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Full text of "Zur geschichte der nominalen declination im russischen. Inaugural-dissertation"

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Zur geschichte 
der nominalen 
declination im 
russischen 




Theodor Vetter 



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ZUR GESCHICHTE 



DER 

NOIINALEN DECLIMTION 

BUSSISGHEN. 
INAUaT}BAL-DIS8EBTATI0N, 

BEB 

PHaOSOPHISCHEK FACULTÄT DEB UMIYEBSITÄT LEIPZIG 

EINGEBEICHT 
VOH 

THEODOR VETTBB. 



LEIPZIG. 
DRTTCE VON W. DBUGULIK. 

18dB. 




I 



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ZUR GESCHICHTE 

OBft 

NOMINALEN DECLINATION 



BUSSISCMKN. 



t 



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Zur Geschichte 

der 

nommalen DacUnation im BiussisclieiL 

Bei einer Vergleichung der Declinationsformeu der 
heutigen russischen Schriftsprache mit denjenigen der alt- 
bulgarischen oder altrussisclieu Denkmäler oder auch mit 
den !Formen der gegenwärtigen gross- und kieinrussischen 
Mundarten wird uns bald eine gewisse Einfönnigkeit und 
Begelmässigkeit auffeilen, dui'ch tvelche sich die russische 
Schriftsprache auszeichnet. Diese Gleichförmigkeit ist das 
Besultat eines schon in den firühesten Monumenten russischer 
Literatur leicht constaiierbaren und Ton Jahrhundert zu 
Jahrhundert fortwfthrend wachsenden Strebens, den bunten 
Beichtmn der Formen aufieugeben und denselben duicli ein 
ein&ches regelmässiges Gebäude zu ersetzen. Die Manig- 
faltigkeit wird dem Sprechenden wie dem Schreibenden zu 
einer Last, deren er sich (;ben dadurch zu entledigen sucht, 
dass er — ohne sich dessen gerade klar bewusst zu sein — 
sich einem Schema unterwirft. Gehindert wird er in diesem 
Bestreben nur da. wo dasselbe der Deutlichkeit, die er ja 
durchaus nicht preisgeben will, Eintrag tun würde. 

Diese Bewegung kson natttrlich nicht im Bussischen 
allein beobachtet werden, sondern bis zu einem gewissen 
Grade auch in den übrigen sla^chen, ja in allen modernen 
Sprai^en. 



— 6 — 



Als „Schema** aufgestellt za werden, dem sich nach 
und nach fremdartige Fonnen anpassen mUsseni haben 

natttrlich zunächst die zahlreichsten „Olassen** am meisten 
Aussiclit; sehr ofi kann aber auch eine kleine Gruppe, 
welche sich eines besonders häufigen Gehrauches erfreut, 
zu emliussreicher 8tellüiig gelangen. Das bekannteste und 
wohl auch interessanteste Beispiel dieser letztem Art ist in 
den slavischen Sprachen die 1. Pers. Sg. Praes. im Serbischen 
und Neuslovemschenu Eine ganz unbedeutende Anzahl von 
Verben wie sam ich bin, dam ich gebe etc., die {ii-Verba 
des SlaTischen, haben durch die Häufigkeit ihres Auftretens 
bevirkt, dass ihrem Beispiele nun im Nensloyenischen alle 
und im Serbischen fast alle tLbrigen Yerba folgen und die 
1. Sg. Fraes. auf m statt auf u bilden. 

Einer derartigen Ausgleichung und Yerflachung der 
Sprachformen leisten Sprichwörter, stereotyp gewordene 
Verbindungen , iiedensarten und AVendungeii den erfolg- 
reichsten Widerstand. Wir brauchen nui' darauf hin z. B. 
für's Kuösiöciie die sog. „Ausnahmen" in einer beliebigen 
ausführlicheren Grammatik durchzumustern, um uns zu über- 
zeugen, dass auf diese Weise noch recht viel Altertümliches 
gerettet worden ist. 

Scharf zu scheiden von dieser wohl berechtigten Manig» 
fEdtigkeitist aber eine künstliche, durch gelehrte Bestrebungen 
zuweilen der russischen Grammatik angedrungene. Die aus- 
gleichende Sprachentwicklnng war da oder dort nach der 
Ansicht der Philologen zu weit gegangen und sie fühlten 
sich berufen, den Lauf der Dinge (nicht immer mit ge- 
schickter Hand) zu regulieren. Auch hierfür ein BeispieL 

Der Nom. Plur. des bestimmten Adjectivs lautet im 
Altbulgarischen m. »T^OBfniii, f. ^^oiiputt, n. ;^OEf>iitA; ebenso in 
den ältesten russ, Denkmälern. Einer im Slavischen sehr 
verbreiteten Neigung zufolge, Nom. und Acc. Plur. gleich 
zu machen, erscheint nun im Nom. Plur. m. schon sehr 
&ühe AOBpuH (= Acc. Plur. m.), so dass also Nom. und 
Acc Flur, für Masc. und J^em. gleich lauteten. Dass nun* 



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— 7 — 



mehr auch das isolierte Neutr. nicht Stand halten, sondern 
sich dem Masc. und Fem. anscbliessen musste, ist leicht zu 

begreifen. Ohne hier weiter darauf einzugehen, wie dieses 
«H in den Yerschiedenen Jakrliunderten russischer Literatur 
durch die Sclirift wiedergegeben oder wie es gesprochen 
wurde, sei also nur constatiert, dass etwa vom XIV. oder 
XV. Jahrhundert an die drei Geschlechter stets genau 
übereinstimmtenf so dass Lomonosov in seiner Grammatik 
(§ 161) ganz correct sagt, Nom. und Acc. Flur, des be- 
stimmten Adjectivs endigen im Masc, Fem. imd Neutr. 
entweder auf -ue oder auf -bu. Er wurde deshalb Ton 
TreäMkovMj sehr heftig angegriffen (vgl. QrGtt philologische 
Untersuchungen 1. Aufl. pg. 480.), der sich aufs Lateinische 
berief! — ünd heute muss in der Tat der russische Schüler 
für den Nom.-Acc Plur. Masc. -we, fttr Fem. und Neutr. 
aber -i.ia schreiben lernen. Auch in der Aussprache dict^Lii 
Unterschied zu machen, wird einem ungeziert Sprechenden 
natürhch nicht einfallen. 

Da uns Reste einer slavischen ür- oder Grundsprache 
nicht erhalten sind, so kann bei einer historischen Be- 
trachtung der russischen Formenentwicklung nur Ton dem 
altbulgarischen Bestand ausgegangen werden. Nicht als ob 
wir in dieser Sprache die Mutter des Russischen Tor uns 
hätten: das wäre gerade so verkehrt» wie etwa die Annahme 
des Grotischen als germanische Ursprache; aber das Alt- 
bulgarische ist jederfalls die altertümlichste Yerwandte des 
Bussischen und stimmt namentlich in Bezug auf Flexions- 
endungen gewiss am meisten mit derjenigen Sprache ttberein, 
die wir uns etwa als Vorgängerin der in den ältesten russischen 
Deniviiiali rn enthaltenen vorzustellen hätten. Unter den alt- 
bulg. Monumenten hinwiederum geben uns die von MiMmich 
so genannten pannonisch-slovenischen die sicherste Grundlage 
(vgl. Miklosich, altsloven. Formeiüehie in Paradigmen. Wien 
1874. Einleitung pg. III und XVU. Auizählung der be- 
treffenden Denkmäler pg. XIII ff.). Ihre Declinationsformen 
sind ausführlich behandelt Ton £. Schoivin im Archiy II, 



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— 8 ^ 



482 — 569. Damit wären zanächst die >Fonnen der bei 
Mkiasich 1. c. pg. XXYIII genannten russischen Denk- 
mäler za vergleichen nnd mit diesen alsdann die bei KoAoeo99t 
OH&pKh HcTopiH etc für jedes weitere Jahrhundert anf- 
gez&hlten. Leider stehen mir ausser dem Ostromir'schen 
ETangelium Ton allen andern Quellen nur kurze Bruchsttlcke 
zu Gebote, wie sie sich in der histoiischen Chrestomathie 
Ton Buslaev und in den CvEAUHifl ii SaM^TKii etc. von 
Sreznevslcij finden; liu alle weitem Anjj,abcu lusse ich auf 
Kolosou (Ü4epK'i> lIcTüpiiij, dessen Aufzählungen zwar alles 
Zutrauen verdienen, aber für meinen speciellen Zweck oft 
nicht zahlreich genug sind. Von den Dialekten sind nur 
die grossrussischeiii, soweit sie mir durch Kolosov's Ubersicht 
(063op) und seine Bemerkungen (Shm^tku), sowie durch 
DaliVs Wörterbuch zugänglich sind, berücksichtigt. 

(Elrst nachträglich sind mir auch die „Studien auf dem 
Gebiete der ruthenischen Sprache von Dr. EmSl Ogommki** 
Lemberg 1880 zugekommen. Ich habe dieser vortrefflichen 
Schrift Manches zu verdanken und sie benutzt, so weit es 
mir noch möglich war.) 

Von Erschöpfung des Stoffes, sowie von streng histori- 
schem Nachweis, wann gewisse Yeräuderungen, Porinüber- 
tragungen oder Neubildungen eingetreten sein möchten, kann 
also nicht entfernt die Rede sein. Nach den mir vorliegenden 
Htilfsmitteln muss ich mich durchweg auf annähernde^ ali- 
gemeine Angaben beschränken. 

Für die russische Literatur der ersten Jahrhunderte 
besteht die grosse Schwierigkeit, zu entscheiden, ob wirklich 
russische Formen vorliegen, oder ob wir es nur mit dem 
Einflüsse der i^chensprache zu tun haben. Von den bei 
JftftZoncfe L c XXVIII genannten Denkmälern — etwa mit 
Ausnahme der Izbomiki ^ sagt man wohl richtiger: sie 
sind kirchenslarisch mit russischem Einflüsse, als dass man 
sie als russisch mit kirchenslavischem Einflüsse bezeichnet 
Aber sogar in den Urkunden der zwei folgenden Jahrhunderte 
liegt uns jedesfalls nicht unveri^scht diejenige russische 



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9 — 



Sprache vor, welche von den VertragBchliessenden gesprochen 
vrurde. Zwar ist kaum anzunehmen, dass — wie das in 
den ersten Zeiten etwa der Fall gewesen sein mochte — 
nichtrussische Slaven, welche als Priester in's Land ge- 
kommen waren, oder auch nnr deren Schüler Verfasser der 
betreffenden VeriiHj^surkunden gewesen seien, aber so viel 
ist mehr aLs wahrscheinlich, dass die Sclireiber dem geist- 
lichen Stande angehörten, im Kloster an Büchern, die in 
der Kirchensprache verfasst waren, ihre ersten Lese- und 
Schreibübungen vorgenommen, und in der ihnen von Hause 
aus irel infigeu Volkssprache kaum je etwas gelesen oder 
geschrieben hatten. So bildete sich bei ihnen begreiflicher 
Weise die Meinung, zu so wichtigen Dingen wie Urkunden 
und Verträgen sei nur die für sie altertllmlich klingende 
Sprache der Itirche Ycrwendbar und in geringem Maasse 
nur flössen ächt russische Formen da ein, wo es sich um 
ganz proßine Dinge handelte. — Diese in den ersten Jahr- 
hunderten russischer Literatur so mächtige Strömung wirkt 
in der geistlichen Kede bis auf den heutigen Tag fort, aber 
auch in der weltlichen ist vieles auszuscheiden, was dem 
genannten Eintlusse seinen Ursprung verdankt. 

Bevor ich nun zur Besprechung der einzelnen Decli- 
nationen übergebe, habe ich Einiges vorauszuschicken, was 
ihnen allen gemeinschaftlich zukommt. 

Für das Altbulgarische besteht bekanntlich das Gesetz, 
dass in der DediwxHan 1) St&mme auf Gutturale, wenn 
ihnen eine mit e beginnende Endung folgt, ihr r, h, je in 
SK, y, ■ yerwandeln. Folgen aber 

2) Endungen mit beginnendem n oder i, so erleiden 
die Gutturallaute vor ihnen die dentale Wandlung, d. h. r, 
K, X gehen in i|, c über. Vgl. Miklosich, vgl. Gramm. 1-, 
239 fi'., Leskien, Handbuch der altbulg. Spr. § 38. 

Diese im Altbulgarisclien streng befolgten Kegeln konuneii 
für's Russische nur noch in ihrem zweiten Teile insofern in 
Betracht, als wir zu untersuchen haben, wie sich hier r, k, js 
bei folgender mit a oder t beginnender Casusendung verhalten. 



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Das Ostromir'BGhe Erangelium zeigt beiin Zusammen- 
treffen der genannten Laute fast ausnahmslos die Erweichung 
der Gutturalen (ich erlaube mir den Ausdruck „Erweichung" 
der Kürze wegen, im Anschluss an das mss. CBfHmeHie), 

was natürlich bei einem rein kirchlichen Denkmal zu er- 
warten ^var. Nur 2 Mal kommt vor mcyt 220a, 256b, 
neben einmaligem ii.ici(« 209a, doch glaube ich aus dieser 
Ersclieinung bei einem Fremdworte keine weitem Schlüssen 
ziehen zu dürfen. Aus den andern Schriften geistlichen 
Inhalts des XI. Jahrhunderts, die auf russischem Boden 
entstanden, sind mir keine Ausnahmen tou der im Altbulg. 
herrschenden Begel bekannt. Dagegen finde ich iu dem 
Bruchstücke aus dem Izbomik yon 1073 (bei Bu^aev^ histor. 
Cbrestom. ^ pg. 269, 37) Maoni (bei KöUmv zwar nicht ge- 
nannt, aber ich habe keinen Grund, an der Bicbtigkeit der 
But^aei/schen Wiedergabe zu zweifehi); femer g^eht Kohsw 
(HcTop. pg. 04) aus dem >KiiTie Kon^paTa: no 4t,ckii. Aus 
dem XII. Jaliiliundert liegen vor: nocxpiini (Ko,i., HcTOp. 79), 
rpiixn (ibid. 83j, Me.ioijiiKii (ibid. 79), sowie überhaupt sehr 
oft -rii, -KH, -XH wo das ii für ab'j. tj steht. Das XIII. Jhb. 
zeigt wesentlich dieselben ErscliL-mungen : bt> Cmojichckt., bl 
lldoopcK^, dann iioaku (Soa^ HoTOp. 92) u. a. Auch wenn 
wir die Eälle, in denen -rn, -kh, -xn für ursprüngliches -ni, 
•mi, -XU erscheint^ nicht in Betracht ziehen, so werden wir 
doch die Behauptung Ä. Lavrovskifs (Koa^ Hcrop. 53. 
Anm. 4): „In den alten Denkmälern, sowohl in den Yon 
geistlichen als in den you weltlichen Personen geschriebenen, 
gleicbTiel ob religiösen oder profanen Inhaltes, finden wir 
absolut keine Abweichung von der Eegel der Erweichung 
der Gutturalen, wenn anders die Handschriften dieser Denk- 
mäler nicht jünger als das XIII. Jahrhundert sind" — nicht 
mehr in ihrem ganzen Umfange correct finden. — Für das 
XIV. Jahrhundert nennt Kol osov (ibid. 10(i u. 109): epe^pe- 
HHKH, HaMiCTHiiKH (Nom. Plur.) u. a., „doch sind auch Fälle 
regelmässiger Erweichung nicht selten", während im XV. Jhh. 
erweichte Formen schon zu den Seltenheiten gehören und 



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eine Ausnalmie tob der nunmehr gewöhnlich gewordenen 
UnTeränderlichkeit der Gutturalen in der Declination. bilden. 
Alle später noch yorkommenden Erweichungen erklart JEblosoi; 
(0630p 139) als Archaismen in der Schrift (nncbMeiiHue 

apxan;i:\ii.i) oder diiilcktisclie Eigentümlichkeiten. 

WiiB wird nun aus den aufgezählten Erscheinungen 
geschlossen? 

Fotebnja (zwei Abhandlungen über die Laute der 
russischen Sprache*) pg. 67) sagt: „die tief gutturale Aus- 
sprache der Laute r, k, x (welche die Veranlassung dazu 
gab, dass diese Laute hei ilirrm Zusammt'ritrpfrpT! mit j oder 
weichen Yocalen in palatale oder dentale Zischlaute Über- 
gingen) beginnt nm das XIV. Jahrhundert sich in eine mehr 
palatale Aussprache zu Terwandeln, hei welcher die unmittel- 
bare Verbindung der Gutturalen mit weichen Yocalen 
möglich ist^. Es scheint also Ibteln^ja eine Yerftnderung 
in den Spracliorganen oder wenigstens in der Aussprache 
des Küssen andeuten zu wollen, welche um's XIV. Jhh. 
stattgefunden hätte. Seiner Ansieht scheint sich auch 
Ogouowtiki (Studien pg. G4) anzubchliessen. Mögen auch 
derartige Vorgänge nicht ohne Beispiel sein, so glaube ich 
doch nicht, dass man wirklich genötigt sei, solche hier als 
im Laufe der Souderentwicklung eines Volkes vorkommend 
anzunehmen. So gut als das heutige Eussisch an Ver- 
bindungen wie ra, Kfl, XH, rs» k% xs nicht den geringsten 
Anstoss nimmt| ebenso gut. — vermute ich — war es schon 
dem Süssen des X. und XI. Jahrhunderts möglich, diese 
Lautverbindungen auszusprechen. Wenn der .russische 
Schreiber gelegentlich anstatt no ai>ciit>, mhosh, rpi^cif, veh 
Haöopcus sich erlaubt no 4icKt, mhofii, rpT.XH, bti HaßopcK-ß zu 
schreiben, so kann ich mir die Sache nicht anders denken als 
dass er eben auch so sprach. Oder falls dem nicht so ist, 
was hätte ihn wohl vermocht, in seiner schriftlichen Wieder- 

*) Leideor keime ich nur das Cft&t bei Koh^ov (O^epKi HcTopiu pg. 53. 
ksm> 4t)t die Abhandlwigeii «ellwt koimte ich mir mit dorn beateu WiHen 
Hiebt Teradhaifen. 



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gäbe eine zweifitdie AbweichuDg zu machen: 1) von seiner 
Attssprache und 9) Yon den kirchlichen Vorbildern, in deren 
Nachahmung er in den ersten Jahrhunderten doch sonst so 
Sttgsilich ist? 

Der Hauptgimd aber für meine Vermutung einer vom 
Altbulgarisclien verschiedenen Aussprache des i\ k, x beim 
Rusj^en scheint mir der zu sein: im Altbulg. begegnen 
Formen wie KLintTH, ruen^TH, xuxpocTh gar keinen Schwierig- 
keiten, während der Kusse schon in den Iruhesten Zeiten 
bemüht ist, dafür kha^th, thenath, jcHTpocTh zu setzen. Wie 
er mm einmal den Guttural hervorbrachtey fiel es ihm schwer, 
unmittelbar darauf das tief gutturale ii folgen zu lassen. — 

Wenn sich in russischen Handschriften von ZeSi zu Zeit 
Formen finden, die anscheinend gegen die Eegel ftir die 
russ. Gutturalen, dass nach ihnen la in h verwandelt werden 
muss, Verstössen, wie z. B. die als Nominative fungierenden 
Accusativformen ASHirairM (XIV. Jhh. Koj.^ HcTOp. 125), 
nojK'Li (XV. Jhh. ibid. 165), noca^HiiK^i (XV. Jhh. ibid. 
139), oder auch wirkliche Accusative: oxpoKi»!, nojiK^i, aawxHT- 
IIHK7.1 (XIV. Jhh. ibid. 122), so darf man mit Siclicrlieit 
sagen, dass hier nur ein graphisches Bild, keine gesprochene 
Form vorliegt. Man hatte sich von der Kirchensprache her 
an die Schreibung i\ in der Endung des AcCb Plur. ge- 
wohnt und setzte diese nun auch in Fällen, wo sie nach 
russ. Lautgesetzen unstatthaft war; derselbe Vorgang 
wiederholte sich, als der Accus, in den Noul einzudringen 
begann. Ich bin also allerdings auch der Ansicht BiiMn^a% 
dass russ. r, k, x nicht so tief gesprochen wurden wie diese • 
selben Laute im Altbulgarischen, ntir möchte ich dem 
Russen diese Eigenschaft von Anfang an zuschreiben und 
nicht erst infolge einer im XIV. Jhh. stattgehabten Ver- 
änderung in seinen Sprachorganen oder in seiner Aussprache. 

Eine zweite, und von der soeben besprochenen wohl zu 
trennende Frage ist nun: kannte der Kusse die Erweichung 
der Gutturallaute? worauf ich mit ja antworte. Dafür 
sprechen nicht nur zahlreiche B^piele in Stamm- und 



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Wortbildimg, sondern aiioh der Umstand, dasa die £r- 
weLchung noch heute in manchen Dialekten, so im Klein- 
rnaaiBcheii nnd teilweise in den Mundarten der Gk^uvemements 
Ton Tula und Orel, fortlebt, wo man dooh unmöglich Einfiu88 
der Kirchenspraohe annehmen loum (vgl. Budaev, Ghnunm.« 
§ 37 Anm. 7; genauer: KoAOCoe^ 0<$3op pg. 140 C). Das 
Kleinrusidsche hat z. B. die Loc. Sg. öoati, aycbi, pyubi u. a. 
{üyonowski, Stud. pg. G-i). 

War mitliin im Russischen die physiologische Beschaffen- 
heit von r, K, "X eine solche, dass darauf entweder ohne 
weitere Veränderung h, -b folgen, oder aus dieser Gruppe 
311, uu, CH, 33, US, et entstehen konnte, so hatte der Kusse 
zwei Wege vor sich. Nach dem einen, der Erweichung, 
zog ihn (namentlich beim Schreiben) das Streben, seinem 
liteiarischen Vorbilde treu zu bleiben, nach dem andern, 
in der DecUnation ni, rh, xb, r«, itB, zu gebrauchen, ein 
psychologisches Moment Wie sehr mussten z. B. zwei 
Fonnen mit n (für's Bussische darf ich den Yocati? wohl 
unberücksichtigt lassen), wie HejiCFfticB, mb.ioD'BUII neben 
9 Formen mü ix ; Me.iOB-BiTb, MejOBSK», HeJOBSKy etc. seinem 
Wunsche nach Grleicliföimigkeit zuwiderlaufen! Er musste 
danach streben, diese Verschiedenheit zu verwischen, und 
dieses Streben ist es, welches schliesslich den Sieg erhalten 
hat. Wir haben also in den ,,unerweichten'* Formen der 
russ. Declination Analogiebildungen, denen vielleicht die 
beim Bussen Ton jeher nicht so tief gutturale Aussprache 
Ton r, K, X etwas zu Hülfe gekommen sein mag. 

Ganz dasselbe Verlangen nach Kirellierung zeigen in 
diesem Falle auch der Serbe, der äeobe u. a., obgleich der 
Weg, auf dem das Erstrebte erreicht wird, nicht immer 
derselbe ist Dem Öechen z. B. klingt neben rok (Jahr), 
roka, roku etc. ein Lucativ v roce zu fremdartig, aber v roke 
zu sagen, wie der Kusse entscliieden getan hätte, kami er 
sich nicht entschliessen, er greift deshalb in die u-Stämme 
hinüber (äusserlich in der heutigen Sprache nach dem Dat. 
Sg. der masc. a-St) und sagt t roku im Jahre. Ebenso 



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wird im Loc. Plur. o ptäcich Ton den Yögelii, na potocich 
auf den Bächen in der Umgangssprache vermieden und dafür 
gesagt: o pt&k&ch, na potokäch (Tnmf^ Lehrbuch der 
böhm. Sprache. Prag 1865. § 52). Wohl aber erregt gar 
kernen Anstoas o BT&tdch an Feiertagen, ganz aus demselben 
Ghrunde, weshalb man russ. vorzieht zu sagen Vb Boss no- 
mmift der in Gott Bubende, anstatt des nach heute 
geltenden Lautgesetzen richtigen bi. Bort iio*iHBmift. In 
Allem, was nur entfernt mit der Kirche und deren Sprache 
zusammenhängt, sucht mau die archaistische Form zu wahren. 
Dass es dabei auch au alkiki Intünuuu nicht fehlen kann, 
liegt auf der Haud. So führt KoLosov (Oßaop 140. Anm.) 
aus Kireevskij, geistliche Dichtungen (Moskau lÖ4t) das 
originelle Beispiel an: pyi|a o6x pyuy. 

