ZEITSCHRIFT DES
—V
GESCHICHTE UND
ALTERTHUMSKUND
=
1984
‚436
48
#: ihrarı of
Princeton Universitn.
Inhalt.
Seite
Prüfung des Schutz- und Immunitätsbriefs K. Ludwigs von Oſt—
franten für das Jungfrauenkloſter Drübeck vom 26. Januar 877. .
Ben BR 10) EEE 1—16
Die Urkunde K. Lubwigs III. für Drübel. Bon E. Mühlbacher 16—25
Gloden des Mansfelder Scekreifes und die ältefte mit der Jahres—
zahl ihrer Entftehung verſehene Glode Deutichlande. Yon
Dr. 9. Größler in Eisleben. Mit drei Tafeln Gleden-
infhriften. Anhang: Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen.
DRS: DE. IUEE 26 —46
Holting auf dem Timmerlah, Herzogthum Braunſchweig. Amt
Salder, 1459— 1681. Bon H. Langerfelbt, Oberförfter
in RIODOBSBANIER innen — 47 —89
Einige Urkumden bes Klofter8 Marienthal in Bezug auf ben
Lappwald. Mitgerbeilt von demſelben zeuerssnssseesnseeneenssnenenen 90 — 100
Ein Criminal» Procei aus dem 16. Jahrhundert. Bon Levin,
Freiherrn v. Wintzingerode-Knorr ..ussesssnenssnsennesnonssnunnnrere 101 — 118
Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues. Ein Nachtrag
zur Zeitſchrift des Harzvereins, Jahrg. 1875, ©. 335 — 424.
Vom Gymmafialoberlehrer Dr. H. Größler in Eisleben ........ 119 — 231
Zur nie der Halberftäbter Bifchöfe III. Von Dr. Guftav
S 409 — 433
Brodenfragen. Bon Ebd. Jacobs ..........R.p.......R.......RRi........ 433 — 475
Heraldil und Münzkunde.
1. Ueber das Regenſteinſche Wappen, beſonders mit Bezug auf
deſſen Darftellung im der Bignette bed Harzvereins. Bon
G. A. v. Mülverſtedt, Staats-Archivar in Magdeburg und
BER. rhireee 232— 246
2. Die Münzen der Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter
und die nach ihrem Erlöſchen für die Grafſchaften Regenſtein
und Blankenburg geprägten Münzen. Bon bemfelben ......... 247 — 286
3. Beiträge zur Mansfeldifhen Munzkunde. Bon Paſtor Th.
Stenzel in Dobndorf, Borfteher bes Herzogl. Münz-
OTTO een 287 — 354
Vermiſchtes.
J. Ein Brief Johann Melchior Goezes vom 23. September
1777. Mit Anmerkungen von Earl Bertbeau in
Sa nee 355 — 366
U. Zu ber Lutherbibel v. 3. 1541, Ha 234 auf gräfl. Biblio-
thek zu Wernigerode. Vom Archivrath H. Beyer in
TODE asien einen issue 366 — 367
iv Inhalt.
Sei
III. Das Gericht der Grafen von Negenftein zu Haffelfelde
auf dem Harze 1363. Vom Amtsrihter G Bode zu
HEIDEN anne een re 367 — 369
IV. Mittheilungen über die Archive ber Hleineren Harzftäbte.
Von demſctihhe 369 — 373
V, Ueber zwei Rectoren der Ilfenburger Klofterfchule. Bon
D. Freiheren Grote zu Schauen.zunssssessensnsesnseseseensnnnnnnnns 373 — 375
VI. Einige fih aus den Nentei- und VBogtei- Rechnungen
pro 1508/9 ergebende Nachrichten über des Grafen Hein-
rich des Fingern zu Stolberg Tetten Aufenthalt in ber
Heimat, feine Erkrankung, feine Babdereife nah Ems,
feinen am 16. December 1508 zu Cöln erfolgten Tod
und jein Begräbnig in Stolberg. Bon dem verft.
Kammerrah üb neeeeee —— 375 — 392
VI. Wernigerödiſches. a) Klofter Drübeck; b) Ulrich
v. Schermbfe, Klofterbruder zu Ilfenburg 1301 — 1310;
c) den Abt zu Ilſenburg betr.; d) die Familie de Domo
(van der Kemenaben, Kemden?). Bon Ed. Jacobs .... 392 — 399
VII. König Wenzels Achtbrief wider Halberftadt, Quedlin—
burg und Aſchersleben 19. März 1389. Mlitgetheilt vom
Arhivrath Prof. Fr. Kindſcher in Zerbft cernssrnnssnenenene 400 —401
IX. Alte Glode zu S. Morik in Halberftabt v. J. 1281.
Bon D. th. H. Otte in Fröhden zessssnassseussssssasesunssssisniues 401 — 402
X. Ueber die Zeitbeftimmung ber Inclufe Sifu zu Driübed.
Thietmar 8. 6. Bon Dr. Jul. Schadeberg in Halle... 402—406
XI Grabinfhrift des Grafen Earl zu Barby in der Domkirche
zu Barletta, Apulien. Bon Dr. Jul. Schmidt... 405
I. Der alte Taufftein aus ber Walbeder Stiftskirche. Bon
Ahreus, Hauptmann a. D. 476 -477
IE Anfrage. Bon E. Dümmler un. 477 — 478
III. Theilung von Aedern des Stifts Gernrobe und der Klöfter
Sl fenburg und Huysburg ſüdweſtlich von Halberftabt bei
Fangenftein und wüſt Erfftebt, (Holtemme-) Ditfurt und
Groß- und Klein- Ballenfole. Bon Ed. Jacob8 ....... 478 — 479
IV. Den Ort und Klofter Drübed betreffend. Bon demfelben.... 480— 482
V. Plünderung des Klofters zur Klus durch die von Warberg
im marfgräflicden Kriege 1553. Bon bemfelben ame 482 — 486
VL Zobergut bei Sangerhaufen. Bon El. Menzel... 486 —487
ea, STARTEN 488— 492
Mitglieder⸗ Verzeichmgggg 493 — 504
Berzeihniß ber für die Sammlungen des Harzvereins ein-
gegangenen Gefchenke und Erwerbungen zusssssnenenee 505 — 510
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Prüfung des Schuß- und Immunitätsbriefs K. Ludwigs
von Offranken für das Jungfrauenkloſter Drübeck
vom 26. Iannar 877.
Sedrudt: Urkob. des Kl. Drübed Nr. 1 mit Facfimile in Lichtfteindrud.)
Bon
Ed. Jacobi.
Der im Drübeder U. B. Nr. 1 abgedrudte und als erfte Anlage
nach einer Vorlage auf Pergament dafelbit in Lichtiteindrud jorg-
fältig nachgebildete Simmunitätsbrief kann befonders auf Grund einer
von mir ſelbſt an der Hand des Drübeder Originals, fowie von mei-
nem Freunde v. Schmidt Phijelded in Wolfenbüttel an zwei unzwei—
felhaft echten gleichzeitigen Gandersheimer Urkunden aus derjelben
Kanzlei, welche jegt im herzoglich Braunſchweigiſchen Yandes-Haupt -
Archive aufbewahrt werden, vorgenommenen Vergleihung nicht ala
eine Urfchrift im engeren Sinne oder als eine unter Mitwirkung
des Ausſtellers entitandene Ausfertigung gelten.
- Zwar ift die Schrift der Drübeder Urfunde der der Gander-
heimer Driginale mit Einſchluß von Chrismon und Monogramm
ziemlich genau nachgebildet und namentlih find in ihr die Kanzlei-
formen und -Angaben die entſprechenden und richtigen, aber bei
genauerer Bergleihung ergeben fich, abgejehen vom Pergament, doc)
mande unverfennbare Verſchiedenheiten. So hat der Schreiber der
Nachbildung doch die Weife der Buchftabenverbindung in Karo-
lingiſcher Zeit nicht mehr verjtanden und beherrfcht, einzelne Buch—
ftaben, namentlich das e, zeigen eine unverfennbare Verſchiedenheit,
auh würde man vielleiht öfter ae als e-caudata erwarten.
Dann aber fehlt bei Drüb. 1 das Kanzlerzeihen ganz und gar.
Zu beachten ift auch, daß die Driginale beim Datum die Ziffer zehn
jo: ac haben, während Dr. 1 „x hat.
Nach unferer, in dem Folgenden weiter zu begründenden Ueber—
zeugung ift das Drübeder Diplom als eine fahlih unverdächtige,
etwa 100 Jahre jüngere Abjchrift des verloren gegangenen Drigi-
nal3 anzufehen. Daß man auch in Karolingifcher Zeit häufiger
auf jolhe Weife wichtige Urkunden, bejonders königliche Immuni—
tätöbriefe, um fich gegen ihren Berluft zu fichern, durch möglidjit
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 1
2 Prüfung des Schuß- u. Immumitätsbriefs K. Ludwigs für Drübed.
getreue Nachbildungen vervielfältigte, iſt bekannt. So finden ic)
von K. Ludwigs Immunitätsbrief für Fulda vom 2. Mai 816 neben
dem erhaltenen Driginal noch zwei Abjchriften vor, von denen die
eine die Urfchrift faſt täufchend, Die andere aber nur ſchlecht nach—
ahmt.!
Bejonders wichtig für die Kritif unferer Urkunde ift es, daß
wir in den beiden Gandersheimer Urkunden nicht nur zwei voll-
fommen gleichzeitige Originale aus derjelben Kanzlei, jondern von
der einen — dem Gandersheimer Immunitätsbrief — aud eine
Nachbildung zur Vergleihung benugen fonnten, die ſich als unzwei—
felhafte Fälſchung ermeiit.
Es wird fich daher empfehlen, einige Bemerkungen über jene
zu Wolfenbüttel aufbewahrten Urkunden vorauszuſchicken. Beid
durch verfchiedene Drude befannt gewordenen Diplome König Lud
wigs des Jüngeren für Gandersheim v. 26/1 877 Liegen in Dri-
ginalen vor, deren Echtheit nach jorgfältiger Prüfung unanfehtbar
if. Die eine iſt die mehrfach gebrudte und bei Scheidt Origines
Guelf. IV, 377 facfimilirte über Tennftedt und Ehrich. Das Fac-
fimile bei Scheidt ift buchſtäblich genau bis auf Zeile 1 sate,
wofür im Original stae, Zeile 3 piissimorom, wofür im D. piissi-
morum, Seile 7 immunitates, wofür im D. inmunitates und Beile 2
v. E. Luitberti, wofür im O. Lautberti fteht. Die Scriftzüge
find dagegen jo gänzlich mangelhaft nachgemadt, daß das Facjimile
zu irgend welchem Fritiichen Zwede völlig unbraudbar genannt
werden muß — —. Die Einficht des Driginals ſelbſt aber läßt
feinen Zweifel über defjen Echtheit Raum’.
2. Die andere Urkunde iſt die von Harenberg ©. 583 f.
vorgeführte über das Recht des Gandersheimer Conventes, fi in
Ermangelung einer geeigneten Dame aus dem Haufe der Grafen
Brun und Dtto eine Webtiffin frei zu wählen u. f. f. Dieſe Ur-
funde ift, ſoweit e3 den eigentlichen Tert betrifft, von einem andern
Schreiber als die erjtere Urkunde, wenngleid mit völlig überein-
ftimmendem Schriftharafter, oder noch genauer, nach augenfcheinlich
gleicher Schriftfhule, gejchrieben, weshalb denn auch das Chrismon
und Kanzlerzeichen etwas anders ausjehen. Recognitionszeile und
Datirungszeile derjelben aber find von derjfelben Hand, wie die
entjpredenden Theile aus Nr. 1 hinzugefügt (wobei «8
nur auf Nr. 2 dem betreffenden Beamten begegnet ift, im Mono-
gramm das unten ftehende I auszulaffen); ebenjo find die tiro-
niſchen Noten im Kanzlerzeihen auf Nr. 1 von demjelben ge-
jhrieben, der fie auf Nr. 1 gemadht hat. Das auf beiden
1) Sickel, Acta regum et imperatt. Karol. I, 11, Am. 2.
Don Ed. Jacobs. 3
Urkunden jehr gut erhaltene Siegel ift mit einem und demjelben
Stempel gemadht. Es darf ſonach als feititchend angenommen
werden, daß auch dieſe Urkunde, wie Nr. 1, fo mie fie vorliegt aus
der Föniglichen Kanzlei hervorgegangen ift, und daß beide von dem
Kanzler Wolfher, bezw. feinem nächſten Stellvertreter, eigenhändig
vollendet und vollzogen find. !
Nun liegt aber von der zuletzt befprochenen Urkunde auch noch
eine Fälſchung vor, die fi fowohl aus äußeren Gründen, welde
auszuführen an diefer Stelle zu weit führen würde, als aus inneren,
jahlichen, auf welche wir theilmeife weiter unten noch Bezug nehmen
werden, als ſolche ermweilt, obwohl die älteren Herausgeber faſt
alle, darunter angefehene Diplomatifer, fie für eine zweite Driginal-
ausfertigung hielten und ihr durch den Abdrud den Vorzug gaben, ?
and nur v. Edhart das Diplom nah feinem echten Originale ab-
‚drudte.?
Mährend wir aber noch fehen werden, daß jene Gandersheimer
Nachbildung fich, trogdem dies von den meiften früher nicht erfannt
wurde, als eigentliche Fälichung deutlich ergibt, kann die Drübeder
als eine folche nicht gelten, fondern es ift anzunchmen, daß fie zur
Erſetzung des etwa durch den Einfluß elementarer Kräfte, Wafler,
Feuchtigkeit, Feuer Shabhaft gewordenen Originals von diefem abge—
ſchrieben, möglicherweife auch nad) einer bloßen Abſchrift künſtlich
reconftruirt wurde.
Da im vorliegenden Falle einem Nichtoriginale gegenüber die
äußeren diplomatiſchen Merkmale wenig in Betradht kommen, fo
würde unfere Unterfuhung zunädjt die inneren diplomatiſch
formellen Eigenſchaften zu prüfen, dann die hiftorifhe Kritik
an dem Anhalt zu üben haben. Im Wefentlichen joll diefer Gang
inne gehalten werben; da ich indeß privatim durch meinen Freund
Dr. Shum auf einige Punkte aufmerffam gemacht worden bin, an
die fih bedenkliche Einwürfe knüpfen könnten, jo ſchien es fich zu
empfehlen, inſoweit auch bei der diplomatischen Kritik auf den Inhalt
einzugehen.
I.
Es Fönnte feinen, als hätte man fih, nahdem Drübed
duch Nr. 3 Immunitätsbrief K. Ottos II. v. 980] das
1) Die beiden in Anführungszeichen gefetsten Abfäge find einer freund—
lichen Mittheilung des Herren Archiv-Secretairs und Eonfiftorialraths C. v.
Schmidt-Phifelded vom 29. Mai 1877 entnommen.
2) Keudfeld Gandersh. S. 93 f.; Leibniz SS. U, 372, Harenberg
Hist. Gandersh. 583 f; Scheidt Origg. Guelf. IV, 370.
3) Comment. de Franc. or. II, 888.
ı *
4 Prüfung des Schuß- u. Immumitätsbriefs K. Ludwigs fir Drübed.
Wahlrecht der Aebtiffin [n. b., es heißt außerdem: talique
prorsus iure perfruantur, quali cet.] nad dem
Mufter von Gandersheim [und Duedlinburg] verliehen war,
von dort die betreffende Urkunde Ludwigs des „Jüngeren
fommen laffen und unter möglichſtem Anſchluß an diefelbe
fi ein ähnliches Diplom gejchmiebet.
Daß man fi im Klofter follte veranlaßt gefehen haben, nad):
dem Kaiſer Dtto II. ihm Königsſchutz und völlig gleiche Gerechtjame,
wie die angejehenen Schweiterftifter am Harz nah D. und W., feier-
lich verbrieft hatte, einen ähnlichen Brief des fehr wenig hervor»
tretenden Königs von Dftfranfen zu erdichten, wird nicht als wahr-
fcheinlich bezeichnet werden können.
Ob man fih den Immunitätsbrief für Gandersheim jo leicht
von dort habe können fommen lafjen, ſcheint mir — fo wenig ent—
ſcheidender Werth darauf gelegt werden fol — doch zweifelhaft.
Solche neben Kleinodien und Heilthümern unter ficherftem Ver—
ſchluß bemwahrte Documente wurden jelbft nahe Betheiligten nur
ungern zur Einficht verftattet. Ich habe ſogar Grund anzunehmen,
daß jelbit heute jenes vielfach gedrudte und nur noch wifjenfchaft-
lihen Werth befigende Document von Wolfenbüttel nicht verjandt
werden wird. Wie ſchwer es hielt, von einem folchen Föniglichen
Document au nur eine einfache Abjchrift zu nehmen, zeigt eine
Kanzleibemerfung aus Ilſenburg v. %. 1493, wo es fih um eine
Ilſenburg felbft betreffende Urkunde König Heinricha II. v. 1003
im Archiv des Didcefans handelte: „Literam, cuius hec est copia,
magnis instantiis summisque laboribus legendam et excopiandam
obtinui. Cave, ne omnibus legenda prebeatur!“ (Ilſenburger
Urfob. I, ©. 2.)
Dr. Shum: „Dafjelbe (Diplom v. 26/1 877) zeigt des—
halb im Großen und Ganzen ziemlich richtige Kanzleiformen,
aber auch eine bedenkliche mechanifche Uebereinftimmung in
dem ganzen Verlauf des Rechtsgeſchäftes: hier mie dort
müſſen es natürlich zwei Grafen fein, die das Klofter ihrer
Schweſter tradiren.”
Die mechanifche Uebereinftimmung mit dem gleichzeitigen Gan-
deräheimer Immunitätsbrief — fomeit eine folche anerfannt werden
fann — darf um fo meniger auffallen und Bedenken erregen, als
wir die Formen des lehteren mit denen des unzweifelhaft echten
gleichzeitigen Schenfungs brief3 Ludwigs d. J. für Gandersheim
ganz ebenfo übereinftimmen jehen.
Den Parallelismus von zwei gräflihen Brüdern und einer
Schweſter in beiden Urkunden vermag ich nicht für etwas Auffal-
lendes zu halten, zumal meiterhin die Geftalt und der Inhalt dev
Von Ed. Jacobs. 5
Drübeder Urkunde durhaus felbftändig erfcheint. Beziehungsmeife
ift auch die Mebereinftimmung im dietamen nicht fo groß, wenn
man den Schematismus de3 damaligen Kanzleiweſens berüdfich-
tigt. Soweit die Mebereinftimmung vorhanden ift, hat man
dieje von anderer Geite gewiß nicht ohne Grund als Inſtanz
zu Gunften der Echtheit der Drübeder Urkunde in Anſpruch ge:
nommen. !
Die felbjtändige Faffung des doch ganz gleichartigen Diploms
zeigt fih bejonderd darin, daß nichts darin aufgenommen ift, was
den Verhältnifien nicht ganz entfprädhe, fo am Schluß der Sag:
Et homines illius abbatissae, sive liberi sint, sive servi, nulla
iudiciaria coerceantur potestate, sed in praesentia eiusdem abba-
tissae advocati et eorum rectidudinem adquirant et ceterorum
perficiant.
Ferner könnte e3 verdächtig fein, daß, obwohl beide Ur-
funden an demfelben Tage über ein gleiches Nechtögefchäft
in der Föniglichen Kanzlei ausgeftellt find, die Drübeder
Urkunde in der Arenga nicht genau mit der Gandersheimer
übereinftimmt, fondern erftere eine höchft merkwürdige Dop-
pelarenga zeigt, deren erfter Theil nicht zu einer Trabition,
ſondern zu einer Privilegienbeftätigung paßt; während doch
in dem folgenden Tert durchaus nichts von bereit vorhan-
denen königlichen Urkunden gejagt wird.
Daß die Vorrede dem nachfolgenden Tert des Diploms theil-
mweife nicht vollfommen adäquat ift, kann zugegeben werden; es ift
aber auch anerkannt, daß in weitem Umfange auch fonft bei der mecha—
niſchen Benutzung der Formelbüder die Prologe zu dem Inhalte
der Schriftftüde nicht genau paſſen.“ Zu Ludwigs d. %. Zeit kann
das um fo weniger auffallen, als die königliche Kanzlei damals auf
feiner bejonderen Höhe ftand.? Wir jehen, daß während im 9. Jahrh.
die Arengen der Immunitätsbriefe traditionell find, gleihbedeu-
tende Diplome doch verſchiedene Prologe Haben, oder daß in
der Arenga gemwechjelt mwurde.* Auf den Wortlaut derfelben ift
jevenfall3 fein Gewicht zu legen.
Da der Schreiber an demfelben Tage ſchon bei zwei Urkunden
diefelbe Einleitung gebraucht hatte, jo mochte er bei der dritten
eine Abwechſelung belieben und, wie es öfter geſchah, aus einer
Bene in eine andere analogen Inhalts übergehen.” Die bejondere
1) Boe, Sarzzeitihrift 4 (1871) ©. 23 f.
2) Sidel a. a. O. 1
3) Dümmler, die Ars Karolinger II, 651; vol. Sickel a. a. O. J, 134.
4) Sidel a. a. ©. I, 168.
5) Dai. I, 132° 2
6 Brüfung des Schug- u. Immumnitätsbriefs K. Ludwigs fir Drübed.
Betonung Föniglicher Beftätigung mochte bei Drübed auch nöthiger
erſcheinen, da es ſich hier nicht, wie bei Gandersheim, um die ältere
Stiftung eines mit den Königen ſelbſt verfchmägerten Geſchlechts handelte.
Was übrigens die Bedeutung der zunächſt in Rede ftehenden
Diplome betrifft, jo Liegt dieſe keineswegs in der Tradition als
Schenkung, die nur Form und Mittel zum Zweck ift; die Bedeutung
und ausgefprochene Abficht! ift vielmehr die unter damaligen Ber:
hältnifjen hochwichtige Beftätigung von Seiten des Königs, Daher
e3 am Schluß nur: et ut haec auctoritas nostrae concessionis
et confirmationis heißt.
Meinerfeit3 befenne ih, daß mir der erſte Theil der Arenga
um deswillen auffällt, weil ich diefe Formel in den älteren For—
melbüchern und in Karolingerdiplomen nicht habe auffinden können.
Auffällig könnte es ferner fein, daß, trog Nr. 1 von
königlichen Privilegien redet, dies in den Urkunden Nr. 2 u. 3
nicht gejchieht; man hätte nach dem Gebrauche jener Zeiten
bei Erlaß der erfteren wohl ficherlich die letzteren vorgelegt ;
in Nr. 2 wäre Drübef alsdann vielleiht monasterium
nostrum, monasterium regale genannt worden. Am meijten
könnte Nr. 3 vielleicht überhaupt gegen die Eriftenz von
Nr. 1 geltend gemacht werden.
Troß jenes Einwandes kann ich die daraus gezogene Folgerung
nicht als nothmwendig erkennen. Wie wenig wir auf Grund der
vorhergegangenen Tradition auf ein „monasterium nostrum’ ober
‚regale’ ſchließen dürfen, zeigt — um nur bei den allernädhiten
Beijpielen ftehen zu bleiben, eine Vergleihung der beiden unzwei—
felhaft echten in der Urſchrift erhaltenen Urkunden Drüb. 3 u. 5.
Trogdem das Kl. am 8. Sept. 980 dem K. Otto II. tradirt und
trotzdem es durch ein gleiches Privilegium vom 7. Juli 995 von
Dtto IH. in des Königs Schuß, „regimen et mundiburgium’ ge-
nommen war (Nr. 4), läßt K. Heinrichs II. Ymmunitätsbrief vom
1. Aug. 1004 nichts von folder vorhergegangenen Tradition und
Privilegirung erfennen, fondern redet nur von Drübeck als einem
quoddam monasterium. Und um ein Beijpiel von dem benad)-
barten Kl. Ilſenburg anzuführen, jo läßt König Heinrichs II. Urk.
v. 15. April 1003 gar nichts davon erfennen, daß die darin ge-
ſchenkte Königsburg bereit von K. Dito III. war übereignet worden,
wie eine 15 Jahr jüngere unverdächtige Urkunde des von beiden
Königen beſchenkten Biſchofs Arnolf jagt. (Ilſenb. Urkob. 1 u. 2.)
Daß Drübeck vor der — übrigens nur in einer Participial-
conftruction (tradentibus) erwähnten — neuen Uebereignung an
1) eo videlicet rationis tenore.
Bon Ed. Jacobs. 7
König Otto II. ein vom Gefchleht Wikkers übergebenes Fönigliches
Klojter war, fcheint ſchon bei näherer Betrachtung aus dem Inhalt der
Urk. 2 hervorzugehen. Wir lernen daraus, daß die Schweiter eines
Aufrührers wider den König,! des Bairiſchen Edeln Diot-
mar, defjen Güter confiscirt und dem Könige zugeſprochen waren,
in das weit entfernte Sächſiſche Klofter geſteckt (velata) war. Daf
der König defien Familie in der ihm gehörigen Stiftung wird
untergebracht haben, ijt wohl anzunehmen.
Und wenn die Wiederholung von Privilegien und Immunitäts—
briefen an und für fi etwas Gemwöhnliches war, fo konnte man
ſich beſonders veranlaßt ſehen, trot aller idealen Rechtscontinuität
zwifchen den Dftfränfiihen und den fpäteren Deutfchen Königen,
die einem Ludwig dem Jüngeren gejchehene Tradition bei Kailer
Dtto II. zu erneuern. Die Immunität wurde doch von beiden Seiten
als eigentlicher Zwed und Hauptſache erfannt. Die Vertaufhung
der ſonſt ſehr ungleihartigen Objecte Kiffenbrüd und Stift Drübed
im 3. 1058 hatte für Letzteres auch nur die Bedeutung, daß es
in einer den Verhältnifien der Zeit entfprechenden Weiſe vom Königs-
ſchutz in die tuitio, regimen et mundiburgium des Biſchofs ‚von
Halberftadt, feines Didcefans, überging.
II.
Vermochten wir nun aus den bisher erörterten Einwürfen
fein Bedenken gegen die wefentliche Echtheit des allerdings als Ab»
ichrift und Nichtoriginal anerfannten Drübeder Schutz-⸗ und Immu—
nitätöbrief3 zu entnehmen, fo glauben wir viel leichter durch eine
im Wefentlichen Hiftorifche Unterfuhung die Zuverläffigfeit und die
Unerfindbarfeit des Inhalts beweijen zu fünnen. Bei dem durchaus
fragmentarifchen Charakter des überlieferten Klofterarhivs, bejonders
aus den eriten drei Jahrhunderten, werden wir es nur als einen
günftigen Umftand betrachten fünnen, wenn wir nod hier und da
unmittelbar urkundliche Beweisftüde beibringen können. Ebenfo wie
das Todtenbuch bis auf einen winzigen Neft? verſchwunden tft, find
auch ältere Copialbücher nicht erhalten. Die als Copialbuch bezeich-
neten Auszüge und Notizen aus dem fünfzehnten Jahrhundert
1) Mon. Boica XXVIII, I, S. 188 f., Nr. CXXX. König Otto I.
üibereignet dem h. Emmeramm bei Regensburg am 4. Febr. 961 partem here-
ditatis — nobilis viri Diotmar zu ‘Priemberg im Nordgau, nostrae regiae
potestati iudicio scabineorum cum omnibus, quae ipsius iuris erant, pro
suo commisso indicatam. Nachher wird von Diotmard possessio und
dominatio zu Priemberg geredet. Urſchrift mit vollftändig erhaltenem Siegel
in München.
2) Zeitichr. des Harzvereins 3 (1870) ©. 381 — 322.
8 Prüfung des Schug- u. Immumitätsbriefs K. Ludwigs für Dribed.
geben unjern Immunitätsbrief, als ältejtes, merkwürdigſtes Stüd,
in vollftändiger Abſchrift an der Spite.!
Bei der Annahme, das Diplom ſei gejchmiedet, würde man
wohl in erfter Linie Zmed und Abjicht nachweiſen müſſen. Daß
es feine Rechte verbrieft, melde nicht von andern Königen und
Kaiſern feit 980 zugefichert vorliegen, wurde ſchon erwähnt. Eine
in anderen Fällen anzunehmende Abficht der Anfnüpfung an einen
berühmten Namen oder der Erdichtung einer möglichft hohen
Bergangenheit ift auch nicht anzuerkennen, denn es handelt
fi) nicht um einen Karl den Großen oder den kirchlich beliebten
Ludwig den Frommen; und da im Jahre 960 das Klofter in
Stand und Weſen war (Nr. 2), fo iſt eine ältere Gründung zu
juhen, und daß das Klofter auch bereit3 mirklih ein Fönigliches
geworden war, glaubten wir darin angedeutet zu jehen, daß die
Schwefter eines aufftändifchen Großen aus Baiern in diefem fernen
Klofter verjchleiert wurde.?
Daß aber bei erdichteten Urkunden, troß aller Mühe, melde
fih die Fäljcher gaben, in den meitaus meijten Fällen nicht bloß
ſtiliſtiſche Incongruenzen, fondern faſt immer hier und da fahlidhe
Unmöglidhfeiten, unvereinbare Anahroni3men oder der
Kritil offenbar vorliegende Abſichten und Zwede nahmeisbar
find — wenn au nicht alles diefes zugleih — kann als allge-
meiner Erfahrungsſatz diplomatifcher Kritik bezeichnet werden.
Es fei verftattet, hier nur auf zwei Beifpiele Hinzumeifen,
welche gerade die allernädhjten find. Sehen wir die mühſam
gejchmiedete Urf. Drüb. Nr. 6 an, fo erweiſt fie ſich, ganz abge:
jehen von paläographifchen und anderen äußeren Merkmalen, als
unzweifelhafte Fälſchung ſchon durd die chronologisch ganz verfehr-
ten Ranzlei= Angaben und die Bezeihnung Heinrichs II. im Jahre
1004 als Raifer, deren Duelle wir auch in Nr. 7 erfennen lernen.
Es handelte fich aber auch um bedeutende Güterſchenkungen, darunter
um eine foldhe zu Heudeber, über welche man nur eine nicht
perfect gewordene föniglihe Urkunde von 1021 befaß (Nr. 7),
bejonder aber um eine Siderung der Vogtei im Gejchlechte
1) Bal. Drüb. Urkdb. S. 2, 226; Zeitfchr. d. Harzver. 9 (1876) ©. 116.
2) Das Siegel von Dr. 2 ftimmt allerdings auffallender Weife zu der
von 8. Folt Neues Archiv d. Geſellſch. für ältere deutfche Geſche-Kunde 3
©. 36 f. als Dtto III. Nr. 2 bejchriebenen Form, auch fteht das Mono—
gramm auf Rafur und ift der Schreiber der Urk. bisher anderweitig nicht
befannt. Wenn trosbem auch Sidel (nach gütiger briefl. Mittheilung vom
11/7 1877) die Echtheit vertritt, jo ift wegen bes Inhalts befonders die oben
befprochene Urf. v. 4. Febr. 961, welche in einem unbezweifelt echten Original
zu München vorliegt, von entjcheidender Bedeutung.
Bon Ed. Jacobs. 9
Riffers.! Die unrichtigen Kanzlerangaben entlarven den Fälſcher,
obwohl das Klofter in Urkob. Nr. 5 eine echte Urfunde von
demjelben Tage bejaf.
Noch näher liegt die Vergleihung mit der bereit3 oben erwähn—
ten Gandersheimer Fälſchung von demfelben Tage — 26. Yanuar
877. Hier Tiegt — ganz abgefehen von einer weiteren Prüfung
der äußeren und fonftigen inneren biplomatifchen Eigenſchaften —
der Zweck der ſonſt ſehr forafältig und an der Hand zweier Dri-
ginale in der Kanzlei eines bedeutenden Stift gefchmiedeten Fäl—
Ihung klar vor: Um nämlich einerfeitö eine alte königliche Zu—
fiherung des Gandersheimer Güterbefites zu fchaffen, an welcher
es bisher noch fehlte, andererfeits die eigene Gerichtäbarfeit des
Etifts, welde nah den Worten der Originalurfunde nur gegen
die Grafen gefihert war, auch gegen die Eingriffe der benachbar—
ten Reihsfürften, d. h. der Braunfchweigischen Herzöge und
de3 Bischofs von Hildesheim, zu verwahren, wozu es an hiftorifch
nachweisbarem Anlaß nicht fehlte, wurde in die gefäljchte Urkunde
nullus princeps gefegt, wo das Driginal nullus comes hat,
und erſteres redet von einer imperialis munitas im Munde
Ludwigd des Jüngeren? Mie ungefhidt auch heutzutage der
hiftorischen Kritik eine Aenderung der Urfchrift erfcheint, welche König
Ludwig feine Macht eine imperialis nennen und ihn von Reichs»
fürften im fpäteren Sinne umgeben fein läßt, fo fiel das doch
früher nicht auf, die Fälſchung that ihm Dienfte und wurde felbft
bis in neuere Zeit für eine Originalausfertigung gehalten.
Gehen wir nun im Einzelnen zu Berfonen und Saden
über, von welden der alte Drübeder Immunitätsbrief berichtet, fo
liegt e8 in der Natur der Sache, daß wir bei dem vollitändigen
Mangel an weiteren Nachrichten aus diefer Zeit und Gegend nicht
beitimmt an befannte Gefchlechter und Individuen anfnüpfen fön-
nen. Bei dem Geſchlechte Theti- Wikfers ift auf die fehöne Unter-
fuhung und die fcharffinnigen Zufammenftellungen Bodes in der
Beitfchrift des Harzvereind 1871 (4) 25 — 31 und 1868 (1) 15 zu
verweifen, wo auf die Verbreitung diefer und anflingender Namen
bei den Thüringifch- Sahfifhen Gefchlechtern der Goſeck-Putelen—
dorfer und Wettiner hingewiefen ift, die gerade in der Gegend des
hier zunächſt in Betracht fommenden Hornburg angejeffen waren.
Der Name Theti, den ich nicht, wie Föritemann St.-B. 1.
1143 f. durch Tat — Vater erflären, ſondern für eine Kojeform
1) Bol. meine Gef. d. Kl. Drübed. Wernig. 1877. ©. 5 f. u. Anm. 28.
2) Bol. das ſchon angezogene Schreiben von C. v. Schmidt - Phi-
felded in Wolfenbüttel.
10 Prüfung des Schug- u. Immunitätsbriefs K. Ludwigs für Drübed.
für Deoderic, Theoderie halten möchte, hat wohl, ebenfo wie Liu-
tolf in dem entiprechenden gleichzeitigen Gandersheimer Immuni—
tätsbrief, Die harte Tenuis ftatt der üblichen Formen Dedi, Dedo,
Liudolf, erft in der oberdeutichen Kanzlei des Königs erhalten.
Der Name Adelbrin, Adalbirin, »brin, -brun
fommt andermeit nicht häufig, Doch gerade in alten Quellen mehr-
fad) vor. Unfere Kloftergründerin wird uns in erhaltenen gleich-
zeitigen Quellen nicht genannt. Zu erwähnen ift, daß SHalber-
jtädter Chroniften feit der Mitte des 16. Jahrhunderts ihrer mehrfach,
wenn auch in ganz verfehrter Weife, gedenken, jo Winnigſtedt,
der die fundatrix, „die fromme Matrone Albina” im %. 1080
am heil. Ofterabend mit ihren drei Brüdern durch B. Burchard II.
zu Halberftant als Neubefehrte getauft werden läßt.“ In Dru-
dens hdoſchr. Halb. Chron. ift der Name richtiger als Albrina
verkürzt.” Im Kloſter ſelbſt fehen wir fie, wie die lampas s.
Albrinae, presentien Albrinae zeigen, im jpäteren M. A. als
Localheilige verehrt. *
Fefteren Anhalt, als die Namen einzelner Perfonen, bietet
die Nachricht, daß; der neugegründeten Stiftung zur Erhöhung des
Baues und zur DVerbefjerung der Ausftattung das Klofter Horin-
burg in pago North Thuringa einverleibt worden fei.
Es ift bereit3 Harzzeitfchr. 4, 24 f. darauf hingewieſen worden,
daß hierbei nur an das monast. s. Mariae in cella Horenburch
oder Hornburch, Hornburg = Belle, ſüdſüdöſtlich von Eisleben nad)
Querfurt zu, gedacht werden fann. Es ift daran zu erinnern, daß
der Name felbft als Hornbere, -burch u. f. f. anderweitig aud)
Ihon vor 900 vorfommt,d daß dieſes Benedictiner - Jungfiauen-
Hojter, defjen Urkundenſchatz leider faſt gänzlich verloren gegangen
it, von vornherein arm und ‚unbedeutend war und eines Anz
ſchluſſes an ein größeres bedurfte, daß feine älteren Schutzherren
unbefannt find und daß feine befannten Patrone B. V. Maria und
S. Joh. Baptista ® auch die des Kloſters Drübeck waren.
Menn ſchon in vielen anderen Fällen ſolche Incorporationen
bald wieder gelöft wurden, fo ift die Dauer des uns fonft nicht
weiter bezeugten Verhältnifjes zwijchen Drübek und Hornburg um
jo vorübergehender anzujehen, als fonjt Befigverhältniffe Drübeds
1) Förſtemann N.-B. I. 140.
2) Abel, Samml. ungebrudter Chroniten S. 295.
3) Niemann, Gefh. v. Halberftadt ©. 151 Anm. *f.
4) Drüb. Urkdb. ©. 236 und 256.
5) Harzzeitſchr. 1874 ©. 91; 1875 ©. 362.
6) v. Mülverftebt, Harzzeitſchr. 1868 ©. 34.
Von Ed. Jacobs. 11
wie der Nachbarflöfter am Südharz faft gar nicht vorlommen und
bei dem einzigen nachweisbaren Fall einer Schenkung in der Nach—
barſchaft bei Eilversdorf durch Landgraf Ludwig II. von Thüringen,
diefes Beſitzthum ſchon nad ein paar Jahrzehnten gegen einen
3— 4 mal Eleineren günitiger gelegenen Landbeſitz am Norbharz
wieder vertaufcht wurde. !
Nah Dr. U.-B. 1 liegt das Kloſter Horinburg in pago
North Thuringa. Schon in Bodes Unterfuhung über Namen
und Herkunft der Grafen von Wernigerode, Harzzeitfchrift 1871
©.25f., ift hierbei auf die zu Karolingischer Zeit umfafjendere Be—
deutung des Ausdruds pagus und jpeciell auf die des pagus
North Thuringa zumeiſt auf Grund von Ledeburs Schrift über
Nordthüringen ©. 2 ff., 16, 24, 28, 30 und 32 hingemiejen
worden.
Bon allen Gaunamen ift wohl feiner mehrdeutiger und ſchwan—
fender, al3 der Thüringens, Schon der Abt Gotfr. Befjel unter-
icheidet in feinem chron, Gottwicense p. 719 richtig den an bie
Sachſen gelommenen großen pagus Nordthüringens, nördlich von
Unftrut, Saale und Helme, von dem fleineren, als folcher jpäter
feftftehenden, Norbthüringgau. In dem größeren Norbthüringgau
lag Hornburg » Belle.
Zur Ergänzung und Betätigung unferer Auffaffung kann
aud die gleichzeitige Schenfung Ludwigs d. %. für Gandersheim
dienen, nach welcher die Dörfer Tennftedt und Ehrich in pago qui
vocatur Suth Thuringa (aud) die Namensform entſpricht genau
der in dem Drübeder Diplom) lagen.? Bei anderweitiger genauer
Bezeichnung lagen Tennſtedt und Ehrihd im Altgau,? mährend
Thuringia australis oder fchlehtweg Thüringen den füdlic vom
Altgau gelegenen Landftrih, in welchem Mittelhaufen, Berljtebt,
Dachwig u. ſ. f. lagen, befafte. *
Eberhard von Gandersheims Reimchronik macht auch die rich-
tige Unterjcheidung: Nortdoringen, — dat nu het oster Sas-
senland — ok ligen twei dorp (eben Tennſtedt und Ehrich) in
Suddoringer land.? Bon Einfluß für die Behauptung des
1) Url. v. 13. Jan. 1156 Harzeitfchr. 1876 ©. 115. Dagegen ift e8
unrichtig, wenn wir bafelbft die 12 Hufen u. f. f. bei Eilversporf als Reft-
beſtand des Hornburgifchen Beſitzes bezeichneten. Es war vielmehr das
Urkob. Pr. 12 aufgeführte Gefchent Landgraf Yubwigs zu Eliwardesdorf.
2) Vol. Scheidt Origg. Guelf. IV, 377; Harenberg, Gandersheim
584 ff. u. a. a. OO.
3) So jhon 775 Wend, Heſſ. Yand.= Geſch. III, 9.
4) So im 3. 973 Dronke, c. dipl. Fuld. p. 331.
the Chroniken in der Duartausgabe der hiftor. Commilfion
12 Prüfung des Schut- u. Immumitätsbriefs K. Lubwigs fiir Dribed.
Namens Thüringen in den füdharziihen Gebieten des Hafjegau »
Frieſenfelds, die erſt feit fie an Halberſtadt kamen zu Sachſen ge-
rechnet zu werben begannen, war auch ihre frühere unmittelbare
Zugehörigfeit zum Mainzer Sprengel. Vgl. von Rieftebt,
Alftedt und Ofterhaufen im riefenfelde: ad cuius (Erzb. Lulls
von Mainz) dioecesin eaedem ecclesiae cum decimationibus prae-
dietis pertinebant!, Landſchaftlich erhielt fich hier auch der Name
Thüringen, daher die Grenzbeſchreibung des Ninus von Trebeta ſagt,
daß Sangerhauſen in Duringer erden’ liege.? In Säch—
fiiher Zeit würde Hornburg als im Gau Frisoneveld gelegen
bezeichnet worden fein, mährend damals der engere Begriff von
Northuringa ſchon fejtftand.
Aber den greifbarften Beweis für die Wahrheit des eigent-
lichen Inhalts der Urkunde und für diefe und ihr Alter felbft ver-
mögen wir durch die Beitätigung ihres Zeugniffes von den Klo—
fterpatronen zu führen, um fo Fräftiger, als die Inſtanzen
zunächſt ganz unfceinbar find und der Gedanke einer Abfichtlichkeit
hier durchaus ausgeſchloſſen iſt.
Wie es bei einem älteſten Documente und dem Geiſte jener
Zeit entſprechend iſt, werden uns die Namen der geiſtlichen Schutz⸗
oder Hauptherren ber neuen Stiftung in einer in den uns erhal-
tenen jonftigen Klofterurfunden nirgendwo miederfehrenden
Bollitändigfeit genannt, nämlich außer sancta Maria perpetua
virgo s, Johannes baptista und die sancti martires
Vitus, Crispinus et Crispinianus.
B. Mar. Virgo, die übrigens als Specialheilige bier nicht
gelten Fann, kommt noch mehrmal3 neben dem SHauptpatron
©. Veit in älteren Urkunden vor (3. 5—7), ſonſt wird Lebterer
nur allein ald Patron genannt, und noch 1535 heißt es: beatus
Vitus, sub cuius vocabulo dedicatum est monasterium.
Iſt es nun ſchon beachtenswerth, daß auch das einverleibte
Sungfrauenklofter Hornburg neben der Maria den Heil. Joh. d.
Täufer zum Patron hatte, fo gewinnen wir doch in ganz
unermwarteter Weiſe über Wahl und Alter der Drübeder Schub:
heiligen eine Beftätigung in gelegentlihen Nachrichten über Reli—
quien, Altäre, Kapellen und Feiern gerade diefer Heiligen im
Klofter.
1) Wend, Hell. Landesgeſch. > Di B. 11, ©. 83.
2) Lepfius, Kleine Schriften 3
3) Wie e8 „den 932 geichieht, hend a. a. O. III, 27; vergl. Harz-
zeitichr. 1874,
4) ar 1868 ©. 34.
Bon Ed. Jacobs. 13
Zunädit fommt in Betradt ein am 6. März 1529 aufge
ftelltes Verzeichniß der Drübeder Heilthümer und Paramente,
welche damals zu getreuen Händen der Gräfin Anna zu Stolberg»
Wernigerode, einer eifrigen Freundin und ‘Pflegerin der Klöfter
und des mittelalterlichen Kirchenweſens, dem Gemahl derjelben, Gr.
Botho, nah Wernigerode in Verwahrung gegeben wurden. Wir
befiten dieſes Verzeichniß in mehrfacher Abſchrift. ine ältere
wurde zwilchen 1586 und 1590 angefertigt, als die damalige
Domina Margareta Wineken diefe Kleinodien vom Grafen ausge—
händigt zu haben wünjchte, um fie mit ihren Jungfrauen zu bejehen
und theilmeife zur Beftreitung der Klofterfchulden zu veräußern. !
Eine andere wurde im %. 1621 angefertigt, ald das Stift mit
dem Grafen Wolf Georg der Verwaltung und Delonomie wegen
im Streit war. ?
Hier jehen wir nun, wie felbjt diefes Verzeichniß, obwohl es
noch ein paar Namen von Heiligen, deren Neliquien erſt fpäter
erworben jein mögen, mehr aufweift, die Patrone, entiprechend
dem ihnen zugemefjenen Werth und SHeiligfeit, genau in der
Reihenfolge aufführt, wie der Stiftungsbrief vom 26. Jan.
877, und daß fein Heiliger fehlt, den jenes Document an-
gibt. Darnad) enthielt der alte Kloſterſchatz:
1 silbern Unser Lieben Frawen bilde.
sanct Marien Magdalenen arm,
silbern s. Vits bilde.
sanct Johannis heupt.
sanct Jacobs heupt.
1 silbern fligenden arnt s, Johannes.
1 silbern groß schrien sanct Vits.
1 klein silbern schrin Crispin und Chriß,.
Nur einmal nennt das Verzeihnig den nadhapoftoliihen Blutzeu-
gen, aber Hauptpatron, ©. Bitus in nicht ganz angemefjener Weife
vor Xpojteln und Evangeliften.
Entjprechend der Stellung und Verehrung diejer Heiligen im
Drübeder Klofter können wir denn auch, troß der fehr fragmen-
tarifchen Meberlieferung, Kapellen und Feiern daſelbſt nachmweijen.
So gab es eine Unser leven Fruwen cappelle in und eine
vor dem Klofter, welche legtere au) kerke heißt, aud U. 1. Fr.
luchte;? eine capella s. Jacobi wird jchon 1231 und noch 1535
—8
1) 28 Zeitſchr. bes — 1871 S. 211 ff.
2) Gräfl. H.- Arch. zu Wern. B. 66, 2.
3) Urfbe, 1305, 49; 1308 ©. 229: 1396, 98; 1422, 112; 1500
©. 274 f.
14 Prüfung des Schuß- u. Immunitätsbriefs K. Ludwigs fir Drübed,
erwähnt;! obwohl zu beachten ift, daß der Stiftungsbrief dieſen
Patron noch nicht fennt. Das altare s. Viti wird 1294
gelegentlih genannt,? der bejonders feierlihen Begehung feines
Feſtes ſchon viel früher gedaht.!? Sanct Jacobs Altar nennt
una das Neliquienverzeichnigt, s. Johannes luchte eine Ur—
funde im %. 1442. 5
Aber mehr als alle andern haben wir bier die charakterifti-
jhen und weniger gewöhnlichen Heiligen ©. Crispinus und
Crispinianus ind Auge zu faſſen. Das Märtyrerpaar von
Soiſſons, von dem wir wiſſen, daß es zu den in Karolingifcher
Zeit gefeierten Heiligen gehörte, ® kam wohl zuerſt gegen Anfang
des 9. Jahrhunderts in Osnabrück, deſſen Dom ihr foftbares Re—
liquiar bewahrt, auf Sächſiſchen Boden.“ Merkwürdiger iſt es,
daß Reliquien von ihnen fih aud in dem im J. 859 gemeihten
älteften Hauptaltar des Halberftänter Doms befanden, die 992
wieder mit in den neuen eingefchloffen wurden.® Wielleiht am
meiften, im Hinblick darauf daß fomohl zu Drübel, als in der
benachbarten bis 1140 Eorveifhen Kirche zu Wollingerode, ©. Vi-
tus Hauptpatron war,? ift e8 zu beachten, daß auch zu Gorvei
neben dem Hauptheren S. Vit die HH. Crispin und Crispinian in
hohen Ehren waren. 1°
Als Mitpatrone des Kloſters Drübeck hatten Crispin und
Crispinian natürlih auch ihren eigenen Altar mit bejonderer Feier.
Daß aber die zu Lande nicht viel gehörten Namen zu Ende des
Mittelalters fait verflungen und felbft zur todten Reliquie gewor-
den waren, fcheint aus der angebeuteten mißverſtändlichen Abfür-
zung Chriß hervorzugehen. Der Abfchreiber von 1621 verftand
1) Nr. 18 u. ©. 257.
2) Urkdb. 33.
3) Daf. Nr. 11 v. 3. 1141.
2 Harzzeitichr. ee ©. 214,
) Urkob. Nr. 1
e) Mabillon, Votera analecta p. 170 sq. litaniae Karolinae.
7) Allerdings find die älteften brei bei Sandhoff, Antist. Osnabr.
ecel. res gestae, abgebrudten Diplome, welche dieſe Patronennamen nen-
nen, gefälfcht, vgl. Sickel, Acta reg. et impp. Karol. II, 427 f. aber d.
Priept 8 K. Arnulf vom 13/10 839 u. Privil. vom 16/7 895 Sandhoff
5 u in
8) Ges ie Halberst. Mon. Germ. SS. 23, p. 88.16; annal.
Quedl. SS, 4
9) ent — 17, 25, 71.
10) Wie jehr man die ‚reliquias pretiosas martyrum Crispini et
Crispiniani zu Corvei verehrte, zeigt eine Wunder pelrichte aus ber Zeit
Abt Liudolfs rar 998). Acta ss. ord. 8. Benedicti edid. Mabillon
saec. V. p. 707
Bon Ed. Jacobs. 15
jedvenfall3 die Namen gar nicht mehr, denn während er ſonſt
das ganze Kleinodienverzeihnig vollftändig wiedergab, ſah er ſich
veranlaßt, bei den Reliquien der genannten Heiligen die Namen
wegzulaſſen, jo daß nur noch dajteht: 1 klein silbern schrin.
Als bejonders günftigen Umſtand müfjen wir es anjehen, daf
wir dur eine ganz gelegentlide Notiz den Altar ©. Cris-
pins und Crispinians im Kloſter Drübed urfundlih nad-
mweifen fünnen: In einem unter Copiarienbücher Nr. 761 im
föniglihen Staats-Arhiv zu Magdeburg aufbewahrten Zinsregijter
des Kloſters Drübef von 1527 — 1534, für defien gütige Ueber—
fendung ich meinem theuren Freunde, Herrn Archiv-Rath v. Mül—
verſtedt, beſonders verpflichtet bin, findet fich unter dem Titel
Aderstydde (Aderſtedt im Bruh Kr. Ojchersleben) zum J. 1529
folgende Abrechnung:
Dusße nachgeschreven ist Tylen Bodeker rekenschaff:
mith Tilen Bodeker gereket anno 1527 .... 3 mr dath
kloster om getan von dem altar Chrispini und Chris-
piniani up 1 halffe hufe landes jerlich tins dar up tlıo
geven, alle jar 1 fertonen Werningrodensem.
Faſſen wir das Ergebniß unferer Unterfuhung furz zufam-
men, jo fünnen wir den königlichen Immunitätsbrief für Drübed
vom 26. Jan. 877 zwar nicht für eine Originalausfertigung hal-
ten, aber für eine fachlich unverdächtige Nachbildung des jest ver-
Iorenen Originals. Das Diplom enthält weder diplomatische noch
hiſtoriſche Widerfprühe und Unmöglichfeiten. Die Uebereinftim-
mung mit der gleichzeitigen Gandersheimer Urkunde gleichen Inhalts,
wie fie nad) dem unzweifelhaft echten Original bei v. Eckhart Franc.
orient. II. 888 gedrudt vorliegt, kann nur zu ihren Gunjten jpre-
hen und ift weder in der Erzählung, noch jonft in Form und
Inhalt eine ſklaviſche, mechanische. Nichts, was den Verhältniffen
nicht entſpräche, ift darin aufgenommen und, abgejehen von der
doppelten Arenga ſteht z. B. in der dispositio bei dem Drübeder
Diplom nad) munitatem et electionem fein nullo inquietante,
und wenn gleich danach immobilem ftatt inviolabilem geleſen wird,
jo zeigt dies allerdings die Abjchrift an, wie bejonders aud das
Fehlen des Kanzleizeichens mit feinen tironifchen Noten, deutet aber
nicht auf eine Fälfchung. !
1) Zu beachten ift das, was Fider, Beiträge zur Urkundenlehre 1.
©. 32 ff. über bie Unbefangenheit mit ber man bei der Nachbildung von
Urkunden verfuhr, wenn man ſich bewußt war, daß man fi einer ſach—
lichen Fälſchung nicht ſchuldig mache, ausführt.
16 Die Urkunde K. Lubwigs IH. fiir Drübeck.
Betrahten wir den Inhalt, fo können wir darin durchaus
feinen Zweck und Abfiht einer Fälfhung, zumal feit 980,
erfennen. Für die uns berichteten Perfonen und Thatſachen, über
melde das Diplom zu einer für unfere Gegend fo jehr urfunden-
armen Zeit ein wenig den Schleier Lüftet, find zwar unmittelbare
andere urkundliche Zeugniffe aus gleicher Zeit nicht beizubringen.
Was es uns aber über die Gründung und die Bewidmung des 877
gegründeten Klofter8 durh ein in Thüringen und Sachſen ange-
jefienes Geflecht, feine frühe Auftragung an die deutfchen Könige,
die Einverleibung eines Klofter3 Hornburg in Nordthüringen be-
richtet, ftimmt, bei allem leider obmwaltenden Mangel an beftimm-
ten Nachrichten aus fo alter Zeit, fo fehr mit den allgemeinen
gefhichtlihen VBerhältniffen, mit unferer Kenntniß von dem Jung—
frauenflofter Hornburg, auch mit der Urf. Dr. 2 von 960, daß
wir — zumal bei dem eigenthümlichen Charakter des Inhalte —
nicht an eine Erfindung denken können.
Hierzu kommen nun aber die zunächſt unjcheinbaren, aber
unjeres Bedünkens um fo enticheidenderen Inſtanzen für die Echt-
heit, die ung aus der vollfommenen Beltätigung der Angaben über
die Klofterpatrone, welche nur Nr. 1 ala Stiftungsbrief vollftändig
nennt, und die er aus feinem andern entnahm, fich darbieten.
Die Urkunde A. Ludwigs III. für Drüber.
Bon
E. Mühlbader.
Die Drübeder Urkunde von 877 Jänner 26! bietet, wie
ichon der Herausgeber betonte, der diplomatifhen Kritif bedeutende
Schwierigkeiten; drängen ſich einerſeits entſchiedene Verdadhtsgründe
auf, fo reichen fie doch nicht Hin ein vollitändiges Verwerfungs-
urtheil zu rechtfertigen; andrerfeits fehlt e8 aber auch nicht an
pofitiven Spuren, melde auf Echtheit hinmeifen.
Die äußeren Merkmale allein find ſelbſt am Driginal nod
nicht das entjcheidende Kriterium,? umfo weniger an einer Kopie,
welche die Form des Originals zu wahren ſucht. Auch das ver-
1) Jacobs, Urkundenbuch des Klofters Drübed mit 1 Facfimile.
; J —— Ueber Kaiſerurkunden in ber Schweiz 8, acta Karol. 2,
02 :
Von E. Mühlbader. 17
dächtigt an fich noch nicht ein Stüd, wenn es in feiner ganzen
äußeren Geftalt als Original aufzutreten beftrebt ift; die innere
Echtheit kann dabei vollflommen unberührt bleiben.” Doc jelbit
in diefem Falle werden die äußeren Merkmale herangezogen werden
dürfen und herangezogen werden müſſen.
Von den Urkunden 8. Ludwigs IL. find nur zwei, Böhmer
881, Schenkung an Gandersheim, Orig. in Wolfenbüttel, * und
B. 896, Privileg für Hersfeld, Drig. in Kafjel,? in vollftändigem
Facſimile veröffentliht. Won B. 886, Immunität für Fulda, Dr.
in Marburg, gab Schannat? eine ziemlih umfangreide Schrift:
probe. Die Schriftprobe des Privilegs für Gandersheim B. 880°
it, wie auch der Herausgeber verfichert, nad der hier abgedrudten
Fälſchung gefertigt; dieje jcheint eine ziemlich gelungene Nachzeich-
nung des echten Originals zu fein.
Daß die Drübeder Urkunde nicht dazu bejtimmt war als ein-
fahe Kopie zu dienen, fondern daß fie die Stelle eines Originals
vertreten follte, bemeift ihre ganze äußere Erjcheinung. Sie it
daher bemüht ihre Vorlage mit großer Sorgfalt, aber jehr gerin-
gem Geſchick nachzuzeihnen. Als Schreibvorlage diente eine zwei—
felsohne echte Urkunde aus der Kanzlei Ludwigs II. und zwar von
der Hand jenes Schreibers, weldher aud B. 881 für Gandersheim
ſchrieb.
Auch nur ein flüchtiger Vergleich der Faeſimile von B. 881
und 896, die fritiihem Zwecke allerdings nur nothdürftig ent-
Iprehen, beweiſt, daß beide Urkunden von verjchievenen Händen
gejhrieben find. Schon Invokation und Titel zeigen die charakte-
riſtiſchen Unterjchiede; dort die Schrift mit Fanzleigeübterem, ſenk—
rechterem Zug, der namentlih in der Haltung der Oberſchäfte
bervortritt; fie zeigen ſich auch an den einzelnen Budjftaben, jo
dem dort in doppeltem Zug gemachten und eingeferbten, hier ein-
gebuchteten e, dem dort verfchlungenen, bier einfach gehaltenen t,
dem dort unten ſcharf abgebrochenen, hier mit einem Häkchen ver-
jehenen d, dem r dort mit, hier ohne Unterlänge, dem Anjat
des Oberfchaftes von c und deſſen Stellung. Denfelben Unterjchied
= — die Minuskel des von denſelben Händen geſchriebenen
1) So Sickel Acta P 7, K 1, 21, 108, L 66, 143, Böhmer Reg.
' Kar. 800 Orig. und Sefiegelt Kopie in Wien, vol. Sidel Beiträge zur
ie, u: „Biene Situngsber. 39, 127, Stumpf Reichskanzler Einl. 115
nm. 22
2) Orig. Guelf. 4, 377 tab. XI.
3) Kopp, Schriftt. 36.
4) Vindiciae tab. VI.
5) Orig. Guelf. 4, 370 tab. X.
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI, 2
15 Die Urkunde 8. Yubwigs IL. für Drübed.
Terte8 auf; ich erinnere nur an die Verfchiedenartigfeit des Ab-
fürzungszeichens, der Verſchränkung in et, der Kurfivverbindungen
und einzelner Buchſtaben wie 1, g, s u. a, dort find auch die
Worte nahe an einander gerüdt, hier durch Zwijchenräume ge—
trennt. !
Bedeutend ſchwieriger gejtaltet fih die Schriftvergleihung,
wenn diefe auf eine Nachzeihnung und nod dazu auf eine wenig
gelungene fih jtügen muß; die charakteriftiihen Merkzeichen der
Borlage bleiben indeß doc jo weit fenntlih, um einen ficheren
Schluß zu geitatten. Dies gilt aud) von der Drübeder Urkunde.
Sie erweiſt bejtimmt, daß ihr eine Urkunde von der Hand des
Schreiber, welcher B. 881 fertigte, als Vorlage diente; die Echt—
heit derjelben kann alfo nicht in Frage gejtellt werden.
Schon das eigenartige Chrismon, das von jenem faſt aus—
jchließlih zur Geltung gefommenen Cberhards ? gänzlich abweicht,
zeigt diejelbe Grundform, diejelben Verzierungen. Als bejonders
bezeichnend hebe ich scae [sanctae] in der erjten Zeile hervor; hier
derjelbe Anſatz zu c, dieſelbe Verbindung defjelben mit dem Ab-
fürzungszeihen, die Einkerbung des e. Machen fih auch einige
Berjchiedenheiten geltend, jo das Fehlen der durchlaufenden Schlinge
im t in der verlängerten Schrift? oder der Berfchränfung in et,
jo find fie doch feine wefentlichen; fie zeigen, daß der Schreiber
Ichwierigere Nachbildung zu vermeiden ſucht. Dagegen zeichnet er
anderweitig gemiljenhaft nah, jo das charakteriftiihe Abfürzungs-
zeichen, die Anſätze des c, die Lage der Oberſchäfte, die Kurjiv-
verbindungen wie pr oder des o mit dem folgenden Buchſtaben; hier
findet fich dafjelbe r mit der öfters fichtlich nachgebejjerten Unter-
länge, dajjelbe p, q in quapropter, g oder x mit einer Schlinge.*
Noch deutlicher tritt die Nachzeihnung im Schlußprotofoll hervor,
jo in dem Verſuche die Verzierungen des s in signum, regis oder
des c in hludouuici, das eigenartige Kürzungszeichen über febr und
das in die Breite gezogene und verzierte n in amen getreu wie—
derzugeben. |
Diejelben charakteriſtiſchen Kennzeichen dieſes Schreibers zeigt
auch das Facjimile des gefälichten Privilegs für Gandersheim B.
880; nach diefer Nachzeichnung muß aud die echte Urkunde von
derjelben Hand wie B. 881 gefchrieben fein.
1) Das Facfimile bei Schannat, das ungenügendfte von allen, zeigt
ebenfo entſchieden eine dritte Hand.
2) Stumpf, Die Wirzburger Immunität=Urf. 1, 21 vgl. 2, 14.
3) Das t der Minusfel J dagegen wieder genau nachgedilbet.
4) exigatur Drüb, Urk. Z. 2, xpi in B. 881 2. 4.
Bon E. Mühlbacher. 19
Zeigt fih in der Drübeder Urkunde genaues Felthalten an
der Vorlage, jo doch Selbftändigfeit der Abweichung. Außer der
Modernifirung von ae fallen namentlid die Kürzungen auf. Kür-
zungen, wie fie in genere, augmentando, contradiderunt, femi-
nae, quamcungque, non, vel, monasterii abbatissae u. a. oder in
der Korroborationsformel für per futura tempora, propria, beſon—
derd aber im Namen liutberti in der Rekognition ſich finden,
fönnen in einem Original Ludwigs III. nie verwendet worden jein;
durchwegs zeigt ſich hier ein jehr ausgebildeter Abkürzungstrieb, jo
in der Afopie der Endfilben, dem Ueberfchreiben der Vofale, der
nicht jeltenen Berwerthung der Siglen für pro, per, prae. Daraus
ergibt fih, daß der Schreiber in diejem Punkte ſich nicht ängjtlich
an jeine Vorlage hielt, daß aljo aud für fraglihe Stellen auffal-
lende Kürzungen nicht als äußerer Verdächtigungsgrund herangezogen
werden fünnen.
Aber in anderer Beziehung find diefe Kürzungen und ihre aus-
gebildete Syitematif von Bedeutung für die Altersbeftimmung des
Stüdes. Wird man auch im Auge behalten müfjen, daß Alters»
beitimmungen von Nadhzeihnungen um fo jchwieriger und felten mit
voller Sicherheit zu geben find, als die Schrift hier in Maske auf-
tritt, fo dürfte die Drübeder Urkunde doch faum ſchon im 10. Jahr:
hundert entftanden fein. Diefem ift jene Syftematif der Kürzungen
nod fremd; aber aud einzelne Buchſtaben weiſen auf fpätere Ent-
itehung, fo die Brechung des legten Schaftes von m in antecesso-
rum, nostrorum, reperimus 3. 2 u. ö. oder von n in transigendam,
aeternam 3. 4, von u in presentium, futurorum 3. 5, oder das
a im Beginn der 2. Zeile und in sigillari, incarnationis.! Ein
Schreiber des 10. Yahrhunderts würde kaum aud das Rekogni—
tionzzeihen — an Raum fehlte es wohl nicht — als unweſentlich
fortgelafjen haben. Scheint mir daher aud das Stück entichieden
jünger als zehntes Jahrhundert, fo berührt dies an fich nicht die
Frage der Echtheit, da zweifelsohne ein echtes Driginal als Vorlage
diente.
Der Schwerpunkt der Entſcheidung Liegt bei den inneren Merf-
malen. Doch gerade dieſe bieten eine befondere Schwierigkeit, bie
Uebereinftimmung mit dem Ganderöheimer ‘Privileg, B. 880. Dieje
fann eine urjprüngliche und unabhängige oder auf Grund des Gan-
dersheimer Diplom gefälfchte fein. Für eine Fälſchung fönnte indef;
nur das echte Diplom benutzt worden fein, denn der Drübeder
1) Beachtenswerth ift auch der Anfangsbuchftabe M in Mariae.
9%
20 Die Urkunde 8. Lubwigs ILL für Drübed.
Urkunde fehlen die in der Gandersheimer Fälſchung interpolirten
Stellen.!
Die Uebereinftimmung zweier Urkunden aus derjelben Kanzlei
und derjelben Zeit für verfchiedene Parteien verdächtigt an ſich noch
feine Urkunde; es ift nicht jehr felten, daß bei gleihem Rechtsin—
halte nur eine Urkunde foncipirt und zugleich ala Vorlage für eine
zweite benutzt und mutandis mutatis wörtlich nachgefchrieben wurde. ?
Defto größere Beachtung verdienen die Abweichungen.
Das Auffallende der Doppelarenga wurde längft betont. Geit
unter Ludwig dem Frommen das Formelmefen neu bearbeitet und
geordnet wurde, bleibt die Doppelarenga, welche aud früher nur
ganz vereinzelt und dem jpeciellen Falle angepaßt auftritt,? der
Kanzlei vollfommen fremd.? Doc felbjt davon abgefehen kann Die
erfte Arenga der Drübeder Urkunde Quia postulant — stabilitatis
nota nicht als genuin bezeichnet werden; ihre Fafjung entfpricht in
feiner Weife der in der Karolingerzeit üblichen;? ſchon der erſte Sat
Quia postulant iura regum | et inevitabilia debita legum zeigt jene
Neimprofa, wie fie im 11. Jahrhundert auch in die Urkunden,
namentlid) die Arengen eindringt.® ch Halte daher die erjte für
entjchiedene Interpolation, welde noch durch igitur an die echte
Urenga anzufnüpfen ſucht.
Diefe und die Bublifationsformel lauten in der Drübeder Urkunde
und im Gandersheimer Privileg vollftändig gleich. Die bedeutendfte
Abweichung zeigt die narratio. ich Stelle beide Terte gegenüber.
1) Der Tert der echten Urfunde bei Eckhart, Comment. de Francia
or. 2,888, Harenberg, Hist. Gandersh. 63, jener der interpolirten Orig.
Guelf. 4, 370 u. 8. vgl. Stumpf, Wirzb. Immun. 2, TI, Anm. 117.
2) ALS Belege dafür mögen die von Karl TIL. 882 Februar 13—15
für die Kirchen von Neggio, Verona, Brugnetto, Arez30, Bergamo, Ere-
mona, B. 936 — 939, Cod. Lang. 521, Zacharia, Cremon. ep. 71, verlie-
benen gleichlautenden Privilegien dienen, für welche wieder eine Urkunde
Ludwigs II., Campi Piacenza 1, 460, als Vorlage diente. So werben
auch von ben beiden Gandersheimer Urkunden B. 880. 881, foweit dies thun—
ih, die eine für die andre als Borlage benußt; außer gleihem Protokoll
baben fie mwejentlich gleiche Arenga, Bublitations- und Korroborationsformel.
Bol. Fider, Urfundenlehre 1, 330.
3) Bol. Sidel, Urkundenlehre 170.
4) Anders liegt die Sache natürlich bei den Formeln. Wenn etwa
Roziere Nr. 24 fcheinbar mit doppelter Arenga verſehen ift, jo war e8 dem
Formelſammler doch nur darum zu thun für ein und diejelbe Urfunden-
Fa * verſchiedene Arengenmuſter zu liefern, vgl. Sickel, Urkunden—
ehre 118.
5) Vgl. Roziere Nr. 155, 156, welche denſelben Gedanken in ber
alten Faſſung bieten.
6) Fider, Ueber die Entftehungsverhältnifie der Constitutio de expe-
ditione Romana, Wiener Sigungsber. 73, 200.
Bon E. Mühlbacher. 21
Drübeder Urkunde. Gandersheimer Urfunde.
Qualiter Theti etWikker nostri Qualiter Brun et Otto
fideles comites in procerum nostri fideles comites
nostrorum praesentia tradi- in procerum nostrorum
derunt nobis quoddam mona- »praesentia tradiderunt
sterium quod dicitur Drubiki, nobis quoddam mona-
quod domna Adelbrin soror eorum sterium quod dieitur
prima in genere suo ad deum Gandesheim, quod Liutolf
conversa in honorem s. Mariae genitor eoruminprimis aedi-
perpetuae virginis et s. Johannis ficare coepit et reliquias san-
Babtistae et s. martirum Viti Cris- ctorum Christi confessorum
pini et Crispiniani construxit Innocentii atque Anastasii
ibique deo famulantibus habitu ca- obhonorem Christi illue venire
nonico prima praefuit, ipsi autem fecit, quod est constructum
postea constructionem exaltando et in honore s. Stephani pro-
dotem augmentando quoddam mona- tomartiris Christi et omnia
sterium quod dicitur Hoenburg! quae ad idem monaste-
in pago Norththuringa situm cum rium iure et legitime per-
omnibus ad idem monaste- tinerevidentur et cui Ger-
rium pertinentibus contradi- birg soror eorundem comi-
derunt eo videlicet rationis tum sanctimonialibus feminis
tenore... praeesse videtur, eo vide-
licet rationis tenore...
Die Uebereinftimmung ift eine augenfällige.. Mehr als die
mörtliche Hebereinftimmung befremdet die fachliche. In beiden Fällen
find e3 zwei Grafen, welche in gleicher Weiſe das Klofter tradiren,
in beiden Fällen wird deren Schweiter Aebtijfin; die Tradition
findet zur jelben Zeit ftatt, man fönnte jagen am felben Tage.
Ein derartiges Zufammentreffen ift geeignet Bedenken zu erregen.
Das Geſchlecht der Stifter ift für dieſe Zeit nur in dieſer
Urkunde nachmweisbar;? erft 980 wird wieder ein Graf Wicher
genannt, der dafjelbe Klojter an Dtto II. tradirt.? Auch für Die
Stifterin Adelbrin fehlt es an gleichzeitigen oder wenigſtens unmit-
telbareren Nachrichten; ihre Verehrung als Lofalheiliget tritt zu
ſpät auf, als daß man eine Kontinuität der Tradition annehmen
müßte. Es mangelt alſo weitere hiftorifche Beglaubigung.
1) Hornburg bürfte faum zu leſen fein, noch weniger Horinburg,
Drüb. U. 8. ©. IX; der fragliche Buchftabe ift Doch wohl nur e, nicht r,
ba dieſes dem r der Vorlage nachgezeichnet mit Unterlänge auftritt; eher möchte
ih in dem ilbergefchriebenen Buchftaben ein r vermuten, alfo Horenburg.
2) Zeitfchrift des Harz- Vereins 1871, 23, vgl. Drüb. U. B. XIV.
3) Drüb. U. 8. 3.
4) Driüb. U. 8. XIII
22 Die Urkunde K. Lubwigs III. für Drübeck.
Auch die hier und unter den alten Urkunden nur hier genannten
Patrone s. Johannes Bapt., s. Crispinus et Crispinianus werden
erit „ganz ſpät“ wieder erwähnt,! mohl zu fpät, um als direlter
Beweis verwerthet werden zu fünnen.
Dagegen ift nach freundlicher Mittheilung von Herrn Dr. Jacobs
der Klofterort Hornburg in pago Norththuringa vor 900 nachweisbar,
nicht nachweisbar ein Eigenthumsrecht Drübecks. Daß ein ſolches
geltend gemacht werden follte, iſt nicht abzufehen; ebenfo ift e3 durch—
aus unwahrſcheinlich, daß ein Fäljcher die Erwähnung des Klöfter:
leins nur zur Staffage aufgenommen haben follte; es dürften alfo
nähere, wenn auch jet nicht mehr nachweisbare Beziehungen zwi—
ihen Drübed und Hornburg ftattgehabt Haben, welche einer jehr
frühen Zeit angehören.
Die formellen Abweichungen der narratio der Drübeder Urkunde
von jener der Gandersheimer jprehen nicht zu ihren Gunften. Die
Konftruftion ift eine ziemlich ungefüge, man wird fie indeß kaum
als unfanzleimäßig beanftanden fünnen. Dagegen fallen einzelne
Ausdrüde auf, vor allem domna; diejes Chrenprädifat ijt den
Karolingerurfunden volllommen fremd? und weilt auf jpätere Zeit
1) Drüb. U. 3. XI.
2) Zum Belege dafiir — wenigftens für ein halbes Jahrhundert und
die deutſche Kanzlei — ftelle ih die Urkunden Ludwigs des Deutfchen und
Ludwigs III. zufammen, in denen Frauen und zwar immer ohne das Prä—
difat domna erwähnt werben umd füge der Regeftennummer Böhmers Die
dort noch nicht verzeichneten neueren Drude bei.
Urkunde Ludwigs des Deutfchen:
B. 741, Tante Theodraba.
769, Wyß Abtei Zürich Beil. 1, Tochter Hildigard.
768, Wilmans Kaiferurf. 119, Webtiffin Addila.
779, Mon. Boica 31, 92, Tante Theodrada, Tochter Hildigard.
— Dirtemberg. U. 8. 1, 149, Tochter Irmingard.
780, Wyß Abtei Züri 5, Tochter Hiltigard.
783, Mohr 45, femina Waldrada.
789, Wyß Abtei Zürich 6, Tochter Hildigard.
811, Wilmans 142, Aebtiffin Hademwi.
814, Wilmans 147, Nebtiffin Haduwie.
805, Wyß Abtei Zilrih 8, Gemahlin Hemma, Tochter Bertha.
— Bilmans 154, Gemahlin Hemma.
— Beyer1, 119, Pippins I. Gemahlin Bartraba [nad der Vorlage].
831, Wilmans 171, Aebtiffin Walburg.
— Beyer 1, 107, Gemahlin Hemma, Frau Hildigard.
842, Böhmer C. d. Francof. 3, femina Routlint.
856, Cod. Lang. 441, Nichte Hirmingarb.
845, U. ®. von St. Gallen 2, 198, femina Beata.
848, Gemahlin Hemma.
857, Nichte Angilberga.
Dal. den Brief an die Kaiferin Angilberga, Floß, Bapftwahl unter
den Ditonen Urk. 81, und die Fälſchungen B. 726, Mon. Boica 31, 68,
Bon E. Mühlbacher. 23
oder Interpolation hin; prima in genere suo ad deum conversa
ift mindeftend ungewöhnlich, nicht minder habitu canonico; ftatt
praefuit würde man der karolingiſchen Terminologie gemäß prae-
esse videbatur erwarten. Nicht ohne Bedenken fcheint auch, daß
nicht die im Amte jtehende Aebtiſſin, fondern nur die erite des
Klofter3 genannt ift; es darf als Negel gelten, daß eine Sedis—
vafanz ausgenommen der jeweilige Klojtervoritand in der Formel,
welche auch die Gandersheimer Urkunde aufweiſt, ausdrüdlich er:
wähnt mwird.!
Die Echtheit der narratio in ihrer jetigen Geftalt fcheint mir
daher in Frage zu Stehen. Möglich daß nur unmefentlihe Aende-
rungen oder interpolationen ftatt hatten. Bedenken gegen diejen
Theil der Urkunde müffen aber um fo fchwerer wiegen, als hier
ein, wie ich glaube, für eine Fälſchung genügender Erflärungsgrund
nahe läge, eine möglichjt alte und vornehme Stiftungsgeihichte zu
ichaffen. Andererjeit3 muß man aber betonen, daß die Drübeder
Urfunde an diefer Stelle eine gewiſſe Selbſtändigkeit zeigt, die in
ihrer Fafjung um fo eher für die Echtheit einzutreten vermöchte, ala
fie eine ungewöhnliche ſachliche Genügſamkeit aufweiſt; Fälſcher,
welche Beweiſe für Kloſterſtiftungen fabriciren, pflegen anſpruchs—
voller aufzutreten.
Die narratio dürfte faum da3 entjcheivende Wort ſprechen;
jte läßt namentlich die Möglichkeit offen, daß für die übrigen Theile
der Urkunde das Gandersheimer Privileg doch noch benutzt ſei.
Diefer Verdacht könnte fih um jo mehr geltend machen, als Dtto II.
und Heinrich II. Drübed dafjelbe Recht verleihen, quali vel Gan-
deresheim vel Quidilingoburg moniales uti videntur. Trotz der
Sorgfamfeit, mit der man die eignen Privilegien bewahrte, wäre
in diefem fpeciellen Falle ein Benugenlafjen für ein benachbartes
Klofter nicht ganz außer dem Bereihe der Wahrjcheinlichkeit, denn
Gemahlin Hemma, B. 778, Webtiffin Bafılla und Harenberg, Hist.
Gandersh. 139 fir Lamfpring.
Urkunde Ludwigs III.:
B. 879, M. G. SS. 21, 373, Gemahlin Liutgarba.
880, Aebtiffin Gerbirg-
8831, Gemahlin Liudgarba.
895, M. G. SS. 21. 374, Gemahlin Liudgarba.
Dagegen wird das Prädifat domnus fehr häufig den Vorfahren, aber
nicht ben im den Urkunden auftretenden Perſonen beigelegt; es findet ſich
befanntlih noch in der Signumzeile und der Datirung für den regierenden
Herrſcher.
1) Ich erwähne noch als nicht weſentlich, aber doch beachtenswerth,
daß der Anfangsbuchſtabe des Namens Wikker nicht einer Vorlage des 9.
Jahrhunderts entnommen fein kann, während doch fonft der Schreiber die
- Buchftaben möglichft genau nachzuzeichnen jucht.
24 Die Urkunde 8. Ludwigs II. für Drübed.
es könnte nur das echte Gandersheimer Diplom benugt fein, das
durch die erweiterte Fälſchung ſchon antiquirt fein und feinen praf-
tiſchen Werth eingebüßt haben mochte. Die Entfcheidung über dieſe
für die Glaubwürdigkeit der Drübeder Urkunde maßgebende Frage
liegt bei den übrigen Abweichungen.
Man wird bei diefen genau unterfcheiden müfjen. Auf Aus-
lafjungen einzelner Worte wird man an fich fein befonderes Gemicht
legen können, dies find Verſehen, wie fie jedem Kopiften zuftoßen
fönnen; diefe Auslaſſungen, welche außer einer einzigen Ausnahme
den Sinn nicht ſchädigen, treten aber in der Drübeder Urkunde
zu häufig auf — fo nullo inquietante sed, praefatum monaste-
rium,? in eodem monasterio, morum jtatt omnium bonorum morum,
ex consensu ftatt ex consensu seu petitione — als daß fie diefem
gewifjenhaften Kopiften gegenüber auch nur wahrfcheinlich wären.
Sp wenig ferner graphifh oder fachlich geringe Aenderungen wie
immobilem jtatt inviolabilem oder Wortumftelungen wie nostra
eas auctoritate protegente ftatt nostra auctoritate eas protegente
Bedeutung beanjpruchen können, dejto größere Beachtung verdienen
tertliche Abweichungen; diefe zeigt namentlich. die Formel über die
Mahl der Aebtiffin.
Drübeder Urkunde. Ganderäheimer Urkunde.
et si talis, quod absit, in etsialiter, quod absit, eveniret, quod
illa progenie non invenire- talis in illa progenie inventa non
tur, sanctimonialem femi- esset quae praefatis scilicet virtu-
nam dignam dei servitio tibus non ornata videretur, caeterae
quamcunque vellent elige- sanctimoniales feminae dignam dei
rent libere. servitio quamcunque vellent eligere
inter illas potestatem haberent.
Daß ein Schreiber, der fich, ſoweit fich dies Fontroliven läßt,
auch äußerlich ängftlih an feine Vorlage hielt, diefe Aenderung
der Formel felbjt vorgenommen haben follte, ift durchaus unwahr—
ſcheinlich. Nicht minder, daß er die Immunitätsformel der Gan—
dersheimer Urkunde ut nullus comes vel aliquis quilibet exactor
iudiciariam potestatem ... in nullius potestatis persona iudicia-
riam potestatem umgemodelt haben follte.
Iſt ein Plus gegenüber der Vorlage geeignet eine Urkunde zu
verdächtigen, jo dagegen ein Minus für ihre Echtheit einzuftehen.
Das Gandersheimer Privileg bietet aber noch einen Schlußſatz,
1) Nach dem Facfimile fcheint die Gandersheimer Fälfchung älter zu
fein als die Drübeder Nachzeichnung.
2) Demgemäß durfte vielleicht hatt subleva[rentur] befjer zu ergänzen
fein subleva[retur]. Die Ganbersheimer Urkunde ift für die Ergänzungen
jedenfalls verwerthbar.
Bon E. Mühlbacher. 25
welher der Drübeder Urkunde fehlt: et homines illius abbatissae,
sive liberi sint seu servi, nulla iudiciaria coerceantur potestate,
sed in praesentia eiusdem abbatissae advocati et eorum rectitu-
dinem adquirant et caeterorum perficiant.! Mag für die Zeit,
in der das Drübeder Stüd gefchrieben wurde, ein ſolches Vorrecht
für die Kloftergerichtsbarkeit auch nicht mehr die Bedeutung gehabt
haben wie für das 9. Jahrhundert, ein Fäl' er hätte ſich dieſe
bedeutfame Stelle fiher nicht entgehen laffer .v würde fie, hätte
fie in feiner Vorlage gejtanden, zweifelsohne getreulich Fopirt haben.
Das Fehlen diefer Stelle ſcheint mir deshalb den Beweis zu er—
bringen, daß für die Drübeder Urkunde das Gandersheimer Privileg
nicht benugt wurde. War aber dies nicht der Fall, jo kann nur
eine andere echte Urkunde aus der Kanzlei Ludwigs III. als Vor:
lage gedient haben. Daß diefe an Drübeck felbit verlichen war,
fann dann feinem weiteren Zweifel unterliegen.
Aus diefen Gründen glaube auch ich die Drübeder Urkunde
als „ſachlich unverdächtig“ bezeichnen zu dürfen und bezeichnen zu
müſſen. Schon die äußeren Merkmale erweifen eine echte Vorlage,
die wenig gelungene Nachzeichnung läßt ſogar noch die Hand des
urſprünglichen Echreibers erkennen und feititellen; daß die Vorlage
niht das Ganderäheimer Diplom geweſen, dürfte aus der fonft
unerflärlihen Auslaffung des rechtlih wichtigen Schlußſatzes und
tertlihen Abmweihungen erhellen; die Uebereinftimmung mit diefem
it noch fein Verdachtsgrund, fie wird, da ſich daneben doch eine
gewiffe Selbftändigfeit geltend macht, ein Beleg für die Echtheit.
Die Drübeder Urkunde ift indeß verunechtet; entjchieden interpolirt
it die erfte Arenga, verunechtet, wenn auch nicht mwefentlich, viel-
leiht nur theilweife, jcheint auch die narratio; die übrigen Theile
find formell wie ſachlich unbedenklich.
1) Daffelbe Recht wird verliehen an Werben B. 883. Lacomblet 1,
36, und an Paderborn, Wilmans 188.
26 Glocken des Mansfelder Seefreifes ıc.
Glocken des Alansfelder Seekreifes
und
die ältefte mit der Jahreszahl ihrer Entſtehung verjehene
Glode Deutſchlands.
Dom
Gymnafialoberlehrer Dr. 9. Größler in Eiäleben.
Mit drei Tafeln Glodeninfchriften.
Die Grafihaft Manzfeld mit ihren Städten und Dörfern
von zum großen Theil uraltem Urfprunge und früher Cultur
erfreut ſich des Befises nicht weniger, wenn aud der Mehrzahl
nach bejcheidener Ueberbleibjel der chriſtlichen Kunft. Freilich ift
mander Ort, der ehemals als Sit eines Erzpriefter3 oder gar
eines Archidiaconus höhere Bedeutung hatte, jett entweder ganz
vom Erdboden verjhwunden, oder dod zur Bedeutungslofigkeit
herabgefunfen, und auch die Klöfter find im Bauernfriege ohne Aus
nahme zerjtört worden. Gleichwohl überrafcht jelbjt noch manche
Dorfliche in dem füdöftlihen Borlande des Harzes den Beſucher
durch Erzeugniffe der Kunjt, welche er bier nicht erwartet hätte.
Einen umfafjenden Ueberblid über die bergenden Gebäude und das
in ihnen Geborgene zu geben, das verbietet vorläufig die noch nicht
erreichte Volljtändigfeit des Stoffes; daher ſoll einjtweilen aus ber
Fülle des Wahrgenommenen ein Einzelnes hevausgegriffen werben,
dad auch in feiner Vereinzelung der vorläufigen Mittheilung würdig
ſein dürfte.
Nicht Die letzte Stelle unter den uns erhaltenen Proben mittel⸗
alterliher Kunftfertigfeit nehmen die Gloden ein. Darf man fchon
Gloden mit Minusfelinscriften im Ganzen zu den Seltenheiten
rechnen, feitdem die Dorfgemeinden aus oft nichtigen Gründen
bemüht find, ihrer alten Glocken fi zu entäußern oder gegen Guß—
ftahlgloden fie umzutaufchen, fo noch mehr folde mit Majuskelin-
ichriften. Unter 85 Inſchriften, welche vor Zeiten der fleißige
Sammler Aug. Varges vorzugsmweife von Gloden am Süd- und
Dftabhange des Harzes gefammelt hat,! befinden fih nur 27 Ma-
jusfelinjhriften. Um fo größer war da die Freude des Bericht
erftatters, daß er auf feinen Wanderungen durch die Kirchen des
1) Neue Mittheil. des Thür.— Sädl. Vereins für Gef. und Alterth.
VII, L, 187.
Bon Dr. H. Größter. 27
Manöfelder Seefreifes,! ſoweit er diefelben bisher in Augenschein
genommen, doc immer nod) eine ziemlich große Anzahl alter Glocken
mit Majuskelinfhriften gefunden hat. Wohl mag bei manden der-
jelben die Sage Recht haben, die Mansfelder Gloden hätten darum
jo ungewöhnlich jchönen Klang, weil die Grafen von Mansfeld für
jeden Neuguß einige Pfund Silber beigefteuert hätten, aber die
Klangverhältniffe diefer alten Gloden zu unterſuchen überlafje ich
Dazu geeigneten Sadverftändigen. Ich gedenfe an diefer Stelle im
MWejentlihen nur ihre Inſchriften mitzutheilen, die ich nicht felten
nur unter jehr erjchwerenden Umftänden abnehmen fonnte, unter
denen fih aber auch einige befinden, welche allgemeine Beachtung
verdienen. Zum mindeiten hoffe ich), man werde die beigegebenen
drei Tafeln Nahbildungen, welche von der funjtfertigen Hand des
Herrn Schönerjtedt in Eisleben ſorgſam in verfleinertem Maßſtabe
Hergejtellt worden find, als einen wünfchenswerthen Beitrag zur
Epigraphif des Mittelalters willkommen heißen. Faſt alle Inſchriften
habe ich ſelbſt gefammelt; nur einige verdanke ic) der Güte Anderer.
Die Barnftedter Inſchrift ift mir durch Herrn Paſtor Wettler zus
gegangen; die Bornftedter hat Herr Stud. Jecht auf meine Bitte
abgenommen, und der von Herrn Dr. ul. Echmidt in Sanger-
haufen der Nedaction eingefandten Inſchrift der Glode zu Gonna
habe ich der bequemeren Herftellung halber auf Tafel III. einen
lat gegeben, während die dazu gehörige Erläuterung des Ein»
jenderd meinen Mittheilungen auf dem Fuße als Anhang nad)
folgen wird. Scheint es übrigens erwünſcht und ift mir’3 möglich,
jo gebenfe ich fpäter noch andere, namentlich aud Minustelin-
Schriften zu veröffentlichen.
Die romanische Kirche S. Nicolai zu Unterröblingen am
falzigen Eee mag den Neigen meiner Ddiesmaligen Mittheilungen
eröffnen. Diefelbe befist zwei Gloden von unftreitig hohem Alter.
Die Eleine, ſehr lang gejtredte trägt oben die Inſchrift Cecilia in
römischen Majusfeln. Die Buchſtaben find paarweife durch Kreuze
getrennt; nur das abjchließende A fteht allein zwifchen zwei Kreuzen.
Nicht nur die Form diefer Glode, auch die römische Form der
Buchſtaben und die edige Geftalt des U fprechen für das hohe Alter
der erfteren. (Nr. 24° auf Tafel III, mwofelbjt auch ein Umriß der
Glockenform.)
Die große Glocke zeigt außer zwei Bracteatenabdrücken nur
je zweimal hinter einander die bekannte apokalyptiſche Bezeichnung
1) Wo ſich die Gelegenheit bot oder die nachbarliche Lage dazu auf—
forderte, habe ich auch einige außerhalb des Seekreiſes, aber unweit ſeiner
Bet a aa Orte mit berüdfichtigt, nämlich Siersleben, Bornftedt und
arnſtedt.
28 Glocken des Mansfelder Seekreiſes ıc.
Jeſu durch Alpha und Omega, deren VBorhandenfein fie der Zeit
vom 11ten bi3 fpäteftend zum 14ten Jahrh. zumeilt, ift aber auch
durch ein merfwürdiges, den ganzen Mantel der Glode bededendes
Bandgefleht ausgezeichnet, welches in diefer Weife nur fehr jelten
begegnet. (Nr. 24° auf Tafel III.)
Der Verwandtſchaft wegen ſei hier fogleich der größeren Glode
auf dem Thurme der S. Marienkirche zu Köchſtedt bei Deutjchen-
thal gedacht, welche, wie die eben erwähnte Unterröblinger Glode,
je zwei Mal und zwar immer auf entgegengejesten Seiten das be-
freuzte Alpha und Omega zeigt und deren äußere Fläche eine ganz
ähnliche Geflechtzeichnung bedeckt. Sie ift daher vermuthlid von
demjelben Meifter, wie jene. (Vgl. die Abbildung auf Tafel III.)
Mit ähnlich einfacher Symbolik begnügt ſich die große Glode
der Kirche S. Mauritüi zu Gnölbzig bei Alsleben a. d. Saale,
denn diefe hat nur auf beiden Seiten eine 12 Mal im Zidzad
gebrochene, oben didere, unten dünnere Linie, welche ich für die
rohe Darftellung einer Schlange halte, (wie eine ſolche auch auf
einer Glode in Rollsdorf bei Seeburg erfcheint) und außerdem
ein am unteren Schaftende gehenfeltes Kreuz nebjt dem Buchſtaben
Alpha. Auch ein Omega fehlt auf diefer Glode nit, doch muß
ih auf defjen Wiedergabe verzichten, da die Form im Guffe fo
mißlungen ijt, daß fie nicht wohl nachgebildet werden kann. (Nr. 23
auf Tafel IIL)
Auh die auf dem Thurme der ©. Petrifirhe zu Müller-
dorf unweit Salzmünde hangende Mittelglode darf man zu diejer
Gruppe rechnen. Diefelbe zeigt auf zwei einander gegenüberliegen-
den Seiten den fterbenden, auf den beiden andern den thronenden
Erlöfer. Zu Seiten des letzteren finden fi innerhalb des Die
Geftalt umſchließenden paraboliihen Rahmens die befreuzten Buch—
itaben Alpha und Dmega. Ms Zugabe einer größeren Inſchrift
werben wir die leßteren noch öfter erfcheinen jehen.
Die romanische Kirche S. Stephani zu Dberröblingen am
falzigen See befitt außer einer kleineren, ziemlich Tanggeftredten
Glode ohne alle Inſchrift auch eine große mit den durch ein Kreuz
eröffneten Anfangsmworten des englijhen Grußes:
Ave - Maria - gracia » plena - -
in gothifcher Majusfel. Die noch fehr einfach gehaltenen Buchſtaben
find zwar nur wenig erhaben, treten aber doch faft durchweg band—
artig hervor. Auffallend ift die drei Mal wiederkehrende Unvoll-
ftändigfeit des Buchſtaben A. Zwiſchen dem letzten Worte und dem
die Inſchrift beginnenden Kreuze erblidt man die Abdrüde zweier
Bracteaten. (Nr. 1 auf Tafel J. Die Form der Glode auf
Tafel II.)
Bon Dr. H. Gröfler. 29
Etwas vollftändiger enthält die Worte des englifchen Grußes
eine in ſchon ziemlich verjchnörfelter Majuskel gehaltene Inſchrift
auf einer Glode der Pfarrkirche zu Bornjtedt bei Eisleben, denn
diejelbe lautet:
Ave Maria gracia plena dominus te
Die Buchſtaben find bandartig erhaben und zum Theil fehr
jondeibar. Da der Raum im Stranze nicht weiter reichte, ift nicht
nur das fonjt übliche Eröffnungskreuz mweggelafjen, jondern es bricht
auch in die Snjchrift mitten in dem Worte tecum ab. (Wr. 2,
Tafel 1.)
In künſtleriſch Schönen Formen aus der Blütezeit der Gothit
findet fich diefelbe Inſchrift mit volljtändigem tecum, jedod unter
Anwendung des eröffnenden Kreuzes ſowie verjchiedener Verſchlin—
gungen und Abkürzungen, auf der dritten Glode der Pfarrkirche
S. Gertrudis in Dorf Alsleben:
+ Ave ‘ Maria ° gra ' plena * dos * tecü °
Die Buchſtaben find bandartig erhaben; in dem Worte Ave
iind V und E mit einander verjchlungen, während in den Worten
gracia, dominus und tecum die Abfürzung in gewohnter Weiſe
durd den wagerechten Strich über der Abkürzungsjtelle angedeutet
ift. (Nr. 18 auf Tafel II.)
Noch volljtändiger jteht der engliſche Gruß auf einer Glode
der Kirhe ©. Nicolai zu Ajendorf bei Schraplau. Die anfangs
aus gothiihen Majusfeln beſtehende, zulegt aber in Minusfel eigens
thümlicher Art übergehende Inſchrift wird durch ein Kreuz eröffnet,
und aud die vier erjten Worte find von einander durch eingejcho-
bene Kreuze getrennt. Die Buchftaben jcheinen in jpielender Laune
hingeworfen zu jein und find ficherlih mit einem Griffel kurzer
Hand in die Glodenform eingerigt worden. Ich leje folgender
Maßen:
+ Ave + Maria + gracia + plena dominus
tecum benedicta in mulieribus es.
Herr Paſtor Dr. Otte dagegen, dem ich den Driginalabdrud
mitgetheilt, ift geneigt, das letzte Wort nicht es, fondern et zu
lefen, da der engliihe Gruß an diefer Stelle noch nicht zu Ende,
fondern bei dem Worte et abgebrochen fei, indem er nad) mulieri-
bus weiter laute: „et benedicetus fructus etc.“ Dennoch fcheint
mir der fraglihe Buchſtabe unzweifelhaft ein s zu fein. — Eigen-
thümlih ift die Figur, welche über dem die Inſchrift beginnenden
A Steht; man möchte fie faft für den nämlichen, nur in fleinerem
Maße vorgezeichneten Buchſtaben oder aud für ein frönendes Kreuz
30 Sloden des Mansfelder Seekreiſes ꝛc.
halten. Mit fonderbaren Formen find aud die erften Buchſtaben
des Mortes gracia bedacht worden. Ganz eigenthümlih iſt
die das ct in benedicta andeutende Verfhlingung. (Nr. 3 auf
Taf. 1.)
Betrachten wir nun eine andere Gruppe. Die Kirche S. Mar-
tini zu Stedten bei Schraplau befitt auf ihrem Thurme eine
große Glode von etwa 36 Zoll Höhe und 44 Zoll Deffnungs-
durchmefjer, welche in. gothifchen, mit einer Menge feiner Bier-
linien — nad) Art der Glodeninfhriften zu Nelben und Freift, auf
welche ich verweife — ausgeftatteten Majusfeln folgendes Dijtichon
als Inſchrift trägt:
Matheum signat vir bos Lucä. Leo M’CV.
Ales disciplm . pulsü sorde fuit.
Auh hier eröffnet ein Kreuz die Anschrift im Kranze, und bie
befreuzten ſymboliſchen Alpha und Omega jchließen fie ab. (Nr. 4
auf Tafel 1.) Bevor jedoch die meitere reihe Ausftattung der
Glode beſchrieben wird, ift erft die Frage zu beantworten, welcher
Sinn denn mit der zweiten Hälfte des Pentameters zu verbinden
jei. Unter dem discipulus muß Johannes zu verftehen fein; aber da
jein Name nicht ausdrüdlich genannt ift, jo follte man mwenigjtens
eine Umfchreibung defjelben erwarten. Deshalb ijt Herr Otte der
Meinung, e3 ſei ftatt „pulsum sorde fuit“ zu lejen: „qui sub
(oder super) corde fuit,* und zwar aus folgenden Gründen. Der
erite Buchſtabe der in Frage ftehenden Vershälfte, den ich für ein ver-
fehrtes P genommen Habe, jei ein Q, und da der dritte jehr wohl
ein J fein fönne (was zugegeben werden kann) jo müfje qui gelefen
werden. Das nun folgende SV könne ein abgefürztes sub oder
super fein; freilid jei mit sorde durchaus nicht? zu machen. Da
jedoch auch der Name Marcum nicht correct gefchrieben fei, fo fei
es nicht ohne Berechtigung auch bei sorde eine incorrecte Schreibung
(s ftatt c) anzunehmen. Dagegen habe ich aber dod) einige Be—
denken. Denn jo fehr auch die Faſſung: „discipulum, qui sub
corde fuit“ anlodt, jo ijt Doch zu beachten, daß Marcum zwar mit
Abkürzung, aber nicht incorrect gefchrieben ift, wogegen die Leſung
corde jtatt sorde eine Gewaltſamkeit in ſich jchließt, da derſelbe
Buchſtabe noch einmal in der Inſchrift ganz zweifellos ald 8
erſcheint; wie auch die Abfürzung sü für sub oder super wohl
ohne Beifpiel if. Es würde dann freilich das, was da fteht, erklärt
werden müſſen; namentlid müßte man das Wort discipulum aud)
ohne näher bezeichnende Umfchreibung — miemohl auh Mat—
thaeus ein discipulus war — in hervorragender Bedeutung nehmen
und durch „Lieblingsjünger”“ überjegen, die zweite Hälfte des
Bon Dr. H. Größer. 31
Verſes aber für einen jelbftändigen Sat anfehen. In diefem Falle
ſcheint fih mir nur durch die Beziehung auf den Guß der Glode
ein Sinn zu ergeben. Man müßte nämlich etwa das Wort vas oder
opus (= Ölode) ergänzen, und der Sinn würde dann — unter
Beziehung auf „die Form, aus Lehm gebrannt“ — etwa diejer
jein: „Aus dem Staube ijt fie (es) hervorgegangen.“ Das
Diftihon felbit ift, wie Herr Otte bemerkt, vermuthlid jehr alt,
weil es reimlos ift, und mohl älter, als die Glode. Denn dieje
kann früheftens dem 13 ten Jahrh. angehören, da, wie ich jogleid)
bemerken werde, die h. Elifabeth auf der Glode mit genannt und
bildlich dargeftellt ift. Unterhalb der Kranzlegende nämlich umſchlingt
die Glode eine Reihe von 6 Bildern in Geftalt freisrunder Me—
daillons — nur eins entbehrt der Umrahmung —, welche zunächſt
die in der Inſchrift erwähnten Symbole dreier Evangelijten, den
Engel des Matthäus, den Adler des Johannes, und den Löwen
des Marcus — der Ochſe des Yucas fehlt jonderbarer Weife —,
jodann aber nod drei Abbildungen mit dazu gehörigen, darüber
jtehenden Namen zeigt. Dem Löwen des Marcus folgt zunächft
der Name Samson über einem Medaillon, welches den den Rachen
des Löwen aufreißenden Simſon daritellt. Zu zweit folgt der
Name S. Elisabeth. Unter ihm erblidt man eine weibliche Ge—
ftalt, melde einen Korb im Arme trägt; ihr zur Seite jteht ein
behelmter Ritter, den Arm in die Seite gejtemmt, die erftere an-
fchauend: ohne Zweifel die h. Elifabeth mit ihrem Gemahl, den
Landgrafen Ludwig. Nur dieje bildlihe Darjtellung entbehrt eines
Rahmens. Zu dritt fteht der Name S. Nicolaus; unter ihm
erblidt man in freisrundem Rahmen eine jigende Gejtalt, melde
in ihren ausgeftredten Händen faum erkennbare Gegenftände hält:
fiherlih eine Darftellung des Heiligen, deſſen Name darüber fteht.
Doh aud ein Münz- oder Siegelabdrud von etwa °/, Zoll Durd-
meſſer fhmüdt an 2 Stellen die Glode. Bejonders merkwürdig
aber ift der auf der nach Dften gefehrten Glodenflähe unterhalb
der Bilderreihe, etwa in halber Höhe der Glode ftehende Name
Tammo, höchſt mwahrjcheinlih der Name des Gießers oder des
Stifter der Glode. Der mwagerechte Verdoppelungsſtrich fteht un-
regelmäßiger Weife nicht über dem m, jondern über dem a. (Bol.
Nr. 5 auf Tafel I.)
Eine nit minder merkwürdige Evangeliftenglode hä:.yt Zn
Thurme der nach jchriftlicher Weberlieferung der 5. Anna, sad
mündlicher dem 5. Johannes gewidmeten Kirche von Augsdorf
bei Eisleben. Ihre Höhe beträgt 35 Zoll, ihr Oeffnungsdurch—
mefjer 38 Zoll. Sie enthält im Kranze eine Inſchrift aus gothis
ſchen Majusfeln, welde, weil fie aus wenig erhabenen füdenförmigen
32 Glocken des Mansfelder Seekreifes ac.
Strichen beftehen, mit einem Griffel in die Glodenform eingerigt
worden fein müffen. Die Legende lautet:
+ Mateu + Lucas + Marcus + Johanes (Nr. 6 auf Taf. I.)
Unter ihr aber jchlingt fih um die Mitte der Glode noch eine
Reihe von Buchſtaben, welche, reichlih eine Spanne hoch, aber
ebenjo wenig erhaben wie die zuvor erwähnten, gleichfalls jchnörfel-
haft verzierte gothiſche Majusfeln find. Die vier erjten Buchftabe::
jtehen nahe an einander, Faum durch Zollesweite von einander
gejchieden; der fünfte dagegen ift vom vierten durch einen Zwifchen-
raum von 20 Zoll getrennt, und den Abſchluß der Reihe macht,
bis an den erſten Buchſtaben heranreihend, eine bildliche Darftellung
des Erlöfers am Kreuze von großer Eigenthümlichleit. Die fünf
Budjtaben find:
AMLRN.
Geht man an die Deutung diefer fünf Buchſtaben, die ohne
Zweifel eine Sigle bilden, jo wird es ſchwer fein, eine befannte
Formel von fünf Wörtern zu finden, auf die die fünf Buchſtaben
zurüdgeführt werden Fönnten, und Herr Paſtor Dr. Otte findet auch
feine. Stünde nicht Anderes entgegen, jo gäbe e3 einen Haren
Sinn, die Buchſtaben folgender Maßen zu deuten:
A(nno) M L R(edemptoris) N(ostri)
eine Deutung, an welche fich die bildliche Darftellung des Erlöfers,
welde nun folgt, ganz trefflich anjchlöffee Aber diefe Deutung
wird, wie Herr Otte bemerft, nit nur durch die in die fpätere
Majusfelzeit verweifende Eigenthümlichkeitt der Buchſtabenformen,
fondern auch durch die Art, wie der Gekreuzigte dargejtellt ift, auß-
geihloffen. Allerdings zeigt diefelbe manches Unerklärlihe. Doch
ih laſſe Hier Herrn Otte felbjt reden: „In den aus Elfenbeinen
und Miniaturen befannten Darftellungen der Kreuzigung aus dem
11ten Jahrhundert ſteht Jeſus ſtets mit wagerecht ausgebreiteter
Armen en face am Kreuze; das Herabhangen des Körpers an dei
Armen, wie e3 hier der Fall ift, und die gebogenen Kniee gehören
einer viel fpäteren Zeit an. Der ganze Charakter des Crucifixus
auf der Glode iſt entjchieden gothifh und mit Ausnahme des Herr-
gottsrodes und der fehlenden Dornenkrone ohne jede romaniſche
Reminiscenz.“ Achten wir ſodann auf das Beiwerk diefes Cruci-
fixus, fo ift e8 klar, daß an die Kreuzarme eine Darſtellung des
Mondes und der Sonne, an den Fuß des Kreuzes dagegen eine
der Erde ſich anjchließt, während zwiſchen den Armen des Kreuzes
und des Erlöſers auch noch 2 Sterne fich zeigen. Herr Dite findet
in diefen Beigaben nur Darftellungen nach Art der Kalenderzeichen,
Bon Dr. H. Gröfler. 33
wie jolche jelbft im 16. Jahrhundert noch vorfommen, und in der
Darftelung am Fuße des Kreuzes den Schädel Adams in einer
Erdhöhle, was ebenfalls mindeftens bis ins 15te Jahrh. fich zeige.
Jedoch in diefer einfachen Darftellungsmeife ſcheint mir noch feine
Nöthigung zu liegen, von einer fymboliihen Auffafjung des Dar-
geftellten abzufehen, da der Gießer oder Zeichner eine funftvollere
Darftellung vielleicht nicht zu leiften vermodte. Mir will bedünfen,
Sonne und Mond jeien hier als perfonificirte Yeidtragende, und
die Erde als der Schemel der Füße des Erlöfers aufgefaßt, mas
zwar nicht für ein hohes Alter der Darftellung jelbit jpridt, aber
doc als eine Reminiscenz aus der romantjchen Periode gelten fann,
da dieje Auffafjung in der älteren Zeit häufiger ift, fo 3. B. erfcheint
fie befanntlih auf den etwa dem Jahre 1115 angehörigen Stein-
bildwerfen der berühmten Eafterfteine bei Horn im Lippeſchen, und
aud aus dem 9Iten Jahrh. find dergleichen bildliche Daritellungen
des Mondes, der Sonne und der Erde tim Bunde mit Darftellungen
des Dpfertodes und der Taufe Chrifti nachgewieſen. (Kugler, Kunit-
geſchichte II, 417.) —
Auf dem Thurme der jegt in ein Schulhaus mit Lehrerwoh-
nung umgemwandelten S. Wipertifiche zu Strenz bei Alsleben
hängen zwei mwohlflingende Gloden von ſehr ähnliher Form (vgl.
Tafel III), mit Majusfelinfchriften aus der Blütezeit der Gothik
geijhmüdt, deren Züge mit denen, welche in Dorf und Stadt Als-
leben diejer Periode angehören, eine fehr nahe Verwandtſchaft zeigen.
Die Fleinere Glode von etwa 29 Zoll Höhe (immer ohne Krone)
und 32%, Zoll Deffnungsdurchmefjer bei einer Stärke des unteren
Nippenrandes von 2%, Zoll hat im Kranze die Legende:
+ + Anna mater Marie
Ein freuzgefröntes Omega fchließt diefelbe ab, dagegen wird
fie von 2 Kreuzen eröffnet, bzw. macht ein foldhes den Anfang und
ein anderes den Schluß. (Nr. 16 auf Tafel II.) Das fehlende
gefreuzte Alpha mwird hier ausnahmsweiſe durch ein Alpha inmitten
der Inſchrift ſelbſt vertreten, wie der Anblid des A in dem Worte
mater zeigt.
Ehe ih nun zu der Bejchreibung der anderen Strenzer Glode
übergehe, will ich erjt einer Friedeburger Glode gedenfen. Die
Kirche zu Friedeburg befitt einige Gloden von eigenthümlicher
Geftalt. (Bgl. die Abbildungen auf Tafel III.) Die eine, an erjter
Stelle abgebildete, hat gar feine Inſchrift, die zweite dagegen, welche
aus der alten Rumpiner Kirche ftammen foll, hat eine ziemlich
räthjelhafte Inſchrift. (Nr. 25 auf Tafel IT.) Wenn diefelbe über-
haupt einen bejtimmten Namen enthält, jo dürfte e8 der Name
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 3
34 Glocken des Mansfelder Seekreiſes ıc.
Ana fein. Die Zeichen und Buchftaben müfjen mit einem Griffel
in die Form eingeritt fein, da fie nur fadenförmige Erhebungen
bilden.
Doch ich fehre zu der größeren Strenzer Glode zurüd.
Diefe, von etwa 33 Zoll Höhe, 38 Zoll Deffnungsdurdhmefjer
und einem 34, Bol ftarfen untern Rippenrande, trägt in auöge-
zeichnet ſchönen gothiſchen Majusfeln die Inſchrift:
+ In honore sancte Marie virginis,
welde, wie gewöhnlich, durch ein Kreuz eröffnet und durch das
iymbolifche Alpha und Omega abgejhloffen wird. (Nr. 17 auf
Tafel II.) Die Buchſtaben A und N in dem Worte sancte find,
wie man leicht fieht, zu Einer Figur verbunden. Die Form diefer
Glocke zeigt Tafel III.)
Die Kirche ©. oh. Bapt. zu Naundorf bei Beejenftebt
befigt nur eine und noch dazu Feine Glode von ziemlich langge—
jtredter Form (vgl. die Abbildung auf Tafel III.) Die im Kranze
befindliche Inſchrift lautet:
+ 0 rex glorie veni cü (Nr. 12 auf Tafel II.)
Der befannte Sprud ift unvollftändig, denn das Wort pace
fehlt, mußte aber auch unvollitändig bleiben, weil der des Lateini-
nischen jedenfalls unfundige Zeichner mit dem Raume verjchwende-
riish, ja man kann fagen, die Worte finnlos zerftüdelnd, wie Die
Abbildung zeigt, umgegangen, jo daß jogar das Wort cum zulegt
noch abgekürzt werden mußte.
Bollitändig dagegen fteht der Spruch auf der einzigen, aber
großen Glode der Kirche ©. Joh. Evang. zu Beefenftedt, deren
Filial die Naundorfer Kirche ift. Auf die dur ein Kreuz eröffnete
Legende in gothifcher, zum Theil noch romanifirender Majuskel:
+ 0 . rex - glorie - veni - cum - pace -
folgt noch eine undeutliche bildlihe Darftellung in Form eines Me-
daillond. (Nr. 13 auf Tafel II.)
Befonders reih an alten Glocken ift die Fledenfirhe S. Nicolai
zu Seeburg am füßen See, denn diefelbe befigt nicht nur eine
Glocke mit Minusfelinfchrift vom Jahre 1484, fondern auch zwei
mit Majuskelinſchriften. Die Mittelglode zunächſt zeigt in einem
Gemifh von römischen und gothiſchen Majusfeln, welche mit einem
Griffel in die Form eingegraben fein müfjen, weil fie fih nur wie
jhmale Schnüre über die Glodenfläche erheben, nad dem üblichen
Anfangskreuz folgende Inſchrift:
+ S Nicolaus - Anna - mater - S Marie +
O rex clorie veni - cum - pace -
EL nn nn m U mn zn en en
Bon Dr. H. Gröfler. 35
Beachtenswerth ift, daß nicht wenige Buchſtaben diefer In—
ichrift verkehrte Stellung erhalten haben, jo daß erft ihr Spiegel:
bild die richtige Lefung ermöglicht. (Nr. 8 auf Tafel 1.)
Die große Seeburger Glode trägt in ſchöner, Fräftiger, band-
artig fich erhebender Majusfel, den mit einem Kreuze beginnenden
leoninifchen Hexameter:
+ Sit - töpestatü - per - me - genus - omne - fugatü,
welcher die Glode als eine Wetterglode Fennzeichnet mit der von
dem kirchlichen Aberglauben des Mittelalters ihr zugemwiefenen Be—
ftimmung, jede Art von Unwetter durch ihren Klang zu vertreiben.
(Nr. 9 auf Tafel 1.)
Diefe Inſchrift muß in biefiger Gegend jehr beltebt und jener
Aberglaube allgemein verbreitet geweſen fein, da jene ſich noch auf
einigen andern Gloden der Mansfelder Kreife findet. Auf dem
Thurme der fogenannten Apoftelfiche oder Kirche S. Matthiä zu
Hübitz bei Eisleben, welches feine beiden Kleinen Gloden vor etwa
40 Jahren „von Wettin her” angekauft haben foll, hängt eine
Glocke von langeitredter Form, welche genau die oben erwähnte
Inſchrift in gothifshen Majuskeln trägt. (Nr. 10 auf Tafel 1.)
Die Worte find aber hier nicht, wie bei der vorherbefchriebenen
Glocke, durch Abtheilungszeichen getrennt.
Die dritte Trägerin derjelben Legende iſt die große Glode der
Kirche S. Andreä zu Siersleben unweit Hübig, nur daß hier
die Buchſtaben aus römiſchen und gothiihen Majuskeln beftehen,
und daß gleich hinter dem Eröffnungskreuze ein Crucifixus mit
Zohannes und Maria zur Geite folgt, deren Stelle durch den
leergelafjenen Raum auf der Abbildung (Nr. 11 auf Tafel I.) an—
gedeutet ift, wie auch eine zweite bildliche, aber undeutlich ausge:
fallene Darftellung die beiden Buchſtaben des Wortes me von ein-
ander ſcheidet. Es entipriht dem ſchon öfter wahrgenommenen
Braude, daß die beiden fymbolischen, befreuzten Buchſtaben Alpha
und Omega den Bers abjchließen; ungewöhnlich ift nur, daß hier
das Omega vorangeht und das Alpha nadhfolgt.
Auch in der Kirde ©. Laurentii in dem unmeit Siersleben
gelegenen Thondorf hatte ich eine merkwürdige Glode zu finden
erwartet, da fih an eine der dortigen Gloden die Sage knüpfte,
ein auf dem ehemaligen Sattelhofe zu Thondorf wohnender Ritter,
Namen? S. Georg, habe der Thondorfer Kirche die große Glode
geſchenkt und darum trage diejelbe auch feinen Namen. Als ich
jedoch den Thurm erftiegen hatte, ftellte fich heraus, daß die Glocke
in ihrer alten Geftalt nicht mehr befteht, denn fie ift, wie ih nun
erfuhr, im Jahre 1874 umgegofjen worden, und Niemand hat es
3*
36 Sloden des Mansfelder Seekreijes ıc.
fich angelegen fein lafjen, ihre Inschrift der Nachwelt zu überliefern.
Der hiſtoriſche Kern jener Sage aber dürfte der fein, daß irgend
ein Graf von Manzfeld der Kirche jene mit dem Bilde feines Ge-
ſchlechtsheiligen, der zugleich Patron der Grafihaft war, geſchmückte
Slode geſchenkt hat, eine Thatjache, welche eine jpätere Zeit zu
dem im Dorfe gelegenen Sattelhofe, welcher zum Ritter ©. Georg
hieß, und zu weldhem die .noch jetzt befannte ©. Jürgenbreite
gehörte, in Beziehung geſetzt haben mag.
Der ſchon berührten abergläubifhen Anficht von der Wirkung
des Glodenklanges, haben aud noch andere Gloden des Seefreijes
ihre Entjtehung zu verdanken. Bekanntlich jtand das Cyriacusglöd-
lein des Kloſters Wimmelburg bei Eisleben noch zu Luthers Zeiten
in dem Rufe, daß durch das Anhören feines Klanges Kranke und
namentlich Bejefjene geheilt würden, meshalb täglih eine große
Anzahl Leidender auf den umliegenden Höhen ſich Iagerte, um
durch das Anhören des DBespergeläutes der Heilung theilhaftig zu
werden. Eine Beichreibung diefer berühmten Glode hier zu geben
ift deshalb nicht möglich, weil diejelbe in einem Brande des jahres
1680 ihren Untergang gefunden hat.
Dagegen bat fih in Nelben a. d. Saale unweit Alsleben
auf dem Thurme der dortigen S. Nicolaifiche eine Glode erhalten,
deren Inschrift die Bitte an Gott enthält, er möge diefe Glocke
jegnen, daß e3 dem Volke wohl ergehe und Luft und Wetter ge-
veihlich ſei. Diefelbe wird zunächſt durch das Kreuz eröffnet, welchem
jeltener Weife das befreuzte Alpha und Omega fofort nadhfolgen,
und erft dann beginnt die Legende ſelbſt, welche, ein leoniniſcher
Herameter, folgender Maßen lautet;
Vas - deus - hoc signa - plebs - salva - sit - aura - benigna.
Die an fich nicht geſchmackloſen Buchftaben find in beinahe
gejhmadlofer Weife mit einer beengenden Maſſe feiner Zierlinien
überladen. (Nr. 14 auf Tafel IL) Sch Habe die nicht geringe
Mühe der Wiedergabe all diefes Beiwerks auf mich genommen, um
eine bezeichnende ‘Probe der in diefer Inschrift ſich offenbarenden
Gefhmadsrichtung zu geben. Fraglich kann erfcheinen, ob fi das
Wort salva auf das leibliche oder geiftige Heil des Volkes beziehen
foll, denn beide Deutungen find möglich. Ich meinerfeit3 möchte,
unter Berüdfihtigung des beim Wimmelburger Cyriacusglödlein
hervorgetretenen Aberglaubens der Beziehung auf das leibliche Heil
den Vorzug geben. — Unter der Inſchrift befindet fih auf der
einen Seite eine flaherhabene Darjtelung der mit dem Jeſuskinde
dafigenden Maria, auf der andern (nördlichen) eine Darftellung
des Erlöfers am Kreuze mit Johannes und Maria zur Seite. Da
u
Bon Dr. H. Größter. 37.
dieſe letzterwähnte Darſtellung einen alterthümlichen Typus zeigt —
denn Chriſtus hält die nicht angenagelten Hände wagerecht aus—
gebreitet und entbehrt der Dornenkrone, hat dagegen den langen
Herrgottärod, und aud die Füße jtehen, ohne angenagelt zu fein,
neben einander auf einem eigenthümlihen Fußgeſtell —, fo habe
ich eine Abbildung derfelben beigefügt.
Auch die auf der Nelbener Glode befindliche Inschrift wieder:
holt fi) noch einmal auf der großen Glode der Kirche zu Freift
bei Friedeburg; nur ift hier die Abtheilung der Worte minder
jorgfältig; auch fehlt den Buchſtaben das Gepräge phantaficvoller
Formenſchönheit, ja es findet fih ſogar ein Vergeplichkeitsfehler.
Denn die mit dem Kreuze beginnende Inſchrift lautet:
Vas.. Deus. hoc signa plebs .alva.sit. aura benigna.
Der des Lateinifchen vermuthlih unkundige Zeichner jcheint das an-
lautende s des Mortes salva für überflüjftig gehalten zu haben,
oder er hat es überjehen. Doch noch eine andere Eigenthümlichkeit
muß hervorgehoben werden. Da der Kranz ſämmtliche Buchſtaben
der Inſchrift nicht faſſen fonnte, fo find die beiden legten Worte
aura benigna auf der Haube der Glode untergebraht und durd)
Einrigen in die Form hergeſtellt worden, entbehren aud aller Zier-
linien, während die im Kranze ftehenden bandartig erhaben find.
(Nr. 15 auf Tafel II.)
Wie nun fon auf den beiden leßterwähnten Gloden Die
Glocke felbft durch das Wort vas bezeichnet wird, fo iſt dies aud)
der Fall auf der dritten Glode der S. Gäctlienfirhe in der Stadt
Alsleben a. d. Saale. Dieje rühmt ſelbſtbewußt ihren Werth in
folgendem leoninifchen Hexameter:
Laudis sum digna vas nobile dieta Benigna.
Und in der That, diefe Benigna ift ein vas nobile, eine „feine
Glocke“. Zum mindeften gehören die Formen ihrer Buchſtaben,
gleich denen der beiden Strenzer Gloden und denen der Dorf -
Alslebifchen der Blütezeit der Gothif an. (Nr. 19 auf Tafel IL.)
Es bedarf faum der Erwähnung, daß das eröffnende Kreuz nicht
fehlt.
Einige intereffante Gloden hängen auf dem Thurme der
S. Petri-Paulikirche zu Alberftedt bei Eisleben. Die Inſchrift
der großen Glode, melde aus einem Gemiſch römifcher und (vor-
wiegend) gothijcher Majuskel befteht, muß von rechts nad links
gelefen werden, ift alfo Spiegelihrift und lautet, fo weit mir die
Leſung derfelben gelungen ift, wie folgt:
Alfa et O: Tetragramaton : (Nun folgen 4 mir unverjtänd-
lihe, zum Theil zufammengezogene Buchſtaben). Messias. Maria ,
38 Gloden des Mansfelder Seekreifes ꝛc.
Auch fie wird von dem üblichen Kreuze eröffnet. Befonders beach—
tensmwerth aber ift, daß die großen, breiten, etwa , cm,, alfo
auffallend hohen Buchſtaben einer Schablone ihre Entjtehung nicht
verdanten können, fondern in die Form eingegraben fein müffen,
da diejelben jcharfgratig und in ihrer Grundfläde etwa 3—4 Mal
jo breit find, als auf ihrer Oberfläche. Hieraus erflärt fih aud)
ihre umgefehrte Stellung leiht. Ohne Zweifel ift diefe Glocke fehr
alt. Unter der eben mitgetheilten, im Kranze befindlichen In—
ſchrift erblidt man überdies mehrere Mal das zwifchen dem Pfeile
und dem Gröffnungsfreuze abgebildete Ornament. (Nr. 20 auf
Tafel II.)
Giebt Schon dieſe Glode dem Forſcher zu denken, jo noch mehr
eine Tleinere Glode der Alberftedter Kirche, welche nur auf Dad;
fparren oder durch eine hohe Leiter zugänglich ift und ein wahres
Curiofum von Inſchrift hat. Wo eigentlich der Anfang derfelben
und wie das Einzelne zu deuten ift, das ift mir felbft noch nicht
Har; doch hat es den Anfchein, daß auch Hier Spiegeljchrift vor-
liegt. Ob ich aber den wirklichen Anfang herausgefunden Habe,
das mögen Kundigere beurtheilen. Alt muß auch diefe Glode fein,
da Schrift und Bilder lediglich eingeritt find. Eine Wiedergabe
des jchriftlih und bildlih Dargeftellten verbietet fich bei der erft
noch zu erforjchenden Bedeutung der Zeichen von ſelbſt; nur fo
viel möge bemerkt fein, daß, wenn man rechts beginnt, auf ein
eröffnendes Kreuz zunächft ein gothiſches A, diefem ein Paar einan-
der zugefehrter Fechter oder Nitter, diefem ein Schriftzeichen von
nicht näher zu bezeichnender Beltimmung und dann außer einer
anjcheinend eine Armbruft darjtellenden Zeihnung ein Paar fid
zugefehrter Drachen folgt. Eine zweite von Kreuzen eingefchlofjene
Gruppe ſcheint zunächſt die umgekehrten griechiſchen Buchftaben
Alpha, Beta, Gamma und Delta (Ietteren als geöffnetes Dreieck)
zu enthalten, auf welche nach zwei unerflärlichen Figuren abermals
ein Beta und Delta folgt. Die dritte Gruppe zeigt und wiederum
die 4 erjten Buchſtaben des griechifchen Alphabet3 und zum Schluffe
noch zwei, anjcheinend nur ornamentale Figuren. (Nr. 21 auf
Tafel I) Man möchte fait glauben, daß hier die Buchitaben
des griechiſchen Alphabet3 gleich Zauberrunen Verwendung erhalten
haben. Möge es Kennern diefer Dinge gefallen, fich hierüber zu
äußern.
Die nunmehr folgende Inſchrift der Feuerglode der Kirche
S. Wenceslai zu Barnjtedt im Kreife Querfurt (Nr. 22 auf
Tafel II.), welde der jetige Pfarrer diefer Kirche, Herr Paftor
Mettler, hat abzeichnen laffen, ift bereit8 von Herrn Paſtor Wal-
ter in Crumpa, einem zugleich eifrigen und befonnenen Forſcher
Bon Dr. H. Größler. 39
auf dem Gebiete der kirchlichen Alterthümer feiner Umgebung, fo
vollitändig gedeutet worden, daß mir nichts übrig bleibt, als mich
jeiner Deutung anzuichliegen und diejelbe hier unter Beifügung
einer Abbildung der Inſchrift mitzutheilen. (Nr. 22 auf Tafel II.)
Richtig find von demfelben die aus einem Kreife und Kreisabſchnit—
ten bejtehenden Kreuze als Anfangs= und Endmarken, die übrigen
concentriihen Kreife aber als Abtheilungszeichen der Worte erfannt
worden. Diefe Budjtaben find verzerrte, faſt groteske gothifche
Majusteln; nur die zwei Mal vorlommende befannte Abkürzung
des Namens Chriftus ift aus den griehiihen Buchſtaben XPC zu:
jammengejegt und über ihnen zeigt fi) der wagerechte Abkürzungs-
ſtrich. Was die Technik der Buchſtaben betrifft, jo find ihre Kör—
per nur durch zwei erhabene Nanditriche marfirt; der Zeichner hat
aljo die Züge in die Form eingegraben und fo erklärt fih, da er
fie richtig eingrub, das verkehrte Bild des Abguſſes. Es ift dem—
nad von recht3 nach links folgendermaßen zu lejen:
+ Christus vivikat . agia.. + Christus imperat . + regnat X +
Unerflärlih ift mir nur die Bedeutung des vor dem Schlußfreuze
jtehenden Zeichens, welches feiner Gejtalt nah ein griechiſches X
ift. Das zweite Wort der Inſchrift müßte eigentlich vivificat lau—
ten, jedoch die mangelhafte Form der Inschrift kann nicht allzufehr
auffallen, da dergleichen Verſehen bei Yeuten, die, wie die mittel:
alterlihen Glodengießer, der lateinischen Sprache nicht felten unkun—
dig waren, häufig find. ch erinnere nur an die oben berührte
Schreibung alva jtatt salva auf der Freifter Glode. Wenn dage-
gen Herr Baftor Walter meint, er ftehe faft rathlos vor dem Worte
agia, jo zeigt Doch feine Deutung des Sprudes:
„Chriftus erwedt, Chriftus beherrſcht und regiert — die
Heiligen,
daß er das Nechte getroffen, wenn er das Mort als Object der
drei Verba nimmt. Denn daß es nicht ald zweites Subject nad)
dem erjten Subjecte (Chriftus) gefaßt werden kann — in weldem
‚alle man darin die durch Kreuzfahrer aus dem Morgenlande nad)
dem Weſten mitgebrachte Bezeichnung der Mutter Gottes (— 9
arte) finden müßte —, beweiſt nicht nur der dann fich ergebende,
dogmatiſch unzuläffige Sinn der Worte, ſondern aud das nod)-
malige Erſcheinen des alleinigen Subjects im Sate, des Namens
Chriftus, nad) dem Worte agia.
Es erübrigt nun nur noch, die mit Jahreszahl verfehenen, in
die Gruppe mittelalterliher Majuskelglocken gehörigen Oloden des
Mansfelder Seekreiſes vorzuführen. Ihre Zahl ift freilich Klein
40 Gloden des Mansfelder Seelreifes ꝛc.
8 ſich, aber im Verhältniß zu andern Landſchaften immerhin an-
ehnlich.
An erſter Stelle ſei einer zerbrochenen, durchlöcherten kleinen
Glocke gedacht, welche auf dem Boden des Thurmes der Kirche
S. Godehardi (nach Andern S. Ambroſii) zu Amsdorf am ſalzi—
gen See liegt. Dieſelbe iſt nur ungefähr 12“ hoch und zeigt am
Kranze drei Medaillons, deren eines anfcheinend die Jungfrau
Maria mit dem Jeſuskinde, deren zmeites einen die Rechte jegnend
erhebenden und ein Buch in der Linken haltenden Bifchof, deren
drittes endlich den gefreuzigten Chriftus darftelt. Aber auch eine
zum Theil herausgebrochene, zum Theil unleferliche Legende um—
zieht den Kranz, von welcher die zwar jehr Heinen römischen Zahl-
buchjtaben ACCCXXXII doch deutlich erfennbar find, fo daß man
wird annehmen dürfen, die Glode ſtamme aus dem J. 1332.
Zweifellos deutlih und klar ausgeprägt ift die Schrift der
mit einem Kreuze beginnenden Legende auf der Kleinen Glode der
©. Mauritiiliche zu Steuden bei Deutjchenthal vom J. 1336.
Diefelbe lautet einfach:
+ Anno.dominii.M.C.C.C.XXXVI..XVI..Kl. Augusti..
ift aber wegen der genauen Angabe des Tages ihrer Entjtehung
merkwürdig. (Nr. 26 auf Tafel IIL)
Die weitaus merfmwürdigfte und unter ihres Gleichen einzige
Glocke aber befigt die Pfarrkirche S. Georgii zu Helfta bei Eis—
leben. Denn die auf dem ziemlich modernen Thurme diefer Kirche
bängende große Glode ift nicht nur die ältejte mit der Jah—
veözahl ihrer Entftehung verjehene Glode aller Landſchaf—
ten am Harz, fondern, was weit mehr jagen will, von ganz
Deutfhland. Um den Werth und die Seltenheit derjelben im
da3 rechte Licht zu ftellen, fei es geftattet, einige ftatiftiiche Bemer—
fungen über datirte Gloden voranzujhiden. Von den noch vor=
handenen 87 Gloden der Stadt Erfurt erreicht die ältefte, mit
Jahreszahl verfehene nur das Jahr 1331 (Correfpondenzblatt des
Gejammtvereins d. deutfchen Geſchichts- u. Alterthumsvereine 1870,
Nr. 8 ©. 57 u. 58); unter 27 von Aug. Varges abgezeichneten
Majuskelinichriften an Gloden der Harzvorlande erreicht die ältefte
der legteren nur das Jahr 1318 (N. Mitth. d. Thüring.-Sächſ.
Ber. VII, 1, 197 ff.). Erheblich älter find ſchon die feitvem durch
Dr. Jacobs befannt gemachte Glode der ©. Silveftrifirhe in Wer—
nigerode vom Jahre 1297; ferner eine Glode zu Wilspruff in
Sadjen, melde die Jahreszahl 1290 trägt (Correfpondenzblatt
1.1. Nr. 4, ©. 29), und eine erjt neuerdings von Dr. Julius
Schmidt in Sangerhaufen aufgefundene Glode zu Gonna bei San:
Bon Dr. 9. Gröffer. 41
gerhaufen von demfelben Jahre, welche weiter unten ©. 45 f.
bejprochen werden wird. Von den 35 Gloden des glodenreichen
Halberftadt gehört nur Eine, welche auf dem füdlihen Thurme
der Moritzkirche hängt, dem bdreizehnten Jahrhundert an; dieſelbe
jtammt aus dem ‘jahre 1281. (Zeitſchrift des Harzvercins IX,
292). Demfelben Jahre gehört die zweitältefte Glode im Freibur-
ger Münjter, dem Jahre 1280 eine Glode der ©. Blaſienkirche zu
Mühlhaufen i. Th. an. (Correipondenzbl. 1. 1.). Eine Glode vom
Jahre 1273 (die Jahresangabe 1261 ift nach briefl. Mittheilung
des Herrn Otte ein Irrthum) beſaß ehemals Yühnde bei Hildes-
heim; dieſelbe ift aber im Jahre 1859 umgegofjen worden. Die
zmweitältefte Glode des Domes zu Minden vom jahre 1270 hat
noch eine Zeitgenojfin in einer jüngft dur Th. Voges befannt
gemachten Glode im Braunfchweigifchen. Dieſe ebenfalls im Jahre
1270 gegofjene Glode befand fich früher in dem Michaelisklofter
zu Hildesheim, fam dann nach Burgdorf im Braunfchweigiichen
(Harzzeitichr. X, 78) und ſoll fich jest, wie Herr Otte zu mifjen
glaubt, im Mufeum zu Braunjchweig befinden. Cine Glode der
Liebfrauenkirche zu Moringen, die ältefte im Hannöverſchen Lande,
trägt das Datum 20. Juni 1263 (Mitthoff, Kunftdenfmale und
Alterthümer im Hannoverfhen, Bd. IL); in noch ältere Zeit reichen
zurüd eine Glode zu 5. Peter in Nahen, im Jahre 1261 gegof-
jen vom Magiſter Jacobus de Croailles; bie ältere Glode im
Freiburger Münfter vom Jahre 1258, und die ältere Glode im
Dome zu Minden vom Jahre 1252. Würzburg aber glaubte in
jeiner von dem Director Wiggert in Magdeburg entdedten und in
der ©. Burchardifirche hängenden Katerina die durch ihr ausbrüd-
lich bezeugtes Alter ehrwürdigſte Glode Deutichlands zu bejigen,
und aud Herr Paſtor Dtte, der rühmlich befannte Kunſtarchäo—
log und Verfaſſer der Glodenfunde, fannte bisher feine ältere;
nunmehr aber muß die Katerina ihren Chrenplat einer Manzfeldi-
ſchen, bezw. Norbthüringifchen Glode einräumen, denn die Glode
von Helfta ift noch anderthalb Jahrzehnte älter als fie. Allerdings
ift e8 ja richtig, daß es noch ältere Gloden giebt, aber auf diejen
zweifellos älteren Glodın ift die Jahreszahl der Entftehung nicht
ausdrüdli angegeben, ſondern erft durch Schluß erlangt. So
wird die Entjtehung einer aus dem Dome zu Walbed a. d. Aller
nah Diesdorf bei Magdeburg gebraten Heinen 1°/,° Hohen,
bienenforbförmigen Glocke, welche Director Wiggert entdedt hat,
aus paläographiihen Gründen von demjelben in die erſte Hälfte
des 11. Jahrhunderts verſetzt, und es ift nichts, was abhalten
fönnte, dieſem Urtheil zuzuftimmen. Dagegen beruht es auf einem
Irrthume, beziehungsmweife auf ungenügender Kenntniß der Epi—
42 Glocken des Mansfelder Seetreifes :c.
graphif, wenn (jo z. B. nad einer freundlichen Mittheilung des
Herrn Oberl. Dr. Keber in Afchersleben in der Magdeb. Zeitung
vom 29. Aug. 1872) die Behauptung verbreitet worden ift, in
Zorbau bei Weißenfels gebe ed eine Glode, melde am Schluffe
ihrer Inſchrift: „Vox mea sit grata Tibi virgo Maria beata“
noch die Zeitbeftimmung „ANNO MX“ und fomit das ältefte nach—
meisbare Glodendatum in Deutihland enthalte. Denn Herr Baus
rath Sommer in Zeit hat bereit3 in den Neuen Mittheilungen des
Thür. Sächſ. Ver. (XI, 326) nachgewieſen, daß die obige von
Heydenreich herrührende Behauptung auf einer falſchen Deutung
der die Inſchrift abjchliegenden, befreuzten apofalyptiihen Buch—
ftaben A und 2 fowie des dieſelbe beginnenden Kreuzes fußt.
Heydenreich nämlich hatte das A troß dem darauf gejehten Kreuze
für eine Abfürzung des Wortes Anno, das 2 für den in gothi-
ſcher Form gegebenen Zahlbuchftaben M, und das dahinter fich
anſchließende Eröffnungsfreuz, fo unglaublid es auch ift, für das
römiſche Zahlzeihen X gehalten und auf diefe Weiſe die Zeitbe—
ftimmung Anno 1010 glüdlih zu Stande gebradt. — Wenn
demnach dieſes Ergebniß lediglih auf einem Trugjchluffe beruht,
jo jcheint die Sache anders zu ftehen mit einer Glode der S. Bar:
tholomäikirche in Giebichenftein, von welcher v. Dreyhaupt (Bejchrei-
bung des Saalkreifes II, 900) im Jahre 1750 Folgendes berid)-
tet: „Die andere, 17— 18 Etr., ... hat vordem auf der Gapelle
auf dem Sclofje Giebichenftein gehangen, ift 546 Jahr alt, wie
die darauf befindliche Auffchrift bezeuget: Anno incarnationis domini
MCCHII. Regnante Ludolfo Archiepiscopo fusum est vas h.“
Aber diefe Glode, welcher fonft in der Gruppe der mit Jahreszahl
verfehenen Gloden die erfte Stelle gebühren würde, bejteht nicht
mehr, wie ich mich durch den Augenschein überzeugt habe, ift viel-
mehr — im Jahre 1788? — umgegofjen worden. Der Mög-
lichfeit einer indirecten Zeitbeſtimmung endlich erfreut fih eine
Glode zu Gilding in Oberbayern, melde die Inſchrift trägt:
„Arnoldus sacerdos de Giltekin me fundi fecit“*, und deren Ent-
ftehung mit Recht in die Zeit von 1162 — 1194 gejegt wird, weil
fi der erwähnte Priefter und Stifter der Glode in Urkunden der
bezeichneten Jahre findet. (Otte, Olodenfunde ©. 79 und 83).
Aber auch fie giebt doch nicht beftimmt das Jahr ihrer Entjtehung
an, was die Helftaer Glode thut, zu deren Bejchreibung ih nun
übergehe.
Bei einer Höhe von 94 cm. und einem Deffnungsdurchmeijer
von 110 cm. dürfte das Gewicht derfelben etwa 15 Centner betra-
gen. Ihre Form zeigt Tafel II. Die auf derſelben jtehende
Inschrift ift, wie auch Herr Otte annimmt, erfichtlich mit einem
Bon Dr. H. Größer. 43
ſpitzen Inſtrument in den Mantel der Glodenform eingefragt wor:
den. Dies mußte links gefchehen, was dem Zeichner (ob dem
Sieger oder einem Geiftlihen?) nicht geläufig fein mochte; er
ichrieb daher rechts und der Abguß zeigt nun das Epiegelbild der
Buchſtaben, welche nicht nur den Kranz erfüllen, ſondern auch den
unteren Theil der Glode umjhlingen. Die Form der Buchſtaben
iſt theils römiſch, theils gothiſch, ein Umftand, der allein jchon,
auch wenn die Glode nicht die Jahreszahl 1234 trüge, auf ein
ſehr hohes Alter derjelben hinweifen würde. Auc hier beginnt die
Kranzlegende mit dem üblichen Kreuz und den apofalyptiichen Buch—
ftaben Alpha und Omega. Diejelbe lautet:
+ +
+.4. 02. Ave Maria - gracia - plena - dominus - tecum -
Anno » M° · CC? . XXX° IIII° - fundata sum,
Sie giebt alſo den unvollftändigen engliihen Gruß und die Mit-
tbeilung,, daß fie im Jahre 1234 geftiftet worden. (Nr. 27” auf
Tafel II.)
Die fchon erwähnte, weiter unten befindliche Legende, deren
Worte wiederholt von freisrunden Brafteatenabdrüden, welche etwa
1 Zoll im Durchmefjer haben, unterbrochen und überdies hier und
da durch Tpannenlange Zwifchenräume getrennt werden, enthält in
einem Gemifh von römischen Majusfeln und frühgothischen Minus:
feln von ſehr ungleicher Höhe die Worte:
Titulus (©) triumfalis (©) Jesus Nazarenus (©) rex Judeorum
Ex tot cineinariis sum XVII ©). (Nr. 27* auf T. III.)
Diefe untere Inſchrift bereitet dem Ueberſetzer beſonders durch das
Wort cincinariis, denn jo glaube ich leſen zu müſſen, Schwierig—
keit. In Ermangelung einer anderen Erflärungsmöglichfeit glaubte
ih, darin einen Glodennamen erbliden und annehmen zu bürfen,
das Wort cincinaria fei unter Anlehnung an die hebräifche Pil—
pelform >x>x (zilzel), welche „Eingen‘ bedeutet, gebildet und
darum durch „Klingerin‘ zu überjegen, wie ja aud das halb
deutſche, Halb lateiniſche Wort Clinsa in der Bedeutung Klingerin
auf einer alten Glode vorfommt. Unter diefer Vorausſetzung über:
jeßte ich:
„Die Triumphauffchrift (des gefreuzigten Chriftus) lautet: Jeſus
von Nazareth, König der Juden. Von jo viel Klingerin-
nen (die mir, dem Gießer, ihre Entjtehung verdanken) bin
ich die achtzehnte.“
Herr Paſtor Dite dagegen, dem ih den Abdrud der Inſchrift zur
Kenntnißnahme zujandte, überſetzt:
44 Gloden des Mansfelder Seckreifes ıc.
„Die (für wunderkräftig gehaltene) Aufſchrift des (am Kreuze)
triumphirenden Chriftus (lautet): Jeſus von Nazareth, König
der Juden. Aus fo vielen Gentnern bin id: 18%,
indem er cineinariis gleichbedeutend mit centenariis faßt, und
bemerkt dazu, durch diefe Notiz werde die Schon durch ihre Dati-
rung fehr wichtige Olode auch noch in anderer Hinficht merkwürdig.
Denn bisher kenne er nur 2 Gloden, auf mwelden fich eine Gewichts—
angabe befinde, beide zu ©. Florian in Defterreih. Auf der einen
vom %.1318 fteht: „de XXVI centenariis facta sum“ und auf der
andern vom Jahre 1319: Ao. D. MCCCKIX fit hoc opus ex X c.
Wenn nun bei der Glode zu Helfta laut ihrer eigenen Angabe das
eingelegte Metall 18 Gentner betragen habe und man bringe 5-10%,
Feuerabgang in Abzug, jo ftimme meine Schägung des Gewichtes
auf 15 Centner ausgezeichnet zu diefer Angabe. Wegen all diejer
triftigen Gründe ftehe ich nicht an, der Deutung Ottes vor der
meinigen den Vorzug zu geben, wiewohl offenbar cincinariis und
nicht centenariis in der Inſchrift fteht.
Uber woher mag die foftbare Glode mit dem ehrwürdigen
Alter von nunmehr 643 Jahren, melde man auf dem ziemlich
jungen Thurme der Helftaer Pfarrlirhe kaum vermuthen follte,
rühren? Zwei Wahrfcheinlichkeiten liegen nahe. Entweder ijt fie
jeit der Zeit ihrer Entftehung ein Eigentum der Kirche geweſen,
welche fie noch jest befigt, oder fie ift aus dem Nonnentlofter B.
Mariae Virginis zu Helfta nach defjen Aufhebung in die Pfarrkirche
gefommen. Iſt Lebteres der Fall, was gar wohl möglich wäre,
da der lange Zeit in Neuhelfta vor Eisleben angefievelte Klojter-
convent in der letzten Zeit feines Beftehens ſich wieder in Althelfta
niedergelafjen hatte, jo müßte die Glode ſchon in der früheren
Klofterfiche zu Nothardesdorf (wüſt Roßdorf zwifchen Eisleben und
Helbra); ja, da das Klofter erjt im Jahre 1229 geftiftet worden
war und während der erſten fünf Jahre feines Beftehens bei der
Burg Mansfeld ſich befunden hatte, vieleicht ſchon dort der Andacht
der frommen Schweitern gedient haben und würde allem Vermuthen
nad) von der vermittweten Gräfin Eliſabeth von Mansfeld, der
Stifterin des Klofters, geſchenkt worden fein. Gehörte fie aber von
jeher in die Pfarrkirche S Georgi, fo würde man annehmen kön—
nen, daß ein Biſchof von Merfeburg fie gefchenft hat, denn die der
Glocke aufgedvrüdten Bracteaten jcheinen einen Biſchof darzuftellen,
und über eine Kirche zu Helfta hatten nad urfundlichen Zeugniffen
die Bischöfe von Merſeburg das Collaturreht. Wenigftend nennt
Bifhof Ditmar von Merfeburg im Jahre 1014 die Kirche zu Hel-
pithi die feinige, doch ift die Frage, ob unter derjelben die ſchon
von Kaifer Otto II. dem Bisthum Merfeburg geſchenkte Kirche der
Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen. 45
h. Radegund in Helfta oder die Pfarrfiche S. Georg zu verftehen
ift. Uebrigens fünnte man auch an einen Erzbiſchof von Magde-
burg als Stifter der Glode denfen, da Erzbiihof Wichmann von
Magdeburg im Jahre 1191 das Collaturrecht der Stirche zu Helpede
der Probſtei Seeburg zueignet. Verhalte es fi hiermit, wie es
wolle: die Pfarrkirche S. Georgii wird wohl thun, ihren Fojtbaren
Schatz jorgfältig zu hüten.
Anhang.
Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen,
Das eine Heine Wegftunde von Sangerhaufen entfernt liegende
Dörfchen Gonna fommt jhon in den frühejten Zinsvegiftern mit
vor. Das dortige jehr alte Kirchlein hat zwei alterthümliche Merk:
würdigkeiten aufzumeifen: einen Taufjtein mit Reliefs verziert und
eine Glode aus dem XIII. Jahrhundert. Von der an letterer be-
findlihen Inſchrift zeigt Nr. 28 auf Tafel II. eine getreue
Abbildung. Bei der oberen, höheren Inſchrift ift eine Bezeichnung
des Anfangs nicht zu bemerken; um nun die untere in ununter-
brochener Yinie geben zu fönnen, war in der Zeichnung die obere
mit dem Worte MEVM zu beginnen; die etwas verfümmerte Form
des M vor dem K läßt aber vermuthen, daß diefer Buchftabe zuletzt
eingeflidt wurde und daß die Inſchrift lautet: Karitas Apellatur
Omen Meum.! Die untere Inſchrift ift zu leſen: Anno. Dni.
MCCXC. Price. Halberstadn. Me, Fieri. Jussit N. In dem Worte
PRIC haben mir jedenfalls eine jehr ftarfe, meitgetriebene Abbre-
viatur vor und. it es ein Eigenname? ober bezeichnet es die
Würde: Prior von Praedicator Halberstadensis? In einer ander-
weiten Inſchrift aus demfelben Jahrhundert bedeutet wenigſtens
ORD’ PRIC’: Ordinis Praedicatorum. Das Bemerfensmwerthefte an
der betreffenden Glode ift übrigens, daß eine genaue Betradhtung
derjelben Schlüffe auf die Art der Formirung der Buchſtaben der
Inſchrift ziehen läßt. Lestere fteht nämlich in umgekehrter Stellung,
d. h. von Rechts nad) Links laufend am Obertheile der Glode.
Diejer Umijtand, fomwie die unregelmäßig zadige Bildung der Buch—
ftabenränder laſſen feinen Zweifel darüber auffommen, daß fie in
den Lehm des Mantel der Form eingegraben wurde. Es erklärt
fi jo leiht, warum unjere älteften Gloden ihre Inſchriften in
folh ungewöhnlicher Stellung tragen. Die neben dem V der Silbe
tur bemerfbaren Buchftaben TV fo wie der Strih am L lafjen
erfennen, daß man den Tert der Schrift vor dem Eingraben erit
in kleineren Buchſtaben vorgeriffen hat.
1) Letztere Folge beobachtet die Abbildung. Gr.
46 Die Glode zu Gonna bei Sangerhaufen.
Schon mit dem Anfange des XIV. Jahrhunderts fcheint in
unferer Gegend eine Aenderung in der Technik eingetreten zu fein;
eine Glode der St. Ulrihsfirche in Sangerhaufen vom Jahre 1326
zeigt eine Inſchrift, die richtig von Links nach Nechts ſteht und in
der noch jetzt gebräuchlichen Weife angefertigt worden iſt, indem
man nämlich aus Wachs boffirte Buchſtaben auf das Hemd der
Slodenform klebte und darüber den Mantel formt. Zum befjern
Berftändnifje der gebrauchten Ausdrüde wollen wir hier einige An—
deutungen über den Aufbau einer Glodenform geben. Zunädjt
wird in der Mitte der tiefliegenden Dammgrube ein hohler Kern
aufgemauert, dejjen äußerer Oberfläche mittelft einer drehbaren
Schablone genau die Geftalt der Innenſeite der Glode gegeben wird.
Auf diefen Kern formirt man nun aus Lehm das fogenannte
Hemd, dem man, wiederum mit einer drehbaren Schablone, Die
vorher berechnete Geftalt der Glode giebt. Auf der Oberfläche
dieſes Hemdes befejtigt man an gehöriger Stelle die aus Wachs
boffirten Modelle der Buchſtaben, Berzierungen und Einfafjungen,
welche die werdende Glocke zieren follen. Diefelben hinterlafjen auf
der inneren Fläche des über das Hemd geformten Mantel3 einen
umgefehrten Eindrud. Zum Behufe de3 Gufjes wird der mit
eifernen Schienen und Reifen gebundene Mantel vom Hemde abge-
hoben, dieſes vollftändig befeitigt und dann der Mantel wieder
über den Kern gejtülpt, jo daß er feine urfprüngliche Stellung
wieder einnimmt. Natürlich bleibt jet zwijchen Kern und Mantel
ein leerer, der Gejtalt und Mafje des Hemdes entjprechender Raum,
der das flüffige Metall aufnimmt.
Die älteften Gloden erhielten gewöhnlich als einzige Verzierung
zwei um den oberen Theil laufende Feine Wülfte, deren Modelle
man einfach durch zwei um das Hemd gelegte dünne Geile bildete.
Später dienten auf das Hemd geflebte Bracteaten al3 Verzierung.
In einigen Fällen find diefelben im vom Hemde abgenommenen
Mantel jteden geblieben und ſodann auf die Glode aufgefhmolzen
worden, oft aber dienten fie nur als Modell, und zeigen dann
die Kleinen Nelief3 beim Reinigen die Farbe des Glodenmetall3.
Auf der Nordjeite des Harzes find fo verzierte Gloden ziemlich
häufig und verdienen diefelben wohl die Beachtung des Numis-
matiferd, der an ihnen manchmal feltene Exemplare entdeden dürfte.
Schlieglid möchten mir noch allen denen, die Glodeninfhriften
copiren, empfehlen, dabei auf die hier erörterte Verfchiedenheit der
Entftehung derjelben zu achten und diesfalls gemachte Beobachtungen
den Gopien beizufügen. Dr. Julius Schmidt.
— — we — —
Holting anf dem Timmerlah,
Herzogthum Braunſchweig, Amt Salder,
1559 — 1681.
Aus den Aeten des Fandes- Hauptarhivs in Wolfenbilttel zufammengeftellt
von
H. Zangerfeldt,
Oberförfter in Riddagshaufen.
Das Timmerlah, ein Laubholzbeftand, wie alle im Kreiſe
Braunschweig belegenen Forften damaliger Zeit, gehörte zu den
zahlreihen Märkerforjten des jetigen Amtes Salder, ſüdweſtlich,
etwa 2 Meilen von Braunfchweig, vor dem Bergzuge des Harde-
weges (Harve im Volfsmunde) belegen.
Wenn v. Maurer in feiner Schrift über die Markverfaffungen
die jeßigen Dorf- und Feldmarken eines Bezirkes auf eine Urmarf
zurüdzuführen ſucht, jo haben wir hier vielleicht die Nefte einer
folhen vor und. Denn der jo jcharf hervorgehobene, jo eiferjüch-
tig fejtgehaltene Unterichied von Märkern und Ausmärkern (Holzen
und Unholzen) ift in den nachfolgenden Weisthümern, zwar nicht
erlojhen oder verwiſcht, aber augenjcheinlich jo weit beſchränkt, daß
3. DB. Bewohner weit entlegener Dorfihaften in dem Holzgerichte
Sig und Stimme haben, Ortſchaften, die heute noch eigene Holzun-
gen befisen, und nachweislich eigene Holzgerichte hielten (ich nenne
nur das wohl 2 Stunden vom Timmerlah entfernte Berel und
das nicht nähere Cramme). Der ganzen örtlichen Lage nach wird
die Annahme einer ſolchen Urmark hier nichts Ungereimtes haben,
denn der eben genannte Hardeweg trägt noch heute Märkerforften,
zu denen eine Mehrzahl Gemeinden gehören, und das Timmerlah
lag im engen Anjchlufje an den Hardeweg, der andrerſeits durch
die Holzungen bei Aſſel (Aslah?) in das bei Berel — Berla —
gelegene Berelries ausmündete. Auch der Zufammenhang mit dem
j. g. Crammerholze im Dften des Bergzuges müßte unjchwer nach—
zumeijen fein.
Das Timmerlah gehörte der Gemeinde Heerte und ift im 5.
Jahrzehnt dieſes Jahrhunderts feiner ganzen Ausdehnung nad
gerodet. Mit dejien Grund und Boden find die umfangreichen
48 Holtung auf dem Timmerlab.
Weideberechtigungen der einzelnen Höfe in Heerte und in den be-
nachbarten Gemeinden abgefunden, und zugleich die mannigfach
vermwirrten Nutungsverhältnifje in den nahegelegenen Holzungen
geregelt. Einjchlieglih des, in den nachfolgenden Weisthümern
mehrfach erwähnten Strauchholzes — Struk —, hielt dafjelbe nahezu
1000 Morgen Fläche. Die ganze Umgegend des Timmerlah deu—
tet auf eine weit hinauf reichende Cultur. Die Dorfihaften Dutzen,
Kirchheerte und Lüttgenheerte werden ſchon Anfangs des 15. Jahr:
hundert als wüſte genannt; auf der Feldmarf Heerte find, etwa
Mitte diefes Jahrhunderts in der Nähe eines Forjtortes Arzbur-
gerhai (Eresburg?) bedeutende Mengen von größern und flei-
nern Afchenkrügen aus der Heidenzeit gefunden; im Giebel der
Heerter Kirche iſt ein uraltes Steinbild eingemauert, welches, der
Volksſage nah, der milden Erretterin aus Hungersnoth zum An-
denfen dienen fol, und mande andre halb verflungne Sagen deu-
ten auf hohes Altertbum im Anbau der Umgegend. Die ganze
Dertlichkeit ift eine foldhe, wo der Uebergang des Hügellandes in
die norddeutſche Ebene bejonders ſcharf hervortrit. Der Boden
gehört zu den fruchtbarſten im gejfegneten Herzogthum Braunſchweig.
Die in den Weisthümern genannte Yamilie v. Bortfeldt wird
als Seitenzweig der mächtigen v. Hagen genannt. Sie blüht nur
noch in der Nebenlinie der v. Gramm. Wie und wann ihre Pa-
piere, zu denen jene Weisthümer gehören, in das Lanbeshaupt-
archiv gefommen find, möchte nod zu unterfuchen fein. Sie fchei-
nen einige der wenigen, von den zahlreich ausgeftorbenen Familien
geretteten, jchriftlihen Nachrichten zu jein.
Zur allgemeinen Erläuterung der nachfolgenden Weisthümer
werden diefe Sätze ausreichend fein. Gegenüber der Mehrzahl der
bisher veröffentlichten, bieten fie ein befonderes Intereſſe, weil fie
dur zwei Jahrhunderte ſich erjtreden, und mehr als jene den
Einfluß verfolgen lafjen, melden das immermehr ſich eindrängende
Schrift- und Beamtenthum, neben der Aufhebung des alten Sach—
ſenrechtes, auf das innere Leben des Bolfes hatten. Daß fie
immer nur ein dürftiges Ueberbleibjel alter Markverfaffungen find,
liegt in den Zeitverhältniffen und in den Perfonen, melde ihre
Aufzeihnung beforgten. Jene waren grade in den Jahrzehnten
des 30jährigen Krieges für die ganze hier in Frage kommende
Gegend befonders drüdend und troftlos. Sie ſprechen ſchon aus
dem Weisthbum von 1619. Wie einflußreid aber die Perſön—
lichfeit, melde das Weisthum zu Papier bradte, und deren Bil-
dungsgrad fein mußte, geht aus der Schwierigfeit hervor, die wir
heute noch finden, wenn wir es verjuchen, die niederſächſiſche
Sprache ins Hochdeutiche zu übertragen, und zwar in unmittelba=
Bon H. Langerfeldt. 49
rem Austaufh. Und unzweifelhaft wurden alle Urtheile der Achts—
leute in niederdeutſcher Sprache eingebradt.
Die anjcheinend fonderbare Beftimmung der MWeisthümer, daf
die Markgenoſſen, welche wüſten Dorfihaften angehörten, ihr Holz
nach diejen wüſten Hofitellen zu fahren hatten, erflärt fi aus
einer Verordnung Herzogs Otto von Braunſchweig vom Jahre
1322, monad alle Nutungen (Achtwort) aus ſolchen Holzungen,
die noch wüjten Dorfichaften gehörten, auch nur nad diejen gefah-
ren werden durften. Ohne Zweifel war dieje Verordnung erlafjen,
um dem Wiederaufbau folder wüſten Dorfichaften allen Vorſchub
zu leiſten.
Eine zweite vielfach wiederkehrende Frage nad den Unfojten
der Jägerzehrung jcheint durch die damaligen Beitverhältnifje bedingt
zu jein. Die zahlreihen Beltallungen Herzogs Julius aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts weilen den Jägern, Schüten, Waid-
männern u. j. mw. „Futter und Mahl‘ auf den herzoglichen Amthäus
jern oder in den Klöftern an, und lafjen damit die für jeßige
Zeiten fo überaus fparfame Befoldung (nur wenige Thaler jähr-
lich) erflärlich erjcheinen. Wahrſcheinlich waren auch einzelne Dorf-
Ihaften zur Reichung ſolchen Futter und Mahls verpflichtet. Der
Name Fägerzehrung, Hundelorn u. f. mw. deutet darauf hin.
Daß unter der Bezeichnung „Jicht und Jagd‘ die peinliche
Gerichtöbarfeit (die Blutrunne) und die Jagdhoheit verftanden ſei,
wird faum der Erwähnung bedürfen. In Beziehung hierauf war
die ftändige Bezeihnung „unfer gnädiger Fürft und Herr‘ oder
„Reverendissimus, Illustrissimus“* fein leerer Titel.
Daß mit dem Jahre 1611 Schon die Bezeichnung: „Intereſ—
jent“ den Namen ‚Erben‘ oder „Miterben“ verdrängt hatte,
zeigt, wie weit in einem Menjchenalter das alte Sachſenrecht dem
römiſchen Rechte hatte weichen müfjen.
Die Rechtichreibung ift weder in den verichiedenen Protofollen,
noch in den einzelnen, eine durchweg gleichmäßiae. Sie wurde
möglichit getreu wiedergegeben.
Wy Asken undt Heinrid von Bortfeldt hebben in dem Timmer-
lah und in dem Gtrufeholte 22 „nelicke“ Nutte und ein Holtgrave-
fhapnutt thovoren. Undt wordt gefunden anno 1459 am Mont—
tage post Cantate an Bartoll von Salder feligen Holtgraveichap-
nuth de je ſcholden brufen alſe Bartoll von Salder borde und
anderſt forder nit. Hir weren bey von unjer Herren wegen
—— Friederich von Polens, Curtt von Bodmar Voigt auf dem
ichtenberge und ander ſeiner Voigte; von unſer wegen Asken und
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 4
50 Holting auf dem Timmerlab.
Sivert von Cram, Tile von Nette, Hans von Sauminge Ludlolfs
Sohn, Dered von Hardenberge, Curdt von Wirdte, Lodewig von
Gremschleben, Arnt von Getter, Heinricus unfe fchriver und wy.
Anno Domini dujent viefhundert darna in dem elveden are
am Montage na Walburgis hebben Gevert undt Asken von Bordt-
feldt ein SHolting geholden vor dem Timmerla in Beimejende
Borcherde8 und Curdes von Gteinberge Gebrüder, Ludlolf und
Jacobs von Salder und Herrn Laurentius Pornnern zu Freden, da
dutt nabefchrivene vor dem Gerichte gewroget, gefragt und to Rechte
gefunden ift:
Item fo haben die Männer gewroget, daß die von Duzem
haben getheilet fonder Willen und Bollbord der von Bortfeldt
und der Erben. Hier ift auf gefunden, fie brechen daran eine
Holtfore.
Item fo ift gefragt: ob fie nicht brechen fo mannige Holtkore,
al3 mannig Mann auf das Holz gehöre? Hier ift gefunden, fie
brechen fo mannig Holtfore jo mannig auf das Holz gehöret.
So iſt ferner gefragt: was die Holzkore fei? it zu Nechte
gefunden: die Heilter 3 8 und die Wede 3 4. braunſchw. Münz.
Item fo iſt forder wieder gefragt um ein Ordell das Recht
fei: an wen ſodane Brüde fallen jolen? it zu Rechte gefunden,
daß die von Bortfeldt al3 Holzgreven den erjten Pfennig vor-
griffen und die von Bortfeldt jollen nehmen und haben den
andern Pfennig vor ſich ſelbſt undt den dritten Pfennig jollen
theilen unde lifehalf nehmen die von Dußen mit den andern
Erben die dazu gehören, und die andre Hälfte des dritten Pfen-
nig3 follen nehmen undt haben die von Heerte mit den Erben die
dazu gehören.
Item fo ift forder gewroget, daß Henni Clames habe ein
Fuder Wafen gehauen im Timmerlah butten der Theilung. Hier tft
zu Nechte auf gefunden: er breche jo mannige Holzfore ald mannige
Wede er gehauen habe.
Item fo ift forder gemwroget, daß Henni Bufjen zu Heerte
babe eine Espen gehauen im Timmerlah butten der Theilung.
Dar ift zu Rechte auf gefunden: er bredhe einen Holzlor daran,
3 8 nie.
Item (eine gleihe Wroge gegen Hennig Lüders).
Item ift forber gewroget, daß Hennig Darme zu Watenſtedt
habe gehauen. fonder Wiffen und Willen der von Bortfeldt und
Bon H. Langerfelbt. 51
der Erben zwei Bäume im Timmerlah. Diejelbe ift mit Rechte
dedet (gethan) in der Herren Gnade.
Item jo ift forder gewroget, daß Hennig Garbrechts Scaf-
meijter zum Lichtenberge habe gehauen im Timmerlah das er gekauft
hatte. Dar ift auf gefunden: Man folle ihn pfänden.
Item jo haben Borhhard und Curt Gebrüder von Steinberg
mit Wiffen, Willen und Vollbord der andern Erben dies nach—
beichriebene bedinget unde beſprochen: Ins Erſte jo haben die von
Bortfeldt mitjammt den Erben den Männern auf diesmal bie
Brühe alle quitt gegeben undt fallen lafjen undt den Zimmerlah
mitfammt den Erben jo dazu gehören, einem jeden an feiner Ge—
rechtigfeit unfhädlih, mit dem Grevenholze drei Jahre lang zu-
gefchlagen undt aud das Strufholz;, jonder das Unterholz joll man
alle Jahre theilen undt einem jeden feine Gebühr daraus geben.
Und wenn man foldhes thun will, jollen die Männer fordern als
vor oben gejchehen ift. Auch joll man gleihwol das SHolting alle
Jahr halten auf den Montag nad) Walburgis und mer bafelbit
nicht kann fommen, der mag dazu fhiden, damit e8 alle Jahr mag
einen Fortgang nehmen.
Holting auf dem Zimmerlah.
Auf den Mitwoch nad) Galli anno 65* der weniger Zahl
(1565) haben die ehrenfeiten und erbarn Junker Hennig und Lud—
lolf von Bortfeldt Gevettern von wegen aller der von Bortfeldt, fo
erbfchaft(lih) dazu gehören, eine Holzung vor dem Bimmerlah
gehalten im Beifein der ehrenfeften und erbaren Burghard von
Cram, Statthalter, und Chriftoff von Bortfeldt, und ift vor dem—
jelben Holzung gemwroget wie folgt.
Das Holzung hat gefeflen Ulrich Heinzen zu Oberfreden wohn—
haftig, und find noch aus dem Gericht Lichtenberg diefe nachbeichrie-
benen Männer, die dazu gebeten und von den Erben gefordert, bei-
geweſen als die beicheidvenen Hans Sukop von Bruchmachterſen,
Johannes Rethen von Niederfreden, die um der Erben Bitte
willen diefe Brüche nachfolgend erfannt; Friderich Wibben von
Leffe, Claus Bredefop und Tile Banje von Broiftent, Ludeke Be—
heme und Bartold Floren zu Engelftent, Bartold Viſcher zu Leben»
ftedt, Hans Klauenberg und „Merten über die Haide” zu Hallen»
*) Die 1. Ziffer ift mit Sicherheit nicht zu Tefen.
52 Holting auf dem Timmerlab.
dorf, Brand Nüter und Hennig Freundt von Cramme, Ludeke
Gifedoptt und Hennig Fürdermang von Gebhardshagen und noch
Andreas Moller der Hogreve und alle die von Heerte.
Meifter Hans Luneburg der Holzgreve hat gemwroget Hana
Boffen mit dem Pferde auf den Lohden. Erkannt zu Rechte: er
breche daran ein Holzköhr, denfelben zu bezahlen mit 3 @ nie.
(Folgen noch 8 gleiche Wrogen.)
Noch hat der Holzgreve gemwroget Ulrich Hanen von Salder,
daß er etliche Hafjelnftöde im Timmerlah gehauen, und als er von
Lichtenberg gefommen ihm damit begegnet. Erfannt zu Rechte: er
breche damit ein Holzköhr, 3 4 nie.
(Folgen 13 Wrogen wie oben über Pferde.)
Noch derjelbe Holzfneht (Hans Egling zu Heerte) gewroget
MWasmus Töchter zu Hallendorf ihrer zwei, daß eine jede ein Bund
dröge Holz aus dem Timmerlah geholt. Darauf zu Recht erkannt:
die Fremden ſeien pfandbar und nicht zu bewrogen.
Hans Berrendes zu Salder hat ein hafjeln Knüppel gehauen.
Breche 3 ß nie. ‚
Der Holzfneht Berndt Wenſen hat gemwroget feinen eignen
Knecht mit den Pferden auf den Lohden. Bricht 3 8 nie.
(Folgen 5 ähnlihe Wrogen.)
Noh jo Hat Meiſter Bartold Luneburg Holzgreve gemroget
Heinrich Probft den Schäferfneht, daß er mit den Schafen durch
die Lohden getrieben. Bricht eine braunſchweigiſche Mark, ift 3 fl.
Durch Ulrich Heinzen ift vor diefem jetigen Holzung ein recht
Drdel an Claus Bardefop gefraget: weil die von der Dubner
Feldmark ihrer Gerechtigkeit halber vor diefem Holzung befchieden
und außen blieben und das Holzung verachten, ob fie jolches wohl
mit Beſcheide thun mögen oder nit? Urtel durch Claus Brede—
fop eingebracht, daß ein jeder fo viel der ift, die von der Dutzner
Feldmark darin berechtigt, breche einen Holzkohr und der Holzinecht
doppelt.
M. g. F. u. 9. iſt im Rechte die höchſte Obrigkeit, Jagd und
Halägericht hierin zuerfannt.
Iſt auch ein recht Urtheil an Friedrih Wibben von Leſſe ge=
fragt: wem die Erben die Brüche geftändig oder aber wie viel
die ehrbaren Junker von Bortfeldt daran follen zu berechtigen
haben? Urtel durch Friedrich Wibben eingebradht, daß die ehr—
baren Junker von Bortfeldt den 3. Pfennig von allen Brüchen zu
berechtigen haben.
Noch ein recht Urtel gefragt: das Holz das im TQTimmerlah
den von Lütkenheerte und Kirchheerte auch denen von Dutzen zuge-
theilet wird, ob fie dafjelbe wohl führen können ihres Gefallens ?
—F
Von H. Laugerfeldt. 53
Darauf ein recht Urtel gefällt, daß die von Lütken- und Kirch—
heerte mögen ihr Holz wohl führen in Heerte, aber die von Dutzen
ſollen ihr Holz zu Dutzen ablegen unde nicht in Salder führen
ohne m. g. F. u. Herrn Vorwiſſen.
Noch ein recht Ordel Lüdeken Behmen gefragt: wenn Maſt
im Timmerlah vorhanden, wie man dann das damit im Rechte halten
ſoll. Urtel durch Lüdeken Behmen eingebracht alſo: wenn Maſt
im Timmerlah vorhanden, daß dann die ehrbaren Junker von
Bortfeldt und die Erben auf jede Nutt ſollen ein Schwein trei—
ben. Da aber nicht viel Maſt vorhanden, ſollen ſie ſämmtlich
nießen.
Wie viel Nutt die Erben den ehrbarn Junkern darin geſtän—
dig? Die ehrbarn Junker von Bortfeldt haben darin zuvor vier
und zwanzig Nutt; denen von Dutzen ſeien ſie darin geſtändig 37
Nutt, davon nimmt m. g. F. u. H. die erſte Nutt bevor ab und
fie behalten 36; denen von Kirchheerte ſeien fie darin geſtändig
17 Nutt.
Iſt aud) ein Urtheil gefragt: wer (ob) auch die Erben ohne der
Sunfer von Bortfeldt Vorwiſſen im Timmerlah wohl theilen mögen?
Urtel dur Claus Bredefop eingebradt: wenn die Erben darin
theilen wollen, das follen fie mit der ehrbaren Junker Vorwiſſen
thun, und wenn fie dann Grobholz theilen, jo müſſen fie den Jun-
fern geben ein Pfund Geld, das ift 6 gr. 4 pf., und von dem klei—
nen Holze gleichermaßen auch fo viel geben.
Noch ein Urtheil gefraat: da die von Heerte des Holzes halber
von wegen der von Dutzen, SKirchheerte oder Yütlenheerte, An—
ſprache hätten, vor wen fie das klagen und zu Rechte fuchen follten?
Urtheil in Recht darauf eingebradt: das follen fie thun vor den
ehrbarn Junkern von Bortfeldt, die follen fie der Anſprache ent-
ledigen.
Die von Heerte haben im Timmerlah ein hundert Nutt, damit
fie berechtigt ſeien.
Iſt auch ein recht Urtheil gefraget: da fich etliche, jo in Brüche
gefallen, in der Bezahlung aufhalten wollen, wie man diejelben zu
der Bezahlung bringen folle? Urtheil darauf eingebracht: die Holz-
vogte jollen auspfänden, und da fich alsdann etliche in der Bezah-
lung aufhalten und nicht bezahlen wollen, jo jollen fie derhalben
bei den ehrbaren Junkern von Bortfelot Hülfe ſuchen.
Wenn aud) ein Holzgreve oder die Anechte über den Timmer-
lah jollen gejegt werden, wer die Macht dazu haben joll? Urtheil
in Recht darauf eingebradht: es fei billig, daß die ehrbarn Junker
von Bortfeldt den Holzgreven ſetzen, doc daß e3 mit der Erben
Wiffen und Willen gefchehe.
54 Holting auf dem Timmerlah.
Es ift auch im Rechte erkannt, daß die Unfoftung, fo auf die
Holzung gehen wird, alle diejenigen follen helfen gelven, jo Nutte
im QTimmerlah haben.
Es ift auch noch ein Urtel an Tillen Koh zu Lobmachterjen
gefragt: ob auch die Erben das Holz jo im Timmerlah getheilt
wird, mögen ausmwärt3 verkaufen? Urtheil durch Tilen Koch ein-
gebracht: da etliche wären die das Holz zu verfaufen, die jollten es
unter die Erben und nicht den Fremden verfaufen.
Auf heute Montag nad) Martini hat Hans Luneborg Holz-
greve nachbejchriebene Brüche eingebradt und foll ohnedas das
Holzung auf jchierften Montag nach) Walpurgis anno 69. gehalten
und gebührlicher Weife feinen Fortgang nehmen. Signat. ut supra:
(e8 folgen 10 Wrogen von Hans Luneborg über Pferde,
melde in den Lohden gehütet find, mit 6 gr. und falls fie
zweimal betroffen mit 12 gr. Strafe, ſowie eine größere An—
zahl anderer Wrogen).
Auf heute den 7. des Monats Octobris anno 1574 iſt vor
dem QTimmerlah ein Holzung gehalten worden durch die edlen,
ehrenfeiten und ehrbaren Hennig, Gebhard, Philipp und Claus,
jeligen Chriftoffs Söhne, alle Gevettern und Brüder von Bortfeldt
und anjtatt der von Bortfeldt fo damit zugehörig und auf gerech-
tiget find.
Das Holzung hat gejeflen Dreves Grottefeldt Hogreve zu Ba—
rum; die Achtsleute find gemwejen Ulrich Hinze von Ober-Freden,
Bardel Viſcher von Lebenſtedt, Hans Blome von Lebenftedt, Hans
Klaubenbarch von Hallendorf, Hans Bruggemoller3 von Cram, Hans
Bernd? von Barum, Henni Harmens von Barum und mehr
fromme Leute.
MWrogen und Fragen:
Bartold Luneburg Holzgreve hat eingebradt:
Ludlolf von Salder hat im Timmerlah gehauen 6 eihen
Heifter, bricht an jedem eine braunſchw. Mark, ift 18 fl.
Hennig Steinmeger eine Naht mit den Pferden gefunden,
bricht ein Holzkor — 3 4 nie (folgen noch 3 Holzkor—
Wrogen).
Der Schäferfneht am heilgen Chrifttage mit den Schafen
— 3 fl.
Summa der Brüche 22, fl.
Bon H. Langerfelbt. 55
(Folgen 14 ähnlihe Wrogen.)
Hans Berens im Timmerlah gehauen, ift von Dusen, bricht
2 ß nie.
Wilken Steinmeiger von Salder hat zu Nachtheil aller Erben
Edern gelejen, ftehet bei den Junkern, bricht 3 fl.
(Folgen 9 Wrogen wegen ‘Pferde Hütens.)
Summa S""" aller Brüche 29 fl. 10 gr.
Frage und Erfenntniß, was dem durchlauchtigen, hochgebor:
nen Fürften und Herrn, Herrn Julius, Herzogen zu Braunjchmweig
und Lüneburg, unferm gnädigen Fürften und Herrn, vor Gered-
tigfeit im QTimmerlah wird zuerkannt von Rechts wegen? Henne
Heine zu Rechte darauf eingebradht, daß hochgemeltem unjern gne—
digen Fürften und Herren die Hoheit, Gicht und Jagd und dem
Jäger einen Quaſt, wenn er aber daraus wieder reitet, daß er
ihn dann zurüd wieder darin werfe. Aber Grund und Boden
fammt Brüchen und aller Gerechtigkeit wird den Junkern von Bort-
feldt zuerkannt.
Wenn im Timmerlah de facto mit Gewalt gehauen und Ein-
griff darin gefchehe, wer diefelben zu firafen Macht habe? Darauf
Hans Blome zu Recht eingebradht: wenn die Erben ſolches zu reden
und zu wehren zu jchwad fein, jo follen fie die Junker von Bort-
feldt als die rechten Erben dazu rufen.
Mer von Recht und alter Gewohnheit wegen einen Holzfnecht
oder Greven im Timmerlah habe Macht zu ſetzen? Bartol Fiſcher
darauf eingebradt: die Erben erwählen einen Holzgreven und ftellen
ihn dann den Junkern vor, die beeiden ihn und bejtätigen ihn
ferner. Da aber die Junker einen müßten, der ihnen und den
Erben füglich, jet billig, daß die Junker den jegten.
Wem die Brüche, jo im Timmerlah gefällt, von Rechtswegen
zugehören? Darauf Bartold Viſcher eingebradht, daß die Junker
von Bortfeldt von allen Brüchen den dritten Pfennig zu befräftigen
haben.
Ob die Erben aud Macht haben, ohne Vorwiſſen der Junker
von Bortfeldt zu theilen oder jennig Grobholz zu hauen? Darauf
Hana Blomen zu Recht eingebradt: wenn fie theilen wollen, müffen
erftlich die von Bortfeldt dabei jhiden und wird dann den Junkern
von Bortfeldt ihr Gebühr gegeben, ala 1 dZ., ilt 6 gr 4 4.
Weil die von Heerte vorgeben, daß ihnen habe frei gejtanden,
wenn fie bauen wollten die Nothdurft Grobholz zu hauen, aud)
einen alten Baum zur Nothdurft der Feuerung, und die von Bort-
56 Holting auf dem Timmerlah.
feldt ein ohne des andern Vorwiſſen darin nicht dürften haueıt
laſſen, ob jolches die Erben bei den von Bortfeldt auch nicht erit-
lich fuden müßten? Darauf durd Heine Heineman eingebracht: da
jet ein Holzgreve, der müfje Achtung darauf haben und was einem
jeden dienlih, doch dem Holze unſchädlich, einem jeden meifen;
gleichergeftalt müfje er den Junkern von Bortfeldt auch thun.
Wenn Maft vorhanden, wie man es damit halten folle? Durch
Heinemann eingebracht: jo mannig Nutt als jeder darauf hätte,
jo mannig Schwein, als die von Bortfeldt 24, gleichergeftalt die
andern Erben, außerhalb den von Kirchheerte ift man auf die Nut
feine Schweine geſtändig. Doc wenn volle Maft vorhanden, Tann
man ſich darauf vergleichen; gleichergeftalt auch wenn halb oder
wenig vorhanden.
Ob aud die Erben ihres Gefallens ihr Holz verkaufen und
führen mögen an andere Orter? Darauf Bartold Vifcher einge:
bracht: die bier auf das Holz hören, müjjen e8 binführen da
es hin gehört, die von Duten nah Dutzen, die von Kirchheerte
bis zu Kicchheerte, es gejchehe denn mit Willen der von Bort-
feldt.
Ob man den von Kirchheerte an Maſt und grobem Holze
was geſtändig? Darauf Hans Blomen eingebracht: daß man den
von Kirchheerte nicht mehr als das Unterhol; und alte untüchtige
Eichen zur Nothdurft der Feuerung geftändig; ſonſten ift man ihnen
von Alters her Nichts gejtändig gewefen an Maftung und Eichen
zum Gebäude.
Wenn einer einen eichen Heifter feine Gefalleng im Tim—
merlah hauete? Darauf Hans Blomen zu Rechte eingebracht, daß
der vermöge unfres g. F. u. H. Holzordnung breche an jedem Hei—
jter eine braunſchw. Mark.
Da derjelbe Thäter wohnete, daß ihn (weder) die Erben noch die
Junker von Bortfeldt trafen könnten, wer ihnen dazu verhelfen
jole? Darauf Hans Blome eingebracht, daß man folches bei unferm
g. 3. u. Herrn oder ©. F. ©. Amten fuchen folle.
Zu gedenfen:
weil man den von Kircchheerte an nutzem Bauholze, es jei an
Espen oder Eichen, von Alters her Nichts gejtändig, gleichergeftalt
an der Maft, hat Chriftoff von Bortfeldt, Tedel von Walm (!)
und Hans vom Haufe durch ihre Männer, als Henni Müller und
Ludifen Greiftop, ein Urtheil durch den Holzgreven wollen fragen
laffen: weil fie das Unterholz und verdorben Feuerholz genofjen,
ob man fie mit Recht des Bauholzes und der Maft entjegen fünne?
Darauf Hat ihnen der Hogreve die Antwort gegeben, daß er
Bon H. Langerfelbt. 57
aus Vergünftigung feines Amtmanns Johannes Map den ehr-
barn Junkern von Bortfelot und den Erben des Timmerlahs ein
Holzung fite, und wüſte Chriftoffer von Bortfeldt, Walmoden und
Haufe auf ihr Erfordern fein Urtheil desfalls zu fragen; wie denn
ſolches vor dreien Jahren Sivert von Salder auch begegnet wäre
und damit aus der Holzenbant gemwiejen worden.
Auf den Dinstag welder war der 17. Monatstag Januarii
anno 81 der weniger Zahl (1581) haben die edlen, ehrenfeiten
und erbarn Junker Claus, Chriftoffers jeliger Sohn, und Claus,
Hennigs jeliger Sohn, Gevettern von Bortfeldt auch von wegen
aller der von Bortfeldt fo erbichaftlih dazu gehören, ein Yolting
in Heerte, welches vormals in obgemeltem Holze geichehen, gehalten,
doch mit dem Bedinge und ausdrüdlichen Vorbehalt, einem jeden
an jeinen habenden Rechten unjhädlih, im Beimejen der edlen
und ehrenfejten Staats von Münnichhaufen, des edlen Claus von
Bortfeldt, Chrijtoffers jeligen Sohn, und Joachim von Aſſel des
ältern, und ift vor demfelben Holting gewroget wie folgt:
Das Holting hat geſeſſen Andres Grottevendt, Hogreve zu
Barum, Reinhard Maruf, Hennig Fogezen, beide Bortfeldifche als
Claus, Chriftoffs feligen Sohnes, und Claus, Hennigs feligen
Sohnes, Diener. Und find nod aus dem Gericht Lichtenberg dieſe
nachbejchriebenen Männer, die dazu gebeten und von den Erben
gefordert, beigewejen: als die befcheidenen Dirih Rober Voigt zu
Barum, Hans ride zu Leſſe Landvoigt, Hans Büri von Berell
Vorſprache, Hennig Bürt von Leſſe, Hand Borhdorf, Hennig
Tammann von Barbefe, Hennig Oppermann von Barbefe, Hen-
nig Sicher, Hans Solings beide von Lebenftedt, Borchard Fiſcher,
Hennig Willen zu Hallendorf, Hans Berns, Tile Hemſtedt, Paul
Bucht, Daniel Berns alle wohnhaft zu Barum, Hand Brugge-
mann, Ludicke Luers zu Cram und alle die zu Heerte.
Frage und Erfenntniß.
Hand Bruggemann mwohnhaftig zu Cram warb gefragt: was
dem durchlauchtigen hochgeborenen Fürften und Herrn, Herrn
Julius Herzogen zu Braunſchweig und Lüneburg, unferm g. F. und
Herrn, vor Gerechtigkeit im Timmerlah wird zuerkannt von Rechts—
wegen? Hans Bruggemann zu Rechte darauf eingebracht, daß hoch—
ermeltem unjern 9. 3. u. H. die Hoheit, Gicht und Jagd, aud)
dem Jäger einen Quaſt, wenn er aber wieder daraus reitet, daß
er ihn wiederum zurüd darin mwerfe.
58 Holting auf dem Timmerlab.
Wem fie die Brühe, Holzgeredhtigfeit, Grund und Boden
zuerfennen und wer dejjelben der rechte Erbe jei? Hans Brugge-
mann zu Nechte eingebracht, daß die von Bortfeldt fein die rechten
Erben des Timmerlah, denjelben gehöre audh Grund und Boden
und Die zu Heerte neben den wüſten Dorfjtätten wären Mit:
erben.
Weil fie u. g. F. u. 9. die Hoheit zuerfennten, was fie dem
Haufe Lichtenberg an Nusgholz von wegen u. g. F. u. 9. aus dem
Timmerlah geftändig? Hans Büri wohnhaft zu Berell zu Rechte
eingebradjt: die von Bortfeldt wären die rechten Erben und Die
zu Heerte Miterben und fein u. g. F. u. 9. fein Bau- oder
Nutzholz auf das Haus Lichtenberg daraus geftändig, verhofften
auch nicht, daß ©. F. G. die Erben mit Neuerungen werde be-
ſchweren, fondern ſie bei alter Gerechtigkeit fügen und hand—
haben.
Wenn im Timmerlah einer mit Gewalt haue und Eingriffe
thue und darüber befunden würde, mer dafjelbe Macht habe zu
ftrafen? Hans Büri zu Recht eingebradht: wenn die Erben folches
zu reden und folches zu verrichten zu ſchwach fein, jo follen fie die
von Bortfeldt als die rechten Erben dazu rufen.
Wer von Rechts- und alter Gewohnheit wegen einen Holz.
fnecht oder Greven im Timmerlah habe Maht auf und abzu-
jegen? Hans Büri eingebradt: die Erben ermwählen einen Holz-
greven oder Knecht und ftellen ihn dann den Junkern vor, Die
beeidigen und bejtätigen ihn ferner. Da aber die Junker einen
müßten, der ihnen und den Erben füglih, wäre billig, daß die Jun—
fer den jeßten.
Menn Brüche im Timmerlah gefallen, wen die von Rechts—
wegen zuftändig? Hans Büri eingebracht, daß denen von Bort-
feldt von allen Brücden fo gefallen der 3. Pfennig zufommt und
zu befräftigen haben.
Ob die Erben auch Macht haben, ohne Vorwiſſen der Jun—
fer von Bortfeldt zu theilen oder einig Grobholz zu hauen? Hana
Büri eingebradht: wenn fie theilen wollen, müſſen erjtlich die von
Bortfeldt dabei ſchicen und wird alsdann den Junkern von Bort-
felbt ihre Gebühr gegeben.
Ob die Erben auch Macht haben, ohne Vorwiſſen der Junker
von Bortfeldt einig Bauholz oder andre Bäume zu hauen? Da-
niel Berens wohnhaftig zu Barum eingebradht: wenn die Erben
wa3 an Bäumen bedürfen, daß fie alddann die Männer auf den
Kichhof jämmtlih fordern und danach dur den Hogreven mas
ihnen dienlih, doch dem Holze unſchädlich, ausmiejen; gleicher:
geftalt müfje er den Junkern von Bortfeldt auch thun.
-
Bon 9. Yangerfelbt. 59
Wenn Maft im Timmerlah vorhanden, wie man es damit
halten ſolle? Durch Daniel Berns eingebradt: jo mannig Nuß
als jeder darauf hätte, jo mannig Schwein, als die von Bortfeldt
24, gleihhergeftalt die andern Erben, außer den von Kirchheerte ift
man auf die Nuß fein Schwein geftändig. Doch wenn volle Maſt
vorhanden, fann man fid) darauf vergleichen; gleichergeſtalt auch,
wenn halb oder wenig vorhanden.
Ob auch die Erben ihres Gefallens ihr Holz verlaufen und
führen mögen an andere Derter? Darauf Daniel Berns einge-
bracht: die auf das Holz gehören, müfjen es hinfahren da es hin»
gehört: die von Duſſem nad Dufjem, die von Kirchheerte bis zu
Kirchheerte, es geichehe denn mit Willen der von Bortfeldt; da es
verfauft werden fol, joll e8 unter den Erben bleiben und verfauft
werben.
Ob man aud den von Kirhheerte an der Maft und grobem
Holze was geftändig? Hans Büri eingebracht, daß fie den von
Kicchheerte weder an Hole noch an Maft nichts geftändig, aber
denen von Dufjem geftehen fie auf jede Nutz ein Schwein und wenn
das Holz wird getheilet, werden fie gleich den Erben an ihre Theis
Yung verwiejen; den von Kirchheerte gejtehen fie fein Holz oder
Nichts, denn fie einen Ort Holz, das Kirchheerter Strauchholz, da—
gegen zu gebrauchen haben.
Wenn fich auch einer bei Tag oder Nacht in das QTimmerlah
begeben und einen eichen Heilter feines Gefallens abhauen würde?
Darauf Hans Büri zu Recht eingebraht, daß der Thäter vermöge
u. 9. 3. u. 9. Holgordnung ſoll geftraft werden an jedem Heiiter
eine braunſchw. Marf.
- Weil denn Dufjem gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfitätte, ob
fie nicht der Maſt gleich denen von Kirchheerte verluftig jein und
(folche) bei den lebendigen Erben billig allein bleiben fole? Hans
Bruggemann wohnhaftig zu Cram zu Recht eingebradt: fie müßten
die von Dufjem nicht aus der Maft zu mweifen; da aber die Junker
von Bortfeldt mit alten Regiſtern fie daraus entjegen Fönnten,
müßten fie jolches gejchehen laſſen.
Melchermaßen denn die Erben die von Kirchheerte vor den
von Dufjem aus dem Holze auswiefen und (lies: da ja) Duffem
gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfjtätte ji? Hans Bruggemann wohn-
haftig zu Cram zu Recht eingebracht: fie haben von ihren Voreltern
nie gehört oder erfahren, daß die von Kirchheerte in die Holzung
oder Maſt gehören, feien ihnen darin aud im Geringiten Nichts
geſtändig.
60 Holting auf dem Timmerlah.
Ob auch einer ohne Vorwiſſen der Junker v. Bortfeldt und
der Erben Macht habe eine Theilung anzufangen? Hans Bürt zu
Recht eingebracht: wenn fie theilen, jo kommt zumeilen, daß einer
an geringes Holz wird verwiefen, dem fie danach zu Hülfe etwas
ausmeifen.
Wenn aud einer eine Nachtheilung ohne Vorwiſſen der Jun—
fer anfangen würde, was derjelbe verbriht? Hans Büri zu Recht
eingebracht: wer foldhes ohne Vorwiſſen der Junker v. Bortfeldt
würde empfangen, derfelbe bricht hölzern Köhr.
Mer denn die Unkoſten jo auf das Holzung gehen, joll erlegen?
Hans Bruggeman zu Recht eingebradt, daß alle die Nuß davon
haben wollen, die Unfojten müfjen erlegen helfen. Aber bitten,
daß die Junker v. Bortfeldt ihnen den 3. Pfennig, welcher den
Junkern von der Wroge zufommt, zu Hülfe überlafjen mögten,
(Folgen die Wrogen von
dem Holzgreven Heinrich Peters . . zufammen 17 3. 3 gr.
dem Holzfneht Hans Luneburg . . — BT
u. ſ. w.
fämmtlih nur se Namen nad aufgeführt.
Summa S"" 44 Fl. 17%, gr.)
Anno (15)89 Donnerätaged post Johannis baptistae, war
der 26. Junii, hat die edle, erbare und viel tugendfame rau Agnes
geb. Freitagin, feligen Claumwefjen von Bortfeldt nachgelafjene Wittwe,
anjtatt ihres unmündigen Sohnes Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt
und dann von wegen des auch edlen und ehrenfeften Clauweſſen
v. Bortfeldt, Henniges jeligen Sohnes, (durch ihren) Befehlhaber
zum Neuenhagen Henricus Goslar ein recht Holzungsgeridht über
den Timmerlah zu Heerte in Jurrien Lappen des Amtmannes zum
Lichtenberg Behaufung halten laſſen, jedoch mit dem Vorbehalte,
einem jeden an jeinen habenden und wohlhergebrachten Rechten
unfhädlih, im Beifein der ehrwürdigen, edeln, ehrenfeften, hoch—
gelahrten und achtbaren Herrn Claumefjen von Zeerſen und Herrn
Jochim von Randoum beide Thumbheren zu Hildesheim, Heinrich
von Cram, Bartel Ludighen der Rechte doctoris, Jurrien Lappen
Amtmanns zum Lichtenberg, Conrad Kuiſels und SHeinrichen. .*
Das Holzung hat geſeſſen Andreas Grotevend Gogreve zu
Barum; die Urtheilträger und Achtsleute fein geweſen Sivert Meier
*) Xilde.
Bon H. Langerfelbt. 61
und Hermen Floir von Broiftedt, Henni Viſcher und Hans Soli
von Lebenſtedt, Bernd Fride und Henni Wehrkop von Kalbedht,
Hans Volberg (!) und Hand Bremer von Lobmachterſen; der Vor—
ſprach Hans Buri von Berel.
Frage und darauf eingebradtes Urtheil und Erfenntniß:
Was die von Bortfeldt den Fürften von Braunjchweig am
Timmerlah vor Gerechtigfeit geftändig fein? Hans Buri von Berel
eingebracht: fie erfennen unſerm g. %. u. H. die Hoheit, Jigt und
Jagd zu und dem Jäger einen Quaſt.
Wroge: Baftian Kruger von Salder hat Gerdtſtöcke zu Zäunen
gehauen; Ulrich Schrader von Salder hat auch Gerbtitöde gehauen;
Clauwefjen von Bortfeldt feligen nachgelaffene Wittwe, wie fie ihre
Theilung ausfahren lafjen, hat ihr Hofmeifter gehauen Ride unten
in den Wagen darum der Holzgreve nicht erfucht worden, mweldes
ohne Brüche nicht gejchehen mag. Die Wittwe v. Bortfeldt hat
auch ohne Vorwifjen der Miterben eine Eiche hauen laſſen.
Wer mit Gewalt ins Holz falle und haue darin ohne der
Erben Erlaubniß, was defjen rechte Strafe oder Brüche jet? Henni
Fiſcher von Lebenſtedt eingebracht, wer darin gehet und hauet darin
und ijt ein Miterbe, jo bricht er einen hölzern Köhr; ift er aber fein
Miterbe, jo bricht er einen doppelten hölzern Köhr. in hölzern
Köhr ift 6 gr., ein geboppelt hölzern Köhr aber 12 gr., wenn es
feine Heifter - Wroge ift.
