Skip to main content

Full text of "Alemannische Gedichte : Lörracher Mundart"

See other formats


Alemannische 

Gedichte 




Hermann Vortisch 





4 . 




Digitized by Google 



/fßt. 




flkmannisclK Gedichte. 

Eorracber llluttdart. 



uon 

R ermann Uortiscb. 




HaraU, 

Druck und Uerlag von ü. H. Saucrllnder * ßo. 

1002. 



Digitized by Google 




LOAN STACK 



Digitized by Googl 







Inhalt. 



L Zuem Igang .... 
Samstig '/Obe 

D’Störe sin cbd . ± 

E wöbri Oscbicbt 

Im Winter . , : . 

Bim e G witter . . . 

E Wanderlied . . 

Juhfe, jetz fangt der Früehlig A, 

Z’Iiörrach . . * 4 . 

Am e Frtiehligsmörge 
Für e T aufi A . s . 

Müi < i « t • i 

Der Jüdegottsacker 
Unserm Größherzög zuem Geburtstag 
Am Sunntigmörge im Winter . 
Sunntig und WArktig 
Sommer&fang . 

Kei Ruefa bl T&g und Nacbt 

E Dankbriet' tür e neue Hübe] , 

FOrie . , . • , 

De r Obestern , , . , 

Für e üöehzit . , . . 

So recht! ..... 

Vom schnelle Kodier . 

Der Mdnd und der Sehne . 

Sprllch ins Stammbuech 



Seite. 

1 

3 

3 

4 
6 
1 
9 



013 



Digitized by Google 



K E« K lc Es Ix B§SESIwEotloESlooKE^Itolc 



Dl 



Er. 

27. Der und d’Nacht 

28. Aprilewetter 

29. 's Wlseth&l 

30. Vom Hexebrümilibänkli im 

31. Z’Obe 

32. D'Dörfuhr . 

33 DTfalz in B&sel 

34. D'Chriscböne 

35. E Sunneschlnli . 

* 

36. En Qbespaziergan^ 

37. Im Spotlig 

38. Der Winter bet kei Rueh jetz m£h 

39. Der Stürm 

40. Am Mer . , 

41. En Q bestund 

42. G rüeß G ott 

43. ’b Heimweh 
44^J^oÜ£i:>ScblQß 

45. D'linmli 

46. 0 Müetterli 

47. Der Herbst 

48. Gueti Nöcbberscbaft 

49. Der Gaisbueb 

50 Üs der Chrdoik vo der Hast 1 vom 



Sü 



Tsehamberloch . 
, Worterklärungen 




83 

m 






Digitized by Google 



egßK Ktiggß ü&Bgg BBEBfe IcßSKHS F 



Vorwort. 



a kurzes Wort über meine Schreibweise muß ich 
den Gedichten vorangehen lassen. Im Großen und 
Ganzen lehne ich mich an liebe! an, d. h. so viel als 
möglich an die Schreibweise des Schriftdeutschen; doch, 
da ich bestrebt bin, allen verständlich zu sein, nehme 
ich keine Verbindungen von Wörtern vor wie Hebel; 
ich schreibe also z. B. statt sagi: säg i; statt wemme: 
wem me, statt wöni: wön i; des Weitern ließ ich das 
Dehnungs-e überall weg, wenn es nicht im Dialekt 
gesprochen wird, also bei Friede: Frlde, bei wieder: 
wider, bei Schnee: Sehne, aber es muß stehen bleiben 
in „Lieder“, „zieht“, „Hüet“, „früeh“ etc.; im Dialekt 
reimt sich mithin „Lieder“ und „wieder“ schlecht, da 
zu setzen und zu lesen ist: „Lieder“, aber „wider“. — 
Eine fernere Neuerung führe ich mit dem Dehnungs- 
zeichen a ein, welches ich auf alle lang zu sprechenden 
Hellaute setze; alle Hellaute, die dieses Zeichens mangeln, 
sind kurz, selbst wenn ein dehnendes h folgt, — dieses 
h Heß ich bestehen rein, um dem 1. Leser das be- 
treffende Wort erkennbarer zu lassen und nicht zu ver- 




Digitized by Google 



VI 



stümmeln; steht, also „nehmet“, so ist zu lesen „näm- 
met“ mit kurzlautendem Hellaut; man wird bemerken, 
daß oft ein und dasselbe Wort bald das Dehnungszeichen 
besitzt, bald nicht: es kommt darauf an, ob eben das 
Wort in besondere Betonung gesetzt ist oder nicht; so 
schreibe ich: „wäs gisch denn mir?“, aber „wäs gisch 
mer?“, oder „dü gräd bisch der Dieb!“, aber „de muesch 
rai jetz nit störe!“ Ist die erste Personalform betont, 
so sagt man in Lörrach: „Ich“ oder „l“, sonst kurz: 
„i“ z. B. „i hä di gsöh“, aber „Ich bl’s, wo dl ellei 
gsäh het“. — Wie ich das Debnungs-h aus praktischen 
Gründen stehen lasse, also, um es noch zu erwähnen, 
für ihr stets „ehr“ oder „ehre“ schreibe, was ganz kurz 
„er“ und „ere“ zu lesen ist, da das Dehnungszeichen 
ja fehlt — ebenso lasse ich Doppelleiselaute unange- 
tastet z. B. in: „Herr“. 

Andererseits wäre ich gerne dem Sprachlaut im 
Dialekt recht nahe gekommen z. B. mit dem t, das 
meist wie d oder dd gesprochen wird und hätte dann 
schreiben müssen statt: „mer thüen halt, wäs me sust 
nit thät“, etwa: „mer dien bald , wäs me suschd nid 
dödd!^ Aber damit käme ich zu weit von der schrift- 
deutschen Schreibweise ab und unterlasse es drum auch 
statt sp: scbp, statt st: seht, statt p: b zu setzen. 
Desgleichen behalte ich die schriftdeutschen Hellaute bei, 
wenn sie auch im Dialekt etwas andere Färbung beim 
Sprechen annehmen; ich schreibe: „Erde“, zu sprechen 
ist: „Arde“, ebenso statt „Lebe“ : „Läbe“, statt „früeh“: 



Digitized by Google 




VII 



„fryeh“, statt „wisse“: „wüsse“, statt „görn“: „gärn“, 
statt „Gäst“: „Gest“, statt „nehmet“ : „nämmet“, statt 
„träg“: „trög“, statt „zeig“: „zaig“, statt „Teig“: 
„Taig“ u. s. f. 

Wo statt Doppelhellaute des Schriftdeutschen ein- 
fache im Dialekt stehen, schrieb ich natürlich demgemäß, 
also „lüte“ für „läuten“, „Lüt“ für „Leute“, „Lib“ für 
„Leib“, „fln“ für „fein“, „uf“ für „auf“, ebenso wenn 
das Umgekehrte stattfindet, so ei statt e in „dreihe“ 
für „drehen“, oder wenn o statt a gesagt wird, „möle“ 
für „malen“, „zwär“ und „zwdr“ für „zwar“, „Hör“ 
für „Haar“. 

Denen, die hauptsächlich des Dialekts wegen dies 
Büchlein zur Hand nehmen, möchte ich sagen, daß ich 
keine Mühe scheute, einen reinen Lörraeher-Dialekt 
zustande zu bringen, aber es hält schwer damit, da in 
Lörrach selbst in der „Ufhäbi öbe“ anders gesprochen 
wird als in „Bulgärie dunte“ und man hier in der 
Regel nicht in Poesie seinen Gedanken Ausdruck ver- 
leiht, sondern in gemeiner, oft sogar gemeinster Prosa I 

Denen, die dies Büchlein des Inhalts wegen lesen, 
bemerke ich, daß ich bei Meister Hebel in die Schule 
ging und unsern alemannischen Dialekt vom Wiesen- 
tbal für zu gut halte, als daß man nur Schnurren und 
Anekdötlein damit erzählen könnte — dazu eignet sich 
besser das Schwäbische, Elsässische und das Plattdeutsche; 
Hebel hat, nebenbei gesagt, einen einzigen „Witz“, „der 
Schreinergesell“, in alemannische Reime gebracht, seine 



Digitized by Google 




VIII 



sonstigen launigen Erzählungen stehen in volkstümlichem 
Sprachdeutsch im „Schatzkästlein“. 

Wem denn meine schlichten Liedlein und Erzählungen 
behagen und wer sie lieb bekommt, rufe ich als einem 
trauten Freunde ein herzliches „Grüß Gott!“ zu. 

Karlsruhe, im Wonnemond 1901. 



P, S. Der leider kürzlich verstorbene Professor 0. Suter- 
meister hatte die Güte gehabt, diese Lieder einzusehen und 
mich auf allerlei dialektische Versehen aufmerksam zu machen; 
besonders durch seine Aufforderung wurde ich bewogen, die 
Sammlung im Druck erscheinen zu lassen; ferner bin ich 
Herrn Professor 0. Heilig, Herausgeber der „Zeitschrift für 
hochdeutsche Mundarten“, dafür zu Dank verpflichtet, daß 
er mir mit seinem werten Kat bezüglich der Schreibweise 
zur Hand ging; endlich danke ich auch dem verehrt. Verlag, 
daß man keine Mühe scheute, das Büchlein ganz nach meinem 
Wunsche und meinen Angaben fertig zu stellen. 



Digitized by Google 




A 

1. Zuem Igang. 

Alemannisch nö de Nöte 
Sin die Liedli! Säg mer echt. 

Ob si öbbe mt sin gröte? 

’s grötet sust doch Alles recht 
Do im Alemanne-Land ; 

Wö de göbsch im Wisetbäl, 

Uorsch derwöge allerhand 
Lust’gi Musik überall, 

Müsik! Lieder! Chiunm go löse! 
Hörsch de Vogeli ihr Gsang 

A 

Us em Wald und an de Ströße 
Alle Gättebüg entlang? 

Amsle, Drossle, Nachtigall, 

Spatz und Zlsli, Stör und Fink, 

Und der Takt zuem Tanz und Ball 
Schl&t der Specht, nur wäger z’iiink. 

D’Maieglöckli hslig lüte, 
D’Kaiserchröne goldig chlingt, 

Und verbei an Strüch und Hütte 
D’Wise gümperlet und singt. 

Und dernöbe wie um d’Wett 
Rüscbt’s und tßnt’s und murrnlet’s halt, 
Wö’s im Feld e Bächli het 
Und e Wässerli im Wald. 

H. Vorttacta, Alem. Gedichte. 



1 




D’Sunne schißt und chönnfc si singe,. 
Tbüt si singe, däs isch gwlß, 

Und au d’Störnli tbate bringe 
Chönnte si ’s, nur Lob und Prls, 

Und au d’Mensche uf der Steil 
Säge, — frög si überäill — 

D’Sunne scbin so schon und hell 
Niene wie im Wisethäl! 

Und wenn mir, dervö go z’brichte. 
Der lieb Gott denn d’Glust het gö, 
Gbän i doch nit druf verzichte 
Z’säge, daß i ’s au hä gsöh 
Und daß mer au ’s Bild dervö 
Allewiie busper blibt, 

Und ’s mi, wön i hl mag göh, 

Immer zruck dort äne tribt. 

Und drum hün i denn au gschribe 
D’Liedli dö, und hoff derbl, 

Daß si chönnte d’Zit vertrlbe 
Mänggem und willkumme si! 

Nehmet si denn fründlich ä! 

Löset si, i bitt ich, Lüt! 

Aber nörglet nit z’vil drä, 

Nur e bitzli, das schädt nüt! 




Digitized by Google 




3 



2. Samstig z’Obe. 

Gottlöb, wie het’s sex Tftg doch gii! 

Es lütet scho der Sunntig i! 

Für d’Wuche iscfa’s e Llcheglüt, 

Für Cwig sinkt ins Grftb si hüt! 

Es isch so still und menscheier, 

As ob sebo Sunntigs-Stimmig wir; 

Es wird mer heimelig derbl, 

So sott’s mer frlli allwll sl! 

Chumm, Sunntig, ebumm! I paß scho lang, 
Bis daß de chunnsch mit lisem Gang 
Und mer mi Herz zuem Pride stimmsch 

4 

Und d’Arbet üs de Händ mer nimmsch. 

I freu mi jetz scho, wenn dernu 
i chä im Wald spaziere göh 
Und seh chä, wön i stand und gang, 

Wie Gott is lieb het ’s Lebe lang. 



3. D’Store sin chö. 

Grüeß Gott, ihr Herre Störe! 
Sin ihr scho wider dö? 

Jetz scho sit mängge Jöhre 
Slhn i ich zuen is chö! 



Digitized by Google 




4 



Wö mäg au über Winter 
Nür euer Bettli stöbV 
Hän euri bräve Cbinder 
Nie ’s Halsweh übercbö? 

Euch gfallt’s scbints in mim Gärte 
Und findet Nährig, gel? 

Ehr ehönnet’s chüm erwärte 
Und ehömmet drum so schnell! 

Däs glaub i ich au grüsli, 

Daß gern ehr euri Rast 
Do haltet in de Hfisli, 

Ui'ghängt an mänggem Ast. 

Doch müent ehr nit vergesse, 

W&s euri Pflicht derbl: 

Ehr sollet Küpe fresse, 

Doch d’Jmmli lont mer sl! 




4. E wohri Gschicht. 

B rlchi Madam göht emöi 
ln B&sel über d’Bruck, 

Do gspürt si plötzlich uf ei Möi 
Im Pueß e böse Druck. 

Wäs mache? He, si blibt halt stöh 
Und wärtet, bis’s vergäbt; 



Digitized by Google 




5 



Dö slht si gräd ihr Dokter ebö. 

»Dö frög i jetz um Röt! w — 

— „Hörr Dokter, rödet si ehn A, 

I bä*s im Sinn scho lang, 

No zue’hne z’cbö, doch bin i drä 
Verbindret gsi im Drang! 

Und luege Si, jetz öbe dö, 

Wön i spaziere gang, 

Hän i e Stärrcbrampf ubercbö, 

Doch hoff i, ’s dürt nit z’lang!“ 

Der Dokter chennt die gueti Frau, 
Si zählt nit görn, däs isch’s ! 

Chennt ihri Jäste wirklich gnau 
Und denkt: „Aba, du bisch’s!“ 

„Nu stöhnt uf’s Trottoar do emöl 
Und zeiget d’Znnge hör, 

Damit i söh cbä, wäs dö wohl 
Für ich z’verschrlbe war. 

Jetz machet au no d’Auge zue! 

So recht! Jetz cbän i’s söh ! 

Jetz bllbet still und haltet Rueh, 
Sust isch’s vergöbes gsehöh!“ 

So stöht si denn und denkt derbl: 
„Däs göht erschrecklich lang! 

Es mueß e schwöri Chrankhet si!“ 

Es wird’hre angst und bang. 



Digitized by Google 




— ti — 

Dö macht si d’Auge uf, was gisch! 
Kei Dokter wit und breit! 

E Menschemengi um si isch 
Und frogt: „Isch die nit gseheit?* 

Sö göht’s, wem me für jödi Not 
Oll wott e Dokter bä 
Und späre möcht vo früeh bis spot 

4 

Us Giz, wo me nur cbä! 




5. Im Winter. 

„Cb u tum, Müetterli, chumni, lueg, wie’s schneit! 
Hän’s d’Engeli sö äne gleit? 

Lueg, überäll isch ntit as Scbnö, 

Schier thuet’s eim in de Auge wöb! u 

„ Jö, Friderli, fast schint’s e sö, 

Daß d’Engeli sin äbe chö 

Und hän's im Schürzli, schön und fin, 

Vom Himmel brocht im Möndeschin. 

Jetz setz di hl! I will dernö, 

Wenn i hä d’Arbet füre gnö, 

Der öbbs verzelle! Paß recht uf; 

Bisch brav, so kriegsch en Öpfel drnf! 

Lueg, Friderli, fangt d’Muetter ä, 

Der Schm* isch wiß, kei Fleck li drä: 



Digitized by Google 




7 



So mueß di Härzli immer st! 

Loß nuranie d’Bösfaeit nie dort dri! 

Der SehnO deckt Alles wit und breit, 
Er isch de Blueme ’s Winterchleid, 

Er macht ’ne wärm, sust hän si chalt 
Und tbate ball ver friere halt! 

Doch d’ärmi Ltit sin gär nit froh, 
Wenn’s z’schneie chunni! Si hän dernö 
■Gär oft kei Holz, um z’iüre mit: 

Au die vergißt der lieb Gott nit! 

Er het vll Mittel und hilft görn, 

Und wem me meint, er sig no fern, 

So ehunnt er plötzlich und beschert 
Mähr, as me eigentlich isch wert! 




6. BTm e Gwitter. 

„Chömmet, Chinder, dort am Himmel 
Wetterluchte t’s, chömmet schnell! 

Sähnt ehr dö das Wulkegwimmel? 
GhÖmmet, ’s rOgnet uf der Stell! 

Theo, gel, es wird der wärm? 

A 

Ohnrum, i nimm di uf mi Arm! 



Digitized by Google 




8 



Höret! 's dunneret scho griisli 
Und scho fcröpflet’s, glaub i jö. 

Löna, lauf mer gscbwind wie’s Müsli; 
Radi, chunnsch is denn no nö? 

L ueget, Chinder, wer isch sei?“ — 

A 

«0 der Vater, Mnetter, gel!“ 

„Vater, Vater, guten Obe! 

Dü bisch währli selber fröb, 

Daß mer scho so trüeh hüt z’Öbe 
Vor em Gwitter sin no cbö! 

Bfirli cbumm! Wäs bellsch denn so? 
Freusch di, daß mer wider dö? tt 

— „So! Do wär’s! Vör alle Dinge 
Ziebnt die nasse Schtiehli ab! 

’s Märi soll gli ’s Esse bringe; 

Und dernö in’s Bett, trab, trab! 

Nei, wie rögnet’s! ’s isch e Grus! 

Guet, daß mer im trocbne Hüs! 

Sö, jetz sitzet hi zuem Esse; 

Schwätzet nit so vil am Tisch, 

Doch ’s Gebetli nit vergesse; 

Theo, bet recht lut und frisch: 

„Komm, Herr Jesu, sei unser Gast, 
Segne, was bescheert du hast!“ 

Hänt er gsßh? Müent nit erschrecke,. 
Wenn der Blitz in’s Zimmer wott ! 