Die im Folgenden beibehaltene Einteilung nach 
Yocalischen (a>, ja-, i-, u-) und consonantischen Stämmen 
ist keineswegs so gemeint» als ob ich damit sagen wollte, 
der Russe unterscheide in seinem Sprachbewusstsein diese 
Classen noch; es gilt — wie mir scheint — yielmehr auch 
Tom Russischen, was Batid&uin de Cowrtenay {Kuhn und 
tScliletcJier, Beiträge VI, 19) vom Polnischen sagt: „Es giebt 
gegenwärtig in der pohiischeu Dechnatiou uur cousonautische 
Stämme, wenigstens werden nur solche im Sprachgefühle 
empfunden". — Indessen ist iiu Interesse der Übersicht- 
lichkeit eine Scheidung nach Stämmen gewiss vorzuziehen. 

« 

Masc und neutr. a-Stfimme. 

Nom, Sing, 

Die Endung 'h (ü) des l^om. Sing, der tnasculinen 
a-St kommt (nach JUaUen, Deel» 3£) ursprctngUch dem 
Acc. Sing, dieser Declination zu und ist von diesem nur 

auf den Nomin. übertragen worden. Es ist t die regel- 
mässige Yertretuug von idg. -am. Dialektisch kumuit ls öfter . 
vor, dass dieses i, nicht — wie in der heutigen Schiilt- 
sprache — ein biosses unausgesprochenes Zeichen ist, 



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sondern wirklich aasgesproohen wird und zwar, wie jedes 
nrsprUngliche wenn es in geschlossene Silbe zn stehen 
kommti als o (Tgl. Sckolvin, Arohiv II, 486). So erkl&rt 
Ledden, (Beiträge VI, 157) die in den von Mi/bwikoü ge- 
sammelten Liedern vorkommenden Nom. Sg.: pa6o-Ti>, Kpecro- 
TB d, h, dieser Knecht, dieses Kreuz. 

Ganz gleichlautend nrit dem Nom.-Acc. Sg. der masc. 
a-Si ist derselbe Casus der masc. u-St. (-um des Acc. Sg. 
der u-St inusste ganz wie -am zu t» werden). Schon in den 
pannonisch-slovcnischen Quellen finden sich daher zahlreiche 
weitere Vermischungen der beiden JJeciinationsclassen 
(ScJiolvin, Archiv II, 511), doch nel häufiger — natürlich 
im Verhältnisse zu ihrer Zahl — werden die u-St. nach 
den a-St flectiert, als umgekehrt. — Im Russischen sind 
die U-St. in den ihnen an Zahl weit überlegenen a-St 
ToUig aufgegangen, doch nicht ohne sehr deutliche Spuren 
ihres Daseins zurückgelassen zu haben, welche sp&ter im 
Zusammenhange au^ezfthlt werden sollen. 

Die neutralen a^St haben, da ihre idg. Nom.-Aoc.- 
endung -am auch zu t. hätte werden müssen, somit mit dem 
Masc. zu8aiumeiiger«illen wiire, der Deutlichkeit wegen 
Leskittis Annahme (Deel., 08 u. 65) sich den s-Stämmeu 
angeschlossen, deren indogermanischem -as im Slavischen 
ein -0 entspricht. Gegenseitige Vermischung der neutralen 
a- und 8-Stämme ist schon in den ältesten Quellen eine 
durchaus geläufige Erscheinung. Im Russischen hat sich die 
Bewegung dahin entwickelt, dass es ausser dem Plural von 
He6o und hjao neutrale s>Stämme gar nicht mehr kennt. 
Vgl. unten die s-Stämme. 

€hmt* 8ing, 

Schon Ton Hattala (vgl. LesMen, Deel. 34) ist die 

Endung -a dieses Casus als aus der ursprünglichen Ablativ- 
endiing -ät entstanden » iklärt worden. Das Kus^ischu zei^t 
von dem (Ichrauche dieses -a als Endung des Gen. Sg. 
masc. und ueutr. uur eine Abweichung, nämlich das Ein- 



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16 — 



dringen des Gen. der u-Stämme in das Masc. der a-St 
Obgleich schon früh Torkommend (f&r die pamu-sloyen. 
Denkmäler TgL Sckclvin, Archiv II, 491 ff.}, vermehrt sieh 
diese Erscheinung für das Bussische doch nur langsam und 
hat jedes&lls in früheren Jahrhunderten noch keine besondere 
Funktion; vgl. Kolosov, McTOp. 174: Otl no.iKv, ßesTb paAy. 
In der heutigen Sprache hingegen haben die (Teuitive auf 
-y, namentlich hci Wörtern, die daneben auch einen Genitiv 
auf -a erhalten haben, meist partitive Bedeutung angenommen; 
CHury MHOro viel Schnee, aber öü-i Be cmu a weisser als Schnee; 
ähnlich, doch seltener: BucOKaro pocxy hohen Wuchses 
{Turgenevt 3an. Oxoth. 1881 pg. 49), — Im Dialekt ist 
dieser Einfluss der u-Stämme noch weit stärker, indem dort 
Wörter, die in der Schriftsprache ihren Gen. Sg. gewöhn- 
lich auf -a bilden, die Endung -y angenommen haben z. B. 
Sybmkov, III, 306 31: H ne CKasajn s chx pOAHvejb- 
ÖaTioniKy ünd ich erzählte nicht den Traum etc. — KclosoVf 
3aMiiTKH 42: Co(5pa;iocii uapody TfeCHO Bs versammelte sich 
das Volk gedrängt. Zahlreiche Beispiele v. LeskieUf Beiträge 
VI, 171 ff., Kolosov, Ortsop 214. 

Zu diesen nach den n-Stämmen gebildeten Genitiven 
scheint rair auch das in der Umgangssprache so häutige unTy 
zu gehören. Beispiele : UejiOB'ßKi> poAiucA hs'B uitmy if iioft^erL 
VB m>Th Der Mensch ist aus nichts geboren und wird wieder 
zu nichts, tforfli^-ro y naci y caMiixi» iiHoro Von dem Hichts 
besitzen auch wir sehr viel {Dahl), U-st^ an dessen Ur- 
sprung Niemand mehr beim Sprechen denkt, wird überhaupt 
öfter flectiert (y umma HH^ierQ He BOSMeim Von nichts konmit 
nichts; HtTOUi ne Bosueini» h jistomi Mit nichts ist auch 
im Sommer nichts anzufangen, Dahl), also lag es gewiss 
nahe genug, auch diesen partitiven Genitiv zu bilden. — 
Der landläufigen Erklärung, in Ht>Ty werde einfach das t, 
als y ausgesprochen (dasselbe sclieint niir aucli BusJtiev^ 
Gramm.' § 27 pg. 12 sagen zu wollen: „Auf die Verwandt- 
schaft der Laute t, und y gründet sich der üebergang dcj^ 
Ausdruckes Hin» in die Form der Umgangssprache nsTy/') 



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— 17 



stehen die oben erwfthnten Formen paöo-n etc.,- sowie 
npedo MK910, CO MHOio, eo Thut und Ahnliches entgegen. — 
Das neben Htiy Torkommende Htryrfc freilich weiss ich 
mir nicht befriedigend zu erklären; vgl. Kolosbv, UcTopia 89 
Adiu. ]. 

Für das -y des Dat. Sg. der masc. und neutr. u-Stämme 
steht so viel fest, dass es diesen Stämmen nicht ursprüng- 
lich zukommt, sondern durch fremden Einfluss zu ihnen 
gebracht wurde. I ber Woher? gehen aber die An- 
sichten weit auseinander (vgl. ^chleidm', Compendium 3 pg. 553, 
Miklosich, vgl. Grramm. III 5, MafdoWj die langen Vocale 
a, Ci 0 in den europäischen Sprachen. Berlin 1879 pg* 91 
und 158). Leskien (Deel. 63) nimmt Entlehnung aus dem 
Looat Sg. der u-Stämme an, durch Vermittlung eines 
Locat Sg. Tlüku, der auch dativische Function fibemahm. 
Auffallend bleibt dabei, dass diese Endung so Tollständig 
auch in den Datir des Neutrum eingedrungen ist Weder 
das y des partitiven Genitiv, noch dasjenige des Locativ, 
noch das -übt. des Gen. Plur., welche von den masc. 
u-Stämmen in die masc. a-Stämme übertraten, haben beim 
Neutrum (von den wenigen Ausnahmen im Dialekt darf ich 
gewiss abseilen) Aufnahme gefunden. 

Ursprünglich scheint nicht selten die Endung des Dativs 
der U-Stämme, -obit (-ovi) direct in die masc. a-St. über- 
gegangen zu sein (vgl. Sctidvin 1. c. 492 ff.), doch auffallender 
Weise fast nur bei Eigennamen und Fremdwörtern. Ahn- 
liebes ist der Fall im Altpolnischen vgl. Hanusz^ zur 
Statistik der Declinationsformen im Altpolnischen. Archiv 
VI, 5. Das Ostromir'sche Evang. hat nur 1 Mal BorOBH, 
ebenso im Galick. Evang. vom Jahre 1144 {Bttda/ei), bist, 
ehrest. 47, 29). Im XIII. Jhh. scheint diese Endung (nach 
Kolosov, HcTopiff 95) ziemlich starke Verbreitung gefunden 
zu haben (moctobh, MacTepoBn) und zwar anrh auf einLeimischo 

Wörter; auch im XIV. und XV. Jhh. ist sie keineswegs 

2 * 



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— - 18 — 

selten (ibid. 112. 174. 1S5), während sie in der heati^;en 
Schriftsprache sich meines Wissens nirgends mehr findet.*) 

Zweierlei GrUnde hauptsächlich mögen zusammengewirkt 
hahen, dass diese Dativform bei den masc. a-Stämmen keine 
dauernde Au&ahme fand: 1) war die weit früher einge- 
drungene Endung -y durchaus beseichnend genug, stand 
auch nicht in Gefahr, mit den doch im Verglcicli zum 
Dativ nicht häufigen partitiven Genitiven auf -y. oder dea 
gleich zu besprechenden Locativen auf -y verwechselt vai 
werden; 2) war -onii (-ovi) eine zweisilbige Endung, also 
jedesfalls dem Sing, des Masc. sehr unbequem. 

Im Kk^inrussischeu ist das -ob- (-oy-) der u-Stämme in 
mehrere Casus der masc. a-Stämme mit Erfolg eingedrungen 
{MUdosich, vgl« Grramm. HL^, 264) und bewies daher auch 
griSssere Widerstandskraft gegen Ausgleichungen. Im Datir 
Sg. ist jetst -OBi- (-CTi) namentlich bei Namen belebter 
Wesen häufig im Gebrauch. Koihsov^ 06wp 224 OffmowsM, 
Studien 121. Bemerkenswert ist» dass das BHr. die Endung 
•OBi sogar zuweilen für den Dat Sg. neutraler a-Si braucht ; 
6ojiOTOBi (ibid. Anm. 2). 

Der Accusativ Sing, 

fiÜlt bei den masc. a-8tämmen mit dem Koroinativ zu- 
sammen, da leteterer ja, wie oben gesagt, durchweg die 

Form des Accusativ angenommen hat. Es ist indessen 
zu bemerken, dass gegenwärtig die Masculina aller Decli- 
nationsclassen sowohl im Sing, als im Piur., sowie auch 
die Fem. im Flur., wenn sie lebende Wesen bezeichnen, 
den Genitiv anstatt des Accus, verwenden. Diese Er- 
scheinung, deren nähere Begründung Aufgabe der Syntax 

*) Nach ^vi^^derl)oItL'r l'i-iiiiLUL;' hulrij ich es t'ür richtiger, die Enduuff 
-OBii (-ovij im Dat. Sg. der masc. a-btrimme als eiue südrussiäcbe Eigeu- 
tünüiohkeit zu erUftren. Die Beispiele pg. 95 l)ei Kolosov tSaA mit 
rp[aiiaTa] bezeichnet, welcbe wobl midniss. Uraproogs aein bann; 
pg. 112 fehlt eine QneUenangabe; die Beispiele auf .pg. 174 sind aus 
Tpatsk. TuMop., diejenigen auf pg. 185 aus dem Igorsliede, also aus 
Denkmälern, die aus dem Süden stammen. 



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— 19 — 

. ist, soll hier nur kurz besprochen werden. Dass transitive 
Yerba das Object nicht nur im Aec, sondern auch im Gen. 
bei sich haben können, ist eine Eigenschafl^ mit welcher 
das Slavische keineswegs allein dasteht (vgl. Mkhs,, Grramm. 

IV, 495 fiF.), auch im Litauischen haben z.- B. die Verba, 
welche sehen bedeuten, das Object im Gen. (Schleicliei', 
lit. Gramra. pg. 275); Ähnliches weist Gnmm für das 
Gerraanische nach (Granun. TV, 647: ,.(ler Gen, ist unab- 
hängig von der Negation, .... da häufig auch in verueineaden 
Sätzen der Accusativ eintritt".) In den firfthesten in Russ- 
land entstandeneu Denkmälern finden wir diesen Gen. (ganz 
wie im Altbulg.) auf den Singular des Masc. beschrftnkt 
z. B. Ostromir. Etang. 38, a: iHcoyc« mijv* Ymiiki cjim; 
29, 2: im n^nmro tm^Ji nuwun sera; etc. in ungemein 
zahlreichen Beispielen. Doch kann auch ganz gut der ächte 
Accus, stehen, ohne dass dabei eine Bedeutungsrerschieden* 
heit hervor träte, z. B. Luc. YII, 12. Ostrom. Et. 93, a: 
II cc ii:^NOUi:ia,\m o^ukpiuik c-uni; kj^hko yaj^i ujircpn cbokii; 
während dieselbe Stelle in einem andern in Russland ge- 
schriebenen Evangelium des XI. Jahrhnnders (Sn'iiier.^kij, 
CB'B4SHiH H 3aM. No. XXXIII) lautet; h cc ii7,M0uiii.i\m oyuh- 
p-MOA cwBj etc. Ganz besonders häufig ist der Genit. statt 
des Accus, bei Eigennamen; so findet sich im Ostrom. Ev. 
der Accuss. von Incovci (ohne XpHCTOCi>) 63 mal und lautet 
ausnahmslos licevca, also Gen. — Ebenfalls sehr reich- 
lich yorhanden sind die Eftlle, wo im Fronomen der Gen. 
Sg. statt des Accus, steht, hat doch das ProD. KhTO sogar 
überhaupt keine Accusativform. — Wir finden z. R Job. 
XX, 15 im Ostrom. Et. 208,b: rane tu si^m isch m, 
noBiix,^h mm m^y, kgh nososiMi icro; dieselbe Stelle gieht 
ein auch in Russland im selben (XL) Jhh. entstandenes 
Evan.ijeliiini (Sreznevslaj^ Ciii. i. ii Aaw. No. XXV) lolircndi r- 
massen wieder (pg. 52, Z. 21): aine u.i BJ.;i.Ä.vh n ecii. iior.nvK ii. 
II M'i.iiR. Kivic H ecli no.TOHCH.ii.. Doch nicht fils ob dit se» 
Denkmal besonders am alten Accus, festgehalten hätte: 

Luc. XXIV, 39 (ibid. pg. 50, Z. 13) lautet: UKOSKe Mene 

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— 20 — 



BHAHTe, wagegra im Ostrom. Et. 44, b: BKO»e ha BHAm. 
Aber auch im Plural der Pronomina findet sieb diese 
Oonstraction. Ostrom. Et. 192, a: cmch ca com n' wm. 
In einer Handschrift - des XII. Jahrhunderts (8r&gnevi^ 
1. c. No. XXVin pg. 71): Kca m lUwaRH, wozu in der 
spätem (bulg.) Handschr. von Grigorovic die Variante: 
BCtx Hac. Dass nuü auch die '/Tisaiiiuiengesetzten Adjectiva 
und Participia sowohl im Sing, als im Plur. die Genitivforiu 
für den Accus, gebrauchen, ist, nachdem die Pronumina 
mit ihrem Beispiele vorangegangen, keineswegs erstaun- 
lich. — Doch kehren wir zum SubstantiTum zurück. Das- 
selbe bleibt meist in den ihm gezogenen Schranken d. Ii. 
nur im Acc. Sg. masc. tritt die Genitivform ein, aber auch 
liier kann der ächte Accus, bleiben, besondera in oft ge- 
brauchten Wendungen, oder wenn er TOn einer Praeposition 
abhängig ist (bcscto Ha Kon), wo ja die Ausdrucksweise 
deutlich genug ist, um jegliche Verwechslung etwa mit dem 
Kom. zu TerhUten. In den Plur. der masc. SubstantiTa 
scheint der Gen. statt des Acc. erst verhältnissmässig spät 
einzudringen. Genau kann ich den Zeitpunkt dieses Vor- 
ganges nicht bestimmen, doch scheint er — nach Ko-iopobt., 
HcTop. 140 — im XV. Jhh. eingetreten zu sein, d. Ii. also 
zur selben Zeit, als der Nom. Plur. der masc. a-8t. seine 
alte Endung h (i) aufgegeben hatte und dafür die Accusativ- 
form annahm. So hatte der Accus, an Deutlichkeit be- 
deutend verloren und es war begreiflich, dass man zu dem- 
selben Mittel griff, das Tom Sg. der masa a-St und Tom 
Sing, und Ifur, der Pronomina und Ac|jectiTa her der 
Sprache schon seit Jahrhunderten geläufig war. Weit 
später erst wurde auch im entsprechenden Ealle des Plur. 
fenu gener» derselbe Unterschied zwischen lebenden und 
leblosen Wesen gemacht. — Prägt man nach dem Grunde 
dieser ganzen Bewegung, so ist jedesfalls — wie bereits 
wederholt angedeutet — das Ringen nach deutlichem Aus- 
dnick als Hauptmotiv zu nennen. Deshalb ist diese Aus- 
drucksweise mit nur seltenen Ausuabmen auf die belebten 



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— »l — 

Wesen beschränkt geblieben, wo es besonders wichti> war, 
Snbject und Object scharf za scheiden. Im Sg« fem. der 
a- nnd ja^tfimmOi wo Korn, und Acc. zwei so yerschiedene 
Endungen haben, trat daher das Bedürfiuss nie ein. Dazu 
kommt, dass im SlaTischen stets das Object des negierten 
Verbum im Gen. steht (ebenso im Litauischen: SdiHdeher, 
Ht Gramm, pg. 274, und im Germanischen zuweilen: &rimm, 
Gramm. IV, 961. Nachträge: „inzwischen wird der Negation 
mehr Einwirkung auf den Genitiv einzuräumen sein, als ich 
zugegeben habe, da ilm selbst das schwächere un- der Zu- 
sammensetzungen heranzieht" etc.), so dass es also dem 
Sprechenden keineswegs so ferne lag, den Gen. statt des 
Accus, auch anderswo in Anwendung zu bringen, wenn er 
damit eine correctere Bezeichnung erlangen konnte. 

Nicht ausser Acht lassen darf man endlich auch den 
Umstand, dass der Infinitir sein Object sehr häufig im 
Gen. bei sich hat Wsewcl. Miüer (Kühn imd Sdildeker, 
Beitr. YHL, 159) hat diese Erscheinung damit erklärt, dass 
wir es oft mit einem alten Snpinum zu tan haben, das 
seiner Form nach allerdings mit dem Inf. zusammenge&Uen 
sei, aber seine alte nominale Construction beibehalten habe. 

In den Dialekten ist noch vielfach der alte Accus, 
auch bei lebenden Wesen im Gebrauch, so im Klein- 
russischen, in den sibirischen Mundarten und - - wenigstens 
in den Volksliedern — zuweilen auch im Grossrussischen 
z. B. Schein, russ. Volkslieder pg. 32 v. 21: Cs.ia 6n(m na 
ÖapaBi; B&tsonov, Kaleki perechozie I, pg. 627 v. 90: 
Ca/puca ajioä ah hh AOÖpori KOHb (KoUmv, 063op 217 
Anm. 1). — Uber die in der Literatursprache erhaltenen 
Fälle, wie BUA&Ban aa Myim, npOHSsecTH bi omfipUf 
u. dgL siehe ^udaeu, Gramm. « § 96 pg. 228. 

Der Jhstr, 8if^* 

der masc. und neutr. a-Stämme endigt im Altbulg. wahr- 
scheinlich auf- OMii (vgl. Scholmn^ Arch. II, 486 — 4S9; 
Leskien, die Vocale i und k (ü und I) in den jsog. alt- 



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— 22 — 



sloTenischen Denkmälern des Kirchenslavischen. Berichte 
der kgl. sächs. Ges. d. Wissensch, zu Leipzig. PhiUhist. 
Ol. 1875. Bd. 27. pg. 51). Im Ostrom. Ey. imd andern in 
den ersten Jahrhunderten in Busslaod entstandenen Denk« 
mfilem ist indessen gewöhnlicher -uib (-üml), was vermutlich 
aus den u*St, eingedrungen ist (Leskien, Handb. § 58 
Anm. 2), so gut wie der Dat. Plur. auf -un (-ümfl) und 
der Locativ Plur. auf -ixi (-üchü). Andere betrachten im 
Gegenteil -i»ub, -Li.n>, -hxi* (-ümi, -üiiui, -ücliü) als ursprüng- 
lich den a-St. zukommend, weshalb z. B. Vostokov, im 
gramm. Anhang zu seiner Ausgabe des Üstr. Ev. Instru- 
mentale wie c.ioKOMb, RoroMb, MiicoMh unter die Ausnahmen 
rechnet. Ebenso Kolosov, lIcTop. 59. In diesem Eindringen 
von -i»uh (umi) etc. aus den u-St. in die masc a^St. würde 
sich also schon die in späterer Zeit so ungemein verbreitete 
und mächtige Neigung, Ausgleichung unter den verschiedenen 
Declinationsclassen herbeizufahren, zeigen. 

Da im Russ. sowohl i» (ü) als b (I) im Auslaute nicht 
gesprochen worden, letzteres nach m auch keine erweichte 
Aussprache bewirken konnte, trat schon früh statt des ur- 
sprfinglichen -Mb (-mi) das jetzt gebräuchliche -mt. (-mti) ein. 
Ob wir nun aber im heutigen russ. paöoMi. die -Ale Eiidtjug 
der a-St. -omb, oder die ebenluUs häutige der u-St. -lml 
vor uns haben, lässt sich aus dem Russischen nicht ent- 
scheiden: auch -I.MI, niusste der geschlossenen Silbe ■wegen 
zu -OMb resp. -ümt> werden. Herr Prot. Lenkten macht mich 
indessen darauf aufmerksam, dass das Kleinrussische uns 
die Berechtigung giebt, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit 
anzunehmen, dass uns im russ. -om% das alte iMb der u-8t. 
vorliegt. Es wird nämlich klross. ursprüngliches o in ge- 
schlossener Silbe sehr oft zu i {Miklos,, Gramm. I^, 430 
bezeichnet diesen Laut mit 5) z. B. klruss. dvir » ablg. 
Aie|tii bib » ablg. eoei MikLf Gr. III 3, 251; ebenso auch 
in Flexionsendungen: paniv, siniv (Gen.-Acc. Plur.), tim 
Loc. Sg. von toj, dagegen selom (Instr. Sg. n.), ]):uioni (bei 
OsadcUf während Miklos. allerdings pauem angiebt), so dass 



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— 23 — 



wir also die beiden letztern Formen auf *sel-ümi, *pan-üml 
nach den u*St. zurückführen müssen, weil *8el-omX^ ^pan-oml 
nach den a-St. zu *sel-im, "^pan-im geworden wären. Tgl. 
OffonowsMt Stadien 36. 

Den alleinstehenden Instr. Sg. anf -&nrb bei St^eräing, 
Yolksepen etc. 1282, 24: Tamii no5elt6ii, nOAepHCi TaTapH- 
HUMi KacBHOBCKHirb führt SoUisov (OÖsop 220) auf den 
Einflnfis der AdjectiTa auf -hbi zurftck. 

Das (-e) des 

Lor. Ä/., 

(las den a-Stämiueii als Kiuimig eigeutüiulich ist (vgl. Leslden, 
Deel. 53), bleibt in der ganzen Entwicldimg der russ. 
Decliiiatioii ungestört erhalten. Gleichwohl hat dieser Casus 
eine grosse Einbusse erlitten. Während er früher selb- 
ständig die Function eines Locat. versah z. B. Hob-b ropCAii, 
in Novgorod, PocTOBB in Rostov, kann er jetzt nur noch 
in Verbindung mit einer Praeposition erscheinen und ist 
ohne eine solche nur in wenigen adTerbiellen Ausdrücken 
geblieben (Mklos., Gramm. lY, 162). 