Wenn fi einer nöthigt ins Holz und hauet ohne Vorwiſſen
einen eichen Heiſter oder Eichenbaum, was defjen Brüche oder Strafe
fei? Hermen Floir von Broiftedt eingebradt: ein Miterbe bricht
daran 3 fl., das ift eine braunſchw. Mark, ein Ausholze aber bricht
doppelt, find 6 fl
Mer die rechten Erben de3 Timmerlah fein? Sivert Meier-
ding eingebradt: die von Bortfeldt feien die höchſten und rechten
Erben, aber die von Heerte und andere Mitinterefjenten feien nur
Miterben.
Was die von Bortfeldt an den Brüchen berechtigen können?
Hans Buri zu Rechte eingebradt: denen von Bortfeldt komme ber
3. Pfennig davon zu.
Was dem Haufe zum Lichtenberg vom Holze auf dem Timmer-
lah zuerkannt werde? Hans Holtberg eingebracht: eine Nut Holzes
wegen der wüſten Dorfitätte zu Dutzem.
Ob man auch unferm g. F. u. H. von wegen des Haufes
Lichtenberg außerhalb der einen Nut fonften etwas an Bauholze
oder Nutholze im Timmerlah geitändig fei? Der Richter und Achts⸗
leute haben hierauf nichts finden wollen.
62 Holting auf dem Timmerlab.
Wenn im Timmerlahe gehauen würde mit Gemalt, wen
folhes zu ftrafen gebühren wolle? Darauf erkannt und durch Hans
Buri eingebradht: die vou SHeerte haben fie darum zu trafen,
wollen jie fi aber von denen von Heerte nicht ftrafen laſſen, jo
-follen fie die von Bortfeldt darum zu Hülfe ziehen.
Menn die von Bortfeld zu ſchwach wären und aud die von
Heerte, wer alsdann denen von Bortfeld und den Leuten die hülf-
lihe Hand darin leihen jollte? Hans Buri eingebracht: fo follen
fie den Haushalter zum Lichtenberg darum anſprechen.
Wer einen Holzgreven über das Timmerlah zu fegen und zu
entjegen Macht habe von Rechts wegen? Hans Sehles eingebradt:
die von Heerte machen einen namhaft und ftellen alsdann denfelben
denen v. Bortfeld vor. Iſt derjelbe alsdann denen v. Bortfeld
dienlih, jo nehmen die v. B. ihn an. Wüſten aber die v. B.
außerhalb dem Nambhaftigen einen andern der befjer dazu wäre,
fo nehmen fie den an und beeidigen den darauf.
Ob die Erben auch Macht haben, ohne Vorwiſſen der v. Bort-
feld Grobholz zu theilen? Hans Viſcher eingebracht: wenn fie theilen
wollten Buſch- oder Grobholz, ſchicken fie an die v. Bortfeldt und
geben ſowohl von dem kleinen al3 von dem groben Holze jedesmal
1 €. Geldes.
Ob die Erben auch Macht haben, Bauholz oder Bäume zu
bauen ohne der v. Bortfeld Wiffen und Willen? Sievert Meier-
ding eingebracht: wenn ein Mann Bauens Bedarf hat, das fuche
man nicht bei denen v. Borifeld, fondern bei denen von Heerte.
Wenn Maft im QTimmerlah vorhanden, wie e8 damit folle
gehalten werden? Durch Sievert Meierding eingebradht: wenn volle
Maft vorhanden ift, fo treibt man von jeder Nuß ein Schwein,
wenn aber feine volle Maft vorhanden, fo vergleihet man ſich
darüber.
Ob aud die Miterben Macht haben, das Holz, das ihnen
getheilt wird, an anderen Orten zu verlaufen? Hand Buri ein-
gebracht: man jolle es den Erben in Heerte verfaufen und jonjten
nirgend anders hin.
Db fie e8 auch an andere Drter führen mögen? Erkannt und
durch Hans Soli eingebradt: die von Dutzem und die von Kirch—
heerte follen ihr Holz, was ihnen zugetheilt wird, ablegen die von
Dutzem zu Dutzem und die von Klirchheerte zu Kirchheerte; was aber
übrig bleibt das fie nicht verzäunen, darum follen fie den Amtmann
zum Lichtenberg anſprechen.
Ob aud einer unter den Erben außerhalb der v. Bortfeld
und der Erben Wiſſen und Willen Macht habe, eine Theilung
Bon H. Langerfelbt. 63
anzufangen? Hans Holzberg eingebradt: das folle nicht ge—
ſchehen.
Was der verbreche, der ſolches ohne der v. Bortfeld und der
Erben Vorwiſſen thue? Durch denſelben Holzberg eingebracht: wer
eine eigne Theilung macht, der bricht ſo mannigen Holzköhr als
mannig Mann auf das Holz gehört.
Wenn einem Gewalt geſchehe im Timmerlah, wer darüber zu
richten habe? Durch Hans Buri eingebracht: der Amtmann zum
Lichtenberg wegen unſres g. F. u. Herrn.
Wenn der Holzgreve und die Holzknechte denen v. Bortfeld
ungehorſam wären, ob die v. B. nicht Macht haben, den oder die—
ſelbigen zu entſetzen und einen andern wieder zu ſetzen? Durch
Sievert Meierdink eingebracht: das ſollen die v. Bortfeld und die
Miterben thun.
Ob die v. Bortfeld nicht Macht haben, wenn ſie ihre Theilung
ausführen laſſen, daß ſie alsdann unten in den Wagen ein paar
Ricke hauen laſſen, darauf ſie die Waſen laden? Hans Buri ein—
gebracht: ſolches könne nicht nachgegeben werden, man ſoll bleiben
bei der alten Gerechtigkeit, denn wenn es die v. Bortfeld thäten,
würden es die Miterben auch thun, und würde das Holz dadurch
geſchwächt. Die v. B. mögen aber ſo viel Bäume zu Oelber auf
den Wagen legen und darauf die Waſen ausführen.
Wenn die v. B. den Holzgreven anſprechen laſſen, daß er
ihnen Bauholz ſoll ausweiſen, und der Holzgreve weigert ſich
deſſen, ob nicht alsdann die v. B. möchten in den Timmerlah
ziehen und das Holz hauen da es ftände? Hans Buri eingebradt:
dad fönnten die Miterben feineswegs nachgeben, wollen es auch nicht
geihehen laſſen, viel weniger eingehen.
Wer die Unfoften des Holzungs abtragen folle? Hans Buri
darauf eingebradt: das jolle von den Nuten des Holzes abgetragen
werden.
Hiermit ift das Holzung aufgegeben.
Frage und Erkenntniß des Holzungs auf dem Timmerlah.
Anno (15)89.
1. Was dem durdhlaudtigen, hochgebornen Fürften und Herrn,
Herrn Julius, Herzogen zu Braunſchweig und Lüneburg u. g.
F. u. H. vor Gerechtigkeit im Timmerlah wird zuerkannt
von Rechtswegen?
64 Holting auf dem Timmerlah.
Darauf wird zu Rechte gefunden und eingebracht, daß hochge-
meltem unfern g. F. u. 9. die Hoheit, Jicht und Jagd und dem
Jäger einen Quaſt gebühre, wenn er aber wieder daraus reitet, daß
er ihn dann zurüd wieder darin werfe.
2. Wem fie die Brüche, Holzgerechtigfeit, Grund und Boden
zuerfennen und wer defjelben der rechte Erbe fei?
Die v. Bortfeldt fein die rechten Erben des Timmerlah, den-
jelben gehöre auch) Grund und Boden, und die zu Heerte neben den
wüften Dorfitätten fein die Miterben.
3. Wie viel die ehrbaren Junker v. B. an den Brüchen
jollen zu berechtigen haben ?
Darauf wird erkannt: den 3. Pfennig von allen Brüchen
haben die v. Bortfeldt zu befräftigen.
4. Weil unferm g. F. u. H. die Hoheit wird zuerfannt, was
man denn dem Haufe Lichtenberg an Nusholz von wegen
unſres g. F. u. H. im Timmerlah zuerfenne?
Die v. B. wären die rechten Erben und die zu Heerte Mit-
erben und fein Illustrissimo fein Bauholz oder Nutzholz auf das
Haus Lichtenberg oder fonjten anderswohin daraus gejtändig, fie
wollten fih aud nicht verhoffen, daß S. F. ©. die Erben mit
Neuerung werde bejchweren, jondern fie vielmehr bei alter herge-
brachter Gerechtigkeit fhüten und handhaben.
5. Wenn im Timmerlah mit Gewalt und de facto gehauen
würde und Eingriff darin gejchehe, wer folche Frevler zu
Strafen babe?
Wenn die Erben folches zu reden und zu wehren zu ſchwach
wären, jo follen fie die v. B. als die rechten Erben dazu
rufen.
6. Wer von Rechts» oder alter Gewohnheit wegen einen Holz-
fnecht oder Greven im Timmerlah auf und abzufesen Macht
babe?
Die Erben ermwählen einen Holzgreven und ftellen ihn den
Junkern vor, die beeiden ihn und bejtätigen ihn ferner; da aber
die Junker einen wüßten, der ihnen und den Erben träglich, märe
billig, daß die Junker den jetten.
7. Ob die Erben auch Macht haben, ohne Bormifjen der
v. Bortfeldt zu theilen oder einig Grobholz zu hauen?
Wenn fie theilen wollen, müßen erjtlih die v. B. dabei
ſchicken und wird dann den Junkern ihre Gebühr gegeben, als 1 /.,
it 6 Gr. 8 Pf.
Bon H. Langerfelbt. 65
8. Ob die Erben au Macht haben, ohne Vorwiſſen der
Junker v. B. einig Bauholz oder andere Bäume zu hauen?
Es müſſe ſolches mit Vormwiffen der Junker gefchehen, doch
müßte der Holzgreve Achtung darauf geben, was einem Jeden
dienlich, daß er das einem Jeden ausweiſe, da es auch dem Holze
unſchädlich ſei; gleichergeſtalt müße er es den Junkern von Bortfeldt
auch thun.
9. Wenn WMaft im Timmerlah vorhanden, wie man es
damit halten folle?
So mannig Nut als ever darauf hätte, jo mannig Schwein,
als die v. Bortfeldt 24, gleichergeftalt die andern Erben, außer-
halb der von Kirchheerte, denen ift man auf die Nuß fein Schwein
geftändig, jedoh wenn volle Maſt vorhanden, fann man ſich
darauf vergleihen, gleichergejtalt auch wenn halbe oder wenig Maft
vorhanden.
10. Ob man auc denen von Hirchheerte an der Maft und
grobem Holze etwas geftändig ?
Denen von Kirchheerte feien fie weder an der Maſt noch grobem
Holze Nichts geftändig, aber denen von Duſſem geftehen fie auf
jede Nut ein Schwein, und wenn das Holz wird getheilet werden
fie gleich den Erben an ihre Theilung verwiefen. Denen von Kicch-
heerte geftehen fie fein Holz oder Nichts, denn fie einen Ort, das
Kirchheerter Strauhhol; genannt, dagegen zu aebrauden haben.
11. Ob aud die Erben ihres Gefallens ihr Holz; verkaufen
und führen mögen an andere Orte?
Die auf das Holz gehören, müfjen ed an Ende und Orte
führen, da es hin gehört: die von Duſſem nah Dufjem, die von
Kirchheerte bis zu Kirchheerte, es gejchehe dann mit Willen der
v. Bortfeldt; da es aber verkauft werden foll, joll es unter den
Erben bleiben und verfauft werden.
12. Wenn fi einer bei Tage oder bei Nacht in das Timmer-
lah begebe und einen eichen Heifter jeines Gefallend ab-
hauen würde, mie hoch derjelbe folle gejtrafet werden ?
Derfelbe bricht vermöge unſers g. F. u. H. Holgordnung an
einem jeden Heifter eine braunſchw. Mark.
13. Da derſelbe Thäter mohnete, daß ihn weder die Junker
no die Erben ftrafen fünnten, wer ihnen dann dazu ver»
helfen ſolle?
So fol e8 bei unferm g. F. u. 9. oder ©. f. ©. Amtmann
gejucht werden.
14. Da fi etlihe, jo in Brüche gefallen, in der Bezahlung
aufhalten wollten, wie man die zur Bezahlung bringen
ſollte?
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. MI)
66 Holting auf dem Timmerlah.
Der Holzgrefe joll fie auspfänden, und da fich alsdann et-
lie in der Bezahlung aufhalten und nicht bezahlen wollten, jo jollen
fie deretwegen bei den ehrbaren Junkern v. Bortfelot Hülfe ſuchen.
15. Weil denn Duſſem gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfftätte,
ob fie nicht der Maft gleich denen von Kirchheerte verluftig
jein und dieſe allein bei den lebendigen Erben bleiben ſolle?
Man wiſſe die von Dufjem nit aus der Maft zu mweijen,
da aber die Junker v. Bortfelot mit alten Regiftern fie daraus
entjegen könnten, müfjten fie jolches gejchehen laſſen.
16. Weldermaßen denn die Erben die von Kicchheerte vor
denen von Dufjem aus dem Holze weiſen, da doch Dufjem
gleich Kirchheerte eine wüſte Dorfitätte fei?
Sie haben von ihren Voreltern nie gehöret oder erfahren, daß
die von Kirchheerte in die Holzung oder Maft gehören jollten, jeien
ihnen aud daran im Geringiten Nichts geftändig.
17. Ob aud einer ohne Vorwiſſen der Junker v. Bortfeldt
und der Grben Macht habe, einige Theilung anzufangen ?
Wenn fie theilen, kommt e3 bisweilen, daß einer an geringeres
Holz wird verwieſen, denen fie danach zu Hülfe etwas ausweisen.
18. Wenn aud einer eine Nachtheilung ohne Vorwiſſen der
Sunfer anfangen würde, was derſelbe verbrede ?
Mer folhes ohne Vorwiſſen der Junker v. B. würde an-
fangen, derfelbe bricht hölzern Köhr.
19. Wer denn die Unfoften, jo auf das Holting gehen, foll
erlegen ?
Alle die Nutz davon haben wollen, müßten die Unfoften helfen
erlegen.
Anno 1611 am 18. Novembris haben die edlen, gejtrengen,
ehrenfeften und manbhaften Friedrich Jobſt, Heinrich® feel., Friedrich,
Werners feel., und Chrijtoph Gebhard, Klaus jeligen Söhne, Gevettern
von Bortfeldt ein Holzung über den Timmerlah gehegt und im
Kruge zu Heerte gehalten, und hat anftatt des Richters gejefjen der
Holzgreve Hans Cuers in An- und Beimefen aller Intereſſenten
des Timmerlah und vorerwähnter Junker Schreiber Antonius
Frömfe und Johann Müller und ift folches folgendergejtalt gefra-
get und zu Nechte darauf erfannt worden:
1. Der Holjgreve ala Richter gefragt, ob joferne Tages und
Stunde jei, daß man möge von wegen der edlen und ehren-
feiten Junker v. Bortfeldt ein Holzungsgeriht anfangen?
Darauf erfannt und Hans Struve eingebradt: Ya!
2. Gefragt, was der Holzgreve auf diefem Holzung gebieten
oder verbieten jolle?
Bon H. Laugerfeldt. 67
Erfannt und eingebradt durch Hans Struven, daß er das
Hecht ſolle gebieten und das Unrecht verbieten.
Darauf der Holzgreve verboten Läfter = und Scheltworte und
dergleichen unbefugte Sadıen.
3. Gefragt, wer die rechten Erben des Timmerlah jeien?
Erkannt und durch Heinrich Helm eingebradt, daß die v. Bort-
feld die höchſten Erben des Timmerlah feien, und die andern Inter—
efjenten Miterben.
4. Gefragt, was reverend. illustr. unfer g. F. u. 9. vor
Gerechtigkeit im QTimmerlah habe?
Darauf erkannt und durch Hennig Borcherd eingebradht, daß
reverend. illustr. unfer g. F. u. 9. darin Sigt und Jagd habe, dem
Jäger aber gebühre einen Duaft auf den Hut, wenn er aber daraus
ziehet, daß er jedoch alsdann denjelben wieder zurüd mwerfe.
5. Gefragt, meil reverend. illustr. unferm g. F. u. 9. nicht
mehr erfannt als Jigt und Jagd, ob wegen Ihrer 5. ©.
der Amtmann zu Lichtenberg befugt Hopfenbände und ander
Holz darin zu hauen?
Erfannt und durch Hand Barteld eingebracht: es hätte unfer
9. 3. u. H. nicht mehr als Jigt und Jagd darin, was aber durch
den Amtmann gefchehe, wäre den Junkern zu nahe und wider Nedht.
6. Weil der Amtmann zu Lichtenberg nicht befugt wegen re-
verend. illustr. unſers a. F. u. 9. Holz darin fällen
oder hauen zu lafjen, wenn er nun de facto zuführe, was
er daran verbrochen?
Erfannt und eingebradht durch Wilhelm Schrader: fie könnten
unjerm 9. 5. u. H. weder Ziel noch Maaß feben.
7. Gefragt, ob es mit Recht oder Unrecht gefchehe ?
Erfannt und dur Hans Floer eingebradht: es gejchehe wider
Recht, und wenn es mit Gewalt gefchehe, könnten fie es nicht
ändern.
8. Gefragt, wenn die Jäger im Timmerlah jagen und darauf
etwas verzehren, ob fie defjen berechtigt?
Erfannt und eingebradt durch Harmen Epperd: fie jeien nicht
berechtigt, daß das Holz die Unkoſten abtrage.
9. Gefragt, ob die von Heerte und andere Mitinterefjenten
Macht haben, das Holz ohne der v. Bortfeldt Wiffen
und Willen zu theilen?
Crfannt und durch Clawes Lüders eingebracht: fie fünnen
ohne der v. Bortfeldt Wiffen und Willen nicht theilen, ſondern laſſen
e3 bei voriger Junker Gerechtigkeit und alten Urtheilen bewenden.
10. Gefragt, wie viel Holz den Junkern v. Bortfeldt zugetheilt
wird?
84
68 Holting auf dem Timmerlah.
Erfannt und eingebradt durch Andreas Niehof: jo oft als
getheilet wird, befommen die v. Bortfeldt 24 Ruthen.
11. Gefragt, wie viel denen von Heerte zugetheilt wird ?
Erkannt und Durch Asmus Tiemann eingebradt: die von
Heerte haben auf jede Nug eine Ruthe, feien 100 Ruthen.
12. Gefragt, wie viel denen von Kirchheerte zugetheilt wird?
Erfannt und eingebraht durch Curd Luers: wenn getheilt
wird, befommen fie 17 Ruthen.
13. Gefragt, wie viel Ruthen denen von Dutzem zugetheilt
werben ?
Erfannt und durd Hans Struven eingebradt: 37 Ruthen ;
davon aber befommt reverend. illustr. unfer g. F. u. 9. eine
Nuthe, behalten 36 Ruthen.
14. Gefragt, wenn Holz getheilt wird, ob fie dafjelbe führen
mögen, wohin fie wollen?
Erfannt und eingebracht durch Heinrich Helmes, daß die von
Lüttgen» und Kirchheerte ihr Holz wohl in Heerte führen mögen,
aber die von Dutzem jollen ihr Holz zu Dutzem ablegen und nicht
in Salder führen ohne unſres g. F. u. H. Vorwiſſen und Willen.
15. Gefragt, wenn Holz verfauft werden folle, wer den nädjiten
Kauf daran habe?
Erfannt und eingebradt durch Hans Struven: die Erben
follen den nädjten Kauf daran haben.
16. Wenn die von Heerte des Holzes halber von wegen der von
Dutzem, Kirchheerte und Lüttgenheerte, ſowohl auch hinwieder -·
um die von Heerte gegen bdiefelben Anſprüche hätten, vor
wem diejelben Tagen jollten ? \
Erkannt und eingebraht duch Hennig Borders: bed denen
v. Bortjeldt jollen fie es flagen und ihr Recht ſuchen. \ Ä
17. Gefragt, wenn einer jeines Gefallen? ohne der Janter
Borwiffen und Willen Holz fällt, was er daran ger: f
brochen? u.
Erkannt und dur Hans Beder eingebradt: wenn einer Elein
Holz hauet, für jeden Stod ein Holzlöhr, iſt 6 gr.) für einept
Heilter 3 fl. wenn e8 Erben find, aber ein Fremder bricht Doppel
18. Gefragt, fo etliche, jo in Brüche gefallen, in der Syahtun
B
ſich aufhalten wollen, wie man dieſelben zur Bezahlung
bringen fol?
Erfannt und eingebraht durch Andreas Anoppen: die Polzen
follen ihn auspfänden, und da fi) alsdann etliche in der Vezah—
lung aufhalten und nicht bezahlen wollen, follen fie derhalben ei
den Junkern v. Bortfeldt Hülfe juchen. (
Bon H. Langerfelbt. 69
19. Wenn einer feine Gefallens ohne (wie zu 17).
20. Wenn Maftung vorhanden, wie es damit gehalten werben
joll ?
Erfannt und durch Hans Heinrih von Gebhardshagen ein-
gebracht: es werde getrieben auf jede Nuß ein Schwein wenn volle
Maft vorhanden, wenn aber feine volle Maft, werde folche bejehen,
und hat man fich dann deshalb zu vergleichen.
21. Gefragt, wenn einer mehr als ihm gebühret in die Maſtung
treibe, was er daran verbreche?
Erlannt und durch Hennig Borchers eingebracht : wenn es vor»
fegliher Weife gejchehe, breche er für jedes Schwein 3 fl.
22. Gefragt, ob auch die von Heerte Macht haben, Schweine
in die Maftung zu treiben, ehe derer v. Bortfeldt darin
fommen ?
Erfannt und eingebracht durch Asmus Tiemann: es wird denen
v. B. notifieirt, wenn die Eintreibung gejchehen jol, und treiben
fie alsdann zufammen ein.
23. Gefragt, mer den Holzgreven zu ſetzen Macht habe?
Erfannt und eingebracht durch Heinrich Steinmeier: die Erben
fchlagen denen v. Bortfeldt eimen vor und jo derjelbe ihnen gefällig,
beeidigen fie denjelben.
24. Gefragt, wie lange ein Holzgrefe bleiben joll?
Erfannt und durd Peter Steinmeier eingebracht, daß jo lange
der Holzgreve den Junkern und den Erben gefällig, er in Beftallung
bleiben jol.
25. Gefragt, wenn ein Holzgreve wider geleijtete Pflicht auch
\ ohne Vorwiſſen der Junker und Holten Holz aus dem
Timmerlah verfaufe, was er daran verbreche?
Erfannt und durch Curd Luers eingebradt: da er in ſolchem
befunden, wäre er mit doppelter Strafe zu belegen, jedod) hätten
ihn die Junker Macht zu trafen oder zu begnaden.
26. Gefragt, wenn einer wäre, der die Junker v. B. als an-
erfannte Obrigkeit dieſes Holzunges nicht gebührlich respectire,
bejondern verachte, was er daran verbrocdhen ?
Erfannt und eingebradt durch Chriftoff Elers: jo Jemand
wäre, der die Junker verachte und jonften mit Worten angriffe,
joll daran jo mannig Holtenföhr als mannig Mann aufs Holz
‚. gehöret gebrochen haben.
27. Gefragt, weil Barwerdt Unverzagt gejagt: fie geftänden
Chriftoff Gebhardten von Bortfeldt nicht ein Arshaar mehr
als das Stammende vom Holze, mas er daran gebrochen ?
Bon H. Pangerfeldt. 71
Erfannt und eingebraht durch Hand Brunfen, da er an
jedem Stode, weil er ein Miterbe ift, verbreche ein Holzköhr, thut
2 fl. 8 gr.
37. Gefragt, weil vorm Jahre bei der Holztheilung Streit vor:
gefallen wegen des DOpfermanns, daß er dabevor 12 Stöde
im Timmerlah gehauen, und er bazumal nicht Abtrag
machen wollen, fondern die Sade bis zum Holzung ver-
jhoben worden, was er daran gebrochen?
Erfannt und dur Heinrih Helmes eingebradt, daß er an
jedem Stod ein Holzköhr gebrochen, thut in allem 3 fl. 12 gr.
Ferner Wrogen, fo eingebradht der gepfändeten Pferde
halber:
38. Der Holzgreve gemwroget worden, meil feine Pferde unter»
ſchiedlich gepfändet — 15 Mar. (Folgen noch — unter 39
bis 62 — 24 ähnliche Wrogen von 2 gr. bis 3 fl. 10 gr.)
63. Und ift hienächft weiter gefragt, wem die Brüche gehören?
Erfannt und eingebracht durd Heinrich Helmes: denen v. Bort—
feldt gebührt der 3. Pfennig.
64. Gefragt, wer einen Heifter im QTimmerlah gehauen, was
die Strafe?
Erfannt und durch Hans Schoppen eingebradht: er breche
von jedem eine braunjchw. Mark, ift 3 fl.; ein Fremder fo nicht
auf das Timmerlah gehört, bricht doppelt.
65. Gefragt, wenn einer Unterholz gehauen, was er daran
gebrochen?
Erfannt und durch Hans Schoppen eingebradt: er brede
von jedem Stod ein Holzlöhr, ift 6 gr., wenn er Erbe ift, ein
Fremder bricht doppelt — 12 gr.
66. Gefragt, wenn Pferde im Timmerlah gepfändet, was von
einem gegeben werden muß ?
Erfannt und durh Hans Schoppen eingebradt: von jedem
1 gr.
67. Gefragt, wer die Unfoften fo aufs Holzung gehen, abtragen
muß?
Erfannt und durd Caften Rofen eingebracht: was die Wrogen
und von jeder Nutz 2 gr. nicht abtragen fünnen, muß aus dem
Timmerlah geſucht werden.
Iſt demnach den Leuten durch den Holzgreven angezeigt:
da Jemand wäre, der noch etwas anzuzeigen, der ſolle es bei Strafe
thun. Als ſich aber Niemand gefunden, iſt dies Holzung aufge—
hoben, den Leuten einen Abtritt zu nehmen befohlen worden, und
72 Holting auf dem Timmerlah.
haben die Junker ihnen nachfolgende Punkte dur einen Ausſchuß
anmelden laſſen:
1. daß eine richtige Theilung und feine Nachtheilung, wie wohl
biebevor gefchehen, gehalten werde,
2. daß fie durchaus fein Holz aus dem Timmerlah außerhalb
der Theilung verkaufen jollen,
3. daß fein Holz ohne Wiffen und Willen der Junker oder
des Holzgreven gefällt werde,
4. daß die Brühe vom Holzgreven von einer Holzung zur
andern richtig verzeichnet und angezeigt werben,
5. daß auch die Holztheilung und das Holzung alle Jahr auf
Simonis et Judae gehalten werde, wäre er aber auf einen
Sonntag, den erſten Tag darnad,
6. daß immitteld wegen überflüffiger Zehrung bei dem Holzung
ein Gemifjes dazu geordnet werden foll,
7. daß die von Heerte und andere Intereſſenten denen von
Bortfeldt einen Holzgreven vorjchlagen jollen.
Diefe Punkte alle ihnen der Gebühr vorgebraht und ihrer
zwei vorgefchlagen, als Hans Bartel3 und Aamus Tiemann,
und haben die Junker Asmus Tiemann zum Holzgreven angeſetzt,
und bat derjelbe nachfolgenden Eid abgelegt, welcher ihm durch
Antonium Frömken vorgehalten:
Ihr follt geloben und fchwören einen Eid zu Gott und jeinem
heiligen Wort bei Vermeidung zeitlicher und ewiger Strafe, auch
Verluſt Seel und Seligkeit, daß ihr follet und wollet, jo viel
diefe Holzung im Timmerlah anlangen thut, den Junkern
v. Bortfeldt als erfannter Obrigkeit und Erben des Timmerlahes,
getreu und hold fein, nichts ohne der Junker Vorwiſſen und
Willen daraus vermweifen oder in andere Wege verpracticiren, alle
Wrogen vor die Junker oder das Holzung bringen, an ihrer,
der Junker, Gerechtigkeit nicht? in Abbruch fommen lafjen,
hiervor fein Gefchent, Gift oder Gabe nehmen, weder Gunft,
Ungunft no Freundfchaft anfehen. So wahr euch Gott helfe
und fein heiliges Wort.
Diejen Eid hat auch der neue Holzfnecht gefchworen, ald Hans
Bartels, und jein die andern Holzknechte, Heinrih Wasmus und
Hana Floer, geblieben.
Damit nun deſto beſſer zu ſehen, wem eigentlich der Timmerlah
zukomme und wer Macht habe, etwas daraus zu vergeben, ſein im
Anfang dieſes Holzunges den Leuten nachfolgende Schreiben, welche
Herzog Heinrich d. Aeltere zu Braunſchweig und Lüneburg an die
von Bortfeldt gethan, vorgeleſen:
Bon 9. Langerfelbt. 73
Bon Gottes Gnaden Heinrich der ältere zu Braunſchweig und
Lüneburg Herzog. Unfern günftigen Willen zuvor, liebe Getreue. So
wir jegund Wolfenbüttel eingenommen und fajt baufällig an allen
Enden befunden, bitten darum, Uns zwantzig Sügeblöde aus dem
Timmerlah wollen geben defjen feine Weigerung thun, gutwillig
in beweifen, wollen wir um euch in einem größern gern verjchulben.
Begehren des eure zuverläffige Antwort bei Gegenwärtigem. Datum
Molfenbüttel unter Unferm Pittſchir am Freitage nad Nativitatis
Mariae virginis anno (14)91.
Heinrich der ältere von Gottes Gnaden Herzog zu Braunjchmweig
und Lüneburg. Unjere Gunft zuvor, liebe Getreue, Wir haben
vernommen, unjer Haus zu Wolfenbuttel darin etwas zu bauen
wäre, mie daſelbſt zu behuef etliche Sägeblöde zu gebrauchen.
Begehren wir darum gnädiglih, uns zu Gefallen mwollet vergönnen
in dem Timmerlah und in dem Strufe, den Hölgern, zu hauen 20
oder 30 GSügeblöde. Das wollen wir um euch in ©leichem ver-
jchulden und eriennen geben. Datum ‚Wolfenbüttel am Sonntage
nad) Nativitatis Mariae virginis anno (14)91.
Auf beiden Copien Ueberfchrift:
Unjern lieben getreuen SHeinrih und Ludloff Gebrüdern
v. Bortfeld auf dem Woldenberge.
Nah gehaltenem Holzung find nadfolgende zu Abhandlung
ihrer zuerlannten Brüche erfchienen:
1. weil Richard Pramme zu Salder, wie zuvor erwähnt, wegen
8 Hajelnftöde, jo er im Timmerlah gehauen, in 2 fl. 8 gr.
Brüche erkannt, jo haben die Junker auf jein fleißiges
Bitten diefelben gelafjen auf 1 fl.
2. weil Barnwert Unverzagt in Brüche erkannt, fein ihm die:
jelben auf Fürbitten Friedrichs v. B., Werners Sohnes, wegen
gethaner Abbitte auf drei Holzköhr gelaffen — 18 gr.
3. es jein Hans SHentinges Söhne von Vallftert in 12 fl.
Brühe erfannt, fein auf Fürbitte Jungfer Katharinen
Grotten gelafjen auf 3 fl.
Defjen alles zu Urkund und mehrer Befräftigung jein diefer
Protocol drei gleichlautend verfertigt, von Friedrich v. Bortfelbt,
Merners feligen Sohne, und Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt, auch
Ulrich Steinmeier wegen der Gemeinde von Heerte mit eignen
Händen unterfchrieben worden.
Geſchehen im Jahre und Tage wie oben vermeldet.
Chriftoff Gebhardt v. Bortfeldt.
Friedrich v. Bortfeldbt, Werners |. Sohn.
Ulrich Steinmeier.
14 Holting auf dem Timmerlah.
Holzung, jo am 15. Decembris anno 1612 in Georgs Lappen
Behaufung zu Heerte über den Timmerlah gehalten.
Anno 1612 den 15. Decembris haben die edlen, geftrengen,
ehrenfeften und mannhaften Friedrich Jobſt, Heinrich felig., Chriftoff
Gebhard, Claus felig. und Friedrih, Werners felig Söhne, alle Ge-
vettern v. Bortfeldt, ein Holzung über den Timmerlah in Georgs
Lappen Behaufung zu Heerte gehegt und gehalten, und hat anjtatt
des Richters gefeffen Asmus Tiemann, jegiger Zeit Holzgreve, in
An = und Beiweſen aller Interefjenten des Timmerlah und wolermelter
Junker Schreiber Johann Schaar, Antonius Frömfe; Und iſt folgen-
der Geftalt angezeigt, gefragt und zu Rechte, auch uralter Gewohn—
heit nach darauf erfannt und eingebracht worden:
1. (mie auf Holting von 1611 unter 1.)
2. Gefragt, was der Holzgreve gebieten und verbieten jolle?
Erfannt und eingebradht durh Hans Struben: Recht fol er
gebieten und Unrecht verbieten und Niemand nicht? zumwerben, es
gefchehe denn mit Achtsleuten, mit Vorſprachen, Recht und Urtheilen.
3. (mie 1611 unter 2.)
4. Gefragt, was reverend. illustr. unfer allerfeits 9. F. u. 9.
vor Gerechtigkeit im Timmerlah habe?
Erfannt und eingebradt durch Hans Bartold Luers: die Jigt
und Yagd, dem Jäger einen Quaſt, jedoch daß er ihn wieder
zurüdwerfe, wenn er aus dem Timmerlah reitet.
5. Gefragt, weil ©. f. ©. nicht mehr als voriges erfannt, ob
wegen Ihrer f. ©. der Amtmann zum Lichtenberg oder
jennige andre Perjonen befugt, einiges Band» oder ander
Holz darin zu hauen?
Erkannt und eingebraht durd Hans Gtruben: fie könnten
dem Landesfürften fein Ziel oder Maß fegen.
6. (wie 1611 unter 7.)
7. Gefragt, wenn die Jäger im Timmerlah jagen und darauf
etwas verzehren, wer die Unfoften abtragen folle ?
Eingebracht durch Hans Bartold Lüers: das Timmerlah habe
damit Nichts zu thun. Es müſſe ſolches die Dorfichaft thun.
8. Gefragt, ob die von Heerte und andre Intereffenten Macht
haben, das Holz ohne der v. B. Willen und Willen zu
theilen ?
Eingebraht durd Claus Lüers: die von Heerte haben nicht
Macht zu theilen ohne der Junker Wiffen und Willen, was das
Unterholz belangt.
9. (mie 1611 unter 10.)
10. Gefragt, wie viel den von Heerte zugetheilt werde?
Eingebracht durch Heinrich Helmes: 100 Ruthen.
Bon H. Lanaerfelbt. 15
11. (mie 1611 unter 12.)
12. (mie 1611 unter 13.)
13. Gefragt, wenn Holz getheilt wird, ob fie es hinführen
mögen, wohin fie wollen ?
Erfannt und eingebradt durch Hans Beder: die von Dutzem
legen zu Dutzem ab; die von Kirchheerte dürfen es nicht weiter
führen, es gefchehe denn mit des Amtmanns Wiffen und Willen.
14. Gefragt, wern Holz verfauft werden foll, wer den nädjten
Kauf daran haben foll?
Eingebraht durch Claus Lüerd: die nächſten Erben, als die
v. Bortfeldt.
15. Gefragt, wenn die von Heerte, Kirchheerte, Yütgenheerte und
Dutzen Klage und Zufprud gegen einander deö QTimmer-
lah und Holzes halber haben, vor wem fie folches klagen
ſollen?
Erkannt und eingebracht durch Hans Bartelüers: vor denen
v. Bortfeldt und den ganzen Erben.
16. Gefragt, ſo etliche in Brüche gefallen und ſich in der Zah—
lung aufhalten wollen, wie man die zur Zahlung bringen
ſoll?
Erkannt und eingebracht durch Hans Brunke: das ſoll man
an den Holzen ſuchen.
17. Gefragt, ob nicht billig und Recht, daß alle Jahre von
den Wrogen richtige Rechnung geſchehe?
Eingebracht und erkannt durch Heinrich Helmes: Ja, was
die Wrogen nicht thun können, muß das Holz tragen.
18. Gefragt, wenn Maſtung vorhanden, wie es damit zu
halten?
Eingebracht durch Chriſtoff Elers: es ſolle bleiben, wie zuvor
erkannt iſt.
19. Gefragt, ob die v. Bortfeldt nicht Macht haben, wenn übrige
Maſt vorhanden, mehr zu treiben ala 247
Eingebracht durh Hans Bartelüers: es fol bleiben mie vor
Alters.
20. Gefragt, wenn einer mehr treibt, als er berechtigt, was er
daran verbredhe ?
Eingebradt durch Curd Lüers: 3 fl.
21. Gefragt, ob die von Heerte und andre Intereſſenten Macht
haben, die Schweine in die Maftung zu treiben ehe
der v. Bortfeldt Schweine darin fommen?
Eingebradt duch Hans Bartels: thun es den Junkern zu
wiffen und treiben zugleich.
22. Gefragt, wer den Holzgreven zu fegen Macht habe ?
76 Holting auf dem Timmerlab.
Erfannt und eingebradht durch Claus Lüerd: die Erben jchla-
gen einen vor, die v. Bortfeld beeidigen einen und behalten ihn,
mwofern er denfelben gefällig.
23 Gefragt, wie lange ein Holzgreve in Beftallung bleiben fol?
Eingebradt durch Hand Barteluers: jo lange er den Erben
gefällig.
24. Gefragt, wenn ein Holzgreve wider geleiftete Pflicht und
Eide ohne Vorwiſſen der Junker und Holzen Holz aus
dem Timmerlah verfaufet, was er daran verbreche?
Eingebradht durch Heinrich Helmes: er folle geftraft werden dar-
nad er zu jtrafen jet.
25. Gefragt, wenn einer wäre, der die Junker als erkannte
Obrigkeit dieſes Holzunges der Gebühr nad) nicht respectire
ſondern veradhte, was er daran verbredhe?
Eingebracht durch Curd Lüers: er folle geben jo mannig Holz-
föhr, als mannig Mann aufs Holz gehe.
26. Gefragt, wie mannig Mann auf3 Holz gehört?
Eingebraht durch Hans Bartels: die von Heerte 45, wie viel
der anderen fein, will fih im Ausfehr wohl finden.
27. Gefragt, wenn etliche, melde ſich ohne erhebliche Urſache
diefem Holzung abfentiren?
Eingebradht: er wäre ftrafbar ein Holzköhr.
28. Gefragt, wohin die Brüche gehören?
Eingebraht durh Heinrich Helmes: den Junkern gebühre der
3. Pfennig. "
Wrogen:
Ulrich Helmes hat gehauen 9 Spielen, was ſeine Strafe ſein
ſollte?
Curd Luers bringt ein: vor jeden Stock ein Holzköhr, ift 2 fl.
14 gr.
Hand Tröſcher eine Espen gehauen, mas jeine Etrafe?
Luder Burchard eingebradt: 3 fl.
Georgs Lappen Schafe im ftehenden Holze gehütet, was deſſen
Strafe?
Eingebradt durch Hans Bartelüerd: feine Strafe eine Holz-
mark — 6 fl.
Heinrich Peters hat einen Dornenbuſch gerodet, was deſſen
Strafe?
Heinrich Helmes eingebracht: ſeine Strafe ein Holzköhr.
Heinrich Peters Sohn eine Espen zur Miſtbahre gehauen, was
deſſen Strafe?
Hand Bartelüers eingebradt: ein Holzföhr, weil es ohne Ver—
laub gejchehen.
Bon 9. Langerfelpt. 77
Claus Lüeder hat etliche Stöde im Timmerlah gehauen, was
deſſen Strafe?
Eingebradt durch Hans Bartel3: weil er ihn bei dem
Stamme nit gefunden, giebt nichts.
Ob Jemand Macht habe, ohne des Holjgreven Wifjen und Willen
Holz zu fällen?
Claus Lüeder bringt ein: nein.
Menn es nun gefchehen, was deſſen Strafe jei?
Eingebradt durch Hans Bartelüers: feind jolchergeftalt zu ftrafen
als die vorigen, jo ohne des Holzgreven Wiffen und Willen gehauen.
Meil e8 nun die von Heerte jelber gethan, was ihre Straffe jei?
Durch Wilhelm Schrader eingebradt: wenn fie den Holzgreven
anfprehen und er will nicht, jo hauen fie.
Es wird gefragt, ob der Holzgreve jeinen geleijteten Eid nicht
halten joll?
Eingebracht durch Curd Luers: Ja, fol jeinen Eid und Pflicht
halten.
Wenn die v. Bortfeldt oder ihre Diener ohne des Holzgreven
Vorwiſſen etwas hauen, was ihre Strafe?
Erfannt und eingebradht durch Chriftoff Elers: er bricht von
einem Heiſter 3 fl. und von einem Stode ein Holzköhr.
(Folgen 21 nur dem Namen nad) aufgeführte Wrogen — 32 fl. 2 gr.)
Was den Eid ſowohl die uralten Schreiben anlangt, bleibt es
bei dem 1611 den 18. Novembris gehaltenen Protocoll und Holzung.
Nachträge:
Ob mehre Theilungen geſchehen ſollen als eine?
Darauf bringt Curd Lueders ein: es ſoll wegen der Theilung
bleiben, wie vor Alters geſchehen.
Es wird hiemit von den Intereſſenten des Timmerlah als
den von Heerte ein neuer Holzgreve Namens Hans Bartels vor—
geichlagen und zu Holzfnechten Hans Angerjtein und Bartold Stein-
meier, darauf ſolche allerjeit3 von den von Bortfeldt ala erfannter
höchſter Obrigfeit des Timmerlah beeivigt und angenommen worden.
Demnad iſt der alte Holzgreve als Asmus Tiemann fomohl beide
Holzfnehte Heinridh Wasmus und Hans Floren ihres Eides erlafjen.
Actum am 16. Decembris 1612.
Friedrich v. Bortfeldt, Chriftoff Gehhardt v. Bortfeltt,
Jobſt Heinrichs felig. Sohn. |
Antonius Frömke im Namen und Bollmadt
jeines gebietenden Junkers Friedrich v. Bort-
feldes, Werners felig. Sohns.
78 Holting auf dem Timmerlah.
Anno Dom. 1617 am 10. Februarii haben die wohleblen
(u. |. mw. wie 1612. Die Abweichungen over Zufäge find dagegen
folgende :)
Zur 1. Frage: „ob es jo viel Tages und Stunde fei, daß
man ein Holzungsgericht wegen des Timmerlah und deſſen Gered-
tigfeit anfangen, hegen und halten möge?
eingebraht durch Chriftoff Eilerd: wenn der Holzgreve von
den Junkern v. Bortfeldt die Macht habe, fei es fo viel Tages und
Stunde wohl.‘
Zur 2. Frage: „was der Holzgreve u. j. w.?
eingebracht durch Wilhelm Schrader: ....... es geſchehe
denn durch Achtsleute mit Vorſprachen, Recht und Urtheil, auch
Keinen mit Worten oder Werken anzugreifen ohne genugſame Er—
laubniß.“
Zu 8: „ob die von Heerte ..... ?
Andreas Niehoff bringt ein: wenn die von Heerte theilen
wollen, wird es denen v. Bortfeldt zu entboten, jchiden fie ihre
Diener dabei und bleibt bei Vorigem.“
Zu 10. „wie viel denen v. Heerte....?
eingebracht durch Heinrich Helmes: wie von Alters her gebräud-
lich geweſen, 100 Ruthen.“
Zu 13. „wenn Holz getheilet wird ...... ?
Hans Floer bringt ein: die Junker führen e8 nah ihren
Siten, die von Dutem legen es zu Dubem ab, die von Kirch—
beerte zu Kirchheerte, wollen fie e8 weiter führen, müßte es mit
des Amtmanns Willen gefchehen.”
Zu 14. „eingebracht durch Bartold Steinmeier: die Erben haben
den nädjten Kauf.”
Zu 15. „Hans Struve bringt ein: vor den Junkern v. B.
und dem Holzung, wollen fie denen nicht gehorfam fein, werde
die Obrigfeit zugezogen.‘
Zu 16. „Hans Brunfe bringt ein: wenn fie auf das Hol;
gehören und Mitholzen find, werden fie von den Junkern v. B.
durch Strafe dazu angehalten, wegen Fremde erfucht man dag Amt
und die Obrigfeit.’
Zu 17. „Joachim Giejemann von Salder bringt ein: es ſei
billig, daß alle Jahre richtige Rechnung davon geſchehe.“
Zu 18. „Hans Eggeling von Salder bringt ein: von jeder
Nu werde ein Schwein getrieben, als die v. Bortfeldt 24,
die von Heerte 100, die von Dutzem 36, die von Kirchheerte
Nichts.”
Bon 9. Langerfelbt. 79
Zu 19. „Claus Lüders bringt ein: es werde nicht mehr
erfannt ala 24.”
20. „wird gefraget, ob denn die von Heerte in übriger Maft
mehr Echweine zu treiben Macht haben ?
Hana Floer bringt ein: es bleibe bei den Nuten, auf jede
Nut ein Schwein, fein 100 Schweine.“
Zu 21. „erfannt durch Hans Floer: wenns vorfeglicher Weife
geichehen,, breche derjelbe 3 fl.‘
Zu 23 eingebracht: jo lange es denen vw. Bortfeld gefällig ift.
25. „wenn einer wider des SHolzgreven Berbot, che er
gefragt, etwas herausplaudert, wird gefragt, was derſelbe ver-
brochen?
Joachim Giefemann von Salder bringt ein: der brede 3 fl.
Darauf Hans Lüders alsbald in 3 fl. Strafe erkannt.”
26. wie 24 v. 1612 „wann ein SHolzgreve wider geleiftete
Pflicht .... ?
Heinrih Helmes bringt ein: wenn ein Holzgreve und feine
Zugefhwornen ein foldhes thun, breden fie noch eins jo viel als
ein andrer.‘
Zu 28. „mie mannig Mann...... ?
eingebraht durh Hans Struven: aus Heerte 45, wegen der
andern wiſſe man nicht eigentlich.‘
Zu 27. „wenn etlihe wären, welche fi diefem Holzung
?
Claus Lüers bringt ein: wenn es berjelbe gewußt, breche er
ein Holzköhr.“
31. „Wird endlich gefragt: wer die Unfoften auf das Hol»
zung abtragen foll?
Eingebradht durch Hans Struven: da werden zu genommen die
Wrogen und Brüche, das Uebrige ftehe der Timmerlah.”
Von 1613. 1614. 1615 und 1616 find nur einzelne Wrogen
aufgeführt, deren Summe — 26 fl. 17 gr. (vergleihe auch Nach—
trag zu 1619).
Zu 1616 ift nachträglich bemerkt: „die 3 fl., worin Hans Lüders
erfannt (oben 25), haben die Junker auf bejchehene intercession
auf einen doppelten Holtenföhr gelaſſen, ift 12 gr. Weil darauf
nochmals für ihn von den ſämmtlichen Holten intercedirt und
angezeigt, wie er bei feinem Gutsherrn gewefen und etwas bezecht
aufs Holzung gefommen, und von diefem Werke was gehandelt,
nichtö gewußt, ift es mit Verwarnung fi hinfüro deſſen zu ent-
halten, ihm gänzlich erlafjen.“
80 Holting auf dem Timmerlah.
„Klage und Nachfrage:
Es haben auf jest gehaltenem Holzungsgerichte Johannes Dro-
pen und Heinrich Konig wegen der von Dutzem und ihrer Gerech—
tigkeit im Timmerlah bei den Junfern v. B. fih beflagt und
vorgebraht: ES gebührten denen von Dutzem um da3 7. Yahr
fieben große Eichenblöde aus dem QTimmerlah, melde ihnen von
der Dorfichaft Heerte nicht ausgewiefen fondern hinterhalten worden.
Darauf vor dem ganzen Holzung gefragt worden, wie e8 darum
bewandt und wie weit und viel die von Dutem wegen des groben
Holzes im Timmerlah berechtigt ?
Eingebradt durch Clages Xüders: fie feien ihnen um das
7. Jahr feine Eichenblöde gejtändig, jondern berichten: wenn fie, die
von Heerte, Eichenblöde theilen, befommen die von Dutzem aud) etwas
fo viel das Holz ertragen könne, wie denn den von Dutzem anno
1616 drei Eichenbäume ausgewieſen, welche fie nicht annehmen wollen.
Ferner ift von den Junfern v. Bortfeldt angezeigt, daß ſich im
Werke und augenjcheinlich befunden, wie der Timmerlah von Fahren
zu Jahren verwüjtet und bald von diejem bald von jenem darin
gehauen würde, deromegen die Junker den jämmtlichen Erben zum
Beiten, auch zur Erhaltung des Timmerlah begehren, daß eine
Malbarte verordnet werden ſollte. Darauf der Holzgreve Hans
Bartels, beide Bauermeifter Heinrih MWasmus und Hans Nögener
nebft zugeordneten Viermannen, als Hans Struven, Heinrich
Helms, Kaften Roje, Herman Banns, der Dorfihaft halber fich
erflärt, fie blieben bei alter Gewohnheit und wollten feine Mal—
barte. Die Junker v. B. behalten fi) protestando ihre alte
Gerechtigkeit bevor. Worauf die Holzverwüftung verboten worden
und daneben angezeigt, daß fie, die Holten, zur Ausnehmung
eines neuen Holzgreven etliche Perfonen ihres mittels vorjchlagen
jollten. Sind darauf vorgefchlagen: Harmen Baens, Harmen
Bofjien, Asmus Tiemann, Heinrich Wasmus. Weil aber Asmus
Tiemann mit Krankheit befallen, die andern zum Theil ihrer
Handarbeit ich ernähren müfjen und aljo feiner dienlich befunden,
fein fie nicht admittirt, worauf die Holten Hans Struven und
Heinrih Helmes wieder vorgejchlagen. Hans Struve entihuldigt
fih und zeigt an, daß er an dem andern Holze bereit Holzfnecht,
ift derowegen erlaffen und Heinrich Helmes angenommen und jind
demjelben als Holzgreven zu Holzfnechten zugeordnet Harmen Rog—
gen, Harmen Bofjen und Heinrih Wasmus und haben jämmtlich
gejchworen.
Weiters iſt abgeredet, daß Fein fremder Wagen ind Holz
fommen follte, wer darüber betreten, jollte ein Faß Bier zur
Strafe geben, imgleichen auch, der Fremden etwas verkaufte.
Bon H. Langerfelbt. 81
Nah diefem allen ift der vorige Holzgreve feines Eides ent-
lafjen und dies Holzungsgericht im Namen Gottes aufgehoben.
Actum am 10. Februarii 1617.
Chriftoff Gebhartt v. Bortfeltt.‘‘
„Anno 1619 am 24. Novembris haben die edlen, geftrengen“
u. ſ. w. ... wie 1612, nur mit folgenden Abweichungen:
Zu 3. „eingebradht durch Asmus Tiemann: die von Bortfeldt,
die von Heerte Miterben und die vom Dutzem, Kirchheerte und
Lutkenheerte.“
Zu 7. „eingebracht durch Hans Bartels: ſie ſein den Jägern
darin Nichts geſtändig, was von ihnen verzehrt werde, müßten die
von Heerte abtragen.“
32. „wird gefragt, wie hoch die Wroge von einem Heiſter zu
hauen, Stock, Pferd und Kuh ſei?“
Eingebracht durch „Hans Bartold Lüers: vom Heiſter 3 fl., vom
Stocke ein Holtenköhr, vom Pferde 1 gr., von einer Kuh 1 gr.
Ein Fremder bricht doppelt.“
Klage (wie 1617: Dubem wegen der 7 Eichen).
„2. Es lagen die von Heerte wider die von Dugem, daf fie
die Junker v. B. vorbei gegangen und vor dem Amte geflagt, da
fie doch Holten wären; was ihre Strafe fei?
Hand Bartels bringt ein: ein ever ein Holtenföhr.
Wegen der von Dutem aus Salder find gemwejen anitatt
ihrer Herren: Wilhelm Schraders ein Heiner Junge; Bartold
Schrader auch ein Junge; Hand NReutefum, ein Junge Dremwes;
Herman Göfefen, ein Heiner Junge, fein Sohn Heinrich; oft
Germefjen fit feinen Jungen Hand Sievers; Ulrih Herweg
ihidt feinen ungen Dreves Horn; Brand Hagen jchidt feinen
Sohn Hans; Hans Sievers ſchickt feinen Jungen Hennig Dens.”
(Folgen 30 Wrogen über Pferde - Hude.)
„Den 25. Novembris’ vorgejchlagen vor Holzgreve Hans Brinfe und
zu Holzfnehten Peter Steinmeyer und Cord Bofjen und Cord
ride, jo aljobald beeidet worden.
Chriftoff Gebhardt v. Bortfeltt. Friederich v. Bortfeltt.“
1614 klagte Georg v. Lappen in Heerte bei Herzog Friedrich Ulrich,
daß die von Heerte wider ſein Wiſſen und Willen den Timmerlah ver—
wüſteten. Herzog Friedrich Ulrich verfügte hierauf unterm 10. Juni 1614:
— ——— „hierum fo gebieten wir euch von hoher unfrer landes—
berrlichen Obrigfeit, auch Gerichts- und Rechtswegen bei Pön 400 rhein.
Goldgulden, halb unferm Hofgerichts-Fisko und zum andern halben Theile
Supplicanten unabläffig zu bezahlen, hiemit nochmals ernitlich und wollen,
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 6
82 Holting auf dem Timmerlah.
Es jcheinen in den Jahren 1620 bis 1639 die Holzgerichte
nicht abgehalten zu fein; in dem Metenhefte folgt zunächſt ein
notarielle8® Document vom 25. Februar 1640:
„sm Namen der heiligen Dreifaltigkeit Amen. Zu mifjen fei
hiemit Jedermänniglich, denen dies offene Inſtrument zu verlefen oder
anzuhören vorfommt, daß im Jahre nad) unferes Erlöſers und
Seligmachers Jeſu Chrifti Geburt 1640 indictione octava bei Herr-
Schaft und Regierung des allerdurchlaudtigften, großmädtigiten und
unüberwindlihiten Fürften und Herrn, Herrn Ferdinand IIL,
erwählten Römiſchen Kaifers, zu allen Zeiten Mehrern des Reiches
u. f. w. (der volle Titel) des Böhmifchen Reiches im 13. Jahre,
am Tage Matthiae war der 25. Februarii, Vormittags zwiſchen
9 und 10 Uhr zu Braunfchmweig, hat der mohledle, geftrenge,
veite und manhafte Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt, Capitain, auf
Olber Erbgejeffen, mid, nachbenannten Notarium, und bierunter
benannte Zeugen in Geiner Geftrengen adlichen Hof hinter der
Brüdern- Kirche in die unterfte Stube fordern laffen und haben
u. ſ. w. angezeigt, welchergeftalt die Eingeſeſſenen und Gemeinde des
Dorfes Heerte, im Gericht Lichtenberg belegen, gegenwärtige beide
Männer David Hameln und Henni Müller zu Heerte wohnhaftig
derobehuf an Ge. Geitrengen abgeoronet, Sr. Geftrengen wegen
dejjen vermeintlichen in Gtreit gezogenen Bauholzes vor obans
geregtem Dorfe Heerte belegen etwas anzudeuten; als wolle mehr:
erwähnter Gapitain Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt für fih und
im Namen feines geliebten Vetters, des auch wohledlen, geftrengen
und veiten Werner v. Bortfeldt, auf Nienhagen und Nienrode Erb-
gejeffen, an mich, Notarium, mit Ueberreihung gewöhnlicher arrhae
gejonnen und meines Amtes erinnert haben, in Gegenwart der bei
mir habenden und hiezu abjonderlich erforderten Zeugen obge—
dachter Abgeordneten (Namen) An- und Vorbringen fleißig zu
notiren.... Darauf obgedachte Daniel Hamell und Henni Müller
unico ore und einhellig angezeigt, daß an mohlermelten unter
Capitain Chriftoff Gebhard v. Bortfeldt fie derobehuf von der fämmt-
lichen Gemeinde und Dorfihaft obangezogenen Dorfes Heerte ab-
gefertigt und Seine Geftrengen anzuzeigen befehligt wären, daß
diefelben gern fähen und Ge. Geftrengen bittlich erfuchen thäten,
daß nicht allein im bemelten Dorfe das Holzgericht wieder
gehegt, gehalten und Ge. Geftrengen demfelben beizumohnen
daß ihr hinfüro ohne des Supplicanten und aller Intereffenten Vorwiſſen
und Beliebung obangeregtes Eichholz (den Timmerlah) ferner nicht ver-
le Bag ber devastation und Berwäftung befjelben euch gänzlich ent-
altet“ u. ſ. w.
Bon H. Langerfelbt. 83
fih dahin an berührten Ort verfügen und begeben, befondern
auch der Holzgrefe und Knechte beftellt werden, auch die Holztheilung
gejhehen mögten; fonften aber wegen des Bauholzes und defjen
Hau- und Fahrung, darüber unter anderm Mifverftände ent-
ftanden geweſen, wollen obgemeldete Eingefeffenen und die ganze
Gemeinde zu Heerte hinfüro darüber feinen Streit mehr haben und
follte folches nicht mehr ferner gedacht werben, auch mehrermeldete
Gemeinde und Hausleute dafelbjt gern und gutmwillig ohne einige
Einrede und Sperrung hinfüro und infonderheit gejchehen laſſen
wollten, daß oftgedachter Gapitain Chriftoff Gebhard v. B. und
jeine Lehnsnachfolger nothoürftig Bauholz im Timmerlah nicht allein
hauen, jondern aud nach den adligen Siten zu Delber oder nad)
Braunſchweig, mojelbjt Se. Geftrengen foldes von Nöthen haben
mögten, fahren lajjen wollten oder follten (u. ſ. w. eine gleiche
Befugniß wird aud für Werner v. Bortfeldt zugeftanden), und daß
damit, wie ſchon erwähnt, aller Zwieſpalt unter ihnen aufgehoben
und in Emigfeit vertragen und diefe irrige Sache hiemit gänzlich
und im Grunde beigelegt fein und bleiben folle und dieſes von der
Gemeinde zu Heerte unmiderruflich gehalten und dagegen, unter
welchem Schein folches gejchehen könnte oder möchte, nichts gehandelt
oder vorgenommen werden folle, welches Se. Geftrengen obbemel»
deten Gevollmäcdhtigten der Dorfihaft Heerte, wie auch mir, No-
tario, und den hiezu erforderten Zeugen mit handgebender Treue
verfprochen und zugefagt, worauf Se. Geftrengen dieſes Anbringen
und Erbieten der Einwohner zu Heerte acceptirt und fi) resolvirt,
wegen Haltung des Holzgerichts oder was fonjten daneben begehrt,
fi in wenigen Tagen zu erklären, mi), Notarium, nochmals bittend,
dieſes mit Fleiß in notam zu nehmen und berofelben hierüber eins
oder mehre offne Inſtrumente zu verfertigen und herauszugeben,
weldes ich Sr. Geftrengen Amts halber nicht weigern follen. —
Geſchehen find diefe Dinge im Jahre, Indiction, Kayferl. Mayeft.
Regierung, Monat, Ort, Tag, Stunde und Stelle wie allbereits
obgemelt, in Gegenwart“ u. ſ. w. (folgen die Beglaubigungen und
Zeugen).
Daran fließt fich folgende Urkunde:
„Zu wiſſen, daß auf freundliches Anfuchen und Begehren der
Junker v. Bortfeldt, als Chriftoff Gebhard, Werner und Bur-
hard, Gevettern v. B., die Gemeinde zu Heerte freiwillig belicht:
Alldieweil die v. B jest mehren Theil ſich in Braunſchweig auf:
halten, daß mohlgemelvete v. Bortfeld zur nöthigen Reparirung
zweier Bortfeldtfcher Höfe in Braunfchweig, fo fie befigen oder
durch andere Leute in ihrem Namen befigen lafjen, jährlich wenn
es von Nöthen ein Fuder zwei oder drei Bauholz, wie imgleichen
6*
84 Holting auf dem Timmerlab.
ein Fuder Wellholz an Espen durch den Holzgrefen ausweiſen
follen und nad Braunfchweig fahren laſſen follen und wollen.
Wenn aber die v. Bortfeldt obgemelt nicht mehr im Leben wären
oder die Höfe abhanden thäten, foll diefe Bewilligung aufgehoben
und die Successores und Nachfolger nah Braunfchmweig aus dem
Timmerlahb Bauholz zu fahren nicht mehr befugt fein.
Defien zur Urkund find dieſer recesse zwei eines Lauted
abgefafjet und von beiden Theilen und in deren Namen unter
jchrieben.
Geſchehen Hehrtte den 20. Aprilis anno 1640.
Jörgen Lappe. Cordt Steinmeier.
Chriftoff Gebhardt v. Bortfeltt, Capitain. Heinrich Lüers.
Lüder Ringemuth. Cordt Roggeners.
Hans Helmes.‘
Am gleichen Tage ward zu Heerte in Georg Lappens Behau-
fung und unter defjen Vorfige ein Holting gehalten in der gewöhn-
lichen Art und Weife und mit den hergebrachten Fragen und Ant
worten. Die Abweichungen oder Zuſätze gegen das SHolting von
1612 find:
„13. Gefragt: wenn Holz getheilt wird, ob fie dafjelbe hin-
führen mögen wohin fie wollen ?
Eingebradt: die Junker v. Bortfeldt führten das ihrige nad)
den Sitzen, die von Lüttken- und Kirchheerte das ihrige in Heerte,
aber die von Dutem müßten ihr Holz in Dutzem ablegen und
nit in Salder fahren, ohne unfres gnädigen F. u. H. Benilli-
gung.
31. —— wer die Koſten dieſer Gehölzungs-Gerichte ab—
trage
Erkannt und eingebracht durch Andreas Brandes: die von
Dutzen und Kirchheerte geben zu dero behuf von der Nut 2 Mar.
da3 Webrige würde von den Wrogen und, im Fall damit nicht
audzureichen, der Mangel aus dem Timmerlah genommen... .
: — von nachgeſetzten Holzknechten an Wrogen einge—
racht:
Hennig Borchers eingebradti: wie Curd Papen von Salder, ein
Dutzenſcher Miterbe, vor Jahren ein Bund Bandftöde aus dem
Timmerlah geholet, worin ungefähr 20 Stöde gemefen; jeder zu
6 Mgr., thut Brüche 6 fl. Heinrich Peters eingebradht: wie Curd
Heinefe zu Watenftedt felb dritte aus dem Timmerlah trodene Espen
gelanget, daran verbrochen 6 Mgr., und wie berichtet, fol felbiges
mit des Förfters Hans Blumen Willen gejchehen fein, fo zu
beitrafen auf 12 Mer.
Bon H. Langerfeldt. 85
Und weil feine Wroge mehr beizubringen gewejen, ift den
fänmtlihen Holten angezeigt: da jemand wäre, der nod etwas
anzuzeigen hätte, derfelbe ſolle es bei Strafe andeuten. Als fi
aber Niemand gefunden, ijt folche Geholzung damit aufgehoben und
den Leuten einen Abtritt zu nehmen angedeutet worden. Und
haben die Junker von Bortfeldt ihnen nadfolgende Punkte an-
melden lafjen:
1. daß eine richtige Holztheilung und feine Nachtheilung gehalten
werden follte.
2. daß durchaus Fein Holz aus dem Timmerlah außerhalb der
Theilung verkauft werben follte.
3. daß fein Holz ohne Wiffen und Willen des Junkers oder
Holzgrefen gefällt werde.
4. dab die Brüche vom Holzgrefen von einer Holzung zur
andern richtig verzeichnet und alsdann angezeigt werben
follten.
5. dab auch die Holztheilung und Holzungägericht alle Jahre
auf Simonis et Judae gehalten werden joll. Da jelbiger
aber auf einen Sonntag fäme, den nächſten Tag danad).
Doch daß die Aenderung denen v. Bortfeldt frei ftehen jollte.
6. iſt mit fernerm angedeutet, daß die von Heerte und andere
Sintereffenten den v. Bortfeldt ftünblid einen Holzgreven
vorschlagen follten.
Ermelte Punkte nun von ihnen, ermelten Holten, acceptirt, und
haben fie darauf Curd NRoggener und Hand Helmes zugleich vorge:
ſchlagen (u. f. w. wie 1612).
NB. Wegen vorgehender geſetzter Wrogen und weniger Brüche
it Niemand zur Handlung erjchienen; meil auch ohnedas bei den
Verbrechern feine Mittel vorhanden fein follen und demnach wenig
zu erwarten, aljo wird folches nachrichtlich angeführt.
Defien alles zu Urkund und mehrer Belräftigung find dieſer
Protofolle auf vorhergehende Schließung zwei gleichlautend ver-
fertigt, von vorwohlgemelten Gevettern von Bortfeldt auf Delber
und Nienhagen Erbgeſeſſen, ala höchſten Erben des Timmerlah, auch
durch Nachgefezte aus der Gemeinde in Vollmacht der fämmtlichen
Holten und Miterben zu Heerte mit eigenen Händen unterfchrieben
worden.
Geſchehen im Jahr und Tag wie oben vermelbet.
Chriftoff Gebhardt v. Bortfeltt, Capitain.“
(Außerdem Unterfchriften.)
Es folgen alsdann zahlreihe Weisthümer aus den jahren
1649, 51, 52, 54, 55, 56, 59, 60, 62 und 1681, jämmtlich im
86 Holting anf dem Timmerlah.
Mejentlihen mit den mitgetheilten übereinftimmend und nur im
Einzelnen Abweihungen und Zufäse enthaltend.
So lautet 3. B. im Jahre 1649 die 28. Frage: „ob bie
v. Bortfeldt befugt, zu nöthiger Bauung und Reparirung ihrer Site,
doh ohne Berwüftung, das nöthige Bauholz; im Timmerlah zu
hauen ?
Eingebracht durch Curd Bartels: es verbleibe bei dem Urtheil
und Abſchied. Weil nun das Urtheil auf das Gut Delber nur
ziele, fo müffe e8 auch billig fein Verbleiben dabei ungeändert
behalten.“
Zur 32. Frage wegen der Brüde lautet das Erfenntniß,
durch Henni Beder eingebradht‘ „was über die Unfoften verbleibt,
davon befommen die Junker v. B. den 3. Pfennig.‘
Auh wurden die Brühe auf die eingebrachten Wrogen durch
den das Holting abhaltenden Werner v. Bortfeld ſogleich und ohne
eine eingelegte Fürbitte um ein Bedeutendes „moderirt.“ Als neu
hinzugefügt jcheint die Beftimmung am Schlufje des Holtings (vor
der Beeidigung des neu gewählten Holzfnechtes): „Und hat der v. B.
der Gemeinde anzeigen lafjen, daß nun hinfüro die Unterholztheilun-
gen von einem jeden allemal auf Walpurgis gefället und zurecht
gemacht, auch gegen Johannis-Tag aufs längjte alles Holz und
Waſen herausgefahren fein follten. Wer dem nicht nachjete, follte
ſeines Holzes verluftig fein. Wobei der v. B. vermilligt hat, daß
der Gogrefe Henni Boden item Curdt Steinmeyer Holzknecht in
ihrer Verwaltung noch zur Zeit verbleiben follten. Es hat aber die
Gemeinde zu Heerte aufs neue zu Holzknechten vorgefchlagen Henni
Müller und Hans Helms, welche dann vorwohlgedachter der v. B.
auch alfo angenommen und beliebet“ u. ſ. w.
Sm Holting von 1651 lautet das durch Curdt Bartels einge-
brachte Urtheil auf die 28. Frage wegen des Bauholzes!: „es verbleibe
bei dem Urtheil und Abſchiede. Weil nun das Urtheil auf das Gut
Delber zielt und aber beizubringen, daß nad) dem Gute Engerode je
und allewege die Nothdurft dem v. B. glei) dem Gute Delber ab-
gefolgt worden, fo thut der Bortfeldfhe Verwalter Lüder Ringes
muht im Namen feiner Junker, der Gebrüder v. B., dagegen
proteftiven und ihnen alle rechtliche Nothdurft dabei vorbehalten.‘
Das Holting von 1652 führt unter den Wrogen auf:
„Gieſen Bebdies Söhne haben wider Verbot hinten aus
dem Holze ihr Theil Holz gefahren. Erkannt: 6 Mer.
Die Gemeinde Heerte hat wider vorigen Jahres Schluß und
des Holzgreven Verbot behuf des Schweinhaufes vier
Bon H. Langerfelbt. 87
Süllftüde eigenmächtig hauen und fällen laſſen: behandelt
auf 2 fl.”
Solder „behandelter” Wrogen find mehre aufgeführt.
Am Schluffe heißt 8: „Zur Zehrung find anzuwenden nad)
folgende behandelte Wrogen: (zufammen . . . 15 gr.)
die Gemeine zu Herte . 2 fl.
die von Duten geben aus altem erbringen
dazu 2 The, tbun . . . 3fl. 12 gr.
item die von Kichhere . . ». . . 1, 12,
diefelben vom vorigen Jahre . . . ». 1, 12,
Hans Lüneburg wegen Ausbleiben . . —. 6,
95. 17 Der.
Uebrige Zehrung was diefelbe nach zugelegter Rechnung
austragen wird, muß altem Herfommen nad) aus dem Holze
des Timmerlah genommen werben.‘
Ueber den Betrag diefer „Zehrungen” enthält nur das letzte der
vorliegenden Weisthümer, vom 29. Juni 1681, am Schlufje eine
nähere Angabe. Nah Aufführung der Wrogen — der unerlaubten
Hauung von 40 Espen und 4 Apfelftämmen, des Hubefreveld von
75 Pferden etc. — heißt e3 weiter: „Sa. aller erfannten Strafen
40 Thlr. 26 gr.
Bon obigem Post werben abgezogen die Unfoften:
1. drei halbe Faß Bir. . 7 Thle. 27 gr.
i (wahrſcheinlich
2. 2/, Himte Gerſte — ,„ 30 | gut für bie
Pferde ber v. 3.)
3. Schreibegebühten . . . 1 „ —u
4. dem Herrn Landrentmeifter 1 „ — „
19 Thlr. 21 gr.
bleiben -. . » 2... .21 The. 5 gr.
davon befommen
der Herr dv. Bortfebt . . . 7 Th.
die Gemeine . . . . 14 The.”
(Folgen noch einige Holzverwilligungen und bie Unterſchriften.)
Nachtrag.
Dem Einſender kam erſt nachträglich der neueſte Jahrgang
dieſer Zeitſchrift zu Händen, welcher Auszüge aus dem Holtingbuche
der Stadt Hildesheim mittheilt. Die Gegend beider Holtinge liegt
nur wenige Meilen von einander getrennt, und die Verſchiedenheit
88 Holting auf dem Timmerlah.
ihrer Weisthümer ift befonders begründet darin, daß das eine Hol-
ting dem ftädtifchen, das andre dem ländlichen Gebiete angehört.
Schon in der Grimm’ihen Sammlung werden im 3. Bande
zahlreiche Weisthümer aus Niederfachjen mitgetheilt. Alle ergänzen
das Bild der frühern Markverfaffungen, das erjt volljtändig fein
kann, wenn ed gelungen ift, die fämmtlihen Marken Niederſachſens
nachzumweifen.
Einfender war längere Zeit mit der Aufficht über im Amte
Salver belegene f. g. Gemeindewaldungen betraut, und fand dabei
Gelegenheit, aus den, allerdings ſehr lückenhaften Gemeindeladen
alles auf die frühern Markverfaffungen der Waldungen Bezüg-
liche auszuziehen. Es ift mandes der Mittheilung Werthe Darunter,
und er behält eine Veröffentlihung fid vor. Vorläufig bemerkt
fei nur: daß einzelne diefer Urkunden bis 1590 hinaufreichen,
daß aber ein klares Bild damaliger Berhältnifje ſchwer daraus
zu gewinnen ijt, weil fie, ihrer Natur nah, nur Bruchftüde
find. Es haben außerdem zu viele Veränderungen ſtörend in
jene Berhältniffe eingegriffen. Ein Jahrhundert nad) der Beendi-
gung des faſt alles Beftehende, namentlich innerhalb der Grenzen
jenes Amtes, über den Haufen mwerfenden 30 jährigen Krieges, dem
die nicht minder zerjtörende Stiftsfehde vorauf gegangen war, trat
die erſte Landesvermeflung im Herzogthume ein, welche die ganze
Bewirthihaftungsart der Felder änderte, da fie die bis dahin gemein-
ſchaftlichen Aderftüde in größere Wannen und nad dem Drei-
felderfyftem zufammen legte. (Ob eine frühere, durch Herzog Julius
1585 vorgejchriebene Landesvermeffung zur Ausführung gekommen
war, läßt fich nad) einzelnen in jenen Gemeindeladen enthaltenen Feld-
beichreibungen zwar vermuthen, aber nicht nachweifen.) Die in der
Neuzeit ausgeführten Vermefjungen, Separationen und Verkoppe—
lungen haben die wenigen Spuren der alten Verfaffungen vollends
verwiſcht. — Nur die Holzungen find diefen zerjtörenden Einflüffen
entgangen, und aus ihren Theilungsverhältniffen und den dabei
Itattfindenden Gebräuchen läßt fi) manches Alte noch in unverfenn-
baren Spuren nachmweifen und nicht allein vermuthen. Späteren
Mittheilungen müfjen Beispiele hiezu vorbehalten bleiben.
Wie ſehr derartige Mittheilungen zur Aufklärung einzelner
dunkler Punkte dienen können, ift 3. B. aus der Antwort zur Frage
21 des Hildesheimer Holtingsbuches, S. 272 des vor. Yahrg.
diefer Zeitſchrift, erfichtlih, wo der Ausdrud: „mit der halben
Barte” eine genügende Erklärung findet. In den MWeisthümern
Niederfachfens, namentlih in denen aus unfrer Gegend, Tommt
diefe Bezeichnung oder Beichränfung fehr häufig vor. Dem Ein-
jender war fie bisher unerklärlih, da das Verſtändniß ſolcher
Bon H. Langerfelbt. 89
Bezeichnungen im Vollsmunde längjt verloren gegangen, trotzdem
er wiederholt ſich überzeugen konnte, mit welcher Eiferfucht noch
heute die Marfgenofjen bei den Theilungen in den Gemeindewal-
dungen das Vorrecht zu wahren ſuchen, mit einer blank geſchärften
Barte in den Wald fommen zu dürfen. — Db die Seite 263
oben a. a. D. angeführte "weitere Beihränfung: „wat de Kreye
vom Boome deit“ nicht ein Leſe-, Schreib - oder Drudfehler gegen
das oft ſich wiederholende: „wat de Kreye vom Boome tritt“, fei,
möge dahin geftellt bleiben.
Die v. Bortfeld bildeten übrigen? eine weit verzweigte Fa-
milie, wie ſchon aus dieſen Weisthümern hervorgeht. In der
Nehtmeier’fchen Chronif werden zwei Verträge Herzogs Erich von
Braunschweig: Grubenhagen mitgetheilt, welche diefer 1414 und
1418 mit dem Rathe der Stadt Braunfchweig zur gegenfeitigen
Hülfe wider die v. Bortfeld und deren Genofjen abſchließt. Beweis
genug, daß die Familie zu einer der mächtigjten damaliger Zeit
gehörte.
Den Acten, melden die Protofolle über das Holting zum
Timmerlah entnommen, liegt ein Schreiben der Brüder Gebhard,
Philipp und Clawes v. Bortfeld an den Herzog Julius von Braun-
Ihweig vom 17. November 1576 bei, worin fie fih über den
Einfall einiger Unterthanen des Herzogs ins Timmerlah und über
Niederihlagung „etlicher vieler fruchtbarer Eichen“ beflagen, und
dabei eine Sprade führen, wie fie einem Vafallen gegen jeinen
Lehnsherrn ſelbſt in damaliger Zeit faum zu führen gebührend fein
mochte; — und doc heben fie diefes DVerhältniß wiederholt in
jenem Schreiben hervor.
Einer ihrer, wohl erft fpäter erworbenen, Site in der Stadt
Braunfchweig wurde in neuefter Zeit zu einer höhern Bürgerſchule
umgebaut.
Einige Urkunden des Alofters Marienthal in Bezug
auf den Lappwald.
Aus dem Herzogl. Landes - Hanptarhive zu Wolfenbüttel mitgetheilt
von
9. Langerfeldt, UOberförfter in Riddagshauſen.
1158. März 4. Rom. 1.
Papst Hadrian IV. nimmt das Kloster Marienthal in seinen
Schutz und bestätigt ihm seinen jetzigen (namentlich auf-
geführten) und künftigen Güterbesitz.
Adrianus episcopus servus servorum Dei dilectis filiis Dude-
lino abbati monasterii Vallis sancte Marie ejusque fratribus tam
presentibus quam futuris regularem vitam professis in perpe-
tuum. Religiosam vitam eligentibus apostolicum convenit adesse
presidium, ne forte cujuslibet temeritatis incursu (!) aut eos a pro-
posito revocet aut robur, quod absit, sacre religionis infringat.
Eapropter, dilecti in Domino filii, vestris justis postulationibus
clementer annuimus et prefatum monasterium, in quo divino
mancipati estis obsequio, ad exemplar predecessoris nostri
sancte recordationis Eugenii pape sub beati Petri et nostra
protectione suscipimus et presentis scripti privilegio communimus
inprimis siquidem statuentes, ut ordo monasticus, qui secundum
Dei timorem et beati Benedicti regulam et Cisterciensium fra-
trum institutionem ibidem perpetuis temporibus inviolabiliter
conservetur, preterea quascumque possessiones quecumque bona
idem monasterium impresentiarum juste et canonice possidet aut
in futurum concessione pontificum, largitione regum vel principum,
oblatione fidelium seu aliis justis modis prestante Domino pote-
rit adipisci, firma vobis vestrisque successoribus et illibata per-
maneant. In quibus hec propriis duximus exprimenda voca-
bulis: locum ipsum Vallem scilicet sancte Marie ab illustri viro
Friderico palatino comite omnipotenti Deo ad statuendam ibi
religionem pia devotione oblatam cum viginti mansis pratis pas-
cuis et nemoribus ad jpsos mansos pertinentibus (et) curtem que
dicitur Steintorp cum suis appendiciis, pascuis videlicet pratis
ac nemoribus; ex dono Lucardis comitisse curtem Ludestorp
cum suis appendiciis et decimis, quartam partem silve que
dicitur Lapwalt; ex dono Ermenchardis marcionisse quattuor
mansos in Ludestorp cum appendieiis et utilitatibus suis et que-
cumque in eadem villa commutata sunt cum fratribus ecclesie
Wallebhee a fundatore predicte eccelesie; ex dono Hode comi-
tisse quattuor mansos in Aventorp cum omnibus utilitatibus suis;
Bon H. Langerfeldt. 91
ex dono Bunihc et Willeri tres mansos et dimidium in Bran-
deslove; ex dono ducis unum mansum cum saltu in eadem
villa; ex dono Hugoldi septem jugera in eadem villa cum assensu
heredis sui videlicet Friderici de Amfrideslove; quattuor jugera et
pratum, que a Burchardo de Gerslove emistis. Item ex dono jam
dieti Friderici palatini comitis dimidium mansum in eadem villa;
ex dono Wilhelmi de Amerslove tres mansos in eadem villa et
quecumque in eadem villa commutata sunt cum sororibus Quidene-
burgensis ecclesie, et Walebhec molendinum et dimidium mansum
cum area que in Brandeslove majori emistis; quattuor mansos in
Offenslove et quattuor mansos in Mammendorp, dimidium mansum
Covelle in quo prefatus comes palatinus contulit ecclesie dimidium
mansum; ex dono Lucardis comitisse duos mansos pretio compa-
ratos in eadem villa; ex dono Alberti palatini comitis filii ejus-
dem comitisse duos mansos in Nortgermeslove; ex dono Fri-
derici ministerialis prefati principis dimidium mansum in Hoct-
merslove; ex dono Agnetis file ducis de Linburhc tres mansos,
unum in Brandeslove minori et duos in Wadentorp; ex dono
Beatrieis quattuor mansos in Ortorp; ex dono Volradi comitis
duos mansos in eadem villa et decimam forverci vestri in Bran-
deslove; ex dono Erici unum mansum Winninche; ex dono pre-
diete Lucardis comitisse unam aream in Santorp cum saltu quo-
dam qui spectabat ad ipsam; ex dono memorati palentini (!) comitis
duos mansos unum in Somerstorp et alium in Ekenbardenlive et
Octhmerslive; ex dono Heinrici ducis villam que dicitur Barden-
bike cum suis appendiciis videlicet pratis paschuis ac nemoribus.
Item ex dono Agnetis filie ducis de Linburhe quartam partem
silve que dieitur Lapwalt; Haskenroht et Biscobroht cum omni-
bus appendiciis suis videlicet pratis paschuis rivis et saltu, insuper
et villam ipsi predio adjacentem cum decima ejusdem villule et
silva que dieitur Lobecke, que omnia Albestatensis episcopus ad
petitionem Nodtingi de Gaderslove ministerialis sui, qui eadem
bona beneficii jure ab ipso possederat, canonice vobis concessit. —
Sane novalium vestrorum, que propriis manibus aut sumptibus
colitis, sive de nutrimentis vestrorum animalium nullus a vobis
decimas presumat exigere. Decernimus ergo, ut nulli omnino
hominum liceat supradictum monasterium temere perturbare aut
ejus possessiones auferre vel ablatas retinere, minuere seu qui-
buslibet vexationibus fatigare, sed illibata omnia et integra con-
serventur eorum, pro quorum gubernatione et sustentatione con-
cessa sunt, usibus omnimodis profutura, salva nimirum apostolice
sedis auctoritate et dyocesani episcopi canoniea justitia. Si qua
igitur in futurum ecclesiastica secularisve persona hanc nostre
92 Urkunden den Lappwald betreffend.
constitutionis paginam sciens contra eam temere venire tempta-
verit, secundo terciove commonita nisi presumptionem suam con-
grua satisfactione correxerit, potestatis honorisque sui dignitate
careat reamque se divino judicio existere de perpetrata iniquitate
cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et domini
redemptoris nostri Jhesu Christi aliena fiat atque in extremo exa-
mine distriete ultioni snbjaceat. Cunctis autem eidem loco sua
jura servantibus sit pax domini nostri Jhesu Christi, quatinus et
hie fructum bone actionis pereipiant et apud districtum judicem
premia eterne pacis inveniant. Amen. Amen. Amen.
(0. P.) Ego Adrianus catholice ecclesie episcopus ss. (B. V.)
i Ego Hymarus Tusculanus episcopus ss.
Y Ego Gregorius Sabinensis episcopus ss.
r Ego Hubaldus Hostiensis episcopus 88.
7 Ego Julius Prenestinus episcopus ss.
7 Ego Bernardus Portuensis et sancte Rufine episcopus ss.
7 Ego Galterius Albanensis episcopus ss.
(rechts:)
Ego Octavianus presbyter cardinalis tituli sancte Cecilie ss.
i Ego Johannes presbyter cardinalis sanctorum Johannis et Pauli
tituli Pamachii ss.
T Ego Henricus presbyter cardinalis tituli sanctorum Nerei et
Achillei ss.
7 Ego Ildebrandus presbyter cardinalis basilice duodecim aposto-
lorum ss.
(ling :)
rt Ego Oddo diaconus cardinalis sancti Georgii ad velum aureum ss.
T Ego Jacintus diaconus cardinalis sancte Marie in Cosmydyn ss.
7 Ego Boso diaconus cardinalis sanctorum Cosme et Damiani ss.
Datum Laterani per manum Rolandi sancte Romane ecclesie
presbyteri cardinalis et cancellarii IIII nonas Martii, indictione
VII, incarnationis dominice anno M°C°’L°VIII°, pontificatus vero
domini Adriani pape IIII anno quinto.
Orig. Die Bleibulle an gelben Seidenfhnüren.
(1197. Mai 17. Braunschweig.) 2.
Des Rhein-Pfalzgrafen Heinrich Grenzbeschreibung des von
ihm dem Kloster Marienthal verkauften Dorfes Konrads-
dorf (Konstorf).
Isti sunt termini bonorum in Cunradestorp, que dominus .
Henricus Dei gratia palatinus comes Reni vendidit venerabilibus
fratribus de Valle sancte Marie cum omni integritate:
Bon H. Langerfelbt. 93
A meridionali parte Wrezhinbruc terminus primus de-
scendendo per paludem que dieitur Sihe inter silvam de Em-
merstede quam dicunt Schirholt et silvam que vocatur Blotholt
usque ad pontem, ubi antiqua ecclesie terminatur possessio: in
hac silva habent communionem quod dieitur ghemene
cives de Conredestorp, Dhegherikestorp de X mansis, Lutteken
Büdenstede, Algodestorp, Offenlove, Ronstede tantum duecis
litones; ab aquilonari vero parte a via que ducit Conredestorp
usque ad viam de Rottorp ad silyam que dicitur Varleghe
transeundo saltum quem dicunt Voshole usque Metztorperevelt;
et porcos suos päscere licenter possunt usque in Rottorperwech
et secare ligna tantum ad edificia; desuptus viam possunt in-
cidere widenghen. A Metztorpervelt usque ad rivum qui
dieitur Ow: hic-nullus habet mene nisi Conradestorp et Em-
merstede tantum. Dickehage, Northop et indago in silva que
diecitur Vur inter semitam Wallebeke et Graslove sunt sin-
gulares de Tammenrodhe quod vulgariter dieitur sündre. A
semita claustri qua itur Conradestorp est sündere, que voca-
tur VInde. In occidentali parte ville Conradestorp descendo (!)
per rivulum versus aquilonem usque Metztorpereholt et inde
ascendendo a rivo inter Stenberghe et Metztorpereholt sub quereu
que dieitur heillighen ek usque ad aliam quercum que dici-
tur Eikenek et semitam que dieitur Dhivestich usque ad
Avenwrdhe: istud totum est sundere Conradestorp. Adjacet
silva que dicitur Sprakenhurst in qua habent echtwart Con-
radestorp, Offenleve et de Ronstede tantum ducis litones. Item
a termino qui dicitur Avenwrdhe per paludem Sihe — hic incipit
Vur — usque ad Avencümpe: hoc est mene de Tammenrodhe,
et de Avenwrdhe et de Graslove usque ad viam que ducit de
Conradestorp: Graslove. Item in orientali parte de Avencümpe
per viam que dicitur Rennewech vel Verstwech usque dorsu-
lem et usque ad Mosbrük et descendit ad pratum quod modo
dieitur Vüenwisch, deinde ad Honvelde et protenditur in viam
que dicitur Dihetwech usque ad paludem que vocatur Suart-
tenpüle et inde ad Tammenrodhewrdhe juxta Dikehaghen: hoc
totum dicitur Vur et est gemhene Degherikestorp et Lut-
teken Büdenstede et Algodestorp. Item de Avencümpe in Hon-
velt et Rodenwelle supra Tidesberghe per Sich per vallem
profundam juxta Vüshol in Rinnewech habent mhenhe de
Tammenrodhe. Preterea cives de Conradestorp cum Büdenstede
majori possunt incidere weinbüte in silva Brünestorp sub strata
publica que dieitur Diehtwegh vel Stenwech. — Et ut hec termi-
norum distinctio rata et inconvulsa permaneat, cedulam hanc
94 Urkunden den Lappmwalb betreffend.
testimonialem, cujus mentio habita est in privilegio*, sigilli nostri
appensione fecimus insigniri. Si quis autem suadente diabolo
vel propria suggerente malicia terminos istos rationabiliter et
eiviliter distinctos violare presumpserit, sit pars ejus in extremo
judicio nisi cito resipuerit cum angelis sathane.
Drig. Das Siegel an Pergamentitreifen.
1203. Dechr. 15. Lutter. 3.
Die Aebte von Werden und Marienthal genehmigen die
schiedsrichterliche Entscheidung über die Berechtigung der
Dörfer Papenrode und (@r,) Sisbeck am Lappwalde.
Herebrandus Dei gratia abbas in Werdina, Arnoldus mise-
ratione divina humilis abbas de Valle sancte Marie omnibus, qui
presentem paginam legerint aut viderint, passiones hujus tempo-
ris suaviter ferre, quod respectu future glorie nequaquam
poterunt esse condigne. Notum esse volumus omni superventure
propagini, quod longa quondam contentio trahebatur inter con-
ventum sanctii Ludgeri de Helmenstat et conventum de Valle
sancte Marie super ea tantummodo parte nemoris Lapewalt que
nuncupatur Quernhorst, ad ecclesiam de Valle sancte Marie de
jure pertinente, in qua nimirum conventus sancti Ludgeri cum villis
suis Papenrodhe et Sasbeke ghemhene et echtwart juri
suo vendicabant. Ut autem hujusmodi controversia mediante
justicia apud nos amicabiliter conquiesceret, causam consilio sub-
misimus constituentes inter nos arbitros, viros scilicet prudentes
Lüdolfum et Baldewinum de Asbeke, qui agerent pro parte
ecclesie de Valle sancte Marie, una cum ipsis Udonem pre-
fectum de Helmenstat et Eggelbertum de Lellem, qui et ipsi
causam ab altera parte procurarent; et ut ipsorum diffinieioni
stetur absque omni retractatione utraque partium fideliter et
fidueialiter conpromisit. Cumque pari consensu partes hoc modo
se commisissent arbitrali judicio prefati arbitri in hanc compo-
sitionis formam venerunt, quod cives de Papenrodhe et de Sas-
*) Diefes Privilegium ift die Urkunde bes Pfalzgrafen d. d. Bruneswich
a. 1197. XVI. Kal. Junii, worin berfelbe mit Conſens feiner Brüder, ber
Herzöge Otto und Wilhelm, dem Klofter Marienthal das Dorf Conrades-
torp (Constorp) mit allem Zubehör für 80 zum Kreuzzuge verwandte Marf
verkauft. Hier beit es: „Et ne impiorum hominum calumpnia eos (die
fratres de Valle s. Marie) inposterum in aliqua istorum bonorum parte
inquietare presumat, terminos illorum bonorum in singulari
scedula feecimus breviari et eandem scedulam sigillo
nostro jussimus insigniri.‘“
Orig. Guelf. III. 615.
Marienthaler Eopialbuch aus dem Ende des 13. Jahrh.
Bon H. Langerfeldt. 95
beke infra terminos Quernhorst ligna tantum que dicuntur
hunecht, de quibus ipsis vuringe sufficiat, licenter secabunt
nichil de reliquis lignis vendere vel exstirpare presumentes; item
ad opus weinbüthe conceditur ibidem singulis annis singulis
tantum incidere einen halven wagen, ita tamen, ut ab abbate
de Valle sancte Marie sive ab eo qui vulgariter dicitur holt-
wart id semper postulent, aut forte, si domus ipsorum incendio
vastate fuerint vel senio computruerint, habito consensu predicti
abbatis de Valle et ejus quem diximus holtwart in antedictis
terminis Quernhorst husbüthe licenter habebunt. Porro que-
libet familia IIII°” porcos, magister civium V, prepositus sancti
Ludgeri de supradictis villis VI porcos hinc et VI inde, tantum
per omnes meatus Quernhorst, poterunt licenter impellere in omni-
bus silvam Lapewalt omnino declinantes et nusquam presumentes
excedere terminos memorate Quernhorst. Unde statutum est @
contrario, quatinus idem villani pro hiis omnibus solvant annua-
tim ecclesie beate Marie in Valle unam mensuram ordei que
dieitur theilinc, de qualibet domo pullum unum et X ova, cum
autem tempus fuerit pasture una quelibet domus scapulam por-
cinam, cum vero non fuerit unum denarium exsolvet, custodes
etiam lignorum qui dieuntur holtwarde in nativitate Domini
ad duas refectiones utraque villarum in conviviis suis benigne
procurabit. Preterea diffinitum est, ut fratres de Valle sancte
Marie, si fuerit in ipsorum arbitrio, proprietatem nemoris sui
nullo contradicente per semet ipsos aut per alios licenter exco-
lant. Quod siquis eorundem civium hujus rei ordinationem temere
transgressus fuerit, sub jurejurando noverit se daturum X libras
argenti, que inter prefatas ecclesias hine inde debent equaliter
partiri.
Hanc igitur transactionem, quemadmodum hie declarata
est et per viros industrios nobis mediantibus est stabilita, reco-
gnoscimus et approbamus et sigillorum nostrorum impressione
confirmamus decernentes ne umquam alicui hominum hanc nostre
auctoritatis paginam omnino liceat immutare aut quicquam in
irritum revocare. Testes vero et mediatores hujus constitucionis
fuere venerabiles fratres utriusque ecclesie Johannes prepositus
sancti Ludgeri, Wllandus, Wichardus, Johannes prior de Valle
sancte Marie, Lybertus, Johannes cellerarius; aderant preterea
consulti laici quorum nomina sunt hec: Ekkebertus de Scoder-
stide, Lüdolfus de Rotthorp, Wlfinus et Heinricus de Wevelinge,
Sifridus de Fregelstide, Gevehardus de Lellem, Heinricus advo-
catus de Asbeke cum predictis arbitris Lüdolfo, Baldewino, Udone
et Engelberto. Acta sunt hec in Lutthera dominice incarna-
96 Urkunden den Lappwald betreffend.
tionis anno M°. CC°. III. indictione VI*, XVIII®. kalendas Januarii,
feliciter.
Doppeltes Orig. mit den Siegeln der Ausfteller (da8 Werbenfche bat
die Legende + Heribertvs dei gra Werdinensis abbas seevndvs). In
beiden, wohl in Sachſen angefertigten, Eremplaren wird ber Abt von
Werben Herebrandus genannt ftatt, wie in allen aus der Werdenſchen
Kanzlei ftammenden Urkunden, Heribertus. Das 2. Er. bat folgende
Abweichungen: Engelbertus ft. Eggelbertus, wringe ft. vuringe,
Unaquaque ft. Porro quelibet, Quapropter ft. Daas, exsolvat ft.
exsolvet, Ulandus ft. Wllandus. — Das dem Ende bes 13. 2
angehörende Marienthaler Copialbud hat wenbüthe ft. weinbüthe.
4.
Beschreibung der Holz- und Mastberechtigungen im
Lappwalde.*
A. nach einem Marienthaler Copialbuche aus der 2. Hälfte
des 13. Jahrh.
Notum sit universis Christi cultoribus, quod silva que
dieitur Zapmwalt ecclesie Vallis sancte Marie, sicut ex privilegiis
autenticis comprobatur, taliter est appropriata: Primam ejus par-
tem contulit Adelheydis comitissa in Heymesberg; secundam
contulit Fridericus palatinus cum conjuge sus Liutgarde, simi-
liter et curtem Luzdorp; terciam partem contulit comes Lode-
wicus de Aldenhusen cum conjuge sua Judita; quartam partem
marchio Conradus cum uxore sua Agne. Hec autem silva in
diversis locis diversis nominibus nuncupatur: prope Sasbike
et Papenroth dieitur Duernhorft, alibi Havechorjt, alibi Lint—
borft, alibi Steinberg, alibi Scobrod. In ea parte que dici-
tur Quernhorft villani de Papenrotd et de Sasbike habent
ectföwart in hunc modum: incidunt ad ignem tantum unectholt
et ad magenbothe singuli annis singulis einnen halfwagen, sicut
eis custos nemoris demonstrabit; de eisdem vero lignis nihil
exstirpare aut vendere permittuntur. Si domus eorum vetustate
vel incendio corruerint ad husbothe tres trabes cum totidem
tignis secabunt ubi eis ab abbate vel custode nemoris demon-
stratur. Quevis domus IIII porcos, magister civium V, pre-
positus sancti Ludgeri in Helmenstat VI in Sasbife et VI in Ba-
penroth tempore pasture impellent terminos Quernhorjt nequa-
quam excedentes. Pro hac autem gratia sibi concessa idem
villani Valli beate Marie annis singulis hec persolvunt: de
qualibet domo I mensuram ordei que dieitur theinlinc, I pullum
et X ova, tempore pasture scapulam I vel si pastura non est I
*) Ohne Zweifel, ein Auszug aus bem „antiquus liber quem monachi
holtboek nominant “, wie es in einer Urknnde Herzogs Albrecht von 1269 Heißt.
Bon H. Langerfelbt. 97
denarium; holtwardos etiam convivant ad II refectiones tempore
constituto. Et si fratres Vallis sancte Marie dietam Quernhorft
per se vel per alios voluerint exstirpare, predicti villani eos im-
pedire. nullatenus attemptabunt; si quis eorum hoc presumpserit,
X libris argenti sine omni contradictione ab abbate Vallis et
preposito sancti Ludgeri multabitur. — Villani de Riemansdorp
et de Bernesborp nihil juris habent in silva Lapwalt, nisi quod
suo precio vel obsequio ab abbate vel fratribus de Valle potue-
rint obtinere. Istud autem precium vel obsequium ab eis hacte-
nus est acceptum, ut ad ignem tantum unectholt secarent et
proprium intud) porcorum mitterent in pasturam. Pro duobus
poreis quilibet solvit I modium ordei qui dieitur tenlinc et de
qualibet domo pullum I, scapulam I, ova VII; custodes nemoris
convivant modo supradicto. — Villanis de Madendorp concessum
est, ut ad ignem incidant unecholt et halfwagen et husbothe sicut
supra de illis de Bapenrod dietum est, et proprium intod) de por-
eis inpellent tantum in illa parte silve, que est ad orientem illius
semite, que ducit a Dornede Richmansdorp; et pro ista gratia
quilibet solvit claustro II theinlince ordei, pullum I, ova VII,
tempore pasture scapulam I, vel si non est pastura denarium
I. — Villani de Dornede habent echtwart, incidunt unechtholt et
halfwagen et husbote, impellunt proprium intucht a Dornede usque
ad semitam que vocatur Didwech. — Villani de Wadendorp nihil
habent juris in silva, nisi tantum duo mansi templariis attinen-
tes, nec isti aliquid incidunt nisi unechtholt, halfwagen et hus-
bote et impellunt proprium intucht. — Villani de Oberberg nihil
penitus habent juris in silva. — Villani de Wevelunge nihil habent
Juris in silva, nisi tantum de X mansis qui attinebant marchioni
Conrado et de X mansis qui attinebant comiti Ludewico de Alden-
husen: hii soli incidunt unechtholt, halfwagen, husbote et impellunt
proprium inthucdht. — Termini illorum de Wevelinge et de Graäleve
et Dudenrod sunt: a mönte vel spelunca lapidum que est contra
Dornede usque ad rivum qui dicitur Zembife et usque ad campum
Luzdorp, sed rivum qui dieitur Swartepol et effluit de salso fonte
contra Richmansdorp non transibunt. — Quicunque de hiis omnibus
secuerit meinbom solvet lignorum comiti urnam mellis valentem
IV solidos; qui inciderit fnetbom solvet comiti XXX solidos et
II obulos; quicumque resecuerit frondes de quercu aut fago
vel tilia solvet eidem comiti lignorum V solidos. Nulli de hiis
omnibus secanti husbote licebit vendere ipsa ligna vel con-
structa edificia; qui hoc fecerit XX solidos lignorum comiti va-
diabit. Quicumque in nemore de jure secant wagenbothe I half:
wagen semper a festo Mychahelis usque ad festum Martini vel ad
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI, 7
98 Urkunden den Lappwald betreffend.
ultimum ante diem Thome apostoli illud secabunt; quod si non
fecerint, illo anno magenbothe carebunt. Porro mwagenbothe et
husbothe, hoc est tres trabes et tria tigna, non secabunt, nisi ubi
et quomodo eis holtwardus demonstraverit; quem si habere ne-
quiverint, ad hoc suorum magistrum civium adjunctis ei duobus
ceivibus habebunt demonstratores.
B. nach einer dem Copialbuche aus dem Ende des 13. Jahrh.
angehefteten Abschrift aus dem 14. Jahrh.
Quicunque secuerit menebom solvet lignorum comiti urnam
mellis valentem IIII solidos; qui insciderit snetbom (mie bei A
bis zum Schluffe) habebunt demonstratores. Notum sit omnibus,
quod silva Lapuwalt Valli sancte Marie sie est appropriata: Pri-
mam ejus partem (mie bei A bis) contra Ricmanesdorp non
transibunt. (Unmittelbar darauf folgt dann folgender Zuſatz:)
Canonici Wallebecenses si necessitas exegerit in nemore Lape-
walt ad edificia sua licite secabunt, cum testimonio tamen custo-
dis lignorum; ligna vero infructuosa licenter secabunt ad ignem
tam ipsi quam litones ipsorum, non tamen ad vendendum, et hoc
tantum temporibus illis quando censum aut servicium dominis
adducunt; nullum preterea qui non est lito ecclesie secum ad
succidendum perducent. Item si casus incendii seu vetustas edi-
ficia litonum consumpserit et hoc cellerario Wallebecensi consti-
terit, per nuncium suum vel personaliter abbati vel qui primatum
conventus habuerit, necessitatem suam exponet et sic lito secabit
ad nutum custodis lignorum quantum necessitas edificiorum postu-
laverit. Si igitur aliquis ex parte canonicorum ligna fructuosa,
hoc est quercum, fagum, tilyam, preter necessitatem edificiorum,
ut dietum est, succiderit, emendabit secundum justiciam nisi forte
custos silve permiserit et ad hoc canonici cooperabuntur. Ex
parte trium mansorum in Mackendorp, qui prefatis spectant
canonicis, dabantur ecclesie Vallis III pulli et XV ova pro in-
fructuosorum lignorum succisione et proprietatis recognicione, que
ad indicium perfecte composicionis et ad instanciam devote peti-
tionis* canonicorum perpetuo relaxantur.
C. nach einem Copialbuche aus dem Ende des 15. Jahrh.
Witlick ſy allen lovigen Grijtenluden, dat dat holt, dat de
Lapenwold bed, deme clofter to ſunte Mariendale alfo geeghent
i3 alfe men dat myt mwarhaftigen breve bemifen unbe betugen
*) fo der Drig.-Vertrag zwifchen Marienthal und Walbeck von 1237,
während das Eopialbuch irrthiimlich composicionis.
Bon H. Langerfeldt. 99
mad: den erjten deyl des Lapenmwoldes het gegeven greve Albert
van Heymesburch, den andern heth gegeven her Frederick palandes-
greve myt jyner husvrowen Lutgarde unde den hoff to dem Yiötorppe,
den dridden deyl het gegeven greve Lodewich van Aldenhufen myt
ſyner husvrowen Nutten, den verben deyl heth gegeven marchgreve
Corth myt fyner husvrowen Agneten.
Dufje vorferevene wold wert in mannigerhande blefen manni-
gerhande genomet unde gebeten: By Sesbeke unde Papenrode hed
he de Duernehorft, anderwegen heth he de Havekhorft, anderwegen
de Lynthorft, anderwegen de Steynberch, anderwegen dat Eco-
brof. An der halve des Lapenmwoldes dar id heth de Duernehorft
bebben de buer van Papenrode* achtworth in dufjer wife: Se mogen
hawen to orem bume, unnutlif holt unde wagenbuthe eyn jumelf
eyn halven wagen aljet ohn de holtforfte wijet, unde an duſſem
bolte jchullen de bur nicht roden edder vorfopen; unde ifjeth dat
ore huſe vorbernet edder vallen, jo mogen je hebben to husbote dre
balfen unbe dre fpare, muer id one gewiſeth werd van dem abbete
edder holtforfte. DE fo mogen je uth islifem huſe driven veer
jmyne im de malt unde de burmeifter vive unde de proveit van
funte Luder to SHelmefteve feed ſwyne uth Sesbeke ſeſſe uth Pa-
penrode warn majt iS, aver fe fehullen nicht driven over de ende
der Quernehorſt. Vor duſſe groten gnaden, de dufjen vorjcreven
buren dan wert, fchullen je wedder geven dem clofter to funte
Mariendal alle jar uth jumelfen hufe eyne mate gerften, dat eyn tey-
ling bed, unde eyn bon unde teyn eygere; aver wennet maft i3,
jo jchal eyn jumelf geven eyn fchuldern vleſches; iſſet neyn maft,
jo jchal eyn jumelf geven eynen pennyngk; unde fhullen dem
holtworder twe eten bereyden alſe dat eyn fette iS. Unde meret
dat de heren van ſunte Mariendale dufje jo vorfprofene Quernehorft
wolden roden edder roden laten darenjchulden de bur je neynerleye
wys ane hindern, unde me ſik darane vorgrepe unde darynne
hindern mwolde de fcholde geven dem abbete unde deme proveſt var
funte Luder 10 punt ane jenigerley wedderſprake. — De bur van
Ridmestorppe unde Bronstorp en hebben nichtes rechtes in dem
Zapenwolde men mat fe fonen myt bede edder myt denfte werven
van deme abte unde heren. Dit Ion unde denft iS alda genomen,
dat je mogen hebben unde driven ore egen intogene ſwyne in de
majt, dar ſchal eyn jumelf vor geven vor 2 ſwyne eyne mathen
gerjten dat eyne teylinge het, uth jumelfem Hufe eyn hon unde
eyn ſchulder vlefches unde 7 eygere unde fchullen dem Holt-
werder fofte unbe etent bereyden aljo vorgefereven iS van den
*) ausgelaflen: unbe van Sesbele.
7*
100 Urkunden ben Lappwald betreffend.
Papenrodern unde den van Sefjebefe. — Den buren van Madendorp
is gegeven van grade, dat fe mogen howen unechholt »vurholt,
halfwagen unde husbote alfe rede vorgefereven is van Papenrode,
unde ſchullen dryven ore egen intogene fwyne an de helffte des
mwoldes dede iS in dat often dar men geyt van Dornde na
Rickmenstorp. Unde vor duffe gnade ſchullen fe geven eyn islik
2 teylingk gerften, eyn hon unde 7 eyger, wan maft i3 eyn jumelf
eyn ſchuldern vlefches; iS aver nicht maft, jo gifft islif eynen pen-
nynk. — De bur van Dornde hebben achtworth unde jehullen howen
(unechtholt) unde to halven wagen unbe husbote unde mogen dry-
ven ore egen intucht.* — De bur van Odersberge de enhebben gens—
lifen nichtes nicht unde nergen neyn recht up Dat holt. — De bur
von Mevelinge enhebben nicht rechte in deme wolde men alleyne
van 10 hoven dede mardgreven Corde horden unde van 10 hoven
dede horden mardhgreven Lodewih van Aldenhufen: de jchullen
alleyne howen unechtholt, halfwage, husbote unde darup driven
alleyne ore egen intucht. — De ende der van Wevelind unde van
Grasleve unde van Dudenrode fynt: van deme berge an edder
van der fteynfulen, dede is tegen Dornde, mente an dem bef dede
het de Lembefe unde mente an dat velth thom Lustorp; funder
over den bei dede heth de Swartepol unde vlut van deme
folteborne na Rictmestorp, dar enfchullen fe nicht overdriven. — We
dar hamet eyn meybom** de fchal geven dem holtgreven eynen
ammer honyges 'van veer fchillinge; we dar hamet eynen ſnethbom
de jchal geven dem holtgreven 30 jchillingf unde dre ſcherff;
wede hamet velgen (van) efen edder bofen edder van Iynden de
jchal geven demfulven holtgreven 5 ſchillinge. Vortmer jchal dar
nemant achtworth hebben uppe deme wolde husbote to howen, dat
holt edder hus edder tymmer vorfopen; me dat dede de jcholde
dem holtgreven geven 20 ſchillinge. Ock vortmer alle dejenne
dede achtworth unde recht hebben uppe dem molde mwagenbote
unde*** halffwagene to homwende de ſchullen fe howen van funte
Michaelisdage an mente to funte Mertensdage edder to Ieften fo
jchullen fe id howen hebben vor funte Tomasdage de3 hilgen
aposteles; unde ifjet dat fe id under der tyd nicht en howen, jo ſchullen
fe dat jar magenbote unberen. Wagenbote unde Husbote, dat fynt
dre balfen unde dre fparen, dat fchullen fe od nergen howen war
wure unde od wu de holtforiter one dat wijet; weret over dat fe
dene nicht hebben kunden darto, jo jchullen je nemen oren burmefter
unde twene orer bur de fchullen one wiſen wat je homwen jchullen.
*) Hier fallt das inzwiſchen voilft, gear bene Wabenborf aus.
**) richtiger „meynbom“. ) richtiger „einen“.
a ——
Ein Criminal -Proceß aus dem 16. Iahrhundert.
Bon
Levin, Freiherrn v. Wingingerode-Anorr.
Auf einer der Hügelreihen, welche fich zwiſchen den nach die—
fen Geländen fteil abfallenden Bergen de3 Dün- und des Ohm-
berges binziehen, innerhalb de ehemald zum Kurfürjtenthume
Mainz gehörigen Fürftenthumes Eichsfeld, liegt das Dorf Nein-
holterode.
Dafjelbe war den im Fürftentbume Braunfchmweig - Lüneburg,
namentlid am Fuße der Gleichen bei Göttingen, mit zahlreichen
Burgen und Höfen angefeffenen von Uslar als freies Eigen allein
zufländig, bis die Brüder Heinrich und Johann von Uslar die ihnen
gehörige Hälfte des Dorfes am Sonntage Lätare 1331 (am 10.
März) an Johann von Wilzingerode, Burgmann zu Ruſteberg,
verfauften, während die andere Hälfte des Dorfes in den Händen
der von Uälar verblieb. !
Diefe Theilung des Dorfes ward die Duelle einer Menge von
Streitigfeiten, die erjt im vorigen Jahrhundert ihr Ende erreichten,
als feine der beiden Familien mehr Befis in dem Dorfe hatte.
Nicht nur die Herren des Dorfes, die namentlich wegen der
Gerichtöbarkeit im fortwährendem Hader lebten, fondern auch deren
Unterthanen waren eiferfüchtig auf einander. — Die Streitigfei«
ten endeten faft nie, weil die von Uslar die Oberhoheit des Lan—
desheren — des Kurfürften von Mainz — niemals anerkannten
und weil die von Wintingerode ſich zu einem ſolchen Anerfenntniffe
nur felten und nur deshalb herbeiließen, weil fie das, faum eine
Stunde von Reinholterode gelegene, feſte Schloß Scarfenftein von
Mainz pfandmeife inne hatten, andere Befisungen — in SHeiligen-
ftadt, Birkfungen, Burgmwalde u. ſ. w. — von Mainz zu Lehen tru-
gen und als Burgmänner von Ruſteberg dem Stifte dienjtbar
maren. Ueber eine der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
entjtandenen Gtreitigfeiten, welde nicht mehr mit gemwaffneter Hand,
fondern im Proceßwege zum Austrage fam, find die Ucten zum
großen Theil erhalten. Diefelben geben ein ziemlich anfchauliches,
wenn auch nicht erfreuliches Bild der Nechtäunficherheit der
damaligen Zeit, und zeigen wie ſchwer die von Kaifer und Reich fo
wie von den Territorial » Herren getroffenen Einrichtungen über
die Eriminal= Juftizpflege Eingang fanden.
1) Die Urkunde befindet fi im Original in dem v. Wintingerodefchen
Geſammt-Archive zu Bobdenftein.
102 Ein Eriminal- Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
Nach den Acten iſt das Sachverhältnig folgendes:
Am Sonntage nad) dem Tage trium regum — 10. Yan. —
1563 jaß der für den Winsingerodifchen Antheil des Dorfes
ernannte Schulze, Namens Claus Gunter, mit anderen Winginge-
rodeihen Hinterfafien in der von Franz Fetten gehaltenen Uslar—
ihen Schenke zu Neinholterode, in welcher ſich auch mehrere Uälar-
ſche Hinterfaffen, unter ihnen ein gewiſſer Hana Harbruder, genannt
Steuffer, befanden. — Zwiſchen Gunter und Harbruder entjtand
ein Streit, welcher, wie es fcheint, dadurch veranlaßt wurde, daß
erfterer jpottete, legterer Schimpfreden ausftieß und welcher, obwohl
der Wirth „bei pehen von 10 Gulden von wegen des von Vslar
ein Friedegebot that“ zu Thätlichfeiten führte. — Gunter fchlug
Harbruder „mit dem Schreibehulz an den Kopf“; Gunter’3 Frau
nahm ebenfall3 am Handgemenge Theil und verjegte Haarbruder „mit
dem Schreibehulz" einige Schläge. Anfcheinend unterlagen Gunter
und die Seinen in dem Streite, er verließ wenigſtens die Schente,
holte feinen älteften Sohn, Valentin, herbei, und jtellte fich mit
demfelben bewaffnet vor der Schenfe auf, den Harbruder laut zum
Kampfe herausfordernd. — Da letterer diefer Ausforderung feine
Folge gab, fo mag fi) wohl Gunter’3 Zorn gelegt haben; er ging
heim. — Harbruder hatte indefjen feinen Groll nicht vergeflen;
einige Tage jpäter lauerte er der Frau ded Gunter auf und
ſchlug fie, „als fie einer leich zu grabe gefolget und widder nad)
hauſe hat gehen wollen, auf der ftraßen vor einem hauſe“ — in
welches er ſich nad; That zurück zog — „mit der Bartten dar-
nibder“.
Gunter wandte fih unter Darlegung dieſes Sachverhalts am
Tage conversionis Pauli — 25. Januar — 1563 ſchriftlich an fei-
nen gejtrengen Junker, Hans von Winsingerode auf Scharfenitein,
mit der Bitte, zu veranlafjen, daß Harbruder Gaution oder Bür-
gen dafür jtelle, daß er ihn nicht wieder beleidigen wolle „damit
ich vff freier ftraße vor inen ficher wäbern und wandern möge.“
Hana v. Wingingerode berücfichtigte diefe Eingabe Gunter’s
nicht und fchritt erjt ein, al Gunter am 12. Februar 1563 münd-
lich in Scharfenitein anzeigte, Harbruder habe ſoeben feinen,
Gunter’3 Sohn, Namens Valentin, auf dem Felde überfallen, mit
dem Beile niedergefchlagen und halb todt liegen laſſen.
Der von Hans v. Wintingerove nad NReinholterode entjandte
Diener konnte den ihm ertheilten Auftrag, Harbruder als Land-
friedenbrecher zu verhaften, nicht ausführen, weil der Uslarſche
1) Ebenfalls in dem v. Wintingerodefhen Gefammt- Archive.
Bon Levin, Frhn. v. Wingingerode - Knorr. 103
Schulze, welcher herbeigeholt wurde, um die Verhaftung des Har-
bruder, der fi in das Haus eines ungenannten Uslarſchen Hin-
terſaſſen geflüchtet hatte, vorzunehmen, für Harbruder Partei
ergriff und mit noch anderen Uslarfchen Hinterjaffen deſſen Gefan-
gennahme und Ueberführung nad) dem Scharfenftein geradezu ver-
hinderte.
Hans v. Wintzingerode beklagte ſich über dieſes Verfahren des
Uslarſchen Schulzen unter dem 13. Februar 1563 bei dem Beſitzer
der anderen Hälfte von Reinholterode, Ludolf von Uslar auf Apen-
rode,! verlangte, Uslar folle feinen Schulen anmeilen, daß er in
Zufunft bei jeder von ihm, dem v. Winstingerode, angeorbneten
Verhaftung eines Landfriedenbrechers mitwirfe, ficherte Reprocität
zu, und forderte die Berhaftung und nachdrüdliche Beftrafung
Harbruders.
Es entijpann ſich nun zwiſchen Uslar und Wintingerode ein
höchſt ergöslicher Federkrieg, in welchem der Erjtere fi dem Ver—
langen de3 Lebteren auf alle mögliche Weile zu entziehen juchte,
oder doch nur dann gegen Haarbruder, der jeinerjeitd eine Gegen-
Hage wider Gunter bei Uslar angebracht hatte, einjchreiten wollte,
wenn Winkingerode ihn als Gerichtöheren über das ganze Dorf
Reinholterode anerkennen würde. — Endlich, nachdem von jeder
Geite ſechs Mal hin und ber gefchrieben, fügt fih Uslar dem Ver-
langen Winsingerode’3, Haarbruder zu verhaften und gegen den—
felben einen peinlichen Gerichtstag, „wie ſich's vermuge der pein-
lichen halsgerichts Drdenung gepurtt, mit Richtern, Schepffen,
Schreibern, Frohnbotten und den gefangen ein Redener zu beitel-
len’, — Mit diefer Erklärung war indeſſen der Tag, an mel:
chem über Haarbruderd Vergehen entſchieden merden follte, noch
immer nicht beftimmt. Nachdem der Gerichtätag bald aus dieſen,
bald aus jenen Gründen zu verſchiedenen Malen verlegt morben,
ward derjelbe fchließlih auf den Mittwoch nah Judica — den
31. März — 1563 zu Gelliehaufen, einem Dorfe und Burgfige
der v. Uslar bei Apenrode „vnter der Linde‘ anberaumt. Win-
ingerode erwartete wohl feinen ihm und Gunter günftigen Aus-
gang des Procefjes, er gab wenigſtens lesterem und feinem Schrei-
ber, Namens Hennig Heife, den er nebjt feinem Anwalt, dem
Joſeph Heinze aus Heiligenftabt, mit der Wahrnehmung des Ter-
mines beauftragte, 200 Mann aus Scharfenftein und der Umge-
gend mit nach Gelliehaufen. — Ueber den Hergang des Gerichtd«
tages iſt das vollftändige Referat des gedachten Schreibers Heife
1) Im Amte Reinhaufen bei Göttingen gelegen.
104 Ein Criminal Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
erhalten, welches hier wörtlich folgt, und in welches die ebenfalls
erhaltene, vor Gericht mündlich vorgetragene Klage gegen Haar:
bruder, jo wie das in Abjchrift bei den Acten befindliche Erkennt
niß des Gerichts zu Gelliehaufen aufgenommen worden find.
Verzeihnuß
wie e8 am Gerichtt zu Gelliehaufen ben Mittwoden nad
Judica a° D. 63 zugangen.
Erftlih fein Joſep Heintzen vnd ich neben Clauſe Gunter
erihienen und anfomen, Ludolff von Vslar von wegen Hans von
Witzingerode gepurliche Dankſagunge gethann des ernanten und ange:
ſetzſten Peinlichen gericht? tages und darneben angezeigtt, nachdeme
Das gericht Scharffenftein ezliche beveheder , Derwegen uns vnjer
under zwey hundertt mhan zur verfierung und da3 wir vnge-
hindertt Widderumb anheim fomen muchten, mittgethann, Derhal-
ben bitten wir, das man vns vergunnen wollt, das fie muchten
herbie ruden vors dorff und nichtt weitter. Solchs der von Bäler
in bedenden genhomen vnd mit feinen Bauren Davon geradejlagett
und nad gehaltenem Radeflage und widder vermelbett, Das ehr
ber von Voler auff des Jundern vielfeltigk anhalten den Gerichts-
tagf ernentt, hette auch den gefangen mitt und wolte jnen vor redht
ftelen, vnd fegen jnen rechts genugfam geftatten. So viell aber
die mitt geordenten zwey hundertt mhan anlanget, wuſte ehr und
die mhans, fo jme aus dem Braunfchweilifchen furftentbumb zuge
ben, nicht nachzugeben, Dan ehr hette difelben gepetten, und weren
darumb da, das fie follten vechtt und fein vnrechtt thun, vnd diweill
zwifchen Bifchaufen? und Gelliehaufen nirgent3 fein holz, fonten wir
ane das dahin ficherlih woll widder fomen.
Hierauff durch Joſepen vnd mich abermals vleißich angehaltten
und gepetten, das e3 die meinung nicht hette, das fie etwa gemaltt
vben jollten, follten auch nichts ins dorff noch viel weniger vor
die gericht8 bangf fomen, Sondern follten aders langk vor dem
dorffe pleiben; Es hatt aber folches ganz und gar Feine ftabtt
haben mugen, Darauff wir alsdan zufrieden fein mußen, und alfo
die Mhanſchafft zu Biſchhauſen gelaßen.
Darauff begertt, Man moltte das Gerichtt hegen, wie dan
geihehen. Da mhan nuhn vorgetretten, hatt Erſtlich follen ins
1) Hans v. Wingingerode und befien Bruder Bertram lagen damals
allerdings mit ihrem Better Berthold v. Wintingerode auf Bodenftein in
Streit, der vielfach zu Kämpfen führte.
2) Ebenfalls im jetzigen Amte NReinhaufen bei Göttingen.
Bon Levin, Frhrn. v. Wingingerode - Knorr. 105
Gerichtt erlegtt werden was fi) gepurtt, under dem Lubolff von
Vsler angezeigtt, ehr hette den gefangen ſechs wochen in hafften
gehatt und were jme darauff gangen an koſt und mwardegeltt zwolff
daler, die mwoltte ehr auch zuvor erlegtt haben, ehe etwas gejtattett
oder gerichtlich vorgenhomen, jo hette ehr auch den mennern, jo
ehr zu fich gepetten, ein vas bier gelobtt, das foltte auch bezaltt
fein; zudeme hette Claue3 Gunter zehen gulden an einem friedegebott
in der Schende zu Reinolderode auch die buchſſen verbrochen die
moltte ehr auch haben, ehe was vorgenhomen, Dan woltte Gunter
clagen, jo muße chr derwegen auch clagen.
Auff Solch Ludolff von Voler vorfchlagen und begeren wir
gefprech genhomen, vnd jme Darauff widder angezeigtt, das wir
ons mwoltten mit jme nad) gehaltten Gerichtt bereden, und was fich
des koſt und wardegeldes vermuge des reichs Peinlich Halsgerichts
ordenunge gepurtte mit jme zu vergleichen, moltten auch vor das
nichtt fußes weichen. — So viell aber laufen Guntern anlangtt
de3 friedegebott, darein mwuften wir nichtt zu willigen, dan ehr
gehortte nichtt an dis gerichtte, und do ehr etwas verbrodhen, foltte
ehr bei Hanfen von Winsingerode fuchen, wurde ehr ungezweiffeltt
wes ſich gepurtte darinne woll verfchaffen, wie ehr jme auch ſolchs
zugefchrieben hette, und dieweill wir auch nichtt anders mwuften, dan
eh3 were feinem fchreiben nad ein jchepffen Gerichtt bejtaltt und
ſich ehs doch anders befundet, vnd vnſer Mandatt fi) auch darauff
vnd nichtt auff ein landtgerichtt erftrede, Betten wir, das mhan
dießen gerichtt achtt tage ein anftandt geben woltte, ob mhan mitter
weile der dinge eine andere maße finden kontte.
Darauff Ludolff von Vsler widder zur antwurtt geben, ehr
mwufte dem dinge gar fein anjtandtt zu geben, Woltten wir nichtt
furtfaren, jo woltt ehr furtfaren.
Deweil vns nhun die vncoft, jo V3ler geheifchtt, mher den
zuviel vnd widder des reichs ordenung, weil der gefangen nichtt
eine ftunde in peinlichen haften gejeßen, fonder Voler feine arbeitt
gethan, gejehett, gepflogett, zu holz gefaren, vnd frie leddich und
[08 wo ehr hingewoltt gegangen, auch daßelbe, als ehr Hanfe von
Wintzingerode zugefchrieben, das ehr jnen verftridt und eingefektt,
nichtt ober drey wochen vnd drey tage were,! ehr woltte den
vnkoſten in gleiche maße ſetzen, Was fi gepurtt, woltten mir
1) Am 6. März hatte Uslar die Gründe angegeben, bie ihn abhielten
Haarbruder gefänglich einzuziehen, und erft am Montage nad) Reminifcere —
8. März — * er Hans v. Wintzingerode mitgetheilt, daß er Haarbrucker
verhaftet habe.
106 Ein Criminal Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
Dauor fein, e3 foltte vergnugett werden, wir moltten auch fußes
nichtt weichen, ehr foltte deßelben zufrieden gejteltt oder genugiame
burgen Dauor befomen. — Dah hatt fih auff vnſer anhaltten
Bäler erklertt: ehr hette 4 Hutter die ſechs wochen bei jme gehatt,
ehr woltte von jdem von dem gefangen tags vnd nachts fieben
freuger haben, Darauff wir uns nochmals erpotten, ehr woltte
deme bis nach gehaltenen Gerichtt ein anftandtt geben, wolten wir
vns mitt jme berechnen, was fich vermuge des Reichs ordenung
gepurtte, darumb willen zu verjehen.
Darauff auch vors gerichte getretten, dem Gerichte feine gepur
gegeben vnd vnſere Clage, in majjen die auff3 pappier verzeichnett,
mundlich vorbradtt:
„Bor euch dem Erntfeſten Ludolff von Vſler Gerichts hHern,
„Auch eweren verordenthenn Richter und Niddergefegiten Schepffen
„dieſſes Peinlichen halfgerihts, alhier im Dorff Gelliehaujen, Er-
„ſcheintt Anmaldtt des Edlen und Erntfeften Hans von Witingerode
„ex officio Joſeph Heingen, burger zu Heiligenftadtt, Vnd dan Claws
„Gunter vor fih und von wegen jeins Shons Valentin zu Reinol-
„derode wonhafftih, al3 peinliche anflagere eins, Segen und mwidder
„Hanſen Harbruder alias Steuffer genentt, beclagten, anderſiets,
„vnd bedingen jnen Anmwaldtt und Clegere Erſtlich vnd zuuor alle
„gunft, grade, frieheitt und wolthadtt Keyferlichen gemeinen bejchrie-
„ben vnd Landtleufftigen rechten auch wolhergebrachten gebraud),
„Deren ſich Anmaldt vnd Clagere Feind wegs begeben, befondern
‚in alle wege vorbehalten haben wollen, von welchem allem Cla-
„gere offentlich Proteftiren. Sothan Klagen und Sagen molgemelts
„Hans von Wingingerode Anmaldtt ex officio vor fih vnd in
„Namen feines Principalen, Gleichffald Claums Gunter vor ſich und
‚in namen feins Shons Balentins, Erftlih war und one vberflus,
„darzu fie ſich nichtt verbinden, bemeiflich fein, Das in Godtliden
„ond meltlihen rechten auch dem aufgelundigten hoichverpfentten
„Landtfrieden Ordenunge, Conftitution, Gulden bullen und des hei-
„gen Romiſchen Reichs Peinlich haljgerihtsordenunge herlich und
„woll verjehen geordenett und gefettt, auch bey ſwerer Peen vnd
„lieb ftraff verbotten, Das niemandes den andern beleidigen, betru-
„ben, flahen, hauwen oder verwunden fol, Sondern fol fich ein
„jder an gleich vnd vechtt befettigen und benugen lafjen, Und mwid-
„der vechtt nichts vornhemen.
„Zum Andern war, Das vngeachtt alles deſſelbigen beclagter
„Hans Harbruder alias Steuffer genennt, zu widder Hoichgemelten
„Landtfrieden Sagungen und Ordenungen, fich geluften laſſen, und
„dis jtzt lauffenden Drie und Sechgigeften jars Frietags nad) Trium
Bon Levin, Frhm. v. Wingingerobe- Knorr. 107
„Regum den 15. Sanuarij,! Hagenden Clauws Gunter Chelichen
„hauffraumwen, al3 fie einer lieh zu grabe gefolgett und widder nad)
„haus gehen wollen, von Hans Yammefpad’3 hoiffe im Dorff Reinol-
„derode (Darjnnen ehr velichte auff fie gewartett) gelauffen, diefel-
„ben auff Keyfer und Churfurftliher Mengifcher freier ftrafjen,
„mitt gemwerter Handtt mitt einer barden vberlauffen, vnd fie als
„eine arme Schwache mweibes perjon, die in rechtt mher dan andere
„leuthe verfichertt und gefriett, erbarmlich und Elendichlich hernidder
„geſlagen.
„Zum Dritten war, das beclagter nad) beſchehener tadt hande-
„lung widderumb auff Hans Lammeſpach's hoff gangen.
„Zum Vierten war, Das ehr an folder feiner geubten Yandt-
„friedebruchtigen tadtt nichtt gejettigtt gemejen, bejondern Glagenden
„Slaums Gunter’3 obgenenten Shon Frietags den 12. Februarij
„deſſelbigen jars vormittage auff Clegers Gunter’3 eignen Lande
„im freien offenen felde, (da bey nha egliche ader langk fein wegk
„oder gemeine ftraffe hergehett) da ehr jeinem gewerb nah an
‚eines vatters arbeidt geftanden und holz gehaumwen, mitt gemaf-
„fenter wherhafftiger handtt einer barten und einer Arſt boflichen
„onverjchuldtt vberfallen, gemworffen, gewundet und gejlagen, vnd
„men aud vor todtt liggen lafjen und darvon gangen.
„Sum Funfften whar, mie der arme bejchedigte in folcher
„großer angſt wehe und jamer, mher aus fchreden dan aus haben-
„der Grafft oder machtt, fih auffgeruft, Vnd fi in deme be-
„elagter Landtfriedebreher vmb gejehen und foldhes jnnen wurden,
„zum Andern mhall an jnen gelauffen widderumb hernibder
„geworffen.
„Ind jnen zum Sechſten fo lange geflagen, Das der Friede-
„brecher, in foldhem jamer angjt und noit, zu widder des Reichs
„Abjcheiden, einen lieblichen Eidt und angelobnus von dem bejche-
„digten erdbrungen, Das ehr ſolcher Landtfrivebruchtigen gewaltigen
„ond tobtlichen verlegunge und vberfallung kegen dieſſen mutmwilli-
„gen tedter nichtt Eivern, rechten oder in einichen wege fegen jnen
„michtt gedenken wolle.
„Zum Siebenden war, Da ehr auch hernacher vber Furt oder
„langE befchedigers (sic!) vatters Claufen Gunter obgenenten Cla-
„ger vberfallen, ſlahen, beſchedigen vnd fih an jme vergreiffen
„wurde, Das ehr jnen feinen vatter nichtt retten, ſchutzen noch
„vertetingen folle, auch ſolchs gleichergeftaltt an jme dem friebde-
1) €8 ift der Freitag nach dem auf ben heiligen brei Königs- Tag
folgenden Sonntag gemeint.
108 Ein Criminal: Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
„brecher nichtt Eyvern rechten oder kegen jme in vngutte nichtt
„gedenken wurde.
„gum Achten war, Das ehr nad folder begangenen Landt—
„friedebruchtiger vberfarunge und frifcher mifjetadttlihen handelung
„deſſelbigen tags in die Vslerſchen Schend zu Reinolderode Franz
„Setten behaufung gangen, alda in biewejen estlicher leutte ſich
„Seiner begangenen vbeltadtt gerumett und offentlich aufgefagtt ehr
„hette Claufen Gunter die frauwen vnd den Shon geflagen, ehr
„woltte jme Clauſe Gunter auch alfo thun, vnd woltte jme nod
„ander fomen.
„gum Nheunten war, Das von foldhem allem wie ob articu-
„lirtt menniglihem und im Dorff Reinolderode auch darumb langher
„ein gemeine geruchtt und jage jit.
„Deweil nhun ſolchs wie jo articulirtt vorbrachtt wurden,
„whar, Notorium vnd menniglichem der orther kundtt und wiſſent⸗
„uch, vnd durch den beclagten mitt gutten fugen nichtt Fan ver-
‚Meint werden,
„So bittett Erftlich wolgemelt3 Hans v. Wintingerode Anmaltt
„auch Clauws Gunters vor fi und von wegen feins Shons Valen—
„tind des bejchedigten als jemptlicher Clager, in rechte zuerfennen
„vnd aufzufpreden, Das ob articulirte articul zu peinlicher frage
„vermutung und argkwhon genug fein, und dermegen, der beclagtt
„do ehr es verneinte hiruber peinlich zu befragen fey.
„Do dan beclagter die mifjetadtt aufjerhalb oder in der fcharf-
„ten frage geftehen und befennen, oder auch wen er3 nichtt befen-
„nett vnd Doch wie zu rechtt fich gepurtt deſſen bewiejen wurde,
„Alſdan zu Sententieren vnd zu erkennen, Das beclagter in den er
‚„meumwerten Landtfrieden gefallen und derwegen nad feiner vermir-
„tung, an lieb und leben mitt dem Swerde zu Condemniren vnd
„zu ſtraffen fey, oder was fonjt hirumb rechtt und billih vnd in
„einer befjern form bett follen gepetten werden, Darzu Cleger ewer
„mildt Richterlich Amptt angeruffen und gepetten haben wollen.
„Mit vorbehaltt ferner Notturfftt des Rechten.”
Darnach wir vnſere clage vorbradtt, jit Claws Hertzogen von
wegen des behafften vorgetretten jme zuerleuben, des behafften not=
turfftt zu reden, jjt jme erleubtt, und auff unfere eingebrachte clage
ein vriheill gepetten, diefjes inhalts. Nachdem die Glagere da fegen-
werdigk ftunden und beclagten den fangen Erſtlich vmb ein Bein:
lichen zutritt ond darnach vmb leib (sic!) und leben, Derwegen
wolle ehr fich zu Godtt und den rechten verjehen, ehs were der
Cleger ſchuldich und pflichtich, feinen fus bie des beclagten fus zu
jeßen von rechtö wegen, und bette des den Nichter und landmhan
vmb ein vrtheill, zumidder dem jſt durch clagern eingemwendett wur⸗
Bon Levin, Frhrn. v. Wintingerode - Knorr. 109
den, Das ſolchs widder des heiligen Nomifchen reichs Peinliche halſge—
riht3ordenunge, welche hertzogk Erich als ein furjt des Neichs hatt
belffen Conjirmiren und auffrichten. Weill nhun Hans von Win-
gingerode Principal Clager, were ehr nichtt mweitter dan mitt anlo-
bung des Gerichts ftabes, feinen angefangenen rechten, zu folgen,
ſchuldich.
Damitt aber das Gerichtt nichtt auffgehaltten, hatt man ſich
zum Vberflus Die Caution mitt beſeſſenen mennern im Gerichtt
Gleichen zu beſtellen erpotten;
Vngeachtt alle ſolchs vorwendens jſt durch den landmhan vol-
gendtt vrtheill erfandtt: !
„Erſtlich hatt der erliche lanndman erkannt, daß der Kleger
„vonn rechts wegenn pflichtich vnnd ſchuldich ſey, Seinen
„fuß bey deß beklagten fuß zu ſetzenn, wenn ſo danß ge—
„ſcheene, will der erliche lanndman weiter erkennen waß
„ſich In rechte geburtt.“
Vonn Welchem orthell vnd derſelben beſwerunge alſbaldtt vnd im
fuſſtappen mitt allen gewonlichen anhengen, ſich an Furſtliche gna—
den zu Brunſwigk beruffen vnd appellirtt, Auch f. g. ſich vnd jre
ſachen underworffen und vmb Apoſtolos gepetten, —
Hatt Der von Vſler, auch der beclagtte die Appellation nichtt
zulaſſen oder geſtatten wollen, ſondern deſſelben geweigertt vnd
zum andern mhall volgens orthell erkennen laſſen:
„Zum andernn, hatt der lanndtman erkannt vor recht, So
„der vermeinte Kleger nicht willig ſey, Seinenn fuß bey deß
„beklagtenn fuß zu ſetzenn, Sey Der edler unnd ernveſter
„Ludolf vonn Vſler Dieſelbenn beyde bey einander zu ſetzenn
„vnnd In ſeine verwarunge zu nehmen pflichtig vnnd
„ſchuldich, So lange, daß weiter daruber geſcheiden werde.“
Auff welchem orthell der landmhan verharrett, vnd alſo darauff
Clauſe Gunter, Hans von Wintzingerode vnderthan wie die Wolffe
de ſchaff, mitt gewaltt angefallen und bie den beclagtten ins gerichte
geftofjen und nidder gefegtt.
Clager aber jeintt bey jrer voriger appellation allerhande be-
ſchwerunge halber beharrett und darneben angezeigtt, Do die Appel-
lation von f. g. zu Brunſwigk nichtt angenhomen wurde, aljdan
mujte man dem rechtten feinen gangk laffen, vnd aller vorigen
ergangen Brtheill Copien und bedenden gepetten mitzutheilen.
1) Die Urtheile des Gerichts find einer in ben Acten befindlichen Ab—
ſchrift — die ein anderer Schreiber, als der Verfaſſer des Referats gefer-
tigt — entnommen.
110 Ein Eriminal- Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
Darauff fi der landmhann, gemeigertt und doch Leftlich dis
volgende Brtheill erkandtt:
„Vf Die vorige erfante ordell, Erkennt der landman fur
„reht, Denn klegernn ſey man pflichtig und ſchuldich, dep
„erkantenn vechtenn, wie daß gelautet hatt, aller ordell,
„copienn vnnd abjchrift zu gebenn fur Ihr geltt pflichtigf,‘
vnd darnach das Gerichtt auffgegeben.
Sit folgennd bey Ludolff von Vſler angeſuchtt und gepetten,
man wolle Hans von Wintingerode vnderthan laufe Gunter in eine
Schende im Gerichtt Gleichen leggen vnd betagen, Wolten wirs
darneben genugjam verburgen, ehr foltte daraus nichtt weichen oder
wanden, diefje ſache were dan zurechte aufgefurtt, oder aus f. g.
bevelich erleddigt.
Welchs alles gemweigert und abgejlagen.
Aber doch leſtlich dem von Vfler angezeigtt und gepetten, weil
vns alle vnſer pilliches juchen vermeigertt, Claufe Gunter der-
mafjen zubehafftten, Das jme an feinem lieb vnd ledemafjen fein
nachteill oder ſchade widderfare.
Alfo haben Des von Vſler Diener und vunderthanen Den ftrid,
Da der Landifriedebrecher mitt gebunden geweſt, genhomen vnd
Clauſen Gunter gebunden nah Appenrode gefurdtt, und den
miftetter frey leddich und los mit gehen laffen.
Actum Mitwochen nad) Judica a° etc. 63. zu Gelliehaufen.
Hans von Wingingerode war von diefem Ausgange des Pro-
cejjes wenig erbaut. Seine Erbitterung wuchs, da Ludolf v. Uslar
jelbjt ihm am folgenden Tage von der Verhaftung Gunter’3
Nachricht mit dem guten Nathe gab: er möge von der weiteren
Verfolgung der Sache Abftand nehmen und die Koften bezahlen,
dann jolle Gunter los gelafjen werden. Geſchehe das nicht, fo
fönne Gunter noch lange fiten, und es fünne ihm gar ans Leben
gehen.
Noch am felben Tage — 1. April — rief Wintingerode die
DBermittelung des Kurmainsifhen Amtmanns des Eichäfeldes,
Brendel von Homburg an, von dem er verlangte, er möge ihn,
al3 den Lehnsmann des Erzbifhofs und Domlfapitels, in feinem
Rechte hüten, und veranlaffen, daß fein, des von Wintingerode,
Unterthan gegen Caution auf freien Fuß gejegt werde.
Faſt gleichzeitig — am Sonnabend nad) Judica — wandte
fih Hans von Wintingerode an den Herzog Erich von Braunſchweig
und Lüneburg * mit der Bitte:
1) Erich der jüngere, ber letzte der älteren Calenberg. Linie. Katholiſch.
Bon Lewin, Frhr. v. Wintingerode - Knorr. 111
„So yſt hirmit an E. %. G. mein underthenigf Dinftlic)
„bitten, €. f. g. wollen den gefangenen lanttfridbrecher
„bey Ludolff vonn Vſler ausfurdernn lafjen und yn andere
„gewifje verwarfam, zu bringen gnedig bevelen, Auch dar-
„beneben gemeltem Vßler, Das ehr meinen armen vnpilli-
„hen eingezogenen Clagenden gefangen, mir widerumb auff
„Frey fuſſe ohne alle entgeltt, zuftellen vnd folgen laſſen
„muſſe, furitlic gepitten, vnd dar zu ferner rechts vnd
„erlangung vordienter ftraff Die angefangene Clage am
„bern gericht des Leineberges vor Gottingen gelegen, aus«
zufuren.‘ !
Der Amtmann des Eichsfeldes vermied es, fi in den Gtreit
zu miſchen, vielleicht deshalb, weil er mit dem Vetter des Hans
von Wintingerode, Berthold von Winsingerode auf Schloß Boden-
ftein, in Fehde lag und leßterer die Hülfe feiner Lehnsherren, der
ar von Hohnftein und der Fürften von Braunſchweig, angerufen
atte. ?
Herzog Erich dagegen gab in einem, Uslar den 5. April 1563
datirten, Schreiben Ludolf von Uälar fein ernftes Mißfallen über
dad Gefchehene zu erfennen: „‚tragenn wir darab, vnnd daß ver-
„muge deß Reichs Peinlich halß-gerichts ordnung die Angepotene
„Saution nicht Angenomenn vnnd darwider der cleger gefenglich
„eingeſetzt, gar Fein gefallens, du haft Inn dem wider recht und
„des Reichs Drdenung gant frevenlich gehandlet und zu viel ge-
„than. Der Herzog weiſt Ludolf von Uslar an, den Gunter
gegen eine von „‚dreienn gleubwirdigenn mennernn‘ zu beftellende
Caution auf freien Fuß zu fegen, einen anderen Gerichtätag wider
Harbruder anzuberaumen und auf diefen Gerichtstag „‚emandts
„vonn rechts verftendigen und folliche leute (zu dir befummeft), die
„ner Reichs Ordnung vnnd gemeiner rechte verftandt haben’ zu fei-
nem Beiftande herbeizufchaffen, auch den Gefangenen bis zum Ter-
mine gehörig zu verwahren.
Hana von Wingingerode, welcher Abjchrift des Erlaffes des
Herzog Erich erhalten, vermochte durch Vermittelung Wilke's von
Bodenhaufen drei Einwohner von Gelliehaufen die Bürgſchaft für
Öunter zu übernehmen, der furz vor Oſtern auf freien Fuß gejeht
wurde.
. 1 Das hohe Landgericht auf dem Leineberge vor Göttingen war durch
Herzog Erih’8 Bater, Erich d. ä. 1529 errichtet.
2) Am 7/2 63 war ber Amtmann mit 2000 Dann am 24/8 63 mit
1000 Mann in das zu Bertholds Befigungen gehörige Dorf Wehnde einge-
allen. — Wintingerodefches Archiv.
112 Ein Eriminal-Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
Ludolf von Uslar war es augenjcheinlih fehr unangenehm,
Harbruder noch länger gefangen zu halten und nochmals in der
Sache erkennen zu laffen. Er ſuchte deshalb die Bürgen ängſtlich
zu madhen. Zu Oftern und Mittwoch nah Oftern jchrieb er an
diefelben, jtellte ihnen vor, welch jchwere Verpflichtung fie durch
Beitellung der Bürgfchaft übernommen, daß er ſich wegen der
jehr hohen Koften an fie halten müfjfe, daß Gunter mit feiner
Klage gegen Harbruder abgewiefen werden müfje und daß ihnen
durch Gunters Hartnädigfeit nur unnütze Koften erwachjen würden.
Uslars Abfiht ging unzweifelhaft dahin, die Bürgen zu bemegen,
von der Bürgfchaft zurüdzutreten und Gunter einzufhüchtern, da-
mit er die Klage fallen ließe oder fich im Termine nicht geftelle.
Am „Frietag nah Diftern‘ — 16. April — entſchloß ſich
Ludolf von Uslar einen Gerichtstag auf den 23. April anzufegen,
welcher felbjtredend einige Mal verlegt wurde.
Uslar bemerkte in einer der verfchiedenen an Hand von Win—
tzingerode gerichteten Borladungen unter dem 3. Mai: „Will daj-
„ſelbe gericht mit vnparteiiſchen jcheidef leuten, aljo jterdenn laf-
„sen, Sich Deromegen Feiner fegenn recht zu beflagenn habenn joll.
„Dann Solch gebreudhlih landtgeriht iſt deß ort3 vf vnß vonn
„Vſler vfgeerbt, Daß konnen oder wiſſen wir nicht zuvor andernn,
„oder damit ein neuwerunge zumachenn.“
Dieſe Bemerkung gab Hans v. Wintzingerode Anlaß gegen die
Anſetzung eines ſolchen „Landgerichts“ am 8. Mai bei Uslar am
15. Mai bei Herzog Erich zu proteſtiren und gemäß „des heiligen
„Romiſchen Reichs Landtfrieden, Abſchieden und ordenunge“ nament⸗
lich „des Reichs Peinlicher halsgerichts ordenunge“ die Beſetzung
des Gerichtes, vor welchem Haarbrucker abzuurtheilen, mit rechts—
gelehrten Richtern zu fordern.
Ludolf von Uslar beharrte aber bei ſeiner Anſicht und lud
unter dem 16. Mai, ſowohl die Bürgen, als Hans von Wintzin—
gerode auf den 26. Mai deſſelben Jahres vor das Landgericht zu
Gelliehauſen, beide mit der Aufforderung, den Gunter mit zum
Termine zu geſtellen.
In dem Termine, zu welchem der noch in Haft befindliche
Beklagte geſtellt wurde, fanden ſich nur die drei Bürgen Gunters,
nicht aber dieſer ſelbſt und Hans von Wintzingerode ein.
Wie es ſcheint, erſchienen die beiden Kläger deshalb nicht, weil
ſie gegen die Zuſtändigkeit des angeſetzten Landgerichts proteſtirt
hatten. Da die Kläger nicht erſchienen, und die gegen Harbrucker
erhobene peinliche Klage nicht weiter verfolgen zu wollen ſchienen,
ſprach das Gericht zu Gelliehauſen Harbrucker frei und erkannte
die 3 Perſonen, welche ſich dafür verbürgt hatten, daß Gunter
Bon Levin, Frhrn. v. Wingingerode - Knorr. 113
fich wieder zum Termin geftellen werde, jchuldig, jo lange in einer
im Fürſtenthum Braunichweig gelegenen Schenke einzuhalten, bis
fie Ludolf von Uslar für die ihm durch das jtattgefundene Gerichts -
Verfahren erwachſenen Auslagen, und bis fie den Beklagten, Har—
bruder, wegen des ihm durch dieſes Verfahren zugefügten Schadens
und Nachtheils klaglos geftellt hätten. !
Wie Gunter fih zu diefem Erfenntniß gejtellt, ob er e3 ange:
griffen, oder fich dabei beruhigt, ergeben die Acten nit. — Es
dürfte nicht unwahrjcheinlich fein, daß er und jein Sohn, die im
weiteren Verlaufe des Proceſſes ebenjowenig handelnd auftreten
— ihr Gegner Harbrucker, ſich mit dieſem in Güte vertragen
aben.
Deito eifriger nahm fi Hans von Winsingerove der Sache
an. Sobald er dur die mündliden Mittheilungen der Bürgen
von dem Inhalte des Erfenntniffes Kenntniß erhalten, ließ er am
1. juni 1563 in aller Form vor dem Notar Nicolaus Maul zu
Heiligenftadt durch feinen Bevollmächtigten erklären, daß er gegen
das beregte Erkenntniß an den Herzog Erih von Braunfchweig
oder aber an das Kaiferlihe Kammergeriht appellire. — Aud)
feine durch einen Göttinger Anwalt entworfene, im Concept erhal-
tene, Klagfchrift wurde alsbald, wahrjcheinlich Ihon Ende Juni, dem
fürftlichen Hofrichter und Räthen zu Münden eingereicht. — Win-
Bingerode’3 Klage bezweckt aber nicht mehr die Beltrafung Har-
bruders, fie jchließt vielmehr mit folgendem Antrage:
„So bitt Anwaltt des Appellanten zu erfennen, das Vbel
„geurtheiltt und wol Appellirtt jey, und das derwegen der beclagte“
— nidt mehr Harbruder fondern Uslar — „wegen verweigerung
„rechtens vnd anderm mher daher deducirten vrſachen, ſchuldich fie,
„nen Schaden der ganzen fadhen, Damnum et aestimationem totius
„itis, dem beſcheidigten Cleger zu reftituiren vnd zueritatten, ſchul—
„dich darzu, elegern vnd Appellanten neben ſeinen beſcheidigten vnder—
„thanen vnd geſetzen burgen genugſam zu caviren, das ſie des
„gedachten Miſtetters auch ſeiner des beclagten halber in kunftich
„geſichertt ſeien, vnd das beclagter ſie, die burgen, der burgeſchaft
„uerlaſſen ſchuldich, zu welchem auch Anwaldtt des Appellantis,
„dem beclagten ſemptlich vnd ſonderlich zuverdammen, oder waß
„ſunſt hir umb recht vnd pillich und in einer form des rechtens
„hett ſollen gepetten werden zu erkennen vnd zuſprechen p. p.“
In dem nunmehrigen Proceſſe haben ſich alſo die Parteien
und der Klage-Gegenſtand geändert.
1) Der Wortlaut des Erkenntniſſes folgt weiter unten.
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 8
114 Ein Eriminal- Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
So fchnell bis jeßt der Verlauf der Sache geweſen, jo langjam
war von nun an der Gang des Procefjes. Ludolf v. Uslar that das
Möglihfte, um die Thätigfeit des fürftlichen Gerichts zu hemmen.
Er machte verſchiedene Ausflüchte, damit er fich überhaupt auf die
Klage nicht einzulafjen brauche, namentlich aber fuchte er die Abgabe
der Acten des bisherigen Procefjes an das fürftliche Gericht fo viel
als möglich zu verzögern, ließ auch den Parteien Abfchriften der
unter dem 31. März und 26. Mai 1563 ergangenen Erfenntnifie
nicht zufommen.
Uslar fürdtete, wohl nicht ohne Grund, daß er von feinen
Auslagen, die er auf 50 Thaler ſchätzte, Wenig oder Nichts erhalten
werde, jobald die Sache erjt volljtändig von dem fürjtlichen Gerichte
in die Hand genommen worden. — Er ging deshalb fchleunig, trotz
des ihm Durch das fürjtliche Gericht auf Wintzingerode's Veranlafjung
gewordenen Verbots, gegen die innerhalb feiner Macht Sphäre befind-
lichen Bürgen vor, und fuchte diefelben auf jede Weife — wohl aud
Drohungen — zur Erftattung der von ihm in obengedacdhter Höhe
geforderten Auslagen zu bewegen. In ihrer Noth wandten ich die
Bürgen wiederholt an Hans v. Wintingerode mit der dringenden
Bitte, er möge fie aus ihrer mißlihen Lage, in die fie um feinet-
willen gefommen, dadurch befreien, daß er dem Uslar die geforderten
50 Thaler zahle oder fi mit ihm in anderer Weiſe abfinde. —
Obwohl auh Wille von Bodenhaufen dieſes Anfuchen dringend
befürmortete und darauf drang, daß feine Hinterfaffen von der auf
feine VBeranlafjung übernommenen Bürgjchaft befreit würden, jo gab
Wintingerode diefem Andringen doch nicht nach, begnügte fich viel-
mehr, eine Bejchwerde über die andre an den Herzog Erich von
Braunſchweig und defjen Räthe zu richten. — Letztere forderten
zwar ſchon im Juni 1563 die Acten ein und gaben Uslar auf,
gegen die Bürgen nicht vorzugehen, diefe Auflagen hatten indeß
feinen Erfolg. —
Nachdem ſchon verfchiedene Termine in Münden angeftanden,
aber zu feinem Nefultate geführt hatten, weil das von Winginge-
rode angefochtene Erfenntniß nicht vorlag, erging endlich nachjtehen: .
der Beſcheid:
„sn fahen Hank von Winsingerode Cleger eine vnnd
„zudolff von Vſler Beclagten Anderß teils Iſt der zu
„recht bejcheidt, daß Glegern an den Bnderrichter ad eden-
„dum acta eriter Inſtanz geworlich Compuls billich mitge-
„teilt, vnnd daß dan fur Allem Cleger den gefurbdertten
„furſtandt zu leiten vnnd die gewehr anzuloben vnd (I) zu
„beitellen verpflicht fein, und (!) war ſulchs gefchehen,, Iſt
„Beclagter, feiner einrede vngeacht, auf angeftalte Clag zu
Bon Levin, Frhrn. v. Wintingerode- Knorr. 115
„Antwortten vnd furtzufchreitten ſchuldig, vnnd ſoll hir-
„mit beiden teiln Copei der fulmacht Ihren beiden actis
„ernanten anwalden geben werden von Rechts wegen. Pro-
„nuntiatum den 7. Juny Ao. 64.
(L. 8.)
In Folge dieſes Beſcheides erhielten „Hoffrichter vnnd Rethe
zu Munden“ nachſtehendes Schreiben:
„Mein williger dienſt zuvor. Ehrnveſte unnd Achtpare, Hochge—
„larte Herrn Hoffrichter vnnd furſtliche Rethe, Daß Jungſt auß
„gegangene Compulss, fo €. H. und g. ad edendum acta, jo vor mir
„in dem gericht Zu Gellinghaufen in ſachen der Ernveitenn Hanf
„von Witingeroda (!) An Einem vnnd dan Ludolff vonn Uijler
„anderteil3 ergangen an mich gelangen laffen, hab Ich entfangen
„vnd feines Inhalts veritanden. Dieweil Jh dan den E. H. und
„g. in diefem vnnd anderen willige gehorfame dienjt zuerzeigen
„Ihuldig bin; als hab Ich auch denjelben Hirin Itzigter Zeit als dem
„Oberichter (!), an welchen diefe fachen per appellationem geflofjen,
„gu weigern vnd furenthalten nicht follen, fondren vielmehr Zu
„eur vnnd furderung def rechten vnnd gerechtigfeit gerne folgenn
„laffen. Vberſende derhalben E. H. und g. aller und Jeder acten
„und hendel, wie und fovil der am gemelten gericht in diejer fachen
„ergangen glaubmwurdige form, wie diefelbigen folches in bey uor-
„wartem Gopeylich Zu befinden vnd Zuerſehen haben. Vnnd hab
„Ich E. H. vnnd g. als mein gonftigen bern und vbren diß zu
„gepurlicher Reverentz vnd bienftlicher andt'wordt Feind wegeß vor-
„halten jollen. Datum Gellihaufen den 18. Augufti 64.
„E. 9. und ©.
Williger
„Merten Gunther
„Richter zu Gellihaufen.”
Unter dem mit diefem Schreiben dem Hofrichter und Räthen
zu Münden zugegangenen Schriftftüden befand fi auch der nach—
. folgende Gerichtsfchein (Erfenntniß = Ausfertigung), welcher den Par—
teien in dem Termine am 30. October 1564 in Abjchrift mitgethefft
worden zu fein fcheint.
„Ich Merten Gunter, ein geborn vnnd geſchworen Richter
„geitrengen vnnd Chrnveftenn aller vonn Ufler gebrubder,
„Belenne Inn dieſem brieffe vor menniglih, daß Ich uf
„diefem gehaltenen vnnd gehegeden ‘Beinlichen gerichts-
„tage Zu Gellihaufen mitwochens nad) Iudica dieſes 63
„Ihars zu rechter gericht Zeit dages vor vnß erichienen
„iſt des geftrengen vnnd Ernveſten Hanjes von Wintin-
8*
116 Ein Eriminal- Prozeß aus dem 16. Jahrhundert.
„geroda folmechtiger fambt fienem Schulgen Claufen Gun-
„ter zu Reinderoda vnnd haben peinlig beclagtt Hanf
„Steiffer an hals vnnd handt, lieb vnnd leben, der aud)
„of der Eleger anjuchen durch den gejtrengen vnnd Ern—
„veiten Ludolffen von Vſler gefenglid) eingezogenn, vnd
„alhir vor gericht gejtalt wurden. Dieweil nhun auf
„zu ſterckung def Rechten viel manſchaft aus vnnſers gne-
„digen furſten vnnd bern furſtenthumbs, auß dem gericht
„zu Fredelandt ! vnnd Neinhaufen gebeten und vorhanden
„gewejen, hadt der beclagter Hank Steiffer vor feiner andt-
„wordt her ein vrtheil an den Erlihen landtman in rechte
„zu erkennen geftaldt. Dieweil ehr Godtlob, fein miſthe—
„ver, Fein Dieb, verreder, morder oder ftrafjenrober jey,
„auch alle feine tage der keineß In boßer geruchte gemefen,
„jondren von vater und Mutter eines Erlichn herkomens
„ey und doch jo von den Glegern peinlich an haut, har
„lieb und leben, halß vnd handt beclagt werde, ob dan
„nicht der Cleger Clauß Gunther, der vor gericht, fein fuß
„bei deß beclagten fuß zu ſetzen ſchuldig ſey. Daruf hadt
„der Erlihe landtman in rechte erfandt:
„Dieweil me der vbelthat, wie vor gemelt, feine vber
„weifett, und aljo peinlih an hals (!) und handt, haut und
„har, leib (!) vnd leben beclagtt werde, So ſei der cleger
„Seinen fuß bei dei beclagten fuß zu jegen von rechts wegen
„ſchuldig. Do aber der Cleger Clauß Gunther dem Erfannten
„Recht nach ſolches geweigert, feinen fuß bey dei beclagten
„Fuß nicht ftellen willen, hadt der Erliche landtman weiter
„zu rechte Erfandt, Daß der Ernveite Ludolf von Vſler ala
„der gericht her von vbernheit wegen den cleger bei den
„beclagten zu ſetzen laſſen, ſchuldig ſey, daß dan weiter
„daruf gefcheiden waß recht ift.
„Do hadt der Ernveſte Ludolf von Viler an den Erlichen
„landtman gelange nlaſſen, So er (!), dem erfanten Rechte
* „nach, den Gleger bey den beclagten ſetzen lieſſe, ob Ime
„van dadurch Innig vngnade bei feinem gnedigen hernn
„ond landjfuriten deſfals mochte bringen, ob fie dan auch
„ſolches vor feiner f. (g) als feinem gnedigen landeſfurſten
„ond hern wollen gejtendig fein und vorantworten; daruf
„hadt der Erlihe landtman befandt und außgefprochen, weh
„Te der halben In recht erfanndt haben, des willen fie vor
1) Friedland an ber Leine, bis in bie funfziger Jahre biefes Jahr—
hunderts Sit eines Königl. Hanmoverfchen Amts. —
Bon Levin, Frhrn. v. Wintingerode- Knorr. 117
„Seiner f. g. und vor menniglich geftendich fein vnnd vorant-
„worten. —
„Zum Andernn Sit diefer fachen halbenn vf den donnerj-
„tagt nad) exaudi auch diefes 63 Jars noch ein peinlich hals-
„gericht zu Gellinghaufen gehalten und gehecht (!) worden,
„das auch den parteien zuuor zeitlich gnuck ift zugefchrieben
„onnd erinnert worden; Do ijt der beclagte Hank Steiffer
„wieder gefengklig vor gericht geftalt, welche peinlich gericht
„zu vechter gericht tages Zeit iſt gehegtt (!) vnnd gehalten
„wurden, da abermals viel manſchaft aus vnſers g. f. und h.
„furſten thum (!) zu behuef deß rechten fein gebeten vnnd
„gefurdert worden, dar auch der amptman zu Reinhaufen
„Valentin Mueffel felbft kegenwertigk geweien, do hat der
„beclagte Hanf Steiffer, der gerichtstagk biß zum Nidergang
„ver Sonnen deß rechten gewartet, Sein aber die Kleger
„auffenplieben, So haben Inen auch den gemelten Clauß
„Gunther die drei gejagten burgen Tomaß Kaufman, Berlt
„zogen, vnd Steffen Deudefche, die ſolchs ge(lobt) vnnd ver-
„heiſchen, daß fie den Cleger Clauf Gunther vor daß pein-
„lich halsgericht widder einftellen wolten nicht gehalten und
„vberantwortet. Do nun der Cleger aufjenplieben und mit
„angefangener peinlichen clage vf den beclagten nicht proce-
„art, So hat der beclagte Hank Steiffer mich den richter
„gebeten, daß Ich den cleger offentlich zum gerichte wolle
„vociren vnnd rueffen. —
„Den Sch alfo von wegen meind Richterlichen ambts
„folge gethan, vnnd dem peinlichen Cleger Clauß Gunther
„mit lauter ftim, in vier orde der welt zum gericht geruffen
„onnd gefurdert; Diemweil aber nhun der cleger nid (!)
„komen oder Imandt von Ihren wegen, vnd mit Ihrer ange-
„fangener peinlichen clage vf den beclagten nicht procedirt
„haben; So hat der Erliche landtman demnach vnnd der-
„halben den beclagten Hann GSteiffer von rechtswegen ber
„Slage quid, ledig vnnd loß erfanndt vnnd gejcheiben.
„Dieweil nhun die drie burgenn vorgenant vor dem pein-
„lichen gericht offentlich befanndt, daß fie vf erfordern res
„Sundern freiwillig geredt vnnd gelobt hetten, das fie den
„Steger Clauß Gunther wolten vor daß peinliche halfgericht
„wiedereinſtellen vnnd doch nicht gefchehen, Hat Hanf Steiffer
„ſolchs an den Erlichen landtman daruf in rechte zuer-
„kennen Eingeftaldt. Daruf habt der Erliche Iandtman die
„vorgnanten drie burgenn in dei elegerß ftede zu ſetzen In
„recht erfanndt, doch wes fie aus gnaden bei dem Chern-
118 Ein Eriminal-Proceß aus dem 16. Jahrhundert.
„veſten Ludolffe von Vfler erhalten und erlangen Tonten fie
„of feiner Ernveſten ..... in unfers g. f. vnnd 9.
„furſtenthumb in einen Kroich in halten vnnd darauß tages
„oder nachts nicht weichen, Sie haben dan def Chernveiten
„Ludolfs von Vſler willen und gunft vor ufgewante Expens
„ond Koften vnd aud Hank Gteiffers willen vnd gunft
„vor jeine leibgefhar vnnd vor allen feinen hindern vnd
„Ihaden. Daß diß aljo in recht ergangen vnd gejchaidt,
„deſſen zu wharer Vrkundt feindt zu Zeugen berueffen die
„Erjamen Mattias Kannengiefjer von Grofien Schnehen
„Diet Bredenftein von Reinhaufen Lieborius Holegank vnd
„Jurgen Brenden zu Gellihaufen. Zu meherer vrfunde und
„ſicherer warheit hab Ich abgedachter Richter Mertin Gunther
„mein gewonlich pitichaft vfs Spatium duſſes gericht fchein
„thun druden: Geſchehen vnnd gegeben Donnerftags nach
„Exaudy Anno 1563.
Der Inhalt diefes „Gerichtsſcheines“ weicht gar vielfadh von
der oben gegebenen Darjtellung des Schreibers Hennig Heife, jo mie
von dem oben nach andern in den cten befindlichen Abjchriften
mitgetheilten Inhalte der Erfenntnifje des Landgericht3 zu Gellie-
haufen ab. —
Die letten in den Xcten befindlichen Blätter enthalten nur
furze Mitteilungen des Advocaten Heinrih Schlüter zu Göttingen,
welche bis zum 17. November 1564 über den Stand des Procefjes
Auskunft geben. —
Daß derjelbe noch eine geraume Zeit gedauert, ergiebt eine in
anderen Acten eingeheftete Namens des erwählten Römischen Kaifers
Maximilian II, erlaffene Verfügung des Kaiferlichen Kammergerichts
zu Speier vom 26. November 1571 — infinuirt den 11. December
1571 —, durch welche Hans von Winsingerode benachrichtigt wird,
daß Ludolf von Uflar gegen das durch die fürftlih Braunſchweigi—
ſchen Hofrichter und Näthe zu Münden unter dem 29. Auguft 1571
für Wintingerode und gegen Uslar ergangene Enburtheil am
6. September an daS Kammergericht appellirt habe. Gleichzeitig
erfolgt Vorladung des Hans v. Wingingerode vor das Kammer=
gericht. —
Ob Letzteres ebenfalls gegen Ludolf v. Uslar entſchieden, darüber
finden fich feine Nachrichten. —
Aus den Rechnungen der Anwälte, welche Sans v. Winkinge-
rode vor dem SKammergericht zu Speier vertreten, ergiebt fih, daß
der Streit mindeftens bis zu Hanſens Tode 1582 dauerte. —
Die Wüftungen des SFriefenfeldes und Haſſegaues.
(Ein Nachtrag zur Zeitfchrift des Harzvereins, Jahrg. 1875, ©. 335-—424.)
Vom Gymnafialoberlehrer Dr. H. Größler in Eisleben.
Vorbemerkung.
Die nachfolgende Ergänzung meiner früher veröffentlichten
Sammlung von Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues über:
gebe ich nunmehr ebenfalld der Deffentlichfeit, da diejelbe in ihrem
gegenwärtigen Beitande ſchon jeit geraumer Zeit drudfertig daliegt
und vor Eröffnung neuer Quellen faum Ausficht fein dürfte, die
Reihe derjelben oder die Kenntniß von ihnen wejentlid zu ver-
mehren. Die ganz neu entdedten Namen habe ich durch ein
Sternchen bezeichnet; ihre jehr beträchtliche Zahl zeigt, wie viel
gejhichtliche Ergebniffe aus der forgfältigen Benusung von Flur-
farten, Erbbüchern und ähnlichen Quellen gewonnen werden fün-
nen. Ein alphabetifches Verzeihnig am Schluſſe erleichtert das’
Nachſchlagen aller urkundlichen und volksmäßigen ee
* Alfgeitide,
Der Erzbiihof Adalbert von Bremen und feine Brüder über-
meifen im Jahre 1053 dem Klofter Gofed zwölf Güter in Alf-
gestide (Thur. sacra 607.) Nach mündliher Mittheilung liegt
zwiſchen Hornburg und Unterfarnftedt eine Wüftung Alfgeftive dicht
an dem Fleinen (freien?) Felde. Die wüſte Stätte war da,
wo jegt die Pfingftwiejen find, woſelbſt man Füllmünde gefunden
hat. Es fcheint demnach Alfgeftive nicht mit Ober- oder Nieder:
alberſtedt, deren eines heutzutage ebenfall3 wüſt tft, zufammenzu-
fallen, mogegen das bei dem urfundlichen Elvenftede der Fall zu
jein jcheint.
Alte Burg
bei Allftedt. Dieſer Forftort im Allftedter Rathsholze Liegt ſüdlich
vom großen Hagen und nördlich vom Bornthale. Weftlih davon
Viegt die Flur von Möndpfiffel.
120 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.
*bei Biefenrode fühlich der Wipper, Rammelburg gegenüber.
Bon derjelben waren nad Ahrens (Hiſtor. Nachrichten, S. 41) im
Jahre 1834 noch Spuren von Mauerwerk zu ſehen. Das Thal
unter dem Berge, auf weldem die wüſte Burgftätte befindlich ift,
heißt das Hähn dorf. Ob dies ein wirkliches Dorf gemwejen, läßt
Ahrens unentjchieden.
bei Langenbogen. Die Burgitelle bejteht aus einem in
einer Teichfläche liegenden, aufgetragenen Hügel, der faſt nur aus
Trümmern von Mauerwerf und Brandrüditänden zufammengejegt
erfcheint. In einer zirfelrunden, 4— 5° hohen, auf dem Boden
mit reiner, ausgebrannter, anfcheinend vegetabilifher Afche belegten
Ummauerung, ziemlich mitten in jenem aufgetragenen Hügel lie-
gend, wurde die merkwürdige, uralte Schahfigur gefunden, welche
in den Neuen Mitth. IV, 4, 147 ff. befchrieben und abgebildet
worden it. Dieſes Schloß hat nah v. Dreyhaupt (Saalfreis
II, 912) Erzbiſchof Ludolf v. Magdeburg, der 1194 die Regierung
angetreten, nebſt dem Dorfe ans Erzitift gebracht, und in alten
Urkunden wird es von den Erzbifhöfen „unjer Schloß" genannt.
Erzbiſchof Dito verſetzte es nebſt den Gerichten zu Salzmünde an
Hermann Riche zu Halle, von welchem es Erzbifchof Dietri 1366
für 400 Mark Brandenburgifhen Silber wieder einlöfte, fein
Nachfolger Albert von Sternberg aber für diefelbe Summe wieder
an Meinhart von Schierftedt verpfändete. Nachdem Erzbiſchof
Peter es wieder eingelöft, verjeste deſſen Nachfolger Erzbifchof
Günther (1403 — 1444) es wieder an Volrad und Heinrich von
Rammelburg. In den Fehden dieſes Erzbifchof3 wurde wahrjchein-
lich das alte Schloß verwüftet und nicht wieder anfgebaut, denn
die jegigen Domanialgebäude find von Güntherd Nachfolger, Erz:
bifchof Friedrich, der auch den großen Teich anlegen ließ, an ande-
ver Stelle erbaut worden. Wenn nun im Mittelalter wiederholt
Angehörige eines adligen Gefchlehts von Langenbogen (Langen-
boy, Langenboyghe, Langenbuge) erjcheinen, 3. B. im Jahre 1289
Dtto und Heinrich v. L., fo wird man annehmen dürfen, daß
diefen das Schloß Langenbogen nit als Eigen gehörte, jondern
daß ſie als die vornehmften Burgmannen, auf diefer erzbifchöflid
Magdeburgischen Burg faßen.
bei Morungen. Die Nordweſtecke der Morunger Flur
heißt: „im alten Morungen.“ Dicht daran ſtößt nad) NO das
Gemeindehol;, nah SW das Pfarrholz und ſüdlich liegt das
„Leine Feld“ (Schlag M, R, Q und J der Flurfarte). In
Bon Dr. 9. Größer. 121
Schumann und Sciffners Zeitungslericon von Sachſen XVII, 203
wird berichtet: „Auf dem Berghange im N von Morungen, der
eine treffliche Ausficht gewährt, liegt eine Burgruine, der man feine
Wichtigkeit mehr anfieht. Sie ift zwar fehr niedrig, aber von
großem Umfange (XVII, ©. 694). Die Burg, erweislich ſchon
1110 vorhanden, war der Sit einer bedeutenden Herrſchaft, mwes«
halb man fpäter dem Groitzſcher Wiprecht über feinem Bilde in der
Pegauer Kirche unter andern Titeln aud) den eines „Herrn zu
Morungen“ gab. Aus dem Gefchlechte der Herrn von Morungen
ftammt woahrjcheinlih der Minnefänger Heinrih von Morungen.
Später wurde: die Burg Mansfeldiſch und eine furze Zeit auch
Stolbergiih. Um die Neformationzzeit verfiel die Burg. Nicht
weit von Morungen fieht man aud die Sachſenſchanze (jet
Schwed en ſchanze genannt), einen ummallten Scutthaufen auf
einer Höhe." (Vgl. über die Gefchichte der Burg und des dazu
gehörigen Burgbezirks Krumhaar, Befisungen der Grafen v. Mans-
feld ©. 102 — 104.)
*hei Reinsdorf a. d. Unftrut. Eine Stelle ſüdöſtlich des
Dorfes Reinsdorf, dicht an der Unftrut, heit die alte Burg. (Schlag
U in Sect. I der Flurfarte).
*bei Schraplau. So heißt eine eingegangene Burg bei der
Stadt Schraplau, welche bereits im II. Abfchnitte des Hersfelder
Zehntverzeichnifjes in der Form Scrabenlevaburg als Burgwartsort
erwähnt wird. Doch auch in der befannten Urkunde Ottos II.
vom Sahre 979 kommt die Scroppenlevaburg noch vor. Diejelbe
itand nicht etwa an Stelle des jetzt ebenfalls in Trümmern Tiegen-
den „Schlofjes” oder der neuen Burg, welche nad einem Zuſatze
des Pirnaischen Möndes im Jahre 1206 nad dem Ausiterben
der alten Schraplauer Dynaftie von dem Erzbiihof Ludolf von
Magdeburg erbaut wurde (Schöttgen u. Kreyifig, Nachleſe I, 264),
jondern auf dem höchſten Punkte des über dem Kirchhofe und dem
Pfarrgarten ſich erhebenden Berges, der noch heute „die alte
Burg“ beißt. Auch die Flurfarte von Schraplau unterfcheidet
nod die Burg von dem Schloßberge. Lebterer liegt zwifchen den
beiden Wegen nad Stedten, dem Gehöfte des p. Markgraf und
der über ihr gelegenen „Burg.” Die Fundamente der Altenburg,
die den Burgring noch deutlich erkennen ließen, find erft in die—
jem Jahrhundert durch den Mauermeifter Blume ausgegraben und
die Steine anderweitig benußt worden. Hier und da finden ſich,
namentlih auf der Nordfeite, noch Fundamentipuren; unverjehrt
aber ift noch ein mächtiger Erdwall, mit davorliegendem, ziemlich
122 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.
verfhüttetem Graben, welcher die Burgftelle nah Dften hin von
der dort ſich ausdehnenden Hochfläche fcheidet. Hier war eine ſtarke
fünftlihe Befeftigung nöthig, während nah Norden, Weſten und
Süden hin der fteile Abfall des aus der Hochfläche ins Thal vor:
jpringenden Bergrückens natürlihen Schu gewährte. Schon aus
weiter Ferne iſt der erwähnte Erdwall zu erbliden, und in der
Mitte von folder Höhe, daß man ihn von unten für den Scheitel
des Berges felbft hält. — Das nun ebenfall3 mwüfte, in der Nähe
der Kirche unterhalb der Altenburg gelegene neue Schloß muß
einen ftattlihen Thurm gehabt haben, da ein altes Statut den
Fiſchern auf dem falzigen See das Recht verlieh, denjelben fo weit
zu befifhen, al3 fie den GSchraplauer Schloßthurm fehen Fönnten
(Karl Heine, die alte Herrſchaft Querfurt in den Neuen Mitthei-
lungen 1875.). Ueber die alten Dynaften von Schraplau vgl.
ebenda ©. 6. Anm. 2, über die jüngeren Edlen von Schraplau
©. 23. Anm. 4. —
*Alte Dorf.
Eine Stelle in der NOEde der Dorndorfer Flur, melde
weit von der Dorflage des Dorfes Dorndorf entfernt ift, heißt das
alte Dorf. (Schlag G der Flurkarte). Der nah SW daran
ftoßende Schlag H heißt: „unterm alten Dorfe und hinterm Kopfe,“
der füdlih anjtoßende, die ausgedehnte Dftfpige der Flur bil-
dende Schlag E heißt das Kleine Feld. Welchen befonderen Namen
diefe Wüftung hatte, bleibt zu ermitteln.
Altendorf. So hieß ein Theil der Stadt Sangerhaufen,
wie fi aus der im vorigen Jahrgange diefer Zeitichrift ©. 380 f.
abgedrudten Urkunde vom Jahre 1256 ergiebt. In derjelben be
ftätigen die Gebrüder Grafen Ulrich und Albert von NRegenftein
einen Taufh von 2 Hofftätten und Höfen im alten Dorfe bei
Sangerhaufen zwifchen den Brüdern Hermann, G. und E. von
Oſterwiek einerfeit3 und den Brüdern vom SHofpitale S. Lazari
(in Sangerhaufen) andererfeits. — In dem alten Dorfe vor dem
Waſſerthore lag eine Kirche S. Bonifacii, welche jest nicht mehr
- Behr. Dem alten Dorfe entiprit das Neue Dorf, in welchem
nad) einer Urf. des Jahres 1529 das Gotteshaus Unferer Lieben
Frauen lag. (Harzzeitſchr. 1873, ©. 36.)
*Alte Flur.
So heißt ein Stüd der Steigraer Flur, nahe der Dftgrenze
(Schlag N in Sect. I). Daran ftößt „ver Hagen“ (Schlag O),
Bon Dr. H. Größler. 123
welcher fich oftwärts bis in die Galzendorfer Flur hineinzieht, fo
daß er die Nfeite der Dorflage Calzendorf bildet. (Schlag X der
Galzendorfer Flurkarte). Zu welchem Dorfe der Bezirk gehörte,
bleibt noch zu erforschen.
Badendorf. Auf einer Seeburger Karte heißt ed: „bie
Badendorfer oder Krebs-Marke in der Flur Volkmaritz“. Da die
Zeiten den Ruſſen Kreews und Rußland Krewusemme (= Land
der Kriebiticher) nennen (Schafarif, ſlaw. Alterthümer I, 209), fo
ift vielleicht der Name Krebsmarke ſlawiſchen Urfprungs. Da jedoch
anderwärt? das anſcheinend deutſche Wort Krebs in ſlawiſchen
Gegenden aus dem Worte Gröbig entftanden ift, fo iſt ein folcher
Uriprung auch hier zu vermuthen, und wird dafjelbe einen Dorf:
theil von B. bezeichnen. Unter den Flurftüden diefer wüſten
Mark erwähne ih „die weiße Erdengrube” und „hinter dem
Zautenhügel.” Uebrigens grenzte die Flur der Wüftung Baden-
dorf nördlich an Hedersleben, öftlih an Volkmaritz und die wüſte
Mark Kleifnig, fünlih an den ſüßen See, weſtlich an Worms»
leben. — Bei der Mansfelder Erbtheilung im Jahre 1420 kam
Badendorf an die Grafen Gebhard V. und Bufjo VI. von Mans-
feld zu gemeinjchaftlihen Befis. (Ahrens, hiſtor. Nachrichten, Eis-
leben 1834, ©. 31.) — 1468 wird es als Magdeburgifches Lehn⸗
ftüf der Grafen von Mansfeld erwähnt. (Spangenberg, Mansf.
Chron. fol. 392°.)
Nah dem Seeburger Erbbudhe vom J. 1582 hebt die Baden—
dorfer Grenze auf einem Graferaine bei dem Gemwende an, wo
Volfmariser und Gleufjeniser Marfe fich berühren, geht längs der
Cleufjeniger Marf auf dem Graferaine nieder „uff die zwo
Höhenn,” am Lindenholze vorbei zwifhen den Weinbergen
hindurch in den füßen See, „die cleine Schwemme“ geheißen,
in dem See hinauf bis in die Mitte deffelben, „do Lutichendorffer,
Wormslebiſche unnd Badendorffer Margfen zufammenftofjen,” aus
der Mitte des Sees „gleich auff“ Durch verfchievene Weinberge
längs der MWormöleber Flur, den Badendorfer Grund auf
wärts „uffs Gewende,“ vom Gemwende auf den Eislebifchen
Meg oder den Weg nah den dreien Höhen oder Silber—
höhen, vom Eislebifhen Wege aufwärts auf einem Graferaine
auf3 Gemwende bis zu einem Punkte, wo die Marken von Baden
dorf, Wormsleben und Heberäleben fih berühren; berührt längs
der Hederäleber Grenze den Großen Hügel, das Hengeholz
geheißen, unb längs der Bolfmariger Flur den andern großen
Hügel, der Badendorfer Hügel genannt. Dem Amte See-
burg wurde im Felde der Flur Badendorf der Garbenzehent gege-
124 Die Wüftungen des Friefenfelbes und Haſſegaues.
ben, zehentfrei waren jedoch drei halbe Hufen und 1 Ader im
Befise Volkmaritzer Einwohner, und 2 Ader und Hufe im
Befite von Neehäufer Einwohnern. 6 Hufen zehntpflichtigen Landes
gehörten nach dem Eingehen des Dorfes nad Volkmaritz, 1 Hufe
nah Elbis, 3 Hufen und ein Viertel Landes nach Neehaufen,
1Y/, Hufe nad Dederftedt. Die Flur hatte alfo im Ganzen etwa
14 Hufen, deren bei weitem. größter Theil Gefchoßgeld und Schof-
haber entrichtete. Das Gefchoßgeld betrug 5 fl 5 gl., an Schof-
haber waren 56 Scheffel zu geben. —
Bärwünſch. Die Dorfftätte wird durch die nordöſtlich von
Dberwünfch gelegenen „Beerwünfher Gärten mit dem Beer:
wünfher Anger” noch angedeutet. (Schlag B und S in Section I
der Flurf. von Oberwünfdh). Das dazu gehörige „Beerwünſcher
Feld“ Liegt öftlih von jenen, an der Dftgrenze der Flur nad
Niederwünſch zu. (Schlag D.)
Barau. Nah Schum. u. Sciffner. Lex. v. Sachſ. (VIII, 113)
lag dieſe ehemal3 nad) Schlettau eingepfarrte MWüftung vielmehr
füdmeftlih von Zicherben b. Halle. Nach Ausweis der Schlettauer
Flurkarte bildet die „Parauer Mark” jebt die NW-Ede der Sclet-
tauer Flur. Sie beitand aus Ober-, Mittel- und Unter:
Parau (Schlag A und L) und grenzt fühlih an Beuchlitz, weit
lid an Eisdorf, nördlich an Zicherben. Die Häufer bei den
Schlettauer Kohlenihächten ftehen auf der Wüftung Parau (Schum.
u. Sciffn. XVII, 688).
*Barmwelle Anfcheinend der Name eined eingegangenen
Dörfchens nördlich zwiſchen Beyernaumburg und Lindersborf. Denn
die NOEde der Beyernaumburger Flur (Schlag AT) und die
NW-Ecke der Liedersdorfer Flur (Schlag D), melde Barwelle
heißen, haben die Größe einer Heinen Dorfflur. Sie werben im
N von den Schlägen Sauhagen und Rehhagens wieſe, weſtlich
vom Loh (in Beyernaumburger Flur) begrenzt. Dazu müſſen
auch die Schläge A, B, C und E in Lieberöborfer Flur gehört
haben, welche der Gehren, das Gemeindehol;, der Schaafberg und
da3 Gemeindeland heißen, weil diefelben durch daS Gemeindeland,
wie durch eine fchmale Brüde, mit dem ſüdwärts gelegenen Haupt-
förper der Flur Liedersdorf verbunden find.
*"Belzig. So fcheint ein in die Gemeinde Dörſtewitz auf-
gegangenes ſlawiſches Dörfchen geheißen zu haben, da ber unmits
Bon Dr. H. Größler. 125
elbar weftlih vom Dorfe gelegene Schlag M der Flur Dörftewig,
übrigens ein ſehr Eleines Stüd, „die Gemeindetheile hinter Bel-
zig“ beißt. Doch ift auch möglih, daß Belzig, welches ſonſt
befanntlih al3 Name einer Eleinen Stadt vorfommt, hier nur in
appellativer Bedeutung (— bjeljisko, abgefürzt bjeljsk — Bleid-
platz) jteht.
*Bennrod. Name eines Flurort® an der Noarenze ber
Steigraer Flur gegen Göhrendorf (Sect. I Schlag E). Dftwärts
Ihließen fi an das Bennrod, mit ihm die N grenze der Steig»
raer Flur bildend, das DOber-, Mittel» und Unterrod an
(Schlag B, C und D), die ſüdwärts aud in die Galzendorfer Flur
hineinreichen.
*Bergemarfe. Der öftlihe Theil der Flur Eisdorf gegen
Schlettau heißt die Bergemarfe. Noch meiter öftlih liegt das
Bergemarfenfeld. (Schlag K und G.) Unmittelbar ſüdlich
daran ſtößt die wüſte Mark Rofjeine. ch nehme an, daß Berge
der Name eines müjten Dörfchens ift, da eine zum Nittergute
Randberg bei Belzig im Kreis Wittenberg gelegene mwüfte Mark
ebenfalls „Bergermarfen“ heißt. (Schum. und Schiffn. Ler. von
Sad. I, 312.) Vielleicht ift unfer „Berge“ nur ein Theil der
öftlih anftopenden Mark „Barau.“
Bettlershagen. Der gewerkſchaftliche Forſtdiſtriet Bettlers—
hain grenzt nördlich an den Georgenberg, öſtlich an die Wippraer
Kirchenhölzer, weſtl. an das Königl. Obersdorfer Forſtrevier (Forft-
darte). Die Wüſtung Bettlershayn im NW des Amtes Hohn—
ein (Harzzeitfchr. 1870, 1008) ift natürlich nicht damit zu ver-
wecjeln.
Bindorf. 1486 nod in der Form Bendorf erwähnt (Harz-
zeitſchr. VII, 174). Schlag X der Flur Dornvorf, im Süden an
der Unftrut gelegen, heißt noch jest „die Benndorfer Wieſen.“
Wenn Förftemann in den Neuen Mittheil. Bd. I, S. 42 Anm. 1
die Frage ftellt, ob vielleicht Bindorf bei Dorndorf identisch fei mit
Bühndorf bei Möderling, jo ergiebt fih aus dem über die Lage
beider Orte von mir Bemerkten, daß es verſchiedene, weit von ein-
ander entfernte Drte waren.
*Bisgofesdorpf. Dieſen bereit3 im Hersfelder Zehntver⸗
zeichniſſe erwähnten Ort habe ich bisher auf Biſchdorf bei Merſeburg
126 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haflegaues.
gedeutet. Da jedoch die Einfiht in das Driginal mir zeigte, daß
Landau die Namen in ganz unrichtiger Reihenfolge hat druden
lafjen, jowie daß im Durchſchnitt überall, namentlich aber in den
eriten Defaden zweifellos eine locale Reihenfolge beobachtet ift, fo
bin ich nun zu einer andern Erklärung gekommen. Auf Osterhusa
(DOfterhaufen), Serinbechiu (Rothen-Schirmbah) und Hornbere
(Hornburg) folgt nämlich im Original Bisgofesdorpf, und meiter:
bin Hardabrunno (Erdeborn), Helpide (Helfta) und Luzilendorpf
(Lüttgendorf). Da nun Bifhofrode zwilchen Erdeborn und Helfta
einerfeits, und Rothenſchirmbach, Hornburg und Dfterhaufen ande:
verjeit3 Liegt, jo kann man nicht zweifeln, daß dieſes unter Bis-
gofesdorf zu verjtehen ift. Dieſes Schwanfen im Gebraude deö
Grundmwortes ift feine gar fo feltene Erſcheinung. Wechjelnd war
bald die Bezeichnung — dorf, bald die Bezeihnung — rode im
Gebrauch, bis endlich eine derfelben bleibend das Uebergewicht
erlangte. Wir merden alfo annehmen müfjen, daß das heutige
Biſchofrode urſprünglich Bifchofsdorf hieß, aber daneben auch als
Rodung bezeichnet wurde, bis dieſe Bezeichnung, vermuthlid
wegen der vielen benachbarten Orte mit gleiher Endung und
weil die Anfiedelung in der That eine Rodung war, den Sieg
davon trug.
*Bittorf. Eine auf der Grenze der Fluren Dobichau und
Großjena gelegene Wüftung in Dobichauer Flur. Schlag W, der
Geftalt und Größe nah eine wüſte Dorfftätte, heißt noch „der
Bittorf.“ Daran jchließt fih nördlid „das kleine Flur,“
öſtlich „da hohe Roth," fünlih das Steinsholz und der
Löſchner (auch Letjchner genannt). (Schlag AE, AG, AJ, AK).
Der norböftlih vom Bittorfe gelegene Schlag AD Heißt: „zwifchen
dem Bittorf und dem Bade.“ Die Wüftung liegt von Dobichau
aus nad SW.
Bloffendorf. Die Flurfarte von Gleina (Sect. I und II,
Schlag M) jchreibt Gleſendorf. Don der im füdlichen Theile
der Öleinaer Flur liegenden Wüftung aus ziehen ſich bedeutende
Weinberge zur Unftrut hinab. Nah Dften hin fchließt ſich an fie
die goldene Aue an (Schlag O).
Bodsthal. In der Flur Helbra erinnert an die Wüftung
noch der Bocksrain. Jedoch auch der Flur von Klofter Manz»
feld find beträchtliche, vielleicht die größten Stüde einverleibt wor—
den, da die üußerfte fingerförmige SOfpite derſelben das Fleine
*
*
Bon Dr. 9. Gröfler. 127
und das große Bodsthal (Schlag EE und GG) Heißt, und
Shlag V „am Bodsthalsberge”“ Es wäre zu unterjucen,
ob die in Helbraer Flur gelegenen „Weidhöfe“ die Dorfitätte der
Wüftung find.
Bodenfhwende Der gewerfichaftliche Forſtdiſtriet Boden-
ſchwende zerfällt in zwei Sectionen, deren eine (die Dfthälfte) zwi—
Ihen den Schmiedebache und großen Saubache liegt, wogegen die
andere (die Mefthälfte) zwifchen dem Schmiedebadhe und dem Rothi—
hen Bache fich Hinftredt, welcher Iettere aber auch der Boden-
idwender Grund oder das Schadenthal heift. Die Stätte
der ehemaligen Anfiedelung könnte vielleiht in dem „vieredigen
Fleck“ gefunden werden, welcher von dem oftwärts fließenden, in
die Horla mündenden Grüningsgraben durchſchnitten wird und
in der SO-Ede des Bodenſchwende ſüdlich vom großen Saubade
liegt. (Schlag A in Sect. I.) Südlich grenzt an denſelben die
Waldung Räthchen (auch Rödchen). Vielleicht aber war die alte
Dorfitätte von B. „der kleine vieredige led,“ nördlid von
dem großen, und dieſer war vielleicht die Dorfſtätte des Halber—
ſtädtiſchen Horlehagen. Vgl. daſelbſt.
Böſeling. Genauer bezeichnet die Flurkarte von Merſeburg
den Schlag JJ als: „die Böſelinger Marke zwiſchen den Kötzſchen—
Ihen Fahrrainen.“ Die Nohräder (Schlag KK der Merjeburger
Flurkarte) ftoßen unmittelbar an die Böfelinger Marke. Mebrigens
iſt der Ort troß feiner anſcheinend deutſchen Namensform gewiß
ſlawiſchen Urſprungs, indem woslinka in Böſeling umgedeutſcht
wurde.
*Böthen. Vermuthlich ein eingegangenes Dörfchen in Zicheip-
liger Flur, wofelbft die nordmweitlih vom Dorfe nah Weiſchütz zu
gelegenen Schläge M und N die Bezeihnung „Unterböthen”
und „Hinterböthen“ führen. Böthen, aud Beuthen (Butine)
it befanntlich ein häufig vorflommender wendiſcher Ortsname.
Borfersrode. Die Gärten dajelbjt betragen 5 Ader und
find in 19 Stücke abgetheilt, vermuthlid die Anzahl der einft vor-
handenen Höfe. (N. M.) Vielleicht ftammte von hier Berlt
von Borgharczrode iczund houbtman czu Merseburg wonhaftig zu
Seapow, welcher im Jahre 1415 dem Unterftifte S. Sixti in Mer-
jeburg eine Urkunde ausftellte. (N. Mitth. IV, 4, 55.)
Bosdorf. Da nah Schum. u. Sciffner (Lex. v. Sachſ.
XVII, 912) Mitteldeutichenthal aus den Ortjchaften Bosdorf und
128 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.
bis erwachſen ift, jo muß Bosdorf im ſüdlichen Theile der Flur
Mitteldeutfchenthal liegen. Denn das VBermefjungsregifter von
Oberdeutſchenthal erwähnt nod „die Grabefabeln an der Bosdorfer
Mark.” Die einzige mir befannte urkundliche Erwähnung des
Drtes fcheint in einer bei Dreyhaupt (Saalfreis I, 726) gebrudten
Urkunde jtattzufinden, mwojelbjt im Jahre 1182 neben Osnize (Ded-
nis, jest ein Theil von Unterdeutſchenthal) auch 5 Hufen in Bos-
sendorp als Bejit des Klojters zum Neuen Werk bei Halle aufge:
führt werden.
Bottleben. Der ſüdlich vom Galgenberge gelegene Schlag
K in Freiburger Flur beißt noch jest „das Feld im Pottlau“
und bildet die NW = Ede diefer Flur nach Zicheiplig zu. Zur Flur
dieſes Dorfes muß ebenfalls ein Theil der Wüftung gekommen
fein, da einige an die Freiburger Flur grenzende Stüde an der
Ogrenze diefer Flur (Schlag E und F) die Bezeihnung Pottlau
führen. Sie liegen fühlih von Reußen. (Siehe dafelbit.) Der
anjcheinend deutfhe Name iſt doch wohl ſlawiſch, aus der Präpo—
fition pod (längs) und labo (Fluß, Wafjerlauf) entjtanden; da
verjchiedene Namen ſlawiſchen Urſprungs mit der Endung — lavo
(jpäter — lau) aus Mißverftand die Endung —Ieben erhalten haben,
jo 5.8. Etlave — Ctlau, Etleben. Podlabje würde alfo „Dorf
am Bache“ bedeuten.
Brandholz. Diefe wüſte Marf wird nah Schumann (Ler.
v. Sachſ. XVII, 693) von den Bornftedtern benust.
*Braunsdorf. Eine Wüftung in Anapendorfer Flur, deren
Zubehör noch jest ald die Braunsdorfer Marke bezeichnet
wird. Diefelbe wird weſtlich von dem Knapendorfer Oberteich, nörd-
lich und öftlih von dem Mittelteih bejpült und reicht ſüdlich bis
zu dem nah Schkopau führenden Wege, Die ehemalige Dorfitätte
diefer Wüftung lag ohne Zweifel auf dem in der NW-Ede ber
Braunsdorfer Marke dicht an dem den Ober- und Mittelteich ſchei—
denden Damme gelegenen Anger (Schlag E und K). Das Dorf
ift ficher eines der 6 im Hersfelder Zehntverzeichniß vorlommenden
Drte Namens Brunesdorpf, und zwar das zwiſchen Hunenleba
(Holleben) und Curuuadi (Corbetha bei Schfopau) neben Thidiri-
chesdorpf (unbefannt) erwähnte.
