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Abhandlungen der Königlich
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Abhandlungen
der
KöaigliclMii
Akademie der Wissenschaften
as u Berlin.
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Abhandlungen
der
Koniglicben
Akademie der Wissenschaften
zu Berlin.
Aus dem Jahre
1824.
Nebst der Geschichte der iULademic m diesem Zeitraum.
Berlin.
Gadracfct io dar Dindurai dar K(tol|licfcaii
dar WisMDidialkeB.
1826.
!• G««alH|«« Mi r. Blnln.
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Inhalt.
Historische Einleiiiinp Seite 1
Veneicbnifs der Mitglieder und Corrc^ondcnleB der Akademie - V
Abhandlungen.
.Pbysikaliieh« Klmti. .
Kamten ober die ebemische Verbiadirag der Kfii])« ..«.jBeitB 1
Derwlbr über den Saigcrliütlenproief» . .... - 30
fiuimsTÄDT Versuche und üeobacbluogru über den EiAÜuf» der Düagung«-
mittel auf die Eneugung der n&hera fiesundUieile der Ge-
Fiscaift über die GrnniUdifm dar Almlil. « - 75
BuBOLMi jkbcr dm Wasaerkofif vor d« Gdtntt, aebM «fllfponian BaoMrbiDfn
über Misgeburten - 121
Demlbe Anatumiscbt* Bemerkungen -
I. Ueber den Orang-Utang, und Beweis, dafs derselbe ein junger
FoBgo sei - tSl
U. UdMT des Zittcnrda - 137
IdiTK. Eatwurf ciim flbyiologiMilieni PfluBMaajritcn» mAn matr Aaoidiiimg der
Kryptophjten - 145
JLtCraiimiK über die AiUllupcn de* nBrdliclicu Africa, besonders in ßczichxuig
auf die Keiinttiifs, welcbe die Alien diivon geliabt haben - 195
KIM Verallgcraeincrung ciaiger in der Abhandlung über die auifübrlichcre
4<r KiynalUllelMD rorgetrageam hAxiSm - 241
Buni, TJataemclnug 4» Tkeüt der fdüieMiriadMn StArmgea, -wdielMr an» der
Bewegung der Sonne enUldit Seit* 1
EYnu.WBn Ton der Integration der Uncttcn Gleidumgeik vH fMMiellail end»
liehen DifferPiiicn - 53
Gkdsox über die Kinscbrcibuug iMtomisclier Figuren in die Regelachnitte .... - 8S
PhileaepKitek« Klaice.
ScKLnsuttACRBk Tetmdi.ibar die umamktStHAt lidiMdlmg de* PflidiilMgriih SctM 1
Hislorifcb-philologiiche Klatse.
Si:vKfi> uIh r einige hiitorisclic und politische Anspielungen in der alten Tragödie Seile 1
fioECKu über die Anligone des Sophokles..... - 4i
BvvffHAim ErUining der griediiiehen Beiidvtlk wf unen ägyptischen Papjrut - 89
Bow VergWciieiide aer^Bedaaif des Siukiita und der wtSx Him TCrwendleB
Sprachen - tl7
Hast, über dnx Farnesiichen Congius im Königlichen Antiken-S«ale lu Dresden • 149
WiLinLM V. HvMBor nT üher die Buchstabeasohrifi und ihren Zusammenhang mit
dem Sprachbau. • - 161
RiTTM Zur GCMldehie dee Ftlifilid« AnliieDe nnd «ebev Bewehm - 189
BoscKit MeohM^iebe Bmacrkongeo eu der AMtaudlung ober die Antiyne des
SepMik» m
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I
• . •» V Ii
Jähr 1824.
'. Ii
A,
.m 2 Ljaiiuai hielt die Königliche Akademie der Wissenschaf-
ten zur Feier des Jahrstages Friedrichs des Zweiten
eine öffentliche Sitzung , welche von dem Sekretär^ der phyairr
kaiischen Kiasse^ ■ Heim £ rinaSj eröffnet ward, und in döt
Herr Buttmanii eiliges tiber die von Herrn General ICena
▼oa Mi Dato Ii ans kegyptm hidier gelmhtetf Pi|i7f(n«RoUeii
vartmgi Herr Liohtenstein 8t«nete önra Bein^
neoestea Untemehnrangen dev im Auftrag der Alflfdemie in Aegy)>
ten reisenden Herren Doktoren Ehren berg und Ileniprich.
Herr Karsten las eine Abhandlung über chemische Verbindun-
gen und Herr Bode gab ^einige Notizen übev den jetzt sicht-
baren Kometen.
In 'der ctflfentliibiiai SitEung'Vaäii. 3. Jnlins nr.F^er des
Leibnitaiecbeit Geb'nvtktage«^ erDfiiiet dt»cb'-Hein» Schleier*
maeberi stattete HeiTi^odei^cfat «lx«ber dieaxfirlb)|^der Preis*
«nfjgfsbe- dqr nuiäieiaRtiitjMB Kksse.-: , > \ .\ ^
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n
SdiOB im Jahr 1820 war für 1822 an^gegeben worden,.
eine vollständige Erklärang der Hofe oder der kellen
und farbigen Ringe um Sonne und Mond mathema-
tisc/t zu entwickeln, welche den durch Versuche ausge-
mittelten Erscheinungen des Lichtes, der Beschaffen^
heil der Atmosphäre und den wirklichen Beobachtungen
genägend entspräche»
Da nur eine nicht genügende Abhandlang za dem «mgesetc^
ten Termin eingegvigen war, so hatte die Klasse ihn Ins sn dem
g^enwärdgen Jahre 1824 verlängert.
Von den bdden felzt eingegangenen Ablumdlungen, die eine
mit gleichem Motto wie die im Jahre 1822 eingegangene: J^gcs
naturae simplices sunt^ die andere mit der Devise : Lucis proprie-
täres raüone diintaaat experimentisque sunt comprobandae , ent-
qiricht nach dem Urtheil der Klasse keine, wenn gleich die ei-ste
nodi melir als düe sweite., den aa^esteilten Fovderangen m dem
Giade, dafi ihr der Preis kennte zneilLamit werden. IMe veiaie-
gdloi Zettel wnidsn daher im Beisna der Yeraammlnng verbrannt ^
mtd die Klasse findet sich nicht' vevanlaist, die Aufgabe noch «Sa~
mal zu erneuen.
Die Preisaufgabe der historisch -pWlologischeu KJasiie iür das
gegenwärtige Jahr war gewesen:
Das fVesen und die Beschajjeniteit der Bildung des
elruritchen.f^oihe* aus den.QueUen kritisch tu erörtern
wd dttxxttsieUeni $owekl im Mtgememen^ als ouchLeinn
gehend attfdie eintdnen Zweig» der T^täÜ^BeU ein»
uiyiiiz-Cü üy LiOOQle
III
tdn^ ^ifekAer dartelSen wiMtk und in iveb^em Gfuda
and Un^ang ein feder^ unier die$em ber&hmten Foä»
Blühte,
Da keine Bearbeitung eingegangen war, so stdlte die Klane
noch elüjnal die Aulgabc liir (Lis Jahr 1826.
Nach diesen Verliandluugeü ward noch eme Abhandlung
des abwesenden Herrn Wilhelm von Humboldt über die
Bttchstabenschiift und ihren Znmnmenheng mit dem Spiachbaa
gdesen.
Am 3. August finerte die Aliadenuie das AUerhddistie 6e-
Iwrlsfest Seiner Majestät des Königs durch dne ofTent»
Udie Sitzung welche der S^retar der historisdi- philologischen
Klasse Herr Bnttmann erofTnete. Herr Rudolphi las eine
Abhandlung über den Wasserkopf, Herr Lichtenstein über die
Aiitilopen von Nord-Afrika, und Herr Ritter über das |)e-
tniische Arabien.
Zu Garrespondenten emamite in dieean Jahre die histoiisdi*
phllologiscbe Klasse die Henen
ifef. E, Meier in flaUe imd
G. T. Schömann in Grei&walde.
Das auswärtige Mitglied Herr B es sei in Königisberg brachte
im Laufe dieses Jahres bei der Akademie die Heransgabe neuer
b
IT
möglichst TolLständiger Himraebkarten in Vorschlag, die wähfend
aio das tnuste fiild des Himmels bis za der Gnmae die unsere jetz»"
gen Feinräbre eiianben) danteUteiii zngbicli die Gnmdli^ zur
m^idist genanen Beobachtnng der etwa nodi fidileiideii Sterne ab>
gdben wäiden* IKe Akademie ist auf düs Untemdimen dngegan-
gen, und wird den Erfolg in den künftigen Bänden der Abhand-
lungen darl^en.
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Verzeichmfs
der Mitgiieiler und G)rre8poudeatea der Akademie«
B»c«ttb«r 1824.
L Ordentliche Mitglieder.
Physiklliiell« RIlM«.
Heir TVaher, Vetcwn. Herr Lu^ueryttih
- Mu/cianJ. - Weift.
- ^baeoHd»- v,muMdt. - £mk,
- Tlermbstädt. - Seebeck.
- v,£uch, - flfitschertick,
- fnMW, MmwAiiIhc - Kanten.
Matbematiscbe KUtte.
Heiv Bode, TetMu. Heir
• Gnuon,
Fhiloa«pki««b« Klan«.
Jndüon. MUE v. Aw%i{yr.
Hiit*rUeh-pliil*l«giteb« KUia«.
Heir Ein, Yetenn. Herr /toedUL-
- Suttnumn, M"'- ki«., - BeMer.
• fVUhebn «. Humboldt. - Smmm.
- Niebuhr. - Ritter.
- Ideler. - Bopp,
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▼I
n. AnsvrSrtige Mitglieder.
Physikalische Klasse.
Herr Bbtmenbach in Gfitlingen. Herr Scarpa in Pstw.
- (kaner in Paris. - — SSmmering ia FlmaUwt am Hun.
Sir Hiimphry- Davy in Lrfndon* - F«lta ia Com»»
Herr /ussieu in Pari«. ' ' ' ' ' •
Mathematischo kiasie.
Herr Besscl tu KSoigsberg. - Herr ^faff" in HaiUe.
- <v. Fufs in Pcienlnury. - Gnf h Haea ia Faria.
- Gmtß ia GfittiafeD'
Pliileaopkiicbe Klasie.
Hm V. Göth» in Wcimur. Herr iStewiart in Ediobui]^.
Historisch - philologische Klasse.
Herr Gottfried Herrmann in Leipzig. Herr A. fV. v. Schlegel in lioaa.
- SibnUn de Sa^ hk - /. IT. in Ifaiddlieig.
Iii. Ehren-Mitglieder.
Herr C.F.S. l^ttXk, Stein Wim AkmiUia
ia Berlin.
Graf Daru in Paris.
- Imbert Delonnes in Paris.
- Dodwett in London.
Ferguson in Edinburgh.
Sir fVillittin Grit in London.
Herr JVilUam Hamilton iu NeapeL
- Graf V, Hi^mamegg in Difiden.
- Colone! Leake iu Lomdon.
. UtuHier in Genf.
- tr. £oder in Moskau.
Harr Marchete lucchcsini in Locca.
' Gen. Lieut. Viah. v, MmuUdi ia
' . Nenfdiaul.
Gen. Lieut. Freib. v, Mi^S^mg in
Beilin.
• dbmmns in Emdea.
Pcrcy in Paris.
Pnsvost in Genf.
' . Fr, ARNnefer in GOttin|en.
- Jluier in Mögelin.
• V. Zach in Genna.
TH
IV. Correspondentfciu
Für diift pbjsi
Beat Accum ia Berlin.
• jiuteiuitA ist. VUlmifCB»
Balbia in Lion.
m Berzelius in SlodÜtolm.
. Biot in Paria.
>• Brem in Paduas ■
• Rob. Brown in London.
- Bn/ffwtidU ia. Paris.
• -ChUim In Mm.
> Chladni in Kemberg.
• Configtiaechi in Pavia.
• Des Fontaines in Parit. -
- Jkt$§tnettes in Paria.
» Ftorman in Lund.
. d^-lttSMoc in Paria.
- AwiMon» in CSdttingm.
• Beüwig in Braunsohirdf.
- Jameson in EJinburg.
- Rausch in Liegniu.
- f MfcMifsr in Sttttijptd.
Ktinlh in Paris.
- Lturejr in Paris.
kalitche KJaoe.
Henr Latr^le in Paris.
- MpAs in FreOievg.
- wmMoU in München.
- «nn Jlfom in Brüssel.
. mzsdk in HaUe.
> • ' Oersted in Kopenhagoi.
. in Kiel.
m C. Sprgmgel in Halle.
- iStaftrndSffr in GOttiogm.
• Schreger d. dt. in Erlangen»
* V. Stephan in Petersbmi;.
•> Tenone in Neapel.
* Iftenard in Paris.
THedetnann In Ifeidetberg.
Tilesius in HiibUiausen.
• TVwüonusd.ldt. in]
- Trommsdorf in Erfurt.
yasalU-Eandi in Turin.
- yau^uelin in Paris.
- WMeaierg in Upi^.
- /füMfaHMn» ia Kid.
Für die matbemattschc K1a*<e
Herr Bü/Tg in Wien.
- Bndia u Gotha.
- Legcndm in Paris.
- Olbert in. Bremen.
• Orimi in UfriUti^.
Herr Pßeiderer in Tübiagen.
* PioMJtt in FiJenno.
Poision in Paris.
Pronjr in Paris.
- XFoftmaiii» in Hunlnug;.
FBr di« pbilosopbisch« Ktasae.
HtR Awlsrwieeft in GSuingn. Bn /Ms» in Jma.
» Degerando in Paris. — Ridol/i in Padua.
• JOeibrtick in Bona. • Tjdeman in Lejden.
Tin
Wir <i i <■ h i i t oriiCh - pfa
Herr Aveliino in Neapel.
- BaihUAtBoemgo in Vani.
• Scigcl in rttf^i^fn
• Böttiger in Dresden.
Cattaneo in Meiland.
Graf Clnrnc in Pari«, .
Dpbrowsky ia Prag.
. DüFkri^ in Fknreai.-
Anihinwi-Gazii ia Griecfaieilhlld«
Cösciten in Göllii^eir.
. S^hta w Fuji».
« .1», Hammer in ViCH<
- JEfoje in Paris.
- Uoeren in Göuingen»
- «dwBMfdb in UttMkl.
. /«oob in GoÜM.
ilologischf! Klasse.
Herr Jomard in I'aris.
- «.JRSttr in PeCsidNiiig.
- Kunias in Smvrnri.
. Lamberti in Meiland.
• Xangr in AnpAcb.
m Letronne \n Tiiris.
> Linde iti Warichau.
- ilftu m Kum.
. «Ubr in GieiiinnU.
• AT. O. Müller In Cöttingen.
- Münter ia ILopenlia^.
- MHrtttaäftt in Corfa.
• ft. Quatrnnere in Parii.
Schümann in Greiüwald.
• Sünonde-Si^nandi in Genf.
. ZftoHbAif in
. r«fiar in Hdfe.
Diriitizod by Gop5le
Im Jahre 1824 liat die Akademie folgende Mit|^eder
durdi den Tod verloren;
L Von den £hren-Mitgliedern.
Herr IN» Boi^gsUfde. Heir Friedridk Jugust Wdf,
- Pt^fn» Knickt in London.
n. Von den Gorrespondenten.
d) der pbytikalifichen KU««.
Hevr Gübert in Leipzig. Herr Blasius Meirem in Marbui
b) der phUoMfbudMa KloMe.
Herr Mame'JBütM in Paris,
i_.iyui^uo uy Google
Abhandlungen
der
y;&ikalischen Kla
Königlichen
Akademie der Wissenschalte a
zu Beriin.
Aus dem Jahre
1824.
Berlin.
iitti dor 1
1826.
GtäluAH Im der Drurkirri dor König «W
der VVistCDtchaflca.
IB CauttiivB bat f. ■l*alaik
Inhalt.
Der»elbe über den Saigcrhuttenprotcft - 39
Hkumistäpt Vemicbe und Beobachltnigen über den Einflufs Jer Düngupg§-
miltiel auf die Erzeugung der nälicrn Ueälandtheile der (je-
trt'iJtMrtrn ■...»,,.,.«.».,...«.....,«. * .,«.. 5 .
Fmciie» über die. (;rtiiullp}irpn der Akuslit - T5
Rtnor.i'iii tiber Jen VVn.wrkopf vor der Geburt, nfl»st all^i-mcincn B<'m<Tkungt'n
über >lisgrburteii - 121
Dc&scllx'u Anatomiscli«: H<Tiirrkiin};i'Ti :
I. Ueber den Oraug-Utaag, und Beweis, dafs dcrtelbe ein junger
Pongo »ei - 131
If. ITpWr rlpM 7.ittlT^«pls - 1^7
Link Entwurf einci pbytologiachen Pflantentyslenu neb»t einer Anordnung der
Kryptopbyten - 145
LlCBTEWSTKlw Über die Antilopen di-.s niirdllchrn Afric.i, bc^sondrrs in Bt-zictiung
auf die Rcimtuifs, welche die Altcu davon ^cliaLt liabcn - 195
Weiss Verallgemeineruiij; einiger in der Aliliandlun^ über die austührliclKTe
tieieiclinung der Krjst.'ilHlacl)CD vorgetrageueii Ixilirsalie - 241
.1
Digitizca by GoOglc
Üeber
die chemische Verbindung der Körper.
Von.
H"- KARSTEir.
[GdMCB in dar älaämä» der WiMUMhafkett tm 15. Jumv 1824.]
^Jwei Bedingungen sind es, die man liald als die noihwendigen er-
kanuie, wenn eine chemische Vereinigung der K^öi^er erfolgen soll. Die
eins, dafa xwuchon. ihiwik an« nnmitiettMie Bernbxviig iiatt fiade; die
andere, daft die eieli berähienden KSrpcr, nacb ihrer TerBduedcpcn Be-
sclianTenheit, entweder mit WeMer in yerbindung ||el»«dkt, oder dafii
sie einer höheren Temperatur aiiageietzt werden.
Den Grund der Veränderungen der Eigenschaften welche die Kor-
per bei dieser Verbindung erfahren, ist man schon lüngst, indeis bis
jetzt vergeblich, zu erforschen bemüht gewesen. Dies kann auch nicht
befifemden, weil die EigpiuchefteB «nee KSipen nur durdk dw Wiv>
Itmig «nf andere Kfirper eiltannt werden kennen. Die Körper an «idt.
sind uns Yollkommen imbekannt, nur ihre Eigenschaften lernen im
in dem Augenblick der Wirkung d. h. in dem Augenblick kennen,
wo sie eine Veränderung erleiden und hervorbringen. Was aber eine
\ eriinderung hervorbiingt, ist eine Ki-aft, und die W irkung der Kraft
tuA entweder eine anfaere «kr eine iaaeeß teyn. Aenlwre Ter&ide-
nui0en besiehen odi auf den Ranm und baben auf die BescbafRnhdlt
des Körper» keinen Einflufs. Innere Veränderungen aber sind von
räumlichen "^'erhälinissen unabhängig. Wenn man also die Verän-
derungen uniersucht, welclie durch die Einwirkung der Köi'j)er auf ein-
ander hervorgebracht werden, so betrachtet mau nicht die uns ganz
imbekannien Materieu, sondern ihre Kräfte in dem AtigenUick i^er
Phy*, KkusB 183i. A
2 Kabstiv
W 11 Lsauikeit. Die Körper aulseru folglicü die Krafie, welche eine Ver-
einigung und Ti-cnimng bervorbringen, nur so lange, als die chemische
Emwii'luiiig fortdauert. Sohold diese beendigt ist, befindet sldi der neu
gdiildete Körper, den wir m steh eben so men^ kennen, ale die KSzw
per «US denen er entttuiden ist, in Rtthe.
Die Umstände unter welchen die Körper ihre Kräfte äufseni, sind
aber sehr verschieden. Versuclit man es, diesen Umständen weiter nach-
zuforschen, so ergiebt sicli, dafs Temperatur^ Drucit., Flüssigkeil u. s. f.
BOT die nichfien Urndien s^n können, mm mlcben die Kräfte der
Körper ruhend oder ibätig erscheinen, dafs aber der imbre Grund in den
Körpern sdhst und in der VeiiHnderung ihres Kobärenzzusiandes gesucht
werden mufs , und dafs der entstehenden Verbindung eigenthümlicbe
Kräfte zukommen, welche dnrrli den jedesmaligen Kohärenzzustand der
Mischiuig, in dem Auj^cnblick ihrer Bildung, bestimmt werden.
Gans vorzüglich hat man es sich angelten seyn laMeo, sich eine
VorsteUung von der Art und Wette an ▼ersdufien, ^e nach Tollhracb-
ter chemischen Einwirkung der Körper « und b, diese in dem neu env
standenen Körper c TÖihasden geJacht werden müssen. Wir ifissen
mit Gewifshcit dafs c aus n und it entstanden ist, weil das Gewicht von e
der Summe der Gewichte von a und gleich ist, ja wir können so-
gai-, unter günsligen Umständen, a sowohl als if, aus c ohne Gewichts-
verhkss wieder diiMdkn; aber wdter i-elehi unsere Erfahrung nicht;
wir können nidu mit dwn der Gewi&heit bdiaupten, dafs a und k
m e enthalten sind, weil in dem AugenblicL der chemischen Einwir^
ktuig Yon a und zugleich eine Verändamttg dar £ig|mschafien dieser
Körper statt findet. Mit Gewifshcit kennen wir also nur die Frsclici-
nung, und da uns das Gesetz unbekannt ist, nach wehliem sich der
Erfolg der Erscheinung richtet, so war es Budürfnifs, diesem Mangel
durch Vorausseiaungen abcnhellien» wddbe den &folg der Erscheinung
erUiren.
In der Hauptsache sind ?.wei Hypothesen zu unierscbeidoi. Die
eine tiiinmi die Theilharkeit der Materie ins UncndÜche, und bei der
chemischcu Einwirkung der Körper auf einander, eine Durchdringung
der Materie ins Unendliche an, so dafs jeder, auch unendlich klein
gedachie Raum den e einnimmt, v«m u und 6 zugleich erfiüllt wird«
oiyui^uo Ly Google
&er dk ehemiseh« yerimduag der Körper.
3
Die Qnantitäi der Materie in einem gegebenen Raum nennt diese Hy-
pothese die Masse, welche sich also nur durch Maafs oder Gewicht
bestimmen lafst. Bei dieser Bestimmung geht sie Ton der einfachen £i--
Mmmg «IM, dalt eine QaaiitiiSt tob a, mit einer Qoantitfic toh h den
Koiper e giebt, to dala e in dieien YerlMiltninea am a und b vammf
nun gesetzt ist iind darin o werden lunn, läugnetaber, dafs« und
h auch nls solche in dem Küiiin c enthaUen sind.
Die zweite Hypothese lafst die Körper aus kleinen uniheilbaren
Theilchen bestehen, welche zwar eine bestimmte Form, Grö£»e und Ge-
wicht faeaitten, aidi aber der tbinlicbcn WanuAtnung gändidi entiie>
lica, und daher -weder dntdi mechanisdie Zerthednag des Körpers dai'^
geatellt, noch gemessen oder gewogen werden können.
Bei der chemischen jEinwirkong der Körper verbinden sich diese
Atome durch ^ebeneinanderlacening , vermöge einer eigenthü milchen
Ki'afi, welche zwischen ungleichar Ilgen Atomen die chemische Vei-eini-
gung, zwischen gleichartigen aber den mechanischen Zusammenhang
benrorbringt. Dnrch die Gaieun der besttnimten MisdinngSTerbibalsie
bat diese Hypotfaeae an Wabncheinlicbkeit gewonnen, indem sie auf
«ine dnfacbe und leidkt lafididie Weise > aus den Atomen die Zittaaip
mensetr.nng der Körper zu erklaren , und die Gestalt derselben sogar
sinnlich darzustellen vermag, weil nichts verhindert, die Form und die
Gröfse der Atome, dem Bedürfniü» geniäls abzuändern. Aber diese ato-
mist&cbe Hypothese erfordert eben so vie jene, die dynamische, eine
Kraft, und luwr eine ununterhrodien foriwiikende Knft, um die Mög-
lichkeit der Uaierie einsuseben, oder überhaupt au erklären. Wenn
sich der Dynamiker dazu der ursprünglichen Bewegungskräfie , der an-
ziehrnden nnd der zui Vielslofsenden bedienet, so vfürdc der Aiomistiker
darzulhun haben, von welcher Art die Kraft ist, welciie jeder mecha-
nischen Einwirkimg widersteht, die den Zusammenhang der Aiomc auf»
wdidMn strebt, und, durch wckbe die diemisdie Yweinigung nicht alleitt
in Stande gebracht, sondem auch hehatrlieh darin erhalten wird.
Eft ist schon oft erinnert worden, da(s die unmittelbare Aniren"
dung der D^-namik auf die chemischen Verbindungen und Trennungen
der Körper, pnnv falsch uiid den Prinzipien derselben widerstreitend sei.
Die MugUchkcu der Grundknifte läist sich nicht beweisen j weil aber
A 2
4
K A R ft T B H
jede Tliäiie;keit und Veränderung die im Räume Torgeht , nur durch
Bewegung gedacht werden kann, so genügt es, den Begritf der
Mitene »uf bewegende Kräfte »ir&^ in fähren.
Miui hat es dei' ^mamiMliaii Lelm som Vorwurf f/eamAt, dafs
sie die Kiystallisation, also die Fonn der RSrper, eben m wenig ZU er-
klär cn , als den Grund anzugeben rermögc, warum sieh die Körper nur
in gewissen Verhältnissen mit einander verhindeu. Iki diesem Vorwurf
ist jedoch übersehen, dafs man den Gruad einer Erscheinung zu wissen
verlangt, der sich eben «o wenig angeben iSbt, ab man überhaupt be«
•timmen kann, wat ein Körper fär sich heunditet sei. Der Grand des
die Fonn und die ICsdrangSTerhiiltnisse Bestimmenden, ist nidu der
chemische Prozcfs als solcher, sondem er ntnls in den Bewegungsge»
setzen der Kräfte gesucht werden , welche Ton dem KohärenzKustande
der Körper abhängig sind, Wiire der chemische Proy.efs das Bestim-
mende, so würde nicht einleuchten, warum manche Körper uui' ein
Hisehnngsreihälmils heobediten, wihrend andere Köiper awet nnd
mehrere etngehen. Die Urmcfae dieses merkwärdigen Verhaltens der.
Ki5rpei* hängt mit ihrem Wesen so genau zusammen, dafs man es nicht
abgesondert davon denken kann. So huige die Ursache des Küharenz-
zustandes der Körper überliaupi nieht bekannt ist, darf man nicht er-
warten einen genügenden Aufscblufs über den wahren Grimd der che-
nüsehen BüschungsveHiiäuiisse au erhallen, weldie, nach allen Ekiah*
mngen , -von der Temperatur und anderen Einflössen abhängig sind, -
ohne diese J^aflfisie ab den leiaten <^imd jener Erschehinngen betrach-
ten zu dürfen. Wenn wir finden, dafs sich das Quecksilber bei der
Temperatur seines Siedepunktes oxydirt, den Saucrsujfl" aber in einer
höheren J'emperalur wieder entlafst , so kann in beiden Fallen nur der
Kobärenzzustaiid des Quecksilbers und des Sauerstoils das Bestimmende
der Erscheinung seyn. Körper die bei ihrer Verbindung mit einander,
ihren Koharenazustand entweder nicht bedeutend, oder wenigstens in
^etcbbleibenden Verhältnissen Terändem , zeigen wirkUch sehr unbe-
stimmte V'erbiiidungsvcrhältnisse, und daher dürften die Oeselze der be-
slimmien iMiscbung<;verli;ihnisse in sehr vielen Füllen auch nur auf ei-
nen gewissen und bestimmten Kohiircnzzusiand der Körper beschiiinkt
werden mfisien.
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Ajtff «fo ehemiiehe Fertaidm^ der K6rf»t.
5
Die !?r^r>hnfFcnhpii einer flüssigen oder starren Mischung, welche
einen Be^undiLetl in einem überwiegenden Yerhalinifs enthält, läfst
nch nadi reni jatonrä^Iien Anaicktcn nicht erklären, und noch we-
niger giebe dieoe Leh«e 'darüber -einen Anfsdünft, 'wie ^Uwrlwupi Teiw
bindttngen und Tminnngen' iwinAwi Körpern eilolgeB Iuhumu , • to&
denen «ich keiner im flfiifii)eii Zustande befindet; Draiit cidt die Ato-
men zweier Körper zw einem neuen dritten zusammenfüi^en, müssen sie
sich nothwendii; in einem Zustande befinden , der eine leielue Ver-
tchiebbarkeit ihrer Atome zuläist, d. h. die Körper deren Vereinigung
oder Trannvng beeweakt wird, 'nifisMnüüssig sejA, denn die mimitid*
We Berflbtfmg! «Udn^- ivflrde eine aoldi» Verbindung nidtt bewirken
können, weil sich, auch im.' Zustande-' der feinsten mecbeniseben Zer»
ilieifnnf^, nicht die Atome, sondern die aus ihnen zusammengesetzten
mechanisch zerkleinerten Theilclien r!rr Körper berühren. Die unmit-
telbare Berührung der Körper allein wüi-de al»o nicht zureichen kön-
nen, nm Verbindungen nnd Trennungen bervorzubringen , sondern es
würde data ancb der Zosiaad der Flfissigkeit nodiwendig erlbrdcrlidi
seyn. Aufiösong der Korper und chemiache Vereinigung snid aber ein
nnd derselbe Prozefs, und wer das Ceheimnir& der Auflösvtng su eni>
räth«eln vernirinte, würde zugleicb das der c^^mi^h^n Verbindung und
Trennung enihüül haben.
jVluu unterscheidet Auflösungen und Verbindungen auf dem nassen
und auf dem troclnen Wege. Die ersteren eifolgm durch HnUSe des
Wassers, die letaleren Termittelst des Wirmestoffs. Eine AuflSsnng des '
fetten Körpers im WarmestofT, wodurch derselbe in den tropfbar flüs-
sigen Zu<%tand versetzt wird» pfh^ man auch das Schmelzen zu nennen.
Es ist hierbei die Frage nufi^cworfcn worden, ob der Whiti»' IMjMerinli-
tät zukomme, ob man nämlich die Verhindunij; der Körper mit Warme
als eine chemische Vereinigung derselben mit Warmestoir, oder ob man
den erwärmten Körper nur llOr einen gewissen Znstand der Uaterie
überhaupt sü betrachten habe? Der Hypothese, da£i die Warme in Be- '
wegung allein bestehe, ist die Erfahrung nielu zusagend, dafs der Wär-
mcsiofT sich nach bestimmten Gesetzen mit den Körpern vorbinden tind
wieder v<ni ihnen trennen lafst. Dafs uns die Art wie sich der AN'är-
mestoli mit den Körpern Tcrbindet, uuerkiarhch ist, giebt uns nicht die
BeSixffiik, ihm die Maierialiiät abzusprechen, weil jede Wirkung auf
Hkierie, nur in Uaterie gegründet seyn luuuiu Nack der dyiifeiinsdwn
Lebre miils nmn di« Veiliindäiig des Winnesloflb ink den Körpern fflr
eine wecbeeUeitige Durchdringung , %Yie bei allen chemischen] Vereinl«
gungen ansehen, xind dann würde der VVarmestoflT ein Körper seyn, der
in allen Verhällnisscn niil allen bekannten Kyrpern niisclibar \v;ire. Wir
wissen dals das specitische Gewicht des W assersiollis eiwa 214 Tausend-
mal geringer ist «Is än dm Flaün , und daher hat die Annahme nic^
gegen, sidx, dafs es Blaterien. gdien könne, deren Feinheit so groft ist,
dais sidi ihr Gewicht durch unsere Vorrichtungen nicht anffinden lälst.
Mag man übrigens die Wärme als Materie betrachten oder nicht, so ist
doch das mit Gewifslieit anzunehmen, dafs ihre VV^irkung auf die Körper
nicht allein darin besteht , eine gröfscre Ausdehnung derselben hervor-
zubringen, also ilu<e Kohasion zu schwachen und mehr oder weniger
SU TemündeEn; aondem andi darin ^ ihnen hänfig ganz andere Eigen-
sdutften miuniheilen , indem die Körper in der erhöheten Temperatur
anderen Gesetzen der Yer])indung und des VerhaUem SO einander nn^
icrworfen sind, als wir in der gewöhnlichen Temperatur an ihnen «ar^
nehmen .
Eine ähnliche Wirkung sehen wir bei der V erbuiduiig der Kör-
per mit Wasser eintreum. Der feste Körper wird flüssig, und sein Koi-
hfisionszustand ist his auf einen gewissen Grad aufgehoben. Erst duxdi
Entfernung des Wassers gelangt er wieder zu seiimm frühem Zustande»
eben so wie der geschmolzene Körper durch Erkaltung wieder fest wird.
Der Körper wird nlso dtireh die Emfernnng des Wassers oder der
W^ü'rme erst wieder was er vorher war, und es ist auf keine ^\ eise zu
behaupten, ja sogar aller Erfahrung zuwider, dafs er im Üüssigen oder
aulg^öisten Zustande diesdbai Eigensduften besitae, wdche wir nadt
Etttfeinung des Auflösun^mitteJ* an ihm bemerken. Die auflbUendsto
Veränderung hei der Auilösnng der Kurper ist ohne Zweifel der Ver*
lust des Kohärenzzuslandes, und diese Veränderung ist wenigstens eben
so grofs , eben so unbegreiflich , als jede andere Veränderung die der
Körper durch die Verbindung mit anderen Körpern erleiden kann.
Zu den vielen wichtigen Entdeckungen welche wir Berceliua
Terdanken, und au den viden neuen Verbinifaingen, deren wahre Natur
Hier dk ehetmdke Fa^mäung der Körper,
t
wir durch ihn kennen gelernt briten« ^ören ■udi die Verbindungen
•der Körper. mU Wewer, oder die Hydrate. Wir '«ritien dafs «ehr
vi^e Körper die Eigenschaft blitzen , sich mit beetimmteik Bliieliiüigp-
gewichten Wasser zu vorbinden, wekhes häufig, auch in den höchsioa
Graden der Temperatur, nulii wieder entfernt \»ei*den kann; jm, flifg
mehrere Körper zu ihrem Bestehen so wesentlich des Wassers bedürfen,
dafs sie ohne dasselbe bis jeixi nicht babeu dargestellt werden können.
Und diese eriken HStchon^ewicbte Wasser, mit denen die
Körper verbinden,' sind es besonders, irodiireh sieh ibre Eigaucbaftea
anf eine bemerkbare Weise yon denen in dem nicht yrasserbaUenden
Zustande unterscheiden. Ein auITallendes Beispiel bietet die Schwefel-
säure dai*. Im wassei freion Zustande läfsi sie sieh zwischen den trock-
nen Fiogera halten, zeigt keine saure Reaction und verbindet sich eben
so wenig mit den wasserfreien Basen, als sie auf Metalle einwirkt. Die
geringste Feuchtigkeit SniÜert diesen Körper in eine heftig wkende S&ure
um. ^1 gröfserer Zusalx Ton Wasser bewirkt dann weit weniger anf-
fallende Veränderungen, und ein Gemis«^ aus wasserhaltender Scbwe-
felsnnre und Wnsser scheint sich nicht -wesentlich zu verändern, wenn
auch das Verbäiuiifs des Wassers bedeutend vermebri wiiti. Was hier
von der Schwefelsaure bemerkt ist, gilt mehr oder weniger von audem
Korpem bei ibrer Verbindung mit Wasser. Finden wir doch dasselbe
Verhalten bei der Veretnigong aller Körper, die sieb in mehreren Yer-
hältnissai mit einander TCrfainden, auf ahnUcbe Weise wieder. Das
erste Miscbnngpgewicbt Sauerstoff, wahres sich mit dem Kupfer vei^
bindet, ist es, welclies dem Metall ganz netie, durchaus andere Eigen-
l^enscbaflen, als es zuvor besafs, mittheili; das Kiipferoxvd nähert sich
dem Oxydul ungleich mehr, als das Oxydui dem Meuiil. Berzelius
bat die Natar der mAvkwfiidigisn Vei^indungen des Cyan nnd des Sdtwe-
lidwassersioffit mit den Metallen,- genauer kennen gelehrt.. Ein grofser
Theil dieser Verbindungen sowohl als derer des Chlors mit den MetaU
len, ist im Wasser auüöslich, und auch bei diesen Auflösungen sind es
die ersten Mischiingsgewichte Wasser, welche dir Eigenschaften jener
Metallverbindungen voraüglich zu Terändern scheinen.
Ganz besonders mufs aber bei der Untersuchung der Frage: in wie-
fem das Wasser ^die :fiigsiwdi«fiett der Köiper ves^pdert» in Erwägung
8
K A « 8 T « V
gezogen iferden, ^Uk eine chenrisdui Ba'wirknig der Körper auf emandier
in der gewShaliduni Temperatiir nur durdi die Zwisdiräkunft de* Wat-
aen steu finden lann and daft nni daher , ohne die. Yennittelnng dee>
selben, die chemischen Eigenschaften, nämlich diejenigen Eigensdbaflua
der Körper, -welche sich auf eine innere Yerändernng der Abterie be-
stehen, völlig unbekannt seyn würden.
Wenn man zugeben mufs, dafs der wahi-e und der einzige Cha-
rakter einer diemitdaen Verinndong darin besteht, daf« spedfiedi veiw
«cbiedene Matnien ridt au einem bomogenen Gemen Toeinigen» ao ist
kein Grand vorhundf-n, dir Auflösungen der Körper im Wännesloff ünd
im Wasser, nicht ebenfalls als cliemisclie Vci bindungcn zu heirachten.
Weiche Eigenschaften die aus der Verbindung entstandene Mischung
besitzen möge, ist hierbei ganz gleichgültig. Die scheinbar geringen
Veränderungen in den Bigcnacbafien, wdebe die Korper bei der Anflö*
«ung im WaMer erietden, iit fielleicht in der Eigenschaft des Waisers:
doppelte Pdarisatton ansnnehmen, begründä, ob^eicb deshalb eine din«
mische Vereinigung des aufgelöfsten Köi-pers mit seinem AudösungS"
mittel nicht geläugnet werden kann. Darauf deuu-n ;iurli srhon die Er-
scheinungen hin, dafs die Körper eine besliminie iMenge VS asser zur
Autlüsung erfordern, dafü die Aullüsungsfähigkcit des Wassers von der
Temperatur abhangig ist, dafs sich die Verdunstnngsfahi|^eit des VtTa^
sers nadk der Mengie der anfgdofsien Korper abündert, dafs sieb die
auflösende Kraft des Wassers, urdldies sdion andere Köi-per aufgenom^
mcn hat, in manchen Fallen vermehrt, dafs der Siedej)iuikt des Was-
sers durch aufgclöfstc tSalze verändeit wird, n. s. f. Dafs der aufge-
löfste Körper uacli Entfernung des Wassers unverändert wieder erhal-
ten wird, findet auch bei anderen chemischen Verbindungen statt, a.Bw
bat den Amalgamen, Ton dcnöi' sich- das Quecksilber durch Eriiilsmig
trannen läfst; Csmer bei den AnflSeongen vieler MctalloKyde in Siuren,
welche bei • einer angpmiBsscnen Erbitiung das Oxjd unvecindert au-
rücklassen n. s. f.
Wenji daher koiu zureichender Cniud .iti7u-( Ijon ^-t, du AuQö-
Siuig der Korper . in Wasser txnd in Warmcsioli lur eiwus uudcrs als
för eine nabre cbemisdbe Veibladung lu ballen, so geben uns diese
Auflösung^ unläugbare Beispide toa «diemischcii- Yeibindungen nadt
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flier die chemische Feründung der Körper^
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^imz unbestinrnnteii Vei'ii>iiif 'sscn. Eben so müssen alle diejenigen Ver-
bmdangen, b<:i denen ein Bestandibeil in grofsem UcbermaaCs vorhanden
itt, «o kngp M« tick im utipfbar flüwgen Zustande befinden, und lo
hnga die rfilU^e Gleichartigkeit der Mischung eririesen i»t, fflr
daeomche YeriiiiidqBgea nadi-guit unbestimmten Verhältnissen angese^
hen -werden, denn die homogene Busch afFenheit der Mischung ist da«
einzig wabi'c und richtige Kennzeichen einer chemischen Vereiniquni».
Wciiu wir nun aber, aus einer stark, aikaiisch reagirenden , so
me aus einer mit einem Uebermaafs Ton Säure Tersehenen homogenen
Flfissigkeit, in beiden FSDen ein Sals, genau aus densdbm Mischnng»-
-ferhüiirisaen SSam und Bssia bestehend, krystallisiren' sehen: so wnv.
den wir Jen Grund dieser merkwürdigen Erscheinung nicht dann suchen
können, dafs das Sak schon gebildet in den Fliisisigkeiten vorhanden ge-
wesen, und sich das einemal im Ueberschufs der Basis, das antleremal im
Uebermaafs der Säui-e aufgelös't befunden habe; sondern wir weixien
scUiefsen nfisien, dals es sich erst gebildet, und dafs irgend eine Eralt
die frAhere chemische Verbindung aufgehoben iiabe. So hat man nach
einer Reihe von Jahren aus der Kieselfeuchiigkeit krystalÜnisehe, dem
Bergkrysiall ähnliche Bildungen der Kioelerde sich ausscheidi-n .^ehen,
und so ist es überhaupt zu crkl:ir<^n. wenn aus üiissigen Mischungen
sich erst nach Verlauf von euuger Zeit, iSicd^rscbläge oder Li^siallini-
sehe Absonderungen dai*sielien.
Diese J&fdge führen noibvendig darauf snrüdi, dafs in Tielea
Fallen die Verbindung der Körper nach gans unbestimmien
Verhältnissen statt findet, und dafs die Vereinigung nach
bestimmten Verhältnissen, die unabänderlichen, stets gleichen
Gesetzen unterworfen ist, ein besonderer Fall des allgemei-
nen Erfolgs der Verbindungen der Körper seyu mufs, welche
liicht Ton chemischen Verhältnissen abhängig, sondern in
dem Miesen des entstehenden Körpers begründet ist. Daraus
wird es audi einleuditend, dsüi die Verbindungen nadt bestimmten
Mischungsverhäuiissen nicht der Grund dc-i- !)esiimmten Form (Krystal-
lisation) der starien Körper sind, sondern dafs sie vielmehr die nolh-
wendige Folge de» Kohärenzzustands der Körper selbst seyn müssen.
Phjs, Klasse 1824. B
10
K & K 8 T B ir
Verbindnngen , die einer erhöheten Temperaiar zu ihrer Bildung
bedärfen, v«rUHlien sich häufig auf ähnliche Weise; Inders ist es schwie-
riger, den ZufUdul der YolMadung, so lange die Hbne fluisig ist» m
beanhdlen. Unienvcht nutn, we. es in der Rcj^ nur giBMiidieB lunn»
die VerlHadai^V«ibaItnis8e, nachdem die Erstamtng «rfolgt ist, so er-
forscht man nicht mein- die ursprünglichen, sondern die durch den Ko-
hUrcnzzusiiind der i;rkakeieii Masse bedingten Misclninirsverhältnisse. Es
würde also in vielen Fallen ein ItTihum seyn, wcnu man das durch die
Anilyse aufgefundene Reanlttt verallgemeinem lutd. auf alle Kobirem*
nuände der sich Terbiadenden KSrper «nadcSuaen -wdhe. Von viden
Yeriundiu^Bn irisNo -mr, daft cie in der HitiB und so langp die Masse
flüfsig ici, m g^ms nnbaUmmlen Verhältnissen statt finden, — au welcher
Annahme uns der ganz homogene Zustand der geschmolzenen Masse bc-
rechtJi^i, — dafs aber nach dem Erkahcn andere Mischung<?Tcrl<älinisse
einu-eien, wdche den GeseUeu unierwurfeu sind, die Berzelius so
vollitandig cnturidteli bat.
Die neuem Untersndningen beben ^ekbrt, daf» der dbenüadie
Prazeft aieu mit elcLtrischen Ei-scheinungen verbunden ist. Dem. che*
mischen so vrie dem elekU'iscben Verhalten der Körper scheint eine und
dieselbe bedingende Ursache zum Grunde zu liegen, nämlich der Ge-
geusau der Kürper selbst. Von dem elektrischen Verhalten kann also
das chemische nicht abgeleitet werden, indem beide sich nicht wie Ur-
md» und Wirkimg bedingien, soiidoti aie nfiMen ob die gleidueitigen
Wiiinngen einer and denselben Kraft betrachtet werden. Die antipUa«
gistische Schule effalickbc in dem SaucrstofTgas die einzige Quelle dee
Lichtes ; sie leitete aus der Verbindung des Sauersioirs mit andern Kör-
pe>-n, als Krscheinung das Feuer, und als Erfolg die öaurebildung ab.
Wir wissen jeut, dafs jede Verbindung der Körper mehr oder weniger
mit den Erscheiniingen des Verfarennene begleitet ist, dafs jeder dtenii-
edien Verbindong dieaeßie Uraache snm Grunde b'egt, und dals Fener-
erscheiming, to vrie deudidi henrortreiendct basisdies und satu«» Ver-
hallen der Korper gegen einander, blofs darch die Starke ihres phlo-
gistiscben Gegensatzes bedingt werden. .So verbrennt, - «m ein Bei-
spiel für alle zu wählen, — Eisen mit Schwefel unter Feuereniwicke-
difor die chemitehe P^erimdimg der Kötjter.
11
hing lind bildet ein Salz, dessen Basis <Jas Eisen, «ukI dessen &iurc der
Scliwctei ist. Dieser verbrennt aber mit Sauerstoff, und stellt dann eine
V erbinduBg dar, i» welcher sich der Schwefel als basis und der Sauer»
•lofr «b Siwe veiUilt. Wird diatä \eiliüidiiiiK de* Sdiwelcl» mit Smeiv
iwff -wieder tboh cmen «ideni Kfirper in GegeuMitai ^dwaclii» m> emsidit
ein neues Yeihrennen hei der VereilügllDg, obgleich damit eine deut»
Hche Feuererscheinung schon sehener, z. B. bei der £inwirkung der
Schwef elsa ure auf Biiiererde, verbunden isi. Je geringer die phlogisu-
sche DiBereiu der Körper ist, welche sich mit einander vei-einigen, desto
ivenig^ •ofikOcBd dnd die EiM]ieiiiiuige& bei ihrer Verbindung, und
daiio uranieer bciaerikber irird ihr bMitohes und saiires Yerfaeltaik.
Weleha Körper aber dne Yerbindnag mit einender eingeben» 11^
sich in Voraus nicht bestimmen, so wenig sich ohne Erfahrung die Vxa.-
stände angehen In^sen , unter welchen die Verbindung erfolgen wird.
Wenn man, um Jicsc l mstände näher zu bezcichaeu , Verbindungen
auf dem nas&en und auf dem trocknen Wege unterschied, so lag dabei
mdir oder 'weniger die irrige Ansicbt xum Grundn, dels mm di« R4ir>
per» deren Yerbfaidinag beebsiebiigt ward, erst in den Zusisosd der FlA^
sigkeit verMtaen mfisse, weil man einen flüssigen Znstend» anfter der
unmitteUMren Berfihmng, für eine nothwendigc Bedingung zu ihrer Ver>
bindtmg hielt . nl« ob es nolhig sei , eine leichtere Beweglichleit der
voransgcsctztcn kleinsten Theilcben der Kurper zu bewirken, welche
sich im Zustande der Flüssigkeit leichter finden and an einander haften
w&dstt. &!St in aeneitk Zcitm hat nun £ea« Ansicht beridttigt und
sidi übercengt, da£i es Torsflglicb nur duanf anboaune, die Kirpar in
«man dalLtrisch chemischen Cegensata sn bringa* und die Kobinons-
Spannung aufzuheben. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, er-
scheinen Warme tmd Wassel' iiifbt mehr als Auflösungsmittel, sondern
als Mittel zur Aulhcbuog des Knhärcnzzustandes, oder vielmehr als Mit-
«d» die Hindemisse xa ^erminders, weldbe sieb der iAanusdhen Bnwir-
kimg der Körper dnrdt die Kobasion snigcgensetzen^ Sie dienen da«-
her als Erreger d«p rubendaa &ifte der Uaierier um den Abt im
Verbindung zu vollbring^.
Sind nbfr Wasser tmd Wärme nicht mehr als Aullösunpsmiltel,
als Mittel eine leichtere Verschiehbarkeit der ILörperthci leben zu bewir-
B 2 '
13
K A a 8 t s R >
ken^ sondern als höhere, en'e|^eiicle Polenzen anzusehen, so ist auch der
eigentliche liüssige Zustand tler Körper nicht erforderlich, um ihre Ver-
htndung zu bewerkstelligen. Der Zustand der Flüssigkeit würde nur
duttnochwulig seyn, man die KotoannjiMMning to gnoA wSn> dab
8M erat durdi eine TSllige Flfiaiigkeit der Mraie übüBrwiindett werdoa
keimie.
Betrachten wir r.ucrsi die auf dem sogenannten trockenen Wege
entstehenden Vciliindungeu. Das kohlehaltige Eison erleidet durch
Glühen, iu einer Teoipeiatur welche von dem Schoieizpuaki der Mi-
•chimg ungemein yreit entfernt bleilM, irewnlliche Verandennigau Die-
ter Erfolg in um wo auflyiender/ als hier Nisdnmgen und Eatinisfl]mii>
gen zwischen zwei aniserosrdentlidk strengflnssigen Körpern in einer Ter-
hältnifsmäfsig niedrigen Temperatur statt finden. Alle Verbindungen
dui'ch die sogenannte Ceineniation dienen ebenfalls zum Beweise, dafs
Flüssigkeit ziw Vereinigung der Körper niclii immer erfoi"dert wird.
Zwar verliert sich des Autialieude in den Erscheinimgen dieses Prozes-
ses dadurch, dab atan sidi den einen Körper geiwobnlieli im dampSÜr-
nig^ Zustande denkt, wenn gletcii dadun^ noek nicht erklirt ut, itie
die Verbindung nach der gewöhnlichen Ansicht erfolgen kann, wenn
der andere Körper im festen Zustande beharrl; allein bei der Cemen-
tation des Eisens mii Kohle wird keiner von beiden Körpern daniptlÖr-
mig oder tropfbarUüssig , und die Verbindung erfolgt dennoch leicht
und admdl, doorch die blofse Berülu-ung, in dem eribrderliehen Grede
der Temperatur. Wenn Eisen, in solldicken und nodk stärkeren Stficken*
anhaltend, unter schwachem Lnftsutritt, gIShend erhalten wii-d, so ver-
wandelt sich die ganze Masse in Oxjdnl, und es läfst sich auf diese
Weise ein künstlicher Macneteisenstein darstellen. Wird dieser, mit
Kohle umgeben, einer anhallenden Glüldiiize ausgesetzt, so verändert
sich die ganze, mehrere Zoll starke Masse zuletzt wieder in regulinl-
sehea Eisen, obgleich hier eben so irenig ein wunitielfaBrer Zutritt der
Kohle Bum Inneren der Eisennsasse, als ein Fläasig- oder Flüchtigwer-
den der KoUej des Eisens oder des Eisenoxyduls statt finden- kann.
Eben so wenig läfsi sich der Erfolg bei dem sogenannten Auf-
schlief-fen der Fossilien, durrb Glühen mit Alkalien erklären, wobei die
iuawukung des Alkali auf das Fossil vollständig statt hjadet, ohne dafs
After di$ dkemuehe Fedmdimg ief Kwf»,
13
ein flü&siger Zustand der geglülieten Masse erforderlich ist. Die inehrsten
Reduktionen der Metalloxyde in Kohlentiegeln geschalten schon, ehe das
Oxyd flüscig wd» aad der getchmolzene Metallregolas iti Folge det
Pirocesscs. Sehr MiciigBnMige Hetalle laneiL sich aus ihren Oxyden »e-
dnetroi, ohne dafs das Oxyd und das daraus erhaltene Metall flüssig
\vcrc?on. — Die schwefelsauren Salze ändern sich durch die blofse Ce-
meniaiioa mit Kolile in Scliwefelverbindungen um, wobei es nicht er-
forderlich ist, dals das sciiwefelsaui'e Salz oder die entstehende Schwe-
üdverlrindiiiig Auing irerden. Am. aagensclieiiiliclmen xeigt sich die
VeriMiidiiiig9fid>i|^it nicht gesdunolsener Körper, bei der Vemnignng
der für sich allein, wenigstens in dem angewendeten liitzgrade unschmelz-
baren Erdi». Die schmelzbare ScIUacke, oder das Glas, bildeo sich, indent
vnei oder melirere «n geschmolzene Köi-per auf einander wirken.
Aus allen diesen Erscheiniiiii^en leucliiei es deuilieli ein, dafs der
flüssige Zustand als solcher, nicht die wesentliche Bedingung zu den
Vethindimgen der Körper seja kann, irddie in «ner erhöheien Tem^
perattir erfolgen, sondern «bfs der ehemiiche Proaeis vielmehr durch
die TemperainrerhÖhung nur eingeleitet, der Ci-folg desselben aber durch
den Kohäronztustand, sowohl der la Aktion beij;rilTenen Körper, als der
ans ihrer Vereinigiing entspringenden Verbindung bedingt wirc).
Bei allen Verbindungen und Trennungen, die auf dem trockenen
nämlich durch Temperatarerhöhung bewirkt werden müssen, ist
CS sdiif ierig, ' dem. Verlauf der Enofaeinnngen «i folgen* Weil man das
•Pkodnlt in den meihrstcn Fallen im. gesdunolcenen Znsttade erhalt,
so seut man Toraus, dafs sich auch -die Körper, oder wenigstens einer
derselben, aus deren Verbindung es entstanden isi, vor der Vereini-
gung im flössigen Zustande befunden haben mü$sen. Das Gegentheil
laÜK sich daher nur in solchen fallen mit Zuverlässigkeit nachweisen,
IVO sich die auf einander . wteaden Körper, bei dem angewendeten
Grade der Temperatur, noch gsr nicht im flüssigeD Znsiande befinden
konnten.
Deutlicher mufs sich nachnfeiMli Ifironn, dafs Verbindungen und
Trennungen der Körper auf dem sogenannten nassen Wege, und bei ge-
wöhnlicher Tcnipcratur, wirklich slalt iiudcn können, ohne die auf ein-
ander wirkcuden ivurper m einen flüssigen Zustand zu veiseuen, und
K A 11 S -T B K
ohne der Anwendung Ton Wasser, als eines sonst für unenibcbrüch
gehaltenen Auflösungsmittels, sn bedarf en. .Wcnn «ich gleich bei dei*
imMdlimg «olclMr Vcrsiicbe die Binwirkimg der maotphgrieehen Fevtdi-
tigkeil niebt Tenndden' lüfst, ao ^rd man deneUwn doch den Erfolg
des Prozesses nicht zuschoben Ibftnnen, weil es sich nidM darum lian«
delt, die Enibchi'Kclikelt des Was^f-rs hv\ den Mischungen und Ent-
mischungen in der gcwöhnürhon 1 riu]» i iiur duiv.uthun, sondern zu
zagen, dafs ein fltissiger Zusiund lur die in chemischer Aküou be-
findlichen Koiper aidit erforderlich lau
Die hier niigeibeihen Vermdie aiad auf die Weite amgaatdlt, daft
dm zu Tereittigaiiden, "rallkommen loftamcknen Körper, in einem Agau
mörser trocken zusammengerieben luid dabei gröfstentheils in den Ver-
hältnissen anirewendet wurden, welche den chi*mis«"lipn Misrliungsge-
wichten entsprechen. Wo sich durch Farbenveranderung, oder durch
andere Anzeigen, auf die erfolgte Verbindung oder Zersetzung nicht
teUieInn lieii, hBeb niehtt übrig, als den GeichmaeL entadieiden aa
hwen. Die Miadbang' ymd dann mit nö^ichat trockener Zunge g^
kostet, und obgleich dabei, strenge ' genoBunen, der Einwurf aidht iri-
dcrieijt werden kann , dafs die Zersetzung ei^st auf der Znnge selbst er-
folgt sejn könne ; so ist der ersie Eindioick welchen die Gescbmacks-
nerven erleiden, doch gewiss die Wirkung eines schon gebildeten, und
nicht die einet crtt entatebenden Köipert. In allen Fallenp wo die enl>
tiehende Veihindnng weder dnrdi Farbe, Geradi oder Geachmadk deia^
lidi mtendiieden werden kam, läfst sidi frrilidi enf eine erfolgte Zer-
setzung mit Zuverlässigkeit nicht scbliefsen, und gerade dar tJnutand,
dafs die Zwischcnkunft des Wassers, die hier eben vermieden werden
soll, in den melirsien Fällen nur das Criterion rinor wirklich ei-folg-
ten Einwirkung der Körper abgeben kann, Terhinderc es, da«, aii^ die-
•es Yamdien im cicAmide Reraittt to^eieh in acincr ganz allgeneinan
Gnltigkttt v* ökendiett.
KrjUallisirta Kleealura ODci basisches kohlensaur«« Kali. Da» Gemenge
wird WimZiiMmmfniTil>r?ii sopli ich feucht, ttod dieKohtenMiure entwciclil Liansond.
Eben, so vcrhaheti sich krjstaüisirtc ^Vcin.steiusÄure und Citron(>ii»;iurc.
Bensofilure ubiI batlaelie« ko)ilens»ure« Kali» Das Gemen^ bleibt trocken,
und durch fortgr'<;rt7trs lU'ilx-n verscliwinjet der aUtallSClie G«acliaifeGk yBiliflll.
Berasteiiri&u^e setgt daaieUbe Ywhaken.
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Aier tU» ehemiiehe Fviauhmff der Körper.
16
B«asoesäure und frisch gebrannte Kalkerde. £«. icbeiat keiae VcrbLoduftg
•lau tn liiidai} waApim mr,- äikh hm «tarn UekraMfi im Sin«, nach
]ial]>stuii(ligcn Reiben der kaustische Geachmack noch deutlich tu bemerken,
ikmoesäui« nad friaeb galotebter, swiaotoi lAchpafier «cbaeU und «o viel ab
möglich getrackiiMar Satt, variuIlaB «eh wi« HwMogiMln« und hatiiiriipa Itoh-
lensaures Kali.
SubUaiat and baaiaokaa kohlensaure« Kali. Bat Iroakucr Imü kun da» 2i»-
aai— CTWÜMii d« Gemenges knge fortgracM «•vdan, chiB da» Wirkttt^ «U^
tritt. Die geringste Feuchtigkeit indert dk irdfiB FkilM niMt in fliae gdtet
dnai IS eina hnun- nad negdiothe mn.
Sttbliaat und friteh fehranater Kalk. Daa Gaaw bleibt weift, aber in dam
Augenblick des Anfaaucheaa daa tasanuncageriebenen Gemengrs sirlh sich, -mit
durah aincn elektriachen Sdikg Teranbfst, plüuUch die rotlihranne Farbe ein»
■ Beibt BHB diS'Katlaria variba* aüt Baumöl an, um alle wissrige Feiidrti^eit
deria aicberer ahauballen, so kann dos Zasanunenrciben mit Sublimat lange, oline
die geringste Farbenämlerung fortgeaeut werden. Ein Handi iai biarekbeiid,
' aogiaidi die rotblieiigclbe Farbe hervortreten su htssen.
Kaloatel nod basiacb k^blcnsaures Kali. Bei trockner Luft lassen sich beide Kör-
per lange cusanunen reiben, ehe eine Einwirkung statt findet. Diese erfivlgt abef
au'gmblicklich und gieht aidh durch den plätalichen Uehergang aiM dar weiisea
in die dunkelgraue Faibf ab erkennen, sobald das (^enenge aagahauclit wird.
Kalomel und frisch gebrannter Kall. Di«* Wirkung tritt genau so ein, «i«
beim Sublimat angeführt worden ist, nur d^fs suiti der rolhen, die graue Farbe
l>eim AlthwidMlt nua Vorschein kommt.
Salmiak, susammengi^irlTcn mit Wlsmutli, mit M ,i n gnn superoxyd, mit ro-
thcm Quecksill^uroxjd, inii Ziukoxyd, mit VV ismuth((X.jrd und mit
Spiesglasoxjd, entwickelt weder beim «mdjiaa Kcjhaa, aodt aadi dem An»
feudileii eine Spur von Ammoniak.
Salmiak mit Eiseufeilc, mit Eisenoxj'dul, mit Eisenoxjd und Mennige
tnebea auaammengericbeu , ennrkkab baiB Amnoaiab« wM idMT» mmi dai
Gemenge angefieuchtet w ird.
Salmiak, ausammcn gerieben mit Glatte, mil frisch gebräuntem Kalk., mit ha-
aiaeb kohlensaurem Kali und mit Quaelailbcroxydul, giebt schon
beim trocknen Reiben eine Ert^^ ir kr-Iiuig TOn Ajaaoaiak«
beim AnfetH:bteB bedeutend vertitarkt.
Salmiak und aalpataraaures Silberoxyd acrsetien sich «oUstindig dnnit track-
nM ZiUamnien reiben. So Intigc das Gr-mitrli r]rm Licht nicht ausgeartzt ist,
blaibt CS TOUkommcn weifs und hat daj Ai;usehcu von trocknem Mehl. Subdd
«• dem ScananUaht lUBfeaetst wird, acbwirst es sich sogleich, und die Masse
vml im ersten Augenblick •^rhr G ütlich feaeht, wöbet sieh auch aia «dtwaeher
Gcrucb von Salpetergns beoieikcu bifst.
Salmiak «ad Borax «aitwickda>beim tpackaea aiiawmmreiben sogldeh alariDa Aana»-
ntakdämpfe, Gfbraimtrr Rorax m^if^ frst eine geraume Z<^ii mir Arm ivaaserflreien
Salmiak gerieben werden, eiie der Aaunoaiak^Boich sutu V«r«chuu kommt.
i6
Kkn 8 » « w
Kleesaurei Ammoniak und Glitte, «o wie kleesaure«. AmmonUk uaA
•iaeliea kohlenaaiire« Kati entwickeln Iwim tfocinen Zuaammetireibea «k
gcnblicklich starke ATomoniakdämpfc.
Kochaalc und Glitte wirken beim trockoea Zuammearciben nidlit «of einander; die
alkiliiclts SeaclSm) «teilt aidi irit naoh dem feucbttn Reibrar ein.
Kr jatallUirtes h w r fcUaures Eisenoxy<lul-Oxyd iiiul C yam^EilCn-K^
linm gdbeu Iwtm trocknen ZuMmnieu«iben:«i>|{leidt 6«rlinerl>lau. DiflMWir>
kiDig tritt auch ein, wenn die Cyanure iiivor mit Oel angerieben iat.
Krjitalli Sil* tes schwefelsaure« Eisen-Oxjdul-Osyd und liasisch kohlen-
saure« Kalt. Da« Gemeage wird beim trocknen Eeibea bald üencbt und
backend, und bekommt enw adiwinliMKnM Falbe.- Vendbe.Erbl^ fiadat smi,
wcBu das Alkali tuvor mit Oel an^niabeB wird. Eine grüne VaAe kommt ent
beim Beleuchten Kum Voracbem* * ** •
. Kry«talU«irt'es »chwefelsaure« KnpferoTjd und ba«i«cbe« kohlensanrea
Kali. Reim trocknen Ri>il>en wird die Maasc Mgleidi feocbt, backend und
dunkelblau. Wird das Alkali vorher mit Oel §eridien, «0 «teilt «icb die dun-
kelblaue Farbe dennoch ein. Erst durch Zutritt von Feucbti^keit kommt in bei*
den Fällen die grüne Farbe tum Vurscbein.
Sals«anrcr Baryt und schwefelsaures Kupferoxyd geben beim Zusammenrei-
ben sogleich eine schöne eeisi{>gräne Miaclning, die Sokc mögen trocken oder
mit Oel angefeuchtet geriefac» werden. IVach ilcti vprschiedcnen Terhälinisaen
des salzsauren Baryts zum Kupfervitriol, lasacn sich alle Nuau^ot der blauen
Farbe von der grünlichblaueu bis zur blafsgrünen darstellen.
Saliaaurer Baryt und schwcfelsaurea Eitenoxydul-Oxjrd gehen benh Iradi-
nan Reil)en augenblicklich ein braiuigclbcs Gemisch.
SchwefetsaMrcs Kali und salpetcrsaurer Baryt zersetzen sich heim trocknen
Reiben vulUtäiulig und stellen ein trocknrs Mclil dar, welches ganz den Go-
schmaük des .Salp^'UTs l>esilst, wenn beide Salae, im richtige Verfailtnii« ange-
wendet woi*den sind.
Cbromitattrc« Kali (neutrales, oder einfach saures, cilronengell>es) und aalpeter»
saures TUeioxfd geben beim trocknen Reiben «o^icb ein pomeraMengd-
bes Fulver.
Chromaaurea Kali und Kupfervitriol aerteuen «ich su einem braunen Pnlter.
Chromsaures Kali und Salpetersäure« Silberoxyd. Es entsteht augenblicklich
ein rotlifs Pulver, auch wenn das chromsaure Kali zuvor mit vielem Oel einge-
rieben worden ist. '
Chrom s au r»»» Kali und Eisenvitriol rersptrrn sicli ru finem heMbratmen Pulver.
Chromsaures Kali und Sublimat zersetzen sieb bciiu trocinen Reiben nicbi; erst
beim Anbaudwn gdit die Robe etu dem Gellw» ins Rotlie über.
Cbiomsmires Kali und Kalomel zersetzen sich ehrnfnlls niobt« eelbtt lüdlt beim
Anliaiichen, sondern erst durch Befeuchten mit Wasser.
Cbrom«aurc« Kali und essigsaure« Qneekailberox^dul gdMn beiai ttotduien
Zusammenn i'i-n rin qr ihririibiwae« Gemiadif welcbc« erst beim DefaudiUm ei-
na» Strich ins Gcune erhalt.
flfitfr die ehemkeh» Verünäujig der Körper,
17
Chromtauret K,ali and verwittertet Cyan-Eiten-&«Unai xeraelMii ticb nicht.
Salpetertaiiret Bleioxydt und Kupfervitriol werden lieiia trocknen ZiuBnunenrci-
ben augenblicUich fciicht und das Gemisch «rhäU eine lichte bläuliche Farbe.
Stlpetertauret BleioKjd und Eisenvitriol werden dien&Ua aogleieh feucbtf und
cht Gemiieh erliiU eine tebmutzigweifie TwAtt,
Ettifaures Kali und Eisenvitriol fliefsen beim Zolvnnweibcil fttt WlgenliUi^
lieb zu einer schmierigen, rötblich hmnien Mute tutanunen.
Salpetertaurcs Blcioxyd und Eiten-Ealium- Cyan. Bei lange fortgeseuten
tracinen Reiben, bleibt noch imoar toGetcLmtck von salpctcruurem Bleiosyd,
wenn auch, wie der Vorsicht wegen gttehehcn muls, das Eisen Kalium Cjan
in Uebermaafs angewendet wird. Dieter Geschmack geht durch Befeuchten det
Gemenges «ogleich verloren.
Salpetersaurcs Bleioxyd und schwefelsaures Kali, entwickeln heim trocknen
Reiben merkbare Wärme, und bei einem richtigen YerhäUniis beider Körper
läfst Hch mit der Zunge nur der Gesclimack von Salpeter an dem trocknCB MeU
bemerken, indem tidi der eigentümliche tüftUcbe GcKfamack det MeimlMt gn»
verloren hat.
Seliwefel und Antimon, so wie Schwefel und Zink lassen sich weder dblldt
trocknCS noch duicli feucliUvs Zus.immpiircil>cii mit ciTiaiiJer ver("I^i^P^. Wrnn
aber Schwefel und Wismuth ^tätk und aulwllcuii gerieben werden, $o ent-
wickelt sich aus dem Gemitcb SchwefelwasserstolTgas vermittelst des Königswat»
sers. ■ Durch feuchtet ZuMmneweDien tcbeint die Yerbindung dien »idtt beor-
dert lu werden.
Sehwefel und Eitea latien ticb durch trocknet Reiben niebt vereinigen ; wird dat
Gcmenßp nlicr angefeuchtet, so entwickelt es, bei fortgesetzten Reiben Schwefd^
wasserstoiFgas, wenn es mit Schwefelsaure oder Salzsäure behandelt wird.
Sehircfel und Bitonvkydul, Eitenosydt Quccktilberoxydut, Quecktilbeiw
nxyd, ZinloTv/1 W i üin ti t h o x yd iintl Rlrioxyd zeigNttlvedcr bciattmck-
nen noch beim feuchten Reiben Wirkung auf einander.
Scbwefcl und Queektilber vereinigen aich iwar tdon beim trodacu 'RoSmu ttilw
leicht, indefs wird die Verbindung durch FcHchtipkcIt ungemein beschleunigt.
Concentrirle Saluaure entwickelt sogleich Schwefelwasserstoffgw aut der gerie-
benen Mitcfaungi
Zinnober und Eisi'n, Eisenoxjdiil , Eisenoxjd und gebrannter KtBi wirken
weder beim irocknen noch beim feuchten Reiben auf einandrr.
Djcse Beispiele lassen es nicht bezweifeln, dafs alle Verbindungen,
welche in der gewüünlichen Temperaim' vor sich gehen, schon ▼oUsiin-
4ig ei'folgen, ohne daCi dazu ein fluwiger Zustand der Misdrang, oder
mch mir eines der in die Yerbindiing eingehenden KSrper erfoi-derlicli
wäre. Aber weit entfernt, aus diesem Erfolge auf die Bnibehrlichkeit
des Wassel;^ bei den VerbinJungcn der Körper in der gewöhnlichen
Temperatur schliefsen zu können, giebt derselbe vielmehr den überzeu-
Phjs. Klasse 1824. C
18
R A K ft T B K
gendsten Beweis, dafj ohne Zwischenknnft des Wassei-s gar keine Ver-
bindung statt findet, und dafs in den Fallen wo sie wirklich erfolgt, die
dui'ch das KeiLen entwickelte Wäi^e, die Li-saclie zu den Verbindun-
gen nnd IVennungen geweten leyii nub.
