieg gelebt und ihnen wegen ihrer Ueberlegenheit solchen Schrecken einge-
flösst, dass sie von diesen deshalb den Namen Mbaeaybä d. i. schreckliche
Sache, die Uebelthat, erhielten, woraus durch Zusammenstellung M. entstanden
ist, ein Name, der nach Niederlassung der Spanier in Paraguay auch den über
den Pnrnf^uy licrflbergckommenen Chaco-Indianern beigelegt worden ist. v. H.
Mbenga oder Penga. Bantuvolk des westlichen SUd*Afnka, an der Corisco-
bai südlich vom Congo. v. H.
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Mbcfri MecUcnboigisdieB Scbaf.
343
Mberri. Nach Stanley's Erkundigungen ein unterhalb Rubunga am Kongo
wohnendes Volk Central-Afrika's, v. H.
Mbokobi, Indianer Süd-Amerika s, westlich von den Guaykuru (s. d.), jenseits
des PDconuayo hausend, v. H.
ICbonca Nach Combir eine Völkerschaft Ceotral-Aftika's am Äquatorialen
Congo. V. H.
Mbu. Von Dr. Nachtical erkundetes Negervolk Central-Afrika's, welches in
der Nähe der südlich von Wada'i lebenden Araber wohnen soll. V. H*
Mbum. Keperstamm in Adnm.iüa. v. H.
M'-Bunda. Bezeichnung lUr eine südwestnfnk.mische Si)rachengruppe, welche
aus den Ginga- oder N'Gola-, der Hollo-, Bondo- und Bandala-, der Songo- und
Minungosprache zusammengesetzt wird, obgleich keine der Naüoncn ihre Sprache
so nennt, v. H.
Mdewakantonwan oder Mmowa Kantong» die Gens du lac der Kanadier;
eine der sieben Hauptbanden der Dakotaindianer oder Sioux; sie rechten frtther
von Prairie du chien des Frangais bis zum Fetersriver, sind jetzt weiter nach
Westen gezogen, gelten für die allertapfersten unter den Sioux und haben seit
Menschengedenken Todfehde mit den Polles Avoines oder Mcnomonics, den
Tapfersten unter den Od!>chibwä. 1850 zählten die M. 2000 Kopfe. v. H.
Meantia, RAFlNESgiE — I^hancrobranchia (s. d.). Ks.
Meatus auditorius (Gehörgang), s. HororganeentwickUmg und bkeiellent-
wicklung. Grbch.
Medituliiien, Stamm der I^^sghier (s. d.) am Akuscha^Gebiige. v. H.
Mecwtops, Gray s Crocodihu, Cuvkr. Pr.
Meckel = Güster (s. d.). Ks.
Meckelia, F. S. Lkuckart (Eigenname). Gattung der SchnurwUrmer, Ne-
mertina, von der Unterordnung Anopla, deren Rtlsse! keine Bewaffnung hes?t7f.
jederseits am Kopf eine tiefe Spalte. M. somatotomu'^, LfiUCK., ein langer, an der
Küste des Mittelmeeres ziemlich häufiger Wurm. Wo.
Meckel scher Knorpel (Cartiiago Meckelii) d. i. die knorpelige Anlage des
Unterkiefisis (s. d.), vergl. auch Skelettentwicklung, v. Ms.
MeddenburgiBche Pferde. Mecklenburg treibt schon seit den iUtesten
Zeiten Pferdezucht. Die Typen haben im Laufe der Jahrhunderte manche
Wandelung erlitten. Schon im 15. Jahrhundert bestand ein Gestüt in Baredow.
Durch den 30jährigen Krieg wurde auch hier der Pferdestand bedeutend deciroirt
Nach Beendigung desselben nahm die Pferdezucht einen neuen Aufschwung,
Man verwendete Thiere aus dem Neapolitanischen, aus Dänemark, Oldenburg,
der Türkei und Berberei, um schliesslich durch starke englische Hengste einen
gleichartigen Pferdeschlag zu erzielen, der als Wagen- und Campagnepferd sehr
gesucht war. Das mecklenburgische Pferd dieser Periode zeichnete sich durch
stattliche Höhe (165—168 Centim.), geraden» breiten KopC missig langen, gut
aufgesetzten Hals, kurzen Rttcken, kiüllqse Kruppe, tiefe Bnisl^ schiefe Lage der
Schultern und gutgebildete, kräftige Beine aus. Sein Gang war ausgiebig, die Aktion
ziemlich hoch, der Gesammtausdmck ein edler. GegenwSftig geht das Bestreben
der Züchter dahin, kräftige Wagen- und Reitpferde von edlem Halbblut zu er^
zielen. Der einlieitlicla- Typus ist verloren gegangen. R.
Mecklenburgisches Schaf fS[iici;cl oder Bergschaf), soll nach FlTZlNOER
und May zu den schiichtwuliigen I.andschalen zahlen und eme Kreuzung des
schlichtwoUigen deutschen und des hannöverschen Schafes sein. Dasselbe besitse
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McGodonta Mcdcr.
mittlere Statur, nackten Kopf und nackte Beine. Der Name »Spiegelschaf« soll
von den braunen Kingcn (»SpiegeU) abgeleitet sein, welche die Augen umgeben.
Nach Böhm gehört dieses Schaf indess za den gemischtwolltgen der sogen,
pommenchen oder polnischen Race und wird hauptsächlich von kleinbluerlichen
Bentzem, hertschaftlichen Knechten und Schäfern als sogen. »Hüllungsschaf«
gehalten. HüUungsschafe sind solche, welche den Dienstleuten grösserer Gutsbe-
sitzer gcliörcii, aber kontraktlich mit der gutslicrrlirlicn Heerde gehen dürfen und
gefilttert werden, (j. Böhm. Die Schafzucht. Berlin 1878). R.
Mecodonta, Strauch, Längszähnler, rnternbthciUing der Molche (s. Sala-
miindrinaX rharnktcrisirt durch die Anordnung der Ciaunicn/ahnc in zwei nnrh
hinten divcrgirenden Längsreihen. 6 Gattunucn mit 24 Arien, alle der gemässigten
Zone der alten Welt angehörig, mit Ausnahme von 7 nordamerikanischen Arten
der Gattung Triton. 3 Gattungen, nämlich S^Uamanära , Salamandrim und
BradybaHs sind ausschliesslich europäisch. Ks.
Mecolepis, A. DuhAril ss Gkay. Pf.
Meconium. Im dritten bis fünften Schwangerschaftsmonat findet sich dne
gallenähniiche Materie im DUnndarm des Fötus, in der zweiten Hälfte der
Schwangerschaft trifft man dieselbe im Dickdarm und xuletzt auch im Mastdarm.
Nach oder bei der Geburt wird dieser Darminhalt entleert. Das Meconium oder
Kindspech ist dunlcelbraungrün, pechartig und trocknet an der Luft geruchlos
zu einer fast schwarzen Masse ein. Wenn man es mit Wasser anrührt, so wird
es bald tibelrircl>end und geht in Faulniss über. Es besteht aus Schleim, abge-
lösten Ki)ithehen, eingedickter Galle, verschlucktem Kruchlw ah^er und Wollhaaren.
Gallenbeiitandthcile fmden sich im Darme des Fötus nach Zweifel schon vom
dritten bis fUnften Monat an. In dem im Wasser verthcilten Meconium erkennt
das Mikroskop neben Geweberesten Cholestearin- und JKIIrubinkiystalle. Zwbipei.
fand in 100 Thln. Meconium: Wasser 79,8, feste StoÜe 19,5, darin Asche 0,9^
Cholestearin 0,8, Fett 0,76. Ausserdem enthalt das Kindspech: Taurodiolsäure,
Bilirubin, Bilivcrdin und geringe Mengen Propion- und Buttersäure, dagegen sind
Hydrobilirubin, Lecithin, Glykogen, 'I raubenzucker, Milchsäure, Leucin, Tyrosin
und Eiweissstoffe, Phenole und Indol nicht nachweisbar. Charakteristisch dir das Me-
conium ist iler reiche Gclialt an tmverändertem Gallenfarbstoff. Hoffe-Seylek fand
im Kalb.smecuniiim nahe i l'rocent reines Bilirubin ausserdem Cholesterin, Isochole-
sterin und einen Farbstoff, der sich in Aether mit purpurrolher Farbe löst imd
im Spectrum einen schmalen Absorptionsstreifen vor der Linie D und einen
zweiten« breiteren und dunklen swischen D und letzterer am nächsteUp zeigt.
ZwBiTKt lässt die Achse des Meconiums hauptsächlich aus schwefelsauren Akalien»
Calciumsttlfat, geringen Mengen von Phosphaten und Chloriden bestehen. Gkbch.
Mecos» s. Meko. v. H.
Meder. Volk des AlterChums in Vorderasien, zur eräntschen Familie
gehörig, bei welchen sich die Gesittung zum Thei! aus einheimischen,
zum Theil aus ostarischen Elementen entwickelte. Ihre früheste Religion
war ein T.icht- und Feuerdienst, wobei das TJcht als das Belebende und Wohl-
thätipe der Verderben bringenden Finsterniss entgegengesetzt wurUc Ihre,
auch zu den Persern übergegangene Priesterkaste fUhrte den Namen * Magier*.
Die M., welche nach Herodot früher Arii hiessen, werden in den älteren Zeiten
als tapfere Krieger, besonders als gettbte Bogenschützen gesdiildert, arteten aber
fspäter, als Kunst und Gewerbfleiss bei ihnen Eingang gefunden, aus und gaben
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H«de«wAi — McHschertia-Snmtl.
34$
sich grosser Weichlichkeit und Ueppigkeit in Lebensweise, Kleidung u. s. w. hin.
die von ihnen auch auf die Perser überging. v. H.
Medeswüi, s. Medowejewzen. v. H.
Me^astinalader nennt Schinbr den oben» Ast der ersten Längsader im
Dipterenflflgel; dieselbe kann auch fehlen und dann bezeichnete er frflher (in den
analytischen Tabellen seiner Fauna mtsiriaeo) die erste Längsader als »einOachc,
während er sie beim Vorhandensein jener »doppelte nennt £. Tg.
Medjertin, s. Medschertin-Somäl. v. H.
Medinawurm, s. Dracunculus. Wd.
Mediomatrici. Gallische, d. h. keltische Völkerschaft, welche östlich von
den T.euci und längones, nördlich von den Setjuani un<l siitllit h von den Tril)occ),
dann östlich bis zum Rhein wohnten und das heutige Metz zur Hauplt>ladt
hatten, v. H.
Meditoria, Gray = Typhhps, Schneider. Pf.
Medo. Eine der vier grossen AbtheiUmgen der Makua (s. d.). Es ist bis
JetiT nichts Genaueres über sie bekannt v. H.
Medora, s. Clausilia. E. v. M.
Mcdorinae, Häckfi 1870. Cyaneiden-Unferfamilie mit H (4 perradialen und
4 interrndinlen'' Sinncskolben. Gattung: Mcifnra, C(wvunv\ 1)^62. Vf.
Medowejewzen oder Medcswiii, die Kaukasusstamnic der I)s(higefcn,
Fhsci)u, Achtschi-Psschu und Aibgi, welche zwischen Abcha^ie und Mdsymta
wohnten, nunmehr aber ausgewandert sind. v. H.
Medsdiar. Nomadenstamm Tunesiens, v. H.
Meds^ertin-Somäl oder Midschertejn-Somäl, die nach F. Müller zur
grossen Grup)>e der Adschi gehören, bei weitem der tahlreichste und uncivilisirtste
Stamm derselben, welcher in Ost- Afrika das Land von Ziadeh bb sum Kap
Giiardafiii imd südwärts bis 7^ nördl. Br. inne Imt. Die M- haben ein angenehmes
Aeussere, nur '»ind sie vielleicht etwas zti dünn, imd haben zierliche Hände und
Füsse, wohlgcfornitc Kopfe, ovale (iesichter, schmale Lippen und weite Nasen-
löcher. Ihr Auge ist hell und verständig, die Haut schwarz mit rothlichem
Schimmer, das Haar wollig. Mit dieser Ausnahme stehen sie dem Negertypus so
fem als die betten Vertreter der weissen Race. Jtmgc I^ute tragen ihr Haar
lang und schmieren eine Mischung von Kalk und Ixihm hinein, wodurch dasselbe
sein wolliges Ansehen verliert und zu langen locken gedreht werden kann: ältere
Leute rasiren sich dagegen den Kopf. Die Weiber tragen lange Röcke aus
weichem Leder oder buntem Kaliko sowie ein Stück von letzterem qttcr über die
Schultern Fin blaues Tuch auf dem Koff das Abzeichen einer \ erheirathetcn
Frau, wäliK tkI die Mädchen ihr Haar in kleinen, von Butter glänzenden Löckchen
tragen und es mit Schnüren weisser und rother Perlen schmucken. Die Männer
pflegen um den Hals einen Lederstreif zu tragen, woran zwei Stücke Bernstein,
htthnereigross» befestigt sind. Sie gehen nie ohne Waffen: Wurfspeer, Lanse, mit-
unter ein sweischnetdiges Schwert, gewöhnlich aber einen schweren Knttttel. Die
mit Widerhaken versehene Lanze werfen ne mit ausserordentlicher Kraft und
Geschicklichkeit an 25 Meter weit. An Stelle der Lanze treten oft Bogen und
verc^tüete Pfeile. Fast die einzige Beschäftigung der M. ist die Pflege ihrer Herden;
nur wenige sammeln Weihrauch und andere Gummisorten ein; in den I>firfern
giebt es ausserdem einige Kaufleute und Hai fischfänger. Ackerbau ist völlig unbe-
kannt. Die Manner sehen Handarbeit als eine Schande an. Die Weiber indessen
schaflfen schwer; ihnen liegt alle Arbeit ob. Die einzigen Industriezweige sind da^
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Mc<bc1icrtiik-SoniiA]<
Weben von Matten und die Anfertigung von Lanzenspitzen, womit sich eine kleine
Anzalil Manner in jedem Stamme befassen. Gegenwärtig zerfallen die M. in etwa
30 Unterstärome, deren jeder seinen besonderen Häuptling und wiBen Kadi hat;
alle aber erkennen die Oberhoheit des Osnum Mohammed Jossuf an, der den
Titel »Bogher« oder Suiten fUhrt. Der politische Zustand des lindes gleicht
durchaus unsererem einstigen Feudalsystem imd bietet sogar AnkUU^ an die
französischen Gesetze vom Vend^miaire des Jahres IV, welche die Gemeinden für
indivifhiellc Vergehen haftbar machen. Dem Sultan steht ein Rath rm Seite,
dessen samintliche Mitglieder seiner Familie angehören. Seine Untcrthanen ge-
horchen seinem Worte, aber er zwingt ihnen seinen Willen nicht auf, sondern der-
selbe wird in allgemeinen Versammlungen erklärt, wo jeder das Recht hat, seine
Ansicht auszusprechen. Die Bevölkerung zerfiUIt in Reiche oder Dörfler, und in
ArroCj nämlich Halbnomaden und Nomaden. Erstere leben in etwa ao Dörfern
an der Kttste und umfassen die Kaufleutet Gummisammler und Haifischfihiger.
Die Armen» gewöhnlich Beduinen genannt, sind gewissermassen die Sklaven der
Reichen; sie sammeln den Gummi und die sonstigen Erzeugnisse der I^ndereien,
welche jenen gehören. Ks exislirt nämlic Ii ein Grundbesitz der für jeden scharf
bcgrcn/t tind mit Stenern Hlr den Sultan belastet ist. Die Halbnomaden wohnen
gleichfalls in Dörfern und in deren Umgebung; da sie aber Kameele, Schafe und
Ziegen bcsit/.cn, müssen sie den Weideplätzen nachziehen, sie halten sich an der
Küste zwischen September und März auf und ziehen mit dem Nahen des Süd-
westmonsun aus in die Berge. Die echten Nomaden besuchen die Kllste selten
und bleiben dann nur wenige Tage dort, uro Einkäufe tu machen. Im Innern
giebt es weder Städte noch Dörfer. Sonst gleichen sich aUe Städte der M., und
sind Ansammlungen von Stroh- oder Fellhütten, welche eine sehr unsolide Be^
festigung ganz im Style unserer alten Burgen umgeben; sie sind mit allen jenen
VcrtheiHiL-nngsmitteln ausgestattet, wie ^ie auch unsere Burgen vor Kinftihrnng der
Feuerwafleii bcsasscn. Die Kustendörfcr enthalten etwa 38000 Einwohner, ein-
schliesslich der Halbnomaden, deren Zahl 6 — 8 mal starker ist als diejenige der
eigentlichen Dörfler, Die Nomaden auf dem Plateau im Norden sollen etwa
ebenso zahlreich sein. Gegen Sttden und Südwesten leben elf Stämme, die nie
an die Kttste kommen und mit den übrigen M. sehr wenig Verkehr unterhalten.
Mit ihnen zusammen beläuft sich die ganze Bevölkerung aaf etwa mths als
105 000 Köpfe. In Bezug auf Sittlichkeit sind die M. sehr streng ; beide Geschlechter
behandeln sich gegenseitig mit viel Ehrerbietung und Achtung. Die Lage der
Weiber ist viel bcs^ipr als diejenige der arahi«<~hen Frauen; sie sind !^errinnen
im Hause, denn wenn auch der M. in Vielweiberei lebt, so hat er stets doch nur
eine Frau bei sich unter demselben Dache. Auch können sie in voller Freiheit
gehen und kommen, ohne von ihren Männern oder Eltern nur im Geringsten belästigt
zu werden. Sobald der Knabe entwöhnt ist, kümmert sich seine Matter nicht watkx
viel uro ihn. Sobald das Kind laufen und seine Hände gebrauchen kann, ent-
faltet es alle Instinkte seiner Race. Zum Jüngling geworden, grdft er tu ernst»
liehen Waffen, steigt ohne Sattel und Bügel zu Pferde und bildet sich auf jegliche
Weise zu einem wahrhaften Krieger heran. In diesem Alter ist der Tanz sein
HauptverrrnMp'en. Die Mädchen leben stets in enger (;emeinsch.aft mit ihrer Mutter,
nehmen an keiner Festlichkeit theii und gehen immju: aus. Der M. ist auf seine
Frau eifersüchtig, weniger aus Liebe als aus Stolz; mit dem Tode bestraft er ihre
Untreue. Er ist, wie alle Som^i, ein fanatischer Moslim und hat vor den Todtcn
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Medati — Medolk oblongata.
347
die höchste Achtung. Die Friedhöfe liegen meist neben den Moscheen, und
niemand betritt sie oline fTrtind. v. H.
Meduli. Gallische Völkerschaft, Nördliche Nachbarn der Bituriger, an der
Garonne. v. H.
Mednlla capitis (Encephalon) «= Gehim (s. d.). v. Ms,
MeduUa oblongata, »verlängertes Mark«, tNackenmaik«, auch Nachhim
genannt — Wie im Artikel »Gehirn« erwähnt wurde, vermittelt die M. o. (im
grossen Hinterhanptdoche) den Uebergang der MeduUa spmaUs oder des Rttcken-
markes in das Gehim, dem sie ja auch ihrer F^ntwicklung gemäss, als fünfter
Hauptbestandtheil zugerechnet werden muss. Die M. o. lagert mit ihrer unteren
(ventralen) Fläche dem Boden der hinteren Schädelgrube (dem Ohms) auf, grenzt
vorn an die Varolsbrücke (s. Kleinhirn) und wird dorsal tiberlagert \(n\ der
Masse des kleinen Gehirns, zwischen dessen beide liemi.sphärcn es sich (bei der
Ansicht von unten) gewissermassen einbettet. Die M. o. bewahrt noch, nament-
lich tn ihrem unteren Thetle die Struigform des Rackenmarkes, birgt hier auch
noch einen geschlossenen Centralkanal und besitzt den fUr das Rttckenmark
charakteristischen weissen Mantel; in ihrem oberen breiten Abschnitte wird
indcss die hintere graue Fläche bereits von der Vorderwand des geöffneten
Centralkanals gebildet. Durch seichte Längsfurchen von einander geschieden,
lassen sich an der vorderen (unteren) Fläche folgende strangartige Bildungen am
verlängerten Marke erkennen. Seitlich vom Sukus hns^itudimi/is anterior (d. i.
der jvonlercn Mcdianspalle«) i. die Pyramiden, nach aussen von diesen 2. die
Oliven und neben diesen 3. die Klcinliimsticle (Pcdunculi cer(M/iJ oder sirsing-
förmigen Köiper (Corpora resH/armia), die sich (wie im Artikel Kleinhirn bereits
bemerkt wurde) in die Hemisphären des Cerebellums einsenken. Die Fasern der
^ramtden treten zum Theil von der einen nach der anderen Seite hinüber und
formiren dadurch die sogen. Deamaiio pyramidum; die Oliven umschtiessen den
NucUus dentatust ein gezacktes graues Band mit weissem Markkerne und die
Klelnhirnsticle bergen in ihrem oberen Ende den grauen Kern (Tuberculum ritte-
reumj. An der hinteren (oberen) Fläche der M. o. bemerkt man jederseits neben
der (hinteren) Medianspalte (Su/cits longit. posterior) den sogen, »zarten Strang«
(Fumculus graiUis) mit seiner Anschwellung, der »Keule« (Clava), seitlicl» davon
den Keilstrang (Funkuhu (uneatus) und den Seitenstrang; indem diese Gebilde
in die Kleinhimstiele Übergehen, umschtiessen sie, seitlich auseinanderweichend,
einen nach vorn zu offenen Winkel, die sogen. »Schreibfeder« (Calawms scrip-
torius), der gemeinsam mit dem Winkel der Bindearroe des Kleinhirns (s. d.)
die, den Boden des 4. Himventrikels darstellende, Rautengrube (Fovea rhomboi'
da/is) begrenzt — Die Rautengruljc besitzt als die verbreiterte Vorderwand des
Centralcanales überall einen »grauen ITeberzug« (Lamina ctttcrca); die von der
>Schreibfeder« nach vorn zu sich fortsetze nde, von den runden Strängen*)
(Funicuii lereles) begrenzte Medianfurche führt zur SvLvi'schen Wasserleitung
(s. Gehim) resp. zur 3. Himkammer; in ihren Seitenwinkeln (unter den BrOcken«
armen) li^ je ein Grfibchen, »Nest« (Reeessus laUraiis); an seinem Ende befindet
sich die Flocke (s. Kleinhirn)^ — Als Riemchen (Taenia) bezeidmet man feine,
längs den Keulen zu den strangförmigen Körpern ziehende Markstreifen, die
sich am Caiamus scriptorius durch den Riegel (Obex) miteinander verbinden;
"kChordai aautUati. nennt man einige querziehende, in die Acusticuswurzeln
*) Im Odmm scriptorius sind deren oateie Enden von den aiungeoihnlichen* grauen
Blittcben, der wgcn. Akt emenae bedeckt
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348
MedttH« cpidftlift — Mediine.
übergehende Fasern. Der Verschluss der (zwischen dem Unterwurm« und der
Rautengrube gelegenen) 4. Himkamtner wird, abgesehen von den in Betracht
kommenden Theilen des KldnhimSf nach hinten su durch die maier, als
Tela thorhidtm m/erhr bewerkstelligt (s. Ventriculus quartus). — ' Was die M. o.
der Übrigen Wirbelthiere betrififc, so sei an dieser Stelle nur noch ihre auflUknde
Länge bei den Rundmäulern, ihre langgestreckt cylindrische Form bei den Hai-
fischen, ilirc fast dreieckige bei den Rochen erwähnt; auf der Z4MI. ^«M/va lagem
bei Torjjedo die grossen L^bi eUctrici. v. M$>
Medulla spinalis, s. Rückenmark u. Nervensystementwicklung. v. Ms.
Medullarfurche (Mark furche, «platte» -rinne, -röhr, •wUlste, 8.
Nervensystementwicklung. Grbch.
Medusae. »Nesselthiere (Acalfphae oder Cnidariae) mit gelatinöser, radial
gebauter, concav-convexer Umbrella, deren vertikale Achse die Hauptachse der
solitaren Person ist; mit Schwimm-Muskcln auf der concavcn Oralseite der Um-
brella, Nerven-Centren und Sinnesorganen am petiplierischen Schirnuande, mit
radialen Fortsätaen (Canftlen oder Taschen) der centralen Magenhdhle und einer
einfachen (selten vieltheiligen) M undöffhung am Oral-Pole der Hauptachse, sowie
mit Gonaden in der Subumbral-Wand des Gastrokanalssrstems (HAcic£l).c — Auf
die vertikale Hauptachse stossen i oder 2 rechtwinklig darauf stehende Kreuz-
achsen. Die Bewegung ist meist eine rl vimmende. einige kriechen, wenige
sind festgcwaclisen (Lncernanen). Sie leben im Meere, ganz wenige im Si<ss-
wasser. Nerven-Centren und Sinnesorgane, meist auch Tentakeln, liegen am
Schirmrande. Das Gastraisystem bestellt aus dem tcntralen Hauptdarm und dem
peripherischen Kran/Uarm. Die Fortpflan/ungs-Ürgane entwickeln sich als ein-
fache Geschlechtsdrüsen (Gonaden) in der subiimbralen Wand des Gastrokanal-
Systems. Sie sind meist getrenntschlechtig. — Die M. scheiden sich in 2 grosse,
durchaus nicht mit einander zusammenhangende Abtheilungeo, die seit langen
Zeiten erkannt und auseinander gehalten sind. Es sind das 1. die Craspedoten
oder Hydromedusen ; 2. die Acraspeden oder Scyphomedusen. Die eisteieii sind
sehr viel einfacheren Haiies, von Hydro] xjlypen ab/ideitcn oder geradezu als
( leschlerhsthier derselben mit ihnen zusannnenliäugend; die anderen sind viel
höher entwickelt, von Scyph()i»olypc;n (Sporigiola, Sitp/tario.uyphus etc.) abzuleiten.
Abgesehen von der bei beiden Abtheilungen vorkommenden (cenogeneti sehen)
Entwicklung direkt aus dem £t findet ein (Generationswechsel statt, indem die
Meduse lateral aus dem Hydroidpolypen (Craspedoten) oder tenninal aus der
Stfpkis§oma-V<jimk hervorsprosst. Die gegenseitigen Verschiedenheiten der Craspe-
doten imd Acraspeden sind als Princip fUr ihre Benennung benutzt; soweit dies
noch nicht geschehen war, hat HAckel die betrefftmden Namen ergänzt und
darauf hin folgende Tabelle der Unterschiede zusammenstellt:
I. Craspedütae od. Hydromeäutae* II. Acrasptdat od. Sefpkpmedusüi,
A. Magenraum ohne Gastral-Filamente A. Magenraum mit Gastral-Filamenten
oder Phacellen (Aphacellae) . oder Phacellen (Phacell^u)»
B. Gonaden fxodertTial fCrypiocarpae). B. Gonaden entoderm. (Phanerocarpaf) .
C. Schirmrand mit echtem Velum, ohne C. Schirmrand ohne echtes Velum, mit
wahre Randlappen (Craspedotae), wahren Randiappen (Acraspedae).
D. Sinnesorgane meist einfach, olme D. Sinnesorgane meist zusammengesetzt,
besondere Deckplatte (Gymnophthat- mit besonderer Deckplatte (Stegan»'
mat). phthalmae).
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MednwnM — Meerpricke. 349
£. Marginaler Nervenring doppelt» een- £. Marginaler Nervenring einfach, meist
tralisirt (Cyeloneurae). nirht centralisirt (Toponniran.
¥. Abstammung von Hydroidpolypen F. Abstammung von Scyphopüly|)en od.
oder Polypen ohne gastrale Tae- Polypen mit gastralen Taenioien
niolen (Hydromeäusae). (Scyplwmedusac) .
Der weitefen Eintheilung der Medusen und der Einzelheiten ihres Baues ist
an den betreffenden Stellen dieses Werkes Erwähnung gethan; für das genauere
Studium aller dieser Verhältnisse s. das grosse Werk von Hackbl; Monographie
der Medusen, Jena 1879 — — ^yxz\i Hohlthierentwicklung. PP.
Medusariae, Less. Medusae, L. Pf.
Medusites, Kmbk, Gattung versteinerter Medusen (s. HAckel, Syst. Medus.
pag. 647). Pk.
Medusoide. Nicht ganz zur Entwicklung einer Meduse gelangende Formen
sehr verschiedenen SUidiums, jedoch immer ohne Kandtentakel und Magenstiel.
Sie knospen sowohl an Medusen wie an Polypenstöcken. Pr.
Memal, Ctuger (s. d.) mUgaris, Cuvier, eine ttberans verbreitete, bei uns
die einrige Art der Gattung (atlantischer Ocean« sowohl an den sttdamerikanisdien,
als auch an den afrikanischen und europäischen KOsten, indischer Ocean),
Rückenflosse über dem Ende der Brustflossen. Ober- und Unterkiefer gleich
lang. Einfarbig scliwarz oder sclnvärzlichgrau, höchstens ein dunklerer Rand an
den Hanchflossen erkennbar. Länge bis 3 Meter, Gewicht bis 50 Kilo. Sehr
räubenscli, lebt vorz(iglicli an felsigen Küsten, wo er sich geschickt verbirgt und
gern Hülilungen aufbuclit. Laicii^eit lle^ember und Januar. Fleisch wenig ge-
schätzt; dennoch wird der M. als billiges Nahrungsmittel von Aermeren gesucht
und vonsugsweise mit Angeln viel gefangen. Ks.
Meeriache« s. Mugil. Klz.
Meefbarbe, s. MuUus. Klz.
lfccrbi«Me, s. Spams. Klz.
Meereber, s. Scorpaena. Klz.
Meerengel, s. Kngelhai. Kr.z.
Meerfischläuse — bei Lktnis Fischlauskrebse (s. Caligidcn). KlZ»
Meerfloh = Cytmthoa (vergl. Cyniothoiden). Ks.
Meerforelle, s. Forelle. Ks.
Memgänse, BrttUhmt^ Lund., Untergattung von Anser, Briss., von den ty«
pischen Gänsen, Feldgänsen, dadurch abweichend, daas nur der Unterkiefer des
Schnabels die Lamellen auf dem Rande träg^ während diese am Oberkiefer auf
der Innenseite sitsen. Bei den Feldgänsen sitien die Hornzähne in beiden
Kiefern auf dem Rande. Audi zeichnen sich die Meergänse durcli zierlicheren,
kürzeren und höheren Schnabel aus. Wie der Name andeutet, bc\v( f nen sie
nicht das Binnenland, sondern die Meerc-ku-^te, namentlich die arklisciicn utid
antarktischen Breiten. Ringelgans (ß. iorqualus, Frisch), an den Nordkusien
Europa's und Asien's, B. antarcticust Gm., auf den Falklandinseln. RcHW.
Meergrundd — Schlammpeitzker (s. d. u« Gobius). Ks.
Mcerhetht oder Pfeilhecht, s. Sphyräna. Klz.
Meerjuoker « Coris yiäts^ L., s. Coris. Klz.
Meerkatzen» s. Cercopithecus und Cercocebus. v. Ms.
Meerkuh, s. Rhytina. v. Ms.
Meemase = '/ärthc :s. d.). Ks.
MecriMricke, I'ttromyion tnarinus, L. (s. Neunauge). Ks.
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35«
M«mettigttlndcr ^ Megademata,
Meerrettig^ünsler, s. Kohlinscktcn. E. Tg.
Meersau, s. Scorpacna, i». Galeus. Klz,
Meerschnepfe, s. Centriscus. Kul.
MeenAweinchen, s. Cavia. v. Ms.
Meerteoiel Lopfuus piscaiorius, L.« s. Armflosser. Kue.
Mecr-TunguBen» s. I^muten. Ks.
Meerwolf, s. Anarrhichas. Ki.z.
Meerzei8is== Leinfinkp Atghtkus linaria, L., s. PyrrhuUiue. Rchw.
Mefoorescn, s. Maforesen. v. H.
Megabardi oder ^^egaba^. Aethiopisc lie Völkerschaft des Altenhutns; die
M. !>cheinen in detu Stamme der Mekaberab in der Nähe von Schendy am
oberen Nil lorUuleben. v. H.
Megablabea, Gthk., C.oronelHnen-Gattiuig fUr eine Art von Celebes. Pr.
Megacephalon, s. Megapodiidae. Rchw.
Megocephalus» FrrziNCBR « D^tas^ Bo». Pr.
MegaceroB, Owen» »Riesenhirsch«, ausgestorbene Ciattung der Cerviiut, GkaVi
mit der Species Af. hibemUus, s. euryceros. Der Köri>erbaa dieser interessanten
Form, deren schaufelfürmige Geweihe an jene des F.k nthieres gemahnen, stimmt
im Wesentlichen nn'! dem unseres Kothhirsches überein, dem sie freilich an Grösse
und Stärke bei Weitem überlegen war — keine recenlä Hirschart überhaupt
weist ähnliche Diuiensiunen auf. Ein im Wiener naturhistorisch ca Holmuseum
aufbewahrtes Skelet misst vom »Sternum bis zum letzten DorsalwirbeU 5' 2", vom
Boden bis zur Spitze des Domfortsatzes des 4. Dorsal Wirbels 5' 9". Die Aus-
ladung des 16 endigen Geweihes beträgt (direct gemessen) 8' 6"i nach derKrUmmung
12' (fast 4 Meterl). Der Riesenhirsch findet sich in allen Diluvialbildungen von
Europa und Nordasien vor; höchstwahrsc heinlich lebte er (wie auch sein Vor-
kommen in iris( hen Torfmooren bestätigt) noch in historischer Zeit sowohl auf
den britischen Inseln wie in Ccntraleuropa und entspricht dem »grinimen. Scheich«
des Niebelnngenliedes. v. Ms.
Megachile, Latr. (gr. gross und I-ippc), s. Bhittst imeider. E. Tg.
Megaderma, Geoffr., Ziemase, I leüermausgattung der Ahgaäcrmata (s. d.),
mit enorm grossen, oberhalb der Stirn durch ein Band mit dnander verwach-
senen Ohren, sehr ansehnlichen, aus 3 Stücken (einem horizontalen, einem senk-
rechten und einem hufeisenförmigen Bialte) bestehendem Nasenbesatie. Inter*
femoralpatagium sehr gross in ihm, kein Schwanz. \ Schnddez., \ Eckz., |(f) Backs.
Obere Ecks, innen mit 2 Nebenzacken. M. fyra, Geoffr., »Leiemase«, so ge-
nannt wegen der leierförmigen Gestalt des senkrechten Nasenblattes. Tragus
2 lappig. Olien j;rauröthlich, unten graulicliweiss, Körper 8 cm. lang. Ohren fast
3 cm. Flugweile 48 cm. Heimath: Indien. Ueberfallt andere kleine Fledermäuse,
soll auch den l' röschea nachblellcn. Af. ti ijuitum, Geof^k., das »Kleebiattc, uut
^ lappigem Tragus, Pek lang, weich, mausgrau. Java, Sumatra, Maltyische
HalbinseL M, phiüppimnstt Waterh. Tragus an der Basis mit einem kleinen, fast
3 eckigem Lappen. Oben graubraun, unten grau. Flugweite 34 cm. Phili(qpinen.
M. froHSt GsoEnt. (Genus Lhia, Grav), Afrikan. Ziemase. Das bufeisenaitige
Nasenblatt springt zungenartig über die Oberlippe vor; Tragus endigt in einer
langen Spitze, hat innen am Grunde ein lanzettförmiges Anhängsel. Teh lang,
weich. Farbe oben Hrht srhiefcrgrau , unten graugeiblich. Flugweite 39 cm.
JCör|)er 6,5 cm. — Heimalh: Webtafrika. v. Ms.
Megadermata, Wagnfr (Ny citri Jac, Dubson, Haftschwirrer, Familie der in-
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M«g»deMM — Megalaemida«.
35»
sectivoren Fledermäuse (Chiropttra imectivora, Wacn.). Die bierhergehörigen,
durchwegs altweltlichen Arten besitzen grosse, verbundene Ohren mit Tragus und
einen ein- bis zweigliedrigen Mittelfinger. \\'ic bei den Blattnasen bilden die
Sciunelzlaiten der Backzähne eine VV förmige Zeichnung. — Nach Ausschluss der
von WAmiBR hieriier gerechneten Gatt MterpiuSf Gray, zerOiUt die Familie in
4 allgemein beibehaltene Genera: Megaiirmat GEOFfit. (mit Zwm, Gray), Rhin^
pomot Geoffr., Nycterüt Gsoftr. (mitiUtaiSM», Gray) und Nycl^fhümt Leach» v. Ms.
Megadesma, (gr. grosses Band) Bewdich, 1823 oder Galatea BRUCUifcRE,
(mythologischer Name« aber früher schon bei den Krebsoi vergeben), grössere
westafrikanische Süsswassermuschel, zunächst mit Donax verwandt, sehr dick-
schalig, abgerundet dreieckig, mit stark \orragendem Schlossband, starken nach
oben convergirenden Schlosszähnen und breiter, abgerundeter Mantelbuchl, aussen
glatt, dunkelbraun, oder gelbbraun, öfters mit i,trahliger Zeichnung, innen por-
zdlanattig weita oder rothlich, nach hinten au violett, wie Jkmtue. Fuss bdl-
rörmig jUinlich wie bei Anadmta, AthemrSbren kurz, ganz getrennt Nur wenige
etwa 16p unter sich ähnlidie Arten, alle aus den westafrikanischen Flüssen von
Sierra Leona Ins Angola, i sehr zweifelhalt aus dem Nilgebiet Monographie
von Berkardi und Rekve 1860. E. v. M.
Megaera, Wagi er = Trimeresurus (LACfepfeDE), Günther. Pf.
Megaerophis, Gray = Bi4tnuirit%, Daudin. Pf.
Megaerops, Pkt. (Mcgacra, i km. i. Fledermausgattung (Subgcnus h. Aut.)
der Kam. J^t/opina, Bon. (Fiederhunde), mit sehr kurzer stumjifer Sciinauzc, rührig
vorspringenden Nasenlöchern, kleinen Ohren, sehr kurzen Flügeln, ohne Schwanz.
I Schneides., \ Eckz., | Backs. — M. (Pteropus) etaudaiust Tem. Der fcurzflügelige
Flederhundr grau, am Rücken braun. KOrperlünge 9^5 cm., Flugweite 3s cm. —
Heimatfi: Sumatra, v. Ms.
Megalaemidae, gebräuchlicher Capilonidae, Earivögel, Familie der Kletter-
vögel, einen Uebergang zwischen den Pfefferfressern (Rhamphastidae) und den
Spechten (Picidae) darstellend imd irrthumlich bisweilen mit den Faul-Vogeln,
auch Karlkukuken genannt (s. Hucconidae), zusammengeworfen, welche let/terei\
vielmehr den Glanzvögeln (Galbuiidac) sich anschliessen. Während die l-'auh ügel
einen 12 fedrigen Schwanz haben, besitzen die Bartvögel nur 10 Steuerfcdem.
Audi die Laufbekleidung ist sehr verschieden: bei jenen vordere Gttrteltafeln und
hinten 2 bis 3 Reihen sehr kleiner Schilder, bei diesen ausser vorderen Gürtel«
tafeln nur eine Reihe grösserer Längssdiilder aul der Sohle des Laufes, welche
sich auf der Innenseite ziemlich eng an die vorderen Tafeln anlegen, während
aussen ein Streif des Laufes nackt bleibt. Die Flügel der Bartvögel sind von
mässiger Länge oder kurz, vierte bis sechste oder siebente Schwinge am längsten.
Der Schnaljel ist kurz und konisch, selten schwach gebogen. Die Nasenlöcher
werden meijjtens von vorwärts gerichteten Borsten überdeckt. Auch aT)i Kinn und
an der Basis des Unterkiefers jedcrseits befinden sich in der Regel kurze Borsten
(Ausnahme Calorhamphus). Von den Zehen ist die erste und vierte nach Mntta
g^chtet. Die ganse Körpeigestalt ist kurz und gedrungen. In der Grösse
wechseln die verschiedenen Arten, von welchen einige 80 bekannt sind, zwischen
derjenigen des Zaunkönigs und der des Grünspechts. Die Bartvögel verbreiten
sich über die Tropen Amerikas, Afrikas und Asiens bis zu den Sundainseln, aus-
geschlossen Celebes, und den Philippinen; sie fehlen aber auf Madagaskar. Sie
bewohnen Waldränder, Lichtungen im Urwaide und kleine Stcppengcliölze. Die
grösseren Arten sind sehr träge Vögel, welche, wenn sie sich satt gefressen
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4
35« Mcsafidiische Denltmlkr.
haben, lange träumerisch aul demselben Baumzweige sitzen und dabei beständig '
ihren lauten, schrillen Lockruf wiederholen. Ungern hecjiiemen sie sich zu
kurzem, schwirrendem Fluge. Die kleineren Arten sind lebhafter und klettern ]
geschickt im Gezweig der Bäume umher. Die Nahrung aller besteht in der j
Hauptsache aus Beeren; daneben werden auch Insekten und Larven, namenHidi
solche, welche unter der Baumrinde oder in faulem Holze leben, auQ^ommen.
Sie nisten in Baumlochcm, welche einige Arten nach Art der Spechte selbst '
ausmeisscln. Auch die rein weissen Eier gleichen in der Struktur der Schale
denjenigen der Spechte. Wir unterscheiden folgende 8 O.ittungen: n') nmerikanisrh :
I. Capito, YiF.n.i . (Buntbärtlinge), Schnabel ohne Zahn, Firste abgerundet, Bart-
borsten kurz, Schwan/, massig' lang, kürzer als der Flügel. Ein Dutzend Arten
in dem nördlichen Süd Amerika (C, ntj^er, Müix., in Cayenne). 2. Tetragonops^
Jard. ^nackerbftnlinge), jedersetts am Oberkiefer ein Zahn, welcher in eine ent>
sprechende Auskerbung des Unterkiefers eingreift, auch die Spitze des Oberkiefers
greift in eine Auskerbung der Unterkieferspitze, Firste mit deutlichem Kiel an
der Basis, die Nasei^cher öflhen sich in eine kurze Rinne, Bartborsten kurz und
sparsam, der stark gerundete Schwanz ist kürzer als der FUigel. Nur zwei Arten
in Quito und Costa Rica 7! rham^hastitius, Jari».) — b) asiatisch: 3. Psihpogon,
MüLi- (Ci raubartvügel), Sciiiialjcl ohne Zahn, Firste abgerundet, Bartborsten
kurz, Schwan/, sluhg und so lang als die Flüpel, krause Stirnbi>rslen und ohrartige
Fedcrbüsehel über dem Auge. Nur einen Ort, S. pyrohphus, TtM., auf Sumatra.
4. Megalaemüt Gray (GrttnbärtUnge), Schnabel ohne Zahn, Firste abgerundet,
Bartborsten lang, fast bis zur Schnabel^itze oder Uber diese hinausragend, Schwanz
gerade abgestutzt oder gerundet, kflrzer als der Flügel, Färbung vorherrschend 4
giOn. Etwa -30 Arten in Indien und auf den Sundainseln (M* Mwiküt Latr., In-
dien). — 5. Calorhamphus, Li (Glattschnäbel), ohne Bartborsten, Schnabel-
firste mit scharfem Kiel an der Basis. Nur zwei Arten auf den Sunda inseln
und Malakka (C. Lathavü, Kakki,.). — c) afrikanisch: (t. ßarbaiula, Less. (Bart-
linge), in der (lestalt den Clriuiliärtlingen ähnlich, aber durch kürzere Bart-
borsten, welche nur wenig die Nasenlöcher uberragen, und kantige, nicht ge-
rundete, an der Basis mit scharfem Kiel versehene Schnabelfirste unterschieden,
Schwanz nur wenig länger als die Hälfte des Flügels, Färbung vorherrschend
schwarz. Etwa 15 Arten in Afrika. Untergattungen: Ctadunut Rchw., Gynrnoermim,
Heimb (B. ImepHs, Sund.). — 7. F^gonor/iynihtt, v. d. Hoevem (Zahnbartvögel)^
Schnabel stark, schwach gebogen, mit einem oder zwei Zähnen, jederseits am
Oberkiefer, bisweilen Längsrinnen .tn den Schnabelseiten, Firste abgerundet, ßart-
borsten stark, Schwanz gerundet, kürzer als der Klugcl. Ein Dutzend Arten.
Untergattung: Trtcholncma,\)L\<\<. (P, dubius^ von Westafrika). — S. 7V<7<7/v-
pfwnus , Ranz. (Schni uckburtvögel), Schnabel schwächer und -schianker, ohne
Zahn, Firste abgerundet, kurze Bartborsten, Schwanz gerundet, so lang als der
Flügel. 10 Arten. (Trachyphomis €affer, Vibill., von Slldafrika). Rchw. .
MegalHfaiadie DeiüÖDUer. Unter diesen versteht man Denksteine und
Grabbauten aus mächtigen, unbehauen«! SteinbUicken, die ab Dolmen, Menhir,
Cromlech bezeichnet werden. Ihre Entstehung ist so natürlich da s es uns iiidtt
wundern darf, dieselben ebenso im ganzen nördlichen und südwestlichen Europa,
in Nord Heutschland, den nordischen Reichten, Frankreich, Italien, der jn're-
näischen Halbinsel, wie in Vorder-Indien und in Polynesien vorzutiaden.
Während einige Autoren diese Bauten iu die graucstc \ urzcit zurückversetzen,
sind andere, wie James FEKutssoN geneigt, für ihre Lntsichung in Britannien die Zeit
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Megalochüus — Megalops.
zwischen der römischen und gennanMcheii Okkupation anzunehmen. Nach
Christiak Hartmann's Untersuchungen muss man annehmen, dass die Thatsache
einer mindestens bis ins 4. J^ihrhundert nach Christus hinabreichenden Errichtung
solcher Bauten für den Norden Europa's bewiesen ist. In Dänemark wurden
nach historischen Nachrichten noch iui 10. Jahrhundert nach Christus Fumedi
aufgeschüttet und grosse Steine als Denkmale gesetzt. In rotton bei Cuniebus
ist ein Steintisch, der nach den ner sdilanken Säulen, auf denen er niht^ dem
12. Jahrhundert n. Chr. angehört Ausserdem ist zu beachten, dass die Gnuli^
blöcke dieser Bauten ohne Metsllwerkzeuge nicht zu bearbeiten waren. In vielen
dieser me^aliihischen Bauten in Europa fluiden sich ausser Steingerfitben auch
Bronce- und Goldsachen, besonders aber Eisciitbcile. Nach Haeumann gehörten
die Steingräber Nord-Europa's einem indogermanischen Volke, also unseren
direkten Vorfahren an. — Vergl. CiiR. Hartmann, ^Archiv für Anthropologie*
Vlli. Bd., pag. 281—314; Friedr. VON Hellwald, iDcr vorgcschichüiche Mensch«,
2. Aufl., s. bes. pag. 596 — 559, ausserdem vergl. pag. 199—328. C. M.
Megalochilus, Eicism,^ J^ynaeephalus, Kauf. P^.
Me^odon {ff* Gross-zahn) Sowbrby, 1827, fosnle Muschel aus der Ver^
waodtschaft von Astarte, aber stark gewölbt, mehr oder weniger herzförmig und
die Wrbel nach vom umgebogen; Schlosszähne sehr stark, jederseits zwei, zu-
weilen zweitheilig, eine ansehnliche Fläche (Schlossplatte) einnehmend; hinterer
Tvfijskeleindruck auf einer vorragenden Leiste. M. cucullatus, Goldfuss, glatt, im
rheinischen Devon, M. triqucter, Wui fkn und gryphoides, GüMBEL, fein con-
centnsch gestreift, 5^CentinL, und zuweilen noch viel grösser, als »Dachstein«
Bivalven« bekannt, früher als versteinerte Herzen oder Hirschtritte bezeichnet,
charakteristisch fttr den DachsCeinkalk der oberen alpinen Trias (Khät) im Salz*
kammergut (Watzmann, Dachstein); Aehnliche auch im Hinuüaya. M, eiuuMe-
formis» Schlotheiii, aussen grob-blätterig, in den Raibier Schichten bei Laibach.
GOiiBEL, die Dachstein<Bivalve in den ^tzungsberichten der Wiener Akademie
1862, F. V. M.
Megalone (Eigenname?) Meerwiirmer mit enorm langen Borsten. Früher
als selbständige Gattung beschrieben, nachher als eine Larvenform aus der Fam.
der Neriniden nachgewiesen. Wl>.
Megalonyx, Jefferson (Onychotherium, Fischer), fossile Edentatengattung zur
Fam. der Megaikeridat (Pict.) gehörig, mit \ gedrängt stehenden Ba«A:z.» diese
mit elliptischem Querschnitte und concaver KauflSche. /g^fiersmi, Cuv., in
Höhlen Nofd>Amefika*s (Viiginiens). Weitere Arten landen sich in brasilianischen
Höhlen. v. Ms.
Megaloperdix, Brandt (gr. tnegalos c^ross, ferdix Rephuhn), Felscnhuhn,
Gattung; der Feldhühner (s. Perdicinae), den Uebergang zwischen diesen und den
Fasanen darstellend. Starke Vö^el von der (irösse des BirkwÜdcs und darüber
und von der Gestalt grosser Rephühner. Von den Birk- und AuerhUhnern leicht
an den unbefiederten Läufen zu unterscheiden. Stumpfe Spomhöcker an den
Läufen. Der gerundete Schwanz hat etwa zwei Drittel der FlOgellänge. Die
Hintenehe ist kurz und stösst nur mit der Krallenspitze auf. Die Felsenhflhner
bewohnen in fttnf verschiedenen Arten die Hochgebirge Asiens» Kaukasus, Altai*
Htmalaya. Ular, M, kbnalayensis, Gray. Rchw.
Mcgalops, Leach, auch Mcgalopa genannt, eine irrlhUmlich früher als be-
sondere Gattung angesehene Larvenform der Krabben (s. lirachyura), durch eine
Häutung aus der Zoea hervorgehend, von dem erwachsenen Thier wesentlich
2ool., Anthfopoi. u. Ethoologie. Ud. V. <l\
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3S4
nur durch die sehr grossen Augen und das noch ziemlich kräftige Pleon mit
Schwimmfllssen und einer Schwanzflosse unterschieden. Die letztere besteht
frcUich nur ans 3 Stücken, da die letzten l'leopoden einaktig sind. Ks,
Megaloptera (gr. gross und Flügel) s. Neuroptcra. E. Tg.
Megalotis. Kl. (Fennecus, Desm.), s. Canis. Oans mtgMis, Cuv. » Oi^^fon
(s. d.)f O, cqfer., LiCHTST. V. Ms.
ICegapodüdae, Wall nister, Familie der Schairvögel (s. Rasores). Die
langen, gestreckten Krallen an den Zehen unterscheiden sie leicht von ihren
Ordnungsgenossen. Ausserdem ist das Fussgelenk meistens unbefiedcrt. Die
Hefthäute zwischen den Vorderzchen verkümmern in der Kegel, so dass nur
zwischen der zweiten und dritten Zehe eine kurze liindehaiit bemerkbar bleibt.
Die Hinterzehe ist tief angesetzt und wenigstens so lang als die zweite Zehe ohne
Kralle. Der Lauf hat ungefähr die Lange der Miltelzehe; die Hornbekleidung
weicht mannigfach von der typischen Tarsalbedeckung der Oidnuiig (b. Rasores)
ab. Der Kopf ist meistens unbefiedert. Die Grossfusshtthner verbreiten sich
über Australien, Neu-Guinea, die Salomonen und Neu<Hebiiden, Mducken, Nord-
OBt>CeIebes, Nord-Bomeo, die Philippinen und Palau-Inseln» je eine Art kommt
isolirt auf den Nikobaren und der Insel Niuafu (Tonga-Gruppe) vor. Hinsichtlich
der Lebensweise fallt die Eigenthünilichkcit dieser Vögel besonders auf, dass sie
nicht ihre Hier selbst bebrüten, sondern aus trockenem Laub und anderen
Pflanzenstoffen Hauten vun oft Meter Holie zusammenscharren, in diese hinein
ihre Eier legen und die Zeitigung lel/lerer der Warme Uberlassen, welche durch
die Zersetzung der aufgehäuften Fflansenstoffe erzeugt wird. Die Eier haben
eine rauhe, weisse bis zimmtbraune Schale und Walzenform; sie werden in einem
Kreise in der Mitte des Bruthaufens vertheilt und aufrecht gestellt Der männ-
ticbq Vogel betbeiligt sich hauptsächlich an der Herstellung des Bruthügels und
beaufsichtigt auch die Entwicklung der Jungen, ist den ausschlüpfenden behülf-
lieh, sich aus I,aiib imd Erde herauszuarbeiten, imd vergräbt dieselben auch
wieder während der Nacht in den ersten Tagen. Die Jungen schlüpfen mit voll-
ständig entwickelten Federn, welche beim Auskriechen in einer bald platzenden
Hülle blecken, aus dem Li und sind bereits nach einigen i agca dugßihig. Wir
kennen 28 Arten, welche in drei Gattungen su sondern sind. i. Le^w (s. d.)
mit eine Art s. Megapodms, Qu. et Gaim., Grossfusshnhn, mit dflnnem
Schnabel, welcher in seiner ganzen LXnge ungeflOir ebenso boch als brdt ist
Alle drei Vorderzehen ziemlich gleich lang. Nur zwischen der zweiten und dritten
2Sehe eine schwache Bindehaut Schwanz kurz, kaum halb so lang als der Flügel,
gerade oder schwach fjerundet. Hierher 19 Arten, alle von schwärzlicher Ge-
ticderfärbung. M. Freycineti, Qu. et Gaim., von den Molucken. 3. Cafhrfunts,
Sws., Dick schnabelhuhn. Durch einen hohen, seitlich zusammengedrückten
Schnabel, welcher an der Basis bedeutend hoher als breit ist, ausgezeichnet.
Schwans mittelmässig oder lang, länger afai die halbe oder sogar ganze LSage
des FlUgets. Mittelzehe wesentlich Iftnger als die beiden anderen, ziemlich gldcb
langen Vorderzehen. Kurze Bindehäute in der Regel nur zwischen der swdten
und dritten Zehe bemerkbar. 8 Arten (Untergattung Megacephalon, Ti m ). Hier-
her gehört das in zoologischen Gärten häufig zu findende Talegallahubn,
C. Lath'imi, Gray. Rchw.
Megaptera, Gray, Gattung der Bartenwalc zur Familie Bahuvoptcrida
(Furchenwale), Subfam. Cypliohaloctiti. Erchu., gehurig, mit niedriger, breiter, auf
dem letzten RUckenvicrtcl htciiender RückeaÜobse, sehr langen (nahezu \ der
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Megspierina — Mcgictani.
355
Körperl'inge crrciclicndcn) BrusUlossen. Der zweite der (oft mit einander ver-
wachsenen) Halswirbel mit 2 kurzen Scitcnfortsätzen ; 14 j;!ciche Rijipen, 54 bis
55 Wirbel. Hierher M. lougimana, Gkav (Balofna /on^i^imana, Rld.), lUickclwal.
Ürusttlosäen am Vorder- und Hinterrande ^buchtig gekerbt«. Oben schwarz,
Unterseite wetssHcb. ffisao Meter lang. Atlantischer, stiller Oceuii Nordsee. v.Ms.
Megapterina, Gray, s. Cyphobalaena, Eschr. v. Ms.
M^arenses. Bewohner der althellenischen Landschaft Megaris; sie gehörten
eigentlich zum jonischen Stamme, waren aber spater völlig dorisirt worden* V. H.
Megar-ha. Arabischer Stamm in Fezzan, besonders in den Dllnen von
t:deyen, in Wadi el Schatti, niif der Hammada von Mursuk und im südlichen Theil
der Hammada el Homrah nomadisircnd. v. H.
Megascolcx, Temple (jrr. = grosser W urm). Gattung der Borstenwiirnier,
Ordn. Al>ram/iiala, Fam. Lumbricidae, Sav. ]-)ie bei ollen Übrigen Regcnwürniern
in Reihen längs der beiden Seiten stehenden Borsten fehlen, dagegen ist der
Rücken mit einer Menge borstentragender Papillen besetst Wd.
Mt^aatoma, Gkassi i88t. Flagellaten>Gattung aus der Familie Fafyma^
gina. Bilateral, mit hii^tercm Schwanzanhang, der sich in 2 Geissein verlängert.
Auf der hinteren Hälfte der Bauchseite ein zarter Kiel, in der Mittclrcgion des
Körpers jederseits mehrere Geisscln (AI. enttrkum). Parasitisch im Dünndarm
von Mausen, der Katze und dem Menschen, früher von Macgi als Dimorphus
muris beschrieben. Pf.
Megatheridae, Pict. (Gravigradat Owen), Familie der Edentata (s. a. d.).
Die M. oder Riesenfaulthiere umfassen durchwegs ausgestorbene (den Dtluvial-
schichten Amerika's angehörige) Arten von bedeutender KörpeigrOase und
überaus massigem, plumpem Skelettbaue. Der Kopf ist kurs, mdir oder weniger
gerundet; der geschlossene Jochbogen mit starkem, absteigendem Fortsatze. Die
plumpen FUsse vom 4— 5zehig, hinten 3-47:ebig, die mittleren Zehen mit
kräftigen Grabkrallen. Clavicula vollständig. Schwanz breit und stark. Zwischen-
kiefer zahnlos; ^ schmelzlose, am unteren Knde offene Zahne. Die M. sind als
Bindeglieder der rccentcn Entomopliagen und Bradypodcn anzusehen. Hierher
Megaiheriumf Des.m., Mylodon, Owen, Megalonyx, Harl. (JtttERS.), Sceiidotherium,
OwgN, OaMerium, Sphnwdfin, Coehd^Ht I«ump., Ereptodout Leid7. v. "iSs.
Ifegaftfaerium, Cuv., Desh., fossile Edentatengattung zur Farn. MegtOkeridat
(s. d.) gehörig. Sehr plump gebaut, Kopf klein, \ Zähne (einfache, 4seitige
Dentinpfeiler, die durch Abntttsung zwei Querhttgel bekommen). Vorn 4, hinten
3 Zehen, namentlicli die inneren mit sehr i»rossen Krallen. Clavicula sehr stark.
Tibia und Inbula unten und oben verwachsen. M. Cuvieri, Des.m., aus dem
Parapasschlamni, erreichte 4,5 Meter I-änge l)ei 2,5 Meter Höhe. v. Ms.
Megerlia ^nach J. C. M£C£RLe von Mühlfeld, Conchyiiolog in Wien, seit
181 1 thätig, gest. 1840), Kino 1850, lebende Brachiopoden-Gattung, mit weiter
Oefihung ohne vorspringenden Schnabel; Schleife dreifach angeheftet, einmal an
an der Schlossplatle uud sweimal an der medianen Scheidewand. M, trtmeata,
L., eine der häufigsten und frühest bekannten Terebratuliden des Mittelme^es,
mit quer abgeschnittenem Schlossrand, schwach radial gestreift, braun; bis
2 Centini. lireit und 1 — 1 \ hoch, meist an Korallen (Edelkoralle und Dendrct-
phylliii) angeheftet, zuweilen missbildet. Andere Arten niil starken Radialrippcn
schon im weissen Jura, so M. pcctunculus und loiiaUa, S( iii.o i hkim. E. v. M.
Mcgistani. Nach Taciius kleine Völkerschaft am Eupluat, östlich von
Melitene. V. H.
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3$6
McMkXfer — Meikn.
Mehlkifer, s. Tenebrio. E. To.
Mehlmilbe, s. Acarus. E. Tg.
Mehlschwalbe, Cheltdon urbica, L., auch Fensterschwalbe genannt, Ober-
seite glänzend blauschwarz, Blirzel und Unterseite weiss. Die Schwalbenart,
welche bei uns an den Gebäuden, an Fenstern und Dacbgiebeln die halbkugel-
fönnigen Nester baut lieber die Gattung ChiUttttn s. Htrundinidae. Rchw.
Mehltiuoi» ein mehlartiger, das Wacbsthum der Pflansen beeistiäditigender
Ueberzug, namentlich auf den Blättern derselben. Er zeigt sich besonders im
Juli und wird durch feuchtwarmc Witterung begünstigt, weil dann die Blattläuse
sich vorherrschend vermehren, welche die wesentlichen l^rhebcr desselben sind.
Durch ihre reichlichen Kxcrciiicnle, wclclie sie weit Ibrtspritzen, entsteht ein
firnissartigcr Ucbcr^ug an den gctrutTcncn Stellen, die unter Umstanden durch
Regen noch eine weitere Ausbreitung finden, der sogen. »Honigthau.c Hier
bleiben bei den wiederholten Häutungen der Blattläuse die Häute hängen und
wenn jene, wie bei vielen Arten, mit weisswoUigen oder mehligen Ausschwitzungen
ttbersogen sind, so zeigt sich der »Mehlthau.« Der klebrige, glänzende Ueber-
sug, dfler auch ohne Zuthun von Blattläusen durch starken Tcmperaturwedisel
oder sonstige Verhältnis«?e (infolge des Zerreissens von Saftgefässen) aus der
Pflanze heraustretend, ebenso wie der von Ulattläuscn stammende bildet einen
günstigen Herd für l'ilzbildungen. Ks siedeln sicli l'ilzspojen aus der Luft hier
an und Uberziehen schimmelartig die 1 lache, sodass der »Mchlthau« sehr ver«
schiedenen Ursprungs sein kann und die Bezeichnung einen nicht hinreichend
geklärten Begriff darstellt E. Tc.
Mehlwunn* s. Tenebrto. E. Tg.
Mehlaflnsler, Asopia fännaliSf L., ein in der Grundfarbe weisser, auf den
Vorderflügeln reichlich rothbraun, auf den I^nterflügeln schwärzlich gezeichneter
Zünsler, der mit aufgebogenem Hinterleibe und halb klaffenden Flügeln an Haus*
wänden sitzt und dessen Raupe von trockenen Vegetabilien, nicht ausschliesslich
von Mehl lebt. E. Tg.
Mehtar, d. h. >Kehrer,« indische Auswurfskaste, welche von den Uscliat
(s. d.) aufgenommen worden ist v. H>
lldito, Stamm der Kolh (s. d.) in Belaspur in Ibndien. v. H.
Meibom'adte Drfisen» s. Sehoiganeentwicklung. Guch.
Meidu, Indianer in Kalifornien, verhältnissmässig zahlreich, vom Sacnmenlo
bis an die Schneelinie der Sierra Nevada und vom Big Chico Creek bis zum
Bear River wohnhaft. Einen gemeinschaftlichen Namen haben sie weiter nicht,
als dass alle zum Volke gehörigen Leute sich als M.-Volk bezeichnen; sie zer-
fallen in eine grosse Anzahl von Sijipen oder Dorfschaften. Die M. ^angen auf
sinnreiche Weise Wabservogel in Netzen und führen eine beträchtliche Anzahl
verschiedener Tänze auf, die man als Jahrestänze bezeichnen kann, wie den
Eichelntanz, den Kleetanz, den Manzanitanz. v. H.
Meilen. Im Winter 1853/54 ^ng der Wasserstand des Zarichersees weit
zurttck. Bei Dammarbdten, die man bei dieser Gelegenheit am Ufer bei Meilen
machte, fand sich der erste Pfahlbau. Lehrer Abppu sandte die gefundenen
Gegenstände nach Züiich. Dr. Fi:ri"nanii Keller nahm sich der Sache mit
grusbtem Eifer an, und ihm haben wir die erste Veröflenllichung über diesen
Pfahlbau zu danken. — In der zweiten Schicht von oben her liegen die Köpfe
der Pfahle. In dem i undc in Meilen brachte man zalilreiche undurchbohrte
Steinbeile aus Hornülendcgestein, Syenit, an den Tag, femer Geräthe aus Feuer«
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MeOowaek Mciieii.
357
stein, Pfeilspitzen, Messer, dann Kemqiietscher und Mahlsteine, sowie Feuerherd-
platten. Ausserdem fanden sich Gerälhe und Schmucksachen aus Knochen,
Hirschhorn, Zähnen, Bernstein, Holz. Üas rohe Thongeräth ähnelt dem aus
Grabbttgeln. Vergl. »Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürichc,
Bd. IX. 3. Abäil. 3. Heft. »Die keltischen PfaUbauten in den Schwdzerseenc,
p. 68—85 Tafel I— m. C M.
Meilowack oder Mettowack. Zum Stamme der Lenni-Lenape gehörende
Indianer, welche auf Long Island ansässig waren; jetzt erloschen, v. H.
Meinate, s. At7.el. Rctiw,
Meisen, Paridae, l'amilie der Ordnung: Singvögel (O seines). Kleine Vögel-
chen mit kurzen, am Grunde stark verwachsenen Zehen, welche kürzer als die
l^ufe sind, mit kurzem, konischem Schnabel ohne Haken und Zahnauskerbung.
Nasenlöcher von vorwärts gerichteten Boisten ttbeideckt Gefieder weich mid
serschUssen; besonders lang und weich auf dem Bflrzel. In den kurzen oder
mässig langen FlOgelo sind 4. bis 6. oder 3. bis 5. Schwinge am längsten, z. bei
den typischen Formen kürzer als die Hälfte der 2. Wir kennen tlber leo Arten,
welche alle Erdtheile der östlichen Halbkugel bewohnen, deren Schöpfungs-
centrum aber in Afrika zu liepjen scheint. Nord-Amerika bcherberc^»^ nur wenige
Arten und in Süd-Amerika ist die Famile allein durch die abweichende, von
anderen Systematikem zu den Grasmücken gestellte Gattung Culicivora vertreten.
In der Mehrzahl bewohnen die Meisen zusammenhängende Waldungen. Ausser-
ordentlich lebhaft in ihren Bewegungen, sind ine in beständiger Thätigkeit, durch»
suchen unruhig Baumkronen und Büsche, hängen bald an den dünnsten Zweigen,
um Knospen oder ^menkapseln zu untersuchen, bald klettern sie an der Rinde
der Baumstämme, um deren Spalten nach Insekten und Larven zu durchstöbern.
Samenkörner öffnen sie durch Schnabelhiebe, indem sie dieselben dabei zwischen
den Zehen eingeklemmt halten. Der Flug ist, den kurzen Flügeln entsprechend,
weder schnell, noch ausdauerd, meistens hüpfend. Sie nisten meistens in Baum-
löchem. Die Schwanzmeisen (Orites) hauen sehr zierliche, vollständig ge-
schlossene Nester aus Moos, welche in Astgabeln angelegt und auf ihrer Aussen-
seite mit Flechten, Birkenrinde u. dergl. sehr sauber bekleidet werden. Eine
abweichende Lebensweise ftlhren die Beutd- und Schilfmeisen. Sie wählen in
ausgedehnten Rohrbeständen, in Seen und in Sttmpfen ihr Standquartier, nähren
sich von Schilf- und Grassamen und den am Rohr lebenden Insectcn. Erstere
bauen aus Filz feste, sehr künstliche Beutelnester mit seitlicher SchUipfröhre,
welche an Rohrster.::e1n oder Zweigspitzen aufgehängt werden. Alle Meisen
legen eine grosse Anzalil, oft ein Dutücnd Eier, welche gewöhnlich auf weissem
Grunde röthlich gelleckt, seltener rein weiss sind. Die m gemässigten Breiten
lebenden Meisen streifen nach beendeter Brut in Gesellschaft mit ihres Gleichen
oder mit anderen Strichvögeln umher. Zur Schlalstätte wählen sie stets Baum-
höhlen oder ähnlich geschützte Orte, ttbemachten nicht in freiem Gezweig.
Wir unterscheiden 8 Gattungen: i. Wal dm eisen, Bants, L., Firste des Schnabels
deutlich gebogen, erste Schwinge kürzer als die Hälfte der zweiten, aber länger
als die Handdecken, Schwanz gerade, gerundet oder ausgerundet, kürzer als der
Flügel. Etwa 50 Arten, wovon die Hälfte in den gemässigten Breiten Europa' s,
Asiens und Nnrd-Amcrika's, die anderen in Indien und Afrika. Nach der Färbung
unterscheidet ruan die ünicrguttungen Lophophatus, Kaüp, Cyanisies, Raup, I'oeciU
Kauf, M^amtkhr«, Lbss. a. a. In Deutsdiland sind heimisch: Kohlmeise
Ü majwTt L., Tannenmeise, Piarus aitr, L., Sumpfmeise, paitsins, L.,
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35S
Mcistvisünger — Mel»iieU«<iii.
Blaumeise, P. cturukus, \.., Haubenmeise, P. crisUUus, L, — 2. Busch-
meisen, (s. Parisoma). — 3. Schwanzmeisen, (s. Orites). — 4. Schlüpf-
m eisen, (Aegiihaiiscus, Cuv.), kleinere Meisen von kaum Laubsängergrösse mit
dünnem Schnabel» dessen Firste aber deuütch gebogen is^ Schwans schmal-
fedrig, gerundet oder schwach stufig, so lang als der Flügel oder wenig länger.
6 Arten in Indien und China (Untergattung Leptopoecile, Sev.), 2 Arten in Kali»
fornien tinrl Mexiko (Untergattung Psa/trites, Cau). — 5. Reutelmeisen (Aegi-
ihaius, BorK), Schnabel sehr dünn und spitz, Firste in gerader Linie verlaufend,
nicht gebogen, erste Schwinge kur?--, bei den typischen Arten nur als ganz kurzes
lanzettförmiges Kcderchen vorhanden, Schwanz gerade, wesentlich kürzer als der
Flügel. 8 Arten in Europa, Afrika (Untergattung ^/7M^^^<7///^, Gab. und NoTd^Ameiika
(Unterg. Chamaea, Gamb.). Hierher die in West*Asien und Sfld-Europa heimische
Beutelmeise, Atg,petukM«uSf\u*—t, Schilfmeisen, (s. Panunis). — 7. Mücken*
fänger (Culiehora, Sw.), abweichende Gattung, grasmUckenartig, Schnabel dünn
und schlank, erste Schwinge fast so lang als die Hälfte der zweiten. Schwans
schmalfedrig, etwa so hm^ als der Flügel. Vögelchen von Laubsängergrössc
und graue Gefiedcrfarbung. Fin Dutzend Arten im tropischen Amerika. C.
cafruUa, L., in Guiana und Neu-Granada, — 8. Papageimeisea (s. Para-
doxornis>. Rchw.
Meistersänger, s. Sylviidae. Rchw.
Meizodon, Fischer, 1856. Untergattung von Coronella für die Arten mit
vorn grösseren Zähnen. Pf.
Mekari, s. Kotoko. v. H.
Mekkasdiaf, (l ettsteissiges Stummelschwanzschaf)» Ovis jpae^erca ncw-
vicmtda, eine besondere Form des Stummelschwanzschafes (s. d.) und nach
FiTZiNGER aus der Kreuzung des letzteren mit dem syrischen, langschwänsigen
Schaf entstanden. Das wesentlichste Merkmal desselben ist die Form seines
Schwanzes. T.etzterer, aus mindestttUi 13 Wirbelknochen gebildet, trägt ein breites
Fett]M)lster, das sich auf d.-is Kreuz und nacli alnvärts fast bis zum Bauche fortsetzt
und einen Umfang von 40 bis 50 Centim. erreichen soll. Die obere Fläche des
Schwanzes ist mit Haaren bedeckt, die untere kahl. Etwa in halber Länge
schlägt sich der Fettschwanz nach oben um, wodurch dessen kahle Fläche nach
aussen gerichtet wird und endigt mit einer dünnen, fettfreien, nach rückwärts
gestellten, etwas länger behaarten Spitze. R«
Meklak. Stamm der Betschuanen (s. d.). v. EL
Mekmek. Indianerhorde Brasiliens, im Stromgebiete der Mucuiy. v. H.
Meko. Volk Mexikos aus der Familie der Chichimeken (s. d.)^ im Norden
der Otomi. v. H.
Mekurus, s. Maroon-Neger. v. H.
Melampus (mythologischer Name), Montfort 18 ig, an den K&ten aller
Tropenländer vorkommende Auriculiden-Gattung, verkehrt konisch, wie Conus,
zahlreiche Falten am Aussenrande, einige stärkere am Cohimellarrande. Die
eiti/elnen Arten oft weit verbreitet, aber immer nur an den Küsten, in oder dicht
am Salzwasser, an Flussmundungen und iu Mangle-Dickiclucn, aber auch auf
Felsenboden am oflfenen Meer. M. coffea (Grösse und Farbe dner Kaffeebohne),
LiNNfi, auf den westindischen Inseln, in Brasilien und an der Westküste von
Alrika (Prof. Greefp), M. faseiaüts und andere in Ost-Indien. E. v. M.
MeUuichlaenU Name zweier Völkerschaften des Alterthunts, deren eine
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MeluMsier — Melania.
359
ein Stamm der Kolduer war, die «odeie aber nach dem asiatischen Sarmaden
verlegt wird. v. H.
II elanesier. Unter diesem Namen hat man für den westlichen Theil des
Stillen Oceans, nämlich Air die ganze Insclrcihe von Neu-Kaledonien und Kunain
bis einschliesslich Neu-Guinea Salwatty, Babuita, Gebe und den kleineren Inseln
um Neu-Guinea, sowie rlie Vitiinscln eine eigene ungemischte Race in Anspruch
nehmen wollen; aliein i'Rir.imuH Müi.lf.r hat Uberzeugend nachgewiesen, dass
die dunkelfarbigen M. anthropolc^gisch zu den Papua (s. d.), ethnologisch aher
zu den Polynesiern (s. d.) gehören, und die neueren Beobachtungen haben diese
Ansicht bestätigt. Es ward in Melanesien der echte Typus der Papua sowohl
in Körperbeschaflfenheit als in Charakter und zwar» dem Fortschreiten nach Süden
eDtq»rechend| in wachsender Ausprägung erkannt Ja, mtm darf (buiach sicher»
lieh viele M. auch ethnologisch den Papua beixählen. Jene Abweichungen, die
sie ander\värts aufweisen, müssen eben auf die mehr oder weniger ausgiebigen
Mischungen mit den Polynesiern zurückgeführt werden. Die M. sind also Papua,
theilweise mit malayischem Volksthume, stehen sprachlich zwischen den Poly-
nesiern und Malayen in der Mitte und umfassen nebst den Bewohnern der Neu-
Hebriden und Salomonsinseln auch die »Mikronesier«, welche ebenfalls Misch«
linge von Polynesien! und Papua, jedoch mit vorhenschendem polynesiscfaem
Typus, sind. H.
Melania (von gr. fruias, schwarz), Lamarck 1799, SUsswasserschnecke, au
den BecHnibranchia taenioglossa gehörig, gewissemaisen in der Mitte zwischen
Paludina und Cerith'tum; Schale länglich bis langgezogen thurmfürmig, meist mit
Skulptur (Spiralleisten, Höckerreihen, auch wellenförmig gebogene Vertikalrippen)
bei einigen wirklich schwarz, bei anderen bräunlich mit feiner dvmkelrother oder
sonst dunkler Punkt- und Striemenzeichnung, öfters wie bei andern Süsswasser-
schnecken von einem üemden dunklen Ueberzug bededct; Mttndung eiförmig, unten
der Rand ein wenig nach rOckwttrts ausgeschweift (ausgegossen, aptrtura eßusa).
Deckel hornig, mit wenig Windungen wie bei LUtorhut und CeH^um, mit denen
Melania auch in den Weichtheilen im Wesentlichen tibereinstimmt Zahlreiche
Arten, die hauptsächlich in den tropischen Flüssen und Bächen zu Hause sind,
die meisten und grössten in Indien, sowohl auf dem Festland, als auf den
grösseren Inseln des malayischcn Archi|)cls, andere auf den Inseln der Südsee,
in Neu-Holland und im nördlicheren wasserreichen Theil von Süd-Amerika.
Kine indische Art, Aleiania tubercuiata, MiiLLER, langgezogen, in Ausprägung der
gitterförmi^i Skulptur und in der Grösse sehr variabel, ist metkwflrdig durch
ihre weite Verbreitung, ostwtfrts bis Timor, nordwestwärts über Vorder*Asiea
bis Nord-Afrika und selbrt in Malta, also ungeltthr soweit der muharomedanische
Handelsverkehr reicht und vielleicht durch den Reisbau ver!)reitet, da sie oft in
den Bewässerungsgräben der Reisfelder lebt. Die eine speciell eurüi)äische Art,
3/. Holandri, nach dem, der sie zuerst in die fran/ösichen Sammlungen brachte,
benannt, und in den südlichen Zuflüssen der unteren Donau von Krain an häufig,
zeichnet sich durch kurze dick eiförniigc Gestalt und grosse Variabilität in der
Ausbildung von Spiralen Höckerreihen aus; die an verschiedenen Fundarten vor«
herrschenden Formen erscheinen darnach oft sehr vecschieden, werden aber durch
Zwischenglieder, wie es ja bei vielen SOsswassermolluaken der Fall ist, verbunden.
In den Seen und Flüssen Nord-Amerikas, bis Canada hinauf, lebt eine grosse
Anzahl ähnlicher Schnecken, welche früher allgemein auch zu den Melanien ge-
rechnet wurden, aber meist schon an der Schale sich durch stärkeres schnabel-
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36o
Melanogactuli — Mddeneulc.
artiges Herrortreteii des unteren Mandangsmndes unterscheiden und m den
Weichtheilen eine geringere geschlechtliche Differenzining zeigen, namentlich kein
besonders männliches Copulationsorgan haben (nach Stimpson); dieselben werden
jetzt als eigene Untcrfnmiüe, SfrcptyrruittJcn abgetrennt (s. d.V — Monographie
der Melanien v. A. Brot in der neuen Ausgabe von Chemnitz, 18S4, 347
Arten. F. v. M.
Melanogaetuli. Völkerschaft des alten Libyen, enktanden aus einer Mischung
der Gaetuler (s. d.) mit ihren südlichen Nachbarn, den Nigritiem. v. H.
Mdanona. Stamm der Dayak (s. d.) v. H.
UeUmophidiuiii, Günther. Uropeltiden-^attimg. Fr.
Melanopsis (vom Aussehen einer Melama), FkitvssAC 1807, SOssmsser-
schrecke, ganz ähnlich Melania, aber mit dcuttichem Einschnitt am Unterrandc
der -Nfündung, in Flüssen und Bachen lebend und hnuptsächlich in den Ländern
um das Mittclmecr /u Hause. M. pracrosa, T-, schwarz, glatt, mit weisser Wulst
in der oberen Ecke der Mündung, \\ — 2 Centim. lang, gegen i Centim. breit,
etwas variabel in der Form, im silülithen Spanien, Algerien, Palästina, Kleinasien
und Griechenland; M. Dufourii, Fer., ebenso gross mit wulstigem Gürtel unter
der Naht; meist hellbraun, aus dem südlichen Spamen und Marokko, i/. ^ariMO»
L., mit siemlich zahlreichen Vertikalrippen, ebenfalls im sOdlichen Spanien und
Nord^Afrika. Eine ähnliche, M» c^stata, Ouvkr, häufig in Palästina uad Meso-
potamien, namentlich auch im See von Tiberias; todte Schalen am Ufer des
todten Meeres, wahrscheinlich vom Jordan hereingeschwemmt. Zwei schlankere
und etwas kleinere, glatte Arten im unteren Donau-Gebiet, M. acuularis, Fer.,
(Auikberti, PrSvost), einfarbig sclnvarz oder braun, mit schwächer ausgebildetem
Ausschnitt, stromaufwärts bis Baden hei Wien, und M. Esperi, Per., die einzige
mit zahlreichen, kleinen, dunkel rothbraunen Flecken gezeichnete, Ausschnitt ganz
unbedeutend, in Knün, sowie in Galizien und Südrussland. In Italien auffidlender
Weise nur an wenigen Punkten Toscana's kleine Formen von M. Jh^^uriL
Einige Arten, die auch zu Meiatiopsis zu geh<}ren scheinen, deren Weidithdie
aber noch nicht näher verglichen sind, in Neu-Caledonien und Neuseeland. Unter
den fossilen er^vähnenswerth die sehr variable M. Martiniana, Fer., dick, mit einer
Kante unter der Naht, aus dem Miocan Oesterreichs. Nächstverwandt, aber mit
einem zweiten Finschnitt an der obcrn Ecke der Mündung und im Brackwasser
an Flussmundungen lebend, im Gebiet des indischen Oceans, ist die Gattung
Pirmay Lam., einen Uebergang zu Ccrithium bildend; auch hier eine gaiu glatte
schwarze Art, atra, L., (tenbralU, Lam.), im malaiischen Archipel, und eine
mit Hdckem versehene, braune, R ftuminta, Gmelw (spinaso, Iml), in Idadagaskar.
Monographie von Fkrussac in den Mtfmoires de la sod^ d'hist nat de Paris.
L 1824. Siehe auch Rüssmässi.er, Iconographie. Band II, Heft 10, und Band III,
Heft T 2; r-ir cüc Weichtheile Bourguicnat, Malacologie de l'Algerie. £. v. M.
Melanosuchus, Gr.^v = Alligator, Cuvier. Pf.
Melanolhrips, Hai. id., s. Physapoda. E. Tg.
Melasomata, richtiger Melanosomata (gr. schwarz und Körper), s. Tenebrio-
nidae. E. Tg.
Metehiten. Syrer christlichen Glaubens, die jedoch ihren Gottesdienst in
arabischer Sprache halten, v* H.
Melchoras. Kleiner Indianerstamm im Innern von Moskida, welchen einige
für Cariben halten. v. H.
Meldeneale, Ifadena oder F^üa oder TraeAea airi^kis, L«, eine ziemUcb
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Meldi — Meies. 361
bunte Noctaine von etwa 48 Milliin, FlUgelsiMumung, deren Raupe vom Juli bis
Oktober an Melden, Amarant, Sauerampfer, Knöterich u. a. frisst und öfter
schädlich auftritt Sie i'^t wibitr, iGHlssig und tixif veränderlidier Grundfarbe durch
je ein gelbes Sencnpünktchen auf dem vorletzten Lcibesgltede kenntlich. E. Tg.
Meldi. Gallische Völkerschaft an der Grenze von Belgien und wahrscheinlich
an der schon scliiftbarcn Sequana (Seine).
Meleagrina, (von gr. und lat nuiea^ris, Perlhuhn), Lauarck 181 9, Meer«
muschel, von Autitda nur durch Verkflnsung der Flügel, daher halb quadtaiiach,
halb kreisföroiigen Umriss der Schale, und durch last gibutitches Veischvinden
der Schlosssähne verschieden. M. fnargariti/era (Mytilus margariti/er, bei Ijmiob)
die ächte oderorientalischc Perlenmuschel, 12 bis 30 Centim. gross, aussen
grünlich mit weisslichcn radial gestellten Flecken (daher obiger wenig passender
Name) und etwas schuppig, namentlich an den Rändern, innen schön pcrlmutter-
glänzend, vom rothcn Meer bis in die Sildsee verbreitet, gesellig in geringer Tiefe,
3 — 15 Faden (18 — 90 Fuss), mittelst des Byssus angeheftet. Sic liclcitder mensch*
liehen Industrie nidit nur die meiste Perlmutter (neben Haitis), sondern auch
die meisten und sdiönsten Ferien, wird aber doch nur an wenigen Stdlen regel-
mitasig durch Tauchen aufgefischt, z* B. bei den Dahlak'Inseln im rothen Meer,
dann im persischen Meerbusen, an der Küste von Koromandel und bei Ceylon,
an den Suluinseln zwischen Borneo und den Philippinen, endlich stellenweise im
nördlicheren Australien. Der Rand der Innenseite ist schwärzlich bei den
australischen, gelblich bei denen aus dem rothcn und persischen Meer, die Uber
Bombay in den Handel kommen, reiner weiss bei denen von den Suluinseln, die
über Manila kumincn. Auch in Central-Amenka, sowohl an der allaiuischen als
padfisdien Seile giebt es mdirere venrandte, doch klaneie Arten, wdcbe die
>ocddentaliscben< Perlen liefern. E. v. M.
Meleagris, L. nom. propr.), Truthuhn, Gattung der Gruppe /btmuMM
(s. d.). Starke Vögel mit verbältnissmfissig hohen Läufen, Kopfnai^^ mit dehn-
baren Hautlappen und Karunkeln besetzt, Schwans stark gerundet, etwas kürzer
als der Flügel, Gefieder schwarr, met.allisch glänzend- Die drei bekannten Arten
bewohnen Nord- und Mittelamerika und halten sich in dichtem Walde auf. Das
wilde Truthuhn, M. gallopavo, L., die Stammform unserer zahmen Truthühner,
welche bald nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gebracht und hier
domestiart wurde, bewohnt das dcdkbe Nord-Amerika. Im westlichen Theile des
ContinenlB (Teaas, Neu-Mexico, Arizona), wird es durch M. mexkam a, GouLD, ver-
treten, welche Art durch weisse Schwanxspitse und dem aus kurzen, stanen Borsten
bestehenden HalsbUschel abweicht. In Guatemala und Yukatsn lebt das piüchtige
Pfauen-Truthuhn, M. oceliaia, Tem. Rchw.
Meies, Sturr (Taxus, Clv.), Dachs. Camivorengattung der marderartigen
Raubthiere (Mustelida, Wagn.) zur ünterfam. Meüna, Wagn. (s. d.), gehörig. Körper
breit, gedrungen, fast plump, Beine sehr kurz, 5 zehig, plantigrad, Kopf hinten
breit und gerundet, Schnauze zugespitzt, Ohren und Schwanz kurz, unter diesem
eine 3 Centim. tiefe Aftertasche (»Stinklochc oder »Schmalzröhre« der Jäger). —
Schädel im Profil ansehnlich gebogen, ttber der Scheitehnitte ein (selbst bei alten
Thieren aber nidit immer entwickelter, in der Grösse sehr wechsdnder) Kamm.
Die Knochennähte verstreichen frühzeitig. 38 Zähne (f, \, Der erste der
4 LUckzähne oben ist sehr klein, fällt meistens aus; oberer Reisszabn klein,
höckerig, mit innerem Ansätze, unterer Reisszahn im Querschnitt sehr lang. Oberer
Höckerzahn sehr kräftig, breit und lang, unterer klein, öfter ausfallend. Einzige
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Mdibe.
recentc Art: M. taxus, PAfiJis (Ursus mf!ts, Schrf.b., MtUs vulgaris, Desm.).
Der gemeine Dachs (Gräwing, Cirimbari) errci( ht eine Totallänge von 87 bis
93 Centim., wovun 17 — 18 Centim. der Srluvanz (^.Rtir^.el«) in Anspruch nimmt,
bei einer Widerrijithohe von 28 — 30 Centim. Gewicht 20—22 Kilögrm. Die Be-
haarung, mit Ausnahme jener des Vorderkopfes, ist lang und fast borstig. Die
Rttdrenfarbe ist ein helleres oder dunkleres Gemisch von Weissgrau und Schwars-
braun. Die einzelnen Haare sind nämlich auf weissgelblichem Grande biann bis
schwarz geringelt oder gesprenkelt. Die Lftufe sind dunkel, ebenso ein Streifen
am Bauche, der von den hellen Seiten mehr oder weniger sich absetzt. Die
Schamgegend (bez. die untere Rauchgegend) l)is unter den hellen Schwanz ist
rostweissli« h Der Kopt hat auf weisslichem Grunde zwei dunkelbraune oder
schwär/.lii 1 ( Binden, die oberhalb der Lippen beginnend, über die Avitien und
die Ohren hinweg nach hinten ziehen und sich in der mehrten Kuckeuiarbe ver»
lieren. Kehle und Votderbmst^ sovie der Unterkiefifir sdiwarzbiaun. — Die
Verbreitung des Dachses erstreckt sich über alle Länder Europa's, ausgenommen
Sardinien und Nord-Scandinavien, sowie ttber dnen grossen Theil Asiens. (»Von
Syrien an durch Georgien und Persien bis nach Japan, sowie Sibirien bis zur
Lenac). Er findet sich in Nadel» und Laub-Wäldern der Ebene, wie im Gebirgig
je nach den Terrainverhältnissen, aucli lieut/utage stellenweise noch in grosser
Anzahl vnr. Sein Bau, den er selbst anlegt, bez. adoptirt, wenn er einen alten,
verlassenen (sonst ihm zusagenden) vorfand, besteht aus dem eigentlichen Wohn-
gemache, dem mit trockenem L<aubwerke ausgepolsterten » Kessele und mehreren
Zugangsröhren ; letztere finden sich oft in grösserer Zahl, nur ein bis zwei jedo^
weiden regelmässig »befahrene, die übrigen, oft halb verfiülenen, sind theils Lust-
• rOhren, theils Nothausgänge. Falls Terrainschwierigkeiten (wie in SUd-Ungam)
fUr ihn nicht existiren, legt er sich Baue von 3,5, 5 und mehr Meter Durchmesser
und von 3,5 — 3 und darüber Meter Tiefe an; auch Etagenbaue, in denen sich
die Röhren in schräg vertikaler Richtung krcttzen, sind öfter zu beobachten.
Neben solchen Ilauptwohnungen werden a\ich nicht selten provisorische Somnier-
baue von geringer (^ Meter) Tiete mit Vorliebe in Maisfeldem angelegt. — Zur
Nachtzeit geht der Dachs auf Aesung aus, die in Obstwerk, Eicheln, Trüffeln,
Mais, Bucheckern, Kerfen, Regenwflrmern, Fröschen, Schlangen (auch giftigen,
deren Biss ihm gleichgültig), Mäusen, gelegenüich wohl auch in edlerem Wilde
(junge Hasen und dergL) besteht. Ende des Späüierbstes, voll angemästet^ be-
reitet er sidi für seinen mehrmalige Unterbrechung erfiaihrenden Winterschlaf vor«
nachdem suvor (meistens October) die Begattung vollzogen wurde. Ende Februar,
anfangs März wirft die Dächsin 3— 5 blinde Junge, mit denen sie einen separaten
Bau bewohnt. Im Mai fitKlot man of^ schon halbwüclisige Junge; jedoch trennen
sich diese erst im Herbste von der Mutter, im 2. Jahre sind sie fortpflanzungs-
fähig. — Der Dachs wird auf die verschiedenste, bisweilen abscheulich grausame,
Art erbeutet; er ist leicht zähmbar und gewährt dann oft viel Vergnügen; sein
Pelz (»Schwartec)^ sein Wildpret und Fett linden allerorts Verwertfanng. — Be-
zltglich des nordamerikanischen Verwandten unseres Dachses (MtUs iunerkaims,
Bo0D^ M» hbradarms, MeyerX Gattung Taxidea, Watbrh. Fossilresle des
gemeinen Dachses finden sich in diluvialen Kr < 1 nl.öhlen Europa's. v. Ms.
Melibe (mythologischer Name, richtiger Meliboea), Rang 1829, schalenlose
Meerschnecke mit keulenförmigen Kiemen auf dem Rücken, nhnlirh Dato,
schmalem Fuss, grossem, trichterförmigem Stimsegel und ohne Reibpiatte, mit
Tetliys zusammen die Familie det Meübatiäac bildend; M, rosea auf schwimmen-
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»
MelicerttDae — Meliphagidae.
363
dem Tang bei SUd Afrika. Jf. vexiüi/era in Japan. B. Bbrqh, Vetbandl. d. zool.
bot. Gesellsch. in Wien. Bd. 30. 1880. E. v. M.
Melicertinae, L. Aoassi? 1862 (gr. mcllktron Honip oder Wachs). Unter-
lamilic der Leptomcdusen-Familie Thaumantidae, mit 8 Radial Canalcn. (>attungen:
Mciiit rfiila, Hackel 1879, Melicertissat Hackül 1879, Meiuertum, A. Agassu 186a,
iMeluertidium, HACKEX 1879. Pk.
M«Ucete, Indianentamm Neu-Braunschweigs. v. H.
Melictis, Schinz, CjfnaHais, Gray, s. Icticyon, Lund. v. Ms.
Melidorai LEa&, Haken Ii est, Gattung der Vogelfaniilie Akfimidae, zur
Unterfamilie der Lieste (Halcyoninae), gehörig. Von den typischen Halkyonen
durch auffallend breiten Schnabel, welcher in der Gegend der Nasenlöcher
wesentlich breiter als hoch ist, abwcicliend; aitsscrdcni Sclinabelsi)it/e hakij^ ge-
bogen, I'irste abgeflacht, Unterkiefer mit der Spit/e aufwärts gel)C);?en, Lauf sehr
kur^, etwa so lang als die zweite Zehe ohne Kralle Nur eine Art, M> mcura-
rhina, Less., auf Neu-Guinea. Rchw.
MelieOBea. Nach Diodor Bewohner der althellenischen Landschaft um
Echinus und Lamia. v. H.
Melierax, Gray (gr. meh$ Gesang, hkrax Habicht), Singhabicht, Gattung
der Raubvogelgruppe Asturinae (s. Habichte), von den typischen Habiditen (Asi$ur)
durch längere Läufe, kurze, dicke Zehen und stufigen Schwanz unterschieden.
6 Arten in Afrika. Die Singhabichte liaben die für Raubvögel liöchst auffallende
Eigejischaft, dass sie eine Art kurzen Gesanges huren lassen. Ihr Gefieder ist
in der Hauptsache grau gefärbt, die Lhiterscitc tiuergcbändert. Die Nahrune be-
steht vorzugsweise in Reptilien, aber auch in kleinen Saugethieren und Kepulien.
Zum Vogelfang sind sie zu ungeschickt, Typus: Melkrax polyionus^ Rüpp.,
Heuschrecke nhabicht Rchw.
Meligeihe«» Kuuiy (gr. honigsttsB), eine Gattung kleiner, &st viereckiger Kifer
aus der Familie der NiHdidariat (s. d.^ deren Vorderschienen aussen gezflhnelt
sind und deren Vord^brustbein ttber die Mittelbrust vorragt Von den ca.
T20 Arten ist der M. aeneus, Fah., Rapsg! an;i;käfer, durch den Frass seiner
öbcinigen Larve den Oelsaaten häufig sehr verderblich. £. Tc.
Melina, s. Per na. E. v. M.
Melina, Wagn., Dachse, Unterfam. der marderartigen Raubthiere (MuUdida)
zur GRAY'schen Sectia JPtatypoda (s. d.) gehörig. Die M. sind plumpe, gedrungene
Formen mit breitem, vome zugespitztem Kopfe, kleinen, tiefliegenden Augen, mit
kurzen, hftufig nacktsohligen, 5 sehigen Beinen, von denen die vorderen mit langen,
comprimirten, zum Graben geeigneten Krallen bewehrt sind. Die Zahl der
Molaren in beiden Kiefern verschieden. Der hintere obere Höckerzahn ist
quadratisch oder dreieckig, sehr gross. Gegen 27 Arten, die sich auf die Haupt-
gattungen HelicHs, Gray, Mephitis, Cuv., Mydaus, F. Ci v , ^feles, Stork und
Taxiäea, Waikkh., verihcilen. — Melitta^ Retz., Acephalengattung aus der Fam.
der AvicuUdac, Swains. v. Ms.
Meliphagidae, Honigfresser, Familie der Singvögel. Ihr Charakter be-
steht in der von anderen Vögeln abweichenden, Ar das Au&augen von BlOthen'
honig und AuTnahme kleiner Insekten von dem Boden der BlUthen geeigneten
Beschaffenheit der Zunge: die Zungenspitze ist gethdlt und mehr oder weniger
zerfasert oder bewimpert. Bei den kurzschnäbeligen Arten ist die Zunge breit
und flach, ihre Spitze spaltet sich in zwei Theile, von welclien jeder am Aussen-
saum sowie an der Spitze des Innensaumes zerlasert ist, während die sich ai)
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I
i
3^ Mdipomi — McSttophagus.
einander !cpendcn Innenränder ghiü bleiben, oder al>er die Spitze tlieüt '^irh in '
vier, an ihrem Aus- ensavim l)e\viiTii)crte fadcnfurmii^e Theile, die eine Art l'insei j
bilden. Bei dünn- und hngsclinabcligea Arten ist die Zunge entsprechend länger j
und schmal — jedoch niemals so lang vorstreckbar als bei den Nectarinien — '
und ihre Spitze theilt sich in zwei an der Aussenseite bewimperte, fadenartige
Theile. Die Flügel der Honigfresser sind wohl entwickelt und mässig spits. ^
Der Schnfthel, bald kUner, bald länger» aber immer gebogen, hat einfache
Spitze ohne Haken oder Zahnauskerbung. Die Läufe sind etwas länger als
die Mittelzehe. Die Honigsanger sind Charaktervögel der australischen Region
tind auf dieselbe beschränkt. Sie nähren sich von Blüthenhonig, Insekten und ■
weichen Früchten, in dem Benehmen gleichen einige unseren Meisen, andere
mehr den Grasmücken. Sie bauen offene, napfförmige Nester im Baumgezweig.
Es giebt gegen 150 Arten, welche 6 Gattungen angehören, i. Honigsauger,
Meäphaga, Lewin, mit spitzem, schwach gebogenem Schnabel von Kopflänge,
Schwanz gerade, seltener gerundet oder ausgerandet; etwas kurzer als der Flügel.
Etwa 60 Arten auf dem Festland Australien, Neu-Guinea und den austromalayischea
Inseln, einige auch auf polyne»schen Inseln. Eine Anzahl von Arten, welche
sich durch einen Büschel seidiger gelber oder weisser Federn auf der Ohrge-
gend oder jederseits der Kehle auszeichnet, wird in der Untergattung Ptilotis, Sw.,
gesondert, .ändere Untergattungen welche auf Schnabel) an gc, Schwanzform oder
Gefiedcrfärbung sich gründen, sind: Gfycyfhila, Sw., Pogotwrn 'ts, Gray, mit Horsten
an der Schnabelbasis, Anthornis, Gray, mit ausgerandetem Schwanz, Manorhina,
ViEiLL. — 2. Klunkervögel (s. d.). — 3. Kragcnhalsvogcl (s. Prosthe-
madera). 4. Höckerschnäbel (s. Tropidorhynchus). — 5. Kra^uschwänze ^
(s. d.). — 6. Honigschmecker (s. Myzomela). Rchw.
Helipoiui, Latr. (gr. Honig und Arbeit), Honig eintragende Biene hdsser
Erdstriche, welche wesentlich kleiner als unsere Honigbiene sind, mit ihr den
Mangel des Kndsi)oms an den Hinterschienen gemein haben, aber keinen Stachel
besitzen, sondern beissen, wenn sie sich wehren wollen. Sie leben in der Wild-
niss' und bauen keine künstlichen Zeilen. Ueber die zahlreichen Arten, welche
nach der Form des Hinterleibes auf noch einige weitere Gattungen (Trigonat
Tetragona) vertheüt sind, fehlen zur Zeit ausreichende Kenntnisse. E. Tg.
Helitaca, Fab. (gr. von der Insel Melita), Scheckenfalter, eine Gattung
der Tagfelter aus der Familie der Nympha&iae, Sippe JffymphaiinM, deren zahl-
reiche, variable Arten auf braungelbem Untergründe ihrer 4 Flttgel reichlich
schwarz gezeichnet sind. Sie haben zu sogen. Putzpfoten verkümmerte Vorder-
beine. Ihre versteckt lebenden Raupen sind mit behaarten Erhöhungen ver-
sehen nr i d e Puppen am Schwänzende aufgehängt Man kennt ungefähr
37 Arten. K. Tg.
Melitäischer Hund, (Mditaeus catelhn, Aristotei.e i",nd Str.\bo, Catulus
mtütaeus, Pllsius), der Bologneserhund der alten Griechen und Kumer. R. |
Melitonyx, Gloger, s. Mellivora, Storr. v. Ms.
MeUtlopliagi», Bob (jp, Bxtnt , pluigo essen), Feldspint, Gattung
der Bienenfresser (MercpUße), von den typischen Formen der Familie (Merops)
durch kürzere und mehr gerundete Flflgd unterschieden. Die erste Schwinge ist
wohl entwickelt, wenngleich am kürzesten, höchstens so lang als die kürzeste
Armsrhwinge, dritte oder dritte und vierte Schwinge am längsten, Schwanz
gerade abgestutzt, ausgerandet oder gabelförmig, m der Regel kürzer, selten
wenig länger als der Flügel, mittelste Steuerfedern nicht verlängert Weniger fiug>
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365
gewandt als die Schwalbenspinte, jagen die Feldspinte selten im Fluge, sondern
Stessen nach Art der Fliegenfänger von den Spitzen niedriger Büsche aus auf
vorüberfliegendc Insekten. Auch schaaren sie sich niemals in so grosse Gesell-
schaften zusammen als die Schwalbenspinte. Es giebt etwa 10 Arten. Gelb-
kehl spint, M. pusUlus, Müll. Rcüw.
Mdli, so viel wie Malinke (s. d.). v. H.
MeUJuld, s. Malinke. v. H.
Menita (Ist* Honigkuchen wegen der Fonn% Agassb 1841, nach Klein 1778, ^
halbregelmässiger, petalosticher See*Ige1, Familie Scutellidcn, ganz flach, abge-
randet, fünfeckig, mit 5 — 6 Löcheni, iiffq>ittngUch £inschniiten, je eines am Ende
eines Ambulakralblattes, nur das iinpaare vorckre nicht bei allen Arten vorhanden,
dagegen immer ein interambulakrales hinteres, alinlirh wie bei Encopc, aber nur
4 (ienitalporen, die fünfte hintere fehlend. Länge und Breite ungefülir gleich,
6—8 Centim., Hohe nur 9 Millim. Geographische Verbreitung wie bei Encope
an der Ost- und Westküste AmerikaSi aber nicht in der alten Welt M. petOa-
pora und htxapora in West*Lidien und Brasilien, M. lonsifissa in Califomien.
Auch pleistocän in Nord- und Mittel-Amerika. E. v. M.
Mellitioiiidae, Zirm« Familie der B^r^tra wm^aiuu^M, Ordn« J^folöspvni-
giae. Pf.
Mellivora, Stork, (syn. Ratelus, Sparm., Ursiiaxus, Hoogs., Melitanyx,
Gi.ocF.R, IJpofus, Sund.), Honigdachsc, Gattung der mnrderartigen Raubthiere,
Repräsentant der gleichnamigen WACNEk schcn Subfamilie, plantigrade dachsartige
(aber noch plumpere) Formen mit breitem flachem Rücken und langem rauhem
Pelze umfassend; die Ohrmuschel fehlt; die kurzen und kräftigen Beine tragen
vom lange Scharrkrallen. Zunge rauh, mit scharfen» nach hinten gerichteten
StachelpapiUen. Afterdrüsen »nd vorhanden. Das Gebiss zeichnet sich durch
den Mangel eines unteren Höckersahnes aus, der obere ist quer bandförmig.
3 Alien, darunter als bekannteste M. capensis, F. Cuv. (Guh capemis, Desm.),
der capische Honigdachs oder Ratel mit 70 Centim. Gesammtlänge, Schwanz
25 Centim. oben aschgrau, unten schwarzgrau oder schwarzbraun. Von der Stirn
zieht sich ein am Rücken schabrackenähnlich erweiterter, hellgrauer Streif bis
zur Schwanzwurzel. Heimalh Südost-Afrika. — Nächdiche Thiere, die mit ausser-
ordentlicher Schnelligkeit sich in die Erde eingraben, bezw. ihre Schlupfhöhlen
ausscharren und kleiiien Säugern, Vögeln, Schildkröten, Schnecken etc., tmt be-
sonderer Vorliebe aber dem Honig der Erdbienen nachstellen, v. Ms.
Melo* s. Cymbiom. £. v. M.
Ifeloe, Fab., Bilaiwurm, Oelkäfer, eine zur Familie der Cantharidae (s. d.)
gehörende Kilfergattung, die sich durch den Mangel der Flügel und von fast
allen anderen Käfern abweichende Bikhmg der FliifTeldorkon ntiszeirhnet. Diese
Stessen nämlich nicht in einer geraden sNahtt zusammen, sondcnv die eine deckt
die andere an der \Vurzel und weiterhin klaffen beide auseinander. Die schnur-
förmigen Fühler sind kurz, bei einigen hinter der Mitte wie geknickt. Die Käfer
erscheine früh im Jahre, freraen Fflanwn und enthalten scharfe SAft^ die als
Ölige gelbbraune Tropfen aus den Körperseiten hervordringen können. Bei der
Verwandlung durchleben ae s Larven und s Puppenformen. Man kennt einige
70 Arten. E. Tg.
Melogale, Is. Geoffr., s. Helictis, Gray. v. Ms.
Melolontha, Fab. (melolonihf, Name eines in Griechenland in den Ol^stfrärten
lebenden Küfers), die der Sippe der Mehtotühidae namcngcbende Gattung aus
^ujui^uo i.y Google
366
MelolontbidM — Membtanae scrone.
der Familie Laiiulücotnia (s. d.). Der Maikäfer, M. vuigaris^ L., ist der be-
kannte Typus der 19 bekannten Arten und darch seine, ime s«ner Larve, des
EngerliDgs, Schädlichkeit hinreichend bekannt E. Tg.
Mdöloiitliidae, s. Laniellicomia. E. Tc.
Melongena, a. Pirula. E. v. M.
Melonites (von lat. melo, Melone), Norwood 1846, altfofisUer Sce-Igcl aus der
Abtheilung der PerissechiniJae, jede Intciaiiibulakral/.one aus 7 Reihen 6- und
5-eckiger Platten gebildet, jede Ambulakralzone aus 8 Reihen; beide Zonen
rippenartig und vorspringend, aber die ambulakralen schmäler, sodass der ganze
See-Igel 10 vorspringende von» Scheitel zur Basis verlaufende Rippen hat, daher
der Name. M. mulüpora, Norwood, 9 Centim. hoch, 8^ im Durchmesser, im
KoMenkalk Nord-Amerika's, namentlich bei St Louis, auch in Rvmland, England
und Frankreich wieder gefunden. Ferd. Römer im Archiv f. Naturgeschichte
1S55. E. V. M.
Melophagus, Latr. (gr. Schaf und fressen), s. Lausfliegen. F. Tg.
Melopsittacus, Gould (gr. melos Gesang, psittake Papagei), Wellensittich,
Gattvmg der Fajia^eienfamilie Platycercidae, sehr kleine Sittiche, von der Grösse
des Kanarienvogels, mit stark wulstig aufgetriebener Wachshaut, Schwanz stufig,
alle Steuerfedein am Ende verschmälert. Nur eine Art in Australien, der allbe-
kannte Wellensittich, undulatus, Siiaw, der einzige Papagei, dessen voll-
stUndige Eingewöhnung in Gefangenschaft wie die des Kanarienvpgels gelungen
ist. In neuerer Zeit zttchtet man auch eine rdn gelbe Spielart. Rchw.
Melursus» Gray s I^^hUus, Ilug., s. Ursus, L. v. Ms.
Melusina» HAckel 1879, Gattung der Discomedusen-Familic Cyanidae. Fr.
Membracina, Burm. (gr. membrax, eine Cikadenart), s. Buckelzirpen. E. Tc.
Membrana adamantinaer eboris und praeformativa, s. Verdauungs-
organeentwicklung unter Zähne. (lunni.
Membrana basilaris, Cortii, Keissneri reticularis, tectoria und tym-
pani, s. Hörorganeentwicklung. Grbcu.
MenifanttUi odttOi s. deciduareflexau. intermedia, su vergl. Embryo«
httllen und Placenta. Grbch.
Membrana capsido-pnpiUaris as chorio capillaria, fenestrata retinae,
hyaloidea,limitans, nictitans u. pupillaris,8. Sehofganeentwicklung. Grbch.
Membrana chalazifera* s. Hühnerei. Grbch.
Membrana chorii, s. Placenta. ÜRncft.
Membrana folliculi, granulosa des Eierstockes, s. weibliche Geschlechts-
organeenLwicklung. f Jrf.cit.
Membrana obturatona ventriculi IV, s. Xervensystementwicklung. Grbch.
Membrana pituitaria, s. Riechorgane-Entwicklung. Grbch.
Membrana propria. Um grössere oder kleinere Zellengruppen kqmmen
homogene UmhiUlungsscbichten vor, welche namentlich an drttdgen Gebilden die
sogen. Aien^rma fr^pria herstellen. Sie ist durchstcbtig, hell und bestimmt die
Form des Unumschlossenen. Bald bildet sie einen blind endigenden schmalen
und langen, bald einen weit aufgetriebenen Schlauch. Auch embryonale Zell-
haufen, beispielsweise die erste Anlage des Haares, sind mit solcher glashellen
Umhüllung versehen. Die Entstehung solcher Membranac propriae schreibt man
dem Erstarren eines Zellsekretes zu. Grbch.
Membranae serosae (synoviales) sind Bindegcwebsschichten, welche in den
meisten Fällen doppelte, in sich eingestülpte Flächen bilden und als solche aus
Memini — Menitiuies.
3*7
zwei Blättern, einem parietalen und visceralen bestehen; deren fieie Fläche mit
einfach gelagerten Plattcnzellcn übcrkleidet sind. Sie stammen vom mittleren
Keimblatt und bilden das Pcricardium, die Phura, das Perifonetim, die Tunica
vaginalis proprio des Hodens und die des parietalen Blattes cntbeiuende Arachnoidea
(s. d.). Auch die Synovialkapseln der Gelenke (Mcmhratiac synoviales) , die
Schleinibeutel und Schncnsclieiden gehören als unechte seruse Säcke« noch
hierher. Neuerdings weiss man, dass das Lymphgefässsyslen dnrch «^en. Stc*
mtUa auf der freien Fliehe der serösen Käute ausmflndet Gmch.
MemiiiL Grössere Völkerschaft im alten Gallien, in der Gegend des heutigen
Sistcron. v. H.
Meminna, Gray, s. Tragulus, Briss. v. N^.
Memnonenses. Völkerschaft des Alterthums im Innern Aethiopiens. v. H.
Mena. Familie der iJanlu (s. d.) in Sdd-Afrika. v. H.
Menapii. Belgisches, niclit unljcdeutendes \(ijk in grossen Wäldern und
Sümpfen in der Niilic der Kncmmündungen und westlich von der Mosa
(Maas). V. H.
Mendesantilope» s. Addax und Hippotragus. v. Ms.
Mendisa-Berge in England entiialten viele Höhlen mit sahllosen Knochen
von Höhlenhyäne, Höhlentieger, Bär, Wolf, Fuchs» Rhinoceros, Mammuth, Pferd,
Ur, Kiesenhirschp Rennthier, Lemming. In manchen finden sich noch Spuren
des Menschen sowie Steingeräthe, welche schliessen lassen, dass der Mensch mit
der Höhlenhyäne gleichzeitig lebte. Kine der Hohlen wurde in der Vorzeit als
Beerdigungsplatz benfitzt, wie mehrere mit Stalagmiten über/ogcne Gerii)[)e be-
weisen: Vergl. Dawkjns, »Die Kühlen u. die Ureinwohner Europas«, pag. 232
bis 234. C. M.
Menearos. Ehemaliger Stamm der Campas-Indianer (s. d.). v. H.
ISenetia» Gray. Gjmnophtiialmiden Gattung mit x westindischen Art. P».
Meogwe» s. Irokesen, v. H.
Menhlf. Unter diesen, nach Peulum in Skandinavien Bautasteine genannt,
versteht man rohe, aufgerichtete Steinblöcke. Entweder stehen sie einzeln oder
in Reihen. In Dcitt^chland heisst man sie auch Gelgcnsteine oder Galgensteine;
wahrscheinlich ist dies Wort von ^Gagel« abzuleiten und bezieht sich der Name
auf die kegelartige Gestalt dieser Monolithe. — Menhir stammt aus dem keltischen
und bedeutet »langer Stein«. C. M.
• MenicoBtomiiin» Kint x88s. Ciliaten-Gafttung neben I^armHMeimm, Ff.
Hentageiiy Himhftute(s. d.), s. > Araclmoideac, iDura materc, »Pia materc. v. Ms.
Meninx serosa, vssculoss, s. HimhSuteentwicklung. Grbch.
Menisci (Cartilagines interarticulares), »ZuiscbenknorpeU, »Bandsdieiben«,
sind bindegewebige Gelenkshöhlenscheidewände von meistens biconcaver Form,
mit verdickten, der Innenfläche der Cclenkskapscl oder einer der Gelenkfläehen
angewachsenen Randern. Sie lagern stets mehr oder weniger parallel zu den von
ihnen geschiedenen (ielenktlachen. Nicht selten erscheinen sie ringartig durch-
brociien, so dass dann an Steile einer doppelten üeicnkshöhle eine 2 kammerige
tritt V. Mis.
Henitsriss. Minnetarees, Hidatsa, Ehatsar oder Grosventre, die grössten
und bestgebauten Indianer der Missourigegenden, von dunklerer Hautfivbe, aber
häufig, wie die ihnen nahe verwandten Mondänen (s. d.) mit relativ lichten
Augen und Haar. Auch ihre Sprache ist mit jener der Mandan verwandt, immer*
hin aber versdüeden. Die Weiber reden etwas anders als die Mttnner. Poly-
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3«
gamie ist ebenso iiblicli, ebenso die Sitte der Leviratsehe. Entweirhungen fallen
mitunter vor, Scheidungen, obwohl sehr leicht, sind dagegen sclLeu. £s ist un-
schicksam, mit der Schwiegermutter direkt xn sprecheo, doch gerlUh diese Sitte
allmähtich in Verfall. Die M. sind sehr abergUabisch und haben eine wichtige
religiöse Cferemonie »Daphikec oder »Wahpikec, bei welchen »e ach genau den
Blmlichen Bestimmungen unterwerfen, wie die Mandan. Moralisch zählen die
M. tu den besten unter den Indianern; sie sind friedfertig, ehrlich und fleisstg;
unter anderem verstehen sie von Alters lier ans zermalmten Glas, das sie sich
von Europäern verschaft'cn, gefärbte Kugeln und Ohrgehänge herzustellen. Alte
Männer tättowiren sich in parallelen Streifen avit den Wangen. v. H.
Menna. Zweig der Bcnilimer (s. d.) am Chor cl Gash. v. H.
Mennigvögel, I^rUrocotus, Boie (gr. ptii ringsum, krok^s safiranfarben).
Gattung der Farn« Campophagidae (s. Stachelbürzel). Schnabel fliegenfangerartig,
flachgedrückt^ Schwans stufig, länger als der Flügel, Gefieder schwars und rotfa,
oder schwarz und gelb, bei den weiblichen Vögeln grau und weiss oder grau
und gelb gefitrbt 19 Arten in Indien, auf den Sundainseln und Philippinen*
F, fiammeus, Forst., in Indien, RcHW.
Menobranchus , Harlan = AVr///rf/^, RAHNiiSQUE, nennt man eitien nord-
amerikani.schen Schwanzlurcli , welcher durch Persistenz von 4 K;cmenspalten
jederseiLs, auch im gcsclUechtsreifcn Zustande, sich als Fischmolch (s. Crypto-
branchia) charakterisirt, wahrscheinlich aber zu Bairachoieps, Bonaparte, einer
von SpeUrpes (s. d.) nur durch die 4 verkümmerten Zehen der Hinterbeine unter*
schiedenen Gattung der Quersähnler (s. Lechriodonta), in demselben Verhältnisse
steht wie der Axototl (s. d.) zum Aw^fysima, d. h. eine geschlechtsreif werdende
Larve jener Gattung ist. Ks.
Menoidtna, Bütschli 1884. Monaden-Familie. Von den Euglenen durch
O^lorophyllmangel unterschieden, saprophjrtisch, ohne Stigma. Köiper meta-
bolisch oder starr. Pf.
Menoidium, Pertv 1852. Nicht metabolische Monade aus der Familie
Menotäina, Butschu. 1 Art, Süsswasser, Europa. Pf.
Menola, s. Maena. Klz.
IfeiuMnODis oder Menomonaes. Indianer in V^sconsin. Vor vierzig Jahren
waren sie noch ein ziemlich zahlreicher Stamm. Sdt der letztere sich auflöste^
riss Trunksucht und Zttgellostgkeit in den einzelnen Familien ein. Sie ver-
kauften ihre Pferde, geriethen immer tiefer m Armntii und Klend, und waren
schon 1870 bis auf den letzten Mann ausgestorben. v. H.
Menopomiden, ^^enopomatiden, Hogg. (Hoikmann), Familie der Fisch-
molche, die 2 Gattungen Menopoma und Cryptobranchus, Jede mit 3 Arten, um-
fassend. Ks.
Menopon, Nitzsch, Mondkopf, s. Mallophaga. £. Tc.
Mensa. Halbnomaden, etwa xoooo Köpfe stark, in den Gebiigen des Ire-
phitenu im nördlichen Abessinien, jedoch Untertitanen Aegyptens, dem sie einen
jährlichen Tribut entriditen. Die M. sind sdbr wohlgebaut^ die Männer gross,
schlank und kräftig, mit angenehmen, den Europäern ähnlichen Gesichtszügen.
Hautfarbe dunkelbraun, Haar grob und straff, Bart meistens schwach. Die Haare
werden gewöhnlich in viele dünne Löckchen geflocliten, die auf die Schultern
fallen und mit Butter gesalbt werden. Andere rasiren den Kopf ganz und lassen
bloss einen Schojjf stehen, noch andere lassen das Haar wachsen, wie es ihnen
gerade beliebt. Die Frauen üchen weniger gut aus; in der Jugend sind sie wühl
^ujui^uo i.y Google
Mensch.
voll und rund, allein wegen der frühen Heirathen und der harten Arbeit welken
sie bald und sclirumpfen zu wahren Gerippen :^ii<?ammen, ehe sie dreissig Jahre
erreichen. Als Kleidung dient beiden GescliIcclUcrn das in Abcssinicn til lithe
L inschlagetuch, wozu sich die Männer zuweilen noch den Luxus abessmischcr
kurzer Hosen gönnen. Die M., in kleineren oder grösseren Trupps im Lande
mit ihren Heerden umhetziehendr leben während der abessinischen Regenzeit im
Hochland, während der Regenzeit der Sahara im Tieflande. Ebenso wird auch
zweimal der Ackerbau, frdlich durchaus ungenügend, betrieben: Gerste, Durmh
und guter Tabak, welcher aus der nirgends fehlenden Wasserpfeife geraucht wird.
Sonst leben die M. von ihren Heerden, die von der gewonnenen Butter zurück*
bleibende Buttermilch bildet die Hauptnahrung. Neben den beweglichen
Nomadendörfern aus biencnkorbähnlichen Mattcnzelten haben die M. auch zwei
feste Dörfer. Die Hültcn sind aber jämmerliche Bauwerke, einfache aus Stäben
gebildete Holzgerüste mit Stroh nothdUrftig gedeckt, sodass der Regen eindringt.
Mehr Sorgfalt verwendet man auf die Gräber: kreisrunde, trocken ausgeführte
Steinmauern, deren Kamm mit weissen Quarzstttcken habsch belegt ist; zuweilen
sind es auch niedere weisse Pyramiden, auf hohen Punkten gelten. Die M.
sind koptische Christen, wenn man Qiristenthum ein Gemisch abergläubischer
Gebräuche und unverstandener, sinnloser Ceremonien nennen darf. Uebtfgens
verschwinden selbst die geringen Spuren der koptischen Religion immer mehr
und fast die Hälfte der M. ist schon zum Islam übergetreten. Der Charakter
der M. wird dadurch aber nicht geändert; sie sind wie alle Tigre sprechenden
Nomaden des Küstenlandes; als beste Eigenschaft steht die Gastfreundschaft in
BlUthe. Grenzenlose Habsucht und grosse Verschlagenheit und Tücke, sowie
starke Indolenz und Faulheit sind die schlimmsten Züge der M., denen es sonst
nicht an natOrlicher Begabung und sdiarfem Verstände fehlt Sie lieben Musik
und Tanz. H.
Menadi (allgemeine Entwicklung), (s. auch Embryonen, jflngste mensch*
liehe). Wir wissen von der ersten Entwickltmg des menschlichen Embryos nur sehr
wenig. Aus der ersten Woche der Schwangerschaft, während welcher Zeit das
Ei den Eileiter passirt und sclir wahrscheinlich einen totalen Furchunt^sprores';
durchmacht, sind keine weiteren Beobachtungen bekannt. Angaben über eni
menschliches Ei, dessen Alter zwölf bis vierzehn Tage betragen dtirfte, liegen
von Reichert vor. Derselbe fand es im Uterus einer Selbstmörderin und be-
schrieb es als blasenartiges, linsenfiirmiges Körperchen. Es war schon von einer
Decidua reßexa umhiUlt^ war 5,5 Millim. lang und 3,5 Mtllim. breit Am Rande
trug es einfache und geUieilte Zotten, in der Mitte der beiden abgeplatteten
Flächen befand sich, der Zotten entbehrend, eine kreisförmige Fläche von
2,5 Millim. Durchmesser, in welcher sich ein dunkler Fleck ttigte, den Rkichert
für den Frucht'n f erklärte. Spuren embryonaler Anlagen wurden nicht gefunden.
Das Ki bestand nur aus einer zarten Membran vcm epithelialer Beschaffenheit,
aus der Membran gingen die kleinen Zotten hervor. Die fleckartige, dunklere
Stelle führte an der der Uteruswand zugekehrten iiaciic eine dünne fein-
kömiger, kernhaltiger, polyedrischer Zellen, das Innere war mit faserig-häuligem
Gerinsel angefüllt Spätere Untersuchungen von Bbicbl und Löwe, Ahlfsld und
KoLLMAMM an menschlichen Eiern, welche ungeflthr dasselbe Alter besessen, als
das von Reichert beobachtete; ergeben nun einen complidrteren Bau, als
Reichert ihn vermuthete. Nach Kollmann findet sich an einem derartigen Ei
aus der Baseler anatomischen Sammlung eine äussere Eptthelschicht und eine
ZooL, AMhn^ a. Bümologicii Bd. V. 34
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Menach.
innere Schicht von Bindesubstanz, welche sicli in die Zotten hineinerstreckt. Das
jiingste Fi mit deutlich vorhandener Embryunalanlage wurde von His be-
schrieben. Sein Aussehen war ebenfalls das einer ovalen, überall mit Zotten be-
deckten, 8,5 MilUm. langen und 5,5 Millim. breiten, auf der einen S«te abge-
platteten Blase. Die Innenfliche der abgeplatteten Blasenwand trug vermittelst
eines Stieles einen Embryo mit Dottersack, welcher aber nur einen sehr geringen
Theil des ganzen Blasentnnenraumes ausfüllte. Die MeduUarplatte war eben
siebtbar, das Mesoblast unsegmentirt, die Kopfplatte bereits angedeutet. Das
.Amnion erschien vollständig^ ausgebildet und Duttergcfasse waren vorhanden. Von
Allen Thomson hegen Beobachtungen über zwei men<5chliclic Hier vor. Das
erste von 6,6 Millim. Grosse, dessen AUer er auf 12 — 13 Tage schat/t, bcsass ein
mit dünnen Zotten besetztes Chorion. Dasselbe umschloss den Duttersack,
welcher einen, am vorderen und hinteren Ende von ihm bereits etwas abge-
schnürten, a,s Millim. langen Embryo trug. Darm, AHantois und Nabelstrang
sah Thomson nicht, doch war, wie BiscKOvr hervorhebt, ein Amnion vielleicht
schon vorhanden. Das zweite, von THOi»c»r untersuchte £i hatte eine Grösse
von 13,2 MiUim* und sein Alter wurde auf 15 Tage geschätzt. Das Chorion trug
ebenfalls Zotten und umschloss einen mit Flüssigkeit erfüllten Raum und an einer
Stelle ein Bläschen mit der Anlage des 2,2 Millim. grossen Fmhryo. An diesem
zeigte sich eine dcutlirlie, in der Mitte z. 'i'h. schon geschlossene Rückenfurche
mit stark hervoi tretenden RucKcnwulsten. An der ventralen Seite des Embryo war
die Anlage des Hei/ens bemerkbar und das Kopfende trug ein Stück des Am-
nion in Form eines hautaitigen Lappens. Ein AUantoissliei wurde nidit deut-
lich erkannt Frttchte von annilhemd demselben Alter sind von Costb, Pockels,
Merkel und von Babr früher beobachtet worden, aber so unvollständig be-
schrieben, dass sichere Resultate sich nicht ziehen lassen ; ähnlich verillUt es sich
mit einem 8 Millim. langen Kmbr)'o aus der vierten Woche, welcher von' KRAUSE
beschrieben, von vielen Forschern .Anfechtungen erlitten hat Sehr genau aber
wurde ein 13,2 Millim. grosses Fi aus der dritten Schwangerschaftswoche von
Cosii bi obachtet. Die Chnrion/otten erscliiencn vielfach verästelt. Im Innen-
raum lag aji einer Stelle der 4,4 .Miiiim. lange Embryo mit Amnion und Dotter-
sack, durch kunm Nab^tiang an das Chorion befestigt Der Embryo war
iMch dem RUcken au leicht gekrümmt am vorderen und hinteren Ende abge-
schnürt, in der Halsgegend war das S-förmig gekrümmteb von der Halshöhle um»
gebene Hees ta sehen; während der BtUbus wrtae sich deutlich abhob, war aber
eine Trennung der Kammern und Vorkammern noch nicht eingetreten. Der
Kopf zeigte die Kiemenbogen und Spalten, letztere jedoch noch verschlossen,
femer waren daran der Stirn-Nasenfortsatz und die Anlage der Mundhöhle nls
grubenartige Vertiefunj^ zu sehen. -Aus dem weit geöffneten Bauche sciiauie der
2,75 Millim. grosse Doitcrsack, welcher in offener Verbindung mit dem Darm
sich befand, heraus. Das hintere Leibesende zeigte die strangförmige Allantois,
weldie durch einen breiten Stid, dem späteren Uraehmtf mit dem Enddarm und
der vorderen Beckenwand zusammenhing. Am Dottersack fimden sich zwei
Arienae üw^hah-miaaiterkat und zwei Yenat rnnphak-mtmUriwe, ebenso fanden
sich an der Allantois GefUsse, welche in die hautartige Ausbreitung derselben am
Choricm übergingen. Von einer Anlage der Extremitäten, sowie von der der
Augen und des Gehörorganes war nichts zu finden. Das Chorion des Eies Hess
zwei Schichten erkennen. Die innere zottenlose Lamelle, welche Costk. als Aus-
breitung der Allantois auäasste, zeigt sich gelässbaltig, die ä4issere Lamelle war
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Mensch.
37«
mit hohlen« manchmal verästelten Zotten besetzt, von denen jede mit runder
Oeffnung auf ihrer der AUantois zugekehrten Fläche frei mündete. Kölliker,
welcher das Clionon desselben Eies mikroskopisch untersuchte, fand die Zotten
und die sie tragende Lamelle aus epithelartigen Zellen zusammengesety.t. Jüh,
Mui.i.EK beschreibt im zweiten Bande seiner Physiologie des Menschen ein Ei
von 15,2 — 17,6 Millim. Grösse. Die Länge des Embryo betrug 5,6 Millim., der
NabelMnmg war 1,3 Millim. dick, der Dottersack oder das Nabdbläschen {Fisi-
euia uH^ätalis) maasa 3*3 Millim, zeigte keinen Dottergang, war aber in weiter
Verbindung mit dem DarmkanaL Das Amnion, welclies von den RSndem der
weiten Bauchhöhle ausging, lag als Hülle dem Embryo dicht an, bildete aber
eine Scheide iür den Stiel der Allantois oder den Nabelstrang. Kiemen-Bögen
und Si>alten waren drei Paar vorhanden und hinter denselben war der hervor-
ragende Herzschlauch sichtbar. Extremitäten wurden nicht beschrieben. Nach
KöLUKEK s Ansicht dürfte dieses Ei drei Wochen alt gewesen sein und dem von
CosTE beschriebenen sehr nahe stehen. — R. Wagner hat in seinen Icones
physiologicae ein Ei aus der dritten Schwangerschaftswoche abgebildet Es maass
13 liifilUm., derEmbiyo war 4,5 Millim., der Dottersack s,3 Millim. lang. Letzterer
ersciuen oval nnd war durch «nen kuncen, weiten Stiel, dem Dottergang mit
dem schon fast geschlossenen Darme verbunden. Das Chorion war mit kleinen
einfachen Zotten besetzt und umschloss eine mit eiweissartiger Flüssigkeit ge-
füllte Höhle, in welcher sich der Embryo mit lose umhüllendem Amnion und
Dottersack, durch kurzen Nabelstrang befestigt, befand. Die .Mlantois schimmerte
als kleine Blase durch den Nabelstrang hindurch. Der Embryo erscheint ge-
krümmt, besass drei Kiemens}ialten, WoLKKsche Körper, keine Extremitätcnan-
lagen, drei Hirnblasen und die Gehörbläschen, aber keine Spur des Auges. — *
Auf der Grenze der dritten und vierten Schwangersdiaftswoche steht ein Ei,
welches ebenfalls von Costb beschrieben wurde, es maass schon 2,7 Centim. im
Durchmesser. Der Embiyo war deraitig gekrflmmt, dass Kopf* und Schwanz*
ende nahe bei einander lagen. Am Kopfe fanden sich die Anlagen der Nasen-
gruben, des Auges und des Ohres, femer vier Kiemenbögen, von denen der erste
gabelig gespalten erschien. Vom Rumpfe hob sich die vordere Extremität als deut-
liche wulstige Erhebung ab; hinter den Kiemenbögen fand sich das Herz in stark
vorsprii\^ender Halshöhle. Die Ventrikel waren bereits doppelt und die Atrien
untersclieidbar. Leber und WoLPr'sche Körper waren ebenfalls angelegt. Aus
dem weitoffenen Bauche blickte der gefässreiche Dottersack. Am hinteren Embryo-
ende heftete sich der mit zwei Arterien und zwei Venen versehene Nabelstrang
an das Chorion an, welches sehr gefilssrdch erschien und dendritisdh verzweigte
^ Zotten trug. Das Amnion lag dem Embiyo ohne Einschob von Amnionwasser
fest an. In den Anfang der vierten Woche fKllt ein wiederum von Thcncson ge-
fundenes Ei. Seine Verhältnisse sind denen des eben beschriebenen sehr ähn-
lich, die Einzelheiten aber treten noch deutlicher hervor. Von der vierten Woche
ab liegen viele Beschreibungen menschlicher Embryonen vor und es soll hier nur
(Jas Resum^ derselben gegeben werden. In der vierten Woche nimmt der
Kopf stark an Grösse zu. Die Gegend des Mittelhims tritt stark hervor
und die Grosshimblasen werden deutlich. Die Mundftfihung tritt mit den Nasen-
gruben in Verbindung, die seidich Aber derselben gelegen nnd, vom vom Stirn-
fortsatse, sdtlich von den Obeikieferfortsfttzen des ersten Riemenbogens und
hinten von den vereinigten Unterkieferfortsätzen desselben Kiemenbogens begrenzt
werden. Auge und Ohr treten deutlicher hervor. Das Hers gewinnt immer mehr
37*
die Gestalt, welche es sjtaler zeigt. An dem vom Pericard umschlossenen
Herfen, welches die ganze Seite der Brust einnimmt, werden der Bulbus aoriac
und die Auricula sichtbar. Hinter ihm erkennt man die Lungen und die zwei-
lappige Leber, in ihrem Einschnitte den Stamm der beiden Umbilicalvenen, die
Wourp'Bchen Körper, lang und schmal, erstrecken sich im hinleren Abschnitte
der Leibeshöhle von der Leber bis in die Beckenbucht^ ihr an der Aussenseite
gerader Aufführungsgang mündet in das Ende des Darmes, auf ihrer Innenseite
findet sich ein Blastemstreifen, aus welchem sich die Geschlechtsdrüsen entwickeln.
Der Darmkanal ist ein einfacher gerader Schlauch, welcher nur gegen den
Nabelstrang zu eine leit hie Schleife macht. Auch ein Theil des Mesenteriums ist
vorhanden. Der Dutterganü; (Ductus omphalo - mcsentfricus) besitzt an seinem
Anlange eme Erweiterung und ist ieicht gewunden. Aul ihm verlauit die rechte
Atteria ^phah^mesetUerka, während die linke obliterirt, vom Dottenacke zurttck
kommt nur noch eine Vene, die linke Vena mi^kah^esnUerua, Mit diesen
Gefitesen im Zusammenhange steht ein ansehnliches Gefilssnetz, welches sidi auf
dem Dottersack ausbreitet Am hinteren Embryoende sitzt die gestreckte Allan-
Uns« Auf jeder Seite derselben finden sicli symmetrisch die zwei Vitnae umbükaJes,
von denen die rechte, welche später zu Grunde geht, schon schwächer ersclieint,
nach hinten von ihr verlaufen die Arteriat umbtiicaies. Eine bindegewebige
Hülle bedeckt sie, dieselbe wird nach und nach mächtiger und umhüllt später
als WHARTüN sche Sülze im Nabelstrang die Geßisse. iUJe Extremitäten treten
als kurze Stummel hervor und das hintere Körperende läuft in einen fitzen
Schwanz aus. Die gemeinscbaftliGhe Oeffnung des Dann-, Ham^ und Ge*
schlechtsapparates wird von zwei niedrigen Genitalwfllsten, am denen später die
äusseren Geschlechtsorgane hervorgehen, umgeben. Zwischen Amnion und Emlnyo
tritt das Amnionwasser auf, zwischen Amnion und Chorion findet sich ein mit
Flüssigkeit gefüllter Raum, in welchem der Dottersack liegt. Die Innenfläche des
Chorion ist nicht nur an der Plarentarstelle, sondern in ihrer ganzen Aus-
dehnung reich an Gefässen, welche den Nabelgefassen entstammen. Die Aussen-
tläche i'.-t mit verästelten Zöllen bcset/t, welche nicht mehr die Kpitlielschicht
allcine führen, sondern auch reichhch gefässführcndcs Bindegewebe entiiaiten.
Die beistehende Flg. i verdnniichc den beschrfebenen JCmbiyo. b der fllnft«i
Woche geht der bisher stark gekrflmmte Embijo in dne etwas gestrecktere Form
Uber. Die Kiemenspalten kommen mit Ausnahme der ersten, wdche zur äusseren
OhröfTnung wird, zum Schlttss. Der Kopf wächtA stark und die Extren^ten
zeigen beginnende Gliederung. Die VetM mw^icalis dexfra obliterirt allmählich.
Der Darmkanal zeigt mehrfache Windungen, am Dickdarm legt sich das Coecum
an. Die Arier ia omphalo-mcscnterica entsendet Aesle an die Darmschlingen;
aus denen sich später die Aricria mcsenterka supcrior bildet. Der Nabelstrang
zeigt noch in seiner ganzen Länge den hohlen Urachus, weicher in der Nahe der
Insertionsstelle des Nabelstranges am Chorion blind geschlossen ist, auf der
anderen Seite aber vermittels einer Erweiterung, welche die Anlage der Harn-
blase repräsentirt^ mit dem Mastdärme in offener Verbindung steht Das Amnion
ist dne geräumige, mit Flüssigkeit erfüllte Blase, welche den Raum des stark
bezotleten Chorions beinahe ganz ausfüllt. Das Gesicht des Embryos bildet sich
mehr und mehr aus. Durch Wacbsthum des Himfortsatzes und durch seine
mehr und mehr eintretende Vereinigung mit dem Oberkieferfortsatzc des ersten
Kiemenbogens erscheint die Nasenöffnung von der Mundotbumg mehr geschieden.
In der Mundliuhle fmdet sich die Zunge. Die Kiemenspalten sind mit Ausnahme
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Mensch.
373
der ersten (Ohröffnung) geschwunden und von den Kiemenbögen sind der zweite
und dritte als Querwdlste angedeutet. Die stärker hervortretenden Augen er-
scheinen bereits mit Pigment versehen. — An den vorderen Glicdmaassen sind
FC fr.
(Z. TO.)
Menachlictaer Embryo von 25 bis
28 Tagen, gestreckt und von vorne
gesehen nach Entfernung der vorde-
ren Brust- und Bauchwand und eines
Theilcs des Darmes, nach Costk.
(AusKölluckr's Entwicklungsgcsch.
1879. p. 3I4)< o Nascnöffnung ;
o, Auge ; m Oberkieferfortsatz ; m, ver-
einigte UntcrkieferfortsMtie des ersten
Kiemenbogens oder primitiver Unter-
kiefer; Kb zweiter, Kb, dritter Kie-
menbögen; ba Bulbus aortae; ac m.
a/, Herrohren; vd rechter, vs linker
Herzventrikel; h Leber; v\x.vu Vena
umbilicalis unter der Leber; t Darm;
aom Arteria omphalomcsfntcrica;
vom Vena ompluüomeseMteriea ; pn
WoUF'scher Körper; Blastem
der Geschlechtsdrüse; ms Mesen-
terium; r Enddarm; au Arteria um-
bilitalis; oc Oeffnung der Cloake;
( Schwanz; ea vordere Extremität;
ep hintere Extremität
au
(Z.M)
Menschlicher Embryo von 35 Tagen von Vorne
gesehen nach COSTE (aus KöLLlICER, pag. 317).
Leber ist entfernt, pn, linker äusserer Nasen-
fortsatz; m Oberkieferfortsatz des ersten Kiemen-
bogens; m, primitiver Unterkiefer; /Zunge; ba Bul-
bus aortae; b, erster bleibender Aortenbogen , welcher
zur Aorta asctndens wird; b,, zweiter Aortenbogen,
welcher den Arcus aortae gicbt ; dritter Aorten-
bogen oder Ductus Botalli; ap Lungenarterien; c ge-
meinsamer Venensinus des Herzens; c, Stamm der
Gbw superior und Atygos dextra; c„ Stamm der
Cai'a in/, und Axygos sinistra; ac linkes Herzohr;
i'i/ linker, r/ rechter Ventrikel; ^Lungen; j/ Magen;
voms Vena omphalo mesenlerica sinistra; vp Fort-
setzung derselben hinter dem Pylorus, später zur
Vena portae werdend; r Dottergang; aomd Arteria
omphalomesenterica dextra; pn WoiJT'scher Körper;
r Enddarm; au Arteria umbilicalis; vu Vena umbili-
calis; c„„ Schwanz; ca vordere, ep hintere Extremi-
tät; o, Auge; 0 Nasenöffnung.
374
Mensch.
Hand und Finger angedeutet, die Anlagen der äusseren Genitalien werden deai>
ticher. Leber und Herz sind mehr ausgebildet Die Wounr'sclien Körper er-
scheinen veikleinert, die Gescblecbtsdrflsenanlage tritt mehr herror. SpeiserGbre»
Magen und Zwölffingerdarm beginnen sich su sondern, zu beiden Seiten der
Speiseröhre li^en die etwas grösser gewordenen T-ungen. Der Schwanz ist kaum
kleiner geworden. Die beistehende Fig. 2 vcrsinnlicht die einzelnen Verhältnisse.
Bei Embryonen der scclisten Srhwangerschaflswoche zeigen sich mehrere Fort-
schritte in der Kntwicklung. Der K()ri)cr ist noch pestrecktep und der Kopf
noch grösser. übcrkieferfortüaU des Kiemenbogcns imd Stirufortsatz sind ver-
scbmohen und die Nase ist von der Mtmdöffiiuttg völlig getrennt. Die Nase be-
ginnt schon etwas Aber dem sonst platten Gesicht hervorzutreten. ~ Die Rinder
der Ohröfihung wulsten «cb. Brust und Bauch sind staik gewölbt, an letzterem
rückt der Nabel der Mitte zu. — An den Extremitäten sind oberer, mittlerer
und unterer Abschnitt deutlich vorbanden, an der Hand sind die Finger noch
nicht getrennt. Die Zehen .'iind nnr angcdoutet. Der Schwanz verkümmert Die
VVoi.i F schen Körper nehmen nur udcIi einen kleinen Abschnitt der hinteren
Bauchhöhle ein, die Geschlechtsdrüsen treten deuthcher hervor. Nieren und
Nebennieren erscheinen auch. Die Leber ist gross und blutreich, auch die
Lungen sind vergrössert. In der siebenten und achten Woche, also am Ende
d«B zweiten Monats schUesst sich die Bauchhöhle; im Unterkiefer, in der Clavi-
cula, in den Rippen und Wirbelkörpem beginnt die Ossifieation. Ueber die
Entwicklungsverhfiltnisse des Menschen in späterer Zeit bis zur Geburt sei noch
kurz folgendes bemerkt: — Im dritten Monat ist das Ovum so gross wie ein
Gänseei. Die Placenta ist deutlich. Der Embryo ist 7 — 9 Centim. lang und
20 Gnn. schwer, und heis.st von jetzt ab Foetiis. Die Ohrmuschel i^t ati -rre-
bildet, der Nabelstrang ist ebcnsolang als der Foetus. Das Geschlecht be-
ginnt sich zu differenziren. Im vierten Monat wird der Foetus bis 17 Centim.
lang und sein Gewicht erreicht 120 Grm. Das Geschlecht ist deutlich, Haare
und Nägel beginnen sich anzulegen. Die Placenta wiegt 80 Grm., die Nabel-
schnur wird 19 Centim. lang. Der Nabel liegt Ober dem unteren Drittel der
Ziiua Die Extremitäten können zuckende Bewegungen ausfithren. Im
Darme des Foetus befindet sich Meconium, in der Haut erkennt man Geisse,
die Augenlider sind geschlossen. — Im fünften Monat beträgt die Grösse des
Foetus 18—25 Centim. und sein Gewicht steigt auf 2^4 Grm. Das Kopfhaar
ist deutlich, (Iber den ganzen übrigen Körper ist die hellrothe, dünne, aber
weniger durchsichtige Haut mit Laenugo und Vernix caseosa bedeckt. Die Placenta
wiegt 178 Grm. die Nabelschnur erreicht die Lange von 31 Centim. Im sechsten
Momt steigt die Grösse des Foetus auf 34 Centim. und das Gewicht auf 634 Grm.
Im Gesicht bildet sich der Pattmicuhu rasch aus, sodass es weniger alt aussieht
Lamgo und Vernix werden immer reidilicher. Die Hoden liegen im Abdomen.
Am Auge finden sich Pupillarmembran und Wimpern, das Meconium reicht bis
in den Dickdarm. Während des siebenten Monats erreicht der Foetus die Grösse
von 13 18 Grm. Es beginnt der Descensus trsticulorum. Die Augen öffnen sich,
die Pupillarmeniliran schwindet oft central m der 28. Woche. Im Fersenbein
findet sich im .\nfange des Monat.s ein Kern. Foeten aus diesem Monate sind
lebensfähig. Im achten Monate erreicht der Foetus die Grösse von 42 Centim.
und wird bis zwei Kilo schwer. Das Kopfhaar ist dicht und über i Centim.
lang. Der Nabel steht unter der Mitte der XMim ulbti, ein Hoden befindet ridi
bereits im Scrotum. Während des neunten Monate reift die Frucht Der Körper
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MoMchciiBflbi — Menstruatioo.
37$
erreicht die drösse von 51 Centim. und das Gewicht von 3^ Kilo. Lanugo findet
sich nur noch auf den Schultern. Die Haut ist weiss, die Nasen- und Ohrknorpel
fühlen sich hart an. Die platten Nägel überragen mit ihren Schauieirandern
die FingersptCse. Der Nabel steht etwas unterhalb der MHte der Zmrtf «0».
Als charakteristisches Merkmal einer ausgetragenen Fracht ist das Vorhanden-
sein eines Knochenkeines in der unteren Epiphyse des Oberschenkels von
4—8 Millim. querem Durchmesser zu nennen. Grbch.
Menschenaffen. Die Phylogenie der Affen kommt nach HAcrel zu dem
wichtigen Schluss, dass sich von der uralten gemeinsamen Stammform der Affen-
Ordnung schon frühzeitig zwei divergirende Linien abgespalten haben, nämlich
die Platyrhinen und die Katarhinen, er&terc haben sich über die neue, letztere
haben sich über die alte Welt verbreitet! >Der Mensch ist in seiner ganzen
Organisation und nach seinem Ursprünge ein echter Katarhinen-Afife und ist
innerhalb der alten Welt aus einer unbekannten ausgestorbmen Katarhinenform
entstanden.« Nach den Untersuchungen Huxley's Ober die vergleichende Anatomie
der Menschen und verschiedener Katarhinen ergiebt sich, dass swiscben Menschen
und den höchsten dieser anthropoiden AfTen, (Gorilla, Schimpanse, Orang) in
jeder Beziehung ein geringerer Unterschied besteht als zwischen höchsten und
und niedrigsten Kntarhinen (Meerkatze, Makako, Pavian). — Keiner von den jetzt
noch lebenden Menschenaffen kann als der absolut menschenähnlichste Affe an-
gesehen werden. Mit dem Gorilla stimmt der Mensch am meisten in Hand-
und Fussbildung Uberein, in der Schädelbildung ist er dem Schimpanse, in der
GebirnenMricklung dem Orang, und in der Bildung des Thorax dem Gibbon am
ähnlichsten. — Es versteht sich entwicklungsgeschichüich von sdbst^ dass kein
einsiger von den jetst noch lebenden AnÜiropoiden so den direkten Vorfahren
des Menschengeschlechtes gehört. Nur verständnisslose Gegner der Entwicklungs-
lehre haben solche Ansicht ausgesprochen und dadurch ein unverseihlicbes Un-
heil angerichtet. S. auch Anthropomorpha. Grbch.
Menschenfischlein, Name, welchen die Kraioer dem Olm d.) geben. Ks.
Menschenhai, s, Carcharias. Klz.
Menschenmoich, s. Andrias. Ks.
MenatruatiOB. Dieses Wort wird onr auf das menscblicbe Weib sur Be-
wichnung der periodischen, mit der Losldsung der rdfen Eier verbundenen Vor>
ginge angewendet trotsdem dass derProcess bei allen weiblichen Säugethieren im
Wesentlichen der gleiche ist und bei manchen Säugethierarten auch die begleiten-
den Nebenumstände nicht erheblich von dem Vorgang beim Menschen abweichen.
Was flir den Menschen am meisten charakteristisch ist, ist die f-ir ein Geschöpf
von so bedeutender Körpergrösse sehr rasche Wiederholung der Menstruation,
die allerdings beim Menschen eben nur desshalb so zu Tage tritt — gegenüber
dem weiblichen Thiere — , weil bei dem ersteren m der Regel jahrelang die
regelniässige Loslösung der Eier stattfindet, ehe der Process durch Conception
und Schwangemchafk unterbrodien wird. Bei dem Thiere ist das natttriich nicht
der Fall, da hier sofort nach Eintritt der Geschlechtsreife der Geschlechtsver-
kehr fa^;innt und damit die Conception, und audi zwischen den verschiedenen
Trächtigkeitspcrioden beim Thier knne längeren Pausen fUr die Abwicklung
wiederholter Menstruationsvorgänge liegen. Die Menstruation ist das Signal der
Geschlechtsreife und der wescnflichbte Vorgang ist, wie schon bemerkt, die Los-
lösung L III L S r eiten Kies m i^ olge Platzens eines Kierstockfollikels und Eintretens
desselben in Liietter und i^'ruchthälter. Dem Platzen des Follikels geht stets ein
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376
MeostniAtion.
Congestiomxustand der inneren Geschlechtswerkzeugc voraus, und schon dieser t&t
begleitet von einer Veränderung des AusdQmtungsgeruchs und einer gewissen
geschlechtlichen Aufregung, die aber nicht verbunden ist mit grösserer Begattungs-
willigkeit. Ist das Ei frei und in die Eileiter gelangt» so steigt die Congestion
zu Frucbthälter und Scheide und im ersteren Oigan derart dass nicht bloss eine
erhöhte Absonderung der UterinaldrUsen eintritt sondern kapillare Blutungen statt-
finden. Sehen tritt diese Blutung schon vor Platzen des Eierstockfollikels ein
und in der Regel halt sie 3-4 Tn.o;c an, wobei der Bluterguss so reichlich ist,
dass ein Blutabgang durch die Schamspalte stattfindet. Dieses Symptom ist nun
beim Menschen ebenfalls viel stärker entwickelt als bei den Thieren. Bei letzteren
geht meistens nur Uterinalschleim ab, aber bei manchen Thieren, namentlich den
den Menschen zunächst stehenden Affen kommt auch Blatabgang vor odsr
wenij^ns leicht blutige Färbung des Schleims. Aber auch bei diesen erreidit
der Blutabgang nie den Umfimg wie beim menschlichen Weibe. Das Menstmal-
blut unterscheidet sich vom Blut aus Wunden einmal durch die Beimischung
von Schleim und dann dadurrli, dass es meistens nicht gerinnt. Die Scham-
theile sind während der Menstruation ebenfalls kongcstionirt und gesrlmollen.
Das ist auch bei allen weiblichen Säugern der Fall und bei einigen grösseren
Affenarten, besonders den Pavianen, erreicht diese Anschwellung' der Scham einen
so enormen Lmiang, dass sie eine bis zu halb kopfgrosse wassersüchtige Ge-
schwulst darstellt dk» wie ein pathologisches Gelnlde ausneht Während dieser
Zeit ist der Ausdttnstungsgenich qualitativ und quantitativ gans bedeutend ver*
ändert. Bei den Thieren lässt sich leichter als beim Menschen beobachten, dass
schon jetzt diese Aenderung des Ausdttnstong^gerochs eine in weite Femen
wirkende Anziehung auf das andere Geschlecht ausübt, aber begattungsreif ist
das (ieschöpf in diesem Zustand noch nicht und liier zeigt sich wieder ein Unter-
schied zwischen Mensch und Tliier. Wohl in Folge des starken Rlutabgangs
ist der Ausdünslungsgcruch des Weibes in dieser Zeit ein entschieden widriger,
fäulnissartiger, was den Mann von geschlechtlicher Annäheruiig abhält; und auch
das Weib befindet sich in dieser Phase einmal im Allgemeinen körperlich ver-
stimmt und hat gleichfalls einen entschiedenen Widerwillen gegen gescbleditliche
Vereinigung. Bei den Thieren dagegen ruft der Genitalabgang beim Männchen
von Anbng an Begattnngslust hervor und das Auflecken dieses Abgangs beweist,
da - : derselbe nichts Widriges ftlr das Männchen hat Dagegen hat das weib-
liche Thier mit dem menschlichen Weibe das gemein, dass es durchaus nicht
begattungswillig ist, sondern sich durch Flucht \ind nothigenfal)'^ Bcissen und
Schlagen Versuchen des Männchens entzieht, offenbar, weil die Ik^.iinmgsorgane
schmerzempfindlich sind. P'rst nachdem der Genitalabgang, namentlich heim
menscliiichcn Weibe der Blutabgang, gänzlich aufgehört hat, tritt dieses in den
Zustand der Begattungswilligkeit. Besttglich des menschlichen Menstraalblntes
und Menstrualgemches muss hier noch konstatirt werden, dass es nichts weniger
als Aberglauben is^ wenn das Volk annimmt^ dass von demselben verfaängniss-
volle Wirkungen nach verschiedenen Richtungen hin an^hen, und dieselben
sind so wichtig, dass ich «e hier etwas ausführlicher besprechen will: a) auf die
Personen, welche mit einer menstrnircnden weiblichen Person znsammenwohnen,
wirkt der Duft verstimmend bis zu wirklicher Gereiztheit und Streitsucht, eine
Wirkung, die otüenbar vom Blutantlieii ausgeht, wenn man sich an die Thatsache
erinnert, dass der Blutgeruch bei unseren Hausthieren, besonders beim Weide-
vieh, dieselbe Erscheinung hervorruft Diese Verstimmung ist jedoch nicht bloss
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MemIruaHeo.
377
g^tithlirb, sondern auch körperlich und kann sich in der verschiedensten Weise
ünssem, am häufigsten als Störung des Appetits und der Verdauung. Auf kleine
Kinder knnn der Menstruationsduft, entweder wenn er von einer ungesunden
Person slamnit, oder wenn in Folge falscher Bekleidung und Bedeckung das
Mttiutrualblut nicht rasch genug trocknet, somit ein Fäulnissprocess in ihm be-
ginnt; geradesn krankmachend wirken« s. B. Brechruhr erseugen. Deishalb vfixd
von den Naturvölkern das menstruirende Wdb als »unrein« behandelt und bei
manchen derselben während der Dauer der Menstruation von der Wohngemein-
schaft der Familie ausgeschlossen. Bei den Culturvölkem ist das Verständniss
hieHir in ji^rosscr Ausdclinung verloren <»ep;anj^en, thcils in Folge der hier herr-
schenden Stumpfsinnigkeit, tlieils weil der modernen Medicin für die Beeinflussung
d?r T chewesen durch Selbstgifte und durch derartige flüchtige Stoffe das Ver-
ständniss mangelt. G. Jäger nennt das bei der Menstruation auftretende Selbst-
gift »Frauengift», b) Nicht bloss beim Volk in grösster Ausdehnung, sondern
auch bei den betreffenden praktischen Sachverständigen besteht die feste Ueber*
zeugui^ dass der Menstniationsduft bei solchen Nahrongs- und Genassmttteln,
welche der Bakteriengähmng (Fäulniss- und Schleimgährung) zugänglich sind, den
Eintritt dieser Gähmng begünstige. Namentlich werden als solche bezeichnet
Wein- und Obstmost und eingemachte Früchte, namentlich Essig- und Zucker-
konserven, .mch Fleisch in Salzlacke. Weist srhnn die allgemeine Verbreitung
dieser Ansicht darauf hin, dass sie that.sächiiclien iieobachtungen entspricht, so
ist die Sache auch wibücnschaftlich durchaus verständlich: Bakteriengährung hängt
in wässerigen Flüssigkeiten hauptsächlich von 2 Momenten ab, einmal vom Con-
centrationsgrad» wenn derselbe nicht hoch genug ist, zwdtens von dem Gehalt
derselben an organischen Stinkstoffen — G. JAoer nennt die Bakterien »fbtoro-
phile Parasiten«. — Auf der anderen Seite hat das Wasser, mithin jede wässerige
Flüssigkeit eine besondere Anziehungskraft für üble Gerüche, insbesondere die
Selbstgifte der Oiganismen und so liegt der verderbliche Einfluss des fattor tnen-
strualh riiif die genannten Gegenstände klar zu Tage, Wen!o:er vervtändlirh
ist die nicht bloss beim Landvolk, sondern auch bei Gärtnern und lUnnienzuchtern
IChLsiehende Ueberzeugung, dass das Frauengift auch auf lebende, insbesondere
junge Pflanzen verderbend cuiwirke, wesshalb weibliche Personen während dieser
Zeit kdne Gartengeschäfte vornehmen, insbesondere sich nicht mit dem Versetzen
von Pflansen beschäftigen sollen. Bei manchen Personen ist der ^fluss so
stark, dass Blumen, welche ne bertthren, verwelken. Davon, dass hier keines-
wegs Aberglauben vorliegt, hat Referent wiedetliolt sich Uebeneugung verschafft.
Was in solchen Fällen der allseitigen Anerkennung der Thatsache entgegensteht,
ist der Umstand, dass dieser Einfluss nicht bei allen Individuen die gleiche Stärke
besitzt; denn ihm wirkt ein anderer Umstand entgegen, der hier nicht unerwähnt
bleiben kann. Bei allen Praktikern auf dem (lebiet der Gärtnerei ist es bekannt,
dass es Personen giebt, die eine sogen, »glückliche Hand« haben, denen beim
Stecken, Versetzen, Oculiren etc. auch bei rücksichtslosester Behandlung alles ge-
lingt und gedeiht, während es andererseits Unglücksnatnrm giebt, denen bei grösster
Sorgfalt fast alles missräth. Nach G. JAger's Ansicht gebt diese Wirkung von
dem menschHcheo Individualstoff, den erAntiiropin nennt, und der insbesondere
im Fettschweiss der Haut entiialten ist und den Selbstgiften des ^fcn sehen als
GesundheitsstofT gegenüberstdit, aus, und es ist klar, dass dieser Einfluss den
des Frauengiftes durchkreuzt. Andererseits liegt aber auch in dem machtvollen
Einfluss, den das Anthropin auf die Pflansen hat, wieder eine gewisse Erkläruiig
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BienlODC«
für den Eintluss des Frauengifteü! — Die Menstruation beginnt, wie schon be-
merkt, mit Eintiitt der Pubertät, die in wannen Kliroaten ins lo., in unseren
Breiten ins 15. bis 15. (bd der Stadtbevölkerung, um i^a Jahre später bei
der Landbevölkerung) im Norden in das 15. bis x8. Lebensjahr fiUlt. Sofern
ne nicht gestört wird (siehe nachher), wtedetholt rie sich in mehr oder weniger
r^elmässigen Zwischenräumen (daher auch der Name »Ri^el«, Periodec), in
Zwischenräumen, die unter normalen Verhältnissen 21 — 31 Tage, meist 27 bis
2Q Tage berr.Trrcn. Bei dem einzelnen Individuum betragen Jedoch die Differenzen
der verschiedenen Perioden nur ausnahmsweise mehr als i — 2 Tage, und wohl
bei den meisten entspricht die l'eriode einem Mondsraonat, daher der Name
*menses* oder die »monatliche Reinigung« . Während Schwangerschaft, Wochen-
bett und bei Mttttem, die ihre Kinder sttllen, auch während dieser Zeit setTt
die Menstruation aus. Ebenso bringen krankhafte Störungen u. zw. nicht bloss
solche der Geschlechtswerkzeuge, sondern auch die in anderen Organen leicht
Störungen sowohl im Verlauf der Menstruadon als namentlich auch in den In-
tervallen hervor. Die Beendigung des regelmässigen Eintretens der ^^enstruation
bildet beim menschlichen Wcil)c die sogen. Klimax. Selten hört die Menstrua-
tion prompt auf, meist ist sie eine bis zwei Jahre, die man dann die klimakterischen
Jahre nennt, iinregelmassig, häufig sogar krankhaft unregelmässig. Im Allgemeinen
verstreichen von Beginn der Menstruation bis zum Aufhören derselben in unsem
Breiten etwa 30 Jahre, so dass die Kitmax zwiscdien das 43.-48. Ijebemjabi
fällt Bd Frauen, ^e mehrfach koncipirt haben, tritt sie später ein, und am
frühesten bei Personen, die keinen Geschlechtsverkehr unterhalten haben (s. a.
Art Ovulation). J.
Mentone. Meggridcf schildert die Ergebnisse seiner Au^rabungen in den
Höhlen von M. also: Die Höhle von Canillen bei Mentone wurde 1872 von
Knit nK untersucht. Der Boden besteht aus einer dunklen, mit Kohlen und
Kncu henstücken und von der Decke gefallenen Steinblöcken imtermengten Erde.
Darunter sliess man in einer l iefe von sechs und einem halben Meter auf ein
menschliches Skelet sowie auf Feuerspäne, rohe Knochenwerkzeuge und eine
Anzahl durchbohrter Muschelichaleo. Der Schlldel war mit einer Kopfbekleidnng
aus Aber 700 durchbohrter Schneckenschalen bedeckt — Das Skelet lag in
mhender Stellung mit gekrümmten Beinen und Armen, wie man aus der vor*
trefflichen Photolithographie ersehen kann, die RiviIire in dem Berichte über den
tinternationalen Congress fUr prähistorische Archäologie« zu Brüssel, Taf. 6.,
niitcrefbeilt hat. In dem Erdboden kommen sowohl darüber wie darunter Zilhne
und Knochen von Hyänen, Löwen, wollhaarigem Nashorn, Mammut und anderen
pleistocänen Thieren vor, und aus diesem (} runde glauben der Entdecker und
Sir Charles Lyell, das Grab stamme aus einer Zeit, wo jene Thiere noch ge-
lebt haben. Der Schädel wird von Rivi£rb als lang, die Oberschenkelbeine als
gekielt und die Sduenbeme als platycemlsch geschildert VerbKltmase, die sich
ebenso bei den Skeletten aus Cro-Magnon, Gibraltar, Sclaigneaux und Noxdwales
finden. — Dawkins erklärt im Cregensatz zu Dbsoin, Lybll, Putcellv das Grab
nicht fflr palaeolithisch, sondern hält die Fundsdiicht fttr gestört und das Skelet
für jünger als d ie es umgebenden Thierreste. Wir halten den Grabfund Air
neolithisch, der in gleiche Periode fällt, wie der Skeletfund von Kirthhcim a. d.
Eck u. die Grabfunde von Halle a. d. Saale. — Vergl. Dawkins, >die Höhlen
und die Urciiwohner Europas«, pag, 205 — 807. Das Skelet befindet sich im
Jardm des i:^iantcs i\i Paris. C. M.
. Kj by Googl
Menun — Mqjhitis.
379
Menura, Davies (gr. mene Mondsichel, oura Schwanz), Leierschwanz, Vogel-
gattiinp der Familie Eriodoridac (s. d.\ Vögel von Fasangrösse. Die drei Vordcr-
zchcn sind ziemlich gleich lang, alle Krallen lang und gestreckt. In dem langen,
sechszchnfedrigem Schwänze sind die beiden äussersten Federn breitfahni^j 'iiid
leierförniig gebogen, die folgenden zerschlissen mit weitlUckig stehenden Straiilen;
die betden mittelsten haben eine geschlossene, aber nur einseitige und schmale
Fahne. Untenchwanzdecken von wolliger Beschaffenheit. Wir keimen drei
Alten von Leierschwänzen, M. st^ba^ Dav., die hitufigste, M. VktQHatt Gould
und M* Aihrti, Gould. Sie bewohnen die Waldgebiete Australiens, bauen ein
überdecktes Nest, welches nahe über dem Erdboden odor auf diesem selbst aus
Reisern tind Wurzeln errichtet und innen mit Federn ausgekleidet wird, und
sollen je nur ein Ei legen. Letzteres ist auf grauem oder graubräunlichem Grunde
dunkler gefleckt. Die Nahrung besteht in Insekten und Beeren. Rchw.
Meo, Volksstauun in den Gebirgen von Na-ham in Hinter-Indien. Die M.
fasiren sich den Schädel und lassen bloss einen Zopf stehen, wie die Chinesen,
tragen rieh auch wie diese, heirathen nur untereinander und huldigen dem Ahnen-
kult Sie unterscheiden sich von allen Umwohnern durch ihre Sitten und leben
in vollster Unabhftngig^^ sind aber auch noch weiter im wesüichen Tonkin
verbreitet. Sie sind sehr kräftig, sehr intelligent und verfertigen sich selbst die
nothwendigen Werkzeuge, bauen Reis, ALiis, Hirse, Lein, Bohnen, Gurken,
Melonen und auch Opium, das sie theuer verkaufen, aber nur in sehr bescheidenem
NIaasse selbst rauchen. Dagegen verstehen sie Maiswein zu bereiten, Rohrzucker
herzustellen und Papier aus Bambufasern zu fabriciren. Die M. sind geriebene
Handelsleute, wissen ihre Erzeugnisse sehr gut an den Mann zu bringen, ver>
binden aber damit eine meikwttrdige Veischwenduni^acht Ihrer Spiadie nach
au urtheilen, hängen sie mit den Miao-tse (s. d.) des fiatlichen China «i-
sammen* v. H.
MephitiA, Cuv., Stink(hiere, Mardeigattung zur Subf. Meiina, VfACin,, gehörig,
mit gestrecktem, niedrig gestelltem Körper, langem, dicht behaartem Schwänze,
kleinem zugesiiifztem Kr>pfe, nackter, dirVer, grosser und aufgetriebener Nase, kurzen
abgerundeten Ohren, 5 verbundenen Zehen und langen, schwach gekrümmten
Krallen. 32 — 34 Zähne Backz. finden sich bei Mephitis, s. str. Zorilla (Rhab-
dogaie) und Spilogalc; \ Backzähne bei Cotupalus). Der Höckerzahn im Ober-
kiefer ist auffiUIend gross und 4 höckerig. Besoiulen duutakterisllsdi rind die
grossen, in das Rectum mOndenden Anal* (oder Stink») Drüsen, deren entsetdicfa
penetrant stinkendes gelbes, ölartiges Sekret (als beste Verfbeidigungswafie)
mehrere Meter weit gespritzt werden kann. Die afrikanische Form der M.-Arten
sind die (von Giebel u. A. zu den typischen Mardern gestellten) Band Iltisse
(Zorilla, Gray, Tctonyx, Sund., Rhahdogale, Wacx.). Habitus marderartig, Reiss-
zahn länglich mit nach vorne gerichtetem inneren Höckeransatzc (2 Arten). M.
Zorilla. van d. Hoev., ^Maushundv, >Zorilla , 35Centim. lanp, Schwanz 25 Centim.
Grundfarbe des langen und dichten Pelzes glänzend sciiwarz mit (vanirenden)
weissen Flecken und Streifen. Heimath: A&ika und Klein- Asien. Nächtliche
Tbiere, die tagsUber im selbstgegrabenen Baue oder in Höhlen, Spalten etc
sich aufhaken und von kleinen Wirbelihierent Vogeleiem, Kerfen etc. leben.
Die amerikanischen Stinkthiere (von E. CouBS, dem Vorgange Gkay's folgend
als besondere Subfam. *M^hi(iMae€ betrachtet*) vertbetlen sich auf die Unter-
*) efr. *A Mooogrsph of Norfli American Mutelidae«. 8*. Washington 1877, pag. 187
bb a6o.