Digitized by Google 




9 



Bosi Ltit nür hän e Schrecke, 

Wil si forchte der lieb Gott! 

Doch de bräve fromme Lüt 
Schickt er slni Engel bttt! 

Het’s ich gschmeekt? Jetzt wäschet ’s Muli 
Säget au im Vater gschwind 
No guet Nacht! Und im e Wlli, 

Wenn er bräv im Nestli sind, 

Chumm i, um mit jedem nö 
Z’bete! So, jetz chönn’t ehr göh! u 



7. E Wanderlied. 

Bim Wandre cbunnt mer d’ Wanderlust, 
Bim Wandre ehunnt mer d’Sangeslust: 
Höldriohö! 

Und wenn i au ellei mueß göh, 

So isch mer doch nit d’Preud drft gnö ; 
Höldriohö! 

I denk, wenn öbber bl mer wär, 

So war’s jo gwlß e Freud no mehr! 
Höldriohö! 

Weisch, wer i mit dem „öbber w mein? 
I säg der, däs erfährt mer kein! 

Höldriohö ! 



Digitized by Google 







10 



Der lieb Gott wird scho sorge drum, 
Daß i nit um e Frauli cbumm! 
Höldriobö ! 

Und h&n i eis, so lieb i’s halt, 

Und gang erst recht in Feld und Wald, 
Höldriobö ! 

Dernö isch d’Welt, i mach e Wett, 
Gwiß nö ne Mol so schön und neft, 
Höldriobö! 




8. Juhe, jetz fangt der Früehlig ä! 

Juhe, jetz fangt der Früehlig ä! 

Gottwulche denn, du liebe Mä 
Mit dine Locke, weich und cbrfis! 

Nei, wie stolziert er üs sim Hüs 
Und luegt so keck derbt in d’Welt 
As wie ne Bxir mit Höf und Feld. 

Er het au ’s Recht derzue, ’s isch wöhr: 
Wer isch so lieh wien er im Jöhr? 

Gab ör nit vo stm Rlchtnm her, 

50 wüßt i nit, wie’s bschläge war 
Mit Herbst und Summer, alle beid: 

51 hätte chüm en ördlig Chleid! 



% 



Digitized by Google 




- 11 — 

Der lieb Gott isch es frili jö, 

W(Vs au im Früehlig zueloßt chö; 

De Blue me, Bluest und jedem Blatt 
Stillt er der Durst und macht si satt; 
Doch sait er au im Früehlig nö: 

„Hesch gbört, loß andren au dervö!“ 

„I dank der schön!“ der Früehlig sait, 
Und was er kriegt, däs macht ein Freud; 
Er jücbzget, daß es widerhallt 
Und singt und pH ft in Feld und Wald 
Und rüeft der Sunne: Lös, i bitt, 

A 

Hilf mer doch bl der Arbet mit!“ 

Und söhnt er nur, wien er mit Chraft 
Si Böden alle ume schafft, 

Und vo der Früeh bis z’Obe spot 

Mit einer Schüße ume göht 

Und sich nüt gunnt, kei Schiöf und Kneh 

Und chüm e Pfifli raucht derzue! 

Und wenn si Tägwerk fertig isch 
Und d’ganzi Erde jung und frisch 
Und dö stöbt wien im Sunntigschleid, 

So leit er ’s Wörkziig ab und sait: 

„Dö, iiebi Lüt! Jetz nehmet’« hi, 

Dehr werdet, hoff i, zfrlde si!“ 



Digitized by Google 




12 



9. Z'Lorrach. 

Chunnsch nach Lörrach, wüßt i nit> 
Wäs de drä üssetze witt! 

So ne Stadt git*s nit gl 1 eini, 

Xmel 1 wüßt währli keini ! 

Wö ine nur hiluege chä, 

Lächlet d’Lieblichkeit eim ä. ! 

Lueg mir hör: isch Lörrach halt 
Nit nmgö vo Börg und WaldV 
Sihsch nit ’s Rotier Schloß dort winke 
Und dö ’s Cbäferholz zuer Linke, 

Und im Oste, au kei Zwerg, 

Stöht mi liebe Hüenerbörg. 

Und au dinne in der Stadt 
Wirsch vom Luege nit gli satt! 

Silfer isch’s d’Ströß uf und äbe, 

Putzt isch’s Trottoar und der Gräbe 
Und luegsch d’Hüser selber ä, 

Hesch wohl au di Gfalle dra! 

Isch der’s recht, so wäm mer göh 
Gli in d’Stadt, enandernö 
Alles z’bschaue, was vo hinte 
Und vo vörne schon isch z’finde; 
Mänggmöl isch jo d'Weit verchohrt. 
Wie dö unsre Kirchtürm löhrt! 



Digitized by Google 




13 



Mängge Fremde isch scho dö 
Vor Verwundrig bllbe stöh 
Und bet gfrogt: „Hän hie vor Zite 
D’Lüt an chrommen Auge glitte? 
Denn verschröbe, daß’s ei in graut, 
Hän si jo der Kirchturm baut!“ 

Sihsch di dö e bitzli um, 

-Stöht dö ’s lang Gymnasium ! 

Unter vile Professöre 
Het dö drinn vör vile Jöhre 
Unsre Höbet, lieb und wört, 

Allerlei de Buebe glöhrt! 

Dort isch unsre schöne Märt! 

Vil wird immer eim drnf bschört, 
Wenn dort unter’m Ohestneschatte 
D’Wibli ufthüen ihre Uhratte 
Und oft kriegseh, chäsch sicher si, 

Nö umsust. e Schimpfwort dri ! 

’s Wirtshüs isch wie überall 

* 

• • 

Au bi uns in Überzähl ; 

Schier an jedem Strößenecke 
Ghönntsch mer wohl e neus entdecke! 
Und so solle si denn gl i 
Jetz für immer abgmacht si! 

’s Röthüs isch däs röt Hös dort ; 
D’Bau-lnspektion, hesch g’hört, 



Digitized by Google 




14 



tsch dö fine; witer öbe 

Chunnt dnö d’Post; und dort zuem Lobe 

’s neu Bezirksamt, sufer, nett, 

Wie me sust nit gli eis het ! 

Uf der andre Site, dicht 
Bl der Post, isch’s Amtsgericht, 

Hinte drä der Türm und’s Husli, 

Wo scho raängge Mä het grüsli 
Wöhl si bosi ThM bereut, 

Und es isch ehm würde leid! 

Dö stöht ’s Scbueibüs! ’s wird jetz gräd 
No vergroßret: ’s isch nit schäd! 

Vörne drä isch der Springbrunne 
Mit drei Drache; vor der Sunne 
Het me Schatte und derzne 
Sin no Bänkli dö zuer Rueh. 

Lös! Es sehlat! ’s isch aebti jö! 

Weidli mueß i heim jetz göh! 

Morn zeig i der andri Sache * 

Und mer wän’s dnö förig mache: 

's Bad, ’s Spital, KasOrnebau 
Und d’kathölsehi Kirchen au! 




Digitized by Google 




IO. Am e Früehligsmorge. 

Wie isch der Himmel fründlich au 
Im Sunneschin und kläre Blau 
Der Mörgewind weiht sacht und lls 
Und d’Vogli singen ihri Wls. 

Bel Bpätzli suecht gräd ’s Zebnibröt 
Und zwitscheret: „Do het’s kei Not! 

I nimm mer’s halt, wö's numme lit, 

Däs isch kei Diebstähl, sicher nit! u 

Bihsch d'Störe? Die sin au scho dö, 

Jetz wird der Prüehlig weidli chö! 

Der Früehiig isch mi Herzfründ, lueg, 
f hä vom Winter gräd jetz gnueg! 

Au d’Ohätzli güggle dort am Tich 
— In Reih und Gild stöhn si am Gstrücb, — 
Ob denn der Prüehlig nit wott chö, 

Dö rüeft tner ’s Zisli: „d’Zifc isch dö! 44 

Dü weisch es gewiß! Däs isch mi Freud, 
Der lieb Gott het der’s selber gsait, 

Drum will i’s glaube, und wie dü 
Sing i e Prüehligslied im Nii! 




Digitized by Google 




16 



11. Für e Tauf). 

E Büebli, nö nit größ, 

Und unerfähre nö, 

Siht ’s örst Möl uf der Ströß 
E Chemiföger chö! 

„Hö, schreit der Ohlei jetz, halt!'" — 
Und dö sait: „Nu, wäs isch? u — 

„I möcbt di fröge halt, 

Worum so schwarz du bisch?“ 

„Vom Schafie!“ schreit er dö 
Und göht und loßt der Chlei 
Am Strößenecke stöh 
Verdutzt und ganz ellei ! 

Jetzt denkt der Bueb : „0 wöh, 

Mi Lebtig nit schaff i! 

Sust chönnt’s mer Schlag nur 
Daß i so dreckig bi!“ 

Doch gli druf siht der Chlei 
E wiße Mtillerchneclit 
Und sait gli zuen ehm : „Ei, 

Dü chunnsch mer jetz gräd recht! 

Dü lös! Worum au Seht 
Bisch du so wiß denn dö?“ 

„Vom Schaffe!“ schreit der Chnecht 
Und loßt mi Büebli stöh! 



Digitized by Google 




17 



„Isch das nit gspässig?“ meint 
Mi Büebii, und er sait: 

„Vom Schaffe wird der eint* 

•Ganz schwärz nnd wiß der zweit!“ 

Er göht zuer Muetter hl 
Und chlägt ehre si Leid, 

Das isch au ’s Gscheitste gsi, 

Denn die het eh in druf gsait: 

„Der eint fegt d’Ohemi üs, 

Do wird me schwärz derbl ! 

Wiß sllit der ander üs, 

Wil er bim Mehl mueß si! 

Dö isch kei Schand derbi, 

Si zeige dömit jö, 

Daß si sin flißig gsi; 

Und das mach au e so!“ 



Und drum, verleih ehm’s Gott, 
Mög 's Chind Täg üs und 1 
Im Lebe allibott 
Ball wiß, ball schwärz au si! 




H. Vortipch, Alem. Gedichte. 



2 



Digitized by Google 




18 



12. Mai. 

Wo blibt der Mai denn au? 

’s isch no so ehait und rauh ! 

Der Wind göhfc wüest durch Land und Stadt,. 
I krieg das Ding allmählich satt! 

No ehüm e Blatt am Struch: 

Isch düs im Mai si Bruch? 

Vo Bluest am Baum, o web, kei Röd! 

’s isch guet, wiPs doch verfriere thät! 

Der Winter het sich wohl 
Verschlöfe hiirigs Mol; 

Wön er bätt solle busper sl, 

Do isch ’s de Fülpelz niemöls gsl I 

Jetz boffsch vergßbes no, 

E Grüeß-Gott uberz’chö ; 

Witt öbbe öbbis bsunders hü? 

Nur Schimpf und Sch and ghort so me Mat 

Und bursch uf guete Bot, 

So los uf mi Gebot: 

Gang heim und schäm di in dim Hüs 
Und rueh bis ’s nächst Jöhr tüchtig üs! 

Und st lisch gräd näume du 
Der Früehlig öbbe stöh, 

So schick mer ehn und süg ebm nö, 

I heb vil Arbet für ehn dö! 



Digitized by Google 




19 



I weiß wohl, das hilft nüfc, 

Und säg’s au andre Lllt: 

Der FrUehlig chunnt, wenn Gott erst will, 
Drum wartet nur einstwile still! 




Der Jüdegottsacker. 



D’Gräbstei sin schief und d’Müre verheit: 

Kei Blüemli im Kirchhof isch wit und breit! 
Nur Unchrut und Gstrüch und Epbeu und Mös, 
Kei Lut und kei Grüsch und d’Stilli isch größ! 



Derhinter isch düstere, schwlgsäme Wald 
Mit brocbenen Äste, so gruselig alt! 

Kei Vdgeli hört nie drüs fröhlich und nett; 

I glaub, daß kei einzigs si Nestii dort het! 

A 

Und setz i tu i z Obe gräd näume dort bi 
Und paß, bis der Mond sich am Himmel stellt i, 
Und Strähle uf d’Hfigel und d’Lichestei streut 
Wie Gstalte vo Engel im himmlische Chleid, 

So freu i mi währli, i möl mer’s halt vör, 
Wie’s sl wird, wenn spoter cV Engel im Chor 
Thüen singe und rüefe de Töte emöl 
Mit Pauke und Härfe; dnö wird ’s ehne wöhl! 



Digitized by Google 




20 



14. Unserm Grossherzog zuem 

Geburtstag. 

„Lueg, Fridli, chumm eraol uf d’Ströß! 
Wäs isch denn hüte au nür lös V 
Me hängt jo schier üs jedem Hüs 
Die gßl-röt-göli Fahnen üs! 

Isch Chilbi öder Fürwöhrfest 

Und das der Grueß für fremd! Gftst?“ 

„Düs weisch du nit der Frlder sait, 
„Nu lös! Du thuescb mer wahrli leid! 
Bisch du e Patriot! 0 wöh! 

So eine hän i lang nit gseh! 

E jödes Chind sait uf die Frög : 

„Geburtstag isch vom Größberzög ! u 

„He jö, natürlich! Wie me mag 
Nur au vergesse so ne Tag! 

Wo mer jo zuedem hüte nö 

Kei Schuel hän! Isch es nit e söV tt 

„So isch es frili! Weisch denn nit, 

Daß in der Schuel e Fest isch hüt? 

Dü chunnsch doch denkwöhl au derzue 
Und lösisch unsre Gsäng au zue; 

„Heil dir im Sigeschranz!“ und meh 
Wird vom e Chor zuem Beste ge; 

Mi selber het der Lehrer jö 
E ehlei Gediehtli lehre 16 1 



Digitized by Google 




21 



’s war eigentlich gär nit so letz, 

Wenn du mi wottsch abhöre jetz. 

Doch wäm mer lieber d’Ströß verlö, 

Und dö in unsre Gärte göh, 

Daß i au recht lut schreie chä; 

So, jetz paß uf, jetz fang i ä: 

„No jödes Jöhr, wo übre’m Land 
Du ’s Szepter hesch in diner Hand, 

Fallt's allewil zuem Beste üs; 

Drum stig für di und für di Hus, 

Däs so der himmlisch Söge het, 

Zuem liebe Gott däs chlei Gebet: 

Uf Schritt und Tritt, bim Stöh und Göh, 

A 

Und bi der Arbet bsunders nö, 

Mog Gott si riebe Säge gö 
Und bliüete di vor Schmärz und Weh 
Und zwär, so möchte’s alli hä 
No vili Jöhr. Hurra, hurrä!“ 




15. Am Sunntigmorge im Winter. 

Wie süfer ligt dö d’Erde hüt 
Am Sunntigmorge früeh, 

As wüßt si, wie mir andri Lüt, 

Daß me sich dö git Müeh! 

Jo, jö ! ’s het nächte grnsli gschneit 
Und Sehne isch jetz ihr Sunntigschleid. 



Digitized by Google 




22 



Si trait am Hais mängg Perleband, 

A 

Am Arm het si vll G sch meid 
Und mängge Ring au an der Hand: 

Wie glitzret’s wit und breit! 

Jö wägerli, wie meint nit au 
Si sich derbi, die gueti Frau! 

Frau Erde, grüeß di! Hä s jo gsait, 
Sibscli wSger nobel üs! 

Vo Hermelin di Sunntigschleid 
Und vo Christall di Hüs! 

Wßr het der denn däs Alles ge? 

„Der Liebgott und sust Niemeds meh?“ 



16. Sunntig und Werktig. 

Die ganzi W uche Tag für Täg 
Sitz i, wie im e Tübeschläg 
Im Stübli und brüet Glehrsamkeit 
Üs Dokterbtieeher wie nit gscheit! 

Ohmn stand i uf zuem Fenster hi 
Und lueg der Himmel ä derbi 
Und äbe au e Rung uf d’Ströß, 

Uf Tier und Mensche, chlei und grob! 



Digitized by Google 




‘23 



Doch ehunnt der Sunntig-Morge lis, 
So bin i wie im Paradis, 

Do git’s kei Arbet möb für mi 
Und Büecher loß i Büecber sl. 

Do gang i furt in Wald und Feld, 

’s iscb glich wohl, in d\viti Welt! 

Und lueg der Himmel a, so blau, 

Und uf em Gras der Mörgetbau. 

Und denk derbi, wie schon isch’s nit 
Am Sunntig-Mörge, breit und wit, 

Und d’Sunne sebint mer nö so hell : 
Wie fründlich iscb der Liebgott, gei? 



17. Summeräfang. 

Was plangsch, Herr Früehlig, denn e so? 
Ach, blib doch nö e Rüngli dö, 

Was hesch denn sust nö z’ mache? 

I sag der’s grädeweg, i ba 
An dir mi Freud vo jehör gha, 

Mach doch nit dummi Sache! 

Der Früehlig sait: „Da guete Ma, 
Jedwede mueß si Sunntig ha, 

Sust fehlt’ s am rechte Sege! 



Digitized by Google 




24 



Drei Monet schaff i, daß sich’s lohnt, 

Bi Täg und Nacht, bi Sonn’ und Mond,. 
Sogar bim ärgste Kege! 

A 

I bi nit gmacht lis Ise jö, 

E jode Knoche gspiir i nö 

A 

Und rnueß mim Ifer stfire! 

Drum loß m i göfa, i bitt di drum, 

Und isch e Jbhrli wider um, 

50 chumm i wider fff re! 

I hä bim Summer zuedem nö 

E Bsüechli gmacht, er soll doch jö 
>\ 

Treu an der Arbet blibe! 

Denn d’Mensche seie gwuhnt, daß schon 
Jetz d’Pelder nur im Bluest dö stöhn ; 

Das soll er nit vertribe! 

Doch soll er Chirsi wachse !ö 

Und Birli au nö hintenö 

Und Öpfel, Zwetschge, Ptiüme; 

De Trfibli soll er Sunne ge, 

«• 

De Acker Thau, so ehönnt me seh. 