*Breitenrode. Bielleiht eine Wüftung in der Nähe des
Vorwerks Dthal zwifchen Beyernaumburg und Sangerhaufen. Am
Dinftage Sct. Thomastag 1473 übereignen Thiele und Ulrich
Bon Dr. H. Größler. 129
von Ofterhaufen dem Auguftinerflofter in Sangerhaufen „die Flecke
Geholzes an dem Dtale, never des Gotshufes zu Rorbach Geholze,
an dem Breitenrode gelegen.” (Schöttgen und Kreyffig, dipl.
II, 728.)
Brüdendorf. Den Namen bewahrt noh die Brüden>
mühle an der Geifel; die Mark ſtößt nördlich an die Flur Neu-
mark, öftlih an Zütſchdorf, ſüdlich an Bedra, weſtlich an Petzken—
dorf. Nah Schumann und Schiffner (a. a. O. XVIII, 295)
gehörten die Gerichte über die Mark Br. nad) Goſeck
Brumbad. Die Brumbahswiejen bilden in mannichfadhen
Krümmungen durchaus die Grenze zwifchen den Hütungäfluren
Wippra und Frießdorf und ziehen fih von N nad 8. Verfolgt
man fie in dieſer Richtung, jo haben fie weſtlich die Wippraer
Wiefen und Wippraer Gemeinde ſowie die Forftorte Stollen und
Stiegliglehde; öftlih dagegen die Forftorte Mohrungsberg
und Hurenholz;. Südlich von der Stieglislehde liegen die Forit-
orte Brumbad, Brumbadhsgemeinde und wüſte Kirche,
ſämmtlich in der Nähe des füdlich angrenzenden Forjtortes Aſchen—
fled. An den genannten drei Stellen ift ohne Zweifel die Dorf-
Hätte der Wüftung Brumbach zu ſuchen. Mebrigens liegen alle
genannten Forftorte öftlih der von Sangerhaufen nah Wippra
führenden Straße, dicht daran.
*"Bruftnig jcheint ein Dörfchen bei Gorbetha unmeit der
Mündung der Laucha geweſen zu fein. Denn an der N grenze ber
Flur diefes Dorfes, an Nattmannsdorfer Flur ftoßend, liegt die
Bruftnig (Schlag N); weſtlich und öſtlich davon erjtredt fich „das
Heine Feld“ längs der Ngrenze; der nahe der NW »Ede gele-
gene Schlag F aber, welcher Ausſehen und Größe einer Dorflage
hat und „beim Fuchsberge“ Heißt, fcheint die alte Dorfitelle
zu ſein.
Buberode. Heutzutage erinnert an das wüſte Dorf nod)
der verftümmelte Name des Forftortes Bubro im NRammelburger
Forſte, nördlih von den Forftorten Schern und Auguftleite.
(Vgl. über legtere Harzzeiti hr. 1876, ©. 75 u. 76.)
Bündorf. Die Bündorfer Mark gehört jegt zu Möderling,
und zwar bewahrt die Möderlinger Flurfarte noch diejenige Namens-
form des Drtes, welhe an den alten Namen Budinendorpf im
Heräfelder Zehntverz. fofort erinnert. In dem weſtlichen Theile
der Flur, wo diejelbe an Zorbauer Flur jtößt, finden wir nämlich
In der Richtung von S nah N die Biedendorfer Aenger und
Zeitihr. d. Harzvereind. XI, 9
130 Die Wiüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
die Biedendorfer Aeder (Schlag V und T), ſowie das Bie-
dendorfer Vorder-, Mittel» und Hinterfeld (Schlag G, D
und A). Die ehemalige Dorflage iſt ohne Zweifel etwas nördlich
von der die SW- Ede der Möderlinger Flur bildenden „Klinge“
und der ebenda gelegenen Bujhmühle zu fuchen, die vielleicht
früher zu der Wüftung gehörte. Die fogenannten Biedendorfer
Aecker (Schlag T) haben durhaus Form und Größe einer mäßigen
Dorflage. — Bei Schum. und Sciffner (a a. DO. XIII, 696) leſe
ich die Notiz: „Nordöftlid von Zorbau erhebt fi) der fogenannte
große Hügel und trägt die MWüftung Biensdorf.” Da zu der
wüſten Mark 22 Oartenfleden gehören, fo beftand das Dorf wahr:
fcheinlih aus 22 Häufern. Die Flur befteht aus 11 Hufen fteuer-
barem und '/, Hufe fteuerfreiem Lande, welche lettere der Schul:
lehrer zu Zorbau benutzt. |
Burg.
ei Yangeneichftedt. Schlag BB in Sect. IV der Flurkarte
von Eichſtedt, welcher nördlih vom Dorfe Nieder » Eichjtedt Liegt,
heißt „hinter der Burg.“ Dit dabei find die Schlee—
gärten.
*bei Roßbach. Nördlich vom Dorfe Roßbach erftredt fid
längs der Ngrenze der Flur Schlag J, welder der Burgrain
beißt. Zwiſchen ihm und dem Roßbacher Nittergute, welches die
NW-Ecke der Dorflage einnimmt, erjtredt fih das Burgfeld
(Schlag K) und unweit davon an der Agrenze dad Herrenfeld
(Schlag U).
"Burgberg.
*So heißt ein Berg dicht bei Barnitedt am Weidabache. (Schum.
u. Sciffn. a. a. O. XIV, 284).
* (bzw. Burggrube) bei Crumpa. Diefen Namen führt nad)
Schum. u. Schiffn. ein Berg füdmweftlih von Obererumpa, (Man
unterjcheidet nämlich in Crumpa das Oberdorf und das Unter:
dorf. Xebteres nebit dem Nittergute liegt in der NO-Ede der
Flur; erjteres Liegt ſüdlich vom vorigen; beide werden durch den
Haafenborn geſchieden) Bei Schum. u. Sciffn. (VIII, 209)
findet fi folgende Vermuthung binfichtli des Namens: „Pet:
fendorf hat feinen Namen mahrjcheinlih von dem Bache Peitzſch,
dem e8 in alter Zeit näher, vermutlich bei Crumpa, gelegen
haben mag, etwa in der Gegend des fogenannten Burgberges
fübweftlih von Obererumpa. Früher mußte der Pfarrer von
Crumpa auch in der Schloßfapelle von Petzkendorf, mweldes nad
Bon Dr. H. Größler. 131
Crumpa eingepfarrt ift, predigen, mas jetzt nicht mehr der Fall
it.“ Dagegen ijt nun freilich zu bemerfen, daß nad einer briefl.
Mittheilung des Herrn Baftor Walter in Crumpa ein Burg
berg dort nicht vorhanden ift, wohl aber eine Burggrube,
welche dicht am SW» Rande von Obercrumpa liegt, und mojelbjt
der Petzſchbach jeine zahlreichen Kleinen Quellen hat. Allerdings
fönnte die Dertlichleit den Gedanken an einen früheren, befejtigten
Mohnfig auftauchen lafjen. Diefelbe ift ein erhöhter VBorfprung
der Abdahung, melde fi von der Hochebene der „Röder“ aus
nad) dem Geifelthale ſenkt. Nah drei Seiten, Süden, Often und
Norden, iſt der Abhang ziemlich jteil (Neigungswintel 45%) und
etwa 15— 20° hoch; nur nah Weiten hängt der Pla durch eine
flahe Einjenfung mit der dahinter liegenden Hochebene zufammen.
Nah Norden ift er durch den Hafenborngrund von einem andern
Vorfprunge getrennt, auf welchem fi) das Pfarrgehöft und einige
andere Gehöfte befinden, und der nur durch einen im Laufe der
Zeit entftandenen Hohlweg von der Erhebung geſchieden it, auf
welcher die Kirche fteht. Nah Süden ſchneidet ihn eine andere
Schlucht ab von dem übrigen Theile der Hochebene. Nach einer Orts-
lage Hat das Rittergut Crumpa früher fein gefallenes Bieh in die
ſüdliche Schlucht gebradt; daher angeblid) der Name. Da jedod)
nicht eine Grube, fondern eine Erhöhung „Burggrube‘ heißt, jo
ſcheint mir in diefem Namen ledigli der Ortsname Crumpa (in
ältejter urf. Form Crupa) zu fteden. Aehnliche Bildung zeigen die
Namen Burgwerben, Burgiheidungen u. a.
bei Spielberg. Die Flurkarte von Spielberg nennt den öftlich
vom Bade liegenden füdöftlichen Theil der Dorflage (Schlag A Y)
„die alte Burg.” Die daran ftoßende, an der Sgrenze liegende-
Grotſchke (Schlag A D) bezeichnet ſlawiſch genau dafjelbe, denn
es iſt offenbar nur das umgebeutjchte grodjisstjo (— wüſte Burg).
In der Nähe der alten Burg liegen das Nittersthal und der
Herrenberg, zufammen von beträchtlicher Ausdehnung (Schlag
B M), längs der Sgrenze der Flur.
*Burgermarf, auch Burgauer oder Bürgermarf, zwi-
ihen Weißenfels, Burgmwerben und Tagewerben gelegen. Shre
126 Ader Landes bilden 10%), Hufen und umfaffen auch einige
Weinberge. Im Jahre 1454 erhalten Rath und Commune zu
Weißenfels diefe Mark zum Meichbilde in Geſchoß und Pflicht.
(Schum. u. Sciffn. a. a. O. XV, 8.)
. *Burgthal. So heißte eine Stelle ſüdlich vom Mittelberge
bei Aleinwangen (Schlag E), melde zum Theil dem Rittergute
9*
132 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
Visenburg gehört. Südlich ftößt das Burgthal an die Stein-
fleebe, melde die Krümmung der Unftrut verurfadt. Die An-
nahme Wilhelms, daß Herzog Radulf von Thüringen in der Gegend
der Steinflebe fih eine Burg erbaut, wird durch diefen Umſtand
wahrfcheinlih gemacht. Doch ift zu beachten, daß auch auf dem
entgegengejesten Ufer der Unftrut zwifchen Großmwangen und Mem-
leben eine „Altenburg“ mit noch erfennbaren Wallfpuren liegt.
Gapellenberg. Hier entdedte nah der Sage ein Schäfer,
daß Einzingen mitten in der Welt liege.
Clausnit. Die wüſte Marf Kleißnitz — fo wird fie in
den Flurkarten gefchrieben — erijtirt ohne Zweifel. Sie grenzt
nördlid an Volkmaritz, öftlih an Nechaufen, ſüdlich an die mülte
Mark Edenſtedt und den füßen See, weſtlich an die wüſte Marf
Badendorf. Die die SW=-Ede der Flur Volkmaritz bildenden
Schläge HU und HV, „da3 Dorenbufhfeld“ und „am langen
Raine“, fcheinen urfprünglid zur Mark Kleißnitz gehört zu haben,
da fie an die fonjt völlig gerade verlaufende Sgrenze von Volk—
marig, welche der lange Rain bildet, ganz offenbar angefügt find.
Der anftoßende Schlag FD in der Neehäufer Flur „am Holz
hügel“ wird ebenfalls urjprünglih zu Kl. gehört haben. Das
Seeburger Erbbuh vom %. 1582 nennt den Drt Cleufjenit
und jagt, die Cleuſſenitzer Marke nehme ihren Anfang an der
Badendorfr Marke „im Süeſſenn Gebe, die Cleine
Schwemme genant.” Die Grenze läuft dann in der Waffer-
ſchluft zwifchen den Weinbergen aufwärts am Lindenholze
vorbei bis auf den großen Graferain oder die Trift bei den
zwei Hügeln, den Rain hinauf bis an die Volkmaritzer Marke,
wendet dort, läuft an Volfmariger, ein wenig auch an Neehäufer
Flur entlang und erreicht dann unterwärt von dem Gewende die
Edenjtedter Grenze, geht dur die Klipper Grube, auf die
Spite de3 Berges über der Klippergrube und dem Rauſchen—
thale, niederwärt3 in den füßen See bis an die Fijchereye,
das Rohrpitzſcher genant.“ Bon den Nedern mußte dem Amte
Geeburg der Garbenzehent entrichtet werden; doch waren 1 Hufe
und 4 Ader, welche zwei Einwohner von Neehaufen, und U, Hufe,
welde ein Einwohner von Volkmaritz befaß, zehentfrei. Im Uebri-
gen „vorgnüget keinn Geſchos Gelth noch Haffernn.“
*Goriledorpf. Diejen im Heräfelder Zehntverzeihniß vor-
fommenden Namen habe ich bisher auf Carsdorf a. d. U. gedeutet.
Wie ich jedoch ſchon oben unter Bisgofesdorpf erwähnt, beobachtet
Bon Dr. 9. Größler. 133
das Verzeichniß faft durchweg eine von dem Herausgeber Landau
nicht erfannte locale Reihenfolge. Wenn wir nun fehen, daß auf
Langunfeld (2engefeld b. Sangerhaufen) Hoenrod (Forftort Hohen»
tode bei Lengefeld), Cunnaha (Gonna), Hardaredesrod (vermuthlic)
der Harkeröder Berg unweit Lengefeld) und Tharabesdorf (Obers⸗
dorf 5b. Grilfenberg) Coriledorpf und weiterhin Bullisfeld (Pöls-
feld) und Eggihardesrod (wüſt Etzkerode unweit Pölsfeld) folgen,
jo fann man Coriledorpf aud nur bei jenen uns befannten Orten
fuhen. Nehmen wir an, daß auch hier, wie bei Bisgofesdorpf ein
längeres Schwanfen des Grundmwortes ftattgefunden hat, bzw. daß
das ältere Grundwort durch ein jüngeres verdrängt worden ift, fo
ift der Name fehr leicht zu erklären. ch glaube nämlich darin
da8 Dorf Grillenderg (urfundlid im Jahre 1293 Gherleberg) zu
erfennen, welches als Dorf auch nicht wohl das Grundmwort
— berg führen fonnte. Dieſes Coriledorph (Öberledorf) aber
wurde, feitdem die in feiner Nähe erbaute Burg, für melde ich
die Urform Corilebere (jpäter Gherleberg) vorausfege, zu einiger
Bedeutung gelangt war, fpäter geradezu mit demfelben Namen be:
nannt, wie die Burg, weil e3 unter derjelben lag und zu ihr ge:
hörte, und der alte Name Coriledorpf erloſch.
Danfendorf. Schlag AL in Gerbftebter Flur beißt noch
Dankelsdorf und liegt ſüdweſtlich von Gerbitedt, mitten zwifchen
diefem und der Müftung Nienftedt. Auf der Danfendorfer Feld-
mark fteht der jagenberühmte Hoyeritein.
*Delitzſch. Anfcheinend ein eingegangene® Dorf nördlich
von Cöllme bei Deutfchenthal. Denn Schlag P in der Flur dieſes
Dorfes, welcher die äußerſte Nſpitze derſelben bildet und an die
Salzfe, ſowie an die Fluren Benkendorf und Liesfau ftößt, heißt
„hinter Delitzſch.“ Da nun Dreyhaupt (Saalfreis II, 917) zwischen
Liesfau und Schiepzig eine „wüſte Dorfmark ohne Namen’ erwähnt,
jo war der ihm unbekannte Name vermuthlich der des hier ermähn-
ten Delitzſch. Schlag D in der NW=-Ede der Liesfauer Flur nad
Benfendorf zu heißt „die wüſte Marf;” der öftlich davon lie-
gende Schlag F Heißt „die Dorfftätten”, und ſüdlich von
diejen liegen der wüſte Teihberg und die wüſten Teid-
tüde (Schlag GC und H), melde letzteren die alte Dorflage von
Lieslau fein follen (Dreyhaupt II, 916.). Vielleicht gehörte zur
Flur der Wüftung auch noch „das kleine Feld“ (Schlag S)
weitlih von der Dorflage Liesfau. Freilich fteht der Identität von
Delisih und der wüſten Dorfmark bei Liesfau der Umftand ent—
gegen, daß die Bauern von Cöllme das erjterwähnte Feldſtück viel-
134 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.
mehr als „vor Delitzſch“ gelegen bezeichnet haben müßten. Bon
Liesfau aus dagegen würde es hinter Delitjch liegen.
*Deußen. Go heißt eigentlich der heutige Ort Deutichen-
thal. Schon früher habe ich gezeigt, daß aus dem uralten Namen
Dussina (8. Jahrh.) fpäter Dusne und Deussene wurde, und zu-
legt unter Beziehung auf das Thal, in welchem die verjchiedenen
Dörfer des Namens Deußen lagen, Deussenthal, heutzutage in
Folge mißverftändliher Auffafjung Deutjchenthal. Das heutige
Deutfchenthal iſt ein aus vielen kleinen Dörfhen zu Einem großen
Drte erwachjener Compler, der auch jchlehthin ,, das Thal” genannt
wird. Während Unterdeutichenthal aus Desnis und Wordhem
(Würdenburg), Mitteldeutfchenthal aus Ibitz und Bosdorf fich
bildete, entitand Oberdeutfchenthal aus Kuhsdorf, Gottsborf und
Deußen. a, da das Hersfelder Zchntverzeichniß den Namen Dus-
sina mehrere Male nennt, jo muß man auch annehmen, daß e3
mehrere Orte diefes Namens in dem Thale des Würdebachs gegeben
hat. Der alte, ächte Name Deußen hat fih noch in folgenden
Bezeichnungen des Vermeſſungsregiſters von Oberdeutfchenthal erhal-
ten: „an der Rüfter in der Deußener Marke neben dem Hod-
raine; in der Deußener Marke am Merjeburger Wege; überm Berge
in der Deußener Marke” Da auch ein „Teihfeld an den
Rüſtern“ erwähnt wird, fo liegt die Vermuthung nahe, daß der
Name von einem Teiche des ehemaligen Dorfes Deußen herrühre.
*Döhlitz. Anfcheinend eine Heine wendiſche Anfiedelung füd-
lih von Freiburg, dicht am Dftufer der Unftrut, wo ſich die die
Sipite der Flur bildenden Döhliggärten, Döhlikäder und
Döhligberge finden. (Schlag CL und CM der Freiburger Flur-
farte.) Die Delisgärten heißen beim Volke übrigens auch Dieft-
Gärten.
*Dörlig. Eine bisher völlig unbefannte Wüftung öftlich
von Zabi und Defte, nah Rumpin und Friedeburg zu, welcher
die Flurſtücke I—W in der Gefammtflur Zabit - Dörlig-Defte ange-
hören. Schlag I „am Friedeburger Wege” und Schlag U „am
Numpiner Wege‘ deuten jhon im Allgemeinen die Lage der Flur
an. Schlag L, welder „die Fahlen Höfe” (— wüſten Höfe)
heißt, bezeichnet die ehemalige Dorflage; der fleine und der
große Anger mit dem Pfingftanger (Schlag R, S, T) und die
faure Wieſe (Schlag N) bezeichnen die ehemaligen Weidegründe.
Die übrigen Schläge (R, M, O, P, Q, V, W) heißen: der Deftiche
Berg, die Steinäder, der Gotthausbaum ſ(ſcheint die ehemalige
Lage eines Gotteshaufes anzubeuten), der Hang, das Mittelfeld, die
Bon Dr. H. Gröfler. 135
Hundefhauer und die Holzgrund. (Vermefjungsregifter von
Zabit - Deite fol. 103.) Die Wüftung Dörlik hatte demnad eine
weit größere Flur, als die noch bejtehenden Dörfer Zabitz und
Defte. Sollte wohl der nicht unbedeutende Ort eingegangen fein,
ohne eine urfundlihe Spur feines Dafeins hinterlafjen zu haben?
Es fehlt in der That nicht an ſolchen. Denn das in der Stiftungs»
urfunde des Kloſters Walbeck dem S. Servatiusflofter in Quedlin-
burg geſchenkte Dorf Drogolisci, welches hinter Riedawizi (Reide—
wiß) und Freeisei (reift) und vor Siabudisci (Zabig) und Osu-
tiscie (Deft) genannt wird, kann, wie aus der Zujammenftellung
fi ergiebt, Fein anderer Ort fein, als das bei den genannten
Drten ehemals gelegene, jebt wüjte Dörlig. Doc auch noch viel
ipäter findet fich eine Spur des Ortes.
1609 nämlich erjcheint derjelbe als ein Magdeburgifches Lehn-
ftüd der Grafen von Mansfeld und Zubehör des Schlofjes Friede:
burg in der Form Derwitz, zwiſchen den Orten Königswiek, Sel-
bit und reift.
Doppadel. Diefe mwüfte Mark grenzt nah Ausweis der
Flurfarten nördlih an die Flur Nieder-Wünſch, öftlih an Stöbnitz,
fühlih an daffelbe, meitlid an Schmirma und die wüſte Marf
Welzdorf. Die NOEcke der Schmirmaer Flur (Schlag C der Flur:
farte) führt die die Lage der Wüftung noch andeutende Bezeich-
nung: „am Dopadeler Wege.“ Die Mark befteht nach dem
über diefelbe aufgenommenen VBermefjungsregifter aus den „Hof:
ftätten”, melde die ehemalige Dorflage find (Schlag L) mit
Miefen und Krautland am Bade (Schläge Q, P, N, K), ferner
aus der goldenen Aue (Schlag O), dem Border-, Mittel-
und Hinterfelde, — leßtere beiden in 3 Gewende getheilt —
(Schläge R, D bis F, A bis C), endlih dem Gerihtshügel, der
Krögfhfe, dem runden A und dem Beil. (Schläge M, G,
H, I der Doppabeler Flurkarte.) Die Bezeihnung Krögfchke ift
ebenfo wie die Grotſchke bei Spielberg auf das ſlawiſche grodjisstjo
(= Burgftelle) zurüdzuführen und die jo benannte Dertlichfeit
war vermuthlich der befejtigte Stammfit eines adligen Gefchlechtes
v. Taupadel. Die Stelle, wo die Kirche mit dem Gottesader lag,
joll ein großer Raſenplatz bezeichnen. Ueber die Flur ift noch jetzt
ein befonderer Schulze geſetzt, welder in Stöbnig wohnt. (Neue
Mitth. I, Wüft. No. 344.) Eine wüſte Mark Duppabel liegt auch
in ber Niederoffiger Flur zwiſchen Leipzig und Düben.
*Dorfftätte. In der NOCde der Bornftedter Flur nad
Schmalzerode zu heißt ein Feldſchlag „die Dorfftätte” und ein be»
136 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.
nachbarter gleichfalls „auf der Dorfftätte”. Dicht daran nad S
zu liegt ver Gebertäberg. Der ehemalige Name ift unbefannt.
Drößig. An diefe Wüftung erinnern noch jet die nahe
der Grenze von Oberwünſch gelegenen Schläge AP und AO in
Gect. III, fowie BE in Sect. IV. der Eichftedter Flur, welche „Das
Drößiger Feld, da3 Dröfiger Duerfeld und am Drößiger
Wege“ heißen. Das Lerifon von Sachſen von Schum. und Schiffn.
nennt diefe Wüftung mit einem Namen, welcher der urfundlih von
mir nachgewieſenen Form Drosewize befjer entjpriht, Draſchwitz
und berichtet, daß fie 4!/), Hufe rittermäßigen Feldes enthalte,
deren 3 zum Nittergute Oberwünjch gehören, während die vierte
von einigen Bewohnern von Langeneichitedt benutzt wird. Lebtere
trugen deshalb zu den Nitterpferdsgeldern bei und gaben auch 5
Thaler zu den Landesarmenhäufern. Ueberdies erhielten fie (für
ihre „KRoppelflinte‘ bei der Freiburger Koppeljagd) im Jahre 1811
ein Revierftüd in Langeneichitebter Flur. (Band XV, 298.)
*Droißig oder Dreyßig fcheint ein kleines wendiſches Dörf-
hen bei Müncherode im Kr. Querfurt gewejen zu fein, da öſtlich
von diefem Dorfe nad der Göhle zu „die dreyßig Gärten“
(Schlag X der Flurfarte) liegen. Da diefer Schlag nicht mit der
Dorflage Müncherode zufammenhängt, vielmehr dur „das Hohn-
viertelland‘“ (Schlag U) von ihm getrennt wird, da ferner Die
Beeihnung ‚Gärten‘ fern von einer Dorflage faft ausnahmslos
eine wüſte Dorfitelle andeutet, da endlich das Wort Dreykig, ala
Zahlbeftimmung aufgefaßt, mehr Gärten ergäbe, als man außer-
halb eines Dorfes anzulegen pflegt, jo fcheint meine Vermuthung
mir nicht haltlos zu fein.
Ebefenrode. Diefe8 1347 als Zubehör von Sangerhaufen
erwähnte, bisher nicht nachgemwiejene Dorf jcheint mir mit dem
wüſten Epgendorf zwijchen Oberdorf und. MWettelrode identisch zu
fein, da gerade in diefer Gegend ein Schwanfen im Gebraucdhe der
Grundwörter nicht felten ift. Schon oben habe ich gezeigt, daß
Bilchofrode bei Eisleben urſprünglich Biſchofsdorf, ſowie daß Grillen-
berg (das Dorf) urſprünglich Coriledorpf (Grillendorf) geheißen
haben müſſe. So werde ich fpäter auch zeigen, daß Wettelrode bei
Lengefeld urſprünglich Vuidilendorpf geheigen hat. — Beachtens-—
werth ift übrigens, daß das bei Grillenberg gelegene Ebefenrode =
Epgendorf auffallend gut zu dem bisher noch nicht nachgemwiejenen
Orte Epkeborn in dem Gerichte Grillenberg paßt, welches zwar ein
befonderer Ort gemwejen fein, aber denfelben Ebeko zum Gründer
gehabt und in der Nähe des vorigen gelegen haben mag.
Bon Dr. H. Größter. 137
Eckſtädt. Da diefer Drt ſchon im Jahre 1053 unter dem
Namen Achistide aus dem Befis der Gofeder Pfalzgrafen in den
des Kloſters Goſeck überging, jo ergiebt fi, daß die Annahme,
diefe Dertlichfeit habe von einem Vitzthum von Edjtädt ihren Namen
erhalten, gar feine Berechtigung hat. Vom 13. bis ins 15. Jahrh.
befaß die Familie von Nißmitz in Freiburg einen Sedelhof nebit
der jetigen Vorſtadt Eckſtedt, den der Rath ihnen für 2000 Gulden
abfaufte. (Schum. und Scdiffn. a. a. D. IL, 790.) Nad dem
Kaufbriefe von 1435 beftand das Dorf aus nur 22 Gehöften; dem
Örtlihen Raume nah kann e8 nur aus einer Doppelreihe von
Häufern beitanden haben.
Edenfstedt. Diefe mwüfte Flur grenzt nördlich an die Wü—
ftung Kleißnitz (Clausnis) und an Nechaufen, öftlih an Höhnſtedt,
ſüdlich an den ſüßen See, meftlih an die Wüftung Badendorf.
Nah dem Seeburger Erbbude vom %. 1582 fängt die Grenze
diefer mwüften Mark auf dem Fahrwege an, der von Räther nad)
Eisleben läuft und an die Gerfwiser Mark ftößt. Die Grenz.
befchreibung nennt unter den Grenzmalen der Flur Weinberge im
„Gibihenthal”, die „Brüde’ des Fluffes aus dem Süeſ—
fenn Sehe‘; weiter läuft die Grenze „an dem Sehe hinder der
Scheffereye Hinauff bis zu ende der Fifhereye, das Rohr—
pisiher genannt”, wo die Kleufjeniger Flur anftößt; vom fügen
See „uff die Spitenn des Berges über dem Raufhenthale und
der Elipper Grubenn“, quer durch die Klippergrube auf einen
Fahrweg, und von da aufwärts „uff3 Gewende“ bis uff Einen
groffenn Hügell” u. f. f. Bon den Aedern diefer Flur gab es
feinen Schoß, weder an Geld, noch an Hafer; doch gab die Flur
durdaus den Garbenzehnten, ausgenommen die Aecker, melde zum
Amte Seeburg, zum Gotteshaufe zu Räthern und dem Zehntin-
haber Anton Halde in Höhnftedt gehörten. —
Ehrau. Die Ehrauberge bilden den fühlihen Abhang des
Schloßberges. Uebrigens unterfcheidet die Flurfarte von Freiburg
die oberen und unteren Ehrauberge (Schlag CH und CI).
Das Flurbud zu Freiburg weift 28", Ader Gärten, 74°/, Ader
Weinberg und 136%/, Ader Feld nad. Der Begräbnifplag des
Dorfes fol auf einer Erhöhung gelegen haben; man hat hier aud)
in der Tiefe öfters Menſchenknochen gefunden. Das Dorf foll in
die S. Kilianskirche zu Freiburg, die fpätere Bärkirche, eingepfarrt
geweſen fein. In den Urkunden des Rathes zu Freiburg, welche
bis in das 15. Jahrh. zurüdgehen, wird diejes Dorfes nirgends
gedacht; es fcheint daher Schon vor diefer Zeit wüſte geweſen zu fein.
138 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Hafjegaues.
Eihenborn. Die Länderei dieſes Laßgutes gehört heutzutage
zur Flur Emjeloh, in welcher Schlag E und F „der eidhene
Born” und „am eichenen Born“ heißen.
Eidendorf. Die Unrichtigfeit der Angabe, daß das Dorf
im breißigjährigen Kriege zerftört worden fei, erhellt fchon aus den
früher gemachten urfundlihen Mittheilungen. Als man um das
Jahr 1830 Düngererde abfuhr, fand man in einer Tiefe von
3—5° große verroftete Schlüfjel, alte eiferne Sporen, zerbrochene
Degenklingen, Hirſch- und Rehgeweihe, Spuren von altem Ge-
mäuer und dazwifchen ajchenartige Erde. Aus diefen Umftänden
ergiebt fich mit ziemlicher Gewißheit, daß die ehemalige curia fir-
mata zu- Eidendorf mit ftürmender Hand genommen und durch
Brand zerjtört worden fein muß. Ein Nafenplat heißt noch heute
die Eidendorfer Dorfftätte. Ungefähr 200 Schritte fühli davon
läßt fih aus den übrigen verſchiedenen Erdarten des Aderftüces
folgern, daß bier der Begräbnißort der Eidendorfer Einwohner
geweſen ift. -— Die Flur gehört jet zu Helbra, auf deſſen Flur-
karte Schlag I die Bezeichnung „ Eifendorf, Koppelfeld mit Eis—
leben“ führt. — Nach Spangenberg (Duernf. Chron. S. 289) war
der alte Friedrih von Eidendorf einer der vertrauten Räthe des
Grafen Burdard VII. v. Mansf. (F 1273). —
Eilmersdorf. Da im Jahre 1490 das closter zu Marien-
zelle sancti Benedictus ordens bey dem dorffe Eylverstorf gelegen
Halbestadis bistums (Ludewig, rell. mscpt. I, 486) noch erwähnt
wird, jo fcheint in der That das Dorf erft nah Aufhebung des
Klofters eingegangen zu fein. Das Dorf lag unterhalb des Schlofjes
Duerfurt am Wege von Thaldorf nach Leimbah. Mit dem etwa
1000 Schritt im Umfange habenden Klofter ftand es zu Kaspar
Schneiders Zeit (1654) fo: Itzt ift alhier ein fchlechtes weſen, in-
dem es gant wüſte und nichts als die Mauren übrig find, denn
erftlih anno 1635 den 3. Januar. die darunter gelegene Mühle
fammt etlihen Ställen und andern Gebäuen durd Churf. Sächſ.
Reuter vom Kaldjteinifhen Regiment abgebrennet, hernach anno
1643 da3 übrige auf General Königsmards Befehl, weil fich etliche
mal feindes Partheyen darinnen aufgehalten hatten, eingerifjen;
das Tach der Kirchen, welde, mie die Mauren ausweiſen, hübſch
groß, und 16 Pfeiler von Werkjtüden hat, niedergeworfen, und
enblih den 26. Aug. felbigen Jahres die hohe Spite des Kirch
Thurms, fo noch allein übrig war, vom Schwediſchen Kommendan-
ten des Schloffes Querfurt, Capitän Gaftmeiftern, weil Er in deſſen
Knopfe einen Schag zu finden verhoffete, oder, wie Andere jagen,
ne ET Te
Bon Dr. H. Gröffer. 139
berevet gewefen, als folte der Inopf von Golde feyn, vollends ab-
getragen worden.” (Löbliche Herrid. Querfurt ©. 34 u. 35). Die
Steine der 1643 von den Schweden zerftörten Kloftergebäude find
größtentheild zum Neubau der 1678 durch den großen Brand ver-
nichteten Stadtfiche verwandt worden, wohin aud eine noch vor-
handene Glode überführt wurde. (Karl Heine, die alte Herrichaft
Querfurt, aus Hiftor. Denkm. II., cap. XV.) Die Ländereien des
Klofters aehören jest zu den Vorwerken Leimbach und Lodersleben;
die 6 Teiche find ausgetrodnet und mit dem Domänenvorwerfe zu
Querfurt vereinigt worden.
Förftemann drüdt fih N. Mitth. I, S. 42 Anm. 2 unridtig
aus, wenn er jagt: „das Klofter zu Eilmardsdorf, jetzt Ludersburg
unter Querfurt. Vielmehr mußte er fagen: „das Klofter zu Lu—
dersburg, jetzt Eilmardsdorf über Querfurt.”
* Engelsburg. Dieſes jetige Rittergut b. Sangerhaufen
Iheint nicht völlig mit dem wüſten, ehemaligen Pfarrdorfe Berchte—
wende zufammenzufallen, welches ®/, St. nordweſtl. von Sanger—
haufen zwifchen dem hohen Hof- und dem Butterberge lag. Bei
der Seltenheit de3 Namens ift zu beadhten, daß — wenn von der
Engelsburg in Rom abgefehen wird — der Chor der Jacobskirche
in Chemnit die Engels- oder Michaelisburg hieß. (Schumann und
Shiffn. a. a. ©. XVII, 256.)
Ersdorf. Die Erinnerung an die ehemalige Dorflage be-
wahrt noh Schlag I in Cröllwiger Flur, welcher, öftlih von dem
an der Gaale gelegenen „Markitein‘ liegend, „die alten
Flecker“ heißt.
Ejenftedt. Diefer bisher kaum gefannte Ort, welcher in
der Gegend der Querfurter Efelswieje lag, ftellt fih nunmehr ala
eine uralte und in mehr al3 einer Hinficht wichtige Anfievelung
heraus. Denn er erfcheint bereit3 unter den in der zweiten Hälfte
des 8. Jahrh. dem Kloſter Hersfeld von Karl d. Gr. als zehnt-
pflichtig zugemwiefenen Orten in der Form Gisunstat. Auf die Orte
Curnfurt (Querfurt), Giftunstat (unbefannt), Hubhusa (Obhaufen)
und Cucunburce (Kudenburg) folgt nämlich im Hersfelder Zehntver-
zeihniffe der Ort Gisunstat, das ift aber fein anderer, ala Efen-
ſtedt. Der Name diejes Ortes hat eine ganz ähnliche Leidens-
geihichte, wie der von Eisleben. Wie diefes früher Isleve, noch
früher Hisleve und 1045 gar Gisleva hieß, fo hieß auch Ejenftedt
früher Isinstede, noch früher Hesenstede und in ältefter Zeit, wie
wir ſahen, Gisunstat. Wie häufig das anlautende G in thüringi-
Ihen Ortsnamen in H hinüber ſchwankt, oder gar völlig abgeworfen
140 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
wird, zeigen Beifpiele wie: Hedersleben auch Gedersleben; Ilverſtedt
einft Grelverstide; der Fluß Helbe auch Gelbe; der Hafelbach bei
Burgheßler urkundlich Gazele genannt. — Ein eigentlihes Dorf
ſcheint Eſenſtedt kaum gemwefen zu fein, oder, wenn es ein ſolches
war, fhon früh eingegangen und nur ein Nitterfit übrig geblieben
zu fein, der einem von mir früher ſchon nachgewiefenen Ge—
ichledhte gehörte, aus welchem jedod nur Berchtoldus de Isinstede
(1205) und Hinricus de Hesenstede (1328) bis jegt befannt find.
Nach einer Duerfurter Localſage ift überdies bereit3 im Jahre 1010
von den Brüdern ded als Märtyrer in Preußen erjchlagenen h.
Bruno aus dem Gefchlechte der Edlen von Querfurt, ihrem Bruder
zu Ehren, eine Kapelle in Ejenjtedt oder Ejelftedt erbaut
worden, melde in der Folge ein fo beliebter Wallfahrtsort wurde,
daß ein von vielen Kaufluftigen befuchter Markt, die fogenannte
Eſelswieſe, dafelbit entftand. Daß die Ableitung des Namens
Ejelswiefe von dem angeblich ftetig gewordenen Ejel des h. Bruno
dur die Gefchichte Feine Beitätigung findet, vielmehr ein volf3-
etymologifches Kunſtſtückchen ift, werde ich an anderer Stelle zeigen.
Für die uralte Bedeutung des Ejenjtedter Marktes legt ein Aus-
gaberegifter des Kloſters Ilſenburg a. Harz, welches mir durch die
Güte meines Freundes, des Herrn Dr. Jacobs in Wernigerode
mitgetheilt worden ift, hinlängliches Zeugniß ab. Aus demjelben
ergiebt fi, daß während der Jahre 1511--- 1515 jedes Jahr ein
oder zwei Klofterbrüber nebjt einem Knechte mit Pferd und Wagen
den Dftermarkt zu Eſenſtedt oder Eſelſtedt — ſchon damals wurden
beide Namensformen neben einander gebraucht — bejudten, um
dort vorzugsweife Stehl- und Eifenwaaren, jedoch aud andere
Gegenftände einzufaufen. Nicht nur für die Geſchichte Duerfurts,
jondern aud für die Culturgeſchichte Deutfchlands wird es fich ver-
lohnen aus dieſem Ausgabebuche Einiges mitzutheilen. Am Oſter—
dinftage des Jahres 1511 Fauften die Slfenburger Mönche in
Ejelftedt für 4 Schredenberger (Gulden) Eifen und Stahl und für
17 Schneeberger (Grofchen) Hufeiſen, ferner für 7 Schneeberger
und 8 Löwen (Pfennige) Lattennägel. Die Koften der Neife nad)
Duerfurt betrugen 19 Schneeberger und 6 Löwen. — Im Jahre
1512 fauften fie am Donnerftage nad Dftern in Ejelftent für 7
Schneeberger und 3 Löwen 11 Schod Hufnägel, für 9 Schnee-
berger Reifen und Gefchirr, für 3 Schneeberger ein Handbeil, für
15 Schneeberger allerlei Werkzeuge, Zangen und Bohrer, für 2
Schneeberger und 4 Löwen 2 Hufhämmer, für 1 Gulden 23 Schod
Lattennägel und noch einiges Andere. — Im Jahre 1513 bejuchte
nur Ein Klofterbruder mit einem Knechte den Ejelftebter Markt.
Diesmal wurden nur für 3 Gulden 3 Schod Hufeifen eingefauft.
Bon Dr. H. Größler. 141
Die Koften der Reife betrugen 12 Schneeberger. — Für das Yahr
1514 hat der Kellermeijter des Klofterd, der mit einem Bruder
Namens Gofefen und einem Knechte die Reife machte, nur bie
Reijefoften aufgezeichnet. Man braudte auf der Hinreije in Eis—
[eben am Dftertage 5'/, Schneeberger und in Querfurt 14 Schnee-
berger für Futter und Zehrung. Die Koften der Nüdreife, melde
abermals über Eisleben ging, betrugen in Eisleben 6 Schneeberger
und in Quedlinburg 41, Mariengrofchen. Da nad diejer Notiz
die Hlofterangehörigen nicht in Ejenftedt, fondern in Querfurt Her-
berge gefucht bzw. gefunden haben, jo wird man annehmen müfjen,
daß zu jener Zeit Eſenſtedt als Dorf nicht mehr beftand, oder doc),
daß es die Menge der Marktbefucher nicht fafjen fonnte, jo daß die
Mehrzahl derjelben in dem nahe gelegenen Querfurt Unterkunft
fuhen mußte. Wichtig wäre e8 zu ermitteln, wo die auf dem
Eſenſtedter Markte feil gebotenen Eijenwaaren verfertigt worden
find, und feit wann und durch welche Goncurrenz der für die
Querfurter gewiß gemwinnreihe Handel mit denjelben, die von vor:
zügliher Güte geweſen fein werden, da man fie jo weit hin holte,
fein Ende genommen bat. Am nädjiten liegt die Annahme, daß
diefe Waaren einer Eijfenhütte auf dem Harze ihre Entjtehung ver-
dankten. Aber welcher? —
Nah Kaspar Schneider (Löbl. Herrſch. Querfurt S. 30) ift die
Ejenftedter Kapelle im dreißigjährigen Kriege bis auf die Mauern
niedergerifien, doch im Jahre 1652 wieder etwas in Dachung ge—
bradht worden. Zu Frandes Zeit war jedoch die Kapelle ſchon
wieder zerfallen. Auf den Mauern derjelben, deren Rudera er noch
gejehen, haben dann, wie er weiter berichtet, die Herzöge von
Sachſen-Weißenfels-Querfurt im Jahre 1721 „ein jchönes Luft-
ſchloß“ erbauen laffen, in welchem fie zur Zeit diejes Wiefen-
marktes Tafel zu halten pflegten. Dieſes herzogliche Abjteigequartier
erhielt in der Folge den Namen „Wieſenhaus.“ (Schumann
und Schiffner, Lerifon von Sachſen VIII, 681.)
Estendorf. Falls diefe Wüftung wirklich bei Lauchftedt lag,
jo bezeichnen vielleicht die weſtwärts von Lauchſtedt gelegenen „Höfe“
(Schum. u. Schiffn. a. a.D. V, 383) die Lage der ehemaligen Dorf-
ftätte. Doc will ich nicht unerwähnt lafjen, daß fi in der Flur
Dederftedt, nahe der Südgrenze nad Volfmarit zu, ein Flurort
Esfenthal findet. (Schlag DD.)
Faulenfee. Der Drt muß aus mehreren Theilen beftanden
und fih lang Hingeftredt haben, da in einer Berechnung über
rohe Kupfer vom Jahre 1617 (im Archive des German. Mufeums
142 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.
in Nürnberg) wiederholt Ober-, Mittel- und Unterfaulen-
jee (der Ober», Mittel- und Unterhütte entjprechend) unterſchieden
wird.
Nah Frande (Hift. der Grafih. Manzf. S. 200) wäre Fau—
lenfee im Jahre 1047 Eigenthum eines Grafen Dietrich von Manz:
feld gewejen, dejjen Kaifer Heinrich III. in einem Schreiben an den
Abt vom Klofter Mansfeld mit jonderbarem Ruhm gedenke. Seine
Quelle giebt Frande nicht an.
Sladersleben. Das Dorf jol aus 22 Höfen beftanden
haben und die Grundftüde diefer Flur haben noch jegt (1834) 22
Befiger unter dem Namen der Fladersleber Gemeinde inne. Das
Wirthshaus und der Geleitshof in Zappendorf gehörten früher zur
Gemeinde Fladersleben. Auf mehreren Stellen hat man altes Ge—
mäuer, hohe und niedere Ajchenhügel, irdene Geſchirre, Knochen
von Thieren und Menſchen u. dal. gefunden. Das deutet auf eine
Zeritörung des Ortes durch Brand. Jenſeits der benachbarten
Kreuzbrüde jteht ein 14° hohes jteinernes Kreuz, auf deſſen Ober-
theile das Leiden Chrifti in Stein gehauen ift, mit der wahrfchein-
lich lädirten Inſchrift: „1518. Nicolaum, dem Gott gnade. 1659
reparirt.‘
*Fleckenrode. So hieß nad dein Nammelburger Erbbude
eine bei Wippra gelegene Wüftung. Sie lag nad der Flurfarte
von Wippra weſtlich diefer Stadt und nördlich des Haſelbachs, wo
Schlag N die Begeihnung führt: „Fledenrode und Haſel—
bad.” Nah O Hin grenzt daran der Silberjee und die Eilber-
feebreite (Schlag M).
* Slinfenburg. Schlag AU in Sect. IL. der Flurfarte von
Pölsfeld Heißt „über der Flinfenburg.” Er Liegt weſtlich von
Pölsfeld an der Grenze mit Gonna und nördlid des Wolfs-
ſtieges.
*Frankenrödchen. Name eines in der NWEde der Flur
Zodersleben gelegenen Flurortes, an welchen weftlih der dumme
Berg, nörbli der Molkenbrunnen und Saugrund (Grenz-
ſcheide zwiſchen den Fluren Lodersleben und Gatterjtedt bzw. zwi-
ihen den Burgbezirien Querfurt und Kudenburg), öftlich die Kleine
und große Shimmelsbreite mit dem Shimmelsbrunnen
und Schimmelsberge, ſüdlich der breite Saal und die
Galgenbreite grenzt.
Freisdorf. Die Pödelifter Flurfarte hat den Namen Frei:
tagsdorf. Der fo benannte Schlag AL ift eine an der NWEde
Bon Dr. H. Gröfler. 143
der Pöpelifter Flur gelegene Exelave. Das Fridurichesdorf des
Hersfelder Zehntverzeichnifjes kann übrigens Freigdorf nicht jet,
wie ich bisher annahm, da die im Heräfelder Zehntverzeichniffe faſt
durchweg beobachtete Locale Reihenfolge wider diefe Annahme it.
Denn wenn nad) Liochodago (wüſt Lichthagen b. Wippra und
Frießdorf), Brunbach (mwüft Brumbach b. Wippra) und Uuipparacha
(Wippra) Fridurichesdorpf und weiter Hatdesfeld (wüſt Hatzkerfelde
b. Wippra) folgt, jo fann fein Zweifel fein, daß hier lauter Namen
aus der Gegend von Wippra beilammen ftehen, daß aljo Friduri-
chesdorpf die ältefte Namensform von Frießdorf b. Wippra ift,
diefer Name jomit eine Beziehung auf den Namen Frieſenfeld nicht
haben fann.
*Sriedenthal. Schlag CA der Flurkarte von Freiburg
a/U., welcher an der Dftgrenze der Freiburger Flur nah Pödeliſt
zu liegt und das Friedensthalsholz heißt, erinnert noch an ein jet
nicht mehr vorhandenes, ehemaliges Jagdſchloß dieſes Namens, von
welchem außer einem Brunnen und mehreren eingegangenen Park—
anlagen und Alleen feine Weberbleibjel mehr vorhanden jind. Der
Herzog Johann Georg zu Weißenfeld, ein Xiebhaber der Jagd,
hatte nämlich) die Freiburger Gegend ganz bejonders gern wegen
des häufigen Standes von Nothwild in den dazu gehörigen Wal-
dungen, bewohnte die Neuenburg oft Monate lang und erbaute im
Sahre 1703 in dem zwijchen dem Dorfe Pödeliſt und dem Frei—
burger Schlojje gelegenen Waldreviere ein Jagdſchloß, welches Frie-
denthal benannt und den 4. Auguft 1703 mit bejonderem Pomp
eingeweiht wurde. Nebenbei waren nocd die nöthigen Wohnungen
für den Gärtner und einen Bettmeifter eingerichtet, welcher letztere
die Fremden mit Getränfen bemirthete. Nah dem Abjterben des
legten Herzogs Johann Adolf im Jahre 1746 (16. Mai) wurde
dieſes Jagdſchloß nur noch felten bejucht und benutzt, und als end-
lich über das Herzoglihe Schuldenwejen gar der Concurs ausbrad,
wurde das Schlößchen abgetragen, die Baumaterialien meijtbietend
verlauft, die Anlage ſelbſt aber in den Jahren 1773 und 1774
der Erde gänzlich gleich gemacht, der Brunnen verdedt, der Plat
aber bis auf einen ſchlecht unterhaltenen Obftgarten wieder mit Holz
bejät. Noch vorhandene Stüde Alleen laſſen dur ihre frühere
Berfpective auf den angenehmen Eindrud jchließen, den dieſes
Jagdſchloß in feinem Flor auf jeden Bejuher gemacht. haben muß.
(Nah weil. Stadtfecretär Windler in Freiburg a/U., in der neuen
a * Geſch. d. german. Völker v. Roſenkranz J, 3,
81.9
144 Die Wüftungen des Frieſenfeldes und Hafjegaues.
*Friedrichsberg. Diefer Berg in der NOEde der Flur
Wimmelburg, nördli von der böfen Sieben, hat der Sage nad)
ein Schloß getragen. Er liegt dem Dorfe Wimmelburg norböjtlid
gegenüber.
*Gehüfte. So heißt nad dem Ortsverzeichniffe des Reg.
Bez. Merjeburg (IV, 126) ein zu ©. Ulrich bei Mücheln gehöriges,
nad Zorbau eingepfarrtes Dorf, welches im Jahre 1819 19 Häufer
und 83 Einwohner hatte. Die Karten geben aber den Ort nidt
an; es fcheint daher, daß er in ©. Ulrich aufgegangen iſt. Nach
Schum. u. Schiffner (a. a. DO. III, 63) gehört er zu dem Nitter-
gute S. Ulrich; zu ihm ſelbſt gehören eine Mühle mit 2 Gängen
und ein Gajthof, Unterforge genannt, mit einer Beijalzlicent-
einnahme. Es liegt (nah XVI, 12) nordmeitlid von Mücheln
unweit des linfen Bachufers zwiſchen Wenden und ©. Ulrich. Die
Neugierde, zu willen, wie der Name dieſes Dorfes urjprünglid
gelautet hat, ift wohl nicht unberedhtigt.
Gerwit. Die an der NOECde der Sclettauer Flur gele-
gene, an die Saale ftoßende Gerbigaue und die mweitlih davon
gelegenen Höfchen mit den ſüdlich davon gelegenen Tümpelädern
(Schläge BD, BC und BE) bezeichnen noch jet die ehemalige Zage.
Geftewig. Die Lage diefer Wüftung ift heutzutage doch
noch nachweisbar, denn der weitliche Theil der Gofeder Flur Heißt
an der Stelle, wo die Fluren Dobihau und Culau auf die Flur
Goſeck ftoßen, noch jegt die Geftewiger Marf (Schlag W der
Flurfarte). Die ebendort gelegenen Schläge U und V, genannt
„die drei Hufen” und „am Hirſchteiche“ müfjen ebenfalls zu
der Wüftung gehört haben, da ein weiter nördlich ſich anſchließen—
des, der 80Ecke der Pödeliſter Flur angefügtes Stüd (Schlag G
der Flurkarte von Pödeliſt) gleichfall8 den Namen führt „die
Mark Göſtewitz.“ Letzteres liegt gerade da, wo die Zluren von
Pödelift (NW), Marfröhlig (NO), Goſeck (SO) und Eulau (NW)
zufammenftoßen. In diefer Gegend muß auch der Gerichtsplag des
Burgmwartbezirt3 Goſeck gelegen haben, da Schlag R in der Flur
PVöpelift, nahe der SOECde, den Namen führt „unter dem
Gericht.“
Gimritz. Die von 2 Diöceſen bzw. Gauen beanſpruchte
Mark Gimritz grenzt im W an die Flur Nietleben, nördlich an
Crölwis, im O an die Saale, imS an Pafjendorf. Da nun aber
im Sahre 1472 Erzbischof Johann von Magdeburg etlide Güter
zu Gimritz nebjt der wüſten Mark Peutnitz gegen andere Güter an
Bon Dr. H. Gröfler. 145
das Klofter zum Neuwerk bei Halle vertaufcht (Dreyhaupt I, 161),
jo jcheint Gimrig in jener Zeit nah W zu von Peutnig begrenzt
gewejen, dieſes aber jpäter zur Flur Nietleben gezogen worden zu
jein.
*Glanzenberg, Glaude und Schmwarzborn bilden zu-
fammen Eine wüfte Marf nördlih von Markwerben im Kr. Weißen—
feld, melde die Gemeinden Uichteritz und Markwerben an ji
fauften und feitvem benußen; doch mußten fie 1599 einen Raum
an dad Gut zu Storfau zur Koppeltrift überlaffen. (Schum. und
Schiffn. a. a. O. XI, 105). In der That zeigt die Flurfarte von
Markwerben in der NWEde nahe der Wichteriger Flur die Glaude
(Schlag A); die von Uichteritz aber in ihrer NOEcke die Gold—
hufe, den Schwarzenborn und den Blanzengrund (Schläge
BE, BH und BC). Jedoch auch Obſchütz muß einen beträchtlichen
Theil der Wüftung erhalten haben, da in der SO-Ede feiner Flur,
an die obengenannten Stüde ftoßend, der Lanzenberg (offenbar
aus Glanzenberg verderbt) mit der Schüßengebreite ſich findet.
(Schlag AZ u. AY der Obi. Flurfarte). In der Obſchützer Flur liegt
auch ohne Zweifel die ehemalige Dorfftätte unferer Wüftung bzw.
einer derjelben, die ich in den ihre äufßerfte SO-Ede bildenden
„dürren Flecken“ erkenne, melde Geftalt und Größe einer
Heinen Dorflage haben. Es fcheint mir näntlich feinem Zweifel
unterworfen, daß das jcheinbar deutjche Wort „dürre“ nur eine
Umdeutſchung des forbijhen dwory (plur. von dwor Hof) iſt, dürre
Flecke, alfo lediglich die Hofefleden bedeutet. Aud in der Laufit
heißt ein Drt, melden die Wenden dwory nennen, bei den Deut:
ſchen tautologifsh Dürrhofen. Auch das fällt ins Gewicht, daß der
Ausdrud „Flecken“ Häufig zur Bezeihnung einer Dorflage dient.
Iſt nun meine Vermuthung richtig, jo mögen „das Lager” und
„der Banfanger” (Schlag BE und BW fühli der Dorflage
Obſchütz) die Weftgrenze unjerer wüften Mark gebildet haben.
*Oniebendorf bei Groß -Corbetfa (1409 Gmuwendorff
gehört infofern in dieſes Verzeichniß, als das alte Dorf diejes
Namens in der That wüſte liegt. Es lag nämlih urjprünglich
näher der Saale, wo noch jeßt „die hutfreien Gärten“
(Schlag H der Flurkarte) öftlih vom jetigen Dorfe die ehemalige
Dorflage bezeichnen. Der an der NO-Ede diefer Gärten gelegene
Teich ift der alte Dorfteih. 1764 wurde das Dorf wegen häus
figer. Ueberſchwemmungen verlaffen und weiter rüdwärts auf dem
Hügel in einer Reihe aufgebaut. (Schum. u. Sciffn. a. a. O.
XV, 178). Hier träfe alfo das ziemlich verbreitete Witzwort zu,
dab in Gn. die Gänfe nur auf Einer Seite gebraten werben.
Zeitſchr. d. Harzvereind, XL 10
146 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.
Göhren. Die Göhrener Flur lag weftlih von Obſchütz. In
der SW-Ede der Flur diefes Dorfes finden ſich an der Sgrenze bei
einander der Göhrener Garten (ohne Zweifel die ehemalige Dorf-
ftätte), die Göhrener Wiejen, der Göhrener Anger und die
die äußerfte SW-Ede der Flur bildenden Göhrener Berge (Schläge
BB, BA, BH und E der Flurkarte von Obſchütz). Nördlich von
diefen Schlägen ſchließen ih, an Markröhlig grenzend und den
weftlihen Theil der Obſchützer Flur bildend, in der Richtung von
S nad) N das untere, mittlere und obere Göhrenfeld an
(Schlag C, B und A). Aud die Lerhenjtöbe (Schlag D) muß
zu Göhren gehört haben, da fie zwijchen den Göhrener Wiefen und
dem Göhrener Felde liegt. Nah Schum. und Schiffn. a. a. D.
XVI, 168) hält die Wüftung Göhren 66 ſächſiſche Ader. Die
Gerihte und Dienjte gehörten dem Rittergute Goſeck.
Gott3dorf. Das Geparationsregijter von Oberdeutſchen—
thal enthält folgende Bezeichnungen, die die Lage näher beftimmen:
„zwiſchen Hof» und Gatheraine in der Gottsdorfer Mark; in der
Gottsdorfer Marl an den Tümpeln; an der Gottsdorfer Marke
über der Hallefhen Straße; in der Gottsdorfer Obermarke.
Grabsdorf. Die Flur diefer Wüftung bildet jest den ſüd—
öftlihen Theil der Beyernaumburger Flur. Unmittelbar nordweit-
lich von dem die SO-Ede bildenden Schwichenberge liegt Schlag
AZ mit dem Namen Grabsdorf, nebjit dem Sclage BA
„Grabsdorf und Käfergebreite.“ Auch der Grabsdorfer
Teich ift noch befannt.
Gräfendorf. Die Merfeburger Flurfarte berichtigt die bis-
her gemachten Angaben dahin, daß die Gräfendorfer Mark weſtlich
an Kötzſchen grenzte, wogegen die Böfelinger Mark nördlich von ihr
liegt. Sie bildet die ſüdlichſte Spige der Merfeburger Flur. —
Die Eleine Gräfendorfer Mark grenzt nach der Merfeburger Flur-
farte nördlih an Röffen, öjtlih an Daspig, ſüdlich an Cröllwig,
weitlih an Leuna.
Granau. Die Flur diefer Wüftung grenzt nördlid an
Liesfau, öſtlich an Nietleben, ſüdlich an Zſcherben, weftlid an
Bennſtedt.
*Gröbitz. Name eines eingegangenen Dorfes öſtlich der
Dorflage Uichteritz, deſſen Vorhandenſein die an der Oſtgrenze der
Flur nach Markwerben zu gelegenen Gröbitzgärten, mit dem
Gröbitz und dem Gröbitzberge (Schläge CQ, BO und BR der
Uichteritzer Flurkarte) bezeugen.
Bon Dr. H. Größer. 147
*Grünitz. So fcheint eine Wüftung in der Flur von Nieder:
wünjch zu beißen. Denn in dem nördlichen Theile derjelben heißt
Schlag Q das Grünigfeld, an dafjelbe aber fchließt fich nad
Often zu Schlag H „hinter den Höfen“ an. Da nunH vom
Dorfe Niederwünſch aus hinter G liegt, jo müfjen die genannten
Höfe auf dem Grünitfelde geftanden haben, aljo eine wüſte Stätte
bezeichnen. Bielleicht gehörte hierzu auch die die NO-Ede der Flur
bildende „große Mark.“ (Schlag 1.)
*Haidhof. Der große und der kleine Haidhof (Heiden-
hof ?) heißen zwei Schläge im füböftlihen Theile der Dornſledter
Flur, da wo diefelbe mit der Stabtfeldmarf Schafſtedt grenzt.
(Schläge F und G.)
Haldede. Auf der Haldede, dem dem jegigen Schlofje Freiburg
nördlich gegenüber gelegenen Berge, ſoll das vormalige alte Schloß,
die freie Burg (Vriborch), von mwelder das Städtlein feinen Namen
empfangen, geftanden haben. (Stadtjecretär Windler weil. in Frei-
burg in der Neuen Zeitſchr. f. d. Geſchichte d. german. Völker
v. Roſenkranz I, 3, ©. 16). Wäre diefe Behauptung richtig, fo
fünnten die v. Haldede eben nur landgräflide Burgmannen auf
der Burg gemwejen fein, deren Namen fie als die vornehmiten
trugen. Ich bezweifle jedoch bis auf Weiteres die Nichtigkeit diefer
Annahme, da e8 nicht wahrjcheinlih iſt, daß eine und dieſelbe
Burg die Namen „Halvdede, alte Burg und freie Burg“ getragen
habe. „Alte Burg“ mochte die Haldede als die ältere wohl heißen,
jeitvem das Novum castrum, die Vriborch, entjtanden war; ſchwer—
lich aber hieß auch die Haldede ſchon Vriborch.
*Hardaredesrod. Diefer bisher auf SHartenrode bei
Steigra von mir gedeutete Name des Heröfelder Zehntverzeichnifjes
muß einen andern Ort bebeuten, da die aus dem Original ſich
ergebende, von demfelben beobachtete locale Reihenfolge dazu nöthigt,
ihn in der Gegend von Grillenberg bei Sangerhaufen zu fuchen.
Und zwar muß e3 zwei Drte des Namens gegeben haben, da nad)
Langunfeld (Lengefeld), Hoenrod (Forftort Hohenrode bei Lengefeld),
und Cunnaha (Gonna) Hardaredesrod zum erften Male genannt
wird, worauf nad) Nennung von Tharabesdorf (Obersdorf), Corile-
dorph (Dorf Grillenburg), Bullisfeld (Pölsfeld), Eggihardesrod
(wüſt Egferode bei Pölsfeld) und Liochodago (wüſt Lichthagen b.
Vippra) ein zmweite® Hardaredesrod folgt. Ich glaube einen der
Orte diefes Namens in einem Forftorte der Sangerhäufer Magi-
fratswaldungen, dem Harkenröder Berge, nörblid von Wettel-
10*
148 Die Wiftungen des Friefenfelbes und Haffegaues.
rode und Lengefeld zu erkennen, indem Hardaredesrod ſich erit in
Harzferode, dann in Harlenrode verändert haben mag.
Hartenrode. Die Mark der Wüftung gehört jegt zur Gteig-
raer Flur, in deren ſüdlichem Theile nahe der Ogrenze nach Albers:
rode zu dicht an einander die Schläge BN, BK und BI liegen,
welde „Harterode, die Gottesäder und die Gärten“ heißen.
Wenn bei Schum. u. Schiffn. (a. a. O. XVII, 228) zu leſen ift,
Münchenrode befige die Wüftung Hartenrode, (die übrigens fälfhlich
Hauterode genannt wird), jo kann ich das nur bezweifeln, da weder
ein Flurname von Münchenrode diefe Behauptung beitätigt, noch
auh Münchenrode an Steigra grenzt, in welchem letteren nachweis-
bar Flurftüde von Hartenrode liegen. Oder follte jenes Hauterode
überhaupt eine andere Wüftung fein ?
Hajelbad. Schlag I der Flurfarte von Wippra (Sect. I.)
heißt „am Mittelmege und Haſſelbach“, Schlag N Flecken—
rode und Haſſelbach“, Schlag O „Küfterberg und Haſſel—
bach“, Schlag P „hinter der Haſſelmühle.“ Alle liegen nörb-
lich des Haſſelbachs und meitlich der Stadt Wippra, zwiſchen dem
Hafjelbah und der Wipper. Vermuthlich hat hier das zu Wippra
gehörige Haſſelbach gelegen, oder es lag hier weniaftens die zu Dem-
jelben gehörige Flur. Das Sangerhäufifche Haſelbach dagegen und
vermuthlih auch die Dorfitätte des Wippraifchen muß weiter füd-
mwärt3 gelegen haben, da die Rammelburger Grenze vom Meufe-
berge und von Petlershain aus den Haſelbach erreichte. Die Stätte
de3 eingegangenen Dorfed wird man an der SO-Ede der I. Section
der Wippraer Flur, füdlih von den die SO-Ede bildenden Schlägen
U und V zu fuchen haben, welche „hinterm Loh und vor den
Höfen‘ heißen. Da derXohberg ſüdlich von Wippra, oder genauer
füdweltlih davon liegt, jo müfjen die „Höfe“, melde von Wippra
aus hinter demjelben lagen, füdmeftlih von dem Fleden gelegen
haben, aljo etwa dem Vorwerk Heide gegenüber auf dem öjtlichen
Ufer des Haſelbachs.
Hausberg bei Eiäleben. 1305 ftellt Albert v. Hafeborn eine
Schenfungsurfunde für das Nonnenklofter ©. Marien vor Ajchers-
leben in castro Helpede aus (Neue Mitth. VI, 1, 131.) — 1468
empfangen die Grafen von Mansfeld vom Erzbifhof Johann von
Magdeburg außer Anderm auh „das Haus zu Helfte“ zu
Zehn. Damals alfo jcheint die Burg noch beitanden zu haben.
(Spangenberg, Manzfeld. Chronik fol. 392.)
Bon Dr. 9. Gröffer. 149
Hausberg bei Großjena. Auf dem gleich hinter dem Pfarr-
garten von Großjena fich erhebenden Hausberge iſt der Umfang bes
ehemaligen, fehr ausgedehnten Burgraumes noch deutlich erfennbar,
wie ich bei einem Befuche defjelben bemerkte. Nach O Hin wird der
befeftigte Raum durch einen noch ziemlich gut erhaltenen Wall nebit
Graben abgeſchloſſen und geſchützt, während die übrigen drei Seiten
bei dem fteilen Abfturz des Bergrüdens einer künſtlichen Sicherung
dur Gräben nicht bedurften. Die Anlage ift alfo ganz fo, mie
3. B. die der Kudenburg oder der alten Burg Schraplau. Die
Ausfiht von dem Hausberge ift namentlih in der Richtung nad)
dem Saalthale und Pforta zu prächtig. — Das am Abhange des
Hausbergs außerhalb des Dorfes gelegene Pfarrhaus ift vielleicht
die Stätte des ehemals hier befindlichen, von den Eccardinern
gegründeten Klofter3.
Hayndorf. An diefes Dorf erinnern noch jet der Hahn-
weg, das Hahnfeld und das fleine Hahnfeld (Schlag N, O
und Q der Dedliter Flurfarte).
*Henderode. Henneckenrode lag nördlih von Lengefeld und
weitlih von Wettelrode im fogenannten Ziegenthale; Spuren find
nicht mehr vorhanden. Auf der Flur der Wüftung, die zu Wet-
telrode gefchlagen ift, befindet fich der zur Speifung der nahen
Bergwerke angelegte Kunftteih. Nur der dicht am Kunftteiche bes
findlide, nah Wettelrode hin ziehende Hännedenröder Berg
erinnert noch an das frühere Dafein des Ortes. Urfundliche Nach:
richten über denfelben fehlen. Doc jteht in dem Steuerſchockkataſter
der Bergftadt Sangerhaufen von 1737, fol. 8 folgendes: „Weiter:
holz, Hanniderode und Kampf fangen fih an Bromers Bäumers
(?) Wege von der Heerftraße an, gehen bis auf die Kunft, von da
herunter (N wärts) an das Holz und an ſolchem hervor bis an die
Heerftraße, wobei zu bemerken, daß diefe ganze Lage durch den
Bergbau an Höhlen und Schädhten ftarf ruinirt und ganz unbraud)-
bar gemadht worden und daher wenig Nuten davon zu nehmen,
da3 Erdreich auch ſehr jchleht conbitionirt, daß das Land öfters
den Saamen nicht wiebergiebt.” Und ebenda: „Zu Hanniderode
gehört 5 Ader Wiefenwahs Chr. Georges zu Lengefeld gehörig,
und 8 Ader Holz neben der kleinen Maaskammer (mweftlih vom
Kunftteihe), Herrn von Einfievel gehörig. Ein Stück Wiefe über
1 Morgen groß wurde zum Bauplate bei der Kunft gebraucht.”
Hternah muß ein Theil der Flur auch oberhalb des Liegenthals
auf dem Plateau gelegen haben. (Mitth. von Cl. Menzel in
Sangerhaufen.)
150 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
* SHennedenberg und Hennedenthal heißen die an der
S:grenze der Sotterhäufer Flur gelegenen Schläge AL und AA. In
Beziehung zu denfelben fteht ohne Zweifel Schlag GC in der Flur
Nienftedt, welcher deren Dftgrenze bildet, „am Henniden-Raine”
heißt und nur durch den Mühlberg von dem nördlich gelegenen
Hennedenberge getrennt ift. Dicht dabei liegen die ſchmale Flur
und der Hutberg (Schlag M). Anfcheinend eine ehemalige Anfie-
delung.
Heynidhen. Diefes wüſte Dorf gehört jest zur Flur Gonna,
in welcher Schlag B und A „Hähniden und Mohrungs—
berg,” fowie „über dem Heinefhen Thale” heißen.
*Sirfhburg So foll ehemals das Dorf Hergisdorf bei
Eisleben geheißen haben. Doc bemerkt der Berichterjtatter, der
ehemalige Prediger Grofche in Hergisporf, felbit, dies könne nicht
bewiejen werden. (Neue Zeitichr. f. d. Geſch. der german. Völker
von Rojenfranz, Halle 1832, I, 2, ©. 14.) Mir fcheint höchitens
die Annahme zuläffig, daß eine Höhe bei Hergisdorf früher dieſen
Namen geführt hat, indem der in dem Dorfnamen ftedende Per-
jonenname Heriger aud einem befeftigten Wohnfige in der Nähe
des Dorfed, der Herigerisburg, beigelegt worden fein mag, ein
Name, der im Laufe der Zeit die Form „Hirſchburg“ erhielt. Daß
eine Herigerisburg eriftirt hat, beweifen einige Urfundenauszüge in
Spangenberg3 Uuerfurter Chronif (S. 304 u. 345), laut welden
Burggraf Burdhard von Querfurt im Jahre 1293 nebft feinem
Better dem Klofter Helfta 28 Morgen Holz, neben dem Holze „die
Hergersburg genannt” gelegen, (welche das Klofter Heinrich von
Bondorf — Bendorf ? — abgefauft,) geſchenkt und diefe Schenkung im
Jahre 1294 beftätigt hat. Auch hätten diefelben 3 Jahre nachher
auf Dietmann Rabilen Anjuhen noch 45 Morgen, de Orts gelegen,
zum Eigenthbume gegeben. Da hiernach die Hergeröburg fchon im
Sahre 1293 ein bloßes Holzfleck war, jo muß fie ſchon ſehr früh
wüſte geworben fein.
Hörchenſohle. Wie Sect. II. der Pölsfelder Flurkarte aus:
weilt, ift „Heidenjahl” ein ausgedehntes, aus mehreren Schlägen
beſtehendes Revier an der Sorenze der PVölsfelder Flur, an Nie-
ftedter Flur grenzend. (Schlag AR und AS). Es liegt ſüdlich und
füböftlih von der Haide, meitlich von der Landwehr. Nah N zu
liegen au „die Brandbirfen‘ und „das Kirchenland“, welches
legtere höchſt wahrfcheinlich als ehemaliges Zubehör der Kirhe von
Heydekensol nad dem Eingehen des Ortes an die Kirche zu Pöls—
feld überging, zu welchem Dorfe auch die Flur ſelbſt gefchlagen
Bon Dr. H. Größer. 151
urde. Jedoch auch noch weiter na O hin in das Königl. Forft-
vier Siebigerode hat fi die Flur Heydekensol erjtredt, da in
terem ein 452 Morgen haltender Diftrict, Namens Heidenjaal,
) findet. Ein Bericht über die Beziehung der Mansfelder Berg-
ze von der Hand Peter Gebhard aus dem jahre 1563 fagt:
on Emfeloh bis auf Hergenfoll, da find zwei Schächte von den
Sonderöhaufen eingejhlagen worden, die Haderſchächte genannt,
d aber durch Graf Albrecht v. Mansfeld wieder eingefüllt worden,
: aber Herzog Gürge zu Sachſen zu den Zeiten dazu fommen
fien, aber Graf Albrecht hat Recht behalten, find die Schröne
h vor der Hand. Auf der rechten Hand an dem Holze hart
y dem alten Gemäuer der Zahl (Sahl?) genannt, von
ı Zahl bis an die Höfe, dar ift ein alt Gemäuer, hart über
Zoll (?). Von den Höfen bis an den Garten an dem Kreuße
Wege, den Garten um und um, von dar bis in der Eptiichen
z, um und um bi3 auf Lichtenhagen.‘
Hohenrode. Daß das im Hersfelder Zehntverzeichnifje ge-
inte Hoenrod in der Gegend von Sangerhaufen zu fuchen ift,
eift der Umftand, daß vor demfelben Langunfeld (Lengefeld) und
7 demfelben Cunnaha (Gonna) und andere Orte bei Sanger-
fen genannt werden. Nach einer Karte der Oberförfterei Pöls—
liegt ein Forftort dieſes Namens weſtlich der von Grillenberg
) Wippra führenden Straße. Er grenzt ſüdlich an den Forft-
Botemanndgraben, öftlih an den im O der erwähnten Straße
genen Forjtort Nonnenloch. Nah N ftößt, er an den Forft-
Kaldaunberg.
* Hohe Warte. Ein Dorf diefes Namens hat ohne Zweifel
Großleinungen gelegen. Denn die Sect. II. der Flurkarte dieſes
es nennt die Schläge B und C, welche in der Nfpite der Section,
döftlih von der Vereinigung der beiden Leinebäche, alfo zwiſchen
elben und auch norböftlich des Dorfes liegen, „Hohe Warte
Schießhölzchen“ und „Hohe Warte und Sohle”, das ift
' eben die Stelle, welche auf manden Karten al3 Hohe Mark
ichnet iſt. Zur Flur von Hohewarte werden ihrer Lage wegen
ı der Haſenwinkel (äußerjte Nſpitze der Flur) ſowie der
niſche Berg und Heidenthal (— Thal am hoyg oder houc),
he als Morunger Feld bezeichnet werden, gehört haben. (Schlag
E und F in Sect. II.) — Gleichwohl halte ih für wahrjchein-
daß dasjenige Hohewarte, von welchem im Jahre 1400 gejagt
): „abbas in Wimmelborch habet“ in der Nähe von Wimmel-
3 zu ſuchen ift, da der Name Hohe Warte ein ziemlich häufiger
152 Die Wüftungen bes TFriefenfeldes und Haſſegaues.
ift und feiner Natur nad) mandem Drte beigelegt werben Tonnte.
So giebt es 3. B. auch nördlich der Wipper eine Hohe Warte.
Im Befonderen ſpricht für die Lage eined Ortes Hohe Warte
in der Nähe von Wimmelburg der Umftand, daß in einem Magde—
burgifchen Lehnbriefe der Grafen von Mansfeld aus dem jahre
1609 ein Drt Namens „die hohe Warthe“ als Lehnftüd nad)
Udenfelde, Tippelsdorf, Zerfendorf und Bodsthal (ſämmtlich wüſt
im oberen Flußgebiete der böſen Sieben oder des Willerbachs) ge-
nannt wird, ein Zeichen, daß wir diefe hohe Warte allem Anfchein
nad auf dem die Waſſerſcheide zwischen den Wipper- und Helme-
zuflüffen bildenden Höhenzuge weſtlich von Eisleben zu ſuchen
haben. Vielleicht war fie identisch mit der von mir früher (Harz-
zeitihr. 1876, S. 75) nachgewieſenen, hoch gelegenen Frauenmarte,
vielleicht aber ift fie auch öftlich derfelben zu fuchen.
Hohndorf bei Beyernaumburg. An den Ort erinnert noch
die Hohendorfswiefe (Schlag BI in Beyernaumburger Flur).
Hohndorf bei Merjeburg. Nah der Meufchauer Flurkarte
liegen „die Hohndorfer Wieſen“ und „das königliche Hohn-
dorf“ öftlih von der jetigen Saale, dicht an derfelben und nörd—
lich der Merjeburger Borftadt Neumarkt. Die zu Hohnborf gehörige
Flur dagegen Liegt fonderbarer Weife auf dem weftlichen Ufer der
jegigen Saale, wo fie unter der Bezeichnung: „Die Fleine und
die große Hohendorfer Marke‘ den nördlichen Abfchnitt der
Merjeburger Stadtflur bildet. (Schlag E und F in Sect. I. ber
Merfeburger Flurkarte.) Nördlich wird fie von der Schkopauer Flur
begrenzt. Der Hohendorfer Rain fcheidet fie, von O nah W
ftreichend, von den weiter ſüdwärts gelegenen Theilen der Merſe—
burger Stadtflur. Die wunderbare Erfcheinung, daß die Dorfftätte
auf dem öftlihen, die Flur dagegen auf dem meftlichen Ufer der
Saale‘ liegt, giebt zu denken. Zunächſt bürgt fie für die Wahrheit
der Sage, daß ſich an den Hohendorfer Rain eine Brüde über die
Saale angefhlofien habe. Denn wie hätten fonft die Hohndorfer
ihre Flur bemirthichaften fönnen? Sodann aber, da es im höchſten
Grade unmahrfcheinlich ift, daß eine folche Trennung von natürlich
zufammengehörigen Dingen das urfprüngliche Verhältniß fei, nöthigt
fie zu der Annahme, daß es eine Zeit gegeben haben müſſe, und
zwar eine Zeit, wo das Dorf Hohndorf ſchon beitand, in melcher
die Saale die Hohndorfer Flur nit in 2 Theile zerfchnitt; mit
andern Worten: Hohndorf muß ſchon beftanden haben, bevor die
Saale in ihrem jebigen, an Merfeburg vorüber führenden Bette
floß; dieſes Bett aber Tann erjt in biftorifcher Zeit, jedesfalls ſpäter
|
{
Bon Dr. H. Gröfler. 153
das Dorf Hohndorf entjtanden fein, fei es nun, daß eine Ueber-
vemmung es ausmwühlte, fei es, daß man es abſichtlich dorthin
legte, um die in Merjeburg erbaute alte Burg dur das un.
telbar darunter hingeführte Bett der Saale nad) der gefährdeten
jeite hin zu fhügen. Durch diefe Erwägungen wird nicht nur
; Alter Hohndorf3 in die ältefte gefchichtliche Zeit hinauf gerückt,
wird auch das Alter der jegigen Saale b. Merjeburg annähernd
immt. — Im Jahre 1367 giebt Bischof Friedrih von Merfe-
g dem Merjeburger Bürger Heinrich Mandesleybin unter Anderm
ıe halbe hufe und eyn virtil landis in der marke czu Hon-
f zu Lehn. (N. Mitth. I, 4, 110.)
Hohndorf bei Oberfchmon. Diefe Wüftung gehört jetzt zu
ineichſtedt. Denn die nördlichen Schläge der Flur diefes Dorfes
und I) heißen: „in der Hohndorfer Flur” und „die
dndorfer Gelängen.” Folglih grenzte auch Hohndorf nicht
nittelbar an die Wüftung Kymen. Bielmehr find beide durch
Kleineichftebter Flur von einander getrennt. Der von mir zu
em Drte gejtellte Tammo de Hondorp gehört nad) Herrn v. Mül—
ftebt in ein ganz anderes Gefchlecht.
Holzendorf. Nah K. Heine (die alte Herrihaft Querfurt
der Neuen Mitth. des Thür. Sächſ. Ver. 1875 Nr. IV.) lag
zendorf bei Querfurt, Thaldorf gegenüber an der gegenüber-
enden Böjchung des Thales, und nicht fern davon ftand eine
ı h. Wolfgang gemeihte Kapelle auf der Höhe bei dem Leber:
giſchen Thore. (Kaspar Schneider ©. 39). Bierings Topographie
Mansf. IV. bezeichnet es als unter dem Braunsberge gelegen,
» nennt das Thor, bei dem die Wolfgangsfapelle lag, das Lo—
öleber Thor. Die Wolfgangsfapelle war nad) Kaspar Schneider
mn viele Jahre vor 1654 „in Abgang gerathen und gant demo—
t.“ Holzendorf felbit wurde, wie das benachbarte Thaldorf, bei
Belagerung des Schloſſes Querfurt durch die Schweden im
hre 1642 niebergebrannt. Ueber die Entftehung des Drtes und
18 Namens bemerkt Herr von Mülverjtedt (Briefl. Mitth. vom
11 75), daß der Drt einem Hauptmanne zu Querfurt, Hans
ı Holzendorf, einem gebornen Märfer, Namen und Entftehung
danke, da demfelben im Jahre 1556 die von ihm in feinem
itsbezirke erkauften Güter, darunter auch ein Freihof zu Weiden:
l, verliehen worden feien. Seit dieſem Jahre fei ganz zweifel-
A Name Holzendorf für jenes Freigut nebjt Zubehör ent-
nden,
154 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haffeganes.
Horlehagen. Die Flurfarte von Horla fennt ein „altes
Horl“ öſtlich des Dorfes Horla nicht; doch kann dies noch nicht
veranlaffen, ein Borhandenfein deffelben an diefer Stelle zu leugnen,
da es häufig vorfommt, daß Namen, welde im Volksmunde noch
gangbar find, in die Flurfarte feine Aufnahme gefunden haben.
Wohl aber kennt die Flurfarte eine Wüſtung mweftlih von Horla.
Denn der weſtlich der Käfelsburg gelegene Schlag M, welcher die
NXW-Ecke der Flur Horla nad Rotha zu bildet, heißt „in der
alten Horla“; dit an denfelben jtößt nad) SO zu Schlag L,
das Mittelfeld, in mweldem man das Feld diefer Wüftung zu
erfennen hat, und fübli davon längs des Horlabaches zieht fich
„die Horländifhe Wieſe“ Hin (Schlag Q), ein Name, welcher
ganz unverkennbar nod) die Form Horlehagen verräth. Vermuthlich
wurde der Name Horlehagen, indem man die Endung —hagen in
befannter Weiſe zufammenzog, Horlhan gefprodhen, die zu dem
Drte gehörige Wiefe demnah die Horlhanſche, auch Horlhänſche
Miefe genannt, bis zuleßt dem Namen das d angefchoben wurde.
Falls dieſes Horlehagen, wie zu vermuthen fteht, das Mainzifche
Herlohayn wäre, müßte der Willmeg zwiſchen den Flurſtücken dieſer
MWüftung und dem Dorfe Horla durh auf den Kriegberg los
gegangen jein, jo daß er vielleicht den meitlich von Horla gelegenen
Grumpelsgrund berührte.
Aber wo ift nun das Halberftädtiiche Horlehagen zu fuchen?
Für die Lage einer Wüſtung norböftlih von Horla fpricht immer-
hin der Umjtand, daß nordöftlich vom Dorfe ein ziemlich großer
Diftriet (Schlag U) liegt, mwelder den Namen führt „das Fleine
Feld und vor dem Kriegholze.“ Schon wiederholt hat fi ein
innerhalb einer Flur auftretendes „kleines Feld” nur als die in-
corporirte Flur eines eingegangenen Dorfes erwieſen. Könnte man
nun auch nod eine wüſte Dorfitätte in diefer Gegend nachweifen,
jo könnte man nicht zweifeln, daß norböftlih von Horla das Hal-
berjtäbtifche Horlehagen zu ſuchen if. Und in der That giebt es
(nad der Mittheilung eines ehemaligen Pfarrer von Horla, Namens
Sunfelmann, aus dem Jahre 1828) '/, Stunde von Horla außer
der alten Horl eine Adergebreite, welche wegen ihrer quadratifchen
Form „das Viertel” genannt wird, umgeben von einem alten
Graben, in deſſen Tiefe der damalige Befiger von Horla, Baron
v. Eberftein, noch altes Mauerwerk gefunden hat. In dieſem
„Viertel“ aber liegt „der wüſte Kirchhof”, gleichfalls von
einem Graben eingefchloffen. Auf demfelben hat man eine Glode
von jtarfem Guſſe und feinem Klange „mit alter Mönchsfchrift
richtiger mit gothifcher Majuskelichrift ausgegraben, welche nunmehr
auf dem Kirhthurme zu Horla fich befindet. Diefe Inschrift, welche
Bon Dr. H. Gröffer. 155
in der Neuen Zeitfchr. f. d. Gefch. d. german. Völker von Rofenfranz,
Halle 1832, I, 2, ©. 49 abgebildet worden ift, lautet im Kranze
der Glode folgendermaßen: S.E. NICOLAI. SONITV. NOST.
PATER. + CAMPANA. und hat unter dem Kranze noch das Wort
AUDI, was man mit Wiggert (Neue Mitth. VII, 1, 200) wird
leſen dürfen: Sancte Nicolai, sonitum nostrum, pater, (in) cam-
pana audi.“ Sie jcheint demnach auf den 5. Nicolaus als Patron
der Kirhe und die Gründung derſelben ſowie des Ortes durch
Niederländer Hinzudeuten. — Leider hat Junfelmann nit für
nöthig gehalten anzugeben, nach welcher Himmelsrihtung das Vier-
tel mit dem wüſten Kirhhof liegt; allem Anfcheine nad jedoch find
beide nordöftlih von Horla zu ſuchen und „das Viertel‘ fcheint
mit dem „vieredigten Fleck“ identisch zu fein, welches die SO =
Ede des Bodenfchwende bildet, und unmeit des Horlabadhes Liegt,
nördlich von der Waldung Räthchen (oder Rödchen). Der nördlich
von dem großen gelegene „Eleine vieredige Fleck“ aber muß
die Dorfitätte des eingegangenen Bodenſchwende bezeichnen. (Vgl.
dafelbft). — Im Jahre 1430 bei einer Abänderung der Manäfel-
diſchen Erbtheilung von 1420 fam Horlehein, welches damals noch
bejegt gemwejen zu fein fcheint, an Graf Günther von Mansfeld.
(Ahrens, hiſtor. Nahrichten, S. 34.)
Horn. Die dem Malfenrieder Urkundenbuch entnommenen
Stellen beziehen fih, worauf K. Meyer aufmerffam macht, nicht
auf Horn bei Allſtedt, jondern auf Horn füdöftlih von Heringen
im Helmegau.
*Horn. So fheint eine Wüftung zwiſchen Afeleben und
Secburg am ſüßen See, öftlih vom Vogelſee, geheißen zu haben,
da der die NO-Ede der Aſeleber Flur bildende Schlag D das
Hornfeld heißt, an welches fi ſüdwärts ein kleines Feld
(Schlag C) anſchließt. Ob fich auch in der angrenzenden Seeburger
Flur Anzeichen für obige Vermuthung finden, wäre zu erforjchen.
Hornburg. Daß es ein zweites, jetzt aber wüſtes Hornburg
gegeben hat, beweiſt die Flurkarte von Hornburg. Nach diefer Tiegt
nördlih vom „Eleinen Felde” (Schlag AM) in der NO-Ede der
Hornburger Flur, an die Erdeborner Flur grenzend, eine Stelle
(Schlag Y), welde „in den wüften Stätten‘ heißt, ein ficheres
Zeichen, daß hier ehedem ein Dorf gelegen. Ueber den Namen
defielben hat fich zwar feine Ueberlieferung erhalten, doc liegt es
nahe, es als das zweite Hornburg anzusprechen. (Vgl. Harzzeitichr.
1876, ©. 93 u. 94.) Die Hornburg muß auf oder am Galgen-
156 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.
berge, welcher fich ziemlich fteil ſüdweſtlich vom Dorfe erhebt,
gelegen haben; wenigſtens verlegt eine inzwifchen zu meiner Kennt⸗
niß. gelommene Sage dorthin eine vorgefchichtliche Burg.
Hüneburg bei Cloſchwitz. Die Flurfarte von Cloſchwitz
nennt den Ort einfah die Burg (Schlag A). — liegt un-
mittelbar nordweſtlich vom Dorfe.
Hüneburg bei Salzmünde |. Salzmünde.
Hufener. Ich glaube den Hufener in der SO-Ede der
Lobisiher Flur bei Weißenfels zu finden, weil dort öftlich der
Dorflage Lobitich bis zur Ogrenze „der Rothe Berg‘ fi hin
zieht, deflen Fuß „die alte Saale” befpült. Dazu fommt nod,
daß zwiſchen beiden ein Fahrweg dicht unter dem Nothenberge nad
Weißenfels zu fich hinzieht. In diefem Falle beftünde der Hufener
aus den zwifchen der jetigen und der alten Saale gelegenen Saal-
wiefen, Baumgärten, Spitwiefen und Viehweiden nebft dem
„Neuen Gute.“ |
*Jaucha. Name eines wüſten Dörfchens auf der Grenze
der Fluren Uichteris und Markwerben nahe der Saale, an welches
noch die Jauchgärten (Schlag S in Marfmwerbener Flur), ſowie
„Der Jauch“ und „der Jauchberg“ (Schlag CR und CS in
Uichteriger Flur) erinnern. Webrigens ift Jaucha oder Gaucha ein
ziemlich häufiger flawifcher Dorfname, den z. B. eine zu Gottern
b. Magdala in Thüringen gehörige Wüftung, ingleihen ein nod
beftehendes Dorf am Rippache bei Mölfen führt, von andern Bei-
fpielen zu gejchmeigen.
Ibitz nennt Spangenberg (Duernf. Chron. ©. 38) 1590 als
noch bejtehendes (?) Dorf in der Herrſchaft Schraplau.
Jerkewitz. Nach Ausweis der Flurfarte des Dorfes Räther
und auch des Seeburger Erbbuchs vom J. 1582 grenzt die Mark
der Wüftung Gerkwitz nördlich an Elbitz, öftlih an Räther, ſüd—
lich an Höhnftent, weftlih an Nechaufen. An ihr haben Räther
und Neehaufen vorzugsweife, Elbitz nur geringen Antheil. Die
Dorfftätte ift auf dem „Gerfwiger Anger‘ (Schlag CL),
weldher die NW-Ede gegen Elbit und Neehaufen bildet. Die
außerdem dazu gehörigen Schläge CA— CN heißen: „am Gerl-
wiger Anger, die Gerkwitzer Längen, der Porſt, die Breite,
unter dem Dumpfe, das Dumpffeld, unter den Mönchshügeln,
die Möndhshügel, das Mittelfeld, der Kohlgrund, Barth3
Loch und am Steinberge.” — 1468 als Magdeburgifches Lehn-
Bon Dr. H. Größer. 157
ftüd der Grafen von Mansfeld erwähnt. (Spangenberg, Mansf.
Chron. fol. 392°.) Noch im Jahre 1590 erwähnt Spangenberg
(Quernf. Chron. ©. 38) Gerkowitz als bejtehendes Dorf. — Die
im Seeburger Erbbudhe vom %. 1582 enthaltene Grenzbejchrei-
bung der wüften Mark Gerkewitz nennt unter den Grenzmalen das
„gerdenthall”, den „Waſſerflus“, (melder die Marken von
Räther und Gerkewitz jcheidet), ferner „den holenn Fahrwegk, fo
von Nehaufjenn nad Reithernn leuffet, das Porſt geheißenn“, den
„Seldtgraben”, „die Gerfewiger Gemeinenn Weidenn“. 6
Hufen diefer Flur bejaßen Einwohner von Räther, 7 Hufen Ein-
wohner von Neehaufen, 3 Hufen und 2 Oberländer Einwohner von
Volkmaritz. Die ganze Flur enthielt demnah 16 Hufen. Die
Heer der Fluren waren „gahr zehendtfrey”, doch mußten die Ader-
befiger von jeder Hufe Landes 11 gl. 6 Pf. und dritthalben
Scheffel Hafer dem Amte Seeburg als Schoß geben; dem Pfarrer
von Volkmaritz — mohin Gerfewit alſo vermuthlih eingepfarrt
war, gebührte von jeglicher Hufe des Landes das eine Jahr '/,
Sceffel Waizen und !,, Scheffel Hafer, das andere Jahr Schffl.
Roggen und /, Scheffel Gerjte „zu Wiedemaße“, dem Kirchen-
diener 4 Garben Roggen. Im Uebrigen erhielt dad Amt aus der
wüften Mark Gerfewig no 8 fl. 20 gl. 10 Pf. 1 Heller und 40
Sceffel Schoßhafer. (Seeburger Erbb.)
* lefeld. Name eines Flurort3 in der Flur Gonna (Schlag
W) Die Kuhn-Podewelzſche Karte verlegt den Ort unter dem
Namen Eilfeld unterhalb des Dorfes Gonna, an ein von der
rechten Seite her in die Gonna mündendes Bädhlein.
*Irrau. Name eines Theil der Dorflage von Reinsdorf
a. d. Unftrut, und zwar der Ofpise derjelben (Schlag AL in Sect. 1.
der Flurfarte). Es fcheint dies eine an das ältere Reinsdorf an-
gefügte ſorbiſche Anfiedelung zu fein, deren Name gewiß der näm-
liche ift, wie der der Wüftung Ehrau bei Freiburg a. d. U. —
Zu Irrau fcheinen die Sülzen und das fleine Feld gehört zu
haben (Schlag V und W), welche öftlich angrenzen.
*Johannrode. So heißt eine Wüftung in der SW-Ede
der Prediger Flur (Schlag VI.) neben dem Warthügel, welde
die Flurfarte als „die Johannroda“ bezeichnet. Doch aud
Weißenſchirmbach Hat Antheil an der Wüſtung, da die äußerfte
80⸗Ecke feiner Flur,-da, wo fie an die SW-Ede der Prediter Flur
ſtößt (in freilich verderbter Form) „Johann Rhode“ Heißt
(Sect. II. Schlag H). Die wüſte Dorfitätte bezeichnen die ſübdlich
ſich anjhliegenden „Höfe“ (Schlag A in Prediger Flur).
158 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Hafjeganes.
Judendorf. Vielleicht bezeichnen „die Höfchen“ und
„der alte Gottesacker“ in der Flur Pafjendorf (Schlag V
und U) die Stelle des wüſten Dorfes. Dieſe Pläge werden jchon
vom mittleren und Keinen Wafjer berührt, wie das Vermeſſungs—
vegijter von Paſſendorf bekundet, jo daß hierin wohl der Grund
lag das Dörfhen eingehen zu lafjen.
*Rädelöburg Go heißt ein auf der Grenze der Fluren
Horla und Notha, zwijchen beiden Dörfern gelegener Drt, der zum
Theil die SO Ede der Flur Notha bildet (Schlag B), zum Theil
in die Flur Horla gehört, wo Schlag O, von der Ngrenze finger-
fürmig nordwärts laufend, diejen Namen führt. Die Käfeldburg
liegt übrigens unmittelbar öjtlih von der „alten Horla“, der Stätte
des wüjten Mainzifchen Herlohayn. (Vgl. Horlehagen.)
*Kagendorf. Name eines fleinen Dörfchens dicht an der
Wipper, öftlih von Leimbach bei Mansfeld. Schlag Q der Flur:
farte von Leimbach heißt noch jet „im Kagendorfe” Das
Dörfchen hat feine Entjtehung höchſt wahrſcheinlich dem Gefchlechte
der Kaga oder Chaga, welde im Dienjte der Grafen von Mansfeld
ftanden, zu danken. 1301 Fridericus dietus Kage Zeuge des
Grafen Burchard v. Manzfeld. (Schöttgen u. Kreyfig IT, 717.)
In den Helftaer Urkunden (Mofer diplomat. Beluft. II, 52. 64.
67 und II, 63) erfcheint der Name regelmäßig in der Form Kaga;
nur einmal jteht falſch gedrudt Thaga ftatt Chaga. 1324 Theo-
doricus dietus Kaghe miles, Conradus dictus Kaghe famulus,
Zeugen des Biſchofs Albert von Halberjtadt (eines gebornen Grafen
v. Manzfeld) N. Mitth. IV, 3, 55.) Nah Krumhaar (Befigungen
der Grafen v. Mansf. S. 92.) wird Kagendorf no 1579 in dem
Binsregifter der Leimbacher Kirche erwähnt. Im Jahre 1631 foll
es zerjtört worden fein.
* Rappenburg. Name eines Flurortes in Sect. I. der Flur
Oberwieberjtedt, nördlich der Wipper (Schlag D). Derjelbe gehört
freilih in den Schwabengau, und wird hier nur mit genannt, um
ihn der Vergefjenheit zu entreißen. Bielleicht das unten zu erwäh—
nende Carpenburg? Doch iſt zu beachten, daß unfer Flurort aud)
„Kuppenburg” gejproden wird.
*Karlsdorf. Nah mündl. Mittheilung eine Wüftung an
der Berglehne zwiſchen Bornſtedt und Sittichenbach bei Eisleben,
deren Stätte noch befannt fein fol. Offenbar beziehen ſich auf
diefelbe diejenigen Kaltenborner Urkunden, welche Karlestorff zu den
Jahren 1271, 1280 und 1314 als Weinbauort erwähnen.
Bon Dr. H. Größler. 154
Kartenburg. K. Meyer, der meine Erklärung diejes Orts—
namens für ebenſo abenteuerlich hält, als ich die jeine von Munis-
Iynungen, ftellt die Kartenburg mit Carpenburg und Carpinhowe
zujammen; 1354 erſcheint Heinricus dietus Riche famulus, domi-
nus in Karpenhowe (Müldener, Frankenhauſen ©. 22); 1378 bzw.
1383 wird erwähnt, daß der Edle Gebhard XIV. von Querfurt
bei Lebzeiten da3 castrum Carpenau gefauft babe. (Harzzeitſchr.
1874, 152). 1426 wird Gebhard XVII. von Querfurt nebjt
jeinen beiden Brüdern Hans und Bruno mit verfchiedenen Gütern
in (der Pfalz) Sachſen belehnt; darunter ift neben Befitungen in
Allſtedt, Hoifendorf und Schafsdorf und dem Gerichte in Niethe
(Kalbsrieth), Sulze (mwüft bei Schönewerda) und Schönewerda aud)
der Hof Karpenburg. (Harzzeitihr. 1374, ©. 165). Namentlid)
aus legterem Namen fcheint fich mit ziemlicher Gemwißheit zu ergeben,
daß eine Dertlichfeit in der Nähe der Helmemündung gemeint ift,
und da liegt allerdings die Deutung auf Kartenburg am nädjiten.
Woher aber das Beftimmmwort Karpen? — 1468 erhalten die
Grafen von Mansfeld vom Erzbiichof Johann v. Magdeburg auch
Carpenow zu Lehn (zwijchen Eisleben und Helmsdorf aufgezählt).
(Spangenberg, Manöfeld. Chron. fol. 392”.)
Kettwit. Die Flurkarte von Meufchau beftätigt die früher
gemachte Angabe über die Lage diefer Wüftung, welche alſo außer-
halb des Hafjegaues liegt. Mebrigens liegt nad der Meufchauer
Alurfarte „vie Kettwiger Marke‘ mit den die Dorfitätte anzei-
genden „Höfen“ (Schlag AA, BB und CC) zu beiden Seiten der
Leipziger Chaufjee.
*Kilitſch. Anfcheinend der Name eines Heinen forbijchen
Dörfchens bei Schiepzig. In der Flur diefes Dorfes, ſüdöſtlich von
der Dorflage finden fih die Kilitfhftüde und die Kilitſch—
fabeln (Schlag H und S). Omärts grenzt die wüfte Mark Uden
an. — Ich erinnere an den noch gangbaren Familiennamen Dui-
litſch und an das Dorf Duiltihine bei Salzmünde, welche derjelben
Wurzel entitammen.
Kirhendorf. In einer gefälfchten Urkunde des Jahres
1298 wird Geringendorf ald der Ort genannt, in welchem der
S. Gotthardtöfiche zu Eisleben 2 Hufen von dem angeblichen
Friedrich von Tham vermacht feien. (Harzzeitſchr. 1870, ©. 540.)
Wenn nun auch die Urkunde falſch iſt, ſo ſcheint doch der Fälſcher
eine ächte Aufzeichnung benutzt zu haben, nur daß er Gerintzendorf
160 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffeganes.
ftatt Zerngendorf (das BERN bezeugte Scarnazandorf, fpäter
Czerezendorf) las.
*Klaus. Cine Stelle dicht an der Dorflage Helfta in der
Nähe der Windmühlen (Set. II. b. der Flurkarte) beißt „die
Klaus.“ Füllmunde von geringer Ausdehnung und alterthümliche
Gegenſtände in größerer Zahl ſind daſelbſt gefunden, welche der
Alterthumsverein in Eisleben aufbewahrt. Ein an der Klaus ge-
fundener Zierrat aus Sandjtein gothiichen Stils dürfte darauf hin-
deuten, daß bier ein wirkliches Gotteshaus gejtanden hat. Nach
Papieren des Stift3 S. Spiritus zu Eisleben, welches an die Pfarre
zu Helfta Erbzins zahlen mußte, weil es mehrere zur Klaus gehö-
tige Weder befaß, hieß Diefelbe „Klaus ©. Gumberti”.
Nah Helftaer Pfarracten auch Klaus ©. Ruperti oder große
Klaus.
*Klauſe. So heißt eine Stelle unmittelbar weſtlich von
der Dorflage Oberesperjtebt. (Schlag L der Flurkarte).
*Klein-Goſeck. Eine Unterabtheilung des Dorfes Gofed,
welches auch ald Groß-Goſeck bezeichnet wird. (Schumann u. Schiffn.
a. a. D. XVI, 268).
*Klein-Steigra. Es muß ein bejonderes Dorf dieſes
Namens bei Steigra gegeben haben (nad W zu), da Schlag AX
in Gect. I. der Flurkarte dieſes Dorfes „das Klein Steigraer
Holz‘ heißt.
Köbeldorf. Den Bemerkungen Schmekels habe ih Fol-
gendes hinzuzufügen. Die Spergauer Flur zerfällt nah Ausweis
der Flurkarte im Wefentlichen in drei befondere, ftreifenförmige, von
O nad W parallel laufende Marken, deren nördliche die Kübbel-
marf ift, welche nörblid mit Kötzſchener und Cröllwitzer Flur
raint, während der mittlere Flurftreifen die deutſche, der füdliche
aber die wendifhe Mark bildet. Daraus erhellt, daß es zwei
Dörfer des Namens Spergau gab, ein wendiſches und ein beut-
ches und außerdem noch ein drittes Dorf, das Köbeldorf (ur-
fundli Kobolani und Kubelene), defjen Mark, die Köbelmarf
oder nad) jegiger Ausſprache Kübbelmark, dur den Kübbelrain
von der deutſchen Dark gefchieden wurde. Der nördlich von Sper-
gau in der Kübbelmarf gelegene Berggarten mit den dabei
gelegenen Aengern und dem Kübbelborne bezeichnet jebesfalls
die ehemalige Dorflage. Ob auch der „Marfgarten‘“ in der
nördlich anftoßenden Cröllwiter Flur hierher zu ziehen ift, ift
ungewiß, da defjen Lage mir nicht genau befannt ift.
®on Dr. 9. Gröfler. 161
Erwähnt mag noch werden, daß die Kübbelmarf jetzt in 4 Ge-
wende zerfällt, daß ihre NW-Ede die Gerftnig, ihr mittlerer
Theil die Settesfen, ihre NO-Ede die Kübbelaue heißt. Doch
liegt zmwijchen der Kübbelmark und den Gettesfen auch nod die auf
deutjche Bewohner hinweijende „Gebünth“ mit der „Gebünthaue.”
*Korallenhaus. Name eines einzelnen Hauſes in dem
Dorfe Neumark a. d. Geifel, neben der Kirche gelegen, worin der
Sage nad Tetel predigte und großen Ablaßhandel tried. Von
den forallenen Roſenkränzen, die er dabei austheilte, erhielt das
Haus den Namen. E3 ift der Neumarfer Kirche lehnbar und zinft
derjelben jährlih 4 Grofchen. (Schumann u. Schiffn. a. a. O. VII,
97). Ich Halte die vorftehende Namenserflärung für eine unglüd-
liche, jagenhafte. Wenn man erwägt, daß auch bei Lützen große
Miejenflähen „die Korallen‘ heißen, von denen etwas Aehnliches
nicht erzählt wird, fo liegt e8 nahe, eine andere Erklärung zu
fuchen. ch denfe, die Bezeichnung Koralle ift aus dem jlam.
karaula (= Wadhthaus) entjtanden, jo daß die Dertlichfeiten,
welche diefe Bezeichnung führen, entweder geradezu als Wachthaus
dienten, wie 3. B. das Neumarfer Korallenhaus, oder daß zu
irgend welcher Zeit auf den Korallenwiefen Wachthäufer ftanden.
Krautdorf. Die Dorflage von Krautdorf befindet ſich ſüd—
lich von der Dorflage Liederjtedt; beide find nur durch den Bad)
gejchieden und liegen dit an der Sgrenze der Flur. Die von
G. Poppe gehegte Meinung, der Ort fei wüft, trifft alſo nicht zu,
wenn glei) der Name mehr und mehr durch den von Liederjtebt
verdrängt wird. 1818 hatte das Dorf 7 Häufer (Schumann und
Schiffner a. a. O. V, 141.). — 1253 verhandelten die Edlen von
Querfurt mit dem Klofter Reinsdorf über eine Wafjerleitung bei
der Mühle in Krautdorf. (Harzzeitichr. 1872, 8).
Kriebitfh. Die Einwohner des angeblich im Dreißigjährigen
Kriege verwüfteten Dorfes bauten fih in Querfurt an. (Kaspar
Schneider, löbl. Herrih. Duerf. ©. 27.)
Krummrode. Laut Urkunde vom 2. Det. 1464 hat Claus
Pinfernail, Bürger zu Sangerhaufen, 3 Morgen arthaftigen Lan-
des „auf dem Krummenrode vor der Stadt Sangerhaufen “
(Url. Nr. 201. des ftädt. Archivs zu Sangerhaufen, mitgetheilt von
EL. Menzel). Alſo war der Ort ſchon 1464 wüſt.
*Krumpe. So ſcheint ein wüſtes Dörfchen in der Flur
Tagewerben geheißen zu haben, da ſich öſtlich von Tagewerben
Zeitiär. d. Harzvereins. XI. 11
162 Die Witftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.
nad) der Ogrenze und Burgmwerben zu der Krumpanger und das
Krumpfeld (Schlag AU und AO in Sect. II. und Schlag C in
Sect. I.) bei einander finden. Die unmeit davon gelegenen
„Marktfleckchen“, ein Stüd von der Größe einer Kleinen
Dorflage (Schlag I in Flur Burgwerben), mögen die ehemalige
Dorfitätte bezeichnen, falls diefelben nicht zur Wüftung Kuba
gehören.
*Kuba. Eine Wüftung zwifhen Markwerben, wozu fie meift
gehört, Tagewerben und der Saalbrüde bei Weißenfels, defjen
Bürger fie zum großen Theil bebauen. Sie jtand unter dem
Amte, indem nur Gefho und Pflicht dem Stadtrathe zuftanden,
und hält 138 altjächfiiche Ader. Hut und Trift übt Markwerben.
(Schumann u. Schiffn. XVII, 644). Nah Schum. u. Schiffn. (a. a. O.
XIV, 700) gehört die Brüdenmühle bei Weißenfels urjprünglih in
die Wüftung Kubemark. Dieje lestere Nachricht kann jedoch nicht
ganz genau fein. (Vgl. das unter Podeliz Bemerkte). Ob man
die Marktfledhen in Burgwerbener Flur (Schlag I) als die
ehemalige Dorfitätte anzufehen hat, oder ob diefelben zur Wüftung
Krumpe gehörten, ift noch zu unterſuchen.
*Rudenburg. Name eines Berges bei Bornftedt, welcher
der Schloßruine gegenüber liegt, vecht3 der von Eisleben fommen-
den Chaufjee. (Mündl. Mittheilung.) — Name einer ehemaligen
Raubburg in Sct. Mideln. (Wunder - Völker, Beitr. 3. Geſch.
d. Stadt Müdeln, Halle; 3. Fride 1877. ©. 8.)
Kudfenburg unweit Querfurt. Die Stelle, wo die alte
Kudenburg gelegen hat, iſt der öftlih von dem Dorfe gelegene
Kranzberg. Die Kudenburger Flurfarte hat die Bezeichnungen
„im Kranzhofe” und „im Kranze” (Schlag F und D). Der
zungenförmig nah W fich erjtredende Kranzberg iſt ein Ausläufer
der öftlich gelegenen Hochflähe, wird nördlich, weſtlich und ſüdlich
von dem Weidabache bejpült und fällt nach diefen drei Seiten
ſchroff ab. Die Dftfeite ift nicht natürlich feit; dort muß ein Wall
mit Graben ehemals den Kranz, d. h. die noch jett erkennbare,
faft kreisrunde Burgitelle, gebildet und gejchütt haben. Ganz
ebenjo ift die Anlage des Hausbergs bei Großjena, der Altenburg
b. Schraplau u.a.m. Die einzigen Mauerüberrefte der Umfaſ—
fungsmauer (des Kranzes) finden fi) auf der Weite, doc ijt
auch an der Sfeite in dem Ader ein von Steinen ſtark durchſetzter
Strich bemerkbar, welcher noch jet zeigt, wo einjt die Umfaſſungs—
mauer lief, denn jet hat man den Bergjcheitel der Beaderung
Bon Dr. H. Größler. 163
halber möglichft geebnet. ine öſtlich oder ſüdöſtlich an den Kranz
ſich anſchließende Stelle heißt der Kranzhof. Nah Mittheilung des
Mühlenbeſitzers Dehlert findet fich dabei eine Stelle, welche beim
Darüberführen des Pfluges Hohl Kling. Auch wird behauptet,
daß vom Kranze nad) der nordmwärts unterhalb des Berges gele-
genen Biegelmühle ein unterirdiiher Gang führe. Das von dem
Kranze umſchloſſene Gebiet iſt übrigend von beträchtliher Aus-
Dehnung. (Nicht unbemerkt mag bleiben, daß aud dicht bei Mit-
tenmwalde in Oberbaiern ein Kranzberg ift (Noé, Salzkammergut,
S.33), und was uns nod näher angeht, daß das an der
N grenze der Flur Nemsdorf nah Obhauſen S. Nicolai zu gele-
gene „Höfchen“ (Schlag 0) auh „der Kranz” genannt wird,
doh weiß ich nit, ob dort noch Reſte eines Mauerfranzes
erhalten find.) Am Nordabhange des Kranzberges b. Kudenburg
zieht Jih nach Ober - Esperjtedt zu „der Hagen” Hin.
Der Hof Kuckenburg, um welden ſich 1415 das Kloſter
Sittihenbah und die Edlen von Querfurt ftritten, ift vermuthlich
der Kranzhof. Die Befitungen des Klofters Sittihenbadh in Kuden-
burg rührten, wie Harzzeiti hr. 1871, S. 85 nachgewieſen ift, ver-
muthlih ſchon aus dem Jahre 1205 her, in weldem Gebhard
v. Querfurt und fein Bruder Gerhard dem Klofter 4 Hufen iu K.
mit Höfen und allem Zubehör für 326 Mark Silber verkauften.
Da ferner 1243 Burchard, Burggraf v. Magdeburg, einen in K.
belegenen Weinberg dem Klojter Sittihenbah für 25 Mark Silbers
verkaufte (a. a. D.), jo muß man annehmen, daß der Burgbezirk
Kudenburg ſchon früh in den Beſitz des Uuerfurter Gejchlechtes
gelangt ijt, defjen Begüterung in diefer Gegend auch aus andern
Urkunden erhellt. Ob vor den Uuerfurtern oder neben denjelben
die Wettiner im Befis geweſen, läßt ſich aus der Nachricht, daß
Graf Heinrich v. Wettin dem ihm verwandten Erzbiihofe Wich—
mann v. Magdeburg Belisungen in K. verehrt habe, welche diefer
wieder an das Klofter Neuwerk b. Halle gab, nicht feſtſtellen. —
Uebrigens fcheint ſowohl der Kranzhof, wie dad Dorf im dreißig:
jährigen Kriege verwüftet worden zu fein. Das Dorf foll, mie
der Mühlenbefiger Dehlert behauptete, nachdem es lange wüſte
gelegen, erit im Jahre 1701 oder 1702 wieder aufgebaut worden
ſein. Es jcheint alfo in jeder Hinfiht das Schidjal von Döcklitz
getheilt zu haben. Der Burg gedenkt Caspar Schneider (Xöbl.
Heid. Querfurt S. 40) noch im Jahre 1654 mit den Worten:
„10 abgebrennet und die Felder von etlihen Bauren beftellet wer:
den," fo daß es ganz den Anſchein hat, als hätten bis zur Zeit
des dreißigjährigen Krieges Gebäude auf dem Kranzberge geftanden.
Nod Ende des 17. Jahrhunderts fah man auf demjelben verfallene
11*
164 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
Gräben und mit Erde bededte Mauern, die man kurzweg den
Kranz nannte. Diefe Trümmer wurden als ein Schlupfwinfel von
Räubern angejehen. — Als 1712 dem Herzog Chriftian von Sad)
ſen-Weißenfels in Querfurt gehuldigt wurde, überreichte ihm der
dortige Diafonus Sigismund Büttner eine mit verjchiedenen bei
Kudenburg gefundenen Betrefacten verzierte Platte in Begleitung
eines Gedichtes: „die huldigende Kudenburg.” Dafjelbe ift abge—
drudt in Schöttgen u. Kreyffig, diplomat. Nachlefe XI, 36 — 48.
Bol. auch deſſelben Verfaſſers „Rudera diluvii, Spuren und Zei
hen der Sündfluth. Xeipzig 1710. —
Nur noch ein Wort über den Namen der Burg Her
v. Mülverftedt bezweifelt (Briefl. Mitth. vom 20/11. 75), daß der
Name der Burg mit „kucken“ (= speculari) zufammenhänge, da
man zu diefem Zwede feine Burgen, jondern nur Thürme gebaut
habe. Und wenn Erfteres doch einmal gefchehen ſei, jo habe man
fie Wartburgen genannt. „jedoch diefer Einwand fann nicht zur
Widerlegung dienen, denn nicht nur die verjchiedenen Wartburgen,
ſondern auch die häufig erjcheinenden Spielburgen — im Hafjegau
giebt es deren eine ziemliche Anzahl — melde auch Spiegelburgen
heißen, zeigen, daß man nicht nur einzelne Thürme, fondern aud
ganze Burgen zu dem Zwecke erbaute, al3 specula (Warte) zum
speculari zu dienen. Auf eine appellative Bedeutung des Bejtimm-
worte deutet auch der Umſtand, daß der Name aucd noch anders-
wo in der Nähe vorlommt. (Siehe Kudenburg bei Bornftedt und
Mücheln.)
Kuniſch. Die von Kragih ©. 247 erwähnte Kiniſche Mark
bei Liederſtedt ift offenbar nicht die Markt Kymen, fondern die
Mark Kunifd.
Rurzgehofen. Der Ort war, wie Dr. Jacobs (Beiträge
zur Geſchichte von Artern und Vockſtedt S. 7) gezeigt hat, wohl
feine dörfliche Anlage, fondern ſchon im 13. Jahrh., wo er, wie
die benachbarten Anfievelungen durch das Kloſter Walfenried
gegründet fein mag, nur ein Möndshof (grangia), allerdings wohl
mit Vormerken und nicht unbedeutendem Zubehör. Dafür fpricht
auch die urſprüngliche Singularform des Namens Cordeshove.
Kusdorf. Näheren Aufihluß über die Lage der Wüſtung
gewähren folgende Angaben des Vermefjungsregifters von Ober-
deutfchenthal: „überm Steinbruche an der jauren Seite und in der
Kusdorfer Marke;“ an der fauren Seite und dem Steubener
Wege.” (Schlag K.)
Bon Dr. 9. Größter. 165
Kymen. Daß die Bezeichnung „Kiniſche Mark“ nicht auf
Kymen, fondern vielmehr auf Kunifch geht, habe ich ſchon bemerft.
Auch ftellen fi die von G. Poppe gegebenen Mittheilungen über
die Wüftung als nicht völlig zutreffend heraus. Denn nad Aus-
weis der Prediger Flurkarte grenzte die Mark Kymen nördlich an
Klein-Eichftedt, öftlih an Spielberg und Liederſtedt, ſüdlich an
Preditz, weitlih an Gölbitz. Ihre Flurtheile find: „überm Flachs—
thale“ (nördlih von dem in Prediger Flur gelegenen Lohhorne),
„nie Mark Kymen,“ „unterm Kymenjhen Berge“ (nördlich
von vorigem) und „das Lerchenfeld“ (Nordſtück). Bildet ſonach
die Mark Kymen nebſt Zubehör jetzt den nördlichiten Theil der
Prediger Flur, jo darf doch nicht vergefjen werden, daß auch Göl-
big einigen Antheil an der Mark hat, da Schlag R in der Göl—
biger Flur die Bezeichnung führt: „Pläne in der Mark Kymen.“
*Lachsdorf oder Lachſtedt. Nach Cl. Menzel eine Wüftung
oder ein Stadttheil im Norden von Sangerhauſen, dejjen genaue
Lage bis jetzt noch unbefannt ift. In einer im Jahre 1281 von
den Rittern Gonemund, Goswin und Ulrich von Sangerhaufen,
ſowie dem Rathe der Stadt Sangerh. ausgejtellten Urkunde (Nr. 1
des ftädt. Archivs), laut welcher Heidenricus dietus Stappho den
Brüdern des h. Lazarus ein Haus und eine Fleiſchbank zum Heil
feiner Seele überläßt, iſt Hermann von Lardorf, Bürger von
Sangerhaufen, Zeuge. — 1395 fchenft Volkmar Kalb, Mitglied
einer alten Sangerhäufer Patricierfamilie, der Kirche S. Jacobi
daſelbſt ſechs Schilling Pfennige jährlihen Zinfes, die er zu for-
dern hatte an Rumars, des Juden, Haus in der Lardorfiden
Gaſſe an der Mauer. — 1435, am Sonnabend nad Katha-
tinentag, verkaufen Claus Angelhard, Bürger von Sangerhaufen,
und feine ehelihe Wirthin Jele einen jährlichen Zins von 1 fl.
von 12 fl. an ihrem Settelhofe in der Lachſtedtſchen Gaffe
wieberfäuflih der neuen PVicarei U. 2. Frauen in der Pfarrkirche
Sct. Jacobi in Sangerhaufen (Urf. Nr. 76 des ſtädtiſchen Ar-
Hivg.) — Auch noch in 2 Urkunden aus den Jahren 1448 und
1476 wird nad einer Mitteilung von Dr. Jul. Schmidt in
Sangerhaufen die Lachſtedtſche Gaffe erwähnt und zwar jo,
daß nach einem auf einer diefer Urkunden befindlichen Vermerke
die Jdentität der beiden Benennungen „Lardorfſche u. Lachſtedtiſche
Gaſſe“ nicht zu bezweifeln ift. (Alles Vorſtehende Mitth. von
von El. Menzel in Sangerhaufen.) Doch ift, fo lange nicht noch
entiheidendere Zeugnifje hinzutreten, einftweilen nur die Annahme
berechtigt, daß eine Gaſſe in Sangerhaufen von einem Bürger,
Namens Lachsdorf oder Lachſtedt, ihren Namen empfangen hat,
166 Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Hafjegaues.
wie e8 3.8. mit der Buchergaſſe in Eisleben der Fall it, ohne
daß man genöthigt wäre, das Beftehen eines bejonderen Ortes
dieſes Namens vorauszufegen.
*Lauta. Anjcheinend eine wüſte Mark bei Bedra oder ein
in dieſen Drt aufgegangenes Dörfchen. Denn an das fogenannte
„Leine Dorf“ in Bedra ftößt unmittelbar ein Flurtheil, welcher
„die Laute“ Heißt. (Mittheil. von Hrn. Pfarrer Walter in
Grumpa.) Es liegt die Vermuthung nahe, daß diefes „Heine Dorf“
uriprünglih Lauta geheißen hat, und könnte dann ebenſowohl als
die Wüftung Lautama bei Marfröhlig für dasjenige Dorf Lauta
angejehen werden, welches die Gründer des Stiftes Goſeck dem-
jelben im Jahre 1046 fchenkten.
Lihthagen. Diefe Wüftung gehört jett zur Friesdorfer
Flur, deren ausgedehnten füdlichen Theil fie bildet. Die von der
Dorflage Friesdorf ſüdwärts zur Mitte der Sgrenze führende Trift
beißt die Trift nah dem Lihthagen; Schlag U heißt der
Lihthagen und nahe dabei findet fih die wüſte Kirden-
wiefe. Da nun der Reitzkenbach die Ogrenze der Flur Friesdorf
gegen Gorenzen bildet, jo muß er früher auch die Ogrenze der
Flur Lichthagen gebildet haben. CI. Menzel in Sangerhaujen
theilt mir aus den vom Magifter oh. Andr. Götze 1754 gemad)
ten Auszügen des Friesdorfer Kirchenbuches (Abſchrift vom Prediger
Tiſchmeyer im Befis der Frau v. Friefen in Rammelburg) Folgen:
des mit: „Alfo Haben die Friegdörfer (zuerjt) eine Kirche auf dem
Lichthagen auch gehabt. An diefem Orte hat zuvor ein bejonderes
Dorf geftanden; die Friegdorfer aber find dahin gepfarrt gemeien,
wie denn auch noch heutzutage ein Weg von hier aus durchs Hol;
anzutreffen ift, welcher der Kirchfteig genannt wird. Bon dieſer
Kirche auf dem Lichthagen find Weberbleibfel genug vorhanden.
Ich bin auf dem Hügel gewefen, wo die Kirche gejtanden, und
babe nicht nur Mauern und Gräber gefunden, fondern aud ein
tiefe8 Loch, welches durch eine Mauer in ein Gewölbe ging. Es
haben mir auch verjchiedene Alte erzählt, daß die Grundmauern
diefer alten Kirche vor AO Jahren (alſo 1710— 1714) in ſolchem
Stande gemwejen, daß man Steine zum Bauen daher holen fön-
nen.” — Im Jahre 1420 Fam Lichtenhayn, welches damals nod)
befegt gemwefen zu fein jcheint, bei der Mansfeldiſchen Erbtheilung
an Graf Hoyer V. von Mansfeld »Borderort. (Frande, Hiſt. d.
Grafih. Manzfeld ©. 233.)
Lipsdorf. Wenn ih annahm, daß der Name Klaus:
anger auf den h. Nicolaus als ehemaligen Patron der Dorfkirche
Bon Dr. 9. Größler. 167
ſchließen laſſe, jo fpridht für diefe Annahme auch noch die Lage
des Ortes am füßen See. Denn ©. Nicolaus, der Patron der
Fiſcher und Schiffer, war für die Anwohner des fischreichen Sees
ein ganz geeigneter Heiliger. — Uebrigens liegt die Wüftung nicht
bloß in Lüttgendorfer Flur; es hat vielmehr auch Afeleben einen
Theil der zwifchen beiden Dörfern liegenden Mark erhalten; die
ehemalige Dorfftätte von Lipsdorf erkenne ich in den norbmeitlich
von Aſeleben, dicht am See gelegenen „Stätten“ (Schlag K),
welche nur durh „die langen Weiden” von denjenigen Stüden
der Flur Lüttgendorf getrennt find, melde ehemals Zubehör von
Lipsdorf waren. Die Bezeihnung „die Stätte” oder „die Stätten“
bezeichnet regelmäßig eine wüſte Dorfftätte. — Von 1147 ſchenkt
der edle Dietrih von Querfurt dem Klofter Marienzelle in Eil-
wersdorf 1 Hufe in Lifdagesdorp. (Ludewig, rell. mscpt. I, 5.)
Liudineburg. Herr v. Mülverftedt bezweifelt in einer brief-
lihen Mittheilung die oentität von Liudina und Lettin. Criteres
Wort hält er entjchieden für ein deutfches, Tetteres für ein wen—
diſches. Was die Endung des Wortes Liudina betrifft, jo ift die-
jelbe allerdings nicht nur den ſlawiſchen Sprachen (vgl. Harzeitichr.
1875, S. 119 u. 120) eigen, fondern in Stoff anzeigenden Eigen-
Ihaftswörtern auch dem Deutfchen, freilich fat nur in Zufammen-
jegungen, 3. B. Eichinaberg, Widinapach u.a. — Da jedoch alle
andern Ortsnamen des Hafjegaues mit der Endung — ina (4. B.
Uuodina, Blisina, Dussina, Wirbina, Studina) ſämmtlich nur und zwar
leicht aus dem Wendiſchen erklärt werden fünnen, fein einziger der—
jelben aber aus dem Deutjchen, jo jpricht jchon dieſer Umitand
fräftigft für den wendiſchen Urfprung des Namens Liudina. Doc
nicht allein die Endung, auch das Wurzelmort felbjt befundet den
legteren. Denn an das ahd. liut (= homines) zu denfen, ver:
bietet vor Allem die Schwierigkeit, daß man dann feine vernünf-
tige Ueberſetzung des Namens gewinnen fann. In ſlawiſchen
Namen dagegen iſt die Wurzel lud, lut (oder mit jodirtem Anlaut
Ijud, hut) außerordentlich häufig. Eine Fülle von Beifpielen lie-
fert Schafarſchik (Slawiſche Alterthümer II, 141). Ich hebe hier
nur einige hervor. Ljuta heißt ein Nebenfluß der Pljusa im
Gouvern. S. Petersburg; eine Ljutenka fließt im Gouvern. Pol-
tama; eine Ljutica in Wolhynien; eine Ljutnica im Gouvern.
Witepsf. Mehrere ruffiihe Dörfer heißen Lutna, Lutinka und
ähnlih; Lutomiriei Heißt ein tichechiiher Stamm in der Gegend
von Leitmeritz in Böhmen; ja ein vollftändiger Doppelgänger unfe-
rer Liudineburg findet fih ebenfalls in Rußland, nämlid ein
Schloß Lutin. Daß Leuthen in Schlefien urjprünglid Liudina
168 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Hafjegaues.
geheißen hat, ift nicht zu bezweifeln. Aud an den Namen des
chorwatiſchen Fürften Liudiwit darf man erinnern. Alle genannten
Namen wird man mit Schafarfchif entweder von dem männlichen
Namen Ljut, der feinerjeit3S wieder von dem Adj. Ijut (= acer,
tapfer, grimmig) herfommt, ableiten müffen, oder von dem ſlawi—
fhen unjerm ahd. liut urverwandten lud (= homines, Leute,
Bolf). Unfer Ljudina im Befonderen erklärt ſich meines Erachtens
am Leichteften durch letztere Wurzel. Da nämli die ſlawiſche
Adjectivendung — ina beſonders häufig einen Aufbewahrung = oder
Berfammlungsort des durch die Wurzelfilbe bezeichneten Gegenitan-
des bedeutet (Jettmar, Weberrefte ſlawiſcher Orts- und Volfäna-
men der Provinz Brandenburg, Potsdamer Gymnafialprogramm
©. 3), jo hat Ljudina offenbar die Bedeutung „Verfammlungsort
des Volkes,“ welche am treffenditen durch das deutjche thiotmalli,
diotmahal wiedergegeben werden kann. So weiſt aljo jchon der
Sinn des Namens darauf hin, daß unfer Ljudina der Hauptort
eines Bezirks gemwefen fein muß. — Herr v. Miülverftedt wendet
jedoch noch Folgendes ein. Wenn Ljudina deutſch fei, woran er
glaube, jo jei nicht zu begreifen, wie die Wenden daraus Lettin
hätten machen können, da fie ſonſt gewohnt feien, Namen fremder
(d. 5. ſlawiſcher) Wurzel zu fubjtituiren. Sei dad Wort aber
wendifh, jo ſei mwieverum nicht zu begreifen, wie ein fo leicht
jprechbarer Name, wie Lettin, in deutfhem Munde in Ljudina
habe übergehen können. Hiergegen habe ich zu bemerfen, daß das
Vorkommen eines wendiſchen Namens neben einem Deutjchen für
denfelben Ort meines Wiffens nur in der Laufig gebräuchlich ift
und auch da erjt in jüngerer Zeit; in unjeren Gauen dagegen iſt
es faum nacdmeisbar. Denn Bezeichnungen, wie villam quandam
Spirige dietam, selavonice autem Kobolani nuncupatam und
villam Spiliberg vocatam, quae etiam alio nomine Sibrovieci
nominatur wollen eigentlich Feine entjchiedene Identität beider Orte,
fondern nur engered Berbundenfein eine flamijchen und eines
deutſchen Dorfes andeuten, wie wenigftens neben Spergau früher
ein befonderes Dorf, Köbelvorf, beitand (vgl. mein Wüftungs-
verzeichniß in der Harzzeitſchr 1875, ©. 367 und 1878 ©. 160).
Daß aber Ljudina in Xettin übergehen fonnte, habe ich nicht nur
an dem a. D. bereit3 nachgewiefen (1185 Luthyne, 1217 Lutin,
fpäter Luttin, Lutyn, Letyn, Littin, Lettin), fondern das zeigt
auch die parallele Entwidelung von Rupina zu Rumpin, Wettina
zu Wettin, Blisina zu Blöften u.v. a. Ljudina ift eben die noch
unverjehrte, Lettin die im Munde der Deutjchen entitellte Form
des jlamischen Namens. — Wenn nun Herr v. Mülverjtedt weiter
bemerft, auf die deutjhe Endung — burg im Namen Ljudine-
Bon Dr. 9. Größer. 169
burg dürfe man fein Gewicht legen, weil verfchiedene dem wendi—
hen Idiom angehörige Namen, fei ed nun durch Anhängung, ei
s durch Verunftaltung der urſprünglichen Endung, erſt durch die
eutſche Zunge zu deutſch klingenden geworden ſeien (vgl. Lo—
urg, welches urkundlich Luburn, Loburn, und Brandenburg,
slhes urſprünglich Brannibor hieß, wo der Deutſche den Burg—
griff an den Namen angeflidt habe), jo bemweift auch dies nichts
egen meine Auffafjung, da ich ja Liudina nicht für einen deut-
hen Namen halte und die Sache doc offenbar jo liegt, daß die
)eutſchen die bei dem flawifchen Orte Ljudina erbaute Burg unter
jeibehaltung des jlamwifchen Namens Ljudineburg nannten, gerade
‚ wie die bei dem jlamwifchen Wirbina erbaute Burg von ihnen
'irbineburg genannt wurde. Doch noch Eins macht Herr v. Mül-
nitedt geltend. Ein Schluß von dem Vorhandenjein mehrerer
ottelhöfe zu Lettin auf das ehemalige Borhandenjein einer Burg
vendafelbft fei unftatthaft, weil das Weſen der Sattelhöfe (ohne
interfafjen) von dem einer Burg ſehr weit entfernt fei. Ueber—
es feten die v. Lettin und dann die v. Morl,, welche auf Lettin
ben, das Heinfte, unbedeutendfte und ärmfte Gefchlecht geweſen,
3 man fich denfen fönne, welches faum eine Kemenate bewohnt
ben möge. Es tft zuzugeben, daß aus dem Vorhandenfein von
attelhöfen ein directer Schluß in obigem Sinne nicht zu ziehen
‚ aber ein inbirecter ſcheint mir ftatthaft zu jein. Denn die
vähnten Sattelhöfe werden ein Burglehn von Burgmannen gemwes
ı fein, die zu der Bejagung der Liudineburg gehörten; das
ichleht ‚aber, welches den Namen v. Lettin führte, wird, wie fo
le Beijpiele anderer Burgen uns zeigen, nur dad vornehmite
inifterialgefchlecht unter den Xettiner Burgmannen gemejen fein
d darum den Namen des Ortes ſelbſt geführt haben. Was aber
3 Wichtigfte ift, auch den Nachweis, daß wirklich in Xettiner
af eine wenn auch ſchon fehr früh verſchwundene Burg gejtan-
t haben müfje, kann ich führen. Wie ich in meinem Wüftungs-
zeichniffe (Harzzeitihr. 1875 ©. 397) dargethan habe, liegt
tih von Lettin die Rotſchmark, von welcher jedoch auch zu
hepzig und Dölau Stüde gefommen find. Diefe Rotſchmark
5 aber urfundlih in früherer Zeit Grotheze und nod 1511
otzsch, fo daß aljo das anlautende G erjt jpät verloren
angen ift. In dem Namen Grotheze aber läßt fi unſchwer
ſlawiſche grodjisstjo, welches Burgftelle bedeutet, erkennen,
denn in der Laufit die Namen Grötih, Grödiſch, Grotzſch,
öditz ſämmtlich nur germanifirte Formen jenes ſlawiſchen Wortes
>, was Bronifh im Neuen Laufis. Magazin, Bd. 20, Hft. 2,
121 nachgewiejen hat. Hiernach wird man nicht umhin Fönnen,
170 Die Willtungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
in der ehemaligen curtis Grotheze weftlih von Lettin die biäher
vergebens geſuchte Burg von Lettin anzuerkennen, nur daß bei
derfelben die ſlawiſche Bezeichnung einer Burg anjtatt der deutſchen
fih erhielt, was bei einem uriprünglich ſlawiſchen Orte mit durchaus
jlawifcher Umgebung nit Wunder nehmen Tann. Beachtung ver:
dient auch noch, daß bei Roitzſch unweit Bitterfeld fich eine Flur
Burgftadel findet, melde nad Schum. u. Schiffn. Lericon von
Sachſen (XV, 29) im Jahre 1469 noch ein Schloß trug, ein zwei-
tes Tehrreiches Beispiel, daß Roitſch nur aus Groitih (= Grod-
jistjo) verderbt ift und ſtets auf das ehemalige Vorhandenfein einer
Befeftigung oder Ummallung hindeutet.
Lobesdorf. Schlag AK in Gotterhäufer Flur heißt „in
Lobesdorf“ und liegt fühlih vom Dorfe, öftlih von dem They
und nördlih des Hennedenberged. (Siehe das unter Tetterem
Namen Gejagte.) Auch Holdenftedt und Wolferftent müfjen An-
theil an der Flur haben, da nach einer Sage diefe beiden auf eine
Glocke Anſpruch erhoben haben, die eine Sau auf Lobesborfer
Mark ausgemühlt hatte.
Lobitz. Liubisici im Hersfelder Zehntverzeichniſſe. Schlag
EA der Flur Niederijhmon führt noch den Namen: „auf und
hinter dem Löbitz,“ und Schlag OA Heißt: „zwiſchen ber
grünen Trift und dem Löbitz.“ Vielleicht gehörte auch Schlag
AA, „die Mühlhöfe,“ zu der ehemaligen Dorflage. — 1277
erjcheint Henricus plebanus de Lubyz (ab Erath, Cod. dipl. Quedl.
p. 262.) Alſo hatte der Ort vormals eine Kirche.
Löpnitz. Der fleine und große Löbniß im Zollhäufer
Unterforfte liegen nördlich von Pölsfeld und weſtlich von Annarode
in der Quellgegend des nad Möllendorf hinabfliegenden Hippbaches,
doch vermuthlih auf dem jüdlichen Abhange der Waſſerſcheide.
Nah Dften grenzen beide an den Roßberg.
Lorenzrieth. Die ehemalige Dorflage gehört jest zur Flur
Martinsrieth, in welcher Schlag S „die Hofftetten“ heißt.
Ludendorf. In der Flur Ober-Wünſch (Kr. Querfurt)
weitlih vom Drte heißt ein Flurtheil nah der Drößigmark zu
das Ludendorfihe Feld. Herr Paſtor Walter in Crumpa, der
mir dies mittheilt, urtheilt ohne Zweifel richtig, wenn er annimmt,
an diefer Stelle habe das Liudimendorf des Heröfelder Zehntver:
zeichniſſes gelegen, welches bis jet noch nicht nachgewiejen war.
(Nach dem Landaufchen Druf Nr. 162, nach der richtigen Neihen-
folge Nr. 171.) Doc möchte ich annehmen, daß das in die Flur
Bon Dr. 9. Größler. 171
Niedermwünfch gehörige, deren SW - Ede gegen die Wüftung Dopp-
adel bildende „Eleine Feld“ (Schlag A) früher ebenfalls zu Luden—
dorf gehörte, da dafjelbe von feiner andern Wüftung in Anfprud)
genommen wird. Die einzige mir befannte urkundliche Erwähnung
des Drtes ift folgende. Im Jahre 1208 bezeugt Landgraf Her:
mann von Thüringen, daß der Abt Effchard und die Brüder des
Klofters Reinsdorf (a. d. U.) auf dem Landgerichte in Röblingen
aus der Hand des Burggrafen Ulrich von Wettin und feiner Erben
4 Hufen in Ludendorf für 60 Pfund sub pretextu liberi patri-
monii gefauft haben. (N. Mitth. XIV, 277.)
Lüdersburg. Das Dörfchen Ludesburg muß übrigens ſchon
vor dem Jahre 1145 beftanden haben, da eine Urkunde dieſes
Jahres folgende Ortsangabe hat: „silva Schirholt (= Grenz
hol), que a superiori villule parte, que dieitur Ludesburg, in-
eipit et in fine eiusdem ville desinit.“ (v. Ludewig, rell. mscptm.
X, 679.)
Mädern. Der Mäderfhe Teich liegt in der Schafitebter
Oberflur, zwiſchen der Stadt und dem Feldſchlag H „hinter dem
Walde.”
Mallesbach. DVielleiht erinnern „die Hofftätten” (Schlag
R in Sect. I der Flurlarte von Schönewerda), welche unmittel-
bar nördlih von Efmannsdorf und öftlid vom Sulzbache, zwifchen
E. und der Bottendorfer Straße liegen, an diefen Ort. Vielleicht
aber rühren fie von dem noch unbefannten Theotboldesdorpf
her, welches das H. 3. V. zwiſchen Eßmannsdorf und Bottenborf
nennt.
*Mamburg. Obwohl diefe Dertlichfeit außerhalb unferer
Gaue liegt, jo fol fie doch, weil fie dicht an der Grenze liegt,
hier mit genannt werden. So heißt nämlich die an den Regen-
beef und Krieggraben ftoßende SW=Ede der Flur von Burgörner,
öftlih der Wipper. Gin Bericht eines chemaligen Pfarrers von
Thondorf nennt übrigens die Stelle „Monburgsberg,” Ahrens
dagegen (Hiftor. Nachrichten S. 41) „Mannburg.” (Beide fügen
hinzu, daß auch auf dem etwa 100° hohen Kirchberge bei Burgör-
ner der Sage nah ein Klofter mit einer Burg geftanden habe.)
Enthielte der urkundlich leider nicht belegte Name Mamburg den
Namen Mano, (= Burg des Mano), fo wäre eine Beziehung zu
dem Namen PMansfeld, deſſen ältefte Schreibung Manesvelt
(= Rodung des Mano) lautet, nicht undenkbar.
172 Die Wüſtungen des Friejenfeldes und Haflegaues.
"Margaretenmühle unterhalb Wippra unmeit der Wipper.
Sie wird zum erften Male in der Befchreibung der Mansfelder
Berggrenze erwähnt und zwar jo: „bis an Grettenmühle und
an das Wafjer die Wipra.” In einem Bericht über Beziehung der
Berggrenze von 1563 heißt es: „bis auf Margarettenmühle, die
leit unter Wipper, aber verwuft, nichts davon denn ein Gewölbe,
in den Berg gehauen.” Da heutige Karten die Mühle noch zeigen,
jo muß diefelbe jpäter wieder aufgebaut worden fein.
*Mark-Beeſenſtedt. Nah Frande (Hiftorie der Grafid).
Mansfeld S. 89) das Oberdorf von Beejenftedt in der Herrſchaft
Seeburg. Wenn dies ohne Zweifel richtig ift, fo Doch ſchwerlich
die Behauptung, der Drt habe jeinen Namen davon, daß er vor
Zeiten ein Marktfleden gemejen; wenigſtens bemweift er diefelbe nur
dur den Hinweis auf den Namen. — Bei der Mansfelder Erb:
theilung im Jahre 1420 kam der Drt in den gemeinfchaftlichen
Belis der Grafen Gebhard V. und Buffo VI. von Mansfeld (Ahrens,
hiftor. Nachrichten, Eisleben 1834, ©. 32). — 1468 als Magde:
burgisches Lehnſtück der Grafen von Mansfeld erwähnt (Spangen-
berg, Mansf. Chron. fol. 392°). Auch in der Manzfeldifchen Erb-
theilung von 1501 wird Marks Beejenjtent neben Beeſenſtedt nod)
beſonders aufgeführt, desgl. i. 3. 1609 als Zubehör von Seeburg.
*Markeichſtedt. Diefe urjprünglih, wie es fcheint, jelb-
jtändige Dorfgemeinde muß jet in Niedereichſtedt aufgegangen
fein. Doch heißt noch jest eine Stelle im füdöftlihen Theile der
Niedereichftedter Flur (Schlag BD in Sect. IV): „vor dem Marfte.“
Das würde al3 urfprünglihe Namensform Markt Eichſtedt vor:
ausſetzen.
Mechilacha vgl. Muchilidi.
Mechſtedt iſt zu ſtreichen, da es, worauf K. Meyer auf:
merkſam macht, Mechſtedt bei Schlotheim in Thüringen ſein dürfte.
Mechtilderothe. Nah Schumann u. Schiffner (a. a. O.
VI, 205) führt das Dorf den Namen Ziegelrode erſt ſeit Erbauung
der nördlich gelegenen Ziegelei. Nach G. Poppe dagegen, welcher
ſich auf die mündliche Mittheilung eines zu Ziegelrode geborenen
Berichterſtatters ſtützt, iſt Ziegelrode, genau genommen, eine Neu—
gründung, , Stunde von dem eingegangenen Mechelrode entfernt.
Diefes lag bei der jetigen Gemeindegrube, an welcher noch im
Jahre 1830 der Wald anfing. Unter den mehrere hundert Jahre
alten Eichen defjelben konnte man damals den Umfang des „alten
Bon Dr. H. Gröfler. 173
Gottesaders“ in feinen Füllmundfteinen noch recht gut erkennen.
Auch waren daſelbſt noch mehrere ziemlich wohl erhaltene, theils
aufrecht jtehende, theils liegende Leichenfteine und fogar Gräber zu
jehen. Nach 1830 wurde der Wald dort ausgerodet, und Alles
hat fich geändert.
Meinersdorf. Man wird faum bezweifeln dürfen, daß M.
dasjenige Dorf war, zu welchem die wüſte Katharinenfirche bei
Wendelftein gehörte, da es wiederholt mit dem wüſten Wenigen »
Memleben und mit dem wüſten Dsfurt zufammen genannt wird
und die Pfortengüter in Meinrichsdporf zu dem Mönchhofe in
Odesford gehörten, von welchem aus fie verwaltet wurden. 1356
vertaufchte jedoch das Klofter Pforta diefe Güter gegen ihm näher
gelegene an die auf Wendelftein figenden Edlen von Wisleben.
(Wolf, Chronik v. Pforta ©. 127). Die Zeit, wann dad Dorf
eingegangen, und in Folge welcher Ereignifje, bleibt immer noch
zu ermitteln. Zu vermuthen ift, daß das Klojter Porta und ſpä—
ter die Edlen v. Wisleben die Bauern auögelauft und jo dem
Dorfe das Ende bereitet Haben. Im 15. Jahrh. aber hat der Ort,
wie ich früher gezeigt habe, jedesfalls noch beitanden.
Melmsdorf. In dem zur Flur Oberdeutfchenthal gejchlage-
nen Antheile erinnern an das Dorf noch die Bezeichnungen: „zwi-
hen dem Jungfern- und Malmenraine im Malmengrunde”
(Schlag Z), wozu aud noch die nähere Bezeihnung tritt: „am
Hallefhen und am Schafitedter Wege.” Wenn nun Schumann u.
Sciffner (a. a. O. XVII, 662) eine von der Stadt Schafſtedt
benugte Wüſtung, die ſchon vor 800 Jahren (von 1833 an zu
vehnen) an das Stift Merfeburg gefommen ſei, Malifersporf
nennen, jo vermuthe ih, daß Malmersdorf zu lejen und anzu—
nehmen ift, es fei der an Schafitent gefallene Theil der Flur damit
gemeint, obgleich die Zeitangabe befremblich bleibt.
Mihulidi. Da die Einfiht in das Driginal des Hersfelder
Zehntverzeichnifjes mich belehrt hat, daß in demjelben faft durchweg
eine von Landau nicht erkannte, örtliche Neihenfolge der Namen
beobachtet ift, und da demnach Mechilacha — fo und nicht Muchi-
lacha bat das Driginal —, meil es zmwilchen den Dörfern
Langunfeld fteht und die Orte Morunga und Cunnaha zu Nad)-
barn hat, nicht auf Mücheln an der Geifel gedeutet werden fann,
jo fragt fich, ob nicht doch der alte Name diejes Städtchen Muchi-
lidi ſe. Da nun auf diefen Namen Nannendorpf (Nallendorf),
Crupa (Crumpe) Zebechuri (Zöbigker a. d. Geifel) und Crodesti
174 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
(Gröft b. Mücheln) folgen, alfo lauter Orte aus der Umgegend
dieſes Städtchens, fo muß man Michulidi durch Mücheln erklären.
Dazu fommt noch, daß Müceln nah Wunder: Völker a. a. O.
©. 6. auch Mudilde, nah Schumann u. Sciffner (a. a. O. VI,
575) auch Michelda heißt. Dagegen wird es mit Vorficht auf
zunehmen fein, wenn ebenda berichtet wird, Mücheln habe nod
2 alte Thürme, als Ueberrefte von 2 Schlöſſern, auch habe es
zu Mücheln und in den nahen Dörfern S. Ulrich und S. Jacob
vor der Neformation 3 Klöjter gegeben, deren Namen noch jetzt
die Kirchen diefer Drte nebſt der Filialfirche des Dorfes S. Micheln
führten. Thatſache ift nur, daß in der Stadt eine Kirche ©. Jacobi
liegt, und daß das Nathöfiegel den Patron der Kirche, © Jaco—
bus den Melteren mit dem Stabe in der Rechten, der Pilger—
mufchel in der Linken und dem Pilgerhute auf dem Haupte dar-
ftelt. Den Umfang der ehemaligen Muchileburg oder Mochen-
leuiaburg (jo jchreibt die Urkunde von 978) erhält man nad
Wunder - Völfer ©. 7, wenn man dem Mauerzuge folgt, der
das Mübhlthor, Oberthor und Delthor mit einander verbindet. Das
ift Die eigentlide Stadt mit Ausschluß der Vorſtädte, von
faum 700 M. Umfang, aljo im Grunde nur eine große Burg.
Doch val. auch das unter Mücheln Bemerfte.
*Miferlengefeld, meldes Schumann in feinem Xericon
von Sachſen (V, 618) irrig Meilerlengefeld nennt, ift jet ein dem
Grafen von Aſſeburg-Bochholz gehöriges Vorwerk unmeit Lenge—
feld bei Sangerhaujen. Das Beſtimmwort Mifer, welches in der
Halberftädter Archiv. Matr. vom jahre 1400 Muser lautet, it
zur Unterfcheidung von dem noch bejtehenden Xengefeld, meldes
früher Vrobftlengefeld hieß, beigefügt. Miser oder Muser (Maufer)
ift der Name des Mäufebuffards und in unferm Falle Name einer
Minijterialfamilie, deren Glieder in der Umgegend von GSanger:
haufen während des Mittelalters häufig erwähnt werden. Weil
diefe Familie ein Nittergut in dem Drte befaß, wurde derjelbe
geradezu nad ihr benannt, wie Hadpfiffel nad) denen v. Hade,
Kalbsrieth nad) denen v. Kalb, Knautkleeberg, Knauthain und
Knautnaundorf nach denen v. Knaut u.a. m. — Der Drt war
jedoch früher nicht bloß Vorwerk, fondern auch Pfarrdorf, wie nicht
nur aus feiner Erwähnung in der Halberit. Matrikel, ſondern aud)
aus einer Teidingsurfunde vom 21. Dec. 1400 (in die Thome
apostoli) hervorgeht, welche fich im Stadtarchiv zu Sangerhaujen
befindet und welche Herr Lehrer Menzel daſelbſt mir mitgetheilt hat.
In derfelben werden erwähnt „drye dorfier, dy Lengefeld heissen:
das eyne heisset Probstlengefeld (in der Matrifel Provest
Bon Dr. 9. Größer. 175
Lengevelde), ond eynes Mittellengefeld ond eynes Müserlen-
gefeld, dy da by gelegen sin etc.“ Daß alle drei Dörfer, und
jomit auch Miferlengefeld, uralt find, geht daraus hervor, daß
bereits das Hersfelder Zehntverzeichniß 3 Orte des Namens Langun-
feld mit und nad) einander nennt. Sonft fcheinen über unjern
Ott alle Nachrichten zu fehlen; namentlich ijt unbelannt, wann das
Dorf eingegangen.
*Mittellengefeld. Name eine Theild von Lengefeld bei
Sangerhaufen, früher eines bejonderen Dorfes, welches jetzt mit
dem ehemaligen Probftlengefeld zu Einem Dorfe, dem jebigen
Lengefeld, verbunden ift. (Mittheilung von El. Menzel. Vgl. das
unter Miferlengefeld Bemerfte.)
*Molmed. Name einer Wüftung in der Flur von Groß—
örner, nördlich der Wipper, alfo nicht in den Hafjegau gehörig. Da
jedoh der Name in Mansfeldiſchen Lehnbriefen jehr oft erjcheint,
jo mag bemerft werden, daß der Name Molmeck aus Molenbeke
oder Mülenbeke (= Mühlbach) entjtanden tft, wie auch noch die
Benennung des Schlages BA: „Wiefen in in den Mühlgärten
und in Molmeck“ zeigt. Ahrens (Hiftoriihe Nachrichten ©. 46)
behauptet irrthümlich, daß diefer Drt bei Eisleben gelegen. Ueber
das Schidjal der Bewohner des angeblid im dreißigjährigen Kriege
eingegangenen Ortes und auch über feine Gründung haben fid
Sagen erhalten.
*Müchel. Im nördlichen Theile der Fluren Ebersrode und
Branderode bei Mücheln findet fih, anftopend an die Müchelner
Stadtflur, eine Anzahl Feldſchläge, welche mit Beltimmtheit das
ehemalige Dafein eines Dorfes des Namens Müchel an jener Stelle
andeuten, welches allenfalls auch als das Michulidi des Hersfelder
Zehntverzeichnifjes (fpätere Muchelde) angejprocdhen werben könnte.
(Vgl. das unter Michulidi Bemerkte). Nördlih von der Dorflage
Chersrode heißen die Felder „am Fleinen Müchelwege“ (Schlag
I) und „am großen Müchelwege“ (Schlag M, öftlih des
vorigen an der Ogrenze). Nördlich von beiden liegt die Müchel—
höhe (Schlag R) und nod weiter nach) N das Müchelfeld mit
dem öftlich davon gelegenen „Schlößchen.“ (Schlag B und L.)
Damit aber nicht genug, denn in der öftlic angrenzenden Flur
Branderode heißen die an der Agrenze berfelben gelegenen Schläge
M und N „am Müdeliden Wege” und „die Müchelſche
Gebreite“, Lauter Anzeichen, daß diefe zufammenftoßenden Flur-
orte einft ein zufammengehörige® Ganzes gebildet haben, welches
176 Die Wüſtungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.
nicht etwa bloß von der nördlich angrenzenden Stadtflur Müceln
abgezweigt ift, jondern einen jelbjtändigen, wenn aud verwandten
Namen hat. Endlich ift auch noch zu beachten, daß die Flur von
Baumersrode, welche öftlih an die von Mücheln und ſüdlich an
die von Eberörode grenzt, einen Schlag Z hat, welder „am Mü—
chelwege“ heißt und bei welchem fich zwei andere Schläge (AB
und AC) finden, melde „die Hofgärten‘ und „pas Fleine
Feld“ heißen, wie wir ſchon mehrmals zu ſehen Gelegenheit hatten,
Bezeichnungen, melde eine wüſte Dorflage und das einverleibte
Feld einer ehemals jelbitändigen Flur anzudeuten pflegen.
Der Ortsname jelbjt dürfte dem ſlawiſchen mogila (aud
mohyla) feinen Urſprung verdanfen, welches Grabhügel bedeutet.
Dafür ſpricht Hier noch der ganz bejondere Umſtand, daß fi in
unmittelbarer Nähe der oben genannten Flurorte nordöftlich des
Dorfes Ebersrode ein Flurjtüd findet, welches „der Todten-
hügel“ heißt (Schlag N), wie nicht minder, daß nah Schumann
u. Schiffner (a. a. D. XVII, 643) auf der ganzen Hügelkette jüd-
ih von Crumpa und Mücheln eine Menge fich an einander reihen:
der fünftlicher Hügel fich findet, aus welchen man oft Urnen gräbt.
Uebrigens fcheint auch der mehrfah erwähnte Müchelmeg allgemeine
Bedeutung zu haben und die Straße zu fein, welche aus dem
Süden durd die Flur Zeuchfeld (auch dort heit Schlag AZ „am
Müchelmege‘‘) zwijchen Baumersrode und Ebersrode einerfeit3 und
Branderode andererjeitd hindurch ins Thal der Geifel führt. Ich
halte es nicht für unmöglih, daß diefer Müchelmeg urjprünglid)
— der jegigen Ausſprache, wenn aud nicht Schreibung gemäß —,
Mihelmeg (— große Straße) hieß, alfo mit einem Orte Namens
Müchel nichts zu thun hatte, aber, da er über unfer wüſtes Müchel
nad der Stadt Mücheln führte, durd Anlehnung allmählich die
Form Müchelmeg empfing. In dieſem Falle verriethe uns der alter-
thümlide Name Michelmeg die Nichtung einer gewiß jehr alten
Verkehrsſtraße zwiſchen den Thälern der Unftrut und Geifel, zu:
gleich aber wäre die Möglichkeit gegeben, daß die oben erwähnten
„Hofgärten‘ und das „Schlößchen“ einen anderen Namen trugen,
als Müchel.
Munisiynungen. Herr v. Mülverftebt erhebt (in einer
briefl. Mittheilung vom 20/11 75) den Einwand, Munislynungen
fönne ſchon deshalb nicht als Mönchsleinungen gedeutet werben,
weil das Beſtimmwort der fonft durchaus gewöhnlichen, ſchwachen
Flexion defjelben gemäß Münden-Leinungen heißen müßte, wie
3. B. Münden Nienburg, Müncen-Bernsdorf, Münden: Lohra
u. a. Gewiß ift diefer Einwand nit ohne Gewicht; jedoch mas
Bon Dr. H. Gröffer. 177
hindert, anzunehmen, daß ftatt Munis zu lefen ift Munic, daß alfo
das Beftimmmort dieſes Namens gar feine Flexion hat? Wir hätten
dann hier eine ächte und Feine unächte Zufammenjegung vor uns,
analog der befannten „Münch-hauſen“. Das von Paftor Reinede
(in der Harzzeitfchrift 1876, ©. 137 ff.) über die Zoberbrüderſchaft
Bemerkte ift nur geeignet, diefe Deutung zu beftätigen. Der
wüfte Kicchhof bei Horla hat offenbar auf unfern Ort feinen Bezug,
da er vielmehr dem Halberftädtiihen Horlehagen anzugehören ſcheint.
Die noch jest beftehende Michaelisficche in Großleinungen möchte
ih für die von Munichynungen halten, weil fie nach der Großlei-
nunger Flurkarte auf der öftlichen Seite de3 aus NW kommenden
Leinebaches Liegt. Die eingegangene ©. Jacoböficche, deren Lage
a ermitteln ift, wäre dann-die des Mainziihen Leinungen
geweſen.
Nakkenriſen. Bewogen durch das parallele Vorkommen der
wendiſchen Familiennamen Axekow und Naxekow, Itzenplitz und
Nitzenplitz, möchte Herr v. Mülverftedt den Namen für einen
wendiihen halten. Aber dieſes Alterniven des Anlauts kann ſchon
deshalb nicht als zuveihender Grund angejehen werden, weil es
auch bei unzweifelhaft deutſchen Namen feine feltene Erfcheinung. ift,
ganz abgejehen davon, daß der Name Accanris aus dem deutjchen
BVortihage eine ungezwungene Erklärung findet. Co lange aus
dem Wendiſchen feine befriedigende gegeben ift, halte ich daher den
Namen für deutſch, ja ich bin fogar geneigt, anzunehmen, daß
auch bei unzweifelhaft wendiſchen Namen das vorgejhobene N nur
einer von den Deutichen bewirkten Herüberziehung des Auslauts der
deutichen Bräpofition „in“ ihren Urjprung verdankt, analog dem
hebräifchen Dagesch forte euphonicum, fo daß man „in Axekow
ihr bald „in Naxekow” ſprach, bis jchlieglih das Bewußtſein,
daß dies eine bloße Nachläſſigkeit fei, verloren ging.
*Naundorf. Eine Wüftung bei oder ein Theil von Scaf-
tedt, da in der Oberflur Schafitevt die Bezeichnung vorfommt:
„zwischen der Landwehr und dem Naundorfer Raine” Ein
Neuendorf als einen Theil oder eine Vorftadt von Sangerhaufen
erwähnte ich Schon oben; nicht minder heißt eine ehemalige Borftadt
von Eisleben „das neue Dorf“, und diejelbe Erſcheinung dürfte
fih noch bei mancher Stadt in unfern Gauen wiederholen. Auch
in dem Dorfe Gröft bei Müceln muß ein Theil des Dorfes
Neuendorf heißen, oder defien Namen muß eine nördlich davon
gelegene Wüftung führen, da Schlag W in Section II. der Gröfter
Flurkarte die Bezeichnung hat: „auf den Bänfen am Neuen»
Zeitſchr. d. Harzvereind, XI. 12
178 Die Wüftungen bes Friefenfelbes und Haffeganes.
dorfer Raine“. Diejer Schlag liegt nordwärts ziemlich weit
von der Dorflage Gröjt entfernt. Eine Beziehung auf Naundorf
a. d. Geifel ift wohl kaum anzunchmen. Dieſes letztere ift, wie id
(Harzeitihr. 1876, ©. 58 u. 59) gezeigt habe, im Grunde nur
eine Neugründung, welche das Eingehen des jest wüſten Rada-
wassendorf (Rottmannsborf) veranlaft hat.
Nedendorf b. Eisleben. Das Dorf fol aus ungefähr
28—30 Feuerftellen beftanden haben. !/, Stunde über der Mühle
am fogenannten Nedendorfiihen Berge liegt ein erhabener Felfen,
welcher der Teufelsaltar und gegenüber noch ein anderer, welcher
die Teufelsfanzel heißt. Beide liegen unmittelbar an der Grenze
zwifchen dem Haffegau und dem Frieſenfelde.
Nedendorf b. Liederftent. Der Drt beftand eigentlich aus
zwei Dörfern: Großneckendorf (meitlih) und Kleinnedendorf
(öjtlih) in der Flur Liederſtedt (Schlag A und B). Er lag nord:
meftlih von diefem Dorfe in der NW-Ede der Lieberftenter Flur
und grenzte weitlih an die Wüftung Kymen, nörblid an Spiel-
berger Flur, in welcher das Nedenthal eine Beziehung zum Namen
des Dorfes Nedendorf zu haben fcheint. Die Dorfftätte muß nidt
fern vonder Dorflage Spielberg, nah W zu, gelegen haben.
Neinitedt. Diefe MWüftung liegt fübmeftlih von der Wü—
tung Danfendorf, etwa doppelt ſoweit als diefe von Gerbftebt ent-
fernt. Schlag CQ in Gerbitedter Flur, mwelder an die NW- Ede
der Helmsborfer Flur jtößt, heißt noch „die Nienjtedter Kop-
pel.” Die Flur dieſes Dorfes fcheint weſtwärts mit Augsborf
gegrenzt und bis zur „Kreuzgrund“ gereicht zu Haben, da die
Stüde öftlih von der Kreuzgrund „die Koppel‘ heißen und meiter
nordwärts „die Nienftedter Koppel” ſich anſchließt. Die mwüfte
Dorfitätte Nienftedt kennt man noch jett; fie liegt höchſtens eine
Viertelftunde nah Norden zu von dem Kreuziteine entfernt, welder
diht am Wege von Augsdorf nad Helmsdorf, rechts deſſelben,
fteht, jenjeit3 der fogenannten Landföhre, wo ein Gebüſch die Stelle
bezeichnet. — 1346 verkauft das Klofter Helfta dem Klofter Gerb-
ſtedt duos mansos cum dimidio sitos in campis et curias duas
suas in villa Nenstede. (Bennholdfhe Sammlung in Eisleben, Cop.
Gerbstad. A. 14. 2.)
Neuftädt. Außer den „Neuftädter Gärten‘ erinnern |
auch noch „die Neuftädter Gemeindetheile” — die angeblide
Dorfftätte — (Schlag HH der Flurfarte von Oechlitz) ſowie „das
Neuftädter Holz“ in der Nipise der Schleberoder Flur (Schlag
U eu
Bon Dr. H. Größter. 179
der Flurfarte) an den eingegangenen Drt. Ein Theil des Gottes-
ers ift zu Felde gemacht, in dem andern findet man noch Gräber
t Gebeinen. Das Dorf war nah N. Mitth. I, 1, ©. 40 im
ıhre 1450 ſchon längſt wüſte. Die große Glode fam nad einer
ontags nad Palmarum 1450 ausgeftellten Urkunde des Rathes
Mücheln in diefem Jahre nah Mücheln. Die Kleine Glode foll
ıh Oechlitz gekommen fein, welches nur !/, Stunde öftlih von
euftädt Liegt.
“Neue Warte bei Rohrbah a. d. Mündung der Gonne in
e Helme, in der ſüdlichen Spite der fogenannten Saumeide. —
353 die newe warte in dem rithe (Schöttgen u. Kreyffig,
ipl. II, 740.) — 1359 die nuwe warte obir das wasser dy
unne (Kreyifig, Beiträge zur Hiftorie III, 270). Die neue Warte
st eine alte ebendort voraus. Lag lebtere in der Nähe und mo
ann, oder bezeichnet die Benennung „neue Warte‘ nur einen
teubau an Stelle der alten?
*Nothe. Anscheinend Name einer Wüftung in der NW-Ede
er Flur Großofterhaufen. Dafelbft liegt ein ausgedehnter Schlag
Y), welcher die Nothmark heißt und im S von der Nothmart3-
rift begrenzt wird, jenfeit deren nad S zu die Fleinen und großen
Stummeläder liegen. (Schlag W und X). Doc aud) die nord-
veitlih angrenzende Bornftedter Flur fcheint einen Theil der Noth-
narf an fich genommen zu haben, da in derſelben Schlag HH die
Bezeichnung „der Nothitall” führt. Höchſt mwahrfcheinlih iſt
ieſes Nothe der Drt, in welchem die Pfalzgrafen Gofeder
Stammes begütert waren, und von deſſen Flur, melde Erz-
ichof Adelbert v. Bremen als commune patrimonium der pfalz-
yäflihen Brüder bezeichnet, fie Ländereien an das Klofter Gofed
chenkten. (1053.)
Dbendorf. Nah Section I der Flurfarte von Oberwünſch
bildet die Ohmendorfer Flur den weſtlichen Theil der Flur von
ODberwünſch. Denn deren NWEde gegen Schafſtedt heißt das
Ohmendorfer Dberfeld, ſüdlich davon liegt das Ohmendorfer
Nittelfeld und in der SW- Ede gegen Niedereichitent das Ohmen-
dorfer Unterfeld (Schlag M, N und P). Die Dorfftätte lag
weitlih der Dorflage Oberwünfh und nörblih vom Unterfelde,
Sie wird noch durch die Bezeichnung „die Dhmendorfer Gär—
ten“ (Schlag A) angedeutet. Doch aud an das fühlich gelegene
Eihftedt muß ein Theil der Flur gefommen fein, da man auch dort
in „Ammendorffches Feld“ kennt. Herr Pfarrer Walter in
12*
.r
180 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.
Crumpa, der mir dies mittheilt, bemerkt dazu, er halte dieſes
wüfte Obmendorf (Obendorf, Ammendorf) für das bisher nod
nicht nachgewiefene Theommendorf des Hersfelder Zehntverzeid-
niffes, indem der Anlaut fpäter in Wegfall gelommen. Dieſer
Bermuthung muß ich durchaus beipflichten, zumal auch Dobers-
dorf bei Sangerhaufen jpäter feinen Anlaut abgeworfen hat, jo
daß es jest nur noch Obersdorf lautet. Hieraus erhellt zugleid,
daß unter den überlieferten Namensformen Ohmendorf die rid-
tigſte ift.
*"Dberndorf. In älteren Zeiten ein Theil von Burgiche-
dungen. Anno 1373 ift Oberndorf nebjt Scheidingen, zu dem «3
gehöret, mit 5’/;, Hufen Landes, allem Wieſewachs, Hopf- und
Kohlgärten, allen Zinjen und Renten ..., mit allem Dienft und
Gerichten über Hals und Hand im Felde und Dorfe, mit aller
Gerechtigkeit an die Edlen Herren von Querfurt gelangt. Allein
deren Nachkommen, Gebhard und Bruno, Gebrüder, Herren zu
Querfurt, haben e3 anno 1437, Dienftags nach Quasimodogeniti
Dtten, Carl und Dietrihen, Gebrüdern von Scheidingen, für 1000
Gulden verfauft, und fih nur die Zehn vorbehalten, gejtatteten
ihnen aber, 1", Hufen Landes vererben zu können. (Rühlmann,
biltor. Brief von der Stadt Lauda, ©. 4. 36. 37.). Der dafigen
Pfarrfirche zu S. Georg wird in Urkunden von 1407 und 1443
gedacht, aus welchen hervorgeht, daß joldhe unter der Domprobitei
zu Erfurt Stand. In dem erftgenannten Jahre war der Drt im
Beſitz der Knutonen, im lestern gehörte er denen v. Scheidungen.
Aber ſchon das Jahr darauf verfaufen dieje das Dorf nebit Sattel-
hof an den Rath zu Lauda um 2850 Gulden, wozu ſowohl die
edlen Herren von Querfurt, ald auch das Kloſter Reinsdorf, bei
welchen diefe Güter zu Lehn gingen, ihre Zuftimmung gaben. Im
Jahre 1448 wurde das Dorf zu dem Amte Eckartsberge gejchlagen,
während e3 bis dahin unter das Amt Freiburg gehört hatte. Nach)
einer Sage foll fi die alte Stadt Sceidungen über das jehige
Dorf Burgfceidungen, Kirchſcheidungen und Oberndorf erftredt
haben. (Schumann und Schiffner, a. a. D. VII, 625 u. I, 592.)
Wenn nun im Jahre 1476 Bifhof Philipp v. Bamberg den edlen
Bruno v. Querfurt mit dem Hofe zu Oberndorf und andern Gütern
belehnt, eine Belehnung, die Biſchof Heinrich v. Bamberg im Jahre
1487 wiederholt (Harzzeitihr. 1874, ©. 173 u. 174), fo kann
man zweifelhaft fein, ob hier das obere Dorf zu Reinsdorf, welches
in ein Ober- und Unter» oder Niederdorf zerfiel (vgl. Harzeitihr.
1874, ©. 135 und 171 ada. 1331 und 1466), gemeint ift, oder
unfer Oberndorf; doch Halte ich das Letztere für wahrſcheinlich.
jez
Bon Dr. H. Gröfler. 181
Nah Allem Hatten offenbar die Edlen von Querfurt den Ort vom
Bisthum Bamberg zu Lehn und haben ihn Anfangs als Afterlehn
an die Anutonen, dann an die von Sceidingen ausgegeben und
zwar dieſen zulegt als erbliches Lehn.
Dberrode. Der Flurort diefes Namens zwiſchen Einzingen
und Sotterhaufen findet ji in der SW-Ede der Flur Sotterhaufen,
wo fih das Unterrod, und öftlih davon das Dberrod findet
(Schlag B und E). Auch die ſüdlich anftoßende NW-Gde der
Flur Nienftedt heißt Ober», Mittel- und Unterrod (Schlag A).
Zwiſchen dem Dber- und Unterrod in Sotterhäufer Flur liegt der
Zorftenborn. Nah W grenzt das Unterrod an die Flur Ein-
jingen. Die Eigenſchaft diefer Rodungen als Anfiedelung ift freilich
erft noch zu erweiſen.
Ebenſo ungewiß iſt diefe Eigenschaft hinfichtlich des bei San-
gerhaufen gelegenen Oberrode. Dafjelbe gehört jett zur Flur Rie-
jtedt, und daneben findet fich auch hier ein Unterrode. Die Stadt
Sangerhaufen hatte dort lehnbare Grundftüde, für welche die Gemeinde
Rieftent bis in die neuefte Zeit zinfen mußte. Laut Urkunde vom
Sonntage Quasimodogeniti 1442 hatte Heinrih Kratz d. unge
1 Morgen auf dem Node vom Rathe in Sangerhaufen zu Lehn.
(Mittheil. von Cl. Menzel in Sangerhaufen.) Nad einem Nieftedter
Grenzbegange von 1678 liegt das Ober- und Unterrode auf
der Grenze der Fluren Sangerhaufen und Rieſtedt, und zwar zwi-
ihen der Beyernaumburgifhen Warte und dem Röhrgraben in der
Nähe der Ritſchert-Ecke. Dabei wird bemerkt, die Koppelweide im
Oberrode geftehe die Nieftenter Gemeinde dem Rathe zu Sanger:
haufen zu, nicht aber die im Unterrode.
Osfurt. Diefes Dorf, welches eine Zeit lang der Kern
einer ganzen Gruppe Pfortaifher Befisungen an der Unftrut war,
unter denen die ebenfall3 eingegangenen und ganz nahe gelegenen
Dörfer Klein-Memleben und Meinrihsdorf hier beſonders hervor-
zuheben find, ift jet faft fpurlos verſchwunden. Nur Gin Ueber-
bleibjel defjelben habe ich entdecken können, das ift der fogenannte
„Ausfahrtsborn” — man fieht, was die Volfsetymologie leiften
lann —, welcher nach mündlicher Mittheilung '/, Stunde nördlich
der von Memleben über die Unftrut führenden Klofterbrüde nad
Vendelftein zu Liegt, und aus welchem Mendelftein noch jest mit
Trinkwaſſer verforgt wird.
Nah Wolff muß die Schenkung des Grafen Heinrich von Bud)
an das Klofter Pforta ſchon um etwa 1140 ftattgefunden haben.
Denn der Graf hatte die Schenkung diefes feines väterlichen Erb-
182 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
gutes mit gefammter Hand, d. 5. mit Einftimmung feiner ganzen
Berwandtihaft, aber, wie aus einer Urkunde des Landgrafen Her-
mann vom J. 1200 zu erjehen ift, zu einer Zeit gemacht, wo er
(nah dem Tode feines erften Sohnes) noch ohne Kinder war.
Später habe Heinrih v. Buch nah Ausweis derjelben Urkunde
wieder einen Sohn erhalten, welcher, wie Sigeboto von Schartfelb,
ebenfall3 mit der Veräußerung der Odesfurter Güter Seitens feines
Baters unzufrieden geworben jet und daher mit dazu beigetragen habe,
dem Klofter Pforta Beunruhigungen zu verurfahen. Wenn man an-
nehme, daß diefer zweite Sohn im Jahre 1157 etwa 17 Jahre alt
gewefen, jo müfje die Schenkung ums Jahr 1140 ftattgefunden
haben. —
Uebrigens hatte fich der mißvergnügte Siboto nicht ſowohl an
dem Dorfe Odisfurt felbjt vergriffen, ſondern vielmehr, mie die
Urkunde Kaifer Friedrichs I. vom J. 1157 berichtet, in Gemein-
Schaft mit feinem Vaſall Gottfried von Dudeleiven an dem Pforten-
mwalde Nuenhegen, der neben dem feinigen auf der Vinne lag.
Diefen hatte er ohne Weiteres in Befis nehmen und die Klofter-
minifterialen, die ihn verwalteten, vertreiben lafjen, um fi fo für
den Verluft von Odisfurt ſchadlos zu halten. (Wolff, Chron. von
Pforta ©. 126 u. 125.) Den Befit des Klofters in Odisfurt hatte
dann Biſchof Wichmann von Naumburg, der fpätere Erzbifchof von
Magdeburg, (alfo vor 1154) dur weitere Schenkung vermehrt,
eine Thatjache, die wir freilih nur aus einer Urkunde des Biſchofs
Ubo I. vom J. 1168 wiſſen. Auch aus dem Jahre 1179 giebt
es nah Wolff (S. 127) noch eine Urkunde des Biſchofs v. Halber-
ftadt über Osforde im Pfortaifchen Diplomatarium p. 15. — Daf
das Klofter eine grangia, einen Münchhof, dafelbft gründete, der im
Sabre 1177 ſchon beftand (Wolff ©. 145), daß es bei dem Dorfe
Weinberge und Mühlen, eine Ober» und Untermühle gab, ermeifen
die Urkunden. Das Klofter jcheint aber die Bauern nad und nad
alle ausgefauft zu haben, jo daß im Jahre 1356, wo Pforta Hof
und Beſitz in Odesford nebſt den dazu gehörigen Gütern in Mein:
rihsdorf an die auf dem Wendelſtein ſitzenden Edlen von Witz—
leben verkaufte (Wolff, ©. 127), eine bäuerliche Gemeinde jchon
nit mehr beftanden zu haben ſcheint. Meinrichsdorf dagegen fcheint
noch länger Dorf geblieben zu fein, da es in der Archidiak. Matrikel
des Jahres 1400 noch mit aufgeführt wird. Die Wirthfchafts-
grundſätze der Klojternorfteher fcheinen in erfter Linie auf die Be
feitigung der Bauerfhaften und Bildung eines großen Gutsbezirks
gerichtet gewejen, und diefem Streben fcheinen die Dörfer Osfurt,
Meinrichgdorf und Wenigen- Memleben — das eine früher, das
andere jpäter — zum Opfer gefallen zu fein.
Bon Dr. H. Gröfler. 183
*Oſtrau. Die SO-Ede der Flur Dölau heißt die Dftrau.
Südlih vom Dorfe liegt die vordere, und öftli von diefer bie
hintere Dftrau. (Schlag CE und CR). In der Nähe Liegt die
fogenannte Bröttel und die Bröttelwieje. Nach den N. Mitth. I,
©. 46 Nr. 390 liegt Dftrau kaum 10 Schritte öftlih von Dölau.
Die Marke wird als Ader benutzt.
Ottofeld. Die aus Pfarr», Kirchen» und Gemeinbehol;
beftehende NW- Ede der Blanfenheimer Flur jcheint ein Theil der
früheren Utenfelder Mark zu fein. Die ehemalige Dorfftätte aber
it in der Nähe des fühlih vom Dippelsbache bei der großen und
Heinen Zeche in der Nähe des Winterberges gelegenen Schlages E
der Ahlsdorfer Flur zu ſuchen, welder „hinter den Gärten“
heißt. Diefer, ſowie die übrigen Schläge der Ahlsdorfer Flur ſüd—
(ih vom Dippelsbache find ohne Zweifel Theilftüde der ehemaligen
Flur Utenfelde.
Panzig. In Rothe Chron. Thur. (bei Menden II, 1763)
heißt e8: „Unde her wart begrabin zeu Bonzcik in deme munstir.“
Uebrigens heißt auch eine Stelle der Flur Schleberode an der Grenze
gegen Gröft „der Pontzig.“ (Schlag T.)
Paffini. Nah Schumann und Shiffner a. a. D. XI, 579
wird Passini als im Gau Tuchurino (Tuchern) gelegen erwähnt,
gehört aljo, wie ich bereits vermuthete, nicht in dieſes Verzeichniß.
Peterörode. Die Wüftung, melde 88%, Ader Feld ent-
hält (Schumann und Sciffner, Lex. v. Sad. XVII, 453), liegt
nördlih der Dorflage Schnellrode an der Jüdendorfer Grenze.
Ein noch vorhandener langer Rafenfled fol die Mitte des Dorfes
gebildet haben. 5%, Ader Land führen in 32 kleinen Theilen
— vermuthlich die Zahl der Höfe — den Namen „, Oartenfled.“
Im Flurbude wird auch eines daſelbſt verſchütteten Brunnens
gedacht. Die Flurkarte unterjcheidet übrigens Unter» und Ober-
Bärsrode (Schlag N und Q), letzteres nördlich von erfterem.
Die Flur grenzte nah W zu an die von wüſt Wölbitz. Jedoch
auch das nordwärts angrenzende Dechlis hat einen Theil der Wü-
fung erhalten, da Schlag U in feiner Flur Beersrode heißt.
Auch Schlag S, das kleine Feld, wird, weil es dabei liegt, zu
Ober» Betersrode gehört haben.
Peutnig. 1462 vertaufcht Erzbiſchof Frievrih von Magde-
burg die Peutnit an das Klofter zum Neuenmwerk bei Halle gegen
eine Wieſe bei Pafjendorf (v. Dreyhaupt, Saalkreis I, 150.) —
184 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.
1472 vertauscht Erzbifhof Johann von Magdeburg die wüfte Mark
Peutnig nebft etlihen Gütern zu Gimrig an das ſelbige Klofter
gegen die wüfte Marf Rugoch bei Calbe und das Dorf Ringleben
vor Halle. (v. Dreyhaupt I, 161.) In welchem Berhältniffe die
Taufhgefhäfte von 1462 und 1472 zu einander ftehen, bleibt zu
ermitteln. Da man bei Abgrabungen die Erde häufig mit Ajche
untermifcht gefunden hat, jo darf man auf Zeritörung des Ortes
durh Brand ſchließen. Derjelbe jcheint fpäteften? um die Mitte
des 15. Jahrhunderts eingegangen zu fein.
*Pietzke. Ein zum Rittergut Crumpa gehörige Feldſtück
am Dftrande von Unter» Crumpa beißt die Pietzke. Dafjelbe ift
noch jetzt auf 2 Seiten von einer Erdaufihüttung umgeben, melde
der Wallgraben heißt; auf der dritten Seite ift der Graben
zwar nicht mehr wafjerhaltig, aber doch erkennbar. Dieje 3 Seiten
Schließen in rechten Winkeln an einander. Nur auf der vierten
Geite hängt das Stüd jest in gleichem Niveau mit den benachbarten
Wieſen zufammen. Vermuthlich ift der jet nach Kämmerig zu
geleitete Pietſchbach früher in diefer Richtung nach der Geiſel gegan-
gen. Er würde dann in richtigem Bogen die ganze eigentliche Dorf-
lage eingejhlofjen haben und der Name crump-aha (frummer Bad)
erklärt fein. (Mitth. des Hrn. Baftor Walter in Crumpa.)
Pinkdorf. Schlag BM in Sect. I. der Flur Carsdorf heißt
noch jest der Pinßdorfer Anger. Dazu gehören die in der-
jelben Section belegenen Schläge AR, AS und AT, welde Ober:
ſchmonſche, der Kirchhof und der Garten heißen. Den Namen
Kirchhof führt jegt eine Wieſe. Vielleicht bat auch das nördlich
anſtoßende Reinsdorf einen Theil von Pinßdorf befommen, da im
ſüdöſtlichſten Theile der Reinsdorfer Flur ein Eleines Feld
(Schlag W in Sect. I.) fi findet, welches an die obenerwähnten
Stüde ſtößt. Doch ift auch möglih, daß das fleine Feld und die
weitlih davon gelegene Sulze in Reinsdorfer Flur (Schlag V) zu
Srrau bei Neinsdorf gehörten. Bol. unter Jrran.
Poblig. Das Dorf lag weſtlich von der Dorflage Obſchütz,
zwijchen Diejer und der Wüftung Göhren, von welder fie ein Gra-
ben jcheidet. Den Namen de3 Dorfes bewahren noch der Bob-
liger Anger, die wejtlih davon gelegenen Bobliter Weiden,
und die öftlih vom Poblitzer Anger gelegene „Emporkirche“,
die ohne Zweifel die Lage der ehemaligen Kirche bezeichnet. (Schlag
BM, I und K der Flurfarte.) Ob die Bezeichnung „Emporkirche“
vielleicht den verunftalteten Namen des Kirchenheiligen enthält, bleibt
zu unterfuchen. Auch der jüdlih von der „Emporkirche“ gelegene
Bon Dr. 9. Größer. 185
hlehengarten (Schlag N) hat zweifellos zur Pobliter Flur
ört. — Nach diefen der Flurfarte entnommenen Beftimmungen
demnad die Angabe bei Schumann und Sciffner (Xer. v. Sad).
II, 430), daß Poblig zwiſchen Storfau und Roßbach gelegen
»e, unrichtig.
*Podelwitz. Ein Drt diefes Namens muß nad v. Drey-
ıpt I, 835 bei Beudlig und Benkendorf gelegen haben. Im
re 1511 nämlich wird zwiſchen Holleben und dem Sternidel
Angersdorfer Flur) aud Podelwig und ein Kirchlehen zu Podel—
; erwähnt. In v. Ludewig, rell. mscpt. V, 141 und 144
heint er neben Picholitz und Penckendorff.
Pönitz. Eine Stelle der Flur Obhaufen S. Nicolai heißt
h gebt „auf dem Böhnitzſch.“ Nah Caspar Schneider (die
(. Herrſchaft Querfurt ©. 27.) haben ſich die Einwohner von Pö—
‚ deffen Flur jest größtentheild zu Querfurt gehört, in Querfurt
ıcftedelt, nachdem ihr Dorf „im Kriege wüſte und verderbet
den.‘
*Poppenburg. Name eines Flurorts in der Flur Gonna
Sangerhaujen (Schlag D).
*Prießig. So muß eine in der NW-Ecke der Lichteriger
v gelegene Wüftung (Kr. Weißenfels) geheißen haben. Denn
: finden fich Dicht bei einander „der Prießig, der Prießig—
nd, der Prießigberg und die Prießigwieſen.“ (Schlag
E, M, I.) Aud ‚die Hufe, die Viehweide und das (unmittel-
jüdlih an den Prießig ftoßende) lange Feld (Schlag B, D
C) müfjen zu diefer Flur gehört haben, da fie zmwijchen den
er genannten Schlägen liegen. Alle zufammen aber fennzeichnen
als Zubehör einer einft jelbjtändigen Flur.
*Prömmer. Diefen Namen muß ein ehemals in der SO-
der Flur von Freiburg a. d. U. gelegenes Dorf geführt haben,
ſich dort längs der Dftgrenze „die langen Aecker, das
ımmerholz;, dad Brömmerfeld, die vorderjten, vordern und
an Prömmerberge“ an einander fließen. (Schläge CY,
CS, CX, CV, CR.) Südwärts derjelben aber in der SO- Ede
n „die Gottesäder”“, ohne Zweifel der ehemalige Kirchhof
Wüftung. (Schlag CZ.) Nach Oſten ftößt die Prömmer Mark
Scleberode, nad) Süden an Großjena. Ob der Name, welcher
in andern Zufammenfesungen, wie 3. B. Brommerrod, Brom-
och erjcheint, auf die Bezeichnung „Brummer oder Wummert ‘
186 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
(= erratifcher Block) zurüdzuführen ift, müßte locale Ueberlieferung
oder Unterjudung lehren.
Pulscig. Polfihüs wird als wüſte Mark bei Weißenfels
ohne nähere Angabe der Lage aufgeführt. (Berzeichn. der Drtjchaften
de3 Reg. Bez. Merjeburg II, 199.) Da nun das Vorwerk Neu:
Pullis oder Polihüg, auch Schirnhügel genannt, öſtlich der
Saale, Burgwerben fajt gegenüber, liegt, fo wird aud Alt - Bul-
ſchitz auf der Djftfeite der Saale gelegen haben. Es gehörte dem»
nad nicht in den Hafjegau.
Nahsdorf. Diefed Dorf hat vielleicht nordweſtlich von
Wansleben in der Nähe des füßen Sees gelegen. Das ehemalige
Borhandenfein eines Dorfes an dieſer Stelle bezeugen Schlag L in
Wansleber Flur, nördlih von diefem Dorfe, welcher „die Höfe“
heißt; ferner Schlag AK „das kleine Feld“, weſtlich davon.
Megen jeiner Lage wird auch das die NW-Ede der Flur bildende
Seefeld (Schlag K) zu diefer Wüftung gehört haben. Möglich ift
au, daß in dem weſtlich vom Kleinen Felde gelegenen Reutſch—
thale (Schlag AN) ſich noch ein Anklang an den Namen Rovekes-
torp erhalten hat. Für die Identität diefer namenlofen Wüftung
mit Rachsdorf jpricht auch die Nachbarſchaft von Langenbogen.
Reinsdorf bei Gerbitedt. Das von mir früher ermähnte
Stück der Gerbftedter Flur (Schlag U), welches „im Reindorfe”
heißt und nördlich von der Schlenze begrenzt wird, jtößt ſüdwärts
an die Flur von Heiligenthal, öftlid an die von Zabenftedt. Ein
Magdeburgifcher Lehnsbrief vom Jahre 1609 bezeichnet den Ort als
Magdeburgifches Lehnftüd der Grafen von Mansfeld und Zubehör
des Schlojjes Friedeburg ; auch unterfcheidet derfelbe Ober- und
Unter-Reinsdorf. Der alte, echte Name jcheint Rein- oder
Raindorf (= Grenzdorf) zu fein.
*Neitleben. Anjcheinend Name einer Wüftung in Müller:
dorfer Flur, woſelbſt Schlag M „die Reitleben” heißt. In
ganz gleicher Weife ift die dort gelegene Wüftung Fladersleben in
der Flurfarte (Schlag X) als „die Flatterzleben‘ bezeichnet.
*Reußen. So hieß befanntlid) der zwiſchen Freiburg a. d.
U., Zſcheiplitz und Münchenrode gelegene Eichwald, in welchem der
Pfalzgraf Friedrich im Jahre 1065 ermordet wurde. Doc ſcheint
derjelbe frühzeitig wenigftens theilmeife gerodet worden zu fein und
einem in mehrere Unterabtheilungen zerfallenden Dorfe Pla gemacht
zu haben, da die NO-Ede der Zicheipliger Flur die Namen Reu—
Bon Dr. H. Größer. 187
ben, Oberreußen, Hinterreußen und Unterreußen führt
(Schläge AD, B, C und D der Flurfarte), an melde der an der
Weitgrenze der Freiburger Flur gelegene Reußenberg ftößt.
(Schlag I.) Dazu fommt, daß die anjtopende SO: Ede der Flur
Münderode, welche vom Dorfe Müncherode weit entfernt ift, der
Ententeich heißt (Schlag AF), welcher der Dorfteich der von mir
vermutheten Anfiedelung geweſen fein Fönnte.
Rihardesdporp. Der zum Jahre 1308 nad) dem v. Miofer-
ihen Drude von mir erwähnte Ludulfus Hardekesten tft nad) einer
Bemerfung des Herrn v. Mülverftedt richtiger Hardekese (= Hart:
füfe) zu leſen. Ueber die Lage des ehemaligen Pfarrfirchdo rfes
jelbft Hat fich nod nichts ermitteln lafjen. Nur muß man ed, da
es zum Bann Eisleben gehörte, nördlich von der böfen Sieben
juden. Im Jahre 1384 befundet der Nath der Stadt Eisleben,
daß fi die Mahlgerechtigfeit erftrede auf die Stadt Eisleben und
die Dörfer dabei, ausgenommen Neuen= Helpede (eine Borftadt
von Eisleben) und Rihendorf. (Harzeitihr. 1870, ©. 353.)
Falls hier Fein Lefefehler vorliegt, jo daß Eichendorf ftatt Nichen-
dorf zu Iefen wäre; falld es alfo wirklih einen fonft nirgends
wieder erwähnten Drt Richendorf bei Eisleben gab, jo liegt die
Vermutung nahe, daß dies derjelbe Ort ift, wie Richardesdorf,
das dann im Laufe der Zeit in Nichersborf, Richerdorf, Richendorf
entftellt worden wäre. Mir. fcheint die Gegend fühlich der Freß—
mühle unmweit der böfen Sieben zwiſchen Eisleben und Unterrißdorf
am eheften für den Ort in Anſpruch genommen werden zu können,
zumal fih dort Spuren einer ehemaligen piscina finden.
Rittersdorf. Das Drtöverzeihniß des Reg. Bez. Merfeburg
vom Jahre 1819 nennt noch (unter IV, 110) Rittersdorf als ein
nah Neumark a. d. Geifel eingepfarrtes Dorf des ehemaligen Amtes
Freiburg mit 11 Häufern und 58 Bewohnern. Alfo ift der Ort
nicht eigentlich wüjt, fondern in dem nahegelegenen Neumark auf:
gegangen, defjen jüngerer Name (daher Neumarf) den feinigen
eben jo verdrängt hat, wie der jüngere Name Naundorf den älteren
Radawafjendorf (Rottmannsdorf). Vgl. Harzeitichr. 1876, ©. 58
u. 59. — Nah Schumann und Sciffners Ler. v. Sachſen (XVII,
394) bildet Rittersdorf eine nah Süden ſich erjtredende Verlänge-
rung von Neumark, bzw. ift dieſes ein nördlich angebauter Dorf:
theil von jenem.
Rolitz. Auch ſchon 1468 wird der Hof zu Rolz als ein
zum Haufe Schraplau gehöriges Magdeburgifches Lehnſtück der
188 Die Wüftungen des Friefenfelbes und Haffegaues.
Grafen von Mansfeld erwähnt. (Spangenberg, Manzfeld. Chron.
fol. 392”.)
Roßdorf. Die Flur gehört jett zu Helbra, iſt jedoch in der
Flurfarte (Schlag D) als Koppelfeld mit Eisleben bezeichnet. —
1249 übergiebt Graf Hermann von Manzfeld (Querfurt) dem Klofter
Rodardesdorf 2 Hufen Landes „in demjelben Flore gelegen.“
(Spangenberg, Querf. Chr. S. 287.) — 1252 hat Burkhart VIIL
mit Graf Hermann von Mansfeld dem Klofter Rothardesdorf 6"),
Hufen zu Herrichsdorf ſammt 4 Höfen, 1 Mühle u. A. m. übergeben.
(Ebenda ©. 290.) — 1255 fauft der Probft des Kloſters Nodar-
desdorf Dietrihen und Heinrihen von Schamfee 3 Hufen, einen
Weinberg und 8 Hofftellen ab, welchen Kauf Burkhart von Duer-
furt-Mansfeld beftätigt. Derfelbe verleiht außerdem dem Kloſter
das Patronatsrecht über die Kirche zu Schafſee. (Ebenda ©. 298.)
Diejer Beſitz erjcheint noch fpäter in einem Güterverzeichnifje des
Kloſters Neuenhelfte vor Eisleben (de8 Rechtsnachfolgers von Not:
hardesdorf) aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, mojelbit unter
der Rubrif „Abegangk von erbgutern“ mit angeführt wird: „item
in Schoubessehe tres mansos IX iugera, octo areas, unam vi-
neam fol. XLII. (Bennholdfhe Samml. in Eisleben, I. A.
14. m.) — m Jahre 1258 fand nad) Spangenberg (Duerf. Chron.
©. 289 u. 290) die Verlegung des Klofters von Rothardesdorf nad)
Helfta bei Eisleben ftatt. Sein Bericht lautet folgendermaßen:
„Auff anregen Herren Otten, des Propſts zu Rodardesdorff, wel-
her wegen feiner Gejchicligfeit in der Arteney mit Burggraven
Burdharden wohl daran geweſen, hat er beneben Graven Herman
zu Manffeld, feinem DVettern, auff wege gedadht, wie dem iht
gemelten Glojter, welches an waſſer mangel gelitten, möchte rath
geſchafft werden, Und devenwegen mit Fraw Gerdruden der Abtigin
ſich berathichlaget, welche ihnen der Fürjchlag gethan, daß fie feinen
bejjern weg wüßte, denn das man das Glofter (fo mit großer
Beſchwerung drey und zwentzig Jar an diefem unbequemen ort
gelegen, auch folcher ungelegenheit halben von der vorigen Abtikin
und Propfte mit vollziehung des Bawes innengehalten worden)
zum forderlichſten annehme, an eine andere gelegenere jtette trans»
ferirte und verlegte, Und hat felbft darzu ihrer Brüder, der Herren
von Hadeborn Furmwerd zu Helpede für Eisleben benandt und für-
gejchlagen. Darauff beyde gedachte Herren fich zu Herrn Albrechten
und Herren Ludolffen von Hadeborn gefunden und mit denfelben
joviel gehandelt, daß fie ihnen das Dorff Helpede mit dem Fur—
werd dajelbft durch einen Wechſel für andere Güter williglichen
haben zufommen laffen, welches fie folgendes der Abtißin und dem
Bon Dr. 9. Größler. 189
Propft, ihr Clofter dahin zu verwenden, eingereumpt und übergeben.
Und ift aljo das Cloſter Rodardesdorff Anno 1258 gen Helpede
transferirt und den dritten Junii eingeweihet worden. Und habe
ih ein alt verzeichnis gejehen, darinnen die unfoften berechnet wor-
den, die alleine dem Herrn Burggraven und Graven Herman auff
diefe translation und Einweihung gangen, unnd fi in die drey»
hundert Marck erftredet.” — Die mehrmalige Verlegung des Klo-
ſters bat alſo ſtets die Richtung von NW nad SO eingehalten;
zuerſt von Manzfeld nah Roßdorf meitlih von Eisleben; dann
von Roßdorf nah Helfta öftlih von Eisleben. Ebenſo unrichtig
aber, wie die Annahme, Rodardesdorf jei Nottelsdorf, ift die von
Francke (Hiftorie der Grafſch. Mansfeld ©. 56.), welcher gar unter
Rodardesdorf „das Gröningifhe Amtsdorf Rodersdorf“ verfteht. —
1324 hat Bruno v. Querfurt dem Klofter Helfta , Hufe zu Not-
hardesdorf aufgelaffen. (Spangenberg, Duerf. Chron. S. 366.) —
Das Dorf ſcheint Shon im 14. Jahrh. eingegangen zu fein.