Bei allen KSrpem mädn» Wener, chemisdi gdnuuien (ab Krjr-
Stallwasser) enthalten, sehen wir die Verbindungen und Trennungen
schnell und fast augenblicklich eintreten. Körper die k.ein Ki'ystallwas-
ser enthalten, wirken nur dann auf einander, wenn Feuchtigkeit hinzu
tritt. Diese Erfolge sind nur eine Bestätigung des lüngst anerkannten
Naturg^tzes, dafs chemische Einwirkung der Körper in gewöhnlicher
Tenqperaivr, nnd in allen FSUen, wo die Wirme die Stelle des Wa*>
ier» xiidit Tertreten kann, ohne Zutritt von Fenebtigkek mmdgUch isu
Mit diesem Einflufs des Wassers auf Verbindangen und Trennung^,
als chemisch wirkender Polenz, hat man aber nur zu oft die unn'chtige
Ansicht verbunden , dafs das Wasser, bei allen Verbiudungcn auf dem
•ogcnannten nassen Wege, auch die Funktion zu Ter treten habe, die
Körper an ihrer chemiwhen Einwirkung auf eine nedianiiclie Wei«e
Toncttbereiien, ihre llieilchen m trennen und sie in den Zustand der
Flüssigkeit zu versetzen. Es gidiC Körper die auf nassem und auf trock-
nem Wege fast auf gleiche Weise auf einandei* wirken. So zersetzt das
Zink z. B. das Hurnsilber in der gewöhnlichen Temperatur, unter Zu-
ti'iit Ton W asser oder von feuchter Luft, fast eben so schnell ab iu der
erhühelen Temperatur, ohne dafs weder in dem einen oder in dem an-
dern TtSi ein flüssiger Zustand -von bwlen, oder auch von einem der
auf einander wirkenden Körper, die Bedingung siun Gelingen des Pro>
lesses wir». Wird alle Feuchtigkeit abgehalten, so wirken Zink und
Horasilber nicht mehr auf einander luid die Einwirkung findet, ohne
Zwischenkunft des Wassers, niclit eher wieder statt, als bis die Tempe-
ratur bis zum dunklen Glühen erhöhet worden ist.
Nur in wenigen Fullen scheinen jedoch W asser tmd Wärme sich
cur Anfhebong der Kohärennpannungen der auf einander wiAenden
Körper wediselseitig vertreten su können, und immer ist die Wörme
ein weit ki afiigeras Mittel die Kohisionsindcrung der Körper zu bewir*
ken, als das \\'asser. Dcshalh können sich Köi-per auf irocknetn Wege
mit einander verbinden, deren Vereinigung durch Vei-miuelung des Was*
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uier die ehemiteh» Ferimdto^ der Körper,
49
<im nicht gescheliaa kann, deshalb erfolgen die Verbindiini^en auf dem
uockjien Wege schneller als auf dem nassen, und deshalb ist der Er-
folg da- l^wirkimg der Körper in den §ewtiuiluihtti lud in den er*
hoheten Tempentnren bSttfig sefar-renehieden, indm dnrdli die Wirme
oft ei» gMU anderer Gegenwte der Körper, ak dnreh das Wewer her-
vorgebracht, und die Erregung durch TemperetorerfaöJiang ungemein
mdir, als Junli Ja«* AVasser vei-slarkl wird.
Wenn wir -Linn, dafs Eisen und Schwefel in der gewöhnlichen
Tein|>ei'aiui' sich nur dann mit einander verbinden lassen, wenn sie mit
Weiter «aMmaengerieben werden; «o kenn, iireü weder der eine nodi
der andere KSrper im Wuner anflSsUdi ist, von der Wirknng de»
WaflMi», ab dnee AnflSsungsmiuels die Rede nicht wyni wir würden
höchstens nur voraussetzen können, dafs es in so fem wirke, als es viel-
leicht durch das Eisen zersetzt wird. Wenn wir aber zut^lficli die Er-
fahrung maclicn , d»fs das oxydirte Eisen weder durch u ocLucs, noch
diu-ch feuchtes Zusanunenreiben mit dem Schwefel verbunden weitlen
lann, so werden wir nothwendig schUefaen mfiiaen, dafa Eisen nnd
Sdhwcfid an der Wataeneraetsung gans gleidien. Tlieil ndhmen, oder
vielmehr, dafs das Wasser auf eine noch nicht erklärte Weite dain dient»
die Verbindung des Eisens mit dem Schwefel einzuleiten.
Schneller zwar sehen wir eine tjanz gleiche Wirkung beim Zu-
sammenreiben des Quecksilbers nui dem smgefeuchteten Schwefel ein-
treten, indem durch die Zwischenkunft des Wassei-s der chemische Ge-
gnaais beider Körper veniirkt wird; allein aUe diese Erfblgp in der
gewöhnlichen TempieraUir finden doch nur langsam tiat^, and eine
Itanm his zum Rothglühen gesteigerte Temperatur bewirkt «sfaneUer uiid
kräftiger eine V^erbindung , die durch Wasser nur langsam und un-
vollkommen erfolgte. So wird r. B. der schwefelsaure Baryt nur durch
lange anhaltendes Kochen mit einer wassrigen Auflösung des koblensaup
ren Kali serseut, wogegen die Zersetzimg weil tchndler nnd voUattep
diger durch dat Glühen bewirltt wird. Ohne Erhöhung der Tenper»-
tur findet aber auch auf dem sogenannien naaaen Wege keine Zer>
Setzung statt, und di^ Temperaturunterschiede tittd ea, wdche den
Schliissel zu der Erklärung der Erfolge het den sogenannien redproken
Verwandtschaften geben müssen,
C 3
20
K A S T B ir
Wärme und Wasser sind also die Mittel deren sich die Natur
bedient, um Verbindungen und Trennungen der Körper einzuleiten.
Sie dienen dabei niciit «k Auflönmgsmitid, indem der flufsige Zustand
der snr Mischnng und Enunisdinng steh vorbereitenden K6rper bei ih-
rer chemischen Ein\>'irkung so wenig wesentlidk nothwendig ist, dal«
man ihn für zufTillig und auf die einzelnen wenigen Fälle sich bezie-
hend ansehen kann, wo die aus dem Kohärenzzustande der Körper ent-
springenden Hindernisse, diu^ch eine völlige Flüssigkeit überwunden wer-
den nibsen*
Entsieht aber jeut die Frage, yne tarn sich die Wirliinig der
WSrme und des Wassers su crilaren habe, und warum zum Akt der
Verbindung der Zutritt von Wasser oder von Warme durdiaus erfor-
derlich sei; so läfst sich eine befriedigende Antwort nicht geben. Wir
wissen nur aus dem Erfolge, dafs Wasser und Würme als Erreger der
iviaiie der Materie dienen, imd dafs sie der Kohiisionsthiiiigkeit entge-
gen -wirken; allein die Ursadie eines solchen Erfolges kennen wir so
wenig, «Is wir den Grund der ElektridtSlsSufserungen angeben kön-
nen, welche durch die Berflhrung der Körper hervorgebracht werden.
Höchstens ist es erlaubt anzunehmen, dafs beiden Kraftüufserungen der
Materie eine und dieselbe Ursache zum Grunde liegt, dafs sie nur dem
Grade nach verschieden sind tind dafs, durch die, durch Wasser oder
diu-cb Wärme veistäikie Eiieguug der kralle bei der Berübrting, ein
wirUidier Uebergang der Körper in einander, eme vollkommene Dordi-
dringiuig der Materie enutcben kann. Deshalb hören alle KnftSufiwnu»-
gpn in dem Augenblick auf, wo die chemische Verbindung vollbracht
ist, und deshalb können sie sich, nach den verschiedenen Graden wie
die Köi"|iri- auf einander wirken, auch auf eine sehr verschiedene \Veise
als Ei-sclieinung diuslelien. Immer wird man aber darauf zuriicitkoin-
men müssen, in dem Gegensatz der Körper selbst, die nächste Ursache
ihrer KraftSulsenuigen su finden, - welche durch Wasser und Wirme
vidOeicht nur in sofern verstärkt werden, als diese störend auf das Gleidi-
gewidit der Kräfte einwirken.
Ohne ie<lüch Untersuchungen weiter nachzugehen, die noch nicht
dazu geeignet sind, einen Aufschlufs über die geheimnifsvoHe Xaiur der
Materie zu verschatfen, selicu wir wenigstens als Erfolg der Erschemun^n,
Bier dkl e^muteht Fertatdung der K&per.
2t
welche die Einwirkung der Korper begleiten, dafs Warme und Wasster
die Tüatigkeit der KraÜte vermehren und dafs, — wenigstens so weit un-
tere Eriäbnmg rncbt, — die Knfiäuliesrung der Köi-per, olme Zwisdwii-
ionft des WaMei» oder der Wirme, ttiennU bis m dem Grade gpeiai*
gert werden kann, daf$ ein wirklicher Uebergang der tich berfihrendeil
Köiper in euiander» den ynt die chemiiKihe Verbindung nennen , erfoU
gen könnte.
Wüfsien wir den Grand, warum sich überhaupt zwei Körper mit
einander verbinden, so würde auch die Ursache einleuchten, weshalb
nur eittige Korper eine Terbindung mit einender eingehen, und andere
keine Verbindungsfebiglteii ffir einander su haben «dünnen; warum ei-
nige Korper sieb Twnigswcise mit einander vereinigen und Ticimungen
hervorbringen; warum die Verbindungen nur unter gewissen Umstän-
den erfolgen, und warum sie nach bestimmten Verhältnissen statt fin-
den. Diese bestimmten Verliiihnis^e sind es, deren nähere Kennmifs in
den neuesten Zeiten, vorzüglicii durch Berzelius, eifrig ei>foi^chi, und
SU einen so hohen Grade von VoUtiändigkett entwidudt worden i»t» dafa
lidk in den mdiresien Pillen der Erfolg der diemiAdken Einwirkung der
Körper auf einander, im Yoraua durch Rechnung bestimmen, und das
Yerhältnifs qcnaii angeben iHfst, nach welchem Jeder Körper zut Bildung
dei' neu entstandenen Verbindung beigeiionf n hnt. Wci! die-^e bestimm-
ten Verhklinisse, oder die Mischungsgew ichtc, aber weder mit der Ver-
Undungsfahigkeit der Körper ca einander in irgend einem Zusammen-
hang stdien, noch ab die Wirkung der «Qg^dnen Anziehung betradiiet
werden können, indem sie Ton der specifiachen Sdiwere gana nnahhSngig
sind, am allerwenigsten aber Ton der Form, von der Stellung und von
dem Gewicht livpoihetiscli angenommener Atome abgeleitet werden dür-
fen, indem nicht die rorm durch die Mischung, sondetn die Mischung
durch die Form l>esümmt wird, folglich das Bedingte nicht das ibeiim-
geude, die Wirkung nidit sngleicfa die Urmche «cyn kann; «o mub der
Grund dieses merkwürdigen Verhaltens in der Nktur der entstehenden
Teibindung selbst aufgesucht werden, und da ergiebt sich nur der Koba-
renzaneiand der Mischung als das die Mischungsgewichte Bestimmende.
Wenn also die Ursache der Verbindung überhaupt, und der
Umstände unter denen sie nur stau finden kann, in dem Gegensatz
32
K A R • T I V
und in der Natur der auf einander vrirkenden Körper gesetzt vrerden
muis; so ist 6m fihemitdbe Erfolg dieier Ewwu&ni^, i^UBÜdli das Mt>
•cknBgsYierlMltmf», nicht nwibr yoa. im. in cbenutchor AkUoo befind«
litten Körpern, «ondem «uiaig und «Hein von dem Kohirenzzustande
der entstehenden 3Ii$chung abhSngig. TSvae dadurch wird es erUir-
her, •\vartim sich die MlsclmngsverUälluisse itntner rutrli der Tempera-
tur lichten, \varnm Tenippf-ifurvinterschiede in vtelcn Iv llm schon hin-
reichend sind, die Yerbinduui^sverhällnisäe zu ändern und vvaium, selbst
bei gleich bteibenden MiichungsverhikltaiaMn, eine Verbindung in einer
höheren Temperaiur inniger ab in einer minder erhäheten Tempcratar
KÜL werden veiinag.
Auf diese letzte merkwürdige Erscheinung hat Berselius eben-
falls aufmerksam gemacht. Sie kann ihren Grund nur in der Verände-
rung des Koharenzzustandes der Körper haben, und zeigt sieb wabr-
sdicinlicli in einer weit gröfserea Allgemeinheit, als sie bis jetzt beobach-
tet worden iat. Die avASdiwrfel und Biaen becidiende Miichung, wddw
in einer niedrigen Tenpeniur gebildet worden iat, senetst aidi an der
feuchten Atmoq>hire ungleich schneller, als die aus denwdben Mischuuga-
verbalinifs zusammengesetzte, in einer höbercn Temperatur entstandene
Verbindung, welche cberaisch von der ersteren nicht Tersciu'eden ist.
Jene erste Verbiuduag erlangt die Eigensdiaft der letzteren, wenn sie
einer hSheivn Temperatur ausgcseut wird, wobei ein elektrisches Glü-
hen die ganse Masae durcbfilbit. Weil die ]iGadning von der Fonn
und die Form von dem KohSrenizuauuBde dea KSrpera abhängig ist»
und durdi densdben unmittelbar bedingt wird; ao kann es nicht auf-
fallen, wenn ein tind dci-^elhe Körper, und wenn* er auch ein chemisch
einfacher ^%;u■c, in sofern durch irgend eine Veranlassung sein Kohü-
renzzusland verändert worden ist, nicbt immer dieselbe Form annehmen
aoUte. Vom Schwefel ist ein solches Verhallen wirklich bekannt und
erst kfinlidi von Hm. Mitacberlicb naher nachgewiesen worden.
Die durch sog^nanntö Absorbtion entstdienden Verbmdungen sind eben-
falla ohne Zweifel Verbindungen, die. nur eine gieringa Ami^^t ev^
langl haben.
^^\Mln also von dem Koharcnzzusiande der entsiehendeu Mischung
die Iklisciiuugsgewichte abhängig sind, und wenn sich daraus auch er-
oiyui^uo uy Google
iil'<^r die cltemische VerhinduTig der Körper.
23
Liart, warum die Mischungsvei'hältiiisse in den verschiedenen Tempera-
mren Terschieden sich 8n';hil(Ien , so würde doch am einem solchen
Verhalten nur einleuchtcnci werden, warum die Körper bei ibrea Vei*-
biudungen mit einander mehrerer Yereinigungsstufen fähig sind,
d. h., ymmpca. die Hischungsgewichte d>» von Bora eliu« entwkL«li»
IwMiiiimta Voiiilliiifii 1.» 2,t 9*t oder irgmd ein andeicft befolgen; al-
lein es geht daraus nicht die WahrachwnlichlLeit liervor, dafs eine Ver>
bindung in ganz unbestimmten Verbahnisscn statt finden wird. Hierauf
ist indcfs zu eriffref^npri . dnfs sich alle Verbindungen, deren Alischungs-
Verhältnisse uuieisucht worden sind, auf einen ganz besinuuiien Kohä-
ftonmirtimd der enistendenen Yerbindm^ beriebeUi and deft Mischnn»
gm nach unbcsiimmien Verhältnissen» wenn sie voi4ienden sind, nur
in flÜMigen Zustande der Yerbindung, oder überhaupt in demjenigen
Zustande aufgefunden werden können, in welchem der Kohäreaxiustand
der Mlsdiung durch ^Vasser oder durch W^ärme übenvältigt i<!t. Am
wenigsten dürfte es aber gelingen, unhestimmJe jMisciiungsverhulinissc
jemals auf^uliudeu, bei Mischimgen, welche aus der iunigeu Vereini«
gung gasförmiger Körper entstehen, weil die durch die Ebstidiüi gege-
bene Rohirenzfonn nur schwer überwunden werden kann, weshalb sie
YeihiDdungcn ei^chweit und Trenntingen befördert, nnd daher immer
nnr auf einen bestimmten Kohävensraetand des entsiehenden Produkte
snrfickgefülirt werden kann.
Eben so werden sich bestimmte Mischungsverhältnisse immer dann
ausbilden müssen, wenn eine flüssige Mischung, ganz oder theilweise,
durch Ruhe in den festen Zustand fiher^t, ireU der bestinmie Ko-
hirenMoetand de» nch bildenden festen Körpers nothwendig ein bestinun-
les llisehungsverhältnirs bedingt. Ob aber feste Körper, welche sich
wieder tw einer festen Verbindung vereinigen, ohne sich vorher iu dem
Znstand de>' Fh'issigkeit befunden zu haben, diese Vereinigung nur nach
bestimmten Verbaitnis<>en bewirken, dürfte vorzüglich von dem Kohä-
leniEusiande der Mischung Hbhüngcn, obgleich es sehr schwer ist, den
Zustand der Mischong in dieser Hinsicht zu prüfen, weil die Pküfiuig
entweder nur dtureh HQlfe des 'Wessen, oder auch nach dem erfolg-
ten Erkalten der Mischung geschehen kann, in beiden Fällen aberYerbinF
Amgen nach bestimmten Mis^ungpverhSltnissen erhalten werden, we^dhe
2*
K A 8 T 8 ir
sich erst ausgebildet haben und ia dem ui'&prünglicben ZusUnd der Ver*
bindung nicht vorhanden waren.
Wenn uns «bei* «ucb dieser Zustand der Yerbmdang der Köiper
völlig onbeLannt Ueibt, und vir nur in einigen wenige Fallen mm
dem. Verhalten der Mischling auf den Vetbindung^snstand eima Sdihilii
machen können; so v^isscn wir doch das mit völliger Gewifsheit, daüs
jede Verbindung der Körper, welche sich im flüssigen Zusiande, — der-
selbe mag durch Wasser oder durch Waime beibeif;efüL»i seyn, — als
eine homogene Mischung zu erkennen giebt, aucb eine wahre chemische
Yerinndung seyn miJt. Wollte niMk sie aidit dafür gelten lassen, so
nvfirde man den Unteradiied ivischai cheniischer Veriiindung und neduH
nisdier Menguog Yollig «iiflieben.
Diese flüssigen Blisdinngen g^ben aber sehr häufig Beispiele von
chemiscben Verbindiingpn nach ganz unbestimmten Verhältnissen. Wie
weil sieh die Verbindunt^sfahigkeii der Körper in diesem Zustande der
übcivvuudencn Kuliürcuz erstreckt, dürfte der Gegenstand einer sorgfäl-
tigen Prfifung werden mtisseD, indem die bisherigeo Uniersadiungen
fiber die MischungsTerhiQtnisse nur auf einen bestimmten Kohirena-
anstand der Alaierie gericluei waren. Wenigstens zeigen diese Veibin'
düngen die Möglichkeit der Vereinigung der Materie nach ganz unbe-
stimmten Verbftknissen, und beweisen, dafs die Befolgung fester
Miücliungsverhältuisse nur ein besonderer, durch den Ko-
härenzzus land der entstehenden Verbindung besummier
Fall des allgemeinen Vereinigungsakts aller Materie ist.
Wenn es mSglidi wire, die Ursache, urodurdh Misdrangm nadi
ganz unbestimmten Verlitiltnissen in den flüssigen Zustand versetzt wor»
den sind, so plötzlich zu entfei*nen, dafs sich die durch ndilges Fest-
werden der Mischung ausbildenden Verbindungen n-irh besiimmien .Mi-
ftchungsgewichten gar nicht bilden könnten; so wurde das Kesukat eine
feste chemisdie Verbindung der in der flüssigen Mischung vereinigt ge-
wesenen Körper nach unbestimmten Verhältnissen der Mischung »eyn
müssen. In den mehresten Füllen wird- aber unter solchen Umstinden
das allgemeine Verbindungsstreben durch die Wirkungen der Rohäsions-
kraft vernichtet. Diese verlangt eine VcreiTii^nng nach bestimmten Mi-
schungsverbältniftsen, und jenes vermag sich nur da zu äufsern, wo dei*
i^iy u^cu Ly Google
üAer d» ehemitehe yet^iadung der Körper.
26
KohärenzzusiflTirl fler sich vereinigenden Köi-pcr, wenigstens bis zu ei-
nem, gewissen Giaiic, aufgehoben ist. Daraus 'VMÜrtle also folgen , dafs
durch die plötzÜche Aufhebung des flilssigen Zusiandes> nur in dem Fall
cfaie feite Vedl>mdttii§ nach mdkestimmten UiftcihiingiTeiliiflakiwen entste-
hea kSnnt«, yrmn das al^enuriBe VerhindlnngNttidben den Wiriumgen
der Kohäsionskraft das Gleichgewicht hält. Nach aller Erfahiring tritt
aber ein solcher Erfolg niemals ein, sobald die Hindernisse weggeräumt
sind, weiche Jen Kohäi enzaiifsei-ungon der Körper entgegen standen; denn
eben darauf, dafs der Erfolg eines jeden chemischen Prozesses, einer je-
den cbemiichen Einwirkung eines Körpers auf den andern, duixh den
KoHubflninistaiid der enutdienden Misdrang bedingt urird» beruht nn»
Mre ffoue KenntnU$ von der Yerinndong der Körper, deren GecMsa
'Wir scIji ii mit fO grofser Zuverlässigkeit und Genauigkeit kennen, dafs
es niclii mehr gestaltet ist, den leisesten Zweifel in ihrer Richtigkeit
zu setzen.
Aber so wie alle Krafläufserungen, wenn sie ihr Maximum er-
reicht haben, sich in ihren Wirktmgen zuletzt so sehr verlieren, dafs
die Gcaetae, denen sie unterworfen «ind, bäum noch erkannt werden
können } ao scheint es and» bei den Kraftinfsemngen der KohÜrens im
Konflikt mit dem chemischen Verbindungsstreben der Fall zu seyn.
Dns allgemeine (iesetz der Tr;i"beit in der Mechanik, nach welchem die
Körper in ihrem Zusiand der Ruhe und Bewegung behängen, wenn sie
nicht dui*ch eioc aufserc Ursache genöthigt werden, diesen Zustand zu
Terlassen; scheint auch atif das Fortbesteben der einmal gebildeten che-
mischen Misdmngen Anwendung au finden, indem die Mtsdinngsverin*
demngen nicht ]^tsUdi antreten» sondern jede Mischung und Ent-
mischung eine gewisse Zeit erfordert, in wdcher sie erst vollständig
vollbracht werden kann. Ein sehr passendes Beispiel bietet der Schwe-
fel dar, welcher auf das Cblor anfanglich keine Wirkung zu haben
scheint, sich dann aber plötzlich und mit Explosionen mit demselben
Teihhidet. Dieser Zeitraum wird in allen den Fällen fkeilieh nidht meft-
bar seyn, wo dn starker elektrodbcmisdier Gegensats der auf einander
wirkenden Körper statt findet, oder wo die Kohäsionskraft des sich aus-
scheidenden Köi'pers ungleich wirksamer gedacht werden muls, als die
Kraft , welclie alle in der Mischung befindheben Körper «n Einem
i'Ä/j. Kiasse 1824. D
26
K A » 8 T ■ V
Ganzen verbindet. Wo aber diese Bedingungen nicht in einem ansge-
zeiclinetcn Grade vorbanden sind, Lifsi sieb sehr wobi die Mögliclikeit
einsehen, dafs eine flässige Mischung, oder «beilirapt eine Mischung,
weldhe sidi in einem lolchen Kohüremanstandje befindet, dafs «e Ver-
buidnugen n«di unbestimmten Yerbiliniasen inlab^ dnrcb plötsliches
]&«tarren die MischunfpveriuiltvisM nidit indert, so dafs du Resnliat
dei' plützliohen Erstarmng ein gu» anderes, als das der Jangsanen "Et-
lialtang seyu inufs.
Bei allen Mischungen nach unbesummteu Verhältnissen, welche
dnrdk Auflösung auf dem nassen Wege enisiehen, l&fst sidk ein soleher
Srfolg nicht ladkt wamefamen, ^rreil noch kein Verfiducn bdiBnut ist,
das Attflosungsmittel plStilicIl an entfernen. Merkwürdig ist indels die
Erfahrung, dafs eine Salzauflösung, welche schnell Yon +140 bis zn
— 6 Gr. Fahrcnh. ci-Laltel wii-d, durchaus gefriert, ohne dafs eine
Ausscheidung des Salz.es stn!t findet, wogegen bei minder plötzlichen
Temperaturäbergüngenj das Wasser krystallisirt und die Sulzauflösung
kmicentrirt mitd. Dieser &rfoIg zeigt, dafs Wasser und Sala, nidit al*
lein im flüssigen, sondern auch im festen Zostande, unter gewissen Um-
ständen nach unbestimmten VeriiSitnissen verbunden bleiben. — Wenn
wir dagegen aus einem flfissigen Amalgam, also aus einer Verbindung
des Quecksilbers mit einem anderen Metalle in gnnz unbesiimmien Ver-
hältnissen, ein festes Amalgam durch Ruhe sich ausscheiden sehen; so
ist dies der gewöhniicbe Erfolg der Kohärenzthätigkeit , welche eine
Misdiung nach unbestimmten Yerhaltnissen> auf eine Yeribtndnng nach
bflstinunten MischnngsTcrfaiiltnissen, anrfickxuffibren strebt. Dahw sind
wir auch nicht berechtigt, das fldsnge Amolgiam für eine Auflösung des
Amalgams nach bestimmten Mischnngsg^ichien, in Qnedtsilber anzuse-
hen ; sondern wir müssen es, so lange es nls einp liomogcnc Fliissigl;eil
erscheint, für eine 3Iischung nacli imbcsliuiiuiLU V erhältnissen bcintch-
ten; gei-ade so wie eine Salzautiösung in Wasser, aus welcher das Salz
durdi Ruhe krystallisirt, tm einfadiea Beispiel giebt, wie eine Mitchwig
nach unbestimmten Yerhilmissen, auf Verbindimg^ nach bestimmten
Mischungsverbifltnisscn curück geführt wird.
Mischungen nach nnbestimmien Verhältnissen, welche auf dem
trocknen Wege, bei einem g^nen Kobarenzsustande der Mischung,
Bier die chemische Ferüh/bmg der Korper.
37
erhalten wenden, -würden leichter Beispiele von der ijeib ehaltung des
unbestimmten Mischungsgewicbtes nach erfolgter Erkaltung dai*bieten
k&uMa, 'wdl et in -Tiden Fallen Idektcr ni6|(Udi ist, das AnflSanng^
Biiiul — die Wame — plBttlidi ka entfenienf ak iam bei den Anflö-
mngen auf dem nassen Wege geschehen konnte. Wirklich fehlt et
auch nicht an Beispielen dieser Art, deren Zahl sich unbczwcifch meh-
ren wird, wenn man crsf pröfscre Aufmürksnmkcit auf die üniersurlnins;
des ZuStandes der Verbindungen nciiten wird, welche durch ploizliches
und dorcb Ungiames Erstarren einer und derselben Mischung erhalten
vrapdeo«
Die unter den Namen des Rohetietts bekannt« Yeibindnng det
Eisens mit Kohle, welche im flüssigen Zustande eine zwar homogene^
aber fast Immer eine Verbindung beider Metalle nach ganz unbestimm-
ten Miscliungsverliiilinissen darstellt, verhält sieb, \ie\m plötzlichen Er-
kalten duixiiaus anders als bei der langsamen lüsuurung. Im ersten
Fall bleiben Koble und ^sen dien to veribonden» vie sie es iu Zor
•lande der ^fiasigkeit ivafen; im leisten FisU sdieidet nAk die Knhle
theils rein aus» llieib in Verbindung mit Eisen nach bestimmten Mi«
sdiungsverbältnissen. — Diese Verbindungen sind also nicht in der flüs-
sigen Mischung vorbanden, sondei-n sie sind das Resultat der langsamen
Erkahung, Ai,eli]i<; dif Ausbildung von Verbindunccn nach bestimmten
Mischungävcrijaiuusscn iierbeiführte. — Gold und biibcr vereinigen sich
beim Sdimebsen fflbr Undii in allen YerbShniisen wo. einem homogenen
Gcnuscfa. Wird die geschmoUene L^rung sduadl inm Erstairen
brachi, so behält die erstarrte Masse die homogene Beschaflcniidt, wdicbe
ihr im flüssigen Zustande zukam. Erfolgt die Abkühlung sehr langsam,
so trennt sich das Gold gröfstentliflb, in Verbindung mit etwas Silber,
aus der Masse. — Zinn und Eisen vereinigen sieb beiua iScIimelzeu fast
in allen Verhältnissen zu einer gleicliartigen Veibinduug. Wird die
flüssige BGsebong sdineU siun Erstarren gebracht, so bidbt sie homo«
geo; erfolgt die Abkühlung langsam, so trennt sie sidi' und sidit twel
Yerbindongen dar, aus vielem Eisen und wenig Zinn, und aus vielem
Zinn und wenig Eisen, Wenn geschmolzenes Blei mit weniger Schwe-
fel veiseut wiixi, als die Mischungsverhältnisse des Schwefelblcl , oder
des sogenannten Blciglanzes erfordern, so büdet sich eine homogene
D 3
38
K A K $ T ■ «
ilü&sige Masse; es entsteht also eine Mischung nach unbeäutnmicn \er-
hülminen. Wird diese plötilicli nim Etsuhtbii gebncht, so bdiilt dt»
Gemisch seine i^idttriige BesdialTenbeit. Erfolgt die AbkuUnng lan^
sem« 60 scheidet sich legnlinisches Blei aus, und es bildet sich g^ck*
leiüg Bleigjans, also eine Verbindung nach einem bestimmmn Misdumgi-
irerhühnirs.
Ob mehrere Metalle, hei ibrer Verbindung mit weniger Schwe-
fel, als zur Sättigung, oder viehnehr zur ilervorhringung bestimmter
Mischungsverfailtaiste erforderlich ist, ein ähnlidies Verhalten im flöi-
sigen Zustande und nach der mehr oder weniger Torxogerten • Ersiav-
TUiig befolge, ist noch nicht hdtannt, Nach der Vorstdlung, die man
sich jetzt TOn Verbindungen dieser Art gemacht hat, würde man sie fülr
blofse Zusammenschmelzungen den Scliwcfcltnetalles mit dem im Ucber-
schufs vorhandenen Metall zu haken haben. Das Verhaken des Bleies
mit Schwefel zeigt indels, dafs diese Annahme nicht allgemeine Gültig-
lieit hat, und daCi vtelleidit auch bei anderen Schwefe1metaIlTei4>indun-
gea die Eivtarrungsart herüclsiditigt werden mnfs. Das lOthbrfiefaige
Eisen entli ih. v.enigsu-ns sehr häufig, einen geringen Anthcil Schwefel,
welcher, nach den verschiedenen Temperaturzustünden, vielleicht bald mit
der ganzen blasse des Eisens, b^ld mit einem Theil desselben, zu Ver-
bindungen nach bestimmten Vei'haiinissen, verbunden seyn, und dadurch
Veranlassting zu dem eigenihümlichen Verhallen dieses Eisens geben
kannte, wekhtt in der Weisglähhiixe und' bei der gewShnlichen Tem-
perainr sehr fest und haltbar ist, in der Rothglfihhiiae aber- brudiig
wird lind sich nicht schmieden läfst.
Auch Schwefel und Phosphor, so wie Schwefel und A>-senik, ge-
hören zu den Körpem, die sich in allen Vcrh;ih niesen mit einander ver-
binden und ein Beispiel von Mischungen nach unlKStnumten VcrhalintSr
Sen geben. — Aber ungleich einleuchtendere und viel häufigci* votltom»
mcnde Beispiele von Veibindnngen nach unbestimmten Verhalmisien,
als die lÜBlalle, oder die nicht oKjdirien Korper darineten, gewähren
die Vcrbindimgcn von oxydirten Körpern. Die sogenannten Brden>
die Alkalien iititl die I^Ieialloxyde, lassen sich, bei einem angemessenen
Grade der i empcialur, fasi In .dien Verhäknissen mit einander verbin-
den, und stellen im geschuiolzcuen Zustande eine homogene Slischung
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üUr dia ehemiu^ Feründwig der KSrper»
30
dar, welche, wegen ihrer vollkommenen Glcicliariigkeit, als eine -svahrc
cbemische Verbindung angesehen werden inufs. Wenn diese Mischung
txSwSl ci«t«nt, 80 UeOit lie lehr häufig dttrehuu |^di>rüg, und ift
im Al]gemeitt8n"iiiit«r <dMii lV«iii«n der Plfiace, Gliser oder Schlichen
bekannt. Die Gleichartigkeit der Masse, und in vielen Fällen auch die
Dui'chsichiigkeil dorselben, lassen es durchaus nicht besweifeUi, daCi diese
Verbindnng nicht eine Malirc rTiemische Mischung sei.
Ganz anders isl das \ erhallen bei einem lioclisl lani»samcu und
vei'zögerten Ei-start-en. Das glasige gellussene Ansehen ist versclnvim-
disDi «tau dee miediUgett oder dee spliiuigen Brudiee mit Glasglaaz,
het »ich em erdige» kvaiäam, ein hdmigee oder eaeh ein streUiges Ge»
f^üge mit deiulicli warnehmbaren Absondeixuigsflächen eingestellt, und
die Torher durchsichtige oJer durchscheinende Masse ist vollkommen
undurchsichtig geworden. Alle diese wesentlichen Veränderungen sind
ganz allein der Krfuig eines schnelleren oder langsameren Erkakens. Bei
diesen auSallenden Erscheinungen kann es nicht zweifelhaft sejn, dafs
die KoliiiioiMtfaätigkeii im eiMcn Fell dem: oUgemeiiMii Terbinduagsttie*
hen unterlag, unddafa sie enthei einer langsamen Entarrong, VerlHndniii*
gen nach hesiimmien Mischong^v^hälinissen hervorzuimfen vermo^ie.
Alle Erfahrungen lehren ferner, dafs es des lliissigen Zusiandes
der Körper, zu ihrer chemischen Einwirkung auf einander nirht bedarf.
Wenn daher eine durch plötzliches Erstarren erhaltene JVlischung uach
unbestimmten Verhältnissen, einem Grade der Temperatur ausgeaeiat
irird, welcher die Maise, ohne sie sttm Schndaen au hringeo, tn'>einen
soldien Znstand Terseiat, dafs die -KofaMrenaBpannang^ so weit aüfge-
hoben werden, ab nSthig ist, damit die Kräfte der.Kdrper zur che-
mischen Einwirkung auf einander ihatig werden; so würde der Erfolg
des nnlmUenden Glühens solcher festen Mischungen, mit demjenigen übcr-
eiiisummen müssen, welcher erhalten wird, wenn die Mischung aus dem
fliossigen Zttsunde durch hödui langsames Erkalten in den festen üher-
geht. Es werden sidi also dnrdh anhaliendea Glühen dieser» durch pldta-
Kches Bniatren erhaltenen Uischnngm» in emer Tempemtnr, welche
sieh jedesmal nadl der Beschaffenheit der Mischung richten wird, eben-
falls Verbindungen nach besllmmlen MiscIiungSTerhälinissen bilden müs-
sen. Und so ist es auch in der TUat. Das weifse Roheisen und der
30
K A II t T B «
haiie Subl, Avclche durch plöuiichea Eisuineu der geschmolzenen Ver»
bindung aug Eisen und KoUe edMlten ynadm, «ndwn «ick dnrdi blofses
Glfihöi KU yorltindan^ guis andorer Art um, ivdehft sidi durdi Bube»
Ifärte, Festi^knti Glattz und Gefuge wesentlich von der ur^irfin^clieii
Yei'bindung unterachciden. Die duixh plötzliches Erstanden erhaltene
Verbindung von Blei mit wenigem Schwefel, wird durch blofses Glühen
eben so in Blciglanz und in regidmisclics Blei aericgt , als wenn die
flüssige 31asse höchst langsam ersiuiTi waie. — Die glasigen Schlaclien
indem sidi dnrdi «BhiJiendet Glühett, in eiiier oft ^ nidil betnoht-
lidk hoben Temperatur , genau eben so sa matteut erdigen, lurjMalU-
uisdien Yerlnndongen um, ab wenn lie in. dem uodi flwwiyu Zustande
guis bmgmm erkaltet wären.
Also in allen diesen Fällen sehen wir das durch plötzliches Erslar-
ren gehemmte Aushilden von Veriiinduiigen nach besiimmien Mischungs-
verhältnissen, durch das blufse Glühen dieser nach uubeslimuilen Ali-
sebun^reibaltniswa «isammengesettten Verbindungen, eben, so besümmi
und d»en so deudiek einueien, als :ivenn die flSssigo Masse langsam
und ruhig erkaltet, und die Kobasionslbili^Lcil, wddie jederzeit dem
allgemeinen Yerhindungssureben entgegen wirkt, und Verbindungen
nach bestimmten Mischungsverhältnissen hervorruft, durch das plötz-
liche Ei^tarren, in ilu^er Wirksamkeit nicht gestört oder unterdrückt
worden wäre.
Diese Btlalirungen geben einen Aufscblufs über, die Yerindemn»
gen, denen vetvcbiedenm Körper, und ohne Zweifel alle VeilHndung^»
welche durch plötzliches Erstarren einer Mischung erhalten werden, wo-
bei die Kraft der Kohäsion dtu*ch das allgemeine Verbindiingsstrchen
unterdrückt ward , durch die Art do^f Abkühlens nach dem Schmel-
zen, oder auch wohl nur nach dem Glühen, in dtu* Farbe, Härte, im
Glanz und in der ganzen Texiiu* unterworfen sind. Es ist nämlicb ein-,
leuchtend, dais eben sowohl wie die nadi unhestimmtcn Yerbälmissai
ausamoungesettten Misebungen» «ueh die Mischungen, denen efai gans
beslinuntes Ycrhaltm'fs.zum Grunde liegt, bei ihrem plötaUohen Udler-
gange atis dem flüssigen in den festen Zustand, dem Mangel »n Aus-
bildung bestimmter Formen unterliegen können; wobei ungcfelir das-
selbe Yerhalinifs, wie bei den plötzUdi erfolgenden pulverigen iNieder-
f^r tUe ehemUche Fefiöidung der Korper.
31
«chlägen, xmd bei den langsam sich absetzenden krystallinischen Bil-
dungen aut dem nassen Wege, statt finden mag. SolcLe Mischungen
nach bestimmten Verhältnissen sind, in dieser Rücksichi, denen nach uii*
bettimmaen VerhSldUMen «iiMiimengesetzten, gleich tu seäten« denn beide
•lelkai eine im eigenthfimlieheii Sinn des Wortes gefloesene Hene dar,
aus vrelcher durch die Kohäsionsthätigfceit , %venn die Umstände ihrer
Wirksamkeit günstig sind, erst eine bestimmte Form hervurgehen soll.
Der einzige Unterschied zwischen dem Verhalten dieser Mischungen nach
besummten und unbestimmten Verhahnisson besteht, wie es scheint,
nur darin, dals es ungemein viel schwieriger ist, eine aus unbestimm»
ten YeibSltnittea siiManmengnetate Mudrang , durdi langaames ErluiU
ten, oder duMdi des Glühen der ptdnlich erKMrrMn Mbcbungt auf. be»
tlimmte Formen, die eich durch ausgebildete Krjsialle sa erkennen %fir
ben, zurück zu führen. Was die Kohäsionsthätigkeit bei Mischungen
nach bestimmten Verhältnissen sehr leicht zu bewirken yermag, ist bei
Mischungen nach unbestimmten Verhältnissen oft nur in der Annähe^
rung möglich.
E» gpdii Fälle, wo sidi die Wirkung des schndlereu und des
langsameren Erkaltens nur auf eine Veränderung des Kobirenscustandet
allein zu beschränken sdieint, und vieUeicbt tritt ein solcher Erfolg auch
selbst bei den Mischungen nach bestimmten Verhältnissen ein. Als Bei-
spiel dieser Art ist vorhin schon der Schwefel genannt worden ; auch
der Phosphor zeigt ein ähnliches Verhallen. Wird er bis öo Gi-. Reaum.
erhitzt, so bleibt er, bei dem langsamon Eikalten an der Luft, weiis und
dnrcbaiditig; erkiUtet man ihn pljitalidi im kalten WaMer» .eo wird ev
scbwan und undnrdisiditig. Aus dem einen dieser Zustände kann man
ihn, so oft man will, in den andern übergehen lassen. Das unter
dem Namen des Arsenikglases bekannte Arsenikoxyd, bildet ein farl)cn-
iüscs, TolJkommen durchsichtiges Glas, -wenn es beim Siiblimiren scbnell
erkaltet. Es wird weifs, einaillcanig und völlig undurchsichtig, wenn die
Abkühlung langsam erfolgt, oder wenn das Glas lange Zeit der Einwir-
kung der ladt au^^seitt isti Eine Zu- öder Aboahme des Gewichtee
findet 4alMi durdiaM nidf t stttC- < • . .
Ungleich häufiger ist aber mit dieser Vcränderung des Kohüren^zu-
»landes, such eine Venindennig in<denMisciiungBverhältBissen!verbiuidea.
32
K A K S T B ir
Das gewßlnilicho Cilas, diese allecmeiri bekannte Verbindung, gicbt da-
von ein sehr nahe liegendes und autlallendes Beispiel. Schnell abge-
Lähk ist es im ]i5ch«icn Gnide iprSde» irie die GlntropfeD zeigen ; bei
luijpmer Abkübluiig besiist es die 'beluamien Ei^sdiüfteiit und wenn
die Eraierrang durch anlulmule ErhitSHn§ TentSgert wird« S0 verliert
es den Knrakter des Glases und Vird zu einem Email, oder nimmt wohl
gar eine sicinamige Struktur an. Eben dieser Erfolg läfsi sich durch das
Cbihcn des Glases hervorbnogen, iwie sdion das sogenannte Aeannuusdie
PonelJan xeigt.
Bei allea. diasan Yerioiderniig^ Uabt fcwar die Mischiing diesellie,
aber die MischungiTeAifltniiie indem «ich, nidem die Kohfirioniireflt
bei dem vertog^rten Ek«tBiren, odei? ha den anhaltenden Glühen diüiig
iferden, und Tei-bindungen nadi bestimmten Mischungsverhältnissen aue*
bilden'kann. Deslialb erhalten auch alle Gläser und Flfisse durch lan^
samcs Erstarren, oder, welches für den Erfolg immer das<;clbe ist, durch
anlialiendes Glühen, um so leichler eine sieiuariige 6u-uk.iur, je zusam-
mengeseUEter sie sind, indem, dann eine grofsera Komhinatiaa in den
Mischnngsveiindeningen, weldie nach beaiimmtcn Verhältniasen erfol-
ge können, möglich ist.
Aus HalTs bekannten Yersuehoi geht hervor, dais es blofs tOA
der An der Erstarrung abhängt, ob man ans Fossilien von der Trapp-
fo rmaiiün und aus naliirlicben Laven, durchsichtige Gläser oder un-
durchsicbügc »teimirtige und kiysiallinische Massen darstellen wili, und
da/s sidt nach Willkufar die Glaser in Steine und die Stdne wiedei' in
Gläser verwandeb. lasson. . — iDieae vortrefllichen Versuche, so via die
mit vieler Sorgfalt und tum TheU mii gt'oüser Ansföhilichkeit angiesielU
ten Untersuchungen über die Mgpiunnte Entglastmg, von Reaumur,
Boso d'Antic, Dariigues, Pleuriau de Bellevue, Watt und
Fourmy erhalten, Avie es scheint, ihre richtige Deutung erst durch die
hier nachgewiesene Ausbihlimg von Verbindungen nach besiimuiicn Mi-
«dinnjpTei4Hiltiuasea, wozu es dea flSaaigen Zustandea der Mischung kei*
aesweg^ bedarf. DieMir leiste -Umstand is^ii» aucb» der fOr die.EvUi'
rung geologischer Erscheinungen TOrziiglidk -iiHllitig seyn durfte, weil
man sich die Masse, in vrelcher Krys'tallc vorkommen, die schmelzbarer
als dieuGrondmasse, worinj kie .aich .belilwkm«.: selbst sind, niobk mehr
oiyui^uo uy Google
Afer dk ekemüehe p^erühda^ dar K6rper.
33
flüssisT, sonUern nur in ( ini-m solcLcn Zustande denken darf, dais die
Koha&ioQ9ihäügkcii das aligemeine Yerbindungssireben in dem Augen-
blick ihrar Bildiiiig zu üboritiiideu venuogtc. Die tou de J}r4e euf-
gesteUten, duidi "Versuche erwieienett sdbr •duurlsiniugeik Amichien,
welche sich auf eine iheilweise Erweichung einer ausgebildeten Verbin-
dung beziehen, können, weil sie ein specieller Fall des allgemeinen Er-
folgs der Schmelzung und Ersianning sind, nur zur Erklärung der be-
sonderen, auf einen solchen Erfolg gerichteten Erscheinungen dienen.
Das Glühen schon erstaiTier Mischungen in einem gehörigen Grade
der Tenperetor, ist in Tielen FäQen dn weit ymkauoMet Mittel, eine
Tennderang des IGMhmigvrerliiltiiisaei herroRuliriiigeii« ab das mdir
oder weniger verzögerte Erstarren der flüssigen Verbindung. Ohne
Zweifel ist dies Verhalten so sehr von den Kigenschafsen der auf einan-
der wirkenden und der aus dieser Einwirkung enustehenden Köiper ab»
hängig, d&ü sich für jeden besonderen Fall sehr verschiedenartige Er-
sdidnnngen darhieten werden. Ein Beispiel der Volnndungsfähigkeit '
in gpnn aabesUmmten und selir i^eranderlidben Valijilinissen, geben, aii>
IST enderen Korpem, das Knpfer und das Zinn. 100 Theile Zinn le*>
sen fidfl mit 50, 100 und 200 Tbeilen Kupfer zu einer 3Iischung zu^
sammen schmelzen, die nicht allein im flüssigen Zustande, sondern auch
nach dem laugsamen oder plötzlichen Erstarren, vollkommen gleirhartig
bleibt. Aile drei Verbiudungen sind spröde und weifs von Farbe. Ihre
völlige Gleidiarugkeit lafst keinen Zwdfd öbrig, daf» sie midit als wiikr
Üche chemische Veribindnngpn des Kupfers mit dem Zinn, also als Vep>
kindungen nach gpuz unbestimmten Mischungsverbälinissen, aiicli im
erstaiiten Zustande zu betrachten .wären. Alle diese Mischtmgen leiden
durch Glühen keine Veränderung. Vergröfseit man das Verhäluilfs
des Kupfers zum Zinn, etwa so, dafs 100 Tlieile des letzleren mit
400 Thcilen des ersteren verbunden sind, so erhält das Mctallgemisch,
bdm bodisi langaaracn Erkalten im Tiegel, auf der Oberfläche ein ge-
stricktes Ansdien und auf der Bruchilaehe ein dichtes Gefuge, verbun-
den mit einer schmutzigweifsen Farbe und mit betrachtlicher Sprödig*
keit. Wird diese Legirung schnell in einer kalten eisernen Form ausge-
gossen, -^ü behält sie ihre feigcnschafien, so dafs sie durch langsames oder
beschleunigtes Ersurren keiner Mischungsvcrändci'ung zu unterhegen
Phjs. Kbtsse 1824. E
34
K A a « V B «
ftcbeint. Glüht man sie aber in einer die Roibglühhitze erreichenden
Temperatur; so hangt es ganz Toa der Art der Erkaltung des geglühe»
ttm Geaütih» ab, ob es dicielben Bigemdhifleii viim tot dem Glühen
]idiBlte&, oder ob et tiam geDilidie, iveiehe und debnbere Hiidinng mit
kürnigem Gefüge bflden soll. Leuieres ist der Fall, vrenn das ^fihende
Gemisch durch Ahlösclien im Wasser plöuh'ch erlallet wird, wogegen
sich die ursprütinglirhc Verbindung durch langsamem Abkühlen an der
Luft wieder herstellt. VV u^d die Temperatur bam Glühen etwas zu sehr
erbebet, so scbvriusen auf der Ober6«die des nodi «tHnen Genusches
guis Ueine, silberweilae Pedkdien aus, -welche indels bald nieder vcr>
schwinden, wenn die BrbiiBQttg fortdauert, so dafs da« ganze Gemiscb
in flulft kommt und die Yeranderimgen durch das Glühen nicht weiter
bemerkt werden können. Diese Erscheinuni^en beim Glühen sowohl, al;
die ungleichartige Beschaffcnli( n der Bruchll n he des plötzlich crlaltetea
gegluiieten Gemisches, deuten darauf hin, dais die Mischung in der Hitze,
weldie »n Sduneben noch nidit hinreichiy ein anderes IGsdiungsTer-
bihnils eingeht, indem, sidi ebe leieliiflflssigere, ans mdir Zimi und
weniger Kupfer besiehende Verbindung bildet, welche durch langsames
Erkalten wieder zerstört wird, durch schnelles A.bl6schen im Wasser
aber gebildet bleibt, weil die Ei-starrung scliiifllti erfolgt, als sich die
frühere allgemeine Verbindung beider Mctnlle wieder herstellt. Bei al-
len den Alischungen, welche ein gröfseres Yerhaliuiü au Zinn enihal»
ten, Lonnten diese Venhiderungen dnrdi das Globen nicht euatreten»
weil die an groise Leichtilfiasigkeit eine Yerinderang des HisdinngsTer>
hälinisses unmöglich machte. Aus demselben Grunde stellte sich auch
bei diesem, aus 100 Zinn und 400 Kupfer bestehenden Gemisch, die
ursprüngliche allgemeine Verbindung beider Metalle, durch das langsame
Abkühlen nach dem Glühen, vollständig wieder her. Diese ßlischungs-
Terandenmgcn diu-ch die Temperatiunmicrschiede und durch die Art
des Eilaltens der roihglühenden Massen, eiUaren angleich, waiiun nch
diese Meiallmischung in Rucbsidit ihrer Dehnbarkeit Tud Hämmerheiw
keit in der Rotb^Gbhitie genau eben so verhalt, wie nach dem plütz»
liehen Erkalten, und warum das langsam ci"starrte, so viic das noch
iiidit hh ?nm Rotbi^liibcn eiliiizie Cenüsch, Spröde sind und sich unter
dem Hummer nicht bcarbciieu lassen.
üAer die chemische f^eriindung der Körper.
36
Wird das Verhällnif» des Ktipfcrs zum Zinn nocli melir Ter-
gi'öfscrt, -verbindet man z.B. 100 Zinn mit ilOO Kupfer, — - und die»
ist das Yerhaltnifs, welche man gewöhnlicii beim Kauunenguth anwen-
det, — so bieieD nA ffau «udere EtM^ieinungen dar. Bei einem höchst
hngsamai Erlcahen des flässigen Gemiadies erscheint dusdbe dem un-
bewaffneten Atige ganz gleichartig; durch das Yergrofserungsglas läfst
sich indefs die Ungleichartigkcit auf der frischen Bruchllache leicht auf»
finden und bemerken, ilafs sich ein weifses Metallgemisch twiscben den
gestrickten Flächen eines röihlicb^clben Melaligemischcs abgetrennt hnt.
Die gebohrte, abgedrehte, getriebene, geschliflene und polirie Oberfläche
«nduaiiit nur dedidb gleichartig, urdl da* liihcn rftddichgelbe Uetadl*
gewiaA durdi diese, mit eiiiem mechanischea Ausstred^ den^bea
yerhundene Bearbeitung, das Hervortreten der ^frdfsen, spröden und
in kleinen Körnchen eingelagerten Verbindung Tcrhindeit. — Bringt
man das flüssige Metallgemisch plötzUch dadtu'ch zum Erstan-cn, dafs
man es in schwachen Zainen in einer möglichst dicken, kalten, eiser-
nen Form atugielst; so erhält mau ein durchaus gleichartiges Gemisch,
tnf deisea Bkroehfliehe «ick dnrch -die ttiritste VevgrSfserung nichts Ub-
l^kiefaaftiges bemerken lifst. Di« Misdaviig bleibt also homofiien, wie
sie es im flüssigen Zustande war. Wird dieser Zain in einer starken
Roibglülibiize anhaltend geglüht und im glühenden Zustande plötzlich
im Wasser abgelöscht, so behält er seine gleichartige Hesrliaffenheit;
Kfst man ihn sehr langsam an der Luft erkalten, so bekommt er die
Bescfaaflenheit der langsam an der Luft erstarrten flüssigen Legirung,
d. h. es bildet lidt eine weifte, kernige Vediindung aus, welche sidi
in der fiberwic^soden IHiuse einer gesinnten rSiUlchgdb« ICsdbang
eingelagert findet. Dieses langsam enteine Gemenge terhält sich befm
anhaltenden Glühen auf ähnliche Art. Wird es glühend im Wasser
abgelöscht, so ist es durchaus gleichartig; erstarrt es langsam, so behält
CS «eine Ungleicbariigkeii bei. Eine aus 100 Zinn und Ii 00 Kupfer
kosnnmengeseiKie Mischung kann also nur in der erbiSheien Tempera-
tur, nimlich in der Sdin^ibiiie, oder in einer starken RotbglQbhitae
l^eichartig eeyn; dnkt die Temperator, so bilden sich wenigstens twei
Yerbindnngai eus, und die so erstarrte Misdiung ist an Gemenge Ton
wenigstens swei Verbindimg^ nach bestimmten chemischen ^üschungt-
£ 2
36
K A B S T I «
Verhältnissen, deren Bildung sich durch plötzliches Ersiarim verhindern
ijiisi. Dies Metallgemisch verhält sich beim Glühen aisu ganz andei'« aU
dt» d'Arceudw, .und diese Yendnedealwit da» Verhallen» ist dne
Folge des -ver&kderten VerlUÜtnissc» de» Zinne» com Kupfer, welches
bei der d 'Ar ce lachen Metallkoinposiüon grofs genug war, um mit deu
Kupfer in allen Temperaturen vei-einigt zu bleiben, in der Glühhitze
aber znr Entstehung von zwei Verbindungen Veranlassting zu geben,
welche sowohl in der Schmelzhitze, als in der gewöhnlichen Tempera-
tur wieder zerstört wurden. Die Metallmischung zum Kanonenguth
enihält so ivenig Zinn, dal» Beide MietaUft der Sdiinelshitse, oder einer
•dir erh^heien Temperatur bedörfen, um mit einander vedrandea m
bleiben, und dafs durch Temperalurerniedrigting eine Trennung einlritty'
welche sich nur durch plötzliches £riukliea mehr oder yreniger volbtän-
dig verhindtin-n lüfst.
Unsei' metallenes Geschütz ist daher, — eben so wie das gegos-
sene eiserne, — keine chemische Verbindung zweier Metalle, sondern
ein Gemengie Ton wenigiten» Ewei Yerinndunfgen des Kupfers mit Zinn,
wddb«, lo ni sagen, meclianisdi in einander geflochten sind. Eine aus
100 Zinn und 1100 Kupfer bestehende lÜsdiung, yrürde also nur dann
finp qlf'ichartige Verbindung sevn Itönnen, wenn es mögh'ch wäre, das
flüssige Gemisch plör^lidt zur Erstarrung zu biingen, oder das langsam
erstarrte metallene Geschütz einer starken Glühbiue uuszuseizen und
pIStzjiidi im Wasser abiakfihlen. Beides ist aber weg^ der grofsen
Masse des Gulssifidt» unausführbar* Ueberläfst man, trie es nidit an-
ders scyn kann, die flüssige Meullmischung der langsamen Abkfihlong
in der Geschützfoi*m; so soUte der Erfolg de» Frstarrcns für die De-
schufTenheit des Geschützes um so günsiif^er ^cxn . d. h. die Meu\ll-
misclnmg sollte um so homogener ausfallen , ]c mehr die Erstarrung
beschleunigt würde. Die Krfuluung zeigt aber das Gegentheil. Der
Widerspruch in den Erscheinungm ist inde& nur sdieinfaar, indem c»
niikft mehr darauf ankommt, durch plSiiIichcs Erstarren eine homogene
BesdiaSenheit des Metallgemisches zu bewirken, welche sich bei so staiv
kcn Massen nicht erzwingen läfst; sondern durch ein sehr langsames
Erstarren eine mögh'chst regelmäfsige und gleich verilieilte Nebeneinan-
derlageruog der sich ausbildenden Verbindungen heiTorztihnngen. Ist
Google
fifef chemtehe Vmimdimg der Körper*
37
dahei' die Masse, woraus die Gufsform bcsiehl, ein starker Warraelei-
ter; so \Tird die sixengtlüssigei-e Verbindung schnell zum Erstarren ge-
kubi tmd €f ttitt die mIit bdekrcnd« und IQmu* «kn Erfulg de« Brsuo^
nmgqproiena Tide» lidit TeHMreitande Eneha&mig «m, daf« ndi,
nachdem das Mutall in der Form sclion erstarrt ist, die aus-
gebildete leichtflüssigere Metallmischung in die Höhe hegiebt und auf
dem sogenannten verlornen Kopf des Geschützes aussprudelt. Statt sich
zu senken und durch das Erstarren zusammen zu ziehen, scheint die
Metallmischung vielmehr sich auszudehnen, indem sie in der Form in
die Il5he neigi* Uniemidit man den Zvatand eines auf soUihe Art
entvnrten Gesdifiiiet, so Ibdet man die Bruchflaobe Ydl tfaien und
Hfihhmgn tmd das Geschütz ist nnbratichhnr. Ein solches ausgequol-
lencs Metallgemisch, — welches eine weifse Farbe hat und grofse Spro-
digkeit besitzt, — fand ich aus 21 Zinn und Iii Kupfer zusammenge-
setzt, welches, nach den Verhältnifsgewichten von Berzelius, mit ei-
nem Gemisdi aus l M. G. Zinn und 7 M. G. {Cupfer fast ganz genau
übereinstimmt. — Ist die Fonnmaase» — wie dies hei der neueren
Glelnttethode der Fall itt, — mit eisemen Formkapadn umgeben,
so erfaiiaen sidi di«elhen nach dem Gufs jedesmal sehr stark, sobaU
die eben erwähnten Erscheinungen des Aufsteigens der leichiilüssigeren
Metallmischung eintreten. Wählt man aber die .ihci'C Formmethode in
Lehm, oder bedient man sich beim Kapselgufs einer möglichst wenig
Wirme leitenden und diditen, wenig porösen Formmasse; so erhitaen
sich die Formlapsdn nicht, das Metall senkt sich und erstarrt
ohne dafs ein Aufsteigen der Idchllluss^erai Meullmischung sutt fände.
Das Metallgemisch wird Gbger flSssig erhalten, indem es eines drei bis
viermal liinpercn Zeltiuomes zum T!rstarren bcdaif, so dafs das sireng-
llüssigere Metallgemisch, im AugciibHck der Bildung nicht plötzlich er-
starrt, sondern dem leichtflüssigeren Metallgemiscii noch >Vainnc enuieht,
vrodnvdi eine regelmäßige Neheneinanderlagerung dieser beiden . Verbin»
dangen herbeigeführt wird. Beide Verbindungen stellen sich auf der
fBischen Bmchflä'chc, schon dem unbewaffneten Auge, sehr aulFallend
dar. Die chemische Zusammensetzung der strengflüssigeren ^^crbindung
läfsi sich nicht ausmitteln, weil es nicht möglicli ist, dies roilic tmd zähe
Metallgemisch von dem mechanisch eingeflochtenen weifsen tmd spröden
38
K A n S T B V
zu trennen. Das leutere kann man ober vgiu erhallen, indem es sich
'wegeu seiner Letchtilü$sigkeit zum TheU. in die Formmasse zieht, wenn
dftt itrengflüsäigci e Genüsdk sdum «utam i»t, to dd» et joa ehr medbn^
iumImii Yeriiiiidmig mit dem letaleren Im UeilkU DieMS weäüe, tpc6de
und harte, Ton den Geschützgiefsem to gWiinnie Knitzmetall, hahe idi
aus 17,7 Zinn und S2,3 Kujifcr zusammengesetzt gefunden, eine Zu-
sammensetzung die, nach den Verbaitniisgewichlen von fierzelius< mit
einem Gemisch aus 1 M. G. Zinn und 9 M. G.Kupfer ganz genau über-
einstimmt. Es bilden sich also leichtflüssige Veribindungen Ton Zinn
lud Kupfer nedi xmr Iwstimmien» aber tehr venduedoMn Yeriultiiii-
ien ans» bei denen der Kupfievgdiek in dem Giede «rSdiftr irie die
Erstarrung beschleunigt tviid. In aineu aoldien Erfolge mögte auch
der Grund zu suchen seyn, warum sich, nach den Erfalu ungen der Ar-
tilleristen, die Stücken von schvrererem Kaliber nie so daueihaft zeigen
als die von schwächerem, wenn sie nicht allein aus einem auf dieselbe
Art sumnmengeseizten Hetallgemisch, sondern auch gleichzeitig bei ei-
aem und denueiben Gnft angefertigt tverden. Die Sede dei Mdnveren
Geschüues ist weidier und erweiWct lieh daher durch dan Gebrauch
schneller aU die Seeb des Geschützes von leichteren Kaliber, weil das
Geschütz von schwererem Kaliber beim Gufs eine nncleich pi-öfsere und
weil langsamer erkaliende Masse darbietet, in welcher die durch das
langsame Erkalten entstehende leichtflüssige Metallmischnng wenigei* Zinn
enthalt, folglich -weidier ist, sIs die Iddilflnsiig^ Yerbindung, weldie
bei dem sdineOeren Erstarren gduldet wiid.
So führen also auch diese Erscheinnngen zu dem Resultat, dafs
nicht allein die ^lischungsverhältnisse der entstehenden Verbindungen,
in manchen Fällen durch die Temper-aiur Verschiedenheiten bestimmt wer-
den, sondern dafs auch schon entstandene Verbindungen, durch
blofses Glühen, eine Yeründcrimg ihres MischungsTerhaltntsses erleiden
lionnen, ohne dafs ein flüssiger Znstand der Mischung, od« die £nt-
iffickekttg guartiger Stoffe notfawend^ erfordert wird.
Ueber
den Saigerhüttenprozefs.
Von
ff»- KARSTEN.
[Ctlctai ta der AMmni« dar WiMaudiafteB nn 19. Veimiar 1824.]
^chon seit einigen Jahrhunderten ynrd der Saigerhüttenprozefs , mit
Unwesen tluhen Abänderungen, fast eben so ausgeübt, -wie Agrikola,
jLrker und Lüiiueys ihn beschreiben. So einlach die Saigcrarbeit
enebenii, so m6gte tie dodi m. den tdnvierigitai und ia ihren GrGn»
den am wenigsten «dkannten metallur^schm Operationen zu zahlen seyn,
und kaum ist es zu ^tatlbai, dais sie einem anderen Umstände ab dem
Zufall ihre Entstehung verdankt. Die Gcschichta des Saigerhüttenbe-
tricbes vor Agrikola's Zeit kennen wr nicht und daher läfst sich
anr-li nicht mehr nusmitleln, welche Vcrvollkoimnnnngen und Verbesse-
rungen dieser Prozels nadi und nacii erhalten haben mag, bis ihm der
Grad von Vollkonunenlieit sn Tbeil ward, in irddiem wir ihn in der
Mitte dct aechsiehnten Jahrlinnderta erblicken.
Der Zweck der Saigerhüttenarbeit ist die Trennung des Silbers
von dem silberhahigen Kupfer, vennitielsi des Bleies. Man eiTeicht ihn
dadurch, dais man das Kupfer mit einer nngcmes'jcncn Menge Blei- ver-
bindet und die entsiandeiio \ crbinduni^ :ini l uc i i^^cmiiümlichc Weise
wieder aufhebt. Das Silber u-enut sich dabei vom Kupfer, indem es
•ich aiit dem Blei vereinigt, in dessen Verbindung es im flüssigen Zu-
siandej bei «inen ({ewissen Tenqieraturgrade, 'das «Isdami nocib stnr
bleibende Kiqiiier Terläfst. Es liegt also diesem Prozefs eigentlich die
Absicht zum Grunde, den Silbergehalt des Kupfers mit Blei in Vorhin-,
dang zu bringen, -weil diese Metallmischung sich durch einen einfacbeii,
abei* sehr sinni-eichen Oxjdationsprozefs , dci* unter dem Namen der
40 Karstmit
Treibarbeit bekannt ist, leicht aullieJ>en und aut diese Weise das Sil-
Ber rein dai-stellen läfst, vrelclies in Vereinigung mit dem ungleich streng-
flfiM^iBNii vn^ wcnignr oxydablen Knpfer uidii gesdiehen kamnie.
Sehr dn&cb würde der Saigerprosefr teyn, -yteBn die Yeilimduiig
von Blei und Kupfer, in einer Temperatur, 'welche zum Flüssigwerdcn
des Kupfers noch nicht hinreicht, vollständig' wieder aufgehoben wer-
den könnte. Die Trennung heider Metalle ist aber nur bis zu einem
gewissen Vcrhällnirs durch die Saigerung zu bewirken. Einen Tbcil
des iu dem abgesaigerien Metallgemisch, oder in dem Kiehnstock zurück-
gebliebenem silberhaltigen Bldes, suclit muk dordi «terkes Gluben, un-
ter Znuitt Ton atmosphirisdiw Luft, oder durdi die sogenenme D«nv
arbeit Iii gewinnen. Ein andrer Theil läfst dch aber auch auf diese
Weise aus dem Kiehnstock nicht abscheiden, sondern der Bieigchalt
des abgcJarrien Kiehnsiocks, oder des Darrlin;^^, mufs durch Einschmel-
zen des bleihaltigen Kupfers vor dem Geblase, oder durch das soge>
jmmte Gaarmachen, entfernt, werden.
Die Baisilhemiig des Knpfers wird folglidi dnrdi die ppanttio>
»en des Frisohens, dee Sei gerne, des Darrens, des Treibens nnd
des Gaarmachens verritibtet. Bei einer jeden dieier Operationen fal-
len Zwischenprodukte verschiedener Art, vvelche iintei* dem Namen der
Dorn er oder Kt;it7en bekannt sind. Durch sie wird der Saigerhüt-
tenprozcls sehr vci wickelt und kostbar und seine Atisführbarkeit in öko-
ntmuscher Rücksicht zmn grafsen Theil von ihrer zwedunSCNgen fie-
nuisong abhängig*
Die Verwandtschaft des Bleies mm Silber scheint, wenn das Re-
sultat dea Pkvsesscs das Anhalten zur Beurtheilung gpben soll, — nnd
das ist es ja, welches bei allen Verwandiscbaftserfolgen y.tim Grunde ge-
legt wird, — so bedeuipnfl r;iöfser zu scyn , als die des Kupfers zum
Silber, dals die letztere last als vcrächwindcnd erscheint. Der Rückhalt
an Silber im Kupier steht daher avdi beinahe im Yerbälinifr an der
Menge Blei, welche nach dem Dsrren mit dem Knpfer Tcrbunden bleibt.
Sehr silberreiches Knpfer läfst sich deshalb dordi eine einmalige Saig^
rung nicht entsilbern, vonugUch weil das Verhältuifs des Bleies zum
Kupfer heim Frischen, aus technischen und ökonomischen Gründen,
nicht über eine gewisse Gränze hinaus vergröfsert weitim darf»'
i^iy u^L-u uy Google
ÜBaf den St^^lnüUenprozeß.
41
Die theorelisclien Gründe worauf der Saigerljüiteriprozeis beruht,
Yveixlen sicli bei der Betrachtung der einzelnen Arbeiten, durch welche
die Sübeneheidung bewii^t -wird, bcner äbenehen ktieii.
1. Du Friachen. So lieibt die (^pemtion, dnreh welche die
Verbindung des silberhaltigen Kupfers mit Blei besveckt, und welche
in der Regel in einem gewölmlichen Krummofen verrichtet ^^)^d. Dem
durch dieses Schmelzen erhaltenen MelaUgeraiscIi giebt man die Gestalt
Ton Scheiben, deren Form und Gröfse nicht so gleichgültig sind, als
» Miheiiien iLonnte. Nur dnrek die Sdieibeiifonii der Friachftndte laftt
lick» ohne givise S^mm^uAt, eioe so ToUstendigie Aiutonderung des
lilberhaihigpB Bleies durdi die Sngemiig beirirken, als es die Natur die*
ses Prozesses überhaupt zulässig macht. Aber wichtiger noch , ab Ge*
stall und Grofse der Frischstücken, ist das Verhalinifs <1p<; Blt?ies zum
Kupfer, Je geringer dieses seyn kann, mit desto giulserein Voriheil
wüt^e der Saigerhüilenprozefs, unter übrigens gleichen Lmsländen, aus-
wfibt werden > weil sich inii dem TergrSÜMnen Yerhiliiufs des Bleies
«mdi die Menge der ZwisdkeDpvodukte bd den rerschtedenen Aribeiien
"vermdiren mal«. Die möglidbt reine Abscheidtmg des Silbers fordert
dagegen die möglichste Vergröfserung des ^''crliilltnisses des Bleies zum
Kupfer, weil der Rückhalt an Silber mit dem m den Danlingen zu-
rückbleibenden Blei im Verhaltnifs steht. Das Ikscluckungsverhaltnifs
beider Metalle würde daher, diesen beiden Rücksichten gemäfs, für je-
den einidnen Fall gewählt werden müssen, wenn nidil ein andrer Um-
stand Idnxnirite, wdeker jenes Yeriiilmifs wSx niher bestimmte. Eine
wenigstens hundertjShrigp 'Krfahrung hat nämlich gelelin. dafs die Saige»
ning am besten von statten geht, wenn Kiipfrv iiml Blei in den Frisch-
stücken in dem Verlialinifs von 3 zu 10, oder auch von 3 zu 11 vor-
handen sind, imd dafs bei einem bedeutend gröfseren Verhaltnifs des
Bleies, zu leic&t ein nSssigwerden der Frisdbstückcn herbeigeführt, nnd
bei einem bedentend geringeren Yerhdinifs, wegen der gleich anllng-
lidk erforderlichen grofsen Hiiae, ebenfalls eine Schmelzung der Frisch»
stucken veranbist weiden wdrde. Obgleich der Erfolg in beiden Fällen,
W^enigstens bis zu einer gewissen Gränze heider Verlialtnisse, Vcinen che-
mischen Grund hat; su bleibt es doch merkwüidig, dalä eme w alte £r-
Phjs. Klasse 1824. F
43
K A, • T B S
faiu-uug schon das Verhiihnids von 3 xu 10 «U das beste kamen gelehrt
hat, indem daudbe neuUdbi genau mit im dumiadMn Mnehnngsge-
mAtui de* Kiqpfas nnd det Bleies fibccdiieiimmu
Von welcimr An igi bW die Verbindung, welche dnidt daa Zu-
mniumchmelzen von Kuprer und Biei» in dem Vnliiltnirs von 3 zu 10
oder zu 11 erhahen wm]'* So Innj^p fiirh itn ccsclimolzenen oder
tlüssigen Zustande In liudet, muls sie wegen iluer vuiligen Gleichartig-
keit als eine voükuiameue chemische Yet^ioigung beider Metalle ange-
•dicik wcrdm. ErkaltM ut tchaell, ^ dies im SOdilieevd laacr d«r
Fall iat, indem nm die Eratairang des Friaehitidka dnrch Begiefaim
mit Wasser zu Lefördem andit» so bleibt di« Glddianigkeii der Masse
bei. Wird die Ei-starrtmg , itnter Zutritt der atmospbärisclien Luft ab-
sichtlich verzögert, so tritt eine Ungleichaitiglf it dtt- 3lischung äu , ior
dem sich die Obcrllüchc bald mit einer Kupteroxydui iialtenden und im-
VMr ttirk«: trerdenden Lage von Bleioxyd bedeckt, ein Erfolg, "«fdcher
fpiier dnidi die Eridieinungen beim Gaarnwhm aeine Sritjirmig fin-
den wird. Dureli ein bochit langmrnet Erkalian der geMdmoliCMn
Heese in bedeckten "^Agdn , scheint svrar wirklich eine weichere , blei-
haltigere Verbrndiin[^' . welche die untere Srliirlit bildet, und eine här-
tere, kiipferhaUigcii , die den oberen Theil des Regulus ausmacht, ge-
bildet zu werden ; über das langsame Erstarren der flüssigen Masse al-
lem» iat, bei dem Veibiltnili des Neiee snm Kupfer, yne m in den
Saigeratücken stau findet, nodk nicht genflgend, die Verbindnngen nadi
bestimmten AIischungSTcrhältnissen vollständig auszubilden , weil das
Verbälinifs des Bleies zu grofs ist, als dafs sich die Kohäsionskraft des
nach bestimmten "Mischungsgewichten strebenden Gemisches aus Kupfer
und Blei , kraiiig uufsern könnte. Iis scheint hier dasselbe Verhalten
Statt zu fmden, welches das d'Arcetsche Mctaügcmisch aus Kupfar und
Zinn befolgt.