Neben diesem Locativ auf 't findet sich aber irflhzeitig 
die von den u-St eingedrungene Form auf -y. In den sog. 
pann-sloT. Denkmälern erscheint dieser Locativ nur im 
Codex Suprasliensis (Scholcin^ Aich. 11, 493 Ö'. — Is'ur ein 
Mal im Evang. As-;em.: pA^oy, wenn dieses Wort wirklich 
a-St. ist): im Ostrom. Ev. finde ich ihn gar nicht; denn 
KJ, AOMoy, iio.Tov, KL YHiiov, 0 cuHov gehören den u-St. an 
und haben also ihre regelrechte Flexion erhalten. — Kolosov 
erwähnt diese Locative erst im XV. Jhh. (Hct. 144), doch 
werden sie sich vereinzelt gewiss auch früher schon finden: 
Bi. ytsAYt VI» CTany (HcTop. 175), im Igorsliede o nojKy 
(ibd. 186). In der Schriftsprache ist dieser Locativ gegen- 
wärtig sehr verbreitet, und noch bedeutend zahlreicher 
kommt er in den Dialekten vor z. B. Barsov, Klagelieder 
pg. 230 V. 124: Ha 4Tuiy; Hilferdittg, Yolksepen pg. 360, 26: 
Ha TaKO.M'b 6hm) crpaxy; vgl. die Beispiele aus den von 
liybnikov gesammelten Liedern bei Le^kitn, Beiträge VI, 



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- 24 — 



172. Ja auch bei Eigenuamen wird mundartlich der Loc. 
auf -y angewendet: Kireavskij, Lieder etc. VII, 53: llüiii.ia 
CAAm no BceMy CsBepy, || 04yTii-iaca h AVeery, in Kiev. 
Auch im Kieinrussischen sind die Locative Sg. auf >y (-u) 
▼on masc. a-Stämmen sehr beliebt. Ogonowski, Stadien 46 
und 121. — Nicht unbemerkt wird bleiben^ dass die meistea 
der Wörter, welche den Loo. auf -y bilden können (was 
ebenso gut auch für die Genitiye auf -y gilt), einsilbig sind. 
Von den bei Vbstckw, russ« Ghramm. i> pg. 23 genannten 
94 Beispielen sind nur 12 zweisilbig und von diesen haben 
Überdies 6 auch den Loc auf (Q. Auch die u-Stämme 
sind im Russischen einsilti ^, und dem Gleichklang wird man 
wol diesen häufigen Ubertritt ihrer Endung in die a-St. zu 
verdanken hüben. — Die Annahme einer Verwechslung des 
Locat. mit dem Dat. weist auch MMosuHi zurück. Gramm. 
IIP, 290. 

Ob die im Masc. und Neuti*. sehr seltenen Locc. Sg. 
auf -bi: la 4B0pbi, Ha m-SCTu wirklich dem Einfluss des 
Femininum, welches zuweilen die Loc-endung der Endung 
des G«n. gleich gemacht hat (siehe unten), zuzuschreiben 
seien, wage ich nicht zu entscheiden; Tgl. Ko^sov^ 0630p 224w 

Der TocaHv 

ist dem heutigen Gh'ossrussisch verloren gegangen bis auf 
ganz wenige aus der Kirchensprache erhaltene Fälle : BoHce, 
iHcyce, Xpiicxe, othc. Im XIII. Jhh. scheint die Schrift- 
sprache den Voc. noch gebraucht zu haben (Kolosov, HcTop. 
96 Aniu. 1) und auch im Igorsliede noch sind Vocative gar 
nicht selten: 0 IJoane, o niixpe, oparr etc. (Buslaev, Gramm.* 
§ 90, 2. pg. 2U9). Im Elleiuruss. ist der Yocativ noch 
unverkürzt in Auwendung, dagegen findet er sich in den 
Volksliedern der grossruss. Dialekte äusserst selten (Kolosov, 
Oösop 214). Ans den Bffbnikot/whßii Liedern ftthrt LesJäen 
(Beitr. VI, 174) an: Oncy^a tm, q&iOB-sMe? 1, 88. — Im 
Weissruss. begegnet man dem Yoc. öfter: Oft none, none, 
tiaiUKa Hanrbl liane MsaHel YgL Schein, weissruss. Lieder 



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— 26 — 



pg. 530. Daneben steht aber auch ein Yoc. auf -y nach 
den u-St: Ott cuHxy, moA obmicyl oft ABOpyMOftl — ibid. 

Nach LesMm (Deel. 81 ff.) liegt in der Endung i des 
Nonk Plur. maec. ein Anschluss an pronominale I'ormen 
wie z. B. ti vor. Im Rassischen erhält sich diese Endnng 

unangefochten bis etwa gegen das XIV. Jhh. Von da ab 
truten erst vereinzelt und dann iiutuei z:i!)b eiclier Nominative 
Plur. m. mit der Endung -h auf: noHt i.i so.iOTbi (KolosoVy 
IICT. 109). Wenn die Datierung Luvroc^kifs riclitig ist, 
wonach die erste Hand der ersten Novgoroder Chronik in 
dem Manuscript der Synodalbibliothek zu Moskau „durch- 
aus nicht später als in die erste Hälfte des XIII. Jahr- 
hunderts'* fiele (Kol., HoTOp. 125: XII. Jhh. muss Druck- 
fehler sein), BO hätten wir schon für jene Zeit Nominative 
auf -fei anzunehmen. — Dass man nun in dieser Erscheinung 
ehie Vermischung des Masc. mit dem Fem. erblicken dürfe 
(wie KcHosov zu verschiedenen Malen erklärt; HcTop. 110, 
115« 139: cutmeHie p040Bi>), glaube ich nicht, es scheint 
mir vielmehr die Endung des Accus. Plur. masc. auch in 
den Nominativ eiiigedrungen zu sein ; denn 

1) liatten die Masculina in allen Declinationen im Sing, 
den Acc. und Nom. gleielilautend, also lag es nahe genug, 
diesen Zustand aucii für den Plur. herzustelieu. 

2) war bei der nicht unbeträchtlichen Anzahl von 
Substantiven mit Gutturalen von der Endung (nachdem die 
Wandlung derselben vor den i-Lauten aufgegeben war) der 
Accus. Flur, lautgesetzlich mit dem Nom. zusammengefallen: 
beide endigten auf h (i). So mochte sich die Empfindung 
entwickelt haben, h (i) im Nom. Plur. sei — wie das ja 
im Acc. Plur. tatsächlich der Fall — nur in Folge der 
ihm voiliergehenden Gutturalen aus u entstanden, und wo 
sich Gutturale nicht fanden, wurde in beiden Casus u 
gesetzt, 

3) möchte nicht ohne Eiufluss auch der Umstand ge- 



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- 26 — 



wesen sein, dass in jener Zeit in einzelnen Dialekten h (i) 
und M gegenseitig wechselten (vgl. Kol,, Hct. 105. 133.) 

Ganz selten nur findet sich auch die Endung u im 
Nom. Flur, der Neutra z. B. t-sjuiI u. a. {Kdosov^ 0630p 213), 
ich glaube aber kaum, dass Kolosov auf diesen modernen, 
in der historischen Entwicklung der Sprache nicht nach- 
gewiesenen Übergang seine Theorie von dw Vermischung 
der Geschlechter wird stützen wollen. 

Dass nach Giitlui aleii li in ii {}) übergehen nuiss, wurde . 
soeben erwähnt; wenn wir nun Nom, Plur. wie 6üni. .JByKii, 
fl3LlKH, rpiiXii vor uns haben, so dürfen wir, wie ich glaube, 
nicht annehmen, dass uns lüer die alte Form des jSoni. 
Plur. masc. auf ii (i) erhalten sei, obgleich formell die 
strengste Übereinstimmung mit der alten Endung herrscht» 
sondern wir müssen folgende Entwicklungsprocesse aus- 
einanderhalten: Die erste Stufe ist 60311, sauuii, rptCH, im 
Altbulg. Kegel, in den ersten Jahrhunderten russ. Literatur 
ebenfalls. Dann siegte die Neigung des Bussischen, die 
Gutturalen vor den Declinationsendungen nicht zu erweichen, 
und es entsteht die 2. Stufe: <k>rH, ffSbiKii, rpsxn. Etwa im 
XIV. Jhh. wird der Nom. Plur. dem Accus, gleich gemacht, 
d. h. er erhält die Endung -1,1, also: *6ori.i, *a3biKiii, *rpBXbi. 
Dass ie einmal ^aunuKiw, iio.Uxi.i, iiocaAiiUKbi ytsprovlten worden 
wäre, glaube ich — wie oben schon gesagt — nicht, aber 
geschrieben liegen diese Formen vor und dienen uns als 
Beweis, dass auch bei den Stämmen mit Gutturalen die 
Accusativendung in den Nom. eingedrungen ist. Später 
trat die correcte phonetische Schreibung wieder in Elraft, 
und so haben wir jetzt die 4. Stufe: Oorii, «suki^ rpsxH, 
also ein Nom. Flur, der Bedeutung, Accus. Plur. der Form 
nach. — Im Kleinrussischen tritt diese Erscheinung klarer 
zu Tage. Jetzt gebräuchliche Nominative Flur, wie bobkii 
Wölfe, müssen auf den abulg. Acc. Plur. utuni zurückgehen, 
da der abulg. Koni. Phn. kajuih im Klr. böbiui wäre. 

Auf einen kleinen Ivixis von Wörtern beschränkt, aber 
schon im Altbulg. vorkommend, tinden wir die Piuraibildung 



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— 27 — 



auf M (Qa), ablg. nn (ija) und kn (]()a). Von (Kpan» z. B. 
kennt das Ostrom* Evang. nur den Plural s|»m«. £s ist 
dies ein CoIlectiTum femin. gener. und sollte also das Yerbum 
im Singular bei sieb baben, ist aber &st immer mit dem 
Plural verbunden. Miklos., Ghramm. XV, 48: hrat^a v&a 
prostqpivüh padoif na nogu jego mol^ste povedati imü ?»% 
(aus dem Cod. Suprasl.). — Dem Beispiele von bratija 
folgten andere Wörter und zwar ebensowohl Masculina als 
Neutra: apy^bh, .iiicThH, Ko.iocba, At^p^'HhH, Kpwjiba u. a. m., 
vgl. Vostokor, Gramm, pg. 25. Bei denjenigen dieser 
Substantiva, welche neben der Pluralbiidung auf -ha (-)(ja) 
auch noch die regelmässige auf -i.i, resp, -a im Neutr., haben, 
tindet zwischen den beiden Pluralformen ein Bedeutungs- 
unterschied statt. Der Plural auf -BS behält entschieden 
seine collective Bedeutung, während derjenige auf -u, resp. 
>a angewandt wird, wenn man — wie Vostokov 1. c. sieb 
ausdrückt — yon den Gregenständen im Einzelnen, als von 
Einheiten spricht — Ursprünglich wurden diese OollectiTa 
auf -hn (-ija) natürlich wie Singulare von fem. ja-St. flectiert, 
also z. B. im Ostrom. Ev.: efkaiHKi — bratija, Gen. epiiTHU — 
bratija, Dat. uf^^THH — bratii, Acc. EpAiiiin. — bialijc^, Instr- 
r,p.iTHM:w. — bratijeja, Voc. z. B. in der Sclienkimgsurkunde 
des Grossfüi'sten Mstislav etc. 1128 — 1132 {Buslaev, bist, 
ehrest, pg. 347, 8): öpaxiit — bratie, für — hk (-ije), wie im 
Zlatostruj aus dem XII. Jhb. (ßreznevskij, CBr,,^. ii San. 
No. XXII pg. 12. Z. 13: b|>ithic — bratije). Nach dieser 
Declination scheint noch gebildet zu sein der im nördl. 
Grossrossiscb yorkommende Nom. Plur. 6paTbH — bratii 
z. B. Mrifevsk^, Volkslieder 1. 80 t. 112: Tyn bcs 6paTbH 
4a BsöyHTOBajiHce.*) — Sonst aber werden diese Formen auf 
-bfl («ija), die nun einmal syntaktisch als Nom. Plur. be- 
trachtet und gefühlt werden, jetzt stets plurslisch weiter- 
flectiert, worüber bei den einzelnen Casus. 

*) Die Möglichkeit, (Ihüs wir es mit eisnem Plur. masß. zu tun haben» 
ist indessen mcät ausgeschlossen. 



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- 28 — 



. Sehr verbreitet ist eine dritte Pluralform bei den masc^ 
a-St.: diejenige auf *a. In früheren Jahrhunderten scheinen 
sich solche Fluralbildnngen selten zu finden; selbst Lomonosov 
scheint jedesfalls eine solche Verbreitung der l^om. Plur. 
mäsc. auf -a, wie wir sie heute Tor uns sehen, noch nicht 
gekannt zu haben (vgl. seine Gramm. § 195). — Die bei 
V&stökov, Gramm. 12 § 29, 3a aufgezählten Beispiele sind 
zunächst iu zwei besondere Kategorien zu scheiden: Bei 
einer Anzahl derselben haben wir es entschieden nicht mit 
einem Nom. Plur., sondern mit einem Nom. Du. zu tun: 
xcepHOea — die 2 Mühlsteine, pyKana — Ärmel, pora — 
Hörner, 6oKa — Seiten, r.iaaa — Augen, auch Bopoxa — 
Tore, Türflügel, das i\AXiii.BuslaeVf Gramm. ^ § 98 Anm. 3 
nicht I^eutr. si^n soll, wie gewöhnlich im Anschlüsse an ksl. 
i^Ts — vrata — angenommen wird, sondern Masc, mit 
einem Nom. Sg« BOpon. Diesen darf man nun vielleicht 
andere hinzufügen, welche Gegenstände bezeichnen, die man 
sich gewöhnlich als aus zwei Teilen bestehend denkt: icysOBi, 
KOpo6i — Korb, inejeirB — Peitsche, KO^OKOJb — Glocke, 
CTpyr% — Hobel. — (Im Widerspruch zu einer derartigen 
Auifassung steht allerdings ^itxi>, indem Mtxii — Blasebalg, 
Mtxa — Pelzwerk bedeutet, während man gerade das Um- 
gekelirte erwarten sollte). 

Die noch übrig bleibenden Plurale auf -a wie: ropo^a — 
Städte, ocTpOBa — Inseln, nuipeöa — Keller, npo*eccopa 
— Professoren etc. etc. weiss ich mir nur als CoUecti?- 
bildungen m erklären. Vielleicht darf man auch, wie 
Baudonin de Courti nay (Beiträge VI, 40 — 43) für die 
polnischen masc Plur. auf -a das tut, eine Anlehnung an 
die neutrale Declination annehmen, und endlich möchte 
ich einen bei Baudonin 1. c. Ton Schleicher hinzogeftgten 
Grund wenigstens nicht unerwähnt lassen: „die Ge- 
wöhnung des Sprachgefühls, den GenitiT Sg. und den 
Nom. Plur. oft gleichlautend zu vernehmen, z. B. in alt- 
bulg. dela, polja, ryby, volje, kosti-' — obgleich ich dieser 
Gewöhnung, da sie auf das Fem. und Neutr. beschränkt 



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— 29 — 

ist, einen besondern Einflnss auf das Masc, nicfai beimessen 
möcbte« 

Mnndarfliche Formen ivie cuHOsa (M^erding, Volksepen 

844, 13: A 3TH BCft CMHOBa vh pa3(k>tt noin^n), CBaTOBa (ib. 

845, 16: Ha-BxajiH na Aonny kl ueft cuaroBa), /\ai)OBa (ib. 953, 15: 
A 8TWH /lapona kh«3fo nojiioÖHJiHce), neben denen auch solche 
auf -bR (-ija) vorkommen z. B. CbiHOBLH, AapOBbH {Ryhnikov 
II. 7, 65: Bo3bMHTe-Kc\ AapoHbH ue.inKie) fsLSst Kolosov (Oöaop 
211) als durch Ausfall des b (i) enstanden auf: CLiHOBta — 
cuHOM » cuhob'h — cbiHOBa. Ich halte diese Annahme nicht 
fQr nötig, sondern glaube cuHOsa — synova — etc. ganz auf 
dieselbe Stufe mit ropo^a, narpe6a stellen zu dttrfen. Neben 
einem ächten oder angenommenen Nom. Flnr. nach den 
u-St: cuHOBe, ^lapoBS, csaTOBe kann ebensogut ein cunoBa 
/tapoBa etc. entstehen, me neben aohu ein 40Ma, neben 
iipo«eccopbi iipo4>eccopa, ohne dass man eine Vorstufe *40Mfca 
*npo*eccopba — oder Ahnliches anzunehmen brauchte. 

Im Klcinrussi^:<]iL')i sind sowohl die (eoUectiv.) Pluiale 
auf-ba, als diejenigen auf -a (dualisch.) selten, üfter dagegen 
findet sich bei masc. a-St. ein Nom. Plur nach den u-Stümmen 
z. B. BlxpoBC, cTO.iüBe u. a. Ogonowski pg. 125. Durchaus 
nicht auffallend ist, dass die Sprache bei Wörtern, welche 
sowohl den Flur, auf -bi, als denjenigen auf «a besitzen, 
diese Doppelformen zu einer Bedeutungsrerschiedenheit 
verwertet z. B. von o6pa3':b Art oder Weise, Heiligenbild, 
bedeutet der Flur, oöpasu die Arten, Weisen, aber otipaaä 
nur: die Heiligenbilder. — Auch in andern slav. Sprachen 
ist es keine seltene Erscheinung, dass, wenn durch irgend 
einen Zufall der Entwicklung sich f&r einen Casus zwei 
verschiedene Formen gebildet haben, man denselben ver- 
schiedenen Sinn beilegt; es fühlt z.B. Baudouin de Court. 
aus dem Polnischen an (Beiträge VI, 22): „na cole heisst: 
auf der Stiiii, und na cele im mutapborischen Sinne: an 
der Sjiitze z. B. einer Partei, einer Armee ' . 

Dass man, wie Kolosov (Oöaop 213) meint, genötigt sei, 
die Übertragung dieser Endung -a des Nom. Flur. masc. 



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_ 30 



aacb auf die Fem., ja auf die AdjectiTa anzimebmen, mochte 
ich bezweifeln, zumal Kdosov nur 3 Beispiele aufbringen kann. 

In Bezug auf die Endung des Nom. Plur. nadr* der 
a<St bedarf es einer weitem Erklfirung nicht 

Das Suffix des 

Ocn. Plur., 

welches „idg. nicht -äm, sondern -äni, genauer -ajm" ( Odhoff 
in: Osthoff und Brtigman^ Morpholog. TJntersuchungen. 
1. Teil. Lpzg. 78. pg. 207.), also urslav. -öm ist, musste, 
an die masc. und neutr. a-Stänune antretend, nach slavischen 
Lautgesetzen zu -ü (-i) werden, also im Masc. mit dem 
Nom*-Acc. Sg. zusammenfallen. Dieser Zustand herrscht 
denn auch meistens in den sog. pannon.-8loTenischen Denk- 
mfilem, und eigentlich nur der Codex Suprasl. mit 15 ver- 
schiedenen Beispielen auf -on (-ovü) im Verhftltniss zu 
seinem Umfange nicht sehr viel — macht davon eine 
nennenswerte Ausnahme {SchoJvin, Archiv II, 491 ff.). Auch 
das Ostrom, luv. bewahrt den alten Bestand und hat — so 
viel ich sehe — als einzige Abweichung dreimaliges rfttt^ORi» 
(159a, 255b, 258a) neben einmaligem rpT.,\"i» (248a) und 
RpAvesT. (243 d), wobei Vostokov s. v. rpvfc darauf aufmerksam 
macht, dass der Genitiv auf -Wh nach Substantiven, der 
alte Grenitiv aber nach Praepositionen stehe, was zwar fürs 
Ostrom. Ev. eintrifft, in andern Fällen aber entschieden nicht 
Das zu B^e nehmen der u^Stämme in diesem Casus hat 
natOrlich wiederum nur grössere Deutlichkeit zum Zwecke. — 
In den russ. Denkmälern nehmen die anfangs nicht zahl- 
reichen Genitive auf 'Osi» constant zu (vgl. Kdosov, Hct. 
70, 109 — cOROJiHHKOBi», ipyrorb 121, 142, 167, 174), bis 
sie im XV. Jhh. zur Regel werden, während die alten 
Genitive die Ausnahme bilden. Während nuu in der 
heutigen russ. Schriftsprache die Endung -oiri. auf die Masc. 
beschränkt geblieben, hat sie in den Dialeltten noch viel 
weiter um sich gegriffen; sowohl Fem. als Neutra auf -übl 
sind da gar keine Seltenbeit: Knuroob, .lo^Koni., na.iKODi; 
Twvh, cejiOB^, miBOBi etc. (Kdosov, 063op 216). Im Moskauer 



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— 31 — 

**■ 

Dialekt hOrte ich häufig itbctobi und Ähnliches. Bas Klein- 
russische hat nicht selten sogar 6aÖiB der Weiher, stBia^B 

der Stcriie, kbiik'ib der Blumen, ja auch von Xeutris miic.iiu 
der Zahlen u. a. Ogonowski 1. c. 126. — Auch in andern 
slav. Sprachen ist die Endung -oub einflussreicli gewesen, 
Bandouin r?" Cotirtenmj stellt (Boitrilge VI, 57 tT.) für's 
Polnische die interessante Tatsache lest, dass dort -öw er- 
folgreich in's Fem. eingedrungen ist, indessen von den 
sprachreinigenden Grammatikern des XYIII« Jahrhunderts 
wieder ausgewiesen wurde bis auf wenige Beste, namentlich 
in einsilbigen Fem. — Die grosste Yerbreitimg bat -ot 
zweifelsohne im Ober- und Niederserbischen gefunden: in 
der erstem Sprache sind nur die fem. i-Stämme davon frei 
geblieben (kos^), in der letztem ist es auch noch bei diesen 
eingedrungen (koscov) Mikios., Gramm. III 2, 476 und 510. 
Reste der alten Formen siud natürlich auch hier vorhanden 
ibid. 475. — Ganz frei dagegen von diesem -ov der u-St. 
hat sich das Kroatische der Küste, wie es in den von 
WilndicU gesammelten Märchen vorliegt, erhalten und zwar 
nicht nur im Gen. Flur., sondern überhaupt, vgl. Leakim, 
Archiv Y, L^5. 

Die Sndung -efl (-ej) der i-St» kommt hei den mase. 
a-St. nur vereinzelt vor und zwar nur im Dialekt. Koltosov^ 
Odaop 217 nennt: anrejeft, 6-Bceft (aus dem CÖopHHirb pyccKHX'B 

AyXOBH. CTHXOBl hg. TOU BapSBUOBl. 1860). 