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gattungen Conepatus, Gray (Thiosmus, Marputius, F.yncodon, OzcVtchts), AfrpFrt/is
s. Str. C'.KAY und Spifo^aU, Gray. Für Noni-Amerika /,ähit Couks (s. u.) 4 Arfen
und mehrere Varietäten auf, darunter als l)ckanntcste M. mephitica (incl. der
Varietät M, mt$omelas, Licht. M. varians, Gray) »The common Skunk«, nor^
«DwikiuiiachM Stinkthier, »Chingac, 4oCentiin. lang; Schwans nnbedentend kOner,
Pel2 schwarz mit a weissen Rflckenstreifen, die (am Un^ninge) Aber der Nase,
am Widerriste und in der Kreusgegend atisammenflieBsen. Kinne» wdase
Flecken finden sich am Halse, an den Schultern, an der Aussenseite der Beine eCc
Schwanz bald mit 2 breiten weissen iJlngsstreifen, bald mischfarbig schwarz und
weiss. Heimath: das gemässigte Nord-Amerika (von der Hudsons Biv nnd dem
grossen Sklavensee bis Mexiko). — Af, macrura, I^Kur., »1 ,onp-taiied mexikan
Skunk« in Mextku. — M. (Spilosyal,') puforius (1.) Couks (syn. Af. intcrrupta, Raf.)
*The Little Striped Skunkc, Hmtersohle mit 4 Schwielen ;;^vorige Art mit 3) Farbe
schwarz oder schwärzlich mit zahlreichen Streifen und Fledcen. Schwanz weiss
getfipfelt; Körper (bis 33 Centim.) länger als der Schwans (umgefcdsrt wie bei
mofrura)» Heimath: sUdttche Unionsstaaten. ^ Conepahu mapurU», CouES (Ml
tumOa, Bemn. etc.) iThc White-backed Skunkc, der >Surilho< verbreitet sich
von der Südwestgrenze der Vereinigten Staaten Nofd-Amerika's südwärts liber
Mexiko, Central- um] Stid-Amcrika. — Abgesehen vom Gebisse zeichnet sich
diese Art vor den übrigen durch die stark verlängerte, herabgedrlickte Schnauze,
unicrstrindige Nasenlöcher und (für diese Gruppe) kurzen, wenig buschigen
Schwanz aus. Sohlen sehr breit, ganz nackt. Körper 40, Schwanz 28 Centim.
lang. Farbe schwarz oder schwärzlich, mit einem weissen RUckenstreifen» der
manchmal getheilt ist durch einen schwarzen Streifen (Uber der V^rbelsttale) und
nur selten in einzelne Flecken zerfiiUt. Schwanz weiss oder schwarz und weiss. —
Fossil und zwar postpliocen ist die in pensylvanischen Knochenhöhlen gefundene
M. /ron/aißt CoUES; auch in brasilianischen Höhlen traf LuND eine gleich-
altrige Form. — Pataeomtphitis Steinheimensis, Jäger, gehört zu Viverra. v. Ms.
Mequens. Kleine Indianerhorde Brasiliens am gleichnamigen Nebenflusse
des Guapor^. v. H.
Mera oder Mhair, \ ilksstamm in Vorder-Indien, wohnt in den AravuUi-
bergen zwischen Komulmer und Adschmir, wo er Ackerbau treibt. l>ie M. gelten
als iSm Zweig der Mina (s. d.), sind den Bhil sdir ähnlich, ebenso wild und
räuberisch, dabei ausgezeichnet tapfer, v. H.
MerAbeHn, sie sind identisch mit den Stämmen der Anisslimen, «ner Ab-
theilung der Kelowi (s. d.), und weihen sich ganz dem heiligen Leben und dem
Studium. V. H.
Merasig, Beduinenstamm Nord-Airika's, im Süden des Schott cl Dscherid,
im Dattellande. v. H.
Mcrcenaria, s. Vcnvis. V\. v. M.
Mercurago. Im Lago Maggiore unweit Arona entdeckte Moro in einem aus-
getrockneten Moore ein interessantes Pfahlwerk. Das Moor dehnt sich der
Länge nach ans und am nördlichen Ende, wo die Tiefe des Sees ehemals a bis
3 Meter betragen zu haben scheint^ stand ca. 40 Meter vom Ufer eine Reihe
1,60— a Meter langer und 15-- 37 Centim. dicker Pfähle, senkrecht in den unter
dem Torf lagernden Schlamm getrieben und durch Querhölzer mit einander ver-
bunden. Auf einer Fläche von 9 Meter Seitenlänge standen deren zweiund-
zwanzig, nie konkaven Schnittflächen an dem abgespitzten Ende verrathen ein
Instrumcut mit geschweifter Schneide. Auf der Scheide zwischen dem Torf und
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Mm — ' Merinoschafe.
381
dem Schlamm lagen auf einem Bette von Farrn unzählige Gcfässscheiben, einige
ganze Gefässe, Pfeilspitzen von Flintstein, Wietel oder Knöpfe und Lanzenspitzen
von Bronce, Haselnüsse, Komelkirschcn u. s. w. Die Pfeilspitzen waren zier-
lich behauen und gedengelt, die irdenen Clefässe kunstlos und von unge-
schläniniteni Thon. Ein interessantes Fundstück war ein Kanoe, ein 1,20 Meter
langer und i Meter dicker Baumstamm, etwa 30 Centim. tief ausgehöhlt, also ein
Einbamn. Denelbe hat leider nicht erhalten werden können; doch sahen Pn>>
fessor Gbstbldi und einige andere italienische Gelehrte nodi deutlich die Sparen
des Wericxengea, wdches zum Aushöhlen des Stammes gedient hatte. Die Scheibe
ist von Birkenholz, die Verstärkungen liegen bogenförmig zu beiden Seiten der
hochaufstebenden Nabe und sind von einer anderen Holzart. Bei diesem
mecklenburger Rade sieht man deuilich den Handwerker sicli nicht nur der
Axt, sondern auch des Feuers bei der Anfertigung bedienen: die rauhe Fläche
scheint eher abgebrannt als behauen. Der Cliarakter der Fundstätte und der
Fundgegenstande berechtigt zu dem Ausspruch, dass in dem kleinen See, der
sich später in Moor verwandelt, sich einstmals Menschen angebaut hatten, die
im Besitze von Stein- und Broncegerätben waren. — Veigl. Fsibdr. voh Hell-
wald, »Der vorgeschicfatliche Menscht, a. Aufl., pag. 314—315 mit Abbildungen
der Situation, ferner mehrerer roher Broncefunde. C. M.
Mere, Stamm der Kredsch (s. d.). v. H.
Meretrix, s. Venus. E. v. H.
Mergidae, Säger, Familie der Schwi rm ogel aus der Ordnung der Za/n/'///-
rostres (s. d.). Den Enten ähnliche Vögel, von diesen aber durch den zier-
lichen, schmalen und schlanken Schnabd mit hakenförmig gebogener Spitze
unterschieden. Auch ist die ganae Gestalt schlanker, derjenigen d» Kormorane
ähnlich, au wddien letateren die Säger den Uebergang bilden. Die vierte Zdie
hat die Länge der dritten, der Lauf ist höchstens so lang, als die zweite Zehe,
die Hinterzehe trägt einen breiten Hautsaum. Die Lau fbek leidung gleicht der-
jenigen der Enten, Die Säger laufen ihrer kurzen und weit nnrh hinten einge-,
setzten Füsse wegen schlecht, der Flug ist entenartig. Sie halten sich vorzugs-
weise an flicssenden Gewäs.sern auf, legen ihre Nester am Ufer unter Gestrii])p,
aul üäumen (in alten Raubvogelhoisten) oder auch in Baumlöchern an und
nähren sich von Fischen und kleinen Wasseitl^ercn, welche sie doich Tauchen
erjagen. Bei den typischen Formen der Familie, Gattung Mergtu, L., ist der
Unterkiefer ebenso breit als der Oberkiefer und beide »nd in ihrer gansen Länge
mit einer Reihe konischer Homzähne besetzt^ welche aof dem Schnabelrande
sit/.en, während die Lamellen bei den Enten seitlich am Kiefer angebracht sind.
Die Flügel überragen die Basis des Schwanzes, welcher meistens kürzer, selten
länger als die Hälfte des Flügels ist. Die 6 bekannten Arten bewohnen die nörd-
lichen Tireiten beider Erdhälften. Die im nördlichen Deutschland häutigste Art
ist der Gunsesägcr (M. nurganser, L.), Männchen mit schwarzem, Weibchen
mit braunem Kopf. — Als zweite Gattung gehören zur Familie die Borsten-
Säger (s. Rhaphipterus). RcHW.
Meija oder Merjänen. Finnische Völkerschaft im alten Ruasland, um Rostow
und an der Kletschtschina wohnend; sie «nirde von den Warägern unter-
worfen. V. H»
Iferino-Sdiafe» feinwollige, spanische Schafe, die nach der Ansicht einiger
Autoren durch die Mauren nach Spanien gebracht wurden, nach Anderen da-
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383
BicrinoKlwfe.
gegen die iberische Halbinsel schon von Alters her bewohnt haben sollen.
Einige geschichtliche Daten scheinen der let;^teren Ansicht eine gewisse Wahr-
scheinlielikeit zu verleihen, l'eber cien Ursprung des Wortes ^Mcrinot bestehen
gleichfalls diftercnte Anschauungen. Manche vindiciren diesem Namen die Be-
deutung von »krause und nehmen bei der Ableitung desselben Bezug auf die
starke Kiftusdung der M«riiiO''WoUe. Andere sind der Metnan^ daas die
Schafe urq>rttnglich »marinas«) d. i. Uber das Meer gekommen» geheisscn haben.
Einige leiten die BexMchnimg von »moedinosc, welches Nomaden bedeate» ab.
Am ongeswungensten dürfte dem Namen indess die Bedeutung von »flüchtige,
»unstätt, umherziehende, »wandernd« u. dergl. untergelegt worden, da die Be-
zeichnung ursprtingürh nur auf die edlen Wandcrscluile Anwendung fand. Das
Vorrecht des Haltens von Wanderscliafcn besassen nur der König und die
Klöster, sowie ein Theil der Aristokratie. Diese bilden unter sich eine Ver-
einigung, die »Mebia«. Alle übrigen, niclit zur Mesta zählenden Heerdenbe-
sitzer durden ihre Schafe nur innerhalb ihres eigenen Besitzthums weiden. Die
Schaf heerden wurden dadurch unterschieden in Wanderschafe, »Transhumantes«
und in Standschafe, ^Estanles«. Letzlere sollen nach Stumpf Abkömmlinge der
ersteren sein, deren Wolle durch die schledite Sommeitrift an Werth verlor.
BOBM (Die Schafzucht. Berlin 1878) ist indess geneigt anzunehmen, dass die Be>
sitzer der Transhumantes ihre mit gröberer Wolle bewachsenen Schafe verkauften,
lim eine grössere Ausgeglichenheit in der Herde zu erzielen und neben diesen
vielleicht auch noch solche abgaben, wclcfu 1 schwerfallig in den Körperformen
und zu schwerwollig im V'liesse waren umi desshalb die den Transhumantes
durchaus nöthige Marächfahigkeit niclu hinreichend besassen. Ausserdem hebt
Bamt hervor, dass gerade miler solchen Verhältmssen sehr häufig Kreuzungen
von Böcken aus TranshumanteS'Heerden mit anderen Racen vorgekommen sein
dflrften, um werthvollere Wollen au enielen. Die Merinoschafe werden in
Spanien, gleichviel ob Wander- oder Standschafe, nach der Fdnheit ihrer Wolle
unterschieden in i. die leonischen, auch leonesischen, welche die feinste
und werthvollste Wolle tragen tmd durchweg Transhumantes sind; 2. die sego-
vischen, welche mittelfeine Wolle haben und gleichfalls Wanderheerden
bilden und 3. die sorianer, welche eine relativ grobe Wolle besitzen und häufig
Standschafe sind. Merinoschafe wurden zur Veredlung anderer Racen, sowie
zur Producdon feiner Wolle in reinblütigcn Heerden schon frOhzeitig in Eng-
land und Schweden, später in Deutschland, Oesterreich, Frankreich u. s. w. ein-
geführt. Ausserhalb Spaniens, insbesondere in Deutschland, Oesterreich-Ungam
und Frankreich werden die reinen Merinos je nach den Heerden, von welchen
ne abstammten und nach der eingeschlagenen Zucbtrichtung in sanft wollige
»Elektoral-« (auch »Eskurial-«) und in kraftwollige >Negretti-« (auch
»Infantado-) Schafes (s. d.) unterschieden Tn Frankreich erreichte die Zucht
der letztereti L-ine hohe Vollkommenheil im Kambouilletschaf (s. d.), dem
kräftigsten und woUieichsten aller Merinos. Die Merkmale, wehl e für das
Klektoralscli&f bei dem deutschen Wollconvente i. J. 182J zu Leipzig angenommen
wurden, sind: Ideine Figur; feiner Knochenbau; langer, schwacher Kopf; ferner
Kala; hoher, scharfer Stock mit schmalem Rücken; schmales, abgeächUlienes
Krens; seichte, enge Brust und engen Bauch; hohe Bdne mit mageren Schultern
und Schenkeln; ■ feines Fell ohne Falten mit schwachem Köder; feine Wolle
mit kleiner Kräuselung; Kopf mit den Ohien, Bauch und Beine bis aum Knie
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Meftiio*Sdivnciii6 — McHmi»
383
und Sprunggelenk herauf nackt; VUess nicht gescMossen; Fettacbweiss butter-
artig. (Das Uebripe s. a. a. O.). R,
Merino-Schweine» die mit den wandernden Scliafheerdcn in Spanien ziehen-
den Schweine. R.
Meriones, Illiger. Nagergattung der Reiutmäuse (s. Merionides) der GaU.
GerbUhu (s. a. d.), mit der Bie auch von A. Wagmsr» Giebel etc. vereinigt wurde,
nichstverwandt; sie unterscheidet sich indess von dieser durch einige oeteo-
logische Merkmale, so durch den hinten abgefttutst erschdnenden Schttdel, durch
den Verlauf des Jochbogens, indem dieser Uber der Obetldefer-Backzahnreihe
bleibt, anstatt sich bis zu dieser herabzuziehen w. s. w. — Hierher gehören
Af. tamaricinus, Kühl, oben gelbh'chgrati, nacli hinten liräunlich, unten, sowie
über den Augen und liinter den Ohren und an der Oberseite der Pfoten weiss,
Sthwan/.ijinsel braun. Körj)er 17, Schwanz 14.1; Ccntim. lani?. — Am Caspi-See.
— AI. mer itiianus, LiCHisr., rüthlichgraugelb, unten wci^^, Kehle und Ürust gelb-
lich, mit braunrolhem Längsstreif, der Schwanz rothgelb, die Sohlen weiss be*
haart« Körper 10,5 Centim. — etwas länger als der Schwant. — Ka^sdie
Steppen. M. lacematus, Rüpp., in abessinischen Erdhöhlen etc. — s. auch Jaculus>
Jaculina und Dipus. v. Ms.
Merionides, Wagn., »Rennmäuse«. Untcrfam. der Murhta. Die hierherge-
zählten, der östlichen nemis|>härc (Afrika, Süd-Asien, Südost-Kuropa) angehörigen
Arten zeichnen sicli durch /.iemh'ch untersetzten Körjjer, kurzen und dicken Hals,
zugespitzte Schnauze, nahezu körperlangen, dichtbehaarten, bisweilen »gepinselten«
Schwanz und verlängerte Hintcrextreniitütcn aus. 5 Zehen, aber Vordcrdaunicn
etwas verkümmert. Ohren frei, wenig behaart, gross. Oberlippe seicht einge-
schnitten. Pds dicht, weich, oben rostigbraun oder fidil, unten heller bis weiss.
Schädel miUiseartig, mit grossen ßuUae tympankee, BadtxMhne mit queren
(elliptisdien oder rhombischen oder in der Mitte gebrochenen) Lamellen. V. Cakus
führt als Hauplgatt auf; Mystromys, Wagn., GtrbiUus., Desm., Merionts, Iluo.,
Psammomys, RüPP. und Euryotis, Brants. (s. Otomys, F. Cuv.) v. Ms.
Merista (gr. getheilt). Süss, jjaläozoische Brachiopode aus der Familie Spiri-
feriden, mit einer eigenthiimlichen, stark gewölbten Platte im Innern, welche von
den hohen Zahnplatten der gro ^crcn oder durchbohrten Schale umfasst wird
und mit ihren divergirenden Sciienrandern im Grunde dieser Schale befestigt ist,
wühr^ die Innenseite der kleineren Schale eine hohe mittlere Scheidewand
hat Mehrere Arten im Silur und Devon von Europa und Nord-Amerika. Nahe
verwandt ist Ikrisitßa, die aber jener Platte entbehrt; MtrisUüa h/mida hjtulig
im Silur der Insel Godand. Beide gehören su den grösseren Formen dieser
Familie. E. v. M.
Merizigue, eine geschätzte Pferderace des westlichen Theiles der alpirischen
Sahara. Die Thiere sind von grauer Farbe, sehr dauerhaft, gut gewachsen und
sehr »massig«, aber weniger gross und weniger wertli als die HSymours und
Bou Gharebs (s. d.) Sie werden hauptsächlich von den gewöhnlichen Reitern,
welche lange Wege zu machen und grosse Anstrengungen zu ertragen haben,
gesucht Dauiias, die Pferde der Sahara, deutsch von C. Ghabfb. Berlin 1853). fL
Merlan « Wittlimg, Gadw merUmgus, Lv ^ Mtrtmifits rnJlgarts, Cuv., s. a.
Gadus. Bartfäden sehr klein und dann oder fehlend. Erste Rückenflosse niedrig,
oben stumpf abgerundet. Schnauze etwas vorstehend, spits. Dieser Charaktere,
hauptsächlich des wenig entwickelten Bartfadens wegen hat man den Fisch mit dem
Köblerdorsch (s. d.) und anderen zusammen in einer besonderen Gattung Merhmgus*
384
Meikogai — Menudten.
2uin Unlerächied von Gaäus, gestellt Kr ist heiler gefärbt als der Dorsch, am
Bftuche weiss, mit einem schwanen Fleck in der Achscli 40^60 Centim lang.
An den Kttslen des n(Srdlichea Europa, stellenweise sehr häufig, kommt linscb,
zuweilen auch gesalzen und getrocknet in den Handel. Fleisch weniger ge-
schätzt Klz.
Merlangm, s. Merlan. Ki^.
Merle — Schwarzdrossel, s. Turdinae. Rchw.
Merlinfalk, Steintalk, /•'. rcgulus, Pall. (aesaJon, Gm.), s. Falconidae. RcHW.
Merluccius, Ci v, Hechtdorsch, nattting der Anacanlhuien-Fischfamtlie
Gadidae. Körper gestreckt, mit sehr kleinen Schiii)|)i n. 2 Rückenflossen, i Alter-
flosse. Schwanzflosse selbständig, Ikirteln fehlen. Kräftige Zähne an den Kiefern
und am Vomer in 2 — 3 Reihen, Bauciitlussen 7 strahlig. 3 Arten. M. vulgär is,
Flkm. (Gadus merhtceius» L.). 2^hne stark und lang. Unterkiefer vorragend.
Rttcken und Schwanzflosse stark gerundet, Mtmdhöhle schwarx. Wird bis
1,25 Meter lang. ROcken braungrau, mit schwarzen Punkten. Im Mittdmeer»
geht nördlich bis zum 62 ^ auch in Nord- und Ost-See und Nord- Amerika. Er
ist ein gefrässiger Räuber, der oft in grosser Menge den Schaaren der Anchovis
und Pilcharde folgt. Fleisch schlechter, als das des Kabeljaus und meist gedörrt
zu >Stockr)'=rlu verarbeitet. Eine Art bei Chile. Ki-Z.
Mermithidae, Cijvus (gr. = Fadenähnliche). Fam. der Fadenwürmer,
Nemafoda, Rud. Lange, dtinne Würmer mit Nahrungsschlauch, aber im entwickelten
Zustand ohne offenen Mund und Anus (Schneider). Die Mundstelle ist mit
6 Papillen ausgestattet Das Mas hat zwei Spicula und drei Reihen von Papillen'
am Schwanzende. Das von Meissner (B«ttäge zur Anatomie und Physiologie
der Gordiaceen) beschriebene, compltcirte Nervensystem wurde von späteren
Forschem nicht als solches anerkannt. Die Eischalen tragen büschlige Anhänge,
die Embryonen am Kopf ein Stilet zum Einbohren. Die Mennithiden verbringen
ihr I,ar\'cnstadium in der Bauchhöhle verschiedener Insekten, in Schmetterlings-
raupen, auch Käferlarven, bilden sich da zu ihrer späteren Gestalt aus, verlassen
aber dann die Insekten, um in feuchter Erde erst geschlechtsreif zu werden, aber
ohne hier weitere Nahrung auf/unehaicn. Oft treten sie in solchen Massen auf,
dass man von Wurmregen gesprochen bat. Die früheren Forscher kannten nur
die parasidschen, in Insekten lebend«i Larven und rechnete sie zur Gattung
FUmi. E^t DujARDiK fand die geschlechtsrrifen 'Hilere, eikannte den wahren
Zusammenhang und beschrieb eine Art genau. Hierher die Gattung Mermis,
DujAKDiN, bis jetzt mit zwei Arten, ilf. nigrescens, Duj., schwärzlich, bis
ISO Millim. lang. Soll nach D. als I.ar\'e in Engerlingen leben. Ihre Entwick-
lungsgeschichte scheint noch complicirter, wenigstens behauptet LEUi-K\RT
(Menschliche Parasiten 11, pag. 97, Anmerk.), dass die Embryonen dieser Mi-t nüs
zunächst in weisse Planarien einwandern, um hier in der Muskelsubstanz des
Kussels ihre erste Metamorphose zu bestehen. Eine zweite Art, M. albicans,
V. SiEBOLü, findet man in Deutschland stellenweise sehr häuflg, zumal im Herbst
in feuchter Ackererde und unter Rasen. Bei dieser Art beobachtete Siebold das
Einwandern der Embryonen in die kleinen Raupen von Tl$i€a twm/mtUa, Die
räthselhafte Gattung, Leon Dufouk., mit Sph* dmndi, Leon, die in Hummel-
weibdien schmarotzt, wird am besten, nicht wie manche Autoren thun, hier bei
den M., sondern bei den Anguilluliden untergebracht. S. Sphaerularia. Wd.
Memakcn. Bezeichnung flir die Abkömmlinge von Chinesen und Java*
nen. v. H.
. Kj - Cl by Googl
Merodon — Mcropidae.
385
Merodon, Meic. (gr. Schenkel und Zahn), Schenkelfliege. Eine FUegen-
gattung aus der Familie der Syrphidae (s. d.), welche sich durcli dicke, vor der
Spitze unten einzälinige Hintersclienkel und ein clliptisclics Kndp;licd mit nackter
Borste der 3gliedrigen Fühler auszeichnet. Von den etwa 27 mehr im Süden
Europa's lebenden Arten zerstört die Larve des M. narcissif Fab., bisweilen die
Narcibbenzwiebelu. E. Tü.
Meromyaria, Scuneidsr (gr. » mit getbeilten Muskeln). Schneider theilt
in seiner Monographie der Fadenwttrmer, NenuUoda (s. d.), diese in drei Unter-
Ordnungen, deren eine er Mermiyarm nannte sofern die Muskeln bei ilmen in
acht Streifen getbeilt sind. Hierher gehören besondm Os^ftuis und StroniJh
hu. Wd.
Meropidae, Bienen fr esser, Vogelfamilie aus der Ordnung der SitzfUssler
(s. Insessores), zunächst mit den Königsfischern (Eisvögeln) verwandt, unter-
schieden durch schlankere Gestalt, säbeltormigen Schnabel und spitzere flilgel.
Der Schwanz zählt stets 12 Federn, ist bald gerade abgestutzt, bald ausgerandet
oder gabelförmig; häuüg sind die beiden mittelsten Federn stark verlängert. Wie
die Köoigtfischer sind die Bienenfiesser Cbaraktervögel der Tropen. Die Mehr-
sahl der bekannten 40 Arten bewohnt Afrika, wenige Ladien, die Sundainseln und
Madagaskar, eine noch Neu-Guinea und Australien. Auch das Mittelmeeigebiet,
Nord-Afrika, Südwest-Asien und Sud-Europa wird von mehreren Arten bewohnt,
vrelche hier indessen nicht mehr Stand-, sondern nur Sommervögel sind. Aus
der Verbreitung ergtebt sich klar, dass das Schöpfungscentrum der Familie in
Afrika liegt. Mit Ausnahme der Waldspinte (Gattung Nyctiornis) sind die
Bienenfresscr sehr gesellige Vögel. An steilen Ufern oder Hügelabfallen nisten
sie kulumenweise nach Art unserer Uferschwalben, indem bie tiefe Hölllungen
wagerecht in den Boden graben. In dem hinteren, etwas erweiterten Theile
dieser oft metertiefen Gänge werden die glünzend wdssen Eier ohne j^Uche
Unterlage auf den blossen Sand gelegt Nach Beendigung des Brutgeschäikes
begiebt sidi die ganze Colonie auf die Wanderung und streicht Nahrung suchend
umher. Findet eine solche wandernde Schaar ein Gelände welches reichliche
Beute bietet, so verweilt sie hier wochenlang, um sodann neue Jagdgründe auf-
zusuchen. Den dichten Urwald meiden sie; Steppengegend, freie, mit zerstreuten
Bü&chen und Bäumen durchsetzte Grasflächen bieten ihnen zusagende Aufentluüis-
orte. Auch dem Laufe der Flüsse folgen sie, die BUsche und Bäume des Ufers
als Rastpunkte benutzend und über den Wellen Insektenjagd betreibend. Kerb-
tiiiere bilden ihre ausschliessliche Nahrung, und aufbllend ist es, dass sie auch
den mit einem Giftstachel versehenen Wapen nachstellen und diese Kerfe, ohne
den Stachdl vorher zu entfernen, unbeschadet verschlucken. Die Bienenfiresser
vermögen eine Landschaft in höchst anziehender Weise zu beleben und sind nebst
den Webervögeln die auffallendsten Vogelgestalten Afrika's. Ist von einer wan^
dcrnden Schaar ein Gebiet zu längerem Aufenthalt erwählt, so sitzen die zier-
lichen Vögel alientlialben auf hervorragenden Spitzen der Büsche und Bäume
mit glatt anliegendem Gefieder, den Schnabel in die Höhe gerichtet, das Gelände
beobachtend. Bald stossen sie nach Art der Fliegenfänger von ihren Warten
aus auf vorüberfliegeude Insekten, um nach dem Fange auf ihren Beobacbtungs-
posten aurttckzttkehren, bald erhebt sich die ganze Schaar in die hohe Luft;, um
nadi Scfawalbeaart im Fluge auf Beute zu stossen oder einander spidend zu ver*
folgen. Gleich Pfeilen schiessen die^fluggewandten Vögel dann durch die Lufl^
wobei ue beständig ihre schrillen Locktöne hören lassen. — Auf Grund der
Zool., AmMvoL «• Bthnotaffioi. Bd. V. 95
MerostomaU — Mesaya.
FlUgelbildung sind drei Gathingen zu sondern, welche steh auch in der
Lebensweise unterscheiden. Bei den tyjjischen Formen, den Schwalbenspinten
(MeropSy L.) ist die erste Schwinge verkümmert, sehr kurz nnd lanzettförmig,
kaum länger als die Handdecken; zweite, seltener /weite und dritte Schwinge
sind am längsten, im Schwänze in der Regel die beiden mittelsten Federn ver-
längert und in eine Spitze auslaufend. Diese Arten fangen nach der Weise der
Schwalben ihre Beute im Fluge und bewegen sich oft stundenlang im Spiele
fliegend in der Luf^ wob« sie sich gern in bedeutender Höhe hallen. Ab Rast-
punkte wflhien sie meistens höhere Bäume. Zu den Schwalbenspinten gehOrt der
in Sdd-Enropa vorkommende Bienenfresser Mrrops apiastcr, L. — Die beiden
anderen Gattungen sind die Feld- und Waidspinte (s. Melittophagos mtd
Nyctiornis). RcHW.
Merostomata, Dana (gr. meros Sciienkci, Stoma Mund) = A'/Z/z^i/zr«: (s.d.). Ks.
Merotrypasta , Haf.( kkf. iS8i. Im Gegensat?: 7\\ den Holotrypasta die
2. Unterklasse der Radiolaiien, mit nur theilw eise durchbohrter Kapselmembran. V\ .
Merrais. Fider Araberstamm aa der Nordgrenie dar Kleinstaaten Süd-
Arabiens. T. H.
Hertensidae. Familie der Rippenquallen in der Ordnung der Satcßtae oder
C^fi^^idm im weiteren Sinne. 9Rdrper compriroirt, Magenachse kttrzer als die
Trichtcrachse. Subtentarularc Rippen länger als die subvcntralcn, höher und
weiter vom Sinncsi)ol ab entspringend, als diese. Flügelarttge Anhänge fehlen
am Sinnespolc (Chun). Pf,
Merula, s. Turdidae. RcHw.
Merulinaceae, M. Edw. u. H., eine Uebergangsgruppe zwischen Fungiaceen
und Asträaceen, den ersteren nahe stehend durch ihre zusammenllicsscnden
Septa und die poröse untere Fläche, während ihnen Inteiseptalbälkchen (synap-
Ücuhe) fehlen, und dagegen die filr die Asträaceen charakteristischen Inter-
septalquerplättehen (dissepimeiUa interseptaiia) vorhanden sind. Man hat sie da-
her auch Psmdiffim^dae genannt. Nur i Gattung Msrußua von dem indischen
und stillen Ocean. Klz.
Mcrycotherium, Boj., fossile Säuger-Gattung der Vpm. Tylopoda, begründet
auf angebhch in Siliirien vorgefundene obere Backzälinc, welche auf eine nahe
Verwandtscliaft dieser Gattung mit jener der Kamele hinweisen (?). v. Ms.
Merzen = Bracken (s. d.). R.
Mes'aid. Beduinenstamm des Jordanthaies, v. H.
Meaalia, s. Tumtella. E, v. M.
Meuspia» Copb « GerrhonHus, Wkgmamm. Pp.
MeMQra. Zwdg der Omagua (s. d.) zwischen dem Japura und dem oberen
Apopari in Brasilien, Nachbarn der Miranha, Kannibalen aus Rachsucht. Sprache
und Sitten haben bei ihnen im Laufe der Zeit manchen Wechsel erfahren. Das
sackartige Gewand der Omagua hat bei ihnen einer Art Iliirtcnsrhurz Platz ge-
macht. Diesen verfertigen sie aus seilartigen Strängen, welclie sie aus den Haaren
des schwarzen Coataaffen zusammendrehen. An diesem Schurze befestigen sie ein
Stück braun gelarbLen BaumwoUenzeuges, welches unten mit allerlei bunten Federn
gezielt wird. Männer und Fhiuen sdimttcken das Gesicht mit langen Bfimoseii'
dornen, wdche sie durch Löcher in der Oberlippe stecken. Als Waffen dienen
Bogen und Pfeile, eme Keule und ein am obem Ende gespaltener Stab, der als
Schleuder benutzt wird. Aus dem milchichen Safte der Herva bereiten sie aller-
lei Trinkgeschirre, Röhren, Köcher, Sandalen und birnenförmige Klystieispritzen.
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Mescaleros — Mesiates.
387
Die M. kennen dem sehr unzuverlässigen Palx Marcoy zufolge ein höchstes
Wesen, von welcliem nlles gcschalTen worden ist und das ITiniiiicl und Krdc in
Bewegung hält. Sie wagen niclit, demselben einen Namen zu geben. Sein sicht-
barer Vertreter ist der Vogel »Bucque . (Tro\;on (urucui). Ks giel>l /.wei
Sphären; die obere ist durchsichtig, die untere dunkel. In der erslerca wohnt
die Gottheit, welche mächtig, verständig und gütig ist; in der zweiten leben und
sterben die Menschen, welch» nach ihiem Tode belohnt oder bestraft werden.
Die beiden Gestirne Sonne (»Vei«) und Mond (»Yac^«) spenden abwechselnd
der oberen Sphäre das Lidit Die Sterne sind vorhanden, um den Mensdien
auf der unteren Sphäre Licht zu geben. Auch von einer grossen Flut
wird erzählt. Alles dies klingt zienilicli unwahrscheinlich im Zusammenhange
mit der Meldung, dass die M. nur bis drei zählen können, dariil)er hinaus nur
vermöge der Verdopplung. Im Giftbereiten sind sie sehr erfahren. Sie haben
>Payesfc, Zauberer oder Hexenmeister, die zugleich Aerzte .sind. \'iel\veiberei
ist erlaubt. Leichen werden zerschnilien, das Fleii>ch verbrannt, die Rnochen
aber aufbewahrt v. H.
MescaleroB* Stamm der Apatschen (s. d.) am Rio Fecoa^ welcher aus der
Aloepflanze das Mescalgetittnke destilliert v. H.
Mesdhalclia-Stfiiiime. Araber SOd'Arabiens zwischen Hadramaut und Süd-
Jemen. V. H.
Mcscha-Stele. Eine Säule des Moabiterkönigs Mescha, weklic dieser auch
in der Bibel genannte Fürst als Siegesdenkmal zwischen 855 und 880 n. Chr.
aufstellen lics.s. Zugleich ist dieser Stein von Dhilan das älteste bis jetst be-
kannte Denkmal in alphabetischer Schrift. C. M.
Meschtscherjaken. Volk auf dem europäischen Abhänge des Ural, wahr-
scheinlich der Abstammung nach zur ugrischen Familie, sprachlich aber zu den
Türken zu rechnen und auch dem Islam ergeben. Kopfzahl 125000, welche
flbeiall zwischen den Baschkiren und Teptjären wohnen; sie leben zum Thdl
nomadisch und werden fast alle Soldaten, sind xortreffliche Reiter und ausge-
machte Pferdediebe, lieben den Branntwein ( Wodka«) daneben Kumyss, Alran,
Kwass und >Rufa« (Bier). Sie gleichen den Tataren, nach Herrn K. v. Uifatw
aber den Wogulen (s. d.), tragen ein V)laues Hemd und prunken gern mit ihren
Kleidern; die Männer /iehcn .sich bisweilen fünfmal des Tages um und haben
stets ein ritterliches An^enen. v. H.
Meaeni. Bewohner des babylonischen Mittellandes im Alterthum. v. H.
Mesenoqihalon, s. Nervenqrstementwicl^lung bei Gehirn. Gsbch.
Mesen'sdie Pferde, kleine ponyfthnliche Thiere mit kräftigen Gliedmaassen
und guten Gingen ; dabei besitzen sie grosse Genügsamkeit und Ausdauer. Die
Heimath derselben ist das Flussgebiet des Mesen und der gleichnamige Kreis im
russischen Gouvernement Archangelsk. Die Kaiserin Katharina 11. hatte daselbst
dänische und andere Hengste zur Verbesseruog des Landschlags aufstellen
lassen. R.
Mesenterialfalten und -faden, s. Gekrösfalten. Klz.
Mesenterium, d. i. die den Darm umfassende und an der liinterea Bauch-
wand sttspendaxte Duplicatur des BauchfeUes, s. Peritonaeum, Gekrdaplatten- und
Veidauuiigsoigane>£ntwicklung. v. Ms.
Mesenteroii, s. Verdauungsorganeentwicklung. Grbch.
Mesiates. Völkerschaft der alten Provmz Rhätien, am Lacus Verbanusi sUd>
östlich von den Rhonequellen wohnend, v. H.
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388
Mesit — Mesogastrium.
Mesit. Rldnei Usbekenstamm im Zarafschanthale. v. H.
Mesites, Geoffr. (gr. Vermittler), Stcl zenralle, eigenthümliche, auf Mada-
gaskar heimi'-rhe VogelgattunfT , hinsichtlich der allgemeinen Köqjerform den
Piltas ähnelnd und früher auch dieser Familie ^nge^ählt, in neuerer Zeit aber auf
Grund der anatomischen Verhältnisse imtcr die Rallen gestellt und zwar den süd-
amerikanischen Soonenrailcn (Eurypy^a) angereiht. Von den typischen Rallen
weicht die Fona durch den Ungen Schwanz und das Bindehäutchen zwischen
den beiden äiutseren Zehen ab. Ueber die Lebensweise ist nichts bdcannt vmtU'
gtia, Geoffr., rothbrann, von der Gr^Jsse einer Drossel. Neuerdings wird noch eine
sweite» jedoch nur sehr wenig abweichende Ar^ M. unk^oTt Dasii., unter*
schieden. Rchw.
MesmerismoSf s. Magnetismus. J.
Mesoarium, s. weibliche Geschlechtsorgane-Entwickelung. Grbch.
Mesobema, Hor>r,s. = Urva, Hodcs-, B. Herpestes, III. V. Ms*
Mesoblast, s. kemiblätter. Gkuch.
Mesoblastische Eier, s. Furchung des Kies. Gkbch.
Mesocena, Ehbc.i wahrscheinlich Synonym zur Radiolarien-Gattung Lithocircus,
JOH. Müller. Pf.
Mesoderm = Mesoblast, s. Keimblätter. Gkuch.
Meaodciina (gr. Band in der Mitte), Deshaybs 1830, oder Ihphiü (mytho-
logischer Beiname der Venus, von Lamarck 1799 vorgeschlagen, aber in seinem
Hauptwerk wieder aufgegeben und seitdem bei den Schmetterlingen vergeben)
Muschelgattung^ in den meisten Charakteren mit Donax Übereinstimmend, aber
durch die l^age des Schlossbandes innen zwischen den Schlosszähnen abweichend.
Rand glatt; Färbunc^ vorherrschend einfach hell gelb oder weisslich. M. corneum,
PoLi, oder dotuictlla, Lamarck, abgerundet keilförmig mit kürzerer Hinterseite,
kaum 2 Centim. lang, im Mittelmeer. Grössere Arten, bis 12 Centim., in den
Meeren der südlichen Erdhälfte, besonders Chile und Neuseeland. Monographie von
Reevf. 1854, 31 Arten, auch tertiär-fossil. E. v. M.
Mesodinium, Stein. Gattung peritricher Infusorien aus der Familie Tru}u>-
^nUat* Für die genaue Beschreibung s. Entz, Zettschr. f. wiss. Zool. 1883,
pag* 167 ff. Bbrgh hält die Gattung für die niedrigste der Ciliaten, durch welche
der Uebeigang nach den Gliaflageltaten vermittelt werden soll. (Aih^. Phys. XXH,
1880, pag. 505 £) Ff.
Mesodiodon» Duv.-^Mesoplodon, Gkrv., s. Ziphius, Gray. v. Ms.
Ifeaodon (gr. Mittel-Zahn), Rafinbsque 183 i, Unterabtheilnng von Heßx,
charakteristisch ftir Nord-Amerika; Schale gedrttckt kugelige vertikal dicht ge-
streift, einfarbig gelb, mit breit umgcschln^enem Mundsaum und in der Regel
einem etwas schiefen Zahn auf der Mitte der Mündungswand; Nabel geschlossen.
Kiefer stark gerippt. Helix (M.) oUbolabris, Say, 3 Centim. im Durchmesser, ohne
Zahn, eine der verbreitetsten Arten in Nord-Amerika, von Canada bis Arkansas und
von Georgia bis Minnesota, auch postpliocän im Mississippithal (Biney). Diese
Abtheilung geht durch stufenweise Ausbildung von weiteren Zähnen an den
MOndungnSndem gaiu allmählich in Triodtfsis, Kafinesque (gr. Drei-Zabn<Gesicht),
fiber, die auch in Nord-Amerika sahireiche Arten zählt, aber auch eine, JSeMx .
ßersmute, in Deutschland. £. v. M.
MesogaBtrium heisst der sum Magen tretende Abschnitt des Mesenteriums,
s. Peritonaeum und Verdauungsorgane-Entwickelung. v. Ms«
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Mesogulnda — M Motroc^
389
Mesogastrula ist eine Gastrula mit Nahrungsdotter, welche bei unvollstän-
diger Furchung meroblastischer Eier vorkommt. (iRHCü.
Mesokephalen sind Mittcllangschädel, deren Längenbreitenindcx nach der
internationalen Vereinigung von 75, i bis 79,9 reicht J. Ranke, »Der Mensch«,
I. Bd. pag. 380—381. C. M.
Mesolitfaisdies Zeitalter oder die Secundärseit der orgamschen Efdge-
schichte ist das Zeitalter der Reptilien und Nadelwjüder und umfiust die geo-
logischen Perioden: Trias, Jura und Kreide. Grbch.
Mesom/S, Wacn., südamerikanische Nagergattung der Familie Echimyina,
im Zahnbaue und durch die Stachelbekleidung des Körpers sich der Gatt. Fchimys
W.^TERH., anschliessend, aber gedrungener gebaut, mit breitem, dickem Kopfe,
scharfen Grabkrallen und kur/cm, dicl.t behaartem Schwänze. M. spitiosus, Burm.,
26 Centim. lang, oben dunkelrüthbraun, seitlich heller, röthlich, unten heiiruth-
gelbbraun. —Lebt sttbterran, in gewundenen Gängen, bei Tage ventedct v. }S»,
Mesonema, Eschscholtz 1829 (gr. mit Fäden in der Mitte), Leptomedusen«
Gattung aus der Familie Aequ&rtidaet Snbf. Bffyionmmae. »Zahlreidie emfache,
getrennt aus der Magenperipherie entspringende Radial-Canäle. Magen weit
und flach ohne Schlundrohr. Seitliche Magenwand rudimentär, sehr niedrig.
Mundöffnung weit klaffend, ^^und^and mit zahlreichen gekräuselten Fransen oder
Mundlappen«. Untergattungen: Mesonemanna, McsotKtnella und Mesonem'tda,
H.ÄCKRL. — Nach Claus (1883) ist die ganze Gattung Mcsonema nur ein Stadium
von Acquorea ForskaUa. — M. pensiü, Eschsch., im Mittelmeer. Pf.
Mesonephros, s. Hamorganeentwickelung und Nierenentwickelung. Grbch.
Mesopachys, Oerstbdt (griecb. dick in der Mitte) Galtung der Borsten-
wfirroer, Ord. MraiuAiata, Farn. JBfifAyiraeidae, Die Borstenbtlndel stehen zwei-
seilig, die Borsten selbst lang;; haarförmig* Lebt nicht im sQssen Wasser wie
ihre Verwandten, sondern im Meere. Wd.
Mesopeltis, Cope. Kleine Dipsadiden-Gattung aus Mittel-Amerika. Pr
Mcsophaiyngidae , Schmarp.\ (gncch:=mit Schlundkopf in Her Mitte).
Kam. der Strtidehviirmer, Turbcllaria, Ehrknrkro (s. d.), und zwar drr Rhabdo-
cptla. Hal)en einen centralen Mund und einen cyUndrischen Schlundkopf. Leben
im süssen Wasser. Wd.
Moopithecus pentelicua, Wagk., fosnle Affenart, swischen den Aiährih
pffmotfka L., und den Qnopiüecm, Is. Gaomt. vermittelnd, aus den ober-
miocenen Schichten von Pikermi. v. Ms.
Mesopterygiiini, s. GHedmaassenentwickelung. Grbch.
Mesordlianif s. männliche Geschlechtsorgane-Entwickelung. GaecH.
Mesorectum, s. Verdauungsorp^aneentwickelung. Grbch.
Mesostomidae, Dir-fcs, Farn, der Rhabdocoelen Strudelwürmer, Turbellaria
(s.d.), Mimd m der Mitte des Körpers, Schlund ringförmig. Zwei Augen. Leben im
süssen Wasser. Hierher die Gattung Aksostomum, Ducte. Wd,
Mesotes, Jan. Coronellinen-Gattung. Pf.
Mesolborax, s. Brust E. Tg.
Meaotricfaa (gr. mitten behaart), Merbschkowskv 1S79. Flagetlaten-Gattung
ans dem Onega-8ee. Nach BOischu Qahresber. ZooL Stat. 1879, P^' i^9) vo^^
gleich Rkaphidomonas^ Stbk. Pf.
Mesotrocha (griech. = mit einem Rad in der Mitte). So nennt Schmaroa
diejenigen Borstenwtirmerlarvcn, deren Körpermitte mehrere Wimperreihen trügt;
80 z. B. die Gattung SpiochoitopUrm, Wd.
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390
McMKO« «• MeMer.
Mcsozoa nennt vw Bknedkn die sogen. DicycmiJnt' (s. d.) parasitär rtickge-
biUlctc, in tlen Nieren der Cephalopoden lebende, wurmiörmige Thtere, mit einer
centralen Kniodermzelle, die von mehreren tlinimerndenEctodernuellen umschlossen
wird. In ihrer Entwickelung tritt eine Art Gastrtda auf, deren Entodenn eben auch
durch eine einzige centrale Zelle repräseotirt wird. S. E. van Bbmedin, Recherches
8ur les Dicyemkles, Bull. Acad. Belg. XLI u. XLU 1876. — Die M. wfirden hier*
nach zwischen IVotozoa und Meianoa (s. d.) vermitteln, v. Ms.
Mesozoische Perioden nennt man die drn Perioden des mesoUtblBcheii
Zeitalters: Tri.is, Jura, Kreide. Grbch.
Mespilia (von lat Mespilus, Mispel). Df^or 1846, ziemlich kugelförmiger
See-Igel, mit etwns vorspHnpcnden Amlnilakralzonen, d.iher im Umfang stumpf
5 eckig, gehört zu den regeimassigcn desnu)hiitlien Kchiniden und ist unter diesen
durch das Vorkommen von kleinen Löchern in der Mittelnaht sowohl der Am-
bttlakral- als der Interambulakralzone zunächst mit Salmaeis verwandt. Die Poren-
paare stehen inMer Ambulakratzone jederseits in 2 Reihen und awar in der
inneren Reihe doppelt so viele als in der Musseren. M. ghbubts, 5 Centim hoch,
4^ im Durchmesser, im stillen Ocean von den Philippinen und Japan bis au den
Tcngra-Inscln. F. v. M.
Messabatae. Mach Ptouemaos Volk im alten Persis, sttdlich von den
Paraetacen wohnhaft. v. H.
Messalina, Gkav = Eremias, Fitzinger. Pf.
Messapier. Volksstamm Untcr-ltaliens im AlLerthunie, zur lilyrischen Familie
gehörig, v. Hr
MesseniL Name der Einwohner in der althellenischen Landschaft Messenien.
Die ältesten Einwohner iraren Leleger, zu denen aber schon frQhaettig Aigiver
kamen» bis endlich die eingewanderten Dorier das herrschende Volk daselbst
wurden» unter denen jedoch auch ein Theil der alten Einwohner zurfickbUeb*
Diese eemischte Bevöllccrnn? erhielt nun den allgemeinen Namen M. v. H.
Messer. Das M., d. h. eine auf einem Holz- oder Knochenhefte ansitzende
Klinge, konnte sich erst entwickeln, als man den Feuerstein ku nstgemässer
zuzuhauen gelernt hatte. Die Funde von ;U)l)eville an der Somme weisen be-
reits messerartige Werkzeuge von 2— 3 Zoll Länge u. ^—1 Zoll Breite auf,
welche an den Längenkanten scharf zugeschlagen sind, wodurch sie oben wie
facettirt erscheinen. — Spätere Messer aus Silex zeigen einen bedeutenden
Fortschritt in der Herstellung der Schneide, der Spitze und der Angel des Heft-
ansatzes. — Die Messer der Bronzezeit sind vielfach mit gebogener Schneide ge-
bildet. Auch das Heft, welches zumeist unten einen Ring zum Anhängen des
Geräthes besit/t, besteht aus Metall. Die Klingenlän^e wechselt von 3 — 6 Zoll.
Die Messer der ersten Fi^en/cit in Europa, die der Haiistatter l'criode, haben gleich-
falls wie die Bron/emesser das gcsclnveifte Blatt. Eipcnthtimhch ist dieser Periode
und charakteribtisch besonders für süddeutsche Erdhugeifunde ein eisernes Hack«
messer mit einem breiten, etwas gebogenen, dnschneidigem Blatt und charak-
teristtschem, meist eisernem Griffe. Sie sind von ansehnlidier Grösse und nahe
verwandt in Form und Gebrauch dem fränkischen Sciamasax oder Kuntsdiwert.
Die Messer der la Töne-Zeit bestehen durchgängig aus Eisen. Die Klinge ist
solid, stark; der Rücken gerade, ohne Verzierung. Nur einige erinnern in ihrer
Biegung an die elegante Form der Bronzezeit. Die Holz- oder Homgrifie sind
mit Näj^cln auf der GriftV.unge befestigt. — Die Messer der fränkischen Periode
bestehen wie die der römischen nur aus Eisen. Der starke Rücken derselbeu
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Messerbrack — Mestixen.
biegt sich wie bei unsem DesMftmessem nach vorwärts und verläuft so ük die
Schneide. Die kleinen Messer von 9—16 Centim. L. und 1^ — 2 Centim. fir. aus
Frauengräbem sind als Geräthe xu betrachten. Dia starken, Uber aoCentim.
langen» an der Spitze zweischneidigen Messer sind als Männer w äffen zu be-
trachten, ihr allgemeiner Name heisst >sax«:. Man unterscheidet nach Grösse und
Gewicht drei Arten: i. den kleinen Sax von 20 — 30 Centim. Länge. 2. Den
l angsax von 40 — 60 Centim. Länge u. 3^ — 4 Centim. Br. 3. den Scramasax =
Kurzscluvcri l)is 76 Centim, L. u. 7 Centim. Br. Held Walthari ist von 2 Schwertern
umgürtet, der Spatlia, dem zweischneidigen Langschwert und dem einschneidigen
Sciamanx. Otto der Grosse dieilte in der Honuenschlacht sdne Hiebe ak
diesem Halbschwert atis. So entstand aus dem Messer einerseits Dolch und
Lance, andrerseits das Schwert Klinge und Heft sind die Grunderfordemisse
dieser Wafien und Geräthe. C. M.
Messerbrack, s. Bracken. R.
Messerfisch = SicliUncr u. Catriscus (s. d.). Ks.
Messerfuss, Felobatcs (s. d.) cuUripes, Cuv,, in Färbung und Lebensweise
sehr übereinstimmend mit der Knoblauchskröte (s. d.), doch ohne Auftreibung
des Hinterkopfes, mit warzig rauher Kopt haut und tief schwarzer, sehr hoher und
schneidend scharfer Messerschwtele an der Ferse. Das Thier vertritt unsere
Knoblauchskröte in einigen Ländern, wo diese nicht vorkommt, nämlich in SQd-
Frankreich und in der Pyrenäenhallnnsel, wo sie jedoch im sQdlldisten Theile
auch 2u fehlen scheint Ks.
HcBSerkarpfen = Sichling (s. d.). Ks.
Messkircher-Vieh, ein bunter, dem Simmenthaler- Vieh sehr nahe stehender,
geschätzter Kinderschlajr, welcher seit mehreren Decennicn im badischen Bezirk
Messkirch und dessen Nachbarschaft gezüchtet und i.wx Veredlung bunter I.,and-
schliige verwendet wird. Ursprünglich war im Zuchtbc . n k dieses Viehes ein kleines,
feinknochiges, milchergiebiges Landvieh von rother oder gelber Farbe heimisch.
Seit 2843 wurden unter sachkundiger Leitung Simmenthaler Bullen in nachhaltiger
Weise eingeführt deren Produkte sich unter den gttnstigen wirthschaiUichen und
örtlichen Bedingungen vorztiglich entwickelten. Dieser Viehschlag vereinigt in
sich in relativ hohem Maase die Hauptnutzungseigenschaften des Rindviehes: gute
Miichergiebigkeit, Mästbarkeit und Arbeitstüchtigkeit und qualifizirt sich dadurch
ganz besonders für den kleinbäuerlichen Wirlhscliaftsbctricb. Die Körperformen
stimmen im Allgemeinen mit denen der Simmenthaler Race überein, nur ist der
Schwanz, wie bei der älteren Simmenthalcrrace, zuweilen noch etwas hoch ange*
setzt, üas Körpergewicht ist meist niedriger als das der Simmenthaler. Au^c-
wachscne Ktthe wiegen 550 bis 700 und ausgewachsene Farrcn 900 bis 1200 Kilo.
Die Farbe ist meist gelb- oder rotbscheckig, demnächst einfarbig gelb oder roth»
seltener schwarz oder schwarzscheckig. (Litteratur: Der Messkircher Viehschlag
von Bezirksthierarst Heizmamm in Messkirch. Karlsruhe. FtUBDX. Gutsch). R.
Mesta, Mestaschafe, s. Merinoschafe. R.
Mestizen. So nennt man in Amerika die Mischlinge aus der Verbindung
eines Weissen mit einer Indianerin oder umgekehrt. Der Satz, diss die Misch-
linge stets nur die Fehler, nicht aber die Tugenden ihrer Kltern in sich vereinigen,
ist auf die M. nicht unbedingt anwendbar. In Kalifornien ist allerdings eine ganz
unselige Misciua^be aus der Verbindung der Spanier mit den Indianern hervor-
gegangen, und audi sonst in den VereUglen Staaten taugt das Halbblut von
Angelsachsen und Rothhäuten nicht viel. Es scheint vieUeicht an der rohen
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Metaboik — Metteaipni.
Wildheit der dortic:en Indianerstämme zu liepen. Anders jedoch in den Gebieten
der sessbaflen, zu gewisser Gesittung aufgestiegenen, sanfteren Indianer. Fried-
rich Ratzel nimmt sich der mexikanischen M. lebhaft an. Er itumt blow ein,
dass sie eine grosse und sehr allgemeine Neigung haben, vefschlechterte Wetese
tu weiden. Es fehlt ihnen das heilsame Gefühl der Inferiorität des Durchachxütl»-
negers und Indianers; er hat selten die Gaben des Weissen, fast immer
aber dessen Rassenstolz in erhöhtem Grade, den Wunsch, ihm gleichzustehen
und es ihm gleichznthun. besonders fehlt es ihm nicht so sehr am Verstände
als am'Ch.irakter. Die beste Ki;?ensrhaft, welche der Bn:rhteil europäischen
Blutes dem M. verleiht, scheint in einer etwas grösseren Regsamkeit und Beweg-
lichkeit zu beruhen, welclic er vor dem Indianer voraus hat. Er ist daher als
Arbeiter in den Bergwerken, auf den Haciendas, als Soldat^ als Maulthiertreiber
zu finden, aber die Ldperos, femer die Räuber und Diebe rekrutieren sich gldcfa-
falls aus den M. Am ehrbarsten stellt sich wohl der M. noch im UeineD Hand-
werkerstand der Stidte dar, wo er aber auch weniger durch Fleiss und Sparsam-
kei^ als durch rasche Auffassung und Geschicklichkeit sich ausgezeichnet.
Thomas Belt sagt von den M. in Nicaragua, dass sie fleissig so lange sie arm
seien; sowie sie aber etwas zusammengebracht haben, geben sie sich der Träg-
heit und der Verschwendung hin, bis Alles wieder vergeudet ist. In Peru haben
die M. nach dem Zeugnisse Tsrm ni's viele gute Eigenschaften sowohl von den
Weissen als auch von den Indianern Sie sind sanft, mitleidig, leicht erregbar,
gute Freunde in der Noth, aber dabei wankelmttthig und nicht tapfer. Die Farbe
der M. ist hellbrauni suweflen ins Sdiwärzliche übergehend; die Haare sind lang,
schlicht und sehr stark, die MItnner haben sehr spärlichen Barlv aber markierte
Gesichtssüge und einen starken Körperbau. So charakterisiert «e Tschudi in
Peru, und Friedr. Ratsl bericlitet aus Mexiko: die Mischung europäisclier und
indianischer Zflgc erzeuge in ihrem Gesiclite meist eine grössere Hässlichkeit, als
sie im rein indianischen zu bcobacl'.tcn ist. Uebrigcns hat sich in Mexiko seit
Anfang dieses Jahrhunderts die Zahl der M. ve^^^erfacht, so dass voraussichtlich
in wenigen Jahrzehnten das ganze Land einen hervorragenden M.-Charakter haben
wird. In Botivia» welches ihnen allein seine politische Unabhängigkeit zu vcp
danken hat, nnd die M. im allgemeinen ihrem Vater identisch, suweilen aber
doch etwas bräunlich gefärbt und zeigen einige echt charakteristische Züge ihrer
Mutter. V, H.
Metabola (gr. veränderlich), werden die Insekten mit vollkommener Ver-
Wandlung genannt, bei denen also aus dem Hi eine Larve entsteht, die dem ge-
schlechtsreifen Thiere ganz unähnlich ist, und diese erst zu einer ruhenden Puppe
wird. E. Tg.
Metacarpus, Mittelhand. Die den Metacaqjus bildenden Knochen lassen,
wie die grösseren Röhrenknochen, ein Mittelstück (Diaphyse) und zwei selbst-
ständig osdiidrende Endstücke (Epiphysen) ericennen. Das als »Badsc be«
zeichnete Ende jedes Metacarpalknochens fUgt sich der Handwurzel an, das freie
Ende »Capitulum« trägt die betreffende erste Fingerphalange. Entsprechend der
»normalen« FQnfzahl der Finger eigiebt sich die gleiche Anzahl von Mittelhand-
Icnochen; neuere Untersuchungen gestatten indes die Annahme, dass die Urform
der Säugcrhand sieben Finger aufweise. Mit der Reduction der Fingcr-'nhl ver-
kümmern auch die Metacarpalia; zunächst tritt der I. (der daumentragende) zu-
rück, hierauf der II. und V. Der III. und IV. können verschmelzen fOs du
canon), schliesslich erhält sich nur der III. (dem Mittelfinger entsprechende) func-
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Mctagaster — Metapterygoid.
393
tionirtnd Vcrgl. auch die Artikel »Extremittteo« »Manusf etc., s. auch Skelet-
Entwicklung. v. Ms.
Metagaster nennt E. Hackfi., im Gegensatze zu dem ursprünglichen pri-
mären Urdarnie (oder Protogaster) der Schädellosen, den gesonderten secun-
dären Darm, - Nachdarm« der Schädelthiere. (Anthropogenie, pag. 623, a. a. O.).
S. auch Verdauungsorgane-Entwicklung. v. Ms.
Metagastnda. Bei einer grossen Anzahl dnerischer Organitmen hat der
anprflngltcbe Vorgang der Keimung Im Laufe der Zeit durch Anpassung an
neue Entwicklungsbedingungen Veränderungen er&bren, so dass in Folge dessen
die Gastrulation die mannigfachste Verschiedenheit aufweist, obgleich sie sich
stets auf die ufq>rilngliche Form zurück ftlhren lässt. Dieser primären palingene»
tischen Keimunrrsform gegenüber nennt Hackft nlle davon abweichenden secun-
dären Formen gefälschte oder cenogenetische und die mehr oder weniger ab-
weichende Gastrula, welche daraus hervorgebt, bezeichnete er als Meta-
gaätrula. Grbch.
Metagonitae. Nach PtoleuAos kleine Völkerschaft im alten Maurita*
nien. v. H.
Metallselt, vergf . Bronse, Eisen, Kupfer. ^ Nach dem Vorgange Autx von
Eckiiis theitt man die Vorgeschichte am besten in die Stnnseit und in die
Metallseit ein. Die Kenntniss der Metalle in ihrer Zurkthtung zu Waffen
und Werkzeugen bildet einen so wichtigen Abschnitt in der menschlichen Kultur-
entwicklung, dass man mit ihrem Auftreten eine neue Kulturperiode anheben
lassen kann. Zwischen der Zeit des geschliftenen Steines und der Verwendung
von Bronze und Eisen liegt eine Mittelperiode, in welcher man das Rohkupfer
kalt schmiedete und in Europa und West-Asien nach M. Much s Forschungen
dasselbe aus dem Rohmaterial auf warmem Wege herzustellen ver^nd. In
Europa, besonders im Donau- und Rheingebiete, femer in Sidlien und Klein-
Asien verstand es der Mensch am Ende der neottthischen Zeit bereits, aus Roth-
kupfererz Geräthe, Waffen, Schmuck darzustellen. Nach Much ward erst nach
dem Kupfer das Gold bekannt, während die Bronzemischung gleichfalls noch
vordem völligen Aufgeben der Steingeräthe zu Tage trat. Diese, aus den archäolo-
gischen Funden gewonnene Ansicht Mucn's bestätigen die Ergebnisse der sprach-
vergleichenden Forschungen Schradf.r's. Für Europa, Nord-, West-Asien und
Nord-Amenka ist somit des Ilcreinragen der ersten Metall2eit in die neolithische
Periode erwiesen, wShrend für andere Gegenden, Skandinavien, die Nilland-
Schäften, Australien, Polynesien, Japan ein reines Steinseitalter wabrschein-
Uch ist C M.
Metamer. Aus jedem Paar der Urwirbelsej^ente bildet sich em indivi-
dueller Abschnitt des Rumpfes, ein Metamer« Grbch.
Metameren-Bildung. Man versteht darunter den Zerfall der Urwirbelstränge
in die Doppelkette der einzelnen Urwirbelscgmente. Die Metameren-Bildung ist
deswegen bedeutungsvoll, weil durch sie der Wirbellhierkörper aus dem ur-
sprünglich ungegliederten in den bleibenden gegliederten Zustand übergeht. Grbch.
Metamonera, Maggi 188 r. Name für »Monera«, im Gegensatz zu den Pro-
tomonera, Magoi (Bekterien). Pr.
Metamorphose, s. Larven und Metabohu Gmch.
MeCanepbroB, s. Hamo^ganeentwicklung und Ifierenentwicklung. Grbch.
Metapterygimn, s. Gliedmaassen- und Skeletentwicklung. Gbbch.
Metapterygoid» s. Schädel und Skelet-EntwicUungp v. Ms.
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394
Metatarsus, der Miitelfuss, besteht wie der Metacarpus normal aus fünf,
eine quere Reihe darstellender Knochen, deren proxinnale Enden (Bases) dem
Tarsus sich anfügen und deren freie Enden (Capitula) die entsprechenden ersten
Zehenphalangen ttageiL Vermnfachangen durch Kückbüdttng und Vefschmekmig
einzelner Metatarsaien erfolgen am MitteUinse ibnlicb wie am Metacarpus
(Vögel, Hufttiiere etc.). Sparen einer sechsten Zehe (lesp. eines sechsten Afetap
tarsale) finden sich deutlich bei Amphibien und angedeutet bei Reptilien, die
mehrfache Beziehungen spedell im Bau des Tarsus (s. d.) zu den Vdgeln er-
kennen lassen. S. a. > Extremitäten c, tFussc und Skeletentwicklung. v. Ms.
Metathorax, s. Brust. E. Tg.
Metawile, ? Metualis. v. H.
Mctaxythenum, Christol, s. Halitheriniri, Kaup. v. Ms.
Metazoen* Man kann das ganze Thierrcicii aus entwicklungsgcschichtlichen
Gründen in zwei Hauptablheilungcu zctkgcn, in die Protozoen und in die Meta-
£oen. Die Protosoen oder Uitfiiere besitzen weder Urdarm, noch Keimblitter,
noch Eifiirchnngp wahrend diese drei den Metazoen oder Darmthieren za-
kommen. Nach Habckbl sind simmdiche Metazoen Zweige emes monophyle~
tischen Stammbaumes, welcher sich aus der uralten Gastrula, die ihrerseits aus
den Urthieren hervorging, entwickelte. — ifeute herrscht bei vielen Forschem
Ungewisshcit darüber, ob es nur einen oder ^^elleicht zwei oder mehrere Meta-
zocnstrimme c^ebt. Für Ualfüur sind folgende triftige (iründe dafür vorhanden,
dass die Schwämme als ein selbständig aus den Protozoen hervorgegangenes
Metazoenphylum zu betrachten bind : i. die autfallenden EigcnthUmlichkeiten der
Schwammlarven, s. die frühzeitige Entwicklung des Mesoblasts bei den
Schwammen, die in scharfem Gegensatz zu dem Fehlen derselben bei den Em-
bryonen der meisten Coelentecaten steht, 3. der merkwürdige Charakter des
Systems der Terdauenden Kanäle. Gkbch.
IffeleolU, s. Metualis. t. H.
Meter oder Meteir. Stamm der Araber in den frucbtreichen Weiden von
Nedschd, stellen 1200 Pferde und 6— >8ooo PMinten. v. H.
Methaemoglobin nennt HorrE-SEVLER eine O- Verbindung des Haemoglobins,
welche die gleiche Menpe O wie Oxyhaemoglobin, dasselbe iber in anderer An-
lagenmg enthalten soll. Ks entstellt z. B. heim Umkrystallisiren des Oxyhaemo-
globins, so s uj !»ei Einwirkung von rothem Biutlaugensaiz auf dieses; auch in
blutigem Harn ttc. hndct es sich. S.
Methaiytum-el-Dschem, Nomadenstamm Tunesiens. v. H.
Metopocerus» Wagler, Iguanidcn-Gattung, von Iguana abgetrennt wegen
der schwachen Entwicklung der Rebltasche und Kdilfolte. i Art von Haiti. Pp.
Ifetoporhinus, kleine Lycodontiden-Gattung von West-Afrika. Vr*
MetoVQtn. Man versteht darunter das fertige Vogelei, welches vielmals
grosser als das kleine Urei ist Dieses nämlich nimmt schon sehr frühzeitig eine
Masse von Nahrungsstoff durch die Dotterhaut hindurch in sich auf) welcher zu
dem sogenannten Dottergelb verarbeitet wird, s. Htthnerei. GttBCH*
Metsch. Volksstamm in Bhutan Duar und von da westlich bis ins Terai
von Nepal, bis zum Flusse Konki wohnhaft imd eines Stammes mit den Katschari.
Sie selbst nennen sich Radschbansi. Man findet «elten permanente Niederlassungen
unter ihnen, da sie ein nomadenartiges Leben lieben und sich besonders gern
in den dichtesten Wäldern aufhalten. Sie lieben berauschende Genussmiuel und
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Mettiali« — Mbar.
39$
sollen im Aeusscrn Achnlirhkeit mit den Völkern Nord-Birma's haben. Fieberluft
scheint ihr I>cbenselement, denn mit Vorliebe haken sie sich in den sumpfigen
Niederungen des Terai auf, und es ist 'l'hatsache, dass sie hinsiechen und sterben,
wenn man sie in die reinere Luft der Ebenen bringt. v. H.
Metualis. Syrer schüttscben GbuilK»!^ welche von Chrwten und Modemm
als sehr zweifelhafte Nachbarn angesehen werden. Ihr Name bedeutet »ErkUberc,
wegen ihrer mystischen und allegorischen Auslegung des Korans^ von welchem
sie kein wörtliches Verständnis» annehmen, sondern einen inneren Sinn. Sie
sind wegen ihres Fanatismus verschrieen, wie es scheint, jedoch kaum mit Recht.
Ein versprengter Bruthteil fristet ein unglaublich schmutziges Dasein in der Thal
strecke von Horns bis zur Küstenebene. v. H.
Mexikaner. Unter diesem Namen verstehen wir hier nicht die alte ge-
schichtliche Indianerbevölkerung der jetzigen Republik Mexiko, nämlich die
Tolteken und Azteken mit den ihnen unterworfenen Stämmen, sondern die
heutigen Bewohner des Freistaates, welche eine besondere Nation zu sein den
Anq>ruch erheben. Sie setzen sich zusammen aus veischiedoicn mehr oder
weniger zahlreichen, und je weiter nach Sttden deito mehrderSesshaftigkeiteigebenen
Indianerstämmen, aus Weissen, Kreolen spanischer Abkunft, welche aber nur mehr
in geringer Zahl vorhanden sind und immer mehr dahinschwinden; endlich aus
den Mischlingen, Mestizen (s. d.), welche die Mittelklassen bilden vmd denen
wohl auch die Zukunft des Landes gehört. In den aufgeklärten Kreisen der mexi-
kanischen Frauenwelt hat man schon lange den Widerwillen gegen Indianer und
selbst gegen Mulatten abgelegt, und F. Ratzel liat mehrere Eben kennen gelernt,
in denen weisse Frauen mit indianischen Männern und selbst mit Mulatten
friedlich zusammenlebten, v. H.
Meydel-Fi8Cfa«sSchnäpel (s. d.). Ks.
MezeTnL Araber der Sinaihalbinsel, am Golf von Akabah* v. H.
M'fan, s. Mpongwe. v. H.
M-fiotc. Singular von Bafiote (s. d.). v. H.
M'gandi, Singular von Waganda (s. d.) v. H.
Mgharba. Halbarabischer Nomadenstamm in der mittclafrikanischen Land-
schaft K.ancm, welcher aus Borku dahin einwanderte und unter den arabischen
Uelad Sliman lebt. Die M. Hessen ihre Weiber zu Hause und vermischten sich
vielfach mit den benachbarten Tubu, wie selbst mit den N^m. v. H.
Mhar. Mhair oder Mheir. Bewohner der nördlichen Aravullikette in Vorder-
indien, welche sehr viel Aehnlichkeit mit den türkischen Dschat (s* d.) besitzen
und ein Zweig der Bhil (s. d.) zu sein scheinen. Sie sind aber grösser und besser
gebaut, haben auch hübschere Züge als diese. Die Nase ist weniger nbfjeplattet,
das Gesicht weniger trapezoid, die Haare sind lang, seidenartig, mitunter elegant
gelockt; der Bart reichlich. Die Hautfarbe ist die nämliche, manchmal aber
lichter als jene der Bhil. Diesen nähern sie sich in ihren Sitten, durch die Vor-
liebe Air Käuberci, Kampflust, den Baum- und Steinkultus und den Mangel des
Kastenwesens; den Dschat dagegen durch ihre grössere Achtung der vischnui-
tischen Legenden und ihre ziemlich fortgeschrittenen Kenntnisse im Ackerbau.
Dire gesellscbalUiche Qiganisation ist die nämliche wie jene der Bhil; sie leben
in festen Dörfern, >Pälc genaim^ mit Stein- oder Luftziegelhäusern. Die M.
haben in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht Als britische Unter-
thanen gaben sie das Räuberhandwerk fust ganz auf, beschäftigen sich mit Acker-
bau luid versprechen eitles der ruhigsten Völker Indiens zu werden. Man
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$9^ Miami ia«o-ts&
schätzt ihre Kopfzahl auf 4—600000, welche aber als Pariah betrachtet werden.
Sie feiern das »Dusserahfestc, wobei ein Bflffel gejagt und erlegt wird« am die
Gespenster und bOsen Geister su begQligen und gttnstig su stsmmen. v. HT-
^""V Algonkinindianer mit dem ehemaligen Sitze an dem gldchnamigen
Flu<;se und «esdich davon bis zum Wabasb, jetst, ausser 97 Köpfe im Indianer-
territorium, noch etwn t,^o in Indiana zerstreut. Die M. waren kri^jeriscb, mit
einer iireigenthümlichcn (icsiltung ausgestattet und soUea 1670 noch an WUCht'
tausend Krieger haben ins Feld stellen können. v. H.
Mianma, einer der eingeborenen Namen der Birmanen (s. d.). v. Vk.
Miao-tse, d. h. »Katzensöhne«, nach anderen »Söhne der Erde«, leben in
den Gebirgen verschiedener südlicher Provinzen Chinas zerstreut, so in Sz'tschweao,
Kwea'-tschau«, Hunan, Huh-peh, Vürnnan, Kwangnri und an den Gttnsm von
Kwan^tung, und gehören su den Xlteiten Bewohnern des Landes, von welchen
die Kiang abstammen sdlen. Sie sind vielldcht identisch mit den baibsmchen
StKmmen der Man und Y der chinesischen SchriflsteUer. Es herrscht tlbrigens
noch ziemlich viel Unsicherheit Uber diese Urstämme und ob sie alle ein
Volk sind. Die M. werden bald mit rlcn Lolo identifiziert, bald davorr
abgesontiert. Wir steilen hier alles zusammen, was über diese einzelnen
verschiedene Namen führenden Stämme bekannt geworden, deren nicht unbe-
trächtliche Zahl wohl auch Jene auf der Insel Hainan, vielleicht sogar
jene von Foimosa unfosst Die Namen d«: versdiicdenen Stimme besieihea irich
auf deren Aeusseres oder auf Sitten und Gebrilucbe. Gegenwflitig erkennen alle
M. die Oberhoheit des Kaisers von China an und dieser ernennt — allerdin^
aus ihrer eigenen Mitte — , die ihre Angelegenheiten leitenden Obetbeamlen.
Die Chinesen betrachten die Ureinwohner als Wilde und Barbaren, welche sie
nach Thunlichkcit unterdrücken, um ihnen ihre Uebcrlegenheit zu zeigen. Einer
dieser Stamme wird von einem Weibe beherrscht, dns rien Titel >Noi-Takt führt,
welcher ihre l'nterthanen die grüüste Ehrerljictung entgegenbringen. Sie sind als
das von einer Frau regierte Volk< (»Nue-kun») bekannt. Die Thronfolge ist
auf die weiblichen Mitglieder einer bestimmten Dynastie beschränkt. Die Chinesen
verachten diesen Stamm besonders. Die noch immer zahlrdche Urbevölkerung
der Prifektur Linschan in Kwan^tung hatte frttber eine Art xeimblikanischer Re-
gierungsform. Je hundert Mann bildeten eine Centurie unter dem Oberbefehl
eines Centurionen, und alle diese unterstehen dem Stammeshäuptling, dem sie
Ehrerbietung und Gehorsam schulden. Einer der Stämme von Linschan, die
K wohl OS, wird von neun vom Vf>H:e gewählten Aelte'^fen regiert. Jede der
fünf Niederlassungen der M. im Osten von Linschan wird von einem Präsidenten
einem Vizepräsidenten und acht Beiräten, jede der drei Ansiedlungen im Westen
von einem I räsidenten und vier BeiräChen verwaltet. Auch die die Praiektur
Wei'tschan in Kwan-tung bewohnenden M. sind vom Präsidenten mit je vier
Bdräthen beherrscht Die M. von Kwei-tschau wollen dagegen nichts von
irgend dner Art Untertbttnigkeit gegenüber dem Kaiser von China irissen»
missachten gSnslich die Autorität der MatMlarfaien und veikehren gerade nur
so viel mit ihren gesitteten Nachbarn der Ebene als zu ihren Zwecken
passt. Gegen Reisende sind sie keineswegs wohl gesinnt, und Heirathen zwischen
ihnen und den Chinesen kommen nicht vor. Znhlreiche Militärstationcn im Süden
halten sie im Zaum. Die ganz vom Chinesischen abweichende bi rai he dieser
Stämme zerfällt In Dialekte; sie tragen Waffen; das Haar binden beide Ge-
schlechter auf dem Kopfe zu einem Büschel. Unter einander führen sie viele
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Miao-Ue.
397
Streitigkeiten. Diese M. von Kwci -tscbau sollten eigentlich in drei Gruppen ein»
getheilt werden: in die Laoten, Tschung-tse uodMiao-tse, welch letztere wiederum
in 38 Clans zerfallen. Die Laoten f^ehörcn, wie ihr Name andeutet, zu der
Rasse, welche jetzt das nördlich von Si.i.m uud westlich von Birma liegende Land
bcwt liiit. Unter den eigentlichen M. linden sich nun sowohl die wildesten, als
die kultivirtesten Clans; in Kieidung, Gewohnheiten und Kegierungsweibc weichen
flie sehr von einender ab. Die Pan-fan-miao 2. B. kläiien akii urie die Chineaen,
fuhren ein mhiges» bctrielxames Leben und wenden Ackerbaunuucbinen an, im
nächsten Bezirke wohnen gewalttliflli|^ und gesetzlose Wilde, welche die ftosserste
Rache an ihren Feinden üben und sogar des Kannibalramiis verdächtigt werden.
Ihre Vnttwen warten mit dem Begräbniss ihrer theuren Abgeschiedenen stets, bis
sie ein neues Hochzeitsfest gefeiert haben. Bei Ilwang-ping-tscheu sitzen die
Stämme der >Schwarzen Miao«', so e^enfinnt nnch der Farbe ihrer Kleidung und
der Katan, welche alljährlich ein religiöses Fest leiern, dessen Hauptbestandtheile
Musik und Tanz sind. Ihre Instrumente (»Kic) sind lange Bamburöhren, meist
sechs, aber auch zwei an der Zahl, die an einem hölzernen Mundstück befestigt
sind, jibuicbe sind bis 6 Meter lang und bringen eben brausenden, wdAin ver-
nebmbaren Ton hervor. Die Musikanten bewegen ^ch beun Blasen langsam um
den Plittz, das Gesiebt nach dem Mittelpunkt gewendet; und draussen tarnen die
jungen Frauen nach derselben Richtung. Die Sitten einiger M.-Cian8 von Kwai-
tschau sind sehr ilhnlich denen der BeigstUmme von Tscbittsgong, besonders was
die Brautwerbung anbetrifft, welche in ganz ungezwungener Weise vor sich geht.
Im Frühling entwickeln die jungen Leute des Tsch ai-tschai-Stammes einen
entsrhiedenen Geschmack, für Pikniks im Mondenschein, wobei die Mädchen zur
Guitarre ihrer Liebhaber singen. Die JüngUnge wählen zur Gattin diejenige,
welche ihre Ohren am besten reizt Der Frühling scheint meist dem Freien und
Verehelichen gewidmet Der Qan der »hnndsohrigen DraGhen< errichtet einen
Maibaum, um den die Jttn^nge tansen, während die geschmückten Mädchen mit
Füssen und Stimmen den Takt dazu gdien. Bei den schwarzen lufiao gilt det
Akt des Zusammentrinkens aus einem und demselben Horn als Aequivalent für das
Heirathsband. Jünglinge undMädchen des Kj a-ju- tsch ung- Stammes verfertigen im
Frühling gefärbte Bälle mit daran geknüpften Schnüren und werfen sie denen zu,
deren Neigung sie zu gewinnen wünschen. Das Zusammenbinden der Bälle wird
als eine förmliche Heirathsverj)flichtung betrachtet. Xnr beim Ta-ja-kuh-laü-
Stanun /eigen sich Spurcu desi Frauenraube^; die iuuueu vollziehen die Ver-
ehelichungsceremonien not flattnnden Haaren und barfuss. Den Bduien werden
die Vordersähne ausgezogen. Beim TsC'tse-miaO'Stamm herrscht die Sitte
des männlichen Wochenbettes. Bei den M. von Kwei-tschau findet man nur
Spuren von Buddhismus, wohl aber den chinesischen Ahnenkult Man veranstaltet
Stierkämpfe, an deren Ausgang man Vorbedeutungen knüpft; der Stier zahlt
seinen Triumph mit dem Leben, sein Fleisch wird unter Freunde und Bekannte
vertheilt. Wenn der älteste Sohn der Familie sein siebentes Jahr erreicht, wird
bei einem Lao-Stamme der Teufel ausgetrieben. Das Einsammeln der Krnte
geht bei den Se-miao mit grossen Freudenbezeugungen vor sich. In jedem
Bezirk wird ein Ochse geopfert, und Männer und Frauen Unzen in Festtags-
kleidein um ibn hemm zum Tone des »Sange. Abends folgt ein Festmahl, wo-
rauf die Schmauser die Geister anrufenc, indem sie einander zujodeln. Der Ein*
ftusB der Frauen steht im umgekehrten Verhftltniss zur Wildheit der Stimme.
Bei einigen gemessen sie Achtung und BerOckacht^gungi erhält die Wittwe so-
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99«
MiaO'tse.
gar die Leitung der Familienangelegenheiten mit Ausschluss des ältesten Sohnei^
und, obwolil Polypamic erlaubt, werden doch nur die Kinder der »Nai-lehr, der
Hauptfrau als legitim betrachtet. Bei anderen Stummen sind die Frauen ebenso
uncivilisirt als unsittlicli in ihrem An/uge. Eine kurze, vorn oftenc Jacke ist alles
was sie am Leibe haben und noch kürzere Röcke vervollständigen ihre TrachL
Sie lieben leidenschafüich das Trinken und sind häufig berauscht Die Tschung-
tie sind Wegelagerer, welche bandenweise vereinzelten Reisenden auflaueni, am
sie xtt beiaoben und xn misshandeln. Die »schwanen Tscfaung-tse« sind in den
Kttnsten des Handelsveifcehrs am weitesten voTgerttckt; sie haadebi sogar in
grossem Maasssta!) mit den Chinesen des Flachlandes und ihre EhrlicMceit ist
sprichwörtlich. Der einzige Stamm der Miao lebt in künstlich gegrabenen Höhlen,
welche durch Bambuleitem erreichbar sind. Dem Aeussem nach weichen die
verschiedenen Gebirgsclane Kwei-tschaus sehr wenig von einander ab, desto
mehr von den Chinesen. Sie sind kleiner, dunkler und besitzen schärfere Gesichts-
züge, die Jugend beider Geschlechter zeigt siel) heiter und auigew ecKt. Die ^lanner
tragen mebt blaue oder fotbe Turban^ und das >Taoc od«r Messer, wie in
Tschhtagong die Frauen eine Art Haube. Die M. in Yünnan, hftufig als Lolo be-
sdchnei^ sind ein bedeutend stärkerer Menschenschlag als die Chinesen und
dürften selbst die meisten Europäer durchschnittlich übertreffen. Sie sind schlanki
aber kräftig und muskulös, ohne jegliche Uebereinstimroung mit dem mongo-
lischen Typus. Ibre Gesichter sind gebräunt, oval, mit wajErerecht stehenden
Augen, etwas hervorstehenden liackenknc rhrn . breiter und gebogener Nase,
S{Mt?igem Kinn, aus welchem wie aus der Cberliiiije die Barthaarc ausgerissen
werden. Ihre Haartracht lässt die Stime schmal und niedrig erschemen; sie
tragen keinen Zopf, drehen aber die Haare statt dessen zu einem bis 25 Centim.
langen, mit Zeug^toff umwickelten Home auf der Stime zusammen. Die Kleidung
besteht ausser baumwollenen Beinkleidern aus einem bis zu den Fassen reichen-
den Filsmanlel, der im Sommer durch Baumwollstofiie ersetzt wird. Die Kopf-
bedeckung ist ein spitzer Hut aus Bambugeflecht mit Filz Überzogen. Die Weiber
Siechen vortheilhaft von den klumpfüssigen Chinesinnen ab. Sie sind schlank,
gross, mit anmuthigen Gesichtszügen und viel weisser als die Männer, Sie tragen
reinliche Jacken und Rcicke, darüber bis /um liodcn herabhängende Schürzen;
die Haare haben sie in zwei Flechten um den Kopf gelegt. Das weibliclie (ie-
schlecht geniesät bei diesen M. eine bevorzugte Stellung, ja die Geburt eines
Mädchens erfreut mehr als die eines Knaben. Selbst zur Thronfolge werden bei
einzelnen Stämmen die Frauen zugelassen. Dafür betheiligen ae sich fhitlich an
den Kämpfen der Männer. Der durch einen weiblichen Führer eingeführte
Fremde gÜt lUr geheiligt Die Hochzeiten finden unter bestimmten Ceremonien
statt Der Bräutigam muss der Fiunilie der Braut dreimal einen Festschmaus be-
reiten, dann scheidet, nachdem noch gegenseitige Geschenke ausgetauscht worden,
die Braut von ihren Angehörigen; in Wechseigesiingen wird die Trauer über den
Abschied besungen. Die Häuptlinge dürfen drei Frauen nehmen, die Unterhaupt-
linge zwei, die Uebngen nur exnc. Diese Schilderung nach dem englischen
Keimenden Barbbr. Etwas venchieden sind die Lolo um Schi-ngo, wie sie
J. Dunns beschreibt, und FkANas Gauoer unteiscbeidet unter den Lolo im nörd-
lichen Yünnan zwei Typen: die Pe-Lolo, oder weisse Lolo, auch Y'hia genannt^
welche wie die Chinesen den Zopf tragen und auch deren Sitten angenommen
haben, und die He-Lolo oder schwarzen Lolo, welche das Haar wachsen lassen.
£s leben in Yttnnan ausserdem noch die Stämme der Man*tse, Lillui, Lissu,
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Mias — Microcebufi.
Z99
Lu-tseu, Moso und Ja-tseti. Garnier will unter diesen die Man*tse nicht mit den
M. des Kwei-tscbati verwechselt wissen. Ob alle diese unter so verschiedenem
Namen auftretenden Stamme einer Rasse angehören, ob man den Namen M.
auf sie anwenden dürfe, ist mehr als fraglich. Anthropologisch wie ethnologisch
herrschen grosse Verschiedenheiten unter ihnen und unsere Kenntnisse über sie
sind noch zu dürftig, um sich ein Unheil zu bilden. Was von den Lolo im Süd-
Osten von Sz4achwan berichtet wird — dnem dnrchaw onabhlngigen rttttberischen
rohen Stammei der an Zauberer und Amuletten glaubt^ weder lesen noch schreiben
kann» stimmt wenig ttberein mit den Bemetkungen Humr <^y*s, wonach die
meisten Urstämme den Ruf guter Ackerbauern und tttchliger Viehzüchter ge>
niessen. Allerdings verzeichnet auch dieser Beobachttingen sehr verschiedener
Sitten der einzelnen Stämme, darunter sogar Menschenopfer bei den wohlhabend
den Schiirii-kia-Miao. v. H.
Mias. Indianerstamm Nord-Amerika's, im Indiaoergebiete der Vereinigten
Staaten. v. H.
Michaehiche Swantwi oder Ziochi, Unterthanen des Swanetenförsten
Michael, im Westen der freien Swaneten im Kaakasus ehi kleines Gebiet be-
wohnend, s. Swaneten. v. H.
Ificos, s. Wulwa. V, H.
Ifticrablephanm (Bocourt) Böttoir 1855. Tejiden-Gattung lltr M, (Gym-
m^AfAaimusJ guwHUneaiiu, WotD., von Sttd-Amcrika. Pr.
XHcrdap»« BOttoer 1879. Calamariiden-GattuQg neben Sk^amrpkus, mit
I Art von Palästina. Fr.
Ificrtaylidmit Gt)irrBBR (gr. miirM klein, A/ia Laubfrosch), Lurchfiunilie der
Plattfingerfroschlurche, ohne Unterkieferzähne, Gchörapparat unvollständig, keine
Ohrdiflam. Beine lang, Haftscheiben mftssig» Zehen mit Schwimmhttulen. Eine
Gattung mit einer Art in Java. Ks.
Iffiarobdellidae gleich BraiuhiobdeUidiUt Grube (s. d.). Wd.
Microcebus, Geoffr. (Myictbus, GUsccbus, I^ess.), Zwergmaki, Madagascar be-
wohnende Halbaffengattung, zur Familie der Lemurida (s. d.) genauer zur Sub-
familie t Lemuriria, Miv.«, gehörig. Die Zwergmaki 's bilden mit r!en Ohrenmaki's
(cf. Galago) und dem Koboldäffchen (Tarsws spectrum Gi fi i .), die Gruppe
der Frosimn tnacrotarsi im Sinne J. A. Wagnkr's, welchen Giebel noch die
Gattung PerodUHcus mit poä», L. Gm., anreihte. Die Gattung nm&sst liem-
lieh gedrungene Formen mit grossen Augen, mittelgrossen, nur an der Aussenseite
fein behaarten Ohren und aartem, weichem Felle. Anatomisdi und ajrstemaiisch
wichtig sind: die ansehnliche Entwickelung der Intermaxillaren, ^ VeiUngening
des Gaumens nach hinten, das Vorhandensein grosser hinterer Gaumenlöcher,
der verlängerte Tarsus bei normalem Astragalus und ein Drittel der Tibialänge er-
reichendem Calcaneus. Im Gebi-^s ist auffallend die ansehnliche Grösse der nach
vom gerichteten mncren Seimeidezähne, weiter ist der erste Molar grosser als
der letzte I.Uckenzahn. — Hierher unter anderen: M. myaxinus, Pet., Bilchmaki,
Körper 14 — 15, Schwanz 16 — 17 Centim. lang, oben rothgelblichgrau mit goldigem
Schimmer^ nnten wdss gettibt — M pusU&u, Miv. (Lemur fmsilluSt ^om.).
M. nmnmtSt Mart. — OtüUtnm madtgmariemis, voh dbr Hosvih). Oben rost-
gelb, unten gelblichweiss; von 15 Centim. Körper- und 17—18 Centim. Schwans-
länge. Die biologischen Verhältnisse der J/.-Arten sind noch wenig bekannt die
Thiere sollen tagsQber eingerollt schlafen, des Abends in munteren Satxen
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40O
Mierooepludepliu — MieropchtaddM.
springend auf Aesung ausgehen, die vorwiegend aus Kerfen und Früchten be-
steht V. Ms.
Microccphalephis (^( jray), Lesson = JJyJt&phis, Daudin, s. str. Pr.
Microcometes, Cienkowsiu 1876. Globigerine aus dem SUsswasser und
Salstdch bei Klausenburg. Pp.
lücrocotyle. (GiMch. s kleiner SaugnapO» van BEMCDni. Gattung der
Saugwttnner TremtO^ia, Farn. OOuotyUdat, vam Ben. Der hintere Theil des
Körpers ist etwas abgeschnOrt, breiler; an demselben stehen kleine SaugnXpfe
in grosser Anzahl, die mit Haken ausgorüstet sind. Die Kier haben an beiden
Enden fadenfürmige Fortsätze, Wn.
Microdactylus (Tscmüdi), Gray = Cophias, Fitzinger. Pr.
Microdactylus, Fitzinger, = Hcmuliiciylus, Cuvier. Pf.
Microdromus, Gunther 1872. Contruianicnkanische Calamaruden-üauung
aus der Verwandtsduft von Etap^m^rphm und UmHatatfWUMm, Pp.
MicrofBBter, Latr. (gr. klein und Baucb^ s. Braconidae. E.'T6
Mlcraglcnn, Ehbg. 1S31. Europäische Monaden^Gattung mit i Art aus der
Familie: C9dom9nadma* Fr.
Microglossus, Geoffr. (gr. muros klein, glossa Zunge), eine höchst auf*
fallende, nur durch eine Art vertretene Gattung der Kakadus, welche einen
Uebergang von letzteren zu dem amerikanisc hen Aras (SUtace) darstellt. Der
Schnäbel tät sehr btark, seitlich /.usauunengedruckt, Firste scharf. Zahnaus-
schnitt und Feilkerben an der Spit£e. Die Wachsliaut ist befiedert, Wangen
nackt, Schwanz etwa halb so lang als der FlUgel und gerundet. Der Ära-
kakadu, Jlßtr^hs^ tOerrmms, Gm., hat eine Haube langer, schmaler Federn auf
dem Kopfe. Das Gefieder ist schieferschwars; die nackten Wangen und fleisch-
fiurben. Er bewohnt Neu-Guinea, die nah^ gelegenen klmneren Inseln und Nord-
Australien. RCHW.
Microgonidie. Das kleine durch schnell hintereinander wiederholte Theilunga-
akte entstandene, zur Copulation fertige Infusor. Pf.
Microgromia, R. IIlriw. US74. SUsswasser^Gromiide (s. auch Arcukr,
Ann. Nat. Hist. (5) VIII, pag. 231). Pf.
Microlcpidoptera, Fisch., v. Rös. (gr. klein und Schuppenflügel), Klein-
schmetterUngc, s. Scimietterlinge. £. Tg.
IffiiCrotepis, Gray, B i7f>%iSMMtf . Fr.
lücrolfisteei Fliemingbi(, zur Farn, der tffjip$iptjmmdct* (s. Hypstpiymnua)
gehörige fossile Beutelthiergattung, begründet auf twetwuizelige und mehrspitsige
Zähnchen aus dem Keuper. Man fand sie in Deutschland und in rhttischen
Schichten Englands. v. Ms.
Microlophus, DuMeRiE et Bibkon = Tropidurus, Wied. Pf.
Micromeryx, Laktet, fossile Hirschgattung, miocen bis Alluvium. v. Ms.
Micromys agilis, Dehne = Zwergmaus, Mus minutus, Pall., s. Mus, L. v. Ms.
Micronereis, Clapak^de (gricch. = Kleine NereUJ, Gattung der Bor:>ten-
wOrmer, Ordn. MMnmtAüUä. Von CtAPAitftot zur Familie der Nirtidtn ge-
fühlt, von Ehubs nach Kopf und Ruder eher su den Afkr9äitm, Wd.
Microiiycteris, GRAv'scbe nedermausgattung der %Va»^!fruM%, Gnv., ge-
hört als Sttbgenus zu Vamfyrust Gioifit. v. Ms.
IGcrofiiiraiBtiMii GOkther = SUnourcus, Dum£ril et Bdrom, Fp.
Microps, Hallowell, = Tropidoclomum, Cope. Pf.
Microputtacidae, Zwergpapageien, die kleinsten Mitglieder der Papageien
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Microptcra — Microrhyncbus.
401
umfiosende Familie. Sie haben gedrungene Gestallt kufzen Schwanz, verhältniss-
mättig starken Schnabel, welcher höher als lang ist, in der Regel einen deut»
liehen Zahnaussdinitt und Feilkerben besitzt, durcSi welche Eigenschaften die
Zwergpapageien sowohl von den kleinen Fledcrmauspapageien, welche einen
dünnen, gestreckten, /r^hnlosen Schnabel halben, als auch von den kleinsten Keil-
schwanzsittichen, den Sperlingsj^apagcicn, sich unterscheiden. Die grössten Arten
erreichen etwa die Stärke von Kernbeis^iern, die kleinsten übertreffen kaum den
Zaunkönig. Die Heimath der Zwergpapageien bcündet aich auf Neu-Guinea und
den nahe gelegenen kleberen Inseln; Ausläufer der Gruppe finden wir auf den
Philifqpinen und in Australien. Die Familie umfasst 28 Arten, welche in 3 Gattungen
gesondert werden, x. fiindensittiche (PsUlaieüa^ ScHL.). Dieselben bilden
den Uebergang 7m den Flattschweifsittichen, mit welchen sie namentlich hinsieht*
lieh der Form des Schnabels übereinstimmen im Gegensatz zu den typischen
Arten der Familie. Die Wachshaut ist etwas wulstig aufgetrieben, umgiebt kreis-
förmig die Nasenlöcher und bildet zwischen den letj:tercn einen Sattel über der
F'irstenbasis. Der Scliwanz ist stufig, aber bedeutend kürzer als die Flügel. Es
giebt 3 Arten auf Neu-Guinea. Typus: ihittaceUa Brehmi, v. RostNB. — 2. Zwerg-
papageien (Cyclopsiäacus, Jacq. et Puch.). Diese Formen erscheinen wegen der
gedrungenen Gestalt der dicken Köpfe und des kurzen Schwanzes recht eigent*
lieh awerg^aft. Der Schnabel ist seitlich aufgetrieben, die Firste etwas abge»
flacht, an der Spitze ein starker Zahnausschnitt vorhanden. Die Wachshaut hat
die bei der vorgenannten Gattung beschriebene Form oder zieht sich als ein
schmales Band um die ganze Basis des Oberkiefers. Der kurze Schwanz ist
keilförmig, seltener schwach gerundet. Von den 13 hekannten Arten bewohnen
zwei Australien, eine Luzon, die übrigen Neu-Guinea und die zugehörigen Inseln.
CyclopsiiiMus Desmaresti, Garn., C. suavissimus, Scl. — 3. Spechtpapageien
(NasiUrna, Wacl.). Die kleinsten aller Papageien, von Zaunköniggrösse. Ihren
Namen haben ue daher erhalten, weil die Federn des kurzen, gnaden Schwanzes,
gleich demjenigen der Spechte^ stachelartig Uber das Ende der Federfahne her-
vorragende Schaftspitsen besitzen. Die verliftltnissmlssig langen FlOgel haben
doppelte Länge des Schwanzes und reichen angelegt fast bis zur Spitze dessdben.
Der Schnabel ist an der Basis breit, an der Firste zusammengedrückt und hat
einen starken Zahnausschnitt vor der Spitze. Die Wachshaut bildet ein breites
Band, welches über der Firste verschmälert und um die Nasenlöcher herum auf-
getrieben ist. Die Zehen sind auffallend lang und dünn. Die 10 bekannten
Arten bewohnen Neu-Guinea und dazu gehörende Inseln. Die Vögelchen sollen
nach Art der Spechte an den Stämmen und Zweigen d« Bttume umherkiettem.
Nasäima fygmatßt Qu. et Gabi. Rchw.
Ilicropten {ff. klein, Flflgd) « Jlir«r^j9^^ s. Staphylinidae. E» Tg.
Micropteron, Eschr., Cetaceengattung zur Familie ^Sjfperaodontma*, Gray,
gehörig, s. Ziphius, Gray. v. Ms.
Microrhynchus, Jourd. Mada^ascar bewohnende Halbaffengattunir der
Familie F,cmurida , I?. Geoffr. Die hierher gehörige Form Af. hrniger , Gray
(Lemur ianiger, Ltchanotus avahi^ etc.), welche sich durch egale Beschaffenheit
der oberen Schneidezähne, einen verbreiterten und verlängerten Unterk.ietcrwn;kel
durch einen starken Processus paroccipiiaüs, sowie durch eine sdkwirzliche, bis
zum ersten Phalangealgelenke reichende Bindehaut an den Fingern ^hen) der
Hintereatremität ausnichnet^ erreicht ca. 58 Centim. Gesammdttnge (Körper ca.
30 Centim.)^ ist auf der Oberseite mit einem schwach rötblich fiihlgelbem, krausem
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IfiaMaiiii« — Midai.
Pelze bedeckt, Nnse mit schwareem Flecke, unten licht manigiatt giefiürbt Be*
wohnt die \Va1(!cr der OstktJste Madagascars. v. Ms.
Microsauria, Dawson (gr. mtkros klein, sauros Eidechse), Unterabtheilung
der Wickcl/ahnler (s. Labyrinlhoduntia) mit knöchernen Hinterhauptgelenkköpfen
und Wirbelkörpem, ohne Kiemenbögen. Die Faltung der Zähne iat sehr gering-
fügig. AuNchUesilich in der Steinkohle. Ks.
Blicroecalabotca, Boulsngkr 18S3. GeckotidenOattung aus der Verwaadt'
flchaft von Lygodactytm; von diesem unterschieden dnich die nicht gdcfOniinteB
Singer-Endglieder und die starke Daumenkralle, t Sp. von Madagascar. Fr.
Microsporidien. Eine der Hauptabtheilungen der Sporozoen, umfassend
die Psfirospcrmien der (ilicderthiere. Eai.biani, Les S]iorozoaircs, 1882. Pf.
Microstoma, Cuvier (gr. mtcros klein, sfonui Mund), Gattung der Lachs-
fische (s. Salmoniden), sehr nahe verwandt mit Argaähia (s. d.), doch mit einer
hinter den Bauchflossen stehenden Rückenflosse und vorzüglich charakterisirt
durch hAufiges, aber keineswegs regelmässiges Fehlen der Fettflosse. Eine Art
kommt bei Grünland, eine andere im Mittelmeere vor; beide sind marin. Ks.
Ilicrostomidae, Scmma]U>a. (griech. -= KleinmlUiler), Fam. der Stnidel*
Würmer, TUrAeUaHa, Ehrenberg, Ordn. Rka^^cotla. Unteredieidet sich von
allen anderen dieser Ordnung durch getrennte Geschlechter, wesshalb sie Max
ScHtn^E lieber zu den Nemertiden stellen wollte. Der kleine, sehr dehnbare
Mund Hegt vomen, seitlich Flimmergruben. Sie vermeliren sich häufig durch
Quertheilung. Hierher Alicrostomum, OKKs rEur. — M. lineare, Oerst. = J'Luiaf la
linearis, Müller. Zwei Augen. Der Darm setzt bich blindsackarug über den
Mund nach vom fcMrt. In den nördlichen Meeren. Wb.
Microtyllis, CLAPiOiimB (griech. ^ Kleine Syllis), Gattung der BoistenwOrmerr
Qrdn. NMraiukiaia, Fam. SyUidae, Grubb. Zwei Stiznf&hler, die Palpen am
Kopflappen verschmobsen. Das erste Segment trügt jederseits dnen Ftthler*
drren. Wo.
Microtherium, H. v. M. fossile (tertiäre) artiodar'yle Säugergattung zur
Familie der Anoplotlurina, Gkav, gehörig. Die (Gattung ist wohl auf eine der
noch schwankenden Hoplotherienspecies begründet worden. v. Ms.
Microtus, ÜLAs., s. Arvicola K. et Bl. v. Ms.
Micrura, Schmarda. (gr. s Mit kleinem Schwann.) Gattung der NcmertUun^
Fam. M^mrkagea (s. d.). Wb.
HDcmniS, WAGLBRas.fi&^J-, DUMtUL et BiBRON. Fr.
Mknli«, Gray. Kleine Gymnophthalnuden^Gattung mit i westaostralischcn
Art Pf.
Midas, Geoffr., Untergattung der KrallenafTen, »Uistitis« (Hapak^ Iixic.)
mitmeisselförmigen, verkürzten, in gerader Linie stehenden unteren Schneidezähnen.
I. Formen ohne Mähne (Lioccphali, J. A. Wagnkr). a) Lippen und Nase weiss-
behaart: M. labiatus, GnoFFR., schmalbatligci Seidenaffe. Oben und unten
schwarz, Rückenhaarc goidgelblich geringelt, junge Thiere sind seitlich und an
den Schenkeln dunkelrostroth. Körper 21,5 Cendm., Schwans 36 Centim* lang.
Heimath: Btssilien, Peru. — M. pUaUus, Giomt., rotbrnAtciger SeidcDafie. Am
oberen Amazonas (Nozdpeni). b) Lippen wetsa» Nase idiwars: J>e9iäa,
Gbopfs., schwarsköpfiger Seidenaffe. Oberseite des Kopfes, Wangen, Hände»
Schwaiu schwarz, Oberseite in den vorderen Partien schwarz mit rothen Haar-
spitzen, hinten srhwarz und weiss melirt Hin^crextremitäten und Schwanzwurzel
(OStroth. Körper ca. 16, Schwanz 19 Centim. lang. ~ Peru. M. IVedäeü, Os*
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Midhi — MicstMcher Vieh.
403
mu, mit weisser Stirn und wdssem Augenstreifen. Bolivia ete. c) Lippen und
Nase schwarz: M. n^manust Geoffr. (Hapale mtäas, Wagner), Tamarin.
Glänzend schwarz» Rflcken und Schenkel fahlgelblich gewässert. HSnde oben
TOStroth, Handflächen, Gesicht, sowie die grossen nackten Ohren violettbrann.
Körper 30, Schwanz 40 Centim. lang. — Guiana, Peru. — Jl£ ursuhts, Geoffr.
(Hapale urmla, Worryx.) Der Negcr-Sahui, ähnlich dem vorigen, «chwnrz, am
Rücken röthlichgelb gewellt, Hände schwarz. Guiana." II. Formen mit mähnen-
artig behaartem Kopfe (Leonioceöi, Leontopiiheci) , a) Stimmitte und Scheitel
mit aufgerichteten Haaren: Midas oedipus, Geoffr., Pinche, weissmähniges Löwen«
äiTchen. Oben braun, unten, sowie der Kopf und die Vorderarme weiss, Ge-
sicht sdiwaiz, Körper 38, Schwanz 4a Centim. lang. Guiana und Columbien.
— M Gwffrcyi, Poch, rotfanackiger ^idenaffi». Panama, b) Der ganze Kopf
mit langen Haaren: JK r^$aäm, Gboifr. (Marikma, Bebakt SMa rpsaUa)
rothes LöwenSfichen. Röthlidi^Ib, mit töwenaitiger, aufrichtbarer Mähne. Ge-
sicht braun umsäumt, Kopf mit schwarzbraunem Scheitelstreifen. Körper 25,
Schwanz ca. 40 Centim. lang. In den Küstenwäldem Brasiliens vom 22 — 23. Breiten-
grade. — M. leoninus, Geoffr., dunkelbraunes Löwenälfchen, kleiner als voriger.
(Körper und Schwanz je ca. 21 Centim.) Oestliclie Abhänge der Cordüleren
2wischen o*^ 15' und 1 25' nordlicher Breite. M. chrysopygus (Ii. chrysopyga, Natt.),
GoIdstdsslOwenSfidien. Bradlien. Prov. St. Paulo. M. cAryiMulas, Wied,
Goldmähnenlöwenäffchen. Ostkttste Brasiliens, zwischen 14 und 15 i° sttdl.
Breite. v. Ms.
Midhi, s. Tschalikota-Mischmi. v. H.
Midianiter. Bei den Gnechea Madianiter, ein weit verbreitetes, nomadisches
Volk im südlichsten Thcilc des steinigen Arabien, dessen früheste bekannte Wohn-
sitze, westlich vom Sinai, zwischen dem Gebirge Seir und dem Arabischen Meer-
busen zu suchen sind, das sich aber dann auch auf dessen Ostseite und bis zu
den Grenzen der Moabiter hin verbreitete, den Israeliten anfangs viel 7.u schaffen
machte, bis es endlich von Gtoeon gedemüthigt wurde und einen lebhaften
Handel zwischen Arabien und Acg)|;ten trieb. Ihr Name verschwindet nach dem
Exil aus der Geschichte. Die M. müssen nach Sprache und Kultur den Is-
maeliten und Edomitem nahe gestanden haben und die ahnenlustigen Araber führten
sie auf den mythischen Stammvater Abraham zurtlck, mittelst einer Stamromutter
Ketura, welche dessen Kebsfrau gewesen sein soll. v. H.
Miditadi, s. Menitarics. v. H.
Midschegisen. Volk im Kaukasusgebiet, bräunlich gefärbt, muhammcdanisch,
wurde vor mehr denn 200 Jahren, als sie aus dem Gebirge in die Ebene hinab-
zogen, von den Kumüken Midschikisch geiianni, weil sie am Flusse Aiitsciuk zu-
erst mit ihnen zusammenstiessen. Zu ihnen gehören eine sehr grosse Anzahl
Stämme, worunter die Tschetschenzen (s. d.) die bekanntesten sind, v* H.
Mjednowzen. Volksstamm in Aljaska, ob zu den Eskimo gehörig, ist frag-
lich. V. H.
Miener = Döbel (s. d.) Ks.
Miesbacher Vieh. D-'s in den oberbayerischen Bezirken Miesbach und
Tegernsee ursprünglich vorhandene braunbunte Vorgebirgsvieh wurde in der
ersten Pialfte dieses Jahrhunderts mit Vieh aus dem Pinzgau und Pongau
gemischt und allmählich von diesem verdrängt. Später folgten Kreuzungen
des verbesserten Stammes mit kräftigen BemerbuUen und endlich mit hell-
faibigen Simtnenäialenii wdche der gegenwärtigen Raoe ihren Stempel aufdruckten
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404
IftetnniMliel — Mjct.
und eine nahe Verwandtschaft dieser Racen herbeiführten. Fortwährend finden
nocli BlutaufTriscIiiingen mit Slmmenthaler Original - Thieren ';tnn Der Zucht-
rayon dieses Viehes bat sich allmählich über die benachbarten Bezirke
Rosenhein, Traunstein und Tölz ausgedehnt und bildet den Stammzuchtlje2irk
für das Buntvieh in Bayern. Der Export von Zuchtma.tcrtal ist ein sehr beträcht-
licher. Die Thiere sind der Mehrzahl nach weiu. mit gelben, hdlbminen oder
rothen Flecken. Skelett und Haut sind noflssig fein; Kopf kun, brdt^ schOoc«-
schnitten; Hömerfein, wachsgelb; Hals kräftig, niit$taikem Triel; Stodc» ROcken
und Krens breit und eben; Schweif fein, mitssig hoch angetettt Rampf lie^
weit, schön gerundet. Beine mittelhoch, (leischig, gerade gestellt. Die Kfibe
wiegen durchschnittlich 600 Kilo, die Oclisen bedeutend mehr. Die Milchpro-
ductim ist gut tmd die Qualität der Milch vorzüglich. Infolge der vcrhältniss-
mässig niedrigen AnfjprUche, weh he das Vieh an die Menge und Bcschurteniieit
des Futters stellt, ist es Qir den kleinbäuerlichen Wirthschaftsbetrieb von be-
sonderer Bedeutung. R.
Miesmuschel, s. Mytilus. K. v. M.
Migration. Dieses Wort, das eigentlich allgemein nur Wanderung bedeutet,
erhielt cme besondere Bedeutung durch den Zoologen .Moritz Wa(;ner. Der-
selbe stellte der DARWiN'schen 1-elire von der Entstehung der Arten durch natür-
liche Auswahl seine sogen. 1 Migrationslehre c, d. h. die Lehre gegenüber, dass
die Entstehung neuer Thieraiten bloss durch den Process der Wanderang, d. Ii.
dadurch su Stande komme, dass bei Uebersiedlung eines llieiles derSpeciesmh-
glieder in ein neues Territorium diese einer Abünderung unterworfen weiden,
und xwar so weit, dass sie den zurückgebliebenen Individuen gegenüber eine
neue Art darstellen. Richtig an dieser Lehre ist, dass die Spaltung einer Speeles
in zwei räumlich getrennte Individuengruppen Ans'o^s, j^i Vorbedingung zur
Diffcrenzirung in zwei gesonderte Arten bilden kann utid sicher oft genug ge-
bildet hat, allein i. kann eine DitTerenzirung auch durch das eingeleitet werden,
was U. Jagek (»in Sachen Darwin s«, pag. 52) biologische Migration genannt
hat Wenn nämlich in Folge einer Instinktvariation oder zeitweiligen Zwanges eine
Individuengruppe, z. B. eine pflanseniressende Inseklenart^ auf eine andere Nihr-
pflanze übersiedelt, so kann selbst; wenn keine geographische Trennung eintritt;
dies doch binnen einiger Generationen zu einer solchen biologischen Diveigens
führen, dass schliesslich eine neue Art entsteht. — 2. Die Migration, und zwar
sowohl die geographische, als die biologische, ist Air sich allein nur die Ursache
einer neuen Artbildung. Sie kann höchstens, aber auch nicht allgemein, eine
unerlässlichc Vorl)edingung hieriilr sein, denn das, was auf dem neuen Terri-
torium die Abänderung hcrbeilührt, sind abgesehen von der Disj»osiuon der frag-
lichen Individuen eben die auf diesem herrschenden andersartigen biologischen
Bedingungen, welche theils direkt, tiieits indirekt durdi den Vorgang der natOr-
liehen Auswahl abändernd wirken. Die Migration ist also nicbl, wie M* WacuiR
wollte, etwas dem DARwni^schen Auswahlprindp Entgegenstehendes, (fieses
Ausschliessendes, sondern einer der mancherlei Faktoren, welche neben der
Auswahl durch den Kampf ums Dasein die Bildung neuer Arten herbeifilhren
helfen. J.
Mijeitlkeyn, s. Metschertin-Somal. v. H.
lUjes oder Mixes. Mewkanisches Urvolk, linguistisch nahe verwandt mit
4en Zoque (s. d.). Ihre Sprachen bilden vorläufig eine isoUrte Familie. • Die
Dlgitizecj Ly ^^oogl
Mikawkc — MIfcrolieplialcn.
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M. sind ein Bergvolk, welches vorzugsweise die höheren Theile des Centralge-
birges in Oaxaca bewohnt. Die M. hnbcn eine schöne Statur, sind stark, ktihn
lind thätig; sie traj^en Bart, haben aber abstossende Gesichtszüge. Kinst das
nnächtigste Volk in Siidmexiko, stechen sie noch heute durch Muth, Fleiss und
Wohlstand hervor; sie sind berühmt als Maulthier-, Rinder- und Pferdezüchter.
Jedes Jahr weiht sich in einem Gebiigsdorfe der M. ein junger t/Lum der Jung-
frau Maria, worauf er bei der Prozession ihr Bild ni tragen hat, bei feierlichen
Messdiensten assistirt und von den döiflichen Frohnden befreit ist Aber er
darf dieses ganze Jahr Icein Weib berühren; wird er dem Gelübde untreu, so
wird er in Bälde sterben. v. H.
Mikasuke. Kiner der beiden Dialekte der Seminolen (s. d ) v. H.
Mikir. Lobitavolk in den Gebirgen des Bezirkes Naugong in Central-Assam
neben den Kuki am Kopiliflusse wohnend; sie sind sehr friedlich. Ihr Anzug
besteht aus /.wei rothgestreiften Zeugstücken, welche in Sackform zusammenge-
näht und wie ein Hemd über den Oberkörper gezogen werden. Sie leben in
Schaaren vereinigt in geräumigen, über dem Erdboden errichteten Häusern, ai
denen efai mit Einschnitten versehener Balken oder Stamm als Treppe
führt In einem Hause, dessen Inneres nicht abgetheih ist^ leben oft an dreissig
verheirathete Paare mit ihren Kindern. Sie essen alles, ausser Kuhfleisch und
Milch. Polygamie ist nicht erlaubt und Wittwen dürfen wieder heirathen. Sie
verehren ein höch<;tes Wesen, »Hempatimf genannt Der Stamm zählt gegen
2500c K<i;)fc. V. H.
Mikmak oder Micmac. Algonkin-IndianerNcu-Schottlands, einst ein mächtiges,
sonnenanbetendes Volk, im Besitze einer Hieroglyphenschrift, der reichsten, welche
man bd nordameiftanisdien Indianern vorfand und die, verbessert und ai^ie-
bilde^ noch heute in Uebung ist Heute sind die M. dem Namen nach Katho-
liken, doch hat man sie nie dahin gebracht^ Ackerbau, Viehsucht oder ein Hand-
werk zu trdben; sie bleiben Fischer und Jäg^r. Obwohl christiantsirt, leben
manche immer jnoch im herkömmlichen Wigwam und fangen nur langsam an,
ihr nomadisches Leben aufzugeben; jene in Neu-Braunschweig sind alle arm,
faul, verschmähen jede Arbeitsgelegenheit, leben aber friedlich, wenn ihnen der
Branntwein fem gehalten wird. Die ihnen zugetheiltcn Reserven bleiben beinahe
unbenutzt. Nur eine kaum 500 Köpfe zählende Abtheilung am Restigoiiclieflusse
in Unterkanada soll befriedigende Kukurfortschritte gemacht liaben. Die älteren
frsnzdnschen Sdiiiftsteller nannten sie Souriqucus und die Missionäre Gespdsiens.
Sie sind dermalen ausser NeU'Schottland auch über das nördliche Neu^Braun*
schweig, Kap Breton, Neufundland, Prinz Edwardinsel und Gaspe zerstreut und
sihlen zusammen etwa 5600 Köpfe, v. H.
Miko oder gehörnter Rollaffe (Cebus fatuellus) s. Cebidae. v. Ms.
Mikrokephalen. Die moderne Forschung hat sich vielfach mit den sogen.
Mikrokephalen beschäftigt, kletnköpfigen Idioten, bei denen ' ald mehr, bald
weniger die menschlichen Verstandeskräfte mangeln. I?ei diesen Geschöpfen ist der
Mangel der Intelligenz mit einer mangelhaften Ausbildung namentlich der Grosshirn-
hemisphäte verbunden, die durch verschiedene krankhafte Processe, die meist schon
währendderEntwicklungsperiode vordeiOeburt verliefen, beträchüich in ihrerGrössen*
tuaUldung zurückgeblieben sind. Das Volk hie und da diese Unglücklichen mit
Alien zu vergleichen. Aber diese Armen mit ihren kmnkhaft verbildetenGehimen, die
Mikrokephalen, stehen tief unter dem relativ so begabten Thiere, dem Affen, ja
tief unter jedem Thiere. Die Thiere sind im Stande, vollkommen lUr ihre Lebens*
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Ifiktpnefkr — Milanom.
bcdiirfnisse zu sorgen, die Mikrokephalen höheren Grades sind in jeder Beziehung '
aui unbcr hellendem Mitleid angewiesen, da bei höherer Ausbildung dieses Ge- \
hiralddens nur die niedrii^teii Functioneii des anmialen Lebou «häten bleiben. I
Namentlich fehlt bei Mikrokephalie höheren Grades auch die Fähigkeit snr Foit> ^
erhaltung der Speeles» wodurch eine Fortpflanzung dieser Race au^eschloaseo
ist Wicluig erscheint ts, dass es auch »partielle« Mikrokephalien giebt, bei denen
nur ein oder der andere Theil der Grosshiinobcrfläche in seiner Entwickelung
gestört ersclieint. — Vergl. J. Ranki', »Der Mensch«, i. Bd. pag. c;:^ — ^?9»
dessen Auslührungen allcrtlini;s im strenp;sten Gegensatze stehen zum Darwi-
nistischen Standpunkte. Ininicrliin Hctert die Kxisleni ganzer mikrokephaler
Familien, z. B. der 1 amilie Becker aus Ütlcnbach, den Beweis, dass grösseren Com-
plexen des ^enus homo die Qualität und Quantität der Gehinisubstanz so vermindert
werden kann, dass die Verstandesvorgänge ach auf ein Minimum beschfinkca.
Von besonderem Werthe ist die Beobachtung bei einer Tochter des genannten
Becker, dass dieselbe in ihren Bewegungen, ihrem Blicke^ ihrem gansen Habitus
ein Wesen zeigte, welches jeden Unbefangenen an die Art eines Affen oder
eines Vogels erinnerte. Wenn nun die absteigende Linie de facto bewiesen ist^
warum sollte nicht die aufsteigende wenigstens den Werth einer einleuchten-
den wissenschaftlichen Hj^^othese haben? C. M.
Mikronesier. Die Bewohner Mikronesiens, d. h. des aus lauter kleinen Ei-
landen bestelieiuicn nordwestlichsten Theils der Südsce. Der Name ^I. hat aber
keine ethnologische Bedeutung; nach den neuesten Forschungen sind die M.
eine aus Polynesiem und Papua gemischte Bevölkerung, in welcher jedoch das
polynesische Blut die Oberhand besitzt v. H.
ISikropyle. Alle Häute, von denen ein Ei umgeben wird, können mit einer
besonderen Oeühung versehen sein, welche Mikropyle genannt wird. Man findet
dieselbe darcliaus nicht bei allen Eihäuten, und zwischen den vorkommenden
Mikropylen besteht keine Homologie. Die Mikropylen dienen entweder der
Ernährung des Kies während seiner Entwickelung, oder aber dem Eintreten
der befruchtenden Samenfäden; beide Functionen können nebeneinander be-
stehen. GRBCil.
Milan«» s. MQvmae. Rcsw.
Milanows oder Milanau, ein sooeo Köpfe zählendes Volk auf Bomeo^
welches den äussersten Nordosten des Rei^s von Saräwak bewohnt. Die M.,
deren Niederlassungen insgesammt nur wenige Metten von der See entfernt
liegen, sind desselben Ursprungs wie die rohen Stämme des Innern, haben aber
schon l'riihzeilig mal.iyische Kleidung und zum Theil den Islam angenommen.
Sie wohnen in guten Häusern; ihre Frauen kleiden sich m Seide und tragen Gold-
schmuck von bedeutendem Werth; in ihren Wohnungen findet man englische
Gläser, Töpfe und Waüen. P!)s herrscht unter ihnen grosse dialektische Zer-
splitterung. Aeusserlich gleichen die M. den übrigen Stämmen von Saräwak, nur
ist ihr Gesicht viereckig; die Frauen sind seltsamerweise in den Ruf der Schön-
heit gekommen, obwohl sie an Gestalt und Regelmässigkeit der Zttge weit hinter
den Malayen stehen. Sie sind sehr weiss, haben breite Fflsse und stämmige
untersetzte Figuren. Ihre Köpfe werden in der Kindheit abgeflacht, aber nicht
so viel, um sie dadurch zu entstellen. Die Männer sind mittelgross, tättowiren
sich nicht und Irapen keinerlei Schmuck. Sie sind milde, friedlich, ruhig und
artig, unterwürfig, und Verbrechen sind selten. Sie sind keine Kopfjäger, wenn
sie auch in ihren Häusern noch einige Schädel aui bewaliren. Manche haben
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Müben — Milch.
4«7
grosse Gelehrigkeit gezeigt und selbst die englischen Buchstaben schreiben ge-
gelemt. Sie üben nur sehen Polygamie, und alle Arbeit ist unter den Familien-
mitgliedern gleicliniässig vertheilt. Sie sind sehr abergläubisch, glauben an Träume
und Voneichen und richten ihre Reisen nach dem Fluge der Vögel. Sie glauben,
dacs das Jenseits der irdischen Welt gleicht und dass es einen obenten Gott
»Epoo« giebt, weldier Macht hat Uber alle Geister. Es giebt deren versdiiedene
böse^ aber nur dnen guten, »Balu Abad«, der als ein schönes Weib beschrieben
wild. Stirbt ein Wohllebender, so werden Sagopalmen geßlllt in dem Glauben,
dass sie der Eigenthümer im Jenseits zu seinem Gebrauche wiederfindet. Aus
dem nämlichen Grunde v.erden der I. eiche alle möglichen Dinge bci"e<:cben.
Die T, eiche eines Häuptlings lasst man verwesen, thut die Ueberreste in einen
Krug 1111(1 er /t denselben in einen dazu ausgehöhlten grossen Baum oder Pfosten,
wozu man stets Eichenholz wählt. Diese ürabmaier sind oft sehr grosi und
sorgfältig g^hnitzt v. H.
llilben, s. Acaiina. E. Tg.
Milcb und Colostrum (s. Kollostnim-Köiperchen), beides Sdcrete der
Milchdrüsen, deren letzteres kurze Zeit nach dem Gebären, deren ersteres während
der Übrigen weit längeren Zeit der Laktationspeiiode abgesondert wird, sind,
wenn auch in ihrer quantitativen Zusammensetzung etwas differente, ihren Be«
standtheilen und Bedeutung nach indcss gleichwerthige Produkte der Milchdrüsen.
Die Milch, eine gelbliche bis bläulichwcissc Flüssigkeit von gewisser, mit abnehmen-
der Temperatur steigender Viscosität (Zähflüssigkeit), von süsslich-angenehmem Ge-
schmacke imd schwachem, je nach der Thierart verschiedenem Gerüche, hat ein
bei verschiedenen Säugon versclüedenes specifisches Gewicht, das fllr die genauer
untersuchten Milchsorten swischen 1025^1045 schwankt Mikroskopisch untersucht^
besteht sie aus einem flüssigen Antheil, dem Milchplasma, einer feinkörnig ge*
trttbten Flüssigkeit, und den darm suspendiiten Milchkllgelchen als glänzenden,
stark lichtbrechenden kleinsten oder grösseren Fetttröpfchen; Anwendung von
Reagentien lehrt, dass diese letzteren aus einem Tropfen flüssigen Fettes be-
stehen, welcher von einer du i n Schicht staubartig-molecularer Eiweiss- (Casein-)
kömchen oberflächlich bedeckt ist. Diese Hülle verhütet das Zusammenfliessen der
Fetttröpfchen in dem wassrigen Plasma und macht so die Milch zu einer wahren
Emulsion, die sich nicht mehr als solche zu erhalten vermag, sobald die Casemhülle
durch Schlagen (Buttern) »zertrümmerte worden ist; denn danach fliesst thatsächlich
die Summe der Felttröpfchen zu dem sogen. Butterfett zusammen, während das
üffilchplasma als klare opallsirende, von corpusculärenBestanddieilen befreite Flüssig-
keit hinterbleibt. Die grössere Leichtigkeit des Fettes gegenüber dem Milchplasma
bedingt bei ruhigem Stehen der Milch ein Aufsteigen der Milchkügelchen in die
oberste Schicht (Rahm, Sahne, Nidl, Ober^, Kern) und damit eine Ansammlung
derselben oberhalb des Plasmas; mannigfache Einflüsse wirken auf diesen Vorgang
der »Aufrahmung beschleunigend, andere verlangsamend ein; ersteres tliun
Wärme, geringere Viscosität, Grösse der und Reichthum an Feltkügelchen, Ver-
nadong von Erschütterung, Trockenheit und geringerer Druck der Luft u. s. w.;
die umgekehrten Bedingungen versögein sie; eintretende Säuerung und damit
Gerinnung verhindert sie. Air das lässt auch die Aufrahmung der Milch anfing'
lieh schneller vor sich gehen als später; es scheint, dass die zuerst die Oberfläche
erreichenden grossen Milcbkt^elchen wegen relativ grösserer specifischer Leichtig-
keit in ihrem Aufsteigen weniger Widerstände finden als die kleineren; niemals
erhält man aber im Rahm die Gesammtmenge des in der Milch enthaltenen
^ujui^uo i.y Google
4o8 Milch.
Fettet. Venuche dieser Art mit Kuhmilch Hessen bei to| C nach 64 Stunden,
bei 15^ C. nach 40 Stunden ca. 73^ des Milchfettes in den Rahm ttbeigeben; von
dem Reste hatten sh h bei erstgenannter Temperatur binnen weiterer 3 Tage
erst 9^ an der Oberfläche angesammelt In ausserordentlich viel kürzerer Zeit
und weit vollkommnerem Crnde vermacr die Aufrahmiing der Milch die Centrifuge
zu bc\verk>ielligen; der he Lavai/scIic Separator z. 15. entnimmt bei 6000 Um-
drehungen in der Minute und einer Temperatur von 27 in der Stunde ca.
315 Kiiügrra. mit etwa 3,5^ Fettgehalt liber 91^ des Gesammtie ttes. Das Princip
aller der verschiedenen diesem Zwecke dienenden Milchcentrifugen beruht auf
der Erfahrung, dass in Gemischen spedfisch verschieden schwerer Substanzen die
schwereren Gemengthdle (in der Milch das Plasma) weiter von dem Centrum
fortgeschleudert werden, als die leichteren (das Fett). Der so erhaltene Rahna
hat dann ein spec. Gew. von 1,010 und einen zwischen 15 und 30 g schwanken-
den Fettgehalt (Kirchner), während die abgerahmte Milch, »Magermilchc, spe-
cifisch sich i. d. R. auf 1,032 — 1,037 beläuTt. — Die Reaction der Milch ist eine
ami>hoterc, d. h. in Folge der gleichzeui^en Anwesenheit alkaiischer und saurer
Sa'/.e alkalische und saure zusammen, für den Fleischfresser immer eine saure; die
saure Reaction wird filr die Irische Milch durch den Geliak an freier Kohlen-
sixire erhöht; gekochte odet eihttste Milch reagitt stflrker alkalisch als unge-
kochte, da durch das Kochen freie und gebundene Kohlensäure ausgetrieben und
Phosphate aersetat werden. Bei längerem Stehen der dem Eutor entnommenen
Milch tritt stärkere Säuerung ein und durch diese bedingt ein Vorgang» der zur
Umwandlung in eine Gallerte und nachfolgendem Zerfalle dieser in klumpige
Massen unter Flüssigkeitsauspressung zur Milchpjerinnung flihrt; der dazu hin-
reichende Säuerungsgrad wird im Sommer etwa in 24 Stunden, im Winter erst
binnen einigen (3—5) Tagen erreicht. — In den angedeuteten Eigenschaften
verhalten sich die verschiedenen Milchsorten übereinstimmend, sie sind es
auch mit Rticksicht auf die qualitative Zusammensetzung; im Hinblick auf ihre
quantitativen Verhältnisse treten gewisse Dilierenaen auf, die es erklädtch er-
scheinen lassen werden, wenn hier zunäclist die Kuhmilch als die im praktischen
Leben hauptsächlich verwendete und desdialb am besten studirte Milch einer
kurzen Besprechung unterzogen wird. Mit einem spec. Gew. von im Mittel
I0S9<— 1034 ausgestattet, ist sie eine Lösung von Kiweisskörpem, Zucker und Sahen,
in welcher die Butterfette in Kmulsionsform aufgenommen sind. Die mittlere
Zusammensetzung ergiebt darin neben 87,7511 Wasser 12,25}} feste Bestandtheile,
unter leutcrcn 3,7 F^iweisskör|ier, 4,5 Zucker, 3,3 Fett und 0,75 Asche Die
Schwankungen in dem Gehaii an den einzelnen Bestandtheilen sind nicht un-
erheblich, sie hängen von der Art der FOtterung, der Kace und dem Alter der
Thiere, dem Stadium der Laktationsperiode ab. Kirchnkr giebt ne für den
Wassergehalt auf 85^90^, fUr den an festen Bestandtheilen demnach auf 10
bis i$% an, darunter fttr Kweiss auf s,s8— 5,65!» für Zucker 3,0—6,0, Fett s/»
bis 6,0 und Asche 0,6— 0,9g. Die Hauptmenge der eiweissartigen Milchbe*
standtheile v, ird von dem CascYn gebildet. Dasselbe, nach den Untersuchungen
neuerer Autoren (Hopi i -Skylek, Hammarsten etc.) ein mit den Eigensrhnf'en
einer Säure ausgestattetes phosphorhaltiges Nucleo albumin (nicht also KaÜ-
albuniinat), das von saurer Pepsinlösung nur theihveise gelöst wird (das NucleTn
widersteht der Magenverdauung vollkommen), findet sich in der Milch niciit m
gdöstem, sondern nur gequollenem Zustande vor; es diffiindirt und fihrirt deshalb
ebensowenig wie die FettkUgelchen durch die thierische Membran oder die poröse
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Milch.
Thoiuelle (Hoppe-Sevlbr, I^bbmamn etc.). Nach Duclaux ist das CaseSn indess nicht
bloss im gequollenen, sondern auch daneben noch in rein gelöstem und feinver-
tbciltem Zustande in der Milch enthalten. Casein, in verdünnten Säuren und Al-
kalien, nicht aber Wasser löslich, wird aus seinen T.ösungen schon durch geringen
Säureüberschuss gefällt; es beruht darauf die spontane Milchgerinnung in Folge
der durch fermentative Zersetzung des Milchxuckers in Milchsäure bedingten
Säuerung der stehenden I^lilch. Auch »Lab«, das das sogen. Lablerment ent-
haltende Extrakt der Magen (Fttndtis)-Schleimhaut, ruft Caseingerinnung hervor;
es kommt dahei zu einer Spaltung, des Caseln unter Abscheidung des von Ham*
MARSTEN ab Käse beseichneten £iweissk<)rpeT8, der sich von dem geronnenen
Casein durch geringeres LösungsvennÖgen in Caldumphosphat*Lösung und durch
die Eigenschaft, mit Lab nicht mehr zu gerinnen, unterscheidet. In der Flüssig-
keit bleibt dann ein gelöster peptonähnlicher Körper zurück. Die durch die
Labwirkung ihres Cascins und des gleichzeitig bei der Gerinnung mit niederge-
rissenen Fettes beraubte Milch nennt man ^s<isse Molken«, gegenüber dem Ilüssigen
Rückstand der spontan (d. i. durcli Säuerung) geronnenen Milch, der sogen, sauren
Molken. Die Caseingerinnung durch Lab wird seitens der Kalksalze wesentlich
unterstQta^ sie kommt am sichersten bei 0,1—0,5} Chlorcalciumgehalt au Stande,
stärkere Verdünnung der Milch verhindert sie. Der Caseingehalt der Milch, der
im Mittel 3,s} betrügt; soll sich während des Stehens der Milch namentlich bei
einer Temperatur von 40^ au Gunsten eines peptonartigen Körpers vermindern
(Schmidt-Mülheim). — Neben dem Caseln trifft man in der Milch noch auf einige
andere Eiweisskörper; das Albumin zu etwa 0,6% als dem Serum älbumin
ähnb'clie, aber nicht bloss durch Erhitzen auf 70 — 75° C, sondern nach vor-
gängiger Säuerung schon durch Erwärmen über 0° ausfäUbare Substanz, die aus
den Molken durch Kochen gewonnen wird. In den durch Zusatz von Essigsäure
erhaltenen Molken, die auch ihres Albumingehaltcs durch Kochen beraubt sind,
bleibt noch ein Eiweisskörper gelöst enthalten, den Millom und Comaillb als
Laktoprotein, Bouckakdat und QuAyennb als Albuminose, Mosin als Galaktin
und Sblmi als Gelaktine durch verschiedene Zusätze wie Qnecksilbemitrat, Gerb>
säure, Alkohol etc. ausfällten; nach Kirchner ist er nichts als ein Pepton, das
in der frischen Milch zu 0,13^ enthalten ist. Der durch Erwärmen und Säuerung
der süssen Molken endlich erhaltene »Zigerc ist wahrscheinlich ein Gemisch des
bei der Labgerinnung zurückgebliebenen Caseins und des durch Erhitzen erst
coagulablen Albumins. — Von diesen Eiweisskörpern gehören .\lbumin und
Pepton auch schon dem Blute an, sie dürften somit aus diesem einfach in die
Milch übertreten; Casefn ist ihr spedfisch und damit als ein Produkt der Milch«
drttsenthätigkeit anxusehen, Aber dessen fintstehungsweise wir jedoch noch nicht
näher orientirt nnd. Thkrfelobr vermuthet, dass es durch einen Fermentations-
prozess aus Seruroalbumin entstehe; er konnte es so bei Digestion der Milch-
drüse bei Körpertemperatur erhalten. Von den N-fr Bestandtheilen der Milch
ist zunächst der Milchzucker, THJ-NARrVs Laktine, C^.JU^.,0^^, als ein dem
Thierorganismus und cl cn der Milch eigenartiges Kohlehydrat zu erwähnen.
Ein in rhombischen Prismen krystallisirender, in 5 — öTheilen kalten, 3 Theilen
heissen Wassers löslicher Körper besitzt er Milchsaiire-Gährungsfahigkeit und zer-
fallt auf die Einwirkung des Bacierium Uicticum (Cohn) oder Bacillus acidi iatÜti
(Hmm) hin 10 4 Moleküle MSchsäure, ein Vorgang, der wie oben angedeutet,
die spontane Milchgerbnung dadurch bedingt, dass die gebildete Milchsäure dem
phosphorsauren Alkali einen Theil seiner Basis entzieht und dasselbe in saures
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MHch.
Salz übergehen lässt; dieses vermag aber (bs Casein nicht mehr im gequollenen
resp. gelösten /.usLinde zu erhalten. In die Alkohol-Gahrung kann der Nfilrh-
zucker nicht direkt ilbergeftibrt werden, er bedarf dazn der vorherigen Behandlung
mit verdünnten Sauren; dadurtli wird er zunäclist in einen nicht-gälirungsfahtgen
Zucker, die Laklose, und eine gährungsfäliige Zuekerart (wuhi 1 raubenzucker,
Th£nard) gespalten. Da diese Spaltung auch durch die in der Milch »spontan«
entstehende Milchsäure veranlasst und somit bei gleichseitiger Mitwiikung des
Hefepilzes die Alkoholgährung ermöglicht wird, so erklärt sich dadurch der Ueber*
gang zuckerr^cher Ikfilchsorten, wie Pferdemilch , in berauschende GetHnke
(Kuroys, s. d.). Alle jene Agentten, welche die Milchsäuregährung verhindern oder
wenigstens verzögern, verlangsamen damit auch den Kintritt der Milchgerinnung;
das thun u. a. Sauerstoffmangel faho l.uftabschhiss), dann die Dcsinficienten,
wie Salicylsaure (7Uo,o2;' -, ätherische Oele wie Senfeil, Aufkochen der Milch etc
Der Milrli/ticker ist eine der Milch eigenthünilichc Zuckerart, der seinen Ur-
sprung in der Milchdrüse selbst liat. Uebcr die Bildungsweise desselben fehlt
uns noch genauere Kenntnist. H. Thibrpbldkr, welcher frische Mildidiflseii di-
gerirte, fand, dass wohl in Folge emes Fermentatioiisprozeises wlhrend der
Digestion ein redudrender Körper, wahrscheinlich Milchzucker entstand. Die
Muttersubstanz desselben (Saccharogen) konnte mit Wasser extrahirt werden,
während die verschiedenen Extrakte das Ferment dieser Metamorphose nicht ent-
hielten, weshalb er dassell>e als an die Dril'icnzelle gebunden erachtet. — Für
die Praxis tler Milchnutzung "crnn/ besonders bedeutungsvoll ist die Milch durch
ihren Fettgelialt, dtis Milch- oder T. utterfett. Dasselbe, ein Gemisch ver-
schiedener Fette, liat ein specifisches Gewicht von 0,93 und einen Schmelzpunkt
von 39—41°, bei unter 15° liegenden Temperaturen ist es von krümeliger
Consistenz; die wichtigsten der darin nachweisbaren Fettkörper und Falmitin,
Stearin, Olein, daneben noch Butin, Captylin, Caprintn, Capionin und BttUyrioe
(Heintz); auch Laurinin und Lecithin sind darin gefunden. Die Menge der einzelnen
Fettsorten schwankt hauptsächlich abhängig von der Fütterung. GrÜnfutter soll mehr
flüssige, Trockenfutter mehr feste Fette bilden lassen. Das Butterfett findet sich
als ein in Wasser unlöslicher Körper in der Milch, wie oben erv^'Shnt in feinst
suspendirter Form, in der Form der sogen. Milchktigelchcn vor; es bchndet sich
darin in flüssip^em Aggre^at/ustande und behalt denselben auch bei l emperaturcn
bei, welche unter die Erslarrungstemperatur herabgehen; es bleibt also flüssig,
ähnlich wie ein unter seine Gefrierungstemperatur abgekühltes, durchaus ruhendes,
in Tropfen vertheiltes Wasser. Aber wie dieses durch die leiseste Efschlltteniiig
zu sofortigem Erstarren gebracht wird, so veranlasst auch in der Milch die
mechanische Erschütterung, »Schlagen«, den Uebergang der in kapilliier
Sp an nungs Verhältnisse unterkühlten Milchfette in den festen Aggregatzustand
und damit das Zusammenklumpen der Tröpfchen zu den beim Buttern ent-
stehenden Butterklumpen (Soxhi.kt). F.s ist also nicht die durch Schlagen etwa
erzielte Spren.;;ung einer jirasunitiven Caseinhülle, sondern die ähnlich wie durch
Gefrienmg herbeigeführte Krsiarrunj; des Miichfeties die Ursache des bei der
mechanischen Erschütterung der Milch herbeigeführten Zusammenballens des
Milchfettes. Die dadurch hergestellte Butter enthält nun nicht bloss die Sonme
der in der Milch enthaltenen Fette, sondern sie fahrt auch noch Wasser und einen
Theil der übrigen Milchbestandtheile; je nach dem mehr oder weniger vollstto-
digen Grade der Butterung enthält sie 80—84^ Fett, 14—16,5^ Wasser, 2^3,$%
Casein und Milchzucker und 0,1— o,a^ Salze. Die hinterbleibende Buttermilch
MUch.
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(lote bt^atum), deren spec. Gew. etwa 1032— 1035, hat deshalb ausser dem
grössten Theile ihres Fettes auch noch einen Tbeil ihrer Eiweis.skörjjer und ihres
Zockers eingebüsst; ihre mittlere Zusammensetzung be! inft sich nach Kirchner
auf 90,51^ Wrisser, 3,75^ Fiweiss, 4,15 !^ 7urker, 0,85]! Fett und 0,7«;^ Snhe.
Manche Autoren (Bi oNorAr, Kknimerich) vcrniuthen übrigens, das.s in der stehen-
den Milch eine \'ermehrung des Fettes au t Kosten der Eiweisskörper stiUihade;
wenn dem 60 ist, dann dürrtc man aut gewisse lermentative Prozesse schliessen,
wdche die Eiweisszersetzung bedingen. Die Butterfette sind qualitativ die gleichen,
wie die sonst im Thierkörper und so auch im Blute etc. auftretenden. Wenn
somit mit Rücksicht auf ihre Beschaffenheit ihre Abstammung aus dem Blute
nicht undenkbar wilre, so ist doch wegen ihrer grossen Quantität, m «elcher sie
in der Milch auftreten, auf einen Fettbildungsvorgang in der Milchdrüse selbst
zu schliessen und ihre Entstehung desshalb in diese zu verlegen (s. u.). — Da-
gegen treten als Blutbestandtheile, theilweis vielleicht auch durch die Stoffwechsel-
vorgänge in der Milchdrtise gebildet, in die Milch über: Harnstoff, Kroatin, Sarkin
und die Salze. Diese letzteren werden insbesondere von Kaliinn, Natrium,
Calcium, Magnesium und Eisen als Basen, von Thosphorsaure, Sciiwetelsäure,
Kohlensiure als Stturen und CtAot ak Halogen componiit. FLUscmiANN faml
als Mittel sämtlicher Milch-Aschenanalysen 27)^ Kalk, 17^ Kali, xof Natron etc.
neben a8f Phosphorsäuie und 16^ Chlor etc. — Die Gase, in derMildi haupt-
sächlich in absorbirter Form enthalten, sind die gewöhnlichen Gewebigase
(7»7#CO^ 0,1^0 und 0,7 [Pflüoer]). — Bezflglich der übrigen Milch
Sorten <ei erwähnt, dass der Kuhmilcli am nächsten steht die Ziegenmilch,
die von 1033 s|)ec. Gew. unter ihren festen T^estandtheilen mehr Fett
(4,5 dafür aber etwas weniger Kiweiss (3,3}^) vuid Zucker (4,2^) enthält, und
einen eigenartigen Geschmack und Geruch besitzt. Die Schafmilch deutet schon
diurch ihr sehr hohes spec. Gew. von 1037 reichen Gehalt an festen Be-
standtheilen (17,5^), der sich als ein Plus auf alle jene eigenartigen Milchbe-
standtheile vertheilt (Eiwdss 6,6^ Fett 5,3^ und Zucker 4,8{). Ihr schliesst sich
in dieser Hinncht die Schweinemilch mit 1041 spec. Gew. und festen
Bestandth eilen nnd die Milch der Hündin mit 17,4^ festen Bestandthcilen
(10,2^ Eiweiss wovon 5^ Albumin, 3.9^ Fett, a,8^ Zucker und 0,6^ Asche) an,
während die Stutenmilch dünn, bläulich, von aromatisch-süssem, gleichzeitig
aber etwas herbem Tfeschniack. ist. Ihr spec. Gew. beträgt 1035, (»t^halt an
festen Bestandtbc lf 11 9,5 |i, wovon nur m |i Fett 1,9^ Kiweiss, dafllr aber 6,1^
Zucker. Ihr reilit sich die Milch der Frau mit etwa 11,1 j- festen Bestandthcilen
(3,0^ Eiweiss, 3,5^ Fett und 4,6 § Zucker) an. — Auf die Zusammensetzung der
Milch haben, wie oben erwähnt^ sahlieidie Umstände einen modiftdrenden Ein-
fluss. Mit am augenlälligsten ist jedenfalls der Einfluss der Laktationsperiode,
wenigstens im Anfiuige, d. b. unmittelbar ¥or und während der ersten Tage nach
dem Gebären. Das in dieser Zeit gebildete Kolostrum der Kuh ist eine zähere,
mehr gelbliche Flüssigkeit, die mikroskopisch neben den sparsamen Milc hkügelchen
noch grössere mit Fetttröpfchen gefüllte kernhaltige Zellen ovoidcr Gestalt, die
der amöboiden Bewegung fähip, sogen. K u 1 os t r u ni k ö r j) c r chen und dazu nach
Räuber bei der i^Iündin, runde, helle, matt granulirtc, einen cxccntrischen Kern
ruhrende Zellen enthält Audi die chemische Zusammensetzung des Kolostrum
differirt gegentib«' jener der Milch« Immer enthält es weit mehr Eiweiss und
Asche, dagegen weniger Zucker und Fett als die gewöhnliche Milch, und dabei
ist jedenfalls der Gesamtgebalt an festen Bestandtbeilen ein anfilnglich oft doppelt
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41»
Milcb.
so grosser; das spec. Gew. übertrifft dessh.ilb das der Milch auch um ein cr-
heblirlics. Als Mittel einer prösseren An/.ihl von Untersuchungen des zuerst
nnrh dem Kalben erhaltenen Kolostriini ::u-h* F.i'oi fNr. für das Montavuner Rind
i)ei einem spec. Gew. von io6S die Troc kensubsLanz auf 28,3 f und darin das
Kivveiss auf 20,16^^ (4,83 ^Kasein und 1 5.85 Albumin), daä Fett auf 3,37 ^, den
Zucker auf 2,48^ und die Asche auf 1,78^ an. Wie scbneU sich indetten die
Beschafienheit dieser erst'abgesonderten Milch abindert, geht damu henror,
dass schon 48 Stunden nach dem Kalben der Gehalt an festen Bestandtfieilco
auf t4|i9g mit 5»56{^Eiweiss (5,25^ Casetn» 2,31} Albumin), 4,31^ Fett, 3,46f
Zucker und 0,96 ^ Asche gesunken war. 7a Stunden aber nach dem Kalben hatte
dieselbe tincfcfahr die cli^i« he Beschaffenheit wie die dauernd abgeson !erte eigent-
liche Milch angenommen. Ks geht daraus licrvor, dass in der Anfangs]>eriodc
wohl «:eitcns des likites eine sehr bedeutende Menge von Serumalbumin in die
Milch abgegeben wird, während die eigentlich sekretorische Thätigkeit der Drüse
noch mehr darniederlicgt. Im übrigen ist der Einfluss der Laktationsperiode
auf die Zusammensetzung der Milch nur ungenügend erforscht^ wihrend Kühn
und KmcHNER mit fortschreitender Laktation eine Abnahme an Feit bei glekii-
zeitiger Abnahme des Milchsucker und Zunahme des Caseingehaltes (Kümf) itsp»
Zunahme des Milchsuckefgehaltes und gleichbleibender Protefin- nnd Aschen-
menge (Kirchner) constaliren konnten, will SchRODT eine in den ersten Monaten
der T.aktation erfolgende allm.'ihliclic Abnahme und gegen deren Ende bin wieder
eintretende Zunahme der Milchfettmenge gesehen haben. Weiterhin machten
auch Race und Individunlität einen nicht unerheblichen Einfluss geltend: ganz
allgemein daii angenommen werden, dass das Höhenvieh, das englische und
schottische Vieh, eine an festen Stoffen und Fett (3,8-4,6^) reichere Müch, das
norddeutsche bezw. holländische Vieh dagegen eine dünnere, auch an Fett imieie
Milch (3 —1,4%) producirt (Kwchmer). Vielfach vird indessen dieses Minus der
letzteren Milchproducenten durch die grössere Milchquantitil; die dieselben Itefeiii,
wieder ausgeglichen. Daneben soll auch das zunehmende Alter die MHchqualitit
mindern, wie erwiesenermaassen bei zu niedriger, unter 10— i2**C. gelegener
Temperatur ein Theil der ronsumirten Nahrungsstoffe an Stelle der Milch- der
U armcbildung zugute kommt. Auch die Häufigkeit des Abmelkens ist flir die
Milchqualität niclit belanglos; nachdem zuerst von Boussignault, dann von
HüFMANN imd ScHMiDi -Mülheim nachgewiesen war, dass die während einer
Melkung anfänglich entleerte Milch an Fett event betrKchtlich ärmer ist, als die
xuletzt entleerte Milch, hat namentlich Hm»MHAnr darauf aufmerksam gemacht,
dass der mechanische Reia des Melkens oder Säugen» die zur MUchkttgelcheii*
luldung führenden Prozesse in der Milchdrüse steigert; es darf deshalb angenommen
werden, dass neben dem Aufsteigen der specifisch leichteren Milchkügelchen m
die oberen, beim ^tclkcn zuletzt entleerten Schiebten des in den DHtsengängcn
stehenden Sekretes insbesondere der Reiz des Melkens eine intensivere Fett-
produktion in der Drüse veranlasst und desiiall) die zuletzt abgenommene Milch
fettreicher erscheinen lasst. Gerade das ist denn auch der Grund, warum im
I^ttfe von 24 Stunden die Milch um so mehr feste Stoffe enthält, je häufiger ge-
molken wird. Wenn daher audi bei längeren Melkpaasen das wasaemkbere
Produkt quantitativ grösser ist, als bei kOrseren Melkpausen das gehaltreichere,
so erhält man bei häufigerem Abmelken doch schliesslich mehr Trodcensubslaiic
als bei seltenerem. Nach Schmöger ergab ein 3 maliges Abmelken im Mittel
X3,7^ Milch mit is,6j^ festen Stoffen und dabei 13,3 f Fett mehr als ein s maliges
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MUch.
Abmelkeo. Kirchner berechnet daraus und aus anderen Erfahrungen, dass ein
3 maliges Abmelken mit je 8 stündiger Pause im Mittel etwa 12 KÜogrm. Kuhmilch
mit 1,50 Kilogrm. Trockensubstanz ind 0,42 Kilogrm. Fett, ein 2 maliges Ab-
melken mit i2sttindiger Pause 10 Kilogrm. Milch mit 1,20 Kilogrm. Trocken-
substanz und 0,34 Kilogrm. Fett entstehen lässt. Es ist endlich leicht verständ-
lich, dass vor allem auch die Nahrung auf die Qualität der Milch inHuiren maus.
Zahlreiche Untenuchungen bezeugen, daas die Quantität de« die MOch so besondcfs
werthvoll machenden BestanddieileSp des Fettes» wesentlich mit von dem Eiweiss'
gehalle, weniger von dem Fettgehalt der Nahrung abhibigig ist* Schon bei der
Besprechung der Bedeutung der ^wetssköiper fllr den thierischen Organismus
ist der FUtterungsversuche von Si lino rix, Vorr und Kemiibricu gedacht, wonach
insbesondere der Fettgehalt der Milch als im wesentlichen von der Quantität des
Eiweisses der Nahrung beeintlusst dargestellt wurde, indem Hündinnen bei
Fütterung mit magerstem Fleische weit mehr Milch und zwar mit grösserem Fett-
gehalte gaben, als bei Fütterung mit einem entsprechenden Aequivalent Fett
neben Eiweiss; auch bei Ziegen ist dn ähnliches Resultat erzielt worden, reich-
lidiere Btweissnahrung liess bd ihnen den Fettgehalt der Milch von 3,7]^ auf
also um \ steigen, und das neben quantitativer Milchzunahme um 40^
(Weisice). Von dem Eiweissgehalt der Nahrung hängt ausserdem jedenfalls auch
der Eiweissgehalt der Milch ab, da ja keiner der übrigen Nährstoffe denselben
direkt zu decken vermag; das bestätigt z. B. der Versuch Subbotin's, wonach
eine Htindin bei Kartoffeinitterunf^ in den 17 g fester Bestandtheile nur 4,3 J|
Casein, bei FleischftJttetung da^c^cn 5,2}} Cascin producirte. Indessen darf dabei
auch die Bedeutung der N-fr Nälirstofife nicht unterschätzt werden. Hieselbcn sind
bekanntlich Eiweisssparcr im Stofiumsatz und werden desiiaib neuen reKliiichen
Eiweissmengen einen grösseren Theil dieses Nährstoffes der Milchbildung zur
Verfligung stellen. Ob das Nahningsfett bei sonst hinlänglicher Ernährung direkt
in Mildifett fibent^ehen vermag, darttber fehlen genttgende Erlahrungen, es ist
aber nicht unwahrscheinlidi. Der Zudcergehalt der Milch dagegen scheint durdi
den Gebalt der Nahrung an Kohlehydraten direkter beherrscht zu werden, indem
der Zucker bei KartofTelfütterung um fast i g reicher in der Hundemilch erschien
als bei Fleischfüttenmg (3,4 ije<7enüber 2,5 g). Die Qualität der Milch soll aber
bei gleichem Nälirstoffgehalt auch noch von der BeschaflTenheit des Futters in-
sofern beeintlusst werden, als das bei Weidegang aufgenommene Giünfutter die
MUch gelber, an Aroma reicher erscheinen lässt, als bei Trockenflltterung ; es
ist möglich, dass die bd Wddegang alldn zweckentsprechende Lebensweise, ins*
besondere die mässige, nidit anstrengende Bew^^ung hierbd besonders förder*
lidh mitwirkt. Endlich schreibt man auch den verschiedenen Tagessdten eine
gewisse Influenz auf die Zusammensetzung der Milch zu, soll nach SCHEVEN die
Morgenmilch etwas wässeriger, die Mittasgmilch am konzentrirtesten sein. Wie
theihveis oben schon mit anj^cdeutet, ist nicht minder als die Qualität die Quan-
tität der je in der 1 akt;uionsperiode producirten Milch von den verschiedensten
äusseren und tmiercn Einflüssen abhängig. Man veranschlagt nach lanejährigen
Erialirungen bei guten Milchkühen, z. B. die gesammte während der etwa 300 i agc
danemden Laktadonqteriode secemirte Mildiroengc, auf 3000 Liter ob 10 Liter
per Tag, bd geringeren MQchklihen dagegen, bd denen die Milchperiode nur
etwa 180— »40 Tage anhält^ auf 700— xooo Liter. Wie gross indessen die quan-
titaliven Schwankungen sind, lehrt die Erfahrung der >schwarzen Jettec, die jähr*
lach mehr als 8000 Liter gab. Diese Fluctuationen bekunden sich schon bd
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4t4 MUdi.
dem glei« hcn I hiere innerhalb einer und (Jersclbcn Laktationsperiode ; immer ist
die Mcnu'c der Milch am grösstcn zur Zeit des sjrössten Bedürfnisses, d h. zur
Zeit, wo das junge der Milch als ausschliesslichen Nahrungsmittels bedarf, also
im I . und 2. Monat nach der Geburt; schon innerhalb der folgenden a — 3 Monate
und bei schlechten MilchkOhen schon im t. Monat nach der Geburt sinkt der
Milchertrag, um in der s. Periode um etwa und in der 3. Periode um die
Hälfte bis zwei Drittel geitnger zu sein. Auch die Emihrungaweise und die
Beschaffenheit und QuantitÜt der Nahrung bewirkt ein Mehr oder Minder in der
Milf:!ij)roduktion. Entgegen der bisher fast allgemeinen Annahme, dass Bewegung
die Milchmenge mindere, zeigt die Erfahrung der Landwirthe, dass der Weide-
gang allerdings wohl wesentlich durch die dabei überhaupt mehr naturgemässe
Lebensweise die Milchsekretion erheblich fördert, und dass Kühe, welche bei
StaUhaltung bereits in die 2. Milchpcriodc einzutreten beginnen, bei autge-
nommenem Weidegang wieder erheblich (28 g) mehr Milch produdren; daram be-
müht man sich zur Zeit auch thierzttchteriscli die Kalbezeit bei Kflhen auf die
Wintermonate zu verlegen, um mit Beginn der geringeren MUcheigiebigkeit diese
durch Auftrieb zur Weide wieder zu mehren. H. Münk zeigte weiter, dass eine
kurzdauernde Bewegung allein schon einen günstigen Einfluss übt Wenn es
dabei auch selbstverständlich ist, dass ein knappes Futter eine geringere Pro-
duktion dabei auch dimnerer Milch veranlassf, so kann man doch durch Nahrungs-
zulage die Milchnicnge nicht behebig isteigern. Diese ist vielmehr in ihrem
Maximum an die Grosse der secemirenden Überlläche, also an den Umlang der
Milchdrüse gebimden; man berechnet die grösste tägliche Milchmenge nach ihren
festen Bestandtheilen auf das anfache der Trockensubstanz der Bfilchdrttsef dfie
sich auf 24^ von deren absolutem Gewicht (» ca. 5 Kilo bei guten Mikfaktthen)
belftuft. Auch das Alter der Thiere ist filr die Milchptoduktiott nicht belanglos,
dieselbe soll bei Ktthen bis zum 5.-6. Kalben allmählich zunehmen, von da ab
mit Rückgang der gesamten Stoffwcrhsclenergie dagegen wieder zurückgehen;
ja man will selbst einen schädigenden Kinrtuss ungünstiger Witterung (schneller
Wiftenmgswechseh anhallende Kalte etc.) constatirt haben. Endlich wird atich
seitens einzelner Thierzüchter die fordernde Wirkung gewisser aromatischer Sub-
stanzen (wie Fenchel) hervorgehoben. Auch bei Schafen und Ziegen schwankt
die prpducirte Milchmenge nach der Raoe etc.; friesische Milchscbafe sollen füz
I Kgrm. Körpergewicht im Jahre bis 4 Kgrm., also im Ganzen ca. 500 Kgrm.
Milch geben; andere Racen produdren weit weniger; Ziegen liefern das 10
bis isüurhe ihres Eigengewichtes Milch im Jahre. — Wie schon beiden einzelnen
speciüschen Milchbestandtheilen angedeutet, ist nun die Milchdrüse nicht bloss
die Stätte der ^tilchabsonderung als eines Transsudates des Blutes, sondern
sie ist das Organ der Mi Ic hbiidung, in dem die wichtigsten Bestandtheile des
Sekretes, Casein, Milchzucker und Fett pruducirt, die anderen wohl auch unter
Mitwirkung der ZcUthatigkeit aus dem Blute tiltrirt werden. Die bis vor wenigen
Jahren fast allgemein giltige Anschauung RKQfHASDT's stellt sich die Entstehung
des Fettes als die Folge einer fettigen D^eneration und nachfolgenden Zeifillea
der Milchdrflsenepitbelien vor; danach würden die Dittsenzellen kurdeMge Ge*
bilde sein, die immer und immer wieder durch jungen Nachwuchs enetst wurden
und in Folge dessen einer Fettmetamorphose entgegengingen, welche sich ihr
Protoplasma zunächst körnig trüben, dann fettig entarten Hesse. Dadurch komme
es zur Entstehung zunächst der Colostrunikörperchen, durch deren Zerfall die
Fetttröpfchen frei und so zu Milchkügelchen würden. Heidknuain sieht auf
Mach.
4»5
Grund neuerer Untersuchungen der thätigen Milchdrüse in ihrer histologischen
Struktur die Bildung der Milchkügclchen nicht in einer fortgehenden Desqua-
mation und consecutiven Degeneration der Drüscncpithelicn, sondern in einer secre-
torischen Thäligkcit derselben. Er findet nämlich in den die seitlichen und
endständigen Ausbuchtungen der Milchgänge darstellenden Acinis der Milchdrüse
der Hün^ die Zeilen theils als hohe, mit mehreren kugeligen Kernen und Fett-
tropfen im Inneren und am peripheren Ende versehene, bald mit breitem, bald
mit schmalem Fnsse der Wand aufsitzende Cyiinder, und endlich zwischen bei*
den Formen zahlreiche Uebergänge. Er glaubt desshalb, dass behufs Sekretion
der Milch die Drüseneptthelien in der Ruhe zunächst anwachsen (und das um so
bedeutender, je intensiver die Secretion in Folge reichlicher Ernährung und
kräftigen Säugens vor sich geht), dass sie ferner in ihrem Innern zahlreiche
Fetttröpfchen entstehen lassen", um während der Secretion den gegen das
Lumen der Acini gewendcien ineü ubzustossen und damit in das deui Blute
cnlsiammende Transsudat übertreten au lassen. Nach dem Absaugen der ll£lch
werden desshalb audi die Epilhelien wieder 6ach und niedrig erscheinen müssen,
um von neuem anwachsend ihr eigenes Protoplasma in Milchbestanddieüe ttber>
aulÜhren und dann abzugeben. Eine wesentlich andere Stellung 'schreibt Heiden-
hain insbescmdere auch den Colostrumkörperchen zu, er erachtet sie für völlig
bedeutungslos in der ^lorjihologie der Milchbildung, indem er die Anschauung
vertritt, dass, weil ihnen ähnhclie Zellformen in dem Alveolarepithel der Milch-
drüse gänzlich fehlen, die Colostrumkörperchen nicht durch Fettdegeneration,
sondern durch Intussusception vorher vorhandenen Fettes in die zwischen dem
gewöhnlichen Drüsenepithel befindlichen runden, bell* oder mattgranulirten Zellen
entstünden. Noch anders erklllrt neuesten« Kaubir, dem sich aahlreiche Autoren
«nschliessen, die Bildung der morphotischen Mikhbestandüieile. Nach ihm sind
diese die Produkte einer fettigen Degeneratioo und Zerfalles nicht der Drüsen«
qpithelien, sondern der aus dem interstitiellen Gewebe und den periacinären
Lymphräumen in die AUeolen eingewanderten, deren Auskleidungszellen durch-
setzenden T.\tnphzellen. Wenn die angedeuteten Anschauungen nur eigentlich
die Entstehung der korpusculären Milchbestandtheile und damit des Fettes /.u
erklären suchen, so gewähren sie in die Bildung des Caseins und Milchzuckers
noch durchaus keinen gleich befriedigenden Einblick. Nach Thierfelder ver-
maßet man, dass ein lermeotativer Process das Caseln als Abkömmling des
Seramalbumin sich bilden lasse und dass der Milchzucker auch einer fermen-
tativen Umwandlung einer Muttersuhstsaz (nicht Glfcogen) seinen Ursprung ver-
danke. Der Kalium- und Phosphorreichthum der Milch ist nicht allein auf eine
einfache Transsudation aus dem Blute zurückfUhrbar, sondern dürfte nur durch
den Zcllenzcrfall gedeckt werden, der wegen des reichlichen Gehaltes der Zellen
an den bezüghchen mineralischen Bestandtlicilen zu einem aussergewöhnlichen
Uebertritt derselben in das Secret führt. — Ueber den Gang der Secretion und
die Beeinfi ussung durch das Nervensystem hat insbesondere Rohrig durch
systematische UntHSudMn^en }m Ziegen Aufklärung geschafft. Damadi scheint
die Müchsecretion continuirUch vor sich zu gehen, und das unter dem Einfluss
des an das Euter mit a Aesten (Harn, med, u. m/^ tretenden, mit a Wunedn
aus dem Lendenmarke entstehenden ^erv. spermaäc, txiern. Von den Zweigen des
Rwm» med. dieses Nerven ist der an die Papille gehende Ramus papiüarU be«
deutungsvoll für die Innervation von deren organischer Muskulatur, die er in
einem Zustand tonischer Contraction erhält wie er auch andererseits mittelst
4i6
Mtlchbebilter — mOxOmn,
centripet.il leitender F"asem durch die die Papille treffenden Reize (Saugen) die
Milclihecretioii reflectorisch an/uregen vermag. (Durchschneidung des Nerven
erseugt daher PaiHllenerschlaffung und Reizung des centralen Stumpfes Vennehrung
der Mtlchsecretion.) Der sich entlang den Milchgängen, der Qrsteme tmd dem
Zitzenkanal verbreitende Jiam. giandularis scheint der Beschleunigungsnerv IBr
die Milchsecretion, indem seine Durchschneidung Verlangsantung in der Bfilch-
auBscheidung zur Folge hat, während seine Reizung wohl durch Anregung der
contractilen Elemcnlo der Milchi^änge, nicht aber der secretorischen Thätigkeit
der Drii'^cn/cllcn eine den Reiz kurze Zeit überdauernde Vermehrung der
Milchbccretion bewerkstelligt. Dem gcgemilier ist der sich mit und an den Ver-
zweigungen der wichtigsten Gefasse der Milchdrüse, Art. und Ven. pudcnäa exi.
verbreitende Ramus inferior als vasomotorischer Nerv, also als Beherrscher des
Gefitsskalibers von Wichtigkeit fOr die Grösse und Geschwindigkeit des die Difise
durchfliessenden Blutstromes [seine Durchschneidung vermehrt die Secretion oft
ganz erheblich (bis um das sofoche), seine periphere Reizung sistiit ne}. Dess*
halb werden auch so heflige Reizmittel fUr das Vasomotorencentrum wie StiTcbliiiw
Coffein, Digitalin, Pilocarpin etc., welche den Blutdruck erheblich zu vermehren
im Stande sind, die Milchsecretion bedeutend zu steigern vcrmöp'en, und das den
Blutdruck herabdrückendc Chloralbydrat den gegentheiliirrn l.ttect üben. Wenn,
wie oben gesagt, der Kam. pcipillar. des Nerv, sptrmattt. ( xkrn. vor Allem die
tonische Cunlraciion der ra]iillenmuakulatui auirecht zu erhalten hat, so wird er
dadurch besonders bedeutungsvoll fUr die Retention der Milch in der Milchqrsteme,
insofern als er indirekt durch dauernde Muskelerregung den VerKhloss des
CanaUs papW^earis aufrecht erhält. Bei starker Milchansammlung in dieser untei^
stützen ihn darin noch die Venennetze der Papillenbasis, welche, durch den
Druck der stagnirenden Milch compriouit, die an der Peripherie (Spitze) der
Papille vorhandenen Gefässe sich um so mehr füllen und dadurch den ScfaluiS
des Kanäle- festigen lassen. S.
Milchbehälter oder Sacculi lacti/ni nennt man die 4—6 Millirn. weiten Di-
vertikel der Milcligänge am Grunde der Warze. Sie entstehen als Theil der
Gänge, mit diesen. Zu veigl. Hautentwicklung. Grbch.
MDcbbrttStgang/77»«tef /^<i^Arw{/, s. LymphgefKsssyslementwicklung. Gkbch.
Milcihdrfisciit -gfiiige» s. Hautentwicklung und Nachtrag zu »Mc. Grbch.
Mikhfiett (Butterfett)^ Müchaftitrdieniient, IfOclisecretioii, Milcfasudier.
8. Milch. S.
Milchgewinnungf, s. Milchviehracen. R.
Milchkügclchen, s. Küllostrumköri:)erchen. Grbch.
Milchner, die Männchen der Fische, zumal zur Laichzeit, wo die milchartig
aussehende Samenflüssigkeit das Innere des Fisches grossentheils erftillt (Samen-
fische). Durch langsamen streichenden Druck auf den Leib vieler Fische, be-
sonders der Salmoniden, kann man den Samen, ebenso wie bei den WeibdieB
Rogenern) den Rogen oder die Eier, enüeeren und so durch Zusammenbringen
der beiderlei Elemente eine kQnsdiche Befruchtung erzielen. S. Flschsndi^
Fische. Klz.
Müchainfe, CjHgOj, eine der Milch- oder Glykolsäuren, welche in mehr-
fachen Isomeren im Thierkörper in weiter Verbreitung auftritt. Man unterscheidet
die Gührungs- oder Aethyliden uml die Fara- oder Fleischmilchsäure.