*Roſſeine. So heißt eine wüjte Mark, welche nad) Ausweis
der Flurkarten weftlih und nördlich an Eisdorf, öftlih an Schlet—
tau und ſüdlich vermuthlih an Beuchlitz grenzt. Die Mark liegt
weitlih vom Schöpsberge. Möglicher Weife gehörte dad Berge-
marfenfeld in Eisdorfer Flur und die die NW -Ede der Beud)-
iger Flur bildende Eleine Breite (Schlag b) dazu.
Nottmannsdorf. Nah Schumann und Schiffners Lex. v.
Sachſen (XVIII, 633) enthält die Mark nur 91, Hufe, alfo
gerade 10 Hufen weniger, als Kratzſch angiebt. Wer von beiden
im Irrthum ift, vermag ich nicht zu jagen... — Nach Ausweis der
Slurfarte grenzt die Mark Rottmannsdorf nördlih an die Flur
Unterfriegftedt, öftlih an die Fluren Blöfien und Frankleben, ſüd—
lich an die Geifel (die Zaasdorfer Wiejen), weftlih an Naundorfer
Flur. Das Nordſtück der fehr fehmalen, lang von S nah N
gejtredten Flur Heißt der Steinhügel; ſüdlich davon liegt das
Dbergewende, und nod weiter nah Süden das Unterge-
wende. Naundorf muß von den Bewohnern des verlafjenen
Rottmannsborf befiebelt worden fein, wie ich Harzeitichr. 1876,
°.59 gezeigt habe, indem feine Flur aus Theilftüden der Fluren
Rottmannsdorf und Körbisdorf beiteht. Die Rottmannsdorfer Wicfe
benugen die Bauern von Naundorf und Frankleben. Nah Schu:
mann u. Schiffner a. a. O. (IX, 518) foll der Ort urkundlich auch
in der Form Rodewansdorf vorfommen. Der urkundlich wirklich
belegte Name Radawassendorf enthält vielleicht den wendiſchen
Namen Radowjiz.
19% Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.
Rückſcheburg. „1271 Hat Burkfhart von Querfurt feinen
Better Burggraf Burfhart zu fi gen Riddagsburg zwiſchen Mans-
feld und Gorentz auff eine Jagt geladen, dahin Junker Friedrid
von Eifendorff zu ihnen fommen.” (Spangenberg, Duernf. Chron.
©. 322.) Danach wäre die Burg in diefem Jahre noch nicht wüft
gewefen. Das Dorf Ritzeborch aber wird Gorenzen fein, indem
vermuthlich Diefer wendiſche Name eines Dorftheils allmählich den
des deutjchen verdrängt hat.
*Rüslers Mark heißt eine ausgedehnte Feldgegend, melche in
der Flur Reichartswerben an der Südgrenze berfelben nach Tage—
werben zu liegt. (Schlag B der Flurkarte von R.)
Sachſendorf. An den Ort erinnert noch der Sachſenberg
in der Flur Burgmwerben (Schlag Y). Das Dorf muß übrigens
aus 2 Gemeinden beftanden haben, da die Flurfarte noch jebt
Ober- und Unterjfadhfendorf, welche oftwärts an die Flur von
Kriehau grenzen, unterfcheidet. (Schlag B.) Der Sadhfendor-
fer Rain ſchied die 9 Hufen haltende Sachjendorfer Flur von der
Burgmerbener. (Schumann u. Schiffner a.a.D. X, 98.)
Sahla. Die jebt zu Schkortleben geſchlagene „Sahla” ent-
hält 5 Hufen. Früher ftand hier ein Sattelhof, der 1587 an das
Rittergut Schlortleben kam. Der Ort ftand, wenigſtens zum Theil,
noch im Sabre 1619. (Schumann u. Schiffner a. a. O. X, 113
u. XVII, 681.) |
*"Salzmünde Auf dem Anger öftlich de Schloßberges
dicht über der Saale bei Salzmünde befindet fih auf einem ber
höchſten Punkte in der Marf die Ruine einer alten Burg. Dies
find die Meberbleibjel des wüſten Schloſſes Salzmünde. Daffelbe
wird auh Hüneburg genannt und es geht von ihm die Sage,
e8 jet ums Fahr 909 gegen die Hunnen (Ungarn) angelegt wor-
den. Bereit? 1441 wird das wüſte Schloß Salzmünde an bie
Grafen von Manzfeld verkauft (v. Dreyh. Saalfreis I, 124) nad:
dem es vorher im Befit des Reiches, dann der Grafen von Brena
und zulett des Erzitiftd Magdeburg gemefen.
*Sauwühlen. So fcheint der entitellte Name eines Fleinen,
eingegangenen Dörfchens weſtlich vom Dorfe Lobitzſch bei Gofed zu
lauten, welches auf einer ehemaligen Inſel der Saale, ſüdlich der
noch nachweisbaren „alten“ Saale, welche unmittelbar weftlic und
ſüdlich am Dorfe Lobitzſch vorübergeht, gelegen hat. est trennen
die Griesweiden — Gries bezeichnet in diefer Gegend eine von
Flußgeröll gebildete Inſel — (Schlag BD der Lobigicher Flurfarte)
Bon Dr. 9. Größter. 191
diefe Stelle von dem Dorfe 2. Weſtlich von den Griesmweiden lie-
gen die Saumühlen - Gärten und Saumühlen » Wiejen.
(Schläge BY und BZ.)
Schaaffee. Das fleine Feld in Schraplauer Flur (Schlag I)
in der Nähe des fogenannten Schaaffeer Hanges war vermuth-
(ih früher ein Theil der Gemarkung von Schaaffee. Ueber das
ablige Gejchlecht, das fi nad dem Orte nannte, und die Kirche
dajelbft vgl. das unter Roßdorf zum Jahre 1255 Bemerkte.
*"Schäferburg. Zwei Flurftüde im äußerften Weften der
Flur von Gatterſtedt bei Querfurt heißen die alte und die neue
Schäferburg Die neue liegt nad) Ausweis der Gatterftedter
Flurkarte weftlih von der alten. Manche Karten geben die Lage
an. Ueber die Vergangenheit des Ortes ift mir gar nichts befannt.
Wie G. Poppe in Artern mir mittheilt, wird die Schäferburg ſchon
1546 als Forjtort erwähnt. Ob Spuren von Ummallung oder
Trümmer ſich dort finden, weiß ich nicht.
Schalkendorf. Nach einer Separationsfarte grenzt die Marf
Sh. im Süden an die Fluren Leiha und Almsdorf, nördlich
dagegen an Schortau. Rah Schumann u. Schiffner a. a. O.
XVII, 665 hatte e8 1825 in 66 Häufern 286 Unterthanen, doc)
hatte das Rittergut ſchon feit 100 Jahren (von 1833 an geredh-
net) feine Gebäude mehr.
Schanze.
*bei Großcorbetha. Schlag B in der NW-Ede der Wen-
gelsdorfer Flur am Berührungspunfte der Fluren Wengelsborf,
Großcorbetha und Fährendorf heißt „an der Schanze.” Oeſtlich
davon liegt die krumme Marke.
*bei Hedersleben. Ein Flurſtück nahe bei dem Schlofje
und Schloßgarten zu Hebersleben heißt „die Schanze.“
*bei KRudenburg. Schlag N in Flur Kudenburg heißt „an
der Schanze.“
*bei Paſſendorf. Schlag B und D der Flur heißen „an
der großen Schanze” und „die kleine Schanze.” Dabei das
Kölzhen und der Kagengrund.
*bei Schafftedt. Schlag O der Oberflur Schafjtent, welcher
deren NO- Ede bildet und an die Fluren Dornftedt und Steuden
grenzt, auh „am Wißmannsleber Thale” heißt, wird „an der
Schanze” genannt
192 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
"bei Schelljit. Das Flurftüf E der Schellfiger Flur, wel-
ches deren NOfpige gegen die Flur Großjena bildet und öſtlich der
von der „nackten Henne” (an der Saale) nah Eulau führenden
Straße liegt, heißt „die Schanzen,“ und die es umgebenden Schläge
C, D, F und G die Schanzenlehde.
*Sachſenſchanze, auch Schwedenfhanze. Ein alter
Schutthaufen auf einer Höhe unmeit Morungen. (Schumann u.
Schiffner a.a. O. XVII, 203.)
Schanzkorb. |
*bei Alberftedt. Eine Stelle in diefer Flur heißt „am
Schanzforbe oder Zellberge.“ (Mansf. Seefr.)
*bei Ziherben unweit Halle. Schlag K der Flur, nord:
weitlih vom Dorfe, heißt der Schanzforb.
*Schier neſt. Vermuthlich eine kleine Wüftung an der Nord-
grenze der Blanfenheimer Flur. Dort finden fih dag Schier—
neft, die Schierneſtwieſen, die Schierneftquerftüde und das
vordere Schierneſt; letzteres jünlih von den vorigen. (Schlag
N und M.) Das Grundmwort Neſt ift bei Dorfnamen in Thü-
ringen bzw. in der thüringifchen Oſtmark gar nicht felten. Ich
erinnere an die Namen Hageneft bei Luda im Altenburgifchen,
Arensneft im Kreife Wittenberg, die wüſte Marf Krahenneft bei
Kölfa im Kreife Wittenberg, die Wüftung Negersneft bei Blum-
berg unweit Mühlberg a. d. Elbe, am Landgraben u. a. m,
*Schlankgravenrode und Sclangrafferode heit 1550 in
einem Schreiben des Grafen Albrecht von Mansfeld das jetzige
Landgrafenrode. Diefe Namensform ift offenbar nur aus der
appellativiichen Bezeichnung * Landgrafenrode — 's Landgrafen-
rode“ entſtanden.
*Schloß bei Hedersleben. An dieſes, welches eine Zeit—
lang Sitz einer Linie der Grafen von Mansfeld war, erinnert noch
die Bezeichnung „der Schloßgarten“ (Schlag V in Sect. II der
Flurkarte). Dicht dabei liegen: die Schanze, der Kapellgarten,
der Weinberg, der Schenfanger, der Mühlberg, der Mühlgarten
und der Schäfergarten, welche ein zufammenhängendes Ganze bilden.
Schönhöck. Diefe Mark bildet die NO-Ede der Schfopauer
Flur, grenzt nördlich an Corbetha, öftlih an die Saale und befteht
aus 8 Feldichlägen, deren Namen die Flurlarte nicht überliefert,
nebſt Wieſen. Die unmittelbar fünlih von ihr an der Saale
Bon Dr. H. Gröffer. 193
gelegenen „Höfe“ (Schlag R in Schlopauer Flur) bezeichnen die
ehemalige Dorflage. Erwähnt mag nod werden, daß man am
Fuße des Suevenhöks einen Kranz von Steinen fand. Ein Mini-
tterialgefchlecht muß fich nad) dem Drte genannt haben, da im Jahre
1347 Giner Namen? Schonhoch als castellanus erjcheint.
(v. Dreyhaupt, I, 72.)
Shomlig. Wie zu Oberjhomli ein an der Südgrenze
der Obereichitedter Flur (Sect. II Schlag AB) nad Oechlitz zu gele—
genes Fleines Feld gehörte, jo auch zu Unterſchomlitz ein an-
dere Feines Feld in Niedereichitedter Flur (Sect. IV Schlag BF),
weldhes in der Nähe der Dftgrenze nach Oberwünſch zu lag.
Schulenrode Die Hiftorifhe Karte der Grafichaft Mans-
feld von Krumhaar verlegt diefe Wüftung weſtlich von Bornftedt
in die Nähe von Holdenitedt, ohne jedoch die Lage zu begründen,
was übrigens da bei feiner Wüſtung geſchieht. Gleichwohl fpricht
für die angegebene Lage, daß die weitlihen Schläge der Flur
Bornftevt da, mo dieſelbe an Holdenftedt grenzt, den Namen „das
Rödchen und der Rödiſche Berg“ führen, Bezeichnungen, welche
die Annahme geftatten, daß bier eine Berfürzung des Namens
Schulenrode vorliege.e Sicher jedoch würde diefe Annahme erft,
wenn dort die Spur einer wüſten Dorfftätte nachgewiejen wäre.
Cine jolche findet fih — ohne Namen — norböftlihd von Born-
ſtedt nach Schmalzerode zu. (Schlag CC.)
Schweinswende Das Hersfelder Zehntverzeihniß nennt
Suinswinidun zwiſchen Holdenſtedt und Hildiburgorod (Klofterrode),
was ſchon auf die Lage der Wüſtung in der Nähe diefer Orte hin-
deutet. Aus den früher gegebenen Mittheilungen über die Lage
des Mönchshofes zu Schweinswende, ergiebt fich bereits, daß der-
jelbe „unter Bornftedt,“ d. h. an dem von Bornſtedt nad Sü—
den fließenden Gewäſſer lag, womit aud die Angabe „hinter
Bornftedt gegen Mittag“ übereinjtimmt. Da der Mönchshof
Ipäter in eine Schmelzhütte, und zu Bierings Zeiten in eine Mühle
verwandelt worden ift, jo weiſt auch dies auf die ehemalige Lage
des Ortes an einem fließenden Waffer hin. Das oberhalb Bornftedt
liegende Hüttenwerf Neu-Glück kann nicht gemeint fein, weil
es erftlih neueren Urfprungs ift, und zweitend, meil e8 ober—
halb Bornſtedt liegt. Dbmohl nun unterhalb Bornſtedt jegt mei-
nes Wiſſens fein Hüttenwerf liegt, jo heißt doc das nad Liter:
haufen zu fließende Gewäſſer der Hüttengrund. An dieſem
mehrere Mühlen treibenden Bade haben wir den ehemaligen
Mönchhof Schweinswende zu ſuchen. Nun zeigt uns die Flurfarte
Zeitſchr. d. Harzvereins. XL 13
194 Die MWüftungen des SFriefenfeldes und Haſſegaues.
von Bornſtedt an der SOgrenze diefer Flur nach Gittichenbad
zu eine Stelle (Schlag M), welche „die Höfe” heißt, während ein
benachbarter Schlag (BW) die Bezeihnung „vor der Höfe“ führt.
Sch glaube nicht zu irren, wenn ich hierher die wüſte Stelle
Schweinswende fee. Demnach erjcheint es mir unbegründet, wenn
Krumhaar auf feiner hiſtoriſchen Karte der Graffhaft Mansfeld den
Drt, welcher hier übrigens fälfhlih die Endung —rode jtatt der
richtigen — ſwende führt, ſüdweſtlich von Bornftedt, dicht vor
Holvdenftedt verlegt, denn auf diefe Lage treffen die obigen Merl:
male nicht zu. Ein Bericht von der Beziehung der Berggrenze
aus dem Jahr 1563 fagt: „Schweinswende, das liegt Hinter dem
Meinberge, die Berghütte genannt.”
Schwesdorf. Vielleicht Tag da3 Dorf weſtlich von Laud-
ſtedt, denn am weltlichen Ende der Stadt liegen Felder, die den
Namen „Höfe“ führen und vor Alters wahrfcheinlich angebaut
waren. (Schumann u. Sciffner V, 383.) Doc fünnte aud das
noch nicht näher nachgewieſene Eskendorf hier gelegen haben.
Schwötzſchdorf. Nach anderer Angabe lag diejes Dorf 750
Schritte ſüdlich von Cröllwitz, und ift jest ein Anger an der
Saale. Auf der wüſten Stätte bzw. einem Theile derjelben fol
die Schäferei des Vorwerks Gimrit erbaut worden jein. (Neue
Mitth. I, 1.)
*Seebad, vulgo Seebid. Eine Flurftelle weſtlich von Allftedt
und ſüdlich der von Allſtedt nach Oberröblingen führenden Straße,
zwifchen dem großen und dem Eleinen „heiligen Thale,” mwo-
jelbft ein Flurſtück „im Seebich“ Heißt. (Nach der Allftedter
Flurkarte mitgetheilt von ©. Poppe.) Auch der zwifchen dem See-
bih und der Stadt Allftent gelegene Saurafen fcheint nur aus
Seerafen (sto, sewa) — Wieſe oder Anger „am See” entftellt zu
jein. Die Entjtellung der Endung „bach“ in „bich“ ift bei thü-
ringishen Namen aufßerordentlih häufig; Scheidvebah z. B. mird
vulgo Sceedewig, Urbah mird Urbid. In diefer Dertlichkeit
erfenne ich das bereit3 im SHersfelder Zehntverzeichnifje erwähnte,
bisher immer vergeblih gejuchte Seobach, welches zwiſchen den
Orten Röblingen und Einzingen aufgezählt wird, alſo in deren
Nähe zu ſuchen iſt. Dafjelbe erfcheint auch noch im Jahre 991
neben andern friefenfeldifchen Orten in der Form Sobechi, deren
dunfferer Vokal in der erſten Silbe übrigens auch die Entjtehung
de3 Namens Saurajen jtatt Seerafen erflärlid macht. Höchſt
wahrjcheinlih haben ich die Bewohner des Dörfchens fchon früh
in dem benachbarten Allftent angefiedelt.
Bor Dr. H. Größler. 195
*Seebitzſch. Anfcheinend Name einer Kleinen Wüftung in.
der Flur Obhaufen S. Nicolai, wo einige Schläge „auf dem
oberen und untern Seebitzſch“ heißen.
Segemaresdorf. Die dur Herrn Lehrer Menzel in Sanger-
haufen mir zugegangene Driginalurfunde vom Jahre 1408 zeigt,
daß der Name diejes Dorfes richtiger Sigegrimesdorf lautet.
Da diejelbe noch nicht gedrudt ift, jo gebe ich hier deren Wortlaut.
„Ich hans von Polenczk iczunt eyn amptman czw deme Grellen-
berge myns gnedigen herren des lantgrafin in Doringen und
marggrafin czu Miessin bekenne in dessme ufin briefe vor alle
den die on sehen horen adir lesen, das ich recht und rede-
lichen von myns herren wegen und von ampts wegen gelegin
und erblichen bekant habe eyne holtzmarke czu Syegegry-
mestorff gelegin in dem gerichte czu deme Grel-
linberge deme bescheidin mann Heneman Rulburge, Ajekin
siner elichin wirtynen und alle yren erbin in allir masse, als
die Hans Rulburg seliger vore von myme herrn und von sine
amptluten gehat hat, darvon su adir yre erbin alle jar jerlichin
und erblichin reichen sullen und phlegin czu gebin czu rechtem
erbeczynsse syebinde halbin schilling phennige uf sendte Wal-
purgen tag und syebinde halbin schilling phennige uf sendte
Michels tag uf das sloss czu deme Grellinberge ane
argelist. Des czu gutem orkunde und warem bekentnisse das
desse vorgeschrebin stugke und rede des brifis von mir obgnant
Hans von Polenezk und von mynen nachkomen stede gancz und
unvorbrechlichin gehalden werden, habe ich Hans von Polenczk
vorgnant myn ingef. wissintlichin an dessin briff lassin gehangen
nach cristi geburt unsers hern virezenhundirt jar und dar nach
in deme achten jare am dinstage nach der...... in der fasten.“
Seigerftedt. Das Dorf muß ſüdlich von Garsdorf an der
Unftrut gelegen haben, da in der von Carsdorf aus ſüdwärts nad)
Gleina und Burgſcheidungen zu fich erjtredenden II. Section der
Garsdorfer Flur in unmittelbarer Nähe der Unftrut dicht an der
Burgicheidunger Grenze fih „Die Wiefen zu Seigerftedt‘ zeigen.
(Schlag BD.) Nördlich von diefen, ebenfall3 an der Unftrut, liegt
der Seigerjtedter Anger (Schlag CL). Die ebenfalls nahe der
Unftrut gelegenen, ein jchmales, langgejtredtes Flurſtückchen bilden-
den „Haudfleden hinterm großen Mermel“ (Schlag BG)
ſcheinen die ehemalige Dorflage von Seigerſtedt zu fein.
Selbit. In dem anfcheinend flawifhen Namen ded Dorfes
erfennt Herr v. Mülverftebt, und wohl mit Net, den deutſchen
13*
196 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.
Namen Salabechi, Salbeki, mit flawifirter Endung Salbetsi, Sal-
bizi. Der Name würde aljo Salzbah (— Sulze) bedeuten. Süd—
lih von Rumpin, nad) Clojhwit zu, ſoll es eine Wüftung diejes
Namens geben, doch konnten nähere Nachweiſe nicht gegeben werden.
Un Bellewis bei Nelben wird wohl faum zu denfen jein.
Sidendorf. Die Höfe von Sidendorf liegen unmittelbar
nördlih von der Dorflage Neukirchen in der SO-Ede der Siden-
dorfer Mark, welche, diesjeit und jenjeit der kleinen Saale gelegen,
zur ſüdweſtlich angrenzenden Nodendorfer Marf gehört. Bereits
1174 bejaß das Klofter Roßleben 1, Hufe mit einem Hof und
einer Wieſe in Sukendorf (Thura sacr. 739). Eine Urkunde des
Biſchofs Ulrih von Halberjtadt vom %. 1177 bemerkt, diefe Güter
jeien mit andern dem Klofter Roßleben von Ludwig von Wippra
und dejien Gemahlin Mathilde zugewendet worden (Thur. sacra
740). 1209 löft das Klofter Roßleben von dem Edlen Albert von
Hakeburne das Dorf Sukenthorp und eine Wieſe, welches es an
denjelben abgetreten hatte, wieder ein. (Thur. sacra 739).
*Spergau. Schon unter dem Namen Köbeldorf wurde
darauf hingeveutet, daß das heutige Spergau aus drei Dörfern
entjtanden ijt, deren eines Kobolani oder Köbeldorf war. Die bei-
den übrigen führten beide den Namen Spergau oder Spirge und
werden trotz der Namensgleichheit ſowohl urkundlich, als auch in
der Slurfarte auseinander gehalten. Denn 1042 urfundet Kaifer
Heinrich II., daß er die Laurentiusfiche in Merjeburg mit
XXX mansis absque mancipiüs in Spirega sitis begabt habe,
und fügt dann hinzu: „Insuper alterum locum eodem
nomine Spirega dietum in burgwardo Merseburce et in
comitatu Willehalmi palatini comitis situm praefatae ecclesiae in
proprium donavimus.“ (Höfer, Beitfchrift f. Archivf. I, 170.) Man
unterfchted demgemäß in Spergau, wie die Flurtheilung zeigt, das
deutihe und das wendiſche Dorf. Die deutfhe Mark, melde
jih von der Dorflage Spergau nad W zu erftredt, wird von der
ſüdlich angrenzenden wendiſchen Mark durch den wendiſchen
Rain, von der nördlich angrenzenden Kübbelmark aber durch den
Kübbelrain geſchieden. Die deutſche Mark bildet alſo den Kern
und das Mittelſtück der ganzen Flur. Der mittlere Streifen der
deutſchen Mark heißt die Mittel-Art. Beſondere Erwähnung in
ihr verdient noch die die NO-Ecke der Dorflage bildende „Mann-
ſtadt.“
In der wendiſchen Mark dagegen finde ich im äußerſten
Weiten die Schlemzig; ihr folgen nad) O zu die Ober-, Mit—
Bon Dr. 9. Gröfler. 197
tel» und Unterwendifhe Mark, die Mäufeäder, die Zwärns-
gelängen, die Ober-, Mittel- und Untermeyhen, die Lautſchke
und die wendifhe Aue, welche das äußerfte Dftftüd der Marf
bildet.
Spielberg oder Spielburg, Spiegelburg, Spielhügel, Spiel
*bei Alberftedt (Mansfelder Seefr.) Schlag Y in Alber-
ftedter Flur, unmittelbar füdlih vom Pfarrgarten gelegen, heißt
„auf und unter der Spielburg.“ Diejelbe war jedesfalls eine
Warte (specula) zur Bewahung der Grenze und Sit des Geſchlech—
tes derer de Alberstede. — 1240 Heidenricus de Alverstede,
1244 und 1254 Heidenriecus miles dietus de Alberstede (Lude-
wig, rell. mscept. I, 36. 66. 76. — 1376 verlaufen her Lude-
wig und her Albert von Hakeborn den Grafen von Manäfeld
gewiſſe Befigungen in beiden Alfirstede. (Neue Mitth. VI, 1,
130.) — Im Jahre 1609 erwähnt ein Magdeburger Lehnbrief der
Grafen von Mansfeld Dber- und Nieder-Alberftent als Zu-
behör der Herrichaft Schraplau. Das wüſte Alberſtedt ift vermuth—
lich Ober » Alberftedt, oder letteres ift der fühliche Theil des Dor-
fes, in welchem die Spielburg lag. (Bol. das unter Elvenjtede
Bemerfte.)
*bei Klofter Mansfeld. Unmittelbar nördlich von der
Dorflage liegt die Spiegelburg (Schlag CC der Flurkarte).
Nördlich ſchließt fich an diefelbe „der Hammer” an, und von die—
jem bis zur Nordgrenze der Flur reicht das lange Feld. (Schlag
GG und FF.) Neben dem Hammer liegt der Hundelopf.
bei Yiederftedt. Hier hat der deutfche Name Spielberg den
wendischen Dorfnamen Sibrovici und Burgnamen Grotſchke im Laufe
der Zeit verdrängt.
*bei Sangerhaufen. Schlag H in Sect. V der Stadtflur,
welcher Geierfpiel heißt, jcheint eine Warte (specula) anzudeuten.
*hei Stöbnig. Schlag AX der Flurfarte diefes Dorfes führt
den Namen Spielhügel. Unmweit davon findet fi) der NRitter-
hof (Schlag BU). Vielleicht ift diefer Spielhügel identiſch mit dem
Spielhamw, welder in einem Müchelner Flurgang vom Jahre 1641
in der Nähe der ‚alten Hut‘ genannt wird.
(Anm. Auch in der Flur Auleben, an der Nordgrenze der-
jelben, wo die Fluren Heringen und Görsbach anftoßen, liegt eine
Spielburg (Schlag I in Sect. I., und E in Section II.) Des»
gleichen finde ich einen Forftdiftrict bei Wüſt Knechterode nörd—
lih der Wipper, der nah Ausweis von Forftlarten die Spiegel:
198 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
burg beißt. Ich führe dieſe Dertlichkeiten hier nur mit an, um zu
zeigen, daß diefe Benennung in den ſüdöſtlichen Harzlanden ziemlich)
gebräuchlich war.)
Stadelrode. Oberſtachelrode liegt nah Weiten, Unter-
ftahelrode nah Dften zu. Mittelftachelrode liegt zwiſchen beiden.
Doch hat nicht bloß Weißenſchirmbach, jondern auch Gölbitz Antheil
an der Flur der 3 Wüftungen, denn die an Weißenſchirmbach
ftoßenden fühlichfien Schläge von Gölbig — füdlih vom Bache —
heißen Ober- und Unterftahelrode (Schlag O und N). Der
an die Nordgrenze von Unterftachelvode ftoßende „Baumgarten“
(Schlag AT) muß, weil er noch ſüdlich des Baches liegt, und nicht
minder der nordöftlih an Unterjtachelrode fich anjchließende „Hain“
(Schlag AH) aus gleihem Grunde ebenfalls zu unjerer MWüftung
gehört haben. In welchem der drei Dörfer die Kirche geftanden
bat, bleibt noch zu ermitteln, doch vermuthe ich, fie ftand in Un-
terftachelrode, weil diefem der Hain und der Baumgarten eine
größere Bedeutung zumeifen.
*Stonze. 1147 erhält ein Graf Lambertus de monte vom
Klofter Pforta außer Gütern in Helfethe, Nemelikesdorp und
Zouleze aud) eine Hufe in Stonze, die er als Reichslehen beſitzen
fol. Da alle genannten Orte ziemlich nahe bei einander im Hafje-
gau liegen, fo haben wir in dem bisher unbefannten Orte ein ein»
gegangenes Dörfchen in der Nähe von Querfurt zu vermuthen.
Wolff (Klofter Pforta S. 103— 105) vermag den Namen nicht zu
deuten. Auch ich fenne, obwohl mir die Flurnamen der in Betracht
fommenden Gegend zum größten Theil befannt find, feinen, ben
man für den Ort anjprechen Fönnte. Sollte vielleicht ftatt Stonze:
Uonze (— Wünſch) zu lefen fein?
Storfwit. 1151 beftätigt Pabſt Eugen III. die Schenfung
der Nebtiffin Hadviga in Gernrode, welche ihrem Klofter außer
andern Gütern in der Nähe von Querfurt auch in Stordiweze
septem mansos zugewandt. (cod. dipl. Anh. Nr. 359.) Aus einer
Urf. des Bild. Wichmann v. Zeitz-Naumburg aber v. %. 1152
erfahren wir, daß die ihm verwandte Webtiffin Hadwig diefen Befit
in Storcheweze als mütterliches Erbe erlangt habe. (Ebendaſ.
Nr. 371.)
*Strafendorf. Vor 1147 fchenkt der Edle Dietrich von
Querfurt dem Klojter Marienzelle in Eilmersdorf außer Gütern in
Barnestede, Gerendorp u. a. Orten auch 4 Hufen in Ztreuchan-
dorp, deren jede 12 Schillinge (solidi) zinft (Ludew. rell. mscpt.
I, 5). Wenn nun im Sabre 1329 in einer Urkunde der Edlen
Bon Dr. H. Größer. 199
Bruno und Buffo v. Querfurt neben den Drten Barnstede, Geren-
dorph, Widenbecke und Namlingesdorph aud) ein mansus in
campis Strakendorph et una curia ibidem, quem possidet
quidam dietus Gocze, erwähnt wird, fo ift diefer Ort ohne Zwei—
fel das eben erwähnte Ztreuchandorp und muß, da es beide Mal
in Gefellihaft der fogenannten vier Dörfer erjcheint, in deren un-
mittelbarer Nähe, vermuthlich bei Nemsdorf, gelegen haben. Die
Möglichkeit, dap Strafendorf (— Storfendorf) eine deutſche Na-
mensform der jlamifirten Form Storquice wäre, ein Name, von
welhem man ziemlich allgemein annimmt, daß er aus wendiſcher
Wurzel nicht erklärt werden könne, fondern das deutſche Wort
Storch mit wendiſcher Ortönamenendung enthalte, ift dadurch aus-
geihlofien, daß Storcawize in der Urk. des Jahres 1147 neben
Ztreuchandorp erjcheint.
Sulza. Nach der Flurfarte von Schönewerba und Ekmanns-
dorf liegt in Sect. I, dem SHöhenfelde, nördlih von der Krüm—
mung des Sulzbaches Schlag H, die Sulze, der feiner Geſtalt
und Größe halber als die wüſte Dorfitätte zu betrachten ift. Die
dazu gehörige Flur iſt der ausgedehnte Schlag F, welcher fi) vom
Sulzbade an nad) N. erjtredt und „über der Chaufjee und an
der Sulze” heißt. Doch auch der die NW-Ecke gegen Kalbs—
vieth bildende Schlag G, als „graue Sulze und Rieth'ſche Ede
bezeichnet, muß dazu gehört haben.
Teihenrode Nah K. Meyer Tann Teuchrode nicht mit
Deuferode identiſch fein, da letzteres nach dem. Zoberbuche fchon
1525 wüſte gelegen habe. Angenommen, dies wäre jo, fo ijt doch
möglich, daß der Drt, nachdem er eine Weile wüſt gelegen, jpäter
wieder befett worden, wie es 3.3. mit Dödlit und Kudenburg
ebenfalls gejchehen ift. In Deifenrode, welches nah Paſtor Rei-
nede zwiſchen Großleinungen und Miferlengefeld lag, hatte der
Boberfjhulze in Großleinungen 4 Morgen Land am KHoppenberge,
das fogenannte Schulzenland. (Harzzeitichr. 1876, ©. 147.)
*Theidit. Nah Bierings Mansfeldiſcher Topographie
(Band IV) lag, worauf G. Poppe aufmerkſam macht, zmwijchen
Querfurt und Farnftedt ein Ort Namens Theidig. Derjelbe kommt
auch urfundlich vor, denn im Jahre 1330 verkauft der Edle Bruno
v. Querfurt einen Hof mit einer Hufe Yand zu Thedis (das Klo-
ftercopiale von Helfta lieſt freilich Göris) für 9 Marf an das
Klofter Helfta. (Spangenberg, Duerf. Chron. ©. 371.) Falls der
Ort wirklich in der bezeichneten Gegend lag, möchte ich in der
fogenannten Schielfchle in der NW-Ecke ber Flur Unterfarnitedt,
200 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
nah Hornburg zu gelegen, ein Name, der ohne Zweifel nur eine
germanifirte Form des wendiſchen sedlisco (— Dorfſtelle) ift, die
alte Dorfſtätte von Theiditz erkennen.
Tippelsdorf. Der ehemalige Prediger Groſche in Hergis-
dorf (1828) hielt dafür, daß „das Dippeldorf“ ein im breißig-
jährigen Kriege zerftörtes Dorf oder Klofter gewejen fi. Auch
berichtet derjelbe, ein Schäfer habe hier einft in einer vor ihm ſich
öffnenden Höhle einen Schatz gefunden und aus Dankbarkeit die
jest verfallene Vorhalle der Ahlsdorfichen Kirche ſammt der Kirch-
thür erbauen laffen, denn an erjterer ftehe noch fein Name: „Peter
Krüger, Huthmann in Alsdorf 1619.” Doch laſſe es fich nicht
gut denken, daß gleich zu Anfang des bdreißigjährigen Krieges in
diefer Gegend ein Ort zerjtört worden ſei. (Roſenkranz, Neue
Zeitichr. f. d. Gefch. der german. Völker I, 2, 15. Halle, Ed. Anton
1832.) Ein Klojter in Tippelsdorf anzunehmen tft eben jo wenig
Grund vorhanden, als daß der Drt erſt im breißigjährigen Kriege
zerftört worden. Derjelbe jcheint vielmehr jchon viel früher ein-
gegangen zu fein. Hat die oben erzählte Gefchichte von einer Schatz⸗
hebung einen Hiftorifhen Kern, fo zeigt Schon die Jahrzahl 1619
der Inſchrift, daß das Dorf, wo der Schab gefunden wurde,
lange vorher wüſt gemwejen fein muß. Uebrigens ift Tippelsdorf
von einer ziemlichen Anzahl Sagen ummoben.
Udersrode. Bei der Mansfeldiſchen Erbtheilung im Jahre
1420 fam Udersrode, welches damals noch ein bejettes Dorf gewe—
jen zu fein fcheint, an die Grafen Gebhard und Bufjo von Mans—
feld ren (Ahrens, hiftor. Nachrichten, Eisleben 1834,
©. 31.
Ueberrode. Die „Dorfftätten” des Ortes liegen allerdings
auf der Dftfeite der Salzfe, aber dicht an der Saale, ungefähr an
der Mitte der Nordjeite der Flur Benkendorf, norböftlich von die-
ſem Dorfe.
Uhden. Die unmeit der Saale, öftlich der Dorflage Schiep-
zig gelegenen „Dorfftätten” (Schlag O der Schiepziger Flur), bei
deren Umarbeitung man altes Mauerwerk und viele Menſchenknochen
gefunden hat, find die alte Dorfitätte von Uhden, melde auf der
biftorifhen Karte der Grafſchaft Mansfeld unrichtig angefest worden
it. Nah SW zu ſchließt fih an die „Dorfftätten” das Auen-
feld (Schlag D) an, deſſen Name offenbar aus Audenfeld ent-
ftellt worden iſt, da der Name der Wüftung auch Auden lautet,
Bon Dr. H. Größler. 201
und die Aue der Saale fi bis in die Gegend des Schlages D
gar nicht zu eritreden jcheint.
Unterrode. DBgl. den Nachtrag zu Oberrode.
Uzfendorf. Sollte vielleicht richtiger Upkendorf oder Epken-
dorf (= Epgendorf, wüft zwiſchen Wettelrode und Gonna) zu leſen
fein? Diejes Cpgendorf jcheint demſelben Ebeko, wie Epkeborn,
jeine Entjtehung zu verdanken.
Weelitz. Die Flur grenzte nach Ausweis der Vollmariger
Flurkarte nördlih an Dederftedt, öftlih an Schwittersporf, ſüdlich
an Elbig, weitlih an Volkmaritz. Die „Dorfftätte” (Schlag
HF) liegt nordöftlih vom Dorfe Volkmaritz; an fie jchliegen ſich
nah O zu die MWeeliger Wiejen und nah NO zu der Wee—
liter Berg an (Schlag HE und HD); nad) W dagegen erjtredt
fih das zur Flur gehörige Fleine Mühlfeld, weldes feine
geringe Ausdehnung bat. Außerdem fcheinen auch noch die Kohl-
gärten und die Donnergrube (Schlag HO und HK) ſüdlich
von der Dorfftätte Weelit dazu gehört zu haben. Nach dem See-
burger Erbbuche vom J. 1582 fängt die Grenze diefer wüſten Marf
an im Wafjerfluffe, da die Elmiser und Volkmaritzer Marken
anftoßen, läuft längd der Volkmaritzer Mark über den Feld—
graben „uffs Gewende“, bis auf den Dederitedtihen Fahrweg,
und in diefem Fahrwege fort, berührt längs der Deberjtedter Grenze
den „Rain am Wildenflutgraben‘, geht dann im Wildenflut-
graben hin, querüber bis an eine Scheune, an die Wafferfchluft
und einen Grajebulg, wo ſich Weliger, Dederftedter und Züntzer
Marken (f. Zins) trennen; läuft weiterhin an Zünter und Elbiger
Mark hin und zwar längs der letteren in einem Grunde, in der
Deufhe Grubenn geheifjenn, gegen Lorentz Keſſelhuts Wein-
berge‘ Hinunter, quer durch den alten Teich, jo io eine Wicfe,
zu Ende der Wiefe an den Wafferfluß und diefen aufwärts zu dem
oben bezeichneten Anfangsorte. Die Flur giebt dem Amte Seeburg
durchaus die zehnte Garbe, nur eine bei Chriftoph Widens Mühle
gelegene Breite ausgenommen. „Inn kurtzenn Jahrenn aber, jagt
das Erbbuch, habenn die Dederftedtiihenn unnd Ihre Conforten
Einne Rechtliche Action Inn der Fürftlidenn Magdenburgijchenn
Cantzleye zu Halle angejtellet, das Sie den Zehendenn zu erftatenn
nicht ſchuldigk ſeinn wollenn. Alleinn die Ihenigenn underm Ampt,
Als zu Volgkmaritz, Elwis und Neehaujenn gejefjenn, vorgnügenn
Gejhosgelth und feinenn Haffernn. Dem Pfarrhernn zu De-
derftedt gebühret vonn denn Edernn Inn folder Margke Wiede-
202 Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Haffeganes.
maß. Iſt ihme Sun eglichenn Iharenn nichtes wordenn.” An
Bolfmarit war gefommen 24, Hufe, an Elbit 2 Hufen, an Nee:
haufen 1 Hufe; im Ganzen 5", Hufe. Wie viel an Deberitebt
gefommen war, wird nicht angegeben. Das ans Amt zu zahlende
Geſchoßgeld betrug 2 fl. 8 gl. —
*Meidenau. Go heißt der norböftliche Theil der Flur von
Freiburg a. d. U., welcher nördlich an das Göhlenholz, öftlih an
die Flur Schleberode ftößt. Am meiteften nach Norden liegt die
untere Meidenau, weiter ſüdlich längs der Oftgrenze folgen die
obere und hintere Weidenau (aud Meydenau), die Weid-
lehden und das Weidenauholz (Schlag BP, BQ, BR, BT,
BW der Flurkarte von Freiburg). Doc habe ich Fein bejtimmtes
Unzeihen, daß hier vor Zeiten ein Dorf gelegen.
Weidenbach. Da id die Gejchichte dieſes Drtes durch
Duelleneitate nur angedeutet habe, fo gebe ich hier diefelbe etwas
ausführliher. Die frühefte Erwähnung des Drtes fällt in das
Sahr 1237, wenn ander der ald Zeuge des Edlen Albert von
Hafeborn in einer Beutiger Urkunde erjcheinende Bertoldus de
Wydebeche (Schöttgen und Kreyffig, dipl. II, 370), aus unferm
Drte ftammt, wie zu vermuthen fteht. Demfelben adligen Ge—
ſchlechte werden Ulricus et Sifridus, fratres de Wydebeche, an-
. gehört haben, von welchen der Probft des Kloſters Beutis, Heinrich,
im Jahre 1275 2 Hufen in Blothe für 34 Mark Silber erfauft.
(1. 1. p. 377.) Die erfte Erwähnung des Dorfes felbit, welche zu—
gleih eine gewiffe Bedeutung defjelben vorausjegt, fällt in das
Sahr 1289. Da geben die Brüder Hermann und Heinrich, Burg-
grafen de novo castro, dem Kloſter Kaltenborn eine Hufe in
Widenbecke, die der Nitter Jacob v. Crumpe von ihnen zu Zehn
gehabt, der Gapelle beati Jacobi in Weidenbecke (Schöttgen u.
Kreyſſig II, 714.) (Die ausdrüdliche Erwähnung diefer Kapelle
zeigt, daß die Pfarrfiche S. Stephani in Weidenbach damals jchon
lange beitanden haben muß.) Doch auch das Kloſter S. Mori
zu Halle hatte Befitungen in Weidenbach. Denn im Jahre 1291
befennt Gebhart, edler Herr zu Querfurt, daß Everhard, Prior
des Kloſters S. Moritz zu Halle, eine Hufe zu Weidenbach von den
Brüdern Hans von Schapftent und Heinrih, genannt Schriber,
vor ihm, als er zu Uphaufen Gericht gefeffen, für das Hospital
feiner Kirche erworben habe. (v. Dreyhaupt, Saalkr. I, 749
Nr. 44.) Die Pfarrfirche und die Kapelle in Weidenbach werden
nicht viel fpäter zufammen erwähnt. Im Jahre 1301 nämlich
übergiebt Graf Burhard v. Mansfeld die Kirche (S. Stephani)
Bon Dr. H. Größer. 203
in Widenbede mit der Kapelle dafelbjt, die fein Eigenthum gewejen,
mit allen Eigenthumsrechten und allem zugehörigen Belit dem
Klofter Kaldenborn. (Schöttgen u. Kreyifig II, 707.) Im Beſitze
defjelben ift diejelbe dann geraume Zeit geblieben. Im Jahre 1322
oder 1332 — die Jahreszahl muß erft durch bejondere Unter:
ſuchung feftgeftellt werden, da die Herausgeber der Kaldenborner
Urkunden diejelbe Urkunde, ohne es zu merken, zwei Mal unter
verjchiedenen Jahreszahlen abgedvrudt haben, — befunden der Prior
Friedrih v. Caldenborn und der ganze Convent dafelbit, ihr Probſt
Reinhard habe zur Vermehrung der Einfünfte der Klofterfämmerei
verfelben die Pfarrkirche in Widenbede der Art überwiejen, daß der
Klojterfämmerer diejelbe immer als Zehn ausgeben und der aus dem
Pfarrlehn einfommende Zins ftet3 der Klofterfämmerei zu Gute fommen
ſolle. Diejer Zins betrug jährlih 2 Mark Silber Freiberger Währe,
und der erjte und genannte Inhaber der Pfarre, Herr Heinrich
Pflugrifter, hatte als bejtändiger Pfarrvicar in Weidenbach dieſe
Summe jedes Jahr am Michaelistage nad) Galdenborn zu zahlen.
Wie aus einer fpäteren Urkunde ſich ergiebt, follte dieſer Zins zur
Beihaffung von Kleidern für den Klofterconvent verwandt werden.
(Schöttgen u. Kreyffig I, 723 u. 732.) Da nun aber wegen
diejes Zinfes der Pfarrvicar in Weidenbad fein genügendes Aus»
fommen gehabt zu haben jcheint, jo erließen im Jahre 1402 Probft
und Convent zu Kalvenborn den Zins von 2 Mark — der
damals in Duerfurter Währung gezahlt wurde — dem Pfarrer
und der Pfarre zu Weidenbah auf ewige Zeiten. Zugleich erliegen
die edlen Herren Bruno, Johann, Boje und Brote von Querfurt,
um auch ihrerjeitS zur Aufbeſſerung der Stelle beizutragen, für fich
und ihre Erben dem Pfarrer und der Pfarre den Zehnten, welchen
ihnen diejelben von 3 Hufen Pfarrlandes — 3 andere waren, wie
ausdrüdlich bemerkt wird, zehntfrei, der Geſammtbeſitz der Kirche
betrug alſo 6 Hufen — entrichten mußten. (1. 1. IL, 754 u. 755.)
Diefen Verzicht aber wiederholten nach dem Tode ihrer Brüder
Bruno und Buſſo noch einmal die edlen Herren Johann und
Broge von Querfurt. (1. 1. II, p. 757 u. 758.)
Außer den vorgenannten Klöftern erlangten aber auch noch
andere in Meidenbad Bei. Im Sahre 1329 nämlich befunden
die edlen Herren Bruno und Bufjo von Querfurt, daß ein gemifjer
Joh. Gerden, der feinen Wohnfig in Namlingesporph (Nemsdorf b.
Weidenbach) habe, eine Hufe in Weidenbacher Flur an das Unter:
tift ©. Sirti zu Merjeburg verkauft habe. (Neue Mitth. I,
4, 83.) — 1334 erhielt auch das Klofter Beutit b. Weißen-
fels von dem Edlen Bruno von Querfurt eine oder einige Hufen
in der Flur Widenbecke, in Brunos Gericht gelegen, zu ewigen
204 Die Wiüftungen des Friejenfeldes und Hafleganes.
Eigentfum und frei von allen Steuern und Dienften, wobei ſich
der Gefchenfgeber nur das Halsgeriht über diefe Güter vorbehielt.
(Schöttgen u. Kreyjfig II, 397.) Endlich ward aud das Kloſter
Reinzdorf a. d. Unftrut im Fahre 1340 von dem Edlen Bruno
von Querfurt mit dem Zinfe eines Vierdung von einer Hufe in
Weidenbach (mansi unius fertonem) zu einer ewigen Xampe auf
dem Altar S. Benedicti bedacht.
Wann nun Dorf und Kirche, deren Bedeutung nad) dem
Borigen feine geringe fein fonnte, eingegangen find, vermag id)
nicht zu beftimmen. Da jedoch nad) dem Jahre 1406 beide urfund-
lich nicht wieder erfcheinen und in der Querfurter Kirchenvifitation
des Jahres 1555 des Dorfes MWeidenbah gar nicht gedacht wird,
der Kirche aber nur fo, daß man annehmen muß, fie habe damals
nicht mehr bejtanden, weil damals das Gotteshaus zu Lodersleben
die Zinſen ©. Stephani zu Weidenbach bezog (Neue Mitth. I, 3,
133), jo muß während der Zeit von 1406— 1555 Dorf und Kirche
eingegangen fein. Zu Kaspar Schneiders Zeit (1654) ftand auf
der Höhe bei dem Vorwerke Weidenbah — ein Dorf kennt er
nicht mehr — noch „eine ruinirte Capelle.“ (Löbl. Herrichaft
Querfurt ©. 40.) Ermähnenswerthe Flurnamen des jebigen
Domanialgebietes von Weidenbach find folgende: Stangengebreite,
Dörfergebreite, Mittel- oder Straßengebreite, große Gebreite am
Hügel, Kefjelgebreite, Holzgebreite, Hegeangergebreite, Kirchrain,
Tiefthal, am Börnchen, Hölzchen, Kälberanger, Gänfehals, Nirlod).
Erwähnt mag aud noch werden, dat in Gatterjtedter Flur bei dem
Beadern des Feldes glei unter der Oberfläche ein Doppelftegel
gefunden worden ift, das auf einer Seite die Worte „Sigillum
eivitatis Eberbach“, auf der andern die Worte „Sigillum civi-
tatis Wiedebach“ als Umſchrift hat. Das innere des erjteren
enthält drei Thürme, das des anderen 2 Thürme zwiſchen 2
Bäumen. Diefer Stempel, welcher nad) Wiggerts Anſicht (N. Mitth.
li, 1, 150) den Buchſtaben und der Zeichnung der Thürme nad)
in das Ende des 16. oder wahrfcheinlicher in das 17. Jahr). gehört,
erjcheint demfelben verdächtig, weil dergleihen Siegelftempel jelten
in weitere Entfernung geriethen, und doc in der Nähe des Fund—
ortes feine Städte Eberbah und Wiedebach befannt feien. Dagegen
ließe fich geltend maden, daß Wiedebach auf unjer unweit Gatter—
ftedt gelegenes Weidenbach unfchwer gedeutet werden fann. Freilich
ift die Bezeichnung des chemaligen, wenn aud), wie wir fahen, an—
ſehnlichen Pfarrdorfes als civitas bedenflih. Doch wollte ich nicht
unterlaffen, auf den Fund an diefer Stelle hinzumeifen für den
— daß ſich ſpäter weiteres Material zur Erklärung finden
ſollte.
Bon Dr. 9. Größfer. 205
Weihe. Die Dorfftätte hatte 1000 Schritt im Umfange und
bildete ein längliches Viered. Man fieht noch Gräben und Er—
höhungen. Auch Hat man beim Abfahren der Erde zur Düngung
der Aecker viele irdene Urnen von graubrauner Mafje gefunden.
Die Bewohner follen fi, ebenjo wie die von Plößnig, in Fien-
jtedt angefiedelt haben.
"Meimelburg, aud Wimmelburg und Baumelburg, Name
eines Flurortes nördlich von Sangerhaujen zwiſchen Lengefeld und
Gonna. Schlag A, B und C in Section III. der Sangerhäufer
Flur, welche ſich als nördlichſte Spise derjelben zwiſchen die Fluren
Wettelrode und Gonna hineinjchieben, heißen: „die Wimmel-
burg, unter und über der Wimmelburg.“ Auch in der Flur
Gonna führt Schlag X die Bezeichnung „unter der Weimel-
burg.” False die Form Baumelburg (auch Bomelburg
geſprochen) die ächteſte ift, darf man "vielleicht eine Beziehung zu
der heſſiſchen Bomeneburg annehmen.
*Weißenburg. Volfsthümlicher Name des ehemaligen
Schloſſes zu Ziceipli a. d. U. Vgl. das Volkslied von der Frau
von der Weißenburg.
“Melle Der die SW-Ede der Flur Großofterhaufen bil-
dende Schlag A, welcher öjtlid von dem Wellraine und nörb-
ih von der Wellwieſe (Schlag M) begrenzt wird, heißt Welle.
Doch fehlt eine fihere Spur, daß dort eine Anfiedelung geftanden.
MWelsdorf, auf der Flurfarte Wellsporf, bei Schumann und
Scdiffner a. a. D. XVII, 699 gar Wilhelmsdorf genannt,
Diefe etwa 143 Ader haltende wüſte Mark grenzt nördlid an
Ober-Wünſch, öftlih an die wüfte Mark Toppadel, ſüdlich an
Schmirma, weſtlich an Oechlitz. Ihre Schläge heißen: A das
Hinterfeld (die NO-Ede), B der Tümpelsberg, C der dürre
Berg (beide an der Ngrenze), D der Hopfenberg (im Often), E die
Wiefen, F und G das Förderfeld (MWejtflügel), H die Dorf-
ftelle. Letztere liegt noch nördlich des Baches.
MWenigen-Einzingen Nah Schumann und Schiffner
a. a. D. (XV, 530) wird die Mark der Wüftung von den Ein-
wohnern beider Dörfer Nöblingen a. d. Helme benutzt.
"Menigen Marke oder Kleindorfer Feld, ein Flurftüd,
welches füdmweftlih von Bündorf bei Merjeburg nad Negichlau zu
liegt. In derſelben beſaß Caspar von Burkartsrode in Biſchdorf
206 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.
und noch ein anderer Mitbelehnter eine Hufe, welche wahrſcheinlich
ein Burglehn des Bündorfer Schlofjes war. 1431 gaben die Be-
lehnten diefelbe auf, und Biſchof Johann Bofe von Merjeburg ver:
lieh fie an Conrad von Agendorf. Später ift dieſes Flurjtüd
unzweifelhaft wieder mit dem Bündorfer Hauptgute vereinigt worden.
(Mitgetheilt aus Bündorf.)
*Weniger Marf. So heißt ein Stüd im wejtlichen Theile
der Flur Krumpa bei Müceln. Südlich fchließt fih daran Die
hohe Marf. (Schlag B und G.)
Menthdorf. Da das Hersfelder Zehntverzeichniß eine von
dem Herausgeber Landau nicht erfannte und beobachtete, aber faſt
durchweg vorhandene Örtliche Neihenfolge der Namen beobachtet, und
nach diefer Winidodorpf zwiſchen Sidichenbechiu und Osterhusa
genannt wird, jo ſuche ich den Ort auch bei Sittichenbah und
Dfterhaufen, zumal derjelbe, wie ich jchon früher gezeigt habe, zum
Arhidiaconat Kaldenborn gehörte. (Vgl. Harzzeitichr. 1874, ©. 112.)
In der That findet fih füdlih vom Dorfe Groß - Dfterhaufen eine
Stelle (Schlag EE), welche den Namen „die Höfe beim Wind-
hügel“ führt. Hier fcheint mir das Wort „Wind“ den Bolfs-
namen „Winden‘ zu enthalten, die „Höfe“ aber die Lage der
Dorfftätte Winidodorf zu bezeichnen. Dazu gehörte vermuthlich
dad an der Dftgrenze der Flur ſüdlich von den Höfen gelegene
„tleine Rainfeld” (Schlag H).
*"Mernede Der die äußerfte Weſſpihe der Flur Elben
(Mansfelder Seekr.) bildende, an Böſenburg grenzende Schlag AD
heißt „die Wernecke.“ Da dieſer Name vermuthlich von dem
wendiſchen warnowasch (= verwahren, ſichern, befeſtigen) herrührt,
jo bedeutet er wahrſcheinlich eine Warte.
Weſterhauſen. Ein anderer Name dieſer Wüſtung ſcheint
Weſter dorf zu lauten, da im Jahre 1559 die molen zu Westen-
dorf boben Wulferstedt nad Klofter Naundorf erbezinft, und die
Gemeinde zu MWolferftedt Zehnten des Weſterfilds (vermuthlich
die Flur des eingegangenen Dorfes) an dad Amt Alljtedt giebt.
(Mitgetheilt von G. Poppe.) Im Falle der Identität, die faum
zu bezweifeln ift, muß das Dorf um 1559 ſchon verlafjen geweſen
fein und die Einwohner müfjen fih in Wolferftent angefiedelt haben.
Widilendorf. Ich Habe früher (Harzzeitichrift 1874,
©. 112) diefen Namen des Hersfelder Zehntverzeichnifjes für Wens
gelödorf a. d. Saale bei Merfeburg erklärt, muß jedoch jet dieſe
Erklärung znrüdnehmen. Denn da in dem gedadhten, von Landau
Bon Dr. 9. Größer. 207
in faljcher Anordnung veröffentlichten Verzeichnifje nach den Orten
Morunga und Langunfeld (Morungen und Lengefeld bei Sanger-
haufen) der Name Uuidilendorph folgt, dem ſich noch meitere
Namen aus der Gegend von Sangerhaufen (Langunfeld, Hoenrod,
Cunnaha, Tharabesdorf u. a. m.) anjchließen, jo wird man den
Ort nit an der Saale, fondern bei Sangerhaufen ſuchen müfjen.
Es ift ohne Bmeifel das Dorf Wettelrode gemeint. Auch bier
wiederholt ſich die ſchon mehrfach gemachte Wahrnehmung, daß in
der Sangerhäufer bzw. Eisleber Gegend die Endungen —dorf und
—rode mwechjelsweiie im Gebrauch gemejen find. So heißt Bilchof-
rode b. Eisleben im H. 3. V. Bisgofesdorpf, Wettelrode dem
entiprechend Widilendorpf, Ebekenrode heißt heute Epgendorf;
Coriledorpf ward zu Gherleberg (Grillenburg). Aud Wefter-
haufen bei Wolferſtedt ſahen wir als Weftendorf erjcheinen.
*Wiedewitz. 1609 zwiſchen Elbell (Elben) und Zellewitz
als Zubehör des Schlofjes Friedeburg und Magdeburgiiches Lehn:
ftüf der Grafen von Mansfeld erwähnt. Die Lage ift unbefannt,
doch kann der Ort in den Haffegau gehört haben.
Williammege. Die Driginalurfunde von 979 lieſt uuillian-
uech., Es ſcheint mir der Beachtung werth zu fein, daß in der
SW-Ede des Bodenfchwende, unmittelbar öftlich des Rothaer Baches
und nördlich vom Kriegholze, dem die äußerſte Oſtſpitze der Flur
Rotha bildenden Heiligenberge gegenüber (Schlag W in Flur
Rotha), ein Wiehmannsberg liegt (Schlag Y in Sect. II. der Karte
des gewerkſchaftlichen Forſtdiſtriets Bodenjchwende), alfo gerade an
der Stelle, wo die von Dften fommende, zwifchen dem Boden-
ſchwende (im Norden) und dem Kriegberge und Kriegholze (im
Süden) Hindurchgehende Grenze des Amtes Nammelburg auf den
Willmanns (Willmanns)fteig bzw. den Rothiſchen Bach ſtößt, fo
daß man annehmen muß, der Name Wiechmann ftehe in einer
innigen Beziehung zu dem Willmege oder Wilfmannsfteige, nur
daß die vorauszufesende Urform des Namens Wieland bei Drebs-
dorf in die Form Willing, bei dem Kriegholze dagegen in bie
Formen Wilkmann, Wichmann, Willmann verderbt wurde. Da
ſonach ſchon zwei Stationen, welde die Richtung des Willweges
beitimmen, nämlid der Wielandshoyg (Willingshaug) bei Drebs-
dorf und der Wiehmannsberg bei Rotha nachgewiefen find, fo
dürfte es nicht Wunder nehmen, wenn fid) auch nod weiter nörd—
lich eine derartige Station fände.
MWindhaufen. Das Lohholz zwifchen Carsdorf und Gleina
bezeichnet ungefähr den Mittelpunkt diefer wüjten Marl. Denn an
208 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.
den Schlag P in Sect. II. der Flur Gleina, genannt „das Lohholz
und die Vorwerksäcker“, jchließt ſich ſüdwärts Schlag O an, der die
Beeihnung Windehaufen führt und jeinerfeitS nah S zu an
die wüſte Mark Gleſendorf jtößt. Geht man dagegen von dem
Lohholze aus nordmwärts, fo ftößt man fofort auf die an der
Südgrenze der Carsdorfer Flur (Sect. III.) gelegenen Schläge CN
1— 2, genannt Windhaufen, und CQ = die Windhäufer
Berge, während noc weiter nordwärts das Windhäufer Thal
folgt. (Schlag CW.) Oeſtlich von letterem, an der Ogrenze ber
Garsdorfer Flur, findet fi) jonderbarer Weife auch noch ein Win-
diſches Thal, das aber auh Wünſchethal gejchrieben wird.
Endlih liegt auch in der SO-Gde der II. Section der Carsdorfer
Flur, da wo fie an Section III. und Gleinaer Flur grenzt, noch
ein Schlag I, welder Windehaufen heißt und mit den ſüdlich
davon gelegenen Brodjäden und Talgädern zu unferer Wü—
tung gehört haben muß.
MWippelsdorf. Daß diefe Wüjtung dicht bei Liedersborf
zwifchen Eisleben und Sangerhaujen gelegen hat, iſt befannt. Die
ehemalige Dorfjtätte erkenne ih in Schlag L der Liedersdorfer Flur,
welcher „in den Höfen“ heißt und etwas wejtlic von Lieders-
dorf liegt.
Wismannzleben. Der Separationäreceß über die Marf MW.
berichtet: ‚„ Die Mark Wismannsleben, welche in älteren Zeiten für
ſich beſtand, wurde nad) der Einäfcherung dieſes Dorfes im dreißig:
jährigen Kriege mit der Feldmark Schafjtedt vereinigt. Sie enthält
folgende Feldjhläge: den Fuchshügel, den Markſteg, den
Stern (Scheren) und die alten Steinbrühe, die langen Xeder,
das Kropphaus, das Mühlfeld über vem Höfchen, und das
Höfchen ſelbſt. (fol. 1.) Sie grenzt gegen Norden an die Feldmarf
von Dornftedt, gegen Süden und Dften an die Feldmark von
Schafjtedt, gegen Weiten an die Feldmark von Obhaufen Petri und
die Ländereien des Königlichen Domänenvorwerks Weidenbach.“
(fol. 40.) In der jetzigen Schafftevter Oberflur heißt die NO-Ede
noch jest „an der Schanze oder das Wismannsleber Thal”;
dabei liegt „ver Wismannsleber Anger.‘ (fol. 54°. des Schaf.
jtedter Separations-Receſſes.) Die Mark bildet demnach den meit-
lichen Theil der Schafftedter Oberflur.
Wölbit. Schlag BC in Sect. II. der Flurkarte von Steigra,
an der Ditgrenze gegen Calzendorf und Schnellrode gelegen, heißt
die Wellmwig, und ebenjo heißt die SW-&de der Calzendorfer Flur
Bon Dr. H. Gröfler. 209
(Schlag U) und die NW-Ede der Schnellröder bzw. Wüſt-Peters—
röder Flur (Schlag C) die Wölbit. Doch aud die SW- Ede
lesterer Flur muß ehedem zu unferer Wüftung gehört haben, da hier
Schlag B die Steinhügelwölbig heißt. Man fieht: nicht nur
Steigra und Carsdorf, fondern auch Calzendorf und Schnellrode
haben Antheile von der wüſten Mark empfangen.
Wüſte Dorfmark ohne Namen.
"bei Bornftedt, nah Schmalzerode zu (Schlag CC.) Dabei
der Gebertsberg.
zwifhen Kaltenborn und Klofterrode. Die Stätte,
welche öftlih von Emfeloh an der Grenze von Klofterrode liegt, heißt
jegt die Dorfitelle.
*bei Pfüsthal. Weftlih von Pfüsthal am Ufer der Saale
liegt eine wüſte Dorfftätte ohne Namen. Man hat hier beim Ab-
fahren 2) Erde Menjchenknochen gefunden. (Neue Mitth. I, Wüſt.
Nr. 212.
*bei Treibit. Bei Treibis in der Aue der Saale lagen
drei den Ueberſchwemmungen fehr ausgefeste Dörfer, deren Namen
nit haben ausgemittelt werden können, (Neue Mitth. I, Nr. 213
— 215.) Da jebod in verjchievenen Magdeburger Lehnbriefen
Bandewit, Kribit, Zipricca und Rinnſtedt als Zubehör
des Amtes Salzmünde genannt werben, biöher aber nicht nad):
gewiefen werden fonnten, jo iſt mahrjcheinlih, daß es die bei
Treibig und Pfüsthal gelegenen Wüftungen find, deren Name ver-
ihollen fein mag, als die Saale ihren Grund und Boden weg—
gerifjen hat.
Wunderburg. Orte diefes Namens finden fih im Haffegau,
wie ich ſchon früher erwähnt habe, bei Ahlsdorf, bei Stedten und
bei Steigra. Der ehemalige Prediger Grofche in Hergisdorf, welcher
der Wunderburg bei Ahlsdorf und Greisfeld gedenkt, jagt, Niemand
wiffe über den Urfprung und die Bedeutung diefes Namens etwas
anzugeben. (Neue Zeitſchr. f. d. Gefch. der german. Völker von
Roſenkranz, Halle 1832, I, 2, ©. 15.) Die Flurfarte von Creis-
feld (Schlag AL) verlegt fie öftlih vom Dorfe und der böfen
Sieben; diefelbe ift offenbar eine Schladenhalde. Die Wunderburg
bei Stedten unweit Schraplau liegt auf weithin fihtbarer Höhe und
ift durch einige einfame Bäume gefennzeichnet. Sonft hat fih an
beiden Stellen nichts Befonderes erhalten. Anders verhält es ſich
mit einigen außerhalb unferer Gaue gelegenen Wunderburgen.
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 14
210 Die Wilftimgen bes Friefenfeldes und Haffegaues.
Zunädft erwähne ih eine Wunderburg bei Teicha unmeit Halle,
von welcher v. Dreyhaupt (Saalfr. II, 691) berichtet: „Auf dem
Berge nahe beim Kicchhofe ift ein Labyrinth oder fogenannte
Wunderburg, melde ein Schäfer 1484 mit feinem Hadftode
ausgeftochen, und noch alle Jahr von den Einwohnern erneuert
wird.” Dieſelbe befteht nad einer Mittheilung des Herrn Univ. -
Kaſſen⸗Controleurs Bolge in Halle noch jest und tft ein fogenann-
ter Schlangengang. Genau dafjelbe gilt von der Wunderburg ober
dem Wunderberge bei Neuſtadt-Eberswalde. Dort befindet ſich auf
dem ebenen Gipfel des bei der Stadt gelegenen Haus- oder Schloß-
berges ein Labyrinth, feit deffen Anlage durch den ehemaligen
Rector Chriftian Wachtmann im Jahre 1609 der Schloßberg au
den Namen der Wunderberg oder das Labyrinth erhalten
bat. Dafjelbe befteht aus Schnedenwindungen, die nad verjchie-
denen Richtungen durch den ausgeſtochenen Raſen bezeichnet find, in
einer Kreisfläche von 60 bi3 70 Fuß im Durchmefjer. Diefe Win-
dungen haben zwei Eingänge neben einander. Wenn man von
einem bderjelben den gejchlungenen Pfad verfolgt, jo fommt man
nad) etwa 800 Schritten aus dem andern Eingange wieder heraus.
Die Bahn ift einen und der Feine Graben neben der Bahn etwa
einen halben Fuß breit und A bis 5 Zoll tief. Diefer Graben
wird jährlid von den einwachjenden Pflanzen gereinigt. Das Laby-
vinth dient gegenwärtig den Knaben, beſonders am Montage vor
Himmelfahrt, zu einem Feſte, indem fie den jchmalen gewundenen
Pfad durchlaufen, ohne den Graben zu berühren. Zwei Perfonen
fangen auch wohl zu gleicher Zeit einen Wettlauf an, jeder durch
einen der beiden Eingänge, um zu fehen, wer von beiden zuerft
den Lauf vollendet. An der Stelle, wo fie fich begegnen, müfjen
fie fi durch eine Beugung des Körpers geſchickt ausmeichen. (Reiche,
Preußens Vorzeit Nr. 307, Band IV, ©. 243.) Dieſe Ueberein-
ftimmung in der Anlage der fogenannten Wunderburgen zu Steigra,
Teiha und Neuſtadt-Eberswalde ift beachtenswerth. — Endlich
gehört hierher auch eine Mittheilung Brüdners in feiner Landes-
funde von Meiningen, welcher (II, ©. 729) berichtet, daß dicht
bei der Kirche von Graitfchen, 1"/, St. öftlih von Camburg a. d.
Saale, ein ovalrunder Rafen liegt und in demjelben der meit-
bin befannte fogenannte Schwedenhieb, d. i. ein höchſt merfwür-
diger Schnedengang ohne Anfang und Ende. Seit dem dreißig-
jährigen Kriege ift derfelbe das Wahrzeichen des Ortes und darum
defjen Siegel. Behufs Elarerer Auffafjung gebe ich eine Nachbildung
de3 Schlangengange auf dem grünen Hügel bei Steigra, welcher
ebenfalls in den Raſen eingefurcht ift, im 17ten Jahrhundert von
den Schweden angelegt jein fol, und von den Einwohnern von
Bon Dr. H. Gröfler. 211
Steigra der Merkwürdigkeit halber im Stande erhalten wird, wie
der Feldmefjer, der die Flurfarte von Steigra aufgenommen hat,
auf derjelben berichtet.
Schlangengang ———
auf dem
grünen Hügel
bei
Steigra.
0 10 20 30 40 0.Fuss.
Doch auch in der Nähe von Roßwein in Sadfen wird eine
Wunderburg erwähnt, wie die MW. bei Stebten auf fteiler Höhe,
und zwar am rechten Muldenufer öftlih von Roßwein gelegen,
auf welcher man Spuren einer Burg gefunden haben will und wo
ein Raubritter Namens Martin Griech gehauft haben fol. (Schu-
mann u. Schiffner, a. a. D. XVII, 1028.) Endlich giebt e8 auch
dicht unter dem Galvarienberge norbmeftlid von Gmunden im
Salzlammergute eine Wunderburg, welche jet als NReftauration
dient. Mindeftens erhellt aus diefen Nachweiſen, daß wir es hier
mit einer mehreren deutfchen Stämmen gemeinfamen Auffaffung zu
thun haben. Zu beachten ift jedenfalls, daß es ſchon in heidnifch -
antifen Moſaikfußböden Labyrinthe gab, melde fchon früh in die
Hriftlihen Kirchen übergingen. Auch im Mittelalter blieben die—
jelben beliebt, haben ſich auch in franzöfifhen Kirchen mehrfach
erhalten. Der Name Jeruſalemswege (Chemins de Jerusalem)
für dieſelben fcheint von franzöfifhen Archäologen erfunden zu fein,
weil in Frankreich das Durchwandeln diefer Jrrgänge unter gewifjen
Gebeten feit den Kreuzzügen (fo nachweislich zu Rheims um 1240)
als Erſatz für eine Pilgerreife nach Jeruſalem betrachtet zu werben
pflegte. (Dite, Handbuch der kirchl. Kunſtarchäologie I, ©. 72
und 73.) Ob die oben nachgewiefenen Labyrinthe, Schlangen -
oder Schnedengänge, zum Theil menigftens, urfprünglich gleichen
Zwecken gedient haben, bleibt noch zu unterſuchen.
14*
212 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
Wufhleben. Das Dorf hat nordmweitlihd von Reicharts—
werben gelegen, denn in der NW=Ede der’ Flur dieſes Dorfes
finden ſich bei einander, an die Fluren Lunſtedt (meftlih) und
Klein- Kayna (nördlich) ftoßend: die Wuſchlebener Wiejen, der
MWufhlebener Berg, der Wujdhlebener Rain und bie
MWufhlebener Mark, melde letztere den weltlichen Theil der
Flur Reichartswerben bildet. (Schlag W, T, S und P der Flurfarte.)
Zaasdorf. Die Namen Zütſchdorf und Zaasdorf bezeichnen
in der That verjchievene Dörfer. Die wüfte Mark Zaasdorf grenzt
nördli an die Geifel bzw. an die Flur Naundorf und die wüjte
Mark Rottmannsdorf, öftlih an Runſtedt, fühlih an Braunsdorf,
weitiih an Wernsdorf. Der nördlichſte Theil, an der Geijel, heißt
die Zaafhdorfer Wiefen. Rottmannsdorf und Zaasdor] waren
nach Naundorf eingepfarrt. (Schmefel, Hochſtift Merjeburg S. 294.)
Doch irrt Schmefel, wenn er Zütfchhorf und Zaasdorf (Zaſchdorf)
für Namen defjelben Dorfes hält.
Baglit. 1147 ertaufht ein Graf Lambertus de monte
(Berga bei Kelbra in der goldenen Aue?) von dem Klofter Pforta
außer Anderm 3 Hufen in Zouleze, außerdem Güter in Neme-
likesdorp (Nemsdorf bei Querfurt) und Helfethe (Helfta bei Eis-
leben), und foll diefelben als Reichslehn bejigen, wie das, was er
dafür gegeben, auch Reichslehn war. (Wolff, Klojter Pforta ©. 103
u. 105. Derjelbe fann übrigen den Ort nicht deuten, fondern
räth ganz falſch auf Zellewitz bei Gerbitedt.) 1151 bejtätigt Pabſt
Eugen II. die Schenfung von 3 Manſen in Zeulize, welche außer
andern Gütern in der Nähe von Querfurt die Aebtijfin Hadviga
von Gernrode diefem ihrem Klofter gemacht hat (Cod. dipl. Anh.
Nr. 359.), und 1152 beftätigt Bifchof Wichmann von Zeig diefelbe
Schenkung, mit dem Bemerfen, feine Tante Hadwiga habe dieje
Hufen aus ihrem mütterlihen Erbe mit feiner und der übrigen
Erben Zuftimmung verfchenkt. (C. d. Anh, Nr. 371.) Die Ein-
wohner de3 vermwüfteten Dorfes, welches nah Kaspar Schneider
„bei den Thongruben” Tag, bauten fi in Querfurt an. (Löbl.
Herrſch. Duerfurt S. 40 und 27.) Auf die Lage des Ortes in der
Nähe von Weidenbah, zwifchen diefem und Querfurt, deutet auch
eine Notiz bei Schumann und Sciffner (a. a. ©. XI, 767), wo-
felbjt gejagt wird: „Die Anfpänner der Stadt Querfurt und bie
des Dorfes Söcklittz, das amtsunmittelbar ift, (d. 5. diejenigen
Bürger von Querfurt, welche Feld in Södliger Flur beſitzen ?)
müfjen alle Kutſchfuhren in den herrſchaftlichen Verrichtungen und
gewiffe Frohnen auf dem Felde bei diefem Kammergute (Meiden-
bad) ſowie in Querfurt thun.“
Bon Dr. H. Größer. 213
* Bahnshut. -Eine Stelle an der Südgrenze der Sotter—
häuſer Flur öftlih vom Oberrod (Schlag N der Flurkarte) heißt
die Zahnahut. Anfcheinend war diefelbe eine Warte zur Bewahung
der Grenze des Burgwartbezirks Beyernaumburg, die vermuthlich
von dem in Kaltenborner Urkunden nicht felten erjcheinenden Mini—
fterialengefhleht Zahn (Dens) ihren Namen empfangen hat.
Zedram. Dieje Wüftung lag füblih von Oberwünſch. Ihre
ehemalige Flur bildet jeßt die II. Section der Oberwünjcher Flur
und wird von diefer durh den Breit-Zedrammer Rain
geichieden. Als uriprüngliche Form des Namens vermuthet Herr
v. Mülverftedt Zuchgrim, unter Hinweis auf die analogen Namen
Joch-grim in Meißen, Pade-grim im Magdeburgifhen. (Briefliche
Mittheil. vom 20/11 75.) Falls der heutige Name nicht aus dem
häufig erjcheinenden Zebechurun entjtanden jein follte, wäre aud)
ver befannte Name Grimma (Grimmi) bei der Erflärung zu berüd-
fihtigen.
Zedemid. Nah N. Mitth. I, 1, 41 eine Wüftung zwifchen
Zicheiplig und Freiburg a. d. U. Das Dorf 309 fi von der
Unftrut und der daran gelegenen Zeddenbader Mühle aus
gegen Norden den Grund entlang, welder nah dem Hüllgraben
führt und die Biegeliheune ſowie das fogenannte Nidelden
umjchließt. Aufgefundene Keller und Grundmauern bejtätigen dieſe
Angabe. Ein Weinberg heift noch jett der Gottesader und
beftimmt zugleich die Lage der Kirche, melde dem 5. Bonifacius
geweiht gemwejen fein fol. — 1400 Czedonich in sede Crumpe. —
So lange das Dorf Zedemich jtand, war Weiſchütz (Wiſchitz) fein
Fılial. Im 15. Jahrh. jedoch wurde Zedemich verwüftet, daher
wurde im Jahre 1481 die Mutterfirche Zedemih in die Tochter,
und die Tochter Weifhüs in die Mutter und rechte Pfarre und
perjönliche Beſitzung des Pfarrers dajelbjt verwandelt mit Genehmi-
gung Herren Nicolaus Krumpmuls, Pfarrers zu Freiburg und Erz-
priefter8 des Dfterbannes, als Lehnsherrn des Güterlehns Weiſchütz,
und des Junkers Heinrich Döhenn, Erbbefigers des Ritterguts dafelbft.
Die darüber von dem Prediger des Orts Cafpar Rusla 1481 aus«-
geftellte Urkunde befindet fi im Rathsarchive zu Freiburg. — Der
Name des Dorfes hat zu manden irrigen VBermuthungen Anlaf
gegeben. Mit Recht verwirft Förftemann die gewöhnliche Ableitung
defjelben von den angeblichen Anfangsworten einer wahrſcheinlich
der dortigen Kirche gegebenen päbftlihen Bulle „Cede michi“. Nicht
minder irrig ift die Auffaffung, welche den Namen auf eine Perjon,
Namens Zademacher bezieht und darum die Mühle Zademadjers
Mühle nennt (Schum. u. Schiffner XIII, 719), doch enthält die-
214 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haflegaues.
felbe noch eine Erinnerung an die ältefte, ächte Namensform Zida-
macha, welche Förftemann nicht kannte. Daher verwirft derfelbe mit
Unreht die Behauptung des weil. Afjefjor Winkler, der das Dorf
richtig Zedemich nennt, ein Name, den auch noch ein Dorf im I. Jeri-
chowſchen Kreife führt. Das Dorf fcheint übrigens aus Ober- und
Unterdorf beftanden zu haben, da der Name Zidamacha 2 Mal
nad) einander im H. 3. 2. fteht.
*Benner ober Zinner Marke beißt die NO-Ede der
Gieräleber Flur im Mansf. Seefreife, welche nörblih an Gerb-
ſtedt, öftlich an Augsdorf grenzt.
Biegendorf. Schumann und Schiffner (a. a. O. XII, 696
und XVII, 194) nennen bie außer Bünborf zu Möderling gehö-
rige Wüftung bald Ziegendorf, bald Zwendorf. Nach ihnen liegt
diefelbe öftlih von Zorbau.
* Zins ober Zeins, auch Zintſch (urfprünglid Zinnis ?)
heißt eine Gruppe von Wüftungen auf dem Berührungspunfte der
Fluren Schwittersdorf, Gorsleben und Schochwitz. Und zwar heißt
die SW- Ede der Gorsleber Flur un X) einfad der Zeins.
Die ſüdlich daranftoßende NW=- Ede der Schochwiger Flur dagegen
Hinterzind und Vorderzing (Schlag I—IIM.) Doch aud in
der wejtlich beide begrenzenden Schwitteröborfer Flur finden ſich die
den SOrand und bie Sipige bildenden Schläge L, M und N, Namens
Borderzind, Mittelzins und Hinterzind. Es gab demnad)
drei Dörfer dieſes Namens, von denen Hinterzins am weiteften
nad SW zu liegt. Die wüſten Dorfftätten derfelben aber find zum
Theil noch nachweisbar in den die SW-Ede der Schochwiter Flur
bildenden Hinterfleden und den weiter nordöftlih in derſelben
Flur gelegenen Vorderfleden. (Schlag VII. und X). Bei den
Hinterfleden Liegt der Steinanger. (Schlag XXIV.). a fogar
die an Schochwitz ftoßende NO-Ede der Flur Räther ift ein Antheil
aus den genannten Dorftätten, denn bier finden fich ebenfalls die
vorderen und die hinteren Fleden. — Im Jahre 1590
haben die Dörfer noch beftanden, denn Spangenberg (Duernf. Chron.
©. 38) nennt da Zintfch als noch beftehendes Dorf. Das See-
burger Erbbuh vom J. 1582 nennt diefe Wüftung Züntz und
fagt, die Grenze der Mark fange an auf der Fahrftraße nad
Halle, berühre der Reihe nach die Fluren Dederſtedt, Schwitters-
dorf, Nauendorf — ein an der Nauendorfer Grenze gelegenes
Stüd Heißt „in den Zünger Höfen” ein anderes Aderftüd
(„ftreichet undenn ſpitz zu“) „die Spundtflafhe” — ferner
Gorsleben und Schochwitz, Elwitz, Weelig und abermals Deber-
Bon Dr. H. Größler. 215
ftedt. Auf letzter Strede in der Nähe der Fahrſtraße nah Halle
begegnet dem Grenzbegänger „der Züngenhügel”. Die Aeder
in der Flur geben weder Gejchoßgeld noch Hafer, zehenten aber
durchaus dem Amte Seeburg; nur die, welche dem Gotteshaufe zu
Beeſenſtedt zuftehen, find zehntfrei.
*Zöſſen. So muß ein eingegangened Dorf geheißen haben,
defien Gemarkung jest zur Michteriger Flur gehört, denn in ber
Mitte der letzteren, nörblih vom Dorfe Wichterig, liegen dicht bei
einander der Zöffenanger, die Zöſſenbüſche, der Zöffenberg
und der Zöffengarten. Dieje meine Vermuthung beftätigen Schu-
mann und Sciffner (a. a. D. XVII, 1059), mwofelbft gejagt ift:
„Zöſſen ift eine unter den Gofeder Gerichten ftehende MWüftung,
welche von den Dörfern Uichteris und Lobitzſch bei Weißenfels
benugt wird.” Unter den Lobitzſcher Flurnamen finde ich jedoch)
feinen, auf welchen diefe Behauptung paßte. — Der Name Zöffen
oder Zofjen ift befanntlih in wendiſchen Gegenden ziemlich häufig.
Zwanzig. Die Zwanziger Ylur bildet eine zu Eichitedt
gehörige, ſüdwärts nad Oechlitz zu gelegene Erelave. Sie befteht
aus den Schlägen AG, AH, Al und AK a—c der II. Section der
Eichftedter Flur, wo namentlih die Bezeihnung „Zwanzig vor
und Hinter den Weiden” und „Anger in Zwanzig” an fie
erinnern. In ihr finden fih auch „hutungsfreie Hallgärten.“
* Bmofau. „Sm Zwokau“ Heißt eine nicht fehr aus—
gedehnte Flurgegend in der NW-Ede der Oberflur Schafftedt, welche
weitlih an Obhauſen S. Petri, nördlih an Dornſtedt grenzt und
anjcheinend ein Beitandtheil der wüſten Marf Wismannsleben
— Als Dorfname kommt Zwochau zwiſchen Delitzſch und Schkeu—
tz vor.
Alphabetiſches Verzeichniß.
*Alfgeſtide. Alte Dorf.
Alte Burg. *bei Dorn dorf a. d. U.
bei Allſtedt. *bei Sangerhauſen.
*bei Bieſenrode.
bei Freiburg a. d. U. f. Haldede. *Alte Flur b. Steigra.
bei Yangenbogen. Ammenborf ſ. Obenborf.
bei Morungen. Auben f. Uhden.
*bei Reinsdorf a. d. U. Badendorf.
*bei Schraplau. Bärsrode ſ. Petersrode.
bei Spielberg ſ. Burgberg. Bärwünſch.
216 Die Wüſtungen des Friefenfeldes und Hafjegaues.
Bandewis f. Wiüfte Dorfmart
b. Treibitz.
Baran.
*Barmelle.
Baumelburg f. Weimelburg.
Beersrode |. Petersrobe.
Beerwünſch ſ. Bärwünſch.
*Belzig.
Benndorf ſ. Bindorf.
*Bennrod.
*Bergemarke.
— ———
iedendo
— — f. Bündorf.
Bindorf.
Biſchofrode ſ. Bisgofesdorpf.
Bisgofes dorpf
*Bittorf.
Bloſſendorf.
Bodsthal.
Bodenſchwende.
Serien f. Pönig.
Böfeling.
*Böthen.
Bomelburg ſ. Weimelburg.
Borkersrode.
Bosdorf.
Boſſendorp ſ. Bosdorf.
Bottleben.
Brandholz.
*Braunsborf.
*Breitenrobe.
Brüdendorf.
Brumbad.
*Bruftnip.
Buberode.
Bubro ſ. Buberode.
Bündorf.
Burg.
*b. Langeneichſtedt.
*b. Roßbach.
Burgauer Mark ſ. Burgermark.
Burgberg.
*b. Barnſtedt.
*b. Crumpa.
b. Spielberg.
*Burgermart.
Burggrube |. Burgberg 6b. Erumpa.
*Burgthal.
Capellenberg.
Carpenau
Carpenburg ſ. Kartenburg.
Carpenow
Clausnitz.
Cleuſſenitz ſ. Clausnitz.
*Coriledorpf.
Czedonich ſ. Zedemich.
Dankelsdorf ſ. Dankendorf.
Dankendorf.
*Delitz ſch.
Derwitz ſ. Dörlitz.
*Deuſſen.
ſ. Döhlitz.
Döhlitz.
*Dör litz.
Drogolisci ſ. Dörlitz.
Doppadel.
*Dorfſtätte b. Bornſtedt.
Draſchwitz ſ. Drößig.
Dreyßig ſ. Droyßig.
Drößig.
*Droyßig b. Müncherode.
Dusne
Dussina } f. Deufen.
Ebekenrode.
Eckſtedt.
Edenſtedt.
Ehrau.
Eichenborn.
Eickendorf.
Eilfeld ſ. Ilefeld.
Eilwersdorf.
*Engelsburg.
Epgendorf ſ. Ebekenrode.
Ersdorf.
Eſelſtedt ſ. Eſenſtedt.
Eſenſtedt.
Eskendorf.
aulenſee.
ladersleben.
Fleckenrode.
*Flinkenburg. *
*Frankenrödchen.
Beet
riburide — ſ. Freitzdorf.
*Friedenthal.
*Friedrichsberg.
*Gehüfte.
Gerbitz ſ. Gerwitz.
Gerlkwitz f. Jerkewitz.
Gerintzendorf ſ. Kirchendorf.
Gerwitz.
Bon Dr. H. Größler. 217
Geftemwip.
Gimrip.
Giſunſtadt ſ. Efenftebt.
*Glanzenberg.
Glaucke ſ. Glanzenberg.
Gleſendorf ſ. Bloſſendorf.
Gniebendorf.
Göhren.
Göſtewitz ſ. Geſtewitz.
Gottsdorf.
Grabsdorf.
Gräfendorf.
Granau.
Grettenmühle ſ. Margaretenmühle.
*Gröbitz.
Grotheze u. Grotſch ſ. Liudineburg.
Grotſchte ſ. Burgberg b. Spielberg.
tz
* Grinib.
Hänniderobe f. Henderobe.
*Haidhof.
Haldecke.
Hannickerode ſ. Henckerode.
*Hardaredesrod.
Harkenroder Berge ſ. Hardaredesrod.
Hartenrode.
Haſelbach.
Hausberg b. Eisleben.
Hausberg b. Großjena.
Hayndorf.
Heidenſahl ſ. Hörchenſohle.
*Henckerode.
*Henneckenberg.
Hergersburg ſ. Hirſchburg.
Heynichen.
*Hirſchburg.
Hoenrod ſ. Hohenrode.
Hörchenſohle.
Hohenrode.
*Hohewarte.
Hohndorf b. Beyernaumburg.
Hohndorf b. Merfeburg.
Hohndorf b. Oberſchmon.
Holzendorf.
Horlehagen.
Horlehein ſ. Horlehagen.
orn.
*Horn b. Aſeleben.
Hornburg.
Hüneburg b. Cloſchwitz.
Hüneburg b. Salzmünde ſ. Salz—
münde.
Hufener.
*Irrau.
*Johannrode.
Judendorf.
*Käckelsburg.
*Kagendorf.
*Kappenburg.
*Karlsdorf.
Karpenburg ſ. Kartenburg.
Karpenhowe ſ. Kartenburg.
Kartenburg.
Kettwitz.
*Kilitſch.
Kiniſche Mark ſ. Kuniſch.
Kirchendorf.
*Klaus b. Helfta.
*Klauſe b. Oberesperſtedt.
Kleindorf ſ. Wenigen Marke.
*Klein-Goſeck.
*Klein-Steigra.
Kleißnitz ſ. Clausnitz.
Köbeldorf.
*Korallenhaus.
Krautdorf.
Krebsmarke ſ. Badendorf.
Kriebitz ſ. Wüſte Dorfmart b.
Treibitz.
Kriebitzſch.
Krummenrode.
*Krumpe.
*Kuba.
*Kuckenburg b. Bornſtedt.
*Kuckenburg bei Mücheln.
Kuckenburg b. Querfurt.
Kübbelmark ſ. Köbeldorf.
Kuniſch.
Kuppenburg ſ. Kappenburg.
Kurzgehofen.
Kusdorf.
Kymen.
*Lach sdorf ober Lachſtedt.
Lanzenberg ſ. Glanzenberg.
*Lauta.
Lichtenhayn ſ. Lichthagen.
Lichthagen.
Lifdagesdorp ſ. Lipsdorf.
Lipsdorf.
Liudimendorf f. Ludendorf.
218 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Haffegaues.
Liudineburg.
et
abi. Lobitz.
Löpnitz.
Lorenzrieth.
Lubyz ſ. Lobitz.
*Ludendorf.
Ludesburg ſ. Lüdersburg.
Lüdersburg.
Mäckern.
ee f. Melmsdorf.
Mallesbad.
Mamburg.
sMargeretenmüte
*Martbeejenftebt
*Markeichſtedt.
Be vgl. Michulidi.
Wechſted
—ãA
Meinersdorf.
Melmsdorf.
Michulidi.
Miſerlengefeld.
*Mittellengejelb.
Mochenleuiaburg f. Michulibi.
*Molmeck.
Duelde |. Diet Mamburg.
nn a)
Müdel
—
Muſerlengefeld ß iſerlengefeld.
Nakkenriſen.
*Naundorf b.Schafftebt, gieleben,
Sangerhauſen und Gr
Neckendorf b. Eisleben.
Nedenborf b. Liederſtedt.
Neinftedt.
Bann ' Neinftedt.
Neuftäb
*Neue Werte.
*Not he.
Obendorf.
*Oberndorf.
Oberrode.
Ohmendorf ſ. Obendorf.
Osbfurt.
*Oſtrau.
Ottofeld.
Panzi
Parau ſ. Barau.
Paſſini.
Petersrode.
MRModelwitz
Pönitz.
*Poppenburg.
Pottlau ſ. Bottleben.
Prießig.
*Prömmer.
Pulseitz.
Rachsdorf.
Reinsdorf.
*Reitleben.
*Reußen.
Richardesdorp.
Richendorf ſ. Richardesdorp.
Rinnſtedt ſ. Wüſte Dorfmarf b.
Treibitz.
Rittersdorf.
— — ſ. Rottmannsdorf.
Bade besborf ſ. Roßborf.
Rottmannsborf.
Rotſchmark f. Liudineburg.
Rückſheburg.
*Rüslers Mark.
Sachſendorf.
Sahla.
*Salzmünde.
en
Schaafſee.
*Schäferburg.
Schalkendorf.
*Schanzen bei Großcorbetha, He—
dersleben, Kuckenburg, Paflen-
dorf, Schaffiedt, Sceilfig.
*Sachſenſchanze.
*Schanzkorb db. Alberſtedt und
Zſcherben.
*Schierneſt.
Each de
*Shlof bei Hebersleben.
—— b. Ebersrode ſ. Müchel.
ſ. Schönhöck.
Schom litz.
Bon Dr. 9. Größler. 219
Scrabenlevaburg h ſ. Alte Burg
Scroppenlevaburg f b. Schraplau.
Schulenrode.
Schwarzborn ſ. Glanzenberg.
Schwedenſchanze ſ. Sachſenſchanze.
Schweinswende.
Schwesdorf.
Schwötzſchdorf.
*Seebach.
*Seebitzſch.
Segemaresbatf,
Seigerftebt.
Selbik.
Seobach ſ. Seebad.
Sickendorf.
Sobechi ſ. Seebach.
Söcklitz ſ. Zaglitz.
*Spergau.
Spielburg, Spiegelburg,
Spielhügel.
*bei Alberſtedt.
*bei Kloſtermansfeld.
bei Liederſtedt.
*bei Sangerhauſen.
*bei Stöbnitz.
Stachelrode.
*Stonze.
Storbimee ſ. Storkwitz.
Storkwi
*Stratenborf.
Sufenthorp f. Sidenborf.
5 f. Segemaresborf.
Sulza.
Teichenrode.“'
*Theiditz.
Theommendorf ſ. Obendorf.
Theotboldesdorpf f. Mallesbach.
*Fippelsporf.
Uders rode.
Ueberrode.
Uhden.
Unterrode.
Uzkendorf.
Weelitz.
*Weidenau.
Weidenbach.
Weihe.
*Weimelburg.
*»Weißenburg
*Welle.
Wellwitz ſ. Wölbitz.
Welzdorf.
Wenigen Einzingen.
*Wenige Marke b. Bündorf.
*Weniger Mark b. Crumpa.
Wenthdorf.
*Wernecke.
Weſtendorf ſ. Weſterhauſen.
Weſterhauſen.
Widilendorpf.
Wiedewitz.
Wilhelmsdorf ſ. Welzdorf.
Williamwege
Wimmelburg Weimelburg.
Windhauſen.
Wippelsdorf.
Wismannsleben.
Wöolbitz.
Wuüſte Dorfmarlk.
bei Bornſtedt f. Dorfftätte.
bei Kaltenborn.
* Hei Bu nyal
*bei Treibitz
Wunderburg.
Wuſchleben.
Te ſ. Zaasborf.
aasborf.
Zaglitz.
neh.
3edram.
As
eins f. Zins.
*Bennermarle.
Zeulize ſ. Zaglig.
Zinner Marke ſ. Zennermarke.
*Zins.
Sinn PR Wiüfte Dorfmark bei
Zouleze . Zaglitz.
Ztreuchandorp f. N este
Züng f. a.
Zwanz
—— . Ziegenborf.
*Bmwolau.
220 Die Wiftungen des Friefenfeldes und Hafjegaues.
Anhang.
Die magna charta topographica der füddftlichen
Harzborlande.
Da ich vorjtehend meine Unterfuhungen über eingegangene,
verichollene und falſch gedeutete Ortſchaften der Gaue Friefenfeld
und Haffegau zu einem vorläufigen Abſchluß gebracht habe, jo fcheint
eö mir angemefjen, die wichtigfte Grundlage für diefelben, das früher
von mir (Harzzeitſchr. VII, S. 85 —130 und VII, ©. 302—310)
ausführlich beſprochene Hersfelder Zehntverzeihniß, welches
aud in Zukunft der unentbehrlihe Ausgangspunkt der [ocalhiftori-
ſchen Forſchung für die ſüdöſtlichen Harzuorlande bleiben wird, noch
einmal herauszugeben, nicht nur weil der Landaufche Abdrud in
dem v. Ledeburſchen Archiv den meiften Localforjchern nicht leicht
zugänglich ift, fondern auch weil derſelbe eine Anzahl Ungenauig-
feiten enthält und, was das Wichtigfte ift, die Namen in ganz
falſcher Reihenfolge giebt.
Das jest im Königlichen Staatsarchive zu Marburg befindliche
Driginal des Zehntverzeichnifjes, welches theilmeife duch Mäuſefraß
beſchädigt ift, Habe ich wiederholt in Augenfchein genommen. Das-
jelbe it 57 cm. breit, dagegen 781/, cm. hoch und hat durchweg
fo deutliche, dem 11. oder 12. Jahrh. angehörige Schriftzüge, daß
ein Zweifel über die Lesart nur an ſehr wenigen Stellen auf-
fommen kann. Die Namen werden nachſtehend genau in der Ord—
nung des Originals zum Abdruck gebracht. Man bemerkt jofort,
daß die von Landau bei feiner Herausgabe ganz unbeachtet
gelafjenen fpiralfürmigen Scheidelinien den Leſer nöthigen follen,
bei jedem zehnten Namen aufzuhören, um in der zweiten Columne
mit dem erjten von Neuem zu beginnen u. ſ. f. Daß dies Die
allein richtige Auffaffung des von dem Schreiber befolgten Einthei-
lungsgrundes ift, wird durch die aladann faſt durchweg jich erge-
bende Iocale Reihenfolge der Namen erwiefen. Warum der Schreiber
die Eintheilung in Defaden beliebt hat, fteht dahin; ich vermuthe,
der Ueberfichtlichfeit wegen. Zugleich ergiebt fih, daß diejenigen
Namen, welche unter der 239 Nummern betragenden Geſammtzahl
öfter wiederfehren, nicht etwa als wiederholte Nennung deſſelben
Drtes aufzufafjen find, fondern jeder Name bezeichnet einen andern,
wenn auch oft nahe gelegenen Drt. Wo aljo ein öfter vorfom-
mender Name nicht durch eine gleich große Anzahl noch beitehender
Drte oder durch Wüftungen fich belegen läßt, da muß man an—
nehmen, daß uns der Träger defjelben noch unbelannt if. Mit
einer gewiſſen Genugthuung darf ich auch wohl darauf verweilen,
Bon Dr. H. Gröfler. 221
daß durch die von mir nad dem Original wiedergegebene Reihen-
folge der Namen die meiften von mir früher verjudhten Deutungen
als begründet erwiejen werden. An mehreren Stellen freilich zeigt
die Reihenfolge ein buntes Durcheinander der Namen, aber es lafjen
fih doch bis gegen Ende, von vereinzelt durch einander gemworfenen
Namen abgejehen, in fich zujammenhangende Gruppen erkennen.
An einigen Stellen liegt auch die Möglichkeit vor, daß der Ab-
ſchreiber aus Flüchtigfeit die zuleht gefchriebenen Namen noch ein-
mal wiederholt hat, vgl. 3. B. das hinter einander wiederkehrende
Cidamacha Brunesdorpf, ferner Brunesdorpf Ilawa u. a. m.
Nenn ic zum Schluffe noch einmal in aller Kürze die Namen
deute, jo hoffe ich, daß diefer Hinweis nur willlommen fein wird,
da er das Verſtändniß der ganzen Urkunde und die Erfenntniß von
der Nichtigkeit meiner Auffafjung erleichtern muß. Betreff der
bejonderen Begründung dagegen muß ich auf die in meinen früheren
Unterfuhungen über diefen Gegenftand gegebenen Erläuterungen
verweifen, woſelbſt man diejelben nachſchlagen wolle. Es fommen zu
dem Zwede in Betracht Jahrgang VII, ©. 85— 130 u. 282—288,
Jahrgang VII, S. 335 —424 und endlich die unmittelbar vorher-
gehende Abhandlung Jahrgang XI, 119 ff. —
Aufichrift
auf der Nüdfeite des Pergaments:
No. Z4.
De decimatione saxonü.
Ferner von einer andern dem 15. Jahrh. angehörigen Hand:
Noia civitatum et villarum que dant decimationem mona-
sterio Hersfeldei, que civitates ac villae etc. in partibus Saxo-
nie sunt site.
Alles Folgende fteht auf der Innenfeite.
Die Namen find in drei Hauptabjchnitte eingetheilt, deren
Trennung durch fpiralfürmige Scheidelinien angedeutet wird. Jeder
Abſchnitt enthält neben einander 8 Columnen, jede Columne 10
Namen. Da jonach jeder Abjchnitt BO Namen umfaßt, jo müßte
die Gefammtzahl 240 betragen, aber die lette Zeile der lebten
Columne im legten Abjchnitt ift leer, und die Gejammtzahl beträgt
jomit nur 239. Außerdem fehlt in der erjten und fünften Columne
des dritten Abjchnitts eine Anzahl durch Mäuſe herausgenagter
Namen; doc auch in den erjten Golumnen des erften und zweiten
Abſchnitts find einige Anlautszeihen meggenagt. Andere Namen
find dur Flede unlesbar geworden. Die in Folge davon aus—
fallenden Namen oder Buchſtaben, bzw. der auf fie entfallende Raum
wird durch Punkte angedeutet werden.
222
. . bundesleba!
Rurbach
Rebiningi
Seobach
Enzinga
Rebininge
Gisilhus
Sangerhus
. zinga
. eotstat?
MANALANNDPI
Donichendorpf
. ollimi®
. auchesdorpf
. ezemendorpf
Ruodoldesdorpf
Studina?
Dornstat
Asendorpf
Erhardesdorpf
Dussina
ANANAS
Brunesdorpf
Ilauua
Azalundorpf
Costiliza
* [2 * za
Gozacha eiuita’
—— ——,ss —
Burc dorpfꝰ
Niustat
Suderhusa
Niunburc
Grabanesdorpf
Liobolvesdorpf
Holdestedi
Sinesuuinidun *®
Hildiburgo rod ®
Liudolvesdorpf
ö— — ————— EL GL GL GL BL GL GL GL GL GL GL CL GL
Osniza
Dussina
Cochstat
Osniza
Dussina
Gozerestat
Ludesleba
Dussina
Leimbach
Engiluuarde’dorpf
Liudimendorpf
Muchendorpf
Zibuchesdorpf
Ichendorpf
Muchilidi
Nannendorpf
Crupa
Zebechuri
Crodesti
Zebechuri
— —— ——
Brunistat
Sidichinbechiu
Uuinidodorpf
Osterhusa
Einesdorpf
Midelhusa
Uuinchilla
Uuolfheresstedi
Brallidesdorpf
Hornun
Dussina
Breuieliudestat
Curnfurt
Giftunstat
Hubhusa
Cucunburc
Gisunstat
Liubsiei
Ellesdorpf
Bernstat
Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Hafleganes.
Nigendorpf
Osterhusa
Scrinbechiu
Hornberc
Bisgofesdorpf
Hardabrunno
Dachendorpf
Helpide
Luzilendorpf
Esiebo.®
Ehstat
Scabstedi
Bernstat
Scabstedi
Bernstat
Scuturegia
Lochstat
Scabstedi
Milisa
Lochstat
ö—— ————— ——— — —“
Crodesti
Theodendorpf
Crodesti
Zeirduuua
Brunesdorpf
Zeirduuua
Meginhardesdorpf
Zeirduuua
Azechendorpf
Edendorpf
Bebendorpf
Blesina
Bebendorpf
Franchenleba
Blesina
Bebendorpf
Husuuua
Blesin.
Franchen ...
Blesin.!*
13
ö——— ——————
Leobedagesdorpf
Seoburc
Altstedi
Bablide
Eindorpf
Gerburgoburc
Heiendorpf
Uuicholdesdorpf ®
Hessimesdorpf
Theotboldesdorpf
ö————â —— —
Scabstedi
Dalizi
Cristat
Cloboca
Cristat
Vulchistedin
Uunschi
Cunbieci
Unschi
Dachiza!®
Bon Dr. H. Gröfler.
223
Rozuualesdorpf
Guministi
Budilendorpf
Misca uual?
Liudina
Uuodina
Risdorpf
Ubbedere
Azechendorpf
Theommendorpf
ö——————
Scidinge
Uuillichendorpf
Scidinge
Cozimendorpf
Fizendorpf
Zidamacha
Brunesdorpf
Cidamacha
Brunesdorpf
Ilauua
EIS ——— ———————— LE LLELL GL GL GL GL LA GL GL AL GL GL GL GL ÖL GL GL — — — —
Scirbina
Gramannesdorpf
Azendorpf
Hachendorpf
Zidimuslesdorpf
Bizimendorpf
Lunstedi
ö— — — — — —
Budinendorpf Ziuuinidun
Rostenloba Alberestat
Meginrichesdorpf Stedi
Mimileba Osperestat
Odesfurt Scrabanloch
Uuangun Rebiningi
Fizenbure Amalungesdorpf
Farnistat Rebiningi
Fizenburc Uuenzesleba
Farnistat Bannungestat
H . nenleba Bridasti
Brunesdorpf!! Spiliberc
Thidirichesdorpff Reginheresdorf
Curuuadi Spilibere
Smean Brunesdorpf
Lodenstat _ Stegera
Smean Spilibere
Serinbach Segara!?
Liodenstat Zliusendorpf
Smean Sigiristat
Lunstedi Mechilacha. III.
Mersiburce ciuita’ Langunfeld
Codimesdorpf Hoenrod
Uuirbina Cunnaha
Curuuuati Hardaredesrod
Uuirbina Tharabesdorpf
Morunga Coriledorpf
Langunfeld Bullisfeld. IH.
Uuidilendorpf Eggihardesrod
Langunfeld Liochodago
—— — —
Hardaredesrod
Brunbach
Uuipparaha
Fridurichesdorpf
Uuipparacha
Hatdesfeld
Uuipparacha
Curuuuadi
Uuirbina
224 Die Wilftungen des Friefenfeldes und Haſſegaues.
Hec sunt urbes que cu viculis suis et omnib: locis ad se
ptin.....’ decimationes dare debent ad scm Uuigberhdü ad He-
rolvesfeld | 1° Helphideburc . Niuuenburg. Altstediburg. Merse-
burg. Scrabenlebaburg. Bru ......... g.is Seoburg. Ger-
burgoburg. Vizenburg. Curnfurdeburg. Sceidingeburg. | Uuirbine-
burg. Muchileburg. Gozzesburg. Cucunburg. Liudeneburg.
1: J—— burg. It& Uuirbinaburg. Suemeburg.
Hec loca SeT Uuigberhdi?! sunt in potestate cesari. Uuen-
nigge. Balgestat. Spiliberg. Suuabaredesdorpf. Gebunstat.
Stercinloch!?. Biscofestat. Salzacha.. Odenbach. Luttdraha '®.
Lani. | Midilhusa. Leobolvesdorpf. yy9 Haec loca Se! Uigberhdi?!
sunt in potestate duci (sic!) Otdonis. Gazloheno marca. Hassen-
huseno marca. Luzuches ... pheno marca. Ruoduches | thor-
pheno marca. Pamuchesthorpheno marca. Albuuuinestat. Alech.
Uuicstat. Lachstat. Hol.!? Sacharedi.? Serdinga.?"
1) Landau fälſchlich: ... bundehleba. 2) Laudau fälſchlich mur.. otstat.
3) Bure und dorpf durch einen Zwifchenraum getrennt; besgleichen zwiſchen
Hildiburgo und rod ein Zwifchenraum. 4) Schreibfehler des Abſchreibers
ftatt Suinsuuinidun. 5) Schreibfehler bes Mbfchreiberd ftatt Eslebo.
6) Schreibfehler des Abſchreibers ftatt Uuicboldesdorpf. 7) Misca und
uual duch einen Zwiſchenraum getrennte Landau fälſchlich Miscawe.
8) Bon dem früher von mir vermutheten o ift im Original noch bie hintere
Rundung vorhanden. 9) Das Driginal bat richtig Studina, Landau fälfch-
lid Suidina. 10) Schreibfehler des Abfchreibers ftatt Daclieza. 11) Die
Buchſtaben unes find zwar faft erlofchen, aber doch noch erkennbar. 12) Ber-
muthlich nur flüchtige Schreibung ftatt Stegera. 13 u. 14) Nur ber vorbere
Strid des n ift im Original noch erhalten. 15) Die fenfrechten Striche
beuten alle Mal das Ende einer Zeile im Original an. 16) Bon dem nad
dem r folgenden u ift nur ber erjte Strich noch erhalten. 17) Landbau fäljch-
li Stereinloh. 18) Landau fälſchlich Liutdraha. 19) Bermuthlich Schreib»
fehler bes Abſchreibers ftatt Kol. 20) Bermuthlihd Schreibfehler ftatt
Tacharedi. 21) Die Worte Sci Uuigberhdi find beide Mal von anderer
Hand libergefchrieben. Das Wort Seidinga ift von berfelben zweiten Hand
hinten angefügt.
Deutung.
1. Wüft Almensleben b. Sangerhaufen. 2. Rohrbach b.
Sangerhaufen. 3. Oberröblingen b. Sangerhaufen. 4 Wüſt
Seebad b. Allſtedt. 5. Wüſt Wenigen- Einzingen b. Sangerhaujen.
6. Unterröblingen b. Sangerhaufen. 7. Wüſt Kiefelhaufen b. San-
gerhaufen. 8. Sangerhaufen. 9. Einzingen b. Sangerhaufen.
10. Rieſtedt ebenda 11. Unſicher. 12. Nienſtedt b. Allftedt.
13. Sotterhaufen. 14. Beyernaumburg b. Sangerhaufen. 15. Wüft
Grabsdorf b. Sangerhaufen. 16. Wüſt Lobesdorf b. Sangerhaufen.
Bon Dr. H. Gröffer. 225
17. Holdenſtedt b. Sangerhaufen. 18. Wüſt Schweinswende b.
Bornftedt Kr. Sangerhaufen. 19. Klofter Rode Kr. Sangerhaufen.
20. Liedersdorf Kr. Sangerhaufen. 21. Bornftedt Kr. Sangerhaufen.
22. Sittichenbach Kr. Querfurt. 23. Wüft Wenthdorf b. Gr. Oſter⸗
haufen Kr. D. 24. Groß - Dfterhaufen Kr. Q. 25. Einsborf b.
Allſtedt. 26. Mittelhaufen b. Allſtedt. 27. Winkel bei Allftebt.
28. Wolferftent ebenda. 29. Noch unbefannt. 30. Wüft Horn b.
Allſtedt. 31. Klofter Naundorf b. Allſtedt. 32. RI.» Dfterhaufen
Kr. Querfurt. 33. Rothenfhirmbah Kr. Querfurt. 34. Hornburg
b. Eisleben. 35. Biſchofrode b. Eisleben. 36. Erdeborn ebenda.
37. Unfider. 38. SHelfta b. Eisleben. 39. Lüttgendorf ebenda.
40. Eisleben. (Brüden- oder Petriviertel?) 41. Wüft Lipsdorf am
jüßen See. 42. Seeburg am füßen Gee.
Alle vorjtehenden Namen .finden fi in der Gegend von
Sangerhaufen, Allftedt und Eisleben. Nun fehrt
die Aufzählung nah Allftedt zurüd, um Orte in der
Unftrutgegend zu nennen.
43. Allſtedt. 44. Mönd » Pfiffel b. Allſtedt. 45. Vermuthlich
Einsdorf b. Allſtedt. 46. Unbekannt, muß aber in der Gegend
von Allſtedt oder Sangerhaufen gefucht werden, 47. Heigendorf b.
Allſtedt. 48. Wüſt Wippelsdorf b. Liedersdorf Kr. Sangerhaufen.
49. Eßmannsdorf a. d. U., Kr. Querfurt. 50. Wüft Tippelsborf
b. Ahlsdorf, Mandf. G.-Kr.? Vgl. Wüft Mallesbah. 51. Botten-
dorf a.d.U. 52. Rofleben a. d. U. 53. Wüft Meinersdorf ebenda.
54. Wüft Wenigen- Memleben ebenda. 55. Wüft Osfurt ebenda.
56. Klein-Wangen a. d. U. 57. Vibenburg a. d. U.
Nunmehr folgt eine Reihe von Namen in der Nähe des
falzigen Sees.
58. Ober» Farnftedt Kr. OD. 59. Ein zweiter Ort dieſes Namens
bisher noch unbefannt. 60. Unterfarnftedt Kr. Querfurt. 61. Wen-
den b. Mücheln Kr. Querfurt? 62. Alberſtedt b. Echraplau.
63. Stedten b. Schraplau. 64. Esperſtedt b. Schraplau. 65. Schrap-
lau. 66. Oberröblingen b. Schraplau. 67. Amsdorf am falzigen
See. 68. Unterröblingen am falzigen See. 69. Wanzleben unweit
des falzigen Sees. 70. Bennſtedt unweit Deutſchenthal.
Die folgenden DOrtfchaften find meift weit von ein-
ander gelegen.
71. Wüſt Rulsdorf b. Polleben M. Seekr.? 72. Wüft Kunifch
b. Liederftedt Kr. Querfurt, oder Gimrit b. Halle a. d. Saale.
73. Wüft Bündorf bei Möderling unweit Mücheln, Kr. Querfurt.
74, Meufhau b. Merjeburg. 75. Lettin a. d. Saale b. Halle.
Zeitſchr. d. Harzvereins, XI. 15
226 Die Wüftungen des Friefenfeldes und Hafiegaues.
76. Wüſt Uhden a. d. Saale b. Schiepzig, Landkr. Halle. 77. Riß-
dorf b. Eisleben? Welches bleibt fraglihd. 78. Bedra b. Mücheln
Kr. Querfurt.
E3 folgt eine Gruppe von Drtfchaften in der Nähe
des falzigen Sees und in der Umgebung von Duer-
furt, Schafftedt und Laudjftedt.
79. Wüft Esfendorf, angebl. b. Lauchſtedt. 80. Wüſt Oben-
dorf b. Oberwünſch, Kr. Querfurt. 81. Wüſt Danfelsborf b. Gerb-
Er 82. Cöllme a. d. Salzfe, Mansf. Seekreis. 83. Nicht
ugsdorf b. Eisleben, fondern, was wegen der nahen Lage bei
Cöllme vorzuziehen ift, das wüſte Rachsdorf (urkundlich Roveckes-
torp und Rouckesdorp) in der Nähe von Langenbogen. 84. Unficher;
vielleicht das wüſte Bosdorf b. Deutjchenthal. 85. Rollsdorf am
falzigen See (Binderjee). 86. Steuden M. Seekr. 87. Dornitebt
ebenda. 88. Aſendorf ebenda. 89. Etdorf ebenda. 90. Wüftung
Deuſſen b. Oberdeutfchenthal ebenda. 91. Wüftung Osnitz b.
Unterdeutfchenthal. 92. Das jetige Oberbeutjchenthal. 93. Köch—
ſtedt b. Deutjchenthal. 94. Jedesfalls ein ehemaliger Dorftheil des
wüſten Dani. 95. Vermuthlich ein ehemaliger Dorftheil von Ober-
deutichenthal. 96. Gatterftedt b. Querfurt. 97. Lodersleben b.
Duerfurt. 98. Unſicher. 99. Leimbach b. Querfurt. 100. Wüſt
Eilwersdorf b. Querfurt. 101. Unſicher. 102. Unſicher. 103. Quer—
furt. 104. Unbefannt. 105. Obhaufen (S. Petri?) b. Querfurt.
106. Kudenburg b. Querfurt. 107. Wüft Eſenſtedt b. Querfurt.
108. Nicht Hübit bei Eisleben, fondern, was wegen der Lage bei
Querfurt vorzuziehen ift, Wüft Lobit b. Querfurt. 109. Ahlsdorf
b. Eisleben? 110. Barnftedt b. Querfurt. 111. Langen Eichitedt
b. Querfurt. 112. Schafftedt. 113. Vermuthlid ein Dorftheil von
Barnftedt. 114. Vermuthlih ein Theil von Schafſtedt. 115. Ver-
muthlich ein dritter Dorftheil von Barnftedt. 116. Schotterey b.
Lauchſtedt. 117. Lauchſtedt. 118. Vermuthlich das Naundorf b.
Schafſtedt. 119. Milzau b. Lauchſtedt. 120. Klein Lauchftedt
bei Lauchſtedt. 121. Vermuthlich noch ein Theil von Scaf-
ftedbt. 122. Döhlig am Berge b. Lauchſtedt. 123. Nieder - Krieg-
ftedt b. Lauchſtedt. 124. Globigkau b. Lauchſtedt. 125. Oberfrieg-
ſtedt b. Lauchſtedt. 126. Volkſtedt b. Eisleben? 127. Nieder -
Wünſch b. Lauchſtedt. 128. Gölbis b. Weißenſchirmbach, Kr. Duerf.
129. Ober-Wünſch b. Lauchſtedt. 130. Dödlisg b. Duerfurt.
131. Holleben nörblid von Lauchſtedt. 132. Wüft Braunsdorf b.
Knapendorf, Kr. Merjeburg. 133. Unbefannt. 134. Gorbetha
a. d. Saale b. Lauchſtedt.
Bon Dr. H. Gröfler. 227
Nunmehr wiederum Orte aus der Gegend von Quer»
furt und an der unteren Unjftrut:
135. Oberſchmon b. Querfurt. 136. Liederſtedt Kr. Querfurt.
137. Niederihmon b. Duerf. 138. Weißenſchirmbach b. Querf.
139. Vermuthli ein Theil von Liederftedt. 140. Vermuthlid ein
eingegangenes Mittelihmon. 141. Preis b. Weißenſchirmbach.
142. Spielberg b. Querf. 143. Reinsdorf a. d. U. 144. Ber-
muthlih ein Dorftheil von Spielberg. 145. Wüft Pinßdorf b.
Steigra unweit der Unftrut. 146. Steigra Kr. Duerf. 147. Ver:
muthlid ein Dorftheil von Spielberg. 148. Das eingegangene oder
mit dem jegigen Steigra verbundene Kleinfteigra. 149. Wüft Blofjen-
dorf oder Glefendorf b. Steigra. 150. Wüſt Seigerftedt a. d. U.
151. Burgſcheidungen a.d.U. 152. Wüft Welzdorf b. Schmirma Kr.
Querfurt. 153. Das wüfte, bzw. mit dem Niederdorf verfchmolzene
Oberndorf Burgiheidungen. 154. Wüſt Keffendorf b. Dorndorf
0.d. U. 155. Unbefannt. 156. Wüft Zedemich a. d. U. 157. Un-
befannt. 158. Vermuthlich ein Dorftheil von 156. 159. Desgl.
von Nr. 157. 160. Eulau b. Naumburg a. d. Saale. 161. Wie
159. 162. Wohl ein Dorftheil von 160.
Anm. Es wäre übrigens nicht unmöglich, daß die leiten
Namen nur aus Verjehen des Abjchreibers doppelt gefchrieben
find. Wenigſtens ift auffällig, daß Zidamacha und Bru-
nesdorpf und begleichen Brunesdorpf und Ilawa zwei Mal
nach einander ftehen.
163. Unbefannt. 164. Wüſt Goftilit b. Gofed und Eulau.
165— 169 fallen aus. 170. Gofed.
Die folgende Gruppe enthält vorzugsmeife Namen aus
der Gegend von Mücheln und Merjeburg.
171. Wüft Ludendorf b. Oberwünſch, Kr. Querf. 172. Viel—
leiht Ockendorf b. Merjeburg? (Vgl. jedoch zu Nr. 204.) 173. Zütſch—
dorf a. d. Geifel, Kr. Duerf. 174. Wüſt Eickendorf b. Eisleben?
175. Das mwüfte Müchel b. Mücheln. 176. Nallendorf Kr. Duerf.
177. Erumpa Kr. Querf. 178. Zöbigfer b. Mücheln. 179. Gröft
b. Müdeln. 180. Wüft Zedram b. Oberwünfd. 181. entweder
aus Verſehen vom Abjchreiber wiederholt, oder ein Theil von 179.
182. Thondorf b. Eisleben? VBaßt freilich nicht in diefe Gruppe.
183. Vermuthlich das Neuendorf bei Gröft. 184. Schortau b. Mü-
heln. 185. Braunsborf b. Mücheln. 186. Wohl ein Dorftheil
von Scortau. 187. Unbefannt. 188. Wie 186. 189. Bol.
Nr. 79. 190. Adendorf b. Gerbſtedt? 191. Benndorf a. d. Geifel,
Kr. Merjeburg. 192. Blöfien b. Merfeburg. 193. Vielleicht Neu-
mark b. Benndorf. 194. Oberfrankleben b. Merſeburg. 195. Ver-
15*
228 Die Wüftungen bes Friefenfeldes und Haffegaues.'
muthlich ein Dorftheil von Blöfien. 196. Vermuthlih ein Dorf-
theil von 191. 197. Geufau b. Merfeburg. 198. Wie 195.
199. Unterfrankleben b. Merfeburg. 200. Wie 195. 201. Zicher-
ben b. Merfeburg. 202. Wüft Gräfendorf b. Merfeburg. 203. Azen-
dorf b. Merfeburg. 204. Höchft wahrſcheinlich Odendorf b. Merſe—
burg. 205. Unbefannt. 206. Bufendorf Kr. Weißenfels. 207. Zun-
ſtedt b. Roßbach, Kr. Querf. 208 — 210 fallen aus. 211. Wohl
ein Dorftheil von Lunftebt. 212. Merſeburg. 213. Wüſt Gott3-
dorf b. Deutſchenthal? 214. Burgwerben a. d. Saale. 215. Groß -
Corbetha a. d. Saale. 216. Tagewerben Kr. Weißenfels.
Nun folgt plöglich eine Gruppe von Namen aus der
Gegend von Sangerhaujen und Wippra.
217. Morungen b. Sangerhaufen. 218. Lengefeld b. Sanger-
haufen. 219. Wettelrode b. Sangerhaufen. 220. Mittellengefeld,
ein Theil von Nr. 218. 221. Unbefannt. 222. Miferlengefeld b.
Sangerhaufen. 223. Das wüſte Hohenrode unmeit Zengefelb b.
Sangerhaufen. 224. Gonna b. Sangerhaufen. 225. Vermuthlic)
eine Wüftung, an Stelle des Harkenröder Berges unmeit Sanger-
haufen. 226. Obersdorf b. Sangerhaufen. 227. Grillenberg
(früher Gherlenberg) b. Sangerhaufen. 228. Pölsfeld b. San-
gerhaufen. 229. Wüft Etzkerode b. Emjeloh, Kr. Sangerhaufen.
230. Wüft Lichthagen b. Wippra. 231. Vermuthlid ein Theil von
225. 232. Wüft Brumbadh b. Wippra. 233. Wippra. 234. Frieß-
dorf b. Wippra. 235. Jedesfalls ein Theil von 233. 236. Wüſt
Hatzkerfelde b. Wippra. 237. Wie 235.
Zulegt find no 2 Orte aus der Saalegegend nad
getragen.
238. Ein Dorftheil von Großcorbetha. (Großcorbetha theilte
fih nah Schumann u. Schiffner, Leric. von Sachſen XVI, 412 in
vier Viertel mit je 2 Viertelömeiftern.) 239. Reichartöwerben,
unweit davon, Kr. Weißenfels.
Diefe nochmalige, auf eingehende Localforſchung geftügte Erflä-
rung der im Verzeichnifje enthaltenen Ortsnamen führt unverfenn-
bar zu beachtenswerthen Ergebniffen. Erftlich zeigt ih, daß in
der That jeder Name einen andern Drt bezeichnet, daß
alſo einerjeitS die Zahl der Anfiedelungen in unferen Gauen eine
außerordentlih große war, mie auch andererjeit3 fich ergiebt, daß
diefe Anfiedelungen in jener älteften Zeit ganz Feine Dörfchen
gewejen fein müffen. Und wenn ein und berfelbe Name im Ber-
zeichnifje häufig wiederfehrt, fo ift zu beadten, daß mandes
unferer noch heute beftehenden Einzeldörfer im frü-
heren Mittelalter in mehrere felbftändige Gemeinden
Bon Dr. H. Gröfler. 229
zerfiel. Noch in fpäterer Zeit ift dieſes Verhältniß erkennbar.
So zerfiel 3. B. Holdenſtedt bei Sangerhaufen in Ober- und Unter-
dorf, Runſtedt bei Mücheln in Ober- und Unterrunftebt; Schot-
terey bei Lauchjitebt in das Oberdorf (oder Dberenge), Meitteldorf
(oder Mittelenge) und Frohndorf (oder das Engehen). Beudlit
a. d. Saale war in Ober» und Unterbeuchlitz getheilt, Wengel3-
dorf a. d. Saale in Alt» und Neumengelsporf, Steuden bei
Schraplau in Ober- und Unterjteuden; das wüſte Barau bei Halle
in Ober», Mittel- und Unterbarau; das wüſte Faulenfee bei Ei3-
leben in Ober», Mittel- und Unterfaulenfee; da3 wüſte Nedendorf
bei Liederftent in Groß- und Kleinnedendorf; das wüſte Stachel-
rode bei Weißenjchirmbad in Ober-, Mittel- und Unter » Stadhel«
rode; das wüſte Neinsdorf bei Gerbitedt in Ober- und Unterreins-
dorf. Hohndorf bei Merjeburg zerfiel in eine Eleine und große
Hohndorfer Marke, Spergau bei Merfeburg in eine deutjche, eine
wendiſche und in die Kübbelmarf; e8 gab 2 Dörfer des Namens
Hornburg, 2 Dörfer des Namens Hübit, 3 Dörfer des Namens
Lengefeld dicht neben einander u. v. a. Beifpiele der Art mehr.
Auf Grund diefer Wahrnehmung hat e3 nicht das geringfte Bedenken,
Drte gleiches Namens, wenn fie nebeneinander im Verzeichniſſe
genannt werden, fich aber heutzutage nicht mehr nachweiſen laſſen,
für ehemals felbftändige Theile einer heutzutage nur noch vereinzelt
erjcheinenden Dorfgemeinde anzuſehen, wie oben mehrfach gefchehen ift.
Zweitend nöthigt die Thatſache, daß das Verzeichniß faſt
durchweg Örtlih zufammenhangende Gruppen giebt,
dazu, bei der Erklärung folder Orte, die zwar anderswo leicht
nachweisbar erjcheinen, aber in die eben behandelte Gruppe nicht
bineinpafjen, den Verſuch zu machen, ob nicht etwa in der Gegend,
welche die Gruppe umfaßt, ein wüſter oder bisher unbekannter Ort
al3 Träger dieſes Namens in Anſpruch genommen werben Tann.
Durch diefe Erwägung bin ich genöthigt worden, in mehreren
Fällen meine früher gegebene Deutung umzuftoßen. So wird
Burcdorpf (Nr. 11) ferner nicht auf Burgsborf bei Eisleben, fon-
dern auf einen Ort in der Nähe von Beyernaumburg, vielleicht auf
einen Theil dieſes Dorfes felbjt gedeutet werden müfjen, weil e3
allein inmitten von lauter Sangerhäufer Ortfchaften ſteht. Theot-
boldesdorpf (Nr. 50) wird faum das wüſte Tippelsborf bei Ahls—
dorf, fondern ein Drt in der Nähe von Bottendorf a. d. U. fein.
Das verftümmelte . auchesdorpf (Nr. 83) wird pafjender für das
wüſte Rachsdorf (urkundlich Rovekestorp und Rouckesdorp) bei
Langenbogen, ald für Augsborf bei Eisleben gehalten werden;
Liubsiei (Nr. 108) beffer für das wüſte Lobi bei Querfurt, als
für Hübis bei Eisleben, weil diefe Erklärungen befjer für bie
230 Die Wilftungen bes Friefenfeldes und Haſſegaues.
Gruppen paffen, in denen jene Namen ftehen. Auch das bisher
auf Ahlsdorf bei Eisleben gedeutete Ellesdorpf (Nr. 109) wird ſich
vielleicht in der Duerfurter Gegend, und Vulchistedin (Nr. 126)
in der Gegend von Lauchſtedt noch nachweiſen laſſen. Da ferner
Ichendorpf (Nr. 174) inmitten von lauter Orten aus der Gegend
von Mücheln und Merjeburg jteht, fo möchte man fich verjucht
finden, auch in diefem Orte nicht das wüſte Eickendorf bei Eiöleben
Sondern eine noch ungekannte Wüftung in der genannten Gegend
zu fehen. Das unmittelbar davor erwähnte Zibuchesdorf (Nr. 173)
wird nicht wüſt Schwötzſchdorf bei Halle, ſondern Zütſchdorf a. d.
Geifel fein. Endlidh wird man in Theodendorpf (Nr. 182) nicht
Thondorf bei Eisleben, fondern einen Ort unweit Gröſt b. Mücheln;
in Edendorpf (Nr. 190) nit Adendorf a. d. Schlenze, ſondern
einen Drt im Geifelthale; endlich in Mechilacha (Nr. 221), welches
unter lauter Sangerhäufer Orten befteht, nicht Mücheln, fondern
einen Drt bei Sangerhaufen zu erfennen bemüht fein. Sollte es
gelingen, in Verfolgung dieſes hermeneutifchen Grundfages zu den
erwünschten Feftftelungen zu gelangen, fo dürfte man vielleicht zu
dem Ergebniß gelangen, daß der nördlide Hafjegau mit
feinen Ortſchaften in dem Verzeihniffe nur äußerft
ſchwach oder vielleiht gar nicht vertreten ift, was wieber
zu andern wichtigen Schlüffen nöthigen würde. Auf alle Fälle hoffe
ich durch die abermalige Veröffentlihung unferer jo außerordentlich
wichtigen Urkunde und durch den Hinweis auf die aus der richtigen
Auffaffung derſelben ſich ergebenden Folgerungen den Localforjchern
unferer Gegend eine Anregung gegeben zu haben, einen nochmaligen
Berfuh zur Bewältigung der noch vorhandenen Dunkelheiten zu
machen.
Um aber nichts zu unterlaffen, was zur Beleuchtung unferes
Berzeichnifjes beizutragen im Stande ift, gebe ich nachträglich noch
einen Abdrud des Hier in Betracht kommenden Theild derjenigen
Urfunde des Kaifers Dtto IL. vom Jahre 979, welder
die Burgmartorte in unferen Gauen nennt. Denn diefe
Urkunde, melde bisher nur aus dem Abdruck in Wencks heſſiſcher
Landesgefhichte befannt war, ift nicht nach der im Königl. Staats-
archive zu Marburg befindlichen Driginalurfunde, fondern nad)
einem eben daſelbſt befindlichen Copialbuche und zwar recht fehler-
haft angefertigt worden.
Die abmeichenden Lesarten des Tertes im Driginale werden
zeigen, daß ein Abdruf nad dem Driginal Feine überflüffige Sache
ift. Nur das fei noch bemerkt, daß die Driginalurfunde erheblich
beſchädigt ift, aber gerade der Theil, den ich hier veröffentliche,
iſt von Beihädigungen frei geblieben. Die im Texte eingeflammerten
Bon Dr. H. Größler. 231
Lesarten find die der Copie in dem liber de libertatibus locorum
Hersfeldensium fol. 36° und ” im Königl. Staatsarchive zu Mar:
burg, welche Wend feiner Ausgabe zu Grunde gelegt hat.
In nomine sancte et individue trinitatis Otto d. favente cle-
mentia imperator ete. (Eingangsformel) .... quapropter noverit
omnis nostrae fidelitatis tam presentis quä et futurae studela
qualiter nos et gozberhtü heruluesfeldensis ecclie abbate (sic!)
condecuit quoddam concambium inter nos mutuo facere decima-
tionibus cunctis quas in Uresinauelde et hassega visus est
possidere. Tradidit namque nobis idem abbas gozberhtus p
manum advocati sui uualdgeri consensu ac comprobatione
tam ipsius quam et totius congregationis sci uuichberhti tres
capellas unam in altstedi, secundam in Asterhusan, tertiam
in rietstedi sitas cum omnibus decimationibus quas in ure-
sinevelde & hassega ad ius ac dominium sei uuichberhti
iure ac legaliter ptinentes visus est possidere. scilicet in sum-
mitate vallis ubi se saxones & thuringii disiungunt, que teu-
tonice dieitur girophti. sursum ad aquilonar@ plagam usq. in
uuillianuuech. quo terminatur comitatus sigifridi comitis.
et de uuillianuueche in uippera et inde usq. in uuiller-
bach et p eiusdem alveoli riuulum usq. in fluuium salta dietum
et inde quo se salta sale infundit et sursum ppe ripam eius-
dem aluei ad australem plagam quo se iungunt 'sala ac un-
stroda fluuii ac inde usq. in helmana usq. ad fossam supra-
scriptä girophti. Civitatü vero ac castellorü infra istü terminü
positarü nomina ut posteris verius ac apertius pateat dignum
duximus inserere. alstediburch (altstedebure). gerburcha-
burch (gerburgaburg). niuuanburch (niwanburg). burnig-
stediburch (burnstediburg). helpethingaburch (helphede-
burg). scroppenleuaburch (scroppenleuaburg). cucun-
burg (eucunburg). quernuordiburch (cornfurdeburg). sme-
ringaburch (smeringeburg). uitzanburch (wizinburg). sci-
thingaburch (scidinburg). mochenleuiaburch (muchunleua-
burg). gozcoburch (gozkoburg*). uuirbiniburch (wirbine-
burg). suuemoburch (swemeburg). meresburch (merse-
burg). hunleuiaburch (hunleuaburg). luttiniburch (lui-
deneburg).
*) Die Schreibung GOZRO konnte leicht, wie e8 bei Wend ber
Fall ift, bozho gelefen werben.
Heraldit und Münzkunde.
1. Weber das Regenfteinfhe Wappen, befonders mit Bezug
auf defen Darftellung in der Vignette des Harzvereins.
| Bon |
G. 4. v. Mülverftedt,
Staats- Archivar in Magdeburg und Geh. Archivrath.
Der neunte im verwichenen Jahre erjchienene Band der Zeit-
ichrift des Harzvereins für Geſchichte und Alterthumsſtunde iſt auf
feinem Titelblatte zum erjten Male mit einer fiegelarkigen Vignette
geziert, welche im mittelalterlichen Stile gehalten um das ſymboliſche
Bild des Harzes zehn Wappenfchilde der hauptfächlichitem Beitand-
theile des Vereinsgebietes ſehen läßt: Stift Halberſtadt, Graffchaft
Stolberg Wernigerode, Braunfchweig-Lüneburg, Anhalt, Neizenftein-
Blankenburg, Stift Dueblinburg, Grafihaft Manzfeld, Goslar,
Nordhaufen und Grafihaft Hohnftein.
Schon bei der erften Durdhmufterung der Wappenſchild⸗ be3
neuen Bereingemblem3 wurde der Blid bei dem fünften in der
obigen Reihenfolge durch das fich darftellende eigenthümliche Enfemble
gefefjelt, bei den C⸗förmig zu je zwei von einander abgefehrten in
die vier Felder des quadrirten Schildes vertheilten Figuren, bei
demjenigen Wappenfchilde, der hier die heraldiſchen Embleme der
Srafihaften Regenftein und Blanfenburg vorftellt.
Kein Zweifel konnte e3 fein, daß hier eine neue und willfür-
liche, aber auch eine nicht zu vechtfertigende heraldiſche Darſtellung
vorliege. Wir waren feit langer Zeit gewohnt, die ſchon vor
Jahrhunderten combinirten Wappen der Grafen von Negenftein
in alten Abbildungen, von denen ih nur das vor mehr als
270 Jahren herausgefommene Siebmacherſche Wappenbud I, ©. 17
anführen mag, nit anders zu fehen, als daß die in einem
gevierteten Schilde vereinigten Embleme von Regenftein und Blan-
fenburg, Die fih in je zwei ſchräg gegenüber jtehenden Feldern
wiederholten, nad berjelben Seite gewendet fich barftellten
Bon ©. 4. v. Miülverftebt. 233
und alle die zahlreichen Siegel, melde das Magdeburger Staat3-
arhiv von den Grafen von Regenftein aus der Zeit, von
welcher ab fie fich eines zufammengefegten Wappens bedienen, ent-
hält, nicht minder zahlreiche mir vorliegende Münzgepräge der
Grafen vom Regenftein vom Jahre 1540 ab, zeigen faft ohne
Ausnahme ihren Wappenfhild genau fo, wie in der Giebmader-
ſchen Abbildung, oder doch die vier Hörner ſämmtlich nad der—
felben und zwar meift nad der (vom Beſchauer aus) linken
Geite des Schildes gebogen. Daß diefe Stellung der Schildfiguren
ſchon deshalb, weil fie von den Wappenführern felbft fo feſtge—
ftelt und ausnahmslos gebraudt wird, die rihtige und
daher unveränderbare fei, muß einleuchten; es Fonnte ſich nicht
darum handeln, erft ein modernes quadrirtes Wappen für die Graf:
Schaften Regenftein und Blankenburg zu conftruiren, fondern es war
vielmehr ein foldhes jchon gegeben und eriftent. Das Wappen, wie
es von den Grafen von Regenitein ſelbſt zufammengejegt und geführt
war, fonnte aber nicht nur das Recht des Ufus für ſich in Anfprud)
nehmen, fondern auch ein gefchichtliches Recht.
Dies zu bemeifen, bedarf es feine weiten Ausholens. Leitz⸗
mann in feinem Wegweifer auf dem Gebiet der deutihen Münzkunde
fagt ©. 85, nachdem er der nad dem Tode des Grafen Siegfried
von Blankenburg im Jahre 1246 zwifchen feinen Söhnen Siegfried
und Heinrich erfolgten Ländertheilung gedacht hat: „Siegfried behielt
das väterlihe Wappen bei, nämlich ein der rechten Seite (des
Beichauers) zugebogenes ſchwarzes Hirihhorn mit vier Auswüchſen
im filbernen Felde, dagegen veränderte Heinrich (dev Regenftein
erhielt) es dahin, daß er ein rothes, der linken Seite zugebogenes
Hrahhorn zum Wappen annahm. Diefe Beftimmung, von Siegeln
genommen, gibt einen guten Fingerzeig, die fpruchlofen Bracteaten
aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert? nad) den beiden
Linien zu trennen’.
Leider ift aber diefe Behauptung in Betreff der Farbenvarie-
tät und Schildfigurenftellung durchaus irrig, und fomit fallen auch
die vermeintlichen Kriterien zur Unterfheidung der fraglichen Miünz-
gepräge als Blankenburgiſche und Regenfteiniche fort. Die Siegel
nämlih, auf welche fich der genannte Autor beruft, bemeijen gerade
das Gegentheil. Alle, ohne Ausnahme, ſowohl die der Grafen von
Blankenburg als von Regenftein, zeigen im Schilde eine quer»
oder etwas ſchräg liegende Hirfhftange von vier Enden (und
zwar fo, daß drei der Enden oberhalb ftehen). Die Stellung dieſer
Schildfigur ift ftet3 diefelbe, nämlich von dem linfen Schildrande
(vom Beichauer aus) nad der rechten zugebogen, fo daß alſo die
Wurzel der Hirſchſtange links fteht. Dies ergeben nun die äußerft
234 Das Regenfteinfhe Wappen in der Biguette des Harzvereins.
zahlreichen, wie die Vergleihung mit den Originalen im Magde-
burger Staatsarchiv gelehrt hat, genau abgebildeten Blanfenburgifchen
und Negenfteinfchen Siegel des v. Erathſchen codex diplomaticus
Quedlinburgensis. Sie finden fich hier aus dem 13. bis Ende des
15. Jahrhundert auf Tab. XXI, 14; XXI, 9, 13; XXV, 7,8;
XXVI, 5; XXVIL, 11; XXVII, 11; XXIX, 4, 16; XXX, 3;
XXXI, 10; XXXI, 1, 2, 3; XXXIV, 10; XXXV, 2; XXXVI,
1, 3, 6, 8, 14; XXXVIIO, 22; XXXIX, 10, 17, 22; XL, 8, 6.
Die Mehrzahl diefer Siegel find Schildfiegel, d. 5. fie zeigen
nur den Wappenſchild; die andern zerfallen in folde, die allein
den Helm mit feiner Bierrath und folde, die das volljtändige
Mappen mit Schild und Helm (den behelmten Schild) ſehen laſſen.
Was nun die Helmzier, das Helmfleinod des gräflich Blanfenbur-
gischen und gräflich Regenfteinihen Wappens anlangt, fo ift auch
fie zu allen Zeiten mit nur einer mir befannten Ausnahme! ftets
diefelbe geblieben und befteht aus zwei (ſenkrecht in die Höhe
gerichteten) Hirfchftangen,? die ſich in der älteren Zeit an bie
Seiten des (Topf» oder Kübel-) Helms anjchließen, ſpäter (vom
15. Jahrhundert ab) wo der Helm gefrönt wird, aus der
Helmfrone hervorgehen. Dieſe Stellung ift befanntlich eine fehr
1) Nämlich auf dem großen runden Helmfiegel Heinrichs Gr. v. Blan—
fenburg an einer Urf. v. 16. Zuli 1255 (s. r. Siechenhof zu Halberft. Nr. 8),
durch welche er dem Siechenhofe zu Halb. eine Hufe zu Niendorf übereignet.
Hier fehen wir einen feitwärts gefehrten Helm mit einem geſchloſſenen
Sluge, defien Saren mit Kügeldhen oder Herzen beftreut find.
Bon dem Helm Tinker Hand (des Beſchauers) ſteht aufrecht in Kleiner
Dimenfion ein vierendiges Hirſchhorn, das offenbar nicht auf die (fonftige,
etwa damals fchon übliche) Helmzier deuten, fondern die Schildfigur vor—
ftellen fol. Wenn in dieſer Art (freiftebend) Schildzeichen vorgeftellt werben,
haben fie fehr oft eine abweichende Stellung. Bon ber Umſchrift ift nur
noch erhalten: S. Comitis Hi...... ch + Die Flügel, von denen
nur ein fehr Kleiner Theil des Binteren den vworberen überragenden fichtbar
ift, haben übrigens faft die Figuration eines zufammengellappten Schirme
bretts, das oben mit langen ſehr ſchmalen und ſehr vielen Federn
beftedt ift, ein Umftand, welcher der Figur den Charakter ber Flügel raubt.
Ueberdies find Schirmbretter fehr Häufig mit Kügelchen, Ringen u. bergl.
beftreut. Daß übrigens alte Adelsgejchlechter neben ber eigentlichen und
eonftanten, fo zu fagen charakteriftiichen Helmzier eine in einem Federſchmuck
oder befiederten Schirmbrett beftehende anfänglich abwechſelnd führten, ift
bekannt und fann durch mehrere Beifpiele belegt werben, von bemen ich nur
an das befannte der v. Kröcher erinnern will.
2) Das große Helmfiegel des Grafen Heinrih von Blankenburg (Erath
l. c. XXXII, Nr. 2), wo fich über den beiben Hirfchftangen zu Seiten des
Helms eine dritte darüber quer Tiegend ſchwebend zeigt, enthält Feine abwei-
chende Darftellung der Helmzier, vielmehr foll die obere über dem Ganzen
frei ſchwebende Hirſchſtange das Schildemblem repräfentiven oder anbeuten.
Bon G. N. v. Mitlverftebt. 235
gewöhnliche und findet auch bei andern Helmfiguren, 3. B. Flü-
geln jtatt.
Somit ift es völlig evident, daß die Grafen von Blanken—
burg und die von Regenftein fi eines völlig gleihen Wap-
pens in Schild und Helm bedient haben, oder daß die Grafen
von Regenftein genau dafjelbe Wappen geführt haben, das ihre
Borfahren, die Grafen von Blanfenburg führten. Zu einer Unter-
ſcheidung der Wappen beider Häufer durch die Wappen lag unferes
Erachtens ein Grund nit vor. Das Gefchleht war weder zahlreich
an Mitgliedern, noch wohnten feine Mitglieder weit von einander ab.
Ucberhaupt find die Nachrichten von Wappenunterfcheidungen der
Linien, wovon wir nicht felten leſen, mit großer Borficht aufzunehmen
und mitunter irrig. Namentlich gehört meiftens dazu, daß fi
verjchiedene Linien eines Geſchlechts durch die verfchiedenartige Tinctur
des MWappenfchildes oder feiner Embleme unterſchieden haben ober
gar dur Rechts- und Linfsjtellung berfelben. Es galt vielmehr
Sahrhunderte hindurch — die Siegel beweifen es — als völlig
gleichgültig, ob ein Scildemblem rechts- oder linfshin gewendet
war und unter Umftänden mußte es feine gewöhnliche Stellung
ändern. Ebenfo wenig waren in der Vorzeit und bis in die Neu—
zeit hinein die MWappenfarben conftant; es gibt vielmehr zahllofe
Wappen alter Gefchlechter, die, ohne daß damit die Kennzeichnung
einer Linienabzweigung beabfichtigt wurde, verſchiedene MWappen-
tincturen fehen laſſen. Sollte eine ſolche Unterſcheidung einzelner
Häufer eines Geſchlechts gefchehen, fo wählte man im Mittelalter
dazu in der Regel entweder die Beizeichen (brisures) oder
eine Aenderung des Helmjchmuds. Weder das eine noch das
andere hat aber feitens der Grafen von Regenftein gegenüber den
Grafen von Blankenburg ftattgefunden.
Nicht minder hinfällig, wie die Behauptung von der unterjchei-
denden Stellung der Schildfigur im Blankenburgiſchen und Regen-
fteinschen Wappen ift, fcheint die, daß beide Häufer durch die Farben
der resp. Hirſchſtangen fich unterfchieden hätten, dergeftalt daß die
Grafen von Blankenburg eine ſchwarze, die v. Regenftein eine rothe
Hirfchitange im Schilde geführt hätten. Aus der Zeit des Mittel-
alters find uns Quellen für eine ſolche Darftellung nicht befannt; es
liegen feine authentifchen mit Farbenangabe verjehenen Darftellun-
gen der betr. Wappen aus jener Zeit vor; wenigſtens haben ſich
feine aus dem Beitalter der 1367 audgeftorbenen Blanfenburger
Grafen erhalten. Möglich wäre e8, daß Ende des 15. oder im Laufe
des 16. Jahrhunderts die Grafen von Negenftein zur Aenderung
der Monotonie in ihrem vier Hirfhitangen enthaltenden Wappen-
ichilde den für Blankenburg geltenden die ſchwarze, den Regenftein-
236 Das Regenfteiniche Wappen in der Vignette bes Harzvereins.
chen die rothe Farbe gegeben hätten, allein Beweiſe hierfür find
nicht vorhanden; fie würden nur etwa durd Malerei in Stamm-
büchern neben Einfchreibungen von Mitgliedern des Regenfteinichen
Grafenhaufes oder fonftige von ihnen autorifirte Malereien zu
führen fein. Ä
Als ausgemaht darf e3 gelten, daß in der That ſchon im
Mittelalter die Wappen der Grafen von Blankenburg und Regen-
ftein farbig darzuftellen fi mannigfache Gelegenheit fand, aber
wir wifjen nicht, ob damals fich beide Häufer ſowie es jpäter beliebt
worden ift, ſelbſt unterfchieven haben. Es ift vielmehr wohl daran
zu zweifeln. Die etwaigen Darftellungen und Yarbenangaben des
Gräflih Regenſteinſchen Wappens in Wappen- und Turnierbücern
aus dem 15. und Anfange des 16. Jahrhunderts (3. B. das Grü-
nenbergihe und das Schaffhauſenſche Wappenbuch, letteres in Wer-
nigerode) find faum von Gewicht, da wir nachzuweiſen vermögen,
daß diefe heraldifchen Quellen fich öfters Fehler in Betreff der Nord-
deutfchen Adels⸗ und Fürftenmappen haben zu Schulden fommen laffen.
In der zweiten 1605 erjchienenen Ausgabe des Siebmader-
ihen Wappenbuchs I, ©. 17 ift freilich das gräflich Regenfteinfche
Wappen fo dargeftellt, daß die im erften und vierten Felde befind-
lihen Hirfchftangen ſchwarz, die im zweiten und dritten Felde fich
zeigenden roth angegeben find. Allein da das Aussterben der Grafen
von Regenftein nur einige Jahre zuvor (am 9. Juli 1599) erfolgt
war, fo könnte doch mit Fug angenommen werden, daß die Duelle
der Siebmaderjchen Darjtellung ein von den Regenfteinfchen Grafen
jelbft geführtes farbige Wappen gemejen fei und nicht etwa bie
Tincturen, welche die Schildzeichen der beiden Grafichaften in dem
Braunfchweiger Landeswappen erhielten, in das fie — jedoch nicht
in der Compofition wie fie von den Grafen von Regenftein zulett
geführt werden, — aufgenommen wurden. Hier nehmen fie — id)
weiß augenblidlich nicht, in welchem Jahre dies zuerft vorfommt —
das erſte und dritte Feld der unteren Felderreihe ein und zwar fo,
daß das erftere ein rothes, das lettere ein ſchwarzes Hirſchhorn ent-
hält. Beide find gemifjermaßen einander zugelehrt oder doch ſym—
metrisch fo geftellt, daß die Spite (Krone) jeder Hirſchſtange nach
außen hin gefehrt ift, die Wurzeln alfo an den Sectionen des untern
Mittelfchildes liegen. So finde ich die Darftelung ſchon auf einem
ausgemalten Kupferftih des Braunfchweigifchen Landes- und Her-
zogswappens aus dem Jahre 1669 und in allen heraldifchen Hand-
büchern des vorigen Jahrhunderts heit es — mit einer Ausnahme!
1) Diefe findet fih im Geſchichts-, Gefchlechtd- und Wappen-Kaleuber
ber burchlauchtigen Welt auf das Jahr 1742, Nürnberg 1742, wo e8 ©. 99
heißt, daß das ſchwarze Horn für Lauterburg (!) gelte. Val. Jahrg. 1755. ©. 99.
Bon ©. A. v. Miülverftebt. 237
daß das rothe Horn für Regenftein, das ſchwarze für
Blanfenburg zu gelten habe.
Wie ſchon bemerkt, wifjen wir nicht, wann diefe Unterfcheidung
der beiden Grafichaftswappen eingeführt fei und von wem, ob von
den Grafen von Negenftein felbjt oder erft von den Herzögen von
Braunfchweig- Wolfenbüttel, an melde die Graffchaft Blankenburg
fiel, während Negenftein an das Stift Halberftadt fam. Es war
auch durchaus nicht nothwendig, die Embleme der beiden Grafichaften
in ihrer Doppelwiederholung in den Hauptfhild aufzunehmen, das
wäre nad Lage der Sache unpraftiich und unjhön geweſen, und
fo war es am fchidlichjten, jedes der heralbifchen Zeichen feparirt
mit dem Hauptwappen zu vereinigen, wobei man in ganz richtiger
Weiſe den Hörnern eine fymmetrifche Stellung gab, indem man
fie nit nad derfelben, fondern nach verjchiedenen Geiten hin
wendete.
Daß auf den mittelalterlihen Siegeln ſich feine Farbenandeu-
“tungen finden und daß die hier fich zeigenden Schraffirungen nicht
im Entfernteften das fein follen, was die fpäteren und heute allge-
mein angenommenen Andeutungen von Farben find, weiß jeder
Anfänger in der Heraldif und Sphragiftif. So zeigen denn aud
die Siegel der Grafen von Blankenburg und Regenftein aus der
Zeit des Mittelalter3 bald ein glatte, bald ein beliebig jchraffirtes
(granulirtes) Feld und hier zeigt ſich eine Schraffirung bei den Hirſch⸗—
ftangen, dort nicht. Da fich hierbei Feinesweges ein conftanter Ufus
auf den Siegeln der beiden Grafenhäufer findet, jo konnte auch
fein Mißverftändnig etwa die Schraffirung auf den Hirſchſtangen
für eine Andeutung der fchwarzen Farbe anfehen, zumal aud die
Regenfteiner Siegel fchraffirte (granulirte) Hirſchſtangen aufweiſen.
Was den Helmfhmud des Regenfteiner Wappens anlangt, fo
beſteht er, wie Schon oben angegeben, in zwei Hirfchftangen (einem
Hirfchgeweih) nad) Ausweis aller Siegel und ift conftant jo von
den Grafen von Blanfenburg als Regenftein bis zu ihrem Erlöſchen
geführt worden. Die Farben des Gemeihes fennen wir aber aus
authentifhen Quellen nicht. Es Teuchtet aber ein und ift mehr als
wahrfcheinlich, daß, wenn beide Grafenhäufer aud den Farben nad)
denjelben Schild führten, nämlid eine rothe Hirfchftange auf weiß,
beide Hörner diefe Farbe gehabt haben müſſen und die ſchwarze,
wenn wirklih in älterer Zeit die Grafen von Blankenburg fich
einer ſchwarzen Hirfchftange als Schildzeichen bedienten. Somit ift
es evident, daß der Helmfchmud, wie ihn der 5. Helm des Braun-
ſchweigiſchen Landeswappens als den Negenftein » Blanfenburgifchen
zeigt, ein anfcheinend neugefchaffener, was die Farben anlangt,
und nicht der urfprüngliche fein kann, weil das eine Hirfchhorn roth,
233. Das Negenfteinfhe Wappen in der Vignette bes Harzvereins.
das andere ſchwarz tingirt iſt. In diefen Farben kann aljo zwar
weder der Negenfteiner noch Blanfenburger Helmihmud urfprüng-
lich geführt fein, aber wir müfjen diefer Darftellung im Braun-
fchweiger Wappen ihr Recht widerfahren laffen und fie al3 gut
anerfennen, da, wenn man einen Helmfhmud für zwei verjchie-
dene Felder mit zwei verjchieven tingirten Figuren gelten lafjen
wollte, jede der Hirfhhörner zu Trägern der einen der beiden
Farben zu machen, durchaus auf richtigen heraldifchen Grundſätzen
beruhte und auch nad Siebmader a. a. D. ſchon die Grafen von
Regenftein bei ihren Lebzeiten die Hörner des Helms ſchwarz und
roth geführt zu haben fcheinen.!
Unjere Anficht von der Fehlerhaftigkeit dev Wappendarftellungen
namentlich gräflicher und fürftlicher Häufer in älteren Wappenhand-
ſchriften — vergl. was wir darüber in unferer Abhandlung über
die Anhaltifche Helmzier in der Zeitichrift des Anhaltiſchen Geſchichts—
vereind I, S. 594 geäußert — erhält einen neuen Belag durd) die
wunberliche Helmzier, welche dem Regenfteiner Wappen in den beiven
codices pieturati des Sachſenſpiegels, dem Heidelberger in Kopps
Bildern und Schriften der Vorzeit I, ©. 74 und dem Wolfenbüttler
fol. LXXIV des MS beigelegt ift.? So ift aber der Helmſchmuck
von den Regenfteinern ermweislich nie geführt worden und fo ift er
geradezu falſch. Von andern unrichtigen Angaben der Regenftein-
ſchen Helmzier mögen wir ganz abjehen.?
Für das vereinigte Regenſtein-Blankenburgiſche Wappen liegt
nun im Magdeburger und fiherlih auh im Braunfchweigifchen
Staats - Archiv eine lange Reihe von Siegeln der Grafen von
Regenſtein vor, wie fie es feit faft hundert Jahren vor ihrem Aus-
fterben geführt haben, mithin eine authentifche Quelle für das
combinirte Wappen der beiden Grafenhäufer oder das Wappen der
Grafen von Regenftein felbft. Im Magdeburger Archiv finde ich
1) Braunfchweig führt bie Farben in umgefehrter Reihenfolge, weil
Negenftein in feinem Wappen vorangeftellt ift.
2) Gef. Mittheilung des Herrn Dr. jur. H. Grote in Hannover; vgl.
beflen Stammtafeln ©. 235.
3) 3. 8. in Albinus Hiftorie der Grafen v. Werther ©. 67. Bol.
v. Meding, Nachrichten v. abel. Wappen II, ©. 518. Ein anderer Belag
für die Nichtigkeit des oben binfichtlich der Darftellung namentlich hochade—
liger Wappen in mittelalterlihen Wappenbüchern Bemerkten bietet auch bie
Darftellung des gräflich Negenfteinfchen Wappens in bem 1498 verfaßten
Schaffhauſenſchen Handfchriftlihen Wappenwerf auf ber gräfl. Stolberg.
Bibliothef zu Wernigerode. Denn bier zeigt ſich im weißen Schilde ein
ſchwarzes aufgerichtetes fünfenbiges rechtshin gebogenes Hirſchhorn und
auf dem Helm zwei Hirſchſtangen, welche weiß (micht colorirt oder als
weiß bezeichnet?) angegeben find.
kuss» 5 d
Bon G. N. v. Millverftedt. 239
da3 vereinigte Wappen zuerjt vom Grafen Jobſt an einer Urkunde
vom Jahre 1526 und demnächſt vom Grafen Ulrid an einer von
1530 gebraudt. Von da ab find zahlreiche Abdrüde der Siegel
aller folgenden Grafen bis zu deren Ausſterben vorhanden. Alle
diefe Siegel ohne jegliche Ausnahme zeigen das combinirte
Wappen der Grafjchaften Regenftein und Blankenburg in der-
felben Form und Geftalt, und zwar in völliger Gemäßheit der
älteren Darftellungen auf den Giegeln der früheren Grafen von
Blanfenburg und Regenftein, nämlich, was das Charakterijtiihe und
die Nichtigkeit Bedingende ift,
1) die Hirfhftangen ſämmtlich von links nah redt3
gewendet, fo daß die Wurzel des Hirfchhorns zur linken Hand
des Beichauers ich befindet;
x die Hirſchſtangen ſämmtlich quergelegt und
3) diejelben oberhalb je mit drei Enden (Haden) verjehen.
Hieraus folgt:
1) daß die Abbildung im Siebmacherſchen Wappenbud I, ©. 17
infofern unrichtig ift, als die Hirſchſtangen die umgekehrte Poſitur
haben, mit der Spitze (Krone) linfshin (vom Beſchauer aus) gewendet
find und
2) daß ein Unterfchied in der Bedeutung der Wappen, daf
ein rechtshin gebogenes für Negenftein, ein linkshin gebogenes für
Blankenburg zu gelten habe, nit ftattgefunden hat.
Als die Grafen von Regenftein ihrem früheren einfahen Wap-
penemblem ein zweites für die in ihrem Befig befindliche Grafſchaft
Blankenburg geltendes hinzuzufügen befchloffen hatten, konnte die
GCombinirung beider Schildfiguren (und zwar ganz gleicher) verjchie-
denartig vorgenommen werden, nämlich jo, daß jedes der beiden
Embleme in einem der beiden Felder eines gejpaltenen oder eines
quergetheilten Schildes ſich zeigte, oder daß nad ſehr häufigem
VBorgange die diagonale Wiederholung jedes Schildzeichend in einem
quadrirten Schilde vorgenommen wurde. In dieſem legtern Falle,
auch bei der Combinirung der beiden Wappenfiguren in einem
gejpaltenen Schilde, konnte jehr wohl im Sinne heraldifcher Aefthetif
jo verfahren werben, daß fich die beiden Figuren einander zu-
fehrten. So finden wir denn eine bedeutende Menge von Wappen,
die je aus zwei verſchiedenen gebildet find, formirt, 3. B. die Wappen
der Grafen von Limburg, von Zimmern, Kirchberg, Helfenftein,
Löwenftein, der Freiherren v. Waldftein u. a.m. Aber feineswegs
fanden diefe Grundſätze der Schönheit oder dieſe heraldifch - äfthe-
tiſchen Prineipien überall ihre Anwendung. Als die Stolber«
giihen und Wernigerödiſchen Wappenſchilde combinirt dargeſtellt
wurden, wurde der Hirſch in feiner Wiederholung nit nad
240 Das NRegenfteinfhe Wappen in ber Vignette de8 Harzvereins.
innen zugefehrt oder der obere Hirſch den Fiſchen zugemendet und
ebenfo wenig ift dies bei dem Hirfche (Sigmaringen) im gräflich
Hohenzolleriihen Wappen und dem (Spiegelberg) im gräflich Gleichi—
ſchen Wappen der Fall. Hier entjcheivet bei allen Darftellungen
der Ufus und das Recht der Gewohnheit. Ein Stolbergifches (ein-
faches) Wappen wäre falſch, wenn die Hirfche einander zugefehrt
dargeftelt würden und der Wild- und Rheingräflihe Wappenjchild
würde nicht wieder zu erkennen und durchaus unrichtig jein,
wollte man die vier Löwen in feinen vier Feldern ſämmtlich ein-
wärts wenden, ftatt daß fie alle nah derjelben Seite gefehrt
find und da die vier Löwen des Waldſteinſchen Schilde einander
zugefehrt find, fo dürfen fie nicht nach einer und derfelben Seite
beliebig gewendet werben.
Außerdem gibt e3 auch andere Darftellungen des Negenfteiner
Wappens, ald auf den Siegeln der Grafen, nämlich auf den Mün-
zen, und fobald da3 Wappen quadrirt, alfo mit den vier Hör-
nern geführt wird, nur eine Form, nämlich fo, daß ſämmtliche
Hirſchſtangen nah derfelben Seite gerichtet find. Freilich laſſen
fich hierbei auch Verfchiedenheiten wahrnehmen, wie denn ein Fürjten-
grofhen v. J. 1552 die Hirfchftangen nicht mehr quergelegt ſondern
aufgerichtet! faft gemshornartig gebogen zeigt und zwar fo,
daß die Wurzeln (Knorren) der Hirſchſtangen ſämmtlich unten links
in den Feldern des Schildes ftehen, wie dies ſchon ein Marien-
grofhen des Grafen Ulrich v. %. 1548 und demnächſt alle Grofchen
aus den Jahren 1596 bis 1599 fehen laffen. Dagegen ift die Dar-
ftellung der Hirfchhörner auf zwei ſog. Fürftengrofgen — o. J. und
von 1565 — fo, daß die Stangen nit nur quergelegt, jon-
dern die entgegengefegte Richtung wie vorher haben, die Wurzeln
aljo rechter Hand ftehen. Ein Gleiches ift auch auf dem qua-
drirten neben einen Adlerſchild gejtellten Regenfteiner Wappenjchilde
auf dem befannten Kleinen Hohlpfennige der Fall, der keineswegs
jo alt ift, wie man geglaubt bat, fondern wohl ficher der Mitte
des 17. Jahrhunderts angehört und ein Brandenburgifches Gepräge
für die Graffchaft Regenftein ift. Aber bei allen dieſen Daritel-
lungen, fo gut wie auf allen Regenfteiner Siegeln find die Hirſch—
Stangen nad einer und derjelben Seite gelegen oder gejtredt.
1) Dies ift auch auf einigen anderen zum Theil älteren Regen—
fteiner Geprägen ber Fall, die auch fpäter als das quabrirte Wappen
allgemein auf den Siegeln ber Grafen fi findet, doch noch ben ein—
fachen Wappenfchild zeigen, fo ein Mariengroſchen s. a. der Grafen Ernſt,
Botho und Kaspar Ulrih, mo die Hirfchftange zwar von unten auffteigt,
aber doch rechts im fich zurückgebogen ift, ferner ein Dariengrofchen bes Grafen
‚Uri 1599, die Blanfenburger Körtlinge diefer Zeit u. a. m.
Bon G. N. v. Millverftebt. 241
Was die Geftalt und Figuration der Hirſchhörner anlangt, fo
wird man freilich auf die Münzen, da den Stempeljchneidern freie-
rer Spielraum gelafjen wurde und die Größenverhältnifje die Dar-
jtellung bedingten, nicht da8 Gewicht legen dürfen, wie auf die
Siegel.
Als nad) dem Tode des Grafen Johann Ernft von Negen-
ftein im Jahre 1599 die Grafihaft Blankenburg vom poftulirten
Bifhofe von Halberjtadt, Herzog Heinrich Julius, für feine Erb-
lande und die Grafihaft Regenſtein für das Stift Halberſtadt als
heimgefallenes Lehn eingezogen wurde, ging das nun als Landes-
wappen geltende Wappen der Grafen von Negenftein zunächſt in
das Braunfchweigische Landeswappen über, während es, obwohl
nur die Grafichaft Regenftein vom Biſchofe Leopold Wilhelm an
feinen Ober» Kammerheren, den Grafen von Tättenbah zu Lehn
gereicht wurde, doch vollitändig d. h. alle vier ſämmtlich linfshin
gefehrte Hirſchſtangen, deſſen Wappen einverleibt ward, dann aber,
nad der Enthauptung des lebten Lehnsbefigers in Folge des An-
falles der Grafihaft an Kurbrandenburg in deſſen Wappen feinen
Weg fand. Sehen wir, in welcher Weife dies vor ſich gegan-
en ift.
i Während Braunſchweig die Wappenembleme beider Graf:
haften in fein Wappen aufnahm, geſchah die8 von Kurbranden-
burg nur mit dem Regenſteinſchen Schildemblem, aber es finden
fih nichts deſtoweniger Fälle, in denen Braunfchweig nur eine,
Kurbrandenburg beide Hirſchſtangen führte,
Was zunächſt das Braunſchweigiſche Wappen anlangt, fo
zeigen fich, foviel ich erjehen fan, zuerit auf den Thalern des
- Herzogs Heinrih Julius zu Wolfenbüttel, und zwar auf einem
vorliegenden vom J. 1606, die beiden Hirschftangen, jede in einem
der Edfelder der unterjten Neihe der Felder des Wappenſchildes,
aber die hier mit drei Enden verfehenen Hörner find richtig
quergelegt und zwar beide nah einer und derfelben Geite
und linfshin gebogen. Ebenſo fehe ich die beiden Hirfchftangen
von Negenftein und Blankenburg auf dem GSterbeortsthaler des
Herzog vom %. 1613 dargeftellt.
Hieraus folgt, daß die heute geltende und fchon ſeit
lange beliebte Unterjcheidung der beiden Hirſchſtangen, nämlich
daß die vordere roth ſchrägrechts liegende für Negenftein,
die hintere ſchwarze ſchräglinks geftellte ! für Blankenburg zu
1) Die Beihreibung in H. Grotes Geſchlechts- und Wappenbuch bes
Königreichs Hannover, Hannover 1852 ©. 3 vermerlt die Stellung ber
Hirſchſtangen nicht.
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. . 16
242 Das Regenfteinfche Wappen in ber Vignette des Harzvereing.
gelten habe, eine Neuerung ift und erjt fpäter entitand. Ur—
jprüngli war e3 mithin auch nicht beabfichtigt, die Wappen der
beiden Graffchaften durch die Stellung ihrer Wappenzeichen zu
unterjcheiden, und daß eine ſolche Unterjcheidung fo lange die Gra-
fen von Blankenburg und von Negenitein erijtirten niemals jtattge-
funden bat, ift aus dem oben Angeführten erfichtlic.
Un und für fi war es aber heraldiſch erlaubt, den nicht
mehr in Duadrirung, fondern einzeln in das Gejammtmappen
aufgenommenen Hirfchftangen in den Edfeldern eine fie einander
zufehrende Stellung zu geben, fie in fymmetrifcher Darftellung
anzubringen, da die Öleichartigfeit der Stellung zweier das Wap-
pen abjchließender Figuren jedenfalls eine unſchöne, unharmo-
nifche war. Dies wird auch offenbar der Grund geweſen fein, daß
nicht lange darauf die Stellung der Hirfchhörner verändert wurde.
So zeigt ein mir vorliegender halber Ortöthaler vom Jahre 1623 in
den alleinigen beiden untern Feldern des mehrfeldigen Schildes die
beiden Hirſchſtangen zwar aud nad oben ftarf gebogen und
querliegend, aber das vordere von rechts nad links, das
andere umgefehrt, jo daß die Wurzeln dicht an der Section
der beiden Felder ftehen. Dafjelbe ift auch auf einem halben Ort
des Herzogs Friedrih vom %. 1639 der Fall, doch find hier bie
Hirſchſtangen ſchon weniger gefrümmt und etwas in die Höhe gebo-
gen. Auf dem Sterbeort dieſes Herzogs vom J. 1647 ift — fomeit
es mein Exemplar erkennen läßt — nur eine und zwar quer-
liegende rechtshingebogene Hirfchitange zu fehen; vom Ende
des 17. Jahrhunderts ab laſſen — mie mwenigftens meine Vor-
lagen erkennen lafjen ausnahmslos — die Darftellungen des Braun-
ſchweigiſchen Wappens in den Edfeldern der unterften Wappenreihe
je eine — unfhön und unridtig! — faft gerade geftredte
Hirſchſtange fehen, die im vorderen Felde fchrägredhts, im hin—
tern Felde ſchräglinks gejtellt ift.
Aber ein conjtanter Gebrauch der Blankenburg -Regenitein-
ſchen Wappenembleme im Braunſchweigiſchen Gefammtwappen jcheint
auch nicht lange vor jener Zeit nicht ftattgehabt zu haben. Es
liegt uns ? ein im Jahre 1666 officiell gefertigter Kupferſtich des
Braunfchweigifchen Wappens vor, deffen untere Feldung geipalten
ift und vorn einen fchreitenden Hirſch (für die Grafichaft Gletten-
1) So oft Hirfchftangen allein in Wappenſchilden vorkommen, werben
fie nach muftergültigen Darftellungen des 16. und 17. Jahrhunderts ſtets
ſtark gefrümmt, nie ausgeftredt und fteif, gebildet.
2) Als Beilage zu einer neuern Regenfteiner Urkunde im Staats - Ardhiv
zu Magdeburg.
Bon ©. 9. v. Miülverftebt. 243
berg), hinten zwei unten fpit zufammengefegte, einem au3-
einandergebogenen Hirſchgeweih gleihende Hirſchſtangen zeigt.
Diefe Darftellung ift ganz unrichtig und verfehlt; man hatte die
faft ungefrümmten Hirſchſtangen in ein Feld zufammengedrängt und
ihnen eine Stellung gegeben, die ihnen befanntlid von Haufe aus
nicht eigenthümlich ift.
Freilich mahte man es anfänglid im Kurbrandenburgi-
hen Wappen, zu dem wir jet übergehen, nicht anders. Die
befannten Reinjteiner, bald nad der Befisergreifung der Grafichaft
Kegenftein vom Kurfürften Friedrich Wilhelm in den Jahren 1675
und 1676 gejchlagenen Gulden mit Moneta nova Reinsteinensis
zeigen im letten Felde des großen Brandenburgifhen Wappens
ein förmliches Hirfchgemweih, das aljo für beide Graffchaften
gelten fol, während doch nur Regenſtein allein zu repräſen—
tiren war.
Diejer Fehler und diefe Abnormität fam unferes Wiffens
aber nicht weiter vor. Das große föniglih Preußiſche Wappen,
wie es König Friedrich I. führte und noch von feinem Nachfolger
geführt wurde, enthält in dem betreffenden Felde nur eine Hirfch-
ftange, und zwar eine rothe für Negenftein, zwar nicht querlie-
gend, jondern von unten aufiteigend, aber dod nicht ausgeftredt,
fondern faft Freisförmig zufammengebogen.
Aus dem Angeführten iſt erfichtlih, melde Schwankungen,
welde Depravationen in der Darjtellung der Echildzeichen der
Grafen von Blankenburg und der von Regenftein im Laufe der
Zeit nad dem Ausiterben der Letzteren dur Unfenntnif, aber
auch dur den Verfall des heraldiſchen Kunſtſtils Platz gegriffen
haben. Leider zeigt fi) aber aud in dem Wappen, welches in der
Titelvignette der Zeitſchrift des Harzvereind feit zwei Jahren als
das Wappen der Grafichaften Blankenburg und Regenftein oder als
das der dieſe Grafichaften ehemals befisenden Grafen von Regen—
ftein abgebildet ift, eine jolde Entartung. Sollten die Gebiete,
auf die der Harzverein für Geſchichte ꝛc. feine Thätigfeit richtet,
nach löblicher dee durch die Wappen jener Territorien und Haupt-
jtädte vepräfentirt werden, jo fonnte es überhaupt gar nicht in
Trage kommen, melde Embleme zu obigem Behufe zu mählen
waren, da ja das nahezu hundert Jahre lang für beide Graf-
Ihaften von den Grafen von Regenjtein felbft geführte durch
ihre zahlreichen in den Archiven der Harzländer und Harzſtädte ſowie
dem Staatsarhiv zu Magdeburg vorhandenen Siegel auch durd)
Münzen und mande Epitaphien (3. B. in der Kloſterkirche zu
Blankenburg) bekannte Wappen zur Anwendung gelangen mußte,
nämlich ein quadrirter Schild mit einer quergelegten von Links nad)
16 *
244 Das Negenfteinfche Wappen in der Vignette bes Harzvereins.
Rechts ſtark gefrümmten fünfendigen Hirfchftange in jedem Quar—
tiere und auf dem gefrönten Helme ein Hirfchgeweih. Bei dem
Borhandenfein eines ſolchen authentiſchen, hiſtoriſchen Monu-
mente war e3 offenbar nicht zuläſſig, einem die Embleme beider
Grafihaften vereinigenden Wappenjchilde einen Inhalt von anderer
Figuration der Schildzeichen zu geben, wie gejchehen it. Es wäre
daher unftatthaft geweſen die beiden Grafjchaften durch einen Schild
zu vepräjentiven, der etma gejpalten oder quergetheilt in jedem
Felde eine Hirfchitange gezeigt hätte; es war vielmehr auf die ſchon
gegebenen Vorlagen in dem hiftoriichen Regenftein- Blanfenburgijchen
Wappen, aber genau in den Formen und Darftellungen
feiner Embleme, zurüdzugehen.! Mithin war nicht nad) den
Unterfcheidungen,, wie fie im Laufe der Zeit das Braunfchmeigifche
Staatswappen für die Embleme von Regenftein und Blankenburg
gejchaffen Hatte, ein neues Wappen zu conftruiren.
Wir haben gefehen, daß diefe Unterfcheidung des rechtöge-
wendeten Hirſchhorns für die eine, des linksgekehrten für die andere
Grafſchaft weder überhaupt althiftorifh, noch von Haufe aus im
Braunfchweigifchen Wappen üblich gewefen if. Es wäre auch gleich-
gültig, jelbjt wenn dies von Anfang an gejchehen wäre, da in
dad Braunfchmweigiihe Wappen nicht das Regenftein - Blanfenbur-
giſche Wappen, wie es in feiner Vereinigung faft das ganze 16.
Sahrhundert hindurch geführt wurde, überging, fondern e8 wurde
dieſes Wappen fozufagen zerriffen und jedes der MWappenembleme
einem bejondern von dem andern getrennten Felde inferirt. Daher
griff man Brandenburgifcher Seit, als man neben dem Branden-
burgiſchen Adlerfchilde einen befonderen Schild mit dem Negenfteiner
Wappen vorführen wollte, Lediglich zu derjenigen Form deſſelben,
welche die Hiftorifche und authentifhe war, zu dem Schilde
mit den vier nad) derſelben Seite hin gebogenen Hirschftangen, wie
auf dem jchon oben erwähnten für Regenftein gejchlagenen Bran-
denburgifchen Hohlpfennig erfichtlid ift.
Die beiden bebeutenden Fehler, melde das Regenftein - Blan-
fenburgifhe Wappen in der PVignette des Harzvereins entftellen,
find aljo:
1) pi die Hirfchftangen ftatt quergelegt zu fein aufrecht
tehen,
1) So wäre e8 auch unftatthaft und falſch, wenn man einen gemein-
famen Wappenfhilb für die Embleme von Braunſchweig und Lüneburg
nicht jo jormiren wollte, daß fie in einem gefpaltenen, ſondern in einem
quergetheilten Schilde fi zeigten, da auch im biefer Beziehung ber
Biftorifche Vorgang (3. B. Groſchen vom J. 1620) maßgebend ift.
Bon ©. X. v. Millverftebt. 245
2) daß je zwei derjelben eine verfchiedene (entgegengejeßte)
Richtung haben, Iinfshin, bezw. rechtshin gekrümmt find.
Dabei ift auch noch ein dritter Fehler dadurh begangen, daß
wenn wirklich ein linkshin gefehrtes Horn für Blankenburg, ein
rechtshin gefehrtes für Negenftein (Tediglich weil dies feit etwa Mitte
des 17. Jahrhunderts im Braunfhmweigifhen Wappen durch die
Placirung der einzelnen Embleme aus äfthetiichen Gründen beliebt
wurde) gelten darf, die nach gleicher Seite hingefehrten Hirſchſtangen
in die diagonal gegenüberftehenden Felder, aljo Negenftein in 1. und
4., Blanfenburg in 2. und 3. gejegt werden mußten und nicht,
wie geſchehen, die gleichmäßig gefrümmten Hörner in die unter-
einander ftehenden Felder. So zeigt aljo das Wappen auf der
Vignette einen durchaus fremdartigen Typus und eine unbiftorifche,
unrichtige Formation.
Wir geben hier eine Skizze des Wappenjchildes der Grafen
von Regenftein, wie e3 von ihnen jelbjt im 16. Jahrhundert ange-
nommen und geführt worden ift: die Hirichftangen find quergelegt
und fämmtlih von der linken Seite ausgehend rechtshin gebogen.
Die Figuration der Hirſchſtangen wird nicht die plumpe ungefüge
des 13. und 14. Jahrhunderts, fondern die im verfeinerten Ge—
fchmade des 16. und 17. Jahrhunderts fein.
Was die Farben der Schildfiguren und des Helmſchmuckes anlangt,
fo haben wir uns ſchon hierüber Furz geäußert. Eine authentifche
und eigene Angabe des Grafen won Regenftein befiten wir nicht
und troß der bald nach dem Außfterben der Grafen erjchienenen
Abbildung ihres Wappens mit Farbenangabe im Siebmacherſchen
Wappenbuche vermögen wir die lestern nicht unbedingt als richtig
anzuerkennen, daß nämlich die Blanfenburgifhe Hirihitange von
ſchwarzer Farbe fei, die Grafen von Regenftein, welche eine rothe
führen mithin die Farbe gewechjelt” hätten.
246 Das Regenfteinfche Wappen in ber Vignette des Harzvereins.
Wie unzuverläffig und wie ſehr vorfichtig aufzunehmen aud) noch
ältere handfchriftliche heraldiihe Quellen — gemalte Wappenbücher
— find, davon giebt das rennomirte Grünebergihe Wappenbuch
(das jest in der Herausgabe begriffen iſt) einen Beweis, da Die
1483 gezeichnete auf fol. 64 des M. S. ftehende Abbildung zwar
4 ſämmtlich nah einer Seite gelegte herumgebogene Hirfchftangen,
von denen die im 1. und 4. Felde roth, die im 2. und 3. ſchwarz
find, fehen läßt, aber fämmtliche Quartiere gelb tingirt zeigt, was
ſchwerlich richtig und meder bei Giebmader noch in jonftigen
jpäteren Quellen zu finden if. Als ebenjo irrig muß auch die
weiße Farbe des Gemweihes auf dem Helme bezeichnet werben, ftatt
der rothen oder doch einerfeits rothen, andererſeits ſchwarzen, wie
ein gleiches Verfehen fi auch in dem 1498 ſtizzirten Wappen von
Regenſtein im Schaffhaufenihen Wappenbuche vorfindet. Hier ift
aber gar das Regenſteinſche Horn in dem gevierteten Schilde
ſchwarz tingirt. Endlich ift es auch auffällig, daß im Grünen-
bergſchen Werfe der Helm ungefrönt fi zeigt. Wir wiſſen aus
den zahlreichen Siegeln der Grafen von Negenftein und ihren
Münzen, daß fie ſtets einen gefrönten Helm wenigftens im 15.
und 16. Jahrhundert geführt haben und daß einem fo uralten
Grafengeſchlechte wohl nad der Sitte und den Anſchauungen der
Zeit ein gefrönter Helm gebührt, darf wohl nicht bezweifelt
werben. Don dem apofryphen Helmfleinode des Halbmondes iſt
oben die Rede gemwefen.!
1) Erft bei der Correetur fommt mir ber Tehrreiche Auffat bes Herrn
Dr. 9. Grote über das Wappen ber Grafen von R. und BI. im 1. Bande
feiner Miünzftudien S. 397 — 408 zu Händen. Mehres bier Angeführte
unterftütt unfere obigen Anfichten. — Auch mag bier ex post noch von
einer curieufen, eben erſt entdeckten Antiquität bie Rebe fein, einem feinern
Papierprobebogen mit dem großen Negenfteinfchen Wappen in ber Mitte
und ber Ueber: und Unterfchrift: ‚Fein Schreibpapier — wirb verfertiget |
bey | Ehriftian Hieronymus Frande | Papiermacher in Webberesleben. Das
Wappen zeigt in jedem ber Felder bes quabrirten Schildes eine ſenkrecht
ftehende, wenig gebogene Hirfchitange, der Helm das gewöhnliche Kleinod.
Das fehr roh gezeichnete Wappen als Wafferzeichen enthält aber ſämmtliche
Hirichftangen einander zugefehrt, jedes Paar unten verbunden, fo daß ein
förmliches Geweih entfteht; der Helm ift ungefrönt. Das Blatt mag etwa
ber Zeit von 1740 bis 1750 angehöreh.
2. Die Münzen der Grafen von Regenftein im neneren
Beitalter und die nad ihrem Erlöfhen für die Graf-
ſchaften Regenftein und Blankenburg geprägten Münzen.
Bon
G. A. v. Mülverftedt,
Staats-Archivar und Geh. Archiv-Rath in Magdeburg.
Das Geſchlecht der Grafen von Blankenburg und der von
ihnen abſtammenden Grafen von Regenſtein nahm durch den Um—
fang ſeiner Beſitzungen eine hervorragende Stelle unter den Großen
des weiten Harzgebiets ein. Dieſe verdankte es, neben der Abge—
ſchloſſenheit und dem Zuſammenhange ſeines Territoriums, der
energiſchen Thatkraft, welche ſeine Mitglieder vom 13. bis gegen
die Mitte des 15. Jahrhunderts auszeichnete, eine Eigenſchaft, die
ſich oft in dem Beſtreben äußerte, ihr Gebiet zu erweitern und
dies mitunter auf Koſten des Rechts durch Kriege und Fehden
gegen ihre Nachbarn, die Biſchöfe von Halberſtadt und Hildesheim,
das Stift und die Stadt Quedlinburg, die Herzöge von Braunſchweig
u. a. m. zu erreichen. Die Blüthezeit der Grafen von Regenſtein
verfloß daher unter vielen Stürmen, fie verlief unter zahlreichen
Kriegsereigniffen, die nicht den Segen friedlichen Gewinns auf ihr
Haus braten und nicht zu der erjtrebten Vergrößerung ihres
Gebiet3 führten. In Bezug auf jene Eigenschaft und die Folgen
derfelben, auf ein bemwegtes, mwechjelvolle8 an wenn nicht gewaltigen
fo doch gemwaltvollen Thaten reiches Leben übertrifft der Negenftei-
ner und Blanfenburger Stamm vielleiht alle feine Standesgenofjen
im SHarzgebiete, aber dafür blühte ihnen nicht das Glück, auf fried-
liche Weife, durch Heirathen, Erbſchaften, Schenkungen und Ber:
träge den Umfang ihrer Herrichaft dauernd — denn Arnftein, die
Erbſchaft der Gemahlin des Grafen Albrecht, konnte eben fo wenig,
als die Griebenfhe Erbſchaft lange behauptet werden! — ver»
größert zu fehen, wie e3 den andern Harzgrafen gelang, von denen
nur noch der tief gemurzelte Stamm der edeln Grafen zu Stolberg
feftitehend grünt und blüht, mit fräftigen Iebensvollen Knospen,
Blüthen und Zweigen bis in die Gegenwart hineinragend.
1) Bergl. übrigens H. Grote Münzftubien I ©. 408,
245 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter zc.
Es war aber auch das Gebiet der Grafen von Blankenburg
und Negenftein von allen Seiten durd mächtige Nachbarn einge-
ſchloſſen, nicht ausgezeichnet durch mehrere oder größere Städte oder
durch fo zahlreiche feſte Burgen, wie fie z. B. die Territorien der
Grafen von Mansfeld, Hohnftein oder Stolberg enthielten. Die
Städtchen Blankenburg, Derenburg und Elbingerode (ihon 1343
an die Grafen von Wernigerode verkauft) waren die einzigen in
der Grafihaft, und von Schlöffern waren es außer dem obigen
nur nod) NRegenjtein, Heimburg, Gersdorf, Stiege und nod) wenige
andere, die das Land beihüsten. Bedeutender war der Beſitz
mehrerer über einzelne Stifter und Klöfter ihnen zuftehenden Schuß»
gerechtigfeiten, von denen die über Ammensleben und Hillersleben
(diefe 1273 den Bischöfen von Halberftadt verkauft) aus der Grie-
benſchen Erbſchaft herftammte.
Trotz des überwiegenden weltlichen und kriegeriſchen Sinnes
der Grafen von Regenſtein und Blankenburg, auch der zu allen
Zeiten geringen Ausbreitung, welche ihr Geſchlecht gewonnen, er—
jcheint die Zahl feiner Mitglieder verhältnigmäßig groß, welche fid)
dem geiftlihen Stande widmeten und höhere geiftlihe Würden
erreichten. Dies find die gleichzeitig regierenden geiftlihen Fürſten
Erzbifhof Burchard von Magdeburg (1296 — 1305), der Bifchof
Hermann von Halberftadt (1297 — 1303) und der Bifhof Sieg—
fried von Samland (1296 — 1318). Aus fpäterer Zeit zeigt ſich
freilich nur das Beifpiel der Gräfin Elifabeth, melde den Thron
des Stift? Quedlinburg zu bebrängnigvoller Zeit für ihr Stift zehn
Sahre lang (1574 — 1584) inne hatte.
Die bis zu weniger hohen Dignitäten emporgeftiegenen Grafen
und Gräfinnen von Blankenburg und Regenftein anlangend, mag
nur bemerkt fein, daß die meijten berjelben dem 13. Jahrhundert
angehören, in welchem fich überhaupt nicht wenige Acte kirchlichen
Sinnes und hriftliher Frömmigkeit bei diefem Grafenhaufe nach—
weilen laffen. Es Iegt davon Zeugniß ab eine Reihe Höfterlicher
und milder Stiftungen, die ihren Ursprung der Pietät der Grafen
und Gräfinnen von Blankenburg und Regenftein verdanken. Zus
vörderft nenne ich das Haus- und Familienklofter S. Bartholomät
unterhalb der alten Stammburg Blankenburg, auf demfelben Berge,
auf dem es thront, gelegen. Sodann folgte im %. 1289 die Grün-
dung eines Jungfrauenflojters Predigerordens in ihrer Hauptftabt
Derenburg,? von dem man aber im Zweifel fein fünnte, ob es
— Vergl über ihn meinen Aufſatz in der Zeitſchr. d. Harzver. II,
2) ©. Neue Mitth. d. Thür.-Sächſ. Alterth.-Ver. IV, 2 ©. 32, 33.
Bon ©. A. v. Mülverſtedt. 249
wirklich ins Leben trat oder ob es längere Zeit hindurch beftanden
habe, oder ob endlich nicht ftatt feiner das Jungfrauenkloſter glei
den Ordens in Halberjtadt, gleichfalls eine Regenſteinſche Stiftung,
damal3 gegründet ward.! Nicht lange vorher hatte der Domherr
zu Halberftadt Heinrich, ein geborener Graf von Negenftein, ein
Bruder der Grafen Ulrich und Albrecht von der Heimburger Linie,
zu Hafjelfelde, einem Hauptorte der Grafichaft, den Serviten ein
Klojter errichtet. ? In einem der letzten Decennien ded 13. Jahr:
hundert3 erfolgte die Stiftung eines Mannskloſters Franzisfaner-
ordens gleichfalls in Halberftadt dur den Grafen Heinrich von
Regenftein auf feinem dort gelegenen Ritterhofe; ? faft ein Jahr—
hundert früher war ber große berühmte Siechenhof vor dem
Gröperthore zu Halberftadt durch den Edelfinn zweier Gräfinnen
von Negenftein, wie e3 heißt, ins Leben gerufen worden‘ und
endlich verdankt auch das Georgenhofpital in der Neuftadt Halber-
ftadt feine Entjtehung der hriftlichen Liebe der Gräfin Gertrud von
Kegenftein zu Anfange des 14. Jahrhunderts.®
Menden wir uns zu der Genealogie der Grafen von Regen-
ftein und Blankenburg, fo hat diefelbe einen kritiſchen Bearbeiter
für alle Theile noch nicht gefunden, doch bebarf es eines folchen faum
für da3 16. Jahrhundert, ala des, welches für die vorliegenden
Zwede in Betracht fommt. Die Anfänge des Blanfenburgifchen
Grafengefchlehts hat G. Bode in einer trefflichen Abhandlung neben
einem Commentar zu dem von ihm und ©. Leibrod zuerſt veröffent-
lichten älteften Blankenburgifchen Lehnsregifter aus dem Ende des
13. Jahrhunderts ® erörtert; ſchon früh aber hatte Zeudfeld auf
©. 75 feiner 1708 erjchienenen Antiquitates Blankenburgenses einen
in feinem älteren Theile aber nicht zuverläffigen Entwurf einer
Stammtafel der Grafen von Blankenburg geliefert und ihm ift Hübner
in feinem befannten Werke auch mit einer gräfl. Regenfteinfchen
Stammtafel gefolgt. In neueiter Zeit bietet der auf Grund forg-
fältiger Sammlungen und umfangreicher eigener Forfhung von
Dr. H. Grote herausgegebene ftemmatographiiche 10. Band feiner
Münzitudien S. 235 auch eine berichtigte und überfichtlihe Stamm-
1) ©. Zeitfehr. des Harzver. V, ©. 40.
2) —— darüber Bode in ber Zeitſchr. des Harzvereins 4 (1871
©. 120. 121).
3) Daf. V ©. 46.
4) Dal. V ©. 56. 57.
5) Daſ. V ©. 61.
6) Das Original im —* — — Stadtraths G. Leibrock in
Blankenburg. S. Ebendaſ. LI, — 1,
250 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neuern Zeitalter ꝛc.
tafel des Blankenburg » Regenfteinichen Grafenhaufes.! Es ergiebt fich
daraus, daß von des Grafen Poppo (1107 — 1162) Söhnen
Conrad Regenftein, Siegfried Blankenburg erhielt, de3 Erxfteren
Nachkommenſchaft ſchon 1244 erloſch, die des Lesteren fich wiederum
in die Linien Regenftein » Heimburg und Blankenburg theilte. Als
die letztere 1368 erlojh und von der erjteren beerbt wurde, mar
auch bereit3 die Nachkommenſchaft des das neue Haus Regenftein
gründenden älteren Enkels des genanten Grafen Siegfried ausge—
ftorben, während der jüngere Enfel defjelben, Ulrih, dem Heimburg
zugefallen war, feinen Stamm allein fortpflanzte. Er erlofch nad
ftet3 nur geringer Ausbreitung am 9. Juli 1599 durch den Tod
des Grafen Johann Ernft und mit ihm das ganze Geſchlecht. Bon
jeinem Nachlaß zog der Herzog von Braunfchweig » Wolfenbüttel die
Grafſchaft Blankenburg als heimgefallenes Lehn ein, während die
Grafſchaft Regenftein in gleicher Eigenſchaft vom Hochſtift Halber-
ſtadt in Befis genommen mwurbe.
Für das weiterfolgende Verzeichniß Regenfteiniher Münzen
des neuen Zeitalters bedarf es nur einer Anführung der Stamm-
reihe der Grafen von Regenftein während des 16. Sahrhundert3.?
Ulrich Graf von Regenftein + 1524
|
Jobſt F 1529 Ulrich + 1551 Bernhard
|
Genft + 1581 _Botho 1594 Gaspar Ultid +1575
|
Ulrich 7 1578 Martin 7 1597 Ernſt r 1594
|
"Sohann Ernft + 9. Juli 1599.
Eine Darftellung der Gejchichte diefer Regenten mit befonderer
Beziehung auf die Stadt und das Fürſtenthum Blankenburg fin-
den wir in dem fchägbaren ausführlihen oben citirten Werfe
1) Die fhäßbarften und vollftänbigften kritiſchen Sammlımgen zur
Genealogie der Grafen von Kegenftein von ber Hand bes trefflichen dyna—
ftologifchen Forfchers, des fel. Appell.»Ger.-Nath8 v. Arnftebt, befinden ſich
im 8. Staat3= Archiv zu Magdeburg.
2) So nah ©. A. Leibrods Chronik der Stabt u. Fürſtenth. Blan—
kenburg, d. Graffch. Negenftein ꝛe. Blankenb. 1864. S. 270 nad Urfun-
den entworfen.
Bon A. v. Millverftebt. 251
Leibrocks auf Grund namentlich für die Zeiten vom 16. Jahr:
hundert ab benuster urfundlicher Quellen.!
Mit Rüdfiht auf den Anhang zu den Münzen der Grafen
von Regenftein felbft mag noch kurz bemerft fein, daß die Graf:
ſchaft Regenftein nad einer nicht lange dauernden Zwijchenherr-
ſchaft, während welcher fie 1629 vom Generaliffimus Wallenftein,
dann 1631 von dem Könige von Schweden in Befit genommen,
von Erfterm an den Genral Grafen von Merode verlauft und
von diefem dur den Herzog Friedrich Ulrih von Braunfchweig
zurüderworben wurde, wieder in den Befit des auf den Halber-
ſtädtiſchen Bilchofsftuhl gelangenden Biſchofs von Straßburg und
Paſſau, Erzherzog Leopold Wilhelm von Oeſterreich fam, der die
Grafjchaft 1643 feinem Oberfämmerer, dem Grafen Wilhelm Leo—
pold von Tättenbach, als Halberſtädtiſches Lehn verlieh, demzu-
folge Wappen und Titel der Grafihaft von ihm angenommen
wurden. Belannt ift ed, daß nad der Enthauptung des Grafen
H. E. v. Tättenbach als Hochverräthers zu Wien im J. 1671 aller
Braunfchweigiihen Einwendungen ungeachtet der Kurfürft Friedrich
Wilhelm von Brandenburg, dem im Münfterfchen Frieden die
Suceeffion in das Hocftift Halberftadt als ein Fürftentfum
zuerfannt war, die Grafichaft Regenftein als ein eröffnetes
Lehen einzog und mit feinen Staaten vereinigte. Die Geogra-
pbie und den Umfang der Grafihaft Negenjtein kurz zu begrüßen
verlangt der Gegenftand diefes Aufſatzes nicht; wir mögen aber
auf die zutreffenden Bemerkungen Grote’3 in feinen Münzftudien
I ©. 407, 408 binmweifen.
Die Grafen von Blankenburg und Regenftein, im Beſitze aller
Regalien eines reichsgräflichen Haufes, haben des Münzrechts,
gleich andern Grafen und Dynaften des Sacdjenlandes, fi, wenn
auch nicht zu allen Zeiten, jo doch mehrere Jahrhunderte hindurch
und anfänglich in fehr umfänglicher Weife bedient, nicht des Luftre
ihres Haufe oder um der Ausübung des Rechtes willen, fondern
den früheren Zeitverhältnifjen gemäß lediglich im Intereſſe ihres
Staats- und Finanzweſens.