Von den heutzutage im Russischen noch erhaltenen 
alten Genitiven auf haben wohl die meisten ihre Existenz 

einer fast fortwährenden Verbindung mit Zahlwörtern zu 
verdanken, welche den Gen. Flur, verlangten, so dass eine 
derartige stereotyp gewordene Form einer Modernisierung 
\veMiger ausgesetzt war. Hieher rechne ich: a.vn.nrb, Drei- 
kopekenstück, apiiiiiin., ein Längemnass, ny ri,, ein Gewicht 
40 Pftmd, pas'j., Mal, r{)efla4epi>, ,xparyiri>, Ka.jcn., co.i^an., 
Me.iOBtK'B Mensch, im Sinne des deutschen Plur. Mann, 
50 Mann u. dgl, dialektisch auch ro^x, Jahr {Bybnikov^ IV. 
60 V. 9: ABBuaAiViTb roAi»)! in der Schriftsprache jetzt stets 



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— 32 — 



roAOBii* Der ESeinrnsse sagt thlu roA neben cbfu ioaIk, 
CbiM piK neben cbiM pOKiß sieben Jahre, KÜbKO pas neben 
K1.1LK0 pasiB wie viele Male? - Of/oiwirsld, 1. c. 126. Dass 
mau bcreclitigt. sei, auch caiiiu i., Stiefel und nyjiOK'K, Strumpf, 
hinzuzufügen, weil man meist gesagt liaben mag: ein Paar — 
mit folgendem Gen. Plur., will ich iiiclit direct behaupten. — 
Endlich hat sich in Yölkernamen oft der alte Gen. Plor« 
erhalten, so in ßapaii., Varäger, CapamiHt, Saracene, iras 
Vostokov, Gramm.i2 pg. 23 damit erklärt, dass diese Formen 
^au8 alten Bttchern genommen** seien (h31 CTapHHHurB khhtl 
3aHMCTB0BaHHbifl); zu ibnen kann man wohl mit derselben 
Begründung auoh TypoKi, der Türken, TaTain», der Tataren 
(bei RyJmtk^ reebnen. — Wenn auch bojioc'& Haar und 
rjim, Auge (Nom. Plur. dojiocm und BOJioea, rjiaaa) im G^. 
Plnr. BOJioci» und vxmb haben, so ist wohl zu yermuten, 
dass der ]^süm. Plur. auf -a als Neutr. PL betrachtet und 
als solches weiterflectiert wurde. — 
Endung des 

Dat. Plur. 

der masc. und neutr. a-Stämme ist ursprünglich -o»rB (-omü, 
nicht -'tM't -ümü; Schdvin, Arch* II, 486 E), ganz selten 
nur tritt dafür in den pannon.-slov. Denkmälern -'bmt. d. h. 
die Endung der masc. u-St. ein {Leädm, die Yocale % und 
h etc. pg. 83). Sollte dies auch im spätem BussiBch ge- 
schehen sein, 80 lässt sich das, da in Folge der Lautgesetze 
auch »iMi zu -OM'B werden musste, nicht mehr feststellen. — 
Bis zum Xiy. Jhh. sind uns die Dative &st ausnahmslos 
mit der Endung -om» flberliefert, von da an aber finden 
sich neben CTOJiHiiKOMb, ropoAHiuaHOM'L, »ie.ioBT>KOMT>, /(BopHHom 
auch Formen wie /^RopanaMb, öoapaMT» (Kolosov, Uct. 1<>9), 
so dass man vielleicht für die gesprochene Sprache dieses 
Jalirhunderts schon -mvh als die auch im Masc. herrschende 
Endung des JJat. Plur. ansehen darf. — im XV. Jhh. 
dauert in der Schriftsprache der Kampf fort, -aM^ gewinnt 
immer mehr Gebiet und ist in der heutigen Literatursprache 
alleinherrschend geworden und zwar in allen Geschlechtem 



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— 38 — 



ftUer Deoünationeii^ Hier Hegt tmn als» aUerdings ein 
Übergang der Endung Ton einem Gesoblecht in^s andere 
vor. Daneben — glaube icb — wird die vielen rase. Dialekten 
eigene Aussprache des unbetonten o gegen a hin nicht ganz 

ohne Einfluss gewesen sein (vf,'l. Ho.iocoes, HcTop. 131). Im 
Polnischen hat nach Baudouiu de CourttHny (Beiträge Yi, 49) 
ein Process in umgekehrter Richtung stattgehabt. Dort 
wurde „-am mehr nach -om liiu ausges])n)chen"; überdies 
sollen nach Batulouin die Masc. und Leutra durch ihre 
übenviegende Mehrheit dahingewirkt haben, dass jetzt die 
Endung des Dat. Plur. für alle drei Geschlechter -om lautet; 
cbtopom, rybom, dzielom. — Am feinsten hat wohl das 
NeusloTenische die Unterschiede erhalten; auch im Serbi- 
schen werden, soweit nicht Dualformen dafür eingetreten, 
Masc und Fem. in diesem Casus geschieden: robom, selom, 
aber libam, materam* Das Kleinrussische hat wie das 
Grossruss. alle frühem Differenzen verwischt, nur in wenigen 
ünterdialekten scheint das alte -0M^, das lautgesetzlich zu 
'lyib werden musste, noch erhalten zu sein: bojk. bo^äIm, lemk. 
BÖJiiM den Ochsen, hciUIm den Juden, uauiM den Hen'en; 
Oyonowski, 1. c. 12<n 

Selten nur ist uiack KoAOCoed, Oöaop 219) in grossruss. 
Volksliedern die Endung -OMb erhalten z. B. Hilf'erdhig, 
Yolksepen 714, 32: iieJxmrB laTapanncoM b; Kireevskij, Lieder 
IV. 99 T. 288: no 0x0^.10 Mi cbohatb. Indessen bleibt noch 
festzustellen, ob hier wirklich alte Formen, oder nicht 
vielleicht dialektische Aussprache des -air& — umgekehrt 
wie oben angenommen — vorliegen. 

Einen seiner bunten Zusammensetzung wegen interes- 
santen Dat. Plur. m. fahrt Kclosov (SatrsTiCH pg. 274) aus 
Vjatka an: öpaxoBbaM'i.. Also Endung des Gen. Plur. der 
u-8t. (richtiger: überluuipt riuralbihluiig nach den u-St.), 
daran fem. CoUectivbiklimg auf -j.h und endlich Endung 
des Dat. Plur. fem. — Alles an einen masc. a-St. ange- 
hängt. — Ahnliches werden wir unter den Kenten der 

u-St» zu erwähnen haben. — Uber den Gebrauch der 

s 



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— M — 



InstnmidntelfcniiaK fltr dm XHvt» Flu; nak btitt Intfar. 

Det .lern«. IVur. 

der masc. a-Stämme behält seine ursprüngliche, aus -ans 
hervorgegangene Enfkmg -ui (-y) (vgl. Leskien. Deel. 104) 
im ganzen Verlauf der Entwicklung. Wenn in der Ipatski- 
«chen Handschrift von Nestors Chronik öfter -h (-i) erscheint 
WO die LavrenijeifBche bi (-y) hat, z. B. na CUoBenii (Ipat.), 
Ba CjiOB6nU (Lavrcnt.), so kommt das hauptsächlich aiif 
Beohmtng des südlichen Dialektes, den die Ipat überhaupt 
seigt; tgL Mßlü80», Her. 149 £ — In klemzuBBiscIien Yolks- 
liedem kommt zaweüen Ton masc apSt&mmen ein Acc. Ptnr. 
TOT, der Tcn den a*Stfiinmen und zwar Tom NoiMnotiv Plo^. 
denellMii genommen ist: tusMb» die Brede, crojiöBe die 
Tisclie. (^i^mowM 137. 

Jbisir, FImt» 

Die masc. und nentr« a-St haben im Instr. des Plural 

die Endung -h (-y), doch daneben schon in den ältesten 
ablg. Denkmälern auch -^mh (-ümi) {Leskien, Deel, lu^l — 1Ü4. 
Scfiolvin, Arch. II, 495), welches aus den u-St m die a-St. 
übergetreten ist Den russ, Handschriften der ersten Zeit 
fehlt diese letztere Form für die a-St. fast ganz. Aus dem 
XI. Jhh. führt Kolosov (iicTop. 70) nur npopoiCbMH an. Im 
2JH. Jbb« soll die Endung »im (-mi) ziemlich gebräuchlich 
gewesen sein (ibid. 112 Anm. 1), im XIY. Jhh. tritt auch 
schon -anH daneben anf (also gleichzeitig mit dem Datir 
auf -a»E: ropOAHH, Vh jyruoi (ibd. 110), so dw sich die 
alten Instr. anf (»y) denen auf -m und -am gegenüber 
schon in der Minderzahl befinden. Diese YerSnderang er> 
hielt durch zwei Umstinde wesenflicbe Fdrdemng. Einmal 
nahm vom XiV. Jhh. ab wie oben gesagt der Nom. 
Plur. masc. die Endung des Accus, an, und so lauteten 
isom., Acc., Instr. Vhiv. bümmtHch auf -m (-y) aus, es war 
daher entschieden geboten, hier wieder eine Differcü/uoi uug 
eintreten zu lassen. Dann standen anderseits die masc« 



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— 35 — 



a*St mit ihrer Endung -u (-y) so «emlich aUeia da: i-St, 
fem. a-St», Pronomen, zusammengesetztes Acljeeti^, Alle 
hatten im Inrtr. Plnr. die aelir charaktenstisehe Endimg 
auf -MH l-m^ nnd der stets rege Trieh nach AosgleichuDg 
der ▼erscbiedenen Declinationen nnter einander hatte also 
leicht einen Ersatz zn finden fOr das -u (-y), das nicht 
mehr prägnant genug war, einen so wichtigen ('asus wie 
den Instr. auszudrücken. Neben diesem -mh (-mi), AapME, 
ropojMii, drang auch das volkre -aivm (-ami) der fem. 
a-Stümme ein und zwar mit um so grösserem Erfolg, je 
mehr sich im Dat. Plur. die Endung -aM b (amü) festsetzte. 
Ffir das XY. Jhh. schon soll -aMif das entschiedene Uber- 
gewicht erhalten haben {Koj., Hot. 143. 166), und beute 
herrscht es in allen drei Geschlechtern. 

In Bezug auf die Dialekte ist zu bemerken, dass irir 
in ihnen sowohl die filtesteni als auch die Übergangsformen 
aufbewahrt ftiden. So bietet KoUmv (Oilaop 221) verschiedene 
Beispiele ans Volksliedern, in denen der Instr. Plnr. anf 
-hl (-y) erseheint J&reevsldjy Lieder L 36, 88: 3iip06Jia 4opora 
-i-BCbi BpbiHCKRMH; Hüf erdin ff, Volksepen 330, 14: CoÖnpajnic« 
CTHAbi OHbi CTa4aMH — ; ibid. 562, 8: Hiiskh noKJiOHbi iio- 
K.ionaeTCff. Doch bleibt die Endimcr nicht auf's RIasc. und 
Neutr. beschränkt, sie geht auch — ubgleich selten — auf's 
Fem. über: Kvreevslnj, Lieder YT. 58, n f. A caMX ropFOMiii^rK 
cjeabi aajiHBaeTCfl. Ganz ebenso in den karpathischen Dialekten 
des Kleinrussischen: CJi^au mit Tränen, neben BÖ.ibi mit 
Ochsen, otfpÄSu mit Bildern. Ogonowski 1. c. 127. Einen 
ganz ähnlichen Verlauf hat die Entwicklung im Polnischen 
genommen, wo heute auch -ml, -an^i die Endung für alle 
drei Gteschlechter ist. Doch steht es insofern gegenüber 
dem Russischen noch nm eine Stufe znrdck, als das -y des 
Masc-Kentr., das sich ebenfalls anf das Fem. ausgebreitet 
hat, heute noch im Prunkstil {Brilckner, Archiv HI, 233) 
gebraucht werden kann und zwar in allen Geschlechtem: 
8 sokoly (mit Palken), krötkeml slowy (mit kurzen Worten), 



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— 36. — 



iE gwazdy jiski acem'i (mit funkelnden Sternen), vgl. Baudoifin 
de Qmrtenay, BeitrSuge VI, 46. 

Die von den u-St heirOhrende ÜbergaDgsform,.wie wir 
sie auch in den Denkmälern des XIY. Jahrhunderts finden, 
zeigen die Dialekte ebenfalls: cjlobhh, yrnra, EoHosov, 
OÖsop 232. 

Eine weitere, sehr interessante Worm zeigt der Dialekt 

von Murom (Gouveni. Vladimir). Kolosov, 3aMT.TKH pg. 304 
sagt: „zuweilen hört man von den Wörtern auf k einen lustr. 
Plnr. mit der Endung -iimh (-imi) statt -aMii (-ami): cmi- 
öhkhmh". — In dieser Form ist der Instr. doppelt aus- 
gedrückt: 1) liegt zu Ci runde der alte Instr. CTOjir»HKhi, der 
im Kuss. nach bekannten Gesetzen zu cto.tÖhkh werden 
musste; 2) an den schon fertigen Insti'. trat noch die 
Insfcr.-endung -mii (-nii), um ein CTOJ1611KH, was ja Nom.« 
Acc. und Instr. Flur, sein konnte, näher zu bestimmen. — 
Obgleich Formen ohne vorhergehenden Outtural auf -umh 
(.ymi) mir nicht zu Gebote stehen, so zweifle ich doch 
keineswegs daran, dass solche existiert haben, oder dia- 
lektisch irgendwo existieren, gerade so gut wie diejenigen 
auf -HMH (-imi). Garantiert ist ihre Möglichkeit durch die 
noch zu erwähnenden Formen auf -biMa (-yraa) und -umr 
(-ima) aus dem Gouvern. Archangelsk [Kolosov, 3uMi>iKH 
333 und 334): cupa^HHWMa, opr^xuMa u. a. Was zunächst 
-bi oder -K vor der Silbe -Ma betrift't, so bringt 'Kolosov 
dieselben mit Unrecht in irgend welche Beziehung zum 
Nom., -LI ist eben wiedenim Instrumentalendung und hat 
mit dem Nom. weiter nichts zu schaffen, als dass es dem- 
selben Gesetze wie dieser unterliegt, d. h. nach Gutturalen 
zu -H (-i) werden muss. -ma ist zweifellos Dualendnng vgl. 
Kdhsov, 3m, 334, Dass dieselbe auch auf den Plural über- 
ging, mochten Formen wie abymAi Tpeiis, nenap^i bewirkt 
haben, die allerdings ftusserlich Duale sind, aber im Be- 
wusstsein des Sprechenden doch als Plurale empfanden 
werden. Herr Professor Leskien macht mich auf die Über- 
einstimmung mit dem Serbischen aulmerksam, wo ebenfalls 



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— 37 — 



im Instr. Flur, die Dualendung gebraucht wird: j^jCHmia, 
HMÖHnMa, c^'^iiMa, während daneben die ricbtigen alten 
Instr. Plur. je.ieuu, cüjih etc. noch fortexistieren. — 
MiMosich freilich ist anderer Ansicht Gramm. III 2, 205. 
Niclit überall mehr wurde empfunden, dass das i==:ablg. 11 
(y), daher tritt 1t* i vorhi ru eilenden Gutturalen ganz unbe- 
rechtigter Weise Erweichung ein: rocima, bozima. 

In den Volksliedern des Gouvernement Olonec finden 
sich nicht selten Instr. Plur. auf -aMbi. Leskien, Beitr. VI, 
176 erklärt -aMbi in seinem ersten Teile als den fem. a-St. 
entlehnt» wo der Instr. -aHH (-ami) erst zu -ami und dann 
zu -am d. h. russ. geschrieben *ain yerkOrzt wurde, an 
diesen Instr. trat dann nochmals die Endung m dör Instr. 
Plnr. masc. — „Auffallend ist nodh, dass bei der Yer^ 
bindung von Adjectiv und Substantiv ersteres im Instr. 
Plur. stets die Ihialform hat: crapuMa CTapyuiKaMu, jiaoRO- ' 
BbiMa cjOBaMhi etc.-* 

Die Instr. Plur. mit der blossen Endung -Mi.i (-my): 
Kireevskij, Lieder I. 87, 46: Y KOiia-Ta Memb ijiaa.vibi 4a 
nojT, yiiiMhi; Barsov, Klageheder b2, 47: roBOpHJia TyTT, ct. 
cyC'BAMbi BecevieuieHbKO; Rybnikov IV. 84 v. 103 : H co BCBwa 
KHHSbflMU u öOHpMbi haben zunächst als Vorstufe r.iasMH, 
yuiMH, cycs^MH, 6oiipHn — durch Einüuss der u-St., oder 
ebenso gut der i-St und hier trat später an die Stelle des 
-n (»i) die alte Instr.*endung der a-St: -u («y). 

In den nördlichen Dialekten des Ghrossrussischen so- 
wohl, als besonders im Weissrussischen kommt zuweilen 
eine Vermischung von Dat. und Instr. Plur. vor {Kolosov, 
3aM. 23, 228, 333, 334. 0630p 220, 221), indessen ist, wie 
Kolosov selbst bemerkt, der Fall viel häufiger, dass die 
Endung des Dativ für den Instr. steht, als umgekehrt. 
Kolosov (0630p 220) sieht hierin eine Vermischung der 
beiden Casus, die vielleicht dem Verluste des einen voraus- 
gehe. Das ist sehr wohl möglich, und man kann sich hiebei 
auf's Serbische stützen, wo jejeHiuiai ce.«UMa auch Dat. und 
Instr. Plur. zugleich sind. Es muss aber doch bemerkt 



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— 38 — 



mdeo, dABS die serbischen F<M.inezi dem Dual eatBommeii 
sind, wo Dftt und Instr. stets und übendl zusimmenfallen, 
also aaeh bei ihrem Überbitt in die Plualfimetaon. Ich 
lege mir die Sache lieber so zurecht: Der Insbr. Flur, ist 

im ganzen Masc. der einzige Casus mit zweisilbiger Endung; 
im Interesse der Gleichmässigkeit erlaubte sieb die Volks- 
sprache, hier die letzte Silbe preiszugeben : xpeMH ropoAHML 
TpeMH C4aBHBiMH — Kdosov^ 3aM. 49. — c j. ApouaM^ ibd. 23 
(auch in der Literatursprache vermeidet man jetzt gerne 
eine zweisilbige Endung : cb hcchom anstatt cb hcchoio). Auf 
diese Weise war allerdings der Instr. dem Bat gleich- 
lautend geworden; wollte man nun correcter sein, so setzte 
man das verloren gegangene «h (-i) wieder an; was Wunder, 
wenn das irrtümlicher Weise in seltenen Fällen auch beim 
Dativ geschah? — Kh no4aTaMK vu a. 

Der Loc. Flur, 

zeigt sowohl in den sog. pannon.-slov. Denkmälern (vgl. 

Schülviu, Arcii. II, 49 j) als auch in den ältesten russischen 
selten eine Abweichung von der ihm zukommenden Endung 
-T,\ f. (-echü) — Leskien, Deel. 105 — . Eine Vermischung 
mit der Endung der u-St. -tXT) (-üchü) d. h. russ. -oxt» 
scheint den russ. Schreibern der ersten Jahrhunderte unbe- 
kannt gewesen zu sein, wenigstens kann ich Beispiele für 
Locative Plur. auf -^xt., -oxt. nicht finden. Es kommt dabei 
freilich in Betracht, dass dieser Casus gar nicht häuhg 
gebraucht wurde (vgl. die „Grammatischen Eegeln** in 
Vostokon^s Ausgabe des Ostrom. Ev., wo sehr viele Loc 
nicht belegt sind). — Dass eine Yermischung der a- und 
u-St. gleichwohl auch in diesem Casus vorgekommen, be- 
weisen die in spätem Jahrhunderten ziemlich häufigen 
Formen wie m. iiüJKüXh, ht. jlaxoxi., bx jkiiaüxi. {Ko.u, Hgt. 
169. 157), welche natürlich aut nojiKT>XT> etc. zurückzuführen 
wären. — Vcrhältnissmässig spät dringt hier die jetzt all- 
gemein gültige Endung der fem. a-St.: -ax7. (-achü) ein. Erst 
im XV. Jhh. scheint sie häufiger zu werden (ifa/i., Hct. 



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— «0 — 

144. 112. Anm. 2) z. B. bt. neAKaxi. (ibd. 175). — Uber 
das schrittweise Vordringen der Endung »ach im Polnischen, 
wo sie indessen erst in der 2. Hälfte des XVHL Jahr- 
Imikderts sich überall defimÜT festeetste Tgl* BaudmUn, 
Beitrftge VI, IH>-<rß7. Ffir die dialektisch Torhomineiideii 
LocatiTe Ffair. auf -en und -m («ecfatt and »ichtt): Schein, 
weissrnsa. Lieder 186, 8: y BOpoiien; Wfferding, Volksepen 
589; 52: 4a jioanuca A'^mmo 4a bo maTpmrb cnaxb, lässt 
sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie ihren Ursprung 
dem Eintluss der i-Stämme oder alum -■bxi (-echü). zu ver- 
danken haben. — Für die hei Rißnilov gehrauchten Loc. 
auf -HX% (-jachü): bt. jmcaxT., bmuctax.!., bo cnaxi» — ist 
vielleicht nur eine dialektische Eigentümlichkeit in der 
Aussprache des -axi» (-echü) anzanehmen {Leskien, Beiträge 
VI, 177). 

Ich habe die masc. und neutr. a-8t. so ausführlich be- 
handelt^ weil sie an Manigfsltigkeit der Entwicklnng ent- 
schieden alle andern Stämme übeiireffsn. Wo die übrigen 
Stämme denselben Weg zurückgelegt haben, werde ich — 
zur Vermeidong von Wiederholungen — ein&ch auf die 
a^St Terweisen. 

Zur Übersicht des Gesagten gebe ich hier eine kurze 
Zusammenstellung; wa« nicht der russ. Entwicklung an- 
gehört ist eingeklammert, Unentschiedenes mit den nötigen 
Fragezeichen versehen. 



Masc. 

Bmg. Nom. = [Accusativ] 
G^en. [wahrscheinlich 

Ablativ]; daneben 

Gen. d. u-Stämme. 
Dat. [vielleicht Loc. der 

u-Si] 
Acc ächt. (belebte 

Wesen wie öen.) 
Instr. wahrscheinlich 



Nmtr. 

Nom. = [Nom. d. neutr. s-St. ?] 
Gen. [wahiBcheinliGh AblatJ 

Dat Tgl masc. 
Acc. wie Nominativ. 

Instr. vgl. masc. 



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— 40 



Instr. der u-St, 
'T>m (-ümi)? 
Locat ächt; daneben 
Loc. der u-St 
Hur» Nom. 1. Accu8.-form 
.2. »-«BiialfoTm; 
OollectiTbfldimg 
auf a (?). 
d. OollectiTa, ur- 
sprüngl. Fem. 
auf -hn (-ijüj. 
Gen. 1. alter Gen« der 
a-Stämrae. 
2. Gen. der u-St 
Dat 1. dialekt. selten 
alter Dat auf 
-OHB (-omft). 
2. Dat, der fem. 
a-St* 

Agg. Seht (belebte 

Wesen Wieden.). 

Instr. 1. Instr. der fem. 
a-St. 

2. dialekt. -li (-j), 
alter Instr. der 
a-St. 

3. -Mir, - hmi (-mi, 
-Ümi), Instr. der 
u-St.; -Mii (-mi) 
vielleicht auch 
ansdeni-Stein- 
gedrangen. 

4. doppelt ausge- 
druckter Instr. 
auf -HHH (-imi)» 
-WMH (-ymi). 



Locat Acht 

Nom. !• ächt 

2. OollectiTa, ursprgL 
Fem. auf -hn (-IQa). 

3. dialekt : Endung des 
Acc.-Plur. masc. 

Gen. 1. alter Gen. der a-St 

2. dialektGen. der U-St 
Dat. Tgl. masc. 



Acc. wie Kominat 



Instr. vgl. masc. 



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— 41 — 



5. doppelt aasge- 
drflckter Instr. 
d. h. alter Instr. 
FL+Instr. Du. 
-iinia,-nHa(-7iiia, 
•ima). 

6. -aMi>i(-amy)d.h. 
Instr. der fem. 
a-St. 4- alt. Instr. 
auf 1.1 -y. (?). 

7. -MW (-my) = 
Instr, der u-St.+ 
alte Instr.-endg. 

8. Instr. der fem. 
a-St mit Abfall 
des -H (4). 

Log. l. «-Locderfem. Loc. vgl. masc. 
a-St 

2. dialekt. -exb, 
-nx'L,-«xx(-echü, 
-ichü, -jachü). 

Die Masculina auf -und (-inü), welche die Eigentümlich- 
keit besitzen, dass sie im Flur, nach Abfall des -uq-l {Miklos. 
Gramm. II, 129) JSnduBgen der consonantischen, der i- uod 
a-Declination amiehmen {Scholvin, Archiv II, 491), haben 
im modernen Bussisch diese Eigenschaft nur teilweise ei^ 
halten. Wohl £Ult auch hier im Plural -voh ab (mit wenigen 
Ausnahmen TgL Budaev, Gramm. * § 96 Anm. 6. pg. 230 
<5oflpflHOV£, TaTapHHOBi), aber Dai, Instr. und Loc. sind 
hierauf der Analogie der fem. a-St. gefolgt: rpanuaHaMi., 
rpaHc^aHaMH, rpaw^anaxT., und nur im Nom. und Gen.-Acc. 
rpa/KA^ne, rpaiK^uiib hat sich die alte Bildung bewahrt. Der 
Gen.-Acc. war den Versuchen nach Ausgleichung mit den 
a-St. nicht so sehr ausgesetzt, da auch diese in ziendich 
zahlreichen Beispielen diesen alten Gen. erhalten haben. 



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— 4S — 

Dagegen fehlte es nicht an Anläufen, den durchaus eigen« 
artigen und alleinstehenden Nom. Flur, aof -e (nach der 
cons. Declin.) zu verdrängen. Im fOn&ehnten Jahrhundert 
(fifA,f Her. 140. 148) ündet sich neben Öoupe bereits ÖoiipH 
und <Sofipfl, ropo»aHfl. Der jetzt gebr&nchlichere Nom. Flur. 
Ton TaTapHHX, Conpirai, 6apinrL ist schon der collectire auf 
^: TaTapa, ouiipa, 6apa; im Dialekt folgen diesen Bdspielen 
manche andere z. B. Hüferäing, Volksepen 1098, 9. 26. 42: 
IIaYtl MyjKHKii 11 Bce Kieu.iHua-, ibid. llüü, i8: Hayti MyjKHKii 
rpa/K4aiia; Barsov, Klagelieder 130 v. 129 : He oöhochti H) 

KpeCTbHHa IlO.IHÜM04Hbni, daSS. 160 VV. 37. 39. 47; ibid. 160, 42: 

"XpifCTiana-TO ch^hti. Kolosov (3aM. 24) bringt die Endungen 
-a und -e mit dem Accente in Zusammenhang: öönpa — 
böjara, 6okpe — boj4re, worüber ich mir ein Urteil nicht 
erlauben kann. — Wenn <auch im Sing, zuweilen -HffB fehlt 
wie z. B. im XIV. Jhh. Nom. Sg. vpecTbnwb (Koj^ Hct. 
109), so Hegt auch hier ein Besultat des Triebes nach Aus- 
gleichung zwischen Sing, und Flur. Tör; dagegen: „KaKi 
MycyjifciiaffL vh CBoeMi» paio" statt MycyAMaHBHi — > oder 
,fKHp4ffi&iH 6burb ropoAom EyjirapB^ — statt Hy^rapiini. (bei 
I\i8chkin, nach Buslaev, Gramm. 1. c.) ist eher ausländischem 
Einflüsse, im vorliegenden Falle speciell französischem, zu- 
zuschreiben. 