3. Das Saigern. WaS dmrdi langiames Graiairen ein« MctsU?
giemisches, -woraus das au saigemde Frischslück zusammengesetzt ist,
nur höchst unvollkommen bewirkt werden konnte, winl ungleich voll-
ständiger erreiclit, wenn das Frischstück, — wie es beim üaigcrn cJfi
Fall ist, — einer Glühhitze ausgeseut yiird^ welche die Kupferschmeiz-
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iOer dam Sa^gMumpnoteJs. 43
ijiue uocli nicht erreicht. Ob die leichtflüssige Verbindung, ^ic\x
durch die Operation des Saigems von dem auf dea Saigei^achai icu zu-
rdck MdbendcB ttnagflüssigeien MeiaUgemudt tteaaai, ninet BUi, oder
ob n* da«, nach benlmmieB und lUTttindtfrlidiai Mischwigai^indb-
teu zasammengeseute Verbindung too Tidem Blei mit wenig Kapfiar
ist, ändert in der Erklärung der Erscheinungen welche beim Saigera
TOrgehen, nichts ab, Immcv sehen wir in einem homogenen Meiaüge-
misch, durch das Glühen, zwei Verbindungen akh ausbilden, von denen
da» dne iiii|jleid& mrnigflwirrfftr im «b die •ndorey ao d«ft cie dxuA
diaie BgeiMchaft znf^ndk Vewnlniimg mr Trennung g^wn. Die
lidikeit der TieniMiBg ietii abei- eine Veränderung in den Mischung»*
▼erhaltm'ssen voraus; die Abscheidung des Bleies, oder vielmehr de»
kupferhallenden Bleies . ist also nicht das Wesentliche des Prozesse«»
sondern ein denselben beglcilender und in den Eigenschaften der gcbil-.
deten Mischungen begründeter Erfolg desselben. JDafs er wirklicli in der
angegebenen Art euiitritt, davon Itenn men eidi eine genügende Ueboiw
lei^jBBg vencbeSen» ifenn man an drei Theilen Kupier und adin
Theilen Blei bestehendes Metallgemisch, in einer eisernen Form zu einem
Zain ausgiefsl und schnell zur Erstarrung bringt. Das Gemisch ist voll-
kommen gluichni ti;^ und stellt eine chemische Vcrbindurg beider Metalle
dar. Wird dieMU' Zain 6orgfähig in einer anhaltenden Oiuhhitse erhal»
ten, welche nocb nicfat snreicheiid iit um da» Garnudi aum Sdundaai
an bringen, so kl der Etfolg de» Cläben» bSch«t tersdiiedcn, je nadi-
den der globenda Zain plötzlich oder langsam erkaltet. Beim langsa-
inan Abkühlen an der Luftj bdlält er auf der Bruchfläche dasselbe ho-
mogene Ansehen, welches er vor dem Glühen besafs. Beim plötzlichen
Erkaiu:n (durch Ablöschen im Wasser) zeigen sich auf der Bruchlläche
ganz bestimmt zwei verschiedene Metallmischungcn , welche sich an der
rothen und an der grauen Fkrbe sehr deutlich unterscheiden lassen. Sie
Glfibhiiae batte also eine Trennung bewirkt, wdklie bei der langsamen
Abkühlung wieder aufgehoben ward. Diese Trennung tritt folglich TOr
dem FiüssigAverden der Mischung ein und sie würde sognr verhindert
werden, sobald das Gemisch dm Zue;iand der Flüssigkeit erlangt, wenn
nicht durc;h eine besondei« Vornchtiuig die im flüssigen Zustande sich
F 2
44
K A II S T B II
trennende leichtflüssigere Verbindung, von der strengfliusigorea Metall-
mischung entfernt wüitle.
Da» Revoltat der Saigerang tmd die »offlumptcn Werke, nfim-
Hch tilberliiiltig^ fflei, welches rieh im Unsrigen Zustande abgeidiiedeD
hat, und die umei- dem Namen des Kielinstoclcs bdtaiuite TeAittdong
•von Kupfer und Blei, welche sich durch Glühen nicht weiter trennen
läfsl und im stanxm Zustande auf dem Snif^ei !icci rlc zurück bleibt. Die
Zusammensetzung der Werke und KicLustuckc wurde daher über den
Erfolg des Saigcrprozcsscs Aufschlufs geben müssen. Von den hei einer
i»d derselben Saig^rung niedefgesdunolienen Werften wurden in lidben
vttTM^iedenen Perioden, ninlidii m Anfangs und zu Ende de» Proces»
ses, und aufseixlem etvm tob dreifsig zn dreifsig Minuten, mit grofser
Sorgfalt Schüjifp rohen genommen, in denen ein ziemlich gleich bleiben-
des Vcrhaltnifs des Kii{)fers zuui Blei gefniidcii wnrd f')- Dies Verh'alt-
nils würde am raehrsten mit einer Verbindung aus zwuii 31isciiunsge-
wichten Blei und einem Miadiungsgewidit Kupfer itbereinstimmen, tmer
Verliindong, deren YorbandcnBeyn gerade ni^t sehr grof»e Wahraehein-
Itchkeit für sich hat und daher aus den Erfolg dieser Untersuchungen
nicht mit Zuverlässigkeil angenommen werden darf. Auch der Silber-
gehalt der Werke zeigte keine hedeuiende Verschiedenheit (^). Beide
Erfolge beweisen über wenigstens, dafs die Scheidung der Metallgemische
bei der Saigerung, -vom Anfange bis su Ende derselben, nach einem
(i) lYic ZiiMnincuselzung der Werke geht aus folgender Zusanuucnstelliing lu^nor,
ia weldicr üo.l die m Aii£ui||c, und Mo. 7 die lu Ende der Sugerung gdkUeaeii
Werke iMieidiiMn
Nowl. ^^1^ Vo.9. IVo.4. ^^-^ 2^2«
lilei 97,8 97,9 97,3 97,6 97,1 97,5 97,3.
Kupfer... 2,2 2,1 2,7 2,3 2,8 . 2,5 2,7.
(a) Der Sillicrgi lir.li (iiacli Lolhen in 200 Pf. Werken) var folj,'enJer:
>'o. 1. No. 2. No. 3. >o. 1. \o. 5. No. 6. No. 7.
10,5 10,5 10,75 10,75 10,75 10,6 . 10,8.
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iAer den SnigerhüUenptvzt-ß.
46
und dcniSL Ü cn Gesct?. siau iindei , und daü $clx'wet*lich eine mechauisdi:
wirkende Jvrali diese Scheidung hervorbringt.
Die ZuMmmauetzung der Kiehnvtöck« loDia frailicb, wann die
Sngeriing YoUstiadig erfolgt ist, Tom der Art s^riif daf» lich ditniis das
iNMiiiiimte Hiidumgvrerlillinifs , nach welchem beide Metalle bei der.
Saigerung streben, erkennen liefsc. Es leuchtet aber ein, dafs es schwer-
lich gelingen kann, dies Mischnngsverliällnifs mit völliger Zuverlässigkeit
aufzulinden, weil der Saigerprozcfs in jedem Augenblick unterbrochen
werden kann und weil diese Unterbrechung in der Ausübung wirUick
statt findet, indem die Trenianng der letalen Anthefle Werke eine «elir
grodae Hitze erfordert, bei wdcber man den ganaen Kielinatodt. in Flnss
aa liriii§en , und die Werke durch einen zu grolsen KupfecKahak au
▼eranreinigen fürchtet. Dies ist der Grtuid warum in den von vir imp
terstichten Kiehnstöcken, der Kupfeic^chalt vun ö7, 1 bis 75, 4 und der
fileigchalt von 32, 9 bis 24, 6 diXicnreud geftinden ward. Dafs sich
bei so almeiclienikn YerhSltnissen kein bestimmies Miscbtuigsverlialinifs
durdi Vergleidiung der Analysen aoamitteln läftt, bedarf keiner &wälip
aung; aber es ist klar, dafs sich der Kiehustock dem gesuchten be-
stimmten l^nschungsverhältnifs am mehrsten nähert, in welchem das Veiv
haltnifs des Bleies das kleinste ist. Wäre cilnubt, auf einer Vermu-
thung eine zweite zu begründen, so würde man diu wahre Zusammen«
'seiaong eines ganz vollkommen abgesaigerten Kiehnstodia ans EW$lf
JCsdinngsge Wichten Kupfer und einem Hisehungsge wicht Blei anauneli-
lam beben. Ein so ansammengesetater Kiehnstock möiste 21,43 Pn>>'
aent Blei enthalten, so dafs «ich das Frischsitick bei der Saigerung in
zwei Verbindiuigen zerlegte, von denen die eine aus 12 M. G. Blei und
1 "M. G. Kupfer, und die zweite aus 12 M. G. Kupfer und 1 M. G.
Blei bestände. Ein solcher £ii'olg wüisie zugleich einen »chöucii Auf-
sdilttfs darüber geben , wamm nadi 'oralier Erfahrung, die Saigerung
am besten von statten geht, wenn die Friscbstficken aus 1 M. G. film
vod 1 M. G. Kupfer zusammengeseut sind.
Wenn die abgesaigerten Kiehnflöcke im glühenden Zustande mit
Wasser begossen werden, lassen sie, bei einem gewissen Grade tkr lem-
peratur, aber nicht wenn sie noch zu heifs oder schon zu kalt sind, aber-
46
K A a s T I «
mals W ake falleD, so dafs es schcmi ixla ub die Saigerung von JSeaem
^edcr binnen wollie. DiMe fincbeHnug isi gans dazu geeignet, über
den^TcM-gaag beioi SaigeriHronl* malir lidtt su Tcriiniiien. b der sa
grofsen Hitze bat sich nämlich eine allgemeine Verbindung von Kupfer
und Blei gebildet, vrelche durch das plüulicbe Ablö&chen mit Wasser
zum Erstarren gebracht vfifL Durch die allmalige Abnahme der Tem-
peratur konnten sich die bcsiimmien Verbindungen schon wieder aus-
bilden, und wenn der Kiehiutock in diesem Zustande mit Wasser be-
gossen mtd, muftee die InduflSsaigera Yediiiidang, bdra plfitdichen
Knssmmentidben der erkaltenden strsngffnsiigKn Misdning, wedumisch
ansgi^refst -werden; eine Widtncg die man deutlich eintreten siebt,
wenn man den Voitrnng genau beobachtet, indem die Bleikömer recht
eigentlich lrnpf( nwt sc ausschwitzen. Warum dies Aii=;sch\vitzen von
Werken uichi ütaii imdet, wenn der Kiehosiock schon zu &elir abge-
ISMi ist, bedarf der EiUarung nicht; ynkl «bcr mofs es bemfltlLt tw>
den, dab ein solider Kiehnsioek beim, neuen Globen ebennds irieder
Werke fallen läfst, welche sich hdm langwraen Abknhlen gebildet bet-
ten und durch die allraälig erfolgte Erstarrung nicht ausgeprefst wur-
den, sondern sich gleichförmig in der ganzen Mn^se des Kiehnstocks
verbreiteten. Die Werke welche beim Begielscn der glühenden Kiehn-
stSebe mit Wasser ausgeprefst werden, entbaltea 2, 9 ProEoit Kupfer
nnd sind also etwas knpfinbaiiigsr als die remen Saigerwerkef indeib
kamt dieser unbedeutend gröiäere Gebalt aucb anliU^ sajn. Dies wt
um so wahrscheinlicher, als in den Werken, weldie beim abcrma*
Ilgen Erhitzen der abgesBigerien Kiehnstöcke erhalten werden , bei der
Untersuchung ebenfalls niur ein Kupfergebalt von 2, 39 Procent ge-
funden waixi.
Diese Erscheinungen geben aber amdi sngläcb darfiber cmen Auf«
scUnls» wrum es nidit möglicli ist, die Frisc^töidke voQstindig sn saii>
gern, d.h. an dem bestimmten Mischungsverhältnirs des Kupfers und
cies in den KiehnstScken zuräckzuführen* Die letzten Aniheile der
leichtllüssigcn Misrhuni^ frfnrdem nSmlich, zur völligen Trennung, schon
eme starke Hitze , weil sie von einer grofscn Menge der strengflüssigen
Ifiacbung umgeben sind. Deshalb wird eine zu schwache Hitze keine
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aber dm Sa^geHÜU^proze/s.
47
Absaigening mein- bewirke. Wiitl die Hitze aber zti sehr ycr^iärVt,
SO werden die Yerbindangen nach besiimmten Mischungsrerbäluiissea
weAst »miSit iwA ci M dM Saigerong aw thmbrn Oiw«
4leB iiiiiii4(glieh.
3. Dm Darren. Läfst sich gleich die GrSnze nicht f/Bom bc»
stimmen, bis xu welchei* die Ausscheidung des Bleies ans dem Fnsdi«
stück durch das Saigern noch möt^lich ist , und bcmlit es clclch nur
auf Vermuthnng, dafs die Eiitbieiung durcli die vollsuiudigsie ^ngorung
aar bis zu einem Bhög^hah des Kiehnstocks von 21, 43 Prozent ge«
so ist 6oA so vid gnvilt» dafs eine sokheCkiiiM
ToriMadai ist und dafs dar ^tnae Pnnefs des Saigons sdicw wil«r di»»'
HT Granze durch zu starke Tempcntcuwrhöhung , -welche die Sdbneh^
hitze d(^s Kupfers noch nicbt erreicht , ganzlicli unterbrochen vrird.
Waln-fcheinlich ist es eine Fol^e de;- ^p^eii das Ende der 8aigerarbeit
zu sehr verstärkten Hitze, daüs die am bedien abgesaigerten Kiehnstdoke
wuA emen HeigdMlt toh 34 Iiis 38 Fwitent bi^ieik luid dadnidi m
einer no«^ gr56ereB UnvoHluMunciiheit des Scheiduii^erlabrens»- sie
die Natur dessdben sdun ohnedies mit sich bringt, Ydranlassung ge-
hen. Um einen so g^fsen Gehalt an Blei, and in demst-lben Yerhält-
nifs auch an Silber, nicht zu v^^rllpren , werden die Kiehnsiörke «um
Darren abgegi l)en. So nothwi'ii iif:; es war, die Frischstücken beim Sai-
gem mit Kohle zu umgeben und den Zutritt der luizerlegten atmospha-
risdien Luft möglichst ebttthalieni eben so notbwendtg ist es, den
KiebnstScken beim Danen jedes Redokttonsmittd in eniueben und die
Ei-hitzung durch Flammenfeoer und mit Luftzutritt zu bewirken. Im
Darrufen wei'den die Kiehnstöcke einer ungleich grüfseren Hitze, als aiif
den Saigerheerdon r^egen das Ende der Saigerarheit, ausgesetzt. Nur z«
Anfange der Darrarbcil darf das Feuer nicht zu stark seyn , weil die
Kiehnstöcke wie vorhin erwähnt, noch Werke fallen lassen, die sidb
brin Erivlioa anf den Seigendbartcn in der Rbsse des Kieiwsiodu an-
gsbiUet betten. Eine su sdineU fleste^ene Hiise im Darrofen würde
dnrch das Znrückfübren zu einer all^jemeinen Verbindung, das Schmel-
zen des Kit^hnstocks bewirken. Erst wenn kpinc Werke mehr nieder-
tvopfen, sondern wenn, suu des regulinischen Metalles, ein verkalktes
48
K A a S V B H
Metallgemisdi, welchem den Namen Darrost erhalten hat, m den Dari<-
gassen häufiger zum Vorschein kommt , kann 'die Hitze ohne NachtbeU
ventfirkt werden. Gewöbnlidr seigt sidi cm in iüal.ilm nobi Sumden
nach dem erfolgien Annedkea des Ofens, der mte Dsrrost,' Dies «nj»
dirle Mctallgemisch fliefst, bei starker Hitze und unter g^fikeien Zügen
in dem Gewölbe des Ofens, nenn bis zehn Stunden lang unnntorljioclipn
in den Darrgassen niedei*. Dann tritt ein Zeitpunkt ein, wo es spaisamer
zum Vorschein kommt. Die Zugüifnungen werden alsdann geschlossen,
wodurdi die Hilxe im Ofen w^en der Vennindening des Lnftzuges
gpsdiwä^cht wird, obgleich mit der Fennuig in den Derx^^ssai mran-
terbrocfacn fortgefahren werden mufs. In diesem Zitslande des golampf-
ten Zuges wird der Ofen drei bis vier Stunden lang erhalten. Wäh-
rend dieses Zeitraums tropft der Darrost -vvenii^cr häufig in den Gassen
nieder. Sobald er in gröfserer Menge zum Vorschein kommt, werden
die Luftzüge im Gewölbe wieder geülTnet, wodurch die Hitze verstärkt
nnd das AbfiieTsen des Dsrrosies befördert "wird. Nach Verlauf von
sechs bis adbt Stunden nach wieder gedfibeten Zfigsn, pflegt hebe Ab-
sonderung des' Darrostes mehr statt zu finden, weshalb die abgedarr-
ten Kiflinstöcke, oder die Darrfinge, nocli glfiliend iiusgebrochen nnd in
einen mit Wasser angefüllten Sumpf geworfen werden, um durch das
plötzliche Ablöschen, die Ablösung des fast im verglasten Zustande sich
befindenden Kupferoxyds (Pickschiefers) von derCAaflieha des Darr-
lings SU erleichtem.
Die Produkte des Darrens , welche Anfsdhlnls fiber den Vorgsng
bei diesem Prozefs gehen sollen, sind also Dari'linge, Darrost und Piek-
schicfci'. Die verschiedenen Danlinge >velf he ich nniersuclit liahe, zeig-
ten einen abweichenden Gehalt an Kupier von 82, 7 bis 90, 6 und an
Uei TOTi 17,3 bis 9,4 Pro/.ent. Der Danling ist also keine bcsiinimie
efaenische Verinndung von Kupfer und Blei, sondern es hängt von
der grSfieven oder geringeren Vollkonunenheit ab, «omii der ümtr-
proaefr ausgeübt wird, ob sich das Uei mdir oder weniger vollstän-
ausscheidet.
Der Pickschiefer ist ein mechanisches Gemenge von regullnlsclicm
Kupfer, welches beim Ablösen vom Dan-Ung als eine feine Sciiaaic
dam SatgerkdUenprozcfs.
49
am Pickschiefer hangen bleibt, ferner von Kupferoxyd, von Kupfer-
oxydul und von Bleioxyd. Das Kupferoxyd ist der überwiegendste Ge-
mengtheil und betrSgt 60 faii 70 Prosent. Gans reiner Pickschiefer,
imldier beim AblfiM^en dee Danünnt im Waner toh Mlbst abftUt,
besteht fret
Die Zusammenielsinig des Darrostes nähert sich im Allgemeineii
der eines Silikais , dessen Basen Bleioxyd und Kopferoxydul , nebst et-
was Thonei-de und Eisenoxydul sind. Er würde eine V'erbindung von
Keioxyd mit Kupferoxydul 6cyn, wenn das in den Darrgassen herab-
«dnadsende ooiydirte Metallgemisch, nichi den Lehm oder Thon, worevs
die OfeuMkUe und KnLe aufg^hrt werden, «nflSsete. Von der vei^
finderL'cben BeschaiTenhcit dieses Materials wird also auch die Vemiuei*
nigiuig der Metalloxyde im Durrost abhängig seyn.
Um einen vollständigen Aufschlufs über den Vorf;ang beim Darr-
prozefs zu erhalten, mufsie nolhwendig ausgemiiieli Averden, wie sich
Kupfer und Bleioxyd, so wie Kupferoxyd und Blei, in verschlossenen
Thonti^eln, ohne Zuiriu tou KoUe, beim ZuaammenaehuidEeu TeihaU
ten würden. Die Yerracbe welche idi bei «ehr abgeänderien Verbitte
aiaien des Kupfers zum Blcioxyd» ao wie des Kupferoxyds zum BUi
angestellt habe, gaben mir das Resultat, dafs Blei und Kupferoxyd, so
wie Bleioxvd und Kupfer sich nach einerlei Gesetz beim Zusammen-
schmelzen veriiulten, dafs sie sich nämlich wechselseitig in der Art zer-
setzen, dafs in dem entstehenden oxydirten Gemisch, das Blei sechsmal
so Tiel Sauerstofr als das Kupfer endiali und dafs diesem Geseis gemafs
die BednlLtion des KnpfeMncyds oder des Bleioa^r<l* thdlweise cffol-
gen muls.
Zur Untersuchung des Darrostes sind Proben angewendet worden,
welche im Verlauf eines ganzen Darrprozesses, vom Anfange bis zu
Ende desselben gesammelt wurden. Weil sich drei Hauptperioden des
Sroiesses anndinien lassen, nSmlidi das Darren in den ersten acht bis
sehn Stunden bei geSfTneien Zügen des Ofens, das Darren in . den fol-
genden drei bis vier Stunden bei gedSmpften Züg^, und das Darren
in den letzten sechs bis acht Stunden, bd wieder geöfineten Zügen, so
wurden anch die Darrostproben von diesen drei Stadien besonders
Phjs, Klasse 1824^ G
60
K A n S T B R
genommen, imtl zwar bei einem jeden irom Anfange bis zu JblnUe dessel-
ben Diese Analysen zeigen, dafs das Bleioxyd den gröCsten Besiand-
theil des Darrosics ausmacht, dafs dasteihe in dem Dttroct, welcher bei
goschlonenen Zügen des Ofens eiiielien wird* in der frdbten Menge voi^
handen ist und das «ich der BleioxydgeWt in dem Durott Tom AnInge
bis zu Ende des ertten Stadii, fast in demselben VerL'dltnirs Termin^
dert, wie in dem Darrost vom Anfange bis zu Ende des letzten Sladii.
Der Celialt an Kupferoxydul sieht dabei -veder im graden noch im um-
gekehrten Verhälinifs mit dem Bleioxydgcbalt.
Nadi diesen Erfahrungen miifs der firfolg bei der Dwrarbdt denn
bestehen, dal« sich der Darrost durch, die Einwirkung des regnUnischca
Bleies auf das Knpferoxyd bildet, womit sid» die Oberffiiche der Kidm«
(i) DtrMMt TOn don entoi StaJio, bei geöffneten Zügen
No. I. "So. 2. No. 3.
Bl.>;oTv.l 84,2 78,5 76,50
Kupferoxydul 4,1 7,9 7,88
EitCBozydttl ..... 0,4 0,5 ' 0,50
Tlionerd 1,1 1,7 1,80
EiescUrde 10,2 11,4 18.30
DwTott «ma nreilea ftadio, liei geMhloMeaen Zugrn
No. 1 . Ä'o. 2.
Bleioxrd 79,8 85,1
Kupferox jrtlul 5,1 4,1
EUenozjdal ...» 0,4 0,3
TboBcrdfl 1,2 1,0
Eictalerde 13,5 9,5
Darrott Tom dritten Stadio, bei wieder grülfnctcn Zügea
>'o. 1. No. 2. No. 3.
ülcioxyd 81,2 78,9 77,1
Kupferoxydul 4,d 6,3 7,6
Eitenozydul ...... 0,3 0,5 0,3
Thonerde 1,2 1,8 1,8
kieielerd« 13,0 12,5 13,2
Ly Google
über den &tigerhüUenproz0fs.
51
Stöcke in der starken Glühhitze überzieht. Ein hesiimmtes Mischungs-
Terhüluiifs der ox^'dirten Masse kann aber deshalb nicht hei^orgebracht
iroden, weil die Iiinsnströmeiub atmosphiidsche Luft das oxydabiere
Metall, — das Blei, — wenn e»'im Udtermaals voiliaiMleii itt, audi -voih
Ettgtucue oxydiren wnd. Ba» diinA die EinwirLung des Bteies auf das
Kupfenmyd sieb bildende Metallgemiscb, wird, in dem Augenblick dea
Entstehens, durch den Sauerstoff der Atmosphäre und in vielen Fällen
auch zugleich durch die im Uebermaafs Torhandene, durch die Oxydi-
nmg des Bleies sich bildende Glätte, wieder zerstört und hilft den Dar>
roat mit bilden. Dm Rupferoxyd, wddiei dch dnrdi <ba Blei in Oxydul
and in regoUnicdieB Kn|^er umändert, ist wklidh T<n'lianden, wie die
Znsammenseuung des Fidtsdiieiers zeigt, der die Oberfläche des Darr^
lings bekleidet. Der ganze Prosels geht also auf der Oberfläche der
Kichnstöcke vor und es bleibt nur zu erklären, woher das Blei kommt,
welches alle diese Erscheinungen vemnlafst.
Ein vollständig ahgesaigertcr Iviehn&iock stellt eine chemische Yer-
bhidiing des Kupfers mit Blei, nadi bestimmien und unabenderfidiatt
Misebungsgewicbteo dar, welcher durch Glühen hein Biet mehr eniso-
gen werden kann. Beim Darren erfolgt also die Verminderung des Blei-
gehalles des Kiehnstocks oflenbar nur dadurch, dafs sich Am Blei nach
md nach an die Oberfläche des Kiehnstocks bcpioht, und dort tlieils
durch das Kiipferoxyd, welches sich auf der Obertiaehe des glühenden
Kiehnstocks gebildet hatte, theiis durch die atmosphärische Luft oxydirt,
und in Verl^ndung mit Knpferoxydul als Darrost abgeschieden wird.
Es erfolgt hier also die l&itmisdiung einericbemischen Veriimdung, und
•ogur einer chemischen Verbindung nach bestimmten Miscbungsverhölt«
nisscn, ungeachtet sich diese Verbindung nicht im flüssigen Zustande
befindet. Dieser Erfolg läfst sich auf keine andere Weise erklären, als
durch das Bestreben des Bleies, sich mit der ganzen blasse des Kupfers
üi der starken Glühlutze wieder in ein Gleichgewicht zu setzen, sobald
dasselbe, durch die Einwirkung einer kräftiger wirkenden Polens, als
es die Verwandstchaftdurafl des Kupfers zum Blei ist, auf ii^gend dnem
Punkte gestört wird. Die Wiiltung des Sauerstoff, unterstfitst durch
die Glölihitie, ist stark genug, die nach bestimmten Mischungigswid»«-
G 2
52 ' Rakitbit
ten zusammengesetzte Vrrbindung des Kupfpr«! niil Blei, auf der '^^her-
fläche des K.ielinsUM:k.s aufzuheben. Diese Aulhebung zemört aber das
Cleicligewicbt in der g^nscn Man», medial]» «ht Bl«t da«Miba in der
l^fiheaden Verbindung immer wieder berBiififl]IeB strebt nnd «nf der
Oberflicbe dei Kiduuioclu stet« wieder abgeschieden wird, so dels der
Erfolg die Verminderung des Bteig^udts des Kidinsiocks 9epi mufs.
Der Prozcfs des Darrens giebt ein überzeugen tle? nnd lehrreicbes
Beispiel von Entmischungen, •welche in einer gewissen Temperatur ohne
einen flüssigen Zustand der Mischung suti liudeu können^ so wie fer-
ner Yon Verbindnngen, vrelehe sidt in allen Veriialtniswm» selbst in ei-
ner nach bestimmten Mischungsgewichten nuammengesezten Mischung,
nnter gewüsen Umständen ausbilden« Betrachtet man genauei- die Zup
sammensetswig des DairosiM in den verschiedenen Stadien des Darr-
prozesses, so ergicbi «ich eine merltwür fliae T^cboeinslimmung zwischen
dem Darrost vom ersten und vom dritten 6iadio. Envägt man, dafs
der Darrost zu Ende des ersten äudii immer reichei* au Kupfei-oxydul
ward, dals er mSuhü spaisamer niedertropfte nnd fast gma an fliefaen
aufhörte; dafs im sweiien Stadio feiliSltnilsmfilsig nur wenig, aber an
Bleioxyd reicherer Darrost erfolgte und dafs im dritten Stadio wieder
ein starkes Miederfliefsen von Darrost, von derselben Zusammensetzung
■wie der vom ersten Stadio statt fand, so mufs man die Ursachen dieses
Erfolges darin suciien, dafs sich das Blei atis der Glitte des Kiehnstocks
nicht so schnell nach der Obediache begeben, oder sich vielmehr nicht so
schnell gleichmufsig in der ganaen Maiae des Knjtfers TertheUen konnte,
um immo' Oarrost von gldcher Zusammenseiaung zu bilden« Das mitl^
lere Stadium des Danprozesses hat also voi*ziiglich den Zweck ^r ghidi!»
mälsigen Verihcilung des zurück gebliebenen Bleies in der ganzen Masse
des Kiehnstocks, nnd dient zur Vorbereitung fiir das dritte Stadium.
Man sollte vermuthen, dafs der Silbergehak des Bleies nicht mit
in den Darrost übergehen, sondern dafs das oxydirte Silber bei der Ei»>
Wirkung des Itteioxyds auf das Kupfer reguhnisch wieder hergestellt
würde. Die Erfahrung bestätigt diese Vermuthung nicht, indem der
Pickschiefer fast zu den silberärmsten Abgängen gehört, welche bei dem
ffmm Saigediättenprozeb vorkommen. Es li^t darin ein neuer Be-
Hier den Sa^gtrhSUei^rwgeß: . . 53
weis, dafs das Silber, bei dem ganzen Prozefs des Saigerns dem Blei folgt
und dafs die Verwandtschaft des Kupfers zum Silber im Vergleich zu ^
d«r Bleie« «un Sübev lehr nnlMdeatend ist.
4. Das Caermaelieii. IXeie Operation hat den Zweck, dat
Kupfer Ton dem in den Darrliogen zurück gebliebenen Blei m
freien, Sie ^iixl dadurcli Terriclilel, dafs man die Darrlinge in einer
Heerdgrube vor drnn Gebläse einschmelzt und nach dem erfolgten Ein-
schmelzen das Geblase auf die flüssige Masse wirken läfst. Der Vor-
giang bei diesem Prosefe vwde «ich schwer erkliren lassen, v«nn nicht
die Bo/AeinMU^fia beim Durren derüber einen Tollsiindigen AnfieUnft
gegdicn bluen. I^i GBannacben ist in der Tbet ein vdlkommneres
Demo, indem die Flüssigkeit der Masse die schnellere W^iederherstel-
lung des Gleichgewichts zwischen dem Blei und Kupfer befördert.
Wie beim Daixen der ganze Enirai?rhungspi'Ozefs auf der Oberliache
des Kiebuslocks vor &icb ging, so ündct er beim Gaarmacbea auf
der OberfÜdie der geschnoboien UMse stau. Diese bedcdt sieb mit
Sddacke, weidie man dordi' Absiehen, oder dnrdi ein freiee Alibiii-
fenlassen entfernt. Die Analyse der Gaarschlacken zeigt, dafs sich das
Verhälinifs des Kupferoxyduls zum Bleioxyd in allen Perioden der Ar-
beit Terändert und zu Anfange des Gaarmachens am kleinsten, zu Ende
des Prozesses aber am grofsien ist (*). Die Gaarschlacke nähert sich
übrigens in ihrer Zusammensetzung einem Bi&iükat.
Dn Ueberdnsiinunende des Vorganges beim Gaannacben mit deiö.
EdoHfl» beim Düren, liegt «m Tage. Nor darin findet eine merkrä"-
(i) No. 1. kt dt« SeUacke gleidi von Aaftttge der Arbeit ; No. 2. vnA 3. dmä. VflB cwn
mittleren Perioden und No. 4. ist aaäk du Ziiichaiaen int Gdilües^ «Im» UfiMtia iat
Kupier fiir ffiu erkannt war» yuouima.
No. 1.
No. 2.
No. 3.
No. 4.
62.1
54,8
51,7
10,4
19« 2
19.8
1,1
1,2
1.«
3,4
3,4
3,4
22«3
22,9
21,4
23,9
54
K A K S T B V
dige Verschietienheit statt, dafs die Gaarsrh lacke im Vergleich mit dem
Darrosi sehr wenig Silber enthält. Die ilcduktion des mit dem Blei-
(Hcyd verbundenen Slberoxyds, wddw in der Darrofettliitie nicht ge-
sdidien koimie, mufs abo m der SehmddiiiBe det Kupfers bewirkt,
Tidleicbt auch dadurch veranlafst werden, dafs das oxydirlA Cemiacb
länger auf der Oberfläche der metallischen Verbindung verweilt. Der
Silbergchalt der Dan'Iingc ist also gröfsteniliells als verloren 711 hetrach-
ten, -weil er in das Gaarkupfer mit übergeht, >voraus die ISoiinvendig-
keii eines muglichst vollständigen Abdarrens der Kielinsiucke zur Ver-
nindenuig des SilberrfidLbalts in den Gaaiknpfem berrorgeht.
5. Das Treiben. Die Scbeidimg des Silbers vom Blei in den
sogenannten Werken, geschieht bekanntlich auf die Weise, dafs die
Werke geschmolzen und durch die Wirkung eines Geblüses auf die
Oberfläche der geschmolzenen Masse, oxydirt wei"den, wohei das entste-
hende Oxyd stets entfernt wii-d, bis es sich endlich nicht mehr bildet
und der Silbergehalt der Werke rein ztuoick bleibt.
Man wird sogleicb die aufiaUende üd!>ereinstiniininig des Gesetae»
wamehmen, worauf die Träiiarbeit und das Gaarmachen bemben. Hier
beabsichtigt man die Scheidung des Bleies vom Kupfer, dort die des
Bleies vom Silber. Hier wie dort findet der Piozefs der Oxydation auf
der Oberfläche der flüssigen Masse statt, und in beiden Fallen wird das
3Iischung$vevhaltnils beider Metalle in jedem Augenblick in der ganzen
Masse zerstSrt und wieder hergestellt. Weil aber das Silber ungleicb
weniger oxydabd ist wie das Kupfer, so geht audi bei der Treibar*
beit un^eidi weniger Silberoxyd in die Schlacke (GlStie) ab beim Gaar-
machen KupferoxA dul in die Gaarschlacke geführt wird,
Deullitlicr lassen sich die Erfolge bei der Treibarbeit und Jits
Verhalten, ^vl-l(•lu■s die Metallinisclnmg dabei befolgt, dann wamehmen,
wenn das Veriiaitnifs des Silbers zum Blei sehr grofs ist, oder wenn
dem Silber die letzten Anihcile Blei emzugcu werden sollen, wie es
beim Fein brennen des Silbers geicbieht. Das Bki oxydirt sieh auf
der Oberfläche des ffliUsigen Silbers, zieht als Glütte in die Heerdmasse
und stellt in der ganzen Metallmischung immer wieder ein gleiches, sich
Stets vermindernde« Miscbungsverbaliuirs dar. Befindet sich glühende
i_.iyui^uo uy Google
üBet de» Sa^h&Uenprozefs.
65
Kolile auf der Oberfläche des (lässigen ^letallcs, so wii-d, auch hei der
üinwirkung der Geblaseluft, die Abscheidung des Bleies unmögliclij oder
da$ Silber ]fif»k «idk lilsdMaii mcht feinbramen, weil keine Oitydailon
änf der OlMsrOiche der Hmse -TorgeSiea lenn.
Die venehicdenen, bei der Saigererbeit Toikommenden metallur-
gischen Prozesse geben daher sehr interessante, nnd, wie es scheintj
bisher nicht beachtete, wenigstens in ihren Gründen nicht c'-hörig er-
iLannte Ueispiele, von der Art imd Weise, wie Mischungen und Ent-
mischungen in der crhöheten Temperatur unter gewissen Umstanden
etfoleen. £b leuchtei ans den Vorgcu-agemen aber aodi ein, ynt nok-
richtig die gewöhnlidie Anncbt ist» die Operation des Dürens ala eine
Fortsetzung des Saigerprozesses zu betrachten. Beim Saigem soll eine
chemische Verljindunj^ nach unhesiimmten Mlschungsveihiillnisscn, durch
«las Glühen, zu Yeihindungen nach hpsfimmten IVlischnngsge^vichtcn zu-
rück geführt; beim Darren hingegen snil eine chemische Verbindung
naclk bestimmten Mischungsverhältnissen, durcb Glühen, unter Zutritt
der atmosphirisdien Lull, nebr oder weniger voUsiindig entmiscbt
werden*
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- . . ... .. • 'Versüclxe und Beob^chtuii£en
* ; '.Ii' j. I it •■ .', • f 1 1 ,t I • . , V ■ : ■• :
über
^en fiinAur« der Dtthgungsmittel, 'auf die Ei^eogung der nSlieni
BestanÜtheile der Getreidearten. ' •
Von
H» SIGISM. FRIEDR. HERMBSTÄDT.
[Geiewn in der Akademie der WiNenidiaflm «a 22. Jnli i824.]
Einleitung.
Pflansen tind, ^didenTiiierea, OKgtiliuhebdebteGesalHiipfe)
•ie müssen dalier auch in den Funktionen, weldie Ton ihrer Lebensihjk
ügkeit abhängen, mit den Thicren mehr oder weniger Übereinkommen.
Gleich den Thieren sind die Pflanzen mit eigenen , unter sich selbst
verschiedenen Organen begabt; und diese sind dazu bestimmt, diejenigen
Yen-ichtungen derselben, im lebenden Zu« unde, auss^uübcn, ohne welche
ihre GeNiwIlMit, ihr Geddlien, ihre MaMenerwetterung und ihreFhichfr
barkeit nidit mS^Ucb seyn kSnnte.
Der Keim zur künftigMk Vfianze ist \m bcfruditetCR Stmenkom
derselben gegeben. Pflanzen, welche nicht des Samenkorns zu ihrer Ver-
vielüälügong bedürfen, sondern durch Hläiicr und Stecklinge fortgepflanzt
werden können, wie die Cactusarten, die Stapelien u. s. vr., ja
■dbst mehrere Stauden-, Strauch- und Baumgewichse, scheinen
einen polypenartigen Karalter au bentsen.
Bei denjciBigen VfbuBien, vnlehe nur allein an» Samen for^ppdaaat
wrerden könneUi bedarf da» Samenkorn derselben reitender Fonemen anv
TWIebunt; und Entwckclung des sclilafenden Keims, wenn er zur Pflanze
ausgebildet werden soll, ist aber die Belebung und erste ]:kitwickelung
Fhjs. Klasse 1824. H
68 . Hbbiibstadt Über de» Ein^fs Aer DilngungsmiUel
des Keims erfolgt : dann bedarf derselbe die ihm angemessenen Nabinings-
miltel zur ferneru Ausbildung und Gesutkung der einzelnen Organe, die
don H»bilitt dttr Pflttkie b^nndeni
Das SameBkprn.dfiHr P^cnxfp ^j^.ein^ jgrofsQ (Je|)ereuiilaiiiiiiii]ig
mit dem Ei eines Vogels. Im Ei des Vogels bemerk i man, von AuTsen
nach Innen beirachtet: 1. die harte aber poröse Schale; 2. das £i-
weifs, welches durch eine flünnc Haut ron der aufsem Schale ge-
ti-ennei ist; 3. den Eidotter, wieder mit einer dünnen Haut umgeben;
4. den Keimpunkt in dem Dotier eingeschlossen, aus welchem das
werdende Geschöpf sich gestaltet.
Beim. Ei des Yo^aU lufd: U rae^^^QB§u|ffto» Befracbtnng deuel-
ben; 2, eine Temperatur von 23 bis 30 Grad Reeumur; 3. Einwir-
Icnnfr der ntmosphäriscben Luft, imerläfsliche Polenzen, ohne welche die
}>ciebcude Entwickelang und körperliche Ausbildung des Embryo nicht
erfolgen kann.
Bringt man ein befrodttetes frisdies Hühner- Ei iB einem Ge-
&üe mit aiisgekbcbtem destiUirten Wasser übergouen, und mit ciiieft
aweiten Gefäfs übersiüi-zt, unter die Glocke einer Luftpumpe, so wird,
nach dem Mafse der Verdünnung der äufsem atmosphärischen Luft, eine
bedeutende Menge gasformiger Flüssigkeit aua^ den nnasditlyren Por^tt
der Eierselial«' entwickelt.
liimi^i maa das seiner Luit beraubte £i auf den vorigen Zustand
der Trodbfenlieit, ,eo «mdwiBt ealebeä liefleaMad inl Geirieht (fesinehrt:
der Raum der auagetremen Luft iu also- duifich eingednmgene» Wasser
ersetzt worden.
Wii-d ein solches der eingeschlossemsn Luft beraubtes Ei einem
brütenden Huhn iintergelegl , so wiitl das Embryo zwar entwickelt; es
tritt aber nidit in das wirkliche Leben, kann also auch nicht ausge-
brütet, werden. ..1 •■
Die auf jenem Wege aas dem Ei entaoiiiiiiena Luft «ff'gt, dnrcb
die eudiomeirisdie Prüfung, mittcbc dem Voluachm BadionieMr, mut
sechs Procent Sauerstoffgas; das übrige. ist Svieliatöffgias- Nui einer
unbedeutenden -\Ienge kohlenst off saurem Gas gemctigt.
Eier, die «ufterhalb mit einem Firnifs übci-zogen rnid dadurch der
von auisen einwirkenden Luft beraubt worden sind , können nicht aus«
funden habe. ;
Du Embryo im J& .wihl jiiif aolcbe. Weise zwar entwickelt, triu
aber nidil m die. leböide. Atiibdd«i^ Wame allein in alad imr be-
lAnax Sniwicklmig dee Emibiyo-iucbt binraohend; - sondern daa Leben
bedarf einer Mitwirkung der Luft von Aufsen nach Innen. Dafs die
Respiration des Geschöpfes , innerliül!» dem £1, bierdurdi begründet
wird, ist wohl keinem Zweifel unierworten.
Untersucht man Hühnereier, in verschiedenen Zeiträumen, wäh-
rend dem Bebrüten derselben: so sinket man den Dotter siidi immer
mebr vernniadefin, mdnend daa-Eiweifs in eine dem Blute analc^
rothe Flüssigkeit nmgewanddt wird.
Dei' Dotter vermindert sich in dem Mafse» als die Ausbildung
des jungen Geschöpfes im Ei vorschreitet. Zwei Tage vor seinem Durch-
brechen durch die Schale, ist vou dem Dotter nichts mehr zu bemer-
ken. Der Dotter scheint also die erste Nahrcmg dai-zubieten, die dem
Embryo y naob dem Eintritt ins bewei^obe Leben, amf einem nidit
fraimr bekannten Wege, sngtfübrt imi} bis selbig Kraft and SeUNl-
thätigkeit .fienug bekommt , die aufsere harte Schale das Eiea sa durdh^
brechen , nm in das freie Lehen eintreten ru können.
Die gröfste Achnhchkeii mit den Eiern der Vögel, besitzen die
Samenkörner der so genannten Oelpflanzen. Bei diesen findet sich
fedes einadne Samenkorn, von Anleen. nach Innen su udtersndit,
besidiend ane: 1. einer mehr oder wed^er birten porfian Sdialef
2. einer unter danelhen liegenden, dam geronnenen Eiveifa äm-
lichen, zum Theil mit Oel durchdrungenen baufuti^en Snbetkns; 3. im
Mittelpunkte des Samenkorns, einer mit weniG;em geronnen Pflan-
zen-Eiweifs gemengten Feltickpii. iß tier 4. der Keimpunkt eingehnUet
ist. Alle diese Maienea &md mit einem leicht eüuerbareu Schleim
Staat dafs die Schale der Vogeletier ebe Yerbindnng too kohlen-
aieffaaoreim und von phosphorsaurem Kalk, mit veibirtetem Ei-
weifa ausmacht^ ist die aui^ene Sdi^ der Pflanaensamen mit Hara
H2
60 HtuMBSTADT ühcr den Einflujs der DüngungsmUtel
und ätherischem Gel duiehdrungen , -welche Maiesieii eiiMn SdautB
vor äufsen» zerstörenden Einwirkungen gewahi^n.
Weniger Aebnlichkeit mit den EieiTi der Vögel besitzen die Sa-
menkörner de» Getreid««tteii nud der H-ülsenf rächte. Bei diesen
findet sich» uniar der Sufsem mit videm ScMeim durolidrunyiien Sdude,
der innere Kern, aus einem Cemenge von Ämylon, Ton Kleber
{Triticin) und Eiweifs gebildet. Der abgesondert darin vorhanden lie-
gende KeimpunLt, enihah ein daraus scheidbares fettes Oel. Das
Ganze, besonders die Scliale und der raehlreichc Kern, sind mit
PhosphorSci ure imU phosphorsaurem Kalk mehr oder W'eniger
dnvdidnuiig^.
Bringt man frische gestmde SemenUmet* iii'destiUiries'Wesser, so
dafs sie ToUkommen damit bedeckt und von der aufsern einwirkenden
Luft abgeschnitten sind: so (jncllen sie auf, der Keim wiixl entwickelt,
aber er stirbt bald ab, und da« Ganze geht in wenig Tag^ in eüe
stinkende Jauche über.
]«t das Samenltom hingegen nur so weit mit WasMr hi Berührung
gdbracht, dals drei Viortheile dessdben äber dem Wesser hervonteban»
also mit der fittieem Luft Gemeinscliifk hohen: so wird dtt Wasser sehr
bald eingesaugt , der Keim mtwi<Aidt sidi nach oben , die Wunel- nadi
unten , die \\\\\<j^i' Pflanze wächst empor; sie bildet endlich Zweige und
Blätter, kommt selbst zur JUuthe; aber sie wird nie fruchlhrinj»end.
' So wie die junge Ptianze sich mehr ausbildet, bedari' sie eine
Zeidang hlofii des Wassers and der Loft, am -fiirt zu wechscn) eher der
Wechsdimn libt nach, wenn, nnter dner f^Ssemen -Glocke eing^
schlössen, das Sauerstoffgas der darin »enthellsmen 'atmesidiarischeil
Lnft absorbirt 'worden ist.
Wird jene Operation im reinen Sticksioffgas, unter einer glä-
sernen Glucke eingeschlossen , yeranstaltet , so kommt der entwickelte
Keim nicht zur Ausbildung. Wird die Operation in atmosphärischer
Lnft Teranttdilet, so Uetht ihr Gehalt an Stickttoffgus mmerlndeK}
das Sauerstoffgns Temchwindet dagegeni gfaa, es wird kofalessioff*
sanres Gas eeeengt, dessen Yohim genssi ehe» so viel heurig, ali da*
des TeAaam. geguig^nen'S«tterstof%ases.
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«v^ d» BtUuMeä» der Pßataim.
6i
Es ist also keinem Zweifel unterworfen, dafs der Sau er et off
der aimospfaärisclien Luft hier als eine Potenz lux- die Belebung,
dieBiitiriek«luiig md die fernere Ausbildung des Keine rar Pflante,
eine wichtige Rolle getpwli hat.
Da aber in trockner Luft allein keine Eniwickelung des Keims
möglich ist; da hiezu die Mitwirkung des Wassers erfordert wird; da er
ferner atirli , ohne 3Iiiwirkung der J^uft, blofs unter j rir.cra. Wasser,
zwar entwickelt wird, Ton nun an aber, ohne Miiwukung der Luft,
lidi nicht ferner zur Pflenie «nibilden kenn; so folget hieraus: 1. dafe
adangi-eitt Theil des von Sanenkorn eingesaugten Wassers zerlegt
wird; 2. dnfs der Sauerstoff densUien den snreicbenden Gmnd von
der erstem belebten Entwickelung des Keims enthält. Ist aber der Kein
einmal belebt und entwickelt, dann bednrf er der 3IItwirkung desSauer-
stoffes also der Atmosphäre; und nun erst erfolgt ein Prozefs der
Respiration, der Sauerstoff wird eingesaugt und als Lohlenstoff-
saures Gas exspirtrt; dagegen ane Enhalarion -von reinen Sauerstoff*
gas, ifie bei Pflanzen die in der Erde wachsen, hier noch nicht statt
findet.
Alles dieses giebt einen Beweis, dafs so wie das belebte imd ent-
wickelte CeschSpf aus dem Keim im Ei des Vogels, anfangs unter
Mitwirkung der Luft von Aufsen her, von dem Dotter des Eies ge-
nähret wird; so auch der Keim des Samenkorns seine erste Nab-
nmg 'ans einer deoi' Eidotter sehr analogen Substanz entninnt, wdcfaa
dsb Kein ini danenkoim cinhüUcc
Von nun an aber und zwar so bald als die jtmge Pflanze die Sa-
menlappen Terloren hat, hednrf sie organischer Materien zur Nahrung.
In dem Mafsc dafs ihre Organe ausgebildet <;ind, nrimlich: AVurzel,
äiamm und Blatter, treten nun in die ilinen zukommenden Funktio-
nflu-ein, die nk^^gröiMm lUwpeiüdien AnsinTdong der gauien Pfianie,
so wie zur Brsengong der Blfithe -und der daraus hervosgehenden
Frucht erfordert werden; wozu alle einzelne Organe dersdben, unter
Mitwirkung der «lit orguUMlMo Materien (d. i. mit Humus) diuxh-
drungnen Erde, des Wassers und der Atmosphäre, unter einöufs-
reichcr Thütigkeit des Lichtes und der Wärme, in Wirksamkeit ge«
setzt werden.
62 HbrubsvIov äfor i/«» Bü^nß der DOi^mgtmUiel
Es ist hier ludit meine Absicht, über dasjenige micli weiter aus-
zulassen, vras über das Dasein der chemischen Elemente der Pflanzen
und deren AIiMamiiiQBlg, ddrcb. Mo Herren Se&nebUr, Tben«rd,
T.Sanssüre» Schr»der, Decandollet Wdodbonie, Wablenberg,
Einbof, Bracconoi, Brown, Gbeptal, Humphry Davy und un>
sem irefni<li(;n CoUegen Alexander t. Humboldt . qt^acht, gesagt
und TiellaUig niederj^escliriebtni wordeö ist, und wodurch sie die Grund-
lage zu einer naturgeinaf&cn Physiologie der Pflanzen gelegt haben,
deraa weitere Ausbildung raadb Toitcbreiiet. Ich h«die mieb vidnwfar
•Udn an den &uptgegen«tend dieMr AMiendlung, der im Folgenden
bestehet:
Versuche
über den Einflnfs der Düngnngsmittel auf di> Bildung
der nähern Gemeng- und R ostandtbeile
derGeireidearien.
Wenn ich bicr von den nahern Beetendtheilen oder vidnidir
G emengtbeilcn der Pflanzen übcrbniipt und der G e u cidearten
insbesondei« rede: so begreife ich darunter diejt T)i£;('n , sowohl in der
Form als in den chemischen Qualitäten versciuedeo geat>ieten
Materien, welche in den Pflanzen dnd dei«n dnzelnen Zwc)igen, in be-
sondern .Oigmok' dem&en abgelagert gefundan wmd^n} wio in dv
Wursel, dem Stamm, dem Splint, def Rinde« den BUttcrn»
der Frucht u. s. w. ttnd sich, yrle bei den Thieren, bei einer grofsen
A^nliäufung in ihnen entweder freiv/'iHir; dBi-atis ergiefsen ; oder durch
eine zweckmäßige mechanische Zergliederung (wie das Aniylon und die
fetten Oele), oder eine chemische 21ergliedenuig derselben (wie Gummi,.
Scbleim, Kleber, Firalfi, Zucker, Hart, itberieeben Oel
daraus doigettellt werden konneB.
Dafs jene Materien ab EnengttiMe dm. Lebern und der organischen
Thätigl^eii der Pflanzen anerkannt werden müssen, wird wohl Niemand
leugnen 1 Wie solche aber frebildci werden? welchen Einflufs auf ihr«
Erzeugung die Individualital dei- Ptlame selbst hat. welchen Einflufs
die ibr, in Form des Düngers, dargebotenen ISahrungsmitiel dar-
auf die BesUmJ^eäg der Pßamen.
63
auf haben? dieses sind Fragen, Mrelcfae zur Zeit |u>ch nicht mit Be-
Munmtheit gelöset worden sind.
In einer frtiKflm 4er AkaAmaä mitgetheilten Abhandlung (über
* d«ii Instinki der PfUnKflnC)), iiabe icii gezeigt, dab Pflansen ei-
nerlei Art, in wddkeoi Boden sie auch g^aefaaen aüid, der Qoalitit
nach, auch immer nur einerlei Gemenglheil producii-en ; dab hingegen,
indiTiduell yerschieden geartete Pflanzen , in einerlei Boden von gege-
bener Grundmengung kuliiviri, in der (Jualiiät ibrer Gemengtheile
und Bestaudiheile auok wieder «ben so Terschieden sind.
Da aber die nahem' Oeeaengtheile und Beatandthelle dei>
Pflansen, nicht ak «oldie, au« den Tersebiedcnen Haierien aolge*
noeuoen werden können, in und durch welche die Fflance lebt tmd
genährt wird; da jene Materien vielmehr in ihren elementaren Bestand-
thdien und deren pro]>ortionellen Verbältnissen, eben so sehr von ein-
ander abweichen, als sie, in der Form und den chemischeu (^>uuliiaien
von einander verschieden sind: so müssen es die eigentbümUchen ein-
^Miiett Bemenie eejrn» weklw die PBanse, eie nährende Mittel auf-
nimmt und lie , durch den ftosefe der Amimilaiion, in di^enigen Sab-
«tanim umwndelt, welche sich als wahre Gemengdieile dendben repri«
sentiren. Es entstehen daher folgende Fragen:
1. Können die nährenden Materien, welche ileu lebenden Pflanzen,
in Form des Düngers, dargeboten weiileu, entweder ganz, oder
in ihre einfachem Elemente aufgelöst, in die Organe der Pflan-
sen flberireien'?
3. Kennen eie cur EkMugung der niheni Gemengdieile in den Oi^
ganen der Pflanzen beilragen?
3. Knnn die Quantität jener (^'fmengtheile der Pflanze, durch d/e
vermehrte Masse der zu ihrer Erzeugung geeigneten Elemente, in
der Püanzc vermehrt werdoi?
4. Lefic eich-Mift der Bt^rong ecime ffir die Erfolge ableiten, dab,
wie eoldMs die Weehaelwirthaohaf« fai^rundet, eine und eben die»
<eelhe Qelnddeert; Wim sie mehrere- Jahre hinter einander in dem-
(i) Abbaiidlun;;. n KimfjBOina Akadmie der WisietwdiaAeB, 'mß$ dm Jabrai
«12 und 1813. S. 107.
64
Hbbhbstaot iiier den Eäißifi der Düiigungsmiuel
seihen Boden gebauet wird, im Ertrage der Frucht mit je4e«i Jahr
•bninuni; dagegen bei einem häuerehieiider folgenden Wet^iMl Yon
▼erscliiedenen Getreidearten, noch bener aber tod Körner-,
Wurseln und Rnollengewicbsen, ein b^bevekr Ertrag de» Ge-
treide« erdelet wird.
Jenes waren die Aufgaben, die ich, durch eine Reihe von Vei^
suchen zu lösen gesucht habe, und deren Resultate ich hier vorlege.
Sie scheinen mir wichtig genug zu seyu, um sowohl der Pflanzen-
Physiologie als der Agronomie einig« bedeutende AufUfirnngM dar-
bieten SU ItfinDcn,. die -weiter Tecfolgi an :werden verdiene».
Eine diemiscbe Zergliederung der GetreideiLÖrner» nimlicb
Weizen, Roggen und Gerste, lücksichtlich ihrer nahem Gemeng-
iheile, führt stets zur Erkenntnifs vom Daseyn des Amylons, desKle-
bers, des Pflanzenciweiis, des Schleimzuckers, des Gummi, des
saureu phosphorsauren Kalks, und einer geringen Menge Fe itig-
keit> die TOnugUch im KeimpnuLte ihren Sita bat«
WIhrend jene Materien, der Qualitit nach» in allen Geuvideaiv
ten ohne Unterschied vorkommen, sind solche im quantitativen V^ffailu
nifs , selbst bei einer und derselben Gelreideart, oft sehr verschieden;
und dieser Uniursthied findet sich ganz besonders in der besondern ZVa-
tur des Düngers beginindet, welcher dem Acker zur Nahrung dargebo-
ten -wurde.
So steigt S.B. der Gsbalt des Kleber« (des TVHfumt) im Weisen
Ton onerier Art, oft von 12 bis au 36 Ftocent, je nadidem derselbe
mit der einen odei- der andern An Dünger kultivirt worden war; folg-
lich ist der Einflnfi welchen der Dünger auf die Erzeugang des ^TniKÜts
im Weizen hui, dadurch völlig ausser Zweifel gesetzt.
Anmerkung. Der sehr achtbare französische Agronom UeiT Tessier^
hat bereits im Jahr 1791 eine Rethe tod Tersucbai angeweilt, um
die Wirkung des Düngers auf die Eneugung das Klebers
iu) Weizen zu erforschen, indem er ihn mit Schaafmist, mit
Ziegenmist, mit Pferdemist, mit Kuhmist, mit Menschen-
koth, mit Taubenmist, mit Menschenharn, mit Rindsblut
•und mit Pflanzenerde kuliivirie. Er hat aber das Vei-sehen
dabei begangen, dafs er die Massenverhaltnisse jener Düngerarien
auf die Bestandlhcile der Pflanzen.
65
niclii auf den Zustand der atmosphärischen Trockenheit reducirt
lind die Anwciulung gleich grofser Massen derselben, im pl*=lrKen
Zustande der Trockenheit gebraucht hat: daher die Ilesuiiaic
«einier T«nttc1i«, so interefnm si« übrigens auch sind, dennoch
keine gegründete Folgening culusen.
.Mdne «%enaa über dentelfaea Gegenstand angesidlteii' Versuche
gehen von demselben Gesichtspunkte aus , den Herr Tessier vor Au-
gen Ii« Up: ich haTie im Ganzen auch dieselben Düngerarten in Anwen-
dung gesetzt. T'm ober zu genaueren Restiltnten /.ii gelangen, wurden sie
sammtlich voilier auf einen gleichen Zustand der Trockenheil gebracht,
und für eine gegebene Flädie Ackerlaiid audk inuiier nur eine gleich,
^ofee Gewichtsmasse des trocknen Düngers In Anwendung fpscisu
Der Boden, in welchem meine Versuche angestellt wurden, ist
sandiger Lehm. Er wurde in einzdne Beete abgethcilt, jedes zu
hundert Quadratfufs Flachenraum. Jedes einzelne gedachter Beete wurde
mit 25 Pfund der folgenden , auf einen gleichen Ztisunnd der Trocken-
heit gebrachten Düngetarlen gediingt, der Dünger unlei- gegraben, welches
im October geschähe, und das so Torbereitete Land bis vom. Monat Fe-
famar des folgenden JUires in Ruhe gelassen. Die Düngwarten sdhst
bestanden, in 1. Schaafmist; 2. Ziegenmist; 3. Pferdemist;
4. Kuhmist; 5. M ensc hen k oth ; 6. Taubenmistj 7. Menschen-
harn; 8. Rindsblui; 9. Pflanzcnerde.
Anmerkung. Die Kolharten waren rein ohne Vermengung mit Sireu-
miiiehi gesammelt und in einem mit Dumpfen geheizten Trockeu-
ofen, bei einei* Tenpenlur, die 70 Grad Reaumur tiidit übenti^,
ausgetrocknet vordöi; dien so die Pflansenerde. Das Blut
und der Harn urtuden gelinde abgedünstet , und auletzt bei dei^
selben oben genannten Temperatur, vollends ausgetrocknet.
Im Anfang des Märzmunats wcu-den sämmiliche Beete aufs
Neue umgegraben, und nun mit einerlei Art Sommerweizen, in
Reihen, besiet. Jedes einzehie fieet crfaiek 16Loih Samenkörner sur
Aussaat. Ein gleiches im Herbst und im Frühjabr umg^rabeHes
Beet von denelfaen Bbdenart, wurde mit demselben yfjmm beräet, ohne
Düngung empfangen au. haben. - ^
Phjs, Klasse 1824. I
66 H E n M B s T A i> T iiber den Emßufs der Düngiiiigsmittel
Der Same ging auf allen Beeten glclclifurmig auf, und die Aehrcn
konnten von allen im Ausgang des Augusts gecrniei wet-den. Hier
zeigte sich aber, sowohl in der Länge und Dicke der Halme, als
audk in der Aiubildung der Aehren so wie der Zahl der dtrin ent-
ttalttnen Körne ein merklicher Uatencbied.
Ibdi dem Aiudresehen de* Enmgei von jeden dnidiien Beeie«
ergaben steh folgende Resultate. Es wurde gewonnen an Körnern:
a) Von dem mit Schaafmist gedüngten Beete 6 Pfund; also das
zwölfte Knrn.
b) Von dem mit Ziegenmist gedüngten, eben so Tiql.
e) Von dem mit Pferdemist gedüngten («e worden mit Hafer
gendirt), 5 Pfund, also das zehnte Kern.
d) Ton dem mit Kuhmist gedüngten 3-|> Pfund, also das siebente
Korn.
e) Von dem mit MenschenLoth gedüngten 7 Pfund, also das
▼ iersehnie Korn.
f) Von dem mit 1 au he nm ist gedüngten 4^ Pfund, also das
neunte Kenn.
^ Ton dem mit trocknem Menschenharn gedüngten 6 Pfiond,
also das zwölfte Korn. (Er mrar Ton Bier trinkenden Personen g»>
sammelt.)
h) Von dem mit trocknem Rindsblute gedüngten 7 Pfimd« also
das vierzehnte Korn.
i) Von dem mit Pflanzcnerdc gedüngten (sie war aus verwese-,
tarn Karioffelkrant gewonnen), Pfund, also das fünfte Kom.
^) Ton dem nieht gedüngten Boden l-l- Pfund, also das dritte
Koni.
In Rticksichi der Vermehrung des Körnerertrags, kommt also
die Wirkung der gebrauehien Düngxmgsmittel in folgender Ordnung m
stehen: 1. Bluij 2. Menschenkoth ; 3. Schaafmist; 4. Ziegen-
mist; 5. Menschenharn; 6. Pferdemist; 7. Taubenmist; 8. Kuh-
mist; 9. Pfl anzenerde.
Es kam nun darauf an, durch eine genaue Zei|jfoderang der von
jedem einzelnen Dfingung^tiel geemteten Samenkörner zu mier-
4^ tU» Boflanddt^ dtt Pfitunsn^
67
suchen, wie sich die Gemcngibeile derseUDen im proportionalen Ver-
hiltnifs gegen diumder Toduilteii ward«iij und Jiier fand sich in der
TlMt der Unterschied lOier alle Maften ftnfiCallend.
YAa nicht weiiig omsiändlidie Zei^liedenmg jener sehn Sovfen
des geernteten Weizens ist von mir nach derselben Metkode veran-
staltet worden , welche ich früher (*) niitgetheilt habe, daher idb midh
hier dai-auf beziehe.
Hier begnüge ich mich biofs, die Resultate der jeuigen Zergiiede-
1. 5000 Gewichuthdle des mit Rindablut ludtivhneB.Weisent
geliefert :
Natürliche Feuchdgkeit 215 Theile.
Ilülsensuhstanz *.*»*..... 695 —
Kiebür oder Triticin. 1712 — •
Amylon 2065 —
Geti«de-Oel 46 —
^iraib 63 —
SchldmiaHtker ii 94 ->
Ctimmi 92 —
Sauren phosphorsauren Kalk. ...... 26 —
Verlost 3 —
5000 —
2. 6000 Gewidiutheile dea mit Henachenkoth kultrrirten Wei-
«•na heben geliefert:
Natürliche Feuchtigkeit 217 TheUe.
Uülsensubstanz 700 —
Kleber oder Triticin 1697 —
Am > Ion 2072 —
Getreide-Od 65 -
Eiweife \ 65 —
^i^l^iiinapfft^ti' 80
Gummi •*«.... 80 —
(i) Abhandlungen der Königlichen Akadenia der WuMMchafkoi aus deo Jabrea
1816 und 1817. Berlin 1819. S. 39. u.ff.
13
68 Hbkxbst&dt ö&er Atn Eü^xtf* Dä»gung$mael
Sauren phosphorsaoren Kalk 30 ThcUe.
VerluÄi 4 —
6000 ~-
3, 5000 Gewichtotheile de« mit Schaafmist knltivirten Weizens
luJben geliefert:
Nalüillchc Feuchtigkeit 214 Theile.
Hülseusubstanz 698 —
Kleber oder Triticin 1645 —
Amylon 3i40 —
Getreide > Od 64 —
Eiweifs 65 —
SchlAmtackor 75 —
Gummi ., 78 —
Sauren phosphomm^cn Kalk ...... 36 —
Verlust 4 —
6000 « —
4. 6000 GewiditstiieUe des mk Ziegenmist koltilvirten Weisen»
beben geliefert:
Natürliche Feuchtigkeit 316 Theile.
Hülsensubstanz 714 —
K.iel>€r oder Triticin 1644 —
Amylon 2121 —
Getrdde'Oel 46 —
Eiweifs. 66 —
Schleinuncker 78 — ^
f^mnmi 78 —
Sauren phuspliorsaurcn Kalk 35 —
Verlust 4 —
6000 —
6. 5000 Gimicbtsiheile des mit Menschenbarn kiiltivirten Wei-
aens haben geliefert :
NaiürKche Feuchtigkeit. 260 Theile.
Hiilscnsxibstanz 7f2' —
Kleber oder Triticin I7ö5 —
Amyhm 1995 _
oiy u^L-u uy Google
ta^ die BmmuUkeäe der Pfiamm,
69
Getreide -Oel 64 Theile.
Pflaiuen>Eiwdfi 70 <—
SchleimOTdtcr . .-....*., 74 ' —
GttiMiit . flO
Saufen phoephwiaureii Kolk . 40 •
Yerluftt • 5 —
^0000"* —
ö. 5000 GewichuÜieile des mit Pierdemist kultiviricn Weizens
haben g^dTert:
Naiurliche Fenclitigkeit 217 Theile.
Hülsensubslanz 700 —
Kleber oder Trilidn 68 i .
Amylon 3082 —
Getreide -Oel 50 —
EiwciTs 56 —
Schleimsacker 84 —
Gunmii 86
Sturen phctphorsRuren Kelk 38 —
Vediist 3 —
6000 —
7. 6000 Gewichtstheile des mit Taubenmist kuliivirten Weizen«
haboi ^dBefert;
Natärliche Fencbti^eii 216 Theik.
Hölsensubsleitt 700 —
Kleber oder TVriewäi 610 —
Amylon 3159 —
Ccireide-Oel 46 —
El weil s * 48 —
Schleimracicer 98 —
Gummi 96 —
Sauren phosphorsauren Kalk 26 —
Verlust j 3^ —
6000 —
70 Hbumbstädt ubtr den Sä^tfo der Dünffuigimittti
8. 5000 Gewichistheile des mil Kuiimisi kuluvirien Weizens
haben gelirfert:
Naiürliche -F^ucbUgkät 911 TbeOe.-
HfilMusubslanz 697 . — •
Kleber oder Tnikm 598 —
Amylon .3117 —
Getreide -Gel •. 52 —
Eiweiüs. 60 —
Sebletfluucker 99 —
Gummi 95 —
Sauren pho^honturen Kalk 25 ' —
Verliut 4 —
5000 —
9. 5000 Gewichtstheile des mit Pflanzenerde kuiuvuien Wei-
zens haben geUefcrt:
NatfididM Feuditi^eit 311 Tlieile.
HfibensiibsiaDz 702 —
Kleber oder Tritiem : i^O —
Amylon 3297 —
Getreide -Oel 49 —
Eiweifs. 40 —
Schleiouucker 99 —
Gummi 96 —
Sauren phosphomiiven Kalk 24 »
Verliut 3 —
5000 —
10. 6000 Gewich isüxeile des in nicht gedüngtem Ikiden kulii-
virlen Weizens haben geUefert:
Natüfliche Feaehtigkeit 210 Theile.
Hfiltenanhetanr. 700
Kleber oder Titian 460 —
Amylon 3333 —
Getreide -Oel 50 —
Eiweifs 36 —
Schleimzucker , 96 —
Ly Google
Bestandtheäe der Pßcmten.
71
Gummi Pi Theile.