Daß er nüt well versüme! 

Und wfgerli, er het mer druf 

51 Patschhand gO und gsait: „Paß uf, 

Me wird mi lobe müeße! 

Drum heb kei Chummer, ’s wird scho recht,. 
Der Summer isch gär nit so schlecht, 

I loß ehn no schon grüeße!* 



Digitized by Google 




25 



Nu guet! ’s isch eigentlich au wöhrt 
Doch gel, Herr Früehlig, fibers Johr 
Verschlöfsch di nit im Märze! 

Anstatt em Sehne streusch Blüete fin 
Und statt em Frost bringsch Sunnescbtn 
Und Freud in alli HOrze! 




18. Kei Rueh bi Tag und Nacht. 

„Herr Dokter, sait emöi e Bur, 

Was soll i denn au mache nur? 

I ehä nit schlofe! Wäs i mach, 

’s isch jedi Nacht die gllchi Sach!“ 

Der Dokter isch e brave Mä 
Und hilft elim denn, so guet er cha, 

Er sebribt ehm Tropfen uf und sait: 
„Bevor ehr ich zuem Schlofe leit, 

No nehmet sex dervö im Wi, 

Dnö wird ich sicher ghulfe sl! w 

Am andre Täg am friiehe Mörge 
Chunnt unsre Bür mit gliche Sorge. 

„Si hlin nit ghulfe, sait er gli, 

Es müen halt andri Tropfe si!“ 

„Du liebi Zit, der Dokter sait, 

Ehr thüent mer recht vö Herze leid! 



Digitized by Google 




26 



Was fehlt ich denn? I weiß sust nüt! tf 
Der Bür sait: „Ei, es föhlt mer ntlt, 

Im Gögeteil im große Ganze, 

Doch in mim Bett sin halt so Wanze!“ 

Und so göht’s no gar mänggem Mä, 
Er grift si Leid nur unrecht ä! 



19. E Dankbrief für e neue Hebel. 

Wie mänggmöl in der Frerndi nit 
Han i e Buech vo altem Schnitt 
Vom Schäftii glängt und glöse drinn 
Und drä erfreut mi Hörz und Sinn. 

Wäs meint ehr, daß es wohl war gsi? 

’s wird nit. so schwör z’erröte si ! 

Im Wisetbäl chennt’s jöde Mä, 

I mach e Wett, und freut sich drä! 

Der Höbel mein i! ’s iseh der wert, 

Daß jödermä si Büechli gehrt, 

Und will me furt in d J Frerndi göh, 

Der Höbel nit de he im loßt stöh! 

Wer weiß, wien ör, wie’s überall, 

Isch bin is dö im Wisetbäl! 

Wie sieb durch d’Felse ’s Wasser druckt 
Und nebedrä e Hexli spuckt. 



Digitized by Google 




27 



’s isch besser as Photograph!! 

Drum wenn’s mer wie deheim sott si, 

So nimm i halt mi Hobel hOr 
Und lis drin, bis mer d’Auge schwor. 

Nur eis faätt i gOrn besser gha: 

Mi Hobelbueeh isch übel drä, 

Ball isch es hundert Jöhr scbo alt, 

Drum wär e neus mi Wtinschli halt! 

Do chumm i heim! ’s wird Zistig Nacht, 

Do häm mer unsri Wiebnacht gmacht; 

E Chiste isch au zuen is cho, 

Jetz het me si gräd fure gnö. 

E Päckli drtis git’s au für mi ; 

Me het mer 's gO; i nimm mer’s gli, 

Und nfgmacht, gluegt! Was sihn i dö? 

E Büechli sihn .i füre chö. 

„Bisch narrseh? Hän si schier zue mer gsait, 
Worum hesch denn e sbne Freud?“ 

„Der Hobel! Lueget! rtief i gli, 

Mit Bilder drinn; chönnt’s schöner si?“ 

IJänt Dank, ihr Liit! ’s isch gwiß e so, 

Daß mir wohl nit bKtt chönne cho 
E Chrom, wo mer war lieber gsi ! 

Zuem Dank e Grueß nd öbedri! 




Digitized by Google 




•28 



20. Ferie. 

I weiß es wagerli jetz nit, 

Isch Samstig Oder MOntig höt? 

I bä jo gär nüt anders z’thue 
As ume z 1 laufe her und hl, 

Und macht me mer e i Thure zue, 

So gang i zue der andre 1 ! 

Das heißt, wenn’s dö mer nümme gfallt, 
So lneg i nUume anders halt, 

Ob’s dort mim Hörzli besser paßt, 

Ob i dort mildre Sunnschin bä, 

Und ob i dort in Rueh und Rast 
Mi Versli besser mache cbä. 

Liebgott, i dank der, sei isch wöhr, 

Du bisch so güetig Johl* für Jöhr, 

Daß d’au besch FOrie schaffe lö, 

Wo Geist und Chdrper ruehe cha, 

Doch wünscht i z’gueter Letzt au no, 

Daß ’s jedermä so guet chönnt ha ! 



21. Der öbest§rn. 

Glänzig Sternli, hoch dort 6be, 
Luegsch so fründlieh immer dri, 
Chunnsch so lislig alli Obe, 

Daß i mein, *s müeß schier so si ! 



Digitized by Google 




29 



Luegsch mer in mi Stubli ine; 

’s isch doch öbbe Förwitz nit? • 

Wirsch doch nit äfange grine? 

Mein’s jo gär nit bo9 der mit! 

Chumm nur, loß di doch nit chränke! 
Lueg, de freusch mi allibott; 

Wenn i di slh, rnueß i denke, 

Dü seisch ’s Aug vom liebe Gott. 




22. Für e Hochzit. 

Wäs isch denn lös, daß sövll Lüt 
In unser Dorfli chömrae hüt? 

Isch Jöhrmart nöum’? Hets öbbe brennt, 
Daß me wie narrst durch d’Ströße rennt V 

Nei, Joggeli, so isch es nit! 

Es isch kei Jöhrmart breit und wit! 

Doch daß es brennt, jo sei isch wöhr, 
Chumm lös, i säg der s lis ins Ohr: 

„Zwei Herzli brenne liechterlöh 
Und säge zsämme Fiiriö!'* 

Do chönnt me lang Zit lösche drä, 

’s fieng immer wider vörnen ä. 



Digitized by Google 




30 



Da liebi Zit, lont’s brenne halt; 

E Teil Mol wird’s vo selber chalt! 

Doch das wära mer nit hoffe hüt 
Vo unsre liebe Hocbzitslüt. 

Nei, nei, mi Wünsch li hüte sait: 
..Brenn’s bin ich bis in d’Ewigkeit!“ 
Demo isch’s gwlß, i mach e Wett, 

Zue jeder Zit bin ich gär nett. 

Und wenn er schließlich nö wänt neh 
E guete Rot; de will i ge: 

„E jedes lueg vor allem Ding 
Wie’s 's ander in der Himmel bring!“ 



23. So recht! 

E Chnecht, de an kei Gott glaubt het, 
Nimmt, wil ehm ’s Lebe sür gsl iscb, 
Sim Herr e Hälsig frech und frisch. 

Er göht in Stall und hängt sich dort. 
0 weh, dö mueß der Meister cbö; 

De luegt und stünt und sait dernö : 

„Du dumme Mensch! Jetz hän i di! 

E Hälsig hesch mer gstöhle, gel? 

Doffir verhau i der jetz ’s Fell! 



Digitized by Google 




Und doppelt nrnesch e Ströf no hä, 
Damit de der nit unklar bisch, 

Daß sich erhänge gottlos isch l u 

Druf baut er ehn ganz jämmerlich; 
Demo erst het er’n übe gnö 
Und schickt ehn mit’rne Tritt dervö. 

De lauft, so weidli as er cbä. 

Und’s hänge het er bllbe lö 

Vor Angst, ’s möebt wider e so chö! 




24. Vom schnelle Radler. 

.Hei, hüte lauft’s! ’s iscb Wäger scbäd 
Daß i nüt bösget hä, 

So denkt e Radler uf sim Rad 
Im Eisiß nebedrü, 

Denn d’schnellsti Polizei chönnt nit 
Ml uf der Landstroß kriege hüt.“ 

„Möcht’s doch probiere I Lueg mer au, 
Wie gschickt chunnt’s mer doch gll : 
Dort lauft jo grüd e Bürefrau; 

Die muefi mer ghänslet sl ! 

I fitz si mit dem Stöckli dö, 

Dno cba si tni verchklge jo. 14 




32 



De Spitzbueb sait’s und rast im Schweiß 
Bl selre Frau verbei 
Und längt 1 hre mit sim Rietli eis 
Und frogt, ob’s ägnOkm sei? 

„Du freche Lump, saifc d’Frau hint’no ; 
Vergelt’s Gott! D’Ströf wird scho no chö! u 

Mi Radler rennt dervö und lacht. 

Wart, ’s lache hört ball uf! 

Hesch ohni Wirt di Rechnig gmacht, 

Do freut bereits sich druf, 

Di au go z'hänsle und eis z’gO 
Wie du der Frau! Villicht no müh! 

Sihsch dort, de chunnscli jetz gli dorthi, 

E Wäge stöht am Weg 
Und öbe druf, de merksch es gli, 

E Bur; dö nimmt di zwOg! 

Do het’s wohl gsOh, so nimm i ä, 

Er isch jo selre Frau ihr Mä! 

Er schöpft gräd Gülle üs em Faß. 

Jetz räst rni Rädler ä! 

Der Bür schwingt d’Schuepte: pÜetternaß 
Wird Stroß und Räd und Mä! 

Der Liebgott schickt doch grftsli schnell 
Si Polizei; gel, Burschli, gell 




Digitized by Google 




25. Der Mond und der Sehne. 

Wäs isch, Höit Mond, i glaub jo schier, 
Du 1 rausch di nit recht üse 
Dort Ü3 dlrn wolkige Revier, 

Es briieht dir gär nit z’grüse ! 

Di blendet gwlß der SchnO doch nit, 

Wo uf der Erde dunte lit V 

Jo, jö; ’s het Schnf*, so vil me mag; 
Doch i gang gern in’s Freie. 

Die ganzi Nacht und aili Täg 
Chä’s m inet wöge schneie! 

Wie 1 uegt doch d’Welt so siifer dri 
Und rein und wiß ; chönnt’s netter siV 

Vergiß, Herr Mond, d’Läterne nit, 

— d’Nachtwächter müen si träge — 

*s wird Alles, wo dl Strähl druf lit, 

Gär fridlicb, nit zuem säge; 

Drum weidli chumm und mach nit lang 
Und thue nit sö, as wär’s der bang! 




H. Vortiscb, Alom. Gedichte, 



3 




u 



26. Sprüch in’s Stammbuech. 

a. 

De weiscb, im Himmel döbe schribt 
Me Alles uf, wäs me do tribt; 

Drum was de thnesch und denkseh und sinnseh,. 
Daß de’s in Gottes Näm’ beginnsch! 

Daß unter jede Bricht vo dir 
Dl Näme setze chäsch derfflr! 

Für wäs me nit cbä selber stob, 

Das miieß me wahrli bllbe 16 ! 

h. 

E guet Rezept isch öbbis wert 
Und bsunders dem, wo eis begehrt; 

Und isch es guet iTir Bei und Mark, 

Heuscht unsereins derfür fünf Mark! 

Doch dir, vvil dü\s bisch, vvill i's wohl 
Umsust verschrlbe 110 das Mol. 

Nimm jede Tag am Mörge stramm 
Vom Lowezähn drei Kilogramm; 

Vom Pfeffer briichseh nit gär so vil 
Und chunnsch mit w T 0nig scho an’s Zll! 

Halt aU’wll Augetrost paiät, 

Es chunnt der z’guet und isch nit schäd t 
Und wotsch in guetem Gruch au stdh, 

Loß ! s ROsew r asser nie üsgöh! 

Für Herz und Hirn isch d’besti Spis 
's c h a 1 1 Wasser, Aber literwis 



Digitized by Google 




35 



Göbt nbbe ’möl di Hottnig vis, 

So pflanz e Tännli vor di Hüs, 

Däs grüent der immer, wenn de witt 
Zuer Winters- und zuer Summerszit! 

Bisch schwach, so daß e jede Wind 
Di um wirft, ei, so mach der g3chwind 
E Eichlekaffi, und dernö 
Wirsch stärk wie d’Eiche nö und nö! 

Und für di SchätzÜ, fromm und treu, 
Cboehseh Suppe ns StOrnblüemli-Heu! 
Hesch öbbe Heim- und Herzliwäh, 

So mach vo S t iefmüetterli e The! 
Denk au an mi bi dere Gschicht 
Und iß z6h Lot Vergißmeinnicht! 
Doch wird der, das z’ befolge, schwer, 

So nimm e Blrkerueie her! 




27. Der Tag und d'Nacht. 

Wer güggeiet denn scho so früeh 
Do äbe in mi Wlsethäl? 

E goldig Lockechöpfli isch’s 
Und süfer gwäsehe wie im Strähl 
Vom hellste Quell im Schwärzwaid näum’, 
Wö’s Schatte het vo Gstrüch und Bäum. 



Digitized by Google 




36 



„Grüeß Gott! so rüeft mer ’s Chindli zue, 

1 bt ne heiters Gschöpfli, gel? 

1 bi der Täg und will ich jetz 

^ ' A 

Zuer Arbet luchte gärn und schnell, 

Mi Maetter zwür, die schwärzi Nacht, 

Het fiber mi Pressiere glacht, 

Und zue mer gsait: „Schlöf numine üs, 

De ebunnscb no lang de Lüte recht: 

Die hän vil lieber ini as di, 

Frög, wör de witt : Hörr, Magd und Chneeht, 
Dü machsch ebne mir mit dim Ffir 
No heiß und kriegsch kei Dank derffir. 

Mi Müetterli isch halt scho alt, * . 
Verdrießlich oft und het im Gsicht 
Vil Runzle und drum allewll 
V, Schleier, schwärz und schwer vo Gwicht; 

Si hört nit guet, ehä chüm meh s£h 
lind chä nit weidli laufe meh. 

Doch isch’s mi Muetter und i will 
Si nit verleumde, 's tbat mer leid ; 

Ungattig wäger isch e Chind, 

Wö ihri Fehler öbbrem sait; 

Niir Liebs und Guets, nie Schlechts und Spott 
Vom Müetterli rae säge sott. 

Si meint’s jo guet und gönnt de Ltit 
Ihr Rueh und Schlöf und d’Stilli au 



Digitized by Google 




37 



Und schickt Ihr Chnecht, der Mond, vorüs 
Mit der LatOrne, zündet gnau 
Uf Ihrem Wog jod’s StOrnli fl, 

Daß d’Menscbe hän ihr Gfalle drfl! 

Doch gel, dfls gisch raer einwOg zue, 
l bi halt doch möh eure Mfl! 

Wfls meinsch, wenn’s immer war nur Nacht, 
Wie vvottet ehr au d’Arbefc hfl? 

Der Schlöf isch guet, doch Orst dernö, 

We me am Tflg si Sach het thö! 

Drum will i mi, so schnell i chfl, 

Au spüte jetz und witers göh; 

Denn ’s Wisethfll isch nit ellei, 

Es sin no andri Lander dö! 

Schaff fiißig hüt, i lueg mänggmöl 
Und grüeß mer ’s Meili, gel! Lob wohl!“ 



28. Aprilewetter. 

Der erst April het hüt si Tanz, 
Verleugnet het er’s nit! 

Stürm häm mer cba und Sunneglanz 
Und Alles, was de witt. 

Der Früeblig isch jo frilig dö, 

Doch der April f'rogt nüt dernö! 



Digitized by Google 




— 38 — 

Er macht, wäs er will, allewil, 

Er bet e trutz’ge Chopf; 

Ball schickt er is vom Hege zVil 
Und rißt am Blüetechnopf 
Mit chaltem Wind, und ball, wer weiß, 
Schickt er is wider d’Sunne /heiß, 

Jetz ehracht's und blitzt’ s am Himmelszelt 
Und ’s wird eim angst und bang, 

Bali Schläge d’Schlöße uf im Feld, 

Doch wäger dürt’s nit lang. 

Dnd gügglet d’Sunne wider dri 
Und mölt e Rßgeboge hl. 

Im Lebe göht’s gräd au so zue, 

’s git Stürm und Lldenszit, 

Dn6 schenkt der Liebgott wider Rueh 
Und neui Freud dermit. 

Denn uf der bos April wird jö 
Ganz gwiß der Mai und Frttehlig chö. 



29. ’s Wisethäl. 

Wie isch’s so schon im Wisethäl, 

’s isch Alles grüen und ntit isch kahl, 
Uf alle Berge Tanne wald 
Und an der Wisa dunte 
De Vogel i ihr Lied erschallt, 

As war Ihr Glück dö gfunde ! 



Digitized by Google 




39 



’s iseh alles grüen und nüt iseh kahl. 
Wie iseh ’s so schon im Wisethal! 

Und d’Röbe stöhn am Abhang hör 
In Reih und Glld gräd wie ne Hör, 
Und weiht e rechti Früehligsluft 
Vo alle Börgen äbe, 

50 füllt sich ’s Thäl mit finem Duft 
Vo B tuest und Hönigwäbe. 

Es duftet prächtig überall, 

Wie iseh ’s so schon im Wisethal! 

Und d’ Vogel mache groß Konzört, 
■Ganz umesunst, ’s iseh wohl der wert! 

51 singe scho am Mörge früeb 
Und jübie bis spöt z’Obe, 

As hätte si kei Sorg und Müeh 
Und z’danke mir und z’löbe. 

Si hän’s halt guet und hän kei Quäl, 
Wie iseh ’s so schon im Wlsethäl! 

Und d’Lüt, jä nu, si sin wohl nit 
Wie d’Vdgel sörglos jeder Zit, 

Doch 1 liege si gär frisch in d’Welt 
Hän stärki Händ zuem Schaffe, 

Me slht si flilMg uf ein Feld 
Und selten umegaffe! 

Drum grötet d’Ärbet überall. 

Wie iseh ’s so schon im Wisethal! 