Fem. a-Stämme. 

Die fem. fr St sind diejenigen, welche im Bossischen 
ihre Declination am ursprOngiichsten erhalten haben. Im 
Sing, und Flur, mit durchaus charakteristischen Endungen 
versehen, an Zahl alle andern fem. Stämme Überragend» 
waren sie fremdem Einflüsse &8t gar nicht ausgesetzt. 

Als 

Kom, 8g* 

fungiert im Buss. wie im Altbulg. zu allen Zeiten der reine 
Stamm (Leskien, Deel. 5); auch dialektisch kommen hievon 

Abweichungen nicht vor. 

Für die Endung -w (-y) des 



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— 48 



bestehen zwei Erklärungen neben einander, Ton denen bis 
jetzt noch keine unbedingte Anerkennung erlangt hat. Dem 
-bi (-y) lieirt -ans oder -äs zu Grunde. LesJden (Deel. 41 if.) 
setzt drtssellie in B( /i'-iiimg zu den Formen des Gen. Sg. 
des Prononi. personale, wie sie im Litauischen sich zeigen: 
man^s, tav^s etc.; Scherer*}, Schleicher und neuerdings 
Mahiow (pg, 35 — ^36) gehen von dem -ans des Acc. Plur. 
fem. aus, dessen Fom duich Vermittlung des Nonou Fhir. 
in den Gen. Sg. dndrang, wozu sich im German, ein 
Analogon findet (MaikUno pg. 36). 

Im Boss, blieb -u (-j) in allen Denkmfilem berrscliend, 
und ist heutzutage die einng gebrauchte Form des Gen. Sg. 
f. der a-St. ZuweOen findet sich daneben allerdings auch 
-•B (-e). Hierin neht Kdlosov {UcTop, III. 142. 167. 174 Anm.) 
eine Verwechslung mit dem Dat. Sg., oder nimmt folgenden 
lautlichen Ubergang an: pr.Khi (rrky) musste pivKH {rvki) 
werden und dieses -ii (-i) liinwiederura erlitt eine Wandlung 
nach -T>, e (-e, -e) hin. Dem Beispiele der Snbstanliva mit 
Guttumleu wären alsdann andere gefolgt wie ropfi etc* 
1. c. 174 Anm. Die Annahme einer Verwechslung zweier 
in ihren Fimctionen so verschiedener Casus wie Gen. und 
Dat will mir hier nicht als dringende Notwendigkeit er* 
Schemen. Ich halte Folgendes Air wahrscheinlicher: Wo 
wir in BenkmJUem froherer Jahrhunderte (-e) im Gen. Sg. 
der fem. a^St finden,^ da zeigen auch die fem» ja*St. hftqfig 
(4) in diesem Casus z. B. im XV. Jhh. (HcTop. 142) mb 
46peBHS, BoropoAHUi; und daneben nun auch 4,0 p-BUKs; in 
Kievsk. K'top. (167) uesu ihkib, He^ii-it, und wu cleinju gleich- 
zeitig: oTi» cTdpam, mb Mockbc in Volynsk. letop.: 



*) Zur Oeschiclitö d. d. Spi'.^ 291: „der Acc Piur. xaiiky, (ir<lf. 
rauküns, hat niclit nur deu Kom. Plur. sondern sugar deu gleichlauteudeu 
GoL fig; Grdf. zankAi vom Stamm nDk& verdKangt" 

Und. 474: „D«s Eändriiigen de« Aoe. PL mdgr in den Kom. PL 
und Gen. Sg. winl noch begreiflicher, wenn man emvägt, dass et Ter- 
mntlich eine l^ebenfom Ordf. rankäs für den Acc. I^L gab.** 



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— 44 — 



AO aeiuft neben dem Gen. Sg. rops, pBi» (A'o^, Hot. 174). 
Die angefiflirten Beispiele berechtigen gewiss lunlftngUdi 
sn.dem Schlosse, es habe der Gkn. Sg. der fem. ja-St. auf 
'% (-e) — < d. b. die für jene Zeit wenigstens dialektisch 
geltende Vertretung der ursprgl. Endung i (je, 
dieselbe Form bei den fem. a-Stämmen hervorgerufen. Eine 
indirecte Bestätiguiig liielui' werden wir bei den fem. ja-St. 
zu erwälmen haben, bei welchen umgekehrt der Dat.-Loc. 
der fem. a-St. auf --b (-e) eben diese Endung auch bei den 
ja-St. beliebt gemaclit hat. — Für die in den Mundarten 
heutzut^ige vorkommenden Gen. Sg. auf (-e) z.B.JSireevsÄry 
IL 65 V. 18: fl y sauieä cecrpB öw.rh — (Gouv. Moskau) 
kann natürlich die eben gegebene Erklänmg keine Geltang 
haben, da der Gren. der fem. ja-St jetzt nicht mehr auf 
'-B (-e), sondern auf -r (-i) endigt Bier wird der Anstoss 
von anderer Seite gekommen sein. Bei den fem. i-St Unten 
Gen., Bat und Loc Sg. gleich, bei den fem. a-8t nur Bat 
und Loc; da nun hier schon 2 Casus übereinstimmten, 
wurde anch der Gen. als dritter hereingezogen und auf 
diese Weise die Congruenz zwischen fem. a- und i-St. her- 
gestellt. — Aber von einem Gebrauche des Dat. fllr den 
Gen. darf man deshalb nicht sprechen. 

Dat, und Loc, Sg,/,, 
welche ihrer Bntstehung nach zusammenfallen mussten 
(LesfHeti, Beel. 50), haben diese Gleichheit in allen modernen 
slar. Sprachen ausnahmslos bewahrt Beide Casus endigen 
auf '% (-e). Wo Ausnahmen hievon stattfinden, sind die- 
selben wiederum beiden Casus gemeinschaftlich.*) So endigt 
in den Dialekten, besonders m demjenigen des Gouvem. 
Oloncc der Dat.-Loc. häuüg auf -w (-y): Mtljtrdiny, 1130, 16: 
KU po^Hoft cecTpbi npocTiiTiica Dat. sestry; ib. 440, 46: ko 
Toio KO Oepeäbi ko noKjflnua Dat berezy; Mybnikov lY. 7: 

Von den im XV. Jlüi. allerdings nur für den Dat. belegten, 
aber liier ganz alleingtehenden Fonnen auf -u (-y)i cnj/tAmaa, n 
4oflipo pmi — XoA., Her. 156 und 16S — glaube ich liier abiehen zu 
düifsn. 



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45 — 



HO aayrpHHiii Dat. zatttriny; MfferiMng 43: tytl yBHA^a 
Bi ^apu CBpft 3yia^eHi nepcTeH&Loc yü baayi Mt^kov IV. 
68. y. 290: Bo TOfi bhhu npoem . HeHx Loc. to toj .viny., 
Leskim (Beitr. YI, 170) erklärt diese ErschemuBg folgender- 
massen: in diesen Dialekten wurde ^ (e) wie i ausgesprochen; 
in Stämmen mit G^atturalen lauteten also Gen., Dat. und 
Locat. gleicli: piKu — r^ki, diese Übereinstimmung des 
Dat.-Loc. mit dum Gen. wurde daim auch auf die andern 
lern. a-St., welche keinen Uuttuial und in Folge dessen den 
Gen. auf (-y) hatten, übertragen. 

Der Acc. Sg. f. 

endigt im Altbulg. auf (-%). Im Huss., das nach meiner 
riberzeugung: Nasalvocale nicht kannte (die wichtigste, diese 
Frage berührende Literatur ist aufgezählt bei Ejolosov, 
HcTOp, 29 ff.), musste an dessen Stelle -y (-n) treten. So in 
den Izbomiki: npBM'SHoy, poynoy, rmoy. (oy ist nur andere 
Schreibung fftr y) u. a. XTuTerändert hat sich diese Endung 
bis heute erhalten. — Wenn bei den dieser Declination 
angehörigen Masc. sich zuweilen Acc. auf hi (-y) finden, wie 
z. H. SrrzHivskfj, Cnt/i. ii Sa.M. No. XXXIl, pg. 24 (a. d. 
XI l. Jhh.): H uoruiue Be^ibMii ctio Hiiko^w, wozu die Hs. 
des XVI. Jahrliundei ts die Variante Hjiko.iov bietet, so ist 
das nur eine allzu ängstliche , in diesei" Declination, wo 
Nom. und Acc. verschieden lauten, nicht nötige Über- 
tragung der der masc. Deel, speciell zukommenden Eigen- 
tümlichkeity dif> Gen. -form für den Accus, zu gebrauchen. 

Dem Tereiuten Einflüsse der Masculina und der fem. 
i-8t., welche beide einen Unterschied zwischen Nom. und 
Acc. Sg. nicht mehr kennen, wird es zuzuschreiben sein, 
wenn auch bei den fem. a- und ja-Si die Volkssprache 
namentL in der Poesie zuweilen im Accus. Sg. die Form 
des Nom. braucht z. B. Cmapuna CKumy CTapo^aBHyH) 
Hilft) diitg 1266 — , wobei aber der Aec. gev^uliiilicli durcli 
ein Adjectiv deutlich genug ausgedrückt ist. Wenn jUUäosich 
Gramm. (IV, 340 imd 371} zur Erklärung dieser Erscheinung 



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— « — 

cleotoohen Dialekte herbeizieht (die dtierten AUmid» 
litng«! hegen ndr augenblicklich nicht joi% 80 sdiehit mir 
das insofeni nicht gau zutreffend, als die metsien Dialekte, 
so ancb deijenige HM^s — dem die Oitote entnommMi 
und das Alemanmsehe weiter am Bhetae hinauf eine be- 
sondere Form für den Ace. eben ftberhanpt nicht mehr 
besitzen. Der Lohn, der Tag — schweizerisch de Tjohn 
de Tag ist in diesen Mundarten gerade so gut Accus, als 
Nom., wklirend die in Frage stehenden russ. Dialekte einen 
Accus. cxapiiHy noch sehr wohl kennen. Die Fälle, welche 
Eo.wcoe, 0630p 217 anführt: /KepaBHxa öpaTb, KOCiiTb Tpaea 
und Rybnikov 1, 106: Orb HCHBaro My»ca »ena 0T.jy4aTb u. a., 
bei denen das Yerbom im Infinit steht, dürfen nicht hieher 
gerechnet werden. Wsewol. Miüer hat in dem schon oben 
dtierten Aofsatse {JEuhn und d(M^dier, Beitr. VUI, 167 ff.) 
diese firscheimmg ausreichend erklärt Wir haben es m 
»cparaxa, Tpesa etc* mit einem nirküehen NominatiT zu tun 
und der Infinit hat noch den wirklichen Wert seiner alten 
Datirform. „Im Satze: voAOAbnm dsth cjiaBa ist das Wort 
c.iaiia Subject und das Ganze entspricht genau dem deutschen: 
Preis ist den jungem (Fürsten) zu singen, mit dem geringen 
Unterschiede, tlass das 81av. das Verb, subat. ecTK regel- 
recht auslässt, obschon dasselbe ideell vorhanden ist." 

P. A. Lavrovskij (vgl. Kol., Hot. 33) sieht in den Formen 
auf -a für den Acc Sg. f. eine alte Endung -an des 
Fem., welche das -n verloren hätte — eine Ansicht, die 
kaum auf ^ele Anhänger wird rechnen können. 

Der Insir, Sg, 

fiMsm (lyboj^), russ. puöoio (ryboju) hat in der Ent- 
wicklungsgeschichte des BuBstschen keine Veränderungen 
erlitten. Neben der vollen Form ist jetzt allerdings auch 

eine kürzere im Gebrauch; pi,i6oi1 (ryboj), welche das -y (-u) 
am Ende verloren hat. \V .itm diese Kürzung eintrat, kann 
ich nicht sagen, ganz modern ist sie jedesfalls nicht, da 
Lomonosov dieselbe in seiner Grammatik erwähnt Dem 



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— 4? — 

Kkinnistitchfiii ist dieits «oi (-^j) nur in seinen nfirdlicbsten 
Dialekten bekttmtr wo es mit dem Grossntss. msmmenstOsBt 
und in diesem Falle wohl dnrcli dasselbe beeinflnsst wird. 

Eine dialekfcisclie Abweichung von dsr gew^Shnlichen 
Endung seigt das Weiasrnssische, welches ^ wie 8(^win, , 
weissrass. Lieder pg. 531 sagt — bei den Fan. auf Ha, 
Ha, Tel, pa (ba, lua, na, ta, ra) den Inatr. auf -»fi (-ej) bildet, 
welches 3tt zuweilen wie tiö (yj) klingen soll. Streng darch- 
geführt ist diese Regel (welche übrigens noch genauerer 
Untersuchung und Bestätignnsr hedart) nicht, wenigstens 
tinde ich pg. 229 No. 400: Uüöh uäöc Kanta HHCHacTiiatt 
cy43i>6o&! — ; pg. 253 No. 458: Xsa^iUMiCA 4Ba Gpaiwü 
CBoeä cHCTpoß — ; 319: »iTyiHoft pa36Tamrcfl o. a. m. 
Möglicherweise steckt hinter den Instr. ci myt^sik, arti 
daM etc. der Einflnss der ja^Sl^ doch ist eine bloss 
ertliche Aussprache des oi -oj- (nach den bestimmten 
Gonsonanten?) wahrscheinlicher. 

Sehr interessant sind die bunten Formen der Uein- 
russlschen Dialekte. Neben regelmässigem -ojy (-oju) findet 
sich zunächst mit Ausfall des j: oy (ou) z. B. pr.i(5oy; dieses 
-oy geht aber auch in -üb (-ov) über: pbiöOB, pyKÖn (^GaHzien, 
Bukowina, Obenmgarn); es liegt uns somit ganz dieselbe 
Form vor wie im altserb. zenövb, verövfc, lozövb. Unter 
dem EinÜusse der masc. a-Stärame wird b (v) durch m (m) 
ersetzt^ daher pu6oM, pyKOM im Dialekt der Xiemken, ganz 
entsprechend den jetzt allgemein gebrftnchHchenneuserbischen 
Formen piddM, s^höh^ KHirÖM. 

In IdeinmsB. Volksliedern finden sich überdies noch 
Instr. Sg. TOn fem. ä-St mit den Endungen -osjy (-oyju), 
-ojoB (-ojov), -oBjoB (-oTjov) z. R cjibosöigy, Aopor6joB, pyKÖ- 
joB, ro40B6BjoB, pyKOBjoB, welche natürlich als Terachiedene 
C^mbinationefi von ursprgl. -ojy und daraus entstandenem 
-OB ZU betrachten sind.*) 



*) Offonowski. Studien 123: Um nun in Liedern die überlieferte 
Zahl der Versüibea fertaqhaiten, «ignete sich da« Volk die Vonam 



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^ 48 — 



In grossrussiscben Dialekten koxninen von fem. ä-Stämmen 
nur selten Inslsr. Sg. auf -anrh vor z. B. Häf&irding 273, s«: 
MeH« ciuom wum 4» npexpacHui I|apfc HBani OKyjibeBHVL; 
— ebenso B^ßmkwlY, 213: rposiua . . . 40% duom BSJiTb. 
Es sehernt mir kein Grrund vorzuliegen, für diese Formen 
dieselbe historiscbe Entwicklung anzunehmen, wie für die 
serbischen auf -öm (-dm), ich sehe in der russ. Endung 
-OAiL vielmehr eine directe Übertragung aus den masc. 
a-Stämmen. 

Ebenfalls dem Einflüsse des Masc. schreibe ich die 
Entstehung der Instr. auf -aMi, zu: sa phifiaMi» (OA.iop 220); 
der Wunsch, dem Eem. einen charakteristischen Unterschied 
vom Masc. zu verleihen, mag den Ubergang der Endung -owb 
in -aiTb verorsacht haben. — AuffalleiKler Weise findet sich 
diese Endung -am auch für den Loc. Sg. fem.: Ha BOAaMi 
KL EsdaiTby was ich mir höchstens als Anschluss an prono- 
minale oder a4}eci Locative (tomx, AOÖpoin) zu erklären 
wüsste. — Völlig unbegreiflich bleibt mir aber . dieselbe 
Form für den Nom. Plur. {KßUmv, OÖ3op 221). 

Über die Zeit des Yerschwiudens des 

Foc. 8g» f* 

in der russ. Schrittspiache gilt das beim Masc. Gesagte 
(ca. XTV. Jhh.). In den Liedern Avird heutzutage der Voc. 
der fem. a-St. noch etwas öfter angewendet als derjenii,'e 
der Masc. z.B. Barsov^ Klagelieder pg. 22, it»: hc OKHHbca, 
6iiAHE edoeywKO mojigahhI Byhnikov I. 19^ 53: BoxtbA th 
nOMOHb, opäTaioniKo! Barsov, ibd. 15, 20*. tm nopaCKaHCH 
cnopnAEOft Moft tymdyuiKol Beispiele wie die beiden Letzt- 
genannten d. h. Masc. nach der. fem. a-Ded. will zwar 
Kclosov (O630P 214 Anm.^ nicht hieher geredmet wissen, 
da auch der Nom. auf »o auslaute. Das ist allerdings 
richtig, wir haben aber ganz dieselbe Erscheinung im 
Serbischen, wo auch für den Nom. der Voc. gebraucht 

pyKöBjy, pyKöjoB imd pyKößjoB an, wodurch es die ihm gdänflge Form 
pyKöB mit der äUetn pyKöjy in Kinklang bringen wollte. 



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— 49 — 



wd: jedno bjese Yokasine kralju; oder: i snjim bjese 
Begaoe serdare u. a. m. Fllr's Buss. ist mir die Er- 
klfirang Leskien* 8 (Beitr. VI, 178) YoUkommen einleuchtend: 
„durch deai so häufigen Gebrauch dieser Koseworte (Deminu* 
tira auf •yniKa -uska) im Yocattr hat dieser schliesslich den 
NominatiT yerdrängt** — 

Nom.'Aßc, Flur. 

Auch hier, wie im Masc, hat der Acc. die Functionen 

des Nom. übernommen, allein mit dem grossen Unterschiede, 
dass wir beim Masc. iniicrhulb der Sonderentwicklung des 
Russ. ganz nach imd nach vor unsern Augen den ächten 
Nom. Plur. untergehen und dafüir den Acc. Plur, eintreten 
sehen, vräbrend beim Fem. dieser Austausch in vorhistorischer 
Zeit sich vollzog und daher allen slav. Spnuihem gemeinsam 
zukommt. Nach Leskien, Deel. 82 hätte ein Nom. Plur. 
*rankas zu pyKa — ruka — werden müssen, also völlig 
gleiclihiutend mit dem Nom. Sg., von dem sich doch gerade 
dieser Casus wesentlich zu unterscheiden berufen ist; des- 
halb wurde der deutlichere Acc. Plur. als Ersatz herbei- 
gezogen. Von einem ächten Nom. Plur. finden sich nirgends 
Spuren. — Karpathische Dialekte zeigen un Nom. Plur. der 
fem. a-Si zuweilen die Endung der masc. u-8t. z. B. von 
rpoMu^a Schwärm, Nom. Plur. rpoMa^ÖBb Schwärme. 
Ogonowski pg. 125. 
Endung des 

Qm. Plur. f. 

ist -Am: ^lybä-äm, *rybäm; der Nasal bewirkte Übergang 
des a in U, welches frühzeitig TerkOrzt wurde; also ü *& 
{Leeden, Ded. 84). MaMow (die langen Yoc a, e, o etc. 
pg. 40) dagegen betrachtet als Suffix des Gen. Plur. f. -änäm 
und nimmt daher für die slay. Gen. pyKx, pbi6% — rukü, 
rybü — Entlehnung aus dem Masc. an. — Das Russ. weicht 
von der Form, wie sie das Ablg. bietet, nicht ab, wir haben 
heute wie im XI. und XII. Jhh. Kinn f., pyKii etc. — Selten 
nur dringt, wie schon beim Masc. erwähnt, in den Dialekten 

4 



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— 60 



die Form des Gren. Flur, der masc. u-St aach in's Fem. 
ein z. B. Schein^ russ, Volkslieder 342, 5: H ne Haßpoa 
Mama rpH(k>B%, modoes u. a. Noch seltener findet sich dfts 
Eindringen der Endung der i^St: OBaAböai, cyAfc6ei (KoL, 
(Ms. 216). Dem Kleinmssen ist im Gen. Plnr. der fem. 
a-St die Endung des entsprechenden Casus der masc. u^t, 
*0B d. h. nach Ur. Laatgesetsen *iB, keineswegs so fremd 
wie dem Grossrussen. Er sagt z. B. OaÖfB der Weiher, 
3bBi3AiB der Sterne, KBiTidB der Blumen, cecipiß der 
Schwestern. Ogonowski pg. 126. 

]>at tmd Jbutr. Ft. f. 

bieten niclits Bemerkenswertes. Die Endungen -aMT> (-amü) 
und -aMH (-ami) sind unangetastet geblieben. Nur der 
Dialekt zeigt teilweise andere Formen für den Instar., 
deren Entstehungsweise meist schon beim Masa besprochen 
wurde. 

1) In Liedern trat die Endung des Instr. masc. -u (-y) 
auch in das Fem. Aber: »enu, 64e3U. 

2) Statt -aiiH (-ami) ündet sich auch -ira, -um — in 
Prosa selten; z. B. Sdiein, weissruss. Lieder 379 No. 707: 
CMSbMU ^loca; Kireevskij III. 35, io6: 3ajHBa.iac)i OHa 
ropWHLMH c.jejMÜ — eine selir viel gebrauchte Wendung. 
Ich nehme hier Analogiebildung niich den i-St. an: KOCThMH, 
deren Instr. ja trotz der jetzt gebränclilicheren Form auf 
-ÄMH (kocthmh) im Dialekte und gelegentlich auch iu der 
Schriftsprache noch fortlebt: Aio^bMH. 

3) Endung -mu (-mj). Büjerding 764, 32: XsaTitrE 
9T0TI KaMCHb 4^ KOHOtii fiyKMH, EntstebuQg zunächst wie 
bei der letztgenannten Form; unter der Einwirkung des 
Instr. Plur. masc. (-u) mnss alsdann -lut (-mi) lu -Mu (-my) 
geworden sein. Diese für das Fem. sehr auffaUende Bildung 
findet sich nur selten. 

4) Die Form des Instr. Du. wird für den Plural ge* 
braucht. Barsov, Klagelieder 195, ss: 4a JRejTUHa 
K/depKttMa ue OTpHiLusae. Die Instr. auf -uHa (ima), z. B. 



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— ßl — 



KHkriiMay wHCHHa, JOSKUia, ((Msop 8S2) Schemen nur an 
einem Orte Torzakommen — Goj&BtinerOACidfl ytSA, GU>ut1 
Völogda — nnd bedürfen noch weitem Nachveises. 

5) Abgekürzte Instr.-endung 'Hwh (-amü): e t BepeuKaMi., 
da KpyTWM'fc zopajsiö \KoIosqv, 3aMT>TKM 2Ö und 228). 