Beides sind in ihren Eigenschaften wenig differente färb- und geruchlose syruji-
artige Substanzen, welche auch bei grosser Kälte nicht erstarren, m allen Lösungs-
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Milchsäuren — MUchviebiacen.
4*7
mittelii leicht löslich sind und den Charakter krttftiger Säuren besitzen, die flüchtige
Säuren aus ihren Salzen auszutreiben vermögen. Dagegen sind beide Säuren in
ihrem Verhalten zu Oxydationsmitteln, sowe den Löslichkeits- und Kr}'stnl!isations-
verhältnissen ihrer Salze differcnt, während sie ihre nahe Verwandtschaft durch
die Möglichkeit des Ueberganges der Fleisch- in die Gährungsmilchsäure docu-
mcntiren (Erhitzen beider Milchsäuren lässt sie in Laktid, CjH^Oj, sich um-
wandeln, welches mit Alkali gekocht stets Gährungsmilchsäare entstehen lässt). —
Die Gährungamilchsäure ist das Produkt der im Körper oder sdnen Seereten
auftretenden MÜchsäuregihrung und findet nch als solche im Mageninhalte von
Pflanzen* und Fleischfressern, ganz besonders reichlich während des i. Stadiums
der Magenverdauung (s. d.), speciell die Kohlehydrate liefern hier das Matorial
dieses Gährungsvorganges. Auch die Milchgerinnung (s. Milch) hat ihre Ur-
sache in dem gleichen Processe, dem hier der Milchzucker unterworfen wird.
Ausserdem findet sie sich im Harn tmd in zahlreichen Organen des Thierkörpers,
sowie in gegohrenen sauren Substanzen (Sauerkraut etc.) vor. — Die Fleisch-
milchsäure ist vorzugsweise Bcstandthcil ermüdeter und abgestorbener Muskeln
(0,45 g denen des Pferdes, 0,9— 1,5 g in denen der Taube etc.) und wicd hier
auf gewisse Fermentationsprocesse surOckgefUhrt, denen das Glykogen und der
Traubenzocker unterliegen; auch an der Entstehung der Todtenstarre soll sie
nicht mibetheiligt sein. S.
MilchaÄuren, Glykolsäuren, nennt man eme Gruppe von Fettsäuren, welche
nach der Formel CnHjnOj constituirt sind und mit den Säuren der Oxalsäure-
reihe wie auch den fetten Säuren nahe Beziehungen unterhalten Sie können
desshalb auch unschwer aus den letzteren dargestellt werden, indem man i Atom
H dieser durch HO ersetzt. Sic bilden Sake, Ester, Chloride und Amidc, von
welchen Veibindungen insbesondere die letzteren als weiter verbreitete Bestand-
theile (GlykokoU etc.) des Körpers Interesse erlangen. Unter die Gruppe ge-
hören als wichtigste Repräsentanten die Glycolsänre, Milchsäure und Leudnsäure
(s. d.). S.
Müd^aftgefässe = Chylusgefösse (s. d.). v. Ms.
Milchspiegel, s. Milchzeichen. R,
Müchviehracen. Es giebt Rinch iehracen, deren Kühe sich mehr als andere
dazu eignen, die aufgenommenen Nährmaterialien und Flüssigkeiten durcti Pro-
duktion von Milch zu verwerthen Grosse Mengen von Milch lass<jn '^ich aller-
dings nur aut K-usten der Gute derselben gewinnen, indess stellt man an eine
tüchtige B£ldtkuh das Verlangen, dan sie nidit nur viel, sondern auch eine ver*
hältniaaniissig gute, d. h. fette MÜdi liefoe. Sdbstredend können gute
Milcherinnen diese Eigenschaft nur entfalten, wenn sie entsprechend gefttttert und
gepflegt werden. Diese emseitige Futterverwerthungsfthigkeit ist oft s^ au^-
^rodien und die Ursache, weshalb gute NHlchkuhe selbst bei reichlichem Futter
mager bleiben. In morphologischer Hinsicht sind Feinheit des Körperbaues, zarte
Gcwebsfaser und ein gut entwickelter Milchapparat die Hannterfordemisse (s.
Art. Milchzeichen). Zu den lukaimtesten Müchviehracen gehört das bunte
Niederun|T<?vieh in Holland und Deutschland, das Anglervieh, dns Fjell- oder
Jemtlands\ ich m Schweden, das Ayresliirvieh in England, die kleineren Racen
des einfärhigen Gebirgsviehes, insbesondere die Aigäuenrace u. s. w. (s. d.). Von
diesen können Kflhe durchschnittlich im Jahr s, 3 und 4 tausend Liter und unter
besonders günstigen Verhältnissen selbst mehr Milch liefern. Das Tageaquantum
kann bei Kflhen, die sich im mittleren Lebensalter (6.-9. Jalire) befinden, in Folge
fooL» aadmpoL «. Unelnfie. BA V. 27
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4t«
IfUdoiliiie — IfiUola.
kurz vorheri^egangenen Kalbens neumclkend sind und ausge?eirVinetes Milchfutter,
insbesondere Griiofuuerin reichlichen Mengen vorgesetzt bekommen, ao — 35 Lker
betragen. R.
Müchzflhne, s. Zahne und Verdauungsorgauc-hntwicklung. v. Ms.
Milchzeichen. Als äussere Merkmale einer reletiv hciira MOchergiebigkeit
werden bei den Kflhen gemdnhin folgende angetdien: dn u^e^iodieD weib-
licher Typus, femer, saxter KdrpeitMui bei weicher, laxer Gewebsfaaer, der seh
auch am Skelet und an der Haut mit ihren Adnexen (Haare, Hfimcr, Klanao)
bemerkbar macht, helle Farbentöne der Haut und Haare, mässig entwickelter
Vordertheil im Vergleich zu einem stark entwickelten Hintertheil (Nachhand).
l etztere Fipenschaft documentirt sich durch ein nach Länge, ITöhe und Breite
scl r i;erauTTiiges Becken, einen weiten ]5auch und ein stark entwickeltes Euter
mit grüs.^L'u Zitzen. Gewöhnlich sind sudann noch die äusseren Brustvenen mit
iliren Wurzeln stark entwickelt und als geschlängelte derbe Stränge zu beiden
Seiten des Bauches und der Brust sichtbar (»MUchademc). Besonderer Werth
wird femer auf einen grossen »MilchspiegeU und auf gewisse Fonneii des
letzteren bei der Beurtheilung der Leistungsfähigkeit der KOhe als Müchemmen
gelegt Der Milchspiegel wird von deijenigen Fläche gebildet, welche zwischen
Euter und Scham und den beiden Hinterschenkeln liegl^ und auf welcher der
Strich der Deckhaare nach oben verläufl. Die Grenzen des Milch spiegeis sind
in der Regel deutlich markirt und werden dargestellt durcli diejenige Linie, an
welcher die nach aufwärts gestrichenen Deckhaare mit den nach ab- und rück-
wärts gerichteten der Kruppe und äusseren Schenkelflächen zusammentreffen.
Als fMilchzeichenc hat der Milchspiegel insofern eine Berechtigung, als derselbe
in der Regel nur bei gut entwickelter Nachhand, ind)esoodere bei Intitem Becken
eme grossere Fläche darbietet. Diese Voraussetsungen begründen aber an sicfa
schon eine Veranlagung tu guter Milchproduktion. Das Muskelsfstem ist hei
hervorragenden Milchthieren häuhg nur mSssig entwickelt und die Brauchbarkeit
der Thiere zum Zugdienste daher eine untergeordnete. Gute MilchxeiGhen kfinaen
individuelle, Fnmilien- und Racen ei genschaften sein. R.
Müde der Wolle, Sanftheit der Wolle, eine geschätzte Eigenschaft, die
sich nur durch das Geftlhl und am gewaschenen Vliesse feststellen lässt Sie
ist in der ^(Icschmeidigkettc oder »Ela^iticitat« der Aufrichtung (s. d.) des ein-
zelnen Wollhaares begründet und dadurch gekennsdchnet, dass die Wolle dem
Idchtesten Druck beim Erfassen mit der Hand nachgiebig dabei sich aiigenefam
weich anftthlt und nach Aufhebung des Drucks sofort wieder auflichtet und das
fiflhere Volumen und Aussehen annimmt R.
Milenzer, s. Miltschaner. v. H.
Miling Schnäpel (s. d.). Ks.
Miliola (l-^t kleines Hirsekorn), Lam. 1804. Die Hauptgattung der Familie
Miliolidae. Struktur glänzend porcellanig, aber auch vikariirend chitinös und sandig;
jede Kammer von halber Schalenhöhe, sich gegen einander legend, sodass die
Mündung abwechselnd an dem einen oder anderen Pol dci Schale liegt. Man
unterscheidet nach Zahl, Anordnung und Skulptur mehrere Unteigattungen, so
Spir^ioculitMf Orb., QumfuebaiSna, TrO^tuima und Süffotlma, Osb. Auch
scheinen gewisse Tiilocnlinen nur Wachsthumsstadien von Quingnelocnlina an
sein (s. auch Miliolina). Sie sind überall verbreitet und finden sich in den
mdslen Grundpioben in grösserer Menge; fossil können sie mass^ Gesteine
bilden, wie s. B. den M iliolidenkalk des Pariser Beckens. Pp.
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MfliolidM llilvinae.
419
Miliolidae. Eine Hauptabtheilung der impcrforaten Polythalamien, von
kalkiger Struktur und gewöhnlich porcellanartig glänzender Oberfläche; auch
kommen sandige Formen (vicarüread?) vor; die Kammern smd gross im Ver-
häitntss zur grossen Schale. Brady theilt sie (x88i) in 3 Unleifamilien: MHa-
Unae, Orbitolh$ae and ^) DaetylopotiHiu. Pp.
Miliolina, Williamsok. Bezeichnung fllr die vereinigten ORBtcmr'schen
Genera Trilocolina und Quinqueloculina. Pf.
Milki. Einer der Hauptstämme der Kurden (s. d.). v. H.
Mille-ficurs oder Porcellan-Zwerghtihner, ein larbenschlag der tederfüssigen,
sogen, englischen Zwerghühner, namentlich in Frankreich, neuerdines auch in
Deutschland als Zierhtihner lür Hof, Park und Voliere belicbL Ausgezeichnet
durch dreifarbiges Gefieder, d. h. die Federn zeigen, bei gelber Grundfarbe, an
der Spitxe ein bogenförmig abgegrenztes weisses Feld, welchem sich nach unten
hin ein gU[nzend>schwarzer Fleck anscbliesst Kamm (einfach) und Kinnlappen
sind glänzend hochroth, die Ohrlappen weiss. Dür.
MillepCHridae. Familie der Hydrocorallinen (Ordnung der Hydromedusen).
Die massigen kalkigen Pülyi)arien bergen zahlreiche kelchRirmigc Röhren, die
in Poren in der ObcrHaclic ausmünden und in ihrem Grunde durch Querwände
c:ethcilt sind (daher früher Madrcporae tabulaiac genannt). Das Conenchym ent-
iia,lL netzförmig verzweigte, anastomosirende Canäle, die von der erweiterten
Basis der Zooide ausgehen. Die Nährthierc (Gastrozooiden) mit 4—6 geknöpften
Fangarmen. Die mit zahlreichen Tentakeln versehenen Dactylozooiden gruppiren
sich zu $—30 um die Gastrozooiden. — Einzige Gattung Wtltp9ra, L., mit
vielen Arten, ungefiihr in gleicher Verbreitung wie die Biffkorallen, sich in gleicher
Weise wie diese an der Riffbildung betheiligend. Pr.
Milli. Stamm der Kurden (s. d.), zu dem die Mosessan, die Kiki und Sadsdi
zählen. v. H.
Milling = Elleritze (s. d.). Ks.
Miltschaner oder Milzer, Stamm der polabischen Slaven, welcher das Land
zwischen der Niederlausitz, dem Queiss, dem buhmischen Grenzgebirge und
Meissen, etwa bis zur schwarzen Elster hin, oder die ganze heutige Oberlausitz
einnahm. Völker gleichen Namens gab es aber auch in Dakien, wo «e auch
als MiloBcher, Milenzer vorkommen und welche vom byzantinischen Feldherm
TtfEOKLisTES Überwunden wurden, dann im Peloponnes, wo sie die hartnäckigsten
Feinde der Griechen waren; diese beiden scheinen mit einander verwandt ge*
* Wesen zu sein, und Sciiafarik vcrmuthet, dass man es hier mit drei verschiedenen
Abzweigungen eines Urstammcs zu thun habe, dessen ilcimath auf der Scheide
Litauens und l'olens zu suchen sei. Die lausitzer waren tapfer und freiheit«
liebend. v. H.
Miltu. Negervolk Central-Afrika's am Schari, welches unter einem Häuptling
steht nnd zwischen Ba Bnsso* Ndamm und Sara wohnt v. H.
Milvago, Spix ^ J^äonu, VmsLL., s. Polyborinae. Rcbw.
Milvinaiei Weihen, Unterfamilie der Falken, Fakmidae (s. d). Im Gegen-
satze zu den Habichten (s. d.) AccipUrinaet sind die Weihen durch verhältniss-
mässig kurze Läufe ausgezeichnet, welche meistens kürzer als die Mittelzehe oder
doch nur wenig länger als letztere sind. Der Schwanz hat im Allgemeinen ge-
ringere i^änge, ist in einigen Fällen sogar sehr kurz. Zwar kommen Ausnahmen
vor; doch schliesst in solchen Fällen in der Regel die ausserordentliche Kürze
der Tarsen eine Verwechselung mit den AccipUrinae au.s. Die Flügel sind ver-
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Mflvinae.
hältnissmässig länger als bei den Habichten. Von den Falken unterscheiden sie
lieh leicht tn der Pom des Sdtnabels (s. Falken). Die Weihen sind träge Raab>
vttgeli weniger geschickt im Fangen der Beute als Habichte und Falken. Die
enteren flbertreffen sie zwar an Schönheit des Fluges nicht abw an Gewandd»eit.
Dementsprechend gilt ihre Jagd mehr dem laufenden als dem fliegenden Wllde^
Eine grosse Anzahl nähft nch von Fischen, liegt der Mäusejagd ob oder be*
qiiemt sich bei Nahrungsmangel sogar, Aas anzugehen und, wenn die Noth sie
zwingt, selbst mit vegetabilischen Abfällen des menschlichen Haushaltes vorlieb
zu nehmen. Die Beute suchen sie schwebend, seltener rüttelnd, und ergreifen
die erspähte durch plötzliches Herabschwenken oder N lederstossen. Die Horste
werden mit Vorliebe an Waldrändern, welche Wiesen und Felder, FlQsse, Seen
oder Meeresgestade begrenzen, und gern auf den Wipfeln höherer Bftome ange-
legt Die Eier sind auf weissem Grunde rothbraun gefleckt selten rein weiss.
Die Unterfimitie zerfitUt in zwei Sectionen. i. Weihen (MUuinae)'. Vordenehen
unverbunden, bisweilen nnr eine schwache Bindehaut zwischen den beiden äusseren
Zehen bemerkbar. Kopf verhältnissmässig klein, Gestalt im Allgemeinen ge-
streckt, Läufe unH Zelten kurz, Schwanz häufig länger als bei den Bussarden,
welche die folgende Section bilden. Die Mehrzahl der Mitglieder bevorzugt
Fischnahrung; einige leben liaui)tsachli(.h von Insekten. Wir unterscheiden 13
wichtigere Gaiiungcn. Als typische Formen sind die Milane (AIüvus, Sav.) zu
betrachten. Der Lauf hat die Länge der Mittelzehe; der lange Schwanz ist mehr
oder weniger tief spitzwinklig ausgeschnitten und drei Viertel so lang als der
Flttgel. Die 8 bekannten Arten haben sttmmtlich die ungetthre Grösse unseres
Gabelweihs und bewohnen die ganze östliche Erdhfllfte. In Deutschland kommen
zwei Arten vor, der Gabel weih» ü/SAnKr uHnm, Sav., mit tief gegabeltem Schwanz,
rostbräunlichein Körpcrgeficder, weissgrauem, dunkel gestricheltem Kopf und
Hals und gelbem Schnabel und der Schwarze Milan, Afihus migrans, Bodo.,
etwa.s kleiner als der vorgenannte, mit weniger tief ausgeschnittenem Schwanz,
dunkelbraunem Gefieder, auch dunkkr grauem Kopf und Hals und schwarzem
Schnabel. Sehr ähnlich ist dem letztgenannten der in Afrika heimische
Schmarotzerroilan, MUous acgypUm, Gm., aber durch gelben Scfanabd untere
schieden. Eine andere Gattung» die der Falken weihen (Aoicida, Sws.) zeichnet
sich durch zwei an den Schnabelrftndem deutlich maikirte Zähne aus. Die Ge-
sult im Allgemeinen ist gedrungen, derjenigen der Falken ähnlich. Die Nasen-
löcher bestehen in schrägen Schlitzen, welche von einer Membran Uberdeckt ^
werden. T,auf kurzer als die Mittelzehe, der gerade abgesfiif?:te Schwanz von
zwei Drittel der Fliigellange. AVir kennen 10 .-^rten in Indien, Australien und
Afrika. Ai>iridiy hphofes, Tkm,, in Indien. — Andere Gattungen sind: NiU/derus,
htinia, Gampivuyx, J-.ianus, Kosthramus, I^emis, Haliastur, Ic/Uhyoborus, Fandtorif
Gypohkrax, IfalüOius (s. d.). ~ Die 3. Sektion umfasst die Bussarde (Bwt»-
nmaej. Die beiden äusseren Zehen und bei diesen Raubvögeln durch eine deut>
Sehe Hefthaut verbunden. Die Gestalt ist gedrungener als die der Weihen, der
Kopf dicker, Läufe und Zehen verhältnissmäsng länger, der Schwanz kUrser.
Als Nahrung wählt die Mehraahl der Bussarde kleinere oder grössere Säuge-
thiere; andere nehmen Reptilien und Amphibien; manche gehen auch Aas an.
Die typischen Formen sind in der Gattung Buteo vereinigt (s. d.). Auch die
Gattung der Adler (Aquila, Bwss.) gehört zu dieser Gruppe. Sie älineln den
Rauhfussbussarden (s. Archibuteo) in den vollständig befiederten Läufen, unter-
scheiden sich von denselben aber durch rundliche oder, wenn ovale, dann
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MUvulus — Mijniaac.
431
schräg, fast senkrecht gestellte NasenUkher, während diese bei den Rauhfuss-
bussarden ovale Form haben und horizontal in der Wachshaut lirc^on Es giebt
15 Arten, welche mit Ausnahme Süd-Amerika's alle Erdtheile bewohnen. Er-
wähnt seien: Goldadier (Aquila chrysa'etus, J..J in Europa (auch in Deutschland),
Asien und Nord-Amerika, Kaiseradler //a />/;/mW«, Bchst.), durch weisse
Schulterfedern ausgezeichnet, in Südüst-Europa, Nord-Indien und China, Spa-
nischer Kaiseradler (Aguila Adalbcrti, Brehm), Vertreter des vorgenaimten
in Spanien und N<H-dwest>Afrika, Schreiadler (AguUa mupia, Gu.X wenig
stärker als ein Bussard, von dankelbFatinem Gefieder, häufig in Deutschland, in
Ost-EttrofNi und Asien durch den Schelladler (Afuila tUuigü, Fall.) vertreten,
Keilschwanzadler (Aquila auäax, Lath.) Australien. Andere Gattungen der
Bussarde sind: Htlotarsus^ Ciraüius, Machaerhamphus (s. d.). RCHw.
Milvulus, Sw. (Dimin. von Milvus), Gabeltyrann, Gattung der Vogel-
familie TyranniJae, durch einen langen, gabelförmigen Schwanz ausgezeichnet,
vordere Handschwingen an der Spitze verschmälert. Mehrere Arten im südlichen
Nord-Amerika, Mittel- und Süd-Amerika. Typus: M. tyrannus, L. Rchw.
Milz, Milzbalken (trabekel), Milzpulpa, Milzkörperchen (MALPicm'sche),
s. Art. Müs im Nachtrag zu Lit. M und Lymphgefässsystementwicklung. Grbch.
Milser, s. Mütscbaner. v. H.
Mimaces. Nach Ptolbhaos eine kleinere Völkerschaft im nördlichen Tbeile
der Provinz Africa propria. v. H.
Mimbres oder Mimbrenos. Stamm der Apachen (s. d.) in der Sierra de
los Mimbres streifend. v. H.
Mimeta, Vic. (gr. mimtos nachahmend), Unteigattung von Oriolust L. (s.
Oriolidae). RcHw.
Mimicry, von andern auchMimerie, wird folgende, erst von der Darwin'- .
sehen Schule beachtele Ersdieinung genannt. Neben der Thalsache, dass es
zahlreiche Thierarten giebt, welche in Form oder Färbung oder in beiden leblosen
Gegenständen, wie dOrren Blättern, Flechtenflecken, Yogelkotliflecken, Blattstielen,
dürren Stengeln u. s. f., gleichen, was diesen Thieren einen Schutz geqen ihre
Feinde giebt, weil sie so leicht übersehen werden, steht die andere Thatsache,
dass es zahlreiche Thierarten giebt, welche in Form, namentlich aber in der
Farbe, anderen Thierarten und zwar solchen /nm ^"cr^vechseln ähneln, welche
nicht etwa sehr nnauffällig, sondern im Gegent le l reclit aufßillig und heraus-
fordernd aussehen und thatsächlich giftig oder wenigstens ekelhaft sind, so z. B.
giebt es eine Menge von hannlosen Fliegen-, Käfer-, Blatt- und Schlupfwespen»
arten, welche den stechenden Wespen, Bienen, Hornissen täuschend ähnlich
sehen. Der biologische Werth besteht eben hier darin, dass diese nachtäuscbenden
Thierarten sich desselben Respektes erfreuen wie ihre Vortnlder. Warum letztere
im Gegensatz zu anderen, nicht giftigen oder ekelhaften Thieren heraus-
fordernde, markantere Farben tragen, dariiber s. den Artikel Trugfarbe. Man
versteht nun unter dem Worte M. entweder von obigen zwei Thatsachen nur
die let^tc, nämlich die Nachtäuschung gift;iger oder ekelhafter Thiere oder es
werden beide Thatsachen, also auch die Nachtäusclume; lebloser Gegenstände,
um sich unauffällig zu machen, als Mimicry oder Muiiene bezeichnet. J.
Mixninae, Scheindrosseln, Unterfannlie der Timalien (Thm^daeJ, Vögel
von der Grösse, allgemeinen KOrpergestalt und Schnabelform der Drosseln, aber
mit längerer erster Schwinge und mit getheilter, aus einer Anzahl Quertafeln be-
stehender Hombedeckung an der Vorderseite der Läufe, während die Drosseln
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4««
MteiOD — BßiMs.
ungetheilte Laufschienen haben. Von den typischen Timaüen unterscheiden sie
sich besonders durch die spitzeren Fhigel, in wel« i die Armschwingen deut-
lich, oft wesentUch, kürzer als die längsten Handsciiwingen sind. Auch hat die
Bürzelbefiederung niclit die wollige Beschaffenheit wie bei den echten Timalien ,
das ganze Gefieder ist härter. Der gerundete Schwanz» dessen Äussere Federn
stttfig an Länge abnehmen, hat die Länge des Flügels oder darüber. Sie sind
theils in Amerika, theils in Australien hämisch. Wir unterschaden zwei
Gattungen, i. Spottdrosseln, Aftmus, Roie. Erste Schwinge wesentlich ktlner
als die Armschwingen. i6 Arten in den Vereinigten Staaten, in Mittel- und Süd»
Amerika, südwärts bis Cliile unrl I'atagonien, auch auf den westindischen und
Galaiiagos-lnseh). Hicrlicr die nordamerikanische Spottdrossel, Mimus
pclyghttuSt L., gleich unserer Nachtigal in den Vereinip'tcn Staaten ihres schönen
Gesanges wegen geschätzt und auch bei uns liauiig mi Käfig gehalten. —
2. Laufdrosseln, Cmdosoma, Vic. et Horsf. Erste Schwinge etwa ao famg als
die Aimschwingen; Schnabel schwächer. 4 Arten in Australien. RcHW.
Mimen, GRAv'sche Fledermausgaiiung, begründet (1847) auf <fie von dem-
selben Autor (1842) beschriebene brasilianische Vampyrinenform, ^^UatUtma
mgtMs, — S. a. P/^lhstoma, v. Ms.
Idamopliis, Günther 1868. Kleine madagaskaiische Psamroopbideii*
Gattung. Fp.
Mitiaeer. Eines der grössten und wichtigsten Völker im alten Arabien, in
der Gegend des heutigen Mekka, das sich aber auch tief ins Land hinein er*
streckte und mit den Haupterzeugnissen seines Gebietes, Weihrauch und Myrrhen,
ausgebreiteten Handel trieb. Ein einheitliches XOlk waren aber die M. nicht,
sondern ein liund verschiedener Stamme unter der Führung der in frühester Zeit
aus dem Hadramaut nach dem Ncdschd eingewanderten Kinditen, eines mili-
tärisch ürganibirten Stammes, dessen Herrscher den Titel »Könige führten, v. H.
Minahasa, Volk der gleichnamigen T,andschafi auf Celebes, auf sehr tiefer
Culturstufe, in zahlreiche Dialekte zersplittert, denen malayische und papuanische
Elemente zu Grunde liegen; oft versteht man sich kaum von Dorf zu Dort
Einige dieser halbwilden Stämme haben halbpapuanische Züge und Haare,
in einigen Ortschaften herrscht aber die eigene Celebes- oder Bugi-Phy-
siognomie vor. Auf dem Plateau von Tondano wobnen Leute fast so weiss
wie die Chinesen und halbeiiroi)älschen, ansprechenden Gesichtszügen. Wali^ce
C^bt^ dass der papuanische Typus den Rest der Urbevölkerung kennzttchne^
der malayische die nördliche Verbreitung der überlegenen Bugi. v. H.
Minas. 1. Volk Vorder-Indiens, ein Zweig der Bhil, und verwandt mit den
Dschat (s. d.), mit denen sie die physischen Merkmale gemein haben. Nur die
Nase ist noch Hachgcdriirkt, die Nasenlöcher gross. Die Augen sind grösser,
die Backenknochen weniger hervortretend als bei den Bhil. Die Hautfarbe ist
sehr dunkel, das Haar lang und seidenweich, ihre Gesichtszüge sind feiner als
jene der Bhil. Sie haben aber einige der Bhil-Uebetüeferongen bewahrt, ge-
brauchen die nSmlichen Waffen, bauen die nämlichen Dörfer und ftihren in ihrer
Mundart die nämlichen Wörter wie die Bhil und die Völker der Ebene. Die
M. bewohnen das Land nördlich der Bunas im Königreich Dschcipor und er-
strecken sich bis in die Höhe von Delhi längs der Kette der Kali-Khos. Ihre
Kopfzahl wird auf 2 — 300000 geschätzt. Der Herrscher von Dscheipor erhält
sein »Tikac von einem M., d. h. die Anerkennung seiner Henchaft durch ein
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Iffineopw»
4»3
Stirnzcichen mit dem Hlutc aus dem Zeh oder Daumen eines M. Die M. sind
Jäger, rauben wu es angeht, sind stets mit Bogen und Pfeil bewaffnet und tragen
»Lattisc^ lange, mit Enen bctdilagene Bambnstangen. Die Mischlinge dieser
M. und der bnduniniscben Dschat bilden die ackerbautreibende Klasse im
Kdnigieiche Dsdieipor. IMe M. waren in fOnf grosse Stimme giedieü^ be>
haupteten ihre Unabhängigkeit Jünger als die Bbil und sind erst im dreizehnten
Jahrhundert von den Radschputen völlig bezwungen worden. Sie waren damals
leidlich civilisirt, aber seitdem sie sich als Flürh»Jinge in die Gebirge zurück-
ziehen musstcn, ist ihnen die frühere Gesittting abhanden gekommen. — 2. Minas
Neger. So nennt man in Hrasilien die von Klmineh an der oberen Guineaküste
ins Land gekommenen Sklaven; sie gelten für die schönsten Schwarzen
Brasiliens, v. H.
MQncopie* Name lUr die Bewohner da Andamanen^Inseln, entschieden
mit den N^iritos (s. d.) verwandt und in sechs Stimme serfallend» deren jeder
seinoi eigenen Dialekt spricht Die M* sind Zwerge, insofern ihr Wuchs nach
DE QuATRKPACEs durchschnittlich bloss i4361ifiUim. beträgt; doch Stehen alle ihre
Glieder unter sich und zum Rumpfe in gutem Verhältniss. Ihre Haut ist tief
schwarz und glänzt, als ob sie polirt wäre. Der Vorderkopf ist eut geformt, nicht
abgeflacht, die Lippen sind weder geschwollen noch aufgeworfen, die Nasenlöcher
nicht gross, die Ohren klein und gut geformt; die Habichtsnasen sollen oft vor-
kommen; das in Büscheln stehende Haar wird in der Regel kurz abgeschoren.
Die M. besitzen grosse Muskelstärke. Beide Geschlechter gehen splitternackt
Die nicht bloss swergbaften, sondern auch eckig und anmuüislos geformten
Weiber scheeien sich gleichlalls das Haupthaar glatt ab, bestreuen dafür aber
den Schädel mit einem Puder aus rothem Ocker. Von Bartwuchs ist bei den
M. keine Spur. Selten sieht man sie anders als mit einer Katze oder einem
Hunde r'.uf dem Arm Auch auf die Kinder europäischer Besucher erstreckt
sich ihre Zärtlichkeit, nur suchen sie vor allem sich über das Geschlecht genaue
Auskunft zu verschaffen. Die Frauen müssen öffentlich gebären. Das Kind
bleibt nackt wie ein Regenwurm, nur bei nassem Welter schützt man es durch
einen BUUtermantel. Uebrigens herrscht zwischen Kindern und Eltern die grösste
ZttrtBchkeit, wie auch sonst die M. unter sich «ntrttchtig «nd. In Banden von
jeder ZahlengriJsse zwischen 10 und 300 fUbren sie ein bestindiges Wanderleben.
Ihre Hütten sind kunstlos: vier Ff&hle, swei grössere und zwei kleinere, gleich-
viel ob gerade oder krumm, werden in den Boden gesenkt und tragen das Blätter-
dach. Mit ihren armseligen Werkzeugen leisten sie Erstaunliches, fällen Bäume
und höhlen sie meisterhaft und sauber zu Kähnen aus; auch Netze verfertigen
sie sehr sauber und genau aus feinen Schnüren, ihre Bogen sind von starkem,
zähen Holze und 2 Meter lang; es gehört eine grosse Kraft dazu, sie zu spannen,
und die M. verfehlen damit selten ihr Ziel. Die Leichen binden sie in kauern-
der Stellung zusammen und beerdigen sie dann aufirecht, ohne weiteres Weh'
klagen. Ist die Verwesung der lockeren Theile vorbei, so graben sie die Ge-
beine aus und vertheilen sie unter angemessenem Traueigeheul in der Familie.
Befindet sich unter den Leidtragenden die Wittwe des Verstorbenen, so erhält
sie seinen Schädel, den sie fortan an einer Schnur um den Hals trägt. Alles
Metallene reizt die Begierde der M., und als man den Sträflingen in Port Blair Hnnd-
schellen anlegte, wünschten sie diesen Schmuck auch, frcirrcla-^-ert, 7^1 Ijchalten
Sie erfreuen sich zu u dcr Stunde eines beneidenswerthen Apjjctiis der immer so
gross ist, als die voriiandenen Vorräthe. Nicht weniger als 9 Küo PlaDtanen,
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4U
Minctaries Mininpimie.
ungerechnet das Fleisch, sah man sie bei einer einzigen Mahlzeit verzehren.
Am meisten lieben sie Schweinefleisch, Fische, unreife Plantanen, die sie rösten,
Yams, Reis und Schifiszwieback. Ausserordentlich gern rauchen sie Tabak.
Nach QuATREPAGBS beiäsien die M. religiöse Vorstellungen nud den Glenben
an eine Foitdauer nach dem Tode. v. H.
lUnetaries» s. Menitaries. v. H.
Ming. Stamm der Usbeken (s. d.) in den Beigen von Altaba, bei Kan-
Tepe, Ufgut und Chokand, desam Fürsten von ihnen entsprossen waren, v. H.
Ifingoea. So viel wie Irokesen (s. d.). v. H.
iUngrelier. Volk im Kaukasusgebtet, welches awischen dem Flusse Tscheni»-
Tachali, dem Rion, dem Ingor und dem Schwanen Meere in einer Kopfzahl
von 197338 Menschen wohnt und den klangvollsten aller georgischen Dialekte
spricht. Die M. ?5ind wenijjer wild als die Swaneten, im Uebrigen stimmen sie
mit den Grusiern (s. d.) überein. Sie unterscheiden sich von den benachbarten
Imeretiern durch eine bei weitem grössere Schönheit der Züge; der reinste grie-
chische Gesichtsschuitt, dabei eine gewisse Vornehmheit der Erscheinung und
des Auftretens charakterisirt die Mehrzahl des Volkes, von den Familien der
»Mhtawarc und tAznaur«, der Fürsten und Adeligen bis hinab au dem Ärmsten
Bauer, der in der elenden Umgebung seiner Htttte und in Lumpen gehüllt^ doch
aristokratisch aussieht Freilich findet man unter diesen regelmässigen Gesichteni
gar viele, besonders unter den Frauen, die mit den grossen, schöngeformten, oft
etwas starren Augen den Eindruck einer gewissen Geistlosigkeit und Apathie
machen nie M. fchören 711 der Gruppe der Völker kartalinischen ?>tammes,
dem ältesten CultiirL leniunte im Kaiikasiislande, sind griechische Christen und
sprechen eine nur ciialektiscli von den Georgiern verschiedene Sprache, besitzen
auch einen reichen Schatz von Sagen, die vielfach an die Heidenthaten ihrer
eigenen Fürsten und Adelsgeschlechter sich knüpfen, v. H.
Miniopterus, Fledermausgattung der Familie Vesper tiUonidcu, Wacn., ehedem
Untergattung von VtspertUh, J. A. Wagn., mit \ (|) Molaren, mit hohem SchAdel,
kurzer längsconcaver Schnauze, halbmondförmigen, seitlichen Naaentöchem, mit
kleinen rondfichen Ohren, abgerundetem, gleich breitem Tragus» mit schlanken
langen Flügeln; Sporenlappen fehlen, Flughäute inseriren sich am Ende des
Schienbeines, am 2. und 3. Finger ist das erste Glied sehr kurz. — Hierher die
altweltlicbe Art, M. Schreibcrsii, K. et Bi , die langflügelige Fledermaus, mit
(oben) braungrauem, unten weisslich aschgrauem Pelze und lichtgraubraunen
Flughäuten. Fhipweite 29 Centim. Totallänge 10,6 Centim. Heimath: Wärmere
K-iimate der alten Welt. In Kuropa erreicJit sie nach Blasius ihre Nordgrenze
am SOdabhange der Alpen, neuerdings wurde sfe jedodi auch nOrdUcher, in
Nieder-Oesterreich, Siebenbürgen, Bukowina etc. nachgewiesen. Die biologischen
Verbältnisse «nd leider noch wenig bekannt, auffallend ist ihr überaus rascher
gewandter Flug, vom Ausschwärmen liebt sie freieres Terrain, erschdnt bald
nach Sonnenuntergang; ihre Schlupfwinkel sind Höhlen (so z. B. die Agteleker«
und Abaligcterl^öhle in Ungarn) altes Gemäuer etc. meist abseits menschlicher
Niederlassungen. v. Ms.
Minirmotten, -raupen, s. Blattminen. £. To.
Minirspinne, Ctenica caementarla, Ftr., eine im südlichen Europa lebende
Würgspinne (s. Mygalidac) von 17 Millim. Länge, welche ihre senkrechte Efd*
röhre mit einer FalUhür verschliesst. £. Tg.
Digitizaj bv Goqgle
Münk Bfimuigo«
4^5
Mink = Nörz, Nerz, Ottermink, Sumpfnttcr etc. (Musteh lutrtola, T ., Lutra
btireoln, Shaw.) Foetorius lutreola, Keys, et Blas.), s. Sumpfottern. v. Ms.
Mm-kia. Volksstamm in der südchinesischen Provinz Vünnan am Ostufer
des grossen Sees von Ta-li. Die M. stammen nach (i.vknier von chinesischen
Ansiedlern, welche nach Eroberung des westlichen Yünnan durch die Generale
des Mongolenbüsen Koblai*Chaii 1255 aus der Umgebung von Nanking hierher
verpflanzt worden nnd. Nach Dr. Tii<«bl wären es dagegen Produkte einer
Kreusui^ awischen I^ten und sdiwarzen L0I0. Ihre Civilisation, sagt er, ist
von der der Chinesen völlig verschieden und bietet grosse Analogien mit der
der Laoten. Der Eindruck, den man von ihrem Anblicke empfängt, ist der einer
grossen Aehnlichkeit mit den Laoten nnd gewissen kaukasischen Typen, und der
einer geringen .Analogie mit den Chinesen. Eine starke T^:*imi.schiing von lao-
tischen und Ureinwohnerblut in den heutigen M. gieln iil)ngens auch Garnier
zu. Die M. wurden von den reinen echten Chinesen mit Ver.ichtung behandelt,
was grosse Feindschaft zwischen beiden hervorrief. v. H.
Minneconjoux. Indianerstamm in Dakota, an aooo Köpfe stark, v. H.
Minorka. Den schwaraen und den weissen Schlag des rothwangigen spanischen
oder des andalusischen Huhns (GaUiu domestuus andatusianm) bezeichnet man
als Minorkas. Sie charakterisiren sicli durch hochgereckten, dabei kräftigen, ja
massigen Körper, aufrechte Haltung, breite, vorgetragene Brust, sehr grossen
einfachen, beim Hahn aufrecht stehenden, hei der Henne umliegenden (schlottern-
den) Kamm, grosses, lebhafte?? Auge, grosses, glattes, tief karmoisinrothes Ge-
sicht, länglichrunde, reinweisse, laltenlose Ohrscheibcn, lang herahhängende, dünne
rothe Kinnlappen, langen, mit schönem Behang versehenen Hals, federreichen
Sattelbehang, hoch getragenen, vollen Schwanz/ kräftige Schenkel und hohe,
kräftige Läufe mit vier Zehen. Das Gefieder ist entweder tief und glänzend
schwarz oder rdn weise» Schnabd und Fttsse sind bei den schwarzen dunkel-
bldfiubis^ bei den weissen beUfieiachfarben. Das Gewicht des Hahnes betragt
6—9, der Henne 5—7 Plund. Die M. gehören zu den empfehlenswerthesten
VVirthschaflshühnem, denn sie sind kräftig und keineswegs empfindlich, liefern
viele und grosse, 60—85 Grm. wiegende weisse Eier, fangen zeitig an zu legen,
liefern bei ihrem kräftigen Körperbau auch einen guten Braten, lassen sich ohne
Schwierigkeit aufziehen, und gedeihen auch bei beschranktem Raum. Ausserdem
bieten sie ein schönes Material zur Kreuzung mit unserem Landhuhn. DüR.
lÜDOwa Kfllltong, s. Melewakantonwan. v. H.
Minmno> Horde der Sfldtupi an der Laguna Mirim und der Lagoa dos
PaU» in Brasilien, v. H.
Mimias» Unbedeutender Indianerstamm Laplatas im siebzehnten Jahr*
hundert v. H.
Minungo. Bewohner der glciclinamigen, armen Landschaft in Inncr-Afrika.
Die M. haben zwei Fellchen, etwas Glasperlen und ein kleines Rohr durch die
Nasenwand als gan^e Bekleidung. Ihre Haartracht besteht aus stärkeren und
ferneren i iechtchen, je nach dem Fleiss und der Liebe, welche die Freundin
lär den theueren Auserwählten hat; diese Flechtchen hängen nach ägyptischer
Art um den ganzen Hinterkopf und sind oben und untm, jede einzeln, mit roüiem
Oker beschmiert^ während unten noch ausserdem ein verhärteter Tropfen hängt;
Aber der Sto befinden sich ebenfalls eine dichte Reihe dieser Zöpfchen mit
rothen Tropfen verziert. Zum erhöhten Schmucke stecken sie sich die Borsten
des Stachelschweines ins Haar, hinters Ohr und durch daa Septum. Gestalt und
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4*6
MiBjrme » Mifuihaa.
Physiognomie der M. sind j^ewöhnlich und charakterlos, die Nasen meist cm
wenig jüdisch gebogen, die Flügel der Nase, wahrscheinlich durch das Tragen
der Holzstäbchcn, breit und aufgeklappt. Die M. sind gross und kräftig, a.t>er
grosse Diebe und Räuber, auch sehr streitlustig, dabei roh, hinterlistig und firech
bis 2um Uebermaass. Reisenden i^genUber benehmen sich ihre FUnten, »Sobot«
häufig in ihrem Begebren sehr unverschämt Die M. venehren Fische» madU
faule, Maniok und Palmöl. Aus Maniok werden in der Hand kleine Kttgeia
geformt, diese sodann in Palmöl getaucht und aus einer Entfernung von einem
halben Meter in den weit geöffneten Mund geschleudert. Die Leute haben darin
eine so grosse Uebung, dass sie selten ihr Ziel verfehlen. Die Häuser der M.
sind kreisförmig, mit feinem Capim sehr dicht bedeckt, also wasserdicht und
sehr sauber von Aussen, desto schmutziger von Innen und gar nicht ventiiirbar.
Die M. glauben an die Heilkraft des vPemba« und tLundo«, der weissen und
rothen Thonerde, die zu ihrem Kopfputze dient. Bei jeder RiaiAhot nehmen
sie das Medikament, indem sie das Trinkgefilss an der einen Seite mit Odt, an
der anderen mit Thonerde beschmieren; steigen dann die Bläschen auf der
Seite der Pemba auf, so nimmt die Krankheit einen guten Verlauf anderenfiüls
wird sie hartnäckig. Das aus heimischen Kräutern gebraute Getränk trinken
sie auch stets von der Pembaseite. Aus Pemba geformte Kugeln bringen Gbirk
im Handel, bei beabsichtigten Diebstählen und Räubereien, solche aus Luncio
schüi/.en gegen das Hose, desshalb tragen sie \ on lieiden bei sich. Die M. beten
zu Fetischen, »Zambic und »Hamba«, die sie selbst aus Holz schnitzen; ersterer
hat Kreuzform und ist bisweilen aus Kupfer gegossen oder ein von Portugiesen
gekauftes Kruzifix, der andere ein roh geschnitzter Adler oder ein Ochse mit
seinem Reiter, oft auch nur ein alter Pembatopf. Gehen ihre Gebete in Erfüllung,
so ist dies bloss dem Zambi oder Hamba zu verdanken» »Kizao« neimen sie
femer einen Topf mit Wasser und sonstigen Ingredienzen, und wenn sich jemand
darin wäsdit, freut sich der Hamba; rKisukulo« betiteln sie einen Top( mit
verschiedenen Heilmitteln, die sie, wenn sie einem Kranken geholfen, fort-
werfen. V. H.
Minyac, Völkerschaft in der althellenischcn Landschaft Elis. v. H.
MKocSnperiode. Als viertältester Hauptabschnitt der organischen Erd*
geschichte ist das tertiäre, cänosoische oder cänolithische Zeitalter bekannt
Zu ihm gehören die eocäne, roiodine und pliocäne Periode. In diese Perioden
fiUlt die mannigialtigste Entwicklung der höheren Thiere und Pflansen, nament-
lich die Säugethiere machen sich breit, sodass man die tertiäre Hanptpeiiode
gerade"! nis das Zeitalter der Säugethiere bezeichnet Grbch.
Miopithecus, Ts. Of.offr. Untergattung des Genus Cercopithecus, Erxl.,
Meerkatzen, charakterisirt durch den nur 3 höckerigen letzten unteren Backzahn.
Hierher M. taiapoin, Is. Geoffr., s. a. Cercot)ithecus. — v. Ms.
Mirafra, Horsf., Untergattung von Aiucmon, Keys, und Blas., s. Sand-
lerchen. RCRW.
Miranhu. Zahlreicher Indianerstamm Brasiliens, in der Nähe des Maddra,
am rechten Ufer des Japura. Die Iii, d. h. die Umherschweifenden, die Strolche,
sind sehr geftlrchtct, selbst unter den Indianern, weil sie nichts als Krieg, Raub,
Mord und Menschenjagden zu kennen scheinen. Nach Paul Marcov hätten
umgekehrt die Portugiesen friilier Men'-rhenrnM!^ vfirzugsweise bei die^^em Volke
getrieben, weil dasselbe eher zu bändigen gewesen als die übrigen Indianer und
desshalb zur Sklaverei besser geeignet schien. Dem Ackerbau sind die M. indess
. Kj ^ .d by Googl
Mifditcn.
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platterdings abgeneigt; sie machen Jagd auf Vögel, Schlangen und Insekten, ver-
sperren mit Netxen den Ausgang ngend eines kleinen Teiches und verschaffen
sich dadurch Fische. Man sagt, dass die stets hungernden M. selbst Baumrinde
nicht verschmähen; auch sind sie bei allen anderen Stämmen ungemein verhasst
und gelten mit Recht oder Unrecht für unverbesserliche Menschenfresser. Ein
M. verkauft willig und gern sein Kind, wenn man ihm zwei oder drei Beile
dafür giebt, die Mutter giebt eine Tochter für ein paar KUen Kattun, ein Hals-
band von Glasperlen und etwas Messingtaud lort. Die M. sind ein kräftiger,
wohlgebauter, dunkelfhibiger Menschenschlag; sie gttrten sich nur um die Lenden
mit einem Bande, das swischen den Schenkeln durchgezogen wird, tragen Holz-
stäbe in den durchbohrten NasenAttgeln, spitzen sich die Eckzähne zu und
werden von Marhus unter den Amazonashorden auf die niedrigste Stufe ver«
wiesen; doch stehen sie in der allgemeinen Cultur ihren friedlicheren Nachbarn
keineswegs nach, und das weibliche (ieschlechl zeichnet sich sogar durch Fleiss,
heitere Gutmiithigkeit und treue Krfiilhing desiiotisch auferlegter Pflichten aus.
Auch üben sie ein verfeinertes Gewerbe, dessen Krzeugnisse, die Hängematten,
in Brasilien und selbst in West-Indien Absatz finden. Die M. zerfallen in mehrere
Unterabtheilungen; so heisst ein Stamm z. B. M. Eretes, d. h. die wahren M.,
ein anderer M* Seges, nach einem Zuflüsse des Japura. v. H.
Mirditeii oder Mirediten, Stamm der Gegen (s. d.) in den Tbälem des
Petschelei« und Kmbagebirges. Unter den albanesischen Stämmen und die M.
der vornehmste und an Zahl der mächtigste. Die M. stehen seit Beginn des
achtzehnten Jahrhunderts unter eigenen er!)lichen Fürsten, eigentlich bloss
»Capitäns« genannt und bilden mit den Dukadschincn nn l Mnten einen Stämme-
bund unter einem Fürsten (>Prcnk«), Dieser hat seinen Sitz in Oroscb und übt
im Verein mit der höheren GeistMchkeit und den cinflussreichsten Aeltesten des
Landes, die Rechte eines Souveräns aus und iumdhabt als solcher die Regierung.
Unter ihm stehen die mit patriarchalischen Machtvollkommenheiten auqiestatleten
Häuptlioge der Stämme Der Capitän ist Kriegsflihrer, Richter und Kirchenoberer
in einer Person und geniesst kindlichen Gehorsam. Seine Wttrde ist erblich.
Desgleichen diejenige der unter ihm an der Spitze jedes »Baijak« stehenden
»Baijaktarc (wörtlich Fahnenträger), welcher eine Anzahl »Wojewoden« zur Seite
hat, von denen je drei als erbliche Gemcindcräthe an der Spit/e der ein/einen
Gemeinden stehen. Die gleichfalls erblichen »Wojewoden« bilden den Rath der
s Aeltesten« (»Plecenia ), können jedoch nicht über Sachen von allgemeiner
Wichtigkeit entscheiden, dazu muss eine Volksversammlung einberufen werden.
Das eigentliche Miredita, ans fllnf iBarjak« oder Bezirken bestehend, ist aus-
scbliesdich von KadioBken bewohnt, indem bisher keine Ren^aten dort ge-
duldet wurden. In den drei neuen Barjak wohnen hingegen Muhammedaner
und Katholiken friedfich neben einander. Als Nationaltracht tiägl der Mann
eine weisse SchaffellmUtze vom Schnitt des Fes oder bulgarischen Kaipaks; seme
FUsse sind mit Topanken bekleidet; weisse leinene Unterhosen und ein langer,
weisser Tuch- oder Flanellrock, nach Ar^ des montenegrinischen »Gunj ^ ge-
schnitten, aber nicht so faltenreich, bilden seine weitere Bekleidunt^. Auf der
Brust offen und mit schwarzen Schnüren aufgeputzt, reicht der Rock bis unter
die Knie und wird um die Mitte durch einen rothen oder bunten Gürtel zu-
sammengehalten, in dem sich das Leder befindet^ das die Pistolen, Pfttfe und
sonstige Geiäthe enthält. Im Winter tragen die M. unter diesem Rock noch
einen »Dscfaaroadan« von grauem, selten rothem Tuch und mit schwaixer £in>
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4»«
MtrcHtcn.
fas'^iing. Die \\'afTen Ncstehcn allgemein in der langen albanesischen Flinte und
ribtolen, mitunter prächtig geschmückt. Hieb- und Stichwaffen sind selten. Das
Kostüm der Frauen setzt sich aus einem weisslichen Unterrock zusammen, der
die leinenen Unterhosen bedeckt^ statt deren die Reicheren auch seidene, tflildsc^
Pumphosen tragen. Darflber kommt ein Hemd oder ein langer Aermelrock, der
bn Uber die Knie reicht und auf der Brust geschlossen ist Eine bunte Schftrpe
hält ihn um die Taille zusammen. Dann kommt eine Jacke, vorne offen und
am Rande wie an den Aermeln schwarz gestickt, bis an die Knie herabgehend
und unten breiter, daher einige Falten machend. Bisweilen wird von den Frauen
auch der Husen dnrcli ein viereckiges Tabakschnupferäacktuch verhüllt. Die
Haare werden otTcn und lanp getragen. Der Kopf ist mit einem schwarzen
Tuche bedeckt, die Füsse stecken in Topankcn oder Babuschen. Als Richt-
schnur im socialen Leben gelten die über 400 Jahre alten »Kannni Lek Duk«'
dzini«, und jede Verletzung dies^ Gesetze wird durch Viehbeschlagnahme be>
straft. Auch zur Vergütung von benutzten Grundstücken und Gegenständen «iid
Vieh gegeben, dessen Besitzstand die M. durch fleissiges Stehlen zu vergrössem
suchen. Diebstahl ausserhalb des eigenen Gebietes ist straflos, sonst zieht er
ausser der Rtickgabe des Gestohlenen noch eine Strafe nach sich; dessgleichen
Verläumdiinf;. Bei todeswdrdigen Verbrec hen wird der M. von den Wojewnden
abgeurthcilt nnil das l'rthcil von seinen^ Harjak vollstreckt. Das Vermögen des
Hingerichteten wird kontiscirt und zur Hallte zwischen dem Capitän, den Bar-
jaktars und den Wojcwodcn getheilt Mord gehört jedoch nicht zu diesen Ver-
brechen, sondern llUlt der Blutrache anheim. Gewöhnliche Processe kommen
vor an Schiedsgericht zur Entscheidung, dessen Ausspruch bindend ist Die
Wojewoden haben keine richterliche Gewalt. Streitigkeiten innerhalb einer Familie
finden durch den Familicnrath gewöhnlich ihre Lösung. Die M. kennen keinen
Wucher, ja nicht einmal Darlehens- oder Pfandgeschäfte. Jeder M. besitzt sein eigenes
Grundstück. I>Ie M. leben durchgehends von der Viehzucht und der Bodenrulfur.
Fleisch wird trotzdem wenig genossen, meist Reis, Käse, Milch und Brot. Sonder-
barcrwei.se isst man im Sommer dreimal, im Winter bloss zweimal des Tages, u. zw.
um 10 Uhr Vormittags und um 5 oder 6 Uhr Abende, letztere Maizeit stets warm.
Mit Arbeit geben sich die M. wenig ab, da sie es vordehen, das Mangelnde an
stehlen. Diener beanspruchen völlige Gleichstellung mit den Kindern des Hausen
speisen auch mit den männlichen Familienmitglialem an einem TSscb, wKhiend
die Frauen aufwarten und erst dann zusammenspeisen. Die Familien, deren
einzelne sehr stark, bis zu 200 Köpfen stark sind, leben unter sich ziHidich ab*
geschlossen. Alle Mitglieder erkennen stets den Aeltesten als ihr gemeinsames
Oberhaupt an; er behalt das ganze Vcrmnpen und alle seine Gewalt bis zu
seinem Tcjde. Selten trennen sich die Bruder nach dem Tode des Vaters.
Bloss wenn ein Sohn Geistlicher wird, tritt er aus dem Familienverbande. Die
Häuser sind aus Holz oder Stein gebaut, bloss die Aerrosten wohnen in Stroh-
htttten. Die Häuser enthalten meistens nur eine oder zwei Stäben ohne
Mobiliar. Als Betten dienen Matten, Kissen und StrohsSdce, als Tbcb ein Stein
oder eine Truhe, als Herd ebenfalls ein Stein. Der Rauch zidit hinaus, wo er
kann. Die Ehen werden auf Befehl des Vaters geschlossen, wenn der Soiba
das 18. Lebensjahr erreicht hat. Hat der Vater ihm eine passende Biaut ge-
funden, so setr,t er sich mit deren Vater über die Kaufstimme ins Einvernehmen.
Kein Nichtmirdit dar: cmc Mirditin hcirathen. Ferner gilt Stammesgemeinschaft,
dann Verwandtschaft als Ebehindemiss. Die Begriffe der Verwandtschalt gehen
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Miriki — Miris.
439
aber so wdt^'dass ganze Bar)ak nicht unter sich heinthen dürfen, sondern die
Weiber aus den anderen Barjak beziehen müssen. Eine cigenthümliclic Sitte
verlangte bis in die neueste Zeit, dass die Häuptlinge ihre P'rauen aus vor-
nehmen türkischen Famihen raubten und gewaltsam tauften. Die lieiiathen
finden stets am Tage des Schutzpatrons des betreffenden Barjak statt. Obschon
die M.'Weiber keinen Schleier tragen, finden es doch die beiderseitigen Eltern
aelten der Mtthe weitfa, die Verlobten einander schon frilher zu zeigen. Sie sehen
sich gewöhnlich erst bei der Trauung. Ehedem wurden die Ehen häu6g erst
nach der Geburt des ersten Kindes kirddidi eingesegnet» doch hat die Kirche
tUese Sitte zum Verschwinden gebracht Untreue kommt selten vor; wenn ja,
dann ist es dem Manne gestattet, Frau und Verführer zu tödten, ohne dass des-
halb Blutrache eintreten darf. Das Verfuhren eines Mädchens mrä aber als
das grösste Verbrcclien betrachtet und verfällt unnachsichtlich der Blutrache.
Auch das Mädchen wird vom Vater oder den Brüdern umgebracht. Die Em-
pfindlichkeit der M. geht so weit, dass sie ein Mädchen schon als entehrt be-
trachten, wem es nut ehiem fremden, jungen lAanne aa^ bloss iK>ch so harm-
los plaudern sollte. So wenig wie ein solches Mädchen findet auch eine Wittwe
einen Mann. Dagegen haben die Mädchen ein Bfittelj wenn sie der Ehe mit
einem Verhassten entgehen wollen, ohne Blutrache gegen ihre Familie heraufzu-
beschwören. Sie werden dann »Männer«. In diesem Falle bringt der Pfarrer
nach der Messe zur öffentlichen Kenntniss, dass Jungfrau N. N. den männlichen
Namen X. X. annehmen und daher künftig als »Mann« zu betrachten sei, Sie
kleidet sich dann in männliche Gewänder, nimmt die Wafien ihrer V'erwandten
und streift als »Mann« umher. Nur muss sich dieser neue Mann in Acht nehmen,
bei seinen Herunistreifereien nicht — schwanger zu werden, denn dies hätte
seinen Tod zur Folge. Die M. kommen an Tapferkeit und Kühnheit den Mal-
jsoren ^eich, flbertiete sie aber an Diebssinn. Sie sind der kaüiolischen Re-
ligion sehr ergeben, aber nur äusserBch. Von der Mond deiselben haben sie
keine Idee, dagegen beobachten sie streng die leeren Aeusserlichkeiten. Auf-
fallmderweise besitzen sie manche Ceremonien der griechischen Kirche; kommu-
nizieren mit Brot und Wein, haben in mehreren Kirchen das Doppclkreuz und
sogar byzantiniscVic r>il(1er Die Erbfolge geht nach dem Verwandtschaftsgrade;
Frauen sind dabei ausge^clilussen und haV>en bloss auf Unterhalt Anspruch. v. H.
Miriki, brasilianische Affenart zur Gattung der Klammeraffen (Aieies, Geoffr.,
s. d.) bezw« zum Subgenus &ri$As gehörig. Letzteres umfasst Formen mit
sdimalem Nasenseptum, weichem Pelze, glcichgrossen Schneidesähnen, ohne
Haaricamm am Kopfe, mit relativ kleiner behaarter OUtrU, Der M. (Aide* hyp^'
aumtkitt, Kühl) erreicht dne Totallänge von 140 Centiro., 80 Centim. entfollen
auf den Schwanz. Der Pelz ist weich, kurz, wollig, graulichgelb, das Gesicht in
der Mitte fleischfarbig, am Umfang grau. Die Vorderhände tragen einen bis-
weilen mit Nagel versehenen Daumen. — Die Art findet sich von Bahia süd-
wärts vor. V. Ms.
Minkina, NycHpithecus trivirgatus, Grav, südamenkanische Aflfenart der
Fam. Maiyrrhini, Geoffr., bez. der WACNiü<' sehen Unterfaniilie Aneturae.
Näheres s. Nyctipidiecus. v. Ms.
Iliris. räde Völkerschaft in Assam, leben sowohl in den Ebenen als in den
Bergen; letztere Abtheilung bezeichnet man als Beig-M. Die M. in den Ebenen
sind Abkömmlinge der Abor, führen ein Nomadenleben und wohnen in Häusern,
die auf Pfählen meistens in gerader Reihe am un^heren Ufer des Brahmaputra,
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ITirii.
ohne Garten und Umzäunung errichtet sind. Sie bebauen die vom Flusse über-
schwemmten AUuvialstreckcn mii. Reistcldern, die mehr landeinwarli liegen, clicii-
so ihre gänzlich unbewachten Vorrathshäuser. Sie kamen aus dem Diiiuugthal
uiul tienen tich in dem jetzt von den Aber betetsten Lande nieder. Die* leuteien
vertiieben sie daraus und drängten sie nach Süden in die Ebenen. Einige ihicr
Stämme kleiden sieb nach der Weise der Abor, andere haben die assamcsische
Tracht angenommen. Ihre Farbe ist das Gelb der Mongolen, sie sind robust
gebaut, aber schleppend in ihren Bewegungen. Nach Woodthorps wären sie
von mittlerer Grösse, zarter Gesiclitsfarbe, die bei jüngeren Männern und Frauen
oft mit rosigen Wangen verbunden ist, ohne dass man sie schön nennen könnte,
denn ihre (iesicliter haben das mongolische (iepräge, sind glatt, mit hervorstelien-
den Jiackenknociien, schielen und weit von einander stehenden Augen. Die
Männer sind mit einem langen geraden >Dao«, der bisweilen mehr denn 1 Meter
lang ist, einem schmalen Messer, einem Bogen und Pfeilen aus einer giftigen
Bambuart, die nördUch vom Kamla-Flusse hausenden mit langoi Speeren be*
wafiheL Die Kleidung der Männer besieht aus einem groben Tuch, kreuaweiae
über die Schultern gebunden und bis unter die Hüfte herabhängend; ein anderes
schmales Tuch ist um den Leib und zwischen die Schenkel geschlungen. Eine
Kaputze von den schwarzen, haarigen Fasern eines Palmbaumes dient als Mantel
und Fouratjesarkdetke. Die MMnner binden das Haar auf der Stirn in einen
Knoten zusammen und legen ein Band von Kupfer oder Messingplatten um den
Kopf. Häuptlinge tragen weingiasförmige Silberohrgehänge und eine iiambukappe,
mit einem Stttck T^eifell derart bededtt, dass der Schwans hinten honbhäz^
Die Frauen verwenden auf ihre Kleidung besondere Sorgfalt. Sie tragen einen
engen kursen Unterrock mit ledernem Gttrtd an den Lenden und mit Metall-
knöpfen verziert, und bisweilen ein Tuch diagonal ttber die Brust geschlungen.
Bei der Feldarbeit wird der Rock manchmal abgelegt und dann begnügen sie
sich mit einer langen Grasfranse um drc Taille. Sonst schnürt ein Band von
getlochtcnem Rohr den Oberkörper zusammen und ein davon herabhängendes
Stück Zeug bedeckt die Brüste. Bei festlichen Anlässen werfen sie ein grosses
Tuch von assamesischer Seide um die Schultern. Ihre Hals- und Armspangen
sind aus Silber oder Kupfer, die Fussknöchel mit einfachem Rohr- oder Bambu-
geflecht geschmückt Eine Menge Sdtnüre von Porcellan, Achat, Onyx, Glasperlen
und complidrte Ohxgdb&ige vollenden den Schmuck der Damen. Jenseits des
Sen-FlusseB sind aber die Männer vollständig nackt und die Weiber haben sdten
etwas mehr an als Rohrringe um den Leib. Diese nackten Leute werden zwar von
denn M. Abor genannt^ sind aber nichts anderes als ein Stamm der M. selbst Die
Dörfer der M. sind klein, und zählen höchstens iS — 19, meist aber nur 8 — 9 Häuser.
Die M. zeigen ihren Reichthum so wenig als möglich. Die Vorrathshäuser sind
an entlegenen Stellen errichtet, und ihre Kostbarkeiten, grosse Metallschüsseln
und Töpfe sowie ubctanische Glocken, vergraben sie. Die M. treiben Handel mit
den Thalvtflkem und jagen. Tigerfleisch gilt ihnen als besonders gute Speise für
die Männer, nicht aber filr die Frauen, welche es xu muthig und adlMtbewusst
machen wttrde. Polygamie ist allgemehie Sitte. Nach dem Tode des Vaters
gehen die Frauen auf den Erben ttber mit Ausnahme von dessen Mutter. Bei
der Wahl der Frauen sidit man mdir auf die Stellung der Familie als auf äussere
Schönheit, obwohl man auch diese zu schätzen weiss. In den ärmeren Klassen
kommen FSlIe von Polyandrie vor. Die Frauen sind trei: und fleissif^, besorgen
allein die Feldarbeit und tragen auf den Handelsausflügen die wuchtigen Waaren>
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43t
lasten. Die M. ver«;tehen kein Handwerk ausser der Rohrflechterei. Müssen sie
Flüsse passiren, so binden sie ein Bambufloss zusammen, setzen über, lassen das
Floss schwimmen und machen am nächsten Flusse ein neues. Ilue religiösen
Gebräuche beschränken sich auf das Tödten der Thiere zu Ehren der Waldgeister
und auf das Weissagen aus Vogeleingeweiden nach Anrufung dieser Götter. Sic
glauben an ein Leben nach dem Tode und kennen einen Got^ der über die
Seelen der Abg eccbiedenen hemcht Darum rüsten sie ihre Todten beim Be-
gräbnisse so aus» als wenn sie eine lange Reise vorhütten. Sie haben allgemein
die hinduisirten Ideen der Assamesen angenommen, halten aber fest an ihrer
Lebensweise, d. h. sie essen Schweine, Hühner, Rindfleisch, trinken Branntwein
und Bier und wissen nichts von Kastenobservan/ bei Bercitnnor der Nahrung.
Die assamesischen Feste werden auch von ihnen gehaiien; sie selbst haben auch
ein Fest, das aber wenig bekannt ist. Zu einer bestimmten Zeit des Jahres ver«
sammeln sich die unverheiraUictcn Jünglinge und Mädciien auf einige l äge in
einem besonderen Hause, und die sich während dieser Zeit gegenseitig gefallen,
verheiraten nch. Mit Assamesen findra auch fortwährend Mischheiradien statt*
dem %amme ist viel fremdes Blut beigemischt und auch in seine Sprache sind
viel assamesische Wörter übergegangen. Unter sich nennt dch jeder Stamm mit
anderen Namen; bekannter sind die Bezeichnungen Anka, Tenae, Sarak, Ghi-
ghasi, Panibotia, Tarbatia. Die Berg*M. leben in kleinen Dorftchaften unter erb-
lichen ITniiptÜnRcn v. H,
Miru. Staiuni der Katschin (s. d.) im Fatkoigebirge und in den Bergen
östlich zwischen Hukung und Irawaddy. Sie tragen chinesische Ornamente und
bringen chinesische Waaren zum Verkaufe nach Hukung; sie benutzen irdene Ge-
fitase, kupferne Kocbgescbirre^ schmiedeeiserne Pflugschaaien, gusseiseme Pfannen,
alles unsweiftlliaft chinesisches Fabrikat Als Zahlungsmittel dienen bei grösseren
Geschüften Silbezklumpen im Gewicht von etwa 250 Grm.» die nöthigenfalls ent-
sprediend verkleinert werden. v. H.
Mischmi oder Mischimi, eines der wilden Beigvölker in Assam, im oberen
Thelle des Rrahmaputrathales, Östlich vom Digaru, nordlich bis Tibet, Östlich bis
Yunnan, und südlich hinab bis zum Irawaddy hausend. Die M. sind äusserst
eifersüchtig auf ihre Selbständigkeit und gestatten nicht einmal ihren Nachbarn
das Reisen durch ihr Gebiet. Die Handelschafl bildet Air die ganze Nation den
Haupterwerb. Ihr Reichtfaum besteht weniger in Bodenprodukten als in Vieh-
heerden, besonders des piflchtigen Bergochsen (Bos frfitUÖHs), der auch als Kauf-
pcms Ar die Frauen betahlt wird. Femer handeln »e mit der giftigen Wunel
des MmUim ftnx^ veSx der Co^ um und mit Moschus. Endlich bringen de
Geschirr und Wollsachen zum Verkauf. Uebrigens ist Alles» was ein M. um und
an sich hat, verkäuflich. Die Dörfer der M. haben nur wenige, aber selir ge-
räumige Häuser. Manche sind bis 42 Meter Inng, von Bambu hor]i über dem
Fussboden erbaut und oft in zwanzig und mehr Räume getheilt, welche durch eine
•Passage getrennt sind, auf deren einer Seite die Schädel der auf der Jagd erlegten
Thiere angebracht sind, auf der andern Seite hängen die Hausgeräthe. Wahr-
seichen aller M.-Fratten ist ein breites Stirnband aus Metall, an den Enden- schmal,
in der Ifitfee brdt Um die Lenden trlg( die M. mindestens dnen bis sum halben
Schenkel reichenden Schurs aus Rinde oder Basigewebe, mebt ist auch die Brust
bedeckt, der gut entwickelte Unterschenkel aber immer nackt. Anzug der Männer
ist: ein Zeugstreilen um die Hüften *und zwischen die Schenkel gelegt, ein Rock
ohne Aermel, bis zum Knie reichend, zwei Beutel mit Pels verbrämt an einem
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MiS£Uiiiut Mitm.
ledernen Schultergurt befestigt und mit MessingpUtten veraert, ein Fouragesack
auf dem Rücken mit einem Kiihschwanz behängen, ein langes H!>eli«;rbes Schwert,
mehrere Messer, Dolche und ein handlicher kleiner Speer. Eine Pelzkappe oder
ein getiochtencr Helm bedecken den Kopf. Bogen und Pfeil fangen sie an durch
Schiessgewehre zu ersetzen. Alles raucht und schon in IruhesLer Jugend haben
sie ihre Piesfen. In ihren religiösen Vorstellungen haben tie votn tibettschoi
Buddhismus Götter angenommen, und den dbetiscben Lama x^en de nch unter'
wttrfig als geistliche wie weldiche Obere. Im übrigen beschiinkt sich ihre Religion
auf Dämonendienst Sie verehren »Mujidagrahc als den Gott der Zerstömng,
»Damipaonc als den Gott der Jagd und der Weisheit, »Tablac als den Gott des
Reichthums und der Krankheit. Wenn sie von letzterer oder einem andern Un-
glück betroffen werden, so stecken sie einen Zweig vor die Hausthür, um anzu> '
/.eigen, dass das Haus zur Zeit »Tabu« ist. Sie iiabcii nur wenige Priester. Die
M. sind eine kraftige, untersetzte Race von ziemlich heller Hautfarbe, bei der der
mongolische lypus etwas zurticktritt und oft regelmässige, beinahe arische Züge
mit höher gebauter Nase und längeren Nasenlöchern als sonst bei den LsdodiiaeseB
d^r Fall erscheinen Iflsst Die M. thetlen sich in mehrere Sippen; die bekanntesten
davon sind: die Tain und die Maro im Süden des Brahmaputra, östlicher davon
die Misha, welche wahrscheinlich mit den Miao>tse (s. d.) in Yttnnan verwandt
sind. Die Engländer haben Volksschulen unter den M. gegründet was recht nöthig
erscheint, um ihnen bessere AroraIl)egriflre beizubringen; denn ein M. ist z. B. nicht
davon zu ilticrzcugen, dass er etwas Unrechtes gethan, wenn er sich eines fiir ihn
unnützen Menschen durch TodscWag endedigt. v. H.
Misgurnus, Lac i i feDE, Untergattung von Cobitis (s. d.). Ks.
Misimianer. Eine in der Nähe des Kaukasus wohnende Völkerschaft, welche
von den Byzantinern bekriegt wurde, v. H.
MQsldtos» s. Mosquito. v. H.
nßsainslg. Algonkinindianer am Nordostende des Ontariosees, verwandt mit
den Odschibwä (s. d.)- v. H.
BAissiasaguaa* Kanadische Indianer in Ontario; die M., im Ganzen noch
etwas über 500 Personen, .sind am Rice- und Mud-See wohlhabend und ziemlich
civilisirt, diejenigen von Alewick etwas zurückgeblieben und die wenigen bei
Scugog in elendem Zustande. v. H.
Missouri. Indianerstauim in Nebraska, verwandt mit den Dakota (s. d.),
selu vei ringe rt, taugen aber an sich dem Ackerbau zu widmen. v. H.
Missouris!. Zweig der Missouri, von welchen sie abfielen» um sich mit den
Diu zu verbünden, v. H.
Misteken, s. Mixteken. v. H.
Mistddrossel, Turdus viscivorus, s. Turdidae. Rchw.
Mistkäfer, s. Coprophaga. E. To.
Mitandues oder iMituandue, d. i. Kinder, Indianerhorde Brasiliens, welche
sich sprachlich als Tupi (s. d.) zu erkennen giebt v. H. • *
Mitcn. Stamm der Usbeken (s. d.). v. H.
Mitra (iin spätem I^tein BischofsuiüLzc), Lamarck 1799» Meerschnecke aus
der Abtheiiung der Fectinibranchia rkachiglossa^ Schale KhnUch derjenigen von
Valuta, aber länglich bis gethürm^ die Colnmellarfalten von oben nach unten an
Städte abnehmend, in der R^el 4, zuweilen mehr; Mündung Ittnglich, unten
deutlich ausgeschnitten, Aussenrand nicht verdickt Kein Deckel. Ein lang yvt-
stulpbarer Rüssel, bei einigen Arten fast so lang wie die Schale, womit sie empfind«
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HhnrUi — MHtdlKiiditdie Race.
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lieh verletzen können; Reibpiatte mit 3 mehrspitzigen Zähnen in jeder Querreihe,
der mittlere kurz, die seitlichen in die Quere sehr verlängert. Zahlreiche Arten
in den wärmeren Meeren, die grössten und schonbtcn im indischen Ocean, so die
beiden typischen: M. episcopalis, L., die Bischofsmütze, glatt, langgezogen, weiss
mit rothen Flocken, 10 Centim. lang, und die ähnliche M. papalis, L., P a p s tk r o n *
oberer Rand jeder Windung gezsck^ daher wie raebrere Kronen Uber einander aus-
sehend. Im Iiifittdmeer lebt auch eine grosse Art, M, MMota, 6 Centim. hmg, glatl^
dunkelbraun, nach unten schwärzlich, äusserst selten an der sUdfranzösischen Küste»
häufig sind die kleineren (12 — 20 Millim.) braunen oder schwarzen M. ebenus, Lam.,
(plicaiula, Brocchi), alle oder wenigstens die oberen Windungen längsgefaltet, meist
mit einem weissen Band, und M. cornictäum, Gmf? in, (lutescens, Lam.), ganz glatt,
auf Felsengrund und an Algen. In der Nordsee fehlt M. gänzlich, aber in
Grönland ändet sich noch eine der letztgenannten ähnliche kleine Art Neben
«fiesen ilditen M. stehen mehrere Gruppen, die in der Schale weienlliGh Uber-
einstimmen, aber in der Reibplatte sehr versdueden sind, so TkrrkiUß, Klsik,
Schale meist veitical ge<et oder gegittert^ mit Spiralen Leisten im lianem der
Mündung hinter dem Ausbcnr uid, hieiher z. B. die fucbsrothe oder gdblidie
valpetula, L., und Strigatella, SwAiNSEN, glatt mit etwas verdicktem Aussenran^
(paupercula, L.), Itcidc im indischen Ocean und beide mit breitem vielspitzigem
Mittelzahn und je einem einfachen, schwach hakenförmig gebogenen Seitcnzalm.
Monographie der lebenden M-Arten, ein:>i 1 ilicssUch der eben genannten bei
Rtt-VE conchoiü^ui icomca, Band iL 1045, 334 Arten. Fossil kommt M. ziemlich
faäu^ in den TeitÜibildnngen und der oberen Kreide vcv; die iltesien aus der
mittleren und oberen Kitide gehören su TitrrUnUt und S/riguUB». R v. Iii
Mllraria, Joh. Müli.br (Ut Mtttienthier). Ein noch rSthsdhaftes, von
Johannes Mülle» aus der Nordsee (Helgoland) beschriebmes Wesen, wahrschein*
lieh sur Entwicklung eines Wurms g^hdrig. Ehlirs denkt an die Gattung
Chrysopetahim^ eine Nereide. \Vd.
Mitrocoma, Hackel 1884. Gattung der Lepiomedusae, Fnmilie Etuopidoi,
Subf. Phialintu. Ebendahin MitroromelU, Hackel und MUroconUum^ H. Pr.,
Mitschi. Negerstamm des Nigirdcltas. v. H.
Ifitkelamerikaner. Beseichnung lediglich geographischer Natur, aber ohne
allen edmologischen Inhalt. Die modernen Bewohner Mittel'Amerika's verhalten
sich nicht wesentlich anders als ihre Nachbarn im Norden und Sttden, die ein-
geborenen Indianer aber zerfallen in zahlreiche Stimme, die awar aum Theü unter
sich einzelne Gruppen bilden (wenigstens liqgustischX tonst aber ab Ganses durch-
aus keine Einheit darstellen. v, H.
Mittelblatt = Mesoderm, Mesoblast, s. Kcim!)lätter. Grbch.
Mitteldarm = Dünndarm (s. d. und Verdauungsorgane-Entwicklung), v. Ms.
Mittelfleisch, Dammregion = Ptrinacum, s. Damm. v. Ms.
MittelfusB, -hand, s. Mdatarus^ Mttacttrpm und Skeletentwicklung. Grbch.
IBlIeiblnit s. Gehurn und Nervensjwtem-Entwicklung. v. Ms.
i«*4^«<*ii^n— So nennt man jene Periode der hochdeutschen Sprache,
welche den Zeitraum vom zwölften Jahrhundert bis sur Reföimalion umfassfr. v* H.
Mittelkrebse = Anamura, (s. d.). Ks.
Mittelländische Race. Darunter begreift man jene Menschenvarietäl, welche
Bi-UMENBACH als die »kaukasische« bezeichnete. Der jetzige Name ward von
Friedrich Müller vorgeschlagen und von Hackel, Peschel und anderen Forschern
desshalb angenommen, weil die hervorragendsten Völker dieser Gruppe um das
ZooL. AaUiropol, u. Ethnologie. Bd. V.
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MiltdnicderJliiidiMh — Kfarteke».
Mittelmeer herum ihre Aiisbiklime und Blütlic erlangt haben. Ethnologisch gUedert
sich die M.-Race, deren Urhciuutui auf das armenische Hochland verlegt wird, in
vier Stamme: i. den baskischen, 2. den kaukasischen, 3. den hamitosemicischen,
4. den indogermanischen oder arischen. Natttriich wifd aber auch diese Ei»-
% tiieilung, wie jedes ethnologische Systenip von manchen Seiten angefochten. ▼« H.
llitfc^iedcrlindiatdi. So nennt man jene Stufe des NiederdeutMhen, ans
welcher das Holländische und Vlämische abstammen. v. H.
Mittelsäulchen = Columella (s. d.). Klz.
Mittelschnepfe» auch Doppelschnepfe . Gaäinaigff major ^ Gm., 8. Galli-
nago. RcHW.
Mittelspecht, Dendrocopus mtdius, \.., s. ricidae. Rchw.
Mittleres Keimblatt, s. Keimblätter. Grbch.
Mittu. Neger volk im Gebiete des GaseUenflosses, sprachlich anscheinend
mit den Bongo verwandt, auch in Gebräuchen, Tracht und Einiichtungcn diesen
sich unlAugbar nähernd. Vielleicht bilden sie einen in der Geschichte ihrer Ent>
wickluncf begrtindeten Uebergang von den Bongo zu den Niamniam. Im Norden
ihres (Icbietcs versteht man unter M. auch die Stämme der xMadi (s d.), Abaka
und Luba. Alle zusammen haben den Typus der centralafrikanischen Neger, sind
schwächlich und befassen sieh mit Ackerbau. Hunde werden gemästet und ver-
speist. ScHWEiKFURTH rühmt die musikalischen Leistungen der M. Ihre Musik
soll melodisch und weicA sein und vom gewöhnlichen Schlage der Negermusik
abweichen. Sie singen sehr gut im Chor und besitzen bessere Bhuk und Saiten-
instrumente als ihre Nachbarn. Das Volk lebt unter klmnen unabhflQgigen Häi^-
lingen, von denen ein Theil schon ganz in der Gewalt aiabisdier Sklavenhindler
sich bcflndet. Das Merkwürdigste sind die aufgetriebenen und durchlöcherten
Uppen der Frauen, welche durch eingeOigtc Stocke von Quarz, Elfenbein oder
Hom srhnabelartig verunstaltet werden. Heide Geschlechter tragen da? Hnar am
liebsten kurz geschoren, die IVauen raufen sich aber Wimpern und Brauen aus.
Die Männer tragen Kopfbedeckungen nach Art der Niammamhüte. Beide Ge-
schlechter verhüllen ihre Scham, die Weiber vermittelst eines Bündels grünen
Laubes, die Mftnner mit einem FellstUck. Vornehme haben da Dutsend Weiber
oder mehr, von denen sie oft gewöhnliche Sklavenarbeit veriaqgen. v. iL
Iffittt* Our«» iu^^sa, Spix» besondere Form der Hockohühner, siehe
Ourax. Ret TW.
Mitylia, Gray, = Rhinophis, Hemprich. Pf.
Mitylus, s, Mytilus. H v. M.
Mi-wok. Die östliche Gruppe der Mu-t-sun, (s. d.) in Kalifornien. v. H*
Mixe, s. Mije. v. H.
Mixteken. Mixtuat) oder Mistdcen, Mitteken. ImUaner Mexiko*» in der I^nd-
schaft Mixteka, welche Tbeile der Staaten Puebla, Oaxaca und Guetiero begreift.
Die M. sind von allen mexikanischen Indianern am meisten hispanisirt Männer
und Weiber ^rechen geläufig spanisch, jedoch mit sehr eigenthflmlicber Betonung
des Rf 90 dass man sie daran sofort erkennt. Ihre eigene Sprache, von welcher
das Tepuzkulanische der wichtigste Dialekt ist, hat im Westen Mischungen mit
dem Aztekischen, gegen Osten hin mit dem Zapotekischen erfahren und diese
Mischungen sind wohl nicht auf die Sprache allein beschränkt geblielan Im
Aeusseren charaktcusiren sich die M. durch platte l'ellergesichter und grosse Kopfe.
Um ihren Mund a^t rieh ein eigenthttmlicher ladender Zug. Alle haben kleine
FUsse und Hind^ doch ist der linke F^ stets nach einwilrts gediebt. Die Hwil>
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Micdschcghen — Mocoa.
435
färbe ist im Osten lichtbraiin, im Westen dunkler und bei Tehuantepec beinahe
schwarzblau. Von ihrem Charakter verlautet nicht dn^ ( niiistigste; zwar sind sie
die fleissigsten Ackerbauer in jenen Ländern und besleiicn ihre Felder mit dem
Pduge, sonst aber sind sie boshaft und siüUkopiig. Ihre Kinder hucken den gani^eu
Tag in einem Winkel des eUerlichen Hauses und werden von der Mutter su dsMn
Vergnügen durchgeprügelt v. H.
Migdnchgghen, s. Kisten, v. H.
Mizha. Stamm der Mischmi (s. d.). v. H.
Misodoo, Fisches, s. Meisodon. Ff.
Mizraimiten, s. Kopten. v H.
Mlima-Araber (Arabu wa mlima), d. h. Küsten-Araber; so bezeichnet man
in Üst-Airika das aus Arabern und Negern entstandene Mischlings volk zum Unter-
schiede von den VVa-Swahili, welche Abkömmlinge beirciter Sklaven sind. Die
Ififchllage weiden von den Ambem ndnen Blutes geringschätzig angesehen, v. H.
Mlomoi« Bantttstmmm im östlichen Sttd-Afrika. H.
Bfaftmiiidn^. Familie der Cknoph^^ ZtfAote. »Lappen relativ sdir gross.
Ursprung der Aurikel und Lappen liegt üut in gleicher lÜhe mit dem Trichter.
Aurikel lang und bandförmig«. (Chun.) — Gattungen: Jümmm^ Eschsch., Aintue,
Rang und Mnemiopsis, A. Agassiz. Pf.
Mniotiita, Vikim , Untergattung \Qn S^ivkola^ Sws., auf Motaciüa varia,
begründet, s. SylvKolidae. Rchw.
Mnischempan i. Bantustamm im östlichen 6ud-Atrika. v. H.
Moabiler. Die Bewohner der Landschaft Moab im Sadosten des Todten
Meeres, welche, nachdem sie im Zeitalter der Richter selbst achuehn Jahre lang
das südliche und transjordanische Palästina behemdit hatten, von David tribut-
pflichtig gemacht wurden. Bei der Theilung des Reiches kamen sie an Israel,
machten sich aber nach Ahabs Tode wieder unabhängig und behaupteten nun
ihre Freiheit, obgleich sie si)äter in ein abhängiges Verhältniss zn den Chaldäem
geriethen. Nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar i. J. 588 ist
von den M. wenig mehr die Rede; sie verschwmdcn endlich ganz in dem all-
gememcn Namen Araber. v. H.
MM» oder Mobba, s. Maba. v. H.
Mobber. Kleiner Volkastamm in Botnu. Die M. veibalten sidi in ihrer
Lebensweise wie die Kanembu (s. d.), sflchten wie diese vortreffliche Rinder und
Scdafe und kultiviren Baumwolle. In ihrem physischen Aeussem stehen sie abw
hinter den Kanembu zurück, sind meist dunkelfarbiger, von unansehnlicherem
Wuchs und unregelmässige rer Gesichtsbildung als diese. v. H.
Mobima. Stamm der Moxos (s. d.). v. H.
Mocco. Negerstamm des Nigirdeitas. v. H.
Mocetenas. Stamm der Andes-lndiancr. v. H.
Mocblua» GOhthbr. Kleine Scinciden-Gattiing. Pp.
MochOB, s. Moxoa. v. H.
Mochoadi. Zum Stamm der Adighe gehörendes Kaukasusvolk im Gebiete
der Bäche Tschechuradsh, Belogiak und Schede. v. H.
Mochuana oder Motschuana, Sing, von Betschuanen (s. d.). v. H.
Mocoa. Indianer Cundinamarcas, wohl identisch mit den Mesaya (s.d.). v. H.
Mocoa, Gray (Lygosoma, DuMtRii. u. Bibkon), bedeutende Scinciden-Gattung;
Kopi annähernd viereckig. Rostrale aufrecht, dreieckig, convex. Nasale seitlich,
fast zusammenstossend, Supranasale fehlend, Frontoparietalia 2 oder verschmolzen.
28 •
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Gaumen zahnlos. OV>rl<'>rher vom gezflhnelt, unteres Autrenlid mit durchsichtiger
Scheibe. Kinn mit emigcn Paaren grösserer Schilder. Leib spindelförmig.
Schuppen glatt, mit 3 oder 4 deutlichen Streifen. 4 starke Fiisse mit je 5 zu-
iiammeii gedruckten, ungleichen Zehen. Schwanz schlank, rund, unbewehxt.
Mtdiane Pnimnaltchuppcn gfOncr «Is die ttbrigen. — In vitten Attea Uber
Austnlien und die Sfldiee Teibreitet; emtfe Alten find jedoch auch vom tiopiiclien
Afrika tind Amerilui T>esGhrieben. F^.
MoGOvis. Indianentunni in der tfldtmerikuiMlien WÜdniH des Gnm
Chaco. V. H.
Modeeria (nach Mopffr lienannt), Fordes 1846. AndlOBiedttMnoGattUBg
aus der l amitie Tiaridac , Si.bf. Prottaridar. Pf.
Modeneser Taube, C>lumha dome^tica ^allinaria Tnuistumis, eine seit vielen
Jahrhunderten in Modena und seit etwa 20 Jalircn auch bei uns gezüchtete Haus-
taitben>IUee, aar Grappe der Habirtauben gehörig, etwa hanibuibei^oss, doch
etwas höher gesteill^ kuix s^ebaut, mit abgerundetem Körper, kiinem« geiwbenem
Schwant, flaumlederigem Stein, gestreckten Beinen, eb wenig nach hinlni ge*
tragenem Hals und Kopf, veiMtttnissmftssIg kiirsem Sdmabel, von stolzer, aicr>
licher Haltung, munta«m Wwcn. Der Färbung nach unterscheidet man rwd
Abtheilunrren- Schietti (Ein- oder "S'ollforbige) und Gazzi (Elstern). Zu den
eriteren zahlen die wirklich Pantarbigen und die mit gespritzten, £Te''ch tippten,
marmorirten und srcflerkten I lügeln. zu den letzteren die Weisset^ init larbipem
Kopf, Flügel und Schwanz; im Ganzen kennt man an 150 Spit^larU n. Sind m
Deutschland als Flugtauben ohne Bedeutung, dagegen als Schlaglauben wegen
ihres hflbschen Aeusseren und ihrer Fruchtbarkeit rasch beliebt geworden* DOn.
Uoderiten oder Maaditen, s. Ismaeliten. v. H.
ModcfUenken, Letuasfius (s. d.) delineaim, HAocel, mit endstindiger, sieil
aufwärtsgerichteter Mundspalte; Seitenlinie ganz kurz; Afterflosse mit 11 — 13 ge-
theilten Strahlen beginnt unter dem Kndc der Rückenflosse. Rücken grilnlichgelb
oder grtinlichbraun, Selten und Bauch silbern, an den Seiten ein stahlblauer
Längsstreifen. Länge bis 8 Centim. In den Flüssen Slid- und Mittel-Europa s. Ks.
Modiola (lat. verkleinert von niudius, Maass, Scheffel), Lamarck 1801, Meer-
muschel, nächstveiwandt mit Mytüus, nur dass die Wirbel nicht gans am vorderen
Ende stdien, sondern eiiMrenig rOdcwirts davon, so dass demolMfa ein kleiner
torderer Obertsnd vorhMKn ist und der Umtiss swischen der noimaten Mmchel-
gestallt s. B. von Unio, und der eigenthümlichen von ^^füba vermittelt^ flbiigens
in verschiedenen Abstufungen, in einigen Arten gans nahe an Mytibis heran«
tretend. Uebrigens finden sich in beiden Gattungen entsprechend sowohl glatte
als radial gestreifte Arten. Zu den ersteren gehört M. vulgaris, Y\.v\\\yn. (Myf 'tlus
modiölus, T.iNNe), horse-mussei der Engländer, tors/u-skiäi (Dorschmuschel) oder
ös-skäi, der Norweger, grösser und bauchiger als die gewöhnliche Miesmuschel,
bis 15 Centim. lang, aussen dunkelrotfabraun, innen weisslich mit purpurnem
Band, dioimpolar in aflen nordischen Meeren» Auch in unserer Nordsee, von
der Ebbegicnae bis 60 Faden tief, in Norw^en nicht und England nur adten
als Speise, wohl aber als Köder ftir Fische benfttst; IMhh im^Mkh L.» mk
struppig-haariger Schalenhaut in der hinteren HKUIe, 5 Cenän. lang, häufig im
Mittelmeer an Steinen und Felsen, von der Wassergrenze bis 30 Faden, durch
gegenseitige Anheftnng mittelst des Bysstis in Gruppen vereinigt, nur von den
niederen Volksklassen gegessen; M. aggiutinans, Cantraine, oder vestita, Philippi,
ebenfalls im Mittelmeer, umgiebt sich mittelst ihrer B/ssusfäden mit einer zu-
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Modlohfca — IMAm.
43»
Pftmmenhängenden Hülle von Steinchen und Muschel-Fragmenten (wie auch zu-
weilen Af, vulgaris)] M. AirkUka^ I^am., im Mittelmeer und M. tulipa, Lam., in
Wc^t lndicn, beide gelblich bis roth mit breiten rothen oder violetten Strahlen,
die bei verbleichten üxeroplaren noch Stärker hervortreten. Al.brasUkmis, Chemnitz,
langgezogen und stäilBer EumnmoigalrQckt, gelblich, in der oberen binteieii
mifte lebhaft gifln, an der Kttate Braaliens von Guyana bis Santa Catarina,
Zu den fadial'geetieiften (Brae^fdßiUttt Swamsom) gehört M. pScatUa, Lau, von
ittinlicher Gestalt, unten etwas eingebogen, gelb, kastanienbraun oder dtinkel*
grün, hJUifig an der Ostktlste Nord-Amerika's, besonders Neu-Englands, in FIuss-
mtindiincren und Snl:^s(jmi)fen, bei Ebbezeit oft etwas tibcr Wasser. Nahe ver-
wandt und früher auch zu Modiola gestellt sind LähodomuSt Modiokurw und
Modiolarca. K. v. M.
Modiolarca ^zusammengesetzt aus Modiola und Area), Gray 1840, oder
fkaualkama, VAUMcmfUES 18^, eigendiflniHclie Muschel ans den kMUeven sttd-
lichen Meeien, Schalenform ganz thnlich der von Mfihla, aber die beiderseitigen
Mantelrflader sdiliesaen sidi unten und hinten susammen, so dass Yom nur eine
ziemlich kleine Oeflhung für den Fun» der tlteigens auch l^ssusÜden spinnt^
bleibt^ hinten unter der Afteröffnung noch eine besondere Kiemenöflfhung entsteh^
wie lici Drtissena, Cardium und Venus; jederseits zwei kleine Zähne im Schloss.
Jf irapezina, I^amarck (als Modiola) bobnengross, zusammengedrtlckt, im Profil
annähernd quadratisch, braungelb mit rothlichen Wirbeln, an grossen Tangen,
najnentlich Macrocystis, durch den Byssus befestigt, an der SUdspitze von Amerika
und bei SUd-Georgien wo auch noch 3 andere Arten, die nahe verwandte M*
ixiSt, E* SmTH, bei der Kerguelen-Insel. E. v. M.
Modiolaria, s. Crenella. Bd. U, pag. 951. E. v. M.
M odke » Moderliesken (s. d). Ks.
Modoc oder Ok-kowisch. Der wildeste, zügelloseste und diebischeste aber
zugleich zahlreichste Indianerstamm in Oregon, treulos, verschlagen und grausam.
Die M., welche 1873 den Amenkanern dnrrb einen blutigen Krieg viel zu
schaffen machten, waren beritten, geschickte Schützen, thätig und nicht ohne
Muth, auch gut mit Feuerwaffen ausgerüstet. Der Rest der besiegten M., im
Ganzen 39 Männer, 53 Weiber und 60 Kinder, wurden nach dem Indianerterritorium
in die Nttie der Mbnourigrense bei den Quapaw versetit Klimatische Einllttsse
sollen dort durch ttfdtUche Krankheiten schon 1S77 ihre Zahl auf $9 betabge^
mindert haben, v. H.
Modocae, Zweig der alten Sarmaten, an den Quellen des Rha. v. H.
Modogalingae, Zweig der indischen Calingae, am oberen Ganges» auf einer
grossen Insel dieses Stromes wohnend. v. H.
Modschabra. Einer der drei Hauptstämme der Bewohnerschaft der Audschila-
Oasen. Die M. wohnen besonders in der Oase Dschalo mit ihrem Hauptorte l'Areg.
Ob dieselben berberischen Ursprungs sind, ist zweifelhaft, sie reden arabisch, wollen
aber keine Araber sein. Die M. firOhnen dem täglichen, rekihUcben Genüsse des
»Lakbi« (Palrawein), haben aber, als vorsOglicfae und unternehmende Handelsleute
in der gansen Wflste bekannt flberall Kredit sowohl in Aegypten, Benghast und
Tripolis als auch in Wadai, Borna und Haussa. v. H.
Modschaweli, Zweig der Georgier; sie sprechen wie die Mingrelier dnen
roheren Dialekt als die eigentlichen Georgier. v. H.
Modubae. Von Piint; s erwähnte, sonst vöU^ unbekannte Völkerschaft
Indiens jenseits des Ganges. v. H.
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43»
Modolw — MovcIkii.
Modulus (!at. gleich kleines Maass), Grav 1S40, Meerschnerke aus
der Verwandtschaft von I.itorina, mit starkem Zalinvi>rsjn 11 he: an der Columellar-
seite der Mündung; Schale gekielt, mit kurzem kuni!>cheni Gewinde, weisslich mit
dunklen Flecken. Mehrere Arten von ungefähr Haselnussgrösse in Ost- und West*
fodicn. £. V. M.
Mdlirenfliefe, /Vx/tf r^tai^ Fab.» eine kleine, glämctid schwane, an Kopf und
Beinen gelbe Flieget deren Made bisweilen masienbaft an den Möhren nagl^ die-
selben >eisennadig< macht und verdirbt. E. Tg.
Möllitz, Vnnie der jungen Meerforelle, s. p-nrelle. Ks.
Möllthaler Rind, ein dem Pinzgauer Vieh (s. d.) verwandter, diesem ahnlicher
aber etwas kleinerer Schlag, der hauptsächlit h im .Möll-, Drau-, Gail- und I ie^^erthalc
in Karnihen gezüchtet und seiner voriiiglichen Milchergiebigkeit und grossen Ge-
nügsamkeit w^en sehr gesucht ist Die Haarfarbe ist dunkelroth am Rücken,
Schweif und Baach weiss. Ktthe eireichen ein Lebendgewicht von 500
bis 400 Kilo. R.
iUacligrasmflcke, Sykna atrkopUht, L.» s. Sylviidae. Rofw.
Mönchmeise Sumpfmeise, Parus pübuiris, L., s. Meisen. Rchw.
Möncbsgeier = Kuttengeier, Vulfur nwnachus, L» (s. Kuttengeier). RCHir.
Mönch Sittich, s. Keil.schwanzsiitiche. Rchw.
Mönchtauben oder Mönche, Coi. dorn, af^restis albieeps. Haustauben, rur
Gruppe der Feldtaubcn gehörig, mit weissem Kopf — und zwar soll das Weiss
unten von der Grundfarbe (Blau, Schwarz, Roth, Gelb) durch eine Linie abge*
sdtnitlen sein, welche man sich vom Kinn unter dm Wangen hinweg nach dem
Hinterkopf gesogen denkt — , weissem Schwans (einseht der oberen nndunteicii
Decken) und weissen Schwingen. Die Zahl der letzteren soll 10 betragen, doch
begnOgt man sich auch mit 8 oder q. Ausserdem sOchtet man auch M. mit
weissen FHlgelbinden, blaue und schwarze, ausserdem mit weissgeschupptcn
Fhigeln. Nacktfüssige M. werden jetzt neniir beachtet, man wünscht volle lange,
wcisse Fussbefiederung (Hosen und Latschen). Der Schnabel muhs hellfleisch-
faibcn, das Auge schwarzbraun sein; meist sind sie muschelhaubig, selten glatt-
köpfig oder aber doppelkuppig. Neuerdings wurden die M., ein alter detttscher
Feldtaubenschlag, in England viel begehrt und deshalb dahin exportirt Sie
sttchten constant nach, brttten und füttern gut. DOa.
Moenitari, so viel wie Menitaries. v. H.
Moera, s. Schizaster. £. v. M.
Mös =K= Schmerle (s. d.). Ks.
Moesier oder Mysi. Die Bewohner der römischen Provinz Moesien, des
heutigen Donaubulearien ; sie zerfielen in mehrere, zum tbrakischen Stamme ge-
hörige Völkerschaiten. v. H.
Mfivdieii, Möven-, Krausen- oder Kreuztauben, dm. äirükt (Engl:
Turbits, Owls; Franz.: Pigeons cravat^s). Die M. stellen eine weit verbwtete
und weitverzweigte Haustauben-Gruppe mit 5 verschiedenen Racen dar, welche
alle sich durch geringe Grösse, kurz, doch edel gebauten Körper, kurzen, dicken
und in einem schönen Bogen nach abwärts gerichteten Schnabel, verhAltnissmässig
breiten, eckigen Kopf, glattes Gefieder und insbesondere durch den sogen. Jnhot
(Busenstreif) auszeichnen. Der letztere wird gebildet aus weichen, gebogenen
oder aufgeworfenen, nach verschiedenen Richttmgen gewendeten Vorderhals- und
Oberbrustfedem, die zu beiden Seiten einer geraden, von der Kehle an die Mitte
des Vorderhalses bis auf die Brust herablaufenden Linie stehen; er steht im Zu-
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439
sammenhnnpe mit einer dünnen, aber detitUch sich .^blM*brnden Haiitfaltc, der
sogen. Kchlwamme (Kehlsnck), welclic sich vom Kinn an bis zur Brustmitte
hinabzieht, aber nur im oberen Theil deutlich wahrnehmbar ist, während sie
weiterhin durch die auf ihrer Mitte sich behndHchcn Krausenfedern verdeckt
wird. — Der Name »Mj^vchent wurde, wie man gewöhnlich aimimmt, diesen
Haustauben desshalb beigelegt, weil die Zeichnung der einen Varietit^ des Schild«
niövchens, an die der Möven (iMtus) erinnert; weisses Gefieder mit fitrhigen
Flügeldecken. — Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung giebt es einfarbige,
geschildete, färben- und weissschwänzige. Der Kopf ist entweder glatt oder
hinten mit Spitz- oder mit Breithaube versehen, der Fuss entweder glatt oder be-
fiedert, je nach den Racen. Von den 5 Racen sind vier: i. das deutsche und
englische, 2. das egypdsche, 3. das chinesische, 4. das italienische M., glattfUssig,
und eine, das orientalische M., federfUssig. i. Das deutsche M. soll klein, ge-
drungen gebaut (ca j2 Centim. lang) und glatt befiedert sein, einen kunen dicken
Schnabel mit etwas aufgetriebener Nasenhaut und einen hochscheiteUgen, breiten,
eckigen Kopf, siemlich kurzen, «iiQckgebogenen Hals und breite volle Brust
haben. Das Auge ist bei den einfarbig Blauei^ Schwarzen, Rothen, Gelben und
den VVeissschwänzen gelb oder perlfarben, bei den übrigen dunkel. Ausser den
genannten Einfarbigen und den bei blauer, schwarzer, rother oder gelber Grund-
farbe weissgeschwänzten M. züchtet man Weisse mit blauem, schwarzem, rothem
oder gelbem Schwanz (Farbenschwänze) und Schildmövchen, d. h. solche, bei
denen der Flügel mit Ausnahme der grossen Schwingen (S— 10), also die Decken
und der EckflUgel, eine der genannten Farben oder eine Abstufung derselben
seig^ wihrend das Übrige Gefieder weiss ist Seit etwa ij Jahren züchtet man
Vereinselt sogen. Schnippen-Mövchen, welche ausser iiubigem Schwanz Uber der
Schnabelwurzel einen gleichfarbigen erbsen- oder bohnengrossen Fleck (Schnippe)
besitzen. Die Einfarbigen sind in der Regel glattköpfig, ebenso meist die Schild-
mövchen, die Weiss- und P'arbenschwänze meist mit breiter Federhaube. Das
Aachener Lackschildmövchen zeichnet sich durch äusserst satte, gianzrcichc
Farben, Gelb^ Roth, Schwarz aus. Prächtige M., speciell einfarbige (Owls), hat
England. — 3. Das egyptische M., Anfang der 60 er Jahre aus Nord- Afrika zu uns
gebradit; kann als ein in allen Punkten edleres deutsches M. bezeichnet werden.
Feine Thiere sollen s6 bis hödistens 30 Centim. lang sein und einen 10 oder
allenfalls 11 Millim. langen Schnabel (von der Spitze bis zum Mundwinkel ge«-
messen) haben. Es ist die kleinste aller Haustauben. Ursprünglich kannte man
nur Weisse, Schwarze, schwarzschwänzige oder blaiiscliwänzige Weisse, Blaue und
Schecken; rothe und gelbe hat man bei uns herausgezüchtet. — 3. Das chine-
sische Mövchen kam zuerst im Winter 1865/66 nach Deutscliland bezw. Dresden
und zwar von Paris aus. Ob es aus China stammt? Gegenüber allen anderen M.
zeichnet es sich durch besondere Federzieide an Hals und Brust aus, die in drei
Theile zerfiült: Die Kmvatte, wdche sich, aus mehreren Reiben aufwärts ge-
richteter Federn bestehend, wie ein Stehkragen von der Kehlwamme aus nach
lechCs und links bis an die Ohzge^nd hinsieht, die Brustkrause, welche aus
sämmtitchen Federn des Vorderhalses und der Oberbrust gebildet wird, indem
dieselben schräg aufwärts nach den Seiten des Halses gerichtet sind, und endlich
die Rosette (der unterste Theil der ganzen Federstruktur), welche durch eine quer
über die Brust laufende Linie entsteht, von der aus sich die Federn sclir.-ig nach
oben und seitwärts wenden. Ursprünglich kannte man das chinesische M. nur in
Blau und Silbergrau, später kamen gelbe und rothe; jetzt hat man auch weisse
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MVvcD — Mobawe.
lind schwar/e, Schildigc und Farbenschwänze erzielt — 4. Da« italienische M.,
aus Obcr-ltalien stammend, gelangte 1S80 zuerst nach Deutschland, ist 30 bis
32 Centim, lang und vor allen Müvchcn durch kurz gehauten, aber hochgestellten
Körper und auirechte Haltung, bei vorstehender gewölbter Brust, hoch (tiber
wagerecht) getragenen Schwanz und anfliegende Flflgel ausgezeichnet Am Kbönstok
sind die sogen. Silberpuder- oder mtlchblauen M., mit dem idssteB SflberveiM
des Gefieders; ausserdem blaue, gelbe» gering sind rothe, schwarze, weisse. Daa
italienische M. ist, wie das egyptische und das chinesische, immer glattköpfig, da-
gegen 5. das orientalische oder türkische M. auch spits- oder aber breithaubi^.
T.auf und Zehen desselben sind kurz befiedert, -bcstrdmpftt. Die meisten tilrVi'^rhen
M, besitzen einen Spiegelschwanz, welcher durch die farbigen, vor der Spitze mit
einem grossen, runtlliclien, weissen, fein dunkel presäuniten Fleck (Spiegel) e:e-
zeichneten Steuerledern gebildet wird. Ohne Spiegelschwanz smd nur die Tur-
bitins, d. s. Weisse mit farbigen FlUgelschilden, Wangen und fart>iger Sdmippe.
Einfarbige mit Spiegelschwanz und Spiegelschwingen nennt man Bloodinetten,
Weisse mit Spiegelschwanz und farbigem Schild Sadnetten. ersten tOikiicheii
M. kamen Anfang der 60 er Jahre aus der Gegend von Smyma nach England. ^
Die Mövchcn L ehören infolge ihrer Zierlichkeit, ihrer eierten Haltung und ihres
anmuthitren Wesens von jeher zu den Lieblingen der Taubenzücbter. (Veigl.
DÜRir.FN, Die Geflügelzucht, Berlin 1886, pag. 566—577.) DüiU
Möven, s. Laridae. nw.
Mövenhühner = Gesprenkelte Hamburger, s. Hamburger Huhner. Dür.
Mogor^b» Einer der zwei Stamme der Barea (s. d.). v. H.
Mogolen. So nennen in Osttuikestan die Stidter die ehahcimiache Laadbe^
W>lkerung. v. R
Mohair-WoUe, das feine Flaumhaar der Ai^oraziege (s. Kämmelgam)» ' R.
Mohawe oder Moyave. Indtanerstamm unterhalb der Biegung des Rio Colo*
rado nach Süden in der sogen, Coloradowtiste. Die herkulischen Gestalten der
Männer prangen von den langen Haaren herab bis zu den stumpfen Zehen in
weisser, gelber, blauer oder rother Farbe, je nachdem sie sich mit Kalk oder mit
farbiger l'liuncrde beschmieren. Sie haben diamantklare, feurige, bliuende Augen,
auf dem Sdidtel tragen de Geier-, Spedit* oder Schwanenfedem; emige haben
als einzige Bekleidung einen Pelzmantel aus Streifen too Hasen* und RattenieUen
geflochten. Die Weiber haben einen eigenthttmlichen Rock, dessen vordere
Hälfte bei den Wohlhabenderen aus Wollschnttren statt der Baststreifen besteht
Sie besitzen thöneme Gefilssc, aus Bast geflochtene Säcke und wasserdichte Körbe.
Mollhausen hat ein eigenthümliches Spiel bei den M. beobachtet. Zwei Sj^ieler
stellen sich, 5 Meter lange Stangen festhaltend, nebeneinander hin; in der Hand
des einen befindet sich ein etwa 10 Centim. im Durclunosser haltender Ring aus
Baststricken. Die Stangen senkend, stürzen beide zugleich nach vorn und lautend
iSsst der den Ring tragende diesen seiner Hand enl^dten, aodaü er wat beide
hinroUt^ worauf sie sugldch die Stangen schleudern und zwar so» dass eine liiiksi
die andere rechts von dem rollenden lUng niederffiUt^ und dieser dadurch in
seinem Laufe gehemmt wird. Dieses Verfahren wiederholen sie, bis sie ermüdet
sind. Die Hauptnahrung der M. besteht in gerösteten Kuchen VOB Mais- tmd
Weizenmehl, das sie durch Zerreiben der Früchte zwischen Steinen gewinnen.
Ihre Flutten liegen in kleinen Zwischenräumen zerstreut umher, grösstcntheils an
den Abliängen von Hügeln, welciie iheilweise ausgehöhlt, die eigentliche Wolimmg
bilden. Vor der ThUröfihung befindet sich in gleicher Hohe mit dem Hugei ein
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Mohawlc — Mobrenköpfe. 441
breites Dach auf starken Pfeilern ruhend» wodtuch eine Art von Korridor herge-
stellt wird. In der Nälie der Wohnungen erheben sich kleine Vorrathsbauten. Die
M. haben eine schmutzig liclitbraune Hautfarbe, ihre Schneidezähne, durch das
Zerbeissen getrockneter Maiskumer abgenutzt, sind bloss halb so lang als uic die
der Europäer. Die Männer haben starken Bartwuchs, den sie aber sorgfältig ent-
fernen. JeUt haben beide Geschledner schon viel&ch europaische Kleidung»-
«tOcke. Beide tragen das Haar in Flechten' und beide rauchen. Polygamie ist
gestattetp aber selten geObt, auch herrscht «ne gewisse MoraHtKt im Familienleben.
Die M. sind sehr aberj^ubisch und verehren einen guten und einen bösen Geist.
Bei einenj Todesfall unterziehen sie sich anhaltender Waschungen während vierzig
Tage und schlachten ein Ross, damit die Seele des Verstorbenen in den Himmel
(»Okiiimborä*) kommt. Sie kennen auch eine Hölle xArikrom^«, alle Bekehrungs-
versuche sind aber bei ihnen fehlgeschlagen. Sie verbrennen die I,eichen und
haben Medizinmänner, die sie indess erwürgen, wenn sie in ilixen Weissagungen
dreimal irren, v. H.
Mohawk. Ü.me der »fünf Nationent der Irokesen (s. d.). Sie haboi W«k-
zeuge, HausgerKtbe undSchmuckgegenstlnde hinterlassen, welcheeinenintereiaanteii
Beitrag sur Geschichte des Steinzeitalters liefern. H.
Mohegana. Erloschener Indianerstamm der Leni-I.enape, die sogen. fMoht*
fcaner«, dgentlich Muhhelcanew. Sie lebten namentlich in Connecticut und bis
zum Hudson im Staate Newyorfc. v. H.
Mohiau oder Wahiau. Noch sehr wenig bekannte Völkerschaft des Sambesi-
bedcens in Alrika. v. H.
Mohikaner, s. Mohegan. v. H.
Mohmand, s. Momund. v. H.
Moho, I.Ess., ^yn. AcrulocercuSt Cab., 8. Krausschwänze. Rchw.
Mohrenaffe, Meerkatzen Art, Cercocebus» Is. GSOFFR. v. Ms.
Mohrenhühner, s. Negerhuhn. Din?.
Mohrenköpfe. Mit dieser Bezeichnung belegt man drei im übrigen ganz
verschiedene Haustauben: eine Feldtaube, einen Tümmler und eine Mähnen-
taube. Die erstere, CoL dorn, agrestts atriajfs, zeigt den Typus der Feldtauben:
Kopf, Kinn, Kehle und Schwanz woA bei wdssem Gefieder schwarz, die Füsse
meist unbefiedert^ die Augen sollen dunkd sein, der Hinterkopf trttgt eine breite
Federiiaube (Moschelhauhe). Man sflchtet auch blau^ höchst selten aber gdbe
und rodie Farbenköpfe. Sie sind in Mittel-Deutschland zu Hause. — Der Mohren-
kopf, besw. Farbenkopf>Tttmmler stimmt in Färbung und Zeichnung mit voriger
tlherein, nur milssen bei diesem die innerem (vorderen) Federn der Haiibe farbig
und nur die hmteren weiss sem, während bei der M. -Feldtaube die Haube durch-
weg rein weiss bleiben muss. Das Auge ist perlfarbig, der Fuss kurz oder lang
befiedert oder auch glatt Er züchtet und füttert fleissig, fliegt gut und burzclt
htufigsehr schön. Der Schmalkaldener M. oder die MAhnentaube ist krftitiger
und llqger als die Feldtanbe, ca. 58 Centim. lang und durch eine aus 4—5 Centim.
langen, wcidicn, lockeren, in der oberen Hilfte zendilissenen Federn gebildete
flppige, vom Genick aus sich entfaltende Mähne oder PerrUcke ausgezdchnet Die
meisten dieser Federn fallen nach vom und unten bis auf die Schultern, und die
der rechten und linken Halsseite schliessen imten an der Brust fast zusammen,
Der Fuss muss stets \ind reich befiedert sein, gute Vögel haben 7 — 10 ( cntmi.
lange Federlat&chen. Kopf, Vorderhals und Schwanz sind schwarz, das übrige
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44»
Mehrettlcopf-Papagei — Mol.
Gefieder weiss, das Schwarz darf nicht im Geringsten die Mähne ergreifen. Dm
Auge ist srhon rfnnVolbraun. Die Z(iclitiing bietet manche Schwierigkeit. Dür.
Mohrenkopf-Papagei, Ppfocrf^hclus senri^alw;, L., häulig in Gefangenschaft
gehaltene Tapageicnart von West-Afrika (s. l'ococephalns). Rlhw.
Mohrenlerche, Aiauäa yeÜonUnsis, Forst, (iatarua, Pall.), s. Aiauda. Rchw.
Mohfenmakii iMmt^ mteato^ %. I..einur, Gboftr* Ufo.
MohreiqMiviaii, oderSchopfpavian (C^ocepkahis «(pwTtDBSM.), s.Qmocq>halti%
Briss. V. Iis.
Mohrensalatnandef» a. Salamander. Ks.
Mohrente = Bergente, Fuligula marila, L.| S. Fuligula. RchW«
Mohrhahn oder Moorhahn = Birkhahn, Tetrao tftrix, \.. Rcirw.
Mohumbe. So werden im westhchen Süd-Afrika die Abkömmhnge der Humbe-
Race genannt, die ausser in Bihf' auch an manchen anderen Orten angetroffen
werden und namentlich der Küste gegenüber zwischen Mo&sämedes und Benguella,
Vemllcht mit den Mundombe, den ursprünglichen Bewohnern des Landes.
Heute wird die echte Mobumbe-Race durch den »Adele und die Wohlhabenden
reprjlaentiit» doch rind diese durch Vermischung mit vielen anderen Racen ctuk
entartet v. H.
Mol. Dieser Name bezeichnet im Annamitischen Uberhaupt unabhängige
Bergbewohner, ist also gleichbedeutend mit Kha (s. d.) und umfasst eine Reihe
noch wenig bekannter Völkerschalten, deren ethnische und linguistische Ver-
wandtschaft hoch durchaus unsicher ist, wie beim Artikel Khn =:rhün bemerkt
Worden Ist. Dort wurden auch einzelne dieser Stämme namliau gemacht Im
folgenden stellen wir zusammen, was Uber die speciell M. genannten Stimme
bekannt geworden ist. Dr. Harmand besuchte die M. der Frovins Bien>hoa,
welche «wischen dem Dona! und dessen Nebenflüsse Song*be wohnen und staifcen
annamitischen Einfluss seigen. In ihrer Race sind Spuren von annamiti»:hem,
kambodschischem, Penong^ und selbst chinesischem Blute vorhanden. Sie glauben
an böse Geister, denen sie bei jeder wichtigen Handlung eine Art Sflhnopfer
bringen Irtre i lullen stehen auf 2 Meter hohen Pfählen über dem Boden; die
Wände derselben sind nicht senkrecht, sondern wie bei den Stieng (s. d.) von
aussen nach innen geneigt. Der so gebildete dreieckige Kaurti ist mit Wand-
brettcfn aus Bambu ausgestattet. Von Charakter sind diese M. hundertmal
besser als die Annamiten. An Walfen ftthnm sie eine Armbiost mit gewdtanKdien
oder veigjfteten Pfeilen und einen Hirschfilnger, die Dorfhttuptlinge ausserdem
eine breite, scharfe und sehr lange Eisenklinge, die in einer Sdieide steckt und
deren Griff in eine lange konische Eisenspitze ausläuft, so dass sie gleichzeitig
als Handwaffe und zum Werfen dient. Mit ihr greifen sie die Elephanten an.
Im Gebiete des Donai fand Am^d^e Gautikr M., die sich selbst Moka (s. d.)
nennen. Am Dare-glonne wohnen die Benons, am Direman, und zwar aus-
schliesslich auf dem südlichen Ufer die Belo. Die des Anuamatischen mächtigen
M. in der fransösisdien Kolonie Cochinchtna unlersdimden sich von ihren im«
abhängigen Brttdem ebenso sehr, wie diese von den Annamiten; erstere haben
viele ihrer ur^rtlnglichen EigensdMifteo verloren und dalQr die Laster dar Anaa^
miten angenommen. Die unabbingigen Stämme der M. sind dagegen höchst
anstindig, arbeitsam und weniger abergläubisch, voll Liebe zur Familie, hoher
Achtung vor dem Rechte Anderer und unbe;^rthmbarer Freihcitsliehe Die
Wohnungen dieser M. sind sich alle gleich" Pf.itühütten, welche 15 — 30 und noch
mehr Menschen beherbergen, 30 — 40 Meter lang tmd 15 Meter breit, innen
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Mokao — Mokoa. 443
und sw«r in der Mitte der Hütte finden sich in r^lmämigen Zwischenrttumen
5 — 6 Fetierstellen, jede die Stätte einer Familie bezeichnend. Bei den M. am
Donai sind dieselben nicht von einander getrennt, bei denen jenseits des flrenz-
gebirges jedoch ist jede Haushaltung von der nächsten durch eine mannsliohe
Wand abgesondert. Die Dörfer sind von einer doppelten, oft dreifachen Bambu-
hecke umgeben. In der Nähe aber im dichtesten Walde haben sie andere kleine
Hatten, in denen «e ihre Kostbarkeiten aufbewahien. In der Familie hat der
Mann seine Beschäftigungen und die Fiau die ihrigen; die Frau geniesst Achtung
und Ansdien und verdient dieselben. Ehebruch ist unbekannt. Der wahre
Herr im Hause ist das von Liebe und Sorge gehütete Kinr! Vielweiberei ist
sehr selten; auch von der angeblich vorkommenden Polyandrie sah GAt'TirR
kein Beispiel. In hohem Ansehen steht die Höflichkeit. Gastfreundschaft wird,
wenn einmal das Eis gebrochen, aufrichtig und von Herzen gewährt. Bei ihren
Festlichkeiten herrscht ruhige Heiterkeit; unter dem Einflüsse des Reisbrannt-
weins wird die Unterhaltung wohl lebhaft, aber zu Streitigkeiten kommt es nie.
Die Sidaverei ist sehr müde. Die Sklaven werden wie Familienmitglieder be-
handelt» können sich verheirathen, selbst mit der Tochter ihres Herrn, hören
aber damit nicht auf, Sklaven xu sein. Doch hat die Sklaverei nichts Erniedrigen-
des. Die öflendiche Meinung wahrt in gleicher Weise die Rechte des Herrn
wie des Sklaven und zieht beiden die Grenzen ihrer Rechte und Pflichten. Die
Ehe kann man wie eine Art gemilderter Sklaverei ansehen. Eine Tochter, welche
sich verheirathet, verlässt da.s Elternhaus nicht, sondern der Gatte muss in das
Haus seiner Frau ziehen, wenn er nicht dem Schwiegervater als Ersatz für die
Tochter einen Sklaven su geben vermag. Es henscht eine Art Vendetta, tComan«.
Wird den länwohnem eines Dorfes erkUbt, sie seien »coman«« so heisst das»
man fordert von ihnen bei Strafe der Vernichtung das Gutmacben eines Un-
rechtes, einer Ungerechtigkeit oder eines Diebstahles, dessen sie sieh schuldig
gemacht haben. Die Kleidung der Männer besteht aus einem SMtek Zeug»
welches um den Leib geschlungen, zwischen den Beinen durchgezogen und vorne
befestigt wird. Die Frauen tragen dasselbe Stück Zeug etwas breiter nach Art
eines kleinen Unterrockes; meist aber pehen sie ganz nackt, abgesehen von
einem hinten hängenden läppen, der jijieichäam ihre Arbeit&tracht voiätcliL.
Beide Geschlechter wickeln die Haare nach annamitischer Weise «nsunmen; nur
die Männer stecken mitunter mne lange Nadel vcm Hola oder Kupfer hinein,
die mit Federn oder bunten Quasten veniert ist v. H.
Mokao, s. Mokoa. v. H.
Mokasse. Stamm der SamcjcMlen (s. d.) am Tai^ im Westen vom Jenis-
sei. V H.
Mokhtar oder Ulad el Mokhtar, einflussreicber Stamm der Araber in der
Saharaoase Tuat. v. H.
Mokinfores. Ganz kleine Völkerschaft Senegambiens in der Nahe von Qui-
hole. DieM. ans Futa^D^aHon sind eoüiommene Gefangene; sie leben vereinadt
in Mitte ihrer Sflmpfe ohne sich in Dörfer au vereinigen. Sie bauen den «i
ihrer Nahrung nothwendigen Reis und etwas Arachiden, wdche sie gegen Walfen
und andere Bedarfsgegenstände vertauschen. .Zwischen ihnen und den Fulbe
herrscht Todfeindschaft. v. H.
Mokkua, s. Ma-kua. v II.
Mokoa oder Mokao. Stamm der Moi (s. d.) am Donai; die M stehen
moralisch tiefer in vielen Funken, als die M. am Dare-glonne und Direman. Da*
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444
Moksch»-llord«incn — MoDenkOpfe.
bei sind sie über alle Maasscn abergläubisch und anscheinend viel weniger bc>
herzt im Kampfe mit den Waldthieren. v. H.
Mokscha-Mordwinen. Einer der zwei dialektisch geschiedenen Stamme
der Monhrinen (s. d.) an der Sara und Mokscha. v. H.
MoUDas, 8. Molele. v. H.
MoUuaghL Mit diesem Namen bexeidinet man die Bewolmer der Saader'
bands in OsMndien. Sie haben im Allgemeinen eine sehr actainuie Hautfarbe, t
kleinen Wuchs imd ansehnlichen Körperbau; ihre Beschiftigimg besteht im Fisdi-
fimg und der Herstclhmj; von Seesa!? v. H.
Molarzähne, s. Zahne und Verdauungsorganeentwicklung. Grbch.
Molathemin, d. h. »die Verschleierten* , Beinamen, welchen die Araber den
i uank wegen des Gesichtsschleiers, des »Lithamc, geben. v. H.
¥bikik»gt^Salamimdrim (s. d.); specieller entspricht der Name der Gattoi^
Trihn (s. d.), snmal in vielen Ziisammensetaungen, als Wasseraiolch» Tckhaioldi
Fenermolch n. s. w. In manchen anderen ZnsammentecnmgeQ dagegoi be-
«dehnet er auch Arten anderer Gattungen, a. B. Mensdienmolch (Amärißi),
Rippenmolch (Fieurodeles) etc. Ks.
Molcheentwicklung, s. T.urcheentwckliing. Grbch.
Moldauer Schwein, eine dem Wildschwein sehr ähnliche und nah verw andte
Race. Der ganze Körper derselben ist mit gekrausten Borsten Ijeset/r. Die
Ferkel kommen gestreift zur Welt und erhalten erst später die der Race eigene
dmikle Farbe. Die Thiere wachsen zwar aaemlich schnell, doch erreichen »e
meist nur ejn Körpergewicht von 100—130 Kilo. Das irilde, onnihiee Teoop
perament eignet diese Schweine nicht flir die Stallhaltung; sie sind daher vor-
zugsweise Weidethieie. Kopf rdativ klein und schmal; Ohren aufiech^ atuh
behaart; Hals kurz; Rücken gekrümmt; Rumpf flachrippig und kurz; Hinter-
theil schmal; Bauch aufgeschdrzt; Hals und Rücken mit langen Borsten mähnen-
artig bewachsen; Beine hoch und kräftigj Schwanz geringelt; Farbe schwais
und dunkelbraun. R.
Moldauisches Zackelachaf « ungarisches Z. (s. d.). R.
Molele. WaiUaptuindianer Oregons, 1841 fast ausgestorben, v. H.
Molgula (Beutelchen, lat. Verkleinerung des gr. mdgos), Fokbis 1853, kugel-
förmige etoAche Ascidie, nicht angeheftet, sondern ftei im Sand oder sandigem
Schlick, oft mit emer anklebenden Sandschichte überdeckt, beide Oeflfoongen zu
kurzen, rttdczidibaren Röhren verlängert, die Kiemenöfihung sechslappig, die Aftsr-
öflfnung vierlappig. Entwicklung abgekürzt, indem das Stadium einer schwimmen-
den, langgeschwämten Larve ganz wegfällt, bei M. macrosiphonia, oder auf eine
kurze Zeit und Aufenthalt zwischen Kiemensack und Hautmuskelschlauch be-
schränkt ist, ohne auszuschwärmen, bei M. nana. Mehrere Arten in der Nord-
see, 1—2 Centim. im Durchmesser, die beiden vorgenannten Arten auch in der
Ostsee, M. otulaia mit a dunklen Fledcen, wie Augen, an den englisdien Kdsten.
KuPTKR in den Jahresberichten der Commission s. vissenach. Unteisuehung d.
deutschen Meere, Jahrgang^ I. pag. 135—137 und II, m, 1875, pag. SS3 bis
««7- E. v. M.
Molibae. Nach Ptolemägs eine Völkerschaft im alten Aethiopien. v. H.
Molindae. Von Plinius angeführte Völkerschaft Indiens, vielleicfat identisch
mit den Mmundae. V. H.
Molinia, Cray = Crocoäüus, Cuvier. Pf.
MoUenköpfe = Kaulquappen (s. d.). Ks.
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MoUnumi — IfoUudMU.
44S
Mollmaus = Wasserratte, Schermaus etc., s. Arvicola. v. Ms.
Mollusken oder Weichthicre, eine Hauptabtheilung des Thterrcicbs (Kreis
oder Unterreich), von den höheren Wirbeithiercn durch den Mangel Lines inneren
Körperskeletts und die relative Lage der inneren Organe — Herz {B) an der Rücken-
seite i Hauptnervenstäinme(^ an der Bauchseite — verschieden und in diesen beiden
Hinaichten mit den GKederthieien flbereinstiininend, von denen die Mollusken aber
durch dasFehlen einer regdmltsngeB Wiederholung Hhnlicher Kdipertbeile von vom
nach hinten (Gliederung Segmentirong) sich wesenüich untertdiMden; gegen die
niedrigeren Thierfornien, wie Strahlthiere und Proto;roen, gienien sich die Mollusken
dadurch ab, dass ilir Körperbau bei allen der Grundlage nach, bei vielen auch
im Einzelnen, bilateral ist, d. h. nach vorn und hinten ebenso wie nach oben und
unten verschieden, nur rechts und links gleich, wie bei allen höheren Thieren,
und dass die Vermehrung nur durch geschlechtliche Foripilanzung, Befruchtung
von Eiern, erfolgt, nie durch Knospung oder Tbeilung. Nur gegen die Würmer,
die ja Überhaupt eine vielgesta Inge Ucbergangsrdhe swtschen höheren und niederen
Tlueren bilden, ist keine scharfe Grense mit wenigen Worten ansugdien; das Ent-
scheidende is^ dasi^ wo bei den WQnnem eine höhere Diflferensirung des Köiper>
baus im Aeussem oder Innern vorkommt, diese als Gliederung von vom nach
hinten (vergl. oben) eintritt, bei den Mollusken aber in drei gegenseitig in ein-
ander übergehende Körpcrtheile, einen vorderen, oberen und unteren äusserlich
als I Kopf, n Mantel und III Fuss hervortretend. Diese Dreitheilung des Körpers,
das am meisten positive Kennzeichen der MuHusken, zeigt sich auch in den Central-
theilen des Nervensystems, wie die Längsglicdcrung bei Glieder* und Wirbel-
thieren, indem 5 Paare von Nervenknoten (Ganglien) besonders hervortreten, die
beiden Kiq»Q^g]jen Aber dem Schlünde auch als Gehirn, Central^uiglien
bezeichne^ die Seitenganglien (Pfeursl-Gani^en) rechts und links davon, von denen
die Nerven Air Mantel und Eingeweide ausgehen {N^), zum Theil mit neuen unter-
geordneten Knoten und drittens die Fussganglien an der Unterseite des Körpers (iV|).
Die äussere Körperbedeckung (Haut) ist der Grundlage nach eine gleichmässig
weiche und feuchte, an jeder Stelle nach verschiedenen Richtungen beweglich,
passiv und durch unterliegende Muskeln activ, wie bei vielen Wirbellhieren und
im Gegensatz zu den höheren Gliederthieren, daher der Name Weichthiere;
aber eben desshalb auch schutslos gegen Einwirkung von aussen und daher
bildet sich die Haut der Rflckenseite bei der grossen Mehrzahl dieser Thiere
SU einer Scbutadecke au^ die fllr die ganse inasere Erscheinung ansschlaggebend
wird, indem sie einerseits nach rechts und links, vom und hinten kappenartig
über den Übrigen Körper vorspringt (Mantel .^1/?), andrerseits durch Einlagerung
von festeren Stoffen, namentlich kohlensaurem Kalk, selbst widerstandsfähig, leder-
artig bis steinhart wird (Schale) und zwar beides bei verschiedenen in sehr ver-
schiedenem Grade: so ist bei unscm Land-Nacktschnecken nur ein Theil der
Rückenhaut durch eine Furche umgrenzt und durch eingelagerte Kalkkömchen
fester, so dast sieb nur der Kopf daninler verbergen kann, bei mehieien Nackt-
aebnedt«) des Meeres (Doris) abw die ganse Rttckenbaut durch eingelagerte
Kalknadeln veiatflikt nnid ringsum ttbemgend, bei einigen Tintenfischen eine
dünne, schmale, biegsame Homplatte in der ROckenhaut eingelagert, bei andern
(Sepia) eine breite dicke Kalkplatte. Bei den mdileii Schnecken und fast allen
Muscheln erfllllt die eingelagerte zusammenhftngende KnlkTn.-^sse die Rfickcnhaut
nahezu in ihrer ganzen Ausdehnung, so dass untcrliu b nur eine dünne organische,
dem Stoffwechsel zugängliche Schichte bleibt, oberhalb eine noch dünnere Cuti-
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446
Mollusken.
(Z. 81— 8S.) Typischer Bau der Mollusken.
Cephalopod (Sepia). Längsdurchschnitt Schnecke (Pahtdina), durchscheinend.
Muschel (Cnio). Längsdurchschnitt.
Symmetr. Schnecke (Chiton). Querdurchschnitt Muschel Querdurchschnitt.
I Kopftheil, II Mantel- und Eingewcidetheil , III Fusstheil. A After, D Darm, F Fühler,
Fs Fuss, // Hcn, A' Kiemen, iMd Mund, Mg Magen, Mt Mantel mit Schale, iV, Nervenknoten
für den Kopftheil, iV, fUr den Eingeweidetheil, N, für den Fusstheil, Sckl^ vorderer, Schl^ hinterer
Schliessmuskel, V Venen.
1 y GoOgl
MoUusken.
447
cularschicht; dem Stoflfwccbsel entzogen, beide an den freieren Rändern der
Peripherie zusammenhängend: das ist, was man eine äussere Schale nennt,
und diese selbst kann sich wieder über den gani^en Rücken erstrecken und so
das ganze Thier von oben schüt/cn, vollständige Schale, oder nur einen
Theil der Rückenfläcbe, unvollständige Schale; wo letzteres der Fall ist,
bedeckt sie wenigstens die Stelle der wichtigsten Eingeweide, wie Herz, Leber,
Geachlechtadrflaen, so bei der Gattang fSArüM. Bei der vollstliidigen Sebale
geht der lifontel mehr oder weniger in derselben auf oder setst sich nur in ein-
zelnen weicfaen happm fJFfysa, Amphiptfika, Cypraea) ttber deren Rinder fort.
Innerhalb der festen Kalkschale selbst ist der Stoffwechsel so gut wie erstorben
und dieselbe kann daher nicht durch Ausdehnung von innen herauswachsen,
würde daher bei fortschreitendem Wachsthum des ganzen Thieres bald zu klein
werden, wenn nicht an ihrem Umfang immer wiederneue Kalkmassen vom leben-
den Mantel aus angesetzt würden, und zwar in doppelter Art, von den freien
Mantelrändem aus Länge und Breite der Schale vergrössemd und zweitens von
der untoliegaiden lebenden Hantschichte ans die Schale verdickend, daher sehen
wir an der Schale ungleichzeitige Bildungen neben emaader, oft d«r6h Linien
deutlich abgegrenzt und awnr so^ dass oben {e,m) das fiHher Gebildete nsvecladert
oder nur von aussen mechanisch abgenützt, im Umfang und an der Unter<k bs*
ziehungsweise Innenseite {b) die letzte Bildung sichtbar ist, und so kann man noch
an der erwachsenen Schale durch Berücksichtigung der Anwachslinien die oft
abweichende Gestalt der jugendlichen Schale in ihren verschiedenen Stufen er-
kennen. Die Berührungspunkte der zur Schale erstarrten Kuckcnliaut mit ein-
zeln unterliegenden Organen erleiden daher auch während deä Wachsthumä eine
fortachidiende Venehlebung nach aussen, wdl die dnaelacn Punkte der Schale
nicht wie die des wichsenden Weidikdipers^useinanderrOcken; dieses seigt sich
deutlich s. B. an den Muskeleindrttcken der Muschehi und an dem Scblitzband
der JHeurotomen und PUurotomarien. Dieses eigenthtlmlidie Verhalten findet
sich bei allen echten Molluskenschalen, ihre Gestalt mag noch so verschieden
sein. — Das hauptsächlichste Bewegungsorgan der Molhjsken ist der sogen.
Fuss {^Fs)t ein in verschiedener Weise speciaiisirt ausgebildeter, immer nxuskelreicher
(2.«-SVJ
C
\
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448
Theil der unteren Körperliaut von der NTitfelUnie aus sich mehr oder weniger
weit nach rechts und links erstreckend, nur selten (bei den Ptempoden) in einen
getrennten rechten und Unken Lappen zerfallend. Die Art der Bewegung ist sehr
verschieden, die Ausgiebigkeit und Schnelligkeit derselben meist mas&ig oder
gering, zuweilen ut beim eiwachsenen Thier die Ortabewegung ganz au%ehoben.
Von Sinneaoiganen finden vir bei den meisten MoUtttken, die einen aimge^
bildeten Kopf teigen, mn demselben ein Paar Augen, die im Ben deaen der
Wtrbeltfalere ihniiGli sind» ausser dass die Stäbchenschidite in der Netsbant eine
andere Lage hat (vergl. (Iber das Einzelne Bd. I, pag. 396); nur bei den Muscheln,
bei denen der dem Kopf entsprechende Körpertheil bleibend von Mantel und
Schale verhüllt sind, finden sich hier keine Augen \ind dnOir öfters zahlreichere
von einLK hcrcm Bau an ganz andern vorragenden Kurperstellen, den Mantelrändem
und Athenirohrcn. Gchururgane finden sich bei den meisten Mollusken und
zwar als kleine Bläschen (Otocysten), welche ein oder mehrere Kalkstückchen
(Otolith, Otoconien) enthalten und im Torderen KAipeithdl unter der Haut un-
mittelbar auf einem Nervenknoten aufliegen (Bd. m, pag. 344). Tastoigane rind
als ein oder mehrere Paare weicher beweglicher Foitsätte der KOiperhant {F) von
verschiedener Form zu den Seiten des Mundes bei den meisten Mollusken vov-
banden, als Arme bei den Cephalopoden, Ftihler bei den Schnecken, Taster oder
Palpen bei den Muscheln bezeichnet. Der Mund (Afif) befindet sich stets am Kopf-
eniie des Körpers und ist namentlich bei tlcn (Jcphalopoden und den meisten
Schnecken mit hornigen Kiefern von vcrsciuedcncr Zahl und Gestalt und mit
einer vor- und rückschiebbarcn, zahlreiche rückwärts gerichtete Zahnspitzen
tragenden Reibplatten (Radula, auch Zunge genannt) zur mechanischen Zer-
kleinerung der Nahrung versehen, sowie mit Speidieldiüsen sur chemischen Ein-
wirkung auf dieselbe; diese TheQe fehlen aber den Muschehi, die nur von den
mit dem Wasser eingezogenen organischen Substanzen leben. Der Dannkanal (/>)
hat immer eigene Wände, erweitert sich meist zu einem Magen dessen Nähe
die Ausfiihrungsgänge der umfangreichen Leber (ITepato-pancrtas, da ihr Sekret
zugleich auch die Wirkung des Pankreassaites bei den Wirbelthieren ausübt)
einmündet und endet immer mit eigener Oeffnung {A), bei den Muscheln und einigen
Schnecken in der Mittellinie des hintern Körpertheils, dagegen sich umbiegend
nach unten and vorn bd den Cephalopoden, unsjonmetiisclf seitüch bd den
meisten Sdmecken. Die Athmungsorgane sind sdir veischieden, auf den nieder->
sten Stufen dient die iusseie Kaut Oberhaupt als solchesi meist aber sfaid es
bestimmt geformte gefilssreiche Fortsäfese der äusseren Haut, die vom Waaier
umspttlt werden (Kiemen K\ und deren geometrischer Ort so su sagen die Körper-
Seite zwischen Mantel und Fuss ist, mehr oder weniger vom Mantel überragt und
beschützt, beiderseitig oder nur an einer Seite, und oft durch tiefere F.inbuchtung
der betrcflenden Organe den Schein innerer Organe annehmend. Dieses ist bei
aller sonstigen Verschiedenheit der Kiemen den Mücheln, Cephalopoden und
den meisten Wasserschnecken gemeinsam; die grösste Mannigfalt^keit bierin
findet sich in der Klasse der Sehnedcen und auch nur unter ihnen giebt es Lnik-
alfamer unter den Mollusken (s. Lungenschnecken). Zum Kveidauf des meist
farblosen Blutes — ausnahmsweise roth bei Jian»rbk — dient immer ein rnnsknlttise
Hers {H) und besondere zuführende und abführende Blu^efässe ( V), die theils durdt
wirkliche feinste vermittelnde Capillargefasse, theils auch nur durch Hohlräume
zwischen andern Körperorganen ohne eigene Wand verbunden werden: auch wo
ein gut ausgebildetes speciell lokalisirtes Athmungsorgan vorhanden ist, bleibt
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MoUtwkcn.
449
der Kreislauf eiii einfiftcher, vom Heiz direkt zu den Körperorganen und auf
dem Rückweg die Athmungsorgane passirend, nicht auf dem Hinweg wie bei
den Fischen. Die Kxistenz eines daneben bestehenden gesonderten Systems von
andern Gefassen im Innern des Körpers, um Wasser von aussen aulzunehmen
und wieder dahin zu entleeren, ist in letzter Zeit sehr zweifelhaft geworden; was
man iruher als Beweis daiur anlührte, scheint sich tliatsächlich darauf zu be«
schränken, dass die Kdrperbaut bei Laodschnecken durch Imbibition vedtältniBS-
mässig grosse Waaiennanen aufiBehmeii kann und da» ttberiianpt maadteilei
Dittsenitume exisdren^ die sieb nach aussen Oflhen. Ein besonderes Absonderung»-
oigan, der Niore der Wirbelthiere veigleicbbar, kommt bei allen MoUusken vor
und hat seine Stelle stets in der nächsten Nachbarschaft des Herzens « steht
sogar meist mit dem Pericardialraum in direkter Verbindung (vergl. BojANus'sche
Organe Bd. I, pag. 452). Männliche und \veibliche Geschlechtsdrüsen sind stets
vorhanden, aber mit sehr verschiedenen Abstut\in|t;en in der Ausbildung derAus-
ftihrungsgänge und in der geschlechtlichen Trennuag der Individuen; der ein-
fachste l^alJ, dass in demselben Individuum gleichzeitig Spermatozoidien und Eier
gebildet weiden und sich befruchten» also ein Individinun aur Foitpflansung ge-
nügt^ scheut aber doch nicht ol^ vidkidit nur ausnahmsweise vorsukonunen;
häufig ist örtUche oder aeidiche Trennung bnder Functionen in demsdben Li-
dividuum, so dass bald die Eier zu einer andern Zeit befruchtungsreif werden,
als die Spermatosoidien desselben Individuums, z. B. bei den Austern, bald die
in derselben Drüse desselben Individuums gleichzeitig gebildeten Eier und Sper-
matozoidien sich in den Ausfülirutigiswegen trennen, ehe sie befruchtungsreit
werden, so bei imsem Landschuccl:en; in beiden Fällen ist ein zweites Indivi-
duum zur i: ortpäanzung nuLiug, ubwuiii jedes von beiden sowohl als Männchen
wie ala Weibciien wirken kann. Dann giebt es aber auch Falle, wo ^esdbe
Drttse eines Individunnis grOsstendieik Eier und nur sum kleineren Theil Sper-
matosoidien bildet oder umgekehrt so bei mandien Arten von /foft» und von
da ist nur noch ein Schritt zum völligen Ausfallen der einen Bildung und damit
Sur Trennung der Geschlechter; diese letztere findet sich durchgehends bei
den höheren Gastropoden und bei den Cephalopoden. Betreffs der Ent-
wicklung im Ei wird bei allen M. zunächst nur ein Theil des Dotters zum
Aufbau der Körjjergestalt verwandt und der übrige zur künftigen Ernährung
reservirt; aber bei den Cephalopoden liegen diese beiden Theile so neben-
einander, dass der Embryo vom Nahrungsdotter sich äusserlich abgrenzt und
so ein Musseter Dottersack entsteh^ Ihnfich wie bei den Wirbdthieren, wXhrend
bei den Schnecken und Musdiehi der Nahmngsdotter rings vom Bildungsdotler
umfiust wird und so in das Innere des Embryo zu liegen Icommt Die typische
Dreidieilung des Körpers tritt auch in der Embryonalentwickluog firttbzdtiig hervor.
Eine wesentliche Umwandlung der Gestalt nach dem Austritt aus dem Ei (Meta-
morphose) kommt bei den M. des Landes und Süsswassers gar nicht vor, bei
denen des Meeres nur in massigem Grade, hauptsächlich als Schwimmfähigkeit
im Jugend^ustand durch Vorhandensein eines flunmemden Lappens (Segels) am
vorderen Körperende, das später schwindet, und immer so, dass die Zusammen-
gehOf^^t des Jungen und des Erwachsenen su dersdben Thierklasse (Schnecken,
Musdieln) nicbt leidit verkannt weiden kann. — Die grosse Mebiaafal der M. lebt im
Wasser» die Mdiisahl der Gattungen und Familien im Meere; im SQiswasser finden
sich mehrere sehr artenreiche Familien und emige mehr vereinsdteVertreter(Gattttngen
oder einzelne Arten), sowohl unter den Muscheln als unter den Schnecken; an
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der Luft nur Schnecken, sehr zahlreiche Arten, aber zu wenigen Familien pebörig.
Die höchsten M., Cephalopoden, ieben ausschliesslich im Meer. — I)ie tiaupt-
klassen der M. sind, i. die Ccphalopodcn (Tintenfische) mit vorwiegend aus-
gebildetem Kopf und stark reducirtem Fuss, 2. die Schnecken oder Gastro-
poden, mit mehr ginchmttssig ausgebildeten Körpertheilen^ am wrichsten mn Zahl
und mannigfacher Ausbildiingf die tieftten davon nahe an die Wttnner sich na-
ichliessend, tmd 3. die Muscheln oder Bivalven, mit escessiT aasgebÜdeCe«
Iklantel und ganz verkümmertem Kopf, in sich gleif^mässiger gebaut als die beiden
anderen Klassen. Dazwischen schalten sich noch drei andere artenarme Ab»
theilungen ein, die sich mehr oder weniger an die genannten ansch!ie';«5en, die
Hctcropodcn an die höheren Gastropoden, die 1' t c r o ]i o H c n nn die niwirigeren
und Mich in einzelnen Charakteren zu Cephalopodcii und Musi heln hinneig-end,
und die Denlalicn ^Solenoconchen, Prosopoccphaicn), Schnecken und Muscheln
verbindend. — > Das rdchhaltigste Handlmdi Aber ^ If . in der vendiiedaiistam
Besiehung ist immer noch die Beaibeitung derselben durch Bromn und KBFnsraoi
in des Enteren iKlassen und Ordnungen desThierrdchsc, dritter Band >Malaco8on»,
1862— 1866, 1500 S. mit 136 Tafeln, 8. Das neuest^ sehr empfehlenswertli,
Paul Fisghir's manuel de conchyliologie, Paris 1881—1887. 1369 S. mit 19 Taf.
und vielen eingedruckten Hol/.schnittcn, vorzti!T<;weise die Schalen henlcksichtigend,
nach dem Muster des älteren vielbehebten manual of conchnlnpy \on Woopward
1851, mit Zusätzen von 1056. Eine ganz kurze Uebersicht d(;s Wesentlichsten
gicbt auch v. Martens, die Weich- und Schalthiere gemeinfassitch dargestellt,
Leipzig und Prag 1883, 327 S. kl. 8. All diese können selbstverstilndlich nicht
auf die Aufzlhlung» Unterscheidung und Abbildung der einseinen Arten dagriien;
hierfür hat man eigene bttndereicher aber damit auch tiieure Weike filr den
Specialisten, in Deutschland die neue gans umgearbeitete Anq^be des »Coo-
chylien - Cabinetsc von MARTmi und Chemnitz (1780— 1795) durch Küster,
KoiiELT, Weinkauff u. A., noch nicht vollendet, aus England Reeve's conchologia
iconica, 20 Quarlbde. 1843 — 1S78 und SowK.kBv «? thcsaurus conchyliorum, noch
fortf^ehcnd, in gr. 8., aus Frankreich Kif.nf.r's species et icono^aphie des coquiiles
Vivantes, 1834 — i6$2, gr. 8, jetzt wieder zur Fortsetzung aufgenommen von?, Fischer,
endlich aus Nord-Amerika Tryon's manual of conchology, seit 1879— 1887 12 Bände.
8., das einzige mit nicht kolorirten Abbüdcingen, auch nodi ferne von der
Vollendung. £inen Ueberblick der vrichtigefen Arten in sehr sahlreichen golea
eingedruckten Abbildungen gewihrt Chbhu's manuel de conchfliologie 1859 — 6s.
2 Bde. gr. 8, das im Uebrigcn mehr den vorhergenannten lUndbOdiem sich an-
sdüiesst. B'Ur die europäischen Meeres-Conchylien hat Korelt ein specielles Werk,
ticonographie der schalentragenden europäischen Meeresconchylien« !>eponnen, bis
jetzt I Band, Cassel 4.; für die Meeresmollusken der Nordsee sind die englischen
Werke von Korbes und Hant^ey natural history of British Mollusca, 1853, 4 Octav-
bändc und von jEiFRtvs British Conchology, 1862 — 1869, 5 Bande, kl. 8, maass«
gebend, für die bochnordischen G. O. Saits »moUusca regionis aroticae Norvegiaet
1878, I Bd., f&r die wenig sahlreichen der Ostsee H. A. Meyer und K. MOnob
»Fauna der Kieler Buchte, s Foliobände, 1865 und 187s. Betieft der Land* und
$Qssirasser*Mollusken, s. Band V, pag. 3. Als wissenschaftliche Zeitschriften, welche
nur diesem Theil dnr Thierkunde gewidmet sind und vorwiegend auch Artbe-
schreibungen von Conchylien imd fnimistisc lie Verzeichnisse enthalten , bc<;ir7t
Deutschland die sMalakozoologischen Blätter von L. Pfeiffer, von 1856 an jähr-
lich ein dünner Octavband, seit 1878 weitergeführt von Clessim, FortseUung der
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»Zeitschrift Pir Malakozoologiec von ME>rKK 1844— 1853, und die jetzt abge*
brochenen ijahrbücher der deutschen malakozoologischen Gesellschaft« 1874 — 1887,
nebst deren »Nachrichtsblatt«, kürzere Mittheilungen enthaltend, Frankreich das
gediegene Journal de conchyliologie, von 1850 bis zur Gegenwart, erst von Petit,
dann von Crosse und P. Fischer herausgegeben, Italien das BuUetino della Societii
ouUoeologicft Italian«, PisR 186S bis »ir Gegenwart^ Belgien die andi mimt
niedere TUere einbegreifende Anneies de la Soci^td inalecologk|ue Belgiquei Eng-
land neben den an aidi aUgemeberen, aber audi vid speddl Concfayltol€»g|Bches
bringenden Proceedings of the zoological Society noch das specieUe» hauptsächlich
die englischen Vorkommnisse betreflfende Journal of conchology, von Taylor,
Leeds nnd London, seit 1875; endlich Nord-Amerika Trvon's leider wieder einge-
gangenes American Journal of concholocry, Philadelphia 1865 — 1872. — Was schliess«
lieh die verschiedenen Namen betriiü, weiche für diesen Theil des Thierreichs ge-
bräuchlich sind, so ist Mollusca ursprünglich Ueberseuung des gnechisclien Afa/akia,
womit Aristotbuzs eine bestimmle Thierabtheiliiogr die Tintenfische (Cephalo*
poden) betetcfanel^ «haltch wie diese noch heute auf den Fiscfanlikten als fnä
awflSr, weiche Fische» sasammenge&sst worden; spStere minder sschkimdige Schrift*
steller von PLimus bis Linni£ haben dann die verschiedensten äosserlich weichen
Meerthiere unter demselben Namen angeschlossen, so Nacktschnecken« Wttrmer,
Quallen, Actinien u. s. w. Die eine äussere Schale tragenden unter unseren
jeuigen M. wurden dagegen von Aristoteles bis LiNNfi als eine eigene ganz
davon verschiedene Thierabtheilung betrachtet und Schal thiere, Ostracoderma
oder 'lestacea genannt, die Schalen an sich wurden und werden als Conchylien
beseichnet Ab nun Cuvuer 1798 und 1817 die wesentliche Ueberebstimmung
im Olganischen Bau der Tintenfische und Nacktschnecken mit dem der Schaltfaiere
und das Voriiandensein sahlreicber Zwischenstufen in der Ausbildung der Schale
nachwies und demgemäss beide zu Einem Thiericreis vereinigte, wühlte er für
denselben den Namen M. und in sofern mit Recht, als alle hierher gehörigen
Thiere auch wesentlich weiche Körpeitheile, aber nicht alle eine Schale
haben. £. v. M.
Molluskoiden, d, h. Mollusken-ähnliche (Thiere), unter diesem Gesammt-
namen fasst man zuweilen nacli dem Vorgang von H. Milne-Edwakds 1844
mehiete Thietfclassen susammen, welche wirbellos, bilateral und ungegliedert wie
die Mollusken «nd» aber doch in Kdipeibau und Entwicklung einselne so tief-
greifende Unteischiede zeigen, dass sie nicht mit ihnen vereinigt w^en kOnnea,
ohne den Begriff Molluske zu einem gans vagen zu machen. Da sie der *^<!J*rTflhl
nach tiefer als die Mollusken stehen, so könnte nnd hat man sie als eigenen Thiers
kreis betrachtet, der von den noch niedrigeren Thieren ebenso zu den Mollusken
hinaufleite, wie die Würmer m den Gliederf!ts5lem. Aber es lasst sich noch
weniger ein positiver gemeinschaftlicher Charakter llir all diese Molluskoiden -el cn,
als lür die Würmer und gegenwärtig werden sie meist im System an verst hicdcncn
Stellen untergebracht Hteiher gehören i. dieBrachiopoden (Terebratein u. a.),
<Ue swar durch ihre swdklappige Schale aufiällig den Musdidn Ümdiir aber diese
Schale ist mikroakopisch andim gebaut und morphologisch anders gestellt (Rfldken-
und Bauchschale, nicht rechte- und link8Beitige)i das Thier hat kein Hers» der
Kreislauf wird nur durch ^Vimpem unterhalten und die Embrj onalentwiddung er»
innert sehr an die Anneliden, vergl. Bd. I, pag. 480 — z), die Tunikaten oder
Mantel thiere (Ascidien und Salpen), deren Aobnlichkcit mit den Muscheln früher
sehr überschätzt wurde; neben tiefgreifenden Untersclüeden im Kürperbau deutet
a9*
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Uolooh HfflfmiWfli
das häufige Vorkommen von Krujspung bei denselben auf eine niedngere Stelle
im Thierrcich, während die \'erbindung des Athcmapparates mit dem vorderen
Ende des Darmkanalä und die embiyonaie Chorda dorsalis sie als stark reducirte
Vorllufer der Witlidtfaieie eiacbanen lässt, vergL Asddiat Bd. I, pag. 2 56. —
3. Die Polysoifii oder Bryosoön, Moosthierchen, bei denen die Kiioq>txng
eine noch grOaere Rolle spielt und der gansen iinaeien Encheinting «ilbllende
Aehnlichkeit mit den Pflanzentfaieren, namentlich den Hydraiden, giebt, von wdchea
sie der bilaterale Körperbau und das Vorhandensein einer eigenen Darmwandm^
und hinteren Darmöffnung scharf trennt; dieselben können natürlicher Weise weder
mit den Würmern, noch mit den Mollusken verbunden werden 4 Auch die
Räderthiere oder Rotifercn werden zuweilen hier angeschlossen, indem -.le
allerdings wescnüiciie Acimhchkeit mit den Bryozoen zeigen; sie verlialten sich
ungeQihr zu den iolusoiien, wie die BiTotoen su den Hydroiden» in der äuaaeten
EvsGhdnung und Lebensireise noch MbnUdi, im morphologiichen Bau enticbieden
höher ausgebildet B. v. Iii
Moloch, Gray. Agamiden-Gattung mit horisontal eingesetzten, einwixte ge-
richteten Seitensähnen des Oberkiefers, Trommelfell deutlich. Leib depress^
Schwanz kurz, rund. Köri;)erbcdeckung kleine Schuppen und Tuberkeln, unter-
mischt mit cirösseren Stachelhockern; Nacken mit grossem rundem Höcker, Wed^
Schenkel- noch Praeanal-Poren. M. horridus, Gray, Australien. Pf,
Mologeni. Nach Ptou%maos eine Völkerschaft in den nördlichen Strichen
Skythiens. v. H.
Uolofcliiit» Fab. (mytholog. Name), zur Sippe der Ctrmligfemi (s. Cenunbj*
cidee) gehörige Klfeiguttnng» die sich durch die sehr Icunen, den Hinterleib fint
gu» unbedeckt lassenden Flfigeldecken aussetcfanet Von den lobekaniHen Alten
gehört der heimische M* ma^or zm den grössten. E. Tg.
Moloeser. Einer der vier Hauptstftmme der Landschaft Epiius im Alter»
thume. V. H.
Molossi, Pet. = Macrur a, \\ a .ner, Familie der insectentressenden I Icder-
mäuse (Unterord. Chiroptera insect'tvora, Wagn.), ausgezeichnet durch kralligen
plumpen Körper, mit dickem, den Rand derZwischeoschenkelflughaut überragendem
Schwänze, durch kurze dicke Hintergliedmaasien, votlstKndige, stark entwickelte
Wadenbefaie. Hieriier die Gattungen Jyysppes» luiont (s. d.), und Ckh^ekt,
Hcw., Handgrlbnler, letstere ausgeseichnet durch fast völlig nackten Körper»
seitlich jgestelltei von einander getrennte Ohren, und durch eine den tlbrigen
Zehen qpponirbare, mit Plattnagel versehene Hinterzehe; Gebiss mit { Schnetdez.,
"1^ Eckz. und \ Back? Die 2 hicrlicrgehöngen Arten beschränken sich auf die
Sundainsein und Hmter-lndien; Chtromeles caudatus, Temm. Oben schwarz, unten
bräunlich; am Vorderhalsc mit einer »Grube«, die ein penetrant stinkendes Secret
liefert Korjjer 12, Schwanz 5,5 Centim. lang. Java, Sumatra, Bomeo. — Ch.
torquatus, HoRSF., kleiner wie voriger, mit kOrserem SchwansCf ohne Halsgrube» mit
brauner Halskrause. — Siam. t. Iiis.
MolOMopt» FfeT., Unteigattung des ChiropterengenuB JJjjßfopts, lujon
(s. d.). V. Ms.
M0I088U8, GiOffiLy Unteigattung des Chiropterengenus iLUOm
(s. d.). V. Ms.
Molothrus, Sws., s. Hordenvögel. Rchw.
Molpadia Q vom gr. molpatis, Sängerin), Holoihuriengattung mit bäum*
förmigem imierem Respirationsorgan, aber ohne FUsschen, also zwischen den nor»
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IfohiB,— Monactinellidae.
453
malen Holothurien und den Sjnapten in der NTitte stehend, glatthäutig, mit 12 btt
15 /iemlich einfachen, am freien Ende ausgefranztoi FUhlem, im Ganzen grau
oder ^-iolett gefärbt; Hinterende zugespitzt. Af. muscutus, Risso, 4 Centim l^ng,
im Mittelmeer, Af. borealis, Sars, an der Nordküstc Norwegens, andere Arten an
denKüsten von Nordwest-Amerika, Chile, Australien und derKergueleninsel Ilapio-
dactyla, Grube, unterscheidet sich nur durch ganz einfache Fühler in der Zahl von
16; auch hiervon eine Art im Mittelmeer. £. v. M.
Molna oder Muemba. So nennen ach in der Umgebung der Reaideiu des
Muatft Jamwo die Kaluoda (s, d.)* H.
Mcdnches* Name, welchen uch die arankanisdien Indianer sdbst bei-
legen. V. H.
Molukkenkrebse «= Xiphosura (s. d.). Ks.
Molva, Nn.ss., Gattung der Anacanthincn-Fischfamilie Gadidaf, unterscheidet
sich von Lc(a durch einige grosse, spitze Zahne zwischen dun kleineren im Unter-
kiefer und Pflugscharbein. 3 Arten an den nördlichen Küsten von Europa. M.
vulgaris, Flem., der Leng, etwas schlanker als die Aalquappe. Bartfäden lang.
Bauch «eisdich. Rflcken-, After- tuid Sdiwansflosse dunkel, mit weissem Rande.
Wird I— a Meter lang. Im Norden des atlantischen Ocea»!^ besonders im hohen
Norden. GrOaste Art der Familie. Lebt einsam, besonders an feingen Ktteten, in
beträchtlicher Tiefe (bis 800 Meter). Das Fleisch wird höher geschätzt als das des
Kabeljau und wird wie dieses bereitet. Nächst dem Kabeljau und Schellfisch ist
er der ökonomisch \vicbtip;ste seine«; Geschlechtes. Gedörrt kommt er als »Beider«
fisch« besonders von Bergen aus in den Handel. Fang mit Grundangeln. Klz.
Molytes, SchÖnh. i'pr. träge), auch f iparus, Ot.iv., flügellose Rüsselkäfer mit
dickenii ziemhch langen und wai/.igen Riibscl, der an der Spitze die gebrochenen
Ftthler trMgt und eine schrRg nadi dem unteren Augenrande gdhende Ftthlerfurche
hat Die Vorderschienen laufen in eine Hakenapitse ans. 7 Europäer von schwaner
Farb^ mit aus gelben Haaren gebildeten Fled^cfaen. B. Ta
Ifomotus, s. Prionites. Rchw.
Momund oder Mohmund, Mommand. Afghanisches, räuberisches Bergvolk in
den südlichen Ausläufern der Berge der Othmanlchel und in den Ebenen bis an
die Ufer des Swatkabulflusses. Hauptfort: Lalpura. Gegen 16000 WafTeniähigc.
Die M. wanderten erst vor acht Jahrhunderten in das untere Kabul-Thal ein und
vernichteten den grössten Theil der dort wohnenden Ualai:ak. Die M. gehören zu
den Berdurani oder östlichen Afghanen; gegen die Engländer hegen sie Hass seit
1841. V. H.
Bfomvu oder Monwu. In einem Halbkreise umgeben im Sflden das Land der
Monbuttn in Central-AfHka eine Anzahl Vdlker von tjpisdier Negerrace^ welche
die Monbuttu mit dem Gesammtnamen M. bezeichnen, einen verächtlichen, die
tiefe Kulturstufe dieser letzteren andeutenden Ausdruck ihrer Sprache. Bei den
M. soll sich die Sprache der Babuckr wiederfinden, v. H.
Mon, s. Talaing. v. H.
Moriacaner. Die südlichen Irokesen (ä. d.) in den jetzigen Staaten Virgmia
und Nord-Karolina, wo sie in fünfzeim Städten wohnten. Zu ihnen gehörten ausser
den TUscaron und TiMdves die Tschowan und die Nottowfter. v. H.
Monadnis, FLm. (sjm. Fclßgiust F. Cuv., HeU^j^hfiea, Grav)^ Untergattung des
Pinmpedteigenus Stmorhynckus^ F. Cuv. (s. d.). t. Bifs.
Monacrum, Avmaiüd, s. Palaeotherium, Cuv. v. Ms.
II omctineUidMi t. Spongiae. Pr.
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4S4
Monadidae, Familie der Flaeellaten. Kent (Manual of thc Tnfusoria) stellt
sie zur Ordnung der J-uij^eiutta J'anlosiomaia, Untcrabtheilung Monomastigaf und
diarakterisirt sie als nackt, stets (?) freischwimmend, mit terminaler Geissei, ohne
bestimmte bleibende Mundöffiimig, mit Nucleus und meist mit x — % oontractilen
Vacuolen. Fr.
Monadimii BOtschu 1884* Die niedrigBte Unteroidiumg der FlageUaten.
»Kleine, bis kleinste Formen von einfachem Bau; nackt und sehr häufig mehr
oder weniger amöboid, jedoch z. Th. mit Gehäusen. Meist farblos, selten mit Cliro-
matophoren. Mit i vorderen ansrlmlichen Geissei und daneben noch t — ? kleinen
Nebengeisseln. Besondere Muncistelle thcils fehlend, theils an der Geisselbasis
vorhanden und nie in einen wohl entwickelten Schlund fortgesetzt.« Pf.
Monadopsis, Klljn, Monadcn-üaitung aus der Gruppe Hydr&n^xacea^
KUUN. Pp.
MoiuKiui, Vio. und Horsp. (gr. monareh^St henschend), Gattung der Ftiegen-
iiinger mit ziemlich schmalem, an der Spitse seitUdi ausammengedifl^tem SdmAbel
und schwach entwickelten Schnabelborsten, nur im australischen Gebiet, auf dem
Festland Australien, Neu-Guinea, den Molukken und polynesischen Inseln heimisch,
wo man einige 30 Arten unterscheidet. Einige durch auffallend dünnen Schnabel
ausgezeichnete Arten werden in der Untergattung ünarJ^fmkuSt Gould, ge-
sondert. RUHW.
Monas, Ehkenberg. Früher in weitestem Umfange gebraucht, jüngst von
Stejn (1878) auf eine bestimmte Gattung der Monomonaden angewandt. Frd-
sdiwimmend oder seitweise durch einen Pseudopodieii*artigen Faden befestigt.
Körper suweUen etwas amölXNd. Vorderende neben der Haup^eissd mit i bis
s Nebengeisseln und häufig einer sogen. Mundleiste, sowie zuweUen einem Augenh
fleck. Kern in der vorderen Körperfalifte; 1—2 contractile Vacuolen an einer
Seitenwand. — 2 europäische Süsswasseranen (s. BOtschu, Protozoa, pag. 816). Pf.
Monasittich, Contmts Gundlachi, Cab., ein auf der kleinen Insel Mona bei
Portoriko vorkommender Keilschwanzsittich (s. Keilschwanzsittiche). Rchw,
Monastes, Nitzsch (gr. einsam lebend), Manasa, Sws., Gattung der Faulvögel
(s. Bucconidae). Schnabel schwach, ohne Haken und Zahnauskerbung. Der ge-
rundete Schwanz hat ungefähr Flügellänge. Die 20 bekannten Arten werden nach
der Färbung des Gefieders und Abwmcbung in der Schnabdibnn in UnteigattimgeB
getrennt (Mafaepfiäa, Gray, NmtmUa, Sgl.), M* pers^natß, Vmax^ der Trapptat,
in Brasilien. RcHw.
Monaxile Spicula, s. Spicula. Pf.
Monbuttu oder Mangbättu, wie Dr. W. Junker dem Gehöre nach den Namen
schreibt. Grosses Volk Ontral-Afrika's, welches nicht zur Negerrace gehört,
dessen etiinolugische Stellung aber noch nicht bestimmt ist. Ihre An^l schätzt
ScHWEiNFi RTH auf eine Million. Die Hautfarbe der M. ist merklich lichter als die
ihrer Nachbarn im Norden, der Niamniam, etwa die von gemahlenem Kattee.
Schweinfurth beobachtete auch zahheidie Individuen mit hellen Haaren, welche
auch ausserdem ziemlich deutliehe Anzeichen des Albimsmus an sich trugen. Auch
errdcht das Haar im Allgemeinen eine beträchtliche Länge und ist gdcrKusdt Im.
ihrer Fbysiogiiomie zeigen die M. manche Annäherung an den semitischen l^po^
namentlich die lange und gebogene Nase. Aeusserlich unterscheiden sich die M.
von den Niamniam hauptsächlich durch ihre Rindenkleidung und ihren Haarputz,
welcher aus vielen Wülsten Übereinanderpehäuft, den Hinterkopf frleirbsam in einen
starken Cylinder verlängert Die M. gehorchen zweien Königen, welche sich in
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MbodUte — Ubndliabe.
4SS
das von zahlreichen Unterkonigen verwaltete] /and iheilemmd einen eigenthümlichen
Scepfersäbel ftiluen. Den Häuptlingen und Königen wird, ausser ihrem Monopol
des Eiienbcinä und Kupfers noch ciuc besondere Abgabe von dem Ertrage des
Feldbaues geleistet. Die M. sind bd weitem intdligenter als alle ihre Nadibam
und befassen sich mit der Ffl^e von Baumfrttchten und ErdknoUen, veischmähen
aber den Anbau von Cerealien. Als Hausdiiere haben sie nur Hühner und kleine
Hunde. Gewebte Stoffe sind ihnen unbekannt und die Kleidung liefert ihnen der
Rindenbast eines Feigenbaumes. Die Beschttftigung der Männer ist die Jagd und
der Krieg. Die Arbeit des Hauses und des Feldes* kommt den Frauen zu, die
eine grosse (Geschicklichkeit und Kunst in der Zubereitung der Speisen besitzen,
dazu aber gewohnJich Menschenfett verwenden, denn Anthropophagie ist bei den
M. im höchsten Schwünge. Sie sind vielleicht die ärgsten Kannibalen ganz Afrika's.
Sie machen förmliche Treibjagden auf die noch wilderen Negerstämme im Süden,
wobei die erlegten Opfer gleidi an Ort und Stelle verzehrt, resp. das Fldsdi auf
laugen Gestellen gedörrt und das Feti auag^sotten wird. Die Gefangenen werden
weiter getrieben, um beliebig abgeschlachtet zu werden. Nur vor dem Fleische
Blutsverwandter hegen sie Scheu; doch wird die Leiche von den Angehörigen an
Femerstehende verschachert Das Lynchen und der Kannibalenschmaus wird stets
abseits der Hütte vollzogen, Als Zukost bringen die Weiber das Lugmagericht,
eine Art dicken Breies aus Durrahmehl, für die Männer an den Ort des Festmahles.