Sauren pliosphorsauren Kalk 18 —
Verlust . . 3 —
6000 —
Yergleidit man die Re»iiliBte jener mit den mt eine Tenciuedene
Weite kultivirlen WeisenkSmern angesteHiea Analysen, mit Bezug-
nahme auf den Xürnerertrag, der am immer gleichen Massen des
•usgesäeten Weizens , durch die Anwondunt^ verschieden gearteter Dün-
gungsmitiel , in iiumcr gleichem Gewicht, erzielet worden ist: so wird
man dadurch zu folgenden Schlüssen hingeleiiet.
1. Die Tenchiedenen Bfing^rartcn haben einen entachiedenen Einflufs
auf den vemcbrien Ertng der Frnehtkorner, bei einer und
eben derselben Getreideart,
2. Eben diese verschledcnpn Düngerarien, haben einen entschiedenen
Einiliifs nnf die Erzeugung der nähern Ccmcnglheile der Körner;
wie solches die Resultate der damit angestellten Analyse nacb-
weiien.
9. Die Muse dieser nihero Gemengtbeile stehet wieder im VeriiSIt-
nili mit der Masse der Fruchtkorner, ivddie ans einem fgege-
benen Gewichte der Aussaat producirt worden sind.
4. Die elementaren l^cstandtlieile der Düngerarten stehen mit
den elemeuiart^n Besundtheilen der prodncirien Fruch tk örner,
SO wie mit denen ihrer einzelnen Gemengtbeile im Verhültnüs.
Den rdclisten Ertrag an Körnern haben gelieferl: 1* derMen*
schenkoth; 2. das Blut. Einen geringem Ertrag an Fracbtkörnern
haben geliefert: 1. der Schlaf mi st; 2. der Ziegenraist; 3. der
Menscbenharn. Einen noch geringem Ertrag haben geliefert: l. tier
Pferdemist; 2. der Taubenmist; nämlich, jener das zehnte, der
Lelzlcrc das neunte Korn. Einen noch geringem EIrtrag hat gelie-
fert die Pflanzenerde, nämUch nur da<> laufte Korn. Den aller»
geringsten Eruag hat eudlidi der nicht gedüngte Boden gehefiert,
nÜmiieh nur das dritte Kom.
Die Ilaupibestandtheile im Weizen bleiben immer der Kleber
oder das Triticin , und das Amylon. Jener ist rein animaiischery
das Letztere rein vegetabilischer Mator.
72 HERHBSTiDT fifcr An ^Eb^v^t der D&a^tngtmiad
Nun haben i^Lliefeil oÜOO GcwicbUlheile Weizenkörner , an
Kleber oder Tnticin:
gedüngt mit Mensclienkotli .... 1697 od«r 33,14 Rroceiit.
1712
- 34,24
. 1645
- 32,90
1644
- 32,88
. - ; - Mensclienharn , .
. , 1755
- 35,10
- Pfcrflekoth ... .
.'. 684
. 13,68
- 12,20
' 11,96.
. . 480
- 9,60
Kultivirt mit n i c b t g cul ii n g t e r ]
Eide 460
- 9,20
Desgleicben haben geliefert an Amylon, ÖOOO GewicbUlbeile
Weizenköi-ner :
gedüngt mit Menschen koth. . . . 2072 oder 41,44 Procent.
- 41,30
. . 2140
- 42,80
- 42,43
- Menschenbam. .
. . 1995
- 39,90
, 3082
- 61,64
- 63,18
. . 3117
- 62,34
- 66,94
. 66,69
Es ist aber der Kleber oder das Tritirin gmammengesebtt ails
Koblensloff, Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Phos-
phor, als sfitnen rliciniscben Elementen; und in der 'T'hat linden sich
eben diese Llemcntc in denjenigen Düngerarlen am meisten angebäufet,
Mrelclie in einem gegebenen Gewicht der Küi:ner, «ttcb die §p(66ta
Atttbeate an Kleber oder Triiidn n^iefert beben; e» ist «iso offen-
bar, dafs jene Ekmente, znr Erseuguog des gmanntenGemengtbeiU
in Weizen, auc dem angewendeten Dfinfongsmittel CBOMMlki»^
worden sind.
Das reine Amylon entbült weder Slick-^ioff nocb Phosphor
unter seinen elementaren Ikstondtbeilen ; diese sind blol« Kohlenstoff,
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auf die BestandtheUe der Pflanzen.
73
Wasserstoff und Sauerstoff; sie müssen also gleiclifalls aus den
zur Kultur angewenclptcn Düngiuigsmilieln entnommen worden seyn.
Die Ausbeute au Amyiou, aiui gleichen Gewichten der mit -versclue-
dcmn Döngungsnuttctbi knltiTuten Körner, stdiet «ber wiedtt im Ver«
bültaili mit der mehr vegetabtlischen iind weniger animaliieheii
Nttm* der dazu gebrauchten Dfingerarten.
Es ist also 'Wohl keinem Zweifel unterworfen, dafs die Crund-
mischung des Weizens, und, sowolil sein Gehalt an Kleber als an
Amylon, beide nach dem proporiionaien Verhältnifs betrnclitct, durch
die specißsche Naiur und Grundmischung des Düngers, womit sie
knltivirt worden, §elciiet wird; «odi isi es ciiileaclitend, dafs dn ^idier
Erfo^ bei aUen übrigen Getreidearten statt finden mnfs.
jenes aber in der Wabibeit begrüne! n . >o sind jene aus der
Erfahrung entnommenen Resulute, so für die Pflanzen-Physiologie,
wie für die Agronomie, von Bedeutung, denn es wird dadurch ein
Problem gelöst, das bisher ganz im Dunkeln schwebte.
Es ist nämUch bekannt, dafs eine und eben dieselbe Art Weisen,
in einerlei Art Erdreich gpbauet, ein sehr Tenchiedenes K<nn der-
bietet; d. i. welches in seiner Grnndmisdiung and den da'ran ahbängiU
gen Leistungen in den mit der Agronomie in Relation stehenden ladi-
nischen Gewerben , sich sehr Tcrschieden beweiset.
So gicbt es manchen Weizen einerlei Art, aber mit verschie-
den gearteten Düngungsmitteln kultiTirt, der bald mehr, bald we-
niger Aasbeate an Amylon, an Brantwein, an kraftTollem
Bier und an Essig darUelet, wenn er auf jene Gegenstände, in den
ökonomisch •technischen Gewerben, Tciadbeitet wird.
Da aber Birantwein, Bier und Essig nur allein aus dem
Amylon gebildet werden; da der Kleber 711 deren Erzeugung nichts
beiträgt: so rnnfs auch die Ausbeute der genannun Erzeugnisse mit dem
Gehalte des Amyions im Weizen (eben sowohl aucii in den übrigen
Gelreideerten), iin Verfaäti^ üdfea».
Anders dagegen Teihilt es sidi mit dem Brote, an wdchem das
Mehl des Weisens verarbeitet wird. Dieses ist um so krafiT<d]er
und nährender, je reichhaltiger das Mehl an Kleber und je armer
dasselbe an Amylon war«
Pkjs, Klasse 1824. K
74 Hbukbstaot über den Einfluß der Düngungsntittel tt.t.w.
Die aus den oben mitgelheiUen Ilesultaten meioer angestellten und
bcsclinebenen Yei'suche und dadurch gemachten Elrfahrungen, machen es
sehr wahrscheinlich» daft in d«r Wahl dfes Düngers dem Agronomen
die Hittftl in Gebole »Am, dea Gdudt de» -Klebers imd des Amylons
» den Getreideerten« nadi WiOkvfar an rsignirai» vm. die qpMüifiidie
Anwendbarkeit desselb^ für das eine oder das andere ökonomisdk-tedi*
nische Gewerbe, das derselben bedarf, näher, sn b^jrönden.
Ueber
die Grundlehren der Akustik.
Von
H™ FISCHER.
(GdaMB uk der Ak«Me derWiMaHoliaftMi '«» 17.inia 24.JU117« «id I5.J11I7 ia24.}
EinleituBg.
Wenn die Theorie der Akustik in der ▼oUkommcnsten Strenge ausge-
f&hn -werden soll, so kann dieses nur durch Hülfe der liöhem Media>
Olk geMbehen: dorn die OicillatioiMii dardi 'wekhe der Sdball entsteht,
und «ine der allerfeinften und yerwickcl testen Arten von Bewegtingen,
wobei die bewegten Punkte der Heterie ihrm Ort nur unermefslich
wenig Tcriindem, diese Bewegungen selbst aber Ton Stelle zu Stelle in
dem Innern der Materie fortschreiten, imd <:irh daselbst auf die man-
nigfaltigste Art üarcbkreuzen , yerbinden und trennen. Wie schwierig
diese Theorie sei, geht schon daraus hervor, dafs die gröfsten Analytiker
des TerHoMenea Jahrhundert« nit eifenüchtiger Anttoengung Tenucbt
haben, die «jchtigiMen Frobleme eufinloMn, und mm dennoch nidii
sagen kann, dafs es ihnen g^angen sei, uns eine vollendete Gnmdlage
der Theorie zu geben.
Newton, der iu allen Untersuchungen der höheren Bewegungs-
lehre den ersten festen Grund gelegt hat, untersuchte zuerst die Oscil-
luioQcn der Luft; Taylor zunächst nach ihm, die einer gespennten
Seite. Ihre Schlfisae inid Rednmngen mvden nui groiier Strenge ge>
prüft, von den beiden BemouUi, Johann und Daniel, von L. Euler,
Ton d'Alemltert, von Legrange nnd Aadein, tuid dieses nicht ohne
Eifersucht gegen die ersten Erfinder, nnd gegenseitip; tintrr einander.
Das Ergebnifs dieser Prüfungen war, dal« «ich zwar gegen die Voraus-
K2
76
F I S C H I B
seizungen, die Newton und Taylor gemacht hatten, ^jegründete Erinne-
rungen madioi UedMn» daft nun aber ihren H«apifbiniidn durcliAii«
Idoen Fehler nachweisen konnte.
Diese Anstrengungen lind ffir die höhere Analysis und Mecha-
nik eine Quelle sehr wichtiger Erweiterungen geworden. Die Akustik
selbst aber bai dadui'ch nicht sowohi neue Ansichten, uk prüNeic Be-
stimmtheit und Sicherheit in ihren Erlvlärun2;en eewoimi ii; i nn die-
jenigen Eigenschaften der Oscillauoiien , vuu deacu der 6ciiaii abhängt,
waren «chon Tor der Rcdinung, den Physikern nnmitidJMr an* Be-
trachtung der aka«tischen Ersdieinnng^n bekannt.
Man wufstc vor Newton und Taylor, dafs die Empßndung det
Schalles durch Oscillationen der Luft entstehe, und dafs diese meisten«
durch Oscillationen fester Körper eiTCiJi werden ; dafs die Luft in Blas-
instrumenten Eongiindinal -Oscillationen mache; dafs alle diese Oscilla-
tionen vollkommen gleichzeitig, und ihre Schlage luigcmein schnell seyn
mfitten, wenn die Empfindung eines Tones enistdien soll; und dafs die
Höhe des Tones von der bestimmten Aniahl der OHeillatiamoSdiläge
in einer Sekunde abhänge. Man kannte ferner den Zusammenbang der
musikalischen Intei'valle mit der Schnelligkeit der Oscillationen, und
Smivoiir halte schon vor Taylor auf eine sehr «innreicbe Art versucht,
die Anzahl der Oscillationen, die ein Ton von besiimmier Höbe er-
lordert, dorch Beobachtiuig zweier Orgelpfeifen, die heinahe densel-
ben Ton gaben, au bestlmaiett. In naäaicfat aller dieser Gegenstinde
gewann aber die Akustik durch die Mathematische Theorie nicht
neue Wahrheiten imd vergröfserten Umfimg, sondern nur gröfsere Be-
stimmtheit und Evidenz. Was sie durch die mathematische Theorie ge-
waim, war hauptsachlich die besümmie Kenntnifs der Gesetze, nach
welchen die Höhe des Tones von der Grö£se und Masse und von der
Spannung oder Elasticität der oecilllrenden Theüe abhüngt. Die eni»
scheidensten Untersuchungen Vierdanken wir dem Scbarfiiittn des treff-
lichen Lagrange, der so wie ndirere der genannten bernhnten Miimer,
einst eine Zietxlc unserer Akademie war. Er zeigte in seinen höchst
scharfsinnigen Hecherchet sttr la fovpa^tion du son worin NeytWa,
(i) MUceUaaea Taurineasia, 2<mm.Ic^1L
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jUber die Grundlehrm der Akustik,
Taylor, uud alle seine Vurgaoger gefeiili halten, Udd wie dia.üntersuchui^g
MinigreifeD wi» um nidit iittr üoblerfrnie lUnnltat« werhalM. soBdcrn
micb «tleik- FMeningo* der streagsleii Methode Genüf^ «u kitiepp-.
Deinohngeäplitet kann man aidit Mfun» daCi Lagrange eine voll-
itKndige Theorie der OsciUaüoQen geliefert h^ie,.. Noch ist mehr aU
ein Problem rückständig, dessen Auflösung man Ton den Foriscliritten
der Annlysis und hohem Mechanik erwanen /mufs. Dahin i2;ehüi i die
Berechnung der Oscillauohcn ganzer Flachen, desgleiclien die Theorie des
Ueberganges der Oioilletiomn aus einer Materie in wnt. «q^Mitige. In
Aaediiing diesirt iet^iern Problctn« adjeinep die gettaimteHsgUoliw^t
ner nodi gu* nicht »of die IKoth wendigkeit diese^j3[)^i4?jau|iq<il«ui|
geNvordqn zu seyn, denn alle von Newton bia auf LngiVtl9ge« i betrachten
immer nur die OsciUatiooen in so fern sie in einem und demselben
Mittel statt finden ; erwähnen aber des Uchei-ganges aus. einem Mittel
in das andere , entweder g(ir nicht , oder so ^Is ob Ucräclhe gar kei«
ner eigenen ^Theorie bednile. Wir «enden 't^^jttlkWj .dafi.'iniin .obms
eine genanece
attn akusii«rfi«n ErM^innngen gpur^kelne befiMdigenA». i^kIäfU]ig.|(ali4n
iSnnc (').
Die genannten Analytiker haben also in der höbern Mechanik noch
eine grofse Lücke auszufüllen übrig gelassen ; nämlich die Entwicklung
der Gesetze nach welchen kürperliglt s.icb beruh v^n de Pickte) bewe»
fend auf einander irirken« we^n aie aiish Wf^i*f\takifi\^mHf>e^
gensei ti gen Spann uQfg Befinden.. .Die |l«k4mtfen^Ge«9Kf lleä'.^n't
Moläei aetten eine iolche Spannung nicht vorap»; .«den Ei:fb}g nach dl^
sen Gesetzen kann also auch eigentlich nur dann vollkommen statt fin-
den, wenn die sich berülncndcn Korper als frei, »Uo fn einfqi von al-
ler widerstehenden Materie leeren Raum angenommen -werden, lind
(i) Einige neuere Analytiker in England und Fi-anlurejcb, bcfondetrs Fresncl und
Pai««Ott «dwaieB in- te-Hwi im Thaane bedcntead iMlv ffaliilirt m UUn; :ilc«&
nicht in BnicUung auf den Schall, sondern auf das I.icht. Ali« i dli- Vrrhältnissr des Vrr-
iastcrs haben ihm i^ch nicht erlaubt, sich mit Rieten Arb^iim genau li^kann^zu machen^
«•Mmi iDdewen fii'r im gegeowlfrtige AUundlimg nScIit BMtiwenilig ' Mlnai« 'üi, mkm
mehr dm Zweck Ii t / i /l ij^cn, wtt «Bc BaoineiiaMH, A'iwldi^-Rcchiitiög über flS^'G»-
«etee der Oscülabonen lehre. i' .,. ■ ♦» ..rift.i r » .u.ii. t 'y
'F I 'S e B s K
für diesa 'Vörausseizuny hai man in der Tb«t die Thcoiie der Bewegun-
gen zu einem völlig befriedigenden GvaA der Vollendung gebracht. Für
die BewegimgOi hn Zustande der Spannung aber,, nnd^die oben eiv
■«t2bn(Mi>HclMrlUniiig^ Dntevfiidiungen vAm dieOsciBatiflnen in gleicb-
a^lig^tf'Miueln ein sein scIiUizonswerther Anfang, aber in der Tbat
ancb iktti* em ^nfi^ng , der die Möglicbkeit einer vollstindigen Ausfüh-
rung »Tisch ;ut1?c1i niaclit, die aber in der Thal nichts weniccr nls leicbt
seyn dnrf'r. Nnrliwendig isi .-»her solche Ausfi'Uiruiig : denn alle Bewe-
gungen innerhalb des llaumes wo wir leben, geschehen zwischen kör-
perlichen Theilen , die sich im Zustande einer gegenseitigen Spannung
bendtten. ■ Und ttUiu darin dürfte vielleicbt der eigendiche Grand Ue-
g0ii» iifiMmm:,dfe ^pfflAcsten Fonndn' der M^anik. dennoch oft so
sonderbar von der Wirklichkeit abweichen, trie z. B. Newtons Fonttd
für die Geschwindigjbeti des Schalles.
Sflb^r die \<}oo t>iiier allgemeinen Spannung, in welcher sich
alle körperiictie Punkte nicht nur im Innern der Körper, sondern auch
in der Oberfläche, wo sicii ungleichartige Materien berühren, befinden,
(der Aggregauustand beidär sey wie man will), gehört au den Ideen, die
euie sehr feine Analyse aller Erscheinungen Toraussetaen, und daher
em nsieh und nach sum* daiilidieii Bewnfstseyn in dem wtenschlidien
VcttVtellungsvermögen gelangen können.
- Haue ich auch in den Jahren des kraftvollen männlichen Alters
2« meinen ' Kräften das Vertraiion haben dürfen, die Auflosnnf^ so schwie-
riger Aufgäben zu vei^suclicn, so war dieses doch unmüghch in den Ver-
bitlinissen nicht nur eines Schulmannes, sondern überhaupt eines ander-
weitig beschefiigien' Gelehrten i dam Untersuchungen dieser Axt erfbv»
dem nidil WoeheiS und Monate » sondem Jahre dnnir 'uiigpstSrien wis-
ienschaftHehen Miiliie.
Unausweichlicli gezwungen, auf ein höheres Ziel, was mir tot«
schwebt, zu verzichten, habe ich mir ein näheres leichter erreichbares
gewählt. Der vollständigen mathematischen Theorie eilt gewöhnhch
eine empirische, d. i. nnmiuelbar aus den Erscheinungen abgeleitete
voraus. Kepler entdeckte die Uaupigeseue, unter welchen die Bewe*
gungen der ^gj^netfu stehen, du^^ «ine adir mfihsawie ^tiifferang ans
ihrem scheinbaren Lauf, ehe Newton diese Gesetae aitf die^enien Gromt
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dfar die Gnuidieltrtn. der Akustik.
79
Befpriff« TOD der Bew^mig nuücifCdnte. Eben to keimte nan die
Bmplgeselte der akustiflchen OsdUationen aui iuiiiiitieU»rer Beacbtung
der Ersdienmngen ffäher» als die genannten Anal)>iiker ihre raiicniale
Theorie erfanden. Ja man kann behaupten, dafs den rein maihema-
tischea Theorien phvsikahscher Erscheinungen allezeit eine hlols auf
Erfahrungen beruiiende vorausgehen müsse, wenn Malbemalik und
Physik Schrill lialien, und in gleichem Grade zur YoUkoaunenheit reifen
sollen. Es labt sidi erweisen, dafs die wduii^ten Erweitcrtt&gen, wddie
die llbdieinatik, Besonders in dem TctflkiaencB Jahrhundert, in dem
biete der böhern Analjsw and Mechanik erhalten hat, fast ohne Ans»
nähme veninlafsi sind durch Prohleme, -welche die Naturlehre aufsiellte.
Mathemalische Theorien, die nicht diesen Ursprung haben, und welche
nicht etwa blofs zur Vervollkommnung schon hegründeier Theorien die-
nen, sondern als ganz neue und isoline Ei*zeugni8se im Gebiete der Ala-
themaiik da stehen, haben als blofse Wahrheilen einen unbestrittenen
Werth , aber «richtig und fhiditbar irerdm sie erst denn, wenn sieh
^eichsam lufalli^, eine Art Ton Nätaversdiencnuigen an sie- ansehÜefetj
So war bisher die Theorie der regulären Körper eine rein mathema-
tische Speculaüon, und hmtte als Wahrheit ihren unbestrittenen Werth;
aber durch die Entdeckimgen, die nenerhch über die Stmcmr der Kry-
stalle gemacht worden , hat sie offenbar an Wichtigkeit und Fruchtbar-
keit ungemein gewonnen. Je mehr aufzulösende Aufgaben also die Na-
toriehre der Mathematik Torlegt , desto mehr fruchtbare Erweiterungen
der maihematisdien Theorien darf man erwarten« SoU aber dieser
Zweck sicher' envidit werden , so mufs die Natoridire ihren Anfgaiben
die gröfste Bestimmtheit zu geben suchen. GesohietMrdieses. nklit , so
wird der Mathematiker mit allem Scharfsinny den er anwendet, dennoch
keine ▼oUständigcn und erschöpfenden Theöinen zu Stande bringen.' So
fand Lagrani!;e die Probleme der Akustik noch nicht Tollsiatulit; von den
Physikern aufgestellt, und um etwas bestimmtes zu ermahnen, so ist
seibit jeist nodk der Begriff der Resonsäss nidift aekarf genug beü&naifte
denn man scfaidlA der Resonans Bfsclieiniigen- an > >iiie gan^mcblb^Aitt
ihr nemein beben« Es ist daher kein Wunder, daft Legran^iindNttncb
weniger seine Vorgänger eine Toliständigt* , d. i. auf «iUe Fälle aMfend^
bare Theorie geben konnten« Es effgiebi eidi kierebe sehr beertfcimtt' wee
80 ' -• ' F I s c B B a ^
dfw Himptg^Mhlft -des Naturfoncjheis 'sej> und $ejii mfiMe. Er muU
die Gesetze der Ertcheinungen aus den Erscheinungeii selbst
so genau als' möglich zu bestimmen suchen. Er kann dabei
deiti Hälfe der IVIathemaiik nicht entbehren ; dodi ist es mehr der Geist
mathematischer OrdnTinc;, Dniiiliclikeit und Genauitrlieir , nh die Kennt-
nifs der bfihwn Iicciiniingeu. Denn in der Tliat sind t^egenwärtig Ma-
thematik und Physik so überaus weitlä'uftig geworden , dais in einem
Kopfe nicht Umfang genug fiiir bdde • "Wissensdwften ist, d. h. jBS ist
«0- unmöghch, dafs der Physiker ein ToUendeier BbthemMiker, als
ein ToUendeier Phj^siker sey. ^bdcet- al>er. derPhysflter den Ma-
theiiker *uf die angedeutete Art wor, so itt ddulw, ^s Beide Wis-
senschaften gewinnen \<rcrden.
Ich habe Tersucht , dieses in Ansehung der iUcustik zu leisten,
indem ich theib für die Falle, die schon als iheoreiisch feststehend an-
zusehen sind, theils für die, wo die Theorie noch mangelhaft ist, die
UauptersdieinungeB und die .Oeselae derselbeB, so fem sie emprisdi
erkeiinbar -sind, 'snf dcuiKche Begriffe su Imngen g^sudit habe. Hiemit
ist der Zweck und Inhalt der gegenwärtige Abhandlung ausgesprocben;
Nvübei ich nur um gefällige Nachsicht bitten nrnfs, wenn idi, um Deuti»
liebkeit und Ueberzeuguiig zu bewirken , manches Bclannrc niclit mit
Stillschweigen übergehen kann, wobei ich mich indessen aller K.ürze,
welche nur der Zweck zuläist, beüois^igen wei^e.
./ Von Osdllalionen überhaupt.
'§.1. Oscillationen nemw ich di^enige Art «OH penddanigan
Scbwingung^ha oder Vabrationen, wdcfae innerhalb so enger Grenzen,
die ich die Oscillations - Wei t e nenne, geschehen, dafs sie sich in
den meisten Fallen der unmitlelbaren Wahrnehmung rni/'ir«hpn . ja in
manchen Fällen, im eigentlichsten Sinne des Wortes, unendiichklein
stjwi dflflften» ' Da aber alle wissenschaftlichen Forschungen, wenn sie
grtedlibhiiseji^ii söHen , -wn ganz beaimumen und möi^Sdhst deudtdoi
GvundbagrifiBen; arosfeeBen müssen., so' ist noibwendig, zuerst couges AU>
gceseiiMc über diejenigen Eigenschaften idkr körperlichen
ans m schicken -wodnrck OsoiUatignen möglicb werden.
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über die Grundleliren der Akustik,
81
§. 2. Die Möglichkeit osdUirender Bewegongeii beruhet darauf,
dafs «lle Theile der um umgebenden körperlichen Ibterie stdbi in dem
Zustande einer gegenseitigen Spannung l)»-fiiulen . rermöge deren die
relative Ruhe der Theile gegeneinander, nida d;ilier rührt, weil keine
.Kraft auf sie wirke, sondern daher, weil jeder TJieil nach allen Seiten
gezogen oder gctncbcn wird, durch Kräfte , die sich gegenseitig ins
Gleichgewicht geseizt baben. Eine •<Jdie %Ninnung findet nicbt nur
in dem Innern eine* jeden gieicbartigen Kdrpers ohne Auuuhme auu,
«ondem sie entsteht nothwendig aucb bei der änüsem Berubning un-
gleichartiger Materien, also mit einem Wort überall in der uns xunge-
bendcn Körpemelt. Man pflegt diese S})annnng ziemlich allj^emein
Elasticitiii zu nennen; gegen welchen Ausdruck nichts zu sagen ist,
wenn dadurch blofs die Thatsache einer allgemein vorhandenen Span-
nung bezeichnet werden soll. Als Benennung einer Kraft aber, die
nadi bestimmten allgemeinen Geaetien wirke, ist die Benennung zu un-
bestimmt; denn es läftt sieb letcbt sichtber macben, dafs diese Spannung
von mehreren unterschiedenen Kiiften herrühre , und dafs sicli beson-
ders die verschiedenen Aggrcgaisoslände der Köi-per in dieser Rücksicht
unläugbar und tuizweideulig von einander unterscheiden.
§. 3. Bei luflförmigen Körpern liegen die Kräfte, welche eine
öpaimung aller Theile hervorbringen, am deutlichsten vor Augen. Sie
ist die Folge einerseits Ton der ExpansiTkraft der Luft» andererseitt
aber vcm einem blofsen äufsern Drucke; im Freien Ton dem Ge-
wiebt der ifiberatcbenden Luft; in gesdilosscoen Gefiilsen, tod dar Go-
hSsionskraft der sperrenden Wände. Dieser äufsere Dnidt ist gewöhn-
h'ch von einer beständigen Gröfse; die Gesetze der Expansivkraft aber
sind hinlänglich bekannt. Sie vcrhäli sich bei gleicher Temperaiur wie
die Dichtigkeit, und bei gleicher Dichtigkeit wie die Temperatur nach
dem Luft-Tliermümetei\
$.4. Btt tropfbaren Körpern ist scbon das Spid der tbätigaK
Krifte nidii so ein&dii |a man mufi» bei ihnen eine doppelte Art
der Spenmung unterscbetdäi. Die eine hängt ab cinersieita Ton der
Sebwere, dem Druck, sich durch alle Theile der Flüssigkeit verbreiuit,
andererseits von dem Widerstand der unten und seitwärts sperrenden
Wände. Sie besteht also eigentlich in nichts, als in dem hydrosia-
Ph/s, Klasse iä24. L
83 Fiscnsa
tischen Gldcbgewicht. Von einer fretoi Ei^aiisivknift seigt «idt bei
tropflMuren Flüssigkeiten keine Spur.
Dagegen ist man genöthii^t , bei jeder solcher Flüssigkeit noch das
Daseyn einer eigenen Spannung anzuerkennen , die lediglich von dem
Daseyn einer innem zwischen den Theilen herrschenden Attractiv- und
Rcpiilaivknft hemihrt , deren Gesetse eigentlich noch gkr nidit wiictw
«ncht dnd, und Tor der Hand nur nach Analogien aniieipirt werden
müssen. Wire ei auch niicht'in neuem Zeilen durch Perkin*s directe
Versuche erwiesen, dafs Wasser durch mechanische Kraft ein wenig
zusammengedrückt werde, und wenn der Druck nachläfst, wieder zu
seiner ei'sien Dichtigkeit zurück kehre, so müfsie man doch das Daseyn
solcher Eigenschaft schon deswegen cinrätiraen, weil man sonst gar kei-
nen deutlichen Grund angeben könnte, warum sich jeder Druck durch
eine Flüssigkeit, nidit blofr in där Richtung des Drages, «ondcn nach
allen Sdien in f^icher Stäike for^flanae. Auch ptSbf^ es eine Mcng^
anderer Erscheinungen, weldbe diese Yorausseianng au madien nötlugen,
und besonders würde man schwerlich ohne dieselbe die Entstehung
akustischer Oscillationen im Wasser begreiflich machen können, deren
Daseyn doch nicht bezweifelt werden kann.
§.6. Elasticiiai oder Federkraft im enj^eren Sinne des ^\ or-
tes findet nur bei festen Körpern statt, ist aber eine allgemeine Eigen-
schaft derselben. Feste Körper seigen kdne ^ur von einer freien Ex«
pansivkraft oder Gontractirkfaft, nodi von einer solchen Bewegiichkeit
der Theile, wie wir sie bei Mssigen Körpern finden, sondern im Ge-
gentheil ein Bestreben, in einem gewissen Zustand zu beharren. Doch
können durch Drucken , Ziehen , Beugen oder Drehen einzelne Thcile
ein wenig aus ihrer naliirlichen J Mpy j^fhrachl werden ; aher nkdann
zeigen die Theilc jederzeit das bc^sireben in ihren ersten Zu&land zu-
rfickaukehren , sobald die störende Kiaft nachläfst. Ist diese störende
Kraft nur schwach, «o geschieht die WiedechcrsteUnug des «mten Zu-
Standes vollständig. Ueberschrntet diese Kraft eine gewisse Gröise, so
aeigt sich zwar aucli jcizi noch das Bestreben den ersten Zustand her-
austeilen , aber die Herstellung crlblgi unvoUatändig. Jenes nennt man
die Wirkung einer v (i 1 Ik ontmen en , dieses einer unvollkommenen
Elasticitat. Beide linden bei jedem feste» Körper statt, nur sind die
uiLjüizoü üy Google
über die Gruiidlchrcii der Ahusuk. ' 83
Gränzen beider sehr verschieden, und bei Körpern die man gewöhnlidi
unelastisch nennl , sind sie sehr engo. !^Ian würde sich aber von der
Elasticiiiii harter Kol per eine uni ic hiiye Vorstellung niaclien, wenn man
annehmen wollte, dais ihre Theile nur einem starken Druck nachgäben.
Hill in vidmehr genoilu^ aiwniidinient kiMite Drnc^» an der
berfihrtaK Sidle daige wiewohl unennefsUdk Ueine Zunmmeiidrfickiui^
hervorbringe.
§. 6. Die Elaslicität gehört unstreitig ui dea eigenihümlichen Wir-
kungen der Gohäsionskraft. Aber die Gesetze ihrer Wirkungen
(3ürf»en wohl, wie ich glaube. Stoff zu manchen sehr wichtigen Unter-
suchungen geben. Doch hnt sirh aus einer Menge angestellter Versuche
ein allgemeines Gesetz ergeben, welches in den Griinzeu der voUkom-
BMDen jSbfticität, entweder genau, oder mil einer groben Annährmig
riditig iai. Ei «ei wdf Fig. 1. dn Punkt eines festen Körper», nnd er sei
duxcb Dmdk otbr Zug, dnrdi Beugen oder Drehen, aus der Stelle A
in B gebracht. Hat die Kraft die Gränze der vollkommenen iSastidtat
nicht überschritten, so strebt der Punkt nach A zurück mit einer
Kraft, welche der Entfernung proportional ist* So Ter-
hielt es sich wenigstens bei gespannten Saiten.
Aber die ueuern Knldeckuncen über die Struclur der Krjttalle
deuten eiif hfiditt meiiwfirdigc JLi^euihumlichkeiien der Cdiasionskraft,
deren Geaeiie aber vor jetct noch in ein liemlich tiefe» Dnnkel gehulk
«nd, deren fiithäUnng ebtar der h9hem Mechanik ein gans neues Feld
eroffnen diliftc. Diese Entdeckungen letten es nämlich ausser Zweifel,
dafs derPurki^, er sei im Innern^ oder an der Oberfläche eines festen
Körpers , nicht in allen Richtungen mit gleicher Kraft gezogen wird,
tmd ziehet. Daher wird er auch, wenn er aus yi nach B geU'iebea ist,
nicht in allen Fällen mit gleicher Kraft zurückgetrieben. CM> diese
Kraft nmt miter allen Umsiänden, wenn der Punkt ^wm B nach J an-
rfidtkehrt, wie die Entfernung von A abnehme, ist wahrscheinlidi, eher
nicht unmiltdbar deutUch, und würde erst nach den Grundsätzen der
h6hem Bewegungslehre ausznmiltdn s^. Aber der Mathematiker wird
«ich immer nur auf Hypothesen stützen müssen, so lanj^e ^irh i\ev Na-
tiuforschcr der Gesetze dieser Kräfte die nur in der Berührung wirken,
L2
84
F t S C B B R
imd in versdiicdenen RirJiiungcn ungleiche Spannung bervorbringeni
noch nicht vollsuimüg })ctuachiigt hai.
§. 7. Dadurch dafs die GeseUe der Expan^ivki^t der Lufi, und
der ElMticiuii gespannter Saiten hinlüngüdi bAannt sind> i$t e« möglich
geworden, z*irei Grundprobleme der Aküsiik, die Oseillationen der Luft
und gespannter Saiten der Rechnnng su nnterwerfien, und ihre Geaetie
mit mathematisclicr Genauigkeit zu bestimmen.
Ich setze diese Theorie als bekannt voraus, und bemerke blofs zur
Versiiindlichkeit alles folgenden, dafs wenn Oseillationen entslelien solK-n,
unrniiielhar nicht der ganze Koiper, sondern nur einzelne Theile dessel-
ben in Bewegung gesetzt werden müssen. Denn ein Stöfs, der gegen ei-
nen Thcil eines Körpers geriehlet ist, wirkt immer anmltteUm nur euf
diesen Theil, und theflt ndk erst ntdi und nach der fibrigen Masie mit.
Daher bewirkt nicht nur bei der Luft, swidern bei jedem Köiper, ein
Stöfs, der irgend einen Theil um eine äufserst geringe Weite aua leiner
natürlichen Lage bringt , allezeit eine Verdichtung der Masse an der
Stelle wohin ein Punkt derselben getrieben wird, welche in jedem Fall
dadurch in eine ciljöhtc Spannung verscizi wii*d, aus welcher das üe-
streben entsteht, in die erste Stelle Kuriickztikehren.
$.8. Es ad nnn wieder Fig« 1* ein ans seiner natfirüciien Lage
nach Bf innerhalb der Grenzen der Ycllkonmenen Eksddtit Terrfickter
Punkt, so sieht man leidht ein, dafe er mit znneiunender Geschwin-
digkeit, aber mit abnehmender Beschleunigung, nach ^ zurück-
kehren wird, (die Besclileiinii^ung in jedem Punkte D sei dem Abstand
von yj proportional oder nicht). In J ist dalier die l?e?chleiuugung
Null, die Geschwindigkeit aber ein Alavirnum. Dahei kann er in y/
nicht stiUsiehen, und wäre seine Bewegung fi-ei, so wüi-de er bis C
gdien (veua^CisstjtB)t uaA alsdann fortfahren swisdiea B und C wie
ein Pendel bin und her m schlagen. Abel> seine Bewegung ist nicht
frei. Denn \\egen des Znsammenhanges mit dei* übrigen Masse, kann
er nielii oscilliren, ohne die ihn berührenden Theile mit fortsadrücken
und zu ziehen. Soviel Bewegung er aber anderen Punkten mittheilt,
eben soviel verliert er an seiner eigenen. Die zweite iiälfte de? Wet^e«?
den er dui-chläuft, ist also kürzer als die ei-sie, und indem er von 6
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liier die Grundlehren der Akustik.
gdgen A zu rücl. schlügt, w irird er sich auf der ersten Seite noch we-
niger von A enifeioien. Kurz, er wird in den allermeisten Fällen, nach
sehr wenigen 0';ciIlaiionen, wie man an jeder Glaviersaiie sieht« wieder
zur Ruhe kommen, wofern nicht die bewegende Ki'aft, wie bei dem
Sureicheu mii einem Bogen, immer fortwirkt.
§.9. Es itk aber iheoreiiich erwiesen, and dnrcb die BeobMli*
rang Tol}ltomiiien bestidgt/ dafs die Dauer einer Oicillation tou der
Grofse der Oscillaüonsweite .unabhängig ist, so dela die OsdUationcn
desselben Punktes voUiommen gleichzeitig sind, er mag zwischen B
und C, oder nur z^YisclJen D und iT oscilliren. Wenigstens vcrbäk es
sich so , wenn der oscillirende Punkt nicht über eine gewisse Gränze
aus seiner naiürlichen Lage heransgetrieben wird. I^a ich als bekannt
und ausgemacht voraussetze, dals die Höhe eines Tones ledigUch von
der Dauer seiner Oscälaiionen abhangt, so kann man sich auf die ein-
fachste Art von der Gleichzeitigkeit der Oscillationen fibenseugen, wenn
man doi Ton dner Saite oder einer Stinamgabd verklingen läfst, wo
man nicht die alkigeringiie Veränderung in der Höhe des Tome» wahr-
ndunen wird.
Unterschied zwischen urspriinglichen und milgetheiiten
Oscillaüonen.
§. 10. Ursprfln glich nenne ich eine OsciDation, wenn ein dn-
ceb&er Punkt irgend eines Korpers durch einen aufsern Druck oder
Zug, in osctUirende Bewegung gesetzt wird. Mitgetheilt nenne ich
sie, wenn ein ruhender Punkt durclj unmittelbare Berühitmg eines schon
oücillirenden , mit zu oscilliren genüihigi wird, wobei es weiter keinen
Unterschied macht, ob der mittheilende Pimkt urspriiugUch, oder selbst
schon durch Mittheilung oscillirt.
Bs ist nicht schwer einaoseben, daft miigetheilte Owillaiioiken an
lieh keine andere Geaetae befolgen kimnen, als ursprönglidie. Denn
wenn an Punkt deswegen occiOirt, weil ein anderer, der dureh Beinih-
rung und Spannung mit ihm verbunden ist, oscührt, so mufs die Be-
wegung desselben genau in dem Maafse r.n- und abnehmen, wie die des
mittheilenden, üur in der Vihrationsweite kann, wie wir in der Folge
86
F I s c ■ «
sehen %verclen, zwar eine, aber nur im «geinlichsten SimM UBendlieli
Lleiue Verandefuug vorgehen.
Demohngeachtet bahe ich die schärfste Auflassung des Unierschie-
des zwischen ursprünglichen und mitgeiheilten Oscillalionen für so wich»
tig, «hff min ohne lÜflselbe «dniverUch m dendichöi Begriffen vnd Ei>
Uiningm über akastiiclie Erscheinnngen gebogen wird. Denn w wer-
den uns in der Folge nbeneagen, dftfe die Dauer und die Gröfte
der Otcill^tionen in einer sehr verschiedenen Abhängig*
It^eit von der Beschaffenheit des Mittels sieden, in welcliem
sie statt finden, je nachdem sie ursprünglich oder mitge-
theilt sind.
Anmerkung. Dieaer Unterscliietl ist bliher entweder ganx üiiersehen, oder nicht
gebSrig bemtet wovden. CFater Chladni ist der emiige mir bdwBte AknMi-
ler, ilfT iliii in seiner Akustik (§. 163. flf.) bestimmt auispriclit ; rrir nrnnt Pr
etgentbiimliche 0$cUlatiuiicn, was ich ursprüngliche aemie. Doch las-
ten sieb «US der geaauerea Beacbloag dieses tjateiadiiedes weit mebr fir die
Theorie fniclilhare Folpjeningrn ableiten, als Chladni in stinem schätzbaren
Werke abgeleitet bat. Die matbematiecboi Akustiker, aelbst Lagraage, ken-
nea dicsm Oalnsehied gw aidtt.
Ursprüngliche Oscillalionen.
§.11. Wenn Thdle eine« Köipere» anf die oben (§. 8.) besdixi»*
bene Art am oeciUiren genöthigt wei-den, so hangi die Dauer eines
Schlages ganz und gnr niclit von der Stärke des erregenden Anstofsct
ab, sondern lediglich von der Kraft, mit -welcher die verscho-
benen Thcile' wieder in ihre natürliche Lage zunickgetrii hca
werden, also von der vorhandenen Spannung und von der Masse
der Tertehobenen Theile. Der Gmnd ist JUdii ebansdien. Inder
Punkt durch iufsere Kraft aus A nacb JB getnelMD» so kann er nidit
eher anfangen sn osdlUren, als bis dies« «afiiere Krsft ihn fni la&t.
Dann kann er lediglich derjenigen Kraft folgen, mit welcher ihn die
vorhandene Spannung wieder nach ^ hintreiht.
Von der Siarke des Stol'ses hangt blofs die Gröfse der Oscilktions-
weiie B C ab, durch welche aber die Dauer der Schläge, und die Höhe
des Tons uidit geändert wird (§. 9.).
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über ^ GnauUehren der Akustik. 87'
§. 12. Dieses Geseu der ursprünglichen OietUfttionen >vürde sich
aehr ToUsiändig empirisch erkennen lassen, vrenn 6S nichi Mhon hinp
reichcncl durch die Mechanik liegründet -wäre.
In jedem Körper kann man unter {gegebenen Lmstanden, nicht
jeden beliebigen, soniiera nur ganz befummle Töne hervorbringen. In
mraehen nur einen, in anderen mehrere, oder eine ganze Reihe, die
aber sSrnrndidbi nach bestimmieii Yerhültniaaen von einander ahhingen.
Dietea ist Tonfiglich der ö^mstand, über iveldien nnser GUadni durch
seine sinnreiche Beobachiungsart so viel Licht verbreitet hat. Er hat
n'ämhch gezeigt, dafs bei dem Oscilliren sich der Körper sehr häufig in
mehrere Theile thcih, welche sämmtlich, lerler für sich, aber gleichzei-
tig, oscilliren. Je kleiner nun diese Thcile sind, desto hoher ist in dei'
Regel der Ton ; doch hat auch die Gestalt der osciUirenden Theile und
ihr Ziuanunenhang mit dem Garnen Einflnia damif , «eU dadvrdi die
Kraft, mit welchei' lie in ihrer natfirlidien Lage eilialten werden» einige
Aendemng erleiden kann. Von allen Tönen nun, die denudbe Köqper
geben kann , raufs einer der tiefste seyn , und diesen nenne ich den
Grundton, die übrigen nenne ich Nebentöne. Bei dem Grundton
ist es klar, dafs seine llülie lodighch von der Bescliaffenheit des oscilii-
renden Mittels abhängt, und zwar theils von der SpüiuninL; . ibeils von
der Masse oder Dichtigkeit desselben: denn jede Veränderung in der
materidldi BesehaflSsnheit, oder in der Gröfie des Körpers, ändert den
Gnuidron> nnd da die Ndientöne nädi beitinunten Gefeiien vom Grand>
ton abfafagen, lo ist Idar, dals auch bei dieaen die Dauer der OMÜla*
tionen ganz von der BeschufTenheit des Mittels, in welchem sie statt
finden, abhängt. Bekanntlich kann audi die in einer langen Röhre ein-
geschlossene Luftsaule sich nach der Länge in zwei, drei, vier und mehr
gleiche 1 heile iheileu, wodurch ausser dem Gnindton in otf'enen Pfeifen
eine Reibe von Tönen nach der harmonischen Scale hervot^ebracht wutl.
In diesem Fall ist bei gleicher Spannung die osdUirende Hasse venscikie-
den; also die Daner der OsdUaticm wieder Ton der Beiehaffiaihmt des
AOllcif abhingig.
Gespannte Saiten haben da;; ( ipt nihümhdbe« dafs aufser der gan-
zen Länge, auch die Hälfte oder ein Drittel u. s. oscilliren kann,
also auiser dem Gmndton noch ein oder an Paar Ifebentöne, aber
Fischer
nur fldi^vach, mitLIingen können. Doch gescliiehi dieMS nicht immer,
und wenn der Ton durch Suwdien mit dem Bogen erregt wird^ wie
es mir sclu-iiu , nie.
Uebngcns bemerke ich noch, diUs die Nebeniönc für unsem Zweck
kein besonderes Interesse weiter haben, und dafs zwischen ihnen und
den Grandtönen , so fem man lie eis urspruxi^iche - l»eu««faien-. mal»,
kein iresentUcfaer Untersohied ctatt findet.
Mitgeiheüfe Oscillationen.
€. 13. Der widitigsie Unlcrschied zwisclieu urspi üngUchcn und
mitgeiheilieti O^cillaiionen liegt, darin, dais die Dauer t;iuer mit-
getheilten Oscillation, von der Spannung und Dichtigkeit,
kurz Ton der BesehaffenUeit des Mittels in welchen sie er-
regt wird, Tdllig unabhängig, und in jedem Fall der mit-
theilendcn Oscillation gleichseitig ist.
Der Grund dieses Gesetzes h'egt nicht so tief, dafs er sich nicht
auch ohne höhere Rechnung deutlich machen licfse. Man stelle sich
eine Keihe körperlicher Punkte A, B, C, D, E u. s. w. vor, welclie
sammtlich cinauJci- berühren, also unendlich nahe beisammen sind, so
ist ans dem oben §. 2. fT. gezeigten klar, daü «ie simmtlidi sidi in
einem Zustand gegenseitiger Spannung befinden, vermöge deren jeder
ein wenig ans seiner Stelle gedrfingi werden kann, dann aber alleaeit su
derselben wieder zurfick 2U kehren strebt, und zwar mit desto gröfse-
rer Kraft, je weiter er aus seiner Stelle gedrängt worden. E)s macht
hierin keinen wesentlichen Unterschied , ob wir uns diese Punkte aus
gleichen iser oder aus ungleichariic^pr Mütes ifi bestehend vorstellen wol-
len. Denn auch ungleichartige Maiencii. liic sieh berühren, helindeu sich,
in eüier soldien gegenseitigen Spannung, dafs jeder Punkt, der einen
Uaterie, ein wenig nachgeben nnila, wenn er von einem berfihfendeni
Punkte der andern gedrückt wird (§. 9.).
Denken wir uns also die Punkte B, C, D, E u.s. w. ab gleich-
artig, und in Ruhe, den Punkt aber gleichartig oder anderariig, aber
in Oscillation gesetzt, so ist klar, dafs der Punkt avciI er siMi yonyi
wegen der vorhandenen Spannung nicht trennen kann^ gezwungen ist.
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ü^r die Gnmdlehren der ^kusük.
89
gerade so Tor\värts tu gelien , wie A geht. ' Schlägt aber der Punkt
A zurück, so mufs ihm B eben so nacbfoli^en. also völlig Avie A, und
gleichzeitig niii demselben oscilliren. Was aber A auf ß wirkt, eben
das wird B auf C, C auf D u. s. f. wirken, und es ist daher klar,
«kff alle' diese Punkte nadi und nach gezwungen werden, gleichzeitig
mit ji xtt oeeillireii. Daratu fdgt in^sen luchl» daÜi die OiciUaiions-
woien der Pnnkte C, D, E n. «. w. eben so grob alt bei dem PanLie
A scyti werden. Denn die etile Wirkung, welche A gegen B ausübt,
ist in jedem Fall eine Zusammendrückung der hinter B liegenden Theile«
Hierdurch entsteht ein Widerstand, der seihst die Oscillaiionsweile von
A kürzer macht, als sie aufscr der Berührung mit B im leeren Räume
seyu würde, woraus eine alimaligc Verkürzung der Oscillations-
weiten, aber »cbt eine Yerkfinung ihrer Dauer enuieben mufs.
Li der Folge -wird licih Venmlessuiig finden, diese« noch geniner au
enntem*
§■ 1^. Was wir im vorigen §. ans blofsen Be^pitfiett sn erweisen
gesucht haben, ergiebt sich auf das unzweideutigste aus einer allgemei-
nen akiisiischen Erfahrung, Tedermann weifs, dafs die Höhe eines
lones nicht die geringste Veränderung leidet, der Ton pflanze
sich durch die Luft , auf einem kurzen oder langen Wege fort, er
diwge dnrdi dänne oder didw Winde» oder ifibeiliBiipt dnrdi Körper
von glitt beliebiger Besdiafienheit. Sdkwicber wird wofal der Ton
daiieh die Fortpfbnnuig, aber seine Höhe Torandert er nicht, also aueh
nidit die Dauer der dcillaiionen.
15. Wenn ich behaupte, dafs eine miigelheilie Osclllation in
Ansehung der Dauer jedes Schlages von der BeschafTenheii des Mittel*
unabhängig ist, so wird damit nicht gesagt, dafs sie in jeder Bezie-
hung daTon unabhängig sei. Es lälst sich in der That in mehr als einer
Rockdchi «ine Abhängigkeit nachweisen. Besonders gehört dahin die
Geschwindigkeit, mit welcher sich die OaciOatiönen von Punkt
zu Punkt fortpflansen, denn diese ist von der Geschwindigkeit, mit
weldier die oscillirenden Punkte ihre kleine Bahn zurückle gen, völlig
unabhängig, und ohne Vergleich gröfser als diese. Diese Geschwindig-
keit der Fortpflanzung ist lediglich eine Function von der im fortpflan-
Phjs. Klaue 1S24. M
90 Fl90HBft
Eenden drittel herrschenden Spannung. Lm dieses demlich zu machen«
ist zuerst einiges über die Geschwindigkeit des Schalles tu sagec^.
Von der Greschwindigjkeit des Sdialles.
§. i6. Alle thfioretifche Bestimmung der Getehwindigkeit des
Schalles ist unsicher, da Newtons Formel für diese Getdiivindigkeit •
in der Luft, ob ihr gleich die allersirengsie Prüfung keinen Fehler
hat nüchweisen können, dennoch die absolute Gröfsc }i Icuteud zu klein
aiigiehi. Es ist aber lür die wisscnschaflh'ehe Begründung des physi-
lialischen Theiles der Akustik dasjenige, was aus Beobachtungen
hianüber bekannt ist, völlig binreichdid. Am wichtigsten ist es» die.
Ge«diwindigkeit des SdiaHe« in der Luft sq. Leiinen» da der Sdnfl
einan menichlichea Obre fiuftentt sdten duvdi ein andere« Mltti^ ab
die Luft mitgetheilt wird. YHr unsern gegenwärtigen Zweck Mt et
hinreichend zu bemerken, dafs die Geschwindigkeit des Schalles voll-
kommen gleichförmig ist, und dafs sie mehr als fOOO Fnfs in der
Sccunde beträgt. Was die Forlpflanzung durch feste Kiiqier betrüFl,
SO ist e& zwar viel schwieriger^ sie durcii VWsuche sicher zu bestimmen;
indeiien haben gelegentlich gemachte BecAaditungen gezeigt, dak tidi
der Schall dnrcb feste Körper noch nn^eidi schneller ab dnrdi Lnft
fortpflanit. So beobachtete Biot, bei einer gegen 3000 fnfi bogen
Wasserleitung, die aus zusammengefügten Röhren von Gnfseisen be-
stand, dafs sieh der Schall durch dieses Elisen mehr wie zehnmal so
schnell als durch die Luft fortpflanzte. Andere Beobachter haben diese
Geschwindigkeit durch Holz oder aiidere feste Körper SO schnell gefun-
den, dafs sich die Geschwindigkeu nicht scliatzeu iieüs. . '
Diese Beelhaehtiingen« verbtinden nütder allgeiBeinen Erfthiriing,
dab hohe nnd liefe TSne stich mit y&üg gleicher Geschirindigheit dnrch
die Luft und durah alle 'Kfirper forl|iflänaen, sind mehr als hin-
reichend, um die Unahhängigkoit der Fortpflananngp - Geschwindi^tdt
von der Oscillaiions - Geschwindigkeit aufser allen Zweifel zu setzen.
Beide Arten von Geschwindigkeit lassen sicli allgemein auf folgende
Art vergleichen. Ein Ton mache in einer Secunde // Schläge, und
sein kleiner Oscillationsratun , den er also in Secunde zurücklegt.
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tAer die Gmn^hnn der Akustik.
91
sey 5. Die Geschwindigkeit des Schalles, also der Weg, den er in
einer Secunde zurücklegt, sey c\ so legt er in ^ Secunde den Weg -|
zurück. Betrachtet man nun die Bewegung, mit welcher ein oscilliren-
der Pimk-t «eine Bibn d]|rdiläu£t, als gleichförmig, (was bei einer
M Ueineii GrSfce vefstäuet itt), lo verhallen tti^ die in ^^ichen
Zeiten gemedktieb Wege, wie «S^** ^^^^ beinelite mih einen Ton,
dessen Oscillationen ungemein schnell sind, z. B. das viermalgestrichene
Cy -welches mehr als 4000 Oscillationen in einer Secunde macht.. Man
setze i=0,01 Zoll, ^' 1= 4000, und c= 12000 Zoll, so verhält sich
« : = 1 : 300. Bei einem tiefen Ton wird das Verhidiniis noch viel
gröfser.
Di also die Geadiwindigkeit der Fortpflanwing von der Oidlla-
liona-Gesdiwindigkeit uuabbängig, und io weit die Bebbaditungen nod
Untarsadrangtu reidten» ui jedem Mittel anders ist, ao folgt, daüi
sie iedijiUch diurbh die Besdiafienhat dea fortpflansenden lütteb W
atimmt ist.
§. 17. Um die Art, wie sich Oscillationen fortpflanzen, noch
anschaulicher zu machen, betrachte man die Fortpflanzung eines Tones
durch die Luit , und zwar für jetzt nur in einer einzigen . geraden
ünie AH Fig. 2.
Zwiadien B. und C oseUIire ein Pbnkt (etwa einer gespannten
S^te), der in einer Seennde n Sddage macht. Seine natftriiche Sfeüe
sei mitten zwischen B und C in Ay und et sei aus derselben auf
irgend eine Art bis B zurückgezogen, vor ihm liege aber in der Linie
BIT ruhende Lufi. ist nun vn überlegen, was in der Luft ge-
schehen wird, wenn man den Fuiikt in B loslafst?
Es ist klar, dafs er wahrend der ganzen Bewegung von B bis C
gegen die ilm nnmitudbar bertfireDde Luft drfioLt. Jedor Druck bringt
aber eimge» irenn auch noch ao geringe Verdichtung hervor. Die
unmittelbar durdi den osdllirenden Punkt Terdichtete Luft drückt aber
nun eben lO tfÜtig gegen die ihr nächste, und diese gegen die weiter
liegende ii. s. w. ; kurz, diese Verdichtung pflanzt sich auf rier Linie
BH schnell von Punkt zu Punkt fort. Die Geschwindigkeit, mit der
die Verdiclilung fortrückt, ist aber nichts anders als die Geschwindig-
keit des Schalles, die wir, wie oben, c nennen. JStm legt der oscil»
H2
92
F I S C R B K
lirendc Punkt seine kleine Bahn BC — s in ^ Secunde zurück, der Schall
aber legt in eben der Zeil den Weg rurück. Man nehme nun an,
dafs CD^DE = EF—FG=Gn u. s. \v. dieser Grölse ~ gleich
sei, so ist klar, dafs in dem Augenblicke, wo der oscillirende Pnnki
die Gnnte C erreidit, die erste Luftverdiditung, die er bei den An-
fang seiner Bewegung in B berrorbnchte, bis D fortgerOckt, die
jenseits D liegende Luft aber nodi in Rnbe und in ihrem natürlichen
Zustand seyn wird. Hieraus ist nun «berUar, dafs alle Luft, die vorher
ZYTischen B und I) ausgedehnt war, nun in dem Raum CD zxisammen-
gedrängt, also verdichtet seyn wird. Diese ganze V erdichtung entsteht
also dadurch, dafs jeder Punkt derjenigen Luft, die anfangs zwischen
B und D enthalten war, dien so, wie der ursprünglich. osciUirende
Punkt tdbst, eine sehr kurze Bewegung gegen D hin gemadit hat»
Schiigt nnn der osdllirende Punkt von C gegeot B mriick, so felgt
ihm die bei C befindliche Luft nach , d. h. die verdiditete Luft fdngt
bei C an, sich zu verdünnen, und diese Verdünnung schreitet eben
so schnell, \mV vorher die Verdichtung gegen D hin , fort. Da aber
die Verdichtung fortfährt , bei D eben so schnell gegen E foruu-
schreiteu, so «iuderi sich die Lange der verdichteten Schicht Hicht,
sondern die Verdichtung, (nicht die verdicfatete Luft)» rfickft nur
mit der Geschwindigkeit des SduIIes gvgen S hin fort. Hat also der
oscilL'rende Punkt wieder die Grause B erreicht, ao befindet sich die
Luft- Verdichtung zwischen D und dagegen ist die Luft zwischen
D und C nun in einem verdünnten Zustand , und dieser entstehet da-
durch, dafs jedes anfangs zwischen C und D beßndliclie Lufltheilchen
eine kleine 13ewegung gegen B hin gemacht hat.
Man sieht leicht, wie diese Betrachtung weiter fortzusetzen ist.
Schlägt der oscillirende Pnnlit zum sweitenmal von B nadi C, so geht
die erste Luft-Yerdidituttg in EF, und diie erste Verdünnung in DB
über. Bei dem sweitoi Rficktddag kommt die erste Verdiditung in
FG, die erste Verdünnung in EF, die zweite Vetdtdltung in DB,
und eine dritte Verdünnung in CD ti. s. f.
Es müssen also längs der ganzen Linie BH lauter abwechselnde
öeliichien von verdichteter und verdünnter Luft entstehen, und dieses
wenigstens so weit, als der dturch den osdllirenden Punkt erregte
. j by Google
über die C rund/ehren der Akustüe,
93
Schall hörbar ist. In jeder Verdichmng oscilliren die Punkte der Luft
Torwärts , in jeder Verdünnung rückwärts. Die Länge der Verdich^
tnngpii oder Verdünmmgen ist also, da t- eine beständige Gröfse ist,
biols eine Function von n, d.i. von der Anzahl der Schlage/ die der
Ton in dner' Sectmde nmdih «Im von der Zeit oder Dauer ein«
OtcillMionf aber gpins und gtr nick« Ton der OseilUtionsweite SC.
In eben den Hierse aber, in Wehen BC grSfser oder Uetner isi,
sind audi die Bnume, innerhalb deren jedes Luft«Tlieilchen osciU
lirct, gröfser oder kleiner. Doch werden wir in der Folge sehen, daJEi
die Osciilationsweiien der Luft - Tlieilchen nnr1> einem besiimmien Ce-
SüU, mit der Entfernung von den lursprüugliciien Oscillatioueu kürzer
werden müssen.
Von der Verbreitung des Schalles in der Luft.
§. 18. Wir haben im vorhergehenden gesehen, wie sich die
Osrillationen in einer einzigen geraden Linie fortpflanzen ; jeszt ist 7u
uuiersurben , ob, und auf >velche Art sie sich Tou einem einzigen
Punkte aus seitwärts verbreiten.
In C Fig. 3 befinde sich ein körperlicher Punkt, der zwischen
den Qämm A und B nrsprünglicb oseUliret. Wir haben bemerkt,
dtfi» §0 wie er von ji ^egen B sdiÜfit, die vor ihm Hegende Luft m-
iemmengedrnokt wird. Diese Verdichtung enuieht aber offenbar nicht
erst dann, wenn der oscillirende Punkt den Weg j4B schon zurück,
gelegt hat, sondern in jedem Punkte des Raumes AB dauert die Ver-
dichtung der vorliegenden Lufl »tätig fort. Verdichtete Luft aber strebt
in jedem Fall, sich nach allen Seiten auszudehnen; daher werden sich
die Okcillationen nicht blofs in der verlängerten Richtung AB, (also
in'jiN) fortpflioiMik, sondern in isllen Richtungen, wohin man von
den Pankieu de* tUmmes AB aus, eine gerade Linie mhw l&aan. Da
aber AB bk jedem Fall ungemein klein ist, so reicht es hin, alle Richr
tnngen, aU von der Mitte C ausg^end au betrachten. Zieht man also
C3f in beliebiger Richtung, so müssen in dieser die verdiclitetcu und
verdünnten Luftschichten, gerade so wie in der Richtunc CN wechseln.
Da nun eben dieses von jeder Linie gik, die man von 6 aus in der
F I S C B B
Luft ziehen kann, so sieht man leicht ein, dafs su h diese Verdichtungen
und Verdünnungen, in der Gestalt concentrischer Kugelschichten
von C aus verbreiten werden. In der JFigur ist angenommen, daüi
die Linien CD, DE, EFy FG gleich sind, und die «lieii bMtimmls
Länge einer VeKdichtnng oder Verdünnung vontellen; daÜi femer ene
C durch Dy JS, F, G u. ». w. KugelffliUjien d^i ««, f^, gy xi. «. nr«
gelegt sind, und dafs endlich sieh swischen C und di eine Yecdünnuug«
swischen d& und es eine Verdichtung u. s. f. beßnde.
Eine solche kuf^elformige V^rfllchtungs - Schicht wie (i^et oder
fipgy< nebst der ihr folgenden \ erdütmung CdS oder et fip u. s. \v.
nennt man eine Sc hall -Welle, die Länge einer Verdichtung und
Verdünnung zusammen, wie CE oder EG, dat Maeft oder dw Breite
einer ^^chall-Welle, endlich jede au» C gezc^jene Linie» wie CN oder
CM, einen SchalUStral. Dafa die Breite jeder Schall. Welle »'^td.
'ist aus §. 17. klar.
19. Auf diese Art hat es gar keine Schwierigkeit, nicht nur
deutlich, sondern auch anschaulich zu machen, was hei der Verbreitung
des Schalles von einem Punkte aus, iu der Luft geschieht. In der
Wirklichkeit kommt aber nie der Schell aus einem einzigen Punkte ^
dodi begreift man leicht, dafs eine starke Annäherung an die gegebene
VofsteUnng statt ßnden »üise» wenn ottweder die urspröngÜ«^ osciÜI-
renden Punkte sich inneihalb eines kleinen Raumes befinden (s.B. in
der Oeflhung eines Bbse-InstrinBenteSf ans wddfer der Schall hervor>
tritt), oder wnnn dieser Raum zwar von einiger Ausdehnung ist, wie
bei Saiten - Insirumenien , der Hörer sich aber in solcher Entfernung
befindet , dafs er die ganze Länge unter einem läemlich kleinen Winkel
sehen würde.
Verwidtdtev wird aber die Sache» wenli sich das Ohr nahe hei
der Quelle emes sohshen Schalles- befindet. Es sei Fig. 4, jiB eine
tSnende Saite, in C befinde sich ein Ohr, so ist klar, dafs ein Luft>
Theilchen in C von jedem Punkt der Saite einen Schall - Siral , wie
yfC, De, 7Cy BC U.S.W, erhält. In jeder solciien Richtung erbalt
also der Punkt C einen Oscillationsschlag ; da aber alle diese Slraleta von
sehr verschiedener Lange sind, so wird der Piuikt C ha einigen der-
sdben in einer Yordichttuig, in anda:n in einer Verdünnung zu liegen
über die Gitmälekrvn der Akustik.
95
konnaen» d.h. er >vird in einigen Stralen einen Stöfs erhalten in der
Richtung gegen die Saite, in andern liingegen abwärts. (§. 17). Der
Anstof-i 'Ion erliüli , isi also in der That sehr zusammengesetzt , und
es würde nicht ganz leicht seyn , aus allen cliesen*Anstolsen die Ricb-
Umg des zusammengesetzten Stofses zu berechnen. Es ist indessen die
BwtiMinnng diaier 'Riditang ir «Luttitditr Binaidit niokt '«neblig. B»
ist -TÖlUg bnureidieiid «u MÜMit, dafii alle Schläge, die der Punkt C er-
hält, gleichzeitig sind« und dds daher auch das &gebnila aller dieser
Schläge nichts als eine einzige gleichseitige Oscilktion aBja hSone, frie
sich leicht aus den ersten BegrifFen von der Zusammensetaung jpf^er
beliebigen Art von Ilnwci^jungen dpmürli machen lafst. In -welcher
Ricbtong diese zusammengesetzten Osciiiatious-Schlage das Ohr trefien,
ist für die Höhe des Tones gleichgültig.
Oh nun niiierfolchen Umstanden nodi Von regehnAfeigen Schell»
Wellen -reden Unne » iit nicht leicht deallich- zu machen^ ^und diese
Beucaehtang mag wohl der Grand seyn, warum Lag ränge in mehreten
Stelleh seiner Recherches, die Vorstellung von Schall -Wellen , die zu-
erst Newton aufgostellr liFUtr?, gänzlich verwirft, obgleich ihre ReaÜtat
unbestreitbar isr . sobald man deti Schall, als von einem Funkle, oder
auch von einem kleinen Räume ausgebend, betrachtet.
20. Noch verwickelter wird das Spiel der Oscillationen, wenn
eine Menge von Teisohiedenen Tönen sa|^cih- Uingen. Auf An-
schaulichkeit mnls man- dabei ginelich- Verneht thnn. 'Alwr der
Yerstand reicht weiter ab die Binbildangskraft oder das Ansdunmngs-
Yermfifen: denn er verm^, Deutlichkeit in die verwickeluten
Erscheinungen rv hv'wi'j^cn . welche fli^ Einbildungskraft nicht vermö-
gend ist, in ein anschauliches Bild zusammen zu fassen, wofern er nur
im Stande ist, die einfachen Bestandtheiie der Erscheinung auf deut-
liche BegrüTe zu bringen. Es kommt nämlich hierbei auf die Anwen>
dnug eines Satieb an, der ans* den eiMen Begriffen- der Bewegungslehre
deudich hervorgeht, wenn diese Lehre rein mntheoiatieoh iknd
Tpn allen physikalischen Begriffen abgesondert vorgetragen wird. Legt
man nämlich einem Punkte vielerlei relative Bewegungen
(z.B. dem PuntleCFig. 4 in den V, '\ch\\\naen AE , DF IG,BHe\c.)
i&tt gegebeneu Geschwindigkeiten bei« und bestimmt dar-
96
Fischer
aus seine absolute Richtung und Geschwindigkeit, so ist
es in jedem Fall absolut einerlei, ob man sagt, der Punkt
habe die einzige absoiute Bewegnna. oder er liabe alle die
einzelnen Ücwegungen, die mau liim in Beziehung auf die
gegebenen Richtungen beilegt. Um darf dthcff iB jeden Biül
]>eide. VörtteUuQgiMirten, ohne.emen Irthum ni betorgon, yemiudieii.
Ans «Üeseni Sfttse folgt aber, dab nun bei der Znaimmenietgiing noch
fo Tieler Bewegungen, dennoch jede einzelne für eidi lo betnebten
kenn, als ob sie ganz allein da wäre.
Wendet man diesen Satz auf unseru Gegenstand an, so ist man
berechtigt, jeden Schall-Stral , tlcr durch C geht, z.B. IG so /u be-
trachten, als ob er g^nz allein du wäre; d.h. man kann uud mvds an-
nehmen, defs in jedeuh PonUe C dieses Sirales die Oicil]etiom-> Bewe-
gimg wirUidi realisirt «d, die ea dieser Stelle sutt finden wfiide» wem
er gan« allein da wäre. Denn obg^dch seuie absolute Bewegung Iii
diesem Pimkte ganz anders seyn mag, so ist doch in derselben die
Wirkung derjenigen Oscillaüon mit enthalten, die er in dem eintigen
Stnd, wenn dieser allein da wäre, erhalten würde.
Hieraus -wird aucli begreiflich , obgleich nicht anschaulich , dnis
wenn das Ohr in C nicht gleichzeitige, sondern Osciilalionen von ver-
sdtiedener linier, idso you veredifedMieii TSnen eilMilt, nun jederaeit
befeehugt «ei sa bdieii|iieD, dee Obr werde tob jeder OieilletioB getede
so gemhrt, eb ob sie ganz allein da wäre.
Um indessen die Krefie der Phantasie bei diceen Ansichten nicht
ganz ungenutzt zu lassen, so giebt uns die Natur ein recht lehrreiches
und anschauliches Bild Ton einer Vetbindung Tieler Bewegun£^en , flie
sich auf die mannigfaltigste Art durchkreuzen und schneiden, uiuie dats
eine die andere stört, in den kreisförmigen WeUen, welche auf der
(%erfläcbe «faies ruhige Wassers enistdien» warn meii Ucme Köiper
bineinwirft. Man eieiit leidifc, dele die Beoemnu^ tob Scball-WelleB,
TOB dieser EndheiBung enileluit ist.
Zuriickwerlung des Schalles.
§. 21, Auch hier mufs die Betrachtung von den einfachen Be-
standtbeilen der Erscheinung ausgeb^i. bis sei also in C Fig. 6. die
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über die Grundlehren der AkusUk,
97
ursprüngliche Quelle eines SduJIn, AB sei die Oberflüche irgend eines
festen (oder auch flüssigen) Körpers, und auf den Punkt D derselben
falle der Schall- Siral CD. Da wir oben gezeigt haben, tlafs alle kör-
perliche i^Iaterie ohne Ausnahme die Fispnschaften besitz?, durch welche
OsciUationen möglich werden, (Prcisbarkeit und Spannkraft), so muiä der
Ponkt D durch die Schläge des MilMral» 'Liift«Tlktildbaii« in- dem Stral,
mllnraiidigl' in /gleichseitige OMSülationeii veraetet werden. Qiedbd
wken die Schläge der Loft ladtl jmAen «le ijede andere aeehanitehe
Ktaft, auf D, d.h. man wird die OsciUationen dieses Punkics als ur«
»prüngliche betrachten können. Es wird folglich durch dieselben die
Luft gerade so, wie §. 18. in OsciUationen versetzt, die sich naeh allen
Seiten verbreiten, wohin man nur Ton D aus eine gerade linu; zieljen
kann. £s spaltet steh folghch der Slral CD in unendlich viele öti-alen.