Digitized by Google 




40 



Und Blueme bet’s ; nei, lneg mir hi r 
Vergißmeinnicht und, ’s wird nit sl, 
Maiglöckli, Vei’li, Tülipä, 

Es isch wien im e Märli, 

Und stöht e Maidli nöbedrä, 

So gheht’s ehne uf’s Hurli! 

Drum bhüet di Gott vör Leid und Quäl 
Mi Heimetland, mi Wlsetbäl. 

Und bin i furt, mäg’s sl, wö’s will, 
Bllb i nit lang vergnliegt und still, 

Slg’s in der Schwiz am blaue Se, 

Sig’s förn in andre Länder, 

Am Ostsöstrand, i hä’s jo gsefa, 

Es blibt derbi, wäs wänt-er: 

Kei Land beschint der Sunnesträbl 
So fründlich wie halt ’s Wlsethäl ! 



30. Vom Hexebrünniibänkli im 

Rotler-Wald. 

[Aus der Serie: „Was iner d’Wise verzollt“, Nr. 5.} 

Wie gsait, wenn i halt wisse will 
Grad öbbis vo der Gegnig nttunT, 

So setz i mi an d’Wise still 
ln Schatte vo de W niebäum. 



Digitized by Google 




41 



Und isch mi Wise busper gräd, 

50 hefc si mer e Gschicht parat; 

Oft bet si au im Oböpfli Trutz 
Und alles Flöge iseh nttt nutz! 

Mängg Maidli isch au gnau e so 
Und will’s oft gern druf ächö lö, 

Wer fester blibt, ös öder ’s ander; 
Mänggs het si Trutz so blnenander, 

Daß es sogär bl Glögeheit 
Slm MUetterli no öröbheit sait! 

Das isch recht gottlos, öhni Söge, 

I säg’s de Maidli jetz derwege; 

Mi Wise isch nit ganz e sö, 

51 will halt nur görn dort und dö 

E bitzli gschmeichlet si! — Si lacht 
Ml seho verschmitzt jetz a und macht 
Scho ’s Muli uf und göht druf i, 

E bitzli mi Verzeller z’si! 

„Säg, frög i dö, du bisch scho alt 
Und chennsch mer gwiß im Rotier- Wald 
E Gögnig, wö ’ne höhle Stei 
Vor Zite gsi isch ganz ellei 
Und einsam und wö hüte nö, 

— Der Närne sihsch uf Charte stöh — 
Halt ’s Hexebrünnlibänkli heißt. 

Und w&s me dö dervö no weißt, 

Das möcht i wisse! Gib mer Bricht, 
i war der dankbar iur die Gschicht !** 



Digitized by Google 




42 



Und d’Wlge bsinnt sich churzi Zit 
Und sait dernö: „Nu guet! Es lit 
ln döre Gschicht vll tiefe Sinn 
Und ’s isch mängg Cbornli Wöhrbet drinn! 

Vör tusig Jöhr isch’s öbbe gsl, 

Dö chunnt \\s fremdem Land dohi 
in 's Wisethäl en t\rmi Frau, 

.-i 

Ihr Aug isch grüen, ihr Hör isch grau, 

Ihr Blick isch finster und bucklig d’Gstalt, 

D’Händ spindeldürr und ’s Gsicht isch alt! 

* 

Ihr Ohleid zerlumpt, kei Strumpf, kei Schueh, 
Si het am Seil e mägri Chile 
Und uf der Achsle, unscheniert, 

E schwarze Krabb si mit sich füehrt 
Und schließlich gumpt hre Satz für Satz 
No hintedri e wildi Chatz. 

50 zieht si dö an mir verbei 

Und het bi jödem Schritt e Gscbrei 
AI i t Krabb und Chatz und ihrer Chue, 

Und geht im Rotier- Wald dort zue 
Und baut sich nö am gliche Täg 
Nöch bi der Höchströß e Verschlag 
Us Gstrüch und Zwig und Stei und Ast; 

Das git der Hex ihr gräulich Nest ! 

51 haltet ebe dö an Hüs 

Im tiefe Wald Tag i und üs 
Alit ihre Tiere r. Wit und breit 
llän’s Häs und Reh und Vdgli gscheut 



Digitized by Google 




43 



Und d’Mensche au, es isch z’verstöh: 

Wer wott denn zuen ’re Hex au gdh ! 

Jo sicher, ’s isch e Hexli gsi, 

Kei schöner i wird z’finde si. 

Am Tag, dö het si nit vil gmacht, 

Do het si gschlöfe, doch bi Nacht 
Isch si dervö in Stall und Hus 
In d’Dßrfer, und het Schreck und Grus 
Vil mit sich brocht zue alle Lüt, 

Wö gottlos gsi sin und dermit, 

Sich gforchtet bän vor Hex und Geister! 
Denn über das sin die nur Meister, 

Wo Gott vertraue und derbl 
Au wisse, dab me wohl brücht. si 
Kei Forcbtibutz, wil allibott 
Eim bistoht wahrli der lieb Gott. 

Denn Hexe gii’s mir, liebe M&, 

Für sön’gi Lüt, die glaube drä ! 

Und wer an Hexe förmlich glaubt, 

Dem isch au gli der Frlde graubt, 

De sibt bim Unglück, Not und Weh 
Schier nüt as Hexereie meh ! 

Und sön’gi Lüt sin übel drä, 

’s git Strit so licht bi Frau und Mä; 
Der Unglaub, däs isch d’Hex elei: 

Wo Glaube isch, dö isch me frei 
Und wöhlgemuet und freudevoll 
Hi Allem, was me schaffe soll! 



Digitized by Google 




44 



Na guet; i b& jo vorig au 
Zwär selber gsait, die alti Frau. 

Si sei e Hex! Das isch z’verstöh, 

Mer wän der Sach uf d’Wöbrhet göh 
Und d’Löbesgsohicht e bitzli gnau 

A 

Aluege vo der alte Frau. 

Mi Cbäterli, sö bet si gheiße, 

Isch vvägerli scho lang uf Reise; 

50 öbbe sit em driß’gste Jobr 

Zieht si dürch’s Land mit Not und Gföfar; 
Denn wö si sich het niderglö, 

Sin bosi Menschen äne chö 
Und hän si wider furtspediert; 

Bi uns örst het me sich geniert 

51 go z’vertribe Schritt für Schritt, 

Us wäs für Gründ, däs weiB i nit! 

In Ihre erste Lebesjöhre 
Het si ihr Vater scho verlöre 
Und isch as einzig Chind dernö 
Bl ihrer Muetter bllbe. — D6 
Het si’s wöhl guet chä, wie nie sait, 

Denn ’s Cbäterli isch d’einz’gi Freud 
Der Muetter gsi; ’s het dorfe mache, 

W&s welle het: die dümmste Sache! 

Denn d’Muetfcer bet dem Trntzchopf jo 
Allwll der eige Wille glö 
Und immer ’s Finst nur z’esse gö 
Und amel gsait: „Ehr werdet seh. 



Digitized by Google 




45 



's wird’s spoter nit so guet meh hä, 

Drum sig’s mer jetz nit übel drä, 

Solang 1 dö bl! u — Doch bim Blitz, 

Bi sö nere Erzieh ig git’s 

Nüt Guets! Si isch total verchehrt: 

Däs Maidli het nit Folge giöbrt! 

Und wör im Lebe nit Folge ehä, 

Isch allewlle übel drä! 

0 Eitre, ziehnt doch d’Chinder recht, 
Vergeltig und der Dank isch schlecht, 

Wenn ehr de Chinder lont ihr Trutz 
Und Eigewi Ile, ’s wird nüt nutz! 

Und Chinder, folget und trotzet nit, 

Es chunnt ich z'gnet in spotrer Zit! 

Het’s Chäterli, du liebi Zit, 

Gräd öbbis welle, und d’Muetter nit, 

So het’s es immer gwiü durch Schreie 
Und Hule und Grine und Stampfe und Speie 
Doch düredruekt; und ’s isch z'verstöh, 

Sö isch si schlecht Charakter chö. 

% 

Und wö si Muetter töfc isch gsi, 

Het’s in de Hüser hör und hi 

Au gräd so gstampft und gmeint, me chä 

Nür sö befehle, dnö müeÜ me’s hä! 

D ? Lüt schüttle d’Chöpf und säge nö : 
„Chäterli, das göht nit e sö!* 4 
Und ’s Chäterli wird wüetig gli, 

Nimmt Sack und Pack und sait derbi : 



Digitized by Google 




— 46 — 

r I will mi eigne Meister si! 

I gang dervö mit Chatz und Chue 
Und mit mim schwärze Krabb derzue!* 

Und sö isch’s furt, und so isch’s chd 
In’s Wisetbäl nach Rotle dö; 

’s het d'Lüt do ghabt und d’Tierü plogt 
Und nit no Gott und Mensche gfrogt 
Und Frld’ und Freud het's niemöls ghä 
Und isch doch selber Schuld gsl drä! 

Wo’s Chäterli im Wald het gbä 
Si Hütte, het gli nöbedrä 
E Brünnli gär guet Wasser ge, 

‘s isch frisch gs\ wie sust niene raeh; 

Doch ’s Chäterli het d’Näse grümptt 
Und, wie’s si Bruch gsl isch, nur gsebimpft 
Und gfluecht, wenn’s isch zuein Brünnli chö; 
Und ’s macht s Jöbr üs und \ e so! 

„Im Chäterli iseh's wäger z’wöhl, 

Sait dö der Liebgott au ein öl, 

Nur schimpfe thuet’s; für Spis und Trank 
Het’s mer no nie brocht Löb und Dank ! 
Gang, Engeli, in Rotier* Wald 
Und nimm e Schufeli und bbalt 
Mer dö das Gütterli bräv uf, 

Verhei mer’s nit! — und grab mer draf 
E Loch bim Brünnli dort und thue 
Däs Säftli dri und mach’s dnö zue!“ 



Digitized by Google 




47 



Cb Um het er’s nö mim Engeli gsait, 

Legt ’s d’Schüehli ä und ’s Arbetsehleid, 
Nimmt ’s Gtitterli und d’Schüfle halt 
Und g6ht dermit zuem Rotler-Wald 
Und macht si Sächli in aller Rneli 
Und Üiegt dno wider im Himmel zue. 

Du liebe Zit, wö z’Öbe spot 
Jetz ’s Chäterli an’s Brünnli goht 
Und trinke wott . . . do macht’s e Gsicbt*. 
Gräd as ob’s Galle hält* und d’Gicht, 

Es speit und hustet, wird rot und blau, 

’s bet ihrer Lebtig nie e Frau 
So gfiuecht und grast! So bitter schlecht 
Isch ’s Wasser gsi ! — Und selb Nächt 
Het ’s Chäterli vor Weh und Wunde 
Kei Schlot und Rueli und Trost mOh gfunde ! 
’s het’s bisse lmlt in Mul und Mäge, 

Kei Wortli het’s rneli chönne säge! 

Es isch ehm gange wie andre meh, 

WO es ’hne bittri Wort het ge; 

’s het drüber nodenkt, ’s het’s bereut 
Und ’s isch wurde wahrli leid; 

Doch z’spot! Denn in der vierte Nacht 
Chunnt scho der Tod dehor und macht 
Ehm d’Auge zue! — Sei Brünnli g' lt 
No ’s bitter Wasser langi Zit, 

Bis es versigt isch, und derno 
Het me der Brunnstei wohl lö stob 



Digitized by Google 




4S 



Und d’Wanderslüt uf ihre Reise 
Hän's Hexebrünnlibänkli gheiße!“ 

Und d’Wise klatscht znem Schluß und End, 
Wie si’s irn Bruch bet, fest in d’Händ 
Und lacht und springt uf und dervö, 

Und i rlief lut ’hre hintenö: 

„I dank der au denn tüsig Mol; 

I chumm ball wider!. Gott bhliet di wohl!“ 



31. Z’Obe. 

Uf em Kirchtürm in der Stadt 
Schlftt’s gräd achti! — Vili Sache 
Hfm i z’thue ghä! Müed und matt 
Will i jetz Füröbe mache 
Und sitz in mi Häselhürst 
Und lösch üs mim Chrueg der Durst! 

Tn mim Gärtli isch’s halt nett, 

Still und ruehig öhni Gliche; 

Daß ’s doch j£der e so hätt, 

Gsundi, Chranki, d’Arme, d’Riche ! 
Denk wohl, alli wäre su, 

Grad wien ich, vergnüegt und froh! 

Nöch verbei bira Hüsel füehrt 
Nö nem nächste Dorf e Gässli, 



Digitized by Google 




49 



Niemeds slfafc mi: unscheniert 

Hör i so mängg Gsprocb und Gspäßli 

Vo de Lüt, vo Groß und Ohlei, 

\ iseh oft vil und mänggerlei! 

Sin gräd öbbe Maidli dö, 

Schwätze si vo ihre Sache, 

^Zerst vom Schatz, ’s iseh jo z* versteh, 

— Horsch si, wie si listig lache? 

Dnö vom Geld und Chleid; 6 wöb, 

’s will kei End mit Schwätze neb. 

Chönime Bursche, liebi Zit, 

Nu, was wOrde die denn säge? 

Was der Meister LShnig git, 

Wäs si Alles müen ertrage! 

Wer si lieb hän und wOr nit. 

Schwätze halt, du liebi Zit! 

Slder stopf i mit Tubak 
■’s Pfifli — ’s stammt üs Kopehäge — 
Läng e Strich holz üs em Sack 
Und steck dnö mit Wöhlbehäge 
Halt mi gmtietlich Pfitii ä, 

Daß i Wulke mache chä! 

Bi mer schlöft mi Hündli fest, 

Wenn au d’Spatze lut krakchle! 

A 

So ne Obestund iseh $ best 

U. Vortiach, Aiero, Gedichte. 4 



Digitized by Google 




50 



Doch vom Tilg ! Wenn nur nit fehle' 
Häselhürst und Ohrueg und Rueh 
Und e Pfifli nö derzue! 




32. D’DorfCihr. 

Letzthi, ’s isch gür nit wit vo dev 
Bin i au in e D^rfli chö, 

Und wil rai Uhr isch blibe stöh. 

So fr6g i bim e Burger nö: 

T l hün an Eurer Kirche dort- 
Kei Uhr gseh! Git’s düs nit? 

Hän d’Zite bin ich denn ufgbort? 
Wohl chüm! Was isch für Zit ? u 
De Bürger luegt as fremde Md 
Mi wie vom Himmel gfallen a: 

„Mir brache doch kei Uhr dort z’hü, 
ITZit wisse raer e so ; 

Am Mörge luegt me ’s Pftirrlms d, 
Ob’s raucht am Chemi du. 

Und z’Mittagesse thüen mer halt, 
Wenn’s kocht isch, liebe Zit; 

Am vieri pfift's dort hinter’ m Wald, 
Wil’s dort Fabrike git! 

A 

Und z’Obe merkt men an der Nacht,.. 
Ob d’Zit zuer Rueh isch cbo; 



Digitized by Google 




51 



Am Sunntig irüeh me Kirchgang macht, 
Wenn’s lütet nö und nö; 

Der Pfftrrer isch e Mft vo Gmüet, 

’s chunnt nit so gnau druf ft, 

Isch er vom andre Tftg no müed, 

Fangt d’PrCdig spoter ft. 



33. D’Pfalz in Basel. 

Hftn i z’Bftsel frei* Zit, 

Weiß nit recht wo ftne mit, 

Gang i g£rn in d’Stadt uf d’Walz. 
Und derbi uf d’Münsterpfalz, 

’s Iftde Bftnkli dort zuer Rueh, 
Schattig iseh’s und nett derzue. 

Unte rüscbt der grüeni Rhl, 
Dreiht sich wie ne Schlang derbi, 
Denn er zeigt uf Llb und Schwanz, 
Gern e wiße Schuppeglanz, 

Drüllt sich, druckt sich hör und hi; 
’s dunkt eim gf&hrlich schier derbi ! 

D’ Welle schieße nur so ft; 

„Hinte weg und vorne drft, u 
Spile si gär fröh und gschwind 
Wien im Ohls dö Chind mit Chind, 



Digitized by Google 




— 52 — 

Schwatze münggerlei derbl, 

Lärme, as ob’s müeßt so sl! 

L T nd wie lieb han i der Rhi, 
Usunders, schint no d’Sunne dri. 
Dütsche Rhi, so schon und grob, 

Stark isch d'mer Muetter Schob! 
Chennsch si nö? Wie siht si li sV 
Uf em öotthiYrdt stöbt ihr Hits! 

Und was bet si der zuem Gleit 
Für di Löbeswög denn gsait V 
Heseh’s vergesse, Wildfang, gel? 

Lös, i säg der’s jetz no schnell ; 
„Bbüet di Gott! Lneg uf der Weg! 
Folg dini Gwisse! Sei nit trag! 

Lauf mer jetz und denk mer drä, 
Fang nit dummi Sachen ä! 

Gang nit Tiber s Ufergllind, 

Läng nit drüber mit de Hand 
Und stibitz de Löte nttt, 

Wenn’s der au am Weg gräd lit. tt 

Schdni Pfalz am Münster dö, 

Vlli siht me äne ckö, 

Bschaue d’Stadt, der Rhi und ’s Land, 
Zeige öbbe mit der Hand 
Ufe zuer Ohriscböne hi. 

Flöge, ob’s dort schon mftg si. 



Digitized by Google 




„Wabrli, säg i und stand uf, 
Gobnt womöglich büt no drnfl 
Hänt en Usblick, niene mäh 
OhÖnnet ehrs so prächtig säh! 

Witers säg i nüt dervö, 

's Gscheidt’ste isch doch selber z’göh 

Und so isch’s mer jeder Zit; 
Wenn’s e frei! Stund gräd git 
Z’Bäsel, gang i weidli zruck 
Uf der „Rhisprung“ bi der Bruck, 
Sitz dort uf e Bank und schnalz, 

Dab i dö bi uf der Pfalz. 




34. D’Chrischone. 

Uf ’rne Bärgli stöht e Kirchli 
Und bim Kirchli stand i gern, 
Denn me sibt uf alle Site 
Städt und Dörfer, nöeh und fern. 