Der Lac Pkw* f. 

hat stets und überall die Endung -a\L (^aclm). Wenn etwa 
vereinzelt sicli -ex'fc (für -tx i,) zeigt, wie z. B. 1 Mal im 
XV. Jhh.: BT, iiüB03Kex.'b {Kol., HcTop, 144),*) so hat sich 
ausnahmsweise eine masculine Fonii in's Fem. verirrt, 
ohne sich indessen weiter verbreiten zu können. Denn die 
russ. Sprache hat die Neigung die fem. Endungen des Flur, 
in's Masc. hinüberzutragen, nicht aber umgekehrt 

Masc. ja- und i-Stämme, neutr. ja-St 

Die Zahl der masc. i-Stämme ist im Slav. im Vergleich 
zu den a- und ja-Stämnien eine nur unbedeutende, dalier 
musstc es ihnen schwer fallen, in der Entwicklung der 
Sprache ihre Selbständigkeit zu wahren. Sie hatten denu 
auch schon im Altbulg. das Schicksal, vielfach von andern 
Stämmen überwuchert zu w erden {Miklos., Gramm. III 2, 35). 
In den modernen slav. Sprachen — das Cechische aus- 
genommen — kann man Ton einer mAsc. i-Declination 
eigentlich gar nicht sprechen« meist ist sie, wie im Russ., 
mit ganz wenigen Ausnahmen in der masc. ja^DecL unter- 
gegangen. Der Übergang ge^e in diese Declination lag 
deshalb am nftchsten, weil die i-St auch 2ur Zeit ihrer 
selbständigen Existenz mehrere Casus mit den masc. ja- 
Stftmmen gleichlautend hatten. Nom.-Aoc. Sg. der masc 
i-St., welche lautgesetzlich zusammenfallen mnssten (Leskie?i, 
Deel. 5), stimmen überein mit dem Nom.-Acc. Sg. der- 
jenigen masc. ja«St) welche vor der Endung keinen Vocal 

*) KltUM. KopiQMix TOD sopoufA WutihMu, EUätiÜL y<m iHuiTa 
PftUaat. OffimotM pg. 127. 

4» 



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— 62 — 



oder uisprflnglidieD Guttural haben (der ächte Nom. ist 
nämlich auch hier yerloren und der Accus, für denselben 
eingetreten) z. B. N.-Acc. rocn = N.-Acc. xHüdk Eben- 
folls gleiche Sndung zeigt der Loc.-Sg;: rocTH, kohh, Uf«ä, 
An diese übereinstimmenden Casus möchte sich ein weiteres 
Zusammengehen in der Flexion der ursprünglich rer- 
schiedcuLii Classeu angeknüpft haben. — Den Zeiti)iinkt 
des Übergangen der i-St. in die masc. ja-Decliuatiou ge- 
nauer anzuf^eben bin ich ausser Stande, und zwar eben 
wegen der geringen Zahl und des verhältnissmässig seltenen 
Vorkommens derselben. Im XIV. Jhh. waren Formen nach 
der i-Decl. gewiss schon nicht mehr zahlreich und nach 
dem XV. Jhh. etwa mochte die TöUige Verschmelzung 
stattgefunden haben; natürlich immer abgesehen von den 
nachher zu nennenden Besten, welche durch alle Jahrhunderte 
gerettet wurden. 

In Bezug auf die Schreibung des Kom.-Aoc. Sg. der 
masc. ja*St ist zu bemerken, dass man jetzt wohl überall 
nach u, », m, H und w, (c, z, s, c und sc) kurzweg i (ü) 
und nicht mehr b (t) schreibt. Es entspricht diese phonetisch 
sein sullende Schreibweise nur zum Teil dem wirklichen 
Bestand; für u, m (c, z s) ist sie ganz berechtigt, ukui 
spricht MyjK'i. und nicht MVJKb; bei h und m (c und sc) ist das 
aber keinesw^tgs der Kall; ich höre wenigstens Bpauf^ und nicht 
BpaMs, öopiub und nicht öopni?. *) Ich glaube daher, dass Miklo- 
sich nicht das Kit htige getroffen hat, wenn er (Gramm. 1 2, 483) 
sagt: „Eine Erweichung dieser Consonanten ist nicht möglich 
daher richtiger kljuci» als kljucb*^. Für mich sind ^ und 
n| (c und sc) weiche Consonanten » und die Schreibung 
kQucb kommt der Aussprache näher. Vermutlioh hat man 
auch mit der Schreibung Bpaui, REjm^i, kjuohi mehr den 
Zweck, diese Wörter' aucb für das Auge von den Fem. 
HOHb, neu IL dgl., welche im Gen. -n (-i) haben, zu unter- 

*) Im Diftleikfc dei Gtouvem. Oloneo tcdieuit auch bei u (c) eine Er» 
weiclmog gehört zu weFden: M0J04ei|b (qoolodeoi) ff, XeaAwn, Beittige 
VI, IÖ6. 



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— 58 — 



scheiden. — Noin.-AcQ» Sg. neutr. bedarf einer weitem 
Erklärung nicht 

Der Oen* 8g, 

hat neben seiner regelmässigen Endnng -g (-ja), resp. -a 

(nacli Palatalen und -u -c): kohh, iücth, MVHca — zuweilen 
aucli die j eilige nach der Analogie der u-St., doch auch hier 
meist nur bei einsilbigen Wörtern; m'iio, Kpaw, auch ormo 
z. B. Schein, russ. Yolksld. 226, i6: wb arOMi» KaMU« omio utTh. 

Im Dat. Sff, 

hat die Endung -ühh (-ovi) der u-Stäinme dauernden Ein- 
fluss nicht gewinnen können. Aus dem XIII. Jhh. sind zu 
nennen .MOHaCTbqieBH, roCTCBH (Kolosov, lIcTOp. 95), aus dem 
XIV. Jhh. KynuiBH — ibd. 109. Das Grossmss. hat jetzt 
leine Spuren mehr daTon erhalten, dagegen das Klein- 
russische — wie oben gesagt. — bei den Substantiven, die 
lebende Wesen bezeichnen: KOHeBi u. dgl. — Auch hier 
wird man daher besser tun, die ganze Erscheinung als 
speciell sttdrusdach anzusehen. 

. Instr, Sg* 

^ach russ. Lautgesetzen mussten die i-St mit der 
Endung -bmIi {4mi) auch in diesem Casus mit den ja-St 
zusammenfallen. Nach dem Verstummen des letzten Halb- 
Tocals musste 'hm (-tml) zu -ewb (-emü) werden Und auch 

die altblg. Endung des Instr. der masc. ja-St. leuh (-jeml) 
ist nach russischer Schreibung -bmtj (-emu), also KpaeMi>^ 
KOHe.Mi., iüCTeMT>. Diese rhereinstimniung musste auch 
bei i-St. eintreten, welclie «oust noch ihre ursprüngliche 
•Selbständigkeit wahren: iiyTeMi» — putemu. Es wird jetzt 
-eyvh (-eniu) überall geschrieben, auch nach Pahitalen und 
H (c), obschon dasselbe, wenn der G^on auf ihm liegt, ganz 
wie 'OXb lautet: Amern» gesprochen ^6irk 

Der Loc. Sg. 

konnte mit seiner Endung -n (-i), obgleich sie im "Russ. den 
ja-Stämmen sowohl als den i-St. zukam und somit weite 



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— 54 — 



Verbreitung besass, dennocli rlem Ausgleichungstrieb nicht 
dauernd widerstehen. Im XIV. Jhh. scheinen die Locatire 
auf -H (-i) noch die gebräuchlicheren zu sein: no otiik, npi 

KHflSl, Vh MORißTUfOf Vh KOHUH» Wh COJBVßf Vh Cep/PIV, Vh 

wMB (Kolosov, HcT. 110. 14i), aber die iv-St mit dem 
LocatiT auf («e) üben daneben schon Tielfach starken 
EinfluBS aus: no otus, bi> cep^u« etc. Gegen Ende des 
XV. Jahrhunderts gewinnt diese Form die Oberhand. 

Kicht oiiDe Eiiiüuss wird dabei gcwüsen sein, dass das t. (c) 
in vielen Dialekten, namentlich südlichen, fast wie h (i) 
ausgesprochen wird; spricht mau o cbimi, bt» ce^, während 
die Orthographie o CT.mT., ni, ccj-b — verlangt, weshalb sollte 
man für gesprochenes bi> kohuh, bT) cep4i(H, nicht auch vh 
KOui\%, Bi cep/^il — schreiben? — mag sich der südruss. . 
Schreiber gedacht haben. Im heutigen Russ. steht h (1) 
nur noch bei Toriiergehenden i: wb mslB, o imtHbi, während 
nach B (X) meist i (h) gesetst wd: o BopoObfr npu ycm. 
Ähnliches zeigt schon das XV. Jhh. (KoH^ Hct. 144): wh 
üejiOiiaHbe, Vb KBxmvbet wo e Vertreter von « (e) ist. 

Selten nur dringt beim Masc. die* Endung der u-St. 
ein: na Kpaio, wh 6016 (saKajeffB vh ÜoA — Lermontov), cxpoH), 
Vi xiCBJHO. 

Die Dialekte liahen zuweilen -u (-i; das ursprüngliche?) 
wo die Schriftsprache -t, (-e) zeigt und den Loc nach den 
u-St., wo in der Schriltsprache derjenige nach den a-St. 
steht z. B. Schein, russ. Lieder 221a (d. h. wo in Folge 
falscher Paginierung die Seite 221 zum zweiten Male er- 
scheint) A KTO AbByuiKy nojiioÖHrB, tofo Ayma 68 pau; 
JBSreesvk^ VI; 170: K.iki y BacB 6ia.io npH CTapoin» npx 
Uapn I npH Hsany-TO BaciuLeBHqy. 

Von VoeaHiven 

dieser Beclination finden sich in den Volksliedern auch 
noch Beste: Mt^mikov, 1. 19, es: Aft me tu, pämak), paTaiom- 
Ko! Schein, weissruss. Lieder 530: oi KOdo^ Moft Kocio! kocb — 
Pferdchen. 



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— 66 — 



Die Endimg des Acc Flur, ist im Albig. k, resp. a, 
(jfe t)> BoBBischen waren diese Laute fremd, und so 
bald ee sich von dem Einflasse der Sircbensprache einiger- 
massen emanoipiert hatte, erscheint dafür zunächst k od. s 

(ja od. e) z. B. BejibMOTHS Acc. Flur, von BejfKMom (gewöhn* 
liclier BCibMOwa). Kolosov, Hct. 83. — Im Xlll. Jhh. wird 
meist e geschrieben, welches indessen seiner Auss])rache 
nach = % (e) ist Acc. Plur.: cime mn/Ku, cüuc kohh (ibd. 9G). 
Die Denkmäler des XTV. Jahrhunderts zeigen das heute 
übliche -h (-i) schon in zahlreichen Fällen: KUfl3n, MyjKH, 
CbiHOBim. — In Bezug auf den Nom. Plur. auf -u (>i) ist 
wohl anzunehmen, es liege uns auch hierin die Accusativ- 
form vor, wie das im Masa überall der Fall ist; indessen 
wird man die Möglichkeit nicht ausschliessen dürfen, dass 
uns in RpaK, Myiitn, kohb wirklich die alten Nominative 
Plur. erhalten seien; die sehr seltenen — allerdings offen- 
bar dem Acc. entstammenden — Nom. Plur. wie CTaput 
(starce) — KdL, Hgt. 139 — bilden keinen zwingenden 
Beweis für die Annahme des Gegenteils. 

Unter den wenigen Pluralen auf -h (-ja; vMiiTe.ia, Kp Di, 
BeKce.ia, Beiiae.iH, Kpeii^e.iH, iiire.Nnie.iH, 'i>.ime4a, ei f'j)H, .ir.Kapfi, 
nucapH, flKopfl) finden sich keine ursi)riniglichen DuaUürmeu, 
sondern wir haben es iedighch mit Coilectivbildungen zu 
tun. Auch ihrer Function nach treten als solche klar 
herror die Plurale auf (ijja): KaMeHbH, ROpenba, yi o.ib}i, 
BOJAupM, nysbipiJi, nymipiiH, deren Entwicklungsgeschichte 
insofern anderer Art ist, als ihnen sing, neutrale Oollectiya 
zu Grunde gelegen haben, wie sich aus den abulg. Formen 
IMM6RHI6 Gestern u. a. ergiebt, die im Klruss. noch teilweise 
erhalten sind: idjMbe Pfahlwerk, npyTETbe Plechtwerk etc. 
Ogonowski pg. 100. — Wie 6paTi>fl (vgl. die a-St) ist auch 
RHffSbff entstanden; der ursprüngliche i-, jetzt ja-Stamm 3aTi> 
bildet den Plur. ebeulalU mit der Collectiveudung -ha (Ija), 
doch ti'itt vor dieselbe, nach Analogie der u-St., -en- (-ev-). 
Möglicher Weise ist diesem Nom. Plur. SATeabfl ein Nom. 



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— 56 — 



Flur, nach den u-St:. smiie vprangegangen, näher liegend 
scheint xnir die Annahme einer Analogiebildung nach dem 
fertigen cuhobm. 

An Stelle des regelmftseigen, aber mit dem Nom*-Aü6. 
Sg. gleichlautenden 

Qen, i^ur. 

(kohb, MyjKi.) tritt in den sog. pannon.-slov. Denkmälern 
nur selten eine deutlichere Ersatzform; Kp.wtii (Ev. Assem.) 
mit der Endung des (tgh. Phir. der i-St. scheint das einzige 
Beispiel zu sein {Schoh-in, Arch. II, 498). Das Ostrom. 
Ev. hat KikSYCCT. (243 d) nach den u-Stämmen; im Izbornik 
von 1076 findet sich bowacbb. Doch langsam nur macht 
sich dieser fjinfluss geltend; im XIV. Jhh. haben wir 
neben py64eB'b, iipiflTejieBi u. a« noch HCb KOHb HOi gbohx'k 
(HcTop. 109), — cauftxi UftHeKb, po^praeA n. a^ indessen 
sind GenitiTe dieser Art ofiEenbar Archaismen. Keben 
diesen nnd den nach den a-Stämmen gebildeten dringen 
auch Gen. nach den i-Stftnunen ein z. B. py(Sjiift (HCTOp. 
109. III), später py(uett (Die Endung ist nfimlich iii d. h. 
ij, w8re sie in d. h. i + i« so könnte sie nicht zu -eft (-ej) 
werden vgl. npHH^Y — pri-idu, welches niemals in ^iipeuay — 
*prejdu übergehen kann). Alle modernen slav. sprachen 
haben das Bedürfniss empfunden, den Gen. Plur. der 
masc. ja-St. mit einer deutHcheren Endung zu versi lipn, 
nur wurde meist die Form der u-St. als Ersatz lierbei- 
gezogen, die ja auch bei der Declination der a-St. einen 
80 wesentlichen Einfluss ausübt Tgl. sloven. koigev, kleinmss, 
koniv, ober- nnd niederserb. muzov etc. 

In der mss. Schriftsprache haben die ja-Stämme den 
Gen« nach den u-St. nur bei Torhergehendem Yocal oder 
U (c), während in allen übrigen Fällen die Endung der 
i-St. (-^fi » ej) eintritt. In den Dialekten itird diese 
Scheidung keineswegs ängstlich beobachtet, sondern es 
herrscht in der Anwendung beider Endungen grosse Freilieit. 
So ist MOJO^ueii sehr häutig, iciiter z. B. bei Hüjerding 



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— 57 - 



1191, 18: TpHCTa (^pMßü DÖ6opoA; ibd. 924, se: ubinyCK&n 
copöm «ynwBÜ; B^/brnkov L 2, 5i: ^obht« rycelt, jieöeAelk, 
HCHbixi coKOaett. — Mit -^bi» (-6yü) statt -ett (ej) finden 
sich uapeoHqeirb, Kno'ieBi, npinxeieBi, aucji SBspSBi, ofeSbi, 
AHeffb. (OÖaop 216). . 

Die Neutra haben meines Wissens den alten Gen, nur 
bei vorhergehenden a;, % n[ und u (z, c, sc und c); Miklo- 
sidi (CTraium. III 2, 294) führt allerdings auch von no.ie (pole) 
den Gen. Plur. nojifc (poll) an, während im Gefronteil nach 
Ji uiul p stets -eft (-ej) steht z. B. nOKpi.iToe :jeM.ieii ny/KiiXT. 
mueü, oder npH bh^-b co.iima h nojeu (Lermont.), TpnAt'HaTb 
noMü (Krylov). — Die neutralen Collectiva auf -be (le) da- 
gegen haben den Gen. Plur. nach Analogie der n-St&mme: 
ycTi»eM(lndiing — ycrbesTB, JioxHoriie Fetzen — JH>xuoT&eBi — , 
MBTbe Kleid — njiaTbeBi. 

Dat. Muf. 

Nach russ. Lautgesetzen musste die Endung -bMi» (-Iiuü) 
der i-St. zu -eiTB (-emü) werden, war somit derjenigen der 
ja-Stämme -CMt (wie für -icui später geschrieben wird) 
gleich. In der Zeit vom XIV. bis XV. Jahrhundert fand 
dann auch hier die jetzt allgemein herrschend gewordene 
Endung der Feminina, »Rurbf resp. -asn, Eingang. Die 
Dialekte freilich halten zuweilen noch an der alten Form 
fest: rocrejrL — , weissruss. juoABeirB, Ideinrass. KöneM, JibyAOM. 

Der Itisfyr. Plur. 
der ja-St. vertanscht schon sehr früh der Deutlichkeit wegen 
häufig seine Form auf -h (-i) mit der entsprechenden Endung 
der i-Si •imh (-](mi). So im Ostrom. Evang. 161a, 16Ir, 2936: 
AphMMhMR (Vostokov sieht darin allerdings ein Fem.; vgl. 
dagegen Mifdosidiy Lexicon s. v.); im XIII. Jhh. kommt 
z. B. My»cbMH vor, im XIY. co kdhsmh {Koludoc-, Her. DG. 
110). Vereinzelt nur werden später noch Instrumentale auf 
-H (-i) gebraucht: nepe^'B cbohmh otuh, cl IIo.iobuh u. a. 
(ibid. 122). — Aber auch die so chnraktcristiscbe Endung 
der i-St konnte dem Drang nach Ausgleichung nicht Stand 



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— 58 — 



halten, und so haben jetzt etwa seit dem XY. Jhh. die 
Tereinigten masc. ja- und i-St und die neutr. ja-St im 
Instr. Plur. durchweg -juiHi resp. -am* 

Die alte Foim des Instr., wie kohh «tc. scheinen auch 
die Dialekte völlig aufgegeben zu haben, dagegen mag sich 
KOHmt wohl noch finden, obgleich mir dafür die Belege 
fehlen; ich schliesse das ausformen wie kohmw (Hilferding 
190, 10: HiihiH Xhci.iHii H 4o6pi>iMä AO/atw), dessen -hi (-y) bei 
den a-St. erklärt wurde. Nicht selten wird statt des --mh 
(--mi) das -Ma des Dual gebraucht: Hiljerding 712, is: A 
KTO XBacra.if. . . . kohumü AOÖpwMa. 

Die ja- und i-Stämme nehmen im Loc. Flur, in den 
ersten Jahrhunderten zuweilen die Endung der masc. a-St 
an, 80 im XL Jhh. yqirejiaii (i*«xi), im XIV. Jhh. npu 
OTU'fiX'Bi npH KDflSftX'b — KoA^ HcT. 71 imd 110. — Gleich- 
zeitig mit den masc. a-St unterliegen sie alsdann dem 
Einflüsse der Feminina und im XY. Jhh. tritt npH onuuLi», 
Ha KOHfln an Stelle des ursprflnglichen oriuixi, kohhx'k. 

Das- Weissmss. scheint bei den ehemaligen i-St. die 
Endung -exL (= tXL, oder = ■bxx?) erlialten zu haben z. B. 
Sdiein, weissniss. Lieder 239; y Cflcipu ui> locmexs aoÖuBa^u. 

Von den 

masc. i-Stünunen 

vollständig erhalten ist nur noch der Sing, des h>ubstanti> s 
nyTB, doch haben die Mundarten (z. B. diejenige von Yoronez) 
den Tersuch gemacht^ diese so alleinstehende Flexion zu 
entfernen, indem sie nyn» als Femin. gebrauchen. — Von 
der Erhaltung des Gen. Plur. (-eft -ej) dieser Declination 
bei den Tereinigten ja- und i-Stftmmen wurde gesprochen. — 
Der Accus, (jetzt auch Nom.) Plur. der i-St zeigt sich femer 
in den Wörtern 410411, 'lepTii, xoiomi, goct>ah, der Instrum. 
in den Formen Ai0Ai>Mn, /x^Tbira. — Einen Dat nach den 
masc. i-St. hat im Weissruss. das Wort ü.ieiii,, nämlich: 
o.iCUH (Oriaop 2H)). Jlfiuh — deni (über dessen ursprgl. 
Flexion im Slav. vgl. L^slden, Archiv ITT, 108 ff. ist im 
Russ. masc. ja-Stamm, doch ist nach den i-St. gebildet der 



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- 6» — 



Loc. Sg.: ABH, in der Volkssprache Überdies der Dat Sg.: 
Kh sanTpaimieBfy dm» (Kolosovy daiimM 24), auch das all- 
gemein gebrftuchliclie no no^vABH, Nachmittags — wird 
hieher zu rechnen sein. 

Fem. ja-Stämme. 

Der Laut niss. ja, welcher in dem seit Peter d. Gr. 
eingeführten Alphabete durch das Zeiclien -h wiedergegeben 
wird, kann drei in den ablg. Denkmälern sti'eng geschiedene 
Laute bezeichnen: 1. «, 2. ä, 3. i* (1. ja, 2. 3. jg). Es 
kommt dies für den in ßeinem lautlichen Bestände sonst 
unverändert erhaltenen Nom. Sg. fem. der ja-St insofern 
in Betracht, als durch das Zusammenfallen der frtther ver- 
schiedenen Laute (in den Dialekten wenigstens) auch eine 
Vermischung verschiedener Stammclassen veranlasst wurde. 
Bojifl n) -volja und seaMfl (» a -§) -znamja besitzen für 
Gehör und Auge jetzt dieselbe Endung, daher flectiert man 
3HaMa zuweilen nach den fem. ja-St. z. B. Nom. Plur. snaMii 
(Kirecvskij, IX, Anhang pg. TX v. 18: HanepeA^ noui^ii 
SHOMH uapcKia), ebenso ^iith (KoIü.^ov. OCmp 218) und 
gelegentlich gewiss noch mehr der ui'sprüngiich neutralen n- 
oder t-Stämme auf -a. 

Die ablg. Endung des 

Gen, 8ff. 

der fem. ja-St»* a §) wird in den ersten Jahrhunderten 
russischer Literatur auf zweierlei Weise ersetzt. Es tritt 
daHlr entweder a oder % (e) ein*): sesun (IIcxop. 82. 
Anm. 2), CTbin Boropo4Hua (ib. 83); aber im Ostrom. Ev. 

12b, 19 r, 21h: NeA'SA« (was ich mit Ao^Oc^or als den, ansehe, 
während Vostulurv diese Form als Dat. autTasst); sPM.ib im 
XIII. Jhh. (IlcTup. f 4). Im Xlil. lind XTV. Jhh. verlieren 
sich nach und nach die Formen aut -n, -a^^), es bleibt der 

*) Eine TerBctdedenlieit, die natüTlich nur fSx die Schreibmig, nicht 
fnr den Xiantwert existiert. 

**) Im nördlichen Grussnws. hingegen scheinen sie sich weit länger 
gehalten au haben. VZodtmirov, einige Data- zur Kenntnias des nord- 



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— 60 — 



Gen* aaf -b (-e) und neben ihm erscheint ein solcher auf 
-H (-i): aeiuH und aeiue CBHraft Eoropo/tniH, ote 

CBüTUR A'ftBm-fi, im» seiuft und pyceme wvun (tbd. 94 
109. 121). Dieses -h (-i) ist offenbar aus dem Gen, fem. 
a-St. eingedrungen; vielleicht haben auch fem. i-8t me 
HOHH, ptiH einen geringen Einfluss ausgeübt. 

Eine entsprechende Verschiebung wie der Gen. Sg. 
machten gleichzeitig auch 

Dat. und Loc. Sg. 
durch, indessen in anderer Weise. Bis zum XIV. Jhh. be- 
halten beide Casus ihre regelmässige, durch Wirkung des 
j aus % (e) entstandene Endung -h (-i). Dann aber schÜesaen 
auch sie den a-St. sich an, und während im Gen. Sg. für 
ein (e) ein -h (i) eingetauscht wurde, tritt hier an Stelle 
des II (i) das t (e) ki. 3eMJi>, Ayiuß» gegenüber früherem 

Die Acctis, Sg. 

wie ,iyuiy, bo.ih), A^peBHH) sind die richtige russ. Vertretung 
des ablg. soAia etc. Abweichungen hievon kommen 

nicl't vor, dagegen sind die von cons. Stämmen herrührenden 
dialektischen Formen, welche den Torliegenden analog ge» 
bildet sind, zu nennen: nepso dumio KBnarb ^rwvddj 
yn. 198, 11. — Po4M ouBa y HeHa, a difKepn y ceda! Schein, 
russ. Lieder 422 No. 11. — Das von £joUmv (OOiop 218) 
angef&hrte CBenpoBbio wflrde einen Nom. CBeKpoBbx voraus- 
setzen. 

Der Instr. Sg. 