Die Zeit Blankenburgiſcher und Regenſteiniſcher Ausprägungen
erſtreckt ſich vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zum Jahr des
Erlöſchens der Grafen im Jahre 1599, aus welchem Jahre die
3) Unbebeutenb find andere Vorarbeiten, z. B. P. Jovius Geſch.
der Grafen von Regenſtein in Klotzſch und Grundig Borm. Samm⸗
lungen zur Sächſ. Geſch. VII S. 348 ff. Schätzbar iſt Stubeners zwei—
bändiges Werk.
252 Die Münzen b. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ꝛc.
legten Regenfteiner Münzen datiren. Aber nicht alle Zeiten dieſer
vierhundertjährigen Periode find durch Münzen der Blanfenburger
oder Negenfteiner Grafen vertreten. So viel Gepräge beider Häu—
fer aud aus dem 13. Jahrhundert, neben einigen wenigen aus
dem Ende des zwölften, uns befannt find, fo gering iſt die Zahl
derjenigen, welche wir aus dem 14. Jahrhundert und befonders
aus defjen zweiter Hälfte kennen. So viel fi zur Zeit überjehen
läßt, hat der Münzhammer der Grafen von Negenftein auch fat
während des ganzen 15. Jahrhunderts geruht, und gleichwie bei
ihren Nachbaren, den Biſchöfen von Halberftadt, lieferte nur das
legte Viertel des 15. Jahrhunderts einige Arten fchriftlofer
Bracteaten.
Aber auch im 16. Jahrhundert war während der erjten drei
Decennien die Münzthätigfeit der Grafen fufpendirt; erſt zu Ende
de3 vierten tritt das erfte datirte Negenfteinifche Gepräge in einem
Thaler des von 1529 bis 1551 regierenden Grafen Ulrih im
Sahre 1540 auf und dieſem Jahre oder den nächſten vor- oder
nachher wird ein Goldgulden, ein Mariengrofhen und andere
Heine Silbermünzen angehören, die der Jahreszahl entbehren.
Die mittelalterliden Münzen der Grafen von Bl. u. R.
find in ziemlich beträchtliher Zahl und Mannigfaltigfeit der Gepräge
auf uns gefommen und durch Funde aus verjchiedener Zeit —
auch in der Gegenwart z. B. dem vor etwa 7 Jahren in Aus-
leben gemachten — ans Licht getreten. Unter diefen Umjtänden
verlohnt fi eine nicht ganz leichte Zufammenftellung und Bear—
beitung derfelben, die in öffentlichen und Privatfammlungen zum
Theil zahlreih aufbewahrt werden. Die größte Zahl dürften
die Münzfabinette zu Berlin, Braunfchweig, Gotha und Dresden,
fo wie die Sammlungen des ſel. Paftors Leitmann in Tunzen-
haufen, des Grafen C. v. Inn- und Anyphaufen in Hannover,
dad Hechtſche Mufeum in Halberjtadt, des fel. Reichsfreiherrn
%. Grote zu Schauen und des Dr. H. Grote zu Hannover ent«
halten; nicht unerheblih mag auch, wie aus dem folgenden Kata-
Ioge zu erjehen, das genannt werden, was der Verfaſſer von
Regenfteiner Münzen des neueren Zeitalter im Laufe der Zeit
erworben hat.
Bis auf die neuefte Zeit hat man die auf und gefommenen
Münzen der Grafen von Blanfenburg und Negenftein — daß das
Kriterium zur Unterfcheidung ihrer Gepräge, welches Leigmann
ftatuirt, nicht zutreffend fei, habe ich in dem dieſer Schrift voran-
geſchickten Auffase über das Wappen der Grafen von Regenitein
angedeutet — nur in Hohlmünzen (Bractenten) des Mittelalters
und Vollmünzen des neueren Zeitalters zerlegen fünnen, bis in
Bon ©. A. v. Millverftebt. 253
einem vor etwa zehn Jahren von Dannenberg im 4. Bande
(1866) der Berliner Blätter für Münzfreunde veröffentlichten
Aufjage: Unedirte Mittelaltermünzen auf ©. 189 4 ſehr interef-
fante Gepräge!, unter Abbildung derjelben auf Tafel XLVIII,
bejonders zwei unter Nr. 7 und 8 daſelbſt abgebildete zum
eriten Male publicirte Denare aus der Zeit von etwa 1300 den
Grafen von Regenftein und Blankenburg zuwies. Allein ſowohl
das Gepräge diefer beiden Pfennige, d. 5. ihres Bildes, als
auch die Motive ihrer Zutheilung an das Grafenhaus befeitigen
nicht unfere Bedenken gegen die Richtigkeit einer foldden Beſtim—
mung. Wir mögen nit darauf hindeuten, daß Denare in der
2. Hälfte des 13. Jahrhunderts oder vielmehr während der erjten
Jahre des 14. Jahrhundert? aus den Münzitätten der Harz-
länder faum oder doch nur äußerft jelten und nicht in zufammen-
hängenden Zeiträumen hervorgingen (auch nicht z. B. im Erzftift
Magdeburg), jondern es jcheint vielmehr das Bild der Rückſeite
jener offenbar nad) Brandenburgifhem Borbilde geprägten Denare
der Annahme ihrer Zugehörigkeit zu mwiderfprechen. Bei dem Mis—
cellaninhalt des Fundes, dem die fraglichen von Dannenberg in die
Zeit von c. 1300 geſetzten Denare angehören (a.a.D. ©. 191. 192)
darf wohl nicht ohne weiteren Beweis aus der wohl ficheren Hei-
mat des Bracteaten Nr. 5 (Abb. Nr. 10) auf die gleiche des
Bracteaten Nr. 4 (Abb. Nr. 9) gefchloffen und hieraus die Zuge-
börigkeit auch der betr. Denare zu Geprägen der Grafen von
Kegenftein oder Blankenburg gefolgert werden. Der Bracteat
Nr. 4 (9) zeigt nämlich ein zwei übereinander ftehende Herzen ein-
ſchließendes Hirfchgeweih, und daſſelbe Bild enthält die Rückſeite
der beiden Denare, hier eine, dort drei übereinandergejegte Ku—
geln einjchließend, während der Bracteat Nr. 5 (10) eine ftehende
männlihe Figur, in jeder Hand eine Hirichitange haltend jehen
läßt. Die Vorderfeite der beiden Denare zeigt einen barhäuptigen
Mann (den Münzheren) in jehr langem Untergewande hier über
und unter den leeren Händen Halbmonde und Kugeln, dort in den
— Händen anſcheinend einen Pfeil und einen Bogen
altend.
In den Bildern der Rückſeite der beiden Denare und des
Bracteaten Nr. 4 (9) vermögen wir aber nicht das wirkliche
Schildemblem der Grafen von Blanfenburg-Regenftein, die
einfadhe querliegende Hirfhftange zu erbliden, für das
wir ein mit gewiſſen Beizeichen (Kugeln oder Herzen) verfehenes
aufrechtitehenes Hirfhgemweih nicht gelten laſſen dürfen. Ein
1) Bergl. auch Zeitfchr. des Harzver. I, ©. 325.
254 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ıc.
ſolches ift vielmehr befanntlih nur die Helmzier der Grafen von
Regenftein und Blankenburg! Sollte aber auf den in Rede
ftehenden Münzen die Helmzier der Grafen zur Daritellung
gelangen (was durchaus nichts auffällige haben Fönnte) fo wäre
unſeres Dafürhaltens e3 unbedingt nothmwendig geweſen, daß ſie
nicht frei der Münze aufgeprägt wäre, fondern mit dem Helme,
zu dem fie gehört, und nicht getrennt von demfelben. Soviel ich
zu überfehen vermag, fand im Mittelalter und felbjt auch in dem
eriten Sahrhundert des neueren Zeitalter8 eine Sonderung des
Helmkleinods vom Helme, gleihjfam des Kindes von der Mutter,
niemals ftatt, und weder die nur die Helmzeichen enthaltenden
Siegel des Mittelalters (Helmfiegel), noch eine der mir befannten
Münzen des Mittelalters oder der Neuzeit, welche den Helmſchmuck
allein aufgeprägt erhielten, lafjen ihn ohne, fondern vielmehr nur
ftet3 mit ihm und aus ihm hervorgehend fehen. Sch erinnere
von Münzen folcher Art an Denare und Bracteaten von Anhalt,
Brena, Meißen, Mansfeld, Querfurt, Hohnftein (Elrich), Branden-
denburg, Frankfurt a/D. u. ſ. w. Und fo haben wir aud ganz
unzmeifelhafte Regenjteiner oder Blanfenburger Bracteaten, denen
nur die Helmzier der Grafen aufgeprägt ijt, aber dieſe fteht
auf verfchiedenen Stüden, welche befannt geworden find, ſtets
auf dem Helme, zu dem fie gehört, wie aus Leitzmann
Num. Beitung 1862 Sp. 47 und 48, Nr. 33 — 36 und aus der
Abbildung auf der dazu gehörigen Tafel erfichtlich if. Diefe Münzen
werden von ihm, ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin geftellt
bleiben, in das erſte Drittel des 14. Jahrhunderts gejett. Da die
Grafen von Hohnftein — daß auch die von Glettenberg ein Hirjch-
geweih als Helmſchmuck geführt haben, dafür liegen mir feine gül-
tigen Beweiſe vor — fi einer gleichen Helmzier bedient haben,
fo fünnten mit demjelben Fuge die beiden Denare und der Bracteat
auch für fie in Anſpruch genommen worden, mogegen fi aus
dem Inhalte des Kleinen Fundes nichts einmwenden ließe.“ Aber
auch dagegen fpriht der Umstand, daß wir bei dem Fehlen des
Helmes nicht eine Helmzier, fondern ein Schildemblem vor und
haben. Als ein folches jtellt fi aber der Schild der Grafen
von Daffel dar, welde befanntlid (S. Siebmader II, ©. 21)
er 1) Bergl. meine vorausgefchidte Schrift über das Negenfteinfche
en.
"Pre Bei 3. U. Schmid nummus bracteatus Henrico II Com. de
Blankenburg vindicatus, Helmſtedt 1718 ©. 6 und 7, wo nachgemiefen
ift, daß Heinrih d. 3. Graf von Hohnftein in Blankenburg Bracteaten
nah Halberft. Typus habe prägen laſſen. Diefe Münzen bitrften aber wohl
der Zeit von 1320 — 1340 angehört N
Bon A. v. Mitlverftebt. 255
in einem mit Kugeln beftreuten Felde ein Hirſchgeweih und
auf dem Helme zwei Hirfhftangen (oder ein Hirfchgeweih) geführt
haben. . Daß dies bezüglich der Schilöfiguren richtig fei, beweiſen
die Siegel der 1329 ausgeftorbenen Grafen von Dafjel, von denen
mir ein großes, gut erhaltenes des Grafen Adolf von Dafjel an
einer Klofter » Hamerslebifchen Urkunde v. J. 1249 vorgelegen hat.!
ft aber das Hirfchgeweih eine Schild- und nicht eine Helmfigur,
fo kann fie auch ohne den Rahmen des Schilde dargeftellt werden,
und es fteht wohl kaum etwas im Wege, die Münzen als Gepräge
der Grafen von Dafjel anzufprechen, wogegen auch aus der Zufam-
menfeßung des Fundes, dem fie angehören und aus ihrem Alter
fih fein Einwand erheben läßt. Daß aber die Grafen von Dafjel
jo gut wie die Grafen von Wölpe, Diepholz, Hoya u. a. Aus»
münzungen vorgenommen haben, dürfte wohl mit einiger Sicher-
heit anzunehmen fein, mwenngleih aud nah Leitzmanns Ber-
fiherung Münzen von ihnen bisher noch nicht befannt gemor-
den find.?
Zu Gunften unferer Anficht dürfte aber auch noch jprechen,
daß fich zwiſchen den Stangen des Hirfchgeweihes Kugeln, oder
auf dem Bracteaten Herzen befinden und daß das Feld des Dafiel-
ſchen Schildes beftändig mit Kugeln betreut erfcheint; einem Bei-
zeichen, das befanntlich auch oft in Herzen vartirt, und umgekehrt.
Dazu kommt auch noch, daß die Grafen von Daffel durd die
Stammbefitungen im Hildesheimfchen und ihre Beziehungen inner-
halb des Harzgebiets nahe Nachbaren der Grafen von NRegen-
ftein waren. Bet der Natur der Kugeln, Herzen oder Schindeln
im Felde eines Schildes ald aus Schraffirungen, Granulirungen
und überhaupt lediglih Ornamentirung der Schildfläche hervorge-
gangen, würden wir auf deren Vorhandenfein fein beſonderes
Gewicht legen, zumal man es überhaupt lichte, den zwifchen
zwei namentlich gleichartigen Figuren befindlichen leeren Raum mit
Kugeln und dergleichen auszufüllen. So fehen wir daher auch
Mernigeröder Bracteaten und felbjt einen Hohlpfennig aus dem
15. Jahrhundert (a. a.D. Taf. XLIX Nr. 1.3 und 4) mit einer
und drei Kugeln zwifchen den Forellen verjehen, was, wenn Nr. 1
wirklich das Alter der obigen Denare haben follte, ih nur als
willfürliche8 Ornament oder dadurch erklärt, daß ein gemeinfchaft-
licher Stempelfchneider die Stempel für die Wernigeröder und
Regenfteiner Münze fertigte. Gegen die Beftimmung von Nr. 3
1) Im Hecht'ſchen Muſeum zu Halberftabt; das Siegel ift von mir
fiszirt worben.
2) ©. Wegweifer II ©. 29.
256 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ıc.
walten manche Bedenken ob; Nr. 2 wurde von mir jüngft in
einem Funde gejehen, der ausschließlich nur Gepräge aus der Mitte
des 14. Jahrhunderts enthielt.
Wir haben im Borftehenden nur ein bejcheidenes Bedenfen
gegen die Beftimmung der beiden Denare als Blanfenburger oder
Regenfteiner Gepräge geltend machen mwollen,! (als welche man aber
die Bractenten Nr. 10 und 11 auf Taf. XLVII. unbedingt aner-
fennen muß) um ber Frage näher zu treten, ob die Grafen im
Mittelalter auch zweifeitige oder Vollmünzen haben prägen laſſen,
eine Frage, die zur Zeit noch nicht bejaht werden zu fünnen fcheint.
So find auch grojchenförmige Gepräge, wie wir fie von den Grafen
von Manzfeld und Stolberg, dem Stift Quedlinburg und anderen
Münzberechtigten des Niederfächfiichen Kreifes aus dem Ende des
15. Jahrhunderts kennen, bis jest noch nicht von dem Grafen von
Regenſtein befannt geworden.
Sonach feinen die mittelalterlihen Münzen der Grafen von
Blankenburg und Negenftein nur aus Bracteaten oder Hohlmünzen
bejtanden zu haben. Ein näheres Eingehen auf diefelben, fo fehr
fie e8 von einer berufeneren Feder verdienen, liegt außerhalb des
Zweckes diejer Heinen Arbeit. Wir erwähnten ſchon oben die große
Mannigfaltigkeit, das anjehnliche Alter und die Vorzüglichkeit des
Gepräges, melde die Bracteaten der Grafen auszeichnen. In
mehreren numismatiſchen Werfen befigen wir Materialien zu einer
Beichreibung ihrer Gepräge, aber erihöpfend find die Publicationen
derjelben nicht, weil fi der Stoff dazu in den verjchiedeniten
Staats» und Privatfammlungen befindet. Indem wir bier ganz
von der Aufführung Blankenburg Regenfteiniher Mittelaltermünzen
in Münzfatalogen älterer und neuerer Zeit abjehen, machen wir in
Kürze die betr. Literatur über fie namhaft. In feinen 1708 erſchie—
nenen Antiquitates Blankenburgenses theilt 3. ©. Zeudfeld, fonft
ein Freund und Kenner der Münzen des Harzgebiets (wie feine 1721
erjchtenenen, noch immer ſchätzbaren, mit vielen Abbildungen gezierten
Antiquitates nummariae bemeifen), nichts Specielles über die Blan-
fenburgifhe Numismatif mit, aber ſchon zehn Jahre fpäter ver-
öffentlichte der Abt zu Marienthal Joh. Andr. Schmied, Pro-
fefjor zu Helmftedt 1718 in 4° einen Tractat unter dem Titel:
Numus bracteatus Henrico II. seculi XIII. comiti Blancenburgico
ante Hartonem vindicatus, worin er außer von diefem noch von
1) Als Helmſchmuck aufgefaßt könnte das Hirfchgeweih auf der Ridfeite
ber Münzen aber eben fo gut nach Hohnftein weifen.
er
Bon G. U. v. Millverftedt. 257
vier andern Blankenburg» Regenjteinjchen Bracteaten handelt, welche
fünf Münzen jämmtlid auf der jeiner Schrift vorangejegten, aus
der Leuckfeldſchen Schrift wiederholten Kupfertafel abgebildet find.
Iſt die Anfiht und Erklärung Schmids! richtig, jo bejüßen mir
außer der gewöhnlichen Gattung jener Bracteaten, die nad)
Braunfhmweiger Vorbildern geprägt find, aud eine Gattung
von Reiterbracteaten, die von den Grafen von Blanfen-
burg ausgegangen wären und offenbar nah Thüringiſchem
Mufter gefertigt worden find. Es ift der große ſchöne eminent
feltene Bracteat, von dem Schmids Schrift vornämlich handelt, mit
der Umfchrifi Comes Henricvs de Blancenbe. Allein hiergegen
hatte fih ſchon Chriftian Schlegel in einer ‚Epistola ad
Schmidium’ Arnſtadt 1701 4°? erklärt, und wie Leitzmann Num.
Zeit. Jahrg. 1862 ©. 48 fagt, jene Münze den gleichnamigen Grafen
in Thüringen mit Unterjtügung feiner Behauptung dur ‚triftige
und überzeugende Gründe’ vindicirt.? Dieſer Neiterbracteat, der in
einem gleichfalls jchon edirten des Grafen Burchard von Manzfeld
ein Seitenjtüd hat,* wäre der einzige feiner Art, welchen wir von
dem Blanfenburgifhen Grafenhauſe fennen, da alle andern Hohl:
münzen befjelben aus dem 13. Jahrhundert nad) Braunfchmweiger
Art Iediglih das Scildemblem der Grafen, die querliegende
Hirſchſtange, bald rechts- bald linkshin gewendet, entweder frei
oder mit verfchiedentlihen Beizeihen verjehen unter einem Thurm—
bogen, auch wohl über einem Thurmgebäude jehen Lafjen.’
Die überwiegende Zahl diefer Bracteaten entbehrt jeder
Umjchrift oder auf den Namen des Münzherrn, Münzimeifters
1) Deſſen Vorgänger Joh. Chriſtoph Dleariuß spec. univ. rei
numariae scientif. tradendae. Jena 1698. 8. p. 16.
2) Bgl. über diefe Schrift zugleich G. C. Kreyfig Nachricht von
Blehmünzen 1749 ©. 9. 11.
3) In 3. G. Brüglch 1737 erfchienener Nadr. von Schwarzb. Münzen
ift ihnen der obige Bracteat aber nicht zugezählt.
4) Abgebilvet nah Bedmann Hift. d. Fürftenth. Anhalt II, 4 ©. 555
in (v. Hagen) Münzbefchreibung der Grafen von Mansfeld S. 3. Mir jcheint,
daß er nicht, wie bier behauptet ift, den erften Grafen von Mansfeld aus
dem Haufe Duerfurt, fonbern dem Testen Grafen von M. Hoyerichen
Stammes, ber 1229 ftarb, angeböre. Bal. aber auch v. Ludewig Ein-
leitung zum teutfchen Münzweſen Ulm 1752 und den wohl auch Mans»
feldifhen Bracteaten auf ©. 158 u. 228.
5) Ein von Leuckfeld zu Meybaum Chronik von Marienborn ©. 62
erwähnter, ihm Blankenburgiſch ſcheinender Bracteat mit einem, eine Lanze
und eim Hirfchgeweih (Hirfhhorn ?) tragenden Geharnifchten dürfte aber, wie
Thon Leis mann Num. Zeit. 1862, S. 50 bemerkt, ein Gepräge ber Burg-
grafen zu Dohna fein. Vgl. Gr. zu Dohna Aufzeichn. über die erloſchenen
Linien der Burggrafen zu Dohna J, S. 70.
Zeitſchr. d. Harzvereins. XL. 17
258 Die Münzen b. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter 2c.
oder Prägeortes deutender Buchſtaben, nur zwei Bracteaten,
melde C. Ph. Ch. Schönemann in feiner 1852 erjchienenen
Schrift: Zur vaterländiichen Münzlunde auf der Tafel B neben 10
ftummen bat abbilden lajjen, weijen Umfchriften auf." Bier andere
ftumme Blanfenburger oder Regenfteiner Hohlmünzen brachte ber
1844 zu Schabeleben gemachte Münzfund ans Licht, wie aus
Taf. III. des obigen Werkes erfichtlich iſt.
Eine dankenswerthe Vorarbeit für die Blanfenburg-Regen-
ſteinſche Münzkunde lieferte $. Leitzmann im Jahrgange 1862
feiner Numismatiihen Zeitung auf Sp. 43—48 und Sp. 50—53
in einem Kataloge der von dem Grafenhauje bis zu feinem Aus-
fterben im Jahre 1599 ausgegangenen Gepräge, illuftrirt mit Ab—
bildung von 13 Bracteaten auf der erjten Münztafel. Einer dieſer
Bracteaten (Nr. 32 Sp. 47) iſt augenſcheinlich nah Meißniſchem
oder vielleicht Lauſitziſchem Muſter geprägt.?
Mährend wir bisher von Bracteaten der Grafen von Blanfen-
burg und Regenftein — von jenem fraglichen Reiterbracteaten abge-
ſehen — nur eine Gattung fannten, nämlid) mit den Schild—
zeichen derfelben, unter oder über Thürmen und Thurmbögen mit
verjchievenen Beizeihen oder auch dafjelbe in der Doppelzahl
(geweihartig) eine andere Figur einjchließend, oder endlich den
Wappenhelm mit feinen Emblemen, madte uns Dr. 9. Grote im
eriten 1855 erjchienenen Bande feiner trefflihen eine große Fülle
interefjanten Stoffes enthaltenden Münzſtudien mit einem ficher der
zweiten Hälfte de 13. Jahrhunderts angehörigen mittelgroßen
©. 365 daſelbſt befchriebenen und Taf. XXIX. Nr. 10 abgebildeten
Bracteaten befannt, der unter einem Thurmbogen das Bild des
Grafen jehen läßt, der ſich mit jeder Hand auf einen kleinen
Wappenſchild jtüst, welcher eine Hirſchſtange (nicht Hirſch—
geweih, wie es a. a. O. heißt) enthält. Es wäre dies eine neue
Art Regenſtein-Blankenburgiſcher Bracteaten, die aber nicht in dieſem
einen Stücke vertreten iſt, wiewohl die andern Stücke weder der—
ſelben Fabrik noch derſelben Zeit angehören, oder von einem gleichen
Darſtellungsmodus ſein dürften. Wenige Jahre vorher hatte nämlich
ſchon Shönemann a. a. O. Taf. B unter Nr. 73 einen größern,
wohl noch dem Ende des 13. Jahrhunderts entſtammten Bracteaten
publicirt, der das Bruſtbild des Grafen (oder ihn ſitzend?) in jeder
Hand ein Hirfhhorn haltend zeigte, und endlich theilte ung
Dannenberg3 oben angeführte Schrift S. 190 einen von ihm in
1) 3. Leitzmann publicirte fie u Jahrg. 1843 feiner Numis-
mat. Zeitung und befchreibt fie daſelbſt S
2) Ober gehört er vielleicht den — — von Biberſtein an?
Bon ©. 4. v. Milverftebt. 259
den Anfang des 14. Jahrhunderts gefegten bedeutend kleineren
Bracteaten mit, welcher den ftehenden Grafen, in jeder Hand
mit einer SHirfchftange, feinem Schildzeichen, darftellt. Bon den
andern hierher gezogenen Bracteaten vermögen wir nur die unter
NN. 6 und 11 (außer dem weit jüngeren, nicht in den Anfang des
16., jondern wohl in die Mitte des 17. Jahrh. zu fesenden Hohl-
pfennig) als zweifellos Regenfteinfche zu erfennen. Die Sitte dama-
liger Stempelfchneider, dem Münzherrn jein Scildemblem, mwenn
dies thunli war, in die Hand zu geben, ift (mie die Münzen der
Burggrafen zu Dohna, Dynaften von Schlotheim u. a. m. bemeifen)
jo wenig ungewöhnlid, daß darüber binmweggegangen werden fann.
Leitzmann bemerkt in feinem Wegmeifer auf dem Gebiete der
deutihen Münzkunde S. 280 mit Recht, daß eine königliche Ver-
leihungsurfunde über das Münzrecht für die Grafen von Blanfen-
burg nicht befannt geworden fei; fie ift überhaupt ſchwerlich
ertheilt worden, wie auch andere Grafen des Dber- und Nieder:
ſächſiſchen Kreifes eines foldhen Gnadenbriefes entbehren. Es ift
vielmehr anzunehmen, daß den Grafen als Reichsjtänden jenes
Regal eingeräumt fet und zugeftanden habe; denn von Einfprücen
der höchſten Nechtägewalt gegen die Ausübung defjelben fehlt e3
anjcheinend an jeder Nachricht. Die Gepräge der Niederſächſiſchen
Dynaften mögen aud Taum, oder doh nur in feltenen Fällen,
einen über die Grenzen des Kreifes hinausgehenden Cours gehabt
haben.
Wollten wir uns bier eingehend mit dem mittelalterlichen
Münzweſen der Grafen befchäftigen, jo würden wir aus ihren
Urkunden mancherlei Notizen darüber anführen fünnen. So wollen
wir und begnügen, bier nur das Vorfommen von Münzmeiftern
der Grafen feitzuftellen. Es zeigt fi in einer von den Grafen
Siegfried und Heinrich von Blankenburg auf dem Sclofje Blanfen»
burg am 12. Januar (prid. Id. Ian.) 1266 ausgeftellten Urkunde
für das Burchardikloſter in Halberjtadt ! unter den Beugen Her-
mannus magister monete und in gleicher Weife macht eine
gräflih Regenfteinshe Urkunde von 1270? einen Wernerus
monetarius namhaft. Es kann zweifelhaft fein, ob dies nicht
diefelbe Perfon mit dem Halberjtädter Münzmeifter Werner fei, der
in mehreren Urkunden (3. B. 1253 Henricus et Wernerus
1) Chartularium monast. S. Burchardi Halb. p. 60 im Staats-
Archive zu Magdeburg. Das Original im Hechtfchen Mufeum zu Halber-
ftabt oder früher in der Gutsregiftratur von ©. Burdarbi.
2) Drig. im Staats-Arch. zu Magdeb. s. r. Stift S. Bonifaeii et Maur.
zu Halberftabt Nr. 43.
47»
260 Die Münzen d. Grafen von NRegenftein im neueren Zeitalter zc.
monetarii in Halb,’ Wernerus magister monete in civitate
nostra Halb. fagt Biſchof Volrad 1265?, 12703 und zulegt 1271:
Wernerus magister monete Halb., Burgensis in Halberstat?)
genannt ift; möglih wäre e8, daß er auch dem Münzweſen der
Grafen von Regenftein vorgeftanden habe.
Für die große Lüde, welche vom Ende ded 13. Jahrhunderts
ab bis gegen die Mitte des 16., bis zu des Grafen Ulrih Voll-
münzen in der Regenfteiner Numismatif lange Zeit empfunden
wurde, und die auh Dannenberg a. a. O. ©. 192. 193 aner-
fennt, hat zuerft Leitzmann in dem oben erwähnten Münzverzeich-
nifje (N. 3. 1862) in dem offenbar dem 15. Jahrhundert ange-
börigen kleinen Bracteaten einen Nepräjentanten bekannt gemacht
und fodann Dannenberg a. a. D. (S. 190 Nr. 6 abgeb. Taf.
XLVIU. Nr. 11) erläutert und dem Ende de 15. Jahrhun—
dert3 zugemiefen. Ich befige in meiner Sammlung zwei Stempel
dieſes Bracteaten. Endli würden dem 14. Jahrhundert die von
und oben befprochenen Denare angehören, melde Dannenberg in
das erſte Jahrzehnt defjelben jest, wenn fie wirklich zu den Ge—
prägen der Grafen gehören follten. Der Hohlpfennig aber, deſſen
Urheber und Prägezeit Dannenberg nicht ficher beitimmbar war,
(a. a. O. ©. 193 Taf. XLVIII. Nr. 12) gehört doch wohl mweber
in das Ende des 15., nod in den Anfang des 16., jondern in
die Mitte des 17. Jahrhunderts und ift eine der felbit damals
noch gebräudlihen Hohlmünzen, ausgegangen zur Kennzeihnung
der Brandenburgifhen Anſprüche auf die Grafſchaft Regenſtein,
welde unter dem Kurfürften Friedrich Wilhelm, an den fie 1648
fiel, freilih ohne daß er fofort zum Befit gelangen konnte. Auch
in neuefter Zeit ift die Heine Münze fo gedeutet worden.
Melde Gründe die Grafen von Negenftein zu einem fo
langen Stillitande ihres Münzweſens voranlaßten, kann hier nicht
zur Erörterung gelangen; wir nehmen dieſelbe Erſcheinung aud)
bei den Nacbarftaaten der Grafen, Magdeburg, Halberitadt,
— —
1) Ebendaſ. unter Stift Halberſt. XIII, 34.
2) Ebendaf. Nr. 45.
3) v. Heinemann ce. d. Anh. II. p. 280.
4) s. r. Stift Halberft. XIII, 46 46*. im 8. Staats-Arch. zu Magd.
5) ©. Graf v. Kuypbaufen Müng-Kabinet ©. 381 Nr. 6915.
Im Nactragsbande ift ©. 232 bemerft, daß die Münze nah Grote ein
Quedlinburger Schüffelheller fei. Da aber dann doch nur an bie Nebtiffin
Slifabetd von Quedlinburg, geb. Gräfin von Negenftein, die 1574— 1584
regierte, zu bdenfen und die Münze aljo älter wäre, was uns nicht zu fein
ſcheint, jo könnte der Adler doch nur al8 Quedlinburger Stadtabler aufzu=
fafien jein, auf deſſen Bruft das Emblem wegen Kleinheit der Minze nicht
zum Ausbrud gelangt wäre.
Bon ©. A. v. Miilverftebt. .261
Stolberg, Dueblinburg u. a. wahr. Vom Hodjitift Halberftadt
und feinen Regenten find Münzen aus dem 15. Jahrhundert und
dem erſten Decennium des 16. falt ganz unbefannt.
Die Zeritreuung des Archivs der Grafen von Regenftein nad
deren Erlöfhen und die nicht gelungene Wiedervereinigung aller
Theile defjelben läßt es menigftens im Staatsarhiv zu Magde-
burg an Nachrichten über das Münzwefen der Grafen im Laufe des
16. Jahrhunderts mangeln. Daß fi) die Münzjtätte der Grafen
in Blankenburg, der größeren der beiden Städte der Grafichaft
befunden habe, dafür fprechen jehr bejtimmte Nachrichten, die man
nicht auf die Münzthätigfeit der im 14. Jahrhundert ausgeftorbenen
Blanfenburger Grafen beziehen fann. Die große Bedeutung der
landesherrlihen Prägeftätte ſchon für die Stadt, in der fie fid
befand, führte faft überall zur Benennung der Straße, in der fie
fih befand, als Münzftraße, und jo auch in Blankenburg. In
jeiner ſchon erwähnten Chronif des Fürftentbums Blantenburg
ſchreibt G. A. Leibrod ©. 354. 355: ‚Die (Fleiſch-) Scharren
wurden in die Münzgaſſe verlegt, der Münzmühle gegenüber.
Diefe Mühle diente nachmals zum Prägen der Münzen; die Feuer:
und Schmelzwerfftatt lag in dem daneben in der Langenftraße lie-
genden Behnede’ichen Gehöfte, und haben fi) Spuren davon vor
wenig Jahren, als dafjelbe abbrannte, noch vorgefunden. Von
den Münzen, melde die Grafen prägen ließen, find mir nur
wenige befannt geworden’. Dagegen tft über die Namen der Leiter
des Regenſteinſchen Münzmwefens, der gräflihen Münzmeiſter
nichts befannt geworden; die Gepräge der Grafen find, jo viel ich
fie aus eigener Anſchauung fenne, mit den Anfangsbuchſtaben der
Müngmeifter nicht verjehen, aber auf diejelben deuten, wie auch auf
andern bejonders Sächſiſchen Münzen, gewiſſe Zeihen am Ende
der Umſchrift oder im Münzfelde ſelbſt. So findet ſich auf einem
Körtling v. J. 1549 in dem oberen linfen Winfel des Kreuzes,
auf dem das B ruht, ein Kleeblatt und an derjelben Stelle fol
fih auf einem Körtling von 1553 eine Eichel zeigen. Vielleicht
laſſen fih auf den Münzen benachbarter Staaten diejelben Zeichen
entdeden und demzufolge deuten. !
Mit Braunſchweigiſchen Mariengrofhen und Fürftengrojchen
aus der Zeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts haben die gleich>
1) &o führten die Mansfelder Münzmeiſter IL. N. 1554 unb 1555
ein Winkelmaß und B. M. (Barthel Meinhard) 1585 ff. eine Lilie neben
ihren Namensanfangsbucftaben.
262. Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neneren Zeitalter ꝛc.
artigen Negenfteiner Münzforten übrigens jo viel Aehnlichfeit, daß
die Anficht nicht unbegründet erjcheint, ein und derfelbe Stempel-
ſchneider habe die beiderfeitigen Münzitempel gefertigt. Nur den
Namen eines Münzmeifters Regenfteiniher Münzen, d. h. folder,
die für die Grafichaft geprägt wurden, vermögen wir anzugeben,
worüber weiter unten.
Daß das Münzredt der Grafen von Blankenburg und
ihrer Nachfolger, der von Regenſtein, fih nicht auf Privilegien,
jondern auf Herfommen gründe, bemerkt jhon G. A. Schmid ©. 9
feiner oben angeführten Schrift, und befannt ift es, daß zu Anfange
des 16. Jahrhunderts Faijerlicherfeits denjenigen Fürften und Grafen,
welche im Befise von Metallbergmwerfen fi) befanden, ein Münz-
recht zugeftanden oder ihr Münzrecht anerkannt wurde.
Der von und gemachte Verſuch einer möglichſt volljtändigen
Zuſammenſtellung Regenfteinfcher Münzen des neueren Beitalters zer-
fallt in fünf Abtheilungen, nämlid:
A) Münzen der Grafen von Regenftein von etwa
1540 — 1599 mit einigen unbatirten, in das zweite
Viertel des 16. Jahrhunderts gehörigen, beginnend.
B) Münzen für die Grafjchaft (Blankenburg) unter
Braunfhmweigijher Herrſchaft.
C) Münzen Kurbrandenburgifder Prätenfion
auf die Grafſchaft Negenftein.
D) Münzen für die Grafſchaft Regenftein unter
der Herrjhaft der Grafen von Tättenbad.
E) Dergleihden unter Kurbrandenburgijder
Herrſchaft.
Im Ganzen genommen iſt es uns gelungen 122 Stücke der
obigen fünf Kategorien zu verzeichnen, von denen auf A 88, auf
B 8, aufC1, auf D2 und auf E 23 Stück kommen. Es ſei
noch ein kurzer Blick auf jede dieſer Gattungen geworfen.
A. Die Münzen der Grafen von Regenitein.
Sie find für beide Territorien ihres Befises, die Grafichaften
Blankenburg und Negenftein gefchlagen; eine befondere Bezüglichkeit
auf die erjtere zeigt fi) nur in den Körtlingen (Sechſern), auf
denen das auf einem durchgehenden Kreuze liegende B auf ‚Blan-
fenburg’ doch wohl nur allein bezogen werben fann.
Der Typus und Charakter der Negenfteiner Gepräge ift wohl
ganz der Braunfchweigifhe, wie wir ſchon oben bezüglich der
Mariengrofchen bemerkten. Diefe Münzforte ſowohl als die Doppel-
Bon ©. 4. v. Miülverftebt. 263
und Fürftengrofchen, waren, mit einer einzigen Ausnahme der Stadt
Magdeburg, in den Stiftern Magdeburg und Halberftadt unbefannt,
dagegen gewöhnlih in den Braunfchweig - Lüneburgiihen Landen.
Mas dagegen die Körtlinge anlangt, jene Halbegroſchen oder Sechs—
pfennigftüde, die nur mit dem Kreuze und dem Buchſtaben B
befannt find, fo erfcheinen fie nad dem Mufter und Vorbilde der
Magdeburger Körtlinge aus der legten Regierungszeit des Erz:
biſchofs Albrecht und den domcapitularisch Halberftädtiichen aus den
dreißiger und vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts gejchlagen zu
fein. Belanntlih waren diefe Münzforten außerordentlid) gering-
haltig und nur vier bis fünflöthig.
Die Münzen, welche die Grafen von Regenftein im 16. Jahr:
hundert ausgehen ließen, repräfentiren nicht jedes Decennium,
gejchweige jedes Jahr defjelben, und man darf wohl annehmen, daß
als Graf Ulrich mit einigen der Jahreszahl entbehrenden Geprägen
feine Münzthätigfeit — vermuthlich furz vor 1540 — begann, die
Münze der Grafen ſehr lange geruht habe, wenn man von dem
an der Spite unferes PVerzeichnifjes jtehenden Hohlpfennig abfieht,
der mir noch nicht zu Gefichte gefommen und der anjheinend
ein den erften Decennien des 16. oder den leten des 15. Jahrhun—
derts angehöriges Gepräge if. Nah dem Grafen Ulrich (1529 —
1551) haben feine drei Söhne Ernft, Botho und Kaspar Ulrich),
aber nur gemeinjchaftlic (obwohl Botho bis 1594 lebte), dann des
Erjteren Sohn Martin (F 1597) und endlich defjen einziger Sohn
Sohann Ernft, der Lette ſeines Stammes (f 1599), gemünzt.
Die Münzen der Grafen von NRegenjtein bejtehen übermwiegend
in Kleinen Münzforten, als Grojchen, Mariengroſchen, Körtlingen,
Dreiern und (Hohl-) Pfennigen; Kupfermünzen, die im 16. Jahr—
hundert in Niederfachfen nicht üblich waren, find auch von ihnen
nicht ausgegangen. Doppelgrofchen bringt zulegt das Jahr 1567,
wenn ed nicht etwa noch einen undatirten Doppelgrojchen vom
Grafen Martin giebt, wis mir zweiflhaft it. Grobe Münzſorten
find nur aus den erften Zeiten der Wiederaufnahme des Münz-
werfes vorhanden, nämlich Thaler von 1540 und 1546 und halbe
Thaler von 1546. Derjelben Zeit gehört auch ein in zwei Stem-
peln befannter Goldagulden des Grafen Ulrich an.
Auf die ganze Präggzeit der Grafen im 16. Jahrhundert
fommen folgende Münzforten den Jahren nad:
1) Goldgulden ohne Jahrzahl.
2) Thaler 1540 und 1546.
3) Halbe Thaler 1546.
4) Doppelgroſchen, ohne Jahr. 1551. 1552. 1556. 1562.
1565. 1566. 1567.
264 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ıc.
5) — ohne Jahr. 1546. 1548. 1549. 1550.
1551.
6) — 1596. 1597. 1598. 1599.
7) Körtlinge ohne Jahr. 1546. 1547. 1548. 1553.
8) Kreuzer? 1587.
9) Dreier ohne Jahrzahl. 1555. 1557 (?) 1563. 1565.
1569. 1597. 1598.
10) Pfennige (Hohlpfennig) ohne Jahrzahl.
Von den im 16. (und 17.) Jahrhundert bei faft allen mün-
zenden Fürften üblichen Gedenkmünzen auf Sterbefälle (Sterbe-
münzen) ift auch von den Grafen von Regenftein eine befannt,
nämlich eine, in Halbortsgröße und Werth auf den Tod des Grafen
Martin (1597), die auch als Klippe fich erhalten hat. Bon ſolchen
Probejhlägen in Klippenform hat fi) auch der eines Doppelgro=
ſchens vom Fahre 1551 erhalten, Daß diefe beiden Klippen zu
den größten Seltenheiten gehören, bedarf feiner Erwähnung.
Aus der obigen Weberficht ergiebt fih, daß vom Jahre 1569
bis 1596 das Münzwerk der Grafen von Negenftein geruht hat.
Während der Münzperiode der Grafen von Negenftein im
16. Jahrhundert find von den einzelnen Negenten folgende Münz-
forten ausgegangen:
1) vom Grafen Ulrich (F 1551): Goldgulden, Thaler, halbe
Thaler, Doppelgrojchen, Mariengrofchen und Körtlinge,
2) von den Grafen Ernſt, Botho und Kaspar Ulrid
gemeinjchaftlih : Doppelgrofhen, Mariengrofchen, Körtlinge
und Dreier (auch Hohlpfennige ? und Kreuzer ?),
3) vom Grafen Martin (1581 — 1597): (Doppelgrojchen?),
Groſchen und Dreier,
4) vom Grafen Johann Ernft (1597 — 1599): Grojchen
und Dreier,
und zwar find von datirten Münzen befannt:
a) vom Grafen Ulrich aus den Jahren 1540. 1546. 1547.
1548. 1549. 1550, 1551;
b) von den drei Brüdern aus den Sahren 1553. 1556. 1557.
1562. 1563. 1565. 1566. 1567 und 1569;
c) vom Grafen Martin nur aus den Jahren 1596 und
1597, aber noch ein Zwittergrofhen von 1598; endlich
d) vom Grafen Johann Ernft von 1598 und 1599.
Das Gepräge der Regenfteiner Münze ift, was die Sorten
vom Doppelgrojchen ab anlangt, fafl flüchtig und roh zu nennen,
mit Ausnahme der Mariengrofchen, die einen jorgfältigeren Etempel-
Ihnitt zeigen, und nädjft ihnen die Körtlinge. Eine gewiffe Mans
nigfaltigfeit im Gepräge läßt fich den Negenfteiner Münzen nicht
Don ©. U. v. Millverftebt. 265
abfprehen, ſchon dadurch, daß neben den Mariengroſchen auch
Doppel» oder Fürftengrojchen und Körtlinge gemünzt murden.
Der Revers der letzteren ift ein abjonderlicher und in den Harz-
gegenden ungebräuchlicher, nämlich die Bezeichnung der Rückſeite
mit einem über das ganze Münzfeld gehenden, die Umfchrift thei-
lenden langen, fchmalen (mit einem B belegten) Kreuze, wie es
befanntlih die Münzen der Hanjeftädte und bejonders der Meflen-
burgifchen Städte Wismar und Roſtock, aber auch namentlid) der
Städte Göttingen, Eimbeck und Nordheim, fowie auch Schil—
linge des deutſchen Ordens im 15. Jahrhundert zeigen und
endlih ein, fehr wahrſcheinlich für den Kandel mit den Ditfee-
jtädten bejtimmter, nur in einem in der Sammlung des Verfaſſers
befindlichen Eremplare befannter foftbarer Doppelicilling der Stadt
Magdeburg vom Jahre 1599.
Bon Regenfteinihen Münzen bejigen wir ſchon aus älterer Zeit
einige Abbildungen, die mehr oder weniger getreu find. Ich
führe 3. B. die des Thaler v. %. 1540 in Adam Bergs Münz-
buh ©. 96 an, ferner zwei Doppelgrofhen der drei Brüder, der
eine ohne Jahr, der andere von 1565 auf ©. 41”, des von Matth.
Stödel zu Dresden 1572 herausgegebenen Münzbuches, der Thaler
von 1540 auf S. 48 des 1573 zu Leipzig erfchienenen W. Stür-
merjchen Münzbuches, wo fi) auch S. 117 die beiden vorgenannten
Doppelgrofchen abgebildet finden. Endlich findet fi eine Abbil-
dung des Goldguldens in Hoffmanns Münzſchlüſſel und der Marien:
grojhen Graf Ulrichs vom Jahre 1550 in dem 1601 zu Xeipzig
erichienenen Münz- Valvationsbuhe von W. Stürmer. Hier ift
derjelbe auf 4 Pf. Meißniſcher und 8 Pf. Lübifher Währung
devalvirt, und bejjer als ein Jeverſcher Mariengroihen v. J.
1561, aber geringhaltiger al3 die gleichzeitigen Mariengrofchen der
Städte Hannover, Goslar, Eimbeck und Nordheim ift. Die
Doppel= oder Fürjtengrojchen find in den Münzbüchern von 1572
auf 10 Pf. Meifnifcher Währung gewürdert, in dem v. %. 1573
aber der ohne Jahrzahl auf 8 Bf. 1 Heller Meifniih und 10 Pf.
Lübiſch, während der von 1565 auf 1 Schill. 1 Pf. Lübiſch tarirt
ift. Die Geringhaltigfeit der Negenfteiner Goldgulden führte 1579
zu ihrem Berbote.
Leibrod und Leitzmann heben die gegenwärtige Seltenheit
der Gräflich Regenſteinſchen Gepräge hervor. Es ift dies zum
Theil richtig, wie fih auh in den Münzauftionsfatalogen, 3. B.
von Götz, Bildt, Röſer u. ſ. w. nur fehr wenige Stüde ver-
zeichnet finden; indeſſen iſt es mir doch gelungen, eine Samm-
lung von gegen 40 verjchiedenen Geprägen zufammen zu bringen,
unter denen fich aber freilich fein Stüd befindet, dem das Prädikat
266 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter zc.
befonderer Seltenheit beizufügen wäre. Dies möchte nur
gebühren den Goldgulden, Thalern, halben Thalern und
den erwähnten Klippen, fowie der Sterbemünze. Demnächſt folgen
die Doppel= oder Fürftengrofhen und dann die Mariengrofchen;
am gemwöhnlichiten Fommen meine Cradtens die Körtlinge, ſowie
die Grofchen von Martin und Johann Ernft vor, während die
Dreier beider Grafen nicht fo häufig zu fein feinen.
B. Braunfhweigifhe Münzen für die Grafſchaften
NRegenjtein und Blanfenburg?
Bei einer Meberficht über die noch jett zahlreich vorfommenden
Braunfchweigifchen Kippermünzen aus der Zeit von 1619 — 1621,
wie fie jede größere Sammlung enthält und zahlreich in dem ver-
dienftvollen Graf von Knyphauſiſchen Kataloge befchrieben und im
zweiten Theile abgebildet find, muß der Natur diefer Gepräge nad)
e3 fraglich erjcheinen, ob fie überhaupt die Beitimmung hatten, in
beftimmten Territorien des Braunfchweiger Staates Geltung zu
haben und ob fie für dieſe fpeciell ala bejtimmte Münzen für die
Grafſchaften Blanfenburg und Regenjtein geprägt wurden. Mit
Sicherheit mag ſich dies Lebtere vielleiht nur von dem fupfernen
Dreiflitterftüfe mit dem gekrönten R behaupten lafjen; von den
übrigen 7 Stüden unter den Abbildungen des obigen Katalogs ift mir
diefe Qualität fehr zweifelhaft. Denn ich finde auf feinem derſelben
(von den nur aus ungenügenden Beichreibungen befannten abge-
jehen) das Wappenbild der einen oder beider Grafichaften der
Wirklichkeit gemäß und jo dargeltellt, wie e8 von Braunfchweig
ſchon vor jener Zeit übernommen ward. Die querliegende
Hirfhitange, die jede der Graffchaften führte, wurde in ihrer
Doppelzahl von Braunfchweig wenigſtens nicht zu einem Hirſch—
geweih formirt und fonnte es auch nicht werden; nur Kurbran—
denburgiſcher Seits ijt die8 mehr als 50 Jahre ipäter auf den für
die Graffchaft Negenftein 1675 und 1676 gejchlagenen Gulden vor-
übergehend gejchehen. Vielmehr möchte ich mich der Anficht zuneigen,
daß das nicht aus zwei nebeneinandergeftellten, fondern unten ver—
bundenen Hirfchitangen bejtehende Wappenemblem für die Grafichaft
Daffelzu gelten habe, zumal fi auf allen Geprägen Beizeichen :
ein Punkt (Kugel) oder eine Rofe innerhalb des Geweihs finden
und auf einem völlig parallelen Stüde das ganze Gemweih innen
und außen mit Kugeln oder Punkten umgeben ift, jo daß es an ber
genannten Stelle Il, ©. 24 Nr. 7600, vgl. ebendaf. Taf. IV.) geradezu
als mit dem gräflih Dafjelihen Wappen verjehen bezeichnet iſt.
Bol. Bildt Münzfatalog I. ©. 380 Nr. 3777. Es wird daher
Bon ©. A. v. Millverftebt. 267
auch der Pfennig zu diefer fraglichen Münzjorte gehören, wie nicht
minder der Grofhen von 1620 ‚mit dem quadrirten Wappen’,
welches vermuthlich dafjelbe ift, wie auf dem Dreier s. a., nämlich
mit dem Lüneburger Löwen im 1. und 4. Felde, und nicht mit den
vier Hirſchſtangen.
Wir haben nichts dejtoweniger diefen Geprägen einen Platz in
unferm Verzeichnifje geben wollen, bei der Möglichkeit einer Bezie-
bung auf die Graffchaften Blankenburg und Regenftein. Mir fcheint
aber eine ſolche Bezüglichfeit um desmwillen nicht evident, weil fie
in der Umfchrift fehlt und die vom Herzoge Friedrich Ulrih 1620
und 1621 mit dem Wappen der Grafichaft Hohnftein für die—
jelbe geprägten Groſchen und Doppelgrofchen (S. Graf v. Anyp-
haufen Münz- Kat. I. ©. 202. 203) ausdrücklich al3 Monetae
novae argenteae comitatus Honsteinensis oder M. N. A. H.
bezeichnet find.
Auf das Prädicat bejonderer Seltenheit dürfte wohl nur der
Kupferpfennig Anfpruh machen fönnen, wenn auch mehrere ber
übrigen Gepräge diefer Kategorie nicht allzu gewöhnlich find.
C. Kurbrandenburgiihe Prätenfion.
Die kleine Münze, welche die einzige diefer Rubrik bildet, ift
erft vor nicht zu langer Zeit befannt geworden und ift, mie fchon
angeführt, hier für eine Kurbrandenburgifche, dort für eine Halber-
ftädtifch-Negenfteiniche, der Zeit des Cardinals Albrecht, als Admi-
niftrator8 des Stifts Halberftadt angehörige, erklärt worden. Wir
halten es aber, worin uns auch der 2. Theil des Anyphaufifchen
Münz-Katalogs beiftimmt, für ein viel fpäteres, von Kurbranden-
burg zur Kennzeihnung feiner Anſprüche auf die Grafihaft Regen—
ftein ausgegangenes Gepräge. Diefe Berechtigung gelangte aber
erit durch den Weſtfäliſchen Friedensſchluß 1648 zur Anerfennung
unter Berüdjihtigung der Beſitzrechte der Grafen von Tättenbach,
denen die Grafichaft iusto modo im J. 1643 zu Lehn gegeben war.
Nichts deftomeniger kann ſchon damals dem Brandenburgijchen
eventuellen Succeffionsrechte durch jenes Münzchen Ausdrud gegeben
fein; weder die Form noch der Typus der Münze dürfte einer
ſolchen Zeitbeſtimmung widerſprechen. Abſichtlich wählte man viel-
leicht ein ſo unſcheinbares Gepräge ſtatt größerer, ohne Umſchrift
kaum zu prägender Vollmünzen, die wohl kräftigen Widerſpruch
hervorgerufen hätten, wie denn bekanntlich auch Kurfürſt Friedrich
Wilhelm im J. 1663 die befannten ſehr geringhaltigen Drittel⸗
und Sechſtelſtücke mit bisher ungewöhnlichem Gepräge nad) der Sta—
bilirung ſeiner Anſprüche auf das Erzſtift Magdeburg ausgehen
ließ, unter wenn auch nicht ganz ſo planer Ausdrucksweiſe ſeines
268 Die Münzen d. Grafen von Negenftein im neueren Zeitalter ꝛc.
Rechtes in der Umfchrift, wie fie fpäterhin die Magdeburger und
Regenfteiner Gulden und resp. Achtgroſchenſtücke durch die Worte:
Dux Magdeburgensis und Moneta nova Reinsteinensis aufmwiefen.
Wo der Hohlpfennig mit dem combinirten Adler- und
quadrirten Regenfteiner Schilde geprägt wurde, ift bis jest noch nicht
feſtzuſtellen geweſen.
Zu weiteren Forſchungen über das Zeitalter der Entſtehung
der kleinen Münze wird es aber vielleicht dienlich fein, hier noch
einmal die Schidjale der Grafichaft Regenftein nach dem Erlöfchen
des Grafenhaufes kurz zu verzeichnen. Während die Grafichaft
Blankenburg troß der 1599 — 1600 Stolbergijcherfeit3 erhobenen
Anfprühe an Braunfchweig fiel, nahm das Domcapitel zu Halber-
ftadt die Grafſchaft Regenftein als eröffnetes Lehen in Beſitz und
belehnte mit ihr feinen . Bischof, den Herzog Heinrih Julius von
Braunfchweig, und nad deſſen Tode feinen Nachfolger Herzog
Friedrich Ulrih im Jahre 1614. Tin Folge der politifchen Ereig—
niffe vom Kaifer eingezogen, wurde die Grafichaft 1628 dem Grafen
Marimilien von Wallenftein übergeben, defjen Befit aber 1634 an
die Schweden verloren ging. Schon zwei Jahre jpäter wurde das Stift
Halberitadt wieder reftituirt und fein Bifchof, der Erzherzog Leopold
Wilhelm, gab die Grafihaft 1643 dem Grafen von Tättenbach zu
Zehn, in deflen Haufe fie bi8 zum Jahre 1670 (1672) verblieben
it. Zum Nachtheil des Stifts fuchte der neue Yandesherr die Graf:
Ichaft im Jahre 1644 an Braunfchweig auszuantworten — morüber
ein geheimer Vertrag eingegangen wurde — aber diefer neue Plan
fcheiterte ebenfo, wie der zehn Jahr jpäter verjuchte, die Grafichaft
dem Herzoge von Kurland zu verfaufen. Im Jahre 1656 fuchte
Braunfchweig wieder feiten Fuß in der Grafihaft zu fafjen, aber
Kurbrandenburg opponirte dagegen Fräftig, doch ſchwebten noch 1659
Mißhelligkeiten zmifchen beiden Mächten, nachdem der Graf von
Tättenbah in Anerkennung der Kurbrandenburgifchen Lehnsober-
hoheit (feit 1648) im Jahre 1658 von der Halberftädtifchen Regie-
rung belehnt worden war. Nach dem Tode des Lehnsbeſitzers, des
Grafen Leopold Wilhelm v. T. zog 1661 die gedachte Regierung
auf Furfürftlihen Befehl die Grafihaft ein und beitellte zur Ver—
waltung derfelben einen eigenen Kanzler, da der Graf Johann
Erasmus v. T., im %. 1662 bei Braunfchweig feine Belehnung
nachgeſucht und fie bald darauf vom Kaiſer auch empfangen hatte.
Allein der Kurfürſt proteftirte dagegen und mußte feinem Rechte
Geltung zu verichaffen, jo daß der Graf v. T. ihn als Lehnsheren
anerfennend nun die Grafichaft von der Regierung des Fürftenthums
Halberftadt zu Lehn empfing. Indeſſen dauerten die Succeffions-
ftreitigfeiten zwifchen den Grafen Johann Erasmus und Gottfried
Bon G. 4. v. Mülverftebt. 269
Wilhelm v. T. fort, die aber mit der Beftätigung des Lehnsbeſitzes
des Erfteren, aber auch mit der 1666 gejchehenen Beſatzung der
Feite Negenftein durch Brandenburgiihe Truppen endigten. Zu
diefer Zeit beabfichtigte der Kaifer einen Ankauf der Grafſchaft
behufs Ausgleihung mit dem Kurfürften in Betreff des Fürften-
thums Jägerndorf; allein es kam dies nicht zu Stande, und als
Graf Johann Erasmus v. T. wegen feiner Betheiligung an den
hochverrätherifhen Plänen der Ungariſchen Magnaten Zriny, Naädasdy
und Frangipani gegen den Kaiſer Leopold I. auf deſſen Befehl
in gefänglihe Haft genommen morden war, nahm der Kurfürft
die Grafihaft 1670 einftweilen in Sequeftration und zog fie nad)
beendigtem Prozeß und der Enthauptung des Grafen als eröffnetes
Zehn ein. Im Fahre 1671 wurde die Gräflih Tättenbachſche
Regierung aufgelöft und die Verwaltung der Grafjchaft der Negie-
rung zu Halberſtadt unterjtellt. Die im folgenden Jahre verſuchte
Geltendmahung der Succeſſionsanſprüche des Grafen Gottfried
Wilhelm v. T. blieb ohne Erfolg.
D. Münzen unter der Herrfhaft der Grafen
von Tättenbad.
Auch diefe Rubrik umfaßt nur zwei Stüde, deren Prägung
die Folge des Lehnsbefizes der Grafichaft Negenftein war, indem
die Grafen, die jonft durch das Münzregal nicht ausgezeichnet waren,
diejes ihren VBorbefigern den Grafen von Regenjtein zujtehende Recht
ausübten: Da nur Thaler und Doppelthaler (von denen der lettere
auch im 20. Bande der Köhlerjchen Münzbeluftigungen abgebildet ift)
gejchlagen zu fein fcheinen oder wenigſtens nur befannt geworden
find, fo erjcheinen die Prägungen nur honoris causa erfolgt zu
fein, nit um dem Geldbedarf in der Grafſchaft zu begegnen, in
welcher der Bedarf an grobem Courant wohl durch die umfänglichen
Braunfhweiger Ausmünzungen gevdedt wurde. Die beiden Tätten-
badher Thaler find von befonderer Seltenheit. Die Genealogie der
Grafen v. T. findet fih bei Hübner Genealog. Tabellen II.
881 — 886, v. Hattftein die Hoheit des Teutihen Reichs -
Adels III. S. 525 — 534 und Zedler Univerf. » Lerifon XLI. Sp.
1382 — 1391.
E. Münzen für die Graffhaft NRegenftein unter
Kurbrandenburgiiher Hoheit und im Beſitze des Kur—
fürften Friedrich Wilhelm.
Die im vorangehenden Abjchnitt C gegebene kurze Darftellung
wird gezeigt Haben, mit welcher Mühe Kurbrandenburg feine wohl—
270 Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter 2c.
erworbenen Anfprüche auf die Grafichaft durchzufechten hatte, aber
auch, welchen Werth es auf den Befit derjelben legte. Der Kur-
fürft, jehr verftändiger Weife bemüht, jedem jeiner neu erwor—
benen, und wenn auch mit feinen Erbftaaten vereinigten Territorien
feine althergebrachten Rechte und Verfaffung zu belafjen, ja aud)
den abweihenden Münzfuß und Münzforten zu fchonen, ließ
befanntlih in feinen Clevifchen Erblanden ſowie in Preußen beides
beitehen, in der Grafichaft Regenftein dagegen, wo Ausmünzungen
feit dem Ausfterben des Grafenhaufes — denn von den Luruö-
münzen der Grafen von Tättenbah kann füglich abgejehen werden
— nicht vorgenommen morden waren, waren dieje zulest bier
geprägten Münzforten ungefähr derjelben Art und von demjelben
Münzfuße, wie in Kurbrandenburg, jo daß es der Einführung oder
Beibehaltung bejonderer Regenſteinſcher Münzen nicht bedurfte.
Nihtsdeftoweniger wurden einige Zeit nad) der Befigergreifung der
Grafihaft die Ausprägungen von Münzjorten nah Brandenbur-
giſchem Münzfuße, jedoh nur von Gulden und Drittel» (Halb-
gulden=)jtüden vom Kurfürften angeordnet, welche ſich durch die
Umfchrift der Nüdjeite (moneta nova Reinsteinensis) als Münzen
für die Grafſchaft Regenftein darftellen follten. Sie waren aber
nicht jomohl Gepräge für den Handel und Wandel ausfhlieglid in
der Grafihaft, als vielmehr, gleich den Magdeburger Gulden von
1683, nur gemwifjermaßen SouveränitätSmünzen, welche die Welt
auch auf ſolche Weife mit dem neuen Ländererwerb befannt machen
jollten. Das beweiſt auch, daß die Ausmünzung einer pecififchen
Scheidemünze für die Grafjchaft unterblieb; nur Gulden wurden in
den Jahren 1674. 75 und 76 und Adhtgrofchenftüde in den
Sahren 1675 und 76 ausgemünzt, die fämmtlich durch die Umschrift
Moneta nova argentea Reinsteinensis gefennzeichnet find. Nach)
dem Jahre 1676 fanden feine derartigen Ausmünzungen jtatt.
Aus jedem jener drei Jahre Fennen wir Gulden in mehreren
Stempeln, während die Halbgulden von 1675 und 1676 nur in
je einem Stempel bis jest vorgefommen find. Die letteren find
von bejonderer Seltenheit.
Es darf als ziemlich gewiß gelten, daß die Münzjtätte für
diefe Münzen, von denen einige Stüde in Lucius Schrift von
den Guldinern (Nürnberg 1676) und dem Weylichen Kataloge
der Fonrobertſchen Münzjammlung (Berlin 1877) abgebildet find,
Halberjtadt war, worauf auch der Name des Münzmeiſters deutet,
defjen Anfangsbuchſtaben die Münzen tragen, nämlich I—A, d. h.
Johann Arensberg. Diefer fungirte aber nicht, wie in dem leßt-
genannten Kataloge s. n. 4721 bemerkt ift, in Reinftein, ſondern in
Halberjtadt, und man muß annehmen, daß er der Sohn eines
Bon ©. U. v. Mitlverftebt. 271
gleichnamigen Vaters geweſen fei, von welchem Iegtern es im Kirchen-
buche, wo er Arenspurg gejchrieben wird, heißt, daß er, der gemwe-
jene Münzmeifter in Halberjtadt, am 24. November 1667, 74 Jahr
alt, daſelbſt geftorben jei.! Hiermit fteht e8 nicht im Einflange,
wenn es von Lesterem in Schlickeiſens bekannter Schrift über
die Abkürzungen auf Münzen u. ſ. w. ©. 144, wo der Name
Arendsburg gefchrieben ift, heißt, daß er von 1653 — 65 in Hal-
berftadt, dann aber in Zerbit „und Reinftein“ von 1666 — 1676
als Münzmeijter im Amte geftanden habe.
Zum Schluſſe fühle ich mich noch gedrungen, meinem verehrteften
Freunde, dem Ehrenmitgliede ded Harzvereind R. Liegmann, der
mich durch Uebermittelung von Abdrüden verjchiedener im Föniglichen
Münzkabinet zu Berlin befindlicher Regenſteinſcher Münzen und
auch ſonſt weſentlich unterftüst bat, außerdem auch dem Herrn
Hauptmann v. Graba hierjelbit, einem eifrigen Münzforjcher,
der mir gleichfalls mancherlei Beihülfe hat angebeihen lafjen, auch
an dieſem Orte meinen verbindlihen Dank auszufprecen.
A. Münzen der Grafen von Regenitein.
(e. 1540 — 1599.)
Unbeftimmt saec. XVI?
. ——. Hohlpfennig. Wappenſchild. Von Billonfilber.
©. v. Marettiih Münzkatalog Wien 1863 II.
©. 169 Nr. 13406.
Graf Ulrich 1529 — 1551.
s. a. Goldgulden. Av. Einfeldiger einfach behelmter Wap-
—
Bo
penichild. - MONE - NOV - — : AVR - VL.
C- I: R:- Rev. Der gefrönte Doppeladler - CA-
ROL- V-.—.RO .I.8S.A. ImE Münz-
fabinet zu Berlin. S. Kühne Zeitichrift für Münz>,
Siegel» und Wappenfunde. Neue Folge I. Nr. 50
mit Abbildung.
3. s. a. Goldgulden. Wie vor., aber dad N in moneta ift
verkehrt. Die Umfchrift des Rev. lautet: CAROLVS
- V. ROM - IMP.S.A. ©. Hoffmann Münz-
ſchlüſſel I. S. 288. Taf. 4. Köhler Ducatencab. Nr.
2426. Nur 17 Karat 3 Gr. fein; daher 1579 verboten.
Num. Zeit. 1862 Sp. 50 Nr. 39.
1) Mittheilung des verft. Herrn Erbſchenken Neichsfreiheren Grote zu
Schauen.
N
-]
1.
_
*
Die Münzen d. Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter ꝛc.
. 8.2. Mariengrofchen. Av. Einfacher behelmter Wappenſchild.
VLRICVS COM. IN. REGENST. Rev. Die heil.
Jungfrau Maria in Strahlen - MARIA MAT - SAL-
VAT : ©. Numoph. Molano -Böhm. p. 686 Nr. 164.
Num. Zeit. 1862 Sp. 50 Nr. 41; vgl. Gr.v. Thott
Münzfatalog. Kopenhagen 1790 ©. 818 Nr. 7134.
. 8.2. Mariengroichen. Wie der vorig., aber MATER ©.
Althof Münzverz. S. 316 N. 158; Num. Zeit 1862
Sp. 50 Nr. 42.
. 88 „Münze“ von Graf Ulrich, 3,5 Loth ſchwer. S. Sedl—
maier Münzkatalog, Münden 1869, ©. 173 Nr.
12845.
s. a. Körtling. Av. Einfaches behelmtes Wappen. VLRI-
CVS 7 CO x IN „ REGEN . Rev. B auf einem
langen die Umſchrift theilenden Kreuze. Umſchr.:
ACı D—OM. I—BLA-—KEN. ©. Num. Zeit. 1862
Sp. 50 Nr. 40, bier irrig als Grojchen bezeichnet,
Götz, Grojchenfab. II. ©. 1232 Nr. 8739.
1540. Thaler. Av. Behelmtes quadrirtes Wappen. Zwiſchen
15—40 Umjcdr.: VLRICHS x COMES = IN x
REGENSTEIN. Rev. Gekr. Doppeladler und CA-
ROLVS V » ROMA *» IMP = SEMP =» AVG = ©.
v. Madai, Thaler - Kabinet III. S. 415 Nr. 1851.
Ad. Berg Münzgbuh S. 46 mit VLRICVS. Num.
Zeit. 1862 ©. 50 Nr. 43. Abgebildet in Nieder-
ſächſ. Valvation allerlei grober und Heiner Münz-
jorten. ® :
. 1546. Thaler. Av. Behelmter quadrirter Schild, zu den
Seiten 15—46. VLRICVS * COMES # IN RE-
GENSTEIN. Rev. Gefrönter Doppeladler. CARO-
LVYS # V » ROMA » IMP » SEMP =» AVG. ©.
Erbftein die Schultheß-Rechberg Münzjammlung II.
©. 285 Nr. 5514 (mit 30 Rthlr. bezahlt). Num.
Zeit. 1862 Sp. 51 Wr. 44; Didwann Münzjamml.
Nr. 3232; Hagenfhes Orig. Münzkab. S. 371.
. 1546. Halber Thaler. Av. Behelmtes Wappen zwifchen
15—46. Umjcrift: VLRICVS : COMES : IN : RGEN-
STEIN. Rev. Gefrönter Doppeladler. Umſchrift: CA-
ROLVS : V : ROM : IMP : SEMP : AVG ;
v. Madai Thaler - Kabinet Nr. 4339; Weiſe Gulden-
Kabinet Nr. 1723; Num. Zeit. 1862 Ep. 51
Nr. 45.
®11. 1546.
* 12. 1546.
13. 1546.
*14. 1547.
15. 1547.
*16. 1547.
#17. 1548.
18. 1548.
*19, 1548,
20. 1548.
Bon ©. 4. v. Miülverftebt. 273
Mariengroſchen. Av. Vierfeldiges behelmtes Wappen,
unten zwifchen 4-6. Umſchr.: VLRICVS r CO-
MES ı IN ı REGENST Rev. St. Dlaria in
Strahlen. MARIA 1 MAT ı — ER r SALVAT.
5. Praun Vollſt. Braunfhmw.-Lüneb. Münz- und
Med. Kab. Nr. 1194; Num. Zeit. 1862 Sp. 51
Nr. 47.
Körtling. Wie d. vor., aber einfadher Wappenfchild
und REGENS und neben der Mitte des untern
Kreuzſchenkels 4 — 6. S. Gräfl. v. Anyphaufifches
Münz- Cab. Hannover 1872 ©. 381 Nr. 6905.
Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 46.
Körtling. Ganz wie vor., aber quadrirter behelmter
Wappenſchild. S. Ebendajelbft a. a. D. Nr. 6906.
Körtling. Av. Wie Nr. 7, aber & VLRICVS -
C. I. REGE. G und 4—7.
Körtling. Wie Nr. 7, aber 4—7 und REGENS ©.
Gräfl. v. Knyphauſiſches Münzkabinet a. a. D.
Nr. 6908. Appel, Repertor. III. Nr. 2631;
Bretfeld - Chlumzansfi Münzverzeihnig Nr. 32294
mit BLA — KEM. Num. $eit. 1862 Sp. 51
Nr. 48.
Körtling. Av. wie Nr. 7. aber 4--7, Rev. wie
Nr. 7. Gr. v. Anyphaufen a. a. D. Nr. 6907.
Mariengrofhen. Av. Einfacher, behelmter Wappen-
jhild, daneben 4—8. Umfdr.: VLRICVS 7 COM
1. IN REGENST. Rev. Die heil. Jungfrau Maria
in Strahlen MARIA - MAT—ER - GA—IWVAT
(? ? SALVAT :) ©. Köhne Neue Beitr. 3.
Groſchen-Cabinet S. 53 Nr. 1085; Num. Zeit.
1862 Sp. 51 Nr. 50.
Mariengroihen. Av. Wie vor., aber vierfeldiger
behelmter Wappenſchild und J vor VLRICVS und
REGENST. Rev. wie vor., aber MARIA g MAT
— ER r SALVAT. ©. Erſter Nahtrag zum gräfl.
v. Anyphaufifhen Münz- und Med. - Kabinet. Han-
nover 1877 ©. 205 Nr. 9881.
Mariengrofchen. Av. wieNr. 17, aber IN REGONST
(!), Rev. wie Nr. 17, aber MARIA MAT —ER -
SALVAT.
Körtling. Wie Nr. 7, aber 4—8. ©. Num. Zeit.
1862 Sp. 51 Nr. 49; Hartmann, Münzver-
Zeitſchr. d. Harzvereins. XL 18
274 Die Münzen d. Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter ıc.
zeichnig Nr. 1710. Hamburgerfcher Münzauctions-
fatalog 1875 ©. 211 Nr. 4226.
21. 1549. Mariengroſchen. Av. Wie d. vor. von 1548 Nr. 17,
aber zwiſchen —9. Umſchr.: Kleeblatt VLRICVS r
COM ı IN ır REGENST. Rev. wie d. vor. von
1548 (Nr. 17), aber MARIA - MAT — ER -
SALVAT. Im f. Münzfabinet zu Berlin. Der
Hamburgerihe Münzfatalog 1875. ©. 211 nennt
dieſes Stüd eine breite Münze, mit welchem
Recht ift nicht Har. S. Erfter Nachtrag zum gräfl.
v. Knyphauſ. Münzfabinet ©. 20 Nr. 9882.
22. 1549. Mariengroichen. Wie d. vor., aber CO. ©. Appel
Repert. II. ©. 2632. Num. Zeit. 1862 Sp. 51
Nr. 51.
*23. 1549. Körtling. Av. Einfeldiges behelmtes Wappen. VL-
RIC -» C » — I: REGEN. Rev. wie Nr. 7,
aber unten 4—9, oben links ein Kleeblatt; Umſchr.:
AC- D— OM.I— -BLA—NKE- S. v. Ma—⸗
rettih a. a. O. II. S. 49 Nr. 13407. Gr. v. Anyp-
haufifches Münz - Kab. S. 381 Nr. 6909; Köhne
a. a. O. ©.53 Nr. 1086. Im k. Münzfabinet zu
Berlin. Vgl. v. Braun Br.-Lüneburg. Münzfab.
Nr. 1196 mit BLA— NCKE. Num. Zeit. 1862
Sp. 51 Nr. 52 und 53, wo das Stüd einmal als
Körtling, das andere Mal ala Mariengrofchen bezeich-
net ift.
*24. 154. Mariengrojhen. Av. Einfaches behelmtes Wappen
zwifhen —? Gonft wie Nr. 11.
25. 1550. Mariengrofhen. Av. Einfacher behelmter Wappen-
ſchild zwiſchen 5 —0. Umſchr. VLRICVS -
COM - IN - REGENS. Rev. die heil. Jungfrau
Maria in Strahlen MARIA - MAT— ER - CRI-
STI . Abgebildet in W. Stürmer, Münzbuch Leip-
jig 1601. 4.
26. 1550. Mariengrojchen. Wie vor., aber REGENST Kieeblatt,
und MARIA r MA—TER ru. ſ. w. ©. aud) I. An-
bang zum gräfl. Anyphaufifchen Münzkab. Hannover
1877 ©. 203 Nr. 9883.
27. 1550. Mariengrofhen mit VLRICVS - COM - IN
REGENST . u. MARIA - MAT - SALVAT - ©. Götz
Groſchen-Kab. II. ©. 1232 Nr. 8740; Num. Zeit.
1862 Sp. 51 Nr. 54.
Bon ©. 4. v. Millverftebt. 275
28. 1550. Mariengrojhen. Wie vorftehend, aber MARIA
MATER SALVTIS v. Braun, Braunfchm. -
Lüneb. Münz-Kab. Nr. 1195; Num. Zeit. 1862
Sp. 51 Nr. 55.
29. 1551. Doppelgroiepentlippe. Av. einfacher behelmter Wappen-
ihild. Rev. gefrönter Doppeladler mit 12 auf ber
Bruft. Nur diefe Angabe bei Röſer, Münzfatalog,
Würzburg 1865 ©. 181 Nr. 4675.
29*.1551.2? Mariengrofchen. Diejelbe Darftelung wie Nr. 22
„aber mit S—L.“ v. Bretfeld-Chlumzanzfi Münz-
fatal. Nr. 32293; Num. Zeit. 1862. Sp. 51 Nr. 52.
Soll das heißen 5—1, d. 5. vom Jahr 1551?
Die Grafen Ernft (+ 1581), Botho (7 1594), Caspar
Uri (t 1575) gemeinfhaftlid.
30. s. a. Doppelgroichenklippe. Av. Duadrirtes Wappen. Rev.
Gefrönter Doppeladler mit 12 auf der Bruft und
dem Titel Kaifer Karls V. in der Umſchrift. ©. v.
Klebelsberg, Münzfatalog Wien 1869 ©. 94;
Röfer a a. D. ©. 181 Nr. 4676; irrig als
Biertelthalerflippe bezeichnet. Wurde in der Nuction
mit 5 Gulden 10 Kr. bezahlt.
*31. s.a. Doppelgroichen. Av. Vierfeldiger einmal behelmter
Wappenichild ERNES & PO 8 — & E & CASP 9
V® Rev. der gefrönte Doppeladler mit 12.
Umfdrift: MAXI- D —G. RO. IM zwei gekreuzte
Zaynhafen. Im k. Münzlabinet zu Berlin. Wohl
der in Stödel, Münzbuch Dresden 1572. 4 Taf. 41’
Nr. 3 abgebildete. Vgl. Erfter Nachtrag zum gräfl.
v. Knyphauſiſchen Münzfabinet Hannover 1877
©. 205 Nr. 9885.
.& — Wie der vorhergehende, aber MAX -
—G:-RI(?) » IM- ©. Appel Report. II.
e, 2633; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 60.
*33. 5.2. Doppelgroſchen. Wie vor., aber ſtatt der Punkte
Roſetten.
*34. 8.8. — Wie Nr. 31, aber: -» MAX -
— G . RO » I zwei gekr. Zaynhafen. Einer
bieer Stempel wird der inv. Wellerheim Nr. 7420
und Sedlmeier a.a. O. ©. 133 Nr. 12846
aufgeführte fein.
*35. s. a. Mariengrojhen. Av. Cinfaher behelmter Wappen-
ſchild. ERNST - BOT . — CASPER VLR - Rev.
18 *
32.
un
276
36.
“ST,
38,
*39.
A.
41.
#42.
43.
44.
Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter ꝛc.
Die heil. Jungfrau Maria in Strahlen, auf ihrem
Kleide eine große 9. Umfchr.: - MARIA . MA -
- SA - - 9 SLTRV.
s. a. Körtling. Av. — Wappenſchild. Rev. Reichs⸗
apfel mit 84. ©. Ad. Berg Münzbuch ©. 46”;
Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 66.
s. a. Dreier. Wie Nr. 49, aber ohne Jahrzahl.
s. a. Einjeit. Hohlpfennig. In einem Berlenfreife der
quadrirte Wappenſchild oben H (?) Ad. Berg
Münzbud S. 46”; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 65.
1552. Doppelgrofchen. Av. Vierfeldiges einfach behelmtes
Wappen zwiſchen 5—2. ERN * BOT » E » CO
* I * REGENS Stleeblatt Rev. Doppelabler ohne
Werthzahl aufder Bruft. CAROLVS* V ROMA *
IM * SE * A »k. Wbgebildet in Niederſ. Valva-
tion allerh. grober und Heiner Münzjorten 1572.
1553. Körtling. Av. einfacher behelmter Wappenſchild. ER-
NEST : BB—T-E:-C:.]I- REG - Rev.
langes, die Umfchrift theilendes, mit einem großen
B belegtes Kreuz, oben im linfen Winkel eine Eichel,
unten in den beiden Winkeln 5- 3. Umſchr.:
AC DO — OM — BELA — NB (?) Wahrſchein—
lich doch unrichtig. S. Bildt Münzkatal. Dresden
1818 I. ©. 379 Nr. 3774; Bretfeld Münzfat.
Nr. 32290; Num. Zeit. 1862 Sp. 51 Nr. 57.
1557. (?) Dreier. Av. Behelmtes Wappen. Rev. Reichs—
apfel mit 3, daneben 9—7 (?), ift aber unter den
Münzen der drei Gebrüder befchrieben, alfo wohl
Irrthum ftatt 5— 7 oder 67. Num. Beit. 1862,
Sp. 52 Nr. 62.
155. Dreier. Av. BVierfeldiges behelmtes Wappen, zwifchen
5—? Rev. Gefrönter doppelter Reichsadler.
1562. Doppelgrofchen. Av. behelmtes Wappen. ERNEST -
BOT - E: CER (?) FR - 62 - Rev. gefrönter
Doppeladler mit 12 auf der Bruft. FERD- D-
G - IMPE - ©. Numophyl. Molan. ©. 686 Nr. 165;
Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 58.
1562. Doppelgrojchen. Av. quadrirter behelmter Wappen-
child in der Mitte zwiſchen 6—2. Umfgrift:
ERNS - PO » — E . CASP . V - Rev. gefrön-
ter Doppeladler mit 12 auf der Bruft. Umſchr.:
MAXI-D-G-RO.IM. Abgebildet in Stürmers
Münzbud Leipzig 1573. 4. ©. 117 Nr. 1.
45.
*46.
47.
48.
49.
50.
51.
52.
1563.
1565.
1565.
1565.
1565.
1566.
1567.
1567.
Bon ©. A. v. Mülverftebt. 277
Dreier. Av. Vierfeldiger behelmter Wappenſchild
zwiihen 6 — 3. Rev. Gefrönter Doppeladler mit
Neihsapfel, worin eine 3, auf der Bruft. Im
fünigl. Münzfabinet zu Berlin. ©. Köhne a. a. O.
©. 53 Nr. 1087; Num. Zeit. 1862 Sp. 52
Nr. 59*.
Doppelgrojchen. Av. Duadrirter behelmter Wappen»
ſchild zwiſchen 6—5 ERNS SB POS — ES CASP
& V ®. Rev. Gefrönter Doppeladler mit 12 auf
der Bruft, oben neben der Krone 6—5. Umfdrift:
MAX & D — G 8 IMP &. Abgebildet in
Stödel Münzbud Dresden 1572. 4. ©. 41”. Eben-
jo in Stürmers Münzbud) Leipzig 1573. 4.
©. 117 Nr. 2, aber auf dem Av. Buncte in der
Umfschrift und d. Wappen nicht zwifchen der Jahr—
zahl.
Doppelgroichen. Wie vor.; aber ERNST x BOX
— CASP VLRI und X (d.h. Lilie) MAASD—G
& IMP Im fönigl. Münzlabinet zu Berlin.
Doppelgrojchen. Wie vor., aber ERNS - PO : —
CASP - V- und MAX - D- — G - IMPE - 6—2
©. Ad. Berg Münzbuch ©. 46’; Praun Münz-
fab. Nr. 1197; Num. Beit. 1862 Sp. 52 Nr. 59°.
Dreier. Av. Duahriter behelmter Wappenſchild, unten
linf3 65; Rev. Gefrönter Doppeladler mit Reichs—
apfel, worin 3, auf der Bruft. ©. v. Zehmenfcer
Münzfatalog Dresden 1865 ©. 177 Nr. 4283,
Doppelgrofchen. Av. Vierfeld. behelmtes Wappen
zwiſchen 6—6. Umſchrift: © ERNS& PO 8 —
&E 8 CASPS®V& Rev. Gelr. Doppeladler mit
Reichsapfel auf der Bruft, worin 12. Umfchr.: MAX
- D—G:-RO.I zwei gefr. Zaynhafen. ©. Eriter
Nachtrag zum gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzkabinet
Hannover 1877 ©. 205 Wr. 9884.
Doppelgroichen. Wie Nr. 46 (und 43°), aber
ERNES -: BOT: E:- C:- I: R: FR: 67. ©.
Peaun Münzfab. Nr. 1197; Num. Zeit. 1862
Sp. 52 Nr. 61.
Dreier? Av. Quadrirter Wappenſchild, darüber 1567
Rev. Gefrönter Doppeladler mit 2 (?) auf ber
Bruft, wohl irrig ftatt 3. ©. Ad. Berg Münz—
buh ©. 46”; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 63.
278 Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter ꝛc.
93.
54.
9.
#56.
"7.
*88.
59.
60.
61.
62.
*63.
1569. Dreier. Wie vorſtehend, aber 1569 und 3 auf der
1596.
1596.
1596.
1597.
1597.
1597,
1597.
1597.
1597.
Bruft des Doppeladlerd. ©. Ad. Berg a. a. O.
Sp. 46? und Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Ne. 64.
Graf Martin 1581 — 159.
Doppelgroichen? Av. Behelmtes Wappen, zu jeder
Seite ein Zaynhafen. Rev. Doppeladler. Umfchrift
? ? ©. Appel Repert. III. Nr. 2635; Num. Beit.
1862 Sp. 52 Nr. 67 aus Leigmannd Sammlung.
Groſchen. Av. Duadrirtes Wappen zwifchen zwei
Sternen MARTIN - COM - I -REIN - E - BLA
Rev. Reichsapfel mit 24, oben 9—6. Umſchrift:
RVDOL - z- ROM - IM - SEM ·; AVG - ©. Rum.
Beit. 1862 Sp. 52 Nr. 68.
Groſchen. Wie vorftehend, aber ohne Sterne, jedoch
ET - und AV.
Stoichen. Mie Nr. 55, aber AV.
Groihen. Av. Duabrirter behelmter Wappenſchild.
MARTIN - CO - I - REIN - ET : BLA. Rev.
Neichsapfel mit ZA, oben I—7. Umfdrift:
RVDOL - z: ROM : IM. SEM : AV - ©. Ulrich⸗
her Münzkat. Dresden 1811 ©.68 Nr. 1524;
Köhne a. a. O. ©. 54 Nr. 1089; gräfl. v. Anyp=
hauſiſches Münzfab. S. 391 Nr. 6910, wo aber
nit zZ in der Reversumfchrift.
Groſchen. Wie vor., aber MARTIN - C -I- REIN
. ET - BLA und RVDOL - z- ROM - IM -
SEM - A - Im k. Münzfabinet zu Berlin. ©. Erfter
Nachtrag zum gräfl. v. Anyphaufifhen Münzkab.
©. 206 Nr. 9887.
Groſchen. Avers wie vor., aber IN REINS und
BL; Rev. wie Nr. 58 ohne zZ; ©. Erjter Nadtr.
zum gräfl. v. Anyphaufifhen Münzkab. ©. 206
Nr. 9888.
Groſchen. Wie vor., aber MARTIN - C - IN -
REIN - ET . BL und RVDOL - z - ROM - IM
«SE » AV . Im Münzfab. zu Berlin.
Groſchen. Av. wie Nr. 61, Rev. wie Nr. 58. In
der Reversumſchrift fehlt die z. ©. Erſter Nach—
trag zum gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzfab. S. 206
Nr. 98. 89.
Grojhen. Wie Nr. 60, aber REIN und BL.
#64
65.
66.
67.
68,
70.
71.
. 1597
1597
1597
1597,
1597.
1597.
Bon ©. A. v. Millverftebt. 279
. Groicdhen. Wie vor., aber MARTIN . CO.IN.
REIN.E.B. und RVDOL.zZ.ROM.IM.
SEM . AV.
Groſchen. Wie vor., aber MARTIN ..C.I.
REINS . E. BL und RVDOL . z. ROM . IM
. SEMP.A . Götz Groſchenkabinet I. ©. 267
Nr. 2413; Num. Zeit. Sp. 53 Nr. 72.
. Grofchen. Dem vorftehenden gleih, aber SEM - AU
Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Wr. 71.
1597. Groſchen. Av. Gekröntes vierfeldiges Wappen. MAR-
TIN . COM IN REIN E BLA Rev. Wie gewöhn-
lich; Umſchrift? ©. Bildt aa. O. 1. ©. 379
Nr. 3775; v. Zehmen a.a.D. ©. 178 Nr. 4284.
. Grojchen. Av. wie Nr. 60, aber E - B.... Rev.
wie Nr. 62 ©. Erfter Nachtrag zum gräfl. v. Knyp⸗
baufifhen Münzfabinet S. 206 Nr. 9886.
. 1597. Groſchen. Wie der vorige, aber CO . I. REINST
. ET.BLA.und SEM. AU. ©. Appel, Nepert.
II. Nr. 2634; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 69.
Groſchen. Wie d. vor., aber C. IN. REIN.ET
. BL . und SEM . AVG . ©. Numoph. Molan.
©. 687 Nr. 166; Num. Zeit. 1862 Sp. 52 Nr. 70.
Grofchenklippe von feinem Silber. Diejes eigenthüm-
liche im Befit des Herrn Hauptmann v. Graba
in Magdeburg befindliche Stüd zeigt als Avers den
eines Doppelgroſchens der Gebrüder Ernſt, Botho
und Kaspar Ulrih, als Never den eine Gro—
ihens des Grafen Martin vom Jahre 1597, alſo
zu einer Zeit, in der jene drei Brüder bereits
verftorben waren. Die Münze ift wie neu, tabel-
[08 erhalten und macht nicht den Eindrud eines
alten Driginalgepräges. Sie kann fein Probejchlag,
fondern nur aus einer Laune hervorgegangen fein.
Die Rüdfeite ift von einem unzweifelhaft echten
Stempel gemünzt, die Vorderſeite aber fehr matt
und flach gejchlagen und ſowohl das Wappen, als
die Buchftaben der Umfchrift haben nicht ganz den
Typus der Zeit, in welcher ein folder Stempel wirklich
in Gebrauch war, nämlich der Zeit von gegen 1555
bis 1565. Der Avers zeigt das behelmte quabdrirte
Mappen mit einer Umfchrift, wie fie bei feinem ber
vorher aufgeführten Doppel» oder Mariengrojchen-
gepräge der drei Brüder vorfommt, nämlih: ERNS
280
73.
74.
75.
70;
Die Münzen d. Grafen von Regenftein im meueren Zeitalter ꝛc.
2. 1597
1597
1597
1597
1598
.PO.— E.CAS. VL(N); die Buchſtaben find
dünn und zierlich, wogegen die auf dem Revers, der
den Reich3apfel mit Z4 und neben dem Kreuze 9 —7.
zeigt, jtarf und fräftig find und wie auf dem erjten
Grojchengepräge von 1597 lautet die Umſchrift:
RVDOL .z. ROM.IM.SEM.AV. — Ich
halte das Stüd für ein Fabrikat der neuern Zeit
und den Stempel zum Averje für nachgemadt.
. Dreier. Av. Einfeldiges behelmtes Wappen; Rev.
Reichsapfel mit 3, oben zwiſchen 9—7. ©. Kühne
Neue Beitr. z. Groſchenkab. S. 54 Nr. 1089; Num.
Zeit. 1862 Sp. 53 Nr. 74.
. Dreier. 2 Stempel, mit mehr und minder breiter
Form des Schildes. Vgl. Erfter Nachtrag zum
gräfl. v. Anyphaufifchen Münzkabinet Hannover 1877.
©. 206 Nr. 9891 und 9892.
. Sterbemünze als halber Ortsthaler. Av. Vierfel-
diges behelmtes Mappen zwijchen zwei Sternen
MARTIN9 - CO : IN: REIN : ET: BLANC Rev.
Siebenzeilige Inſchrift: OBI.| IT. TI . APR ||
ANNO . XCVII | VIXIT.. ANN | LXVI . MEN
VI.DIES.|XXV.:. Im fönigl. Münzfabinet
zu Berlin.
. Sterbemünze als Halbortsthalerklippe. Ganz wie
vorher, aber OBI : Ebendajelbit.
.Groſchen. Av. wie Nr. 58, aber MARTIN.C.I.
REIN . ET . BLA, Rev. Reichsapfel mit z4,
oben zwiſchen 9—8. Umfdrift: RVDOL.z.ROM.
IM.SEM. AV. ©. Erfter Nachtrag zum gräfl.
v. Knyphaufiihen Münz» und Medaillen - Kabinet
©. 206 Nr. 9890. Bielleicht iſt diefer Grojchen
derjelbe, der bei Röfer a. a. O. ©. 181 Nr. 4677,
jedoch ohne Beichreibung aufgeführt, aber ala vom
Grafen Martin herrührend bezeichnet ift. Auch der
Hamburgerihe Münzauctionsfatalog vom J. 1875
©. 211 hat einen Grofchen des Grafen Martin aus
dem J. 1598.
*77. 1598. Grofchen. Av. Vierfeldiger Wappenſchild (unbehelmt)
BLA RTIN.C.IN REIN.ET, ET Rev. Reidhs-
apfel mit 24 oben zwiſchen 9—8 RVDO DOL .
z.ROM.IM.SE. Doppelſchlägig und verprägt.
Dieje beiden Münzen find alfo monetae post-
humae.
78.
79.
*80.
81.
*82.
*83.
84.
*85.
*86.
1598.
1598
1598
1598.
1598
Bon G. A. v. Millverftebt. 281
Graf Johann Ernit (1597 — 1599).
Groſchen. Av. Duadrirter behelmter Wappenſchild.
. IOHAN.. ERN.C.TI.REIN.E.BL. Rev.
Reichsapfel mit z4, oben zwiihen 9—8. Umſchrift:
RVDOL . z. ROM .IM.SEM.AV.6©. gräfl.
v. Knyphauſiſches Münzfabinet ©. 381 Nr. 6911
und 6912 in zwei Stempeln, die fih wohl nur
durch die Figur der Bilder unterfcheiden. Vgl. auch
v. Wellenheim Nr. 7421; v. Marettih a. a. O.
II. ©. 169 Nr. 13409. Im königl. Münzfabinet
zu Berlin.
. Grojchen. Ganz wie der vorige, aber SEM. AVG.
©. gräfl. v. Anyphaufijhes Münzkabinet ©. 381
Nr. 6913.
. Grofchen. Ganz wie der vorige, aber SEM.A. ©.
Ebendaſelbſt ©. 381 Nr. 6914; Köhne Neue
Beiträge etc. S. 54 Nr. 1090; Num. Zeit. 1862
Sp. 53 Nr. 76.
Groſchen. Wie der vorige, aber IN REINS.E.B.,
fonjt wie der erjte Stempel von 1598. Numophyl.
Molan. ©. 687 Nr. 1691; Num. geit. 1862 Sp. 53
Nr. 75.
. Grofchen. Wie Nr. 78, aber IOHAN . ERN.C.I.
REINS E ... Der v. Marettihjche Katalog II.
©. 169 Nr. 13408 führt einen Grofchen des Grafen
Martin vom Jahre 1599 auf; es wird dies wohl
ein Irrthum und derjelbe v. J. 1597 oder 1598 fein.
1598. Dreier. Av. Einfacher behelmter Wappenſchild. Rev.
1598.
1599,
1599.
Neichapfel mit 3, oben 9—8. S. Götz a. a. O.
I. ©. 267 Nr. 2414; Num. Zeit. 1862 Sp. 53
Nr. 77. Auch im königl. Münzfabinet zu Berlin.
Dreier. In der Form des Wappenjchildes abweichend.
Im königl. Münzkabinet zu Berlin.
Groſchen. Vierfeldiger behelmter Wappenſchild TOHAN
.ERN.C.INREIN.E.B. Rev. Reichs—
apfel mit z4, oben zwifhen 9—9. Umſchrift:
RVDOL. z.ROM.IM.SEM.AV. ©. v. Beh:
men a. a. O. ©. 178 Nr. 4285; Köhne a.a.d.
©. 54 Nr. 1091. Auch im k. Münzfabinet zu Berlin.
Groſchen. Wie der vorige, aber C . I. REIN.E.
BL und SEM.A. ©. Numophyl. Molan. ©. 687.
282
87.
88.
89.
90.
91.
92.
93.
*94.
95.
Die Münzen d. Grafen von Regenſtein im neueren Zeitalter ꝛc.
Nr. 171 und Num. Zeit. 1862 Sp. 53 Nr. 78
nah einem handſchriftl. Verz, aber mit RVDOL .L.
1599. Groſchen. Av. und Rev. wie Nr. 78, aber IOHAN .
ERN.C.I.REIN.E.B. ©. Erfter Nachtrag zum
gräfl. v. Knyphauſiſchen Münzkabinet, Hannover
1877 ©. 206 Nr. 9893.
B. Unter Braunſchweigiſcher Herrſchaft.
1619. Groſchen. Av. „Wappen mit den Hirfchhörnern, in
deren Mitte ein Bunkt.“ Umjchr.: PRO PATRIA .
Rev. Reich3apfel mit 24, oben zwilden 16 —19.
Umfchrift: Name und Titel des Königs Matthias
©. Bildt a. a. O. J. ©. 379 Nr. 3776.
1619. Groſchen. Wie der vorige, aber PRO PATRIA 16
Zainhaken 19 und MA.T.D.G.R.I.S.A ©. gräfl.
v. KAnyphaufifhes Münzfab. I. Nadtr. ©. 25
Nr. 7609; abgebildet dal. Taf. IV.
1620. Grofchen. „Kippergroſchen mit 4 feldigem Wappen.’
Befigt Herr Th. NReichenbad in Plauen.
1620. Groſchen. Av. Wie Nr. 89, Rev. desgl. aber mit
Namen und Titel des Kaifers Ferdinand II. ©. Bildt
a. a. O. I ©. 380 Nr. 3778; Röſer a. ad.
©. 181 Nr. 4678. ft vielleicht dafjelbe Stüd,
welches im gräfl. v. Knyph. Münzfab. I. Nachtrag
©. 28 Nr. 7658 beichrieben und Taf. V. abgebildet
ist, nämlich Av. Hirſchgeweih eine Roſe einfchließend.
Umſchrift: PRO PATRIA 16 & 20; Rev. Reich3-
apfel mit ZA und FERZDGR.I.SAU.
1621. Dreier von Kupfer 4 diverfe'. S.v. Zehmen a. a. O.
©. 178 Nr. 4286.
s. a. (2) Denar. Av. Quadrirter Wappenjhild 1 u. 4 Löwe,
2. und 3. Hirfchftange. Nev. Reichdapfel. Beſitzt
Herr Th. Reichenbach in Plauen.
s. a. Dreiflitteritüd mit gefröntem R (Regenftein).
s. a. gegen 1619/21. Pfennig. Av. Hirſchgeweih, ihm zur
Seite rechts zwiſchen 2 Roſen I, darunter PF . über
der I. Rev... EN : — NING, darunter eine Roſe
zwiſchen 2 Puncten; oben rechts erfcheinen im Felde
2 Geweihe neben einander geftelt. Münzm. Rein—
hardt3 Nr. 10. S.Num. Zeit. 1835. Sp. 151 Nr. 73.
Bon ©. A. v. Millverftebt. 283
C. Kurbrandenburgiſche Prätenfion ?
#96. s.a. Hohlpfennig. Zwei Wappenſchilde neben einander; in
dem vordern der Brandenburgifche Adler, in dem
andern quadrirten in jedem Felde ein Hirſchhorn.
©. gräfl. v. Anyphaufifhes Münzkabinet ©. 381
Nr. 6915, Shönemann Münzfatalog Nr. 2575;
Münzfatalog des German. Mufeums zu Nürn-
berg 1856 ©.48 Nr. 1479, mo das Stüd aber,
gleihwie in den Berliner Blättern für Münzkunde
IV. ©. 190. irrig in das 16. Jahrhundert gefegt
wird. Vielmehr dürfte dem Gepräge und Typus
noch das Stüd etwa in die Zeit von 1640/50
gehören. Auch hat man das Stüd ſelbſt nad) Dueblin-
burg verweifen wollen. ©. Graf v. Anyphaufen
a. a. O. I. Nachtr. ©. 232 zu Nr. 6915.
D. Unter der Herricdaft der Grafen von Tättenbad).
Johann Erasmus Graf von Tättenbah und NRegenitein
(enthauptet 1671).
97. 1663. Thaler. Av. Geharnifchtes Bruftbild mit langem
Haar von der rechten Seite. X IOAN. ERAS.S.R.
IMP . COMES . DE. REINSTEIN.ET. TATTLEN-
BACH. Rev. Neunfeldiges Wappen viermal behelmt,
zu jeder Seite zwei behelmte fleine Wappenſchilde.
& SOLI . DEO GLORIA . ANNO 1.6.6.3 T'
Im Fönigl. Münzfab. zu Berlin. ©. v. Madai
a. a. D. II. ©. 415 Nr. 4340.
98. 1663. Doppelthaler. Wie der vorige, aber nad v. Madai
a. a. O. II. ©. 308 Nr. 6849 ohne Lilie bezw. Roſe
vor den Umjchriften und TATTENBACH, fomie
DEO . ©. auch Köhler Müngbeluftigungen XX.
©. 453, woſelbſt eine Abbildung.
E. Unter Kurbrandenburgiſcher Herrſchaft.
Kurfürſt Friedrich Wilhelm (1640 — 1688).
99. 1674. Gulden. Av. Bruſtbild im römiſchen Harniſch und
Gewande. Umjdr.: FRID :WILH:D.G.M.
BR : ELEC : Rev. Mit dem Kurhut bebedtes
Wappen. Umſchr.: MONETA . NO : — ARG :
284 Die Münzen der Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter ıc.
100.
101.
102.
103.
#104.
105.
106.
107.
108.
1674.
1674.
1674.
1674.
1675.
1675.
1675.
1675.
REINST : 16 — 47 (!) zwilhen I—A. ©. Verz. e.
Brand.» Preuß. Münzfammlung. Berl. 1868 ©. 34
Nr. 3541 und Henckels Münzfatalog Berlin 1876
Nr. 4721.
Gulden. Wie d. vor.; aber das Bruftbild Kleiner,
REINST . und die Jahrzahl richtig. Verz. einer
Brand. Preuß. Münzjammlung ©. 34; Hendel a.a.D.
Nr. 4722.
Gulden. Wie vor., aber REINST: Hendel a. a. O.
Nr. 4723.
Gulden. Av. wie 100, aber großes geharnijchtes
Bruftbid. Henckel a. a.O. Nr. 4724.
Gulden. Wie 99 aber MONETA NO zwei Zayn⸗
haften — ARG : REINST 16 — 74. S. A. Weyl
Brand.- Preuß. Münzfamml. Berlin 1877 ©. 168
Nr. 1866.
Gulden. Av. Bruftbild in römifhem Gewande. FRID :
WILH :D:G:M:B:ELEC: 16—75; Rev.
Wappen unter dem Kurhut zwiſchen I—A. Umſchr.:
MONETA : NO : (2) ARG : REINS : £u-
cius Don den Guldinern Nürnberg 1676 Taf. IX.
Nr. 3, wo die Abbildung aber nur einfache Puncte
hat, und die Münzmeiſterbuchſtaben I— A fehlen.
Nichtiger und befjer bei Hoffmann Beridt von
den Guldinern 2c. 1680. 4.
Gulden. Wie d. vorige, aber fleines Bruftbild in
römifhem Harniſch, ELEC : und REINS zwei
Baynhafen. S. Hendel a. a. D. Nr. 4725.
Gulden. Wie vor., aber REINS : zwei Zaynhaken.
Hendela. a. D. Nr. 4726. Vergl. Verz. einer
Brand. Preuß. Münzjamml. Berl. 1868 ©. 34
Nr. 355. Erfter Nachtrag zum Gräfl. v. Anyphau-
ſiſchen Münzfabinet S. 206 Nr. 9894.
Gulden. „2. Stempel.” ©. Verzeihniß einer Brand.
Preuß. Münzfammlung ©. 34. Nr. 356.
1675. Gulden. Av. Deutſch geharnifchtes Bruftbild mit Ge-
wand - FRID : WILH!:D.G: M:!:B:ELEC,
unten 16—75. Rev. Das Wappen unter dem Kur-
hut und zwifhen I—A. Umſchrift: MONETA :
NO (?,) ARG : REINS . So nad dem Eremplar
im fönigl. Münzfab. zu Berlin. Bergl. Verz. einer
Brand.-Preuß. Münzfammlung ©. 34 Nr. 357.
109.
110.
111.
*112.
113.
114.
115.
116.
1675.
1675.
1675.
1675.
1675.
1675.
1675.
1676.
Bon G. A. v. Millverftebt. 285
Gulden. Wie d. vor., größeres Bruftbild, und D J G
: M: B: EL. EC und MONETA . NO;
u. f. w. S. Hendel a. a. O. Nr. 4727.
Gulden. Wie d. vorige, auch mit D: und die Jahrzahl,
nad Innen auf dem Kopfe ftehend, auch MONETA
ı NO x: — ARG:REINS. ©. 4. Weyl a. a. O.
©. 168. 169. Nr. 1868.
Gulden. Av. Kleines deutſch geharniſchtes Par
bild, wie vor., aber FRID : WILH : D.G.
BR : ELEC, "unten 16— 75. Rev, Wie d. vor,
das Wappen zwifchen I—A. Umfdr.: MONETA .
NO : (?/,) ARG . REINS.; vielleicht identiſch mit Berz.
einer Brand. Preuß. Münzfammlung ©. 34. Nr. 385.
Gulden. Wie vor, aber die Jahrzahl am Rande
bogig nad außen und MONETA : NO : — ARG
: REINS zwei Zaynhafen. ©. Hendel aa. O.
Nr. 4728.
Gulden. S. Verzeihn. einer Brand. - Preuß. Münz
jammlung ©. 34. Nr. 359.
Achtgroſchenſtück. Wie Nr. 112, aber römiſch gehar-
niſchtes Bruftbild und ELEC : . und MONETA (!).
NO zwei Baynhafen ARG : (!) REINST : 16 — 75
Hendel a.a.d. Nr. 4729.
Gulden. Wie 112, aber ELEC : und Heines Bruft-
bild im antiken Gewande und MONETA : NO : —
ARG . REINST zwei Baynhafen. ©. 4. Weyl
Brand.» Preuß. Münzjammlung Berlin 1877 ©. 168
Nr. 1867.
Gulden. Av. Geharnifchtes Bruftbild, unten 16 —
. 76. Umfcdr.: FRID : WILH!:D.G:M:B:
ELEC. Rev. Vom Kurhut bededter neunfeldiger
Wappenſchild mit Mittelfchild zwifchen I—A, unten
(2/;) Umſchrift: MONETA. NO :— ARG: REINS
zwei Baynhafen. ©. v. Schultheß-Rechberg
Thaler» Kabinet Nr. 5925 Anm.; Erbſtein Schul-
the -NRehb. Münzfabinet . S. 399 Nr. 3463.
Gräfl. v. Anyphaufifhes Münz-Kab. ©. 381
Nr. 6916. Berz. einer Brand. » Preuß. Münzfamml.
©. 34 Nr. 360.
117. 1676. Gulden. Av. wie d. vor., aber 16—76 und FRID.
WILH : D:G :M:B:ELEC Rev. Wie vor,
aber MONETA NO (?/,) ARG REINS zwei Zayn-
bafen. Im königl. Münzfabinet zu Berlin.
286 Die Münzen d. Grafen von Regenftein im neueren Zeitalter 2c.
118. 1676. Gulden. Wie vor., aber MONETA : NO. — ARG
: REINS zwei Zaynhaken. S. Hendel a. ad.
Nr. 4730 mit 4 DVarietäten; A. Weyl a. a. O.
©. 169 Nr. 1870.
119. 1676. Gulden. Wie vor., FRID. WILH: D:G.M:
B : ELEC, die Jahrzahl nah außen gekehrt und
MONETA . NO: — ARG : REINS. ©. 4. Weyl
a. a. O. ©. 169. Nr. 1869.
120. 1673. Gulden. Wie Nr. 117, aber ausnehmend klein
(35 Millim, und 14,35 Gramm ſchwer). Abge-
bildet in A. Weyl a.a. D. ©. 169 Nr. 1871.
121. 1676. Adtgrojchenftüd. Av. Bruftbild im deutfchen Har-
nisch, unten im Halbfreife 16 — 76. Umſchrift:
FRID.WILH:D:G:M:B: ELEC. Rev.
Das mit dem Kurhute bededte Wappen zwijchen
I—A, unten im Ausjhnitt (%,). Umſchri: MO-
NETA . NO : — ARG : REINS . Im f. Münz-
fabinet zu Berlin.
122. 1676. Achtgroſchenftück. Wie d. vor., aber BR : ©,
Hendela. ad. Nr. 4731.
Der Stern vor ber laufenden Nummer bebentet, daß ſich bas
Stid in der Minzfammlung des Berfaflers befindet.
Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
Bon
Paftor Th. Stenzel,
Borfteher des Herzogl. Münz-Cabinets in Deffau.
Als Dedo II. (1034 — 1075) verwaltender Graf in der (fpä-
teren) Grafihaft Manzfeld war, erfcheint die erſte Spur von ber
Münzgerechtigkeit und Prägeftätte von Eisleben. Laut der den
26. <ept. 1045 auögeftellten Urkunde ertheilt K. Heinrich II. dem
Bifhof Bruno von Minden und feiner Mutter Duta dad Markt >,
Münz- und Zollrecht in loco Gisleva in pago Hessegowe.! Die-
jes Recht hatten ihre Vorfahren (antecessores) und fie felbft durch
die Gnade früherer Kaifer (nostrorum temporibus predecessorum
grata permissione) bisher ſchon benutzt. Ob mir berechtigt find,
aus den letten Worten auf das Vorhandenjein und die Thätigfeit
einer Münzftätte in Eisleben und auf fpäterm Gräfl. Mansfeldi-
fchen Gebiet ſchon um die Mitte des 11. Jahrhunderts zu fchließen,
wage ich nicht zu behaupten. Münzen aus dieſer Zeit kenne ich
nit. — Die ältejten bis jet befannten Münzen diefer Gegend
dürften die von Dannenberg dem Benedictinerklofter Wimmelburg
zugetheilten Denare aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
jein.? Der auf denfelben erjcheinende Schutvogt des Klofters,
Graf Dito, ift nicht weiter befannt. — Die Prägeftätte Eisleben
wird in fpäterer Zeit mehrfach erwähnt. Wir finden z.B. 20/12.
1286 „decem solidos’ in moneta civitatis jam diete (Isleve); ®
1306: tres solidi denariorum novorum Islevensis monete;* 1346:
VII fertones et III solidi denariorum Islebensium;® 1373: 9
vierdinge Islevſcher were, und Aehnliches 1380. 99. 1403. 1491.®
Die älteften bis jest auf una gefommenen Mansfeldiſchen Mün—⸗
zen find die fogenannten Braftenten, dünne einjeitig geprägte Silber-
blehmünzen. Diejelben find meift große Reiter» Brafteaten des
Grafen Burchard I., wohl zwifchen 1180 und 1200 geprägt. Elf
1) Wyn Beiträge zur Sächſ. Geſch. III. 407. Leitzmann, Num.
Zeitung 1857 ©. 3.
2) —— bie deutſchen Mün — ber Sächſ. und Fränk. Kaifer-
zeit ©. 240 Taf. 26, 612, 612a. Dafeldft findet ſich ein Meines Verſehen.
Kl. Wimmelburg wurbe nicht von einem Grafen Ehriftian, fondern von einer
m. Chriftina gegründet. Cod. dipl. Anh. I, 189.
effenb. Urt. - Buch III. 242. Nr. 1875; cf. v. Arnſtedt's trefi-
ice, ‚all He ‚Dane eitſchr. m J * 526 und 597.
Ludwig, Rel. msc.
5) Mofer, dipl, Beluftig. in ii
6) v. Arnftebt a. a. O. ©. 537. nu auch 1496 u. 1504 den. Ys-
levens. Ilſenb. Urkdb. II. ©. 411 u. 512
288 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.
Stück derſelben hat Leitzmann in ſeiner Num. Ztg. 1857 S. 4—5
beſchrieben; ebenſo einen kleinern und jüngern mit einem aufge—
richteten gekrönten Löwen und der Umſchrift MANSF.... Dieſer
Löwe iſt meines Erachtens der Heldrunger.
Ob der von mir im Gerbſtedter Funde unter Nr. 71 bekannt
gemachte ſchöne Reiter-Brakteat mit dem unerklärlichen NIC., welcher
Rauten zeigt, von einem Edeln v. Friedeburg oder von einem Gra—
fen v. Mansfeld ausgegangen fei, läßt fich bis jest nicht entjcheiven.
Als Münzen des Querfurter Burggrafen Burchard II. (al. V.)
(1210 resp. 1230 — c. 1256) haben wir drei von mir befannt
gemachte Reiter » Brafteaten, jomie noch einige Stüde des Gerbftebter
und Jeſſener Fundes anzufprechen.! Aus dem letten Viertel des
13. Zahrhunderts dürften jene Brafteaten fein, welche einen mit 4
resp. 3 Fähnchen beitedten Helm von vorn zeigen.? Etwas älter
find wohl die Brafteaten, melde die Gebrüder Erbftein in ihrer
genannten Schrift ©. 16. 17 unter 5— 9 und ©. 22u. 23 unter
Nr. 10 u. 11 beſprechen, und die ich mit diefen Forfchern als
hierher gehörend anjehe. Im 14. oder gar 15. Jahrh. entitand
meines Erachtens jener Hohlpfennig, welcher 2 mit Fähnchen beftecte
Helme zeigt. Das jüngft auf dem Welfsholze gefundene Münzchen,
werde ich nächitens in den „Bl. für Münzfreunde“ abbilden laſſen.
Sm Jahre 1264 wird Heinricus monetarius de Hetstede
(Hettstedt), 1290 Johannes als folder genannt.
Bon Mansfelder zmweifeitig geprägten Pfennigen, Denaren aus
dem 13. und 14. Jahrhundert kenne ih nur ein halbirtes Stüd,
obgleich dergleihen aus den Prägeftätten Eisleben und Manzfeld in
Urkunden von 1286, 1306, 1320, 1346 erwähnt zu werben
1) Stenzel, Numism. Studien ©. 33 Nr. 68—70, ©.29 Nr. 6.7
u. a. Als diefer Auffag eben in die Druderei wandern fol, geht mir bie
iiberaus dankenswerthe und verbienftvolle Arbeit der Herren Gebrüder Erb—
ftein zu: „Zur mittelalterlihen Miünggefchichte der Grafen von Mansfeld.“
Diefe durch den von mir bearbeiteten Gerbitedter Brafteatenfund veran—
laßte numismatifche Skizze verdient die größte Beachtung. Kann ich auch nicht
allen barin ausgeſprochenen Anfichten meiner verehrten Freunde beiftimmen,
fo befenne ich doch offen, daß fie meift das Richtige getroffen haben werben.
Es ift bier nicht der Ort, auch mangelt mir augenblidlih die Zeit,
auseinander zu Segen, worin und warum ich bier und ba von meinen lie-
ben Collegen E. abweiche. Nur das noch: Erbfteind Schrift ift das Beſte,
was wir bis jett über die mittelalterlihe Münzgefchichte der Grafen von
Mansfeld und der Edlen Herren von Querfurt haben.
Beachtendwerth ift auch der foeben erjchienene Auffag meines verehrten
Freundes, bes Herrn Hauptmann von Graba in Nr. 64 ber Blätter für
Münzfreumbde.
2) Dannenberg in Berl. BI. 1868 ©. 198 und Erbftein, zur mittel
alterl. Miünzgefchichte der Grafen von Mansfeld Nr. 15.
Bon Paflor Stengel. 289
fcheinen. Im 15. Jahrhundert und bis in den Anfang des 16. Jahr:
hundert haben auch noh Hohlmünzen, Fleine einfeitig geprägte
Münzen, curfirt.. Eine ſolche zeigt 3. B. das vierfeldige Wappen,
darüber oMo.! Während lettere Münzen noch umliefen, wurde
längit jchon nach Groſchen gerechnet. So werden z. B. 1362 bereits
„gute breite Grojchen” erwähnt? und 1380 „ſchmale Grofchen und
zweyen Groſchen .. Yslebiſcher Were“.? Dergleichen Grofchen find
aber meines Wifjens noch nicht auf uns gelommen. Die älteften uns
befannten Mansfelder Grojhen find von den Grafen Günther II.
(1420 — 1475), Gebhard VI. (1438 - 1492), Volrad II. (1450
— 1499), wenn nicht ſchon von des Lestern gleihnamigem DBater.*
Diefelben ſchließen fih im Gepräge den beliebten alten Meißnifchen
Kreuz - Grofdhen an.
Etwas jünger dürfte der kupfrige Grofchen fein, welcher bie
Namen der Münzherren nicht zeigt? Er fcheint zu den „alten
Eislebiſchen Groſchen“ zu gehören, weldhe 1461 als zu 104 Stüd
aus der 2'/, Loth fein Silber enthaltenden gemifchten Mark geprägt
befunden wurden, oder welche die Grafen Günther II., Gebhard VI.,
Bufjo (Burdard) IX. 1459 gemeinjhaftlih in ihrer Münze zu
Eisleben ſchlagen zu lafjen fi) vereinigten. Da jollten geprägt
werden: Pfennige, deren einer 4 Kleine Eislebifhe Pfennige gel-
ten jollte, die Mark zu 4°, Loth fein, 41 auf 1 Loth; ferner
alte Grofden zu 3 neuen Pfennigen, 106 Stück aus der
Mark zu 2", Loth fein; endlid neue Groſchen zu 9 neuen
Pfennigen, 86 aus der Erfurter Mark zu 6 Loth fein.° (Von
den gleichzeitigen Brandenburgiſchen Groſchen wurden 92 aus der
6 löthigen Marf geprägt, jo daß 245 auf die feine Mark gingen,
das Stück 8 Pfennige galt, nad) jegiger Währung aljo 0,1775 M
— 17, R6
Ein Altenftüd von 1460 fagt: „Ißlevenſche Olde groſchen
holden 19, fhod und 14 gr. 2 Lot fulvers und find 12 Schill.
Magd. Pen. wert. — Doringihe Pen., de man to Ißleve jleit,
wegen 54 Schill. 1 Mark, und holden 5 Lot an (ohne) ein
Quent (alſo 4°/, Loth). Der holden 23 Schill. an 3 Pen. 2 Lot
julverd. — Ißlev. Pen., de man igund jleit, wegen 55 Sdill.
1) v. Hagen, Münzbefchreibung bes gräfl. und fürſtl. — Mansfeld
Nürnb. 1778 ©. 4. Goetz, Beitr. z. Groſchen-Cab. ©.
2) Zeitſchr. er a Bereins 1870 ©. 527.
3) Moſer II,
4) Goetz a. a. © Nr. 3000. Berl. BI. a. a. O. ©. 19.
5) Berl. Bl. a. a. DO. ©. 199. 200; ef. Num. Ztg. 1862 ©. 57.
6) v. Poſern, Sachſens Münzen ©. 49.
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 19
290 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1 Mark, und Holden 4!/, Lot ſulvers. Der holden 24 Schill. und
5 Bein. 2 Lot fulvers.”
Bon diefen Groſchen verjchieden find diejenigen, welche nad)
der 1512 vereinbarten neuen Münzordnung der Grafen Günther,
Ernjt, Hoyer, Gebhard und Albrecht geprägt wurden, und zwar
unter dem gemeinjchaftlihen Münzmeifter Hans David zu Eiö-
leben. Seit diejer Zeit, oder eigentlih jhon vom Jahre 1511
an, haben wir nun meiſt Jahrzahlen auf den Mansfelder Münzen.
Nach jenem Bertrage wurden geprägt: Achtpfenniggroſchen,
101 Stüd aus der Mark zu 5'/, Loth fein; Vierpfennig-
grofhen, 177 Stüd aus der Mark zu 41/, Loth fein. Selbſt
Hohlpfennige, 44 Stüd auf 1 Loth, die Mark zu 44, Loth
fein, jollten noch gejhlagen werden.! Don 1511—20 wurden
viele Groſchen im Mansfeldiihen geprägt. Die von 1517 mwurden
zu 6 Pfennig 1 Heller meißniih und 8 Pfennig 1 Heller Lü—
bediich gewürdigt.” — Im Jahre 1511 und 1514 erjcheinen
auh die erften halben Groſchen d. h. Vierpfenniggroſchen.
Ich habe letztern aus einem bei Grochewis im Anhaltiſchen gemach—
ten Funde bejchrieben °; ein früheres Stück als der Y, Groſchen
von 1511, welcher unter Nr. 2034 in der Goezeſchen Sammlung
1792 erjcheint, iſt mir noch nicht begegnet und felbft die jpäter
geprägten dürften ziemlich felten fein, mährend ganze Grofchen,
bejonder3 von 1600 an häufig vorlommen. Von den Grofchen
(gg) zu Anfang des 17. Jahrhunderts wogen 132 eine Marf;
fie hielten 8 Loth fein; die hielten 8 Loth 2 Gran. Xeit-
mann hat in der Num. Zeitg. 1862 Nr. 8—11 fehr forg-
fältig 136 Stüd Mansfeldiſche Groſchen bejchrieben, doch eriftiren
gewiß noch viele Stempel - Verjchiedenheiten, wie z. B. meine Mit-
theilung Numism. tg. 1871 Nr. 8 und der Aufſatz des Herin
v. Mülverftedt ib. 1867 Nr. 4 bemeift. Sehr felten erjcheint u. A.
der Engelgrofchen zu 3%, Groſchen, von 1611 in Erbftein Dresdn.
Doubletten Nr. 1461; auch die Grofchen Davids (21 auf den
Guldenthaler) von 1611 und 1615 befonders fommen nicht häu—
fig vor fo viel ich weiß.
Als unicum erjcheint bis jet der Kipperboppelgrojchen be
Grafen Wolfgang von 1621 — im Befit des Herrn F. Klingner
in Magdeburg.
1) v. Poſern a. a. O. ©. 50.
2) v. Hagen ©. 6.
3) Num. Ztg. 1871 Nr. 8. Bol. au Erbftein, Scellhaß Nr. 1498.
Nicht bei v. Hagen.
Bon Paftor Stenzel. 291
Do Fehren wir zurüd zu unferer Turzen Entwidelung der
Mansfeldiſchen Münzgefchichte.
Da haben wir zu gedenken, daß bier ſchon im 14. Jahrhun—
dert auch Goldgulden curjirten, und zwar rheiniſche. Derglei-
hen werden 3.8. ſchon 1387 erwähnt. Bon diefer Münzforte
gingen nah dem Edikt von 1354 und 1399 auf die rauhe Mark
66 Stüd, der Feingehalt war 23 Kar. 6 Gran, reip. nur 23 Kar.,
das Gewidt 3,545 reſp. 3,55, Oramme Später nahmen die
Goldgulden an Gewicht und Feingehalt ab; z. B. galt 1 Stüd
im Jahre 1470 genau 18 böhmifhe Grofhen, aljo ®/, Dufaten,
denn der Dufat wurde auf 24 böhmiſche Grojchen geſchätzt,
während im Anfang des 14. Jahrhunderts der Dufat ein hal-
bes Schod böhmiſche Groſchen, der Goldgulden nur 21 Stüd —
32 — 33 brandenburgifhe Groſchen galt, oder etwa 6,5, „A. nad)
jegiger Währung.
Während der Regierungszeit Kaifer Karls IV. (1346 — 78)
galt ein Goldgulden nad jesiger Währung rund 8,,, „A; fomit
100 Stüd 875 M
Menn alfo die Grafen von Mansfeld im Jahre 1337 die Frei-
herrſchaft Arnftein um 7000 Goldgulden an fi) brachten, fo zahl-
ten fie nach jebiger Währung 61250 M Natürlich” hatte damals
diefe Summe einen ungleich höhern Werth als jett.
Doch genug hierüber, denn Goldgulden, von Manäfelder
Grafen in jener Zeit geprägt, Tenne ih nidt. Es ift auch wohl
zu bezweifeln, daß fie vor dem 16. Jahrhundert jchon das Recht
hatten, Goldmünzen jchlagen zu laſſen. Eine urkundliche Nachricht
hierüber eriftirt meines Wiljens nicht; fie ift mir wenigſtens nicht
befannt. Der ältejte mir befannte Goldgulden (oder Dukat?) der
Mansfelder Grafen ift unter Hans Georg, Peter Ernjt und Chri-
ftoph ohne Jahr geprägt, etwa 1559 oder 1560. Wir haben ferner
Goldgulden von 1563, 97, 1603, 6, 7, 14, 17, 18 (2), 20,
21, 22, 26, 32 (P), 35, 36, 37.
Doppelgoldgulden eriftiren von 1626 und 1629.
Dufaten haben wir aus den Jahren 1619 (2), 20, 30,
31, 32 (?), 38, 44 (2), 47, 52, 56, 87; dann von 1747, 74,
92; ein 1"), Dufatenftüd foll von 1662 eriftiven; Doppeldufaten
find 1615 (?), 1620, (26?), 28, 35, 42 geprägt worden; dreifache
Dufaten (wenn zum Theil aud nur in Abfchlägen) 1610, 15,
17, 49; vierfaher Dufat 1630; fünffaher Dufat 1609,
17; ſechs- oder vierfaher Dufat 1635; und ein zehnfader
Dukat 1637.
Die kleinſten Mansfelder Goldjtüde find die ſehr jeltenen
Viertel-Dukaten von Franz Marimilian von 1670, 71.
19*
292 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
Einer wieder ganz neuen Münzforte begegnen wir, ehe das
erite Viertel des 16. Jahrhunderts zu Ende geht. Nämlich kaum
zwei Jahr nad) dem Auffommen der 1519 zuerft durch die Grafen
Schlick zu Joachimsthal in Böhmen geprägten Thaler, welche
urfprünglich Guldengroſchen, Güldiner hießen, weil fie zum Werth
eines Goldguldens ausgebracht wurden, finden wir dergleichen auch
in Mansfeld. Die Mansfelder Grafen haben befanntlid eine jehr
große Anzahl von Thalern feit 1521 mit und ohne Jahrzahl prägen
lajjen.
Auch Doppelthaler haben wir von 1601, 2, 3, 10, 12,
15, 17, 18 (2), 19, 21, 25, 26, 35, 46, 53.
Einzig in jeiner Art erfcheint mir ein 11, faher Thaler
von 1522.
Thalerflippen fenne ih von 1547, 77, 79 und 1619,
und einen vierfahen Thaler haben wir aus dem Jahre 1626
von Graf David.
Mancher diefer Thaler ift felten; namentlich 3. B. die Thaler
von Johann Georg I., Peter Ernft und Bruno von 1575; von
Johann Georg I., Johann Albert und Bruno von 1576; von
Wolfgang, Bruno, Joachim Friedvrih, Philipp von 1619; der
Kipperthaler Wolfgangs von 1621, der von Vollrath, Wolf-
gang, Johann Georg, aud der von Friedrich Chriftoph und David
aus demfelben Jahre, ſowie der Thaler von Peter Ernſt als
Fürft 1597. Der ältejfte Thaler von 1521 murde früher, wie
auch der oder die Thaler Davids mit: „Bei Gott ift Rath und
That” (namentlid mit ungeraden Jahreszahlen), als Amulet
gebraucht, welches vor Schuß, Hieb, Stih u. ſ. w. bewahren jollte.
Verrufen waren, weil zu geringhaltig ausgeprägt, 3. B. bie
Kipperthaler Wolfgangs von 1621, ſowie die von Friedr. Chriftoph
und David aus demjelben Jahre; auch Thaler Graf Alberts von 1551.
Halbe Thaler wurden auch jchon 1521 geprägt. Diefelben
jind befonders felten. Das gilt au von denen von 1522, 24,
29, 34, 35, 38, 77 (2), ſowie von denen von Bruno, Wolfgang,
Johann Georg und Vollrath von 1606, 7, 9, 12, 14; auch der halbe
Thaler von 1563 von Johann Georg I, Chriftoph, Johann Ernit,
ferner der von 1583 von Peter Ernft mit feinen Brüdern und Neffen,
und der von Peter Ernft, Bruno, Gebhard und Hans Georg von
1598, jomwie die von Carl Adam von 1655, 59 kommen nicht
häufig vor.
Auch die Viertel» oder Drtsthaler, deren eben nicht
viele eriftiren, find meift felten. Das gilt gleichfall® von der
ältejten Mansfelder Münze mit Jahreszahl, ich meine den hal-
ben Didthaler von 1511 von Günther II. und feinen Brüdern
Bon Paſtor Stenzel. 243
und DBettern. Das Stüd, welches vielleicht ein unicum ift, ziert
die Sammlung der Freien Stadt Hamburg.
Eine andere Mansfeldiiche Rarität ift endlich der ältefte halbe
Grofhen vom Fahre 1511. Ein Eremplar dieſes halben Gro-
jchens liegt mir aus einem Funde auf dem Welfsholze vor.
Die vor 1667 geprägten ganzen, halben und Viertel» Thaler
halten, gejegmäßig ausgeprägt, 14 Loth 4 Gran fein an der Mark.
E3 gingen der ganzen 8, der halben 16, der Ortäthaler 32 auf
die feine Marl, Ein Mtenjtüd im Herzogl. Staats » Archiv zu
Zerbſt vom J. 1656 jagt: „Die Grafen von Mansfeld laſſen in
Eisleben Thaler münzen; von probirten Thalern hält eine Mark
14 Loth 4 Gran; befteht in Schrot und Korn. Münzmeifter ift
Hans Philipp Koburger; Münzmwardein Georg Koerften.” Sn
einem andern Aftenjtüd von 1629 heißt der Mansfelder Münz-
wardein und Probirer Martin Kerſten, vielleicht des Obigen Vater
oder Bruder; der Münzmeifter Antonius Copmeyer. Iſt letzterer
Name vielleicht verjchrieben jtatt Coburger?
Im J. 1667 jchloffen dann die zum Ober-Sächſiſchen Kreije
gehörenden Münzberechtigten, alſo auch die Mansfelder Grafen, den
Klofter- Zinnaifhen Vertrag, und nad demjelben wurde bis zum
Sahre 1689 gemünzt.
Im Mansfeldiſchen herrichte aber damals feine befonders große
Münzthätigfeit. Ein Aktenftüd im Herzogl. Staats- Archiv zu Zerbit,
„Relation de3 Gen.» Münzmwardeins Chrijtoph Fiſcher von 1680
enthaltend, jagt ausdrücklich: „Sämmtliche Grafen zu Manöfeld
. haben bishero in Eisleben wenig münzen laſſen. Münzmeiſter
und Guardin Anton Bernhard Koburger und Chriftoph Fiicher
find in des Ober-Sächſ. Kreifes Pflicht, lagen ſehr, daß ihnen
feine Befoldung gereichet und die Berg-Silber auf andere Münz -
Städte verleget würden.‘
Der Zinnaiſche Fuß heißt gewöhnlich Furz der 10%/, - Thaler»
Fuß. Ein nach diefem Fuß geichlagener Gulden, ?/, Thaler, des
Ober-Sächſ. Kreifes, ift 2,67 .M jebiger Währung werth; der
Thaler alſo 4 M, rund.
Nah dem 1690 eingeführten Leipziger Fuß (12- Thaler: Fuß)
find dann die Thaler der Fathol. Linie 1710, 47, 48, 74 geprägt.
Die ältefte mir befannte Mansfelder Kupfermünze ift von
Graf Bruno I. (2.) (7 1615), ohne Jahrzahl und ohne Werth-
angabe. Beides fehlt auch auf größeren Kupfermünzen von Graf
Hans Georg II. (r 1647).
Aus der Kipper- und Wipperzeit (1619— 21), nament-
lich von 1621 — 1623, eriftiren viele Münzen verfchiedenen Wer-
the und Gehalts. Des SKipperthalers und Doppelgrofchens von
294 Beiträge zur Mansjeldifhen Münzkunde.
Graf Wolfgang von 1621 haben wir bereit3 gedacht. Die meiften
Kippermünzen find Kupfermünzen ohne Angabe des Münzherrn;
manche haben feine Jahrzahl. Es giebt bejonders viele Kupfer»
Dreier von 1621 und 22; auch III⸗-Flitter und Kupfer» Sechfer
1620, 21.
Aber wir haben auch gute Silberdreier von 1622, 23.
Endlich find noch zu erwähnen Kippermünzen in der Größe
eines Doppelgrojchens von oh. Georg, ſowie ein gleicher Schref-
fenberger Grofchen (?) von Friedrich Chriftoph und David, endlich
der Schredenberger zu zwölf Kreuzern von Vollrath, Phil. Ernit,
Albert und Wolfgang von 1621. (Erbſtein, Dr. Dbl. Nr. 1468.)
Zum Schluß nod Folgendes.
Als Graf Chriftian Friedrih 1666 ftarb, war fein Vetter
Joh. Georg III. der einzige in der Grafichaft lebende und zugleich
der einzige evangelifche Graf. Er ließ 1668 feine legten Grofchen
prägen, und wenige Jahre darauf, 1670 und 73 begegnen uns
noch Grofchen der fatholifhen Gebrüder Franz Marim. und Hein-
vih Franz. Don deren Nahfommen und Seitenverwandten (Für-
iten von Fondi, fpäter von Colloredo) find Groſchen nicht gejchla-
gen worden, ausgenommen der auf das Begräbniß des am 1. Jan.
1710 entjchlafenen Grafen Johann Georg IIL Letzterer Groſchen
dürfte eine der erften Arbeiten des Grfl. Stolberg. Münzmeifters
oh. Jerem. Gründler fein.
Als die letzte Münze des Manöfeldifchen Hauſes haben wir
den bereits oben erwähnten Dukaten von Franz Gundacker, Fürſt
von Golloredo, von 1792 zu betrachten, und joll nun nur nod
erwähnt werden, daß wir auf bemjelben wieder den Wahlſpruch
Graf Davids finden: „Bei Gott ist Rath und That.“
Im Folgenden biete id) nun den Freunden der Mansfeldifchen
Münzen eine Zufammenftellung der Gepräge mit Ausjhluß der
Brakteaten und Hohlpfennige, da diefe in der Numism. Ztg. 1857
©. 4 genau bejchrieben, in der Erbſteinſchen Schrift, Dresden 1876,
des Weitern bejprohen worden find, fowie überhaupt fpäter einer
bejondern Bearbeitung gewürdigt werden müfjen.
Eine Beihreibung der einzelnen Münzen gebe ich nur dann,
wenn dieſelben fich nicht in v. Hagen's trefflihem Werke finden,
und wenn mir eine ſolche vorlag oder jonft möglich war. Ich
beabfichtige alfo nur, jo meit ich e8 vermochte, eine Ergänzung zu
v. Hagen’ grundlegender Arbeit über die Mansfelder Münzen zu
geben. Doc bin ich fern davon, zu glauben, daß ich etwas Voll:
ſtändiges geliefert habe oder liefern Fönnte. Einer kann weder
Alles wiffen, noch gar Alles haben.
Bon Paſtor Stenzel. 295
Wenn ich bei den Zahlen neben den Namen der Grafen von
den früheren Angaben abweiche, fo gejchieht das auf Grund der
neuen, gründlichen Schrift meines verehrten Freundes und Amts—
bruders Krumhaar „Die Grafen von Mansfeld und ihre Bes
fitungen, Eisleben 1872. Dieje Arbeit ift meines Wiſſens das
Beite, was wir als Gefammtgefhichte der Grafen von Mansfelb
bis jest haben, und dem folge ich in der Benutung.
Nun noch Eins. Die kurz citirten numismatifchen Schriften
find jedem Numismatifer befannt. Ich unterlaffe deshalb hier
deren Aufzählung. Einen Fingerzeig für die Seltenheit der bezüg-
lichen Stüde glaube ich damit gegeben zu haben, daß ich meift alle
mir zugänglichen Bücher citirt habe, in denen fich ein Stüd findet.
ft alfo bei einer Münze, namentlich bei den größeren, nur Ein
Merk angegeben, jo findet fi eben nur da, und nicht noch in
mehreren anderen. Folglich find diejenigen Münzen meiſt feine
Geltenheiten, die fi) außer bei v. Hagen und v. Madai noch in
3 — 4 Catalogen finden.
Erjte Abtheilung.
Braftenten und Hohlpfennige |. Numismat. Btg. 1857 ©. 4 f.
und Jul. und Alb. Erbftein „Zur mittelalterlihen Münz-
geihichte der Grafen von Mansfeld und der Edlen Herren von
Duerfurt. Dresden 1876”. Auch der Baasdorfer Fund brachte
zwei jeither unedirte Mansf. Brakt. |. meine Beſchreibung deſſ.
i. DI. für Münzfreunde N. 63 und trefflihe Bemerkungen dazu
in N. 64. Ferner bradten uns jüngft die Funde bei Kroſigk
und auf dem Welfsholze je einen unedirten Brafteaten, resp.
einen Hohlpfennig, f. meine Bejchreibung und Abbildung in
den nächſten Nrn. der BI. für Münzfreunde.
Denar, leider halbirt, kaum zu befchreiben, ift — meines Wifjens
— nur im Befit des Herrn Emil Bahrfeldt in Niet -Neuendorf.
Zweite Abtheilung.
Die älteſten Gemeinfhaftsmünzen der Grafen von Mansfeld.
Günther II. (3) (+ 1474), Gebhard IV. (+ 1492), Boll-
rath II. (+ 1450) oder III. (+ 1490).
Ohne Angabe ber Münzberren.
o. 3. Groſchen. Hſ.: GROSS: COMIT: IN: MANSF,, in viermal
gebogener Einfafjung ein verziertes Lilienfreuz, in den äuße—
ven Eden des Bogens C-R-V-X. Rſ.: in vierbogiger
296 Beiträge zur Mansfelbifchen Münzkunde.
Einfaffung Lilienkreuz, worauf ein Schild mit vier Quer—
balfen. MONATAR.NOVA.ISLEBI.
Num. Ztg. 1862 ©. 57 Nr. 1.
v. J. Grofchen. Dannenberg in Berl. Bl. Bd. IV S. 199, 3.
Taf. XLIX, 6. Hf.: + MONATA - NOVA - ISLABAN
Rückſ.: + GROSS : AOHIT DA MANS, fonft wie zuvor.
—— Groſchen, Num. Ztg. 1862, ©. 58, Nr. 2. Goe 3000. Appel,
Repert. III. Nr. 2005. Dannenberg in Berl. BI. IV. Bd.
©. 199, 2. Taf. XLIX, 7. Hſ.: + GG: V- AOMITAS:
IR MANSFALT Blume. Bierfeld. Wappenſchild von Duer-
furt u. Mansfeld; darüber eine Rofette. Rf.: MORATA
ROVA - ISLABARSI, dahinter der Duerfurter Schild; im
Felde ein Blumenkreuz in einer Einfafjung von vier Bogen;
in drei der durch diefelben gebildeten Winfen A-R-V.
— — Grojhen. Nur in 2. Hamburgers Gatal. Franff. 1873
(Burſio's Sammlg.) Nr. 3562. Hf.: C:C - (follten wohl G
jein?) V COMIT . IN - MANSFELT +; vierfeld. Wappen,
daneben Rofetten, oben +. Rſ.: MONETA - NOVA - IS-
LEBE. Blumenfreuz im Vierpaß, in 3 Winfen C-R-
V-, im 4. ein Schildchen. Durchmeſſer 12'/,.
Günther III. (4.) (1 1526) und feine Brüder Ernſt II. (+ Mai
1531) und Hoher IV. (6.) (t 1540), ſowie die Vettern ber
hinterortifchen Linie N VII. 1558) und Albrecht IV.
T 1560).
1511, Halber Dil- Thaler; nicht bei v. Hagen. Meines Wiſſens
allein erwähnt in der Sammlung des fel. Paſtors Gottlieb
Friedr. Goeze, Hamburg 1792 ©. 347. Nr. 246,
Hſ. SANCTVS GEORGIVS 1511. Ritter St. Georg zu
Pferde. Rückſ. MONET - NOVA - COM - DO. DE : MANS-
FELT. Wappen ohne Helm. — Miegt nad freundlicher
Mittheilung des Herin Inſp. Meyer, Vorftehers des Münz-
Cab. der Fr. Stadt Hamburg, 14!/, Gramm.
—— Groſchen. Vorftellungen u. Umfchriften faft wie zuvor.
Num. Ste. 1862 ©. 59 Nr. 3. Goetz Nr. 3002.
—— Groſchen (: Stpl.) Num. Ztg. 1871 ©. 41 Nr. 1.
—— Groſchen (3. Stpl.) Reichel IV, 2. Nr. 3734. Hf.oMONET >
NOVA oe COM co DO o DE. MANS.... Wappenfchild wie
v. H. II. Rſ. SANCTVS » GEORGIVS * 151 —1. Ritter.
—— Halber Groſchen; wohl nirgends befchrieben; nur erwähnt
im Auct.»Berz. der Goeze'ſchen Sammlung, Hamb. 1792,
Nr. 2034. Herr Geh. Archivrath v. Mülverftedt befist ihn auch.
Bon Paftor Stenzel. 297
Ein im Sommer 1877 auf dem Welfsholze gemachter
Fund bradte uns Dies feltene Stüf, jo daß ich’3 nun
bejchreiben kann. Hſ. SARATVS* GVRGWS (sic!)* 1711
(alterthümliche 5) Lilie; St. Georg. Rſ.: MO» RO» CIOMIT
*» Z » DOM DA » M *; vierfeld. Wappenſchild. —
Befiser: Inſp. Stolze in Gerbitedt.
1512, Grofchen (?), nit bei v.H. u. A. Nur bei Seblmaier,
Münden 1869, Nr. 12660; Albrecht VII. 1480—1560,
beigelegt. Die Richtigfeit jener Angabe erjcheint mir zmei-
felhaft. ch vermuthe einen Irrthum in Angabe der Jz.
1514, Groſchen (5 Stpl.?) Num. Ztg. 1862 ©. 59, 4—6. 1871
©. 41, 3* u.” Zehmen, Wuct.- Catal., Dresden 1838
Nr. 3520 u. 21. Gappe, Leipz. Verz. 1860. II, Nr.1095.
Numophyl. Molan. ©. 666 Nr. 77, aber mit 1541, ob
Stempel» oder Drudfehler? Franff. Cat. v. 1873 (Burfio)
3563 ’* Dm. 9'%.
——, Halber Groſchen. Num. Ztg. 1871 ©. 41 Nr. 2; nicht
bei v. Hagen.
——, Körtling, nicht bei v. Hagen u. A.; nur bei Schellh. 1498.
Wappenſchild und Ritter Georg. Sr. 21.
1515, Groſchen (5 Stpl.) Num. Ztg. 1862 ©. 59, 7. 8; 1871
©. 41, 4* u.”. Appel 2006, Reichel 3735.
1516, Grojchen (4 Stpl.) Num. Ztg. 1862 ©. 59, 9. 10. 1871
©. 41, 5*u.”, v. Sagen III. Numoph. Molan. - Boehm.
©. 666 Nr. 78. Goetz 3005. Zehmen 3522. 23. Rei—
chel IV, 2. 1937. Goeze 2035.
——, Breiter Groichen, abweichend. Nur im Franff. Cat. von
1873 (Burfio) Nr. 3563. „Quadr. W. auf einem Blu:
menkreuz. Umſchrift SANCTVS GEORGIVS 2 MILES
15168 Dm. 12”
1517, on (2 Stpl.) ib. ! Nr. 11, reſp. Nr. 6; zu v. Hagen
S. 6. Dresdener Catal. 1746 3. Thl. ©. 103 Nr. 894.
Goeze 2036.
1518, Groſchen, ib. Nr. 12. Schönemann Verz. Hannov. 1861
Nr. 3094.
1519, Groſchen ibid. Nr. 13. Appel 2007. Ampach 12099.
Zwittermünze mit den Stempeln von zwei Hſ. Ob hiermit
der in Seblmaier, Münden 1869, Nr. 12641 angeführte
Breite Batzen von 1519, °,, Loth, übereinftimmt, ver-
mag ich nicht zu fagen.
1) ibid. oder ib. bei Grofhen = Num. Ztg. 1862. ©.57 u f.
298 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1520, Groſchen, ibid. Nr. 14. Bretfeld - Chlumz;. Berz Wien
1842. II, Nr. 28661. Zwittermünze.
o. J., Groſchen, ibid. Nr. 15. Von Goetz unter N. 3006 wohl
irrthümlich nach 1526 geſetzt.
——, Groichen, Zwittermünze. Reichel 3736. Hptj.C x* GROS o
NOVo COM :DOcDoMANS. Der quabdr., behelmte Schild;
der Helm fteht von der Seite. Rf.: GROS o NOV o COM>»
DOM oDeMANo Borftellung der Hptſ.; aber der Helm
jteht von vorn.
Günther III. (4.) 7 1526 und feine Brüder Ernft II. (1531)
und Hoyer IV. (6.) (— 1540), fomwie die Vettern Gebhard VII.
(t 1558) und Albrecht IV. (r 1560).
1521, Thaler (4 Stpl.) v. Hagen ©. 6 IV, ©.7.8. v. Madai
1757 und Auct.»Gatal. 4820; v. Leyfer, Leipzig 1791
S. 267. Nr. 359; Goeze 2037 und ©. 347 Nr. 247.
Wellenh. 7324. 25. Koehne, Neue Beitr. Nr. 987. Rei:
chel 1938,
——, Hnlber Thaler, ohne ORA PRO, zu Mad. 1757. Wohl
nur im Hamburger Cab., aus der Sammlung des Paftor
Goeze. ©. deſſen Cat. S. 347 Nr. 250.
$1.: oMONE 3 AR © COM—DO 2 DE 3 MONS> (sie!).
Das alte Duerfurt-Mansf. Wappen, einfach behelmt mit
6 Fahnen; über der Krone 15—21. Rſ.: SANCTVSE
GEORGIVS. PA COM2sDOsSDSMANs Nitter wie beim
Thaler v.H. IV. — Wiegt 14 Gramm.
1522, Thaler (13 Stpl.) v.9. ©. 8, 4—16. Mad. 1757 und
Auct.»Catal. 4821. 22. v. Lehſer Nr. 360. Leipz. Verz.
1801 (1802) Nr. 3253. 54. Leipz. Cat. 1853 Nr. 8526.
Goeze 2038 und S. 347 Nr. 248. Amp. 12101. 2, Reichel
1939. 40. Schultheß-Rechberg Gatalog 5297.98. Obern⸗
doerfer, Münden 1846 Nr. 2387. Burfio (Franff. 1873)
3565,
1522, Thaler, abweichender St. mit DODE s Schulth.-Rechberg
Catalog 5296.
_—, —— Medaille, (19, Thaler), nicht bei v. Hagen
u. Bei v. a 361. 23), Loth; vom Stempel des
Thalers v. 9. IV, 7. ch vermuthe, daß die rare Stüd
identisch iſt mit dem in der Burfio’ihen Sammlung, Frif.
Gatal. von 1873 Nr. 3564 erwähnten „diden 1'/,fachen
Thaler“. Legteres Stück fol — dem einf. Thaler Mad.
Bon Paftor Stenzel. 299
1757 und Schulth.-Rechb. Catal. 5297 fein, jedoch Avers
MANSFE © Rev. Ge -EORGIVSsPAs haben. Wohl aud
— 1', Thaler im Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8525. 17,
Loth. Die verſchiedenen Gewichtsangaben, 2°, u. 17, Loth,
Icheinen freilich dagegen zu fprechen. Ich denke mir, daß die
Angabe 17); Loth im Leipziger Cat. einen Drudfehler hat.
Ein 1’/,facher Thaler kann nicht bloß 17 Loth wiegen.
1522, Halber Thaler v. 5. S. 10. Weife 1659. Num.-fphrag.
Anz. von Walte, Hann. 1876 ©. 72 Nr. 887 mit 13,,, M.
notitt.
——, Halber Thaler (2. Stpl.), Hat, MO,AR, CO, —DO,
DE . MA; ſonſt aud auf der Rückſ. wie der obige halbe
Thaler von 1521. Aus Cahn, Franff. Cat. 1876 Nr. 3
Nr. 444”, jebt eine Zierde der Sammlung des Herrn F.
Klingner in Magdeburg.
1523, Thaler (5 Stpl.) v. 9. ©. 9, 17—21. Mad. Yuct.-Gat.
4823. v. Leyſer 364. Goeze S. 347 Nr. 249 u. Nr. 2039.
Reichel 1941 u. 42. Sch.-Rechb. 5299. (Die Ziffer 3 iſt
aus der Z gebildet). Cahn 444*. Burſio 3565.
0. J. Thaler v.9. ©. 9, 22.
1524, Thaler, nicht bei v. H.; Reichel 1943. Obernd. 2388.
Sch.-Rechb. 5300. Hf.: Eule MON | ARG, COM,
DO,DE,MAN— Wappen, neben dem Rleinode 15 — 24.
Rüdj.: S , GEORGI, — PA, COM , DO, DE,MAN,
Ritter, ohne Inſchrift auf dem Pferdeharnifh. Darunter der
jigende Drache mit zerbrochener Lanze.
——, Halber Thaler, v. 9. VI. ©. 13 für 1529 gehalten. Weife
Gulden-Cab. 1660.
1525, Thaler (4 Stpl.) v. H. ©. 10, V. ©. 11, 1—3. Mo.
4254 und Auct.»Cat. 4824. Goeze 2041. xchl. 1944.
Sch.⸗Rechb. 5301.
——, Zhaler, nicht bei v. H. und A. Nur bei v. Leyfer 362.
5. = v. H. ©. 11,5. Nüdf. aber COM — DE MAN,;
jonft zu Mad. 4254 gehörig.
——, Thaler, abweichender Stpl., nicht bei v. Hagen. Wie v. H.
S. 16 Nr. 2, aber mit MAN. Koehne, Neue Beitr. 989.
——, Groiden zu 8 Pf. Num. Big. 1862 ©. 60, 16.
——, Knak zu 6 Pf.,
——, Körtling zu 3 Pf., 84 auf den Gulden Yo. Hag. S. 12. 13.
——, Pfennig, 252 auf den Gulden
300 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
1526, Thaler, v. H. ©. 11, 4. Mad. 4254. v. Leyfer 363 mit
der Bemerfung: „= v.9. V, 4 wie die Vergleihung mit
Sanders Abbildung an dem v. H. angeführten Orte zeigt.”
Goeze 2042. Leipz. Verz. von 1802 Nr. 3255. Wellenh.
7326. Der legtere Thaler von 1526 aus Sanderd Samm—
lung foll vom Jahre 1529 fein. Brehmer in Berlin.
1526, Zwitterthaler v. H. ©. 14. VII. Sch.-R. 5302.
1529, Thaler = v. H. ©. 11 Nr. 4 von 1526, f. oben.
o. %., Thaler v.9. ©. 11, 5.
——, Thaler v.9. ©. 12, 6.
Ernſt II. (4. 1531) und Hoyer IV. (6.) (7 1540) und ihre
Bettern Gebhard VII. (+ 1558) und Albrecht IV. (+ 1560).
0. J. Thaler, v. Hagen ©. 18, 11 mit HOIGER Amp. 12108.
Goeze 2044 (?).
——, Thaler, nit bei v.9.; mit HOIGE - Sch.-Rechb. 5303.
Goeze 2043 hat auch ALBER hier, während zuvor ALB.
Alfo wohl 2 div. St.
1526, Thaler (4 Stpl.) v. Hag. ©. 16. VIII. und ©. 17, 1—3.
Mad. 4255 und Auct.-Catal. 4825 abweichend. Reichel
"2032. Amp. 12103. 4.
——, Thaler, nit bei v. H. (?); Rchl. 2033, bloß mit 2—6
bei den Fähnchen.
——, Thaler, desgl, bat ERNES , HOIGER GEBHAR , E,
ALB Goetz, Dresden. Nach einer Mittheilung von Freund
Brehmer in Berlin.
1529, Thaler, v. 9. ©. 17, 4. Mad. 6831 und Auct.»Catal.
4826. Goeze 2045. Amp. 12105. Rchl. 2034. Dresd.
Verz. von 1834 Nr. 1358.
1529, (?) Halber Thaler, ohne die Namen der Grafen, v. H.
VI. ©.13. Weiſe 1660 hält wohl mit Recht dafür, daß
die 9 eine alte 4 iſt; ſ. o.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Nur bei Sh.:R. 5305.
Hauptj.: Halbmond und Stern ERNES , 47 „HOI,— ,
GEBH ‚IT, (sic!) ALBE — Wappenfdild, neben dem
Kleinode 15 —29. Rſ.: MONE,ARGEN, COM ,DOMI,
DE , MANSF , Nitter.
——, Grojhen. Nur bei Knoll 2569 ohne nähere Angabe
und Thieme, Numismat. Verkehr 1877 Nr. 3 und A.
Nr. 1731.
Bon Paftor Stenzel. 301
1530, Thaler (2 Stpl.) v. H. ©. 17, 5. 6. Mad. 1760. Goeze
2046.
——, Thaler, nicht bei v. H., hat MONE mie das Hauptgepräge
bei v. 9. ©. 16. VII. Brehmer in Berlin.
1531, Thaler (4 Stpl.) v.9. ©. 18, 7 — 10. Mad. 1760 und
Auct. Cat. 4827. Goeze 2047. Amp. 12106. Reichel
2035. Sch.=-R. 5306. v. Loehr (Frkf. 1875) 4269.
——, Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12107. Hſ.: ALB- Rſ.:
MANSFE .
Mad. 1761 gedenkt eines Thaler o. 3. von Ernit,
Ludwig, Gebh. und Albr.; aber er erijtirt ficherlich nicht,
denn ein Graf Ludwig von Manzfeld ift nicht befannt.
Graf Ernit Ludwig lebte 100 Jahre fpäter. Oder follte
Ludwig ein Drudfehler jtatt Hoyer fein? Dann würde
wohl einer der DER — o. J. gemeint ſein.
Hoyer IV. (6.) ( 1540).
1524, Thaler, v. Hagen Nr. IX. Ich bezweifle die Eriftenz dieſes
Thalers.
Hoyer IV. (6.) (+ 1540) u und feine Vettern Gebhard VII
(t 1558) und Albrecht IV. & 1560) und fein Neffe Philipp I.
(2) (+ 1546).
1531, Thaler, nicht bei v. Hagen. Nur im Leipz. Cat. von 1853
Nr. 8527 als zu Mad. 1759 gehörig angezeigt. Ob mit
Recht?
1532, Thaler (2 Stpl.) 0.9. X. und ©. 22,1. Mad. 4256.
Goeze 2048. Wellh. 7329.
——, Thaler, Mad. 1759 (?), nicht bei v. H. Lpzg. 1802 Nr. 3256.
— — , Thaler, nicht bei v.H., Sh.-R. 5007 mit MANSF, ftatt
MANSE.
——, Thaler, nicht bei v. Hagen, v. Peyer 714 mit MONE und
MANSFE.
——, Thaler, nicht bei v. Hagen; hat MONE - AR. (ftatt ARG)
COMI : DOMI : DE - MANSFE : Zwiſchen diejen Worten
nicht Punkte, fondern viered. Sterne. Brehmer in Berlin.
——, Thaler, nicht bei v. H. Zweiter Stempel; die 5. 15 —32
ſteht am Fuße des Wappenſchildes. Umfchr.: MONE ARG
COMI . DOMI - DE - MANSFE, jowie auf der Ni. Halb-
mond u. Stern HOIGER , GEBHAR, ALBER, E,PHILP ı
Brehmer in Berlin.
302 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
1533, Thaler, v. Hagen ©. 23, 2.
— —, Thaler, nicht bei v.9., Sch.“R. 5308 mit PHILPS. und
4edigen Punkten ftatt der 3edigen. NRüdf.: MONE, ARı
etc. MANSFE.
——-, Thaler, nit bei v.9.; Rchl. 1945. Hſ.—v. H. X; N.
aber MONE jtatt MON.
1534, Thaler, (4 Stpl.) v. Hagen ©. 23, 3—6. Mad. 1759 und
4256. Goeze 2049. Neichel 1948. Dresdener Verz. von
1834 Nr. 1359. Knoll 2517.
——, Thaler, nicht bei v. H; Rchl. 1946 mit 1534:
——, Thaler, nit bei v.9.; Rchl. 1947 mit MANSFEL.
——, Thaler, nicht bei v.9.; Amp. 12109 mit MANSE. Goetz,
Dresden.
——, Halber Thaler, nicht bei v. Hagen, zu Mad. 1759, Franff.
Cat. von 1872 Nr. 2182.
1535, Thaler (2 Stpl.) 0.9. ©.23, 7 und 8. Mad. 1759 und
4256 und Auct.-Cat. 4828. Goeze 2050. Amp. 12110.
v. Zoehr 4270. Num. Berk. 1878 Nr. 991.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Kochne 990 hat MANSFEL.
— —, Halber Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12111 hat — :
Halbmond u. Stern - HOIG - 'GEBH : ALBER -
(ET zuf.) PHI, Wappen, neben den Fahnen 15 —35. NEL:
MONE - ARG CO» — DOM : DE MANS - Nitter.
1536, Thaler, 0.9. ©.23, 9. (Mad. 17597).
1538, Thaler (3 Stpl.) v. Hag. ©. 23, 10—12. Mad. 1759.
Dresdener Verz. von 1834 Nr. 1360. Rchl. 1949. Sc. -
Rechb. 5309. Kochne 991. Knoll 2518.
——, Thaler, nit bei v. H; Mad. 4256 (?).
— —, Thaler, dögl.; aber MANSFE, Amp. 12112.
1539, Thaler (3 Stpl.) v.9. ©.23, 13—15. Mad. 4256 und
YAuct.»Cat. 4829. Obernd. (1846) 2389. Amp. 12113.
Dresdner Verz. v. 1831 Nr. 857. Rchl. 1950. Num.
Verf. 1878 Nr. 987.
o. J. Thaler (3 Stpl.) v. Sag. ©. 23, 16—18. Mad. 1759.
4256. Amp. 12114.
Hoyer IV. (6) (+ 1540), Gebhard VIL. (+ 1588), Albrecht IV.
(F 1560) und Hand Georg I. (7 1579).
1538, Halber Thaler, v. Hagen S. 24. Weife 1661.
Bon Paſtor Stenzel. 303
Dritte Abtheilung.
Vorderortiſche finie
a) Bornitedt.
Bruno I. (2) (+ 1615) und feine Vettern Wilhelm I. (if 1615)
und Johann Georg IV. (+ 1615).
1604 — 1607.
1604, Thaler (2 Etpl.) v. Hagen ©. 27, XI. ©.28, 1. Mad.
1787.
1605, Thaler, v. Hagen ©. 28, 2. Mad. 1787 und Yuct.» Cat.
4830. Lpzg. 1802 Nr. 3257. Rchl. 1951. Knoll 2519.
Db. 2390.
—— , Halber Thaler, v.9. ©.29, XI.
1606, Goldgulden, v.9. ©. 29, XIV.
——, Thaler (4 Stpl.) 0.9. ©. 28, 3—6. Mad. 1787 und
Auct.»Cat. 4831. Goeze 2051. Knoll 2520.
——, Thaler, nit bei v.9., hat MANSFESNOBSDesIsH;5
——, Thaler, nicht bei v. H, hat NO2DsIsH3 Baftor Goeze,
Hamburg, 1779. Identiſch mit dem folgenden?
——, Daler, nit bei v. H.; Sch.-R. 5310. Rf.: NO. und 1.
ftatt NOB. und IN.
——, Halber Thaler, v.9. ©. 29, XII. Weife 1662. Leipz.
Gat. 1853 Nr. 8528.
——, dergl., nicht bei v. H.; Amp. 12117. Avers: BRVNO -
SENIOR. WILH:H:G:P: ſtatt HA: GE:P. Wappen,
zwijchen den Helmfleinodien G—M, darunter Doppellilie und
1606, Revers: COMI:E:DO:I: MANSFE : NOB: DO:
I: HEL : Ritter; alſo Revers-Umſchr. wie Weife 1662.
1607, Thaler, v. 9. ©. 28,7. Mad. 1787.
Bruno. (1615), Wilhelm I. (+ 1615), Johann Georg IV.
(t 1615) und Vollrath VI. (f 1627).
1605, Thaler (4 Stpl.), v. 9. ©. 30 XV. ©. 31, 1—3. Mad.
4257. Pleß 2593.
1606, Hnlber Thaler, nicht bei v. H.; Kochne 992. Hf. BRVNO.
SENI : WIL:HA: GE: VOLR:P:, fonjt wie Weife 1663
(!, Thaler von 1615).
1607, Thaler (2 Stpl.), v. Hag. ©. 31, 3. 4. Mad. 4257 und
Auct.- Cat. 4832. Lpzg. 1802 Nr. 3258. Amp. 12118,
Wellnh. 7329. de Traur 6938,
304 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.
1607, Halber Thaler, nicht bei v. H.; de Traux 6939.
——, Biertelthaler, v. 9. ©. 34, 2. XVI.
1608, Thaler (4 Stpl.), v. 9. ©. 31, 6— 9. Goeze 2052. Mad.
4257. Amp. 12119. Dresdner Vers. v. 1831 Nr. 858.
—— , Thaler, nicht bei v. H.; Reichel 1952 wie v. H. Nr. VII,
aber Ri. DOMI:I: MANSFE: etc.
——, Thaler, nit beiv. H.; Sch. -R. 5311, wie v. H. Nr. VII,
aber Hſ. endigt mit PA:, Rſ. DO:I:H:, alfo wie v.9.
©. 32, 6.
——, Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12120. Hf. VOLRAT; Ri.
NOB:DO:I:H:
——, Hnalber Thaler, nicht bei v. H.; wird erwähnt handſchrift⸗
lih: Goetz, Dresden.
1609, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 31, 10.11. Mad. 4257 und
Auct.= Cat. 4833. Goeze 2053. Knoll 2521.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5312. wie v. H. Nr. VII,
aber Pdf. DOMI:I:MANSFE: etc.
——, Thaler, nicht bei v. H, Amp. 12121 wie v. 9. ©. 32,12
von 1610.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12122. Avers:
BRVNO - SENI: WILH :HA :GE: VOLRAT P: Wap-
pen, darüber GM, eine Lilie und 1609. Revers: COMI :
E:DO:1:MANSFE : NOB: DO :I:HEL: Nitter.
1610, Dreifacher Dufat, v.9. XVIII, ©. 35.
——, Thaler (4 Stpl.), v. Hag. ©.31, 12 —15. Mad. 4257.
Numoph. Linck. 1187. Wellnh. 7328. Amp. 12123.
Der Leipz. Cat. von 1802 Nr. 3260 fagt, daß ein Thaler
von 1610 die Jahız. noch einmal auf der Bruft des Rit-
terö habe.
———, Biertelthaler v. 9. ©. 33.
1611, Thaler (2 Stpl.), v.9. ©. 31, 16. 17. Mad. 4257 und
YAuct.-Cat. 4834. Goeze 2054. Reichel 1953. Sch.-R.
5313.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12124, wie v.9. ©. 31,
18 von 1612 mit VOLRAT. und NOB:DO:I:H:
——, Engelö = Biertelthaler, v. H. ©. 34.
1612, Thaler, v.9. ©. 31, 18. Mad. 4257.
— —, Thaler, nit bei v. H.; zu Mad. 4257, nur SENI. WIL-
HA.GE.VOLRA.TP: und die Jz. zwifchen den beiden
Helmen. Rſ.: COMI-E. DOM1.I-MANSFE-NOB-DO-T-H-
Nur im Dresd. Verz. von 1834 Nr. 1361.
——, Thaler, nit bei v. H. und Mad.; Amp. 12125, ohne
SENI. or.
Bon Paftor Stenzel. 305
1612, Thaler, nicht bei v. H, Amp. 12126 mit NOB:DO:I:H:
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Pleß 2594.
1613, Thaler (6 Stpl.), v. H. S.31f., 19—24. Mad. 4257
und 6832 und Auct.-Cat. 4835. Lpzg. 1802 Nr. 3261.
1614, Thaler (6 Stpl.), v. Hag. ©. 32, 25—30. Mad. 4257.
Amp. 12127. N. 2522.
——, Thaler, nicht bei v. $.; Sch.-R. 5314. Hſ.: - BRVINO
SE: WILH HA — VOLR-P — ſonſt wie zuvor.
Rſ.: - Neich3apfel "-_"COM - ET- DO -I-MANSFE . NO.
DOM - IN: HEL - - _ Nitter, aber im Perlkreis.
— —, Halber Thaler, v. H. XVII, ©. 34. Weife 1663, 2.
1615, Dreifacher Dufat, v. 5. XVII, ©. 35.
— —, Thaler (6 Stpl.) v. 9. ©. 32 f., 31—36. Mad. 4257
Amp. 12128. — 2055.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 1954. Hſ. BRVHO (sie?)
SENI -WILH - HANS” — VOLR.P- Wappen, mit 1615;
unten G—M. NR. COM - ET: DO - I. MANSFE - NO-
DOM - IN HEL. Nitter; über ihm Reichsapfel; unten
G—M.
——, Halber Thaler, v. 5. XVII, ©. 33. Weife 1663. Goeze
2056. Dbernd. 2391.
o. %., Thaler, nicht bei v. H. und Anderen. Amp. 12129. Ab.
BRVNO.SENI- WILH - HANS : GEORG - VOLR -P: Wap-
pen mit 3 (?) Helmen; der zur Linken hat den Heldrunger
Löwen mit Schrägbalten als Kleinod, Revers COMI:E:
DOMI :I: MANSFE : NOB: DO: I: H: Links galoppi-
render Nitter. Leipzig 1802 Nr. 3262.
Bruno I. (F 1615), Wilhelm I., Johann Georg IV.
Vollrath VI. und Jobit II.
1610, Groſchen (9,5), v. 9. XXI, ©. 38.39. Numism. Ztg.
1862 ©. 65 Mr. 18.
1611, Grofchen (9,5), v. H. ibid.; 132 wiegen 1 Cölner Mark;
halten 8 2. fein; 1 ©t. 2°), Kr. werth.
——, Groſchen, ('/,,) (3 Stpl.) v. H. ©. 39. Num. Ztg. a. a. O.
Nr. 19—21. Halten 82. 2 Gr. fein.
—, desgl. abweich. Stpl.; Num. Ztg. 1867 ©. 54.
——, Biertehalbgroichenftürt (Engelögrofchen), nicht bei v. H.;
Erbftein, Dresd. ag v. Doubletten Nr. 1461.
1612, Thaler, v. 9. XIX, ©. 36. Mad. 5498.
Zeitſchr. d. Harzvereins. XT. 20
506 Beiträge zur Mansfelbifchen Münzkunde.
1612, Halber Thaler, v. 9. XX, ©. 37. Mad. 5856. u. Auct.-
Cat. 4836. Weiſe 1664. Amp. 12130. Reichel 1955.
——, VBiertehalbgroichenftüd, v. 9. XXI, ©. 38.
——, Grojchen, (2 Stpl.) Numism. Ztg. a. a. D. Nr. 22. 23.
Köhne 9953.
——, Groſchen, abweichender Ctempel mit MAN, fonft wie Koehne
993. Stenzel und Piftorius Cat. Zerbft 1869 Nr. 8155.
——, Grojchen , abweichender Stempel. Herzogl. Cab. zu Deffau.
Hſ. BRVN.WILH-H-G.WOL-IO- Rſ. COM -ET-
DO - IN: MANSFE - 16—12. Werthzahl 21; oben
neben Reichöapfel G—M.
1613, Grojchen, (2 Stpl.?) Numism. Zeitg. 1862 ©. 66 Nr. 24.
Appel Nr, 2013. Koehne 994. |
1614, Goldgulden (2 Stpl.), v. H. XXI, ©. 39. 40.
——, Groihen, Num. Ztg. 1862 ©. 66 Nr. 25. Kochne 994
bat MANS -, ftatt MANSF . Bretf. 28678.
-
*
Bruno I. (2) (* 1615).
o. J. Kupfermünze mit feinem und feiner Gemahlin Chriftine
Samen. Neum. 4901.
1615, Sterbethaler von Graf Bruno (3 Stpl.) v. Hagen XXIV,
N. IX. ©.40.41. Mad. 1790 u. U.-C. 4837. Goeze — 4
2057. 58. Lpzg. 1802 Nr. 3263. Reichel 1956. 57.
Amp. 12131. Dresdner Berz. von 1834 Nr. 1362. 63.
Wind. 7330. Sch.-R. 5315. |
——, deral. Halber Thaler, v. 9. XXV, ©. 42. Weiſe 1665. |
Lpzg. 1802 Nr. 3264. de Traur 6941.
——, vergl. Biertelthaler, nit bei v. 9.; Amp. 12133 gon |
ähnlichem Gepräge“. en
— —, dergl. Groſchen? =
——, dergl. Goldqulden?) BO |
de i |
Wolfgang I. (3.) (7 1638) und feine Brüder Bruno IT. (3.)
(7 1644), Joachim Friedrich (F 1623) und Philipp III. (5.)
(t 1657).
1613, Thaler, (2 Stpl.) v. Hag. XXVI. Wr. X. ©. 43. 44.
Mad. 4258 u. Auct.-Cat. 4838. Reichel 1958. Ob. 2392. N
1621, Doppelgrofchen (24,,), Num. Btg. 1862 ©. 06 Nr. 26,
Reichel 3737. Koehne 996.
— — —
Von Paſtor Stenzel. 307
Wolfgang I. (* 1638) und ſein Bruder Joachim Friedrich
(F 1623).
1621, Doppelgroichen (Y/;;) Num. Ztg. a.a. O. Nr. 27. Kochne,
neue Beiträge Nr. 997.
Joachim Friedrid allein, 7 1623.
o. J. Geringhaltige Klippe von 24 Kreuzern. Nicht bei v.
u. A. Nur im Dresdener Berzeihn. von 1834 Nr. ee
Si. IO04. FRI-C-E-D:-M: Ein Engel hält das Wap-
pen vor fih. Ri. FERD. II: RO - IMP - SE: AV. Dop-
pelter Reichsadler mit dem Neich3apfel auf der Bruft, darauf
4 (Y, 20th),
——, Doppelgroichen, Num. tg. a. a. D. Nr. 28. Koehne 1006.
— — — —
Wolfgang I. (3.) (7 1638) und fein Bruder Bruno II. (3.)
(+ 1644)
1615 — 1638.
1619, Thaler, v. 9. ©. 44 Nr. XI.
1620, Thaler, v.9. ©. 45, 1. Mad. 1793. Amp. 12134. Rat.
1959. Sch.-R. 5316. Pleß 2582. Knoll 2523.
1622, Thaler, v. 9. ©. 45,2. Mad. 1793.
Wolfgang allein (F 1638).
1621, Kipperthaler zu 40 Groſchen, v. Sagen ©. 45, XXVIIL,
geringhaltig, zu 6 Grojchen 4 Bf. valvirt. Mad. 1794.
——, ftipperdoppelgrojchen "/,, Thaler oder Schredenberger zu 12
Kreuzern. Hſ. WOLFG : C-E-D- I- — MANSF: N: D-
I- FE Blatt. Drei Wappenſchilde, 1. 2. zufammengeftellt:
Duerf.-Mansf., Heldrunger Löwe u. Arnft. Adler; in den
Winkeln Blätter, unten in einem Kreiſe 12. |
Rſ. FATA - VIAM - INVENIENT P.M (? verwildt )
1.6.21 Blatt. St. Georg.
Nirgends erwähnt. Ein Kleinod in der Sammlung des
Herrn F. Klingner in Magdeburg.
Wolfgang und Johann Georg IT. zu Eisleben. 1631— 1638.
1631, Dufat, v. 9. ©. 49.
1632, Ihaler (2 Stpl.), v.9. ©. 46 Nr. XIII. und ib. XXIX, 1.
Mad. 4259. Amp. 12135. Goeze 2060.
2) *
308 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1635, Doppeldufat, v. H. S. 48 Nr. XXXI.
‚ Bier- oder ſechsfacher Dufat, ibid. Abſchlag vom hal—
ben Thaler?
—— Doppelthaler, nicht bei v. H.; doch vom Stempel des einf.
Thalers v. 9. ©. 46, 2. Nur bei Neichel 1961.
——, Thaler, v. H. ©. 46, 2. Reichel 1962. Sh.-R. 5317.
——, Halber Thaler, v. 9. S. 47, XXX. Weiſe 1666.
1637, Zehnfacher Dufat, v. H. S. 48. Abjchlag von folgen-
dem Thaler (?).
——, Thaler, v. 9. ©. 46, 3.
1638, Dufat, v. 9. ©. 49, XXXII. cf. Wellnd. 7331.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Weife 1666. Koehne 995.
(mie der halbe Thaler von 1635.)
o. J., Thaler (3 Stpl.), v. Hagen ©. 47, 4—6. Mad. 4259
u. Auct.-Cat. 4839. 40. Goeze 2059. Reichel 1960.
——, Thaler, nicht bei v. H. und Mad. Aehnlih Mad. 4259,
aber es fehlt das Münzzeichen und die legten Worte im Rev.
lauten: IN:HEI. So daß Leipz. Berz. von 1802 Nr. 3265.
Garl Adam (1638 — 1662).
1655, Thaler, v. H. ©. 50 Nr. XXXIV. Reichel 1963.
—, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12139 wie zuvor,
aber im Rev. I: HELDRVNG :S- ETH:
——, Biertelthaler, v. 9. ©. 51. Amp. 12140. hat im Rev.
S:ET-H: &noll 2569.
1656, Dufat, v. 9. ©. 52. XXXV.
——, Thaler, v. H. ©. 50, 2. Mad. 1811. Lpzg. 3266. de Traur
6942. Dresdn. Berz. von 1834 Nr. 1365. Neichel 1964.
——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 1965. Der Nitter hat drei
Federn auf dem Helm; oben Reichsapfel. Amp. 12141. (?).
1657, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 50, 2. ©. 51, 3. Mad. 1811.
Mad. Auct.»Cat. 4841 erwähnt, daß fich noch zwiſchen den
beiden Helmen das Kleeblatt befinde. Amp. 12142. Wind.
7332. Knoll 2524. Zſchieſche und K. Nr. 14. Nr. 340.
——, Thaler, nicht bei v. H. Sch.-R. 5318 mit COMES - IN -
MANSEFEL :
——, Grojchen, nicht bei v. H.; Zehmen Nr. 3526. Num. te.
1862 ©. 67 Nr. 29.
1658, Thaler, nit bei v. H. und abweichend von v. H. S. 50
XXXIII. Nach Amp. 12143 iſt im Av. das Wappen klei—
ner und die Münzmeiſterbuchſtaben HPK ſtehen am obern
Rande und das Kleeblatt darunter.
Bon Paftor Stenzel. 309
1658, Halber Thaler, v. Hagen XXXIV, ©. 51. Weiſe 1667.
Dresdn. Cat. (1831) Nr. 859.
1659, Thaler, v. H. ©. 51, 4.
—, Halber Thaler, v. H. ©. 51. Weiſe 1667, 2.
1660, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 51,5.6. Mad. 1811. Lpzg. 3267.
——, Thaler, nicht bei v. H.(?). Sch.-R. 5319 mit U ftatt V,
ferner mit MANSFELT -, mit Punkten nad) des Münz-
meiſters Namensbuchſtabe und mit Blatt ftatt der 3 Ringel,
auch fehlt der Punkt vor „CAROLUS“, Im Rev. FRIDEB
8 -E.H.
Franz Marimilian.
1644 — 1692.
1670, Viertel Dulat, nicht bei v. H.; Amp. 12144. Ueber
dem quabrirten Wappen DUZCAT, hat aud abweichend
v. Soothe im Av. MANSFELT. Leipz. Catal. von 1853
Nr. 8558?. cf. v. Soothe 1288.
1671, Biertel- Dufat, nicht bei v. H. Soothe 1288. Koehne
998. Num. Verkehr 1876 I, 506.
Franz Marimilian und fein Bruder Heinrich Franz
(1644 — 1692).
o. %. Gulden, feines Gepräge mit A.B.K., nicht bei v. H.; Weife
1668, 3 mit FRANZ MAX. Lucii Münz-Tract. I. Taf. 46.
_—, Halber Gulden, nicht bei v. H.; Koehne 999.
1667, Thaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 53 Nr. XV, ©. 54. Mad. 4260
u. Auct.»Cat. 4842.
——, Thaler, Reichel 1966, erfcheint abweichend.
1668, Groſchen, Num. 3. a. a. D. Nr. 30. Kochne 1000,
1669, Drittelthaler (2 Stpl.), nit bei v.H.; Amp. 12145. Av.
FRANZ - MAX - HEINRICH — - FRANZ - COMIT - I -
MANSF. Anker; Ritter; unten im Oval $. v. Xoehr 4273.
Koehne 1001. Wellnh. 7334. Pleß 2624.
1670, Groſchen, Num. Ztg. a. a. D. Nr. 31.
1671, Drittelthaler, nicht bei v. H.; Amp. 12146. Av. FRANZ -
MAX - HEIN — FRANZ - COMIT - I: MANSF an
Nitter; unten in einem Dval ı . Rev. NOB - DOM -
HELDRVNGEN - SEB - ET» SR -» Unter. Wappen,
viel größer al3 bei dem von 1669; daneben 16 — 71
AB--K. Mar Schmidt -Nageburg. Pleß 2624. Koehne
1003.
310 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1672, Drittelthaler, (3 Stpl.), nit bei v. H.; Amp. 12147.
Wellnh, 7335. Koehne 1004. Knoll 2525 und 26. Erb—
ftein, Dresdn. Dbl. Nr. 1462.
——, Drittelthaler, abw. Stempel. Stenzel und Piſtorius Cat.
8156 —59.
1673, Drittelthaler, nicht bei v. H.; Amp. 12148.
——, Groichen, Num. tg. a. a. O. Nr. 32.
1675, Gulden (?/,), (4 oder gar 5 Stpl.), v. H. ©. 54, XXXVII.
Meife 1668 u. 1669, Lpzg. 3268. Amp. 12149. 50. Xchl.
1967. 68. Sh.-R. 5320. Mad. A.C. 4845. Zehmen 3527.
Knoll 2527. Weiſe erwähnt, da das Stüd 1!/, Loth wiege und
ein breites Gepräge, beinahe in Thalergröße ſei. Nah Hof-
mann wiegen fie 1 Loth 1 Qu. 11, Gr. Cöln. Gem., ihr
Werth auf 50%/, Kr. geſetzt.
— —, Gulden, v. ordentl. Guldengröße. Weiſe 1668, 2.
1676, Gulden, nicht bei v. H.; Amp. 12151. Dresd. Verz. v.
1834, N. 1367. Obernd. 2393?
1687, Dufat, v. H. ©. 55, XXXVIII. Köhler 2403. Soothe
1289. Sc. R. 5321. |
——, Dulat, 2. Stpl., nicht beiv. H.; Wllnh. 7333 mit MANS-
FELT. Xeipz. Cat. v. 1853, N. 8556.
Heinrich, Fürft von Fondi (1717 — 1780).
1747, Dukat, v. 9. ©. 58, XLI. Leipz. Cat. 1853, N. 8557,
——, Thaler, v. 9. ©. 57, XXXIX. Mad. 4262. xchl. 1969.
Amp. 12152. Sch.-R. 5322. Lpzg. 1802 Nr. 3269. de
Traur 6945.
——, Halber Thaler, v. 9. S. 58, XL. Amp. 12153. Eh. R.
5323. Xchl. 1970.
——, Biertelthaler, nicht bei v. H.; Göt 3017. Amp. 12154.
Erbitein, Drsd. Dbl. 1875, N. 1463.
1774, Dufat, v. 9. ©. 60, XLIV. Amp. 12156.
——, Thaler, v. H. ©. 59, XLII. Leyfer 377. Amp. 12155.
Rchl. 1971. Wind. 7336. Sch.-R. 5324. Knoll 2528.
——, Halber Thaler, v. 9. ©. 60, XLIII. Leyfer 378. Wllnh.
7337. Rchl. 1972. de Traur 6946. Götz 3018. Köhne
1005. Knoll 2529,
Bon Paſtor Stenzel. 311
Franz Gundarar, FZürft von GColloredo (1780 — 1806),
Gemahl der Tochter des 1780 verftorbenen Fürften Heinrich.
1792, Dukat, natürlich nicht bei v. H.; Wllnh. 7338. Sch.-R. 5325.
Hſ. FRANC. GVND. S. R. I. P. COLLOREDO. MANNSFELD.
C. IN. WALDS(ee). C. IN. MELS. M. IN. S. For Be) S.
R. I. PRO. CANC(ellarius). — Bierf. Wappenſchild v. Duer-
furt-Mansf., Arnitein, Heldrungen, mit dem Wappen von Col-
loredo im Mittelfchilde. Rſ. BEY GOTT IST RATH — UND
THAT — Nitter. Unten 1792.
Vierte Abtheilung.
Eisleben.
Johann Georg I. (F 1579) mit feinem Bruder Peter Ernit I.
(F 1604) und Better Chriitoph (+ 1591).
o. J. Dukat, v. H. ©. 67, XLVI.
——, u abweichend Köhler N. 2397, mit MANSF.; v. 9.
67 hat MANSFELT.
_——, —— (4 Stpl.), ib. XLV, S. 64, Rn (Mad. 4263).
Beyer 715. Knoll 2530.
——, Thaler, nit bei v. H.; Sch⸗R. 5326, mit CHSIST auf der
Hſ. u. DOMI* I» MANSFE#* auf der Rſ.
——, Viertelthaler, nicht bei v. H. u. 4. Nur im Dröd. Ber.
v. 1834, N. 1368; zu Mad. 1774, nur CHRIS. ERNS. auf
der Hſ. u. DOMI. IN MANSF. Ohne S.
——, Epitz-) Groſchen, (3 Stpl.), v. 9. ©. 66. Num. 3. a. a. O.
N. 33 — 35. Götz 3019. 3020. Appel 2017. Köhne 1007.
Diefe Achtzehnerlein beftanden nicht in der Probe.
1559, Thaler, (8 Stpl.), v. H. XLV, ©. 64,4—11. Mad. 1773.
4263 u. U. €. 4847. Amp. 12158. Köhne 1008. Sch.R.
5327. Pleß 2590. Wurden in der Münzprobe nur 22 Gr.
8 Pf. werth erachtet.
——, Halber Thaler? v. H. ©. 66.
—— , Biertelthaler, v. H. XLVI, ©. 66.
1560, Thaler, (6 Stpl.), v. 9. XLV, ©. 65, 12—17. Mad. 4263.
Sch.⸗“R. 5327. Köhne 1009. Lahn, Frkf. N. 446. Wurden
unter die geringhaltigen gerechnet.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12159.
— — , Biertelthaler, mit MANSFE, fonft wie v. H. ©. 65, 13.
—— Biertelthaler, nicht bei v. H. u. A. Nur im Leipz. Cat.
v. 1853, N. 8530 als VY, Thlr. ohne nähere Beſchreibung
312 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
oder Hinweiſung. Wahrfcheinlih zu dem Thlr. v. 1559
u. 1563 pafjend, v. H. XLVI, ©. 66. Oder follte in jenem
Gataloge ein Drudfehler vorliegen, O ftatt 3? _
1563, Halber Thaler, v. H. ©. 66, 2. Weife 1670.
— —, Viertelthaler, v. 9. ©. 66.
Johann Georg I. (+ 1579) und fein Vetter Chriftoph (7 1591).
1572, Thaler? v. H. XLVII, ©. 68. Mad. 4264. Seine Eriftenz
bezweifelt v. Hagen. Ich fand ihn auch nirgends weiter erwähnt.
Johann Georg I. (+ 1579) mit feinem Vetter Chrijtoph I.
(F 1591) und feinem jüngften Bruder Johann Ernſt zu
Heldrungen (7 1572).
1568, BViertelthaler, nicht beiv. H. Nur bei Rchl. 1976. HI. IOAN*
GEOR * CHRIS « IOAN ERNST. Ritter. Rſ. COMI: ET..
D. . —- MANSFE. Zwei Wappenjdilde. Ueber den
Helmen 68.
1570, Thaler, nicht bei v. H., Mad. u. A. Nur im Leipz. Verz.
v. 1802, N. 3270. Av. IOAN. GEOR. CHRISTOF. IOAN.
ERNS. Nitter, ganz geharnifht und mit Helm, auf einem
Qurnierpferde links veitend und mit dem Schwert nad) dem
Draden ftechend. Rev. COMI. ET DOMI. IN. MANSFELT;
zwei neben einander ftehende Wappenjchilde, jeder mit einem
Helme; neben dem Wappen 7 —0.
1572, Thaler, mit Kaifer Marim. II. Namen, (4 Stpl.), v. 9.
XLIX, ©. 70, 1—3. &pjg. 1802 Nr. 3272.
——, Thaler, d3gl., nicht bei v. H.; Wilnh. 7339.
——, Thaler, d3gl., nicht bei v. H. Nur bei Rchl. 1977. Hſ. IO:
GEO : CHR. — IO : ERN: CO : ET. — DO: I: MANSF. Die
Umſchr. ift durch 3 Wappenſchilde unterbrochen, deren oberiter
der Mansf. ift. Nitter. Ri. Blatt MAXIMILIAN. II ROM.
IMPERATOR. A. P. F. D. Gekr. dopp. Neichsadler, Neich3-
apfel auf der Bruft, worauf 24. Zwiſchen den Kronen der
Adlerföpfe: 72.
——, Thaler, dagl., nicht bei v. H., Sch.R. 5328 wie zuvor,
aber E — (jtatt ET) und MANSFE. Rſ. - MAXIMILIAN.
U. ROMA. IMPERATOR. A. P. F. D: Blatt u. f. m.
‚ Halber Thaler, dgl., v. H. ©. 71. Göze 2067 zu Mad.
4269.
—
Bon Paftor Stenzel. 313
1572, Biertelthaler, dgl, v. 9. L, ©. 71.
1573, Thaler, dal., v. 8. S. 70, 4. Mad. 4265 u. U. C. 4848.
Amp. 12164. Xchl. 1978.
o. %., Thaler, dal., v. H. S.70, 5. Mad. 1771.
——, Thaler, dal., wohl nicht bei v. H.; Göze 2069.
——, Thaler, ohne 8. Mar. Namen u. Titel, (4 Stpl.), v. 9.
LI, ©. 72, 1—3. Mad, 1774 (4849). Göze 2068. Lpzg.
3271. Amp. 12160. 61. Xchl. 1980.
——, Thaler, nicht bei v. H., wie das Hauptgepr. bei v. 9. LI,
doch ohne S zwiſchen den Helmen und mit MANSFELT.
Brehmer in Berlin.
——, Thaler, nicht bei v. H.; wie zuvor, nur daß ERNST darauf
zu lefen. Brehmer.
——, Thaler, nicht bei v. H., wie der vorlegte, doch mit S. zwi-
jhen den Helmen. Brehmer.
o. J., Thaler, dol., abweichend, nicht beiv. H. Amp. 12162 u. Rchl.
1979, bat auf der Ri. COMES ftatt COMIT oder COMITES.
——, Halber Thaler, dgl., v. H. LO, ©. 73. Weife 1671.
——, Biertelthaler, dgl., v. 9. ©. 73.
Johann Georg I. (+ 1579) mit feinem Bruder Johann
Albert zu Arnftein (F 1586) und feinem Neffen Bruno I. (2.)
von Bornftedbt (F 1615).
1573, Thaler, mit 8. Marim. Namen, v. H. LIU, ©. 74. Mad.
1776. Goeze 2070. Obernd. 2394.
1574, Thaler, dgl. (2 Stpl.), v. H. ©. 74, 1. 2. Mad. 1776 u.
A. ©. 4850.
——, Halber Thaler, (15772), v. 9. ©. 78. Weife 1672.
1575, Thaler, dgl., (3 Stpl.), ib. ©. 75, 3—5. Mad. 1776,
Amp. 12165.
——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Rchl. 1981 hat..... ET.
BRV: CO: ET: DO: I: MANSF., fonft wie v. 9. ©. 75, 3.
1576, Thaler, d3gl., nicht bei v.H. u. Mad.; 2.3273. Amp. 12166.
Rchl. 1982. Av. Blatt 10. GEO:IO: ALBE: E: BRV:CO:
ET: D: I: MANSFE. Wappen, darüber 1576. Rev. MA-
XIMI: II: ROMA: IMPE: AVG: PVB: FEC: DEC.
Johann Georg I. (+ 1579), Peter Ernft I. (f 1604) und
Bruno I. (2.) (F 1615).
1575, Thaler, nicht bei v. H., Mad. u. And. Zuerſt und allein
public. durch Köhne, Neue Beitr. 1010, wo die große Selten»
314 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
heit mit R nicht genug gekennzeichnet ift. Hſ. - Blatt - IO-
HAN : GEORG. PETER: ERNST. ET. BRVNO: und unbe-
helmtes Wappen ꝛc. Sonjt wohl wie Sch.-R. 5330, wo unfer
Stempel unberüdjichtigt geblieben ift. (Die N ftehen verkehrt.)
1575, Thaler, m. 8. Marim. Namen; nit bei v. H, Mad. u. U.
Sch.-R. 5330. Sf. - IOHAN: GEOBG (sic!) - PETER:
ERNST. ET. BRVNO: Blatt; Wappen. Rſ. Reichsapfel:
MAXIMI : Il: ROMA: IMPE: AVG: PVB: FEC: DEC.
Nitter. (Die N ftehen verfehrt [N].)
Johann Georg I. (+ 1579) mit feinen Brüdern Peter Ernit
(F 1604) und Johann Hoyer (F 1585).
1573, Thaler, mit Kaifer Mar. Namen (2 Stpl.), v. 9. LIV, ©. 75.
76, 1. Mad. 4266.
——, Thaler, desgl., nicht beiv. H.; Drsd. Cat. (1831), N. 860.
Av. Id: GEO : PET: ERN :ET: 1I0:HOI: COM: E: DO: I:
MANS. Unbededtes Wappen, darüber 1573, ähnl. v. 9. LIV.
Nev. ähnlich wie v. H. LIV, aber MAXI: ftatt MAXIMI, u.
DEC. ftatt DECR.
1573, Viertelthaler, nicht bei v. H.; de Traur 6948.
1575, Thaler, dal., ib.S. 76,2. Knoll 2531. Burfio 3566 mit
MAXIMILI: II «ec.
1577, Thaler, dgl. (2 Stpl.), ib. ©. 76, 3. 4. Mad. 4266. Göze
2071. Dresden (1831), 861. Xeipz. Cat. v. 1802 Nr. 3275,
v. 1853 N. 8529. Egger, Wien 1869, N. 1418. Ob. 2395.
——, Halber Thaler, dgl., nicht bei v. 9.; Amp. 12167. Av.
JOH: GEOR. PETE. ERNS. JO. HOI: E: C. D. L MANS-
FE C—6, dazwiſchen ein Zaynhafen. Unbebedter quadrirter
Mappenjchild, darüber: - 1577. Rev. MAXIMILIAN: I:
D: G: ROM: IMP: AVGVS: P: F.—D. XLinfsreitender
Ritter, vor defjen Haupt ein Reichsapfel (Egger, Wien 1869,
N. 1419?).
1578, Thaler, dal., ib. ©. 76, 5. Mad. 4266. Bei den lebten
beiden Thalern, welche wohl Zwitterthle. find, ift K. Marim.
Name auffällig, da derſelbe ſchon 12. Oct. 1576 ftarb.
Johann Georg I. (F 1579) und feine Brüder Johann Albert
(+ 1586) und Johann Hoher (F 1585) und ihr Neffe Bruno I. (2.).
1577, Thaler, mit 8. Marim. Namen (2 Stpl.), v. 9. LV, ©. 77.
Mad. 4267 (4854). Amp. 12169. Rchl 1986. Mas für
ein Thlr. mit N. 1985 gemeint fei, iſt mir nicht recht Far.
Bon Baftor Stenzel. 315
1577, Thaler, dögl., nicht beiv. H.; hat IMPERATO. Brehmer,
——, Halber Thaler, (1574), v. 9. ©. 78. Sedlmaier 12650.
——, Viertelthaler, v. H. LVI, ©. 78. Amp. 12170.
Johann Georg I. (+ 1579) u. feine Brüder Peter Ernft I.
(+ 1604) und Johann Hoyer (+ 1585).
1577, Thaler, mit Kaifer Rud. II. Namen, (4 Stpl.), v. H. LVII,
©. 79, 1—3. Mad. 1772. Rchl. 1983. Sch.-R. 5331.
——, Thalerflippe, dal., nicht bei v. 9. u. Mad. (1772). Nur
bei Whaites 2313.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.u.W. Nur bei Brdr Egger,
Wien 1869, N. 1419, als zu Mad. 1772 gehörig notirt.
1578, Thaler, dsgl., (3 Stpl.), v. 9. ©.79, 4.5. ©. 80, 6.
Mad. 1772. 4266. Amp. 12168. Rchl. 1984. Sedlmaier
12649. Gahn, Frkf. 1876, Cat. N. 3, N. 445.
1579, Thaler, vesgl., (5 Stpl.), v. 9. S. 80, 7—11. Mad.
4266. Göze 2072.
Johann Georg I. mit feinen Brüdern Peter Ernit I., Johann
Albert, Johann Hohyer und ihrem Neffen Bruno I. (2.).
1579, Thaler, v. 9. LVII, ©. 80.81. (Mad. 4268 ?). v. Sch.-R.
Cat. 5332. Knoll 2532.
——, Thalerflippe v. folg. Stempel, nicht bei v. $. Amp. 12171.
——, Thaler, v. folg. Stpl. Mad. 4268. Rchl. 1987 (?). de
Traur 6949. |
——, Halber Thaler, v. H. LIX, ©. 81 zu Mad. 4268 u. A. C.
4855. Meife 1673. Rchl. 1988.
——, Biertelthaler, dgl., nicht bei v. H.; Amp. 12173. 2%. Ham-
burger, elf. Cat. 1872, N. 2185 0) u. derj. im Cat. von
1873 (Burfio), N. 3567, wie Sch.R. Cat. 5332.
Jobſt II. (1579 — 1619),
1596, Spruchthaler, v. 9. LX, ©. 83. Mad. 1784 u. A.-C.
4856.
1597, dgl. nicht bei v. 9. u. Mad.; Amp. 12174 hat IN. SPE.
E. SILENTIO. FORTITVDO. MEA., jonft wie v. 9. ©. 83,
aber im Av. HE ftatt H bei Mad. 1784 u. v. 9. ©. 83.
1598, Spruchthaler, nicht bei v. 9 wie das Hauptgepr. dal.
Brehmer in Berlin,
316 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
1599, Sprudthaler, v. H. ©. 83, 1. Mad. 1784.
1603, Spruchthaler, ib. N. 2. Mad. 1784. Burfio 3568 mit
IN. SPE. E: SILENTIO etc.
1604, Spruchthaler, nicht bei v.9.; Mad. 1784 u. U. C. 4858",
1605, Spruchthaler, nit bei v. H., wie v. 9. ©. 83, 2 v. J.