Z'hinterst stobn die höchen Alpe 
Wie ne Ghug für grübi Weid, 
Vorne drä sin grüeni Hügel : 
Lämmli, die sich äne gleit. 




Und der Rhi chunnt still und llslig, 

Tränkt die Sehofli immer frisch, 

Singt ebne e Schwizerliedii, 

Wenn’s ehm gräd so ebummlig isch. 

Rechts dernöbe stöbt der Jura, 

Felsig, mattig, wie’s halt chunnt; 

Dö drä schließe sich d’Vogese 
Mit em Eisiß tief im Grund. 

Jetz der Sebw&rzwald! Liebe Schwärzwald, 
Du bisch doch der schonst, i mein : 

Dunkli Wälder, geli Felder 

Hesch und Städt und Bäch und Rain. 

Dort der Feldberg, Belche, Blaue, 

Burgle und dö ’s Roller-Schloß, 

Aili Börg hän starki Rucke 
Wien im Bur si gattigst Roß! 

St. Chrischöne, St. Cb risch öne, 

Dü beschs guet, dort öbe zYi, 

Sihsch uf d’halbi firden äbe 
Und hesch brävi Lüt derbi. 

Und drnm chün i’s au begriffe, 

Wäs si gschribe bän an’s Hüs: 

«Alles, wäs het Luft und Odem, 

Löb der HErr, Tag i und üs! tt 




55 



35. E Sunneschinli. 

I weiß nit, was i säge soll, 

’s isch Alles büt so wundervoll; 

A j 

Us Sunneschin scbtnt Alles zsi, 

Sowit i üs mim Fenster s\h. 

Fs zittret d’Lnft vor luter Liecht 
Und d’Vogli pfiffe bell 
Und ’s Grasli glänzt, vom Morge füecht, 
Und d’Bächli hüpfe schnell. 

Und doch isch’s Winter vvährli nö, 

Der Früeblig isch jo nönig do. 

Er stöht erst duße vör em Thur 
Und ioßt efangs si Sftngerehör 
Mit Gloria singe, daß er chunnt, 

Und d’H^rold schickt er üs, 

Die erste Blüemli, fin und bunt, 

Die schmück’n ehm gern si Hus. 

A 

O, wenn no hat t an allen End 
Der Winter fttehrt si Regiment 
Und d’Sunne chunnt: dernö, derno 
Vor Freude chä me clmm möh st (3h, 

Dnd mueß me ftirt in Berg und Thai, 
ln Wald und d’W'ise göh. 

Und warme sich am Snnnesträhl, 

Denn Alles macht’s e so! 



Digitized by Google 




56 



Jö, jo, du liebe Sunnescbin, 

So klär und hell, so rein und ftn, 

Wäs bringsch nit dü lur Herrlichkeit,. 
An dir bet all! Welt, ihr Freud; 

0, daß i doch, lieb Gott, i bitt, 

Für d’Gegnig um mi her 
Und alle Ltit au jederzit 
E Sunnesehlnli war. 



&S2 

36. En Obespaziergang. 

Wie bin i froh: 

Der Mond will cbo, 

Drum will i göh 
No uf der Hüenerberg. 

E helli Nacht! 

Wie still und sacht! 

Kei Vogli wacht 
No nbbe in de Zwig. 

Me hört und find't 
Nur sanfte Wind, 

Er duslet lind 

Durch Gstrueh und Busch und Baum» 



Digitized by Google 




57 



Und wit und breit« 

Wo grüeni Weid 
Bl Tag eim freut, 

Ligt d’Nacht und d’ Finsternis! 

Doch stöbt ei Feld, 

Mit Blueme bstellt : 

Dort 's Himmelszelt 
Mit BtörneblüemJi drin. 

I freu mi drä, 

Solang i chä, 

Und chumm so ä 
Bin» Hüsli z allerhöchst. 

Jetz sihn i’s Tbäl! 

Dö blitzt e Strahl 
Und dort e Strahl 
Wohl vom e Liechtli uf. 

Selbst Basel nö 
Fern sibt me stob; 

So liechterlöh 
Isch wäger drüber d’Luft. 

Der Mond schint jö 
Jetz nö und nö 
Au füre z’chö ; 

Wie hell wird’s überall! 



Digitized by Google 




58 



Au 5 s Thftl wird hell! 
üf alli Fäll 
Jsch seli Stell 

D’Stadt Lorrech, wit im Kreis. 

Wie’s still doch isch! 

Kei Lut, kei Grüsch! 

Cbüm an de Büsch 
E BlUttli zittre m&g. 

Do tont vo fern 
Wie üs de Stern 
E Glöckli. — Gern 
Bet i jetz mit ehm still! 

Gott bbüet is spot 
Und früeh vor Not, 

Und schick si Bot, 

Si Engel, uns zuem Schutz! 



37. Im Spötlig. 

Ei Blüemli stobt no dort im Feld! 
Sust het der Spotlig Alles jö 
Igheimst, und rings isch d’ganzi Welt 
Verödet, wo me hi rnäg göh! 



Digitized by Google 




59 



E Blättli, göl und rot, no hängt 
Wöhl Öbben am en Ast; 

Do chunnt der Wind — i hä mer 1 * denkt — 
Und het’s im Nü erfaßt. 

Lneg, wie’s dort wirblet in der Luft! 

Es git scblnt’s kei Erbärme möh; 

mueß Alles furt: der Blüeteduft, 

Die grüene Zwlg möen halt, o wöh, 

Eweg, und was der Früeblig het 
Und Summer gschaffe nö, 

So schon und färbig, rieh und nett, 

’s verweiht und mueß vergeh! 

DA tiiegt e Spätzli zue mer hör: 

„Wäg isch denn mit der, arme Tropf V 
“Gel, ’s Löhe wird der zimli schwer? 

De tindach und kriegsch nüt für di Chropf! 
Doch weiscli, di chenn i z’guet vi Hiebt, 

Mit dir iseh’s nit gll üs, 

Du bisch nit schnell, dfs nit äficht, 

Go z’nöb in HAf und Hüs!* 

D’Frau Amsle chunnt; was die mer sait. 
Das gfallt mer besser, leugne’* nit: 

„Vll Fuetter isch zvvör nit üsgstreut, 

Me het si liebi Not dermit; 

Doch krieg i’s immer, sei is gwiß, 

Der Liebgott sorgt für ml, 

Drum sing i au görn zue sim Piis, 

Er soll mi Vater sl! Ä 



Digitized by Google 




— GO — 

Jetz gang i au zuera Blüemli hl, 

Wo uf em Feld ellei no stöht. 

„Wie gobt’s der denn? Luegsch fründlich Jn, 
As gspürtisch nit wie Andri Not!“ 

„He, sait mer’s Blüemli, lacht derzue, 

Hä’s lang Zit guet jetz ghä, 

Wäs soll i grine? Hä jetz Rueh 
Und lueg mer d’Gögnig ä! 

Und denk mer, ’s göht jo gär nit lang, 

Dnö scblöf i und bl nümme dö. 

Doch wird au ball mit lisem Gang 
Der Früehlig zue mer äne chö, 

Und mer an's Thür H pöpperle druf 
Und rüefe: d’Zit isch dö! 

Hö, Blüemli, wach mer weidli uf, 

L bl der Früehlig jö! 

Dnö lög i’s Snnntigshemli ä 
Und ’s Rockli, grüen mit Bsatz vo Gold, 

Und au mi Mänteli, wön i hä, 

Und güggele denn schon und hold 
Zuem Fenster äse wit in d’Welt 
Und lös und freu mi halt, 

Wie dö der Früehlig in sim Feld 
In’s Hörn blöst, daß es hallt!” 

Und mit em Blüemli balt’e au \. 

Mag Spotlig denn und Winter chö. 



Digitized by Google 




Gl 



Der Winter chä vergnüeglich si 
Und prächtig ’s Land verschneie 16; 

1 gib ehm’s zue! Und doch — i war 
Halt dankbar, daß einöl 
Der Frtiehlig ball, was od und 1er, 

Mit Färbe ubermöl ! 



38. Der Winter het kei Rueh 

jetz m§h! 

Der Winter het kei Euch jetz meh, 

Mit Sehlöfe isch’s verbei, 

Er schüttlet ’s Bett us und der Sehne 
Sin d’Föd’re, wiß und frei! 

Der Spotlig het scho langi Zit 
Ara Fnlpelz ume gmacht, 

Doch wem me halt im Schnärehle lit, 

Me nit so gli verwacht ! 

Der Winter het's wie jedes Chind: 

Weckt ’s d’Muetter früeh und gli, 

Legt sich's uf d’andri Site gschwind 
Und duslet no so hi. 

’s will halt nit ufstöh ! ’s isch so wärm 
Im Nestli und so nett. 



Digitized by Google 




62 



Zletzst nimmt' ’s si Mtietterli am Ärm^ 
ZiebUs selber üs em Bett! 

So hets der Spotlig denn au gm acht l 
D er Winter eblettret drüs 

Und schließlich het er selber glacht 
Und wischt sich d’ Augen üs! 

Jet/, freut er sich scho grfisli dra, 

Daß er ufgstanden isch, 

A 

Und rüstig an si Arbet cha, 

Sich gsund füehlt, .jung und frisch r 

Und schüttlet, wien i briehtet hü, 

Si Fedrebett jetz üs, 

Legt dnö si Chleid und Pelzrock a 
Und stöht as Herr vors Hüs! 

Und luegt die witi Welt sich ä 
Und sait so für sich hl: 

„Wart nür! I fang scho hüte ä, 

Wiß mueß raer Alles s'U“ 

Er rüeft de Mägd und pfifft de Chnecht: 
„An d Arbet! Vorwärts mit! 

Und niach’t ehr euri Sache schlecht, 

Dnö lueget, wüs es git! u 

Sö het er gsait, hä’s selber ghort ; 

Will seh, wie’s witer göht! 



Digitized by Google 




63 



Si biln bereits vil Sehne usglürt, 

Do het’s kei Gföhr und Net! 

Mir isch’s sehe recht, wenn’s äbe schneit,. 

Sovii es mag und chä, 

Doch d’ärmi Lüt, die thüen mer leid, 
Nehm Gott sich ihrer ä! 

Doch wtißt i selber näume wö, 

Daß öbber friert und ehrank, 

So wott i weidli zuen ehm goh 
Mit Holz und Spls und Trank ! 




39. Der Stürm. 

Herr Stürm, Herr Stürm, was isch denn aiv 
Du inachscli jo schreckliche Hadaul 
Gäb’s Polizist e in dlrn Land, 

So cbämscb in’s Hüsli churzer Hand; 

So alt und unklueg! Säg, wäs d’witt; 

Doch ’s Alter schützt vor Tbörbeit nitl 

I wög’s jo eburn z’verzelle n<3, 

Wie du di utfüehrsch dort und dö; 

Jetz chlopft er an mi Penstergläs 
Und bruttlet wien en alti Bäs, 

Daß er nit Ine chunnfc in’s Hüs: 

Dö wird emöl ganz gwiß nüt drüs! 



Digitized by Google 




(34 



Dnö blöst er, was er n uni me ehft, 

Der Rege an mi Hüsli a, 

Und rüttlet an de Lade her, 

As ob ehm ein im Weg grad war; 

Gang doch in d’Hiirst und fort in Wald, 
Und dort probier di Chraft und Gwalt! 

Doch ’s Folge het er niemöls glehrt, 

Er macht eim z’leid si Sach verchehrfc; 

Je mehr me sait, je arger wlrds, 

Je mehr me lost, je ärger klirrt’s, 

Er het kei Aug und Ohr derfiir, 

Er macht halt Alles z’hinterfür! 

Er rüttlet, schüttlet, rftst und rennt; 

Kei Rast und Rueb, kei ZU und End! 

Biegt bis an Böde d’Äst am Baum, 
Glichgültig, ob im Schlot und Traum 
Schö d’ Vogel i im Nestli sin! 

Er het derfur kei Gmüet und Sinn! 

I möcht gern scblöfe! Horsch mi ft? 

Und andri au, gli nebedrft ! 

Er lost halt nit, macht furt, wie’s göht! 

0 liebe Gott, het obber Not, 

Isch öbber chrank in dere Nacht. 

So schenk ehm Schlot und halt ehm Wacht ! 




Digitized by Google 




40. Am Mer. 

Wie isch doch ’s Mör unendlich wit! 
Me meint, es heb kei Zil und End 
Und st'ig in Himmel mit der Zit 
Dort, wit eweg am Horizont. 

Und d’Welle Schläge dö an Strand 
Und chömme hintrenander her 
Wie i'is der fernste Ewigkeit; 

Jö. wie unendlich wit isch's Mer! 

Dort siht me öbbis schwärz und chlei, 
E Fahne jetz, dernö e Mast, 

Dnö Segel, zletzst ganz grob und frei • 
E gwaltig Schiff, wo ndcher chunnt. 

Wie lustig blöst nit d’Segel uf 
E frische Wind, juhei, das lauft! 

Es stfirt wohl im e Häfe zue 
Und het in Schwede Wäre gehäuft. 

Jo wägerli, dort d’Fähne sait’s, 

E schwedisch Frachtschiff isch es jö, 

\s chunnt ndcher, und si Eädig trait’s 
An mir verbei und witer ziebt’s. 

Wohl, wohl, hüt z’Ube nö? 

Witt nit e wenig warte dö? 

Doch witer 111*$, es hört mi nit, 

’s will nö vör Nacht zuem Häfe cbö! 

H. Vortigch, Alena. Ciediehte. 




OG 



Leb wöbl, leb wohl, du stolzes Schiff, 
Du gfallsch mer, i vergib di nit ! 

Und ’s rüscht und ’s schümt am FelserifF 
No allewll und nimmt kei End, 

Und d’Move tliege drüber hl 
Und stoßen Abe schnell in d’Fluet 
Und böle sich ihr Obebrot, 

E Fischli, und es schmeckt ’hne guet. 

Und jetz göhi d’Sunne fürigröt 
Fern hinter’m Mer im Bettli zue, 

Wie Gold hängt sich’s an Kähn und Bot* 
An Wald und Wolke, überall. 

Und lang, bis über d’Mitternacht, 

Im Nörde glänzt e helle Saum, 

Schier bis der Mörge uferwacbt 
Us tiefem Schlöf und sanftem Traum. 

Jo Wäger li, ’s isch prächtig dö 
Am Mör, me luegt sich nit gll satt; 

Und doch und doch! ’s isch nit e s6 
Wie d'heim bin is im Wlsetbäl; 

Mir fehle d’Berg und d’Wlse fehlt 
Und unsri Spröch, und iscb’s wie’s Mer 
Au nit so gröbärtig bi uns, 

Isch’s heimelig doch, und dAs isch mehrt 




Digitized by Google 




— «7 — 



A 

41. En Obestund. 



Kei Sttlndli git’s im ganze Tftg, 
Wö heimelig me heiße mäg, 

As spot, wenn d’Sunne gsunken isch 



Und sich der Obe, chüehl und frisch, 
Vom Himmel rings uf d’Erde leit 
Und Rueh und Frlde äbestreut. 



Ml Ärbet hän i gwohnlich gmacht; 

Hä gsebafft und gschwitzt, hä ghult und glaeht, 
Hä Note ghä und Freud dernö, 

Wäs d’Ptiicht verlangt, däs bän i thö. 

Jetz sitz i vör mi Hüs uf d’Bank 
Und säg im liebe Gott mi Dank. 

I sih der Nöcbber gräd dort stöh. 

„Grüeß Gott, Hßrr Nöchber, wänt er ehö? 

E Gsprochli in der Obedrueh 
Thuet eim so guet; mer wän derzue 
E Pfifli näh; i bän im Sack 
No gnueg für beidi Rauchtuback. 

ihr Chinder, d’Muetter rüeft, gfjbnt nett, 

’s isch wahrli Zit, in euer Bett, 

Guet Nacht und schlöfet alli wohl! 

— Wie göht’s Härr Nöchber? Alli Möl 
Isch’s dö so fründlich, still und frisch. 

Wenn d’Sunne untergangen iscb. w 



Digitized by Google 




— 08 - 

Und d'Dunkelheit nimmt no mßh zue, 

Si het jetz allwßg grusli z’thue, 

Mit ihrem Schleier, schwarz und schwer, 
Zuez’decke Alles ringsumher, 

Was vörher in der Sunne klar 
Und hell gsi isch und offebär. 

Mangg Sünd und Schand verdeckt wöhl d’Nacht, 
Au mängge Schmerz, wo heimlich wacht, 

Miingg Thränli von’re arme Frau, 

Vo Waisechind und Witwen au, 

Nur eis nit, däs blibt immer frei, 

's isch’s Aug vom liebe Gott ellei! 

Das wacht und luegt und däs git Acht, 

Wfts jedes uf der Erde macht, 

Ob's au uf Gottes Wöge goht, 

Ob’s ohbe vö’re Sünd wohl stöht, 

Ob’s öbbe ihm si Schmerz und Leid, 

Am Bettli no bim Bete sait. 

Und d’Sternli luchte nö und no 
Und glänze bell und glitzre fr 6h : 

Der Mond chunnt au gär still und sacht 
Und legt si ganzi Marlipraeht 
Uf d’Bäum im Wald, uf Feld und Au 
Und schenkt si Glanz derzue im Thau. 

Und still wird s jetz rings wit und breit. 

Nur d’Grille pfife uf der Weid, 



Digitized by Google 




E Hiindli bellt, und ’s Wasser rnscht, 
E Flödermüs voriibre huscht; 

Liebgott, wach für is alli Stund 
Und mach mi Vater wider gsundl 



42. Grüess Gott. 

Grüeß Gott, dfts isch e lieblich Wort, 

’s paßt allewll an jedem Ort; 

Denn grüeßt ein Gott, so grüeßt er wohl 
Mit Lieb’ und Fride jedes Mol. 

W&3 che, der Guet und Gsnndheit si, 
Wenn der der Fride fehlt der bi V 
Was luegsch die scboni Welt denn üV 
Besch öhni Fride Gfalle dntV 

Wes nutzt der Lieb und Friindsehaft vil, 
Di Bruef, di Amt, di endlich Zil? 

Wenn Gott nit Frld und Freud der isch, 

Vo Hörze dnö z’bedüre bisch ! 