Die Bewaftnung der Krieger besteht aus Schilden, Lanzen, Bogen, Pfeilen und
habelartig gekrümmten Messern, welche genau die Form der altagyptischen haben.
In Schmiedearbeiten stehen die M. allen Afrikanern voran, und ihre zarten Eisen-
ketten, die ab Scbmudt getragen werden, köimen an Fdnheit und Formvollendung
mit den schönsten europaischen StahUcetten wetteifern. Ausserdem verfertigen sie
auch Kupferarbeiten, kennen aber sonst keine Metalle. Interessant sind ihre aus
Einbäumen gezimmerten, zweckmässig ausgestatteten, lo Meter langen Kähne.
Sie verfertigen auch Schnitzwerk und übertreffen, obwohl ihnen die Drehscheibe
unbekannt ist, in der Töpferei alle Nachbarn. Die Könige bewohnen geräumige,
einem kleinen Baiinhof vergleichbare Paläste, die mit Aulwand vieler Kunst ge-
baut und aus den Schäften der Wcinpalmen zusammengesetzt sind. Die Wohn-
häuser der ubngen M. gleichen denen der Westküste Afrika's, nicht jenen der Nil-
neger. Polygamie heiischt unter ihnen ohne jede EinschrSnktmg^ dabei nehmen
jedoch die Weiber eine sehr selbstSndige Stellung ein, und auch gegen Fremde
beweisen dieselben sich ketnesw^ so zurOckhaltend wie die gesitteten Frauen der
Niamniam. Ihre religiösen Vorstellungen sind nur wemg bdtann^ doch sollen
sie einen im Himmel weilenden Gott verehren, v. H.
Mondfalte, s. Clausilia. E. v. M.
Mondfisch = Kopffi.sch, s. Orthagorisrus. Klz.
Mondschu, Bantustamm im östlichen Süd-Afrika, v. H.
Mondsee. In diesem See Ober-Oesterreichs entdeckte Dr. M. Much 1872
ein an Artefacten ergiebiges Pachwerk von 3000 □ Meter. Neben zahlreichen
Knochen* und Steingcräthen, vidm GefÜssen theils mi^ thetls ohne eingelegten,
aua weissem Fast bestehenden Ornamenten fanden sich 29 Gegenstände aus
Kup f e r. Zahlreiche Gussschalen au .Thon beweisen» dass diese Kupfetgegenstttnde
an Ort und Stelle eneugt wuiden. Vergl. Much: »Die Kupierzeit in Europa«,
pag. 9— 10. C. M.
Mondtaube, Halbmond- oder Schweizertaube, Col. dorn, agrestis lunata, eine
Feldtaube mit unbehaubtem Kopf, gewöhnlich stark behederten Füssen, dunklem
456
Auge und rahrniarbenem (gelblichweissem) Gefieder, das als Zeiclmungen einen
mit den Spitzen nach oben gerichteten, 6 Centim. langen, in der Mitte ca. 2 Centim.
biciteii, goldgelben oder röthlichbiavoen Helbmoiid auf der Brntt, ein g^eidilkrbiges
Querband en der Scbwanzspitse und zwei gleichfinbige Binden Ober die FUlgel
ftufwetst. Hauptsidilicb in Mttteldeutachlend zu Btnse, wird se docb immer
seltener. Die Zucbk ist nicht so leicht wie die vieler anderen FeidtMiben. DOk.
Monedulfti Brehm (lat. Eigenname) (Cohuus, Kaup), Gattung der Raben-
vögel, durch einen kurzen, nur «sehr schwach rrelmgenen Schnabel von den eigent-
lichen Raben (Corvus) unterschieden. Die geringere Schnabellänge läilt besonders
daran auf, dass die Nasenborsten, von ihrer Basis an tjemessen, länger «?Jnd als der
vordere, unbedeckte Theil des Schnabels, wäiirend bei den Raben das umgekehrte
VerhlÜtDiss statthat Die Dohlen nisten gern gesellig in Löchern und Nieschen
von Thtinnen und alten Gemäuern oder in Baumhöhlen, bauen indessen anch fiekr
Nester auf Bäumen, bisweilen susammen mit den Saadcrähen, deren Lebenswdne
ne im Allgemeinen dieilen* Ihre Stimme ähnelt deijenigen der EUtera. T^pos:
Corvus morudula, L., Dohle. Die Gattung umfasst 5 Arten, welche Aber EniOfM»
Nord-Afrika und das nördliche Asien verbreitet sind. Rchw.
Monera, Häckel. Nach Häckel's System der Protisten die niederste Clas^e
dersell)en, wegen des Kemmangels nur vom Werthe einer Cytode; von unbe-
stunmter Form, durch Ijappen- oder Wurzel füsschen oder durch Cilien sich be-
wegend, mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung. Er theilt sie in 1. Lobomoncra (Pro-
tanweba), 2. Rhwmotura (PtoUtmyxa^ Vamfyreüa, Bat^bim), 3. T^ißd^mmtrm
(Schizomyzeten oder Batterien). — Von diesen Formen betraditet man nonmehr
Vmfyrdh meist als HeUoM^e oder (Kuoi i88a) als Mitglied der AbÖieilQqg Bj^ir*'
mjßxsmt, denen dann audi A-aimyxa, vielldcht noch JlfysMsinm suansihlen wSre;
B^hybius wird kaum noch als organisirtes Wesen angesehen« — Femer wird von
bester Seite (Claus, Bütschli) der Mangel des Kernes nicht als berechtigter
Gnmd ftlr die ^n'^r^mmenfassung so verschiedener Organismen anerkannt Dagegen
ist die Abtheilung bei R. Hertwig (System der Radiolarien 1879) Schneider,
Monobia confluens, I.f.idv (Freshwater Rhizopods of North America r88o) und
Magci (Intomo ai Protisti 1881), wenn auch in nicht ganz gleichem Sinne, auf-
recht erhalten. Pf.
MonesL Kleine Völkerschaft des ahen Galfien, am Fasse der Ffrenäen
lebend» nach d'Awiub in der Gegend nrischen Pau und Nawrons. v. H.
Mongden. Unter dieser Bezeichnung fasst man jene Volkeigiuppe d«r Altaier
zusammen, welche in dem nach ihnen Mongolei benannten weiten asiatischen
Binnenlande und dessen unmittelbaren Nachbargebieten ansässig ist. Man unter-
scheidet darunter drei Familien: die Burjaten (s. d.), die Westmongolcn oder Knl
müken (s. d.), endlich die Ostmongolen oder M. schlechtweg, in der eigenthchen
Mongolei. Diese ist auch das Stammland der M., von wo die zwei anderen Zweige
ausgezogen sind. Die M. zerfallen wieder in zwei Abtheilungen: die Kalka- oder
Chalcha>M. im Norden der WOste Gobi und die Scfaara- oder Scharaigol-Bi in
Süden bis gegen Übet Erster^ in 83 Banner geüieil^ wovon ein Thdl unter
russischer Henschaft steht, und etwa 4 BfilUonen Köpfe staik, ist jedenfalls dter
sahlreicbste aller M.-Stämme und an Berflhmtheit und Wohlstand allen anderen
voran. Der M. ist nach Friedrich Müuuer von mittelmässiger, kräftig gebauter
Statur. Sein eckiger Schädel sitzt proportionirt auf den breiten Srhultem, doch ?:ein
breites, fliiches Gesicht, mit den kleinen, schmal geschlitzten dunklen Augen, den
hervorragenden Backenknochen, der kurzen, platten Nase, dem verhältnissmässig
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Mongolen.
4S7
grossen Munde, auf dessen Oberiippe das Barthaar nur spärlich gedeiht, und den
abstehenden, p*ossen Ohren, kann auf Schönheit keinen Anspruch machen. Die
Haut ist brSiinlich, da-^ dirkc spröde Kopfhaar schwär:-' Oic Frauen sind zarte,
schwkc hli( Ii gcljaute Wesen, deren Gesichtsbildung von jener der Männer nur inso-
fern alnvciclit, als Hilten keinBart wächst und ihre Hautfarbe weniger sonn ein erl>rannt
ist. Diese Schilderung bezieht sich hauptsächlich auf die Chalcha, welche ein unver-
nisebter Summ sind. In anderen Theilen der WOste Gobi haben die M. nicht ihie
Reinheit bewehr^ und besonders in Sflden ähneln sie sehr stark den Chinesen.
Das fohe^ flacheGcsicht hat sich in Folge der häufigen Verbindungen mit Chinesinnen
in die r^dmässigere Phyrionogmie des Chinesen umgewandelt, und auch in seiner
Kleidung und häuslichen Einrichtung ahmt der Nomade dem chinesischen Tone
nach, ja selbst sein Charakter hat sich da stark verändert Zwar sind die M. unter
allen Völkern Hoch-Asiens unstreitig das mächtic'ste und tüchtigste, aber obwohl
kriegensrh und brutal, doch im Ganzen träge, phlegmatische Nomaden. Da sie
überdies eitnge Anhänger des Frieden und Versöhnung predigenden Buddhismus
sind, so erscheint dieses einst furchtbare Eroberervolk gegenwärtig seinen Nachbarn
wenig gefilbriich. Unter seinen Eigenschaften leuditeC die Gefrässigkeit, dann die
labelhafte Unreinlichkeit hervor, xu welchen sich noch Feigheit gesellt, die aus an«
geborener Trägheit entspringt Im Kampfe hält der M. die geschieht durchgeführte
Flucht fUr den schönsten Si^. Seine Gemttdisstimmung ist vorwiegend eine sanfte,
friedliche. Er ist vorwiegend Viehzüchter und Landbauer, selten Jäger oder Fischer.
Der ^^. wird nur dann zum tapferen Krieger, wenn ihm andere mit Beispiel voran-
gehen, wenn man ihn zu fanatisiren versteht. T'>ic lange Herrschaft Chinas hat
den kriegerischen Cieist der Nomaden systematisch getddtet. Kriegerische Untcr-
thänigkeit und Despotismus mit einander gepaart, sind im höchsten Grade entwickelt,
und gehen Hand in Hand mit Käuflichkeit und Bestechlichkeit Die Verfassung
äOer M. ist patriarchalisdi im höchsten Sinne des Wortes. Das Oberhaupt der
Gemeinschaft oder des Staates steht zu den einxelnen liGlgUedem in demselben
Verhältniss, wie der Vater xu den Gliedern der Familie« Im Gänsen nnd die M.
über diesen Zustand nicht hinani^kommen ; eine freie Bewegung innerhalb der
Gesellschaft ist dem M. vollkommen fremd; überall mnss ihm der Weg förmlich
vorpezeichnet werden, daher ^ein Fnrmenwee;en, sein anerzogener «^klavi^rher f^inn,
seine ungemeine Verclining aller üeberhelerungen T ef/tere zu kennen und dar-
nach zu leben, ist der Inbegriff aller Weisheit. Kinerbeils deswegen in seiner Crc-
sittung nur langsam fortschreitend, verfällt er einer gewissen Vertiefung in da^
Einhdmische. Dem M. ist eine gewisse Schärfe des Geistes nicht absnsprechen,
die sich jedoch durch einen hohen Grad von Ueberlegung, verbunden mit List,
Falschheit und Betrug kundgiebt Damit geht vereint das Vorwiegen des kalten,
berechnenden Verstände«, und der Mangel an aller erwärmenden schöpferischen
Phantasie. Die Poesie der M. ist unbedeutend und klebt gleich ihrer Philosophie
und Religion an der Erdscholle. — Die Tracht der Männer besteht aus einem talar-
ähnlichen, bis 'u den Knien reichenden, faltigen Baumwollen irewande, im Winter
aus Schafpelz, festgehalten um die Hittten von einem Lcdergürtel mit daran herab-
hängender Pfeife und Tabaksbeutel, aus chinesischen Seidenschuhen und plumpen
Lederstiefeln mit dicken Sohlen, endlich aus emem dunklen Filzhute mit aufge-
bogener Krempe oder einer im Winter pelxverbrämten Tochmtttse. Im Regen
weiden Tttcbmäntel umgelegt, roth bei den Vornehmen, schwars bei den Gemeinen.
Beinkleider werden von beiden Geschlechiein getragen. Die Kleidung der Frauen
weicht von der lAbmertracht nur unbedeutend im Schnitte ab und das Kldd irird
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ohne GUrtcl pctrriL'en. Dafür liaben sie aber einen kurzen Ueberwurf ohne Aeitnel.
Uebrigens sind Kleidung und ilaarfrisur der Weiber in den verschiedenen Theilen
der Mongolei verschieden. Gewöhnlich wird das Haar nach beiden Seiten getheilt,
in xwd Zopfe geflochten und mit Perlen oder Koiallea veniat Bfan liait die-
aelbe nach v<mi xu beiden Seiten herabhängen. Bei den littnnern wallt bei ^ntt>
vasirtem Vorderhaupte der echte oder falsche Zopf nach rilckivtrts bis ann Boden.
Baden ist unbekannt "Wasser als Reinigungsmittel scheut der M. mehr denn als
Getränk. Die Wohnungen der iVI. bestehen in runden Filzjurten >Gyr< genannt;
von der lickannten, .allen Nomaden Hoch-Asiens gemeinsamen Bauart und Ein-
richtung. Uie Jurten werden nie jzesäubert; auch wimmelt es dann von Ungeziefer
aller Art Die Nahrung ist meist der Viehzuclit entnommen. Hauptgericht ist der
in ekelhaftester W'ei:^ zubereitete Ziegelthee, welchen man mit Hirüeninehl kocht
und mit Salz, Butter und Mikh anflehtet Letztere bildet in verschiedener Form
die weitere Nahrung. Aus Stuten- oder Scfaaftnilch wud der gegohiene Knnqn»
mongolisch »Tarasunnc bereitet; der im Sommer das Hauptbcviitbnngsmittel ist;
doch ist Trunksucht keih Hauptlaster. Das Fleisch, welches von allen Hanatfaierai»
ausgenommen vom Schwein, genossen wird, kochen sie im Wasser ohne aUe WQne,
selbst ohne Salz. Jedoch werden die Hausthiere so selten als möglich geschlachtet-
Hammelfleisch gilt als Hauptleckcrbissen. Die Hausthiere, mit deren Zucht die
M. sich befassen, sind das Kameel, das l't'erd, das Rind, das Schaf und die Ziege.
Zu den Beschäftigungen der Männer gehört vor allem die Wartung und Pflege des
Viehes, was zwar nicht im Suumier, wolii aber im Winter sehr anstrengend ist.
Bei dem Mangel einer zünftigen Industrie werden auch die meisten Geiftliie sa
Hause veriertigt Man gerbt Leder, macht Filzdecken, Zlnme, Sittel und Bogen»
seltener aber Messer und Feuerstahl. Alle anderen GegenstKnde kauft der M. von
den Chinesen, z. Th. von den Russen. Den Frauen liegen die häuslichen Ge-
schäfte und die Pflege der Kinder ob. Die Familie bildet den Grundstein der
Gesellschaft. Die M. haben gesetzlicli nur eine Ehefrau, dürfen aber Nebenfrauen,
eigentlich verkäufliche Sklavinnen halten, die mit jener gemeinschaftlich leben und
bei deren Hcimflihnmg keine Ceremonien statlfmden. Die Hauptfrau, gewöhnlich
dem Geburtsrange nach auch hoher, schaltet in der Jurte. Die von ihr gezeugten
Kinder haben allein alle Rechte des Vaters, die anderen werden als aussereheUch
betrachte^ können aber adoptirt werden. Die Stellung der Frau gegenttber dem
Manne ist nicht beneidenswerth. Völlig von diesem abhingig, der sie für einen
»Kalymc (Kaufpreis) erwMben hat, verbringt sie ihr ganzes Leben in der Joite.
Die M. ist eine gute Mutter und gute Wärterin, ihre eheliche Treue ist aber mdlt
ohne Makel. Unzucht ist übrigens allgemein, nicht bloss bei Frauen, sondern
auch bei Mädchen. Im häuslichen Leben hat die Frau des M. gleiche Rechte mit
ihm, nicht aber in äusseren Angelcgenlieiten. Der M. ist ein guter Fnmilienvater,
der seine Kinder innig liebt. Die Erziehung ist aber die einfachste, die es geben
kann. Sobald das Kind laufen kann, wird es sich völlig selbst überlassen. Die
Alteren FamiliemnitgUeder geniessen grosse Hochachtung. Stirbt ein M., so wird
der Leichnam in der Regel in Fihte gewickelt und mit einigen Steinen oder Baum-
zweigen bedeckt, worauf er in kurzer Zeit von den Baubdtieien und Hunden vei^
tilgt wird. Die Gesellschaft serfiQlt bei den M. in die drei Klassen des Adelig der
Geistlichkeit (Zama) und der Krieger. Säromtliche Verwandte des Herrschers
bilden den Adel, die Patricierkaste ; ihr gehört aller Grund und Boden. Die Edel-
leute, »Taitzi,« tragen einen blauen Knopf auf ihrer Mütze. Aus ihnen wählt der
Herrscher seine Minister, gewöhnlich drei an der ZahL Die Herrscher sind China
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Mong61i — Honebodirit.
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tributpflichtig und persönlich absetzbar, nicht aber können ihre Familien beseitigt
werden. Das eemeine Volk befindet sich dem Adel und der Geistlichkeit gegen-
über in einer sehr tiefen Stellung. Die Religion der M. ist der seit Alters her
eingeführte Buddhismus, speciell der tibetische T.amaismus mit ausgebildeter
Hierarchie uud emem als heilig verehrten Oberhaupte, üalai Lama, an der
Spitee. Ihm gleich an Heüigket^ wenn auch nicht an poütiicher Bedeatung ist
der »Ban'Tsinerdent« und diesem folgt der »Gutson Tamba« oder »Chntuchtu«
in Uiga, welchem dann die Kutuchten oder tHigenen« in den verschiedenen
Tempdn der Mongolei folgen, y. H.
MoogölL Unletabtheilung des kondogirischen Tungosenatammes KA-
plin. V H
Mongolicza-Schwein (türkisches, ungarisches Schwein, ungarisches Vollblut-
schwein), kommt neben dem Bakonyer (s. d.) weitverbreitet in Ungarn vor, und
ist auch in Oesterreich und Deutschland zu finden. Dasselbe wurde wahrschein-
lich durch die Magyaren importirt und mit dem einheimischen Bakonyer derart
vennischti dass kaum noch Untersdiiede zu finden sind. Letzteies dflrite indess
dem Wildschwein näher stehen als dieses. Kopf klein« schmal, spits snhuifend;
Ohren mittelgfoss, aufrecht» etwas nadi vom flberhflngend; Rttcken aemlich ge-
rade, seitlich abgerundet; Rumpf lang und tief; Beine kurz, stämmig; Schwans
niedrig angesetzt etwas geringelt Das meist schmutzig-gelbe Borstenkleid ist
dicht, lang und im Winter gekraust, fast wollig. Das Temperament ist ruhig,
die Mastfähigkeit gut, die Fruchtbarkeit bcfricdigi nd. Die Ferkel sind gestreift.
Die ausgewachsenen Thiere erreichen gemattet eui Lebendgewicht von 150 bis
200 Kilo. Unter der Haut sitzt eine dicke Speckschwarte. Der Speck gilt als
weid), das Fleisch dagegen als fein und wohlschmeckend. Die Thiere werden
gewöhnlich In den Wäldern (mit Eicheln, Gras etc.) vor- und sodann im Stalle
mit Mais ausgemüstet und als Speckschweine auf westeuropXische Märkte ge-
ttficht R.
Mongolisches Pettsteissschaf, eine besondere Race des Fettsteissschafes, die
etwas grösser ist als die burätische (s. d.), dagegen einen kleineren Fettsteiss be-
sitzt als jene und in ihrem Habitus dem tatarischen F. am nächsten zu stehen
scheint. Gezüchtet wird dieses Schaf hauptsMcbUch von den Khalkha-Mongolen
am Selenga. R.
Monitor. Gattungsname, der iiüher sowohl für die altweltlich-austra-
lischen Vaianiden, wie iUr die amerikanischen Tejiden gebraucht wurde. Die alt-
wdtlichcn nennt man jetst gans allgemein l^uwuit, die neuweltlichen am besten
7*^. Der von Bouiuuigbr im ReptlUen-Katalog des British Museums gd>rauchte
Name T^^maaiHs, DAimm, ist durchaus nicht besser als Monitor» da auch er
ursprttiiglich ftir beide Gruppen von Eidechsen angewandt war. Pf.
Monobia, AiMfi Schneider (Arch. Zool. cxp. VII). Kernloser Organismus
(Monere) mit feinen Pseudopodien. Fortpflanzung durch Thcil inc; die 2 Spröss-
linge Itleil en durch einen temen Plasmafaden verbunden, sodas.s bei weiterer
Theilung kleine Colonieen entstehen. Af. conßuens, Süsswasser. Pf.
Monobothria (griech. = mit nur einer Grube). Unter diesem Gnippennamen
fittst Dbsino jene Bandwtirffier (CuMa) zusammen, die nur eine einzige Grube
am Kopf sum Festbalten besitsen. Hierher Caryop^lkuus, Gmeldi, s. unter
Caryopbjrllidae. — Feiner MoiwMkriMm, Dbs., mit M, hiba, v. Skbold. Femer
Dipms, Dns.» mit D, MsigtuUm, einem sonderbaren Wurm aus dem
Dorsch. Wd.
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Menoeadtts — Monodon^
Monocaulus, An man. Hydrozoe aus fler Familie Tabularitdae, von Cory-
morpha durch die sessilen ('>cschlechtsgemmen unterscliieden. Pr.
Monocelis, Hemprich und Ehrenbrrg (griech. u. lat. = mit einem Augej.
Sind $e«pUnarien mit einem einzigen Auge und ventral gelegener Mundöffiiung.
Hierher Fkutaria ruHüms, Müller, aus der Ostsee; P, un^tauMtt, Fkbucsos,
Dänemark, und andere. Wd.
Monooereomofiaa, Grassi 1879. FlafeOaten-Gattiing ans der FamiHe
Teiramitina, Bi rsc hli. Aehnlich TUramÜus, doch ohne Pcristom am einfach lu-
gerundeten Vorderende. Schwanz zugespitzt Parasitisch im Darm von Menschen»
Reptilien und Insecten. Vy.
Monoceros (gr. Einhorn), Lamarck 1809, Meerschnecke, nächstverwandt mit
Purpura, aber durch einen stachelförmigen Fortsatz unten am Aussenrand der
Mündung ausgezeichnet, m Schalenform, Deckel und Radula mit Purpura über-
einstiminend. Nur an der Westküste Ameräa's» aber Uer von CalifoinieB Ins
Cap Horn und in die Magellanstrasse verbreitet, etwa 16 Arten, fheils glatt, the&s
mit ausgeprägter Spiralskulptur, wie M. imineahm, Lam., 7—8 Centim. lang,
häufig in der Magellanstrasse. Tertiär-fossil in Chile, aber auch in Europa, s. B.
montuanthas, Brocchi, im Pliocän Italiens. Eine ähnliche Spitze kommt audi
noch bei der südafrikanischen Pseudoliva plumbea und der westindischen AndBet-
ria TankerviUü, vor, die aber beide in den sonstigen Eigenschaften wesentlich
verschieden sind. E. v. M.
Monocondylea, s. Alasmodonta. E. v. M.
Monocyrtinae, Hackel 1862. Unterfamilie der Cyrtidae^ mit einfacher,
ungegliederter Gitterschale^ ohne Strictuien. Fr.
Monocystidfle, Familie der GttgariMidiü ifyimftSiea, Tribus Mün^p&rea,
Bewohnen im erwachsenen, nicht encystirten Zustande frei die KOipeihohliinme
ihrer Wirthe. — Die Gattung Mf^MysHs lebt in LeibeshöMe, Darm und nament-
lich Hoden des Regenwurms. Pf.
Monocystidca. Die niedrigste Ordnung der Grcgarinen, ohne Eintheilung
des Körpers in zwei oder mehr durch Wände geschiedene Abschnitte. Pf.
Monocyttaria, Hackel = Mamtoa, Joh Müller. Pr,
Monodacna, s. Adacna. E. v. M.
Monodactylus, Merrem = Chamaesaurus, Schneider, emend. Pr.
Moiiodelpliia, ds Bl., syn. Mmocplpoda, Br., s. Placentslia, Oweh. v. Ms.
Monodemniae, HAckbl 1879. Eine Section der Khizostomen, mit den »vier
Subgenitalhohlen zu dnem Saal oder Porticus veremigt; 4 Mundpfeüer firei.«
Familien: Venttridae und CramUssube, Pr.
Monodiastema, Bibron = TaphrMid^pm, Brandt (Psammophide). Pr.
Monodon, L., s. Monodontia, Cuv. v, Ms.
Monodonta, s. Trochus. E. v. M.
Monodontia, Duv. (Monodontidae), Familie der Zahnwale (Dentuete, Gray,
s. d.) mit der einzigen Gattung Monodon^ L., und cier Specics M. mcnocerost L.,
Narwal, Seeeinhorn. Die M. besitzen einen asymmetrischen Schädel, nur zwei
horizontal nach vom gestellte Stosszähne im Oberkiefer, deren linker ^n der
R^I) sehr lang und von rechts nach links spiraltg gefurcht ist und deren
rechter gewöhnlich ganz ruiKmentär ist. Die Übrigen Kieferzähne verkttmmem
Irfihzeitig. Das Weibchen ist meist zahnlos, d. h. die Zähne bleiben im Kiefer
verboigen. Körper plump, Maul klein, Spntzloch halbmondförmig. Ihre Rücken«
flösse erscheint als niedrige Hautleiste auf der Mitte des Rttckens. Schwanzflosse
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gross und breit, tief eingeschnitten, Brustflossen kurz, spitz, schwach gebogen,
Farbe gelblichweiss oder weiss, mit vielen (beim $ dichter gestellten, kleineren)
braunen Flecken; junge Thiere sind schwärzlich grau, unten weisslich. Korper-
länge bis 5, angeblich 6 Meter, Stosszahn bis 2 Meter. Zwischen 70—80° nördl. Br.
ist der Narwal am hsnfigsiefk, lel»t in kleinoi GeiellMliafteii» nShn sich von
nackten Weicbdueren, Se^uiken und Fiidien. — Wiid eifrig gejagt; Fleisdi,
Thian» vor allem die Zfthne weiden geschätzt v. Ms.
Monogenea, Unterordnung der SaugwUrtner TrmiU^da* Ectoparasitisch an
den Kiemen und auf der Haut von Fischen» Krebsen, attdi Amphibien. Sie
haben hartschalipe Kier, oft mit Anhängen oder gestielt und festsitzend, und
machen keinen (Generationswechsel durch, van Bkneden zaiili hierher folgende
Familien: i. FristomidaCf 2. Uäimcäidae, ^. FoiystQmtäa^^ 4. OcUxotyiidaCt 5. Gyro-
dactyitdae (s. d.). Wd.
Monomastiga, Kent 1883. Unterabtheilung der FlagelUUa Rmtoitomata. Pf.
Moomnita, Grassi i83a. Monadiden^attung, gegründet auf (Ctrtmtmm)
Mmstae domeUkat, Sri». Fr.
MonomoesL s. Mo-nyanwed. v. H.
Ifonomonades, BiJtschli 1884, Unterfamilie der Flagellaten-Familie HeUro-
münadinae, bilden kleine Colonieen, ohne Penstomfortsatz, die Nebengeisseln hiufig
auf zwei vermehrt. — Einzige Gattung: Monas. TV.
Monomyaria (gr. einmusklige), Lamarck 1807, Muscheln mit nur einem
Schlicssnniskel, der dem hinteren der zweimuskligen entspricht; sie bilden eine
kleinere, aber aucii mehr naturlicliie in sich geschlossene Unterabtheilung als die
zweimuskligen und werden als solche auch in den neueren Systemen, z. B. von
NEUiiAva, beibehalten. Alle haben gans lireie Mantelillnder, <fie meisten sind un>
gleichklappig und höher als lang, viele im erwachsenen Zustand angeheftet
Hierher die Familie der Osireidm (Austern)^ Jtumädm und JMüudem, E. v. M.
Monopeltis, Smith Am[)hisbaeniden-Gattung. Nasloch in einem kleinen
Nasale an der Unterilüche der Schnauze. Kopf depress, mit scharfer Kante.
Starice Kchlfalte. Brustsegmente vergrössert. Praeanalporen an- oder abwesend.
Schwanz cyhndrisrh, stumpf, ii Arten aus Süd-Amerika. Pf.
Monophtalma, I .a i RLii i E (gr. monas einzig, ophthalmos Auge), veraltete Unter-
abtheilung der Krcbsthiere, etwa die heutigen Cladoceren und Ostracoden (s. d.)
umfiusend. Ks.
Mociophyidae. Familie der ^hmitphofM Cafyccpharidat mit nur riner
Schwimmglode^ in welche der Stamm sammt Anbiingen starttckgezogen werden
kann. (s. auch Cmm, Sitzungsb. Akad. Berlin i88s, und Claus» Arb. Zool. Inst.
Wien V. 1883.) Pf.
Monophyletische DescendenahypoÜiese und monophyletischer Ursprung s.
Atetammungslehre. Grbch.
Monophyllata , Koch, Gruppe der blattnasigen Fledermäuse (Isthphora,
Spix), welche Koch eintheilt in M, mit einfachem Nasenblatte, Diphyllata mit
doppeltem Nasenblatte, Tr^hylkUa mit 3 fächern und P$(ud4^hylkUa mit ver-
kümmeitem NasenUatfee. v. Mb.
MonoiiliyUiit» Lmcb, Fledermausg^dtung der Fam. Big^simäia, Waon.
(& d.), sur Sttbfam. Gimpphaghim, Gniv., gebOrig, mit f undeutUcben, Wfltomjge
Leisten seigenden Backzähnen, mit kurzem Schwänze, dessen untere Hälfte frei
vorragt, während seine obere dem Interiemoralpatagium aiigeschlossen ist. M.
ħämMMä, LiacH» aas Jamaika. M, LtatJUi, Gray, Rio Janeiro^ Realejo etc. v. Ms*
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Monopleurobranchia (Kinseiten KiemerX Blainvfi.i.e i8i6, eine Unterordnung
der mcdngcrcn hermaphroditischen Meerschnecken, durch Vorhandensein einer
grossen Kieme nur an e in er Rtf tperseite cbnakterisirt, denTecdfatwidden, OawatCt
entsprechend und die Bullen, Apl)rsien, jPkurttraiukiis und S^fJhiurim im*
fassend. £. v. M.
Monoplocua, Güimmt Fn^fliche T^en^Gattung. Pp.
Monopneumona, Ci.ai ?; (gr. nwm/s einzig, pnfuimm Lunge), diejenige Unter-
ablli^ilunn: der Dipti^^i (s. d.), welche nlicin die Gattung Cerätodus umfasst. Ks.
Monopneumona, Hag«;, eine LurchabthciUin!?, in welcher der genannte
Autor den Diphpneumona, welche unseren Terennibranchiaten (s. d.) entsprechen,
alle tibrigen Ampliibien gegenüberstellt. Ks.
Monopylaria, Wkcy^vx.^ Monophyleae, R. Her i wiu. Pf.
Monopyleae, R. Hertwig (System der Radiolarien, Kadiolarien-
Ordnung. Moiwtoe einkernige Radiolarien, Kapselmembran einseitig geöffiiet voat
einen Porenfeld, Sketet kieselig. Vamilten: AeatUAfidati^d», JPU^kmmikidae
und Cyrtfdae* — Häckbl mromt (i8Br> diese Gruppe an anter dem Namen
Münofu^ana, Pf.
Monopyxis, Ehrbnbbrg Obeliat P£ron und LESimtm. Pf.
Monorhagea, Schmarda. («jr. Mit einer einzigen Spalte). Fam. der
Schnnrwtlrmer, Nemeriina, OERs ren r (s. d.). Kopf mit Transversa alte Hier-
her die Gattungen Tubu/atius, ohne Augen. — Mtcrura, mit zwei Reüien Stim-
augen. — HemicycUa, mit mehreren, im Halbkreis stehenden Augen. Wd.
Monorhina, Hackei. (gr, mmos einzig, rhis Nase) ^ Cyc/üs/ami. Ks.
Monorygnia, Di£.s. (gr. » Mit einer Grabe). Eine Bandwumigattung, die
in Hayfischen lebt, neben TOrab&tkrmm (s. d.) • Wd.
Mononiga» Remt 1880. Choanoflagellaten-Gattung aus der Familie Craspt'
dmadmOf Subf. CfdMffsigimu, Einzeln lebend, am Ifinterende mit oder ohne
Stiel festgeheftet. Salz- und Silsswasser Europa's. Pr.
Monosphaeria, Häckbl. Unter&milie der Sphaerida (RaMaria) •Sm^äeüi,
Usta ghbosa claihrafn unica.t Pf.
Monosporea. Abtheilunrr (\^r Gregor inoidae MonocysHdeOf bei denen der ge>
sammtc Inhalt der Cyste . i emer Spore umbildet. Pf.
Monosporogonie oder K eimzellenbil dung ist cliejenige Form der unge-
schlechtlichen Fortpflanzung, bei welcher sich eine eirzehie Zelle im Inneren des
sich tortptlanzeiiden Organismus aus dem Verband mit benachbarten Zellen ab-
löst. Sobald diese KeiäcKelle (Monospore, Spore) nach Aussen gelangt ist, ver-
mehrt »e sich durch Theilung mid bOdet so «nen vielzelligen Organismus der
allmählich aUe Eigenschaften des elterlichen erhalt Grbch.
Mboostega» OanGiiy (» MmwtkakumOt Schulze), Abtfaeilung flür die ein*
hammetigoi Foraminifieren. Sowohl das Eindidlungsptiniip wie der Name werden
jetzt nicht mehr angewandt (s* auch Monothalanja). Pp.
Mbnoatephida, HAcksl. Unter&milie der SUpIdda (RaO^hru^ (Vmatmuhria,
skeUto unum ammhm simpUccm formante.%. Pf.
Monostomeae. Unter diesem Ausdruck stellt Ct.ai's ((TnmdzUge) s&mmtfiche
ttbrigen Discophoren (Acraspeden) den Rhizostonuae gegenüber. Pf.
Monostomidae , Schmarda (er. -= Mit einem einzigen Mund). Fam. der
Saugwürmer, Trematoda, Rud. Ihr Leib ist mehr cylmdrisch, weniger abge])lattet
als bei den anderen Trematoden. Sie haben statt zwei Saugnäpfen (DistomtäatJ
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4*3
nur einen vome am Leib. Die Mundöflfhung liegt in der Mitte des Saup^napfs und
führt meist, aber nach Wagener nicht immer (GyrocotyU, Dies, und Aridmostoiimm,
Grimm) zu einem Darm. Ihre Entwicklung gelit durch einen ziemiich complicirten
GeneraUonswcchsei und ist erst von wenigen Arten klar gelegL Die Embryonen
sind ttets mü FUmineilcldd Air da Wuseikben, tlieilvete sogar mk enm Ait
Dannkanal anagesUiMet {Jion^tmum ct^iMiahmh Hierher Mmostmuim^ Zbdul
Die SexiudöffioMuigen li^en in der vorderen Körperhftlfte. Leben, wenn reif,
meist in Vdgeln, ihre Larven oft in WASserschnecken. M, flamm, Mbhus, im
Oesophagus auch in den Bronchen und Nasenhöhlen von Mergus albiUus und
Anas /ultginosa. Ihre Larve ist die langst bekannte Cercaria rpliemera unserer
Planarbis. — M. mttiabüe, 7i dkr. In der Geschichte der Zoologie wichtig ge-
worden, sofern an ihm v. Sieuold 1835 zuerst die Entwicklung eines Monostomum
erforschte. Lebt in der Nasenhöhle der Hausgans, ziemlich geniein in Nord-
Deutschland, aber nur in jungen, bis ein Jahr alten Gänsen, oft 12 Stück in einem
Thier, ausserdem auch in ütUha aquoHats und in FuHca. In der Gans werden
sie bis 24 MtUÜm. lang. Der Wurm ist fleischfarbige auch gelblich. Der Mund
führt SU einem gebogenen Oisophagus^ dieser in einen xweitheiligen Darm,
welcher peristaltische Bewegungen macht. Die TtUts sind zwei runde, weissliche
Körper, 0,7 Millim. lang, oft von den Falten des Uterus gans bedeckt. Der
Utenis ist voll mit Eiern 'ind f?i11t die vorderen Körperparthien aus. Die Eier
sind 0,17 Millim. lang und o,oS Millim. breit und öffnen sich mittelst einc^
Deckelchens. Sobald die Eischale braun geworden, ist der Embryo darin fertig,
schlüpft aus und schwimmt dann frei im Uterus zwischen den leeren Schalen und
den übrigen Eiern. Vomen trägt der Embryo ein retraktiles Zäpfchen zum
Tasten, femer zwei ^gmentfleckchen, die man ab Augen ansehen muss, da sie
sogar eine Art Linse haben. Lmerhalb dieses so au^;estatreten Embiyo nun
aber beobachtet man einen Unglichen, etwaa aufgerollten Schlauch, der eigene
Bewegung hat und als ein Thier ftlr sich anzusehen ist. Er hat einen Mund
und einen Schlundkopf mit einem blinden Darm. Seine Haut ist nackt. Dieser
im Embryo eingeschlossene Wurm ist aber nicht etwa nachträglich in dem Km-
Im'o entsprossen, sondern zugleicii mit ihm aus der ursprünglichen Kmbryonal-
luasse aufgebaut, von der der eine Theil 7.w jenem flimmernden Embryo, der
andere zu jenem Wurm sich umbildet Kommt der diesen \S'urm enthaltende
Embiyo ins Wasser, so schlttpft der Wurm aus dem Flimmerwesen heraus und
das tietstere geht bald an Grunde» der Wurm aber entwickelt in sich die Cercarien,
ans denen dann wieder die Monottomen werden. — Eine andere, sehr merk-
wflrdige Art von Mmoxlmum ist Jf. /oto, Bremser. Bis jetzt immer nur ge*
funden in erbsengrossen Sftckchen unter der Schenkel- oder Rückenhaut von
Kohlmeisen, Bachstelzen, Sylvien und einigen Fringillen, so auch dem gemeinen
Sperling. Fast ausnahmslos liegen zwei beisammen, Ventralfläche gegen Ventral-
fläche in Copula fest an einander gepresst. Das Säckchen aber das sie enthält,
hat in der Mitte eine Oeffnung nach Aussen und dort mündet auch das Hinter-
ende der beiden Würmer mit einem Poms excretorius. Die Länge dcb Wunnes
beträgt I, die Breite 1^4 BÜllhn. Die Ovarien sind traubenfbrmig. Der Uterus
gross, mit schwtnUchen Eiern geRUIt^ roflndet uiHeihalb des Mundes. Die Testes
sind wetsigdblicb, kugelig, flihren ihr Produkt nach einer Samenblase, von der
ein Gang ausgeht, der neben der Vulva mündet. Die ^uise übrige Naturge*
schiebte dieses rädiseHiaften Hdminäien ist noch unbelcannt ^ M. verrucosum,
Zn>BR, im Blinddarm und JUcHm verschiedener Enten, auch von fMlko, GüUi'
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mUa und Cygnus. Weisslich oder röthlich, bk 6 MUlim. lang. Au^ezeichiiet
durch drei Reihen Papillen «m Bauch, die aber an täkX tdur viriiien» sogar
ganz fehlen können (Dujardoi). Dusing hat der Pi^iUen halber die Gattung
N&tfe&fybu darauf gegründet, indem er die Bauchfliche 0tr die ROckenfiftche
nahm. — Ausser diesen und anderen M. der \'ögcl sind auch solche von Rep-
tilien, so one im Darm einer Riesenschildkröte (Ch<Umia Afydas)^ femer ans
Piscinen, meist Seefischen, aber auch aus Cjrprinoiden, alle aber noch s^ «en%
bekannt. Wd.
Monothalamia, Schulze = Monostega, OKBic.m. In anderem Sinne wendet
R. IIeriwig (Der Organismus der Radiolarien, 187g) den Ausdruck an. Er ver-
steht darunter nämlich nur die mit unverkaikter, einkamroeriger Schale ver-
sehenen Tiialamophoren, die er dann weiter in die Amphistomata (welche an
beiden Polen geöffnet sind) und die Monostomata (welche nur an einem Pole
geOffhet sind) eintheilt Pp.
Monotis (gr. einohrig) Brunn 1S30, fossile Aviculiden-Gattung, gleichkiappig,
schief oval, radial gerippt, mit geradem zahnlosen Schlossrand, das hintere Ohr
deuttich ausgebildet, das vordere kaum angedeutet. Kur in der Ttna aus den
Alpen, dem Himalaya, Neu-Seeland und Kalifoniien bekannt: M, saBmarißt Scblot-
mni mit xahhreichen Rippen, s<~4 Gentim. lang, häufig im rolhoi Alpenkalk dea
Sakkammergutes. Aehnliche aber stark ungldchklapp^ Formen aus dem Jnrat
die früher auch zu dieser Gattung gestellt wurden, inaequrvalvis, Sowerby, und
substriafa, Coldfuss, im Lias, ec/iinata, Sow., im braunen Jura, werden jetzt als
PseudomoHotis, Bevkich, davon unterschieden. Nahe verwandt ist auch HcU»öia^
s. Bd. IV, pag. 3. E. V. M.
Monotremata, Geoffr., Kloakenthiere, ürdnuii<^ und zugleich Familie der
Säugethiere, mclii allein äusserlich durch die zahnlose, von nackter horniger Haut
überzogene, eniem Vogelschnabcl ähnliciic Schnauze von allen anderen Säuge*
thieren abweichend, sondern ganz besonders in ihrer Entwicklung, indem sie
gleich den Vögeln und Reptilien Eier legen, wie dies neuerdings fes^gestdlt ist.
Am Skelett ftlltdasCoracoidau^ welchessacbmit dem Sceinumvertnndetund das Vor-
kommen von Beutdknochen. DieUnterkieferwinkelstndnichtetngebogeo. DasfiHher
gSnslich bestrittene Vorkommen einer Mammartasche wurde neuerdings festgestellt;
doch bleibt die Frage offen, ob dieselbe nur eine periodische Bildung darstellt
oder, nach der ersten Eiablage auftretend, dauernd bleibt. Die unteren, zu
Uteri erweiterten Enden der Eileiter münden getrennt in den Urogenital kanal,
welcher mit dem Ende des Darms zu einer Kloake vereinigt ist. Der rechte
Eierstock ist verkümmert. Der Penis liegt in der Kloake. Samenbiasen und
Prostata sind nicht vorhanden. Die Mächdrttsen der Weibchen li^(en in der
Abdominalhaut Zitten fehlen. Oer in alter Zeit veibreiteie Glaube, dass die
Kloakenthiere Eier leiten wie Vögel und Reptilien und nidit lebende Junge sur
Welt brächten wie andere SSugetbiere, hat in neuester Zeit voUste Bestliigung
erfahren. W. Haacke fand in dem mit zwei seitlichen Ausbuchtangen vendienen
Beutel einer Echidna hystrix ein >veritables Eif. »Dasselbe war« — wie der
Genannte angiebt — »im Durchmesser etwa anderthalb bis zwei Ccntimeter gross
und besass, wie viele Reptilieneier, eme pergamentartige Schale« (Zoolog. Anz. 7,
pag. 648). Somit scheint es, dass die Eier in der Mammartasche erbrütet
werden. — Die Kloakenthiere bewohnen Australien, Vandimensland und auch
NeU'Gttinea. Fossil ist bis jeut eist eine Form, EchÜM Owmi, Kbbfft, ge*
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Ifonotioclui — Ifontahk.
4«5
funden worden. Man trennt die wenigen jetzt lebenden Arten in zwei Oattungcn,
Schna bei thi e r e (s. Ürnitliorhynclnis) und Anieiscnigcl (s. d.). Rc nw.
Monotrocha (gr. = Nur mit einem Rad). So nennt Schmarda diejenigen
BorstenwUrmerlarven, bei denen nur ein witnpemder Streifen am Vordcrrande
sich findet» 2. B. Pofynoe, Wd.
ISonotropbis, Qtjct MmifipüHs, Sioth. Pf.
Mofiosott, Job. Mülur. Unterordnung der Radiolaiien; entweder mit einer
einzigen Central -Kapsel oder isoUft lebende Einzelthierc. Pp.
Monqui. Kines der drei Hauptidiome auf der Halbinsel Alt-Kalifomien. v. H.
Monroy'sches Loch, s. Nervens3rstementwicklung* Grbch.
Monsoni, Zweig der Crees (s. d.). v. H.
Montacuta, Turton i8iq (latinisirt nach G. Montagu, dem gründlichsten
der ükeren englischen Conchyliologen, Verfasser der »Testacea britannica« 1803),
MuschelgaUung der europäischen Meere, aus der Familie der Lucinidcn, Schale
dünn, längsoval, vom UUiger als hinteni Schlonruid in der'lifitte ausgeschnitten
mit einem inneren Knoipelband and je zwei Zähnen in jeder Klappe; Rand des
Uttels ttber den der Sdiale vorstehend, Fuss leng^ sungenfttnnig, byssus^innend.
M, didemM8t Montagu (als MyaJ, weissUch, 3| — 6 MUfim. lang, vorzugsweise in
leeren Austemschalen; M. substriafa, Mont., noch kleiner und radial gestreift, an
den Stacheln von lebenden See-Igeln, Spa/angus purpureus, befestigt, in Tiefen
von 5 — 90 Faden; ^f. ferruginosa, Mon t., dunkelbraun gefleckt, länger gestreckt,
alle drei in der Nordsee, in Tiefen von 10 — 40 Faden, die erstgenannte auch in
der Ostsee auf weichem Schlammboden. Fossil seit dem Miocän. E. v. M.
Montafoner Rind, ein mittelschwerer Schlag des einfarbigen Gebirgsviehs
im Montafonor Thale. In der Grösse htit dasselbe die Mitte swischen dem
Schwyzer* und dem Algttuer'AHeb. Die Farbe ist braun bis grau in verschiedenen
Tönen, indess im Allgemeinen dunkler als bei den Algäueni. Hellere Scha,ttirungen
finden sich um den Nasenspiegel (»Rehmaulc) an den Atigenlidem, der RUcken«
linie und den Innenflächen der Schenkel. Auch ist die Haarkrause zwischen
den Hörnern und das büschelartig stehende Haar in den Ohrmuscheln gewöhn»
lieh heller gefärbt. Kopf kurz, breit, mit schwarzem Nasen.spicgc! ; Homer fein,
hell, mit schwarzen Snitrcn; Hals mittelstark, mit gut entwickelter Wamme; Wider-
rist etwas hoch; Ri cken mitunter leicht gesenkt, ziemlich lang; Schwanz hoch-
angesetzt; Brust und Bauch tief und weit; Beine niedrig; Euter gut entwickelt.
Die Milchproduktion der Rflhe ist eine vorzügliche. Die Milch ist gut und schmack-
haft Zur Mästung »nd die Thiere im Allgemeinen weniger geeignet^ dagegen
aber sehr verwendbar im Zugdienste. Verwandt mit diesem Vieh ist das Bregenzer-
walder, Kloster- und Walserthaler Rind (s. d.). R.
Montagnais. 1. Eine der vier grossen Gruppen, in welche nach P. Petitot
aus linguistischen Gründen die Athapasken (s. d.) eintheilt. Sic umfasst die
Chippeweyan, die eigentlichen Athapasken, die Karibuesser und die Gelbmesser
oder Ycllowknife. 2. Bergindianer, Mountaineers, Algonkin vom Cree-Volke in
Labrador und am Laurentiusgolf, nicht zu verwechseln mit den Vorigen. v. H.
Montagnards. Andere der vier grossen Gruppen, in welche V. rEii iOi aus
linguistischen Gründen die Athapasken (s. d.) eintheilt. Sie umfasst: die Biber-
indianer, die Saisifl» die Sekaneh, die Na'auneh, die Mauvaismonde, und die
Esbata'Ottineh. v. H.
Ifontabk. Indianer von der Familie der östlichen Lenape; sie waren der
vornehmste Stamm auf Long-Island. v. H.
Zool, AMlicapol, BdiBolfltW. Bd. V. 30
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466
Montaubta-TMibc — Mo«qr«Hi««M>
Montauban Taube, Col. dorn, ^i^anicu ^uuntunsis, nach der französischen Stault
Montauban in der Guienne, wo sie veibreitet it^ beoannt, kam suent 1865 iiadi
Deutschland. lA eine Riesen-Haustaube, 55 Centini. lang oder auch noch liager,
mit einer Flügebpannung von 1 Meter und darüber und einem Gewicht von e PfiL
und mdir (kropfleer). In Geatalt und Körperbau ähnelt sie grossen Feldtauben,
die Stim ist ziemlich hoch, der Hinterkopf stets mit einer breiten Federhaube
versehen, die Schnabelwarze stark, doch nicht wulstig, der Fleischrand um die
Augen bei älteren Vögeln breit, warzig, fleisch fnrben oder roth, der Schnnbel soll
hell sein, das Auge mattgelb bis perlfarben, der Fuss nackt, nur zuvveilen treten
an den Laufen Federstoppeln auf. Färbung schwarz, rothbraun, weiss, seltener
gelljfai)! oder dunkelbraun. Die Bewegungen bind schwerfällig, für den freien
Flug eignet sich daher die M. kaum; die Zucht ist nicht lohnend, die Taube so-
mit keine Wirthschaftstaube. DOa.
Montefik. Mächtiger Araberstamm im Gebiete des unteren Eophmt und
Tigris und des Schatt'Cl-Arab, der sich auch über IrAk verbreitet, v. iL
Montenegriner, s. Zmagorzen. v. VL
Monteneur, eine seit Jahrzehnten schon ausgestorbene Haustaube, welche an
Grösse noch die Montaubans ubertraf, wenngleich sie kürzere Flügel und Schwanz
hatte und dadurch mehr an das Huhn als an die Taube erinnerte. Wurde haupt-
sächlich, speciell in Berlin, als Fleischtaiibe gehalten. DüR.
Montezana, uncivilisirter Indianerstamm in Honduras. v. H.
Monticola, Boie (lat. Bergbewohner)» Gattung der Drosseln, TkräOae, von
den echten Drosseln (Tmrdus) dadurch unterschieden» dass die Schnabelfirste vor
den Nasenlöchern eine Einbiegung seigt. Bezeichnend ist femer das graublaue^
unterseits meistens rothbraune Gefieder. Wir kennen 10 Arten in Süd- und
Mittel-Europa, dem südlichen gemässigten und subtropischen Asien und in Afrika.
£inige kleinere asiatische Arten werden in der Untergattung /V/'r<'/^^/y^7, Sws., ge?
sondert. Auch die afiikanische Form Myrmecocichht, Cab., ist der Gatt m-: Mon-
Ikola anzuschliessen. Dieselbe begreift Arten von schwarzer Gefiederförbung und
meistens mit weisser Schulterzeichnung. Wie der Name besagt, bewohnen die
Moiuuüla-i\\\.^\\ Gebirge und zwar besonders freie Hänge oder nur mit niedrigem
Baumwuchs bestandene Flächen. Sie hallen sich vorxugsweise auf dem Erdboden
auf und treiben sich auf Felsbtöcken oder zwischen dem Steingeröll umher.
Das Nest wird in Felsritzen versteckt angelegt Die Eier sind einfiubif blau.
Die Steindrossel, Monticola saxatiiis, L., bewohnt einige Gebiqie Mittel- und
Süd Europas, z. B. den Gipfel des Brockens, findet sich aber auch in Persicn,
Turkestan, Süd -Sibirien und China, Im Winter zieht sie nach Afrika und
Indien. Kopf und Hals sind blaugrau, Oberrücken und Biir/el schwärzlich,
Mittelrücken weiss, Unterkörper und Schwanz rostfarben. Das Weibchen ist
oberseits graubraun, auf dem Unterkörper blass rostgeib, dunkel gewellt. Von
der Grösse der Singdrossel. In den Mittelmeerländem lebt die Blaudrossel
oder Blaumerle, MmtUolß cyim^ L» Sie ist graublau, FlOgel und Schwant
schwärzlich. Weibchen oberseits graubraun, unterseits dunkelbraun und fahlbraun
gemischt. Rchw.
Mooticulus, 8. Nervensystementwicklung. Grbch.
Montifringilla, Bremm, Untergruppe der Finkengattung JPHmgiUat L., auf
P, montifringilla, I.., begründet (s. FringiUidae> RcHW.
Monwu, s M niwu. v. H.
Monyamwesi. Singular von Wanyamwesi, Bewohner von ünyanwesi. v. H.
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MooTcnte Mops.
467
Moorente «Weissaugeiiente,^a«/i($wAi »yroca, L., iette^AiMmf, Bchst.« s, Fu&
gula. Rcinr.
MoofsnuMlel » Schlammpeitzker (s. d.). Ks.
Moorschneehuhn, Lagopus albus, Gm., s. Lagopus. Rchw.
Moorschnepfc, GaUinapo t:nllinu!a, L., s. Gallinago. Rchw.
Moosschnepfe wird in eij iLen Gegenden Deutschlands die Bekassine,
Gaüinago scohpacina, Bp., genannt, s. Gallinago. Rchw.
Moosthier, »Moosdeerc, Akes amruanus, Richards., s. Alces. v. Ms.
MopoiL Christliche, hftlbdvitisitte, von ihrer einstigen Grösse tief herabge^
sunkene Indianer Mittel-Amerika's, sttdösüich vom Petensee wohnend, v. H.
MopithA oder Mopagha. Kleiner Stamm der Karen (s. d.). v. H.
Mcqilah oder Mapilla. Mischlinge von Arabern und Hindu in Malabar, sind
fanatische, sunnitische Muhammedaner. Ma heisst Mutter, Pilla Sohn. Sie sind
hellfarbig, haben hohen Wuchs und kräftige (Glieder; Hände und Füsse sind fein
gebildet; der Bart ist buschig; den geschorenen Kopf bedecken sie mit einer
Kappe. Brust und Schultern bleiben bloss, ein Leinentuch wickeln sie um die
Hüften; bei den Frauen fällt das Gewand bis auf die Fubse; die Frauen tragen
gewaltig grosse Ohrringe, welche das Ohrläppchen zu der Grösse eines Kronen-
thalers ausdehnen. Die Männer sind wild und greifen bald nach dem Messer.
Von Jugend auf spredben sie aralusch. Der »Tangal« oder Obetpriester residirt
in Kalikut und hat grossen Einfluss auf sie. Obwohl er in jeder Besiehung fttr
einen Araber gilt, ist er doch dem Herkommen der eingeborenen Nair insoweit
unterworfen, als nur die Erbfolge durch die weibliche Linie üblich ist; sein
SHnvestersohn folgt ihm nach seinem Tode im Priesteramte. Die M. haben
wenig (jelehrsamkeit und kümmern sich noch weniger darum. An der Küste
zeichnen sie sich als Kaufleute und Rheder aus, zeigen ausserordentlichen Unter-
nehmungsgeist und besitzen viele grosse Schiffe, nnt denen sie namentlich nach
Arabien handeln. Ihre »Bibi« oder Königin von Cananor schickt alle 3— 4 Jahre
mit ihren Untertanen beladene Schiffe nach Mekka und macht dadurch einen
bedeutenden Gewinn. !Me M. im Innern sind viel wilder und fimatischer als die
an derKlIste; ein starker Geist von CUnschaft hemeht unter ihnen und sie befinden
sich in steter Fehde mit den Hindu-Zemindaren und Steueq)ächtetn, gegen die
sie grosse Verachtung zeigen. Der M. ist ein höchst trotziger Bursche. Jeder M.
trägt an seiner Seite einen Dolch, daher das häufige Blutvergiessen. Sie bereiten
sich zum Kampf immittelbar durch eine machtige Dosis Hanf oder Opium vor
und fechten mit wütender Hartnäckigkeit bis aufs Aeusserste trotz, der schreck-
lichsten Wunden, ihre Wohnsitze im Innern sind zwischen steilen Gebirgen und
in Dschungeln, wo dk töddkhstm Fteber herrschen, v. H.
Moplay. Die Bewohner der Lakkadiven, etwa 7000 an der Zahl, dn feind«
seliger Stamm aralMschen Ursprungs, der sich auch tu einer Art von Muhamme-
danismus bekennt Die M. bewohnen mit Schilf gededcte SteinhMuser. v. H.
Mops, CaniSt iifolossus, fricator^ ein kleiner, gedrungener Hund mit grossem,
runden Kopf, hervorstehenden Augen und niedrigen Beinen. Ueber die Ab-
stammung desselben ist nichts bekannt, doch neigen die meisten Forscher zu der
Annahme, er sei eine Abänderung der linlldogge. Thatsächlich haben die beiden
Racen viele Merkmale gemein. Der Mops, der namentlich früher ein Lieblings-
hund der Damen war, schien mehrere Decennien fast vollständig aus Deutschland
venchwufiden, ja fast aosgestorben su sem. Gegenwärtig wird derselbe wieder
sehr häufig angetroflin). Er ist nicht besonders intelligent^ besitzt im Allgemeinen
30»
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ein plilcgmatisches Temperament und wird im Alter nicht selten etwas mürrisch.
Eine besondere Neigung zeigt derselbe zum Fettansatz. Dadurch wird er un-
förmig und schwexftlüg in den Bewegungen. Ak chankteiistiKlie Meikinak
gelten Air ihn folgende: Kopf gross, massig; Scfananze staik abgestumpft; Aogen
gross, rund, hervoistehend; Ohren klein und dünn, dicht am Kopfe herabhängend
(»Knopfohren t); Hals kurz, fleischig, ohne Wamme; Körper kurz und untersetzt
mit breiter Brust und runden Rippen; Schwanz über den Rücken geringelt und
nach der Seite gebogen; Beine massig l\och, gerade, mit runden Pfoten und gut
gespaltenen Zehen, Behaarung dünn und kurz. Hie Farbe und die Zeichnung
sind sehr ciiarakicristisch für diese Kace. Krstere ist rehbraun, aprikosen färben
bis hellgraugelb und sandgrau. Letztere besteht in schwarzer Schnauze (»Maskec),
sowie in schwarzen Ohren, Gesichtsfalten und Backenwarzen. Als besonders
schön gilt ein schwarzer Fleck auf der Stirn und ein dunkler Streifen vom Nadcen
bis zur Schwanzwurzd (»Aalstrich«). Weisse Abzeichen deuten auf eine VenntBchung
mit Bulldoggoiblttt hin. Das Gewicht betrügt 7—8 Kilo. Früher unterschied man
3 Varietäten, welche indess gegenwärtig in Folge wiederholter Vermischutig nur
noch selten rein angetroffen werden dürften. Das Hauptunterscheidungsmeikniid
zwischen beiden ist die Verschiedenheit der Farbe: der • Morrison-Mops « hat
eine lebhafte Farbe und eine nicht sehr dunkle Maske, der »Willoughby'
Mops« ist sandgrau und hat einen dimklen Rücken R.
Mops, trivialer Name für das kurz- und brcitkupüge Rind der MUrzthaler
Race (s. d.). R.
Mops, F. Cuv. (Dysopes mops)t indische Fledennausfonn aus der FasDÜie
AMfssif FBT.P als Unteigattung su Dysopes^ Ilug., gehörig, mit kleinen, getrennt
stehenden, oberen Schneidezähnen. Zsdinformel: \ Schneidesähne^ \ Ecksähne,
f Backzähne, v. Ms.
Mopsfledermaus, Synotus barkasteUutt Keys, und Blas., s. Synotus. v. Ms.
Moqui. Eine der acht Gruppen der sogen, Pueblo-Indianer (s. d.), wohnen
nördlich vom Colorado Chiquito in Arizona. Man weiss nur sejir wenig von
ihnen. Seitdem die Spanier sie iui sechzehnten Jahrlnindert entdeckten, wurden
sie nur selten von Weissen besucht. Ihre Zahl wird auf 2500 geschätzt. Sie
wohnen in sechs Dörfern vertheilt, ii — 13 KiJom. von einander entfernt Die
Dörfer sind auf schroffen Sandstetnplateaux (»Mesasc) erbaut und die Hänser
stehen hart am Abgrunde, an dessen Rande die Eltern ihre Kinder unbekümmeit
spielen lassen. Die Häuser smd in Reihen gebaut^ meist zweistöckig, einige anch
vierstöckig. Die Bauart ist eine ternusenartige, die oberen Stockwerke weiden
mittelst Leitern erstiegen. Das Material sind Steine, durch ein Gemenge von
Thon und Sand sehr fest verbunden. Jedes Stockwerk ist etwas über 2 Meter hoch
und in mehrere Zimmer abgetheilt, die mit Kaminen versehen sind. Die Fenster
sind durch kleine Fenster in der flauer vertreten, die zur Winterszeit verkittet
werden. Bei grosser Winterkälte wolinen sie in einer Art Keller, Höhluntjcn im
Felsen. Der Gesichtsausdruck der M. hat mehr uut dem europäischen als dem
Mongolischen Aehnlichkeit, ihre Zähne sind blendend weiss, alle sind bekleidet
Nur wenige bemalen sich. Die Frauen tragen Rock und Mantille. Ihre Haus>
thiere sind der Hund, das Huhn, Schaf, Sege und Esd. Rind und Schwein
sind ihnen unbekannt Als Feuerungsmaterial dient getfodmeter Schaftnist Die
M. haben weder Kirche noch Priester, doch halten sie öfters religiöse Zusammen-
künfte in Felsenhöhlen, lieber ihre religiösen Vorstellungen weiss man aber gar
nichts. Die Sprache der M. zeigt sehr grosse Verwandtschaft mit den achoscho-
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Mor — Morini.
469
nischen Dialekten der Utah, Komantschen u. a. und ist wohl als eine Mundart
den Schr>s( lionensprachen einzureihen, so daas linguistisch die M. der mexika*
niachen \'olkerfamilie angehören. v. H.
Mor oder Kehol. Muhammedanischer Volksstamm des rcnflsrli'ib, am
unteren Satiledsch, bilden den Ucbcrgang z\t den Zigeimern. Die M. bekennen
sich zu der Lehre von Schafai, eines hochangesehenen sunnitischen Heihgcn, welcher
die Speisevorschriften dahin erweiterte, dass alle Thiere rein sind, die im Wasser
leben. Die M. verlegen sich auf den Fang von Alligatoren und sollen ihr Fleisch
Khmadchaft zuzubereiten verstehen. Dabei sind sie aber so unreinlich, dass die
Hindu behaupten, das Krokodil rieche von weitem seinen Feind, v. H.
Moratscheiit d. h. idie Leute des Westens«, Unterabtheilung der Aiau-
kaner (s. d.). v. H.
Mordella, Fab. (lat. mordere, beissen), Stachelkäfcr, kleine, keilförmige, mit
spitzem Hintcrleibe aiislntifende Käfer, die mit der Clattiing Anaspis die Sippe
MordeUidae bilden und auf Blumen leben. Man kennt 1 18 Arten, deren grösstc
in warmen Erdstrichen leben. E. Tg.
Mordfliege, s. Laphria. E. Tg.
Mordidi Nach PtolemAos eine Völkerschaft auf Tabrobane, dem heutigen
Oylon. V. H.
Mordwinen. Uralischea Volk der bulgarischen oder Wolgafamilie, wohnen
in einer Gesammtcahl von etwa 700000 Köpfen als Ackerbauer und Bienen«
Züchter z\vischen den Flüssen Oka und Wolga in den russischen Gouvernements
N'ischnji-Nowporod, Tambow, Pensa, Simbirsk, Saratow und Samara bis nach
Orenburg und Astrachan. Sie zerfallen in zwei dialektisch von eiririndcr ge-
schiedene Stämme: die Mokscha an der Sura und Mokscha, und die Ersa an
der Oka. Mordwa kommt von Murd, Mann unii Wa, Wasser. Die M. sind
stark und kräftig, von sanfter Gemüthsart, aber schniuuig und unwissend. Sie
sind die sQdlichsten Finnen, aber meist ganz russtficirt; sie kleiden sich wie die
Russen und bekennen sich zur griechischen Kirche. Die Ersa haben den
finnischen Typus bewahrt und rothblondes Haar; die Mokscha and dunkel
und ihr schwacher Bart erinnert an die Tataren. Sie sind fleissig und gastfrei,
aber schweigsam und reizbar. Die M. treiben auch Viehzucht und sind neben-
bei tüchtige Fuhrleute und Jäger. v. H.
Morelia, CiKAv, Pythonidm Gattung. Naslöchcr seitlich, jedes in einer Platte.
Augen seitlich mit radital-clliptischcr Pupille. Kopfsdiilder nur am Schnauzen-
endc. Gruben auf beiden Lippen. S( huppen platt, Unterschwanzschiider doppelt.
— M. Argus, L., bekannte neuholländische Schlange. Pr.
MoretUa, Grav. Gymnophtalmiden- (Saurier) Gattung mit i westfaidtediea
Art Pp.
Morgagni'sdier Ventrikel des Kehlkopfs, s. Respirationsor^ne-Ent-
Wicklung. Grbch.
Moigagni'sche Hydatiden, s. Testikelentwicklung. Grbch.
Mor^enfink, Zonotrichia piUata, Bodd., in Süd-Amerika, s. Zonotrichin. Rchw,
Morgetes. Volksstamm Alf-Pnliens , ursprünglich in der Gegend von
Rhegium, wanderten aber, von den OenDtriern verdrängt, nach Sicilien aus. v. H.
Morini. Die äusscrste der gallischen Völkerschaften gegen Norden, an der
Stelle, wo die kürzeste Ueberfahrt nach Britannien ist. Sie waren ein ziemlich
bedeutendes Volk, in Kantone getheilt, sehr kriegerisch gesinnt und trieben be*
sonders starke Gilnsezucht v. H.
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Morioris ' MmIiImii«
Morioris. Dies ist die Maori Benennung der Chatam-Insulaner, welche jetit
fast als ausgestorben zu betrachten sind. Als die Inseln vor etwa lao Jahren
von Gilbert entdeckt wurden, waren sie von beiläufig 1200 Menschen bewohnt,
einem hamloMn, heiteren, trtfgen Völkchen, das den Krieg kaum ktnnt^ keine
eigentlichen Hutten, sondern nur bebrabte SchutsdMcher, sehr primitive Kihne
und wenige Steingeräthe be&aas und im allgemeinen von dem lebte, was das
Meer auswarf. Acherbau war völlig unbekannt und sie genossen von vegeta-
bilischen Speisen nur einige Baumfrüchte und die Wurzeln der Pteris escuUfUa,
eines Farrnkrautes; auch verstehen sie heute noch die in frischem Znstande
schädlichen Früchte des Karakabaumes zu bereiten. Im Jahre 1835 landete in-
dess ein kannibalischer Menschenstamm auf der Inselgruppe, welcher die M.
buchstäblich nach und nach auflrass, so dass 1867 ihrer nur noch 40 übrig ge-
blieben waren. Im Aeusseren sind sie von den Maori nicht erheblich ver-
schieden, im Ganzen etwas kleiner und dankler, tragen aber in dem stnffni
schwarsen Haar, der Adlernase, dem judischen Gesichtsausdrock die Merkmale
ihrer Stammesverwandtschaft Ihre Sprache ist bereits gttndkh venchwiinden;
heute herrscht auf den Chathaminseln unter den Eingeborenen allgemein das
Maori. (Ausführliches über die M. siehe in der Revue d'anthropologie. 1874.
pag. 05—07). V. H.
Moriscos, s. Mauren. v. H.
Morlaken. Nach Friedrich Mt)LLER sind die M. — die serbischen Be-
wohner des südwestlichen Istrien, des nordöstlichen Dalmatien und der quame-
rischen Inseln — nichts anderes als slavisiite Rumänen; er nennt sie daher
auch Mauro-Wlachen, wie dies von den Makedo^Wlachen (s. d.) gesdiidit Die
Stavisirung muss indess eine sehr vollkommene sein, denn in KOiptf bescha0iea*
heit, Charakter xxA Lebensweise gelten heute die M. — wenigstens in Dalmadeo,
wo sie das ganse Innere des Landes vom Gebiete der Zara an bis zur Mündung
der Narenta inne haben — als ein Urtypus des serbischen Stammes. Doch
nennen sie sich selbst noch immer Vlah, Vlasi oder Wlachen. Sie haben eine
hohe, kräftijje Gestalt, starken und gewandten Körper, scIk ne, männliche Züge,
graue oder blaue ausdrucksvolle Augen, breite, hohe Stirn, blonde, rötbliche oder
ganz schwarze Haare, glänzend weisse Zähne und sonnengebräunte Haut Seh-
kraft und GehGr sind ausserordentlich scharf, die Stimme ist scharf und klang-
voll, die Körperstärke ganz ungewöhnlich. Ihr Schritt ist lang, aber gemessen
und gleichmässig, die Haltung gerade. Obwohl sie meist wenig Kleider, Decken
und fast gar keine Betten besitzen, haben ihre Häuser doch weder Oefen noch
Kamine, noch Fensterscheiben. Den Winter ausgenommen schlafen die M.
auf der Tenne oder unter einem Baume. Die Häuser bestehen aus Steinmanem
mit oder ohne Kalk oder aus vier Pfählen mit Wänden aus geflochtenen Ruthen,
mit Kuhmist übertüncht. Die Dächer sind von Steinplatten, Schilf oder Stroh,
der Estrich ist die Erde, die Thür zugleich Fenster und Schornstein. Wohnen
mehrere Familien in einem Hause, so theüt eine Ruthenwand deniimeren Raom.
Die VL sind von frühester Kindheit an jedem Wind und Wetter, den härtesten
Strapasen und Entbehrungen ausgesetzt Im allgemeinen von eiserner Gesund'
beit, wenden rie sidi in KrankheitsfiUlen lieber an die landesüblichen Hefl-
kundigen als an wirkliche Aerzte. Ii- manchen Familien vererbt die Ausübung der
Heilkunde von Vater auf Sohn. Hauptarzeneimittel sind Wein und Branntwein
mit PfeflTer und Sclüesspulvcr. Die Nahrung ist einfach imd ärmlich. Bei Uebcr-
fluss schwelgen sie unmässig, in der Noth ertragen sie den äussersten Mangel,
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Monnon — Moiiyiiileii,
471
Brot meist aus Gerste mit allerlei Beimischungen backen sie täglich. Haupt-
nahrunp^smittel ist aber die Milch von Schafen und Ziegen in der Gestalt von
Rahm, Butter und Kri<^e. Als Suppe kochen sie harten Maisbrei mit Milch oder
Wasser und Mehl )n \\ asser. Auf Braten sind sie besonders lüstern. Sie lieben
reinen, alten Wein und Branntwein. Wein mit Wasser zu mischen, halten sie für
schimpflich. Dagegen trinken sie Wein mit Milch, Essig mit Wasaer and Molken,
auch blocset Wasser. Bei den Mahlseiten sitsen die M. auf dreibeinigen Schemeln
rings um einen niedrigen, ungedeckten Tisch, auf wddiem ein hölsemer Napf für
Alle gemdnsam Schttssdn und Teller ersetst und ein einziger hölxener Becher
zum ^^ echselseitigen Gebrauche steht Die Frauen dürfen nie mit den Männern
an einem Tisch sitzen; sie sind die Dienerinnen, die Sklaven und werden als
untergeordnete Wesen betrachtet. Die Frau ist die Arbeiterin des Hauses.
Geistig begabt, edelmütiiig und tapfer, sind die M. zugleich arbeitsscheu, racli-
süchtig und Feinde alles Zwanges, ungemein gastfrei, fanatische Anhänger der
hergebrachten Sitte. Diebstahl ist an einigen Orten unbekannt, Mord aber häuhg,
doch nur im Zoroe^ in der Trunkenheit oder aus Rache, denn es herrMht bei
ihnen die Blutrache. In Bezug auf weibliche Sittsamkeit and sie ungemein
streng. Die M. kennen auch die Steigerung der Freundschaft zu Halbbrfldem
oder Halbschwestern. Alle Vorschriften der Kirche werden strenge beobachtet
und während des Gottesdienstes selbst die Waffen abgelegt, die sonst den M.
nie verlassen. Die Tracht ist fast die nämliche, wie bei Zmagorzen. V. H.
Mormon, Wagner, s. Cynocephalus, Briss. v. Ms.
Mormon, s. Fratcrcula. Rchw.
Mormopes, Pkters, Fledermausfamilie (Subfamilic) der Chiroptera insectivora,
Wagner, zur Unterordnung (bezw. Tribus) der Blattflederer, s. Istiophora, gehörig,
charakterisiit durch rudimentären Nasenbesatz, durch Hautfalten an Nase und
Kinn, grosses Interfemorslpatai^um und durch W<ttnnige Schmdzleisten der
Backenzähne. Hierher die vorwiegend westindischen Gattungen Mormoptt Lcach,
Chilonycttrkt GsAY, femer PttronPius und Phyllodia, Gbay. v. lAs.
Mormops, Leach, »Trutzer«; westindische Fledermaus-Gattung der Familie
Mormopes, Pet., mit der einzigen, noch ungenügend bekannten Form M. Blaith
rHUei, Leach, aus Jamaika und Cuba. Das Gebiss weist \ Schneidez., -1^ Eckz.,
I Backz., auf, die Nase ist oben abgenindet, mit 3 Warzen jederseits, »unten
schief abgestutzt« mit mittlerer Längs- und gezahnter Querrippe. Der vordere
Rand der Ohren ist durch eine Querldste ▼eremigt, die letzten Schwan^lieder
ragen aus der Rflckenfläche des Interfemoralpatagiums hervor, v. liib.
Ifonnopteras, Fbt., Untergattung von Dyi^pts^ Illeg., mit \ Backzähne be>
grOndet auf die madagaskarische Speeles X>, JngiUariSt Pet. v. Bis.
Mormyriden, Joh. Müluir, Nilhechte (gr. mormyrus, Name eine^ vermuth-
lieh nicht mit diesem identischen Fisches), Familie der Bauchflosser (s. Abdomi-
nnles), mit kleiner srhlitzförmiger Kiemenöffnung, Pseudobranchien, ohne Barteln,
Kopf nackt, zu beiden Seiten des Scheit eibeines zwei von einem dünnnen Haut-
knochen überdeckte Oeffnungen der Schädelhohle. Mund klein, der obere Rand
in der Mitte von dem unpaarigen Zwischenkiefer, zu beiden Seiten vom Ober-
kiefer gebildet; falsche Kiemen fehlen; der Körper ist beschuppt. — Der lange
Darm hat xwei Pförtneranhänge; die Ovarien haben Eileiter. Die einfache
Schwimmblase wird durdi den 3. und 4. Kiemenbogen des Aiteriensystems mit
Blut versorgt welches unter normalen Verhältnissen, da es aus den entsprechen»
den Kiemen komm^ sauerstofifreich ist, an der Innenfläche der Schwimmblase
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47« Moradlrcgcnpfeifcr — Motphnit».
den Sauerstoff abgiebt und von dort aus, wie aus den übrigen Organen sauer-
stofTarm zum Herzen zurückgelangt; vernuithlich ändert sich das aber >>eim Auf-
enthalt de«; Thieres in der Athmosphäre. indem alsdann das Blut aus den Kiemen
noch sniHM stotlarm lui Schwimmblase gelangt und hier athmosphärischen Sauer-
stoft aulnimmt, um sich, sauerstoffreich geworden, im Herzen dem sauerstoüarmen
Blute, welches m den Übrigen Organen zurUclckehzt, beisviiiifclieiL KndlirJ»
ist auch noch eines dgenthttmlichen gallertigen Gewebes auf beiden Setten der
Schwanzwirbelfläule Erwühnung zu thun, wdches in seiner histoloi^scben Be-
schaffenheit grosse Uebereinstimmttngen mit dem eMrtrisehen Ofgan gewisMr
Fische zeigt, ohne dass man eine entsprechende Funktioa hätte nachweisen
können. Die Körperform der M. ist meist eine weis- oder gar aalähnliche; die
Rückenflosse ist lang, Schwanz und Aftfrflo'^se fehlen bei GymnarfhuK. Mit
Einschluss dieser, von Kinigen als Vertreicr einer besonderen l'amilie betrachteten
zählt man 4 Ctattungcn mit 26 Arten, die alle im Stisswasser des tropischen Afnka
leben und sich von vermodernden Pflanzenstoffen ernähren. Die Gattung Mor-
myrus wutde von den alten Aeg>'ptero heilig gehalten. Ks.
Momellregenpfeifer. Ckaradtms mmmeUus, L. {siHnau, Gm.), s. Chaia-
drius. RcHvr.
Morona, Einer der Stämme der Jtvaro (s. d.) H.
M(Mro-Neger. Ein \on Pfthericr besuchter Volksstamm im Gebiete des
oberen Nil. Als Waffen führen die M. leichte Wurfspeere, hauptsächlich aber
Pfeile atis Kohr mit FÜsenspitzen und Wideriiaken, deren Trag^veite bis im
60 Schritte reicht. In Ermangelung von Kleidern tragen die Männer Kupfer-
ringe, bis zu einem Dut/end, am rechten Arm. Um die Hüften werden Perlen-
schnüre und niedlich geflochtene Sirohbänder geschlungen. Wenn die Frauen
heh^hen, legen sie ein schmales, strohgeflochtenes Band um die Hüften und
liehen es zwischen den Beinen hindurch. Hinten stecken ne in diesen Gttrtd
einen Busch mit grttnem Krau^ der an Gestalt dem Schwans eines Stranssen
gleicht und den Schönen einen koketten Anstrich verleiht. Ausserdem werden
auch ein paar blank polirte, 5 — 7 Centim. im Doichmesaer haltende Eisen-
scheiben mit leicht gewölbter Hohlfläche nach innen auf den Kopf gelegt und
durch ein Loch in der Mitte ein Büschel Haare hindtirchgezogen und zum Fest-
hallen der Scheibe in einen Knoten gcknüiift. Ganz ohne Ahnimg einer über-
sinnlichen Welt sind die M. niclit, denn sie halten es für möglich, dass Todte
den Ihrigen nocii irgend eine Botsciiaft mittheilen könnten. v. H.
MoroB» s. Mauren* H.
Mcwphtnae, Butl., Sippe der Nympkaädar (s. d.) und Dktrtta, aus etwa
90 Arten bestehende Tagschmetterlinge wärmerer Erdstriche, von denen 35 Arten^
und zwar die grOssten aller Tagschmetterlinge, der Gattung M<9rpko angehdren
und in Süd-Amerika leben. E. Tg.
Morphnus, Cuv. (gr. Beiwort des Adlers, von verschiedener Bedeutung),
Gattung der Sf/sa('ffn(7f, Hnbichtadler (s. Habichte). Starke Vögel mit weicher, der-
jenigen der lüilen ahnlichen Heliedcrung und verlängerten Schoptücdem. Diel cdcrn
des Ciesichtcs werden m der Kegel gesträubt und bilden so eine Art Schleier,
wodurch diese Kaubvögel ein eulenartiges Ansehen erhalten. Lauf wesentlich
länger als die Mittelzehe. Schwans lang, Uber drei Viertel der FlflgelUinge.
Zwei Arten, von welchen eine Süd-Amerika, die andere Neu-Gumea bewohnt
Dfe amerikanische Art ist der in zoologischen Gilten Öfter su findende WOrg«
ad 1er, Morphmit gmanetttü, Davd. Rcbw.
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Morrisia — Moscbidae.
473
Morrisia, s. Platidia. E. v. M.
Merros« Mit dem Namen M., gleichbedeutend mit Mauren, bezeichnen die
Spanier die eingeborenen Stämme der Philippinen, und zwar nicht bloss die
muhammedanischen, sondern auch die christlichen. Solche unabhängige M.
wohnen in den Wäldern von Basihln, Mindanao ii. s. \v. in nörfcrn vdu l'fahl-
hütten. Sie sehen jeden Weissen als Gegner an. Das Innere der oft sehr ge-
räumigen Hütten ist nicht weiter durch Wände geschieden, doch scbdnen <Ue
venchiedenen PlMlse ihie besondere Bestimmung xu haben. Bekleidmig ist auf
einen Lendenschurs beschrSnkt; ihre Waffen sind oft von höchst kunstvoller
Arbeit Die meisten M. rind arme Leute. Uebrigens ist mit der Beseichnung
M. nicht viel anzu&ageni denn wahrscheinlich sind darunter Stämme sehr ver-
schiedener Art begriffen. Ein Theil der M. deckt sich wohl mit den sogen.
Alfuren (s. d.). v H.
Mortlockinsulaner. Bewohner der Morüockgruppe oder des centralen
Karulinenarchi[)els in der SOdsee, sind wie alle Mikronesicr ein Misclilin£rs\ rlk
Es herrscht bei ihnen in ausgeprägter Weise die Abstammung in weiblicher Linie.
Der Stamm wird durch die Einheit des weiblichen Blutes bedingt Die M. sind
geschickte Seefahrer und besitzen eigene, ihre Fahrten leitende Stemkenner» die
ihre Wissenschaft im Geheimen von Generation su Generktion vererben und eifer-
sttchtig bewahren, v. H.
Moni. Negerstamm des östlichen Sudan, welclier in vielen Aeusserlichkeiten
den Mittuvölkern nahesteht. Die M. sind westliche Nachbarn der Niambari. v. H.
Morula, s. Furchung de-^ Fies. Grrch.
Morunga mit Af. fhphantma, Gray = Cystophora proboscidea, NiLSS. tScc-
fclepliant«, s, Cystophora, NiLSS. v. Ms.
Moscas oder Muysca, s. Chibcha. v. H.
MoschL Völkerschaft des Alterthums, in den südlichsten Theilen von
Golchis am Sttdfusse des Kaukasus, v. H.
MoBdüdae, A. M. Edwards. Die Moschusthiere sind kleine, hirschartige
Wiederkäuer, dte, wiewohl nur durch eine einsige Gattung und eine Art M^tAus
moschiferus, L., (e. p.), vertreten, eine eigene und ziemlich gut charaktcrisirte
Familie repräsentiren. Abgesehen von dem Mangel der Geweihe und Thränen-
gruben ist das (aus f Schneidezähne, | Eckzähnen, | Backzähnen gebildete) Ge-
biss bei den männlichen Thieren durch die hiuerartige Entwickhing der oberen,
nach abwärts gerichteten, 5—7 Ccntim. langen F.rkzähne bcmerkenswerth. Die
Mittelhand* und Mittelfussknochen der ili. und IV. Zehen sind verwachsen, die
Mittelhandknochen der n. und V. Zehen fehlen, die entsprechenden Mittelfuss-
knochen sind verkflmmert Während die ehedem mit den Itl vereinigt gewesenen
Traguüdoi (s. d) nur 3 Magenabtheilungen aufweisen, finden sich hier deren 4
und die bei Traguliden difiuse Flacenta erscheint in Cotyledonen geheilt. Der
Name M. rührt vun einer nur den männlichen Thieren zukommenden Drüse
(Moschusdrüse, Moschusbeutel) her, welche zwischen dem Nabel und dem Penis
gelegen, sich knapp vor der -^Praeputialmündung nach aussen öffnet. Die drüsige
Wand des rundlichen, ca. 6 Centim. langen, 3 Centini. breiten, 4 — 5 Centim. hohen
Beutels producirt durchschnittHch 30 (in max. ca. 50) Grm. des in frisclicm Zu-
stande salbenartigen Moschus. Das Moschusthier hat Rehgrösse, gedrungenen
Bau, ist hmten höher (als am Widerriste) gestellt; die Färbung des dicht anUegen*
den Haarkleides variirt sehr: oben duidcetbiaun, rotfabraun, gelbbraun, unten
schmutsigwdsftlid» bis weiss; manche Exemplare zeigen in Längsrtthen geordnete
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474
MotdieplMigi — Ifoib.
Iielle Rllckenflecken. Die Heimath reicht vom Amur an bis zum Hmdukuscb,
und vom 60^ n. Br. bis nach Indien und China. Am häufigsten hndet es sich
auf den tibetanischen Abhängen des Himalaya in der Umgebung des Baikals«es
und in den Gebirgen der Mongolei. Die Kbrofien Gdiänge und die Waldungen
jener Gebirge (in einem Höhengttrtel «wischen 1000— eooo Meter fl. Meere) büden
die eigentlichen Wohnsitze des Moschusthieres. Ausser dem geecbitiann Moachns
(als dessen beste Qualität der »tibetsnische« gilt) werden Fell und das für Euro»
püer ungeniessbare Wildpret verwerthet Die biologiscben Verhältnisse des M. er-
innern z. Th. an jene der ( iemsen, z. Th. an jene unserer alpinen Hiische. v. Ms.
Moschophagi. Völkerschaft des alten Aetliiopien. v H
Moschosch. Kaukasusvolk nördlich vom Kamme des Gebirges im Westen
wohnend. Sollten die M. mit den Moschi des Alterthums etwa zusammenhängen
und deren Name in dem ihrigen heute noch fortleben? v, H.
Moadius, L., Moschusthier s. Moschidae, A. M. Edw. y. Ms.
Moadius aquaUcuB» Oguby ^ /fyaemMcAtu ofuatims, Grayi WiedeikMucr-
art zur Gattung fffoimoschm*), Gkay, aus der Familie der TKvwfidsr« A. M. Edw.
(s. d.), gehörig.
Moschusbiber (Casicr m^sehainst L.) « Ify^^ittk mMikata, Brandt, Desmaii,
8. Myogale, Crv v. Ms.
Moschusbock, s. Aromia. E. Tc.
MoschusbÖckchen, Mosrhusantilope (Antilope rnoichata, DÜB, — Nfsotragui
moschtUus, M. v. Düuen etc., Calotragus uwscJuilus, Temm.), s. Nanotxagus,
Wagn. V. Ms.
Moeclius-Bnte. Diese Ente «itd in ihrer Heimath Sfld-AmerUca ancb als
Hausthier wohl geschätzt. Nach der Entdeckung Amerika's wurde sie nach
Europa gebracht, und hier züchtet man sie rein und in verschiedenen Fftrbungen,
zieht aber auch Bastarde zwischen ihr und der Hausente. Hübsch sehen die
weissen M. aus mit schnecweissem Gefieder, fleischrothem Schnabel, rothen
Warzen und orangegelben Fdssen. Wenn sie gleich bei uns fast allenthalben be-
kannt und verbreitet ist, so betrachtet man sie im Allgemeinen doch mehr als
Luxus-, denn als Wirthschafts-Geflügel; sie liefert aber, namentlich vor zurück-
gelegtem ersten Jahre, einen ausgiebigen und schmackhaften Braten. Züchtung
und Mästung bieten keinerlei Schwierigkeiten. Bastarde von MoschusenCen^Eipd
und gewöhnlicher Hausente werden namentlich gern in Frankreich, wo man sie
Canards muiets nennt, gezflchtet, da sie sich durch Grösse und Stärke vor Hai»>
enten auszeichnen und gute Fleischthiere abgeben (s. auch Hyonetta). DOit.
Moschusochset Ovibos moschaim, Blainv., s. Bovine» Gray, v* Ms.
Moschusthier, s. Moschidae, A, M. £dw. v. Ms.
Moscos, s. Mosquito. V. II.
Mosia, Gkav (Furiptcrus, Bonap.), südamerikanische Fledermausgattung aus
der Farn. Vespcriiäomäae, Wagn., mit hohem Schädel, niedriger, naliezu scheiben-
förmiger Schnauze, median vereinigten Intermaxillen, von einander getrennten
Ohren, mit gestieltem Tragus, mit dicht von warsigen Linien besetsten Flug«
häuten, mit anfitdlend kurzem Daumen und kuraer erster Mittdfingerphalanx.
Gebiss besteht jederseits aus | Schneides., \ Ecks., | Backs. Schneidesäfane jeder
Seite stehen dicht beisammen, sind von den Eckzähnen und den Sdmddesähnen
der entsprechenden anderen Kieferhälfte durch einen Zwischenraum getrennt
*) Der in Folge ciiiM VcndMBS «mgshHchctte AitÜMl »^racaMMclHit« wM mtrr »TViga*
lidM« bthamkit.
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Mqm — MoRytioed.
47S
Hierher M. (Furia, Furipterus) horrens, F. Cuv., einfarbig schwarzbraun, Körper
4 Centinv Spannweite ca. i6 Centim. M. (F ) racntfru-fns, Tomes. v. Ms.
Moso. Offenbar der Rest eines einst mächtigen Stammes in Yünnan, der aber
rasch seine Eigenschaften verliert und mit den Ya-tseu (• . (\.) verschmilzt, dessen
Häuptling ihn befehligt. Die M. sind in ihren» Aeubscreu ganz chinesisch; die
Miinner tragen die gewöhnliche blaue BAumvoUenjacke und die kuneo, wetten
Hosen der Chinesen, einen theilwetse geschorenen Kopf und einen Zopf. Die
Frauentracht ist phantastisch und enmuthig: eine kleine Mütze aus rothem Tuch
mit hängender Quaste, keck etwas seitwärts aufgesetzt, ebe kurze, weite Jacke
mit langen, weiten Aermeln Ober einem enganliegenden baumwollenen Leib, der
die Brust bedeckt, und ein baumwollener Unterrock, der von der Hüfte bis zum
Knie reicht und in Längsfalten gclept ist. Die schöngeformten Beine werden
vom Knöchel bis zum Knie in weisses oder blaues BaumwolUuch gewickelt, an
den Füssen lederne Schuhe mit scharf aufwärts gebogenen Spitzen getragen. Die
Frauen sind hübscii und gut gewachsen, aber nicht gaiu so hell wie die Chinesinnen.
Als Schmuck dienen riesig silberne Ohrgehänge, silberne Ringe und Armreifen,
Halsbänder aus Glasperlen. Die M. bekennen sich zum Buddhismus wie zum chine-
sischen Ahnenkult. Sie haben ^ne eigene Sprache, aber keine Schrift. Chinesisch
wird viel mehr gebraucht als das M., und in den Schulen wird Sdireiben und Lesen
nur auf chinesisch gelehrt. Die Häuser, meist aus Holz, sind ganz chinesisch von
Ansehen. Die M. bauen Reis auf den Bergterrassen. v. H.
Mosok, s. Thusch. v. H.
Mosquito-Indianer. Danmter versteht man die Bewohner der Mosciuitoküste
oder von Britisch-Honduras, welche aus emem Gemisch zusammetigeschmolzener
und zttsammensdimelzender Stämme bestehen, unter wdchen die Wniwa, Rama
und Smu nebst den eigentlichen M. die altangesessenen, die sogeoaimten Cariben
aber später eingewandert sind. Auch an einer starken Beimischung von Neger-
blut fehlt es nkht Die meisten M. sind träge Wilde und treiben Jagd und Fisch-
fang. Nur Wenige bauen etwas Zuckerrohr und Baumwolle, woraus die Weiber
Decken u. dergl. weben. Einige Federarbeiten wissen sie sehr hiü^srh herzustellen.
Alle lieben geistige Getränke leidenschaftlich, scheinen aber im Gaiuen zutraulich
zu sein. Grrn ergötzen sie sich am Tanz. v. H.
Mosquitos, portugiesische Bezeichnung i\it¥\itgt(mus£u), Mücke, unter welchem
Namen kein bestimmtes Insekt verstanden wird, sondern diejenigen blutsaugen-
den Mttcken, welche in Deutschland als Stechmücken, Kriebelmücken (s. d.) be>
zeichnet werden und vorherrschend den Gattungen QUex (s. d.) und Smuäa an-
gehören. E. Xc
Mossambikzeisig, Hartlaubzeisig, Crithagra Hartlaubi, Bolle, ein bei uns
vielfach im Käfig gehaltener afrikanischer Girlitz. Körpergefieder oberseits grün,
unten gelb, mit (grauem Kopf, gelber Stim und ebensolchem Augenbrauenstrich
(s. auch Pyrrhulinae). "RcHw.
Mosul, Araberstarniij m Mittel-Mesopotamien. V. H.
Mosuto. Singular von Basuto (s. d.). v. H.
Mosyli, Völkerschaft im ahen Aethiopien am Berge Elephan und einem nach
ihnen benannten Vorgebiige. v. H.
Mosynoeci, Volk in der alten kleinasiatischen Landschaft Pontus, welches
diesen Namen von seinen diurm- oder zuckeihutflbnlichen hölzernen Häusern
ÜDute; das lolieste und ungebildetste unter allen Völkern Klein-Asiens, dabei
aber tapfer und kri^jslustig. Sie hatten sehr eigentbQmliche Sitten. So wurden
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47«
MotedOidM ~ MotdfaL
z. B. ihre cUirrh Wahl des Volkes auf den Thron erhobenen Könige in emem
isoliert stehenflen und etwas höherem rhurtne als die Hauser der Unterthanen
aufs sorgfältigste bewacht und auf öffentliche Kosten ernährt, sobald sie aber
etwas in ihrem Amte versahen, durch Hunger getödtct. Essen und Trinken galt
ihnen für die höchste Glückseligkeit, und die Kinder der Reichen und Voroehmen
wurden, besonders mit Kastaniai und eingepökeltem Delphinenfldsch, im eigcnt-
Uchen Smne gemästet, dass sie hat eben so dick als lang waren. Das Tuto*
wiren war allgemeine Sitte. Ihre Waffen bestanden in 6*Ellen langen, scbwezen
Spiessen, eisernen Hellebarden, grossen, mit Ochsenhäuten überzogenen Sc!iil<Jen
und ledernen Helmen. Wie die Chalyber schnitten sie den erschlagenen Feinden
die Kdpfe ab und tmgen dieselben unter Tanz und Gesang hemm. v. H.
Motacillidae, Stelzen, Familie der Singvögel, von einigen Systematikein
als Untcrrnmilic Motaci/Iittnc mit den Ruderfinken (Arremoninac) und Tangaren
(Thraupinae) zu der Familie der Waldsänger (Sylvicolidae) vereinigt. Die all-
bekannte Bachstelze ist als typische l orin der Örui)pe zu betrachten. Es sind
zierliche, schlanke Vögel mit wohl entwickelten, sj^itzen Fltigeln und dünnem
pfriemcnförmigem Schnabel. Die Kralle der Hinterzehe ist wenigstens so lang
als das Basalglied derselben, meistens IXnger und in der Regel gestreckt Von den
nahe verwandten Lerchen unterscheiden sie sich besonders durch die ungethetlten
Seitenschienen an den Läufen und die lange drittletzte ArmschwingCf wdche die
übrigen Armschwingen wesentlich Überragt und bei angelegtem Flügel ganz oder doch
beinahebiszum Ende der längsten Handschwingenreicbt. WiedielanggestreckteKralle
derllinterzche andeutet, le!)cn die Stelzen fast nusscliliesslich auf dem Erdboden. Nur
wenige lassen sich, um zu ruhen, auf l^aurn\vij)feln nieder. Ihre Aufenthaltsorte ' nid
indessen sehr verschiedenartige. Die meisten bewohnen Wiesenflächen, aruieic
halten sich auf Feldern auf, wieder andere tummeln sich auf den Felsbloc ken
der Gebirgswässer umher oder beleben das Meeresgestade. Die Nester werden
frd in Erdvertiefungen auf Wiesen und Feldern, oder unter Steingeröll, von an-
deren in Holzstössen und Strohdächern erbaut. Man unterscheidet vier Gattungen:
Pieper (s. Anthus), Grossspornpieper (s. Macronyx), Kuh st eisen (s. d.)
und die typischen Formen, die Bachstelzen, MotacUtüt L. Die Kralle der
Hinterzehe ist bei denselben mehr oder weniger gekrümmt und nur unbedeutend
länger als das Basalglied ; der gerade aljgcstut/te Schwanz, ist länger als der
Klugel. Es gicbt mehr als ein Dutzend Arten, welche über Kuropa, Asien und
Atrika verbreitet sind. In Deutschland kommen zwei Arten vor. Die Weisse
Bachstelze, auch Wasserstelze, Wippsterz, Ackermännchen genann^, Motacilia
aiba, L. Stirn, Kopf- und Halsseiten und Unterkörper weiss, Kehle und Nacken
schwarz, Oberkörper grau. Die aweite Art ist die in Gebirgsgegenden vor-
kommende Graue Bachstelze oder Gebiigsbachsteke, M9(acilla mekmope, Fall.
(suipk$rea, Bchst.). Kopf und Oberseite sind giau, Augenbrauenstrich und ein
Streif jederseits längs der Kehle weiss» K^le schwarz, Unterkörper gelb. Rchw.
MoteUa, Ctnr., Seequappe, Gattung der Anacantbinen-Fischbmilie Gadidae*
Körper gestreckt; mit äusserst kleinen Schuppen. Erste Rückenflosse verkümmert,
mit verlängertem erstem Strahle, i Afterflosse. Schwanzflosse selbständig. Kiefer
und Pflugsrharbein mit einer Zahnbinde. 3--5 Bar'fäden am Kopfe. 8 Arten,
meist am Grunde einsam lebend, an den Küsten von Kuropa, Island und Grön-
land. Fleisch wenig geschätzt. M. iricirrhata, Bl. (vulgaris^ Rond.), an den
Küsten Europas, andere Arien mit 4 oder 5 Bartladcn Klz.
DigitizadbvjGo(^
MotilMMS MQ4l]il»-<}lligllOD.
477
Motilones. Wilder Indianersumm in den östlichen Theilen Columbiens in
Süd-Amerika. v. H.
Motmot, PrioniUs brasUietisis, Lath., s, Prionites. Rcaw.
Motte, s. Tineina. £. Tg.
lIotiL Volksstamm auf Neu-Guinea, in der Umgebung von Poft Moiesby«
Die M. sind nur KUstenbewohner, Scbifiiahrer und geschickte Fischer, und ihre
Frauen verfertigen Töpfmmraaren, Schalen, Urnen u. dei|^., welche die minder
gochickten Nachbarstämme von ihnen erhandeln. Die Beschäftigung derMMnner
und Frauen ist eine getrennte. Die Weiber sind aber die Lasttl^iere. Die
Kleidung beschränkt sich bei den Weibern auf den sl.amit oder Palnirinden-
gürtel, den schon kleine Mädchen, sobald sie nur gehen können, tragen; beiden
Männern auf ein zwischen den Beinen durchgezogenes und um die Hüften ge-
wundenes Bastslück. AIü Zierralh dienen Nasenstöcke, Ohrringe, Armbander,
Halsbänder und Brustplatten aus Muschelschalen oder Schildpatt. Das Gesicht
wird bemalt und tttttowirt bei den Mädchen, die Männer haben bloss eine kleine
Tittowimng auf dem SchlUsselbdn. Wallaby, Känguruh» firisches Yams» Bananen,
Kokosnüsse und Sago bilden die Nahrung; auch Schweine und Hunde werden
verzehrt. Im Allgemeinen sind die M. gesund, doch leiden sie an den landesUb-
liehen Fiebern, hier und da an Elephantiasis. Plötzliche Krankheiten schreiben sie
dem bösen Geiste zu, der im Walde lebt. Nur wenige T.eute geben sich mit
einer Art ärztlicher Praxis ab. Stirbt ein M., so zeigen die Hmterblicbenen auf-
richtige Trauer; dann beginnt auch als Trauerzeichen drei Tage andauerndes
Trommelschlagen. Die M. glauben an die UnsterbUchkeit der Seele, nicht aber
an ein höchstes Wesen; sie haben weder Ceremonien noch Opfer. Die Häuser
sind sehr ein£icfae Pfiihlbauten, die in Dörfern von verschiedener Grösse bei-
sammenstehen. Die WaflR» sind: hölxeme SpeeiCi Bogen und Pfeile flache
Schilde und die >Kota,€ ein kurzer Handspeer, der dem fliehenden Femde in
den Nacken gestossen wird. Die M. bestt^n an Musikinstrumenten die »Kaba«
oder die Trommel und die >Bibo,c eine Art Maultrommel. Betrug und Lüge
scheinen einen Theil ihrer Existenz auszumachen. Diebstahl und Bettelei sind
an der Tnecsordnung. Die M. sinfl unpcmein sc]-!mutzig und waschen sich nie-
mals; ihi Haar wimmelt von Ungezieter, d es sie ablesen und verzehren. Der
Kuiper stiömt einen ekelliaften Geruch aus, Ilire i^iieblingsstellung ist ein Hocken.
Heirathsceremonien giebt es nicht; der Bräutigam kauft sein Weib, daü zu den
Eltern «itflckkehrt, wenn es sich nicht gut behandelt glaubt Die M. begnügen
sidi zumeist mit dner Frau* Die Kinder werden gut behandelt und sehr lange
gesäugt. Kindermord ist unbekannt. Der Bfami ist unumschränkter Herr, die
Frau untergeordnete Gehilfin, woför sie sich durch eme Fluth von Schimpifwöitem
rächt. Die Sprache der M. ist malayisch-polynesisch und zerfällt in verschiedene
Dialekte. Auch körperlich unterscheiden sie sich von den Papua durch ihre
hellere, kupferfarbige Haut; auch hat ihr Gesichtsausdruck mehr Europäisches.
Im Alter aber werden sie hässüch und verfallen schnell. Das Haar ist lockig,
nicht wollig und wird von beiden Geschlechtem lang getragen. Manche Indivi-
duen haben völlig schlichtes Haar; die Farbe desselben i^t immer schwarzbraun,
nie kohlschwarz, bei Kindern manchmal sandfarben. Als Zeichen der Trauer
wird das Haar geschoren« Die Statur der M. ist mittel, eher schwichlich als
stark, das ZahlenveifaMitniss der Geschlechter erscheint gleich. Kinder giebt es
genüge und alle scheinen ein hohes Alter zu erreichen, v. H.
Moulio^Quigiioo. Im DDuvium bei M. fai der Nahe von Abbeville fand sich
47«
Moulbudft — Moondfailikr.
1863 ein menschlicher Kinnbacken. Nach der sofort angestellten Untersuchung
von BoucHER DE Pertuls lag einige Centimeter davon entfernt eine Steinaxt,
die mit derselben schwarzen Farbe überzogen war wie der obige Knochen. Die
PundateUe lag 4^ Meter unter der Oberfläche ganz nahe den Kreldesdiiditee.
In derselben Schicht entdeckte Bouchbr dx Perthes bald llEmnutfalcnocheQ. —
Die Kinnlade aetgt manche andiropoidische EigendiOmlichkeiten. Der aof>
steigende Ast ist sehr breit und niedrig, der Gelenkknopf ungewöhnlich rund mid
der hintere Rand nach innen eingebogen. — Ueber die Echtheit dieser Kinnlade
entstand zwischen französischen und englischen Forschern ein längerer Streit, der
jedoch zu Gunsten der Eclithcit des Befundes entschieden ward. C. M.
Moulinsia (nach C. Dksmiujlins, iVanzüüischem Zoologen), von Agassix 1833
als eigene Gattung der Hachen See-Igel (Scutelliden) aufgestellt, ist nach neueren
Untersuchungen der Jugendzustand von Encope, s. d.; sie unterscheidet sich von
dem erwachsenen Zustand derselben durch viele seichte Einbuchtungen im Vm>
xiss, verhältnissm&ssig viel grössere Körnchen auf den Tafeb und das Fehlen dei
Zwischenforchen, welche die b«den susammengehörigen Poren in jeder Ambnls*
cralreihe unter sich verbinden. K v. M.
Moundbilder. Unter Mounds versteht man künstliche, fast stets in r^el-
massigen mathematischen Formen angel^^gte Erdhllgel in Nord-Amerika. Bald
sind sie oval kreisrund, viereckig, bald ahmen sie in bizarren Formen Menschen,
Säupethiere, Vugel, Reptilien nach. Ihre Höhe steigt bis zu 30 Meter, ihr Diirch-
uiesi>cr bis 2U 300 Meter. Bald liegen sie aut Hügeln, bald unregelmässig in der
Ebene, bald sind sie symmetrisch angelegt, bald in unregelmässigen Gruppen. —
Sie finden sich am oberen Missisippi, am Missouri, Ohio, an der Westseite der
Alleghanies llnga des Ontariosees bis aum St Lorenzostrom* Der Staat Ohio ist eise
ihrer Centren. Man sählt über 10000 Hügel und aa 1500 Ringwttlle. Vos
den Forschem Squier und Davies wurden die M. eingetheilt in i. Verth eidiginig»>
werke, 2. Tempelringe, 3. Tempel, 4. OpferhUgel, 5. Grabhttgel, 6. Hügel, welche
die (iestalt eines Thicres nachahmen, 7. Beobaclitungspostcn. — Das Thongeschirr
aus den M. zeigt einen hohen Grad von Vollenduncj. Vielfach imitiren sie Thier-
figuren. Auch Thierlciber mit Menscnenkopien kojjiüiea vor. — Tabakspieifen
finden sich häufig. Manche derselben, welche Frauenköpfe darstellen, können
mit den meadkanuchen und peruanischen Skulpturen verglichen weiden. — Wsfts
sind sdten. Es finden sich aus geschliffenem Stein Pfeilspitzen, IjunsenspitieB,
Dolche^ Aexte aus Obsidian, Messer und Doldie. Werksenge sind gleidifalls ivs
Stein oder aus Muschelschalen gearbeitet. Auch Waffen und Gerätfae aus Kupfer
trifit man an, ebenso Schmucksachen. Doch ist das Kupfer nur kalt geschmiedet;
nie gegossen worden. — Von der Kultur der M. -Bewohner = Moundsbildcrs sprechen
zahlreiche Garden-Beds = Hochäcker. — V^on der Race der M. -Bewohner geben
Gebeine und Schädel Kenntniss. Demnach sind als Racenmerkmale aufzustellen"
Brachykephalie, Depression und geringe Capacitiit des SchauLl>, Platyknemie und
Durchlöcherung des Oberarmes zwischen fossa oUcrani und Jossa anitrwr
mofcr. Dennoch kann man auch die Race der M. von denen der heutigen b-
dividuen sondern. — Das Volk der M. trSgt einen gemeinsamen Tjrpus und be*
wohnte sicher lange Jahrhunderte diese Gegenden. Wenn nunmehr Forscher ia
den heutigen Dtdividuen die degenerirten Nachkommen der alten Mw-Bewohacr
sehen wollen, so erhebt dagegen der Vergleich des Körperbaues bei beiden Raocn
Protest. FüSTBR ist geneigt, die M. als eine eigene Race aufzufassen, andere
finden bei ihnen mit den Mayas von Yukatan Uebereinstimmung. Veigl.
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Mouatuneen » Mpongwe.
419
Nadaillac (deutsch Schlosser und Seler): »Die ersten Menschen und die prä*
historischen Zeiten«! pag. i74'-2o8, 3^^341» »Kosmos« 1884. i. Bd^ a. und
3. Heft. C. M.
Mountaineers, s. Montaignais. v. H.
Movimas, Zweig der Moxos. v. H.
Mowiza» Abtheiluog der Betschuanen (s. d.); sie Bollen dnig» KitUur haben,
feilen aber ihre Zähne spits. v. H.
M0108, Indianerstamm in der gleichnamigen boHvianiachen Provinz, in der
Region oberhalb der WasserfiUle des Madeira; dieM. wohnen in 15 legelmtfssig
angelten Ortschaften einstiger Jesuitenmissionire. Ihre Kop&ahl beträgt etwa
30000. Sie sind echte, unvermischte Indianer, meist herrlich gebaute, VrffOige
Gestalten, werden aber von der Regierung misshandelt und ausgebeutet, und
leben jetzt in grauenhaft verwahrlosten Zuständen. Sie sind elend geworden,
aber der religiöse Fanatismus ist geblieben. Im Amazonasthale werden alle aus
den bolivianischen Missionen stammenden Indianer M. genannt, v. H.
Moyavet s. Ifohave. H.
MosabiM oder Moaabiten, s. Itfoab. v. H.
MoMraber« d. h. Pseudo-Avaber; so nannte man sor Maoienseit in Spanien
jene Nachkommen der Gothen, welche obswar Christen, allmählicb Sitten, Ge-
bräuche und Sprache der Araber annahmen, selbst die Muttersprache ganz ver*
lernten v, H.
M-pangwe. So nennt man an der Küste des äquatorialen West-Afrika das
weitverbreitete Volk der Fan oder Faon; die Franzosen haben Pahouins
daraus gemacht und im Innern nennt man sie Oschcba. v. H.
Mpongwe, auch kurzweg Gabunesen genannt, weit verbreitetes Volk dea
westlichen Aequatorial-Afiika, am Gabun, vieUach in Bertthrung mit den an' der
Küste angesiedelten Weissen. Es ISsst sich bei den M. keine Spur einer Ueber»
lieferung entdecken. Man hat ihnen awar das Christentbum g^iwedigt, doch
haben sie davon mit Enthusiasmus bloss die Sonntagsfeier angenommen. Die
M. platzen vor Eitelkeit, die sich in drolliger Tracht äussert. Wer ein paar
Groschen besitzt, trägt einen Bund Schlüssel um den Hals, damit man glauben
Sülle, er besitze Koffer; wird er reicher, so schafft er solche wirklich an und
stellt sie in seiner Behausung recht augenföUig auf, damit man meine er besitze
enorm viel Waaren. Das Streben des M. ist viel Weiber, viel Rum, einen
Cylinderhut und einen Kredit bei einem weissen Kaufmann au erlangen. Hat
er dieses Ziel erreidit, so ist er aber sofort dem Neide seiner minder glück-
lichen Kameraden ausgesetzt und muss sich vor Veigiftung in Acht nehmen. Er
geniesst dann nur, was seine erste Frau bereitet und die übcigai Weiber eine
Zeit auvor gekostet haben. Der Werth eines Mannes bemisst sich nadi der An-
zahl seiner Frauen. Wegen der Frühzeitigkeit der Heirath und ihren Aus-
Schweifungen sind die M. -Weiber nur wenig fruchtbar; auch kommen viele Ehen
zwischen ( leschwisterkinder vor. Eifersucht kennen die Männer nicht. Sie be-
trachten (las \\ Lib als einen lukrativen Besitz, dessen Reize mehr eintragen sollen,
als die Arbeit des Sklaven. Daher die Ehemänner ^ets bereit sind, ihre Gaiimnen
dem ersten besten au Übeitossen, d«m der Reiche mims dafür bezahlen, der
Arme wird Sklave des Gemahls. SprOdigkeit gegen einen freigebigen Liebhaber
darf sich die Frau nicht au Schulden kommen lassen. Geg«n bestimmte Ab-
gaben an den Gemahl kann auch Jedermann dar gesetzliche Liebhaber (tKon-
guie«) einer verheirateten Fran werden. Die Weiber, welche sich ttbrigena mit
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480 llpoOffWi
I
Vorliebe betrinken, werden schlecht behandelt, schlechter noch die Sklaven, die
straflos getödtet werden können. Jeder Todes£Ul wird, so gUttbt mtn, dtmfa
Zauberei verschuldet Die vermeintlichen Urheber müssen sich doicb die Brobe
des giftigen >Mbundu«-Trankes reinigen. Das Hauswesen bildet den Mittd-
punkt des Daseins. Der Familienvater (»Ogaf ) flbt die oberste Gewalt Aber
Frauen, Kinder und »Oschoaka«, d. h. Hörige, die mit den Sklaven durchaus
nicht /AI verwechseln sind. Doch macht er nur einen beschränkten Gebrauch
davon. Krutnlifat^ liegt dem M. fern und von den Unfreien fordert er nicht mehr
als von seinen l amiüenangchürigen. Der Unfreie baut sich sein eigenes Haus
und hat auch sein eigenes Vermögen, über das allerdings der 1 ainüienvater
rechtlich verfUgen kann, was er aber nur höchst ausnahmsweise tnut. Et» giebt
Oschoaka, die reicher sind als ihre Herren und die sich selbst wieder Oscbosk»
schaffen, lieber als dass sie sich freikauften. Am hiufigsten wird das Höri^cii»-
Verhältnis durch Geburt begründet; denn bei den M. folgt das Kind der Mutter^
Handelsobjekt ist aber der Hörige nicht; ebensowenig treiben die M. Sklaveif
bandet unter sich. Die Rechte eines M. an seine Untergebenen sind bei weitem
geringer als seine Pflichten gegen dieselben. Für seine Frauen giebt der M.
zwnr einen Vermögenswerth hin, aber ein wirklicher Kauf i'^t dies nicht, detin
er kann das Weib nicht wieder andern verkaufen. I>ie Familie ist natürlich
polygamisch, eine KinrichtunL', deren eifrigste Vertheidiger die Frauen selbst
sind, je weniger I rauen m cmcm iiausc sind, desto mehr hat jede einzelne zu
thun. Monogamie ist daher in ihren Augen gleichbedeutend mit Proletariat.
Der Unterschied zwischen Ehefrau und Dienerin ist juristisch begritndcHt in der
Freiheit oder Unfreiheit des Weibes. Ebenbürtig ist den M. nur die freie BL,
die Frauen aller andern Stämme, und wären sie Fttrstentöchter, erhalten aunSchst
nur die Stellung einer Dienerin, steigen aber später im Rang. Dass ein Fremder
eine freie M. heirathe, ist ganz unzulässig, dieselbe würde damit völlig aus
dem Stamm austreten. Für die verschiedenen Rechte eines Erblassers gelten
verschiedene Erbfolgen. So geht sein Vermögen hau])tsächlich auf den ältesten
Sohn über; die andern werden abgefunden. Dagegen folgt die väterliche Ge-
walt innerhalb der Generation des Erblassers dem Alter und geht nacii dem
Aussterben derselben auf die nächstälteste über. Der Gemeindeverband des
Stammes ist ein patriarchalischer, desgleichen das Königthum. Der König wird
durch das Volk gewählt Die Rechtspflege ist sehr primitiv. Ein eigentiidhes
Riditeramt in privatrechtlichen Streitigkeiten giebt es nicht; jeder ist mdv oder
minder auf SelbsthUlfe angewiesen. Die höchste richterliche Instanz ist die Volks-
versammlung. Für wirthschaftliche und soziale Fragen haben sie als Organe die
geheime Verbindung des jNdac unter den Männern und des »Ndschembe« unter
den Frauen. Eigenthiimlich ist das \'erhältnis zwischen den M, und den bei ihnen
angesiedelten weissen Kaufleuten. Der M. als Herr des Landes ist Majoitlomus
des Weissen und dieser >sein weisser Mann«. Der M. erhebt durchaus keine
Ansprüche an die Sachen des Weissen, er hat lediglich ein Anrecht auf dessen
Person, nimfich darauf, dass dieser bestimmte Mann Überall als sein weisaer
Mann angesehen werde. Wohin dieser geht» Überall trägt er unter den Schwasaen
den Namen seines Majoidomus mit sich. Dieser schättt ihn als aem tfaeueistes
Gut Sein Interesse an ihm ist ungefähr dasselbe wie bei uns das des Besitters
eines ausgezeichneten Rennpferdes. Unter diesem dinglichen Recht steht nun am
Gabun jedes, auch dass grösste Kaufmannshaus, und der Bann, welchen dieses Recht
ausübtj kann unter Umständen für das Geschäft des Weissen lästig werden, v. H.
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Mpandu — Mndn.
4«!
Mpundu. Nach Stanley's Erkundigcingen eine Zweigrace iigcndwo im
Westen vnn Mkinyaga in Centrai-Afrika. v. H.
M'Rassen. Zweig der Rabka (s. d.) in Tunesien. v. H.
Mrkowitsch. St.-» mm der Gegen (s. d.) bei Dulcigno. v. H.
Mru. Mroes oder Myn, Lohitastamm in den Bergen zwischen Arrakan und
Tschittagong in Hinterindien. v. H.
lfm KbyenB. Abthdlting der Mm; sie leben dieneits des Semni und be-
schäftigen sich besonders mit dem Herabfldssen von Bambu, den sie vericmifen.
Sie d^tfea nicht betteln und in keinem Dorfe nnffenommen werden, v. H.
M'schalcha. Araberstamm im Gh6r, welcher nördlich bis ungefähr zum
Tcjl Wehadine sich ausbreitet. v. H.
M'Selma. Stamm der Krumir (s. d,), hat is Sdieichs» und «400 Ge-
wehre. v. H.
Msirda. Berberstamm in der algerischen Provinz Oran. v. H.
Mtschauva. Bantustamm im osthchen Süd-Afrika. v. H.
Muasi, s. Korkho. v. H.
Mucassequeres. Merkwürdiges Albinovolk Sfld>Afnka's. Die M. wohnen
mit den Ambuella zusammen in den Waldparthten zwischen Kubango und Ruando.
Sie sind ausserordenttich hässHch. Ihre Augen sind klein, stdien nicht in gerader
Linie, die Backenknochen sind weitauseinandcr und hervorragend» die Nase liegt
platt im Gesicht, die Nasenlöcher sind unverhältnissmässig gross, das Haar ist
kraus und wollig und wächst an ein /•einen Stellen am dichtesten oben auf dem
Kopfe. Die M. sind weiss und besitzen den Typus der Hottentotten. Sie be-
bauen den Boden nicht; ihre einzigen Waffen sind Pfeil und Bogen. Sie be-
sitzen nicht einmal Höhlen als Obdach und nähren sich von Wurzeln, Honig und
erlegten Thieren. Sbkpa Pinto, ihr Entdecker« stellt sie zu den Hottenttotten,
doch lässt sich ihnen vorläufig ethnologisch wohl noch kein Platz anweisen, v. H.
Mucawaiigo* Stamm der Betschnanoi (s. d.). v. H.
Muchaanijja. Beduinenstamm in Tunesien, wie die Drid (s. d.). v. H.
Mucin, Schleimstoff, einEiweissabkömmling, dessen chemische Zusammensetzung
geringeren N- und höheren 0-Gehalt zeigt ah Eiweiss. Kr stellt eine im Wasser zahl-
reicher Secrete (Schleim, Speichel, Synovia, AmniosflUssigkeit etc.) der höheren Thier-
t\'pen gequollene, zähflüssige, fadenziehende Substanz dar, welche hiernns durrli Ksstg-
siiure und Alkohol als flockig-faseriges Gerinsel geßÜlt werden kann. Getrocknet
den getrockneten Eiweissköipem tthnlich, quillt M. frisch durch Essigsäure nieder-
geschlagen in Wasser stark auf, ist aber nur in Kalk- und Baiytwasser löslich,
um darin selbst durch die kräftigsten Etweissfällungsmittel nicht coagulirt werden
zu können. Etwas anders dttrfte rieh das Mudn niederer Tfaierklassen (Weinberg»
Schnecke, Holothurien), verhalten, dessen O-Gehalt ein weit grosserer, dessen
übrige Bestandtheilc \ oran der N in viel geringerer Quantität als im vorigen
darin enthalten sind. Hammarsten hält gerade das letztere, soweit es dem Mantel
(nicht dem Fusse daher Mantel- gegenüber Fussmucin) der Weinbergschnecke
entstammt, flir ein Gemenge von Mucin mit verschiedenen Eiweisskorijem (Glyko-
proteid der Eiweissdrüse und Nucleoalbumin der Leber) und dem sogen. Achroo-
glycogen; auch soll es danach in dem Mantelsecret a priori in seiner Vorstufe
als ein Mucinogen enthalten sein, das erst durch verdünnte Alkalilösung in
typisches Mucin Übergeführt werde. Mucm wird durch Pankreasverdäuung und
Fäulniss nicht angegriffen und es dürfte gerade darin die Bedeutung des in so
reicher Menge hn Darm angesammelten, nicht nur dessen Contenta schlüpfrig
2o«l., Aatfttofol. «. Btlnokgfa. Bd.T. 3I
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4^3 Macmii ^ ModtcM.
machenden, also das Gleiten erleichternden, sondern auch die Darmoberfläche vor
der Einwirkung der Fäulniss srhlit/endcn Schleinislaffes liegen. T-anbwehr findet
auf Grund des Untersuchuiigüergebnihses, wonach Mucin eine chemische \'er-
tMndung von thierischem Gummi und Globulinsubstai», also entgegen anderen
Anschauungen kein chemisches Individuum ist, in demselben auch einen F^kdeier
der Fettemulgirung im Darm; er folgert nlmlich, dass die Galle durch die Gallen-
Säure das Mucin in der angedeuteten Richtung zersetze und dass das freiwefdende
thierische Gummi, ein gutes Emulgens für Fett, steh dieses bemichtigen könne.
Auch an der Oberfläche anderer, ir.it der Aussenwelt communirirendcr Aj parate
ist Schleim als vor der Kmwirkung äusserer Insulte schützender Uebcrzug ange-
bracht. Schleimstoflf, ein im Blute nicht enthaltener Körper, ist das Produkt der
Oberflächen- und ürüsenzellen der damit überdeckten Häute. Er verdankt seinen
Ursprung der chemischen Umwandlung des Protoplasmas der Drüsen-, resp.
Epithelzellen (wohl auch der Synovialendothelien der Gelenkkapaehn und Sdmen-
scheiden) in Mucin» einem Vorgang, der nicht die ganxe Zelle, sondern nur deitSD
peripheren Theil betriffi; derselbe quillt infolge dessen durch eine schleinug homo-
gene Substanz oft in hohem Grade au^ sodass qrlindrische Zellen die Form einer
Düte oder gar bauchig erweiterten Flasche annehmen, während kegelförmige Ge-
bilde sich in kugelige, ovoide Körper umwandeln, deren körnig-trübes Proto-
plasma nur als schmaler Hals bezw. als ein jicripher gelagerter Halbmond restirt
Die gequollene Masse, das durch schleimige Degeneration des Protoplasmas ent-
standene Mucin, wird durch Contraction des Prutoplasmarestes abgestossen oder
von dem an die Obeiflflche filtrirenden Wasser ausgeschwemmt Der kernhaltige
Zelirest regenerirt sich bald zur vollen Zelle, um event die Sdileimbildung von
neuem einzugehen. S.
Ilucuni» Nach Pi'OlbmAos eine Völkerschaft Manritaniens, östlich bis- tum
Ampsaga reichend. v. H.
Mudd = Elleritze d V Ks.
Mücken, Langhörncr (Ncmatoceraj, heissen die langgestiecktcn, langbeinigen
Zweiflügler (s. d.), welche 6- 24 Glieder und mehr in den Fühlern besitzen, lang
hervorragende Taster und keine, die ächwinger bedeckende Schuppchen haben;
der dUnne Hinterleib besteht aus 7— S Ringen. Die Larven, theils im Wasser,
theils in der Erde lebend, mit Ausnahme der in verschiedenen Pflansen hausen-
den Gallmflcken, streifen bei der Verhandlung in die nackte Puppe ihre Haut ab.
Früher thdlte man die Mttcken in die beiden Gruppen i. Tipularia, MQcken
ohne Nebenaugen und mit langen vielgliedrigen Fühlern, die wieder in die Fami-
lien der Culicinae, Stechmücken, Gallkolae, Gallmücken und Rosiratae, Schnauzen-
mücken, t^^x{^^Wf:x\. 2. Crassicornia, dickhörnige Mücken mit 2 — 3 Nebenaugen, meist
tlicken, kur/iu Fühlern, wo/u die beiden h'amilien Fungicolae, Pilzmücken,
Scliwammnuicken und Musiac-Jorttus, Fliegenmucken geiioren. Da jedoch einigen
die Nebenaugen fehlen, andere auch längere Fühler besitzen, so ist diese Ein-
theilung aufgegeben und das ganze Heer der Mücken in folgende Familien eiafe>
thetlt worden: T^iätu, Schnaken, die grössten Arten, welche durch eine deutliche
Quemaht auf dem Rttcken des Thorsx und das reichste Fltlgelgeäder vor allen
folgenden ausgezeichnet sind: Ityphidae mit Punktaugen und Discoidalzelle im
Flügel, Bibionidae, Haarmücken, mit Punk taugen ohne Discoidalzelle und mit
kurzen, dicken Kuhlern, Mycttophilidae, l'ilzmücken, wie vorige, aber mit
wesentlich l^^i ;: ren Ftihlern. Allen folgenden fehlen die Punktaugen : Simulidae,
Griebelnuickcn, Kandader nur bis zur Flügelspitze reichend, Fühler kürzer als
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MttUkoppe — Mttfdttciui.
4«3
der Mittelleib, Chironomidae, ZuckmückKn, Randader bis zur Spitze reichend,
Fühler mindestens von der Länge des Mittelleibes, die einzelnen Glieder bchuscht
oder bewimpert, Cecidomyidai, Gallmücken, Randader in gleicher Starke um
den ganzen Flügel iauicnd wie bei den folgenden, höchstens 6 Adern, deren
letzte sehr schwach sind, Psychodidac^ Schmetterlings mückeni Flügel mit mehr
als 6 ^eicbdiciLen Längsadem, in der Ruhelage dachfiSrmig^ OtüeidM, Stech-
mttcken, Flfigel wagcrecbt oder kaum geneigt dem Kdipcr aufli^end. E. To.
MQblkopp« CMks L., s. Cotti». Klz.
Müllerchen, Sylvia curruca, s. Sylvüdae. RcBV.
Mülleria (nach Otto Friedrich Müller, Staatsrath in Kopenhagen
geb. 1730, gestorben 1784, einem der besten Beobachter und Kenner der
niederen Thiere ans liem vorigen Jahrhundert, namentlich durch ticinc Arbeiten
über Schnecken, Wunncr und Inlusoricu bekannt), VV. Fr. Jäger 1S33, Holo-
thunen-Gattung auä der Abtheilung der Aspidochi roten, von Holothuria im engem
Sinn nur durch die Anwesenheit von 5 Kalkplatten am After verschieden; wenige
Arten, die meisten gross (bis 37 Centim. lang), mit sehr dicker Haot^ alle ausser^
europäisch, die meisten im indischen und stiUen Ocean, als TVtpM^ eine Stelle
im Handel spielend. E. v. M.
Müller'scher Gang, s. Harnorganeentwicklung. Grbch.
MüUing = Elleritze (s. d ) Ks.
* Muemba, s. Molua. v. H.
Mucr-Grundel = Schlammpeitzker (s. d.). Ks.
Mürzthalcr Rind, eme mittelgrosse Race, welche ursprünglich im Thale
des Flüsscheos Mürz in Steiermark gezüchtet wurde, gegenwärtig aber sich weit
Uber die steirische Grenze hinaus^ besonders in Salabuig^ Ober- und Unter-Inn-
thal, Ober-Oesterreich, Croatien, Ui^gam etc. verbreitet hat und daselbst ver-
schiedene Schläge bildet. Die Farbe ist meist demUch hdl» weis», asch* oder
dachsgrau; beliebt sind dunklere Töne der Farbe am Kopf, Hals und Schwanz,
und ebenso das »Rehmaul« : dunkler Nasenspiegel mit hellem Saum. Die Zunge
ist schwarz. Die weissgelb gefärl)ten l'hicre werden meist als ein besonderer
Schlag, der >Murboden schlage aufgeführt. Kopf breit, kurz; Hörner fein,
aufgebogen, weiss, an der Spitze schwarz; Hals stark, kurz, mit r^rosser Wamme;
Widerrist und Rflcken weniger scharf; Kreuz weniger geneigt und Beine minder
hoch, aber fleisdiiger al$ beim verwandten i^ngarisdien Vieh. Der Gewmmt*
lypus stellt den Uebeigang dar vom Steppen- cum Gebirgsvieb. Thiere mit
kurzen, breiten Köpfen: >M<>pse« sind besonders beliebt ]>ie MHch.eigieh|gkeit
ist eine »ehr gute. Die Körperschwere der Thiere ist nach der Höl^fudage der
Standorte verschieden; mit der Höhe der letsteren nimmt das Kdipeigewidit
ab. R
Mützenrobben, Cystaphora, NiLSSON. v. Ms.
MufTelkäfer = Bruchidae (s. d.). E. Tg.
MufÜOD, s. Ovis {Ovis musimon). v. Ms.
Mqgaleii. So werden im Sakatalyachen Beddce, wo die herrschende Natio-
nalität der Dsharen dem avarischen Vqlksstamme angehört, die unter diesen
lebenden Leute tfirkischen Stammes genannt, — im Grunde völlig dieselben
aierbeidschanischen Tataren, wie solche den benachbarten Nucha'sdien, Elisabeth-
poler Kreis und das übrige östliche Trunskaukasien bewohnen. V. H.
Mugdascha. Zweig der Somal (s. d.). Sie sind schwarz und von krausem
Haar aber regelmässigem Körperbau und Gesiebt mit geraden Nasen, ohne dicke
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4S4
— MubrtitBr
Lippen. Nach Burton ist ihr Kopf mehr lang alb rund, die Stirn gross und
woblgebildet, die Augen gross und üchün, dagegen die Lippen dick, Kinn und
Backcoknocheii und Unleikiefiff voistehend, der Bartwuchs schlecht Das Haar
ist faart^ scfalichtf geringelt und rnüssig hmg; es wird verschiedca aufgeputit und
mit Kidk eist gelblich, dann loth gefiUbt v. H.
Mughs, s. Arrakaner. v. H.
MugU, Art., Meeräsche oder Härder, Gattung der Stachelflosserfischfiuiiilie |
Mugilidae: mit 2 Rnckcnflossen, deren erste aus Stacheln besteht. Baiw:hflossen
bauchständig. Schui)i)en cycloid. Ikzahnung schwach oder fehlend, daher
Schlammfresser. Haben manche Aehnlichkeit mit den Cyprinidcn, ihre g^rosse
Schwmimblase aber is»t gei>chlossen , ohne Luftgang. Meer- und Krackwasser-
fische. Manche rechnen auch die Atheriniden (s. d.) zu den Mugiliden. 4 Gat-
tungen mit ca. 80 Arten. Gattung MugU: Kopf ganz beschuppt. Mund olme
cigendicbe ZXhae, niwdlen mit Böistchen oder Papillen. Nur S4 M5ibd. Au^
die KiemenbOgen und besonders die grossen uiid die eigenthttmlioh gestalteten
oberen und unteren Schlundknochen tragen zahlreiche, elastische Borsten, und
dienen als Suchapparat für den Schlamm, den diese Fische, entenartig wühlend,
aufnehmen. Auch kratzen sie mit ihrer borstigen Oberlippe Algen ab. Der
Magen besteht, ähnHch wie bei den Vögeln, aus einem weichen, faltigen Drusen-
und einem muskulösen Kaumagen mit fast horniger, Innerei Aü^kleidung, worauf
2 Pibrtncranhänge folgen. Sic leben hauplsächlicli an den Küsten der ge-'
mässigten und warmen Meere, besonders an ruhigen Buchten mit reichlichem
Scblammabsat^ oder in Lagunen, meist schaarenweise, steigen auch oft weit in
die Flosse hinauf, s. B. im Nil. Das Laichen aber scheint im Meere vor sich
au gehen. So kann man ae auch in Brackwasaerteichen halten. Se springen
häufig über die Wasserfläche empor, ebenso sehr geschickt über den Netzrand,
wenn sie sich gefangen fühlen. An die Angel gehen sie nicht leicht Ca. 66
schwierig zu unterscheidende Arten, ^f. ccphalus, Cuv., im Mittelmeer, M. caf>ifo,
Cuv., an allen europäischen Küsten mit Ausnahme der Ostsee und noch ca.
4 europäische Arten. Sie werden viel gegesben, auch eingemacht, z.B. in Aegypten
wie die Häringe eingepökelt als »Fesichc Kl/.
Iftifaamiiieds^ Stamm der Afghanen (s. d.). v. H.
Muhhekanew, s. Mohegans. v. H.
Mnhumbe, Stamm der Bunda*Familie in der Gegend von Bihtf im westlichen
Sttd-Afrika. v. H.
Muiza, Bantuvolk Süd'Aftika's, früher dem Caxembe tributär. v. H.
Miikanumgo, ein von Guillain und Krapf genannter Stamm Ost-Afrika's,
von dem bisher nichts weiter verlautet hat. v. IL
Mukratel, einer der Stämme der Lesghier (s. d.). v. H.
Mulat. Stamm der Araber (s. d.) in der algerischen Sahara. v. H.
Mulatten. Die Mischlinge von Negern und Weissen, hauptsächlicii häutig
in Amerika, besonders in den stldlichen Unionsstaaten urul sehr zahlreidi in
Brasilien, viel weniger in Peru und den Übrigen Freistaaten. Die M. sind den
Zambos (s. d.) sehr ähnlich, etwas schwächlich gebaut, aber geistig allen Miaeh*
Üngen ttberl^;en. Bei sehr grcMnem Geschick fttf alle mechamschen Arbeiten
besitsen sie eine ausserordentliche Atiffiusungsgabe und ein merkwttrdiges Nach-
ahmungstalent. Sie besitzen ein ausserordentliches Gedächtniss, eine üppige
T'haritnsic und eine unbegrenzte Unvcrsrhrirrthcit. Sic sind für jeden äusseren
Kindruck empfänglich und alle ihre Gefühle steigern sich gleich zu Leidenschaften.
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Mulbe — Mulchen.
485
Immer nach Sirniengenü« jagend» kennen ae, unbesorgt um die Zuliuoft, nur den
flüchtigen Augenblick der Gegenwart. Unter den Mulattinnen giebt es einzelne
ausgezeichnet schöne, aber immer fehlt ihnen das edle Oval des Gesichts. Dieses
ist vielmehr ganz rund, etwas dick, mit stark ausgeprägten Zügen einer leiden-
schaftlichen Sinnlichkeit. Sehr schnell entfliehen ihre Reize, und im Alter tritt
immer mehr der Negertypus hervor. Die Gesichtsfarbe schwankt vom reinen
WeiäS bis zum Schwarzbraun. Das Haar ist kaum hngerlang, pechschwarz und
kratiB. In der Regel sind «e dunkle Brünetten mit grosaen« achwaizen Augen
und periwetssen Zähnen. In Brasilien hilt man die M. tttckisch und fach-
sttchtig und misst ihnen äusserst lockere Sitten bei. ThatsJtehlich sind die
Mulattinnen ungemein wollQstig und meiden die Ehe, um nach Gefallen ihre lieb-
haber wechseln zu können. Die M. sind eitel und kleiden sich, wenn möglich,
immer nach der neuesten Mode; die Frauen ziehen die grellsten Farben vor und
überladen sich mit Geschmeide und Fdels»einen. Tanz, Guitarre, Spiel und Ge-
sang lieben sie leidenschaftlich; ihre btimme ist wohlklingeud, aber nicht ausge-
bildet. Sie sind im Ganzen e^enommen thätig, aber launisch und falsch. Dieses
Gemälde ^lit von den M. in Amerika, wo sie eben in grosserer Menge vorkommen,
man findet aber M. auch in Afrika» besonders an der Westküste, natttrlich nicht
in grosser Ansah!. In Angola giebt es indess eine ganze lil<Kolonie; die Leute
besitzen etwas Vermögen, können aber doch unter den Wdssen an der Kflste
keine Stellung behaupten; ihrerseits zu stolz, um bloss mit Schvrarzen Gemein-
schaft zu pflegen, siedelten sie sich im Innern an, wo sie ruhig tmd behaglich
leben sollen. Die Urtheile über die westafrikanischen M. klingen insgesammt sehr
ungünstig. Hrn. Sovaux waren sie immer ein unheimlicher Menschenschlag.
Diese gelbbraunen Mischlinge, die sich aber »branco« (Weisse) nennen, haben
in der Regel nur alle schlechten Charakterzüge von ihren verschiedenfarbigen
Eltern geerbt, was auch Anton Lux bestätigt, der sie den Auswurf der Bevölkerung
nennt. Heimtücke, Hinterlist raiflnirte Bosheit Falschheit, Feigheit, dabei ein
freches, unveiscfajbntes Wesen legt ihnen Sovavx zur Last, und Lux beschuldigt
de, ihre schwarzen Verwandten auf das Unbarmherzigste und Grausamste zu be-
handeln. Züchtigungen der Sklaven in dem höchsten Ausmaasse wird nur der
mulattische »Empregado« (Vorsteher einer Faktorei) anordnen und mit schaden«
frohem LSchcln stets der K.xekution beiwohnen. Ja, nicht selten geht er über das
ihm zustehende Recht hinaus und ersinnt die grässlichsten Strafen. Der M. hasst
seine Mutter, weil sie schwarz ist, und seinen Vater, weil er eine Schwarze zur
Frau genommen. Der M. wird daher von den Schwarzen eben so gehasst als
wegen seiner Verschmitztheit gefürchtet. Nichts Widernatürlicheres kann man
sich denken als «fie insolente Dflnkdhafti^eit und An%eblasenheit eines gelben
Beamten, v. H.
Mnlbe » Schied (s. d.). Ks.
Mulchers. So viel wie: outca^, vielleicht korrumpiert aus dem Sanskrit*
Worte ymUchhat, was einen Barbaren bedeutet Name fUr die Bewohner der
Waldgebirge im südindischen Staate Kotschin, welche an verschiedenen Orten auch
mit verschiedenen Namen benannt werden: z. B. Kardar, Maliyar, Kannikaren,
Maischarvar, was alles »Waldbewohner« lieisst. Sie haben eine weit dunklere
Hautfarbe als die T.eute in der Ebene, sind sehr klein von Statur, aber dabei
ebenmässig gebaut und können grosse Entbehrungen und Beschwerden ertragen.
Dabei sind sie wild und träge, leben von dem, was der Wald ihnen bietet; von
eüiem göttlichen Wesen haben sie nur eine schwache Vorstellung. Gegen Frauen
486
Mulgrave-In^^ulaner — Munda.
und Kinder benehmen sie sich sehr sanflmüthig ; Polygamie ist sehr selten. Et ist
Brauch, dass ältere Wittwen junge Männer heirathen. Uebrigens macht man bei
den Heirathen nicht viele Umstände. Wer eine Fr.iu sucht, wendet sich an den
HäuptHnsr der Sippe, welcher ihm dann sofort ein ihm passend erscheinendes
Mätlchcn verabfolgt. Man begrabt die Todten, und Kinderroord kommt nicht
vor. V. H.
Mulgrave-Inmilaiier. Sic ähneln köipertich den Bewohneni der östliclicn
Karolinen, aber ihre Hautfarbe, ein dunkles Kupferbraun, ist dunkler als bo
diesen. scheeren den Bart nicht, flben aber die Kunst des TSttowierens in
einer VoUkommenhdt, dass sie sich darin mit den Maori und Markcsaaecn meaaen
können. Sie sind grosse Diebe. v. H.
Mulinia, ? Nfactra. E. v. M.
MuHc, .M,;' urle, s. Talpina. v. Ms.
Mulle = .Salamander (s. d.). Ks.
MuUus, L.j Meerbarbe, einzige Gattung der Stachel flosserfischfamilie MuUidiu:
Körper ziemlich niedrig, wenig zusaromet^edrückt, länglich. Die grossen, dünnen
Sdiuppen ohne oder mit feiner Zfthnelung. Am Zungenbein s Baitfitden. Zähne
schwach, Maul klein. Schwimmblase bei einigen Arten vorhanden, bei anderen
fehlend. % von einander entfeinte Rückenflossen, die erste mit schwachen
Stacheln. Mehrere Untergattungen nach der Bezahnung, mit ca. 40 Arten, die
Mehrzahl in den Trojjen lebend. Alle sind gesellige Meerfische, doch gehen
einzelne ins Brackwasser. Die Nahrung besteht in kleinen Wasserthieren, in
Würmern und Krebsen. Magen eng, mit zahlrei< hea Pförtneranhangen. Ihr
Fleisch ist eine geschätzte Speise und galt den Körnern als Krone aller Speisen.
Dieselben ergötzten sich auch an dem prachtvollen Farbenspiel, welches die See-
barben vor dem Absterben zeigen. 1 Barbe wurde mit leoo Mark und mehr
bezahlt. In unseren Meeren: M* harhtaust Rothbart;, und mnmUUm, die
Streifenbarbe S5— 30 Centun. Klz.
Multani. Mundart im Pendsdlftb. v. H.
Multnomah. Cokimbiaindianer Nord-Amerikas. v. H.
Multungula, Vielliufer, Säugethierordnung älterer Systeme, welche die Pro-
boscidea, (ElephantcH), Genuina ( Tapire, Nashörner und Flusspfeide) und die
Suina (Schweine) vereinigte. RcHW.
Mumbos* Zahlreiches, sehr wildes Bantuvolk Süd-Afrikas am Sambesi, v. H.
Mumen. Araberstamm der westlichen Sahara, v. H.
Mun^^Uir» Stamm der Tungusen (s. d.), wdcher angeblich vor $<> ^
70 Jahren ausgestorben ist und nur noch in der Tradition forüebt v. K.
Mimd, Mund bucht, «grübe, -höhle, s. Verdattungsotgane-Entwick*
luhg. Grbch.
Munda. Eine der grossen Abthelluns'en, in welche man die dravidi^^rhen
Völker Indiens zu gliedern pflej^t. Zum M.-Stammc gehören mehrere unkulti-
virte Gebirgsstämme des Hochlandes v t\ Tschota-Nagpur, südwestlich von Ka.1-
kutta, die im aligemeinen mit dem Mamen Kolh (s. d.) bezeichnet werden. Sie
zerfallen in mehrere Gruppen, deren eine ganz besonders als M.>Kolh oder
Mundari-Kolh bezeichnet wird. Letztere zählen etwa 400000 Köpfe. Ihr Name
ist Ihnen von den Hindu gegeben und bedeutet solche, die eine M.-Yeffassnng
haben. In jedem Dorfe herrscht nämlich einer der ältesten und angesdienslen
Männer als M. d. i. Schulze, Ortsrichter. Sie theilen sich in grössere Familien-
stämme, deren Glieder nicht unter einander heirathen dOrfen, nähern sich den
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MundböMe — Mundo«.
487
T.arka (s. d.) in Kleidung, Sitten und Sprache, nehmen aber Thiemamen an.
Ihre Gesidilsform ist wetiiger edel, die oft eingedrückte Nase, die dicken Lippen
und breiten Backenknochen unterscheiden sie scharf vom indogermanischen
Typus. V. H.
Mundhöhle. Die Munühölile ist ein nach aussen allseitig begrenzter Raum
am vorderen Ende des VerdamingskanAleft. Sie wird von oben durch den harten
Gaumen, nach hinten durch das Gaumensegel begrenzt und durch beide von der
Nasenhöhle geschieden. Von den Seiten und von vom umsdüiesst sie die Haut,
welche die untere Parthie der Gestchtsknochen überzieht, nämlich vorn die
Lippen und seitlich die Wangen. Den Boden dieser Höhle bildet die Zunge.
T>ie Mundhöhle zerfällt in einen vorderen (Vorhof) und einen hinteren 'l'heil,
welche beide durch die obere und untere Zahnreihe getrennt werden. Der
hintere Thcil ul&ct sich nach hinten in den Schlund, in welchem sich Mund- und
Nasenhöhle vereinigen. D.
Mundhöhlendrüsen. Die Mundhöhle bildet nicht allein die Eingangsstelle
des Davmkanals, sondern ist audi selbst schon als verdauender Thdl desselben
thätig, indem hier die stKrkebaltigen Nährstoffe ihre Umwandlung erfahren. Zu
diesem Zwecke Mt die Mundhöhle mit einer Anzahl Drüsen ausgestattet Unter
diesen lassen sich mehrere Schleimdrüsen von den Speicheldrüsen unterscheiden.
Zu jenen geboren kleine, linsenförmige Drüsen, welche nach ihrer Lage Lippen-
und Wangendrüsen (Glandulae labiales und buccales) genannt werden, die Gaumen-
drüsen (Gl. patatinaa, die als dünne Schicht den harten und weichen Gaumen
bedecken und ferner die in dem weichen Gaumen neben dem Zapten liegenden
Mandeln (Gl. t0ttsillae, s. amygdalae). Bei den Speicheldrüsen lassen sich drei
verschiedene DrOseo unterscheiden: die Ohrenspeicheldrase (Gl, parotis) t die
Unterkieferdrüse (GL sttimaxillarisj und die Zungendrttse (Gl Ungualis s. sublin -
gualis). Die Ohrenspeicbeldrttse ist bei weitem die grösste; sie li^gt unmittelbar
unter der Haut vor der unteren Hälfte des äusseren Ohres und mündet mit
ihrem Ausfülinrngsgang gegenüber dem ersteren hinteren Backzahn des Ober-
kiefers in die Mundhöhle. Die Unterkieferdrüse liegt an der inwendigen Seite
des Unterkiefers zwischen diesem und dem hinteren Bauch des M. digastrkus.
Aus ihrem vorderen Theile geht der Ausführungsgang hervor, welcher neben der
Wurzel des Zungenbändchens ausmündet. Die Zungendrüüe liegt unter dem
vorderen Tbdl der Zunge, neben dem Zungenbändchen und dem mylohyoi*
deut* Sie öffiiet sich mit etwa 7 Mflndungen zu beiden Seiten der Zunge.
Ausserdem können aber auch die AusfUbrungsgänige mit denen der Unleifciefer-
drOse Vereinigungen eingehen. D.
Mundo. Nachbarn der Niambari im oberen Nilgebiet, stehen in vielen
Acusserlichkeiten den Mittu nahe, sprechen aber ein abweichendes Idiom, v. H.
Mundombe. Die ursprünglichen Bewohner des Landes Bih^ im westhchen
Süd-Afrika. v. H.
Mundes. Wilde Bergvölker auf Cebu (Philippinen), glauben an den Patianak
der Tagalen, dem ne es suschreibeBk wenn «e sich auf einem Pfade verirren.
Sie halten überhaupt viel auf Zauberei, weshalb auch viele Zauberer unter ihnen
wohnen, dann an Behexung »Gavayc Die Chiisten haben daher eine grosse
Scheu vor diesen Wilden, welche sie nicht in ihren Dörfern dulden wollen. Die
M. leiden sehr an Magenkrankheiten. Ihre Zahl ist beträchtlich. Es ist fraglich,
ob sie ein selbständiger, eigenartiger Staoun sind; sie scheinen von Remontados
und Negritos abzustammen. v. H.
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Mnndnicii — Munnoptiden.
Mundrucu. Indianerstamm Süd- Amerikas, am Tapajoz, wahrscheinlich zu
den Tu])i (s. d.) geluirig; ausgezeichnet durch athletische Gestalt, helle Haut-
farbe, starke, künüüiclic Tättowirung, seltsames Oemisch roher Barbarei und vcr-
hältnissmässig hoher gewerblicher Betriebsamkeit. Die M. sind einer der zahl-
reichsten imd ttieitbanten StiUmnc, welche von ihren Necbbarn »Pajguiz^c, d. L
Kopfiibschneider, nach ihrei Liebliagssitte genannt werden. Sie sidlen nndi
Ortqn ftöoo Streiter, veihalten sich aber den Weissen gegenflber friedlicb. Ihre
Hutten sind konisch oder rediteckig und bergen meist mehrere Familien. Ihre
Dörfer schützen sie mitteist grosser, festgebauter l^ehmhQtten, in welchen sie nch
vertheidigen. Sic pflegen ihre Feinde in sehr schlau ausgeführten Ueberfallen zu
tiberrumi)eln, schneiden den Erschlagenen die Köpfe ab und bewahren dieselben
eigens jiräjiarirt und geräuchert als Siegeszeichen. Wer die meisten Köpfe be-
sitzt, wird Häuptling. Doch stehen die M. mit den Weissen in lebhaften Handels-
beziehungen und tauschen von ihnen Salz, Pfeffer und Eisenwaaren gegen ge-
wisse Arzneipflanzen, Baumwollsäcke und von ihnen kunstvoll gefertigten Federn*
schmuck ein. Nach Wallacb sind die M. die am voUständigsten tättowirte Nation
Sttd-Arocfikas. Es bedarf mindestens zehn Jahre zu einer gansen TIttowiruQg.
Die M. gelten als verhältnissmässig sehr bildungsfitbig^ arbeitsam und gutartig.
Obgleich zum Theil chiistianisirt und die Lingua geral sprechend, werden säe
doch nur selten von einem Priester besucht. Die M. sind in häuslicher Kultxir
fortgeschritten zur Hühner- überhaupt zur Federviehzucht, den Nachbarn aber
tiberlegen durch ihre kriegerische Gliederung, denn der Häuptling besitzt in
Kriegszeiten das Recht über Leben und 1 od und ertheilt im Gefecht seine Be-
fehle durch die Signale einer Rohrtrompete, wie auch der Patrouillen- und Vor«
postendienst bei ihnen sehr gut ausgebildet ist Sie reden eine Misdupradi^
deren Wurzelschatz jedoch grösstentheils dem Tupi angehört v. H.
Mundstheib^ auch Scheibe, Decke, Peristomraum, Tentakelschdbe fdiscmt)
genannt, ist der mehr oder weniger scheibenförmige, den I.ieib oben bedeckende
Theil der allgemeinen Körperwand der Anthozoen oder Korallenpolypen (bei den
Hydrozoen oder Polypomedusen ist sie häufiger kegelförmig als »MundkegeU).
An ihrem Aussenrand »Scheibenrand« ist sie oft zu einer »Randfalte« (para-
fet, tichium) erhoben. Hier trägt sie die Fangarmc (s. d.) (Füliler, Tentakel, Arme),
in ihrem Centrum hegt der Mund mit den Lippen, d. h. wulstförraigen Auf-
tieibungen der Scheibe neben dem Munde. Die lippen sind bftufig^ wie der Mnnd,
Mnglich und deuten ebe gewisse bilaterale Symmetrie an, wie sich eine solche
auch bei der Entwicklung des Thieres zeigt m der anftngs paarweisen Ent-
Wicklung der Fangarme und Gekrösfalten. Die so gebildeten beiden Winkel
heissen Gonidia, Gosse (s. d.). An den Lippen finden sich oft jederseits zwei
knorpelartige Wülste, Lentigirus, Goss., zwischen welchen eine Grube oder ein
Halbkanal (canalis gonidialis) in das Magenrohr fllhrt. Klz.
Mungos (Ogilby), Gray, Untergattung des Viveiiengenus J7ir>^^j, Iluger
(s. d.). V. Ms,
Munia, Hüdcs. = JJermophrys, Hoogs., Untergattung von Spermestes, Sws.,
s. Spermestinae. RcHW.
Mutiiiopsiden» Sabs, Blhidasseln (s. mtuma, n. pr., ops Aussehen), Krebs-
familie der Asseln (s. Enisopoda), den Schwanzschildasseln (s. Idotbeiden) ähn-
lich, aber mit einem völlig zu einem Stücke verschmolzenen I^eon. Der Kopf
und die vier folgenden Segmente durch eine Einschnflrung von den hinteren
Segmenten abgesetzt. Dem entspricht es, dass die hinteren 3 Pereiopodenpaare
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Munnos — Muracna.
489
S«hwimroftt8se> die voiliergeheiideii SchreitfUsse, lesp. das voidente ein Gfeif-
oigan, sind. Gattung Munnopust Sars» augenlos, an der norwepschen Kitste. Ks.
MuimoSi Tupi-Indianer am oberen Uruguay. v. H.
Munsi. Kleiner Indianerstamm Xord-Amerikas, in Ontnrio, ihr Fortschritt
auf dem \Ve;Te rm Gesittung ist ein langsamer aber sicherer. v. H.
Muntjak, s. Cervulus, Blainv. v. Ms.
Munzingen. Am Hange des Lösszuges Thuniberg bei M. zwischen Freiburg
und dem Kaiserstuhl und zwar in der Nähe eines Weihers fand Prof. Alexander
von EcKiR 1879 ein ganzes Lager von Steingerttthen, Knochen, Zähnen etc.
Die Knochen gehören durchweg dem Renthier an. Die rohen Artelakte be>
stehen aus Knochen, Riesel, Thon; aas Bohnert eine Perle. Aus der Thatsache,
dass sogen. I^össniSnnchen n\it Jaspismessem zusammengebacken waren, zieht
Ecker den Schluss, daas die Ablagerung der rohen FundstUcke gleichzeitig war
der Lö96bildung. Das Ganze ist nls T agerplatz von Renthierjägem zu betrachten;
diese Lagerplätze befanden sich nach anderer Ansicht in lAisshöhlen, die später
zusammenstürzten. Welche Ansicht die richtige sei, die Ablagerungf?theorie oder
die Höhlentheorie, ist nicht zu entscheiden. Näheres im > Archiv iür Anthro-
pulugici, VIII. Bd., pag. S7 — loi mit Zeichnungen der Lagerungsverhältnisse und
der Befunde. C M.
MiMMis. Sehr lahlieiches Beigvolk Hinter-Indiens, unter dem 5 — 6000 Kadio*
liken und eine Art Adel vorhanden sind, nämlich die Reste der »Lang«, der an
der Spitze der verschiedenen Stämme steht und nach Erbrecht von Vater auf
Sohn die Regiening führt Die M. wandern auch aus, aber nur zur Zeit einer
Hungersnoth oder eines Krieges. Ihre Mundart soll dem Annamitischen sehr
nahe stehen, obwohl sie von den Annamiten nicht verstanden wird; die meisten
M. verstehen und sprechen aber zur Noth das Annamitische. Die M. trieben
wandernde i- eldwirthschaft. v. H.
MuqiiiMO, Bantuvolk Sttd*Afrika*8, in der Gegend von Bihi. v. H.
Mnquor, Schan-Volk Hinter-Indiens, von den Moso (s. d.) weder im Aeusseren,
noch in Sprache oder Sitte unterschieden. Sie sind mit Luntenflinten ausge-
itistet. V. H.
Muraal » Murtoa (s. d.). Ks.
Muracaei. Von FuHios genannte, sonst unbekannte Völkerschaft Bac«
trianas. v. H.
Muraena i Ak ikdi, Linn6), Cuvier, Muräne (lat. nom. pr.), Gattung der Aal-
fische (s Muraeniden), specieller zu der kleinen Gruppe der Rngysckisti gehörig,
deren Kiemen mit dem Schlünde durch ganz enge OclTnungen communiciren.
Wie der Meeraal (a. Conger), abweichend von dem eigentlichen Aal, entbehrt
die M. der Schuppen. Ausser den Bauchflossen fehlen auch die Brustflossen,
wogegen die unpaarigen Flossen wohl ausgebildet sind. 2 Paar Nasenlöcher,
vra denen die hinteren rund (nicht spaltfbrmig sind). Die Gattung besteht aus
ca. 75 Arten, welche in den gemässigten und tropischen Meeren verbreitet sind.
M. unicohr, r»F t a Rochf, und M. heferta, L., kommen im Mittclmcer vor, und
sind leicht an der Färbung zu unterscheiden, da jene fast einfarbig braun, diese
dagegen bratm mit weissgelben Sprenkeln ist. Letztere Art ist diejenige, wclclie
bereits von den alten Römern als grösster Leckerbissen in Seewasserteichen ge-
stichtet und, der Sage nach, gelegentlich sogar mit Menschenfleisch gefUttert
wurde. Noch heute gehen sie fttr sehr wohlschmeckend. Sie erreichen eine
LMsge von mehr als t Meter und ein Gewicht von 6 Kilo und mehr. Ihre Nahrung
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490
Muräne — Murchisonia.
besteht hauptsächlich in Krebsen und Tintenfischen; sie zeichnen sich dnich
grosse Gefriissigkeit und Bissigkeit aus. Ks.
Mnrane, Afurafna helena, I.iNNft (s. d. N. unter Murän.i). Ks.
Muraeniden, Müller, Aalfische (lat, muraena, nom. pr.), Kamihe der Bast-
bauche (s. Apodes) mit langgestrecktem, cyHndrisrhen oder seitlich compruiuirScru
Körper, ohne oder mit kleinen unter der Haut verborgenen Schuppen. Der
After liegt hinter der Mitte des Körpers, Der Oberkiefer tdlgt Zilme. Pfttrtncr-
«nhilnge sowie besondere Ausfiihrungsgänge illr die GeschtechtadrSsen fefales.
Kiemenspalten getrennt Etwa s6 Gattungen mit S30 Arten, wdlaus die meisten
den wärmeren Gegenden angehörig, einige Gattungen mann. Ein kleiner Tbeil
der M., namentlich die Gattung Muraena selber, unterscheidet sich durch die
engeren Spalten, die aus dem Srhlunde zu den Kiemen (lihren (d.i'ier enf^vcrkirf-
von der übrigen (den platyschisti). Von einheimischen Gattungen sind nur
Anguilla (Aale) und Conger (Meeraale) liervorznheben ; den Mittelmeerländern
gehört die als Leckerbissen seit alten Zeiten berühmte Gattung Muraena an. Ks.
Moras, Indianerstamm Brasiliens, am Madeira, wegen seiner ituberischen
UeberfilUe als Wegelagerer gefürchtet, einst mächtig und sablretdi, jetst durch
die Mundmku (s. d.) fast völlig aufgerieben. Nor einige Familien btieben «a
den Seen und Zufittssen des Amazonas, am Kudajaz* und Amanasee. Die M.
schwärmen seither in kleinen Flotillen «nher, sind so recht die Zigeuner unter
den Amaxonasindianern, von welchen sie verachtet werden. Weit und breit ge-
niessen sie den schlechtesten Ruf als diebiscli, faul, verrätherisch und grausam,
im höchsten Gerade widerwillig gegen jeghches sesshafle Leben. Die M. sind
dunkler als ihre Nachbarn, mit sehr breitem Thorax, muskulösen Armen, kurzen
Beinen, vorstehenden Abdomen, dUnnemBart, kühnem, unruhigem Gesichtsausdruck;
sie durchbohren die Lippen und stecken in Kriegszeiten Pekarisähnchen hiaeio.
Ihre Kähne bestehen aus Baumrinde, doch stehlen sie auch Bote den Weissen;
schwimmen voitrefBich und sind ausgeseidinete Taucher. Fische werden mit
Pfeilen geschossen, dann geröstet. Auf >kan imc d. h. Zuckerbraontwein sind
die M. sehr erpicht, ebenso sind sie leidenschaftliche Schnupfer. Sie spielen auf
einer Flöte mit fünf Löchern und schufen sich damit eine eigene Sprache. Die
Töne smd stets in Moll, die Melodie klingt melancholisch. Von ihren alten Ge-
bräuchen sind schon viele verschwunden. Die M. sind Fischemomaden, in kleine
Horden zerklüftet, leben familienweise und wandern am Uier der Flüsse und
Seen hin und her. Sie bauen armselige Htttteui die sie je nadi dem Wnseer-
sfeande am Ufer höher hinauf oder tiefer hinab rttcken. Sie sind die einge-
fleischtesten Feinde der Weissen, mit welchen sie auch jede Bertthrang vermeiden.
Die M. sterben aus. v. H.
Muratos. Stamm der Jivaro (s. d.), sehr kriegeiisch. v. iL
Murbodenschlag, s. Mürzthaler Rind. R.
Murbogi, Südliche Nachbarn der allen Cantabren iaHispanien, ohne Zweifel
dasselt)e Volk, das Pi.iNius Turbogi nennt. v. H.
Murchisonia i^nach dem englischen Palaeontologen Sir Rodr. Murchison,
durch wichtige Arbeiten über das sUurische System in England 1836— J9 und in
Russland 1845 bekannt), Akchiac 1841» altfossUe Schneckengattung, palaeosoiscb,
von der Stlur> bis zur pennischen Formation reichend ; Schale thurmförmig^ mit
aahlieiclien Windungen, glatte gerippt oder knotig; Mttndung eiförmig mit kuner
Verläogenmg nach unten; am Aussenrand ein Einschnitt, der auch in allen
froheren Anwachslinien auf der Schale vorhanden ist, wodurch ein bestimmt be-
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Müremi — Murex.
491
glätustes Spiralband betrefft der Skulptur auf Jeder Windung entsteht, wie bei
I^mr^ma und Pleuroiomarm, An dieae letzteren schliesst sie sich auch durch
ihr Vorkommen und durch vermittelnde Formen in dtt alpinen Trias von St
Cassian an, welche die feinere körnig-gegitterte Skulptur von Pleur atomar ia mit der
mehr gestreckten Form von Murchisonia verbinden. Bekannteste Arten M. biH-
neata, fast glatt, und coronata, Golüfuss, stärker knotig, T eitmiisrheln für das
rheinische Devon, liäutig bei Landsberg. Einzelne rerente Turritellen mit stark
ausgebuchtetem Aussenrand aus südlichen Meeren sind in letzter Zeit von
einigen Conchyliologen für lebende Reprisentanlen dieaer Gattung gehalten
worden, wohl nicht mit Recfa^ da bei den lebenden kein umschriebener Ein-
schnitt und Schlitzband da ist und auch die Mündungsform nicht stimmt £. v. M.
MüremL Tibetischer Stamm im Himülaya. v. H.
Mures, Mures proprii, s. Muridae. v. Ms.
Murex (Name der stachligen Piirpurschnecke bei den r>Uen Römern^, I inni^.
1758, Meerschnecke aiT^ Her Ordnung der Pectinihranchien und Typus einer eigenen
Familie, Miiriciden, charakterisirt durch drei Zahnplatten in jeder Qiierreilic der
Reibplatie oder Zunge, wovon die mittlere mehrere direkt nach hinten gerichtete
Spitzen, die beiden seitKchoi nur eine hakenförmige haben, femer durch den
hornigen Deckel, dessen Anfangspunkt (Kern) nahe der unteren Spitze ist, und
durch einen vorspringenden mehr oder weniger langen geraden oder etwas schief
nach riickwärts gebogenen Kanal am unteren Ende der Mündung. Besonders
kennzeichnend filr Murex ist, dass der Aussenrand der Schale nicht nur bei der
erwachsener Schnecke, sondern auch bei früheren Wachsthumsabsätzen Ver-
dickungen und lappenartige Vorsi)rünge zeigt, welche demnach sich in reeel-
mässigen Zwischenräumen wiederholen, die sogen. Varhfs, und zwar be-
tragen diese Zwischenräume nicht mehr als \ eines Umgangs der Spirale, sind
also in der Zahl von drei oder mehr auf jeder Windung vorhanden, im Gegen-
satz zu TriiMumm und JUmäla, Die Ausaenseite der Schale ist Oberhaupt meist
rauh, oft stachlig und in der Regel nicht lebhaft gefilrbt^ bei einigen mehr oder
weniger, schwarz, dagegen das binere der Mtlndung oft lebhaft rosenroth oder
gelb, was wahrscheinlich mit der Absonderung von Purpursaft zusammenhangt^
die bei mehreren Arten nachgewiesen ist und vielleicht bei allen vorkommt.
Zahlreiche Arten in den wärmeren Meeren, fleischfressend, auf Felsen- und
Korallengrund, fossil von der oberen Kreide an. Absolute Grösse und Gesammt-
form der Schale nach den Arten sehr verschieden. Am eigenthUmlichsten sind
diejenigen, welche einen die übrige Schale an Länge Ubertreffenden ganz geraden
Kanal haben, die sogen. Schnepfen köpfe der filteren Conchylienliebhaber,
darunter einer ohne Stacheln, mit nur wulstförmigen Varicen, Aautieäum,
LiNKt und eimg^, bei denen die Varicen heraUaufende Stachelrdhen bilden, so
M. ienuhpina, crasstspina und andere, alle aus dem indischen Ocean (einschliess-
lich des Rothen Meeres) oder der Südsee. An diese schliesst sich M. brandaris,
riNKi?:, aus dem Mittelmeer an, blassgelb, innerhalb der Mündunir lebhafter gelb,
die einzelnen Varicen nur von je 2 (selten 3 oder 1) dicken, kurzen Stacheln oder
nur Knoten gebildet, Schale oline Kanal 3 — 5 Centim., der Kanal nicht ganz eben-
solang; es ist diese sicher eine der Purpurschnecken der Alten. Andere Alurex-
Arten mit kürzerem rflckwärtsgebogenen Kanal zeichnen sich durch zahlreichere,
krausverzweigte Varicen aus, so einige sehr grosse (ohne Kanal xo — 15 Centim.
lan^ von der Westküste Amerika's, M. rttdix^ Gmeldv, Varicen schwarz. Zwischen-
räume mehr oder weniger weiss, von Panama bis Acapulco, regius^ Wood, m\
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49»
Murictden — Murida.
dnnVelroseDrother meist tcbwangefleclLter Mündoiig, aneh von PaoMiia, M. bU^ht,
Wal., blasft mit rosenfaxbigcr Mündung, von Katifomien. Ziemlich regelmiflsig unr
drei Varicen auf jeder Windung, aber ähnlich verzweigt, haben der ebenso grosse,
blasser geHirbte Af. fnffa/r/s, T.amarck oder ramasus, LrofS, aus dem Rothen und
indischen Meer und die mittelgrossen ^ohne Kanal 6 — 8 Contim.) M. adustus, L^vm.,
dunkelbraun, wie angebrannt, mit lebhaft rother oder gelber MUndung, aus Ost-
Indien, M, palma rosae, Lam., mit mehr cylindrischen am feinen Ende vielspitzigen
und roteo&rbigen Fortsätsen in den Varicen von Ceylon, und M, (täcUrapat I<ail,
meist dunkelgebändert, aus West'Indien und Brasifien. Etiras sahlidchece Varicen,
gegen 7 auf jeder Windung, je einen derben stumpfen Stachel oder auch nur einen
Knoten im oberen Drittel bildend, zeigt M. trumuluh LnnnS, aus dem Mittelnaeer,
eine sweite Purpurschnecke der Alten, stark gewölbt, der Kanal deutlich au%e-
bogen, f^ccfcn den offen bleibenden Xabcl zu eine breitere Fläche bildend, Inneres
der Mündung blass violett mi»^ zwei dunkeln Bändern, im Ganzen 6 — 9 Centim.
lan?, wovon ungefähr \ auf den Kanal kommen. Regelmässig drei Varicen auf
jeder Windung, je eine ebene Blattiläche bildend, finden sich in ausgezeichrteter
Weise bei dem weissen M. pinnatm, Wood, aus dem siidiichen China und einigen
verwandten ostasiatischen und neuhollttndischen Alten, mehr mds^rmig bei dem
dunkelbraunen M, eaputiims, Lam., und helleren, fieckigen ingmOer, Boior, beide ans
Ost>Indien. Bei M. ermacnuf Linn«, im Mitldmeer und an den Küsten des wes^
liehen Europa's sind auch je 3 wulstförmige Vaticen, welche übrigens bei manchen
Exemplaren deutlichere Knoten oder gar kurze, stumpfe Stacheln tragen, tmd in
den Zwischenräumen erwischen clen Varicen bilden sieb nurb \ — 2 Knoten aus;
durch den ganz kurzen, geraden Kanal, der übrigens oft ringsum geschlossen ist,
und die grossere Entfernung des Kerns von der Sjiitze des Deckels nähert sich diese
Art der Gattung Purptira. IJiese Art, vun doppeltkonischer Gestalt und 3—4, selten
5 Centim. lang, wovon nur etwa auf den Kanal kommt, trüb gelbbrann
oder mehr grau mit weisser MQndung, ist den Austerzttchtem veihasst, da sie mittelst
der Reibplatte im Rüssel die lebenden Austern anbohrt und durch Aussangen tödtet.