Man lann aiUo nidit sagen, wie man oft 'angenommen- hu, dafr der
Stnd CDf Ton dmn Pimltte 1) in- einer dniigen Biehtnng, nach den
Gesetzen des daatisdun- StoAes reflecdri 'werde > 'sc dafa der surödige-
vrorfene Schall in der einzigen Richtung DE fortgehe , wenn man den
Winkel BDE — ADC macht.
Würde dei- SrlirsH ruif solche Art zurückgeworfen, so geschähe
es eben so, wie ein Lichtstral CD von einer polirten Fläche AB
zurückgeworfen wird. Dieses ist schon deswegen als aUgemeiner Sau
hodial vnwafancheinUdi, da die Fliehe AB, in Beriehnng auf hewegie
lÄfilheildieBr gpr 'atdit ab polirt angesehen, werden Itann; was dodi
ehne Zweifd nothig ist, wenn so kleine Bew^jongen, ds Osdllationen
sind, in dner so genau bestimmten Richtung zurückgeworfen werden
SoUten. Dn gegen hat die Zurückwei"fimg des Schnlles fJie jri'öf^'^fe Aehn-
lichkcit mit der Art, wie ein Lichtstral von t mer unpolirteu Fläche
reflectiret wird. Denn ist CD ein Lichtstral, so zerstreut sich auch
das Licht nach allen Seiten.
%, 32. Es gisbt indessen manche Ersdieinimgen, wdcbe doeh dne
Reflexion nach den Gesetzen des elastischen Stofim voraostufetxai schei-
nen; aber diese lassen sich ohne Schwierigkeit erklären, wenn man an-
nimmt , dnfs die Zurückwerf ung des Schalles mit der Zerstreuung des
Lichtes vulHi^ t^leiche Gesetze befolge. Man darf nämlich eine nur
einigermaalsen ebene Fläche sehr schräge geg|en ein lebhaftes Licht
Phjs. Klasse 1024. W
98 FlSCHBA
ballen, um tidi ta überzeugen, dafs das zerstreute Liebt nicht in aUea
Richtungen von gleicher Starke isi Am lebhaftesten ist es inmcr in
der Ilichtung DE ; auch wird es IrljlmlLei , je kleiner die Winkel ^Z)<7
und £DE &iud. Nimmt man nun an, dafs es sich bei der Reflexion
des Schalles eben so Terhalle, so wird dadurch manche Erklärung aknati-'
icher Bg>ch«iiii<myn aä UngeKirangeoheit geimmea.
g. 23. £■ Mbtm «oll hitnii« iefar. i]wfin«li«eiid die
tningen des Wiederhalles und des Echo.
Der Wiederiudl entstehet allezeit , und nuTermeidlich , in einge*
schlossenen Räumen von einigem Umfang, und e<ü hat d»mit folgende
Bewandnifs. Es sei AB Fig. 6. die Wand eines Zimmers; in C sei
die ursprüngliche Quelle eines Schalles ; in D behnde sich das Ohr.
Unter diesen Voraosseuimgen ei^t deg CXur den Sekell unmit-
telbär nur' dnidi den Stnl CD, De eher endi jeder Punkt der
Wend, w ji, Ej F, G von C ans einen Sind erhik, von jedem
eoldben Punkte aber der Schall nach allen Seiten zurückge^vorfen wird,
so erhält das Ohr auch dui'ch unendlich viele reflectirte Stralen, jiD,
ED, FD, GDj gleichzeitige Osciliaiiunsschräge. Nun mufs zwar jeder
einzelne ztirückgeworfene Stral weit schwächer seyn , als jeder ur-
sprüngliche. Aber was jedem einzelnen an Starke abgeht, wird voll«
kommen dordi ikve imendlidH» Mongpi eiaeisi. Dttm m der That be-
kommt das Ohr von jedem Punkte der Winde, von no man swei firde
Idnien, die eine nedi Cp die andere nach D sidien kann, einen reiflecüiv
ten Stial.
Diese Stralen verstärken den Schall betrachtUch, so fem man
annehmen kann, dafs ihre Oscillaiioncn zugleich, oder in äul&erst
kleinen Zwischenzeiten, zum Ohr kommen. Diese Annsihme itndet aber
blofs in kleinen ixaumen statt. Es ist nämhch klar, einmal: dafs ivfleo
Urte Osdllationen sich eben so »dmell als ursprüngliche in der Loft
fortpflansen; und dann: da£i der We^ jede»^ rcOeccirten Sdulün, a. B.
CG-^GÜ grofser iit,.ale der Weg des unprän^ichen CD* Folglich
kommt jede i-etiectirle Oscillation epäter nach D, als die ursprüngliche*
Bei der gi^ofscn Geschwindigkeit der Fortpflanzung aber ist in Zimmern
von mäfsigcr Gröfse der Unterschied der Zeit, in welcher die ursprüng-
heben und reflectirten Stralen in das Ohr kommen , so klein , dafs er
uiLjüizoü üy Google
du GnuuBgkmt der JkmUk.
99
imsexm Gefühl für Einen Augenblick gelten kann. Denn wiire auch
I.B. der Weg CE + ED um 50 Fuls langer als CD, so legt der
Sciull diMe 60 FW» in ^ Secunde mrücL, welches für das Ohr so
^\ ab cm Augenblick itt.
1b grolMn Silfltt liingegew kmi der Fall voikoaunen, dafa dar
Weg der reflecürten Stralen, den der ui s[ i üngllchen um 100 und mehr^
Fu/s übertrifft; dann gewinnt ein augenblicklicher Schall eine bemark-
bare Dauer, und dieses ist es, was man den Wied erhall nennt.
24. Oanzlich vermeiden kann man in umschlossenen Räumen
dan W^iederiiaü nie, und er kann da, wo oiientüch gespruclicn werden
•oll, «ebr beMbwarlidk imdaii. Beim, wird a.B. der Klang einer ein>
eigen Sjlbe durch den Wiedei^üHl in den Zeitraum sweier Sylben «ui-
goddint, wosa eben keine scbr lange Daner des Wiederhalles erforder-
lidi ist, so begreift man leicht, dafs dadurch die Rede nnverständlii^
werden mufs, weil man die zweiie %ibe acbon höret» während die erste
noch nicht verklungen ist.
V'ermindem kann man den Wiederhall hauptsächUch durch eine
schickliche Gestalt des Saales. Die lange und schmale Gestalt fast aller
«nserer Sirehen nnd Sde, die lu Öfientiidien YOTttrigen besiinnnt sind,
ist nnier allen die man wihlen kann, die ungOnatigsie, nicht blola dae>
wegen, weil der refleclirte SdisU in manchen Richtungen einen sehr
langen Weg madien mnia, waoAem auch, weil swisohen den langen
Seitenwänden , wegen ihi-er geringen Entfernung von einander, eine
doppelte oder mehrfache Rcüexion entstehen kann. BisweUen kann der
Sprechende dadurch den Wiederliall unschadb'cher machen, da£s er
nicht sehr laut, aber langsam und deutlich spricht. Denn je starker
die Spiadie »t, desto lanier spricht andi der Wiederhall ndt. Ans
Ei&bnuig md Gründen acbaint die Gestalt, welcbe ridi der «[oadrati-
edien nähert, die vortheilhafteste zu seyn.
Für die Musik ist der Wiederhall, wenn er nur nicht alknstark
ist, eher voriheilhaft als nachtheiUg.
§. 25. Vom Wiederhall imierscheidei sich das Echo nur dadurch,
dais zwischen dem ursprüngUcben imd reüectirien Schall eine bemerk«
hMTC Zeit Terstreichu
N2
100 ' F I S< C B S R
In den meisten Fallen lafsi sich das Ecbo aus den Geseuen des
elastischen Slofses nicht erklären. Dagegen lassen sich die Bedingungen
der Entstehung aus der vorgetragenen* Tlieofie angoiwungen, und «of
eme mit der Erüüinuig völlig rimtiwiiiiige Art eHditen. Die BediB'-
gungeii des Ibutehent eiiies eiiifadien Ecbo imd folgende.
Man denke ricK ;int Freien um den Ort emes JSeobechtsre swei
grofse Kreise "beschrieben; den kleineren mit einem Halbmesser von
einigen htindert Fuf-ion ; wir wollen 300 annplimpn ; den anderen init
einem 25 Fufs grulsern. Den innern Raum des kleinem Kreisen denke
mau sich ziemlich eben und frei vun hohen Gegenständen. In dem
Ziriscikennqim beider Kreise «Iber, befinden sidi in beiieb^|en I«gen kleine
Gruppen hober Gegenstinde, Hlaser» Maaem, Febiriinde» Bfame, hohes
Gebüsch -nnd dei^eichen. Unter diesen -Vomtssetzongeit mnis der
Beobachter ein deutliches Echo nach etwas mehr als einer halben
Secunde hören. Denn ron den 300 Fufs entfernten Gegenstanden hat
der zurückgeworfene Schall einen Weg von 600 Fufs, von den 325
Fufs entfernten, einen Weg von 650 Fufs zu machen. Jener •y^ird
ungefähr in 0,60, dieser in 0,65 Secnnden xoruckkonunen. Der Untei^
schied Ton 0,05 ist klein genng» vm tSkä reflectirien SduJI als einen
angenblidklidien m ennpfinden, nnd man bSrt ihn nngefiflir 0,6 Secnn-
den nach dem ursprfittgUchen.
Man sieht hieraus, dafs zur Entstehung eines Ecbo ausgedehnte
Flachen gar hiebt noth^endig sind, und dafs, wie die Erfahrung viel-
faltig lehrt, Waldungen von einer schicklichen Lage ein sehr gutes
Echo machen können, indem jede Oherilache, auf welche der Schall
triflH, -wäre es auch nur die OherOäche eines leiditen Blattes, zurw^-
kehrendo! Otoiliatiopcn • bisrfoAcingt« • Aucb ist t klar, dafs gur nicht
nothwandig der gsnia Zwiscbenrnud dbr beiden- angenoonnenen Kreise
mit hohen Gegenständen bcsetat sdn unfit* Sie können in gen» Üe-
hebiger Ordnung und Stellung, und gruppenwcae stdlien, ^wofern nur
die reile< tu enden Punkte zahlreich genug sind» wn den. soinckkehren*
den Schall beraerklich zu machen i
§. 26. Ein doppeltes oder mehrfaches Echo kann auf
mdur als eine Art entstehen. Mui denke eich in dem ZwischdntMnik
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über die Grundlehren der Akustik,
101
dtfr beidnk angenommenen Kreise .zwei hinlänglidi «mgedehnte Gruppen
Ton Gegenständen einander gerade gegenüber, so erhalt man das erste
Echo, wie vorher j nach 0,6 Secunden; aber der beiderseitige Schall
geht nun über den Ort des Beobachters hinaus nach der gegenüber-
stehenden Gruppe, und kehrt nun als zweites Echo, 1,2 Öecunden nach
dem orsprüngUcbeik Sdntt xoi^dt; Ik du «wate Beho uoclk Idliaft
genug, so kum diea «o e&ot drittes n. s.'w. entstehen. Oder niam denke
•idi; aiifser de« beiden uigenonunenen Kretien, noch sweie» mit Alb*-
messern von 600 und 636 Fnfs bcsdirieben. Befinden sidt in den .
ZwtschenrHumen der letztem an einer oder mebr Stellen, Gruppen Toa
Gegenständen , luid /.war gerade an ^olrhen Stellen, wo der Zwischen-
raum der kleineren Kreise leer ist, so hon der Beobachter, 0,6 Secunden
nach dem ursprunglichen Schall, das erste Echo Ton den näheroi, und
aäch 1,3 Seeanden ein iweitai tou den entfemierai Gegensiinden. Sfaii
•icht leicht, -«rie mancberiei Abfodemngen dkbd statt finden kAuksi«: .
§. 27. In elliptischen Silsn hört nuin bekanntlich einen Schall,
der in dem einen Brennpiinkte entsteht, in dem andern Brennpunkte
deullichrr und ^fnrl<or, als an jeder andern Stellf Es ist möglich,
aber gar mclil iiothwcndit», dieses ans einer Zuruckwerfung des Schalles
nach den Gesetzen des elasiisciien Stofses zu erklären. Zur Erklärung
genügt es schon zu bemerken, dafs (wegen einer bekannten Eigenschaft
der Ellipse) aller Sdiall/ der von einem BMnnponkt xmn «ndem dordft
ZnrfidLwerfimg gdangt, einen gleich langen Weg, todi der Lfaige
der grofsen Adise au machen htt. Jeder augoiblickliche Schall , der
in dem. einen Brennpmkt erregt wird, kommt eigentlich doppelt im
andern Brennpunkte an, einmal unmittelbar, und dann auch durch
Zurückwerfung Ton den Wänden; aber (wenn der elliptische Raum
nicht Tiele hundert Fufs lang und breit ist), so schnell hinter einander,
dafs da» Ohr nur einen Schall hören wird* Hienni lumünt, dais der
nnmittdbara SdiaiU, der nur vöti sehr wenigen Sdiellstnden her-
rfllirt,' weit sehwidber seyn 'dfirfiiff, ab der Ton unendlich viden >
Siralen herrährtude reflectirte. Der aweke ^SebaU wärde eben so
aagenblicUieb seyn als der erste, wenn der ganze Gubik - Raum die
Gestalt eines länglichen EUipsoides bitte. Haben aber nur die Wände
103
F I 8 C B B B
eine elliptische Krümmung, so yrird der Wiederliall von (^en nbem
Theilen derselben allerdings etiiM später als von den untern im zwei-
ten Brennpunkt anlangen.
Diese Erscheinung madit übrigen» dodi die obok §. 22 bemerkte
HypodMift, dBÜi der tcfieciine Sdwll in der Biehumg, wohin ein licfa^
ftnl Ton der Spiegdfläche gdien «üxde, em etibrkeicn wä, aiendieli
ifbTyffh^inH«»li . Denn auf diese Axt wird der S<^all im zweiten Brenn-
punkte nicht nur &tt Bug^nblicklicb, eondern mA etäilLer ab in an-
dam Stellen anlangen.
Sehr entsclieidend für das §. 21 aufgestellte Haupti^cseiz, ist die
Erfahrung, dal$ auch in grofsen kreisförmig ummauerten Rätunen,
besonders unter einer balbln^^elftnnigen Kuppel, etwaa ühnlinbe» «liail
findet, indem swei PerMwen die einander gegenüber, und last mn den
gwiaan Parchnieeser Ton einander cntftnit eieben> aidk siendiclh kiie
mit einander nntcilicilicn können, wenn der Sprechende gegen die nahe
Wand redet. Es dürfte schwerlich mSgh'ch sejn, diese Erscheinungen
aus Reflexionen nach den Gesetzen der Spiegelung /n erklären. Ver-
gleicht man aber die Länij;eu der Wege, atil welrlien der Schall Ton
einem Endpunkte des Durchmessere zu dem andern gelangen kann, so
lüst cicb »eigen, dafi der Unteraobied dea ttngpien nnd kniBeMien W^ea
«dir. tranig mehr ala 0,4 des OordmeMers bettigt. Seilt man diesen
120 Ftafs, so ist dieser Unterscäbied ungefähr 46 Fofs. Hwiaus lä(st
sich aber leicht berechnen, dafs aller von dem Kugdgewölbc reÜectirtar
Schall, fast in einem Augenblick (nämlich in weniger als Secunde) am
andern Endpunkte d^ Durchmessers anlangt. Irre ich nicht, so ist dieses
die einzig mögliche Art, diese Erscheinung befri^end zu erklaren.
Von der Stirke des Sdialles.
§. 28. Zuerst müssen ym gpua im AUg^meinen
die Stärke des Schalles abhangpg sei , wobei wir uns wieder auf den
Schall in der Luft besdiriinken , weil ein menschlidies Ohr selten oder
nie den Schall durch ein anderes Mittel erhält, und weil das. was in
Ansehung der Luft zu bemerken ist, .sich leicht auch auf andere Mittel
anwenden läfst.
aier dia GrtmiUhm dw Jhutik.
103
Unmmelbar kann UQStreiüg die Starke des Schalles, so fem man
einen einzigen Schallstral betrachtet, von nichts abhängen, als von der
Lebhaftigkeit oder Kraft, mit iveldber die OsdUationssi^lge der Luft
4u IVomxnidlell dm Ofarea ticffim. Ea ist aber aoa dm entern Etannini
der Mifdinft bduHmt, dab nch die Kraft der Bewegungea ha ^eiehee
Geschwindigkeit, wie die bewegun Massen, und bei glaclMa Mmmu»
frie die Geschwindigkeiten Terhalte. Es entsteht also nun die
Frage, 'wip die Begrifle von Mncise nnd Geadiwindigkeit auf oeciUireiide
Bewegungen angewendet werden können.
§. 29. Kor|)erUche Massen, welche sich Osciilauonen miuheilen,
befinden sich aUezeit in Berührung mit einander. Es scheint daher
aöcbig» eret die Yonidbuig ejaer Beridiniiig «nf dentUdie Begrifib ni>-
lodt m fififareii«
Wenn sich zwei gleichartige oder ungleichartige iLÖrperlidhe FlSidhen
berühren, so kann man mit gleichem Rechte sagen^ die Berührung ge>
schelie in einer oder in zwei Flächen. Denkt man sich nämlich an
der Stelle, wo man eine Berührung betrachtet, eine blofs geomfulsr he
Fliehe, so kann man sagen: die Berührung geschehe in dieser einzigen
FUi&e. Erwägt uen aber, daft dieae geonwiriache FÜdie swet Seittn
bet, deren eine dieaeeitt» die imdere gun jeiiMiis liegt, niid von denen
jede wieder mit einer der angenommenen Itffrpeilidien Obcfflidhen sn»
sammen fallt , so kann men lagen , die Berührüng geadieho in diesen
beiden Flächen. Nun kann man aber jede Fläche vorstellen als einen
Körper Ton unendlich kleiner Dicke; daher kann man eben so richtig
sagen: dafs die sich beWihrenden Massen zwei kuipci liehe Schichten oder
Scheiben sind, denen man gleiche, aber unendlich kleine LHcken
beilegen kann. Hierdan^ «ntitefaet der Begriff eine« Yolnmen«, auf
wdchci laob der Begriff der Hneee beatinnnt anwenden lÜet.
Das Tolnmen sweier stdi berührenden Sdheiben nuA eber in
der Regel eis gleich betrachtet werden : denn dafs sie in Länge und
Breite congruent sind, ist unmittelbar klarj legt man ihnen aber auch
noch zwar unendlich kleine, aber c;leirh(» Dicke bei, so sind alle Be-
dingungen der CongiTienz ToUständig vorhanden. Ilabett aber die sich
berührenden Sclieibcn gleiches Yolum^, so verhalten sich ihre MkMn
104
v F I S C ■ B ft
wie ihre DichiigV«>iten. Und uns dimer Beu-acUtuAg ergiebt sich
das Recht, di^e stau der Massen su seuen.
Um keinei* DunkeUuit Raum ni Imm, Iieiiieriw mm nodi folgpn- -
dei. Et macht diMB xmr nur nnendlieh Udneiii dber dcnnoGh iiioht
wa flbwtchcndcn Unteradaad in der Anmndiiitg d« Bejprfffiw .«ke M mm;
ob nun die sich berührenden Scheiben als ebene, oder ob man «e
geLmmmte betrachtet. Im ersten Fall ist das Yolumen derselben ab-
solut congruent. Denkt man sich aber zwei sich berühi-ende concen-
trische Kugelschi chien, so ist die vom Mittelpunkt entferntere allerdings
gröfser als die nähere. Betrachtet man abei* ihre Dicke als ein Lnend-
Udikldn« dar onten Onlniing, m> ut der Untendiied des IborperUdien
Yolanicos von der sweiien Ordnung» und kann daher, in der Regd mit
ToUkonmenein Rechte als KnU betrachtet werden. Doch wüixde die
stätigb Ztmahme des Volumens, wenn man sich den Halbmesser einer
Kugel als stHtig wachsend vorstellt, nicht auf deutliche Begriffe an
bringen scyn, wenn man diesen Unterschied unbeachtet liefse.
Was hier von bei'ührenden Flächen gesagt wovdeu, üudet auch
Auwendung auf berührende Punkte. Man. kann sie in jedem Fall als
awei unendlich kleine. Kä|rper von gleichem Volumen tot-
stallen,' deren Hassen sidi lbl|^eh wt ihre Dichtigkeiten Tct^
hdten. Doch findet auch hier der eben erörterte Unterschied statt, oh
man die beiden sich berührenden Punkte vorstellt, ala einer Bbene,
oder als einer gekrümmten Fläche angehörig.
g. 30. Was aber die Geschwindigkeit beU'itl'l , so ist schon
oben (§. ö.) bemerkt worden, dafs die Geschwindigkeit einer Uscillation
in jeidem Punkte , des OsciUaiions- Raumes eine andere ist. Nun siiui
a]Mr.a)I^OseilUt}<meQ, wdche euwn Ton erregen, so aduMll, dais jeder:
Schlag fflr. einen AugeuMiok g^hen mnb. Legt abo ein oadlliröider
I^unkt der Lttft, .wdtber in einer Secunde n Schlage madit, in dem
kleinen Zeitraum einer — Secunde den attfserst kleinen Raum s zurück,
so ist es im: unser Oefühl einerlei, ob der fast augenblickliche Schlag
den Weg # in der Zeit Secunde gleichförmig oder ungleichförmig
snriUj^egt. BeU'achten \yn nun die Bewegung als gleichförmig, so ver-
MU lidi di« Qcschwindigkei\> alWs übrige gleich gesetzt, wie d6r OsciU»^
Diqitized bv Goocflc
über die GnuuUehren der Jkustik.
105
tions-Ratim s. Hieraus folgt also das /.wehe Gesetz: dafs bei un-
Ycrändertei" Dauer der Os ci IIa li o n en , d.i. bei gleichblei-
bender Ilühe eines Tones, die Starke desselben sich wie die
Grö^»e der Oscillationsweite verhalt. i* .
Aueh diflia G«imb bestätigt tisb .diixdi eine «dir da&ebe und
•llyrndfn bduumia Eifahiiing. . Wenn man dne '• ingeMiikgeiift Saita^
oder nodi besser eine osdUkende Sdnmigsbel värUia^isa Kfst, so iliideA
sieb die Höhe des Tones auf keine dem geübtesten Ohr bemerkbare
An, d. h. die Dauer der Oscillationen bleibt gleich; aber die Oscilla-
tions weiten werden inuner kleiner, und mit ihnen nimmt zugleich die
Starke des Tones ab.
§. 31. Hieraus ergieht sich nun, dafs die Abnahme des Schalles
mii der Eatfemiing von der Qüidle des Schalles» Ton nicbts anderem
benrnhren Lonne, ab davon, dafs die Oseillationsweiten bei Ver-
breitung des SdiaUes mit der Bntfcnmng inuner kfirter kreiden; denn
die Oichtigkeii der Luft könnte nur dann einigen Einflufs haben , wenn
der Schall aus sehr grofsea Hohen nach der Tiefe , oder uroigekehrt
fortginge. Die ersten Elemente der rein mathematischen Bewegungslehre
sind völlig hinreichend , die Ursache imd das Yerbältnifs dieser Ab«
nähme genau zu bestimmen.
Man betrsdite wieder Fig. 3, nnd erinnere sidu alles dessen, was
§• 18. fiber die Terbreitang des Schalles dnreh die Luft gesagt worden.
Unter CN lege man einen Winks! NCO^NCM, nnd stelle sieb
unter CN die Achse eines Kegels MCO vor, dessen Spitze in C liegt.
Dieser Kegel tmifassei alle Scliall-Siralen , die sich ron C aus inner-
halb seines Raumes ausl)reiten können. Man wühle auf einer der von
C aus gezogenen Linien, etwa auf CN, zwei Punkte U und K beliebig,
tmd lege durch diese aus dem jVIittelpunkt C zwei Kugelflächen, von
welchen die in den Kegel fallenden Stficke PQ und RS kreisfönnige
Absdnitie sind. In jedem dieser Abscbnitte befinden ddi alle Pimkte
der Luft in gleicher und f^eichieiiigpr OsdUation; und swar, wenn PQ
in einer Verdiditnng liegt, von C abwärts; wenn aber RS xn einer Ver-
dünnung liegt , gegen C hinwärt*. Nim kann , nach den Grundlehren
der Mechanik, kein Köqier mehr Bewegung mitthoileo, als er selbst bat,
Phjs. Klasse 1824. O
106
F I s c « B m
woraus folgt, Jafs in der kreisförmigen Flache PQ niclji mehr oder
weniger Bewegung seyn kann , als in RS. Da nun die oscillit enden
Massen in beiden Flächen gleiche Dichtigkeit haben, so kann der Fede-
rung, dafs in -und RS gleichviel Bewegung seyn soll, nur d*>
dofch Genüge gesdidieii, dals die OscillAtioittwmten in ES in den-
eelben VerhalaiCi kleiner «nd, «It in FQ, in velchcni die Fliehe
BS gröfser ist als PQ. Nun stehen diese Flachen im geraden Veiv
iiältnifs mit den Quadraten der HalbmCMer CM und CK; folglich
mufs die Gröfse der Oscillalionsweiten , und mit ihnen die
Starke des Schalles im umgekehrten Verhältnif» mit den
Quadraten der Entfernung stehen.
§. 32. Da wir bei dem Beweite TomugeMtit haben, daft der
Sdiall von dem emsigen Pnnkie C «osgehe, lo in Uar, daft es in
ToHer Strenge anek nnr für diesen ideslisdien Fall gdie. Ycrlireitet
wik abei- ein Schall von mehreren Punkten , das Ohr hat aber eine
solche Stellung, dafs man ohne erheblichen Fehler sagen kann: es sei
von jedem schallenden Punkte gleichweit enifernt, so befolgt die Stärke
des Schalles in jedem Stral den das Ohr erhiait, dieses Geseiz, und so
wird das Gesetz auch unter diesen Yorausseuungen anwendbar bleiben.
Diese« wird also der Fall sejn, wenn entweder der Raum aus welchem
der Sdkell kommt^ wiiklidi wAae klein, oder warn er menig^lenB im
g^en die fintfernong des Ohres klein ist.
Kommt dagegen der Schall aus mehrerm Punkti^, deren Enifer«
nung vom Ohr sehr verschieden ist . wie ivenn z. B. ji£ Fig. 4. eine
schallende Saite, in C aber das Olir wäre, so würde es /-war nicht
unmöglich, aber dorb itumer etwas srliwierig seyn , die Stärke des
Schalles in C zu bestimmen, weil man dazu die Oscillalionsweile de«
lAft-Tlieilchens C berechnen müfste, welche das Residtat aller Osdlla-
tiftwsechlagp ist, welche der Pui^t C dnn^ alle von JS kommenden
Stralen erhät. Indessen ist eine genauere Schätzong der Stärke de»
Schalles unter diesen Vmsiinden selten oder nie ein Bedurfnifs, und es
ist hinreichend, nur zu bemerken, dafs der Schall um SO Stärker
wird, je gröfser die Anzalil der Punkte ist, von welchen
das Ohr in C Schall- Stralen erhält. Welches dritte Geseu,
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üier die Gnmdkkn» dtr Jiustik.
107
nngf achtel seiner TI nhesiimmlheit , demohngeachtet sorpfaltie; zu be-
merken isif weil maii es zur richtigen Beunbeilung vieler Jbrschei-
nungen oidii «ndiiiuncii kann*
§. 33. Mit dicwr Theorie von der SiMe des Sdnlles miiiicB
vir eme «dir niei^wfiniifge und Idnreiebe Beolieebning des Hemi Biot
verbinden. An eben der cylindrischen gegen 3000 Fufs langen Rdhne
Ton Gufseisen, die schon oben (§. 16.) erwiimt worden, beobachtete er,
dafs der leiseste Schall \z. B. das Schlagen der Unruhe einer Taschenuhr)
an dem anderen Ende, ungeachtet der grofscn Entfernung, so unge-
schwächt gehört wurde, als ob man dichte dabei wäre.
Dieter Erfolg konnte nur »tett finden, wenn die Otcillaiionsweiten
die ganie Rdhre hindarch tou gleidier GrSlee Uieben. Yen gleicSier
Grolae aber kooniett gie anr bleiben, wenn sie dch nicht «inhreiteteD,
und selbst nicht der innem Flache des Eisent Oicillaiionen mittheiltcn.
Dieses fuhrt aber nothwendig zu der Folgerung, dafs die SchaUsiralen
längs der ganzen Röhre parallel mit der Achse fortgingen; des-
gleichen, dafs Scliallstralen die einer 1' lache parallel laufen, derselben
keine, oder unmerklich wenig Oscillaiions- Bewegung mittbeilen.
34. Diew Folgerungen werfen wieder licht vaS die llMorie
der Sprech- und Hör-R5hre, an deren Gestalt man so Tiel> eher
ohne allen Erfolg gekfinstdt hat, weil nun dabei von einer Reflexion
der Stralen nach katoptriscben Gesetzen ausging.
Die Erklärung der Wirkungen des Sprachrohrs ist ganz einfach
folgende. In einer etwas langen kcpcl förmigen Röhre, deren entgegen-
geseizie Seiten nur unter eiaem kleinen Winkel divergiren, werden die
Schallstralen verhindert, sich seitwärts auszubreiten, und gezwungen, fast
jmralld en bleiben. Die ünfsersten Sinlen laufen parallel lings den
Winden, und tbnlen denselben wenig oder gar keine OsciUatioos-Bew»
gong mit. Danras erklärt sich, wamm au Folge der Erlahnuiig die
Materie, woraus das Rohr besteht, ziemlich gleichgültig, und dafs die
ganz einfache schlichte Kegelgestalt die beste ist. So lange die Oscilla-
tionen innerhalb des Rohres bleiben, können sich die Dsrillationsweiien
nur wenig verkiU^en. Tritt aber der Schall aus dem Kolin hervor, so
werden sich zuerst nur die au/sersten Slraleu seiiwuru au&brciicu; in
02
4
108 F I S C H B R
der 3Iilic bchalien sie aber, bis in ziemlicb grofsen Entfernungen, die
Richtung bei, welche sie im Rohr erhalten haben, bis allmäb'g die Seiten-
Terbreiiung der äufseisten Su-alen bis cur Achse des Rohres fortschreitet,
-WO dann der Schall iMeh den Geietien der freien VeriireiliiDg furtgeht,
doch mit einer Stärke, «Is liüme er vom einem näher liegenden Putkie
■It an« der Mundöflnung des Rohret*'
35. A.ach tdle Kiinsteleyen an der Gestah d^ Hörrohres sind
ohne alle Wirkung c^'blieben, oder haben wohl gar dl«" Wlrlun?^ beein-
trächtigt. Meines Ei achtens würde auch bei diesem die gana schhchtc
Regelgestalt die beste seyn. Denn die Wirkung beruhet unstreitig dar-
auf, dafs man die Schalbtralen awingt zu convergiren, wodurch eine
Yergröfserang der Oscillationswaten» also eine Yeniiilang des Schallei,
entstehen mu/s. Idh kann et anch nldu für Tortheilhaft halten, wenn
man das Hörrohr krümmt , und den Sehall ndtbigt, TCO den innern
Flächen reflectirt su werden. £5 giebt Hörröhre, wo man dem Schall
allerlei Flächen , an denen er sich brechen mufs , recht künstUch ent-
gegenstclh. Die Folge ist, dafs jedet kleine in der Luft vorhandene
Geräusch verstärkt zum Ohr gelangt, so dafs man stets ein ahjüichcs
Bauten alt an gewissen Muacheln li$rt, wodurch natoriich die Haupt-
t6ne, die gehöret werden tdlen, an Deniliclikeic Terlieren.
Von der Mittheilttiig der Osdilationen zwischen ungldchartigen
Mitteln.
§. 36. Bis jetxt haben wir den Schall blofs betrachtet, wie er
sich in der Luft oder auch in einem anderen völlig gleichartigen Mittel
fortpflanst, oder anch in demselben Miiid dm-ch Ziunückstralimg ver-
hreiteti Und wenn -von der Mittiieiliuig der Otcillatiimen einer Saite,
einer Stimmgabel oder einet andern «diallenden Körper* an die Luft,
oder Ton der Luft an die Oberfläche einet andern Körpers die Rede
war, so genügte es zu zeig^, dafs die mitgetheilten OsciUationen den
miiiheücnHon gleichzeitig seyn müssen. Es ist aber jetzt genauer r.n
untci-suclica , ob und was für Veränderungen dabei in der Gröfse der
Oscillationsweiten, in der 6iärke des Schalles, und Tiellcicht auch in
Hier die GruniUehren der AkusUk.
109
der Art, wie sich die Stnlen im Luieni de* KSrpen Terbceiten^ Tor-
^AkSa mÖchien.
SoU diese Frage uiaiheniatisrh beliandp!« werden, SO führt sie zu
schwierigen Problemen. Aber nach dem Piuue, den ich mir in dieser
jUJMuadlung vorgeieidiiiet hebe, ist die IVage physikeliich ab
nutheauitiMli su fcebmddp. Doch wird es dienlich «ejrn» meist m
vnteisnchen, was aus den aneriannien Gesetaen des ebstisehen StoÜMSj
mr Beantwortung der Frage folge.
§. 37. Da£s nlle Mitiheilung der Oscillationen durch den Stöfs g&>
scbclie, liegt «nmittelljar in dem Begnff, tmd aus der ungemeinen Klein-
heit aller Oscillaiiun&weiien darf man mit Sicherheit schlieisen, dafs die
durch einen Oscillaiionsschlag entstehende Verschiebung der Theile nie
die Grinaen der vollkommenen Elasticitit fibersdireite. Wir haben
femer im 29sten §. gezeigt, dab irum swei LöifterUche Punkte» die sidi
herfihren, ab unendlich Ueme Kfirper von gleichem Volumen he-
tracliten luinne, deren Massen sich daher wie die Dichtigkeiten der
Materien verhalten, denen sie angehören. Nach diesen Betrachtungen
kann man alles als pci^eben betrachten, was zur An\Yendung der Gesetze
des Stofses auf die Oscillationen bekannt seyn mufs. Der Grimd aber,
warum dennoch diese Gesetze keine ToUstandige Beantwortung der Frage
geben können, bt folgender. In der llieone des Stofse» betnditet nun
swei Korper A und B ab vfillig frei» d. h. man sidbet ab tou jeder
nndenk mitwiilenden Knit, oi)!§^ch in der Wirklichkeit die Mit«ir>
kung anderweiüger Krüfie gar nidit 7.u vermeiden ist. Dab aber den»
noch die Versuche, welche man mit elastischen Kugeln anstellt, den
Erfolg ziemlich genati der Tlieorie gemäfs zeigen, rührt daher, weil rler
Widerstand der Luft und andere Hindemisse der Bewcgimg, in iluck-
sicht des Gewichtes der Kugeln, immer nur klein sind. Ganz anders
Ist aber der Fall, trenn ein osdllirender Punkt A fingen einffi ander-
arugen Punkt B stöbt, denn dieser hat hinter sich und rund um dc^
herum eine unendliche Menge gleicfaaitiger Punkte C, D, JS, F etc«,
denen er nun seinei-seits die durch den Schlag des Punktes J empfangene
Bewegung mitzutheilen genöthigt ist. Aber weder der Ptmkt B selbst,
noch die um ihn liegenden, können wegen der Spannung, in der sie sich
110
F I S 43 H 8 R
gegenseitig befinJcn, die Bewegung wirklich machen, welche sie nach
den Gesetzen des freien Stofses innrhen würden. Alier dennoch ist
klar, dafs in dem Augenblicke des Öiolses in beiden das Be&ireben
nach der dadurch besiinunten Geschwindigkeit entstehe, und dafs diesem
BectNliai auf irgend eine Art Genüge geschdien mdsM. Du sidi aber
B von Jl nicht trennen, also lUdne andere Bewegung als A madu»
kann, so ist £nner klar, dafs diesel Bestreben auf die anh'egenda
Ponkte St ^ obergdheni und alimälig durch unendlich kleine
Incremente, oder Decitmaenie, eine Abänderung der Oscillaiionsweiten
bewirken müsse , welches eigentlich der durch höhere Rechnung auszu-
mittelnde scinvierige Punkt ist. ]VIan sieht indessen leicht ein, dafs man
aus den. Elemenursätzen vom Anstofs doch in jedem. Fall richtig l>e-
urtludlen könne, ob eine Yei|prfifserung oder Yeikleinerung ci'folgen
mfisse, und ob diese beirSchtlich oder onbedentend seyn werde. Nor
das eigentliche genauere Maafs der Yeranderangen mnfs höheren Redl-
nungen vorbehalten bleiben.
§. 38. Die Fälle, auf deren Beurlbeihing es hier besonders an-
kommt, gehören zu den einfachsten, wo sich die Art des Ei ff lc^es selbst
ohne Rechnung beurtbeilen läfst. Die su beantwortende Frage ist nämlich
bestimmt folgende. Zwei körperliche Punkte A und B, von gleicher
Gestalt nnd Grölse, aber vendiiedener Diditig^t oder Nasse, berfihien
sidi; B ruht, und A macht einen OsdUationsscfalag gegen B\ es Iragt
sich, was wurde B dadurch iur eine Geschwindigkeit erhalten, wenn
es sich frei bewegen könnte« Ist die Dichtigkeit oder Masse A bei
weitem kleiner al«; ß, so ist in seinem Schlage wenig Kraft, und in B
wird daher nur ein geringes Bestreben nach Geschwindigkeit entstehen.
Ist hingegen die Masse A bei weitem grÖfser als B, so ist der Schlag
kräftig, und wird den Punkt B in eine gröfsere Geschwindigkeit, als
A sdbst halte, sa veneiaen sndien. Bsstinumer lafst sich aber der
Elfolg ans der Theorie des Stofses bestimmen.
Die Masse A schlage mit der Geschwindigkeit c gegen die Masse
B, und diese erhalte dadurch die Geschwindigkeit v (angenommen, dafs
sie sich frei bewegen könnte), so ist tmier Voranssetaong ToUkonuneoer
Eiastidtät
uiyiii^ed by Google
Afar di» Gnmdlehmn der AhuHk*
Iii
v= ^^ j,c; ^vo^ans fulgl: J B '. 2 A = c '. v;
hieraus lassen sich alle hier zu beachieiide falle bcuribeileu. iSamlich:
1) Iit B^J, M» ift v^c*
2) Seist man B<J, lo aibm sidi daa Yerhiltnils J+B:tJ dem
Verhiltnifii 1:3 deMo ailifcer» je kkuMr B hu Abo iit «>e
imd liegt ziwUctien den Giätuen c und 2c.
3) 191 B>j^, so ist das Maafs des Verhältnisses J -k-B'.2j4, nämlich
■j—ff, ein desto kleinerer Bruch, je kleiner A gegen B ist. In
diesem Fall ist also t < c , und dieses unbegranzt um so mehr,
je kleiner A ist. Der Werth vuu v ist allezeit innerhalb der
Grihuen 0 and «.
Dalii die ZaUenweribe, weldie dieie Formdn gdben, in der An*
Wendung auf Oacdlatitniett nicht riditig lind, dalii sie aiber dennoch
richtig anaeigen, ob eine Yergröfserung oder YetUeiaentng der Oicäla*
tionsweiten statt finde, ist leicht einzusehen.
§. 39. Bei der Emwirkclung der Theorie des Stofses denkt man
gewöhnlich nur an gleichartige Körper. Man kann daher zweifeln, ob
man berechtigt sei, die Formeln auch auf den Anstois ungleichartiger
KSiper anzufrenden. E» idieint indeiacn die qoeUtedve Beidiaffisnheit
nuf den Eifolg nur in so fem Einflnla an haben, als davon die Dichti|^
heat und die Gramen der voDkommenen Eiaaticiiafc ahhSngen; dodi tci^
dienten die Gesetze de« Anttofaea ungleichartiger Kfirper wol eine
eigene Experimental- Untersuchimg.
Wir haben oben (§. 20.) gezeigt, dafs man zwei sich berührende
Piiiikie als unendlich kleine Körper betrachten könne, deren Massen
sich wie ihre Dichtigkeiten oder specifischen Gewichte Tcrliaiten. Wir
d&fcn alao nur für J und B in den Formeln die Dichtigkeiten beider
Biaierien seisen, mn mit Sicherheit henrthdlen an können, oh unter
bestimmicn Unuiinden eine alhndige Yergrolaening oder YeiUeinemng
der Oscillationsweiten zu erwarten i^.
§. 40. Betrachten wir nun zuerst die Mitiheilung der Osdlla-
tionen in der Luft oder pinem sindern völlig gleicharlic^en Mittel, SO
sind die Massen ./ und B gieich, also v — c (Nr. 1 des Torigen §.),
d. h. ia B entsteht kern Bestreben nach emer andern Geschwindigkeit,
112 , F z s c H B a
als ji hat. Wenn daher, wie in einer cylindnschen Röbre, die Scliall-
siralen parallel sind, so müssen die Oscillationsweiicn gleich, also die
Stärke 9m Schallei tm^erandert Ueibai. Divergiren liingegen die Straten,
lo kann nun die MiMen A und B (nach §. 29.) xStiäax mdir ab älMolttt
gleich betradbten, aandem die OieillatioDen mmsen immer aii8g6lNPeite>
teren Massen mitgetbeilt inrcrdenj hierin liegt der Qrund, >varam die
Oscillalionswciten mit der Enlfernung, -wie oben (^.31.) gezeigt -wor-
den, abnchmoTJ. Convergiren die Straien, wie in dem Hörrohr, so
müssen sich die Oscillalionswciten (nach Nr. 2. des vorigen §.) Ter-
gröfsem.
§. 41. Wenn OicillBtionen an* eine anderartige Ibterie miige-
theilt >freiden, so sind beide faat in jedemr Fall an Dichtigkeit tehr ▼er>
adiieden; also ist der Erfolg immer nach Nr. 2, und 3. des dflcfeen §.
KU heurdieilen.
Ist z. B. A Messing oder Stahl, B Lwft, so yerhält sich die Dich-
tigkeit beider ungefähr wie 6000: 1. Setzt mau also ^ = 6000, B=i,
so ist -f- Z? : = 600i : 12000, d.i. fast genau wie 1:2; also wer-
den sich die Oscillationsweilen in der Luft von der Saile aus bis zu
einer Yermnthlieh sehr kleinen Weite sufflTst Te^prjtlieniy und dann
erst nach dem Gesetx §.3i. abnehmen.
Ware umgekehrt 2/ Luft und JS Stahl oder Messing, so »t
jiBt i und B = 6000 ; also J + B : 2yi =z 6001 : 2, oder ziemh'ch
genau 3000 : 1 ; es werden also die Osftillationsweiten ungemein klein
ausfall'MK u. dergl. m.
NV ir wolleti nun versuchen, diese Ergebnisse auf einige akustische
Erscheinungen anzuwenden.
VoD der Resonmz.
§. 42. Was in den akustischen SchriAen zur Erklärung der Reso~
nanz gesagt wird, ist nicht nur unbefriedigend, sondern ich erinnere
mich auch nicht einmal, irgendwo eine recht besliinnile Erklärung des
Begriffes gefunden zu haben, indem hauüg Erscheinungen, die in ihren
aufsem Bedingungen und in ihrer Beschaffenheit das Gegeniheü der
ResonauE sind, dennoch einer Resonanz zugeschrieben werden.
. j ^ci by Google
äAer die Grunälehren dmr ^hutäi»
113
DeTi Tinzweideutigsten Fall einer Resonanz bietet unstreitig der
Resonanzboden eines Saiien-Insirumenies dar. An einem (Jiaviere wird
eine Metallsaite an dem einen Ende gegen einen hukeruen Steg ge-
drückt^ der auf eiiieni dännen tmd «ehr dbsttschen Brett, das man
den Retobanzboden nennt , Befestigt ist. Bei Yiolmen findet dasselbe
Mftit, nur »t der nicprOiigUdi oscOlirende Körper eine Danngaite. Unter
diesen Umständen werden die Oscillationen der Saite dem Steg und
ReMoansboden mitgethcih, die wir hier als einen Körper betrachten
Itönnen; von dem Resonanzboden aber werden sie wieder der Luft mit-
getheilt. Die aufscrn Bedins^iingtüi der Resonanz sind also: dafs die
Oscillationen der 6aite an Holz^ und von diesem an. die Luft mitge-
theilt werden. Und die Wirltung dieser Construction bettdit darin»
dafe der Ton weit stirLer Hingt, alt wenn die OsciUationen der Saite
Uob munittelfaar der Iiuft mitgetheik mvrAen, -wie dieses der Fall ist,
wenn man eine Saite über einen wenig elatlischew KSrper» s»B. äber
einen Stein oder feuclites Holz spannt.
Die N'erstarkung des Schalles rührt von zwei Ursachen her.
i) Aus Vergröfserung der Oscillaiionsweiten. Auf einem Clavier
gehen zuerst die Oscillationen aus Messing in Holz über. Da nun
Messing ungefalir 16 Bud so sdtwer als Tsanenhok i»tp so kann asan
15, ir = l setcen. Diamist
J^Bl%J= 16:30,
folgUdi werden die Oscillaiionsweiten im Holze sich üsst verdoppebi.
Dann gehen sie aus Holz in die Luft über, die ungefähr 400 mal
leiditer als Tannenbolz ist. Setzt man also ^^ = 400, B^i» so ist
also werden die lui lioizc schon verdoppellen Oscillaiionsweiten ungefähr
gegen die OliciDationsweiien der Saite &st Tiermal vergröftert seyn*
Tbeilie dagegen die Saite ihre Oscillation der Luft nnmittelfaer mit,
•o ist Messing ungsTahr 4000 mal dichter als Lvft. Setst man also
^ BS 4000, j^as i, SO bat man
^ -i-^:2y/ = 400 f : 8000.
Die Oscillatiouswelien, welche bei dem Durchgang durch Holz vervier^
facht worden, wurden in diesem Fall nur verdoppelt. Und wenn mau
PÄ/j. Klasse 1824. P
114
F I S C H B It
sich auch hier auf die Zahlen A vinJ 2 nicht verlassen kann , so ist
doch gewifs, dafs die OsciUaüonsweiujn durch die Resonauz vergrofseit
werden.
2) Die zweite u&d widitigiie Umciie dbr Yeniirkimg i$t, dds
da* Ohr ntnuuehr eine ^el groftere Menge von SdnUMnlen etlielt,
nSmIidk nicht nur von jcHlem einzelnen Punkte der Seite, sondern auch
TOn allen vitoccilUrenden Punkten des RcsonanEbodens. Hierbei ent-
steht die Frage, wie weit sich wobl die Oscillalionen dem Holze mit-
ihcilcn, ob nur in der Nähe der oscillirenden Saite, oder in dem
ganzen Umfang des Resonanzbodens, ßegrciflich können die Oscilla-
lionen nicht in allen Pnnkten von gleicher Starke seyn; am. lAhalleten
sind sie da, wo die osciliirende Saite den St^ drückt; von da aus
müssen sie abnehmen, und wahrsdieinlidi im umgekehrten Veiliiiltnils
mit den Quadraten der Entfernung; doch dürfte wohl die T^go der
Fibern des Holzes eiqe an<]L>re minder regelmäfsige Abnahme der Oscil-
lalionen veranlassen. Auf jeden Fall peschieht die Ahnahme allmäh'g
und sliilli; , so dafs sich gar keine besUmmte Granze der Oscillalionen
angeben inl&i, und sie sich daher unstreitig über den ganzen Resonanz-
boden, so weil er frei ist, vetfarciten. Diese YorstdJung hat keine
SchwierigVeit, so hmge man an emen einzigen T(m denkt. Klingen
•btr mdirere Töne susammen, so ist iwar die Einbädongskrali nidit
mehr im Stande, anschaulich zu machen, wie in demsdben Punkt an
glelclier Zeit mehrere Oscillalionen besteben können, ohne sich zu ver-
wirren. l£s ist aber schon oben (§. 19.) gezfÜH worden, daCs aller-
dings in einem Punkte der Luft vielerlei Oscillalionen zugleich be-
stehen können, ohne sich in der Wirklichkeit und für das Gefühl zu
Terwirren. Was aber dort in Ansehung der Luft gesagt worden, ist
för jeden anderarUgm körperlichen Punkt gültig.
§. 43: Die 'Richtigkeil dieser Theorie der Resonana bestätigt sich
auf eine sehr hefripdigende Art durch die Erscheinungen der Stimm-
gabeln. Cliladni hat in seiner Akustik sehr deutlich die Art ihrer
Oseillaiioiicn nachgewiesen. Wenn die Arme derselben durch einen
Schlag oder auf andere Art in Oscillation gesetzt werden, so iheilt sich
die .Gabel in drei Stücke vermittelst zweier Schwingimgskuolen, die am
über die Grun<i/e/tren der Akustäc.
mtern Ende der Arme , gaax nahe bei der Yerlrindiuig beider liegen.
Die beiclen Arme schwingen zugleich einwärts und su^eidi ftUiwälti*
Das mitliere Stück aber schlägt aufwiiris und abwärts^ jenes, wenn die
Ai'me auswärts, dieses, wenn sie ein^vri^ls schwingen. Di»' Oscillauonen
dieses Miuclslückes sind also in Beziehung auf den GnÜ aU Longilu-
dinalscbwingungen zu beirachten.
&t Dun die Gabel in OMaUation. geietit, and nm fallt dea Griff
lirei s'vriBchen den Fingern« eo füblt man cwar deatlich ihre uitemde
Bewegung, aber der Ton den man hört ist nur tdiivacb* Setzt man
aber den GrifT auf tmesi Resonanzboden, oder auch nur auf ein recht
trockenes Breit, so wird der Ton unerwartet laut. Dafs hierbei die
Oberflaclie des Holzes rings umher oscillire, kann man mit der Hand
fühlen, und wenn der Ton kräftig ist, selbst noch in einer nicht
nnbetrichtlichen Entfernung yon der Gabel. Setzt man zwei Gabeln,
welche Tersdhiedene Töne geben^ zugleich «uf daa Hob, ao föhlt man
ein TenUirktea Ziuem, aber das Ohr nniersdieidet beide Tone dendich,
so dafs offenbar die in demselben Punkt des Hokes Tereinigten Okdl-
lationeu sich dennoch für das Ohr nicht vorwirren.
Man sieht leicht, dafs die Erklärung dieser Erscheinungen gar nicht
Terschieden ist von der, die im vorigen §. in Ansehung des Claviers
gegeben worden. Auch hier Yerhält sich die Dichtigkeit des Stahles
cu der des Hohes uugerähr wie 15:1, und die de* HolsCi cd der-
jenigen der Luft wie 4000 ; 1. Ei mfissen daher die Otcillatioiien,
treidle die Lnft mitielbar durcb das Hols erbSlt» groCser seyn, alt die,
wddhe sie unmittelbar vom Stahle erhält. Ueberdiefs erhalt das Ohr
hier wie dort von allen oscillirenden Punkten des Holzes, so wie von
allen Punkten der Gabel, Schallstralen , statt dafs sie nur die letztem
allein crhiilt, wenn man die Gabel frei hält, deren verhhltnifsraäfsige
Menge aber, wegen des geringen Umfanges der Gabel, viel kleiner ist.
Durdk emoi kleinen Yertadi kanh man die Richtigkeit dieiar
Erhliimng sehr an<chanlieh machen. Wenn man die oadllirende Gabel
nicht wirklich auf daa BjcAm, aufseist, aondem demadben gjieidiMm trar
unendlich nahe bringt, so treffen nur die uhwurts geriditeteu ■ Schläge
de« Grifiea das Hols> Diese« empfängt daher immer nur einen Schlag,
P2
116
P I S C H E Ii
während der Crifl zweie macht. Die Folge ist, dafs mm anlber dem
Ton der Gabel auck noch ihre tiefen Ociaven hört.
Von dem MiLklingen gleichgestimmter Saiten und von der
Aeolsharfe.
' §. 44. Wenn nun swei Sahen genau m den Einllang stimmt «od
die eine allein ansdtlagt, so oscillirt die andere freiwillig mit, doch nur
•chwach. Man schreibt diese Erscheinung einer Resonanz zu. Es isl
«her aus dem Inhalt der vorigen kl:iir, dafs sie mit der Resonanz
gar nicliis i^emein hat, weder in Ansehung der äufsern Bedingungen,
noch in Ansehung der Wirkungen. Die Oscillation geht hier von
Metall in die Luft, und Ton dieser wieder zu dem Metall der zweiten
Saite fiber, und der so erregte Ton ist adir scbwadi.
Wenn die Osdllationen der Luft die xweite Saite trefien, so
irirken ihre Schläge nicht anders auf sie, als jede andere schwache
mechaniiclie Kraft wirken würde. Sie setzen sie in diejenigen Oscilla-
lionen , welcli« die Saite vermöge ihrer Spannung leichter als jede
andere anniuimi. Diese Oscillationen sind also als ursprünglich
erregte, nicht als mitgctheilie zu beiracliien. Und was die Starke
des Tonet betrifil, so sind awar die OsdOationsweiten der Luft grÖiser,
als die der ersten Saite; gelten aber diese OscOlationen aua der Luft in
die sweiie Saius fiber, so bat man, vom jf^s i gesetst wd, ungefiÜir
^ = 4000; slso + J7:3^»400l :2, d.b. die Oscillationswcitcn der
Saite können gegen 2000 mal kleiner sejn, als in der Luft. Bei dem
neuen Uebergang von der zweiten Saite in die Luft vergröfsern sie sich
zwar wieder, können aber dennoch gegen looo mal Heiner bleiben,
als die von der ersten Saite kommenden. Zwar sieht man leicht ein,
daiä die bier gegebenen Zahlenwertfae nicht sicher sind, aber das Sadi*
Terhdtni£i kann kein anderes sejn.
Eben so wenig bat das artige Spid der Aeolsbarfe den geringsten
Ztisamwienbang mit der Resonanz. Der an den Saiten hinstreichende
Luftzug, wirkt atif einzelne Theile derselben, wie jede andere mecha-
nische Kraft, und seut irgend einen aliquoten Theil derselben in. Oscü-
.i^.o uy Google
über die Gntndlehnn der JkustA,
117
laüonen. Das harmonische in diesem Spiel rülirt aber daher, dafs die
entstehenden Töne keine andern als die 6 oder 7 tiefen Töne der har-
muujscben odei' natürlichen Tonleiter sind, also Octave, Quinte, Quarte«
Tertiej Sexte, aucb vohl S^me des Grundtons, auf weldien ,dU«
Suten de» Ltftmmaiu g^siunmt «iitd.
Udler die Verbrdttiog der Oscilktion in andern Ifitteln
als Luft.
§. 45. Wenn Oscillationen auf irgend eine An in einem Mittel
ei-regt -werden ^ welches man, so yrie Luft, in allen Ilichiungen als
Töllig gleichartig betrachten kann, so kann sich der Schall in demi-
MÜben offenlmr aidit aoadert for^iAanxen imd vedNrdtra, «b in der Lalt.
Dieser Fall findet «lier im tireiigsteik Sinne ynAl ma bei Flilaiigkeiien
statt, sie mögen tropfbar oder ausdehnsam seyn. Betrachtet man alsO
den SchaU als von einem einzigen Punkte eines solchen Mittels aus>
gehend, so müssen regelmäfsige Schallwellen entstehen, deren Breite
nur anders seyn v^ird als in der Luft, Aveil die Geschwindigkeit mit
IT elcher sich der Schall fortpflanzt, in jedem Mittel anders ist. Sofern
aber der Schall von vielen Punkten aasgeht, wie, wenn die ObeiAidh«
einer Hüisigiunt durch die Luft in osefllirande Bewegung gesetxt vrird, •
lo werden ndh swmt die Straten auf nnendlidi mannigfaltig Art durdip
Ikreuien» aber demiocli -werden sie eben so wenig ab in der Luft einF
ander stöbren, und man wird nie zu einem Irrthum verleitet werden,
wenn man jeden Schallstral, oder jeden Schallkegel gerade so hetrachtet,
als oh er ganz allein da wäre. d. h. in dem betrachteten Stnil, oder in
dem belracliteleu Kegel wird alles wirklich seyn, was da seyn würde,
wenn v aUeih vorhanden wäre. Alle von andern Bichtungen beiluM»-
menden Bewegungen sind awar in jeden Punkte anch Torbanden» beben
aber die besondeia betrachteten nicbt auf, und können daher hei idor
Betrachtung anfser Acht gelassen werden.'
§. 46. Die Fortpflanzung und Verbreitung der Oscillationen diirch
das Innere fester Körper ist eigenthch der sclnvierirrste Theil der Aku-
stik, und man kann kaiun erwarten, dals es dem menschUchen Fleüse
118
F t S C H S B
je gelingen dürfte, die Gesetze Apv Osrillrt»ioncn für diesen Fall, es sey
auf dem Wege der Beobachuini: (xh i der licchnung, völlig ins Klare
tn hrin«»eTi. Die neuern Enulcckungen über das Cefoge der Kry stalle
haben es sichlbar gemacht, dafs selbst bei solchen Körpern, die unseren
Sinnen Nch ala vSUig stiligp und gldcbartige Muten dersiellen (irie Gletf
Metalle etc.), dennoch im Innern nicht in eilen Riebtmig^ gleiche Span-
nua§ TOrbandeil cey, ^vcIclle5 unstreitig einen grolwD Binflufs auf die
Art haben mufs, wie sich die Oscillationen im Innern verbreiten. Dicae
Dunkelheit in dcv Tlieone dürfte indessen doch kein?' ',ühr nachtheiligen
Folgen für die Anwendungen der Akustik haben. Denn wenn wir etwa
unsere Fenstei-sciiciben ausnehmen, so kommt der Fall selten oder nie
vor, dafs der Schall durch eine ganz gleichartig scheinende Maiee fort*
gepflantt wird. Unaei« nuMTen Wände bcetdien eigen tUdt ene einem
höchat onregdmalsigen Gongbmerat kleiner KSmer Ton Tenduedennr
Gröfse und Gestalt; und eben diese Ünregelmäfsigkeit nähert sich wi»-
der einer nicht hk>fs acheiabam» sondern wirklichen Gletchanigkeit in
allen Richtungen. Denn w^^nn man in Gedanken Linien in den man-
nigfaltigsten Richtungen zielu , - ) wird man schwerlich heliiiii|il(.n kön-
nen, dafs in der einen mehr Spannung sey, als in der auda'n. Doch
nimmt nnstreitig die Spannung von oben nadfc unten m wegen des im-
mer grölser werdenden Druckes der überstehenden Massen; aber eben
so Tttthalt es sich mit der Luft» mit dem Wasser, und überhaupt mit
allen Köipern. Man darf 1 iltcr wohl annehmen, dafs die Gesetae, nach
welchen sich der Schall durch unsere Wände, oder andere gro&e feste
Massen fonpdanzt, nichl wesentlich von denen \erschieden seyn könne,
naoli welchen er sich durch ganz gleicliarii^c Miiiel verbreitet. Der
llauptunterscbied mochte niur darin liegen, dals die Kraft der Oscilla-
tionen aaeh einem höheren Yorbiltnils mit der Eatfomiuig von der
von wo die OsdUationen ausgehen, abnimmt, ab in der Lnft,
weQ der Dorchgang durch eine Mienge nn|^aidiariiger Körner, und die
swischen Ihnen vorhandenen Fori, wohl nicht anders, als schwächend
wirken kann. Der Durchgang durch Holz möchte vielleiclit eine beson-
tlere Aufmerksamkeit der BeobacTiter vcixlienen. weil hier in Terschio-
denen Richtungen die Spannung ollenbar sehr verschieden ist.
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üier 'dit GrundkikMn. i/st JhuUk,
119
47. Dafs übrigens, auch abgesehen Ton dieser Dunkellieit, der
Schall bei dem Durchgang dui'ch jeden festen Kürper sehr geschwächt
werden müsse, ergiebt rieh deatltdi, atis der vorgetragenen Theorie.
Wenn in dnan Zkmar «iie Osedktioiien der Lnfi in dne Wand, «Iio
tm einer aebiv dünnen in eine viel diditere Meterie ü]Mt||e1ien, «o mui-
ten sidi die Oscillaüons weilen schon auf der Oberflidke 6ehr verkleinem.
Pflanzen sie sich danti im Tnoern der Wand fort, so werden sie sich
noch fttlirker. bei dem Fortgang in der Luft verkleinern. Theilen
sie sich eudiicL auf der anderen Seite %vieder der Lufi mii , so werden
twar die OsciUaiionsweiten wieder etwas gröfser, aber doch lange nicht
so stark, als wenn sie durch blofse Luft bis dahin gelangt wären. Dafs
fihrigene der Sdiall destoweniger gesdiwächt vverde, je dünner der Kdv«
per ist, dnrdi vfddien er dringt» iiedarf kdner Erwähnung, Uebrigew
folgt noch aus unserer Theorie» defe jeder K6rper ohne alle Aiunabme
dem Schalle durchdringlich ist.
§. 48. Wir haben oben (§.21. f.) gezeigt, dafs die Scliallsiralen
von der ObcrHärhe eines Körpers, nicht wie das Licht von einem Spie-
gel sondern wie von einer unpolirten Oberfläche, zurückgeworfen wer-
den. Erfahrung «nd Gründe Terstatten keine andere YortteUung. Demi
die Ertdieinungen dee Wiederhalies und des Echo lassen rieh auf kdne
andere Art eriJai<ai, und die Unebenhdten einer Wand -verstalten den so
feinen Theilen der Lnft in keinem Fall eine so regelmafsige Reflexion^
als den Lichisiralen wenn sie auf eine Spiegelfläche fallen. Eben so
kann man. meines Erachtens, durrliaus nicht annehmen, dafs bei dem
Durchgang des Schalles durch feste Körper eine sohhe llefractiou statt
ünde, als das Licht befolgt, wenn es durch die poUrie Oberfläche eines
dmdirichtigen Körpers hindnrdigehet. So vrie wir indessen oben als
vrabrsdidnlich gezeigt haben, dab dn Sdiallstral von einer mSls^;
dienen Fläche nach der entgegengesetstcn Sdie stirier als in andeni
Uditnngen reflcctirt werde» eben so möchte ich es nicht ffir unmöglich
halten, dafs eine Annäherung an die Refractions-Geseize, auch bei dem
Durchgang des Schalles durch feste Körper statt finde; und eine ganz
regelmäfsige Refraction dürfte man schwerlich in ii'geud einem Fall, es
müfste denn etwa im Wasser seyn, erwarten.
120
FitGBBA üierdk Gnmdkhmi der Jhutäk,
Schlafs.
§.49. £s scheint mir, daiä die Amichi von den Grandlehren
deir Akustik, die idi in dicaer Abhandlung entwuUU hake« lu richtige-,
ren, bestlmmierien nnd deodicberan Ei^kKitmgen der meisten Bndiei-
luhre, nnd dab tie da, wo «ich tmmtmM^th» Schwierigkeit
t Ii finden, wenigstens sehr hestinunt die Punkie andeute, aiif deren
fernere Erledigung es eigentlich ankommen dürfte. Glücklichere Ana-
lytiker, denen nicht zerrissene Slunden, sondern zusammenhangende und
ungestörte iMulse /.u Gebote steht, mögen nun Tcrsuclien, ob die ans
den akustischen Erscheinuitgeu selbst abgeleiteten Geseuu, durch Rech-
nung gereditferttgt oder widerlegt werden können ; nnd oh es fibeHun^
mdgüch sej, die noch Torhandeoen Lfidun auf dem Wege der Theorie
ansBufäflen.
1 •■
, f : •.
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I
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■ ' Uebcr
. . den Wasserkopf vor der ^Geburt,
allgemeinen Bemerkungen über Misgebnrten.
r ■
Von
a*- K. A. KÜDOLPHI.
[Gekm in J«r A&adtnie der WiiwMduiflen «m 1. April 1824.]
T^cr tmiere Wasserkopf ist eine der hiuiigsien Krankheiten, welcbe
den Euibn'o trifft, und die nach (lei- verschiedenen Penodie* m der lie
beginnt, sich in ganz andern Gesialten zeigt.
Das eine Mal l>eginnt der innere Wasserkopt' mii der Kopibii-
dung des Embryos, wenigstens irüher als udi am Oberschedel Ver-^
knfichcrungspunkte finden. bedlsen einen ioichen Bnibryo auf
den Anatomiielien Hnaenm, von dem idi liier eine AbbÜdung ipims
sulegm die Ehre habe, und der seiner Gi-öfse nach etwa zwei Moiatte
alt zu seyu scheint ('). Bei diesem ist die Wassirblase über die ganze
Ba?!s <U.'8 Schedcb gleichförmig erhaben nxv\ f.o ditrrhsichtig , dafs man
bestimmt sagen k»nii. dafs in den obern SchedeldecLiui keint' VerknJichfv
rangspunkte enüiaiicn sind. Einen ähnlichen Embryo besitzt das Ana-
tombdie Moseom in Bredan, wie mir Ottoy der DireCtor deeselbai-/
gesagt hat.' leb' sellMk liebe Itdam aoldien Fall weiter geadm, weift
aBcb vett keiner Abbildung davon. Et.iit «inoh leidift begraiflidb»' dafa
nur- ein idiener SSnfiJl ein fiy daibieten kinim, in 'dem die ahrte Blase
Ii . r ' • • '■' m ' .i [ i;.^. 'i- ■ .ti" '
li J.: I .. 1 ' 1 I!' ■ , I.» ( i ;'•-:* - ' n ' '
, (') Walter {Mu^um aiuu, 115. /i.790.) ncunt das F.y McItt.W'octteii alt, allein
<*r liat alle kleinen Foclu? ^fnirr' S iTumlung ni jung an{^''g('l)cn ; namcnllidi glll «lief« ron
nitM) -^li^elcClinidcr 'EnitM>y«n«;a, woron maDChe Vieles au jung anfgeiübrt siad.
Phjs. Klaue 1834. Q
122
RuD0L»1tI
ganz erhalten ist. DagP£»en Itommen oft altere Embryonen vor, in de-
nen die Kopfblase zenisscn ist, und zwar in do|)pflter Art. Em^veder
es siod Embryonen von drei bis vier oder fünf Monaten , . yro die Lap-
pen der geplatzten Blase nocli deutliclt am Kopfe hangen, dergleichen
ich hier einen Fall ijy einer Ahhildung (Fig.2.) yoi-zeige, wovon wir abw
noch mdirere hesitaen': 'öAet -wir finden nur iheilweiae eft^a» Ton den
Lappen der Blase, und der Scbedelgrund liegt offen vor; dief« ist bei
älteren Focius der Fall, die Läufig genug zu vollen Tagen ausgetragen
-werden, selbst zuweilen lebend auf die Welt kommen» und eine kurze
Zeil ilir küniinciliches Daseyn for^sebeii.
Diese ist unter allea angebobiacu Misbüdungen des Kopfes die
häufigste, uaA iolclie Kinder nannte man dunaU mit ünredii jie^tkaäj
oder Aeei^ali spurfi, in neaeror 'Zdt Aneuc^^h', oder ffemie^pkali,
deuttch Kauen köpfe.
Die andere Art des ^VaMerkoj^a entsteht erst nacTi dem Beginnt
der Knochenbildung, so dafs man daher keinen Knochen vermifst. In-
dem «ber das Wasser die Gehimliolen immer stärker ausdehnt , so diifs
sich die Wände derselben immer melir verdünnen, nimmt die Grolse
des Kopfes bedeutend zu, fo dais Scliedelknochen iu der gevtübnlichen
GfiSfse und Menge demdben nidit umfiusen konnten. Daher beben^
SMn tbeil* loinaelne Knoidion räann grotseren Umlaag, «bsiU aber UUet
aiolt in d«k ZwiMhenriianien denelben eine oft adir gprofiM Menge eig^
PIK Knoch«nstudie. • T • '
Von dieser Art ist mir im vorigen Jahre ein sehr sellener Fall
vorgekommen. Die Frau eines Kutschers hieselbsl gebabr nauiUcb den
28t Mai ein Kind mit aincm Wasserkopfe, das bis zum 2ü. Juni lebte.
Am folgenden Tage erhielt ich es, nachdem ich dasselbe schon wäh-
nndiilQiiifi Leben« heobachteKt hatten : -
' ■ DerKf^f Juitt« eine aehi^ jMisgeaeidinelfe GeMälty wie- Fig«3. uA^
Die Stirn steigt sehr gerade lu einer beträchtlichen Höhe , und von
der Soheiiel senkt sicli wieder i die hintere Sohedel wand •jäh und sehe
tief hinab, so dafs der Scbedel hinten tmd nacb tmten am stärksten
ausgedehnt ist. Nach Wegnahme der Schedeldecken sieht man auch
eine eigc'mbiimhche Knochenbildung (Fig., 4. p. 6.). Die ^urii^i^^e sind
aufteTOtuWtiLlicU grc(fs» und fast seukrächt, ^uXäiAifieod«^ Sch«j|irf»
. by G
über den fVasscrkopJ vor der Geburt,
133
beuM find Ton einer auyserordeBtUohen Ausdehnung, sugtetch 9hitt Im!
der gnnzen Länge nach nntpr sich verwachsen, Etwas, wovon ich we-
der in der INialur noch bei ugcud einem SchriflsteHer etwas ähnhches
gefunden habe. Die Tordere Fontanelle ist sehr grofs, allein am stärk"
ftten sind die Scheitelbeine von den SchUfbeinen, und besonders voik
-dem Hinierfaauptsbeiii'eiilfemt; «o daf» hier euch ein« Menge, tum
Theil nicht imbetiüditlidber Knochenslfii^e eingpaprengt ist.