Drum chnrz und guet: Gott griieß di rech 
An helle Tag, in dunkle Nacht, 

JA, überall, bis me di het 
ln Fridhöf gleit in's chüeli Bett! 




70 



43. ’s Heimweh. 

I bä mer’s denkt, es gang mer so! 

Do hesch di Sach, mach, wäs de witt! 

Wäs brücbsch denn au in d’Fremdi z’göh, 

As ob’s deheim nit Alles git! 

detz grin i und i find kei Schlöf 
Und denk an mini Eltre zruck, 

An d’Gschwistrig, ’s Hündli, d’Chatz und Schöf 
An Papegei, an Fluß und Bruck, 

An d'Obstbäuni, und an d’Tannewald, 

An d’Röbe mit ein Hiisii drin, 

An Herbst dernö, an Alles halt, 

Wo je het gfreut mi Chindessinn. 

0 Müetterli, weisch, daß i jetz 
Lut hui und Heimweh nö der hä? 

’s isch Alles in der Fremd i letz ! 

Kei Muetteraug luegt je eim ä! 

0, war i nit so wit verirrt, 

J denk gwiß miner Lebtig drä! 

Gib Gott, daß i ball fröhlich wird 
Und heimchumm und dort blibe ebä. 




Digitized by Google 




71 



44. ’s Rotler-Schloss. 

Vo witera scho grtteßt. über&ll 
Eirn ’s Rotler-Schloß im Wlsetbäl ! 

Sibsch’s d$rt am End vom ßergwald stöh, 
Wie’s üsluegt wit in d’Weit, 

As üebt’s si Herrschaft htlte nö 
Streng über Stadt und Feld! 

’s hän jo vor Jöhre mit ein Schwert 
Und Spieß und Gwöbr und Gsind und Pferd 
Dort gwöhnt gär stärk i Rittersliit 
Und Alles z’eige gbä, 

Sowit as ’s Rotler-Klrcheglüt 
Me numme höre cbä! 

Jo wügerli, doch seli Zit, 

Daß ’s Ritter und au Räuber git, 

Und jede, wäs er numme will, 

Au immer mache chä, 

Die isch verbei, im Fride still 
Schafft hüt der Büremä. 

Und luegt er au im Thal eraöl 
Vom Feld zuem Schloß, so sait er wohl : 

„Es mueß eirn gräd nit Wunder näh, 

Daß d’Mftre sin verheit, 

Denn Chrieg und Strit thuet alle web, 
Bringt nüt as numme Leid. 



Digitized by Google 




Der Chrieg zerstört, der Fride baut 
Und schafft, daß me’s chtim z’säge traut 
Vor Angst, er möcht vorubre göh, 

Er schafft eim Frucht und Chörn, 

Loßt d’Splcher voll eim obere ho 
Und nimmt eim Sorg für morn ■ 

Der Sunnesehln, wo wärm und guet 
Mir bi der Arbet helfe timet, 

Luegt frllndlich zwör, doch glaub i wohl 
Wöhmüetig hie und da 
In s Rotler-Schloß, denn lör und höhl 
Sin d’Gmacher drum und drä. 

Der Röge sanft, wö jeder Eit 
Görn rnlne Felder z’trinke git, 

Wird wohl nit gern das bröcklig Gmür 
Abwäsche welle dort, 

Vil lieber no durch Thor und Thür 
Der Sturmwind d' Stube cbehrt! 

Me sait sogar, um d’Mitternacht, 

Heb dort e böse Geist si Wacht. 

Sei glaub i zwör gwiß lang no nit, 

Bis daß i ein hä gseh, 

Und wenn’s au dere Gattig git, 

Thüen si eim doch nit weh. 

Und trotz de Geister, Wind und Stürm 
Wö öbbe rüttle dort am Thurm, 




— Td - 

Isch’s mer e Freud doch allimöl, 
Wenn i dort ufe chä, 

Es wird mer heimelig und wohl, 
Wien i’s sust niene bä. 

Und wenn i zue de Lucke halt 
Im Gmür ehä über Berg und Wald 
Wit üse iuege, nei, i säg 
iscfa däs e währi Pracht, 

I chönnt dort stnne alli Täg 
Und träume alli Nacht. 

, A 

Und wenn örst zübe ns em Thal 
No mit em letzte Sunnesträhl 
Us alle Dörfer, nöch und fern, 

Es Betzit lütefc lis, 

So heb i d’Händ zuem Obestern 
Und säg Gott Dank und Prls! 




45. D’lmmli. 

Chumm, Schwester! i, und gib mer d’Hand» 

Mer wän dorthl zuem Blnestand; 

•# 

De brilchsch gwlb keini Ängste z'hä, 

Mer stellen is lls n öbedrä, 

Und iuege still de Immli zue, 

Dnö wörde si is gwlß nüt thue ! 



Digitized by Google 




74 



Sihseh dort, wö’s Thiirli offe stöbt, 

De gruttlig Hufe? — ’s iseh scho spöt 
Und jedes will vör Nacht wohl nö 

-A 

Zuem z Obe-Esse zitig chö 

Und dnö in’s Bett göh, daß es frisch 

ss 

Morn frtieh zuer Arbet busper isch, 

Nei, lueg die göle Hosli ft, 

Wo jedes trait ! ’s het jedes ghä 
F bsundre Fliß hüt z'Öbe nö 
Und keis het welle lör heimeböl 
Weisch au, vo wös so goide gßl 
Die Hosli sin? — Von» Blumemöhl! 

In jedem Blüemli, groß und chlei, 

Het Gott agmacht e Hönigbrei, 

Het göl und rötbrun Mehl drnfgstreut 
Und zue de chleine Tierli gsait: 

„Dö hölet’s jetz, wör’s bisse ehä! 

Doch bllbet mer nit chlöbe drä! u 

Und jedes luimli holt, sich halt, 

Wö’s umefliegt in Feld und Wald, 

Der Blüetestaub und steekt’s in Sack, 
Wön ehm in d’ Hosli und in Frack 
Si Schnlder gmacht het; wenn’s dernö 
Recht ghuftig het, darfs heimwärts chö! 

So sammlet’s Mehl mit Mtieh und Fliß, 
Bis daß si Sack schier kriegt e Riß 



Digitized by Google 




Und überlauft vom vile Mehl; 

De sihsch es jö, es isch ganz gel. 
Deheim mueß ’s gli e Bürste nßb. 
Damit sich’s wider cha lö seb ! 

Nei, ’s hört mit äcbö nümme uf! 
Iseb düs e Gläuf! ’s git mängge Puff 
Und Büle wöhl, bis jedes doch 
Zuem Igang endlich findet ’s Loch. 

Gel, Scbwesterli, dö möchtsch derbi 
Nit z’mitts in dene Iminli siV 

Und wenn sich alli schließlich denn 
Iivs Binehüsli Uirängt hiin, 

So lere si ihr Säckli üs 

Und fege gründlich d’Zimmer üs 

Und brichte ihrer Königin, 

Wohl si hüte gange sin! 

•A 

Denn alli Obe vor der Nacht, 

Wenn d’Tägesürbet ganz isch gtnacbt, 
Rüeft Königin, wo d’Immli hän 
Und dere si gern folge wän, 
s ganz Rieb, wo unter ehre stöht, 

No zue sich her zuem große Röt. 

Und au ihr Llbwach stoht dernö 
Bi sönere Verbandiig dö, 

Und sott’s emöl, wüs’s selte git, • 

E Ufruehr ge und Zank und Strit, 




76 



So schritte schnell d’Soldäten i 
Und schaffe Rueh und Fride gli! 

No der Versammlig, wo me d Pflicht 

A 

Und alli Aibet gnau bespricht 
Für d’Zueknnft, göht e jeds in's Bett, 
Wö nüt me bsunders z’ mache het 
Und schloff, und träumt die ganzi Nacht 
Bis frileh, wo d’Sunne wider lacht. 

Es isch e fiißig Völkli, geil 
Die Irmnli! — So, mer wlin jetz schnell 
Zuem chranke Müetterli ine goh 
Und ehr’s verzelle, w&s mer dö 
Hän mitenander ägluegt ghä, 

Es freut sich gwiß au grüsli drä ! 




46. ö Müetterli. 

0 Müetterli, 6 Müetterli, 

A 

0 wenn i di nit hlittl 
Denn niene iscli’s so schon und nett, 
As wenn i c-hä deheime si, 

Deheim bim Müetterli! 



Digitized by Google 




Ö Müetterli, ö Müetterli, 

Wie du, so git’s kei Frau! 

Wör müeht sich denn voll Liebi au 
Um m'i e so Tilg üs und 1 
Wie du, rai Müetterli! 

Ö Müetterli, ö Müetterli, 

Rüeft Gott emöl dl ab, 

So mueß i grine an dim Grab, 
Denn git’s no öbbe, frög i di, 

E zweites Müetterli? 

Ö Müetterli, ö Müetterli, 

6 bhüet di der lieb Gott! 

So denk und bitt i allibott, 

Und allibott möcht i halt sl 
Deheim bim Müetterli! 




47. Der Herbst. 

Der Hörbst iseh doch e rüche M&, 
Het Mantel nit nö Händsche &, 

Und wenn er däs bl Andre siht, 

50 nimmt er’s öhni Untersehid. 

Paß numme uf, dort chunnt er grAd 
Recht in sim Vagabundegstat ; 

51 Chleid sin Fetze, lueg und suech, 

Es het iu6h Löcher schier as Tuech. 



Digitized by Google 




78 



Und sihsch, wie frech! Am helle Täg 
Erstigt er mer rni Gärtehäg, 

Und jetz e Gump! Scho stobt er dö 

A 

Und wird gli an si Arbet göb! 

Wäs bän i der nit vörig gsaitV 
Wer Mantel und wer Händscbe trait, 

Dem nehm ers weg! Dort lueg mir hl, 

E stigt nf d’Bäum und bstihlt si gli! 

Wo öbbe nö ne Blättli röt 
Und öbbe nö ne Zwlgli stöbt 
Und Öbbe nö ne Öpfel hängt, 

So bet er’s au scho äbeg längt. 

Und wö ne Blüetnli gär no blüeht 
Und spöt e heimlich Rosli glüeht, 

Däs nimmt er mit, er mäbnt mi ganz 
An Tod im Bäsler Tötetanz. 

Nüt iscb ebm z’jung, nüt iscb ebm z'alt, 

Nüt z’größ und z’cblei, nüt z’w&rtn und z’chalt, 
Nüt z’rlch und z’ärm, nüt z’wüest und nett, 

’s mueß Alles mit, wäs Löbe bet! 

D«\s iscb der Herbst, du liebi Zit! 

Me chönnt schier büie, öder nit? 

Doch halt, dö wö der Spotlig macht, 

Bringt au der Früeblig über Nacht! 




Digitized by Google 




79 



48. Gueti INochberschaft. 

Wör gueti, bravi Nöchbre het, 

Hefe vil! ’s isch öbbis wert ! 

Nit jöde het's so chummlig nett, 

Nifc jödem isch es bschört ! 

Mir hän emöl der Möler glni 
Und de loßt z’Öbe nö 

Glichgiiltig an der Hnswand a 
Si größi Leifcre stob. 

Sihfe’s unsri Cböchi: „Liebi Zit, 

Das göht denn doch nit ä! 

Wie liebt het dö e Dieb doch nit 
Si Glast and Gfalle drä. 

Chumtn, Mine, rüeft si, cbumm und hili’,. 
Mer löge d’Leitren um ! a . . . . . 

Doch d’Mölerleitre isch kei Schilf, 

Si isch so schwer as dumm! 

„Wäs mache jetze ? Uf kei Fall 
Blibt d’Leitre an der Wand! 

Rtief d’Nöchbre hör in Hüs und Stall,. 

Die gehn is scbo an d’Hand!“ 

Was hän i gsait? Si chömme gll, 

Z’örst ein, dnö zwei, dnö drei, 

Jetz göht's, si löge d’Leitre hl 
Und jetz isch d’Gföbr verbei! 



Digitized by Google 




80 



Jä, wem me brävi Nöchbre het, 

Isch’s grfiseli vil wert ! 

Nit jöde het’s so ebummlig nett, 

Nit jödem iseb es bsebört. 

Worum? Lös nur, wö d’Sebuld wöbl lit: 
Bim Nöcbber selber? Nei! 

Nei, sicher, Närrstl So isch es nit, 

Vo dir hängt’s ab ellei! 

Grad wie du d’Nöchbere witt bä, 

So bescb si sicher au, 

Vo dir bängt’ s ab, da guete Mit, 

Vo dir und diner Frau! 

Denn gisch du dir as Nöcbber wöbl 
Vil Müeh mit Lieb und Chraft, 

So kriegscb au sicher allimöl 
E gueti Nöchberscbatt ! 

So het mi Vater immer gsait 
Und bet dernöcb au thö, 

’s bet allewlle Söge trait, 

Däs lehrt mi Gscbichtli dö! 




# 



Digitized by Google 




81 



49. Der Gaisbueb. 

Wenn d'Sunne üs ein Bettli springt 
Und über d’Börg sich ubreschwingt 
Und mit ’me helle, liechte Strähl 
So schelmisch äbe lnegt in ’s Thftl, 

Springt au der Gaisbueb gsund und frisch 
Zuem Bettli ns, wäs hesch, w&s gisch! 

Er wäscht sich und singt gli e Lied, 
Legt ’s Hirtetäschli ä und zieht 
Durch's Dorf und wo ne Gaisstail stobt, 
macht er’hn uf und pfift und löt 
Halt d’Gaisli use, daß si gli 
Ihm lustig springe hintedri. 

/\ 

's sin Gaise dö vo Arm und Rieh; 

Däs isch mim Hirtebüebli glich, 

Er bhandlet jedes glichlig guet, 

Nür eis het er in bsundrer Huet, 

A 

Mit selem teilt er 's Obebröt! 

Wäs isch denn däs für eis? Erröt! 

Däs Gaisli, wö’s so guet het, ghort 
Halt in’re arme Witfrau dort 
Im Dörf; si het jö nür die Gais 
Und z'gueter Letzt derzue — i weiß 
Nit, ob i*s säge därf — e Chind, 

E busper Maid) i, bräv und gschwind. 

H. Vorti*cb, Alem. Gedichte. 6 



Digitized by Google 




8*2 



Sei Maidü chennt mi Gaiseblrt, 

Si hön sich lieb, und wäger *s wird 
Nit lang möh göh, wSr gunnt’s ’hne nit* 
DAß es e lustgi Höchst git! 

Drum het’s das Gaisli au so guet, 

Me siht ehm’s a, ’s het frohe Muetl 

Mi Hlrtebueb tribt d’Gaise A. 

Lauft hintedri, rennt vörne drä; 

Und wil si alli Glöckli hän, 

So hört er, wö si äne wfin 

Und göht ’hne nö, wenn’s notig wird,. 

Ins Groll und d’Fels as brAve Hirt. 

Und wenn er uf der Weid dernö 
Höch döbe isch, so blibt er stob 
Und jödlet äbe ball in’s Thäl 
Und hofft, daß wie der Sunnesträhl, 

Au sl Lied, wön er lut jetz singt, 

In d’Stuebe zue slm Schätzli dringt. 

w Gott grüeß ich Flüehne, Fels und Feld 
Und Börg und Thal und alli Welt; 

Im Mörgeschin Hgt Alles dö 
Und isch so juged frisch und froh, 

Doch schöner nö as Börg und W ald 
Isch ’s Maidü, wo mim Hörzli gfalltd 

’s het Auge wie Vergißmeinnicht, 

Wie Rosli gl üeht si friedlich Glicht, 



Digitized by Google 




83 



\ 



Wie Schwärzdörn dunkel isch si Hör 
Und wie ne Reh isch’s flink, ’s isch wöhr, 
Und ’s het e Hörzli, potz der Blitz, 

Kei treuere nf der Erde git’s! 

Es schafft deheim wö’s numme chä, 

Isch hintneweg und vorne drä, 

Es putzt und sübret bräv si Hüs, 

’s siht allewlle proper Cts! 

Wer chennt sö Maiul i ? Säg’s, wer’s weiß! 
Mi Schatz isch döre Gattig eis!* 4 




50. Us der Chronik vo der Häsler- 
höhli und vom Tschamberloch. 

[Aus der Serie; „Wäa der Ätti verzeih % Nr. 3.] 

’s isch Winterszit; es stürmt und schneit, 
Der Sehne ligt faeßhoch wit und breit. 

Und d’Sunne isch jetz übel drä, 

Denn d’Nacht fangt sebo am fünfi ä, 

Und dö isch’s z’Obe alliraöi 
Im Stübli eim so mollig wohl, 

’s isch gmüetlich und gär heimelig halt, 
Wenn’s duße stürmt so wild und chalt 

a A 

Und dinn isch’s wärm! Vom Ofe dort, 

Me ’s heimlich Fürli chnistre hört 



Digitized by Google 




84 



Und alii sitze gsund und frisch 
Halt zsämme am Familietiscfa 
Und ’s Länipli git si helle Sehin 



Ffir jedi Ärbet, nö so fin, 

Wo d’Maidli hän ; i krieg, wör weiß, 

ft 

Vo döne Arbetli au eis 
An Wiehnacht! Si isch nürame wit, 
Drum fiißig, Maidli ! Denn ’s wird Zit! 



•• 

Der Atti sitzt wie allimöl 
Im Löbnstuehl fest und ’s isch ehm wohl, 
Der Ofe as si Nöehber z hä 
Und d’Händ und d’Füeß go z’wärme drä. 

Er isch jo blind den Auge nö! 

A 

Doch merkt me z’Öbe ntit dervö, 

Do isch er arael vo alle Ltit 

Der lutst und lustigst! Sö isch er au hüt! 

Und wön ehn ’s Llsel nüt as plogt, 

Fr soll doch au e Gschicht verzelle, 



]M i guete Ätti fründlich frogt*. 

„Wäs für e Gschicbtli hesch denn welle?“ 
Und ’s Lisel sait: „De hesch is doch 
Fm öl e Gschicht vom Tschatnberloeh 
Versproche gbä!“ — „Bi Beugge äne?“ 
Rüeft jetz der Hansli und thuet gähne, 
„Potz Sürchrutständer nö ne Möl! 