Wo die Varicen sehr zahlreich nnd, weniger vorstehen und namenüich nicht scbaif«
randig sind, wie z. B. bei dem kleineren M. cristatus, Brocchi, aus dem Mittelmeer,
sind die Varicen schliesslich nicht mehr von herablaufenden Rippen zu unterscheiden,
wie solche bei vielen anderen Schneckcnschalen vorkommen und ist damit die
Gränze einerseits gegen Fusus, andererseits gegen Riiintda imd Purpura nicht
leicht zu ziehen, wenn Deckel und Reibi)latte unbekannt sind. Monographiecn
von Murex bei Kiener 1842, Reeve 1845 — 46 und Kübelt 1888, bei letzterem
132 lebende Arten. Nächstverwandte Gattungen Trophan und T^pkü* E. v. Bl
Muriciden, Schneckcnfamilie, s. Murex. E. v. M.
Murida, v. d. Hoeven (Myomorp/ui, Brandt p. p.). Die Nagethiere (s. Rodcntia)
werden von einigen Autoren (so V. Carus) in sechs Unterordnungen getheilt,
deren eine als M. die Familie der Äfurma, Gerv., Baikd, der ArvteoHnOf Waiexh.
und die ^Ac^^a^«,. Brandt, umfasst. In dieser Umgrenzung sind die M. cfaaiakte»
lisirt durch meist gestreckten Schüdd, woran etwas verschmälerte Stirnbeine, oft
mit Supraorbitalleiste, durch den Mangel eines Postorbitalfortsat/ es, /weiwundügan
Oberkieferjochfortsat^, auffallendes foramen in/raorbUaU , scharf ausgeprägten
Kronen- und Eckfortsat/, des Unterkiefers, entwickelte Claviculae, meist 4 zehige
Vorderfiisse mit I )aumcnstummel, 5 zehige !T!ntcr;usse, unten verwachsene Tibiä
und Fibula. Der meist schlank gestreckte Korper m der Kegel mit weichem Pehe.
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Muridae — MunnU.
493
Ohxen und Schwtnx sehr wechselnd. (V. Carus, Handb. d. Zoologie, I. Bd^
pag. 102.) V. Ms.
Muridae (Gerv.), Antor, »Mäusec Nagethierfamilie der Untcrordnunr' Simplici-
dentcUa, zui Gnippe der Myomorpha (s. d.) gehörig:. Die überaus zahlreichen,
auf viele Gattungen und Untergattungen (von oft zweifelhafter Begründung) ver-
theilten Arten dieser über die ganze Erde verbreiteten Familie charakterisiren sich
durch meistens kleinen, schlanken, gestreckten, in der Regel kurz und weich bc;
haarten Körper, derlidie Gliedmassen mit schmalen, nacktsoligen, 5 zehigen Pfoten
(4 Voidersehen und Daumenstnmmel» 5 Hintenehen), schlanken Kopf, spitzige, vom
nackte Schnause, meist gehaltene Oberlippe; die Augen sind gross, lebhaft^
schwarz, die Ohren dünn behaart, gross und breit, der Schwans lang, bald behaart,
bald nackt. Das fUr die systematische Anordnung der Gattungen wichtige Gebiss
besteht aus \ in Form und Farbe verschiedenen Nagezähnen und \, \ oder ^ mit
Wurzeln versehenen Backzähnen, die nach hinten an Grösse abnehmen. Von den
6 Unterfamilien zeichnen sich die Criccti (Brandt) oder Hamstermäuse sowie die
Mures, Aut., oder Mäuse s. str. durch |, in der Jugend höckerige, später verschieden
schmekfaltige Backzähne aus. Die »üWmc wurden weiter in Baummluse {pendro'
myes, Pet.), rMures propriU, eigenüiche Mäuse (östliche Hemisphibe) und SigmO'
dffHies, Waqn. (amerikanisch), getheilt (V. Carus). Die SpaioMmyes (Petsrs) oder
Maulwurfoilnse, die Mtriomdes (Wacn.) oder Rennmäuse und Hydrmyet (Brandt)
oder Schwimmratten besitsen | oder f Backsähne mit queren Schmelzlamellen,
und die auf eine einzige Form (Sminthus va^us, Keys.) begründete letzte Unter-
familie der Smififhi (Bravst) oder Streifenmäu'^e ?:cicbnet sich durch Backzähne
aus, deren Schmelzsaum einfach, buchttg eingebogen crsciieint. — Die Muridae be-
wohnen meist gesellig die Ebene wie die Gebirge (in einzelnen Arten) bis zur oberen
Vegetationsgrenze. — In gewissem Sinne sind sie Allesfresser, doch bildet pflanz-
liche Nahrung (Früchte, Kömer, Sämereien, Wurzeln etc.) ihre Hauptkost Eäionn
ist ihre Fruchtbarkeit (6~sz Junge kommen auf einen Wurf), meist wiedeiiiolt sich
^e For^flansung mehrmals im Jahre; einige Arten bauen äusserst sieilidie Nester.
In allen Leibeskflnsten »nd sie Meister, sehr scharf sind ihre Sinne; etlidie halten
Winterschlaf und tragen Vorräthe ein, andere treten in Massen temporäre Wan-
derungen an. Näheres s. bei den einzelnen Gattungen. v. Ms.'
Murina, Gray, südasiatische Fledermausgattung der Fam. Vespertüionidae, ^
Wagn., begründet auf VcspertUio suiiius, Tem. (die ferkelnasige Fledermaus); steht
der Gattung Kerivoula, Gray, nahe, jedoch sind die FUighäutc »nur in der Nähe
des Körpers mit warzigen Linien versehene. M. suUlus lebt auf Java, Suniatra und
in Voider*Indien, hat 4,6 Centim. KCrper- und s Centim. Schwanxlängc, ist oben
lebhaft roth, unten isabellfiirb^; oder weissfich geftrbt ▼. Ms.
Miirindoes. Indianer im sttdamerikanischen Staate Cauca, reden emen Dialekt
der £mberbede-%>rache. v. H.
Murma. Bergvolk Tschittagongs, Abtheilung der Khyo ungtha. Die M.
sprechen eine Mundart des Arrakanesischen und sind durch den Buddhismus
etwas gesittet; dieser hat die Moral gehoben und die Stellung der Krauen ge-
bessert. Jedes Dorf besitzt einen Tempel aus Bambu, 2 Meter über dem Boden
errichtet und von Bäumen beschattet, \m inneren mit dem Hilde Buddhas. Der
Platz rings um den Tempel dient abends als Versammlungsplatz und Spielort der
Kinder, t. H.
Mimn^hliter« s. Arctomys. v. M^.
Marmis, Volksstamm in den ndrdlichen Thälem Nepals» swiscben Gandaki
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494
Muraau^Wcnlaifelier Rind — Mo«.
und Tista. Die M. sind Ackerhauer, Schaf- und Ziegenhirten, unkriegerisch und
werden von den Ghorha stark unterdrückt. Sie scheinen ein Zweig der Bhutia
zu sein. Ihr Aussehen ist mongolisch; ReHgion der Buddhismus, ihre S(>rache
ein Dialekt des Bhutia. Sie leben in steioeroea GebSuden, welche auf de»
Bergen in einer Höhe von iooo>* 2000 Meier errichtet sind. Men findet die BL
in guu Nepäl, in kleinerer Anzahl auch in Sikkini. Sie verbrennen ihre
Todten. v. H.
Mumau-Werdenfelser Rind, ein kleiner, einfarbiger Gebirgsrinderschlag,
der in den nördlich der Zugspitz« gelegenen Distrikten des bayrischen Hoch-
landes gezüchtet wird und sich im Typus und in der Grösse und Kinlarbigkeit
dem Vieh des heuachbarten Algäus anschliesst. Die Farbe ist meist hell- oder
graugeib mit den charakerisüschen helleren Abzeichen des Braunviehs: helle
Haarbüschel in den Ohren, helle Haarfcrause zwischen den Hörnern, hellen
Rttckenstreir» dunkler Nasenspiegel mit hellem Saum, dunkle Zunge und Gaiunen,
dunkle Klauen und helle Hömer mit dunklen Spitzen. Die Ktthe dieses Schlages
sind bei grosser Genügsamkeit vorzflgliche Milcherinn«i. R.
Murray-Stamin der Australier, üscht bei Nach^ bei Fackelschein. v. IL
Murut. Volksstamm im nördlichen Bomeo, sehr erfahren in der Bereitung
des Upasgiftes, nichtsnut/ip diclMsrli, betrügerisch, träg, trunksüchtig und äusserst
schmutzig, st iiiLi i vun liiigezieier. iJie M. sind dunkler als die andern Binnen-
landbewühner Nordborncos; jene oberhalb von Berg Dschemma leben in langen
Häusern, jene unterhalb in kleinen Hütten. v. H.
Munitsi, Stamm der B^schuanen (s. d.). v. H.
Mua, L., die Mäuse (im engsten Sinne) reprSsentiren die artesreichsle
Gattung der Nagerfamilie Äfuridai und verbreiten sich, mit Ausnahme von
Amerika, woselbst sie durch das Genus Ht^romys, \\'a pkrh., (ursprünglich) ver-
treten werden, über alle übrigen Faunengebiete. Die Gattung Afitf, dasKotol^
der »mausähnlichenc Nager, charaklerisirt sich in seinen 2 Hauptformen »MSusec
und »Ratten -s durch schlanken, bisweilen gedrimgent-n Körperbau, glatte Schneide-
zähne, fres|!altene Oberlip[)e (die durch ein nackici. Häutclien verbunden wird),
verlängerte liinterbcine, ca. kurperlangcn, schuppig geringelten (nackten oder wenig
behaarten) Schwanz und vierzehige VorderiUsse mit Daumenwarze. Die Obres
sind deutlich, die Bartborsten ordnen sich in filnf iJüiigsreiheQ, die oberen der
3 Backzähne tragen drei Höcker in jeder Querwulst — 1. Ratten. Gaucoea-
fiüten in der Mitte ungetheilt, Schwanz sio bis 390 Schupfpe^rii^iel, letzter
Sohlenwulst des Hinterfusses langgestreckt, nach innen hohl. FOsse plump.
M* dicumamst Fall., Wanderratte, Körper 24, Schwanz 19 Centim. lang, Ohr
bildet ein Drittel der Kopflänge, Gaumen ohne Längsfurche. Schwanz mit
ca. 210 Kingel. 12 Zitzen. Oben bräunlichgrau, unten grauweiss. Ist angeblich
im Jahre 1727 ans den Caspiländern in das östliche Europa eingewandert, von
dem aus sie, die endemische Hausratte grossentheils vernichtend, das übrige
Europa allmählich einnahm. — Bei den folgendem zwei Arten erreicht das Ohr
ca. halbe' Kopfeslänge, der Sdiwanz, aus s5o<— a6o Ringetai gebildet ist läQget
als der Körper. Zitzen wie vorhin. M, a&xMdni^u, Gaom., Aegyptisehe oder
Dadiratte. Totallänge ca. 36 Centiia. (Schwanz 20 Centim.). Oben röthlich*
tnaungrau, unten gelblich -weiss. Der Gaumen mit tiefer A^it^lfurche , die
Gaumenfaltcn gekörnelt. Verbreitet sich allmählich Über Süd-Kiiropa und dringt
nach dem mittleren Europa vor. Af. railus, L., Hausratte, etwas kleiner wie
vorige (14 Centim.), oben braunschwarz, unten grauschwarz, Gaumeafallen glatt
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495
und mit flachem Gaumen. Seit dem 12. Jahrhundert in Europa bekannt, wahr-
srheinÜch ist sie aus Asien eingewandert Während diese Art jetzt in Amerika
häufiger ist, verschwindet sie successne bei uns; ist jedoch in den südlichen
Gebieten Europas von il.rer Hauptfeindin der Wanderratte noch lange nicht
ausgerottet, in manchen l'heilen sogar relativ häufig. Mit den Schwänzen ver-
wachsene Exemplare bilden den bereits mehrmals consiadrten »Rattenkönig«;
man fend bis 27 Individuen derart vo^bunden. Wodurch diese paäiologiscbe Er-
scheinung veranlasst wird, ist unklar. — Das etliche Sibirien und China bewohnt
M. caraco, Fall., mit sehr verlängertem Kopfe, grossen Ohren, sehr dickem,
nicht Körperlänge (15 Centim.) erreichendem Schwänze (150 Ringel); oben
dunkelbraun mit Grau gemischt, unten wcisshchgrau, Schwanz oben dunkelbraun.
M. gigatiteus, Hartw., Riesenratte, mit über 34 Centim. Körperlänge und fast
gleichhingeni Srliwanze. Coromandelkliste, Hetxjalcn, Vandimensland. Der
Wandenatte aliniich, doch kraiugcr ist die aul Ja\a, iSorneo, Sumatra lebende
Borstenratte M. set^tTt HosoF. — M. (Isffmys, Sund.) varügatus, Licht., ge-
mein in Aegypten, Nubien, Abyssinien, Arabien u. a. Orten. IL Mftuse.
Gaumenfalten von der.a. oder j. an in der Mitte getheil^ Schwans mit lao
bis 180 Ringel, Sohlenwulste rundlich, FUsse schlank. — M. mtueuAts, L., Haus*
maus. Totallange ca. 18 Centim. Oben gelblich -grauschwarz, unten heller.
180 Schwanzringel. 10 Zitzen. — Albinotische Exemplare werden häufig in der
Gefangenschaft gehalten. — M.sylvattcus, L., Waldmaus, Totallänge ca. 23 Cendm.
Üben braun-gelblich grau, unten weiss. 150 Schwanzringel. 6 Zitzen. — Europa,
Asien. Frisst ausser Vegetvibiuen auch Kerfe und kleine Vögel. Bei dieser
und der vorigen Art hat das Ohr halbe Kopfeslänge, bei den 2 folgenden nur \.
M. agrarius, Pall., Brandmaus. Totallänge ca. i8-'i9 Centim. Oben biaun-
roth mit schwarzem Rttckenstreifen, unten weiss* Ca. 120. Schwansringel. 8 Zitsen.
Bis Sibirien verbratet, scheint im Westen Europas su fehlen. — M. mauOits, L.
(Micromys agUis, Dbhne, etc.), Zwergmaus. Totallänge ca. 13 Centim. Oben
gelblich-braunroth, unten weiss. Ca. 130 Schwanzringel, 8 Zitzen. Bis Sibirien,
Baut ein äusserst zierliches Nest ^wichen Getreidehalmen, Rohrstengeln etc. —
oUraceus, BtNN., Kohlmaus. Heimath Dcran. Baut in Kohlsfmiflen ein Nest
aus ürasblattem. Auch indisch M. (LeggaJa, Gkay., Acomys, Gs ovi k. j platythrix,
Benm. M. barbarus, L., (Golunda, Gray), Berbermaus in Algerien. M. minimus,
Pbt., Mossambique u. a. m. Australisch sind: M. /usctp€s, Waterh., M. (JPstwiomys)
ait^atä, Gray., etc. — Fossilreste von M.-Arten finden sich in den Knochen-
breccien des Miltelmeeres und in mittelmiocänen Sttsswasserkalken von Steinhain. —
Hierher wohl auch Myothtrium, Avmard. v. Ms.
Musabat. Einen der drei Hauptstämme in Kordofan. Die M. sprechen ara-
bisch. V H
Musahar, d. h. »Rattenesserc oder Bhundschihar, Volksstamm an der Grenze
Ramgars in Indien. v. H.
Muaaia. Berberstarom Mord- Afrikas, in der Provinz Algier. v. H.
Musalemab. Nubisdier Volksstamm in Meroe. H.
MusarinteL Nach FroLtMXos eine Völkerschaft im Innern Gediosiens, an der
nördlichen Grenze und am sfldüchen Abhänge des Möns Baetius. v. H.
Musca, L. (lat Gemeinfliege), Gattung der Muumatt Familie Musddae (s. d.),
der Zweiflügler, daran zu erkennen, dass die vierte I.^ngsader imFlttgel unter einem
Winkel zu der dritten aufsteigt, eine sogenannte »Spitzenquerader« bildend, die
FUhlerborste gefiedert ist und der eiförmige Hinterleib keine vor der übrigen Be-
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Musealeros — Miuchelo.
kleidung ^irb durch Dicke und Länge auszeichnenden Bofstoi trilgt Die Stabea>
fliege, M. dorne stica, L., gehört hierher. £. Tg.
Musealeros, s. Mescaleros. v. H.
Muscardinus, Wahn., Haselmaus, Mäusebilch. Nagergattung tier 1. -Emilie
Myo.xtna, U'agner (Schläfer), beziehungsweise Untergattung von Myoxus, ZiM'itkMAVN
(s. a. d.). Hierher die mitteleuropäische An J/. irociianartui, Wagn., ein zierliches
Thierchen von c«. 14 Centini. TotaUinge, dnferbig gelblidinith mit weisdidierfttat
und Kehle, mit hellröthlichen Ohren und ebenso gefärbter Augengegend. Der
azeiKg buschig behaute, 7 Centim lange Schwanz ist g^lbrotb. FOr die Auisidhiiig
dieser Sippe war das (von dem der Übrigen Schlitfer abweichende) Gebiss mi»
gebend: der erste obere Backzahn hat nämlich 2, der zweite 5, der dritte 7, der
vierte 6 Querleisten. Ausser in Mittel-£uropa fand man diese Art in England und
Skandtna\'ien; sie bewohnt die Ebene, sowne gebirgiges Terrain, überschreitet j^
doch kaum die Laubholzrcpon; in Tirol fand man sie bis zu einer Scchöhevon
1000 Meter <1. M. vor. Die Nahrung V)esfeht in Nüssen, Eicheln, Beeren n. dergl.,
baut ein kunstvoiles Nest aus Grasbluitcm mit einem seitlichen ii.mgarig im Gebüsch
4—1 Meter Uber der Erde. Ueberwintert in mit Moos and laub ausgepolsteiten
Baumlöchern, Erdhöhlen etc. Ms.
MttSCfaigagliiiiit oder Keyataigmiuti Stamm der westlichen Eskimo oder
Inuit (s. d.) an «ter Mttndung des Nuschagakflusses und der KiMe Aljaskas eattang
bis Kap Newenham. v, H.
Muschel, in der Volkssprache der Nordküsten Deutschlands spezielle B^
Zeichnung der gemeinen, als Speise dienenden Miesmuschel, AfytUus edulis, Lin>e.
entsprechend dem liolländischen mossd, schwedischen mossla, dänischen muss/ir.^,
cnf'lisclien müsse/ und fran/.(3si( hcn mouh', alle wahrscheinlich aus dem latcirisrhcr
musiuiui ab/-uleiten; dagegen in den Übrigen Gegenden Deutschlands und in der
Schriftsprache verallgemeinert als Beseichnung aller aweischaligen Conchyliea •
s. den folgenden Artikel ~ und öfters auch ftlr auslXndische schönere Schnecken*
schalen gebraucht E. v. M.
MuscfaelhQgel, vergl. Kjökkeomöddinger. Aehnliche MuschelhQgd wie in
Dänemark, an den Küsten von Nord-Amerika und Brasilien fand Prof. Morsb
an Japan's Küsten. Ein solcher besitzt 3 Meter Dicke und liegt unter «ncr
I.ehmschicht von fast 2 Meter Stärke, o,R Kilom. von der Meeresküste. Er ent-
hält ausser den MuschelschalenThierknochen.Geräthe aus Thon, Stein, Horn. Letzter«
ähneln denen der alten Wilden von Etiropa in merkwürdiger Weise Die Omamenlc
und Knopfbildungen der Keramik erinnern an die Thonwaaren der östlichen
Vereinigten Staaten und Bninliens. Nach der Uebereinstimroungder Ornamentik ss
diesen Töpfereien mit denen in den Stickereien der heutigen Aino in Japan
schliesst B^tAMJC Cushing, dass die Ältesten Bewohner Japans mit den Voifthies
der Aino identisch sdn mUssen. Uebrigens gebraucht man nach A. W. Framk's:
»les Instruments en pierre du Japanc im Norden Japans noch heutigen Tags
steinerne Pfeilspitzen, auf Yesso nach von Brandt wenden die Aino noch jetxt
Steinhämmer und Hacken aus Stein an, sodass sich letztere noch heutsutagc i»
neolit'^ lachen Zeitalter ihrer Vorfahren befinden. CM. , -
Muschelkrebsc = Ostracodca. Ks.
Muscheln oder zwcischalige Conchylicn, griechisch Dithyra bei Aristoteles,
hLBiuaJvia bei Linne, Acephalm mit Schale, Cuvbr 1798, Conchifera, Lamakoc
1818, Lamdäbrmukia (Blattkiemer), BuuNVlLtt x8i6, FtUcypoda (BeilfllsslerX
Gou>rass i8so, dritte Hauptklasse der Mollusken, durch iusserst reduditen KopC
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Muscheln.
497
grosse blattförmige, paarige Kiemen, meist völlig umhüllenden Mantel und in zwei
seitliche Hälften gegliederte äussere Schale scharf gekennzeichnet. Ein allge-
meiner Zug ist flächenartige Ausbildung der rechten und linken Köri)erseite und
Zurücktreten des Gegensatzes von vom und hinten, letzteres im Zusammenhang
mit dem geringen Grade oder völligen Mangel freier Ortsbewegung. Die normale
Gestalt der Muschel ist nicht unpassend mit derjenigen eines Buchs oder Heftes
verglichen worden, der Rücken des Buchs ist der des Muschelthiers, der Ein-
band ist die Schale nebst dem ihrer Innenseite dicht anliegenden Mantel, die
beiden ersten und beiden letzten Blätter des Buchs sind die Kiemenblätter und
dazwischen liegt, von den Seiten zusammengedrückt, der Rumpf des Muschel-
thiers. Sein theoretisches Vorderende, dem Kopf anderer Thiere entsprechend,
liegt von den seitlichen Ausbreitungen des Rückentheils, Mantel und Schale, ganz
verhüllt thatsächlich tief im Innern, durch keinen Absatz vom übrigen Rumpf getrennt,
(Z.88.}
Längsschnitt einer Muschel (Unw). II Eingcweidcthcil, III Fusstheil, Mt Mantel und Schale,
^i, ]f a Nervenknoten, Sthl^, , vorderer und hinterer SchliessnUBkel , Fs Fuss, iMä Mund,
Mg Magen, A After, // Herr, K Kiemen.
und enthält die Mundöffhung {Md in Fig. 88) in Form eines Querschlitzes, ohne Kiefer,
Zunge oder sonstige Hartgebilde, nur an beiden Seiten von je einem Haut-
lappen umgeben, den sogenannten Palpen, die ihres Nervenreichthums wegen
mit den Fühlern der Schnecken verglichen werden können, aber in ihrer Gestalt
der allgemeinen Flächenausbreitung der seitlichen Theile folgen. Die Nahrung
kann daher nur in ganz kleinen festen oder in aufgelösten organischen Bestand-
theilen bestehen, die mit dem umgebenden Wasser zwischen die Schalenhälflen
und bis zur Mundöffnung gelangen; eine gewisse Auswahl der Aufnahme wird
aber durch das Vorhandensein der Palpen wahrscheinlich. Der Darmkanal macht
hierauf einige Windungen innerhalb des Rumpfs und endigt mit eigener After-
öifnung hinten und oben in der Mittelebene desselben. Oberhalb des Darmes
liegt das Herz (//) und zwar so, dass ein Stück des Darmes noch vom Herzbeutel
mitumschlossen wird; dasselbe hat eine einfache Kammer, die das oxydirte Blut
aus den Kiemen durch eine rechte und eine linke Vorkammer erhält und durch zwei
Aortenstämme, einen oberen und einen unteren, in die verschiedenen Körpertheile
schickt; seitlich und nach unten vom Herzen liegen die eigenthUmlichen grösseren
Exkretionsorgane, die unter dem Namen der BojANus'schen Organe bekannt
sind, s. Bd. I, pag. 452. Geschlechtsdrüsen und Leber (genauer Hepatopankreas)
erfüllen den übrigen Raum des Rumpfes und dieser geht nach unten ohne äussere
Abgrenzung in den muskulösen Fuss (/^.f) über; während bei den anderen Klassen
Zool., Anthropoi. u. Ethnologe. VA. V. ^2
498
Muscheln.
der Mollusken der Fuss eine bestimmte Form hat und fÜrBenemiang undUmgramung
derselben mn.iHsgebend ist, zeigt er bei den Muscheln sehr verschiedene Gestalt
und ist bei manchen festsitzenden nur spurvvcisc vorhanden: bei unseren grösseren
SüsswassernuiM heln und bei v ielen Meernuisc lieln ifit er auch seitlich zusaninien-
gcdni( kt mit unterer KaiUc, sogen, beiirormig, zum Icicliten Kindringen in weichen
Hoden, dagegen langgezogen cylindrisch, nach allen Seilen beweglich, finger-
förmig mit Byssusgrube an der Unterseite (s. Byssus, Bd. I, pag. 563) bei MyHlus^
knieförmig gebogen bei Cardium, mit unterer Kriechfläcbe, wie bei den Schnecken
bei NycttJä und ihren Verwandten, kurz cylindrisch mit vorderer AnheftungsflScbe
bei /^ff/as u. s. w. Der ganze Rumpf ist nun beständig und der Ftiss zeitweiic^
so lange er nicht thatig ist, von oben an ringsum von Mantel und Schale locker
unifasst, sodass ein Hohlraum dazwischen bleibt, die Mantelhöhle oder Kiemen-
hohle, die von dem zwischen den Srhalenrändem eindringenden Meer- oder
Süsswasser erfüllt wird und in welcher eben die Kiemenblätter, meist zwei jederscits
(Ä'Fie;y8), \jc\ Luctna nur eines, nach cjbcn an den Rum])f angeheftet, imd die oben
genannten Palpen liegen. Sowohl für Ernährung und Athmung, als zur Ent-
fernung der ExkretionsstofTe und Geschlechtsprodukle ist nun ein zeitweiser
Wechsel dieses Wassers in der Mantelhöhle nothwendig und dieser geschieht
durch Verengerung und Erveiterung derselben mittelst Bew^ng der Schale.
Die beiden Schalenhälften, Klappen, eine rechte und eine linke, sind nämlidi
an der Rtlckenseite durch ein elastisches Band (Ligament) beweglich mit einander
verbunden und werden meist aucli hier noch durch zwischen einander eingreifende
\'orspnjn,£:c (/alpine) und \'ertiefungen (Znhngruben) an Verschiebung in unc^e-
cigneter Kichlung gehindert, aber vorn, imtcn und hinten stehen die beiden
Schalenrändcr normal während der Lebcnsthatigkcit des Thiers von einander nb,
um dem Wasser von aussen Zutritt zu gewähren und den Fuss sich ausstrecken zu
lassen, was in der Regel in der Richtung nach vom geschieht Aber eb oder zwei
starke willkttrltche Muskeln (Schliessmuskeln, Addue^ren StA/, Fig. 88) gehen von der
Innenseite der einen Schalenhälfte zu derjenigen der andern und nühem diesselbe
durch ihre Zusammenziehung soweit, dass die Rfinder ringsum aneinanderschliessen,
die Muschel also nach aussen geschlossen ist. Hierdurch wird nun das oben
erwähnte Band, je nachdem es (llter der Ikrührungslinie der oberen Schalen-
rändcr (äusseres Ligament) oder in und unter deri^elben zwischen don Zähnen
(inneres l.igaiuenl) liegt, entweder etwas auseinander gezerrt oder zusammenge-
drückt und stellt daher durch seine EIai>iicität, sobald der Muskelzug nachlässt,
die vorige Lage wieder her, d. h. öffnet die Muschel. Das Schliessen und das
Geschlossenbleiben ist also eine aktive Anstrengung des Muschdthiers, das Offen-
stehen ein passiver Ruhezustand, daher auch lebensschwache und todte Muschdo
offen stehen, wenn nicht andere Ursachen eingreifen. Durch Eintrocknen veritert
das Band seine Elasticität ; wenn man daher eine leere, sonst unverletzte Schale
in nassem Zustand mit einem Faden fest umwickelt, so bleibt sie, trocken ge*
worden, auch nach Abnahme des Fadens {geschlossen und kann so aufbewahrt
Werden. Den Schalcnrändern entsprechen vorn, unten und hinten im allgc-
lucmea die Ränder des weichen Mantels, der dicht der Innenseite der Schale
anliegt und von der Riickcnseitc des Rumpfes ausgeht, aber der Mantelrand ragt
beim lebenden Thier meist etwas über den Schalenrand vor und ist dann nicht
selten mit zahlreichen FtthUliden und selbst zuweilen mit augenfthnlichen Gebilden
(Bd. I, ])ng. 296) besetzt Bei manchen Muscheln bleiben die Mantelrilnder bet-
nahe in derselben Ausdehnung wie die Schalenrfinder frei, d. h. der rechte und
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MiucImIii.
499
linke von einander getrennt, bei der Mehrzahl der Gattungen aber tritt schon in
frtthem Lebensalter eine Verwachsung beider Ränder ein, hauptsftchUch hinten,
weniger httufig nach unten; der Oeffnung des Afters in die Mantdhdhle gegen»
Aber bleibt dann immer eine Lücke in der Verwachsung (Afterloch), audi m der
Regel eine zweite etwas darunter zum Eintritt des Athemwassers, namentlich bei
Muscheln, die sich eingraben (Athemöffhung) und wenn die Verwachsung sich
noch auf eine propere Strecke der Unterseite erstreckt, kann die nach vorn
bleibende grössere Oeft'nung als solche für den Fuss bezeichnet werden; am
weitesten geht diese Verwachsung der beiderseitigen Mantelränder bei Tridacna,
namentlich im vorderen Theil, sodass auch für den Fuss nur eine kurze Oeffnung
an der Unterseite übrig bleibt. Bei den zahlreichen Muscheln nun, die sich tiefer
in den Boden eingraben oder in Steine einbohren, verlVngem sich die beiden
hintern Oeffnungen m Röhren (Athemröhren, S^kötun, ÄX, Ftg. 90) suweilen
länger als die übrige Muschel, wodurch die Muschd den Zutritt reinen Wassers
sich auch in ihrem Verstecke sichert; bei Gefahr können diese Rtfhren, wenn
sie nicht allzudick sind, in den Raum zwischen den Schalen zurückgezogen werden
und zwar durc h eigene starke Muskeln, die von der Innenseite des hinteren Theils
der Schale entspringen. — An der Aussenseite jeder Schalenhälfte fällt zuerst der
Wirbel (/F) auf, als der vorspringendste und älteste Tlieil (daher öfter etwas
abgerieben), um welchen alle Anwachslinien in immer weiteren Bogen von vorn
(Z.8S-MI)
W
Innenseite einer Muschel (yimufj. Kriechende Muschel (SavUat/artaJ von der Seile.
fV WirbeL
JSTA^ hinterer, TJ/ vorderer Muslceleindruck,
A/B Mantelbucht, A/L Mantcllinie.
durch unten nach hinten sich herumsiehen; er beseichnet die Rflckenseite.
Meist liegen beide Wirbel ganz oder beinahe aneinander; selten wächst auch die
Schale in der Richtung zwischen beiden, sodass sie sich mit zunehmendem Alter
immer weiter von einander entfernen. Das äussere Band ist an der trockenen
Schale oft ganz oder theil weise erhalten, wo nicht, seine Lage und Ausdehnung
durch die etwas vorragende Lage und mehr glanzlos kreideartige Beschaffenheit
des Schalenrandes an der betrefifenden Stelle (Ligamentträger, Nymphe)z\i erkennen.
Die Zähne, welche zunächst unter dem Wirbel liegen, heissen Schlosszähne,
tklUts (orüiudes in engerem Sinne, die weiter nach vorn oder hinten liegenden
vordere oder hintere Seitensähne, der ganse Rflckenrand der Schale, soweit
Band und Zähne reichen, Schlossrand oder einfach Schloss, Mrtb. An der
Innenseite der Schale sieht man femer die Anheftungsslellen der Schfiessmoskeln
{VM, HAT) als stärker glänsende etwas vertiefte Stellen und kann daraus auf
ihre Zahl und Lage schliessen; wo zwei vorhanden, ist es ein vorderer
und ein hintererer und der hintere in der Regel grösser; sehr häufig sieht
man dann auch eine vertiefte, ebenso glänzende Linie von dem einen zum
andern gehen, es ist das die Mantellinie {ML), sie bezeichnet die Stelle,
3«*
500
Muscheln.
WO der Mantel duich kiurze Muslcelfasem fester an die Schale angeheftet ist
und jenseits welcher der äussere derbere verlängerbare und verkürzbare Rand-
streifen des Mantels beginnt. Wo längere Athemröhren vorhanden sind, macht
diese Linie einen Umweg nach innen (Mantelbucht MB, Fig. 89), um die An-
heftung des Rückziehmnskcls diesor Kohren zu umgehen, und bekundet damit
deren Existenz; wo die Rohren so uuitangreich sind, dass sie niciiL gaiu zwischen
beide Sdialeidiälfteii ziufldcgezogen werden können« haben audi die Schaleo-
ründer an der betreffenden Stelle eine derartige Wölbung, dass sie sich aic^t
gegenseitig berühren können. Wirbel, Band und Schlosszflhne bezeichnen die
Rückenseite der Muschel. Vorder- und Hinterende der Muschelschale sehen
einander oft recht ähnlich und wurden sogar von Linne und Ijuiarck trotz
deren grossen Verdiensten um die Kenntniss der Muscheln geradezu umgekehrt
bezeichnet; erst seit dem Vorgang von Nilsson 1822 wurde es allmählich all
gemein, die Ausdrücke auch an den Schalen in Uebereinstimmung mit der I>age
des Mundes und der AfterÖffnuiii; des lebenden 'i'hicrs anzuwenden. i einiger
Uebung läüät sich aucit an der leeren Schale vorn und hinten in t'a&t allen Fallen
sicher unterscheiden, durch eines der folgenden Kennseichen: i. wenn ein
äusseres Band vorhanden ist, liegt dasselbe an der Hinterseite der Wirbel,
8. wenn eine Mantelbucht vorhanden ist; liegt dieselbe nahe dem hinteren Ende
der Schale, 3. wenn das eine Ende voll abgerundet ist, das andere eckig, mit
einer von den Wirbeln herablaufenden erhabenen Kante versehen, mehr oder
weniger schnabelförmig zugespitzt ist, so ist fast immer das abgerundete Ende
das vordere, das andere das hintere (Venus, Cnniium, Unie, Donax, Tcüina. nur h bei
manchen Austern), 4. die Spitze der Wirbel neigt sich meist nach vom, sehr clten
nach hinten (Area rnursa), 5. tier vor den Wirbeln liegendeTheilder Schale (\\ir<jLT-
theil) ist in der Regel kurzer als der hinter denselben liegende (Hintertheil); autialhge
Ausnahmen hiervcm bilden aber JVvorüs, DonmXt TeßmOf Scr^eularia, 6. wenn
das eine Ende der Schale auffillig mehr von fremden Körpern, Schmuts a. deig^
besetzt is^ ist dieses das hintere, indem in solchen Fsllen die Musdiel mit
ihrem Vordertheil in den Boden eingebohrt is^ mit dem Hintertheil frei vorsteht,
s. B. oft bei Unio und Anodcnta, 7. wenn zwei Eindrücke von Schliessmuskdn
vorhanden sind, ist der hintere meist grösser und steht tiefer, d. h. femer von
den Wirl)eln. 8. wenn nur ein Muskeleindnick vorhanden, liegt derselbe meist
etwas naher dem Hinterrande und zeigt sich derselbe oft nach vom und unten
convcx abgenuidet, nach liinicn und oben eingebuchtet, so bei Austern und
J'cclcn, bleuen, an denen die Ränder der rechten und linken Schalenhälfte sich
nicht berühren können 0^1 äffen), kommen sowohl mehr nach vom als hinten
vor; vom bezeichnen sie das Hervortreten eines krilftigen Fusses oder noch
öfters das des Byssus» wobei ae ziemlich klein sein können und mdur in der
Richtung von vom nach hinten, annähernd parallel dem Schlossrand liegen, hier>
her gehört auch der Ausschnitt an dem einen sogen. Ohre von Pectcn, der
eben die Vorderseite kennzeichnet; hinten sind sie durch das Vorhandensein um-
fangreicher Athemröhren bedingt und die Lücke geht mehr von oben nach
unten, der Höhe der .Mu.s( liel entsprechend. Ueides zusammen findet sich z. B. bei
liiolas. tline Musciiel, bei un^her die rechte und die linke Schalenhalfte (Klai)ije)
gleicii gewölbt, überhaupt die eine, abgesehen von den Schlossi^äluien, ein S|negcl-
bild der andern is^ nennt man gletchklappig oder gleichschalig {atquivahis)
eine solche, bei welcher Vorder- und Hinterende recht ähnlich, namendich gleich
weit vom Wirbel entfernt sind, gleichseitig (atqutla^ra). Das erstere lässt
i^-^d by C'ooqIc
Muscheln.
sich nur beurtheilen, wenn man beide Klappen vor sich hat, das zweite ebenso-
gut an einer einzehicn K!af)i)e. Gleichklappissf und utif^leichseitig ist meist ver-
bunden und das Normale lur die Muscheln als bilaterale Thiere, das Gewöhnliche
bei denen, welche sich Freiheit der Qrtsbewegung bewahren, denn es ist eben
rechts und links gleich, vom und hinten verschieden. UngleichUappig und glcicJir
seittg ist die Folge davon, dass die Muschel mit einer KArperaeite, der rechten
oder linken, sich auf den Boden legt, wie ein Flunder, oder noch öfter damit
sich ftr die ganze T^ebenszeit fest an andere feste Körper anheftet, wie die
Auster; die andre Klappe bleibt dann freier beweglich, wird flacher und dünner
(leichter) und als dem Lichte zugewandt oft auch intensiver gefärbt (manche
Spondyhis und reden) ; mit dem Aufgeben der Vorwärtsbewegung schwindet auch
der Unterschied in der Form zwischen vorn imd hinten, es ist also eine durch die
Lebensweise Ijedingte Abweichung der Form von der normalen, und m der That sind
auch die ganz jungen eben aus dem Ei gekommenen MuMheln nngldchklappiger
Arten gletchk lappig, wie man bei Vergleichung der Wirbel beider KJappen oft
noch sehen kann. Die Substans der Muschelschalen zeigt ihrem feineren Bau
entsprechend ziemliche Verschiedenheiten: die wichtigsten sind folgende: a) por-
zellanartige Schale, lUr das blosse Auge gleicbmässig kompakt, glänzend und
fest, bei mikroskopischer Untersudiung aus krystallinischen nach allen Richtungen
gleich eng aneinanderliependen Stückchen, meist Kalkspath, seltener Aragonit,
bestehend, b) Fasrige oder prismatische Struktur, aus kleinen, eckigen
Säulen bestehend, die einander parallel senkrecht auf der Schalentläche stehen,
besonders schön und auch schon mit; blossem Auge zu erkennen bei grossen
Exemplaren von Pmtut. c) blättrige oder lamellöse Schäle, in gröberen
oder feineren der Oberfläche parallelen Blättern, meist glanzlos und durch die
vorstehenden Ränder der einzelnen Schichten rauh, leicht abblätternd, z. B. bei
der Auster, d) Perlmutter, aus sehr feinen zur Oberfläche etwas schiefen
Blättchen bestehend, das Licht dringt daher an verschiedenen Stellen verschieden
tief ein und erleidet an den frei ausgehenden Rändern Interferenz, daher der
eigenthümliche Glanz und das Farbenspiel, das nach dem Einfallswinkel ver-
schieden ist, daher durch Bcwei^'ung des Objekts bei feststehender Lichtquelle
besonders hervortritt. Perlmutter findet sicii nur an der Innenseite der Muscheln,
soweit diese von der anliegenden Mantelfläche zusamnienliangend abgesondert wird,
zeigt daher wicdteInnenfleiteSchichtung(Anwachslinien)nur in derTiefe, nichtinder
Flächemichtung, ausgenommen an den MuskeleindrUcken, wo eben die Grenze des
Muskelansatzes beständig vorgerOckt wird (vergl.MoUttsken, pag.447). Grobblättrige
und prismatische Struktur findet sich nuranderAussenseite der Muscheln und mid nur
vom Mantelrande gebildet. PorceUan struktur findet sich sowohl attssen als innen.
Alle Muscheln leben im Wasser, sehr viele nur im Meer. In Seeen und Flüssen
des Birmenlandes finden sich ausschliesslich zwei artenreiche Familien, die l/niO'
niden und Cyreniden, wovon in Furopa die (jattuncen UniOt Margaritana und
Anodonta, Cydns oder Sphturium und Hsidium vurkuaanen; femer wenige
einzelne Gattungen oder Arten aus verschiedenen anderen Familien, in Europa
hauptsächlich noch Driissena» Die Ortsbewegung ist meist sehr langsam, einige
springen aber doch vom Boden auf, z. B. Cart^itm durch plötzliches Strecken des
kreisförmig gebogenen Pusses oder springen (fliegen) sogar durch das Wa»er
durch wiederholtes rasdies Zuklappen der Schale, so manche Rcten und lAma.
Viele sind nur in der Jugend ganz frei und setzen sich später fest, entweder
durch einen Byssus (s. d.), in welchem Fall sie sich wiUkttrlich wieder ablösen
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Muscbcln.
können (MytUus) oder durch Ankitten einer SchalenhftlAe, wodurch sie seidebefu
fixirt «nd (Auster), Andere bohren rieh nicht nur in iveichen Boden, soodeni
auch in ganz feste Körper ein, in solche ganz langsam, während des Wn)cfasen%
sodass die KingangsöfTnung kleiner bleibt als der spätere Durchmesser der
Muschel, und da sie nicht rückwärts !>nhren können, sind sie damit für immer
gefangen, aber auch sicherer vor leinden (Bohrmuscheln, wie Pholas, LithoJc-
mus, Gastrochacmi u. änderet Das }5olircn geschieht auf mechanischem Wege,
wie schon daraus erhellt, dass dieselbe Art in ctieniisch ganz verschiedene Sub-
stanzen, Kalkstein wie Granit, Holz, Lehoi nnd Wadis bohren kann, dass es
unter Wasser geschieht und dass zwei rieh kreuxende Bohrgänge ganz scharfe
Kanten zeigen. Wasserströmung und Kteseltheilchen im Fuss scbeinen dabei <fie
mechanische Wirkung auszuüben. — Betreflb der Fortpflanzung glaubte man
lange, dass bei allen Muscheln beide Geschlechter in demselben Individuum ver*
einigt seien, da keine Begattung stattfindet und äussere Form wie innerer Bau
keine fjC^chlechtsunterschiede erkennen liess; Th. v. Sieboi d hob dagegen her-
vor, dass bei vielen Gattungen die Geschlechter i^etrennt seien, indem die Gc-
schlechtsdrüsen des einen Individuunis nur Sperniato/oiden, die scheinljar gleich
aussehende eines anderen nur Kier enthalte; aber es tindet sich auch sozusagen
eine unvollkommene Trennung der Geschlediter nach der Zeil, nidem daa eine
Individuum zu einer Zeit nur Eier, zu einer späteren nur Spennatozoiden hervor-
bringt, und so sich nicht selbst befruchten kann, so ist es s. B. bei der Aaster.
Bei einigen Pectenarten bringt ein StUck der Geschlechtsdrüse nur Eier, ein
anderes nur Spermatozoiden hervor, beide Stücke sind an der Färbung zu unter*
scheiden und bei verschiedenen Individuen dieses oder jenes das grössere,
sodass also das eine vorzugsweise Männchen, das andere vorzugsweise Weibchen
ist. V.s sind das gewisserniaassen Vorstufen der Geschlechtstrennung. Bei den
meisten Muscheln wird die Brut schon im Eizustand aus dem Leibe der Mutter
ausgestossen und die Befruchtung findet im umgebenden Wasser statt, andere
aber rind lebendiggebarend und hier muss die Befruchtung durch mit dem
einströmenden Wasser eindringende Spermatozoiden eines anderen Individuums
stattfinden. Bei ümOt Afudemtat der europäischen Auster und anderen verbleiben
die Embryonen, nachdem sie aus ihrer Bildungsstätte ausgestossen, eine Zeit lang
in den Kiemenblättern der Muscheln und entwickeln sich da eist zur Fähigkeit
selbständigen Lebens, ein Hergang, der an die Beutelthiere erinnert. — Die
systematisclie K int h eilung der Muscheln hat besondere Schwierigkeiten, da
von den mehr regelmässig gebildeten Formen zweierlei Abweichungen in ent-
gegengesetzter Richtung auslaufen: das Extrem der einen sind die Austern, die
durch ganz getrennt bleibende Mantelränder und nur einen Scbliessmuskel sieb
als die ^fiwihenm, dem allgemeinen Embryonalzustand näher geUiebenen dar«
stellen, aber durch dauernde Festsetzung sehr ungleichklappig geworden und
von vom nach hinten verkUrs^ also sehr spedalisirt rind; das andere Extrem
bilden die Bohrmuscheln mit umfangreicher Verwachsung der Mantelränder, Stade
entwickelten Athemröhren tmd mehr oder weniger reducirter Schale, deren Schutz
sie weniger bedürfen Diese Gegensätze erscheinen in allen Eintheihingsver-
suchen wieder, aber in ver'^cbicdener Weise. Lamarck unterschied in erster
Linie nach der Zahl der Schliessmuskeln ein- und zweimusklige, Monomyaria und
Dimyana, FLEMING 1828, nach dem Fehlen oder Vorhandensein von besonderen
Athemlöchem oder AthemrÖhren Aiiphonida und SiphonidOf Woodward nsdi
dem Fehlen oder Vorhandensein einer Manttibucht, die auf stark ansgebildde
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Muscheln.
Aehcmröbren hinweist, Inkgr^palliata und Sm^aUittfa, Orbigny 1844 dagegen
Ortkotonthae imd JPkurceünthaet je nachdem die Muschel gleichklappig und länger
als hoch ist, daher in natürlicher l^age aufrecht ist, den Kücken nach oben, oder
ungleichklappig, höher als lang und auf der Seite liegt, drei Punkte« die bei vielen,
aller nicht allen Formen zusammentreffen. All diese Kintheilungen, grossentheils
noch heutzutage befolgt, haben das Gute, dass die Kennzeichen an der blossen
Schale zu sehen sind, sie daher auch auf die fossilen unmittelbar angewandt
werden können, aber sie haben auch den Uebelstand der meisten Zweitheilungen,
dass sie wohl eine natürliche Gruppe mit einem positiven Kennzeichen hervor-
heben, aber im anderen Glied sehr Verschiedenartiges unter einem ne^tiven xu-
sammendrängen; so sind in allen dreien die mehr regelmässigen Formen, z. B.
Venust Car^um, ünw^ mit einem der oben besdcbneten Extreme in eine Hauptab»
theilung zusammengefasst, CuviER unterschied schon 181 7 nach dem Grade der Ver-
wachsung der Mantclränder i. Oitreacea, 2. MytUacea (Lucinac(a bei Adams), 3. Tri-
dacnacea), 4. Cardiaca (Veneracea Itei Ai>.\Nts) und 5. Inclusa oder PhoIadacea\
diese EinthcUung wurde später von (\v\\ 1857 und Stoliczka 1S71 niodificirt;
sie giebt grossentheils natürliche Gruppen, aber ihre Kennzeichen sind an der
leeren Schale nicht ersichtlich, und manche fossile Pornien können daher nicht
sicher eingereiht werden. In neuester Zeit 1883 hat der Paläontologe Neumavr eine
neue Eintheilung vorgeschlagen, die hauptsächlich auf das Schloss gegründet und
daher auf fossile unmittelbar anzuwenden ist^ doch auch anderes berücksichtigt
dalier mehrere natürliche unter sich gleichwerthige Hauptabtheilungen ergiebt, wie
diejenigen Cuvier's, aber ebeii deshalb sie auch nicht so kurz und scharf charak-
terisiren kann; diese Eintheilimg, die in den ersten Bänden dieses Werkes noch
nicht berücksichtigt werden konnte, ist folgende, als aufsteigend gedacht : i. Pa-
lacocoTichac oder Cryptodonta, dünnschalig, ohne oder mit nur schwachen Zähnen,
zweimusklie, o4ine Mantelbucht. Nur palacozoisch. — IL Desmodonta, meist mit
iuncrcui l^aiiU, cia^ oft von besonderen Furl^tzen getragen wird, ohne oder mit
unregelmässigen Schlosszähnen, zweimusklig, mit Mantelbucht Bohrmuscheln und
Verwandte einschliesslich Mjfa und Moära* IIL TaxodaiUa, mit sehr zahlreichen
gleichartigen Zähnen, zweimusklig, meist mit ganz freien Mantelrändem. Artiden
und NueuUden. IV. Heterodonta mit wenigen regelmäsng zwischen einander greifen*
den Zähnen, die sich deutlich in eigentliche Schlosszähne und Seitenzähne diffe-
renziren, zweimusklig, Mantelränder in geringerem Grad \erwachsen, mit einem
oder zwei Atliemlöchem oder nicht sehr starken Athemröhren. Hierher die
rcgehnassigen I'ormen von Unio an iiber Astarie, Lucina und Cnrdium bis I'ffius
und TiUma. Auch die mehr unregelmässigen Chama und J rtäactia sind einge-
schlossen. V. Anisomyaria oder Dysodonta^ vorderer Schliessmuskel sehr klein
oder ganz fehlend, Schloss oft mit innerem Band, aber ohne besonderen Träger
desselben, oft zahnlos» selten mit gut ausgebildeten Zähnen, keine Mantelbucht^
Mantelrinder wenig oder gar nicht verwachsen* a) HHirmyana. Ein kleiner
vorderer Muskeleindruck. AotatUdent Mytiliden und IHima. b) Monomyaria, ein«
musklig: Pecten, Spondylus, Antmua und Ostrea. Schon hieraus ergiebt sich, dass
die Muscheln bereits in der palaeozoischen Periode beginnen, aber mit einfacheren,
weniger dilTerenzirten Formen; schon aus dem Silur kennt man 636 Arten. In
der mesozoischen Zeit herrschen diejenigen mit wenig oder nicht verwachsenen
Mantehaiuieiii und ohne Röhren entschieden vor, so sind manche (iattungen der
Osireiditt, Aviiuiidettf Arciden und Nuculiden, sowie J'rij^onia charakteristisch dir
bestimmte Formationen und manche Arten derselben praktisch wichtige Lett*
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Ifntdcapidae.
muscheln fUr dieselben. Erst in der Tertiärzeit nehmen die mit inehr ge-
Bchlowenem Mantel und Mantelbacht id ähnlicher Weise «i, wie sie m der
Gegenwart vorhanden sind. — Für die Literatur rouas auf den Artikd »MoUtisken«
im Allgemeinen verwieaen werden, doch sei noch hinzugefügt, daaa die Antoniie
der Muscheln des Mittelmceres schon von Pou, tcstaceorum utriusque Siciliae
historia 1791 — 95 in genauer und ftlr längere Zeit nkbt wieder erreichter |
mustergiltiger Weise beschrieben ist (aus späterer Zeit reiht sich Deshayes' un- f
vollendete Arbeit in der l'Kxploration de l'Algcric würdig an\ das^- fttr Bau und I
Lebensweise unserer einheimischen Stisswassermuscbeln C. Pfkü- j s Naturge- I
schichte deutscher Land- und Silsswasser-MoUusken, zweiter Theil 1825 von ;
Wichtigkeit ist, dass Gray im 5. Theil seiner Figures of moUuscous animala 1857
aßt damate bekannten AbUldungen lebender Thiere snsaromeogestdlt hat ond
dass Stoltczka's grosse Arbeit in der Palaeontologia Indica, Bd. in, Calcutta 197t
fttr Systematik und Palaeontologie der Muscheln überhaupt bis auf die Gattungen
herab das Bekannte zusammenfasst und neue Gesichtspunkte eröffnet Für die
Entwicklungsgeschichte ist Lov^n's Arbeit in den Abhandl. der Stockholmer
Akademie 1^70 von ebendemselben in deutscher Sprache herausgegeben,
in erster Linie von Wichtigkeit. E. v. M.
Muscicapidae, Fliegenfänger, Familie der Vogel, deren Mitglieder durch
einen flachen und breiten, mit einem scliwachen Haken und seichter Zahnaus- i
kerbung an der Spitze versehenen Schnabel ausgezeichnet sind. Die Scbnabd- I
borsten sind in der Regel sehr stark entwickelt Stets sind xo Handschwingen I
vorhanden; dritte und vierte oder vierte und fünfte Schwinge sind in der Regd l
die längsten« erste gewöhnlich kflrzer als die Hälfte der zweiten, Armsdiwingen
immer deutlich kdrzer als die Handschwingen. Die Fliegenfänger gehören der
Östlichen £rdhlUfte an und verbreiten sich hier über alle Krdtheile, sind jedoch '
in den Tropen am artenreichsten vertreten. In Nord- und Mittel- Amerika kommen
nur wenige Arten vor {BombycU/inae, Myiadtstcsl welche zum Theil von dem 1^
typischen Charncter der FnmiHe abweichen tmd nur bedingungsweise mit derselben |
vereinigt werden. In Süd-Amenka iclilen die Fliegenfänger dagegen vollständig. I
Die Aufenthaltsorte der F. sind Waldungen, in unseren Breiten vorzugsweise Laub* |
Wälder, Baumpllanzungen und Gärten. Hier sitsen sie auf hervorragenden Zwe^ ,
spitsen oder in lichterem Gezweig selbst» welches ihnen Umschau gestatieti 1
stossen auf vorübeiffi^sende Insekten, welche sie im Fluge schnappen, und kehtea
danach auf ihren Beobachtnngsposien zurück. Im Herbst und bei nassem Wetter, \
wo Ihsektennahrung mangelt, nehmen sie auch Beeren. Ihr Gesang ist meistens ',
kurz, aber wohllautend. Einige nisten in Baumlöchem, andere bauen offene, freie ■
Nester auf Aesten und im Baunige^weig aus dünnen Zweigen und Halmen und
jmlstern die Mulde mit Pflanzenwolle und Federn avjs. Die in den gemässiErten
Breiten brütenden Arten wandern zur Winterzeil \n wärmere KUmate. Die FaiiHlie 1
umfasst Ober 300 Arten. Man unterscheidet 3 Unterfiimilien. i. Fliegenfänger,
Mustk^kuu, yßi vollständigen, ungetheilten Seitenschienen an den Läuftfl*
Schnabelborsten schwach, etwa bis zur Mitte des Schnabels reichend. Im FIflgd
in der Regel 3. und 4. Schwinge am längsten. Bei den typisdien Formen ist
nur die Aussenzehe mit einem Gliede verwachsen, die Innensehe getrennt Als
Hauptgattung dieser Gruppe ist Muscicapa, Briss., zu nennen, mit den Unter-
gattungen Butalis, Borr, und Afirmrea, Gori,D. Zu dieser Gattung gehören die
4 in Deutschland vorkommende)) 1 lici^enfanfrer. Es sind dies: Der eraue
Fliegenfänger, M.grisola, L., oberseits graubraun, uoterseits weiss, Kehiseiten
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Mittcidae — M nskatvoeel.
und Kropf graubraun gefleckt Baut freistehende Nester und legt blaugrünliche,
rostfarben gefleckte Eier. Der Trauerfliegenfänger, M. lUrkapiUa, L., ober-
sdlB schwaiz, nur ein Stimfleck, Autsensaum der äusseren Schwanzfedern und
Flttgetbinde wie die ganze Unterseite weiss. Bei jüngeren Männchen und Weibchen
sind die vorbeieichneten schwanen Theile gr '.ubraun. Baut in Baumhdhlen und
legt hellblaue Eier. Der Halsbandfliegenfänger, M. colhris, Bcust., von
dem vorgenannten durch breiteren weissen Stimfleck und weisses Nackenband
unterschieden, bewohnt nur das südh'che DeutscManfl. Der Zwer;;niegenfängcr,
Af. panm, Bchst., obcrseits braun, Kopfseiten grau, Kehle rothpelb, l^nterkörper
weiss mit bräunlichem Anflug auf Brust und Weichen, Basis der Schwanztcdorn
weiss, kleiner als die vorgenannten. Nistet in Baumlöchern und Spalten. Die
Eier sind auf weissem Grunde mit verwaschenen, blassrötlilichen Flecken dicht
bedeckt. Zu der genannten Unteifamilie gehören ferner die Gattungen Htmuhe-
lidon, Hoogs.» GtrygMe, Gould (malayisdi^australische Formen), Brcminia, Hönes,
und Choiiürhk^ Hodgs., indisch, Bradyoriüs, SiniD., afrikanisch, und die in Nord*
Amerika vorkommende Gattung Myiadestts, Sws., welche von neueren Systematiken»
unter die Drosseln gestellt wird. — Die zweite Unterfamilie bilden die Fliegen-
schnäpper, Afyta^ritrae. Dieselben haben ungetheiltc Scitensehiencn an den
Läufen, aber sehr starke, lange, in der Regel die Mitte der S( hnalicUange über-
ragende, oft bis zur Spitze desselben reichende Schnabelborsten, /eben stärker
verwachsen als bei den Muscicapinae, Aussenzehe mit \\ bis 3 (ihedern, Innen-
zehe in der Regel auch mit einem Glied. Hierzu gehörende Gattungen sind:
MlMäreha, ViG. et HoRsr. und Fkzorhynchui^ GovLt>, australisch, Mytagra^ Vic.
et HORSF., australisch und malayisch, Rhipiiurat Vic. et. Horsp., australisch und
nialayisch,7!r/;^ff)>AMir«,CAB.,airikanisch und indisch, TraeA0cercus,CAB»tJSiminia, Bp.,
Bios, I.Ess., Ftatystira, Jard. et Sblbv und Sterwstira, Cab., afrikanisch, Htm^m,
Hoogs., indisch. — Als dritte UnterfamUie sind die B&mkycillinae m nennen,
S. Seidensrh\v:4nze. RciTW.
Muscidae, Familie aus der Gruppe Brachycera in der Orfinung der Zwei-
fl(igler (s. d.); die Angehörigen derselben haben dreigliedrige Fuhier, eine Rflcken-
borste auf deren letztem Gliede, fast immer einen fleischigen, einziehbaren Rüssel
mit deutlichen Tastern, und eine kurze Anal- und hintere Basalzelle in den Flügeln.
Die kopflosen Larven werden in der erhärtenden Larvenhaut zu »Tonnenpüppchen«.
Man hat die ungemein artenreiche Familie in M. cafypUrae, wo entwickelte FlUgd-
*8ch1lppchen immer vorhanden nnd und in M. aeüfy^erae eingethetlt^ wo jene ganz
fehlen oder sehr verkümmert auftreten. Zu ersteren gehören Gattungen wie
Anthomyia^ Tachina, Sar , thnga, Musca u. a., welche alle neuerdings so und so
viel? Sippen bilden. Zu den acalypti-rac zählen noch viel mehr Sippen, wie z. B.
Oriaänae, Trypetinae, Fsilinat, Cfüoropina€t J^roiophilinae etc. E. Tg.
Muscoghee, s. Creek. v. H.
Musebyter = Döbel (s. d.), Ks.
Muselongos, s. Mussorongo. v. H.
Museasan* Eäner der Hauptstämme der Millikurden (s. d). v. H.
Mnsgo, s. Musagu. v. H.
Musin» das verwilderte Pferd in Centrai-Asien im Gegensatz zum wilden,
dem »Tarpan« (V. Hehn). R.
Muskatvogel, Spermestes punctularia, Gm., häufig bei uns im Käfig gehaltener
Wel cfink von den Sundainseln, zimmtfarben, Unterkörper auf weissem Grunde
schuppenartig dunkelbraun gebändert Rcuw.
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5«*
Maslcegons Muikdifiteiii.
Muskegons. Abtheilung der Crees (s. d.), nicht zu verwechseln mit den
Muscoghec oder Oeck. v. H.
Muskelsystem. die Muskulatur wegen der Contractilitat ihrer Flcmcnte
der Hc\vcf;iirii; hestiniiiitcr Organe oder ganzer Körperabschnitte dient, so schon
wir, wie s»ie in labt sämmüichcn 1 hieri,'rupj>en niclit allein anwesend, bondcm
auch den Gesetzen der Bewegung entsprechend zu bestiiniDten Systemen an-
geordnet lat Auf der untersten Stufe der thierischen Oiganismenf bei den Pro-
tozoen, müssen wir die Muskelsubstanz als diflus anaehmcn, da diese Thiere nor
den Werth einer Zelle reprstsenttreo und mitbin bei ihnen von Muskelzdien
nicht die Rede sein kann. Doch macht sich bereits bei den Infusorien eine Diflfe-
renzirung der contractilen Substanz insofern bemerkbar, als hier bei manchen
Arten in der äusseren Plasmaschicht der den Organismus darstellenden Zelle
Systeme \oii Streiten auttretcn, welche als Sitz der Contractilitat den Muskeln
functioncU ^leichucithig sind. Eine andere Andeutung von DitTercnzirung der
Muskelsubstanz zeigen gestielte Infusorien, bei denen in der Achse des Stieles
ein contractiler Strang -verläuft, durch dessen Wirkung sich der Stid zusammen-
zuziehen vermag. — Die Muskulatur der Cölenteraten ist nach den einzelnen
Gruppen mannigfachen Verschiedenheiten unterworfen. Bei zahlreichen Cölente*
raten finden sich Zellenlager, bei denen nur ein Theil jeder Zdle zur contrac-
tilen Faser umgestaltet ist. Es sind dieses faserlÖnnige Fortsätze von epitbelartig
angeordneten Zellen, sogenannten Myoblasten; sie ragen in tiefere Schichten hinab
und dienen dem Körper als contractile KIcmcnte, während die dazu gehörigen
Zellkorper noch andere Funktionen besitzen. Reich entwickelt ist die Muskulatur
in der Gruppe der Anthozoen, wo sie l)ei den Actinien in der Fusstlächc, mit
welcher die Thiere icstsiuen, eine dicke Suhle bilden. Der schlauchförmige
Körper der Anthozoen besitzt ringförmige und der Lftoge nach verlautende Muskel-
faserschichten, welche sich auch auf die Tentakeln fortsetzen. Bei den Medusen
stellen die Muskeln eine besondere, Subumbrelta genannte Schiebt auf der Untere
Seite des Schirmes dar. Von derselben treten zu den Radialgefilssen radiär ver-
laufende Züge. Diese Verhältnisse beziehen sich sowohl auf die freilebenden als
auf die in der Siphonopliorenkolonie befindlichen Medusen. — Bei den Echino-
dernien richtet sich der Grad der Ausbildung? des Muskelsystenis nach dei Be-
schailenheit der äusseren Körperdecke. Die Seeigel, welche von einer festge-
lügtcn Schale umhüllt sind, besitzen im Allgemeinen nur einzelne Muskeln zur
Bewegung der Stacheln, und nur bei gewissen besonderen Organen stellt sich für
dieselben eine ausgebildete Muskulatur ein. So besitzt eine solche der Kau-
apparat Entwickelt ist das Muskelsystem aber da, wo ein mehr g^liedertes
Skelet eine freiere Bewegung der einzelnen Theile des Körpers zulässt, d. h. bei
den Asteroiden und Crinoiden. Bei den Holothurien aber, bei welchen von dem
festen Skelet der übrigen Echinodermen nur der Haut eingelagerte Kalkstücke
übrig geblieben sind und der wurmförmige Körper daher ungehindert seine Ge-
stalt verändern kann, ist der Ausbildung der Muskeln weiterer Spielraum gelassen.
Das Muskelsystem ist hier innig mit der Hautdecke verbunden. Dieser zunächst
liegt senkrecht zur Körperach.se die Ringmuskulatur, auf welche nach innen luni
breite, der ganzen Körperlänge nach verlaufende Muskelbänder folgen. — Ein
analoges Muskelsystem besitzen die Wflrmer, bei denen sich in gleicher Weise
die Körperhaut mit darunterliegenden Längs- und Ringmuskeln verbindet und so
ein Hautmuskelschlauch zu Stande kommt, welcher als das hauptsächliche Be-
wegungsor^m anzusehen ist. Am complicirtesten ist der Verlauf und die
^ kjui^uo i.y Google
Muskclsjrstcm.
507
Schichtung der Hautmuskel bei den Plattwttrmem und den Hirudineen. —
Während sich bei den Wttrmem die Muskeln zu Schichten, Ring- und Längs-
faserschichten anordnen, sind dieselben bei d^ Arthropoden entsprechend der
grösseren Ausbildung der einzelnen Körperabschnitte in Systeme einzelner von
einander getrennter Bündel gesondert. Da das Skelet der Arthropoden ein
äusseres ist, so haben diese MuskelbUndel ihre Ansatzstellen an diesen. Die
innige Beziehung, wek hc wie überall so auch hier zwischen Skelet und Mviskulatur
besteht, bedingt naturgcniasicine wechselnde Anordnung und Ausbildung dcrMuskel-
üystenie, je nachdem der gesammte Körper und damit das Chitinskelet eine
mannigfache oder eine Unförmige Gliederung aufweist und ein Gl^ches wieder für
die einzelnen Körperabschnitte gilt So wiederholen sich bei den Tausendfttssem
und Insectenlarven, bei denen die Segmentirung eine gleichartige is^ die Ver-
hältnisse hinsichtlich der Muskulatur von Glied xn Glied. Durch eine ungleich-
artige Ausbildung der Segmente, mag dieselbe durch eine in das Einzelne gehende
Gliederung oder durch Verschmelzung von Segmenten zu grössem Complexen
zu Stande kommen, ist dementsprechend auch die Muskulatur angeordnet. Hier
lassen sich auf der Kucken- und Bauchseite von Segment zu Segment verlaufende
Läng.s/üge und solche Muskeln unterscheiden, die seitlicli gruppirt sind zur Be-
wegung der Gliedmassen. Die Entwicklung dieser letztern Muskulatur steht
im Ve^ltniss zu den Anforderungen, welche an die Gliedmassen gestellt
werden und ist daher vor allem bei den Insekten ausgebildet Die äussere Haut>
sdiicht der Mollusken ist mit den darunter liegenden Muskeln eng verbunden,
so dass hier ähnlich wie bei den Würmern eine Art Hautmuskelschlauch ent-
steht, welcher die äussern Formen des Thieres wiedergiebt. Für eine weitere
Entfaltung der Muskulatur ist die Gegenwart eines ungegliederten Skeletes
(Schalen, Gehäuse) und der Mangel innerer fester Teile hinderlich. Deshalb
zeigen sich gesonderte Muskelbildungen nur wenig. Da, wo sich bestimmte Be-
wegungsorganc herausgebildet haben, tritt an diesen Stellen (Fuss der Gastero-
poden) des Körpers die Muskulatur mächtiger auf als anderwärts. Gesonderte
Muskelgruppen finden sich demnach weniger häuhg. Wir sehen sie z. B. als
Schliessmuskeln bei den Lamellibranchiaten oder als Retractoten bei beschälten
Wdchthieren zum Zurückziehen des Thieres. Bei den Cephalopoden, bei welchen
sich im Innern des Körpers theilweise feste Bestandtheile herausgebildet haben,
wie die Knorpelpartien in gewissen Regionen oder die festen Kalktheile bestimmter
Gattungen, sind auch flir ein entwickelteres Mu^kelsystcm bessere Bedingungen
geboten. Das Muskelsystem der Wirbelthiere zeigt bei der bedeutenden Aus-
bildung des Skeletes eine hohe Entwickcluncsstufe. Die Muskeln bestehen hier
aus geschiedenen, zu verschiedenartig geformten Partien vereinigten Fasern, Die
einsäen, bei einander liegenden Muskeln, welche derselben Funktion dienen,
vereinigen sich zu grössem Complexen, aus denen die verschiedenen Abschnitte
des Muskelsystems hervorgehen. Die Muskulatur zerfällt in solche, welche dem
Skelet angehört, und in Hautmuskulatur. Die Muskeln des Skelettes stehen mit
diesem in enger Verbindung und sind je nach der Ausbildung der Skeletteile
und deren Leistungen entwickelt oder werden beim Fehlen jener vermisst — Bei
einer vergleichenden Betrachtung der Muskelsysteme der verschiedenen Thier-
gnii)pen crgicbt sich deutlich, dass die Anordrumg und Ausbildung der Musku-
latur in einem engen Abhängigkeiisverhaltniss steht zu der Art der Bewegungs-
organe des Thieres und der Anwesenheit und Gestallung fester, skeletartiger
Bestandtheile. Bei jenen Thieren, deren zarter Körper sich im Wasser befindet
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Muikcllrichiiic — MttMgn.
und von diesem durchdrungen und umgeben ist, bed.arf es nur wenig fester,
schttteender Körpeitheile und dementsprechend tritt auch das Muskels}rstem wenig
hervor. Nimmt dann aber der Körper grOssare Ausdehnung an, fdhlen ihm aber
noch feste Theile (Holothurien, Wflrmer), dann umhüllen den gansen Körper
muskulöse Schichten, so dass das Thier wie tn einem contractilen Schlauch steckt
(Hautmuskelschlauch). Bei den Thicren mit Skcletbildung ist bei Beurtheilung
der Anordnung der Musknhuur die Art des Skeletes von Wichtigkeit. Dient das
Skelet wesentlich di-iii Schui/.e der weirhen Thcilc und der Organe (Mollusken,
Echinodermen), dann erlicht sirh das Muskelsystcm wcnic; id»cr die Stufe, welche
durch die Anwcscnltcit eines Hauljnuskelsc l laiK hes bezeichnet wird. Wenn Je-
doch d.is Skelet ausserdem noch eine freie I.ocomotiun zulxssen und begünstigen
soll (Arthropoden, Wirbelthtere), dann genügt ein Hautniuskelschlauch nicht mehr
und es stellt sich ein hoch entwickeltes System von Muskelbündeln ein, s. auch
MuskelsysCem-Entwicklung im Nachtrag zu Lit. M. D.
Muskeltrichine» s. Trichina. Wd.
Musolöngo-Neger, s. Mussorongo. v. H.
Musones oder Musonii, Stamm der Mauri oder Maurusü, in den dstlicheo
Theilen Manntnnifiis. v. H.
Musophagidae, Pisanefresser, Familie der Klctter\ n^ol. In der Körper-
form im AIlgcnicirK-n nhnehi diese Vöt^el den Kuknkcn, unterscheiden sich von
diesen wie von anderen Klcttervögeln alter dadurch, dass die vierte Zehe nicht
unmittelbar nach hinten gerichtet, sondern Wendezehe ist, welche, sehr bcweg-
lichf nach Aussen oder auch wenig rückwärts ebensowohl oder vorwärts gedreht
werden kann. Alle drei Vorderzehen sind durch kurze Bindehäute an der Basb
mit einander vereinigt, was mit Ausnahme der Erdkukuke (GtooK^gtt) bei kernen
anderen Klettervögeln vorkommt Der Lauf hat die ungefähre Länge der Mittcl-
zehe oder ist etwas kürzer. Die Vorderseite desselben wird von Gürteltafeln um-
schlossen, an welche sich .m der Innenseite eine T ,;in<:sreihc SeitL-nsrhilder anlegt,
wahrend die Aussenseite und Solde von selir kleinen Schildern oder Körnern bc-
<let k[ wird. Der mehr oder \venii;er seitlieh /nsainincni;edr'irktc Schnabel ist an
<ler Basis sehr iioch und seine Schneiden haben sägeartige Ausschnitte. Der zehn-
fedrige Schwanz ist länger als die kurzen, gerundeten Flügel, welche angelegt nur
wenig die Schwanzbasts überragen. Die Familie ist auf das tropische Afrika be-
schränkt. Sie umfasst 25 Arten, welche in 5 Gattungen getrennt werden. Turako»
C&rythaeolust Heine, Bananenfresser, Mus^kt^a, Is., Lärmvogel, Sehkarkis»
Wacl., Haubenvogel, CiiZ^ürrjc, Lbss., Helmvogel, Corythaix, III. Die Pisang*
frcsser bewohnen vorzugsweise den Hochwald, streifen hier in kleinen Trupps
durch die Baumkronen, wo sie Insekten von den Zweigen ablesen oder Beeren
pHücken, Mit Ausnahme der mehr im niedrigen GelMisch sicli aufhaltenden
Turakos kommen sie selten auf den Hoden herab. Ueberhaupt halten sie sich
sehr versteckt, und nur der laute, klangvolle Ruf macht ihre Gegenwart bemerkbar.
Sie nisten in Baumhöhlen und legen rein weisse Eier.
MusquaUduk, Einheimische Benennung fUr die&tkes und Foxes-Indianer in
Missouri und lUtnois. v. H.
Mt»i^;n, Negervolk südlich von Bomu, zum grossen Stamme der Massa gt
hörig. Die M. bilden eine Menge einander feindlich gegenüberstehender Ge-
meinden, deren jede von einem Häuptling beherrscht wird. Die M. werden von
allen ihren Nachbarn hart bedrängt, welche bei ihnen Sklavenjngden veranstalten
und jährlich Tausende wegschleppen. Die M. sind eine stolze, kräftige Race, aber
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509
von groben Zügen und ihr Aeusseres ist abschreckend, ihre Hautfarbe schmutzig-
schwarz, ihr ein^io^er St lirmick eine Art Pelelc in den schnauzenförmigen Lippen,
welche beim Sprechen klappernd auf einander sclilagen, was der an wunderlichen
Zisch-, Hauch und Kehllauten t>lmeliin schon reichen Sprache einen noch selt-
sameren KJung verleiht. Die Manner halten an dem LederschurzteU um die
Hüften fest« die Weiber an einem schmalen Bande um die Weichen als einzige
Kleidung. Hauptwaffe ist das scharfe Wurfeisen (>Golio«)4 mit dem sie Menschen
und Thieren die Beine wegschneiden. Als Kriegsrüstung fertigen sie Panzer aus
dem mit den Haaren nach innen gelcehrtKi Fdl des Büffels oder aus dickem
Strohgeflecht, und eine entsprechende Kopfbedeckung aus demselben Material.
Die M. treiben Bienenzucht, bauen Tabak und Baumwolle und suchen die Trag-
fähifrkeil ihrer Ländereien durch DitngiinE^ zu erhöhen, was sonst bei keinem Volke
Mittel-Afrika s wahrgenommen wird. Ihre S|)rache hat nichts Q)it der von Bagirmi
gemein, nähert sich aber der von Logon. v. H.
Mussorongo, Alusolongo, Muselongo oder Muschirongu, besser Basikongo,
Bantuvolk am unteren Kongo. Ihre N-ganga oder Fetischpriester verstehen sich
trefBich auf das Zähmen und Abrichten von Schlangen. Die M. sind ein enl*
aiteter Zweig der grossen Bakongo>Race, herunterkommen, von leicht schwJb»>
lieber Hautfarbe und ärmlicher Körperentwicktung. Sie wohnen am unteren Kongo
bis Borna hinauf, besonders aber in dem marschigen Lande längs seines süd-
lichen Ufers bis zum Meere. v. H.
Mustela, L. (Maries, Cuv.), Marder, digidgrade Camivorengattung der
Familie Mus/c/iJa (s. d.), zur Subfamilie Mariina (s. d.) gehörig, charakierisirt
durch 38 Zahne Molaren, kleinen Innenhuckcr tratrcnden unteren Meischzahn),
durch vorne verschmälerten Kopi, zuge^pitzle Schnauze, quergestelltc kurze, last
dreiseitige, oben schwach abgerundete Ohren, langgestreckten schlanken Körper,
kurse Beine mit 5 zehigen, spitz bekrallten Füssen, deren hintere an den Sohlen
dicht behaart sfaid. Der Schwanz bis von halber Körperlänge ist rund, lang-
behaart Alle besitzen eine Analdrüse, deren scharf riechendes Secret auch den
Faecalien einen penetranten Bisamgeruch verleiht lütstcla martes, L., Baum>
oder Edelmarder, Gold-, Wald-, Ikich-, Tannenmarder, erreicht eine Totallänge
von 82 Centim., wovon 27 auf die Ruthe (Schwanz) entfallen. Pelz gelblich-
braun, vor der Brust ein sehr charakteristischer rothgelber Fleck. Verbrt irrt
Sil ü über Europa und West-Asien, lebt in Land- und Kiedwäldern, geht im Ge-
birge bis 1300 Meter üb. Meere. Baum- und Felscnlücher, alte Raubvogelhorste,
Eichhömchennester sind ihm ^e sympathische Behausung; der kleinen Vogel-
wel^ allen Thioren der niederen Jagd bis zum Rehkalbe ist er in hohem Grade*
gefiihrlich. Er reisst nieder, was er bewältigen kann, saugt das Blut aus, fHsst
das Gehirn und kostet von den restiienden Theilen. Indes» filngt er wohl auch
kleine Kager und Jnsektenfresser (Maulwttrfe, Spitzmäuse) Käfer und lässt sich
gelegentlich manche Obstsorten schmecken. — Die Ranzzeit fiUlt in den Januar,
nach q Wochen wir t das $ 3—4 blinde Junge. Af. foina, Erxi... Stein-, Haus-
oder iJat hnuirder, kleiner und schlanker als voriger, erreicht eine Kur[>eriänge
von 46 Centiu»., und eine Schwan/länge von 24 Centim. Sohle und Zehen mit
nackten Schwielen, 1 elz grauuraun, vorder Bru^t ein weisser Fleck. Geograplu.sche
Verbreitung ähnlich jener des Edelmarders; er ist neuerzeit in einigen Gegenden
sehr selten geworden und verschwindet successive aus denselben, ist aber in
Deutschland häufiger als der Edelmarder. Er hält sich an die N&he mensch*
lieber Niederlassungen, deren HOhnerhöfe und Taubenschlage er gern plttodert,
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510
Miutclida — Mustclus.
im Walde führt er eine ähnliche Lebensweise wie der Edelmarder, ist aber weniger
gefalirlich. Ran//ei( fällt in den Februar, März; $ wirft 3—4 blinde Junge. Der
Pelz hat niclu den Werth wie jener des Kdelmarders. Af. zibell'tna, I.., Zobel,
ähnelt der M. martes, besitzt aber längeren und glänzenderen, seidenweichen Pelz,
grussere Uhren, sehr starke Peine und kegellorniigen K<»|)l, erreicht eine K,üq>er-
lange von 44 und eine Sthwanzlänge von 22 Centim. Die i"ari)ung schwankt
zwischen gelb- und dunkelbraun mit hflufig eingestreuten weissen Haaren. Zumeist
geschätzt sind oben schtfriLrzlichei seitlich and am Halse rödiltch kastanienbiaone,
unten dottergelbe Felle. Der Zobel verbreitet sich Aber Sibirien und Centrai-
Asien, dürfte in Kamtschatka noch am hftufigsten sein, vermindert sich aber in
Folge der fortgesetzten Naclistelhingen der l'el/jäger von Jahr zu Jahr. — Die
biologischen Verhältnisse sind noch ungenau bekannt, er nähert sich hierin wohl
dem Edelmarder, frisst kleine Nager, Eichhörnchen, Vögel, Eier, auch Fische;
nacl> Raddk soll er sehr dem Honige nachstellen und Cedemntisse lieben. Ranz-
zeit angeblich Jan\iar, nach 2 Monaten wirft 9 3 — 5 Junge. — M. americana,
TuRTON, Fichtenniarder, amerikanischer Zobel, mit gröberem, ziemlich gleichmässig
braunem Pelze, gelbem Brustfleck, mit 45 Centim. Körperlänge und 15 Centim.
Schwanzlänge. Nord«Amerika (Küstenländer der Hudsonsbai, Labrador etc.). —
Im Amurlande und in den sttdasiattschen Gebiigen lebt M.ßamgiUa, Bodo.» »Cbarsa«
marderc; in Japan M» nulampus, VfACH. etc. -r- Bezüglich foniler M.*ArteD a.
Mustelida. Ausser Grav »Revision of the gencra and species of Mustdidae etc.«
in Proceed. Zool. Society 1865 vergleiche die schöne Arbeit von Eluot Coues
?Fnr ]>< arin^ animals: a monograph of North ainerican Mustelidae«. Washing-
ton 1H77. V. Ms.
Mustelida, \V.\(,nkr n. a., Marder und marderartige Raubthiere, Familie der
Carnivora, Cuv. Die M. sind plantigrade oder digitigrade, meist fünfzehige Cami-
voren mit gestrecktem, walzigem, niedrig gestelltem Körper, mit bald fetimetilen,
bald unbeweglichen Krallen, mit gestrecktem Schädel und abgerundetem Schnauzen-
theile. Gelenkgrube für den querwalzigen Qnufyha des Unteikiefers mit vorderer
Knocbenleisle. Der Froeessut paratcipikUis ist nicht den Bullae lyn^Mucae an«
gelagert, sondern frei, nicht platt. Blinddarm fehlt. Afterdrliscn meist vorhanden.
Das Gebiss besteht aus | Schneidez., j Eckzidinen, 3 oder | (|) Praemolaren
I • { Molaren, der Fleischzahn ist höckerig, kleiner als der Höckerzahn. Die
Musfclidaf werden nach der PeschatTenheit der Extremitäten (nach Gray'* in
zwei Sectioncn getheilt, s Acanihopoda und Tlatypoda. Erstere umfassen die
I^ndmarder, Martina (Mustdina), Wagn., die Ottern Luirina, Wacn., die letzteren
die Honigdachse, Meähwra, und Dachse, MeUna, Wagn. — Die M. haben in allen
Faunengebieten (Australien ausgenommen) Vertreter. Fossil finden sich Meies,
Chth in diluvialen Knochenhöhlen, Mustela und I^ierAts aubfossil in Höhlen;
bereits aus tertittren Ablagerungen ist Lu/ra bekannt etc. Biologisch zeigen sie
nur Uebereinstimmung in ihren meist nächtlichen Raubaflgen, die sich auf alle
Warmblütler erstreck^ welche sie eben bewältigen köiinen. Viele schätzen Fische,
selbst Lurche, Kerfe, Mollusken; einige Helsen auch pflanzliche Kost oder sind
gar Omnivoren. Sinne und geistige Befähigung sind bei einigen hervorragend,
l.ist, Gewandtheit, Mordlu.st sind der Mehrheit eigen. — ?anige exccUiren im
Klettern und Springen, andere sind wahre Schwimmkünstler, wenige nur sind
mehr plump und träge. Von allen wird das Pelzwerk geschätzt, mehrere Arten
bilden dieses wegen einen hervorragenden Handelsartikel, v. Ms.
IfustelUB, Cuv., Gattung dtt H§ihwchikmt\le CdreAariidae, tesp. der GaUuüte,
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Mu8u — Mu-tseu.
5"
Glatthai (s. Galeus), mit kleinen, zahlreichen, pflasterartigen ZJUinen* mit mässtg
grossen ^titxlöchem und einer Nickhaut, ohne Grube an der Wansel der
Schwanzflosse, welche keinen deutlichen Unterlappen hat. 5 Arten an den
Küsten der warmen und gemässicrten Meere, sie fressen hauptsächlich Weich-
und Krebsthiere. M. lävis, Riss*), (ilatthai, schon von Aristoteles be-
schrieben, gemein im Mittehneer, auch bei New-York und nm Rothen Meer i»e-
funden. Ausgezeichnet durch seine Dottersackplacenta, indem der langge-
stielte Dottersack eine grosse Menge von Zöttchen bildet^ welche von der zarten
Eihaut Überzogen, nach Art der Cotyledonen bei Wiederkftuem in entsprechende
Vertiefungen der Uterusschleimhatit eingreifen. Die Jungen werden lebendig ge-
boren. Letzeres ist auch der Fall bei M. vulgaris, M. und H., die aber jener
Dottersackplacenta entbehrt. Sonst sind beide Arten nur wenig verschieden.
Grösse ca. i Meter. Ki-z.
Musu. Dialekt des Nufi (s. d ), welcher in dem nördlichen Angla des
Quorra-Benuc-Flusses gesprochen wird. v. H.
Musul.imii. s. Musones. v. H.
Mutabiua, Mkrrem = Saiamandrina (s. d.). Ks.
Miiteacshini d. h* die Spälerlebenden, in der arabischen Sage jene, welche
auf die Bajediten oder Untergegangenen, nämlich auf die ältesten Bewohner
Arabiens folgten, v. H.
Mutela, s. Iridina. E. v. M.
Mutilla, Latr. (lat. verstümmelt), Spinnenameise (Bienenameise), eine
Gattung der heterogynen Stechimmen, Aculcata (s. d.). Die flügellosen Weibchen
haben einen ungcthciltcn Brustrticken, die Männchen im Vorderflügel, 3 voll-
ständige l^nterwandzelien und kein Randnial. Man kennt etwa 359 Arten, die
bei anderen Aderilüglem schmarotzen und vorherrschend Bewohner wärmerer Erd-
striche sind. E. Tg.
Mutillidae, eine Familie der Hymcnoptera (s. d.) acnUiUa, welche die Haupt-
gattung MmHUa (s. d.), Metk»ea, Ltk. und Myrmosa enthält und deren Arten sich
durch die, nur den Weibchen zukommende Flttgellosigkeit auszeichnen. E. Tc.
Mutschiva* Zweig der Kaffem (s. d.). v. H.
Muts^ojeones. Zweig der Moxos (s. d.). v. H.
Mutschuaseli. Stamm der Betschuanen (s. d.). v. H.
Mu-tseu. Volksstamtn Hinter-Indiens nördlich von Muong Lim in der Nähe
der chinesischen Grenze, nach Yulc möglicherweise mit den Miao-tse (s. d.) ver-
wandt, doch ohne mongolischen Typus. Die M. behangen sich mit allerlei
Flitterkram. Der originelle Kopfputz der Frauen besteht aus einer Reihenfolge
von Bambustreifen mit geflochtenem Stroh umwickelt, an der Stinuieite mit
silbernen Kllgelchen versiert und nach oben mit zwei Reihen weisser Glasperlen
eingefasst; links hängt eine Quaste aus weissen und rothen Baumwollfäden, mit
allerlei bunten Glasperlen besetzt. Die Vorderärmel der Frauenjacken und
Röcke sind mit weissen Glaskorallen bestickt, vor der Brust ist eine Platte an«
gebracht. Zum Tut/ gehören ferner hohe, enganliegende Gamaschen, bis zur
Wade gleichfalls mit Perlen bestickt, dann Uhrgehänge aus getriebenen Silber-
kngeln und Perlen, Armringe, Gürtel, Halsbänder, allerlei Brustgehänge aus
Muscheln und chinesischen Münzen, auf einen Faden gereiht. Die Männer
tragen eine turbanähnliche Kopfbedeckung, weites Beinkleid, Jacke mit Silber-
knöpfen, bei schlechtem Wetter einen Mantel aus Blättern. Eine Frau, die eine
Last zu tragen hat, legt ein rundes Holzbrett mit Ausschnitt fUr den Hals auf
•
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5««
Matnm — Hym.
die SciiuUern, woran der l'ragkorb befestigt wird. Manche M. lassen das Haar
WIK lisen, tlerhtcn es aber nach chinesischer Sitte in Zopfe. Die Sprache ist
verschieden von jener der Lao (s. d.) und besitzt iiarte und tischende Laute, v. H.
Mutsun. Indianergruppe Kaliforniens, die sich nach Powers von der Sierra
Nevada bis zur Küste, von den Nordostgegecden der San I'ablobai und dem
Consuronesp River bis südwärts über die Montereybucbt und den Fresno enrtreckt
Die zahlreichen Stämme dieser Gruppe kann man gliedern: in die Mi*wok im
Osten, die eigentlichen M. im Süd-Westen von S. Joaqutn bis inr Frandscobaip
die Olamentke im Nord-Westen von der Frwriciscobai bk Rusnan River« endlidi
die Talatui im Nord-Osten. v. H.
Muttahs. Index liinesischer Volksstamm in Assam. v. H.
Mutterbänder, s. rtertiscntwicklunp. Grbch.
Mutter Carey's Henne nennen die .Seeleute die kleuieren Sturmschwalben
(T/iii/assiiiroma) , welche besondere bei stürmischem Wetter bei den Schiffen sich
einfinden, um in dem ruhigeren Kielwasser nach Nahrung zu suchen, die
deshalb aucb fUr Vorboten des Sturmes und unglückverheitteiid ai^esdieii
werden. Rchw.
MiittergSnge» nennt man die von den brütenden Weibchen der Borken-
käfer (s. Bostrichidae) hinter der Rinde von Holzgewächsen angelegten Ginge»
die entweder der Hauptsache nach wagrecht gegen die Achse des Baumstammes
verlaufen, Wagegänge, oder senkrecht Lothgänge, in seltenen Fällen in
3 — 5 Strahlen, Sterngänge, lieber einem mehr oder weniger rechten Winkel
fressen die Larven vom Muttergange weiter ihre geschlängelten >Larvengänge*. £.Tg.
Muttcrhäring = Manisch (s. d.)- Ks.
Mutterkuchen, s. l'lacenta. Grbch.
ICutterlOBc = Elleritze (s. d.). Ks.
Mutterloseken SS Moderliesken (s. d.)^ Ks
Muttertrompeten. s. Utenisentwicklung. Gbbch.
Mutungt Crax Mmneui^ä, Tebl, in Sfld'Brasilien heimische Ait der Iiodu>>
htthner (s. d.). Rchw.
Mutzia, Vogt (Eigenname?) von Carl Vogt auf die altbekannte CJuufo gaUer
vermiftii>iri(, NTn j er, eine Naide, gegründete Gattung. Wd.
Muvinäbore. Suxmm der C^omanchcs (s. d.) v. H.
Muyscas. s. ChiUcha. v. H.
Mwana-Ntaba. Wilder Volksstamm am Kongo oberhalb der Stanley-
FäUe. v. H.
Mya (willkürlich umgeformt aus gr. Mys im Sinne von Miesmuschel),
tsssA X7s8, Meermuschel aus der Abtheihmg der DesmadaiUa oder Ineimm,
Typus einer eigenen Familie Myadae, Schale vom und hinten klaffend, mit
innerem Band, das von einem verhältnissmässig gtossen, löifelförmigcn Vorsprung
des Schlossrandes der linken Klappe getragen wird, während derjenige der
rechten Klappe an der entsprechenden Stelle nur eine Hache Vertiefung zeigt;
beide Athemröhren xu einem dicken, mit rauhem, braunem cuticularem Uebcr-
zug versehenem walzenförmigen Fortsatz vereinigt, der länger als die Schale ist,
nicht in diese zurückgezogen werden kann und im Innern zwei getrennte Röhren,
am Ende zwei gefranzte Oeffnungen enthalt; Fuss auch sienüich lang und et>
was zusammengedrückt. Die Schalen sind äusserlich weiss oder bla» bräunlich,
mit keiner anderen Skulptur als die Anwachsstreifen, die linke meist etwas stärker
gewölbt als die rechte. Sie graben sich beinahe senkrecht in Sand und sandigem
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Myacites — Mycetes.
Schlick so tief ein, dass sie nur mit der möglichst lang gestreckten Röhre das
Wasser emnchen, i— Fuss tief, und sind chamktetistisdi fllr die nördlicheren
und nordischen Meere. Afya armaHot L., Hinterende verschmälert und schwach
zugespitzt, bis 9^ Centim. lang» und M, iruncaktt L., Hinterende am Ursprung
der Röhre senkrecht abgeschnitten und 6—7 Centim. lang, beide bis 5 Centim.
hoch und 3 Querdurchmesser, beide in unserer Nordsee häufig, auch in der Ost-
see. M. arenaria hauptsächlich dicht am Strand und im Sand, in der Ostsee in
kleinen Formen bis zum Eingang des finnischen Meerbusens verbreitet, auch an
der Ostküste Nord-Amerikas, wo sie als Speise hochgeschätzt und >clam< ge-
nannt wird, und in Japan, M. trumaia luelir auf Schlammboden und etwas
tiefer, häufig in den hochnoidifichen Meeren, wo sie bei Spitzbergen, an der
Ostkttste Grönlands bis 81^ und in Smtth-sund bis 78^ Nordbreite gefunden
wurde und wesentlich dem Walroas zur Nahrung dient, auch im Beringsmeer
und demnach, wie die andere, circnmpolar. Im Mittelmeer kommt keine M.
im heutigen Sinne lebend mehr vor, wohl aber M. truncata fossil in Diluvial-
ablagerungen Siciliens, wie sie auch in Skandinavien charakteristisch flir alte Ab-
lagerunp'eti ans der Eiszeit ist, z. B. bei IMdevalla. Ueberhaupt gebt die Gattung
nur Iiis in d is jüngere Tertiär zurück. K. v. M.
Myacites (von Mya abgeleitet), Scht.othkin? 1S20, älterer zusammenfassender
Name für verschiedene fossile Muscheln, die mit melir oder weniger Recht mit
der lebenden Mya verglichen wurden, namentlich solche aus der Trias, Jura und
Kreide, welche jetst genauer unterschieden und zu den Gattungen Anoplophora,
Sandbekobr (nSchstverwandt mit Qtrdmia, s. Bd. II, pag. 36, und von Einigen
noch jetzt MfoeUes genannt, z. B. M, eUttgahn, Schloth.), Üiurmjya, Acassu,
fJlf, ßtrassi, Brongniart) und Homomya, Acjasstz (M, veiUrieotus, ScntOTH.), ge»
stellt werden, die beiden letzteren den Pholadomyen verwandt. E. v. M.
Myalina (abgeleitet von Mya im Sinne von Mytuus)y Konink 1842, fossile
Muschelgattung, Mytilus-förmi!^, aber mit mehreren, dem Schiossrand parallelen
Furchen ftir das innere Band und einer kleinen Scheidewand unter den Wirbeln,
wie bei Septißr und Drdsuna. Häufig im Kohlenkalk und Zechstein, seltener
schon im Slur und Devon. £. M.
Myamma, (spr. Byamma), der einheimische Name d«r Birmanen (s. d). v. H.
Myoeni. Nach PtolemAos eine Völkerschaft Mauritaniens, v. H.
Mycetes, Illio. (Alouata, Lacep., Sientar, Groei».), Brttllaffen, platyrrhine
Primatengattung zur Subfamilie der Gymnurae, Spix (s. d.), gehörig, mit ge-
drungenem, relativ dickem Körper, hohem, pyramidalem Kopfe mit vorstehender
Schnauze, mit dichter Behaarung und mit Kinnbart. In das blasig aufgetriebene,
aussen sichtbare Zungenbein treten drei Kehlsacke ein. Der dünne Daumen
der Vorderextremität reicht bis zur ersten Phalanx des 2. Finpcrs. — Die M.-
arten verbreiten sich fast über ganz Südamerika, leben in irupps, besonders
in dichten, feuchten Hocbwflldera in der Nfthe von FUlssen oder ausgedehnten
SOmpfen; in den Moigen- und Abendstunden lassen sie ihr weithin vemehmbaies
Geheul ertönen; Oberaus vorsichtig und scheu, entgeht ihren scharfen Sinnen
nur selten eine drohende Gefikbr. Die Aesung besteht vorwiegend aus Blättern,
Knospen u. dergl. Verwerthung finden Fleisch und Pelz dieser Thiere, ersteres
hauptsächlich seitens der Indianer. — M.senkulus, Kühl, Rother Brüllaffe oder Aluate,
Totallänge 155 Ontim., davon entfallen 70 Centim. auf denkräftigen Greifschwanz. Die
am Rücken dichte, auf der Unterseite späiliche Behaarung ist in Bezug auf die Färbung
ziemlich grossem Wechsel unterworfen, roth, rothbraun bis schwärzlich, letzlere
/Cool., Anthropol. u. KibiKilogi«. Bd. V.
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5»4
Mycetopbila — Mydau».
Farbe seigen tucli die nackten Körpertheile. Dass SietUfir ektysurus, Gboftil,
nur eine Varietät sei, erkannte bereits J. A. Wagnbr, desgleichen sind aber auch
die vom Prinzen Neuwied bereits vereinigt gewesenen »Arten«: M.fuscus, Geoffr.,
und M. ursinus, (iEonR., als locnl«' Seniculiisvarietäten zu betrachten. Heimnth
Brasilien, Guiana, Columbien, — In West-Brasilien und in Paraguay findet sich ein
kleinerer \'crwan(ker vor, der schwar/c Iküllaffe, Caraya oder CIkuo {M. nigtr,
Waun., Simia Beelabkth, L., etc.) mit längerem, im Alter glänzend !>chwatzern,
in der Jugend und bei weiblichen Exemplaren etwas röthlichem oder graulich-
gelbem Pelze. Die nackten Theüe (Gesicht, Ohren, Sohlen etc.) sind dunkel
röthlichbratm. — Diesem sehr nahe steht M, rufimanus. Kühl., etc. — v. Msi.
Mycetoplüla» Meig., Pilzmlicke (gr. Pilz und Freundin) eine aus mehr als
loo europäischen Arten gebildete MUckengattung aus der Famib'e der Myeei^
fhilidae (s. d.), deren HUften sehr lang, 3. Längsader ungegabelt sind, 4. Längs^
ader nahe der Flügelwurzel aus der 5. abzweigt. E. Tg.
Mycctophilidae, Pilzmücken, Familie der Mücken (s. d.) aus der Zweiflügler-
ordnung, welche sich durch verhältnissmässig breite, nackte Flügel und durch
meist verlängerte Hüften, das Vorhandensein von Puoktaugen, Fehlen einer
Diskoidalzelle und durch FUhler auszeichnen, deren Länge die des Mittelleibes
ttbertriA^ indem die einzelnen Glieder derselben ziemlich lang und nicht dicht
zusammengedrängt sind. Sie sind zart, meist rostgelb gefitrbt und finden sich
oft in grossen Mengen an Pilzen, in welchen die Innren leben. Die Familie
umfasst etwa 50 Gattungen. E. To.
Mycetopus (gr. Pilzfuss) Orrjgnv 1835, südamerikanische Süsswassermuschel,
verwandt mit Anodonta, aber verschieden durch iangge^sogene, fast an Sa/ets er-
innernde, vorn unil hinten klaffende Schale und durch längeren cylindrist hen,
am vorderen Ende .scheibenlonuig sich ausbreitenden Fuss, mittelst desscu sie sich
in den Schlammboden fast senkrecht eingräbt. M. soUni/ormis, Orb., 22 Centira.
lang, Wirbel beinahe in der Mitte der I.Jlnge, und der kleinere siü^tuuu, Orb.,
Wirbel in f der Liinge, hinten höher, in den südlichsten Zuflüssen des Amazonen-
slromes, letzterer auch im Parana. OastCNv voyage dans TAmerique mtfridionale,
Bd. V, 1835—43. pag. 600, Taf. 66, 67. E. v. M.
Mycteria, L. (von gr. tnykier, Schnabel), Gattung der Familie der Störche
{Ckoftiidat'), die grössten Mitglieder der Gruppe umfassend, ausgezeichnet durch
einen stark seitlirli /usammcngcdriickien, mit dem S|)it/entheile sanft aufwärts ce-
bogenen Schnabel. Die Firste ist nahe der Stirn bisweilen flach gedrückt, wodurch
eine Art Sattel gebildet wird, daher der Name »Sattelstörche für diese Arten.
Je eine Art bewohnt die Tropen Amerikas, Afrikas, Asiens und Australiens. Der Ja-
biru, M, imteriemiM, L., in SQdamerika. Rchw.
Msrctodeni, SrAMNit» ^ SakuMmärina, Ks.
Mydaus, F., Cuv., Sttnkdachs, ^idasiatiscbe Camivorengattung der Familie
MusteUda, W.agn., genauer der Unterfamilie der Dachse, ^Mc/ina-- (bezvv. der
Subfamilie Mephilr n -. Crv., Stinkdachse) im Gebisse im Wesentlichen ttberein*
stimmend mit Mephitis, Ci v., cliarakterisirt durch die rüsselförtnige Verlängerung
der Schnauze, die im Felze versteckten Ohren, den besonders lauv.en (Stummel)
Schwanz, die auflallend verlankH^rten Vorderfüssc, die Verw k 1 1 uvg der Zehen
bis zur letzten l'halanx und die macluigen Sciiai rkralicn. Analdrüsen wie bei
AUphitis. Die einzige Art, M. meliceps, F., Cuv., der Teiagon oder Segung, er-
reicht eine KörperUnge von 3s und eiqe SchwanzUnge von s Ctentim., hat gleich-
mässig dunkelbraunen, langhaarigen Pelz mit weissem, bis zur Schwanzspitz
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Myelin — MykenAC.
reicbendcm K,flckenstr«ifen. — • Lebt in den Gebiigen von Java und Sumatra in
Höhen von 2000 Meter ii. M. und gräbt sich nach I>a€h8art einen Kessel mit Lauf-
rdhren. Larven und Regen wUrmer liebt er neben diversen Getreidesorten«
Kartofteln etc. ganz besonders <em penetrant, kn ob! an chartig stinkendes Afier-
drüsensccret vermag er auf eine l-m kninnc^ von ca. 60 Centim. zu S[irit/.en. Der
Stinkdachs wird als langsam in seinen Bewegungen, sanft und mild in seinem Wesen
und aU leicht zähmbar geschildert. — Nach rascher EntTernung der Stinkdrüseii soll
das Flebch frisch erlegter Exemplare wohlschmeckend sein, v. Ms.
Myelin hat Virchow die mit dem Nervenmaike identische Substanz nicht
nervöser thietischer Gewebe und Bestandtheile genannt Nach asahlreichen Unter«
suchungen ergiebt sich, dass sie kein reines chemisches Individuum, sondern ein
Gemisch anderer Körj^er darstellt S.
Myeloidin nach Köhler ein in warmem Alkohol, Aetlier, selbst auch
Wasser löslicher Bestandtheil des Gehirns von weisser visköser Beschafienheit.
Er ist N- u. P-baltig. S.
Myelomargarin, Cj^HjgOj ist nach Köhi.er einer der in Fremi's Ccrebrin-
säure vorfmdlichen Gemengtheilen, das in der Nervensubstanz enthalten sein
soll* Ein weisses in heissem Menstruis löslidies Pulver. S.
Mygalidaet Wttrgspinnen, Famtlte der %Hnnen, welche am Grunde des Hinter*
leibes 4 Luftlöcher trsgen, die alte 4 tu Lungen ftlhren oder das hintere Paar
zu Luftröhren (daher auch Vierlungler« Ttir4^mmit<mes)\ überdies besitzen sie
nur 4 Spinnwarzen und nach unten umgeschlagene Kiefeinhaken. Die Arten
stellen die grössten aller Spinnen und leben nur in warmen r,ändern. Hierher
die Minirspinne (s. d.) und die Gattung Ltr., oder Theraphosa, Walk.
mit der südamerikanischen Vogelspinne, 7'/». avicuiaria, L. K. To.
Mygdones. Ein aus Thrakien nach Klein-Asien eingewanderter Volksstamm,
welcher in den westlichen Thetlen von Bithynien und den östlichsten von Mysien
um den Berg Olympus her seine Wohnsitze hatte, v, H.
Mykeime. Der altberOhmte Fttrstensitz der Atriden zu M. ist durch die
verdienstvollen Ausgrabungen Dr. H. Schuemamm^s (1876) der Ausgangspunkt lür
die Erkenntniss einer bisher unbekannten vorgriechischen Kulcutatufe geworden,
die man jetzt die mykenische zu nennen pflegt. Einwanderer von Osten hatten
im 12. oder ii Jahrhundert v. Chr hier im Winkel der Ebene von Argos die
Burgen von 'liryns und Mykcnac mit ihren gewaltigen Kyklopenmauern erbaut,
die Pelo])i(ien gestalteten M. später zu einer starken Offensivposition um. M.
wurde der Sitz des Oberkönigs der Achacer, eines Reiches, das den ganzen Pelo-
ponnes umfiuste. In diese Periode WXt die Glanszeit von M., ihr gehören die
Kupi)elgrabbauten der Unterstadt an, ihr wahrscheinlich die mit goldenen Kostbar-
keiten überladenen laichen, welche Schueitann innerhalb der Akropolls in
5 eingedeft«! Schach^gruben auffand, welche von einem aas senkrechten
Muschelkalkplatten bestehenden Steinringe umgeben waren. In den 9—11 Meter
tiefen Höhlungen lagen in der Richtung von Osten nach Westen 17 bestattete
Leichen. Oberhalb def^elbcn lagen in verschiedener Tiefe mehrere Orabstelen,
bedeckt mit Jagd- und Knegsscencn in barbarisch li .Arl i .'U Bemerkenswerth sind
darauf die niederen Kriegswagen, die Stosslanzen, die kur/.tn Schwerter, die Rader
mit vier Speichen. In den Füllungen der Grabstelen sind mit Vorliebe als
Ornamente Spiralen und Mftandermotive angebracht IMe S|>iTale bildet Über-
haupt das Kennzeichen der mykenischen, barbarischen Kunsttechnik. Bei den
Leichen lag eine Unmasse goldener Schmucksachen, deren Techiuk in einer
33»
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■I III
5l6 Mykenae.
durch Pressung hervorgebraditen Vettiefung lioMrer Ornamente besteht. Neben
linearen Kreis- und SpiralomaDienten stossen wir auf stilisirte Blatt- und Thier-
formen, unter letzteren auch Schmetterling und Polyp. Die Knöpfe, Schwert-
knäufe, Griffe, Agraffen aus Gold sind mit solchen (>rnnn-ionten bedeckt. Von
Schmucksachen sind noch geschnittene Steine zu erwähnen mit Thierdnr-
stellungen. Diese sowie kunstvolle goldene Siegelringe mit Darstellung von
Männerkäropfen, Jagdscenen, Opfern, sind nach MiLCHiiöFtk nach orientalischen
Vorbildern hergestellt und haben nach diesen mit den sogen. »Inselstdnen« ibre
Heimat auf den Inseln des griechischen Archipels. An sonstigem Schmudc
fanden sich goldene Todtenmasken, Bemsteinkugeln, Kupfetnaddn mit Doppd-
knäufen aus Bergkrystall, Glasqrlinder und viereckige Glasfluasplättchen. Die
Waffen bestehen aus Bronze; es fanden sich davon nur Schwerter (226 Stflck),
Dolche und Lanzen. Die Schwerter, meist spitzig und zweischneidig, dienten zum
Stoss. Grift" und Scheiden bestanden aus Hol/, besetzt mit goldjtlattirten Nägeln. |
Acht Schwerter sind mit kunstvoll eingelegten Jagddarstellungen und Ornamenten
auf beiden Seiten geschmückt. In die Bronzeplatten sind aufglänzend schwarzem
Schmelz verschiedenfarbige Goldplättchen eingelegt. Eine gleiche Klinge ward auf
Hiera gefunden. Die Technik weist nach dem Osten, manche der Funde, I
Glas» Fonellan etc. nach Aegypten hin. Die Goldbleche hingegen erfaidten |
ihre Omamendk nach gefundenen Formsteinen an Ort und Stelle. Die Gefüsse I
von Mykenä sind wegen der Mannigfaltigkeit der Ornamentation und ihrer |
Farbe schwer zu bestimmen. Die Haupttypen ihrer Form bestehen in Bechern '
in der Form von T^ordcauxweingläsem und einem TTcnkel, bemalten und oben |
offenen Vasen, doppeltgehenkclt 'md ohne Henkel, Kannen mit Netzen und Quer- I
streifen und einem bis drei Henkciu, endlich gewöhnlichen Töpfen, die sich !
nach unten allmählich ausbauchen. Unter den \'crzierungen sind am häufigsten
die Spirallinien und die Miander, femer die Grftten von Fischen, dann Vögel.
VierfUssler, schablonenhafte Krieger, Netxe etc., seltener sind Blumen, Zweige j
und Blatter, welche gerade auf den Goldobjekten sehr hftufig sind. Bruchstücke
der sogen, attischen Vasen mit geometrischen Zeichnungen sind in Mykenä häufig.
Noch heute bilden diese lifuster prähistorischer Kimst httbsche Vorbikler Air die '
Gegenwart, was allerdings auch von manchen Goldornamenten gerühmt werden
muss. Gerade m den am meisten charakteristischen und massenhaft gefundenen
Vasen bieten die Grabfunde von Jalyssos auf Rhodos und auf der Insel Kypern
die auifallcndsten Analogien. Nach C. T. Newton, dem Direktor des britischen
Museums, wurden 4j Urnen von vollkommen gleicher Gestalt wie jene mit drei
Henkeln gefunden. Eine solche Identität bei einer solchen Ansahl kann kein
Zofall sein. Auch sonst aber und gerade in den Goldsachen, die durch Guss*
formen nachweisbar in Mykenä an Ort und Stelle angefertigt wurden, also ein-
heimischer Fabrikation ihren Urqirung dankten, ist eine auf&ülende Analogie
vorhanden. Diese beiden Hauptpunkte, die gleiche Technik in der Töpferwaare,
die Drehscheibe, dieselbe Ornamentation, sowie die Aehnlichkeit der durch Guss-
formen hergestellten Goldwaaren mnss den Archäologen bestimmen, eine gleiche
arbeitende Bevölkerimg für die Kuste von Argolis, Tiryns und Mykenä, die Ufer
von Attika, Spata, sowie filr die Urbevölkerung von Rhodos anzunehmen. Krinneni
wir uns, dass schon M. Hauu die räthselhaften trojanischen Inschriften als kyprisch
gedeutet hatte, so wird uns im Znsammenhange mit der ausgiebigen Verwendung
des Kupfers in der griechischen Urzeit der erneuerte Hinweis auf die merk-
wttrdige Kupferinsel Kypern kaum Uberraschen. »Damit sind vor allem,! sagt
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Mjtabrit — M jrocutor.
5«7
T .. riNDFNst iiMi i i , die mykcnischen Schätze ihrer scheinbaren Isolirnng ent-
zogen und einer bestiminten Reihe von Erscheinungen angeschlossen. Ihre Er-
kundung ist damit nach dem Gebiete hingewiesen, auf welchem die ältesten
Ueberlieferungen vofxugsweise von dem Walten jener seefahrenden, handel-
treibenden und kunsterfahrenen Stämme zu ersäblen wissen» die von Syrien und
Klein-Aaen aus die Insekt und KUsten Europas mit Kolonien besetsten. Dass
wir unter den zeitlich und örtlich vorwaltenden Namen dieser Stämme, denen der
Karer, Kuraten, l.eleger und vor allem der PeUuger, die Phönikier Herodots tu
erkennen hätten, ist eine Ansicht, welche im Kampfe mit der splitterrichtenden
Scluilgelehrsainkcit schon vor Jahren mit Geist und Schrirfsinn zu begründen
\ ersucht wurde, besonders durch LunwK. Ross, Raoul Rochette und dem wegen
einiger Wunderlichkeiten seiner genialen und dermatorischen Anschauung so un-
verdient verketzerten Juuus Braun. Blieb es auch bisher bei der Unvollständig*
keit der Zeugnisse aus den Denkmalen selbst noch unentschieden, was in den
Elementen dieses an allen Küsten des Mittelmeeres wirksamen Volkes und dem
Charakter seines Kunststils als kleinasiatisch oder im eigendichen Sinn als phä*
nikisch zu betrachten sei, so bieten doch immer die Nachweise, wie sie jene
Forscher in so anregender und Uberzeugender Art zusammengestellt haben, mmm
lichtgebenden Ausblick in jene Fernzeit der Uel^ersiedelung und Verpflanzung
ältester Kulturen in die nocli halbbarbarischcn Zustande der europäischen Völker
und die ersten Ausschlage dieser Pflanze aus ihren dort neugebildeten Wurzeln.«
Vergl. ausser dem Hauptwerke von Schliemann: »Mykenae« 1878, »Denkmäler
des klassischen Alterthums,« II. Bd., pag. 983— looi, Dr. C. Mehlis im »Aus-
land« 1878, N. 7 und 8, Prof. Limdsmschiiit in der »Beilage cur AUgem. Zeitnng«
1878 vom aa. Januar etc. C. Mm
Mylabrin» Fab. (Insektenname bei den Griechen) Reiskäfer, Kifeigattung
aus der Familie der Cantharidae (s. d.). Die 255 bekannten Arten bewohnen
wtonere Erdstriche, sind meist gelb (rothgelb) und schwarz gefärbt, haben keulen-
förmige Fühler, ein fast kugeliges, vom verengtes Halsschild und in ungleiche
Hälften getheilte Krallen an den Füssen Mehrere Arten waren schon bei den
Alten wegen i):rer blasenziehenden Eigenschaften in Gebrauch, wie bei uns die
spanische Fliege. £. Tg.
MyUobatis, s. Adlerrochen. Klz.
Mylodon, Ow., syn. Orycter^therhm, Harlan, fossile Edentatengattung^ sur
Fam. der Mtgaikerüda (s. d.) oder OrrnngradOt Owen, gehörige von plumpem
Körperbau (aber kleiner als Mfgtitkermm) mit 5 Zehen an den VorderftlsBen,
deren 3 innere mit grossen Krallen versehen sind, und 4 Zehen an den Hinter-
füssen. Die \ Molare sind von dreieckigem Querschnitt und getrennt durch
Zwischenräume, ^f. Danvinii, Ow., aus Süd-Amerika. M. Harlani, Ow., in jungen
Ablagerungen des Oregongebietes. M. robustus, Ow. aus dem südamerikanischen
Diluvium, (Pampnsschlamm von La Flata). v. Ms.
Myobatrachiden, Ginther, Mausfrösche (gr. mys die Maus, batrachos der
Frosch eine Familie der Froschlurche, die der genannte Autor zu den Zungen-
losen (ü. Aglossa) zählt, aber vegen der getrennten MOndungen der innem Ge-
höiginge als Aghsta d^ks^AMa von den übrigen (A, kapiosiph^mi) trennt.
Andere, indem ne eine kleine Zoqgc au erieennen glauben, aiblen die etnsige
Art der einzigen hier in Frage kommenden Gattung Myobatrothm p4tradcxus,
Schlegel, von Australien, zu den BUigystomatiden (s. d.). K.
MyocastOTf Kbrr, s. Myopotamus» GBOim. v. Ms.
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518
Myocbaun« — Myugak.
Myochama, (zusammengesetzt aus Afva und Chamo). Stutchbury 1830,
Meerrnuschel mit Anatina und J^mdora verwandt, diinsischrtlic', innen perlmuttcr-
plänzend, jung von regelmässiger liesialr, ahcr mit der rechten S< halenhälftc sicli
auf andere Muscheln wie Trigonia, CrassatciUi u. a. ansetzend und dadiircii nicht
nur deren Oberfläche in der Fläche sich genau anschmiegend, sondern auch bei
dem eigenen geringen Querdurchmeuer decen Skulptur, z. B. Radialrippen in
beiden Schalenhälften nachbildend, in der rechten negativ, in der linketi positiT»
ebenso wie es bei Anmma vorkommt (Bd. I, pag. 138). Nur in Aiubalten; 4 bis
5 Arten !)ekannt, meist blassroth. ReevE conch. icon. Bd. Xli. E. v. M.
Myodes, Fall, i«mroinge, Nageigattung der Wuhlmänse (Farn. ArvUcUrntt
Waterh.) Die T.emminge sind pednmgen gebaute, relativ grossköpftge Nager mit
sehr breitem Schädel, hohem Jochbeine, mit kurzen, im l^elze verdeckten Ohren,
kleinen Augen, kurzem Schwanz, mit 5zelngen, an den Sohlen dicht behaarten
Füssen; die kräftigen VorderfÜsse haben verlängerte starke Sichelkrallen; der
erste untere Molar mit 5 Schmelzschlingen. Pie 4 Arten vertheilen sich auf die
nördlichen Gebiete der palaearktiscben und nearkdschen Region/ wandern seit-
weise in ungeheurer Menge in sttdlichere Gegenden. M* iemmus, Fall, ist ein
15 Centim. langes Tbierchen mit langem dichtem, oben branngdbem nnd dunkel
geflecktem Pelce; s gelbe Strafen ziehen von den Augen zum Hinterkopfe, der
ca. 3 Centim. lang« Schwanz, die Pfoten und die Unterseite des Körpers sind
gelb. Der T.emming bewohnt Skanflinriviens Gebirge bis ?ooo Meter ii. M. lebt
gesellig in Erdhöhlen und baut sich 20 — ^50 Centim. ilber dem Boden in den
Winterschnee liinein grosse Nester aus zerbisöcntm Grase. Gräser, Rennthier-
flechten, Zwergbirkenkätzchen, diverse Wurzeln bilden seine Nahrung, il/. torqua-
tus, Keys, et Blas, (grocnlanäuus, Wacn.) Halsbandlemming, M, ühensiSf Brant.
Nord'Amerika, Nord-Asien etc. Fossilreste von M. Immm u. M. ifirfitaiiuündea
sich im centroenropaischen Diluvium, v. Ms.
Ifyogale, Cuv., syn, J>esmami, Goldenst., Ca^riost Waol., Bisamrtlasler, Rttssd*
maus, europtöscbe Insektivorengattung der Spitzmäuse (Soricidra, Gekv.), nach
anderen Autoren (Peters) der Maulwürfe (Talpina), Vertreterin einer eigenen
Snbfamilie .^fy(*g(i^ifta, Gfrv. Besonders charakteristisch ist die grosse Zahl der
Zahne (44), die sich bei keiner anderen Spitzmaus wiederfindet, und die Form
der Schneidezähne; der vordere der 3 oberen ist sehr gross, dreiseitig und
stellt senkrecht, die 2 unteren stabförmigcn und abgestutzten stehen schief nach
vorne. Der gedrungene, auffallend kurzhalsige Körper steht mifmedrigen, hifrten
verlängerten, 5 zehigen, mit Schwimmhäuten versehenen Beinen. Der compri*
mirte Schwans erscheint geringelt und geschuppt, spärlich behaart Aeussere Ohren
ausgebildet, aber äusserlich nicht sichtbar. Jochbein ist vorhanden. AnfflÜlig
ist die sehr lange und bewegliche Schnauze, gebildet durch Verschmelzung zweier
dünner Knorpelröhren; sie funktionirt nach Art der Maulwurfschnauze als exquisites
Tastorgan. An der Schwanzwurzel münden Mosch u^drüsen. Die 2 J/! -Arten er-
innern in biologischer Hinsicht an die Fischottern; sie sind halb acjuatische
Thiere, treffliche Schwimmer (auch unter dem Eise), bauen sich an den Bruch-
ufern und steilen Böschungen Gänge, die nur unter dem Wasserspiegel sich
öffnen etc. Die Aesung besteht aus Wttrmem, Wasserschnedcen, Kerfen, Larven
etc. — M. fyrtnakat Gtomt. (Gaki^, Waol.). Bisamqntsmaus, 14»$ Centim.
lang, der nur im Eoddrittel compiimirte Schwanz 13,9 Centim. Fl^ung oben
kastanienbraun, seidich braungiau» Bauch silbergrau. Pyrenäen (vielleicht gant
Kordspanien). M* mtuiata, Brandt, (Scnx mosckaius, Fall.) Wttchnchol, Des-
. Kj ^ .d by Googl
Myomorplia — Myopdtamus.
man, (»rosse wie voriger, 22 — 26,5 Centim. lang; der nur an der Basis verdickte,
sonst stark rom])nmirte Schwanz 18,5 Centim. Oben rolhlichbraun mit weissem
Uhrflecke, unten weisslich aschgrau. — Südost-Russland, im Gebiete der Wolga
und des Don. Bucbarei. Eine der pyrenäischen Art nabcstebende Myo^aU
land Lartet im Miocen der Auvergne. Falaeospalax (F. magnus), Owen, von
Igelgrösse aus diluvialen Torfmooren von Noifolk nähert »eh dem Des-
UAN. V. Ms.
Myomorpha. (Brandt) (Cöues et Allen) etc. iMfluseardge Nagetbiere« zur
Unterordnung der Rodentia simplicidentata gehörig, umfassen die Familien der
Spalacoidea, Bha>'t> r, der Arvicolida (An^i<-(^!ifia, Waterh.), der Muridae (Murina,
CIkrv.), der Dtpoduia (JncitHna, Dipodina und Pedeiina, Brandt) und Sa€Co-
myida (inchisive Geomyidae). V'crgl. übrigens in Bezug auf die Begrenzung
der Kod. myomorpha die Artikel »Rodentia« (Systematik) und Murida v. d.
Hoeven. v. Mte.
Myong. Name der Moi (s. d.) bei den Tonkineien. v. H.
Myop«, Fab. (gr. kursncfatig) eine der Conops (s. d) nahe verwandte Fliegen-
gattung, die sich durch efaien stark aufgetriebenen Kopf mit 3 mal geknicktem
Rossel ausseiebnet Die europäischen Arten emMbren nch von Blumensäften und
schmarotzen als Larven bei Hymenopteren. E. Tg.
Myophoria (gr. muscbeltragend), Bronn 1837, fossile Muchelgattung, nächst-
verwandt mit Trijs;oniay mit welcher sie die zwei divergirenden, (hier nur schwach)
gekerbten Schh)sszahnc in der rechten Sclialciihalfte und die allgemeine F(jrni,
schief viereckig mit vorspringenden, etwas nacli rückwärts gebogenen Wirbeln und
längerer Hintcrseite mit von den Wirbeln schief herabbuifender Kante gemein
hat, aber durch die äussere Skulptur verschieden, indem die Sdiale entweder
gans glatt ist oder nur einige starke RadiaUalten zeigt. Ausschliesslich der Trias
eigen; M. vu^aris, Schlotheim, charakteristisch fiir den Haupt-Muscbelkalk, doch
auch im bunten Sandstein, M. orbicularis, Bronn, im oberen Wellenkalk,
Kefersteini, Hauer, mit 2 Radialfalten, häufig in den Raiblerschlchtcn der alpinen
Trias, M. Gold/ussi, Ai.berti, mit schwachen Rippen in der Lettenkühle, M.
duussa/d. Ml NsiER, noch starker geripiit, bei St. Cassian, alpine Trias. E. v. M.
Myopodien nennt Engelmann (1881) die Pseudopodien der Rhizopoden,
wegen ihrer muskelähnlichen Zuckungen. Pf.
Myopotmuis, GEom. (syn. Ji^f&eastot, PtOamySf Ifydr^myst GuiBmcng^s etc.),
Schweif- oder Sumpfbiber, südamerikanische Nageigattung der JScJUmyifia,
Waterh, (s. d.) mit halbgewurselten Backzähnen, deren hinterste im Ober-' und
Unterkiefer am grössten, deren obere jederseits durch 2 Scbmelzfalten ausge-
zeichnet sind. Körper untersetzt mit kurzem dickem Halse, grossem Kopfe
(stum;'t>r Schnauze, plattem Scheitel), vorstehenden Augen, kleinen Oliren, kurzen,
starken, liinfzehigen Extremitäten ; Zeilen dcrHintcrflisse(ausgenommendjeäusscrcn),
durch eine bis an die stark gekrümmte, langspiLnige Kralle reichende Schwimmhaut
verbunden. Scliwanz lang, drehrund, mit Schuppenringen, sparsam behaart. Der
Fels mit dichtem, >flaumartigem< Wollhaar und längeren, schwach glänzenden
Grannen. Die einzige Art M, coypus, Geoffr., der Coypu hat ca. Fischotter-
grösse, ist oben kastanienbraun, unten schwarzbraun, seitlich lebhaft roth geflirbt
Lippen und Nasenspitze weisslich. Schwans von Kdrpeilänge 40 Centim. Seine
Verbreitung erstreckt sich über einen grossen Thcil von Süd-Amerika an der
Ostseite der Anden von Peru bis zum 42° südl. Br., an der Westseite vom 33.
bis 4B.° sttdl. Br. Wallacb.) Die Art ist auch bekannt aus brasilianischen Knochen
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Mjroptiden — Mjroxlna.
höhlen. Lebt paaiweise «n Seen und Flnsmfem in selbst angelegten Baucd, lebt
von Wasserpflanzen. Der Pelz ist sehr geschützt v. 1^
Myopsidcn (gr. mit geschlossenen Augen), Orbigny 1841), Unterabtbeilung
der zehnarmigen Cephalopoden, dadurch charakterisirt^ dass die Homtuuit voll-
ständig ausgebildet und damit die vordere Augenkammer vom umgebenden Meer*
Wasser abgesperrt ist, im Gegensatz zu den Oegopsiden. Enthält die mehr an
den Kiisien als aitf hoher See lebenden Gattungen SepiOt SepifUtuiMiSp X^ii^o,
iieptola lind Roisia. E. v. M.
Myopsis (gr. wie Mya aussehend), Agassiz 1S40, fusbile Muschelgattung aus
dem Jura, Typus M. elongata^ Suilotheim (als Myacites)f jetzt mit Fkuromya ver-
einigt und in die Familie der FkoMmyen gestellt E. v. M.
Myoptenia, Geoffr., Fledermausuntergattung zu Dysopes, Illic. (s. d.) ge-
hörig, mit M. JDaukiUomi als Art;, charakterisirt durch \ Schneidez., 4* Edu.,
\ fiackz., obere Schneidezähne ebenso gross wie die ihnen sehr genäherten Eck-
zähne. V. Ms.
Myosin, ein Etweisskörper, von den nllgcmeinen Kigenscliaflen der Globulir>e,
wurde von Denis als ein reicher Bestandlheil der todtcn Muskulatur entdeckt. Er
kann daraus narl\ vorheriger gründlicher Auswaschung derselben mit destillirtem
Wasser durch ik'handlung mit 10^ Kochsalzlösung gewonnen werden. Die sich
dabei bildende klebrige Flüssigkeit enthalt den Körper in gequollener Form,
Wasserzusatz schlägt ihn damis als weiss-flockige Substanz nieder, Erwärmung
auf 55~6e^ C bringt jene zur Coagulation. Im frischen, ld»enden Skeletmuskel-
gewebe scheint das Myosin nicht einfach in gelöster Form, sondern in Form
sogen. Generatoren enthalten zu sein. Kühne hat es demselben dadurch zw ent-
ziehen verstanden, dass er den vorher durchspülten, ganz frischen Froschmuskel
einfrieren lässt und ihn dann mit dem Vierfachen seines Gewichtes an Schriee,
das I fr Kochsalz enthielt, zerreibt. Die so erhaltene Mischung, die noch unter
0° flüssig bleibe friebt durch Auspressen ein schwach opalescuendes Filtrat, das
Muskelplasma, welches bei nachfolgender Erwärmung zu einer festen Gallerte ge-
rinnt, die sich bald in einen weichkömigen oder flockigen Kuchen, der von Myosin
gebildet wird, und das Serum scheidet $.
Myosorex, Gray, afrikanische Untergattung der Spitzmäuse, zu Oo€iditra,
Wagl., gehörig, mit der am Cap lebenden Form M* er«idurat (M*) varia, Gkav, be-
sitzt im Oberkiefer 3 Lttckenzähne. S. d. Beschreibung im Art. Crocidura, v. Ms.
Myospalax, Brdt., syn« Siphmus, Brts., Nageigattung der Farn. Spalacoidea^
Brdt., mit \ prismatisch wurzellosen Backzälinen, mit nngefurchten Schneide-
zähnen, mit ])latteni, wenig abgesetztem Kopfe, nackter Schnauze, völlig rudimen-
tären Ohrmuscheln, mit langen starken Sichelkrailen an den 3 mittleren Vorder-
fingern (die seitlichen mit kurzen Nägeln), mit schwächeren Hinterfüssen. Die
einzige Art M, aspalax, Brandt (Lemmus zokor^ Desm.), der Zockor, bewohnt die
Gegenden am Altaigebiige. Das Thier erreicht eine Uinge von zz Centim.
(Schwanz 5,5 Centim.), ist oben gelbgraulich, unten weisi^u, am Scheitel bis-
weilen mit einem länglichweissen Flecke. Gräbt sich »roaulwurlartige« Gänge,
lebt von Wurzelwerk. v. Ms.
Myotfaerium» Avhard, untermiocäne Nagethieii^ttung der Familie Murithtt
Gbrv., zum Genus Mus gehörig. v. Ms.
Myotis, Kaup., syn. Vcspertilio (I..), Keys, et Blas. (s. d.). v. Ms.
Myoxicebus, \ r?,^ = Chirogaleus, Geoffr. (s. d.)- v. Ms.
Myoxina« Wagn., Schläfer, Familie der Nagethiere, zur Gruppe der ^auro-
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Ifyoxomjw — Myoxus.
5»t
morplia (Siibordo SduriJa, Baikd.) gehörig, charaklcrisirt durch schmalen, eng-
stirnigen iinci spit/srhnau/.igcn Kopf, ohne Postorbitalfortsal/, UingUches Foramen
infraurbilalc, 2ieinlich grosse, längliclie l'uratnina iticisiva, sehr grosse Bullae
tyropanicae. Die ^ Backz. sind deuüich gewurzelt, mit queren Schmelzleisten.
Kein Coecum. Augen ziemlich gross, der Schwanz ist körperlang, dicht; mehr
oder weniger s zeilig behaart^ Vorderfiisse 4zehig mit Daumenwaize, Hinterfttsse
5 zehig, Ohren fast nackt; sehr deutlich, Oberlippe gespalten, Batdwrsten inflinf
I^ngsreihen. Die nur der östlichen Hemisphäre zukommenden Schläfer ähneln
biologisch den Eichhörnchen, sind aber mehr Dämmerungsthiere, einige halten
Winterschlaf. Auch Fossilreste sind bekannt, s. Myoxus. Die Gattungen Eliomys,
A. Wagn., Afyoxus, Schreber (GHs, A. Waon.) und Muscardinus, A. Wagner
(s. cL), wurden auch als Untergattungen cineü Hauptgenus Myoxus, Zinimermann
(s. ci.) zusanimcngeiasst. — Als 4. (2.) Gattung ist Graphiurus, F. Cuv. (Pinsel-
bildie) zu betrachten, letztere, in einem frttheren Ardkel kurz erwähnt, zeichnen sich
durch besonders kleine Backzähne aus; auch fehlen diesen die Querfalten fast
volbülndig. Die grossen gerund^en Ohren sind der Länge nach einrollbar, der
sehr dicke Schwanz ist am Ende pinselardg behaart Hierher Gr. cafensis,
F. Cuv., oben dunkel braungrau, unten röthlich-weissgrau, mit dunkler, von den
Augen bis unter das Ohr ziehender Binde. Körperlänge 14.5 Centim., Schwanz
kürzer. Lebt am Cap und an der afrikanischen Westküste bis zum Senegal.*
Cr. muritnis, GiEBFX, Süd-Afrika. v. Ms.
Myoxomys, Tumk-s, mittelamerikanische Nagergattung der Mause (Familie
yAIurida€,i) vom Habitus der Siebenschläfer, ausgezeichnet durch die sehr zahl-
reichen Schmelzfalten der Backzähne, kurze Schnauze, sehr kurze und kurzbe-
krallte Fflsse, an den Sohlen mit Waizenschwielen, mit Ungern Schwänze und sicht-
baren, variabelen Ohren. Nur i Art: SalvHui, Tomes, Guatemala, v. Ms.
Myoxus, ZtMMERM., Nagergattung der Schläfer, Farn. Myoxina (s. d.), die
nach der Beschaifenheit der ^ Backzähne jederseits, in drei Subgenera zerfällt:
Eliomys, Wahn. Obere Hackz. mit 5 Querleisten. GUs, Wacn., erster oberer
und unterer Back/alin mit 6, die folgenden mit 7, der 4. mit 8 Querleisten. Mus-
cardinus, Wacn. Krbter oberer Backzahn mit 2, zweiter mit 5, dritter mit 7,
vierter mit 6 Qucrlei.sten. M. (Eiiomys) quercinus, L. (nUela, Wacn.), gemeiner
Gartenschläfer, 14 Centim. lang, Schwanz 9,5 Centim., oben röthlichgraubraun,
seitlich heller, unten weiss, mit schwarzem Augenringe, der sich bis zur Halssette
herabzieht^ vor und hinter dem Ohre ein weisser, tiber diesem ein schwarzer
Fleck. Der Schwanz ist in der Endhälfte buschig 9-zei% oben schwarz, unten
weiss. M. quertmus, findet sich im mitüeren, westlichen und südlichen Europa p. p.,
soll im' Osten fehlen; bevorzugt Gebirgsgegenden, geht in der Centralalpenkette
bis 2000 Meter (ib. M. ; T.aubholz ist ihm besonders erwünscht, baut freistehende
runde Nester oder bezieht fremde (Vögel und Eichhorn) Nester. Sämereien, Früchte,
Kerfe, kleine Vögel u. s. w. bilden seine Nahrung. 2. I\f. (E.) Jryas, S( hreh.,
Baumschläfer. Körper 9,5, .Schwanz 8,8 Centim. lang, oben röthlichbraun, unten
weiss, mit schwarzem bis zum Oiir sich hinziehenden Augenringe, Schwanz zwei-
zeilig buschig behaart, oben dunkelbraungrau, unten weisslidi grau, Spitze rost*
farbig. Vertyreitet sich von Süd'Russland nach Westen bis Oesterreich-Ungarn.
Biologisch ähnelt er dem vorigen, j. M. gUs, Schrebbh, Siebenschläfer, Bilch.
Körper 16, Schwanz 13 Centim. lang, oben aschgrau, bisweilen bräunlich Aber*
flogen, unten weiss, mit dunkelbraunem Augenringe, der nach der ganzen Länge
buschig zzetlig behaarte Schwanz einüurbig £ahl bräunlichgrau. Die gemeinste
S22
Myrian« — Myriopoda.
Art seiner Sippe in der Fhene und im rie1)ir<je bis 1200 Meter üb. M., im
mittleren und südlichen Kuroiia l)is m den Kaukasuslandern. Eichen- und
Buchenwälder lieht er vor/ugswcist. Iksunders häutig ist das Thier in Krain,
woselbst (wie ja auch anderen Ortes), sein Fleisch hocl» geschallt und sein Feiz
vielfach vemerthet wird. Die Römer mästeten den Siebenschläfer in eigenen
Glirarien. Die Nahrung besteht aus allen möglichen Waldessioaereien, aus EieiD
und jungen Vögeln. Ueberwintert in hohlen Bäumen uiui häufig werden beim
Fällen solcher, gesellschaftlich Winterschlaf haltende Bilche erbeutet. Paantng im
Frühjahr; im Juni findet man 3—7 Junge. Sind kaum zähmbar und meist in der
Gefangenschaft j^egcn üiresgleichen sehr imverträglich. 4. M. (Muscardmiu)
avtllanarius, L., Haselmaus, siehe Musrardinus. — ^f i'Afuuardinus) eUgam,
V. Sieb., in Japan. M. (l'.liotnysj mehtHurus, Wagn., in Erdhöhlen am Sinai. M.
(Eliomys) orobinus, W'm.n., im Sennar. Fossile Myoxus-kxXQw treten im Miocän
auf (Glts s^eiatus, Gl. Cuvieri etc.), auch die Gattung ßrachymys, H. v. Mlv., ge-
hört hierher, v. Ms.
Myriana, Savicny (Eigenname?). Gattung der BorvtenwUrmer, Ordnung
No^brat^hkUa, Nach Ehlers wahrscheinlich zur Familie HenoniäM an rechnen.
Kopf mit vier kleinen Augen und vier Fühlern, die Girren der Ruder faden-
förmig mit verbreitertem Ende. Segmente z.ihlreich. Wd.
Myrianida, Mii.ne Eewards (der Myriana ähnlich). Gattung der Borsten-
würmer, Ord. Notobranchiata, Farn. SyUiditf, Grube. Kopflappen ohne Prilpen,
mit drei kcnlentcirmig erweiterten Stirnlühlern und Augen. Segmente mit Ruder
unil keulenlormigem Rückencirrus, Baucheirren fehlen (£uL£Rs). Wd.
Myriapoda, s. Myriopoda. E. Tg.
Myriopoda, Leach. 18 14, Myriapoda, Latr. 1796 (gr. tausend und Fuss^
TausendAtssler, diejenige Klasse der Arthropoden, welche sich durch eine sehr
grosse An2ahl, weit über 10 gegliederte, einklauige Fasse auszeichnen, die an
einem langgestreckten Köri)er sit2en, dessen Glieder alle gleichwerthig sind, sich
weder in einen Thorax und Hinterleib, noch in einen solchen und einen Cephalo-
thorax cintheilen lassen; am scharf abgeschiedenen Kopfe sn?en 'wei Fühlhörner,
beissende Mundtheile und jcderseits eine Gnipi)e einfacher Aupcn, die bei gewissen
Arien aucli fehlen können. Die Thiere haben niemals Flügel, athmen durch
Luftlöcher, wachsen durch unvoükomniene Verwandlung und sind nacimiche
Thiere, die sich von vegetabilischer oder animalischer Kost ernähren, welche auch
im Absterben begriüen sein kann. Fossile Ueberreste finden sich vereinaelt in
den Juraschichten vor, zahlreicher im Bernstein. Die Klasse wurde bisher i»
8 Ordnungen zerlegt: i. ChUopoda^ Ltr. 1817, Syngna^t L^r. i8os, Lippen-
fttssler, EinpaarfUsslcr, Bandasseln, TausendfUssler von meist fiachge*
drllcktem Körper und 2. Chilognatha, Ltr., Diph^itrüf Blainv., Julidae^ Leach,
Zweipaarfiisslcr, Schnurasseln, Tausendflissler yondrehrnnder und halbcvlindrischer
Körperforni. Die erweiterten Kenntnisse dieser lang vernachlässigten Arthropoden-
kiasse haben eine neue Eintheilung nothig gemacht und so finden wir bei Latzei
(s. u.) 5 Ordnungen: i. Chilopoäa in der alten Fassung mit 16 Gattungen, die in
die Familien Scatigtridatt Lithobiidae, Scolopenäridae, GcophtHdae gruppirt sind
und in erster Linie durch <fie namengebenden Gattungen veitf eten werden.
StuHgerüt Lam., Schildassel, durch Borstenftthler und Beine ausgezeichnet, welche
an Länge alle anderen Gattungen flbertreflen; IMMtt, Lbacb, Steinkriecher, mit
borstenförmigen, vielgliedrigen Fflhlem und zahlreichen Augen jedeieeits, Scol^
ptndra, L., mit schnurförnugen, 18 — aogltedrigen Fflhlem und nur 4 einfachen
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MyriotrochuB — Mynnecophnga.
5*3
Augen jedcr«;eifs, Crop/ii/us, ],kach (s. d.). 2. Ordn. Symphyla, Ryder tS8o, mit
clei einzigen (iattung Scolopendrdla^ Gervais 1839. ^,Oi6x\. Pauropoda, I.ubokk
1866, mit den beiden Familien P. ai^ilia, Gntt. Pauropus und P. tardigrada mit
den Ciattiingen Brachypauropm^ Latzei-, und Eurypauropus, Rvder. 4. Ordn.
Dtpiopoda, Blainv. 1844, in der allen Fassung mit den Unterordnungen Psela-
phognatha, Latzbl 1884, und der einzigen Gattung Polyxenus, Ltr., CkilogKoiha,
Ltr. 180», mit den Familien GlomtrUae, F<9fydesmidae, Chorditmidaet LyshfetUh
iidae, JmliiUte und mil der dritten Unterordnung (^hognaikat Brandt 1834. Die
hier in Betracht kommenden Hauptgattungen rind: Glomeris (s. d.), Ltr., Schalen-
assel, Polydesmus, I.tr., Randassel, keine Augen, die oben warxigen Körperringe
beiderseits in eine nnfpeboc'ene Platte ausgezogen, erster ohne, zweiter bis vierter
nur mit einem Beinpaar. Zahlreiche Arten in den Tropenländern, neuerdings
in mehrere Gattungen gespalten. Atraitospma , Fan7Aoo 1876, Craspedosüma,
Leach 1Ö14, Lysiopetalum, Brandt 1840 und Juius, Brandt 1833. Letzte Gattung
in der engeren Fassung zeichnet steh aus durch drehrunden Könier, dessen RUcken-
Schilde Ungsriefig sind, vom sechsten Ringe an eine Doppelreihe von Saftlöchem
tragen. Der Oberkiefer hat weniger als 9 Kammblätter und das i. Beinpaar ist
beim <^ in ein Hakenpaar umgewandelt 5. Ordn. Mahe^poda, Blaimv. 1840,
Onyehfipk^a, Grubb 1850, mit der Familie der Peripalldae^ Gatt PeriptUu$t
Grff.niN'n, ohne europäische Art. — Hauptsächlichste Literatur: J. F. Brandt,
Recueil des memoires relatives ä l'ordre des Insectes Myriapodes. St. Petersbourg
1841. — P. Gervais, Etudes pour servir ä l'bistoire naturelle des Myriapodes in
Ann. des seine, natur. 2. Ser. T. VII, 1857. — H. df, Saussur, Kssai d imc faune
des Myriapodes de Mexico. Gendve 1860. — ür. Roh. Latzkl, die Myriopoden
der Ö8ter.-ungar. Monarchie. Wien t88o. 84. Mit 96 litfa. Tafeln und voll-
ständiger Literatur s* auch Tracheaten^Entwicklung. — E. Tg.
MyriotrochiiB (gr. mit zehntausend Rädern), Eschricht 1851, Holothurien-
gattung, Abfheilung Sytiapllnen, mit radförmigen Kalkkörperchen in der Haut, wie
Chirodota, aber dieselben in 3 Längsreihen angeordnet Ii, Umäii, Eschr., aus
Grönland. K, v. M.
Myristinsäure, Cj 4H,, jO OH, eine der in der Milch, im Spermacet und
anderen Fetten sich findenden Fettsäuren, die in weissen Nadeln krystallisirt. S.
Myrmarctos. Gray" sehe Bärengattung mit A/. Evfrsmanni, Gray = Ursus
fürmU^uius, £v£rsm., eine constante Varietät von Ursus arctos, L., s. Ursus, L. v. Ms.
Mynaccobia«» Waterh., Ameifenbeutler, Spitzbeutler, Beutelthiergattung
der Fam. Dasymridae (s. d.) mit langgestrecktem Körper, sehr spitzigem KopG
5 sehigen Vorder- und 4 zehigen Hinterfllssen, Hinterbeine verlängert, Sohlen behaart,
Schwanz lang, zottig. Weibchen ohne Bruttasche. Ganz besonders charakteristisch
ist das zahnreiche Gebiss, es finden sich ^ von einander getrennt stehende Schneidez.,
I Fckz., ^ Praemolare, % scharfspitzige Molare vor. Zunge diinn, sehr lang. Nur
eine in West- und Stid-Australien, hauptsächlich von Insekten lebende Art: M.
Jasciatus, Watf.rh., 24 Centim. lang, Schwanz 18 Centim. Färbung des Ko|)fes
und Vorderrückens ockergelb, weiss gesprenkelt, die des Hinterrückens schwarz
mit 7—9 weissen Querbinden, Unterseite gelblich weiss; ein schwarzer Streif zieht
vom Auge zum Ohr. v. Ms.
Myrmecoleon, Burm., verstümmelt Myrmeleon (gr. Ameise und Löwe), s.
Ameisenlöwe. £. Tg.
Myrmecophaga, Shaw, M. atuleata, ^hkw = E^hidna hysirix, Cuv., s«
Ameisenigei, Echidtia, Monotrmata und OmUkodäphia, — Myrmuophag^ Lacbp.
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5*4
Myrmecoplwea.
■= Formtcanus , TUiiip. (s. d.^, CatUing der Sclircivogel iOrdo Passrrririiu) zur
lamilic Ucr Jormuarttdiic , (Jkay, gehörig. — Myrmtcophaga, L., A nieiscnbaren,
B'.dentatengattung der Faiwilic Entamophaga , Wagn., bezw. der My^ /n^co^na^idae
engl. Aut. Körper gestreckt, auf der Oberseite dicht und struppig behaart, Mund
zahnlos, Schnauze auffidlend verlängert, röhrenfönnig, Mundapalte klein, Zcm^
fast dfehmnd, klebrig, fein bestachelt, weit (bis auf \ Meter) vorstreckbar« Obren
deutlich, abgerundet Schwanz lang, VorderiUsoe treten mit den iussei« Ftiss*
rande und mit dabei nach innen gebogenen Krallen auf, die Hinterftisse mit
ganzer Sohle. 15 — 18 Rippentra^ende Dorsalwirbcl, 2 — örippenlose, 4 — 5 C^} Sacral-
wirbel sind vorhanden; bei M. jubata \itid /^7M<7/2//i/a verwächst das Sitzbein m\i-
dem Krcu/heinrande, daher die /ncisura ischiadica ein Loch vorsteHt. Caudal-
wirbel hudcn sich ^^0 — 40. Kiii[jen sind sehr verbreitert, bei Af. dhiaciyia ver-
schwinden in Folge dessen die Intcrcustalräume, geringer sind sie bei J^f, ju^aia.
Das Schlflsselbein ist bei M. d^aet^ sehr stark, bei M. jubaia mdimentär, bei
M, kmoMdua soll es fehlen. Ganz besonders ist die Ausbildung der Speicbel>
drüsen, so erreicht die 4lappige GiamUUa suhmaxUlaris bei M, tamandwa das
Brustbein etc. Wundemetze (s. d.) finden sich an den GUedmassen. (Näheres
s. Rapp, Anatom. Unters, über die Kdentaten. Tübingen 1852). Die Ameisen-
bären bewohnen die Waldgebiete der neotropischen (südamerikanischen) Region
von Guiana bis La Data, nähren sich von Ameisen, Termiten und Insekten-L.m en,
welche sie mit ihrer /uni Fangen solcher 1 hicrc sehr geschicktcti Zunge nu fiesen.
Die wenigen Arten werden auf 2 bis 3 (Gattungen vertheilt, welche sicli unge-
zwungen auch als Subgcnera einer Hauptgattung M. betrachten lassen (Rapp, V.
Carus etc.) I. M. 8. Str. (incl. UroUptcs, Wagl., und Tama$ubta, Lbss, Gray). Vomc
4, hinten 5 Krallen. M» jubata, L., Grosser Ameisenbär, BfÜhnenameisenbär,
Yunimi. Totallänge über s (S|S5) Meter, hiervon entfiülen 70 Centim. auf den
langen Schwang der mit bis 40 Centim. langen lanzettlichen Haaren buschig be>
setzt ist und nicht als Greifschwanz fungirt. Die dichtra, steifen, borstigen Haare
des Körpers verlängern sich am Nacken und Rücken zu einer Mähne. Färbung
schwarzgrait (aschgrau tnit Schwarz) bis braun- rfnvar:':, eine besondere Zeichnung
erhält der Pelz durch einen schiefen, in der Kreuzgegend si>it7. endigenden,
schwarzen Schultcrstreif, der s< iimal blassgrau gesäumt ist — Heimath: Brasilien,
Guiana, i'araguuy. M. tetradactyla, L. (M. tamandua, Desm.), Tamandua. 1 bis
1,30 Meter lang, hiorvon entfallen auf den nur an der Basis behaarten, gegen die
Spitse zu mit wirteligen Hautschuppen bekleideten Greifschwanz 40 — 60 Centim.
Körperhöhe 35 Centim. Farbe gelblichweiss bis gelb mit breitem schwarzbruinai
oder schwarzen Streifen, welcher sich über die Schulter nach hinten zieh^ seitlich
sich dann sehr ausbreitet und auf dem Hinterrttcken mit dem der anderen Seite
vereinigt. Junge Ijcemplare sollen auch ganz schwarz oder ganz gelb sein. Heimath
wie die des vorigen, wird aber auch in l'eru gefunden. Beide Arten werden
von den Indianern gefangen und verzehrt; die Haut des Tamandua wird zu Leder $
verarbeitet. — Gereizt verbreitet der Tamandua einen tlurchdringenden moschui»
artigen Gcrucii. iL Lyclothurus, Gray (Myrnudon^ Wacl.) vorne 2 (äussere sehr
gross), hinten 4 Krallen. M, äiäoffyla, L., zweisehiger oder Zwergameisenbir, hst
Eicbhömchengrösse, ca. 40 Ceotim. TotallXnge mit 18 Centim. langem Gfd^
schwänze. Das weiche, seidenartig gUnaende Haar ist oben gelhgraamtt dunkel
rothbrannem Rttdtenlingsstreifen, unten grau ~> hält sich wie die vorigen rid
auf Bäumen auf, lührt eine mehr nächtliche Lebensweise. Heimatfa Gnianii ^
k
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Mymiedonia — Mjrsticcte.
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Brasilien, Peru. — Die Gattung Jifyrmeeüplutga findet sich auch fossil in sttd«
amerilcanisdicii Knochenhöhlen. v. Ms.
Myrmedonia, KRiciis. {^r. Amci'^ctihaufc), eine in Ameisenhaufen lebende
Gattung: der Staphylinidae (s. d.), deren Fühler aul der Stirn eingelenkt, iinbe-
wehrler Unterkiefer überall weichhaarig, die Unterlippe mit Nebenzungen und
3gliedrigen l ästern versehen it»t. Der Hinterleib hat aufgeworfene Seitenränder
und die VorderfQsse sind 4» die HInterfUsae 5 zehig. Man kennt 80 Arten. £. Tg.
Myrmekophilen (gr. Ameise und liebend), s. Aroetsengäste. E. Tc.
Myrmien, I«atr. (gr. wyrmext Ameise) Knotenameise, diejenige Gattung der
Amelsen (s. d.) deren Hinterleibsstiel aus 2 Knotbn zusammengesetzt, Hinter-
rücken mit 2 Domen versehen ist und deren Weibchen und Arbeiter einen Gift-
stachel tragen. Die Arten sind siemlich zahlreich, Aber 12 allein leben in Deutsch*
land. E Tr;.
Myrmidon, Waot, , syn. Cyc/othurus, Gray, Untergattung der Edentatengattung
Myrmecophaga, L. (s. d.). v. Ms.
Myrtea, s. Lucina. E. v. M.
Myscebus, Lbss., s. Microcebus» Gboppr. v. Ms.
Mysia» 8. Diplodonta. E. v. M.
Myaier. i. Die Bewohner der kleinasiatischen Landschaft Mysien und ur-
sprünglich auch von Bithynien, aus welchem Lande sie durch die einwandernden
Bithyner verdrängt wurden. 2. Einer der Hauptstämme der alten Moesier. v. H.
Mysis, Latr., Krebsgattunsr <^cr Fimilic S, hi%opoda, zahlreiche kleine Arten
umfassend, welche in grossen Scliaaren auf oftener See schwimmen. Der Härings*
krebs, .Tf. ipinuloui, Lkalh, im Atlantik. Klhw.
Mysomacedones. Zweig der alten Mysier, wahrscheinlich um die Quellen
des Flusses Mysius her wohnend, v. H.
Myspithecus, F. Cuv. = ChirügeUeus, GEOFFa. v. Ms.
Myatadna, Giuv, Fledermausgattung der Fam. Braekjmra, Wagner, mit drei-
phalangigem Mittelfinger,{-Schneidez.,|^ Eckz.,|Backz.(obere Schneide«, cckcahnartig,
berühren sich). Schnauze verlängert, Nasenlöcher mit stark vorspringenden dicken
Rändern, Schwanz sehr kurz, ragt an der Rücken flache der Zwischenschenkelhaut
vor; alle Flughäute sind im Grundtheile verdickt, lederartig und run/Jip. Die
einzige neuseeländische Art ist Äf. tu Iure u/ata, Gray (EmbaUonut a tu/uriuhta,
Forst.) »neuseeländischer Spitzschwirrer«. Farbe oben braun, Haarspitzen weiss;
Unterseite heller. v. Ms.
Mystax (gr. Schnurrbart) Knebelbart nennt Mbicbn den Halbkreis von Borsten
über dem Mtmdrande vieler Fliegen. E. To.
Myaticete, Gray, 83m. Cae edetiiata, A. Wagner Bartenwale, Gruppe der Fisch-
säugethiere (s. Cetacea)^ zur Unterordnung der camivoren Wale »Cete« L. Gray ge-
hörig. Die M., die grössten Thiere der Jetztzeit (sie erreichen angeblich bis 30 Meter
lünge und ein Gewicht bis über 100000 Kilogrm.), besitzen zahnlose Kiefer, indem
die im Fotnhustandc vorhandenen Zahnkeime rxorh Geokfrov St. Hilaire's Beob-
.ichtung mit der weiteren Entwicklung der Thicre vollständig sdiwinden. ent-
wickeln aber am Oberkiefer und G.iumen rechts und links zahlreiche ^^250— 400)
kauunformig gestellte biegsame B.arten (Elasmia Fischbeine«); diese entstehen
in queren Furchen und erweisen sich als hornige jseitige, bisweilen 4seitige, frei
in die Mundhöhle heiabhüngende Platten, deren innerer Rand in borstige FSden
aufgelöst ist. Die Süsseren am Kiefer befestigten Barten sind die längsten, die
der Gaumenfläche die kürzesten. — Weiters setebnen sich die M. durch die
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Mystromjr« — Mjrtifo».
Grösse und Breite des Kopfes, die r,r(jsse der Felsenbeine, den Mangel der
Thränenbcine aus; die longitndinalcn bpriulocher sind getrennt, der Schlund ist
auffallend L-ng, — Die M. zerüUen in 2 Familien: die Balaenida, C: \v, mil
14 Arten und die ßalaeno^eridae, Gray, mit ca. 32 Arten. — Scliwcr dia^nosti-
cirbare FossUrcste von M. finden sidi im Miocen und Pfiocen. v. Mi.
Ifystromjrs, Wacn., Ldfirdmäitse, Nagergattung der Rennmäuse -iMeriamidts*,
Wagk. (s, d.) mit ungefurchten Schneidesähnen und in der Mitte tgebrochenenc
Backzahnlamellen. M* a^^s, Wagn. 13,2 Centim. lang, Schwans 4*3 Cenliin.
dicht und kur» behaart. Ohren gross, breit, »auf dem Rücken unten buschig be-
haart.i Oberseite licht bräimlichgrau, schw.irT: melirt, Unterseite graulich weiss»
Pfoten lichtgelblirh (Iberflogen, vordere Schnurren weiss, hintere schwarz. —
Heimath: Süd-Afrika. v. Ms.
Mythomys, GkAv~CV«c»^tf/r, uu Chaili.u, s. Totamogale du Chiallu. v. Ms.
Mytilacea (von Afytiius), Cuviek 181 7, Mytüus-artige Muscheln in weiterem
Sinn, namentlich solche, welche im Zosammensehliessen der hinteren Mantel-
ränder SU einer fest abgegrenzten OefTnung mit Mytäus Ubereinstimnen, neben
Cardiia (und Lutina) auch unsere grösseren Sttsswaasennuscheln, Aiwl^tiia und
Unh umfassend. E. v. M.
MytiUcardia (zusammengesetzt aus Mytilus und Cardila), Blainviujb, Unter-
gatttrng von Cardifa, s. Ud, 11, pag. 36, durch die weit nach vorn gertickten
Wirbel und die langer gestreckte Gesanimilorm an MytHu$ erinnernd. Hierher
C. calyiuiata aus dem Mittelnieer. K. v. M.
Myttlidae (vua Myüius) der neueren Systeme oder Myttiacea bei Lamaki ic,
Mytilus-artige Muscheln im engem Sinn, s. Mytilus. E. v. M.
MytUus (gr. Verkleinerung von My$ im Sinne von Miesmuschel, mehr bei
den Römern gebräuchlich), Likn£ 1758, Muschelgattung aus der Abthetlung der
Heteromyarien (Bd. IV, pag. 128), Typus einer eigenen Familie Jii^^ilaeem oder
Myiiliäae, ausgezeichnet dadurch, dass die Wirbel der Schale ganz nach vom ge^
rückt sind und unmittelbar an ihnen der Unterrand beginnt, sodass gar kein
Vordeitheil der Schale, kein vorderer Theil des Oberrande'', wie bei anderen
•Muscheln, vt)rliaiulen ist; dasselbe findet nur noch bei Drtissena, Pmna iiml
GastrOihacna statt; dadurch erhält die Muschel eine dreicckig-fachenoi nnge Ge-
stalt, die Wirbel bilden die vordere Spitze, von der Ober- und Unlerrand diver-
giren und endlich durch ein«!i bogenförmigen Hinterrand verbunden werden.
Das Schloss der Wirbel hat entweder ^ keine oder nur einzelne schwache
Zähne, das Schlossband liegt halb innerlich zwischen den Schalenrändem und
nimmt nahezu die Hälfte der iJlnge der Muschel ein: an seinem hinteren Ende
bildet der Oberrand eine mehr oder weniger deutliche Ecke und verläuft von
da an mehr gebogen und ohne bestimmte Ciren;;e zum Hinlerrand; der Unter-
rand ist annähernd geradlinig, bei einzelnen Arten mehr concav, bei niuleren
mehr convcx luid zeigt stets eine kleine klaffende Stelle zum Hervorlreien der
ziemlich groben Hyssusiaden an der Unterseite des üngerförmigeu Fusses, \vo-
nui da.-! iliier sich nach Belieben an fremde Gegenstände anheften und durch
Abstossen derselben an ihrer Ursprungsstdie sich wieder frei machen kann.
Zwei Muskeleindrücke, der vordere innerhalb der Wirbel sehr klein, der hintere
nahe dem Oberrande gross und auffiUlig. Mantelränder nur hinten etwas ver-
wachsen, sodass hier eine besondere Oeffnung (Analötlhung) uch von der allge-
meinen Mantelspalte abtrennt. Die Obernuche der Schale ist meist nur schwach
gewölbt, bei der Mehrzahl der Arten glatt, bei anderen radial gestreift oder ge-
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(Z.91.)
rippt und bei diesen auch der Rand gekerbt. Farbe aussen dunkel, schwarz,
schwarzblaii, dunkelbraun, grünlich oder braungclblich, zuweilen mit dunkleren
Strahlen; Innenseite schwach porzellanartig, ähnlich, aber heller gefärbt, bis
weisslich in den älteren Thcilen. I.cben gesellig, an feste vorstehende Körper,
wie Steine, Ttählc u. dergl. angeheftet, meist in der Litoralzone, in den meisten
Meeren, in der Kegel bei den Menschen als Speife beliebt Mjftibu eduüs,
iJxtHtt die gewöhiiKche Miesmuschel, — volksthflmliche Kamen s. pag. 495
unter »MuscheU, aussen glatt, fast schwätz, innen bUulicb, Junge und eine
Varietät bis ins Alter blass hombraun, mit mehr öder weniger grünen oder
blauen Strahlen (M. pellucidfs, Pennant), durchschnittlich 5 — 7 Ctntim. lang,
2^—31 hoch und 2—3 im Querdurchmesser, sehr häufig in der Nord» und Ostsee,
vom Strand bis auf einige Faden
Tiefe, nördlich bis Finnmarken
und Süd-Grönland, in der Ost-
see mit dünnerer Schale, in
Zwergformen bis an den finni-
schen Meerbusen, in England,
Holland und Frankreich allge-
mein beliebte Volksspeise,
neuerlich auch in Deutschland
mehr in dieser Beziehung be-
achtet, nicht al)cr in Schweden
und Norwegen. Zuweilen kom-
nien allertlings Vcrgirtimgszii-
fallc durch diese Miesnuischel
vor, wie es scheint, durch krank-
hafte Beschaflfenheit des Thiers
und bei der enormen Zahl derer, die jährlich genossen werden (s. B. 400000 Stttck
jüirlich in Edinburgh und I^th) doch veihältnissmäsng sehr selten. Bei dem
letzten in Wilhelmshafen vorgekommenen Fall konnte eine abnorme Veränderung
in der Lelu i dt r helthiere bemerkt werden und gehörten die betreffenden
Stticke alle ilcr hellbraun gefärbten mehr oder weniger gestrahlten Farbenabart
an, die aber sonst auch unschädlich vorkommt (vergl. X'iRciiow in der Berliner
klinischen Wochensc hntt i.SiS5 Nn. 48 inid in seinem Arcliiv für jiatholog. Anatomie
104. Hd. 1886, pag. lOi). Die Miesmuscheln des Mittelmceres sind durchschnitt-
lich veihättnissmässig höher und seitlich weniger gewölbt, der Ligamentrand ver-
hältnissmässig etwas länger und schärfer vom Rest des Oberrandes abgesetzt, da-
her auch von Manchen als eigene Art. M, galhproüuuiaüst Lamarck angesehen,
aber nicht flberall bestimmt von M. edußs der Nordsee zu unterscheiden; im
Arsenal von Venedig wird er besonders gross, bis 13^ Centtm. lang. Auch die
Miesmuschel der Ostküste Nord-Amerika's (M. Iwrealis, I.amarck), ist nicht wohl
von M. edulis zu unterscheiden und zeigt namentlich auch dieselbe Farben-
V'arielät, wird dort aber nicht gegessen. Sehr ähnlich in Färbung un<l Form sind
ferner noch die Miesmuschel Japans, M. Gntyanus, Dunkkr, diejenige Süd-
Afrika's, Af. meridtonaliSt Kralss, und der grosse und Hache M. ungulatuSf Linng
oder €h»ru$t Mouna. von Chile, dieser dort auch viel von den Einwohnern ge*
gessen. Im Mittelmeer linden wir noch swei gut unterschiedene Arten, AL mmi'
ams, Pou, nur i — 1^ Centim. lang, mit bauchig aufgetriebenen, violettröthlichen
Wirbeln, ganz obeiflächlich an Steinen, und M, q/ier, Lmmt oder perma. Lau., so
Miesmuschd, Afyälut niulis. F Fuss mit seinem Bystus
\V Wirbel.
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Myu — Myxospongiae.
gross als edulis, vom StStlcer ragespitzt, glänzend grasgrün oder bl.iss gelbbraun,
nur an der Ktlste von Algler und Marokko, aber stellenweise in Süd- Frankreich
acclimatisirt. Kin anderer grüner Mytilus ist der indische, in Singapore auf den
Fischmarkt kon^mcnde M. viridis, I innf:, oder smaragdinus, I.am , meist mehr
briumlicli, mit breiter schun blaiilirhpriiner Ranclzone, jung ganz grün. Unter
den Arien mit Kadialskulptur und gekerbtem Rand (Auiacomya bei Mürch) ist
die ansehnlichste Magelbmeus, ChemnitZj 10^13 Centhn. lang^ vom grob
gerippt, sehr zugespitstp dunkelrothbraun oder schwarz, innen g^n den Rand zu
röthlich» circunipolar in den kälteren sOdlicheren Meeren, da er ausser der
Magcllanstrasse und den Falklandinseln auch am Gap der guten Hofihtuig und
bei der Kergueleninsel vorkommt. Feiner gerippt nnd kleiner, s — 3 Centim.
lang, sind Af. 7'(if iahilis, Kratss, etwas gekörnt, aussen gelbbraun, innen violett-
rotb, etwas perlmuttcrglanzcnd, haut'ig an der Oslküste Afrika's von Natal bis ins
Rothe Meer und jetzt aiicii im Sue^kanal, und Af. exusius. I.iNNt':, mehr glatt,
häutiger schwär/, als braun, in Wc^t-Indien und an den Küsten Braniiiens bis Rio
Janeiro. Monographie der lebenden Arten bei Reeve, conchol. icon. Bd. X. 1858,
61 Arten. Fossil finden sie sich schon im unteren Silur nnd in der Permischen
Formation, wovon aber mandie vielleicht zu den AvicuUden (M, ffausmamm,
GoLDF.) gehören, vergl. auch Ä^foßma, dcherer von der Trias an, so Mi eAdi-
f^rmiSt ScMLOTHKfM, im Muschelkalk, M»Juremis, Römf.r, und der radialgestreifte
pectinahis, Sow., im weissen Jura. Nächstverwandt mit Mytilus und zu derselben
Familie gehörig sind die (Gattungen Si-ptifer, Modiola. Modioiaria, Crcnella und
Lithodomus, etwas verschieden durch Verwac lisen der Mantelränder in weiterem
Umfang, sonst noch reclu ahnlich Dnissena und Modiolarca. E. v. M»
Myu, s. Mroes. v. H.