BOjeio, AepesHeH), 3MBefO entspricht genau der altbulg. Form 

und hat nur die Neuerung, dass er auch verkürzt erbcheinen 

X1U6. Dialektes im XYL tind XVII. Jhh. (BjJuiiMipoBi, n-BCKOJbKO ^aHHUXl 
;ua ii3y9enifl CT,Bepno-Be.iHKopyccKaro Hapsvifl b i. XVI. ii XVIL ct. Ho py- 
KoniiCflMi Co.i<)B('UK()fi Buö.fioTPKH. Kasaith 187s) fuhrt an (pur. HO): 4Bepii 
Kejia, H3 rpoäuuua u. a., die iudeääeu auch auf Eechnusg ksl. Eiiiflusses 
gesetzt werden dfirfen. 

*) Diß Wörter auf unbeicmtes An and -ur (»ija und Ijtk) haben Hl 
(-i): Kl napriii, Ak-a^eMiu. — Auch in diesem Caans zeigt das nördL 
Otossmss. noch die ältere Fotm: b aops, lia seiUH. Vladmiroy I* c. 



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» 



— Gl — 

kann: BOJeft, a,epem6% zmttL lu Instmmentalen wie A7m6io 
hat nicht die bekannte Wandlung des e in o stattgefunden, 
sondern Angleichung an pyRÖio. 

Flur, Nam^'Ace* 

Während wir für dieselbe Endung im Gen. Sg. (m, * — 
j§, g) zunäclist die Vertretung h, ^ haben, woraus sicli später 
% (e) entwickelte, ist für diesen Casus die erste Stufe nicht 
belegt. Man braucht aber wolil niclit zu zweifeln, dass sie 
auch hier einmal existiert habe. Kolosov (Hot. 60) setzt 
daher für das im Izbomik vom Jahre 1073 {BusUieVf histor. 
ehrest. 273, is) Torkommende ha Bi^^^oyc« Aitaii&Tii niTHi|t 
eine Form ni>THu'a voraus, wie ich glaube, mit vollem Becht. 
Auch hier hält sich n (e) bis in's XIV. Jhh. hinein: qantfi, 
yÖHuft Xin. Jhh. (Her. 94), busb, oim« XIY^ Jhh., woneben 
schon oBim (HcTOp. 122), im XY. Jhh.: t« cboh seujoi, wo- 
bei die Entwicklung stehen geblieben ist Mit diesem An- 
schluss an die übrigen zahlreichen Feminina, die im Aer..- 
Nom. Plur. -h (-i) haben, war das erwünschte Ziel der 
Sprache erreiclit: möglichste Grleichfürmigkeit unter Ueu 
entsprechenden Formen. 

Der Om, Plur. 

hat gewöhnlich seine regelmässige Endung: AepeecHb, AbiHb, 
Ayun>; doch wo die Aussprache durch den Mangel eines Vocals 
am Ende eine schwierige wflrde, wird die Form der i-St. 
herbeigezogen, so z. B. allen Wörtern auf sa, ma, ^ nia 
mit Torhergehenden Con8onanten:.B03]Ra — B03»eft, Bema — 
Besmeä, aber auch ponta — poufeft. — Wörter auf aa, 
joLt pa ziehen ebenfalls den Gen. der i-St. vor, sowie auch 
solche auf aecentuiertes -bä (-ijä), oder mit Vocal vor -a 
(-ja), ausgenommen i. Dagegen bihlen die Fem. auf un- 
betontes -IjH i-iju), oder mit i vor -ä (-ja) den Gen. Plur. 
auf -ft, -Iii (-j, -ij). — Die Dialekte zeigen nur insofern eine 
Besonderheit, als sie zuweilen den Gen. nach den u-Stämmeu 
annehmen z. £. Mreevsk^ YII. 52, n: sbsuol vh rocTH imaaeil 



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9 



— 62 — 

dbMKOHUgßeS- 

Dat, und Insir, JPiur, 

haben in der Schriftsprache stets -gM'b, -hmh resp. -aMX, 
-OMU, und selten nur bilden die Mundarten Instrumentale nach 
Analogie der i-Stämme z.B. im Gouvern. Olonec: na.niuMH 
(Kolosov, 3aM. 124), Hilferding 1064, 43: 4» "AerL, 
M nepeyjKUiu. Auch die übrigen dialektischen Ab- 
weichungen (also 1. nach dem Masc. gebildeter Instr. auf 
"U (-i), 2. Endung *>jcu, 3. mit der Endimg des J)u. -Ma) 
werden sich hd den fem. ja-St. ebensogut nachweisen lassen 
als bei den fem. a-Si — 

Der Loc Hur. endigt stets auf -ax'B, resp. -axi». 

In Bezug auf die Feminina mit dem ursprünglichen 
Sulfix •iMn (-jnja), das eine gemeinslay. Entwicklungsstufe 
•iiii (ynji) hat (vgL Xesftien» Deel. 6 iL), ist zu bemerken, 
dass diese Stufe auch in den russ. Denkmälern der ersten 

,I:ilir]:iinderte erhalten ist. So z. B. noch im XIV. Jhb. : 
tt3i> KHHrHHH (HcTop. 109), im XV Jhh. ebenfalls: KDaniuH 
(ibd. 139). Auf die JFortexistenz dieser alten Form macht 
Lebkitn (1. c.) aufmerksam, indem er auf die Stelle Rybnikov 
1. 138 V. 2y7 verweist: A — 6i,Lia — khrzuhu AnpaKCia CBaxoio. 
Ebenso Silferding 1138, 38: A zocydopmu AoCpum Haro- 
BapflBHja u. ö. Tgl. KoA^ Oösop. 210. Auch eine weiter ver^ 
t kürzte Form kommt yor: M^erding 1092, 17: Tu CBftTb 

wcydapiMib po^Ha HETyioKa! — Der russ. Schriftsprache 
sind diese Formen völlig abhanden gekommen und dafilr 
die Bildungen auf -ja eingetreten: KHflmEa, rocy^apumi etc. 

« 

Fem. i-Stämme. 

Während die niasc. i-Stämme in fast allen slav. Sprachen 
das Schicksal hatten, in den ja-Stäramen aufzugehen, blieben 
die fem. i-St. überall erhalten. Kur der kroatische Dialekt 
der ift^tiZiac'schen Märchensammlung, in welchem die fem. 



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— 63 — 

i-St im 8mg. — ausser Noiii*-Aco. — mit den fem. a»St 
zusammengefallen sind, scheint hieron eine vesentliclie Ans- 
nalmie zu machen, vgl. Leskien, ArcluT V, 187. — 

fjher die Endungen des Sing, ist nur zu sagen, dass 

sie im Russischen völlig mit denjenigen des Altbulg. Über- 
einstimmen. In der Umgangsspraclie wird allerdings die 
Endung des Instr. meist verkürzt:*) hohbh), hoboctlk), ausser 
in Fällen, wo die Aussprache dadurch sehr erschwert würde, 
wie z. E. in Beiuiio, Es soll damit oflFenbar die zweisilbige 
£]idung vermieden werden, wie das auch im Serbischen 
bezweckt wird, das indessen hiefür zwei Wege kennt: ent- 
weder wird i verkürzt oder ju abgeworfen: koicu oder kosti 
(MkUmchf Gramm. III 3^ 212), welch letzteres wahrschein- 
lich den Weg kostidu, kostiv, kosti zurückgelegt hat» was 
die kleinrusB. Form kostev zu bestätigen scheint 

Mundartlich wird zuweilen der Loc. nach' Analogie der 
a-Stfimme gebildet z. 6. ESreevsJäj YHL S79, it: no ahkoA 
cmenib iiopasÖpocaHa, ebenso Ha neu-B, wb rpaat {KolosoVf 
Oöaop 223). — 

Im Plur. haben natürlich Dat., Instr. und Locat. dem 
vom XV. Jhh. ab herrschenden Streben, diese Casus in 
allen Classen mit den Endungen der fem. a- oder ja- 
Declination zu Tersehen, nicht Widerstand leisten können 
und so haben wir jetzt koctjimi, kocthmh, KOCTaxi.. Nur 
den Instr. kennt die Schriftsprache gelegentlich noch in 
seiner alten Form: pSHum, Kocrbira, crpacn^MH» welche bei 
flßßph, jiODia4b und njierb allgemeine Begel ist. — Für den ^ 
Dialekt weist SjaHosov (Otiaop 219) auch noch einen alten 
Bat nach: ÄomaMßWb und ebenso alte LocatiTe: vh HanaoTexi, 
Ha jiDmaAers (ib. 224). — 

Selbst bis in diese Declination hinein hat der Einfluss 
der u-Stämme gereicht (wenn auch kuuiü direct, so doch in 
Folge ihrer grossen Verbreitung bei den andern, namentl. 



*) Nach Leskien, Handbnch § 51. Anm. 1. und § 24 Anm. ist die 
körsere Form die unprüngliche } alnilg. HOUITblft ftlter als ■OHTHIK. 



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— 04 



den a-St), indem vereinzelt GenitiTe Plnr. auf -eirb (>evü,) 
gebildet werden: JioaiaA§Bii, pauoBi (•-* piwti). ibd. S16. — 
Vgl niedersorb. kosöov. 

u-StAmme. 

Die als Declinationschisse im Russ. völlig unter- 
gegangenen ü-Stämme haben ilurcli SchlticJicr eine ausfüiir- 
liehe Behandlung erfahren (A lU.ieiixepT.. CKioncnie ochobi 
Ha -y Bi> CviaBAHCKUKi flSbiKaxi». lIpii.iO)Keiiic ki> XI. TOMy 
3anHC0KT> Hmii. Akua- HayKi. No. 3. Cnö. 1867). Gleichwohl 
halte ich es nicht für überflüssig, hier in aller Kürze noch- 
mals die Terschiedenen fälle des Einflusses aufisnzählen, 
welche diese Stämme auf andere ausgeübt haben. — Es 
werden nach Analogie der u-Stämme gebildet: 

1) Der Gen. Plur. der masc. a-Stämme, sowie der ja-St» 
bei Torhergehendem Yocal oder u (c) : padoBi», KpaeBi>, 
fmcnwfiwh. Ausnahmsweise geht diese Bildung auch 
auf .FeiLiuma. und. jScutiit über; KHHrOB'L, tB40B'B| 
jiouiaAeB'b. 

2) Der partitive Gen. Sg. bei zahlreichen masc. a-St. 
und einigen ja-St: iieCKy, laio. 

3) Der Loc. Sg. bei vielen masc. a- und jarStämmen: 
Vb nojKy, Bx paio. 

4) Wahrscheinlich geht der Instr. Sg. der masc. und 
nentr. a-St (pa6oMi, ceJiOMi) auf die u-St zurück 
(>i»Mb). Beweis aus dem Kleinrussischen, siehe 
unter Instr. Sg. der masc. und neutr. a-St 

5) lu den Dialekten zuweilen der Nom. Plur. auf -One 
(•ove) z. B. TaTapooe bei Bffimkov, sttdklr. nanöse 
OgonowsM pg. 121. 

In frülieren Jahrhunderten wurden durch Einwirkung 
der u-St. gebildet; 

1) Der Dat. Sg. auf -omi (-ovi) bei masc. a-, ja- und 
i-Stämmen: moctobh, MüuaexbipeBn, rocTeBH. Jn der 
Schriftsprache sind diese, wahrscheinlich stets auf 



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— 66 — 



den Süden beschränkten Formen verschwunden, da- 
gegen sind sie im Kleinniss. noch bis zur Stande 
im Qebrauch. 

2) Der Instr. Plnr. anf -hh (ursprflngL -imh): npopo* 
KUiB, ropoAMM. Im Dialekt jetzt noch voricommend: 

nadHH, C40ltHM. 

3) Der Locat Plur. auf -ovb: Vb no^oxi, Bt »1140x1». 
Jetzt verdrängt. — 

Einen vorhistorischen Ubergang der u-St. in die a-St, 
haben wir endlicli beim Dat* Sg. m. und n. aui -y wahr- 
scheinlich anzunehmen. 

Von dem Plural cuuOBe wurde einCollectivum cuhobm'^) 
abgeleitet und diesem wiederum nachgebildet sind KyMOBbH, 
smeBM u. a., sowie im Dialekt das aus dem Dat Plur« 
6]pBT0Bh9Mi^ (Koiosov, dmvmi 274: roBOpHn CBomeb ffpatno- 
ebJiMs) zu erschliessende tipaTOM. 

In den adverbiellen Ausdrucken csepxy von oben und 
CHiisy von unten liegen ebenfalls alte u-StAmme und zwar 
Genitive Sg. vor. 

' Die Zahl der ursprünglichen u-Stämme ist nicht be- 
deutend, es werden aus den ablg. Denkmiileni kaum 20 
aufzubringen sein, und das war natürlich der Grund ilires 
Aui'gehens in den masc. a-Stjlmmen. Für das sog. Pannon.- 
slov. weist Scliolviu (^Archiv 11, 511) nach, dass die u-Stämme 
mit Ausnahme des Gen., Instr. und Loc. Plur. und des 
Dat.-In8tr. Du. in allen übrigen Casus der Analogie der 
a-StiUnme folgen können, Ausgangspunkt waren die bei 
masc a- und u-Stämmen lautgesetzUch zusammenfallenden 
Formen des Nom.-Acc. Sing. — Dass aber anderseits diese 
wenigen u-Stämme, welche allen modernen slay. Sprachen 
(ausser dem Keuslovenischen) abhanden gekommen sind, 
doch einen so ungemein starken Einfluss auf die Ent- 

*) In einer andern Nuance wird mweüen auch der N. FL nach 

den a-St. gelnldet : So nannte B. Modecmoei neulich die Deutschen : cbiHH 
Be.^HKaro «aTepjaua — die Sölme des grossen Vaterlands. ro4. ^o. 202. 
1881. 

5 



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— 66 — 



Wicklung anderer I>eelinatioQ8elAs<;pT) ausgeübt haben, ist 
entschiedtn ihren, so prägnanten Endungen und demnächst 
dem Umstände zuzuschreiben, dass sie alle einsilbig sind, 
wodurch ein Anschlnss anderer einsilbiger Stämme sehr 
erleichtert wurde. 

Über die Beste der beiden u*8tilmme: aowb domus 
und fljM forameo, fovea ist noch zu hemeiiEen: 

1) In der Wendung hstj AOMy ist der regelmässige alte 
Genitiv erhalten. 

2) Auch in iomr, ol'xoi, zu Hause, liegt wohl ein Grenitir 
vor, natürlich von aml! i em Stamme, der von jeher adverbiell 
gebraucht wurde; so im Ostrom. Evang. 138a: uapiii ß,oun 
etßßsm Mapia hk h xw oixq) IxadeCsxo u. a. Im Kleinruss. 
erscheint Adua mit der Präposition b'k z. B. hh B-Adxa» 
AOHS, n&He rocnoMpy? bist du, Hausherr zu Hause? 
OgonowsM pg. 183. 

3) Der Locativ nach den u-Stftmmen Aony bedarf schon 
im Ostrom. Enmg. der Präposition z. B. 64 a: Vffwn mm 
xcaNTh 6B dOMOy WMBMun 6 icaTc jiou ßeßXiQtat iv Tg olxif 
icapQtXoitx6c. Das heutige Bnss. kennt diesen Locai nicht 
mehr, sondern gebraucht an seiner Stelle den Loc. nach 
den a-St wh aom^. 

4) 40m<5ä, orxaoE, nach Hause, klruss. 40MiB, ist (nach 
Schleicher, LK.iüiieuie ocuobb ua -y — und Le^kien, Deel. 
4'J und 50) aus dem Dat. aomobh, der später zu /i,omüüi. 
verkürzt wurde, durch Ausfall des -b hervorgegangen» Über 
den Dat. als Ziel der Bewegung vgL Ijeakien i. c. 

Wie AOMOfi aus 40MOBB ist auch AOJioft fort, weg, kleinruss. 
AOJiB hinweg, lemk. aöiob und nngar.-mth. AO^y aus 40 jobb 
entstanden, neben welchem im ksL noch der eii j|in|, 
cm AOBSf , sowie im heutigen Hnss. der adrerbiell gebrauchto 
Loc, fißx^ und im Kleinruss. 40J&i {Ogcnow^ 114.) existieren. 

Die wenig eu 

fem. ü'Stänme 
XWBU, CK6K(>y, i|pbKu, soyKU, cuoKhi etc. (MüdüS., Grauim. Ii, 
59) habeu sich schon in den panuon.-slov. Denkmälern in 



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TT- W — 



Folge der Spaltung des zu vm* (-ttv-) gvüsBteateile den 
cottBimaiitischen Stfimmon angeacl^ossen (SfMhii^ ArehiT U, 
514 ff.). Im Bussischen der ersten Jahrhunderte wsd auoik 
fttr den Nom. Sg. der Versuch gemacht» ihn den obliquen 
Casus nfther zu bringen z. B. iiepKBU XTIL Jhh. (KoUsov, 
Her. 94), im XIY. Jhh. neben uepxBU auch uepKBH (ib. 1 20). 
Im XV. Jhh. wird nepKi.i zum fem. i-Stamui: uepKOBb 
(ib. 139). Heute haben die meisten ehemaligen fem. Ü-St, 
diese Funu angeno*umen, während einige auch zu den fem. 
a-Stämmeu übergetreten sind: ßvKBa, cviOKBa (wie im 
Serbischen fast alle: upKBa, CBCKpBa etc.). In Volksliedern 
wird zuweilen der Nom. auf -u noch gebraucht z. B. Schein, 
russ. Volkslieder 139, 23: CeenptA ci CBeicpoM-b rOBOpiUH eM, 
doch im selben Liede auch cseKpoBb; auch als Accus, er* 
scheint eseitpiii vie schon im altbulg. mobu xtusm: ibd. 413, 
SS: Kaiti sasesiTb cwxpu Manymicoitl — Endlich findet durch 
die i-St hindurch ein Vbeigang in die fem. ai-St statt 
(0630p 209) z. R EilJ'erMng 333, ss: A co6aR8 — ts sis 
jmxa eeacßoea» — Ebenso Ur. uepnoBb nnd udpKsa, MopKOss 
und MopKBa. Ogonowski pg. 122. 

£jh61Ualitf6 « ftiig oTin.-n ti anh a StäHiniO. 

fc>o weit wir auch in den ablg. Denkmälern zurückgehen 
mögen, so finden wir bei den consonant. St. doch nur wenige 
Casus, weiche eine wirklich selbständige Flexion aui^eisen» 
Es sind dies im Sg. der Nom.-Acc., Gen. und Loc, im 
Plural eben&lls ^om., Acc. und Genr, im Dual der Gen. 
In allen Übrigen Casus aber finden wir Analogiebildungen 
nach Tocalischen Stämmen. Im Buss. begegnen uns Reste 
consonantischer Beclination in den genannten Casus bis 
in's XIV. Jhh. hinein, aber so sporadisch» dass man die 
Vermutung nicht unterdrücken kann, die consonant I*lexion 
sei im Russischen stets ein exotisches Gtowftchs gewesen, 
das sich nie zu acclimatisieren vermochte. Wer gelehrt 
und altertümlich schieiben will, bedient sich dieses seltenen 

6* 



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. — 68 — 

Sehmuckes öfter, wer ungekflnstelt seinen Worten Ausdruck 
yerleihi^ dem fliesst höchst selten eine solche fremde Form 
in die Feder. — 

Vom Nom.-Aoc. der s-St und der Neutra auf (-ja) 
abgesehen, sind dem heutigen Russisch alle Casus d^ ehe- 
maligen conaonant. Decliuation abhanden gekommen und 
durch andere nach Analogie der vocalischen Declination 
gebildete ersetzt. Es wäre also überflüssig, hier die einstigen 
cons. St. noch weiter zu besprechen, v/unn nicht der Weg, 
den diese Wörter in der Literatursprache und in den 
Dialekten genommen haben, um in eine andere Oiasse 
überzutreten, zuweilen Interessantes böte. 

n-Stämme. 

1) Masaüma. Während der Codex Suprasliensis noch 
öfter die Nom. Sg« miiu und iimmu gebraucht (rgl. Ledcien, 
ArduT Ulf 110« 8(3i<>lwn, ibd. II, 521 ff.), hat das Ostrom. 
£▼., das sich doch sonst den Begeln der Kirchensprache 

so ängstlich anschliesst, bereits mHCNii (81 r, 139b). Andere 
Beispiele finden sich zufällig im Nom. Sg. nicht. Der ganze 
Rest consonantischer Declination der masc. n-St. besteht 
im Ostrom. Ev. somit in den 2 Gen. Sg. Kauese (i7r und 
194b, übrigens dieselbe Stelle: Marc. XY, 46.) und Kopeiie 
(95 a), sowie in der 2 Mal als Loc. fungierenden i^^orm 
Kauese (61a, 94b); daneben 3 Mal: KauesH. Mag sich nun 
in den folgenden Jahrhunderten auch hie und da eine ver- 
einzelte cons. Form* finden, so hat Kolosov (Hc«>p. 141) 
jedes&lls Becht, wenn er ein im Xv. Jhh. Torkommendes 
KaMene als Archaismus der Schriftsprache erklärt — Jetzt 
sindicaMeHb, AMMeub, Kopem» masc ja-St geworden, dialektisch 
nur wird Kopn als Neutrum flectiert (Saratov, TomboT ygL 
DaMf Wörterb.); nach dem Wörterbuch der Akademie ist 
iTJiaMeHb Femin., nach Dahl in den östlichen Dialekten 
Masculinum, gewöhnlich aber soll es als Neutrum: n.iaMff 
(die ksl. Form) erscheinen; zuweilen auch in der (acht russ.) 



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« 



— 69 - 

Form nojoMa (mit Svarabhakti TgL Schmidt, Vocalismus II, 
133), oder nd^biMA („Unbetontes o wird manchmal im Yolks- 
muxide u.** MUdMich, Gramm. I^, 466). 

2) Die neutralen n-Stämme sind ungleich zahlreicher 
als die Masc — Im Sing, hat nur der Grenitiv eine 
Änderung ex&hren: während er im Ostrom. Et. noch durch- 
weg consonani gehüdet wird, hahen schon die heiden Izhor- 
niki von 1073 nnd 1076 nur hm6iih, welche Form bald zur 
herrschenden wird. Auf diese Weise hat also der ganze 
Singular mit Ausnahme des Nom.-Acc. die Flexion der 
i-St. — Eine Folge des Accentes offenbar ist es, wenn in 
den nord-östlichen Dialekten des Grossrussiselieu zuweilen 
-Ä (-ja) vor den Endungen der Casus obiiqui erhalten bleibt: 
ro^OMÄ, ro.iOMÄnn, aber rojiöMeHü (nach Dahl; das Wörter- 
huch der Akademie freilich hat die mir nicht yerständlichen 
Formen: rojiÖMfl — fojiömiihh, wmömr — mojÖBiXHH). Bums, 
SHaMfl, nojiuMfl haben im Singular zuweilen den Gen. buuii, 
SHEMii etc., Dat. bumeo, Instr. BUMeiHi Loc bbims (VostdkoVf 
Gramm, § 28). Ebenso Ur. Ogon, 121/122. Ähnliches 
findet sich im Polnischen, worüber Bauäouin de Ontrtenay 
(Beiträge VI, 61) bemerkt: „die Neutra mit dem Suffix 
-men, N. Sg. streni§ werden oft ohne Nasalton am Ende 
gesprochen und in Folge dessen ganz wie Neutra auf -e, 
pole, sloiice weiter decliniert." 

Die Dialekte behandeln die neutralen n-Stämme auf 
verschiedene Weise: 

1) Die Endung -Ma bleibt im Nom. Sg. und die weitere 
Flexion ist gleich derjenigen in der Schriftsprache. 

2) -HH wird zu -Me nnd flectiert als neutraler ja-Stanun, 
also Nom. Plur. vpcnu. (JSjoIosov, Odsop 215. Anm. 3); wie 
oben in der Schriftsprache der Sg. Ton bumh etc. ebenso 
klroBS. Ogonowä» pg. 121. 

3) Der Nom. Sg. endigt auf -ueno: HueHO, welches als 
neutraler a-St. decliniert wird: Gen. CTpewena, Dat. crpe- 
MeHy etc. ibd. 215. Ebenso im Kk, Im^ho, snaMeiio. 
Ogonowski pg. 121. 



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--^ 70 - 

4) Der Nom. Sg. erhält die Endung -cm. und die 
Wörter werden zu ibm. i-Stftmmen z. B. Hilferäi/ng 133, 8$: 
ßpeMeub VAen Kain bo;^ Ttwrh N. Sg. — Bylmikw III, 
401, SO: Ob p04PMB — n^AiMidio pe3CTmci Listr. Sg. — 

t-Stäzonie. 