Isch däs langwilig ! Dö bätt i doch 
Gwlß vo der Häslerhohli wohl 
Bricht lieber as vom Tschamberloch ! u 



Digitized by Google 



85 



„Bst !“ sait der Ätti, sin mir zfrule, 
„Die Sach isch gär nit so verschide ; 

Dehr werdet, wenn dehr wänt, jetz höre. 
Daß beidi Hohle zsämme gliore! 

Es het emöl vör langer Zit 
Cbleiwunz’gi brävi Ltitli ge, 

50 cbleini, wie s büt nürnnie git. 

Und hätt me alli Länder gsöh. 

51 bän nach Ihrer gspäss’ge Möde 
In Hohlene glebt, tief im Böde! 

s bet nö dör Gattig, dort und dö, 

Und jödermä cbä ine göh ! 

In unsrer Gögnig ilge zwei, 

Bi Beugge ane isch die eint, 

Es Hießt ganz nöck der Rbl verbei, 

Heißt Tscbamberlocb, und, wie me meint, 
Stammt allem nö sei Bäehii drinn 
Gräd vo der Häsler-Hobli hör; 

Denn däs isch d’zweiti ! Gel, ehr sin 
Jo ’s letzt Jöhr drinn gsl? Jetz isch’s lör 
Im Häsler- und im Tscbamberlocb; 

Wie äber gsait, hän früebner doch 
Drinn Zwörgli gbust; bräv sin si gsi 
Und gscheit und lustig nebebl ! 

Si hän voll Liebi und Erbärme, 

A 

De Mensche, bsunders allen Arme, 

Im Stille Guets in Mengi thö; 

Hän ’s Ffirli glÖscht, wö’s öbbe näum’ 



Digitized by Google 




86 



Het welle ägöh; vö de Häurn 

HSn si de Büre d’Öpfel gunne 

Lnd hän ’hne ’s Wasser ghölt am Brunne, 

Und hän de Witwe Holz und Bröt 

Und Möhl brochfc öbbe in der Not. 

Doch hän si immer Alles z’Naeht, 

Wenn s Niemed’s slbt und uffpaßt, gmacht; 
Und d’Lüt. sin selber au derb! 

50 gscheit und immer ruehig gsl, 

Und hän die Zwörgli mache lö, 

Wenn ’s grumplet het in Hüs und Höf, 

Und hän derbi dergliche thö, 

As wäre si im tiefste Scblöf. 

Do het’s emöl e Büebii ge, 

E Thuenitguet und Wunderfitz, 

W ö halt durchüs het welle söh, 

Wäs d’Zwerg iur Fließ hän, und bira Blitz! 
Er het »ich denkt, si sin wie d’Gäns, 

Und het der wöge Mehl und Sand 
Tn Hüsgang gstreut; doch d’Zwörgli hän’s 
Eh in schlnt’s nit wenig übel gnö, 

51 sin jo ball uf und dervö, 

Und hütig Tftgs chä niene meh 
E Mensch si finde öder sch ! 

Nu guet! Ganz früeber nö, dö sin 
In unsrer Häsler-Hohli dinn 
Nur Mannsliit gsl, e ganzi Herd, 

Mit kluegen Äugli und wiße Bürt, 



Digitized by Google 




Me het ’hne Häselmännli gsait ; 

Si hän e König ghä, bräv und gseheit, 
•Schier gräd wie unsre Größberzög, 

Denn de isch halt doch öbni Frdg 
E guete Fürst ; es git e sö 
-Nit mängge mt‘h uf Erde dö! 

Der Fürst vd deoe Häselmännli, 

Isch gräd gsi wie ne Wiehnachtstännli, 
Gräd gwäehse und Täg üs und 1 
Gär frUndlich und het’s öbedrl 
Guet gmeint mit alle ITnterthäne, 

Het’s Unrecht ghaßi und au d’Schikäne, 
Me het ehm drum au wit und breit 
Nür König Meinsguet atnel gsait. 

Im Tschamberloch zue glleher Zit 
Sin luter Wlbervölcher gsi, 

Ohlei zwör vo Gstalt, doch fin im Schnitt 
Und froh und busper hör und hl; 

Im Ch'ini hän si Grüebli ghä 

Und röti Bäckli öbedrä 

Und langi Zopf üs blondem Hör 

Und hän derzue, potz Blitz, ’s isch wöhr, 

No ghä e nöbli Königin 

Mit eine Gsichtli, so schon und lin, 

Daß Ich ’hre und mängg andre möh 
Gern hätt in Ehre e Schmützli ge! 

Und wien e Müetterli ailewll 

Het si sich gsörgt und abgschafft vil, 




88 



A 

Het Ornig ghalte öhni Käst; 

Wie unsri Größfaerzögln fast 
Isch si so guet gsi und derwege 
Iseh ’hre au Alles ehö zuein Söge! 

Sö bet me ’hre üs Dankberkei t 
Nür Fürstin Sonnescblnli gsait. 

Mi König Meinsguet bet drum au 
E Aug scbo lang gbft uf die Frau, 

Und sim Minister Schlangehirn 
Het er emöl derwöge gsait: 

„Hesch wirklich Grütz in dlner Stirn r 
86 streng di ä und sei mer gscbeit 
Und lueg iner, daß no mit der Zit 
Do Königin mi Frauli git ! 

T gib der d’Hand, de kriegsch als Dank 
Dnö tausend Guide blink und blank ! u 

Der Hofnarr Schelmegsieht, wo jö 
Mueß immer hinterm König stöh, 

Het's ghort und denkt für sich derbi: 
„’s isch wahrli guet Minister si ! 

Do möeht i wäger au mitmache, 

Denn tausend Guide sin so Sache! 

I chönnt si bruehe! Wart emöl, 

Ifüdle cliönnt i’s ein weg wohl, 

Viliicht fallt doch derbi am End 
E Teil vom Geld in mini Händ! w 

Dö schickt d’Frau Königin emöl 
Ihr Stübemaidli, Fögmerfix, 



Digitized by Google 




80 



Zuem König, und es macht ehm wohl 
Us Höflichkeit e tiefe Kn ix 
Und sait : „Mi Hörrin het e Gscbwür 
Und hätt di Llbärzt gern derfür, 

Der Dokter Wtlrzeschnider ! Gel, 

De schickseh ehn is no hüte schnell!* 4 

Der König lächlet still und denkt: 
„Jetz het si sich in ml verrenkt!* 4 
Sait „jö tt und schenkt im Fögmerfixli 
E Bröschli im e goldne Büxli, 

Und slm Minister legt er gll 

Si Plän vor, wie der Dokter wöhl 

E Helfershelfer jetz chönnt si 

Zuen’re Verlöbig! Wie aliimöl 

Isch dö mit 1 verstände k f si 

Und rennt zuem Dokter Wärzeschnlder 

Und macht mit dem irn Stille wider 

Ganz diplomatisch allerhand 

Für Sache ab, denn ’s isch bekannt, 

’s versueche görn und oft so Hörre 
Versteckt und still Ihr Schofli z’schfire! 
Doch H6rr Minister, mit Verlaub, 

’s git au no andri gscheiti Lüt, 

Mi Fürstin isch nit blind und taub! 
Und denk drä, wie’s e Sprüchli git: 

„Wö Hinterlist si Söme streut, 

Gwiß numme Unchrut recht gedeiht! 



Digitized by Google 




90 



Wo aber d'Wöhrhet öbbis Salt. 

Me spoter goldni Gärbe malbt! u 

Der König schickt, so schnell er ebä,, 

/V 

Si Libärzt fort no z Obe spot. 

Und d’Konigln fangt z’jömmre a, 

Boball der Dokter vor ’bre stöht. 

Bo gschickt nri Li harzt sust au isch, 

50 weiß er das Mol doch kei Kot! 
Umsust bsinnt er sich uf e Gm iscli 
Vo Wurzle, Blätter und so witer! 

’s fallt ehm nüt i! Und däs isch bitter! 
Sö göht’s de Dökter gar mängg Möl: 

Im Näme-gö, do sin si Meister, 

51 cbenne dY.'brankhete gnau und wöhl, 
Doch ’s fehlt ebne am rechte Kleister 
Und rechte Säftli und rechte Salbe, 

Um d’Ubrankhet z'beile allenthalbe ! 

Und mUngge stöht bi sö me Werk 
Grad wie ne Öchsli vor em Böig 

Und weiß nit üs und weiß nit i 
Und schwitzt entsetzlich no derbi! 

Sö isch’s au unsrem Libärzt gange 
Er lief halt gär nüt gwüßt äz fange 
Und d’Konigin het’s gmerkt und gsait: 
„Gang wider, wo de hörchö bisch 
Und säg dim König au der Bscheid, 

A 

Daß wöhl si Arzt e Nütnutz isch ! ^ 

Mi Dokter hort’s und göhfc dervö 



Digitized by Google 




91 



Und bet si Chöpfli hänge lö; 

Denn wön er zuem Minister chunnt 
Und’s ebin verzellt, so sait ehm rund 
De üse gr&d eweg in’s Gsicht: 

„De bisch en Esel! däs isch ml Bricht!“ 

Und wö’s der König bet vernöh, 

So isch er über sich schier chö ; 

„Jetz isch verspllt“, so schreit er lut, 

„Potz Häberströh und Böhnekrut!“ 

Er schimpft si Libärzt tüchtig üs! 

Wäs hilft’s ehm? ’s git e Gschrei im Hus! 
Sust nüt! Es göht ehm halt au wohl 
Wie im e btäve Bür emöl, 

De schert statt ’s Schöf e feißi Sau 
Und sait derbi: „’s git vil Kadau, 

Und wenig Wulie !“ 

Und wö denn au 

Mi König fast vor Zorn möcbt grine, 

Chunnt grftd mi bräve Hofnarr Ine; 

Er schlicht am Dokter bärt verbei, 

Zieht ’s Zipfelchäppli vo sim Schopf 

Und stülpt’s denn, wupp di, eins, zwei, drei, 

Im Libärzt über Ohr und Chopf! 

Der Dokter stampft vor Wuet, daß ’s kracht! 
Der König halb sich bucklig lacht. 

Der Hötnärr grinst und sait: „Schick ml, 
Herr König, zu der Fürstin hl, 

Dnd wird ’hre gwiß ball ghulfe si!“ 



Digitized by Google 




92 



Und lneget an. der F first erlaubt’s 
Und wirklich macht mi Närr, wer glaubt's, 
Daß d’ Fürstin Sunneschlnli isch 

50 gsund ball wider wie ’ne Fisch! 

Er bringt’s sogär no sc wit au, 

Daß si im König wird si Frau! 

Doch halt, dehr wänt gwiß wisse dö, 

Wie Alles das e so isch chöV 

Mi Höfnärr grüblet und bsinnt sieh lang, 
Wien er am beste d’Saeb äfang; 

Er nimmt e Back voll Stroh und Häber 
Und zieht sich ä wien e Araber 
Und schert si Bärt und will e so 
As Zaubrer zu der Fürstin göh! 

Er chunnt an\s Tschamberloch und trogt, 

Ob Niemeds slg vo Chrankhet plogt? 

„Doch ! u sait ehra gll denn d’ Wärterin, 

„Bi uns isch chrank d’Frau Königin. 

I will go tröge! Wärt mer dö, 

Ob 1 di au dftrf Ine lö!* 4 

Ball chunnt si zruck, macht’s Thfirli uf 
Und ftiehrt ehn denn vor d’Fürstln druf; 

51 ligt gräd ut ein Kanepe, 

Es thuet ’hre halt Ihr Gschwürli weh. 

Mi Närr verneigt sich bis uf d’Erde 
Und macht e wichtigi Gebörde 
Und sait: „I bi, wie d’slbsch, Aräber, 

Mi Näm 1 isch: Dokter Tßmerhäber! 



Digitized by Google 




93 



Wö föhlt’s? Doch halt! I weiß es jö, 

A 

Me riecht’s jo gll bim Inechö! 

De beseh, ’s isch währli öbbis Scblechts, 

E Gsehwür am größe Zöche rechts !“ 

Der Königin wlrd’s angst und beiß, 

Daß dö dö fremd Mä Alles weiß. 

Und sait: „Wahrhaftig! ’s isch e sö! 

Doch d’Gsundheit? Wie wird ’s dömit gdh? 
Hesch öbbis, wö ml heile chä, 

Dnö fang mir mit der Arbet ä! 

Und maebsch rai gsund, du liebi Zit, 

So därfsch der wünsche, wäs de wit! 

I gib der’s, wenn i’s mache ehä ! 

Fang numme angeblich' lieh ä! u 

„0 Fürstin Sunneschlnli“, sait 
Der Höfnärr jetz und macht sich breit, 

As wie der allerglöhrtsti Mä, 

„Jetz iueg mi zörst emöi recht ä 
Und säg mer prompt, ob dil 111er ächt 
Chäsch Häher esse drei Tag und Nacht. 

Dnö fünf Pfund Heu und zöh Pfund Straub, 
Däs biaiht und tribt, de weisch’s jo au, 

Und\s tribt der, ’s brüeht der gär nit z’grüse, 
Dl Gsehwiir zuem größe Zechen üse!“ 
Ungläubig iuegt ehn d’Fürstln ä, 

Daß me au däs verlange chä! 

Und schüttlet ’s Cböpfli denn und sait: 

„Däs chän i nit, es thuet mer leid!“ 



Digitized by Google 




94 



Mini Höfnärr isch däs numme recht, 
Denn tbät si’s mache, gieng’s ’hre schlecht, 
Denn Alles het er nur zue tu Scbln 
Jö gräd der Königin, 

Um sich e bitzli wichtig /'mache 
Mit sira Rezept, Es stöhn die Sache 
Im Lebe oft au gräd e sö, 

Daß d’Lüt sich wän behandle lö 
Vo dßne Arzt ellei, wo vll 
Und Gspüssigs verschrlben allewll; 

Wenn’s nit e größi Guttre isch 
Mit Irgend eme bittre G misch, 

Wo au vll chostet nöbebl, 

Wän d’Lüt nit bsunders zfrlde sl! 

Und mit de Patienten au 
Hän’s d’Apotbeker: die sin schlau, 

Si löbe gwlß die Arzt am meiste, 

Wö’s Jüngst Rezept sich amel leiste, 

Denn ’s bringt ehne in aller Welt 
Halt ’s längst Rezept am meiste Geld ! 

Wie vorig gsait, mi Fürstin göht 
Nit uf der Lim bl sellem Rot, 

Si isch e gscheiti Frau halt gsl! 

Jetz sait mi Närr: „Wohlä, i bl 
E Wunderdokter, und de weiß 
Vo guete Mittel nit nur eis! 

I will’s denn dir z’lieb anderst mache, 

Mi neu Rezept heißt jetze: lache! 



Digitized by Google 




95 



Jö, lache muesch 111er, dab am End 
Afange zittre alli Wänd! 

Und ehäscli mer das, i bürg derfür, 

So platzt der sicherlich di Gschwur!“ 

Jefez fangt mi Närr e Gscbichtli ä 
Und schnidet Gsichter, wön er chä: 

„Es het emöl vor langer Zit 
E Mä ml zue sieh rliefe ld, 

Rieh isch er, und wie rieht Lüfe 
So oft, e glz’ge Fälpelz nö! 

Het ’s Büchli pHegt und susfc nttt ruck, 

Und het drum kriegt au ’s Büchliwöh!“ 

Sclünt’s gfallt der Fürstin guet die Gschickt, 
Denn si verzieht e bitzli 's Gsicht 
Und Ilichlet sebo! Der Narr isch fröh: 

Jetz wird au ’s stärker Lache cbö! 

Er fährt denn fort: „I hän am Mä 
Kei bsunders grobe Gfalle ghä. 

Zwör ’s Büchliwöh isch licht z’vertribe, 

Me mueb nur öbbis rechts verschiebe, 

Doch ’s Büchwöh isch nit d’Hauptsach gsi, 

No Anders het ehnt gfehlt derbi! 

Wil er kei Arbei recht het ghä 
Und kei Familie nöbedrä, 

So het er sich bi Täg und Nacht 
Nur über sich Gedanke gm acht 
Und het mit Jömmre nit nfghort, 

As war er chrank gsi du und dort; 



Digitized by Google 




% 



Es fehlt ehm seil, e< fehlt ehm däs, 

Hüt meint er, heb er Knocbefräß 
Morn iseh ehm scbo der Veitstanz lieber, 

Und fibermörn wohl s Nörvefieber, 

Und het er hüt Verstopfig feil, 

So saifc er mörn gwiß ’s Gögeteil! 

Doch ’s Allenirgst zuern gueten End, 

Wo ghä het seile Patient, 

— ’s isch nit z’erchenne gsl 30 gli, — 

Es iseh am Herz e Chrankbet gsi. 

Und wö am Herz isch öbber chrank, 

Bi dem hän d’Dökter nit vll Dank! 

Nu guet, i bä’s versuecht emöl, 

Ob i si Herz ehönnt heile wöhl! 

I hän ehm halt Mixtiirli gö 
Und Pülverli und Salbeithe. 

Er het, sovll i’s chä bemesse, 

E ganzi Apothek ufgesse 

So im e halbe Jöhr! — Wäs lachseh 

Mi ä, Frau Königin; de machsch 

’s ehm doch nit nö, und zwör mit Recht, 

Denn ’s Herz blibt chrank derb! und schlecht! 

1 hä mer’s überlegt und gschwitzt, 

Wö bi mim Mä denn d’Chrankhet sitzt, 

Und schließlich bin i nö und nö 
Au wirklich doch derhinter chö! 

Erröt, Frau Fürstin, wäs isch’s gsl? 