Myxamoeba, Favod. Der amöboide ausgewanderte Cysten-Inhalt von
Myxomycctcn, speciell bei (Amoeba) Limax, Duj. angewandt (s. Bot. Zeitung,
41. Jahrg. p. 169 ff.). Ff.
Myxioola, Schmarda, Gattung der Borstenwtirroer, Ord. CepkabbrantMi^,
Farn. SitbeUiäae, Schmarda. Facherwürmer. M. parasita hat zwei Kopf- und
vier Schwanzaugen und ausserdem je ein Auge seitlich .in den vierzig Segmenten.
Die Kiemen sind durch eine Haut verbunden; ihr Blut ist grün, ^if baut sieh
eine durchsichtige Röhre, die sie aber, sobald sie gestört wird, verlasst, um sich
in küratesier Zeit eine neue zu bauen. \Vd.
Myxilla, Schmidt 1862. Schwammgatiung der Familie Desmacidoiudae,
Ordnung Cornacuspongiae VoSMABR. Pf.
MjnciBoIden, Joh. MOllbr, einzige Familie der Hyperph^, JOK. Müller (s. d.),
mit denselben Charakteren. Gattungen: J^xme, L. und Bi^h^oma, Müll. Ks.
Myxocystodea, s. Noctiluca. Rchw.
Myau>diGQnini^. Schlcimnetz), Häck. 1 868. Gattung ätr Amathfa rtticulosa. Pf.
Myxospongiae, (Gallerlschwämme), skeletdose, einer Faserrinde entbehrende
Spongicn von krustenförmiger oder unregclmassig verzweigter Form. Die Ober-
flache ist glatt, sammetartig oder schUiptVig. Farbe verschieden: blass oder
dunkler gelb, blau, roth, braun, scluvär/.lich oder jnirpurn. Sie erreichen eine
Grosse bis zur Handfläche bei einer Hohe bis zu 6 Millim. Das K.analsysteni
ist bei den verschiedenen Gattungen verschieden. Die <^undstt1»tanz dieser
sehr weichen Schwämme Ist hyalin, in derselben kommen bei einer Art elastische
Fasern vor, bei zwei andern finden sich DrUsenzellen an der Oberflflche. Bei
OseareUa loMaris O. ScHit. sind Brutknospen beobachtet^ welche sich als kugelige
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Myxospongiae — Mxab.
Blasen ablösen, frei Bchinmmen und sich später festsetzen. Die Ordn. Myx(h
spongtM dürfte aufzulösen sein, da sich cüc einzelnen Glieder derselben in die
anderen Schwammordnungen einreihen lasse ti, wie denn schon die früher mit
den Gallertspongien vereinigte skelettlose Gattung Chondros ia zusammen mit
Chondrtlla in die Nähe der TctracthuUidtu (s. Tetraxonia^ gestellt wurde. Die
GallcrLbchwämme umfassen die 3 Gattungen Halisarca^ Oscarella und Bajaius,
welche alle drei in geringen Tiefen leben, die beiden ersten im Mittelmeer
und im Atlantischen Ocean; eine Art MaÜsarta StAukei, Mbrejk., nur aus dem
weissen Meere bekannt Die Gattung Bajotus bisher nur bei Australien ge^
iiinden. Wsltner. ,
Myxospongiae, ^. Poriferenentwicklung. Grbch.
Myzhelmintha, Di£s. Unter diesem Namen fasste Diesimg die Trematoden
und Hin linecn zusammen. Wd.
Myzomela, Vic. et Horsf. (gr. myzo, saugen, null Honig), Gattung der
Familie Honigfresser (Meliphagidae) , kleine Vögel mit dünnem, spitzem, säbel-
förmig gebogenem Schnabel, von den in der Gestaii annlichen Nektarvögeln
(Cinnyris) dadurch unterschieden, dass das Gefieder stets der Metallfarben ent-
behrt Etwa 30 Arten in Australien, auf den papuasischen und polynesisehai
Inseln. Rcnw.
MyiOBtoma, F. S. Lsuckart. (Griecb. Mit saugendem Mund). Merk-
würdige Gattung der Saugwürmer, Tretnatoda^ von noch zweifelhafter Stellung.
Ausgezeichnet durch einen flachen, scheibenförmigen, mit Flimmercilien besetzten
Körper mit vorstillpbarem Rüssel und seitlichen Saugnäpfen an der Bauchfläche.
Oer Darm ist baumartig verästelt. Beide Geschlechter sind vereinigt. Aus den
Kiern schlüpfen wimperndc Embryonen, die zu Larven mit zwei, später ftinl
Panr Fussstummeln auswachsen, so das.s man an Tardigradcn oder gar an
Borstenwürmer denken könnte. — M. glabrum, I^euckart, lebt auf Comatula
tMdÜtrramea, je zwei Individuen in einer sackartigen Anschwellung, die eine
Oeflßiiung nach aussen hat, also ähnlich wie bei Mfnattomim fiAa und M.
vermeüsum. Auch auf Mnertnus und PetitacrimtSt die der Chailemger aus
grossen Tiefen gezogen ha^ hat WnxSMOES Suhms je zwei oder auch drei solche
M. in Cysten (mit Oeffnungen nach aussen) gefunden, hwi Comatula mediten anea
leben noch drei Arten von Mytastoma, nämlich M. tuhcriulosum , Semi'EK (im
October bei 1 riest), ferner M. Thompsoni, Dikstng, in Schweden und Schottland
und M. SchuUzeanum, Diesing, im Sommer l)is August in Triest. Wd.
Mzab oder Beni Mzab, Bcni Mezab, auclt Mzabitcn, reiner Berbersüimm von
50—60000 Köpfen in der algerischen Sahara, wo sie unter anderen die Oasen
von Ghardaja «nd GnerrAra inmHiaben. Die M. bilden in pcdkbcber Hnidcht
einen Bund von sieben Ortschafken und sind aus dem sQdlichen Ttois w^en
Religionsverfolgung nach ihren heutigen Wohnsitsen eingewandert Sie haben
sich bis jetzt von jeder Vermengung mit fremdem Volksthum bewahrt. Sie sind
swar Moslemin, gelten aber bei den wahren Gläubigen als Ketzer. Ihr Glaube
ruht auf dem »kamfia'c (fünfte) Buchstaben des Korans; sie erkennen keinen
Kornntentar an und lassen den religiösen Adel der Marabutin nicht gelten; sie
glauben auch nicht, dass die Tugend durch die Verbindung mit einem Namen
gegeben werden kann. In der Ausübung ihrer Religion sind sie viel strenger
als die Araber, haben aber mehrere Gebräuche anscheinend chribtlichca oder
jüdischen Ursprungs beibehalten, darunter den Gebrauch des Sonnenjahres; auch
geben sie den Monaten Namen, die den unseren nemlich ähnlich sind; desislamitir
2«al., Amfatofal. 11. Blfcaukgte. Bd. V. 34
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$3»
Mnb.
sehen Kalenders bedienen sie sich nur anlässlicli der religiösen Feste. Hat
jemand einen ernsten Fehler begangen, so trifft ihn Verbannung, eine wahre
Fxkutiirnunikaüon. Er gilt als völlig Fremder, seine Güter werden zum Besten
der Moschee beschlagnahmt oder an seine Erben vertheilt. Der Verbannte gilt
«Is todt, wnrd ein unreines Ding, kann in keiner Stadt des i/bäb mehr leben;
niemand darf bei strenger Strafe mit ihm unter einem Daphe wohnen, ihm Trank
oder Nahrung geben, ja nnr aus Versehen sein Kleid streifen. Doch kann jeg*
lieber Fehler gesühnt werden. Daxu begiebt sich der IL Freitags zur Gebets-
stunde in die Moschee; dort um sein Begehren vom Priester befragt, 1^ der
Sünder ein ufTentli^hcs Bekenntnis« seiner Vergehen ab, erhält einen Verweis
und das Versprechen der Vergebung nach vollzogener liusse, die darin besteht,
daüs er eine gewisse Zeit des Umganges mit seinen Glaubensgenossen beraubt
ist, trotzdem er unter ihnen wohnt. Die Autorität der Priester, der tTolba«
i^Studenien) ist suhr bedeutend und über den ganzen Bund ausgedehnt; die welt-
liche lilacht ist auf die stttdtische Verwaltung beschidinkt. Die Moschee behetxscht
den gansen Bund. An der Spitze des Klerus sieht em eindges Oberhaupt^ aus
den Oberhttuplem der Tolba jeder Stadt von diesen auf Lebensxeit erwählt
Die Tolba üben alle richterliche Gewalt nach den alten Gesetzen der M. Diese
verbieten bei Strafe der Verbannung eine fremde Frau zu heirathen. Frauen
und Mädchen dürfen niemals das M/.ab verlassen. Ein M. darf erst dann eine
Reise unternehmen, wenn er verheirathet ist und Kinder hat oder schwört, seine
Frau schwanger zu hinterlassen. Neuerer Zeit ist man etwas weniger streng.
Verbannung und Bastonnade sind die üblichsten Strafen. Todes- und Gefängniss-
stratc ist ganz unbekannt. GelUbussen werden durch die weltliche Behurde dir
municipale Vergehen auferlegt Die Moscheen besitsen grosse Gitter und jeder
ist SU einem Tribute an sie verpflichtet Die Moscheen führen ocdentliche Zivil»
standsiegister Uber Geburten, TodesflUle und Trauungen; die Tolba schreiben
ferner noch eine Chronik Uber alle Vorfälle im Mzab und bewahren die Berichte
über die Verhandlungen in den grossen religiösen und politischen Versammlungen,
an welchen die geistliche und die weltliche Macht sich betheiligen. Jede Stadt
verwaltet sich besonders mittel'^t einer Notablcnversammlung, aus den Häuptern
der ältesten Familien bestehend. Zum Schutze gegen die räuberischen Tuarik
ward eine gute Miiitarorganisation geschaffen, in jeder Moschee sind die Namen
aller Watientähigen verzeichnet, mit dem Vermerk, ob der Mann anwesend oder
verreist sei, ob er ein Pferd oder Maulthier besitse. Jeder M. muss eine Flinte, eine
Pistole, tAnetk Säbel und eine vorgeschriebene Menge Mumtion besitsen. Jede
Stadt ist von einer starken Mauer umgeben, in deren Thflrmen Bewaffiiele Wache
halten. Leider zerretssen mitunter innere Partbeifehden den Bund. In kdipor>
lieber Hinsicht sind die M. weniger blondhaarig als andere Berber, kidner,
stämmiger bei sehr entwickelten Händen und Füssen als die Araber. Ihre kurze
Gestalt soll von der schweren Arbeit herrühren, welcher schon die Kinder unter-
worfen werden. Die geistige Erziehung wird auch nicht vernachlässigt; die Knaben
ierncu m den Schulen der Tolba Religion, die Landesgesetze, Lesen, Schreiben
und Rechnen. Dslü Arabische dient zum Unterricht; Umgangssprache ist aber
das Berberische. Die junge Generation lernt jetzt auch noch allgemein fran-
zösisch. Die Erziehung ist eine rauhe. Wie alle Berber leben die M. in Mono-
gamie, halten aber ihre Frauen strenge eingeschlossen und am Webstuhle. Die
Hetrath ist ein ernstes Ding und wird ausserordemüch früh geschlossen. Der
M. kauft sein Weib nichts vielmehr bringt sie ihm Mitgift su. In der Famüie
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MzaXa Biähnenschaf. 531
übt dasselbe grossen Einfluss und die geringen hlUislichen Bedürfnisse der M.
werden oft von dem Fleisse der Frau allein bestritten; Ebescheidung kommt
selten, bloss in gans ernsten Fftllen vor; die Mehrzahl der häuslichen Verriebtangen
föllt den jungen Mädchen zu. Letztere sind beinahe alle hübsch, ha!)en ^osse
Augen und rceelmässige Ziif^e Sie tragen ein rothcs oder blaties Wollkleid aus
zwei Stücken Zeug, auf den Aciiseln mit Metallagrafien und durch einen Gürtel fest-
gehalten. Das Haupt hleil)t unbedeckt; die Haare ordnen sie in befremdender
Weise hinten aru Kupic zu emer Art Krone, zu beiden Seiten der Schlafe aber
musebelaitig. Die Nasnupitse wird mit Thew besuchen, gegen den bösen Blick.
Die Tracbt der MSnner ist die arabische» nnr dass sie nicht um den Kopf die
Übliche Kamdsdinur tragen. Alle Minner beschäftigen sich mit Handel. Die
M. haben ttbetall im algerischen und tunesischen' Teil ihre Kontore und Nieder-
Lissungen und stehen in lebhaftem Karawanenverkehr mit Tuat und Tidikelt
Die Industrie ist sehr entwickelt. Sie treiben Pulvererzeugung im Grossen und
haben 5000 Webstühle, auf denen die Frauen Stoffe von grobem aber festem, sehr
geschätztem Gewebe für Burnus, Haik, 'ieppiche u. dergi. herstellen. Gcwuhn-
lich beginnt der M. damit, im Teil seine eigenen Wollgewebe zu verkaufen , tltn
Erlös verwendet er zur Errichtung einer Fleischerei, eines Kramladens, nebenbei
einer Mühle in irgend einer StadL Nadi mehreren Jahren kehrt er nach dem
Maab auittck» entsendet aber einen Geschttftsfround, der wibrend seiner Abwesen-
heit sein Haus besorgte, um die Geschäfte weiterzuführen. Der Zurfldcgekehrte
eröffnet nun in der Heimath einen Kramladen, wosu er die Waaren von seinen
Genossen im Teil erhält. So bilden rieh Handelshäuser, welche zahlreiche Filialen
besitzen und in ganz Nord-Afrika wegen ihrer strengen Rechtlichkeit hochange-
sehen sind. Ks giebt unter den M. Millionäre, die vielfarh als kleine Krämer
angefangen haben. Das Lügen, bei den Arabern Afrika s die zweite Natur, wird
von den M. verabscheut; auch sind sie selir reinlich, denn man findet bei ihnen
zahlreiche öffentliche Erleichterungsorte, waiirend in den arabisciien Städten die
Gassen oder die flachen Didier veranrefaügt werden. v. H.
IfsaXa* Stamm der Berber (s. d.) im Teil der algerischen Provins Kon-
stantine. V. H.
Nachtrag.
Macedonisches Zackelschaf, ilcm cretischen Schaf (s. d.) ähnlich, indess
etwas kleiner und mit längerer und gröberer Wolle bekleidet. Auch sind die
Hormpiralen nicht nach auf- sondern nach seitwärts gerichtet. Der Verbreitungs-
besilk dieser Race ist das nlftrdlicbe Griechenland. R.
Maddcay. Zahlieicher Indianeiatamm am Filcomayo, wahrscheinlich ver-
wandt mit den Lule. v. H.
Biadngaaharfachea Stummelacfawanz-Sehnf» em kleinesi mit kurzen, glatt*
anlegenden, braunen Haaren bedecktes Thier, dessen Schwans kurz, dünn und
stumpfspitzig ist und durch die ungeheure Fettmasse, welche zu beiden Seiten
der letzteren gelagert ist, noch viel kürzer erscheint. Die Fettmasse sitxt in Form
eines Kissens auf der Stcissgcgend und wiegt 10 — 12 Kilo. R.
Mahnenschaf, Dinkasrhaf (Ovis a/ntana, L), wird nach Sciiweinwrth
bei den Dinka, Nucr und Öchilluk m Afrika getroffen und zeichnet sich durch
einen mäbnenartigen BesaU von .Hals, Brust und Schulter aus. Dadurch eibKlt
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53«
CS nicht selten das Aussehen eines kleinen Büffels. Der übrige, auf kurzen Beinen
ruhende, plumiic Körper ist mit schlichten Deckhaaren besetzt. Die Farbe ist
meist rein weiss, seltener braun- oder schwarz-gescheckt oder rothbraun. Die
Hömer sind an ihrer Basis zunächst stark nach hinten, sodann halbmondförmig
nach vorne gerichtet und endigen mit stumpfen Spitzen unter den Augen. Diese
Race ist nicht gleichbedeutend mit dem wilden Mähnenschaf {O, tra^elaphtis} ,
sondern stdlt eine Fonn des schmal-sdiwinsigen Schalies dar. R.
lUnliog « HMsliog (s. d.) Ks.
Ibinber-Ziege (Htran MamkrUnt), eine im Orient xtemficii verbreitete Ar^
welche sich durch ausserordentlich lange, flache und schlaff herabhängende Ohren
von allen anderen Arten unterscheidet Dieselbe ist ziemlich gross und etwas
hocli gebaut. Beide f icsf hlechfer sind gehönit. Die Hörner sind klein und kiir7.
Die charakteristischen Dhren sind doppelt so lang als der Kopf, relativ schmal,
. stumpf abgerundet, in der Nähe der Spitze etwas nach aussen aufgerollt, flach,
schlaff* und so tief an den Seiten des Kopfes hängend, dass sie bis über die Hälfte
des Halses hinabreichen. Die Behaarung ist reichlich und dicht; im Gesicht,
an den Ohren und Unterltissen kurs, an den Übrigen Theilen des Körpers sehr
lang, sotttg, straff, siemtich fein und fast seidenartig glAnzend. Auf dem Sdidtel
und der Stirne bildet sie eine Art Schopf und hinter dem Kinn einen schwachen
Bart. Die Farbe ist meist weiss und grau gemisdit, nicht selten dnfach weiss»
gelbbraun oder schwarz. Als ursprüngliche Heimath dieser Ziege gilt Syrien.
I« den Gegenden von Aleppo und Damaskus wird sie in grösseren Hcerden der
Milchnutzung wegen gc-itichtet. Auch bei den kirgisischen Tataren wrd dieselbe
häufig angetroffen. .Als ITnterracen gelten die ;£Ottige, die natolische, die
schafartigc und die kraushaarige Maniber-Ziege (Fitzinger). R.
Mancelle-Rind, eine durch Kreuzung von Normänner-, Bretonner- und
Partlicnaise-Vieh entstandene Mischlingsrace, welche hauptsächlich im Beiirke
le Mans im fransösischen Departement Sarthe, und in den Departements Mdne
und Loire gestlchtet wird. Die Thiere sind von mittlerer Grösse und von gelb
oder braunrother Farbe mit weissen Alueichen, von welchen insbesondere die
>Blässe« niit /.ietnlichcr Constanz hervortritt. Die aniMnglich unschönen Formen
wurden durch Beimischung von Durbam-BUit etwas verbessert. Die Nutaungs
eigensrhnftcn sind nicht sehr hervorragend. R.
Manna. Als Manna bezeiclinet man den erhurteien Satt gewisser Bäume,
Welche in Folge des Stiches von Cicaden (vergl. diesen Artikel) oder auch von
anderen Hymenopteren hervorquillt. D.
Mariahofer Rind, ein dem Mttrzthaler Vieh (s. d.) verwandter» semmel
farbener Schlag in Steiermark und KAmten, welcher je nach den Zuchtbesirken
einige Abweichungen in der Form und Grösse, sowie in der Schattining der
Haarfarbe zeigt. In letzterer Hinsicht finden sich alle Uebergänge vom Hell*
wcissgelben bis ins Köthlichbraune. Als charakteristisch gilt eine helle, fleisdi-
Tothe Haut, ein ebensolcher Nasenspiegel (Flotzmaul), helle Schleimhäute, gelbe,
et^vas nach vorne gerichtete, f^lntte Hörner, gelbe Klauen, weissgelbe oder semmel-
farbige, glänzende, kurze Haare mit dunkleren Farbentönen am Kopf und Hals,
sowie helle Säumung der Augenlider. Milchergiebigkeit und Mastnutzung sind
gut. R.
Maroltaise-Rind, eine im Norden Frankrdchs geaflchtete, dem landrischen
Vieh (s. d.) verwandte, indess kleinere und feinere lUwe. Nach Lsrotnt aoU
diese Race durch Vermischung der flämischen mit der belgischen Race von
Marschschwein — Maskentauben.
533
Hainaut entstanden sein. Kopf klein, schmal; Hals dünn, ohne Triel; Schultem
etwas flach; Brust schmal; Beine trocken; Haut fein; Farbe meist braunroth.
Die Milcbproduktion gilt als sehr befriedigend, die Mastnutzung ist nur massig. R.
Marschschwein, das grossohrige Schwein in Deutschland, das hauptsächlich
in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Hannover, Westfalen und deren Nachbar-
schaft und sodann in Jütland gehalten wird und zu den grössten Formen der
Speckschweine gehört Das Wacbsthuni geschieht im Vergleiche nut anderen,
insbesondere englischen Racen, langsam, dagegen aber erreichen die bidividuen
ausgewachsen und gemästet ein Lebensgewicht von 300**400 Kilo. Der kernige,
derbe Speck, der in dicken Schwarten gelagert ist, bildet einen gesuchten Artikel.
Die Fruchtbarkeit der Sauen ist eine befriedigende: nicht selten werden 12 bis
iS Ferkel auf einmal geworfen. Kreuzungen mit anderen Racen haben günstige
Resultate ergeben. Das Marschschwein /«»ichnct sich durch einen grossen, schweren
Kojif und durch grosse, breite, nach vomt- i Verhängende Ohren aus. Sem Kumpf
ist ziemlich lang und breit, der Rücken nur massig gewölbt und das Kreuz ab-
fallend. Die Beine sind ziemlich hoch und der Schwanz ist geringelt. Die Thiere
sind mdist schwarzfleckig oder grau, selten schwars oder bnnm, häufiger schmotsig-
gelb oder weisslich. Die langen, schlichten, im Allgemeinen nicht sehr dicht
stehenden Borsten vereinigen sich am Hals und Rflcken zu einer Art Kamm.
Als besondere Schläge werden das jütländische, das holsteinische und das
westfälische Schwein (s. d.) unterschieden. R.
Maskenschwein (Sus pUcueps, Gray), eine besondere Rae c des indischen
Schweines (s. d.), das sich von dem rhinesisrhen ('^. d ) insbesondere durch starke
Faltenbildung im Gesicht und hängende Üliren unterscheidet. Nach H. v. Na-
Tiiusius unterscheidet sich der Schädel desselben von dem des chinesischen
Schweines nur durch einen stärkeren Kamm Uber den Eckzähnen des Oberkiefers.
Das Maskenschwein ist von schwarser Farbe, spärlich mit Borsten besetit, von
mittlerer Grösse und erreicht im ausgewachsenen und gemästeten Zustand ein
Gewicht von 100— ISS Kilo. Das breite Gesicht ist mit starken, deiben IIau^
falten bedeckt und verleiht in Gemdnschaft mit den langen, herabhängenden
Ohren den Thieren eine hässliche Physiognomie. Der ziemlich lange Rumpf
ist flachrippig, die kräftigen Beine erscheinen relativ hoch. Das Maskenschwein
ist in Japan heimisch. Von dort wurde es nach Europa pcbrarhf imr! versuclis-
weise zu Kreuzungen mit anderen Racen verwandt, inde.-iS rhi,e ncnncnswerthen
Erfolg. Man rühmt demselben Frühreife und hohe Mastiahigkeit nach. R.
Maskentauben oder Farbenschnippen, CoL dam. agrestis colortfrons, ein seit
Jahrhunderten — schon Willuohbv erwiOint sie i. J. 1676 in seiner »Omithology«
— gesttchteter Farbenschlag unserer gewöhnlichen Haustaube (Feldflflchter).
Charakterisirt durch farbige »Schnippe« und farbigen Schwanz bei im Uebrigen
rein weissem Gefieder. Die »Schnippe« ist ein ovales, etwa 10 Millim. langes
und 6 MilUro. breites, zuweilen nur erbsengrosse^, farbiges Stirnfleckcben, welches
der Oberschnabelwurzel direkt aufsitzen und schon abgegrenzt und farbenrein
sein mt)<=s. Als Zeirhnungsfarben kommen Schwarz, Rot!i, ( reib und Blau, letzteres
höchst selten, vor. i>er Schnabel muss bei Roth- und Gelbschnippen durchweg
hell sein; bei Blau- und Schwarzschmppen darf der Oberschnabcl auf der Spitze
einen farbigen Fleck liaben. Im mittleren Dcuibchiand imdet man meist glatt-
köpfige und glattflissige, in Sid«DeutBchland mehr breidiaubige, stark federfiissige
M. Sie verdienen ihres httbschen Aeusseren und ihrer wirthschaftlichen Eigen*
Schäften wegen jede Empfehlung* DOit.
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534
Malt Mawiii.
Mast, Mästung, Mastvieh. Der Zustand excessiver Fleisch- und Fett-
büdung der Thiere bei tiberreicher Kmährung und andauernder Ruhe. Der
Organismus verbraucht zu seiner l.ebenslhätigkeit wenii^er als ihm zugeführt wird-
nie Krscheinungen der Mast sind versrhiedcn nachdem verwendeten Nahrmaterial,
der Art und dein Grade der Zubcixiiung des letzteren, dem Alter und der Race
der Thiere und der Dauer der Mflstung. Werden junge, noch nicht auifewachaeiie
Thiere mit protelnreicher Nahrung intensiv ernähr^ so entsteht der Zastand der
»Fleisch mast«. Aasgewachsene Thiere, bei denen das Modiehfjrsieni bevetts
vollkommen entwickelt is^ lagern das tiberschttsnge Bildungsmateiial in Fonn
von Fett ab — »Fettmastt. Bei Verabreichung concentrirter Nährmaterialien ,
insbesondere Körnerfrüchte u. dergl. in nicht weiter zubereiteter Form wird das
Fleisch derb, spccifisch schwer, eiweissreirh und quillt beim Kochen auf —
»Kernmasti. Durch Verfdtterung grosser Mengen wasserreicher, relativ nähr-
stoflfarmer Materialien in zubereiteter Form, leicht verdaulich gemacht ; cekucht,
gedämpft, gebruht, als Schlapp, Suppe u. dergl.; wird das Gewel>e lax, voluminös,
wasserreich und das Fteisch sdimmi^ beim Kochen su einer gehaltlosen, sdiver
verdaulichen Masse ausammen — »Aufgeschwemmte Mast«. Das Flmsch
ist bei der ersteren Art saitig und schmackhaftp bei der letzteren sihe und ge*
schmacklos. Durch länger fortgesetzte Verfttttemng von KUdk, Arsenik oder
Antimon erhalten die Thiere vollere, abgerundetere Kdrperforroen, LaxitiU der
Gewebsfaser, glattes, glänzendes Haar und einen an den Mastzustand erinnern-
den Habitus. Der Nährstoflfgehalt des Fleisches ist hierbei ein geringer und
b tztcTtjs trockcti, zahe, geschmacklos — «Fal sch füttern«, »Falsche Mast«.
Falsch gemästet werden Thiere in betrügerischer Absicht. (S. a. Fettmast, Fleisch-
mast, Fleischvieh.) R.
llaitifi, franstfsischer Fleischerfaund (s. Fleisdieihunde). R*
MaalMel, das Produkt der Paarung eines Pferdehengstea mit einer Esel-
Stute (Bastardsucht). Derselbe ist kleiner als das MaulAier (s. d.) und Ihndfc
im Habitus mehr dem Esel. Von Manchen wurde bis vor wenigen Decenniea
die Existenz des Maulesels geleugnet oder doch für nicht erwiesen eraditet.
Man hielt ihn für ein Maulthier, das unter ungünstigen Zucht- und Nahrungs-
verhältnissen entstanden und aufgewachsen sein sollte F,r ist unscheinbarer als
das Maulthier, weniger beliebt und daher weitaus seltener als letsteres. Die
Farbe ist roth- bis dunkelbraun, /.uweilen isabell. R.
Maulthier, das Produkt der Paarung eines Eselhengstes mit einer Pferde-
stute (Bastardsucht). Dasselbe gleicht in Hinsiebt auf Grttsse, KjStpeffocmen
und Haarfiube mehr dem Pferde, dagegen in Kopf« und Ohienbikluiig, Schwaaa-
form und Stimme mehr dem Esel. Durch die Zucht der Maulthiere beabsicbtigt
man gewisse nfltsUcbe Eigenschaften des Pferdes mit solchen des Esds su ver-
binden. Insbesondere will man die Grösse, Körpermasse, Kraft und Gängigkeit
des Pferdes mit der Zähigkeit, Genügsamkeit, dem kräftigen Rücken und sicheren
Tritt des Esels bis zu einem gewissen Grade in dem Bastarde vereinigen. Maul-
thiere werden besonders im südlichen Europa, zum Theil in besonderen Ge-
stüten gezüchtet und zum Reiten, Lasttragen und Ziehen verwendet. Als be-
sondere Farbenvarietäten unterscheidet man die schwarzen Maulthiere in Spanien
und Sad^Frankreich, die braunen in Itilienr die weisse Zodit um Bassora und
die gemeinen grauen flgjrptischen und berberischen, die ab die gittssten und
stärksten gdtea R.
MawisL Bantuvolk SOd-Afiikas, nahe verwandt mit den Masitn (s, d.) t. iL
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Mechclner — Mentdiennicen.
535
Mechelner oder Belgisches Kukukshuhn (Coucou de Malines), ein in
Felpit-n als Tafelgenügcl gescliätztes und gezüchtetes, kräftig gebautes Haushuhn
mit cinfaclicm Kaimn, fleischfarbigen, schwach befiederten Prassen und auf hell
blaugrauem Grunde dunkler gewelltem (gcsperliertem oder kukuk farbigem) Ge-
fieder, iät jeduch nicht durchgezUchtet, alsu kcui Ra^äehuhn. DüR.
Mecklenburger Burzier oder Rostocker Tümmler. Eine Unterrasse (Schlag),
der eine ausseroidentüch verzweigte und ichlagreiche Gruppe der Haustauben
bildenden Tümmler. Wurde bereits im vorigen Jahibundert in Rostock etc. ge«
züchtet Ist eine kräftig gebaute Taube mit ziemlich hochstiniigem Kopf, mittel-
langem, hellem Schnabel, hellem, von einem rothen Hautrand umgebenem Perl-
auge, breiter Muschelhaube und glatten Fussen, fiei gelber, rothbrauner,
schwarzer oder blauer Grundfarbe müssen Schwanz und mindestens die sieben
ersten Schwingen weiss sein. Der M. B. ist als gewandter Flieger und eleganter
Burzier beliebt und zwar muss er schnell und gewandt in der Flucht (im Trupp)
fliegen und dabei leicht und elegant ein-, hüchslenü zweimal nach üben zu über-
schlagen (burzeln), ohne jedoch dabei aus dem Tmpp su kommen oder su
fallen. Düs.
Medien. Unter der Bezeichnung »Medienc (fianz* mUkux} veitteht man
die Gesammtheit aller physikalischen, moralischen und intellektuellen Bedingungen
und Einflüsse, welche auf organische Wesen wirken können, kun alle Ursachen,
welche im Stande sind, direkt oder indirekt eine Veränderung der Oigane leben-
der Wesen hervorzubringen. N.
Jdedische Hühner. Unter dieser Bezeichnung wird von Schriftstellern des
15. und 16. Jahrhunderts, Ali)F(:\ an[ , ITki'sslkin, K. Gfsnfr, Hekmülaus Bar-
BARUS u. A., ein grosses Haubenhuhn erwähnt, das AehniichkeiL mit den heuiigea
Paduaner-Hühnem (s. dort) gehabt haben mag. DOr.
Mcgiseiiit mcioaein, mkroscm, drei von Broca geschaffene Beseichnungen,
um anzudeuten, ob ttgend ein Index gross, mittdgiois oder klein ist;, wobei
die entsprechenden Gnippengrensen nach den Bedürfnissen eines jeden Indes
varüren. N.
Mekkataubc. Eine gut charakteristrte Haustauben-Rasse, s. Segler. DOr.
Menschenracen. Vor zwei Jahrhunderten machte der Franzose V. Bernier
den ersten Versuch, die Menschen zu klassihciren. Er stellte vier Racen auf: die
Weissen in Europa, die Gelben in Asien, die Schwarzen in Afrika und die Lappen
im Norden. — Linn£ theilte ein: Homo sajtüns, h4>mo /erus, homo manstrMsus.
Htm»ftrm ist mit Haaien bedeckt, geht anfallen Vieren und hat kerne Sprache.
Zum hm» moHUnmtu gehören die Hicrocephalen und Plagiocephalen. Mm»
M^itm umfasst vier Varietäten: den Europäer mit weisser Haa^ blauen Augen,
blonden Haaren; den Asiaten mit gelber Haut, braunen Augen und schwänlichen
Haarm; den Afrikaner mit schwarzer Haut, schwarzem knuuem Haar, platter
Nase und dicken Lippen, und den Amerikaner mit schwarzbrauner Haut, langem,
schwarzem Haar und hartlosem Kinn. — Der Göttinger Professor Bi.UMFxnACH
beschreibt fünf Menschenracen; Kaukasier, Mongolen, Aethiopier, Amerikaner
und Malayen. Die durch Cljvier vertretene orthodoxe Richtung hielt sich an die
Bibel. Nur drei Menschenpaare sollten der grossen Flutb entronnen sein; man
nahm daher drei Hacen an: die weisse oder kaukasisdie, die mongolische und
die Negenace. Entere wurden gespalten in den indopelasgischen, aramVischen
(semitischen) und scjto-tatBnschen Zweig. Kalmttken, Mandschus, Chinesen,
Jspaaer, Korewer und Mikroactier sollten sur mongolischen Race geboren.
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53«
Mevidiciiivoefl.
Malayen, Papaas, Lappen, Eskimos und Amerikaner, die in das Schema nicfat
hineinpassten, wurden einr;ich weggelassen. — Virey lehrte 1801, dio Gattung
Mensch bestehe aus zwei Arten, der weissen und der schwarzen, welche sich in
6 Raren und zahlreiche Familien thcilen. Bory de Saint Vincent nimnii
15 Arten an, Desmoui.ins deren 16. Isujüre Geoffruv Saint-Hilaire stellt zwei
Classificationen auf: in der ersteren unterscheidet er 11 Racen nach Hautfarbe,
Form der Augen, Volumen der unteren Extremititen, eingedftldEter oder vor>
springender Nase und BesdialFenheit der Haare; in der aweiten beschreibe er vier
Typen: den kaukasischen (ovales Gesicht, senkrechtes Kinn), mongoUschen
(breites Gesicht, vortretende Backenknochen), äthiopischen (vortretende Kieler}
und den Hottentotten-Typus (vortretende Kiefer und weit ansdnander stehende
Backenknochen). Nach de Quatrefaoes giebt es nur einen ein^ic^en Wnr^el-
stock, aus (lern der weisse, gelbe und der schwarze Stamm kommen. Die Stamme
spalten sich in Aeste und diese wiederum in Zweige. Andere Eintheilungs-
vorschläge, auf die wir hier nicht näher eingehen können, rühren her von
1. EIBNITZ, Kant, Morton, Agassiz, Huxley, Fr. Müller und Haeckel. — Die an-
geführten Proben lehren zur Genüge, dass man bei der Classficirung der
Menschen auf grosse Schwierigkeiten stösst. Die Autoren kamen zn den ver*
schtedensten Resultaten, je nachdem sie der Geographie, Geschichte, Lingniadk
oder der methodischen Betrachtung einer gewissen Zahl physikalischer Merkmale
ein mehr oder minder gro?;ses Gewicht betlegten. Geographie, Geschichte und
Sprache haben fiir die Classificinmg untergeordneten Werth. Der den Menschen
inncwolmende W'anriertrieb veri)tlanztc in grauer Vorzeit die Racen des einen
W'elttheiis in den andern. Nahe verwandte Stämme trennt jetzt ein Zwischenraum
von mehreren tausend Meilen, und solche, die ursprünglich nicht die geringste
Gemeinschaft hatten, wohnen bunt durcheinander. Was die Geschichte anbelangt,
so ist dieselbe viel zu jungen Datums, um fttr Eintheiinngcn branchbare Anhalts*
punkte SU liefern. Wo die Historie beginn^ ist die durch lahUose Wanderungen
und Mischungen verursachte Verwirrung bereits besiegelt Ueber die biblisdie
liegende würden wir kein Wort verlieren, wenn nicht ernsthafte Männer wie
CiTviER sich durch dieselbe hätten beeinflussen lassen. Und nun die Sprache.
Ereignete es sich nicht lausend Mal, dass eine besiegte Kacc die Sprache der
Sieger annahm? Auch das Umgekehrte wurde beobachtet. Bis vor Kurzem classi-
ficirte man die afrikanischen Volker nach ihren Sprachen; eine Hauptgruppe
bildeten diejenigen, welche die Bantu-Sprache reden. Nunmehr stellt sich bei
genaueren Forschungen heraus, dass mehreren gänzlich verschiedenen Racen jene
Sprache eigen ist Mit Sitten und GebrAuchen verhJLlt es sich kaum andets.
Auf Wanderungen und bei durchgreifenden klimatischen VerKnderungen wurden
die Völker geswungen, ihre alten Sitten au&ugeben und sich den neuen, ver*
änderten Verhältnissen anzupassen. — Bei Bestimmung der Menschenracen sind
demnach nur die physikalischen Merkmale des Individuums von entscheidender
Bedeutung. Die Punkte, auf welche es hierbei im Wesentlichen ankommt,
mögen kurz angedeutet worden. Fundamentalen Werth hat das Skelett, vor
allem der Schädel. Üb letzterer schmal und länglich (dolichocephal) oder kuiz
und breit (brachycephal) ist, spielt in der Classification eine wichtigere Rolle, als
die so variable Färbung der Haut Die scheinbar nahe verwandten Lappen und
Eskimos, die man früher als hyperboreiadie Race snsammeiqiefinnt hatte, trennt
in Wahrheit dne .weile Kluft. Erstere gehören zu den am mdstea bmchf-
cephalen, letstere su den am meisten doltchocephaten VOlkem der Erde. —
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Menschenracen.
557
SchftdelgeiftuBiigkeit« Abplattung der SeitenwKnde (die bei einigen Negern
Oceaniens ^ehr attffiÜlt), Zurücktreten der Stirn, Vorspringen der Jochbogen,
Stellung der Zahne und Verhältnisse des Augen- und Nasenskeletts sind Werth -
volle Unterscheidungsmerkmale Fskimos und die gelben Racen haben den
höchsten Kopf; Lappen, 'rrfiiKmiLr und Hottentotten den niedrigsten. Eine nicht
minder wichtige Rolle spielt der Unterkiefer: Bei Europäern tritt das Kinn t, bis
5 Millim. nach vorn über die Senkrechte hinaus, bei dem so räthsalhaftea alten
Kiefer von Iai Naulette bleibt es um 3 Millim. hinter derselben zorttck; Neger
halten die Mitte. — Die übrigen Theile des Skeletts wurden bisher weniger
studirt als der SchXdel; gleichwohl finden sich auch an ihnen gewisse Kacen-
merkmale ▼orzüglich aasgeprägt Hierher gehOrt die in irttheren Perioden häufige
Durchlöcherung des Oberarmknochens, die Säbelklingen-Gestalt des Schienbeins,
die gebogene Elle und das säulenförmige Oberschenkelbein. — Ein sehr in die
Augen springendes, wenn auch nicht ganz zuverlässige*; Rnrenmerkmal ist der
Wuchs; wegen der ungeheueren individuellen Schwankungen geben aber nur
Durchschnittswerthe /ahlreicher Messungen brauchbare Resultate. Patagonier und
Polynesier gehören zu den grösstcn, Buschmänner und Eskimos zu den kleinsten
Racen. — Die Hautfarbe spielte in den früheren Eintheilungen eine HaaptraUe.
Gleichwohl besitst sie nur bedingten Werth, einerseits wegen der grossen Diflerenzen
in derselben Race, andererseits deshalb, weil die verschiedensten Racen mitunter
durchaus gleich gefitrbt sind. Ueberdies schlichen sich die grössten IrrÜiflmer
ein, wie beispielsweise in Betreff der sogenannten amerikanischen Rothhäute,
welche nur roth sind, wenn sie sich mit rother Farbe bemalen. — Haare und
Augen bieten für die Cl?,s'=ification gute Anhaltspunkte. Es giebt unendlich viel
weniger helle Auccn ,inc }[.^are auf der Erde als dunkle. Blaue Augen kommen
nur in einer bestirnniieii Race vor. Die grauen und grünlichen sind ein Attribut
der Gelten und einiger russischer Stämme, wo sie von einer alten, heut er-
loschenen Race herzurühren scheinen. — Ungewöhnlich starker Behaarung er-
freuten sich die alten Assyrer und eine jetzt verschwundme Race, von der sich
unter den Braunen des südlichen Eun^ deutlich au^ieprügte Spuren finden.
Am ganzen Kdrper behaarte Racen, die das Bindeglied zwischen Mensch und
Affe bilden sollen, giebt es nicht; doch lebten zu allen Zeiten in den ver-
schiedensten Racen Individuen, bei denen die jeden Menschen bedeckenden
feinen Härchen zu unp^ewölinlicher Entwicklung gelangten. Von Wichtigkeit ist
es, ob das Haar einen runden, eiförmigen, elliptischen, nieren- oder bohnen-
förmigen Querschnitt hat. Bei Polynesiern und Amerikanern ist der Haarschaft
am dicksten, bei Finnen am feinsten. — Beim Weibe zeigt die Form der Brüste
in den verschiedenen Racen grosse Verschiedenheiten. Die ungewöhnliche Ver-
Ijlngerung der kleinen Schamlefzen (Hottemottenschttree) und die Entwickelung
gemltiger Fettmassen am Stetsse der Buschmann-Weiber (Sieatopygie) sind Merk-
male emer Race, die vom Golf von Aden bis zum Cap der guten Hoffnung aer-
streut lebt. — Durch systematische, von den soeben besprochenen Gesichts-
punkten aus vollftihrte Untersuchungen gelangte man dazu, eine grössere Anzahl
Racen, d. h. Gruppen von Individuen, die mehr oder weniger zahlreiche, ge-
meinsame, vererbbare Merkmale aufweisen, auszusondern. Wir werden du seilten
im Folgenden k u r/, skizziren. — Die blonde europäische Race nul blauen
Augen, blondem Haar und heller, rosiger Haut. Das Gesicht hat von vom
gesehen, die Form eines länglichen Ovals; die Nase ist schmal, nach vom heraus
entwickelt Grösste SchidelgerKumigkeit; geringster Grad des Prognathismns,
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53»
Mcnschenraccn.
Die Kopflbnn lä-sst sich in Folge 7.ah11oser Kreuzungen schwer bestunmen, doch
war der ursprüngliche Tv pus wahrscheinlich dolichocephai. Der natürliche Mittel-
punkt, von wo sich die Racc strahlenförmig ausbreitete, scheint der Norden
Kuropas zu sein. In Dänemark, Schweden, Norwegen und Island hielt sie sich
am reinsten; man findet sie aber auch an den Ufern des Amur unter den
Mandschu Tataren, ferner unter den Miaotse im sudosUichen China, auf Ceylon,
an den Ganges-Qnetlen, in Kaffiristan, wo Himalaya und Hindu Kasch zusammen^
Stessen, in Damistan, TurkesUn, vereinzelt in Nord-Afrika, wo er too einem
Volke herrtthrt, das, von Norden kommend, vor mehr als ^ooo Jahren a& der
jigyptischen Grenxe erschien, .und endlich in Amerika bei den Bororos «a der
Ostseite der chilenis« licn Anden, wo er auf sehr frühe Einwanderung ans jßaropa
herzuleiten ist. — Unter der Bezeichnung "braune europäische Racen versteht
man eine An/alil von Raren, deren gemeinsame Merkmale dunkle Augen,
schwarzes Maar und helle, in der Sonne sich leicht bräunende Hautfarbe sind.
Dieselben leben zerstreut über Europa, Asien und Afrika. Hierher geboren die
Basken, Albancbcn, Ligurer, Cirkassier, Berber, Semiten, Zigeuner, Iramer, Hindus.
Die Hindu- Race ist in Indien nur schwach vertreten durch die Radjpoots und
Brahmanen; denn zum gr<H»ten ThetI besteht die Bevölkerung der indisdien
HUbinsel aus Schwarzen und Mongolen; doch ist das belle, arische Element dis
geistig am höchsten stehende. Die Hindus haben eine hohe^ entwickeli« Stinv
ovales Gesicht, vollkommen wagerecht liegende Augen, hervoftretende, gebogene,
am Ende etwas dicke Nase und Üppigen schwarzen Haarwuchs. — Die Zigeuner-
Kace hängt mit den Hindus eng zusammen; sie soll von einer der zahlreichen
nomadisirenden Stämme Indiens abstammen. T^as Gesicht ist in Höbe der
WantrenvorsprUnge schmal, die Stirn tritt zurück. Der Rücken der massig vor-
gebauten Nase ist niemals abgeplattet. Die Augen trennt ein kiemer Zwischen-
raum. Sie stehen auf der Grenze von Mesocephalie und DolichoeephaUe. Ihr
Schädel weist ungemein viel Aehnlichkeiten auf mit demjenigen der Hindus. "
Zu den Iraniern, die man als zurttckgebliebene Reste der von Ost nach West
gewanderten Arier betrachtet, gehören die Panen, Armenier, Kuiden, Georgier,
Osseten und die braunen Afghanen. Mittelgrosser Wuchs, langes, ovales Ge-
sicht, erhabene Stirn, regelmässige Züge, rosa-welsse Hautfarbe und schwarzer,
üppiger Haarwuchs sind die Merkmale dieses schönen Menschenschlages. Sic
scheinen dolichocephai zu sein. — Die über ganz Nord-Afrika vom Golf von
Tripolis bis an den atlantischen Ocean und von der Südgrenze der Sahara bis
ans Mittelmeer verbreitete Berber-Race umfasst die Tuareg, Kabyien, Mza-
biten, Shuiah und die Guanchen der kanarischen Insetai. Wahrscheinlich gehörte
auch die älteste Gnmdbevölkerung der iberischen Halbinsel, des Garonne'
Beckens und der Inseln des mittelländischen Meeres dieser Race an. IhrWudis
ist über miltelgross, wohl proportionirt, nicht so schlank wie daijenig^ der Aiabcr,
das Nasenskelett leptorrhin, der Schädel dolichocephai. Die Stirn hat an der
Basis eine quer verlaufende Furche ; die Augenbrauenbogen treten stark hervor. —
Die Mauren sind das Resultat verwickelter Krev!7>inpen zwischen dem Berber
und allen mogliciicn anderen tlementen. — Zu den Semiten wählen die alten
Assyrer, Syrer, Phönicier, Karthager und die modernen Araber und Jaden. Der
Teint bleibt, vor der Einwirkung der Luft geschützt, rein weiss, das schmale
Gesicht bildet ein regelmässiges OvaL Die Krümmung der Naae und das zurück»
tretende Kinn geben dem Profil eine mehr runde Gestalt Die Nasenwoisd
seigt nur gelinge Einsoikung, sodass Stirn und Nasenrücken ftst dne gcmde
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Menscbcoracen.
539
Linie bilden. Augenbrauenbogen und Glabdht sind wenig entwickelt; die
Wangenvorsprfinge treten nicht sehr heraus. Der Mund ist klein, die weissen
Zähne stehen senkrecht. Allen Semiten sind gewisse Züge eigen: Rastlose
Thätit^keir, Hnn<1plsc:pist, Gewinnsucht, Nomadenleben und Anhänglichkeit an die
angestammte Reiigion. — Unter den aulgezahlten Racen wurde weder onc ger-
manische, noch slavisclie, noch französische erwähnt, — deshalb, weil es solche
nicht giebt. Die DeuU>chen, i'raiuusen und Slaven (ein Gleiches gilt vun vielen
anderen, durch polidtche Bande verknüpften Gruppen) nnd keine einheitlichen
Racen, sondern aus allen möglichen Elementen «usammengesetste Völker.
Nur das Band gemeinsamer Sprache oder gemeinsamen Oberhaupts knttpft sie
zusammen. Weder die vorgescbichüiche Gnindbevölkerung noch die qrittieren
Vdlkerwogen vermochten einen einheitlichen Typus hervorsubringen. Die ursprüng«
liehen Deutschen waren dolichocephal, die Baiern und Badenser sind brachy-
ccphal. — Das Bindecjlied /wischen Kuropäern und Asiaten bilden die Finnen,
die vun der schwedischen Circnze und der Ostsee bis zum Jenisei und vom
weissen Meere bis zum mittleren Traufe der Wolga wohnen. Zu ihnen gehören
die Ostjaken des Üb, die Tschuvaschen, Tschercmissen, Morduanen, Votjaken,
Pennancn, Esthen und Ltviänder. Ihre Merkmale idnd fenerrodies, fOdiliches
oder goldblondes Haar, belle, mit Sommersprossen bedeckte Haut, gerade Nase,
stark vortretende Wa^genvoisprttnge, lange Arme, dflnne Beine, platte Fttsse,
untermittelgrosser Wuchs, grünlichgraue oder braune Augen. Vidleicht deuten die
in England, Frankreich und Deutschland sich fmdendcn Fälle von feaenofSbem
Hanr nnd liellcr, mit Sommersprossen ^überdeckter Haut auf Kreuzung mit
hnnischen Elementen. Zweiffeilos wurden durch die Völkerwanderung finnische
Horden nach West- Europa verschlagen. Den Finnen nahe verwandt, nur ver-
ändert durch Mischung mit Türken Rumänen und Bulgaren sind die Ungarn. —
Verschiedene, einstmals in Centrai- und Nord-Asien hausende Racen mit grün-
lichen Augen und rotbem Haar: die Ou-Sioun, die Ting-Ling am Jenisei und
die Kiekar am Ob und Ittisch, waren wahrscheinlich mit den Os^en and Tscbu-
vascben verwandt Gegenwärtig leben in jenen Gebieten nur Völker mit schwanen
Augen uud Haaren. Die recht isolirt stehende Race der Lappen ist beschränkt
auf die nördlichsten Theile Schwedens, Norwegens und Russlands. Von gelblich-
bräunlicher Hautfarbe sind sie ein kleiner, kümmerlicher Menschenschlag, das
einzige Nomadenvolk in Kuropa. Sie besitzen dicken Kopf, breite Brust, Vurrc
Beine, feine Extremitäten, 1 reite, [)latte Nase, niedrige Stirn, hartes, kurzes,
schwarzes Haar, braune Augen und die stärkste liraciiycephalic, die man beob-
achtete. Manches spricht für Beziehungen zu den Samujeden, doch ist der Bau
ihrer Augenhöhlen ein weseotlkh anderer wie bei letMeren. — Unter dem Namen
Mongolen fasst man eine Reihe von Stämmen zusammen, deren gemeinsames
Mterkmal eine gelbliche, mehr oder weniger sonnenverbrannte, nicht mit Rodi
oder Braun vermischte I^t, und, mit Ausnahme der Eskimos, Megasemie des
Augenhöhlen-Index ist. Der Name rührt her von einem kleinen Volke im
Norden der Wüste Gobi, in Nähe des Kara Kara Gebirges. Da in Asien die
Völkcrschaffen nu^ meisten durcheinander geschüttelt wurden, so darf es nicht
verwundern, dass unter den Mongolen in den Einzelheilen wenig Gleichartigkeit
besteht. Als hierher gehörig nennen wir die Kalmüken, Tungusen, Mandschus,
Kirghisen, Usbeken, verschiedene Typen in Japan, Kurcaner, Kamtschadalen,
Tbibetaner, Samojeden, Eskimos, Chinesen, Birmanen, Annamiten. Letstere drei
scheinen den Uebergang zu den Malayen xu bilden. — Die geraden, starren,
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54°
McMchcnmocn*
schwarzen Haare des Mongolen zeigen einen mehr oder minder runden,
grossen Oiicrschnitt : der B.irt bleibt spärlich, nn der Oberlippe bildet er zwei
dünne, lange Strähnen. Die Schadelgeräniniiikoit steht in der Mitte zwscben
derjenigen des Negers und F.ur()j);ier>. Das abgeflachte Gesicht macht den K\n-
druck, als ob es in allen Theileii gleichsam eingedrückt wäre, die Wangen-
vonpfttnge biegen sich mit ihrem äusseren und vorderen Rande nach oben und
aussen. Die Achsen der Augenlider verlaufen ebenfalls nadi oben and aussen.
Der Kopf der KalmUken vom Altai und der Mongolen von Gobi aeigt staike
Brachycepbalie, während die Eskimos zu den am meisten dolichocephalen Völkem
der Erde zählen. Die zu der kleinsten Race gehörenden Eskimos lebten in
frühester Zeit wahrscheinlich in Asien. Im vierzehnten Jahrhundert drangen sie
nach Grönland vor. — Die M'liven. heutigen Tages die Bewohner der
roalayischen Inseln, sollen von den Gebirgen Thibets, nach Anderen von Borneo
herstammen. Im zwöhten Jahrhundert gründeten sie Singapore auf der Halbinsel
Malakka, ihre Haut ist hellbraun, manchmal kupferfarben, das Haar pechschwarz,
schlicht oder wellig; die kurze, breite, platte Nase ist an der Spitse dünn; die
Stirn tritt nach vom vor; grosser Mund, dicke Lippen, starker Prognatiiismus. Die
Battaks auf Sumatra, die Macassar und Bugi auf Cdebes und die Dayak auf
Bomeo «eigen ein Gemisch von kaukasischen Zttgen. ~ Die polynesische
Race steht in Verwandtschaft zur malayischen. Zu ihr gehören die Bewohner
von Neu-Seeland (Maori), Samoa, Tonga, Tahiti, der niedrigen Inseln bis zur
f^stcr-Insel und von Hawaii; dagegen sind die Micrcncster auf den Falau-,
Karolinen-, Marschall- und Gil!)ert-Inseln von ihnen zu trennen. Die Polynesier
wanderten von der Insel Buni, einer der Molukken, nach Osten zuerst zum Tonga-
und Samoa-Archipel. Anfang des fünften Jahrhunderts erschienen sie auf den
Marquesas-Inseln, iioo auf Tahiti und 1500 auf Neu-Seeland. Es sind
grosse, kräftige Gestalten von sonnenverbrann^gelblicher bis dunkdbrttunlicber
Hautlarbe* Das Haar tieftchwars, schlicht oder wellig bis lockig. Doch finden
sidi auf Hawai, spedell auf der Insel Maui, sehr sahireiche, blonde Iadi>
viduen, welche auch durch eine Reihe anderer Merkmale darauf hicdeuteii,
dass dort ein versprengtes Ueberblcibsel einer gaiia anderen Race haust. —
Die Iris der Pnhv-ne'iier ist dunkelbraun, das Weisse im Auge leicht gelblich, die
Lippen mitunter etwas aufgeworfen, die Nase dick und breit, an der Spitze
schwammig weich. Starke Anlage zur Fettleibigkeit, besonders bei den Weibern.
— Die amerikanische Kace umfasst die Eingeborenen Nord- und Süd-
Amerikas mit Ausnahme der Eskimos. Mit mehreren Merkmalen ersten Ranges
steht sie den gelben Racen nahe, doch weist hoher Wuchs und die hervor»
tretende, konvexe, veibältnissmAssig schmale Nase auf ein eigenartiges Element
hm. Die fast allen Amerikanern eigenthttmliche Sitte, in fiflhester Jugend durch
bestimmte Proceduren den Schädel zu deformiren, setzt bei ihnen den Werth
der Schadelmessungen ungemein herab. Ihre Hautfarbe variirt vom blassen
Gelb der Botokuden bi«; zum Praunsrhwarz der alten Kalifomier. Man kann
aus der Ma.sse der Amerikaner zwei alte Völker lierauserkennen, von denen sich
das eine den Schädel wie die Nahua, das andere wie die Aymara entstellte.
Die auf das südlichste Ende des Continents beschränkte patagonische
Race scheint ein Ueberbleibsel einer ursprunglichen Race zu sein. IhrSchttdel
ist sdtiamer Weise sehr ähnlicb demjenigen der auf die nördlichsten Theile
Amerika's verdrtngten Eskimos: die Patagonier gthünen ebenso wie letstere xu
den am meisten dolichocephalen Menschen der Welt. Vielleicbt bmchte dies
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541
autochthone, dolichoccphale Element durch Kreuzung mit Asiaten die jetzigen
Amerikaner hervor. — Eine ins röthliche spielende Srhattirung der Haut findet
sich sehr verbreitet in Afrika, vom Senegal bis zum rotben Meer- h s ist dies
die rothe afrikanische Race, die sich deutlicb von den schwätzen Völker-
schaften der Umgebung abhebt, und die heutigen iages am besten durch die
nicht gekreuzten Fulben in Sudan vertreten vird. In welcher Beziehung die
allen Aegypter, die sich eben&Us auf ihren Denkmftlem roth darstellien, zu
^eser Race standen, lässt sich schwer entscheiden. Auch die. alten Anwohner
der Strasse von Bab el Mandeb heissen Himyaiiten, d. i. Rothe. Der rolhe
Typus hat glattes, schwarzes Haar, ovales Gesicht, lange, gpbogenc Nase,
schlanken Wuchs und wohlproportionirte Glieder. Verwechslung mit den ihnen
unterworfenen Negern und mit den allerwärts nomadisirenden Arabern brachte
in die Beschreibungen der Reisenden die heilloseste Konfusion. Die Fulben
(I'ulah) sollen in grauer Vur/eit aus dem Orient gekommen sein; in der Ge-
schichte tauchen sie erst gegen das zehnte Jahrhundert auf. Gegen 1500 herrschten
sie im Westen und Süden von Sonrhai, östlich von Timbuctu. Erst im 18. Jahr-
hundert kamen sie nach Bagirmi. — Gehen wir nunmehr zur Besprechung der
Negerracen Uber, die sich in der Sfldost'Ecke Adens, in Oceanien und in
Afrika finden* — Die Guinea>Neger gelten als die besten Vertreter der Neger
Afrikas. Ihre sammetartig gUUizende Haut variirt vom röthlichen, gelblichen
oder bläulichen Schwarz bis zum tiefsten Pechschwarz. Mitunter finden sich
auch auf der Zunge, am Gaumensegel und unter der Bindehaut des Auges
schwarze Flecke. Nur die Innenseite der Haut \md die Fusssohle bleiben beller.
Starker Prognathismus des Gesichts; die Zahne der Unterkiefer ragen schräg
nach vorn; die Schädelnäthe sind einfacher als beim Weissen und verwachsen
früher; die Augenbrauenbogen treten, im Gegensatz zu den Melanesiern, nur
unbedeutend hervor. Die Nasenwurzel ist wenig eingesunken; die Nase ent«
wickelt sidb in die Breite. Die Wnber altem frflhzeitig; ihre BrOsle welken
schon nach der ersten Schwangerschaft. Die starke Entwickelung der Scham*
lippen gab zum Brauche der Reschneidung derselben Veranlassung. Das pech-
schwarze Haar legt sidi in Spiral Windungen. Es ist durchaus falsch, vom Woll-
haar der Neger zu sprechen Wolle ist niemals spiralig gekräuseil; die einzelnen
Wollhärchen haben vielivelir wellentörmtgen Verlauf. ~ Die Kaffern -Race
vom Zambesi bis zum Lande der Hottentotten und von der Küste von Mozam-
bique bis zum atlantischen ücean ist eine der edleren Formen des allgemeinen
Negertypus. Sie umfasst an der Westküste die Damara und Ova-Herero, an der
Os&flste die Ama>Xosa, die Ama-Zuhi und Macua, im Innern die Betschuanen
und Bassuto und am Zambesi die Macololo. Die Hautfarbe hat ins Schwarz*
braune spielende Schattirungen. Die Angenlidspalte erinnert an die gelben
Racen. Sie sind hoch aufgeschossen und gut gewachsen. Der Geruch, den
alle Neger ausdünsten, ist bei den Kaifem am stärksten. — Die heutigen Tages
auf die äusserste Spitze Süd- Afrikas beschränkten Hottentotten ähneln mit ihren
stark hervortretenden , weit auseinander stehenden Wangenvorsprüngen den
Chinesen, mit ihrem krausen, schwarzen, langen, in kleinen BJischeln schräg
waclisendem Haar den Papuas. Die SchädelgeräumigkciL beträgt durchschnitt-
hch nur 1290 Cbcm.; der Prograthismus ist ein starker. Vielleicht sind die
Hottentotten ein UeberMeibsel duner alten Race, die, wie Ae Patagunier in
Amerika und die Taamanier in Australien, in den Aussersten Winkel des Kon^
tinents verdrSngt wurden. Die kleinen Schamlippen geraäien nicht selten in
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MnMchmMcik
ungeheuerliches Wachsthum und werden dann als Hottcntottenschftrze bezeichnet.
— Die den Hottentotten nahe verwandten Buschmänner leben über gnnz Süd-
Afrika versprenpt und dürfen gleichfalls als Rest einer Urrace angesehen werden.
Die sogen, ainkanischen Erd- und Zwergmenschen sind Buschmänner; in die-
selbe Kategorie scfaeinen die centimUifrikftiiitchen Akka, von denen nur spftrUche
Kunde sa uns gelangte, zu gehören. AuffiiUend bleibt ihr ungewöhnlich kleiner
Wuchs. Ausser der Hottenlottenschttrae ist fUr die Weiber chankteristiach
ein ungeheures Fettpolster am Gesäss, die sogen. Sieatopygie. Von EigenChOm-
lichkeiten des Skeletts heb«n wir bers or das Zusammenwachsen der beiden ^fasen•
knochen zu einem einzigen und das fehlen der rauhen Linie am Schenkelbeta.
— Die Papuarace auf Neu (ininea, dem Bismarck-Arcln] ol, der Salomen- und
Fidsrhi-lnseln, den Neuen Hebriden und in Neu Kaledonien zeichnet sich aus
durcii kräftigen Wuchs, schwarzes, krauses, in einzelnen Büscheln wachsendes
Haar und chokoladenfarbene bis tieischwar/.c Haut. Der Schädel ist dolicho-
cephal mit senkrecht abfallenden Seiteowänden, die Stirn schmal, die hervi»^-
tretende Nase gebogen. Auf den Fidschi-Inseln vollzog sich Mischung mit poly-
nesisdien Elementen. Auf der su Neu«Kaledonten gehöri^n Pimen^Iasel lebt
eine sdir viel hellere Abart I^e den Afrika^Negem ungemein Hhntidien Papuas
sind von ersteren durch eine Reihe wichtiger Merkmale geschieden. Sdion
allein an der Anordnung des unteren Randes der Nasenöfinung kann man den
Papua vom atrikain'schcn Neger unterscheiden. Bei ersteren fehlt der Rand und
ist durch zwei Kinnen ersetzt. — Zu den Negritos gehören die Mincopies,
auf den Andamanen, die Scmang im Itmern der Halbinsel Malakka und die
Acta auf den i'hilippincn. Ihre Merkmale sind kleiner Wuchs, schwarze Haut-
farbe und schwarzes, spiralig gekräuseltes Haar. Die mächtig dicken Lippen
erscheinen wenig aufgeworfen. In frilherer Zeit bewohnten sie das malayische
Geltet, wahrscheinlich auch Neu-Guinea und die Sttdspitse Asiens. Da auf
C^lon und in den benadibarten Theilen Indiens kleine schwarte Stämme vor*
kommen, so liegt die V'ermuthung nahe, dass die Ureinwohner Indiens Negritos
waren. Die jet^t erloschene tasmanische Race nimmt eine gänzlich isolirte
Stellung ein. Nach Hautfarbe, spiralig gekräuseltem, in Hiischeln wachsendem
Haar, nach aufgeworfenen Lippen und geringer Schädelgeräuniigkeit sind sie
Neger. Jedoch eine Reihe wichtiger Merkmale stellt sie in direkten Gegensatz
zu den übrigen Negerracen. Wuchs unter mittclgross; starke Entwickeluag der
hinteren Schädelparthie ; hervortretende Augenbrauenbogen und Glabella; be-
deutend eingeschnittene Nasenwurzel; grosser Mund mit aufgewnrfenen Lippen;
Stumpfhase mit dicker, teigiger Basis. ~ Im Jahre 1835 trieben die En^iader
die ihnen lästig gewordenen Ureinwohner Tasmaniens su Paaren und liessen sie
auf einer Insel in der Bass-Strasse langsam umkommen. Der letzte von ihnen
starb 1871. — Die australische RaCe zeichnet sich aus durch das Nebenein-
ander von schlichtem Haar, schwarzer Hnnt und negerartigen Zügen; doch
scheinen auch unter ihnen vereinzelt kraushaarige Individuen vor/nkommcn.
Möglich, dass letztere einem besonderen, jetzt fast gänzlich ausgestorbenen Typus
angehören, der als das autochtone Element Australiens zu betrachten wäre.
Die Australier haben die geringste Schädelgeräumigkeit, die man beobachtete;
de sind am meisten dolichocephal unter allen Ydlhem der Erde. Die dunkel'
chokoladcnschwarze Hautfarbe spielt mitunter ins Röthliche. Der Wuchs ist ein
hoher, ebenmässiger. Die Schädelwölbung hat nkht selten dadisiegelartige Ge>
stalt; der obeie Rand der Augenhöhlen ragt ttber den unteren heraus. Chanik>
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Menschenncen.
543
teristisch ist die dicke, breite, an ihrer Wurzel stark eingesenkte Nase. Der
Querschnitt der Haare steht in der Mitle zwischen der rundHchen Form bei den
gelben und amerikanischen Racen und der cUiptischen bei den Semiten. Bei
den Todas der Nila-giri und bei einigen Ainos begegnet man seltsamer Weise
zwei Grundziigcn der Australier; den stark vortretenden Augenbrauenbogen und
der reichlichen Behaarung des ganzen Körpers. Auch das Portrait der Kurumba
und Irula in der Sttdspitse Dekkans ähnelt aal&Uend demjenigen der AostiaEer.
— So viel Aber die eioselnen Racen. In welchem Verhältnisse stehen nun die-
selben sa einander? Haben sie alle glichen Rangwetth, oder sind die einen
nur Abtheilungen und Unteiabtheilungen der andern? Wir unterlassen es, darauf
eine bestimmte Antwort za ertheilen. Die anatomische Anthropologie steckt in
den ersten Anfängen. Ein iingeheurer Berg von Arbeiten bleibt noch zu be-
wältigen, bis sich die Anstellten einigermaasscn geklärt haben. Gedulden wir
uns also, bis die exakte Forschung auch auf diesem Gebiete weitere Fortschritte
gemacht hat. Die im Laboratorium ausgeführten Messungen am Skelett und an
den wenigen Individuen fremder Racen, die zu Scliaustellungen nach Europa
gebracht werden, beaitsen deshalb nur bedingten Werth, da es immer fraglich
bldbt, ob wir hier überhaupt einen guten Vertreter der Race vor uns haben.
In Folge der zahllosen Kreusungoi können nur die Durchschnittswerthe zahl-
reicher Messungen Aber den Gründaus Ausschluss geben. Die Hauptarbeit
bleibt also den Reisenden, welche die Racen im fernen Lande studiren. Leider
sind jedoch die Wenigsten dieser Aufgabe gewachsen, und die unklaren, un-
wtssenschafthchcn Berichte tragen nur dazu bei, die Verwirrung noch heilloser
zu machen. Es ist dies um so mehr bedauerlich, als die Ureinwohner allerwärts
schnell aussterben, da sie die Berührung mit der Civilisation nicht vertragen.
Die Tasmanier verschwanden bereits vom Erdboden. Maori, Polynesier, Eskimos,
Indianer und viele Andere weiden binnen Kurzem der Vergangenheit angehören.
— Soviel ist jedoch gewiss, dass sich drei Hauptgruppen aussondern lassen:
Erstens die firachycephalen von kimem Wüchse, gelblicher Haut, breitem,
plattem Gesicht, schiefen Augen, kurzen I Jdem und spärlich wachsenden harten
Häaren von rundem Querschnitt. Zweitem die Dolichocephalen von holiem
Wüchse, mit weisser Hautfarbe, schmalem, in der Mittellinie vortretendem Ge-
sicht und hellen Haaren von elliptischem Querschnitt. Drittens die noch stärker
dolichocephalen mit schwarzer Hautfarbe, glatten, spiralig gekräuselten Haaren,
starkem Prognathismus und nach hinten vortretendem Gesäss. — Eine andere
Frage ist: haben die Racen den Werth von Gattungen, Arten oder Varietäten
in dem Simie, den der Zoologe mit diesen Bezeichnungen verbindet? Zwischen
den verschiedenen Racen zeigen sich anatomische Unterschiede, welche grösser
sind, als die von den Naturforschem zwischen Varietäten anerkannten, und eben*
so gross, wie die zwischen Arten. In einigen Fällen scheint der Zwischenraum
sogar so weit zu sein, wie der zwischen Gattungen. Als einziger Einwand bleibt:
Bei Kreuzungen zwischen den verschiedensten Racen werden Nachkommen er-
zeugt, die eine konstante Zwischenrace hervorzubringen vermögen. Jedoch wird
auch zwischen Thierarten zuweilen ein Gleiches beobachtet — Endlich: stehen
die einen Racen den Affen näher, die anderen ihnen femer? Mit anderen
Worten: Giebt es Racen, welche den Abstand zwischen Europäern und
Andin^oiden verringeni? Die eitakte Forschung antwortet mit »nein«, unbe-
kümmert um den. Spott derer, die Doktrinen zu Liebe jedes unbefimgenen Ur*
theils sich begeben. Man versuchte, am Skelett der sogen, niedrig stehenden
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S44
Metocqkhal — Mesorrhin.
Racen Merkmale von Aßenähnlinhkeit aufzufinden; am häufigsten tnusstc selbst-
verständlich der Schädel herhalten. Alle Ergebnisse hielten aber einer ernsten
Kritik nicht Stand. Die individuellen Sühwaakungen sind in den einzelnen Raceri
SO gross, dass es allerdings nicht schwer fiült, hier und da Einiges au catdediesi,
was in mdir oder minder iUmlicher Form auch beim Anthropoiden voikommt,
ohne dass man deshalb berechtigt wäre, von einer Alfenähnlicbkeit der gansen
Rae« SU sprechen. Dass der Gesichtsausdrack der Hottentotten, Buschmlnner»
Australier, Patagonier u. A. ein thierähnlicher sei, galt so lange als ausgemacht, als
man jene Racen nur durch die Beschreibungen und Zeichnungen urtheilsloser
Reisender kannte. Jetzt, wo wir zahlreiche vorzügliche Portrait-Photogramme dieser
sogen. Wilden besitzen und überdies Gelegenheit hatten, Vertreter der verschieden-
sten Racen bei uns in Europa /n sehen, ist die Bestialität der Physiognomie
verschwunden uiui an ihre Stelle ein guunutltiger, mitunter recht miclligenter
Gesichtsausdruck getreten, ^imoid sehen wir, dass Menschen, von denen wir
nicht glaubten, dass sie bis drei zfthlen können, in kttrsester 2Seit verBchiedene
Sprachen erlernen und sich als die bildungsfthigslen Gesch()pfie erwdsen. Die ge*
nauesten Untersuchungen von Gehirnen, beispielsweise der Feuerländer, etigaben,
dass bei ihnen auch nicht die mindeste anatomische Abweichung v<NnBau des Euro-
pSer-Gehims vorkommt. In demselben Masse, wie sich unsere Renntniss der ver-
schiedenen Racen erweitert, erweitert sich die Kluft zwischen Mensch und An-
thropoiden. — Die prähistorischen Racen, von denen wir bisher noch nicht
sprachen, sollen in einem besonderen Kapitel abgehandelt werden. N.
Mesocephal (oder maatucphal^ nennt man emen bciiadel, dessen I^ingen-
^ • ' jx ( >oo X grösste SchädellängeX . . , _x x
bieitenrndex^« grftsste Schädelbreite J und 79 9 ^
Uebrigen gilt fttr den I^ngenbreitenindex des Schädds folgendes:
Liegt der Index zwischen 60,0 und 64,9, so heisst der Schädel uUradoBthHtphßl
„ » M » 65,0 „ 69,9 , „ hyperdoHchocephai
»f » u tf 70.0 74»9 t» »» »» » dolichocepkal
i% %\ n
„ 80,0 „ 84,9 „ „ „ „ brachyrcphal
I« n 11 »> hypcrbrcichyiephal
„ „ „ „ 90,0 „ 94,9 „ „ ,, ultrahniihycephal
Es sind dies die im Jahre 1886 von der internationalen Vereinigung der
Anthropologen festgesetzten Werthe und Bezeichnungen. Früher nahmen die ver-
schiedenen Autoren willkürliche, oft sehr dilTerirende Grensweithe an, sodass auf
diesem Gebiete die grösste Verwirrung herrschte. N.
llesoconcfa nennt man eine Augenhöhle, deren Augenhöhlen'Index
100 X Augenhöhlenhöhe\
-
^ t • ■ zwischen 80 0 und 85 0 liegt. Ist der Index
Augenhöhlenbreite /
kleiner als 80 0, so heisst die Augenhöhle ihamauMch, ist er dagegen grösser
als 8c; o, so Jnpsiconch. N.
Mesognath (oder ortlwgnath) nennt man ein Gesicht, dessen Profilwinkel
(die Neigung der rrofillinie 7,ur Horizontalebene) zwischen 83'* und 90° liegt-
Ist dieser Winkel kleiner uis 83", so heisst das Gesicht prognath, ist er dagegen
grösser als 90 so hyperorthognaA^ N.
Mesorriiiii nennt man ein Nasenskelett, dessen Nasen-Index
(100 X Breite der NasenöffnungX . , , , . , ^
= Nasenhöhe J 47 » ""d 510 hegt. Im Gegen-
satze dazu steht das lept^rrkw (47-0 und darunter), das platyrrAme (51-1— 58*0)
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Mcsostaphylin — Migration.
54S
und das hyperplatyrrhine (58-1 und darüber) Nwenskeletfc Die schwarzen Ras»eil
sind platyrrhin^ die mongolischen und amerikaniachen mescrrAm, die weisteo
Uptorrhin. N.
Mesostaphylin nennt man einen Gaumen, dessen Gaumen*Index
als 80*0, so heisst der Gaumen kptostaphylin, ist er dagegen grösser als 85, so
hrachystaphyUm* N.
mamna (von miainim beflecken), dieses Wort wurde in der Knuikheitslebre
im Gegensatz tn dem Wort Conit^htm fQr solche von aussen in den Menschen
eindringende (exogene) Krankheitsursachen gebraucht; welche notorisch nicht —
wenigstens nicht direkt wie beim Contagium — von einem andern Menschen
(oder Thiere höherer Organisation) cr/enjrt werden, sondern im Boden oder
Wasser oder in der Luft. Typisch für ein Miasma galt z. B die Krauklieiis-
iirsache ftir die Sumpffieber. Dem Miasma gec^enfiber wurde, wie sc Ii 011 bemerkt,
das Wort Contagtum tur solche Krankheitsursachen gebraucht, weiche von einem
Lebewesen erzeugt und auf ein anderes gleicher oder ähnlicher Art direkt aber-
tngen werden können. Typisch fflr das Ccnm^um ist z. B. der Ansteckungsstoff
bei Scharlach, Blasern etc. Krankheilen endlich, bei denen, wie s. B. der Gioleta,
die spediisdie Krankheitsursache offenbar von einem andern Menschen erzeugt
wird, aber nicht direkt übertragen werden kann, sondern nur indirekt durch
Boden, Wasser etc., von wo aus dann also die Krankheitsursache ähnlich einem
Miasma wirkt, wurden miasmatisch -contagiöse genannt. — Reit nun fest-
gestellt ist, dass wohl bei allen diesen drei Krankheitsgruppen (die man früher
auch als zymotische ziisammengefasst hat) die specifische Krankheitsursache
und zwar auch bei den rem miasmatischen ein specihsches Lebewesen parasitärer
Natur »t, hat man sich gewähnt; das Wort »Miasma« gewissermaassen als einen
veralteten Begriff fallen zu lassen. G. Jaeosr sucht ihn in die Knmkbdtslehre
wieder dnzuf&hren und zwar so: Der knuikmachcnde Einfluss, dem man den
Namen Miasma gab, besteht nidit bloss aus den jetzt in den Miasmen aufge-
fundenen spedfiachen parasitären Lebewesen, sondern die so sehr sinnfälligen,
übelriechenden, also gasigen Bestandtheile des Miasmas spielen bei der Krank-
heitser/eiigung die wesentliche Rolle eines Dispositionsstoffes, ohne den die
specifische Ursache nicht Wurzel fassen, also auch die specifische Krankheit
nicht erzeugen kann. Bei dieser sachlich wichtigen Rolle der bloss riechbaren
Theile des Miasmas mUssen diese einen Namen haben und als solcher empfiehlt
sich der ursprüngliche Name »Miasma« um so mehr, als derselbe zu einer Zeit
entstand, in wdcher man von dem in Rede stehenden krankmachenden Binfluss
direkt noch nichts kannte, als etwa nur von ihm wahr>
nimmt J.
Migration. Dieses Wort, das eigentlich allgemdn nur Wanderung bedeute
erhielt eine besondere Bedeutung durch den Zoologen Moritz Wagner. Derselbe
stellte der DARWiN schen Lehre von der Entstehung der Arten durch natürliche
Auswahl seine sogenannte sMigrationslchree, d. h. die Lehre gegeniil^er, dass
die Entstehung neuer Thierarten bloss durch den Process der Wanderung, d. h.
dadurch zu Stande komme, dass bei Uebersiedelung eines Theils der Species-
mitglieder in dn neues T«ritorivm diese dner Abänderung unterworfen weiden,
und zwar so wdt, dass sie den zurückgebliebenen Individuen gegenflber eine
neue Art darstellen. Richtig an dieser Lehre isl^ dasa die Spaltung einer Spedes
UA^ Airthnipol a. BHaoloti» Bd. V. 3S
zwischen 80*0 und 8s'o liegt. Ist der Index kidner
^ujui^ .o i.y Google
S46
Mikropylc — MncbdrOMII.
in zwei ränmlich getrennte Individuengruppen Anstoss, ja VorbedingUDg zur
Differenzirung in zwei gesonderte Arten bilden kann tind sicher oft oeniii; ee-
bildet hat, allein i. kann cirx* nilTerenzirung auch durch das eingeleitet werden,
was (i. Jakukk (»In Sachen i>AKWi\'s« pag. 52) biologische Migration genannt
hat. Wenn nämlich in Folge einer Instinktvariation oder zeitweiligen Zwangs eine
Individuengruppe, z, B. eine pflanzenfressende Insektenar^ auf eine andere NÜir-
pflanze ttbersiedel^ so kann, selbst wenn keine geographische Trennnag eintritt
dies doch binnen einigen Generationen zu einer solchen biologischen Divetgens
führen, dass schliesslich eine nene Art entsteht — a. die Migration und awar
sowohl die geographische als die biologische ist für sich allein nie die Ursache
einer neuen Artbildung, sie kann nur höchstens, aber auch nicht allgemein, eine
unerlässlirhe Vo rbed i ?> enn g hiefUr sein, denn das, was auf dem neuen Terri-
torium die Abaruieriing hcrbeifilhrt, sind, abgesehen von der Disposition der
fraglichen Individuen, eben die auf diesem herrschenden andersartigen biologischen
Bedingungen, welche theils direkt, iheils indirekt durch den Vorgang der
natürlichen Auswahl abMndemd wirken. Die Migration ist also nicht» wie M.
Wacner wollte» etwas dem DARwm'schen Auswablprincip entgegenstehendcsr
dieses ausschliessendes, sondern einer der mancherlei Faktoren, welche neben
der Auswahl durch den Kampf ums Dasein die Bildung neuer Arten heibeiführen
helfen. J.
Mikropylc. Alle Haute, welche ein Fi umgehen, können mit einer be-
sonderen Oefl'nung vci sehen seiti, welche man Mikropylc nennt Dieselbe findet
sich durchaus nicht an allen Eiern, auch sind die verschiedenen als Mikropyle
benannten Oeflfnungen nicht immer homolog. Mikropylen können zweierlei
Funktionen besitzen, entweder dienen sie der Ernährung des Eies wälirend seiner
Entwicklung, oder sie vennitteln den Eintritt der Spermatozoen. Beide Funktionen
können auch nebeneinander bestehen. Mikropylen lür die Emflhrung entwickeln
steh an der Befestigungsstetle des Eies auf der Wand des Ovarium oder dessen
Follikel. Solche Mikropylen besitzen beispielsweise die Lamellibranchiaten, Holo-
thutien und zahlreiche Anneliden Hei den Lamellibranchiaten übernimmt die
Mikropyle möglicherweise atich beide der genannten Funktionen. Mikrnjwlen
fUr den Eintritt der S|)ermatozoen finden sich unter anderen an den Eiern der
Insekten und Knorhetifisclie. GRBCif.
Milchdrüsen [Maruniin , GiunUuiai: iaittferae). Die Milchdrüsen sind zu den
sccundären Geschlechtsorganen zu zählen, da sie das weibliche Geschlecht vor
dem mfinnlichen auszeichnen. Sie dienen der Ernfthrung der jugendlichen In*
dividuen, so lange diese noch nicht im Stande sind, andere Nahrung als die aus
dem mütterlichen Organismus stammende Milch zu sich zu nehmen. In ihrer
Anlage sind die Milchdrüsen auch beim männlichen Geschlecht vorhanden, bleiben
hier aber zeitlebens im unentwickelten Zustande. Doch kommen auch Fälle vor,
in welchen auch die männlichen Drüsen eine bedeutendere Ausbildung erlangen
und in Funktion und (lestalt den weiblichen gleichkommen. — Beim Weibe
liegen die Milchdrüsen (Hriisic) je eine auf jeder Seite der vorderen Fläche der
Brusthöhle {Regio mammae). Sie reichen von der driiLen bis zur siebenten Rippe
und bedecken den grössten Theil des grossen Bnistmuskels. Die Fettpolster,
welche den drüsigen Theil umlagern, und die das ganze Gebilde flberideideDde
Haut machen das Organ zu einem rundlichen Körper, dessen Umfang an der
Basis elliptisch ist. Auf der Oberfläche erhebt sich in der llffitte eine Waixe,
die BrubtlVAr^e (Mamilla^ Btpilia mammat)^ welche von einem dunfcelgeftirbten.
Missbildang^.
547
vertieften Hof (Areola mammae) umschlossen wird. — Hinsichtlich des Baues
stimmt die Milchdrüse mit den grösseren traubigen Drüsen überein. Sie besteht
aus etwa fUnfzelui !)is fünfundzwanzig platten Lappen, welche äusserlich in ein-
ander übergehen kunnen. Jeder Lappen icerfallt wiederum in kleinere Läppchen
und diese in Dittsenblltschen, welche von einem Pflasterepithel gebildet werden.
Alle diese Elemente sind von derbem Bindegewebe und darauf von Fettgeweben
umgeben. Aus jedem Drttsenlappen entsprmgt ein Canal, der Milchgang oder
Milchkanal (Duehis htiifirus s. ialaOopharusJt welcher aus der Vereinigung der
kleinen Stämmchen entsteht, die von den kleinen und kleinsten Läppchen ab*
gehen und sich unter einander wie die Aeste eines Baumes vereinigen. Die von
den verschiedenen Drusenlappen kommenden Milchkanäle verlnufen gegen die
Brustwarze, bilden unter dem Warzenhofe durcli ihre Erweitci im^ die Milchsäckchen,
weiche als längliche Säckchen Reservoirs für die secemirte MiU Ii darstellen, und
münden dann schliesslich cnucin zwibciicu den Höckern der ürustwar/e. —
Beim Manne ist die Drüse ganz rudimentär und ungelappt, auch die AusfUhiungs-
gänge sind dementsprechend von geringer Ausbildung. — D.
MteeMIdung, Missgeburt Wie im erwachsenen Zustande, so wird in
gleicher Weise auch im embryonalen und fötalen Alter der menschliche und
thierische Organismus von störenden äusseren Einflüssen getroffen. Haben die
Körperthcile des jungen Individuums bereits ihre Ausbildung erlangt und fehlt
ihnen zur vollständigen Reife nur noch das Wachsthum, so werden die schäd-
lichen Einwirkungen keuien anderen Erfolg haben als bei dem erwachsenen
Organismus. Stellen sie sich jedoch vor der angeriebenen Zeit ein, wo die An-
lage der Körpertheile noch nicht zum Abscliiu^s gelangt ist (was beim .Menschen
bis cum £nde des dritten Monats der Fall ist), so rufen die äusseren Eingriffe
Veränderungen in Bildung und Form der Frucht hervor, entweder in allen oder
nur in einseinen Tbeilen. Kommt eine solche Frucht su reiferem Alter, so ist
sie missgebildet Eine Missbildung ist mithin eine Veränderung der Form, welche
durch eine Störung (Ic-r ersten Entwicklungsstadien des Embryo verursacht wird.
Schon der Sprachgebraucli unterscheidet zwischen einer starken, abstossenden
Entstellung des Organismus und einer nur in einem einzelnen Theil sich zeigenden
Abweichung von der normalen Korni. Im ersten Falle spricht man von Miss-
geburt, Munütrosität; im anderen von Missbildung, Naturspiel, Deformation. Aus
der Betrachtung der verschiedenen Fälle von Missbildungcn geiiL hervor, dass
dieselben nicht in gans unbestimmten Grenzen, ohne Regel und Gesetzmässigkeit
auftreten, sondern dass man nur eine beschränkte Zahl von Missbildungs^Arten
kennt und diese in den einzelnen Fällen genau so wiederkehren. Hieraus kann
man schliessen, dass die Missbildungen nicht Produkte verschiedenartigster,
zufällig einwirkender Einflüsse sind, sondern durch bestimmte, wiederkehrende
Störungen entstehen. — Die Arten der Missbildung lassen sich in folgende
Grupjjen theilen: i. Missbildung, die in ihrem ganzen Körper oder in einzelnen
Theilcn ein Uebermaass oder eine Ueberzahi zu erkennen geben (>Missbildungen,
die etwas mehr besitzen, als ihnen der Idee ihrer Gattung nach zukommen sollte«..
BlSCHorp). 3. Missbildungen, deren Organismus unvollständig ist, so dass grössere oder
kleinere Abtheilungen des Körpers fehlen oder verkümmert sind. (»Missbildungen,
denensurRealisationderldeeihrerGattungetwasfehlt.c) 3. Misabildungen, bei denen
sich der Keim in abnormer Weise zum Foetus entwickelt hat, so dass die Theile eine
qualitativ andere Beschaffenheit erlangt haben. (>Missbildungen, deren Organi
sation der Idee ihrer Gattung nicht entspricht, ohne dass ihnen hierzu etwas fehlte
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548
Mobile — Motorische Nefveii«
oder sie etwas zu viel besessen. c) Hinsichtlich der Frage, welche Momente bei der
Entstehung von Missbildunc^en von Kinflusss sind, lässt sich wohl kaum etwas «sicheres
angeben, sondern es lassen sich nur Vernnitliungcn aufstellen. Ueber die Faktoren,
welche jedesmal bei der liildinii; eines Organismus direkt dessen Formen und Ge-
staltung bedingen, herrscht überhaupt noch vulligcsDunkel,und erst wenige Versuche
sind gemacht, dasselbe zu lichten. Sicherlich können die Ursachen einen zwei-
fachen Ursprung h-^ben, sie kOnnen entweder von den zeugenden Elton aus-
gehen oder von firemden Umstibiden herrllhren (Druck, Stoss u. s. w.).
Mobile* Au^estorbener Indianerstamm Alabamas, an dem gleicfanamigen
Flusse. S«n Name haftet auch an einer Bai und an der dort erbauten Hafen-
stadt. V. H.
MoilgOS (Ltmur Mongot, L.), Halbaftenart aus Madagascar, zur Gattung
yLftnur^ (s-"d.) gehörig, fast i Meter lanp, hiervon entfällt nlier ca. die Hälfte auf
den Schwann. Oben dunkelaschgrau, am Unterrückea und an der Aussenseite
der Schenkel lichtbräunlich, Gesicht schwarz ; unten weisslich. — Ziemlich häufig
importirte Art. — Biologie noch wenig bekannt v. Ms.
Monismus ist der Aufdruck für eine Weltanschauimg, welche im Gegensatz
sum Dmlismus alle Vorgänge in der Schöpfung aus einon einzigen Friocip
heraus erkUren und sich xnrecht legen will, während der Dualismus diese Vor-
glUige auf swei verschiedenartige Potensen snittckftlhrt, nXmltch die (pondeiable)
Materie und den Geist. Ueber dieses einsige Princip des Monismus sind aber
die Monisten unter sich durchaus nicht einer Ansicht. Das eine Lager verl^
alles in die ponderable Materie, und unterscheidet sich somit dieser Monismus
eigentlich nicht wesentlich von dem Materialismus, der Hauptvertreter dieser
Richtung ist der Zoologe H.vckki.. Diesen materialistischen Monisten hat sich
neuerdings eine andere Richtung entgegengestellt, die alles auf den Geist
zurückzuflihren sich bei.uebt und gleichfalls das Wort Monismus fUr sich in
Anspruch nimmt, weshalb man ilire Anhänger die spiritistischen Monisten nennen
kann; der Kauptvettreter dieser Richtung ist ^r Naturforscher Du FksL. J.
Motorisdie Nerven nennt man jene centrifugallettenden Nervenbahnen,
welche von einem der nervösen Ctentralorgane oder peripheren Ganglien entspringen
und SU einem Muskel als ihrem Endorgan veriaufen. Der Efiect ihrer Reisung
ist demnach stets ein Contractions-, also Bewegungsvorgaog^ der je nach dem
Cbaracter des dadurch betroffen cn muskuliisen Organes veischieden ist. Als
Nerven der quergestreiften Muskeln erzeugen sie eine energische, in kurzem
ablaufende Mnskelconfraction resp. Muskelzurknng (s. d.), als Her? muskelnerven
Üben sie einen hemmenden oder beschleunigenden (anregenden^ Kinfluss auf die
Her il atif^keit resp. Frequenz und als Nerven der glatten Muskulatur rufen sie
eine langsam al)laufende, energielose Contraction hervor. Unter den letztgenannten
motorischen Nerven spielen neben den Bewegungsnerven aUer Organe mit glatter
Mu^ttlaiur (Magen, Darm, Uterus, Blase etc.) die vasomotorischen Nerven (s. d.)
in der Physiologie des Kreislaufes mit Rflcksicht auf Blutvertheiluog und Blutdruck
eine grosse Rolle. Je nach der Art dieser Nerven ist der sie in Thitigkeit ver-
setsende Normalreiz ein verschiedener. FUr die Nerven der quergestreiften
Muskulatur ist dieser der Willenstmpuls oder eine reflectorisch fib^tragene An-
r^;ung, die von sensiblen resp. sensitiven Nerven ausgeht; die Nerven der
Herzmuskulatur werden für gewöhnlich durch directe oder indirecte Reize (Gas-
gehalt des Blutes, Temperatur, Druckverhältnisse im Gefösssystem), welche die
Hcrzcentren in der Mcäulla oblongata treffen, erregt; die Nerven der* glatten
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Moiistier — Mundthcile der ArUirot>o4cii.
549
Muskulatur finden in reflectorach, z. B. durch Gefttlilsnemn übettiagenen Reuen
ihre Anregung. Die Geschwindigkeit der Ivdtung der Erregung beträgt im
motorischen Nerven des Menschen 33,9 Meter in i Secunde, weniger scheinbar in
den Eingeweidenerven (8 Meter) .ils in den Nerven der Skeletmuskulatur, in den
motorischen Nerven des Hummers nur 6 m. Im Uebrigen unterliegt die Thätig-
keit der motorischen Nerven den über die Nervenerregung (s. Nerven tnnktion)
tlbcrhaupt herrschenden Gesetzen. Nach dem BEi.i/schcn Gesetze werden die
motorischen Nerven des Rückenmarkes, welche von den grösseren Ganglien-
zellen der Ventralhörner entspringen, mittelst der ventralen Wurzeln in die peripheren
Nervenstlmme ttbergefllbrtv wfthrend ihre Leitung durdi das ROckenmark vor-
zugsweise m den Fyramidenvorder- und Seitenstrangbahnen erfolgt Ihren Ur-
sprung nehmen ne zum Theil schon in den verschiedensten Gebieten des Gebims,
als willkttrliche Bewegungen auslösende vor allem in der Grosshimrinde; aber
auch Stammganglien , Kleinhirn und verlängertes Mark entsenden motorische
Nerven (s. Gehirn). Im Rückenmark erfahren sie unter Uebertritt in dessen
Ganglien wohl in der Mehrzahl eine Unterbrechun<i:, die alsdann eine grössere
Zahl von motorischen Nerven aus diesem hervorgehen lässt, als vom Gehirn 2U-
geleitet vvtirden. S.
Moustier. Bei Narbonne entdeckte 182S der iranzose Tonnll m der
Höhle von M. Knochengeräthe, welche denen von Aurignac tthneln. Auch
einige menschliche Knochen fanden sich. Die ovalen Feuersteingerilthef welche
Renthierjägern der Vorzeit angehörten, ftbneln denen aus den Höhlen von
Kent und der Wookey-Höble. Vergt Dawsims: »die Höhlen und die Ur-
einwohner Europasc, pag. 271. C. M.
Mundtheile der Arthropoden. Wie der Körper der Anneliden aus einer
Anzalil glcichwerthiger (homologer) Ringe (Segmente) besteht, so soll eine gleiche
Zusammensetzung dem Körper der Arthropoden zukommen, Allerdings sind
hier die Segmente nur noch selten (Myriopoden) getrennt, denn in den meisten
Fällen haben sie sich zu grösseren Complexen vereinigt. Jedem dieser Segmente
soll nach der Theorie ein Paar Gliedmaassen entsprechen, das aber nach den
äusseren Lebensbedingungen entweder ganz zurttckgebildet und so verschwunden
ist, oder das entsprechend der mannichfachen Funktion einer grossen Veränderung
in der Gestalt unterworfen ist So smd, wie man annimmt, aus gleicbartifen
Gliedmaassen Ftthler, gestielte Augen, Kiefer, Fttsse entstanden. Die Theorie
schreibt femer den einzelnen Abschnitten des Arthropoden-Körpers eine bestimmte
Zahl von Segmenten zu, die entweder verwachsen oder noch frei sind. Dem
Kopf sechs, dem Thorax drei, dem Abdomen fllnf, dem Postabdomen sieben.
Demgemäss kommt potentiell jedem jener Körperalischnitte auch eine ent-
sprechende .\nzahl von Gliedmaassenpaaren zu. — Diejenigen Gliedmaassenpaare
nun, welche nach ihrer Funktion dem Munde angehören und daher Mundtheile
(Farks oris oder Instrumenia cibana) genannt werden, gehören entweder nur
zum K(^f oder theils sum Kopf, theils sum Thorax. — Bei den Cnistaceeo
(s. B. Decapoden) bilden das vierte Ims neunte Gliedmaassenpaar die Mundtheile,
von welchen die drei ersten auf den Kopf, die drei folgenden auf den Thorax
falten. Das erste Fbar sind die mit Tastern versehenen Oberkiefer (MatidiMa),
das zweite und dritte die beiden Unterkieferpaare (Maxüien), das vierte bis
sechste die Kieferfüsse (Pedts maxillarei), welche ihrem Bau nach den Ueber-
gang zwischen Kiefern und Füssen bilden und wie die Unterkiefer zum Erfassen
der Nahrung dienen. Ausserdem giebt es noch swei Gebilde, weiche man als
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MufkelfaiWT.
Mundtheile bezeichnen muts, die aber nicht in die Reihe der Gliedroaassen
gehören. Es ist dieses die Ober- und die Unterlippe, von welchen die Mund-
öffnung eingeschlossen wird. -- Am Körper der Insccten wirH als auss^efallen
angesehen das erste und zweite (ilicdmaassenpaar. Das dritte bilden die Fühler,
die übrigen am Kopfe noch befindlichen Paare (\'ierte<i, t^inftes und sechstes)
die Mundtheile. Dieselben bestehen aus; Überkiefer, mandibuiae (viertes Paar),
Unterkiefer maxiUae (fünftes Paar); Unterlippe, IdHim (sechstes Paar). Die
Oberlippe (labrum) ist wie bei den Cnistaceen aus keinem Gliedmaasaenpaare
hervorgegangen, sondern wird als Umschlag des Mundnmdes aufgefasst Die
Oberkiefer sind stets tasterlos und ungegliedert Einen complidrteren Bau be«
sitzen dagegen die Unferkiefer, da sie gegliedert sind und Taster aufzuweisen
haben. Die Unterlippe, weiche gleichfalls diese beiden Eigenschaften hat» ist
durch Verwachsung zweier Gliedmaassen entstanden. Te nach der Xabning
und der Art tmd Weise, diese aufzunehmen, sind die Mundtheile der Insectcn
sehr verKchieden gestaltet, so das«? es schwer fHllt, die tilti< hwerthigen Stücke auf-
zufinden. Am leichtesten lassen sich drei (iliedmaassenpaare bei den Insecten
mit beissenden Mundtheilen (Cokopteren, Neuropienn , Orlhopkren) feststellen.
Bei den Orthopteren giebt sich auch noch die Unterlippe als aus swei Sltlcken
bestehend deutlich zu erkennen, da hier die Verwachsung sich nur aum ThetI
vollzogen hat An die beissenden Mundtheile schliessen sich diejenigen der
Hyroenopteren an, welche als leckende bezeichnet werden. Die Mandibeln sind
wie bei den ^ orhcrgehenden Gruppen kräftig und kurz, zum Kauen eingerichtet
Dagegen sind die Unterkiefer und die l^nterlippe derart verlängert, dass beide
zusammen eine .Art Rüssel Itilden. Kntsprechend der .\rt der Natinmp erweisen
sich somit die Nftinrb.verkzeuge der HymenoiJteren als heissende und zugleich
als saugende (oder leckende). Die Mandibeln dienen zum Abbeissen des Blütlicn-
staubcs, die l)eiden anderen Paare lwxw .Aufsnuc^en des Blüthennectars. Saugende
Mundtheile kommen den Lepidopteren /u, wo die Unterkiefer lang ausgedehnt
sind und sich zur Saugröhre zusammenlegen. Ihnen g^enOber sind die ttbiigen
Mundtheile nur von unbedeutender GrOsse und stark veikflmmert. Stechend
werden die Mundtheile der Dipteren und Rhynchoten genannt Als Saugapparat
fungirt hier die Unterlippe, während Ober» und Unterkiefer als stiletaitige Werk»
zeuge erscheinen, welche der Unterlippe die nöthigc Oeffnung stechen und ihr
den Zugang zur Flüssigkeit verschaffen. — Bei den Arachnoiden ist eine Anzahl
von Gliedmassenpaaren ausgefallen. Es fehlt das erste, zweite und vierte. Das
dritte Paar ist dem Fühler der Insecten gleichwerthig, hat aber die Funktion
der Oberkiefer; es heisst deshalb Kieferftihlerpaar. Das fünfte Paar, die Kiefer-
taster, das den Unterkiefern der insecten entspricht, hat mehr oder minder die
Gestalt der Füssc. Bei den Skorpionen erscheinen diese Kiefertaster als
Scheeren. Das sechste Gliedmassenpaar des Kopfes tritt ganz und gar zu den
Fussen. Es ist der Unterlippe der Insecten gleichwerthig. Die Mundtheile der
Myriopoden zeigen grosse Uebereinstiromung mit den gleichartigen Gebilden bei
den Insecten; besonders die starken, gezähnten Oberkiefer. Bei den Chilopoden
folgen diesen letzteren zwei Unterkieferpaare, von welchen das untere eine Art
UnterH[)pe bildet. Functionen lässt sich in dieser Ordnung auch das erste Bein-
paar zu den Mundtheilen zählen, da dieses zum Kiefer- oder Raubfnss umgebildet
ist. Bei den Chilognathen sind die beiden Unterkieferpaare zu einer breiten,
lappigen Mundklappe vereinigt. D.
Muskelfaser. Das Muskelgewebe besteht aus quergestreiften ^willkürlichen)
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Mttskelfunktion.
551
oder glatten (tinwillkürlichen) Muskeln. i. Die quergestreiften Muskelfasern.
Der einzelne Ntuskel wird durrli bindegewebige Septen, die sich in das Innere
hineinziehen, in Biindel getheilt. Jedes Bündel zerfallt wiederum seinerseits in
eine Anzahl von Muskellasern. In kurzen Muskeln durchzieht die Faser die
ganze Länge derselben, in längeren legen sich die zugespitzten Enden der Fa-sern
an einander. Die Faser wird von einer structurlosen Hülle, dem Sarkolemma,
umgeben, welches den contractilen Inhalt eniscbUesst Diese Substanz zeigt eine
durch abwechselnd helle und dunkle Schichten hervorgerufene Querstreifung.
Gleichzeitig lasst sich an der Faser eine Langsstreifung erkennen, welche der
Ausdruck dafür ist, dass die Faser aus feinen, auf dem Querschnitt polygonalen
Fibrillen (Primitivfibrillen} susammengeset/t ist. Dieselben sind alle einzeln für
sich quergestreift und so unter einander verbunden, dass sowohl die hellen wie
auch die dunklen Streifen sämmtlicher Fibrillen in demselben Niveau lif^pen.
Dadurch erhält die Muskelfaser ihr gestreiftes Aussehen. — Unmittelbar untrr
dem Sarkolemm liegen bei den Saiigcthieren, bei den Amphibien, \ ö^;eln und
Fischen in der Achse der Faser zwischen den Fibrillen die sogen. Muskelkörperchen,
die Kerne des Muskelgewebes. Sie sind länglich und längsgerichtet. — 2. Die
glatten Muskelfasern sind hUUenlose, einsellige, spindelförmige Fasern, oft mit
gegabeltem Ende. Sie besitzen einen stäbchenförmigen Kern. D.
MuskeUunktioii. Die Bedeutung der Muskulatur fttr den Thierkörper be*
ruht in ihrer Contractilität oder Zusammenziehungslähigkeit, welche sich den
Muskel auf gewisse Reize hin verkürzen und verdicken lässt und dadurch unter
gegenseitiger Annäherung der Muskelenden zur Lageveränderung der mit ihnen
in Verliindung stehenden Theilc, sowie in weiterem durch /weckentsprechendes
Zusammenwirken zahlreicher Muskeln zur Lokoniotion führt. Der Muskel lasst
danach zwei /.ustande unterscheiden, den der Ruhe und den der Thätigkeit Die
Art und Weise, wie der Muskel aus dem Ruhezustand in den der Thätigkeit über-
geht, das Zustandekommen einer Zusammenziehung ist fUr die verschiedenen
Arten des Muskelgewebes ein differentes und man kann danach auch vom physio-
logischen Standpunkte unterscheiden : a) die willkürliche, sich schnell und energisch
zusammenziehende Skelett- oder rothe, quergestreifte Muskulatur, b) die unwill-
kürliche, sich schnell und kraftvoll contrahirende Herzmuskulatur und c) die
unwillkürliche, sich langsam, energielos zusammenziehende glatte, vegetative
Muskulatur der Eingeweide , des Verdauungsschlauches, des Urogenital-
aj)parates etc. Die Thätigkeit clei Muskulatur unterliegt bestimmten Gesetzen,
welche für die Skeletnuiskulutur am genauc>Len studirt sind und in Folgendem
vorwiegend Berücksichtigung finden sollen. 1. Die willkürliche oder Skelet-
muskulatur im Zustande der Ruiic. Von festweither, einer eben zer-
fliessenden Gallerte entsprechender Consbtenz, die ein Strömen der contractilen
Substanz bei Durcbleitung eines galvanischen Stromes gegen den n^tiven Pol
hin gestattet (PomtET'sche Phänomen), scheint dieselbe aus den in die einfiudi
lichtbrechende helle Substanz aufgencnnmenen doppelt-lichtbrechenden kidnen
Molekülen zu bestehen, welche, an sich fester, bei der Contraction und Erschlaffung
ihren Ort wechseln können. Brücke nennt dieselben »Disdiaklastenc und glaubt^
dass sie innerhalb einer Muskelfaser im Ruliezustand /ahlreiclie übereinander ge-
reihte Cilieder mit weiu'gen Kinzelmolekülen bilden, die mit schmalen Schichten
isotroper Zwischensubstanz regelmässig alterniren. Die chemische Zusammen-
setzung des todten Muskels fällt mit der des Fleisches (s. d.) zusammen, stimmt
aber nicht mit derjenigen des lebenden Muskels überein, da sehr schnell nach
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552
MittkelfunVtioB.
dem Tode Gerinnungen im Muskel erfolgen, welche zweifellos mit üefgehendeo
Verändeninp:en verknüpft sind. W. Kt iiNE hat deshalb die nach dem Auftauen
noch contractionsfähig sich erweisende gefrorene Muskulatur des Fro-ches zer-
rieben, den erhaltenen, schon bei — 3° wieder flüssig werdenden Muskelbrei aus-
gepresst und so ein Filtrat gewonnen, das als neutral oder schwach alkalisch
reagirender, leicht gelblich tingirter, schwach opalescirender Saft von ihm »Muskel*
pluBW« g«Muifit wofde, Dksa HaiiiM iriid durch qNMitHie Gcriamiiig ma
einer weichen Gallerte, die bald unter Bildung trüber Flocken und Ffden das
sauer reagirende »Muskelsenim« auspreist Der sich darin aussdieidende fiweiss-
ktfrper ist das Mjosin (s. d.)» dessen Quantum v. Bora auf ca. i$f angiebt;
neben ihm sind noch andere im Muskelserum sich gelöst erhaltende Eiweiss-
körper (Serumalbumin, Alkalialbuminat etc.) zu 2,5 — 3^ darin nachweisbar. Selbst-
verständlich iud ausserdem auch Proteide wie Vep«;in, I'epton, diastatisches
Ferment, dann im l'ilterrücksland Kollagen und Klastm wie Keratm aus dem
Muskcigerüste und den Muskelnerven und Gefässen, dann Kreatm und Kreatinin,
sowie zahlreiche andere Umsetzungsprodukle des Eiweisses, endlich als Farbstofi
Haemoglobin enthalten. Sie sollen ebenso wie die in groüserer oder geringerer
Quantität im Muskel enthaltenen Fette hier nur andeutung^dse genannt werden,
dA sie unter Fleisch (s. d) berücksichtigt wurden und fUr die Muskelthätigtcit
scheinbar weniger bedeutungsvoll sind. Dagegen muss hier noch des Glykogen
gedacht werden, das tu 0,5—1^ im Muskel enthalten, darin aus Albuminaten
abgespalten werden soll, im Hunger aber schwindet. Die endlich neben flüchtigen
Fettsäuren im sauren Muskel von Bkuckb gefundenen zwei isomeren Milchsäuren
(Aethyliden [Fara- oder Fleisch^milchsäure und die Aethylenniiichsäure) scheinen
bei der Sär?cr',in?; des Fleisches nicht uiibcthciligl zu sein. Unter den Salzen
pravaliren dje K ilmm- und Phosphorsaurcverbindungen. Von Gasen enthält der
frisch ausgcputin'ic Muskel j5~i8ö CO^ und ein wenig N. Der von dem
Muskel unterhaltene Stoßwechsel führt u. a. /mt O-Zehrung und COj-Bildung,
die letztere hflit mit der «steren nicht ganz gleichen Schritt der Mmkel scheidet
nämlich in der Ruhe weniger CO, aus, als dem von ihm aufgenommenen O
entspricht, er scheint somit O in sich aufzuspeichern. — Von den physOcaliscben
Eigenschaften des Muskels ist für seine Funktionirung die hervorragende Elasti'
cität bedeutungsvoll. Der Muskel besitzt keine grosse Elasticität d. h. er ist
Zugkräften gegenllber sehr nachgiebig, dieselbe ist indessen eine vollkommene,
er kehrt also mit Nachlass des dehnenden Zuges wieder zur alten Form zurück,
ein Vermögen, das insbesondere bei Zusammenziehung der Antagonisten des
einzelnen Muskels in Anspruch genommen wird. In der Ruhe schon ist der lebende
Muskel über seine natürliche l änge ausgedehnt, in Folge dessen ziehen sich die
Schnittenden nach der Durch^chneidung zurück; diese von den älteren Physiologen
als »Muskeltonnsc bezeichnete Eigenthflmlichkeit wurde in einer dauernden,
mässigen Contraction des Muskels gesucht und als eine automatische Funktion
des Rttckenmarkes betrachtet ThatsXchlich ist sie das nicht, denn auch nach
Durchtrennung aller nervösen Verbindungen mit dem Rttckenmark tritt sdbit
bei Anspannung des betreffenden Theiles eine Verlängerung nicht ein. Dieser
Dehnungszustand der Muskulatur entspricht dem möglichst schnellen Eintritt der
Contraction auf den gegebenen Rei/ hm und der Feststellung der Gelenke durch
die nntagonistisch wirkenden Muskeln in der Ruhe; die T.nge imd Haltung der
unthaiigen Theile ist die Resultante des elastischen Zuges der verschiedenen
Muskelgruppen. — Die Muskulatur bildet den SitzeiektromotorischerKräfte,
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Muskelfttnktion.
553
die, wenn ne auch vielletcbt lucht im rohenden Muskel thtttig sind, sich aber
jedenfalls im arbeitenden, verletzten und absterbenden Muskel als elekttische
Ströme offenbaren; der Artikel Muskelströmc enthält ausführlichere Mittheilungen
über sie sowohl filr den ruhenden, als flir den thätigen Muskel (s. d.). — Die
physiologisi li hedcutwngsvollstc Eigenschaft des Muskels ist dessen Irritabilität,
d. h. die Fähigkeit, sich anf" ccirebenp Reize hin zu verkürzen oder allgemeiner
in Erregunjr, den Zustand der aktiven Thätipkeit. überzugehen. Die diesen
Zustand erzeugciulcn Kri/e wirken als auslosende Kräfte, welche eine Umsetzung
der chemischen Spannkräfte des Muskels in Arbeit und Wärme veranlassen.
Die dem Muskel specifisch zukommende und nicht blos an seine Verbindung
mit dem Nerven geknüpfte Irritabilität und seine damit Hand in Hand gebende
Leistnngsfthigkeit erweisen sich am grössten unter dem Fortbestehen der physto*
logischen Bedingungen (normale Körpertemperatur, Durcl^yUhing mit 0*h-Blute),
am ausgeschnittenen Muskel nimmt sie ebenso wie bei Unterbindung der zu*
(Uhrenden Arterie nach kurzem Kxcitationsstadium ab; das ausgeschnittene
^TuskeIst^ick des homoiothernicn Thieres ist nach 3 .J| Stunden, nach längerer Zeit
erst das des poikilothermen Thieres uneiTCgbar ge wurde n ; Lähmung von Theilen
des Centralnervensystcnis, Durchschneidung der Muskelnervcn lässt allmählich
Entartung der zugehörigen Muskeln eintreten ; ficbraucli mehrt Kraft und Volumen
derselben, Nichtgebrauch lässt sie atrophiren, aber nicht degeneriren, sie behalten
also ihre Erregbarkeit noch bei Als Reize wirken gegenüber der Muskulär
filr gewöhnlich (»Normalreize«) der dem Muskel durch den Nerven zugeleitete
Willensimpuls, reflektorische oder automatische Anregungen. Ausserdem erweisen
sich indessen noch die mannigfachsten chemischen, thermischen, mediamschen
und elektrischen Insulte wirksam. Am meisten studirt sind die Gesetze der
Muskelthätigkeit an der Hand der elektrischen Reize, die wegen ihrer grossen
Wirksamkeit, beliebig zu bemessenden Stärke und an 5?irh wenig alterirenden
Influenz auf die Muskelsubstanz nurli für das Experiment die geeignetsten sind.
Der ronstante Strom wirkt indessen nur im Augenblicke seines Eintrittes in den
Muskel oder seines Verschwindens als Reiz, oder auch wenn er eine irgendwie
plötzliche Verstärkerung oder Abschwachung erfahrt; die allmähliche Ab- oder
Zunahme der Dichtigkeit des den Muskel durchfUessenden Stromes ruft keinen
Effekt hervor. Man kann demnach nur im Momente der Kettenöffiiung oder
Schliessung resp. einer plötzlichen »Stromesschwankungc eine einmalige Ver-
kürzung, Contraction, wahrnehmen, eine Zuckung. Um mehr&che Zuckungen
hinter einander zu erhalten, muss der Strom entsprechend oft unterbrochen
werden, es eignet sich deshalb auch flir diesen Zweck ganz besonders der In-
duktionstrom. Sobald aber die einzelnen Reize sehr schnell auf einander folgen
(etwa 16 — 18 l'nterbrechungen des Stromes in der Secundc), so vermag der
Muskel in der kurzen Zwischenpause nicht zu erschlaffen, er verbleibt in einem
Zustande dauernder Contraction, dem Tetanus. — II. Der thätigc contrahirte
Skeletmuskel. In seiner Erscheinungsweise ert^rt der Muskel mit der Contraction
eine wesentliche Vertndenmg; er wird gleichzeitig dicker und kürzer und nimmt
in seinem Volumen (aber unmerklich) ab. Diese GestaltveiHnderung resultiit
aus der im Allgemeinen gleichzeitigen Contraction aller Fasem, denn nur aus>
nahmsweiae (bei sehr grosser Ermüdung) kommt es zu localer wulstförmiger
Verdickung eines Muskels in Folge ganz partieller Contraclionen einzelner
FibrillenbUndel, »sogen, fibrillären Zuckungenc. Der contrahirte Muskel ändert
auch sein mikroskopisches Aussehen, die anisotropen Muskelelemeate werden
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554
Muskclfiinktion.
niedriger und umfangreicher, die Quentreifung erscheint dadurch dichter an-
einander geriirkt, die Faser wird homogener, weil die in der Ruhe so verschiedenen
I.ichtbrechungsverhaltnisse der beiden Muskclsnhsf.'xnzcn mcl.r aii>!Tcr;lichen werdöQ.
Die Elasticität des contrahirten Muskels isi leiner gegenüber derjenigen des er-
schlafften vermindert, das gleiche Cieuichi lässt sich deshalb den contrahirten
Muskel absolut mehr verlängern als den ruhenden; die Klasticitat ist lude&s in
dem contrAhfiten Mutlcel eine weniger vollkommene. Die Consistenz des Muskels
ist im Contracdonssustande eine geringere, die scheinbar grössere Härte am Skelet
ist nur die Folge der Spannungszunahme. — Der zeitliche Ablauf der Muskel-
zucknng wird an dem von dem Myographion aufgezeichneten Myogramm ermittelt.
Es ist das eine Curve, welche von einer durch den sich oontrahirenden Muskel
gehobenen Schreibfeder auf eine mit gleicbmässiger, bekannter Geschwindigkeit
vorbeilaufcnden beriissten Fläche oder an der schwingenden Platte einer Stimm-
gabel niedergeschrieben wird. l)er Muskel schreil)t so seine ZiH-kun^skiM vo in
ein Kutirdinatensystem , dessen Abscissen die Zeiteinheiten, dessen Urdinnteii
den Grad der Verkürzung je in dem lictreffenden Zeitiuoniente darstellen. An
einer solchen myographi^chen Curve lassen sich 3 verschiedene Stadien aul ihre
Zeitdauer bemenen; zunAchst beantwortet der Muskel den gesetzten Reiz ni^t
momentan, sondern es verstreicht ein freilich sehr kurzes (0,01 Secunden dauern*
des) »Stadium der latenten Reizung« zwischen dem Augenblick der Reizapplication
und dem Beginn der Curvenhebung das ist Contraction, deren Fortschreiten bis
zur Erreichung des Höhepunktes das »Stadium der steigenden Energie von
o»03— 0.04 Secunden Dauer umfasst. Darauf sinkt, vorausgesetzt, dass der Muskel
genügend belastet ist, um nicht längere Zelt in dem Zustand der Verkürzung.
'Contractur , zu verbleiben, die Curve, -Stadium der sinkenden Knergie-, um
unter Aufzeichnung einiger gan^ seichter Wellenlinien »elastischer Nach-
schwingungen ^ die Abscisse wieder zu erreichen; über eine solche einmalige
Zuckung verfliesst die Zeit von 0,1 — 0,15 Secunden je nach der Intensität des
gewiikt habenden Reizes. Je stärker dabei der Muskel belastet ist» um so me^r
verzögert sich der Eintritt der Contraktion, der Muskel braucht also zur Ent*
Wicklung höherer Energiegrade längere Zeit Sehr schnelle Aufeinanderfolge
der Reize verhindert wie die Erschlaffiing des Muskels, so auch den RQckgang
der Curve; vielmehr schliesst sich während des Tetanus an den aufsteigenden
Schenkel derselben eine auf dessen Höhe der Abscisse parallel laufende WellenUnie
an die die .tus gehäuften Zuckungen resultirende Rcwegungsform widerspiegelt. Auf
Grurul ili nlicher I^eobrirhfungen an den Ciirven der durch längere Zeit contrahirt
verbleibenden Korpermuskeln muss man alle länger dauernden Bewegungen in
unserem Körper als tetanische auffassen. — Reizt man einen längeren Muskel
an dem einen seiner beiden Enden, so pflanzt sich die Kontraction von dieser
aus gegen das andere Ende hin mit grosser Geschwindigkeit fort; die dies
dem<m^renden Untersuchungen, die aus dem Abstände des Beginnes zweier
Kurven schliessen, deren eiste durch einen Schreibhebel auf die mit bekannter
Geschwindigkeit vorbageftthrte Platte vom Anfonge des hier gereisten Muskels.»
deren zweite von dem femer liegenden Ende desselben aufgezeichnet wird. er>
geben dieselbe gleich 3—4 Meter in i Sekunde fUr den Froschmuskel, ui^d gleich
4 — 5 Meter in i Sekunde für den Kaninchenmuskel. Trifft dagegen der Reiz die
Mitte des Muskels, so ent'^tehen zwei entgegengesetzt verlaulcsule Wellen und
man darf deshalb annehmen, dass, da die die Muskelfaser mnemrende Nerven-
faser etwa in der Mitte jener cmtnit, auch an jeder Muskelfaser zwei Kon-
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Mu»kcIfanktion.
5SS
traktionswellen auftreten. » Während sich die bisher geschilderten Erscheinungen
mehr als die Beobachtungen am thätigen Muskel eigeben, erfordert die von dem
Muskel durch seine Kontraktion geleistete Arbeit besonderes piaktisch-
pbysiologisches Interesse. Der sich kontrahirende Muskel hebt, wenn dieselbe
nicht übermässig ist, die an ihn angehängte Last auf eine gewisse Höhe (Hub-
höhe). Das Produkt der gehobenen Last mit der Hubhöhe ist der /iffermässipc
Ausdruck der geleisteten Arbeit. Die Grösse des Krt'ol<»es der Muskelthatigkeit
richtet sich wesentlich mit nach seinem Volumen. Die Krfabriin^; lehrt nämlich,
dass die Hubhöhe von der Län^e des Muskels, seine Kraft, d. h. seine Fähig-
keit, ein maximales Gewicht überliaupt noch f.u erheben, von seinem Querschnitt
abhängig ist; je länger nämlich der Muskel» um so höher hebt er, je dicker der-
selbe, um so mehr hebt er. Die I^st, welche der Muskel bei maximaler Reizung
gerade nicht mehr von der Unterlage emporsuheben vermag, stellt seine »relative
Kraft« (E. Webek's absolute Kraft) dar, durch Reduktion derselben auf die Quer-
schnittseinheit d. i. I Quadratcentim. erhält man seine »absolute Krafl«; dieselbe
soll sich nach Rosenthal für den Frosch auf 2,8—3 K'^o. f"'' ^'«^^1 Menschen
nach Hencke auf 7—8, nach Koster auf 9— 10 Kilo belnufen. Fiir den mecha-
nischen NutzefTekt des Muskels ist die (irösse seiner Helastung durchaus nicht
gleichgiltig, denn weder bei geringer, noch bei sehr starker Belahliuig erreicht
er dessen Maximum; dies ereignet sich nur bei mittlerer Belastung, der Frosch-
muskel z. B.. der bei Belastung mit 5 Grm. durch Flrhebung auf 37,6 MilHm.
eine Arbeit von ij8 Grm.*Milltm. und bei Belastung mit 30 Grm. durch Er-
hebung auf 3 Millim. eine solche von 320 Grm.>Millim. leistet, ersselt bei Be>
lastung mit 15 Grm. durch Erhebtmg auf 25,1 Millim. einen Effekt von 376 Grm.*
Millim. Ins praktische I..eben QbeTsetzt, ergiebt sich die Arbeitsleistung eines
Individuums nun nicht allein aus der Arbeit, welche dasselbe in ch^cm Momente
aus/ulihcn verrnng, sondern darau?, wie ofl die betreffende Leistung hinterein-
ander i>roducirt werden kann. Ri hner bererlmet die tagliclit* Arbeitsleistung
des gewöhnlichen Arbeiters an iler Hnnd seiner Heobachtunj;cn im Durchschnitt
auf 201 600 Kgrm.-M., Woi kf diejenige fies Ackerpferdes von 500 Kgrni.-M. Ge-
wicht auf 2000000 Kgrm -M.; als Sekundenarbeit eines Pferdes, >rferdekraft«,
»dynamisches Pferde werden gewöhnlich 70 — 75 Kgrm.«M. angenommen. — Die
Quelle der Muskelkraft sind Oxydationen und Spaltungen, also chemische
Vorgänge im Muskel, denen alle organischen Substanzen des Muskels unter-
worfen werden; die dadurch M werdenden Spannkräfte, welche vordem die
Moleküle und Atomgruppen der kompHcirt aufgebauten Muskelbesundtiieile su-
sammenhieltcn, gehen dann in lebendige Kraft (Muskelverkflrsung) über. Woltf,
der mit Kkij.nfk und A. gerade dem Studium der Abstammung der Muskelkraft
beim Pferde oblac, betrachtet als deren (Juelle im allgemeinen den Zerfall
organischer Korpersubstanz, in erster Linie die hc\ der Oxydation N-fr Materials
der Kohlehydrate und Fette freiwerdenden Spantikratie nelien jenen, welche das
zerfallende Circulationseiweiss liefert; nach ihm wird das organisirte Eiweiss, aber
das erst dann in Angriff genommen, wenn anderes Material nicht mehr in genügen*
der Menge xur Osqrdation herangesogen werden kann. Auch Von u. A. recurriren
ittr die Erzeugung der Muskelkraft vorzugsweise an die N-fr Nahrungsstoffe (vergl.
auch die Artikel: Eiweisskdrper, Fette, Kohlehydrate); jedenfalls wird durch
nicht überanstrengende Muskelthätigkeit die N-Ausscheidung nicht erhöht. Die
chemische Analyse des thätigen Muskels ge<»enüber dem ni?' enden bietet filr die
Erkenntniss der im Muskel während der Action selbst sich abspielenden Muskel-
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$56
MuskeifunktioD.
kraft erzeugenden Vorgänge wenig Anhaltspunkte; fest steht, dass es darin znr
Bildung freier Säure (Milchsäure) komm^ daher die sauere Reaction des thädgen
Muskels, und dass die Oxydationsprocesse lebhaftere sind, das beweist
der vermchrtr ('nswccb^iel des Gesammtorgnnismn^ hc\ Muskelarbeit und die
dadurch heri)eigctulir[r Vergrösserung des respiratorischen Quotienten; darauf
deutet au( h die Krwt iicrung der Blutgefässe in dem tliätigen Muskel und die
damit Hand in Hand gehende Zufuhr reicherer Mengen arterieiien Blutes. Einen
weiteren Beleg fttr die Zunahme der Verbrennung im Muskel wfthfend seiner
Thätigkeit liefert die vermehrte WArmebildung, die im tetanisirten Frosch-
muskel nach Hklmbolts 0,i4-O|Ji8' C, und nach ÜBiDBNHAnf ftlr die enuelae
Zuckung o,ooi~o^oo5^ C. betrügt Auch Schall Schwingungen werden durch
die Muskdthltigkeit erzeugt, anhallende Contractionen veranlassen ein >Muskel-
gerftusch« von dumpfem Klange, das aber nicht den 19,5 Schwingungen ent-
spricht, welche der durch den Willensiinpuls in Kontraction versetzte Muskel in
I Sekunde ausführt, sondern dem ersten Obcrtnn mit doppelter Schwingungs-
zahl gleicht. — Dauernde Arbeit lässt im Muskel einen Zustand geringerer
Leistungsfäliigkeit entstehen, Krnuidung, die sich anfangs als blosse Schwäche-
empfindung, dann als unangenehme schmerzhafte Ueiuiüswahmehmung bemerk-
lich macht Bei nachfolgender Ruhe eihoU mda der Muskd wieder. Die Visadie
dieser Eigenthttmlichkeiten sucht man in der Ansammlung von Umsetannga»
Produkten, »ErmttdungsstolTenc, deren Natur noch nicht vollkommen festgestellt,
man vermuthet darin in sauren Salven gebundene Phosphoreftuie (auch wohl
Glycerinphosphorsäurc) tmd Kohlensäure; einfache Avisschwemmung derselben
durch physiologische Kochsalzlösung, besser noch Bindung durch Natriuin>
carbonatlösung machen deshalb den Muskel wieder leistungsfähiger. Da vor
allem /ufiihr ()-h Hlutes den Zustand aufhebt, so kann man die Ermüdung nur
• auf ein zeitweises i /SurUckbleiben der restitutiven Processe hinter dem funktionellen
Verbrauch« /uriickrdhren. Der ermüdete Muskel erfordert zur Fortsetzung seiner
Arbeit in gleicher Weise stärkerer (auch Willens-) Reize. Das Ermüdungsgefühl
wird den sensiblen Nerven des Muskels sugeschrieben, denselben, die auch Ar
die Beurtheilung des Anstrengungsgrades grosse Wichtigkeit haben» indem sie das
Bewusstwerden der Grösse der sur Ueberwindung einer 1^ ntfthigen Kraft
vermitteln. Lähmungen dieses MuskelgefUhls, wie sie bei gewissen ROckenniaiks>
kranken nicht selten, lassen die Muskeln unzureichend oder übermässig sich an-
strengen (sogen, ataktische Bewegungen). Es ist experimentell festgestellt, dass
die Hautempfindlichkeit dabei keine wesentliche Rolle spielt. Die Feinheit dieses
Mu s k e 1 si n n c , dessen Nerven auch anatomi^rh nachgewiesen werden konnten,
soll so weit gehen, dass man im Stande ist, zwei Gewichte durch ihn allein zu
unterscheiden, die sich wie 30 : 40 verhalten. Durch dieses Gefühl der An-
strengung und Spannung der Muskeln sind wir auch ohne Zuhilfenahme des
Gesichts- und Tastsinnes jeden Augenblick von der Stellung und Lage unserer
Körpettheile untenichtet und vermögen so das Gleichgewicht su erhalten. —
Der herausgeschnittene Muskel und die Muskeln des Radavers veriallen ktme
Zeit nach dem Absterben in einen Zustand der Starre, Todtenstarre, der die
Gelenke vollkommen feststellt und mit Verktlrzung, Verdickung, Verdichtung,
Unerregbarkeit, Verlust seiner elektromotorischen Kräfte und Nachlass der Elasti-
cität einhergeht; der starre Muskel reagirt sauer und lässt ans Einschnitten
spontan Flüssigkeit (Muskelserum) austreten. Alles das weist auf einen Ge-
rinnuogsvorgang als das Wesen der Toteostane hin, derselbe trifit vorwiegend
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MuskclfunktioD.
S57
das Myosin, daneben soll Abnahme des Glycogengebaltes erfolgen. Mit den
chemischen Processen und der Verdichtung des Gewebes geht Bildung freier
Wärme einher, die sich in >postmertates der Temperatursteigerung« dokumentirt
Die Totenstarre tritt bei Warmblütern schneller ein als bei Kaltblütern und
wird durch Kälte, gewaltsame Todesart etc. verzögert, während vor dem Tode
stattgefundene lebhafte Muskelaktionen, warme Umgebung ihren Eintritt be-
schleunigen; zu Tode gehetzte Thiere erstarren nach wenigen Minuten, aui natür-
liche Weise verendete nach stundenlangem Liegen (bis 7 Stunden). Die Lösung
der Stuie, an beginnende FAulnks (alkAtteche Reaction) geknüpft, erfolgt nach
I — 6 Tagen je nach der Temperattir der Umgebung. — Die bisher be^rochenen
Gesetze und Erfiihrongen gelten im allgemeinen fttr die Skdetmuskulatur, in der
Thfltigkeit der glatten, unwillkürlichen Muskulatur treten nur wenig Unterschiede
hervor. Erwähnt seien die Trägheit der Verkürzung mit Vorausgehen eines langen
Latenzstadiums, die Langsamkeit der Fortpflansung der Contraction mit 20 bis
30 Millini. in i Sekunde, kurze Dauer der elektromotorischen Wirksamkeit, die
regelmässig verschwindet, sobald die bei der Anlegung de? künstlichen Quer-
schnittes verletzten Zellen abgestorben sind. — Die Verwendung der Muskeln
im thierischen Körper ist wesentlich von der Art und Weise ihrer .»Anordnung
abhängig. Die weitaus grösste Mehrzahl der rothen, willkürlichen Muskeln ist
mit Knochen in Veibindnng gebracht, Ursprung und Ende eines Muskels ist
also je ein bestimmter Punkt, von dessen einem aus der Muskd auf den anderen
zu iHrken vermag. Die mit der Contraction einheigehende VerkQrsung nähert
damit beide einander unter Verla(^rung desjenigen KörpertheileSi welcher der
Zugkraft des sich contrahirenden Muskels den geringeren Widerstand entgegen-
zustellen vermag. Man pflegt dabei den in der Regel feststehenden Punkt den
»fixen«, den verlagerten aber den beweglichen Punkt zu nennen, ohne damit
sagen zu wollen, dass nicht auch gelegentlich die Contraction den entgegen-
gesetzten Bewegungseffekt haben und damit der bewegliche Punkt zum fixen und
der unbcv.cglicl\e zum mobilen werden konnte. Für viele Muskeln ist jedoch
gemäss der absoluten Unbeweglichkeit des Ursprungspunktes die Insertionsstelle
allein die bewegliche, so fllr die Muskeln des Auges etc. Die Art und Weise,
wie die Muskeln an den Knochen wirken, is^ wie schon Borblu (1680) zeigte,
den Hebelbewegnngen direkt an die Seite zu stellen; man kann nämlich den
zu bewegenden TheQ der Last, die bewegende Muskelaktion der Kraft ver-
gleichen. Der Angriffspunkt der Muskeln verhält sich dann zu der das Hypo*
mocblton darstellenden Bewegungsachse im Gelenke zum Theil so, wie für den
einarmigen, zum Theil, wie für den zweiarmigen Hebe!; so erfoljrt z. B. im Ober-
unterarm- (»Kllcnhot^en'^ ) Oelenk die Bewegung der als Pistaii^i figurirenden
tiefer liegenden 1 heile der Brustgliedmaasse in der Beugung nach der Art des
einarmigen, in der Streckung nach der Art des zweiarmigen Hebels; für die erstere
ist die als Ansatzpunkt der Beugemuskeln (M. bkeps brachii und M. brachio-
radiaiis) dienende ätderasilas radü in der lUchtung des Lastannes, fta die letztere
das als Insertionspunkt der Streckmuskeln (Mm* omepmit^ dienende Olekranon
in entgegengesetzter Richtung gelegen. In der Regel liegt hierbei der Angriff»*
punkt der Kraft dem Drehpunkt sehr nahe und der Lastarm Obeitrifft an tünge
den Kraftarm oft um ein vielfaches, diese Einrichtung bedingt zwar einen wesent*
liehen Gewinn für die Schnelligkeit des Ausschlages, das jedoch auf Kosten der
Ausnützung der Kraft; einen grösseren Kraftaufwand erfordert weiterhin die
meist schräge, nicht senkrechte, sondern spitz- oder stumpfwinkelige Anfiigung
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Muskekinn - UiiskcbtFÜine.
der KraO. Kine volle Ausnützung der Muskelkraft erfolgt in der K^el Diu;
wenn die Muskeln sich vor Rcfjinn der Contraction schon in einem nevvissen
Spannungszustandc bctantlen, daher |)flct;t man zu besonderen Kraftcntfaltungen
schon vori^anf^ig die Muskeln in den Zustand möglichster Dehnung zu versct^cn
(»Ausholen*). Das erklärt es, warum sugen. zwei- oder vielgelenkige Muskeln»
d. h. Muskeln, welche in ihrem Verlaufe zwei oder mehr Gelenke passiren,
ganx ausser WitiLmnkeit gesetzt werden (»Muskelinsufficienz«)» wenn durch
geeignete Stellung der Gelenke, ttber welcbe der Muskel hinwegläuft, Ursprung
und Ende einander su sehr genähert sind; sehr starke Flexion im Handgelenk
X. B. macht gleichseitige stärkste Beugung der FingeigUeder unmö^ich. Nach
dem Erfolge ihrer Contraction und der Einrichtung der Gelenke unterscheidet
man drei Gruppen von Muskeln: Beuger (Fiexoren) und Strecker (Extensoren)
bewegen um die Querachse des Gelenkes; Vorwärtswender (Einwärtswender,
Priinatoren) und Rückuarfswender I^Suiiinatoren, Auswärtswciidcr^ bewegen um
eine senkrechte Aclise aU Dreher, Anzieher (Adductorcn) und Ab/ieher (Alt-
ductoren) bewegen um eine von vorn nach hinten verlaufende Achse, su wird je
die eine der um die gleiche Gelenkachse bewegenden Gruppen von Muskeln zu der
naturgemässen Antagonistin der anderen Gruppe. Zur Aui^rung jeder eimeliieB
dieser Bew^ungen befindet sich an den meisten Gelenken nicht nur ein Muskel
in Wiiksamkeit, sondern es theilen sich in, die fragliche Arbeit deren mehieic,
ne unterstttt/en einander somit und sind daher flir einander Genossen (Sociv
Coadjutoren, Synergeten), Manche Muskeln äussern dabei aber nicht nur einen
Bewegungseffekt, sondern es vollzieht sich durch sie eine Doppelbewegung, so
sind die Al)durtorcn des Oberschenkels niclu mir dessen Anzieher, sondern je
nach ihrem Ursprung vor oder hinter der Querachse des Coxo-Femoral-(jelenkcs
gleichzeitig auch Beuger oder Stre<:ker desselben, der M. biceps brachii des
Mensclien figurirl als Benger und Supinalor im Kllbogcngelenk etc. — Der
eigentlichen Skeletmuskulatur kann man mit Rucksicht auf die Anordnung die
Summe von Muskeln gegenüber stellen, welche keinen bestimmten Ur*
Sprung und Ansatx haben. Es gehören hierher die sämmdichen hohlen und
Ringmuskeln. Die ersteren, die Muskulatur aller Hohlorgane umfassend, äusaem
eine von allen Seiten her verkleinernde Wirkung auf den umschlossenen Hohl«
räum, der dadurch ganz (Herz, Harnblase) oder theilweise (Darm, Magen) ver-
legt werden kann. Die Muskulatur dient so der Weiterbeförderung des Organ-
Inhaltes. In der Kegel ist sie deshalb in der Fongitudinal- und Cirkulärrichtung
angebracht und erzeugt so durch ihre llKitipkcit \ erkürzung und Verengerung
oder sie läuft auch noch m schrägen Zügen, Spirailoviren um das Organ, wie dies
namentlich hei kugeligen Hohlorganen (Blase, menschlicher Uterus) der Fall. Die
Kingmuskeln, Sphinkteren, umgürten dagegen nur eine Ocffnung, um dieselbe ver-
engern resp. abschlksaen su können (SphmkUr pupillae, palpebrarum, aris etc.). S.
Muskelsisuit s. Muskelfunction. S.
MuBkelataxTef s. Muskelfuncdon. S.
MuakelatrSnie. Das Experiment hat gelehrt dass in gewissen diierischen
Geweben (Muskeln, Nerven, Drüsen) unter entsprechenden Bedingungen elek-
trische Ströme eneugt werden. Die elektromotorischen Kräfte sind nun nach
DU Bois-Rkvmond schon dem ruhenden, lebenden Gewebe eigenthümlich,
HER.MANN dagegen fassl diese nur als positiv elektrisch auf, das Auftreten der zur
ErzeuLMmg des Stromes notlngen negativen Elektrit itat fuhrt er dagegen auf ge-
wisse Veränderungen im Muskel zurück, wie sie mit Thätigkeit, Verletzungen.
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MoikdstTfiiBe.
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Abslerben von Gewebsbestandtheilen einbergehen. Die Prüfung des elektrischen
Stromes geschieht am einfachsten in parallel-faserigen Muskeln, z. R. dem
M. sartorius des Frosches, an welchem die Oberfläche als »natürlicher Längs-
schnitt« von der an die Sehne anstossenden Grundfläche, dem »natürlichen
Querschnitte unterschieden wird; sie kann aber auch an jedem frisch-excidirten
Muskelbtück vorgenommen werden, das dann anstatt der natürlichen die künst-
lieben Quer« und LängndiiMtte darbietet; an einem BOlcben nennt man ferner
eine genau in der Mitte der Obeifläcbe rings um den Muskel verlaufende Linie
den lAequator« und die Mittelpunkte des Querscbnittes die »Pole«; alle jene
Punkte aber» welche Von dem Aequator resp. den Polen gl«ch weiten Abstand
einhalten, »symmetrischec Punkte. Zum Nachweis der an sich schwachen
Striime dient der Multiplicator oder das Elektrogalvanometer, welches in den
Leitungsdraht, der Längs- und Querschnitt verbindet, eingeschaltet wird. Ver-
mittelst dieser Vorrichtungen stellte du Bols- Reymond, der Begnünder der
wissenschafllichen Klektrophysiologie, für die ruhetKlc Muskulatur den Satz auf:
a) dass sich alle Thcile des Querschnittes negativ elektrisch zu allen Thcilen des
Längsschnittes verhalten, und dass demgemäss der Strom durch den ableitenden
Bogen vom Ltfngsscbnitt cum Querscbmtt übergeht, während er im Muricel selbst
vom Querschnitt sum Längsschnitt veriäuf^ und b) dass steh jeder dem Aequator
nähere Punkt positiv elektrisch zu jedem davon entfernteren Funkte verhält;
c) er xeigte femer, dass ein galvanischer Strom nur dann entstände, wenn die
Anordnung dos Bogens eine »wirksame« sei, d. h. a) als stärkerer Strom, wenn
die beiden £nden des Bogens an Längs- und Querschnitt anliegen, ß) als schwacher
Strom, wenn sie unsymmetrische Punkte einer und derselben Flacl>e (Längs- oder
(Querschnitt) berühren; d) für den Fall der Anlegung der Leitungsdrahte an synimetri-
sclte Punkte des Längs- oder Querschnittes kann ein Strom nicht beobachtet werden,
die Anordnung ist eine »unwirksamec . e) Die natürlichen Muskeln /.eigen nun
meist keine genau senkrecht zum Längsschnitte stehenden Querschnitte, sondern
Inlden in der Regel sogen. iMiHkdrhombm« mit stumpfen und spitsen Ecken.
An solchen ist das geschilderte Veihältniss der elektrischen Spannungen au ein-
ander ein anderes. Es verhält sich hier nämlich jeder einer stumpfen Ecke
naheliegende Punkt des IJbigs- oder Querschnittes stark positiv au einem der
spitzen Ecke gleich naheliegenden Punkte. Die durch Verbindung solcher Punkte
entstehenden StrOme sind stärker als die von senkrechtem Querschnitte erzeugten,
und zwar um so stärker, je schräger der Querschnitt. Man nennt sie »Neigungs«
ströme.« — Die Grösse der elektromotorischen Kraft eines Mu<kels wächst mit
dessen Lünge und Dicke, für die dicken Obt i i enkelmuskeln des Frosches be-
läuft sie sich aut ca. i^^^ — j'.^ Daniell. Ihr N.uliweis gelingt indes nur in dem
beschränkten Zeitraum zwischen der Abtrennung des Muskels aus der Contnuntät
des Körpers und dem Eriöschen der Irritabilität; ganz frisch entnommene
Muskelstttdte (Herz) gestatten den Nachweb noch nicht — Der Muskelstrom be-
sitzt Übrigens die glndien Eigensdiaften wie der elektrische Strom eines galva-
nischen Elementes, er ibtsseit demnach dektrotytische Witksamkdt und kann
selbst auch als wirksamer Reiz Ittr Nerven dienen, es beruht darauf das Wesen
des »physiologischen Kheoskops.c — Die Erklärung des Zustandekommens der
elektrischen Ströme in Nerven- und Muskelsubstanz giebt die Molekulartheorie
w Bors-RF.YMOND's durch die Annahme kleiner clektromotorisch-thätigcr
Elemente im (lewebe, welche a priori |>erii)olar-elektrisch, d. h. mit ])nsitiver
Aequatorial- und negativen Poltlächcn ausgestattet seien. Diese Aufstellung genUgt
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56o
Unsk e ! )>> htcrnctitwickflong.
indes nicht zur Erklärung aller Erscheinungen der Muskelströme und neigt nuui des-
halb heute mehr der Hk kmann'scIicii Diffcrenztheon'e zu, wonach sich der normale
ruhende Muskel i»ositiv elektrisch, in der Thätigkcit und mit dem Absterben
negativ elektrisch verluilt; danach erscheint an der verletzten Stelle z. B. des
aus«^es( linittenen Muskcl.^aickes nei^ativ elektrische Substanz, die, mit der über-
Uäche in leitende Verbindung gebracht, einen Strum entstehen lässt. Die Beob>
achtuug der sogen. ParelektroiKMnie, d. h. die Encheinung der pondven Elektri«
cität an dem Sehnenende als dem natflrlidien Querschnitte bildet eine der
Hauptstützen fUr die gr^fcisere Wahrscheinlichkeit der HBRMAim'schen Theorie. —
Die Tbätigkeit des Muskels veranlasst nun eine Modificatioa der elektrischen
Erscheinungen, welche sich als »negative Stromesschwankung« ausspricht. Die-
selbe besteht in einer bis zum Verschwinden sich steigernden Abnahme der
elektrischen Spannungsdifferenz im tetanisirten, vorher i:n hohen Grade elektrisch
wirksamen Muskol, in Folge deren die Ablenkung der Magnetnadel im Gal . ano-
nictcr scliliesslich wegfäHt. Diese auch der einfachen Zuckung am gereizten,
hcraus^'tschnittencn Skeletnujskcl sowie einer jeden Herzkontraktion zukommende
Ersciieauing läult mit der gleichen Geschwindigkeit wie die KLontraktionswelle
vom gereizten zum entgegengesetzten Ende des Mnskeb hin, immer der Ron-
trakdon der einzelnen Stelle in kurzem Intervall, also während des Stadiums der
I,Atenz, vorausgehend; man nennt sie eine »NegaUvitMtswellec in der elektromo-
torischen Wirksamkeit des Muskels, sie dauert 0*003 Sekunden (Bbrustsik). S.
Muskelsystementwickelung. Wir folgen in der Darstellung dieses Ab-
schnittes, in welchem allerdings nü( h \ielfach Unklarheit herrscht, im Allgemeinen
den Angaben Balfours (Handbuch der vergleichenden Embryologie, übersetzt
V. Vetter) und Ht Rxwir.'s (T.elubuch der Entwicklungsgeschichte. Jena, F^ (üm- t 888).
Was zunächst die Entwickelung der Muskulatur in den Cla.sscn der Wirl cllo^en
anbelangt, so sind bei den meisten Coelenteraten die Muskelelemente wahrend
der Entwickelung und im ausgebildeten Thierc Kpithelbestandtheile. Sie sind
cubische, cylinderförmige oder spindelige Epithelzellen, welche an ihrem ^stalen
Ende mit Flimmerhaaren besetzt sind, während ihr basales Ende auf der Stfitx-
lamelle des Körpers ruht. An der letzteren Stelle finden sich glatte oder quer-
gestreifte Muskelfibrillen ausgeschieden. Durch die pallisadenförmige Anein-
anderlagening solcher Fibrillen entstehen MuskellameÜen» welche die Fomen-
veränderungen des Körpers hervorrufen. Die epithelialen Muskelzellen können
Bestandtbeile des äusseren sowohl, als auch des inneren Keimblattes sein. Bei
Würmern mit Enterocoel übernimmt die parietale Wand desselben oder die
parietale Lamelle des mittleren Keimblattes die Erzeugung der Muskulatur. Auch
hier sind es Epithelzellen, welche, beispielsweise bei den Chaetognathen an ihrem
basalen Ende eine Muskelfibrillenlamelle bilden, während sie mit dem anderen
Ende die Leibeshöhle begrenzen. Bei den Mollusken stammt das Muskelsystem
vom Mesoblast ab. Der grössere Theil des Systems nimmt seinen Ursprung
aus dem somatischen Mesoblast Die Larven Hut aller Gasteropoden und
Pteropoden besitzen einen woblentwickelten Spindelmuskel, welcher das Anhaften
des Embiyo an der Schale bewirkt. Bei den Echinodermen kommt am unteren
Eipole eine Invagination zum Vorschein und gleichzeitig s^^rossen aus den die
Einstülpung bildenden Zellen amöboide Zellen hervor, welche später das Muskel-
system und Bindegewebe liefern. In dem Typus der Arthropoden zerfällt in
der Clas-^e der Tausendtusser der iNfcsohlasl in eine Reihe ur^irbelartiger Ab-
schnitte, die sogenannten Mesoblastsomiten, deren Hohlräume zur Leibeshöhle
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Muskclsy&tenieni Wickelung.
werden, und aus deren Wandungen die Muskulatur hervorgeht, ein gnnz ähnliches
Verhalten zeigen die Insecten. Bei den Araclinoiden geht der Muskelapparat
aus dem somatischen Blatt des Mesoblasts liervor. Bei den Crustaceen findet
sich anfangs noch keine scharfe Trennung des Mesoblasts in eine soniatisclie
und splanchnische Schicht mit dazwisclienhegender I.eibeshölile. Ein 'iheil der
Zellen dift'oren/iit sich zu den Muskeln der Leibeswand und der Gliedmaassen,
ein anderer, gewöhnlich in Form einer sehr dünnen Scliicht, zu den Muskeln
des Darmrohres. — Bei den Wtrbeldiieren stammt die Muskulatur, abgesehen
von einem Theil der Kopfmuskeln, von denjenigen Abschnitten des mittleren
Keimblattes ab, welche sich als Ursegmente absonderten und mit ihrem Auf»
treten die erste primitive und wichtigste Segmentining des Wirbeltbierleibes be-
wirkten. Da die Segmentiiung sowohl den Rumpf als auch den Kopf betrifft,
so werden Rumpf- und Kopfsegmente unterschieden. In ihrer Entstehung und
Umbildung verhalten sich beide von einander abweichend. Was zunächst die
Ursegmente des Rumpfes .inbclangt, so sind sie beim Amphioxus hohle Gebilde,
deren Wand eine einfache Kpithelzellenlage bildet. Diese Zellen entwickeln
sich, wie wir aus den Untersuchungen Hi.atscheks wissen, in doppelter Weise
^Aeiter, nur die die Chorda und das Nervenrohr begrenzenden Zellen bilden
Muskelfasern; sie nehmen selir an Grösse zu, ragen in die Ursegmenthöhle
hinein und reprisentireii bald panllel nebeneinander gelagerte Platten, welche
mit ihrer Basis zur Oberfläche der Chorda senkrecht und sur Körperlängsachse
parallel gestellt sind. Schon in dem Stadium, in welchem sehn Ursegmente
unterschieden werden können, scheiden diese Zellplatten an ihrer Basis feine
quergestreifte Muskelfibrillen aus, welche in sich verschiedene Lichtbrechung
(Isotrope und anisotrope Substanz) wahrnehmen lassen und welche schon
schwache Zuckungen des Embryo ermöglichen. Allmählich entstehen die für
die Muskulatur des Amphiü.xus charakteristischen tjuergestreiften Muskcllamellen,
indem immer neue Fibrillen, und zwar jetzt auch an beiden Flüchen der sich
beriilirenden Zellplatten, abgeschieden werden. Je mehr Fibrillen gebildet werden,
deitto mehr verringert sich das Plasma der Biiduugizcilen und der Kern, mit
einem Rest von Plasma umgeben, wird nach dem der Ursegmenthöhle zuge-
kehrten Zellenende hingedrängt. Von ihrem perichordalen Ursprung breitet sidi
im Laufe der Entwicklung die Muskelschicht sowohl dorsal als auch ventral
aus und bildet auf diese Weise die gesammte Rumpfmuskulatur, welche, wie die
zelligen Urs^mente, in hintereinander gelegene Abschnitte, sogenannte Myomeren,
zerfällt. Bindegewebige Scheidewände {httcrmuskuhirsepia), welche sich als
Producte des Zwischenblattes entwickelt haben und sich von der Chorda quer
durch den Rumpf in den Intermuskularspalten zur äusseren Haut erstrecken,
trennen die einzelnen Muskel scL'mente von einander. Die Cyclostomen stimmen
hinsichtlich ihrer Muskelentuiekchuig im Allgemeinen mit Amphioxus überein.
Da aber die Ursegmente keine Höhlungen besitzen, so liegen beide Epithel -
schichten unmittelbar aufeinander und gehen dorsal- und vcntralwärtä durch
Uebergangszellen in einander Uber. Die Muskelfibrillen werden von den Zell-
platten auf ihren beiden Breitseiten ausgeschieden, wodurch senkrecht zur Chorda
gestellte Lamellen entstehen. Zwei Lagen parallel verlaufender fernster Fibrillen,
durch einen zarten Kittsubstanzstreifen von einander getrennt, bilden die I^amellen.
Im Verlaufe der Entwickelung bilden die oberen und unteren Ränder der Ur-
segmente eine Wucherungszone, wodurch die Rumpfmuskulatur sich immer weiter
dorsal- und ventralwärts ausdehnt. — Bei sechs Wochen alten Larven wandeln
Zool.« AatluopoL u. Stfanolasi«' Bd. V. 36
niriiti7Pd bv Cioosle
$62
Mittkcbjrateinentwidcelung.
sich die Lamellen in die ScHNEiDER'schen Muskelkästchen um. »Die einander
zugekehrten Fibrillenlagen zweier T-amellen, welche von einer Zellplatte an ihren
zwei Seiten ausgeschieden worden sind, verbinden sich mit ihren Rändern, so
dass jetzt jede Biidungszelle von den ihr zugehörigen Fibrillen wie von einem
Mautcl rings umschlossen wird.« An den Muskelkästchen werden nocli weitere
Veränderungen wahrgenommen. Die anfänglich zwischen zwei Fibrillenlagen
einer Lamelle in geringer Menge voriiandene homogene Stfltzsobstanz wird
mächtiger und bildet die, die einzelnen Kistchen trennenden, Scheidewände. Die
protoplasmatiscfae Grundsubstans der Bildungssellen wird durch fortgesetzte Aas-
Scheidung feiner, schliesslich das ganze Kästchen ausfüllender, zum Thett central
gelegener, zum Theil den Scheidewänden festanhaftender Fibrillen, mehr und
mehr verbraucht. Endlicl^ findet man zwischen den Fibrillen zahlreiche isoliite
Kerne, die durch wiederholte Mitose von dem ursprünglichen Kern der Bildungs-
zelle abstammen. — Abweichend von dieser Darstellung geht die £ntwickelung
der Muskulatur bei den Amphibien vor sich. Oer junge Triton besitzt in
seinen Ursegmenten einen Hohlraum, welcher von allen Seiten durch gri^sse
Cylinderepithelzellen begrenzt wird. Allmählich maclicn bich in denjenigen dieser
Zellen, welche dem Nervenrohr und der Chorda anliegen, Theilungsvorgänge
bemerklich, und durch die ncugcbildeten Zellen wird der Hohlraum eines Ur>
si^entes zuletzt ganz ausgefUUt Hierbei geben die Zellen ihre ursprQng^che
Anordnung und Form auf und wandeln sich in longitudinal verlaufende Cyiinder
um, welche beiderseits von Rückenmark und Chorda, parallel zu beiden, neben»
und übereinander gelagert sind. Um jeden kernhaltigen Cyiinder gruppiren sich
zahlreiche feinste quergestreifte Fibrillen, er ist jetzt einem Muskelkästchen der
Cyclostomen vergleichbar. Unter Vermehrung der Fibrillen bleiben schliesslich
nun in der Achse des Cylinders Stellen frei, welche die aus dem Mutterkem
cntstan;lenen Tochterkerne einnehmen. Zwischen die Muskelfasern oder die
rnmuivbiuiiicl dringt Bindesubstanz mit Blutgefässen ein, welche bei den Cyclo-
stomen das Mesenchym der Umgebung liefert. — Bei den bisher betrachteten
Wirbelthteien wurden die Ursegroente nur zur Muskelbildung verwendet, bei den
übrigen aber biklen sie auch die Anlage der Wirbelsäule, eine Annahme» die
allerdings mehrfach angezweifelt wird. Die Elasmobranchier besitzen in der Wand
ihres spaltförmig ausgehöhlten Ursegmentes cylindrische Zellen. Die Zellen,
welche die innere, das Nervenrohr und die Chorda begrenzende Wand zusammen-
setzen, sondern sich allmählich in zwei Schichten, die eine bildet Muskel übriUen,
die andere liefert die Anlage der Wirbelkörper. — Die Zellen der iiusseren
Wand des Ursegmentes tragen an der Uebergangsstelle in die bereits gebildete
Muskelplatte ebenfalls zur Bildung von Muskelfasern bei. Spater soll nach
B.MKouR die ganze äussere Schicht zu Muskekellcn werden. Bei den Vögeln
sind die UrscgmeiUe anlatigs nicht hohl, sondern eine Hohle entsteht erst all-
mählich. Dann bildet der innere und untere Mundtheil zahlreiche kleine Zellen,
welche in die Ursegmentböhle eindringen, sie immer kleiner machen und
schliesslich ganz veischwinden lassen. Nach Köixker repiäsentirt der ge-
wucherte llieil die Anlage der Wirbelsäule, der fibrige Abschnitt die Muskulatur.
Bei den Säugethieren veiläuft die Anlage der Muskulatur ähnlich wie bei den
Elasmobranchiem. Wie aus den ursprünglichen Muskelmassen die einzelnen,
nach Lage und Form später so differenten Muskelgruppen sich herausbilden, ist
noch ein sehr wenig bebautes Gebiet der Entwick'!lungsgeschichte. Es wirken
darauf die verschiedensten Umstände, namentlich die Ausbildung des Skclets,
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MuskclsystcmentM'ickeluDg.
wodurch eine Scheidung in hypO' und episkeletale Muskulatur bewirkt wird,
modificirend ein. Von einzelnen Muskeln weiss man noch gar nicht, wie sie in
dem System unterzubringen sind. Ob beispielsweise der Zwerchfellmuskel mit
seinen eigenthUmlichen convergirenden , sich kreuzenden und divergirenden
Bündeln, welche eigenthümliche Löcher und Spalten (Hiatus aortkus, Foramen
oesophageum etc.) zwischen sich lassen, zur selben Kategorie zu rerhnrn ist, wie
die hyposkeletalen Muskeln, ist unbestimmt. Von grösstem EinÜuss auf die
DifterenziruTig der Muskulatur ist entschieden auch die geringere oder höhere
Enluickclung der Gliedmaassen. Sie cnt.slchen als Hücker zur Seite des Rumpfes
und erhalten allmählich eine sehr complicirte Muskelanordnung, die ihren Höhe*
pnnkt in der menschlichen Hand, mit den reichentfalteten Zwischenknochen-,
Daumenballen- (Thenar) und Kleinfingerballen- (Hypothenar) Muskeln erreicht.
Nach übereinstimmenden neueren Untersuchungen stammt die Gliedmaassen-
muskulatur gleichfalls von den Ursegmenten ab. Am klarsten sind diese Vor-
gange bei den Elasmobranchiem zu übersehen. Bei ihnen ^sprossen Zellenknospen
aus den noch hohlen Ursegmenten hervor und wachsen in die paarigen und un-
paarigen Flossen hinein, in welchen sie sich in Muskelfasern umbilden.« An
dieser Knospenbildung nimmt immer eine gewisse Anzahl von Ursegmenten
iheil, ein Umstand, der deswegen wichtig, weil dadurch die Extremität als eine
Bildung mehrerer Körj)erabschnitte erscheint. — Was nun die Entwicklung der
Kopf muskulatur der Wirbelthiere anbelangt, so entsteht dieselbe ebenfalls aus
einzelnen Segmenten. Am genauesten bekannt, weil am deutlichsten hervor-
tretend und am meisten untersudit, sind diese Verhältnisse bei den Selachiem.
Gerade wie im Rumpf weichen in der Kopfanlage schon frühzeitig die in sie
hineingewachsenen mittleren Keimblätter von einander und lassen einen engen
spaltfbrrnigcn Raum, die nach hinten mit der allgemeinen Leibeshöhle zusammen-
hängende Koi)flu)hle zwischen sich. Während der weiteren Entwickelung diflFeren-
zirt sich die Wandung derselben, ühnlich wie die der T cibeshohle, in einen ven-
tralen und einen dorsalen .Abschnitt. Während aber im Rumijf nur der dorsale
Abschnitt scgmcntirt wird, nimmt im Kopfe auch der ventrale an der Segmen- *
tirung Thcil. Der letztere zerfällt durch die Entwicklung der Schlundspalten
in mehrere, Branchiomeren genannte, Segmente. Jedes derselben besitzt eine
Wand aus Gyiinderzellen, ist innen hohl und reprüsentirt sammt dem es um-
gebenden Bindegewebe den die einzelnen Schlundspalten trennenden Visceral-
bogen, weshalb viu^ Wqhe die aus der Kopfhöhle sich ableitenden Spaltrttume
als Visceralbogenhöhlen bezeichnet. Nachdem diese eine Zeit lang mit dem
Pericardialraum comnnmicirten, schliessen sie sich allmählich. Das Cylinderepithel
liefert quergestreifte Muskelfasern, aus denen Kiefer- und Kinnmuskeln entstehen.
— Der dorsale Abschnitt der Kopfhöhlenwandung zerfKllt wie am Rumpf in
Urscgmente. Von demselben finden sich bei den Selachiern neun, sie sind
alle hohl, mit Ausnahme des ersten, ihre Anlage geschieht von hinten in der
Richtung nach vorne. Die Wandungen der Ursegmente liefern theilweise Muskeln,
theilweise aber bilden sie sich zurück. Die drei ersten Paare der Ursegmente
lassen die Augenmuskeln entstehen. Wie ein Becher legt »ch das erste Segment
um die Augenblase herum und difierennrt sich in den oberen und unteren geraden
und in den unteren schiefen Augenmuskel. Aus dem zweiten Paar geht der
obere schiefe und aas dem dritten der äussere gerade Augenmuskel hervor.
Das erste bis sechste Segment schwindet, aus den drei letzten entstehen Muskeln,
welche vom Schädel zum Schulterg^rüst sich erstrecken. Bei den übrigen Wirbel-
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MuskebndtOBg:.
thieren ist die Umbildung des Mesoblasts im Kopfe noch unaufgeklärt. Zur Knt
Wickelung von Kopf höhlen scheint es nicht immer zu kommen, sondern dit
Blätter bleiben stets ("est miteinander verbunden. Urscgmente sollcri bei der
Unke nach G" i i k \icr an der Zahl existiren; nach FkORitr finden sich in der
Hinterhauptgegend der Säugethiere jederseits vier Muskelsegmente, von denen
die beiden vorderen am kleinsten sind und sich später ganz zurückbilden
sollen. Grbch.
Muskekucktttig, s. Muskelfunktion. S.
I
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N
Naahs = Nase (s, d.)- Ks.
Naala. Ostpolynesischer Volksstanim im südwcstUcheo Neu -Guinea, um
Cap SviclcHng herum, mit besonderer Sprache. v. H.
Nabatäer. Hauptvolk des peträischen Arabien, das sich aber auch über
einen Thdl des glücklichen Arabien verbreitete, früher bloss ein räuberisches
Nomadenleben filbrte, später aber, als die Ptolemäer den Seebandel mehr be-
günstigten, aucb einen lebhaften Zwischenhandel mit den Erzeugnissen des öst*
liehen Asiens trieb und daher in grossem Wohlstande lebte. Sie gründeten ein
selbsUUidiges Keich, welches nach seiner Hauptstadt von den westlichen Caltur-
Völkern gewöhnlich als das peträische bezeichnet wurde. Die N. werden von
den Alten stets als Araber bezeichnet, und diese ihre Nationalität wird durch die
Namen ihrer Könige auf den Mflnzen und 'nhlreicher Privatleute auf den In-
schriften im Hauran vollständig gesichert. Dt n n h sind alle diese Münz- und
Schriftdenkmäler in aramäischer, nicht in arabischer Sprache und Schrift, v. H.
Nabayuganen. Völkerschaft der Philippinen, auf Luzon, im Westen von
Malaneg. Die N. sind im Besitze eines eigenen Idioms. v. H.
Nabedatadies. Indianer Nord-Amerika's, am Red River in Texas, verwandt
mit den Caddo. v. H.
Nabei Bei der Bildung der Bauchwand wachsen die Seitenplatten rinp um
den Darm zusammen. Während der Darmkanal sich schliesst, erfolgt zugleich
auch von allen Seiten her die Schliessung der Leibeswand. Die Stelle, an welcher
der definitive Schluss erfolgte, heisst Nabel, man hat also einen inneren und
einen äusseren Nabel zu unterscheiden Der innere heisst Darmnabel und ist
die Verschlussstelle der Darm wand, wodurch die vorher bestehende Verbindung
zwischen Darm- und Dottorsackhöhle verloren geht. Der äussere heisst Haulnabel
und ist die Verschlussstelle der Bauchwand, am fertigen Organismus äusserlich
als faltige Grube erkennbar. Grbch.
Ni^l, tmdiUau, nennt man bei den spiralgewundenen Schneckenschalen
eine Einsenkung der Oberfläche, welche dadurch entsteht, dass die späteren,
Windungen in der Mitte, d. h. in der Achse der Spirale nicht von beiden Seiten
dicht aneinandeischliessen, sondern sich von dieser Achse etwus nach aussen
entfernen und dadurch hier einen Hohlraum übrig lassen, der von der Innen-
wand der Spiralwindungen begiinzt ist Meist ist das nur auf der unteren Seite
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Nabd — Nmbfi.
der Schale der Fall, indem eben die Spiralwindungcn nach dieser Seite h\n
fortschreiten; wenn aber je die folgende nicht nur den unteren Theil der vorli er-
gehenden, sondern diese in iluer ganzen Hohe unifasst, kann auch an der Ober-
seite ein Nabel entstehen, z. B. bei Buiia; gehört eben dazu, dass je die
folgende Wiudimf nach dm betreflSmden Seite Uber die voibergehende hervor»
ngt. Wenn der Nabel sehr eng ist, nennt man die Schale durchbohrt, per/o-
tata, oder wo sein Eingang in Folge der Bildung des Innenrandes der Mündung
schmal länglich erscheint» geritst, rimaia; bei müsstger Weite nennt man sie
einfach genabelt, umbiUcaUt, in höherem Grade wdt genabelt und namentlich
pcrspectivisch gtn^hcXi, perspective umbilicata, wenn man innerhalb des Nabels
die einzelnen Windungen deutlich unterscheiden und zählen kann. Wenn zwar
ein Na!'cl M)rhanden ist. aber bei der erwachsenen Schale seine Oetlnung durch
eine \ ci biciterung des lanenrandes der Mündung wieder zugedeckt wird, ncnni
man die Schale verdeckt -du rchbohrt , obtecte per/oraia, so z. B. bei I/c/ix
tumotaiii und iiorlensis, wulil ^^u uiiierschciden von der undurchbohrten Schale
(imptrforaiä), bd welcher die Innenwände der Windungen dicht aadiuuider
schliessen und keine Lücke lassen, sondern ebe solide Columelle bilden. Das
andere Extrem der Nabelbildung ist das, dass je die folgende Windung sidi
mehr nach aussen als nach unten (oder oben) an die vorbeigehende aasetst und
so aus einem weiten aber nicht tiefen Nabel schliesslich eine ziemlich ebene
Fläche wird, in welcher die einzelr^en Windungen alle ziemUch gleich weit nach
unten (oder oben) reichen, so bei den in einer Ebene gewundenen Schalen,
z. B. in der Gattung Flanorbis, wo man bei verschiedenen Alten veischiedene
Stufen hierin vor sich hat. E. v. M.
Nabel. Die meist in der Einzahl, seilen zu i — 4 auftretende Üeßhung an
den Gemmulae der Schwämme. Pf.
Nabel oder Buckelurnen sind solche Urnen, welche auf dem vorspringen-
den Theile ihres Bauches 4, 5, 6 und mehr grosse, gleich SchildbuckeLn erhabene,
meist rundliche Erhöhungen tragen. Solche Urnen bilden dn Charakteristikum
der nordostdeutschen, böhmischen, österreichischen, ungarischen
Urnenfelder und rdchen von der Hallstattperiode bis in die Frankensdt
hinein. C. M.
Nabelarterie, s. Nabelstrang. Grbch.
Nabclblase = Dottersack (s. d.). GRncii.
Nabelgetäss, -gekrösar tcrie, -kreislauf, -veDe, s. Placentarkrei&lauf
und .Mensrli, allgemeine Entwicklung. Grpcii.
Nabelschnur oder »sträng, 5. riacentaenuvickiung. ükbcm.
Nabelschwein oder Pekari, s. Dicotyles, Cuv. v» Ms.
NabianL Bloss dem Namen nach bekannte Völkersdiaft des alten Sar»
matien. v. H.
Näbictmra. Indianerhorde des inneren Brasiliens, im Quellgebiete des Rio
Arinos. v. H.
Nabiltse, Indianerstamm Kaliforniens; am Rogue River (?). v. H.