Der danksagte Schedel ward unter Wasser geöfl^t^ so fhls das
Odiini nicht zusammenfiel, nnd es gelang mir auf diese Art, das ganze
Gehirn unverletzt zu erhallen , und so ist es ancli noch auf dem Ana-
tomischen Museum, und zwar als das erste Präparat der Art. Ich liabe
den Vortheil des Präparirens unter Wasser vorzüglich bei den Augen
kennen gelernt; auf andtt« Weise ist es auch gar nicht möglich, das
Gdiira sa eriiallen, nnd detw^en iet in keinem andern Museum hif
jettt etwas Aebnliches vorhanden; doch hatte man auch ehemals an sehr
«em Augenmerk auf den Schedd bei solchen Wasserköpfen gerichtet,
und Call hat das Verdienst, gegen den ällcren Walter bewiesen zu ha-
ben, dafs die gi-ofsen, sämtlich nur innere, niemals äufsere Wasserköpfe
sind. Gall hat auch in seinem grofsen Werke (Taf. 25.) das geÖflnete
Gehirn einer Person abgebildet , welche mit einem sehr grofsen iunem
Wasserköpfe (vier Pfand Wasser enthaltend) füofundfimfüg Jahne alt
geworden war«
Die sdiSne Zeichnung (Fig. 7.), welche ich hier von der Basis
des Gehirns darlege, und welche ich D'Altons Meisterhand verdanke»
entspricht ganz der beschriebenen Schedelbildung. Man findet näm-
lich , dafs das Wasser sich nach unten nnd hinten Platz gemacht hat ,
so dafs da'selb^t nur die Hiriiliatire , kein (lo^iis n, zu sehen sind, und
dieses wie äciiari ahj^cschniiten neben den iiauien durchscheint. Auf*
fallend ist dahei* auch die ungeheure Entfernung des kleinen Gditr*
Des Tom hintern Raside des grofsen. Von der ohetn Gehirafliche hahe
ich keine Zeichnung beeorgt, weil das Gehirn hier ^nz natürlich be-
sdiaffen erscheint.
Ich habe vier bis fünf grofse innere Wasserköpfe frisrh geöffnet,
in denen aber stets die Verdiinnung des (lehiins üben \yar, so dafs es
hier wie ein Hauch über dem Wassel- unter den Gehirnhäuten lag.
Q2
134
H V V o t .M .J
Die Gehirnholen waren also nach ohen ausgedehnt, siatt dafs sie hier
nach unten (beson<leT-s im himeren Horn) erweitert waren. Einmal habe
ich, bei einem etwas über dreifsig Jahre allen Manne, der von Jugend
auf etwas stumpfsinnig war, einen innern und äuisern Wasserkopf eu-
glddi gefunden» und des nuülwürdige Präpam iit ebenfalls euf dem
Anau^Dusdien Huieum. Zilreiniel h«be idi den infteren Wueerkopf al-
lein, allein, beide Male Mihr ttnbedentend gefanden.
Aufser den bisher genannten beiden Arten des inneren Wasser-
kopfs, wo das ^^'^asse^ eine gröfserc, oder allgemeine Ausdehnung bil-
det, kommen nun auch partielle innere WaaserLöpfe und zwar von
zweierlei Aii vor.
Bei der einen ist der Scbedel übrigens natürlich gebildet; nur an
einer Stelle s. B.' am Hinterhaupt ragt ein Waacenack benror, und luer
Heidt ein Stück dea Knochena, ao dafa jener Sa«^ aua der Lüek« ]iep>
vorhängt. Wahrscheinlich hat hier eine geringere Wasseransammlung
früh auf eine Stelle hingewirkt, dafs nur hier der Knochen sich nicbt
bat ausbilden können, wührend nlles Uebrige gehörig entwickelt ist.
Bei der nndem Art ist lier Kopf nach Art der Katzenköpfe stark
niedergedrückt, allein es fehlt die obere Schedeldecke nicht, sondern
nur an einer Stelle ist eine Lücke, aus welcher der Sack bervorhangt.
Dieae Art ist sehr merkwürdig, und je nadi dem Ort, vro die LfidLe jatr
▼encbieden; doch ist es sehr toberflusstg, aua jedem Terachiedenen One
den Grund au einer eigenen Species hernehmen, tuid diese mit einem
eit^encn Nnmm belegen an iroUen, we Geoffroy in dem ^eidi au
nennenden Wei'ke ihut.
Der Wasserkopf der ersten Art, aus dem die UalbkÖpfe entstehen,
ist als solcher hiufig bestritten; doch {^anfae idi, dafa es 'weniger oft
geschehen seyn viirde, wenn die Scbrifisteller soldie Präparate, wie
Fig. f. und 3., zur Hand gebäht hätten. Dann hier labt sich auf daa
Deutlichste die Zerreifsung der Blase nachweisen, welche Manche ^< leug-
net haben, indem sie glaubten, dafs der Foetus eine solche Zerreifsung
nicht überleben würde. Dapei^en hat aber Meckel f im pr<iier\ Stück
des ersten Bandes seines Archivs j sclion sehr gute Gründe beigebracht,
und der Augenschein beweiset es dort.
über dm fFiasserko/tf -vor der Geburt.
125
Zu denen, welche in dieser Misbildung teinen Wasserkopf als Grund-
ursache ansehen wollen, hat sich neuerdings G eof f r o y-8t- H i la ire
(^Phi/osop/ue anatomufue des Monslruosites hwnaines, Paris lö22. S. )
gesellt, und da er einige eigenthümliche Behauptungen darüber vor-
bringt, fo "will ich diete m der Kurae durdigehen, denn sonst j«t die
-Saclie durah Hall er, Sandifort, Walter^ Meck«l und Otto sehon
hinreichend aiueniandei^ieMtxt, und die benannten Pnipanite geben den
Amsdilag.
G eof fr Oy trifft der Vorwurf, dafs er erstltcl» fast gar keine No-
tiz von seinen Gegnern genommen, und zwciiens zw wenige Falle heoh-
achiet hat^ denn sun&i wüinie er hier unmöglich die gröfste Glcichföi*-
migkeit behaupten, wo sie nicht ist. Erstlidi sind die Köpfe der Em-
brjonen, an irddien die Wanerblaae serrifisen ist, sehr verschieden f
bald ist mehr nadi vome, bald mehr nach hinten, oder in der Hille
die 2^rreirsung geschehen; von den Knochen, z. H. dem Hinterhanp'tft-
bein, ist bald mehr, bald wenipjer vorhanden ; bald ist das Gesicht nnver-
ändert , bald hingegen hat auch die Zerstörung dahin eingewirkt, wenn
nämlich auch das Wasser nach unten hindrängte, wie denn die aller-
mehrsien Verunstaltungen des Kopfs von abnormer Wasseransammlung
herrühren. Wa« aber £e HanpUache i$l, und worauf cdion Wi^lter
und Me eitel aufnierk$ani ganacht haben, bald bt fiel, bald woiig vom
Gdiim vorhanden; bald ist das RäckenmarL da, bald fehlt es.
Der Druck des Wassers hat auch keineswegs immer in dem Maaiae
Statt, dafs die Zahl der Halswirbel bis auf drei, vier oder fünf verrin-
gert ist, wovon besonders Otto in seinen beiden Dissertationen über
Misgeburien melirere Falle eiiidili. TTnun- fünf äkeleiten von Halhköpfen
auf dem Anatomischen Musetun fehlt nur bei einem ein Paar der Hals-
■wirbd, die übrigen haben die volbtindige Zahl, ünttr den nidit ske-
leiiinen Katsenküpfen des Musennis kann man auch leicht an der Küne
oder Lange des Halses auf die verschiedene Beschaflfenheit schliefsen;
denn bei einigen ist der Kopf zwischen die Schultern niedeigedrückt,
bei andern hingegen hat der Hals die gewöhnliche Länge.
Eine Hemmungsbildung mit Meckel und Opofiroy in diesem
oder in jedem Wasserkopf zu sehen, scheint mir nahl richtig. So lange
der Kopf des i.mbr^'o normal heschutieu ist, kann keine widernatürliche
136
Rfri>oti»iii
'W'ö'^seranhaufung Stau linden; mit der vermehrten Wasserbildung ist
die Kraiikbeii zugleich gegeben, rühre sie auch Ton noch so verschie-
denen Uwachen her. '
leb beswafflle jedodi, bier je eine «imlcre UmdiSy «k em
entsändlijober Ziuitnd vorbanden ist» odor wenigMens eine ibm nebe tn^
lende Congestion des Bluts, bestehe diese in Zurückhaltung oder in An-
driuign& des Bluts. Eine Menge AbwUM, besonders der späteren Zeil^
rühren cmvifs davon her, und bei einer unihäiigen Lebensart und zu
reichUcheii Nahrung der Mutter kommt das sehr leicht. Ich habe bei
einem nur wenig zu früJi gekommenen Kinde, dtuxJiaus alle XheUe des
BLöcpers, selbM den Utems nicht ausgenommen, mit Blnt fiberfdllt und
-irie injicirt geMhoi; ich hebe öfter« den Kop£ colcber Kinder, wie bei
Erwaebsenen beacbafikn gesehen , die em blutigen Scfalagflnft geiuurben
sind ; bei eineni «edienionatticben Foeitis waren die Plexus choroidei Aet
Seitenhölen tog^ zwei dicke mit Blut erfüllte Säcke. Bei allen inneren
Wassel 1k <i pfen , sie mocJitcn lebend oder lodt auf die Welt gekommen
sein , luiid jck ciiien btai Len Niederschlag auf der Basis der Hirjihntt a,
gi*ade wie man e» Lei später entstandenen acuten Wasserköpfen uumlii,
deren Entitebung man leit Formey nii Redit «ner Entladung zu-
•dbrdbt; oder wie man ee in der Enuändung der aufaeren £^cbe des
Herzens , oder der inneren der Baachwinde (die man fiilachlicb Penuu^
däis imd Peritonitis nennt) tlberall findet.
Gall's Ilypüihese, dafs bei dem inneren Wassei'kopf sich das
Gehau riitl iiiei. verdient wohl keine neue Widerlegung , obgleich sie
Geollruy auf das iSeue, jedoch ohne neue Gründe, veriheidigt.
Geoffroy's Erklärungsweise der Katzenköpfe ist wohl die aller»
uttwabracbcinb'ebsie. Br gUubt nlmlicb, d«(a tridemaUIrliebe Teabin-
dnngan des Mutterbncbens aui dem Kopf des Kindes daran Schuld sind.
Allei n wenn bei dem von ihm beobachteten Falle eine solche widcma'-
türliche Verbindung Statt fand , so war diefs eher dne Folge als eine
Ursache jenes Zusuvndes. Auf dem v^nalomiscben Mnseum ist ein Pi-a-
parat, das ich, wie so vieles Andere Jleim's Giiie verdanke, WO die
Placenta ihren gewöhnheben , nur sehr langen , JNahelsti-aog hat, über-
diefs aber sie auch mit dem Kopfe des tmgefahr fünfmonathchen Foetu»
an einer Stelle verwacbsen ist; hier ist aber kein Kaiaenkopf. Dagegen
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iiier den iV asserkopf vor der Geburt.
haben alle untere Fälle von diesen Leine solche Verbindang ^zeigt, und
der kleine 'fiaibryo ipit Wasaerkopf (Fig.i.) ait iröllig fmeai
Kopfe.
Niehls ist bauüger als der VV'asserLopf, niciiis seltener als jene Vei^
Inndllilgen ; whrd «odi bei dm fidbifuteUern wenige Fella dftton
6ndMi; und «ufser jenem oben erwebnten ist nur ein Ton Walter
(Anet. Mua. p.l29. n.3016.) beichriebenet PiKpent Torbanden, yto die
Nabelschnur mit dem einen Arme Terwachsen ist, obgleidi der FUl andl
BOT kaum faieber gebort. Devanf ist also gewiCi nicbt sn reduicn.
Zum Sclilu/^e sejen mir noch ein Paar Bemerkiingcn erlaubt.
■ Erstens sind gewila sebr viele Misgebnndi der Sdiriftstdler nur
als knnko oder dnrcb Krankheit veribidene Enbrjoiieii an betraditen.
Dabin gehiHren alle Wasserköpfe, nnd svrar eben eo gut» yne man Rin-
der mit Wasser im Herzbeutel, im Bau(]ic oder in den Nieren als krank«
Kinder beiracliiet ; bei den letzteren habe ich auch graderu einen Nie-
derschlag der Ljmphe bemerkt, wie bei den obenerwähnten £ntzün-
dungen.
Eben so sind die Kinder, deren Extremitäten gegen den Kopf
•o sdir «arückgeblidien sind« und deren ich mehrere antersncbt habe,
nor eis solcbe su betrM^ilen, bei denen die KnodienbiUnng fdilerhalk
ist, ungefähr wie bei der englischen Krankheit, -wohin sie auch schon
J. H. Klein in einer (1763. 4.) zu Strafsburg erschienenen Diss. de
Bhachitide congenita bmchie. Ver^. Maur. Rombarg Diss, de BJutehi'
tide congenita. Berlin 1S17. 4.
Niehl \s'enige Misbildtingen rühren femer Ton dem kranken Ner-
vensjstem her. Dahin rechne ich namentlidi alle Verdrehungen der
Oiiedmalsettt Khimpbande nnd RlnnpfOfse. In der grftblen Mebnabl
finde ieb sie nnr bei lUilevbaft geUUeiem Kopfe, ivo das Gehirn he*
triditlich gelitten hat; sie finden sich nucli daher sdion bei sehr }nngBn.
Embiryronen, wovon mehrere Beispiele at»f unserm Museum Torkommen.
An mr-chanische t'rsadien ist hei diesen am allerwenigsten, doch auch
Sünst nirj;ends bei dieser MishiUtuiij, zu di iiki n Nicht 7,n v(^r£je*8en aber
ist es, dalü ein Nenrenleid<m Statt liniieu kann, uiine «Uü sichtbare KsaallF
128
hsitmutände des Geliiins gefunden werden. Wie ofi leiden Schwan?^
gere von den Iiefiigen (gewifs krampfliafien) Bewegungen ihrer Früchte,
und zu recbier Zeit bringen sie wolilgesialteie Kinder zur Welt; so löu-
nen auch übrigens guigebilJete Kinder nur in den verzogenen i uisen
oder Händen einen Beweis ihres ehemaligen knnUiafien Zustandes
darbieten.
Die Fettanbäufiuifen, die CcsdkwtÜste aller Art amd einer Itimiltp
haften Reprodoction zuzuschreiben, luid auch s!c gehören in den Krank*
heitsfidlen» nicht an den Misgeburien. Das Fehlen einielner Theile
s. B. einer Extremität, oder aller, gehört auch wohl dahin.
Nur das sind \vohl eigrnllich Misgeburten , deren Entstehung in
einer gewissen Breite des Bildungsacts »einen Grund hat, und wo da-
durch etifm sehr Abweidiendea cnlatieht, da» tSU Monstrom «nffalli.
Wenn swei oder mehrere Keime aich jeder für aich entwickeln^
so' finden "wir natürüdi in jedem Kinde die Aqj^l vrieder; wenn xwei
oder drei aioh «o im Bildungsact diirdidringen, dafa sie einen größeren
oder geringeren Zusammenhang haben, so nennen wir es ein Monsunun,
und wenn auch alles übrigens gerundet und in der Wohlgestalt gesun-
der Kinder erscheint.
VV ena das Herz etwas mehr nach rechts liegt^ als gewöhnlich, SO
nennen wir es nocb nicht mönatroa» aelhst ianm» wenn das Hera alkin
aidi surk nach rechts gewendet bitte; waren abtrr. dabei die GefiUse
aus den eutgegengeaetsten Hdlen deaselbea «itaprangen ^ 1^80 die Ldber
links, der Alagen und die Milz rechts, so ist es eine monrtrösc Lage,
obgleich dabei alle Theile normal gebildet seyn, und Hensdienf hei de»
nen es vorkommt, ein hohes Alter erreichen können.
Je mehr wir die Anzahl der Misgeburten mit Grund verringern
können, um desto mehr ist unsei-e Einsicht in die Krankheiten des ¥00*
tna erweitert», und ich bi^, dafs die jetit Ton'a» vielen Solen mit d^
grdlsien Gründlichkeit geführt« Uiftersachung der Misgebnirtett -dabin
führen wird.
Zweitens aber scheint mir daher keine andere Eintheilung der
Blisgeburlen zulässig, als eine beschreibende. Die EintlieÜung nmrh den
Uiisaehen der Mi^^eburicn , so oft sie auch versucht ist,! iiaite ich. iur
^nzlich unlu-duciiiutar.: Wer wiU sagen, ob igrölsere oderr gerii^ere
.1^.0 uy Google
über den fFduah^ vor der Geburt. 129
Energie im Zeugungsact ein in einander Greifen der Keime veranlafst;
welche Ui.saclic lafsi sich aucli nur entfernl deokcB« WUrum die Biligfr*
weide iu. dieser oder jener l-^gc vot LouKucn?
Wüfstcn wir das, so wüfsien wir Alles iu der physischen Welt.
Seit acht .Jahren habe, ich mich daher- einer blofa auf die Bildimg
der! Misgeborten aelhtt besidhaiilftn Emtheilnng in meinen Vorlornngai
bedient.
Ich theile die. fiüagebarten endich in zwei grofse KhMMm'dn.» je
nachdem sie nämlich entweder einfach oder mehrfach sind.
Die aus einem Körper bestehenden oder einfachen Mis-
geburten sind es entweder
ff) der Form,
der Lage nach, oder
£) nach beiden.
Jene der Form nach monströsen Foetus haben entweder a) eine
Bildung, die eine frühere Periode t>ezeichnet, oder b) eine nicht darauf
zurückzuhringcnde. Die Unierabiheilungen machen sich nach den mon-
strösen Organen. Man könnte auch noch füglich eine eigene Abihei-
lung der ersten Ordnung aus den Alisgeburten machen, die nur aus
enen Theil bestehen» a. K. aus einem bloben Kopf u. s. i?.
Die mehrfachen Miiigeburten sind atts svei oder drei orgjonisch
Yeribnndenen Körpern gebildet.
Diese bestehen wiederum entweder ans gleidi oder ans ungleich
entwicL eilen Körpern.
Die gleich enuvlctelten Körper haben sich entweder nur in ein-
zelnen Theilen verbunden, wo man sie nach diesen aufzahlt, oder die
Körper haben sich so durchdrungen, oder sind so zusammen gesdimolp
len, dafs aum Beispiel die beiderlei RopfLnoehen so veiiiunden sind,
dafs 'vome und hinten an dem grofsen Kopfe ein Gesiebt, oder voine
und hinten ein Hinterkopf vorbanden ist ; dafs beide Stämme nur eine
Brust-, eine Bauchhöie ausmachen, wonach wieder ahgetheilt wird.
Dif' MugUricIi eniwirkcUen sind entweder so beschaffen, dafs der
groüerc den kleinen umfafsl, Foetiis in Fot tu , und der kleinere kann
»n verschiedenen Stellen liegen, wonach am besten die Unlerablbeilung
geschieht; oder ein mehr oder weniger entwickelter Körper, oder ein
Phj», Klast« 1824. R
130
Rddolphi iiber den Wasserkopf vor der Geburt.
Theil, ist an den andern angehängt, und xytsr wieder auf sehr verschie-
dene Art, — Auf die Misbildungeu nach Form nnd Lage kann bei den
mehrfachen Mi'igeburten noch besondere Rücksicht genommen werden.
Diese Eiuüicilungsweise bietet den Vorlbeil dar, da£s man alle in
Honographieu oder w^bni Sdirificn biahcr 'Tendehaem Bf la^dMirleii
Idelit uateilirngeB, md joden iForkomnendea Fall damit eben so Uagikt
weae^adum kann; «twas da« bei der bitherigen Behandlung anmogfinh
vrar. Eine gute Uebexiidit aller Miagntautqa «Abte idi n£ beiae an-
dere Art an geben.
y Google
TAB t
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TAB. HL
1 Google
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•JA Ii VI.
Anatomische Bemerkungen
H" K. A. RÜDOLPHI.
[GckMB in dar Utadeaiie der WiMCMciuAn «n 21.OGl0lNr 1824.]
I.
Ueber den Orang-Utang, und Beweis, dafs derselbe ein
junger Pongo sei.
lilettua (*) b»( der NktorgeMbiolu« «ineo Mthr Mtemmftßduuk Diemt
gieleistet, wie er die Meinung anfstellte, dnh der kleine (oder eigentlich
gewöhnlich allein so heifsende) Orang-Utang niii dem grofsen, oder
Wurmb's Pongo (^) Ein Thier sei, während man ^le sonst in ganz yer-
•chiedenc Abiheiliinc;en der AfTen hraehte, wie auch noch TOn Cuvier
in seinem Hegne anunai dtslnbue d'apivs son oiganisaUon (^Paris 1817. 8.)
geschebm ist, indeni er die Orangs (S. 102.) und die Pongos (S. III.)
'«reit svseinander stdlie. Späterbin Iwt er jedoch auch die Yennidiung
aufgestellt, deft der Poogp ein erwechaener Onnf-Utang »ei, me leiii
Bnxdor (P. Cntier Du Di^ts de* Mammifint l, Uvr, Paris 1521. 8. p, 10.)
aü^dic*
(') Malurhistoriiche Früchte der unler Krusenstern Tollbradiien F.nlumaegl«!!!^
St. l'pu«rsLurg 1813. 4. S. 109-13^1. Hf-nicrliiogi>n über <!pn .\(^r\r< m\<-T Ornng-Outang
Ton BoruL-o, Siniia Salyrus L. mit zwei kIiömu Ku^feiuicin, lub. 94. u. 95. des
KrutensternKben AiU«.
(•) Besthtyving van dr ^moff BorMoosche Orang- Oulang of tttt Oost- Indische
PoHg9, door F. ßaron van H'urnib. In yerhandtUngtn van hei Bataviaatch Genot-
ttkapdtr Kumen en ffetam^u^ciu IWm«!» iW. BatBrdam «n Amttmbm 1784. 8.
^.S4S-SI»1.
R2
133
!>■• Thier, weichet Tilestns inMacao in China lebendig ku unter-
suchen Gelegenheit haue, war weiblichen Gesciileclits, ungefähr 30 Zoll
lang, mit l;in^en Armen versehen, so dafs diese von der Achselgiuhe bis
zur äursei sum Fingerspitze 27 bis 28 mafsen , walii end die Enifei iunig
von dem Schenkel bis zur FlU&sohle nur. 14. bis Zoll beu-ug. Das
Huer war tehr jung, jedoch schon von TerfaäUnifunfifsig grofaer Starke,
und hatte die Nägel an allen vier Daumen, die P. Camper den grofsen
2«ehett de» Orang- Utangs, nach den ihm davon au Gesicht gdLommenen
Exemplaren^ gänzlich absprechen wollte.
Der grofse männliche Oi*ang- ülang, welchen der Baron v. Wurmb
untersuchte, und welclici- nndi an allen vier Dnmiien kleine IVä^cl halle,
war 3 Fufs lO-*^ Zoll ÜliKinl. laiiy, und die I.äni;e der Anne hL-tnig
3 Fufs ^ Zuil. Li- spricht zwar von breiten Schneidezalmcn und grufseu
Eckxahnen de« Thiers, jedodi ohne deren Maafse anzugeben, und ohne
Frage war daaselhe auch noch nichl völlig ausgewachsen, oder wenig-
stens kein grofses Exemplar, obg^ch Wurmb angiebt, dafs dieser
Orang-Utang wegen seiner Stärke schwer zti erhallen sey, und dafs
sich auch Jioso«; Thier mit starken ah£;ebrochenen Baumzweigen so
heftig zur Webr geseul halte, dafs es unmöglich war, dasselbe lebend
zu fangen.
Die nach Europa lebend gekommenen Orang-Utangs waren, bis
•nf eine gleich au nennende Ausnahme, Uein und echwacblrch und
starben bald. Nur das von Abel (*) mitgebradite Thier nämlich hat
sich länger erhalten; doch weifii ich nicht, oh es notih lebt; alleia
Lawreace(^), der es hinger beobachtete, giebt xugjteidi an, dafs es
sich immer mein- dem Poni^o in der Bildung zu nShern anfange.
W enn man die genaue Beschreibung des Oranij- Ltangs bei dem
trefllichea Peier Cnnipt;r(^) durchgeht, so siebt uiau auf den ersten
(') l-iarke ABei sVarralive ^ a Journey in Ihe inlerior t^f China. Land- 1818.
i. p.iiQ.u.p. 365., mit eino' inum. AUMklung des O. 0.
(*) \y. l.aM'rcnce Lrclures on Physiohf^, Zoolosy anfi t^'' Natural Ntstory nf
Man. Umii, 1819. 8. p, 131. Cr «agi auch, «lala <:urier in einer (nicht gedruckten)
AUHndking die Idintittt düs 0»»ng*UtBiig and Hon||a varanitlie.
C) iNottir^'>s<:'ln(l.ic des OnDg.-Ulaii§ «und eiaiger tadem AibiuvMi. PimldSrtf
1791. 4. §. 186. u. 188.
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133
Blick, welch* ein junges Thier er l>eschreibt, und er spriclit »uch selbst
davon, indem er der f^etheilten Bcckenknoclien und der noch knorpe-
ligen Sesambeinchen erwälint. Ware er darauf gefallen, die vordere
W>od der Kiefctr wegtunehmen, so n'itt Irrilich die Sache gleich «nt«
•diiedcB gtweseii«
Uir cdii»ii Til«siiis HjpblliMe höchst anndinilich^ ireil ich jnn^
und alle Mandril« (Simia Maimon) zu vergleichen Gelegenheit balle, und
den Schedel der jungen Tliiere durchaus nicht Paviana-artig fand, wie
ich auch in meiner Pliysinl uj^i (T. I. S. 23.) bemerkte.
Um 7.nr Tolligen Ge\sii^licit £U gelanj^en, iiefs icli bei dem junf^en
]>Iandrii-Scbedel auf der einen Seile die Keime der bleibenden Zahne
hiofs legen, und d*Altoir haf dcsadben in «Binen Skeblten der Vi«s
händer {Taf. VIII. Fig. d.) auf das Genaueate abgehildet.
ISach der Zeit bekam unser Museum dm Schedel einet Oran^
Utangn ans der Sammlung des für die Wissenscbafien viel zu früh
beimgegangenen Albers in Bremen, und d'Altun hat ihn auf dersel-
ben Tafel Fig. b. , so wie den Schedel des grofsen Oiwag-Utangs oder
Fongo des Pariser ^Museums unter Fig. u. d;iii^esteUl.
Zuerst, vvie es gewöhnlich gebt, war ich 6chon sehr erfreut, ihn -
nur ättfserlich hetrachien zu können, und ich hidt die nicht dicht an*
einandsr ttc^endear Zahnes die wenigen Baekensahner nnd das lodiere
Korn der- -Knochen für hinreichende Beweise; da ich indessen noeh
immer Zweifel hörte ^ oh der Oi-ang-Ütang ein junges Thier sei, so
legte ich, wie hei dem jungen Minulril. auf einer Seite des Scliedels
die Keime der bleibentlcn Z;iline blofs, iiiul gebe 'hier davon Abbildun-
gen in naiürhcher Grufse, welche die Sache auf das Besiimmteste ent-
scheiden.
Das Vot'handenseyn der Keime hleibender Zöhne im Schede! des
Onmg-UuDgs würde hloA» heweisen, dafs es ein jnnges Tbier sei;
albiin wenn man diese Keime niiher beti-uchiei, vorzüglich die der mitt-
leren ScliiiKidezühnc, so ist es Uar, dafs der Kopf zu einer sehr bedeu-
tenden Grofse waclmen müsse, um für <)ieselben in ihrem einwickelten
Znstande Raum zu haben. AlK- ilicse Keime sind noch hlolsc Kionen
ohne SeluiieUuber^ug, durch welchen sie natürlich an Umfang gewinnen;
besonders gilt dies von den fickubnen.
134
R V D O L r B I
Die Gröfse der Keime der bleibenden Schneidezähne ist so be-
trächtlich, dafs sie in dem jungen Kopfe nicht neben einander Kaum
haben^ sondern der miulere Schneidezahn liegt Tome, der iuüere hinter
dieiein» vnd svmr w, dtb eine dänne KnoelicD|dA(te sie von einander
trennt, Idt kenn mieh nidu erinnern, ' irgendwo eine ihnlidie Ein^
richtung gesehen zu haben, und sie ist der schlagendste Beweis, deb
der Chvng-Uiang das Junge ein«» grossen Thiers ist, und wahrscheinlich
noch einer langen Fniwirllung bedarf, denn die andern Zalinkpimp «^ind
gegen jene, die früher ausbrechen, noch gewakig ztu'ückj sowohl die
der Eckzahne als die der hinteren Backenzähne.
Die Lanfje des Keims der Krone de» nüulcrak obem Sehneidevlkne
iMtrigt etwa« über neben, und die gröfste Breite beinahe «itrfieii Linieni
die mnde Hole der Krone bat einen Durcbmesier Ton finnf linien.
Die Schedd des Ornng-Ulangs, welche Camper (a. a. O.) und
Blumenbach (Naturhisioiische Abbild. Taf. 52.) abgebildet haben, be-
sitzen nur zwei BackenzHhne-, das dem Professor Mulder in Cröningen
zugehörige Exemplar (') ist mit zwei oberen und drei tuiteren Backen-
zähnen vorgesielli.
Aelter iat der Sdtfdet, den nmer H naenn beiittt, da mwnbl oben
ala nnien auf ^der Seite drei Badtenräbns vorhanden aind; eben m»
Tiele blUet Fr. Gut i er a. O. Taf. 2.) ab, vennathei jedoch, data
dem Orang - Uiang eigentlich fünf Scbneideiäibne ankommen. Unser
Illiger {Pmdfonms sjstenialis mammalittm et avium, ßerolini ISii . 8.)
schreihi ihm, wie dem Tioglodytes , gradezu fünf p^ckenzähne zu, je-
doch ohne zu sagen, woiiiuf er sich stützt, denn einen Orang-Schedel mit
ao Tielen Backenzahnen hat Niemand gesehen und ^vird ihn nicht sehen,
Ifen ein so junges Thier nicht In den Kiefern ffir ao viele Zahne Plata
bat; und Edw. Tyaon {The Jnatomjr of a Pjrgmit, Land. 1699. 4./». 65.)
sagt ausdrficklich von seinem Drang vom Angola oder Sinua JVogiodjies,
dafii er auf jeder Seile oben und unlen vier Backenzähne habe, während
er in der Abbihiung nur oben und nnien iwei Backenaühne dai«tellt.
(') Walirr Hrlnr. Crulli iMw. 4e tTtud» «äufue adjkeiem mthmt» Grom'nf»
1810. 8. Tab. 1. Fig. 1.
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analonusclie Bemerkungen. i3S
Von den drei Backenzähnen , yrelcbe bei unserm Orang - Utang-
SohcHel Lorvoislelten, sind wie bei einem Kinde, das diese Zahl zeigt,
die beulen ri^tcu iMilclizitluie , und der diiue ein bleibender Zahn, der
zwar nicht ganz vollendet ist, jcduch schon zwei ziemlich atarke Wur-
ulii uü^ Vor ibm Uegm im Kiefer Ywei Kronen b1ei1>ender Zibne,
ancl bintar ihdi eine» tefWoU im Ober- de Unieriueler. Die Krone dee
tlh^m Ueibeiufan Zebu» Ist nodi niebt gebildet, wie je and» bei'
Kindem von dnei Xabrcn aocb' der Keim ' dei soQemontfln Weitheiti
labiit fehlt.
Die LAge der Keime der bleibenden Eck- und Backeniahne beim
Orang-Utang ist ofienbar der analog, welche wir bei kleinen Kin-
dem fmden; nur die der Schneidezahne tsi abweichend, wie oben an-
gegeben ist. i
leb i^obe bailanglicb dergeiinn m beben, deb «ni dem Qnmg-
Utang ein £^üet Thier werden mafs, und bei der Adinlicbkeit de*
Poi^o mit jenem, und da kein anderer grofser Aflb in ^ava lebt, so ist
es wol für gewils sa baUeo, dad der Orang-Uiang ein sebr junger
Pongo i$U
136
Rudolf ki >i
Erklärung der Kii<pfertafelii4 • ■>.
Taf. I. Stellt den auf dem •mtoroischea Hmenni in Bedin lie>
findlicben Schedel des Orang-Utangs von vorne vor. Auf der^linlun
Seite sind die Keime der bleibenden Zübne blofsgelegt; man sieht nor
den Keim des mitilern obern und untern Schneidezahns, weil <1je Keime
der äussern Schneidezähne hinter jenen liegen. Neben dem Keim des
mittlem Schneidezahns liegt zunächst obea und unten der Keim des
Eckzahns, and dieser liegt oben ftber den Keimen der ersten beiden
bleibenden Beckenaibne nad hn Untaciicf(tlr .nmta' fewelbea«
Tef. n. Stellt deudben Seliedd tou dier linken Seile der.
1) Der Keim dies miiitem bleibenden ^h^MiiillilBehlW i
2) Der Keim des bleibenden Eckaebae^
3) Der Keim de? ersten, wrxA
4) der JVeim des zweiten bleibenden Backenzahns.
5) Die noch unvollicommenen Wurzeln des schon hervorgetrete-
nen driiieli Badtenaabiu ; der Keim det vierim Backeaaabne.
«} Der Keim de» bleibenden miidera obera Sdmeideiabiia
▼on Torae;
b) dei^elbe von hinten. •
c) Die Hole der Krone desselben.
</) Der Keim des obem £ckwhlia T0& Tomei
e) derselbe von hinten.
Alle Figuren sind in naiüj'licber Gröise.
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TAB I
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TAH. II.
anatomische Bemerkungen,
137
n.
Ucber den Zitterwels.
Der Ziu«r«dk (Säunti «/mütku* Z., meh Iiae^p&de Mtdapteru-
ni$, oder richtiger Malacopterwus) ward den Naturforschem luerst diirdi
den um die Nafurgeschiclile viclverdienten Adanson {Tlistnire naturelle du
Senegal. Paris {1 bl . 4. S. i3A.) bekannt gemacht, der ihn jedoch auch
ntu* üüchtig beschreibt und ohne seine Gröfse anzugeben. Er sagt:
die Fnmaosen msonien Jim ttwiMew, weil er nicht wie der Rochen
(Torpedo) ein Einachhifen oder eine Betauhong (engounUtumetU), aondem
ein idn' schmenihaAet Ziuem dM tod iluu beträlinen Gliedes errege.
Da« scheint jedoch nur eine Sag^e. Adanson selbst sagt nicht, dafs er
ein soIcJies Zittern empfunden habe, sondern er -vergleicht es mit der
Empiindung von dem Sdilnge der Lc?>dner Flasche, und setzt hinzu, dafs
man bei der Beniiiruni^ fallen lasse, was man in der Hand habe. Das
ist ja aber grade derselbe Fall bei der Berührung der Zitterrochen.
Wie Adanson jenen Fisch im Senegal gefanden, so fand ihn
Forslt&hl (Demyftiones tuunaUumf ^um ääier« orietilaK cheivavä, Bk¥H.
1775« 4. p, 15. 2. 14.) im NU; er besehreibt ein Exenephr von der-
Lange einer Spanne, also ein sehr kleines, daher giebt er auch eine
sehr geringe Wirkung; desselben an. Motus tremoris lerissimm erat, adeo
ut ejL- eins 77 et celcrilnte ineptu/n sft drrn'arr dalnris scnsrtm. Nifiil nero
electricitati magis cormenil ijuam hic ictns. In nmnuni sublaius piscis,
üfUm reeen» extraetuSf fortiter perculii cauda; foriUts si sub wnire tanga-
tWf ^uam laienbus, et Avius, m tmum luntum ntO^tamera lattu. Das
habe idk grade s6 bei dem Zitterrochen beobadiiet. Sdir sweifdUiaft
aebeint mir aber, was Forskuh I binsnaeut, falls er es nicht an einem
ganz erschöpften Fische beobachtete. Jn sola caudae verberatione vis
eoasist/lj iflam enim si tan^is , aiit Hin apprehensa piscem sitbleiHts , niUIo
^ ^fen't iciu. Die lieiührung des Schwanzes kötmie ja uiunöglich ^ ohnfe
Erfolg «eyn, wenn darin die Kraft gerade safse,
Phjr». Klasse 1824. S
138
Forskähl befclireibt den Fisch ganz richtig, venvechsclte ihn ']«•
doch dem Namen nach mit dem Zitterrochen , welches auf der Reise
wohl geschehen konnte; wäre Foiski'ilil kein Opfer derselben r^ewor-
den, so würde er wohl eine eigene Galtung daraus gemadu iiabeuj
welches ihm m sdicm das FMneiulite ichien.
^Broussonet {Bfättou-e sur-b Trembieur, espice peu eonnue de pok-
son ^eetriqm» Mem* de d^Je. de» Scieiieee de Pom pour J 783. 4. p. 692
bis f '■'^.Tab. 17.) beschrieb ihn als einen Wels. Lebend mwfs er den
Fisch nicht gesehen hnben, da er nur die folgenden wenigen Worte über
seine electrische Wirkung hat: Forskähl dit , (jiie .scs eßets electrüjues
n'eloienl sensibles tjue ivrs la quew, la peau ijut recouvre celte partte natu
a partt heaitcoup plus epaisse que ceUe du reste du eorps, et nous j aWM»
teji disiingue Uli Uwi patiieulierf Manehdire et jUntiXf ^ue noitt «voiu
pne pour ies bnUenes du poiseon, Dicfs ttl gans felsdi, tpalei'Iuii
•US der Beschreibung »icK. ergeben wii-d. Uebrigens hat Brouatonet
Exemplare des Fisches gesehen, die über 20 Zoll lang waren.
Geoffrov hat ein beinahe vierzehn Zoll langes Exemplar in dem
grofsen Werk «lier Aegypten (Zoo/o^'/ic, Pinssoris. Tab. 12. Fig. 1.) sehr
gut abgebildet. Er lafsi auch das elccü'ische Organ des Fisches unter
der g^iuen Haut liegen, und aus aidi kreuzenden Fibera bestehen, m
denen der Nenre der Seitenlinie {N, vagtu) sich begieht. Man sieht fai'ei^
ans, dafs er die erste Unieivucbiuig; des' Organs angestellt hat (JfidNaBV
SUr l'atwktmie comparie des oi-ganes eleclriques de la Rate Torpdlct du
GjrnmolUS engDm-dissant et du Siiurc tremUeur. Annales du Musee d'Jfist.
nal. T'. T. 392 bis 407. Tab. 26. 4.) , allein seine Abhihlnnr; des o igans
Süwulil in diesem Aufsatz, nls in dem gedachten grolsen Werke ül>er
Aegypten, ist so roh und ungenügend, dafs man darin weder den ^er>
ven sodi cbs Qi^an ei-Lennt; es scbebt eine fluchüge Skisse aus dem
Gedächtnifs.
Gttvier scheint den Fisch Laum sdihst uniersudit, oder wenigstens
ein sehr sehlecht erhaltenes Exemplar vur sich gehabt zu haben, denn
er sagt (Regne animal T. II. p. 208.): ,,// paroU, que le siegt* de cette
faculU: ck'cvicfue est un tissu fmrticulier sittie entre la peau et Ies muscleSf
et qui pivsente l'apparence d'un tissu ceUu/aiiv gmisseux, abondammeMt
pourvii de nerfs"
^kj .i^.o uy Google
anatomische JBemerhingen, ' 139
Tucliey {Relation d'une expedithn au Zaire. Trad, de l'Jn^ois.
Pariti%i%*&. TAI. p.2bi.) erzählt Ton einem Fiscb, der im Zaire {Congo)
gefanqen ward, und <\em St/tirtis electn'nis glich. Mir scheint es nach
der kurzen Beschi eibuiiq vüllit; dersolbe Fisch z« seyn, nur dafs er sehr
grofs war, nämlich drei und einen iiaibeu i- uls lang. ^jSiävant le rap'
port de* Mttittieisj iorsque ce pouson eil vivant et ^u'cm le touiAef ä com*
imHu^ue Sk h nmm et M.bm» tme ^tpuüio» vwlemte, cu peur emplojrer
kwe expneaiiMet ü Uesee tonu a iraivrs du hm»,"
Zu metner grofsen Freude haben unsere eifrigen ägypiitchen Rei-
sendpn Hf-mprich und Ehrenberg uns ein Paar Exemplnrc gesandt,
dip im j\Ll gefnngcn sind, von Her r«lsc, wie sie Hrousson^'t sah,
denn das hier abgebildete E^Kempiur mi last 21 Zoll lang, und das an-
dere Brenig Ueiner. INe Farbe war durch den Weingeist verändert, so
daA man die dunkeln Flecke des Bäcken« nicht mehr erkennen konnte;
■
•Uein flontt war dät «ine Exemplar vonugtich to «cbon erhalten, daJii
ee eine genaue ZergUederung erlaubte.
Wenn man die äufsere Haut, wie mit dem auf der eisten Tafel
in natürlicher Gröfse vorgestelllen Fiscb geschehen ist, durschneidei und
nach oben und unlen zurückschlagt, so erblickt man eine eigenilnirn-
liche Haut, die, wie in der Abbildung gut angedeutet ist, aus kleinen
länglich mutenlormigen Zellcinm betteht, deren Wende hKuduaiariJg
•n einander liegen. Auf dem Rficken und am Beuche iet diese Haut
von der der : andern Seite durch eine' ton der aufsem Haut au den
Muskeln gehende sehnige Haut getrennt. Nach Tome gehl diese Haut
unten bis an die Kiemen, oben aber mii einem rundlich auslaufenden
Fortsatz über die Armflofse und den liiniern obern Theil des Kopfes,
bis zum Auge hin. Nach hinten geht die iiaui freilich anscheinend bis
tmr Schwansfloise ; allein nur bis etwas hinter die Bauchüofse behält
sie ihr leHiges Wesen, und daselbst sieht man blofs eine sehnige Haut,
(wie es audb auf der Tafel dei^estellt ist,) tou der g^ach die Rede
seyn wird.
Schlägt man diese nnfst i r Haut zunlck, (wie es auf der zweiten
Tafel dargestellt ist,) so sieht man , dais ihre ganze innere Fläche mit
eiBw silber-gliinaenden sehnigen (aponetuoiischeu), aus sich in verschie*
S2
140 . . R V D O t. F V X
denen Richtungen l;i cuzenden Faseni bestehenden Auslircitunt; bdegtisl,
auf welcher eigenüich jene nufserlich zu sehenden Planchen oder Zellen,
jcJoch nur bis hinier die Bancliflofse, stehen, denn liier <»r<nhcint cHe
Sehne aiifserlich nackt. An der innern Flaolic dieser Selineniiaut ver-
laufi in der jVIiiieliinie der lierumsch weifende INcrve, und schickt
äbeittU» nach unten und oben^ Z'wei^ in die Aponeurose, wctdie die-
selbe dnrcfaboliren und steh in die etg^Uicbe ZelleniiiBsse TerkteiteD.
Den Nerven begleitei in der nimlicken Richtung eine aus den Tordem
Theile der Aorta entspringende» und sioli auf ähnliche An in dis hiu»
tJge Orgnn verzwciqenJc; Arterie; so wie eine Ve»ie auf eine gonz film-
liche Weise nn dem ()r-;iiie nach vorae TCrlauft, und sich in die Uoill-
vene nahe am i leiiheuiL'l oHnet. • •
Unter diesei- sehnigen Haut liegen aber keineswe^ die Htultdn» "
wie Geoffroy (^nn. du Miu, p. 403. vL,p»AOl.) sagt, sondern es kommt
eine dliesem FistA. ebenfolls eigenihümlicbe, von wenige Zellgewebe be>
deckte, zweite Haut zum Vorschein, die auf der zweiten TaM (6. 6. 6.)
in ihrer natürlichen Loge vorgestellt ist, und die aus einem regellosen
flockigen Gewehe besieht, desgleichen ich nüi^ends weiter i^eselicn habe,
^«immt man etwas mit der Pinceiie we^;, so bildet es lockere Büschel
von unordentlich Terlaufenden sehr weichen Fasern.
Sdilagt man diese flockige Haut zur&ek, wie es anf der dritten
Tafel dargestellt nt, so sieht man unter ihr die Moskelschicfat des Kör-
pers (4. 4.) fim sieht auch eins» Nerven seidich an ihr verlaufen;
einen Nervcnast des fünften Paars nännlich , welcher mit den Rucken*
n»arksnci*ven sich verbindet, nnd tmter der Seitenlinie (mehr nach der
Bauchseite^ nacU liinten geltt, imd hinter der Mitte des Körpers in die
Muskeläcliiclit seih&l eindringt. ' '
Zu der flockigen Haut aber dringen von innen sehr donno Zwdge
der Wirbelnerren (nmi üUenosidies).
Am dieser Beschreibung ergiebt skh also eine gprölsere Zusam-
mensetxnng des electrischen Organs im Ziiterwels, als bisher angenom-
men ist. Die unter der Haut (eoHum) liegende» ans kleinen Blätichen
und Zellen gebildete, an der innern Seile mit einer Aponetirose be-
deckte Uaul, SU weicher der Nervus vagus geht, ist wol ohne Zweiici
. j by Google
anatomische Bemerkungen.
141
der Haupttheil; es hat auch Geoffroy in seinen Zellchen eine eyweifs-
artii^c Mnierie(*) angetrofTen ; allein daü die zweite ebenfalls ganz eigen-
tlniTiilicIie, mit eigenen ^serven versehene Haut, die auch eben so Avcnig
als die vorige in uuseriu W eis {Siiurus GlanU) gefunden wird, gleich*
lills dectrisdran Organ gehört, «cheint mir anfaer Zweifel« imd
ich begreife nidit, urie Geoffrdj sie "fibersdhen konnte. Es ist anch
meht ein etnsigei Organ, welches den gpnsen Fisch nmliullt, sondern
ein rechtes und h'nkes, die, wie ich ohen gesagt, sowohl am Rädten
als am ßauch dinch eine sehnige Scheidewand i^ctrennt sind.
Interessant ist zu sehen, wie auch hier (') die iServen sowohl zu
der zelligen, als zu der flockigen Haut von innen, und in ganz entge-
gengeseuien Richtungen laufen; findet man sie dünn, so mufs man be-
denken, dafs sie aucb nur zu dünnen Hanien geben, Ton denen sogisr
die eine smn TbeU «poneurotisdi, also nervenlos m. Geoffroy bildet
den Nerven des äufsem Qi^ans sehr colosiHilt «llcin ganz widernatür-
lich ab; er bat den Fiscb anfserordentlicb verkleinert, den Nerven aber
▼ergröfsert.
Vergleicht man die Bildung des electiischen Organs des Zilter-
vrelscs mit dem des Zitterrochens und des Zitteraals, ühcr welche ich
vor drei Jahren hier ebenfalls zu lesen die Ehre gehabt habe, so g^t
('} A. a. O. S.4€8. leb will «eine ftauM Beaelireibung li«nali«ii. Vorgat» ^tectrü
tfUC du silitrr trrml/ritr est ftrtifftt /cfit tiiituur <hi poision , l'l >.Tlslr' f/iiiiit'düitci/irnt
au-destous de la pcau, et se trouvr Jormi par un ainas t-onsidtrailc de lissu crilu-
laire itUem^t terri et ^ßtait, qa^mu /rremier atptvt on k prrndrait pour une eouehe
de lard : nmis (jiiaml an y n-ganle de plus prrs , on s^i/mt^hjU que cel organc est
eomposi dt: v^riuibles ßbres Irndiaeuses ou apoaivroiigues, qui s'enireiavcnt tes uttes
dans hs autret , et qui par tmrs diß^iimt entreendMufus, fitnatnt mt r^seau, dont
les maiUes ne sont tlhliru i'nn ni visiUrs qua la luujie. Les ^»'(iies cetlulcs ou alvio-
les d« ce räsrau tont rempiirs d'une subslaave al^umino-gi'/a/inruse. EUrs ne peu-
vetU eommuniqurr ä fiaHfrifur^ i caute ituae tr^s~/i/rit- apontvi-osr, qui *i*a>d tur
tout h riteau iitvtrtqttet *( ^ni f ttlibtre mm poitU, ^u'm'IU- prui l'm xt'parer, muu k
dtdUrer: d'aillrurs veiie n/Mjnivimt liuM teuiemtnt «tue mimles par un tUsH «ettif
laire rare et pru vonsiiimu.
{*) Bcknnntlich liai SoemmerriB g darauf ment awfiiirrli**m gemacht, lUfs die
l^erren iiberul! von Inni^n r.it i)in-n 'I1i(-ilrn {•oIipii, tu wie Mich danutC, dal* MC eigaal*
aacli dem pei-iplicrisclii-n Kiide bin uiocLnteu.
«
i43 ' RüDOLPRI
eine grofse Vci^scliiedenlicii liervor, wenn man auf die äalaae Form
sieht, allein das Wesentliche kommi docli überein.
Hoßendich haben Hemprich und Ehreuber g Gelegenheit ge-
funden, das Organ ganz frisch zu untersuchen, Tielleicht sogar bei dem
lobendfln Fitcht wo ndi leiditer das VflrlUklüulf der selligen und des
d«r flodkig^ Haot bestiiiiiBeii liefse. Geoffroy ngt» dd« jene des Ai^
seliea eine.<; Specks habe, sie mufs also friscl) weifs enMflliem; Imi den
im Weingeist erhaltenen Fischen fand ich beide Haute von schwarzer
FmW. und nur die Aponeurose weir«!, Von Fett habe ich nirhfs rlai Jn
I II udcn . das würde sich nirhi hnix n v('rbtri;i ii können; es ei'Sclieinl
auch weder bei dem Zuieiaai noch hei dem Zitierrochen in oder an
dem elei^rtseben Organ.
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143
Erklärung der. Kupfertafeln.
Ttf. I.
1. 1. 1. 1. Dia iuftere Haut in der Sdtenbnie vom Kopfe Im svr
Sdiwansflofie dnrditdinitteii und mdi oben und unten
zurückgelegt.
2.2. Die äiifscre FJäche des «eiligen oder MÜeenn electriichen
Organs. .^
3. Voiderer Fortsalz desselben.
4. Hinterer Tbeil desselben, wo nur die Aponeurose übri^
Mdbt.
Taf. n.
1. 1. 1. Die «uisere surückgescblagene Haut.
2. 2. 2. Die innere oder aponeiuotisdie FISehe des sdKgea Orguit. •
3. 3. 3. Der Nennu vagug.
4. 4. 4. Die Arterie.
6. 6. 6. Die Vene des elecirisclien Organs.
6. 6. 6. Die äufsere Fläche des flockigen oder inneren electrischen
Organs.
Taf. III.
1. 1. 1. Die äufsere ziirüclgescblagene Haut*.
2. 2. 2. Die innei-e oder aponeuroltscbe i>eile der zeliigen Haut.
3. 3. 3. JNadi oben und unten ntrik^gescUageno inttve Seite der
flockigen Haut.
4* 4* 4. Saiilidbe Muskeln des KSrpers.
6.6.6. Ein Asl des fünften Mervenpanrs, ivelcher mit den vordem
RückcTimnrksnenren Verbindungen eingebt, und so nacb
liitiien verlauft.
An einigen Sicllen Innien siebt es ans, als ob er in Zellen
läge, die mit Wo^sser gefüllt wären.
6. 6. 6. Zwischen rippennerven, tferm üttetvotUih»,
7« Dfinne Zweige derselben sur flockigen Ibnt.
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144
Taf. IV.
1. Zurücl^geschlagene Kaumiukel.
2. GeöfTnctc Schedeniolf.
3. Das fünfic Nervenpaar.
A, Ein Zweig desselben (5. 6. 5. auf der dritten Tafel).
6, Nervu$ vaguM,
6. Denen Kionenast.
7. Der erste WirBelnerve.
ä. Die Arterie. • . •
9. Die Vene des elecUiscben Organs.
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Entwurf
eines phytologischen Pflanzensystems
rifibst
einer Anordnung der Kryptopbyten
H" H. F. LINK.
«ie Uniiie wollte; es ist keineeweges die Wissenschaft selbst auf ihren
kürzesten Ausdruck gebracht, wie Cuvier meint; aber es ist der Anfang
der Wissenschaft, oder der Grund und Boden, woraus die Wissen-
schaft enispriefst; liefert die behnnenen Steine, woraus das eigent-
liche PüaDz«Dsystetu erbauet wird. Aus dem. Spiele mit Aehnlichkeiten
irird znaii Jbdd aufgeregt duvdi die Frage: voku denn-Dietee diene?
vjod Jkoainit es Uofi eiif Erkennung der Naiiirlüiwper «a, xm tuh. der-
selben zu andern Zwecken lu liedienen, so Udbl immer die Frage, ob
nicht das kfinstUche System weit braadibarer sd, als das natürliche,
besonders, wenn man es in aller Strenge anwendet . ohne sich darch
das natuilichn System von dem geraden Wege ablciicn zu lassen.
In allen INaiurwissenschaftcn suchen wir das Gesetz, das heifst,
das Beständige in der Mannichfaliigkeit der Begebenheiten und der Er^
Sftheinwngen. Du Gesets bestimmt die Bedingungen» unter wdcben
diese Erscheinnng wiedennn berT<»gebnebt wild und herTorgebncfat
werden mufs, so Unge die Natur als solche bleibt. Der B^riff von
Art in der Naturgeschichte ist^ eine solche Gesetzesbestimmung; er be-
zeichnet die Beständigkeit der Gestaltung in der Reihe der Zeugungen.
Es liegt der Begriff Ton Art nicht allein Her ganzen Wissenschaft zum
Gninde, sondern die Bestimmung der Arten macht sogar den gröfsten
Theil dandben ms. Allerdings haben wir bier «ine Meng^ einsdner
Ph)r$, Khue 1824. T
146
L I 2i s.
Gesetze, denn jede Art ist ihr Gesetz, aber es ist ein Verlangtes, ob-
wohl nicht iinmor Erreichtes , «lie«« vielen einzelnen Naturgeselze auf
höhere zu l>iHij;<n, und so liie Ableiiuiig von hohen und folghch eia-
fachen Gesetzen darstellen zu können. SoU das System in der Natiu>
•kmide irg^d emen iriwettscliftfdichen Wertk liftben, so mnU «s eine
seid» Ableitnng von höhera Gesetsen, ^«mgsuen« Torberdien.
Wir setven in den h^ittii EindieflimgeiL der TSUvaAStpet, ynt
•ie das System liefert, die Bestimmung der Arten voraus, und küm-
mern uns nicht um die Schwiei ig\eiten , welclie dieso hat oder hahen
kann. Aber wir sollen weiter fortgehen von der An zur Gauung, zur
Ordnung u. s. w. und zwar auf demselben Wege, auf welchem wir zur
Bestimmung der Art gelangten, damit wir lernen, die letztere von hohem
Etndieiliuigen ebmleiten. Das Bestfindige der Gesteltiuig in der Rdbe
der Zieagungen unter den Tenchiedenen ESnirirkiuig^ infierer Ein-
flüsse bestimmten die Art; es mufs also die Bestindtglbeit der Gestal-
tung auch in den hftheni Eintheilongen dasjenige seyn, worauf wir vor
allen andern Bestimmungen sehen müssen. Es wird also das Veränder-
liche zuerst aus den Kennzeichen aller höhern (Vdnungen eben so aus-
geschlossen, wie aus den Kennzeichen der An; und dieses ist die erste
Regel, welche w su befolgen haben. DeTon inmat «lle Naimlbcsdker
ühenengt, sobald sie anfingen über Natarsysteme sn wdieilen. Es bleibt
der schlimmste Yorwuif , -welchen man dem Linneisdien Sexnalsystenk
madien kann, dafs die Zahl der Staubfaden gar oft, die Zahl der Staub*
Wege niclit si.-lten vpr;inderlich ist. Aher wir gehen weiter. Das Ver-
änderliche wird durch Beobachtung gcfundoi, und wir wenden es ent-
weder nur im Allgemeinen oder Besondern an. Die Zahl der Staub-
faden und die davon abhängige Zahl der Blumenblätter und der Kelch>
blitter kann allerdings nicht als Kennaeidien der Art dienen, an wdidien
man sie Tevändeilidi beobachtet hat, aber wohl als Kennceiclien «dp
derer Arten, an welchen man sie niemals abändernd gefunden hat.
Denn man sieht keinen Grund, wamm das Kennzeichen nicht in einem
Falle veränderlich , in einem andern hingegen be<;t:i»idig seyn sollte.
Aber, indem wir uns von dem Desondern zum Allgemeinen, toh der
Bestimmung der Arten zur Bestimmung der Gattungen und Oixinungsfi,
fibeiiianpt snr höheni BintheÜtmg begeben, verlangen wir, dsA dieeee
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Enüvwf edie» ^^<^isekm Ffla»aetuy$t&m», 147
in Folge eines Grundsatzes gp<;(:lii fien solle, welcher auf die Bestimmung
der Art den gi'öfsten Einllufs iiai, oder der Art die fiesUmmung giebt,
des Grundsatzes n&mlidi, welch» die Beständigkdt der Natur ausspricht,
El "wird hieraiu folgern, ddii in der Beiümmnng hSlierer Abtheiliingen
und OtdninigeB nidit illem die Keanieidieii aiugeicIdoMeii werden,
welche wie bei den Arten in dem besondem veriiegendem Falle, sondern
welche in irgend einem Falle innerhalb des ganzen Gewächsreiches odor
wenigstens in den Normalgewäcbscn veränderlich gefunden wurden.
Die Natui-forscher sind ins Geheim von diesem Grundsätze j^clcitet
worden, ohne ihn auszusprechen. Nachdem Morison gesagt hatte, die
Keimweichen der Getmngeu im Pflentqireiche müsse men nur Ten den
lebten Zwecke der Vegetation (fim vitmm), der BlOte -find IVuciit
bemelunenp hat et kanm einer oder der andere Natorlbrsclier gewagl«
die Blätter zur Benimmung der Gattungen und höheren Abtheilungen an.
Rathe zu ziehen , ungeachtet man Morison sehr gut einwenden konnte,
die Blüte sowohl als die Frucht sei nur der künftigen Blatter wegen
vorhanden. Aber die Beobachtung, wie leicht das Blatt von der unge-
■iheQten zur getheilten Gestalt übei^ehe, ergrüT die Beobachter so sehr,
dals lie ao^idch da« Blatt ala hSebst veriinderlidi fiir die hShere BioF
theOnag der GewSehae Torwarfea. Einige cprechen dieaea Uar ans, an-
dere nehmen es stillschweigend an, ohne sich darüber zu äufsem. Sie
bedenken niclit, dafs es weit weniger in die Augen fallende Kennzeichen
sind, als diese Zcrtheilung, wodurch das Blatt nicht -weniger als die
Blüte sich das Recht erwirbt, als Quelle von Kennzeichen für höhere
Abiheilungen augesehen zu werden.
Die Betitedigkeit des Merkmalt iit abo die Bedingung, ohne welche
et oi<&t ab aniieiduiendes Merlimal anerkannt wird. Aher gid»t et
eiaea Rang unter diesen heatändigen Herlunalen? Sind einige mehr ge-
e^iuetf die hohem Abtheilungen zu heaiinunen, als andere, und welche
müssen zur Bestimmung der Gattungen, welche zur Besilmniung der
Familien, Ordnungen und Klassen ausgewiUilt werden? Es ist nothwen-
dig, bei dem Grundsätze zu bleiben, nach welchem wir die Arten un-
terschieden haben, wenn wir aüiht die höhern Abtheiliuigen einer blolsen
MnUkähr fiherlaiaen wollen, bei der Veruideilichkeit der Merianale.
Da wir nun för diese Ablheilnngea alle diejenigen Ksmweldiea anage-
T2
148
L I II K
scblusseii haben, welche nn irgend einer ausgebildeten POanze veränderlich
befunden worden, so bidbt uns hier keitt anderer Unterschied übrig, all
zwischen der grölseni und gei ingem Leichü|^t> womit die Keimiwfatea
in enumder vibergdiei» könnteD. D» die Nerven eines ^vei eidi ge-
gen den Umfwig immer mehr zertheilen, so ist der Uebergang aus einem
ganzrandig^ zvm geuglen Blatte viel leichter, als aus einer Blattscheide
zu einem eingesenkten Bkilsiiele, wo die Wendung aller Gefäfsbündel im
Umfuige des Stammes nach einer Seite erfordert wird, um den iSueJ
zu bilden. Eben so kann die Verlängerung eines oder mehrerer Blu-
menblätter TOr den iUbrigen Tiel Iddbter geschehen, als die Verwandt
lung einer Uüte mit unten itdieiiden FmchtluMMen in eine andere mit
dem Fknchiknoten in der Mitte, Bfit Recht hat man das KennzeichflQ,
ob der Embryo aufrecht oder verkehrt im Samen liege, der Gestak
der Fruclit und des Samens zu den hühern Abiheilungen weit vorge-
zogen, weil viele Aendeningen nothic sind, um aus der aufrechten Lage
eine verkehrte zn marJteTi. (Jh du: Ptlanzen mit einem oder zwei lilai-
tei'n keimen, köunic nur ein sehr untcrgcordueies Kennzeichen, höchstens
nur mr Untertdieidiuig der Gattnngen geben, aber der gsnie fian des
monokotyledonen Embrjo ist so se^ Ton dem Baue des dikotyledonen
verscliiedenf daft man dieses Kffli"*'e*<!iH^ mit Becht an die ^itae silier
Abtheilungen gestellt hat.
Der Uebergang ans einer Gestalt in die andere kann als Enlwicke-
lungsstufe angeselien werden. Denn in jcdri' Verschiedenheil kann man
ein Alehr oder Weniger ünden, und in jeder Verschiedenheit zweier
Gestalten folglich einen Schritt ziu: gröfsern Entwickelung. So erhe-
ben wir uns auch in der Betraditong dieser Gcgenstinde, und ent£ny
nen uns immer -m^r Ton dem dürren NamenTeneicfaniis der Nstnr-
körper, wcldieSj obwohl noihwendig füi' andere Zwecke, doch niemab
als sein eigener zu betrachten ist. Das System wird auf diese Weise
eine Entwickelungslehre, und die Entwictelungslehre fühn uns anf r?je
Entstehung des Gegenstandes, welche zu kennen der höchste Zweck der
Wissenschaft ist.
Aber es ist nicht nothwendig. dufa all« Theile eines und desselhen
Natnrkffrpers auf einw und dendben Stufe der Bniwickdung soshen«
sondern ein Thon kann weiter fortgerückt seyn, als der andere. Wir
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EMmaf wies f^ltfrtakgu^m ^kmaaujrsimu» 149
sehen Pflunzcn mii Schmeiierlingsblüten , deren . Blätter höchst unent-
wickelt sind; -wir mImii Acacten nit bödut UMammengesetttMt Blättern,
dem Blfiten lefar dnfacli nnd. Et entsteht nun die Frage: Wie verw
Uten adi die Theile m einender nach den Stufen ihrer EntiricLelung»
und giebt es Gesetze, welche diese Verhältnisse aussprechen? In einer
Abhandlung über diesen Gegenstand (Abhandltmgen der Königl. Akadem.
d. Wissensch. T. J. 1822.1823.8, 167.) hebe ich folgende Geseue fest-
gestellt :
1) Indem ein Tbeii auf derselben Stufe der Entwickelung stehen bleibt,
^en eile sndeve fSr sich flu« Reihen der Bntwidtehmg durdi«
Es ist des Gentrifugalgesets der Bildongen..
3) Befinden sich eile Tbdle euf ehnlidien Stufen der Entirfcfcdong^
so kommen diese Gestalten häuGg vor, und sind nur in gerfuflcw
Al)weichungen Ton einander verschieden.
3j Beiinden sich aber die Thoile auf verschiedenen Stufen der Ent-
Yfickelung , so kommen solche Gestalten nicht alluia seltener vor,
sondern ein Tbeil bat auf den andern Einflufs, so dafs die. Butt
^ckdnngsttufen der Üieile dadnrclh einender genihert. -werden^
Es ist des Gentripetalgesets der ^Mungen.
ZKe Yenvendsehafien der Fflenien ttdlen siso nicht eine einfitche
Beihe vor, oder einen Kreis, oder eine Ellipse, oder auch eine" Stamm,
eine Wiu^el, sondern eine Reihe von veränderlichen Gröfsen. Man be-
zeichne die liaupiilieile der Pflanzen mit a, b, c, d, e u. s. w. Man
bestimme für jeden Theil die Entwickelungsstufen a, a\ a", <»'",
und bt b'f b" u. s. yr. , so wird sich jede Pflanze nach ihrer Yerwend*
edeft, od«* ihrer Stelle im netfiilidien System ansdrikiien laiecn, . wenn
man alle Glieder der Reihe, jedes auf seiner gehörigen Stufe bestandig,
seist. . & bedeute a den Stamm oder Tielmehr die Gestak des Stam-
mes, b eben so das Blatt, c den Blütenstand, d die BUlte, e die Frucht.
Nun läfst sich ein Gras überhaupt folgcndermafsen ausdrücken =« + 4
+ C* indem die Geslahen aller Theile sehr einfach sind, und.
nur der Blüihen&taud &tcli veränderlich zeigt, auf dieselbe Weise, wie
u endem GeiirilclMen. FOr -wn hRfiitmmtcs Grae mnüMe min aodt di^*
•er Blüienetand^ ab eine höchst einfädle Aehre e, wie en itfiaiieinm^
oder alt mdir ansaminengeseuie c', wie eu IMäevm tt^aw. beMaamit^
150
werden. Eine Orchidee würde sich durch «e + ^'^-c' + rr ' aiis-
drücken h^sen , da die Blüte lippenblute einen bedeutenden Gimd
Ton Ansbddiuig encidit hat, und Aea wo die Fmdii all didftchengie
Tirftanige Kaptd. Et fpebt m der Natur gar aelten aduurfe Absehnitia
zwischen den Gestaltungen, daher wird es oft aothig aeyn, lUe Matldi-
aUlfe SU bezeichnen , welches sich durch a~', a'~", a""" u. s.w., oder
genauer i^", u. s. f. ausdrficken läfst. Wenn ein Glied mit i"
bezeichnet in der Reihe vorkotnmi, so würde dies^ bedeuten, da£i der
Theil zwar fehle, der Ort dafür aber vorhanden sei.
Eine solche Reihe beseidinet die naiurlicbe Stelle eines Gewächses
nur in Riickiidtt auf eine beatinnite Klaaie» Ordnung oAee Unletor^
nang. Der AoadmdL «"* ala' beatindig iBr eine hdbera Oidmmg, luoui
inneiliall) der Grenzen Ton a'" für eine niedere Ordnung veiinderlidi
aeyn. Es ist eine geringere Veränderung, der Uebergang aus einer in
die andere ist leicluer möghch, und eben dämm auch die Gestaltung
mehr für eine nictJere Ordnung besümraend. Ehen so ist es mit den
Theilen selbst. Für eine höhere Ordnung müssen Cf dj e Theile
liedeuien« -wdcbe für eine niedere Ordnung in Ueinere aerfiillan, imd
folglich maü die Zahl der Glieder vermehrt weiden, wenn die ReQie
Inr «ine Unterordnung gdto» aoU. So Terwandela wir die Reihen für
höhere Ordnungen in Reihen für niedere, wenn wir sowohl die Theüe,
odei' die Gröfsen selbst als ihre Exponenten in kleinere zerlegen.
Nicht alle Verbindungen können wir in f^er Naiur nachweisen,
sondern wir u-cffen auf manche Lücken, welciie vielleicht in der Zu-
honft ausgefüllt werden möchten, vielleicht in einer Vorwelt ausgefüllt
waren, und in einer Nadiwdt aeyn werden. Jene Fonneln ntacben una
«nfinevluam auf die Läeken , und Idiren inia einigenmiiäeo im Vonni
die Formen zu bestimmen, welche noch könnten entdeckt werden.
Einige Veränderungen leiden jene Reihen durch da* dfitie GeaetS,
welches verursacht, dafs die Glieder der Bestimmungsreihe von einander
abhängig sind. So ist z.B. d'" nicht einerlei in der Reiht, \vtlche mit
a' anfangt, und in der Reiiie, welche mit a'" anfangt. Öo haben die
Orebideen eine Lippeublume, aber sie ist dodi anders gebildet, el*
die LrppenUoine der Labiaten. Um jedodi die Verglachung nicfat
lu verlieren, Jsi aa dnrehwia nodiwendig, Tlidle tmd Gestalten
Entwurf eines phftologisehen Pßmuensyttaiu. 161
der Analogie zu benennea, und ihnen nicht nach den verschiedenen
Ordnungen verschiedene Namen zu geben. Es ist sehr zu udeln, wenn
man den Siamm der Gräser nicht emdi$ sondern culmus nennt, und
wenn gar Hedwig für den Stemm dfir Mbote «ineii besondom Nimea
mutidus eninnt. Ei itl durdunis keiii Grfmd Twimiden, rtuvm mm
den Frfiditcn der Liclienen einen andern Namen giebt, als den Frficifai-
ten der Pilze. So bat man oft mit Unrecht auf Nebenbesiimmnngan
gesehen, indem man die KunstwörttT in der Wissenschaft bestimmte,
und der Tielbliittrigen Bhime den Namen einer coroUa labiata versagt, da
es doch nur auf die Gestalt überhaupt ankam. Am unrechten One hat
man hier oft zu grofse Genauigkeit angewandt, und bei dem Blicke anf
dm Snselne den Uick anf dae Genae Terloran. De wo et der aUge»
meinen Bestimauuigem bedarf, müssen aadi solch« angewendet werden,
und wo sie nicht vorlianden oder tnberwhen lind, mnfr man sie her^
vorbeben oder machen.
Das zweite Gesetz hat nicht sowohl Einflufs auf die ]ihytolon;is che
Bestimmung der natürhchen Oi-dntmg durch jene lieihen, als auf die
Technik des natürhchen Syst^ns, wie es gewöhnhch zusammengestelU
ilivd. Uen fimd, dafii iolfike Ordnungen, wdcbe man aUgemein f&r
natfiiUeb erkennt, adir Tide Gattungen nnd Arten haboi) ea sind läaa^
Udi aolehe, wo alle TheÜe dea Gewadiaea anf denelben Stnfe der Beft-
fHckelung stdien. Nun forderte man aber durchaus im guizen Ge-
wäcbsrciche solche gleichsam gerundete natürliche Ordnungen, und um
diese hervorzubringen, rechnete man einzeln stehende Gattungen den
schon bestehenden Ordnungen an, wenn sie gleich in vielen Stücken
nicht damit übereinkamen) so wurde J^rjngumi eine UmbeUate, Caaki
eine Legnnunoae n. a. w« la aebr oft erkUiite man gaadezu, defi man
die Gattung vorliufig nur lu einer scbon beaidhenden Ordnong bringe'»
indem man hoffe, ddb daiane eine natürliche Ordnung erwechaen werde,
wenn man noch mehr Arten ti»ntiw» lerne. Dieae IfofTnung ist aller-
dings hier imd da erfüllt worden; so sind die Galtungen Cmulluria und
^ua/coy jede nv<i ein ndcr zwei Arten bestehend, bereits zu einer ziem-
lich ansehnlichen naiuriiclieu Or«ii»uing herangewachsen. Aber wenn die-
aea auch bin und wieder geichieht, so mehren sich doch zugleich die
L t V K
Arien der gröfseni Ordnungen «o sehr, dafs im Gründe dasselbe Ver»
haltnifs bleibt, -wenn es auch nicht mehr so auifallend isi, als vorher.