1603. Mansf. Auct.Cat. N. 165.
1606, Spruchthaler, nicht bei v. H., aber wie v. 9. ©. 83, 2 der
Thlr. v. 1603. Mansf. Auct.-Cat. N. 166. Amp. 12175.
Rchl. 1989.
1607, Spruchthaler, (2 Stpl.), ib. N.3 und LXI. Sd.-R. Cat.
5333. Pleß 2620.
1609, Spruchthaler, nicht bei v. H.; Amp. 12176.
1611, Spruchthaler, ib. N. 4. v. Peyer 716. Goeze 2073.
1619, Begräbnißthaler, v. 9. LXI, ©. 85. Mad. 1791. Göze
2074. Lpzg. 1802 Nr. 3277. Amp. 12177. Xchl. 1991.
de Traur 6950. Sch.-R. 5334. Ubernd. 2398.
——, dgl. viereckige Alippe, 2 Loth ſchwer, v. 9. ©.85. Mad.
Auct. = Cat. 4859. Xchl. 1990.
——, dgl. Doppelthaler, nicht bei v. H., doch wie der Thlr.
Sammlung des Hrn. Grünert in Mageburg.
——, dgl. Halber Thaler, v. 9. LXII, ©. 86. Weife 1674.
Göze 2075. Köhne 1012. Rchl. 1992. Sch.R. 5335.
——, dgl. Viertelthaler, v. H. LXIV, ©. 86 f. Göze 2076.
Johann Georg II. (1619 — 1647).
1620, Thaler, wie Mad. 1807. Nur bei Göze 2078. Ob mit Recht?
1621, Groſchen. N.3.1862, ©. 68, N. 36.
—— Doppelgroſchen, (2 St). Seblm. 12644. Köhne 1013(?).
——, Kupf. Klippe. Nirgends beſchrieben. Hſ. In einem Linien»
freife die Umſchrift: IOHAN: GEOR. — CO. ET. DOM.
Gefrönter zweilöpfiger Reichsadler, auf der Bruft der Reichs»
apfel m. d. Werthzahl 12. Ri. Zwiſchen 2 Linienfreifen die
Umſchr.: IN. MANS: NO: DO. IN. HE. m innern reife
das gefrönte vierfeld. manzf. Wappen im fpan. Schilde; über
der Krone die Jahrz. 1621. Auf der Hf. find auf 3 Eden
der Klippe (rechts, links u. unten) S, K u. H. verkehrt ein-
gefchlagen. Gr. 13 nah Neum. Münzmejfer.
Sammlung des Herrn Prof. Heyfe in Aſchersleben, deſſen
Güte ich diefe Mittheilung verdanfe.
0. %., Kupfermünze von Hans Georg II. oder v. Hans Georg IV.
(f 1615)? Reinh. 4559. Neum. 4902. Stenzel u. Piſt. 8163.
——, dgl., Neum. 4903.
Bon Paftor Stenzel. 317
o. J., Kupfermünze, Neum. 4904.
— —, Kippermünze in Größe eines Viergrſtücks (1633). Götz 3097.
1623, Groſchen, v. H. LXVII, ©. 90. N. 3. N. 37.
1629, Spruchthaler, (5 Stpl.), v. 9. LXV, ©. 88. 89, 1—4.
Mad. 1807. Amp. 12178. Köhne 1014. Rchl. 1993. Sc.-
NR. 5336,
——, dgl., nicht bei v. 9. Nur bei Leyjer 365 mit der Bemerf.:
„Gehört zu v. H. LXV. Doc trifft Feines feiner Neben-
Gepräge wie das Wort IOHAN zeigt, mit diefem überein.“
1630, Groſchen. N. 3. N. 38.
1632, Grofchen, ib. N. 39. Götz 3023. Hagen 67. Schellh. 1501.
1633, Groſchen (2 St.) ib. N. 40. Götz 3023 u. abw. Stenzel
u. Piſtorius 8165.
1634, Thaler, (2 St.), v. H. LXVI, ©. 89. 90, 1. Mad. 1808.
u. U. C. 4861. Leyfer 366. Göze 2079.
——, Grojhen. N. 3. N. 41.
1635, Goldgulden, nicht bei v. H., doch wie der Goldgulden von
1636 v. 9. LXVIII. Sch.-R. 5337 mit IN. MANSFELT.
NOBI : etc.
——, Groiden. N. 3. N. 42.
1636, Goldgulden, v. H. LXVIII, ©. 90.
——, Groſchen. N. 3. N. 43. Stenzel u. Piftorius 8164.
1637, Goldgulden, v. H. ©. 91. Wilnh. 7342,
——, Groſchen. N. 3. N. 44.
1638, Grojchen. Knoll 2569. Sedlm. 12651. Schellh. 1501.
1639, Groſchen. Nirgends bejchrieben. Hedmann, Cöthen: Sf. IOH.
GEO. ET. DOM: IN Blatt; 4Afeld. Wappen, worüber HPK.
Ri. MANSF. NO. DO: I: H 16 — 39; Reichsapfel mit 24.
1640, Groſchen, Num. Big. N. 45. Stenzel u. Piftorius 8164.
1645, Grojchen, Num. Ztg. N. 46. Sedlm. 12652.
1647, Begräbnißthaler, v. 9. LXIX, ©. 91. Mad. 1809 u. A.-C.
4862. Amp. 12179. Rchl. 1994. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3278,
1853, N. 8531. Göze 2080. Pleß 2595. Sh.-R. 5338.
——, dgl., Hnlber, v. 9. LXX, ©. 92. Weife 1675. Göze 2081.
Egger, Wien 1869, N. 1430,
——, dgl. Viertel, nicht bei v. H. Nah Amp. 12180 wie der
halbe Thlv. zuvor. Göze 2083.
——, dgl., Groichen, v. 9. LXXI. Götz 3025. N. 3. N. 47.
Johann Georg III. (1647, bez. 1663 — 1710).
o. J. Grofchen, (2 St.). Götz 3026. Numism. 3. N. 48. 49.
1648, Groihen, N. 3. N. 50. Köhne, N. Beitr. N. 1016.
318 Beiträge zur Mansfelbifhen Münzkunde.
1652, Groſchen, Num. Ztg. N. 51.
1657, Groſchen, ib. N. 52.
1667, Sprucdhthaler, v. 9. LXXII, ©. 93. Mad. 4269 u. U.-C.
4863. Amp. 12181.
— —, Spruchthaler, nicht beiv. H.; Sh.-R. 5340. Hf. Reichsapfel
IOHAN : GEOR : COMES. 1: MANSF : NOB : DYNASTA. I:
-H:S: E:$ : Ritter. Ri. FORTITER. ET. CONSTANTER.
1667. ABK. — Wappen mit 2 Helmen.
1668, Drittel, v. 9. LXXIV, ©. 95. Knoll 2533. Amp. 12182.
Köhne 1017.
——, Groſchen, NR. 3. N. 53.
— —, Groſchen, ib. N. 54.
1669, Thaler, nicht bei v. H. u. A.; Rchl. 1995. Knoll 2534.
Hi. Neichgapfel TOHAN. GEORG. COMES. I. MANSF. NOB.
DYNASTA. 1. H. S. E. 8. Ritter. Ri. FORTITER. ET.
CONSTANTER. Der mit 2 Helmen bededte Wappenjchild,
zwijchen den Helmen: 1669. Unten: AB—K. So bei Reichel.
— —, Drittel, (4 St). Ein St. beiv. H. S. 95. Amp. 12183. 84.
W. 7343. Köhne 1018. Pleß 2625. Stenzel u. Piſt. 8166.
——, Sechſtel, v. H. LXXV, ©. 96.
1670, Drittel, nicht bei v. H.; Köhne 1019. Appel 2020. de
Zraur 6954.
——, Drittel, nicht bei v. H., hat auf der Pferdedede das Wappen.
Götz, Dresden.
1671, Spruchthaler, v.H. LXXII, ©. 94. Mad. 1812 u. A. €.
4864. KRohl. 1996.
——, Doppelthaler. Nur bei Obernd. 2400.
——, Drittel, v. 9. S. 95. Amp. 12185. Köhne 1021. Ru.
1996. Stengel u. Piſtorius 8167.
— —, Drittel, wohl etwas abweichend vom vorigen. Dresdner Cat.
(1831), N. 863. Av. IOHAN: GEORG. COM IN. MANS-
FELT. NOB. Ritter mit dem Draden unter ihm, auf der
Dede des Pferdes das Wappen. Rev. DOM. IN. H. S. ET.
S. FORTITER ET. CONSTANTER — 1671. AB— K Ge-
fröntes Wappen. Zu Mad. 1812.
1672, Drittel, (3 St.), v. 9. ©. 95. Amp. 12186. Köhne 1022.
Wind. 7344. Pleß 2625. Knoll 2535. Stenzel u. Bit. 8166.
1710, Begrübnißthaler, v. H. LXXVI, ©. 96. Mad. 1813 u. A.
6. 4865. Göze 2087. Leipz. Cat. v. 1853, N. 8532. Rd.
1997. Ob. 2401. Sh.-R. 5341. Peyer 717.
— dgl., Halber, v. H. LXXVII, ©. 97. Mad. 4270 u. A. C
4866. Weiſe 1676. Amp. 12187. Dresden (1831) 864.
NAH. 1998. Göze 2088. Lpzg. 1802 Nr. 3281.
Don Paftor Stengel. 319
1710, Biertel= Begräbnißthaler, v. 9. LXXVIL, ©. 98. Mad.
6833. Amp. 12188. Drsd. Verz. 1834, N. 1372. Pleß 2621.
— —, Begräbnih - VBiergroichenitüd, v. 9. ©. 98.
——, Begräübniß-Groſchen. N.3. N.55. Götz 3029. Gtenzel
u. Biltorius 8168. Köhne 1023.
——, dgl., 2 abw. St., ib. Appel 2023 u. Cappe Verz. N. 1097.
Fünfte Abtheilung.
Friedeburg.
Graf, fpäter Fürft Peter Ernft T. (f 1604).
1563, Kupfer-Jeton; von Prof. Heyſe in Ajchersleben in Zeitſchr. d.
Harzvereins 1870, ©. 675 bejchrieben. Hſ. PIERRE* ERNST+
CONTx* DE» MANS» Quadr. ovaler Schild mit dem mansf.
Wappen. Ri. FORCEx MEST« TROP« 1563: Mutter Maria
auf einem Sichelmonde ftehend und von einem Flammenkreiſe
umgeben, das Sefustind im I. Arm. Größe nah Neum. 16.
Peter Ernit I. mit feinen Bettern Chriftoph (F 1591) zu
Schraplau und Johann Hoyer (7 1585) zu Artern.
o. 3, Thaler, (9 Stpl.), v. 9. LXXIV, S. 100, 1—8. Mad. 1779
u. A. C. 4868. Göze 2090. Rchl. 1999. Sch.-R. 5312.
— —, Thaler, nicht bei v. H, hat PETRVSz ERN3 CHRISTOF 3
IOAN € HOI u. COMITES > ET » DOMI >» IN >» MANSF
Brehmer in Berlin.
o. J., Thaler, nicht beiv. H, hat PETRVS+ ERNEST-+ CHRIST+
IOHA + HOI+ und COMIT>» ET> DOMI> I: MANSFELT
Brehmer in Berlin.
——, Biertelthaler, v. 9. LXXX, ©. 101. Amp. 12190. Knoll
2536.
1560, Thaler, v. H. LXXIV, ©. 100, 9. Mad. 4271 und
A.-C. 4867.
1563, Viertelthaler, nicht bei v. H. Nach Amp. 12189 ähnl. v. 9.
©. 101, nur find die Wappenſchilder Kleiner und unter den»
jelben jteht: 63.
1568, Thaler, v. H. ©. 101, 10.
——, Thaler, nicht bei v.H.; Drsdn. Auct.-Cat. (1831), N. 865:
Av. PETRVS: ERN: CHRISTOF: IOAN: HOI — Nitter.
Rev. COMI. ET. DOMI. I. MANSFELT. 6—8. Zwei bes
helmte Wappen.
320 Beiträge zur Mansfelbifhen Münzkunde.
1569, Thaler, v. H. S. 102, 11. Göze 2089.
——, Thaler, nicht bei v. H. wie der lette Thlr. v. 1568, aber Rf.
COMITES> ET: DOMI> I: MANSFE Brehmer.
1570, Thaler, (2 St.), ib. N. 12.13. Mad. 4271. Ple 2585.
1572, Thaler, mit 8. Marim. Namen (5 St.), v. 9. LXXXI,
©. 102, 1—4. Mad. 4272. 73 u. 4. C. 4869. 70. Amp.
12191. 92. Rchl. 2000. 2001. de Traur 6955. Egger,
Wien 1869, N. 1417.
Peter Ernit I. (+ 1607) mit feinen Brüdern Johann Albrecht
(r 1586) und Johann Hoyer (7 1585) und ihren Neffen
Bruno I. (2) (F 1615) und Hoyer Chriftoph (F 1587).
1580, Thaler, (6 Stpl.),v. H. LXXXI, ©. 103, 1. u. 104, 2—5.
Mad. 1777 u. 4. C. 4871. Amp. 12194. Rchl. 2002.
Knoll 2537. 38.
1581, Thaler, r Stpl.), v. 9. ©. 104, 6.7. Mad. 1777.
1582, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. ©. 104, 8—12. Mad. 1777.
Amp. 12195. Rchl. 2003. Pleß 2579. Sch.-R. 5343. 44.
Knoll 2539. .
——, Halber Thaler, v. H. LXXXIN, ©. 105. Reife 1677.
1583, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 104, 13. 14. Mad. 1777
u. A. C. 4872.
——, Halber Thaler. Nirgends bejchrieben, nur erwähnt im
3. Cat. v. Cahn, Fılf. 1876, N. 447. Seht in der Samm-
lung des Herin F. Klingner, Magdeburg. Hſ. PE-ER:IO-A:
IO-H:BRV:HO.C:F:E:PA - B Doppellifie M. Wappen
mit 2 Helmen, zwifchen denen 83. Rſ. COM: E: DOM: TI:
MAN: NOB:DO:I:HEL. Reichsapfel. St. Georg.
1584, Thaler, nicht bei v. 9. u. A. Nur im Leipz. Cat. v. 1853,
N. 8533; zu Mad. 1777.
1585, Thaler, v. H. ©. 104, 15. Mad. 1777.
o. J., Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12193. Av. PE. ERN. IO:
AL : IO: HO : BRV: HO: CHRI: FRA : E: PATR: vierfeld.
dopp. behelmtes Wappen. Rev. COMIT E. DOM: IN: MAN:
NOBI: DOM: IN: HELD Reichsapfel. Ritter.
Peter Ernſt I. und fein Bruder Johann Albrecht (+ 1586) mit
ihren Neffen Bruno, Hoyer Chriſtoph (F 1587) und Johann
Georg IV. (F 1615) zu Attern.
1585, Thaler, v. H. LXXXIV, ©. 106. Mad. 4274 u. A. C.
4873. Amp. 12196. de Traur 6957. Sch.-R. 5345.
Bon Paftor Stenzel. 821
1586, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ib. Mad. 4274. Göze 2093. 2. 3285.
— — , Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2004 Hat auf der Ri. I
MANSF... HE. (zufammengezogen).
— —, Thaler, nicht bei v. H., bat COM> E> DOMI > I> MANSFE>»
DOoIoHE+ Brehmer in Berlin.
— —, Thaler, nicht bei v. H., hat COMI » E o DOMI> Io MANSFE>
NOBscDOoIoHE>» Paſtor Göze, Hamburg 1779.
Peter Ernjt I. (+ 1604) mit feinen Neffen Bruno I. (2.)
(r 1615), Hoher Chriftoph (+ 1587), Gebhard VIII. (+ 1601)
zu Arnftein und Johann Georg IV. zu Arten (7 1615).
1581, Thaler (?) Mad. 4275, nicht bei v. 9.
1587, Thaler, (4 Stpl.), v. H. LXXXV, ©. 107, 1—5. Mad,
4275 u. Auct.-Cat. 4874. Amp. 12197. Xchl. 2005.
Ch.-R. 5346. Obernd. 2403.
——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H; Wllnh. 7345 mit HO-
CH-GE:H- ftatt G. HA.
Peter Ernjt I. (7 1604) mit feinen Neffen Bruno I. (2.)
(r 1615), Gebhard VIII. (+ 1601) und Johann Georg IV.
(t 1615) 1587 — 1601.
1587, Thaler, v. 5. LXXXVI, ©. 108. Mad. 1780 u. U. C.
4875. Amp. 12198.
——, Groſchen. N. 3. N. 56.
1588, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ib. S. 109, 1—3. Mad. 1780
u. U. C. 4876. Amp. 12199. Frank, Verz. v. 1844, N.
962. Knoll 2540.
——, Thaler, v. 9. LXXXVII, ©. 109, 4.
——, Thaler, nicht bei v. H., hat die Rſ. vom Hauptgepräge und
die Hf. von v. H. N. 2. Brehmer in Berlin.
——, Thaler, abweichend, nicht beiv. H.; Rchl. 2006 hat P-E-E-
BRVN- — GE-HA.GO-P-, fonft wie von 9. ©. 109, 2.
1588, Thaler, nirgends beſchrieben. Das feltene Stüd hat nad) der
Angabe von Brehmer in Berlin nidt B—M, fondern E—M.
Ob da3 nur ein Stempelfehler? Oder foll das E etwa die
Prägeftätte Eisleben und das bloße M den Münzmeifter (Bert:
hold) Mainhart bezeichnen ?
——, Halber Thaler, v. 5. LXXXVIO, ©. 111. Weiſe 1678.
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI. 21
322 Beiträge zur Mansfelbifchen Münzkunde.
1588, BViertelthlr., nicht bei v. H.; Pajtor Göze, Hamburg 1792,
N. 2094 nur mit der Angabe „wie Mad. 1780".
1589, Thaler, v. 9. LXXXVI, ©. 109, 5. Amp. 12200.
Knoll 2541. 42. Drsd. Verz. 1834, N. 1373.
— —, Thaler, nit bei v. H. Der Brehmer vorliegende Abdruck
zeigt deutlich neben der Doppellilie E—M, ftatt B—M. Das
E, dem wir fonft nirgends begegnen, deutet vielleicht die Münz—
jtätte Eisleben an, während das M auf den Münzmeiſter Mein-
hart hinweiſt.
——, Halber Thaler, niht bei v. H.; Weife 1678. Amp. 12201
hat B—M, fonft wie v. H. LXXXIX, ©. 112 mit G—M.
Köhne 1024.
1590, Thaler, (2 Stpl.), ib. ©. 109, 6. 7.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Kühne 1025.
1591, Thaler, (2 Stpl,), ib. ©. 110, 8. 9. Numoph. Linck.
1186. Göze 2095. Mad. 1780. Sch.-R. 5347.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Köhne 1026.
— —, Viertelthlr., nur bei Reichel 2007. Sf. PE-ER- BRVNO:
GE-H-G-P. Wappen, wie vorher, mit 91. Dben B Doppel-
lilie M. Rſ. Reichsapfel — COM - E:- DO-I- MANS NO-
DO-I-HE. Nitter.
1592, Thaler, (4 Stpl.), ib. ©. 110, 10— 13. Mad. Auct. =
Cat. 4877. Göze 2096. Köhne 1026. Willnh. 7346. Sch.
N. 5348. Mad. 1780. Gahn N. 448.
——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12202, dem von
1589 ähnlid.
——, Biertelthlr., meines Wiſſens nur bei 2. Hamburger, Frkf.
Cat. v. 1875, v. Loehr, N. 4274.
1593, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 118, 14. 15. Mad. 1780
u. U. 6. 4878. Amp. 12203. Sh.-R. 5349. Göze 2097,
Wlinh. 7347. Drsdn. (1831) 866. 1374. Leipz. Cat.
v. 1802 Nr. 3286, von 1853 N. 8534. Knoll 2543.
——, Breiter halber Thaler, v. Thaler-Stempel v. H. S. 110,
14; nicht bei v. 9.; Amp. 12204. Xchl. 2008.
——, Groihen. N. 3. N. 57.
1594, Thaler, (3 St.), v. 9. ©. 110, 16—18. Mad. 1780
u. A. 6. 4879. Kxchl. 2009.
——, Thaler, nit bei v. 9.; bat HAoGE oP und NOB>D
°IoHo Brehmer, Berlin.
1595, Thaler, (3 Stpl.), v.9. ib. 19— 21. Mad. 1780. Göze
2098. Amp. 12205. Sch.R. 5350. 51. Cahn N. 4482.
Zſchieſche u. K. N. 14, 1877. N. 337.
Bon Paftor Stengel. 323
1595, Thaler, nicht bei v. H.; wie v. 9. ©. 110, 19, aber nur
D>IoHo Paſtor Göze, Hamburg 1779 = Göze 2098?
——, Halder Thaler, v. 9. LXXXIX, ©. 112. Weiſe 1678, 2.
— —, Halber Thaler, (2. Stpl.), nit bei von 9. u. A., hat
Hſ.: PET - ERN - BRVNO - GEB (E u. B zufammen) - HA
-:G-P Rſ. COM-E-DO - I- MANSFE - NO-DO-I
- HE, fonjt wie zuvor. Hzgl. Cab. zu Defjau.
1596, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 110, 22. 23. Amp. 12206.
1597, Goldgulden, v. 9. ©. 113.
——, Thaler, (2 Stpl.), v. 5. S. 111, 24. 25. L8pzg. 3287.
Amp. 12207. Drsdn. Verz. v. 1834, N. 1375. Ob. 2404.
——, Halber Thaler, v. H. S. 112. Weiſe 1678, 3. Amp.
12208.
1598, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 111, 26. 27. Amp. 12209.
——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Köhne 1028 zu Weiſe
1678. Num. Verf. 1875 ©. 56 Nr. 1067.
—, Bierteltglr., niht bei v. H. u. A. Nur im Leipz. Cat.
v. 1853, N. 8536 ohne nähere Angabe; vielleicht zu dem
Viertelthlr. v. 1600 = v. 9. ©. 113 pafjend.
1599, Thaler, (4 Stpl.), v. 9. ©. 111, 28— 31. Mad. 1780
und 4276. Amp. 12210. Rchl. 2010. Göze 2099 und
2100.
——, Thaler, nicht bei v. H, hat NOBIo Götz, Dresden.
—, Halder Thaler, v. H. ©. 112. Amp. 12211. Reife
1678, 4. Xeipz. Cat. v. 1853, N. 8535.
1600, Thaler, v. H. ©. 111, 32.
— —, Halber Thaler, v. 9. S. 112. Weife 1678, 5.
— —, Viertelthlr., v. H. ©. 113.
1601, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 111, 33, 34.
Peter Ernſt I. (+ 1604) mit Bruno I. (2.) (+ 1615), Wil-
helm I. (+ 1615) und Johann Georg IV. (7 1615).
1602, Thaler, (2 Stpl.), v. H. XCI, ©. 114, 1. 2. Mad. 4276.
Dresden 867. XRchl. 2011. Knoll 2544.
—— Halber Thaler, nicht beiv. H; Amp. 12212. Num. Verf.
1878 Nr. 988.
1603, Goldgulden, v. H. XCIII, ©. 116.
——, Thaler, (4 Stpl.), v. 9. XCI, ©. 114. 115, 4—-6. Mad.
4276. Lpzg. 3288. Amp. 12213. SH.-R. 5352.
1604, Thaler, v. H. 115, 7. Amp. 12214. Knoll 2545.
—— Halber Thaler, v. H. XCIH, ©. 115. Weiſe 1679.
21”
324 Beiträge zur Mansfelbifhen Münzkunde.
Peter Ernſt I. allein; als Reichsfürſt 1594 — 1604.
1597, Thaler, v. 5. XCIV, ©. 116. 117. Mad. 1781. v. U. ©.
4881. Rchl. 2012.
Fürſt Earl IT. + 1595.
o. J. Medaille, v. H. XCV. ©. 118.
Graf Peter Ernit II. (IIL) (7 1626).
o. J. Obale Medaille, v. 5. XCYI. ©. 119. v. Loon, hist. met.
des Pays-Bas p. 143. Amp. 12215 a u. 5b, wo fich ein
Er. in Bronze u. in Blei findet.
o. %., Obale Medaille, v. 5. XCVIL ©. 120; zwifchen 1604 u.
1626 von Chriftian Mahler in Nürnberg gefchnitten. Reichel
2089.
Sechſte Abtheilung.
Artern.
Johann Hoyer (7 1585).
o. J. Kpfr.-Jeton, nicht bei v. H.; Prof. Heyfe in Aſchersleben.
Num. Ztg. 1840 ©. 51. Neum, 4900.
Johann Georg IV. (1585 — 1615).
0. %, Drei did. Kpfr.-Setons, Neum. 4902. — 4904. Könnten
auch v. oh. ©. II. ausgegangen fein,
1615, Doppelthaler auf jeinen Tod, v 9. C. ©. 127. 128.
Mad. U. C. 4882. Rchl. 2013.
—— einf. Thaler, ib.; Mad. 1789. Amp. 12217.
——, dgl. halber Thaler, v. H. S. 129. Weife 1680. Dresd.
Cat. (1746) N. 938.
——, dgl. Viertelthaler, v. H. ©. 129.
Vollrath VI. (7 1627) und feine Vettern Jobſt IT. ( 1619)
und Wolfgang I. (7 1638).
1616, Thaler, (5 St.) v. 9. CH. ©. 130, 1-4, Mad. 1769 u.
A. C. 4883. Göze 2101. Amp. 12219. de Traur 6959.
Pleß 2574. Schulth. R. 5353. Num. Verl. 1875 ©. 56.
Bon Paſtor Stenzel. 325
1616, Thaler abweichend, nicht bei v.9.; Amp. 12218. Rchl. 2022
mit VOLRA u. WOLFGA. PA. Jahrzahl über dem Kleeblatt —
Mad. Auct.-Cat. 4884 (?).
— —, Halber Thaler, v. 9. CI. ©, 131. Göze 2102. Weije
1681.
——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Weife 1681, 2 nad) Faber
N. 2616 von anderm Stempel, mit VOLRA. IOBST. E.
WOLFGAN. PA. Nitter rechts reitend, Das Stüd im
Dresdn. Berz. v. 1834 N. 1376 fcheint hiermit zu ſtimmen;
es hat aud) I. HEL. ftatt IN HEL.
——, Halber Thaler, Köhne 1029. Rchl. 2014 fcheint abzu-
weichen u. das Kleeblatt nicht über der Iz., jondern zwiſchen
6—1 zu jtehen, wo v. H. einen Punkt hat.
1617, Thaler, nicht bei v. H.; Wllnh. 7348. Av. Wappen, oben
Kleeblatt, an den Seiten A—K. Ro. Ritter. Verſchieden v.
v.9. ©. 130.
Bollrath VI. (+ 1627), Sobit IL. (7 1619), Wolfgang
(r 1638) und Bruno II. (F 1644),
1617, Goldgulden, v. 9. CVI. ©. 134. Knoll 2546.
——, Thaler, (3 St.), v. H. CIV. ©. 132, 1-2. Mad. 4277.
Göze 2103. Amp. 12220.
——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Amp. 12221 u. Rchl.
2023 mit WOLFGA. E. BRV. P., fonjt wie v. 9. ©. 132,
2 wo ET jteht.
——, Halber Thaler, v. H. CV. ©. 133. Weife 1682.
— —, Dreidufatenitüd auf lesterm Stempel geprägt; ib.
1618, Goldgulden, v. 9. ©. 134.
——, Doppelthaler, nicht bei v. H., (wohl wie der einfade v. 9.
©. 132, 5. Mad. 4277). Nur bei Whaites 2317.
——, Thaler, (3 St.) v. H. CIV. ©. 132, 3—5. Mad. 4277 u.
A. ©. 4885. Wllnh. 7349. de Trauer 6960. Xchl. 2924.
Knoll 2547. Pleß 2576.
——, Thaler, abwechd., nicht bei v. H.; Sch.R. 5354 wie v. 9.
©. 132, 4, aber Ri... NO. D.—.IN. HELTE.
1619, Thaler, (2 St.), v. 9. ©. 133, 6. 7. Mad. 4277. Amp.
12222. Num. Verkehr 1877. N. 1054. Knoll 2548.
——, Drittelthaler, zu Mad. 4277; weder bei v. H., noch A.
Nur im Drespner Verz. v. 1831 N. 868.
— —
326 Beiträge zur Mansfeldiihen Münzlkunde.
Vollrath VI. (F 1627) und Jobſt IL. (F 30. Dec. 1619).
1619, Dukat, v. H. CVIII ©. 136.
——, Thaler, (4 St.), v. H. CVII. ©. 135, 1—3. Mad. 4278
u. 4.0.4886. Lpzg. 1802 Nr. 3291. Amp. 12223. Xchl.
2025. Sh.-N. 5355. Leipz. Cat. v. 1853 N. 8537.
1620, Thaler, (2 St.), v. 9. ©. 135, 4. 5. Amp. 12224. Rchl.
2026. Zu beadten ift bei letterm Thaler, daß Jobſt II.
ihon am 30. Dec. 1619 ftarb.
Vollrath VI. (+ 1627) mit feinen Brüdern Philipp Ernit
(t 1631), Albrecht (F 1626) und Vetter Wolfgang (r 1638).
1621, Groſchen, N. 3. Nr. 58. Molan. ©. 673 N. 101.
——, Groichen, Schredenberger zu 12 Kreuzern. Hſ. Die Schilde v.
Heldrungen u. Arnftein, worüber 1621. Rſ. Doppeladler mit
12 im Reichsapfel und Ferd. II. Titel. Erbftein, Dresdner
Dbl. 1875 N. 1468.
Bollrath VI. ( 1627); Wolfgang (7 1638) und Johann
Georg II. (r 1647).
1620, Goldgulden, v. H. CX. ©. 139.
——, Thaler, (2 St), v. 9. CIX. ©. 136. 137, 1—2.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Nur bei v. Löhr (Frkf.
Cat. v. 1875) N. 4275.
1621, Goldgulden oder Dufat, v. H. CX* ©. 139. Köhler 2402.
MWhaites N. 2318.
——, Thaler, (5 St.), v.9. ©. 137, 3—6, nicht bei Mab., aber
— Mad. 1795. Göze 2104. Rchl. 2028. Obernd. 2408. Nun.
V. 1878 Nr. 990. — Sch.R. 5356 vielleicht etwas abweichend.
——, Thaler, abweichend v. vor., Rchl. 2027 mit NO. DO. IN.
MAN. jtatt HEL. Scheint mir derfelbe Stempel, der Num,
Ztg. 1869 ©. 105 von H. v. Mülverftedt al3 ined. betrachtet
worden ift.
——, Thaler, abweichend, wenn ich nicht irre, nicht bei v. H.,
aber Rſ. ähnlich v. H. 137, 3. Amp. 12225.
1622, Thaler, (6 St.), v. 9. ©. 137, 7—11. Göze 2105. Knoll
2549. Amp. 12226. Dbernd. 2407.
——, Groſchen, N. 3. N. 59. Götz 3033.
1623, Thaler, (6 St), v. H. ©. 138, 12—17. Mad. 1795 u.
6834. U.C. 4887. Göze 2106, 7. 8. Lpıg. 1802 Nr. 3292.
Amp. 12227. Rchl. 2029. Sch.-R. 5357. Knoll 2550.
Bon Paſtor Stengel. 327
1623, Thaler, nit bei v. H.; hat VOLRATH » u. MANSF ©
NOB © Baftor Göze.
——, Groſchen, N. 3. N. 60.
1624, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. ©. 138, 18—22. Mad. A. C.
4888. Lpzg. 1802 Nr. 3293. Amp. 12229, 30. Rchl. 2030.
Zichiefche u. Köder N. 14. N. 816. Num. V. 1878 Nr. 990.
——, Thaler, etwas abweichend, nicht bei v. H., ſcheint Hſ. wie
v. 9. ©. 138, 19 zu haben. Rf. COM : ET. DOM: IN.
MANS :NO:DO:I: HE: &o Amp. 12228.
——, Thaler, nit bei v. H.; wie v. H. 19, aber Ri. HE ⸗
Brehmer, Berlin.
——, Thaler, dgl. abweichend, nicht bei v. H.; Sch.⸗R. 5358.
Hl. wie v. H. N. 20; Rf. endigt aber NO:DO:I:H: ftatt
IN. HE:
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12231; wie der legte
ganze Thaler mit I: HE:
—— Halber Thaler, v. 9. CVI. ©. 141. Weife 1683.
——, Halber Gulden, ähnl. Weife 1683; nicht bei v. H.; Köhne
1033.
——, Groſchen, (7 Stpl), N. 3. N. 61—67. Götz 3034—
3039. Köhne 1034.
1625, Thaler, (3 St), v. H. ©. 138, 23— 25. Knoll 2551.
——, Thaler, abw. v.v. 9. N. 25. Rchl. 2015. Rf. COME. DO.
IN. MANSF. NO. DO. I. H.
——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Amp. 12232. Hi. =
v. 9. 138, 24. Ri. aber NO. DO. ſtatt D.
——, Thaler, abweichend, nicht bei v. H.; Amp. 12233, wie v.
H. N. 25, aber auf der Rf. fehlt NO.
——, Thaler, nicht bei v. H.; hat VOLR : WOLF : IOHAN :
GEOR : PATR: und COM: E: DO: IN. MANSF:NO:DO:
1% DB:
——, Groihen, (4St.), N. 3.N. 68— 71. Stenzel u. Pift. 8169.
1626, Doppeldufat, v. H. CXII. ©. 142. Köhler 2402 ala
Doppel» Goldgulden bezeichnet.
——, Goldgulden, ib. CXIV. ©. 143.
——, Doppelthaler, v. H. CXI. ©. 140. Mad. 4279. Num.
Verkehr 1877 ©. 8 N. 1055.
——, Thaler, nicht bei v. H., ähnlih dem vorigen Stempel
des Doppelthaler. Sch.:R. 5359 mit IOH —: GEORG PA:.
Leipz. Cat. v. 1853 N. 8538?
——, Thaler, nicht bei v. H., abw. von v. Sch.:R. 5359; Amp.
12235, bat 3. B. Rſ. NO. DO. (ftatt D.) I. H. = Mad.
A.⸗C. 4889?
328 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
1626, Thaler, (5 St.), v. H. ©. 139, 26—30. Mad. 1795.
— Thaler, nicht bei v. H; Dradne. A.-Cat. (1831) N. 869.
Av. VOLRAT. WOLFG. ET. IO—H:GEOR. PA., fonft
ähn!. Mad. 1795.
——, Thaler, nicht bei v. H.; völlig wie v. H. 23, nur daß hier
DO. IN. MANSF. NO. DO - I. H > fteht. Göß, Dresden.
——, Thaler, abw. v. v. H. 139, 27; hat Rſ. IN. H. Amp.
12234.
——, Halber Thaler, v. 9. CVII. ©. 141. Weife 1683, 2.
Göze 2109. Köhne 1035.
——, dgl, abmw., nicht bei v. H.; Amp. 12236 mit MANSFELT.
——, Grofhen, (3 St.), N. 3. 72—74. Göß 3042 f. Stenzel
u. Piſtorius 8170.
1627, Thaler, v. A. ©. 139, 31. Rchl. 2016. (?) Mad. Auct. »
Cat. 4890. (?) Lpzg. 1802 Nr. 3294.
——, Thaler, (?) nicht bei v. H.; Rchl. 2016.
——, Groſchen, (2 St.) N. 3. 75. 76. Götz 3044. Appel N. 2025.
——, Sterbethaler, Grf. Voll. VI. (2 Stpl.) v. H. (CXV. u.)
CXVI. Pad. 1798.
——, dergl. Groſchen. N. 8. Nr. 77. Goetz 3045.
——, (?) dergl., Wamboldt ©. 234. ©. 8474 mit AVGVST. (?)
Graf Philipp Ernſt (7 1631).
1617, Doppelthaler, nicht bei v. H., doch wie der folgende ein-
fahe bei 9. ©. 146,1. Wllnh. 7350. Rchl. 2017.
——, Spruchthaler, (2 Stpl.), v. H. CXVIL ©. 146, 1. Goeze
2110.
1618, Doppelthaler, nicht bei v. H., doch vom Stempel des folg.
Thaler. Goeze 2111.
1618, Thaler, v. 9. S. 146, 2. Mad. 1802. Amp. 12237.
Rchl. 2018.
1619, Thaler, (2 Stpl.) v. H. ©. 146, 3; 147, 4. Mad. 1802.
Rchl. 2019.
— —, Halber Thaler, zu Mad. 1802, nicht bei von H. u. A.
Nur in Mad. Auct.» Cat. 4891.
1620, Doppeldufat, v. H. CVIII. ©. 148,
——, Dulat (?), von demf. Stpi. ib.
——, Thaler, v. 9. ©. 147, 5.
——, Biertelthaler, nit bei v. H.; Rchl. 2020. PHIL -
ERNS : CO : ET. DO : IT : MANS: NO : DO: I:
HE : Ritter. Rſ. wie auf dem Thaler, mit 1620,
Bon Paftor Stenzel. 329
1621, Dicker Doppefthaler, nicht bei v. H., doch wohl wie der
folg. Thaler. Zichiefhe und Koeder Verz. 1877. Nr. 14.
Nr. 339.
——, Thaler, v. 9. ©. 147, 6.
1622, Thaler, nicht bei v. H.; Mad. Auct.- Catal. 4892. Amp.
12238 wie v. 9. ©. 146. CXVIL, jedoch mit dem Münz-
meifterbuchftaben H—I neben den Wappen. 2%. 3295.
1623, Halber Gulden, Goet 3046. Kochne 1037. Av. PHIL:
ERNS : CO : ET DO : I: MANS: NO :DO: I: HE:
Nitter, vor ihm ein kl. Rchsapfel. Rv. ZU GOT ALLEIN
MEIN HOFFNUNG vierfeld. Wappenfchild, zwifchen den Hel-
men 1620, gleich darüber H - I - und oben die Freuzmweis
gelegten Zaynhaken.
1624, Thaler, (4 Stpl.), v.9. ©. 147, 7—10. Goeze 2112.
Amp. 12239. Mad. 1802 und A.-C. 4893. Rchl. 2021.
Leipz. 1802 Nr. 3296; 1853 Nr. 8539. Knoll 2552.
— —, Hnlber Thaler, v. H. CXVII. ©. 148. Goeze 2113
Weiſe 1684.
——, Biertelthaler, ib. 2. Hamb. Frkf. Cat. 1872 Nr. 2185.
1625, Doppelthafer,; nicht bei v. H.; Peyer 718. Knoll 2553.
——, Thaler, v. H. ib. 11. Amp. 12240. Mad. 1802.
Goge 2114. Sch.⸗R. 5361.
1626, Thaler, v. 9. ib. Nr. 12.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12241 hat zwifchen den
Helmfleinodien drei Kleeblätter als Münzzeichen.
1627, Thaler, nicht bei v. H. u. U. Nur im Dresdner Cat. v.
1831 Nr. 870. Zu Mad. 1802. (?)
Philipp Ernft (7 1631) mit Wolfgang (} 1638) und
Johann Georg II. (+ 1647.)
1629, Doppelgoldgulden, v. H. OXX*.
——, Thaler, (3 Stpl) v. 9. CXX. ©. 150, 1. 2. Mad.
1803. Mad. Y.-Cat. 4894. Goeze 2115. Amp. 12242.
——, Thaler, nit bei v. H.; Sch.-R. 5362, abw. v. v. 9.
©. 150, 2. Hſ. Reichsapfei PHILIP : ERN : SEN :
WOL : ET: IO—HA - GEOR : PA : — Ritter, Wi.
COM : ET - DOM : IN : MANSF: NO : DO - I: H-
— Wappen mit A Blatt K zwifchen den Helmen und 16
— 19 neben dem Schilde.
— —, Halber Thaler, nit bei v. H.; de Traur 6963 zu Mad.
1803, Sedlmaier 12656. ?
330 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1629, Groſchen, (2 Stpl.), N. 3. Nr. 78. 79. Appel 2026.
Goetz 3047.
1630, Dukat; nicht bei v. H. u. A. Nur im Dresdn. Verz. v.
1834 Nr. 1378. Hſ. PHILIP - ERN - SE - WOLF -
ET - IOH - GE. P . Ritter, Rſ. COM - ET -DO.
M » IN . MANSF . Drei Wappen, Fleeblattförmig zu-
fammengeftellt; darüber AK, unten 16—30.
——, Vier- Duf.-Ste., wohl v. vor. Stmpl. Nicht bei v. 9.
Nur bei Zichiefhe und Koeder Nr. 14. 1877. Nr. 45.
——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2031; (wie v. H. 150,1).
——, Großen, N. 3. 80. Statt WILH. ift wohl WOLFG
zu lejen.
Siebente Abtheilung.
Hinterortifhe Linie.
a. Mittelortifche Linie oder zu Schraplau.
Gebhard VII. (7 1558) mit feinem Bruder Albrecht IV.
(7 1560) und feinen Vettern Philipp I. (2.) (7 1546) und
Johann Georg I. (7 1579).
1540, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CXXI ©. 153, 1. Mad. 4280
und A.⸗C. 4895 —96. Amp. 12247.
——, Thaler, nicht bei v. H., hat hinter DOMI feinen Punkt.
Brehmer.
1541, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ib. 2 und 3. (zu Mad. 4280).
Dresden (1831) 871. Rchl. 2036. de Traur 6964.
— —, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12248 mit COM -
——, Thaler, nit bei v. H.; Sch.-R. 5363 hat Ri. MON —
ARG —, fonjt wie v. 9. 153, 3.
1542, Thaler, nicht bei v. H., aber wie v. H. CXXI. v. 1540.
Knoll 2554.
1544, Thaler, (5 St.), v. H. ©.153,4; 154, 5—8. Mad. 1764.
A.-C. 4897. NRal. 2038.
——, Thaler, nicht bei v. H., hat nah dem Halbmond mit Stern
GEBHAR o ALBER o PHILP < 'E oe GOR #Rf. MON ©
ARG »COMI < ET »DOMI o IN » MANSFE < Brehmer
in Berlin. Das Stüd ift vielleicht dafjelbe wie das folgende
(Wellenh. 7351 und Reichel 2037).
— —, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2037 und Wilnh. 7351 mit
GOR., jonjt wie zuvor.
Bon Paſtor Stenzel. 331
1544, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12250 bat Rſ. MON—ARG
COMIl - ET. DOMI IN MANSEL.
——, Halber Thaler, nit bei v. H. u. A. Nur bei Sedlmaier,
Münden 1869, Nr. 12657. Hf. feheint v. H. 153, 4 zu fein.
——, Spitzgroſchen, ohne Angabe der Namen der Grafen,
bieher gehörig? Num. 3. 1862 ©. 61. N. 17 au Ab.
Berg ©. 43°.
1545, Thaler, (2 St.), v. H. S. 154, 9. 10. Goeze 2116. Ob. 2410.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Koehne 1038 mit IORIG MANSF.
——, Thaler, nicht bei v. $., hat GEBHA » ALBER > PHILIP
o 'E o IOHAN IORG > und Rſ. MANSFL o Paſtor Gogze,
Hamburg 1779.
——, Halber Thaler, v. H. CXXI. ©. 154, Weife 1685.
Gebhard VII. (+ 1558) mit feinen Vettern Philipp I.
(} 1546) und Johann Georg I. (+ 1579).
1546, Thaler, (3 St.), v. H. CXXIN. ©. 155, 1; 156,2. Mad.
4281 und A.⸗C. 4898, Amp. 12251. Xchl. 2039.
Sch.-R. 5364. — de Traur 6965. Egger, Wien 1869,
N. 1416.
——, Thaler, nicht bei v. H, hat GEOR » und MON o Brehmer.
Gebhard VII. (+ 1558) und Johann Georg I. (+ 1579).
1546, Halber Thaler, v. H. CXXV. ©. 157. Weife 1586. Mad.
Auct.= Cat. 4899. Amp. 12252. Rchl. 2040. Wllnh. 7352.
1547, Thaler, v. 9. CXXIV. ©. 156. Mad. 4282 und A.-⸗C.
4900. Rchi 2041. Sch.-R. 5365.
——, Thaler, nicht bei v. H., Amp. 12253 hat Rſ. MON
AR. — CO. etc. ftatt NA (nova) fonft wie v. 9. ©. 156.
CXXIV,
——, Viertelthaler, nicht bei v. H. u. A. Nur bei Seblmaier,
München 1869, N. 12659.
——, Spitzgroſchen, v. H. CXXVII. ©. 160. Wllnh. 7353.
——, dergl., abweichend von v. H. N. 3. N. 81. Appel 2012.
Cappe 109. Sedlm. 12658. |
Gebhard VIL, (r 1558), Johann Georg I. (+ 1579) Peter
Ernit I. (F 1604).
1547, Thaler, (5 Stpl.), v. H. CXXVI. ©. 157. 158, 1—4.
Numophyl. Lind. 1764 N.1184. Mad. 1766. Goeze 2118.
Wllunh. 7354. Amp. 12254. Koehne 1041. Knoll 2555.
332 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1547, Thaler, ähnlich dem vorigen. Rchl. 2042 hat auf der Hſ. —
ob mit Recht? — G. Statt C(omites) Rſ. "TE (ET zufammen-
gezogen).
——, Thaler, abweihend. Sh.-R. 5366 hat au) "E (ET zu—
jammengezogen), vielleicht derjelbe Stpl. wie Rchl. 2042.
Zſch. und K. Nr. 14. 1877. Nr. 334.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H., Koehne 1039 und Amp.
12255 von faft gleihem Gepräge, wie der Thaler, hat aber
im Av. PETE.
——, Biertelthaler, v. 9. ©. 160. Goeze 2117.
—— dergl. abweihend. Amp. 12256. Aehnl. v. H. ©. 159.
CXXVI, aber die Jz. fteht im Av. neben dem Wappen und
das Münzzeichen ift eine Lilie.
——, Sog. Spikgrofchen, (2 Stpl.), v. 9. CXXVII. ©. 160
N. 3. 82. 83. Appel 2012. Goetz 3011. Koehne 1040.
Zehmen 3524.
1548, Thaler, nicht bei v. H, wie v.9. ©. 158, 4. Brehmer.
——, Groſchen, N. 3. 84. Goetz 3012. Koehne 1042, ShIm.
1264’.
1549, Thaler, v. 9. ©. 159, 5.
1551, Thaler, ib. 6. Mad. 1766 und A.C. 4902. Xchl. 2043.
Göze 2119.
— —, Thaler, nicht bei v. H; Amp. 12257, hat Ri. MANSFE und
2 Zaynhaken, alfo wie v. 9. ©. 159, 7 von 1552.
Wllnh. 7355.
1552, Thaler, (2 Stpl.), v. 5. ©. 159, 7.8. Mad. 1766.
——, Biertelthaler, v. H. CXXVII. ©. 159.
o. J. Thaler, (3 Stpl.), ib. 9—11. Mad. 1766. Goeze 2122.
1554, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CXXIX. ©. 161, 1. Mad. 4283.
und A.-C. 4903. Goeze 2120.
— —, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5367 hat Hſ. « GEBHART
» HANS « etc., aljo ohne E., fonft wie der vorige
Stempel.
1555, Thaler, (5 Stpl.), v. H. ©.161, 2.3; 162, 4--6. Mad.
4283. Amp. 12258. de Traur 6966.
1556, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. CXXX. ©. 163, 1. 2. Mad.
4284 u. W.-C. 4904. Amp. 12259.
——, Thaler, nicht bei v.9.; Sh.-R. 5368 hat Ri. MANSFE,
fonft wohl = v. 9. ©. 163, 2.
Bon Paftor Stenzel. 333
1556, Thaler, nit bei v. H., wie Mad. 4284 aber GEORG
Kochne 1043.
——, Biertelthaler, nicht bei v. H; Amp. 12260. Hſ. GEB-
HART * GEORG : PETR * ERNST Aleeblatt; Ritter mit
Schwert und Lindwurm. Rſ. COMITES *» AC * DOMINI
*» MANSFEL * Die 2 unbededten Wappenſchilder, darüber
1556: Mlfo anders als v. H. CXXXI. v. 1558.
1557, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. ©. 163, 3—7. Mad. 4284 und
A.⸗C. 4905. Dresden (1831) 872. Amp. 12261. Rıl.
2044. Köhne 1014. Knoll 2556.
——, Halber Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12262. Hf. wie
bei dem obigen Viertelthaler, aber GEOR * jtatt GEORG.
Rſ. COMITES * ET *« DOMINI « IN «x MANS — FE «;
unter den zwei behelmten Wappenjchildern 1557.
1558, Thaler, v. 9. S. 163, 8; hier fcheint aber HANS vergefjen
zu fein, was Sh.-R.5369 hat. Koehne 1045 mit GEOR.
Mad, 4284 und A.-C. 4906.
— —, Viertelthaler, v. 9. CXXXL ©. 163. Sedlmaier 12647.
— —, Halber Thaler, (?) v. 9. ©. 164.
Chriſtoph T. (2,) (1558—-91) mit Johann Albert (+ 1586)
und Bruno I. (2) (f 1615.)
1566, Thaler, v. H. CXXXL. ©. 165, 1. Mad. 1775.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12265 hat BRVNE ftatt
BRVNO, ſonſt wie d. vor. Stpl.
1570, Thaler, v. H. CXXXII. ©. 165. j
1571, Thaler, ib. ©. 165, 2.
o. $., Thaler, (4 Stpl.), v. 9. S. 166, 3—6. Mad. 4.:C.
4907. Lpzg. 3298. 99. Sch.-R. 5370. Rchl. 2046.
——, Thaler, nit bei v. H.; Mad. 4285 und A.-E. 4909.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2045 hat COMI - ET.
DOMI - MANSFELT », jonft wie v. 9. ©. 166, 3.
— —, Thaler, nicht bei v.H.; Rchl. 2047. Hf. CHRIS* IOHAN
* ALBERT * ET* BRVNE ** Weinblatt. Rſ. COMITES
* ET + DOMINI *« IN *« MANS; fonjt wie zuvor.
1572, Thaler, (2 Stpl.) mit 8. Mar. Namen; v. 5. (XXXIII.
©. 167, 1. 3 (P).
——, Waler, nidt bei v. H.; Rchl. 2048 hat noch ein Wein-
blatt hinter D. am Schluß der Umfchr., auch fonjt nod)
etwas abweichend v. v. 9. 167, 1.
——, Thaler, v. 9. 167, 3 mit dem fehler ROMAE. Dies
jeltene Er. finde ic) nur bei Goeze 2123.
334 Beiträge zur Mansfeldifchen Münzkunde.
1572, Halber Thaler, nicht bei v. H. u. A. Nur im Dresdner
Cat. von 1831 Nr. 873 mit der Bemerkung: „R. Der
gefrönte Adler, auf deſſen Bruft der Reichsapfel mit 12.
Zwiſchen den Köpfen die Jz. 72. (Mad. 4286).
1573, Thaler, v. 9. 167, 2.
— —, Thaler, nicht bei v. H.; Mad. 4286 u. A.-C. 4910.
Chriſtoph I. (2.) allein. (+ 1591).
o. J, Groſchen, (5 div. Stpl.), Num. Ztg. 85—88. Goetz 3048
— 52. v. H.CXXXV. ©. 170. Koehne 1046. de Traur
6968. App. 2027. Scellh. 1503.
1580, Thaler, v. H. CXXXIV. ©. 168. Mad. 1778.
1581, Thaler, nicht bei v. 9. u. A., aber Numophyl. Linckianum
(Lpzg. 1764). Nr. 1185. Sf. CHRISTOPHORVS COM -
E- DOMI - I: MANS; Rſ. RVDOL - II - DEI GRA -
ROMA - IM : SEM - AV - 81. (Ridtig?). Wohl iven-
tiih mit Goetz, Dresden: RVDOL 3 II gs DEI s GRA >
ROMA s IM s SEM :s AV g 81 und CHRISTOPHORVS >
COM 8 E s DOMI 8 Is MANS s
1582, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 168, 1. 2. Mad. 1778. Leipz.
Cat. v. 1853 Nr. 8540?
1583, Thaler, ib. 3. Nicht bei Mad., doch zu 1778.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch. R. 5371 hat CO -E- ftatt
COM - ET, auch B (Doppellilie) M - vor RVDOLP.
——, Thnler, nicht bei v. H., wie zuvor, aber D »G s ROMA 8
IMPE 5 SEM : AVGV 8 81 s C Zaynhaken G, Doppel-
adler mit 24. Brehmer. Goeze 2124.
1584, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ©. 169, 4. 5. Mad. 1778. Goeze
2125. Wellnh. 7356. Pleß 2580.
——, Thaler, nicht bei v. H., hat IM >; Paftor Goeze, Hamburg.
1585, Thaler, ib. 6. Mad. ib. Amp. 12266. Koehne 1047.
1586, Thaler, ib. 7. Pleß 2581. Nicht bei Mad. doch i. A.=C.
4911. Egger, Wien 1869, Nr. 1420.
——, Thaler, nit bei v. H.; Wllnh. 7357 hat IM. ftatt IMP.
1587, Thaler, ib. 8. Mad. 1778. de Traur 6967.
1588, Thaler, ib. 9. 10. Mad. 1778.
——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2049. Hſ. wie v. 9. 9.
N. wie v. H. 10, reſp. umgekehrt.
1589, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ib. 11—13. Mad. 1778 und
A.⸗C. 4912. Amp. 12267. Rchl. 2050. Cohn Nr. 449.
Bon Paſtor Stenzel. 335
1590, Thaler, v. H. ib. 14. Mad. 1778. Lpzg. 3300. 2%. Ham- .
burger, Frkf. Cat. v. Loehr Nr. 4276.
1591, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ib. 15. 16. Mad. 1778.
Heinrich II. und Gotthelf Wilhelm (1591— 94).
1592, Thaler, v. H. CXXXVI. ©. 171, 2 (P). Amp. 12268.
_——, Balder Thaler, nicht bei v. H.; Goch 3053. Hſ. HEINRIC
E . Koehne 1048.
1593, Zoaler, (2—3 Stpl.), v. H. 171, 1—3. Mad. 1782 und
A.C. 4913. Amp. 12270. Ra. 2051. Wllnh. 7358.
cahn Nr. 450.
— viertelthaler, (2 Stpl.), v. H. CXXXVII. ©. 172. Amp.
12271.
1594, Thaler, v. 9. ©. 171, 4. Amp. 12272. Xchl. 2052.
Koehne 1049. Sh.-R. 5373. Knoll 2557. 58.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5372 hat nur nod einen
Punkt zu Anfang der Umfchr., auf der Hſ., und ebenfo
einen Punkt vor dem Reichsapfel auf der Rſ., jonft wie zuvor.
Gotthelf Wilhelm allein (7 1594).
1594, Groſchen. Nicht bei v. H.; N. 3. 90. Goch 3056.
Heinrich IT. allein. (+ 1602).
1595, Thaler, v. 5. CXXXVIII. Mad. 4287 und A.-C. 4915.
Goeze 2127. Lpzg. 3302.
——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CXXXIX. ©.174, 1. Mad. 1783
und W.-E. 4914. Goeze 2126. Amp. 12273. 74. XRchl.
2053. Egger, Wien, 1421. Pleß 2588. v. Loehr 4277.
——, Halber Thaler; nicht. bei v. H.; Goetz 3054. Amp. 12275.
(Mad. 1783).
1596, Thaler, (2 Stpl.), v. H. 174, 2. 3. Amp. 12276. Rd.
2054. Dresden (1831) Nr. 874.
— — Biertelthaler, niht bei v. H. u. A. Nur bei Scellh.
1504. Hſ. - HEINRICVS. CO - E:D:I: MANS. —
Beh. Schild; oben Doppellilie; zu den Seiten G—M u.
9—6 Rſ. COM — MIS - — DOMINO . — E. IPS-
— a Reihsapfel. D. h. Georg, rechtshin fprengend,
th.
1597, zhaler (2 Stpl.), v. 9. ©. 174, 4—5. Mad. 1783.
Goeze 2128.
336 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
. 1598, Thaler, v. 9. ©. 174, 6. Mad. 1783.
——, Thaler, nit bei v. H., ähnlih Mad. 1783, aber FACI
itatt FACIET, alfo wohl wie der Thaler v. 1599 bei v. 9.
©. 174 Nr. 9. Nur bei Cahn Nr. 451.
——, Thaler; nicht bei v. H. Sh.-R. 5374 hat Hf. IN ftatt 1.,
fonft wie v. 9. 6.
——, Halber Thaler, v. H. CXL. S. 175. Weife 1687.
1599, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ib. 7—9 Mad. 1783. Anoll 2559.
1601, Doppelthaler, v. H. CXXXIX, II. ©. 174.
— —, Thaler, (3 Stpl.), v. H. ib. 10—12. Mad. 4288 und
U.-C. 4916. Amp. 12277. Egger, Wien 1869, Nr. 1422,
1602, Thaler, v. H. ib. 13. Reichel 2055.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Pleß 2589.
Achte Abtheilung.
b) Eigentlide binterortifhe Linie.
Albrecht IV. (+ 1560) mit feinen Vettern Philipp (7 1546)
und Johann Georg I. (t 1579).
1541, Thaler, nicht bei v. H.; Goeze 2129. Hſ. ALBERTVS
PHILIPP » E - IOHANNES GEORG Wappen mit Helm.
Oben 1541. Rſ. MON - ARG - COMI » ET: DOMI -
IN : MANSFE, Nitter. So nur bei Goeze 2129,
1542, Thaler, (6 Stpl.), v. $. CXLI ©. 177, 22; 178, 3—5.
Mad. 1762 und 4289 und A.C. 4917. 18. Lpzg. 3303.
Amp. 12278. Rchl. 2057. bernd. 2415. Sch.-R. 5375.
——, Thaler, nit bei v. H., wiev. 9. ©. 178, 4, nur daß
MANSF © darauf zu lefen. Brehmer.
— —, Thaler, nicht bei v. H., Rchl. 2056. Hi. Halbmond und
Stern ALBERTVS - PHILP (sic!) ET (wuj.) IOHANS
- GEORG -, alfo wohl — v. 9. ©. 178, 5. Rſ. MON.
— ARG — COMI -» ET DOMI - IN MANSF. Nitter
mit befiedertem Baret.
——, Thaler, abmweihend von v. 9. Hſ. wie der letzte Thaler.
Ri. MON — ARG — COMI ı DOMIi DE ı MANSFEL
— alfo wohl wie Rf. von v.9. ©. 178,3. Sch.R. 5376.
— —, Halber Thaler, v. 9. CXLII. Weife 1688. 2. Hamb,.,
Frif. Cat. 1872 Nr. 2188.
1543, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©.178,6.7. Mad. 1762 u. 4289.
Sch.R. 5377. Obernd. 2416. Zſch. u. K. Nr. 14 Nr. 813,
Bon Paftor Stenzel. 337
1543, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12279 hat den Schluß der
Umfchr. der Hf. IOHANS GEOR ftatt IOHANES . GEORG.
Ri. MON — ARG — COMIET DOMI - IN . MANSF.
——, Thaler, nicht bei v. H. hat ALBERTVS + Goet, Dresden.
— —, Halber Thaler, v. 9. S. 179. Weiſe 1688, 2.
——, Hnalber Thaler, nit bei v. H.; Koehne 1051 hat GEORG.
1545, Halber Thaler, v. H. S. 179. Goth. Auct. 853. Weife
1688, 3.
Albrecht IV. (+ 1560.) mit Johann Georg I. (F 1579),
Peter Ernjt I. (F 1604), und Ghrijtoph I. (F 1591).
1559, Thaler, v. 5. CXLVIL. ©. 184. Mad. 4291 und A.⸗C.
4924. Dresden (1831) 875. Obernd. (1846) 2419.
——, Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12283 hat MANSFE
* — LD »
——, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2062 hat MANSFEL.
o. J. Groſchen. N. 3. a. a. D. Nr. 93. Goge 2131 (?).
Albrecht IV. allein. (7 1560).
1546, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. CXLIII. ©. 180, 1.2. Mad. 1763
und 4290 u. 6835 und W.-C.4919. Leipz. Cat. 1802
Nr.3305. Dbernd. (1846) 2417. Rchl. 2058 (?)
——, Thaler, (2 Stpl.) nit bei v.H.; Amp. 12280 hat im Av.
MANSFE und im Rev. ARGE und die 4 in der Jz. ver-
fehrt ; aljo wohl — Sh.-R. 5378 und anders als Rchl. 2058.
1547, Thaler, (5 Stpl.), v. 9. CXLIII. ©. 180, 3—6. Mav.
4290. A.⸗C. 4920. XLeipz. Cat. 1802 Nr. 3306. Amp.
12281. Pleß 2573. Wilnh. 7359.
— —, Einfeit. Feldflippe, 1°, Lth. v. 9. CXLIV. ©. 181.
Mad. 1765 und Auct.-Cat. 4921. Willnh. 7360.
——, Halber Thaler, nicht bei v. 9. und A. Nur in 8, Hamb.
Fılf. Cat. v. 1872 (Heimbürge) Nr. 2188”.
——, Groſchen, (2 Stpl.), N. 3. a. a. D. Nr. 91. 92, Goetz
3057. Koehne 1050.
1549, Thaler, v. H. ©. 180, 7. Mad. 4290.
1553, Thaler, (8 Stpl.), v. H. CXLV. ©. 182, 1—7. Mad.
1767 u. U.-C. 4922. 23. Rchl. 2059. 60. Goeze 2130.
bat DOMM. Xeipz. Gat. 1802 Nr. 3307. Sf. MANS,,
Rſ. DOMM.
— —, Thaler, nicht bei v. 9. Nur bei Leyfer 367 mit der Ber
merfung: „v. 9. CXLV. No. ein Stempel mit dem Kupfer,
Zeitſchr. d. Harzvereind. XT. 22
338 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
Av. dur HER. und MAN vom Kupfer und allen 9 Neben
geprägen deſſelben durh HER u. MAN verſchieden.“
1553, Thaler, nit bei v. H.; Rchl. 2061, hat ALBRCH u. d.
Jz. 5—3 neben der Krone.
——, Halber Thaler, v. 9. CXLVI. ©. 183. Weife 1689. de
Traur 6970,
— —, Biertelthaler, v. H. ©. 184 ermähnt, aber weder be-
fchrieben noch abgebildet. Da mir ein Eremplar dieſes
höchſt feltenen Stüds vorliegt, welches ich der Güte des
Herrn Ad. Oberndörfer in Hamburg verdanfe, gebe ich hier
die Befgvabung: Sf. Halbmond - ALBRE:-G:- V:-H
-Z. MANS . —: (zwifchen den Fahnen) vierfeld. Wappen ;
daneben 5—3. RM BA: Q'—SP- IN: D — 0OM
— M Ritter, ähnlid wie bei v. Hagen.
1554, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 183, 8. 9, Letzterer bei Ley—
jer 368,
——, Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12282 hat Av. ALBREC
— v. H. 183, 9, Rv. aber BEA — TVS =» — QVI x
SPERAVIT » DOMME * ftatt DOMM u. DOMMI.
——, Thaler, nicht bei v. H., ähnlih Nr. 7 und 8. aber: * AL-
BRECHT GRAF » Ve HE> I: MANS - und BEATVS
se QVI 3 SPERAVIT - DOMME ° Brehmer.
Vollrath IV. (5.) (f 1578) mit feinen Brüdern Johann
(7 3. Mrz. 1567) und Garl (f 1594).
0. J., Thaler, (2 Stpl.), v. $. CXLVII. ©. 186,1. Knoll 2560. (?)
——, Thaler, (2 Stpl.), v. H. CL. ©. 189, 7. 8. Mad. 1768
u. 4292 u. A.⸗C. 4925. Amp. 12284. Xchl. 2063.
Obernd. 2420. Pleß 2574. Peyer 720. Knoll 2560.
——, Halber Thaler, v. 9. CXLIX. ©. 187, Weiſe 1690.
Lpz. 1802 Nr. 3308.
— Groſchen, (4 Stpl.), N. 3. a.a.D. Nr. 94—97; 0.9. CLI.
©. 189. Goetz 3059. Appel 2030. Koehne 1052.
1561, Thaler, (3 Stpl.), v. H. ©.186, 2—4. Mad. 1770 und
A.-C. 4926. Amp. 12285. Wilnh. 7361.
——, Thaler, nit bei v. H.; Leyfer 369 mit der Bemerkung:
„dv. 9. CXLVII. n. 3 nur Ringelchen ftatt der doppelten
Punkte. Weinblatt.“
——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CL. ©. 188, 1.
——, Halber Thaler, nicht beiv. H; Amp. 12286 hat ihn wie
v. 9. p. 187. CXLIX. 0. 5%, aber VOLRA * und die Jz.
getheilt neben dem Wappen.
Don Paſtor Stenzel. 339
1561, Groichen, N. 3. Nr. 98. Sedlm. 12662.
1562, Thaler, v. 9. CL. ©. 188, 2.
—, Grojchen. N. 3. Nr. 99. Goetz 3060.
1563, Goldgulden, v. H. CL. ©. 190.
——, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. CL. ©. 188, 3—5. Mad. 1768
u. A.-C. 4927. Goeze 2132. Amp. 12288 (?). Koehne
1053. Sch.-R. 5380. Heß, Frkf. 1876. Nr. 2965.
— Thaler, nit bei v. H.; Amp. 12287 wiev.H. ©. 188, 3,
bat aber: COMITES #
———, Thaler, nit bei v.H.; Rchl. 2064 hat VOLRAT * IOAN
* CAR * FRATRES MWünzzeihen. Rſ. COMITES : ET
: DOMINI : IN : MANSFEL - 63. Weintraube.
——, Groſchen. N. 3. Nr. 100. Goet 3061. Koehne 1054.
——, Zwittergroicen, ib. Nr. 101. Goeze 2134 (?).
Die Spitzgröſchel, melde diefe Grafen in der verbotenen
Münzitätte zu Hettftedt (Hoechitaett) haben ſollen prägen
laffen, wurden dur Kurfürft Aug. v. Sadfen, Edikt vom
22. Dec. 1571 und 22. April 1572, verrufen.
1563/64, Zwitterthaler, v. 9. S. 189, 6. Mad. 4293 u. A.C.
4928. Goeze 2133.
——, Thaler, nicht bei v. H., wie v. 9. ©.189, 6 aber ohne
die Iz. 1563 auf der Ri. Brehmer.
1564, Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2065. Sch.-R. 5380.: Av.
VOLRAT & IOAN & ET & CAR & FRATRES und EI.
Menſchenkopf. — Behelmter Schild; neben dem Kleinode
6—4. Rev. COMITES M ET » DOMINI » IN » MANS-
FELT * Weintraube, fonft wie zuvor. Lpz. 1802 Nr. 3310.
Bollrath und Carl?
1571, Dreier, nicht bei v. H.; Koehne 1055: HI. Wappen, darüber
zwei Zaynhafen und daneben 71. NR. Der Helm.
David (F 1628).
1603, Doppelthaler, nicht bei v. H., zu Mad. 4294. Meines
Wiſſens nur bei Obernd. (1846) Nr. 2421.
——, Thaler, (3 Stpl.), v. H. CLIU. ©. 192, 1. Mad. 4294.
95 und U.-C. 4929. 30. Dresden 875. Amp. 12289.
Rchl. 2066. Leipz. Cat. Nr. 3311 u.Nr. 8542. Ch.-N. 5831.
1605, Thaler, (2 Stpl), v. H. S. 192, 2. 3. Mad. 1798 und
A.⸗C. 4931. Numoph, Linck. 1188. Leyſer 370. Goeze
2135 —38. Kochne 1056. Rchl. 2067.
22*
—
340 Beiträge zur Mansfeldiihen Münzkunde.
1606, Goldgulden, v. H. CLVII. ©. 197. Koehler 2398.
——, Thaler, v. 5. CLIV. ©.192. Mad. 1797 u. U.-C. 4932.
Goeze 2139 f. Amp. 12290. Obernd. 2424. XRchl. 2068.
Leipz. Cat. (1853) Nr. 8543. Pleß 2603 hat GOTT (?)
——, Thaler, nicht bei v. H. Erſtes Nebengepräge von 1606
mit RAHT; Brehmer.
——, Groſchen. N. 3. a. a. D. Nr. 102.
1607, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 193, 1. 2, Mad. 1797 und
U.-6. 4933. Amp. 12291. Koehne 1057. Leipz. Catal.
von 1802 Nr. 3312, von 1853 Nr. 8544.
1608, Thaler, v. H. ©. 193, 3. : Amp. 12292. Mad. 1797 u.
A.-C. 4934. Goeze 2142. Obernd. 2422.
——, Thaler, nicht bei v. H.; mit NOBB. Goetz, Dresdn. Diefe
Angabe erſcheint nicht ganz unbedenklich, da ein verbrüdtes
D, wie ein folches ja dem NOB folgt, jehr leicht für B
angefehen werden kann. Brehmers Mittheilung.
1609, Fünffacher Dukat; Abſchlag von Thaler (?)v.9H. ©. 194
Anm. Koehler 2399.
——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 194, 4. (Mad. 1797). Goeze
2142. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3313. Amp. 12293. Wllnh.
7362. Dresden 877. Rchl. 2069. Peyer 721. Knoll 2561.
1610, Thaler, v. 9. ©. 194, 6. Mad. 1797. Goeze 2143.
Amp. 12294. XRchl. 2070. Obernd. 2423. de Traur
6972. Pleß 2606.
——, Doppelthaler, Mad. 1797 und A.-C. 4936,
——, Groihen. N. 8. Nr. 103. v. H. CLVI. ©. 196. Goetz
3062. Koehne 1058.
1611, Thaler, v. H. ©. 194, 7. Mad. 1797 und A.C. 4937.
Goeze 2144. Amp. 12295. Xchl. 2071. Sch.R. 5382.
—— Groſchen, (6 Stpl.), 0.9. S. 196. N. 3. Nr. 104—109.
Goet 3064. 65. Leipz. Catal. von 1853 Nr. 8547.
Koehne 1059. u 3569 °",
1612, zen (2 Stpl.), v. 9. ©. 194, 8. 9. Mad. 1797 und
-&. 4938. Xeipz. Sat 1802 Nr. 3315. Pleß 2607.
—**— 2320.
——, Groſchen. N. 3. Nr. 110.
1613, Thaler, (2 Stpl.), v. H. ©. 194, 10. 11. Mad. 1797
u. U.-C. 4939. Goeze 2145. 46. Leipz. Cat. 1802
Nr. 3316. Pleß 2608. NHL. 2072. Peyer 722. Cahn
Nr. 452.
——, Halber Thaler, v. H. CLV. ©. 195. Goeze 2148. Weiſe
1691. Cat. der Rudolfſchen Sammlung 1876. Nr. 2872.
Bon Paſtor Stenzel. 341
1613, Halber Thaler, nicht bei v. H. Amp. 12296; hat das
Motto ganz über dem Wappen: BEI. GOT: | - IST - RATH
. | UND - THAT -
——, Biertelthaler, v. 8. S. 95. ©oeze 2147. Amp. 12297,
wie der legte halbe Thaler, aber Kreuzchen zwiſchen der
Aufſchr. Stenzel und Piftorius 8174.
1614, Goldmünze, 7/,,; 2th., nit bei v. H. u. A. Nur im
Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8541 mit der alleinigen Bemer-
fung „mit BEI - GOT - IST : RAHT - UND - THAT.
——, Thaler, v.9. ©. 194, 12. Mad. 1797 und A.C. 4940.
Goeze 2150. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3317. Rchl. 2073.
Heß, Frkf. 1876 Nr. 2966.
——, Thaler, Amp. 12298 (?) Motto in 3 Zeilen über dem
Wappen. Mad. Yuct.» Cat. 4941 (?).
1614, Halber Thaler, v. H. CLV. ©. 195, 1. Goeze 2151.
Weife 1691, 2. Amp. 12299. Whaites 2321.
——, Biertelthaler, v. 9. a. a. ©. Numoph. Linck. 1189.
1615, Thaler, v. H. ©. 194, 13. Amp. 12300, jedoch mit den
NRöshen. Mad. A.-C. 4942. Goeze 2152. xXchl. 2074.
Whaites 2322.
——, Halber Thaler, v. H. ©. 195, 2. Weife 1691, 3.
——, Goldabſchlag davon zu 3 Duf. ib.
——, Goldſtück, (v. 1615); nit bei v. 9. u. A. Nur im
Dresdner Verz. v. 1834 Nr. 1382 mit der Bemerkung:
Darjtellung wie beim Thaler von 1615, nur NO ftatt NOB
und SCHR - 1°/, Duk.“ Iſts vielleicht ein Abſchlag vom
folgenden PVtertelthaler?
——, Biertelthaler, v. 9. ©. 195, 2.
— — Groſchen, (21 auf den Guldenthaler) Schell. 1505. Mit
21 im Reichsapfel. - BEI - | GOT - IST | RAHT -
VND | TH — AT über dem Schilde.
1616, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. CLVII. ©. 197. 198, 1. Mad.
4296 und W.-C. 4943. Goeze 2153. Amp. 12301.
Rchl. 2075. Pleß 2610. Knoll 2562.
——, Hnlber Thaler, (?) v. H. ©. 200.
——, Biertelthaler, ib.
1617, Thaler, v. 9. ©. 198, 2. Mad. 4296 und W.-C. 4944.
Dresden 878. Amp. 12302. Xchl. 2076. Sc. N.
5383. Xeipz. Cat. v. 1853 Nr. 8545. Knoll 2563.
——, Goldabſchlag davon zu 5 Duk. v. 9. a. a. O.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3318.
Amp. 12303. Koehne 1060. Av. DAVID : CO E.-
342 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.
DO . I» MANSF - NO: D-I. HEL.E-. SCH -
Neichdapfel. Ritter St. G. Rev. BEY - GOTT - IST -
RATH - VND » THAT Smeigverzierung und Sleeblatt.
Mappen, daneben 16—17 und A—K.
1618, Goldgulden, v. 9. CLX. ©. 201. Kochler 2400.
——, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 198, 3. Mad. 4296 und
A.⸗C. 4945 mit SCHAB. Xchl. 2077.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Koehne 1061.
1619, Dukat, v. 9. CLXIV. ©. 204.
——, Thaler, v. 9. ©. 198, 4. Mad. 4296 u. A.⸗C. 4946.
Goeze 2154.
——, Thaler, nicht bei v. H. Schultheß-Rechberg 5384 hat Av.
Reichsapfel. DAVID : CO - E (Blatt) D. I - MANSF
- NO .DO.TI.HEL:E - SCHAB (sie!) und ein Blatt
(Mad. Auct.»Cat. 4946 hat aud) SCHAB). Rf. wie vor-
ber; aber mit länglichen Blättern zwiſchen den Worten und
mit GOTT und RAHT; zu den Seiten des Schildes ragen
Helmdeden hervor; neben der Krone 16 —19 und über
derſelben · A—K -
— —, Thaler, mit lat. Symb. v. H. CLXI. S. 203. Mad. 1799
und U.-C. 4957. Goeze 2155. Amp. 12304. Obernd.
2427. Sh.-R. 5385.
——, Thaler, nit bei v. H. Erſtes Nebengepräge mit MANSF
3 Catalog der Eisleber Auction S. 12 Nr. 78.
1620, Thaler, v. H. ©. 198, 5. — Mad. Auct.- Cat. 4958?
——, Thaler, v. H. ©. 203, 1. (Mad. 1799). Amp. 12305.
Leyfer 373. Sch.-R. 5386. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3319.
——, Thaler, nicht bei v. 9. Pleß 2611 hat AVXILO . Das
Stück im Dresdner Verz. von 1834 Nr. 1383 feheint damit
zu ftimmen; e8 hat MANS - und AVXILO .
——, Halber Thaler, v. H. CLXII. ©. 204. Weiſe 1692.
Goeze 2156.
——, Viertelthaler, v. H. a. a. D., fonft nirgends erwähnt.
0. J. Groichen aus der Kipperzeit; nicht bei v. H; Koehne 1063.
Sf. DAVIT - C:E: D : I - MAN : Reichsapfel mit 24.
Rſ. FATA - VIAM - INVENI Löwe.
1621, Thaler, v. H. ©. 198, 6. Mad. 4296 u. A.-C. 4947.
Pleß 2612.
——, Zmwölftelthaler, nicht bei v. H.; Koehne 1062. Hf. Quadr.
Mappen. Rſ. Reichsadler.
1622, Goldgulden, v. H. CLXVIII. S. 208.
32
Bon Paftor Stenzel. 343
1622, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. S. 198, 7. 8. Mad. 4296 u.
A.-C. 4948 und 49. Leyfer 371. Obernd. 2425. Re.
2081. Pleß 2613. Sch.⸗R. 5387.
——, Thaler, (3 Stpl.?) nicht bei v. H; Amp. 12306 hat A.
DAVID:C-E:DO:I:. MANSF -NO:DO:I - HEL : SE
- E : SC - Neichsapfel. Rev. BEI: GOTT: IST: RATH
: VNND THATT Kleeblatt; Wappen mit Zierrathen,
neben der Krone A—K u. 16—22. xXchl. 2080. Leipz.
Gatal. von 1853 Nr. 8546 aud mit VNND THATT -
Rchl. hat VNND :; auch Leipz. Cat. von 1802 Nr. 3320.
——, Thaler, nicht bei v. H.; Sch.-R. 5388 hat :, ftatt der Kreuz:
en. (Guß?)
1622/26, Zwitterthaler, v. H. CLXV. ©. 205. Mad. 1800 u.
Auct. Cat. 4959. Ä
1622, dergl., v. H. CLXVI. ©. 206. Xchl. 2082.
1622/23, dergl., ib. CLXVII. ©. 207.
1622, dergl. nicht bei v. H. u. U. Goeze ©. 347 Nr. 251. Hf.
DAVID : CO : ET -DO : IN . MANSF : NO : DO :
INH-S:E.S :; Ritter ohne Lanze mit dem Schwert
in der 2.; unten ber ftehende Drade. Ri. : MANSF . NO
- DO. IN - HEL:SEB-ET:SC- Behelmtes Wappen ;
neben demf. die getheilte 34. 16—22. und AK Die
N. ift alfo fehr ähnlich der auf dem erſten Zmwitterthaler.
v. 9. ©. 205. Im Gogze’fchen Cat. fteht die irrthümliche
Angabe, die Umfchr. der N. habe SEP » Der Aborud,
welchen ich der Güte de3 Herrn Inſp. Meyer in Hamburg
verdanfe, zeigt richtig SEB > Ueberhaupt ift die Umfchrift
dort nicht genau angegeben. ch habe fie hier berichtigt
nad dem Abdrud.
1623, Thaler, (2 Stpl.), v. 9. ©. 199, 9. 10. Mad. 4297 und
A.⸗C. 4950.
——, Thaler, Amp. 12307 abweichend, hat Feine Roſen unter
A—K.
——, Zwitterthaler, nur bei Mad. 6836. Leipz. Cat. 1802
Nr. 3321.
1624, Thaler, (3 Stpl.), v. 9. ©. 199, 11—13. Mad. 4297 u.
A.-Catal. 4951 —53. Goeze 2157. Amp. 12308. 9.
Obernd. 2426. Rchl. 2083. 84.
1625, Thaler, v. H. ©. 199, 14. Mad. 4297 u. A.C. 4954. Amp.
12310. Rchl. 2085. ,
1626, Vierfacher Thaler, v. H. CLXI. ©. 202. Mad. Auct. »
Gatal, 4956. Amp. 12311. Xchl. 2086.
344 Beiträge zur Mansfeldifchen Miünzlunbe.
1626, Thaler. (4 Stpl.) v. H. ©. 199, 15—18. Mad. 4298.
u. A.⸗C. 4955. Leyſer 372. Goeze 2158. Amp. 12312.
NH. 2087. Sh.-R. 5389.
——, Zwitterthaler, v. 1624/26. v. 9. ©. 199, 19.
1628, Sterbethaler, (2 Stpl) v. 9. CLXIX. u. CLXX. ©. 209.
Mad. 1801 u. A.⸗C. 4960. Xchl. 2088.
——, Sterbe-Gulden, v. H. CLXXI. ©. 210. Mad. Yuct. - Cat.
4961. Goeze 2159. Weife 1693.
——, dergl. Doppeldufat, v. H. S. 211. Koehler 2401.
——, dergl. Grojichen, (2 Stpl) N. 3. Nr. 111. 112. Goeß
3066. Koehne 1064. Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8548.
Ernſt III. (6.) mit feinem Bruder Friedrich Chriftoph (7 1631.)
1579 Thaler, (v. 9. CLXXII. ©. 213.?) Mad. 4300 u. A.-C.,
4962. Leyfer 374. Amp. 12313. Rchl. 2090. Sch.-R.
5390. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3322. Nah Mad. „nicht
bei v. Hagen“.
1603, Thaler, v. 9. CLXXV. ©. 215. Mad. 4301.
1604, Thaler, (2 Stpl.) v. H. CLXXVII. ©. 217,1. Mad. 1786.
DObernd. 2429. Goeze 2160. Rchl. 2091. Selm. 12663.
1607, Goldgulden, (2 Stpl.) v. H. CLXXVI. ©. 216.
——, Thaler, v. H. ©. 217, 2. Mad. 1786. Amp. 12316,
1608, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ib. 3. 4. Mad. 1786 u. Auct. =
Cat. 4963.
1609, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ©. 218, 5. 6. Xchl. 2092.
——, Zwitterthaler, v. 5. CLXXVII. ©. 218. Mad. 6837.
Leipz. Cat. 1802 Nr. 3323. Amp. 12316. Sch.-R. 5391.
——, dergl. Zwitter-Doppel- Thaler, nicht bei v. 9. Nur bei
Goeze 2161.
1611, Thaler, nicht bei v. 5; RL. 2093.
Ernft III. (6.) (} 1609) mit feinem Bruder Friedrich Chriftoph
und ihrem Vetter David. (7 1628).
1602, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. CLXXIV. ©. 214, 1. Mad. 1785
u. Mad. A.⸗C. 4964. Yeyfer 375°. Dresden 879. Amp.
12314. Rchl. 2005. Obernd. 2428. Sch.-R. 5392.
——, Doppelthaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2094. Hf.: ERNESTVS
- FRI : CHRIST : E : DAVID - CO : MANSF - Nitter,
Rſ.: RUDOLPH : I : ROM: — IMPERA :S : AVG:
Wappenſchild; neben der Krohe 16—0z - darunter G -—M-
1603, Thaler, v. 9. ©. 214, 2.
Bon Paftor Stenzel. 345
%
Friedrich Chriftoph allein (F 1631).
1610, Thaler, (2 Stpl.) v. H. CLXXIX. ©. 219. 220, 1. Mad.
1788 u. Q.-C. 4965. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3324.
Dresden 880 und 1384. Amp. 12317. Obernd. 2430.
Egger in Wien.
——, dergl. Doppelthaler, zu Mad. 1788. 31%/,, Lth. Nur bei
Stenzel und Piſtorius 8173.
——, Groidhen, (3 Stpl.) v. 9. ©. 221. N. 3. 113— 115.
Goetz 3068.
1611, Thaler, (3 Stpl.) v. 9. ©. 220, 2—4. Amp. 12318.
—— Groſchen, v. H. ©. 221. Goch 3063. Koehne 1065.
1612, Doppelthaler, nicht bei v. 9. Rchl. 2096, hat FRIDERI-
CVS » CHRIST : CO : 'E: DO : I: MANSF : Wappen.
Neben den Fahnen 16—12. Oben Reich3apfel, fonft wie
zuvor der einf. Thaler.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Hi. Behelmtes Mappen.
Ri. St. Georg. So nur Koehne 1066. Goeze 2162 mit
der Bemerkung, „wie Mad. 1788“.
——, Groſchen. N. 3. Nr. 116, ähnl. Goetz 3068. Koehne
1067.
1614, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. ©. 220, 5. 6. Mad. 1788. Amp.
12319.
1616, Thaler, v. H. Nr. 7.
1617, Thaler, v. H. Nr.8. Amp. 12320.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H.; Koehne 1068. Hſ. FRI-
DERICVS - CRIS CO - E: DO . I: MA - Ri. NOBIL
- DOMI - IN - HELD - SEBVRG - SCHRA, fonft wie
Meife 1695.
1618, Thaler, (2 Stpl.) v. H. Nr. 9. Mad. Auct.» Cat. 4966.
Koehne 1069, wie Mad. 1788 doc Umfchrift abweichend.
1619, Thaler, v. H. CLXXXL Mad. A.-C. 4967. Rıl. 2097.
——, Halber Thaler, v. H. CLXXXI. ©. 223. ©oeje 2163.
Weife 1694. Amp. 12321. Näl. 3738.
——, Biertelthaler, v. 9. a. a. D.
——, Kippermünze (?) Srofcen, N. 3. Ne. 117.
1620, Thaler, (3 Stpl.) v. H. ©. 222, 1—3. Mad. 1792 und
A.⸗C. 4968. Leyfer 375°. Goeze 2164. 65. Rchl. 2098.
Leipz. Cat. 1802 Nr. 3325.
— — Thaler, nicht bei v. H.; Rchl. 2099 mit IIN.
— — Groſchen. N. 3. Nr. 118.
1621, Thaler, v. H. ©. 220, 10.
346 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzkunde.
1622, Thaler, (3 Stpl.) v. 9. CLXXXII. ©. 224, 1. 2. Mad.
Al-C. 4969. Amp. 12323. Rchl. 2100. Goeze 2166.
——, Thaler, abw. von v. H. ©. 224. Mad. 4302. Willnd.
hat in Nr. 7363 Rv. MANSF : NO : DO - IN: HEL -
SE - ET - SC - Xeipz. Cat. 1802 Nr. 3326.
1623, Thaler, nicht bei v. H.; Amp. 12324 hat: Av. FRIDE-
RICVS - CHRISTOF - COM - ET DOM : IN : Nitter v.
d. [.©., oben beim Arm Reichdapfel. Ro. MANSF NOB
- DOM - IN : HEL : SEB : ET - SC : Wappen, darüber
ein Kleeblatt, unten im Bogen, daneben 16 A—K 23.
——, Halber Thaler, Koehne 1071, wie der Thaler, aber I u.
S ftatt IN u. SC. Nicht bei v. 9.
1624, Thaler, (3 Stpl.) v. 9. ©. 225, 3—5. Mad. 4302.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H. Nah Koehne 1072 mie
der Thaler von 1623, aber SCH ftatt SC -
1625, Thaler, v. 9. Nr. 6.
1628, Groſchen. N. 3. Nr. 129. Götz 3073. .
1629, Thaler, v. 9. ©. 225, 7. (Mad. 4302.) Amp. 12326.
Mad. A.-C. 4970. j
——, Thaler, nit bei v. H. Nah Amp. 12325 fteht die Jz.
neben der Krone und die Münzmeiſterbuchſtaben A—K
neben dem Fuß des Schilde. Sonft wie 0.9. ©. 225, 7.
——, Thaler, nicht bei v. H., hat FRIDERI : CHRIS - COM:
ET :DO : IN » und MANSF : NO: DO: IN: HEL :
SE : E: 7: (fo ftatt ET) SC; fonft wie von 9. ©. 225,7.
Brehmer.
——, Halber Thaler, v. 9. CLXXXV. ©. 226. Weiſe 1695.
Amp. 12327.
——, Groihen. N. 3. Nr. 130. Götz 3074.
1630, Thaler, v. H. ©. 225, 8. Goeze 2167.
——, ei N. 3. Nr. 131. Goetz 3075. v. H. CIXXXVI.
. 227.
Friedrich Chriftoph (F 1631) und David (F 1628).
0. J. Kupfermünze. (Raitpfennig) Neumann 4905.
——, Doppelgrojchen aus der Kipperzeit, (2 Stpl) v. 9.
CLXXXVII. ©. 229. Reichel 3739 hat Hf. Reichsapfel
FRIDER - CHRISTOF DAVID COMI St. Georg. Rf.
©tern ET - DOM - I- MANSF - NOB. Do H - S
- E 80 Afeld. gefrönter Wappenſchild, mit Schutzwerk
an beiden Seiten. Goetz 3098 hat: Hſ. FRIDERICVS
CHRISTOF - DAVID - COM - Ritter, Rſ. ET DO - IN
Bon Paſtor Stenzel. 347
MANSF :- NO» D- INH: S-&S . Der gefrönte
4feld. Schild mit Querf.Msf. Wappen.
1620, Kippergroichen. Fahr des Harz⸗V. 1870 ©. 496.
——, Kipperdreier, ib. ©. 498.
1621, Kipperthaler, nicht beiv. H. u. A. Nur bei 2. Hambur-
ger, Frkf. Catal. 1872. Nr. 2189. Hſ. FRIERERIC . (?)
— CHRISTO - ET Engel, da3 Wappen vor fich haltend,
barunter 40%. Rſ. DAVID-P-CO - E:-DO-I- MANSF
: NO -DO :IN-H.S.ET.S. Der h. Georg (ohne
Pferd) ei dem Lindwurm ftehend, im Felde 16—2— 1
und A—K. 21", Gramm.
_—, Srofdhen. N. 3. Nr. 119. Koehne 1075.
1622, Thaler, abw. von v. H. ©. 224. Knoll 2565. ft wohl
von Grf. Friedrich Chriftoph allein.
——, Thaler. Hf. wie v. H. CLXXXVI. und Rſ. wie v. 9.
CLXXXIV. Brehmer.
——, Groſchen. (2 Stpl.) N. 3. Nr.120. 121. Appel 2036.
Goetz 3069.
——, Dreier v. K. v. 9. ©. 229.
1623, Thaler, Goetz in Dresden. Dresd. Cat. 881. (Mad.
4302).
1624, Thaler, (2 Stpl.) v. 9. CLXXXVI. ©. 228, 1. Mad.
1804 u. A.⸗C. 4972.
——, Groſchen, (4 Stpl) N. 3. Nr. 122—125. Goetz 3070.
Appel 2037.
1625, Thaler, v. 9. ©. 228, 2. Wllnh. 7364. Xchl. 2101.
Knoll 2564. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3329 (Mad. 1804).
——, Thaler, nicht bei v. H.; wie zuvor, aber mit HE + S >
o E » S e Brehmer.
——, Groihen. N. 3. Nr. 126. Götz 3071.
1626, Thaler, (5 Stpl.) v. 9. ©.229, 3—7. Mad. 1804.
Rchl. 2102. de Trauer 6976. Sch.-R. 5395.
——, Thaler, nicht bei v. H, wie v. 9. 3, aber A. ET » 8
Brehmer in Berlin. Bei v. H. S. 229, 6 muß es heißen:
fonft wie Nr. 3, Koehler p. XIIL, (nicht 2.)
—, — nicht bei v, H., hat MANSFET > Brehmer in
erlin
——, Hnlber Thaler, nicht bei v. H. und Mad. Amp. 12328.
Av. FRIDERI : CHRIS : ET . DAVID . COM : ET -
DO : IN - Ritter; Ro. MANSFELT - NO - DOM . IN
. HEL » SE » E - S » Wappen behelmt, darüber 3
Blätter an einem Stengel, neben dem W. 16— 26 und
A—K
348 Beiträge zur Mangfeldifchen Münzkunde.
1626, Grojchen, (2 Stpl.). Num. 3. Nr. 127. Zehmen 3553.
Bretf. 28733?
1627, Groſchen, N. 3. Nr. 128. Göt 3072.
Friedrich Chriftoph (F 1631).
1622, Thaler, ſ. oben Knoll 2565. Zu v. H. CLXXXVII.
1631, Begräbnißthaler, v. 5. CLXXXIX. ©. 230. Mad. 1805.
Leyjer 376. Goeze 2168. 69. Amp. 12329. Leipz. Cat.
1802 Nr. 3327. 28. 1853 Nr. 8549. Wllnh. 7365.
Koehne 1073. Peyer 723. Rchl. 2103. Sch.-R. 5396.
——, Begräbnißgulden. (?) v. 9. S. 230. Goeze 2170. Knoll
2566, ähnlidh dem Thaler bei Mad. 1805.
——, dgl. halber Gulden, (?) ib.
——, dgl. Grofchen. v. H. CXC. ©. 231. N. 3. Nr. 132.
Goes 3075. Appel Nr. 2038.
Ernit Ludwig * 1632.
1632, Goldene Begräbnikmüngze, 7/,, Loth. Nur im Leipziger
Cat. von 1853 Nr. 8550 mit der Bemerfung: „mit dem
Nitter und Inſchrift“. Das Stüd fcheint mir ein Gold-
abihlag vom Groſchen zu fein. Nicht bei v. Hagen.
——, Sterbethaler, v. Sag. CXCI. ©. 232. Mad. 1806. Mad.
Auct.- Cat. 4973. Goeze 2171. Amp. 12329. Wellnd.
7365. Rchl. 2104. Sch.-R. 5397. Peyer 723.
——, dergl. halber Thaler, cf. v. H. ibid. Rchl. 2105. Amp.
12330. Av. ERNEST : LVDOV : CO :E:DO:I:M:N:D:
I:H:S:E:S: Ritter. Revers: REG :MAI:SUZEC :SUPR:
EXCVBIAR : PREFECT: » In der Mitte Auffchrift:
NATVS - | ANNO - 1-6-0-5- | DIE 16 IVNI - | OBIIT
9 APR AO: |1-6-3-2. VIX- AÖS: |- 27: MIN-Z-ME:
|-E:7-DI]|
——, dergl. Biertelthaler, v. 9. ibid.
——, dergl. Groſchen, nicht bei v.9.; Num. Zeitg. Nr. 133.
Goetz 3076. Appel 2039.
Chriftian Friedrich (1632 — 1666.)
1641, Halber Gulden, nit bei von H.; Koehne 1077 wie der
DOrtsthaler von 1663 (Goetz 3080), aber mit DOM auf
der Hſ. und E:S - auf der Rſ.
Bon Paftor Stengel. 349
1642, Doppeldufat, v. H. CXCIV. ©. 236.
——, Thaler, v. 5. CXCU. ©. 233. Mad. 1810. Amp. 12331.
——, Halber Thaler, v. 9. CXCIU. ©. 235; bei der Abbildung
fehlt aber die Zahız. Weife 1696. Amp. 12332.
——, Viertelthaler, v. 9. a. a. D., vom Gepräge des Doppel-
Dutats. Amp. 12333. Koehne 1075. Schellh. 1506.
1644, Dufat, nicht bei v. H.; Amp. 12335. Reichel 2106.
Stenzel und Piſt. 8176. Av. CHRISTIANg - FRID: C:
AC:D:I:MANSF:N:D:1I:H:SE:S: Nitter.
Revers DVCAT — NOVVS — IMPER — IALIS — 1644 -
in einem verzierten vieredigen Nahmen, welcher mit 4 Wap-
penſchildern an den Seiten verziert ift.
——, Dufat, nit bei v. Hagen. Pleß 2617 hat zwiſchen der
Umſchrift der Hi. nur einfache Punkte und diefelbe ſchließt
H-S-E-S-; ſonſt wohl wie der erjte Stempel; Rückſeite
DVCAT: u. j. w.
——, Thaler, v. H. S. 234, 1. (zu Mad. 1810.) Amp. 12334.
1645, Thaler (3 ©t.), v. Hagen 234, 2—4, (zu Mad. 1810),
Dresden 882. Amp. 12336.
——, Thaler, nit bei 0.9. Der Reichsapfel ſchwebt zwischen
des Ritter Arm und des Pferdes Kopf, fonft wie Nr. 2,
wo der Reich3apfel vor dem Arm des Ritters jchwebt. Breh-
mer in Berlin.
—— Zwitter-Groſchen von 1645/,. Num. Ztg. 143. Goetz 3077.
1646, Doppelthaler, nicht bei v. H.; Goeze 2172 mofern nicht
ein Drudfehler vorliegt. ch fand nirgends einen Thaler
von 1646 wie Mad. 1810 von 1642. 48. 49 u. ſ. w.
——, Groichen, Num. Zeitg. 135. Goetz 3078. Appel 2040,
wo irrig G—K angegeben fteht. Koehne 1079 abweichend ?
1647, Dufat, v. 9. CXCV. ©. 236. 8%, Hamb. Franff, Catal.
von 1872 (Heimbürge) Nr. 2190.
——, Thaler, 0.9. S.234, 5 (zu Mad. 1810.) Goeze 2173.
Koehne 1080 mit SR auf der Ri. Cahn 453.
—, Groſchen, Num. Ztg. 136. Goetz 3079.
1648, Thaler, v. Hagen ©. 234, 6. Mad. 1810. Goeze 2174.
Lpz. Cat. 1802 Nr. 3330. Reichel 2107.
——, Thaler, nicht bei v.H. Amp. 12337 hat feine Münzmei-
fterbuchftaben neben dem Wappen.
1649, Dreifacher Dufat, nicht bei v. H.; Amp. 12339. Avers:
CHRISTIAN9 FRIDERICY COMES - AC - DOM : Reichs-
apfel. Ritter. Rev.: IN - MANSFELT . NOB: DN: I:
HEL:S:E:S: Behelmtes Wappen daneben 16—49;
unten HP—K; zwifchen den Fahnen eine Blume,
350 Beiträge zur Mansfeldiſchen Münzkunde.
1649, Vierfacher Dufat (?). Nur im Leipz. Cat. von 1853
Nr. 8551. Stände nicht ausdrüdlich dabei „A Duf.”, würde
ich diefe Goldmünze für identiſch mit der vorigen halten.
——, Thaler (4 St.), 0.9. ©. 234, 7—10. Mad. 1810. Amp.
12838.
——, Halber Thaler, v. H. S.235. Goeze 2175. Weife 1696,
2. Pleß 2619.
——, dergl., nicht bei v. Hagen. Nach Goth. Auct.-Cat. p. 252
Nr. 846 und Weife 1696, 3 mit DN-IN-HELD-S-E-S:
ftatt DN:I:HELD:S:E:S: wie v.9. hat.
——, Biertelthaler, v.9. S.235. Amp. 12340 (vom Stempel
des 3fachen Duk. d. J.)
1651, Thaler (4 Stpl.), v. H. ©. 234, 11—14. Mad. 1810
und Auct.⸗Cat. 4974. Numophyl. Linck. 1191 wohl mit
der faljchen Jahrzahl 1631. Amp. 12341. 42. Koehne
1081. Rchl. 2108. Pleß 2618. Sch.⸗R. 5398. Knoll
2567. Obernd. 2431.
——, Halber Thaler, nicht bei 0.9. Amp. 12343 ähnlich v. 9.
CXCIII. ©. 235, bat aber im Rev. S-E-S- und das J.
und die Münzmeifterbuchftaben neben dem Helme getheilt.
Nach Pleß 2619 wie der ganze Thaler. Mad. 1810.
1652, Dufat, nit bei 0.9. und A. Nur im Dresdn. Verz.
von 1834 Nr. 1388. Hauptj. CHRISTIAN9 FRIDERICI
COMES AC DOM. IN. Ritter ꝛec. Rſ.: Auf einer mit
4 Wappen umgebenen vieredigen Tafel: DVCAT. NOVVS
IMPEIALIS. 1652. (in 5 Beilen).
——, Thaler, v. 9. S. 234, 15. Mad. 1810. Amp. 12344.
1653, Doppelthaler, nicht bei v.H. u. Mad.; nur bei Rchl. 2109.
——, Thaler, v. 9. ©. 234, 16. Mad. 1810 u. A.-C. 4975.
Goeze 2176. Leipz. Cat. 1802 Nr. 3331. Amp. 12345.
3. u. 8. Nr. 14. 817.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H;; nah Amp. wie v. Hagen
CXCII ©. 235, jedod im Re. S:E:S. und die Jahrz.
neben den Standarten; jcheint alfo auch von dem halben
Thaler von 1651 abzumeichen. Weife 1696, 4 bemerft
noch, daß auf der Hf. A ftatt AC fteht. Diefe Heine Ab-
weihung iſt vielleicht von Amp. überjehen. Leipz. Catal.
von 1853 Nr. 8554 ohne nähere Angabe.
1661, Thaler, v.9. S. 234, 17. Mad. 1810 und Auct. » Cat.
4976. Dresdn. Verz. von 1834 Nr. 1386. Knoll 2568,
——, Halber Gulden, nicht bei v. H.; Koehne 1082 wie der
Viertelthaler von 1663 (Goetz 3080) aber mit DOM.
Bon Paſtor Stenzel. 351
1662, Thaler, v. H. S.234, 18. Mad. 1810 und Auct.- Catal.
4977. Goeceze 2177.
— Goldmünze, 19, Duk. ſchwer. Nur im Leipz. Cat. von
1853 Nr. 8552, ohne nähere Angabe.
1663, Thaler, v. 9. ©. 235, 19. Mad. 1810. Reichel 2110.
Leipz. Cat. Nr. 8553.
——, Halber Thaler, nicht bei v. H. u. A. Das Er. im Hzgl.
Cab. zu Defjau hat Hj.: - CHRISTIANI9 FRIDERICI
COMES . AC » DOMINI, Reichsapfel. St. Georg. Rſ.
IN -» MANSFELT.- NOB: DN - IN - HELDR : S -
E - SCHR; vierfeld. Wappen. HP (zuf.)—K; unten 16—63,
——, Biertelthaler, nicht bei v.H.; Goetz 3080, wie der Halb-
thaler v. H. S.235, aber neben dem Wappen auf der Ri.
nur die Jahrz. 16— 63. Koehne 1083.
——, Biertelthaler, nit bei v. H.; Amp. 12347 wie zuvor,
über der Jahrzahl jteht aber noch HP—K. Geblmaier
12667.
1664, Thaler, v. 9. ©. 235, 20. Mad. 1810. Dresdn. Verz.
von 1834 Nr. 1387. Goeze 2178.
——, Halber Thaler, v. 9. (CXCIHL) ©. 235. Weife 1696, 5.
1665, Thaler, v. 9. ©. 235, 21. Amp. 12348. Sch.-Rechb.
5399.
——, Viertelthaler, nicht bei v. H.; nah Amp. 12349 wie der
Viertelthaler von 1663 bei Goe 3080, jedoch fteht HP—K
neben den Standarten und der Jahrzahl 16— 65 am Fuß
des Schilded. Leipz. Cat. von 1853 Nr. 8555.
Die Silber- und Kupfermünzen der Kipper» und Wipperzeit
ohne Angabe des Münzherrn finden fi) bei Goetz 3081 —
3096, ſowie bei Neumann 4855 —4899 u. 37153 -- 79.
Reinh 4533 — 4545.
Die Jetons Mansfeldiiher Münzmeifter hat Neum. 31510 —
31531 genau befchrieben, cf. Reinh. 6083 ff. Eine Ba-
rietät, welche Herr Prof. Heyfe in Aſchersleben hat, findet
fih noch in Beitjchrift des Harzvereing 1870 ©. 675, 1 von
dieſem eifrigen Sammler und Forſcher befchrieben ; vgl. auch
noch dei. Mittheilung Num. 3. 1862 S. 93, 4.
352 Beiträge zur Mansfeldifhen Münzfunbe.
Zu Mansfeld können ferner noch gerechnet werden:
a. Gegofjener Schauthaler, o. J.; v. 9. ©. 237. Mad. 4303.
Amp. 12352. Nah Rchl. 2111 wahrſcheinlich ein Thaler
von Heinrid I. (II.) Mittelortifher Linie (um 1598).
b. dergl., Av. FACI, Rev. am Schluß der Umſchrift ohne Roſe.
Amp. 12353.
ce. Gedächtnißmünze auf Dr. M. Luther von 1624, v. H. ©. 239.
Mad. 5164.
d. dergl. von 1661, v. 9. ©.240. Mad. 5165. Amp. 12354.
Koehne, Neue Beitr. S.157 Nr. 105. Bon verjhiedenem
Gewicht und Werth, 1 Loth 2 Qtchn. — 3 Loth.
Koehne, Neue Beitr. Nr. 1084 und ©. 157 Nr. 106
dergl. halbe Thaler.
Bon dem Thalerftempel von 1661 eriftiren Abjchläge in
Gold als Fünf-Dufatenftüde. Zſchieſche und Koeder
Nr. 14. 1877. Nr. 58.
Ueberſicht.
Erſte Abtheilung.
Seite
Brakteaten, Hohlpfennige und Denare crssssssssnssssssnesnennnnnnsenennensnnnnennnnenn 295
Zweite Abtheilung.
Die älteſten Gemeinſchaftsmünzen.
Günther IL, Gebhard IV., Vollrath II. oder III. . 295
Günther III., Ernſt II., Hoyer IV., Gebhard VII. und Albrecht IV. 296
Ernſt II., Hoyer IV., Gebhard VII., Albrecht IV. ..unsessssessessssseensenenne 300
— — 301
Hoyer IV., Gebhard VII., Albr. IV., Philipp I. .P sneesnennnennns 301
Hoyer IV., Gebhard VII, Albrecht IV., Hans Georg 1. ......uee 302
Dritte Abtbeilung.
Borderortifhe Linie,
a. Bornitebt.
Bruno J., Wilhelm J., Johann Georg IV. unsiassssssscsunrsmngwsneessnneieenn 303
Bruno J., Wilhelm I, Johann Georg IV. und Bollrath VI. un. 303
Bruno J., Wilhelm I., Johann Georg IV., Vollrath VI. u. Jobſt II. 305
S 306
Wolfgang J., Bruno II., Joachim Friedrich, Philipp IL... 306
Wolfgang I. und Joachim Friedrich ununerssssssssessensensnesnnnennennensnnnennenannnns 307
Bon Paſtor Stenzel. 353
Seite
Joachim Friebriiiiieeeeeeeeeeeeeee 307
Wolßgang 1. und Bruns — 307
307
307
Te BEI ERNEUTE IT 308
EDER RRTUREIGE: unseres nee 309
Franz und Heinrich Franz ensure eis 309
u 310
Feenee 311
Vierte Abtheilung.
Eisleben.
Sen Georg I., Peter Br 1. REDE ne 311
Johann Georg J., Chriſtoph J. cnssscessessasenanisnandsiaseseaseeren reisten 312
Johann Georg J., Chriſtoph J. Johann Ernſt .eersnsssnssnsnsseeneenensnennee 312
Eat pen Bears J., Johann Albert, Bruno L annsunsiiienereeen 313
Johann Georg J., Peter Ernſt J., Bruno IT. .P 313
— 2** Georg J., Peter Ernſt J. Johann Hoyer P 314
Johann Georg J., Johann Albert, Johann Hoyer und Bruno 1......... 314
— Georg J., Peter Ernſt J., Johann Hoyer Pn 315
Johann —* J., Peter Ernſt J,. Johann Albert, Johann Hoyer und
ee Re 315
DIR I. es ee reger 315
—AIA 316
Johenneee 317
Zünfte Abtheilung.
Friedeburg.
— 319
Peter Ernſt J., Chriſtoph, Johann Hoyer..nnssssssesseseseeeesesnnenesnenennenrnee 319
ERDE 320
Peter Ernft J., Johann Albrecht, Bruno J., Hoyer Chriſtoph, Johann
WE EI enge 320
Peter Ernft I., Brumo I., Hoyer Chriſtoph, Gebhard VIII, Johann
Ger 321
Peter Ernſt J. Bruno J., Gebhard VIII. und Johann Georg IV. ... 321
Peter Ernft L, Brund J., Wilhelm I, Johann Georg IV. ann 323
—— MIR 324
MEER 324
a u 2 1 AOL 324
Sechste Abtbeilung.
Hrtern.
in Fohereeeeeeeeee 324
—A— I neuere 324
Vollrath VI., Jobſt II., Wolfgang J. .PPnbnnnen 324
Vollrath VI, Jobſt II. Wolfgang I. und Bruno IT... 326
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 23
354 Beiträge zur Mangfelbiihen Münzkunde.
Vollrath VI., Jobſt II. air
a VI, Philipp Ernft, Albrecht und Wolfgang .......
Vollrath VI., Wolfgang, Johann Georg IL essen
Fr EHRE ee
Philipp Ernſt, Wolfgang und Johann Georg II. au.
Siebente Abtbeilung.
Sinterortifhe Linie
a. Schraplau.
PELTIIEITEITIIIIITTT
DEIETEIZIZ III III
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244
Gebhard VII., Albrecht IV., Philipp I., Johann Georg I. cur
Gebhard VIL, Philipp I., Johann Georg J. nes
Glen VII., ir da 1201 Me EEE
Gebhard VII., Johann Georg I., Peter Ernſt I. „nun.
Chriſtoph I., Johann Albert, Brumo I. zussssssesnesesseneneneeee
Buritepe 3: AHA nn —
Heinrich II., Gotthelf Wilhelm sasssinssnsssnnsnssimmeninsnneesenssnennen
Gotthelf Wilhelm allein .
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Achte Abtheilung.
b. Eigentliche hinterortiſche Linie.
Albrecht IV., Philipp, Johann Georg LT. aeneessssnssssensnenneenen
Albrecht IV., Johann Georg I., Peter Ernft J., Chriftoph
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Bermiichtes.
I.
Ein Brief Johann Melchior Goezes vom 23. September 1777.
Der geiftig regfame und vielfeitige, durch feinen tiefbedeut—
ſamen Streit mit Leſſing allgemein befannt gewordene J. M. Goeze,
jeitt 1755 Hauptpaftor an der Katharinenfirche zu Hamburg, gehört
gefchichtlich zum großen Theile unjerem Harze an. Als der Spröß-
ling einer durd mehrere Gefchlechter im treuen Kirchendienjt aus-
gezeichneten Familie wurde er am 16. Oct. 1717 dem Diafonus
Joh. Heinr. ©. an der Martinikirche zu Halberftadt geboren und
erhielt in der Taufe die Namen feines Großvaterd, der erſt am
1/4. 1727 al3 Oberpfarrer an derfelben Kirche verftarb. Nachdem
er feit 1741 neun Jahre lang Amtsgenoſſe feines Vaters in Hal-
berjtadt geweſen war und feine fchriftjtellerifche Thätigfeit begonnen
baite, erhielt er im Jahre 1750 einen Ruf an die Heiligegeiftlicche
zu Magdeburg. Bei der ehrenvollen Berufung nah Hamburg
foftete e3 ihm viel Weberwindung fo weit von jeinem geliebten
Vaterhaufe und Heimat fortzuziehen. Cr folgte dem Rufe aber doch,
bezog, ehren= und liebevoll empfangen, an feinem 38. Geburtstage
feine Amtswohnung in Hamburg, wo er dann bis zu feinem am
19. Mat 1786 erfolgten Tode lebte und wirkte, nachdem er aljo
ein Alter von 68 Jahren 7 Monaten und 3 Tagen erreicht hatte.
Der Hohn und die Schmähungen, welche diefer gründlich
gebildete, ehrenhafte und milde, wenn auch in feinen Firchlichen
Anſchauungen etwas enge treue Belenner zu ertragen hatte, war in
Folge der damaligen Beitjtrömung eine ziemlich allgemeine, und
fomeit befannt, wird er zuerft von feiner Heimat und Vaterſtadt
Halberitadt aus in einem Gedichte von K. E. K. Schmidt an Gleim
als ‚der düftre Pabſt Hammonius Goetzius' gefcholten.!
1) Almanach ber deutfchen Muſen auf das Jahr 1774. Gedichte
S. 88 f: An Herrn Kanonikus Gleim, nad dem 13. Gedicht des Katull,
23*
356 Vermiſchtes.
Seitdem Dr. G. R. Röpe, darin dem Beiſpiele Leſſings folgend,
mit ebenſoviel Ruhe und Unbefangenheit als Gründlichkeit eine
Rettung' Goeze's geſchrieben hat, iſt jene früher übliche Verurthei-
lung des Gegners von Leifing dem gerechten, unbefangenen Beob-
achter nicht mehr möglid. Eine hinreichend ausführliche Darftellung
feines Lebens und gerechte Würdigung von Heinrih Döring findet
fih in dem 1861 ausgegebenen 73. Theile (1. Section) von Erid
und Grubers Encyllopädie S. 18—44, morin das ein Jahr vor-
ber erjchienene Buch von Röpe bereits benugt if. Der einzelnen
Angaben, befonders der Aufzählung der einzelnen Schriften G's
wegen, ift bemerfensmwerth die Mittheilung H. Schröders im Lerifon
Hamburg. Schriftſteller 2, 515 — 537.
Der hier mitgetheilte von der überaus forgfältigen Hand Gözes,
von der auch das Titelbild bei Göze eine Probe gibt, gefchriebene
hundert Jahr alte Brief* ftammt aus der Zeit, in welcher ber
Fragmentenftreit eben entbrannt war. Er ift wegen des Goezejchen
Urtheild über Leifing und der Nachrichten über alte Bibelaus-
gaben und feine eigene berühmte Sammlung merkwürdig. Die
Anmerkungen rühren von der Hand des Herrn Baftor Carl Ber:
thbeau zu Hamburg, welcher die Güte hatte, diefelbe auf meine
an ihn gerichtete Bitte mitzutheilen. Derfelbe hält e8 nach Goezes
Streitfhrift: Leffingg Schwächen, das erfte Stüd Hamburg 1778
8% ©. 28 ff., befonders ©. 30 für kaum zweifelhaft, daß der
Empfänger des Briefe3 der Generalfuperintendent Franz Anton
Knittel, erfter Prediger an der Marienkirche zu Wolfenbüttel (geb.
3. April 1721 zu Salzdahlum, + 13. December 1792) fei, wobei
freilich ihm wie mir die einfache Anrede als Paftor, doch einiges
Bedenken erregt. €. 3.
Hochehrwürdiger Hochgelehrter
Hochzuehrender Herr Paftor.
Meinem Berfprehen zu Folge überſchicke ich an bey den letzt⸗
gedachten Heinen Aufjag,! mit dem Wunfche, daß er eine eben fo
geneigte Aufnahme finden möge, als der vorige. Sch freue mich
a) Aufbewahrt in der Hanbichriftenfammlung ber gräfl. Bibliothek zu
‚ „ernigerobe Zm 15, 22.
‚... D Iebenfalls eine Nummer ber freiwilligen Beiträge zu ben Hambur-
giihen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrſamkeit. Goeze fchrieb in
ieſes Blatt, das wie e8 fcheint, durchſchnittlich wöchentlich zweimal in einem
halben Bogen (acht Seiten Mein Octav) erſchien. Jedenfalls wirb hier ein
en * fünften Bande gemeint ſein, da dieſer im März 1777 begonnen
en muß.
Bermifchtes. 357
daß meine wenige Bemühung? von E. H. für interekant erklärt
wird. Ich glaube es auch daß fie nüglich jeyn könne; allein ich
halte e3 für unmöglih, fehr viele von unferem Orden von diefer
Wahrheit zu überführen, da wir von dem, was interekant und
nicht intereßant ift, jo fehr verfchiedene Vorftellungen haben. Fremde,
aud einige hiefige Juriften und Medici bejehen meine Samlung;
allein noch feiner von meinem Orden hat desfals das geringite Ver-
langen bezeiget.? Ich beforgte, daß die alten Schweinslebernen Bände
etwa einen Efel verurſachen würden, ich habe die meiften neu und
prädtig in Saffian und Juchten binden laßen; fo daß meine Biblio-
theca Biblica auch von außen eine viel befere Mine macht, ala
felbft die Herzoglih Braunfchweigifche,* als welche, wie ih vor ein
paar Monathen mit Erftaunen gefehen habe, fo belabrirt ausſiehet,
al3 die Grotte-ronde in der Nahbarihaft; ich habe die Eitelfeit
gehabt, ſolches öffentlih zu melden; allein ohne Wirkung. Bon
meiner DVergleichung d ift doch bishieher, in Hamburg, ein Eremplar
verfauft worden.
Nichts ift fo fchlim, es ift zu etwas gut. Wäre in Hamburg
noch die vormahlige Liebe zur Literatur; fo würde mir meine B. ©.®
2) Dies geht alfo auf ben „vorigen Auffa, ben Goge an ben
Empfänger biefes Briefes gefandt Hatte. Nach bem Zufammenhang ift eine
zur kritiſchen Bibelgeſchichte gehörige Arbeit gemeint, vielleicht auch eine in
ben freiwilligen Beiträgen gebrudte, vielleicht auch babei eine in ber oben
eitirten Schrift wieder abgebrudte.
3) Daß Geiftliche für biefe Stubien fein Intereſſe bezeugen, ift nad
100 Jahren noch ganz ebenfo.
4) Daß Goeze feine Bibeln wirklich prächtig bat einbinden Yaflen, ift
noch auf der hamburger Stabtbibliothel zu fehen. Goezes ausgezeichnete
Bibelfammlung batte * Sohn Gottlieb Friedrich, welcher Paſtor an ber
Johanniskirche in Hamburg war, geerbt und biefer vermachte fie durch tefta-
mentarifche Verfügung vom 24. October 1791 der hamburger Stabtbiblio-
thet. Der Vater Goeze, der durch die Ungefälligleit Leffing’8 zu der Anficht
gebracht war, daß folhe Sammlungen, wenn fie öffentlihen Bibliothelen
einverleibt würben, leicht nutlo® würden, wirbe feine Sammlung nit an
bie Stabt- Bibliothek gefchentt haben.
5) Goeze meint feine Schrift: „Sorgfältige und genaue Vergleichung
der Originalausgaben ber Ueberfegung ber heil. Schrift von dem fel. Dr. M.
Luther, von 1517 bis 1545, und Anzeige ber babei wahrgenommenen Ber-
befferungen.” Erſtes Stüd, Hamburg und Leipzig 1777. 17 Bogen 4°.
Das 2. Stüd erſchien 1779. Goeze hatte biefe Schrift auf eigne
Koften druden laſſen; — er hat in ihr ben Bemühungen worgearbeitet, durch
welche jetst bie Revifion ber deutſchen Bibel beſchafft wird.
6) Diefe Mittheilungen Goeze's über feine Bibelfammlung find
höchſt interefiant; die angeführten Preife find nicht nur nach bem heutigen
Geldwerth, ſondern auch nad dem bamaligen fo lächerlich gering, daß es
kaum glaublich ift, daß er fo billig kaufen Tonnte.
358 Bermifchtes.
gewiß einige 100 rihlr. höher zu ftehen fommen. Man mwürbe mir
aladann das Miraculum mundi, da3 Opus Regium, die Antwerp.
Plautin. Bolyglotte?, in 8 Vol. in Folio, für 3 rthlr. 7 gr. 6 pf.
die prächtige Bibel Rob. Steph. von 1557,8 in 2 Vol. med, fol.
für 12 gr. 6 pf. die höchſtrare Cölniſche Bibel,? die ich in der
Richeyiſchen Auction!, da ich noch auf 100 Meilen weit an feine
B. ©. gedacht hatte, für 20 rthlr. fahren lies, (welches mich hernach
120 mahl gereuet hat,) für 1 rthle in öffentlichen großen Auctionen,
nimmermehr zugeftanden haben. Doch bin ich nidt jo eigennüßig,
daß mir bey ſolchen Schandpreifen, über einen fo tiefen Berfal der
Liebe zur Literatur in einer desfals noch vor 30 Jahren fo berühmten
Stadt, die Thränen nicht hätten in die Augen treten jollen.*
*) Doch ich fage vielleicht zuviel. Ich wil Lieber gleich einlenfen, und
reboeiren. Man möchte mir fonft den Einwurf machen, daß doch gleichwohl
bey einem jeden großen Gaftnahle, war die Gefundheiten, Vivat Ampl. Sena-
tus! Rev. Minist. das Hodlöbl. Collegium der H. Oberalten, (wenn nem—
lih aus diefen Collegiis PBerfonen gegenwärtig find) worbey, einer von ber
7) Die große Antwerpner —— von Chriſtopporus Plautinus
gedruckt, erſchien in 8 Folianten 1669 bis 1672. In ſeinem „Verzeich—
nis feiner Sammlung ſeltner und merkwürdiger Bibeln“ Halle 1777
(Borrede vom Sept. und Widmung vom Nov. 1776) nennt Goeze fie
pag. 4. no. 3. Er befchreibt fie hier nicht eigentlich, ſondern verweift auf
andere Beichreibungen.
8) Diefe ftephanifche Bibel ift eine Yateinifche, in welder im N. T.
die Ueberfegung von Beza ſich findet; vgl. Verzeichnis p. 122 no. 176,
P. 300 no. 464.
9, Mit diefer eölniſchen Bibel ift nicht eine der gleichfalls ſehr feltnen
eblniſchen Yateinifchen Bibeln von 1527 oder 1529 gemeint, (wie ih anfäng-
lich glaubte ,) welche Goeze auch befaß, ſondern bie eölniſche Bibel in nieder-
deutſcher Sprache, welche zwifchen 1470 und 1480 gebrudt ift. Goeze fpricht
von ihr in feinem Verzeichnis p. 248 no. 367; ex hatte fie aber vorher fchon
ausführlich befchrieben in feinem „Verſuch einer Hiftorie der gebrudten
Niederfähfiichen Bibeln vom Jahr 1470 His 1621” Halle 1775, 4° p. 51
bis 84. Hier erzählt er p. 51 auch von der Richeyfchen Auction, daß fie ba
auf iiber 20 Thaler getrieben wurde, und kann dann p. 76 noch melden,
baß er felbft ein Exemplar erhalten. Da er fein Exemplar, wie aus biefem
(das wir auf unferer Stabtbibliothef haben) hervorgeht, i. I. 1772 erhalten
bat, fo fieht man daraus, wie lange an dem Verſuch gebrudt ift.
10) Der berühmte Profeſſor Michael Richey ftarb in Hamburg am
10. Mai 1761. Den Katalog feiner großartigen Bibliothek veröffentlichte
Herm. Sam. Reimarus in 4 ſtarken Bänden 1762 und 1763. Die Bücher
wurden verauctionirt. Die cölnifche Bibel befindet fih im 1. Theil pag. 2
unter no. 23 genannt; hiernach waren die Bilder im Nichey’ichen Eremplar
illuminirt, im Goeze'ſchen find fie fchwarz. (In der Offenbarung Johannis
ift mehrfah auf den Holzſchnitten der an feiner Ifachen Krone erkennbare
Papft al8 in ber Hölle befindlich abgebildet.)
Bermifchtes. 359
E. H. haben Recht, daß ich hier das Vergnügen genoßen, mit
Herrn Hofrath Leping!? in einem angenehmen Umgange zu ftehen.
Allein da er fih einmahl das Geſetz gemacht feinem auswärtigen
Gelehrten auf feine Fragen zu antworten; jo fan ich es ihm auch
nicht verdenfen, daß er feinen casum pro amico gelten läßet, um
von einer der Bequemlichkeit jo vortheilhaften Regel, eine Ausnahme
zu machen. Ob aber dieſe Regel auch mit den weſentlichen Pflichten
des Aufſehers einer ſolchen Bibliothef übereinftimme? das ift eine
andere Frage. Indeßen wißen die Gelehrten diefes dem H. 2. zu
Gute zu halten, da er fie Durch feine Beyträge etc. aus den Schäßen
der W. B. auf eine andere Art ſchadlos hält. Ich würde freylich
in folchen Umftänden eine andere Wahl treffen; allein auch hier
heift e8: de gustibus non est disputandum.
Kaufmanfhaft einem ber anmwefenden 5. Doct. oder Licentiaten bie Geſund—
beit zubringet: Floreat literatura, welche alsdenn uno ore von ber ganzen
Gefelichaft befräftiget wird, dagegen einer von ben Gelehrten, durch Floreat
commercium ſich dankbar bezeuget. Ich muß bekennen, baß ich gegen biefen
Gegenbeweis, nicht8 einwenden fan: zumahl ba literatura, fogar den Rang
über commercium hat.
Des Baterlandes Wohlergehen
fomt mir vielleicht fo hoch als bir zu ftehen.
Wie manden fchönen Heller
ber ohnedem nicht gern in meinem Bentel roftet
bat Vivat Patria! fhon meiner Pflicht gekoftet!
Man frage nur den Keller. Richey.!!
Der kan gegen biefen Beweis der Liebe zum Baterlande etwas ein-
mwenben ?
11) Michael Riche y's Gedichte find nach feinem Tode in 3 Bänden 8°.
von Prof. Gottfried Schüte, Hamburg 1764 bis 1766, herausgegeben; ich
kann die hier von Goeze eitirten Verſe in dieſen brei Bänden nicht finden;
ich glaube auch nun nicht mehr, daß fie fih im ihnen befinden; ganz ficher
aber bin ich nicht darüber, da e8 nicht ganz Yeicht ift, drei ziemlich ftarte
Bände auf fo ein paar Berje bin genau durchzumuſtern.
12) Ueber Goeze's Verhältniß zu Leffing ift jo viel gefchrieben, daß
bier wohl nicht befonder8 darauf einzugehen iſt. Beſonders wichtig bleibt
immer, was aus Leſſing's Nachlaß (in feinen Collectaneen) veröffentlicht ift,
sub voce Hamburg unter no. IV. Bol. Leſſing's Werke, Berlin, Hempel,
Theil 19 (1877) ©. 377 ff. — Daß Leffing, als er in Wolfenbüttel Biblio-
thefar war, gegen Goeze, mit dem er damals äußerlich wenigſtens noch in
gutem Bernehmen ftand, fo unglaublih ungefällig war, [woraus man jehr
fälſchlich Goeze's Polemik gegen Leſſing im f. g. Sragmentenftreit bat ableiten
wollen,] ift auch fonft conftatirt; auch anderswo ift von biefem Geſetze,
das 2. fi) gemacht babe, auf keine Anfrage auswärtiger Gelehrten zu ant-
worten, die Rebe.
360 Bermifchtes.
So leicht e3 mir geworden, in diefen Gegenden, eine volftäns-
dige Suite aller niederfähfiichen Bibeln, von 1473 — 1621,'3 in
welcher mir nun fein Stüd mehr fehlet, und einen großen Theil
der einzelnen Stüde derjelben, von welchen viele die Corpora Biblica
an Seltenheit weit übertreffen, zufammenzubringen; fo ſchwer ift
ed mir dagegen geworben, die MWittenbergifchen Original Ausgaben,
und die erften Nürnbergifhen, Augsburgifhen, Strasburgifchen
Nahdrüde derfelben zu erhalten. Denn diefe konte bier bis in
die Mitte des vorigen Jahrhundert, niemand gebrauden. Dagegen
find aus eben dem Grunde die niederf. Bibeln in den oberländifchen
Reichsſtädten noch weit feltener,, als gegenwärtig die oberfächfifchen
in Diefen Gegenden. Da ih nun von jenen viele doppelt und
dreyfach befige, indem ich feit 11 Jahren Feine die mir vorgefommen
ftehen lagen, fo fan ih nun, da ich fo glücklich gemefen, eine ftarfe
Correſpondentz in diefe Reichsftädte zu erhalten, manden vortheil-
haften Tauſch treffen, auch ſonſt mir damit Freunde machen. ch
muß erftaunen, wenn ich fehe, was allein die Nürnberger Prediger
für foftbare und zahlreihe Bibliothefen, und bey denſelben aber-
mahl für foftbare B. ©. befigen: und ich fan verfidern, daß ich
in dem Briefmechfel mit dem H. Antiftes Mörl,! und dem Herrn
Arhidiaconus Panzer fehr viel gelernet habe.
Ich denfe allezeit mit recht großem Vergnügen an den Herrn
D. Semler in Halle. hm allein habe ich meine Fritifche Bibliothek,
meine B. ©. und alles das Vergnügen zuerft zu danken, daß beyde
mir bisher gewähret haben. 1765. bejtand meine ganze frit. Biblio-
thef aus Bengel3 N. T. meine ganze B. ©. aus einem defecten
Eremplare der Lufftiihen Ausg. von 1545, und aus Hetzers
Propheten, in 8° die ih dazumahl nicht einmahl Fante.2° Hätte
13) Nach Goeze's gewöhnlichen Angaben ift bie oben ſchon genannte
Cölner Bibel, bie ältefte niederſächſiſche, zwiſchen 1470 und 1480 gebrudt;
bier fcheint er genau das Jahr 1473 anzunehmen. Nach feinem Berfu
p- 72 hatte Paftor Joh. Heine Schmibt in Hannover aber als das Drudjahr
biefer Bibel 1473 oder 1474 angenommen. — Die vollftändige Suite ber
niederf. Bibeln giebt G. in feinem Berfuh und in feinem Verzeich—
niß an.
14) Ioh. Sigm. Mörl, geft. 1791 und ©. W. F. Panzer, geft.
1805, beibe Paftoren zu St. Sebalbi in Nürnberg, hatten eine ausgezeichnete
Kenntniß alter Bibeln; ob Mörl feine eigene Sammlungen gehabt babe,
oder ob ihm nur ausgezeichnete Sammlungen in Nürnberg, etwa eine Biblio-
thel der St. Sebaldi- Kirche, zu fortwährendem Gebrauch offen waren, weiß
ih nicht fiher. Panzer bat felbft eine ſehr fchöne Bibliothel mit vielen
Bibeln gehabt; ber Katalog berjelben (fie wurde 1807 verkauft) filllt zwei
tüchtige Oetavbände.
15) Daß er im Jahre 1765 nicht mehr als dieſe zwei feltenen Stüde,
eine befecte Bibel von 1545 und Hetzer's Ueberf. der Propheten (Augsburg
Bermifchtes. 361
er in feinen biftorifchen Saml. über die Beweisfpr. (fo) 1. Theil !®
nicht fo dictatoriſch gefchrieben, das Complut. N. T. Tiefe 1. ob. 5, 7,
1530, 8°), beſeſſen babe, fagt Goeze auch in feinem oben citirten Verzeich-
niß Borrede pag. X. unten und XI. oben. Er giebt aber bier nicht an, daß
das Semler'ſche Werk und fein Streit mit Semler in ihm ben Wunſch
erregt habe, fih am bie Bibelkritit zu machen, fonbern erzählt bann nur,
daß bie Auction der baumgartenſchen Bibeln ihm bie erſte Möglichkeit, eine
größere Anzahl feltner Bibeln zu erhalten, geboten habe.
16) Das Semlerfhe Buch beißt:
D. 305. Sal. Semlers Hiftorifche und kritiſche Sammlungen über bie fo
genannten Bemweisftellen in der Dogmatik. Erſtes Stüd über 1. Job.
5, 7. Halle und Helmftebt,, verlegt von Earl Hermann Hemmerbe, 1764.
8°. 20 u. 429 ©. u. 11. Bl. Regifter.
Die von Goeze gemeinte Stelle findet fich in biefer Schrift in ber An-
merkung 14 auf Seite 51 u. 52. Semler’8 Irrtum — benn ein folcher
ift e8 und Goeze hatte unzweifelhaft in biefem Punkte Recht, — ift um fo
unbegreifliher, al8 er aus Bengel's N. T. und aus Wetftein’d N. X. Teicht
fehen konnte, wie bie Complutenfis las, wenn ihm auch feine Complutenfis
zugänglid war.
Goeze fchrieb gegen Semler aus dem angegebenen Anlaß zuerft bie
it
rift:
Joh. Melchior Panzers Vertheibigung der Eomplutenfifchen Bibel, infonber-
beit des neuen Teſtaments, gegen bie Wetfteinfchen und Semlerifche
Belhulbigungen. Hamburg 1765 bei Brandt, 8°, XXII. und 130 ©.
Die weiteren Streitfchriften im biefer Sache verzeichnet am beiten:
Franz Delikfh, zur Feier des Reformationsfeftes u. f. f. Leipzig 1871,
4°, enthält: Studien zur Entftehungsgefchichte der Polyglottenbibel bes
Cardinals Zimenes; ©. 7 in ber Anm.
Wenn auch manche Anficht Goeze's, die er in biefem Streite verthei-
bigte, ſich Heute uicht mehr Halten läßt und namentli feine Anſicht won
den ausgezeichnetften Codices, die Zimenes von Leo X. erhalten haben foll,
fih nicht beftätigt bat, fo hatte auf dem bamaligen Standpunkt der Kritif
Goeze gegen Semler ohne Zweifel Recht, wie auch Leffing anerkannt Bat,
und Goeze's Werte über die Compl., namentlich die beiben fpätern ausführ-
lichern, find noch höchſt werthvoll.
Goeze hatte die Complutenſis für die St. Catharinenkirchen-Bibliothek
in Hamburg gelauft; e8 war nämlich Sitte, baf die Kirchenvorfteher (Iuraten)
beim Antritt oder bei ber Beendigung ihrer Verwaltung ber Kirchenbibliothef
ein Geſchenk machten und meiftens werben fie ben Hauptpaftor gefragt haben,
welches Werk fich eigne. ALS num einft ein fehr ſchönes Eremplar der Eom-
plutenfis käuflich war, beftimmte Goeze zwei Juraten (vielleicht den abgehen-
ben und ben antretenden? — einer hatte immer bie Hauptverwaltung),
biefes der Bibliothek zu fchenten. Das Eremplar wurde (oder war ſchön?)
fehr ſchön gebunden; auf je 2 Bänden wurde mit Golbbrud der Name bes
Geber eingebrudt; wenn mid mein Gebäcdhtniß nicht täufcht, — die
Geber Faber und Behrmann. Ich babe das Eremplar oft geſehen und
gebraucht; es ift bei weiten das fchönfte Eremplar der Eompl., das ich jemals
efeben babe. — Ueber dieſes feiner Kirche durch ihn verfchaffte Eremplar
Ahricht Goeze auch im Berzeihniß ©. 3.
Jetzt giebt es aufer diefem nur noch ein Eremplar ber Compl. in
Hamburg, dasjenige nämlich, welches ſich auf der Stabtbibliothet befindet.
362 Bermifchtes.
roeis Eloıw ol wagrvg. 2» cn yn jo barbarifch fchreibt Fein
Grieche: hätte ich damahls nicht das Complut. B. Werk bey der
Hand gehabt, welches ich 14 Tage vorher, für meine Kirchen Biblio-
thef für 40 rthlr. gefauft, (io würde ich folches für mich, gern
mit SO rthle. bezahlen) und in demfelben mit meinen beiden Augen:
Errı vng yng gelefen; jo würde ich vielleicht das Fritifche Feld, in
meinem Leben, mit feinem Fuße betreten, und nie auf die Gedanken
gefommen feyn eine B. ©. zu veranftalten; alfo mande vergnügte
Stunde nicht gehabt haben, die ich wirklich in den erjten, und durch
die legte, genoßen habe. Auf diefe Art wird auch in der gelehrten
Melt ex nuce corylus.
Ich habe ein Blat der hiefigen freymwill. B. beygelegt.!? Der
mir unbefante Recenfent glaubte, er würde wider fein Amt han-
deln, wenn er nicht einige Erinnerungen beyfügte, fie find aber,
wie E. H. felbft fehen werden, jehr feichte geraten. Die fo Kleine
Streitigfeit, die ohne alles Blutvergießen bereits geendigt ift, wird
E. 9. jehr gleichgültig feyn, aber als einem Liebhaber Literar. Wißen—
ihaft, die Anmerkung nicht, welche ich noch beyfügen werde. Die
Baumgartiihe Gonjectur, von dem Betruge, den Sacon in Lyon
mit dem Koburgerifchen!® Nahmen gefpielet haben fol, verjchwindet
völlig und ich behalte Recht, in der Hauptſache. Der alte berühmte,
und große Koburger !?, der größeſte Buchbruder und Buch—
Früher waren in Hamburg noch zwei andere und ein halbes. Das Eremplar
der luth. Kirchenbibl. war auch vor einigen Jahren in Gefahr, an einen
Liebhaber, man fagte an einen Engländer, von der Kirchenverwaltung were
zu werben, was im letzten Moment noch glüdlicherweife verhindert
wurde.
17) Welches Blatt, d. h. welche Nummer der freiwilligen Beiträge
das iſt, habe ich noch nicht entdeckt. Das Werk iſt auf unſerer Stadtbibliothek
verliehen, fo daß ich es nicht nachjehen konnte. Ich denfe, daß aus einer
Bergleihung des Datums dieſes Briefes mit dem Beiträgen Goeze's zu Diefer
—— ſich das wird feſtſtellen laſſen. Sollte nach Liebhaber nicht das
örtlein der fehlen?? [Im der Handſchr. ſteht es nicht. E. 3.].
18) Koburger, rectius Koberger, doch kommen in alten Schriften
beide Namen promiscue vor. — Die Baumgartenfche Meinung, von welcher
Goeze bier redet, ift Die, daß bie Lyoner Buchdruder, namentlih Marion,
— ich finde nicht, daß Baumgarten e8 auch fpeciell von Sacon fagt, —
noch nah dem Tode Koberger’8 in befien Namen babe Bibeln ausgehen
Yaffen. Koberger ließ nämlich, da feine Nürnberger Prefien nicht jo viele
Bibeln liefern fonnten, als begehrt wurden, auch in Lyon auf feine Koften
Yateinifche Bibeln druden und namentlich bei Sacon. — Weber die Baum-
gartenſche Anficht —
Siegm. Iac. Baumgartens Nachrichten von merkwürdigen Büchern,
5. Band, Halle 1754, 80, Seite 10.
19) Der alte Anton Koberger, alias Koburger, ftarb am Montage nad
Michaelis 1513, das war ber 3. Detober. Das Jahr 1513 finde ich auch
Bermifchtes. 363
händler, wenigftend in Deutfchland, ift 1513, Mont. nad Michaelis
geftorben, er hat aber einer Sohn gleihes Nahmens hinterlaßen?®,
welcher den Berlag feines Vaters noch eine Zeitlang fortgefeet,
und der ift e8, deßen die Epilogi der Saconiſchen folio Bibel,
(denn in 4, und 8 Ausgaben finde ich den Koburg. Nahmen nie)
nah 1513 gedenken. Aljo kläret fi) die Sade völlig auf, ohne
daß wir eine piam fraudem zu Hülfe zu nehmen nöthig haben.
Diefe Nachricht ift mir aus Nürnberg, aus Ernefti ?! mohleingerich-
teter Buchdruderey, (welches Buch ich hier nicht habe auftreiben
fönnen,) mitgetheilet worden, mit der Aneldote, daß Erneſti zuerft
gefchrieben, daß das Koburgerifhe Geſchlecht ein altes ehrbares
Geſchlecht geweſen, welches bereits in der Mitte des XIV. Sec. in
gutem Anfehen geftanden, und fich mit vielen vornehmen Gejchledh-
tern, welche auch namentlich aufgeführet werden, befreundet habe ??:
daß man biefes für ein crimen laesae majestatis patricianae ange-
jehen,?? daß daher befohlen worden, den Bogen umzudruden, und
diefe Stelle megzulaßen, daß der erfte Solgerfhe Catalogus in
welchem folches mwiederhohlet worden, eben dieſes Schidjahl erfahren
müßen. ch ſetze noch hinzu, daß ich jelbft in den Saconfchen Bibeln
eine Spur gefunden habe, melde diefe Nachricht beftätiget. Ich
befige eine fol. B. von 1513, in dem Epilogo derjelben heiſt es
noch: expensis notabilis viri, diii Ant. Koberger de Nurembur-
gis.24 Hernach noch zwo, von 1518, und 1522, und in beyden
in Falkenſtein, Gefchichte der Buchbruderkunft, 2. Aufl. Lpz. 1856, ©. 163
genannt.
20) Der jüngere Anton Koberger fchrieb feinen Namen fogar auch
Coburger, wenn Goeze darin zur trauen ift, vgl. gleih unten. Falfen-
ftein fagt von dem Neffen des alten, dem Better des jungen, Hans K., daß
er fih meift Coburger genannt (fol nah dem Zufammenbang beißen:
geichrieben) habe.
21) [Iohann Heine. Gottfr.] Ernefti, Die Wol-eingerichtete Buch—
bruderey, Nürnberg bei Endter 1721, [es fol auch eine Ausgabe von 1733
geben] Duerguart, fagt (Blatt e2, zweite Seite, zweite Spalte) daß ber
ältere Anton Koburger A. 1513 Montags nah S. Michels- tag geftorben
fei. — Ernefti erwähnt auch, baß biefer ältere K. von zwei — 23 ober
25 Kinder gehabt habe. (Sein Leben von Walbau Habe ich nicht
zur Hand.)
22) Das bier angegebene fteht fo in ber mir vorliegenden Ausgabe bes
Ernefti auf der eitirten Seite erfte Spalte.
‚ 23) Diefes verftehe ih fo, daß bie Patricier fih am Anfang des
— Jahrhunderts ſchämten, daß einer aus einem alten Geſchlechte nur
ein Buchdrucker geweſen ſei.
24) Ich ſelbſt beſitze eine im Jahre 1512 bei Sacon in Lyon gedruckte
Vulgata in folio; hier lautet der Schluß des Epilog:
364 Bermifchtes.
heißet e8: expensis notabilis viri Ant. Koberger Nurembergensis,
da mir das Auslaßen des zu ber Zeit fehr viel bebeutenden tituli
hominis, dfii, e3 fehr wahrſcheinlich macht, daß dadurch der Unter»
ſchied zwiſchen Vater und Sohn angezeiget worden. Es ift aud
irrig, wenn man die Saconſche Buchdruderey in Lyon, als eine
Kobergerifche angiebt. Sie gehörte ihnen jo wenig, als die Gebaue-
rifche in Halle, Koppen in Roftod. Er lies als Verleger in Lyon
druden, weil er in Nürnberg nicht alles mit feinen 12 Preßen
beftreiten Fonte. Sacon hat fein eignes Buchdrudermapen , welches
Rothscholz25 in Insignibus Bibliopol. et typograph. Sect. XLIV.
N. 425, vorgeftellet, hinter die Ausgabe von 1513 gefett, welches
er gewiß nicht würde haben thun dürfen, wenn er blos factor
geweſen wäre. Doch genung von dieſen micrologien.?6
Für die ertheilten Nachrichten 27° danke auf das verbind-
lichſte. Beykommender Auffag* wird zeigen, warum ih auf N. 9
und 11 aufmerffam gemwejen. Die Worte: auf Erden bey
1. Joh. 5, 8. find allegeit ein zuverläßiges Kenzeihen der ächten
Ausgabe.
N. 10. Bey dem erſten Anblide Dero ausführlihen Nach—
richt von diefem Fragmente, fiel e8 mir in die Augen, daß folches
per M. Jacobum Sacon Lugd. impressa. Expensis notabilis viri
dri Anthonii koberger de Nurembergis Feliciter explicit. Anno
domini M. d. x. ii. 1. calendas Augusti.
Dann folgt das Saconſche große Druderzeichen.
* Dieſes ſtimmt alto zu ber Goeze'ſchen Angabe aus feiner Bibel von
25) Das Eitat aus Rothscholz ift richtig.
Fridericus Roth -Scholz (wie e8 auf dem einen Blatte fteht) gab 1730
zu Nürnberg und Altborf in Folio heraus: insignia bibliopolarum et
typographorum. Hier werben in ber 44. Section unter no. 424 u. 425
das kleinere und das größere — —————— von Jacobus Saccon (fo!)
— rt, das erſtere nach einem Druck Lugduni 1508, das andere Lug-
uni 5
26) Bol. übrigens: Goeze, Fortfegung bes Berzeichniffes feiner
Sammlung "eitener und merkwürbiger Bibeln, Hamburg und Helmftebt 1778,
4°, wo ©. 21 das bier Gefagte (aufer ber angeführten Anecbote und dem
mit ihr Zufammenhängenden) ſich auch gefagt findet. — Zu bem oben An-
merk. 18. bemerften füge ich nachträglich hinzu, daß ber ältere Koberger wohl
nur in Lyon bei Sacon druden ließ, und daß erft der Sohn aud andere
Lyoner Prefien für fich bruden ließ. Wenigftens ſcheint das nad ber letzt-
— Stelle Goeze's Anſicht zu ſein, die ſich mir auch ſonſt zu beſtätigen
int.
27) Briefe an Goeze find hier in Hamburg, fo viel mir belannt,
nirgends vorhanden.
*) Vebergefchrieben ſtand noch: in ben freyen Beyträgen. €. J.
Bermifchtes. 365
ein Stüd der hödftraren Cölniſchen Bibel ſey.““ €. 9.
wollen fih nun die Mühe geben, ſolches mit der von mir in der
Hift. der N. S. B. gegebenen Befchreibung derjelben zu vergleichen.
Nun wird es Ihnen auch leicht werden, nach den darin angegebenen
Merkmahlen zu bejtimmen, ob dieſes Eremplar zu der erften,
oder zweiten Ausgabe gehöre. [Durch]* 2? die beyden Stellen
Ser. 31, 3, da die erſte liefet: Israhel ga to synre vrouwen,
und die zweite: rouwe, ingleichen Judith XIV, 11. die erfte:
vnkuyscheyt, bie zweite, kuscheyt, wird joldes allein entſchieden
werden können. Ich erſuche inſonderheit, um eine ſoviel als möglich
genaue Abſchrift der Ueberſchrift des 3. Pſalm.
N. 16, iſt mir angenehm, daß ich verſichert bin, daß die
Jahrzahl 1623 nicht auf dem Titel ſtehet. Ich halte eine Aus—
gabe, welche dieſe Jahrzahl haben fol, für ein non ens, deßen
Schöpfer Herr Maſch ift.?° Ich befige die ganze fehr rare und
foftbare Peypufifche Bibel,3! außer den Propheten, welche er nie
dazu gebrudt hat,3? ob er gleich joldhe in dem Jahre da die vol-
ftändige Samlung derjelben zuerft in Wittenberg erſchien 1532, in
8 nachgedruckt.
N. 17. Davon künftig ein mehrered. Sch befite die Ausgabe
von 1541— 1540, ingleihen von 1541,3° median, die dritte, von
28) Die Cölner Bibel ift wohl wieder die ©. 358 3.5 v. 0. gemeinte.
29) Das „durch“ ſcheint mir nicht dahin zu gehören. Soeze wollte
ſtatt „entfehieden werben können“ ſchreiben: „entfcheiden können“.
30) Daffelbe fagt Goeze in ber Anmerkung zu S. XIV. der Fortfegung
feines BVBerzeihnifjes, vgl. oben. Danach handelt e8 fih um ein zu Witten-
berg angeblid 1523 von Melchior Lotther gebrudtes N. T., von weldem
Maſch, (dev berühmte Herausgeber ber Long'ſchen bibliotheca sacra,) in
ben —— zur Geſch. merkwürdiger Bücher, im 5. Stück, S. 293 reden
fol. Nach dem Bindſeil'ſchen Verzeichniß p. 5, erſte Spalle, letztes Buch
unten bei no. 4 giebt es doch ein ſolches, obfchon Bindſeil nicht angiebt,
wo ein Eremplar biefer —— zu rg ſei. Möglih, daß Goeze mit
feiner Behauptung doch noch Recht hätte
31) Die von Friedrich Peypus in — gedruckte Bibel; vgl. Kati,
Berzeihnig ©. 156 f. no. 246 u. Fortfegung S. 59—61 no. 562—564
32) Ob Peypus bie Propheten im lutheriſcher Ueberf. 1532 in g
nachgebrudt bat? Die Sache ift wohl nicht ganz ficher. Bol. Fortſetzung
©. 61 oben. [Das Werniger. Eremplar dieſer Ueberſ. d. Propheten in 8°
ift am Schluſſe defect. €. 3.]
33) Die Ausgabe von 1541—40 ift — ” Lufft'ſche Lutherbibel,
dgl. Fortſetzung S. 81, no. 695. Bindſeil p
Die Ausgabe von 1541 ift auch * ie * butherbibel, vgl. Ver⸗
zeichniß S. 171 no. 269. Bindſeil p.
*) Dieſes durch' fehlt in ber Hoſchr. E. J.
366 Bermifchtes.
welcher ich die vorläufige Nachricht habe, daß fie von beyden unter-
Ichieden , ift von Nürnberg auf dem Wege.
N. 19, ift mir auch angenehm, daß nicht 1523 in dem Epi-
logo jtehet.
No. 21. befite ich in duplo.3*
Alfo blieben mir das N. T. von 1526, fol. und die 7 Buspſ.
Wittenb. 1517, übrig, welche mir künftig dienlich feyn könten.
Ich merde mir die Freyheit nehmen, zu melden, wenn ich foldhe
eigentlih nöthig haben werde.
Bald werden E. H. den erften Entſchlus an mich zu fchreiben
bereuen, da ich Ihnen fo viele Mühe mache, und Sie mit fo vielen
Kleinigkeiten überhäufe. Ich fühle es felbft, daß es Zeit ſey
abzubrehen, und nur noch die Verſicherung zu wiederholen,
daß ich beftändig mit aufrichtiger Ergebenheit und Hochachtung
ſeyn werde
Eur. Hochehrw.
verbundenfter Diener
Hamburg den 23. Sept. Goeze.
1777.
Hamburg December 1877. Carl Bertheau.
II.
Zu der Lutherbibel von 1541, Ha 234 auf gräfl. Bibliothet
zu Wernigerode.
Zur Geſchichte diefer merfwürdigen, einem Landsmann und
Sugendfreunde Luthers gewidmeten Bibel, über welche im Jahr—
gang 2, 2. ©. 61—64 gehandelt wurde, geht mir durch die Güte
meines Collegen Herin Archivrath Beyer in Stolberg folgende
Nachricht zu:
„sn der Bibliothef zu Roßla findet fich ein fehr gut gehal-
tene8 Eremplar der : Biblia : das ift : die gante Heilige Schrift :
34) Es ift nicht ganz deutlich, wie die Sachlage zu benfen iſt. Nach
einigen Stellen fieht e8 fo aus, als wenn es fih um Antworten banbelt,
die der Freund in Wolfenbüttel auf Anfragen Goezes ertheilt habe; nad
andern Stellen, al8 wenn er freiwillig Mittheilungen gemacht. Vielleicht ift
beides ber Fall. ebenfalls ift fchon Hin und ber gefchrieben; ein Brief
Goeze's an feinen Freund und eine Antwort des Tetteren am Goeze müſſen
diefem Briefe vorausgegangen fein. Vielleicht geht die Numerirung ber zu
Frage geftellten Gegenftände auch erft von bem Freunde aus.
Bermifchtes. 367
Deudih aufs New zugeridt. D. Martin = Gedrüdt zu
Wittenberg, durch Hans ar
D.
In diefe war von — Hand eingeſchrieben, aber heraus⸗
geſchnitten und an den Herrn Grafen v. Stolberg-Wernigerode
geſchenkt“ — nun folgt eine allerdings nicht genaue Abſchrift der
a. a. D. ©. 63 abgedrudten, jest der Rückſeite des Vorderdeckels
von Ha 234 eingeflebten Einfchreibung.
Herrn A.-R. Beyers Nachricht lautet dann weiter:
„Statt diefer Einſchrift ift ein Zettel eingellebt, mit dieſer
Nachricht:
Diefe Biblia habe ich Laurentius Bornhausen von meinem
lieben Grosvater, dem Ehrw. Herren Jacobo Stellwagen, weil. Pfarr-
bern zu Heldrungen ererbet, welche Biblia (eben dies Cremplar)
der fel. u. hocherleuchtete Mann D. M. Lutherus, als fie gebrudt
worden u. von der Preß kommen, felber überjehen, und nachmals
dem MWolgeborn u. Edlen Herren, Herrn Hans Hojern Gr. u. Herrn
zu Mansfeldt, chriftmilden And. verehrt; da dann J. Gn. (fie)
obermeltem meinem I. Grosvater fel. wiederum verehret. it anfeng-
lich in zwei Theil gebunden gewejen; weil fie aber bawfällig geweſen,
hab ich fie auf diefe Form Anno 1585 wieder new binden lafen.
Invidia melior misericordia.’
Die Harzzeitihr. 2, 2 ©. 62 geäußerte Annahme, jene Ein-
jchreibung gehöre dem Cremplar Ha 234 urfjprünglid an, wäre
darnach nicht richtig, fondern Gr. Chriftian Ernſt hätte diefelbe in
ein anderes von derjelben Ausgabe Heben lafjen. Das betreffende
Bibeleremplar zu Roßla fann dann aber doch nicht füglich zugleich
auch dasjenige fein, auf welches fich die Nachricht auf dem ihr jest
eingeflebten Zettel bezieht. E. J.
III.
Urkundliche Erwähnung des Gerichts der Grafen von
Negenftein zu Haflelfelde aus dem Jahre 1363.
Die nachfolgende urkundliche Mittheilung dürfte als ein, wenn
auch geringer Beitrag anzufehen fein, dad auf der Gedichte des
hohen Harzes lagernde Dunkel in etwas zu erhellen. Die Nach—
weiſung einer Gerichtsftätte in Hafjelfelde, welche durch die folgende
Urkunde gegeben wird, ift neu und läßt uns in Hafjelfelde den
Gentralpuntt des öffentlichen Lebens für einen geſchichtlich durchaus
368 Vermiſchtes.
ungenügend bekannten Bezirk des Harzes kennen, ein Umſtand,
welcher um ſo mehr bedauern läßt, daß das urkundliche Material
für die Geſchichte der ſehr alten Niederlaſſung und der von der—
ſelben abhängigen Umgebung verloren gegangen iſt.
Die hierunter mitgetheilte Urkunde entſtammt dem Archive der
Stadt Nordhauſen, in welchem ich dieſelbe vor einigen Jahren bei
Forſchungen nach die Geſchichte Goslars betreffenden Urkunden zur
Mittheilung in dieſen Blättern ausſchrieb.
1363 Febr. 2.
Graf Bernhard von Regenſtein bekundet, daß die Erben fei-
nes Mannes von Patichendorf fih mit den Bürgern von Nord-
haufen vor feinem Gerichte zu Haffelfelde gefühnt haben.
Wir Bernhard von gotis gnaden greve zu Reynsteyn, herre
zu Heymborg met unsen erben bikennen und bezcugen uffen-
liche an diseme geynwerdigen brive, daz alle di nesten erben
. ettiswenne von Patichendorf, unsirs mannes, um denselben .
von Patichendorf, den di burgere .. der stat zu Northusen libe-
loseten, sich met unseme und irre frunde rate willen und wiz-
zene met den selben burgern der stat zcu Northusen unde met der
selben stat gemeyne gutliche unde gentzliche gesunet und berich-
tet haben, und di egenanten erben . . des von Patichendorf
haben sich vor unseme gerichte zu Haselvelde an gehegeter
bang degerliche und luterliche verzcegen allir ansprache und
vorderunge, di si geyn die egenanten ... burgere und di stat
zu Northusen von der egenanten geschicht wegen hatten eder
in icheyne wis gehaben mochten, und si haben di egenante
stat und di burgere gemeinliche darinne und alle or diner, dy
an der vorgenanten geschicht waren, diser sache und schulde
met guten willen gentzliche ledich und los gesait und sagen si
der los an disem brive, alle argelist und geverde nzgeslozzen,
also daz si noch nymant von iren weyn di vorgenante stad zu
Northusen und di burgere daselbis und ire obgenante dinere
um dise vorgenante geschicht und sache nummerme in dicheyne
wys sullen angesprechen noch gevordern. Zcu eyme steten ur-
kunde und gezcugnisse allir vorgenanten dinge haben wir dorch
bete willen der egenanten erben .. des egenanten von Patichen-
dorf unse insigel an disen brif gehangen. met insigeln der ede-
len herren, greven Dytherich von Honsten, greven Heinrich von
Stalberg und greven Conrad von Wernigerode, di diser berich-
tungen sint gezcugen. Dise selben insigele wir . . von gotis
gnaden greven vorgenant zcu eyme gezcugnisse allir vorgenan-
Bermifchtes. 369
ten dinge an .disen brif han gehangen. Der ist gigeben nach
Cristus geburt dritzenhundert jar dar nach in dem dry und
sechszeichsten jare an unser vrouwen tage lechtmessen.
Angehängt find 4 Siegel.
1) rundes Siegel des Grafen Bernhard von Regenftein, an
den Rändern ftarf verlett. Schild mit dem Hirfchhorn, darüber
ein gejchloffener Helm, an beiden Seiten mit einer Hirſchſtange ver-
ziert, melde durch einen an jeder Seite befindlichen Arm wieder
gejtügt werden. Legende: — — — TIS-DE-R— — —
2) Eeines rundes Siegel. Der Schild mit 5 Reihen Schad
ruht auf einer rofenförmigen Unterlage. Legende: S’T — — —
— — — SION — — —.
3) Siegel in Schildform mit einem rechts ſchreitenden Hirſch.
Legende: + * SIGILLVIM CO — — — — HEINRICI - DE ST
reich
4) rundes Siegel. Schild mit den zwei (Forellen) Fiſchen
+ S . COMITIS - CONRÄADI - DE - WERNIGERODE -
Driginal. Nordhaufen.
Dttenftein. G. Bode, Amtsrichter.
IV.
Mittheilungen über die Archive der Heineren Harzitädte.
Als ich vor mehreren Jahren die Städte des Harzlandes und
deſſen Umgebung bereifte, um etwaige Beziehungen und Verbindun-
gen derjelben mit der für viele derjelben als Markt- und Geſchäfts—
plaß anzufehenden Stadt Goslar im Mittelalter zu erforihen, machte
ich die traurige Erfahrung, daß ich in dieſer Beziehung i in Anfehung
der kleineren Harzitädte lediglich auf die geringen Nachrichten be-
ſchränkt blieb, welche aus den Briefihaften der Stadt Goslar über
dergleichen Beziehungen fih erhalten hatten, daß dagegen einjchlä-
gige Nachrichten aus den betreffenden kleineren Harzſtädten nicht
mehr vorhanden find. Lebtere zeigten fih überhaupt arm an älte-
ren Urkunden. Brand und Verwüftung werden bei einigen die
Urſache diefes ungünftigen Verhältnifjes fein, während bei anderen
Unachtſamkeit und Unkenntniß des wiſſenſchaftlichen, wenn nicht
mehr praftiihen Werthes der alten Pergamente deren Verſchleppung
und Untergang herbeigeführt haben werben. Denn die lächelnde
Miene hoher Magiftratsperfonen bei meiner Nachfrage nach älteren
Urkunden, bisweilen jelbjt die ausgefprochene ns vor fol:
Zeitſchr. d. Harzvereind, XI.
370
Bermifchtes.
hem alten Gerümpel, oder doch die erbarmenswürbige Aufbewah—
rung Der
man bier
noch vorhandenen Urkunden bewies zur Genüge, daß
tauben Ohren predige, wenn der Werth diefer Nachlaſ—
ſenſchaft der Altvordern zu Gemüthe geführt wurde. Um nun
etwaigen Nachfolgern ähnliche traurige perfönliche Erfahrungen zu
eriparen und um den Archivbejtand der betreffenden Orte überhaupt
darzulegen, theile ich meinen Befund hierunter in Betreff mehrerer
Städte mit. und werde bei gelegener Zeit Fortfegungen liefern:
1) 1706.
2) 1714.
3) 1788,
4) 1800.
1) 1571.
2) 1614.
1. Stadt Ellrich.
Juli 9. Brauordnung K. Friedrih I. von Preußen.
Mat 16. König Friedrih Wilhelm I. von Preußen als
Graf von Hohnitein belehnt die Stadt Ellrih mit dem
ehemaligen Dorfe, der jest wüſten Feldmark Kleyfingen
zwiſchen Ellrih und Wofleben.
Mai 29. König Friedrih Wilhelm II. von Preußen dsgl.
un 25. König Friedrich Wilhelm II. von Preußen
esgl.
Ruere Urkunden ſind nicht vorhanden.
2. Stadt Sachſa.
am Tage purificationis Mariae (2. Febr.) Volkmar Wolf
Graf von Hohnftein, Herr zu Lohra und Klettenberg,
welcher Wilhelm von Wulferodt mit den Lehnftüden
„der Kreutte”, welche bisher fjequeitrirt worden, gegen
Zahlung von 800 Gulden belehnt hatte, übergibt die
fraglichen bis zur wirklichen Zahlung der gedachten Rei-
hard von Kindhaufen und Cafpar Bhiler fowie dem
Grafen gejhuldeten Summe als Pfand zurüdbehaltenen
Güter feinem Rathe und lieben Getreuen Ciliax Ernften
zum Gebrauch und verfpricht demjelben feinen Schuß.
Mit Unterfchrift des Grafen und angehängten Siegel.
Juni 10. Herzog Friedrid Ulrich von Braunfchmweig
belehnt Georg Ernften und defjen männliche Erben mit
einem freien Gut zu Sadja, welches derfelbe von den
von Wulferodt mit Conſens der Grafen Ernft zu Hohn-
ftein gefauft hatte, nämlich mit 1 Haufe, welches abge-
brannt, und Hofe, 2 Gärten, 12 Morgen Landes über
dem Schwebah, 10 Morgen dafjelbit, 22 Morgen über
dem Hallen- Graben, der großen Wieje, 6 Morgen auf
dem Steinfelde, 5 Morgen gegen dem Kreutz daſelbſt,
3) 1633.
4) 1653.
5) 1653,
6) 1653.
Bermifchtes. 371
2 Morgen auf der Lehmgrube und 1 Wieſe am Fleinen
Fohrt.
Mit Unterſchrift des Herzogs. Das Siegel iſt abge—
nommen.
Mai 24. Herzog Friedrich Ulrich von Braunſchweig ver—
ehrt ſeinem Oberförſter in ſeiner Grafſchaft Hohnſtein und
Kloſter Walkenried Johann Röpenacken „ein kleines Hol;-
flecklein, der Herrn Holtz genannt, hinter unſern Stedt—
lein Sachſa, zwiſchen Georgen Bartels und Güntzels
Erben belegen“, welches nach eingezogenem Bericht „an
unſer Ampt Clettenberg von uhralters nicht gehört“,
eigenthümlich.
Mit Unterſchrift des Herzogs und anhängendem Siegel.
September 27. Johann Graf zu Sain Wittgenſtein und
Hohnſtein, Herr zu Homburgk, Vallendar, Neumagen,
Lohra und Clettenberg beſtätigt der Stadt Sachſa ihre
Privilegien, welche ihnen von den Grafen von Hohnſtein,
dann von den Herzögen von Braunſchweig und Lüneburg
gegeben, abſpoliirt und entkommen waren, als: das jus
eivitatis, bürgerliche Freiheit und Gerechtigkeit, die Stellung
als „membrum und Mitglied dieſes Comitats“, durch
welche ſie auf die Landtage citirt und berufen wurde und
ihr Votum gehabt hat. Dieſelbe ſoll lediglich der Canz—
lei „immediate subject und unterworfen fein.“ Auch
werden derfelben die Niedergerichte in Stadt, Holz und
Forjt, freie Braugerechtigkeit und die Berechtigung für
jeden Bürger 25 Schafe frei ohne Zoll zu haben, auch
jährlid 2 Jahrmärkte, den andern Sonntag nad Tri»
nitati3 und Sonntags nah Martini zu halten und bie
Berechtigung in ihrem Gehölze Schneußen aufzurichten
und Vögel zu fangen betätigt.
Mit Unterfhrift des Grafen und angehängten Siegel.
September 27. Derjelbe genehmigt, daß der Nath zu
Sachſa von weil. Johann Ruppenack fürftl. Braunfchwei-
giſchen Oberförſters nachgelaſſenen Erben den Holzfled
„das Herrenholz genandt‘” für 100 Gulden erblich ge—
fauft hat und beftätigt den Rathskämmerer Georg Jödi—
den als Lehnsträger.
Mit Unterſchrift. Das Siegel iſt abgenommen.
October 26. Derſelbe begnadigt die Stadt Sachſa mit
einem neuen Viehmarkte „am Dingſtag vor Aegidii“.
Mit Unterſchrift. Siegel abgenommen.
—
372 Bermifchtes.
7) 1658. Auguft 31. Ludwig Chriftian Graf zu Sain Wittgen-
ftein und Hohnftein u. ſ. w. beftätigt die Privilegien der
Stadt Sachſa in gleicher Weife wie fein Vater Johann
j. Nr. 4).
Mit Unterfhrift und angeh. Siegel.
8) 1658. Auguft 31. Derjelbe begnadigt die Stadt Sachſa zu
ihrer Erholung von den Schäden der Kriegszeit mit einem’
neuen Viehmarkte auf Sonntag nad Aegidii.
Mit Unterfchrift und anh. Siegel.
9) 1658. Auguft 31. Derjelbe genehmigt den Erwerb des Herren-
holzes Seitens der Stadt (f. Nr. 5) und beftellt Georg
Jodicken den Bürgermeifter zum Lehnsträger.
Mit Unterfhrift und and. Siegel.
10) 1683. Auguft 20. Guſtav Graf zu Sain-Wittgenftein und
Hohnftein u. ſ. w. genehmigt den Erwerb des Herren-
holzes (ſ. Nr. 5 und 9).
11) 1700, December 17. Friedrich II. Kurfürft zu Brandenburg
verleiht feinem Regierungsrath Andreas Erhardt Roes
penaed das Schulzenamt in feiner Stadt Sachſa.
Mit Unterfchrift. Siegel abgenommen.
12) 1701. Septbr 12. Badergildeprivilegium König Friedrichs I
von Preußen. Mit Siegel.
13) 1707. April 18. Lehnbrief des K. Friedrih I. von Preußen
über das Herrenholz. Mit Siegel.
14) 1708. Januar 24. Desgleichen. Siegel abgenommen.
15) 1714. Mai 16. Lehnbrief des K. Friedrih Wilhelms I. von
Preußen über den gleichen Gegenitand. Mit Siegel.
16) 1714. Januar 3. Schneidergildeprivilegium defjelben. Mit
Siegel.
Ein Siegelftempel mit der Umfchrift: Der stadt Sachsa insie-
gel anno 1677 enthält einen quabrirten Schild, im oberen Felde
vecht3 einen Hirſch, links 2 über einander ftehende Büſche, im
untern Felde rechts: A mal Schach, links eine jchräggelegte Tanne,
über dem Schilde einen Helm mit 2 Hirfchitangen.
3. Stadt Stolberg.
Ich hatte leider nicht genügende Muße, um ſämmtliche vor-
handene Urkunden zu verzeichnen, der Vorrath derjelben iſt jedoch
jehr gering. !
1) Bgl. diefe Zeitfärift 4 (1871) ©. 235 — 239.
Bermifchtes. 373
Die ältefte Driginalurfunde ift datirt:
1479 am tage der heiligen zeehnntusent ritter (22. Juni).
Heinrich Graf und Herr zu Stolberg und Wernigerode be»
ftätigt und reformirt „die innunge und hantwergsennunge der
wullenweber unser stat Stalberg“, welche eine ausführlihe Pri-
vilegienertheilung und Feſtſtellung der Satzungen der Innung
enthält.
Die wenigen fonftigen Urkunden gehören dem 16., 17. und
18. Jahrhundert an.
Das ältefte dortige Arhivftüd find die „Rathshandelsbücher
von Jaren 1419 bi 1488 In denfelben find alle Brieffchaf-
ten des Raths, Güterverlaffe und fonjtige bemerfenswerthe Vor-
fommnifje, namentlich auch Teidinge, mehrere mit ber Herrichaft,
fowie der Güterbefit der Stadt und der Stiftungen bafelbit fort-
laufend gleichzeitig eingetragen. Auch wird auf dem Rathhaufe
ein „„Registrum der Copeyen über die Hauptbriefihhaften des Ho3pi-
tals und Santt Jorgen Kirchen“ verwahrt. Die ältefte in dem-
felben verzeichnete Urkunde ift datirt
1333 die beati Nicolai (6. December) Stolbergk. Der Nit-
ter Friedrich Beyere und defjen Bruder Sigfrid verkaufen Ein-
fünfte aus Crymilderode prope Gerspech an bie Gapelle de3
Hospital3 s. Georii zu Stolberg. Bgl. Beitfchrift 1871 ©. 281.
Eine ſehr große Anzahl von Urkunden, melde in diefem Regifter
‚abgejchrieben find, datiren aus dem 15. Jahrhundert.
Dttenftein. G. Bode, Amtsrichter.
V.
Ueber zwei Rectoren der Ilſenburger Kloſterſchule.
Die folgenden Auszüge, welche Herr Reichsfreiherr O. Grote
zu Schauen aus dem Viſitationsbuche des Stifts Halberſtadt vom
Jahre 1589 zu machen die Güte hatte, ergänzen einigermaßen
unſere Nachrichten über zwei Rectoren oder Schulmeiſter der Klo-
fterfhule zu Slfenburg Erhard Franke und Joachim Georgi,
worüber wir nad den uns vorliegenden Quellen in der Gejchichte
der evangel. Klofterjchule zu Slfenburg ©. 36, 170, 172— 174,
296, vgl. auch Geſchichte d. evangel. Pfarre zu Ilſenburg ©. 35f.
gehandelt hatten. Die Nachrichten über Herkunft, Alter, Zeit ihres
Ilſenburger Schulamts, beſonders über ihre Gelehrſamkeit und fitt-
liches Verhalten beftätigen theils, theilmeife erweitern oder berichtigen
fie unfere frühere Kenntniß. Joachim Georgi wurde von dem lien»
burger Verwalter Engelbrecht, der ihn dort Bingezogen hatte, nach)
374 Bermifchtes.
dem erſt feit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neu gegrün-
deten Dorfe Stapelburg in der Grafſchaft Wernigerode berufen,
was aber mit Hülfe des Halberftädter Domcapiteld dem v. Bila
gewaltfam ala Pfandbefis eingeräumt war und erſt 1727 wieder
mit der Grafichaft verbunden wurde. Zu bemerken ift, daß fpäter
eine Zeit lang Stapelburg mit der Pfarre Vedenftedt verbunden war.
Während Georgi aud als Pfarrer wohl beftand, wie er als Rector
(1580 — 1588 oder 1589) fich ausgezeichnet hatte, fo war es mit
Franke's Gelehrfamfeit — bis auf fein Latein — nicht weit her.
Befonderd aber machten die übereinftimmenden ſehr übeln Gerüchte
über feinen unfittlihen Wandel das Vertrauen, welches Graf Chri-
ftoph zu Stolberg in ihn gejett hatte, al3 er ihn zuerft zum Seel—⸗
forger in Deeröheim empfohlen hatte, zu Schanden. Er befam aljo
die damals noch vom Klofter Ilſenburg zu Lehn rührende Pfarre
zu Berfel, einem Dorfe, wo dieſes Klofter überaus reiche Befigun-
gen hatte. E. 3.
Halberſtädter Bifitationsbuch bon 1589.
Stapelburgt,
Diefe Pfarre gehet zu Iehen vom Haufe Stapelburg. Der
Pfarherr Joachimus Georgi Halberjtavenfis ift alt 40 Jahr
und uf promotion Petri Engelbredt3 von Ilſenburg, da
er 8 Jahr Rector Scholae geweſen, von denen von Bila anhero
zum pfarheren beruffen, und Confirmirt vorm Jahr, als a0 88, und
ift darauf ordinirt zu Helmſtett von Boetio, mie er deſſen feine
Literas Vocationis et ordinationis vorgeleget. Iſt examiniret in
doctrina Sacramentorum Unnd hatt erudite Respondiret.
Berßel.
— — — — die pfarr gehet zu lehen vom Kloſter Ilſen—
burgk. Paſtor Erhardus Francke bürtig aus Hoymburgk! iſt 46
Jahr alt, anhero per promotionem Graff Chriſtofs des Dumb-
probits, alß Abtes des Glofters Jlfenburgf, vor 15 Jahren von
Slfenburg, da er 2 Jahr Schulmeifter geweſen, zum pfarheren Fom-
men und von Molgemelten Herrn Collatore mit der pfarr wegen des
Klofters Ilſenburgk belenet, darnad) Brunswige ao. 72 ordiniret juxta
testimonium, jo er neben feinem Concept feiner predigten produciret.
Diefer pfarr hat fich auch nicht zu weit vorjtiegen in eruditione,
iedoch fein Latein vorjtanden, und zimblich respondiret.
1) Die Abſchr. zu Schauen bat: Hoymb.
Bermifchtes. 375
Sonften ift er jehr berüchtigt, das er ein ehebrecher und hurer fein
fol; ift ein gemein landgejchrey, in Berffel, ſoll er verdacht wer-
den mit einen eheweib; ihr Man heift Albrecht Bringfman, fol oft
in derfelben Haus gehen, So vermehrt? auch die Suspition. Der
Man iſt absens, arbeitet denen von Roßing in ihrem Dorff Roffing
auf ienfeit Hildeſſen. So vertraget er fich auch dieſes verdachts
halber übel mit feinem weibe, die er in die 14 oder 15 Jahr, aber
noch mit ihr feine Kinder gehabt.
Nota bene, das diefe vordadht auch auf ihn fey, zeuget auch
die gemeine. Es ift von den Herrn Visitatorn dieſer vorbacht
halber an beide Junkern geichrieben, aber die anttworten, die Leute
im Dorffe werden von feinem leben bericht tun, und man wird
es auch erfahren bey den benachbarten,
Nuen fagt der pfarr zu Derſſen, Erhardus ſey wegen ehebruchs
jehr suspect; über das ift den Herrn Visitatorn vom Rath zu Goß—
lar jchriftlicher bericht einfommen, das fich dieſer Erhardus in Goß—
lar bey einem Balbier morbum gallicum habe curiren und ſich
hören lafjen, er hätte diefelbe zu Heufeburg im bette befommen ;
allein es foll auch ein ehemweib fein in Ofterwigf, damit er aud)
zugehalten, und fie diefe böfe Dinger von ihne befommen, habe
derwegen auch diefe gelegenheit Reverendissimo zu referiren.
Schauen, October 1877. D. Freiherr Grote.
VI.
Einige ſich aus den Rentei- und Vogtei-Rechnungen
pro 1508/9 ergebende
Nachrichten über des Grafen Heinrich des Jüngern zu Stolberg
legten Aufenthalt in der Heimat, feine Erfranfung,
feine Badereife nah Ems, feinen am 16. December
1508 zu Cöln erfolgten Tod und fein Begräbniß in
Stolberg. !
Graf Heinrich der Jüngere war befanntlih in feinen letzten
Lebensjahren Herzog Georgs von Sachſen Statthalter in Friesland.
1) Wir glaubten biefer von Herrn Archivrath Beyer in Stolber
uns freundlichſt zugeftellten Arbeit eines verftorbenen Mitglieds, bes weil.
Kammerraths Hübner in Norbhaufen, früher in Roßla, als ein Beifpiel
fehr jorgfältiger und gefchidter Benutung alter Rechnungen für gefchichtliche
Arbeiten, ohne weitere Zufäge bier einen Pla einräumen zu ——
376 Bermifchtes.
Er war im ganzen Verlauf des Jahrs 1507 nicht in der Heimat
gewefen; auch in den drei erften Monaten des Jahrs 1508 mar
er noch in Friedland. Donnerftag nah Jubilate fendet Graf
Botho noch einen Boten dahin ab,! der ihn dort aber nicht mehr
angetroffen haben wird. Denn ſchon in der Woche nad Quasi-
modogenititage leiftete Graf Heinrih zu Freiburg in Sachſen,
wohin ihm Graf Botho zu feinem Beiftande einen der Räthe bes
Stolbergſchen Haufes, Ern Heinrich v. Bila zugefendet hatte.? Ob
Graf Heinrich dort in Angelegenheiten Herzog Georgs, oder in
eigenen Sachen (er war Mitgewerke des Schredienberger Silber »
Bergwerks) bejchäftigt war, mag dahin geftellt bleiben. Doc wird
er nicht in Sachen gemwefen fein, ohne den Herzog Georg in Dres
den oder mo dieſer fonft damals Hof hielt, befucht zu haben.
Sonntag Eraudi war Graf Heinrih in Stolberg; am Abend
dieſes Tags fingen ihm dort die Schüler vor dem Schloſſe.“ Er
war zu Wagen mit 4 Pferden gefommen* und hatte außer feiner
Dienerfhaft auch einen friefifhen Pafteten- Bäder ® für den Herzog
Georg mit fih, den er demfelben bald nad) feiner Ankunft durd
einen Boten nah Annaberg, wo der Herzog ſich damals aufbielt,
zuführen ließ. ®
1) Unter Ausgabe Zcerung und Bottenlon den die zu seinen
gnadenn in Friefslande gefertigt sein:
1 guld. Hansen frangf. Donerstag noch Jubilate, Ist mit meins
g. h. Graffenn Boten scrift hynnabe gelauffenn 12'/, gr. yme noch
seiner widderkunft von 54 meyln, die er gelauffenn noch gegeben.
2) Unter Ausgabe zcu ulswendiger Zcerung den Reten vnd andern
der Herschaft geschigkt fteht als dritte Poſt:
11. 1'% hat Er Heinrich vonn Bila Ritter in derselbigen Wo-
chenn Cie . — — Sato post Quasimodogeniti) als
er von m. g. h. Graffen Heinrichenn ve den tag zu friburg by-
stenndig zu sein gelyhenn ist, Hab ich yme donerstag noch can-
tate zu kelbra widder gegeben.
3) 5 gr. denn schullernn, habenn meynem enedig. hernn grafl.
Heinrichen gesunge alhyr vor dem Slofse, Sontag Exaudi.
4) 3'/, fl den Smeden vor allerley arbeit, die sie an m. g. h.
Graff, Heinrichs wagen gemacht, 18 gr. vor 4 Zelenn zu denn pfer-
den, die m. g. h. Graf Heinrich gebracht hat, gekauft.
5) 4 gr. vor ein back schuffeln vf — des Posteden-
beckers, den m. g. h. g. Heinrich myt brachte etc.
6) 1 fl. 11/, gr. Hein gebharten, fuit vf Sanct Annenberge, hat
Herzcogen Georgen eynen koch, der mit m. g. h. g. Heinriche vis
fryflannth komen, gebracht vor 30 meyle vorlonth.
Vermiſchtes. 377
Sein Geräth kam wahrſcheinlich mit Fracht nach Nordhauſen?
und wurde von dort nad Stolberg abgeholt.®
Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß Graf Heinrich mit
irgend einem Leiden behaftet in der Heimat ankam; denn gleich
nach feiner Ankunft wird die Babeftube im Schloffe für ihn in.
Stand gefegt.? Welcher Art dieſes Leiden geweſen, ift au ben
Rechnungen nicht zu erfennen. Nach älteren Angaben, wenn ich
nicht irre bei Zeitfuchs, wird eine bei der Belagerung einer Stabt
empfangene Wunde als Urſach feines Todes angeführt. Dur die
Rechnungen wird diefe Angabe nicht beftätigt; fie fprechen nur im
Allgemeinen von Krankheit. Auch wird niemals erwähnt, daß
etwa einer der beiden Stolbergſchen Barbiere zur Verbindung einer
Munde oder zu einer ähnlichen Hülfleiftung beigezogen wäre. War
Graf Heinrich überhaupt verwundet, jo kann da3 nur längere Zeit
vor feinem Tode gejchehen fein und er hat vielleicht an ben fpäten
Folgen einer früher empfangenen Wunde dahin fliehen müfjen.
Vielleicht bietet der Umftand einen Yingerzeig zur Erkennung feines
Leidens dar, daß er in Stolberg Schladenbäder nahm, zu welchem
Behuf nah und nah 10 Fuder Schladen von den Hütten heran
gefahren wurden.!0 Bedenklich fcheint aber dies Leiden damals
noch nicht gewejen zu fein, namentlich wird es ihn nit an dem
vollen und angeftrengten Gebraud feiner Glieder gehindert haben.
Denn bald nad) feiner Ankunft in Stolberg werden mehrere große
Yagden veranftaltet, an denen er Theil nehmen fonnte.!! Bon
7) 1'/, gr. Eynem Botenn von North. brachte m. g. h, graffen
Heinrichen scrift von hein domus, das seyner gnaden gerethe kom-
men ware.
8) 5 gr. Claus mollern von den Dipt. (?) und graffen Heinrichs
gepack von Northufsen anher zu furen.
9) 3 gr. Iylsen (Magb im Schloffe) Samstag nach Exaudi hat
davor etlich stuntzlyn vnd krug in das badstoblyn, als m. g. h. Graf
Heinrich dorinne baden wolt, gekauft.
10) 2 gr. Beygeroth holte m. g. h. graffen Heinrichen zwey
moll slacken zu baden mittwochen p. quinta post pentecoste.
8 gr. Jocoff posunner hat m. g. h. graffen Heinrichen 8 mole slag-
kenn zu bade gefurth, wyl[slich dem vogte.
4 gr. den hutteknechten zu trangkgelde uls entpfel m. g. h. dy
weylle slagken geholt worden.
11) 6 gr. Mertin botger ynn der Eselgaelse, dem jungen mer-
tin botger In der Naustath und Hein grosfogel haben zwen tage hel-
fen stellen vfid vfnhemen als gegagt wart an Ochssenbergk die woche
noch trinitatis, hat mich Heinz Jeger bericht, das beydder meiner
gnedigen herrn entpfell gewest sye.
3 gr. denselbigen dreyhenn haben darselbst (an der Schakfswarte)
helffen stellen vnnd ofheben us entfpell m. g. h. graffen
Heinrichs (Mittwoch und freitag nach Joh. bapt.)
378 Vermiſchtes.
ſeinem ſonſtigen Thun und Treiben in Stolberg finden ſich in den
Rechnungen nur unbedeutende Notizen. Er ſendet den Chriſtoph
Ecke, wahrſcheinlich einen Bergwerksverſtändigen, nach Morungen,
die dortigen Bergwerke zu beſichtigen,!? ſchreibt Briefe an Ern
Hans v. Werther nah Wiehe 1? und an den Herzog Hans nad
Weimar,““ läßt ſich Behufs Inftandjegung eines Jagdhorns Wachs
geben,?!® Täßt ſich zu Nürnberg einen koſtbaren Wolfspelz Faufen!®
und fih und feine Diener neu kleiden.!“ Auf einer der Nentei -
Rechnung loſe beiliegenden Nota des Schneider werben folgende
7 Perfonen als feine Diener genannt:
1. Arswald (v. Arnswald).
2. Sewitten (v. Selwitz).
3. Vilippes mor (wahrſcheinlich Philipp von Morungen, des
damaligen ftolbergfhen Bogt3 Volkmar v. Morungen Sohn
oder Bruder).
4. Andres Walmj (wahrſcheinlich der ſonſt oft vorfommende
Endressen oder Enderlyn). Wol fein Schreiber.
5. Peter, fein (Grafen Heinrichs) Junge.
Tummel.
Georg, der Stalljunge.
Aus dem Umftande, daß ein aus Friesland abgefandter Bote Don-
nerjtag nach Udalrici von Stolberg nad Wernigerode geleitet wird,
m
12) 3 gr. Cristoffel Ecken zu vertrinck. geschengkt dorum dass
er dass bergkwergk by Morungen vf beger m. g. h. Graffen Heinrichs
besichtiget vig. visitat. marie.
13) 4'/, gr. frangkfurthen fuit inn Wyhe, hat Ern Hanse von
Werther schrift bracht vonn m. g. h. graffen Heinrichen, freitag noch
Udalriei, hat s. gnaden selbst geschryben.
14) 7', gr. 3 pf. Hein gebhard, fuit in Weymmar, hat Herzco-
gen Hansen scrifft bracht, hat m. g. h. Heinrich selbst geschryben,
instags noch Trinitatis.
15) Y/, wachs mitwochens in pfingst. m. g. h. Graffen Heinrich
eyn horn zu bolsen? (biffen?),.
16) 10 guld. 10 rth. Inn — vor eynn guttenn Wolfsbeltz
seinen gnaden (Graf Heinrichs) zu Norinberg durch hans Swyf. kauft.
17) 21, fl. 1 gr. Claus Snyderrn vonn etlichen Cleydungen, so
er m. g. h. Graffen Heinrichen vnd seiner gnaden dienernn gemacht.
Dinstag in pfingst. bezcalt.
18) 5 gr. 4 pf. hat der Bot vis frielslaid Inn pleteners huse
vorzcert, ist v/s bevehel meines g. h. Graff. Heinrichs quitirt worden.
3 gr. frangkfurth, fuit in Wernig., hat Petern denn fryeschen bot.
dorhin geleidt Dornnstag noch Udalrici.
Vermiſchtes. 379
möchte zu ſchließen ſein, daß ſich Graf Heinrich um jene Zeit in
Wernigerode aufhielt.
Bald nachher, aber jeden Falls nach ſeiner Rückkehr nach
Stolberg, wird Graf Heinrich plötzlich und bedenklich erkrankt
fein. Ein Bote läuft nah Weimar, den Dr. Piſtoris, wahr—
fcheinlich des Herzogs Leibarzt, zu holen.” Der in der Nota
wörtlich wiedergegebene Eintrag in der Rechnung läßt zwar,
aus feinem Zufammenhang geriffen, nicht erfennen, daß Graf
Heinrich der Erfranfte gewejen, um defjentwillen der Arzt geholt
wurde. Aber da diefe Pot unter den für Graf Heinrich den
Süngern gemachten Ausgaben verzeichnet fteht, fo iſt es ganz
zweifellos, daß er der Erfrankte war. Auch weiß die Rechnung
nicht3 von der Erkrankung eines andern Familien Mitgliedes.
Der Umftand, daß ein Bote von Frohndorf nad Weimar geht,
deutet nicht etwa darauf hin, daß Graf Heinrich damals in Frohn-
dorf geweſen, fondern nur darauf, daß die Botſchaft eilig war.
Sn ſolchen plöglihen und bedenklichen Kranfheitsfällen lief der
Stolbergſche Bote nur bis Frohndorf und ſchickte von dort aus
gleih nad feiner Ankunft einen frifchen Boten weiter nach Wei—
mar. Ganz gleiches Verfahren fommt in früheren Rechnungen vor.
Welch ein Unfall den Grafen Heinrich betroffen, findet fich
zwar nirgends gejagt; aber man könnte vermuthen, daß es viel-
leicht ein Blutfturz oder etwas dem Aehnliches geweſen fei. Außer
dem plöglihen Auftreten und dem gefährlichen Charakter der Kranf-
heit fcheint auch der Umftand eine derartige Vermuthung zu beftä-
tigen, daß Graf Heinrich, wie ich hier gleich erwähnen will, jeden
Falls auf Anrathen des Arztes nah einem Babe gejhidt wird,
das wenigftend in jebiger Zeit hauptjächlich gegen Lungen» und
Halsleiven verordnet wird, nämlich nah Ems, in den Rechnungen
immer Eymbiss oder Enbiss genannt.°*
Für den gefährlichen Charakter der Krankheit fpricht auch der
Umſtand, daß um dieſe Zeit die Pfarrer aufgefordert werden, Bet:
fahrten zu veranftalten,2° und daß eine geraume Zeit noch ver-
ftreiht, ehe Graf Heinrid im Stande ift, die Reife nad Ems
anzutreten.
19) 4 gr. Eynem Botten der von frond. geyn Wymer zu doctor
pistoris gelauffen ist, 6° post Udalriei gegeben.
20) 2 gr. 3 pf. fingken, fuit in Breitenstein, Stralsberg, Hatz-
kerode, Wolfsberge, Hayn vnnd Swende, bestalte by den pfarnern
die bethfart zu leysten vf ansynnen meiner gnedigen herren (zwifchen
Udalriei und Margarethae).
380 Bermifchtes.
In der Zmwifchenzeit wurden die erforderliden Vorbereitungen
zu der Badereiſe getroffen,?! unter anderen Graf Heinrich® mit
Tuch überdedter Reifewagen mit 2 Bänken verfehen,?? vielleicht
um darauf in liegender Stellung fahren zu können u. j. w.
Am Donnerftage nad) assumtionis Mariae nahm Graf Hein
ri von dem damaligen Rentmeijter Wilhelm Reiffenftein eine dem:
jelben geliehene Summe von 215 Gulden zurüd?® und fuhr nod
denfelben Tag nah) Ems ab. Die Reife ging zunächſt nad Lan-
genfalza, zu Herzog Georg, der dorthin gefommen war, vermuth-
lih um feinem erkrankten Statthalter ein Rendezvous zu geben.?*
Graf Botho begleitete den Bruder dahin zu Pferde. Es mar das
vorlegte Mal, daß fich die beiden jo treu an einander hängenden
Zwillingsbrüder im Leben ſahen. Graf Botho verlegte bald nad)
feiner Rückkehr, um Bartholomäi, feine Hofhaltung bis weit in den
Spätherbft nad Wernigerode; ?* feine gefammte Familie begleitete
ihn dahin; aud Graf Heinrich der Aeltere war abwechſelnd bort.?>
Ueber Graf Heinrichs Aufenthalt in Ems und die Wirkung
des Bades geben die Rechnungen feine genügende Auskunft. Nur
das geht aus ihnen hervor, daß zwilchen den beiden Brüdern eine
ununterbrochene GCorrespondenz geführt wurde. Bald nad Bartho-
lomaei, aljo bald nad feiner Ankunft in Ems, ſendet Graf Heinrid
feinen Diener von Arnswald nad der Heimat mit eigenhändig ge
21) 14 gr. vor etlich wagenleittern, drilseln vnd ander leppery
an m. g. h. graffen Heinrichs wagen Sat post assumpt. marie bezealt.
3'/, fl. denn Smeden vor allerley arbeit, die sie an m. g. h. Graffen
Heinrichs wagen gemacht Samstag nach Barthol. bezcalt.
1 fl. 1 orth fritzenn Seteler hat dovor seinere — wagengeschir
gemacht, nemlich 4 par schoden, 2 kommeth stuken, 2 zcoyme,
2 zcogel daran sunderlich 4 Byzcogel vnd zwey Bauchseyl.
18 gr. vor 4 Zelenn zu den pferden, die mein g. h. Graf Heinrich
gebracht hat, gekauft.
22) 2 gr. dem Rademecher yn der Nydergasse, hat zwenn bengke
gemacht yn den behangenen wagen comitis Heinrici.
23) 1fl. 9 gr. hab ich seinen gnaden (Gr. Heinrich) donerstag
noch assumpt. marie by Arnswald gesandt wilch gelt sein gnade mir
von eynem excesse der bezcalung 215 fl., die s. g. mir geliehenn vnd
ich widder eodem die bezcalt hab. schuldig blieben.
24) 8 fl. donerstag. noch Assumpt. marie, als sein gnaden (Graf
Botho) mit m. g. h. Graffen Heinrichen zu Herzcog Georg. geynn
Salzca geritten ist, an ", vnd 1 gr. gegeben vnd wiewol s. g. dals
nicht alles vorzcert, hat s. g. doch das uberige Vigilia Bartholomei
gein Wernig. mitgenomen.
25) 3 gr. Jocoff Egken, hat bey dem wagenn gegangen alls mein
g. Alter Herre ghenn Wernig. fur vnd am drittenn tage widderkam,
Sontag post calixti.
Bermifchtes, 381
fchriebenen Briefen an den Grafen Botho.?° Letzterer entjendet
umgehend, Mittwoch nach Auguftini, feinen Diener Frigen v. Bila
mit Antwort nad Ems?! Sonnabend nad crucis exaltationis
fommt wieder ein Brief Graf Heinrichs über Langenfalza.?? Leb-
terer mußte wol fchlechte Nachricht über fein Befinden gebracht
haben; denn gleich darauf gehen Boten zu dem Abt von Ilfeld?
und nach dem Nonnenklofter auf dem Frauenberge bei Norbhaufen?®
mit der Aufforderung: „meinen gnedigen herrn Graffen Heinri-
chen kegen Gott zu vorbitten“. Graf Heinrich der Aeltere, der
auf eine Einladung feiner Frau Schweiter, der auf dem Stauffen-
berge refidirenden verwitweten Herzogin Eliſabeth von Braun-
fchweig, fie auf dem Stauffenberge zu befuchen, zugefagt, läßt
unter Diefen Umftänden „uls widderwertigkeyt“ den Beſuch
abjagen.°! Aber Graf Heinrich ſelbſt dachte wol nit an fein
fo nahes Ende. Denn er fendet von Ems aus den von Stolberg
zur Bedienung mitgenommenen Jacob Ede zweimal nah Frank—
furt aM. zu dem damals der Meſſe wegen dort verweilenden Nent-
meifter Wilhelm Reiffenftein, um dort Tuch zur Winterfleidung
für fih und feine Dienerfchaft einfaufen zu laffen.??
Graf Heinrich wird zwifhen 5 bis 6 Wochen etwa in Ems
geblieben fein. Er reifte, wie oben angegeben, Donnerftag nad
Maris Himmelfahrt von Stolberg ab und war etwa zu Michaelis
oder kurz vorher in Cöln. Damit ftimmt das dem Jacob Ede,
der ihm zur Aushülfe mitgegeben war, nach feiner Rückkehr von
Ems verabreihte Lohn für 7 Wocen.?? Caspar Tungel, der den
26) 3 gr. Lorentzen fuit in Wernig. hat m. 8: h. graffen Bott.
schrift bracht, hat m. g. lı. g. Heinrich bey Arnswalde anher geschigkt
(Nach Bartholomaei ).