Nabis, Latr., eine Gattung der Raubwanzen (s. d.), welche sich durch den
Man!?e1 der Raubbeine, aber verdickte Vorderschenkel und eine bis zu den Mittel-
beinen reichende, 3gHedrige Sclmabelschcide auszeichnet. Von den 4 euro-
päischen Arten kommen 2 {N. brevipennis, Hahn, xxnil/erus, L.) auf Wiesen über
ganz Europa verbreitet vor, die beiden anderen (ßavomar^inaius, Scholz, \md
Umbatus, Dlb.) mehr im Norden. E. Tg.
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Ksbrig» NaditotkcB.
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Nabrigas. In der Höhle von N. im Departement Losere (Frankreich) fand
Prof. Joi.Y 1835 den Schädel eines Höhlenbären, der von SteinpfeÜspitzen durch*
bührt war; daneben lagen Scherben mit Fingernageleindrücken. C M.
Nacca, s. Natica. E. v, M.
Nachdarm, s. Verdaunngsorganeniwic keUiuc;. Gkbch.
Nachees oder Natschi. Erloschener Zweig der Catavvba-Indianer in Siid-
Karolina. v. H.
Nachhirn» s. Nerveosystementwickluoif. Grbck.
NadiitoclkesoderNatschitotschen. UnUusificirter Indüknerstamm, ursprüng-
licb in Louisiana, südlich vom Red River, v. H.
Naduiiere, s. Nierenentwicklung. Grbch.
Nacfaschieber nennt man bei den Schmetterlingsmupen die beiden Beine
am letzten Leibesgliede und bei anderen Inscktenlar\'en, namentlich vielen Käfer-
larvcn, beinartige Anhänj^i an der Leibesspitse» welche beim Fortkriechen be«
hilflich sind. E. Tc.
NachtafTe, s. Nyctipithecus und Nycticebus. v. Ms.
Nachtfalter heissen im Gegensau zu den 1 agschmetterlingen (Diurna)
alle übrigen Schmetterlinge, welche im heutigen System unter dem Namen
der Htitr0(tra susammeogelässt sind; im engeren Sinne die /Muhia Eul-
chen. £. Tg.
Nachtliiiiidt 8. Cynonycteris, Frr. Ms.
Naditigal (Erühatus ütseima, LmsHola üttänia, L.), die Königin des Ge-
sanges unter den Vögeln, von braunem, ins Rostfarbene ziehendem Gefieder,
unterseits graulichweiss, Schwanz rostfarben. Bewohnt den Westen und Süden
FAiropas. Im Osten, von dem westlichen Theile Hinterpommems und von
Posen an, wird "^ie durch den Sprosser, Aunachtigal, E. pfulomiln, Bchst., ersetzt,
welcher etwas grosser ist und grau gewellte Kropfgegend hat. Uie erste Schwinge
ist bei dieser Art kürzer als die Handdecken, die zweite länger als die vierte,
fast SU lang als die dritte, während bei der Nachtigal die erste Schwinge die
Handdecken ein wenig überragt und die aweite Schwinge ungefilhr die Uinge
der fünften hat Rckw.
N«cbt|ifla]iefiangeiii Beseichnung der SiUwrmdai (s. d.). £. Tg.
Nacfatralteii, Mar^iiue, Unterfiunilie der Raken (C^^amdae), die Fett-
vögel (s. d.), Sieatornist Hvmb., die Sdiwalme» Adargus, Cuv., und die Zwerg-
' schwalme, AegotheUs, Vic. et Horsf., umfassend, von einigen Systematikem irr-
thüniltch mit den Nachtschwalben (Caprimul^idae) vereinii^t. Nachtvögel mit
weirl^em, dem der Nachtschwalben (Caprimulgidac} ahnnch gefärbtem Gefieder,
welchen letzteren sie auch hinsichtlich ihrer allgemeinen K( »ri eriorm, insonder-
heit hinsichtlich des Hachen Kopfes, sehr ähneln und mit welchen sie durch
Uebergangs türmen {Aegothtlaj aui das engste verbunden sind. Der Schwanz
besteht aus 10, ausnahmsweise aus 12 Federn. Starke Schnabelborsten i^rhanden.
Von den Nachtschwalben unterscheiden sich diese Vögel durch vollstitndig ge-
spaltene oder (ausnahmsweise) wenig an der Basis verwachsene Zehen wflhrend
jene Spannhiute awischen den Zehen besitsen — sowie durch den siftriteren und
festen Schnabel. Wie die Eulen sind die Nachtraken nur während der Dämmerung
und in mondhellen Nächten in Thätigkeit; den Tag verbringen sie schlafenc^
auf Zweigen in dichtem Baumschatten — wobei sie der Quere, nicht wie die
Nachtschwalben der I<ängc nach auf denselben sitzen — oder in Höhlungen
(Zwergschwalme). Die Mitglieder der Gattung Fadargus, Cuv., die typischen
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56S
NachtTcilicr — Nackte Hunde.
Fotmtn der Gruppe, sind kräftig gebaute Vögel von der Grösse unseres Zi6j|Cii*
melkers bis zu derjenigen des Waldkauzes, in ihrer ganzen Erscheinung den
Nachtschwalbcn älinlich. Ihr Schnabel ist sehr breit und flach; die Ränder de>
Oberkiefers umfassen mclir oder weniger den Unterkiefer; die schlitzförmigen
Nasenlüclicr liegen nahe der Schnabelbasis und werden von starren, borsten-
artigen, nach vorn gerichteten Federn überdeckt. Die Zehen sind volktändig
unverbunden oder am Grunde wenig verwach.sen. Die vierte Zehe reicbt bis
oder fast bis zum Krallengliede der dritten, die etwas kürzere zweite bis zur
Mitte des dritten Gliedes der dritten Zebe. I«auf wesentlich kürzer als die Mittel-
sehe; der stufige oder gerundete Schwanz kürzer als die FlUgeUänge; im Flflgel
4. und 5., oder 5. und 6, Schwi^e am längsten. Die etwa so bekannten Arten
bewohnen in der Mehrzahl Austmlien, die papuasischen Inseln und Molucken,
in der Minderzahl die malayischen Inseln und Indien. Letztere werden in der
Untergattung Ba/racAos/om US, Gould, gesondert wegen des stärker stufigen Schwanzes,
der am Ende breiten Schwanzfedern und der vollständig von dem Oberkiefer
umfassten Unterkieferbasis, während bei den typischen australischen Formen die
Schwanzfedern /iigcspitzt sind und der Unterkiefer nur wenig von den Rändern
des Oberkiefers umfassi wird. Die australischen Arten bauen flache, denjenigen
der Tauben ähnliche Nester aus Zweigen, die indischen Formen filzen ihre Nester
aus Moos, weichen Fflan^ntheilen und Flaumfedern zusammen und legen nur
ein verhältnissmässig sehr grosses, weisses Ei. — Die Zwergs chwalme, Gatt
Aej^^tles, Vic. et Horsp., haben einen noch flacheren, schwächeren Schnabel
als die voigenannten. Die Nasenlöcher li^en «ne bei den Nachtschwalben an
der Spitze, dicht vor dem Haken des Schnabels, und die Basis ist fast bis zu
den Nasenlöchern befiedert; indessen ist die Spitze breit, nicht seitlich zusammen-
gedrückt wie bei den Nachtschwalbcn. Die vierte Zehe is^ nur wenig kürzer als
die dritte, die zweite reiciit bis zum Krallengliede der cliincn, Lauf langer a!»
die Mittel/ehe; Schwanz stufig, von etwa Flügellänge. 3 Arten in Australien und
auf Neu-Guinea. Sie nisten in Baumhohlen. Rchw.
Nachtreiher, s. Nycterodius. Rchw.
Nachtschatten, s. Caprimulgus. Rchw.
NachtBche. Einheimischer Name der Tschetscbenzen (s. d.). v. H.
Nachtachuoi» s. Kisten, v. H.
Nachtsdiwalbe, s. Caprimulgus. Rchw.
Nachtsdiwirrer, s. Vespertilio. v. Ms.
Nacken. Die hintere gewölbte Seite des Halses heisstder Nacken (Ctrvix oder
Nucha). Bemerkenswerth ist hier das Narkenband (Ligamfnhtm nuchae K ein dünnt^r,
sehniger Streifen, welcher, von der Protuberantia occipttalis exUrna anfangend,
sich an die Processus spinosi aller Halswirbel befestigt. I).
Nackenkrümmung, -"Mark, N'ervensystementwickelung. Grbch.
Nackte Hunde, kleine Hunde verschiedener Typen, denen als gemeinsames
Merkmal die fast gänzliche Haarlosigkeit ihres Kftrpers eigenthttmUch ist
Längere und in der Regel wenig dicht stehende Haare finden sich entweder an
der Schnause (Schnurrbart), am Scheitel und der Stime ^hopf)» ^iMAi
(M&hne), oder an der Schwansspitse (Schwanxquaste). Nadi FnzDtGBR sollen
sSmmtliche Formen der nackten Hunde von einer einsigen Stammform, die er
als besondere Art: Canis caraihaeus bezeichnet, abstammen. Die Heimatb dieser
Art soll das mittlere Amerika, nördlich bis Mexiko, südlich bis Paraguay sein.
Von den 6 bekannten Racen sind 3 unvermischte und 3 Bastardformen. Als
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Nackthalshuhn.
569
die Grundform aller Racen betrachtet FitZINCRR den südamerikanischen
nackten Hund. Derselbe ist in der Regel kleiner als ein Fuchs, ziemlich
schlank, indess voll und rimd in seinen Formen. Kopf relativ klein, länglich,
hoch; Hintcrhauiit mässig breit; Sttrnc stark gewölbt; Schnauze ziemlich lang,
nach vorn stark zugespitzt; Lippen kurz, straff; Ohren ziemlich lang und breit,
entweder ganz aufrecht stellend oder halb aufrecht, gegen die Seite zu gebrochen
und nach vorne übctliurigend. Hals massig lang, dUnn; Leib etwas gestreckt,
und meist in den Weichen eingezogen; Widerrist erhaben; Rflcken leicht ge-
senkt; Brust schmali Beine siemlich hoch, sahlank, zart. Schwanz lang und dttnn,
hängend. An der Schnauze, am Schwanz und an den Beinen befinden «ich ein-
zelne mässig lange Haare. Die Farbe ist schwärzfichi aschgrau, bleifarben zuweilen
mit fleischrothen Flecken (pigmentlose Hautstellen). Der Hund ist gutmuthig, treu
und wachsam, aber nicht sehr intelligent. Seine Stimme ist weit mehr ein
Heulen und Winseln als ein Gebell. Der ägyptische Hund stellt nach
FiTZiNGFR eine durch Abänderung der vorigen erzeugte Racc dar. Die l'nter-
schiede bestehen h.auptsarhlich in der helleren röthlic hen oder tleischähnlicben
Farbe, sowie in der Bildung eines Schopfes und einer Sch\vaii/(]viaste durch röth-
liche oder braunliche dünnstehendc Haare. Der mexikanische Buckelhund,
der um die Mitte des 17. Jahrhunderts von Hernandez beschrieben wurde,
dttifte mit Wahrschemtichkeit auf eine gemistete Form des sitdamerikanischen
nackten Hundes zurückzufllbren sein. Thatsache ist, dass die alten Mexikaner
ihre Hunde vielfach zu mästen pflegten, ehe sie dieselben verspeisten. Der
nackte Windhund ist höchst wahrscheinlich aus der Paarung des ägyptischen
Hundes mit dem italienischen Windspiel hervorgegangen. Von letzterem unter«
scheidet er sich hauptsächlich durch die Haarlosigkeit seines Körpers. Ausser-
dem aber i'^t der Kopf höher, die Stirne deutlich trcwölbt und sind die Ohren
breiter und meist halb aufrecht. Der Scheitel ist gewohnlich kahl. Der lang-
ohrige agyi)tische Hund soll nach Fitzinoer aus Vermischung des ägyp-
tischen mit dem König-Karl-Hund entstanden sein. Derselbe ist nieist kleiner
als der erstere, besitzt aber grosse Aehnlichkeit mit diesem und unterscheidet
sich von ihm wesentlich nur dadurch, dass die Haut am Scheitel, am Schwänze,
an den Ohren und am Vorderhalse ziemlich lang und dttnn behaart ist Die
Haare »nd meist gelblichbmun, zuwdlen schwarz oder weiss. Der gemähnte
ägyptische Hund verdankt nach FItzinobr seine Entstehung der Kreuzung
des kleinen dänischen Hundes (s. d.) mit dem vorigen. Er ist dem ägyptischen
Hund ähnlich, aber etwas kleiner und gedrungener. Der Körper ist am Scheitel,
am Nacken und am Vnrderhals mit ziemlich kurzen und dichtstehenden, am
Rücken und am Schwänze mit dünner stehenden Haaren besetzt. Die Haare
sind braun, grau oder schwarz. — Die nackten Hunde werden meist als Zimmer-
hunde gehalten. Ihre Haut ist verhältnissmässig dick und ihr Körper zu Fett-
ansatz sehr geneigt Die I hierchen sind übrigens sehr emp6ndlich gegen Kälte
und bedürfen während der rauhen Jahreszeit stets einer schtttzenden Decke. R.
NockllialBhiihn, SiebenbOrger Kahlhals oder Speremberghuhn, Gallus do-
mesHeus nudUctth, Eine der originellsten HanshUhnerracen, ausgezeichnet vor
allen anderen durch federiosen Hals und Kopf (mit Ausnahme des Scheitels)
und schwach befiederten Unterleib. Der Körper ist kräftiger und höher gestellt
als bei unserem Landhuhn und wird fast wagerecht getragen, der mittelgrosse,
mit einem liegenden Federschopf versehene Kopf, Kamm, Gesicht, die kleinen
Ohr- und mittellangen Kinnlappen und der muskulöse, gestreckte Hals sind blut-
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570
Nackthiuter Nags.
roth, Sfhnaljel und Füsse gelb, die Schenkel mit Federslulpen versehen, die
Laute nackt, der Kamm ist entweder cinfacli oder (ioppelt (Miischclknmm) oder
ein Rosenkanin), der Schwan/ kurz, breit, nicht selir liocli getragen. Hei der
Henne geui in der Kegel die Befiederung des Halses etwas weiter hinauf als
beim Hahn. Als Farbenschläge kommen vor: Sperber (auf hellgrauem Grunde
dttnkelgrau quergewelU oder gd>ftndert), Sprenkel, Scheckeo, Weisae, Schwätz«^
Weisenfarbene. Bei letsteren Bind die Hennen grauweiaa, v<{r der Brust, auf
dem ROcken und den Flügeldecken mit einem rathlicbgelben» an den Weizen
erinnernden Schein, an Flttgelspitcen und Sdiwana idiwars, die Hitme dagegen
schwarz mit weissem oder goldgelbem Sattel und Behang. Sehr gutes Wirth«
schaftshahn, abgehärtet, fleissig im Futtersuchen und Kierlegen, legt jährlich 130
bis 180 etwa 70 Crm. schwere Eier, leicht niästbar, liefert saftiges Fleisch, Frtlh-
brut-Hennen l)eginnen im 5. oder 6. Monat mit dein Legen. Wie und wann die
Race entstanden, ist unbekannt — ub durch Kreuzung, oder iu der Weise, <la-^s
der nackte Hals in Folge einer Federkrankheit hervorgerufen und durch fort-
gesetzte Zuzucht solcher Thiere erblich wurde? (Vergl. Uurigkn, die Geflügel-
zucht nach ihrem rationellen Standpunkt Berlin 18S6, pag. 100—104. DttL
Nnckthftiiter Amphibia (s. d.). Ks.
Nftcküurdie •=> Amphibia (s. d). Ks.
Nacktochnecken nennt man im Allgemeinen die Schnecken ohne äussere
Schale, sei es nun, dass sie eine innere von den Weichtheilen bedeckte oder gar
keine haben; hierher also die ganze Ordnung der NuäihwKhien, die meisten
Tectibranchifn und von den Landsclinecken namentlich die bei uns einheimischen
Gaffuno;en Limax und Arion, an die man zunächst bei dieser Benennung denkt,
ferner die ausländischen Phiiomycus, Janella, Vagi/iulus, Onchidtutn u. s. w., von
Frosobranchien nur Coriort-l/a und ilire nächsten Verwandten, im Gan/on also
weit mehr aus den nicdiiijeien, als au> den höheren Ordnungen. Als systema-
tischen Eintheilungsgrund höheren Ranges lAsst sich das Fehlen der äusseren
Schale nicht mehr bentttsen, da in manchen ganz natOrlichen Familien Gattungen
mit und ohne solche vorkommen, z. B. bei den BulUdei^ Pleurobrancbiden und
einigen Landschnecken» ja dasselbe Thier in der Jugend eine Äussere Schale
haben kann und im Alter nicht mehr, z. B. Ftamactüa und viele Nudi-
branchien. E. v. M.
Nacktstöre = Antaceopsiden (s. d.). Ks.
Nacktwasserflöhe = Polyphcmiden (s. d.). Ks.
Nacktzähner, s. Gymnodontes. Klz.
Nacmusii. Nach Ptolemäos eine Völkerschaft im alten Mauritanien. v. H.
Nadchokuadsch, s. Natkuadsch. v. H.
Naddi = Holling (s. d.). Ks.
Nadelstapel, s. Wollstapel. R.
Nadina, UUamm, (Eigenname?) Gattung der Strudelwürmer uiul zwar der
darmlosen Ordnung Aeoela, UHamn, Neben Cnnw^iKAf, Oskstbdt. Der Darm ist
durch weiches Parenchym vertreten; Augen fehlen. Wd.
Nadowressier oder Nadoesi, s. Dakota, v. H.
Naehiaok, s. Crees. v. H.
Naga. Zahlreiches, aber durchaus uncivilisirtes Volk in Assam, das Friedr
Affii KH in seine Gnippe der Lohitavölker einreiht. Der Race nach sind die M.
kein cinheitlirlies \'olk, vielmehr sind zv ei Typen zu unterscheiden : ein schöner
kräftiger, geweckter Schlag von heller Hautfiarbe, der seine meist terrassiiten
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N«ca. 57t
Felder mit Fleiss bebaut, und eine dunkle, schmutzijje, furchtsame Rare, die
jedesmal ziiriu kwcicht, wenn sie niil einem stärkeren Volke in Berührung kommt.
Die tiete Si.alte des Dhansiri und seines Nebenllusscs Doyang bildet elhno-
gra[)hisch den Markstein /.wischen der dunklen Ostracc und dem kräftigen
Volke im Westen. Die N. nennen sich selbst Kwaphi, ihr Name N. ist aber nicht
auf das Sanskritwoit ftlr >Schlange« oder »nackte ^urUcksufÜhreti, sondern ist
aus der Sprache des Volkes als Kilver 2U erklären. Das Sprachgewirr unter
den einzelnen Nd*Stänimen beweist, dass verscbiedene Völkerreste unter diesem
Namen gehen; es fehlt jedoch nicht an mehreren Merkmalen der Zusammen-
gehörigkeit; so ist allen N. eigenthttmlich die den indischen Völkern sonst fremde
Sitte des Tättowirens des ganzen Körpers, welche aber nur an jungen Männern,
die einen Kopf als Beute nach Hause gebracht, vollzogen wird, wobei jeder
Stamm seine eigenen Linien liat, dann eine Haartracht, wobei das Haupthaar auf
dem Hinterhaupte in einen Knoten geschürft wird. Die N. zerfallen in eine
grosse Menge von Stammen, und diese leben in immerwahrendem Kriege sowohl
mit ihren Nachbarn als auch untereinander. Einige dieser Stamme bescl)ränken
sich auf ein einziges Dorf. Sie unterscheiden sich nicht nur durch, die Sprache
von einander, sondern auch durch ihr physisches Aassehen, sodass man sie danach
erkennen kann, ohne ihre unterschiedlichen Tättowirungen gesehen zu haben.
Alle N. leben in grossen Dörfern, von denen manche bis 300 Häuser zählen; die
Niederlassungen sind gewöhnlich an Bergabhängen erbaut und stark vcrbarrikadirt.
Die Wohnungen der westlichen M. sind an einem Giebel hoch, am anderen so
niedrig, dass das Dach beinahe die Erde berührt. Das Innere besteht aus zwei
Räumen, der eine zum Schlafen, der andere zum Aufenthalt der Schweine,
Hühner u. s. w. Die Junggesellen des Dorfes haben ein besonderes Haus,
in dem sie ihre Waffen und Jagdtro[)häen aufbewahren; zupleicli wird es als
Karawanserai benutzt. Die Tracht der N. ist sehr verschieden, sleLi aber be-
schränkt, mehr Schmuck als eigentliche Kleidung. Bei den östlichen N. tragen
die Häuptlinge oft eine Art Krone aus grossen Muschelstacken und Rohrgeflecht^
mit einem rothen Bande, Pfauenfedern und purpurgefiirbtem Ziegenhaar ge>
schmflckt Halsbänder, Armspangen u. dergl. werden in Menge angelegt, aber
fast gar keine Kleidung, ausser einem Gtirtel mit einem kleinen schwanen Stilck
Zeug, das wie eine kurze, schmale Schürze vorne herabhängt; viele Stämme brauchen
diese nicht einmal. Die Frauen beschränken sich ebenfalls auf einige Halsbänder
und diese Schürze, gehen oft aber auch ohne dieselbe. Auch bei den westlichen
N. ist ein Zeuglappen das einzijfe Kleidungsstück, die i<'rauen bedecken sich aber
vom Nabel bis /um Knie. Sie alle lieben Schmuck leidenschaftlich. Die Männer
tragen oberhalb des Ellenbogens einen Strick von Messingdraht und gelblichgrüne
Perlhalsbänder. Die verheiratheten Frauen flechten ihr Haar und lassen es in
langen Zöpfen herabhängen; die Unverhetratheten schneiden es vom über den
Augen kurz ab. Bei den Angami oder Katschu^N., einem der mächtigsten
Stämme im Osten von Nord-Katschar, der etwa 1S5000 Köpfe zählt, ist der
Anzug schreiend und auffiUlend« Der schwarze Schurz wird um die Lenden ge«
gttrtet und zwischen die Beine hindurchgezogen, sodass die Schamtheile voll-
kommen bedeckt sind. Bei schlechtem Wetter wirft der Mann eine Art Shawl
über die Schultern; dabei ist er mit buntem Zierrath überladen. Die Gewänder
der Frauen sind weniger farbenreich; man muss bei ihnen eine ursprünglichere
und eine vollere Tracht unterscheiden. Bis zur Mannbarke u and noch darüber
hinaus gehen Einzelne ganz nackt, dann wird an einem Baumwoiienstrick ein
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schön polirter, länglicher Messingschild mit rechtwinUigen Ecken gehängt, innen
wattirt; manche tragen daiunter noch eine Schürze, viele aber bedecken die
Scham mit nichts als diesem Messingschild, der bei raschem Gehen auf die Seite
gezogen wird. Der vollere Anzug ist der oben er^vahnte. Malerisch ist solch'
ein N.-Kricgcr in .seinem Gala-Aufzup, welcher nebst zahlreichem Schmuck aus
Tücliern um Hüften und Unterleib besteht, die bald in einer in lange Franzen
auslaufenden farbenreichen Schürie oder in einem breiten, um flie Oberschenke!
und die Hinterbacken gezogenen, reich vcibiaiulen Bande enden. Die Waffen
sind der Spiess mit langer, eiserner Spitze, deren jeder Kriq;er swei IQhit, der
»Dao,< sugldch Streitaxt und Holzbeil wie Ktlchenmesser, dann der fast manns-
hohe Bambutchild mit Wildfell überzogen. Die nSmtichen Waffen sind auch bei
den östlichen N. ttblich. Letztere stehen miter Häuptlingen, die wesüichen nicht.
NOthigenfalls ernennen diese einen durch Weisheit oder Reichthum ausgezeichneten
Mann zum Wortführer, der aber keine wirkliche Macht besitzt und dessen Aus-
si>nirhe für Niemanden bindend sind. Die sociale Stellung des Einzelnen hängt
vom I'attowiren ab, was, wie erwähnt, erst dann geschieht, wenn der Jiingling
einei^ Mann oder auch ein Weib umgebracht hat und dies durch Ablielcrung des
Kü])fes bethätigt. Hat er nun einmal einen Kopf als Trophäe heimgebracht,
gleicliviel ob im Kampf oder durch Vcrratiicrei gewonnen, ob einem Manne,
einem Weibe oder Kinde gehörig, so geht der N. selten mehr auf neue Beute
aus, sondern nimmt seinen Sitz im Rathe seines Stammes ein* Der erbeutete
Kopf giebt Anlass zu einem grossen Feste und »chert den Helden das »Akt,
d. h. das Recht dekorirt, nämlich mit den Stammeszeichen tättowirt zu weidea.
Jetzt kann er auch heirathen. Der N. kauft sein Weib um Ktthe, Sdiveioc^
Hühner und Branntwein; wer den Preis nicht zahlen kann, muss um die Braut
arbeiten. Den eingeladenen Freunden wird eine Mahlzeit gegeben, wofür sie
dem jungen F.hepaare beim Aufbau ihres neuen Hauses helfen. Man schätzt die
Mädchen mehr nach ihrer Körperkraft als Schönheit, denn sie haben alle Arbeit
zu thun, während die Männer im Sonnenschein liegen und rauchen. Die N. be-
schränken sich auf eine Frau, die sie gut behandeln und an allen ihren Ver-
gnügungen Theil nehmen lassen. Die Frauen sind züchtig, treu und vergnügt.
Untreue in der Ehe vird mit dem Tode bestraft. Junge Mädchen mid Männer
dagegen vermischen sidi mit der vollen Freihdt» welche das Naturgesetz ihoea
möglich macht Die Eltern mögen die Kinder in ihrer Wahl beradieoi haben aber
kein ^nspruchsrecht Das ganze Sittengesetz gipfelt in Ehe und Ehescheidung
welch letztere freilich sehr häufig ist. Unverträglichkeit der Anschauungen ge-
nttgt schon zur Trennung. Die Ehescheidung macht eine Theilung des beweg-
lichen Vermögens nöthig. Die Frau erhält ein Drittiheil und lebt dann allein in
einem Häuschen oder bei ihren Fitem, bis sie wieder heirathct. Im Todesfälle
erben die Söhne mit Ausschluss der Töchter und der Wittwe; das Haus fällt
dem jüngsten Sohne zu. Wittwe und Töchter behalten ihre persönlichen Anzüge
und werden von den Söhnen und Brüdern bis zur Verehciichung oder auf Lebeos-
zeit erhalten. Die westlichen N. bestatten ihre Todten in der Nähe der D6rfer
in einem Sarge, der aus einem hohlen Baumstamme besteht Ein grosser Steb
bezeichnet das Grab. Bei den östlichen N. wird die laiche in einen kabs-
ähnlichen offenen Saig ausserhalb des Dorfes an einen Baum gehängt; bis sie
ganz vertrocknet ist Dann erst werden die Bestattungsfeierlichkeiten vorge-
nommen. Bei Vorbei TD en »erden zwei Büffel, mehrere Schweine und eine
Menge Htthner geschlachtet Die Freunde erscheinen in Kriegstracht mit
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Naga*IndiAiier — Nbfd.
573
Trommel und Gong und tanzen und singen die gnnze Nacht um die Leiche
herum. Der Inhalt dieser Lieder ist eine Herausforderung des Todesdämons,
der ihren Freund geraubt hat. Den närlisteii Nforgen wird der Todte von einer
Si haar junger Frauen mit Blättern und Blumen bedeckt und nach der Sitte der
einzelnen Stamme zur letzten Ruhe gebracht. Die geistigen Anlagen und Fähig-
keiten der N. sind, sehr beschränkt; in Allem, was aut das tägliche Leben Bezug
hat, zeigen sie sich gewandt und schlau, darüber hinaus aber ungemein be-
schriUikt Beinabe kein N. kann Uber lo zählen. Die dsdichen N. sdieinen
auch weder religiöse Ideen noch Ceremonieen au haben. Tempd, Priester und
jede Form von Gottesverehrung sind ihnen fremd. Sie glauben aber an Omen
und eine Zukunft nach dem Tode. Die wesüichen N. opfern Geiern, denen mt
verschiedene Attribute beilegen. Im Allgemeinen lasseh sich ihre schwachen,
religiösen Vorstellungen in das eine Wort: Furcht zusammenfassen, Furcht vor
einer Legion -Deotia« oder Teufel. Was sie nicht begreifen, ist immer das Werk
eines Deota. Jeder Baum, jeder Fels, jeder Pfad, kurz alles hat seinen Deota.
Diese Dänionen sind allgegenwärtig und haben keine andere Beschäftigung, als
die Menschen zu ])lagen. l)as einzige Mittel sind Ciesclienke uiul Ciegenzauberei.
Von einem höchsten Wesen haben sie kcnien BegritT. Pricbtcr gicbt es, wie ge-
sagt, nicht, wohl aber »Deoris«, d. h. Männer, welche den Sterbenden beistehen
und sie begraben, v. H.
Naga-Ihdianer, s. Na>a. v. H.
Naga-Neger. In Senegambien, am linken Ufer des Flusses St Do-
mingo. V. H.
Nagailer, Indianerstamm, innig verwandt mit den TacuUi, Carriers- oder
IVäger-Indianem, südwestlich von diesen am oberen Salmon River und am rechten
Ufer des Fraserfiusses wohnend. v. H.
Nagaizen, s. Nogaier. v. H.
Nagbansi. Indisches Urvolk im Lande Dschaspur. Ihre Zweigfamilien er-
strecken i>ich im i.anzen gegen 300 an der Zahl bis nach Udaipur und Sirgudscha.
Die N. in Dschaspur sind neuerdings Schüler der Gosain und Bairagi geworden,
die übrigen vertaüken aber keine hinduistiscben Neigungen, sondern halten fest
an ihren Lokalgottheiten, welche sie durch Opfer versöhnen. Besondere Ver-
ehrung geni^t »Bara Deo,c der auf einem hohen Felsblock wohnt Der Dorf«
priester heisst »Baiga,c hat jedoch bei den häuslichen Ceremonieen nichts au
thun. Die Todten bestatten die N. nach Sitte der Kanar. Die Unverheiratheten
werden ohne Weiteres in die Grube geworfen, die Vcrheiratheten aber durch
einen Scheiterhaufen geehrt. Die Züge der N. zeigen eine starke .Abplattung des
(lesichts, Farbe gelb, auch braun, Lippen sehr voll und vorstehend, Augen gerade
in derselben Höhe mit den Backen. Kinn zurückweichend. Die Nase erhebt
sich kaum zwischen den Augen und ist unförmlich breit an den Flügeln, mit
nach den Seiten hin ausgedehnten Nasenlöchern. v. H.
Nagekafer, g. v. w. Anobium (s. d.). E. Tg.
Nagekvrfe, s. Qrthoptera. E. Tg.
Nagd* Wie die Haare, so gehört auch der Nagd au den verhornten Ge-
weben. Er giebt nch als eine modificirte Oberhaut zu erkennen und ist ein
harter, leicht gewölbter Körper von rundlicher FonDf an den Seiten herunter-
gebogen, am freien Ende dicker als am entgegengesetsten. Von den Rändern
ist nur der vordere frei. Die übrigen Randparthieen liegen in einer Hautfalze
^Nagelfalze), die besonders am hinteren Rande sehr tief ist^ weshalb ein grosser
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Nag«! — NageschnHbler.
Theil des Nftgeh hier bedeckt liegt Dieser hintei«, verborgene Theii h^sst die
Nagelwurzel. Die gan/e Fläche der I^erhaut, auf der der Nagel Hegt, ist 63<
Nagelbett. Mit demsel1)Ln ist die Fläche des Nagels innig verbunden. Dk
Oberfläche scheint nicht eben, sondern sie springt in zahlreichen I^ngslcisten 1
voT. In die zwischen den Leisten stehenden Lücken greifen die zackigen Vor-
sprunge des Mai.ficiü sehen Schlcinmct/es t in, w ie es auch .sonst an der Haut
der Fall ist. — Der Na^el, sd wie er ist, zeigt nur eine geschniini>fte .NIa-se.
Wenn er aber in Niitronlaugc gekociit und so zum Quellen gebracht wird, sieht
man auf das deutlichste abgeplattete Epithelzellen mit ihren Kernen. D.
Nagel, die Hombedeckung der Endglieder der Finger und Zehen bei den
Wirbelthieren (s. vorher). Mannigfache Form hat dieser Nagel bei den Säugethicfen.
Ist er flach und breit, nur die Oberfläche des Nagelgliedes bedeckend, so heisst
er Plattnagcl (Lamna)t ist er länger, schmal und etwas gewölbt, so heisst er
Ku])pennagel (Unguis fexu/aris}, sitzt er dem Naftcli^liede auf, «lekrümmt und
seitlic h «isarnmcngedrückt, so nennt man ihn Rralle (Falcula), z. B. bei den
Raubthieren, umgiebt er schuhartig das ganze Nat^'d^Hed, so bc/cichiiet man ihn
als \\\\{ {Un:^u!a\ daher Huflhiere. Vöcrcl besitzen an den Zehen in der Rege!
Krallen, nur ausnahmsweise kommen l'lattnagel vor (z. 15, Pela^üiirof/ia)', bei
vielen Vögeln triis;t auch der Daumen eine Hornkralic. Femer finden sich
Krulicn bei den nicihicn Reptilien und bei einigen Amphibien {j..^.Xenopus). Rchw.
NagelentwicUung, s. Hautentwicklung. Grbch.
Nagelfrosch, » Xenopus (s. d.).
Nag^ro^e, s. Raja, Roche. Ktz.
Nagesar, s. Kisan. v. H.
Nageachnäbler, Trogonidae, Familie der Vo- 1 nn der Ordnung der Kletter-
vögel (Sfiinsores). Durch eine eigenthümliche /ehenbildung unterscheiden sie sich
von allen Genossen ihrer Onlnnng, indem nicht die erste und vierte, sondern die
erste und zweite Zehe nach liinten gerichtet ist. Der zwölffcderige, stufige Schwanz, in
welctiem (he sechs mittelsten Federn uti^cfalir dieselbe Lange haben, ist hinter als der '
Flügel, letztererkiirz und tjerundet, 4. und 5.St hwingeam längsten. Der starke, kurze,
hakig gebogene, an der Jia^is ziemlich breite Schnabel hat häufig gezähnehe
Schneiden. Die Nasenlöcher liegen an der Schnabelbans und werden vonstarren, nadi
vom gerichteten Borsten Überdeckt. Der Lauf ist kttnser als die Mittelzehe, vom
mit Gürteltafeln bekleidet, im Übrigen genetzt, an seine» oberen Theile, bisweilen
in ganzer Länge, befiedert Die Mehrzahl der etwa 60 bekannten Arten trägt
ein prachtvoll meullglänzendes, sehr weiches Gefieder; ihre Grösse schwankt
zwischen der eines Kukuks und einer Dohle. Mit Ausnahme weniger, in Indien
und auf den Sunda-Inscln lebender Arten und einer, vereinzelt in Afrika vor-
kommenden Form, gehören sie dem tropischen Amerika an. — Die Nage«?chn£il)ler
leben im fl-f Ilten Hochwalde und sitzen liier träge auf den Raumzweigen, aul
voriibertliegeude Insekten lauernd, welche sie nach Art der Fliegenfänger in
kurzem Fluge erhaschen, um dann auf ihre Warte zurückzukehren. Nebcnlier
nehmen sie auch Früchte und Beeren, die sie in gleicher Weise im Fluge ab-
pflücken und verschlingen. Die Haut der Nagescbnäbl«' ist ausserordentlich xait
und dflnn, und die Federn Mtzen sehr lose in derselben. Bälge muss man vor
dem Einfluss des Lichtes sorgfältig hüten, da namentlich die prSchtigeti lothen
Farben schnell verblassen. — Man kann drei Gattungen unterscheiden, i. Feue r-
suruktts (s. Harpactes). 2. 1xo^ox\%{Trogon, Moehr.), mit gezihnelten Schnabel*
schneiden, Vordencehen mit einem halben bis zwei Gliedern verwachsen (Unter-
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Nttgethiere — Naht 575
gattongen: JHapaloderma, Sw., Priotelus, Gr., Aganus, Cab. et Heine, Fothinus,
Cab. etH.); einige 40 Arten im tropischen Amerika, eine Art, welche neuerdings
in mehrere Subspecies getrennt wurde, IVoi^on narina, Vifili.., in Afrika. 3. Pfauen-
trogons (Calurus, Sw.), mit glatten Schnabelschneiden, Vorderzclien vollständig
getrennt oder höchstens mit einer halben Phalange verwachsen; 8 Arten im
tropischen Amerika. Zu dieser Gattung gehören die grossten und prächtigsten
Arten; als die schönste sei der Quesal, Caiurus respktuUnSt Gould, von Gua-
temala erwähnt Rchw.
NaeeÜiiere» s. Rodeotia. v. Ms.
Naggeidrtomiut Name der Eskimo am Kupferminen-Fluss. v. H.
Nagnatae. Völkerschaft im alten Hibemien (Irland), an der Westküste, um
den Fluss Se!>ns her. v. H.
Nagos. Neger der oberen GuineakUste, sind die besten Arbeiter jenes Erd-
striches; dem Fetischismus ergeben. Zu ihnen gehören die Bewohner Yoru-
ba's. V. H.
Nagrandan. Stamm der Chorotcga-indianer in Nicaragua und Hon-
duras. V. H.
Naguegtgagehee. Einer der drei Stämme der Abiponer (s. d.). v. H.
Naharvalen. Alte Völkerschaft im östlichen Germamen, wahrscheinlich am
Weichselufer zwischen den Flüssen Kamiena und Bzura, ein Zweig der Lygier
oder Lugier, den germanischen Sitten entfremdet und zu skythischen oder sarma-
tischen Gebräuchen hinneigend, v. H.
Nahlemoe. Neger der Mckofamilie, westlich von Nkoat. v. H.
Nahroe-Belutschen. Die ältesten Ansiedler der Belutschcn in Seistan;
kamen erst zu Anfang des laufenden Jahrhunderts in die sddlichen Landstriche,
wo sie Weidei)lät7.e für ihre Heerden siu hten, schufen sich jedoch bald eine
selbständige Sielluni; und gingen Heirathen mit ihren Nachbarn em. Ihre Fiilirer
zeigten l»akl Hinnei{.;un.i; zu Persien, welches Seistan in Besitz nahm. Vor diesem
Kreignisse waren die N. Sunniten, jetzt aber sind sie Schiiten. Der gan/c Stannn
zählt etwa 400 Familien, und ihre Unterthanen oder iDikhan« sind wahrschein-
lich 1200 Familien stark, v. H.
Nahrungsdotter, s. Foetalentwicklung und Ei. Grbch.
Nahningakanalentwiddungp s. Verdauungsorganentwicklung. Grbcm.
Naht» sutura, nennt man bei den spiralgewundenen Conchylien die von
aussen sichtbare Berlihrungslinie der einzelnen Windungen, die ebenfalls eine
Spirale bildet. Da die Windungen beinahe immer mit einem ganzen StUck ihres
l^mfan^es sich berühren, so entsteht eigentlich eine spiralgewundcne Rerdhrungs-
Hächc, aber diese entzieht sich eben dadurch dem Anblick von aussen und die
Naht ist nur ihre obere Begränzung. Die untere ist bei weit genabelten Schnecken
auch sichtbar und kann als untere Naht bezeiclinet werden, wird aber nur
selten bei Beschreibung einer Conchylie erwähnt. J^ose gewundene Schalen wie
Spirula «od Vermehrs in den unteren Windungen haben keine Naht Wo die
folgende Windung sich an die vorheigehende anschmiegt und deren Wölbung
auf eme schmale Strecke theilt, ehe ihre eigene Wölbung beginnt; nennt man es
»angedrückte Naht«, siOura i^prusot oder wenn dieses durch eine scharfe Linie
abgegr^ttt isl^ auch tgerandete Naht«, taf, marginaia. Wenn die Nahtlinie un-
gleichmässig oder zackig wird, nennt man je nach der Art und Weise die Naht
»unregelmässig eingerissen« (huera), gekerbt (crenuüUOf crtnaia) oder »gezähnelt«
(dentiaUaia), £. v. M.
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S76
Nahua — Najatleen.
Nahua. Aeitester vind allgemeinster Name der alten Azteken (ft. d).
Ricl ti-f-r Nahuatlaken oder Nahualtcken. v. H.
Nahualteken, s. Nahua. v. H.
Nahuatl. Die Sprache der Nahua-Völker, zu welchen die Tolteken (s. d.),
die ChichlniL'kcii und Azteken (s. d.) als die Haiii)tsächlich.-jten zählen. Un-
vci niischl trat das. N. nur in und um das Secngcbiet des Hochlandes von Mexiko
auf. Sprachinseln des N. waren aber ausserordentlich weit ausgestreut Sie ziehen
sich in der Nähe der SQdsee durch Guatemala, erscbetnen in Honduras und
reichen südwärts bis an und in den Nicaraguasee. Sie hören dagegen gänzlich
auf in Costarica. Nach Norden zu sind sie verbreitet Qber die heutige ine3uka>
niscbe Republik« mit Ausnahme von Coahuila. Sie treten aber wieder auf in
Texas und endigen in NeU'Katifomien unter 37^ nördl. Br., abgesehen davon,
dass versprengte Namen selbst noch unter den 50. Parallel sich verirrt haben.
Die X.-Sprachen sind verwandt mit der sonorischen Sprachgrup]>e, und einzelne
aztekischc \Vörter kommen auc h in den Idiomen der Comrtntschen, der Sei o-
schonen und Sc hlangenindiancr vor. Von einigen N.-Stammcn wissen wir mit
Sicherheit, dass i»ic aus dem Norden kamen. Als die Macht des J'oltekcnreiches
zerfallen, brachen bestandig Barbarenhorden vom XI. bis ^um XIV'. christlichen
Jahrhundert nach Mexiko herein, darunter die Tlascalteken und Azteken. Im
Ganzen lassen sich, namentlich in späterer Zeit, die Toheken- von den Azteken-
völkem nicht trennen, da beide die nämliche oder bloss dialektisch verschiedene
Sprachen geredet zu haben scheinen, v. H.
Maja, Laurenti. Eine der wesentlichsten Gattungen der Elapiden, mit i
oder 2 glatten Zähnen hinter dem grossen Giftzahn. Nacken starker Erweiterung
fähig. Körperschuppen gleichmässig, Rostrale mässig. A^. tripudians, Schlegel,
die Brillenschlange, Cobra, im südöstlichen Asien und auf Java; iV. haje, SCKLfiCBi,
und nii^riro^iis, Reinhardt, in West Afrika. Pf.
Najadeen {Najas oder A'ais, gr. und lat. Bach- und Fluss-Nymphe), LamarlK
1809, Bezeichnung der Familie der zweischaligen Mollusken, zu welcher unsere
grösseren SUsswassermuscheln, Unh und Amdonta gehören; zwei ziemlieh gleich
grosse Schliessmuskeln, Mantelrinder nur ganz hinten vereinigt so dass eine be>
sondeie Afterttflhung entsteht; darunter scheinbar eine zweite eigene Oefinung,
die Kiemenöfihung, die aber nur durch Aneinanderlegeo, nicht Verwachsen der
Manteirftnder nach unten von der allgemeinen Mantelspalte sich abtrennt Fuss
meist mässig gross, zusammengedrückt, beilförmig. Schale meist in die Länge
gezogen, frei, glcichklappig, ringsum schliesscnd, die Wirbel dem vorderen Ende
genähert, aussen mit dunkler Schalenhaut (gHln-, braun oder schwarz), innen
schwach perlmuttcrarti«' Höckerige Skulptur meist am ältesten Theil der Schale,
den Wirbeln, weiterhin aber in der Regel, mit Ausnahme mancher Arten von
Unio, nicht mehr vorhanden. Stets ein langes äusseres Schlossband (Ligament),
aber die Schlosszähne verschieden, zuweilend ganz fehlend (Anodania). Nur in
SOsswasser, ttber alle Atnf Erdtheile verbreitet, aber auf den Ueineien laseia
meist fehlend, ebenso im Hochgebiige und im hohen Norden jenseits der Baum«
grSnze; aber MargarUana margarU^tra doch circumpolar. Ausser den schon g^
nannten Gattungen gehören noch hierher die auf einzahle geographische Gebiete
beschränkten Gattungen Crisfaria (Ost-Asien), Castalia, Hyria und Mycetopus (Süd-
Amerika), Iridina und Spatha (Afrika), alle frei lebend und sich willkürlich ein-
grabend, sowie die zeitlebens angehefteten und daher äusserlich einer Auster ähn-
lichen, unregelmttssig geformten A€thena (Afrika), Mulkria und ßariiutia (Süd*
^ j . by Goo^
Naideac — Nallijah.
577
Amerika). Gegenivttrtig nennt man diese Familie meist nach der «icht^sten
Gattung derselben auch Untoniden. E. v. M.
Naideae, Khrknbkrg (Nim gr. a Quellennymphe). Familie der Borsten-
würmer, Chaetopoda, Ordnung Ahranchiaia (Oligochatta)'. Unterordnung Limicola.
Die N. leben im Wasser nnci i^ehörcn zu unseren gemeinsten, aber wegen ihrer
mikroskopischen Kleinlieit übersehenen oder nur dem Forscher sichtbaren Süss-
wasserbewnhnem. Leib wurniforniig, durchsichtig, mit längeren oder kür2eren,
oft undeutlich abgesetzten GHcdern, bald stumpfem, bald spitzem, oder in ein
Rflsselchen auslaufendem Kopflappen. Haut meist mit Hakenborsten und Haar-
borsten versehen. Das Blut ist meist fiirblo«, das Rttckengefilss kontraktilf durch
eine Schlinge mit dem Bauchgefilss verbunden. Zwei Augen oder keine. Die
beiden Hälften des Nervenstranges liegen dicht neben einander, seine An-
schwellungen sind sehr schwach. Der Darm einfach oder spiral gewunden, meist
dunkel durch die Haut durchscheinend. Die N. sind Hennaphroditen; nur Nius
hipunctata, Delle Chiaje, nach Kölliker, getrennten Geschlechts, Die Fortpflanzung
geschieht durch {grosse Eier, die in Kapseln abgelegt werden. Die gewöhnh'che
Vermeiirung aber ist die durch Knospung, welche gerade bei diesen Würmern
sehr leiclu zu beobachten, daher schon von den Naturforschern des vorigen
Jahrhunderts »zu Gemlith- und Augen-Ergötzungc sludiri wurde. Nacli neueren
Untersuchungen von Tauber ist der. nähere Vorgang der, dass vor dem Dissepimcnt
des Aftciglieds sich ein Lager von Bildungssellen anbäul^ das von vomen nach
hinten in Ringe sich scheidet Jedoch bildet sich hier nur der hintere Theil
des Spritaslings» während sein Kopf mit dem Geschiechtsglied ans emem ähn-
lichen Zellenhaulen hervorgeht, der an der hinteren Fläche des vorhergehenden
Dissepiments auftritt Die ICnosq;>ung kann 15 Monate fortdauern und es entstehen
auf diese Art lange Ketten von zusammenhängenden SprössUngen, deren GrOssen-
verhältniss aber nicht einfach nach der Reihenfolge, sondern nach einer anderen,
wie es schemt, mr die einzelne Art konstanten Zahlenreihe sich darstellt, z. B.
bei Nais (Stylaria) probüscidca, MiJller, 1. 7. 5. 3. 2. 8. 6. 4. — bei Chaetogaster
dagegen i. 5. 3. 7. 2. 6. 4. 8 (s. auch Chaetogaster). Immer aber werden von
den Jungen nur i und 2 geschlechtsreif. Hierher die Gattung: Nais^ O. Fr.
MüLLnt* Auf jedor Seite swei Reihen Borsteui die oberen haarförmig^ die unteren
hakenförmig. Die Sexualorgane liqfen im fünften und sechsten Glied. — N.j^^os'
tidea, O. Fr, MOixbr. Die gemeinste unserer Nuden, schon im vorigen Jahrhundert
vielfach abgebildet, hat das lange Kopfirttsselchen mit N. parasUa gemein. — N,
^nsuis, Müller, die zungenlose Naide. — N. barbata, Müller, bärtige Naide u*s. f.
Gattung: Dero, Okeh. Keine Augen. Das schaufeiförmige Endglied des Leibes
mit grifl'el- oder blattförmigen Kiemenanhängen. — D. digitaia, Oken, die blinde
Naide. — Gattung: Aeoiosofna, Khkenderg. Ohne Gürtel. Mit zwei Reihen feiner
Haarbörsten, Mund unten. Ae. quaternarium, Ehkenbero, ausgezeichnet durch
röthiiche Flecke — rothe Fetttropfen unter der Haut, — Gattung: Chattogastery
Bar. Ohne Gürtel. Ohne RUckenborsten. Geschlechtsorgane im zweiten und
dritten Glied. Mund nach vorne gerichtet, von keinem Kopilappen überragt.
Leben mdst parasitisch auf anderen Wasserthieren. Wd.
MaikraSt Sehr wilde Bhü-Räuber im indischen Staate Bariak. v. H.
Nailij^ MSdchen aus dem arabischen &amm Uled Nail (s. d.), welche von
ihren Eltern nach der nächsten grosseren Stadt, besonders nadi Btskra gesandt
werden, um dort mit ihren Reizen so viel Geld als möglich zu verdienen, was sie
auch redlich befolgen. Jene, welche die meisten SchjUze nach Hause bringt, findet
Zool., AaibtaiMl. u. Eiliuotogie. Btl. V.
üiyiiizeQ by GoOglc
57»
Htm Rlianba ~ NUr.
am ehesten einen Gatten, aber nicht ihier Schilze wegen, die dem Vater g^
hören, sondern w^en des AnweiteSf den ne in der Fremde gefunden. Die N.
treten in den Kaffeehäusem Biskras ak Tänzerinnen auf, sind dabei höchst ss'
stindjg geklttdet und nur durch massenhaften Schmuck ausgeseichnet. Sie gdien
Alle mnrerscbleiert und ihr Haar fällt entfesselt in langen dunklen Wdlen auf
den broncefarbigen nackten Busen herab; ihr Gewand ist die »Gandura« am
buntem Stoff und reich verziert v. H.
Nail Rharaba* Araberstamm in der algerischen Sahara, v. H.
Nail Scfaeraga» Araberstamm in der Sahara der algerischen Provini
Konstantine, v. H.
Naim&n. r. Einer der zwei Stämme^ aus denen die eine Orta-Dschus oder
mittlere Horde der Kirgis-Kaisaken (vom Balchasch*See bis Omsk) besteht
a. Stamm der Usbeken, (s. d.) v. H.
Naimar, s. Na'ir. v. H.
Nainereis, Blainvillb. Gattung freier MeerwOrmer, zu Arida n
ziehen (s. d.) Wd.
Nair oder Naimar, Volk von der Familie der Telugu (s. d.) in den indischeo
Landschaften Kurg und Mala!)ar. Die N. sind bmhmanische Sudra; in \falab3T
geboren sie nämlich der Brahmanenkaste der Hmdu und zwar der Knegerklasse
derselben an. Sic Ijchaupten, ursprünglich Soldaten zu sein, man sieht sie oft
ganz in Wafl'en, mit dem Gewehr und einen oder zwei Säbeln; sie verachten
jede Beschäftigung. Die brahmanischcn Sudra beschäftigen sich meist mit Acker-
bau und leben in guten Verhiltnissen, oder mit der Sandarit'Llteiatur, und saA
Lehrer, Schreiber, Sachwalter, Rechnungsführer und Polizeibeamte. Die hödisie
JFamilic der N. ist die des Tamuri, von den Europftem Zamorin genannt deren
Haupt zwischen den Brahmanen und den unsichtbaren Göttern zu stehen vor*
gibt Ihre religiösen Gebräuche sind eben so cigenttittmlich uie die det
Brahmanen, aber sie verschmähen nicht den Fieischgenuss. Sie sind Xnssent
reinlich. Alle niederen Kasten müssen sich vor ihnen bei dem Begegnen auf
der Strasse entfernen. Streng abgeschlossen von den übrigen Kasten sind die S.
besonders durch ihre Polyandrie. Sie heirathen, ])cvor die Braut zehn Jahre alt
ist; aber nach der ersten Nacht wohnt der Mann nie wieder seinem Weibe bei.
Diese lebt in ihrer Mutter Hause oder, nach dem Tode ihrer Eltern, bei ihren
Geschwistern und begattet sich mit irgend einem Liebhaber oder mit so viel
Liebhabern als sie wfthlt, von gleichem oder höherem Range, hßt Vorliebe
suchen sie Brahmanen (Naroburis) zu solchen, und namentlich sind die Franen
der Tamuriiamilie stets von solchen geschwSngert worden. Die N.-Weiber sind
ausserordentlich hübsch und sauber an ihrem Körper und in der Wilsche, und
stolz darauf, unter ihren Liebhabern hochstehende Personen zu zählen. Ihre
Reize sind nicht käuflich, aber der Liebhaber bringt doch gewöhnlich einigen
Schmuck von gerincem Werte und für die Mutter ein Stück Zeug. Sonach kennt
kein N. seinen Vater und sieht seiner Schwester Kmder als seine Erben an.
Eines Mannes Mutter steht an der Spitze der Familie, und nach ihrem Tode
übernimmt seine älteste Schwester die Leitung. Brüder leben unter einem Dach;
aber wenn emer sich von den übrigen trennt, so begleitet ihn stets seine
Liebltngsschwester. Die N. sind sehr dem Trünke, der Zögelloaigkeit und Us-
slttlidikett eigebeiu Der Mangel an Zurückhaltung bei den Frauen hat doicfa-
aus keinen nachtheitigen Emfluss auf die Bevölkerung. Die N. halten sich Ar
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Nais — Namastae.
579
veraiueiiiigt dufdi dae Berühning der »Tdarc odcf Ackerbauer. Von den
malabarischen N. stechen die N. in Kuig vortbeilhaft ab. v. H.
Naia. s. Naideae. Wi».
NakuoL Stamm der Singfu (s. d.). v. H-
Nalez. Kleinw Negerstamm an der Küste Seneganibiens, vielleicht identiadi
mit den Nah! («5. d.). V. H.
Nalicueas. Nach D'Orbigny Stamm der Tupi (s. d.) im Osten von
Xeres. v. H.
Nalu. Neger SeneG^ambiens, gegenüber den Bissagosinseln, südlich von Yola
Biafada und vom Nuiie^ bis an den Pongas, sprechen das Susu und sind den
Baga sprachverwandt. Ein grosser Theil der N. iiimI MoslenUn; man trifft bei
ihnen mehr oder weniger beitthmte und einflustrekhe lifarabntin. Die N. leben
unter Dorfhäuptlingen, welche der König ernennt, meist nach den Eingebungen
der Partheien. Senie Autoritit ist also gerade keine despotische. Der Ktfnig
Hbt zwar die Rechtspflege, die vollnchende Gewalt, das Recht Krieg zu erklüren
oder Frieden zu schliessen, aber nur unter Beiziehung eines Rathes, dem jeder
N. angehört. So viel trinken und Frauen besitzen als möglich, ist das Streben
der N. Wenig oder gar keine Moralitat bei keinem der Geschlechter, aber viel
Faulheit. Kein Gewcrbticiss. Der Anbau des Bodens liegt in den Händen der
elend behandelten Sklaven. Doch verstehen sich die N. sehr geschickt auf das
Zimmern von Kähnen. Die N. sind echte Neger, stehen physisch den Susu sehr
nahe, sind aber hilsslicher als diese, haben gröbere» weniger regeUnässige Züge
und plumpere Gtiedmaassen. Reiche kleiden sich europflisch, die Menge trügt
den tBnbuc oder auch nur ehi achwaraes Lendentuch, ja selbst auch bloss eine
Schnur nm die Httften. Sie gehen häufiger barfuss als mit Sandalen bekleidet.
Die Weibertiacht ist jene der Wolof; die Weiber niedrigen Standes begnttgen
sich mit einem rockartigen Gewand, v. H.
Nama, irrthümlich meist Namaqua genannt. Stamm der Hottentotten (s. d.)
um den Unterlauf und die Mündung des Gariep oder Oranjestromes. Ihr Gebiet
wird im Westen vom atlantischen Ocean, im Osten von der Kalahariwüste be-
grenzt. Die N. allein sind noch echte Hottentotten und haben sich von Ver-
mischungen SO' ziemlich rein erhalten. Sie sprechen einen besonderen Dialekt
des Hottentottischen. Ihr Typus hat manches Abweichende, wenn er auch die
Hauptmerkmale aller Hottentottm zeigt, d. h. die schmalen geschlitzten Augen,
die nach oben verengerte Sdm, flache aufgestülpte Nase und spitzes Kinn bei
gelblicher Hautfarbe und wolligem Haar. Man nennt die N. auf der SUdseite
der Oranje in der britischen BLapkolonie die Kleui*N.; sie sind grossentheils
Christen; jene auf der Nordseite des Stromes sind die Gross-N. und ihr Land
steht jetzt unter deutschem Protektorate. Auch sie sind zu grossen Theilen
Christen und zahlreiche Missionsslationen befinden sich auf ihrem Gebiete. Unter
diesen Gross-N. unterscheidet man wieder: Die eigentlichen Gross-N. im Osten,
die See-N. im Westen und die Orlam in der Mitte zwischen beiden Dk Otlain
zerfallen ihrerseits wieder in drei, die eigentlichen Gross-N. in fOtil ünlerslanune.
Die N. leben in einem auheibcndcn Racenkampf mit den Hcrcru. v. H.
Naman. Papuavolk im südwestlichen Neu-Guinea am Uema» hat seine
eigene Sprache, v. H.
NamaoskiMg. Algonkinindianer, uiaprOnglich an den Amoskeag-Fillen des
Menimadc, jetzt um Manchester Ct^ in Massacfaussetts ansSssig. v. H.
Nflflaastae. Skyifaisches Volk dea Attertfaums, sUdlich Yom Jaxartes. v. H.
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580
Nambe — Nanina.
Nambe. Indianentamm Neu-Merikofi, spricht ein Teguaidiom. t. H.
Nambiqtiftras. Amazonas-Indianer am Tapajos und Arinos aufwirts bb
eine Tn;nTeise imtcrlialb der Mfindiing des Sumidors. v. H.
Namburis oder Tattars. Name der Brahmanenkaste in Trav«nkor und
Malabar. v. H.
Namnam. \ t-idcihtc ]lc/ci( Imung für Niamniam. v. H.
Namnetae. Kcki-sciics Volk an der Westküste Galliens bis zum Liger
(Ix»ire), der sie von den Pictones in Aquitanien schied, v. H.
Namollo. Volk auf der Nordostspitze Asiens, um die Mündung des Antdyr,
die sogenannten Fischer- Tschuktschen, vielleicht 3000 Kdpfe stark. Nach
V. Neumann ist ihr Name Ang-Kalt» nach Wrangel Onkilon, «örtlidi: »in der
Nähe des Meeres«. Friedrkti Müller nennt die N. richtiger Tuski; sie sollen
erst vor etwa 300 Jahren in ihre jetzigen Wohnsitze aus dem nordwestlichen
Amerika eingewandert sein. Die N. gehören nicht zu den Tscbnktschen, wie
man aus ihrer Bencnmtnf^ ableiten sollte, sondern dem Typus und den bitten
nach zu den Kskimo otlcr Innuit (s. d.), mit denen sie auch sprachlich ver-
schwiaiert sind. Ihre Hautfarbe ist ziemlich hcht und sticht von der dunkleren
der Tschuktschcn bedeutend ab. Ihre Statur ist mittelgross, ihr Gesichtstypus
mongolisch, die Nase tritt kaum hervor. Die Augen stehen nahe bei da*
ander. Tättowieren am ganzen Körper ist allgememe Sitte. Ihre bauschige
Kleidung, durchgehend aus Fellen bestehend, ähnelt stark jener der Eddaa
Sie bauen Sommer- und Winterbatten aus Walrossrippen mit dazttber gewotfenai
Häuten. Als Nahrung dienen Walthiere und Fische, mandimal roh genossen;
Branntwein ist ungemein beliebt. Die N. sind kühne Seeleute, gastfrei, gal>
müthig, aber nicht immer zuverlässig, tapfer und ausdauernd im Ertragen von
Strapazen und körperlichen Sclimerzen. Sie leben in Vielweiberei, {laben aber
wenig Kinder. Häuptlinge kennt man nicht, ebenso wenig bestimmte Gesetze.
Mit Ucbeltliätern wird summarisch verfahren. Der religiöse Glaube beruht auf
der Verehrung der bösen, seltener der guten Geister. Man glaubt an ein
künftiges Leben, aber an keine Wiedervergeltung. Schwer Kranke werden ge-
tödte^ Alte und Gebrechliche erlitten sich den Tod freiwillig von den Ihiigen'
Die Leichen der Aermeren ttberlässt man einfiich dar Verwesung, jene der
Reicheren werden verbrannt richtiger auf Holz, Moos undThran gesidunort. v. H.
Namsangya. Stamm der Naga (s. d.). v. H.
Nandak oder Nandakoes. Indianer in Texas, verwandt mit den Caddo. v. K
Nandaysittich, Conurus mdameepkaius, Vieill., s. Keilschwanzsittiche. Rchw.
Nandinia, Gray. Viverrengattung, begrtlndet auf die Speties Bsiraäfixttrus
Mamiitonii, s. Paradoxurus, F. Cuv. v. Ms.
Nandu, Amerikanischer oder Pampas-Stnuiss, ^/ua aaurtfona, Vimsll,
a. Khea. Kchw.
Nanegalis. Vumi)u-Indianer aus der Quichuafamilie in Ecuador, v. H-
Nanenuk. Horde der üolokudeu (s. d.). v. H.
Nangologae. Indisches Volk des Alterthums, zu beiden Seiten des Dosnas
wohnhaft, v. H.
Hanidiae. Indisches Volk des Alterthums, am Gapges ansässig, sÜdweslGdie
Nachbarn der Ganganer. v. H.
Nanigiri. Volk auf der Südspitze Taprobane's (Ceylon) im Alterthum. v. H.
Hanina (Ableitung unklar), Gkay 1834p ^^^^ Ariophania von Desmouuib
tS33 und MatrocMamjfs von BENSOif 1832 genannt, indisch-polynesische Land*
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NmIim.
Schnecken, in den Mundorganen und durch vorstrcckbarc Mantellappen zunächst
den Vitrinen verwandt, aber in Gestalt und Färbung der Schale, braun oder
bunt, ahnlich der Gattung Heßxt und nur an der Schale nicht immer lieber von
dieser zu unterscheiden. Oft ist die Unterseite derselben aufflUlig mehr glatt und
gUCnsend als die Oberseite und hierin deudich gegen dieselbe abgegrend^ was
eben von dem Vorhandensein vorstreckbarer Mantellappen, die sich an die Unter«
Seite anlegen, herrührt, aber das ist keineswegs bei allen Arten der Fall. Die
Schale ist in der Regel ziemlich oiedergedriu kr. oft im Umkreise etwas kantig,
der Nabel meist sehr eng, selten ganz verdeckt, nie weit offen, Mündungsrand
einfach und gerade, nur bei sehr wenigen Arten etwas nach aussen geb't;;en, nie
stark verdickt oder breit umgeschlagen. Einige Arten sind beständig links ge-
wunden, andere gleich häufig rechts oder links (N. amphidroma). Zahl, Grosse
und Stellung der vorstreckbaren Mantcllappeu etwas verschieden; Prof. Semper
hat danach viele Gattungen unterschieden. Am hinteren Ende des Fusses stets
eine grossere Drflsenöfihung, sogen. Schl«mpore, oft von einem homförmigen,
fletschigen Fortsatz flberragt Auf dem Festlande von Hinter-Indien, bis in den
Himalaja hinein, und auf den drei grossen Sundainseln herrschen flachere, dunkel^
braune Arten von ansehnlicher Grösse, 3—6 Cendm. im Durchschnitt, die meisten
mit stärkerer Skulptur auf der Oberseite (Untergattung Hem 'tplecta). In der süd-
lichen Hälfte Vorder-Indiens dagegen weisslichc mit mattbrauncn Bändern, einige
davon immer links {Ariophanta im engeren Sinne); einige ähnlich getarbte auch
auf Java und Sumatra (iV. Javana und umbilkaria). Nur ganz vereinzelt finden
sich wärmere Farben, gelb oder rütlilich, mit breiten, dunklen Bändern, so
N. Juliana auf Ceylon und die grosse, linksgewundene .V. Cambodjensis, 7 bis
8 Centim. im Durchmesser. In Vorder- und Hinter-Indien, sowie auf Sumatra,
Java und Bomeo tritt auch die Gattung Heßx völlig gegen Naima zurflck, hat
nur wenige kleine, theilweise wahrscheinlich eingeschleppte Arten. Anders wird -
es östlich der WALLACa'schen Grenzlinie; auf den Inseln östlich von Java, wie
Sumbawa und Flores, auf Celebes, den Molnkken und Neu-Guinea herrschen
buntere, mehr kugelförmige Arten, glat^ ohne Gegensatz zwischen Ober* und
Unterseite (Xesta), theilweise an Bäumen lebend, z. B. N. cUrina, LiNNß, auf
rer:im und Amboina, N. trochus und fulv'nona, im südlichen, N, cincta, ziegelroth
oder gelb, im nördlichen Celebes, Baltctisis schon auf Bali, rare^uttata von Bali
bis Flores, cidaris auf Timor, aulica in Neu-Guinea, und überall in diesem Gebiet
gesellen sich grössere bunte eigenthumliche Helix-iormcTi dazu. Die letzten der-
artigen Nanmen, intensiv dunkelroth gefärbt, glatt und kugelig, finden sich aut
den Vitünseln. Die Phihppinen haben dadurch eine besonders reiche Land-
schneckenfauna, dass auf ihnen beide Kategorieen zugleich vorkommen, bunte
Naninen und BeHxt ähnlich denen auf Celebes und den Molukken, und Hemi-
plecten, Shnllch denen von Hinter>Indien und den grossen Sundamseln, und an
diese schliesst sich noch eine dgenc Gruppe grosser, brauner, dickschah'ger Naninen,
die Untergattung Rhyssota, die den Philippinen fast ganz eigentbümlich sind und
die grö«;?te bekannte Art enthalten, N. ointm im südlichen T.nzon, 9 — \o\ Centim«
im Durchmesser; hieran schliesst sich noch als östlicher Ausläufer die kleinere
aber sehr dickschalige und dickmündige A^. Soivtrbyana auf der Karolineninsel
Ruk. Macrochlamys endlich im engeren Sinn sind Naninen mit glasglänzender,
einfarbiger Schale, in Vorder- und Hinter-Indien, sowie aul iiorneo zu Hause; bie
grenzen sich schon in der Schale bestimmt von den übrigen ab und gleichen mehr
der Gattung /fyaima. Ueber das fossile Vorkommoi der Naninen lüsst sich bis jetzt
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III 1 1< •
58s
Nialaniri Nantieolces.
nichts Sicheres sagen; Sandberoer glaubt einige Arten aus dem Oiigocän und
Mioran des mittleren Eiiropa's der Schalenform wegen zu Nanina stellen zu
dürten, i. B. (Hclix) stcnotrypa, A. Brai n, von Hochheim im Mainzer Becken.
Ucber die Gattung im Einzelnen Näheres bei v. Martkns in Alblrs' Hclicc«n,
zweite Ausgabe iS6o, pag. 45— 59 und I^dschnecken der ostasiatischen Expe-
dition 1867, pag. 187 — 244; C. Semper, Reisen im Archipd der Philippinen,
m. Bd. Landschneck«!!, erstes Heft 1870. GoDwn^AusTlir| lud and ftediwater
Mollusca of India. pait. 1^4, 1862« 63, 4. E. ▼. M.
Naiikauii(Naficowrie). Volksstamm der Nikobareo, initeigeiierSpiache. v.H.
Nanldng-BaiitaiiiB» s. Bantams. DOr.
MannOTCitlCTMj Günther = Lygosoma, Gray. Pf.
Nano, Stamm der Westbaotu in fienguela. Seine Sprache ist eine Abdie&ang
der Bnndaifüome. v. H.
Nanodes, Vig. und Horsf. (gr. zwergartig), Papageiengattung der Farniiie
der Plattschweifeittiche, welche des schlanken Schnabels und der an gewisse
Keilschwanzloris erinnernden Färbung wegen früher den Loris (Trichoglossidaf)
zugezählt wurden. Die Bildung der Wachshaut aber, die nicht mit Papillen be-
setete, sondern mk dnem Homflberzug versehene Zunge, sowie anatonuBdi« uid
ptcrylogische Merkmale weisen diesen Papageien vietmehr ihre Stelle unter den
Plattschweiisitttcben an. Der Schnabel ist schlank» seitlich xusammengediOdEt
und hat einen deutlichen Zahn. Die Schwanzfedern sind schmal, nach dem Ende
lanzettförmig sogespitst und alle in gleich massiger Stufenfolge verlängert Zweite
Schwinge am längsten, erste länger als die dritte, keine an der Spitze ver>
schmälert. Die Gattung wird durch eine Art, Nanodes discolor, Shaw, vertreten,
welcher des reissend schnellen Fluges wegen von den Colonisten Australiens
der Name »Schwalbensittichc gegeben wurde. Rcfrw.
NanosbenseSf Nach PtolemAos kleine Volkerschaft im Innern Li-
byens. V. H.
Nanotragus, Wagn., afrikanische Antilopengattung, ausgezeichnet durch anf>
feilend kleinen und zieilichen Körper, kurze, gerade, oder an der Spitze leicht
gebogene Hömer beim S , relativ lange Ohren, kurz behaarten Stummelschwanz»
4 Zitzen. Thräneogruben sind vorhanden (aber ohne Spalt), Afterzehen sehr
kl«n oder fehlen. Wagner vereinigte unter dem vorstehenden Namen die von
SUNDEVALL uud Grav recipirten Gattungen Nanotragus, Nesotragits und Neotragms,
da die wenigen in Frage kommenden Arten innig mit einander vens'andt sind. —
N. Ilempr'uhiana, Kukbc. W'indspielantilope; ohne Muffel; Totallänire tregen
70 Centim., Höhe 37 Centim, Oberseite fuchsgelb, graulichweiss gesprenkelt,
Stirn und Nasenrücken fuclisroth; über und unter den Augen ein breiter, weisser
Streifen, Unterseite und Innenseite der Glieumaassen weiss, Hute, Hörner und
Thränengruben schwarz. In Abyssinien, bis 3000 Meter absoluter Höhe; lebt paar«
weise in dichten Buschwäldem. — N. spiniger (Temm.) Sund., Zwergantüope mit
Muffel; ca. 43 Centim. lang und nur 25 Ctntim. hoch. Farbe dunkelrothbiann,
Unterkiefer und untere Köipeipartfaieen bittunlichgiau. Die 5,5 Centim. langen
Hörnchen, die Nase und Unterlippe schwarz. Heimath Guinea; lebt wie vorige
paarweise. — Hierher gehört noch Neso&agus wMck^vs, DuB., das Mosdiua-
böckchen, Zanzil)ar, Mossambique etc. v. Ms.
Nanticokes. Algonkinindiancr, ursprünglich zwischen den Delawaren und
den Powhattan wohnend; im Unabhängigkeitskriege zogen sie westlich m die
englischen Besitzungen. Jeut scheinen nur noch schwache Reste in Canada und
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Natthiatc* — NapolconslittliBer.
5«3
der Union vorhanden zu sein. Gallatin betrachtet ihre Sprache als eine selbst^
ständige, v. H.
Nantuates. Keltenvolk des alten Gallien, das vahncheinlich an der Osl-
spitza des Laciis Lemanus (Genfersee), grösstentiidls auf dem rechten Ufer der
Rhone bis sum Rhein hin wohnte, v. H.
NaolingO, s. Tahlnolo. V. H.
Napa, Indianer Kaliforniens im Napathale. Sie umiassen die Myakoma»
Kalayomanes, Kaymu, Uhika und Suskol v. H.
Napaei, Unterablheilung der Tauri (s. d.). v. H.
Napfwürmer = CotyliJea. Unter diesem Namen fasste van Beneden alle
Saugnäpfe uagcndcn Wurmer, also die Bandwürmer (Cestoda), die Saugwurmer
(Trematoda) und die Blutigel (Discophora) zusammen. Die Gruppe, so auf ein
einselnes« rein äusseres Organ gegiündet; lässt sich nicht wohl halten und mOssle
SU der umlassenderen Grappe J*lttada, Leuckart, ausgedehnt werden, um soO'
logisch b^grttndet werden zu können. S. Platoda. Wd.
Naphtalt Einer der awölf mythischen Stänmie der Hebiäer, dessen Gebiet
angeblich von der Nordgrense Palästinas bis Kapernaum im Osten und Sebulon
im Westen herabreichte. v. H.
Napo oder Quijo. Halbchristlicher Indianerstamm am Napoflusse oberhalb
Coca in der südamerikanischen »Provinzia del Orientcv; Ecuadors, zwischen
Quito und dem Amazonenstrome. Die N. sind eine Unterabtheilung der Yumbo
und nähern sich dem Typus nach den Quichua, besonders durch die niedere
Stirne, das niedrige Antlitz und den diistern Gesichtsauädruck; Gesichtswinkel
70, Kapadtät eines gemessenen Schädels 1289,78 Cbcm. Ihre Statur fibeirsgt
jene der Beigbewohner. Die N. stehen unter Ortsobrigketten, die in Quito swar
ernannt^ schliesslich aber wieder von den Geistlichen behenscht werden. Sie
leben als Christen in Monogamie und die Ehe wtxd gewöhnlich im 16^17. Lebens-
jahre vollzogen. Hauptnahrung ist die Wurzel der Yuca, bald geröstet, bald zu
Mehl zerneben, bald in Gestalt von Chicha. Aßen, Seekühe und Nabelschwetne
liefern die Fleischkost. Kleidung der Männer ist ein Lendentuch, jene der Frauen
ein kurzes Rockchen; an Festtagen werden Beinkleider und I^oncho angelegt.
Die Last der Tagesarbeit ruht auf den Frauen, die Männer jagen ein wenig und
ruhen dann sehr lange in ihren Hängematten aus. Werden die Frauen ihrer
Gatten überdrüssig, so geben sie ihnen cmca Absud von Datura san^uiriea, wo-
durch der Veigiftete dem Krednismus verfUlt. Dann sdireitet die Frau tax
zweiten Ehe. Das Blasrohr mit vergifteten Bolzen ist die lieblingswaffe, Muth aber
nicht die Haupttugend der N. Ihre Gutmttthigkeit besteht hauptsächlich in dem
Mangel schlechter Eigenschaften; sie sind von apathischem Temperament und
trägem Geiste; nichts erregt ihre Verwunderung. Was man einem von ihnen
schenkt oder giebt, theilt er sofort mit allen seinen Genossen. v. VL
Napoleonshühner oder Pariser = weisse Malaycnhühner, lediglich
ein Farhenschlag, der unter dem Namen >Malaycn: bekannten hochgereckten
Süd- und ostasiatischen Kami)fhuhn-Race (Gallus dorn, pugnax, malayanus) nicht
so gross wie die liraune Sfanimform, doch wie diese charakterisirt durch hoch-
gcbieÜLcn Körper, auirecliLc li.uLung, starken Knochenbau, starken, breiten Kopf,
kleinen» wulstigen (»Nelken«-) Kamm, sehr langen Hals, vorstehendes Brustbein«
hocfagetragene Schultem, stark abfallenden Rttcken, gesteckt getragenen Schwans
und unbefiederte gdbe Füsse und durch kurzes» derbes Gefieder, welches
bei den K* rein weiss sein muss; der Schnabel muss wie die FQsse gelb, das
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584
Napolcoatweber — Narica.
Aug« soll perlfarben, bezw. gelb sein. Streitsüchtig und rauflustig und mitbin
schon aus diesem Grunde kein Wirtli'^rliaft^-, wohl aber schönes Sportgefliieel ;
die hingen sind emiifindlich gegen Zugluft und Nässe, die Hennen legen kleine
Hier; Kreuzungen mit Dorking- oder mit Laüöche-HUbnem ergeben gutes Tafel-
gellügcl. DüR.
Napoleonsweber, Euplecies mtlamgasUr, Lath., s. Ploceidae. Rchw.
NapoHiera, Boie» Untergruppe der Vogelgattung TimtUa^ >. Timdiidae. RcBV.
Napuas oder Quetabtoie» Stamm der Comaoches (s. d.) v. H.
NaquiAoSieis» a. Chtqttito. v. H.
Narbaai Nach FtolehAos Untenbtheilung der Callaid BracaiiL v. H.
Narbe des Vogeleies, s. Hühnerd. Grbck*
Narcissia, s. Nardoa. E. v. M.
Narcomedusae, IIackel 1^77 = Aeginidac Gegenbanr Ordnung der Crr\s-
pedoten Medusen. Mit Horkolbchen, welche stets frei am Schirnirande stehen,
mit entodermalen Otolithen-Zellen. Ocellen an der Tentakel-Basis meist fehlend.
Tentakel dorsal inserirt, mit dem entfernten Schirmrande durch Pcronien ver-
bunden, welche letzteren in eine Anzahl von Kragenlappen theilen. Gonaden
ursprünglich in der untereii oder oralen Wand des IkCagens, von da oft peii-
pheriach ausgebreitet, in radialen Magentaschen. Radial-Otalle bald fehlcn<^
bald voihanden, und dann in Gestalt fladber, radialer Magentaschen anmetirOtet.
Ringkanal bisweilen obliterirt, sonst immer durch die- radialen Peronien in cane
Anzahl von Bogen-Canälen getheilt, welche den Rand der Kragenlappen säumen.
Zahl der Radialtheile (Tentakel, Lappen und Taschen) unbestimmt und wechselnd,
selten 4, meistens 8 oder mehr, l»is 32. Velum derb und breit. Ontogenese
(soweit bekannt) meist Hypogcncse, selten Metagenese, oft mit Metamorphose
verknüpft. — Die Ordnung zerfällt in die Familien der Cunanthiden, Pegan-
thiden, Aeginiden und Sulmariden. Ff.
Narcotah, s. Dakota, v. H.
Narctinae, lAKixsL^ Nartcmiittatt HAckel. Fr.
Nardoa, (nach dem venetianiscben Naturforscher Giov. Doit. Nardo, gest.
m Venedig 1877) Gray 1840. Seestem aus der Familio Zmckiadtie *a S^fkuier,
Müll, und Troschbl, 1842, Oberseite mit grösseren gekörnten Platten besetzt,
die sich an den ArmrAndem in swei Reihen ordnen; nur eineine Tentakelporen,
nicht Porengnippen zwischen denselben. Keine Pedicellarien. Ambulakral«
Papillen in zwei oder mehr Reihen. Mehrere Arten im Gebiet des indischen
Oceans, vom rothen Meer bis zu den Viti- und Sandwichinseln, die bekannteste
varioUüa, Rt rz, von den ostafrikanischen Küsten, einzelne ?'>xemplare 4 oder
öarniig. Nächstverwandt ist Narcissia, Gkay 1840, mit mehr gleichförmiger
Granulation der Oberseite und längeren schlankeren Armen, von den kanarischen
Inseln. E. v. M.
Nardoa, LiEBBRKt)RM. Jetst verworfene Gattung der CcUcisf^ngiat» FT.
. Nardoma, HAcxiu Synonym von LeticPsoUnia, Bowbkbamx. Fr.
Nardosis, Häckel. Synonym von LetuosoUnia, Bowerbank. Pf.
Naresü £ine der bedeutenderen illyrischen YOlkencfaaften des Alter-
thums. V. H.
Narewianer, Neruianer, Kurjani, Russische Slaven, im Flussgebiete des
Narew, wahrscheinlich Reste der alten Neuren (s. d.) v. H.
Narica, (aus Natica umgeändert), Recli.:z 1844, oder Vamkoro (nach dem
Namen einer Insel bei Neu-Guiuea} ükav 1047. Schneckengattung aus den
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Narisker — Nasairier.
tropischen Meeren, zu den Petümikrünchia kunioghssa gehörig, von Natka durch
die meist scharfe Gitterskulptur der Schale und den Mangel eines Nabelwnlstes
sowie den einfachen Bau des Fusses verschieden, im organischen Bau mehr mit
Vclutina übereinstimmend, aber die Schale /.iemlir!^ dick, kalkig, weiss. In den
tropischen Meeren Monographie von Recluz in Guerin's Magasin de Zoologie
1845 und von Kekvk concUol. ic. Bd. XX. I875. 24 Arten. E. v. M.
Narisker. Kleine, aber tapfere Völkerschaft Germaniens, westlich von
den Markomannen, nördlich bis an die Sudeten, südlich bis an die Dunau
nmhend. v. H.
Namganset. Algonkhündianer, in Rhode Island, jetzt fast erloschen;
sprQnglsch an der Narragansett'Bai und am unteren Connecticut;, hiessen auch
Wampanoag. Man rechnete sie su den Ostlichen Lenape. v. H.
Namgürt, Stamm der Australier in West*Victoria, Osdich von Curdie's
Oreek. v. H.
Narringeri. Stamm Süd'Australiens, an den Lagunen an der Mündung des
Murrayflusses. v. H.
Narwall, Monodon monoct-rcs, L., s. Monodontia Cuv. v. Ms.
Marzissenfliege, s, Merodon. E. Tg.
Nas abu Sinn. Nubische Völkerschaft, in Tracht und Sitten verwandt mit
den Abu R6f (s. d.). v. H.
NsBairiar. Nosayrier, Ansairieh in der syrischen Vulgärsprache genannt^
Eintahl: Nusairi. Rlthselhaftes» Einigen xu Folge aus Fernen stammendes Volk,
welches die Hauptbevölkerung der neusyrischen Kttste vom Nahr el Kebir bis
nach Kilikien hinein bildet und in diesen seinen jetzigen Wohnsitzen schon seit
dem zehnten Jahrhundert nachzuweisen ist. Sie leben und sterben in ihren heimath-
iTcben Berken, die sie fast nie, und dann nur gezwungen verlassen; sie treiben
Ackerbau und Viehzucht, bauen aber nur gerade so viel Feldfrüchte, als sie selbst
brauchen; am dichtesten wohnen sie um Ladakija und Antiochien, in welchen
beiden Städten sich viele N. auch des Handels halber aufhalten. Ihre Gesammt-
zahl in Syrien wird auf 120—180000 angegeben, 'wovon die Hälfte auf das Ge-
biet von Tripolis und Ladakija entfillit Ihre Sprache ist die arabische, in dem
Dialekte der syrischen Gebirgsbewohner. Von den Moslemin werden die Nf.
gründlich gehasst, als FeUahin gescholten und bei jeder Gdq^enheit misshandelt.
Die N. erwidern diese GefUhle im vollsten Maasse. Sie sind gleichgiltigf aber-
gläubisch und unwissend, aber sehr gastfrei. Doch stehen sie im Rufe unver-
besserlicher, verwegener Räuber, und eine Reise durch ihr Gebiet gilt immer als
gefahrlich. Dass sie zum grossen Theile von Raub leben, räumen sie sogar
offen ein, sagen aber, dass die Türken daran Schuld seien. Von ihrer Religion,
ihren Sitten werden die abentenerliclistcn Dinge berichtet Sie selbst halten
ihre Glaubenslehren sehr geheim und gebärden sich in allem als rechtgläubige
Moslemin, üben auch Abwaschungen sowie die Beschneidung, und zwar in ver-
schiedenen Altersstufen. A. v. Kxsmbr hat sehr wahrscheinlich gemacht, dass
die N. mit den alten Manichüem xusammenhXngen; sie gelten fttr reine Heiden,
lUr Ueberiesle der Astartediener, und sind als »Lichtansltfscha« verschrieen; bei
ihrem religiösen Hauptfeste, »Ghadir« sollen sie einem auf einem Altare sitzenden
schönen Weibe in eigenthUmlicher Weise ihre Verehrung darbringen. Dann
huschen verschleierte Weiber durch die Vorhänge in den geheiligten Raum, worauf
plötzlich «alle 1 ichter verlöschen und die wildesten Orgien stattfinden ^^it diesem
Vorwurfe beliebiger Vermischung im Dunkeln sind aber die Orientalen schnell
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bei der Hand. Die N. sind ein schöner Menschenschlag, von stärkerem Knochen-
bau und Muskeln, dunkler als die Türken, aber hellfarbiger als die Araber« öfter
mit braunem Haar. Nach Ltoa Cahun haben sie blondes Haar, rosige Gtnjciht»»
färbe mitunter sopa Sonmenprossen, eme grosse Seltenheit unter Orientalen,
und helle blaue lebhafte und intelligente Augen. Durch ihre angenehmen» kfihneB
Zttge, ihr gefälliges Aeuisere und stolse Haltung stechen sie scharf von Amben\
TOrken, Maroniten, Kurden u. s. w. ab. Die Weiber, in der Jugend scbtta^
haben oft helles Haar mit schwanen Augen, verblühen aber rasch. Kleidiiqg
meist weiss, die heilige Farbe; roth und schwarz ist der Gürtel über dem weissen,
auf der Brust offenen Baumwollenhemd, Eine syrische J-^cke und weite kurze
Baiimwollhosen vollenden den Anzug. Die Weiber, ahnlich gekleidet, tragen
auch Hosen, aber keinen Schleier; halten sich indes in ihren ärmlichen, schniut?ig;en
Häusern stets zurückgezogen. Die N. sind lustig und lebhaft, rühmen sich ai>er
und prahlen nicht. Ihre Blutfehden (cHack-el-Dum<) werden nur in Fliedens»
Seiten ausgetragen, können aber duitch Blntgdd gestthnt werden. Im Kriege
fordert der Todschlag keine Blutrache. Der gemeine Mann kauft seine Frau;
dann muss er noch dem Dorfdgenäittmer ein Anstandigdd für die Erlaufamti
sur Hodixeit bezahlen. Adelige Frauen heirathen aber ni^ ohne der Verbindong
von Herzen zuzustimmen. Scheidung ist untersagt Fol]rgamie aber bis zu vier
Weibern erlaubt. Jede Gemeinde steht unter einem fast unabhängigen Mokaddem.
Das Volk bildet einen geschlossenen Körper, kann 40000 Waffenfähige stellen
nnd zerfällt in zwei Kl.Ts^en: die Scheiche (Adel) und gemeines Volk. Die
bcheiche haben wieder zwei Klassen: geistliche und weltliche. Letztere, zum
Theil, jedoch nicht allgemein aus guter Familie, haben ihre Stellen durch die
Gunst der Regierung erhalten, obwohl viele seit mehreren Generationen im Arote
sind. Die geistlichen Scheiche gelten fttr fast unfehlbar und gemessen grosse
Vorrechte; schon als Knaben lernen sie lesen und schreiben und werden durch
ein weisses Kopftuch von frühester Kindheit an von ihren GeOhrten unterschieden.
Die unteren Klassen werden swar auch in die Grundsätze der Religion etngeweihtt
jedoch nicht in den mystischen oder höheren Theil. Die N. lieben den Tanz,
wozu sie sich mit allen Waffen schmücken, und Kampfspiele (>Dscherid<, d. i.
Speer, eigentlich l'.iime). N.icli L. Cahun, der sehr günstio; nher die N". be-
richtete, verdienten sie mehr Interesse als jeder andere Stamm Syneos, weil sie
wirkliches Verlangen n.irh Civilisation trügen. v. H.
Nasale» s. Schädelentwicklung. Grbch.
Nasalis, Ofoffr. , syn. Rynchop'tthecus , Daiii.bom, Nasenaffe, Kahau; aul
der Insel Bornco lebende Gattung der catarrhinen Affen, zur Unterfamilie der
Hundsaffen »CympU/ucintt Is. Ckoffk, (s. d.) gehörig, ohne Backentaschen, mit
weit vorspringender, >beweglichcr^, die Oberlippe überragender Nase; Nasen-
rücken breit, vorne etwas verjüngt, mit seichter Furche; Nasenlöcher nach unten
gerichtet, sehr gross, willkürlich erweiterungsfähig. Letzter unterer Molar shöckerig.
Msgen zusammengesetzt Kehlsack sehr gross. ~- Nur eine Art: Nasaäs buwOrns,
GBOPnt. (Semnopi^Utus nasiats, Cuv.) Körperlänge 70 Centim.; Schwanz angebUcfa
etwas länger, Höhe 55 Centim. Bdiaarung weich, verlängert sich ati den Gesichts*
Seiten und am I&terhaupte, bildet um den Hals einen Kragen. Scheitel, Hinter-
kopf, Schultergegend kastanienfarben, Rücken fahlgelb, dunkelrothbraun gewässert
oder rothbraun; in der Kreuzgegend ein scharf umschriebener graulich wi^^er Fleck;
Brust, Bauch hell rötbUcbgelb, nach liinten graulich. Gliedmassen gelblichrotb,
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NaMÜ-Panct — Nase.
5«7
unten, wie der Schwans, aschgrau. Gesicht kupiri^^ Hände und Gesässscbwielen
schwärzlich. v. Ms.
Nasal-Punct. Unter Nasal-Punct versteht man die Mitte der naso-frontal-
Naht an der Nasenwurzel. Der Punkt ist von Wichtigkeit zur Bestimmung ver-
schiedener, am Schädel gemessener VVinkei. N.
Naaamonen. Mächtiges, aber rohes Volk des Alteräunns» das fi^er an
der Sttdwestseite von Cyrenaikabis in die Mitte der grossen Syite ia Nord-Aftika
bin wohnte, von den Römern aber in die inneren Striche Marmarica's zurttck-
gedringt wurde. Nach Herodot übten sie Heroenkultus, hatten Weibergemetnschaf^
assen getrocknete und in Milch geweichte Heuschrecken u. s. w. Sie streiften
jenseits der Areg'Region bis Wargla als äussersten Punkt, ostwXrtS aber bis
Audschila, um im Herbst die Datteln einzuheimsen. v. H.
Nasci. Völkerschafl des Altcrthums, am nordwestlichen Abhänge der Kbi-
päen, im heutigen Eussland. v. H.
Nascopis, s. Naskapit. v. H.
Nascud, indunerstamm Nordwest-Amerika s am oberen Fräser- und Thompson-
Flusse. V. H.
Nase. Die Nase ist ein vorspringender, dreisdtig pyramidischer Körper des
Geachtes, swischen den Augenhöhlen und (Iber der Mundöfihung gelegen. An
der Nase lassen sich unterscheiden: die zwischen den Augen liegende Wuisel»
der Rücken, die Spitze, die Nasenflügel, die äusseren oder vorderen Nasenlöcher
und die Nasenscheidewand. Der obere Theil der Nase wird gebildet durch die
Nasenfortsätze der Oberkiefer und durch die Nasenbeine. Der untere, welcher
beweglich ist, setzt sich aus mehreren Knorpeln zus:>mmen: x. aus dem Scheide*
wandknorpel (Cartilago s(pti narium) , welcher die Scheidewand der Nase nach vorn
verlängert, 2. aus den oberen Seitenknorjseln (Cartilaeine^ superiores)\ liegen 7urSeite
des vorigen, 3. aus den unteren Seitenknorpeln, Knorpeln der Nasenflügel (C. in-
feriores oder alarum narium) \ bilden die Nasenspitze. Die vorderen (äusseren)
Nasenlöcher Ähren in die Nasenhöhlen (CaoiUUis imrmm). Die Nasenscheide-
wand trennt sie; dieselbe setsen zusammen das Riechbein, das Pflugicbaarbein
und nach yom als Fortsetzung der Scheidewandknoipel. Hinten führen* aus diesen
Höhlen die hinteren Nasenöfinungen (Ckaanae) in die Rachenhöhle. Die Nasen-
höhlen besitzen drei übereinander gelagerte Erhabenheiten, die Nasenmuscheln
(CoHchae), welche durch Platten gebilden werden. Die obere Wand oder Decke
der Nasenhöhlen wird durrli die Siebi)lattc dc^ Riccbbeines gebildet, durch die
die Kaden des Geru« h^^^tu r\ 1 n in die Nasenhöhle dringen. Die Nasenhöhlen
werden noch vergrössert durch die mit ihnen in Verbindung stehenden Neben-
höhlen. Es sind dieses: i. Die Kieferhöhle (Sinus maxiliaris), im Innern des
Oberkiefers. 2. Die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis), im Körper des Keilbeins ;
durch eine mittlere Scheidewand in zwei Seitenhöhlen getheilt. 3. Die Stirnhöhle
(Smus /rMtaßs), zwischen den beiden Knocfaentafeln des Stirnbeines; 4. Die
Riechbeinsellen (Ceibdae itkmMdaUs), zellige Höhlen im Riechbein. Die Nerven
der Nasenhöhlen stammen tbeils vom Rieehnnven, welche durch die Sid>platte
dringen, theils vom Nasenzweige des fünften HirnnervenpaareSt welche durch das
innere Augenhöhlenloch treten. — Die Oberfläche der äusseren Nase besitzt eine
dünne Kpidermisbekleidung und zeigt eine sfirkc Kntwicklnng der Srbweissdrtlsen.
Nach dem Innern der Nase setzt sich der Epithehaluberzug eine Strecke als ein
System geschichteter platter Zellen fort, bis das Fhmmerepithel beginnt. Nicht
die ganze Oberfläche des Innenraumes der Nase dient als Riecborgan, sondern
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I
$88 Nase.
nur flns Ausbrefttingsgebiet de«? uVt'nfus Olfactorius, die Regio Olfacioria. T^?ese
erstreckt sich auf die obere Partie der Naser\schcidc\vand, auf die obere und einen
Theil der mittleren Muschel. Sie ist durch eine bräunliche P'ärbung kenntlich.
Ausserdem unterscheidet sie sich von dem übrigen Ueberzug der Nasenhöhle durch
grössere Dicke, durch charakteristische Drüsen und durch die Epithelzellen, «eldie
ohne Ftiminem sind. Die Drüsen (BowMAii'sche DrOsen) haben eine lange
schlftuchfönntge Gestalt und mOnden mit verengtem Ausfbhrungsgange. Das
Epithel der Rtgi» O^tuUria besteht aus einem em&chen Uebetaug langes
cylindfischer Zellen. Der Inhalt derselben enHiilt gelbliche oder bräunliche
Körnchen, welche der Regio die bezeichnende Farbe verleihen. Nach ionai
setzen sich die Zellen in verzweigte Fortsätze fort, durch deren Verbindung eine
Art Fasemetz entsteht. Zwischen den Rpithelzellcn liegen andere Zellen von
nervösem Charakter, die Riechzellen Sie besitzen einen spindelförmigen, fast
gänzlich vom Kern eingenommenen Korper. Von dem inneren Ende der Riech-
zellen geht eine feine Fibrille hinab, nach aussen verlängert sich die Zelle stäbchen-
förmig und trägt an der Spitze bei manchen VVirbelthieren einen Büschel von
Sinneshärchen. Die feinen Fibrillen des unteren Endes gehen wahrscheiiilich in
die Nervenfiuem des O^aOms Uber, die sich hier in der Regh O^^ümria aus*
bieiten. D«
Nase« Die Gestalt der Nase ist für den Anthropologen ein nidit umsichtiges
Merkmal xur Unterscheidung der Menschenracen. Bei Menschen und Affim ist
sie gletrh und zeigt nur morphologische Verschiedenheiten: Bei Ersteren springt
sie mehr oder weniger vor, während sie bei Letzteren in der Regel glatt ist.
Doch erleidet diese Kegel zahlreiche Ausnahmen; man denke nur an den V.T^en-
aficn mit seinem gewaltigen Geruchsorgan. Bei Kuropäern und Nordamerikanern
entwickelt sie sich nach vom heraus, bei den Mongolen dagegen, insbesondere
bei allen wirklichen Mongolen, und bei Negern in die Breite. Die durch Hervor-
springen und Verbreiterung geschaffenen Verschiedenheiten finden ihren Aus-
druck in ein^ Reihe von Indices, von denen wir zwei als die wichtigsten nam»
haft machen: erstens das Verhältniss der Breite «nr Höhe (Trans versal-Indei^
auch kurzweg Nasenindex genannt); zweitens das Verhältniss der grössten Brette
zum grössten Hervorspringen der Nase. — Bei Betrachtung der Nase bat man
auf Folgendes hauptsächlich sein Augenmerk zii richten: Zahl und Gestalt der
Läppchen; Form der Flügel; Form und Richtung der Nasenlöcher; Nasen-
rücken: Gestalt desselben, ob dachförmig oder rund; Rirhfiuig desselben, ob
geradlinig, bucklig, konvex oder konkav; Tiefe der KinKenkung der Nasenwurzel
(sehr beträchtlich bei den Melanesieren, die sich dadurcli von den Afrika-Negern
unterscheiden; geringfügig .dagegen bei Mongolen, Arabern und dem Typus der
Venus Milo); Wölbung der Nase: eigenartig, wie gebrochen oder geknickt bei
den Amerikanern; Hebung der Ebene der gansen Nasenbasis oder der Nasen*
ilttgel allein nach oben und aussen, welche bewirkt, dass man von vom oder
von der Seite mehr oder weniger in die Nasenlttcher Mneinsdien kann. «
Nebensächlich ist die verschiedene Enlwickelung der Muskulatur der Nase
Beim Europäer erweitern sich die Nasenlöcher nur bei eintretender Athemnoth,
bei anderen Racen jedoch auch während des gewöhnlichen Athmens, Bei der
sogennnnten Stumytfnrtse (Chinesen) findet eine Verki)r?:nng der unteren Nasen-
parthie statt m Folge mangelnder Festigkeit der Knorpel. Das völlige Einsinken
der Nase ist nicht Racenmerkmal, «sondern Folge pnthologischer, den Knochen
vernichtender Frocesse (SyphUis). ii,beni>u wenig ist das ir chien der NasenknoipeJ,
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Ntte-Entwickelung — Nasen-Index.
S«9
wie man es bei dnzelneii Indmduen beobachtete» eine besondere Stammes-
eigenschaft, sondern eine recht seltene, in der R^el mit anderen Abnormitäten
cinli ergell ende individuelle Anomalie. N.
Nase Entwickelung. Die Bildung der äusseren Nase erfolgt beim mensch-
lichen Ktnbryo um die Milte des zweiten Schwange rschaflsmonates. Sie wächst
aus dem vordersten Nascntheile des Urschädels heraus, ihre charakteristische
Form erhält sie erst später. Sie kommt nicht dem Menschen allein zu, sondern
es gicbt auch Affen (Semnopühecus nasicus, Nasenaite), welche vollständige
Menschennasen besitzen. Andererseits nimmt die Nase bei vielen niederen
Menschenracen eine nichts weniger als schöne Gestalt an. In phylogenel3Sf.her
Hinsicht ist die Thatsache beachtenswerth, dass nur bei den Affen der alten
Well, den sogenannten CatarhiAen, die Nasenscheidewand ebenso schmal bleibt
wie beim Menschen, wtthrend sie sich bei den Affen der neuen Welt, den so*
genannten Platyrrhincn, nach unten stark verbreitert, wodurch die Nasenlöcher
mehr nach der Seite rücken. Näheres über Nases. Riechorganentwicklung. Grbch.
Nase, Chondrostoma (s. d.) nasus, Linn^, mit stark vorragender, conischer
Schnauze, kaum gebogener Mundspalte, einerseits 6, andcrcrstUs o oder 7 Schlund«
Zähnen und sehr langgestrecktem Körper. Rucken sc Invarzlich grun, die Seiten
heller, gegen den Bauch hin äilbcrglänzend; alle Hussen im Sommer liuchioih.
45 Centim. lang, bis i \ Kilo schwer. In Süddentschland sUUker als in Nord*
deutschland verbreitet, in Flüssen und Seen; Nahrang fast ausschliesslich vegeta*
biliscb (Wasseralgen}. Laichxeit April und Mai; sie suchen in dieser Zeit die
Ausflüsse der Seen auf und werden dann in hundeiten von Centnem gefimgen.
Fleisch wenig geschütst Ks.
Nasenaffe, s. NasaÜs, Geoffr. v. Ms.
Nasenbären, s Nasua, Stork, v. Ms.
Nascnbcuteldachs, s. Peramcles, Gfofer. v. Ms.
Nasenbreite. Die NaseiiLreitc Skelett, d. h. die grosste IJrcitc der
vorderen NasenöflTnung, wird, wo sii }i findet, horizontal gcincbsen. Beim
Lebenden unterscheidet man oi eje und untere Nasenbreile. Man misst die
erstere mit dem Tasterzirkel von einem inneren Augenwinkel zum anderen, die
letstere vom äusseren Ansatse des eben Nasenil ugeis sum anderen. N.
Haaen-DScher, furche-, gänge-, gruben-, höhten-, klappen-, Idcher, s. Riech-
ofganentwickelung. Grbch.
Nasenfortsätze, s. SchftdelentwicUnng. GaBCH.
Nasenhai, s. Lamna. Klz.
Nasenhöhe. Die Nasenhöhe wird am Sketett gemessen von der Mitte der
sutura naso'fronfalis Ins zur Mitte der oberen Fläche des Nasen-Stachals, resp.
bis zum tielsten Kande der Apcrtura pyri/ornüs. Am Lebenden mis.st nia;! sie
mit dem Tasterzirkel von der Nasenwurzel bis zum Ansätze der Nasenscheide*
wand an der Oberlippe. N.
Nasen-Index. Der Nasen-Index am Skelett ist das Verhältniss der grussten
Breite der vorderen Nasenöfinung zur grösstea Länge der Nase (Nasenhöhe) von
der j^iwM masaäs bis zur «or^rM^-Naht Deiadbe wird ausgedrückt durch die
Formel* 'oox Breite der Nasenöffnung
* Nasenhöhe. '
Reicht dieser Indez bis 47,0^ so nennt man die Nase l^iarrkm.
u n M 47»* — 5* »» *» w n »$ mes4trrMß»
w M n n 51»»— 58 w M n w » plafyrrhin.
liegt „ „ über 58,1 „ „ , hyperplatyrrkiH,
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59©
Beim l ebenden versteht man unter Nasenindex das Verhältniss der unteren
Nasenbrcitc (vergl. »Nascnbreitec) zur Nas^nhöhe (vergL >Nasenhöhe<). N.
Nasenkakadu, s. Licmetis. Rchw.
Nasenkröten = Khinophryniden (s. d.). Ks.
Naaenstodctrager (hoU. Neusstockdragers), Bezeichnung für die westlichen .
Kairi-Kairi« ein Stamm der Buschmänner (s. d.), welcher einen Holalock im Naaen^ I
knoipel SU tragen pflegt v. H.
NaMiis» CoMMEits., Nashomfisch. Fisch aus der Familie Atrmmruhe (s. d.).
Stirn ttber den Angoi an einem hom^en Fortsatz verlängert Im indiidien
Ocean. Naseus unicorms, FoRSK.» nidit selten xw»chen Korallen. Klz,
Nashorn, Nashörner, s. RhinoceroSf Rhinocerotidae. v. Ms.
Nashomfisch, s. Naseus. Klz.
Nashornkäfer, s. Oryctes. E. T(i.
Nashornvögel, s. Bucerotidae. Kcha\%
Nashua, Algonkinindianer am Nashua River und unteren Merrimack. v. H.
Naaicomia, s. Rhinocerotidae. v. Ms.
NMir» Wanderttamm, bald im Gebiete der Ghilsai-A^haaen, bald im Oeii>
liehen Choiassan umheniehend, will mit dem Clane der Hotaki verwandt aeiai,
ist aber wahrscheinlich nichts als ein eingewanderter Bnichlheil der Beliitsclien
(s. d.). V. H.
Nasitema, Wagl.« s. Micropsittacidae. Rchw.
Naskapit, Kascopis, Nescaupi, fälschlicli Skoffie oder Escopies genannt,
Algonkinstamm, von den Franzosen TÖtc de beule genannt, vielleicht weil sie,
wie P. Petitot vcrmiitbct, die Kopfe der Neupcbnrenen künstlich nbninden. ]
Sie gehören zum Zweige der Crccs und wohnen m Unter-Canada, richtiger im
Inneren von Lv^brador und Ungawa. Sie behaupten, ihr nationaler Name be-
deute: »einer, der aufrecht steht«, zälilten aber schon in den luntzigcr Jaiircn
bloss noch loo streitbare Männer. Ihre Sprache, «ne Mundart der Cree- oder
Knistenausprache, ist stark mit Wörtern der Saulteux- oder Odschibwäq>rache ge-
mischt Sie glauben an einen höchsten Regierer der Welt und Uiheber alles
Guten, aber auch an ein böses Wesen, und die verschlagenen Medidnmäimer
stehen fast in demselben Ansehen ^vie die Geister. Dabei wussten sie seit langem
die Geheimnisse der unwillkürlichen Muskelbewegungen als einträgliches Geschäft
auszubeuten. Die N. haben grosse .Abneigung gegen Veränderung ihres Aufeitf*
haltcs durch Reisen. Die N. haben nur wenig Veikehr mit den Weissen, zeigen
sich dnbei egoistisch und ungastlicli und stehen moralisch überhaupt nicht hoch.
Ungeiicheut geben sie sich allen roheren I^idenschaften hin und haben in ihrer
Sprache kein Wort für Schamgefühl, welcher Begrili ihnen auch tliatsachiich fehlt.
Vielweiberei ist bei ihnen Regel; Liebe spielt bei ihren ehelichen Verbindungen
nicht die geringste Rolle Heirathen unter nahen Verwandten sind erlaubt^ auch
nimmt oft ein Mann zwei Schwestern zu gleicher Zeit Vettern und Mohmcn
werden als Geschwister angesehen und auch so benannt Alle schweren Arbeiten
der Haushaltung fallen den Weibern zu; die emsige Beschäftigung der Männer ist die
Jagd und im Winter der Fischfang, aber sie bringen nicdr einmal das erlegte Wild
nach Hause, denn auch das ist das Geschäft der Weiber. Die N. erschlagen
ihre hochbejahrten und schwachen Fltcrn und Verwandten, welche darum zu
bitten pflegen; sonst behandeln sie durciigangig ihre alten Leute mit vieler Sorg-
falt und Zärtlichkeit. Wenn ein N. im Winter stirbt, wird der Leichnam auf ein
hohes Gerüst gelegt und erst im Sommer begraben. Ihre Nahrung beruht vor«
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Naskotin — Nasm.
591
wiegend auf dem Ren (Karibu). Auch ihre Winterkleidung besteht bei beiden
Gescblechteni zum Theil aus Renthierfell, dann aber aus Leder, das gewöhnlich
recht geschmackvoll bemalt ist. Es scheint eine Art Gütergemeinschaft bei ihnen
zu existiren. Die N. sind sonst friedlich und harmloSf hassen aber die benach*
harten Eskimo auf das Bitterste. v. H.
Naskotin. Stamm der TacuUi (s. d.). v. H.
Nasling = Nase (s. d.). Ks.
Nass. Zweig der Chimmesyan (s. d.) am Nass-River und bei der Observa-
toriums-Einfahrt. V. H.
Nattftt (lAt Reuse, wegen der nets- oder gitterartigen Skulptur) Lakakgr
1801, Meeisdinecke aus der Familie der Bnceiniden, schon an der Schale von
Buccinum zu unterscheiden durch tieferen Einschnitt des Kanals, der wie auf
die Rackenseite zurücltgediingt erscheint, und mehr oder weniger ausgeprägte
Auflagerung von Kalkmasse an der Bauchseite der Schale, die bald nur einen
glänzenden dünnen Ueberzug, bald eine förmliche Platte mit dicken freien
Rändern (Wulst, callus) bildet. Deckel homartig, mit dem Kern an der Spitze,
Seitenränder etwas gezahnt. Fuss nach hinten zugespitzt und in 2 Läppchen
endigend. An der Reibplatte das Mittelsttick viel breiter als bei Buccinum, viel-
zackig, die Seitenstücke einspitzig. Die Skulptur der Schale ist in der Regel
gegittert, wenigstens auf den ersten Windungen, veilieit sich aber bei mandien
Arten auf den folgenden mehr und mehr. In der Nordsee« namentlich an den
holländischen und englischen Küsten, auf weichem Grund, sind zwei Arten hlUi%
beide länglich zugespitzt, blassgelb mit konstanter Gitteiskulptur, reticulata,
Linne, s — 3 Centim., und die kleinere N, hurassata, MCi.l. oder maeula, Lam.,
10— 13 Millim. , durch einen dunkelbraunen Fleck neben dem Mündungs-
einsclmitt kenntlich. Im Mittelmeer neben diesen l>ciden noch andere .^rten,
namentlicli N'. mutahilis, Linnk, von der Grösse der reiiculata, aber die letzte
Windung ganz, glatt, sehr bauchig, isabellfarbig mit einer Reihe röthlicher Flecken
an der Naht, die obersten Windungen deutlich gegittert, daher der Name; N.
corniculum, Olivi, eben so glatt, aber schlanker und etwas kleiner, und N. costu-
iaUt, RnoER oder i/arioN/is, Frilippi, in Gresse, Skulptur und FSrbung sehr
variabel, im Ganzen zwischen ccmkuhm und hterasuaa die Mitte haltend, an
Tangen lebend In den tropischen Meeren zahfareiche Arten, in Skulptur und
Flrbung sehr mannigfoltig; die grOssten, 4—5 Centim. lang» sind N. iaenio oder
olivaceo, kastanienbraun mit einem helleren Bande, längs gefaltet, die letzte
Windung meist, aber nicht immer, ohne Falten, N. gians weisslich mit schmalen
braunen Spirallinien, ziemlich glatt, und N. papulosa, glänzend weiss, mit warzen-
artigen Höckern dicht besetzt, alle im indischen Ocean. Ebenda N, arcularia,
grnn w oi .s, obere Windungen mit groben Falten, die Wulst an der Bauchseite
iiieisl die ganze letzte Windung einnehmend und öfters auch noch auf die vor-
letzte übergreifend. Diese und einige kleinere ähnliche Arten dienen den
Malajren zur Verzierung von BambuskSstdien und anderen Sdmiucltsachen, daher
der Name, werden auch an Messmgringe angereiht an den Ohren getragen.
Durch noch stäikere Ausbildung der Wulst und damit abwddiende Geaammtform
der Schale zeichnen sich auch noch zwei Arten des Mlttdmeeres aus: AI gi^
ititUa, LxMNB, bei der die Wulst die ganze Bauchseite der Schale bis zur Spitze
emnimmt und ihre rothgelben Seitenränder auch noch von oben sichtbar sind,
Oberseite glatt mit i — 2 gelben Höckern, wie Eiterpusteln, hauptsächlich an
den sttdUcben und östlichen Kflsten des Mittelmeeres, und N, mriUa, LmNt,
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Nassula — Natatores.
Wulst auch die game Bauchseite einnehmend, aber das Gewinde gaaa korx und
stumpf, sodass die Schale fast scheibenförmig wird und daher leicht in ei^pe
Ritzen sich verkriechen kann, wie die flachen Helixarten, häufig im gaaaen
Mittelmeer, namentlich auch an den Treppenstufen der Kanäle in der Stadt Venedig:
sie bildet die Untergattung Cytionasia, stimmt aber abgesehen von dieser mit der
Lebensweise zusammenhängenden Gestalt in allen anderen ( liarakteren mit den
tibrigen Arten iiberein Fossil findet sich Nassa von der miulcren Kreide an, be-
sonders /altlrcich im Tertiär. Einige im Fliocän Italiens häutige Arten tinden sich
nur noch sehr selten lebend im Mtttelmeer, häufiger aber im atlaatisdien Ocean
in der Nähe der Capverden, so prismatka und ttmisintUa, Monographie von
RstVB 1S53» 196 Arten. S. atfch F. P. Maskat on tfae varieties of tfae shdla
in tbe genus Nassat Liverpool 1880» 95 p. £. v. M.
Nawula, £iiren)if:k(; . Tracheliide ohne einseitige Auftreibung. Mund lateral,
mit einer Reusen^artigen Bewehrung des Mundes. Fr.
Nasua, Stork., Nasenbär, amerikanische Carni\ orengatttmg der Bären,
Farn. Ursida, Wagn , zur Unterfamilie tSu/'f/rximr« , Hi.ArNV., (/yocyontda^ Giraro)
gehörig, charakterisirt durch die rtissclartig verlängerte, an den Rändern scharf-
kantig aufgeworfene, unten behaarte, ungefurclitc Schnauze, schlanken, gc>t reckten,
kur^hal^igen Korper, kurze runde Ohren, langen schmalen Scliädei. Die kurzen
GHedmasten mit breiten nacktsohligen Füssen; die 5 der Länge nach gröastei^
Iheilf verwachsenen Zehen mit langen spitzen Krallen, der. Scbwaw ca. kCtopei^
lang, dicht behaart 3 ventrale Zitsenpaare. Gebiss mit | Pnemolaren, ) MoUren^
wie bei A^fy^ Stokr (s. d.)* jedoch sind die Zähne schmäler. — N, sceiaiis.
Frz., Wied., geselliger Coati, RUsselbär» Totallfinge bis 1,05 Meier, Schwanz ca.
45 Centiro.» Widerristhöhe 27^30 Centim. Oben rothbraun, graubraun oder röthlicb
gelbbraun, unten gelblichgrau; über jedem Auge ein runder, weisser Fleck, femer
zwei, auch confluirende, weisse Flecken unter dem Auge, ein weiterer am äussersten
Augenwinkel, endlich ein weisser Sireü längs der Nasenwurzel. Schwanz altermrend
braungelb und schwarzbraun geringelt. Ostbrasilien. — Nasua soHtaria, Wied.
Der »eins;imct Coati soll (nach Henskl-Brehm) keuie eigene Art sein [es seien
die einsamen Coatis nur einsiedlerisdi lebende taltec ^ (Bkbhm, Thierleben,
n. Aufl. L Abth. II. Bd., pag. 203^303], hingegen wäre die von den meisten
Autoren als Farbenvarietät auigefasste Uue^rl^fnäiAt TscH., aus Novd*Brasilien
eine besdmmt diffeiente Form. — Die Nasenbären sind Tagdiiere, die in Gesell-
schaft bis zu so Individuen beständig Laut gebend, henimstrdchen, von Pflanzen,
Fruchten, Kerfen, Wflnnern, Schnecken, kleinen Wirbelthieren etc. leben; ihre
erst in neuerer Zeit etwas genauer bekannt gewordenen biolog. Verhältnisse sind
sehr anziehend Die N'a.senbärcn sind zähmbar; von den Indianern werden sie,
des Pelzes und des \Vil(l[!rets wegen, gejagt. v. Ms.
Natalus, Gray, ntncnkaDiüche Fledermausgattung der F:mi \ apa iilionidoi,
Wagn., nuch.st verwandt der Gattung Furipterus, Bunai'., von dieser jedoch be-
sonders durch den Besitz einer die Intermaxillaren median verbindenden Knorpel-
platte unterschieden; hat wie Furiptena hohen SchSdel und dicht mit wanigen
Linien besetite Flughäute, \ Backzähne, Schneide«, durch einen Zwischenraum ge-
trennt von jenen der anderen Kielerhälfte, sowie von den besIlgL Eckaähnen. v. Ms.
Natantia, Iixigr, Walfischartige Säugethiere, s. Cetaceea. v. Ms.
Natatores, Schwimmvögel, grössere Gruppe, ordo oder subdassis, der Vo^l-
Klasse. Die Kennzeichen sind folgende: Kurze Füsse, deren Läufe ebenso wie
das Flissgelenk und der unterste Tbeil des Schenkels in der Regel nicht befiedert J
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siiid (die meisten Taucher, besonders die Pinguine und einige Ruderfiissler bilden
Ausnahmen von dieser Hegel; bei dem l-rcgattvogel sind sogar die Laufe be-
fiederi} und deren /eben durch Sclnvimmhiuite verbunden werden. Es kommen
zwar cin/.ebie ioiincn vor, bei weU iicu nur kmv.e Ilefthüiite die Basis der Zehen
verbinden, wie dies bei Slel/vogebi die Regel ist; immer charakterisiren aber in
diesen Fällen die kurzen I^ufe, welche kaum das Maass der längsten Zehe er-
reichen (ausgenommeii sind nur einige Sturmschwalben) den Schwimmvogel,
während entgegengesetzt Stelzvögel mit ausnahmsweise vollen Schwimmhäuten
durch ihre hohen, die Zehenlänge um vieles ttbertreffenden Läufe als solche ge-
kennzeichnet werden. - Wie die Fussbildung anzeigt, ist das Wasser das Element
der in Rede stehenden Vögel. Wenngleich auch Repräsentanten anderer Vogel-
gruppen geschickt zu schwimmen vermögen, so benützen dieselben doch, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, nur im Nothfalle diese Fertigkeit. Die Schwimm-
vögel hingegen verbringen die meiste Zeit ihres Lebens auf dem Wasser, ja viele
betreten das Land nur, um zu brüten. Auf oder im Wasser suchen sie ilire
Nahrung, ruhen sie, bewegen sie sich im Spiele, ilir dichtes, stets stark einge-
fettetes Gelider wird nicht durchnässt und verhindert jede Benetzung der Haut.
Sie bewohnen vorzugsweise die Meere, in geringerer Zahl Binnengewässer. — Nach
der Form der Fttsse und des Schnabels sind vier Ordnungen zu unterscheiden:
Taucher (Urmatores), Seeflieger (Longipemus), Ruderfiissler (SUgompodes) und
Zahnschoäbler (LamdSroUrts), Rchw.
Natdiez oder Natschez. Indianerstamm am Mississippi unterhalb des heutigen
Vicksburg und darüber hinaus bis an den Red River. Sie gehörten zum Bunde
der Muskügi, halten aber ursprünglich eine vcrscliicdene Sprache. Sie sind die
Chigantualaga des De Soto. Es ist nur noch eine kleine Horde am östlichen
Arm des Cusaflusses davon übrig. Die N. sollen die grösste .\ehnlichkeit mit
den Peruanern in bürgerlichen und religiösen Einrichtungen, in Sitten, Clebräuchen
und Lebensweise gehabt haben. Jedes ihrer Duilcr hatte ein heiliges Gebäude,
wo sich die Fetische und die Knochen der Todten betenden, zugleich mit einem
AlUr, auf dem ein ewiges Feuer brannte. Der Häuptling leitete seine Abkunft
von der Sonne her und herrschte mit last absoluter Gewalt. Bei seinem Tode
tödtete man ihm eine Menge Gefolge. Man unterschied Edle und Gemeine; ihre
Sprache war eine besondere. 1 730 wurden die N. durch die Franzosen vertilgt v. H.
Natembenses. Nach PtolemAos kleine Völkerschaft im Innern Libyens,
nördlich vom Möns Usargala. v. H.
Natica (ursprünglich willkürliche lateinische Uebersetzung des griechischen
Ncrita, von natare) seil Adanson 1757 und Lamarck 1809 davon unter chiedene
(Gattung von Meerschnecken, durch die vorherrschend halbkugeHormige Gestalt
der Schale und den halbkreisförmigen Umri&s der Mündung den Neriien etwas
ähnlich, aber sehr wesentlich verschieden im organischen Bau und in der Lebens-
weise. Schon die Schale ist leicht daran zu unterscheiden, dass der Innenrand
der Mttndung sich nicht in eine glatte Ebene ausdehnt, sondern ein Nabel vor-
handen bt (daher auch als deutsche Benennung Nabelschnecke besser als
Schwimmschnecke), der meist riemlich breit ist und beinahe immer durch
einen kleinen oder grösseren, oft strangtörmigen Wulst von Schalenmasse theil-
weise erfüllt wird. Die Oberfläche der Schale ist fast immer porzellanartig glatt
und glänzend, nur bei sehr wenigen seltenen Arten mit schwacher Spiralskulptur,
gerade umgekehrt wie l)fi Ncrita, hellfarbig, einfarbig oder mi» zahlreichen
dunkeln Flecken tn beäcunmter Weise gezeichnet« Dem organisclien Bau nach
2ool.t AathnvoU u. Etbaologie. Bd. V. 38
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594
Natik.
gehört sie zu den Pectinibriinclua ta<-nu\^li><iU7, nicht wc .Vrrita zw den Scutibranchia
rJiipiäoglosSii, ünd bilHct mit Sti^arcius zus.uiMuen eine eigene Familie, I^jtiiniae.
die sich fbdnrrh aus/ciclmet, da.ss der Fuss ^ehr stark ausgebildet ist und vorn
in eine (h( kc kcillornii^e Masse siel) verlängert, hinter uclcher der Ro}>r l>eiin
Kriechen veibuii^cn isi, an Leiden Seiten in flUgclartige Fortsätze sich eriicbt,
welche einen grösseren oder kleineren Theil der Schale umftssen und diese da-
durch ebenso rein und glatt erhalten, wie die Mantellappen hei Cypraea. Diese
Schnecken leben auf weichem Boden, Sand* oder Schlammgrund, und pfl^^en
sich in denselben etwas einzugraben, woAi eben das keilförmige Vorderende des
Fusses dient. Sie sind fleischfressend, und ihrem Angriff werden zum Theil die
runden Löcher zugeschrieben > welche man an verscliiedcnen Muscheln, z. B.
Tellina, findet, indem sie mit ihrem Rtisse! mittelst der darin enthaltenen Reib-
platte die Schale durclibrihrcn. Kin Deckel ist immer vorhanden, annnlicrnd
halbkreisförmig wie die Mümlun^, mit einer kleinen Spirale am unteren Knde und
zwar bei manchen Arten kalkig {Xatica im engeren Sinn oder Nacca, Risso jSaö),
bei der Mehrzahl nur hornig (Lunaäa, Gray 1847). Zu ersteren gehört die west-
indische N. eanrena (Name ursprünglich malaiisch), I^imfi, 4—6 Centim. im
Durchmesser, gelblich mit schwarz und weiss gegliederten Spindblndem und die
fast ebenso grosse, fttr das Mittelmeer charakteristische N. mUüfumdkUm, Lamarcx
oder hebraea, Martyn, etwas matt braungelb mit dunkelbraunen Flecken, die ent>
weder klein, unter sich gleich und sehr zahlreich oder zu grösseren unregdmäss^goi
Figuren verbunden sind, worauf sich jene beiden Namen beziehen; endlich die
hochnordische N. clausa, Hroi}., einfarbig blass röthlichgrau, der Nabel völlig
durch die Wulst ausgefüllt, aber sein Umriss noch zu erkennen. Zu den Arten
mit hornigem I>erkel f^chören eine in der Nordsee häufige Art von ähnlicher
Grösse, N. nwniitfcra, Lam., 3— 4Centim., blass röthlichgrau mit einer Reilie kleiner
komma-formiger dunkclruihbrauner Flecken unter der Naht und die kaum hasclnuss-
grosse i\ . Aläcri, Fordes, ebendaher, etwas mehr länglich, blassgelb einfarbig oder
mit mehreren Fleckenreihen, sowie mehreie Arten aus dem Mittelmeer. Als
eigenthttmliche Artengruppen — alle mit hornigem Deckel — sind noch su nennen
die mehr oder weniger plattgedtttckten grauröthlichen mit violett-gelbem Bande
unter der Naht und breitem braunen, oft zweigetheilten Nabelwulst (NtotrUa^
Risso), wozu N. Josephiniana, RiSSO pUa^ SERRES aus dem Mittelmeer und
grössere Arten in den heissen Meeren, die starkginn zenden einfarbig wdssen oder
gelben mit zitzenförmig vorstehendem Gewinde und sehr breitem, oft den Nabel
ganz rtnsfllllcnder Wulst, wie N. mamilla, LiNNt, im Rothen Nfe-T und dem
indischen Ocean, und die ähnlichen, aber dünnschaligen, du; kelj/ lK Ickten mit
schwnr/.braunem Innenrand der Mündung, engem Nabel und klcuiciu Wulst, wie
A'. mr/nnostoma, Gmei.in. endlich die ganz dünnschungeu cmlarbig braunen, etwas
längliciien nordischen Arten, mit ganz ei^m Nabel, wie A^ ülanäka^ Gmelin
BS helkoidis, Johmston (Ämauropsis, Mörch), die im Habitus am dkeisten von allen
anderen verschieden sind. Fossil geht NaiUa sicher bis in die Trias zurück,
altere Formen sind zweifelhaft. Im Eocfln spielen eigenthttmliche kuglige Formen
mit völlig au^efllUtem Nabel, AmpuUma, Lam., eine grössere Rolle; sie wurden
frtther zu AmpuUarut gestellt und finden vielleicht ein lebendes Analogon in der
westamenkanischen N, fluctuata, So>viE:RßY. Monographien von Philippi in der
neueren Ausgabe von Chemnitz 1852 und von Reeve 1885, 143 Arten. F.. v. M.
Natik. Die erloschenen Algonkinindianer Massachusetts; ein Zweig der
östlichen Lenape. v. H.
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Natiotitains — Natrium.
595
Nattotitains« Zwdg der CanierJndianer mit einem Dialekte derselben, v. H.
Natkuadsck oder Natuchaizen, Natucho^sen, Nadchokuadsch. Zweig der
Adyche (s. d.) in den Gebirgen und den der Festung Anapa angrenxenden
Ebenen. v. H.
Natliautin. 7\vei(' der Cnrner-Indianer (s. d.), v. H.
Natolisches Fettschwanz-Schaf (I.evantincr Schaf), ein kleines, schwarzes
oder weisses Thier, das die charakteristischen Eigenschaften des jbettschwanz-
schalcs (s. d.) besitzt und in grossen Heerden gehalten wird. Die Widder sind
meist gehörnt, die Mütter hornlos. Durch sein Fett und Fleisch, sowie durch
seine Wolle deckt dieses Schaf die HauptbedttHhisse seines Besitzers. R.
Natoliadies Schwein, kleines kraushaariges Thterj das vorzugsweise in der
TOrkeit demnächst in der Krimm und in den angrenzenden russtschen Gouveroe-
ments gehalten, und dort meist in Wäldern gemistet wird. Kopf klein; Ohren
spitz, aufrecht; Leib lang; Beine niedrig; Farbe rOthHch. Die MastfiLhigkeit gilt
als gut; der Speck ist etwas ölig. R.
Natricidae (als Fannilie betrachte») bez. Natricinae (als Unterfamilie der
ColubriJae betrachtet); die echten Nattern; von ziemlich kräftigem Bau, gewöhnlich
etwas niedergedrückt mit Hacliem Bauch; Schwanz meist zicmhch kurz und etwas
vom Leibe abgesetzt; Kopf gewöhnlich niedergedrückt, breit, abgesetzt vom Halse,
mit lunücr Schnauze. Pupille rund. Nasloch zwischen zwei Nasalia; Ocularia
von verschiedener Anzahl. Kdrperschuppen meist mit starkem Kiel, gewöhnlich
in 19 Reihen. Ventralschilder ohne Lateralkiele. Der hinterste Oberkieferzahn
fast stets der kürzeste» bei anigen mit Furche« Land* und SOsswasserschUngen
aller Erdtheile. Pp.
Natrium, das an der Oberfliche der Erde sehr weit verbreitete, in ganzen
Salzlagem und im Meerwasser so reichlich sich findende Metall, ist auch ein
wichtiger Bestandtheil des gesammten thicrischen Organismus, in dessen flttfisigen
Geweben und Sekreten es den liervurragendsten mineralischen Antheil ausmacht.
Die allgemeine Form, in welcher es hierselbsf ersclieint, ist die des Chlornatrium,
der kohlen-, phosphor- vnid schwefelsauren Salze; dieselben sclieinen theils einfach
gelöst m der Flüssigkeit enthalten zu sein, theils finden sie sich in Verbindung
mit Ei Weissstoffen; vielfach ist wohl das Na auch in den Bestand des i:iweiss-
moleküls direkt aufgenommen. Gerade diese letztangedeuteten Formen des Vor*
komroens im Thierkörper machen die Fähigkeit desselben, sich seinen Na-Gehalt
beständig auf fast gleicher Höhe zu erhalten, verständlich, und diese Fähigkeit
kommt namentlich auch den flflssigen Geweben in hohem Gnide su (s. Koch-
salz), deren Plasma ca. 0,4a— 0,45 J Natron enthält. Unter den Bestandthcilen
der Blutasche bildet es daher auch immer den reichsten (24—56}); in den ge-
formten F^lcmenten, den Zellen und deren Abkömmlingen, ist es in entschieden
geringerer Quantität vorhanden. Die Natrium-Salze werden dem Körper in der
Nahrung zugeführt, Vegetabüicn sowohl wie Fleisch enthalten sie in einer im
Allgemeinen für den thierischen Haushalt genügenden Menge, besonderer Na-Salz-
beigabe zur Nahrung bedarf es nur bei gleichzeitigem Kalium-Reicluhum in der-
jenigen der Pflanzenfresser (s. Kalium und Kcichsalz). Der Na-Ueberschuss findet
in venchiedenen Exkreten seine Abfuhr, u. a. im Harn und Schweiss, deren Na-
Gehalt desshalb bald grösser, bald geringer. — Die physiologisdie Bedeutung
der Na-Verbindungen beruht nicht in deren Antheilnahme an dem Aufbau des
Körpers, obwohl sie für die Bildung von Geweben unentbehrlich sein dttrften,
sondern weit mehr in ihrem Einfluss auf den thienscben StofiwechseL Welche
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59^
Hatrix — Naturriflket.
hervorragende RoUc das Kochsal^ spielt, wurde schon gclegcntlicli der Besprerlmng
ilu-M f Na-V'ttbinduny; cior'.ert; von den iilirigeii im Körper vorkommenden Ver-
buuiunycn dei> Mctallcs sei noch erwähnt, dass sie als CU^-'l rager tigurirea und
so uir den Gasgehalt und Gaswcch.sel licdeulung erlangen, b^infach kuldcnsaurcs
Natrium >. B. kann noch ein andetes Aequivalent CO, in swh aufnehmen, ebenso wie
auch Dinatriumphosphat veimittelst eines Moleküls Natrium CO^^Bindangsvermogcn
besitzt; da diese Verbindungen unter der Wirkung eines höheren CO^^Partiür-
druckes entstehen und andererseits bei dessen Abnahme wieder dissosiireo» so
würden durch sie dem COj-Wcchscl des Thierkörpers und damit der Athmung
wesenthe.he Dienste geleistet. Unter der Anwesenheit kohlensaurer Alkalien ver-
fallen ferner gewisse organische Substanzen, die sich sonst gegen den Saucrstofi
ziemlich indifferent vctlulten (so Glyzerin, Zucker, organisclie S;\uroii et» <L r
Oxydation leichter und schneller. Die i>hosphorsauren Alkalien daLL-cti sind ni-
direkt an der F.ntsiehung der sauren Rcaciion gewisser Geweljc und .*>ekrcte be-
theiligl (s. rhosphursaure). Abgeselien von diesen im Thierkorper allgemein ver-
breiteten Na-Salzen ist dieses Metall in einzelnen Bestandtheilen und Sekreten
desselben auch noch an spedfische Säuren gebunden, so als glyco- und kaurochol-
saures in der Galle, als harn* und hippnrsaures im Harn» als oxal- und raikb*
saures in einzelnen Organen und im Darminhalt S.
Nfttrix « Tn^pidfiMtus, Pf.
Natsche-Kutschin oder Strong people, Loucbeux>Athapasken am nördlichen
Ufer der Porkupinemündung. v. H.
Natschi, s. Nachees. v. H.
Natschitotschen, s. Nachitoches. v, H.
Nattcrnadlcr = Schlangenadler, s. Circaetos. Rchw.
Natua. Stamm der westlichen Kaft'ern. v. H.
Natuben. Kleiner Negerstamm an der Küste Senegambiens. v. H.
Natuchoidzen, s. Natkuadsch. v. H.
Naturracen. Hausthierracen, welche in der geschichdichen Zeit ihre Eigen-
schaften nicht oder nur unwesentlich geändert haben, frei von fremden £lutbei>
roischungen und unbeeinflusst von der menschlichen Kunst geblieben sind, nennt
man Naturracen. Der Bestand von Naturracen ist an die Constanz derjenigen
Bedingungen geknüpft, unter welchen diese Racen von Alters her bestanden haben.
Ihre wirthschaftliche Bedeutung ist gegenüber der nuxlernen Praxis im Vergleich
zu den Kulturracen (s. d.) eine iinterp:eordnetc. Kine besondere Bedeutung ge-
winnen sie itulcss vernioi^e ihrer niedrigen Produktionskosten und ihrer Häupiter-
zahl als Fleisch- und Wollvieh. Kbenso sind sie für ihre HeimathstÄtlen, solcme
in den letzteren die wirthschalüiclien Verhältnisse eine Veränderung nicht erleiden,
gewöhnlich die nutzbarsten Racen. Zu den Naturracen zählen die masurischen
Pferde, die Fjorder-Pferde, die Shetland-Ponys, das russische Steppenvieh, das
Fjellvieh, das Telemarkvieh, das Heideschaf und dergl. Aus den Naturracen
können durch den Einfluss des Menschen mit oder ohne Blutmaschung zunächst
Uebergangs- und weiteriiin Kulturracen gebildet werden. R.
Naturvölker. Man bedient sich dieses Ausdruckes als Gegensatz zu : Kultur-
völker« ; der eine ist aber eben so ungenau wie der andere. £s sind durchaus
schwankende Begriffe. 7ai den N. rechnet man nicht bloss die sogen. Wilden,
sondern auch solche Stäunne, die ein mitunter nicht unansehnliches Maass von
Gesittung si( h angeeignet haben. Vielleicht darf man die (irenze zwischen N.
und tLulturvolkern dort ziehen, wo die Kcnntniss der Schrift allgemein verbreitet
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Nru« — Naucrates. $97
ist. Man begreift aber, dass unter dietser Linie » ebenso wie oberhalb eine
ganze Menge von Abstufungen vorbanden sind. Im Uebrigen weiss man, dass
nirgends mehr auf Erden der Mensch im reinen Naturzustande lebt, was allein
den Ausdruck N. rechtfertigen würde. Ueberall findet man mehr oder weniger
entwickelte gesellschaftliche Gliederungen, irgend eine, wenn auch noch so rohe
Vorstellung von einer Gottheit, endlich gewisse Künste, ja sogar Luxusgewerbe
und einen Schatz vnn I")ichtun£jen. Die N. der Gegenwart sind dem Natur-
stancie, wie wir ihn für die ur^eitlichcn AnfHnge des menschlichen Geschlechtes
annehmen mü-sen, langst entrückt und au? verschiedenen Stufen der Entwicklung
angelangt. Sie sind in Wahrheit bloss KuUurarme im Vergleiche zu den Kultur-
reichen. Indess ist der Ausdruck N., ungenau und verschwommen wie er ist,
einmal so stark eingebürgert, dass er wohl kaum mehr aus dem Sprachgebrauch
getilgt werden kann. v. H.
Naua. Amazonas>In^aner am Jurua. v. H.
Nauden», Vto. (gr. Schiffer). Raubvogelgattung aus der Gruppe der
Weihen {Milvinae), ausgezeichnet durch einen langen, gabelförmigen Schwanz;
Lauf kürzer als die Mittelzehe. Nur zwei Arten. Die eine, der Schwalbenwcih,
N. furcatns, I,., bewohnt den Süden der Vereinigten Staaten und wandert im
Winter, die Orlgenossen zu grossen Schaaren vereint, südwärts bis Hrasilicn. Das
Gefieder ist in der Hauptsache weiss; Rücken, Flügel und Schwanz bind schwarz.
In der ausserordentlichen Gewandtheit und Anmuth des Fluges erheben sich die
Schwalbenweihcn über alle Verwandten der Weihengruppc und sind in dieser Be-
ziehung nur mit den Falken zu vergleidien. Gern jagen sie in grösseren Ge*
Seilschaften gleich den Schwalben ttber Wiesen und Seen nach Insekten, welche
ihre hauptsächliche Nahrung ausmachen, und schweben dabei oft weite Strecken
ohne Flügelschlag. — Die zweite Art, N. Riocourü^ Vtc, bewohnt West-
Afrika. R( iiw.
Naucoris, Geoffr. (gr. Schiff und Wanze), Schwimmwanze, eine zu den Wasser-
skorpionwanzen (s. Nepina) gehörige Gattung, deren Vorderbeine verdickt und
verlängert, und zum Kauben eingerichtet sind; der Ko]7f ist sehr breit, ebenso
der flache Hinterleib, welchem fadenförmige Anhänge (Athcmrohrc) fehlen. Die
gemeinste Art N. cimicoidcSf L., findet sich in den stehenden Gewässern fast ganz
Europas. E. Tg.
Naucrates, Cw., Lootsenfisch, Pilot, Fischgattung, zur Stachelflosserfamilie
Caratigidae (s. Caranx) gehörig. Keine Seitenplatten, Schwanz jederseits mit
häutigem Kiel. Nur eine Art, N. duetür, L., pelagisch in fast allen Meeren der
gemässigten und tropischen Zone (nicht in der Nord- und Ostsee) lebend. Der
nur 20 — 30 Centim. lange, dunkel quer gebänderte Fisch war schon bei den alten
Griechen und Römern, die ihn Porapilus nannten, berühmt, einmal wegen seiner
Beharrlichkeit, mit der er die SchitTe, fast immer in Gesellschaft von Haifischen,
aufsucht und diesen weithin folgt. I^araus bildeten sich die Alten die Meinung,
er schwimme den Schiffen voraus, tun sie sicher in den Hafen zu fCihren, wie ein
Lüüli>e. Sodann soll er in einem sonderbaren Freundschaftsverhältniss zu den
Haifischen leben, indem er lür diese Beute erspähe, zu ihnen zurückschwimme
und sie herbeilocke, wofttr ihn die Haie schonen und beschfltzen: Gegen-
seitigkeitsverhältniss (Mutualhmm, van Beneden), woftir auch andere Beispiele
schon von den Alten erzählt werden: Troefubts und Krckodii\ IHnna und
Ütmctheres. Hierher gehören femer die beglaubigteren Fälle von Duldung ver*
ichiedener Vögel (SupMßga, J\ts/»r roseus, SteriM, Raben) von Seiten vieler Heerden-
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59«
Naulette.
thiere, welchen die genannten Vögel lästige Haulparasiten vertilgen, und nament-
lich das in neuerer Zeit von Go^sf sichergestellte Verhältniss zwischen Paguras
und zwischen Artinicn (s. Actiiiicn\ Das Verhältniss zwischen Krokodil und
^Trochilus« (Pluvtanus agypiiacus) will Hrkiim ('l"hierlcl)en} sciljst beobachtet Tiaben.
Das VcrhuUruss nun zwischen Hai und Tilot scheint ebenfalls nicht ganz abge-
leugnet werden zu können; es wird bestätigt durch Geoffkoy, Comm£RSON,
Frbminville, MikVEN, Bennet und A., doch fehl«t neuere Beobachtiingeik. That-
Sache ist, dass beiderlei JFlsche sehr oft gemeinschaftlich hinter den Sdisffiea
schwimmend gesehen werden, dass man noch nie gefunden ha^ dass die sonst
so gefrSssigen Haie die kleinen Lootsenfische verachlimgeii haben, obwohl immer
mehrere denselben um die Nase herumschwimmen. Möglich wäxe wobl, dass
die Lootsenfische eben durch ihre Gewandtheit sich den Haifischen entziehen,
wie wohl auch der Trochilus dem Krokodil; und dafür spricht auch Rkkntet's
Angalie, dass Lootsenfische nie sich zeigen, wenn mehrere Haie zusammen
scluviinnien. Da man im Magen der Pilote kleine Fische fand, und nicht etwa
Excrcniente von Haifischen, so werden die Pilote sich also nicht von Unrath der
Haie ernähren, wie man schon behauptet hat. Das Wahrscheinlichste ist
mehr ein VerhSltniss der Tischgenossenschaft, des Commensalismus (von Bskeden):
die Lootsen verzehren die Bissen, welche die Haie fallen lassen; vielleicht fühlt skJi
auch der Pilot in der Nähe der Hai6sche vor den Nachstellungen seiner sonstigen
Feinde, behender Raubfische, sicherer. Der Nutzen, welchen der Haifisch ans
dem Dasein des Piloten zöge, liegt noch weniger klar. — Das Aufmerksamma«jien
auf Beute von Seiten des Piloten, etwa wegen grösserer Schärfe der Sinne, iai
sehr zu bezweifeln, und es findet sich kein iihtilichcr Fall im Thierreich, wenigstens
unter Thieren verschiedener Art Die sogen. Freundschaft des Hai's dürfte sich
auf Duldung reduciren. Klz.
Naulette. Am linken Lesseufer i Belgien) liegt die mehr als 60 Meter lange
und 10 Meter breite Höhle von Naulette. Hier fand der Höhlenforscher Dupom
neben einem menschlichen Kinnbacken, Ulna und Metatarsus, Knochen von
Elephas primigenius und khinonros. Ersterer von ausserordentlicher Dicke
(15 — 16 Millim.) und sehr prognath, lag unter einer fUnfTachen Stalagmitendedce
Nach DupoN'r lagen die Schichten also: z. sandiger, graiier Thon 3,90 Meter;
a. gelbgrauer Thon mit Wicflerkäuerknochen 0,45 Meter; 3. Stalagmit; 4. TofI;
5. drei mit Stalagmit abwechselnde Thonschichten; 6. sandiger Thon mit den
Mensclicnkuochen in einer Tiefe von 4 Meter; 7. Stalagmit; 8. Hohlenerde mv
\on Hyänen benagten Knochen. Dass diese Menschenknochen uazweifelhatt
palacolithischen Charakter haben, geht aus dem Schema hervor. Vcrgl. Di^pont;
»Bulletins Acadcmic Royale de Belgique«. Vol. XXII. pag. 20. Hamy: »paleon-
tolügie humainec, pag. 231. C M.
Naulette, Kiefer von la. Das im Januar 1866 im Trou de la Naulette
(s. vorher) gefundene, seltsam geformte Unterkiefer-Bruchstttcfc, der sogen. Kiefer
von la Naulette, lag neben Knochen vom Rhmoceros und Bkphas prkmgemms;
doch ist dadurch keineswegs erwiesen, dass derselbe einem Zei^enossen des
Mammuth angehört habe, da die Stücke jedenfalls in die Höhle hineingeschwemnt
wurden und die Nachbarschaft mit den Kesten der Pachydermen daher eine gans
zufällige «^ein kann. — Der Kiefer lag begraben unter einer filnffachen Decke von
Stalagmiten. Da die Feuchtigkeit der Hölile jedenfalls schnelle Sinterbilduns:
erzeugte und die häufigen L^ebcr'^rhwemmungcn der Lesse zweifellos die abge-
lagerten Schichten wiederholt autwuhlten, so hegt kein zwingender Grund vor,
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Naulette. 599
dem Knochen diluvialen Charakter zuzuschreiben. — Der Kiefer von la Naulette
ist nicht vollständig erhalten: es fehlen die beiden aufsteigenden Aeste und auf
der rechten Seite auch ein Stück des horizontalen Astes. Auch sind die Zähne
ausgefallen; doch geben die Zahnhöhlen eine Vorstellung von der Anordnung
und Grösse derselben. Höchst wahrscheinlich st:\mmt der Kiefer v.m einer
erwachsenen Frau; seine mediane Höhe beträgt 30 Mülim., seine Ditkc etreu lit
in der Medianlinie 14, im Meridian des linken Eckzahnes 15 Millim. An der
Basis, hinter dem Rande, findet sich eine !• lache, welche durch einen hinteren
Rand von der hinteren Flüche des Kiefen abgegrenzt und in der Mitte durch
eine Art von Leiste in zwei Hälften getheilt wird, von denen jede grubig vertieft
ist. Die Spina menialu iniema fehlt, und an ihrer Stelle ist eine geräumige,
durch eine feine, senkrechte Leiste in zwei Theile zerlegte Vertiefung; die Gegend
des Kinns tritt kaum merklich hervor. Oberhalb der mentalen Wölbung biegt
sich die vordere Fläche ganz wenig em; der Alveolarrand dagegen legt sich
wieder etwas nach aussen heraus, um eine deutlich, jedoch keineswejjs stark
prognathe Stellung einzunelMucn. Auffallend bleibt die zunehmende Grösse der
Molaren vom ersten bis zum dritten, ein beim Menschen nicht gewöhnliches
VorkoiDnien. — Wie bei allen Resten menschlicher Gebeine, denen mit einiger
Wahrseiiemlichkcit ein relativ hohes Alter beizumessen ist, so Hessen auch bei
dem Kiefer von Naulette die Gelehrten ihrer Phantasie die Zügel schiessen. Der
Knochen sollte dem längst gesuchten Bindeglied zwischen Mensch und Affe an-
gehören. Als wesentlich afienähnliche Eigenschaften wurden angeführt: Die
relative Dicke des MittelstQckes im Verhältniss zur Höhe, der Mangel des Kinns
und die Ersetzung der spim menkUis interna durch eine Vertiefung. — Es ist
das Verdienst unseres Virliiou, die haltlosen Phantastereien in das Gebiet der
Mythe verwiesen und den Kiefer einem gewöhnlichen Menschenkinde zugesprochen
zu haben. Die Kinngegend ist von derjenigen der Anthropoiden ganz verschieden.
allen Affen weicht die Mittellinie des Unterkiefers vom Alveolarrande an so
stark zurück, dass sie eine vollständig schräg zurückgehende Richtung erhält.
Nichts von aliedeui findet sich an dem Kiefer von la Naulette; die nur schwache
mentale Hervorragung ibt keineswegs rückwärtb gerichtet. Kindliche und weib-
liche Unterkiefer zeigen ungemein häufig eine gleichmässige Wölbung oder
Rundung, ohne irgend einen besonderen Vorsprung. Dasselbe tritt auch ein,
wenn ein Kiefer dicker «ird, wenn sich dne Hyperostose der vorderen Fläche
entwickelt Die Entwickelung einer mit Füssae digüüricat versehenen Basalfläche,
wie sie sich im vorliegenden Falle findet, ist zwar in der menschlichen Osteologie
eine besondere Rarität, deutet aber nicht im Mindesten irgendwie auf AtTen-
ähnUchkeit hin, kommt sogar ganz im Gegentheil niemals bei Affen vor. Es
sind eine grosse Reilie moderner Mensrhenschädel bekannt, bei denen der Unter-
kiefer ungewöhnlich dick ist; auch deulliehe /ossae dif^astricat beobachtete man
anderweitig', beispielsweise an einem melanesischen Schädel. Also diese Merk-
male der Affcnuhniichkeit sind anfechtbar. — In Bc-sug auf das. leUile, niit
Recht besonders hoch veranschlagte Merkmal: die Ersetzung der Spina mentaHs
iniitma durch eine Grube, sei Folgendes bemerkt: Bei den Affen ist dies Vor-
kommen in. der That typisch. Beim menschlichen Kiefer Hegt normal eine zum
Durchgänge eines oder mehrerer Geftsse dienende Grube, die /^ssu/a st^ra^
spinaia, neben oder genauer über der Spina menUUis, Die Grösse dieser Grube
übt auf die Ausbildung und Grösse der Spina einen Einfluss au.s. Es giebt
Fälle, wo eine e^ntUche Spina nicht zu Stande kommt, ohne dass diese Grube
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6oo N<iultinti« - Nau&ttboiDae. I
eine besondere Grösse erreicht. Die Stelle der Spina mmmt dann nur eine |
flache Rauhigkeit ein; es kann selbst vorkommen, dass diese rauhe Stelle ver-
tieft ist. Man hat also atwei Arten von Vertiefungen: eine obere, im Wesent- {
liehen plnttc, d\c fos^it/a supraspinata, und eine untere, rauhe, welrlie die Stelle
der Spina mnitalis interna vertritt. Die bei AtTen sicli findende, glattrandige, im
Grunde von Gefässlöchern durchbolutc Grube entspricht der ftmulü suspraspinaia
des Menschen ; diejenige bei dem Kiefer von la Naulettc ist dagegen die grubige
Vertiefung an Stelle der Spina mtntalh intenta. Von Attenahntichkeit kann also
auch in diesem Punkte nicht die Rede sein. N.
NaultinaSt Gray. Kleine, neuseeländische Geckotidengtttung. Fr.
Naumacfaia, Kinberg (gr. Schiflsschlacht). Gattung der Borstenwttnoer.
Epitoke Fonnen von Nereiden, s. Neretdea. Wd.
Na-uni. So nennen sich selbst die Comanches (s. d.). v. H.
Nauo-Stamm der Australier, westwärts vom Spencergolfe, unterhalb Cofiin's
Bai in Siir! V.H'-frnlien ansSssig. v. H.
Nauphanta, Kinbek»; Ki^enname*), Gattung der Borstenwürmer; Familie
Aftiopiddf. Neben oder zu Murphysa (s. d.). Durch zwei cirrenfönnige Anhange
am Kntlc der Ruder ausgezeichnet. Wd.
Nauphanta, Hackel (Schiffsname bei Aristoteles). Discomeduse aus der
Familie Ephyridae* UnterCumlie NrnttUhmu, Fr.
Nauplius benannte O. F. Müller, in der Meinunj^ efaie besondere Krebsthter-
^ttung vor sich zu haben, die Jugendform gewisser HttpfeiÜnge (s. Cydopiden^i
Nachdem man erkannt hatte, dass in dieser einfachsten Gestalt eine grosse Ao«üil
anderer Krebsthtere das Ei verbissen, wurde der Name als Bezeichnung eines
Krcbslarvenstadiums beibehalten und erlangte griisste Wichtigkeit durch die
Hypothese, dass der N. eine Art Stammform unserer heutigen Krebsthiere repii*
sentire. — Der N. ist ein etwa eiförmiges, unseL'mentirtes Körperchen, welche«^
drei Gliedmaassenpanre, ein nn|iaari^es Aupe und eine kurze Schwanzgabel tragt.
Die vordersten Gliedniaasseii sind cinastig, die andern beiden Paare zweiästig.
Besondere Auszeichnungen (z. B. bei den Cirripedien ein Paar seitliche Süm
hömer) ermöglichen eine Unterscheidung der Krebsthiergruppe, welcher ein K.
angehört. — Nach Claus entstehen jederzeit aus den vordersten beiden Glied»
roaassenpaaren des N. die Antennen, aus dem 3. Paare die Mandibeln des er-
wachsenen Thieres, während die Übrigen GHedmaaswn des letzteren erst allmäh'
lieh unter gleichzeitiger Streckung und Segmentation des N.^Körpers an diesem
auftreten. Meist dehnt man den Namen N. auch noch auf diese Stadien mit
eben begonnener Segmentation aus. — Als N. schlüpfen aus dem Ei fast alle
Cirripedien und Copepoden sowie gan^ aitsnahmsweise gewisse Thoracostraken,
in einem dem echten N. sehr ähnlichen Stadium die Ostracoden und viele
Brai^chio)'oden. Ks.
Nauplius, s. Larven. Grbch.
Naunissen. Stanim der Nogaier (s. d.) in der Nordwestliälfte der Steppen
zwischen Kul)an und Laba. v, H.
Nausicaa, Kinberc (gr. Fieenname). Gattung der Borstenwürmer mit Mar-
physa. Qitatrefages 7\\ vereinigen us. d.). Wd.
Nausicaa, üackei (Eigenname). Gattung der Discomedusen aus der Familie
Ephyridai- . I 'i-iterfamilie Nauaithoinat'. Pf. ■>
Nausithoinae. UnterfamÜie der Ephyriden (Discomedusen) mit 8 Sinnes»
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Nautikokes - Nautilus.
601
kolben und 8 adradialen Tentakeln, mit 16 Randlappen und inil 8 getrennten
adradialen Gonaden. Pf,
Nautikokes oder Stockbridge. Algonkin<Indianer, verbündet mit den Iro*
kesen; jetzt in Wisconsin. Sie waren ursprtlnglicli ein Zweig der Mohikaner in
Massachusetts und verwandt mit den Canoys (s. d.). v. H.
Nautilea (von Naufilui), v>?. Haan iS-- oder Xaufifoidra bei späteren
Autoren, Unterabtheiluung der Cephalopoda tctrahranchiata, diejenigen Gattungen
umfassend, bei welchen wie bei Nnutflus die Scheidewände einfach sind und in
der Regel auch der Sipho nahe der Milte der Scheidewand liegt, im Gegensatz zu
den Ammonoidea mit ausgezackten Scheidewänden und randständigem Sipho.
Auch ist bei den NrntÜhidi^t die erste (älteste) Kammer kegellörroig und zeigt
eine narbenartige Stelle, wo ein Stack der Embryonalschale verloren gegangen,
bei den Amm&naidea ist dagegen die erste Kammer kugelig oder eiförmig und
ganz erhalten. In beiden Abthetlungen bildet die Schale bald eine zusammen-
liängende, bald eine lose Spirale oder bleibt ganz gerade. Unter den Nüutihidea
sind z. B. Orthoaras und dessen Verwandte gerade gestreckt, Cyrtoceras einfach
gebogen, f.ituitts zuerst lose spiralgewtmden nnd dann gerade, Nautilus und
Aturia zusammenhängend spirnl in einer Ebene, 'J'rochoceras schneckenförmig im
Raum gewunden. Gomphoccrus, gerade, Phragmoceras, gebogen und JfercoceraSt
eben spiralgcwunden. zeichnen sich durch eine verengte, fast T-förmige Mündung
aus, Bathmoceras (gerade; und Nothoceras, nautilusaluilich, durch nach vorn statt
nach hinten gerichtete Siphonaltuten. Die ganze Abtheilung ist bei weitem am
reichsten in der paläozoischen Periode vertreten, in der Gegenwart nur durch
Nautilus selbst. £. v. M.
Nautiloidea, s. Nautilea. R. v. M.
Nautilus (gr. Schiffer), bei den Alten unsere jetzige Gattung ArgonmUa
(s. Bd. I, pag. 2ao), seit Brfymus 1732, Linnä 1758 und Lamarck 1809 Ubertragen
auf die den Alten ganz unbekannt gebliebene einzige noch lebende Gattung der
Cepluiiopoäa tetrabranchiafa , das Perlmutterboot oder den Perlmutter-
Nautilus älterer Conchyliologen. Schale in einer Ebene re<::ehiiässig spiral
gewunden, jede folgende ^^'in(hmg die vorhergehende ganz oder beinahe ganz
umfassend, mit äusserer por/ellanartiger und innerer Perlmutter-Schichte;
Innenraum in eine Spiratreihe stetig an Grösse zunehmender Kammern getheilt
durch zahlreiche Scheidewände, welche durch stufenweises VorwürtsrUcken des
ganzen Eingeweidesackes im Innern der Schale mit gleichzeitig erneuter Ab-
sonderung von Perlmuttersubstanz entstehen. Indem der Eingeweidesack am
hintern Ende an die Innenseite der Schale von Anfang an angeheftet war, zieht
sich dieses Ende allmählich beim Fortrücken zu einem dünnen, hohlen Strang
(Sip/io) aus, der durcli alle Kammern hindurchgeht und einen sehr beschränkten
langsamen Austausch der in ihnen enthaltenen, der atmosphärischen I uft ähn-
lichen Gase mit den in den Leibessäften des Thieres enthaltenen ( rn öelicht,
aber keineswegs ein rasches Entleeren und Füllen mit I.uft oder Mussigkcii, wie
man {ruber meinte. Jede Scheidtwand ist nach vorn concav, an den Seiten-
rändem, wo diese in die Wand der ganzen Schale Ubergehen, leicht S-förmig
geschwungen, nicht tief und vielfach ausgesackt wie bei den Ammoniten, und
hat in ihrem dem Mittelpunkt der Spirale zugewandten Theil ein kleines, rundes
l/och, dessen Ränder nach hinten eine kurze, offene Röhre bilden, zum Durch«
tritt des Sipho (Siphonaltute). Der Raum zwischen der Mflndung und der letzt
gebildeten, d. h. jeweilig vordersten Scheidewand beherbergt den ganzen Ein-
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Nautilus.
geweidcsack des Thiercs, in zurückgezogenem Zustand desselben auch Kopf und
Fuss, also alle Weichtheile ausser dem Stpho und wird daher auch Wohnkammer
genannt; der Eingeweidi snt k ist duirh ein schwaches Nfuskelband an der Innen-
seite der Schale l)efestif;t und dieses iiu kt liei fortsclireitendem Wachsthiim nll-
mählirh mit dem ganzen Kiiijew eidcsai k weiter nach vurn, analog den Schliesir-
muskeln der Mus( hc!n. In der Mantelliohle befinden sich jederseits zwei feder-
ioiinige Kteniei), nicht eine, wie bei den übrigen lebenden Cephalopoden. EUc
Tintenbeatel ist nicht vorhanden. Der Fuss ist stärker ausgebildet, als bei diesen,
llachenartig ausgebreitet, aber die Seitentheile desselben in der Richtung nach
der Peripherie der Schale zu umgebogen und die Seitenrftnder etwas aberein- *
ander ttbeigreifend, so dass dadurch funktionell eine Tom und hinten offene,
kurze, trichterförmige Röhre entsteht, welche ebenso zum Austretben des Wassers
aus der Mantelhöhle dient, wie der mit den Rändern verwachsene Trichter der
andern lebenden Cephalopoden, und dessen Entstehung erklärt. Die Austen sind
weniger aiis:;cbildet als bei diesen, dreieckig und ohne Hornhaut, also ganz offen.
Statt der Arme sind gegen 40 kürzere, fühlfadenähnliche Organe am Kopf vor-
handen, die an ihrer Basis bündelweise mit einander verbunden sind: die zwei
vom l'usse entferntesten, der Rückcnscitc angehorigen, sind blattattig ausgebreitet,
derbhäutig, fast lederartig, und dunkler gefärbt; beide zusammen schltessen, wenn
das Thier sich in die Schale zurückgezogen hat, die Mttndung völlig und dienen
so als eine Art Deckel zum Schutz der zarten Organe (sogen. Kappe des N.).
EigenthQmlicher Weise ist die Lage innerhalb der Schale so, dass die Bauchseite
mit dem Fuss dem grössten Umfang der Schale, die Rückenseite dem Mittel-
punkt der Spiralwindungen zugewandt ist, anders als bei den spirnlgewundenen
Schnecken. Wie nun das Thier seine Schale trägt, wenn es kriecht, ist noch
nicht direkt beobachtet; schM'immend breitet es die zahlreichen Fühler in einem
Kreise aus, die in den Kammern der Scliale enthaltene Luft macht das Thier
so leicht, dass sein spczitisches Gewicht nalic dem des umgehenden Wassers ist
und also die geringe Aenderung, die hierin durch Volumvergrösserung beim
Ausstrecken entsteht, hinreicht, das Thier im Wasser emporzuheben, umgekehrt
die Volumvermtnderung beim Zusammenziehen das zusammengezogene nieder,
sinken Ifisst. Leider weiss man aber hierüber und Uber die Lebensweise
im Ganzen nur sehr wenig aus wirklicher ^eobachtungi lebend erhaltene
Thtere verhalten sich meist sehr passiv und träge, im Gegensatz zu andern
Cephalopoden In der Gegenwart ist die Gattung auf das Grenzgebiet
zwischen dem indischen und stillen ücean beschränkt, von den Molukken bis
Neu-Caledonien, in fünf einander sehr ähnlichen Arten, alle von gleicher Grösse,
12 — 16 Gentim. im I )urcinTiesser, wetsslich, mit braungelben, von der Peri[)herie
gegen das Centrum gerichteten Flammenbandem; in der ersten Jugend sind alle
genabelt, aber bei der häufigsten Art, N. pompiiius, LmN£, von den Molukken,
schliesst sich der Nabel sehr frühe völlig, während bei den andern er zeitlebens
bleibt, eng bei N, sttnomphalus^ etwas weiter bei macrwHphaluSt weit offen und
durch eine stumpfe Kante abgestuft bei N. um^äcaüfs und sera^icuia/Mf, die
beide auch durch zahlreichere schmälere Farbenbänder sich auszeichnen. PalSon-
tologisch ist die Gattung dadurch merkwürdig, dass sie vom Silur an durch die
verschiedensten Formationen hindurch in ähnlichen grossen Arten sich erhalten
hat, so iV. bidorsatus im Muschelkalk, N. aratus im Jura, N. imperialis im
englischen Eocän, so dass diese Gattung eine der am wenigsten im Laufe der
2eit sich Ändernde ist, die wir kennen. £. v. M.
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Navajo-Iodiancr — Navicclla.
Navajo-Indiaiier, d. h. Messer-Indianer, der nördlichste und volkreichste
Zweig der Apachen (s. d.), seit längerer Zeit im nördlichen NeU'Me»ico und in
Arizona angesiedelt, besonders zwischen dem Rio und der Sierra de los Mimbres.
Früher sehr mächtig, wurden die N. 1858 in einem Treffen mit den Kolonisten
fast völlij; aufp^erieben. Sie leben nacli Moi.lhalskn vorzüglich von Pferde- und
Maulthierfleisch, ziehen allein untrr allen Indianern Neu-Mexikos mit grossen
Schafherden herum, aus deren U ulie sie vortreffliche bunte Hcckeii weben, und
machen auch sehr gute hirschlederne Sciiuhe, bei welchen sie besonders darauf
achten, dass die starken Sohlen an den Zehen in einem breiten Schnabel auf-
wärts stehen. Auf dem Kopfe tragen sie eine mit Federn gescbmttckte, helm>
artige Lederkappe und führen Bogen, Pfeile und sehr lange Lanzen, in deren
Handhabung sie sehr gewandt sind. Die N. sind ein nomadisches Räuber' und
Reitervolk und brachen häufig verheerend und plQndemd in die menkanttchen
Ansiedlungen am Rio Grande ein, aus denen sie die Herden zu Tausenden
wegführten. Ein wenig nur bauen sie Mais, Melonen, Kürbis. Sie wohnen in
rohen WijTwam (»Jacales«) ans Pfählen und Zweigen, oft auch in Höhlen. Des
Winters suchen sie im wärmeren Süden bessere Weideplätze. Ihre Regierung ist
patriarclialisch. Abergiaubibch sind sie in liohcm Maasse. Für ein Mädchen
erhall der Vater 5 — 15 Pferde, je nach dessen Schönheit. Die N. stehen auf
ungemein niedriger Gesittungsstufe. Bei grosser Hitze gehen sie mitunter splitter-
nackt und färben sich die Haut mit weisser Thonerde. Auch sonst sind sie sehr
schlecht bekleidet Ein baumwollenes Hemd ist s. B. schon ein grosser Luxus-
arttkel. Schöne, wohlgebildete Gestalten sieht man selten unter ihnen, v, H.
Navari, Volk des europäischen Ssrmatien, am sadlichen Abhänge des Ama*
doci Montes, vielleicht identisch mit den Neuri (s. d.). v. H.
Navarresen. Die Bewohner der spanischen Landschaft Navarra, soweit sie
nicht Basken (s, d.) sind. Die N., namentlich im nördlichen Thcile, sind kräftig
und arbeitsam, wie die Basken, haben grosse Anhän^^lichkeit an ihr Land; den
Tanz lieben sie leidenschaftlich iiiul ihre nationale »Jotac ist berühmt. Sie gelten
für Hitzküjife vjnd sind rasch ^um Handein. v. H.
Navicella (iat. Schiffchen), Lamarck 1S09, oder Sepiaria (von lat. septuniy
Scheidewand), Ferussac 1807, letzteres wenig gebräuchlich, Süsswasserschnecke
aus der Familie der Neritiden, von Neriiina, womit sie in vielem Übereinstimmt,
wesentlich dadurch verschieden, dass die Schale gar nicht spiral gewunden ist«
sondern nach hinten einfach in eine (oft erodirte) Spitse ausgeht und der kurz
viereckige Deckel viel zu klein ist, um die MQndung zu schliessen, grossentheils
im Fleisch des Fusses eingesenkt und nur gewissermaassen ein Polster ft!r den
hinteren anfliegenden Thui! der Schale bildend. Der Innenrand der Mihidung
und die daran sich anscldiessende Columellartläche im Wt-scntlichcn wie bei
NerUina. Dadurch erhält die Schale im Cianzen eine gewisse Aehnlichkeit mit
Crepidula, von der sie sich aber, abgesehen von den wichtigeren Unterschieden,
in den Weichtheilen und der Keib]iiatte (Crcpiäuia taeniogloss, Navicdta riiipido-
gloss) leicht dadurch unterscheidet, dass die Innenwand der MQndung bei N.
viel weiter nach hinten, durchsdinittlich im hintern Viertel der ganzen Länge,
bei Cr^ÜMla in der halben Länge liegt und bei N. die dunkle, derbe Schalen-
haut und grttnliche oder schwärsliche Färbung der Aussenseite den Sttsswasser-
bewohner verräth. Alle Arten auf den Inseln und in den KQstenländem des
indischen Oceans und des anstossenden Theils von Polynesien, von den Komoren
bis zu den Karolinen und Tahiti. Nur in süssem Wasser. Fossil nicht bekannt,
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604 Nnviciila — Ncandrrthal-Scbadel.
Monographien von So«rrbv 1849, Rbeve 1856, 33 Arten, und v. Martens in der
neuen Ausgabe von CnntNm 1881. E. v. M.
Navicula (lat. Schiffchen), Simx 1827, abweichende Ein/x'lform eines brasi-
lischen Bulimulus, N. fasciata oder Buiimuius navicuh, die Mündung gar nicht
herabgebogen, sondern nn die vorletzte und driltlct/tc Windung sich dicht an-
schmiegend, direkt seithrh und gar nirlit nacli unten sitli öffnend, gewisser-
maassen ein Uel-ciLrang zu der noch cigcnthuinlichcren h'orin von Anosfotna, die
auch in Brasilien vorkommt; beide vielieiciu durch das Leben auf Bäumen be-
dingt E. V. M.