Dieses Bestreben nach gerundeten natürlichen Ordnungen, dieses
Annihea der Blittelgatiiin^si oder einadn tiehendai G«ttuDgen an sdion
betlehende Ordnongen ist nidit gn» lu tadeln, nnd dazdi allea T«^
dda wird nun «• doch nicht verbannen. Denn die Art tritt andividnell
anf, und da sich auf Kenntnife der Arten alle Kcnntnils der böhem
Abtheilungen i^ründet, so verlangt man diese Individualität überall.
Darum will man keine IMittclgatlungen, keine einzeln stehende von un-
gewisser Stellung, sondern man verlangt Ordnungen, vrelche aus meh-
reren Gattungen und Arten bestehen, wie die Art nur vorhanden ist,
irenn sich mehrere Indindne« wa derselben finden.
"Wir mögen daher die natfiiUdhen Ordnuigen hdbdiaken, ja die
ganze Technik des natürlichen Systenu« nnr iVfJlen irhr jeder natfir-
lichen Ordnung die gehSrige Bestimmun^reihe voraetsen» Pflanzen,
velchp mit der Bestimmungsreihe ganz überein kommen, sind habitus
giniunij angehörende; Pllansten, welche in einem oder dem andern
Stücke abweichen, sind habitus deliquescentis , oder angenommene. So
in. Eryngium tsB» angenommene Gattung in der Ordnung der Dcdden-
fBwichse, Ctusi» in der Ordnung der Leguminosen u.s»w* Es sand
solche Fflsnsen, bei denen einzelne Glieder der Besdmmongsreihe, fNÜdM
sonst lllr die ganze Ordnung beständig sind, veränderlich werden. Wir
mögen ferner auch diejenigen natürlichen Ordnungen beibehalten, weiclie
nach einem oder einii^en wenigen Theilen gebildet sind, ohne dafs man
auf alle übrigen Rücksicht genommen, wie dieses eigentlich mit den
Leguminosen der Fall ist, wo man nur auf die Hülse {legumen) sieht,
and gar nicht auf die Home, ivie het der Sippschaft der Mimosen, hd
der Centatua S^jm u. a., oder gw nicht auf die Blätter, wie bei ^o*
len NeuhoIIandischen Fflanten, Pta^lolaum n. d^. Hier ist nur ein
Glied der Besiimmungsrcihe bestfindig, alle anderen sind veränderlich«
Eben so mögen wir auch die natürlichen Ordnungen beihohahen , fiir
"Nvelche sicli kein einziges bestimmtes Kennzeichen angehen liifst, sonders
viele kleine Kennzeichen den Charoktor der Ordnung bilden, wie dieses
nüt den Vrtieeae der Fall ist. Wae sind alle Glieder der BestimmungS'
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Eniwwf eines phjrtologkehm PßaruetuyOem». 153
reihe YerSnderlirb . Aber ihre Veränderungen sind innerhalb bestimm-
ter Gränzen ein schlössen, odei" schwankend awischcn zwei nahe gele-
genen Grenzen. Endlich niufe man. 'wohl Rücksicht dai^auf nehmen,
dafil mm ntadie mtOriiche (Msimgeii snm enioi Ran^ «liiobeii halt,
«cldie nur in «iacm untem Banfjo tttihai «c^hcn« So hat Broim nh
Recht gesagt, dafs verschiedene klBue mtSrlidie Qvdnungai wie iie
Jussiea in den Monokotjledcinen angenonuneii, oder wie er idUbil lie
bestimmt hat, eigentlich in eine, die LUiarfar, sollten znsammengestellt
werden. Die Bestimmungsreihe für jene natürliche Ordnungen kann
nur eine niedere sejn, als für die Läiaceae,
SoH die Oidamig der ISaiar cidi dendidi darstellen, so ist es
noihig, .nieht allein die Besiimmmigiwdhe jMsändig TOr Augen an ba^
iien» Mindeni mudi in ihr die Reihe der Zetehcsk nnfecSndert an be-
halän. Oder mit andern Worten; Wir Mrerden das wahre natürliche
System nie kennen lernen , so lange man die Kennzeichen nach Will-
kühr bald Yon diesem, bald von jenem Theüe nimmt^ und viele ganz
als ohne Bedeutung verwirft. Es ist nothwendig, alle Theile durchzu-
gehen, lind zwar nach der Ordnung durchzugehen, zu bestimmen, ob sie
v«*ind«rladi oder bestindig sind, inch die Giü&Ma flanerhalfa wddier .
die Tefitodeiiicliksitllallt. Es kann oft Torkoaimen, |aes isteo^nolb-
wendig, dafs eine Art oder Gattung , in mehreren natürUchen Ordnungen
oder Ahtheilungen aufgeführt werde, wenn die Gestaltung swischen
zwei Stufen fällt. Ueberhaupt wird man dnvon abgehen , rine Reihe
sowohl der Ordnungen selbst^ als der Familien und Gaiiungen heraus-
zwingen zu woUeD, welche den Gesetzen der uaiur liehen Verbindungen
ganz widerspridhtt em ahei Andenken «n de Idee ftn einer Iietter
der Jüttnr.
NaiBh dietMk GniAdsitten woUen wir nun sn den BintheilnnsBB
seihet fortgehen. Es ist nicht genug, bei den allgemeinen Abtbeilungm
stehen zu bleiben , sondern wir müssen wenigstens bis zu den Gattun-
geu seihst herabsteigen, um die Gliederung eiufö solchen Systems be-
merklich zu machen. Eine solche Uaräicllung kann aber nicht der Ge-
genstand einer einzelnen AMundlung seyn, dafür ist der Umfang des
FflanaenMiehes viel an gpofs;. wir wollen dho nur den Anfing des
ttens liefern, nnd itt der FortseiHing.gBl^gonlli«b ^uat gehen. .Ein
Phj». Khua 1824. U
164
ti I H K
System, welches auf die Ennvicklungsstufen des Pflan^ensvstem? ge-
gi'ündet ist, mufs Ton dem Einfachen anfangen, und Toa diesem nach
und nach zum Zusammengesetzten fomchi-eiieu.
Dm fanf KImmb, in irddie die Pflamen nidi ihrm Kifimk^
loagMttiliBii dncadkeilflii sind, babe icb beniti in der jUibenAoig Über
die nattniUdien Ordttimgen der Gemliie (e. Abliendl. fSr 1833. Ift»)
nuMedben.
Gl. I. Cryj}to(phyta.
Wurzel, Stamm und iiiatter sind nicht von einander getrennt.
Wurzel , Stamm und Blätter «nd in einen llieU äbergefpingen,
den ^r, lofem er unr weiieni Verlneiwng der Füanee dient, tut
Aeherioe« Aalbi* nod deutsoh Spro6theiI nennen weUen. Dodi 4et
Acharius das Wort nur anf die Lichenen angei?.andt. Das AYesentlichiÖ
des Sprofsthciles, welches jener Schriftsteller übersah, besteht darin, daü
die Pflanze durch ihn fortwächst, oder Sprossen treibt. Ich habe die-
sen Begriff von ihal/ut in Element, Phüos. boUm. Berol. Iä24. p. 196,
festgeseut.
Die Zellen des Zdlgewidtee inid- klein« rdndUdh, nnregchnif&ig
neben einender gelegt oder «nemmciiyhänft» Sie blUen dednrcb fleu'
binnen oder ziisammengesetzte rundÜche Haufen. Aa&er diesen Zell*
geweben, giebi es audi noch lange Zellen oder Faserzellen, welche env
wHer Ri Inen ohne Querwände, oder auch Röhren mit Querwänden dar-
stellen. Öie sind entwfdfr einfach oder venkielt, und stellen den Ueber-
gang von der Zelle zum i a&ergefafs vor. Endlich giebt es noch Zel«
len' Ton vendiiedetter Gröise einzeln zwischen den Faserzellea serstren^
nnd in emigen «dienen FHIen besteht die ganie Pflense ene Midien
roften Zeilen (Phallus}; El MbeüM eis ob die Netor enf dieeem sn
einfiM^ Wege nidit weiter lonnte,- imd deber beld in ihren BSldon*
gen stehen blieb.
Es ergeben aich dereiM fOr die iimere Bildung folgende Btuwick-
lungsstufen. *
1. Der Sprofstheil fehlt, ganz nr\A qmt. Zwischen Fehlen und
Pehlen ist ober ein gi-ofeer Ütttenehied. - Oft fehb ein TlieU eo, defr encb
nidit dn eneloger Then deför Toibenden ist« welches leb (Skm^Pi^^
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JSiOivwfMtm pfytolagüekem ItflanMentyMem». iH
büt.p.b^.) carcrc genannt habe. Deutsch mag es Fehloi l^üsen. So
feMen dea Kiyptophyten die Blütl«r.. 0(l«r «W'TheU fehlt so, dskis die
Mialofo Ml« 4a£9r Mi^cjjdi «iimt.i^ midies ick (das.) d^Sem»
genemit habe, und weichet mm dealich Mengdn iieBBen kenn. So
■engoll die Hmnenlunoiie in AtchemUla. Alles Fehlen macht ein Hanpt-
kcmüseidien, aller Mangel ist unbedeutend. Hier tritt der Mangel nur
in Rücksicht auf die unterste Bildungsstufe ein und fiÜh mit ihr zu-
sammen, welches aber komcswegos im Pflanzenreiche immer der Fall ist.
Wir u-cüen diesen Mangel um i>ei den Piken an.
Die vntenie SiUkmg ia Rfiokiiclit auf die Stmemr ist, wo der
8|ini6dieil (uuf und fur ms einfiudun oder iitigisii lUHiran heneht»
Mit oder ohne Qiiervribide. Wir woUn dieien Spn^stlieil» den floold*
gen nennen« Die RShren sind Ton. einander gesondert, oder andi nüt
einander verwebt und verflochten. Diese Bildung ist der Uebergang
aus der Zelle zum Fuseri^efafs , welches auf eine doppelle Weise ge-
schehen ist; die Zellen haben sich nämlich an euiander gereiht, wo-
durch Querwände entstanden sind, oder die Zellen haben sich verlän-,
gert, und in eine VJüat ohne Qoermnid ferwandeli. Die' ffienae iü
hier gfiwffhiem in ihte Gefibe ei^gdeeet, und des, lies in andern Oe»
tiidisen innerlich «er, iic hier inberiich geworden. Die Rohre, wio
überhaupt die Bildung mit Querwänden steht auf einer untern Stufe,
als da wo die Querwand vcillii^ verschwunden und die Bildung gelun-
gen ist , der Sj^olstheil der iSchimmel giebt ein Muster Ton dieser Bil-
dungsstufe.
2. Der Sprofstheil besteht aus einfachen gewundenen Fesem»
«eldie ganz geffittte Rahnsa oder dichte fäden -ea wepx edieinen* loh
finde Mdohe RShren oder Fksem in Spamffa heuttm» Es ait inunsr sdinoi
sn sagen, ob ein zarter Theil bohl sei oder nicht; liier spricht die Didte
nnd Gleicliformigkeit des einadaen Fadens dafür dals er dicht ist.
3. Der Sprofstheil besteht aus Bündelweise zusammenliegenden,
^radeij , einaiicicr durchkrcnsenden Röhreo. Coeuogouium, Ein eige-
ner, Boaderiuuer Bau. .
4. Der Sprobihdl W^^in g)eiflhlSnni§as &men»' namlieh ia
Rnduieht knf eene Stmolnr luid die.ein&chen Theile (pärta» äääan^
wonvecrheetcht. Es ist hieir nadii von lUiinkiraem,- SMteiltbehilteniv
Ü3
156
Gliederungen u. dgl. die Rede, iwodurcb allerdings ein Gewäcks in sei-
nem Innern sehr ungleichfönnig werdoi kimi, «ondem nur von den
Zellen, Energ^laliMa, MemlinuMa» mmm die Pflaoie wiiinimengeiBm
in. Viele Algen.
5. Der Sprofsiheil besteht aus kleinen Zellen, wddie Ottdir oder
weniger rondUche Hänfen bilden. Diese Hänfen eidlen XeiiakSnier.
oder Knospen fCemmen) vor. lÄchcnes crustacfii.
6. Die Hauptsiufe der Bildung ist wo der Ueberzug aus kleinen
rundlichen Zellen, die Mitte bingegm aus langen Faserzellen besteht.
Dies«* Bau itt dem Baue der ^oUkomnenen Pflencen- «nalog, indem die
Ueinen Zdlen im Umfange äe Rindoi die FMecieUen m diei' IGtie des
Hob TorMellen. Dooh eber leidei er menclie Yenchiedenheiien. Die
FaMReUen welche meistens einfach, seltner astig sind, auch öfter kerne
Querwände haben, zeigen sich zuweilen ganz trocken, so Jafs sie Ilaaren
oder Baumwolle gleichen, wie in den Lichenen, zuweilen gallertartig, wi'p
in den Tangarten. Es mangeln zuweüeu die Faserzcllcn, wie in Gyio-
phom , oder ea mangelt der rundzcllige Uebei-zug auf den untern Sei-
ten, -wie in mendiea Lichenen. Der Sufeere Ucl^eniig besteht «neli
wohl an» gBllerurtigen ZelleB, . nnd nimmt den g^en Sprofstheil ein,
bis auf wenige, zerstreute, oü Ueine Fasmellen, wie in ColUma, Selur
selten finden sich neben den Terfilsten Fasenellea noch andere in ein
Bändel aus gleichlaufenden Fasern zusammengelegt wie in Usnea,
Diese innere Bildung nennen wir Structur, und b czcichncn sie
mit St. , also die Stufen mit l St. , 2 St. u. s. w. Der Bequemlichkeit
wegen woUoa wir die Zahlen Tor, nicht oben an das Zeichen setzen,
nie voriiin gesdicSien ist, obglekb der Anadniok der Stufenfolge dnvdli
Baqponenien netargemilser eeyn mfidite, ab dnrch GoefEcmiten.
Zwar haben die Kryptophyten keine wahre Wurzel, aber viele
dciselben wurzeln doch im Boden, und oft besitzen sie daher einen oder
mehrere Thcile , welche man Wurzel nennen kann. Wenn wir also
die äufseie (Jestali dieser Gewächse bKiimmen wollen, müssen wir zu-
erst von der Wurzel reden. Einigen fehlt die Wurzel ganz und gar,
und diese ToAahen licii aiif ein« doppf>1**' Die Wnnel b R*
fehlt ihnen i) weil der ^rolUkeil fibenll wimein Icann, oder woA er
dnrduutt Warm, ix wie der flockige. In disaem Falle nimmt der
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Entwurf emm philologischen Pßanaenrystam, 157
Sprofstheil auch zuweilen die Form der Wurzeln an, wie sie sich an
den Tollkommenen Pflanzen finden; eine Bildung, welche zwar seilen aber
doch au einigen Pilzen vorkommt. Oder die Wurzel fehlt auch, weil
3) die HhnM ^ nidkt wunell. Dmes findet bd dmgen WaMe^gi»>
ividiMn mit, sdtan nah biai einigen Gewidbieny wdche lose auf der
&de iMgien oder niMer der Erde sich befinden. Oder die Pflanzen wur-
zeln 3) mit der ganzen untern Fliehe ohne besondm Theile. Die
Theile wodurdi dir-^e Pflanzen wurzeln . sind 4) Warzen oder Verlan-
gerungen. Endlirh l)eiindei sich an cinigLn 5) eine schildförmige Wurzel.
Die drei letzten Wurzelungen sehen wir an den Lichenen.
Die Gestalt des SprofstheiU =s F erscheint 1) unbestimmt, so dafe '
▼on ihm etwas genommoi oder ihm binsngetetat werden kann» ohne
die Gestalt im Wesentlichen sa ändern, wie der floddge Sprofstheil der
Pilze« Sie ist ferner 2) ganz rundlich; die unentwickelte Gestalt des
Samens darstellend, wie bei den Noetochien. Oder sie zeigt sich 3) aus
mehreren Individuen zusammengesetzt ; eine Naheiung r.nr unbestimmten
Gesult, z.B. die Zusammensetzung des Lichenenkorpers. liat sich nun
der öprofsiheil volikommen zur Individuahiat ausgebildet, so erscheint er
4) - anikulirt, aoa mdireran Stfieken Bestehend, sIs Uebergang zur m-
sammengesetiien Gestalt, wie wir es an Tiden Algen sehen, oder' nicht
arttknlirt, und dann 6) mcbr in die Breite ausgedehnt, blattartig, oder
6) mehr in die Länge ausgedehnt, eigentlidk stanunartig* Beide Oestal«
fangen kommen in der Ordnung der Algen vor.
Nach dem Sprof^thpile kommt der Fruchiiheil zur Untersuchung.
Die Kryptophyien haben zweierlei Fruchttheile, wodurch sie sich fort-
pflanzen. Die ersten sind die Keimkomer (^poronia, sporxatulae) ^ Ker-
aer, vteldbe dnrdi die gmae Stthstani des Gewidiees verbrntet sind»
imd anf der Oberfläche flbersU, oder nor an einigen Stellen hervortre-
ten; Diese KeimLömer habe ich an vielen Pilzen schon früher beob-
achtet, und zwar mit den wahren Fmchtbchältem zugleich, aber ihnen
keinen besondem Namen gcf^ehen ; aiich schliefse ich nur analofi;isch,
^afs die Ptlanzo durch sie vermehrt wird. In den Aigen Jiat sie Vaucher
als die Samen seiner Gautmg JPn^spermes angegeben , aber ebenfalls
niobt t«n den Fwichtbehiltam geschieden.. Hedwig sah ne als di«
^*^'-iT^tm GceddfldiiidMile der üchanen iv. GMeim. Heie de «ns^
156
und erhielt daraus junge Pflanzen, eine Beobachtung, v?elche durch die
•wiederholten und genauen Versuche Ton G. F. W. Meyer nicht allein
bestätigt; BonAueik «udiTdJkoxwnner dargestdh iit. & Hbditt» dafc die
Keioikfinier dm Gcmnicn «ndever IfBamm KhnÜdi tmd, und «bo dM
IndiTidmim fonKtten, da hingf^ die KSnm in. den FrRchibejNlItani
dem Stemm analog scheinen und nur die Art Ibritetaeii inSgeD. Die Ter^
mehrung durch Keimkörner, als allen Kryptopbyten eigen, und nur we-
nig Verschiedenheiten zeisend, denn die Entwicklunjr an der Oberfläche
nähert sich nur einer besiimmtcn , tritt also nicht in die Reihe der Bil»
dungsstufen ein, ausgenommen wenn der FinichtbehSher fehlt.
Die Reihe der Bildimgen tat <Be BLrjptophyten geht von dlieiii
doppdten Ursprünge tm; entweder voa dem Spnilitheüe oder dem
Fruditdieile. In der Gatmikg S^fonabinkim eehen irir mir deix floduH
gen SprofstheQ, oft nngeluuer ausgebreitet, and Keimkoraer; m der
Gattung Caeoma dagegen nur Fruchlbehälier und eine Andeutung Tom *
Sprofstheil in dem Flecken des 13latles, worauf sich der Bi*and entwik»
kelt. Von beiden Seiten treffen die Formen zusammen; der Fruditbe'
bälter bildet sich mehr aus, und fangt sog^ an, selbst, unabhängig von
dem ^rolitiiail«* welcher wa^jmäx Torittoden iet» in wnredn «md wop»
«dShnliehe Theile m lifldeii, wie ww an einigen Arten Ton Agurkm
deutlich sehen; der Sprofstheil bildet sich ebenfalls aus und Tcrwimieb
sich in einen Theil, welcher die Pflenae nidii mehr durch Fortwachsen
und Ernwickfln neuer Theile TCrmeTiri und verijröfsert, aus FaserzeUffll
bestellt nur iiimllirljen Zellen verwebt, der Frucht zwar zui' Unter-
stützung dient, aber doch Ton ihr gesondert ist. Diesen letzten Theü
hat man iSknom*» Unterlage genannt^ und man sieht ihn an viden FÜMn
TOD gar Tenchiedener Gestalt. Das SdiWankea der Ceiialinng swisdun
Fmchtbdialter tmd Sproftifaeil mag die erste Senfe des Fhachtstanden
seyn , welchen wir als anal<^ dem Blütensiandc , oder der Inflorescenn
mit J bezeichnen wollen. Dann folgt 2) die Gestaltung wo der Frucht-
behälter in dem Sprofslheile seine Entwicklung nicht allein beginnt, son-
dern sie auch vollendet, und nun die Samen auswirft, wie es mit vieiep
Algen der Fall ist. Endlich d) die GesuiU, ^ der Fruchtbehiilter inner-»
'ballk des Sprolatlidle* die EntwieUnng mr anfibigt aber nich» beende!»
eonderii guu inüMlieli wird, ud anf der OberfUche hervoetritt.
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Da keine männliche Geschlerln<?ihpilp m ünden sind, da beim Kei-
men auch die FrachiLöma: sich gerade zu verlangem, ohne irgend eine
Umbüllung abniweitef to Ueftt t» miMbift ob num dicM Frodb^
kSmor Samen oder nw dKe KaunkdiMr Gemmeii nmnen toU. Ich-Iidbe
BuMA dabor 4m Namen ^poM», FmditkSnier, aidtt Samen« gegeben,
and dem Theile worin sie eingeschlosioi» oder welchem sie zunächst an-
geheftel sind, den Namen Fruclilbehältcr (^sporangium) = Sp, Er fehlt
zuerst oft gänzlich, und an der Stelle der Frnrhtkörner pflanzen Keim-
kärnet' die Pflanze fort. Weim die Fruchikorner 2) ganz nackt sind,
•o kann man nicht immer mit Sidierheii bestimmen, ob das einzebie
Koiin iftrUicb anr aiae jjpom oder ecben ein spomngium ist, and dann
nenne ich das Frodiikoni ein ipotwßumf eine ^midüh Zuweilen 3) Üe-
§m die FmditLorner innerhalb des Sprolstheils oder dea ttroma zer>
aireat, und nur durdi ihre Gröfse Ton den Keimkomem TerschiedcBy
wie in den Tremellen. Die Fnichikömer befinf^en ^jch i) nn oder in
dem Frachtbehälter zusammengehauft; sie sind V; in längliche öchiauche
(iheceie) eingeschlossen, und diese wiederum in einem Fruchtbehülier
verborgen, oder diese Schlaache nberzidien 6) den Fruchtbebtiler anf
feiner W«arn Fliciie. ünier Nr. 4 geh{>ren anch die Formen^ wenn in
dnem Fmcbibehalcer mehrere Ueinere, und in dieaem erat die Fmobt»
Idmer befindlich sind, so wie unter Nr. 5 und 6 die Fonnen geiionn»
wo in cinein Schlauche mehrere kleine sind.
Nachdem wir nun die Theile der KryptophTten nach ihren Ent-
wicklujtgssiul'en durchgegangen sind, wollen wir die Verkmipfungen der-
idben aufsuchen. Wir haben zaerst : 1 »i>i. -h 1 -♦- 1 -^^ 1 + 1 «J^«
id emier S^timmelgattung, wdd» iA Sponttt^ht» gcsMümt habe. Seiaen
wir socrn dka leiste Glied TerinderHeh, ao kommen die eretan Glieder
mh 2Sp. in den S<Annmelgattongen Aotyiu, A^erfßug u. s. w. vor;
mit 3Sp. in TVemeBa-, mit ASp- in Ljcoperdon u. s. w.; mit b Sp. io.
Spkarria ; mit 6 Sp. in Jgariciu U.S.W. Nur 1 / erscheint zuweilen als 37
oder : J aber höhere Formen von R und F kommen nicht vor. Kurz
wir haben die Bezeichnung i St. i R -t- i / -4- i . >i . 6 / -i- xSf. iür
Äe PSbe. Difeaea 'g;iebl''M>n»- wihl eesoudene , und daher ab sehr na^
tfiffieb «ncheinende.OrdmHig. .
160
f St. m-t-F+SJ-h^i^' i»t Sffongta lacustris. Ich hahe
daran deutliche FruchtlrabiUer imd.swar in Menge gefunden, auch toh
MeBtender GrfiJie fa« ym dn Hurwkotn, ^ von JPmikum germmienn,
groft. Die ScbaJ« des Bebütm Cpendmm) üt MÜidi dici, aber sep- .
IwecUicii, Ton bratinrotlier Farbe, und halt eine Menge loser Frught*'
iLomer eii^eschlossai. Es ist sehr wahrscheinlich , dafs in der Gauong
Spon^ noch andere Verknüpfnncien vorkommen, deren TJnter'juchung
sehr zu wünschen wäre. Sni-ngia iacusüii gehört dem Thierreicbe riel
weniger an, als manche Aigen.
3 1^1. 4- 3 i{ 3 JP.*4- 3/4- 6.^. isi. da» KWderiwz« (Ü^mogomam»
Wahwcheinlidi giebt ei In den Tropenlindam nodi mdere yerknüpfun>
goi mit dieaem merkwfirdigoi Sprolstiieile.
4 St. oder die inwendig gleicbförmige Suiictur ist auf mannigfaltige
Weise verknüpft. Sie kommt vor ohne Wurzel und mit einer Wurzel,
hesondcrs mit einer schildförmigen, mit einem ganz runden, blattförmi-
gen und siammformigen Sprofslheile , mit Fmchibehaltern , welche in-
nerlich bleiheu oder auf die Obei-Üache treten, nnd endlich mit Frucht-
bflUQtem von Tewchiedenem Bane, doch aicbl mit den hSlieni* aaig»*
bildeiai Fomen decealben. Wir reebnen aÜe dieae Geatahangen m
den Algen. Doch sind Fiflle» m welchen sie sich sdhwer Ton den PÜU
zen unterscheiden lassen, und Bjrstus Jdähm ist bald in di^ bald in
jene Ordnung gebracht worden. Man kann nicht deutlich sehen, ob cüe
Fäden hohl oder gefüllt sind; im erstem Falle waren diese Gewä'r-Jise
unbezweifelt Pilze, aber sie scheinen der irarbung wegen Ttelmekr ge-
ISflU. Di« FSdfln denclben leben aEerdings aus, wie du anfredit am-
banden Ffiden der Scbiaundarten, aber die Keinkdnier bleiben inner-
lidi, und werden inneriidi entwidtelt und apigaworlai« da aie bin|^
gan in den Scbimmelarten sich äuläerlich sammlen. Daher möchte idi
sie zu den Algen rechnen. Aber Bj-ssocladiiun, welches die Algologen
zu den Algen bringen, ist unbezweifelt «in Pil», weil es die oben ange-
gebnen Kennzeichen der Pilze hat.
Bin« sonderbare Form, zu diesen Reihen gehörig, finden wir an
den Noaiochien. Dae Gewicha ist eine RaUar»»^« inneriich ^diAt-
»ifa Kugel, in wdcher Faaeraellen aich befinden, dnidi banfigp Qwtt'
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■wände so abgelhcilt, dftfs tie Reihen TOn rundlichen Zellen sdieiiien.
In diesen Faserzdlen entitiddn sich Keimköroer und schwellen oft so
Mhr: «..dda man iie ftOr ;Fnitthtldnier Julian. mSdite. Die umgebende
Gflllorie tdimiidet mdi und ndi jA dem Ueberguiia der FormeD» nad
Bßtrmhotlfmiium ist das Innere der Nostodiieik fftr «cli Iniflgebildet,
Wld nur Böch mii einem schlüpfrigen Uebersiige -versehen.
Die inwendig gleiclifonnige Bildung kann suvreilen nur so erschei-
nen, vreil dir galleriaru-en Faserzellen sich nicht TöUig entwickelt haben.
Sie geht also zu der ieulen Bildung über und die Tangarten folgen auch
ia der Aeflie der Algon.
6 Sl oder der dnreheiit nmdsellige SprofstheU, «eldier Gemmeb
derrifllb^ vad die IcnulanfönniBen Liclkeneii «eberf beieidinet» wnndi
immer nur mit der untem FlSclie» hat eine unbesu'mmte Form und
aufscrlicbe Fraclilhebälter (3 /), wenn sie auch Innerlich scheinen, denn
immer teigt »ich eine entsprechende Ocffnung in dem Ueberzuge des
Sproisiheils. Nur der Bau der Frucblbthaiter ist versclueden und = xSp.
zu Selzen wie in den Pilzen. Wir würden also hier wieder eine ausge-
aeiciniete aetfiriidie Ordnung haben, wenn uidit die KroHe der Iicbe>
nsn «oh in' einen Uanertigen SprofstheU wUidi -remrandelte nnd anch
•onst auf mannicbfelligie Weise dabin überginge.
Die Jiddbite Ponn 6 St» des Sprofstlwils, welche den ToUkommr
nen Pflanren am nächsten siehi, vereinipt sich nicht mit den niedri-
gen Stufen der Wurzelung und der Gestalt des tiprofstheiles , auch
nicht mit der untersten Stufe des Fruchtstandes, sonst aber mit allen
•ndem Gestakungen. Die Gewächse, welche einen solchen Sproüldiefl
beben, rechnen wir heid m den Algenj heU an den lichenen. Wir
Miien ebo biemn», dal« eine sdiarfe Trennung awisdien diesen beiden
netfiriichen Ordnung^ nicht forbanden ist, nnd dali Linne Recht hatte,
wenn er sie vereinigte.
Aber die Zahl der Gattungen und Arten ist für eine natürliche Oid-
nunf; zu grofs, und umgekebri ist die Zahl der natürh'clien Abibeilungen
zu grofs» wenOiiman sie alle trennen woiiic. Wir woUoi also nach
derBaqnendkUtest terlM»M*^jind die naiüilidie Ordnung der lichenen
hcmwariehcn, die iibri§eii aber nnier den Namen der A%en tcreirngt
Ionen I^e Odnung der Lidbenen wiid besfim««» Jurdi den Lmiten-
PHgv, Kka$9 1824. X •
i67
lim'».
artigen oder vielmehr gemmenarügen Sprofslheil 5 St. und denjenigen,
vrorein er übergebt. Dieses ist der Sproüstbeil mit ttx)cknen haarformi-
gen Faser/eilen im Innenii den wir kors den UMtoMigai nennen wollen.
JGßehan idilieften ikb der AebwlicMteit wegen di» Gyrophorctt, denen
die FraeneUen im Innern niir mAngelii, 'lad CeOama;^ «r 4enai
Fbeenellen, durch die gallertartige tellige Umgdmilg ▼on einander g»<
trennt und entfei^t sind. Auch mag man Coe/tc^mW wegen dar Adin-
lichkeit der Fruchtbehälter mit den FrucküidiilterB der Permellen hier-
her rechnen.
Eine richtige Einsicht von der Verwandschaft der Aigen und Liehe«
nen, so wie der Kryptophyten iyberlmupt, wird nnii me eriielien, wenn
man die Aolmliebkeiten nicht syelemetiMili entwickeh, wenn man den
Hidt unbestimmt enf der IMennidi&Itid^t der firMbentengen umlmr*
schweifen lilet, und nach Willkäkr dieOrdnongen ▼ereuugt und trennt.
Und wenn man auch Willkühr anwendet, so mufs man nur wissen dafs
es Willkühr ist, welche man angewendet hat. Man trenne immerhin
die Lichenen von den Tangarien, wenn man nur wcifs . daf?» der Tang
ein unter das Wasser gesetzter Liehen ist, in welchem die trocknen Fa-
Mnellen.tur gallertartigen Form eulgeifeiciii sind, und das Wasser die
Fruehibehelier Terhindert bat, sich ganz- nach aufiwn au bebten and sn
entwickeln. Auf die EintheilüngAn konunt weniger in, sls enf dsn
Sehlössd, weleher uns den Sifin denelben ÖBbet.
O. 1. I\tngi,
Dnr Sprofrtheil ist flockig, oder mangelt ganz und gar.
Die tiedeuuuig dieser Bestimmung, und die Reihe ffir die Fibs
ist in dem (Aigen dendidi gsntig angegebto worden. Bs kommt bkr
also nur auf die Unterabtheüungen an. Der Sprofstheil bat in der gan-
zen Ordnung dieselbe Gestalt, und sein Mangel kann keine Kennzeichen
geben; es kann also nur das Verhaltnif^ drs Sprofstheiles zum Frucht-
tlieile und dieser selbst in Betrachtung gezogen werden. In Rücksicht
auf" jenes Verhältnifs befmdet sich der Fi-w^Jitilieil entweder auf dem
Spvnlsthetl oder wird Ton dem lelatem bedeckt, oder er stdu neben
dem letstem, fn WeUhem Fbll der SproCithefl auch mang^. Hisfiiacb
Entmafemtt pfyiohgiiehen PJUmamuyat&m. 163
fverden drei ünierordnungen bestimmt und zwar: 1. Muredines, Scbia^
meipilze; 2, FuUgtaes, Brandpilze; 3. Mjcetes, Schwammpilze.
Subordo i* MuMidSne». Schimmelpilta.
ten Stellen mit Sdieide\vänden Tenehen, erscheint auch immer hohl und
durchsichug, oder er hat 2) keine Scheidewand, erscheint daher auch
invrendig oft dicht und nndurrhsichlig. Er geht in dfm letzten Falle
nicht sehen IM ( Ine l nt.erLii;i; (.^i.roma) über. Zwischen beiden Gestal-
ten giebt es Uebergänge, wo namiicb die kleinen Fäden oder deren Spitzen
nur -Sdbefdeirikide htben, nichn die- §ra&en. Wir nvolhii dieie cor iwn-
tob Abibeflung vedmen. Diese 6eiidtnii§ ^iro&theUt setaen ym
s ^ (Müblw). In Riiickiidit anf die Fkocht liegt er 1) entweder
guis nieder , und Uigl die Fmditkfimer und Fruchtbehilter überall,
oder 2) einzelne Fäden stehen aufrecht um Fruchtloi-ner oder Frucht-
belialter zu halten, oder 3) die Fäden zerfallen dui-chaus in Frudil-
kömer. Hieher kann man 4) die Gestaltung bringen , wo die Enden
der Fäden sich zusammenballen und dem Anscheine nach Frucbttheüe
naidhen. 'Wir 'hwnidinen ditiiei dnrdi St, (sittds). Betrachten ^ir den
Fnu^ttland as F genauer, äo finden ytir i) die IVuchtlUimer auf dem
Sprofithdl eentreut, an unbestimmten Stellen, «der 2) in der Mitte an-
gehäoft, WD nicht selten dier Sp^ofstheil später verschwindet, und eine
Trennung vom Frncbtlhell und Sprofsthcil anfängt, oder 3) die Früchte
befinden sich an der Spitze, seltener an der Seite der Faden lose zusam-
meagehäuft, oder 4) sie sind an den Seiten oder an der Spitze r^el-
nilirig geatellt, oder sie stehen 5) auf Fäden, als anf beiol!id«m Stielen.
Die FrOehie aeUM sn J^. aind 1) cinfilche Kömer, 2) doppedie Römer,
awct diebt aoaunM^gaMeUt oder flut dnelr Sobeadewand, 3) mit An-
hingieln versehen, 4) mit mehreren Scheidewänden, 5) in einem BebilteK
(sporangium) eingeschlossen, 6) nicht allein in einem Boliälur, londem
anch innerhalb deüdben in Schläuche (aseij eing^chlossen.
" • , . > Habitus genuini,
1^ < fit. ^ i F + \ Sp. . .
< Die einfiufami Fom.> , ^filheil mit Sduid^vteden, niederU«-
gsnde Flocken, lerstretits einfache Fmchtkömer. enlM«li«n eft
X 2
164
L i V K' :
ans eingeschnürten Zellen j tttweilen n&desa sie wohl als eine Fläsaig>
keit abgesondert.
Sporotrichum, B/ssodadmm, j4tjiospomim, Coeeotrkkmm, Die leuie
Gattung ist sweifelhaft; die swdte schdikt mil der erttcn an vereimgen
sa (k^vBaiia Pen, isl qpou m fermtUat, 4o mit mIim ÜQ7>Jha viid
FUh^arüi; sie sind ^»ofiHlieile anderer Pilze.
Der Frnchttheil variirt: + 2i^. mit doppelten Fruchtkeimen; IH-
chothea'um ; + 3 Sp. und -+- 4 Sp. mangeln ; + 5 Sp. Eurofium, mit einem
^hren sporangium ; + 6 Erjrsibe, mit einem wahren spotwigium und
innerhalb Schläuchen.
Der Frnchwaiid vmirt um dem FruehtlMhilier in^leidi. Alto •¥
H- 1^. oder in der Hille fsbfofta ebar einfeelw FhuhlLofMrs St/mh*
tdmtf FuMt^Komni <4- 3i!^. iind^- 3ij^. nangda; •4* 4^. FmohtLBnier
mitQaerwftideii, Epochnium, Bactndium ; die leute Gattung weicht ectrai
ab, und nähert sich den Algen; + hSp. und -4- ßSp. mangeln. Di»M
Reihe mit 2F nähen sich schon den Schwammpilzcn, deren Fnicht}>e-
hälter für sich bestehen. -\- 3F und -^^F mangeln und jenes scheint so-
gar zu fehlen ; -^bF oder von den Spitzen der ir uden getragene einfache
(bIm i^,) FrodttLfiniir finden lidi nur vaAermmäum, F'vtieiäban.
Die beiden ertten Glieder dieser Veri>indna§» der Sproftdieil nuft
Qoerwlnden und dtmieder liegenden Ftden mfigen der enten Fenifie
^riwpwrg mdxae -Bystinae zu Kennzeichen dienen.
i A + 2 St. + i F i Sp.
Der Sprofstheil hat Querwände, wie in der vorigen Familie, aber
aufrechte Faden machen den Anfang zur Siielbildimg. In di^em ersten
Fdle Hegen die entfachen Fruchtkömer zeratient an and zwischen den
FÜden, Hierher gehören: Adadkun, GctUMponumf Cmnptoum, ^Mth
phtgum. Der Fmehtäieil geht in iSj», Aber, ' tu- doppdien FiruehtLoncm
in Polj (fin'ncium.
2F mangelt. Aber 3 F tta heiutUnten Stellen zusammengehäufte
FnichlLömer kommt häuCg vor wnd zwar mil 1 Sp. oder einfachen
Körnern in Haplaria, Haplolrichumf BoirjUSf Foijactis, Jsper^lhts, Pe-
fOcäUum^ Coremium, In der letzten 0»ttui^ wickeln sich die Finien
tAum tiuammen «a einer Unteilagp. Doppelte FhaehtkOmer (^'3J^*)
hai D^ühiptatum. - ■
Digiii^uu by
BtOiVwf daes phjiologUchen PJlanzensjrslms, 166
4 Yrirtelformig gestellte Fruchtkömer oder Behälter ohne Schei-
dewinde finden sich an Suiofyädüun, oder ^Sp. mit Scheide-
wänden an DactyUum.
bF FrachtboiHllMr kb den Spiiien der Fadn lummwn anr mit
5^. wiliMn FfoclahehflKm tot in Mueor, Sporodtnia,. Thanuudü»,
Itiüeiü, ^fmji^, Siabian, P&Mui, ,Di« Gtuiug rAomnÄläHN hat
Kenikdnier «n den Spiuen der FSd«ii> oder auf Sdden, Thebctis hat
regelmäfsig gt^tellte Keime auf den Spitzen der Fäden. An manchen
Arten toq Stilbum iaX der Spro£»theil dicht aar UnierhigB Terflochtea
an Coremium.
Diese Familie, iiczeiciiuet durch den Öproistbeil mit öcheidevvänden
lud die anfirediten Faden, mi^AspergiUmMeiiidm Asper^Bttuhsi^imL*
• -I- -I- SiSk. iF -^^ iSp.
Der Sproftdibil aerfallt ganz und gar in Frachtliönier. Hoher«
FotaiCII als die »wygri»qien schont der Bau dieser Gewächse nicht zu-
zulassen. IMan kann nur die Gattunf^ Oidium durch die zarten, -sveifsen
Faden ihres Sprofstheils von den Gattungen linterscheiden, welche
schwarze, gröbere Fäden haben, nämlich : Tetmcoliumf Tonüaj Momüa^
jihermria. Diese durch das Zerfallen des Sprolstheib in Fnu^ulnnur
•eberf iieeeichiieie Familie nag: I%USmw fcjwfa«™- .
2J 4- iSL Jh iF ^ iS^*
Der Sprolädieil hat keine Scheidewinde, wenigstens nicht dnrcb-
aus, sehr oft ist er aber an den Enden der Fäden gegliedert. Auf der
einen Seite nähert sich der Sprolatheil einer Unterlage, auf der andeiTn
geht er zn den Algen über und ist oft schwer daron /.u unterscljeiden.
Mit niederli^enden Faden, zerstreuten, einfachen Kömern ist die erste
Oeaudtiiig in; JeMamnmm, CcUetotpomtm, Gonjtmkum,. MenispoFa,
CiMmtnOam, Aniaer dieaen Itcndmen . nodi eegUederi« Fnicht]t6rtier
(4^.) ü MOhalniAmm, ScoUeotriehmt^^. IMe letate Gaiunig iial be-
•anders Algengestalt.
2 St. -f. Ii? 1.^. Aufrechte Fäden mit zerstremen, einfachen
Fruchtkörnem in: Chloriditwi, Cladospem'um , Oedemiiim, Mjxolrichimt,
Campsotnchum, AcUnocUiatu.,», CUmofiUa, Coelosponum. In den Gallungen
Hkuhspormm und<CMbaiaiai adtnfiitrMe&jdar Sprufstheil an den Sp^B^
oder Uevjvnd: da' turr"*** ami.'I^adihlAiM')«! JnU^
i66
D. t II K
besteht aus Frucfatkörnem in eine gailcitaruge Masse verbunden , zu
denn di« l^Moiltge, oder andi d«r Fracbdbdhfltar in HeUeo tdieinK.
Co0ib4;pornim Weht wegan der hoUachemendcn FradiA6nwr ab. Qm^
gliederte AmduköiiMr (A^.) hahm iSMea^wdlw^ Mfmäm, M
mÜUhosporiimi.
-f- 2^ mangelt. + 3jP, Frucbtköme: an der Spitze (!er FädcTi
gehäuft, und zwar einfache Frttchtköraer -K kommt m dem son-
deHbuwi Pkjcomjces yor, deiiai Spro&tlieil idr elgnert^ iat. Aber
du Henroruetea der BrachtUhmer auf der infteni Flldie büIum das
Gemlelis den Pilzen.
AF-^iSp. Regelmäbig aagewadiMBe dit&obeFraclitlfinMr finden
•uJi nur an Spondjincladium.
Dematium ist eine Gattung, dem Sprofstbeile nach, hierher gehörig,
dwr ohne Frfldite. Wir willen die ganze Familie deren Sprofsthdl
aidit gegUedoM ütj tonst mit dOcB Yeriindeniiigwi dei Timehlthciliy die
folgende amgpioiininen, vetlnindeDf Cowqp/eeBeeg nenun.
iui 45Sf. -\- iF i^.
Tst die fondfrljare Form, WO die Enden der Faden zusammenge-
baüt Frucltiibeile darsteiien. In der Reihe der ungegliederten Pilze er-
«etzt tie die Stelle, welche die ganz in Fruchtkömer cecfällenden Pilze
(3 Su) in der Rdlie der gegliederten (1^ einfehmen. Hieriier gehSien
Bacodiumi, Jntaum, Jmpkänekttm. Wir mAgpn diod fibifb tailie
Habitus deUquescentis.
OiOnium gleichl gar sehi* dem blofsen Sprofsiiieile der bchwamm-
püze, ioA hai man noch keine Früchte daran wahrgenommen.
Bfayget Arleo ton ßfueor jbalian an der Büi» dei Stidb üoift*
gleichsam Wurzeb TORtteDende Uden, dite aondene mm BknnlMrf
in eine hwmUn Gattung Rhizopus. Eben io nnd die Fruchtbehälter
▼ieler Arten Ton Erysibe mit sreifen Fäden umgelien > welc^ie in die
andern Faden des Sprofslheil'? libergeiien. Diese Sciiimmclpiize machen
den Uebergang zu den Sciiwummpilzen, wo der Fruchtbefaidter für sic^
wortdt. ^
Phra^totrichum Kze ist eine sehr sonderbare Gattnng,
gm A»r iii«i»Fiii4i— Bw^^kMtfp ^j^rh dflii Mffm «Alf nihiit -
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Di» Beflie Snff. nä 2Vw&olJI«aätm an, deHcta Sprobthdl in dne
rnndlidiie ForQi nimmmengewebt, die.Fhkditkörner umschliefsi. Dann
folgen Trichoderma und Mjroüieciwn , wo der Sprofsihcil eine im An-
fang flüssige Masse -von Fi-uchikörnern umgiebt. Hierher kann man fer-
ner alle Püze rechnen, welche aus einer flüssigen Masse entstehen, und
Omoi kt lai^Udi das bette Kenmejchen der Unterordnung. An einigen,
uB, Jtlhidüim (t^dfg» FSan.) sieht man deadidi i«ie ein mattaeSprots'
theil den Fruchtiheil umgiebt; an andern aber, acUiefiit er beim Aus*
uxKrknen so dicht an die übrigen Theile, dafa- man ihn nicht gesondert
wahrnimmt. Doch bemerkt man sehr deutlich, wie eine Membran von
dem Fufse des Pilzes sich verbreitet, und von hieraus als dem Pilze
didil anliegend sa verfolgen i«t. Zuweilen lfi»*t sich der SpcoCstheil in
Schuppen auf, wie nan hewNiders an Sfm^iarM und an einem Pkysantmy
welches ich stromateum nenne, sehen kann. Die Verschiedenheiten des
Fruchtbehalters bestehen durin, dafs er bald gestielt bald ungestielt ist,
welches aber wegen der vielen unbedeutenden Uebcrgänge nidit zu den
Kennzeichen der Gattungen zu rechnen ist, ferner, dafs er bald einen
eduippigen, bald einen glatten Ueberzug hat, bald eine, bald mehr Frucht»
hdlien, inwendig heU gar keine, bald wenige, bald Haare und diese
nnregehniilSNg oder regelnÜMg «erwttbt, und endlich inwendig mit einer
Mittehänie oder ohne diesdbe, -und -dann nur mit einer Andeutung,
oder einer rundlichen Erhebung, welche zur Säule übergeht. Alle diese
Gestalten finden sich auf sehr mannicbfaltige Weise mit einander ver-
knüpft. So enuielu folgende Keiiie: lyicliodermUf Mjmtheciumf AeÜuUium,
J^^grdium, Ljcogala, Dipktkmum, Ideea, TuMluut, Pfysamm, Cmniumi
JOUttwa, iXi/rmium, Zeoetaput, Leangaau, JXfyd&rma, TWeiUs, Angrriß,
StUtKmitis, Dictydiumf Cribraria, Cupuhtritty Crat^rium.
Afrriococcnrn Fries gehört ohne Zweifel hierlier , oher 7,n einer
bes<:.nd<M < n Reihe. Der zarte, weifse, flockige Sprofstheil bedeckt ganz
und deuüich gesondert die vielen kleinen f runden, mit einander ver-
weehseiMft fVuditbehili« «d^ Vn,ditLSniam gefällt. Sie sduinen im
Anftng flltasig' gewesen an seyn. B» wäre also eine hjibere For»
SrVaMerww.
168
Sobald diese Pike trocken werden, hört die Vcrbreilung der
BlaMe auf, und nur so lange sie flüssig sind, iriidimi ne fort. Audi
in diCMT Rfidtgtebt Iemui mm sie so Üeiiacliten, «b ob sie in dem
Spqpfsthefle eingeschlossen waren.
Uebrigens ist diese Entwicklung und Ausbildtug des Gewächses
aus einer flüssigen Masse , in welcher aher das Vergröfserungsglas die
Fnichtkörner schon deutlich zeigt, eine merkwürdige Erscheinuug in
der organischen Natur. . ' •
Diese sweite üttterordmiiig msdit'iuir eine Fhmilie aas, die den
Nemeii fiU^gmeaß lielultsii buni.
Subordo 3. Mjcetes. Schwammpilze.
Der Sprofstheil sondert sich Ton den Fruchttheilen ganz und gar,
wird ein Mebentheil imd yerschwindet oft ganz. .Er zeigt keine Ver-
seliiedenheiien, ind wdchc daher ans der Klasse der KemiaeielMn.
Statt des SprofstheÜs «ritt die Unteriage (iSnmut) ein, irdche ebn
so sehr mm Fruchttheile gehört, denn sie Terbreitet sich nicht weiter,
nachdem sie einmal gebildet ist, sfttzt ako tlip Pflanze nicht fort und
wuchert nicht wie dei* Sprofstheil Sk- steht in «Ic-r Mate z-vviscben den
beiden Thailen die sie ungesondert begreift. Diese Unterlage ist zu-
HOT aagedeutet dnrdi einen tledwn, dnrdi emen dünnen Ueber-
ang* oder ^ mangdt gans nnd gar, wo man den Ifangd dnreh die
gehäufte Stellung der Fruchtbehälter nur erkennt. Dieses ist der erste
Zustand der lintfrlni^e — Sir. In der zweiten Entwickelungsstufe ist
sie deutlich vo^h.^nden und Ton den Fruchtkömern oder den Frucht-
behältem deutlich unterschieden. Auf der dritten Stufe ist sie wirkh'cb
an dem geworden, was sie andeutet, mm FimehtbehSIter, und der Prodifr
theS hat tidi Tom Spro&theile T&ilig gesdiieden.
Die Gestalt der Unterlage —F ist i) unbestimmt ausgebreitet, als
ein flaclier mehr oder weniger dicker Ucberzug. Er bildet 2) eine mnd-
liche Masse, oder 3) einen mehr oder weniger Terlangerten Trager, der
in seltenen Fällen 4) Terästelt ist.
Dem innem Baue (JabHca) nach li««ldit sie 1) aus Faser*
Zellen mit andern rundlichen Zellen durchwebt md ,vailnUldeii* BsU
henradit die Faseraelle, bald die rundliche Zdle vor. Audi liflgl fmU
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Sntwwf wnes ph/toloßischen Pßanaeiujrstenu. 169
eia bedentendei' Unterscbicd dann, dafs die Faserzcllcn entweder ans den
gegliederten oder ungegliederten Flocken des Spro^ibeile» entstand,
doch ist er: «ehr schirar ht dtr Shinr zu bestimmen. Am meisten aus-
gebOiiet in, dar uuimw Bbu, wo das Aeoftere am nnidlicheB Zdlen be-
liebt^ det Innere ans Faserzellen, -wcHche mit einander Terwickidt und
Terwebt sind , wie in den Lichenen , welchen wir daher durch 3 f aus-
drucken wollen. In einigen Fällen (2 /) liegen die Fasern dicht und
gldcblaufend zusammen, ohne, wenigstens ohne viele rundliche Zellen,
fto dafs der Bau dem Splinte der ToUkommenen Pflanzen gleich zu
MtMn ut. Wir "vroHen cüeaes mit beiaidiiMn. Audi ut daiauf la
sehen, doch nur für Abtheflungea ebier niedem Senfe, dafs zuweilen
die Zellen sehr bald schwarz werden und in einem verkohlten ^ttand
gerathen (/V). in andern Fällen hingegen das Gewächs sein ganzes Le-
ben hindurch weich und gefärbt erscheint {Jnc) , nicht wie dort gleicli-
som bei lebendigem Leibe abstirbt. £s ist mir kein Beispiel bekannt,
daft ebk PÜa zufällig aua einem Zuftande in den endam fibergegangen
wire. IHe rothe Fäibnng ist am hiufigwem in dieser Ordnung, dann
fdg^ die gelbe, seltner ist die blaue und am seltensten die grüne; ja
die rein grüne Far}>e Jer Blätter und Algen kommt fast nie vor. Am
h'äuügsien ist in den weichen, nicht Tcrkohlten Pilzen, der Mangel an
Färbung, oder die weifse Farbe. Selten sind auch die verkohlten Tfaeiler
aus gefatblen eaiatauden, g^fibnlidi aot weUsen, neldies man im
Innern des Gewidbses eiltennt.
Der Fruchtbebälter (= Sp.) ist oft gar niclu vorlianden, sondern
die Fnichiknrncr sind 1) äufserlich nuf der Unterlage oder dem Boden
zerstreut, oder auch 2) von der Liit erlabe eins^eschlossen. In seltenen
^Fällen mangeln die Frucliikömer ganz und werden durch Keimkömer
erseisL Die Ruditbehiltcr naisdUlie&en 3) die Fraebfkömer, die
sieb ancb A) in beumdem aosgeieichneien Frncbtbdittem oder 5) in
Schläuchen befinden. Diese Sehl ki< }jc sind 6) atif der Oberfläche des
Fruchtbehälters ausgebreiTcr, oder 7) auf besondem Triigem {spmvphant)
des Fruchtbehälters bcündiicb.
I. ,iSlr.-k-iF-^if-^iSp.
Iffiar ist eniifeder gpr kerne Unterlage voibandsn, oder nur eine
Andeutung derselben» eüie besondoe Firbnng der Tbefle worauf der
PfyM, Kiau» 1834. T
170
L I IT K
Pilz sich befindet. Dann ist auch noihwundig die aulsere Gestalt unbe-
stimmt, und die innere oicbt entwickelt. Die Fruchtköraer aber schrei-
ten-in 4er ikiadiildung sehr^lbrt; «ie aind rund, läugÜdi, ^inddföning,
doppelt, mit Qnerwiinden : VerachiedenlMiteii, ivckbe rar Untandbd-
dnng niederer Abtbeilungen dienen können. Atuük tind sie gestielt
oScr nicht. Hier ist der Anfang des Gewäciuretchai aiu einem SndUr
bebäliür.
Diese Gewächse entstehen unt^r der Oberbaut lebendiger Fdunzen,
«Qd sind dann nicht Terkohlt. Hteriier g^ren:. Caeomaj Späocaea,
S^wisonum, Septarüt, Pkmgmidtttm, Puatma, P<tdiaoma, J^ori$arium
ist eine sonderhure Zusammensetzung von dieser und der eisten Untei^
Ordnung; es finden sich nämhcli zwischen den Körnern zerstreute Flocken.
Podisoma ist die höchste Form, ^reiche schon den Tremellenartigen Fil-
z«n naiie steht.
Unter der Oberhaut trockner Pflanzen «ntttebt Crj jJtosporaim. Eine
Art C aurantiaeum ist nicht vetlohlt.
Oben auf trocknen Blattern und irocknem Holze liegen Fusidium
und Conisporiurn. Die letztere Gattung rechne ich hierlier. Längliche
Fruchlbehältcr aber ohne deutliche Frucbtkörner sind mit einem Staube,
-wahrscheinlich Kcimkömem bedeckt, imd machen längliche ILiafen,
wdche lirci enf trochnem Hblie liegen.
yerkohlt smd: Crjrfno^amsm ütmm, weldie» nun wobl ab eine
besondere Gattung trennen könnte. Hypodenmum, Mdaiieoimun, Diiy-
mosporiunt, Slilbospora, Sporidesmium.
PhoiiM Fries, Die Fmchlkömer liegen in kleinen Hänfen zusam-
men und sind von der Oberhaut eingeschlossen. Im Anfange sind sie
vreUs und sosemmenklcbend, dann werden sie schwarz.
Mtkmotorium, An dem untern Stamme der OroImidke-ArteB »ige
sich eine sonderbare Krankheit. Der Stamm schwillt auf, luid entludt
kleine zerstreute Haufen Ton schwarzen, kleinen, runden Fruchtlvörnem.
Ich habe das Gewächs nur trocken gesehen , wie es mir Yon dem tct^
storbenen Palissot de Bcauvois zugesandt wui-de.
Mjxosporiwu. Ist Nemaspora c/wea Pen. an der ich keine, TOT
dem Hokei irotvnf dieser Pila ifÜdMt, Tersehiedend Untedlage «ntdediea
kesmte, rnMte dodt bei den andern Arle» der Cjto^^ vorbandfli
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scheint. Der xXama Nemaspora »chien mir zu vemerfen» da er sehr
▼ersdueden gebrftncht iu.
n. 1 iir. -h 1 ^ -I* 2 Jp.
Ohne Unterlage. Die Fruchtkömer dad in dem FruchtboIiSltar
wie Keimkörner cnihalten. Hierher könnte man Dolhidea spfutcrvidca
(ßphaeromorpitium) und Sderotium durum {Leucostroma) rechnen, welche
Yon den Gationgen zu trennen sind, womit mau sie Tereinigt bat.
m, iStr. + iF -\' if-i- 3Sp.
IKe FmdubahUter nmtchliaften dieFradidt6fDer» haben aberlmne
denÜiche Unterlage.
INIit hallurtem Fnicbtbehaher, welche vielleicht zur swvilea Unio^
abüieiluiig zu rechnen sind : jlctmothyrium und Li^ptothjrium .
Mit ganzem, nicht verkohllem Fi-uchlbehiillcr : Taphrin, der Gal-
tnng Caeoma verwandt. — Femer Spon^trum. Amphigastrum.
S/fheeropleum und Botrydkanf sw«i a«ae Gmttungen von BSbrcnberg
m Aagyytqi giafimden. Sie vraduen lMi|le anf dsr Endo.
Saccidiwn Sc/imidt, habe ich nicht gesehen.
Dichosftf^num Nf^es. «'ine <;ondei-bare FoiiQ» inwcnd^ mit FInMht*
köniem, äulserhch mit KeJink. urnern.
£s ist zweifelhaft, ob bei allen diesen die Unierlage Fruchtbefail*
tnr |pcvfOi*den>
Mit ganaem, TailtoUtam Fracbifachatar.
^pkuporium Kze ist noch nicht gana vtrluihlt.
Prrtsthernhim Kz i^i eine Stilbospom mtar der UäUe, oder Stähf^
SfOra ist ein Prostfirmiinn olmr HüHe.
Spemtodesmui Kze isi mu- nicht genau bekannt, so wie PäHaM'e/.
Ckaetomuim bt ein JBxo^torütm wo die Unterlage tidi nun Fmdl»-
bebllur anagfebiUet bat, die anltere baanbnlicbe Umgdning dagegen
oalimditbar geworden ist.
Stegia Frist, Cjrlo^mu Ehmüt., Sphoenwma lind Anfange von
Spkaena.
DoÜüdea pjrrenophora Fnes, ist eine eigene Gattung (Pjrenochia).
Daa Aeolsere i^dit eber ßphaeria, daabnere bendit aua einer wdfiwn»
erweidibaren MaMe, daa Lmeratn eoa einnn Haufen idnvafser pnlTerip
gar KSmer»
Y 2
I< I V K
JElpidophora Ehrenb., eine sondurbare Gattung aul den Paimenblat-
tem in Ae|grplen.
Sebisodemta, Hieilwr müNcn die. RfTBiena Fi", gelmdit urenleii,
vddie eine bestimmte Gettalt aber luine Schlümche babcn» iioiideni ot
deren Sutt Frnchlkörner.
IV. i Str. + i F + If-h i S/J.
Keine Unterlage, innerhalb de« gröfsern Fruchtbehaiicrs kleine,
runde Fruditbehalter. Hiedikcr «eilSi ieh nur Po/jarigium m feehnen.
V. iStr. -h IF + lf+ 6Sp,
Keine Unterlage. Die Fruchdidmer in ScMünchen (lkeeae)t Wehe
dar Fruchibehitller umscbliefst.
Sphaena. Da diese Cnttung noch einmal in der Heihe anzufüh-
ren ist, welche mit 2 Sir. anlangt, oder wo eine wii'kiiciic Lnierlage
voiliamlen isi, m> wH idi dort rtm ihr reden. .
Z^ium F^. gdiört hierher» halt «war lilaaaa irie J^raimumt aber
die Gattung ist wohl anzunehmen, da die Substanz des FmdhÜMfaSUen
wie das ZeiTalicn der Scbläache zu Pulver sie auszeichnet.
Dothidea Fr. Nur D. Ptlns, Sambuci und einige verwandte gebo-
ren hierher, deren Inneres mit dem Innern der Sphürien überein-
kommt. Ke untendbdden ikh wxt durdi die Gesiak der Erachthdbfller,
msUdie in der Jngend der Lange nach einm Eindmek und immer eine
mnxliche OberHacbe haben. Einige sind «dion oben von dieier Gat-
tung g«iondart -worden , andere werden noch in der Folgie getrennt
werden.
Hjsteriiun, Hierher geboren nur die Arten, welche das Innere
caner ^fSuuiia haben, und cidt nnr durdi die iufsere Form de« Fmdit-
hdiidiei«, den fitng^eiien Eindruck namlidi» unterscheiden. Audi ser-
fallen die Sddiuche nicht zuletzt in PolTcr, welches bei vielen Sphäriea
der Fall ist. Man erkennt das wahre fljsterium durch die Lupe schon
an dem weifslichen, dichten Kern; die übrigen von Fries zu Ifysterium
gebrachten Pike (M. Huhtet affinta) müssen eine besondere Gattung unter
dem Nauen Schiwaimmui ausmachen. Sie gehören au der IU3in mit 3 Sf.
oder Fmchtbehälier mit Kdnacm ohne Sehlinche.
A&idium.
Cctjrn^Fr^ ( CtUieium co^wn/«* ji^ar,) kenne ich nidit genan.
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Btamuf «MM pfyloiogiii^ j;fiuu0H^yHems, 173
VI. iSlr. + iF + i/+ 6Sp, .
Dar Ifan^el «n thueriag» (4er mir «ine Spar dtttalben in liiar
aufc cmem Fradbdidbiiher Tcrimndea, dewea SchUncte «ofMriia]]» nA
befindftn und einen Ueberzug bilden.
Peziza. Mufs hier angeführt werden , da man nicht von allen
Arten sagen kann, daüs die Unterlage xum Frachtbchäher überG;egangen
sei. Einigen scheint die Unterlage zu mangeln, und andere haben eine
daadidke Spur doMObeB» s. B. P, «muginosa, roatSm,
Paleäana Friet, Der Ghnakter nadk Fries i$t Mee^ttaadum mar-
gduriwn^ paiellaeformef epidermide contigua. Hymmuum laeve, st4lfWnUm$,
sed ex asconun dissolulione pulvcrulentuin. Asci conruiU ahsqitc paraphy-
sibiLs. Aber ich ünde den Fruchtbehälter oft in der Jagend geschlos-
sen, wie bei den Pezizen. Die Oberfläche ist zwar matt und gleich-
Mm «twei iörnig, aber nie bebe idi g^seben, dai« die Schtmcbe in
PkilTerierAdleii. Andi tiod allerdiiigs genüg Pbrapbyeen oder SeUSncbe
ohne FruchiLörner Torhinden. Durch zwei Kennzeichen unterscheidet
sich Palellana von Peziza, 1) dafs der Fruchtbehälter aus dem Innern
des Holzes oder der Rinde hervorbricht, und 2) durch die schwät z gfv
iaibte Materie, welche die Spitzen der Schläuche färbt und Terbmdei,
wie in den Lii^en, wodorcb die matte Oberfläche der Fnubtbdiälier
enistdit. KeScbKiicbe toiidertt.eich m Wataer und werfen dieFmdit-
kdmer an», wie Nees heobechtec batj docb eenreilMn die SchÜtiflhe
dabei nicht.
TynijHinis Fr. Der Charakter nach Fries ist Receptacidum marni-
natuiHj tyalhtfannef epuivrnude coriiea, Jljnienium laeve l. rugtdosum, pnrno
vth paitkUi teotum, demum una cum ascis tenudtus Jixis ßtUscens, Sporidui
fbnM 0t mmwro varut seeedtaUk. Aber der bonürtigp UdMimg ist ebi
echwer zu unterschddende« Kennteichen. Daft die Sdiläuche verschwii^
den, ist hier nicht mehr der Fall als an allen Pezi/enartigen Pilzen. Das
vdum partiale kenne ich nicht. Ich würde hierher T. conspersn Fr.
rechnen, welche eine sehr deutlidie Unterlage hat, worauf die Frucht-.
beUÜter mit einander Terbunden stehen. Die Haufen dringen unier
der Obeibant der Binde berror, «wosanf de wacbaen: Zn dätst» eo
hMtimmtea Gaicnng g^ieren aadi Ceaangiiim I&u - Ft» (P«aa Mi*
fem Pan.)»
I7i
Li ■ K
Cenangium Fr. Eine «ehr ziuanunengesetae Gattung, welche Fries
durch den anders gefädMcAiUabmug ua|«lidMHdet| 4m Luiere ist näm^
lieh weifs, daa AfloAeie tdtKVMS. Die erste Ahthdlung Sekrodufü Fr,
niBcfat umticliig eine Lcsoudere Gattung au», - weMiQ- «ich dadurdi un«
tendietdet, dafs viele Fruditbehälter beim ersten Hervorbrechen einen
Körper ammacben. Daher möchte ich Coenangiwn sagen, denn C<y-
nangiimi von tiiuem leereu Gciafs hergenommen, ist unpaasend. Die
ScÜäudie sind von einem schwanen Ud>ersa^ -wie PtOiMtna urnge«
ben, dpcli dad sie iveislidi nidie Inrann, wie dorc, und entwickdn sidi
mit denk Alter.
Trj^Udaim koBUnt allerdings Coenangium nahe, mufs aber doch
imtersrbieden werden. Oft iheilt sich ein Fruchtbehälier in zwei; ge-
wuhniicU entsteht abei* nur der Anfang einer Theilung, welches sich
durch eine eihabcne Falte auf der Oberfläche zeigt. Der üeberzug iat
wA-nttn, des Lmere ifflib md die Sddüiidke etttwidudn sich denn. Zup
weilen aoUiigt sich der Ucbemig- so hemm deis der Pik im Innern
schwarkömig ewiieint. Uniei' der Schlauchscbidit ist oft ein gelidicfaffr
Kern, die eingewachsene Unterlagie. Die Abilidlnsig CUtkru «ron Ccnen-
gümi Fr. i^ehurt hierher.
Schisoxjrlon sieht TijbUdäun am nächsten , aber die Fruchtbe-
faiher theilen sidi nidtt, sdadem die Srhahenheiten des Fhichih»>
hülters stellen die Anfinge nnn«>:Firndkihsfaiiker der. In fihngens »ar
Abänderung von Ledde» iiyma nnd leigt wie nahe die Pike- den Fled^
len stehen.
Phacidhtm gehört hierher. Die \ on dt i Si hlaucbsubsianz gans
venchiedene, aufsere, veriiüiiite, auisprmgende Ijmgebuug wacht das
HraptLeaaaeiebctt, sie mag in «ehr oder weniger Lappen} oder gst
Bidii serreilMn. . ffjrOarwm fiMmMian ist hieilMr ml redincn, wons
Man es £U keiner besunderen Gattung erhdMB will»
Stic t/s ; Spluiembolus Tode ist gewifs des sonderbaren Randes
^n 8U trennen, der eine wahre äufserc Hi'ille biWft.
£xcipuia. Hierher würde ich uur die i^ezizen und üysLencnarugeu
Mae wichnea, in weichen man Jaine SchMnchff entdeckt hat, Sie s»*
hfiren m der.Reih« 3^,
Die Foim 1 iSb*. 4* i ^ H- 1/ 7 ist nicht Toriianden.
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Entwurf emM p^rlobgbdit» Pßaiamsystans. 175
•i. '. ya. 2Str. + iF-^ 1/^ l Sp.
Die' Unterlage ^ ui> < daiiilMh entwid^, aber noch tod unbe-
•linimter 'GtMak> geitölnftiiiliem Stai iufterlich wifgoftnitiai
FrudttLömem .
Trichostroma. Ein brasilianischer Pilz, die Unterlage floclig aber
mit steifen unge^edfiirien ^'w DemaUmn. DieEtuch^nier oben
dick aufge8U*eut.
' Conüf^hnt IhCaitd* Die .Unterlage schwammig von dichtem Gevre-
1m9i. IKe AnditkütiMr oben fein aufgestreut.
Sarcopodium Ehrenb. Die Unterlage ichiieMmig, die Fmcfatköraer
ling^ch mit Qncrweiiden, festgewachsen.
Gjmnosi>omngiuni. Die Unterlage gallertutig trie Trau^laf Fincbtp
kömer wie Pucdnia fest aufgewaciisen.
Tjphodium (Sphaeria tjphma Pen.). Eine sonderbare Form. Die
Mbwamnigte VDieilege' het mndlicbe Erhdhiiiigai, «eldie mit Fmdit-
lUmiem bedeckt lind.'
Vm, 2Str. 4- + 1/+ 2Sp.
Die Frucbtkörner sind in der ileutliclieB unbestimmt gestalietea
Unterlage innerlich zersireot.
Aeufserlich verkohlt ist der Fruchtbehalter in LeptostromOf WOTIB
imii keiae Praditk6nier etltennen kean; Sderotktm dessen Gestalt «ich
einer bestimmten nlhert; doch m Sda/rmiktm SBmem imd ceniftauMm
ganz atuzuschliefsen ; Rliytisma Fr.^ dem Sclerotiiun nahe verwandt, un-
terscheidet sich von Po/j sligma durcli den IMangcl an Schlauchen. Coc-
copleuni ]iJirenh. ebenfalls, doch sind die Fiuchtkürncr deutlicher, ge-
häufter als in Scleroüum; Schizoderma Elmnb. nähert sich der bestimm-
len Gestalt nnd be|preift die ffj stena Pr. ohne SeUSnche; Emif^Fr.
nhert tich' der heaiimmien Gestalt 'von JPgana, ist eher ohne Schlflbcbo»
daher gehören' nicht alle £xctpidae Fr. hierher ; Xflo^'lossum eine son-
derhüre Gailling Ton einer Gcsiali welche sick Chtvaria nihert, auch
ial ein wahrer Sprofsiheil vorhanden.
Mit schwammiger Unterlage. Hjmeneila Fr. vielleicht der Anfang
einciMUldsm KIms. UypocknmtFf, vielleicht nnvoOkommen» Thelepho-
Nn. ^wkmiAmw hat eine ftsi bestimmte Gesielt. Der Name ist alt, nnd
ExUia igt keine henaunnle Oattnng.