Für dl mäg’s licht z’erröte si!“ 



Digitized by Google 




„Für ml sott’s licht z’errdte sl?“ 

Fangt d’Fürstln jetz verwundret ä, 

^Er het doch kei so Gschwürli ghä?“ 

„Nei, sait der Närr, und lacht derbi, 

Si Fehler isch ganz anderst gsi!“ 

„So het er Rhenmatisme ghä?“ 

— „Au dö het er nit glitte drä!“ — 

„Er isch nit recht gsi in slm Chopf!“ 

— „Nei, Armer isch no gsl mi Tropf!“ — * 

„Er isch doch blind und taub nit gsl? a 

— „Für gwohnlich nit! När nöbebl!“ — 

„So het’s ebm an der Lehre gfehlt?“ 

— „Däs hätt elm gwiß so lang nit quält!“ — 
„Sust weiß i nüt, was dim Patient 

Hätt chönne fehle nö am End!“ 

— „So, so! sait jetz der Närr, ’s isch länzig, 
Ale wird jo schier gär dübedänzig, 

Daß nit e Königin emöl 

Däs üsebringt! I säg der’s wohl 

Am gscheitste jetz, dnö weisch es au; 

Es het ehm gföhlt, potz Blitz . . . . e Frau!“ 

Mi Fürstin Sunneschinli lacht 
Lut üse jetze und si macht 
E Gump vom Söpha und derbi, 

Das isch mim Närr am liebste gsi, 

Schlät si ihr Fließ am Tischbei ä 

Und — ’s Gschwür am Zeche platzt! — „Abä“ 

H, Vortisch, Alex». Gedichte. j 



Digitized by Google 




98 



Sait jetz der Wunderdokter gli, 

„Iseh das kei gueti Thörapi ? 

Jetz thiien mer vörörst ’s Bluet abwiscbe 
Und jö kei Dreck in d’ Wunde mische, 

Dnö chunnt e siifer Läppli hi 
Und lueg, de cbäsch versichret si, 
ln drei möl vierezwanzig Stund 
Bisch wider busper, wöhl und gsund!“ 

Mi Närr isch drei Tag bin ’hre bltbe 
Und het ’hre ghulfe Zit vertribe 
Und wien er’s gsait het gbä, iscli’s chö: 
Gsund chä si wider ume göh ! 

Si frogt ehn nach der Schuldigkeit, 

Der Wunderdokter lacht und sait: 

„De hesch verspreche, wäs i well, 

Däs gCbsch mer sicher uf der Stell ! 

Doch 6b i säg rai Wünscbli denn, 

Möcht i mi Gsebichtli ferig mache, 

Wil vll Lüt d’glichi Ch rank het bftn 
Und mörke’s nit vör andre Sache! 

Mim Patient hän i’s denn gsait, 

Er müeß durchüs e Frau sieh neh, 

Sust wCrd er — und däs thät mer leid 
Nie recht m6h gsund; er werd’s scho seh! 
Er het’s denn schließlich au begriffe, 
Obgllch er gern mer war uskniffe, 

Und suecht, wenn au mit Widerwille 
Sich doch e brävi Brut im Stille! 



Digitized by Google 




99 



. A 

Müngg Maidli git s jo vo der Art, 

Wo zlllös und mürrisch durck’s Lebe führt, 
Und sönige isch mänggmöl z’röte, 

Si solle wäger nur büröte, 

Dnö bäbe si e Ztl und Pflicht 
Und kriegte ball e fründlich Gsicht, 

Wenn öbbe Gott ’hne nö zuer Freud 
E Busckeli in d’Wägle leit! 

Mi Patient suecht denn e Frau 
Und findet schließlich eini au, 

Si hän dnö ball druf Höchzit ghä 
Und, glaub mer’s nur, vo dem Tüg Ü, 

Het au mi M& kei Herzliweh 
Und Büchliweh und anders meh, 

Er het jetz für si Frau’li gschatft 
Mit Lust und Liebi und voller Chraft, 

Und het vör Liebi um si Wlb 

Halt d’Scbmerze vergesse am eigene Llb! 

’s git mängge Junggsell grftd e so, 

Er wird im Lebe nö und nö 

So eigennützig und unzfrtde 

Und jömmret über tiisig Lide 

Und m&g au wäger — ö wie gscheit! — 

Nit hüröte üs Bequemlichkeit! 

Doch wenn er sich e Frau thät nCh, 

So thät er’s meistens ball Iseh, 

Daß me im Lebe doch zue zweit 
Vil lichter an de Sörge trait, 



Digitized by Google 




100 



Und daß eim doppelt schint jödi Freud 
Und halb so groß nur jedes Leid ! 

Isch’s, Fürstin Sunnesebinli, säg, 

Nit sö? Jo frlli! Doch me mäg 
Däs nür nit immer gräd so säge, 

Wenn d’Mensche eim ihr Lide kläge! 

Und wenn e bräve Junggseli dö 
E MaidÜ will äfröge lö, 

Ob’s ebm nit well si Hörzli schenke, 

Därfs sich dernö no lang bedenke?“ 

„Nei, wager nei, d’Frau Fürstin saifc, 

Däs wär wäbrbattig nit recht gscheit!“ 

„Sd? Guet!“ rüeft jetz der Höfnärr gli, 

„I säg der uf die Antwort hl 

Mi Wunsch — ’s iscb statt em Honorär — 

Jetz öbni Umschweif klipp und klär: 

Der König Meinsguet brücbt e Frau 
Und het an di denkt bsunders au 
Und loßt durch ml di fröge jetz, 

Witt du si Frau’li wärde? Schwätz! 

De bsinnsch di? Gel, de weisch derbl 
Nit, w r ien i gräd si Werber bl? 

He weisch, i bl halt eigentlich nit 
E Wunderdokter, liebi Zit; 

1 bl — hesch’s nit graörkt an der Gschicht? — 
Ln Kfoiig si Höfnärr; Scbelrnegsicht ! u 
.Jetz lacht d’Frau Fürstin wider lut: 

„ Hätt’s frlli chönne mörke jö ! 



Digitized by Google 




101 



Ob i im König wird si Brut, 

Däs will ehm spoter brichte 16 ! 

As Löhn nimm tüsig Guide dö, 

Jetz druck di äber nö und nö, 
ßb de no andri dummi Sache 
Bi mir und andre Ltit cbäscli mache!“ 
Mi Hofnarr isch denn gli dervö 
Und isch voll Freud zuem König chö 
Und het ehm mit em lustigste Gsicht 
Hörchlei verzellt. die ganzi Gschicht! 

Der König freut sich kolosäl 
Und vor slm ganze Personal 
Umärmt er halt si Höfnärr dö 
Git ehm e Schmutz und sait ehm nö: 
„Obglich de nur mi Höfnärr bisch, 

Kei gscheitre Mä doch um mi isch ! 

Drum ghdre z 1 allererst emöl 
Dir seli tüsig Guide wohl, 

Wön ich jo dem versproche hä, 

Wo mer mi Wunsch erfülle chä! 

Und zweitens mach i wäger di 
Zue mim Minister jetze gli, 

Und zue mim Höfnärr mach i hüt 
Herr Schlangehirn! däs merket Lüt!“ 
Und sö isch’s gscfaeh! Nit lang dernö 
Stöht’s Fögnierfixli wider dö 
Und git e Brief ab, gnau verslglet; 

Der König nimmt ehn, göht, verrlglet 



Digitized by Google 




102 



Si Stube, macht ehn uf denn gli 
Und luegt, wäs drinn möcbt gschribe sl, 
Und ’s isch drinn gstande: 

„ Liebe König! 

1 bi zwär offe gstande, z’wCnig 

Und z’gring für dl! Doch wenn dü witt, 

So will i au, du liebi Zit! 

I will e recht bnlv Frau’li si, 

Di gern hä und au nebebl 
So tiißig si as wien e Blnli! 

E Grueß und Schmutz vom 

Sunnesebinii!* 

Mi guete König hült und lacht 
Vor luter Freud jetz Täg und Nacht 
Und ’s isch denn au nit lang dernö 
Zuer allerschonst« Höchzit chö! 

Und sin si sider gstörbe nit, 

So lebe si jo gwiß no hlit! 

Däs war mi Gschicht! Jetz denket drä, 
Was au e Höfnärr mache cbä. 

Und daß au nit gräd allewil 

Die Lüt, wd öbbe gCrn so vil 

Ihr Gsebeitheit rüehme und bän feil, 

Die gscheitste sin: im G ege teil !* 






Digitized by Google 




Worterklärungen. 

P. =s Praesens. I. = Imperativ, P. P. = Partie, perfecti. 
C. P. = üonj. praesentis. C. I. = Conj. imperfecti. 



A. 

&be, hinab. 
allewll[e], immer, 
allibott, immer wieder, 
ailwög, freilich, 
amel, hin und wieder. 
&mel, wenigstens, 
äne, hin. 
as, als. 

B. 

ball, bald, 
bt, vgl. $L 
bitzli, wenig. 
bl6se, blasen, 
bialhe, blähen, 
bdsge, Bosheit verüben, 
b rocht, gebracht. 

Bule, Beule. 

Busche li, Wickelkind, 
busper, munter. 

c. 

Chäterli, Katharine. 
Chemiföger, Kaminfeger. 



Digitized by Google 




104 



Chestne, Kastanien* 

Obilbi, Kirchweih. 

Chlni, Kinn. 

Chlrsi, Kirschen. 

Ohls, Kies. 

chö, kommen. P.: chumm, cbunnscb, chunnt, chÖmme r 
chömmet, cbömme. I.: chumm. P.P.:cbö. C.L:cham^ 
cbämscb, chäm, cbSme, chamtet, charne. 
chönne, können. P. ; ehä, cbäscb, chä, chönne, cbönnet* 
chönne. P. P.: chönne. C. I.: chönnt. 

Chratte, Korb. 

Chröm, Geschenk, 
chumm, vgl. chö. 
ch üm , kaum, 
chumm lig, passend. 



D. 

de, du. 
dehr, ihr. 
der bl, dabei, 
dernöbe, daneben, 
dernö, darnach, 
dervö, davon, 
derwßge, deswegen. 
dinn[e], drinnen, 
dö, da. 

drl, darin, hinein. 

d rülle, drehen. 

d übedänzig, verrückt. 

dünnere, donnern. 

düre, dauern. 

dusse, draußen, 

dusele, leise gehen. 

dusle, im Halbschlummer schlafen. 



Digitized by Google 




105 



E. 

eb, ehe. 

efangs, endlich, einstweilen, 
ei ge, eigen, 
eine weg, trotzdem, 
eil ei, allein. 

en ändernd, nach und nach, nacheinander. 

F. 

ferig, fertig. 

fitze, mit einer Gerte schlagen. 

Forchtibutz, einer der immer Furcht hat. 
frlli, freilich, 
füre, hervor, 
füre, feuern. 

F u r o b e , Feierabend. 

G. 

gattig, brav, brauchbar, 

ge, geben. P. : gib, gisch, git, glin, gänt, gän. I.: gib. 

P. P. : ge. C. I. : gäb, 

Gegnig, Gegend, 
göh re, begehren, 
gel, nicht wahr? 
gel, gelb. 

ghuftig, in Haufen, 
gleit, vgl. lege, 
gll, gleich, 
gllchiig, gleich. 

Glust, Gelüste, Lust. 

Glüt, Geläute, 
gn ö, vgl. neh. 
go, zu. 

göh, gehen. P.: gang, göhsch, göbt, gohn, gohnt, 
gühn. I.: gang. P. P. : gange. C. I. : gieng. 



Digitized by Google 




106 



Gottwilche, Gott-willkommen ! 
grade weg, gerade heraus, 
gröfce, geraten. 

Grüsch, Geräusch, 
grüsli, sehr. 

gruttlig, bezeichnet: viel, und zugleich in steter Be- 
wegung. 

gsait, vgl. sage, 
gschöh, geschehen, 
gspässig, spaßhaft, drollig, 
gspüre, spüren, 
gü inperle, hüpfen, 
gunne, gönnen. 

Gülle, Fäkalien. 

Gütterli, ApothekerHäschchen. 



H. 

bä, haben. F.: hä, hesch, het, hän, häuft], hän. P.P.: 
ghä. C. P. : höb, höbsch, höb, höbe, höbet, höbe. 
Hälsig, Strick. 

Hfindsche, Handschuh, 
höb vgl. hä. 

Hernii, Hemdchen. 

hinter für, z 'hinter für, verkehrt. 

hörchlei, haarklein. 

Hüsli nennt man das Gefängnis. 

Hufe, Haufen, 
h ü r i g , von heuer, 
hü röte, heiraten. 

L 

Jäste, Gesten, Verhalten, Beschwerden, 
ich, ich oder euch. 



Digitized by Google 




107 



jödwöde, jeder. 

A 

I gang, Eingang, 
ine, hinein. 

is, uns Dativ und Akkusativ. 

Joggeli, Kosenamen, 

K. 

Krabb, Habe, Krähe. 

L. 

länge, holen, 
länzig, lustig. 

Lebtig, Lebtag. 

löge, legen. P. : lög, legscb, legt und leit, löge, löget, 
löge. I. : iög. P. P. : gleit, 
löhre wird gebraucht für lernen, 
letz, verkehrt. 

Lleheglüt, Leichengeläute, 
lislig und lls, leise. 

lige, liegen, P, : hg, lisch, lit, hge, liget, hge. I.: hg. 
P. P. : glöge. 

lö, lassen. P.: lob, losch, loßt, löt, Ion, lont, Ion. I. : 
loß und lö. P. P.: glö. C. 1.: ließ, ließiseh, ließ, 
ließe, ließet, ließe. 

löse, hören. P. : lös, lösisch, löst, löse, löset, löse. 
I. : lös. P. P. ; glöst. 

lüte, läuten. 

M. 

mängge, mancher, 
mänggmöl, manchmal. 

Maidli, Mädchen, 

Märt, Markt. 

Meili, Koseform für Marie. 



Digitized by Google 




108 



Mentig, Montag, 
raer, mir. 
ml, mich, 
ralm, meinem, 
mdrn, morgen. 

müen t müssen. P. : mueß, muescb, mueß, müen, müent, 
müen. P. P.: müeße. C. I.: müeßt, müeßtseh, 
müeßt, müeßte, müeßtet, müeßte. 

Musik (Accent auf der ersten Silbe), Musik. 

N. 

nächte, vergangene Nacht oder Tag. 

N ärrst, Narr, 
näume, irgendwo. 

nöh, nehmen. P. : nimm, nimmsch, nimmt, nehme, 
nehmet, nehme. I.: nimm. P. P.: gnöh. C. I.: 
nähmt, nähmtscb, nähmt, nähmte, näh intet, nähmte. 
Niemeds, Niemand, 
niene, nirgends 
no und n ö , noch, 
nö, nach, 
nönig, noch nicht, 
nurarae, nur. 
nümme, nicht mehr, 
nüt, nichts. 

o. 

Obe, Abend. 

Öbbe, etwa, 
öbbis, etwas. 

Öpfel, Apfel. 

A 

Urnig, Ordnung. 

P. 

pfletternaß, durch und durch naß. 
plan ge, sehnsüchtig erwarten. 



Digitized by Google 




109 



R. 

Iiietli, kleine Rute. 

Itung, Rüngli, Augenblick. 

s. 

säge, sagen. P. : säg, saiscb, saife, säge, säget, säge. 
T. : säg. P. P. gsait. 

schlä, schlagen. P.: schiäg, scbiäsch, seblät, schien, 
schlont, scblon. I. : schiäg. P. P.; gschläge. 
Schmutz und Schmützli, Kuß. 

Schnepfe, Schöpfer für Wasser oder Fäkalien, 
sele, jener. 

si, sein. P.: bi. bisch, isch, sin, sind, sin, I.: sei. 
P. P, : gsi. C. P. : sig, sigscb, sig, sige, slget, 
slge. C. I. ; war, wirsch, wir, wire, wäret, wäre, 
sider, unterdessen, 
sön ere, so einer (Dativ), 
sönigi, solche, 
sott, sollte. 

Spotlig, Spätjabr. 

Stör und Stär, Star, 
stibitze, stehlen. 

stöh, stehen. P. : stand, stöhsch, stöbt, stöhn, stöhnt, 
stöhn. I.: stand. P. P. : gstande. 
süfer, sauber, 
sus t, sonst. 

T, 

träge, tragen. P. : träg, traisch, trait, träge, träget, 
träge. I.: träg. P. P.: trait. 
tüsig und tausend, tausend. 

ü. 

um[e]sust, umsonst, 
ungattig, unfolgsam, bös. 



Digitized by Google 




- 110 — 

üs, aus. 
ilse, heraus. 

V. 

verheie, zerbrechen, 
verlö, verlassen, 
verzelle, erzählen. 

W. 

wäge r und w äg e r 1 i , wahrhaftig. 

Wägle, Kinderbett zum wiegen, 
wa h r 1 i , wahrhaftig. 

wäs heseh, wäs gisch, so schnell als möglich, 
weidli, schnell. 

wärt, in „der wärt sl“: der Mühe wert sein, 
wörde, werden. P.: wird, wirsch, wird, wörde, wer- 
det, wörde. I.: wird. P. P. : wörde. 
weile, wollen. P. : will, witt, will und wott, wän, 
wänt, wän. P. P. : welle. C. I : wott und well, 
wottsch, wott und well, wotte, wottet, wotte. 

Z. 

zimli, ziemlich. 

Zlsli, Zeisig. 

Zlstig, Dienstag, 
z’mitts, inmitten. 

/.weg neh, durchhauen, herunterbringen. 

Geographische Namen. 

Illaue, Blauen, JSchwarzwaldberg bei Badenweiler. 
Belebe, Belchen, ebenso. 

Chaferholz, Käferholz, Berg im Westen Lörrachs. 
Ohrischöne, St. Chriscbona, früher Wallfahrtskirche 
auf einem Berg bei Basel, jetzt evangel. Anstalt 
für innere Mission. 



Digitized by Google 




Feldbörg, höchster Schwarzwaldberg. 

Häslerhohli, Haslerhöble , große Tropfsteinhöhle 
zwischen Säckingen und Schopfheim. 

Höebströß, Hochstraße, alte Römerstraße im Rötler- 
Wald. 

Hüenerbörg, Hünerberg, im Osten Lörrachs. 

Rhlsprung, Rheinsprung, Weg in Basel zum Münster 
hinauf. 

Rotle, Röteln, Ruine im Wiesenthal. 

Tschamberloch, Tropfsteinhöhle bei Beuggen am 
Rhein. 




Digitized by Google