Naviculina, Gray» aufgegebene Spongien-Gattnng aus der Familie Desmaci'
domdae, Pf.
Nttwaa, Indtanerhorde Brasttiens, am oberen Yurua und Yutay. H.
Nayugoa« s. Payagua. v. H.
Naya-Indianer. In Britisch'Kolumbien, auf dem Festlande des Kdnigin
Charlottensundes. Sie tragen, besonders die Frauen, T.ippenhölzer und verfertigen
nicht bloss schön geformte, mit Schnit/werk bedeckte und bunt bemalte Kähne
und ver?ieren ihre l'riedcn'^preifen, T.öffel, Geschirre, Kctilen und Töpfe mit aller-
lei hübs( h aus^cluhrten I"ii,uiren, sondern haben auch hölzerne Gesif htsniasken,
innen mit einem ij ier i:esj).inn(en Riemen versehen, der in den Mund genommen
und mit den Zahnen festgehalten wird. Sie bedienen sich derselben bei ihren
Maskentänzen, bei welchen abenteuerh'che Fratzen vorkommen, v. H.
Nasrman, Stamm der Mongolen (s. d.). v. H.
Naza, vorläufig noch isoUrter Indianerstamm in Texas, v. H.
Nesarfier, so viel wie Mandäer (s. d.). v. H.
Nasranowzen, Stamm der Inguschen an den Quellen der Sundscha. im
Norden von Wladikawkas» theils Muhammedaner, theils Christen, welch letztere
aber wie Muhammedaner leben, nur dass sie das Kreuz schlagen und Schweine-
zucht treiben. v. H.
Ndamm, lieirlni>cher Neurerstamm im Süden von Hagirmi, dialektisch mit
den TumnKjk verbuntlen. Hie N. stehen unter einem absoluten Herrscher, v. H.
Ndjemps, s. Massai. v. H.
Ndob, Negerstamm östlich von Pfomum in etwa 6° n. Br. und 15° Östl. L. v.Ä
Nduggo, Zweig der Kredsch (s. d.) am oberen Nil; sie erstrecken ad)
nordwärts zu den Baggara-el-Homr am Bahr-el-Arab. v. H.
Neaera (gr. u. lat Mädchenname), Gray 1834, Meermuschel aus der Familie
der Corbuliden, kugelig oder querH>va1, sehr dltnn, etwas ungleichklappig.
hinten in einen schnrd. eiförmigen, oft ziemlich langen Fort<;at7 ausgezogen; jeder-
seits ein kurzer, löffeiförmiger Fortsatz am Schlossrand zur Aufnahme des Uga-
mentes, das einen kleinen Kalkkörpcr (»Knöchclchcn •) umschliesst; rechts ein
stärkerer hinterer Seitenzahn. Mantelbucht kurz. Eine verhältnissmassig grosse
Art, 4 Centim. lang, A^. chinensts, im indischen Ocean, kleinere in den euro-
päischen Meeren, in ziemlichen Tiefen, von 12 — 180 Faden, die bekannteste
(uspiJata, Olivi. Fossil vom oberen Jura an. E. v. M.
Neandertfaal-ScMd^. Im August 1856 wurde in einer Höhle des Neandc^
thales, zwischen Elberfeld und Düsseldorf, nebst verschiedenen anderen Menschen*
gebeinen ein sehr merkwürdig geformtes Schädeldach aufgefunden. Arbiter
stiessen beim Ausräumen der 20 Meter Uber der Thalsohle gel^enen kleinen
Feldhofer Grotte etwa \ Meter unter der Oberfläche auf grosse Knochen, die wa»
für Reste des Höhlenbären hielt, während sie sich später als einem Menschen
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Ncanderihal-Schadd.
angehörig auswiesen. Es scheint nrs|)riinglich das ganze Skelet vorhanden ge-
wesen zu sein; doch ging der grosste Theil der Knochen verloren. — Das vom
ganzen Kopf aliein erhaltene Schädeldach ist dolirhocephal; die knöchernen
Augenbraucnhogen springen übermässig vor; die Siiin tritt ungc\vÖhnli< Ii stark
/.uiurk. Man erklärte üm für den am rmistcn tliierischcn unter allen bisi»cr be-
kannten .Mcn-schcnsehadcln und meinte, m.ui liaite hier das Zwischenglied
zwischen Mensch und Antliropoiden gefunden. Ein Alter von 2 — 300000 Jahren
glaubte man den Resten zum allerwenigsten beimessen zu mttssen, und sensations-
lustige Feuilleton-Anthropologon reconstnitrten aus den wenigen Bruchstücken den
ganzen Urmenschen als ein mit Haaren überdecktes, halb affenjMnscher-, halb
gorillaähnliches Individuum. — Der Umschlag in der öflentUchen Meinung sollte
bald genug erfolgen. Ernsthafte Gelehrte, unter ihnen der bekannte en;;lische
Geologe und Höhlenforscher W. Bdv» Dawkins, wiesen nach, dass nicht ein
einziger zwingender Clrnnd voilajje, diese Knoehenreste der Diluvialzeit zuzu-
schreiben, da dieselben nicht durch das XOrkonunen ausgesioi bener, diluvialer
Thiere oder paläolithischer Geräthe compli< irt seien. Der anfänglich so pomj»-
haft gefeierte Urmensch aus dem Neanderilial wurde zum gemeinen, russischen
Kosaken degradirt, der in den Freiheitskriegen sein Leben gelassen und in jener
Höhle ein kUhles Grab gefunden haben sollte. — Zweiflelloa ist auch die letztQ
Deutung unzutrelTend; wir haben es jedenfalls mit einem ziemlich alten Skelet zu
thun, ohne dass man das wahre Alter mit einiger Wahrscheinlichkeit angeben
könnte. — Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass nach Angabe von Prof. Futx-
ROTT in denselben Schichten, welche die Knochen des Neanderthalmannes
bargen, sich Steinwerkzeuge der neolithischcn Steinzeit fanden. — Prof. Virchow,
der vermöge seiner erstaunlich vielseitigen Kenntnisse schon manchen alten
Knochen auf seinen rechten Platz verwiesen hat, unter/.oj; die Reste einer ge-
nauen l'rüfunj^, (leren Resultate wir in Kürze wiedergeben wollen (Zeitschrift flir
Ethnologie, Herlin 1872, pag. [157 i). — Am Schädel zeigt sich eine Erscheinung,
die nur von alten Leuten bekannt ist: die symmetrische Abflachung und V^er-
tiefung an den Scheitelbeinhökern, den am meisten hervorspringenden und
ältesten Theile der Seitenwandbeine, beruhend auf einer fortschreitenden
Atrophie der äusseren Schichten des Knochens (Mahtm sinüe). Der Nachweis
dieser Atrophie ist deshalb von Werth, weil es bei einigen anderen Erscheinungen
an den Knochen des Neanderthal-Menschen zweifelhaft bleibt, ob sie dem
höheren Alter oder einer früheren Lebenszeit angehören. Es steht demnach fest,
dass es sich um ein sehr altes Individuum handelt. Am Schädel finden sich
mehrere Spuren mechanischer Verletzung: ein schräger Eindruck über dem
ret liten (Jrbitalrande und eine rundliche (irube hinter dem rechten Scheitel-
htjcker. Aus dein Umstände, dass letztere den \'ertiefungen ähnlich sieht, welche
durch Bajonnet-Siiche entstehen, leitete sich die unhaltbare Ansicht her, dass
die Knochen einem in den Freiheitskriegen gefallenen Kosacken angehören. Hin
spitzer Stein kann ebenfalls eine derartige Veilet/ung hervorbringen. Als der
Mann starb, war die Wunde vollkommen verheilt Die andere, ebenso voll>
ständig geheilte Verletzung am rechten Superdliar-fiogen hinteriiess einen Ein-
druck von fast I Centim. Länge und 3-^4 Millim. Breite. An der Schuppe des
Hinterhauptbeines findet sich ein suiammenhängendes System von Erhöhungen
und Vertiefungen. Auch das muss unzweifelhaft eine sehr bedeutende Verletzung
gewesen sein. — Die innere Oberfläche de:; Schädels zeigt gleichfalls patho*
logische Veränderungen; Anbildung neuer Knochenlagen am Sämbeine, wie
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Ncmdeithal^Sdüklel.
sie nicht selten mit seniler Atrophie vereinigt vorVommt Von entscheidender
Bedeutung ist fernerhin die vollkommene Verwachsung einzelner Nähte, nament-
lich der Rraiu- und Pfeilnaht. Diese Synostose ist entschieden nicht rein seniler
Natur, sondern gclioit einem truliercn I^ebensalter an, allerdings nicht einem ganz
frühen, doch musste sie einen wesentlichen Kinfluss ausüben auf die Form des
Schädels. Wahrscheinlich begann die Verknöcherung am hinteren Abschnitte
der Pfeilnah^ während die Kranxnaht noch längere Zeit offen blieb und die Vct'
knöcherung der vorderen Fontanelle so^r später als gewöhnlich zu Stande kam.
Die ungewöhnliche Länge des Schädeldaches hat überwiegend seinen Grund io
der kolossalen Entwickelung der vorderen Ränder des Stirnbeines; die GiasK
der Stirnhöhten ist die Ursache davon. Im Uebrigen bewegt sich der Schädel
innerhalb ganz erträglicher Grenzen; es ist ein Langschädel, aber mit starker
Entwicklung der Rreiteiiverbältnisse. Sein grösster Horizontalumfang oberhalb
der Augenbrauenbogcn beträgt 527 Millim.; er ülicrlrilTt also nicht unerheblich
das Maass vieler prähistorisc her und moderner Schädel. Die Breite der Stirn und
des Mittelhauptes ersct/.t reichlich, was durch die geringe Hohe der Wulliun^
verloren geht. Der Schädel-Ausguss zeigt eine leichte Asymmetrie der Grosshim-
heiiiiq»hären: der rechte Vorderlappen springt mehr vor und ist stärker gewölbt,
während an den Hiaterlappen das umgekehrte Verhältniss besteht. — Während
bei wilden, überwiegend Fleisch essenden Racen der Schläfenmuskel, welcher
hauptsächlich die Kraft für die Benutzung des Unterkiefers faergiebt, ttngewdba«
lieh stark entwickelt ist, sodass sich sein Ansatz zuweilen über den grSssten
Theil der Schädelfläche ausdehnt, ist bei dem Neanderthalmenschen die eigent-
liciie Inscrtionslinie nur schwach angedeutet; es ist also nach dieser Richtung
durchaus kein Zeichen eines Ijrutalcn Charakters gegeben. Auch die Muskel-
ansätze am Hinlerhauptc sind schwach. — Von den übrigen Skelel-Knochen
zeigt das Unke F.llcnbügcngelcnk krankhafte Vcianderungen, und zwar
handelt es sich hier unzweifelhaft um Gicht der Greise (Arthilis chronica defor-
mans). Die Veränderung ist so ausserordentlich Starlix dass das Präparat tu des
ausgezeichnetsten der Art gehört, die wir besitzen; sie harmonirt vollkoniincD
mit den Erscheinungen am Schädel. Geringe Einzelheiten an den anderen
Knochen gehören in dasselbe Gebiet — Die Knochen des rechten Vorderanns
und beide Oberschenkel sind ungewöhnlich stark gekrümmt. Es ist dies wohl
zweiffellos einer EntwicklungsstÖrung zuzuschreiben, die bereits in jugendlichem
Alter Platz ergriff: wir meinen die englische Krankheit (Rhachitis). — Der ar
thritische Proces.s trat erst in höherem Alter auf. Auch die Veränderung des
Hnken Ellbogengelenkes gehört einer spateren Zeit an. Die geringe Dicke des
Oberarmbeines spricht für lange Dauer des Uebels und damit verbundene L'n-
brauchbarkcit des Arms. — Aus diesen I hatsachcn folgert Virchow: das frag-
liche Individuum litt in seiner Kindheit in massigem Grade an Rhachitis. Dsnn
folgte eine längere Periode kräftiger Tbätigkeit und wahrscheinlicher Gesundheit
welche nur durch mehrere schwere» glücklich ablaufende Schädelverletzongen
unterbrodben wurde, Ins sich später ArtkrUis deformoM mit anderen, den
höheren Atter angehörigen Veränderungen einstellte und insbesondre der lioke
Ann fast ganz steif wurde. Dennoch erlebte der Mann ein hohes Greisenalter.
Alle diese Umstände lassen auf sicheren Familien- oder Slammesverband
schliessen, und deuten wohl auf wirkliche Sesshaftigkeit hin. Schwerlich dürlte
in einem Nomaden- oder Jägervolke eine so viel geprüfte Persönlichkeit bis zum
hohen Greisenalter hin sich erhalten. — Ein Individuum, das so zahlreiche
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e
Ncanthcs ^ NebeMugen.
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Zeichen krankhafter Veränderungen an sich trägt, ist unmöglich zur Racen-
construktion zu verwenden. — Wie steht es nun mit der gorillaähnlichen Gestalt
des Schädeldaches, die von der Schädelform der jetzt lebenden Menschen so
ausserordentlich alweichen soll? Das Kopenhagener Museum birgt einen
modernen Schädel, der in Bezug auf die Bildung der Stimparthie, die mächtige
Entwicklung der Augenböhlenränder, die flache und zurückliegende Stirn äusserste
Aehnlichfceit mit dem Neandeithal-Schfldel darbietet Doch stammt der Schädel
von einem bekannten dänischen Edclraanne. Ueberdies giebt es zahlreiche
andere moderne europäische Schädel» wo sich Stirnhöhlen von ähnlicher Mächtig*
keit finden, wie bei demjenigen vom Neanderthal. — Alles in Allem: die Reste
fies Neanderthalmenschen lassen nicht die geringste Affenähnlichkeit erkennen.
Selbst wenn man den Schädel, was durchaus unzulässig ist, als typischen Racen-
Schädel ansprerl^on will, so darf aus demselben doch in keiner Weise eine An»
nähenini,' an irgend einen Affenschädel abgeleitet werden. N.
Neanthes, Kinbekc; (gr. = friscbblühend). Gattung der Borstcnwilrmer, /.ur
Gattung Nereis als Untergattung zu zieiien. Mit kegelförmigen Kieferspitzen, s.
Nereidea. Wd.
Neapolitanisclies S^wein, eine kleine Race von schwarser Farbe, Innern
Knochenbaa und grosser Mastfähigkeit Die Fruchtbarkeit ist mässig, da in der
Regel nur 8—9 Ferkel geworfen werden. Dieses Schwein unterscheidet sich von
dem schwarzen chinesischen Schwein (s. d.) durch grössere Gestalt» längere und
spitzere Schnauze, sowie durch gefälligere Formen. Der berühmte englische
Züchter R. Colling benutzte das neapolitanische neben dem chinesischen
Schwein zur Erzeugung der kleinen englischen Racen. R.
Nearchi. Stamn^ der Keltoligurer im südlichen Gallien, zwischen Massilia
und dem Rhodanus. v, H.
Nebaliden, Claus, Scheinkiemenfüssler (von lubalia, n, pr.), Uiiterabtheilung
der Schalenkrebse (s. Thoracostiaca), mit vielem Rechte wuiil auch als eine von
den Schalenkrebsen aossuschliessende, denselben gleichwerthige Hauptunter-
abtheilung der Krebsthiere (s. Crustacea) zu betrachten. Nur eine Gattung ist
bekannt (NiebaUa)^ Die Entwicklung im Et lässt nadi dem Naupliusstadium deut-
lich dasjenige einer Zo^ erkennen, was entschieden auf nahe Verwandtschaft
mit den Thoracostraken deutet; eben hiermit wäre auch der Besitz gestielter
Augen zu vereinigen, wie denn auch eine Uebereinstimmung in der Segmentation
des Pareions (vergl. diesen Artikel) wohl angenommen werden kann. Es fo^^en
nämlich auf das Maxillenpaar S gleichartige Beinpaare (etwa den 3 Kiefer- und
den 5 Schreitfiissen der Dekapoden vergleichbar), deren Hauptast eine breite
Ruderplattc trägt, während noch ein iacherl'örmiger Nebenast und ein Kiemen-
anhang vorhanden sind. Eine Abweichung vom Typus der Thoracostracen
Wäre darin zu finden, dios die Mantdduplicatur eine zweiklappige Schale, etwa
wie bei Lirnnadktt darstellt^ und dass das Pleon sUtt 7 Segmenten deren 9 er-
kennen lässt von denen die 4 vordersten Ruderfüsse, die nächsten beiden aber
rudimentäre Gliedmaassen tragen. — Htnsichtltch der inneren Oiganisation so>
wie der Geschlechtsöffnungen stimmen die N. mit den Thoracostraken über*
ein. Ks.
Nebelkauz, s. Ulida. Rchw.
Nebelkrähe, s. Corvus. Rchw. •
Nebelparder, s. Felis macrocelis, Temm, im Artikel Felis, I,. v. Ms.
Nebenaugen, ocelli, kommen als einfache Augen, höchstens in der Dreizahl
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NehencMMtock — N«beanienr.
bei sehr vielen Insekten nuf f1'»m Scheitel vor, neben den zusammengesetztea
oder Netzaugen an den Seiten iles Kopfes. K. Vc.
Nebeneierstock. Als Ncbcneicistotk, ]\n oarium, bezeichnet man einen
Rest des VVom schen Körpers. Er besteht au*i gekrüinnUen Kanälen und er-
streckt sich von dem Orarium bis zy den Tuben. Die Kanfile h^ben eine
Wandung von Bindegewebe und sind im Innern mit einem Flimmerepitltel aus*
gekleidet Der Inhalt ist von klarer Beschaffenheit. — & auch HarDOiigane«Ent>
Wicklung. D.
Nebenhoden. Die Nebenhoden {lipididymb) ist ein strangförmlger Anhang
des Hodens mit einem breiten ribcren Ende (Kopf, Caput) und einem ventger
dicken, unteren (Schwanz, CauJa). Er Hegt am hinteren Rande des Hodens; sein
Kojif ;iut dem oberen Ende desselben, sein Schwanz auf dem unteren. Er be-
steht last p 'ii dich aiis einem ein/igen Samenrohr, da der Kopf tlie ■ r«?^»? e/fer^n-
tia des Hodens autnimmt und diese hier zu einem langen Samenrohr (Canaiis
epididymidis) zusammenfliessen. Dasselbe lault unter unzahligen kurzen Windungen,
welche die lilppchcn der Epididymis bilden, bis zur Cauda und setst sich hier
in den Samenleiter fort — S. auch Hamorgane^Entwicklnng. D.
Nebenniere. Mit dem sympathischen Nervenqrstem eng verbunden ist ein
Organ, das dem Namen nach su dem Nervenapparat wenige Bexiehtingen tn
haben scheint Der Name »Nebenniere« bezeichnet aber nur, dass das Gebilde
sich in der Nähe der Niere befindet und als paariges Organ dieselbe zu wieder-
holen scheint. Die Nebenniere des Menschen ist ein platter, meist dreiseitiger
oder halbmondförmiger Körper, der tiber der Niere durch Gefässe und Binde-
gewebe befestigt ist und dessen Elächen derjenigen der Niere entsprechen.
Durch Abschnurung kugeliger Stücke können accessorische Nebennieren ent-
stehen. Eine Furche zieht über die vordere Mäche des Organs und nimmt die
Vena suprannaus aul, welche, aus der Vena renalis kommend, wie ein kurzer
Stiel dei Nebenniere erscheint. Die Nebenniere des Menschen und der Siugc»
thiere lässt ihrem histologischen Bau nach eine HttUe, eine Rinde und eine
Markparthie unterscheiden. Die HflUe besteht aus einem bindegewebigen Ge-
rOst, welches nach innen Fasern entsendet Dadurch entsteht im Innern des
Organs ein Fachwerk von Bindegewebsfasern. Die Rinde ist von bräunlicher
Farbe und hat ein strahliges Aussehen. Dasselbe wird durch die Anordnang
jenes Fachwerkes hervorgcmfen. Durch letzteres sind Hohlräume g^eschaffen. in
denen sich drüsige Substanz befindet. Die Hohlräume und in Folge dessen die
Drüsensubstanz sind in den der Hülle nahen Theilen nur kurz und klein, ge-
winnen aber nach innen eine cylindrische (le-^talt, um in tieferen Scluchten
wieder kleiner zu werden. Der Inhalt der i acliei, d. h. die Masse von drüsigem
Aussehen, wird aus hüllenlosen Zellen zusammengesetzt, die reich an Fett sind
und einen gross«! Kern besitzen. Die Matkmasse ist durch die hellere Färbung
kenntlich. Auch hierhin setzen sich die Bindegewebsfasern fort und bilden hier
ebenfalls Hohlräume, die jedoch von ovaler Form sind und mit ihrer Achse
parallel der Oberfläche lic^jen. Der Inhalt der Fächer besteht wie vorher aus
hüllenlosen Zellen. Beim Menschen liegt zwischen Rinde und Marksubstanz eine
dunkle Grenzzone» welche nach dem Tode leicht zerfliesst. Mit Blutgefässen sind
die Nebennieren reichlich versehen. Die Rinde wird von feinen arteriellen, die
Marksubstanz von weiten venösen Netzen durchzogen. Zahlreiche arterielle
Stämme treten in das Urpan ein, um sich zu einem radiär geordneten Capillar-
netz aufzulösen. In der Niarkmasse erweitem sich die Capillaren und vereinigen
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Ncbcnbicrenentwiclcelung Neckarvieli.
609
sich zu einem venösen Netzwerk. In gleicher Weise sind die Nebennieren reich
an Ncrvenelementen, so dass man daraus die Zugehörigkeit des Organes zum
Nervensystem gefolgert hat. — Bei den ni. fleren Wirbclthieren ist auch äusscrlich
die Beziehung der Nebenniere zum Nerveiisyütem leicht kenntlich. Denn während
in den liohtren Klassen das ()re:an eine einheitliche, selbständisre Masse bildet,
vereinigen sich bei den nieacrca i'unktioncn der Nebennieren mit Ganglien dc^
Symp^akkus, sodau sie ab zu diesem kugeh(^rig »i betrachten sind. Diese Ab-
schnitte enl^rechen der Marksubstanx der menschlichen und der Säugethiemeben'
niere. D.
Ncbcnmerenciitwichehjng« Ueber die Entwickelnng der Nebennieren liegen
altere Arbeiten von Brunk, Rbmak, Meckel, Kölliker, Braun, Balfour vor.
Aus diesen Untersuchungen ist das Resultat zu ziehen, dass man es bei der
Bildung dieser Organe mit zwei verschiedenen Gebilden zu thun hat, nämlich
mit einer Reihe paariger, von den Sympritliicusganglien abstammender Kör[)er,
und einem unpaarigen Küri)er von meboblastischer Herkunft. Bei Ammoien
vereinigen sich diese Körper, um die zusanimenpeset/ten Nebennieren zu bilden,
deren verschiedene Bestandtheile aber in der Lniwickelung getrennt bleiben.
Der Mesoblastantheil soll die Rindenschicht, der Sympathicusantbeil die Mark-
masse forroiren. Neuerdings sind Uhtersochungen von MirsuKtnit, Gottschalu,
Janosk, Wrldon und Mihalkowics über diese Organe angestellt wuiden. Dar-
nach soll eine direkte Herleitung der Markmasse von Sympathicus-Ganglienzellen
nicht ansunehmen sein, sondern die rigentlichen MarkzeUen sollen vielmehr durch
Umwandlung von Rindenzellen entstehen. Die Rindensubstanz selbst soll nach
der Auffassung einiger Beobachter aus Anhäufungen von Bindegewebszellen her-
vorgehen, welche sich am vorderen Abschnitte der Urniere im \ erlanre der
unteren Hohl- und Cardinal vcne fmden; nach Anderen dagegen stammen diese
Zellhaufen direkt oder indirekt vom Epithel der Leibeshuhle ab. Bei Licht be-
trachtet, bestehen über die Entwicklung der Nebennieren noch jetzt bedeutende
Meinungsverschiedenheit«!, die sich sur Zeit nicht entscheiden lassen. Im Laufe
der Entwicklung scheinen sich bbweilen kleinere Partieen von der Anlage der
Rindensubstanz absulösen, um in der Nachbarschaft der Geschlechtsorgane zu
verbleiben. Hierfür sprechen die Beobachtungen von Marchand über accesso-
rische Nebennieren am Rande des breiten Mutterbandes. Gkbch.
Nebenziingen , paraghssae der Insekten heissen die beiden Seitenlappen
der liäutigen Insektenzunge, welche vorherrschend bei den Hymenopteren vor-
kommen, aber auch einer grossen Menge anderer Insekten, namentlich der Käfer,
fehlen. E. Tc.
Nöbcwi oder Ncboui, Einzahl von Nöbah, Nubier (s. d.) v. H.
Nebria, Latk., Gattung der Laufkäfer (s. Carabidue), wo die beiden Knd-
dorne an der Spitze der Vordeiscbtenen stehen, die Oberlippe nicht ausgerandct,
der Unterkiefer einfach ist und in der Ausrandung des Kinnes ein kleiner Doppel-
sahn steht Von d^n ca. 110 Arten, welche etwas Über Mittelgrösse erreichen
und unter Steinen an Gewissem sich aufhalten, kommen mehr als 50 in Europa
vor. E. Tg.
Ncbtab. Adeliger Stamm der Beni Amer (s. d.); aus den N. entijtammt
der «I>e<:!c! oder Stammfürsl, welcher das ganze Volk beherrscht. v. H.
Necanages. Erloschener St imm der Huronen (s. d.), ward im Jahre xysß
in den Irokesenbund aufgcnon^men. v. H,
Ncckarvieh, ein ziemlich schwerer, bunter oder rother Rinderschlag, der
Zool , Aii(liro|Mtl. u. fe.tltiiolosi«. Utl. V. 4q
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6io
Nccodacs — Nccraplittie.
insbesondere in den wiirticinbcrgischen Bezirken Neckarsulm, Heilt) runn und
Lconbcri; gehalten uiul dorlselbst am schönsten angetroflcn wird- 1 >ieses \ich
ist gegen KnUe des vorigen Jalirlumderu durcii Kreuzung des bunten Laiid%tehs
mit Bemer und Freibuiger Vieh entstanden. Später legte man bei der fortge>
setzten Kreuzung mit Bemer-Simmenthaler Bullen einen besonderen Werth auf
die durchweg rothe Farbe. Das Vieh ähnelt im Allgemeinen dem Schweizer
Buntvieh, gilt aber tür etwas feiner als dieses. Das I^beodgewicht einer Kah
beträgt 500 — 6oO| dasjenige der gemästeten Ochsen etwa 900 Kita. Die Milch»
nutzung ist gut, die Fleischfaser zart R.
Necodaes. Indianer im südamerikanischen Staate Cauca, reden einen I
Dialekt der Kmberabede-Sprache. v. H.
Necrobia, T.atr, (gr. Leiche und leben), eine von Coryndes nur durch
das last walzige letzte Kiefertnsterglied, welches da fast dreieckig ist, anter-
schiedene Käfer-Gattung aus der Familie der Ckridae (s. d.) E. Tu.
Necrodes, I.each (gr. leichenähnlicb), s. Necrophorus. £. Tg.
Necrophilie. Unter Nccrophilie versteht man den geschlechtlichen Umgang
eines Mannes mit einer weiblichen Leiche. Bereits Herodot erzählt, dass die
alten Aeizyptcr ilic I. eichen schöner Weilicr nicht unmittelbar nach dem 'l*ode
den l-.iiibalsamircrn ul»crgal)cn, da es sich ereignet hatte, dass Letztere mit den
noch warmen Körpern Unzuclit trieben. In der Kriminal-Literatur findet si« b
eine Keilie gut beglaubigter Lalle, in denen Leichenschander ihres Verbret hcn:>
iibcrführt werden konnten. Kincr der bekanntesten ist derjenige des franzäsiaciicn
Sergeanten Bertram, der Nachts weibliche Leichen ausgrub, mit ihnen den Bei«
schlaf ausführte und die Körper dann zerstückelte. Auch Brierre de Boismont
theill die Geschichte eines Leichenschänders mit, der sich zur Leiche eines
sechzehnjährigen Mädchens von vornehmem Hause eingeschlichen hatte. Durch
ein verdächtiges (>cräusch aufmerksam gemacht, drang die Mutter der Ver-
storbenen in d.is Todtenzimmer und bemerkte einen Menschen, der vom Bette
der Todten herabs]irang. Ks stellte sich heraus, dass der Schänder ein Mensch
aus vornelinieni Hause war, der sclion wiederholt seinen Gelüsten m dieser un-
menschlichen Weise gclrohm hatte. Hierher gehört auch jener Fall, der zur
Schliessung des BegräbnisÄthuruics der Parsi bei Bombay führte. Line jungtrau
war gestorben und wurde an diesem Orte des Schreckens von ihrem Geliebten
aufgesucht und beschlafen. Bei den Kikamba in Afrika ist die N. unter Um-
ständen obligatorisch. Stirbt dort nämlich ehfie Frau und findet aus irgend einer
Ursache bei ihr ein Blutaustritt aus den Geschlechtsäieilen statt, so muss ein
fremder Mann die nächste Nacht bei der I.eiche liegen. Derselbe eriiält als
Lohn dir seine Bemühungen eine Milchkuli. Seltsamer Weise bestand bei unseren
\ orlahren der Giaube, dass der mit der Todten ausgeübte Beischlaf unter Um-
ständen Schwanoforsrhaft herbeiführen könne: die von der Leiche ausgehende
Stimme fordert den Leichenschander auf, nach Verlauf von neun Monaten wieder-
zukommen und das Kind abxuiiolen. — Bisweilen mag es sich bei der N. um
einen lange Zeit ungestillten, gewalligen Cieschlcchtstrieb handein, der in dem
Verkehr aul ilei weiblichen Leiche die erste sich darbietende Gelegenheil zu
setner Befriedigung nicht unbenutzt vorübergehen lässt So verhält es sich wohl
in den Fällen, wo Mönche» denen die Leichenwache Übertragen war, die Todte
zur Stillung ihrer LOste verwendeten. In den weitaus meisten Fällen muss jedoch
die seltsamste aller Verirrungen des Geschlechtstriebes auf krankhafte Beschaffen«
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NccT«>pl»orus — Ncctnriniittae. 611
heit des Geistes surQckgeftthrt werden, und es geböien die Necrophilen nicht in
das Gefängniss, sondern ins Irrenhaus. N.
Necrophorus, Fab. (gr. Todte begrabend) T odtengräber, eine Käfergattung
aus der Familie der Silphidae (s. Aasfresser), welche sich durch deutlich abge-
stutzte Flügeldecken und einen 4gliedrigen, durchblätterten fcndknopf der Fühler
vor ihren übrigen Familiengenossen auszeichnet. Von den 43 bekannten .\rten
kommen ca. to in Eurüi>a an Aas vor. Kine ganz schwarze Art, deren Fuiiler
hicli ailuiulilicli zu einer Keule verdicken und deren HxUsschild kreisrund ist,
wurde von Lbach als Neerodes l^aüs abgesclueden. E. Tg.
Nectarimidae, Blumensauger, Familie der Singvögel. Wie die Hoiugfiesser
(Me^hßgidae) xeichnen sich die Mitglieder dieser Familien, durch eine sum
Blttthensaugen organisiite Zunge aus; doch zeigt dieselbe wesentlich andere Form
als bei jenen. Sie ist sehr lang und schmal, weit vorstreckbar, mit einer Längs*
rinne versehen, und ihre Spitze theilt sich in zwei glatte, unbewimperte Fäden;
sie ähnelt also derjenigen de«; Kolibris. Ufr Schnabel ist dtinn und säbelförmig
gebogen, bisweilen auflallcnd lang, seine Spit/.e ohne Huken und Zahnaus-
kerbung; meistens sind die Schneiden an ihrem vorderen Ende sehr fein säge-
artig gezähnelt. Die Flügel iind spitz, von den 10 Handscluvingen 3. und 4.
oder 3. bis 5. am längsten, i. nur so lang als die Handdecken oder wenig
länger, immer viel küncer als die Hälfte der zweiten. Die Mehrzahl der Arten
zeichnet sich durch prächtig metallisch glänzendes Gefieder ans. Die Familie
urofasst etwa lao Arten, welche in der Mehrzahl Afrika angehören; eine Minder^
zahl bewohnt Indien und die Sundainseln, kaum 20 Arten finden sich auf Neu-
Guinea und anderen papuasischen Inseln, nur eine in Nord-Australien. In An*
betracht ihres glänzenden Gefieders und der Art und Weise ihrer Ernährung ver-
treten die Blumensauger in den Tropen der alten Welt die amerikanischen
Kolil)ris. Wie diese nähren sie sich \ on winzigen Insekten, welche auf dem
Fruchtboden der Blüthen hausen, und nehmen hierbei auch l'tianzenhonig zu
sich. Doch halten sie sich niciit liatiernd in der Luft vor den Blüthen, um
diese nach Art der Kolibris zu durchstöbern, sondern hängen an denselben sich
an und htipfen und klettern nach Art der Meisen auf Zweigen und Blättern um-
her, um ihre Nahrung zu suchen. Auch ihr schwirrender Flug ist nicht mit dem
reissend schnellen Dahinschiessen des Kolibris zu vergleichen. Ihre beutel-
förmigen, oben geschlossenen und mit einem seitlichen Schlupfloch versehenen
Nester sind aus Gras geweb^ häufig aussen mit Moos und RindenstUckchen zier-
lich bekleidet und hängen an Busch- und Baum spitzen frei in der Luft. — Wir
unterscheiden drei Hauptgattungen : Pronierops, Kkiss., Schweifblumensauger,
mit ausserordentlich langem, stufigem Schwanz, besonders die vier mittelsten
.Schwanzfedern lang und bandförmig, fünfte und sechste Handschwinge mit tiefem
Ausschnitt an der Innenfahne. Nur eine Art, P. caßer, L., in Siid>Afrika, die
grösste Form der Familie, von der Grösse einer Rohrdrossel. — 2. Arachno-
thtra, Tem., Spinnenfresser, von olivengranlicher oder graulicher Gefieder-
fibrbung; beide Geschlechter gleich geftrbt; Schnabel in der Regel doppelt so
lang als der Kopf; Schwanz gerade abgestutzt und kun, kaum zwei Drittel so
lang als der FlflgeL £^a so Arten in Indien und auf den Sundainseln. —
3. Cmf^is, V1EU.L. {NttüiHnia, III.), Necktarvögel, zierlicher als die vorge*
nannten, mit dUnnerem, meistens auch kürzerem, kaum kopflangem Schnabel;
Männchen mit prächtig metallisch glänzendem Gefieder, Weibchen in der Regel
von oli vengrünlicher oder graulicher Färbung; Schwanz gerade, gerundet oder
39*
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6l3
stufig, aber doch kürzer als der Fluf^cl, nur die beiden mittelsten Steuerfedcni
oft sehr lang und schmal. Ktwa loo Arten, welche nach Form des Schwanzes
und FärbungseigenthUmlichkeiten in Untergattungen zu sondern sind, als: An-
thodiaeta. Gab., Aethopyga, Gab., Hermotimia^ Rchb., Chalcomitra^ Rchb., Anth-
theptes, Gab., Cyrtotiüiims, Gab. Rchw.
Neellbcres. Nach PtolbhAos Vtflkcfschift in Maiukiiiien. v. H.
Nectocalys. Schwinioglocke der ^honophonm. Pr.
Nectoaacctn, SchwinunMck der SiphonophoftD. Fr.
Necturus, s. Menobranchus. Ks.
Nedjed Pferde (Ncdschids, Nedjdi). Der edelste Stamm der arabischen
Pferde (s. d.) in der gleichnamigen Landschaft der nra!)i';chen Hochebene. Die
riiiere befinden sich \\\ den Händen von Bedumenstammcn, welche dieselben
angeblich von AUer:» her rein fortzüchtelen. An ihnen werden wiederum 5 Haupt-
gcschiechter, die El Khons (El Korns) unterschieden, welche der Sage nach von
den 5 Lieblingsstuten des Propheten stammen und in sich rein erhalten werden.
Die Bezeiehnungen dieser Geschlechter werden sehr abweichend angegebea
Als das vornehmste hiervon weiden die »Seklawt« (»Saklawy«) genannt. R.
Neecelowea. Zweig der Chimmeqnm (s. d.) v. H.
Nee>iio-iWo so viel wie Montagnais (s. d.). v. H.
Nefat. Noniadenstamm Tunesiens. v. H,
Negda oder Ncgidalen, Stamm der Tungusen (s. d.) an der Südküste des
Ochotzkisrhen Meeres und am Ami^nni Die N. gleichen in ihrem Aussehen
vollkommen flen Giljaken, reden aber eine fremde, jenen unverständliche Sprache. |
Sic leben m Gruppen von 3 — 4 Jurten an den Seen und Nebenfltlssen des Am- j
gunj und beschäftigen sich mit Jagd und Fischerei; sie sind einfacher und ^lel ^
umgänglicher, aber viel ärmer als die Giljaken und werden von jakotisdKS |
Hindiern, welche Fuchs* und Zobelfelle Ankaufen, entsetzlich flbervortheilt. v. ä |
Neger* Allgemeine Beseichnung fQr die »chwanhiutigen Urbewohner Afiiksi^
Im ethnologischen Sinne ist der Begriff des N. kein feststehender, featumgrenfttr. I
Robert HARTMAMit betont, dass die Bezeichnung N. für die dunkelhiutiget»
kraushaarigen Bewohner eines grossen Thcücs von Afrika sehr haufiE^ in miss- |
bräuchliche Anwendung gezogen werde. Nach Peschrl bilden die Kaffern oder,
wie die Linguisten sie be^eirbnen, die Bantu (s. d.) keine abß:esonderte, senden» '
mit den N. eine einzige Race, denn die vorherrschenden wie die beharrlichen
Merkmale kehren in gleicher Weise in Süd-Afrika so gut wieder als in Mittel-
Afrika. R. Hartmann erklärt alle Afrikaner für ein ethnisches Ganzes, dess^ \
einzelne Glieder durch unendlich zahlreiche Uebergänge mit einander in Zs> |
sammenhang stehen; ihm ist der N. nur eines dieser Glieder, die gewdhididie I
Vorstellung von demselben, von dem »blauschwarsen, dicknackigen, schaiwott' '
behaupteten Phantasienneger«, wie er sagt, ein wissenschaftliclKHr Feliadi, dn |
man ins Feuer werfen müsse. Gewiss ist je4enfel]s, daas wie sdion WntwooD
Readk bemerkte, der »typischec N. selbst unter den N. eine i^llene Spielart ist. |
Hartmann will daher die Bezeichnung N. durch die allgemeinere: Nigritier er-
setzt wissen. Sein Vorschlag hat aber bis jetzt keinen durchgreifenden .Anklang
gefunden. Vielmehr besitzen wir, bei aller Anerkennung des Richtigen, was in
Hak r.vjANN s Auffassung steckt, für die grosse, dunkelfarbige Völkergnippe Mittel-
Afrikas doch keine bessere Benennung als das Wort: N. Natürlich fehlt es dieser
Gruppe, welche nach Friedrich Müller und den meisten F^orschern eine selbst- >
Ständige Race bilden, nicht an Mischungen mit fremden Elementen, hubesoadett
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Neger.
««3
an ihren Rttitdein; am leniaten «nd bestiromteaten htA «cb ihr Typus in jenem
Theile ihres Gebietes behauptet, welcher am weitesten von den BerühningS'
grenzen mit fremden Elementen entfernt ist. Jener Theil Afrikas, welcher vom
Senegal bis gegen den Nigir reicht, darf als das Land des echten N. im land-
läufigen Sinne betrachtet werden. Tm Allpremeinen kann man sagen: Das Gebiet
des N. reicht vom Sencp:.Tl bis Fimbuktu und von da bis an die nördlichen Ufer
des Tschadsees, von wo aus die Nordgrenze in die Sahara hinein und gegen
Fcxzan sich zieht. Ueber Darfur zieht hierauf die N.-Grenze nilaufwärts bis zum
Kordende des Ukerewesees. Eine mehr oder weniger gerade, noch nicht ge-
nügend erfonchte Linse nadi der Biafirabai an der westafkikai^hen Ktt^ be-
zeichnet vom Ukerewe an die Schranke gegen die Bantu, wenn man diese nicht
SU den N. rechnen will. Sprachlich sind sie von ihnen durchaus verschieden,
8o dass in dieser Hinsicht auch Peschel innerhalb seiner grossen, schwärm
Race Banttt-N. und Sudan-N. unterscheidet Es begreift sich, dass unter solchen
Umständen ein allgemein gültiger N.-Typus sich in der That schwer aufstellen
läspf Dr. Kari- Passavant ist auf Grund seiner kraniologischen Untersuchungen
j^uni Schlüsse gekommen, die N. -Völker, welche er im ausgedehntesten Sinne
auffasst, seien nicht aus einer einzigen R^ce, sunUcrn aus mehreren hervor-
gegangen, denn es giebt dolichokephale, mesokephalc und brachykephale N.
Die DoUchokephalen bilden ein betiflcbtliches Kontingent, in runder Zahl
IOC NKltionen Köpfe, also 6of» die Mesokq>halen 4$ iMfillionen (30^), ^e Brachy-
kephalen 6 Millionen (4^). Von allen N.-Völkem seien die Bantu die verhVltniss-
misng reinsten, denn sie bestehen zu 9s f aus DoUchokephalen. Nun kann man
freilich den Schädel nicht als allein^es Raoen bestimmendes Merkmal gelten
lassen, immerhin lehren Passavants Untersuchungen, dass schon in einem sehr
wichtigen Punkte wesendiche Abweichungen von einem einheitlichen Typus vor-
kommen. Für die Gebiete, wo der N. von Mischungen mit stammfremdem
Bhite sich frei erhalten, hat mo-n von ihm etwa Folgendes anthropologische Bild
entworfen: Das Knochengerüst des N.-Schädels ist schwer, dick und hart. Das
Hinterhaupt erscheint lang ausgedehnt und das Hmterhauptloch etwas nach hinten
gerückt PRUNER will femer einen frühzeitigen Zusammenschlun der Stumnaht
wahrgenommen haben, gefolgt von einem Verwachsen der Krannaht am mittteren
Teil und der Ffeilnaht, während die Larobdanabt um den Gipfel sich am längsten
oflen erhitt Btsweüen verKhnelse nicht einmal gttnalich die Basilosphenoidal-
' naht und selbst bei Erwachsenen sei noch die Incisivnaht zu unterscheiden.
Das Gehirn des N. ist im Ganzen von geringerem Volum wie bei den Weissen,
auch die Gehirnwindungen sind nicht so vortheilhad entwickelt. Das Mittelhirn
wiegt immer über das Vorderhim bedeutend vor. Lt cak's Messungen würden
lehren, dass der weiteste N. -Schädel noch nicht das Mittel bei Deutschen er-
reiche und P. Broca fand den mittleren Schädelinnenraum, den er beim Australier
100 gleichsetzte, beim N. 111,6, beim blonden Europäer aber 124,8. Die
Schädelkapazität stellte sich bei westafrikanischen N. zu 1430 Cbcm. für die
liilinner nad 1S51 Cbcm. IHr die Weiber. Die Gctinniigkeit des weiblichen
ffirnschidels ist im Veigleidi sum männlichen, wenn der letstere ^ 1000 gesetzt
wird, bei den N. 93s nach Tuduiamk. Primsr unterscheidet nach Gesicht und
Himdecke zwei versdnedene K.-Typen: der eine hat eine sehr geneigte obere
Kinnlade und verlängertes Gesicht der andere breite Gesichtsknochen und mehr
geraden Oberkiefer. Angesprochener Prognathtsmus ; der Gesichtswinkel beträgt
wenig ttber 70 % daher der untere GesicbtstbeU scboausenartig hervorragt Die
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6l4
NtgCT.
Oherflirhe der kleinen, srVimalen, niedrijjen und kugeligen Stim ist uneben
Unterhalb derselben erscheinen zwei schwar/c", cncrgeschlit/te Aufjen in sehr cc
räumigen Augenhöhlen. Bindehaut fast immer gelb, in den Winkeln schwait
gefleckt. Sehkraft mittelmässig. Die Nase hat eine breite Basis, ist dick, flach,
oft wie eingedrückt und mit breiten, queren Löchern versehen. Riech- und
Schmeckdnn sehr nächtig, aber roh» weshalb die N. alles essen UDd die übelsten
Gerüche ihnen angenehm sind. Der Mund ist breit und weit; aus ihm bfidEt
eine Reihe sehr langer, breiter, hellweisser, nach v<»ne geneigter, sdilef silaeiider
Zähne hervor. Die Lippen sind wulstig, au%eworfen und dunkelroth gefibbt
Das Kinn ist plump, aber klein. Die Ohren sind sehr klein, abstehend, gerundet,
dickwandig. Gehör ziemlich scharf. Die Farbe der Haut ist dunkel und durch-
lätiü alle Srhatrinmgen vom tiefsten Ebenhol7';rbwarz durch Braun bis zum
schmutzigen 1 .ederßelb. Die Haut ist dick, nncmpnndlicher als bei den Weisser
namentlich auf der inneren Seite der Hand unempfindlicher und harter als beim
Weissen, sammtartig wegen starker Entvvickelung des Drüsenap[)arats. l>aa
N.-Kind ist bei der Geburt hellgrau; in Nord-Afrika ist das Pigment im drittai
Jahre vollkommen entwickelt, sttdiicher viel früher, 2um Theil sdioti njKh eiuijui
Tagen. Schweiss und Hautausdttnstung sehr übelriechend. In eine in UHens
Klima nimmt dies ab und das Haar wird länger. Dieses» welches in der Regd
nur am Kopfe, seltener am Kinn und noch seltener oberhalb der Lippen zu
wachsen pflegt, ist schwarSj selten brandroth, kraus und kors. Beim S&ugling
soll es indess nicht schwarz und kraus, sondern kastanienbraun und seidenartig
sein; mit der TIaut wird auch das ITanr dunkler, straffer, krauser und zur Zeit,
als das Kind laufen lernt, vollstünüig wollig. Auch die Körperbaare sind '^pir-
lieh. Der Hals des N. ist dick, kurz xmd kräftig, der Nacken stark entwici^tit,
die Wirbcl.saule dagegen weniger biegsam. Das Becken ist bedeutend kleiner
und enger als beim Weissen, keilförmig und stark nach rückwärts geneigt,
woraus sich der eigenthümlidie, steife, das Gesäss stark nach rfickwäits wendende
Gang des N. erklärt. Seiner Gestalt nach ist der N. stark und musknlös gebtm^
seine Statur erreicht 1167—1,83 Meter. Der Rumpf ist aber kflner, Aim vad
Bein aber viel länger als beim Weissen. Namentlich tritt der Unterarm bedeutend
gegen denselben Theil bei anderen Racen hervor, ebenso andi die iast aftn*
mässig langen Finger und Zehen. Sömmering fand bei allen N., die er unter-
suchte, die beim Europäer selten vorkommenden Sesambeinchen am Daumeo.
Hornstofftheile scliwach. ( )hersciienkcl und Wade schwach entwickelt, woran
die beim N. beliebte hockende SteUung zum Theil Schuld tragen mag. Die
Knie sind etwas gebogen, der Fuss ibt mit einer langen und breiten Ferse ver-
sehen, bei Weibern ungemein flach und platt; der Knöchel schwebt nur 4 bis
4,35 Centim. über dem Boden. Beine wie Arme der N.-Weiber sind lelativ
länger als die der Europäerinnen. Durch die Beine findet also Annäherung
den männlichen Typus statt Das ganze Bein ist etwas seitlidi konprinut
Die Knochen enthsdten weit mehr Kalksake als jene der Weissen. Das Minkd-
System ist aber weniger stark als das Knochensystem. Die Farbe der Muskeln
spielt vom Gelben ins Schmutzigrothe. Die Schleimhäute, wo sie zu Tage liegen,
haben einen kirf>chrothen Anstrich. Alle Drüsenapparate, namentlich Speichel-
drüsen, Leber, Milz, (ieschlechtstheile ungemein entwirkelt. Venen überwiegend
ausgebildet, Blut dick, scliwarz, pechartig, Blutwasser immer sehr gelb; Körperchen
des Venenblutes etwas verlängert. Der Puls macht selten mehr als 60 Schlage
in der Muiute. Der Zahnungsprucess beginnt oü schon int fünlten Monat; die
^ by Gcr.
Neger.
615
Menstnialioii zwischen 10^15 Jahren und hört nach dem 30. Jahre auf. Ueber«
schwängliche Fruchtbarkeit Ist den Weibern nicht ei^n, doch g^bt es solche»
die bis zu zehn Kinder gebären; sie abortieren sehr häufig, bei vielen erschlaffen
die Brüste sehr frühe, und es bildet sich eine starke Fcttablacjeninc: am Gcsäss
als Uehergang zu den Hottentotten. Die Manner ergrauen oft selir frühe. Wie
alt aber der N. wird, ist sehr schwer zu bestimmen, da er selbst nie sein Alter
anzugeben weiss, doch dürfte er ein Durchschnittsalter von 60 Jahren erreichen.
Alles in allem sind die N., was Arbeitsleistung anbelangt, eine starke Race und
ttbeiCreffen im heissen Klima darin auch den Wensen. Der N. ist im Gänsen —
so schildert ihn FaiSDittCH MOllbr — ein sinnlicher Mensch, bei dem die
Phantasie tlberwiegt, daher im Grunde heiter, doch kann er auch in die gegen*
theilige Stimmung verfallen, der er gewöhnlich auch erliegt. Seiner ungezügelten
Phantasie entspringen Putxsucht und Eitelkeit, Neigungen zu lärmenden Schau«
Stellungen und Tänsen, In solcher Stimmung kann er alle Leiden und Sorgen
v'ergessen, sich mit dem haHesten Loose aussöhnen Wer mit eitlem Prunk ihm
zu imponiren versteht, dem legt er grosse Unterwürfigkeit an den i'ag. Sein
Hang zur Prahlerei und sein in Eitelkeit wurzelnder Stolz verleiten ihn aber auch
zur Anmaassimg gegen Gleich- oder Niederstehende. Jeder N. glaubt ein Recht
zu besitzen, sich von Anderen bedienen zu lassen, daher die Sklaverei in Afrika
von jeher einheimisch war« Der N. lebt gedankenlos in den Tag hindn, am
liebsten im Nichtsthun unter Tändeleien und sinnlosem Geschwäts; nur Hunger
und Gescblechlslust wecken ihn aus seiner Ruhe* Seine geringe geistige Energie
hat eine gewisse natürliche Gutmflthigkeit, ja Sanftmuth xur Folge. Dem
Stammesgenossen und Gastfreund zeigt er eine offene Hand und theilt mit ihm
Alles, was er hat, was der Entwicklung des Sinnes ftir Eigenthum, Erwerb und
Arbeit hinderlich ist. Kinen Offenstand, den er vorzüglich liebt, verbirgt aber
der N. argwöhnisch, damit er nicht von Anderen beansprucht werde : also neben
grösster Freigebigkeit schmutziger, lächerlicher Geiz. Gegen den Feind ist der
N. rücksichtslos und grausam; doch findet sein Zorn mit der Zerstörung der
Opfer sein Ende; nur religiöser Fanatismus kann ihn /.u einer Art rafhnirter
Grausamkdt ▼erlehen. Das Lebm des N. bewegt sich also in steten Gegen-
sätsen: leichtfertige, tolle Lustbarkeit und dflstere Verzweiflung, Überspannte
Hoflhung und quälende Furcht sinnlose Verschwendung und schmutziger Geiz.
In geistiger Hinsicht sind alle seine Gaben, bei deren Bethtttignng es auf Nach-
ahmung ankommt, gut entwickelt; selbststandiges Denken ist aber wenig vor-
handen. Das N.-Kind ist zuerst dem weissen Kinde in der Regel geistig über-
legen, bleibt aber stehen in der Periode der I'ubertüt. Mit vorzüglichem Ge-
dächtnisse begabt lernt der N. sehr leicht fremde Sj)rachen, hat aber gar keinen
Sinn für Zahlen und es nur zu einer unvollkommenen Zeitrechnung gebracht.
Im Handelsverkehr mit Fremden zeigt er grosse Findigkeit und List, zugleich
aber auch Beschränktheit, daher er Anderen unbedingt glaubt, was er nicht selbst
gesehen bat oder was Ober die Kai^adtilt seiner Gdsteskritfte hinausgeht Die
N.-Völker haben es in der äusseren Kultur, soweit sie auf Nachahmung beruht,
nemlich w«t gebrach^ sich aber nie zu einer selbstständigen Kuhur erhoben.
Der N. llsst sich zwar alMrichten, aber nur selten wirklich erziehen. In neuester
Zeit fehlt es indess nicht an Stimmen, welche vrni der Kulturffthigkeit der N.
günstiger denken, denen sie theoretisch ausser Frage steht. Man weist zu diesem
Behufe nicht ungeme auf die N. in Amerika hin, nach welchem Lande sie
schaarenweise als Sklaven eingeführt wurden. Der amerikanische N. ist auch in
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Negcrhuhn - KcktarvttgeL
der Thnt ein ctwns nndcrcs Wesen als der N. Afrikas, von dem allein die vor-
stehende Charaklerisirunp gilt. Seit melircrcn (ieschleclitern in Amerika geboren
lind inmitten einer Marken Umgehung von Weissen cr/ogcn, hat er sich dem
Boden angeartet und weist er einzelne somalische und geistige Verschiedenheiten
von seinem afrikanischen Stantmesbruder auf, allerdings nur in den V'^ereinigtei
Staaten> in denen er am besten ta gedeihen Bcheiot, nicht in Mittel* und Sttd-
Amerika, wo er nur si>arUcb vorhanden ist, oder in BrasUien« wo die Zahl der
N. eine ansehnliche ist. Gans bemericenswerth sind seine in der Unioii ge*
machten Fortschritte auf geistigem Gebiete; einselne N. haben sich dort an be>
deutenden Stellungen empoigeschwungen, sind Parlameittsmi^lieder, Advo-
katen u. dergl. Als ethnisches Ganzes betrarlitct, kennzeichnen sie aber doch
die hauptsärhlicl^sten ZUge, welche auch fiir den ainkanischen Neger maass*
gebend sind. v. H.
Negerhubn, Mohrenhuhn, Gallus domeituus morio, cipeniluunlii lic Han-huhn-
Race, ausgezeichnet durch schwarze Ober- und Knochenhaut, schwat/.en Schnabel
und l iisse, schwarzes Gefieder, graufarbiges Fleisch, purpurschwarze Ohr- und
Kinn läppen, Gesicht und Kamm, dunkelrothe Augen. In Gestalt, Grösse Körper-
bau und Haltung weicht es kaum vom Landhuhn ab^ bat kleines, einfachen oder
doppelten Kamm, unbefiederte Füsse. In wirtschaftlicher Beaiehnng bedeotuags*
los, beansprucht aber wissenschaftliches Interesse. DOr.
Negidalen, N'egda. v. H.
Negretti-Schafe, s. Infantado-Schafe. R.
Negrillos, s. Neuliebriden. v. H.
Negrito, s. Acta. v. H.
Nehalim, nahezu erloschener Indianerstamm in Grande Ronde, Oregon. v.R
Nehannes, s. Na'annch. v. H.
Nehiroirini, fälschlich Sheshapootosh genannt, besser bekajint unter den
von den fransösischen Kanadiern ihnen beigelegten Namen der MioDtaign>i%
auch Mountaineers. Algonkinindianer, spesiell ein Zweig der Crees, tn Labrador
umherstreifend, eifrige Karibujttger, die bisher zur Sesshaftigk^l nicht gebracbt
werden konnten. Katholische Missionäre, besonders Jesuiten, leben indess unter
ihnen und haben die Kenntniss des Lesens und Schreibens allgemein verbreitet
Gesammtzahl 1700 Köpfe. Die N. leben in schlechten ZelthUtten von Zweigen
und Baumrinde und kleiden sich in Häuten oder auch eingehandelten Gewändemi
je nielir sie sicli civilisiren, desto rascher sterben sie dahin. v. H.
Neilo (Al)leitung unbekannt), H. und A. Adams 1858. Meermuschel aus der
Familie der Nuculiden, älmlich Yoldia, aber mit äusserem Schlossband, und
Analogon derselben in den südlichen kälteren Meeren. N. amtralis, Quov 0»'
Gaimard, 2 Centim. lang, mit grünlicher, dttnner Schalenhaut, hinten flflgelftraiK
ausgezogen und etwas klaffend, concentrisch geftncht, innen nicht perlmutto^
glänzend, mit tiefer Mantelbucht und ziemlich langen Siphonen, von Nenaeehnd*
Nahe verwandt ist MaUeÜa NarrisU^ Sow., aus Chile, mit glatter, hinten abf^
rundeter Schale. K v. M.
Neithea, s. Pccten. F. v. M.
Neitscheyong, Australierhorde West-Victorin s, östlich von Mt. William v H-
Nckropolen. Unter N. versteht man Todtenstätten, wo die Todten massen-
haft entweder verbrannt oder bestattet wurden. Bekannt smd die N. Norf-
Italiens und Acg>']itens, Syriens etc. C. M.
Nektarvogcl, s. Nectariniidae. Rchw.
Dig'itizeo Ly <j
Nclomys - Ncniathviminthcn-Entwickclung.
617
Nelomys, Jourd.« s, T^ncheres, Illigcr. v. Ms.
Nemachilus, van Hassf.lt, Unterp;attiing von Cobttis (s. d.). Ks.
Nemaloni, gallische Völkerschaft in der Gegend des heutigen Miulan«?. v. H.
Nemathelminthes (grtcch. = Fadcnwlirmcr). Unter diesem Klassennamen
fassen manche neuere Autoren die Ordnungen der Kratzwürmer, AiatUJwcephaia,
Ri'i>()i PHi, der Saitenwümier, (ionliarea, der Borstenwürmer, Chaetognatha, und
der Fadenwürmer, NefruUoda, zusammen. Die Gruppirung ächcint uns unnatür-
lich, da sieb weder in anatomischer, noch in erobryologischer Besiehung An-
haltspunkte fttr eine Verwandtschaft z. B. der Kratzer mit den Fadenwürmera
nachweisen laseen, daher denn auch die Charakteristik der Klasse b« jenen Autoren
bei wenigen und durchaus äusserlichen Merkmalen stehen bleiben musste. Wd.
Nemathelminthen-Entwidieliing. Unter den Nematoden kommen sowohl
lebendiggebärende als auch Eier ablegende Formen vor, im letzteren Falle ist
das Ei gewöhnlich von einer festen Schale umgehen. Die Furchung, welche
total und regxilär abzulaufen scheint, sowie die Anlage der Keimblätter wurde
durch die Untersuchungen Buts( hli's speciell fUr CucuHanus eltgans bekannt.
Die Furchung fülut /.u einer aus zwei Zellschichtcji bestehenden dünnen Platte.
Die beiden Schichten repra.sentiren den Exo- und Entublast. Durch Hemmung
im Wachsthum des letsteren und durch gleichzeitiges Weiterwachsen des ersteren
entsteht an den Seiten der Platte eine gegen den Entoblasten gerichtete Fallen»
bildungf welche nach und nach cur Bildung dnes hohlen, mit Schlits versehenen
zweischichtigen Cylinders fliht^ welcher die Gastrula reprtsentirt Der anfangs
offene, morphologisch als Blastoporus zu deutende Schlits verwächst durch An-
einanderlagcrung seiner Ränder allmählich von hinten nach vorne, mit Ausnahme
eines kleinen Bezirkes am Vorderende, welcher als bleibender Mund fortbesteht.
Im Verlaufe dieser Vorgänge nimmt der Fmbryo eine gekrümmte, wurmförmige
Gestalt an I'cr Entoblast liefert den Darmkanal, an welchem man bald einen
vorderen und einen hinteren AI '^^^i hniit unterscheiden kann, welche beide durch
die Struktur ihrer Zellen, die an ersterem ein körniges, an letzterem em helles und
mehr homogenes Aussehen besitzen, difieriren. Aus dner Verdickung des Ento-
blasten in der Nlihe des Mundes entsteht der Mesoblast, welcher sich allmählich
nach hinten ausbreitet Die spätere Bildung der Fortpflanzungsorgane nimmt
ihren Ursprung bei beiden Geschlechtem aus einer einzigen Zelle* Nachdem
diese unter Vermehrung ihrer Kerne Säulenfcmn angenommen hat, sondert sie
sich iri einen peripherischen und einen centralen Abschnitt. Beim Weibchen
werden die beiden Enden der Säule zu den blinden Enden des Ovariums, der
centrale Abschnitt liefert das Keimt^'cwebe. der periphere das Epithel des Uterus
und Eileiters. Beim .Männchen lietert die peri] ! < re Schicht am Hinterende der
Säule das Epithel des V^as dtferens, der rLriir;,le ebenfalls das Ken!: ^.'ewebe.
Noch innerhalb der Ausfülirungsgänge der mütterlichen Organe wird der ;unge
Cucnllanus frei. Er be«tzt in diesem Zustande einen geisseiförmigen Schwanz-
anhang, emen rOckenständigen, provisorischen Bohrapparat und eine cuticulare
Umhüllung. Er wandert jetzt aus seiner Mutter und deren Wirth ins Freie und
lebt eine 2^eit lang im Wasser, um dann, wie die Mehrzahl der Nematoden, zum
Parasiten zu werden und eine Mctamoiphose zu durchlaufen. Diese spielt sich
bei sÄmmtlichen Nematoden entweder in einem Wirthsthier oder in zwei Wirthen
ab, und in beiden Fällen kann die Metamorphose einfacher oder complicirter
verlaufen. — Was zunächst diejenigen der Nematoden, die nur einen Wirth be-
sitzen, anbelangt, so ist die für IrichoupluUus ajßnis, OxyurU amäigua, HcUrakis
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Xemathelminthcn tntwickelung.
vermüuhris experimentell verfolgte Metamorphose eine etn&che. Der ausge-
wachsene, geschlechtsreife Parasit legt seine Eier im Damkanaie seines Wirtiies
ah. von wo sie ins Freie ge!.in£^rn. Der meistens noch von der Eischale um-
bnllie Kmbryo entwickelt si( Ii als 1 ane bis /u einem gewissen Punkte, nm
s< hlic^sli^ h , voratisjjcset/i , dass er v«m einem Individuum der erforderlichen
Thier-Sj)ccjcs verschluckt vvirtl, nachdeu) seine HiUIe verdaitt, zur geschlechts-
reifen Form zu werden. — CompÜcirter gestaltet sich die Mctamoq>hose bei den
Gattungen Asiaris und Sir^ngybu. In diesen Fällen verlSast der Embryo sc»e
dünne Eischale im Freien, und fiihrt flir längere oder künceie Zeit tm Waaser
oder im feuchten Erdreich ein selbsthtfindiges Dasein. Bei fortwAhrendem Wachf>
thitm erreicht er bald, ohne aber geschlechtsreif 20 werden, daa Auasehea der
stets tVei lebenden Gattung Rhahditis und heisst deswegen in diesem larvalen
Zustande JÜAaMt/is (onn. In manchen Fällen kann die RhahdUis(oxnk noch para>
sitär in gewissen Mollusken verweilen, ohne eich dabei aber in ihrer morpho-
lo/2;iHrhen Structur zu verändern. letzteres, die Ausbildung und völlige Reife
der Geschlechtsorgane tritt erst ein, wenn die Khabiiitis in den eicrentlichen
Wirth gelangt. Die eben beschriebenen Vorgänge zeigen beispicl^\^ i ise JJocfimia^
irigoiwc(phalus des Hundes, Dochmiui duoJenalis des Mensclicn, Auaris a^uminata
des Frosches. Sehr auffallende Abweichungen von diesem Typus weist Ascmm
uigrffvenosa auf, welcher im ausgebildeten Zustande in der Lunge des Frosdies
schmarotzt Die ersten Entwicklungsstadien bis zur Rhab^isiotm werden nodi
im mütterlichen Organismus durchlaufen. Nach der Geburt gelangt dieselbe in
das Rectum des Frosches und von dort ins Freie, wo sie entweder in den Faeces
oder im Erdreich leben und sogar geschlechtsreif werden (vergl. den Attila
l arven). Man hat es also mit geschlechtsreifen T.arven zu thun, welche aber
kleiner sind, nl«; die völlig ausgebildeten Thiere. Die Geschlechter sind getrennt
u!ul das Mannchen ist kleiner und schmächtiger als das \\'eibrhen und hat auch
einen kürzeren, mehr abgerundeten Sciiwan/.. Diese Larven befruchten sich und
Cb entwickeln sich in jedem Weibchen bis vier Junge, welche bald ihre tikaijaeln
sprengen und sich dann frei im Uterus bewegen. Dadurch bersten alsbald die
Wände desselben und die Jungen gerathen in die Leibeshflhle, wo tie sich von
den Eingeweiden ihrer Mutter ernähren, bis sie als geschlechtslose Rhahdi6sUxaL,
die Körperhaut der Mutter sprengend, ins Freie gelangen. Hier leben sie nun
im Wasser, oder im Schlamm, oder in Schnecken, ohne sich aber weiter amto-
bilden. Werden sie aber vom Frosche angenommen, so wandern sie durch die
Trachea in die Lungen, wo sie zur ausgewachsenen Form werden. Die eigen*
thünilielie Lcbcnsgeschicbte von Ascaris nigrovcnosa repräsentirt einen Fall von
Heterogamie. — Ein anderer Nematode: Anguillula scandens, bewohnt im ausge-
bildeten Zustande die Wcizenahre, in welche er seine Kier ablegt. Aus diesen
gehen I^rvcn hervor, weUlie sich \\\ iler Weizenähre einkapseln. Wenn aber
die Pflanze abstirbt, so sprengen sie ihre Kapsel und leben einige Zeit frei in
der Erde, um schliesslich in junge Weisenihren einzuwandern, wo sie geachlechts-
reif werden. — Diejenigen Nematoden, deren Parasitismus sich Uber swei Wirthe
erstreckt, lassen sich in zwei Klassen ordnen, je nachdem die Larve ein freies
Dasein (Uhrt, bevor sie in den ersten, den sogen. Zwischenwirth, gelangt^ oder
aber noch innerh.ilb der Eischale in diesen aufgenommen wird. — Der an&ngs
hier erwähnte und in seiner Entwicklung bis zu der frei gewordenen Larve ver-
folgte CucuUanus elegans bietet ein Beispiel für den ersten Fall. Die frei henmi-
SCh wimmende, mit Schwanzgeissel und Bohiapparat ausgerüstete Larve dnngt
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NciBatbcIminthcn-EntvvickcluBg.
619
alsbald durch den Mutm) und Darm in die f^l>e8hdhle von Cyclops-Pixierx ein.
Hier erlangt sie durrh /ueimalige Häutung wettere Ausbildung, ohne aber
geschlechlsreif zu werden. Krst wenn der Cychps von einem Barsch oder anderen
Süsswasserfischen verzehrt wird, macht der Wurm eine nochmalige Häutung
durch und wird t\\vt\ gesc iilechtsreit^n Thier, welches im Darme seines /weiten
Wirthes schmarotzt. Als Beispiel fiir den Fall, in welcheni der Parasit noch
innerhalb der Eischale von dem Zwischenwirth aufgenommen wird, kann SpirO'
ptira obtusa angeführt werden. Der ausgebildete Parasit lebt im Darmkanale der
Maus, aus welchem die Eier mit den Excrementen entleert werden und sich
häufig auf Getreideböden und in Mehlvorrftühen finden. Wird nun ein solches
Ei. von dem Mehlwurm, der I^arve des MttUeiltäfers {TenehU määor) vcisdiit,
so entwickelt sich der Embryo daselbst weiter. Nach ungefähr 5 Wochen kapselt
er sich zwischen den Fettkörpem der Käferlarve ein. Wird nun letztere von
einer Maus gefressen, so verlässt der Embryo im Darme der Maus seine Kapsel
und wird zum gcschlechtsreifen Thier. — Abweichend von den geschilderten
Verhältnissen gestaltet sich der Lebenslauf der l'richine. Die Abweichung be-
steht darin, dass die im Darme frei gewordenen Kmbr\'onen durch die Wandungen
desselben in die Körpermuskulatur eindringen, wo sie sich einkapseln, statt aus
dem Darmkanale des ersten Wirthes abzugehen und sich erst nach Eintritt in
den zweiten einzukapseln. In ihrer Kapsel kann die Larve lange Zeit verharren
ohne sich su verändern, wird aber einmal das trichinöse Fleisch, beispielsweise
das des Schweines, vom Menschen verzehrt, so wird die Kapsel im Magen des
letzteren gesprengt und die Larve wird im Darme des neuen Wirthes bald
geschlechtsreif. — Bei den Gordioiden durchläuft das Ei eine reguläre Furchung.
Näheres Uber die Entwickelung verdanken wir den Untersuchungen Vili.ot's.
Nach Beendigung der Furchung entsteht eine Morula, welche durch Delamination
zweischichtig werden soll. — Der anfangs kugelförmige Embryo streckt sich in
die I,ängc. Durch eine Einstülpung bildet sich am Vorderende der Kopf mit
drei Kränzen von Stiletten und einem kegehormigen, ebenfalls mit iStilciien be-
waffneten Rüssel versehen. — Sobald die Larve frei wird, stülpt sich der Kopf
aus, bleibt aber durch die Bdhttlfe eigenthflndicher Muskehi retractil. Die Larve
besitzt einen vollständigen Darmkanal, in dessen Oewphagus'IhtSX sich eine
Drttse dftict. Der Körper erscheint geringelt Die so beschaffene 6^iiSitf-Larve
dringt in die Larve von Chir&tumus ein, wo sie sich einkapselt Verschlingt nun
Cabüis oder ein anderer Ftsch den Oäronomus, so bohrt sich die frei werdende
Lar\'e durch die Darmwandung ihres neuen Wirthes, kapselt sich wieder ein und
verharrt in diesem Ruhezustände bis zum nächsten Frühjahr. Dann verlässt sie
die Kapsel, kehrt in den Darm zurück, von wo aus sie mit den Faeces ins Freie
gelangt. Durch allmähliche Metamorphose bildet sie sich dann weiter aus, ver-
liert die Kopfbewartnung und das geringelte Aussehen, wird gestreckter, bekommt
ehfien Bauchnervenstrang, verliert aber seltsamer Weise, wenn sich die Geschlechts»
Organe entwickeln, ihren Darmkanal wieder. — Was endlich unter den Nemathd-
nnnthcn die Entwicklung der Acandiocephalen anbelangt, so ist darQber Folgendes
zu sagen: Die nackte Etzelle durchläuft nach der Befrachtung eine »äquale
Furchung. Noch bevor diese abgerufen, entwickeln sich um das Ei mehrere
stun Schutze dienende Membranen. Nach Beendigung der Furchung bilden die
centralen Zellen eine feinkörnige Masse, die peripherischen ein durchsichtiges
Syncytium Am Vorderende des Embrj'os macht sich eine oberflrirhürhe, mit
Hakenkranz versehene CuticuU bemerklich. In diesem Zustande gelangt d«r
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620
Neraatoccra — Nematoda«
Rmbryo mit den Excrementen aus dem Darm des Wirbelthieres, in welchem der
fertige Wurm lebt, um von irgend einem wirbellosen Wirüi versehrt zu werden.
So lebt beispielsweise die I,arve von Echtnorhynchus proteus in der Leibeshöhle
des R.iclitlohkrebses (Gammarus f<ulf.x^ H:?s austjewachsene Thier bewohnt mnnrbe
Süsswassertisclie. Die I nrvc von J'a hinorhynchtis angustatus findet sich in der
I.eiheshöhle der VVasserassel (Aselius aquatiius) . während das ausgewacljsene
'Ulier ein i'arasit des Barsches ist. Der Ricsenkratzer (Echinorhynchus gigasl
des Schweines durchläuft sein Larvenstadium in gewissen Maden. — Im Dann-
kanal seines wirbdlosen Wirthes beircit sich der Enbiyo von snnen Hflllen tmd
xeigt die Form eines gestreckten Kegels, welcher vorne «ne mit lUten bc
waftnete Scheibe trügt. Durch einen merkwürdigen EntwieUusgisprosesa dilferen»
( iren sich ganz allmählich aus dem Körperinhalte der Larve die Oigane des
fertigen Wurmes und nur die Haut der Larve ist das Einzige, welches auch beim
Erwachsenen bestehen bleibt. — Die centrale, körnige Zellenmasse des Embryo,
der sogen. Embryukern, bild t vier in Reihen angeordnete Zellgnippen, deren
grosste eine jH'ri|»hcrische und eine centrale Schicht hervorgehen lässt. L)ie
periphere Schicht dieses Abschnittes breitet sich vur und rückwärts aus und um-
(asst die übrigen Segmente mit Ausnahme des Vorderendes des ersten, welches
unbedeckt bleibt. Aus dieser Hülle gehen das splanchnische und somatische
Mesoblast des fertigen Wurmes hervor. Von den dann steckenden vier Zdl->
gnippen liefert die vorderste den Rlssel, die nichste das Ganglion, die dritte^
aus swei Körpern bestehend, die paarigen Geschlechtsoigane und die vierte die
Ausfuhrgänge der letzteren. Der ganse Complez wichst rasch in die Llngc^
wobei sich die umhüllende Membran in zwei Schichten spaltet; aus der iusneren
entsteht die Muskelwand des Körpers (das somatische Mesoblast), aus der
inneren die Miiskclscheide des Rüssels und das sogen. Hoden- resp Fierstocks-
ligament, das die (icschlechtsorganc umgiebt. — Wir können diese innere Schicht
trotz des Mangels eines Darnikanales als splanchnisches Mesoblast bezeichnen.
Der Ivaum zwischen den beiden Mesoblastschichten stellt die Leibeshohle dar.
Je mehr der Körper an Umfang zunimmt, desto mehi^ diflerenstmi sidi die ein«
seinen Organe. Die Geschlechtsorgane difiiwenaren sich zu Hoden und Ovarien
und die Anlage ihrer AusÜthmiigsgänge gliedert sich in drei Abschnitte. Wenn
der Körper derartig an UmCuig sugenommen hat, dass er bereits die Larvenbant
ausfilUt, wird auch der bei seiner Anlage solide, bald aber hohl werdende Rüssel
ausgestülpt und reprSsentirt eine Papille, Aber welche die Larvenhaut hinzieht,
letztere aber wird abgeworfen und durch eine neue ersetzt. Die Zellen der
Papille liefern die Rüsselhaken, welche als konische Vorspninnfc die Haut durch-
setzen und am freien Ende einen Chitinhaken ausscheiden. Der ganze übrige
Körper behält die Larvenhaut, welche in ihrer tiefen Schicht den charaktenstischen
Gefässplexus bildet und vorne zwei ovale Auswüchse, die sogen. Lemni&ci, liefert« —
Wenn der soweit gediehene Eekmarc^nchus auch im Allgemeinen d<»n fertigen
Thiere gleicht, so muss er, um geschlecfaHreif so werden, doch erst noch noa
dem Zwischenwirth in den definitiven Wirth Übergeführt werden. Nach den vor*
läufigen MittbeÜungen von JoHAiOfRS Kaiser (Zc»o1. Anzg. No. S57 u. t^S) weiclit
die Entwickeiung von EdUncrkyntkm gigas von der gegebenen Darstellung in
mehreren Funkten ab. Hinsichtlich der Bildung des Nervensjrstems ist der Ar-
tikel Nerv'ensystementwickelung zu vergleichen. Grbch.
Nematocera {Nemocera, gr. Faden nnd Horn^, Mücken (s. d.). E. Tg.
Nematoda, Rudolpui (gr. »Fadengestaltige.^). Eine grosse und besonders
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Nematode.
621
(Ctti) Fig. I.
Oxyuris atroUaia, Schnei-
der. Kopf von vorne gc-
Fiß- 2. (Z. M.)
Filaria Jtniiculaia, RUDOLfUI.
Kopf und Hab. (9011WI vct^
auch medicinisch sehr wichtige UnteiUasse der Ringelwttmier, AmuHdß, der Leib
lang» ¥niiiDfÖrniig, drehnind, dicker oder dflnner bis fadenförmig. Alle besitzen,
wenigstens in der Jogendi Mund und Dann. Die N. leb«n zum Theil im
Wasser, im Süsswasser sowohl als im Meere, andere in Schlamm und Humus,
die meisten aber parasitisch in anderen Thieren, einzelne auch in l'flanzen, ja
weitaus der grösste Theil der schmarotzenden W lirnier überhaupt gehört hierher,
wenn auch der Parasitismus bei ihnen in der Organisation weniger zu seiner
Vollendung gekommen ist als bei jenen ächtesten Schmarotzenii den Band-
würmern, bei denen das Haut-, Mwdwl- und Veidanangssystem, als mmöthig,
fast auf Null redudrt ist, die nur, gleichsam in einem Bade von Nahrungsflflsngkeit
gelagert, ihr ganzes Köipeigewebc damit duichtrftnken und fast ausschliesslich der
Fortpflanxung leben. — Dagegen ist das Hautsfstem der N. gut entwickelt^ die Ober>
haut derb und fest, hin und
wieder mit vieleckigen Täfel-
eben, mitunter auch Stächel-
chen oder Härchen besetzt,
in der Regel mit Saugwärz-
chen und Pa[)illen um Mund
und After, um den Mund wohl
auch mit rosettenartig gruppir-
ten Blättchen ausgestattet. Un>
ter der Oberhaut liegt eine
Art Corium, gleichsam die
Matrix jener, unter dieser, ein
starker Hautmuskelschlauch,
der, zumal in der Jugend,
sehr kräftige, schlängelnde Bewegungen vermittelt. Nach der Anordnung dieses
Muskelschlauchs, je nachdem nämlich die Muskeln entweder aus vielen neben
und hinter einander liegenden Zellen gebildet sind (Polymyana), oder nur aus
acht Längsreihen hinter einander liegender Zellen (Meromyaria) oder endlich die
Muskeln gar nicht oder nur in der Längsrichtung getheilt sind (HoiomyariaJ,
hat Schneider in seiner Monographie der Nematoden, (Berlin 1866) diese in die
genannten drei Ordnungen eingetheilt. Die Berechtigung der Abscheidung der
dritten dieser Ordnungen wird jedoch von Claus als grandlos bestritten. Unter-
brochen ist der Hantreuskehwhlauch der N. durch sweierlei Ltogslinien, nflmUch
Seitenlinien und Mittellinien (Medianlinien). Jene, die Seitenlinien oder, weil
sie oft sierolich breit, Seitenfelder genannt, laufen seitlich dem ganzen Körper
entlang und enthalten meist ein Exkretionsgefäss, wohl dem Wassei^ef^ssystem
anderer Würmer zu vergleichen. Diese Gefasse treten vorn, unten am Leibe,
meistens in der Höhe des Pharynx zusammen und münden dort mit einer Quer-
spalte nach aussen. Die Mittellinien, die eine am Rücken, die andere am Bauch
verlaufend, enthalten Reihen von Kernen; besonders stark entwickelt ist die
Bauchlinie (Baucbstrang) bei Gürdius. In diesen beiden Mittellinien verlaufen
der ROcken- und der Bauchnervenstrang (Schnbidb) s. unten. — Bei Dochmhu
und Sir^tigj^ finden nch bedeutende, besOglich ihrer Funktion noch zweifel-
hafte Halsdrflsen. — Gut entwickelt bt das Darmqpstem der N. Der Mund,
stets vom am Körper, im Umkreis mit Papillen oder Spitzen und Haken, auch
Stächelchen oder einer chitinösen Kappe zum Festhalten versehen, leit^ in eine
chitiiiöse Speiseröhre mit einem muskulösen, oft mit Drüsen, wohl auch innen
sehen. (aooMlveisiösMrt.) g^Mut) (Nadi SCHNimBiu)
(NMh ScHNnDn.) %
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62a
Nematoda.
mit chitinösen Zähnen versehenen Kro])f (Muskelmagen mancher Autoren\ der
mit der S|>ei!»erühre als Saugap|>arat dient. Auf diesen Kropf folgt ein weita
Uarii), der am Körperende oder kurz vorher in den Anus endet und dessen
hinteres Stück, eine Art Rectum, bei manchen N. selbständiger, peristaltischer
Bewegungen fähig ist (HeUrakis u. A.). Nur bei Gordius ist der Darm sanuui
Mund und Anuf, im leifen Zustand, wo der Wurm, im Wasser lebend, nur aod
der Foitpflansung xu dienen hat, vencbwunden, während er bei der nahe
wandten Mermis auch noch im reifen Zustand zwar vom und hintai ^
schlössen, mithin unthätig, aber doch noch vorhanden ist, sc^ar ein deodicbcs
Lumen zeigt. Uebrigens erscheint der Darm Überhaupt bei den reifen N., weaa
die Geschlechtsprudukte voll ausgebildet sind, zumal bei den $ meist nur noch
als ein ]ilatter, \v<thl fast funktionsloscr, jederseits am Seitenfeld angewachsener
Strang. l>ie Nahrung der N. sind, soweit sie Parasiten, naturlich die organisch
zubereiteten Säfte ihrer Wirthc; manche sind Bhitsaiiger und zu diesem Behuff
besonders bewafl'net, wie der gefährliche Dochmius (Ancyhstomumj äuodimhiy
DuBiNi, im Dünndarm des Menschen in Italien und in den Nilländern, der die
Darmgefässe anschlägt und durch Dannblutungen eine specifische Chlorose «r«
zeugt. — Ein geschlossenes Gefösssjrstem giebt es bei <ten N. nicht. Die a»
dem Dann abgeschiedene Emähningsflttssigkett (Chylus) schwimmt frei in dei
ganxen Leibeshdhle und versorgt so die Organe. Auch besondere AtfamiP^tl'
Organe fehlen. — Fortpflanzung: Die Geschlediter sind bei den N. getrennt,
nur die Gattung Peloäytes und Ascaris nigr<n>enosa, s. unten, sind Hermaphro-
diten. Immer ist das kleiner und in der Regel sein Schwanzende eingerollt,
daran schon mit blossem Auge 7X\ erkennen. Winzig klein sind die von
y richosomum itassicauda, Hki.i inimiam , deren zwei bis fünf parasitisch im
Uterus des leben (LtLCKAKt). Bei Ichthyonema sanguineum, Rudolphi, i*t
gleichfalls das ,^ zwerghaft und lebt mit seinem Weibchen zusammen in diMf
Rapse! in der Leibeshöble von Cyprinotden. Die KaeialOcke und Ovarien »
wie die die Geschlechtsprodukte fwtlMtenden und aufbewahrenden Organe sind be
den N. meist sehr leicht und instruktiv als ursprünglich dn&che^ später mehr oder
weniger differensirte Röhren m erkennen und es gewährt oft bei diesen Wflnnent
ein Blick ins Mikroskop eine Uebersicht über die Rcproductionsoiqjiane und deics
Inhalt von dem ersten Ei oder Spermakeim an, in allen Uebergftngen bis fli
dem entwickelten, lebendig sich bewegenden Embrj'o, wie man sie kaum ^f
irgend einem anderen Thiere leichter sich verschalen kann. Die Kntbtchunf;
der männlichen und weiblichen Kcinuellcn der Spermatozoen und der Kier luf
bei den N. in der Regel statt in der Form einer Rachis, d. h. einer Reimsaulc, ^
seillich Blindsäckchen ausbuchtet. Ein solches abgerissenes Blindsackchen ilcBt
je ein Ki dar und die Oefinung^ wo der Hals abgerissen, ist die Wkxtnjt^
durch welche Schneider die Samenthierchen eindringen sah» die aber nscb ^
Befruchtung mit einem Deckelchen sich schliesst, welches weiteren SperaaioiMB
das Eindringen verwehrt Diese selbst sind bei den N. nicht, wie gew^^boKc^
im Thierreich, fadenfömug, sondern kugelig oder bim- oder hutfbrmig, oder
cylindrisch, oft mit grossem Kern ausgestattet, kriechen auch wohl mit wiHMr-
liehen Fortsätzen wie .Xnulben umher. Die meisten N. legen Kier mit harten
Schalen, so z. B. die medicinisf Ii wichtige Ascaris lumbt icoidei Hei den leben<iig
gebarenden sind die Eihäute dünn, platzen noch im Muttertliier, dessen
dann die Embryonen fast vollständig ausfüllen, so dass der ganze Körper der
Mutter nur noch als ein langer Wuruisack erscheint {Trkhina, Draiuntli^
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Nematoda.
(Filaria) medinensis) (s. d.) Die weibliche Sexualdffoung liegt meist ventral,
etwa in der Mitte des Leibes, die männliche am Kön^erende in einer auch fUr
den Anus dienenden Cloake. Zum Festhalten des $ bei dem Coitus dienen
zwei harte, chitinöse, vor- und /.urtickziehbarc, meist .scluvertahiiliche (Jrgnnc,
Spicula genannt, oder aucli eine glockcnahnliclie JUtrsa (so bei Strotigylus),
welche das % umfasst. Die i ornj jener Spicula des o^, die Zaiil, Anordnung
und Ausbildung der Papillen um den Anus und besonders noch die Ausstattung
des Mundes liefern bei den N. gute Anhaltspunkte xur Unterscheidung der
Gattungen und Arten, um deren RichligsteUung besonders Schkbidbr in seiner
genannten Monographie der N. sich verdient gemacht hat. Die Entwicklung
der N, vom Embryo bis zur Reife, die man früher im Gegensatz m anderen
F.ntozoen als sehr einfach verlaufend voraussetzte, zeigt sich Jjei genauer Er-
forschung als eine oft sehr complicirte durch Wechsel des Aufenthalts, Zwischen-
wirthc Tind ])eriodisches Freileben in Wasser oder Schlamm oder feuchter Krde.
Sehr einfacli stellt sich beispielsweise der 1 x-benslmif dar bei 'J'ric/ioit'p/iahts \xr\d
bei Oxyitris vcr/nicularis , dem bekannten, (juälenden Wiirnichen im Mastdarm
der Kinder. Hier gelangen die noch von der Eischale iiniiuilUen Kml)ryonen
einfach mit der Nahrung oder dem Getränke, also passiv, in den detinitiven
Wirth und erlangen in dessen Darm sofort wieder ihre Reife. (Nach Lsuckart's
Beobachtungen bei Tr, t/ßnis des Schafs und Tr, trenatus des Schweins.) Bei
den meisten echten Astaris (s. d.) aber scheint ein Zwischenwirth nöthig, in
welchem der in Wasser oder Humus aus dm dort idigesetxten Eiern ausge-
schlüpfte Embryo vermittelst eines BohrslSchelchens im Munde aktiv «nwandert,
um dann niit diesem Zwischenträger, z. B. einem kleinen Süsswasserkrebschen,
beim Trinken oder bei der Nahnmgsautnalime, also ]\issiv, in das definitive
VVühnthier zu gelangen. In jenem Zwischenwirth aber nun können die N. ent-
weder ruhig, fast ohne Fortentwickelung verharren, oder aber \Vandlungen und
Häutungen durchmathen, so IJ. bei dem gemeinen Kap[)envvurni unseres Süs->-
wasserbarsches, Cucullanus eleganSt Zeder, dessen Entwickelung R. Leui kakt
vollständig aufzuklären vermochte. Dieser Wurm ist lebendig gebärend. Der
mit den Fäces des Fisches ins Wasser gelangte Embryo hat ein pfriemenförmiges
Schwänschen und lebt (als Ascaris vekeissima, Ddesing, beschrieben) frei im
Wasser, wandert dann in einen Qfci^s oder eine Insektenlarve durch deren
Mund ein, gelangt vermittelst seines Zähnchens in die Leibeshdhle, verliert das
Schwänzchen und den Zahn bei der ersten Häutung und wartet dann halbreif
ab, bis sein Träger, der Cyc/ops, von einem Harsch verzehrt wird, wo er dann
schnell reift und schon in einigen Woclien wieder Junge erzeugt. Aehnlich ver-
mittelt sich die hünluhr des schlimmen Draeunculus metltnensis in den Menschen
der afrikanischen Troiten, nach Fedsi hk.nku gleichfalls durch Siisswasser-Cyclo-
pidcn, s. Dracunculus. Bei anderen Nematoden aber cncystirt sich der junge
Wurm in dem Z¥n8chenträger und wandert in solcher Verpackung, natürlich
gleichfalls passiv, mit der Nahrung in den letzten Wirth. So enqrstiren sich die
Embryonen von Spir^Ura fi^hua, weldie oft in grosser Menge im Magen unserer
Hausmaus sich finden, in der Leibeshöhle der Mehlwürmer, welche den Kreislauf
herstellend, den Koth der Mäuse sammt den Eiern der Spiroptera fressen. Auch
bei der unheilvollen, menschlichen T'richina spiralis findet bekanntlich eine Ein-
kapseUing statt in den Muskeln des Menschen oder des Schweins, hier aber in
anderer Art, nämlich so, dass hier der let^.te Wirth, der Mensch, oder auch das
Schwein, zugleich als Zwischenwirth dienen, indem die aus den reifen, lebendig
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624
Ncmatoda.
gebärenden Darmtrichinen auswandernden Embryonen, sofort aus dem Darm
durchbohrend, in den Blutlauf und so io die Muskeln gelangen, «o sie sich en-
cystiren und ihrer passiven Finwandenin^ mit der Nahrung wieder m den defini-
tiven Wirth harren, was Kannibalismus vorausgesetzt, natürlich auch bei dem
Menschen als Truger der .\[uskcltrirhinen die VVurmentwickelunff 'um richtigen
Abschluss brächte. — Ausser den parasitisch lebenden N. lebt nun, wie erwähnt,
femer eine bedeutende Anzalil und besonders Individuen-
reiche Arten von N* in der Erde, im SchUmtn, im Sil»
Wasser and im Meere, deren Nahrung theils in faulenden,
stickBtoffhalcigen Subetansen, theils anch in lebenden anderen
Thieren besteht Einige wurden schon von Dujaionm, die
Mehrsahl aber erst in den lebeten Jahrsehnten durch BASniut,
Schneider, Bütschi.i, Leuckart, Claus u. A. bekannt Mi«
könnte in der That in biologischer Beziehung die Nematoden
in zwei ('irupljen scheiden, in parasitische und frei lebende.
Aber die Snrhe ist so einfach nicht, denn die parasitischen
zerfallen wieUci in dreierlei, i. beständig parasitische, z. B.
Oxyuris und TrUhocephalus^ 2. solche, die als Larven para-
sitisch, geschlechtsreif aber frei leben, 5. solche, die aJs
Larven frei, ihre reife Entwickelung aber erst als Panuüen
erhalten. Dujardin beschrieb zuerst in Erde irei lebende
N. unter dem Gatttmgsnamen JRkMUis; ScHNEnwa des*
gleichen eine grössere Ansahl Arten in seinem Nematoden-
werk 1866 unter den Gattungsnamen Pelodera yxoA. Leptodtra.
Ks sind Aftromyartrr mit drei- bis sechslippigem Mund,
doppelter Anschwellung des Oesophagus, mit rirciVlappigem
Zahnapparat in der zweiten Anschwellung, der eine runi|j
Vorrichtung darstellt (Claus). Das hat eine Bursa, zwei
gleiche Spicula und ein Nebenstück. ScifNEiDEk, der diese
interessanten N. in Menge sttchtete, sagt Uber sie o. A.:
»Ueberau in der Erde und im Waaser finden sich die ge-
schlechtslosen Larven dieser N. in grosser Menge serstreut,
aber so bald sich in ihrer Nahe ein FJlnlnisslmd bildet, so
kriechen sie, vielleicht durch den Geruch geleitet, darnach
hin, werden dort gcschlechtsreif und die Jungen, welche sie
I gebären, entwickeln sich an Ort und Stelle ebenfalls zu ge-
\ schlerbtsreifen Thieren. Haben sie nun einige '/eit in solcher
\ faulenden Substanz gelebt, so erwacht in ihnen ein Wantler-
' trieb, der sie veranlasst, den Herd der Fäulniss zu verlassen
und nacii allen Richtungen weiter zu kriechen. Dabei gebaren
sie Junge, welche sich der Wanderung ebenfalls snifhligsiifn.
Da sie meist schaarenweiae wandern, sdiQtsen sie ndi
gegenseitig durch ihre Menge vor Verdunstung. Wenn die
Alten auch allmählich absterben, so gehen die Jungen in
eine Art QfStenzustand über, in dem sich ihr Mund voll«
ständig verschliesst, während ihre Bewegungen nicht ge-
hemmt sind. Sie kriechen oder schwimmen weiter, ohne Nahrung aufzunehmen,
mehrere Wochen lang, wenn sie aber dann keinen neuen Fäulnisshcrd gefunden,
Sterben auch die Jungen ab. — Während dieser Wanderungen suchen einige Species
w
JLtpttdiralb-tUa, ScHNKI*
PKK. $ mit erhabenem
Längskanten. — Oeto*
phagHS, Dann and Uten»
durch die Haut sichtbar.
Lebt in faulendem Hu«
mus. (130 mal vergr.)
(Nach Schneider.)
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Nemalod«. 62$
auch andere Thiere auf, z. B. Leptodcra appendiculata dringt in das Innere von
Limax akr, einer Nacktsc Imecke, ein; eine andere Art, Pt'lodcra pellio, in die
Leibesböhie des Regenwurms, wahrend Fei&ätra papühsa auf der Leibesbaut von
LittMX ater lebt Diese N. werden erst beim Verlassen oder dem Absteihen
ihrer Wirtlie geschlechtsreif, doch ist bei keiner Art der paiasiüsciie Zu-
stand dir die Entwickelong nothwendig. Wenn eine Wftnderade Schaar
solcher N. plötzlich vertrocknet, so kapseln sich die Jungen ein, wahrend die
Alten Sierhen. Die Eingekapselten aber können lange so dauern. Überall hin
passiv geftthrt werden, um bei Befeuchtung wieder aufzuleben. — In einem Ge-
fäiss, in dem man immer Fäulniss unterliält durch Aufguss von Blut, Milch o. def|^.,
wechseln die Species in der nuumigialtigsten Weise, die eine stirbt aus, eine
neue tritt auf, ohne dass man einen Grund davon angeben könnte. — Schneider
entnahm zu seilen Versuchen die Krde aus den verschiedensten Orten, Wasser-
schlämm, faulendes Holz aus hohlen Bäumen, Garten- und Ackererde. Bei zu
starker Fäuhiiss, die bei höherer Temperatur (über 25° R.) eintritt, sterben sie,
ebenso in Wasser, das nach Ammoniak oder Schwefelwasserstoff riecht. — Wcjhl
die merkwürdigste Nematodenforoi aber bezüglich des Wechsels von Freilebcn
und Farantismus, audi in ihrer Enlwickelungsgeschicbte £ut einzig dastehend in
der ganzen Thierwelt und deshalb genauer zu schildein» ist die sogen. Astaris
mgr^n^M, Zeder, auf welche Lbuckart mit Recht die neue Gattung Rhabdo-
ntma (s. d.) begründete. In den Lungen unseres gewöhnlichen, braunen Land-
frosches, Rana kmporaria, und denen der grauen Kröte, Bu/o cinereus, lebt sehr
häufig dieser bis dreizehn Millim. lange Nematode, ein Meromyarier, also schon
deshalb von den echten Asraris (Pülymyariern) r.w scheiden. Man findet schein-
Itar nur VVciliclien und reite 1 icr mit Knjbryonen im Uterus. Leuckart dachte
daher an Jungternzeugung; SLüNEibtR und Claus aber fanden die kleinen, reifen
Samenthierchen in den Tuben, es handelt sich also vielmehr um Hermaphrodi-
tismus. Lluckaki und sein Schüler Meczkiicoff haben nun die ganze weitere
Eittwickelung «fieses Wurms aufgeklärt ZunMcbst beobachtet man die frei ge-
wordenen Embryonen In Menge im Darm des Frosches und in dessen Kloake.
Sie gelangen mit den Fäoes des Frosches ins Freie, in feuchte Erde und ent-
wickeln sich nun hier bei günstiger Temperatur sofort, schon innerhalb eines
1 ages, zu JPArMiäür-ähnlichen Wttrmchen, also ganz versdiieden von der para-
sitischen Form und zwar zu geschlechtsreifen <f und S, mithin eine Generation
mit getrennten Geschlechtern. Bald erscheinen die Embryonen in den regel-
mässig befruchteten Weibchen, spren[fcn den Uterus und leben von der fein-
körnigen Masse, in welche sich alle inneren Organe des Mutterwunus, Daruj,
Pharynx, Körpermuskcln u. s. f. aufgelöst haben, so dass dieser /.uiet/.t nur noch
einen häutigen Sciihiuch voll Junger darstellt, der endlich platzt. Die Jungen
aber — jetzt noch echte Rhabditis (mit zweitheiligem Oesophagus u. s. f.) ver-
ändern ihre iimae Organisation sofort^ wenn sie in feuchten Schlamm gelangen;
es entstdit der ganz verschiedene Nahmngsschlauch von Attaris mgrtvm^a und
deren Reproductionsorgane. Wie nun aber diese in die Froschlunge gelangen,
ist noch nicht ganz aufgehellt, ob durch einen Zwisdienwirdi, i^elleicht Schnecken,
oder direkt beim Wassertrinken? Wenigstens sah l.EucKAltT solche junge Thiere,
in den lUichen der Frösche eingeführt sofort in die Lungen kriechen und sich
dort zur Ascaris nigrm^ninui oder rtihrfrvtnosa (Schneider macht zwei Arten) ent-
wickeln. — Andere merkwürdige Ent^^cklungsvorgänge von N. s. unter Dochmius,
Dmcumuius und Astaris. — Systematik. So wichtig die Muskelorgauisation
Zool., Aathropol. u. Edtnologie. BtL V. 4|0
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6a6
der N., worauf Schneider die Haupteintheilung begründet (s. oben), auch sein
mag, so scheint uns doch die Kintheilung dieser ganzen l'nterklasse nach diesem
einen Merkmal künstlich \ind nicht durchführbar, da oficnhar im Uehrigen sehr
nahe verwandte Gattungen in ganz verschiedenen Ordnungen uniergebrachi
werden müssten, wie i. B. bei den Strongyliden. Wir theilen die N. wesentUch
im Etnvcrständntss mit Claus in folgende FamÜien: i. AumriAu tuX den
Gattungen Aseoris» Häerakis, Oxyuris, Nrnthotis^ Oxysoma; a. StrM^gptUai nnl
den Gattungen EMUrmtgffm, Strot^gyhu, Sy^gamtu, Jhekmius, S^UrMimm,
J^tudßlhts, OMianwst PMysalfpUr»; 3. CmUmidae mit QtnUläims; 4- THek9-
trachelidae mit Tritkoupkaba^ THchot^mmm, Trkkim und C!)f^opsU; 5. I'Uarädat
mit Fiiaria. Dracuncviuu Ichtkyonema, Spiroptora, Sphvxys, Hystrichis, Tetrümtm^
Heäntri$ und Aiicyracanthusi 6. Gorditueae mit Gordius, Mtrmis und Sphaeru-
laria: 7. Anj^uillulidae mit Ani^uiilula, RhahJitis, Pelodera, Leptodera, Rhabdonfma.
Dipio^ tjstcr . Jylanchvs, Htterodera; 8. F.noplidae mit Etwphis . h.ncheüdium,
Oncholaimus, Dorylaimus, Tripyla, Trilobus. — Literatur: Ausser den allge-
meinen Werken über parasitische Würmer von Ruüolfhi, Bremser, Dujardin,
Cloquet, Leuckari, Diesinc, Davaine (s. unter Helmintl)ologie) folgende neuere:
Mehsnei^ Zur Anatomie und Physiologie der Gordiaceen, in Zcüschr. för vis.
Zool. 1856. — CLAPARtOK, De la formatioiv et de la fiScondation des oeuft dies
les Tcrs n<Hnatodes» Gen^ 1859. — Bastian, On the structore and natnre of
the Diacunculus, Trans. Linn, society, 1863. — Ders^ Monograph of tlie aii-
guillülidae or free nematodes, London 1864. — Ders., On the anatomy and
physiology of the Nematoides, parasitic and free, in Philos. transacdons, voi. 155;
1866. HxnnpR, Monottraphie der Nematoden, Berlin 1866 (Haiiplwerk). —
TeJü^/, Rccherchcs anaf. et physiol snr l'nnr'inlUile terrestre, Annales des sciences
natiirelte», 1866. — Ci.aüs, lieber einige mi Humus lebende Anguilluliden,
Zeitschr. ftlr wiss. Zool. 1862. — Ders., lieber 1 -eptodera appendiculata, Marburg
1868. — BüTscHLi, Beiträge zur Kenntniss des Nervensyslenib der Nematoden,
in Ardtiv fttr mikr. Atuit &md 10* Linstow, Udwr Ididiyonema sai^gonieoni,
Archiv f. Natuigesch. I874. — FkoscmMRO, Ueber den Bau und die Entwicfcettnig
der Fiiaria medinensis, Berichte der Ffeeunde der Natormsenschaftea in MobIwii
Band VUI und X. Wd.
Nematonereis, Schmarda (gr. Y^A^x\- Nereide). Gattung der Borstenwürmer;
Familie J£iM»-/V//7r, Grube (s. d.). Nur ein Fühler; in der linken Seite des Ober«
kiefers mehr Kteferstücke als in der rechten. GekömeHe Platten im Oberkiefer.—
Nur drei Arten. Wd
NematOphoren. KigenthUmliche, nur den IMumularnden zukommende
becherförmige, in bestimmter Ordnung über den Stock vertlieilte Chitingebildc,
dtien proloplasmatischer Inhalt in Gestalt von dicken Pseudopodien heraus-
gestreckt und zurückgezogen weiden kdnnen; in dem Protoplasma liegen stets
Nesselsellen. Der distale Theil des Bechen kann durch eine durchbrochene
Scheidewand von dem proximalen abgetrennt sein. Pf.
Nenuti», JuR. (gr. Fnden). Gattung der Blattwespen (s. d.), welche gekenn-
seichnet ist durch borstenfftmiige, gegl. FQhler und im VordetflOgel durch nsr
eine Rand und 4 Untenrandzellen, wenigstens in der Anlage, indem die eiste
und zweite nicht immer vollständig getrennt oder beide vollständig verschmolzen
sind: die rücklaulenden Adern münden beide in die «weite Unterrandzelle.
Die metvr denn 100 europäischen Arten sind 2um Theil schwer zu unter'
scheiden. E. Tg.
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Nemcigcy — Neuicrtina.
627
Nenwicey. UnklaaaHiaieites Volk Ccntral-Afrikas, auf den Abhftngen der
Blauen Berge, westlich vom Albert Nyan:^a wohnhaft. v. H.
Nemenscha. Arabcrstamm im Teil der algerischen Provinz. Konstantine, v. H.
Nementuri. Keltolignrisrhc Völkerschaft Süd*Galliens, wahrscheinlich in
Demandois oberhalb Casteilane und unter Vergon. v. H.
Nemeobünae, s. Erycinidae. E. Tc;.
Nemertesia, i.xsiovKOLX = An/euHu/aria, Lamarlk.. Pf.
Nemertma od«r Nemertida» Obhstedt (gr. Untrügliche), SchnurwOrmer.
Von M. Sghuub u. A. RkpKkoeteim (Hohltflisler) genannt. Es ist die sweite
Unterktasse der nattwUrmeri Plaiada (i. d.) Die meiBien N. leben in Meer» die
kleineren frei, die grossen unter Steinen, Korallen, auch im Schlamm get»orgen,
so Lineus mafifius, MONT., an der Küste Englands, der bis 4 Nfeter lang wird.
Einige Arten schwimmen auf hober See, nur wenige leben auf dem Lande, im
Schlamm und feuchter Erde. Einige N. leben auch ])arasitisch , aber nur als
Kommensalc, auf Krabben, andere in der Mantelhöhle vnn Muscheln, z. B.
Ma/iirc>/>i/r//ii, Bi.AiNvir r.K (s. Malacobdellidae), in Afya und Cyprina. Diese para-
sitischen N. haben keine Koplgriiben, dagegen einen Sauenapf am Hinterendc,
wie die Blutigel, /u denen man ^le Uüiicr uücii reciincte, bis b£MPEK iiue Natur
erkannte. Die Nahrung der N. ist animalisch, besteht in anderen Würmern,
auch Schnecken n. s. f., welche sie einsaugen. Die N. sind die nächsten Ver-
wandten der Scmdelwttrmer, Tkrbellaria (s. d.), sind aber getrennten Geschlechts,
Oberhaupt viel hoher entwickelt als jene. Der I<eib ist lang^ meist fjiut, der
Darm gerade, mit Mund und Anus versehen. Das Ittr die N. charakteristische
Fangorgan ist ein äusserst bew^ticher, dehnbarer, od gefranzter, schlauchförmiger,
bei vielen Arten mit spitzen Dolchen bewaffneter Rüssel, der sich in der Ruhe
durch eine Oeffnung vorne Uber dem Mund in eine besondere Mu.skelsrbci(k'
/miit k/.ieht (T.EUCKARt). Dahinter liegt eine (jiftdrtise, deren Sekret, wenn der
Küsscl ausgestreckt und die Dolche an tljc Sjiitze creriickt sind, flie geschlagene
Wunde vergiftet (CLAPARfeDE). Die äu&sere Havu »bt miL Wimpein versehen wie
bei den Strudelwürmern, darunter die Cutis mit Farbzellen und Schleimdrüsen,
dann folgen nach Innen eine oder swei Schiebten I^ngsmuskeln, atidi Quer«
muskeln, mehr oder weniger entwickelt Bindegewelttbalken, die die Mndcel*
schichten quer durchsetzen, treten in die Leibcaböble hinem und kitamen bei
manchen Grattungen eine Art Gliederung, wie durch Dissepimente, bewirken, an
welcher Leibestheilung dann auch der Darm durch entsprechende Ausweitungen
theilnimmt (Hubriccht). Charakteristisch sind femer für die N. zwei -stark be*
wimpcrte Längsgrubcn jederseits am Kopf, wahrscheinlich Sinnesorgane, denn
zu ihneij gehen sehr starke Gehirnnerven. Augen, d. h. bestimmt lokalisirte
Pigmentrtecke, die man nur als solche deuten kann, finden sich bei vielen N.,
seltener Bläschen mit Gehörsteinen fOersttdtutl. Das Gehirn der N. ist sehr
entwickelt, bildet einen King um den Kussel mit starken Ganglienanschwe Hungen
oben und unten; von letsteren knifen die langen, scitiächeo NervtMUlage des
Leibes aus. Das nie fehlende Geftsnystem settt sich aus einen kontraktilen
Rflckengeiitss und swei Sdtengefllssen zusammen» die doieh viele Queranfen ver-
bunden sind. Das meist farblose, bei Striasia aber durch scheibenförmige Bllt^
kdrfierchen roUie Blut lüufl im RfldEeogefilss von vorne nach hinten, in den
SeitengeOtssen umgekehrt» Ein WasseigeQtasqrstem, zwei Seitenstämme mit be-
sonderer Mündung nach aussen, von M. Schulze entdeckt, später übersehen,
wurde von Kemnel wieder besUtigt Die Fortpflanzungsorgane sind einfache
40*
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69S
Schläuche, dem Hann entlang g^clagert, paarig nach aussen mündend. Die Eier
werden l)ald als solche in Sohniirc!^ nbgf-sc??t, bald entwickeln sie sich voll-
ständig im Mutterleib und die 1 mgcn, lebendig zur Welt kommend, wachsen
ohne auftallende Mittelformen duckt zu reifen Individuen aus. Bei den Eier
legenden aber linden s.ich oft Larvenformen, die in nichts an die Eltern erinneriL
So hftt sich jene helmförmige Wurmgattung PUiäium als Larvenform eines N.
herausgestelll, aber in der Art; daw der junge N. gletclimn als neues Individatini
mnerhalb des FUiimm aas einer Einstfilpong seines Ektodems entapraot
''•^-) (Pagimstschbr, Kowalbwsky» BOtscbu und BiUdtoisX
also ein IhnHcher Vorgang, wie ilm der gfosie
Johannes MOllkr seinerzeit bei den t.afvcti der See»
ige), Seesteme und Holothurien entdeckte. — Eigen-
thflmli(h ist endlich den N. eine awsserordentliche
Fälligkeit, Kör] erver^-tiimmelungen, die bei diesen oft
äusserst /erl)rechlichen Würmern sehr häufig sein
mdssen, m heilen, ja aus Theilen ganze In liMÜucn
wieder herzustellen. — M. Schulze hat in seiner giund-
legenden Arbeit, Beitrige zur Naturgeschichte der Ter*
bellarien 1851, die N. in zwei Ordnungen, die Enopk
und Amph, eingetheilt, d. h. mit oder ohne Dolcb-
waAtn im RfisseL Die Em^ machen ihre Ent-
wickelung ohne Metamotphose durch, die An*jä»
meist durch Wimpern tragende Larven. Auch die
(lehirnorganisation zeigt bedeutende Verschiedenheiten
zwischen beiden. Die Orrlnunp der Enopla enthält
nur eine Familie: Amphipotidae mit den Gattungen Am-
phipotus, EHRtNötRG, Tftrastfmma, Ehhenbeku a»it einer
Land bewohnenden Art 7". agricola, Willimoes Suum,
ferner Prosarhockmus, Keferstein, und Ncmertcs, CiMER.
FOr die zweite Ordnung, die AnopUtf unterschddetCLAUS
drei Familien: t. UmUtit mit Linem, Sowbrbv, Ort-
braiuku, Kenmbl, Mkrura, Ebbbnrrg, Carimüa, JOHK-
soN. s. CephaMruhidaemxl Cepkakirix, Obrstbdt.
3. MaltMkidlUtii mit MalacobdeUa^ Blainville. —
Literatur: Oerstedt, Entwurf einer systemadscben
F.iniheilung und spcciellen Beschreibung der Platt-
wUrmer, Kopenhagen 1844. — Quatrefaües, Memoire
sur la famille des N^mertidcs, 1S46. - - Clapakkue,
Ftudes anatnniiciues sur Ics Annclides lurbellarities, 1861. — Kekkrstein, Unter-
suchungen über niedere Thiere, Zeitschr. fiir wiss. Zoologie, 1862. — Hubrechi,
Untersuchungen Uber Neroertinen im Golf von Neapel. Niedeiiind. Archiv fikr
Zoologie, 1874, — Dick, Zur Entwicklungsgeschichte der NemeMiaen, Jena
— Darrois, Memoire sur Tembryologie des Nömertes, Paiis 1877. — Kenhbl,
Beiträge zur Kenntnias der Nemertinen, WUrzbuiger Zool. Inst, 1S78. Wo.
Nemetatae, Unterabtheilung der Calhiici Bracarii. v. H.
Nemeter, kleine, germanische Völkerschaft in der Umgegend von Speyer
und M.ainz. v. Tl.
Nemopsis, L. Acassiz, Anthoroedusen- Gattung aus der Familie Morg^
dae, Pf.
Otnmaiepka ophitue/>fialn,
"-' M'M.Pi'^. Nnt. ^,r<.'^■^c. Ein
.Ncntcitiiic ohne Kopfspalten.
(Nach SoniARDA..
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Ncmorhedas — Keotoma.
629
Nemorhedus, Gray, tsifttische Antilopeogattang, resp. Untergattutil;, »1
Ca^itcrmii, Oo., gehörig, v. Iis.
NemoteluB, Meic (gr. Faden und eodigen), SumpfSiege, eine zu den Slra' ,
Homydae gehörige Gattung zierlicher, kleiner Fliegen, deren spindelförmiges, vier-
rinpolipc^ KublerpHcd einen zwci^rlicdrigen Griffel an seiner Spitze trägt. £. Tc.
Nemura, Ltk. (gr. Faden und Schwanz), s. Perlariae. E. Tg.
Nemzi, Nemci, Njemez, Slavischc Bezeichnung der Deutschen. v. H.
Nenawek, Algonkinindianer vom Stamme der Crees (s. d.). v. H.
Ncngara, mächtiger Stamm der Neu-Kaledonier (s. d.), dessen Gebiet vun
der Bfti von Bukri im Süden von Nnmea bis was Osdtflste bei Yate reicht, v. H.
Nengone, Horde auf den Neu-Hebriden. v* H.
Nenia, s. Claiuilia. E. v. M.
NeditliiBQfaes Zettalter. Der ältere piihistorische Archäologe war ge-
wohnt, timerhalb der Stetnaeit awei Perioden zu unterscheiden, die palaeoli-
thische, innerhalb deren sich der Urmensch seine Waffen und Werkzeuge durch
Schlagen der Steine zubereitete, und die neolithische, wo man die Steine zu
schleifen verstand. Dagegen erhob der Mineralog Prof. Fischik im »Archiv für
Anthropologie« 1876, Vili. Bd., pag. 239 — 243 zuerst seine StininiL und wies
nach, dass nur die Beschaffenheit der Gesteine, die sicli dem Menschen
auf seinen Wanderungen darboten, denselben zu der Art und Weise des Bear-
beitens filhrte. Im Feuersteingebiete gewann er Werkzeuge durch Zu-
hauen, im Bereiche der krystallinitchen Gesteine durch Schleifen. Dieser
von Fischer noch weiter ausgeführten Ansicht (vcrgl. »Archiv fUr Anthropologie«
1880, XIL Bd., pag. 973— 39s) schloss sich auch der Anatom Prof. Alcxamdbr
VON EcKBR an. — In neuester Zeit wird durch den Nachweis von Dr. M. Much
(vergl. die Kupferzeit in Europa, Wien 1886), dass in Europa's n eo Ii thi scher
Zeit bereits die Gewinnung und der Gebrauch von Kupfer bekannt war, der
Charakter einer bisher angenommenen metalllosen Steinzeit wesenthch altcrirt.
— In Zukunft dürfte die Steinzeit, ucnic:cr nacl» dem Material der Werkzeuge und
WaJfen, als nach den Formen derselben, am besten in eine ältere mit rohen
Artefakten tmd in eine jüngere mit vorgeschritteneren Typen /.u scheiden sein.
Innerhalb letzterer begiinn die Verwendung von Kupfer und bald auch von
Bronze — wenigstens io Europa und West-Anen. Zwischen den roh behauenen
Beilen von der Soinme und den kunitvcUen Silex>Dolchen SOd^Sohwedens ist
der Form und Technik nach ein analoger Unterschied, wie zwischen den
kunstlosen, ungeschliffenen Beilen von den Schweiser Pfahlbauten und den kunst«
voll gearbeiteten, geschweiften Hämmern von Ungarns neoKthischen Ansiedinngen.
Die Kunst macht den Unterschied, nicht das Mater iall C. M.
Neophron, Sav., s. Geier. Rchw.
Ncosorex, Batrd, nordamerikanische Insectivorcnpattung, zur Familie der
Spitzmäuse iSoricideat, Gerv., gehörig, mit ^ Backzähnen, ^ Mahizähnen; alle
Zahnspitzen braun; Schwanz körperlant; mit terminalem Haarbüschel; an den
Füssen ein steifer Wimpcrbcsatz. Hierher N. navigator, Baird. v. Ms.
NeotoiTia, Sav et Orü., Bilchratten, nordamenkanische Nagergattung der
Famile Muridat (s. d.), zur Trib, Sygtiwdontis gehörig, von rattenartigem Hdbitus
mit sehr grossen, fest nackten Ohren, mit tief eindringenden Schmelz<en der
gewurselten Backzähne. £. Coues und J. A. Allbn (Monographs of north american
Rodentia, pag. 14) ftthren Vier Arten auf, deren bekannteste iVI ßortdamit Say et
Ord. ist Totallänge 15^33 Centim., Schwanz xo— »X5«5 Centim. — Oberseite
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630
TCcotrai«» — Nephthydete.
liebt bräunlich, am Rücken dunVIer, an den Seiten gelblich; Unterseite und Füssc
weiss. — Südliche Unionsstaaten und Nor<!->!extco. N. fusfipes, Coopfr. Cali-
fornicn. N. ferruginea, Tovifs. — ■inrrra. Rairo (N. Drummondi, KicHi''- \
Westliches und nordwe tliches Nord -Amerika. Diluvial aus pennsylvaoisdien
Knochenhöhlen : N. moi^tstcr. I^aikd. v. Ms.
Neotragus, H. Sm., s. Nanotragus, Wacn. v. Ms.
Nepa, Fab., Fangwanze, Gattung der Wasserskorpionwanzen (s. Nepina),
deren breiter, flacher Hinterleib mit einer siemlich langen, fiidenfiMfimg«n Athen-
röbre endigt Die einzige europlische Art, N* Murm, Wasaerskorpioa, ist sehr
breitet und seiebnet sieb durcb einen scharlacbrotben HinterleiberOclten ans. E.T0.
Nepalesen, die Bewohner der HtmAUya^Landschaft NepÜ, die aber kein
einheitliches Volk sind. Ein Theil davon ist von Hinduabstammung und spricht
einen eigenthUmlichen Dialekt, das Nepali, welches sich an das Bengali und
seine Verwandten anschliessf. Kinen anderen Theil bilden die Nevart, ein hvAi-
histisrhes indisch-tihelisches Mischvolk, und die Butija, welche als Hirten im
Hochgebirge umherziehen. Andere Stamme sind die I jmbu , Kirat, Munni,
Dscharijü, Gurung und Magra, deren Sprachen noch wenig bekannt sind. v. H.
Nepesang, Algonkinindianer am Nipissing-See in Nord-Amerika. v. H.
N^)helis» Sayicmv (gr. Eigenname). Gattung der Blutige!. & HtUmo, Okw»
mit welchem dieses Gern» identisch. Wd.
Nephropneusten (gr. Nieren-atfamer), XHUtiiio 1876, oene BeieicbiKing ffir
die Landschneck«! ohne Deckd, A. Schhoit's Stylommatophoren» s. Bd. IV,
pag. 2. E. V. M.
Nephrurus, Günther, kleine oslaostralische Geckotidengattiing. Pf.
Nephthydeae, r;T?r?^F ^Nft^hthys, ein Eigenname?) Familie der Rorsten-
wUrmer, Chaftopoda. — I titcr ^rdnung Nercidea, Khlkrs. Frei lebende Sccwiirmcr
mit gestrecktem, vierkantigem, zahlreich gegliedertem Leib. Die Rückenflaclic
zeigt ein Mittel- und zwei Seitenfelder. Der Kopflappcn wenig en'wit kcU, tragt
zwei oder vier kleine Fühler; der Rüssel besteht aus einer mit Papillen besetzten
RttsselrOhie und einem Kteferträger. Rader stark entwickelt, sweiMstig, die Aesie
durch einen grossen AbsUnd von einander getrennt. Die Riemen erscheinen sls
grosse, sichelförmige Anhftnge mit dichtem Bart von Wtmperhaarcn. Rfickcn-
drms klein, fadenförmig. Das Nervensjrstem seig^ einen einfiMhen Bauchstiang
mit GangKenknoten , die in den vorderen Gliedern an einander stossen. Der
Gehimknoten füllt die ganze hintere Hälfte des Kopflappens aus und trägt
hinten sehr etgenthlimlichc , lange Anhänge. — Die N. leben auf sandigem
Meeresgrund, in den sie sich mit ihrem Rüssel sehr schnell einbohren. Ehlers
unterscheidet nur zwei Gattungen Nephthys, Citvier, mit vier Fühlern am Kopf-
lappen und einem Aftercirrus — Portelia, Quatkkfages, mit /twei Fühlern am
Kopf läppen und zwei Aftercirren. — Zu der Guttufig NtplUhys, CtvitK, j^ebörcn
audi die Gattungen Aoms, Savighv, Dt^Udfmi$tMu, Quatrepages, Aglaophtmii
KDfBBRG, Agiacphmit Kdubrc. — > Eine dnvch ihre geographische Verbreiniig
einzig dastehende Art Ist N^päligfs taeta, Fabmous. Sie lebt Überall an den
englischen KUsten, bei St. Vaast im Kanal, an den sdiwedtschea Kttsten, in
Finnmarken, an der grönländischen Küste, sodann in Nord-Amerika, sowohl an
der OstkUste, z. B. in der Massachuset.sbay bei Boston, als auch an der West*
kliste im (lolf von Georgia. Die Art scheint also circumpolar, wie ja auch so
manche Süugethierc, Vogel und Mollusken. An der deutschen NordseeküitC
wurde sie bis jcut noch nicht gefunden. Wd.
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Nepicinqui — N^reidea.
631
Nepkinqui oder Nepissiog. Algonkin-Indiaiier am Ottawa River und Two
MouDtain Lake in Nord-Amerika, v. H.
Nepina, Brm., Wasserskorpionwanzen, eine Familie der Wasserwanzen,
deren Vorderbeine ia Raubbeine umgewandelt und HtnteiKhienea nicht breit-
gcdriirkt, ;ilK r liewlmpert sind (s. Wanzen). E. Tg,
Neptunca (von Neptntms, Meergott), Hor.TEN 1798 und Link 1807, wieder
eingeUihri von Mokch 1852, bei I.amarck und den ihm folgenden Autoren unter
/•'usus einbegriften, Mccrschneckc, in der allgemeinen Gestalt, Vorkommen und
Lebensweise, Reibplaiie und Färbung mit Btucinum im engsten binn überein-
stimmend, aber der ^achnitt der Mündung in «uen karsen, geraden Kanal ver-
längert und der Deckel mit endständigem Kenw beides wie bei Murtx* Nur in
den külterea Meeren beider &dhiUften, alle Arten ziemlich gross. N, ai^ua,
LinnC, bauchig abgerundet» weissKdi otor odeergdb, Inneres der Mttndung immer
gelblich, 10—15 Centim. lang und breit, häufig in der Nofdse^ namentlich auch
auf der Doggerbank; dient als Köder beim Dorschfang, wozu sie in mit einem
faulen Fisch als Lockspeise versehenen, ins Meer hinabgelassen Körben gefangen
wird. Sie geht ohne scharle Grenze in die mehr nordische Abart </<*j/*<f / 7, T inni^:,
mit Längsfalten und Spirnlkiel über; ganz analoge Formen, iV. ßehnngiana^
MiDDKNDOKKK, Und siiiu/u, jMaktvn, fmdcn sich im Norden des stillen Gceans.
An der Küste von Neu-England und Neufundland lebt eine An uut /^lüreicnen,
starken Spiralkielen» N, decemostatOt Say, und auch diese hat ein sehr iUmliches
Analogon, N* Urüta, Martym, in Alaschka. Seltenere Arten aus tieferem Wasser
an den NoxdostkOstea Grossbritanniens und dem nördlicheren Norwegen sind
AI Turtoni, Bban, mit langem, schlankem Gewinde, das knopfförmig endigt,
9-^13 Centim. und N. Norvq^kaj CHciiinTa, mit kürzerem Gewinde und ver-
dicktem etwas flQgelartig atisgearbeiteten Aussenrand der Mündung. Durch
schlankere Form, längeren Kanal und deutlicher ausgebildete, grünliche Schalen-
haut ausgezeichnet (Untergattung Sipho oder y'ritono/usus) ist iV. hlandica,
Gmemn, und einige ähnliche Arten m\ den Küsten von Nord-Europa und Nord-
Amerika. Im mittleren Japan kiemere Formen mit zierlicher Skulptur und
Zeichnung (i>ipJioiuüiii)f z. B. cassidariaeformis, signutn und trochulus, Reeve
(unter ßuccitmm). In den kälteren Meeren der südlichen Halbktigel ähnliche
Arten, die wahrsdieitilich noch au dieser Gattung gehören, so nMtota, Martvn,
oder raphanust Qaomvtz, bei Neo-Seeland und dUäM^ Qpov und Gaiuard, an
der KQste Neu>H<rflands. Fossil von der Kreide an, eine linksgewundene Art,
anUraria, sehr häufig im englischen Crag. Monographie von Kobblt ui der
neuen Ausgabe von Chemnitz 1879/80. E. v. M.
Nera oder Nere. Einer der zwei Stämme der Barea (s. d.); wohnen in dem
Gebiete, um welches der Mogoreb sich herumzieht. Ihre Sprache ist das Nere
buna oder Nere bena. Ihre Gesammtzahl mag sich auf 30000 Köjjfc belaufen.
Sie werden stets von ihren nördlichen Naclibarn bedrangt und haben es nicht
hindern können, dass Muhammedaner sich I ci il ncn ansässig gemacht haben, wo-
durch die alte demokratische Verfassung verioreu geht. v. H.
Merebena. Sprache der Barea (s. d.). v. H.
Nereidea (gr. Ntrtis, Name einer Meernymphe). Wir nennen so mit EüLBits
die grösste Unterordnung der Rflckenkiemer, NMratuMata, Es sind Meer-
wttrmer imit meist derbem, oft gefib'btem und geseichnetem oder metallglänzendem
Körper, bei welchen die Gliederung in der Weise durchgeführt is^ dass ein jeder
Leibesring dem andern nach den äusseren Anhängen und dem im Innern liegenden
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NcfciclM»
Anfhcil von Eingcwcidcn annaliernd gleich kommt, so dnss un ganzen Korjcr
kein grusserer Abschnitt diircli ihm cigenthiimliche zukommende Apparate hervor-
gehoben wird-. (Ehlers). Kin selbstständiger Kopflappen trägst Augen, Fuhicr
uiui l'alpcn, lormt sich bei einigen Gattungen zu einer Carunkcl um. Ueber die
Organisation, Entwickelung u. s. f., s. unter Ck4iä9p0da. Attch Ntreis l. onteo. —
Hierher folgende Familien: AmphitiMuae, Savicnv; Chrysope/aUae, Ehlers; Afkr9'
äUeae, Savignv; I'^flMaeetu, Grube; Akh^eae, Eiobi»; Hnwneae, Gkobe;
SylUdtü», Grube; Euniteae, Grubb; Lye^ridat, Grube; NtphOfdeae» Grubs;
Gfytenae, Grube. ~ Zur Familie Lycoridae gebOrt die grosse Gattung Nerm,
CuviER, besonders ausgezeichnet durch einen wunderbaren Poljrmorphismos.
Kopf läppen mit vier Augen, zwei Fühlern und zwei Palpen; am ersten Sebent
jederseits zwei Paar Fühlcrcirren. Charakteristisch sind die /weiastigen Ruder mit
einem oberen und unteren /üngclchen und einfachen Rücken- und Bauchcirreu. —
Schon 1867 beobachtete Khi kks an gewissen Nereidenarten die auffallendiicn
Formwandelunpen zur Zeil der höchsten GeschlechLsreife, welche besonders
die Augen, sodann die Ruder des hinteren Körpertheils, endlich auch oft die
Rücken* und Baucheirren des ersten Segments und schliesslich den Gesammt'
habitus der KörperverhAltntsse betreffen und in der Weise verSndem, dass man
ganz andere Arten, wo nicht Gattungen vor sich zu haben glaubt^ wie dem in
der That die ganze Gattung HtHrmurth in den Formenkreis der echten Nirm
gehört, also im zoologischen System wegfallen muss. Am auffallendsten ist bei
diesen Wandlungen, die an das Hochzeitkleid der Vögel und an die Brunst-
bildungen bei Fischen, jauch Tritonen und anderen Batrachiern erinnern, aber
viel durch c;;reifender sind, — die enorme Verbreiterung der Ruder der zweiten
Körperhälfte und sodann die Metamorphose der Augen, welche ganz bedeutend
an Umfang zunehmen und stark convex hervortreten. Im Uebrigen bleibt der
Kopflappen mit seinen Anhängen unverändert, so wie das erste Segment mit
den Ftthlercirren und vor Allem der Rüssel mit den Kiefern. An diesen Organen
bleibt durch alle Wandelungen die Art zoologisch kenntlich. Ehuers naimte
nun die Nereidenform im Hochzeitkleid epitok (EpiiokoSf gr. == der Geburt nahe),
die gewöhnliche Nereidenform aber atok (ÄI»koi, gr. = unfruchtbar). Epitokie
und Atokte ist nun an einer ganzen Reihe von Aiereis-Aitan luchgewieseo, —
ob aber die epitoken Formen nach Eierablegnng in die atoken zurückgehen,
wie bei den oben angeführten Wirbelthieren, — ob femer alle Individuen epitok,
oder ob auch ohne jene äusseren Formverfinderungen Geschlechtsreife und datnit
Samen- und Kierjjroduction statthaben kann, was Fiii.krs z. B. fiir Nereis viron
wahr5»cheinli( Ii macht, — ob endlicli bei allen Arten der Gattung Nercis Kpitokic
und .Atokie auftritt, das sind heute noch unl>eantwortete Fragen. Klar ist, dass
die plötzliche Vergrösserung der Augen und der Ruder dazu dient, diese Würmer,
die vorher am Boden krochen, nunmehr itir die Zeit der Uebe zo g«Kn
Schwimmern zu machen, ine denn der alte Rathke schon einmal in einer
warmen Nacht bei Fackellicht im Schwarzen Me^ eine solche Nereidenart in
Haufen hin und her schwimmen sah, »gleichsam als spielten sie untereinander
und trieben KurzweiU. — So betrachtet Ehlers nunmehr eine ganze Anzahl von
Gattungen, njimlich Hetermurfis, Gebstedt; Nössis, Kin^t-rg; Naumachia, Kik-
r?FRr,; Nicomede, KrNBKRc; Eitnereis, Malmgren; Heffyla, Malmcren; Iphiturtis,
Mai MORFN, lediglich als auf epitoke Formen von echten Avrrw-Arten gegründet
und mithin als un 1 lerechtigt im System. Nachdem nun terner Malmgren u. A.
Jdctc roner eis Jiuuoia als epitoke Form von Nereis DumerUii nachgewiesen, beob«
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Nercidicc — Nerioca.
633
achtete CLAPARtoB gerade an N, Dumrilü einen ganz wundeibaren, im Thier-
reich eindg dastehenden PolTmorphismus. Ausser der genannten epitoken Form
existiit nttmlich noch eine Generation dieser Art^ die sehr klein und in wenig
Segmente gethetit, als gewöhnliche Nereh, also in atoker Ausstattung, in ge*
trennten Geschlechtern au(britt und zur Fortpflanzung kommt. Auch soll die
hermaphroditische Ncreis Massilkmis noch in den Formenkreis dieser Art ge-
hören Aber auch die epitoke HeUrofiereis-Yoxva von Nereis DitmfrU't't erscheint
nach Ci APAKf^nF in zwei Generalionen, einer grossen, scluveren, die auf dem
Meeresboden lebt und kriecht und dort zur Fortpflanzung koinmt und einer
kleineren, äusserst lebhaften, die stets an der Meeresoberfläche schwimmt. —
Eine solche Vielgestaltigkeit innerhalb einer Art, wenn sie sich, wie wir kaum
zweifelni bewahrheitet, giebt uns auch sehr su denken bezttgtich der Entstehung
der Thierarten Uberhaupt. Besonders lernen wir daraus, wie leicht und schnell
die Natur im Stande ist, aumal dem äusseren Leben dienende Organe, wie Be-
wegunga> und Sinneswerkzeuge, nach Bedttrfhiss total umzubilden. Wo.
Nereidioe, Blainvillb, su Ly^dke^ Savigny (s. d.). Wo.
Nercidonta zu Buntee, Cuvier, s. Eunicidae. Wd.
Nereilepas, Bi.ainvii.i.e (gr. = Nereiden^Napfschnecke). (Sinnlos). Gattung
der Borstenwilrmer, Unterordnung Ntreuica. Ursprünglich von Bi.AiNvu.tK au:
einige epitoke Formen von Nereiden gegrflndef, rlann nach einander von Qlatrk-
FAGFS, K INBERG Und MAf^tHRFV, von Jedem wieder anders und fiir andere Arten
(ietinirl, — verwirrt und daher am besten cassirt, um so mehr als die l'nter-
schiede der betreflenden AVrm-Arten ohncliin keine Gattungstrennung recht-
fertigen. Vergl. auch Ehlers Borstenwürmer, pag. 459. Wd.
NeretBdraiier oderPoganer. Serbische Slaven, wohnten auf de# sogen. Krajna-
RUMe, die sich im Binnenlande bis sum cborwatischen Gaue Chljewno hinsog. v.H.
Nerfling ^ Gangling (s. d.). Ks.
Nerilta, Schmidt. Gattung der Chaetopoden, nach Lcuckart wühl zu den
SjfUideae gehörig (s, d.). Wd*
Nerinea (von gr. Nereine =^ Nd i ia, %reernymphe) Defrancb 1825, ausge-
storbene Schneckengattung, thurmförmig und knotig, mit ktirzem Kanal oder
seichtem Ausschnitt; wie O-rithtum, aber die Aussenwand der Mündung ,s( harf
und einfach, oben mit kurzem Einschnitt, welcher .sich als Kinbiegung der Wachs
thumsstreifen bandförmig an allen Windungen verfolgen lasst, und starke ^l)iral-
verlaufendc Falten im Innern der Schale, sowohl an der Columellc, als an der
Innenseite der Aussenwand. Nur im Jura und der Kreide vorhanden, manche
Arten gross und 8 Centim. lang, in Deutschland hauptsächlich im oberen Jura
bei Nattheim, Stotzingen und Kehlheim und dann wieder bei Hannover, in der
Schweiz bei Oelsberg und Solothum, ferner in den Alpen und Karpathen. Dass
sie im Meere lebten, ist nach dem Zusamroenvorkommen mit Korallen und Chama-
ähnlichen Meermuscheln, wie Diceras und Rtquienia, nicht zweifelhaft In syste-
matischer Hinsicht dürften sie sich immerbin am nächsten an Cerithium anschliessen,
um so mehr, als auch bei einigen grossen Ccrithien, z. B. C. (Rytapnide^) paliistrc,
innere Falten sowohl an der t'olumelie als ihr gegenüber an der Iimenseite der
Aussenwajid stellenweise vorkommen, wenn auch minder ausgeprägt. Andere
d.achten an Verwandtschaft mit den Pyramidelliden, die ja auch meist Columellar-
falten haben und in der Vorzeit eine grosse Rolle spielen. Zittel bildet eine
eigene Familie, Nerinciden, aus denselben^ sCdU (fiese aber auch neben die Ceri-
thiiden. E. v. M.
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6J4
Ncrinidae — Nerita.
Nerinldae, Qi^atrefages (Verbildet aus Nenisy Famitie der Borstenwflnner,
Chaflopoda. Mit den Spionidae zu vereinigen. (». d.) Wd.
Neripteron, s. Nerilina. E. v. M.
Nerita (vom j»r ttf fites bei Artstotele«; u. A. eino ^ft'erschnecke, vielleicht
Trochus^, 1 iNNf 1 75S, avisscrcnrupaisclicMeerschncrkcnpattung, zu den Scuttbrattchia
oder Rhipidoglossa p:eliöris; und hier eine ciijenc TamiHe, Neritidae , l- l iend.
Schale im Allgemeinen halljkiigelig, mit wenigen, rasch zunehmenden Windungen
und weiter halbkreisforniiger MUndung; der Innenrand der Mündung bildet eine
scharfe gradlinige Kante, ohne dast Mflndongiwand und ColumeUarrand alt be>
sondere Theile su onterscheiden sind, aber hinter derselben breitet sich enie
meist ebene, aoweilen schwach gewölbte Kalkanflagenmg fiber den Anfimgsdieil
der letsten Windung aus, meist nach hinten scharf abgeprägt md als »Innen'
lippe« oder »Columellarniü he« bezeichnet. Ein kalkiger Deckel, mit eigenthüm»
liehen Fortsätzen im Fleisch des Fussen befestigt, ist immer vorhanden. Fühler
lang und Ri>it;'ic:, die Augen an ihrer äussern Basis; nnf vorspringenden Höckern
(kur/cn Stielen). Fuss breit, kurz, ohne besondere Au.szeichnung. Die Reibplatte
mit sehr zahlreichen schmalen Randplatten wie Trothus, einer Anzahl grösjserer
Zwischenplattcn, wovon namentlich eine grössere in die Breite gezogene, an ein
Schulterblatt erinnernde, sich auszeichnet, und einer ziemlich kleinen viereckigen
MittelplatCe. Sowdt ist es allen NerHUem gemdnscliaftlich. Die Gattung Neritz
lebt im Meere und unterscheidet sidi von den vorsugsweise oder gana im Sdss^
Wasser lebenden NerUiua und NmittUa durch «ne dickere, mit Skulptur, luunent*
lieh «tSrkeren Spiralrippen versehene Schale, starke sahnförmige Vorsprftnge an
Innenrande der Mündung und schwächere Kerben einwärts vom Aussenrande
derselben, femer durch den Deckel, der an seiner Aussenseite gekörnt und dessen
Fortsatz plattgedrückt ist; von all diesen Kennzeichen kann aber das eine und
andere bei einzelnen Arten fehlen. Die Färbung der Aussenseite ist meist bunt,
nameniHch gefleckt, ohne durch eine dunkle Schalenhaut verhüllt zu sein, doch
giebt es auch einige schw arze Arten. Sie finden sich in allen Meeren der heisscn
Zone, gehen aber nur wenig über diese hinaus, z. B. in Süd-Afrika, Japan und
Neuseeland, und leben meist auf fUsigem oder steinigem Grund, auch auf KoraUe»*
rifien, einige Arten auch an den Wurxeln der Manglebiume. Die grösste Art
ist N. fkxot Chemnitz, weiss mit kleinen schwaizen Flecken, 4^ — 5 Centim. im
Durchmesser, von Ostafrika bis Vorderindien. Nur liiigeikhr halb so gro«^ aber
in den Sammlungen häufig und auffiUlig sind N* ülbkUUh am hintern Ende kancig
zusammen gedrückt, schwarz marmorirt, zuweilen auch roth, Columcllarflächc
grob gekörnt, aus dem rothen Meer und indischen Ocean, N. lineaia, elliptisch,
grau mit schmalen scbwnr/en Spiralrippcn und gelber Mündung, ^^stindien, in
Mnnglc-Dickicht; N. chamaeleo, kurz, knglig, auf blassem Grunde braun und gelb
gefleckt, mit Runzeln und Körnern auf der Columellarfläche, von Indien l)is
Polynesien verbreitet; A''. undata mit vorstehendem Gewinde und gerunzcUer
Columellarfläche, von Hinterindien bis Polynesien; N. plicata^ fast kugelig, gelblich
oder röthlich weiss, mit starken Zähnen im Innen- und Aussenrand der Mflndung,
ebenfalls im indischen und stillen Ocean; N, venU^ ähnlich, aber ^atler,
mehr glänzend, mit schwärslichen und röthlichen Flecken, in Westindieo. Bei
all diesen ist die Aussenseite des Deckels gekörnt, am schwächsten bei den swei
letzgenannten. Glatt mit wulstiger Randzonc ist dersdbe bei fthronta i^vsot
urspnfnglich malaiisch) aus Westindien, einer gränen, ziemlick kqgeUbmi^en
Art, gelblich mit schwarzen und rothen Zicksacklinien oder Flecken, swischea den
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Neritae« — Neritina.
63s
Zähnen des Inn«nrandc9 lebhaft gelbrothe Flecken, daher »der blutige Zahnf
genannt. Glau mit fein gerippter Randzone ist die Aassenseite des Deckels
bei N» paiitüt ziemlich gross und flach, aussen glatt und mannigfach bunt ge-
zeichnet, mit glatter Columcllarfläche, häufig im indischen ücean. Fossile Arten
von der mittlem Kreide an. Monographie von Rkrve 1855, 85 Arten und von
M.\F i Kss in der neuen Ausgabe von CusMMtTZ 1887/88. £. v. M.
Ncritaca, s. Neritina. K. v. M.
Neritina ^Verkleinerunc: von Nerita), I.amakck 1809, Süsswasserschnecke,
nächstverwandt mit Nertta, aber die Schale aussen fast immer glatt und von
einer dunkeln Schalenhaut bedeckt, durch welche die feine Zicknckseichnuog
mehr oder weniger verhttUt wird, daher diese bei einem gewissen Grade von
Verwittentng deutlicher hervortritt; Irnienrand der Mftndung schwach gezähnelt
oder gUtt, Aussenrand nicht gekerbt Decket vollständig «chliessend, mit einem
oder zwei schmalen, mehr oder weniger senkrecht sich erhebenden Fortsätzen,
dem Zapfen zunächst am unteren Ende des Deckels, und der Rippe, diesen im
Bogen umgebend. Die Eier werden in kleinen, länglich-runden Kapseln abgelegt,
meist auf die Schalen anderer benachbarter Individuen, diese oft ganz bedeckend,
(daher der Name puUigera für eine Art\ nicht selten auch auf Schnecken anderer
Gattungen, z. B. Melanien, die in demselben Gewässer leben. Bei den meisten
europäischen Arten ist der Zajjfen am Deckel kaum angedeutet, aber die Rippe
gut entwickelt: weit verbreitet im mittleren Europa ist nur eine Art, N.ßwi^is,
Ijoxtst, 6— IX Meter im grossen Durchmesser, länglich-elliptisch mit weiter
Mündung, im mittleren und unteren Lauf der Flttsse in Deutschland, Frankreich,
Grossbritannien, dem südlichen Skandinavien und den russischen Ostseeprovinzen,
aber den Gebirgsgegenden fremd, so z. B. in der Schweiz und Oberbaiem fehlend.
In der mittlem und untern Donau und deren Zuflüssen treten zwei andere Arien
an ihre Stelle, die mehr kugelige N. DanuHuiis und die flachere N. transversalis,
beide aufwärts bis Regensburg. In den einzelnen f, ändern und l'lussgebieten
Siid-Ktiropas und Nnrf^ Asiens andere mehr oder weniger ähnliche, oft schwer zu
unterscheidende Arten, eine auch im Jordan und eine andere im Nil. Keine in
Sibirien und Nord Amerika. In den Tropenländern beider Erdhälften, doch- be-
sonders zahlreich ini indischen Archipel und in Polynesien, hnden sich grössere
Arten von mannigfacher Form. Bei der Mehrzahl derselben sind beide Fortsätze
des Deckels gut ausgebildet (Untergattung Neritaea, Roth); nach der Schalen-
form unterscheidet man die mfltsenfdrmigen (MUnUae, Menke) mit ganz kurzem,
seitlichem Gewinde, wie A^ trepidtiiaria, vom persischen Meerbusen bis Japan
verbreitet, roth oder schwarzmUndig, oft in Brackwasser, die geflügelten oder
geöhrten (Neripteron, Lesson), Ober- und Unterrand des Miindungsrandes in
einem flachen Flügel ausgebreitet, wie bei .V. auriculata im malaiischen Arcliipel,
tahilensh und dUataia auf den Gesellschnfts- und Samoa-Inseln, rariostx und vcs-
pcritna auf den Sandwichs-Inseln, Mauritii auf den Maskarenen; ferner ziemlich
flach gedrückte, weilmündige, wie die grosse ^V. pu/Ucrra auf den Molukken,
4 Centim. im Durchmesser u. a., endlich mehr kugeltornuge oder kreiseltormige
mit spitz vorstehendem Gewinde und stärkeren, gleichmässigen Zähnchen am
Innenrand der Mttndung, meist lebhaft gezeichnet (Pittae oder Serr«iae)t wie
N» muae, varUgaia oder Srnmairmsis, iitrrUa, Cuminguma und fmuKumis oder
e/ttgofiima, dieae zuweilen amarantroth, auf den Sunda^Inseln, Molukken und
Philippinen, ga^aks auf den Maskarenen, Ii/aiakmis in Südost-Afrika und die
sehr ähnliche s^a im nördlichen Theil von Sfld-Amerika, reelhtUa in Mexiko
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Ncritodrya*.
und Florida, endlich die äusserst bunt und mannigfaltig gezeichnete virprua
Überall in West-Indien. Die Untergattung NerUoS^as ist in der Schale den
vorigen ähnlich, hat aber einen ganz glatten Innenrand der Mündung, die Rippe
am T")erkel ist tief ausprel^.rililt uikI sie leben oft ct%vas über Wasser auf Straucl ern
uiul Haumchen in den siim]>riucn Nicdcninpcn des malaiischen Archipels; hierher
N. dubia, glatt, und conttii. mit schwacheti, breiten Spiralfurchen, beide ziemlich
kuglig, schwarz- und braungelb mannoiirt, mit ebener, weisser, zuweilen schwarz-
gefleckter Columellarflfiche. Bei der Untergattung CIükoH sind die beiden Fort- I
sitze des Deckels dutch eine Art Wand mit einander verbunden. Schale and
Deckel sind mehr matt, nicht glänzend, die Zähnchen am lonenrand der Mttndong
stumpf, mit einer mehr oder weniger deutlichen Lücke va. der lifitte; hiedier
einige stachlige Arten (von denen ülmgens auch einselne Exemplare ohne Stadieln
vorkommen), wie hn^ishi/ia von den Maskarenen, hrevisfina oder corona und
diadema von den Sunda-Inseln, Molukken und Philippinen, und Souleyetana in
rulyncsicn, sowie einij»e mit flachen Warzen bedeckte, A'. squarrosa und rugata^
einige penm/clte, N. rugitufui. Pritchardi und discors, sowie andere ganz glatte,
thoiUveise recht bunt gezeichnete, wie .V. faba, Smverbyana (bis ins siidlichc
japan) und avdlana, endlich die kleine, in der bunten Zeichnung mit der west-
iiidiächen virgima wetteifernde N. Ualatunsis oder Mertoniana, all diese auf den
Inseln SOdost^Anens oder Polynesiens zu Hause; an <ter Wesdcttrte von Mittel«
Amerika die eigenthflrolich gezeichnete N.pieta, mit himmelblauen ZickzackUnien
und braunrother ColttmellarfMche. Die Untergattung NerUotia endlich, beide
Fortsätze am Deckel plattgedrttckt, enthält die grdsste bekannte Art, N. Mhs»t
bis 53 Ccntim. im Durchmesser, aus dem nördlichen Celebes und den Philippinen. —
Die Ncritinen sind übrigens nicht reine Süsswasscrbewohner, schon unsere N.ßv-
viatilis lebt auch in der Ostsee mit Mytilns t-dulis und Hydrobia balHca zusammen,
N. Sowerbyaihi imd Ualantnsis in Ost-Indien, vir^inea, put«i und rfilhmhi in
West-Indien leben auch im Meerwasscr und /.eigen dort mci t muc dünnere
Schalenhaut, daher stärkere Zciciinung an frischen Stücken, als im süssen \Vas>er.
Es giebt aber noch eine Reihe kleiner, schön smaragdgrüner Arten, theils ein-
farbig, th.eils mit weisser oder dunkelbrauner Zeichnung, die sich auch in der
Retbplatte etwas unterschndet (Smaragäia^ Issel) und ausschliesslich im Meoe
lebt, namentlich auf Seegras (Zostera) und ähnlichen Me«r-Phanerogamen, hier-
her viridis, Lnnf£, im Mittelmeer und in WestJndien, N, Rang^tna im rodien
Meer und indischen Ocean. So hän^n die Neritinen enger als andere Gattoagen
von Süsswassersch necken mit den Meerschnecken zusammen, wie sie auch am m^'*
reichsten auf Inseln und in Küstenländern sind, in Binnenlandern dagegen "cl
weniger zahlreich imd oft gar nicht vorhanden. Auch fossil reicht die Gaitting
weiter zurück als ar.dere Susswasserconchylien, nämlich bis in den l.ias mit
N. iidsina, die der lebenden virginea ähnlich ist und wahrscliemlich auch i'H
Brackwasser lebte, ebenso wie die der lebenden crefidnlaria ähnliche .V. tnxni-
versa aus dem weissen jura. Krst in den Purbeckschichten an der Grenze TOT
Jura tmd Kreide tritt mit N. Valdemis eine entschiedene Süsswasserform auf, aber
zur Untergattung Ciithon gehörig, die jetzt auch nicht mehr in Europa vorkoninit
Sehr eigenthttmlich ist noch die grosse, niedrig- kegelförmige N, StkmiieSt»»*
6—8 Cenlim., mit einer schwieligen Auflagerung auf einem Theilder Oberseile. —
Monographien von Sowerbt 1849^ Rbbvb 1855—56, 178 Arten, und v. Maktehs
in der neuen Ausgabe von CHEMNITZ, 140 sichere und 7a unsiehete Arten. E. v.K>
Neritodryas, s. Neritina. E. v. M.
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Neritona — N«rvcnclcincnte.
637
Neritona, s. Neritina. E. v. M.
Neritopsis, (gr. vom Aussehen einer Nerita), Gratbloup 1832, Meerschnecke
ähnlich Ncriia, aber mit mehr abgerundeter Mündung, ohne den scharfen Innen-
rand luui tlie ebene Columellartlache, Schale weiss mit gegitterter Skulptur, Deckel
auch kalkig, halbkreisförmig mit breitem Fortsatz in der Mitte des geraden Innen-
randes. Was. von den Weichiheilen bekannt, stimmt auch besser mit Nerita als
mit Narica, der die Schale an sich ähnlicher ist. Eine lebende Art, N. radula^
\ä»»% fast nusBgross, im malaiischen Archipel und Polynesien. Fo6«l mehrere
Arten in Trias, Jura» Kreide und Tertiär. Auch die Deckel haben sich öfters
erhalten und wurden bald für Cephalopodenschnäbel, bald für innere Schalen von
Cephalopoden oder auch für Bradüopoden gehalten und erhielten eigene Gattungs*
namen wie Peliarion, Scaphonidia und Cydidia. P.FlSCHBR, Journal de Conchyliologte
Bd. XXII i874undXXIII 1875. ZnTEi» Handb. derPalaeontologiell, S. 203. £. v.M.
Nerodia, Gray, Unterabtheilung von TropUonotus. Pi .
Nerua. Stamm der Dinka-Neger im Westen des Weissen Nil. v. H.
Neruiani, s. Narewianer. v. H.
Nerusii. Kleines Alpenvolk Galliens in der Ciegend von Vence. v. H.
Nerven des Gehirnes. Wie am Rückenmark die Nerven sich paaiweise
abzweigen, so gilt ein Gleiches von den Himnerven. Hier verlassen zwölf Nerven*
paare die untere Fläche» oft bei ihrem Austritte Verbreiteiungen tnldend. Mit
Ausnahme des Riech- und Sehnerven ent^ringen alle dem Boden der vierten
Hirnkammer. Die zwölf Nerven (d. h. Nervenpaare) sind folgende; 1. Riechnerv
(Nervus o^aeUrim)\ entspringt bei dem Riechhügel (Tuker olfaetorium), zieht
sich am vordem Hirnlappen entlang, geht zur Siebplatte und bildet dort den
Riechkolben (Bulbus olfactorius). 2. Sehnerv (N. opticus) entspringt am Aquaeductus
Syhii, bildet an der Hirnbasis die Kreuzung (C/iiasma nervorum opticprum) und
tritt durch das Sehlocti des Keilbeins in die Augenhöhle. 3. Ciemeinschaftlicher
Augenmuskelnerv (N. ocuhmotorius) , 4. Rollnerv (N'. troclilcaiis) und 6. Aeussercr
Augenmuskelnerv (N. abduuns) sind Bewegungsnerven und gehen /u den Muskeln
der Augenregion. 5. Dreigetheilter Nerv (N. trigeminusji hat eine sensible und
eine motorische Wurzel und theik sich in drei Aeste (JSmuu ü^habttitus, supra^
mßxiüaris, htfranMxiliaris)» 7. Antlitznerv (N. facialis), ist motorisch und innervirt
die Gesichtsmuskeln. 8, Gehörnerv (N, QCustkm) gelangt durch den innem Gehör»
gang in das Felsenbein. 9. Zungenschlundkopfnerv (N, ghssopharyngtus), ge-
mischter Nerv. 10. Herumschweifender oder Lungen-Magennerv (N. vagus), ist
ein gemischter Nerv, innervirt die Schleimhaut und Muskulatur des Rachens und
Kehlkoi)fes und giebt Zweige ah an die Lungen, das Her;^ und den Magen.
II. Beiiier\ (A^. accessorius), innervirt die Kappcnmuskeln. 12. Zungenfleischnerv
^A. hypof^foi^u'i) innervirt die Zungennuiskcln. I).
Nervenelemente. In den Nervengeweben hat man /woiciiei Klcmente zu
unterscheiden; die Nervenfasern und uie Neivcn- oder Ganglienzellen. Der
Nervenfaser kommen ihrer Natur nach drei Theile zu. Nämlich eine feine
«
BindegewebshOlle, die ScHWAMM*sche Scheide (Primitivschetde, NeurUmm); ein
in der Achse der Nervenfaser gelegener Faden, der Achsencjrlinder, und drittens
das den letzteren dnschliessende Nervenmark (Markscheide). Von diesen Theilen
wird der Achsenqrlinder als der wichtigste und allein unentbehrliche Bestandtheil
angesehen. Während' bei den verschiedenen Nervenarten der eine oder der
andere Theil fehlen kann, ist der Achsencylinder stets vorhanden« Die Schwann'»
sehe Scheide lässt sieb nach Entfernung des Nervenmarkes als eine aus elastischer
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I
638 Nervenendigung.
Substanz bestehende Membran erkennen. Dieselbe kann besonders bei niedeten
Wirliehhtcrcn rcicbl-ich oblonge Kerne führen. Von Strecke /u Strecke zeigt die
.Sdu-ido hrigformigc !*jn-iclituirutij:;en (RANViKR'sche KinschmininijcnV An diesen
Stellen fehlt das Nerv inninrk und die eingeschnürte Scheide reicht lti^ in die
Nähe des Achsencylindcrs. Zwischen zwei solchen Ringen besitzt die Nerven
fasor einen Kern, so dass ein solches Stück einer Zelle äquivalent ist. Der
Adiscncylinder ist an frischen l^exvtn nicht sichtbar, wird aber leicht kenntfich
durch verschiedene Reagentien. Er ist nicht ein solider Strang, sondern bcstebt
aus einem Bttndel vieler fernster Fäserchen» den PrimitivfibriUen oder Achsni-
librillen, zwischen welchen eine feinkdmige Masse vertheilt ist. Die Maritscheide
ist im frischen Zustande homoL,'en, stark lichtbrechend und von flüssiger Condsteiu.
Beim Abstcrheii der Fasern /jchi sich das Mark von der Hülle surfick, so dan
die Faser doppelt rontourirt erscheint. nicjcnir:^en Nervenfasern, welche die er-
Nvühntcn 'l'hcilc, d. h. auch das Mnrk besitaten, nennt man maikhalti.^e F.-iscni.
Ihnen stehen gegeniiber die blassen, m.irklosen (RhNfAK'scIic Fasern"^, welchen eine
Markscheide abgeht und bei denen der Achscncyünder von einem, Kerne ent-
haltenden Neurilemm umschlossen wird. Sie finden sich im Nervus sympathuus,
im Genichsnerv, ausserdem gehören hierher alle Nerven embryonden Statfien
und die Nerven von wirbellosen Thieren. Die Nervenfasern können aber auch
als sogen, nackte Achsencyltnder, als BOndel von Primitivfibrillen, auftreten. Dort,
wo die Endausbreitung der NervenGiser ist^ kann sich der Achsencylinder in die
PrimitivfibriUen auflösen, welche dann selbständig als feinste NervenQtserchen ver«
laufen. Auch finden sie sich in der grauen Substanz des Gehirnes und Rücken- >
markes als zarte .Ausläufer von Gan.^h'enfortsätzen. — Die Ganglien zellen sind I
nervöse Zellen, welche sich nls die physiologischen Centra für die Nerventhätig-
keit zu er keimen j^eben, während die Nervenfasern nur als Leunnf^swei^e dienen. '
Die (]ani,dien/ellcn sind von kuf.'eliper CSestalt und mit einem grossen Kern vcr- |
sehen. Zn ilirem Innern enthaiien sie zahlreiche Fett und Pigmentkomchcn;
der Zcllkörper ist von feinfaserigem Gefüge; eine besondere Zellmembran fehlt
ihnen. Bisweilen Hegen die Zellen in einer bindegewebigen Kapsel, deren Innen*
Häche mit einem satten Plattenepithel (Endothel) ausgekleidet ist. Nach dem
Vorhandensein oder Fehlen oder der Anzahl der Auslituier der Zelle nennt mso
die Ganglienzellen apolare. unt-, bi« und multipolare. Die Ausünfer dienen cnt'
«cder dazu, die Verbindung unter den einzelnen benachbarten Zellen henustelleiih
oder sie sind die Ursprungsstellen der Achsencylinder der Nervenfasern, welche
von ihnen av^scrrben - P
Nervenendigung. Die Frage nach der Endigung der Nerven in den ver-
schiedenen andern Gewebseiemen ten hat von jeher ein lebhaftes Interesse enveckt,
nicht nur bei den Morjjhologen, sondern auch bei den Physiologen. Wenige histo«
logische Fragen leisten jedoch der Untersuchung einen gleiciien VViderstand. Dahtf
sind unsere Kenntnisse Uber den Gq^enstand ganz attsserordenifieh Iflckenhaft.
digung motorischer Nerven tn den qu e rgestreiften Muskeln. Der Nerv doitfi-
bricht das Sarkolemm des Muskds, wobei das Neurilemm der Nerven continair'
lieh in das Sarkolemm des Muskelfaser flbergeht Unter dem letztem liegt ^
Nervenendplatte (oder der Nervenhflgel), eine feinkörnige protoplasmatische Masse
mit Kernen. In diese setzt sich der Axencylinder unter geweihartiger Verästelung
fort, während das Nervenmark aufhört. Die N'er^stelungen sollen dann feinste
Fibrillen abgeben, welche sich durch die ganze Muskelfaser hinziehen. — Kndi-
gung in glatten Muskelfasern. Theils markhaltige, theils marklose Nerven- ,
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stämmchen, mit Ganglienzellen versehen, bilden in dem die glatte Muskulatur
bedeckenden Bindegewebe ein weitmascliiqfs Geflecht (Grundplexus). Aus diesen
Nervenfasern geht ein zweites Netz (intermediärer Plexus) mit Kernen in den
Knotenpunkten hervor, den Muskelsctiichten unmittelbar anliegend. Die aus
diesem Net/. ]ier\ orgehenden Faserrlien vcibmden sich nochmals nct/.artif (inter-
musculurer Tlexus) und geben scliiesslich starre Fibrillen von grosster i einlteit
ab. Die Fltmllen dringen in den Muskelkem und endigen im Kemkürperchen.
— Endigung der Nerven in d<ai Drüsen. Diese Flage wurde vor längerer Zeit
zuerst von PptOCKR studiert Derselbe kam m dem Resultatp dass die Nerven*
lüden sich direct mit den Drilsenxellen verbinden, indem sie nach Durchbrechtmg
der Membran» propria in die Drtisenzellen dringen. Er stellte seine bekannten
Untersuchungen an den Speicheldrüsen, dem Pamreas und der Leber an. Diese
Angaben wurden jedoch von den meisten Forschern in Zweifel gezogen und trotz
vielfacher l'enuiluingen ist es htsher nicht gehingen, eine befriedigende Antwort
/u geben, sodass vielfach die \ erniutung aufgeslellt ist, die Nerven ständen nicht
in dirccler V'erbindunt; mit den Drüsen. — Kndigungsweise der sensiblen
Nerven. Die Nervenendigung m der l'cnphcrie des Körpers kann in zweitacher
Weise geschehen. Einmal endigen die sensiblen Nerven mit besondem End-
gebilden, andererseits mit freiem Ausläufern. Zu den ersten geliören die Vatcr^
sehen oder PACtNi'schen Körperchen, die MsissNER'schen Tastkörperchen und die
KRAUSE*8chen Endkolben. Die erstgenannten bilden eine eiförmige Btndegewebs-
Kapsel, welche aus vielen zwiebclartig in einander geschachtelten Blndgewcbs-
hiillen besteht und in der Mitte einen Kolben einschlicsst. Beim Eintritt der
markhaltigcn Nervenfaser geht die S( iiWANN'sche Scheide in die Kapselhtillc über,
während das Mark aufhört. Der .Axencylindt-r 'vctzt sich durch den Kolben fort
und endigt liier ver/weigt. Die so gestalteten Kör[>erchen kommen vor allem in
der Hand- und l'"iisstUu;]ie vor. Die Meissner'sclien Tastkuiperchen liegen in den
Papillen der Lederhaul, besonders in der innern Haiuiilactie und in der Fusssohle.
Sie sind ellipsoid gestaltet und bestehen aus einer homogenen Kapsel mit weichem,
feinkörnigem Inhalt und länglichen, quergestellten Kernen. Die Nervenfasern, von
denen mehrere herantreten, umranken das Körperchen und dringen in das Innere
ein. Die Art der Endigung im Innern ist zweifelhaft. Die KRAUSs'schen End-
kolben gleichen PACiNi'schcn Körperchen, denen ihre HUlle genommen ist. Man
kennt sie aus den Schleimhäuten des Mundes tmd der Zunge, des Penis, der
Cliloris u. s. w. Aus.ser den angeführten giebt es noch mancherlei andere Arten
von Kndgebilden der sensiblen Nerven bei den verschiedenen Thiergruppen und
in den verschiedenen Körperregionen. — Wenig ist es bis jetzt bekannt, in wclrlier
Weise die nicht mit Terminalkörpcrchen versehenen sensiblen Nerven, also die
im Epithel frei auslaufenden Nervenßiden, endigen. Einerseits hat man terminale
Geflechte feiner Fasern beobachtet, ferner wird von andern Beobachtern behauptet,
die Nervenfasern endigen in Kemkörperchen und von dritter Seite wird eine
Verbindung der Fasern mit bestimmten» dem Epithel eingelagerten Zellen an-
genommen. D.
Nervengewebe, Chemie des. Die chemische Zusammensetzung des Nerven-
gewebes ist flir die graue und weisse Substanz etwas verschieden. Die graue
Substanz erscheint wasserreicher (85 und ist in Folge des Gehalts an freier
Milchsäure von saurer Reaction, die weisse Substanz ist wasserarmer (Gs;j" und
von alkalischer oder neutraler Reaction. Als gemeinsame cheinisclic Hesiand-
theile derselben ergeben sich: i. eine grössere Anzahl von Eiwcissstoflea und
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640 Ncnrenkiile.
deren AblcömmUngen, Alhiimrn, ein Myosin-ähnlichcr Körjier, NucleTn, eine dem
Klastin ähnliche Substanz, Collagen, dant\ als mehr spccihschc ( lch:rnbestandtheile
eiweissartiger Natur das Cerebrin und Lecithin nebst dessen Zersci/un^sprodukten
fettartiger Besch artcnheit ((il) ccrinphosphorsäure, Oleojjiiosjihorsaure etc.), l'ro-
tagon (?), dann das Neurokeratin, weiterhin als Trodukte der regressiven Meta-
morjthose der Eiweisskörper Hypoxandiin und Xintfun, Kieadn, Harasiare and
Harnstofl; a. Fette und Fettsäuren nebst deren Verwandten, also Palroitinsäuri^
Milchsäure, Cholesterin, flüchtige Fettsäuren etc.; 3. anoiganiscbe Bestandthdlc^
unter denen wieder Kalium in den Vordergrund tritt, daneben aber noch Phosphor-
säure, Schwefelsäure, Kieselsäure, Chlor und Fluor tn Verbindung mit den Alkali-
und Erdalkalimetallen. - ( >] ne hier auf die einzelnen Bestandtheile, die ja in
besonderen Artikeln abgehandelt werden, eingehen zu wollen, sei bemerkt, dass
in der tTnuicn Sulistan?! der trockne Rückstand niehr als zur Hälfte aus Kiwetsv
koi[)orn und nur /u einem \'icrtheil aus Cholesterin und Fetten besteht; in der
w eissen Substanz dagegen wird melir als die Hälfte der festen Bestandtheile aus
Ciiolesterin und Fetten gebildet, waiirend die Kiweisskurper nur etwa ein \ ier*
tlieil ausmachen. Lecithin herrscht in der grauen, Cerebrin in der weissen Sub*
stanz vor. Das Neurokeratin ist vorwiegender Bestandtheil der wdssen Subataai.
Nach Petrowskv's Untersuchungen des Ochsenbims enthalten 100 Theile der
getrockneten Masse
in der grauen Substaoi in der weissen SabMut
Albuminstoffc und (Ihitin 55.37 24, 7*5
Lecithin 17124 9,904
Cholesterin 18,68 5^,909
Cerebrin 0,53 9,547
in wasserfreiem Aether unlösliche Substans 6,71 3*34>
Die im N. enthattentti Aschenbestandthdle gleichen denjenigen anderer
Gewebe; der am reichlichsten darin enthaltene ist das Chlorkaltum; neben ihm
führt die Asche auch viel Phosphorsttur^ dieselbe stammt indessen grossentheils
aus der Verbrennung des Phosphors im I^cttfain und Nudeln. — Ob mit der
'Fhätigkeit des Nervensystems eingreifendere Veränderungen in der chemischen
Zusammensetzung des Gewebes Hand in Hand gehen, ist nicht sicher erwiesen.
Vielfach wird von Abnahme der alkalischen resp. Zunahme der sauren Reaction
in den» ''n<>f ti'Miirenden N. in Folge von Säurebildung gosprorhen. S.
Nervenleiste, -robr, s. Nervensystementwicklung. Grbch.
1 )ruckfehlerberichtitjfung.
S. 321, 15. Zeile V. u. lies »Schambeinen« anstatt Schienbeinen, ij. Z. v. u. •gerunxeller* an«
sUltt geringelter;
S. 33s, 18. Zeile V. u. Ites •/ftANMAKTnabr« anstatt Mmitoridäf:
S. 323, I. Zeile v. o. lies «natural histinj of the manunali«« ;
^•333» s$. Zeile v. o. lies > Eckzähne * «ntiatt BachzKhne, 9J, 11. 3s. Z. «Queijodie« snsUtt
Qitenälme.
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