27) 1fl. 6 gr. fritzenn vonn Bila mittwochen noch Augustini als
er > g. h. Graffen Heinriche geynn Embiss geritten zur zcerung
gegeben
28) 7 gr. Eynem botenn von Saltza brachte m. g. h. Graff Bott.
bryffe, hat m. g. h. g. Heinrich anher geschryben ee noch crueis,.
29) 1 gr. 3 pf. [wartzenn hanlse fuit in Ilfelt dem Abt ge-
schryben, m. g. h. g. Heinrichen kogen Gott zu vorbitten.
30) 1", gr. Idem fuit in North. dem closter vfm frawenberge
auch der sache halben (wie not. 29) geschryben die Mauritii.
31) 6 gr. fingken fuit in Stauffenberg bracht der herzcogynn
schrift dass m. g. alter herre vſs widderwertigkeyt nicht zu yren g.
kommen konthe freitag noch franeisci.
32) 5 gr. 10 pf. hat er (Jacoff Ecke) vf 2 mole, als er von m.
g. h. (Grafen Heinrich) zu mir gein franckf, geschigkt, vorzcert.
33) 1fl. Jacoff Ecken, dorumb dass er mit m. g. h. graffen Hein-
richen ins warm badt gezcogen, ist 7 wochen vſs gewesen, iglich wochen
3 gr. gegeben.
382 Bermifchtes.
Wagen oder wahrfcheinlih einen der Wagen nad Ems geführt
hatte, Tehrte mit den Pferden ſchon nah 5 Wochen zurüd.?*
Ueber Graf Heinrichs Reife nah Cöln find zwei Annahmen
möglid. Entweder er ging etwa auf Einladung des ihm nahe
befreundeten Erzbifhofs Herzog Albrecht, dem er ſchon im Jahre
1498/99 in Begleitung des Herzogs Georg und feines Vaters
Heinrich des Aelteren einen längeren Beſuch gemacht,?? dahin, um
dort bei feinem durch den Gebrauch des Emſer Bades nicht gebej-
jerten Gefundheitszuftande berühmte Aerzte zur Hand zu haben
und mit der Abficht, fpäter von dort über Ems nad Stolberg
zurüdzufehren, zu welchem Behuf er feinen Wagen, mie fich jpä-
ter zeigen wird, in Ems zurüdgelafjen hatte; oder er glaubte ſich
durch die Emfer Kur fo meit gefräftigt, um über Cöln, das auf
feinem Wege lag, auf feinen Pojten al3 Statthalter nach Fries—
land zurüdzufehren. Daß er menigftens bei feiner Abreife von
Friesland im Frühjahre die Abficht gehabt, dahin zurüdzufehren,
dafür fpricht der jpäter noch zu erwähnende Umftand, daß er nicht
unbedeutende Geldmittel und den größten Theil feines Geräths
dort zurüdgelafen.
Wie dem nun auch fei, wir treffen ihn um Michaelis in Cöln
und zwar in einem Zuftande, der eine Weiterreife unmöglich machte,
vielmehr einen längeren Aufenthalt daſelbſt in Ausſicht ftellte.
Vielleicht war er auf dem Wege dahin oder bald nad feiner An-
funft von neuem ſchwer erfranft.
Die Nachricht davon und daß feine von Stolberg mitgenom-
menen Geldmittel durch die Kur in Ems ziemlich erihöpft und zur.
Beitreitung eines längeren Aufenthalts in Cöln nicht ausreichen
würden, muß fehr zeitig in Stolberg angefommen fein; denn ſchon
Sonnabend nad Michaelis fendet Graf Botho einen Boten nad
Cöln?‘ und läßt demjelben bald darauf, Montag nad Calirti,
34) 11 gr. Tungeln hat 14 tage der vier wagenpferde, die m.
g. h. graffen Heinrichen gein Eymbifs gefurt, nach seiner widderkunft
gewartet.
1 fl. 6 gr. Caspar Tungeln, ist eyn vnd zwenzig tag der pferdt
gewartet vnd 17 tag nach meins g. h. Seligen wagen vis ge-
welsen.
35) Aus der Rentei- Rechnung pro 1498/99:
100 fl. beyden m. g. herren dem Elderen vnd graf Heinrichen dem
Jüngern zur tzerung als Ire gnaden mit m. g. hern Hertzoge
Georg. von Sachlfen gein Collen zu m. g. h. Hertzoge Albrecht
von Sachllen reisten tereia felie. in pineibus.
36) 1 fl. 10 gr. 6 pf. Lorenzen fuit in Kollenn hat meinem g.
h. graffen Heinrichen schryfft bracht, hat m. g. h. graff Bott selbst
geschryben. Sonabend nach Mich. visgegangen. Par
Bermilchtes. 383
einen ber vertrauteften Räthe des Stolbergjchen Haufe, den frühe:
ven Rentmeifter Heinrih Snidewyn begleitet von einem reifigen
Knecht folgen, um dem Grafen Heinrih 200 fl. nad Cöln zu
überbringen. 3? Die von dort einlaufenden Nachrichten mochten
wol immer bedenklicher lauten und ein nahes Ende befürchten laf-
jen. Es war dem Grafen Botho unerträglich, den geliebten Bru—
der in der Ferne dahinfterben zu fehen, ohne ihn noch einmal
gejehen zu haben. Trotz der vielen gerade damals auf ihm laften-
den Gejchäfte, die ihn oft mehrere Tage von Wernigerode abriefen,
faßte er den Gedanken, den ſchwer kranken Bruder in Cöln zu
befuhen. Doch mufte er zuvor zu feiner Vertretung in den"
laufenden Geſchäften Anordnung treffen. Wahrfcheinlih mit zu
diefem Zwede fendet er um Mitte Dectober, Freitag nah Galli,
einen Boten an Ern Hanjen v. Werther nah Wiehe „sich rats
von wegen meines gnedigen herrn Graffen Heinrichs besuchung
halben“ zu holen.?® Dieſer Rath wird zuftimmend gemwejen fein;
vielleicht daß Hans von Werther fich felbjt zur Theilnahme an der
Reife oder zur Beforgung der Gejchäfte erbot. Demzufolge machte
fih Graf Botho, von 4 Perfonen begleitet, auf den Weg nad)
Cöln.??
Meber den Tag feiner Abreife dahin und feiner Rückkehr von
dort geben die Rechnungen leider feinen Ausweis. Doc wird die
Abreife wol gleihd nah Galli und feine Rückkehr vor Anfang
November erfolgt fein. Denn von Mittwoh am Tage Omnium
Sanctorum bis auf Montag danach finden wir ihn jchon wieder zu
Mühlhaufen,??! wo er Verhandlungen zur Beilegung eines Gtrei-
37) 200 fl. Inn golde Heinrichen Snydewyn Sonntag noch Calixti
gethan, die er seinen gnaden (grafen Heinrichen) volgenden montag
gein Kollen solt Brengen.
6 fl. in golde 7 gl. hat Heinrich Snydewyn selbander als er zu dem
Wolgebornen meinem g. h. Graffen Heinrichen gein Kollen gerit-
ten vf dem hyn vnd widderweg vorzcerth.
38) 4 gr. lennhart. fritag nach Galli, als er zu Er Hansen von
Werther gein Wyhe sich rats von wegen meines g. h. graffen Hein-
richs besuchung halben von m. g. h. graf Botten dohynn gefertiget
ist, gegeben.
39) 13 gr. vor 4 # (schwarze) hut m. g. h. Graff. Bott. zu der
Reyse gein Kollenn machen lalsen.
1 fl. Baltasar Snydernn vonn kelbra vf byligennde Volgmar von
Morungen Haätschrift gegeben, hat m. g. h. Graf Bott. selb vnd
als s. gnad. gein Kollenn geritten gecleidt.
40) 21 fl. 17%, gr. hat sein gnad. (Graf Botho) vf dem gehalt.
Tag zu Molnhulsen vonn dem mitwochen am tag omn. Sanctorum
bils auf den monntag darnoch vorzcerth.
384 Bermifchtes.
tes zmwifchen den v. Minnigerode und den v. Hanftein leitete. Noch
von hier aus jendete er Graf Heinrichs Stalljungen Georg, der
von Cöln mit Nachrichten gefommen war, dahin zurüd.*! Wäh-
rend Graf Heinrich der Aeltere wie die Mühen und Sorgen des
Regiments jo auch die Unterhaltung des ununterbrochenen Verkehrs
mit dem in der Ferne Frank liegenden Sohne gänzlih auf die
rüftigen Schultern des Grafen Botho gelegt, verjenfte er in dieſer
Noth die bangende Geele in fromme Andacht und unabläffigen
Gottesdienft. Wo menfchliche Kunft ihre Dienfte zu verſagen fchien,
nahm er feine Zufluht zu Gott und den Heiligen feiner Kirche.
Man irrt gewiß nicht, wenn man die ſchon erwähnte Anordnung
von Fürbitten und Betfahrten feinem Impulſe zufchreibt. Auch
jest, wo die Nachrichten immer trauriger lauteten, ſuchte er das
bange Baterherz an den für folche Fälle angeordneten Gebräuden
feiner Kirche aufzurihten. Die Rechnungen haben den rührenden
Zug davon aufbewahrt, daß er fomohl am Tage aller Heiligen 1?
als am Feſte St. Martini, des Hauptpatrons des Gräflihen Haus
ſes, auf den Altären der Kirche Lichter für den Franken Erſtgebor—
nen brennen ließ.*3
Se näher das Ende des Grafen Heinrich heranrüdt, je häu-
figer werden die Botſchaften, die Graf Botho nah Cöln abfendet.
Ende November, Montag nad Katharinä, ſchickt er den Boten Lorenz
mit Briefen an den franten Bruder t* und wenige Tage danach
Montag Barbarä entfendet er ſchon wieder zwei zur Hofhaltung
gehörige Perfonen, darunter den Koch Volkmar, zu Pferde dahin.t®
41) 1 fl. montag noch omn. [etorum Georgen meins g. h. graf-
fen Heinrichs staljungen zu zcerung gein kolen zu reitt. zu molhufsen
gegeben.
42) 3pfd. Wachs, hat der R" (Rentmeister) alsbald Sonntags
noch omnium fctoram auch by Otilien kochs zu etlichen liechten mei-
nem g. h. Graffen Heinrichen machen vnd bornen lalsen, vſsnomen.
43) 6 pfd. Wachs zu dryenn liechten vig. Sancti Martini sei-
nen gnaden (grafen Heinrichen dem Aeltern) meinem g. h, graffen
— zu der Station in die Sancti Martini zu bornen visge-
geben.
44) 2 fl. Lorentzenn dem bothenn, fuit in Kollen, hat Mey-
nem g. h. Graffen Heinrichen Seligen von m. g. h. schryfft bracht,
ist vonn hynn Montag noch katherin. virg. ulsgegangen, von der
meyl 1 gr.
45) 1! fl. Georg Bock vnnd Volgmar kochen zu zcerung montags
Barbare, als sie zu s. g. (grafen Heinrich) geritten, gegeben.
1A. 6pf. dem alten bangen koch, hanssen querlein muttzemeny-
chen vnd den andernn dafs sye haben 20 swein geslacht etc. Ist
geschenn dy weyll Volgmar (der Kod) zu Kollen war.
Bermifchtes. 385
Diefe werden wol dem am 16. December erfolgten Abjcheiden des
Grafen Heinrich noch beigemohnt haben.
Die Leiche wurde von Cöln unter Begleitung zweier Prediger-
Mönche zunächſt nah Ems gebracht.““ Sie ruhete ſchon im Sarge;
diefer lag auf einer Bahre; lettere ftand auf einem Wagen.
Der Tag der Abfahrt ijt nicht angegeben.
Zu Ems wurde ein anderer Wagen zum Transport der Bahre
und der jie noch ferner begleitenden Mönche angenommen.” Am
heiligen Abend vor Weihnachten Fam der Trauer Conduct in
Stolberg an.*®
Die Borfehrungen zu der Todtenfeier waren ebenfo fplendid
als foftbar. Zunächſt gingen ſchon am 26., am Tage Stephani,
Boten nah allen Richtungen, um das Trauergeläut für den Hod-
jeligen zu bejtellen, jo an den Rath der Stadt Nordhaufen,‘? an
den Grafen Heinrih von Hohnftein zu Glettenberg,?° an die Gra-
fen zu Schwarzburg in Sondershaufen 4? und Arnftadt °! und in
die verjchiedenen Aemter.’?
Schon vor Weihnachten war ein Bote zu dem damals in
Leipzig verweilenden Herzog Georg mit der Todesnachricht gegan-
gen.“s Es war ein trauriges Weihnachtsfeſt, das 1508 im
Schloſſe zu Stolberg gefeiert wurde. Beide Fefttage wurden be-
nußt, die nöthigen Vorbereitungen zu dem dem Frühvollendeten zu
veranftaltenden Begängnig, zunächſt des Tricesimi zu treffen. Zwei
46) 8 fl. Inn golde vnd 1 fl. in monzce hat Georg ftaljunge mit
den Mönnichen von Coln geyn Eymbils vnd mit dem wagen ———
heruf vorzcerth.
47) 11 gr. von Enndreisenn Walmj vftracht vf 11 gulden Inn
golde, die ich von seintwegen dem furmann, der meynenn Hern Se-
ligen anher bracht, In monzce bezcalt hab, Sontag nach trium regum
entpfangen.
48) 6 gr. Lennhartten botten vigilia nativit. domini, als er m. g.
h. Zeliger Bare entgegen geritten.
49) 3 gr. Lorentzen, fuit in North. dem Radt geschryben, m. g.
h. G. Heinrichen Gott Seliger zu beleuthenn lalse; fordann vff Sun-
dersh. gelaufen derselbigen sach halben die Steffani.
50) 3 gr. fingken, fuit in Clettenbergk graff. Heinrich geschry-
ben wurde, m. g. h. gottseliger zu beleuthen.
51) 9 gr. hansen fr., fuit in Arnstedt Graffen guntern denn
Todlichen abgangk m. g. h. Gottseligen geschryben am tage Johannis,
52) 19, gr. Hansen koch vff rolsla gelauff, dem voyth geschry-
ben, das er m. g. h. gottseliger ym ambt zu leuthen bestellen soll
die Stephani.
53) 12 gr. Ruschart, fuit in Leyptzigk dem Herzcogen schrifft
bracht vigilia natalis domini widderkomen.
Zeitfchr. d. Harzvereins. XI. 25
386 Bermifchter.
mit koſtbarem ſchwarzen Tuche bededte,54 von zahllofen Kerzen, zu
deren Herftelung allein 112 Pfund Wachs erforderlich mar 5’
umgebene Bahren wurden in der Kirche aufgejtellt, von denen
die Eine, welche die Leiche barg, zum Behuf des fpäter zu feiern:
den Begräbnifjes, die andere zu dem des Tricesimi dienen mochte.
Noch am Borabend des Tags Johannis Evang., aljo Dienstag
den 26. December, begannen die Trauerfeierlichfeiten des Dreikig-
ften mit Abhaltung von Bigilien, bei denen 22 Prieſter, Kirchner
und Chorſchüler fungirten.5®
Auh Graf Heinrih von Schwarzburg hatte ſich dazu einge
ftellt.°° Am folgenden Tage, Mittwoch den 27. am Tage oh.
Evang., wurden Eblangen, mol eine Art feierliher Umzüge mit
Fackeln gehalten und da3 Tricesimum fortgejegt.>®
Gleih in den erften Tagen deſſelben follte nad) Gottes gnü-
diger Schickung dem hohen Grafenhaufe für den BVerluft des Gra-
fen Heinrich ein reicher Erfa zu Theil werden, deſſen Bedeutung
damals freilih noch nicht geahnt werden konnte, fondern erſt
weit über hundert Jahre danach ſich offenbaren follte, ohne wel-
hen aber dem Gräflichen Haufe Stolberg das Geſchick der benad-
barten Grafenhäufer Negenftein und Hohnftein zu Theil geworben
und dem Grafen Wolf Georg, dem lebten der Harzlinie, Helm
und zerbrochener Schild in die Gruft gefolgt wären. Am 2. Januar
1509 genas nämlich die Gräfin Anna, Graf Botho’3 Gemahlin,
eines Söhnchens,“ꝰ der bald nad der Geburt getauft wurde und
54) 8fl. 5gr. Ipf. vor 15 Ellen leid. (tuchs) vber m. g. h.
Seligen Barenn
6fl. 9 gr. 1'/, pf. vor 261/, Ellen !/, Viert. gottingisch tuch, dafs zum
teil zur barenn kommen ist.
55) 85 pfd. Wachs zu den liechten vmb die 2 Barenn zu machen,
wurden vf 126 pfd. angeslagen, dorumb hab ich 27 pfd. dorzu vis
genomen.
56) 27 gr. zu der Vigilien Seiner gnad. erstlich vf den Abent
Joh. Evangeliste vf 22 prister, kirchner vnd khorschuler, als s. g.
Zeliger Dreissigiste angefangen, gegeben.
57) 2 gr. 10 pf. dem weinschengken vor 1'/, stobiche Eymhbichs
bir vnd stobichen wein, hat er die Johannis evang. Graffen Hein-
rich von swartzborg yn dy herberge geschigkt.
58) Apfd. Wachs am Tage Joh. Evang.te zu Eblangen by meins
g. h. graffen Heinrichs Seligen Grab vnd zum Salter zu lelsen.
3 pfd. Wachs zu Eblangen alles vf m. g. h. Seligen begengnils
6 pfd. Wachs zu fackeln vf m. g. h. Seligen drilsigesten.
59) 41/, guld. dinstags noch eircumeisionis domini den Jung-
frawen (ben abligen Dienerinnen ber Gräfin) zum bottenbrot als m. g.
frawen Enntbindung seiner gnad. (dem Grafen Botho) verkundiget,
Bermifchtes. 387
und in der Taufe, wer möchte daran zweifeln, wenn es auch nicht
ausdrüdlich erwähnt ift, zur Erinnerung an den theuren Tobten,
deffen Leiche noch über der Erde jtand, den Namen Heinrich em—
pfing.°° Gerade diejes Kind hatte Gott unter den Fräftigen Söh—
nen, mit denen Graf Botho’3 Ehe gefegnet war, auserjehen, den
edlen Stamm fortzupflanzen, und alle heutigen Glieder des viel
verzmweigten Hauſes verehren in ihm ihren gemeinfamen Stamm-
vater.
So Ffonnte denn um die Mitte Januars Freitag nad Epi-
phaniä ein Bote nah Butzbach und Königftein reiten mit der
Doppel=Botjchaft von dem Tode des Grafen Heinri und von der
Geburt eines jungen Grafen Heinrich.°°
Auf Donnerjtag nad) Circumeisionis domini, den 4. Januar
1509, wurde Graf Heinrich in der Gruft feiner Ahnen beigefest.°®
Die Domherren des Stifts St. Crucis in Nordhaufen,! der Abt
von Slfeld,6? die Pfarrer der Grafichaft? mit Ausnahme der
Geiftlihen der Grafihaft Wernigerode, melde dem hohen Verftor-
benen in der Stadt Wernigerode ein befonderes Tricesimum abhiel-
ten, die Näthe und die dem Gräfliden Haufe naheſtehenden Vajal-
len ®4 waren aufgefordert, der Begräbniffeier beizumohnen. Das
Grab oder vielmehr wohl der Sarg war vom Binngießer mit
allerlei Zierrathen geihmüdt.®° Auf der Bahre, unter welcher
die Leiche ruhete, war ein Beden zu Opfern für die Geiftlichen
und die Armen ausgejtellt, in welches die Trauerverfammlung ihre
Gaben legte. Von Seiten der Gräflihen Herrſchaft wurden 6 Gul-
1 fl. der An. (Angeligen, Kammerjungfer)
2 fl. trebra (Katharina von Trebra)
1 fl. mor (Ketchyn von Morungen, des Vogts Tochter)
1/, fl. Annchen (von Bleicherode).
60) 2 fl. lennharten (Boten) fritag nach Epiph., als er gein Butz-
bach vnd konigstein meins g. h. Tot vnd die geburt des jungen Graf-
fen Heinrichs verkundiget hat.
61) 9 gr. 4'/, pf. frangkfurdt, fuit in Wolfsberge, Diderichen
(den ®Boigt) anher besch. Idem fuit in North. denn 'Ihumhernn vfs
begengny/[se bescheidden, Idem etc.
62) 1 gr. kupperbach, fuit in Ilfelt, beschedt denn Abt zum be-
grebny/se m. g. h. gott Seligen.
63) 1'/, gr. koche, fuit in Swende, Hain, Wolfsberge, bracht den
pfarnern schryfft zum begrebnilse zu kommen.
64) 1 gr. Steynen, reythe zu Hild. (Hildebrand v. Ebra in Uftrun-
gen) vnd Ötten (v. Birkau in Breitungen) yn derselbigen Sache.
65) 2 fl. 6gr. dem Kangielser vor allerley gogelwerck, das er
an meins g. h. Seligen grab gemacht, — Daß unter a. gogelwerk
Zierrathen zu verftehen jeien, ſcheint mir ſehr zweifelhaft. €. 3.
25*
388 Bermifchtes.
den 14 Gr. in das Beden gelegt.*° Graf Botho opferte aber
noch bejonders;®? aud die Edeljungfrauen der Gräfin erhielten zu
diefem Behufe Geld vom Rentmeifter.*? Fungiren thaten bei dem
Begräbniß der Abt von Ilfeld, der Prior des Klofters Himmel:
garten, die beiden Prediger-Mönde, die die Leiche von Cöln nad
Stolberg begleitet hatten, der Pfarrer St. Martini mit 46 Prie
ftern, ferner Kirchner, Schullehrer und Chorfchüler.? Die Prie
fter trugen brennende Wachskerzen in der Hand.?? Die Anzahl
der anmefenden weltlihen Perſonen wird nicht minder groß geme-
jen fein. Aus den Rechnungen gehen nur folgende hervor: Der
Graf Heinrich von Schmwarzburg,’! Hans von Werther und
jein Sohn Georg,?? Hildebrand von Ebra,st Dtto von Birkau,‘
Hans Wurmb,? John von Sleinig, Er Herman Pfeiffer, Georg
von Hoym u. f. m.?+
Die um die Bahre flammenden Kerzen erforderten wiederum
124 Pfd. Wachs.?0. 75
66) 6 fl. 14 gr. Inns beckenn vf die Bare zu Opfern vnd den
armen leutt. gegeben donnerstag nach Circumeisionis, als s. g. be-
graben wart.
67) In seiner gnaden Graf (Bothos) Hände:
1 fl. an pf. vnd 6 gr. an !/, Snebergern donerstag nach eircumeisio-
nis vf meins hern Seligen begengnilse gesandt.
68) Ya. —— noch circumeisionis den Jungfrawen inn
Stul zu m. g. h. Zeligen begengnilse gegeben zu opfern.
69) 1 fl. Inn golde dem Abt von Yifelt und 5fl. 18 gr. zu pre-
sentien, nemlich 2 fl. dem prior von hymelgarten; den 2 Predigern
(Prediger- Mönden von Cöln) vnd dem pfarner vnd sonst 46 priestern,
dem kirchner, [chulmeifter vnd khorfchulern 3 fl. 18 gr. gegeben am
tag s. g. begrebnilse.
70) 30 pfd. Wachs von dem R" (Rentmeifter) entpfangen vnd
47 pfd. von peter kremern visgenomen, das alles zu meins g. h.
Seligen grabliecht. vnd zu den liechten der priester komen vnd ver-
brant ist.
71) Unter: Zeu vislosung der frembden galtung vf m. g. h.
Seligen begrafft:
1fl.3 gr. 8pf. defs von Swartzburgs diener in pleteners hufse.
72) 1”/, fl. 4 gr. haben Hans vnd George vonn werther vf dafs
begengnilse adder begraft in kremers huls vorzcerth.
73) 9 gr. hans wurme in kremers hulse.
74) 14!/,, gr. haben hans von werther, John von Slynitz, Er
Herman pfeiffer vnd George von Hoyme knecht vorzcerth.
75) TA. 171%, gr. vor 47 pfd. Wachs by peter kremern ufsge-
nomen vnd iglich pfd. vor 3t/, gr. bezealt, sollich wachs ist alles zu
meins g. h, Seligen begengnilse komen.
Vermifchtes. 389
Bald nah den Begräbnißfeierlichkeiten wurden die beiden
Prediger - Mönche aus Cöln, reich befchentt,?% auf einem zu die—
jem Behuf erfauften Karren ?? durch Caspar Tungeln, der aud
ſchon den Grafen Heinrih nad) Ems gefahren hatte,“s mit zwei
aus den Aemtern Kelbra und Heringen dazu requirirten Pferden”?
nach Coblenz zurüdgefahren. Er hatte zugleih Auftrag, den, wie
fhon oben erwähnt worden, in Ems zurüdgelafjenen Wagen des
hochieligen Grafen mit zurüdzubringen. ?’®
Das nah dem Begräbnifje fortgefegte Tricesimum dauerte
wahrfcheinlich mit Unterbrehung an den Sonntagen durch den gan-
zen Monat Januar und endigte Sonnabend nad Apollonia.8% Im
Verlaufe defjelben wurden auch fogenannte Seelenbäder in den
Babdeftuben gefeiert 3! und noch verjchiedene Perſonen, wie der Rath
der Stadt Heringen,?? die Aebte der Klöfter zu Ballenſtedt und
Münchennienburg mit dem Pfarrer von Harzgerode,®3 der Pfarrer
des damals berühmten Wallfahrtsorts Elende unter Lohra,®* Eit-
tih von Berlepfch, (mahrjcheinlih einer der dem Grafen Heinrich
als Statthalter von Friesland beigegebenen ſächſiſchen Räthe),®5
76) 13 fl. Inn golde den 2 prediger monichen nemlich 10 zu
verehrung, dals mit m. g. h. zeligen eruf gefaren, 2 zu zcerung,
1 vor die leucht. dinstag. noch Epiph. domini.
77) 3 fl. Gennzceln dem alten vor 1 karren doruf die monich
von koln (d. 5. die Kölner Mönche) bis widder gein Cobelenntz gefurt
worden.
78) 5 gr. Tungeln vor Eynem par Ichwe, als er die monich bils
gein Eymbils widderum furen vnd den wagen daselbit holen solt. |
79) 2'/, gr. konninge, fuit in kelbra dem Radt geschrib. wurd.
ein pferth anher zuschigkenn, dalselbige kegen Kollenn zu gebrauchen,
fordann vf heringen in eadem causa.
80) 1 gr. 3 heller Martt. fuit in Ilfelt dem Abt anher beflcheid-
den Sonnabendes noch Appolonie.
81) 1 fl. denn zweyhenn badernn von den Selebad vf den dri-
(sichlten m. g. h. graffen Heinrichs gotseliger gehalten.
82) 2 gr. 3 pf. kupperbachen, fuit in Sunthusenn etc. fordann vf
Heringen dem Radt zum zmo bescheidd. vigil. purificat.
83) 6 gr. 9 pf. — fuit in Harzkerode Balnstede vnnd
Monchenumborgk, den Ebthenn, dem pfarner vfs begengny[se bescheyd-
den, vor 9 meyle vorlondt.
84) 3 gr. fingken, fuit in Elenndde dem pfarner ufs begengnylse
anher bescheidden dominica post, Pauli.
85) 18 gr. 9 pf. Lorentzen bothenn, fuit in Dresenn, hat Sytti-
chenn von berlybls ufs begengnisse bescheidd.
4'/; gr. hat sittich von Berlebfch in kremer/s hufs vorzcerth in der
falsten, als er vonn kollenn komenn.
390 Bermifchte®.
Heinrih von Naftenberg,®®° Hans von Werther,87 der Marſchall
Heinrih Knuth,s Molferod, der Vogt auf dem Hohnitein und
Andere zu verfchiebenen Zeiten zur Beimohnung des Dreißigiten
nad Stolberg befchieden.°? Andere, wie Graf Wilhelm von Hen-
neberg,?% ftellten fich felbjt ein. Den dabei fungivenden Prieftern
wurden reihe Präfentien gemadt, im Ganzen 54 Fl. 12 Ggr.“
Die übrigen Koften der Trauerfeierlichfeiten und einiger Legate x.
werden in der Rechnung mit 20 FI. in Golde und 235 Fl. — Gr.
8Pf. in Münze,?? und die im Laufe des Rechnungsjahrs für ben
Grafen Heinrich gemadten Ausgaben
mit 293 Gulden in Golde und
„28 „ 168 Gr. 5 Pf. in Münze
angegeben. ®?
86) 5 gr. 3 pf. hein gebharth, fuit in Clingen, graff. guntern vonn
Swartzborg Herzcogen Heinrichs von brunswigk briffe zubracht; for-
dann kegen Herbisleben gelauffen, Heinrich von Rastenberge ufs
begengnylise bescheidden,
87) 5 gr. 3 pf. Bartteln koche, fuit in Heldrungen ete., fordann
kegen wyhe gelauffenn, Ern Hanfsen von wertter vfs begengnyfse auch
anher bescheidden.
88) 1'/, gr. kupperbach, fuit in Questenberg, dem Marschal auch
bescheidden.
89) 9 pf. kochen, fuit in Guntersb., dem Vogt besch. super zmo.
4'!/, gr. der Reppinfch Eddelman auch in kremers hu/s vorzcerth.
90) 9!/, gr. hat Graff Wilhelm von Henneberg diener in der
herberg vorzcerth.
91) 27 gr. zu der Vigilien Seiner gnaden Erstlich vf den Abent
Joh. Evang. vf 22 prister, kirchner vnnd khorschuler als s. g. zeliger
Dreilsigiste angefangen, gegeben.
25 gr. am tag Innocent. auch zu vigilien gegeben.
2 fl. 7 gr. hat Morungen (ber Bogt), als ich zu walkenr. gewelsen,
fritag vnd fonnabend noch Innocent. distribuiret.
14 fl. hab ich Sonntag vigil. eircume. Ern Tilenn gethan, hat er
distribuiret.
2 fl. Ern Tilenn Soldengern zu presentien ad vigiliam distribuend.
mitwochs noch Epiph.
12 fl.5 gr. Ern Johan Smedichen Sonntag post octavam Epiph. zu
distribuiren gegeben.
92) Doruber visgegeben:
20 fl. Inn golde =
235 „Spf. zu bestellung seiner gnaden Seligen dreilsigistenn, auch
zu bezcalung der legata vnd vordints lons seinen dienern laut difser
byligennden zcetteln visgegeben.
93) Summarum aller ulsgabe vor m. g. h. Graffenn Heinrichenn
Im lebenn vnd noch s. g. zeligen tot ulsgegeben faeit
293 fl. Inn golde
298 fl. 15 gr. 5 pf. in Monzce.
— ——
Bermifchtes: 391
Die außerdem der Gräflichen Hofhaltung durch den Tod und
da3 Begräbniß des Grafen Heinrich erwachſenen Ausgaben für
Botenlöhne, Trauerkleivung,?* Speifung der vielen Gäfte u. ſ. w.
waren natürlich auch fehr bedeutend.° Erwähnt fei nur des Bei-
fpielö wegen, daß am Tage des Begräbnifjes außer anderen allein
3 ganze Schweine ’° und während des Tricefimums 23 Seiten
Sped ?7 verzehrt wurden und daß die Gräflichen Köche und Bäder
nicht ausreichten, um allen den während diefer Zeit an fie geftell-
ten Anforderungen zu genügen, fondern fich fremde Hülfe anneh—
men mußten.?8
Dagegen wurden beim Tode Graf Heinrichs in Cöln nod
116 Gulden vorgefunden und von Enderlin mit zurücgebradt.??
94) 4 fl. in golde vor 2 gut Smelsenn futter zu franckfurt
gekauft Seiner gnaden (Grafen Botho) vnder eynen [wartzen Rogk zu
m. g. h. Zeligen Begengnilse vorfuttert.
1 fl. vor , swartz (melsen, ist under die Ermelnn gefuttert.
2 fl. 12 gr. vor 3 Ellen # lundifch, hat Claus Snyder 8. G, (Gr.
Botbo) zum leid. Rogk uber des R" tuch visgenomen.
33 gr. vor Eylff (wartz huthe vor m. g. h. Graffen Boten vnd zu
s. g. diener zur [wartzen cleydung gegeben.
6 gr. vor zwey swartz hut Bilann vnd Arnswalden.
7 fl. 15°/, gr. vor 7 Ellen Sameth zu eynem leidt Rogk (für die Gräfin).
14 fl. vor einn halb [wartz Mechilfch tuch den Jungfrawen zu leyde
Rogken vmb meins g. h. Seligen ablterben willen.
-95) 10 gr. vor 25 glalse vf m. g. h. Zelig. begengnilse.
1 fl. vor konnfect zu northusen, als m. g. frawe Inn wochen gelegen
vnd meins herrn Seligen begraft gekauft vnd auf des von Henne-
berg zukunft.
2A. Hans pollen zu guntersberg durch Volgmar von Morungen zu
hechten gegeben vf m. g. h. Seligen begraft.
4 fl. Hans pollen, hecht davor vf m. g. h. Seligen Begengnifse ge-
kauft.
1 fl. Heinrich fehoube dem Topper vonn Urbich, dor vor sinth vff
den drilsichsten meins g. h. gott Seligen toppe geholt.
21/, gr. hein pollen, holte 3 kelber zum guntersberge uf meins g. h.
gott Selig. begengnilse.
7'/, gr. Clausen, hat zum Hain 6 hemel geholtt in der begraft.
96) Sweyne gantz vorspeylfeth worden:
Summa 3 vf dy begraft m. g. h. gotseligen.
97) 23 Seythen vf den dry/liglten.
98) 1 fl. 3 gr. Jocoff Steigertalen vnd Jocof Kwdregk, haben die
[pende helfenn bagk. vnnd die ander begke vf den drilfich/ten gethan,
iglichen 12 gr. gegeben. 22
6 gr. den kochen, dy vff dy begrafft meins g. h. Gotseligen haben
helffen kochen, gegeben.
99) Unter Inname Gelt dass meynn g. h. Graff Heinrich Seliger
hynder yme gelalsen ftehen folgende Poſten eingetragen:
392 Vermiſchtes.
Montag nach Reminiſcere wurde Graf Botho's Diener, Fritze
von Bila mit Graf Heinrichs Schreiber Enderlin nach Friesland
geſandt, Graf Heinrichs Angelegenheiten zu ordnen und ſeine Hin—
terlaſſenſchaft und fein Geräthe nach Stolberg zu holen.!100 Sie
brachten von dort noch 241 Gulden in Golde zurüd.!%!
Noch fol bemerkt werden, daß Graf Heinrich noch bei feinen
Lebzeiten feinem langjährigen Diener tel Wilfe, der von 1497
etwa, nachdem da3 Amt Elbingerode von den von Kreb3 wieder
eingelöft war, Gräflicher Vogt bafelbft geworden, für langjährige
getreue Dienjte ein Gnadengeld von 200 Gulden, ferner daß
die verjtorbene zweite Gemahlin Graf Heinrichs des eltern der
Ehefrau defjelben tel Wilfe, welche vermuthlich eine ihrer Die:
nerinnen geweſen war, 200 Gulden Ehegelder ausgeſetzt hatten,
welche beide aus dem Amt Elbingerode mit 20 Gulden jährlid
verzinft wurden. 102
vn.
Wernigerödiſches.
a) Kloſter Drübed.
1468 des negesten dinfedaghes na [unte Ambrolius daghe des
hilghen bichtegers ( 5. April).
Hermann Propſt, Kunegundis Aebt., Gerborh Priorin und
ganze Samnung des Kl. zu Drübed bezeugen, daß Tile
Ropeken und feine Ehefrau Alheid, wohnh. in Ströbeck, mit
des Klofters Willen an Joh. Froling Dekan, Henning Koler
100 fl. in Golde hat mir Enderlyn vf Dinstag noch Epiph. domini
geantwart, die m. g. h. Seliger Inn seiner krankheit uber blieben
sein.
1 fl. hat Enderlyn Bila gegeben vf den weg von Kolnn.
13 fl. Reynifch, 1fl. frisiflch, 1fl. an Nidderlendisch. Stuffern vnd
mathiern hat mir Bila montag nach Quasimod. geantwart.
100) 5 fl. Bila vnd Ennderlyn zcerung in Friefsland montag noch
Reminife. gegeben.
101) 241 fl. In Golde sein ufs frielsland mit s. g. gereth vis
friefslanden kommen, hat mir m. g. h. graff Bott Sonntag Cantate
selb/t geantwart, vnd sein 41 fl. die etwals Eynwenig zu leicht ge
welsen, doran der gesein.
102) Unter Ausgabe Inn vorwysung des Ambts Elbynngerode
Yautet die dritte Poft:
20 fl. Itel Wilken vf 400 fl. heuptgeld., der sint 200 fl. gnade gelt
yme durch grafenn Heinrichenn Seligen gegeben vnd 200 fl. Ehe-
geld vonn wegen seins weibs von meiner gn. alten frawen Zeli-
gen Ingenomenn.
Bermifchtes. 393
Kämmerer und den ganzen ©. Stephans - Kaland im Banne
zu Halb. Mark jährl. zu Dftern von Haus und Hof und
1Y/, Hufen in Ströb. (woran das Kl. jährl. 6 4. Erbenzins
hat) für 8 Mark zu 48 8 wieberfäufl. verjchrieben habe.
K. St. Y. Magd. s. r. Halb. V.31. — Mit Siegel = Taf. 1, 3
Ilſenb. Urfob.
1540 am sontag nach Erafmi des heiligen marters (6. Juni).
Anna Spangenbergs abbatilfa, Agathe Geve (?) priorilla,
Anna Rammens kellnerin, Anna v. Bilan küsterin & ganze
convent & samblinge des geiltlichen „begynn’ jungfrauen -
clofters Drübke in der grafschaft zu Wernigerode bele-
gen — verfchreiben aus hoher anliegender Noth auf Wie:
derfauf an Johann Krüper Procurator, Nicol. Gemmel,
Franz. Breyer und Nic. Stedelman, GConfiliarien und Vor-
ftänder der Brüderfhaft S. Stephani im Kreuzgange der
Kirche zu Halb. und der gen. Brüderſchaft 10 Gulden
Münze zu je 21 zwölf- Pfennigs - Grojchen jährl. Rente
auf Pfingiten aus 30 Malter Weizen und 20 Malter Gerfte
von 26!/, Hufen in Ströbed (4 Hufen Stats Hedecke,
3 Curd Werberg, 3 Hans Schwartte, 2 Cord Perdellis,
2 Cord Helbrecht, 2 Tile Sante, 1 Hans Schwarte, 1
Hans Hesse, 1 Cord Heidecke, 1 Helmeke Hogebuß,
1 Henning Ilsen, 1 Herm. Schmedes Witwe, 1 Franz
Kühne, 1 Peter Bode, 1 Thom. Steffens, "/, Hans Rugge,
!/, Steffen Kuchenhagen, !/, Tile Schoman) für 200
Gulden.
Cop. Magd. 104 N. 865.
In der legteren Urkunde ift befonders der Ausdruck begyn
jungfrauen closters’ merkwürdig, der uns allerdings aus der nur
zwei Jahre jüngeren Urkunde 225 des Dr. Urfob., wo der Kar—
dinal Albreht von dem „geistlichen beginen junckfr. cl. Dr.
redet, ſchon befannt war.
In dem Jahre, in welchem der Klofterbau Graf Chriftian
Ernſts zu Stolberg, ſowie die Anlagen der Wirthichaftsgebäude,
des Klofterhof3 und an der Klofterfiche vollendet wurden, berich—
tete er darüber nicht nur furz durch eine Inſchrift an der Süd-
feite der Kirche am früheren Kreuzgange (Das Kloſter Drübed
©. 46), jondern auch durch eine zweite links davon. Die etwa
mannshoch über dem jebigen Fußboden in einem quadratifchen
Sandjtein angebrachte Inſchrift ift durch ſtarke Vermitterung theil-
weiſe unlesbar geworden, doch mit Hülfe einer Abjchrift in dem
auf der gräflihen Bibliothef befindlichen Verſuch einer Gefchichte
394 Bermifchtes.
der Grafichaft Wernigerode’ von Jakob Heinrih Delius aus
d. J. 1752 Bl, 158* vollitändig wiederzugeben. Gie lautet:
[ANNO] 1732
[SE]YN
[BEY VERFERTIGUNG DIESES HOOFES]
[AN] CONVENTUALINNEN
[IM]
CLOSTER GEWESEN
CHRISTIANA SOPHIA BIERBRAU[ER DOM.)
BARBARA MARTHA MAR[TINI]
HENRIETTE FABRIN
SOPHIE CHARLOTTE BIERBRAUERIN
[MARGA]JRETHA ELISABETH [SCHJUBER[T]
[PHILIPPINA ALBERTINA SJANDRATH.
Durch die längere Zeit auswärts befindliche oben erwähnte
handichriftlihe Delius'ſche Gefchichte wird auch eine Bemerkung
über die urjprünglid blaue Farbe des Bandes am Drübeder
Kanoniffinnen-Drden beftätigt, die wir in der Schrift zur Feier
des taufendjährigen Beftehens des Klofterd nur in die Anmerkung
(S. 88 Anm. 53) zu bringen gewagt hatten. „Der DrdenHabit?,
fagt Delius a. a. D. Bl. 126*, beitehet in einen ſchwarz gros de
touren Kleide und einen von det linfen zur rechten gehenden ge:
wäßerten 2 Finger breiten himmelblauen Bande, woran ein
fchwarz emallirte8 Greuz hänget, und befindet fich in der Aebtißin
ihren ein Brillant. Sie gehen aber mehrentheil3 nad ihren Ge-
fallen gefleibet. . Die tüngfte ift allemahl portenaria. — — —
Auf dem hohen Chor der Kirche ift ihre Priehe, wo fie nad) der
Drdnung figen’. Zu der Iesteren Bemerkung iſt S. 57 unſerer
erwähnten Schrift zu vergleichen.
Wenigſtens ſeit den achtziger Jahren des vor. Jahrh. iſt das
Band des Drübecker Kanoniſſinnenordens ſchwarz, wie wir es
z. B. an dem jetzt in der Gleimſchen Stiftung zu Halberſtadt auf-
bewahrten Orden der Sophie Dorothee Gleim, Nichte de3 Dichters,
die von 1786 ab Kanoniffin war, fehen.
Merkwürdig ift, daß Delius nur von einer Klofterglode
redet, während zu feiner Zeit doch noch zwei vorhanden, wenn
auch nicht mehr beide im Brauch waren. Vol. Dr. Gedenkichrift
©. 58. Zu beadten ift au, daß er von einer Darftellung auf
derjelben fpricht, von der wir fonft feine Kenntniß haben. Nach—
dem er nämlid BI. 126* irrthümlich bemerkt hat, das Klofterfie-
gel ftelle eine Heilige vor (ftatt des heil. Vitus), welche in ber
einen Hand die Stiftäfirche, in der andern einen Zweig halte, fährt
Bermifchtes. 395
er fort: An der Klofterglode fist fie gar zu Pferde, Menn
wirklich eine reitende Perjon dargeftellt war, fo ift nicht wohl an
eine Frauen= fondern an eine Mannsfigur, etwa an den heiligen
Martin zu denken, deſſen Beziehung zu Drübel uns freilich fonft
gar nicht befannt if. Aus den weiteren Bemerkungen a. a. D.
jehen wir, daß Delius die nicht mehr vorhandene Glode im Auge
hat: Aus der an eben dieſer fehr alten Glode oben am Rande
befindlichen gecrönten Dame fan man nicht undeutlich eine Kayfer-
liche Stiftung bemeifen (!) und aus der daran gegoßenen Maria
mit dem Jeſuskinde vermuthen, daß das Stift der Mutter Gottes
gewidmet fei': — — „Die Drübecker Propſtei-Gebäude bemerkt
er Bl. 125*, „fein noch unter dieſem Namen vorhanden’.
b) Ulrich von Schermbfe, Klofterbruder zu Zlfenburg
1301 — 1310,
Ueber denfelben verdanke ich meinem lieben Collegen Archivar
Dr. Geisheim beim Staatdarhiv zu Magdeburg folgende die
Nrr. 171. 189. 190 und 194 des Ilſenb. Urkundenb. ergänzende
urkundliche Angaben.
1) 1304 o. T. Der Gefdhwifter von Schermbfe (f. 2) Schen-
fungöbrief für das Stift U: 8. Frauen zu Halberſtadt über
eine Hufe zu Creendorp. Urk. Nr. 299 des Stift U. L. Fr.
im Königl. Staats-Arch. zu Magd.
2) 1308, Sept. 15 (XVII Kal. Octobris) Der Gefchwifter von
Schermbke Werner, Domherr zu Halberjtadt, Ulrih, Klofter-
bruder zu Slfenburg, Hermann und Friedrich Gebrüder,
Bertha, Stiftsfrau zu Quedlinburg, und Gertrud Schenfung3-
brief über einen Hof zu Hemmendorf. A. a. D. Nr. 329.
3) 1310, Dec. 20. (XIII Kal. Januarii) Diefelben machen eine
Schenkung an Widelind Spiegel zu Oröningen. Dafelbit
Nr. 333. 334.
Bei Nr. 333 u. 334 hat namens des Mönch Ulrich der Ilſen—
burger Abt fein Siegel angehängt, da ein Klofterbruder fich Feines
eigenen Siegels bediente; ebenfo Urkob. Nr. 189.
Da Ulrich einem der vornehmften und älteften Edelherrnge—
ſchlechter des Bisthums Halberftadt, genannt nad) dem nordöftlich von
Dicheröleben gelegenen Schermbfe, defjen Name ala Schirinbeke
zuerft 1136 erklingt," (1185 Scherenbeke, 1191 Schermbike,
1) Leuckfeld antt. nummar. 53.
Vermiſchtes.
396
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Bermifchtes. 397
Bei feinem erjten Auftreten erſcheint 1185 Arnold v. Sc.
mitten unter den Edelherren unmittelbar nah Burchard v. Mans-
feld. Der ältere Hermann urfundet im „jahr 1248 als H. dei
gratia nobilis vir de Scherenbike.? Sein hierbei gebrauchtes Sie—
gel, welches im Schilde einen herabhangenden Adlerzflügel fehen
läßt, ift bei v. Erath c. dipl. Quedl. Taf. XXIV. Nr. 4 abgebildet.
Wie auch ſonſt Edelherren, jo haben auch diev. ©. gleihnamige
Minifterialen, 3. B. 1195 Conrad u. Alwerich, 1213 Conrad
Urk. U.2. Fr. in Magd. u. cod. dipl. Quedl. 133; der Knappe Thilo
v. ©. 1284— 1300. Unſicher ob Edle oder Minijterialen find
Dietrih 1206— 1229, Heinrich 1217, Werneko miles de S.
castellanus zu Zangenftein 1249; der Ritter Werner v. ©. 1270.
Sm Lüneburgifchen führt ein gleichnamiges Gefchlecht niederen Adels
eine nach rechts quergelegte Lanzenfpige im Schilde.
Merkwürdig ift, daß wir im Jahr 1347 nochmals einen Klofter-
bruder Ulrich von Schermbfe (de Scerbenke), zu Ilſenburg
ohne alle Spuren ritterbürtiger Herkunft, meijt einfach al3 Olricus
dietus Scerbeke bezeichnet, in gleicher Weiſe urfunden und ſich
dabei ebenfall3 des Siegels feines Abts bedienen jehen. Nach jenen
Urkk. befaß auch diefer Bruder Erbgut, und zwar bei Duedlinburg.?
ec) Den Abt zu Ilſenburg
betreffen auch folgende Beftimmungen in der letztwilligen Berfügung
des Domkelners zu Halberjtadt Ludwig von Wanzleben auf einer
ellenlangen Pergamentrolle Stift Halberjtadt XVII, f. Nr. 60 im
Königl. Staats - Archiv zu Magdeburg:
1365, Januar 20.
Unum talentum dabitur in memoria patris et matris
mei Lodewiei cellerarii.
Item de redditibus trium marcarum puri argenti in
decima Bersle.
Item de quattuor marcarum redditibus usualis argenti
in civitate Aschariarum ex parte abbatis Ilsineburg et
de redditibus triginta novem solidorum in civitate Hal-
berstat in Advocacia ex parte eiusdem abbatis Ilsinebur-
gensis, qui redditus trium marcarum in decima Bersle
et quattuor marcarum in civitate Aschariarum et triginta
novem solidi in eivitate Halberstadt reemi possunt iuxta
continenciam desuper litterarum confectarum.
1) Magd. —— Bll. 1872 S. 492; v. ren: Magd. Regg- 1,
Nr. 1685. 2) v. Erath cod. dipl. Quedl. &
3) Ilſenb. Urfdb. Nr. 239. 240.
398 Bermifchtes.
d) Die Familie de Domo (van der Kemenaden,
Hemden?) in Wernigerode.
Wir haben im 5. Jahrgange (1872) bejonders S. 343—348
ziemlih ausführlih von einer urjprünglid van der Kemenaden,
van der Kennaden dann bloß Kemenaden, Kemmeden, Kemden,
Kemde genannten von der 2. Hälfte des 14. bis über die Mitte des
15. Jahrh. zu verfolgenden Wernigeröder Bürgerfamilie gehandelt und
dabei die Vermuthung ausgejproden, daß das lateinische de Domo
die Ueberfegung des Namens van der Kemenade(n) fei, bez. daf
der dort bereits im Jahre 1279 bezeugte Bürger Johannes de Domo
(a.a.D. ©. 342) derjelben Familie angehöre. Die Bedeutung von
Kemenade oder Kemenate als Haus ergab ſich bejonderd aus dem
runden Giegelzeihen des Stadtvogts Kemde (a. a. O. ©. 356 m.
Abbild.).
jedenfalls derjelbe Joh. de Domo ift es, deſſen Söhne mir
aus folgender im Königl. Staatsarhiv zu Magdeburg unter Stift
u. x. Fr. zu Halberftadnt Nr. 325 aufbewahrten zu Wernigerode
am 21. November 1307 ausgeſtellten Urkunde fennen lernen, durch
welche Yettere zu dem von ihrem Vater gefchehenen Verlauf von
Gütern zu Zilly an den Stiftshern zu U. 2. Fr. Johannes in
Halberſtadt — früher Cuftos zu ©. Silveſtri in Wernigerode, ihre
volle Zuftimmung ertheilen:
Omnibus presencia visuris nos Conradus, monetarius
in Honovere, Johannes, Hoyerus, Jordanus, Ni-
colaus et Bertrammus fratres, filii Johannis dicti
de Domo, civis in Wernigerode, recognoscimus et
tenore presentium publice protestamur, quod bona in
Tsillinghe, que vendidit Johannes antedietus noster
pater dietus de Domo domino [Johanni], canonico
ecclesie s. Marie Virginis in Halberstat quondam
eustodi in Werningerode, in agris, in pratis, in areis,
in silvis, in pascuis et in omnibus pertinentibus, ad
eadem bona de consensu largo omnium fratrum sunt
vendita antedietorum, eidem domino Johanni antedicto
et eidem patri nostro Johanni antedicto adhibuimus
consensum liberum venumdandi eadem bona; verum si
de iure vel de facto arrestavimus prohibendo eadem
bona prefato domino Johanni canonico antediete ecelesie,
revocamus renunctiando simplieiter eisdem bonis et omni
iuri, quod in ipsis habere videbamur. In cuius rei testi-
monium presens instrumentum prefato domino Johanni
el.
Bermifchtes. 399
canonico sepedicte ecclesie sigillo Conradi nostri fra-
tris, monetarii in Honovere, fecimus roborari.
Datum Werningerode, anno domini M. CCC”" VII”
feria III* proxima ante Cecilie virginis.
Das noch an der Pergamenturfunde hangende Siegel Kon-
rads, de3 damaligen Münzmeifters zu Hannover, zeigt im Schilde
drei Mufcheln zu 2 und 1 geftellt und die Umſchrift: S. OOM-
RADI MONATARU.
Zu bemerken ift bei diefem Siegel ein Doppeltes:
1) Es ift offenbar fein redendes Wappen und ganz verſchieden
von dem des MWernigeröd. Stadtvogt® Kemde (v. d. Kemer
nabe).
2) Der Siegelführer nennt ich auf dem Siegel nicht nad} dem Zuna-
men jeines Vaters (de Domo) fondern, nach der Weife geiftlicher
und weltliher Würdenträger, nad) jeinem Amt und Beihäftigung
als Münzmeifter. Vielleicht ift er der Begründer der feit der
erften Hälfte des 14. Jahrh. (1333) auch ſonſt bezeugten
Familie der Monetarii oder Montere zu Hannover. Aller-
dings erjcheint dort ſchon 1243 vereinzelt ein Ernestus Mo-
netarius, doch bleibt zu erwägen, ob hier nicht auch das
Amt gemeint jei.?
Unfere Urf. erinnert auch fonft daran, wie die Familiennamen
noch flüjfig waren. Die Söhne wiederholen, nachdem fie ſich eben
die Söhne des Johannes dicti de Domo genannt haben, ihr
Vater jei dietus de Domo'. Jener ehemalige Cuſtos Johannes
in Wernigerode aber — als ſolchen lernen wir ihn 3.8. am
26.Mat 1282 Tennen, am 24. April, 1. Mai 1289 aber bereits als
Stiftsheren zu U. 8. Fr. in Halberſtadt und quondam custos in
Wern.3 — behielt den Namen „custos’ oder ‚Küfter” als Zuna⸗
men,“ was in Urkunden um ſo leichter ſtören kann, als eine
Beitlang auh daneben der custos zu U. L. Fr. in Halb. den
damals jchon überaus häufigen Namen Johannes führte. >
E. Jacobs.
: 1) run Urkdb. der Stabt Hannover 184. 197.
u
2) Ebendaſ. Nr. 12.
3) Halb. Urkdb. 225; Drüb. Urkdb. 31; Ilſenb. Urkob. 127. 128.
4) Bol. Ilfenb. Urtbb. 137 im Jahr 1291: Johannes, qui custos
dieitur.
5) Im 3. 1277 ift Johannes de Heligendorp custos b. Mar. Virg.
in Halb. Halb. Urkdb. 149.
400 Vermiſchtes.
VIII.
König Wenzels Achtbrief wider Halberjtadt, Quedlinburg
und Aſchersleben 1389 März 19.
Wir Wenczlaw, von gotes gnaden romischer kunig, ze
allen ziten merer des reichs und kunig ze Beheim, enbieten
allen fursten geistlichen und werltlichen, graven, freyen, dinst-
leuten, rittern, knehten, rihtern, burgermeistern, reten, gemein-
scheften der stete, merckt und derfier und mit namen allen unsen
und des heyligen reichs lieben getreuen und undertanen, den
diser brieff geweiset und gezeiget wirdet, unser gnade und alles
gut. Wir tun euch allen und eur yeglichem besunder kunt mit
disem brieff, daz wir zu ehte getan haben die burgermeyster,
rete und die burger gemeinclichen arm und reich der stete
Halberstat, Quedlingenburg und Aschersleyben und
Herman von Ackenburg, Hansen von Peyn und Geb-
harten von Hoyme und haben sie genumen uz dem fride
und setzen sie mit craft dits briefis in allen unfride, ir leyb
und gut, von unser selbes wegen und von des edeln Sygi-
Josts, lantgraven von dem Leutenberg, wanne wir
sie mit rehter clag und urteyl dareynbraht haben und daz wort
uber sie selber gesprochen haben zu dem Betelern. Davon ge-
bieten wir euch allen und eur yeglichem besunder als ein romi-
scher kunig ernstlichen und vesticlichen und wollen, daz ir
dieselben ehter furbas meydet und meyden heyzzet, alle die
euren in allen euren vesten, steten und gerihten mit aller
gemeinschaft, wie die geheizzen ist, sundern daz ir uns und
dem egenanten Sygijost, lantgraven zu dem Leutenberg,
uff der obgeschriben ehter leyb und gut ernstlichen beholifen
seyt, als ofte und als dicke uns des not geschiht. Und wer der
oder die weren, die des niht enteten, so es an sie gevordert
wurde von uns oder den unsern, die weren und teten ser wider
uns und daz heylig reich und solten auch swerlichen in soge-
tan pen und aht ir leyb ir gut vorfallen sein, als die vorge-
schriben ehter, und wolten auch zu stunden zu in heizzen
rihten in unsem kunglichen hof vor unsem hofgerihte, als reht
were. Auch wollen wir, wer der oder die sein, die die ob-
geschriben unser ehter, ir leib und ir gut angreufet, leydigt,
beswert oder bekumert, wie sich daz vorlauft, daz in daz kei-
nen schaden fugen noch brengen sol an keinen steten, es sey
vor geystlichem oder wertlichen gerihten, lantfride oder lant-
gerihte in dehein weise.
Vermiſchtes. 401
Mit urkunde dits brieffs versigelt mit unses hofgerihts
insigel, der geben ist zu dem Betelern! an freytag vor dem
suntag Oculi in der vasten nach Cristus geburte dreuzehenhun-
dert jar und in dem neunundahtzigstem jare.
Auf der Rüdjeite des Pergaments, das im Herzoglichen Haus -
und Staatsarchiv zu Zerbft befindlih, das mit der großen Oblate
aufgeflebte Hofgerichtsfiegel.
Den Landgrafen Sigoft von Leuchtenberg (F 1392) verzeichnet
H. Grote, Stammtafeln 1877 ©. 81.
Zerbſt. Archivrath Profeſſor Fr. Kindſcher.
IX.
Alte Glocke zu S. Moritz in Halberſtadt v. J. 1281.
Herr Superintendent Nebe in Halberſtadt erwähnt in der
Harzzeitſchrift 9, 292 eine Glocke auf dem ſüdlichen (muß beißen
nördlichen) Thurme der dortigen Morigfiche, „um deren Mitte
fih die Angabe zieht A. D. 1281“, wodurd in mir der Wunſch
vege wurde, Näheres über diefe durch ihre bejtimmte Datirung
bemerfenswerthe jehr alte Glode zu ermitteln, indem ich erfah-
rungsmäßig vorausfegte, daß auf einer Glode aus fo alter Zeit
außer dem bloßen Datum wohl noch mehr Inſchrift vorhanden fein
würde. Darin hatte ich mich auch nicht getäufcht, und durch fehr
gefällige Vermittlung des Herrn Dompredigerd Lange in Halber-
ſtadt liegt mir eine erfichtlich genaue Abzeihnung der Inſchrift vor,
die oben um den Hals der Glode läuft und aus 4 Gentim. hohen,
einfachen Majuskeln befteht. Die Lefung, welche wegen der vielen
Abkürzungen dem Ungeübteren ſchwierig fein mag, ergiebt mit
Sicherheit zwei leoniniſche Herameter, deren einzelne Wörter durch
Punkte getrennt find, und lautet:
Per crucis hoc signum 7 fugiat procul omne malignum
Ore tuo Christe benedictus sit locus iste
wobei folgendes zu bemerken ift: Das Zeichen des Kreuzes, welches
faft regelmäßig bei allen ringsum laufenden mittelalterlihen In—
Schriften Anfang und Ende derjelben zu bezeichnen und beshalb
als bloßes Sinterpunctiongzeihen zu gelten pflegt, fteht hier in der
Mitte des erjten Verfes und nimmt für fich diefelbe magische Wir:
1) Mit dem Ausftellungsort „Betelern “ ift „Zebrak, Schebrak“ in
Böhmen, im Prager Kreis, in ber Bezirkshauptmannſchaft Horzowitz
gemeint. Vgl. Robert Schneider, Handbuch der Erbbeichreibung 1857. IL.
©. 1199, 1, 9
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 26
—
402 Vermiſchtes.
kung in Anſpruch, die anderweitig von dem Glockenklange erwartet
wird, wie letzteres z. B. der Fall iſt in der, in ihrem zweiten
Theile mit der unſrigen identiſchen Inſchrift zu Rieſtädt, die nach
Wiggert zu leſen iſt: Dum sonat hoc signum, fugiat procul
omne malignum.? — Geltjamerweife find die Buchſtaben RV in
dem Worte crucis um die Hälfte höher als die übrige Inſchrift,
mas doch wohl abfichtlich geſchehen ift, wenn fich auch die Bedeu—
tung ſchwerlich nachweiſen lafjen dürfte. ° Der zweite SHerameter
enthält ein anſprechendes, alles Magifche ausjchliegendes Gebet,
dejien erjtes Wort in der mir vorliegenden Zeichnung unleſerlich
erſcheint. Es befteht nur aus zwei Buchſtaben, von denen der
legte deutlih ein E iſt; der erſte ift undeutlih, kann aber der
complicirten Form nad) jehr wohl aus zwei an einander gezogenen
Buchſtaben beſtehen. Die Profodie verlangt einen Trochäus, die
Grammatif den Ablativ eine3 männlichen oder ſächlichen Subftan-
tivums nad der 3. Declination: es wird alfo getroft ore zu lejen
fein, was ja aud in den Sinn paßt. — Unter diefer Inschrift
an der Schweifung der Glode fteht dann noch das Datum
A. D. M. CC. L. XXXL
Fröhden b. Jüterbog 4/12. 1877. D. th. 9. Otte.
X
Ueber die Zeitbeitimmung der Ineluje Sifu zu Drübed.
Thietmar 8, 6.
Im vorigen Yahrgange 1877 diefer Zeitihrift S. 391 fchreibt
Jacobs in der Abhandlung über Drübed folgendes:
„die von Hrn. Dr. Sch. hervorgehobenen hronologischen Bedenken
„Ind unleugbar, aber den Ausweg zu ſuchen, daß ſtatt Hein-
„rich II. Heinrich I. zu verftehen ſei, jcheint um fo weniger
„gerathen, als die Schwierigkeit damit nicht gehoben wird, denn
„nach Thietmars Erzählung lebte die Siſu zu König Hein-
„richs II. Zeit“
Ich vermifje den Beweis, daß die Sifu zu K. Heinrich II. Zeit
gelebt habe und geftorben fei. Denn daß Sifu zu König Heinrichs
Zeit gelebt habe, das jagt Thietmar felbit, aber ob diefer Heinrich)
der I. oder II. geweſen fei, das ift die — petitio prineipii, bie
doch nicht ala Beweis angeführt werden darf.
1) Vgl. Neue Mittheil. des Thüring.-Sächſ. Vereins VII. 1, 198. —
Signum ift im ber liturg. Sprache — Glode.
Vermischtes. 403
Berjuchen wir eine Erflärung. Dabei fällt uns zunädjft die
Einleitung auf. Thietmar fchreibt 8, 6:
„interim dum fama velox aliquid novi ad scribendum deferat,
„mihi hominum vitam piorum, quam ego culpabilis et obli-
„viosus nimis superius dicendam praeterivi, explanare nunc
„ardeo “.
Es folgt aus diefen Worten, daß Thietmar einen größeren
Zeitraum, einen Zeitraum von größerer Ausdehnung angegeben
haben kann, wie 1, 7: „in hoc anno miserabiliter compleri vi-
debam in obitu Liudgardis inclitae*. Dieſe Stelle ift befannt
und wurde benußt, um zu zeigen, daß Thietmar das erjte Buch
feine Chronicon vor dem Todestage der Liudgardis (13. Novbr.
1012) gefchrieben habe. Er umfaßt mehr als 2 Jahre, und rückt
die Nachricht in die Regierungszeit Heinrih3 I. Wir vermuthen
fogar, daß der Annal. Saxo fich habe beftimmen lafien, den Tod
der Sifu auf 1016 anzunehmen.
Vergleichen wir indeß die Worte, die Thietmar 8, 6 weiter
ausgeſprochen hat. Er fchreibt:
dormivii — in dormitorio in Magadaburg et — vidi per
somnium ante matutinam (vor 4 Uhr früh), quod pueri duo
de antiquo, quod adhuc ibidem stabat, aerario procederent
cantantes u.j.w. Dann fegt er hinzu: „post sex dies intima-
tum est nobis, quod, sicut visum est mihi, vere dei famula
transiret e carcere carnis.“
Angenommen, das ſei alles 1016 gefchehen; um dieſe Zeit
war aber Thietmar wirklich und wahrhaftig Bifhof. Kein Wort
wird darüber gejagt, daß er ald Bifhof in dem Schlafiaale der
möndifhen Domberren ſich 6—7 Tage niedergelafien habe. Es
iſt zwar richtig, daß Thietmar von Merfeburg und aus feinem
Sprengel oftmals längere Zeit entfernt geweſen ift, aber die Ent»
fernung geſchah ftet3 in Mönchs- oder andern oftenfibeln Ange-
legenheiten von allgemeiner Bedeutung. Hier ift indefjen und im
ganzen Chronicon ift nicht die gerinafte Andeutung angegeben.
Nur und allein ift der Umftand erwähnt, daß Sifu gegen feine
Mutter Cunigunde fehr liebenswürdig gemefen iſt und daß diefe
ihr verſprochen, für fie in ihren Nachfommen ein Andenken ftiften
zu wollen.
Aus den Morten: aerario antiquo, quod adhuc ibidem
stabat ijt die Vermuthung gerechtfertigt, daß Siſu früher als
1016 geftorben if. Denn adhuc bezeichnet die Dauer der Zeit
bis zur Gegenwart. Die obigen Worte heißen daher: „das alte
Schatzhaus das dajelbft noch ftand. Ueber adhuc vergleiche
2,1. — 2,28. — 4, 48. — 5,21. — 7,29. — und 4,11.
26 *
404 Bermiſchtes.
— 4, 16. — 4, 17. — 4, 24. — 429. — 4,40. — 4,48,
— 5,2. — 5, 6 (wo ad hoc für adhuc 4, 24. — 5, 20 zu
lefen fein mödte) — 5, 15 u. f. w.
Wäre Thietmar weniger Hof- Hiftoriograph, jo würde er die
großen Brände, von denen Magdeburg heimgefucht worden, ange—
merkt haben. Nur einmal gebenft er eines großen Brandes, und
dies nur beiläufig 6, 46 „ecclesiam rotundam post. incendium
hujus civitatis magnum dilapsam erexit‘ ber fcheint zur Zeit
der furzen Regierung des Erzbiſchofs Walthard oder kurz vorher,
als Walthard noch erzbifchöflicher Propft war, gefchehen zu fein,
aljo 1011 oder 1012. Ich nehme an, es fei 996 gejchehen.
Als Hof» Hiftoriograph nennt er Heinrich II. vom 14. Febr.
1014 ab (nit 25. Februar, wie Thietmar angiebt) nur Kaiſer,
entweder
Caesar 5.8. 7,2. 7, 3. — 7,5 (3 mal). — 7,6 (4 mal).
— 7,7 (3 mal). 7, 8 (4 mal). — 7,11 (6 mal). — 7,12
(2 mal). — 7,13 (2 mal). — 7, 14. — 7,15. —
7, 19 (2 mal). — 7, 20 (2 mal). — 7, 21 (2 mal). —
7, 34 (2 mal), — 7, 35. — 7, 36. — 7,39. — 7,46
(2 mal). — 7, 48 (3 mal) ober
imperator 7, 3. — 7,5 (3 mal). — 7,6 (5 mal). —
7,7 (4 ma). — 7,8 — 7,11 (4 mal). — 7, 12
(3 mal). — 7, 13 (2 mal). — 7, 14 (2 mal). — 7, 17.
— 7,19. (2 mal). — 7,20 (2 = — 71,21. —
7,23. — 7, 31. — 7, 34. — 7, 35 (5 mal). — 7, 36.
— 7,57 (6 ma). — 7,38. — 7, 39. — 7,41. —
7, 42 (2 mal). — 7, 44. — 7, 46 (2 mal). — 7, 48
(4 mal). — 7, 53.
Obgleich Heinrich II. fein Mehrer, fondern ein Verminde—
rer des Reichs geweſen ift, nennt ihn doch Thietmar augustus
3.8. 7, 36. — 7, 38.
Ausnahmsmeife ift imperatorius, fogar imperialis
gebraucht, die ſowohl wie regalis und regius unterjchieben,
al3 auch für einander gebraucht werben.
Nur in zwei Fällen nennt auch Thietmar den Kaiſer Hein-
rich II. König (rex), und zwar:
1) wo es fih um Gegenfäße handelt z. B. Heinricus dei gratia
rex ebenfo 7 51;
2) wo Thietmar Nachrichten von Vorfällen und Sachen giebt,
die unter der Königsherrfchaft gefchehen find, z. B. 7, 39
hie a rege successit antecessori suo; 7, 51 serenissimo rege
Heinrico tunc dominante ac Wigberto — vigente — in
villa quadam Rotlizi, die Monumenta Germaniae und ihre
Bermifchtes. 405
Nachfolger haben es für Rochlitz genommen, mährend jie
„Martröhlig” erflären mußten. Die Schreibung Roclizi
oder Rotlizi ift zu verbefjern in Rollizi. Rochlitz nennt
Thietmar Rocholenzi; davon ift Roilizi (1348 Rolitz) ober
wie es in der alten Biographie Thietmars heißt „Truazis,
quod nunc vocatur nova Roilitzi, d.h. Marfröhlig und Roga-
liei d. h. Röglitz verfchieden, obgleich alle drei mit einander
leider vertauscht werden.
Wenn daher die Sifu 1016 geftorben fein follte, eine An
nahme, die auch Urfinus in feiner Ueberfegung befolgt mit den
Worten: „im Jahr 1016, wer auf Thietmar zurüd fieht,“
jo hätte der letztere, da Fein Grund vorhanden it, warum er
anders fchreiben follte, jchreiben müfjen:
in temporibus imperatoris Heinrici etc.
Er hat aber gefchrieben: in temporibus regis Heinrici u. f. w.
und das fcheint mir das allein richtige zu fein, wenn wir nur die
Zahlen richtig analyfiren.
Ich will annehmen, die Sifu fei 1016 geftorben:
Niemand hat daran Anftoß genommen, daß Sifu 64 Jahre
ala keuſche Jungfrau gelebt habe. Alfo:
1016 — 64 = 952
um 952 follte die Jungfrau heirathen. Sie lief aber fpornftreichs
in das Klofter Drübed.
Wie alt war fie 952? Thietmar antwortet auf diefe Frage:
jam adulta. Sie war aljo nicht bloß adulta, fondern
jam adulta!
Jam ift zu erflären wie 6, 46 mater sua jam defuncta.
Die Sifu war daher „bereits erwachſen“ als fie heirathen follte.
Wie alt war fie? In alter Zeit heiratheten die Fürften ſehr früh-
zeitig; Heinrich I. Gattin Mathilde wird auf 16 Jahre gefchägt,
vielleiht war fie noch jünger. Hathui, die erjte Aebtiffin von
Gernrode, war 13 Jahre alt, als fie den Grafen Siegfrieb hei-
rathete; die Godila, Gattin des Markgrafen Liuthari, des Oheims
Thietmars, gebar im 13. Jahre ihren erftgebornen Sohn Wirin-
bar nach Thietmar. Aber da die Sifu nicht zu den Fürftlichen
gehörte, jo können wir glauben, fie fei 18— 20 Jahre alt geme-
fen. 952 — 18 — 934 und mar die jam adulta 20 Jahre
alt, jo ereignet fich ihre Geburt aufs Jahr 932. Je höher mir
das Alter der Sifu jegen defto mehr finft das Jahr der Geburt.
Aber angenommen fie ſei 1016 gejtorben, fo ift 934 ober
932 in temporibus regis Heinrici.
Wenn wir aber fehen, daß die Annales Quidlinburgenses den
Tod der Sifu in das Jahr 1020, der Annal. Saxo in das Jahr
406 Nermifchtes.
1016, den Todestag Thietmard auf den 17., das Lüneburger
Necrologium, obgleih Lüneburg entfernter al3 Quedlinburg liegt,
auf den 16. Febr. fegen, wenn wir ferner gezeigt haben, daß die
Sifu vor 1012 geftorben fein möchte, jo folgt daraus der wahr:
Iheinlide Schluß, daß die Zahlen Thietmars, überhaupt alle Zah:
len, die bei diefer Angelegenheit angegeben werden, nicht richtig fein
fönnen. Nur in der Weife, daß die Sifu 1012 geftorben: ift,
läßt es fich rechtfertigen, daß regis Heinriei auf Heinrich IL, da
er noch König war, fich auf Heinrich II. bezieht, wiewohl Hein-
rich I. genannt fein fann, da die Sifu zu Heinrichs I. Zeit 928
oder 930 geboren ift.
Halle, Dr. Sul. Schadeberg.
— —
XI.
Grabinſchrift des Grafen Carl zu Barby in der Domlirche
zu Barletta, Apulien.
HIE LIGT BEGRABEN DER WOLGEBORN HER CARL
GRAVE VND HER ZU BARBI VND MILINGEN, WELCHER
WIDER DEN ERBFEIND DER CHRISTENHAIT IST HEREIN
GEZOGEN MIT DEM AUCH WOLGEBORN HERN JACOB
HANNIBAL GRAVEN ZU DER EMPS KONIGKLICHER
MAIESTET ZU HISPANIA RHAT VND VBER ZEHEN FENLEIN
TEUTSCH KRIEGSVOLCK OBERSTEN. IST DEN FIERTEN
TAG AUGUSTI UM DIE AILFTE UHRN ANNO MDLXVI
SEINES ALTERS IM XXI JARE DER SELEN GOT
GENADIG SEIN WELLE AMEN.
Daneben auf demfelben Steine:
HIC SEPVLTVS GENEROSVS DOMINVS CAROL9 COMES
DE BARBI ET MILINGEN PROFECTVS ISTIS PROVINCIS
CONTRA TVRCAM CVM GENEROSO DOMINO JACOBO
ANIBALE COMITE IN EMPS REGIS HISPANIARVM CONSI-
LIATORE ET TRIBUS MILLIIS MILITUM GERMANORYM
TVTORE QUI OBIIT MENSIS AUGUSTI VNDECIMA HORA
MDLXVI AETATIS SVAE ANNO XXIH CUIUS ANIMA IN
DEO VIVAT AMEN.
Sangerhaufen, 8. Sept. 1877. Dr. Jul. Shmidt.
Veuere Schriften.
Dr. Otto Wadermann, Burhard II. von Halberjtadt, der
Führer der Sachen in den Kriegen gegen Heinrich IV.
(Wiſſenſchaftliche Beigabe des Dfterprogramms 1878 Der
Königlichen höheren Bürgerjchule zu Biedenkopf.) 53 ©. 4°.
Seitdem wir in diefer Zeitfchr. IL, 1 ©. 166— 168, III, ©. 514 f.
ein paar zufammengehörende Arbeiten von Gotth. Sellin über Burchard II.
zu beſprechen Gelegenheit hatten, ift bereit8 wieder die bier bezeichnete neue
Unterfugung über den merkwürdigen Biſchof, Heer- und WBarteiführer
erjchienen. Obwol durchaus unabhängig von der früheren vertritt doch bie
neuere Schrift im weſentlichen denfelben Stundpunkt wie jene, indem fie,
bierin Floto beiftimmend, das von Barteileidenfchaft entftellte Bild König
Heinrichs IV. zwar nicht zu verflären, aber doch in das rechte Licht zu ftellen
und Burdarbs bis an fein Ende umverrüdtes, eifrige® Wirken und
Streben als ein verberbliches und von böſer Leidenfchaft beherrfchtes darzu—
ftellen fucht. Aber hierbei gehen doch die Auffafjungen ziemlich weit aus-
einander. Während ©. vorzugsweife Burchards Habfucht hervorhebt und
3. B. den Abfall vom Könige im 3. 1073 lediglich aus der Entziehung
zweier Befigungen herleitet, erfennt zwar auch W. perfünliches Zerwürfniß
mit Heinrich, beſonders unverföhnlichen Haß als mitwirkende Zriebfebern
von des Biſchofs Handlungsweife an, doch werben biefe vorzugsweife etwas
höher im allgemeinen Beſtrebungen, eiferfüchtigem Particularismus und
firhlihem Feuereifer' gefucht.
Gleich zu Anfang und wieder am Schluß der Arbeit wird nachdrücklich
hervorgehoben, wie das feit Heinrichs unmündiger Jugend in Verwirrung
gerathene Reich feineswegs mehr jenen einheitlichen Organismus bargeftellt
babe, wie zur Zeit der DOttonen, wie einerfeits die firchlichen Gewalthaber
eine itbermächtige, felbftändige Stellung einnahmen, befonders aber auch
neben den Sonderbeftrebungen der Stämme die Gewalt ber einzelnen Fürften
eine die Neichseinheit fehr gefährbende geworben war. Heinri IV. war
feineswegs allgemein anerkanntes Haupt des Reichs, ſondern jtand als
Partei den Fürfien gegenüber, die e8 im ihrem Intereffe fanden, das
Herlommen der Erblichleit des deutſchen Königstbrons außer Geltung
zu Bringen und denen 3. B. die von K. Heinrich erftrebte Gleichheit Aller
vor dem Gefeß zumiber war. Der gefährlichfte Feind Heinrichs und ber
Neichseinheit waren die Sachſen, der Stamm und feine Fürſten, unter denen
Biſchof Burchard der weitaus bedeutendſte, charakterfeftefte und unermildlichite
green en
.
—
war. Der erwählte Gegenkönig wird, ben Verhältniſſen entſprechend, wieder⸗
holt als König der Sachſen bezeichnet (vergl. ©. 35 3. 15 v. u.; ©. 36
3. 4 v. u.; S. 38 3.3 v. o.). Gerade deshalb war aber Burdards Wirl-
famteit fo erfolgreich, weil feine Beitrebungen und Hoffnungen mit ben
Intereflen der Sachſen jo innig verwoben waren (S.14). Offenbar kam
noch hinzu, daß feine Verwandten jo wichtige geiftliche Fürſtenthümer
innebatten. Des Königs offenes Zerwürfnig mit Erzb. Anno von Köln
trieb ja auch Burchard und feinen Oheim Wezel Erzb. von Magdeburg auf
die Seite der Gegner.
Tritt und nun Burchards Perfönlichkeit durch feine umentwegte
Charakterfeftigfeit — 3. B. gegenüber bem gewiſſenloſen, wankelmüthigen
Markgrafen Ebert — dur feinen unermüdlichen Eifer fir bie firchlichen
Beftrebungen P. Gregors VII. al8 eine bebeutfame und merkwürdige hervor,
fo eviceint und boh von dem Standpunkte endlich erreichter Reichs—
einheit aus die Wirkſamkeit eines geiftlichen Oberbirten als abjchredend
und zerftörend, ber dreizehmmal gegen bem König zu Felde ftand und ber
mit feinen Verwandten und Mitbifhöfen ein Interefie daran hatte, den
Sachſen einen eigenen König zu erhalten unb fomit ein natürlicher Feind
der Neichseinheit und des Neichsfriedend war. Wenn W. (©. 46) fagt,
daß DB. feine gefammten geiftigen und materiellen Mittel nur an das eine
Ziel feste: zu vernichten, fo dürfen wir das im Sinne des Bf. wol nur
dahin verfteben, daß des Biſchofs Sonderintereffen und die Lage der Dinge
dies jo mit fih brachten, denn ſchon feine Begeifterung für die Firdlichen
Keformen Gregors und feine anerlannte aufbauende Thätigfeit in feinem
Bistbum fihern ihn vor dem Urtheile eines ſtets verneinenden Geiftes.
Aber feine Leidenschaft verhinderte e8, daß er fruchtbarer für Gegenwart
und Zukumft baute,
Entſchieden anzuerfennen bei ber befprodenen Schrift ijt die gewiſſen—
bafte Benutung und Verwerthung alles erreichbaren Duellenmaterials,
ebenjo die forgfältige abgerundete Darftellung.
E. 3-
Halle, Buchdruckerei des Waiſenhauſes.
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Zur Ehronologie der Halberkädter Biſchöfe.
II. ı
Bon Dr. Guftav Schmidt.
Albrecht I. 1304 — 24.
1. Albrecht wird zum erften Mal als Dombherr genannt
am 30. Nov. 1292 in einer Urkunde des Bischof Bolrad für das
Kloſter Michaeljtein (cod. Anh. II, 733): er ift dort als Albertus
de Anehalt unter 15 Domberrn der 12., aljo wol fchon einige
Sahre im Gapitel.
2. Er befleidete vor feiner Wahl zum Bifchof die Würde
eines Probftes zu S. Pauli und erfcheint als folcher nachweis-
lich zuerft 1303 Febr. 10 (Urf. des Grafen Heinrih von Negen-
ftein für U. 2. Frauen, ungedr.), doch fann er die Würde fchon
ein paar Jahre länger inne gehabt haben, denn fein Vorgänger
Gebhard von Arnitein wird zulegt 1300 Apr. 19 erwähnt.” Denn
wenn Albreht 1302 (Ilſenb. U. B. I, 176) und in ein paar
Urkunden des Jahres 1301 (cod. Anh. III, 17.43) noch ala Dom-
herr bezeichnet ift, jo brauchen wir deshalb noch nicht anzunehmen,
daß er noch nicht Probft zu ©. Pauli geweien wäre. Sein Nach—
folger zu ©. Pauli, Heinrich von Anhalt, wird in diefer Würde
zum erjten Mal 1304 Apr. 23 (Halb. U. B. J, 301) genannt.
3. Seine Wahl zum Biſchof könnte früheftens in der zweiten
Hälfte Dezember 1303 3 erfolgt fein. Denn nad dem am 27. Dfto-
ber 1303 erfolgten Tode jeines Vorgängers Hermann war am
12. Dezember noch Sedisvacanz, wie 9. 3. 1876, ©. 50 nach—
gewiefen ift. Für eine folde Annahme fönnte die bei Ludwig
rell. XI. ©.502 und Riedel I, 8, 197 abgedrudte Urkunde fprechen,
mit dem Datum 1304 pridie s. Johannis evangeliste, in der
1) ©. H. 3. 1874, ©. 51—58. 1876, ©. 26—51.
2) So ift jedenfalls zu fefen Hereyn. Archiv 351, wo millesimo tri-
centesimo tertio XIII. Kal. Maji ſteht.
3) Die angebliche Urkunde bei Kunte in Lebeburs Ardhiv. XI, ©. 265
von 1302 Corporis Christi ift von 1352, aljo von Albrecht II.
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 26
410 Zur Chronologie ber Halberſtädter Bifchöfe.
er mit Erzbifhof Burchard von Magdeburg und den Bilchöfen
Heinrih von Merjeburg, Friedrich von Brandenburg und Arnold
von Havelberg in Halle einem Altar in der Gertruden - Kirche
daſelbſt Ablaß ertheilt, wenn man das Jahr 1304, wie durchaus
gewöhnlich ift, mit dem 25. Dezember 1303 beginnen läßt: dann
wäre es aljo, nad) unferer Rechnung, der 26. Dezbr. 1303. Hier:
gegen ſpricht jedoch, daß eine Urkunde vom 16. Febr. 1306 (cod.
Anh. 3, 123) die Bezeichnung des 2. Jahres feines Pontificats
hat. Je weniger zahlreich aber Urfunden dieſes Biſchofs mit der
Bezeihnung des Pontificatsjahres find (nach ihm jcheint dieſe über:
haupt aufzuhören), um fo mehr dürfen wir von ihrer Genauigkeit
überzeugt fein. Nun ijt die erjte Urkunde von ihm vom 1. April
1304 mit anno I. datirt (feria IV. in septimana pasche, in curia
patruelis Henrici de Anehalt canonici, cod. Anh. IH, 77), folg:
lich ift er vor dem 1. April 1304 Biſchof, und umgekehrt bemeift
die vorhin erwähnte vom 16. Febr. 1306 mit anno II, daß er
nach dem 16. Febr. 1304 erwählt reſp. bejtätigt ift. — Seine lebte
Urkunde datirt vom 5. Septbr. 1324 (Halb. U. 8.1, 414).
4. Sein Todestag ift der 14. Eeptbr. 1324. Mooyer fett
ihn (durh einen Drudfehler ?) auf den 4A. Septbr. Aber der
Liber de divino ordine (Gymn. Bibl. 164) hat folgende Aufzeich-
nung: item in vigilia Crucis peragitur memoria Alberti epi-
scopi de Anehald. et compulsatur cum dunna. invitatorium: Circum-
dederunt. missa servatur in choro. oblationes et commendatio
habentur. qui regit chorum, incipiat missam animarum. septem
psalmi non habentur. Das Feſt der Kreuzerhöhung (Septbr. 14)
war wol die Urfache, daß die Memorie nicht am eigentlichen dies
anniversarius, jondern einen Tag früher gehalten wurde. Die
vita Alberti II. (Meibom II, 381. Leibniz, scriptt. Brunsv.
II, 148) jagt auch ausdrüdlih: anno incarnationis Christi
M. CCC. XXIV. dominus Albertus de Anehalt, Halb. ecclesie epi-
scopus, in die exaltationis s. crucis ex hoc seculo, ut pie credi-
ditur, ad Christum migravit.
5. Er war ein Sohn des Fürften Bernhard von Anhalt-
Bernburg, der Halberjtädter Domprobjt Heinrich (1313..— 41) war
fein Vetter, ein Sohn feines Vatersbruders Siegfried von Zerbit.
6. Sein Dombherrenfiegel (abgeb. cod. Anh. II, Taf. IV,
N. 5) hat die Umfchrift: S’ ALB’TI. D’ ANHALT. CAN— HALB’
STADEN und zeigt einen fnieenden Heiligen, der von einer von
oben herabjchwebenden Figur gekrönt wird, rechts und links eine
jtehende Figur mit Zmeig, unten der Anhalter Wappenſchild. Sein
bifhöfliches Siegel (abgeb. ebd. Taf. V, N. 2. und Erath. XXXII, 5)
mit der Umjchrift: S’ ALBERTI : DEI : GRA. HAL-BERSTA-
Bon Dr. Guftav Schmidt. 411
DEN: ECCL’IE : EPI ftelt den Biſchof mit der Rechten fegnend,
in der Linken den Krummftab, unter einem Portal auf einem mit
Hundsköpfen verzierten Stuhle dar, unten das Anhalter Wappen.
Sein Secret endlih (in einer Urf. v. ©. Pauli 1311, Magd.
N. 94) hat die Umſchrift: [SE] CRET. ALBERTI. HALB. [EPI]
mit Bruftbild des Bifhofs, in der Linken Krummftab, die Rechte
zum Segnen erhoben.
Albrecht II. 1325 — 57/8.
©. über ihn die Vita vom J. 1349 bei Meibom II, 381 ff.
und Leibniz script. Brunsv. II, 148 ff. (vie Originalhandſchrift in
der Halb. Gymn.-Bibl. N. 63, f. mein Progr. D. 1878, ©. 28),
auch G. Budaeus, des . . Herrin Alberti ... Leben, Mandel und
Thaten 1. Thl. (der leider nur bis 1339 reiht) Halb. 1624, 4.
und v. Schmidt » Phijelded, H. 3. 1874, ©. 306 ff.
1. Daß er vor feiner Wahl zum Biſchof wirklich Mitglied
des Gapitel3 geweſen ift, geht aus einer Urkunde von Anfang
Dftober 1319 (in septimana communi in nostro capitulo gene-
rali) hervor, in der das Gapitel die Vertheilung der Präben-
den beftimmt: darnad) hatte dominus Albertus, dux de Bruns-
wich feinen Antheil in Dardesheim: ſonſt habe ich ihn nur in einer
Huyzburger Urkunde vom 7. Dezbr. 1323 gefunden (N. Mitth.
IV, 1. ©.45 N. 118). Er mag mol nicht viel präjent gemwejen
jein, denn ſeit 1313 ſchon war er auch Probft des Alerander -
“ Stiftes in Eimbeck, verzichtete aber auf diefe Würde, ala er Bischof
wurde, zu Gunften des Herzogs Johann von Braunfchweig (Gru-
benhagen), der durch feinen Einfluß 1341 in Halberſtadt Domprobft
wurde.
2. Dor der Neuwahl traf das Domcapitel am 6. Dftbr. 1324
(in octava s. Michaelis) Beftimmung über eine Reihe von Punlten,
die der zu wählende Bischof zu halten verpflichtet fein follte: nos
omnes et singuli tactis sacrosanctis evangeliis .sponte libere et
voluntarie juravimus fidelem observantiam honestarum consuetu-
dinum ecclesie nostre, specialiter quoque, quemcunque nostrum ad
episcopatus apicem divina providentia contigerit evocari in nostra
ecclesia, ille sub virtute jam prestiti sacramenti et sub pena
perjurii infrascripta fideliter observabit .. (Budaeus ©. 10,
Lünig RA. 17°, 39). — Die Wahl felbft fiel zwiefpältig aus,
die Majorität ftimmte für Ludwig von Neindorf (er ift in einer
ungedr. Urk. U. 2. Frauen v. 8. Mär; 1318 der lebte unter 12
Domherrn), nur 5 für Albrecht. Trogdem wurde diefer vom Erz.
bifchof von Mainz, unzweifelhaft mit Rückſicht auf feine hohe Her—
26*
412 Zur Chronologie der Halberftädter Bifchöfe.
funft beftätigt.! Ludwig erhielt nah langem Streit Ende 1328
das Bistum Brandenburg, wo ihm, dem vom Pabſt providirten,
ala Gegner der Electus des Gapitels Heinrich von Barby entgegen-
itand.? : 1327 Juli 1. war er in Avignon bei Pabſt Johann XXL.
(Ludwig, rell. XI, 503 — Riedel, I, 8, N. 195), und diejer
beauftragte am 21. Dftbr. den Probft zu ©. Pauli in Halberjtabt,
den Decan zu Zerbjt und den Scolafticus zu Merjeburg, ihn
gegen feine Feinde in der Brandenburger Diöcefe zu ſchützen und
bejtätigt ihm an demjelben Tage feine Einfünfte aus feinen Canoni—
faten in Halberftadt (ausdrüdlich ift das Archidiakonat Oſchersleben
erwähnt), Merfeburg und Naumburg, bis er das. Bisthum Bran-
denburg erlangt habe (Riedel I, 8 N. 198. 99). Als Bilchof
von Brandenburg ftarb er am 28. Juli 1347. — Ebenfomwenig drang
der von Nom begünjtigte (papa Johannes XXII. providit domino
Gisekoni) Giſelbrecht oder Gifefo, Sohn des Grafen Heinrich von
Holjteins Rendsburg durch, der feit 1321 Dombherr in Bremen
war und 1345 ald Domprobit dafelbjt gejtorben ift. Er ift offen-
bar der Erbe von Ludwigs Anſprüchen: daß diefer aber bereits in
Ausfiht auf das Brandenburger Bisthum für Halberftadt verzichtet
hat, geht aus einer Urkunde vom 25. Septbr. 1325 hervor, in
der Bischof Albrecht den Canonifern ©. Pauli Schadloshaltung ver-
fpriht, wegen ihrer Theilnahme an der Appellation gegen Giſeko
von Holftein. ?
Genauered über die Zeit der Wahl Albrecht zu bejtimmen
ift fchmwierig und mislih. Nach der oben erwähnten Wahlcapitu-
lation fönnte die Wahl recht wol noch gegen Ende des Jahres 1324
ftattgefunden haben. Doch hat fie fi wol wegen der Zwiejpältig-
feit etwa verzögert. 1325 März 19. (Dienftag nah Mittfaften)
verhandelt Fürft Bernhard III. von Anhalt mit dem Gapitel wegen
Afchersleben und gebraudt den Ausdruck: also lange went ein
bischop to Halberstad gestediget wert unde to lande kummet
(Budaeus ©. 46, der Revers de3 Capitel3 cod. Anh. III, 490).
Dana dürfen wir die Wahl als gefchehen annehmen, aber es fehlt
nod die Bejtätigung; es ift die Zeit, in der der Streit vor dem
(von Rom zum Richter ernannten?) Erzbifhof von Mainz ſchwebt.
Aber Shon in der Entiheidung des Grafen Heinrich von Blanfen-
burg, der in jener Urkunde als demnädjtiger Schiedsrichter bejtimmt
wird, vom 30. Juni 1325 (lateren dage s. Peters unde s. Paules),
1) Genaueres über die Sade f. v. Schmidt = Phifelded H. 3. a. a. O.
und Budaeus, beffen Den ahlge Darftellung nur am großer Breite leibet.
2) ©. Riedel I, 8, ©. 77.
3) ©. Beilage t
Bon Dr. Guftav Schmidt. 413
heißt es: de tweyginge. de de was twischen den ersamen heren
unseme herren bischoppe Albrechte to Halberstad op ene sit
unde — — greven Bernde von Anhalt op ander sit (Budaeus
S.49ff.). Es ift aljo fein Zweifel, daß in der Zwiſchenzeit, denn
vier Wochen nad der Beitätigung des neuen Bilchofs follte Graf
Heinrich feinen Spruch thun, diefe Beftätigung durch den Erzbijchof
erfolgt if. Damit ftimmt denn auch, daß 1325 Mai 16. (am
Himmelfahrtätage) ſich Albrecht nennt: we Albrecht van der gnade
goddes, de to deme byscopdome to Halberstat koren unde bestedeget
is (cod. Anh. III, 492): und ebenfo heißt er 1325 Juli 23.
Halberstadensis ecclesie electus et confirmatus (Urf. v. ©. Bonifacit,
in der es fih um Unterftügung des Biſchofs ad prestandum
subsidium ad relevandam ecclesiam ab oneribus debitorum handelt).
Am 26. Apr. 1329 nennt er ſich noch electus confirmatus, nach—
her Biſchof.
In Unruhe hat Albreht den biſchöflichen Stuhl beftiegen, in
Unruhe fajt immer gelebt. Seine erjten beiden Gegenbifchöfe hatten
über geringe Mittel zu verfügen, jo daß er fih ihrer Anfprüche
troß der päbftlihen Begünftigung ermehrte. Aber noch einmal
erwachſen ihm größere Schwierigkeiten dur den in den Kämpfen
der Harzgrafen gegen das Bisthum aufgeftellten und nad dem
Tode Giſekos vom Pabſte wiederum providirten Albrecht, einen
Sohn de Grafen Burdhard von Manzfeld. Das Schreiben des
Pabſtes Clemens VI. Avignon 1346 Juli 25. ift in einer notariellen
Copie vom 30. Dez. 1346 erhalten, leider mit ftarfen Beichädigungen. !
— Daß diefem Gegenbifhof Albrecht troß der päbftlichen Betätigung
das Glüd wenig hold war, dürfen wir aus der H. 3. 1870
©. 958 mitgetheilten Urkunde vom 13. Apr. 1350 fchliegen, in
der er (Albrecht van der genade godes unde des stoles to Rome
gekoren unde gestedeget des goddeshuses to Halb.) den Pabſt zu
bitten verjpricht, daß er hern Albrecht — — van Brunswich,
de nu dat byscopdom to Halb. besit, — — to gnaden nemen
wille umme dat biscopdom to Halb., wente de sulve here gar
bequeme nutte unde gut darto si, dat goddeshus to Halb. to vor-
stande unde to bescermende — —, und j&hreiben will, daß er ſelbſt
auf alle Anfprüche verzichte: bis zur päbftlihen Entideidung will
er gegen Albrecht nichts vornehmen. Offenbar ift ihm diefe Urkunde
unter dem Drud der Waffen abgepreßt. Jedenfalls ift es ihm nur
gelungen in feiner Mansfelder Heimat zu einiger Anerkennung zu
gelangen. Sein Ende ift bis jetzt in Dunfel gehüllt. Daß er troß
1) Sie ift als Buchdedel des cod. mser. 62 der Gymn.=Bibl. verwendet.
ſ. Beilage I.
414 Zur Chronologie der Halberftäbter Bifchöfe.
des beabfichtigten Verzicht, vermuthlih weil der päbſtliche Stuhl
auf feinen Frieden mit dem Braunfchweiger eingehen wollte, zu
Anfang des Jahres 1352 fih noch ala Biſchof gerirte, zeigt Die
Urkunde vom 2. Febr. 1352 (9. 3. 1870, ©. 564), in der er,
Dei et apostolice sedis gratia Halb. ecclesie episcopus electus et
confirmatus, da3 Patronat von zwei Kirchen in Eisleben dem
Klofter MWimmelburg übermeift. Eine feiner lesten Urkunden wird
wol die Beil. III. abgedrudte vom 13. Nov. 1356 fein.!
3. Nach zweiunddreißigjähriger von allen Kriegsftürmen bewegter
Regierung, in der es ihm allerdings gelungen war „das bifchöfliche
Gebiet zum gefchlofjenen Fürſtenthum zu machen“ (9.83.1874, ©.318),
legte er den Krummftab aus der müden Hand. Zunächſt nahm er
am 3. Juni 1357 feinen neuen Gegner Ludwig von Meißen zum
Mitregenten oder Coadjutor an.? Nach diefem Vertrage behielt
Albrecht das Bisthum, jo lange er lebte: nach feinem Tode aber
follte Ludwig fein Erbe im Stifte fein. Daß der Pabft die Hand
im Spiel hatte, wird ausdrüdlich hervorgehoben, und daß Ludwig
jo zu fagen der Rechtsnachfolger des Gegenbifhofs Albreht von
Mansfeld war, geht deutlich aus den Worten hervor: also daz
unser oheim bischof Albrecht $ dy pfafheit sine lebetage vorstae
und sie im undertenig bliben, ane dy pfafheit in dem Ostirbanne
und dy, dy der von Mansfeld vore hat vorgestanden: dy sal unser
bruder behalden, also daz den von Kaldenburne zu iren phaffen,
dy in iren ban gehoren, nicht unrecht geschee. Auf die Dauer
jedoch mar diefe Halbheit nicht nach Albrechts Gefhmad. Zum
legten Male urkundet er als regierender Herr am 28. Dft. 1357
für das Johannis-Kloſter. Am 16. November legte er fein Amt
nieder: denn an diefem Tage erkannte Ludwig die Urkunde feiner
Brüder vom 3. Juni als bindend für fih an (Mier. der Gymn. =
Bihl. 62, N. 1) und am folgenden Tage (ebd. 2) beftätigte er dem
Gapitel alle Handfeften und Privilegien, die es von feinen Vor—
fahren hatte, und besundern von unserm lieben omen bischof Albrecht
von Halb., der noch lebit, als von gotis und des stüles zu Rome
gnaden gekoren zu Halb. — Die eigentliche Auseinanderfegung
über die Abfindungsfumme erfolgte jedoch erſt am 26. Juli 1358.
Dana erhielt Albreht 300 Mark einmal und ebenfoviel alle
Sahre als Rente bis zu feinem Tode und ein Jahr noch darüber
hinaus, und zwar 100 M. auf Fohannistag, 200 zu Weihnachten,
1) Im Allgemeinen fcheinen Urkunden von biefem See
zu we 1 Siegel ift 9.3. 1870, ©. 960/61 befchrieben.
3, ſ. Beil. Nr. V. 4
Bon Dr. Guſtav Schmidt. 415
ferner den Hof des Dombdecand auf der Burg und den Hof des
Gerhard von Wehrſtedt in Halberitadt, fowie den Vorwerkshof in
Dfchersleben; auch übernahm Ludwig die Schulden, die her von
gotishuses wegen schuldig ist, u. ſ. w. ;
4. Das Jahr feines Todes bleibt zweifelhaft. Die gemöhn-
lihe Angabe ift 1358, aber eine direkte Betätigung habe ich
nirgends gefunden. Daß er aber am 11. Juli 1362 (translatio
Benedicti abb.) todt war, geht aus einer Urfunde des Klofters
Marienthal hervor, in der es heißt: — — horum quidem reddi-
tuum quatuor marcarum cum uno fertone predictus dominus Lode-
wicus [de Wanzleve, cellerarius ecclesie Halb.] tres marcas cum
uno fertone ad anniversarium domini Alberti de Brunswick felicis
recordationis, quondam episcopi Halb., pro quadraginta mareis
Stendaliensis, quas ipse dominus Lodewicus de testamento prefati
domini Alberti tamquam testamentarius sustulit, deputavit.
Der Todestag fteht Durch zwei Aufzeichnungen feſt. Unbeſtimmt
drüdt fih der Liber de divino ordine (Gymn.-Bibl. 164) aus:
item ante Galli peragitur memoria domini Alberti episcopi Halb.
de Brunswik. et dunna pulsatur. invitatorium: Circumdederunt.
missa servatur in choro. oblationes habentur et commendatio. qui
regit chorum, incipiat missam. septem psalmi non habentur.
Beſtimmt dagegen fagt das Huysburger Todtenbuch zum 13. Oftober:
Albertus episcopus Halb. obiit, qui dedit unam marcam annuatim
(9. 3. 1872, ©. 135, mo jedod die Angaben ©. 266 irrig auf
Albrecht III. bezogen find).
Er ftarb alfo am 13. Dftober, früheltens 1358, ſpäteſtens
1361.
5. Ueber feine Abſtammung genügt es zu bemerfen, daß er
ein Sohn Herzog Albrechts des Fetten (F 1318) von Braunfchweig
mar, ein Bruder der Herzöge Otto, Magnus und Ernft, ſowie des
Hildesheimer Bischofs Heinrih (1331 — 63).
6. Ich kenne folgende Siegel von ihm: 1) S’ ALBERTI -
DEI - GRA - ELCI : COFIRMATI : ECCE - HALB’ STADENSIS +
Knieender ©. Stephanus, darunter: STEPHANVS. Unten Schild
mit den beiden Leoparden; an einer Urf. v. 1326, Magdeb. s. r.
Stift Halb. XI, 127. 2) S’ ALBERTI - DE - BRVNSWIC -
DEI — GRACIA - HALB’ STAD - ECCE - EPI + Sitzender Bifchof,
mit der Rechten fegnend, in der Linken Krummftab, zur einen
Seite Schild mit den beiden Leoparden, zur andern Schild mit dem
Stiftäwappen, unten Schild mit einem Löwen; abgeb. Erath
XXXVI, 5. 3) S’ ALBERTI - DE - BRVNSW - DEI- GRA -
HALBER - ECCL’E - EPI. Der Biihof figend wie in N. 2, über
416 Zur Chronologie der Halberftädter Bifchöfe.
ihm ein Baldachin, unten Schild mit den beiden Leoparden, abgeb.
Erath XXXVII, 9. 4) [SE] CRETV : ALBE[RT]I - DE BRV-
NESW[IC] - EPI - HAL[BER)]. Das Siegel bildet einen Dreipaß,
in der Mitte Bruftbild des Biſchofs, in den drei Bogen Schilder
mit dem Halb. Wappen, den beiden Leoparden und dem Löwen,
abgeb. Erath XXXVII, 30.
Ludwig 1357 — 66.
1. Daß er nit Domherr in Halberftadt war, als er Bifchof
wurde, geht wol jchon daraus hervor, daß er in Folge päbjtlicher
Provifion zuerſt Anſprüche geltend machte. Jedenfalls war er
ungewöhnlih jung für die Würde, denn er war erſt am 25. Febr.
1340 geboren.
2. Eine eigentlihe Wahl zum Bifhof hat nad den unter
feinem Vorgänger gegebenen Mittheilungen nicht ftattgefunden, den
Antritt feiner Regierung dürfen wir nad Obigem auf den 16. Nov.
1357 ſetzen. Dazu ftimmt e8 auch, daß dies die erfte Urkunde in
dem auf unſerer Gymm.- Bibliothef (Mſer. N. 62) enthaltenen
Copiarium dieſes Bifchofes ift, das im Ganzen 108 Urkunden ent-
hält, ſämmtlich von derjelben Hand eines Beamten oder Schreibers
des Decans gejchrieben, die erjte vom 16. Nov. 1357, die legte
und jüngjte vom 27. Dez. 1364.!
Meiſtens nennt er fih Dei et apostolice sedis gratia oder
wwu goUS Umd des stuls zu Rome gnaden gekoren oder electus
confirmatus oder electus ut confirmatus (gekoren und gestetiget)
ecel. Halb., feltener Biſchof. eine letzte Urkunde für Halberjtadt
jcheint die vom 15. Mai 1366 (N;j, feria in rogationibus) zu fein,
in der er von Langenftein aus Den Beſchluß des Capitels vom
13. Mai beftätigt, daß wegen der koptſpieligen Bauten der Kathe-
vralficche, und weil die Ornate und Indumente durch den Gebrauch
ſchwer gelitten, jeder canonicus emancipatus ger die bisher üblichen
10 Marf (6 zahlt der non emancipatus) no 0 Mari einzahlen
follte (Cop. B. des Dom-Gymn. 345).
3. Er gab das Halberftädter Bisthum auf,
berger zu übernehmen, wurde (nad dem 4. April) 133 Erzbischof
von Mainz, dankte aber auch hier am 28. Apr. 138 wieder ab
und wurde Erzbifchof von Magdeburg. Er kam am 17. Fehr. 1382
%
1) Das Buch ift betitelt: liber privilegiorum compilatorum „up
anno Domini MCCCLVI et collectorum apud dominum decantın -
ecelesie Halb., protonotarium domini Lodeviei provisi ecelesie ejusdem,
f. Halb. U. B. 1, S. XII und mein Ofterprogramm 1878, ©. 27.
—
— —
*
Von Dr. Guſtav Schmidt. 417
durch einen unglücklichen Fall bei dem Brande des Rathhauſes zu
Calbe um.
4. Er war der dritte Sohn des Markgrafen Friedrichs des
Ernſthaften von Meißen (f 1349), ein Bruder der Mark- und
Landgrafen Friedrih, Balthafar und Wilhelm.
5. Sein großes feingefhnittenes ovales Siegel, deſſen er ſich
bis zulegt bediente, hat die Umjchrift: S’ LVDOWICI - DEI. Z.-
APLICE - SEDIS - GRA — ELECTI . COFIRMATI - HALBIR-
STADEN. Unter einem hohen Portal ftehen oben S. Sirtus und
©. Petrus, darunter der Biſchof fegnend, den Krummſtab in Der
Linken, zur einen Seite außerhalb des Portals der Halberftäbter,
zur andern quadrirter Schild mit dem Familienwappen (Halb.
U. B. I, 193). Ein zweites, etwas kleineres, abgeb. Erath
XXXVIH, 14, mit der Umſchrift S’ LVDOWICI - ELECTI -
[COFIRMATI] HALBERSTADEN zeigt den Bifchof unter Portal
bis zu den Anieen, mit der Nechten jegnend, in der Linken den
Krummitab, unten das Stiftswappen und das quadrirte Familien—
mappen.
Albrecht III. 1367 — 90.
1. Er war nicht Dombherr.! Nachdem er in Prag und
Paris, wo er die Magifterwürde erlangte, ftudirt und fi als
Scholajtifer einen bedeutenden Namen erworben hatte, kam er 1360
nah Nom. Hier erhielt er die Provifion mit dem Bisthum Halber-
ftadt von Pabſt Urban V., der ihn außerordentlich ſchätzte und als
die Univerfität Wien gegründet wurde, dorthin deputirte. Herzog
Nudolf IV. ernannte ihn 1365 zu deren erjtem Rektor. Ob
er von da nochmals nah Rom gegangen tft, ehe er nach Halberjtabt
kam, ſteht nicht fe. In einer Urkunde von 1377/8 (9. 3. 1870,
©. 201) jagt er felbft: alse we noch in dem hove to Rome weren
unde uns dat biscopdom irst gegeven was.
2. Zu Anfang des Jahres 1367 Fam er nad Halberftabt.
Seine erfte Urkunde ift aus Gröningen vom 2. Febr. 1367 datirt;
er betätigt durch diefelbe den dortigen Kaland, am 24. März die
Privilegien der Stadt Halberjtadt (Halb. U. B. I, 534) und nennt
ſich von der gnade godes unde des stoles to Rome gekoren to
Halb., in einer Urfunde vom 9. Dft. 1367 Bifchof.
3. Er ftarb am 8. Juli 1390. In Mier. 63 der Gynn.-
Bibliothek findet fi von einer Hand aus dem 15. Jahrh. Folgendes
1) ©. über ihn Allg. Deutfche Biographie I, ©. 182 fi., wo feine zahl-
reichen philoſophiſchen Schriften verzeichnet find.
Zeitſchr. d. Harzvereind. XL. 27
418 Zur Chronologie der Halberftäbter Biſchöfe.
aufgezeichnet: Anno Domini M.CCC.XC, die Kiliani (= 8. Juli)
obiitt dominus Albertus Ricmerstorp, episcopus Halb. et magister
Parisiensis. Ausführlicher ift die Notiz in Mfer. 136 (s. XIV ex.):
de anno Domini M. CCC. nonagesimo, ipso die b. Kiliani martiris
obiit reverendus in Christo pater ac dominus dominus et magister
Albertus de Rigme[r]storp, XXXI. episcopus ecclesie Halb., qui
diete ecclesie Halb. tria nobilia castra munita cum omni jure et
dominio utili et directo, videlicet Gronig! Dumborch? et Westorp?
appropriavit, et Gatersleve et Hestede, que in perpetuum fuerant
alienata, magnis sumptibus recuperavit. qui est sepultus sub
altare b. Livini in medio ecclesie Halb., quod ipse instituit.
cujus anima requiescat in pace per Christum dominum nostrum.
amen. qui etiam dum vixit, sedit in sede episcopali predicte
ecclesie XXV (!) annos et ab hoc seculo in Christo decessit.
item destruxit et destrui procuravit [1368] castrum Gunnensleve,
quod contra ecclesiam Halb. per Wernerum de Bodendike famulum
et suos complices fuit edificatum. — Irgendwoher habe ich mir
notirt, daß feine Memorie an der octava visitationis Mariae
(= 9. Juli) gefeiert worden ijt.
4. Meber feine Abjtammung ift, ähnlich wie über die des
Domprobites Johann Semeca, viel Fabelhaftes erzählt, er fei ein
Bauernjohn geweſen, aus Nilmersdorf, das die einen an die
Mejer, andere in die Gegend von Helmftedt fegen, daneben wird
er auch ‚von Berge’ genannt. Die Rigmersdorf waren ein
Adelögejchlecht, das im Halberftäntichen und Braunſchweigſchen vor—
kommt, ob ein Zweig eines Gefchlechts von Berge, vermag ich nicht
zu jagen. 1416 %ebr. 25. jtifteten die Gebrüder Ludeke und
Bernd von Hafet und Ludekes Söhne Bernd und Albredt für
bischop Albrechtes von Rygmerstorpe sele und meyster Janes sele
synes broder, fomwie für Ludeke Hafe und deſſen Frau Kyne zmei
Anniverfarien, den einen auf Quatember nad Luciae, den andern
auf Maria» Magdalenen Abend, von einer Hufe in Dingeljtedt im
Barfüßerflofter zu Halberjtadt zu begehn, und ebenſo am 12. März
1416 im Klofter der Marienfnechte auf den genannten Duatember
und den Kilianstag, der wie oben nachgewieſen ift, der Todestag
des Biſchofs war.“ Es folgt aus diefen Urkunden die Berwandtichaft
1) Leudfeld, antiqg. Groning. ©. 100.
2) Dumburg am Hafel.
3) von Herzog Magnus von Braunſchweig 1372 Mai 25., Suben-
borf IV, 265.
4) Sie führen einen Schlüffelhafen im Wappen und waren a Schlan⸗
ſtedt angeſeſſen, ſ. v. Mülverſtedt, Magd. Geſch. Bl. 1869, ©. 9
5) Halb. U. B. II, 754 und andre des Stammes im ——
Bon Dr. Guftav Schmidt. 419
der beiden Gefchlechter unzweifelhaft. Der genannte mejter Jan
dürfte der bifchöfliche Bogt Johannes Ricmeftorp fein, der d. d.
Schlanſtedt in crastino s. Blasii 1374 an den Rath zu Braun-
ſchweig jchreibt.!
5. Sein Siegel ift bei Erath XXX VIII, 4 abgebildet: S’ ALBER-
TI: DI: GRA- EPI - HALB’ STADEN. Der Bifchof ftehend, mit
der Rechten fegnend, in der Linken den Krummitab, unter jchönem
Portal, zwiſchen Schild mit dem Halb. Wappen und Schild mit
dem Familienwappen, einer Mufchel. Sein Secret, mit der Um-
jhrift: [SEC]JRETV - ALBERT- I - EPI- HALBERS zeigt das
Bruftbild mit Mitra, in der Linken Krummftab, mit der Rechten
jegnend, unten den gejpaltenen Halb. Schild.?
Ernit I. 1390 — 1400.
1. Er mar Dombherr 1383 Apr. 14, nachher auch Probft zu
S. Simonis und Judae in Goslar (Heinecc. antig. Goslar. ©. 362):
ob die Angabe richtig it, daß er auch Probit in Friglar gemefen
jet, wage ich weder zu behaupten noch zu beftreiten.
2. Zum Bifhof wurde er gewählt im Herbft 1390, und
diefe Mahl bejtätigte Pabft Bonifacius IX. 1390 Nov. 28. In
der Urkunde ? Heißt es, der Pabſt habe fih zwar fchon zu Leb—
zeiten Albrecht die Provifion vorbehalten, habe aber doch nad)
einftimmig erfolgter Wahl ihn beftätigt: er war vorher Subdiaconus.
Am 27. Novbr. bat übrigens das Capitel S. Nicolai zu Stendal
sede vacante das Domcapitel die Wahl des dortigen Decanz an-
zuerfennen (Riedel I,5, ©. 141).
Die päbjtlihe Beftätigung kam übrigens ungewöhnlich ſpät in
Halberftadt an, denn die erjte Urkunde von ihm, in der er bie
PBrivilegien der Stadt erneuert (Halb. U. B. I, 641) ift erjt vom
9. Juni 1391. Seine legte Urkunde ift vom 25. Novbr. 1400
(ebd. 679). Die Gefchichte von der Hinrichtung des Halberftädter
Domprobftes, angeblih eines Johann von Hardenberg, von
einem Halberjtädter Gefhihtsbudh in das andere wandernd, ift ein
Ammenmärden, ein Johann von Hardenberg ift nie hier Domherr
geweſen, der Domprobit Albredt von Wernigerode fungirte von
1384 — 1411 und wurde dann Bijchof. Der einzige Domberr
feiner Zeit, auf den der Name paßte, fünnte Johann von Hartis-
rode (= Hafjerode) fein, Domküſter feit c. 1376, aber auch er lebte
noch im J. 1400.
1) S. Braunfhw. Chron. v. Hänfelmann. I, f. 419,2.
2) Urf. v. 1368 Mai 13, Halb. U. B. 511.
3) ©. Beil. VI.
ID
=]
*
420 Zur Chronologie der Halberftäbter Bifchöfe.
3. Er ftarb am 6. Dezember 1400. Im cod. mser. der
Gymn.-Bıbl. N. 63 heißt es: anno M. CCCC obiit dominus Ernestus
de Honsten, episcopus Halberstadensis, nocte s. Nicolai episcopi.
Pabſt Bonifacius IX. fpricht in dem Schreiben vom 16. Dezember,
in welchem er den Schugbrief des Bifchofs für die willigen Armen
bejtätigt (Halb. U. B. I, 681), natürlih nod von ihm als einem
Lebenden, denn die Nachricht von feinem Tode fonnte noch nicht
in Rom jein.
4. Er ftammte aus dem Gefchlehte der Grafen von Honftein,
nad Eckſtorm (Walkenr. ©. 23.) ein Sohn des Grafen Dietrid IV.
und der Irmgard von Käfernburg: es wird Dietrich VIL (7 1393)
und Lutrud von Käfernburg (F nad) 1397) heißen müſſen.
5. Sein Siegel bejchreibt ein Notariat3 » Document von 1456
(Halb. U. B. I, 649) an einer Urfunde vom 14. Aug. 1393: in
deme eynen sigille, dat langlechtich was, stoyt eyn bylde under
eyme siburio und hadde beneden under den vöten twe kleyne
schilde, der wapen von olders weghen nicht wohl enekonde beken-
nen, und de ummeschrift des sigilles helt: sigillum Ernesti epi
Halb. Er wird da3 Giegel meinen, das an einer Urkunde für
©. Pauli 1395 Novbr. 11 (Halb. U. 8. I, 651) hängt, mit der
Umſchrift: sigillum. ernesti — epi. Halberstadensis: ein Heiliger,
mit Palmzmweig in der Rechten, in der Linken ?, fteht unter einem
veichverzierten Portal (Ciborium), unten der Halberftädter und der
Honjteiner Schild.
1325. Septbr. 25. I.
Bischof Albrecht verspricht die Canoniker 8. Pauli
wegen ihrer Theilnahme an der Appellation gegen Giseko
von Holstein schadlos zu halten.
Nos Albertus Dei gratia Halberstadensis ecclesie electus
confirmatus recognoscimus in hiis seriptis puplice profitentes, quod,
si honorabiles viros magistrum Meynardum !, Conradum de Thun-
dersleve, Borchardum Pellen ?, Hoygerum, Conradum de Schowen,
Johannem de Ascharia, Johannem de Derdessem, Henricum de
Hakenstede, Hermannum de Aquis, Herwicum, Johannem de
Nyenhagen, canonicos ecclesie s. Pauli civitatis nostre Halb.,
occasione appellationis per nos et ipsos interponende contra
Gysekonem de Holtzacia, si episcopatum ecclesie nostre ad se
spectare et de illo sibi provisum esse contenderit, aliquam per-
turbationem seu inquietationem contigerit sustinere, nos in hoc
ipsos nullatenus deseremus, sed ipsis astabimus fideliter consi-
liis et auxiliis oportunis. et si propter causam predietam in loco
Bon Dr. Guſtav Schmidt. 421
Halberstat sceure manere non possent, nos in Ascharia vel in
Österwich, ubi maluerint, ipsos volumus conservare et predictam
appellationem nostris prosequi sumptibus et expensis, dantes has
litteras super eo.
anno Domini M.CCC. XXV, VII. Kalendas Octobris.
Staats-Arhiv zu Magdeburg, s.r. ©. Pauli 124. Mit Siegel-
fragment. 1) Meinh. v. Ofterwiel. 2) = Welle. 3) Hoyer von
DOfterwiel.
1346. Dezbr. 30. Schloss Querfurt. II.
Der Notar Nicolaus Krage gibt Transsumpt des päbst-
lichen Schreibens vom 25. Juli, in welchem Albrecht
von Mansfeld als Bischof dem Stift empfohlen wird.
In nomine Domini amen. anno a nativitate ejusdem mil-
lesimo tricentesimo XL sexto, indictione XIV, mensis
Decembris XXX”* die, que fuit sabbato ante circumci-
sionem Domini, pontificatus sanctissimi in Christo patris ac
domini domini Clementis divina providentia [pape sexti anno]
quinto, hora ipsius diei tertia, in ecclesia b. Virginis in
castro Quernvorde reverendissimus in Christo pater et
dominus dominus Albertus de Man[sfelt], Dei et aposto-
lice sedis [gratia electus et] confirmatus ecclesie Halber-
stadensis, in mei notarii publieci et testium infrascriptorum
presentia constitutus, quasdam litteras apostolicas sue
provisionis super episcopatu dicte [Halb. ecclesie] ......
clero ceivitatis et dyocesis ac etiam vasallis jamdicte
Halb. ecclesie per predictum dominum nostrum summum
pontificem sibi donatas et directas, more Romane curie
as non cancellatas non abolitas nec in aliqua sui
parte vitiatas publicavit atque presentavit mihi notario
publico suberipto, mandando et requirendo, ut ipsas de
verbo ad [verbum litterali ]ter transcriberem et in formam
publicam redigerem, quarum tertie videlicet clero civi-
tatis et dyocesis tenor fuit:
Clemens episcopus servus servorum Dei dilectis filiis [elero
civitatis et dyocesis] Halb. salutem et apostolicam benedictionem.
pastoralis officii debitum exigit, ut inter solicitudines ......
quibus assiduo premimur, circa statum ecelesiarum omnium, soler-
Ha 00.0; utilitatibus intendamus in eo maxime, ut viduatis,
ne longe vacationis incommoda patiantur, ..... celeriter nostre
diligentie studio provideatur substitutione pastoris ...... rationem
422 Zur Chronologie der Halberftäbter Bifchöfe.
providam et providentiam circumspectam eidem ecclesie, illius
cooperante clementia, qui pastor [omnium] et rector agnosecitur,
spiritualiter et temporaliter suscipiant inerementum ...... de
quondam Gyselberto electo Halb., ecclesie Halb. regimini presi-
dente, nos [cupientes eidem] ecclesie, cum eam quovismodo
contingeret, nostre operationis ministerio [utilem et idoneam
preficere personam], provisionem ejusdem ecclesie ordinationi et
dispositioni nostre ac sedis apostolice [duximus specialiter] reser-
vandam, decernendo extunc irritum et inane, si secus [super hiis
a quoquam quavis auctoritate] scienter vel ignoranter contin-
geret attemptari. postmodum vero [prefata ecclesia] per obitum
ejusdem Gyselberti, qui nuper extra Romanam curiam [diem clau-
sit] extremum, pastoris solatio destituta, nos vacatione hujusmodi
fidedignis relatibus [intellecta], ad provisionem ipsius ecclesie, de qua
nullus preter nos [hac vice se intromittere potuit, nulla] reser-
vatione et decreto obsistentibus supradietis, paternis et solicitis
studiis intendentes ..... cupientes talem eidem ecclesie preesse
personam, que [posset et vellet eccljesiam in suis manutenere
juribus ac etiam adaugere, post deliberationem, quam [de pre-
fiiendo] eidem ecclesie personam hujusmodi cum nostris fratribus
habuimus [diligentem, demum] ad dilectum filium Albertum de
Mansfeld, electum Halb., canonicum Merseburgensem, in subdia-
conatus ordine constitutum, litterarum scientia preditum, vite ...
. decorum, in spiritualibus providum et in temporalibus circum-
spectum aliisque ....... ‚„ prout ex fidedignorum testimoniis
accepimus, laudabiliter in[structum dir]eximus oculos nostre mentis.
quibus omnibus attenta meditatione pensatis, de persona ipsius
Alberti prefate Halb. ecclesie de dictorum fratrum consilio
auctoritate apostolica dux[imus pro ]videndum ipsumque illi pre-
fecimus in episcopum et pastorem, curam et administrationem
ipsius eidem electo tam in spiritualibus quam in temporalibus
plenarie committendo, in illo, [qui dat] gratias et largitur pre-
mia, confidentes, quod prefata ecclesia Halb., gratia sibi suffra-
gante divina, ..... electi circumspectionis studium fructuosum
regetur utiliter et [prospere] dirigetur augmentaque suscipiet
auctore domino commodi et honoris. quocirca ...... per aposto-
lica scripta mandamus, quatenus eidem Alberto electo tamquam
rectori et pastori animarum vestrarum humiliter intendentes ac
exhibentes ei obedientiam ..... debitam et devotam, ipsius mo-
nita et mandata salubria [velijtis devote suscipere et efficaciter
adimplere. alioquin sententiam, quam idem electus ........
ratam habebimus et faciemus auctore Domino usque ad satisfac-
tionem condignam inviolabiliter observari.
Bon Dr. Guſtav Schmidt. 423
datum Avinione VIII Kalendas Augusti, [pontificatus nostri
anno quinto].
actum ut supra, presentibus honorabilibus viris et
discretis Heinrico in Wymodeburg, Nicolao in Elwordis-
torp monasteriorum abbatibus ordinis s. [Benediecti] ...
EEE ‚ Johanne in Cella monasteriorum sanctimonia-
lium prepositis ac strennuis viris Bertoldo de Gozirstede,
Gunthero de Dodendorp et Ramoldo Weyzen, militibus
Halb. dyocesis, et quampluribus aliis clericis et laycis
fidedignis.
Et ego Nicolaus dictus Krage clericus, Maguntine
dyocesis, publicus imperiali auctoritate notarius — —.
Als Umfchlag in cod. mser. d. Gumm.-Bibl. 62 auf Pergament;
vieles ift abſolut nicht mehr zu lefen.
1356. Novbr. 6. III.
Bischof Albrecht von Mansfeld versöhnt die Bauern
von Ober- und Nieder-Esperstedt.
Wir Albrecht von Mansveld, von der gnaden gotis und
des stules zu Rome bischof gekorn und gestetiget zu Halberstad,
bekennen in dissem uffenen bryve, daz wir dy gebure von
Esperstete üz dem oberen dorf myt den geburen uz dem nede-
ren dorf al darselbens umbe dye zweitracht und gebrechen,
dye sye beidersyt umbe ere gemeyne hetten, gutlich haben geeynit
und irscheiden, also das iewelch der dorfere syne gemeyne sunderlich
sal behalden, also sy daz nu haben geteilet, vormalet und vorsteinet.
uf daz nach dissem irscheide icht mer kryges umbe dye selben
gemeynen zwischen den dorferen werde, habe wir en dissen
bryf geben besiegelt myt unsem secrete, also on nu beidersyt
genuget, daz sye daz ewiklich darby lazen blywen.
nach Christi geburd dryzenhundert jar in dem sechs und
funfzigesten jare, am suntage vor Mertini.
Nah einer Copie in Lucanus' Papieren.
1357. Juni 3. Sangerhausen. IV.
Die Landgrafen von Thüringen Friedrich Balthasar und
Wilhelm machen einen Vertrag zwischen Bischof Albrecht
und ihrem vom Pabst zum Bischof ernannten Bruder
Ludwig.
Wir Friderich Balthazar und Wilhem gebrudere, von gots
gnaden lantgraven zcu Duringin, marcgraven zcu Myßne, in dem
424 Zur Chronologie der Halberftäbter Biſchöfe.
Ostirlande unde zu Landisperg, graven zcu Orlamunde unde herren
des Landis zcu Plysne, bekennen offinlichen an disem geinwertigen
brive, daz wir uns haben voreint mit unserm liben oheim herren
Albrechte bizschove von Halbirstad von unsers bruders wegin
hern Ludiwigis, dem der babst gnade getan hat mit sinem
bizstum zcu Halb., also daz derselbe unser oheim von Halb. sin
bizstum sal vorsten unde herre blibin, dy wile daz er lebet, also
alz her bisher getan hat. ouch sal er unsern liben bruder hern
Ludiwig zcü im nemen vor sinen bruder unde er sal sin gotshus
mit uns getrulich helfen vorteidigin gein allermenneglich mit
allem, das wir vormugin. unde unser oheim bizschof Albrecht
von Halb. sal unserm vorgenanten bruder sin notdurft geben,
wenne er by im ist in dem lande. ouch sal unser oheim der
bizschof unsern bruder von stad an lazsen hulden sine sloz, dy
er loz hat nach sinem tode. were nü, daz sine grozsern stete
oder keiner siner tumherren sich dawider seezen wolden, da
sal unser einer dem andern zcu beholfen sin geistlich unde werltlich,
daz wir daz uberbrengin. ouch sal unser oheim bizschove Albrecht
unde dy die da phant sloz inne haben, mit den slozsen an unsern
bruder hern Ludiwig wisin. were ouch, daz unser bruder kein
der slozse gelozsen mochte, des solde im unser oheim bizschof
Albrecht gunnen. were nü, daz wir unserm bruder gelt ligin
zcu lozsunge der slozse und daz der selbe unser bruder abeginge
er den unser oheim bizschof Albrecht, so solde unser oheim dy
slozs wider zcu im nemen und sin gotshus, unde solden uns daz
gelt, damite unser bruder dy gelozst hette, widergeben, also
verre unser bruder daz haben wolde unde begernde were von
unserm oheim bizschof Albrecht. unde wir solden im unde sinem
gotshus dy slozs nicht entpherren. unde dy, die dy sloz inne
hetten von unsers bruders wegin, dy sullen globen dy sloz unserm
oheim bizschove Albrecht unde sinem gotshuse wider zeu antworten,
wenne sie dy phennynge bezcalt haben, dar sie vor gelozst
werden. ouch sal unser bruder alle die, dy unser oheim bizschof
Albrecht belehent hat, geistlich oder werltlich, unde dy von im
oder sinen wegin bestetigit oder gewihet sin, by iren lehen unde
wirdekeit behalden, ez enwere denne, daz sy unserm oheim
bizschove Albrecht oder unserm bruder widerseczet weren. were
nü, daz keiner siner tumherren oder ander siner phaffen hywider
sin wolden, so sal unser bruder her Ludiwig im darzcu helfen
geistlich unde werltlich unde daz machen nach guter phaffen rate,
wie daz bestentlich gesin mochte, also daz unser oheim bizschof
Albrecht Y dy pfafheit sine lebetage vorstee unde sie im under-
tenig bliben, ane dy phafbeit in dem Ostirbanne unde dy, dy der
Von Dr. Guftav Schmibt. 425
von Mansfelt vore hat vorgestanden, dy sal unser bruder behalden,
also daz den von Kaldenburne zcu iren phaffen, dy in iren ban
gehoren, nicht unrecht geschee. were ouch, daz unser oheim
bizschof Albrecht dy voite, dy nü unserm bruder gehult haben,
abeseczen wolde, daz sal er tun mit unsers bruders hern Ludi-
wigis rate, also vort her in in dem lande gehaben mag, unde unser
oheim bizschof Albrecht sal daz also bestellen, daz dy voite, dy
er seczet, unserm bruder dy selbe huldunge tun solden, dy dise
voite nü getan haben. were aber unser bruder in dem lande
nicht, so solden sie dy huldunge tun den erbern unde gestrengin
hern Burcharde von Bruchterde, techant zcu dem tüm zu Halb.,
hern Arnde Stamerden dem grozsen, hern Syfride von Hoym,
Johanne von Wandsleiben unde hern Gebharde von Hoym, ritteren,
zcu unsers bruders hant. were ouch, daz diser vorgeschribener
fünfer keiner abeginge, des got nicht enwolle, so sal unser
bruder einen andern des gotshus man an sine stad kysin. wenne
ouch unser vorgenante bruder Ludiwig in daz lant queme, so
solden sie im dy selbe huldung tun, alz sie vore haben. ouch
sullen alle unsers oheim bizschofs Albrecht slozs unsers bruder
hern Ludiwigis offen sloz sin zcu allen sinen unde des gotshus
nöten. ouch sal unser bruder sin gotshus, sin tumherren unde
phafheit, sine rittere und knappen unde alle sins gotshus man
diner unde stete by gnaden, by rechte unde by aller friheit,
alz sie von alder gehabt haben, lazsen bliben unde sal sie by
rechte behalden unde sie unserm oheim dem bizschoffe helfen
getrulich vorteidingin gein allermenneglich, dar sullen wir zcu
helfen mit allem deme, daz wir vormugin. alle dise vorgeschriben
stucke unde artikel unde igliche besundern globen wir vorgenan-
ten marcgraven unserm liben oheim hern Albrecht bizschofe von
Halb. unde haben dy zcu den heiligin gesworn stet unde gancz
zcu haldene ane allerleige vorezog hinderniz unde argelist unde
geben des zcu urkunde disen brif mit unsern Friderichs unde
Balthazars grozsen insigeln, darunder marcgrave Wilhelm unser
bruder mit uns globt hat, vorsigelt, dy hiran sin gehangin.
ouch haben wir alle dise vorgeschriben stucke zcu des dicgenan-
ten unsers oheim bizschoves Albrecht von Halb. hant globt dem
erwirdigin in gote vater unde herren hern Heinrich bizschove
zcu Hildisheim unde den erluchtigin fursten herzcogin Magnus
von Brunswig dem eldern, herzcogin Magnus sinem sone, herzcogin
Ernste dem jungern, sinem bruder, unsern liben swegeren unde
oheim, unde herzcogin Wilhelme von Lünburg. ouch sal unser
bruder her Ludiwig, wenne er zcu lande komet, alle dise vor-
geschriben rede unde stucke globen sweren unde vorbriven, alz
426 Zur Chronologie ber Halberftädter Bifchdfe.
wir getan haben, stet unde veste zcu haldene ane geverde.
des sint gezcuge dy edeln erbern unde gestrengin her Burchard
von Bruchterde, techant zcu dem tume zcu Halb., Friderich
von Schonenburg, herre zcu dem Hassenstein, Friderich von
Wangheim, unser marschalk, Kristan von Wiczeleibin, unser
hoverichter, Heinrich von Brandenstein, her Arnd Stamer der
elder, her Syfrid von Hoym, her Hans von Wantsleibin, her
Gebhard von Hoym, her Witige vom Rode, rittere, her Lutolf
von Kreendorf, her Johan Scorbin, canoniken zcu sende Paule,
Albrecht Czimmenstede unde Rudolf von Dorstad.
geschen unde gegeben zcu Sangirhusin noch gots geburte
tusint jar driehundert jare in dem sybenden unde funfzeigsten
jare, des sunabendes in der phingistwochen.
Nah dem Abdruck des im Staats- Archiv zu Hannover befindlichen
Driginald bei Subendorf III, N. 24.
1358. Juli 26. V.
Vertrag zwischen Bischof Albrecht und Ludwig von
Meißen über das Bisthum.
Wir Lodewich etc. bekennen uffenbar in deseme keynwerdigen
brive unde tün wißintlich alle den, die desen brif seen eder horin
lesen, daz wir mit wißene unde mit eyntrechtiger volbort unsers
capitels uns fruntlichen berichtid unde gesünet haben mit deme
erwerdigen in gote vater unde herrin hern Albrechte von Brun-
swik, bischofe von Halberstad, unserm lieben omen, umme alle
kriege unde zwitracht, die zwisschen ome unde uns unde den sinen
unde den unsern ufgestanden unde gewest sin biz an dese zit,
in der wise also hir noch beschreben stet: daz der vorbenante
unser ome sal vorziehen des bischtümes zu Halb. unde sal los
segen man unde stete unde alle die, die zu deme stifte gehorin,
huldinge unde eyde unde sal die an uns wisen also an eynen
bischof zcu Halb. des sol wir deme selben unserm ome von stad
ane helfen, daz her kome zu des babistes gnaden unde daz her
gelost werde von allen bannen, die weder en gegeben sin van
des stules wegen zu Rome umme daz selbe bischtüm zu Halb.,
unde daz her werde habilitiret unde los geseget umme fruchten (!)
unde umme alle stucke, die der babist unde der stül zu Rome
weder en hat umme daz selbe bischtüm. darzu sol wir ome
geben von stad ane drihundert mark Brandenborgisches silbirs,
die sol wir ome bezalen zu Halb. unde geleiten von dannen,
also verre also unser gebiete weret. vortmer sol wir ome bewisen
drihundert mark geldes jerlicher gulde Brand. silbirs, die sal
Bon Dr. Guſtav Schmidt. 427
her ufnemen, diewile her lebit. deses geldes sol wir ome bewisen
hundert mark geldes in deme selben stifte an gewißer gulde
unde sollen ome die vorgewißen mit vunfen unser tumherrin
unde mit vunfen des stiftis mannen, unde die anderen zwei-
hundert mark geldes sol wir ome vorgewißin mit unsern lieben
bruderen Friderich Balthazar unde Wilhelme, marcgraven zu
Missen: die sollen darvore seczen greven Dieterich von Honstein
mit nunen siner manne unde greven Bernhard von Regenstein
unde greven Conrad von Werningerode mit achten orer manne,
dar unser ome mete bewaret si. wer is daz unserm omen bruch
worde an deser gulde, so solden dese borgen inriten noch der
manunge bi virzennachten, die uf jensiten des Harzis siezen, zu
Northusen, die uf desiten des Harzis siezen, zu Halb. eder zu
Quedelinborg, unde die tumherrin zu Quedel., unde sollen dar
inleger halden, also lange biz das unserm omen sin vorseßene
gulde bezalet worde. gynge ouch deser borgen eyner abe, das
got nicht enwolle, so sal wir eder unser eyntrechtiger nakome-
ling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, eynen anderen
also guten in des stad sezen binnen vier wochen darnoch nest,
wanne wir eder sie darumme gemanet worden. deser vorbe-
nanten gulde sal man bezalen zu Halb. hundert mark von stad
ane unde zweihundert uffe den nesten sente Mertins tag unde
darnoch alle jerlich hundert mark uffe sente Johannis tag zu
mittensomere unde zweihundert uffe winnachten, unde sollen
ome die geleiten alle zit also verre, also unse gebiete weret.
unde wanne ouch unser ome abegynge, so sollen ome hundert
mark volgen uffe den nesten zinstag, die da komet noch sime
tode, eder weme her das bevelet, unde deme sölde man ouch
geben den vorgeßenen zins, ab was vorseßen were. boben dese
gewissenheit sol wir antworten ÖOsschersleben hus unde stad
Hanse von Honlege unde Borcharde deme lochten von der Asse-
borg, die sollen daz inne haben in der wise, also hirnoch
beschreben stet: wers daz unserm omen die gulde, die ome bi
sime lebende eder noch sime tode geboret, nicht bezalet enworde
eder darane keyn brüch worde alle jar uffe die vorbeschreben
zit, so solden die vorbenanten zwene, die daz slos inne haben,
die gulde, die unserm omen vorseßin were, gewinnen uffe daz
sloz zu Össchersleben darnoch obir sechs wochen unde solden
daz slos inne haben zu eynem phande also lange, biz daz wir
eder unser entrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir
nicht enweren, en den vorseßin zins bezaleten. gewünnen sie
ouch das gelt uffe schaden, also zen mark uf eyne, den schaden
solden sie slan ufie das vorbenante slos. gewunnen sie ouch des
428 Zur Chronologie der Halberſtädter Biſchöfe.
geldes nicht binnen sechs wochen, so solden sie das slos Osschers-
leben antworten mit allem rechte unde mit allem nucze unserm
omen, der mochte das sloz behalden, ab her wolde, eder vor-
seczin vor sine vorseßenen gulde unde vor den schaden, die
daruf liefe, also hirvore geschrebin ist. unde her solde vore, er
man ome daz sloz antwordete, redeliche gewissenheit tün uns
unde unserm capitele eder unserm entrechtigen nakomelinge, ab
wir nicht enweren, mit zen ritteren unde knechten des stiftis
eder der herschaft von Brunswik beseßenen mannen, daz unvor-
sprochene lute sint, daz uns das selbe sloz weder worde, wanne
wir es weder loseten, vor den vorseßenen zins unde vor den
schaden, der daruf liefe, also vore geschreben ist: die
selben gewissenheit solde ouch der tün, deme unser ome das
slos seczte. wanne ouch wir eder unser entrechtiger nakomeling
eder unser capitel, ab wir nicht enweren, das vorbenante sloz
loseten, so solde man es weder antworten den vorbenanten
zwein, die es vor inne hattin eder die in ore stete gekoren
weren: die solden das aber inne halden, in alle wise also vore.
ouch solle wir legen zcu deme selben sloße zwo unde vünfzig
mark geldes Brand. silbirs, die sal man nemen uz des selben
sloßis gulde unde gerichte: wes darane gebreche, das solde wir
eder unser eyntrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir
nicht enweren, den die daz slos halden, ervüllen: was ouch
darobir liefe, das solde uns bliben. ouch moge wir eynen schri-
ber darbi schicken, der da beschribe zins unde brüche, die da
gevallen, unde noch des rate solden die vorbenante zwene
brüche unde dynst heischen unde nemen. hilde das der schriber
unredelichen, so solde man es brengen an uns eder an unsen
gewaldigen, so solden man es halden noch unsern eder noch
oreme rate. der vorbenante schriber sal ouch huldigen unde
sweren glicher wis, also die borgere zcu Osschersleben tün.
were ouch daz der vorbenanten zweiger, die das slos inne
haben, eyne eder sie beide dar nicht bi bliben enwolden, die
solden das vorkundigen unserm omen unde uns eder unserm
entrechtigen nakomelinge eder unserm capitele, ab wir nicht
enweren. so solde wir eder unser entrechtiger nakomeling eder
unser capitel, ab wir nicht enweren, unserm omen benennen
zwelfe des stiftis beseßene man, das rittermezige lute weren, dar-
nest binnen achte tagen noch der vorkundunge: uz den zwelven
solde unser ome kiesen eynen eder zwene, ab des nod were,
unde den solde man das slos bevelen in der wise, also vor.
were ouch das der zweiger eyner ceder sie beide von todis
wegen abe gyngen, des got nicht enwolle, so solde man daz
Bon Dr. Guftav Schmidt. 499
halden glicher wis also vore, ab ir eyn eder sie beide darbi
nicht bliben enwolden. were ouch daz wir eder unser entrech-
tiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren,
unde unser ome des entrechtig worden, das wir die vorbenante
zwene wandelen wolden, eynen eder sie beide, des solle wir beide
macht haben, wanne wir wollen, noch der wise, also hirvore
ste. diz vorbenante slos sal unse unde unsirs stiftis uffene
slos sin zu unsern noten, es enwere danne, das unserm omen
brüch worde an siner vorbenanten gulde: diewile der brüch
were, so ensoldes unser noch unsers stiftis uffene sloz nicht sin.
ouch sol wir den vorbenanten zwein, die Össchersleben inne
haben eder welche an ore stad komen, globen unde unse brive
geben, daz wir sie des sloßes nicht entweldigen wollen noch
nymand von unser wegen, diewile unser vorgenante ome lebit
unde sin phant ist. worde ouch daz vorgenante sloz von des
stiftis wegen vorloren, des got nicht enwelle, so solde wir eder
unser eyntrechtiger nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht
enweren, darnoch binnen vier wochen eyn ander phand unserm
omen wedir seczin vor sine gulde, da her mete bewaret were
glicher wis also vore. weris ouch daz das vorbenante slos OÖsschers-
leven von unglucke vorloren worde unde nicht von des gotis-
huses krieges wegen, so ensolde wir eder unser entrechtiger
nakomeling eder unser capitel, ab wir nicht enweren, uns nicht
sünen noch vreden mit deme eder mit den, die das getan hetten,
das vorbenante sloz enqueme wedir in die hende also vore.
weris ouch daz wir eder unser entrechtiger nakomeling eder
unser capitel, ab wir nicht enweren, uz deseme vorbenanten
sloße kriegen wolden unde unsern houbtman unde unser man
darin legeten, so solde wir eder unser entrechtiger nakomeling
eder unser capitel, ab wir nicht enweren, unsern omen vore
bewaren mit eyme anderen sloße, da her mete bewaret were,
ab daz slos vorloren worde, glicher wis also vore. ouch solde
wir — — die ammechtlute, die daz slos inne haben, bewaren
vor gewalt unde vor unfugen. ouch sollen rittere knechte unde
borgere, die da wonen zu Össchersleven, den zwein, die daz
slos inne haben, huldigen unde sweren noch deses brives uz=
wisunge. daz selbe sollen sie unserm vorgenanten omen ouch
von stad ane huldigen unde sweren noch uzwisunge deses brives.
queme ouch diz slos an unsern omen also eyn phant vor sine
vorseßenen gulde, so solden die vorbenanten rittere knechte
unde borgere ome huldigen zu sime vorseßenen gelde. ouch sol
wir unserm omen geben des tumtechen hof zu Halb. in der
bork unde darzu den vorwerkes hof zu Osschersleben zu sime
430 Zur Chronologie der Halberftäbter Biſchöfe.
libe unde darzu den hof hern Gerhardis von Werstete zu Halb.:
da mak her mete tün waz her wel. ouch sal unserm omen
volgen alle sin varende habe. ouch sal unser ome alle rede-
liche schulde, die her von gotishuses wegen schuldig ist, wisen
an uns, die sol wir uf uns nemen. wolde ouch wmsern omen
ymand veden eder mit ome kriegen umme daz, das her von des
stiftis wegen getan hat, des solde wir eder unser entrechtiger
nakomeling en getruwelichen vorteidingen unde des behulfen sin
also uns selbir.. ouch solle wir stete halden umme alle die
geistlichen lehen, die unser ome gelegen hat, ane umme die
provende des von Barbey. ouch mak unser ome jagen unde
vischen zu siner lust in deme stifte, wor unde wanne her wel.
ouch sal unser ome alle die hantvesten unde brive, die daz
stifte anetretin, welcherleige die sint, die her hat, uns ant-
worten unde wedergeben. weren ouch keyne gelobede unserme
omen getan, die daz stifte anetretin, die solde her an uns
wisen unde uns helfen ermanen noch siner moge: ouch umme
werltliche leen, die unser ome gelegen hat, die uffe deme tage
zu Romsleben benand unde beschreben gegeben sint, daz sal
sten uf unsern herrin von Magdeborg, wy es die erscheidet noch
vruntschaft eder noch rechte. ouch sollen unsers omen unde
unser dienere, phaffen unde leigen, die in vordechtniße komen
sin von disser zwitracht wegen, die under unserm omen unde
uns was, ungevedet darumme bliben. wolde darboben unser
ome sie ichtis schuldigen eder anders ymandes, das solde her
tün vor orem capitele unde solde dar nemen was recht were
noch capitels gewonheit. daz selbe solde wir umme unsers
omen denere ouch also halden unde die leigen solden antwor-
ten vor oren herrin. ouch sol wir vormogen, das daz capitel
er insegel zuhenge zu bekentnisse unde vulbort deser vorbe-
nanten dinge. alle dese vorbeschreben stücke unde iclich
besundern habe wir Lodewich vorgenant globit unde globen sie
in guten truwen unserm vorgenanten omen hern Albrechte von
Brunswich unde zu siner getruwen hand deme erwerdigen in
gote vatere unde herrin hern Otten erzebischove zu Magdeborg,
den erluchteden vorsten hern Wilhelme! herzogen zu Luneborg,
hern Magnus deme elderen ? herzogen zu Brunswich unde hern
Albrechte ® sime sone, kemerere zu deme tüme zu Halb,
unde herzogen Lodewich * sinem brüdere stete unde un-
vorbrochlichen zu haldene an allerleige hinderniße eder wort
unde sunderliche vunde, dar diz gelobede unde brive mochten
mite gehindert werde, ane allerleyge wedersprache unde argelist,
unde haben des zu eyner bezugunge desen brif daruf gegeben
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Bon Dr. Guftav Schmidt. 431
vorsegelt mit unserm grozin insigele. unde wir Johan von
Brunswich tumprobist®, Borchard techen ®, Lodewich custer ?,
Lodewich kelner®, Herman schulmeister® des stiftis zcu Halb.
unde daz ganze capitel bekennen in deseme selben brive, das
alle dese vorbeschreben teidinge unde stücke mit unserm wißene
willen unde vulbort geteidinget unde geschen sint, unde haben
ouch des zu eyme bekentenisse unser groze insigel bi unsers
herrin hern Lodewich vorbenomed insigel zu desem brive gehenget.
diz ist geschen noch gotis gebort tusent drihundert jar in
deme achte unde vümfzigesten jar, des nesten donrestages noch
sente Jacopis tage.
Im Copialbuch B. Ludwigs, Gymn. Bibl. Mfer. 62 N.23. 1) Wil-
beim von Lüneburg 1369. 2) Magnus ber Fromme von Braunfchweig
+ 1369. 3) Albrecht, Magnus Sohn, Domkämmerer, Probft zu ©. Pauli
(1357 .. — 61), Erzbifchof von Bremen 1361 — 9%. 4) Ludwig
+ 1367. 5) Johann v. Braunſchweig — en) Domprobſt (1341
— 67. 6) Burchard v. Bruchterde 1352.. 58. ) Ludwig v. Honſtein
1320 .. 72. 8) Ludwig v. Wanzleben 1327 . 66. 9) Hermann
v. Eckſtedt 1343... 58.
1390. Novbr. 28. Rom. VI.
Pabst Bonifacius IX. bestätigt die Wahl des Bischof
Ernst.
Bonifacius episcopus servus servorum Dei dilecto filio Ernesto
electo Halberstadensi salutem et apostolicam benedictionem.
apostolatus officium quamquam insufficientibus meritis nobis ex
alto commissum, quo ecclesiarum omni regimini presidemus,
utiliter exequi coadjuvante Domino cupientes, sollieiti reddimur
et solertes, ut, cum de ipsarum regiminibus agitur committendis,
tales eis in pastores preficere studeamus, qui commissum sibi
gregem dominicali sciant non solum doctrina verbi sed exemplo
boni operis informare commissasque sibi ecclesias in statu paci-
fico et tranquillo velint et valeant duce Domino salubriter regere
et feliciter gubernare. dudum siquidem bone memorie Alberto
episcopo Halberstadensi regimini Halb. ecclesie presidente, nos
cupientes eidem ecclesie, cum eam vacare contingeret, per
operationis nostre ministerium utilem et ydoneam preficere per-
sonam, provisionem ejusdem ecclesie ordinationi et dispositioni
nostre ea vice duximus specialiter reservandam, decernendo
extunce irritum et inane, si secus super hiis per quoscunque
quavis auctoritate scienter vel ignoranter contingeret attemptari.
postmodum vero prefata ecclesia per obitum ejusdem Alberti
episcopi, qui extra Romanam curiam diem clausit extremum,
432 Zur Chronologie der Halberftädter Bifchöfe.
pastoris solatio destituta, dilecti filii capitulum dicte ecclesie,
reservationis et decreti predietorum forsan ignari, te canonicum
ejusdem ecelesie in subdiaconatus ordine constitutum in epi-
scopum Halb. concorditer elegerunt, licet de facto, tuque rescr-
vationis et decreti predietorum similiter nescius, electioni hujus-
modi, illius tibi presentato decreto, etiam de facto consensisti
et demum, reservatione et decreto predictis ad tuam deductis
notitiam, hujusmodi electionis negotium proponi fecisti in con-
sistorio coram nobis. nos igitur hujusmodi electionem et que-
ceunque inde secuta, utpote post et contra reservationem et
decretum predicta de facto ut premittitur attemptata, prout erant,
irrita et inania reputantes et ad provisionem ipsius celerem et
felicem, de qua nullus preter nos hac vice se intromittere potuit
neque potest, reservatione et decreto obsistentibus supradictis,
ne ecclesia ipsa longe vacationis exponeretur incommodis, pa-
ternis et sollicitis studiis intendentes, post deliberationem, quam
de preficiendo eidem ecclesie personam utilem et etiam fructuo-
sam cum fratribus nostris habuimus diligentem, demum ad te,
cui de litterarum scientia, vite munditia, honestate morum,
spiritualium providentia et temporalium circumspectione et aliis
virtutum meritis apud nos fidedigna testimonia perhibentur, di-
reximus oculos nostre mentis. quibus omnibus necnon dictorum
capituli eligentium concordi voluntate attenta meditatione pen-
satis, de persona tua, nobis et eisdem fratribus ob dictorum
tuorum exigentiam meritorum accepta, eidem eccelesie de ipsorum
fratrum consilio auctoritate apostolica providemus teque illi pre-
ficimus in episcopum et pastorem, curam et administrationem
ipsius ecclesie tibi in spiritualibus et temporalibus plenarie
committendo, in illo qui dat gratias et largitur premia, confi-
dentes, quod eadem ecclesia per tue eircumspectionis industriam
et providentiam circumspectam sub tuo felici regimine, dextera
Domini tibi assistente, propitia salubriter et prospere dirigetur
et grata in eisdem spiritualibus et temporalibus suscipiet incre-
menta. jugum igitur Domini tuis impositum humeris prompta
devotione suscipiens, curam et administrationem predictas sic
exercere studeas sollicite felieiter et prudenter, quod ipsa ecele-
sia gubernatori provido et fructuoso adminstratori gaudeat se
commissam tuque preter eterne retributionis premium benivolen-
tie nostre gratiam liberius exinle consequi merearis.
datum Rome apud s. Petrum IIII. Kalendas Decembris,
pontificatus nostre anno secundo.
Halb. Stadt -Arhiv s. r. FF. 30, Abſchrift auf Papier. —
Zarunter fteht: Bonifacius ete. dilectis filiis populo eivitatis et
Bon Dr. Guſtav Schmidt. 433
dyocesis Halb. salutem etc. - - ut supra usque ibi Jugum igitur”.
— quo circa universitatem vestram rogamus monemus et hor-
tamur attente, per apostolica sceripta vobis mandantes, quatenus
eundem electum tamquam patrem et pastorem animarum vestra-
rum devote suscipientes et debita honorificentia prosequentes,
suis monitis et mandatis salubribus humiliter intendatis, ita quod
ipse in vobis devotionis filios et vos in in eo per consequens
patrem invenisse benivolum gaudeatis. datum Rome apud
s. Petrum IIII. Kal. Decembris, pontificatus nostri anno secundo.
Brokenfragen.
Bon
Ed. Jacobs.
Seitdem wir im 3. und 4. Jahrgange dieſer Zeitfchrift die an
den Broden und feine nächſte Umgebung ſich anfhließenden gejchicht-
lihen Fragen — in weitefter Ausdehnung diefes Begriffs —
unter Benußung der zugänglichen Quellen und Hülfsmittel zu löfen
verjuchten, hat ſich nicht nur mehrfach Gelegenheit gefunden, Ein-
zelnes über das frühejte Befanntwerden des Berges, die Nutung
der ihm benachbarten Höhen (Rennekenberg, Holtemmeberg), die
Blodsbergsfahrten u. f. f. nachzutragen, fondern durch eine dem
Gegenftande fortwährend gewidmete Aufmerkjamfeit jo viel neue
Belehrung für die Gefammtauffafjung der einzelnen Fragen aus ver:
ſchiedenen Duellen ergeben, daß es den zahlveichen Freunden des
Gegenjtandes vielleicht nicht unmillflommen ift, wenn mir dieje
neuen Beiträge zur gefchichtlihen Kunde des Brodens ſchon jebt
mittheilen. Hier und da haben wir ung um meitere Auskunft
aus auswärtigen Quellen vergeblid bemüht. Vielleicht dient dieſe
Mittheilung dazu, weitere Beiträge und Belehrungen von anderer
Seite anzuregen.
I. Geichichtliches Herbortreten des Brodens.
Hatte fich feit der urfprünglichen Unterfuhung im Jahrg. 1870
d. 3. unjere Kenntniß von dem erjten Auftreten des Bergnamens
in gejhichtlihen Quellen ſchon dadurch etwas erweitert, daß wir
nad der weithin fichtbaren Höhe ein auf einem Elbhügel in Magde—
burg gelegenes Haus bereit3 1424 und 1438 de Brokenberch,
Zeitſchr. d. Harzvereins. XT. 28
434 Brodenfragen.
tom Broken-, Brockenberge, zu dem Broden genannt
fanden, * jo fommt zu dem Zeugniffe aus dem berühmten Erzbis-
thumsſitz an der Elbe noch ein gleich merkwürdiges nur wenig
jüngere aus der Hauptftabt der Thüringer, die ebenſo wie Magde—
burg im Gefichtöfreife des Brockens liegt. Bei einer im dritten
Abſchnitt näher zu prüfenden Stelle einer furz vor 1460 zu Erfurt
gefertigten Abjchrift der Abhandlung ‚de origine Saxonum’ it
zu dem im Terte jtehenden montes Brockensberg’ von fat gleich—
zeitiger Hand bemerkt:
Hic mons est prope Werninchrode altissimus, habens fontem
in summo cacumine.
Als ſehr Hoher Berg hatte der Broden alſo ſchon damals
innerhalb eines weiteren Geſichtskreiſes eine gemwiffe Berühmtheit,
ebenfo die Duelle, der fpäter fogenannte Zauberbrunnen, auf feiner
höchſten Spite. Ihre Erwähnung beweiſt zugleich, daß der hödjite
Gipfel des Berges ſchon in der Mitte des 15. Jahrhunderts wirk⸗
lih aufgeſucht und betreten war.
Wenn dann in alten Wernigeröder Amtsrechnungen vom
Anfang des 16. Jahrh. an? der Name des Brodens hin und
wieder auftaucht, jo ift nicht von einer Nutung an und auf ihm
jelbjt die Rede, fondern e3 find Forftorte vor oder hinter ihm —
zuweilen in anfehnlicher Entfernung — nah ihm bezeichnet. So
hat die U.-R. von 1511 zu 1512 unter Innam gelt myt zco-
genn gekaufft und stelholtz: VIII mariengr.- Woldenberg vor
II sch. hinder dem Brogken, in der nächſten Jahresrechnung:
hinder dem Brockin. Orte wie die Schluft (1519 der Sluch-
ter heg, 1524 f. Sluchter), Kolför (1525 f. Kolford), Schup-
penberg (1519 Schupfernberg), da3 Sterbethal beim fpäteren
Schierke (1512 f. Sterbetayl, 1525 f. Sterbtal) werden in den
eriten Jahrzehnten des 16. Jahrh. als hinderm Br., undirm Br.
vorm Br., am Brocken gelegen bezeichnet 3.8. 1512. und 1525f.:
4 sch. N. N. (Holzhauer oder Yuhrmann) vom Piperklint
undirm Brogken.
Es leuchtet ein, daß, „wenn man fih in einheimifchen amt-
lihen Schriftftüden jo allgemeiner Angaben zur Bezeihnung ber
Lage bediente, fich daraus auch ein Schluß auf die nur untergeord-
nete und gelegentliche, weil fehr Schwierige Nutung jener abgelege-
nen Berge ziehen läßt. Wir heben daher noch bejonders hervor,
daß nicht nur Rennefenberg, Holtemmeberg und nahe dabei ber
1) H.-3. 6 (1873) ©. 515.
2) Sm gräfl. Haupt= Arch. zu Wern. C 1.
Bon Ed. Jacobs. 435
Pfeifersflint, fondern auch noch entferntere Stellen, wie die nun
ihon feit geraumer Zeit fo viel befuhte Steinerne Renne —
- früher Steinrenne — und der Hohnſtein — letzterer fogar noch
gegen Ende des 16. Jahr). — in gleicher Weiſe nad dem Broden
bezeichnet werden. :
4 sch. Hans Rucker hegzins von der Steinrenne (stein
‘. Renne) am Brogken. Wern. Amtsrchn. v. 1520 zu
21; ebenjo in der nädhftjährigen. !
15 schogk 31 malder dorch Jacop Brousies gehawen uff
dem Brockin bie dem Honstien in den windt-
fellen. SHolzrechnung im J. 1594. ?
Iſt an letzterer Stelle jtreng genommen der Broden nad dem
Hohnftein bezeichnet, fo wird auch die Lage des Holtemmebergs
nicht bloß nad dem Broden, jondern an andern, früheren Stellen
als oberhalb Hafjerode beftimmt:
5 sch. 3 pf. Henrich Smit in der Neustat vom Holten-
berge uber Harssrode;
5 sch. 3 pf. Rudolf Brokelt vom Feurigsbruch am Holten-
berge uber Harssrodt. Wern. Amtsrechn. v. 1525/26
unter der Ueberjchrift: ‚von hegen.” ?
Um ein Unfehnliches weiter als früher Fönnen wir jest die
Bezeihnung Kleiner oder Lutke Broden zurüdverfolgen, auf
deren wandernde und wechjelnde Bedeutung wir bereit aufmerfjam
machten. * Unter den Erb» und Heg- (Wald-) Zinſen aus
Mernigerode und Elbingerode führt die Wernigeröder Amtsrechnung
von 1519 auf:
V sch. 3 pf. Jacuf Horn vom Lutken Brogken hege-
zins, antea 4 Bnebergenses. Seit 1522 hat Lodwig
Anebuttel (1524 Anbeuttel) in der Ritterstraß (j. Marft-
ftraße zu Wern.) den Heg oder Hai in Nutzung.
V sch. 3 pf. Andr. Hachenberg von reisheuf (Reifighaufen,
Waſenholz) beym Kleinbrogken. W. Amtsrehnung
v. 1519; fo auch in den nächſten Jahren.
Obwol unzweifelhaft fhon im 16. Jahrh. der norbmeftliche
Abfall des großen Brodens nah der Eder und den Pejefen hin
unter dem Namen Kleiner Broden vorfommt, fo ift doch zu
— —
1) Gräfl. H.-Arch. C1. In der A.-R. von 1523 findet ſich bemerkt:
‚Ist ym verboten worden, das er vihil latten ein jar gehowen.'
2) Gräfl. H.-Arch. C 51. Man fcheint annehmen zu follen, baß bier
nicht an ben eigentlichen Hohnftein, fondern an die Hohneklippen zu denken
fei. Beide Namen begegnen übrigens in älteren Quellen ſehr felten.
3) Gr. H.-Arch. C. 1.
4) 9.-3. 3 (1870) ©. 48 f.
28*
436 Brodenfragen.
bemerken, daß die wirklich eine beſondere Höhe bildende, durch
einen fanften von Torfmoor und einft von einem Teich angefüllten
Sattel abgejonderte jüdöftlihe Brodenjchulter, die erjt feit 1744
die Bezeihnung Heinrichshöhe erhielt, noch in der zweiten Hälfte
des vorigen Sahrhunderts den Namen Kleiner Broden daneben
fortführte.* Die nördliche und nordweſtl. Schulter zeigt, zumal
von der Brodenfuppe gejehen, gar Feine befondere Bodenanjchwellung.
Nur die Heinrihshöhe kann aud auf dem Brodenbilde gemeint
fein, welches auf BI. 7 der im J. 1648 zu Halberftadt -erjchienenen
Beichreibung des fürftlihen Gartens zu Heffen von J. Royer bei-
gegeben ijt.?
Einen bemerfenswerthen Zug aus der Geſchichte der Wälder
am Broden gewinnen wir aus einer gelegentlichen kurzen Bemer-
fung der Wernigeröder Amtsrechnungen über den Königsberg.
Unter den Hegezinfen v. 1519 zu 1520 heißt es:
Hans Kuntzken .. von 1 hege der Konigsberg genant
hinterm Brogken, siedderm Hartzbrande wust
gelegen; ebenfo in den nächſten Jahren.
Da der als der „Harzbrand’ bezeichnete große Unfall id
jedenfall auf das von Korb Bothe, einem einheimifchen Gewährs—
manne, zum Sabre 1473 berichtete Ereigniß bezieht, jo können mir
aus dieſer furzen Notiz nicht nur einen beftimmten Anhalt für die
Dertlichfeit defjelben, fondern aud für die Art der Waldnutzung
am Broden entnehmen. Wir heben daher aus den alten Wernige-
rödiihen Amtsrehnungen noch ein paar Angaben über die Hege-
zinfen der Derter am Südabfall des Brodens aus, die zugleich wie
der betätigen, daß in der 1. Hälfte des 16. Jahrh. die Sand-
brinfe und jelbjt noch das Rothe Bruch unter der Achtermanns-
höhe zur Förfterei und Graffhaft Wernigerode, nicht zum Amt
Elbingerode gehörten:
1520/21 : VIII $. Drews Kuntzken (in Wernigerode) von
U hegen der Sluchter und Konigsberg hinterm
Brogken.
1522/23 gibt Hand Duhme aus Elbingerode 10 sch. 6 pf.
hegzins vom Santbringk.
1) Schröder, Abhandlung vom Broden S. 111.
2) Bei einer Umſchau von der Brodenkuppe tritt die gegenwärtige Hein-
richshöhe fo entfchievden hervor, daß fie eine befondere Bezeichnung durchaus
heiſchte. Es ift aber unrichtig, wenn in Schriften iiber den Broden gejagt
ift ( K. W. Spiefer, Reiſe nah dem Broden. Halle 1803 ©. 155 vgl.
©. 152), der Name Heinrichshöhe rühre von dem Herzoge Heinrih Julius
von Braunfhweig ber, ber im 3. 1591 den Broden beitieg.
Bon Ed, Jacobs. 437
1525 f. Derfelbe, aber nur zu dem halben Zinfe: 5 schill.
3 pf. vom Santbring hinderm Konigsberg gelegen. !
1519 f. M. H. 6 sch. 4 pf. Gosl. vom Rotenbruch.
Wie beſchränkt die Nutzung diefer entlegenen Forjtgebiete war,
folgt nicht nur aus den wenigen Scillingen, die für fo große
Holzberge an Erben= oder Hegezinjen gezahlt wurden, fondern aud)
aus gelegentlihen Zufägen, daß diefes Geld für Reifighaufen oder
Waſen, für Latten u. f. f. gezahlt wurde. Nur ftammmeife wurde,
jomeit man es erreichen fonnte, feites Holz zu Radfelgen, Kufen-
brettern und ähnlicher Verwendung, wobei fehr feites, langſam
gewachſenes Holz erwünſcht war, aus dieſen Höhen herausge-
bracht.
In größerer Ausdehnung wurde die Köhlerei betrieben, aber
vor dem Ende des 16. Jahrh. doch auch noch wenig in den höchſten
Lagen.
Die älteſten unmittelbaren Zeugniſſe von einer beſchränk—
ten Holznutzung am Brocken ſelbſt ſind uns aus dem Anfange
des 16. Jahrh. erhalten. Unter dem Titel: Innamo gelt mit
zcogenn und stelholtze gekaufit’ hat die Wern. Amtsrehnung“
von Katharinae 1515 bis dahin 1516:
IX mariengr. VI pf. vor II schogk zcogen Hans Wolden-
barch sontag noch Luce.
IIII mariengroschen vor I schogk zcogen vom Brogken
idem ut supra bezcalt.
Hans Woldenberg ift aljo jedenfalls einer der früheften Holz«
fuhrleute, die mit Pferd und Wagen bis auf den Broden vorzu-
dringen mwagten.
Aud in einer Kl.» lfenburgiigen Rechnung von 1539 fommt
Ihon eine Holzhauerarbeit am Brodenberge vor:
Hermen Topper dedit x'/, sneberg. in prompta pecunia;
1 sneb. pro III maldris ligni. III sneb. ad montem
Brocken. ?
Wenigſtens eine mittelbare Spur von einem nothdürftigen
Wege oder Knüppeldamm in den Brodenbergen am Ahreneflint
bietet in der Wern. U.-R. v. 1527 der Name eines Forftorts.
Hand Borg zahlte nämlich damals 5 Sch. 3 Pf. Hegezins ‚von
dem Kneppelwege an Arntsklint gelegen. Ein für die Holz-
abfuhr beftimmter Knüppeldamm mußte doch dem Orte den Namen
geliehen haben.
1) €8 ift das ‚bleck tho dem Sande’ ber Wernigeröber Ahtwortur-
funden. 9. 3. 3 (1870) ©. 32.
2) Gr. H.-Arch. B. 84, 7.
438 Brodenfragen.
Was wir im Allgemeinen vom hohen Harz aus den Zeiten
de3 Mittelalter bemerften, daß er für Räuber und friedlofe Leute
ein nur zu willfommenes Verſteck bot,! das fünnen wir aus der
Mitte des 16. Jahrh. auch von den abgelegenen, noch fait jedes
Pfades entbehrenden Höhen des Brodenz zeigen.
Damals war ein Sirtus Burchards mit dem Abt Dietrich zu
Ilſenburg wegen einer von ihm beanſpruchten Hufe Ader3 vor
Badersleben im Streit. Der Abt Hatte fih mit ihm eingelaffen,
ihm Brief und Siegel gegeben, was ihn aber nicht verhinderte,
Raub und Plünderung zu treiben. Die Schadenrechnung lautete
auf über 1475 Gulben.
Graf Albrecht Georg zu Stolberg hatte feine Noth mit dem wil-
den Gefellen, der Land und Stadt ängftigte. Der Magifter Valentin
Ureinus (Krug) berichtet darüber Wern. 28. April (praes. 30. April)
1557: nad) feinem (de3 Grafen) Abritt habe der Feind Girtus
Bordhart einem Landmanne drei Pferde, jo Aſche v. Cramm, der
(v.) Sundhaufen und denen von Leipzig zuftändig geweſen, ‚und
_darzu zwo megde’ mit fi) hinmeggeführt, auch den Ejeltreiber
geihlagen, der ihm aber entfprungen und fo entgangen ji. ©. B.
habe ſich auch ‚gegen demselben merckliches trauens vornehmen
lassen, derwegen, wie das geschrey in die stadt khomen, an
die glocke geschlagen worden, darauf dan die burger zusamen
khomen; under welchen in die siebentzig ader achtzigk ungever-
lichen auff die nachvolge vorordent worden, gleichfals auch in
den dorffern die verordenung und im ampt Hartzburgk die bestal-
lung gescheen” Die Wernigeröder feiern jchwer zu bewegen geme-
fen, dem Feinde nachzufolgen. Sie hätten allerlei vorgewandt.
Es fei wol nöthig, daß der Graf die Gemeinde einmal zufammen
beriefe und den Bürgern ihre Pflicht vorhielte.
Der gräflihe Rath, vom Grafen zu fich befchieden, entfchul-
digte fich mit augenblidlicher Krankheit feiner Frau, berichtete aber
am 1. Mai: ‚Den feindt aber anlangende werde ich berichtet
von den knechten, so ehr mit den pferden bis an den
Brocken mitgenhomen, doch wieder gehen lassen, das ehr
hette etliche gesellen in der bestallung, die wurden ihme in
kurtzen tagen zukhomen; alsdan wolle ehr e. g. und derselben
underthanen anderst aufbaucken. Die farbe der pferde betref-
fende soll eins ein rothschiemel und die andere zwei braune
sein, undt soll der feindt uber den Kleinen Brocken
und die Wolfsleithe gezogen sein, und wie die burgere,
1) 9.-3. 3 (1870) ©. 18 ff.
Don Ed. Jacobs. 439
die ihme gevolget erachten, nach dem Eysfelde sich geschlagen
haben, doch eigentlich nicht wissen konnen, dan sie ihme aus
uberfallung der nacht nicht lenger haben volgen mugen. Etliche
feien noch draußen, von denen er Bericht einzuziehen gebenfe. !
Früher als man’3 vielleiht vermuthen follte, diente Die
Brodenhöhe zur Vieh-, insbefondere Pferdeweide, da die Thiere
bier fhon zu Pfingjten zwiſchen den überallhin zerftreuten Klippen
mannigfaltige Nährfräuter fanden. Freilih verdienten fi die
Hirten in den pfadlojen Steinfeldern recht mühſam ihren Lohn.
Eine Aufzeihnung in der Forjtrehnung v. %. 1594? berichtet
hierüber:
Zwie follen (Fohlen) in den Pfingesten ufem Brocken
ein man von Redeber gekriegen und fur meine dhur gebracht;
dieselben uff der hern hoff gefuret, hat sie fulin Jacob 6 dagin
gehutet, des dageß gegeben 3 gr. und Michel Hintze gehutet
9 dagin, davor gegeben 24 gr; die follen uff m. g. h. beviel
nach Silzstedt gebracht; sien sie den somer gangen.
So wie wir über den großen Harzbrand, der im 15. Yahrh.
in der Nachbarſchaft des Brodens mwüthete, etwas nähere Ausfunft
gewannen, jo iſt uns ein Gleiches bei dem mahricheinlich gleid)
großen möglih, der im 9. 1590 faſt diefelben Reviere betraf.
Wie der letztere, jo wird auch der frühere Harzbrand durd eine
Unvorfichtigfeit bei der Köhlerei, nicht, wie Kord Bothe fagt, durch
die Glut des heißen Sommers entjtanden fein.
In einem undatirten ums Jahr 1590 abgefaßten Bericht
an den Grafen Wolf Ernft jagt der Ilſenburger Verwalter Peter
Engelbredt: der Köhler des Goslarer Bürgerd Georg Meinefe,
der al3 ein Fühner Pionier damald einen großen Forftbezirf in
jenen fchwerzugänglichen Bergen vom Grafen erpacdhtet hatte,
habe ein Fuder Kohlen geladen und dieſes im Kohlhai ftehen Lafjen,
ohne darauf Achtung zu geben, bis der glimmende Brennftoff fammt
dem Wagen in volle Glut gerathen fei. Um den Wagen zu retten,
hätten Köhler und Fuhrleute denfelben umgeftürzt. Dadurch fei
dann das dürre Holz bald weithin entzündet worden. Der abge-
brannte Berg werde e8 wohl nimmer verwinden.
Die fortichreitende Forſtnutzung läßt fih am beften durch das
allmählige Vorſchieben der Sägemühlen bis in die Quellgegenden
der Brodengemäfjer verfolgen. Mol in Folge des Holzflößver:
tragd auf der Bode zwifchen den Grafen zu Stolberg und Regen
ftein v. 3. 1531 entjtand hoch oben an der Bode in der Nähe
1) Bal. alte Fehdeſachen 1522 — 1577 B 91. 1 im gräfl. 9. - Arc).
2) Sräfl. H.-Arch. zu Wern. C 51.
440 Brodenfragen.
der Schluft die Moorjhladenmühle, 1590 ‚sagemulle im
Mortschlache’ genannt,! woraus im vor. Jahrh. gar Mord-
fhlange murde. Nachdem fie ums Jahr 1589 auf längere Zeit
wüſt geworden war, wurde 1590 etwas weiter abwärts im Sterbe-
thale eine neue Mühle im St. oder im Schiriden, zum Schi—
rifen’ beim fpäteren Edjierfe erbaut.” Weiter unterhalb im
Amt Elbingerode finden wir eine Sägemühle in der Nähe der
Wormkemündung ſchon zu Anfang des 16. Ih. vor.
Un der Ilſe, wo wir des Kl. Ilſenburg Mühlen am Aus—
gang des Thals ſchon viel meiter zurüd verfolgen fönnen, ging
man um die Mitte des 16. Yahrh. beim Emporblühen des Holz-
handels damit um, eine gräfliche Sägemühle eine anfehnliche Strede
thalaufwärt3 bei der Einmündung bes Tiefenbeeks vorzufchie-
ben. Freitag nad Galli 1549 heißt fie „die sagemühle an der
Ilse, dar de Ilse, der Deffenbach und de Krude — der durch
das Große Sandthal fließende Gruhebadd — zusamende komen.
Der Hauptmann Dietrih v. Gadenſtedt räth dem Grafen Wolf:
gang, die Wege das Ilſethal hinauf befjern und machen (anlegen)
zu laffen. „das man den winther mith den blocken nith dorch
das wasser faren dorffe.’®
Vier bis fünf Jahrzehnte fpäter beginnt die Waſſerkraft der
Schnell dahinftürzenden Ilſe noch weit tiefer im Herzen des Gebir-
ges die früher kaum in einzelnen Stämmen erreichten Beftände der
Brodenforiten zu bearbeiten, und es entjteht die Sägemühle da
wo die Schmale' — der Schmale-, Schmelohenbeek, j. Schlüſie
— in “de Ilse fällt’, d. bh. die Sägemühle unterm gelben
Brint. Wolf Harde, fürfllich Braunſchweigiſcher Förſter zu Bünb-
heim, ſchreibt wegen dieſer Mühle am 22. October 1692 an den
Grafen Wolf Ernſt: Das sageholtz zu dieser muhlen konte
zwischen dem Zetterklebe * und dem Kelbach (Kelbeek) under
und vor dem Brocken hinauf und an den ortern gehauwen wer-
den, das sie dem Ilsenburgischen oder einiger sagemühle oder
holzhandlung e. g. herschaft unschedtlich vnd (un)nachtheilig
sein sall, auch solch holtz nirgendt anders, dan also kan gebrau-
chet werden. Die Räumung des Mühlenplates, den Graben und
die nothdürftigen Wege und Stege will der Unternehmer auf
eigene Koften anfertigen laffen.° Als ‚Meineckens sage-
1) Schreiben v. 27/9 1590. Gräfl. H.-Arch. B. 54. 3.
2) 9.-3. 3 (1870) ©. 45.
3) Gr. 9.-Ard. B. 54. 2.
N 1640 Setterklee, j. Zeterffippen.
= —— * — Solz⸗ u. Kohlenhandel betr. gr. H.⸗Arch. zu Wern.
Bon Ed. Jacobs. 441
mühle beim Zetterklebe’ wird diefe Anlage auch als für die
Hölzer dort, am Scharfenftein und am Sohlmwinfel (Soellwin-
ckell) beftimmt am 2. Dec. a. St. 1609 erwähnt. !
Dben an der Eder hatte jhon im %. 1587 der fürftlich
Braunſchweigiſche Oberförfter Peter Brüning am Kohlforde
(Kolför) auf gräflich Stolbergifhem Grund und Boden eine Eäge-
mühle. Die herzoglihe Regierung hatte hier am Weſtabhange des
Brodend unter entjchiedenem Widerſpruche von Stolbergifcher Seite
Holz Schlagen laſſen. Dftern 1600 wurde ein neuer Vertrag über
die ‚sagemühle am Kolforde’ geſchloſſen. Es gehörte dahin das
Hol; von den Peſeken (Vastenegke) ?, Spörenwagen (Sper-
wagen), ‚unter und umb den Brogken, auch am Konigs-
bergk’ 3 Die jhon am 15. Januar 1589 erwähnte ‚neue Säge—
mühle am Königsberge’ wird noch höher hinauf in der Gegend
der Ederquellen zu fuchen fein. 4
An der Holtemme mar feit dem 16. Jahrh. die höchſte
Sägemühle die gräfliche unter dem Beerberge zu Haſſerode. Aus
den hohen Lagen der ſtädtiſchen Gehölze im Holtemmegebiet wurden
die Bäume zu Anf. d. 16. Ih. mühſam zu des Raths Sägemühle
geführt, fo nach der Amtsrechn. v. 1527 zu 28: von 1 sch. bloch
ussem Henikenbroch (Hannekenbruch) vor des rats sagemoln zu
furn Andres Wigant zalt 3* post Fabiani vom bloch 39, gr.
Morungen verdingt tut 10 fl. In einem Schreiben von Ass.
Mariae 1549 heißt es: Zu mergken, das das dannenholtz fur
den kolern im Henneckenbruch weggehawen und in die reithe
(Holznieberlage) gebracht werde; ohne das wirt das ander holtz
sowol nicht hernach wachsen, und wirt auch von den storm-
winden umbgeworffen. So wurde alſo hier das Holz vorzug3-
weife zum Berfohlen gebraudt.? Die Hannefen - Sägemühle
oberhalb der Steinernen Renne wurde erft im vorigen Jahrhundert
gebaut und ging fpäter wieder ein,
So ſchritt denn allmählig mit der Nutzung des Holzes auch
die Eultur und nähere Kenntniß des Brodengebirges vom 15. bis
zu Anfang des 17. Jahrh. ftetig fort. Nach dem durch den dreifig-
jährigen Krieg erzeugten Rückſchlage erhoben fi) gegen Ende des
17. Jahrh. die berg- und hüttenmännijchen Unternehmungen wie—
1) Ebenbafelbft.
2) 1574 Feseke. 9. 3. 3,45.
3) Gr. H.-Arch. B. 54.2.
4) 5. = 3 (1870) ©. 36 Anm. 1.
5) Gr. H.-Arch. B. 54. 2.
442 Brodenfragen.
der, und zur Zeit des thatfräftigen und unternehmenden Grafen
Chriftian Ernft (1710 — 1771) wurden aud die höchften Spiten
und die entlegenjten Schluchten des Brodens unterfuht und nad
Kräften für die Forſt- und Torfwirthihaft nutzbar gemacht.
II. Die Bäume, insbejondere die Tanne oder Fichte des
Brodens.
In einem neueren Aufjage über den gegenwärtigen Beitand der
Flora des Harzgebiets ift unter den Gefäßpflanzen der Brockenkuppe
die Fichte ald zu den Arten gehörig bezeichnet, die man ‚als durch
die Bewohnung eingeführt oder angepflanzt’ anzufehen
habe.! Der Charakter des Oberharzes, heißt es ebendafelbit, hat fich
jehr verändert, feit die Fichte vor etwa 500 Jahren ange-
pflanzt iſt, indem vorzüglid Birken und Hafelgebüjch die höheren
Bergipisen Frönten, Buchen und Cichen die geringeren Erhebungen
bejchatteten.? In einem wenig jüngeren Bericht beftimmt Ernſt
Hampe eine gleihe Behauptung näher dahin, daß durch den
Bergbau Seit 500 Jahren erforderlich wurde, die Fichte
anupflanzen.? Defjelben Pflanzenkundigen Flora Hercynica jagt
dann noch beftimmter zu Abies excelsa De Candolle, Pinus Abies
Linne, diefer Baum, die Fichte, jei aus dem Vogtlande
eingeführt worden, nahdem man zum Bergbau alle Stämme
von Eichen, Buchen, Birken und Hafeln verbraudt hatte, denn aus
diefem Laubholze, nebjt Linde und Weide, hätten die früheren Wälder
am Harze beftanden.* Hampes Anfiht, wonah Wacholder und
Eibe die einzigen am Harze einheimischen Nadelhölzer, die urfprüng-
lichen Laubhölzer aber von der raſch wüchſigen Fichte faſt ganz
verdrängt find, auch als Thatfache Hingeftellt ift, daß der Broden
in alten Zeiten bis zur Spitze bewaldet war, ift dann bald nad
dem Erjcheinen der ‚Flora Here. in einem lehrreihen Aufjage von
U. Andree im Arhiv der Pharmacie Bd. 204 u. 205 v. J. 1874
wiederholt worden.?
Bemegten fich diefe Behauptungen nur auf naturwiſſenſchaft—
lihem Boden, vedeten fie von der Pflanzendede des Brodens und
1) Bericht des naturwifienfchaftlichen Verein des Harzes fir die Jahre
1859/60 ©. 62. Nr. 137.
2) Dafelbft ©. 59.
3) m denſelben Berichten für Die Jahre 1861/62 ©. 15.
4) Flora Hereynica. Halle 1873. 8%. ©. 253
5) In dem Auff.: Die Flora des Harzes und des öftlihen Vorlandes
bis zur er In den Sonderabzügen diefes Auff. S. 5; Archiv Bd. 204
©. 5327f.
Bon Ed. Jacobs. 443
des hohen Harzes in ſ. g. vorgefchichtliher Zeit, jo müßten mir
ihre Prüfung den Pflanzenkundigen allein überlaffen. Da fie aber
jehr bejtimmt gefchichtlihen Anlaß, Zeit und Herkunft jo wichtiger
Veränderungen angeben, jo müfjen aud die Zeugnifje der Geſchichte
hierfür durchaus beigebradht werden. Hampe hat die aber nicht
nur unterlaffen, fondern aud die Widerlegung eines Theils dieſer
Aufftelungen dur einen ſachkundigen und erfahrenen Forſcher
unberüdfichtigt gelaffen.!
Der gründliche und gewifjenhafte weil. Neg.»Dir. F. W. Sporleder
in Wernigerode machte in den eben erwähnten Berichten’ darauf
aufmerkſam, daß eine Pflege der Forjten durch Fünftliche Befamung
und Bepflanzung bei dem bei weitem größten Theil der Harzforiten,
wie andermwärts, erſt in fpäterer Zeit eintrat, daß aber bei den
älteften Bauten in der Grafjchaft Wernigerode — wir fügen hinzu,
auch in andern Städten am und vor dem Harze — nur Fichten:
holz gebraucht wurde, fo daß fi fchon hierdurch das Vorhanden-
jein von ausgedehnten Fichtenbeftänden in diejer Gegend vor länger
als fünfhundert Jahren nachweiſen laſſe. Er erinnert aud an die
nunmehr in dieſer Zeitihr. 3 ©. 128 f. abgedrudte Urkunde von
1411, worin Wernigerödifche Forftorte in den mittleren Harzbergen
als mit ‚dannenholte und myt allerleye holte’ beftanden erwähnt
find, meift, jedoch ohne nähere Angabe, auf den Namen des
Ortes Tanne im Fürftentbum Blankenburg hin, wie er auch gegen-
über der behaupteten weit jüngeren Einführung von Weißtanne und
Kiefer am Harz deren VBorhandenfein im 16. Jahrh. aus Joh. Thals
sylva Hercynia erweilt.
Was die allgemeine Frage einer Veränderung der Waldbeflei-
dung ded Brodens und des Harzed in gefchichtlicher Zeit betrifft,
fo ift fomol aus anbermeitigen Beobadhtungen zu folgern, als
auch aus den Quellen zu erweisen, daß diefelbe eine überaus große war:
Ebenfowenig wie vor der Durchführung des Ader- und Gartenbaus
das eigentliche Culturland in grablinig abgetheilte mit je einer
befonderen Art von Gerealien und Kräutern bejegte Stüde zerficl,
war auch der Wald urfprünglid in bejtimmte von ein= und der-
felben Baumart beitandene Sagen oder Reviere abgetheilt. Urſprüng—
lich herrichte die größte Mannigfaltigfeit, wenn auch ftellenmeife,
durch Lage, Bodenart und andere Umftände bedingt, gewiſſe
Baumarten vorherrfchten.
1) Ausz. aus dem Vortrage d. Reg.-Dir. a.D. Sporleder über merk—
würdige Bäume des Harzes. In den erwähnten ‚Berichten’ für bie Jahre
1861— 1862 bei. ©. 17.
444 Brodenfragen.
Bon der einftigen Verbreitung von Holzarten am Dber- und
hohen Harz an Stellen, wo fie jest nicht mehr, oder höchſtens
vereinzelt vorfommen, zeugen bejonders alte Forftortnamen, fo
Bodenhai (Buchenhai) 1340 im Goslarſchen Oberharz, ebendaſ.
Aihberg 1340, 1462 Efenberg — Eidenberg, Bofhop.!
Und im Amt Elbingerode finden wir gleich nach der ältejten Amts—
rehnung 1506 den Drinftig (Dehren = Ahornftieg), Buchhof,
Bühenberg, Lintlo, Lindenftig, leßteren auch im 15. Ih.
Ebenfo ergeben die Rechnungen ſchon 1506 das Vorhandenfein von
Eichenbeftänden daſelbſt.“ Bon der Verbreitung der Hafel zeugt im
Unterharz feit dem 11. der Drtöname Hafel- Hasle- oder
Haffelfelde an dem nad der Hafel genannten Flüßchen, wie folche
Hafels oder Haffelbähe auch fonft mehrfach vorfommen. Zu
Anfang des 13. Yahrh. wird und auch ein Forftort Haſel oder
Hasle bei Trefeburg genannt.?
Gleih unter dem Schneeloh am Nordabhang des Brodens
finden wir den Forfinamen Buchhorſt. Daß diefe ſchon unter
den früheft bezeugten deutichen Ortsnamen vorflommende Benennung *
am Broden nicht neueren Urfprungs ift, folgt mit hinreichender
Gewißheit daraus, daß eine Forftbereitung im J. 1640 fie ſchon
vorfindet. Wie weit noch in der zmeiten Hälfte de 16. Jahrh.
die Buche in biefer Gegend verbreitet war, bemeift unfere urfund-
lihe Nachricht von dem diefem Forftorte auf dem rechten Ilſeufer
gegenüberliegenden Sohlwinkel.
Als nämlih im Jahre 1589 ein Mernigeröder Bürger diefen
Holzberg für wenige Hunderte vom Grafen Wolf Ernft zu erwerben
fuhte, warnte der Schöſſer Simon Gleifjenberg feinen Herrn,
indem er am 14. Juli d. %. an dieſen jchrieb: es berufe fich
Matthiad Schmidt darauf, ‚das eher mit e.g. umb das buchen-
holtz ihm Sohelwinckel einigk: hette e. g. dreihundertt thaler
zue geben zugesagt. Ob es nun e. g. zwfriden, kan ich nicht
wissen; und wen der ortt umb so ein liderlich geltt, das doch
woll ein 1500 thaler wirdigk, soltte vorkauft werden, wehre
der große ortt buchenholtz, dene e. g. hier hetten, hin-
wegk’. Fünfzehnhundert Thaler waren aber bei einer fo entfernten
Lage unter damaligen Werthverhältniffen eine außerordentliche
1) Bol. Zeitſchr. 3 OO) ©. 76. 79.
2) Gr. H.- Ar ‚1; Delius Elbinger. Urt. ©. 16; 28 fi.
3) H.— —— 2, z, *
4) Bochursti, Bodhorft in Weftfalen im 3. 806 von boc, buocha —
fagus und hurst — silva — Budwald. Förftemann N. 2. I.
2. Bearb. Sp. 292.
Bon Ed. Jacobs. 445
Summe. Wie fhwer der Drt damal3 erreichbar war, geht recht
deutlich daraus hervor, daß derjelbe Gleifjenberg dem in feiner
Grafſchaft wohlbewanderten Herrn am 15. April 1588 bejondere
Anweiſung geben mußte, wie er feinen Plan, von Wernigerode
über Drübeck nah dem Sohlmwinfel zu reiten, ausführen könne.“
Sonft zeugen noch von ber ehemaligen Verbreitung verjchtedener
Holzarten am Broden und in feiner Nahbarihaft die Forjtnamen
Duitfhenberg und Duitfhen- (Eberejden) häu im W. und
S. S. O. und Birkenköpfe im N.D. Die Birken kamen über-
haupt noch nad) den Rechnungen des 16. und 17. Jahrh. in der
Gegend weit häufiger vor. Nach der Forftbereitung von 1640
fanden fie fi am Norbabhang des Brodens bei der Buchhorſt
und Nachbarſchaft. Daß aud der Tarus oder die Eibe einit
weiter und höher hinauf am Harze verbreitet war als jetzt, wo fie
faft nur noch am Unterharze ſtellenweiſe vorkommt, glaubten wir
bereitö aus des Konrad Geltis freilich etwas unbeftimmten Angaben
vom Ende des 15. Jahrh. folgern zu jollen. Er fagt jedoch aud,
daß der Harz feinen Namen von der resina feiner Fichten den
Namen Harz behalten habe.?
So mannigfaltig aber auch, und jo wejentlich verjchieden von
dem heutigen der ehemalige Waldbeſtand des Harzes war, und fo
ſchwer es nad der Natur der meijten mittelalterliden Quellen
it, aus den früheren Jahrhunderten unmittelbare jchriftliche
Bemweife für die Löfung einer folden uns heute fo lebhaft bejchäf-
tigenden Frage aus der Geſchichte der Pflanzengeographie beizu-
bringen, fo können wir doch aus zahlreichen, jelbjt bis über fünf-
hundert Jahre zurüdreichenden Belägen erhärten, daß die Tanne,
bezw. Fichte (Pinus Abies) von Alter her am Harze, und insbe:
jondere audh am Oberharze und am Broden, nit nur vorhan-
den, fondern auch der vorherrihende Baum mar.
In eimer Befriedigungsurfunde des oberharzifchen Bergwerks
vom 30. April 1323 nehmen die Herzöge Ernſt und Wilhelm,
Gebrüder, von Braunfchweig auch insbejondere die Tanne in
ihren Schub: Van der gnade goddes we Ernest, Wilhelm,
brodere, hertoghen tü Brunswich bekennet in disseme openen
breve, dat we sin tü rade gewürden, dat we den Hart vreden
willt, unde we an den, de des Hartes an berchwerke tü
büwende oder an hutten oder an danne, oder an jenegher-
leye dinge gebrukede, an rove oder an anderen dingen vrede-
brake dede, wür dat were, dat men de dar upholden scal;
1) Gräfl. H.- Arch. B 54. 2.
2) 9.-3. 4 (1871) ©. 122 f.
446 Brodenfragen.
unde we unde alle unse ammechtlude deme cleghere rechtes
dartü helpen scolen, unde scolen ok ere viande wesen, dewile
se den scaden nicht irleghet nehebben deme cleghere na minnen
oder na rechte. — — —
Na der bort goddes drehundert jar in deme dre unde
twinteghesten jare, in deme avende der hileghen apostolen sente
Philippus unde Jacobus.!
Belannt ift, daß am 16. März; (sondages to midvasten) 1393
Herzog Otto und am 13. Juli (an sinte Margaretendage) 1395
Herzog Friedrih von Braunfchweig den Bürgern von Goslar
geftatteten, dad Tannenholz und Ahorn = Alhorn- oder Ellern-
holz (danholt eder appeldern holt), was in ihrer Holzmarf?
ftehe, ohme ihren und ihrer (dev Herzöge) Nachfolger Widerſpruch
zu ſchlagen und zu nußen.?
Bon der Südweſtecke de3 Harzes ift uns vorläufig nur ein
ganz ähnlicher Verwilligungsbrief Herzog Philipp von Braun
ſchweig-Grubenhagen für die Stadt Dfterode vom 3. September 1513
(Sonnabend nad Aegidii) über den amfehnlichen über derjelben
gelegenen Forſt befannt. Der Herzog begnabet fie mit dem
Tannenholze in dem von der Stadt beanjpruchten nach feinen
Grenzen genau bejtimmten Forjte, ertheilt auch insbefondere denen
von Dfterode die Befugniß, das zum Bau des neuen Klofters zu
©. Johannis erforderlihe ‚Tannenholz; und andere Holz’ —
das erjtere iſt alfo auch hier da3 vorherrjchende Bauholz! — u. ſ. f.
in feinen, des Herzogs, Forſten unverzinjt zu hauen und auszu—
führen. ®
Eben jo früh wie nah W. ift die Tanne — d. h. zunädjt
die Fichte, Die der Harzer durchweg Tanne nennt, — im ©. und
W. des Brodens nachzumeifen. Das Gebirgsdorf Tanne an der
warmen Bode, wurde nad) dem Tanne oder Tannenwalde genannt,
innerhalb deſſen e3 gerodet wurde. Zwar heißt der Ort auch
zuweilen (1355 und 1427) zur Tanne (Zoll und Huth to der
danne), aber im einheimifchen Niederdeutſch heißt es bereit feit
1) Ras auf Pergament mit zwei anhangenden Siegeln, im Stabt -
Arch. zu Goslar, nach gütiger Mittheilung meines Freundes Amtsrichter
Bode in DOttenftein.