Die neutralen t-St&mme, weldie Junge von Menschen 

und Tieren bezeichnen, ersetzt das "Russ. im Sg. jetzt 
meist durch Deminutivbildungcn, währciui die Volkssprache 
wenigstens im Nom.-Acc. an der alten Form festhält: Dialekt: 
TtÄU Schriftsprache : TeJI6uOK^, nopoca — aopoc^BOK'b, wux 

ipdDU6H0Kl> etc. 

Der Plural aber: rejaxa, nopocHTa, »epe^Axa — den 
auch die Schriftsprache kennt, folgt durchweg den neutralen 
a-StAmmen. Qzm abwetcfaend flectiert ahtjI, Kind: im 
Qen«, Dat und Loc-Sg. ahtath, im Instr. mit der Endung 
der fem. ja-St&mme: AnriiTeio, oder ^Rreio (durch die i-St 
bewirkt). Im Plur. tritt der fem. Stamm 4m ein, Nom. 
Aim etc. nach den fem. i-St. mit dem alten Instr. AtTbMR. — 

»-Stämme. 

Die neutralen s-St. haben, ^vie oben gesagt, schon 
gemeinslavisch iliren Nom. Sg. auch auf die neutralen a-St. 
übertragen und waren in Folge dessen einer gänzlichen Ver- 
schmelzung mit Letztem ausgesetzt (Scholvin, Arch. II, 535). 
Das Ostrom. £t. hat nur mbo noch durchweg als s-Stamm 
flectiert (in dem 100 Jahre spätem Stichirar Ton 1157 lautet 
der Dat: MBOf. Bus^aev, bist Ghrest. 55, 4), bei csem» 
macht der Instr. cxeiuik (5 Mal), cseiem (I Mal) eine 
Ausnahme, yovao, im Sg. nicht belegt, zeigt im Flur, aus* 
nahmslos den s-Stamra; mo schwankt im Sg.: Gen. 3 Mal 
TtiAdcH, 3 Mal i%\Xf Dat, 1 Mal Ttaov, Instr. 4 Mal Tii.iiMh, 
Log. 1 Mal TSAecH. Der Plural aber lautet, so weit er vor- 
kommt, nur Tuec:i (4 Mai;. Oko Auge hat im Loc. Sg. 



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71 — 



1 Mal oi|« (59 r) und 1 Mai oycch (ibcL), ein Loc. Du. 1 Mal 
numf (68 b), 1 Mal oyhio (76b), sonst nur (nm und oyhm. — 
Orm zeigt gar knae s-Formen mehr, ebensowenig- ^-ie aiM« 
welch letiteres »her aofibUsnder Wöse apftter wiedtr (offen- 
bar unter dem EinflasB bolgarisher Torlagen) mft orhütenem 
s ersclieinft z. B. Izbomik 1073: xtR^cam (ButlatVf bist 
Oiurest 274, se), nnd Izb(»nik 1076: a«i«cii (ibd. 297, 
25. 32). Wt dem Yerlnat des conaonantiscb flectierenden 
Gen. scheint der 8g. die fl-Formen ganz aufgegeben zu 
haben. Ein in liiivrent. letop. von 1377 erhaltenes BeKece 
(HcTop. 121) kunii wenig diigegen beweisen, da diese Chronik 
überhaupt nach altertümlichen Formen strebt Der Plur,, 
welcher sich \n seiner Endung, von dem Suffix -€C- ab- 
gesehen, ganz der Entwicklung der neutralen A-St. an- • 
schloss, war in seiner Existenz weniger gefährdet, doch 
macht sich mit der Zeit natürlich auch das Streben 
geltend, durch Ausatossung des -ec- Übereinstimmung mit 
dem Sg. herroraubringen. In der heutigen Literatmprache 
beschranken sich die s-Bildongen auf den Fluni von hoISo 
und HYAO: uefieca, ny/ieca, doch juieh hier nur in der Be- 
deutung Ton Himmel und Wunder, wfthvend Ton m&6o 
Gftumen und ny^o Wundertier die Plurale lauten: ueöa und 
My^a. Aus dem Novgoroder Dialekt führt Dahl an: 4Hiieca. 
femer ohne ^v^ itt re Belege: 4peBeca, Mpenec6, oneca; bei 
ScJicirij russ. \ ulkslieder 4G4, ii findet sich aus Rjazan': 
i'-B MHS c.iowffj UV noohi'iH.niCJ., bei Barsov, Klagelieder 
pg. 28, 120: nuKaKHieci» mn>A€ca MHt-Ka öeaAymHbuil Acc. 
Plur. — • 

Altes WM, Bad — Gen. ko.1€cc, hat wahrscheinlich, 
weil es meist ntir im Plur. Ka«6ca vorkam, im Bnaaischen 
einen hiezu gebildeten Singular K0Jiec6 erhalten. 

r-Stämme. 

Die beiden ganz alleinstehenden Nom. 8g. müth und 
AMUTH wurden in der russ. Schriftsprache zu MaTb und 404b 



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72 — 



verkürzt. Voll erhalten dagegen 8iud sie noch in einigen 
Mundarten z. B. in Yjatka: 40MU imd 40un {Kolosw, 
diUvnsB 229), im Gouveni. Yologda: MaTE (ib. 334); aou 
und METH im Qout* Olonec (j^erding 587, 12: Toaro 
4S6jibniafl öohA mjio npa aomh »iiB&ra; ibd. 151» id: Ai 
cnycTi i»Tyxa Heni, AyxOBHafl jnamii). Neben dem Komm. 
um und konnte der Accus. iiaTepe, AO^epe (der nach 
Leeden, Deel 61 ft seiner Form nacb Gten. ist) nicht bleiben, 
da man die "Wörter als fem. i-Stämme betrachtete, bei denen 
Nora, und Acc. stets ^Icichhiiitend sein müssen. Auch 
andere Casus folgten zuweilen dieser Declination z. B. der 
Dat. im Archangelskischen; rocnO;5y Bory uo3Mu.ihtch |1 h 
Mamu ITpecBHTott Boropo^iiuii — KirtevsJdj I. 49, 100. — 
Die herrschende Declination ist heute: für den !Nüm.-Acc. 
Sg. MaTb, AOHh, für alle andern Casus werden an die Stämme 
MaTep* und AOiep- die Endungen der fem. i-Dedination an- 
gemgt. 

Im AnschluBs an die Casus mit -ep- bilden die Dialekte 
auch den Nom. Sg. iiaTepi», AO*iepb Kciosov, Odsop 209 und 
3airBTKH 47: Haina Bosepb CHpOTCKaa! — (und ibd. 334), 
ebenso den Accusatlv (ibd, 49: Bsjith dawpb 04HHaKyH)). — - 
EorOMaTepb (rottesmutter, ist auch in der Schriftsprache 
der einzig ocbriiuchliche Nora. -Acc. — Uber den Acc. 
40*iepK>, der einen Nom. A04epa voraussetzt vgl. beim Acc. 
Sg. des fem. ja-St. — Noch auffallender sind die nacli dem 
Masc. gebildeten Accusative (resp. Gen.) MaxepH und AO^iepa ■ 
{JKoiosoVj 06aop 218. Dahl s. v. Maxb), während Kolosov (1. c.) 
einen AccnsatiY iiaTepH {Kireevskij II. 3, 1: Ua kofo HCb tu 
nÖKH^ueuib CB^io Mämepä?) mit Hecht aU bloss ans metrischen 
Bücksichten entstanden erkUrt. — 

Beste des Dual. 

Bei keiner der besprochenen Dedinationsclaflsen habe 
ich bisher des Dual Erwähnung getan; nicht dass ich da- 
mit etwa sagen wollte, ich halte den Dual im Busaischen 



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— 78 — 



für ein blosses Resultat desEinftosses der Kirchensp räche ; 
ich bin vielmehr der Uberzeugung, dass sowohl die regel- 
m&88igeu Dualformen in den ältesten ross. Denkmälern, als 
auch die in den heutigen Dialekten noch gebräuchlichen 
Oasusendungen dee Dual deutlich dafQr sprechen, dass dieser 
Numerus auch der russ. Sprache als solcher angehört hat, 
— aber bei dem immerhin seltenen Auftreten dieser Formen 
wäre es schwierig gewesen, für die yerschiedenen Stämme 
Belege zu finden, und so zog ich es vor, hier zusammen- 
fassend davon zu sprechen. 

Der (lebrauch des Du. in Verbindung mit dem Zahl- 
worte bezeugt noch nicht hinlänglich die Existenz dieses 
Numerus im Bewusstsein des Sprechenden oder Schreibenden. 
Weit mehr Beweiskraft als jenen erstarrten J^'ormen ist der 
freien Anwendung der Casus des Du. zuzuschreiben. Bis 
in's Xm. Jhh. hinein werden in den Denkmälern alle Casus 
des Du. mit wenigen Ausnahmen richtig gesetzt» auch in 
rein weltlichen, wie Kolosov (HcTOp. 96) das für eine ganz 
an*s Ende des Jahrhunderts fallende Yertragsurkonde 
zwischen dem Fürsten von Smolensk und der Stadt Biga 
bezeugt Im XIV. Jhh. tritt allerdings häufig der Flur, an 
Stelle des Dual, doch behält Letzterer immerhin seine 
regelmässige Flexion z. B. yiemn Ba^iOMa (ibd. 122), cdatoio 
(statt -yiü; Einfluss des Pronom.) MyHerniKV, naMenwueio 
opary u. a.; die Chronisten des XV. Jahrhunderts geben 
vielfach den Gebrauch des Dual auf, während im Igorsliede 
die Casus des Dual sich häufig und meist regelmässig 
finden (ib. 186). 

Tn der Volkssprache scheint sich das Verständniss für 
diesen Numerus länger erhalten zu haben, so kommt z. B. 
in einem Sprfichworte des XVII. Jahrhunderts yor: iiopo6eft 
CHAHTL Ha Tbm, HaAsexcfl ua KpvMib Acc. Du. {Buslaev, 
Gramm. > § 90 Anm. 3. pg. 209). In den Ton JBarsov ge- 
sammelten Klageliedern haben pyiKa, Hora, Ky^epna, sehr 
oft den Dat-Instr. Du. auf -aiia z. B. 195, 5i : no4'i> Hozajia 
Maib Cbipa 3eu.m HOrtiöajaCfl; in den lii/bnikov' scheu Liedern 



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— 74 — 



komflit pyKaMa, KonuTaMa vor (Le^kien, Beiträge YI, 174); 
aber der öftere Gebrauch der Endung -Ma für den Instr. 
Plur. lisst doch darauf scbliessen, dass heutzutage die 
Dialekte Tergessen haben, dass die Endung »xa ansschlksfl- 
lieh der Zweizahl sogehdrt 

Wo die Schriftsprache den Dual heute noch braucht, 

da geschieht es entschieden unbewusst; zu nenuen siud: 

1) Der iNom. Du. bei den masc. a^St; nepHOBa, rjiasa« 
toa, pora, pyxaBa. 

2) Die Nom. Du. neutr: ohh, yiini, n^enH, kojshii, 6pbLis 
od. 6phiAH, mit den Gren.-Loc.: ffh o^hn, und im Dialekt 
njiCHLU) (wie in ablg. Quellen) z. B. Hilferding 3ü5, ii: 
Owb KHHyjTb rojiOByuiKy MCJKy lueKbio. 

3) Xach den Zahlen 2, 3 und 4 (über deren Dedination 
vgl. Leskim, Archiv I, 56-— 58) wird der Nom. Du. gesetEt 
bei maac a- und ja-Stftmmen. Bei der 2weizahl liegt diese 
Ccmstraction auf d«r Baad, bei 3 und 4 aber ist«« erst das 
Produkt ^ftterer Analogiebildung. Im XY. und XVI. Jhb« 
haben 3 und 4 noch den Fland nach sieh {EoHtmVi Hcrop. 
110, 140. 166.). YieUeicht hat die Annahme der dualisch 
klingenden Flexion (TpeMH, HCThipbMHj auch den Dual beim 
folgenden Substantiv um hervorgerufen, doch ist das blosse 
Vermutung, da auch für den Eintritt jener Formen eine 
genauere Zeitbestimmung noch fehlt. Dass hier überhaupt 
ein Nom. Du. und nicht der Gen. Sg. vorliegt, scheint noch 
nicht allzu lange bekannt zu sein;^) Loinonosau jedesfalis 
wusste davon noch nichts; denn er macht in seiner Grram- 
matik § 179 daraauf fnmerksam, dass man nach 2, 3 und 4 
die 6^tive auf nicht anwenden dürfe. 



*) Für die analoge Erwsheinung im Serbisdien acheint FiiJI; 
St KaradtMeeh in einem Briefs an Joe* Qrimmi dat. Temeav&r 

den 29. April 1824, zuerst die richtige Erklärung gegeben zu haben: 
„ABa, Tpi{, ^oTitpii noBOKa etc. wird am erstena «in Überbleibsel von DuaL-> 
form seyn**. — Archiv II, 741. 



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- 75 — 



Die falsche Ansicht, ro^a, nyxonca, mumMSk u. dgL 
z. B. in ABft roAft» TpH Myannca, Wbipe HejOBtsa etCp sei 
Qien. Sg., Ist von sehr weittragender Wirkung gewesen. 
Nun wurde auch beim Femininum nnd Neutrum überall 
nach 2p 3 und 4 der G^n. Sg. gesetzt: 4Bm Tpi »einf» 
vpH, qerupe cai& etc. — Nicht richtig ist die Angabe 
MSdaskh's (Gframm. in^ 287): „Im fem. und neutr. steht 
nach diesen numeralia der plural**. Nie hört man ABa 
cejia, xpii /Keubi oder dgl. ; so dass der Accent deutlich 
das Vorhandensein des Gen. Sg. beweist. 



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Die wichtigsten za Torliegender Arbeit von mir benütztea 
Hülfamittel sind: 
o. Qrammatisohe: 

EycMtm 6. HoTopmecicaii rpaimaTiKa pyccKaro bsusssu 
HSA. 4<^. HocKBa 1875r. d. L Buüaev, historische Grammatik 
der rassiBchen Sprache. 4 Aufl. 

KoÄOCOßs BL O^epirb ECToplH sbyrovb ■ «opM-L pyccKaro 
fl SbiKa XI. no XVI. CTOJiSTie. BapinaBa 1872r. d. h. KdUmv^ 
Abriss der Geschichte der Laute und Forineü der russischen 
Sprache vom XI, bis X\T! Jahrhundert. 

KoAOCoes M. 3aM*TKii o H3biKB H iiapojnoä noaaiii bt> 
oÖJiacTii csBepHü-BejiiiKOpyccKaro HaptHin. CöopHHK-B OTAtjeHia 
pyccKaro H3r,iKa h cjoeecHOCTn IlÄraep. AKaACMiH HayKi». 
ToBTi XVn M 3. Cn6. 1877r. d. h. Kolosov, Bemerkungen 
Uber die Sprache und Yolkspoesie im Gebiete des nördlichen 
grossrasaisohen Dialektes. 

KoMfcoe M. 063op asykOBux h «opMajbHux oco6enHacTei 
Hapo4paro pyccicaro bzuksu BapinaBa 1878r. d. h. Kolosov, 
Übersicht der lautlichen und formalen Eigentfimlichkeiten 
der rassischen Volkssprache. 

Leskim A. Handbncb der althulgarischen (altkirchen- 
slawischen) Sprache, \\ cimar 1871. 

Leskim A. Die Declination im Slavisch-litauischen und 
Germanischen. Geki oute Preisschrift der fürstl. Jablonowski- 
schen Gesellschaft. Leipzig 1876. 

Äfiklosich F. Vergleichende Grammatik der slavischen 
Sprachen. Wien. I. Band: Lautlehre. 2. Ausg. 1879. 
II. Band: Stammbildungslehre. 1875* IIL Band: Wort- 



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— 78 — 



bildnngslehre. 2. Ausg. 1876. IV. fiand: Syntax. 1868^ 
1874. 

OffonowM E. Stadien auf dem Gebiete der rnthenischen 
Sprache. Lemberg 1880. 

BocmoKoes A. PyccKaa rpaMMaTHKa, no HaiepTaHiio ero 
»e coKpaiHeiiiiüu rpaMMaTHKii no.iiiT.e iia.iOTKeiiiiaH. Hsa. 12®*. 
Cn6. 1874r. d. h. VostoJcov, B-ussische Grammatik, nach dem 
Entwürfe seiner kurzen Grammatik voUständiger ausgeführt. 
12. Aufl. 

h* Denkmäler der Literatur, Lexika: 

ßapeoes E. ilpBWTaHBfl cfiBepHaro Kpftc Vam I ILiaHH 
noxopoHnue , Ha4rpo<(BBie h HaAVonrAHua MoeKBa I872r. 

ElageKeder des Nordens. 1. Teil. Klagen bei 

der Beerdigung, am Sarge, am Grabe. 

Eyciaeed H. McTOpiPiccKaa xpiiCTO>faTiÄ uepKOBHO-CviaBfiH- 
CRaro IT Apenne-pyccKaro H3biKüHT.. WocCTa 1861r. d. h. Buslaev, 
historische Chrestomathie der kircheuslavischeu und alt- 
russischen Sprache. 

^aM B. TojiKOBull cjOBapb xcHsaro BftiflKOpyccKaro flsuica. 
MOGKBa, WTh 1 186dr., h. 11 1865r., «i. IH 1865r. % lY. 1866r. 
d. h. DaM, Erklärendes WOrterbucb der lebenden gross- 
mssiscben Sprache. 

ruAb^pduHtn A. OsemcKift 6hTjnisa aauHcaEHfiM jnrowb 
Ibllv. Cu6. 1873r. d. h. HK/erdim/, Volksepen vom Onega- 
see, aufgezeichnet im Sommer 1871. 

Kuprbeemiü H. TltCHH coöpaHHbia II. B. IxHp'BeBCKH.\ri>. 
H3AaHM ÜömecTBOMt JioßiiTejeft PocciäCKOil Cioueciiocm 
MocKBS, 10 BbmycKOBiu 1861— 1874 r. d. h. Volkslieder, ge- 
sammelt von P. Mreevsk^, 10 Lieferungen. 

OcmpoMupoea EeameAie 1056—57 rOAa. Ob npBji09BeHieir& 
rpe<iecKaro TeKCxa EBaiireiift i ci rpaiiHaTa<iecimMH o&bÄmBmar 
MH, HSAaHHoe A. BomoKomM9, Gn6. 1843r. d. h. Ostroimr'sches 
Evangelium herausgegeben Ton A, Vostckov. 

Fbiofiuh-odö n. llbCHH coöpaunMH II. H. Pi.ioiihkobumt». 
lawffc 1. MocKBa 186 Ir. i, II. ibid. 10(i2r. h. 111. llcTpcaaBOACiCL 



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— 79 — 



186ir. < lY. Cnd. 1867r. d. h. Volkalieder gtiaammelt yon 

P. Bybnikw. 4 Teile. 

CjoßOfib uepKOBBO-cjiaBXHCKaro h pyccxaro xsuica, cocraB- 
jienübill BTopbiMi» OT^sjeniem ÜMuep. ÄRaA^MiH Haym. 
2**® HS^anie. Cii6. 4 xoMa. 1607 — lö68[. d. Ii. Wörterbuch 
der kirchenslavischen und russischen Sprache, zusammen- 
gestellt von der zweiten Abteilung der kais. Akademie der 
"Wissenschaiteu. 4 Bände. 

CpeaneecKm U. Cs^w^ma u saM-ßTKH o MajoHSBUCTHUX'i h 
HeisFBCTHUxi naHjiTBBiEax&. I — XL Bi CtopHmrB crare^ 
waHHuxi Bi OTAMHiH pyccKaio JiauKa h cjiOBecHOCTH ÜMnep. 
AKBAeidH Haym. Tom I, Ko. 6, 7, 8, 9. Cn6, 1867r. d, h. 
I^reenev^j Nachrichten und Bemexkiingen Uber wenig be- 
kannte und unbekannte DenkmiUer. I— XL. 

Ble&Hg IL Pyceida Hapo^nua itbchh. QacTb I. Mocna 1870r. 
d. 1l Sehein, Busaische Volkslieder. 1. TeiL 

lUeÜHÖ II. UT..10pyCCKi>I Iiap04HWH ntCHH, OTHOCflU^HMHCa 

K'h HIIM7. ofipH.lMMll, OOhlHaHMH H CyeBT.pifT^SIH, C'h npiUOTKCUieM l. 

t>r» hHCiiH i t;.«,Hciru c.louapa u rpaM&iaTUHecKiixi. iipuMBnauiii. Cuö. 
lÖ74r. d. h. Schein, weissnissiche Volkslieder. 

Weitere Hülfsmittel, namentlich verschiedene Artikel 
aus Zeitschriften etc. sind gelegentlich im Texte angeführt. 



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Vita. 



Ich, Theodor Vetter, Bür<jer der Stadt Stein alFJi.. Kmit. n SrJn;fJ- 
haweHf Schweiz, wurde am 28. Juni 1853 zu Dägerlen im Kautou Züricti 
geboren, wo mein noch leboader Yater, Ferdinand Vettori dsmalB Pfkner 
war. Tvrt'iiiL- Muttor war BosaRe geb. RaachU, deren Tod ich leit Jahres- 
frist betraure. 

Nachdem ich in der Volkaschole det Wohnorte« den Blementap» 

Unterricht empfangen, besuchte ich zunächst die Bezirksschule (sog. 
Sekundärschule) zu Seuzach und — nach der Übersiedelung unserer 
Familie nach Hmgart — diejenige in Andelflngen. Im Hai 1867 trat 

ich in das damals unter Professcji- A n\starlt's Lpitniiff stellende Gym- 
^ nasium zu Scbatt'hausen ein» wo ich Ostern 1873 meine Maturitätsprüfung 

ablegte. Kurs darauf Hess ich mich an der ITniyersitftt Btuef imma- 

trikuUeren, wo ich drei Spmester hindurch philologischen, zumal ger- 
manistücheu Studien oblag. Ich besuchte die Yurlesuugeu der Herreu 
rrofessoren J. Burckhardt, Gerlach» Hejme, Nietsedhe, Socin, Yimsher 

und des Herrn Privatdoconteii K. Mej-er. Gleichzeitig nahm icli ui rli n 
Übungen des germanistischen Kränzchens unter der Leitung de» Herrn 
Prof. Heyne TeiL 

Im Oktober 1 874 Hess icli mich an der Universität Leipzig inscribieren, 
wo ich weitere drei Semester hindurch meine bisherigen Studien fortsetzte!, 
denen sieh sprachvergldehmde 3%6her anechlossnk. loh hdrte diMelbst 
die Herren Prof^'ssoren Pranne, Pn>ckhans, f'nrtinp, Hildehrand, Kuhn, 
Leskien und Zamcke und war ordentUches Mitglied des köniel. deutschen 
Seminars, welches Herr Pro£ Zamcke leitete. 

Da die Schwäche meiner Augen eine Unterhrechnng mpiner Studien 
wünschenswert erscheinen liess, übernahm ich im März 1876 eine Haus- 
lehrerstelle zu Kischinev in Bessarabien, Bnssland, welche ich indessen 
schon im Oktober desselben Jahres aufgab. — Ich wandte mich nach 
Moskau. Dort gestatteten mir die Hen-en Professoren JJuslaev, Duvernois 
und Docent Portunatov in zuvorkommendster Weise, ihren Yoilesungea 
an d«'r kais. T'niversität beizuwohnen. Im März 1877 erhielt ich als- 
dauu diu btelle eines Hülfslehrers an dem uut^r Herr M. N, Katkov's 
Direction stehenden Lyceuni des Thronfolgers Nikolaus in Moskau, an 
welcher An.stiilt ich bald darmif anrh znm BibliotlH'kar ernannt wurde. 
• Ich vertau-schtü im Herb^st l«7i< Moskau mit Berlin, wo icli nüch 

■wieder als Student immatrikulieren lie.ss, um während zweier Hemestw 
bei den Herren Professoren Jagic, Scherer imd Job. Schmidt .sluvistische, 
germanistische und sprachvergleichende Vorlesungen zu hören. Im 
Oktober 1880 kidirto ich nach Leipzig zurück. 

All den genannten hochverehrten CJehdirten bin ich zu bleilieudem 
Danke verptiichtet, ganz be.sonders aber fühle icli mich veranlasst, den 
Herren Professoren Heyne, in Basel, Leskieti und Zamcke in Leipzig, 
JfKj'u' in Berlin (St. J'ctersburj;) und Ivud. Wesfjihnl in Mn^kau für so 
Ott und freundlich gewährten Kat und Beistand meinen iimigsten Dank 
ansanspreehen. 

Leipzig, im Januar 1881. (New York, U. B., Jmii 1882.) 



Draok Tm W. DnguHn In Ldpsig . 



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