2 Ueber diefes anfehnliche Forftgebiet f. H.- 3. 3 (1870) ©. 70— 111
mit Karte.
3) Nach der Hdſchr. des Goslarer Bergrechts, Pergamenthdſchr. v. Anf.
d. 15. Ih. BI. 47 und Juſt. v. Schmidt» Bhifelded in Häberling
Staats -Ardiv. 14 ©. 57.
4) ©. Mar, Geſch. d. Fürftenth. Grubenhagen I, ©. 326.
Bon Ed. Jacobs. 447
Anfang des vierzehnten Jahrhunderts: ‚de hutten do deme
danne und de tollen darsulves’.! So lautet es aud in den uns
jeit Anfang des 16. Jahrh. zahlreicher vorliegenden Quellen. Die
Elbingeröder Amtsrehnungen von 1506 an erwähnen ‚dye hut-
mneyster zum Tanne’. Ferner werden dort 1538 unter dem zum
Haufe Elbingerode gehörigen Ader ‚41'/, morgen auf der andern
seite des cleinen horns und vorm Tanne’ aufgeführt, 1533
‚3 teich vorm Thannen’.? Hierzu ftimmt es durchaus, wenn, nach
einer gütigen Auskunft des in der heimischen Forjtgefchichte wol—
bewanderten Heren Oberförfters Langerfeldt zu Niddagshaufen, die
ältejten erhaltenen Blankenburgiſchen Forftrehnungen von 1545 —
1548 nur Dannholz' nennen, weldes ſtammweiſe verkauft
wurbe.?
Den Urfprung eines bis ins 13. Jahrh. zurüd zu verfolgenden
ritterbürtigen Geſchlechts v. Tanne dürfen mir zwar nicht mit
Stübner* von unferem eben bejprochenen Gebirgsdorfe und über-
haupt nicht vom Harze herleiten. Dagegen würde die frühe Vers
breitung der Tanne im öjtlichjten Mansfeldiſchen Harze das Vor—
handenfein einer Mansfeldifhen Familie v. Tanne niederen
Adels, beweifen, von der nachmweisbare Mitglieder unter dieſem
Namen bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurüdreichen,
wenn dieſelbe ſich nicht vielmehr als aus Staßfurt eingemandert
ermwieje.®
Aber nit nur wird, fobald überhaupt in gefchichtlichen
Quellen einzelne Holzarten in den SHarzforften vorfommen, bie
Tanne vorzugsweife genannt, fondern wir wollen auch nad)-
zuweilen verfuchen, daß fie — in gejchichtlicher Zeit natürlich —
von Alters die herrfchende Holzart im Brodengebiet und auf
dem hohen Harze war. Als im Jahre 1457 die Herzöge Heinrich,
Ernft und Albrecht von Braunjchweig der Stadt Goslar das
Nutzungsrecht de3 harten oder Laubholzes in einem fehr großen
Waldbezirk am Oberharz bis zu den Oker- und Innerſte-Quellen
verfaufen, ift das Kaufgeld die auch nad damaligen Werthverhält-
* 1) Apr Zeitihr. 3 (1870) ©. 20 Anm. 4; Delius Efbingerode
Ur
2) 9 = 1 im gräfl. H.- Arch. zu Wern.
3) Briefl. Mittheilung v. 18./12. 1874.
4) Merkwürdigkk. d. Harzes II, 441.
-5) Nach gütiger Auskunft meines theuren Freundes Geh.-R. v. Mülver—
ftedt in Magdeburg. — Wenn dagegen eine Familie v. Harz eine Tanne
im Schilde führt, fo käme das für unſere Unterfuhung in Betracht, doch ijt
diefelbe faum über das 15. Jahrh. zurück zu verfolgen.
448 Brodenfragen.
nifjen durchaus unbedeutende Summe von 80 Gulden!! Das
Zaubholz bildete alfo ſchon damals einen ganz untergeordneten Be-
ftandtheil dieſes oberharzifchen Forſtgebiets. Das Hauptgehölz, die
Tanne, gehörte zum herrjchaftlichen Vorreht im ganzen Oberharz,
feit dieſer durch Schenkungen im 11. Ih. und befonders v. J. 1157
aus der Hand der deutſchen Könige in den Befit des Braunfchmweig-
Welfiihen Haufes übergegangen war.?
Diefelben Forftgerechtfame bejaß das in der Brodengrafichaft
Wernigerode waltende Herrengefchleht in feinem Antheile des Harzes.
In einem bis zu den SHohnellippen auffteigenden Theile dieſes
Forftgebiets, in der Hafjerövder Achtwort oder dem fog. Landınann,
hatte eine Reihe ländlicher Gemeinden gewiſſe Holzungsgerechtigfeiten,
aber unter den der Herrſchaft vorbehaltenen Holzarten nennt das
vom Gr. Heinrih zu Wern. zu Anfang des 15. Jahrh. ertheilte
Weisthum zuerft dad Tannen- oder ‚dannholtz’.®
Noch deutlicher und ausfchließlicher tritt die Tanne im weiteſten
Umfange im Wernigerödifhen Harze als herrichaftliches Reſervat
hervor in einer Verſchreibung des Grafen Heinrih zu Stolberg-
Mernigerode und feiner Söhne,Heinrih und Botho vom 3. October
1496. Die genannten Grafen räumen darin für zmölfhundert
dargeliehene Gulden dem Burdard von Cramm und Hermann
vom Hufe in ihrem Forft drei Thäler oder Forftorte ein, daß fie:
die Smale Scheyde und die zwey Zcwiselthael nach fudder-
szale, ye XV masß fudder und das fudder vor XV Gorslar.
pfenning, kolen sollen, mit dem bescheyde, das zcu fur-
dirst alle thann, fiechten, keynboyme, und was man
nennet weichholtz, sol unvorhawben steen pleibe, des
keynen stamm adder bawme an unser bsunder irleib-
niss abezuhawben’. Unter gewiffen Umftänden wollen ihnen
die Grafen außer jenen drei Holzthälern auch noch das Frangken-
1) Harzzeitfchr. 4 (1871) S. 304— 307. — Im Ofteröder Forft über-
ließ (als Reft feiner ihm darin zuftehenden Gerechtfame) Herzog Wolfgang
zu Braunſchw. der Stabt am 28. März 1581 auch das harte Holz für
500 Thlr. Marx a. a. O. ©. 326.
2) Bgl. 3.9. Shmidt-Phifelded a. a. O. S. 28. Daſelbſt ift auch
erwähnt, wie im J. 1509 die Grubenhagenſche Linie der Herz. v. Braunſchw.
ein nicht näher bezeichnetes Tannenbolz am Harze verpfänbete.
3) Die Holzarten, welche die Lanbmanns = Gemeinden in der Achtwort
nit nuten burften, waren: beslagen holtz, dannholtz, ornholtz,
lehnenholtze, noch eschenholtze, das unser herrschaft istin allen
gemeinen. Wer sich daran vergriffet, dem mogen wir folgen mit
unserm gerichte, das en wehre, das er das thette mit unserm willen.
H.-Zeitſchr. 3 (1870) ©. 121 Anm 2.
Bon Ed. Jacobs. 449
thale, das Meissenthale, das Furenthale und den Geyerßkopf
in gleicher Weije zum Verkaufe geben. !
Auch bei den Verhandlungen über den Halberſtädter Berg
oberhalb Darlingerode (1486 Abbetbarch) wird unter den Bäumen,
welche der Herrichaft vorbehalten bleiben, zuoberjt die Tanne auf-
geführt. Uebrigens mar diefer Berg mindeftend im 16. Jahrh.
vorzugsweife ein Tannenberg.’
Wie wir noch fehen werden, daß beim Abfohlen des Hannelen-
bruchs u. ſ. f. das Laub- oder harte Holz verfohlt, das Tannen-
holz aber in die gräfliche Holzniederlage geliefert wurde, fo mußte
auch in den oben genannten Holzungen im heutigen Ilſenburger
Reviere zwifchen dem Zillierwalde und Kienberg an der Eder das
weiche Holz der Herrfchaft verbleiben, während das darin ftehende
harte oder Zaubholz verfohlt wurde.
Beſonders beachtenswerth ift, daß mir bier wieder dreierlei
Nadelholz: Tanne, Fichte und Kienbaum unterſchieden fehen, die
offenbar den drei ein Jahrhundert fpäter von dem pflanzenfundigen
Johann Thal am Harze unterſchiedenen Pinus Picea, Pinus Abies
und Pinaster und unferer Weißtanne, Fichte und Kiefer entſprechen.
Keynbaum oder kienbaum ift aber — Kiefer, der fiengebende
Baum. Jedenfalls hat der unmittelbar an die hier bezeichnete Holz-
mark ſüdlich anftoßende Kienberg, der uns 1488, 89, 96 ala
Keynberch urkundlich genannt wird, nach feinem Kiefernbeftande
den Namen erhalten.* Auch in der zweiten Webereinfunft der
Grafen Ulrich von Negenftein und Botho zu Stolberg - Wernigerode
wegen Anlegung einer gemeinfchaftlihen Bauholz» und Dielen-
Niederlage aus den Aemtern Blankenburg und Wernigerode vom
25. Sept. 1536 find wieder als das vorzüglichite Nutzholz: itzlich
tennen-, fichten- odder ander zimmerholtz, bauholtz, kern-
holtz’ u. f. f. hervorgehoben. 5
Durch diefe neuen urkundlichen Beläge für das Borhandenfein
von Tannen, Fichten und Kiefern auf dem Harze ſchon im 15. Sahrh.
wird zugleih die Sorgfalt und Umficht Sporleders erwieſen und
1) Nach Cristi unsers lieben hern geburt. der wenigern zcale im
sechs ufid neuntzigisten jare, montags nach Michahelis des heyligen
ertzengels. Urſchr. a. Papier mit aufgebr. Siegel B 18, 2 im gräfl. H.-Arch.
zu Wern. An diefe für unſere Frage wichtige Urf. bin ich erſt wieder durch
des Grafen Botho zu Stold.-Wern. Erlaudt erinnert worden.
2) Ilſenb. Urkdb. 619 in der Arm. Durch Abbrechen einer Tanne wird
Die Befisnahme des Holgbergs verfinnbildlicht: SI. Urkob. 757.
3) If. Urkdb. 756.
4) Ilſenb. Urkob. 406. 410. II, 408.
5) Delius nn Url. ©. 63; in bem Ben Bertrage v.
13./5. 1531 (baf. ©. 53) ift auch bie Tanne genap
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI. 29
450 Brodenfragen.
gefrönt,t die Unvorfichtigfeit aber gejtraft, Die feinen fo bejcheidenen
al3 berechtigten Einſpruch unbeachtet ließ.
Schon zu Anfang des 15. Jahrh. waren in ziemlich hoher
Lage die im J. 1411 von der Stadt Wernigerode kaufweiſe
erworbenen Forſtorte Amelungsfeld und Hagedorne zwar mit allerlei
Holz, aber zumeiſt mit Tannen (danneholt) beftanden.”? Bei
der Bedeutung, melde die Holzhauer in der Grafihaft Wernigerode
hatten, iſt e8 wol zu beadten, daß dort Dannenhauer ober
Danhauer?, nicht etwa Eihen-, Buchenhauer u. ſ. f., zu einem
alten, verbreiteten Yamiliennamen wurde. Auch Dannenrod fommt
dort ſchon zu Anfang des 15. Jahrh. als Familienname vor.*
Da im engeren Brodengebiet von einer gewiſſen Cultur und
Nutzung erft etwa feit dem 15. Jahrh. die Rebe fein fann, fo wird
man bier unmittelbare fchriftlihe Beweife für das Vorhandenfein
beftimmter Baumarten bis zu 500 Jahren zurüd natürlich nicht
erwarten. Aber noch viel weniger kann gerade deshalb aud davon
die Nede fein, daß eine dort vorherrfchende Holzart feit jo früher
Zeit ‚durch die Bewohnung eingeführt’ fei. Die Beweife für die
einftige Verbreitung oder das Fehlen von Holzarten vor fünf und
mehr Jahrhunderten könnten hier nur füglih durch Ausgrabungen
und palaeontologifhe Funde erbradht merden. Obwol mir im
Allgemeinen auf diefe naturmifjenschaftlihe Beweisführung nicht
eingehen, jo mag doch gelegentlich erwähnt werden, daß aud fie
für das Vorkommen der Tanne oder Fichte am Broden bis in bie
vorgefchichtliche Zeit hinauf zeugt.
Wir erwähnten oben die aus Namen und ben zuverläffigiten
Quellen ermiejene einftige und bis ins 16. Jahrh. zu verfolgende
Verbreitung ausgedehnter Buchenbeftände in der Buchhorft und am
Sohlwinkel am Nordabhange des Brodend. Durch die Ausgrabung
mannigfach übereinandergelegter Baumftufen in diefen Gegenden
bei Anlage der Brodenftrafße ift nun aber nicht nur die Jahrtaufende
zurüdreichende Verbreitung von Buchen, Hafeln u. ſ. f. daſelbſt
erwiefen, fondern auch, daß die Tanne oder Fichte hier bis in
übertaufendjährige Vorzeit hHinaufragt.®
1) Bgl. Berichte bes ——— Vereins des Harzes zu Blanken—
burg für die Jahre 1861 — 62
2 9. —— 3 (1870) * 08 f.
3) 3.8. im 3.1473 u. ſ. f. Ilſenb. Urfob. 345. 426.
4) So Cord Dannenrod 1414. Copiar. vicarr. s. Silv. Bl. II®—IV®,
Allerdings gehören die nach ben gerodeten Holzarten genannten Ortsnamen
auf =rode und »reuth nicht zu dem älteften, reichen aber doch theilmeife bis
ing 12. und 13. 35. zurück, wie Buchrode, Eichenrode, Birkenreuth, Tanrode.
5) Bol. Verhandlungen bes Harzer Forftvereing.
— 7 BE
Bon Ed. Jacobs. 451
Da wir aus möglichſt alten fchriftlihen Quellen befonders in
den hohen, vielfach ſchwer zugänglichen Lagen Hinter dem Broden,
nah Süden und Südweſten die Fichte weithin verbreitet finden
werden, jo muß e3 als jehr willkommen erfcheinen, die jelbjtändigen
Beobahtungen eines Fachmanns und anerfannten Forſchers hier
die Zeugniſſe gefchichtliher Quellen ergänzen und beftätigen zu
fehen. Herr Oberforjtratd Dr. Theodor Hartig bemerft aus
eigener Erfahrung über das, wie wir fahen, in der eriten Hälfte
des 16. Jahrh. noch von Amt und Förfterei Wernigerode aus ver-
liehene Rothe Bruch zwiſchen Wurmberg und Broden, daß in
deſſen 12 —13 Fuß hohem Hochmoore drei verfrüppelte Fichten-
generationen über einem Lager normaler Kiefernftämme
ſtehen, die wahrſcheinlich praehiftorifher Zeit angehören,
da zwiſchen Rinde und Holz bis zu 2 Fuß ſtarker Stämme durch—
aus gefunden und wie frijch ericheinenden Holzes Scheererit in
Kryftallen fih ausgebildet hat. ebenfalls find die Kiefern auf
der Stelle gewachſen, vor Eintritt der Hochmoorbildung, die wahr-
ſcheinlich Folge eingetretener Senkung des Bodens ift. Die Kiefern
find auf Granitboden erwachſen, und es ift bemerfenswerth, daß
das Vorfommen alter lebender Kiefern auf die granitiſchen
Partien des Oberharzes im Dferthale und Roßtrappe beſchränkt ift.
Ob die Kiefer früher über die Grenze des Granit hinausgegangen
it, dafür fehlt jede Andeutung; interefjant bleibt e8 aber, daß auch
die dritte granitifhe Eruption de Brodengranit® Spuren einer
Kiefern-Begetation, vor dem Auffommen der Fichte erkennen läßt.!
Wir haben diefe Beobadhtung Dr. Hartigs unverfürzt mit-
geteilt, weil fie wieder auf das fehr hohe Alter gerade der Kiefer
am Harze hinmeift, welche der Verfaffer der Flora Hercynica noch
weniger als die Fichte dafelbjt für alteinheimifch halt. Anlangend
die lettere Bemerkung des Herrn Dr. H. über die Spuren de3 früheren
Vorkommens der Kiefer im Granit des Harzes, haben wir ſchon aus
unjern obigen urfundlihen Auszügen gezeigt, daß die Kienholz -
oder Kiefernbeftände auch an der Eder beim Zwiſſelthal, und mahr-
[cheinlih mindeftens bis zum Gierd- und Meizenfopf auf dem
Granit des Harzes ftanden, während fie allerdings vom Zwiſſelkopf
bi3 zum Kienberge auch in den Kulm, Zechftein und bunten Sand-
ftein hinabreichten.?
Richten wir nun auf gefhichtliche Beweife für das Alter des
Nadelholzes am Broden unfern Blid, fo ift zunächſt an Die
1) Gütige briefliche Mittheilung aus Braunſchweig 8. Juli 1878.
2) Me yer in feiner Flora von Hannover läßt bie Kiefer nur durch fünft-
Yihe Ausfaat bis auf das Gebirge geben.
29*
452 Brodenfragen.
unmittelbar füdöftlich dem Broden fich anfchließenden ausgedehnten
Forftorte Dbere und Untere Schwarze Tannen und Düjtere
Tannen zu erinnern. Someit dieje Forftörter auf Hannöverifchem
Boden liegen, vermodten wir nicht, die Namen in frühere Yahr-
hunderte zurüdzuverfolgen. Anders ift das vielleicht mit Düſtere—
tannen’ beim eben genannten Rothen Brud: Eine Urkunde des
Amtmanns Anton v. Werthern zu Wernigerode vom 5. Januar
(am abende der hilgen dryer konige) 1490 bezeugt, daß fein VBor-
gänger Heinrich v. Rürleben (gegen 1477, Ilſb. Urfob. 353) einem
mittlerweile geftorbenen Manne etliche Güter im Amt Elbingerode,
welde an die ©. PBantaleonsfapelle auf Schloß Wernigerode zinfen,
geliehen habe. Dieſes Grundftüd, urfprünglid Geſträuch, wurde
in eine Wieſe verwandelt und wird nad einer Beilchrift vom Ende
des 16. Jahrh. ala Wiefe ‚an Finstern Thannen’ bezeichnet.!
Wir können hierbei wol nur an den an der Grenze ded Amts
gelegenen Forftort Düfteretannen denfen.? Auch aus einem Lehn-
briefe Graf Heinrichs zu Stolberg für Gangelof Grotejtude vom
19. Juli 1482 lernen wir einen Tannenforft im Amt Elbingerode
fennen. Der genannte Wernigeröder wird darin myt deme dan-
holte unde hey, dath dar heyt de Lüdershoepp’, beliehen.®
Und gleich unfere älteften urfundlichen Spuren von einer Holz-
nutzung am und beim Broden zeigen, daß e8 Tannenholz; war, das
man bier mit großer Mühe ohne ordentlihen Weg und Steg zwiſchen
Klippen und aus Abgründen wegholte, wahrjcheinlich weil man das bei
feinem äußerft langſamen Wuchs jehr feite Holz früh jehägen lernte.
In der MWernigerödiichen Amtsrehnung von 1525 zu 1526
ift unter ‚Innam vor zcogen und stelholtz’ verzeichnet :
1 gulden 3 gr. vor 6 fuder tennen kuffenbret (tannene
Kufenbretter) Jorge felgenhawer undirm Kolforde undirm
Brogken, dedit furster 6* post Vincula Petri.
1527 Galli bis dahin 1528:
Vor 1 fuder kuffenbret Thomas botchere vorm Brogken
holen lassen, ded. idem furster vts. (dom. Jacobi).
Gewöhnlich ift nicht angegeben, welches Holz — 5.8. 1511 —
hinter dem Broden oder beim Kleinen Broden mit togen (zcogen),
1) Urſchr. im gräfl. H.-Ard. Al.
2) In Wernigeröver Fehdeacten ift von einem Berfted von Lanbfriebens-
bredern ‚in den dustern dannen’ ums Jahr 1550 die Nebe. Gr.
H.Arch. B 91,1. Hier könnte man an die hier erwähnten aber auch an
die noch zu nennenden beim jetigen Henkersberg benten.
3) Delius Elbingerode Url. ©. 19. — Eine Tanne ftand auch als
Malbaum an ber Grenze bes Amts bei den Feuerfteinen (1537).
Delius a. a.O. ©. 69.
Ron Ed. Jacobs. 453
Reifighaufen und zu Felgen meggeholt wurde. Daß e3 61 Tannen»
ſtämme und wieder 2 Schod 35 Dannenblöche' waren, die ums
Jahr 1574 Herzog Julius am MWeftabhang des Brodens fchlagen
lieg, haben wir ſchon früher gefehen.!
Aus unferen Quellen erjehen wir, daß man die als Nutzholz
bejonders gefuchten Tannen jtammmeife zwijchen anderem Gehölz
und Klippen berausjuchte und dann mühjam herunterfchaffte. Nach
einem alten Anſchlag vom 15. Auguft 1549 über die Köhlerei im
Brodengebiet am Hannefenbrud und deffen Nachbarschaft wurde erft
das nutzbare Tannenholz weggefhlagen und in die gräflide
Holzniederlage geſchafft, während das harte oder Laubholz
verfohlt wurde. Das Schriftftüd lautet:? Was vor holt Hans
jeger bereitt, wie vil kollen dorin kunten gemacht
werden, mir (Gr. Wolfgang zu Stolberg) ubergeben am tag
assumpcionis Marie anno 49:
Curdt Fessel, Hans Mölen nnd Hans jeger haben das gehulz,
so Hans jeger zu bereithen, angeschlagen wie volgt: |
Im Henneckenbruch konnen uberall gemacht werden an
hartem holtz, nach deme viel dannen darinnen stehet:
120 schog fuderkoln zu 10 massen.
Im Merglingerodischen holtz bis an die Teuffels-
burg 4 sch. fuder.
In dem Masberge 60 sch. fuder.
alles einmahl abzukolen.
Zu mergken, das das dannenholtz fur den kolern im Hennecken-
bruch weggehawen und in die reithe gebracht werde. Ahne das
wirt das ander holtz so wol nicht hernach wachsen, und wirdt
auch von den stormwinden umbgeworfen.
Wir Haben bis hierhin die Tanne vorzugämweife in den
höheren Lagen des Gebirges: im Dberharz, hinterm Broden,
im Amt Elbingerode, im Wernigerödifchen Landmannsholz und
Stadtforft und in Orts- und Familiennamen auch bis zu den
Hochebenen des Blanfenburgifhen Harzes und zur Mansfeldiſchen
Senkung verfolgt und gefehen, daß fie hier überall — fo früh uns
bier nur überhaupt gefchichtlihe Duellen und Namen über befondere
Holzarten Auskunft geben, d. h. vom Anfang des 14. bis ſpäteſtens
gegen Ende des 15. Nahrhunderts, nicht nur überall nachmeisbar
ift, fondern wie fie auch neben den mannigfaltigiten andern Holz-
1) Zeitfchr. 3 (1870) ©. 45.
2) Kohlenweſen und Kohlenhandel in der Graffch. Wernigerode. Gr.
H.-Arch. B54, 2. Im dem Abdrud find die unorganifchen Berboppelungen
der Eonfonanten meggelafien.
454 Brodenfragen.
arten, Buchen, Eichen, Ahorn, Linden, Birken, Hafeln, Lehnen,
Eichen, Taxus u. a. m. als Nutholz für bergmännifche und fonftige
wirthſchaftliche Zwecke, beſonders aber für den Hausbau, vor allen
beliebt und altes herrichaftliches Nefervat war, wie man fie end»
lich zu ſolchen Zwecken wol vor dem Abfohlen in die Holznieverlage
ſchaffte, während man das harte Holz den Köhlern überließ. Hier:
bei ift unter Tanne vorzugsweiſe die NRothtanne oder Fichte zu
verftehen, während auch dreierlei Arten unterſchieden werden
und mindeftens die Kiefer neben Tanne und Fichte — der Befunde
der hohen Torfmoore nicht zu gedenfen — im Edergebiet und
in der Brodengegend ins 15. und zum Anfang des 16. Jahrh.
zurüdzuverfolgen: ift.
Daß in den niederen Lagen und am Fuß des Gebirges
in früheren Jahrhunderten die Mannigfaltigfeit der Holzarten eine
gleiche, oder eher eine größere war, und bejonders, daß hier das
Laubholz mehr vorherrichte, zeigen jchon die zahlreicheren mit Buche,
Eiche u. S. f. zufammengefegten Forftortnamen; überhaupt liegen
für die unterfte Stufe de3 Gebirge unmeit zahlreichere Urkunden
vor. Wir brauden daher nur mit einigen Türzeren Belägen dar—
zuthun, wie diefer gemifchte Beftand, mworunter aber die Tanne
nicht fehlte, aud am Fuße des Brodens bis zu den Vorhügeln
in der Grafichaft Wernigerode fich fortſetzte.
Der bis in ziemlich niedrige Lagen hinabreihende Landmann
hatte nach den Acdhtworturfunden neben den Tannen die mannig-
faltigften Holzarten, auch oberhalb des Mühlenthals im alten Heg
ftanden nad) der erwähnten Urk. v. 28/1 1411 im Amelungsfeld
und den Hagedornen — ein Name, der ja auch ein hier wach—
fendes Gehölz nennt! — ‚allerleye holt’ neben der Tanne oder
Fichte. Und wie die abgelegenften Hochebenen hinterm Broden
ihre ausgedehnten Forjtorte Schwarze» und Düfteretannen haben,
fo liegen aud die ‚Dusteren Dannen’ gleich oberhalb des
Mernigeröder Mühlenthals am heutigen Schnurrbart, wo die gräf-
lichen Forftfarten noch im vorigen Jahrhundert den Namen Fin—
fteretannen dafür haben.“ Geit 1594 nennen die Holzreinungen
diefe ‚Duftern Tannen’ oft genug unter Angabe der Tannen -
Stämme und » Togen, die daraus gejchlagen wurden und in den
Handel famen.? Daß der alte Abtei» jpätere Halberftäbter
1) H. 3. 1870. ©. 128.
2) Auf einer auf Beranlaffung Gr. Chriſtian Ernſts angefertigten Forft-
farte in ber gräfl. Plankammer zu Wern.
3) Holzrechn. C 51 im gr. H.-Arch. Als Gr. Wolf Ernft um 1601
oben im Muͤhlenthal diefem Holzberge gegenüber die Anlage eines Eifen-
Bon Ed. Jacobs. 455
Berg über Darlingerode vorzugsmeife Tannenhai war (holtzflegk in
den dannen, der Ebteybergk genant)! haben wir ſchon gejehen.
Ebenſo führt der nicht weit davon entfernte Tannenklinz (1587
Dannenklint)? bei der Plefjenburg ſchon früh feinen Namen nad) dem
ihn dedenden Waldkleide, desgleichen der zum Drübeder Gemeinde:
holz gehörige Dennenberg' bei Dehrenfelde.? Wie aber bie
einst Klofter= Himmelpförtner Holzberge im unteren Hafjeröder Revier
meift mit Laubholz beftanden waren, fo verfündete auch bei der
nad Silftedt zu gelegenen Vorhöhe des ‚Ekholtes’ oder Eich—
holzes (j. Eichbreite) vor dem Auftberge (1352 Ostberg) bereits
der 3.8. 1352, 1392, 1413 genannte Name,* welche Bäume wir
bier in früher Borzeit zu fuchen haben.
Beſonders lehrreich für unfere Einfiht von einer ziemlich
frübzeitigen Verbreitung der Tanne bis zu den unterften Harz=
bergen find die uns aus der Grafichaft feit 1593 vorliegenden
Holzrenungen. Um das angegebene Jahr ſchlug man Tannenholz
3. B. aus folgenden Orten: dem ſchon 1413 genannten Burg:
berg> über Darlingerode, aus dem ‚Dillendhale’ (Chriftianen-
thal), ‚Papendal’ (zw. Henkersberg u. Kl. Klausberg- oder
Klusberg), am Eierberge, Spitzenholz, am Lindenſtiege,
‚uffem Schweng’, (Schwenkskopf), ‚driessig dannenbohme boven
dem Nettelndal (Refjelthal); vgl. ‚danholtz bie der Dum-
kuhlen. Aber an feinem diejer Forftorte fand fich dieſe oder eine
andere Holzart ganz ausſchließlich. Daher holte man nach denfelben
Rechnungen und in demjelben Jahre z.B. am Eierberge, am Voigt—
ftiege, oberhalb des Dillenthals, am Huhnholz, Spigenholz, Papen-
thal aud Buchen, Eichen, Eichen u.a. m.® In den ‚Düfteren
Zannen’ werden nad jenen Rechnungen nur Tannen gejchlagen
und mag diefer Ort einen ziemlich unvermifchten Beſtand gehabt
haben.” Ein Buden- (Boek-, Bockberch 1496) und ein Kiefern-
hammers geftattete, wurbe bem Unternehmer Joach. Oppermann eine Partie
Stämme und ‚togen’ ‚In den Düsteren Dannen' ausgewiefen. Gr.
9. Arc. B 86, 2. 166.
2 Sie, Urk. b. 756.
tr. H.⸗ Arch. B. 54. 2. Vom Klinz nah Darlingerobe führt das
—
9 Wern. Intell.- Bl. 1833 N. 17. ©. 4 in einer Aufzeichn. v.
2 heit des Ge ©. Silo. zu Weru. 26. 29. 47.
5) Daf. Nr. 68.
6) Gräfl. 9. En c 51.
7) Wenn man ben Namen ber Lerchenköpfe meftl. v. Broden ebenfo
wie Birkenköpfe, Haffelkopf (unterh. ver Drei Annen) u. a. m. auf
den Lärchenbaum (Larix) beziehen müßte, fo wäre darin ein Beweis für
456 Brodenfragent.
oder Kienholz (Keynberch 1488) liegen am Ausgange des Ilſe—
und des Ederthals einander nahe benahbart!, und nad dem Lande
zu bewahren als fpäte Nachkommen und Ueberreſte alter Gefchled-
ter ſowol die Heeje beim Negenftein als der Reſt des Reddeber—
holzes beim neuen Thurm (Charlottenluft) die Erinnerung an
einft größere Kiefernbeftände Da fie auf magerem Boden
jtehen, fo hat man ihnen das Dafein gefriftet, während den Platz
ehemaliger anderer, beſonders Laubwälder im fruchtbaren Lande
Drtichaften und Aderfelder eingenommen haben.
Die Frage, die wir bis hierhin durch urkundliche Beläge zu
löfen juchten, war die nach dem nachmeisbar älteften Beftande der
Harz» insbeſondere Brodenforften. Daß unfere unmittelbaren
Quellen nicht über da3 14. Jahrh. zurüdgeführt werden fonnten,
fteht damit im Zufammenhang, daß im Brodengebiete eine ausges
dehntere Holgnugung und Holzhandel noch nicht ftattfand und letzterer
erft im 16. Jahrh. den Baumwuchs jener fchwer zugänglichen
Reviere in feinen Bereich zog.“ Don diejer ſich allmählig fteigern-
den Nutzung war aber noch ein weiter Schritt bis zu einer ratio-
nellen gleihmäßige Bejtände an die Stelle der einftigen Mannig-
faltigfeit einführenden Forfteultur durch Fünftlihe Befamung und
Bepflanzung. Erſt eine folde, die am Fuße des Gebirge im
17. Jahrh. begann, auf dem Harze aber erft mit den vierziger
Sahren des vorigen Sahrhunderts allgemeinere Ausdehnung gewann,
fteigerte fih dann auch zur Einführung ausmwärtiger Holzarten, der
Meymouthtiefer, Lärche, des Knieholzes durch Samen, befonders
aus England, Tirol u. a. D.
Erſt feitvem der Menſch mit Barte und Art in die Bergmäl-
der einzubringen und zunächſt die beiten, nußbarjten und gelegen-
ften Stämme megzuhauen begann, läßt fich eigentlih von dem
Beginn einer Beränderung in den Arten der Beftände reden.
Eine ſolche erfolgte zunächit nur fehr allmählig und lag kaum je
im Plan oder Abfiht. Wenn wir aljo hören, daß in der Mitte
des 16. Jahrh. der Pfeiferslint am Holtemmeberg unter dem
Broden ein Tannenhai mwar,? fo dürfen wir mit Beftimmt-
heit annehmen, daß darin feit unvordenflihen Zeiten feine
wejentlihe Veränderung ftattgefunden Hatte. Je länger aber
die Nutzung währte, um fo mehr trat, auch ohne beftimmte
das frühe Vorkommen dieſes Baumes hoch auf dem Harz gegeben. Bgl. dieſe
Zeitſchr. 3 ©. 100. Es kann aber auch an ben Singvogel gedacht werben.
1) Bol. Ilſenb. Urkob. II. 407. 406. 410.
2) Dal. darüber Harzeitichr. 2, 3. 151 —160.
3) 9. = Zeitfchr. 6 (1873) ©. 517 f.
Bon Ed. Jacobs. 457
Abfiht, eine Veränderung ein, indem keineswegs in gleicher
Weiſe genugt, mandes Holz; — befonders z. B. die Tanne —
mehr gefucht war und ftammmeife mweggeholt, anderes Gehölz mehr
verfohlt wurde. Bei dem Nachwuchs kommt fehr in Betradit,
daß die Holzarten in Hinficht ihres fchnelleren oder langjameren
Wachsthums fehr verjchieden find. Mit der Bearbeitung durch den
Menſchen nehmen aber auch die Unfälle in den Bergmwälbern, die
furchtbare Wirfung von Stürmen und Wettern und die Feuers—
brünfte zu, von denen wir der von 1473 und 1590 im Broden-
gebiet ſchon gedachten. Auch der dreißigjährige Krieg dehnte feine
Vermüftung über die Harzwälder aus, und fo dürfen wir ung nicht
wundern, wenn 1640 weder Sohlmwinfel noch Buchhorſt noch ihre
prächtigen früheren Buchenbeftände zeigten, leßterer Ort vielmehr
meiſt von Birken und verfrüppeltem Gehölz beftanden war.
Im Brodengebiet drang aber eine regelmäßige Forftnugung
erſt feit dem 15., und in den abgelegeneren Lagen erft im 16. Jahrh.
vor, was wir oben mit dem Vorbringen der Eägemühlen in den
Thälern der Brodenflüffe verfolgen fonnten. Die großen viel Holz
verbrauchenden Bergmerfe lagen meftlich davon und unter anderer
Herrichaft, befonder8 am Rande der Ebene in dem Schathaufe des
Rammelsbergs. Sie hatten einen gewaltigen Waldbezirk zur Ver—
fügung. Die Bergmwerföunternehmungen in der Nähe des Brodens
beitanden faft nur in fanguinifchen Verfuchen, ! und unmittelbare
Zeugniffe aus dem Ende des 16. Jahrh. befagen, daß auch nod
damal3 am Broden höchſt felten ein Baum gejchlagen oder im
Malde etwas genußgt wurde. ? Finden wir nun in den Forftorten
Düfteretannen, Pfeiferöklint, Hannekenbruch, am Broden felbft und
bis ziemlich hoch hinauf ins Ederthal zwifchen dem Ende des 15.
bis Mitte des 16. Jahrh. nachweislich Fichten und Kiefern vor, fo
ift nicht daran zu denfen, daß diefelben dur) Bebürfniß und Bewoh—
nung eingeführt fein. Daß die Fichte mit dem Bergbau vom
Bogtlande her eingeführt fein fol,® muß ſchon darum befremden,
weil der Betrieb des oberharziichen Berghaus fi nit an das thü-
ringisch = fächfiihe Vogtland, fondern an den Namen der (Über)
Franken knüpft. Die Einführung und umfafjende Verbreitung einer
neuen Holzart auf den Höhen des Harzgebirges® müßten mwir ung
doch im Zufammenhang mit einer Forftcultur denken, mie fie erft
feit dem vorigen Jahrhunderte fich entwideltee Es könnte auch bei
einer jo umfangreichen Veränderung faum anders fein, als daß
1) al. bef. biefe Zeitfehr. 2, 1 ©. 69; 3 (1870) ©. 61f.
2) Zeitfehr. 3, (1870) ©. 45 f.
3) E. Hampe, Flora Hercynica. ©. 253.
458 Brodenfragen.
wir darüber beftimmte Nachrichten erhalten hätten. Ohne diefelben
ift eine foldde Behauptung überhaupt nicht wol zuläffig.
Die alte Forjtcultur war eine fehr einfahe. Hoch oben am
Broden las man mühſam Reis- oder Waſenholz oder fhlug an
beziehungsmeife zugänglichen Stellen die beiten Stämme weg und
Ichaffte fie in die Holzniederlage. ! Mo man regelmäßiger nutzen
fonnte, wurde das kleinere Holz verfohlt. Nach altem Brauch ließ
man ſ. g. Hauptbäume oder Lafreifer zur Fortpflanzung ftehen:
‚latriße schulle se’ — heißt e8 5. B. im. 1484 von den Nub«
nießern des Stedingesholt3 zw. Jljenburg und Veckenſtedt — ‚laten
stan, alze eyn gemeyne wonheyt unde recht iß’? Wir finden
3. B., daß man auf jedem Ader oder Morgen zwölf folder Bäume
ftehen ließ. Dabei fam e3 nun fehr darauf an, melde Baumart
man wählte. So wird z. B. am 29. Dechr. 1614 bei einem
Bertrage über einen Ort Holz über der Himmelpforte nah dem
‚Küheborn’ (j. Kuhborn) am Schwenge’ (Schwenkskopf) beftimmt:
‚das junge dannen gestreuche, so in dem hege stehet, sollen
und mögen die keuffer mit abhawen; dagegen verpflichtet er die—
felben, „die eichenbeume und alle laeßreiser, so im beruhrten
orte stehen’, und zwar auf jedem Ader „15 laeßreiser, da es sich
leiden wil (an Stellen, wo e3 angeht), stehen zu lassen.’ ®
Hier wird alfo vorzugsmeife der Eichenbeftand fortgepflanzt,
das niedere Gefträuh der Tannen ausgeholzt. Umgekehrt ift in
einem Schreiben aus Wernigerode den 29. Novbr. 1616 von ‚einer
Ede Unterholzes am Scharfenftein (überm Billierdbah) unter dem
Danholte’ unter des Raths Grenze die Rebe. 4
Uebrigend wurde gerade in ber Grafſchaft Wernigerode die
Forftwirthichaft ſchon ziemlih früh, etwa feit dem Beginn des
17. Jahrh. zur Zeit Graf Wolf Ernfts und feiner nächſten Nach—
folger, forgfältiger gepflegt. So enthält ein zu Drübeck Johanni
1608 aufgerichteter Vergleich wegen eines Orts Buchenholzes beim
Frankenberge an der Eder fehr genaue Beftimmungen. Der Inha—
ber foll, ‚damitt die geholtzung auffs neuwe besahmet werden
und hinwieder erwachsen kunne, uff der förster anordnung
an etzlichen ortern etzliche haubtbeume allerhand holtzes
stehen undt die wege undt brücken, wotzu ihme notturftigk holz
aus den Ilsenburgischen forsten frey und ohne entgeltnuss gefol-
1) 9. Zeitfchr. 3 (1870) ©. 50.
2) Ilſenb. Urfob. 376; vgl. lathrise unde hovetbome 1484. Daf.
. 390
3) Holz - u. Kohlenhandel. B 54, 2 im gr. H.-Arch.
4) Ebenbajelbft.
382
Don Ed. Jacobs. 459
get werden soll, auf seine uncosten verfertigen laßen’ Das
Holz foll nah dem Stolbergifchen Malterftab und nad der ort3-
üblihen Länge aufgemaltert (= klaftert) werden.! Hier ließ man
alfo no, wie e3 feit den älteften Zeiten überliefert war, mochte
fih aud in Folge längerer Nutzung im Einzelnen mandes verän-
dert haben, Laßreifer von den verjhiedenen Holzarten des
Holzberges zur Fortpflanzung ftehen.
Zwei Jahre fpäter aber fchreibt am 14. Mai 1610 der gräf-
liche Forftichreiber Balzer Fiſcher an den gräflihen Oberforſt- und
Jägermeiſter Chriftoph von der Liepe von einem mißglüdten Ver—
fuh, Tannenfamen zu gewinnen. Es ift von einer Holzung .im
Ilſenburger Forft am Rudolfftein (j. Nödenftein) zwiſchen Eder
und Ilſe die Rede:
Was der dannensahme anlangett, berichten die förstere,
das sie von beiden theillen mit allem fleiße darnach getrachtet
und dannenäpfell zusamen gebracht; wie sie aber dieselben aus-
dreschen oder ausklopfen wollen, ist kein sahme darinnen vorhanden
gewesen, und was noch herausgefallen, ist ganz taub gewesen,
das es zu gar nichts nutze hette sein können; vermelden aber
dabey, das die dannen dies jhar gantz foll äpfell sitzen sollen.
Wanner nuhn e.g. so lange biß sie reife wurden, dohin gedul-
den kunten, woltten sie soviell als e. g. zu haben begehrtten,
an dannensahmen verschaffen und zuwege bringen. ?
Wurden folde fpäter durch den breißigjährigen Krieg unter-
brochenen Berfuche und Fortfchritte in der Fortcultur damals nur
in den tiefer gelegenen und durch Flüffe oder fonftige Umftände
Veichter zugänglichen Forftorten gemacht, fo waren die abgelegenen,
zumal unmittelbar am Broden, einer folchen Bearbeitung und
Pflege noch ganz entrüdt. Daß man in Verträgen von 1531,
1536, 1544 überhaupt ſchon, um finanziellen Nöthen abzuhelfen,
fih dahin verftieg, fo weit es möglich fei, Hölzer auß dem
Scierfer Thal und bis unterm Broden mwegzuholen, war etwas
1) Gr. H.-Arch. B. 54. 2.
2) Ebdſ. Bei Gelegenheit der hiftor. Eentralverfammlung zu Marburg
im Sept. d. 3. (1878) wurde von meinem verehrten Coll. Herrn Dr. Grote-
fend zu Franff. a. M. nah Notizen in den Rechnungen u. Rathshandels-
Büchern bes dort. Stadtarchivs bie überraſchende Mittheilung gemadt, daß
bie Frankfurter Schon zu Anfang des 15. Jahrh. künftlich gezogenen Tannen-
famen von Nürnberg bezogen und die Nürnberger Knechte etliche Jahre
zurückbehielten, um dieſe Eultur bei fich einzuführen , weil ihre eigenen (bie
Frankfurter) Förfter derſelben no unfundig waren. Wir bürfen
wol eine nähere Mittheilung hierüber an geeigneter Stelle erwarten.
460 Brodenfragen.
außerorbentliches, und noch 1590 hieß es, daß nur der Durft nad
außerorbentlihem Gewinn die verwegenen Leute dazu treiben könne,
ihre Wagniß bis zum Epigenholz und deſſen Nachbarſchaft auszu-
dehnen. Schon von dem ziemlich weit unten an der Eder im
Zillierwalde gelegenen Holze jagt Mittw. nach Invocavit 1543
der Schöffer M. Lutterodt an den Grafen Wolfgang, daß e3 ‚ferne
(entlegen) und zu langen der bosen wege halben swerlich’? Unb
mie wenig fonnte man in der Mitte des 16. Jahr. Winter auf
dem Eife an Blöden die Ilſe herabbringen oder über den Schnee
(ums Jahr 1554) auf dem Rüden vom Rennefenberg auf die höchſt
unvollfommenen Wege fchleppen!? Ueber ein halbes Jahrhundert
ſpäter fchreibt ein Holzfuhrmann Joh. Ebeling (Wern. 29. Novbr.
1616) von drei ‚Sageblödhen’, die ‚aus der Hohn herausgebracht’
merden jollen, ‚so bald die schlittenbahn angehet.. Es ift jehr
verjtändlih, wenn er dabei bemerkt, es werde viel zuffs fuhrlohn
gehen’ * Da von einer regelmäßigen Holzabfuhr in den ſchwer
zugänglichen Drten nicht die Nede fein konnte, fo wurden nach der
gräflihen Holzordnung von 1576 die Holzhauer angemwiefen, bie
werthuolliten von den gefallenen Tannenbäumen, den Windfällen
und Brafen, aufzufudhen.? Die Tanne tritt alfo auch hier wieder
als vornehmites Nusholz in der Brodengegend hervor.
Eine lebhafte Vorftellung von dem kühnen Mühen und Wagen,
womit die Pioniere einer eigentlichen Forftnusung, befonders der
Köhlerei und der Kohlenabfuhr, zu Ende des 16. Jahrhunderts® bis
in die Gegenden des Spitzenholze8 und die benachbarten Forftorte
unterm Broden vordrangen, gewähren die Schreiben des unternehmen-
den Goslarer Bürgerd Georg Meinefe an den Grafen Wolf Ernft, von
welchem er mit diefen Kohlenhaten beliehen war. In einem Brief
vom 25. Januar 1593 a. St. hebt er die große Mühe, Arbeit und
— ——— — —
1) Harzeitfhr. 3 (1870) ©. 45 — 47; Delius Elbinger. Urk.
©. 55. 63.
2) ©r. — B. 54. 2.
3) — (1873) ©. ar E
4) B. 54, 2 im gräfl. 9.» Arc.
5) Elbinger. Holgorbn. der Grafen Albrecht Georg und Wolf Ernft zu
Stolberg v. 29. Novbr. 1576 am Schluß: ‚Item es sollen die holtzhawer
die gerathen und schlachtigen schrot, so von den verdorbenen dan-
beumen fallen werden, aufsuchen. Grafl. H.⸗Arch. A 35, 7.
6) dieſe Zeit eines ſchwungvollen Holzhandels fällt "das in ber
Zeitihr. 2,3, 154 — 160 abgedrudte Gedicht, worin es ©. 155 mit
Bezug dar bie "Unternehmer am Broden heißt:
dann sie habens aus ihrem heyge groß
zu nehmen, der biß an Brocken stost,
sonderlich aus den vorholtzern ingemein u. ſ. f.
Don Ed. Jacobs. 461
Koften hervor, die er aufgewandt habe, ehe er „die wege durch
bergk und thahl, die kohlen hinwegk zu bringen, konnen machen
lassen... Am legten Tage dejjelben Jahres jchreibt er mit Bezug
auf die Holzungen am Königsberg und Nachbarſchaft fünlich
vom Broden, das Holz ſei ‚zum theil uff steinklippen, in hoel-
steinen und ahn anderen boesen ungelegenen örttern gestanden.’
Man habe faum einen Köhler zu bewegen vermodht, ſich dahın zu
begeben, auch feien feine geebneten und ganghaften (begehbare)
Wege dorthin zu finden gemwejen, vielmehr habe er mit ‚grosser
gefahr, sorge und arbeit, schweren unkosten sonderliche wege
durch harte steinfeste berge und thale machen müssen, die
nunmehr der ganzen herrschaft Wernigerode dienlich und förder-
lich und zu sonderm nutz gebraucht werden können’. Daß bei
einer jo mühſamen und fo jpät bis Hoc oben vordringenden
Nutzung nit von einer Einführung der Tanne oder Fichte durch
Bewohnung die Rede fein kann, bevarf Feiner Verficherung. Die
Nusung begann damit, daß man mit äußerjter Mühe fehr alte
Fichtenſtämme oder Brafen mwegjchaffte oder verfohlte.
Bis zum 17. Jahrhundert wandelte ſich durch die hergebrachte
Waldnusung das grüne Kleid des hohen Harzes nur wenig, wenn
auch manche untergeordnete Holzarten wie Eibe, Hafel, Linde,
Birke u. a. mehr zurüdtreten und mit dem Aufihwung des Hol;-
handels der Wechjel ſchon ein fchnellerer werden und an den Mittel-
punkten des Bergwerksweſens einzelne Baumarten beſonders fchnell
auf Koſten anderer ſich verbreiten mochten.
Erft nad) dem dreißigjährigen Kriege begann fich unter weſent—
lich veränderten ftaatswirthichaftlihen Verhältnifjen und Beitrebungen
almählig auch ein großer Umſchwung in der Forftwirthichaft
anzubahnen. Zuerſt trat eine bejondere Richtung und Lieb—
haberei für die Botanik und die Baumcultur hervor. Schon oh.
Thal hatte zu Stolberg einen Berggarten, aber weit großartiger
war der fürftlih Braunſchweigiſche Garten zu Hefjen nördl. von
Dfterwiel, deſſen Beichreibung der ftrebjame Gärtner Joh. Royer
zuerſt Halberftadt 1648 herausgab. Darin waren auch befonders
die Pflanzen und Bäume des Harzes und Brodens berüdfichtigt.
Solche Luftgärten entjtanden nad einer bejtimmten Richtung der
Fürſten und Herren jener Zeit feit den erſten Yahrzehnten des
vorigen Jahrhunderts auch unmittelbar am Fuße des Harzes zu
Wernigerode und Blankenburg. Größere Ausdehnung gemwan-
nen dieſe Beftrebungen, und zwar mit bejonderer Beziehung auf
1) Gr. H.-Arch. B 54. 2— 3.
462 Brodenfragen.
Maldbäume und Forftcultur, feit unter den großen Forjtmännern
%. ©. von Langen bei Herzog Ludwig Rudolf und Hans Dietrich
von Banthier unter Graf Chriftian Ernft die Waldeultur zu
Blankenburg und Wernigerode einen ſolchen Aufihwung nahm,
daß die Forſtwiſſenſchaft auf diefe Männer und ihre Thätigfeit
noch heute al3 auf ihre Ausgangspunfte zurüdblid. Stübner
jagt, daß im J. 1731 die Lärche als eine Seltenheit zuerſt im
fürftlihen Thiergarten, dann im Jahre 1750 auf einem größeren
Plate angepflanzt, auch au8 Samen gezogen fei, wie man ſeitdem
auch von anderen nadeltragenden Holzjorten Cedern, Weißtannen,
Birbelfiefern angepflanzt oder gefät habe. Im Jahre 1793 gab es jchon
anfehnliche Lärchenfämpe.! Wenn St. jagt, daß auf dem ganzen
Harze die Kiefer oder der Kienbaum nicht angetroffen mwerbe, weil
der entjprehende Boden nit vorhanden jei? — am
Regenſtein kannte er den Baum natürlid — fo fahen wir, daß
dieje Bemerkung und Folgerung nicht zutreffend ift. Allerdings hatte
jhon damals die Rothtanne ihre geringere Schweiter jehr zurüd-
gedrängt. Auh im Hannöverſchen wurden feit 1752 Weißtanne
und Lärhe durch Anpflanzung verbreitet.?
Am eifrigften und nachhaltigſten von allen Herren am Harz
war aber Graf Chriftian Ernjt zu Stolberg- Wernigerode (1710
— 1771) mit Hülfe von Langens, beſonders aber Hans Dietrich)
v. Zanthierd, um die Waldwirthichaft in feinem Harzantheile bemüht.
Sn feinem feit 1713 neu eingerichteten Luftgarten wurden auch
mancherlei Verſuche in der Baumzucht mit beſonderer Rüdficht auf
den Wernigerödifhen Harz gemadt. Sein Sohn Heinrich Ernſt
(reg. 1771— 1778), der fih u. a. naturwiſſenſchaftlichen Samm-
lungen auch eine von verfchiedenen Holzproben anlegte, fuhr in
diefem Bemühen mit gleichem Eifer fort. Noch zwiſchen 1770
und 1772 finden wir öfter angegeben, wie an gewiſſen Stellen —
z. B. auch am Broden, die Anpflanzung von Knieholz, Weymouth-
tiefer (am f. g. ‚Grünen Käfe’) u. a. m., meijt aus Samen, die
man aus Tirol u. f. f. bezog, verjucht und durchgeführt wurde.
AU dieſe vereinzelten Anpflanzungen verſchiedener Holzarten,
fo eifrig fie auch betrieben wurden, vermochten doch im Großen
und Ganzen das Pflanzenkleid des Gebirge nicht mefentlih zu
ändern, das gejchah vielmehr durch die überall planmäßig durch-
geführte Forftwirthichaft, die ftatt der gemifchten Beftände durchaus
1) S. Chr. Stübner Merkwürbigleiten des Harzes II, 52f.
2) Def. 9.53.
5) Berichte des naturwiſſenſchaftl. Vereins d. Harzes 1861 — 1862 ©. 17.
Bon Ed. Jacob. 463
gleichartige fchuf,t und durch die Bevorzugung der für den Boden
und die Natur des hohen Harzes fich ſehr eignenden Fichte, die dem
höheren Weſt-Harze — meift bis auf einen fehmalen im Oſten und
Süden fich gbreiternden Rand — feinen gleihförmigen feierlichen
dunfeln Ton verlieh, während im Unterharz der hellere Laubwald
entjchieden vorherrſcht. Der Anblid einer heutigen Harzlandichaft
ift — zumal in der Mefthälfte — von dem einer früheren, vor
der Durchführung der neuen Forjtwirthichaft, ſehr verſchieden.
Aber troß aller diefer Brränderungen, namentlih dem ent»
ſchiedenen Zurüdtreten einzelner Holzarten, ift doch fein Baum am
Gebirge zu allgemeiner Verbreitung oder Herrihaft gelangt, der
nicht Schon beim Beginn unferer Kunde als unter den Bäumen
jeiner Höhen vorhanden nadhzumeifen wäre, am menigjten die Fichte
oder Rothtanne, die vielmehr von vorn herein bejonders in den
hohen Lagen des Gebirges und im Brodengebiet zu den verbreiteten
Baumarten gehörte, jo daß es gefchichtlich wol begründet ift, wenn
man fie zu feinem Bild und Zeichen gemählt hat. Wie ſehr man
fih über Alter und Verbreitung von Bäumen am Harze irren
fonnte, zeigt ſchon vor fait 100 Jahren Stübner, der, mie bereit3
bemerft wurde, meinte, daß die Kiefer auf dem Harze überhaupt
nicht vorkommen fönne, weil dort für fie fein Boden jei.
IH. Der Broden als Geifterberg.
In den früheren Unterfuhungen über den Broden als nädt-
lihen Berfammlungsort der Unholdinnen oder Heren, bejonders in
der erjten Mainacht, als Schauplaß ihrer üppigen Tänze, teufliihen
Opfer und Berathidhlagungen, wurde der Urfprung diefer Gage
bis in die erften Jahrhunderte der chriſtlichen Zeitrechnung zurüd-
verfolgt und gezeigt, wie Elemente derjelben ſich im ganzen dhrift-
lihen Abendlande und in etwas veränderter Geftalt in ben
deutfch-flavifchen Gegenden vorfinden, die ſchon in den älteften
Zeugniſſen nicht völlig zu trennen find, im fpäteren Mittelalter
aber, zumal durh den Einfluß einer Aftergelehrjamfeit und der
Herenprocefje, ſich ganz vermifchen und zu einem widrigen Brei
allgemeinen abendländifhen und europäifhen Aberglaubens werden.
1) Es mag bier darauf aufmerkffam gemacht werben, wie die Durchführung
biefer Gleihförmigfeit vielfach nur durd Ablöfung und das Aufhören alt-
hergebrachter Nechts = und Befitwverhältniffe möglich war. Früher konnten in
ein und demfelben Forftgebiet Mehrere Gerechtiame an beftimmten einzelnen
Holzarten, oder der Eine das Unter», der Andere das Oberholz haben.
Paz ⸗ *
464 Brockenfragen.
Wie nun jene Nachtfahrer- und Blocksbergſage keine einfache
und urſprüngliche iſt, noch weniger aber im früheren Mittelalter an
den Hochgipfel des Harzes geknüpft erſcheint, ſo iſt auch nicht der
Annahme beizupflichten, welche in der Mitte des vorigen Jahr—⸗
hunderts aufgeſtellt, dann von Goethe in der erſten Walpurgisnacht
dichteriſch ausgeführt, aber auch von unſerem größten Sagenforſcher
Grimm nicht abgewieſen wurde, daß nämlich hier an der Schwelle
der gefchichtlihen Zeit von den vor Karls d. G. Belehrungs-
eifer fich zurüdziehenden Sachjen heidniſcher Höhendienſt gefeiert
worden jei.!
Diefer Annahme widerſpricht nit nur mittelbar das Fehlen
jeder fichtbaren Spur oder irgend eine anderen Zeugnifjes von
folden Opfern, fondern aud die Schwerzugänglichfeit de3 vor dem
15. Jahrhundert nicht einmal mit feinem Namen hervortretenden
Berged. Daß dagegen die zugänglicheren Randhöhen oder bie
begangbaren ziemlich ausgedehnten Hochflächen des Gebirges mit
ihren Felfen, Schludten, dichten Wäldern und Gewäſſern, ſowol
den vor der fränkischen Neichsordnung und Gefittung fich zurüd-
ziehenden nad Unabhängigkeit dürftenden Sachſen Schlupfwinfel
und Rüdzugsftätten gewährten, al3 auch mit ihren großartig ſchaurigen
fteilen Felfen, Wafjerftürzen, dichten dunklen Wäldern und verbor-
genen Quellen auf das in der Naturverehrung wurzelnde Heidenthum
einen überwältigenden Einfluß übten, ift nicht nur aus allgemeinen
Gründen zu folgern, fondern wird felbft fchon aus Benennungen
wie den Heidenftiegen oder heidniſchen Stiegen, Kroden-
befe, Sevenefen (Siebeneihen), Shäderborn u. a. m., bie
theilweife bis ins 10.— 11. Jahrhundert zurüdreihen, beurfundet.?
Bei jo ausgezeichneten an Thalausgängen gelegenen Stellen wie der
Noßtrappe oder den wunderbar gebildeten Felspartien der Borhöhen
(Gläferner Mönd, Bodsberg u. f.) zeugen nicht bloß Namen,
fondern mannigfaltige Fundjtüde von allerlei Geräth und Werf-
zeugen von dem einjtigen Aufenthalt und den Opfern beibnifcher
Vorfahren an diefen Stätten.
Selbſt in nur geringer Entfernung vom Broden finden wir
in dem meift ebenen oder melligen Amt Elbingerode in dem Ukis—
oder Mufishöl (j. Lukashof; es ift zu beachten, in wie eigenthüm-
licher Weife der geheimniß- unverftändlihe Name umgeftaltet wurde!)
und den merkwürdigen Felsbildungen der Schnarder und des
Sörsthors Namen und Dertlichfeiten, die an heidnifche Vorſtel—
1) Bol. Zeitſchr. 3 (1870) ©. 848.
2) Zeitfehr. 3 (1870) ©. 761 ff.; 767 f.
Bon Ed. Jacobs. 465
lungen und Götterverehrung denken laffen.! Bei dem feiner Natur
wie dem Namen nach gleich merkwürdigen letzteren Feljenthor haben
wir noch eine bisher überjehene, ſprachlich wichtige ältere Mittel-
form des Namens nachzutragen. Da der Uebergang aus der älteſten
beurfundeten Geftalt de3 Namens: Thors» (Tors-) Thor in
Soerd-, Sös- oder Schersthor nicht als ein natürlicher und
gejegmäßiger erjcheint, fo ift zu beachten, daß man in der erften
Hälfte des vorigen Jahrhunderts auch noch Zörsthor (niederd. t
in z verhochdeutſcht) fagte.?
Die früher erft nach einer Hafjeröder Grenzbeziehung v. J. 1671
nachgewieſene Teufelsburg ? fonnten wir oben bereit3 bis zum
J. 1549 zurüdverfolgen.* Ums Fahr 1598 wird bier ein Drt
Hol} ‚bie der Duvelsborgk’ geriannt® Die merkwürdige,
unmittelbar nur gegen 45 Fuß hoch auffteigende Felfenbildung hat
eine etwas bizarre Geftalt. Unter einer überhangenden Klippe
fann eine Anzahl Perſonen Schu vor dem Regen finden. Dar-
unter ijt eine f. g. ‚sülfwassen’ (natürliche) Felſenbrücke.
Bei ſolchen innerharzifchen Felsbildungen und abgelegenen Stellen
werden e3 vielfah nur die Namen fein, die, je früher fie bezeugt
find, um jo merfwürdiger, von dem Fortwalten alter oder chrijt-
lih umgemwandelter Göttervorftellungen zeugen. Dagegen fcheint
eine fortgehende Unterfuhung es immer mehr zu beftätigen, daß
der wirkliche Höhendienſt unferer Vorfahren nicht auf entlegenen
ſchwer zugänglichen Bergen, jondern auf niederen Erhebungen, Hügeln
oder Hochs mitten im bewohnten Lande ftattfand.® Solder Ho's'
oder Hochs' können wir im 15. Jahrh. bereit® mehrere vor
unferem mittleren Nordharze nennen,? jo 1494 das Donreshö
bei wüſt Holtemmebditfurt.® Noch häufiger find die früher bereits
zufammengeftellten Bocks-, Blocks-, Blodshören- u. Dfterberge,
die auh wol als Herenberge bezeichnet mwerden,? die Stätten
bes abergläubiſchen abgöttiihen Dfterfeuers’ (Frühlingsfeier). !°
Der Langelnſche Bokhorneberg fommt 1538 urfundlih vor.!!
l) a.a. O. ©. 769.
2) Alb. Ritter, Hiftor. —— von einer doppelten Reiſe nach
dem — a ri 1744 ©. 48
3) 9.-3. (1870) 778,
4) Oben ©. 453.
5) Auer u. —*—— H.-Arch. zu Wern. B. 54. 2.
a. a
Ilſenb. — II, 687 Flurnamen unter ho.
8) Daſ. Nr. 4
9) H.-3. 3. (1810) a 854 fi.
10) Dal. ©. 862f.; 8687.
11) Ilfenb. Urkob. ir. 502.
Zeitſchr. d. Harzvereind. XI, 30
466 Brodenfragen.
Zu Drübeck auf dem Klofterberge vor dem Reuftthor nennt uns
im J. 1611 des Paſtors Balth. Boigt Pfarregifter mehrfach die
dortige Bodshornitättee Hand Doring im Unterborf bat
‚1 morgen uffem berge unter der Boxhornstete’ ... Caspar
Krebs 1 m. bei d. Boxhornstedt. — Jugera trifoliata: 1 auff
der Boxhornstete furm Reustthor; auf dem Closterberge bei
der Boxhornstete’.! Auch auf dem Elm tragen wir noch einen
Bodshornberg nad.?
Wie fih an diefe Bods-, Blodshorn- und Herenberge die
Sagen von Heren und Herenfahrten nörblid vom Harz fnüpfen, fo
waren e3 dagegen in den deutſch-ſlaviſchen Gegenden von Polen
und Preußen, Pommern, den Marken, bis nah Holftein und
vereinzelt wol noch weftlicher die Blodsberge, meiſt geringe Er-
hebungen in dem fonft ebenen Lande.“ Wie beiderlei Benennungen
in heidniſchem Brauh und PVorftellung ihren Urfprung haben, fo
auch der ſeit etwa 1300 bezeugte Name eines Nachtfahrerbergs
Brochels-, ſonſt Prodels- und Prudelberg. Ueberall han—
delt es ſich hier nicht um einen einzigen geographiſch beſtimmten
Berg, ſondern um eine mythiſche Vorſtellung, die landſchaftlich an
beſondere Höhen angeknüpft wurde.“ Bei dieſem ganzen Vor—
ſtellungskreiſe ſcheint eine ſlaviſche Grundlage unzweifelhaft.*
Zu dem früher angeführten haben wir nun aus handſchriftlichen
und gedruckten Quellen noch verſchiedene Beobachtungen nachzu-
tragen. Daß der Blocksberg ſammt der damit verknüpften Vor—
ſtellung von den nächtlichen Hexenfahrten auf ſlaviſch-deutſchem
Boden ſchon über hundert Jahre im Volksglauben lebte, ehe wir
in der Brockengegend überhaupt von einem Blocksberg hören, zeigt
ſchon das im Jahre 1485 vor Veröffentlichung des Hexenhammers
gedruckte Lübecker Gebetbuch, worin es heißt: Hefstu ghelovet an
de ghuden holden, eft dat die de nachtmar red, efite dat du
redest tho deme Blokkesberghe up der oven kruk? Ein
Jahrhundert fpäter erwähnt der im volfsthümlichen Niederdeutich
Ichreibende Prediger Nikolaus Griſe zu Noftod ala eine Verwün-
Ihung im Munde eines Mannes wider feine Frau: he sege wol,
ik sethe up dem Biockes berge, eder were upgeflagen mit
1) Drübeder Pfarr - NRegiftratur IT C, 3 d.
2) Hilmar v. Strombed briefl. März 1871.
3) 9.-3. 3 (1870) 867 f.
4) Daſ. 851 f.
5) Daf. 867.
Don Ed. Jacobs. 467 .
S. Jacobs höneren u. ſ. f.! Bisher war es ja eine Priegnigifche
Here, aus deren Munde wir im Jahre 1565 zuerft den
Blodsberg als Derfammlungsort der dortigen Hexen Fennen
lernten. ?
In der Brodengegend, wo überhaupt die Ausjagen von den
Blodsbergfahrten fehr jelten find, kommt dafür faft ausnahmslos
der ehrliche und eigentliche Name des höchſten Harzgipfels: Broden
oder Brodenberg vor, der denn alfo hier al3 Berfammlungsort
der Unholdinnen gedacht ift.? Merkwürdig ift hier die ältefte
befannte derartige Ausfage von einer Zauberin' Grete Wroiftes
(der Name klingt etwas frembartig!) zu Elbingerode vom
10. Januar 1540. Gie fagt von den ‚rechten zeubererschen’:
die pflegen in Walpurgen nacht auf den Brocken zw fharen,
setzen sebe auf die kopfe und haben holtzern buchsen in den
henden und brengen solchs durch teufelsch gespenst (ahnruf-
fung der teufel) zw wegen. Gie erzählt von der Rotte', mit
der fie hinauf gefahren fei.*
Eine höchſt wichtige Erweiterung und Bereicherung gewinnt
aber die uns hier bejchäftigende Frage durch eine Stelle einer der
Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts (1456 — 1460)? angehörenden
1) Wedewen spegel Rostock 1596 ©. 8»,
2) Nah den Märkifchen Forſchungen I. 239.
3) 9.-3. 3 (1870) ©. 886, 888 — 890.
4) Daf. 6 (1873 ©. 305, 310 f. — Bon auswärtigen Blodsbergs-
urgichten mag noch bie in einem Uelzener SHerenprocefie v. 3. 1611
erwähnt werben. Gemartert burch fortgejette Folterqualen fagt bie bezich-
tigte ‚ Zauberin’ auf das PVerlangen der Richter, noch mehr von ihrem
Umgange mit bem Teufel anzugeben: Im der letzten Walpurgisnacht fei fie
mit 2 andern Weibern auf dem Blodsberge geweſen. Nachdem fie in dem
Haufe der einen aus einem Topfe den Körper fich eingefalbt, hätten fie felb-
dritte ein fchwarzes Pferd beftiegen. Mit den von der einen Begleiterin geſpro⸗
chenen Worten: Nun wohlauf und wohlan und nirgends an!' wären ſie aus
dem Giebel des Hauſes davon gefahren. Auf dem Blocksberge habe ſich eine ſo
zahlreiche Geſellſchaft gefunden, daß von einem Himten Erbſen, der vertheilt ſei,
ein jeder nur eine Erbſe bekommen habe. Man babe getanzt, einen Bullen ver-
zehrt, und der Teufel habe jelbit die Honneurs gemacht, auch baflir Sorge
getragen, baß die Frauen glücklich wieder zurüd nah Haufe gefommen
wären. — Die ‚Here’ wurde von den Helmftäbter Yuriften zum Tode ver-
urtheilt, welche Strafe der Landesherr in Hinrichtung mit dem Schwerte
milberte. Die weine Mitfchuldige ftirbt an ben Folgen der Folter, das
Schickſal der dritten ift nicht befannt. ©. Neues Hannöverfches Magazin
17. Jahrg. 1807 Sp. 589 — 590.
5) Ueber Ursprung und Herkunft geben folgende Stellen ber Hanb-
fchrift Auskunft: 1) Hinter der Schrift Boccacii de Certaldo scripta fteht
Bl. 66*: Explieit liber nonus et ultimus Johannis Boccatii de Certaldo
30*
468 Brodenfragen.
von der Amplonianifchen Geſellſchaft zu Erfurt herrührenden Hand-
jchrift, die bereits feit Jahrhunderten durch Geſchenk an die Univerfis
tätsbibliothef zu Leiden gekommen ifi.!
Diefe merfwürdige Sammelhandfhrift enthält nämlid, außer
anderm theologijhen, Litterarifhen und gejchichtlihen Inhalt, von
Blatt 284° — DI. 288 auf fieben zweifpaltigen Seiten die aus
MWidufind und der aus Tacitus jchöpfenden translatio s. Alexandri
zufammengeftellte Schrift von der Herkunft der Sachſen (Historia
de örigine Saxonum), die im Mittelalter auch für fich verbreitet
und ums Jahr 1250 von dem Berfaffer der Repgauifchen
Chronik ins Niederdeutſche überfest wurde. Die Schrift tritt uns
zuerjt in der Weltchronik Effehards von Urau aus dem Anfange
des 12. Jahrhunderts entgegen. Wol die merkwürdigſte Eigen-
thümlichfeit der Geftalt, in welcher uns die Erfurt=-Leidener Hand—
fchrift diefe hist. de orig. Saxonum barbietet, ift nun eben die
Stelle von den Nachtfahrten der Heren nah dem Broden.? Mahr-
jcheinlich gehört diefer Zufag, der in die aus Widukind und der
transl. s. Alexandri (Tacitus) gefhöpften Bemerkungen über den
Glauben der alten Sachſen eingeflocdhten ift, erjt dem Verfaſſer
diefer Abſchrift an.
Für die richtige Beurtheilung und Einfiht in die Art und
Weiſe, wie diefer mit einigen weiteren Aenderungen und Umftellungen
verbundene Zuſatz gemaht wurde, wird es ſich empfehlen, die
betr. Stelle des Cffehard nah dem Drud in den monumenta
Germaniae mit der aus Erfurt ftammenden Handjchrift zu ver-
gleichen.
natione Florentini de casibus virorum illustrium. Completusque est
liber iste per me Gotfridum de Bercka ad portam Celi in Erffordia,
collegiatum Amplonianum, anno Christi 1276 in vigilia Bartholomei
apostoli (23. Anguft 1456). 2) am Schluß ber Suceincta hist. de
exeidio eivitatis Constantinopolitane Bl. 151°: Seriptum per Erwinum
de Budingen anno domini I27A (1457) Erffordie; 3) BI. 169°: Explieit
liber Cyrilli, secundum alios Gwidrini, qui intitulatur quadripartitum
morale ... In Erffordia per Johannem de Lynss scriptus anno 1276
(1456). Nur wenige weitere Einfchreibungen find erft fpäter in ber 2. Hälfte
des 16. Jahrh. auf holländiſchem Boden entftanden (vgl. BI. 151— 153).
1) Bibl. acad. Lugduno — Batavae cod. bibl. publ. latinus No. 31.
Fol. Sett in Juchten gebunden. Auf dem nun erften BI. des Eober ift
am Rande vecht8 auf der Vorberfeite unten von einer Hand des 17. Sp.
bemerft: Librum hune Mser. bibl. publ. Lugd. — Batavae donavit
Franeiscus Bredius, ut annotatum inveni in catalogo mser. Paulli
Merulae quondam bibliothecarii.
2) Daher auch in Perg’ Archiv Bd. VIII. ©. 572 darauf hin—
gewieſen ift.
ul vr
Don Ed. Jacobs. 469
Ekkehard chron. universale Mon.
Germ. Script. VI, 178, 53 ff.
Quomodo autem certis die-
bus, cum aut luna inchoatur
aut impletur, agendis rebus
auspicatissimum inicium credi-
derint, et alia innumerabilia
vanarum superstitionum genera,
quibus implicati! tenebantur, ob-
servaverint, pretereo; haec vero
ideo commemoravi, quo pru-
dens lector agnoscat, a quan-
tis errorum tenebris per Dei
gratiam sint liberati; qui
erant sicut omnes nationes Ger-
maniam incolentes et natura
feroces et cultui demonum de-
diti veraeque religioni con-
trari, neque divina neque
humana iura transgredi illicitum
putantes — — — — — —
Nach mehreren Sätzen, die
Streitigfeiten der Franken mit
den Sachſen betr., heit es Zeile 69
meiter:
Frondosis arboribus fontibus-
que venerationem exhibebant,
truncum quoque ligni non par-
vae magnitudinis in altum erec-
tum sub divo colebant, patria
eum lingua Irminsul appellan-
tes, quod latine dicitur uni-
versalis columna, quasi susti-
nens omnia.
Cod. bibl. Lugd. Batavae publ.
lat. No. 31 1. J.
Quomodo eciam certis die-
bus, cum aut luna inchoatur aut
impletur, in agendis rebus cre-
diderint inicium, et quomodo
frondosis arboribus fontibusque
et altis montibus venera-
cionem exhibebant, truncum quo-
que ligni non parve magnitudinis
in altum erectum sub divo cole-
bant, appellantes eum patria
lingua Irmensul, quod latine
dieitur universalis columpna,
quasi sustinens omnia, et quo-
modo vetule mulieres et
matrone per variasillu-
siones demonum decepte
putabant se equitare vel
scandere in scampnis vel
scopis vel aliis utensilibus
in montes Brockensberg et
ibidem concertantes, atque
alia mirabilia genera vanarum
supersticionum, quibus implicati
tenebantur, observabant, pre-
tereo. Sed hec supradicta ideo
commemmoravi, ut prudens lec-
tor agnosat, a quantis errorum
tenebris per dei graciam sint
liberati, qui erant olim, sicut
omnes naciones Germaniam in-
habitantes, quasi eciam natura
feroces et cultui demonum dediti
vereque religioni contrarii, neque
divina neque humana iura trans-
gredi illicitum vel inhonestum
aut peccatum putantes.
Nach der Darjtellung des Verfafjers diefer Erfurter Handichrift
gehört alfo die Sage von den Nadtfahrten der Heren zum Blods-
1) ©o in ber transl. s. Alexandri; Mon. Germ. VI, 178: implieiti.
470 Brodenfragen.
berg zum Glauben der alten heidnifhen Sachſen. Bemerfensmwerth
ift es, daß bier au die Verehrung hoher Berge überhaupt
(altis montibus venerationem exhibebant) als zum altſäch—
fiihen Glauben gehörig hingeſtellt ift, während fi das ‚altis
montibus’ weder bei Effehard noch in der translatio s. Alexandri!
oder bei Tacitus findet. Daß auf diefen hohen Bergen geopfert
worden ſei, ift freilich auch bier Feineswegs gejagt. Eigenthümlich
ift die Mehrzahl montes Br. Man könnte auf den Gedanken
fommen, daß dem zu Erfurt jchreibenden Gelehrten die Mehrheit
der Blocksberge bei den Niederfachfen vorgefchwebt habe. Das
hier zum erften male mit dem wirklichen Brodennamen verbundene
ungehörige s erhielte dadurch auch eine einfache Erklärung. Sicher
ift nun aber dur die oben S. 434 mitgetheilte ziemlich gleich-
zeitige Nandbemerfung, daß hier wirklich an den in der Grafſchaft
Mernigerode gelegenen Hochgipfel des Harzes gedacht wurde.
Bon nicht geringerem Werth als diejes der Mitte des 15. Jahrh.
angehörige Zeugniß für die Verbreitung des Blodsbergsaberglaubens
und ihre unzmweifelhafte Beziehung auf unferen Broden, ift die von
einer gleichzeitigen ausgebildeten Hand zierlich gejchriebene Rand—
bemerfung: Ilusio ridiculosa. Daß diefe ganze Vorftellung mit Ein-
ſchluß der nädtlihen Berathſchlagungen (ibidem concertantes,
Teufelsbündniß) ein läherliher Alteweiberwahn fei, ftimmt
eben fo ſehr zu der chriftlichen Nüchternheit der älteren Kirche,! ala e8 dem
gefährlichen vom höchſten irdiſchen Haupt der abgefallenen mittelalter-
lichen Kirche im Herenhammer verbreiteten Wahne entgegengejett ift.
Unter den culturgefchichtlih merkwürdigen Darftellungen der
Walpurgisnaht aus der Zeit des ungebrochenen Hexenglaubens
find vier Kupfertafeln nah Drugulins Bilderatlas (Leipzig II.
Nr. 1365 — 1368, als Hexenſabbath auf dem Blodsberge v. J.
1619 (1620)’ bezeichnet, hervorzuheben. Die vielfah varürten
unfaubern und bisher nicht zugängliden Darftellungen entfprachen
dem Geſchmack der Beitgenofjen.?
1) VBgl. diefe Zeitfhr. 3 (1870) S. 786f.; 829; 846.
2) W. Drugulin's Hiftorifcher —— II. Theil. Chronik in
Flugblättern. 1867. Leipzig. Daſ. S
Herenfabbath auf dem Fiodanerg, D.: Zauberei. B. in ber
Platte Yatein. 5 fp. ur Darunter J Typen 5 ſp. deutſches Gedicht:
Sieh an o ar x. M. Herr pin. M. Merian fc. 1620. qu. Fol.
(1365). R. 12.
Daffelbe, mit deutſchen Berfen in ber Platte. DO. Eigentlicher
Entwurf ꝛc. Die Jahreszahl ausgeichliffen. (1366.) R. 1?/,.
Daffelbe. Andere Eompofition. Zwei Höhlen mit Teufen und
Heren in verſchiedenen Beichäftigungen vor und im denſelben. Rechts im |
* ER
en a le.
Ks
Bon Ed. Jacobs. 471
IV. Die Brodenreiien.
Wenn um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts ein zu
Erfurt jchreibender Mann von dem Quell oder Brunnen mußte,
der nie verfiegend aus dem Granit der höchſten Brodenfuppe hervor»
quillt, fo geht daraus hervor, daß der mweitragende Gipfel nicht nur
von fern den Blid einer weiten Umwohnerſchaft gefeffelt, fondern
daß ein ſolches Intereſſe auch neubegierige Männer getrieben hatte,
die vor vier Jahrhunderten überaus bejchwerliche Neife ohne Weg
und Steg zwiſchen Klippen und hoch gehäuften Brafen bis zur höchiten
Spite des von der Eage bejchrieenen Berges zu unternehmen.
Wilde Friedebrecher bargen ein Jahrhundert fpäter bier, als einem
äußerſten Schlupfwinfel, ihren Raub an Menfchen und Bieh, und
zahlreiche Bemwaffnete fanden daſelbſt ein Ziel ihrer Verfolgung, zumal
wenn die bevorjtehende Nacht ihnen Schwierigkeiten bereitete. Das
Brodendorf Schierfe und fonftige menſchliche Wohnungen Tagen
noch nicht in den Waldrevieren des rauhen Berges, geſchweige auf
feinem Gipfel.
Bon den Brodenreifen im Zufammenhange haben wir nun hier
nicht zu handeln, jondern zu Guſtav Heyſes und unferer eigenen
Meberfiht über diefelben nur Einige3 nachzutragen, was fi) aus
weiterer Beichäftigung mit den Quellen ergeben hat. Einen ganz
gelegentlichen, aber doch Schon wegen feiner Beftimmtheit merfwürdigen
Anhalt zu Gzar Peters des Großen Brodenfahrt im J. 1697
gewinnen wir aus den im gräflihen Befis zu Wernigerode befind-
lihen Tagebüchern eines jungen Theologen Johann Ernſt Niedner
aus den Jahren 1692, 1694— 1699. Im Juli 1669 zu Zwidau
geboren und am 11. a. St. getauft,! verlich derfelbe am 24. Juni
1691 feine Baterjtadt und langte am 8. Juli d. J. zu Stapelburg
an, in weldem damals nicht zur. Grafihaft Wernigerode gehörigen
Dorfe er eine Hauslehrerjtele übernahm, während er jpäter in der
Grund tanzenbe Hexen. Nachtſtück. Unten 4ſp. Gediht: Sih, wie bie
Teuffliſch Heren Du — zur hellen mit dem ZTeuffel fahren. M. Merian
fec. au. Fol. (1367.) R. 1%.
Dafielbe. en figurenreihe Compofition aus dem Leben und
Treiben der Heren mit zum Theil obſeönen Darftellungen. Unten 6jp.
Gedicht: Hort an new fchredlich abenthbewr — das in das ewig fewr nit
frend. Rad. qu. Folio. In der Weife der Hogenbergichen Blätter. (1368.) 1?/,.
1) Die Nachrichten über feine —— — ſich aus ſeinen
Aufzeichnungen und einem Briefe im gr. H.— Die Auskunft
iiber den Tauftag verdanke ich einer gligen Biertun des 9. Raths—
archivars Adolf Arnold in Zwidau v. 2. Det.
472 Brodenfragen.
Grafihaft thätig war. Er führte ein unftätes Leben. Im 3. 1709
begegnen wir ihm nod einmal unterwegs in Stettin.
Bon feiner Stellung in der Brodengraffhaft aus bejuchte
Niedner am 3.113. Juni 1697 den Faktor Grille in Schierke und
von bort aus Tags darauf den Broden.! In den abgerijjenen
lakoniſchen Aufzeihnungen des nächſten Monats finden wir nun
aber die langgeſuchte Auskunft über Zeit und einige Umftände der
Brodenreife des großen Ruſſenherrſchers. Unter der Ueberjchrift
‚Alter Calender’ ift in dem für ſolche Aufzeichnungen leer
gelafjenen Raume eine Abzugs des Zwickauiſchen Volltommenen
Stadt- und Land» Kalenders’ auf d. %. 1697 beim Juli oder
Heumond bemerkt:
(Julius U. Cal.)
3 Ilsenburgi fui una cum Domino Principali.
6 Ivimus Berolinum,
9 Berolinum veni.
15 Comes Noster Hamburg[um].
16 Domum veni.
23 Comes noster Hamb[urgo] rediit.
24 Moscoviae Majestas Ilsenburgi fuit.
31 Stapelnburgum et Ilsenburgum petebam.
Es ergibt fi alfo, daß Niebner Furz vor der Brodenreife des
Gzaren nah der Grafſchaft zurüdgefehrt und aljo wol Augenzeuge
von deſſen Anmejenheit war. Graf Ernft zu Stolberg- Wernigerode,
der zu Ilſenburg Hof hielt, traf von einer Reife nach Hamburg,
die er erſt am 15. angetreten hatte, am 23. Juli a. St. (2. Aug.
neuen Kalenders) wieder auf feinem Schlofje ein, Tags vor der
Ankunft des hohen Gaftes, offenbar um demfelben auf feinem
Grund und Boden das Chrengeleit zu geben, deſſen diefer um jo
mehr benöthigt war, al3 man damals ohne befonderes einheimijches
Geleit und Unterftügung den Berg faum erfteigen fonnte.. Am
24. Juli alten Stils oder am 3. Auguft neuen Kalender3 war
aljo die Mosfowitiihe Majeftät in Slfenburg und wurde demnach
von dort aus. die Brodenfahrt unternommen.!
1) Zu Alter Eal. 3. Juni 1697 ift verzeichnet: Schirke fuit apud
Dominum Krilln, zu 4.—5.: in monte, qui Proken dieitur, fui. Der
ehemalige Ilſenb. Factor Grille übernahm 1688 — 1699 das Hüttenwerk zu
Schierle. Wern. Intell.-Bl. 1836 ©. 28 und 50.
2) Dan wußte bis jett, daß die Brodenreife furz vor dem 27. Juli
1697 unternommen war. Bergl. ©. Heyfe zur Gefchichte der Brodenreifen.
Bierte vermehrte Ausg. 1875. ©. 15. Es ift dabei alfo bie Berfchieden-
ger damals noch nebeneinander beftehenden A. und N. Kalenderrechnung
zu beachten,
=
Don Ed. Jacob. 473
Auch die hohen Dberlehnsheren des mweitberufenen Berges, Die
Kurfürften von Brandenburg und Könige von Preußen, wandten
demfelben ein befonderes Intereſſe zu. Schon Kurfürjt Friedrid) III.
fheint damit umgegangen zu fein, den Broden zu befteigen ;
wenigſtens lich er fih am 22. Auguft a. St. (1. Sept. n. St.)
1694 über den Berg berichten.!
Beftimmtere und häufigere Nachrichten haben wir über fpätere
Brodenfahrten Preußifcher Könige und Prinzen. Schon im Jahre
1803 gedachte König Frievrih Wilhelm III. den Berg und das
Grafenhaus in Wernigerode zu befuchen. Auf der NRüdfehr aus
den Fränfifhen Landen wollte er über Fulda, Mühlhaufen
und Duberftadt am 23. Juni nah Stödei und Ellrih und von
da am 24. nad Wernigerode und dem Broden fahren, um von
dort nad) Tangermünde weiter zu reifen. Zu dem Ausfluge nad)
dem Broden wurden Wegebeſſerungen und allerlei Einrihtungen in
dem neuen Wirthshaufe auf der Höhe vorgenommen. Die Zimmer
für den König und die Königin Luife in dem leßteren, bie
Erfriſchungen auf der Pleſſenburg und Epiegelsluft waren bejtimmt
und zugerichtet. Aber dem Ziele ſchon ganz nahe ſah fich das
Königspaar und der begleitende Prinz Heinrich durch heftige Regen—
güffe, die das Fahren dur den Harz bei damaliger Beichaffenheit
der Wege ganz unausführbar erfcheinen ließen, gezwungen, von der
Ausführung eines lange gehegten Wunfches, wie der König von
Duderftadt 23. Juni an den Grafen Chriftian Friedrich fchrieb, ?
abzuftehen.
Der übereifrige (Chriftian) Friedrich Raßmann in Halberftadt,
Sohn des gräflichen Bibliothefard Heinrich Ernſt Raßmann in
Wernigerode, befang im 25. Stück der ‚Neuen Anzeigen vom Nüß-
lihen, Angenehmen und Schönen’ Jahrg. 1803 die Reiſe des
Königspaars nah Wernigerode al3 ‚am 23. Juny 1803’ bereits
erfolgt und pries in einer ſchwungvollen Ode die Stadt glüdlich,
der ed vergönnt war, ihren König bei fich zu fehen,
und die vermählet Ihm
Und feine treue Lebensgefährtin ift,
Luifen zu fehn, das männliche Weib!
Borfichtiger wird im 26. Stüd der Halberftädter Gemeinnützigen
Unterhaltungen’ — Halberft., den 25. Junij 1803 — der Broden
angejungen:
1) Niebner zum 22/8 1/9 1694: De monte Proccio litteras ad
electorem comes,
2) Bol. Correspondenz wegen ber Ankunft des Königs und ber Königin
Luiſe D 1, 18, 56 im gräfl. 9. Arch. zu Wern.
474 Brodenfragen.
Morgen, Hercynias König, gebeut der erwachenden Eos,
Daß fie mit ftrahlender Krone den feftlichen Scheitel Dir ſchmücke.
So im Königsgefhmeid’ empfang den König der Brennen,
Und mit freundlicher Miene die allgeliebte Luife;
Denn ein frohes Geficht bleibt immer die bejte Bewirthung!
Um nicht wieder um die Freude des Wernigerödifchen und des
Brodenbefuches zu fommen, richtete Friedrich Wilhelm III. es zwei
Jahre darauf fo ein, daß diefer Abftecher nicht bei der Heimkehr
von der Heerfchau in den Ansbach = Baireuthichen Landen, jondern
ſchon auf der Hinreife gemacht werden follte.
Sm Jahre 1805 trat denn aud Feine Verhinderung ein.
Nachdem am 26.— 28. Mai die Heeresübungen bei Körbelit aufs
befte verlaufen waren, wurde am 29. die Fahrt nah dem Harze
angetreten und Abends */, acht Uhr langte das föniglihe Paar
nebjt dem Prinzen Wilhelm und Gefolge, darunter Generalmajor
v. Köckeritz, die Oberhofmeifterin Gräfin v. Voß und die Gräfin
v. Hardenberg, auf dem Schlofje an.
Am Bormittage des nächſten Tages wurde eine Spazierfahrt
im Thiergarten veranftaltet und ein Gang nad) dem Agnesberg
gemacht und ein Frühftüd dafelbft eingenommen. Von dort begaben
fich die Majeftäten und Herrſchaften nad) dem Luftgarten, woſelbſt
um 12 Uhr im großen Saale des Drangeriehaufes — der nun-
mehrigen gräflichen Bibliothef — gefpeift wurde. Ein außerordentliches
Gedränge entftand hier durch das Hinzuftrömen der zahlreichen
Menge, welche ihren König und die Königin Luife zu fehen wünſchte.
Gegen zwei Uhr Nachmittags begann die Fahrt nah dem
Broken beim jchönften Wetter. Der Meg führte über Dehren-
feld durch das Tännthal nad der Pleffenburg, auf welcher Strede
der Forjtmeifter v. Hagen im Mai feftliegenden Schnee hatte abräumen
laſſen. Ein vorbeiziehendes Wetter ließ einen ungünftigen Verlauf
der Brodenauffahrt vorausfesen, doch ließen König Friedrich Wilhelm
und die Königin Luiſe fih nicht abhalten, die Wafferfälle der Ilſe
bei fortwährendem Regen zu Fuß in Augenschein zu nehmen und
nach eingenommenen Erfriſchungen auf der Spiegeläluft die Reife
nad) dem in Nebel gehüllten Broden fortzufegen. Der Abend des
30. und der Morgen des legten Maitags waren gleih unſchön.
Schnee und Froft ftellten fi ein und um 8 Uhr wurde nah einem
unerquidlihen Aufenthalt die Nüdfahrt von dem unmirthlichen
Berge wieder über die Plefjenburg nah Wernigerode angetreten.
Die nächſtbetheiligten Zeugen rühmen die herablafjende Güte und
den edeln Gleihmuth, welchen König und Königin bei der fo
ungünftigen Fahrt befundeten. Nach einem Frühftüd im Jenny—
Bon Ed. Jacobs. 475
haufe des Thiergartens! brach das Königspaar um 1 Uhr zur
Meiterreife über den Harz nah Ellridh auf, wo es Abends nad)
fieben Uhr anfam.!
Die froftige, traurige Erfcheinung des echt deutſchen Berges ent-
ſprach ganz der ernften Lage des Vaterlands, unter welcher Preußens
Königspaar diefe Fahrt unternahin. War doch damals bereits
Hannover von den Franzoſen befegt, von wo aus der ‚Herr Reichs—
marjchall Bernadotte’ aus Höflichkeit dem Könige durch eine Compagnie
aus Northeim nach Elbingerode zu entjendender berittener Jäger
und mehrere Offiziere ein bemaffnetes Chrengeleit nad) Ellrich geben
wollte. Dem Könige war eine Aufmerffamfeit diefer Art durchaus
zumider. E3 wurde erft verfucht, ob man nicht ohne auf Hannöveriichem
Boden Vorſpann zu nehmen auf außerordentlihen Gebirgswegen
unmittelbar nad Ellrih fommen fünne. Dann ließ der König am
27. Mai aus Körbeli durch den Departementsminifter dv. Angern
fagen, daß er außerhalb feiner Lande nicht als König, fondern
incognito al3 ein Graf von Hohenſtein reife.?
Weitere Reiſen Preußiſcher Könige und Prinzen nad) dem
Broden find von Heyſe verzeichnet; wir gedenken noch der fehr
angenehmen, melde am erjten und zmeiten October 1865 der
Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Frau Kronprinzgeffin unter:
nahmen, und daß unfer theurer Heldenkaiſer Wilhelm, der ſchon am
19. Juni 1821 als Kronprinz den Broden erftiegen hatte, mit
befonderer Freude noch am 27. October 1877 bei einer vergnügten
Feldjagd zu Altenrode die entwölfte Höhe des Berges Klar und
deutlich vor fich emporragen ſah.
1) Reife des Königs von Preußen Majeftät nad dem Broden betr.
Gr. H.-Arch. in Wern. D. 1, 18, 57. Gemeinnützige Nachr. Halberft.
1805. Nr. 24, 370. j
Bermiichtes.
I
Der alte Taufitein aus der Walbeder Stiftslirche.
In der Bretterlaube neben dem Cingange zum biefigen Amts—
garten befindet fich ein fteinerner Tiſch, deſſen Fuß bisher als der
Ungefähre Geftalt des alten Taufſteines
aus der Stiftsfirhe zu Walbel, wenn
man fich ben im Kubftalle des Gafthofes
zum jchwarzen Wbler befindlichen Kopf
befjelben mit bem Fuße bed in der Laube
vor bem Amtögarten — Tiſches
vereinigt
Sollte die Kelchform des Taufſteins
vielleicht ſymboliſch an das heilige
Abendmahl erinnern?
alte Taufſtein aus dem Dome zu
Walbeck galt.
Es wäre dies nur denkbar,
wenn man ſich die Platte entfernt
und den Tiſchfuß umgekehrt ver-
gegenwärtigt; dann würde der etwas
niedrige Taufftein die ungefähre
Geftalt eines becherartigen Trinf-
glafes haben.
Diefe Anfiht ift aber eine
durhaus irrige, denn der obere
Theil des alten Walbeder Tauf:
fteins, alſo das eigentliche Beden,
fteht noch heute im Kuhſtalle des
Eigenthümer® vom Gafthofe zum
Ihwaren Adler, Herrn Carl Möbiug
bierjelbft, und hat die Form eines
jogenannten „Römers“, zu Dem
jener Tifhfuß genau als Kelhfuß
paßt. In diefer Zufammenfesung
erinnert er dann lebhaft an die
eigenthümliche Kelchform, welche in
das alte Steinkreuz auf dem Doms»
berge eingehauen: ift.
Nah Auskunft der Fr. Wiegel
hat ihr verftorbener Vater, Herr
Heinrich Gehrs, der frühere Befiter
des Schwarzen Adlers, zu Anfange
der dreißiger Jahre den alten Tauf⸗
ftein ohne Fuß mit noch andern
Bermifchtes. 477
Gegenftänden auß dem Walbeder Dome gefauft, nach hier über-
führt und den Fefjelartig ausgehöhlten Stein unter das Fallrohr
der Dadhrinne zum Auffangen des Regenwaſſers geftellt.
Als dann Herr Gehrs 1342
Se ee A ee ee fein Grundſtüch an den verftorbenen
heute im Kubftalle des Gafthofes zum Water des gegenwärtigen Beſitzers
—— — verfaufte und in fein nebenan liegen⸗
des (jegt Kühne’jches) Haus zog,
nahm er jenen Stein »mit hinüber
und brachte ihn in feinen Stall, wo
derjelbe zur Aufnahme des Trinf-
waſſers für die Kuh diente.
1848 verftarb Herr Gehrs,
und in der demnächſt ftattgefundenen
Auction erftand Herr Möbius sen.
den Stein und verwandte ihn wie
der Vorbefiter.
Jetzt Liegt derſelbe aber ſchon feit Jahren ganz unbenugt in
der hintern Ede des Kuhſtalles.
Bemerkenswerth an dieſem Taufſteine iſt noch eine faſt oval
ausgehauene Vertiefung, in der augenſcheinlich ſich urſprünglich
eine Metallplatte mit irgend welcher Notiz befunden haben mag.
Der obere Rand deſſelben iſt leider mehrfach durch das Schärfen
von ſchneidenden Werkzeugen ſtark ausgeſchliffen.
Sollten beide Stücke nach jahrelanger Trennung nicht wieder
zu vereinigen fein? —
Weferlingen. Ahrendts, Hauptmann a. D.
II.
Anfrage.
Johann Georg von Edhart, der befannte Schüler und Gehilfe
Leibnizens, berichtet in dem zweiten, 1729 zu Wirzburg erfchienenen
Bande feiner Commentarii de rebus Franciae orientalis p. 411
beiläufig: Vidi ego in thesauro sacro ecclesiae Quedlinburgensis
alium codicem Bibliorum in membrana purpurea, literis aureis
pro Iuditha imperatrice Fridugisi abbatis iussu elegantissime
exaratum; quod obiter observo. Die Quedlinburger Kirche bejaß
aljo 1729 ein Evangelienbud, deſſen Entftehungszeit durch die
Namen der Kaiferin Judith, vermählt 819, gejtorben 843 und des
Abtes Fridugis von Tours (804— 834) beitimmt wird. Da aus
dem Verzeichnis der noch jest in dem Kirchenfchage vorhandenen
478 Bermifchtes.
Evangeliarien (Beitihr. des Harzvereins VII, 232) fi mir feine
völlige Klarheit ergab, wandte ich mich mit einer Anfrage nad
Quedlinburg, welche jedvoh, durch die Güte des Hrn. Dr. Düning,
eine völlig verneinende Antwort zur Folge hatte. Wenn ich dieje
betrübende Entdedung eines Verluftes hier zur Sprache bringe, jo
gejchieht dies theil3, um zu weiteren Nachforfhungen über jene
Prachtbibel anzuregen, die Doch ſchwerlich ſpurlos verſchwunden ift,
theils um dem Wunſche nad einer etwas genaueren Befchreibung
der noch vorhandenen Schätze Ausdrud zu geben.
Halle a. ©. E Dümmler.
III.
Theilung bon Aedern des Stift Gernrode und der Klöſter
Ilſenburg und Huysburg fjüdweitlih don Halberjtadt bei
Langenftein und wüſt Erkſtedt, (Holtemme=) Ditfurt umd
Groß- und Klein-Ballenjole.
Gegen 1490.
Item dieffer hier nach gelchreben acker ift geteilt nach
ußwilung a bc durch zcweytracht inn habende zcwischen m. g. f.
von Gernrode, dem klofter Ilfenborg und clofter Hufenborg ;
m.g.f. hata, Ilfenborg b, Hufenborg c, welchen acker Schymmel-
korn hat, in Halberftat wonende:
a Gernrod a
b Ilenborg b
@ Hufenborg c
Das wynter felt.
a I morgen by dem Winterbarghe circa prepolitum fancti
Johannis.
c t/, morgen by dem Riddersbarghe, das dritte ftucke von
dem berge.
b I morgen uff der heyde by dem halven morgen Gerenrode.
c I morgen uppe der heyde.
a I morgen over dem Blanckenborgßen wegh, das dritte
ftucke von der heyde,
b 1 firtel under dem dorren [teyne.
III firtel under dem dorren Iteyne.
c 1 morgen over dem Blanckenborgfzen wegh boben dem
verloren waller.
& 1 morgen by dem Blanckenborchizen tornn.
b
C
ab
abe
b
—
ab
Bermifchtes. 479
I morgen an dem Steynbarge in dem dorrenũ.
I morgen uff dem holen wegh benidden dem Steynennbergh.
II morgen uff der middeliten wüde.
III morgen vor dem vorde zcu Ergftede.
!/, morgen in deffi vorden zcu Erxitede.
Das gar’ felt.
II morgen uß Erxftede na dem Ballen [ole.
I!/, morgen ober dem graßewege.
I!/, morgen ibidem ober eyn ftucke darvon.
I morgen boben dem dorff Erxftede, unde iſt eyn anwende.
I morgen uff dem Dingelltedefchen weghe.
I morgen in zcwey ftucken ober drie ſtucke.
I!/, morgen in twey ftucken bynidden dem Dingelltetfzen
wegheiii.
I!/, morgen in dem Rodale in zcwey [tucken.
I morgen in dem Lutken Ballenfole uff die Ditfortfzenn
wunne.
!/, morgen in dem norden felde, das firde von dem gralze
weghe.
Das brach felt.
I morgen uff dem rode uff dem lutken felde.
I morgen uff dem rode ibidem, dat fibbende ftucke upwolrt].
II morgen ibidem over drie ftucke.
I morgen in dem Grolfen Ballenfole boven dem langen
ft[ucke).
!/, morgen under dem Wymnterbarghe by sant® Nicolaus
ftucke.
I morgen unter dem Wintherbarghe.
I, morgen to Ballenfole in der feft! [cheydingh.
I'/, morgen ibidem uff warth na Ditforde.
I!/, morgen ibidem na dem lutken cruce.
V morgen ibidem uff Langenftenfchen weghe.
Aufzeichnung von einer Handichrift aus dem legten Viertel des
fünfzehnten Jahrhunderts Nr. 2599 im herzogl. Anhalt. Haus -
und Staatsarchiv zu Zerbit.
Wegen diefer Flurtheilung ift im Regifter zum Ilſenb. Urfob.
befonders unter Ballenfole, Erxſtede, Holtempneditforde, Schilm- oder
Schimmelforn nadhzujehen, zunähft Nr. 415 und II, 498. Zu
bemerfen ift, daß Errjtede noch als (beftehendes) Dorf aufgeführt iſt.
€. J.
1) felt?
480 Bermifchtes.
IV.
Den Ort und Kloiter Drüber betreffend
finden fich immer noch kleine urkundliche Beiträge, die, wenn jie aud)
nicht immer auf die wichtigſten Fragen Antwort geben, doch hier
und da in willfommener Weife zur Ergänzung unferer im vorigen
Jahre erſchienenen überfichtlihen Gejchichte des Kloſters dienen.
1) Der erjte, mir von meinem werthen Gollegen Archivar
Dr. Geisheim in Magdeburg mitgetheilte Urfundenauszug erwähnt
bei einer aus Drübeck zu zahlenden Leiſtung von 1'/, Bierding
jährlich ans Pfortenamt des Doms zu Halberftadt die Lage des
Drts im Bann oder Ardidiafonat von Usleben (müft zwiſchen
Derenburg und Silftebt):
23. Mai 1267.
Volradus dei gracia episcopus totumque Halberstadensis
ecclesie capitulum — — publice profitemur, quod cum — —
fructus quosdam ad officium porte pertinentes uendere cogeremur,
— — de plena uoluntate nostrorum omnium bona huiusmodi
portenario nostre ecclesie dedimus in restaurum, scilicet post
mortem Hermanni nostre maioris ecclesie prepositi officium
Kalendarum in Dhingelstide, fertonem et dimidium in Dru-
beke, quiad Archidiaconatum in Vttesleue pertinebant,
et quatuor marcas que de villicationibus ecclesie
nostre istis uidelicet et hoc modo: in Magnum Hersleue
etc. — per nostrum maiorem prepositum dicto portenario annis
singulis sunt soluende.
Acta sunt hec Halberstat in nostro generali capitulo
anno domini M° CC? LXVII? secunda feria in diebus
rogacionum, que fuit decimo Kalendas Junii.
Original Stift Halberftadt XII n° 8 im königl. Staatsarchiv zu
Magdeburg.
2
2) Ein feiner Miederfaufgbrief eines Wernigeröder Bürgers
an das Stift S. Pauli in Halberftadt vom 16. Auguft 1462 han-
delt zwar nur von ein paar Morgen Hopfenländerei bei
Wernigerode, welde Erbenzinfe indie Drübeder Propftei
zahlen, aber er dient durch die bei der Bejtegelung genannten
Namen zur Ergänzung unjeres Stiftsperfonenverzeichnifjed. Uebrigens
ift es gar nicht unmahrfcheinlih, daß der Propft Heinrich Withon
und der im Jahre vorher genannte Heinrich von Othfreſen (RI.
Drübed S. 65) ein und diejelbe Perſon find.
Bermifchtes. 481
Hans Parleberch, genannt Hans von der Beke, Bürger
zu Wernigerode, und seine Frau Gese verschreiben wiederkäuf-
lich 2 Mark auf Mariä Himmelfahrt (aus Haus und Hof in der
Breitenstraße gegenüber der Nicolai - Kirche zwischen Weske Wa-
genfürer und Heinrich Beseken und 1 Morgen Hopfenland im Pa-
penthal unter Soffken Sallernen Holz zwischen Hans Hunen und
Claus Brader und auch dem Drübecker Hopfenland, aus einem
2. Morgen im Papenthal zwischen Peter Diderikes und Heinr.
Weddigen, die jährlich je 4 Pf. Erbenzins in die Drübecker Prop-
stei zahlen) dem Capitel S. Pauli für 28 Mark. Es siegeln
der Stadtvogt Ludeke Venstermeker und das Kloster Drübeck
(Propst Heinr. Withon, Aebtissin Gese Kokes, Priorin
Hanneke Balhorn, Küsterin Kunneke Kalfes).
Ame mandage na dem hilgen feste assumptionis b. Marie
virginis gloriosissime [1462 16/8].
Urſchrift auf Pergament mit mäßig erhaltenen Siegen im königl.
Staatsardiv zu Magdeburg ımter Stift S. Pauli 391. Nach gütiger Mit-
tbeilung des Herrn Gymn.-Dir. Dr. Schmidt in Halberftadt.
3) Wir haben zwar ſchon erwähnt, daß die Domina zu Dr.
nah dem Ableben des Henning Pape im Mat 1568 feinen
neuen Propſt erwählt wünſchte, und daß dieſer Stelle wegen
längere Zeit Irrungen zwiſchen Klofter und Herrfhaft ftattfanden
(vgl. Dr. Urkob. ©. 276; Kl. Drübef ©. 21 f.). Es ſcheint aber
von Intereſſe, eine diefe Angelegenheit betreffende Stelle aus einem
fonft von ganz anderen Dingen handelnden Briefe mitzutheilen.
Am 22. Mai 1568
fchreibt der Amtsſchöſſer Simon leiffenberg zu Wernigerode an
Gr. Albrecht Georg zu Stolberg u. A.:
Der probst zu Drubig ist am nehrn donstag zur ernden (!)
bestetigt; der seelen der almechtige geruben welle.. Und ist
vom heubtman (Dietrid) von Gadenſtedt) und mir der domina
mit vleisse bericht geben, wie sie sich in die regirung so lange
richten soll, das e. g. hirin bevelich thun. Sie acht, ahne
einen probst zu regiren, und die ursachen, das das closter
in schweren schulten stehe, und schier ein zweiffel, ob es in
dessen vormogen stehe, die schulten alle zu_bezalen. Zu deme
hett das closter gerings einkomen und muste sich faste vom
ackergebeude erhalten; dorumb, wan ein guter man zum hof-
meister vorordnet und ein schreiber zu deme angenohmen,
dem man nit grosse besoltung geben durfite, wehr das clo-
ster durch sie zu regiren und zu erhalten. Es sicht der
Zeitſchr. d. Harzvereind. XL 31
482 Bermifchtes.
heubtman und mich selber nit vohr gelegen ahn, ein[en] probst
zu halten, denn nit allein besoltung, sonder anders mehr uff
einen probst gewandt wird, wellichs dem closter zu gutem
keme. Es muste ausm ambt aber in sollicher regirung bei-
standen werden mit straffen des mutwilligen gesinnes (! fo jtatt
gesindes); doch werden es e.g. zum besten erwegen. — —
— — Datum den 22. Maij Ao etc. 68.
e. g. undertheniger diener
Symon Gleissenbergk.
Gräfl. H.-Arch. C 138*, 1. (Criminalia).
4) Stiftsbuhdruderei zu Drübed. In einer Reihe
gedrudter liegender Blätter in 8° v. J. 1787 — 1795 das gräf-
lich jtolbergiihe Haus betreffend unter Ye 3 auf der Bibliothef zu
Mernigerode findet fih auch folgendes Stüd in 2 Blättern 8°:
Der große Feitgefang im Gräfl. Stollberg » Wernigerödifchen Haufe
alljährlih am achten und zehnten Januar [e8 waren die Geburts-
tage Graf Chriſtian Friedrichs und feiner Gemahlin Augufte
Eleonore] — abzufingen, verfaßt von G. N. %. herausgegeben
von von ©. D. ©. Drübed, in der Stiftsbuhdruderey
1789. — Mir ift bisher fonft weder eine mit diefer Angabe
verſehene Druckſache, noc irgend eine Nachricht von dieſer Drude-
rei vorgefommen. Wahrfcheinlich blieb es bei einem bloßen Ber-
ſuche. Bon einer dauernden Einrichtung kann dabei gar nicht Die
Rede fein. E.
V.
Plünderung des Kloſters zur Klus durch die b. Warberg
im markgräflichen Kriege 1553.
Der durch den ſchuldbelaſteten wilden' Markgrafen Albrecht
von Brandenburg heraufbeſchworene ſo genannte markgräfliche Krieg
erfüllte beſonders im Jahre 1553 die Gegenden zwiſchen dem Main
und der untern Elbe mit ſolchen Greueln, wie die deutſche Erde ſie
nur ſelten ſah. Nicht leicht konnten auch die Fäden der verſchiede—
nen Beſtrebungen je verwickelter ſein, als damals. So weſentlich
religiöſe Antriebe mitwirkend waren, ſo wenig waren ſie doch der
nächſte Anlaß. Das Haupt der Evangeliſchen, Kurfürſt Moritz von
Sachſen, reichte deren altem eifrigem Gegner Herzog Heinrich von
Braunſchweig die Hand, und Markgraf Albrecht wurde mehr noch
als von ſeiner Kriegsluſt von der Schuldennoth zum Kampfe
getrieben.
Vermischtes. 483
Nachdem er, auf die Stadt Braunfchweig, auf den Streit
zwijchen den Herzögen Heinrih zu Braunfchweig- Wolfenbüttel und
Erich zu Kalenberg und auf den Widerftand des Landesadel3 gegen
Herzog Heinrich fich ftügend, nah Niederfachjen vorgedrungen und
über Halberjtadt und das MWolfenbütteliche ziehend am 18. Juni 1553
in Braunſchweig eingerüdt war, 309 er von da brandidhatend in
die Bisthümer Hildesheim und Minden. Nachdem Kurfürft Morik
und Herzog Heinrich fich bei Eimbe verbunden hatten, fam es am
9. Juli am Hämeler Walde norbmweitli von Beine zur Schlacht
bei dem Dorfe Sievershaufen, in welcher Kurfürft Morit die Todes-
mwunde empfing, der Marfgraf aber befiegt wurde. Auch zwei edle
von Warberg fielen bier. Bei Gittelde nahe der GStaufenburg
wurde Markgraf Albrecht dann nochmals überwunden. Mittlerweile
hatten die Edelherren von Warberg da3 Schloß Gandersheim inne und
vergemaltigten von hier aus das benachbarte ſtiftiſche Benedictiner-
Mannskloſter zur Klus eine Kleine halbe Stunde nöjtl. von der Stadt.
Diefe ums Jahr 1124 gegründete Stiftung ftand menigftens
feit Gründung der Bursfeldifchen Union mit dem Klofter Ilſenburg
in naher Berührung. Die Aebte zur Klus waren Vifitatoren des
Slfenburger Kloſters.“ Bmifchen den Aebten Dietrich Meppis
(1547 — 1560) und Johannes Muthens oder Mutfen (Muden) ?
aus Alfeld (1541 — 1570) gejtaltete fih dieſes Verhältniß zu
einem bejonderd freundfchaftlihen, und als im Schmalfaldischen
Kriege im Jahre 1549 das Klofter einmal von den adlichen Herren
v. Bod Uebermuth erlitten hatte und feiner Gloden beraubt worden
war, hatte Abt Dietrich von Sljenburg dem Abt Johannes und
feinem Klofter eine Glode geliehen, damit die Brüder doch den
Unterfchied in den Gezeiten ihres Gottesbienftes hätten. ®
Weit größer war die Noth des Klofter8 im Jahre 1553.
Abt Johann, der mit feinen Brüdern vor den Warbergern und
ihrem Kriegsvolf in das Kloſter Mariaftein oder Steina bei Nörten
geflohen war, wurde von den Marfgräflihen auf das Schloß Gan-
dersheim geführt und dort vier Wochen lang gefangen gehalten.
Inzwiſchen wurde das Klofter rein ausgeplündert; der Frage nad
den Klofterurfunden wußte der Abt und der PBrocurator mit allen
möglihen Ausflüchten zu begegnen, was den Hauptmann Pade-
mor befonders zu barbariihen Maßregeln reiste: Packemorius
1) Ilfenb. Urkundenb. 588; val. 603.
2) Alle drei —n des Namens fommen vor. Vgl. Harenberg
Gandersh. ©. 1617
3) Daf. Sf. uͤridb. 658. Harenberg a. a. O. ©. 1617; Leib-
niz script. rer. Br. II, 370; Leuckfeld Gandersh. ©. 191.
81*
484 Bermifchtes.
abbati sigillum per vim subripuit et crucem in naso incidit, pro-
curatorem vero Henricum Kothmannum evirare molitus est.!
Diefe Züge find nun in dem folgenden Bericht aus der Feder des
Abts nur angedeutet, während derjelbe uns fonft ein Iebendiges
und getreues, wenngleich trauriges Bild von dem Schidjal des
Klofters vor Augen malt. Diefes erholte fih noch einigermaßen, er-
hielt auch neue Gloden aus Steina, doch jah der Abt bejtimmt vor-
aus, daß diefe nicht mehr lange den päpftlichen Gottesdieniten läuten
würden. Er ftarb 1570 Dienftagd nach Reminifcere. Die Refor-
mation wurde erft 1592 volllommen durchgeführt. ?
Abt Dietrich, der zu Ilſenburg ſich der evangeliſchen Predigt
und Reformation entſchieden annahm,ẽ Hatte ſich aus perſönlichem
Intereſſe um Nachricht an ſeinen Freund und Amtsbruder zur Klus
gewandt, worauf dieſer aus ſeinem Kloſter am 27. Februar 1554
in dem ihm, wie ſeinem Ilſenburger Freunde, geläufigen Nieder—
deutſch antwortete.
Jesum unde myn inniges gebeth to Godt almechtigen. Wer-
diger here, in Godt pater. J. w. scrifft hebbe ik in aller leve
entfangen unde gelesen, welker melden, j. w. sy hertliken bege-
ren to wetende, wu oth myth unßem closter unde convente
gegan sy im vorgangen kriges jar, unde wu itzunt to sta myth
uns allen. Werdiger here, im vorgangen kriges jare is unße
closter gans ingenomen van dem heren van Werberge * unde
gentzliken spoliert alle unßer gude, beide in korne unde in
vorrade, unde ock dar beneven, dat wy vorvort hadden in Gan-
dersheym alle vorraden unde spoliert, dar ik mede hadde myne
ornamenta abbatialia, baculum, anulos, paces unde itlike schone
kelcke; alle unße klocken van dem klocktorne genomen, tosla-
gen unde in vate gelecht unde vorvort. Dar to, dat allermeist
to clagende is unde groten schaden bracht, ik unde myn celle-
rarius sint frucklich gehalt myth groter walt uth dem closter
Steyne by Norten, unde synt gebracht frucklik to Gandersheym
up des forsten borch. Wat anxt unde droffnisse ik do hadde,
kan j. w. wol tom dele dencken. Dar sat ik IIII fulle wecken;
under des wart dat kloster alle spoliert aller have. Alse nu
dar nicht meer was, unde de fynt wolde van der stede des aven-
1) Harenberg Gandersheim —* en
2) Yeudfeld Gandersheim S. 22
3) Bol. befondbers Ilſenb. Urkdb. . LXVII.
4) Ein Chriſtoph v. Warberg war 1553 Dberft eines Regiments des
en Albrecht. S. Görges Baterl. Gefhichten u. Denkwürdigkeiten
Bermifchtes. 485
des to achte slegen, alse ik mek wolde geven to slape uppet
stro, kemen itlike bose deyner eynes bosen heren, de profas bor-
dich van Meydeborch, eyn juncker des heren van Werberch by
namen Huneke, ende de bose man, deme nomet hispanice clau-
dicker, up guth dudesch de defihenger, unde begunden myt
draw worden, unde ok tom lesten myth pinliken handelen: wy
scholden one openbaren, wor wy unsen vorborgen gelt schat
hedden. Do wy one myt der wahrheit neyn bescheit geven
konden, hebben se enßoden nicht wolt loven, sunder begunden
uns antotasten; unde in sunderheit hebben se mynen cellerarium
angetasten unde ome de dumscruven umme syne dumen gescru-
vet unde swarliken gepiniget, unde hebben myth Boden pynen
van uns extorquert, dat wy one mosten loven unde fullenkom-
liken geven IIII° daler, dede wy mosten alle borgen van fromen
luden, ane de II° daler, dede wy alrede geven hadden tom
brantscatte. Des sulfiten avendes to elven slegen wart unße
droffnisse unde jamer vormeret: eyn hovetman myt namen
Packemoer myt synen dravanten isto uns in dat gemack geko-
men unde myth uns ßo gehandelt, det enßoden is honlich unde
schentlick to scrivende, efite ok tom dele unlofitich. Myt des
syn wy na langer tidt wedder to closter komen unde hebben
alle winckel ledich gefunden. De here van Steyn hefit uns
eyne klocken gegeven, wecht LXXX punt. Allen schaden to
vortellen j. w. is byna unmogelik; dominus dedit, dominus abs-
tulit, sit nomen domini benedictum.
Unse Conradus j. w. bekant is gestorven vorm jare in
Gandersheym, unde wart begraven myt II krigesknechten. Ik
mach ok j. w. nicht bergen, dat de werdige here van Northeym
unde syn convent liden groten schaden; ome synt genomen syne
II grote watermolen, syne besten tegeden, syne dike, syne vis-
kerie up der Rum, syne besten vorwarke etc.; unde syn werde
is hir myth eyn tidtlanck gewest unde wachtet na godes troste.
Dat barvotenkloster wart ok vorm jare van den Mansfeldern
vornichtet.?2 Itzunt aver leth dat sulfite unsze landesforste weder
buwen. In vorgangen weken wart hir tor Clus eyn electio abba-
tis geholden up dat closter Konnigeslutter, unde de electus is
eyn viceprepositus to Helmestede, unde het Luduwicus etc.
1) elaudicar (binfen) bebentet im Spanifchen: zweideutig, falfch han—
a Aber ein davon gebildetes Wort — Diebhenfer, Henker ift mir nicht
elannt.
2) Das Barfüßerkl. zu Gandersheim wurde im November d. J. 1552
vom Grafen Volrad v. M., der fih dem Markgrafen Albrecht angejchlofien
batte, zerftört.
486 Bermifchtes.
Werdige here, ßodens alle mochte ick j. w. nicht bergen,
angeseen j. w. paternum ac fraternum affeetum; bidde j. w. wil
enßoden innomen unde annomen in guder menunge, unde bidden
got almechtigen, dat he adversos casus! wandele in prosperos
ac eternam felicitatem. Hir mede gode bevolen myth allen
juwen fratribus.
Datum iligen tor Clus tercia post Oculi 1554.
J. w.
frater Johannes, fratrum in Clusa
deo servientium servus.
Aufichrift: Dem werdigen in Got vader unde heren heren
Theoderico, abbede des closters Ilßenborge,
mynem gunstigem heren unde bisunderem gudem
frunde f. g.
Bon fräftiger fefter Hand gefertigte Urfchrift mit geringer
Spur des beim Verfchliegen aufgedrüdten grünen Wachsfiegels unter
‚Alte Fehdefahen aus dem 16. Jahıh’” B 91. 1 im gräfl. Haupt
Archiv zu Wernigerode.
VI
Zobergut bei Sangerhaufen.
Bol. Zoberland, Zeitichr. I (1876) ©. 156.
Hans Michels, Bürger zu Sangerhaufen, und Gertrud, feine
ehelihe Wirthin, verfaufen mit Genehmigung des Amtmanns Hans
Knuth auf einen Wiederfauf dem Rathe zu Sangerhaufen für 10 fl.
an bejtimmten Grundftüden, welche zum Zobergute gehören, einen
jährlihen Zins von 1 Fl.
5. Februar 1470.
Ich Hans Knuth, rittere, des irluchten hochgebornen fursten
vnd herrn herrn Wilhelmes herezogen scu Sachssen, landgraue
in Doringen vnd marcgraue zcu Miessen amptmann zcu Sanger-
husen bekenne amptshalbin in dissme uffin brieffe, das vor mir
ist gewest Hans Michels, burger zcu Sangerhusen, bekant vnd
ussgesagt had vor sich, Gertruden sine ehelichen werthin, alle
ire erben vnd erbnemen, das sie vor zcehen gute vollwichtige
rinsche gulden an einer halben huffe Kyselhusch landes, gelegen
1) Eigentlich fteht: adversg casg und in dem folgenden prosperos ift
das o der Beugungsfilbe unfiher und verwicht.
Bermifchtes. 487
drittehalb morgen an eynem stücke neben Gunther Klinkensme-
des acker gein Rorbach, item ein morgen uber dem Abisberge
(Obftberge), tretet uff Barthel Lupoldes acker, item ein acker, sind
zcwene morgen, kein der nuwen brucken neben Bechstein, item
ein acker bey Vlrichen Glumann neben der Mulsbergen wingar-
ten gein der Weyde, item drie morgen an eyner sotteln neben
Ditherich Treffan benedden dem sichhusse zcu Kyselhusen gele-
gen, alles in das zcobergut gehorende vnd von mir ampts-
haibin zcum lehen gehorende, eyn rinsch gulden werth gudes dorin-
gischen geldes jerlichs zeinses mit myner gunst recht vnd reddelich
vorkoufft vnd keynwertiglich vorkouffen den ersamen wiesen,
dem rathe zcu Sangerhusen alle iar ierlich uff purificationis
Marie virginis gloriosissime uff das radhuss Sangerhusen obge-
melt vnuorzcoglich zcugeben vnde ane alle hindernisse zcu
bezcalen, mit sullicher gunst vnd willekor: wan vnd welliche
zcyt die vorkouffere wullen, mogen sie sullichen zeins weddir
koufen vor zcehen gute rinsche gulden adder so vehil gudes
doringisches geldes als die gulden gelden, doch so, das erst
alle vorsessenen zeinsse vnd mogelich schade, was des dar uff
gewant were adder wurde, genczlich abegethon vnd beczalet sin
sullen, das sich die koufiere, der rad obgemelt, an der obge-
schrebin halben hufen Kyselhusch landes genezlich erholen vnd
bekommen mogen ane eynes ydermanns widdersprache, ane
argelist vnd ane geuerde. Zcu orkunde vnd vesterer haldunge
habe ich erstgenannter Hans-Knuth, amptmann, myn sigill vmb
‘der vorkouffer flissige bethe willen an dissen briff thun hengen,
mir vnd mynen erben vnschedelich, nach Cristi vnssers herrm
gebort vierzcehin hundert, darnach im sobinzeigisten iaren, am
montage nach purificationis Marie virginis gloriosissime.
Urſchrift, deren er, * mehr vorhanden iſt, im ſtädt. Archiv zu
Sangerhaufen. 2.2. No.1
El. Menzel.
Sahresbericht
vom Dectober 1877 bis December 1878.
Der Zeitabfchnitt, auf den mwir hier zurüdhliden, begann mit ökonomi—
ſchen Schwierigkeiten fir den Verein, indem durch ben Umfang, ben bie
faft gleichzeitig zum Abſchluß gelangten Urkumdenbände Ilſenburg II und
Stadt Halberjtadt I gewonnen hatten, die verfiigbaren Mittel des Vereins
überfchritten waren. Ueber die Ausdehnung der feitens des lebteren an bie
Waiſenhausbuchhandlung in Halle zu Teiftenden Berpflichtungen herrſchte dem
Aominiftrator der letzteren gegenüber Meinungsverſchiedenheit, doch fuchte
ber Borftand durch Nundfchreiben und auf mehren Borftandsfitungen bie
Angelegenheit in gütlicher und billiger Weife zu begleichen.
Eine wefentlihe Förderung erfuhr der Verein Hierbei durch die hiſto—
rifhe Commiffion der Provinz Sachſen, die, nachdem fie feit ein paar
Jahren die Herausgabe und materielle Förderung der beimifcben Urkunden
bücher in die Hand genommen hatte, auf ein Gefuch des 1. Echriftführers
unfere8 Bereins vom 17. October v. J. hin einen Zufchuß von 900 Marl
für die Herftellung des 1. Bandes des Halberft. Urkob. gewährte. Auf einer
am 13. Jammar 1878 im Directorialgimmer des Domaymnafiums zu
Halberftadt abgehaltenen Borftandsfigung wurde befonder8 wegen einer
Auseinanderfesung mit dem Aominiftrator der Waiſenhausbuchhandlung
verhandelt und Herr Bürgermeifter Brecht zu Quedlinburg, als eine jach-
fundige und geeignete Perjönlichkeit gebeten, in biefer Angelegenheit unmit-
telbar mit demfelben in Berbindung zu treten. Der Vereinsſchatzmeiſter
theilte den Inhalt des von der hiſtor. Commiffion der Provinz mit ber
Hendelſchen Buchhandlung in Halle abgefchlofienen vortheilhaften Verlags—
vertrags mit und beantragte, eimen Theil ber Reftauflage vom Halberſt.
Urkob. I der genannten Buchhandlung zu mäßigem Preife zu überlaffen,
was auch angenommen wurde.
Der Borfitende regte hierauf am, angeficht8 der Thatſache, daß bei
allgemeiner Bertheilung der Urkundenbücher ein großer Theil derfelben nicht
an die entfprechende Adreſſe fomme, ben Berein binfort von dieſer Feiftung
zu entbinden, Hingegen durch Rundſchreiben zu freiwilliger Abnahme diefer
Werke gegen ermäßigten Preis aufzufordern. Dies fand allgemeine Zu—
ftimmung; ein Beihluß wurde jedoch darüber nicht gefaßt, da burd bie
Bildung der erwähnten biftorifhen Commiffion die Frage ſich wenigftens
fir die Provinz Sachſen anders geftalte.
Nachdem der Borfitende noch eine Veränderung im Borftande bes
Molfenbüttler Ortsvereins zur Mittheilung gebracht hatte, wurde auf Antrag
bes Herrn Conſervators Dr. Friederich beichlofien, daß binfort am Schluß
eines jeden Jahres ein neues Mitgliederverzeihniß und damit zugleich nur
einmal jährlich ein Vereinsbericht gegeben werben folle.
Der H. Eonfervator berichtete auch über den Stand feiner Arbeiten an
den archaeologiſchen Fundſtücken von der Roßtrappe und ihrer Nachbarſchaft,
welche er im Frühjahr zum Abſchluß zu bringen hoffe.
Wir haben demnäcdft zur Kenntniß unferer gechrten Mitglieder zu
bringen, baß gemäß einem am 3. April v. I. zu Vienenburg gefaßten Vor—
Jahresbericht. 489
ſtandsbeſchluß am 26. April d. J. ein Exemplar der ſämmtlichen Vereinsſchrif—
ten aus dem eriten Jahrzehnt feines Beftehens in 23 Bänden (12 Bde Zeit-
fhrift, 7 Bde Urkundenbücher und 4 Ergänzungshefte) Seiner Kaiferlichen
und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen des Deutjchen Reichs und von
Preußen durch zwei in Berlin wohnende Mitglieder, den Herrn Grafen uf.
v. Oeynhauſen, Mitglied des Heroldsamts, und Herrn Rudolf Lietzmann, welche
bie Koften des würdigen Einbands beftritten hatten, unterthänigft über—
reicht und von Sr. Kaiſerl. und Königl. Hoheit Huldvollft entgegengenommen
murben.
In einer zweiten am 29. April im Bahnbofsgebäude zu Halberftabt
ftattfindenden Vorftandsfitung, im welcher außer dem 2. Schriftführer alle
Borftandsmitglieder, außerdem Herr Gymmnafiallehrer Dr. Steinhoff aus
Blankenburg und Herr Bürgermeifter Bredt aus Quedlinburg ammwefend
waren, wurde zunächſt wieder über die Abfindung der Waifenhausbuchhand-
Yung zu Halle verhandelt.
Auf eine Anfrage des Stabdtfecretairs Laage zu Quedlinburg nach den
Zeichnungen und Sammlungen des Herrn Majors v. Amsberg über har—
ziſche Holzbauten, erinnerte der 1. Schriftführer daran, daß dieſe fich zur
Zeit noch in den Händen bes Herrn Prof. Eonft. Uhde in Braunfchweig
befänben, welcher feit 5 Jahren eine Arbeit über die mitteldeutſch-harziſchen
Profanbauten übernommen babe. Außer der von Herru Major v. Amsber:
für den Harzverein zur Berfügung geftellten Zeichnungen habe Herr Brot.
Uhde bekanntlich auch feiner Zeit Photograpbien von alten Holzbauten aus
Oſterwiek und Wernigerode zum beregten Zwecke vom Berein erhalten.
Der H. Vorfitende übernahm e8, wegen Herausgabe diefer Sachen mit
Herrn Prof. U. in Verbindung zu treten. Dieje erfolgte auch am 12. Mat,
wdrauf denn das Material dem Herrn Bereinsconfervator zur Aufbewah—
rung übergeben wurde. So harrt nun dieſe fir die Harzifche Kunſtge—
ſchichte fo interefiante Frage noch eines Bearbeiters.
Die meiteren Verhandlungen biefer Halberftäbter — ——
betrafen die nn ber bevorftehenden Blanfenburger Hauptverfammlung.
Herr Dr. Steinhoff berichtete liber die erfolgte Bildung eine8 Ortsaus—
ne und den vorläufig ins Auge gefaßten allgemeinen Berlauf des
eſtes.
Dann legte der erſte Schriftführer die mittlerweile fertiggeſtellte und
eingeſandte Handſchrift des von Herrn Profeſſor Dr. C. Böttger in Deſſau
—— Regiſters über die zehn erſten Jahrgänge der Vereinszeitſchrift vor.
Der H. Vorſitzende nahm daſſelbe mit, um es in Wolfenbüttel deu dortigen
Mitgliedern des Prüfungsausichuffes, insbefondere Herrn Secretair Ehlers
vorzulegen, welcher fich auch ſeitdem diefer Arbeit unterzogen bat.
Herr Bürgermeifter Brecht berichtete über den Stand bes von ber
biftor. Commiffion der Provinz Sahfen in die Hand genommenen Unter—
nehmens der Imventarifirung ber Kunſt- und Altertbumspentmäler ber
Provinz mit Hülfe der VBerwaltungsbeamten und der Gefchichtsvereine. Die
bisher eingegangenen Antworten feien ſehr ungleih und nur für einige
Kreife ganz befriedigend. Herr Dr. v. Heinemann übernahm e8, die Ange-
legenheit auch für die braunfchmweigifchen Lande anzuregen. Die Bereine
fönnen die Vorarbeiten Schon durch ihre Zeitichriften mittheilen.
Eine kleinere Zufammenfunft der Vorftandsmitglieder zu Blankenburg
am Sonnt. d. 16. Juni in den Gaftböfen zum meißen Adler und zur Krone
betraf nur die Einrichtung der dortigen Jahresverfammlung. Namens der
braunfchweigifhen Regierung waren babei Herr Kreisdirector Meyer und
Herr Generalfuperintendent Nofe zugegen, von ben Herren bes Ortsaus-
490 Jahresbericht.
u ber H. Oberlehrer Dr. Hannemüller und Kreisbaumeifter Woltag.
Mehrfahe Schwierigkeiten durch die Lage der Ferien, die Ausfchreibung ber
Neichstagswahlen auf den 30. Juli und emdlich durch eine concurrirende
andere Berfammlung verurfachte die Feftitellung des Termins des Dies-
jährigen Vereinstags, der jchlieflih auf den 23. und 24. Juli anberaumt
wurde.
Derfelbe begann mit einer gefelligen Bereinigung auf dem Heibelberge
am Borabende Mont. 22. Juli. Am Morgen des nächften Tages begann
7%, Uhr eine gemeinfame Wanderung durch die Marktkirche mit ihren
Grabdenfmälern und die meiten Räume des reih mit Gemälden ausge—
ftatteten Schloffes und die Parkanlagen.
Nah 10 Uhr nahm bie Hauptfigung im Hörfaale des berzoglichen
Gymnafiums ihren Anfang. Gegenwärtig war der volßählige Borftand
und, nach dem Ausweis des namentlichen Aufrufs, eine VBerfammlung von
83 Verfonen. Es fei dabei bemerkt, daß die an ven 2— 3 Tagen mehr-
fah wechfelnde Gefammtzahl der Betheiligten ſich auf etwa 130 belief.
Nah den zwiſchen dem Bereinsvorfigenden und Herrn Kreisdirector
Meyer namens der berzoglichen Regierung und bes Ortsausſchuſſes gewech-
jelten Begrüßungen gab der erftere eine furze Skizze der blanfenburgifchen
Geſchichte. Der 1. Schriftführer blidte auf die Thätigteit des verflofienen Ver-
einsjahres und insbefondere auf die 21 feit Begründung des Vereins bereits
eingetretenen Todesfälle von Mitarbeitern an der BVereinszeitfchrift zurüd.
Der 2. Schriftführer gab einen Bericht iiber den Stand der von ihm
unternommenen Bearbeitung bes Go8larer Urkundenbuchs und äußerte bie
Hoffnung, das Werk mit dem nächften Jahre bis einfchließlich 1300 druck
fertig ftellen zu können.
Die Jahresberichte über die Thätigfeit der Zweigvereine wurben ſodann
theil8 von dem 2. Schriftführer ME ig theil8 von den anmwejenden Ver—
tretern mündlich mitgetheilt. E8 kann hierbei überall von einem fröhlichen
Gebeihen berichtet werben. Der Quedlinburger Verein, ber feine Zwecke
durch Vorträge, Ausgrabungen und eg jeinevr Sammlungen
förderte, Sofft ben ſchon * lange in Arbeit befindlichen 2. Band des
ſtädtiſchen Urkundenbuchs ſpäteſtens mit dem nächſten Jahre zum Abſchluß
gebracht zu ſehen. Der Ortsverein zu Nordhauſen hatte beſonders die
Uberſiedelung feiner im erfreulicher Weiſe gedeihenden Alterthumsſammlung
in einen neuen zweckmäßigen Raum bewerkſtelligt. Vom Sangerhäuſer
Verein wurden außer den Vorträgen auch anregende gemeinſame Wande—
rungen, beſonders nach den ſüdoſtharziſchen Burgen, unternommen. Der
Ortsverein für Geſchichte und Alterthumskunde zu Wolfenbüttel hatte,
außer den ſpätherbſt- und winterlichen Vorträgen, auch noch eine außer—
ordentliche Sitzung am 1. und bald darauf einen Ausflug nach Goslar
am 7. Suli veranftaltet. Beſonders in der Berfammlung vom 1. Suli
wurde über bie Inmventarifirung der Kunſt- und Geſchichtsdenkmäler im
Braunfchweigifchen im Anſchluß an das Unternehmen der hiſtor. Commiſſion
ber Provinz Sachſen gehandelt. Es follen hier beftimmte Theile von ein-
zelnen dazu befähigten und willigen Berfönlichkeiten übernommen werben,
und erklärten fih Stabt-Arhivar Hänfelmann und stud. Bethmann in
Braunfchweig, Herr Kantor Brakebuſch in Gandersheim und als fehr thätiger
Mitarbeiter Herr Lehrer Th. Boges in Wolfenbüttel dazu bereit. Es fei bier
bemerkt, daß die Verhandlungen der Ortsvereine, theilmeife auch die darin
gehaltenen Vorträge, in den an ben verſchiedenen Orten ericheinenden Blättern
mitgetheilt werden, bie bed Ortsvereins zu Wolfenbüttel in den Braun—
ſchweigiſchen Anzeigen. ü
Jahresbericht. 491
Aus dem an die Nachrichten über die Zweigvereine ſich anfchließenden
Berichte des Schatmeifterd Huch ift herworzubeben, daß der Harzverein
innerhalb zehn Sahren von 346 Mitgliedern in 87 Orten auf 662 Mitglieder
in 175 Ortfchaften anwuchs und in biefem Zeitraume über 36,557 Mark,
davon 4361 Mark außerordentliche, Einnahme zu verfügen hatte.
Die num folgenden Vorträge des Heren Superintendenten Nebe aus
Halberftadt über den dortigen Domfchat und des Herrn Dr. Zimmermann
aus Wolfenbüttel über die Hafelbergfage oder die wilde Jagd, wurden mit
aligemeinem Interefje und lebhaften Danke entgegengenommen. Diefelben
follen im nächften Jahrgange d. 3. zur Kenntniß aller Mitglieder gelangen.
Bei der am Schluſſe ber Sanptfigung vorgenommenen Wahl des
nächitjährigen Berfammlungsorts war zuerft Ofterode in Ausfiht genommen
worden; auf den mittlerweile befannt gewordenen befondern Wunſch unferes
erlauchten Ehrenpräfidenten des Grafen Botho zu Stolberg- Wernigerode
bin wurde jedoch einftimmig
Wernigerode mit einem Ausfluge nah Ilſenburg als Ort der nächiten
zwölften Hauptverfammlung
gewählt.
Nachmittags zwei Uhr fand ein reich beſetztes Feftmahl im Gafthof zum
weißen Adler ftatt, wobei u. A. ein Feitgedicht ‚der wilde Jäger’ von dem
Bereinsmitgliede Dr. Hoffmeifter vorgetragen wurde. afjelbe fand
allgemeinen Beifall und gab Veranlaſſung zu einer reihlih ausfallenden
Sammlung für die Wilhelmsipende.
Am Abende vertheilten fich die Fetgäfte in mehreren Gärten zır gefelligen
Unterhaltungen; am 24. Morgens 7 Uhr aber führte fie Herr Bahndirector
Schneider in einem hierzu mit größter Liberalität beſonders geftellten
Bahnzuge bis zum Fuße des Regenſteins, dann in einem Rundgange durch
alle jhönen Partien dieſes merkwürdigen Felsgebildes. Nach genauer Befich-
tigung ber lleberrefte des alten Fellenfchlofjes, wobei der Wirth zum Regen
ftein, Herr Müller, jelbft ein eifriger Alterthumsfreund, ſich in jeber mög—
lichen Weife hülfreich zeigte, beftieg die Berfammlung die am Fuße des Felfens
bereitftehenden Wagen, um nad dem benachbarten im fanften, Tieblichen Ge—
birgsthal gelegenen ehemaligen Eiftercienferklofter Michaelftein zu fahren. Hier
wurde ber Feftverfammlung zum Abfchluß des Feftes noch eine ganz befondere
Meberrafchung bereitet. Die Hallen des alten Kreuzgangs öffneten ſich ihr
- erft. nach einigem Karren, aber um zu ben feierlichen Klängen der Muſik eine
dramatiſche Aufführung in Koftüm, wozu Herr Major a. D. Liebing ben
fehr gelungenen Text geliefert hatte, zu fehen und zu hören. Die das
Alterthum ebrenden und pflegenden Mitglieder des Harzvereins wurben bariıt
von Abt und Prior freunblichft eingeladen, in bie altehrwürbigen Räume
einzufehren und fih an dem, was ber Keller und das Vorrathshaus bes
Klofters biete, zu erlaben. Nach geendeter Ansprache des Priors folgte die
durch mehrfachen Zuzug von Halberftabt, Wernigerode u. ſ. f. anfehnlich
— Verſammlung der Muſik, den Häuptern des Kloſters mit Chor—
aben und dem wehenden Panier ©. Michaels, umging mehrmals ben
Kreuzgang, um dann in den ſchön geſchmückten Remter einzutreten, wo reich—
beſetzte lange Tiſche mit Speiſe und deutſchem Gerſtentrank zubereitet waren.
Gewiß hat die bei den Vereinsgenoſſen allgemein vorauszuſetzende Ehrfurcht
vor dem Ernſten und Heiligen in der Geſchichte der Väter in dieſem ſinnigen
Spiele auch die im Grunde ruhende Bedeutung empfunden. Die ———
aber ſchulden allen, welche ſich bei dieſer Aufführung bemühten, den ange—
legentlichſten Dank, beſonders dem ſchon genannten Dichter und den betheiligten
Architelten, den Herrn Kreisbaumeiſtern Frühling und Woltag und dem
492 Jahresbericht.
herzogl. Baumeiſter Hrn Gählert. Ihnen und dem geſammten Feſtausſchuſſe
hat der Vorſtand auch ſchriftlich ſeinen beſonderen Dank ausgeſprochen, dann
aber auch der herzoglichen Regierung, welche in freigiebigſter Weiſe die Mittel
zu den Einrichtungen und Erfriſchungen bewilligte.
Am Sonntag den 18. Auguſt fand im Saale der Bibliothekarwohnung
u Wolfenbüttel nochmals eine Vorſtandsſitzung ſtatt, wobei außer dem
orſtande (bis auf den 2. Schriftführer) auch die Herren Conſ.-R. v. Schmidt-
Phiſeldeck und Dr. Zimmermann anweſend waren. Es kamen beſonders finan—
zielle Fragen zur Verhandlung, zunächſt die Erledigung der Verpflichtigungen
gegen die Halliſche Waiſenhausbuchhandlung. Auf Anregung des H. Schat-
meifter8 wurde wegen Ueberlaflung weiterer Eremplare aus den Reſtbeſtäuden
des Halberft. Urkob. Th. 1 in größeren Partien oder einzeln an die Hendelſche
Buchhandlung in Halle befchloffen. Ebenderfelbe begehrte ſodann Auskunft
über die Gründe der großen Unkoften für Correcturen u. S. f. im Heft 1—3
dieſes Jahrg. der Zeitichr. Nachdem der 1. Schriftführer diefelben als durch
außerordentliche, unvorbergefehene Umftände entftanden näher charafterifirt
hatte, wurde bemfelben empfohlen, darauf zu ſehen, baß das Manufeript
von den Mitarbeitern wirklich drudfertig eingeliefert werde. Der Jahres»
bericht fei unter Beichränfung auf Das Hauptfächlichfte möglichft kurz zu faffen-
Auf eine Anfrage des Scatsmeifters wurde endlich befchloffen, außer dem
bereit8 gelieferten Urkundenbande Ilſenburg II. auch gleih Halberfiabt I.
unter Berechnung auf das nächte Jahr an die Mitglieder zu vertheilen.
Der 1. Schriftführer brachte hierauf das Böttgerfche Negifter zu ben
eriten zehn Jahrgängen der Zeitfchrift zur Sprade und legte das fo eben
eingegangene von bem Bereinsmitgliede Herrn DO. Sieberling in Nord—
haufen aus befonderem fachlichen Interefie angefertigte Negilter über den
eriten Band ber Zeitichrift vor. Der Vorſitzende hatte die Güte, baffelbe
behufs Benutung bei einer nähern Prüfung des vom Herren Prof. Böttger
gefertigten Regifters znrüdzubehalten.
Derfelbe befprad ſodann die feitens des Ortsvereins zu Wolfenbüttel
bisher gemachten Vorarbeiten fiir eine Befchreibung und Imventarifirung
der Kunft= und Geſchichtsdenkmäler im Braunfchweigifchen, indem er befonbers
ſehr zweckmäßig eingerichtete theilweiſe ſchon ausgefüllte Fragebogen von
Th. Voges vorlegte. E. J.
“
vn
4 *
LI RE
Mitglieder-Verzeichniß.
— —
I. Anßerordentlihe Mitglieder.
Protector des Vereins.
Dtto, regierender Graf zu Stolberg - Wernigerobe.
Ehrenmitglieder im Harzgebiete.
Alfred, regierender Graf zu Stolberg » Stolberg.
Botho, regierender Graf zu Stolberg - Rofla.
Außerhalb des Harzgebiets,
Langerfeldbt, Geheimer Rath a. D. in Braunfchweig-
Lietzmann, Rudolf, in Berlin.
v. Drülverftedt, Georg Adalb., Geheimer Arhiv- Rath und Staats-
arhivar in Magdeburg.
Eorreipondirende Mitglieder.
Bodemann, Ed., Rath und Königl. Bibliothefar in Hannover.
Dannenberg, Herm., Stabtgerichtsrath in Berlin.
Dümmler, Ernft, Profeffor Dr. in Halle a.d Saale.
Förftemann, Ed., Profeffor, Dr., Hofrath und Königl. Ober-
bibliothefar in Dresben.
Hänfelmann, Ludw., Stadtardivar in Braunfchweig.
Safe, 5 W., Baurath in Hannover.
Holftein, H., Prof. Dr., Progymn.-Rector in Gecftemünbe.
Sanide, 8., Dr., Staatsarhivar und Arhivrath in Hannover.
Kindſcher, F., Arhivrath in Zerbft.
Kraufe, ©., Hofrath in Köthen.
Mantels, Wilh., Profeffor, Stabtbibliothefar in Lübeck.
Mithoff, H. W. G., Oberbaurath in Hannover.
v. Münchhauſen, U. F., Frhr., Landſchaftsrath in Hannover.
Opel, 3. O., Prof. Dr., Oberlehrer in Halle a. d. Saale.
Siebigk, Ferd., Geh. Arhiv- Rath in Zerbft.
Stenzel, Th., Baftor in Dohndorf bei Bienborf.
v. Strombed, Hilmar, Obergerichtsfecretär a. D. in Wolfenbüttel.
Waitz, Georg, Profefior Dr., Geh. Reg.- Rath in Berlin.
Winter, F., Paftor in Langenmwebdingen.
Zehlin, Th., Stabtverordneten-PVorfteher, Schriftführer bes Alt-
märkiſchen GefchichtSvereins in Ealzwebel.
494 Mitglieder » Verzeihnif.
I. Ordentlihe Mitglieder.
Ahlum,
Cunze, Superintendent.
Alfeld,
|
Schumann, Eeminar-Director, Dr. |
Altenrode.
Garke, Amtmann.
Altona.
Grote-Schauen, Frhr., Lieutenant |
im 31. Infanterie Reg.
Artern.
Braune Alb.
Hülfen R., Senator.
Jahr, Superintendent.
Liebe, Mor., Miühlenbefiter.
Poppe Guft., Nentier.
Schröder, Salinen=- Director.
Aſchersleben.
Heyſe, Guſt., Vrofeſſor.
Hörnicke G., Buchhändler.
Keltz, Buchhändler.
König, Kreisrichter.
Magiſtrat.
Nehry, Nector.
Reinhardt, Reallehrer.
Schnock, Buchhänder.
Badeborn.
Kahlenberg, Paſtor.
Ballenſtedt.
Brinkmeyer, Profeſſor.
Fomm, Banquier.
Jahn, Oberlehrer.
Lohmann, Adolf, Dr.
Rabe, Staatsanwalt.
Reinhardt, Oberlehrer.
Sonnemann, Oberlehrer.
Weyhe, Dr.
Berenrode.
Wackermann, Oberamtmann.
Berlin.
Droyſen, Profeſſor Dr., Geheim.
Regier.-Rath.
Elis, Baumeiſter.
Gilli, Hofbildhauer.
v. Heyden A., Profeſſor.
Hoff meiſter, Herm., Dr.
Jänſch, Robert.
v. Kröcher, Geheim. Ober-Regie—
rungsrath a. D.
Lietzmann Rud.
Looſſen, Dr., Profeſſor.
Meuſel, Dr., Gymnaſiallehrer.
v. Minnigerode, Freiherr, Haupt-
mann im Generalſtabe d. VI.Armee-
corps.
Müller G., Buchhändler.
v. Oeynhauſen, Graf, Mitglied
des königl. Heroldsamtes.
Plathner, Otto, Obertribunals—
Rath.
Pröhle, Heinr., Oberlehrer, Dr.
Rathmann Eb., Dr.
Bernburg.
Cure, Dr., Sanitätsrath.
Fiſcher, Director.
Palm, Fabrifant.
Suhle, Dr., Profeſſor.
Biewende ſ. Groß-Biewende.
Blankenburg.
Dege, Oberlehrer.
Elsner, Amtsvorſteher.
Eyſelein, Dr. med.
v. Frankenberg, Hauptmann.
Hannemuller, Dr., Gymnaſial—
lehrer.
Jürgens, Gymnaſiallehrer.
Löhr, Maler.
Meyer, Kreis-Director.
Müller, Dr. med.
Müller, Reftaurateur.
Preuß, Hofgärtner.
Nibbentrop, Kreisrichter.
Nibbentrop, Major a. D.
Roſe, General» Superintendent.
Schneider, Eifenbahn- Director.
Simonis, Dr., Oberlebrer.
Steinhoff, Dr., Gymnafiallehrer.
Boltmar, Gumnafial- Director.
MWoltag, Kreisbaumeifler.
Bochum.
Thiele, Oberlehrer, Dr.
Eilers, Gymnaſiallehrer.
Bortfeld.
Hoeck, Dr., Paſtor.
Mitglieder - VBerzeihniß. 495
Braunichweig.
Berkhan, Dr. med. |
Blafius, Dr., Profefjor. |
Boſſe, Arditect.
Dedefind, Dr., Profeſſor.
Eggeling, Paſtor.
v. Eſchwege, Kreißrichter.
Gebhard, Stadtrath.
Grote, Apotheter.
Grotrian, Cammerrath.
Hänfelmann, Stabtardivar.
Herzog, Aiellor.
Horenbdburger, Maurermeilter.
Hornig, Notar.
Jüdel, Bartikulier.
Jungesbluth, Poftfecretär.
G. Kaibel.
Kappe, Zeichenlehrer.
Körner, Profellor.
Krabe, Baurath.
Krabe, Kreisbaumeifter. |
Langerfeldt, Regierungs-Aſſeſſor.
Lieff, Kreisbauconpucteur. |
Lilly, Baurath.
Ludwig, Nector.
Magijtrat.
Mühlenbein, Dr. med.
Mufeum, berzogl.
Orth, Regierungsrath.
Defterreih, Landſyndicus.
Perfhmann, Kaufmanı.
Piftor, Ingenieur.
Pockels, Polizei- Director.
Duenfell, Agent.
Red, Dr. med.
Riedel, Muſeumsdirector.
Ritſcher, Polizeiaſſeſſor.
Röer, Auditor. |
Rofenthal, Kreisgericht8-Director. |
Semler, Arvofat= Anwalt. |
Spehr, Afjejlor.
Spengler, Oberlehrer. |
Thiele, Dr., Hofprediger und Abt. |
Trieps, Dr., Finanzaſſeſſor.
Trieps, Geheimrath Dr., Execellenz.
Uhde, Profeſſor.
Uhde, Dr., Medieinalrath.
Winter, Stadtbaumeiſter.
Breitungen.
Dietrich, Paſtor.
Bremen.
v. Hamm sen. |
v. Hamm Jun.
|
I
|
Brieg, Reg. Bez. Breslau.
Arnede, Stadtrath.
Broden.
Schmwannede, Guft., Gaftwirtb.
Brüden.
Schröter, Paftor.
Büdeburg.
Armſtedt, Gymnafiallebrer.
Bleher, Vermeſſungsreviſor.
v. Kalm, Albredt.
Köhler, E., Dr., Gymnafialfehrer.
Lieſe, Baumeifter.
v. Strauß, Canzleirath.
Burg.
Ederlin, Dr., Oberlehrer.
Charkoff (Süd-Rußland).
Trepke, Carl.
Gharlottenburg.
Lüttge, Dr., Oberlehrer.
Glausthat.
Achenbach, Berghauptmanı.
Uppenrodt, Dr. med.
Appenrodt, Dr., Kreisthierargt.
Bode, Lehrer.
Dierking, Lehrer.
Ehling, Dr, Gymnafiallehrer.
Günther, Schul- Infpector.
Henckel, Lebrer.
Klapproth, Lehrer.
Küchemann, Lehrer.
Lattmann, Dr. Gymnaſial⸗Director.
Nothdurft, Lehrer.
Oſthaus, Geh. Oberbergrath.
Pieper, Buchdruckereibeſ.
—— Profeſſor.
v. Salz, Kanzleirath.
Siemens, Oberbergrath.
Voigt J., Aedituus.
Voigt II., Lehrer.
Wagener J., Lehrer.
Wagener II, Lehrer.
Weißleder, Lehrer.
Goswig.
Franke, Strafanftalt$ = Director.
Köthen.
Blume, Oberlebrer.
Bunge, GEymnaſiallehrer.
496 Mitglieber- Berzeichniß.
Groffen a/öder.
Rathmann, Emil, Königl. Staats-
anmalt.
Crumpa b Mücheln.
Walter, D©., Pfarrer.
Dahlum f. Groß-Dahlum.
Danitedt.
ride, Paſtor.
Ruhe, Dr. med., Stabsarzt.
Derenburg.
Crome, KRittergutsbefiger.
Geride, Georg, Oeconom.
Görne, Oberprediger.
Hertzog, Dr. med.
Deersheim b/Ofterwied.
v. Guftedt, Frhr, Rittergutsbefiger.
Deifan.
Böttger, E., Profeſſor Dr.
Kehler, Dr., Affiftenzarzt.
Deitedt.
Kornhardt, Lehrer.
Thomä, Paſtor.
Ditfurth.
Bollmann, Defonon.
Dortmund.
Hornung, Baftor.
Drübed.
Kramer, Lieutenant.
Egeln.
Bauermeifter, Maurermeifter.
Engeln, Paitor.
Eilenjtedt.
Opitz, Paſtor.
Eiſenach.
Schneidewin Profeſſor, Dr.
Eisleben.
Größler, Herm., Dr., Gymnaſial—
oberlehrer.
Hammer, Maſchinenbau-Inſpeetor.
Kohlmann, Gymnaſiallehrer, Dr.
Mehlis, Gymnaſiallehrer.
Scheibe, Conſiſtorial-Rath und
Superintendent.
Uhde, Stadtrath und Bergmeiſter.
Vollheim, Gymnafiallehrer.
Weſtphal, Gymnaſiallehrer.
Winkler, Buchhändler.
Elberfeld.
Gebhard, Oberlehrer.
Elbingerode.
v. Bock, Amtmann.
Gehrich, pastor primarius.
Schleifenbaum, Bergwerksdirector.
Schrader, Maurermeiſter.
Erdeborn b/Ober-Nöblingen.
C. Heine jun., Paſtor.
Erfurt.
Werneburg, Oberforſtmeiſter.
Ermsleben.
Niemeyer, Actuar.
GErrleben.
v. Alvensleben, do, Kal. Kammer
berr, Rittmeifter a. D., Erbtruchſeß
des Fürſtenthums Halberſtadt.
Flechtingen.
v. Schenck, Majoratsherr.
Gandersheim.
Brackebuſch, Cantor.
Höfer, Bürgermeiſter.
Gardelegen.
Heß, Baurath.
Gatersieben.
Klepp, Delonomierath.
Gehrendorf (Kr. Gardelegen).
Dannenberg, Paitor.
Gernrode.
v. Kemniß, Kammerherr.
Ulrich, Maurermeiiter.
Giebichenitein.
K&rumbaar, pastor emeritus.
Goslar.
Borchers, Fabrifant.
Borchers, Semator.
Brüdner, Buchhändler.
Fenkner, Brennereibefiger.
Fricke, Senator.
Kern, Amtmann,
Mitglieder - Berzeihniß. 497
Liszt, Kaufmann.
Müller, Conrector.
v. Neindorff, Hauptmann a. D.
Sadfer, Dr. med.
Schulze, Bau=Infpector.
Schultzen, Subconrector.
Tappen, Th., Biirgermeifter.
Göttingen.
v. Brandis, Curt, Hauptmann a.D.
Steindorff, Dr., Profefjor.
Greifenberg i / Pommen.
Könnecke, Gymnaſiallehrer.
Groß-⸗Biewende.
Degener, Paſtor.
Groß⸗-Dahlum.
Rohde, Paſtor.
Groß-Neuhauſen.
v. Werthern, Freiherr, Ritter⸗
gutsbeſitzer.
Grund.
Prediger, Schichtmeiſter.
Schöoll, Bergrath.
Güntersberge.
Magiſtrat.
Halberſtadt.
Bärthold, Paſtor.
Bötticher, Ober-Bürgermeiſter.
Brinkmann, Bürgermeiſter.
Dölle, Buchdrudereibef.
Frieſe, Kreisrichter.
Genzmer, Juſtizrath.
Gymnaſialbibliothek.
Held, Muſik-Director.
Hey, Rector.
Jeſchke, Rechtsanwalt.
Kehr, Seminar-Director, Dr.
Klamroth, Kaufmann.
Kleeberg, Oekonomiecomm.-Rath.
Linſel, Rentier.
Magiſtrat.
Merz, Brauereibeſitzer.
Nebe, Dr., Superintendent und
Oberdomprediger.
Pelizäus, Baurath.
Richter, Kreis-Gerichtsrath.
Rimpau, Geh. Regierungsrath.
Schmidt, Gymnaſial-Director.
Spierling, Paſtor.
Zeitſchr. d. Harzvereins. XI.
Spilleke, Dr., Realſchul-Direetor.
v. Stöphaſius, Hauptmann.
Weber, ©
Wieter, Kaufmann.
Zſchieſche, Paftor.
Halchter.
Wätjen, Rittergutsbeſitzer.
Halle.
Annecke, Buchhändler.
Bobardt, Buchdruckerei-Vorſteher.
Hänichen bei Dresden.
Dannenberg, Bergwerks-Director.
Hamburg.
Johannes, Paul. .
Lilienfeld, Hermann.
Oppenheim, E., Kaufmann.
Hannover.
v. Amsberg, Major.
Culemann, Senator.
Hohen, Arditect.
Jugler, Landſyndikus.
König, Schatzrath.
Reineke, Kaufmann.
Riſſé, Acad. Geſanglehrer.
Harzburg.
Zimmermann, Kaufmann.
Harzgerode.
v. Röder, Hauptmann.
Haffelfelde.
Caſties, Cantor.
v. Hartz, Superintendent.
Hafferode.
Friederich, Rentier.
Haafe, Lehrer.
v. Kaphengft, Lieutenant.
Heiligenftadt.
Waldmann, Oberlehrer.
Helmftedt.
Dannenbaum, Aubitor.
Hartwieg, Bürgermeifter.
Knittel, Oberlebrer.
Sommer, Staatsanwalt.
v. d. Schulenburg, Graf, Res
ferenbar.
Heffen.
Vahldiek, W., Poftaffiitent.
32
498 Mitglieder- Berzeihniß.
Hettitedt.
Schmalfeld, Xecter.
Heudeber.
Kühne, Schulze.
Bedenftedt sen., Delonom.
Weiche, Oelonom.
Hildesheim.
Boyſen, Oberbürgermeifter.
Beverin’fhe Bibliothek.
Bödeder, Photograph.
Erdmann, Rentier.
Gerftenberg, Buchhändler.
Sötting, Ober- Gerichts» Anwalt.
Kratz, Dr.
Mittelbadh, Geh. Regierungs- und
Baurath.
v. Pilgrim, Landroft.
— mmers, Ober-Gerichts-Anwalt,
Tr.
Römer, Senator.
Roſe, Kreishauptmann.
Schenke, Rentier.
v. Schmidt» Phifelbed, Ober—
Gerichts - Affefjor.
Strudmann, Bürgermeifter.
Hohegeis.
Müller, Paftor.
Holle.
Weber, Paftor.
Holzminden,
Dürre, Gymnafial=- Director.
Ruſtenbach, Aubitor.
Horndburg an der Ilſe.
Topp, Dr. med.
Hornburg bei Eisleben.
Sidel, Paftor.
Hörter.
v. Wolff- Metternich, Freiherr,
Landrath.
Hoym.
Bloch, Kaufmann.
Hintze, Oberprediger.
v. Röder, Rittergutsbeſitzer.
Schulze, Paſtor.
Hülſeburg in Meklenburg.
v. Campe, Frhr., Kammerherr.
Ilfeld.
Freyer, Dr., Oberlehrer.
v. Fumetti, Amts-Hauptmann.
Preu, ——
Schimmekpfenng, Dr. Gymna—
fial - Director.
Ilſenburg.
Se. Erlaucht Graf Botho zu Stol—
berg-Wernigerode.
Bote, Hotelier.
Brandes, Bergrath.
Crola, Landſchaftsmaler.
Holverſcheidt, Rendant.
John, Apotheker.
Weber, Paſtor.
Webers, Bergrath.
Inſterburg.
Korn, Ober-Bürgermeiſter.
Kelbra.
Langenäu, Dr.
Kirchen n/Sieg-
Rieſe, Bergrath.
Kiſſenbrück.
Schröter, Paſtor.
Klieken.
Herzog, Paſtor.
Königsaue.
Schoch, Zuckerfabrikant.
Köslin.
Parey, Verwaltungs-Gerichts—
Director.
Kyna.
Rathmann, Heinr., Paftor.
angeln,
Gerland, Amtmaun.
Rautenthal,
Wegener, Paſtor.
Leinde.
Röver, Paſtor.
Lengefeld b / Sangerhauſen.
Reinecke, Alb., Paſtor.
Zwiebel, Cantor.
Lilleſand i / Norwegen.
Gottwald, Guſt.
Mitglieder- Verzeichniß. 499
Lingen,
Sride, Dr.
Sutter am Barenberge.
Kellner, Paftor.
Magdeburg.
Gottſchick, Joh., Dr., Prof. am
Klofter U. L. Frauen.
v. Graba, Hauptmann u. Comp.—
Chef im 3. Magdeb. Infanterie=
Negiment Nr. 6b.
Grünert, €. F., Nentier.
Klingner, Hermann, Fabrikbefiger.
Borhauer, W., Kaufmann.
Mansfeld.
Germer, U., Diakonus.
Glaſewald, Kreisrichter.
Marburg.
Könnede, Guft.,Dr. Staatsardivar.
Marienwerder.
Lindemann, Apellationsgerichtsrath.
Maſcherode.
Pauſelius, Paſtor.
Marmande i/ Frankreich.
Oberkampff, ministre de finance.
Mergentheim,
Debefind, Hauptmann.
Meisporf.
v. d. Affeburg, Graf, Stanbes-
berr u. ſ. f-
Dahle, Rentier.
Dierjeburg.
Nobbe, Bezirks-Verwaltungs-Ge—
richt8 = Director.
v. Wingingerode-Bodenftein,
Graf, Landes» Director.
v. Wingingerode- Knorr, Freis
berr, Landarmen-Director d. Prov.
Sachſen.
Minsleben.
Fiſcher, Cantor.
München.
v. Werthern-Beichlingen, Graf,
Geſandter.
Münchenhof.
Seidler, Amtmann.
Neuhauſen ſ. Groß-Neuhauſen.
Neiſſe.
Schumann, Superintendent.
Neu-Oege.
Ihlefeld, Hütten-Director.
Neuſtadt bei Magdeburg.
Scheffer, Oberprediger.
Niederndodeleben.
Danneil, Dr., Friedr., Paſtor.
Nöſchenrode ſ. Wernigerode.
Nordhauſen. 7
Arand, Stadtrath.
Arnold, Fabrikant.
Arnold, Dr., Gymnaſiallehrer.
Athenſtedt, NReftanrateur.
Bad, Commerzienrath.
Bauer, Dr., GEymnaſiallehrer.
Beatus, Zimmermeifter.
Beſthorn, Lehrer.
v. Carlsburg, Baron.
Cohn, Banquier.
v. Davier, Landrath.
Dieftermeg, Stabtrath.
Dippe, Lehrer.
Flittner, Lehrer.
Frenkel, Banquier.
Gerns, Stabtrath.
Gräger, Paftor.
Grafenid, Aedituus.
Groſch, Dr., Gymnafial= Director.
Haade, Buchhändler.
Sagen, Dr. med.
Hafſe, Dr. med.
Hoppe, Amtmann.
Jäger, Stabtrath.
Kneiff, Fabrikant.
Kofegarten, Rechtsanwalt.
Krenglin, Dr., Oberlehrer.
Krug, Fabrifant.
Butt, D.
Kuntze, C. W., Fabrifant.
Leißner, Fabrikant.
Magiſtrat.
Meyer, Lehrer.
Naumann, Aedituus.
Oßwald, Rechtsanwalt.
Oßwald, C. A., Fabrikant.
Perſchmann, Dr., Oberlehrer.
Peckold, Kaufmann.
Quelle, Fabrikant.
32*
500 Mitglieder- Berzeihniß.
Riemann, Oberbürgermeifter.
Rothhardt, Fabrikant.
Saalfeld, Fabrikant.
Schäfer, Stabtrath.
Schaller, Kaufmann.
Schenke, Fabrifant.
Schirlitz, Dr., Gymnafial-Ober-
lehrer.
Schlitte, 8. Fabrikant.
Schmidt, Dr., Gymnaſiallehrer.
Schneegaß, Reftaurateur.
Shneidemwind, Kreigrichter.
Schöber, Realjchullehrer.
Schreiber, Commerzienrath.
Schulte, Apotheler.
Schulze, Fabrikant.
Sieberling, Buchhalter.
Tell, Dr., Eonrector.
Berein, wiffenfhaftlider.
Wiefing, NRealihul- Director.
Zacharias, Fabrikant.
Ober - Eihjtädt.
Anforge, Pfarrer.
Oberriesdorf bei Eisleben.
Heine, Paftor.
Odenkirchen.
Schöpwinkel, Rector.
Oler.
Frühling, Rentier.
Schucht, Lehrer.
Stern, Hüttenmeiſter.
Wilke, Oberförfter.
Oſchersleben.
v. Gerlach, Landrath.
Reinecke, Juſtizrath.
Oſterode am Fallſtein.
Schrader, Paſtor.
Oſterode am Harz.
Fenkner, Dr. med.
Mar, past. prim. a. D.
Magiftrat.
Diterwief.
Sohn, Hauptmann.
Linke, Paftor.
Ottenſtein.
Bode, Georg, Amtsrichter.
Thiele, cand, juris,
Dttleben.
v.d. Shulenburg, Graf, Ritter-
gutsbeſitzer.
Pleffenburg.
Jochem, Förfter.
Polleben bei Eisleben.
Schröter, Paſtor.
Pötnitz bei Deſſau.
Jahn, Pfarrer.
Quedlinburg.
Anders, Kaufmann.
Annecke, Baumeiſter.
Anſtenſen, Dr. med.
Baſſe, Buchhändler.
Behrens, Oberprediger.
Berge, J., Rentier.
v Beulwitz, Rittmeiſter im 7. Cuir.
Regiment.
Borrmann, Rentier.
Boſſe, Rentier.
Brecht, Bürgermeiſter.
Buſch, Superintendent.
Dihle, Dr., Gymnaſial-Director.
Dippe, Kunſt- u. Handelsgärtner.
Düning, Dr., Gymnaſiallehrer.
Ebbecke, Jul., Referendar.
Feſſel, Stadtrath.
Gräſer, Fabrikant.
Gremler, Stadtrath.
Hampe, G. L., Fabrikant.
Hedemann, Kreisrichter.
Hedicke, Dr., Gymnaſialoberlehrer.
Hertzer, Kaufmann.
Janicke, Lehrer.
Kaufmann, Kreisrichter.
Keilholz sen., Kunſt- u. Hanbels-
gärtner.
Keilholz jun., Kunft- u. Hanbels-
gärtner.
Kohl, Dr., Gymnaſiallehrer.
Kohlmann, W., Kaufmann.
Kramer, H., Stabtrath.
Kratzenſtein, C., Mübhlenbefiter.
Kraufe, J., Fabrifant.
Laage, Magiftrats- Secretair.
Lange, Lehrer.
Lehmann, Präparanden- Anftalts =
Borfteber.
Mitglieder Berzeichniß.
Liekfeld, Apotheker.
Lindenbein, R., Rentier.
Magiftrat.
Mantel, R., Kaufmann.
Mette, E., Kunft: u. Handelsgärtner.
Mette, W. Kunſt⸗ u. Handelsgärtner.
Meyer, A., Rentier.
v. Na a Paftor.
v. Riedeſe
Röſe, Auctions-Commiſſar.
Rudloff, Stadtrath.
Schacht, Fr., Kaufmann.
Schmelz, Hötelier.
Schmerwitz, Stabtrath.
Schnock, Stadtrath.
Söllig, Domainenrath.
Steinwirfer, Dr. med.
Stielow, Lanbrath.
Bieweg, Buchhändler.
Birgin, Lithograph.
Bogler, Banquier.
Boigtel, Oberlehrer.
Wacdtelsen., Rentier.
Wadermann, Mufikdirector.
Wallmann, Kaufmann.
Weydemann, Bürgermeifter.
Weyhe, Geh. Reg. Rath.
Wilhelmy, Stabtrath.
Wolf, Gasdirector.
Wolff, W., Rentier.
Reinſtedt.
Rienecker, Paſtor.
Riddagshauſen.
Langerfeldt, Oberförſter.
Roßla.
Gunſtmann, Kammerrath.
Roßleben.
Nebe, D., Oberpfarrer.
Notha bei Wippra.
Pape, W., Paftor.
Nothehütte bei Elbingerode,
Zahn, Hüttendirector.
Nothefütte bei Ilfeld.
Wallmann, pPaſtor.
Salza bei Nordhauſen.
Riedel, Superintendent.
Frhr. Prem. Lieutenant.
501
Sangerhaufen.
Bibliothet, des Gymnaſiums.
Dächſel, Yuftizrath.
v. Dötinchem, Landrath.
Fulda, Albert, Dr., Gymmnafial=
director.
Kermes, Diaconus.
Lehnert, Gärtner.
Menzel Elem., Lehrer.
Nötel, Gerihtd- Director.
Schrader, Staatsanwalt.
Schanen bei Djterwied.
Grote, ©., Reichsfreiherr.
Grote, O., besgl.
Schierke.
Graßhoff, Revierförſter.
Schimmerwald bei Harzburg.
Cobus, Oberförfter.
Schladen.
v. Koch, Hauptmann.
Schlanſtedt.
Rimpau, Oberamtmann.
Schmatzfeld.
Reiſchel, Amtmann.
Schöningen bei Helmſtedt.
Reinbeck, Aſſeſſor.
Schulpforta.
Zimmermann, Procurator.
Schwanebeck.
Ehrecke, Dr. med.
Foͤrſter, Zuckerfabrikant.
Schwenda.
Pohlitz, Paſtor.
Siptenfelde.
Frenkel, Paſtor.
Soeſt.
Göbel, C., Prof. Dr. Gymnafial-
director.
Solingen.
Möller, Königl. Kreis-Baumeiſter.
Stapelburg.
Schmidt, Amtsrath.
502
Stadt- Oldendorf,
Hille, Dr. theol., Confiftorialrath
und Abt.
Stolberg a/Harz.
Riehn, Bergmeifter.
Stötterlingenburg bei Waſſerleben.
Lambrecht, Rittergutsbefiter.
Straljund,
v. Rofen, Regierungs - Rath.
Ströbed.
Werner, Paftor.
Euderode,
Willimel, Lieutenant.
Süpplingenburg bei Königslutter.
Eleve, Oberamtmann.
Sülzhayn bei Ellvid).
Preu, Paftor.
Sundhauſen bei Nordhanien,
Glöckner, Paftor.
Thale.
v. dem Buffhe- Streithorft,
Freiherr, Nittergutsbefiter.
Sonntag, Hotelier 3. Roßtrappe.
v. Werder, Geh. u. Ober- Reg. =
Rath a. D.
Töpen bei Hof,
v. Tettenborn, Rittergutsbeſitzer.
Triſtewitz bei Torgau.
v. Stammer, Lieutenant u. Ritter—
gutsbeſitzer.
Uefingen bei Wolfenbüttel.
Vibrans, Fabrikbeſitzer.
Uslar am Solling.
Kamlah, Amätsrichter.
Uthleben.
Koch, Paſtor.
Veckenſtedt.
Tappen, Amtmann.
Walkenried.
Hellwig, Superintendent.
Meyer, Fabrikbeſitzer.
Schmid, Amtmann.
Mitglieder-Verzeichniß.
Wallhauſen.
Eckardt, Dr. med.
Wansdorf bei Segefeld
v. Redern, Generallieutenant z. D.
Ercellenz.
Waſſerleben.
Henneberg, Amtmann.
Wegeleben.
Winkler, Oberprediger.
Weimar.
Riecke, Dr. med.
Wernigerode und Nöſchenrode.
Appuhn, Conſiſtorialrath a. D.
Arndt, Oberprediger.
Bachmann, GEymnaſialrector.
Bennighauß, Dr. med., Oberſtabs⸗
arzt.
Bibliothek, Gräfliche.
Brink, Maler.
v. la —— General⸗Major
a. D.
Coqui, Amtmann.
Degener, Rittergutsbeſitzer.
Dempewolf, Wirth im Vereins—
hauſe zu S. Theobaldi.
Dette, Banquier.
Ebeling, Oberlehrer Dr.
Elvers, Dr. jur, Landrath.
Engel, Rentier.
Finkbein, Buchhändler.
Fiſcher, Gymnaſiallehrer.
Forcke, Apotheker.
Franke, Dr., Gymnaſiallehrer.
Friederich, Dr. med., Sanitätsrath.
Frühling, Baumeiſter.
Gähde, Frl., Inſtitutsvorſteherin.
Gottſched, Gymnaſiallehrer.
Gravenhorſt, Maurermeiſter.
Gülle, Major a. D.
v. Hagen, Oberforſtrath a. D.
Hennecke, Architeet.
Hermann, Aſſeſſor a. D.
Hertzer, Oberlehrer.
Hildebrandt, Heraldiker.
Hildebrandt, Seifenſieder.
v. Hoff, Kammerdirector.
v. Hoff, Kammerrath.
Jacobs, Dr., Archivar u. Biblio—
thekar.
Jordan, Dr., Gymnaſiallehrer.
Mitglieder = Berzeichniß.
Jüttner, Buchhändler.
Kluckhuhn, Paſtor.
Knoll, Rentier.
v. Köhring, Fräulein.
Kommallein, Kreisgerichtsrath.
Kuntzſch, Kunſtbildhauer.
Hr ann, Dr., Gymnafiallebrer.
Löſchbrand, Rentier.
Lüders, Kunftgießerei=- Director.
Märtens, Nentier.
Den er, Photograph.
Mehliß, Poſtdireetor.
Milarch, Apotheker.
Müller, Forſtrath.
Neuß, Bürgermeiſter.
Parchert, Cuſtos.
v. Putlitz, Frhr.
Renner, Dr, Superintendent.
Ronnenberg, Fabrilant.
Ruſt, Zimmermeifter.
Schmid, Kreisgerichtsrath.
Schöpwinkel, Kanzleirath.
Schurig, Rector.
Schwartzkopff, Paltor.
Sievert, Gymnafiallehrer a. D.
Spangenberg, Hofcantor.
Stier, Oberlehrer.
Strobmeyer, Maler.
Theilkuhl, Yuftizrath.
Twelkmeyer, Amtmann.
Varges, Dr. med.
Wende, Baumeifter.
Wihmann, Dr., Gymnaftallehrer.
Willert, Rebacteur.
Wodowit, Apothefer.
Wolff, Paftor.
Zeisberg, Rentier.
Wienrode.
Hofmeiſter, Paſtor.
Wiesbaden.
v. Göckingk, Premier-Lieutenant a. D.
Wolfenbüttel.
Bothe, Gutsbeſitzer.
Breithaupt, Dr., Kreisrath.
Breymann, Dr. ıned.
Breymann, Baltor.
Eleve, Kreisbirector.
Eorvinus, Gymnaſiaſt.
Dammtöhler, cand. phil.
Dedekind, Dr., Obergerichtsrath.
Ehlers, Ardiv - Sekretär.
Eigner, Baumeifter.
Ernefti, Afleffor.
Gerhard, Dr., Apotheker.
Grobleben, Gymnafiallehrer.
Grote, Collegiat.
Hartwieg, Kreisgerichtsbirector.
v. Heinemann, Öymnafialdirector.
v. Heinemann, Dr., Prof. Biblio»
thekar.
Herzog, Oberſtaatsanwalt.
Holle, Partieulier.
Hollmann, Banquier.
John, Kaufmann.
Jonas, Staatsanwalt.
Koldewey, Dr., Oberlehrer.
Lachmund, Inſpector.
Lentz, Dr., Oberlehrer.
Lutterloh, Auditor.
Mansfeld, Obergerichtsrath.
Matthiä, Obergerichtsrath.
Matthias, Direetor.
Meineke, Banquier.
Mirſalis, ie
Milchſack, Dr. ph.
Müller, Kreisbaumeifter.
v. Münchhauſen, Aſſeſſor.
Nehring, Dr., Oberlehrer.
Nolte, Auditor.
Oehlmann, Förſter.
Orth, Hauptmann.
Pine, Paſtor.
Poppendiek, Oberlehrer.
v. Braun, Obergerichtsrath.
Reineke, Dr., Phyſicus.
Reinking, Staatsanwalt.
Rhamm, Aſſeſſor.
Rhamm, Obergerichtspräfibent.
Roſenſtock, Dr., Director.
Rothe, Paſtor.
Schmid, Dr., Obergerichtsviceprä—
ſident.
Schmidt, Kreisrichter.
Schmidt, Dr., Geh. Archivrath.
v. Schmidt-Phiſeldeck, Con—
ſiſtorialrath.
Schönermark, Propſt.
Schrader, Dr., Phyſicus.
Schulz, Aſſeſſor.
Schütte, Paftor.
Seeliger, Commerzienrath.
Spies, Obergerichtsrath.
Spies, Eonfiftorialrath.
Stegmann, Kreisrichter.
v. Strombed, Rittmeifter.
v. Strombed, Eonfiftorialrath.
504 Mitglieder- Berzeichniß.
Strümpell IL, Ob.-Ger.-Abvocat.
Stünfel, Stadtridter.
Vorwerk, Kreisrichter.
v. Wachholtz, Oberförfter.
Wahnſchaffe, Dr. ph.
Wirt, Obergerichtsvicepräf.
Witte, Gymnaſiallehrer.
Wolff, Obergerichtsrath.
Zimmermann, Obergerichtsrath.
Zimmermann, Dr. ph.
Wolfsburg bei Borsfelde.
Fienſch, Baftor.
v. d. Schulenburg, Graf, Nitter-
gutsbefiter.
Zeit.
Sommer, Bau=Infpector.
Bellerfeld,
Tolle, Gaſtwirth und Pofthalter.
Berbit.
Glödner, ©., Dr., Gyumnafiallebrer.
Höfer, Paul, Dr., Gyinnafiallebrer.
Zurborg, Dr., Gymnafialfehrer.
Zillh.
Artmann, Delonom.
Vorſtand des Harzvereins.
Botho, Graf zu Stolberg-Wernigerode, Ehren-Vorſitzender.
Dr. O. v. Heinemann, Bibliothekar in Wolfenbüttel, Vorſitzender.
Dr. Guſt. Schmidt, Gymnaſialdireetor in Halberſtadt, Stellvertreter.
Dr. Ed. Jacobs, Gräfl. Archivar und Bibliothekar in Wernigerode,
erſter Schriftführer.
Georg Bode, Amisrichter zu Ottenſtein, zweiter Schriftführer.
Dr. 9. Friederich, Samitätsrath, Confervator der Sammlungen.
9. C. Huch, Stabtrath in Quedlinburg, Schatmeifter.
Nah dem Borftehenden beträgt die Gefammtzahl der Vereinsmit—
glieder 748, davon 26 auferorbentlihe, 722 ordentlihe. (Zwei Mitglieber
find zu gleicher Zeit ordentliche und außerordentliche.) Die größte Betheili-
gung weifen die Städte Wernigerode mit 72 (ein außerordentl. eingeſchloſſen),
Wolfenbüttel mit 71, Quedlinburg mit 67, Norbhaufen mit 59 Mitgliedern
auf. Dann folgen Braunfchweig ınit 47, SHalberftadt mit 27, Klaus:
tbal mit 22, Blankenburg mit 19 M. Im Berlin beträgt ihre Zahl 16,
in Hildesheim 15, in Goslar 13, in Eisleben und Sangerhaufen je 9, in
Ilſenburg und Ballenftebt je 8.
Verzeichniß
der für die Sammlungen des Harzvereins eingegangenen
611.
520.
518,
544,
650.
163.
57.
639.
148,
626.
651.
567.
570,
519.
Gefchenfe und Erwerbungen.
Mittheilungen des Ver. für Geh. u. Altertbumsfunde in
Hohenzollern. Jahrg. X. 1876/77. XI. 1877/78.
Verhandlungen der gelehrten Ejtnifchen Gefellihaft zu Dor—
pat. VIII. 4. Dorpat 1877.
Blätter des Der. für Landesfunde von Nieder =» Deftreid).
Sahrg. X. XI Wien 1876. 1877.
Topographie von Niederöftreih. Band I. 10. 11. II. 1. 2.
3. Wien 1876.
Mittheil. des Hiftor. Vereins der Pfalz, VI. Leipzig 1877.
Schatz, W. Chronicon Halberstadense inde ab anno 780
usque ad 1209. Halberstadt 1839. 4%. (Geſchenk des
Hr. Orünert in Magdeburg.)
Annalen des Ver. f. Naſſauiſche Alterthumskunde u. Geſchichts—
forihung Bd. 14. 1. 2. Wiesbaden 1877.
Gefhichtsblätter für Stadt u. Land Magdeburg XII 3. 4.
XI. 1— 3. Magdeb. 1877 u. 78.
Beiträge zur Schmwarzburgifhen Heimathsfunde. Irmiſch,
Die Ritter von Toba.
Archiv des Ver. f. Geh. u. Alterthsk. der Herzogthümer
Bremen, Verden u. des Landes Hadeln. Stade 1877 VI.
Altpreußiſche Monatsfchrift. Königsberg in Pr. XIV. 1877.
5—8. XV. 1— 6.
Dege, W. Beiträge zur Gefch. des Blanfenburger Gymnafiums
Blanfenburg 1877. (Geſch. des Herrin Verf.)
Hölzermann, 2%. Lofalunterfuhungen, die Kriege der Römer
u. Franken, ſowie die Befreiungsfriege der Germanen, Sach—
fen u. des jpätern Mittelalters betreffend. Herausgegeb. v.
Ber. für Geſch. u. Alterthsk. Weſtfalens. Münfter 1878.
XXIX. Ber. über Beitand u. Wirken des Hiftor. Ver. für
Oberfranfen zu Bamberg im Jahre 1876. Bamberg 1877.
— XL 1877. —
LIV. Sahresber. der Schlefischen Gefellfehaft für vaterländi-
Ihe Eultur. Breslau 1877. —
506
137.
167.
449,
124,
119.
158.
141.
163.
156.
204.
642.
152.
445.
Berzeihniß ber eingegangenen Geſcheme und Erwerbungen.
Neues Lauſitziſches Magazin. Görlitz 1877. Band 53. 2.
54. 1. 1878,
Der Geſchichtsfreund. Mitth. des hift. Ver. der fünf Drte
Luzern Uri, Schwyz, Unterwalden u. Zug. XXII. XXXIII.
1878. Regiſterband über Bd. XXI— XXX. Einſiedlen
1877.
Archiv f. Geſch. u. Alterthf. v. Oberfranten XIIL 3. Bay:
reuth 1877 u.
Kraufjold: Dr. Theodorih Morung, der Borbote ber
Neformation in Franken.
Mitth. dev Gef. für Salzburger Landeskunde. XVII 1. 2.
Aberle. Die Gefässpflanzen des k. k. botanischen Gar-
tens in Salzburg. Wien 1877.
Zillner. Matſee, die Schlehdorfer u. Matfeer.
Sahrbücher des Ver. für Meflenburg. Geſch. u. Alterthums—
funde Jahrg. 42. Schwerin 1877.
Bon der hiftor. Gef. zu Bafel
Bernoulli. Die Schlacht bei St. Jacob. Basel 1877.
Sahresbericht des Ver. f. d. Geſch. Berlin Nro. 10. 1877.
Urkundenbuch p. 297 — 308. Denkmäler 5. Taf. 4.
Bauwerke 8. u. 9. 10. Medaillen 14 Siegel 4.
Annalen des Ver. für nafjauishe Alterthsk. u. Gefhichtsfor-
ihung V. 4. Wiesbaden 1877.
Dr. Reuter. Römiſche Wafferleitungen in Wiesbaden
und feiner Umgebung.
Mittheilungen des Ver. für Hamburgifhe Geſchichte 1— 6
1877; T7— 12. 1878
Annalen van den Oudheidskund. kring van het land
van Waas. St. Nikolaas VII. 1. 2. 1877. —
Mittheilungen des Ver. f. Anhaltinifche Geſchichte u. Alter-
thbumsfunde I. 8. Deffau 1877. ibid. II. 1 u. 2. 1878.
Werken van het histor. Genootschap te Utrecht. Nro. 25.
— Nro: 26. —
Register op de onderwerpen behandelt in de kronijk,
Berichten en den Codex diplomat. te Utrecht 1877.
Bijdragen en Mededeelingen van het hist. Genootsch.
Eerste Deel. Utrecht 1877.
Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol u. Vorarlberg.
Innsbruck 1877. Hft. 21.
187.
533.
649,
122.
196.
Berzeihniß der eingegangenen Gejchenfe und Erwerbungen. 507
Mittheilungen de3 Verf. für Geſch. der Deutjchen in Böhmen
XV. 3.4 XVI. 1.2. Prag 1877.
Knieschek. Der Ackermann aus Böhmen. Prag 1877.
Stenzel. Der Münzfund von Kroſigk. (Geſch. des Hr. Verf.)
Sommer, G. Zur Künstler-Geschichte des Mittelalters.
Mit Abb. des Glodenmantels zu Elfter Trebnig in Driginal-
größe (au Moschkau Saxonia Jahrg. 3. Nro. 7). —
Abhandl. der histor. Classe der königl. Bayerschen Aka-
demie der Wissenschaften. Bd. XIII. 3. München 1876.
4°. XIV. 1. 1878.
Döllinger, Aventin u. seine Zeit. München 1877. 8°.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Nürnberg
1877.
Märkiſche Forſchungen. Hersgeg. v. Ver. für Geld. d. Marf
Brandenburg. Bd. XIV, Berlin 1876.
. Jahrbuch für jchweizeriiche Gedichte. Züri 1877. Bd. II.
208.
Zeitſchrift der Geſellſchaft * Geſchichtskunde in Freiburg
im Breisgau. 1877. IV.
. Verhandl. des hiſtor. Ber. von Ober-Pfalz u. Regensburg.
Stadt am Hof 1877. 32 od. 24 Bde.
. Mittheil. des Freiberger Alterthumsvereind. Heft 14. Freis
berg. 1877.
. Schriften des Ver. für Geſch. des Bodenſees u. feiner Um-
gebung. Hft. 8. Lindau 1877.
. Ölrichs, G., Vollständ. Samml. alter u. neuer Gesetzbücher
der freien Stadt Bremen. Bremen 1877. 4”. (Geld.
des Hr. Müller auf dem Negenftein.)
. Situngsberichte der Gef. f. Geſch. u. Alterthumsfunde der
Dftfeeprovinzen Rußlands aus dem Jahre 1876. Niga
1877.
. Beitfchrift der Gefellidh. für Schleswig - Holftein » Lauenburgi-
ſche Geſchichte. Kiel 1878. Bd. VIIL
. Nebe, Th. A. Prof., Wendelstein. Wieöbaden 1878.
(Geſch. des Hr. Verf.)
. Bödecker. Sammlung mittelalterl. Kunstschätze Hildesheims.
I. Serie 14B. I. Serie 13 Bl. (Geſch. des Herrn Photo-
graphen Bödecker in Hildesheim.)
436.
203.
155.
512.
157.
95”.
645.
125,
223.
539.
Berzeichniß der eingegangenen Geſchenke und Ermerbungen.
Fünf Photographieen aus dem Halberſtädter Domfchat.
(Geſch. des Herrn Superintendent Nebe in Halberftabt.)
. XXXV. Bericht zur Alterthumskunde Schleswig - Holfteind
v. Handelmann. Kiel 1878. 4".
. Mittheilungen des Königl. Sächſ. Alterthumsvereins Hft. 28.
Dresden 1878.
.Zeitſchrift des hiftor. Ver. für Schwaben u. Neuburg IV.
1—3. Augsburg 1877.
. Annual Report of the board of Regents of the Smithsonian
institution showing the operations expeditures and condition
of the institution for the year 1873. 1874, 1875. 1876.
Eighth annual report of the trustees of the Peabody
Museum of American archeology and ethnology. Cam-
bridge 1875. —
De vrije Fries. Leeuwarden 1877. Deel 13.
Verslag der Handelingen pr. 1876 — 1877.
Publications de la Sect. historique de institut royale Grand
Ducal de Luxembourg (Annee 1877) XXXU. Luxembourg
1878.
Zeitfchr. des hiftor. Ver. für Niederſachſen. Hannover 1878
Sahıg. 1877.
Zeitſchrift des Ver. f. Geſch. u. Alterthumsk. Schleſiens
XIV. 1. Breslau 1878.
Scriptores rer. Silesiacarum XI. Bresl. 1878.
Regesten zur Schles. Gesch. Liefr. IL. Breslau 1877,
Zeitfhrift des Der. für Thüringifhe Geſch. u. Alterthums-
funde. Sena 1878.
Dannenberg. H. Bracteaten des Sachsenherzogs Bernhard.
R Die Münzen der Abtei Helmstädt. (Geſch.
des Hr. Verf.)
Zeitichrift des hiſtor. Ver. f. d. Regierungsbez. Marienwerder
Hft. I. 1877.
Beiträge zur vaterländischen Geſchichte. Herausgeg. v. d.
hiftor. antiquar. Ver. des Canton Schaffhauſen. 1877
Hft. IV.
Mittheil. der K. K. Mährifh Schlef. Gef. zur Beförderung
des Aderbaus, der Natur= und Landeskunde in Brünn.
Jahrg. 57. Brünn 1877.
XXXIX. Yahresber. des hiftor. Ber. f. Mittelfranfen. 1873
u. 74. Ansbach 41.
100.
158.
140.
46*.
440.
211.
197.
Derzeichyiß ber eingegangenen Geſchenke und Erwerbungen. 509
Neue Mittheil. aus dem Geb. Hiftor. antiquar. Forſchungen.
Sm Namen des Thüring-fähfishen Ver. für Erforſchung
des vaterländifhen Alterthums u. Erhaltung feiner Denkmale.
Bd. XIV. 1. 2. Halle 1878.
Mitth. der hiſtor. u. antiquar. Gef. zu Bafel. Neue Folge I.
Bernoulli. Dedengemälde in der Krypta des Münſters
zu Bafel. |
Situngs » Ber. der Königl. Böhmiſchen Geſellſchaft der Wifjen-
haften in Prag. Jahrgang 1877. —
Zeitfchrift des Bergiſchen Geſchichtsvereins Bd. XII. Bonn
1877.
. Mufterblätter vom Verein für Kunft u. Altertum in Ulm
u. Oberjchwaben. Ulm 1878.
. Annales de la soci6te archeologique de Namur. Namur
1878.
. Mittheilungen des hijtor. Ver. in Steiermarf XXVI. Graz
1878.
Beiträge zur Kenntniß ſteiermärkiſcher Geſchichtsquellen.
Jahrg. XV. Graz 1878.
. Tillaeg til Aarboger for nordisk oldkyndighed og historie,
Aarg. 1876. Kjobnhavn 1877. — 1877 1—4 1878. 1.
Memoires de la societe royale des antiquaires du Nord.
Nouv. serie — 1877.
v. Eberstein, L. F., Urkundliche Nachrichten zu den
geschichtlichen Nachrichten ‘von dem reichsritterlichen
Geschlecht Eberstein vom Eberstein auf der Rhön. Dres-
den 1878,
v. Eberstein, L. F., Beigabe zu den geschichtl. Nach-
richten. 44 Taf. gr. 4°. (Geſchenk des Herrn Ver-
faſſers.)
Jahresbericht des hiſtor. Vereins von Unterfranken u. Ajchaf-
fenburg für 1877. Würzburg 1878.
Fries, . des Bauernfrieges in —— Würzb.
1877 Lief. 2
Baltifche Stubien. v. d. Geſellſchaft für Bommerfeie Geſchichte
u. Alterthumskunde. Jahrg. 28. Stettin 1877.
Der Canton St. Gallen in der Restaurationszeit. St. Gallen
1878. 4,
510 Berzeichniß der eingegangenen Gefchenfe und Erwerbungen.
197°. St. Gallische Gemeinde - Archive herausgeg. von .dem
Verein des Kanton St. Gallen: Der Hof Kriessem. 8',
An Manuferipten:
a) Hiftor Notizen aus dem Nachlaß des Amtsrichters Käufer
über: Gardessen, Lehre, Rüningen, Schandelah.
b) Berz. der Braunſchweigiſchen Gelehrten u. Schriftiteller
1804.
c) Urkunden des Cyriakusſtiftes. — (Geſchenk des Hr. Her:
mes in Braunfchmeig.)
Münzen.
25 Stüd Franzöfiihe, Schweizer, Italien. u. Bremer Münzen.
(Gef. der Frau Hofprediger Heyde.)
1 Boln. Groſchen v. 1606. (Geſch. des Hr. Stamm in Ilſenburg.)
Alterthümer.
Eiferne Barte, Hufeifen u. Pferdezahn. (Geh. des Hr. Paftor
Dr. Hoffmeifter in Wienrode.)
Wernigerode, den 28. Dectober 1877.
Dr. Friederich,
Confervator der Sammlungen.
Halle, Buchbruderei des Waifenhaufes.
IT
32101 034065258
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