176
Ii I ■ K
Mit gallertartiger Unterlage. Coccosphaerilonf Aüosphaeriwn, 'wohia
Bhiioclonia muscorum Fr. gehört. TVmmU», Enctphalusm, (der N«ine ist
' fdiladit, ■ber IfemaleBa F^» ist ausht Iwtaei), DaetyomyaeMy DaaytUum,
Jgjrnumf leotere« kenne ich nidtt.
Ich setze Schwammig dem Verkohlt entgegen. Die galterurtige
Unterlage hesteht gröTstenilieil«; aus weicheo,. sehr ungteicheo« rnndi
liehen Zellen, mit wenigen Tascrzellen. ■ -
Die Verbindang dw luiliMttiiiAt gestalteten UmsdAg» mSx emem
beMmdem Fmchtbebäller, weldier die Fi-aditkStner dntcUsdst (^ZS^)
ist mir nicht Yorgekomment «od» atcht mit einenL maaniinengeMlen.
FruchthduUior =
IX. 2Slr. + \ F -k- if SSp.
Die deutliche Unterlage von unbestimmter Gestalt mit einem Fruchl-
behfilter, welcher Schlauche enthalt.
. ISßtAet ySaSat die Gattung ^Aatri», welche aUeia eine gnue Fa-
milie efwmimmL Ea itt daher wohl zweckmilsig, davon zu trennen was
sich trennen lafst. Zuerst lassen sich die in andere Reihen gehörigen
Gattungen wobl sondern, Conljrliaj Hjpoxyhn, Pnronia. Dann könnte
man die mit einer haarigen Unterlage trennen, obgleich die Gattung in
lUe baarigen Sphärien übergeht. Sphaeria ovina und ckionea unterschei-
den «ich. von den ^rigen dnrdi ihre «cbwamaiige nieht •▼erkohlte Be-
fdufGanbeit und ihre grolsen Scklinehe. Ich urfirde sie Megatheaum
nennen. Die Pezizenartigen ^ihärien mit nicht verkobltem Fruchtbe-
halter welcher becherförmig einsinkt, dessen Schläuche bedetilend jj^roTs
sind, nämlich : Sph. Pezis^, episplmeriaf könnten vielleicht auch gesondert
werden* Aber eine sehr gute Gattung würden die Spbarien machen,
deren Fniehtbdialler oben abspringen (circuamk»)* Mw)iom»* Auch
möchte Depazea WO der Sproliidieü dordh einen Ffedcen in der FAuie,
worauf die Sphärle wächst , dai^;estellt wird , wohl au trennen seyiu
Endlich können r.iuh die Spbaricn {,'K'«innrlprt werden, welche in der Qetf-
ntmg Flocken, gleichsam als Ueberbletbsel des Sprofstbeiles haben, s. B.
<!^Aa0f1tt snngw'nea.
Poljrst^md, DieM Gattung von DeCaadolle amfii wieder bflrge>
stellt und von Dothidea Fr, getrennt werden« Sie untendiaidet sieb
leicht rwt. Sf4umut dadnreh, daft die FkiebtbeMlinr keine beMnd^re
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Sxüvwfenef pk/iohgiid^ JtfinueiujrUtiiu, 177
HüUe (peridium) haben, midmi Kern mit seinen Schliudira von
«kr Unterlage geradem ungeben wird. Von den fibrigen Dothideen
iit lie durch den Bau gehörig unterschieden.
So/enan'um Sprengel Glonium Fr. eine ausgezeichnete Gattung.
Die Verbindung der deutlichen, unbestimmt gestalteten Unterlage mit
einem Fruchtbehälter, den die Schläuche übei-dehcn, ist mir nicht bekannt.
X. 280-. ^ 2F + if+ l Sp.
Die Uniedbge cxlubt «di in einem rundlichen Kopf» mid ist mit
den nackten FmdhlLömem flbetifareat, oder iie sind duenf angiewacluett.
Ueberstreut : TuierctJanaf Fusariumf l^rmosporütmf Epicocctun.
Aegertla. Die Fruchtkömer liegen einzeln und lentreiU anC der
Unterlage, nicht haufenweise, wie an den vorigen.
Angewachsen: JExospon'um, Corjmeum, Seirülium.
lyjtiodkim (S^diaeria tjpfuna) ein« susemmei^metMe Form. Die
ünteilsge isi schi?emnii§» unbesümmt, erhdil iicli enf der Ober-
fläche in kleinen rundlichen Erhabenheiten» «eiche mit Fmchikömem
dirhi bedeckt sind, yne Dermotpormm, Ist slao von ^thaeria «ehr nn-
lersciiieden.
Höhere Formen des FrucbtbehäUers in dieser Verbindung mangeln.
XI. 2Älr. -I- 3F+ 1
Die UngUdie, iLenlenförmi'gie oder Gaiwien-Unterlafe hat nacLte,
«mfllcgende Fruchikörner. Hierher g^hAren Uaria und Ceraüum.
-f- if + 2Sp. Die T^nipilnrie ist z«rt, gröfstentheils flockigi die
Fruchtkörner schcint^n ihr eingestreut zu seyn. Solem'n.
+ if + äSp. Em deutlicher Frucbibehiilier mit Kümern. StMwn.
Des nähre Kemneidien dieser Gattung liegt in dem snerst flüssigen
IWachibehiltcr. Sie steht also awisehen dieser vnd der Torigen Ilnteü-
ordnnng in der Mitte.
-+- 2 /'-t- 1 Sp. Die Unterlage Kf'srelu ganz aus gleichlaufenden Fa-
Sertellen mit wenigen rundlichen ZcHi n : Periconin und Coplutiotrichum.
Letztere bat an der öpiize der Unterlage einen Haarbüschel mit Frucht-
hSmem bmtreot» und ist gleidimm eine. T^ehia ohne Fmchthflllft
(^fdätns), doch scheint ve nldit flussig in entstehen.
+ 2/-f- 5.^. Chonhi^ilum Toda, Ist in der folgenden Reihe nocb
einmal aufzuführen.
Phjs, Klasse 1824. Z
XU. 2Slr. + + If + 5^
Die itüge Unterlage bringt Spbiäfiaiartige FiWffhdkhSltar hervor
«K dm 8oaderi»ren 7%aiuiomps«t»
+ 2/ + 6 Sp. Chordostyltan Tod», Hierher die Spharien mit dfin*
nen, fadenförmigen, glatten, MÜgen, selten einfachen Stielen. Der
Name von Tode ist der älteste von den vielen, welche man dieser Gat-
tung gegeben hat, obwohl Tode unter dieselbe allerlei Gestaliea braciite,
ifddie nicht dahin gdioren, und die F^rochdiehilter dgentlidi nicht
hennte.
-H 3y-f- 7t^? Rhizomorpha. Die K5mer, welche Herr Eschweiler
in den Anschwellungen der Unterlage entdeckt hm, scheinen mir Kpim-
kömcr. Ir !i 2:!;nil>i', dafs Pnlissot de Beauvois recht beobachtete, als er
einen Fruchtl>chuiier von Fotia (^Hoietus) daran sah. Die Unterlage hat
Udienenhen, und ut an den Spiiw mit einen iraihren flockigen Sprob-
th^ heieisi.
Xm. + 3 Str.
W^enn die Unterlage selbst zum Fruchtbehaller wird , kann von
ihrer Gestalt F nicht mehr die Rede seyn, sonderu F verwandelt sich
in Sp. Der Bau ist an allen diesen Pilzen, soweit wir sie kennen,
immer derselbe. Es koiamt also alles auf den Frachtbehilter an, und
hier mub allerdingt die «ete Fotm, wo nachte FruduUmer auf der
Unterlage sich befinden, iregfallen. Aber 2 Sp. ist vorhanden, wo die
Frticliikörner nicht lose zusammen liegen, sondern im Innern des Frucht-
behiiliers zerstreut sind. Hier gehören : ^»rmomorphia (Sclerotium Semen) ,
Pjrenium Tode weiches ich nicht genau kenne, Acinula Fr. und Pe^
fiiA$Fn ebenfalls nicht, Acrospvnmm Tode, vieUeicht auch JlJUiKWttiRib
muomm, welche mir eher ungeachtet aller Beiner Bemtibangen nieht
m Gesicht gekommen ist. PaehjrmmF^, aweifdhaft.
Etwas mehr ausgebildet ist Tuber^ welches runde Schläuche (jyo-
rangida) in Adern enthält. Hieher g^ört auch wol Bkucffogon Fr, und
Poljgaster Fr.
•+- 'S Sp. Zusammengehäufte, lose Frucbtkomer sind in cineni Be*
heller eingeMhlowen. Onjgena, Ljcoperdouj Bovista, TViJbwftMw, ßqjth-
Moma (Tiüostonuitquttfhonu»),' G^sntm», CtOadvytm, eine neue Oattnng
Yon Ehrenherg in Nobien entdeckt, n. a* m.
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EtOmurf «wot ffylebgkikui ^namwyüam, 179
Kaan «i<Mamenge»etiten gradhtliebatBr luübcm die PkaUotdeii Cla-
Iftm», Phaäua, igrmnu Pt, Jtetüi Fr, «le. . Mlim aich 7i^.
JlHBropfiora, eine höcbst sonderbare Form; die GMUalt Yon ^ffiu^
aUß Abäsen Hitt in den Zustand eines Ljcoperdon zurückgegan||es WL
4- 4 Kleitierc Fi'uchibebält«r jimeriudb der. GrofiMii» Die
FruchtLömer sind darin zerstreut.
NUidanaf Amsihnim Fr» Idi förchte sehr, meine Endogone ist
eine uaeniwickehe Nüidaria. CnrpeMut, Jinetotebi$7 TkeMolusll
+ 5 Sp. Innere Schläuche «ind in einan Fniclitl»dMlter
qhiie Unterlage nicht Torhonden.
+ 6 Sp. Dei- Fruchtbehülter i«t gms oder an der Spitae out
Schlauchen übersogen.
Stktüf wovon ^haerabobu Tod, zu unterscheiden ist, Peztia, As-
eoiebtt, Ba^Bria jPr. ist woU anr durd» Awwerfen der VratkOOnm
TOB Asaa TencbladeB» (O^Aaffit ,k«ne ich nadit) X^rau^ Fit* «t».
G^soglossiun, Ditiola Fr. Leotia, VSkrima, Fir. ^mtutßfi», Mitmla,
Mdvellaf f^erpa Fr. MnrcfiyNa, etc.
Theiephontj Stereum^ Merismuj Ciavaria.
+ ']Sp. Die Schläuche (tlu!cae) sitzen atif besondem Theilen des
FmcbdMhiken selbst^ z. B. wddieD Sukchebt -RSbren^ fiUttem. In
jeder dieMr Gattung iet dendick beeeidinct* ine bei der Beständigkeit
des einen Theils jeder andere Mine Reihe durchläuft. So hilt der dicht«
gewebte Sprofstlieil, der nun den FnicJitbrlialter vorstellt, einige weiche
SlacUeln, Würm die Schläuche siaen; dann krümmt er sich an einer
Seite um, und ist ein seitwärts angehefteter Pikj dann verlängert sich
der Stiel, und endlieh i««^ der FrachibehSlter «nf die Hiue dee Stieb
ab ein Kit. So heiielA jede Gatrang ana mdiretai aoklifln Sipp-
idiaften.
Hrftnunif Sistolrenia, Daedalea, Fistulana, Poiyftonu, Boletus, ete,
Xy lophaguSf Mcru/ins, Srluzophflhts, Copn'nuSf AgaricuSf Amanita. Mit
dieser Gattung eudigi sich die Ileibe der Pilze sdir schroiT, tind hart
ebgeeetu gegen die übrige Naior.
J&t iit ednnsr dieae Reihen in natarUdie' Familien «u verwandebi.
Die Unterschiede zwischen der nur angodeuteten und wirklieb entmk-
kdten Unterbge sind acbwer an hmta, und wo die Unterlage iid> w
Z 2
X I H K
den I'rudubehäiter verwandell, Terechwinden die Kennzeichen von üu"
hemeaommai fras und ga. D» die Untarlage MÜMt idur imbattimait
ondteint, so mab diese* «acli in ROeluidit md ihre Gestalt und ihren
iniicrn Bau seyii. Wir mfissen slso die R«iih«i umkehren unil den
FrucLibchalter zum ersten Clicc^e machen» dann werden wir wenignens
genau bestimmte Familten erhallen.
I. Die Fruchikuruer sind äuiserlich auf eine Unterlage auf^ge-
streut, oder «n&eilidi angewachsen, (i Sp.) Epiphjti. Diese Fvaitie eni^
hSlt die Anfinge vieler andern Familien. Kleinere Banfen sind. 1) Vm-
dmm, wo die Fruchikömer auf lebendigen Pflanzen ohne bedeuieilde
enfwickehe Unterlage hervorkommen: Caeoma ^ Croiutritum , Spilocaeay
SjJorLsiinum , S^ptaria , Triphraginium j Puccinia, Phmgmidium. 2) 6'///-
bosporeij wo die Fruchtkörner auf trockenen PflanEentheilen ohne entwik-
hdte Unterlage herroifcomm«!: Cryptosporiunij Fusidium, Jljpodenmm,
MdaneonAm, JXdjrmo^mnim/Sl^o^foiv, Phoma, JSMamowium* 3) 21«-
beretdanact i , wo die Fruchtkömer auf einer gewölbten UnteHage lose
aufliegen: Tuhcrcularia, Fusarium y Aegeritay Dcnnosporium , Epicnccttm.
4) Isanaceij wo die Fruchtkörner auf einer Clavarien- Unterlage lose
aufli^en: Isaria ^ Cemämt. ö) Exosporeif wo die Fruchlköi'ner auf
einer T«riLoblten Untolage tnl^twMhaen sind: S^andnmiam, JSaroijpo-
riumf CorfneiUHf Semdäim. 6) 'Ptiecaniutnj wo die PncdnieiMirtigen
Fruchtkörnei* auf einer gallertartigen Untedage angewachsen sind : Po-
(iisonui^ Gj mnosporangium. Als einzelne Gattungen — Anfänge von Fami-
lien — sieben: Myjcos/xiriitm, eine verstümmelte C/tospora; Conisporium
zweifelhaft; Coniophora eine unentwickelte Thelep/tomj Tjphodium eine
meniwickelle ^ihaeriaj Pendamd dne wnoÜimdei0 Amotuta, C^ha-
htriehum eine utaToUendeie TViDhut, Chranmtatm ein «usgdifldeies
Dematium.
II. Die Frachtkörner liegen innerhalb der nicht gallerlarligen Un-
lei lage, oder des Fintel) thehalters zerstrenl. (2 Sp.) Sclerotiaceae : Spfuie-
iio//wipiiiwn, Coccopleum, S//erniomorphiurn, ElpidopfiOra, Sclerotium^ Ex-
cipulüj Sehisodemia, IVtj tisma, Leptostroma. Alle &ind nttciitwlck^
S|^iiiri«n^ Hysterien^ Fesisen; jMMuh^ 'Xyb^ßo$mm, Jt^o^emaim sind
unientwickelte Qavarien, Ifypoehhttstmß unentwiekdie Itielephoni,
mMgl& bleibt zweifelhaft. ' '
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III. Die Frachtkorner «ind innerhalb der gallertartigen Unterlage
•srabMut, (2^) Trtmeiloideis Coeeo^kaeritun, AUosphacnionj TremMa,
EmtfhiUmm, BmtjomjeBs, DaajtUum mA ntMSitiridLiBltiB GoHamu,
flberhanpt Lichenosae; Amieulana euM-uncntwi^lte Thelephora.
IV. Die Fruchtlorner sind innerhalb eines Fnichibehälters ge-
häuft (ZSp.). Man kann hierher auch die Form A Sp. rechnen, wo der
Fruchtbehälter Schlauche voll Fruchtkörner enihali. Gaslromj cctes.
Auch diete Familie ist ans ndireren Ueineni ftiuf«!! atuammengesetst.
I) Dimidiaiu JX/e Fmchlkönier liegm auf einÄr mebr oder weniger
deutlichen Unterlege und sind nur mit der Fnicfathülle (pcridäm)
bedeckt- Pnisüiemium , /irfinf.tJiyri'um , Leptothyrium. 2) Mehrere ein-
zeln siehende GatUmgen müssen liier aufgefiilirt werden : Taphrta ein
innerlich ausgebildetes Cncomaj A piosporium ein innerlich ausge-
bildetes Sf>oriietim»mi , rjicnxK^wum eine nneusgebildete Sphärie^ Sit^
jjw efaenfells eine nicht -röUig entwidLdte Spbirie, ChaeHamkm ein
innerlich ausgebildcri s T' xospomm» 3) Kleine zusammenstellende Fracht-
behälter , welche die FiuchlkÖmer in eine Gallerte gehüllt auswer-
fen: IS eiiKiaporei. Hierher Cjrlospora, SpJtaemnemn . 4) Kleine zu-
sammenstehende Fruchibehaltei-; die Fruchüiüllc eine zarte Membran.
Sporigastrei: Sporigaslnwif Spfiaeropleum , Botr^dium, Poljangiump
Ampki^tmmm, Dkhoipaiwm, 6) Der FrachtbehKiter ' ist niMt floMig-
Stiliacei. Die Gettang St^um kenn nach der Beschaflenhcit der Un-
terlauf» in mehrere getheilt »Verden. 6) Lycoperdei. Die Fruchtbehäl-
ter stehen einzeln ohne Unterlage; die Fiiichihülle ist aus Faseru und
rundlichen Zeilen deutlich zusanunengevvebt: Onj-gfiiUf Ljcapcrdorif Bo*
pitUtf Sekarodermm, TVUaaotna, Dip/ostrmta, Geastrum, Calachj on. 7) Cjn^
thoid^i, Fradttbehaker lind ▼ob endem nm^ben^ ßfiihUarm, JrteknkM,
8) Carpobolei. Der innere Fruchtbehälter wird von dem äufscren
heratisgeschnclh: Carpnlolus. 9) Tubcracci. Die Fnichtkömer «txen
in Ädern. Tubcr et nffhi. 10) Asleropitom s'ehr allein,
V. Der Frucliibehälier umschliefst 8cbiiiuche, Sphaeriaceii
Deptmt», PmUdariaj MegatkeeMom, Po/jrstignu>, Triel»«miia, Sphaeriay
Sbluutrüan, Potäma, Hjrpoxyimy Confyik, Ckärdoäyhmy Tkamnangreti* "■
VI. Der l^ruchtbebälter ist mit Schlauchen bedeckt. Sareomjr-
1) Mit 'grdMa SchGiadMl» niut indir oder weniger becfaerföi^
183 L I K K
miger Gestalt. Peuimüidtit SAtis, Sphaanbobu Tod. Pausa, Jscobo-
hu, Bidgaria, Bkauua, 3) MU pofim SchUnchm md dma geeon-
denen- Stiel. Helvellacei: Ditiola, Leotia, VibrUsea, Spatxäana, Mi-
tnda, HelveUa, Verpa, MorcheUa. 3) Mit grofsen Schlauchen und keulen-
förmiger Gestalt: Geoglossei, Geoglossu/n. 4) Mit kleinen Schläuchen
und üacher Gesuli. Thelephorei: Thelephora, Steivuni. 5) Mit klei-
nen Schläuchen und mehr oder weniger erbfilktmr Gestalt. Clavariacei:
YIL Die IVnchtkönier sind in einen Schleim gehüllt, befinden
lidi auf einem besondem Tliailie intteriudb dm Fhicktbcliilten, PkaU
ioidei: Phallus et äff.
Yin. Die Schläuche befinden sich an hesondem Theilen tuid die-
ser wird von dem Fruchtbehälter getragen. Agaricini: Hjdnum etc. v.s.
O. 2. Lichenes.
Der Sprofstheil ist r;einmenariig oder blattartig.
Es ist durch die neueren üniei'suchungen der Heri^ G. F. W.
Mejrer und Wallroth aufser allen Zweifel gesetzt worden, nicht nur,
dais die krostenförmige Gestalt des Sprofstheik eine unentwideüe Mattp-
fönnige ist, sondern auch, dab in einer und derselben Art, Yerwande-
lung dieser Gestalten in einander Statt findet. Wir wollen daher von die>
ser Verschiedenheit für die Unterabtheilungen keinen Gebrauch machen,
zumal da die Verknüpfungen dieser Formen schon oben dargestellt sind.
Auch die übrigen Verschiedenheiten des Sprofstheils, welche auf Man*
gal und UdMiflnla bemlmt' VJSmma hi«r nidxt in Belndtt konunaD.
Der tonderbii« Ban der Gattung Usaea, da er nur «n einigen Arten
Statt findet, darf bietr ebenfalls vemaoUabigt imdmk»
Aher es scheint mir zu weit gfgani^en, wenn man die Verschie-
denheilen des S})rofsiheils auch aus den Kennreichen der (Jatiungen aus-
•chlielsen will. Dean wie will man die Gattung f^errucaria voa •^fßhaeria,
oder Pmim«, hmnkst Pßidknt Piitß tfln Lmit» DnWadMwfan. wo»
man nicht den |5}ira6theil in HÜfia ni^t? Ja flebt es ein Kcu».
zeichen, wodurch man die Lichenen überhaupt von den Pilzen unt«^
scheiden kann, anfiwr der Besohaffenbeit des^SprofstlMils? Wir nüMeniiet
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Entwurf eines phjtoiogaehen Pfiansens/stemt. 183
der licgel bleiben: was besuindig i&L, ktuan ein uaterscheidendes Merk-
mai l'üi' dio Gauungen gebm.
D«r Fruc^ibeUOtcr ttiuiut «vf tSn» mbe niAIlcnde Wei#e mit
dem nnchtbebiatflr dar Pike iOmtin, md dnrdiliuft dJeadbe^Reiim
mit dem einzigen Unteitdiiede« defii in der Folge der Lichenen ei-
nige Zwischenstufen fehlen. Wir haben nnr drei Hauptsiufen in der
Reihe der Lichenen: 1) Fruchtbehälier, worin die Fruchtkorm r rnthal-
ten sind, ohne in Schlauche (ütecae) eingeschlossen zu scjn = -iSp.
der Pilse; 2) Fraehtibehiater, weldi» die SdUlncSie eimdblieilMn» s 6
der PÜse, 3) Fraditlidiilter, welche Ton ocilUinclMn fibenogen sind,
s 6^. der Pike. Wir Lönnen also gei«dem die drei Mcycrischen
Unterordnungen hier nTifnohmcn, da et Vot dio Bxlhe der fiüduilgen
des Fruchtbehälters allein ankommt.
Zuvor jedoch über einige Gauungen, welche an sich, oder in Rück-
tieiit amf ihre Stellung, sweifiühaft nnd. Die Geuung Leprarin tat den
Pilaan ^eieh m eetien, wddie häat Phubtibebilier, tondero nnr Keinh
kÖmei' tragen. Die Uebereinstimmung geht so weit, dafs ich Lepraria
laiebiarum und chlorina zu S/>omtrichum gebracht habe; der Bau ist völlig
derselbe und allerdings von dem Baue der flava Ycrschieden; dort ge-
gliederte Faden, hier unregelmafsig gehäufte und gebildete Kömer. Nach
Fbeiie V/l Z. Attefirwnun eine ansgdbleichte £. Marina,
Ton den Geltungen Spt^ma, Imäaun nnd Fönb/ofw heben nni
die Herren Mejer und Wallroth befreiet. Es ist ohne allen Zweifel,
und zuweilen sehr deutlich wahrzunehmen > dafs die Variolarien verän-
derte Purinen oder Parmelien Äind. Aber die Art der Veränderung
scheint mir nicht die von jenen Untersuchem angegebene. Die wahren
Keimkömer der Lichenen, welche an bestimmten Orten herrorkimunen,
s. B. en der SUtia wmomin AA, jSU nmtumji* tt^nmlina Jarinacea Aiik,
finde ich immer unter dem BEkrockap swar klein» eher doch bd wei-
tem grSfser, deudicher gerandet und |^chfdrmiger, als die Kömer,
wehho auf dem Variolarien hervorkommen. Diese gleichen völlig den
Leprai-ien. Ich kann daher nicht umhin, diese Kömermasse für parasi-
liscfae Leprarien zu halten, welcLe die Flechten eben so zerstören, wie
der Brand die ^lieien Gewiidieei oder irill' mim nodi eine nähere
Teri^eicfanng heben, ein Septätmiam dl« grtÜMm Pflae. So Uftt neU
184
L I ■ K
die sonderbare, und doch äufserst häufig Torkommende Veränderung
der Liehenen «rkliroi, da tonsc die MonttntdläMii im ofguaiadiai Rndi«.
viel idtener gefbnden werden. Benn hier ist nicht blols Fehlgdmrt, son-
dern wirkliche Umgestaltung oder Monstrosität. Andh het die Veränderung
der Parmclicn, das Aufscliwellen , die Etiifarbung eine grofse Aelinlirhkpit
mit den Veränderungen »1er Blätter durch Rost, z.B. der Hirnhljiicr
dtu*cli JRoestelia canctUuia. Ich mochte drei Arten TOn parasiusciien
Leprsrien wilendifliden: «mtUbh die graue bitlere Art mit etwas grois»-
ren K5nieni, sweitens die weifae, nnscbmadthafte Art mit Ueineni
K6nieni, und drittens die gelbliche cheafells nidit bittere Axt. Die
letitere bildet Isidimit pltymatodcs Ach.
Spilonia verrucostim Flocrke ist ein parasitischer Pilz, Torula nahe
verwandt oder eine Art dieser Gattung. Diese PiUe kommen zuweilen
pacadtiscli Tor, wie TtUvealaim ThAwßdaria» ceigt.
Für leptaim ratow bsibe ich ein Gewiehs gellen, wetcbes nm
BerÜB «tt Tannenbinmen, an Bretterzäunen, wo sie feucht sind, häufig
wächst. Frisch isi es orangefarben, trocken gelblich grün. Herr Wall-
roth bat davon umständlich geredet. Er bringt doliin Torula crocea Mart,
welche ich also unrichtig unter Oidium in meiner Fortsetzung der tSywc.
ji, TOQ . Willdenow eoij^ffibrt hebe, weil ich sie nicht get^ieii. Idt
weiis nicht, ob ich dasselbe Gewächs TOr mir bebe, weldies Herr Well-
roth cODUnentirt bat, aber meines ist gewifs nicht die Ausgeburt einer
Flechte; dafür bürgt der Bnu, wie er unter dem Mikroskop sich zeigt.
Es besteht nrimlich aus vielen grofsen und kleinen in Wasser aufschwel-
lenden und dann gallertartig erscheinenden Bläschen, welche sehi' we-
nig Aehnlichkeit mit den Krimkömem der IJdienen, xsaA. dien so wenig
mit den Leprarien haben. Bs sieht Tielmdir den TVemellenai'tig^ Pilsen
nahe, Coccosphaen'um oder AUosphaerium, und vermuthlich gehört dahin
der Pilz, welcher den Schnee in Grönbnd roth färbt. Auf meinen £x-
cursionen um Berlin habe idi es den Zuhörern als Coa^phjrsiim nov»
Gen. angegeben.
Snbordo 1. Ccnioearpim
Der Fruchtbehälter schliefst — vteaigMM im Anfange — die
Fmchtkfoxier obm Sdiläncfae (thacae) an.
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i
Caljvitm. Die Gattung Conioeyie Ut nicht gehörig gesunden.. Bei
allen OJjdeD «ind «üe FmchtheliillMr mit Kfliiiiküinieni» -wenigstens ia
iar ht^fiad äMantmit, nnd di« wihien FnichtLorner finden ridi nmer-
bdb dlier dkAlMi zeUigen Maue. Cal. tympanellum und albo-atrum Ft.
gehören keineswegs hicher; sie haben Schlauche und C. tjmpanellum
deutlich dopj>elte Fruchikömer , C. albo-atrum weniger deutlich. 3Ian
könnt« sie, wegen de$ nach unten verlängerten Fruchibeiioltcrs , und
der grofMB Iddit dch «ondcraden KSnier ca emer berandeni G«t-
tniig «Kfaeben. t^^trt tnäukn anek dahin an gdiSreB. Ist C«l,
roscidum ein aligeinderter Zosiaad der LteUm ^byrna, $o gdtön es dien-
fidls dahin.
Siibordo 2. M) clocarpi.
Die Schläuche sind von dem Fi-uchtheh;dicr eingeschlossen.
ChudeDton^ jtfürocarpiuni, Poix>phora, M/coport'umj Oee^^aria, Stig-
nmlidüum, Famotria^ T^yp^kdiam, PpvMutnam^ Sl^natuUum, Bnda-
carpim. Oft üdik die Ftnchthfille (panUuiin), dann machen die Schlinohe
einen Ken*
S u I» o r d 0 3 . II} II im oeavpi.
Eine Schicht von Schlauchen ubci'zieiii die i ruciiibeiiaker.
Bs ist woU m merken» dafs diese Gestaltung sidt mit mehr^der
mri^ nifaert, als in den Piken. Die Spitsen der SchlSnAe sind durch
eine oft ziemlich dicke, gefärbte Materie bedeckt, welche sie von oben
einschliefst. Die Schläuche enihahfn oft noch andere Schläuche (asci)^
in welchen sich die Körner als ein schwarzes Ptiivpr befinden, und wer-
den dadurch den Schläuchen der vorigen Unterordniuig »ehr ahnlich.
In Opegrapha neigen cidi die Rinder so nuanunen, dals sie fint Hyste-
rien sind. Man nmis dso die Griinse in der Ordnung der Liehenen
etwas anders sieben, als in der Ordnung der Pilze.
Cnnininmn. Die Gattung gehört hicher, denn es sind walire
Schläiiclie (ihecnc) vorhanden. Sic fallen an der Oberfläche endlich
zusammen, und werden gleichsam pulverig, auch fallen die Körner in
Säten m einer puhrerigen Shssa insaninien.
<^>^ppapka (dieser ilteste» Ton Humboldt g^gsbcne Herne, 'ver-
dient den Vonng tw Cmpkit), JmAavaa, Laaeagramma, Pbajrfftmma,
Glypliis.
Pkys. Kiasse 1824. Ae
186
L I H K
Gn^thidäm, la dner AUndhiaig In SdmderVlI. Jbam. d. Bottb.
3.Bd. S. 1. liabe ich die adir abweidieDden asei you ZanUb» «irav»-
rens vorgestellt, abor nur nach einem Querschnitte, in einem libigB-
sclinillc sind sie länglich. Deutliche thecac habe ich nicht gese-
hen , und das Gewächs gehört also in Rücksicht auf den innem Bau
in die Nähe von Porof/ftora, Da die Art, wie der Fruchtbebälter auf
den SprofttheU aufgeseut ist, zu diMBi SnüeoäKeammAm dionai liMun,
to raUie ich, diew Fledite unter den mifgMlellteB Ifoiaen, ab Gettung
zu sondern. Denn jeder Fmchtbehälter mdit mit dem inliiitgeBdew
Slücke des Sprofiitbeils ein Individuum aus.
Urceoiaria. In der erwähnten Abhandlung hal>c ich die anfseror-
dentlich grofsen Frucblkörner dargestellt, in der Meiniui^, ilaU sie
Schlfittdie (thecac) seyn möchten. Aber die inlsenm fMdlnehe dnd
illewUBg» TQchanden. Auch in U* cäserae (öee&te) Vind die B^vehtlLSr«
n«- sehr frole, oimoU nicht to grob ab in CT. eamtaiia. Diese Flech-
ten könnten gar wohl in eine Gattung susammengestellt werden, deren
Sprofstbeil in Felder (areas) zerreifst, so dafs jedes Feld einen oder meh-
rere TersenL-te Fruchtbebälter enthalt. Jedes Feld macht mit seinen
FrttditlMlidtem ein Individuum. Urcttdant tengnmf vnd -vemendie find
«•hte Zeeonone.
Lacidea, Patellaria. Hätte Meyer die Gattung Lecidea mit dem
Namen Pateltaria belegt, und umgekehrt, so könnte man Patdiaria Fries
geradezu vereinigen. Denn dieses Gewäclis muf& doch, als wahres Ver.
bindungsglied, sowohl unter den Flechten als unter den Piken anfge-
f&Hurt werden. Der Unterschied zwischen Ltddea and Paldkuia, wie
ihn Heyer bettimmt, het iehr mdeadidie GeKneen.
Lecidea, Psonma. Dfeie lettlere Geltung wird ganngNU dnreh
den Sprofstheil ausgezeichnet. Er entwidwlft aich getrennt von dem
Fruchtbebälter, und beide Theile sind von einander fnst unabhängig.
£r enthält statt der faserigen Masse eine pulverige, und die«e besteht
anter dem Mikroskop aus sehr ungleichen, grofsen und kleinen, lom
Zellen. Hiefaer gehonn Psonmm dtdpiens, btmemm, kiriimm und w
wasdte Arten.
Gjrrophora. Wenn auch in den Fruchtbebältem kein Gattungs-
kennteicben liegt, so findet man es doch in dem SproCuheilef der nnr
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•US dem Uebenu^e besteht, und icinen faserigoi oder palverigeii Mit-
«dthefl cndiiau
laeanan. Es ist sJMings riditig, dsls der Uatiariige SprolsilMa
nimtwicksh ddcn genurnttBrugen oder krustenfömiigpD darsuilu Abor
man erliennt einen solchen Sprofsilieil selir Lald, mag er nun eine wirk-
liche Frachtbildung wie die Variolarien zeigen, oder ein Mangel an
Entwickclung seyn, wie wir die Pamtelm parietina in den jugendlichen
Ztatindan fis^a. Die Gettung Leeemtm baa «bo redit -woU getrennt
irerden, wenn nuoi die Tertoderlidieii GeslsluuigeB des krusuttforaugen
^praftthflOs aniscblielst. Den Uebergang der Lecidea auranV'uca in Par-
meli'n parietina habe ich oft beobachtet. Es wird der Rand der Frucht»
behäller heller, schwillt an, und wächst zur blattartigen Gestalt au».
So deutlich dieses auch ist, so bleiben mir doch noch Zweifel, ob nicht
dm pansitiscber Znstsimd luer linsclien kSaine. Ptvmdm pviHum dringt
ans dem Innern der Barem temUa bertor, und Terwichst mit ihr so
sehr, dals man gewifs behaupten würde, eine Art verwuidcle sich in
die andre , wenn nidii übrigens beide Gestellea su sdur tob einender
Terscbieden wären.
ParmeUa. Diese Gattung hat drei Abtheilungen: Piacoätum,
WO du Innere des Sprofetbeils wie an Psonma bescbafien ist, mir mUr
■wickdlt eich der FradttbehÜter auf die gewSbalicbe Weise; Parm^li»,
Ton gewöhnlicher Bildong des Sprofstheils , obae Wornlzasem, doch
angewachsen; und Borrera, mit Wurzebasern. Die meisten Arten
gehören zu der letzten Ahtlieilung. Meyer und Wallroth haben sehr
treffend das V'erwandiungsspiel der Borrem tenelia gezeigt. Hier ist alles
deutlich ohne Verdacht einer parasitischen Veränderung. Wenn man
auch diese Ablbeilnng^ nidit tiennak ynS^ ee kann man doeb die fiolU
genden unbedenUicb m eigenen Gattungen machen. Euernia. Der
Sprofstbeil nur in der Milte angewacfasen« sonst nicdorhegend, mit einer
obem und untern Seite ohne Wurzelzasem. Hieher Liehen furfumceuSf
glattem u. 8. w. Cetraria. Der Sprofstheil ist an der lksis in die Erde
eingewachsen, oder in der Milte angewachsen ohne Wurzelzasem, mit
amn i^din Sdien. Hieher C. uhnÜM, wala, euaiäaia, tfu^ima,
iuh^fenaa u. s. w. avcib Ccrmadtna «eufeete. Mamalima: eine scbildföi^
mige Wund. Bieber R,fimaemea, pupvima, pofymotpha, Prunastri v.s* w.
Aa 2
188
L I ir K
Comiculaiia. Eine schildförmige Wurzel, und runde Sprolstheil-
zweigc. Hieher C. trisUs und Roccella. Ich besitze Parmelia stj-^a mil
aoigewachsener C* bmatn, vom Bant, and babe dieie inuner Äir pu«F
iiüaeb gelMli«ii, doch ttell« ich die S«die anheiin.
Sticta. Die beiden Aiten pubaonaria und %>errucaria haben
(lurohrms keine wahren Cyphellen, auch ist der Bau des Fruchibebälter»
anders j als an ^SV. aumta, wo er, wie gewöhnlich, sich vei'hält. Beide
'WÜi'de ich daher unter dem Namen Lohaiia trennen.
P^ttdt». Die Gettnn^iVIqDiArama und&i&wnM titid nicht m tminen.
Cemontjregf oder, ^e Meyer richtig iagt, bewer CiadoiiM»
Sphaerophonis. In der oben angeführten Abhandlung in S(£c«»
ders Journal habe ich gezeigt, dafs dieses Gewächs, wie die verwandten
Gattungen, wahre Schläuche (theaw) niii anoinandergcreihien Fiucht-
Lömer hat. Aber man mufü die Fruchtbehiiller in der frühen Jugend
nnienodien, -die die Körner tchnerz gefäil»t dnd, nm dieM m «eben.
Zur Zeit der Reife idiwinden die ScUSm^» und die FruditLonier
bilden eine pniTerige Masse.
^Ifctnn'ii. Hieher rechne ich nnr Usnrn harbatd , uiit der geglie»
daten Kinde des Sprofslheils. Vsnca iithuta gehört zu Cornicidtiiia.
Vsnea. Das Innere des Sprofslheils ist durch sein Holz, uämlich
dnrdi ein Bnndel von gletehlenfenden Feeergefiii«en oder Feeendlen
edur emgesetchnet. . Du Fasergewebe der fibrigen Lidienen i«t ein ver-
yidtidtet Gewebe, wie der flockige Sprofsiheil (ler Pilze es meistens isu
Colleniu. Der ganx cigenthüraliche Bau des Sprofsilieils zeichnet
diese Caiiung sehr aus. Der rindige Theil ist aufgeschwollen, Termehrt
und hat dadurch den faserigen Theil auseinander gedrängt. Daher hndeu
•idi eintelne, einfaicfae oder wenig ästige Faieni mit viden Querwfiiden
innerhelb der gBllertarügen adligen Biuee senirent. Oh «ind dieie Fb^
eera knrK und ft*t epinddfönnig. So nähert sich der Bau gar sehr ei«
nemNostoch, und diese Flechten machen das Vt rbindungsglied zwischen
beiden Ordnungen. Dieser Bau ist selten gehörig und in seiner Yer>
binduug dargestellt worden.
Coem^iomum, Ist dem Fmditbehalter nach ein wahrer lidiai«
und «war ans dieser l^tenUnleinbtheiknig; dem Sprofstbdfe nadi, da
hödüt sonderiieres Gewicfaa. ■
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EiUwwrfeuut jffytologaehm Pßcaaeniy$km* 109
O. 3. jßgae.
Dar Spiofrtluil itt entweder inwendig» eelnttin Btue nach, glefcii-
ftmig, oder er betlebt «ne gewundenen (jdlcitutigen FeiendUen, mit
einem Bebermge Ton mndHcben Zellen. In seltenen FJillen besteht er
gimz aus gewundenen Pasern,
Alle, welche sich mit diesen Pflanzen hcsch'äftigt« n, muisien auf
den Sprofstheil zuerst und vorzüglich Rücksiciii neUmeu, weil die i'^rucbt-
behäko* selten gefunden werden, und im trockenen Zustande scbwer sn
wntMsndhen sind. Es ist dahor mnch nnr enf den Stand der FrttehdM*
biOter Rücksicht genommen 'worden* Sebr selten hat man von dem In-
nern der Fruchtbehülter Gebmncb gemadit) mn deduroh die Gaunngon
SU bezeichnen.
Die Abtiiciiungcn, welche iicrr Agardii ungiebt, sind so vorirefi*-
iicb, dels wir sie mit einigen wenigen Abänderungen geradem anlneb>
men dfitfen»
Subordo 1. Diatomeae,
Der Sprofstheil theilt sich in Terschiedene StücLe und vennehrt
sich dadurch. Diesp Gewächse stehen am Kunde des Gewachsreiches,
und bilden das Luckenglied zwischen den Pflanzen und Zoophyten. Os-
«äklond^ gsbSrt bieber; sie ferfällt nach den Btobaebtnngen des Herrn
Dr. Leo in Badllarien. Die Gatinngen sind voinAgiMrdb gnt bestimmt.
Subordo 2. Nostochnae .
Der Sprofstheil besteht äufserlich aus einer gallertartigen Hülle,
innerlich atis einem gegliederten einfachen oder ästigen Faden.
^otoeoeau jimUüf der rolhe Schnee» ist ohne Zweifd ein Pili,
nnd gdiörtf wi« idi schon oben erwUmt habe» in die Mähe von Coe-
cophjsium, oder ist eine Art dieser Gaitnng. Pnt, vmdstjägandh ist ein
sweifelhaftes Gewächs.
Palmella sin^ liöchst wahrscheinlich die Anfange anderer Algen;
ohne Zweifel isl dieses von Bjssus boujoides, aus welchem Ljngbya mur
rmld ffoc oft denilicb herrorgebt. Einige mSgsn siudi lo den Tremel-
lenartigen Pilsen gAören. EehmeO» und Giaionema sind an der TOfli>
gan Ordnung sa bringen.
190
L I V K
Alc/onidium wt ein ssweifelbafier Korper, vielleidit zoophjüsch.
Nome oder b«wflr NoOoe^tm, Der ^xan Sprolctbeil wt in dne
Uatiunige Form «ugttUmt. Die FaMReUen liiul Ton «nnider dardfc
die gallertailige Masse gesondert, und dai Ganse glicht eioeitt CaUtma
so sehr, dafs nur die Fruchi das letztere unterscheidet. Etwas Terschie-
den ist der Bau der kugelförmigen und unförmigen Ao«tocb«. Die Fa-
serzclien sind ebenfalb von einander gedrängt durch die g^ertartige
Mute, isüg, gegliedert, und adbwdkn hier «ad da in groiae helle KSf«
aer anf» Dteae FaMnellen aanunlen aieh auf der Oberfliebe von iV.««fw
rucosuntf dessen Warzen dadurch entstehen, und Tertnuililich schli^>leB
aus diesen kleinen Erhabenheiten jene grodMn, bdlen Küroat hervor
um das Gewächs forlzupilnnzcn.
Die Gallerte vermindert sich immer mehr und mehr ; in Rivularia
und Chäielo^iora ist <ie aohon hk einer treit geringem Uenge, als in
Ji/hsloduum, und endlidi dhersidit iie nur ab ein larter Schleim die
Faden,, vrelche dadtutdl acbl^pfrig annfassen sind. Batmchospermum,
Dmparnaldia f ThoreUf müssen hierher gebi-aclit weixlen. Die Glieder
sind nicht mit einer äuCsem Haut überaogen, wie an den wahren Gon-
ferven. Hier erscheinen zuerst wahre Fruchibehalier , da die Kömer
der übrigen wohl nur KeimlLoiner liad.
Subordo 3. Cnnjttgatae.
Die merkwürdigen Algen, deren Faden sich mit einander ver-
knüpfen, müssen in einer besondern Ordnung zusammengestellt werden.
Sie haben alle Querwände; in einigen hallt sich die grüne Materie zu-
aaauMtt» und geht in einen andern angeknüpften Fladen äbcr j in andern
hellt aie aidi snaanunen ohne Udwrgang, und in noeh andere Ist eme
Yei^üpfung ohne Zusammenballong. Es Ufst aidi erwarten, dafs auch
der vierte Fall vorhanden seyn werde, eine Znaammenballung ohne Vei^
knüpfung. Der erste Fall bestimmt eine Gattung, welche Agardh nicht
getrennt hat, und welche ich Spirogyra nenne, wegen der im Anfange
qiiralfönnig gewundenen Fäden. Der andere Gndet sich in den ührigen
Arten von Zypunui Jgardh (heiser Zeugnema). Der drille ist MmigMti»
Jgardk> Der vierte Sphaeraplea Jlg, (besser Sphaerxtgona^, welche den
UebergHBg anr folgenden Unter-Ordnnng macht, daher man das Kcntt-
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seichen dieser AbUieilung ao ÜMsen mufs: der Sprofsibeil Terknüplt sich
mit dem Sprofsdidle diMi Mkdem Xadindnaoi», oder der gefärbte Stoff
im fonem Iwlh lidi mammen.
Subordo 4. Confirvaeeae.
Der Sprofstheil erscheint mit Querwänden durchschnitten, und hat
innerlich keine ^dlertani^ Faserzeilen. £s fehlen die Kennzeichen
dar Torigaii Ordnang.
Wm die Qacrwünde in den F&deii der Gmferrcn Itedenien , hat
Roth tebr gnt geMigc, und die Algologen Inben in der Anphft dar
Kennzeichen nicht genug darauf Rücksicht genommen.
Die Gattungen Bjssofladium ^ Syncollesia ^ Mjrginema ^ CfimofcpuSj
Trenteffohiia f Scjtonema j Sügonema, Protonemay Hygrocrocis unü Z<y>-
taadbu erfordern noch eine genaue Durdnidit* Tide «nd P9m$ die
Getning ByuadaJ^am gewifo; S^meoBaum mehata fallt alt MmätamUair
Hata beim flüchtigen BUcke aof; die ganze Gattung Hjgroeroas idldDt
mir nichts als der Sprofstheil von Pemeillätm gbateam. Von Protnnenia
hat Ac;ai dh selhii bemerkt, dafs darunter -viele Samenblätter von Moosen
voi'kommen muchlen. Trentepokiia ist eine wahre Alge. Die JBatmcho-
Mfumam» mA, wie oben erwähnt worden, axuaiucbliefaen, andi wohl
JVodiiAim mit änen ; itto^käa gebjhrt, irenigfiieiia die grflfsem, zu den
Wltcoideis.
Die im beweglichen , nicht in Bacillarien sich sondernden Oscilla-
torien machen eine Familie aiu. Bnu^a Terdient eine genaue Revision.
Einige Arien gehören zu den Ulvaceen, andere Tieileicbt zu den Con-
jugaten oder Diatomeen.
Die neisfBnaigai Gonfervett maehen eine beto^n Familie, be-
aiebend aus zwei Gettmgen.
Die Gaunng Confviva steht alle» in ihrer Familie. Man konnte
sie wohl in zwei andere trennen; eine wo der gefärbte Stoff sich ge-
gen die scheinbaren Zwischenwände legt und diese färbt, und eine an-
dere, wo er sich in die Mitte lieht, und die Zwischenwände hdl nnd
dndiaichtig läfti. I)ooh emhlilt dio tettte* Geitang bei weitem die
nwiiteii Arten»
192 L t X K
Die Familien Ceramiaceae und Sdoetupta» bOden eigenUidi nur
«ine IVmuBe, in wdcher die FruditbelMilier «ufcarludb «u S^btheile
wsli befinde. Die Konier Uegm in denselben cerstreut» «bo iit die
Foiw = 2 -wenn yrir die Beieichnung der Pilze beibehalten. So ist
es auch an Batracliospermum. Die doppelte Fruclit von Ffutchinsia be-
stelii in Fruchtbehältem und Haufen von Keimköraeru. Die £ctocar-
peae machen eine Unierabiheilung dieser Familie. Uebrigens folgt Agardh
in der ZuemmensteUung meiitens Lyngbye, decwn AiialjM& in diäter
Femilie TonflgGdi sind.
Subordo 5. Ulv/Jccae.
Der Sprofstheil hat keine öpur von Querwänden; enthilt auch
keine gallertartige Fa^erzeUen.
CodUm geb6it obae Zm&SA su den FaiaddeaB, Der Muigd der
Froobt luom Idnen üntersdbied maebok. Audi Catdapa idieint eine
Fucoidea. Solenia ist eine 'wabre VlvaeeOf aber der Niune kann nicht
bleiben, da schon längst eine Solaua unter dfln PUien Torhanden iM.
Also Enterotnorpha.
Zonaria gehört hierher. Die Fruchtbehälter sind äu£ierlich zu
aeunan und enthalten rowiwmengdiiiufte Komer» alao eine Bildong
= 3 Herrn Agurdb acheiat meine Aaaljae In den Born» Stnimau»
nicbt b^annnt geworden sn aejn.
Subordo 6. Spongiaceae.
Gewundene Fasern ohne Ueberzug bilden die Sproüstheüe. Aeufser-
lidie Fhidttbehfllter mit nuanunengehäuften FmehOidniem«
Spatgia hemtrii, ifie ieb acSum oben erinnert habe, iit eine vrtiue
Alge, und lebr Ton den Zoophjten entfernt. Ob die übrigen Spongiae
sidaebenso Terhalten, weifs ich nicht; die Gestalt der Fruchtbehä!ter ist
B 3 Dieses Gewächs besteht aus den FaseraeUen der Fuc(Hdeae ohne
ihren Ueberzug.
Subordo 7. Uteotitae.
Der Sprobtbeil ist mit einer GaUecte angefiOllt, wdcbe aus FbMv
aeUen beataht.
•
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Enimufwm pkfnol^iiek»m lißanamsjrstem, 193
Da in der Familie der Eucoideae so viele Gestalitingen des Frucht«
bebUten von Agirdh angenommeii werden, «o riebt nun »ieht ein,
tvenutt die etim weniger entwidLslten Gestehangen des Fruebtbeliällen
i^^hrideae trennen sollen. (Jeberhaupt mufs man bedenken, dafs der
innere Bau der FruchlbeliHlter in allen diesen Gcwäclisen nudi ^venig
uutersuclit ist. Agardh hat nach der Sleiluiig und der iiufsein Gesiali
der Fruchibcbälier sehr geschickt die Gattungen bestimnu, über die An-
gaben Tom inneni Ben sdbeint er neistens Ton Turner genommen ra
beben, and dieser wandte TieL su geringe YergFÖfsemagen an. Aach
liyngbj nniersucliic mit y*A su wenig Tergrörsemden Werkzeugen. Idi
habe nur wenige Tangarten genau untersuchen können , denn In allen
den Sammlungen, welche mir otlen sunden, fehlten die FruchtbebäUer
nur zu oft. Indessen will ich einige Bemerkungen beifügen.
Daft die doppelten Frficbte Keimkomer nnd Fknditkönier tefd
mSgsn, wird min bald -venuaiben. An Detesiend bebe ich euch die
ücbercinatimmung mit den Keimkörnem der Lichenen sehr auirallend
gefunden. Nur ist es merkwürdig , dafs die Keimkomer auch oli in
b'^sondere Bclialter eingeschlossen erscheinen, wenn sie mit den Finchi-
behaitem an einer Püanze sich betindcn. Dann sind sie in den weifsen
IVOiAten den läudomela jmuuaniies in längliche Sddäuebe da^Sichk»-
een, da hingegen in den Itagelfönnigen Pniditbduiltani längliche, gestielte
Behälter (sporangiola) liegen, mit einer körnigen Masse erfüllt. Die SpJiac-
rococci haben gröfstentheils grofse, gestielte Körner in ihren Fruchibehal-
tem, Termutblich jy70/Ti/7^b/^< , ungeachtet ich kleinere Körner nicht darin
gefunden habe. In Sphaerococcus rubcns, Gitjfitsiae, stnatiis sieht man
sehr scbSne bOnddförmig zoianmengestellte Sdiläuche (thecae) wie in
den Penien* Sie gdien vom Htttdpttnlite nach den Umfange. In Po-
fyiiet kmArkah's sind die Behälter wie sie rieh in den wahren Spluiem-
coccis finden , mit den Schläuchen der übrigen vereint. Furcelliiriti hat
Belülter mit einer kömigen Masse erfüllt. In Pr/rw gehen die Schliuclie
Tom Umfange gegen die Mitte; sie sind in Fuctis r'esiculosus so, wie ich
rie in Schräders Jonmal vorgestellt habe; in F. cantJißidatat ftnd idi
iber diese Form mit wahren Schiincben lusemmen, so dafe joie wohl
anr «ine jugendlidie Form sdieuit. In Citiomm fimd ich sehr deut>
Pft/«. Khttte 1824. B b
194 L I H K Enimuf emes phjrtokgu^tm Pßuutetu^siam.
lidie Schlauche, alle gefüllt, also keine ftla iattermixta. An einem andern
Orie ytetds idi diete Untersndiungen mitdicilen.
Subordo S. C}iaracea0,
Eine wahre und regelmafsigc Verüsicluug.
Diese Gewächs«! hahen den innem Bau der Algen; dem äufseren
Baue nach schUefsen sie sich an die mehr entwickelten Gestalten des
Fflaneiwddu an« und beMtiliafaep lUe Rcihfln der Ki'yptopbyteii.
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Ueber die
Antilopen des nordlichen Africa,
' besonders
in Beziehung auf die Kenntnifs, welche die Alten davon
gehabt haben.
Von
H™ LICHTENSTEIN.
[Gdtsm itt dar AkidMiia dar mmeaa^bdita am 11. Müs 1834.]
XTnier den Schätzen, wetdie die Ktfni^icheii Sammlungen dem Eifer
der Docloren Ehrenberg und Hemprich zu verdanken haben, be-
findet sieb auch eine bedeutende Zahl -von Antilopen, welche ein Stretf-
zug, den di^ unermüdlichen Sammler im Pommer des Jahrs lä22 von
Dongola am iiadh Sennaar miienuihmen, ihnoi vendiafl^,
Wiedarkimende Thiece aw bisher nnmiffaifliehen, wenig belwiiii-
im lindem haben immer ein eignet Intercate» luofem tie als die
gi'öfseren üiierischen Fomien^ zu den am mchrsten in die Augen fal-
lenden Walirzeicben solcher lioider gehören, und über iU>r<ni Fnichl-
bai-keit und sonstige naiürlic^he Beschaffenheit mancherlei bchius&e zu-
leiten, ^ is ZnennineBetdliing mit andem Betteadthdlen der dort^en
Fanna dn nngefähiea Büd von dem natürlichen Geiamusiiancter det
Landes geben. Hier mufste dieses Inteiette um so grofter aena, alt eben
jene Gegenden den Griechen und Römern zugänglich gewesen sind, und
die auffallenderen Thierformen, welche dieselben bewohnen, in den auf
uns gekommenen Werken ihrer Schriftsteller sich hauhg genannt und
betchneben finden und alt dicte An^en in der neueren Zeit to oft
aa gelehrten Untertadinngea Yeranlattung gegdien haben.
Wenn solche Untntuehnngen im Ganzen der WiNenschafl v cnig
Gewinn gebracht baben, so liegt die üwache davon theils in der Man-
^eihafiigkeit nnd Kurte dar alteren Angaben »eUwt> theils in der be-
Bb 2
196
IiiCH.TantTBitt
schlank ten Kenntnifs, welche die gelehnen GommenUtoren Ton den Din«
gen hatten, fibermdclie et «ich hendeli» und -wenn sollend«, wie nidtt
zu läugaen, «elbst durch die besten unter dieaen, tiA imhümlidke
Vorsteliungen Terbreitet worden sind, so kann man dies nur dem aller-
dings verzeihlich tili Wahn, in welchem die naturhislorischen Schrift-
Steller der leuivci-ilo&jienen Jahrhunderte befangen gewesen sind, zu-
schreiben, als seien ihre Kenntnisse von den natürlichen Erzeugnissen
der Erde inr Genüge erschöpfend und »1s mässe der Anfidiliils m jeder
nainrhistorischen Frage des Alterthums aus dem Votrath der bis dahin
cur Kunde gekommenen Thatsachen zu entoehmen sein ; der nicht mm»
der erheblichen Schwierigkeiten gar nicht zu gedenken, welche sich aus
dem hei den Alien so häufig zu findenden willkührlichcn oder doch
wechselnden Gebrauch gangbarer Namen, aus der etwanigen Gonoiption
des Textes» ans dem Yerlusi der eigendidieii Qaellen und Haiipi-B^
wetsstellen u. s. w. ei^eben.
In keiner andein Ablhellung der Thierkunde aber hat man sich
ängstlicher bt^mülii. die ?famcn der Allen auf Bekanntes und Gegebnes
SU deuten aU hei den Wiederkäuern, und in keiner Gallung ist dies
sclilechter geltmgen als in der der Antilopen, die, ihnen hauptsäcUich
nur ans dem ndrdlidien Afnca begannt, je nachdem ihre Gestalt es tu
fordern schien, bald dem Rinder-, bald dem Zii^eng^scUeebt auge-
selh, bald unter ganz eigenthümlichen Namen bezeichnet wurden. Jede
Zeit hat es sich erlaubt, diesen Namen beslimmf»' Dentun!!; 711 gehen;
die mehrsien derselben Laben aber ibrc Bcsiiüiiuun^ iiaulig gewechselt,
und man lindel sie seil Linne 's Zeil, von aiimiihhch zunehmender
und berichtigender SachLenntnil« der Wahrheit immer näher gefOhrt,
in den systematischen NamoiTeneichnissen bald als spectfiscbe Naaacn
bald als Synonyme von einer An auf die andre überuragen. Tiale,
die noch jetzt nicht genügend erklärt werden können , stehen längst in
mifshrüucliliclier Anwendung in den Handhüchein, selbst in den Schrif-
ten zum Untenichi für die Schuljugend da, und jedem Anfänger in der
Zoologie, wenn sich Ihm die Sdirifien der Alten fdir dieses Studium
auch nie geöffnet haben, sind die Namen Bubmtut, Ikon», (hyx, Sli^
sicrros, DoiTtis^ Cci\'icajira , Trof^flaphus u. s. w. wohlbekannte KIMnge,
mit welchen sich ihm freilich selten andre als sehr dunkle Vontellungsn
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fifor «fo Jntäopen des nSriUehen Afika.
1«
verbinden. E» ist der Zweck ^genwänigcr Abhandlung, den mehrftten
dieser jN'amen eine sichere Erklärung dadurch zu geben, daHs sie zeige,
irie die Angtben der Alten lo ToUkommen «uf die HiieM sntMffen,
d!e, neehdem aie seit den Kiaitpfrpielen der R6mer nicht mehr in tlm-
ropa gesehn worden, snent durch jene eilirigen Semnler meder eafr<
deckt worden sind.
Der Ente, der es ■TCrsncht hat, die gröfstenthcils wiilkuiulicben
Deutungen Ton Gefsner, Aldrovand, Bochari, Linne, Shaw
(dem Reuebeicfarelber), Bnffnn und Pennent zu siditen und v^Sb^
^jere Becidningen su' finden» nt IPella«, der, indem er diese ^nie
nerkwärdige Sippschaft der Wiederkäuer zuerst einer gesonderten Be-
trachtung untenvirft und ihr den Namen Anlilopc (') beilegt, zu-
gleich das Irrige in vielen jener Deutungen nachweiset und mit einer
umfassenderen Kennlnifs von den Tbieren selbst^ nicht nur die Namen
welche Griechen und Römer dai&r anwenden, sondern euch die, welche
sü^ in den hefligen Sdirifien und bei den anbischen Scfariftstellem
dafür Torflndcn , zu erklären bemüht ist. Ihm waren nämlich die da-
mals im südlich. II Africa entdeckten Antilopen -Arten ein Gegenstand
genauerer TlnteiMi' Imng geworden. Viele derselben h n in ihrer Bil-
dung manches Gemeinsame mit denen, die das nordiiclie Aftica erzeugt
('] Pallas erklart sieb libci- die Anwendung dieses Namen«, indem er (.$/»'d7. XII, ^.l-)
anführt, was Bochart bei Gelegcnbeit des/üftiRiu* UUSeuM von dem Namen Antholops
und AHtkalopus , »Up Ix-i dfn KirclirnTStmi TorVommcn , tagt, daf« sie nJlmlicb nicht
griechiwb «ondcm viclmt-hr koptiscli M-ion und liincbälmlicbe Tbicrc l)«deuteii. Erfig^
Um, Ltaa^ habe .Uvon dm \amfn Antilope gt-nooMM, dsB CT 1» der «TiMn Aufpiie
saiDM SjtlcnM einem der fabclliaftcn Tbicre beilege.
In der ersten, erst spät so berühmt gewordenen Ausg;ib«' seines Systems hat Liaa^
indeaaen die Antilope noch nicht in das Veraeichnifs der pnr.ido:(( n I liiere aufgenommen,
•Oodcm dies geschieht erst in der tweiten (Holm. 1740.kl.8vo.) mit den Wortens AluUopft
Jkeiejcrac, pedibus ptvoris, cornibus caprae terratis ; (ganz nach Eustatbius im Äe*a^
meron). Von da an wird d<T Name Antilope bald in seiner ]'iulj;ru liedeulung gebranchl;
SB findet er sich bei französichen und englischen Scluriftstellem derselben Zeit, x.B. in Shaw's
BfliseB avwohl in der engtischen als firansäslachen Ausgabe (1743} wo die Gaxelle {Dorcas)
V Antilope commune genannt wird. In der neunten von Gronov besorgten Ausgabe des
Liondiscbn SjSMais (1756) welcher die franxiVsiscbea Mamea beigefügt sind, ist Capra Goe
telAi dufdi l'AHlibpe wiedergegeben. Welcher SobriHstelkr aber ihn suerft im
aisefaea vor 1740 gdifMidn Mbe, ist aiir noch aidit fdimgn anfadiadm.
198
LlGBTBVtTSXV
und man wird es Pallai veiseihn, dafs «r lich danach dieselben Formen
dw^ diMi ffmtm africantadbe» Gontinent Terbreitet Toxatellt«, wenn mm
bedenkt, da£i wir ja jetti Ilbhib erst axkfangen, das Wesen der staticnärat
Thiere auf ihren naiürlichen Standort, auf dessen Erhebung öber der Mee-
resfläclie, Khenlielt, Trockenheil, mitilerc Temperaiur, vegctabilischea
Reiclillium ii. s.w. in bestimmtere Beziehung zu bringen und dasselbe
als abiiangig von diesen consianten Bedingungen zu erkennen, mithin
danach auch jelst erst einer jeden Thiisnort em viel enger umschriebenei
cögendiches Vuedend anwwsen , ab man sonst su ihnn gewohnt wer.
So mufiite also andi Pallas, nisleiiet ron dieser eineigen unrichtigen
Towwisseuung in öfteren Irrtlium verfallen , aber or iiTt nach gründ-
licher üniersuciiung und seine Iri^ümer bleiben belehrend, indem sie
es ztmaclist sind, die uns auf den merkwürdigen Parallelismus der bei-
den afriwmWhen Faunen diesseits nnd jensdis des Aequators m den
Breiten der Wendekreise aufmerksam anehen. Wie in so fielen an-
deren Gattungen, SO hat andk nnter den Antilopen fast jede der nord-
africanischcn Arten ihr Entsprechende an der SiiJsjiiiye ihres vaterlän-
dischen Weltiheils, ein zunächst Verwandtes nacli Lcibesgcstalt, Haar-,
Huf- und Ilürubiidung, das meistens nach allen diesen Ptincten eben so
isolirt unler den GattnngsTerwAndten seiner Gegend dasteht, ab sie
seihst unter den andeni Arten von denen sie sunidist umgehen ist.
Wie nahe aber auch oft sdche sich entsprechende Arten einander ver-
wandt sind, sie tragen immer jede die bcslimmtcsten spccifischen 3Ierk-
male, von denen die mehrsien, indem^ sie zugleich andern Arien der-
selben Gegend zukommen, zugleich einen gewissen Local-Cbaracter in-
Tolviren, der für die oben angedettteten Gcsidiispnnete g^Us nidht
ohne biieresse sein kann. So ist, um Seupidshalber nur Einiges ansa»
fiihten, unter allen Antilopen -Arten die den weit ensgedehnten , tr04^
nen , lichtreichen, in unermcfslichen Ebenen sich ausbreitenden Raum
des nördlichen Afrioa hewolnipn, keine von dunkler F;ubunji, manche
vom reinsten Weifs; im südlichen Africa dagegen, das sich, immer
schmaler, iwisehen grofsen UeeresrifaMMB hin ettMdtt nnd nm der
fiCtM gegen die Küsten in hretim Abstufungen nnd ohne daswischen
liegende eigentliche Wüstensb'ecken abdacht, kommt diese helle Fai^
hang ab Gesamrotfrrbe des Leibes auch nicht ein eiMigiesmal vor; die
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mar Amtikfen de* mönOiehen J/nen. f 99
in den waldigen Gegenden des Kafferlaudes sind tiefbrann^ jdtU. sylvaüca
cndlidi fiMt'Mkwan.
Dm Ibar 4er nordafricanisdieii ist knn, dfinn, ^ttnaliegeiMli cIm
der sudafricanisciwil dicht, meist lang, znweilen woUig und «& der eiina
An, die <lle Iiöhet'cn Ge?birgsiü^e bewolint, dorn sogcnnnnten Klipp-
springer y^/i^.C>reo<r»^°ta das dicbtestc, $tnipp}t;sie und elastischste, das
wrir überhaupt an einem wiederkauenden Thier kennen.
Die einander eottprectmiden Artoi der Astilope« in 4iem bddoi
gemilflgwn Zonen Afinca's nukwen blofi ffir llintttisdie Yerieiiien «n-
Busehn, hindert uns niclit allein die Unkunde Ton dem gro&en dazwischen
Hegenden lieifsen Eitistrich und die Vermuthung von dessen ganzlicher
Unwirtiibarkeit für so grofse Wiederkäuer , sondern auch die so sehr
bedeutende anderweitige Verschiedenheit derselben von einander. Nach
nntern jeuigen Amialunett fiber den Begriff der Spedc« können iie dom^
nach nidit anders, dam als Ymehiedene Arten hetraditet werden, und
ich stelle nidit an, »i b^upten, dafs nicht eine einzige Art dieser Gau
t«ng beiden Gegenden gemein sei, dafs alle nordafricanische Arten we-
sentlirhe Verschiedenheiten von den südafrieanischen haben. Demnach
Ware die Bezi^ung der alten griechischen und lateinischen Namen auf
die sfidalneBniBbhen TUert £eser Gauung durdians nnndilHtg und nm
so «rahr an Terwerlien, ais sidk irigen lafsi, dsls jene Namen gHHsten-
theils nur auf die jeut erst wieder entdeckten und liier an bescbtei-*
banden Antilopen des nördlichen Afrka passen.
Vor Tielen andern hat mir daher dieser Gegenstand würdig ge-
schienen, dafs er der Akademie vorgelegt werde, und ich mufsie tun so
mobr Beruf zu seiner Bearbeitung lühlen, als ich nicht nur dne Ver-
fflidHwig bebe', den Vevdianiien der «ackeren Natoiforsdier, denen
wir diese Entdeckung yerdsnlEian , die gerecbf« Aneitennnng an «nr>
sdbaflen, sondern auch zur AufkUirung eines Gegenstandes beiznu-agen,
der in der neuesten Zeit die Aufmerksamkeit d'^i- /^oolnfi^pn in beson-
derem Grade in Anspruch genommen hat. Die Gattung der Antilopen
ist nütnlich seit Pallas zuerst von mir selbst ('), dann Ton Hentt
(') Maffsm der G«sellsdiaft KatorfandMider WtauA CJalu^fiang I81S 6.147.
300
Ll.GBTSV*T«tV
Goldfafs tan» -rtm Herrn G. GuTier (^), d^miuielitt nm Herrn
Afselin« (^), und Bokttt tob den Herren Blainville und Dee-
marets (*) einfl^ neuen Bearbeitnng nmerworfen woi*den, ohne dafa
sich Einer von uns rühmen Ttonntf^ , gerade für diesen Tlieil derselhen
etwas geleistet zu haben. Eine neue ZusammcnsicUung der Arten, die
Ich beahsidite und zu welcher mich der hcsondere Reichtham unsers
Muteonu vorzüglich in Hinsidit euf die «fidelmenwclien eufibtdert, in
«ddier eher auaffihriidiere Untersnduingen -wolil sieht Flau finden
duiften, wünsche ich durch gegcnirariige Abhandlung yorzubereiien.
Es scheint mir geralhen , dem was ich über jede Art zu. sagen
habe, eine kurr-e Beschreibung derselhen voranzuschicken , nnf welche
sich die Yergleichtuig der anderweitigen Angaben dann desto leichter
bestehen mag.
1. AMILOPE LEUCORYX Fall. ' Tab. I.
Von der Gröfse des Hirsches, weifs Ton Farbe, am Halse mit
leichtem eisenrostfarbigen Anflug; ein Fleck auf der Stirn, Milte des
Nasenrückens tmd Scitensu-eil' des Kopfes (von der Wursel de» Horns
durch das Auge bis fast ziun Mtmdwinkel) matthratin, Schnauze rein>
iteif«. SdiifUH ^le beim Rind, mit einer iteilMn Bnd^piaste, die
an der S^use achiwn ist, bis an das Htdkengelenk reioibend* IKmer
Ton der halben Länge des Leihae» rund, säbelförmig gekrfinunt, bit
in die Mitte mit (26-40) Ringeu umgeben, 0»-suilt zugleich zierlich
und klüftig, wenn gleich nicht schlank, sondern wohlgenährt und
rund, doch feiu im Knochenbau, nur mit etwas aufgeu-iebenem Fuf»-
Gdenie. Das H«ar aelir knn, grob, diehl anliegend, nur auf der
Ifitte de« RAdtena läng^ und etwas fettnnbl. Auf der iCtte dea
Kreuzes itt ein Haai^irbel und Ton diesem bis an den Hals haben
diese längeren Haare sammllich die verkehrte Richninc; nach dem Kopf
hin. Von Miihnc Hals- oder Kniebüscheln ist keine Spur da. £Me Knie
sind vielmehr uacki uud schwielig.
(') Sc!ircl)crs Säugclliiere, Forlsetzunp 1817.
(') Diclionnaire tUs Sc, naturvUej, vol. III, pag. 223.
(*) JVbc. AeL t^toL 2bN.7.^.2«7.
(*j Uhu». Buikdm. AttAc, pkUom, 1816. vad Mkmmalotie II, ^.4«».
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äfof dw Antilopen des nördli^en jißiea.
201
Aufmcssuug aacb iwei gleich giofjen Exemplaren (');
Ganze Länge von der Schnauze bis zur Schwanzwurzei 6 Fufs 6 Zoll.
uuigB aes ikopi€t o» mimai swucnen mhi vclioffa« • • >
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Es leidet keinen Zweifel , dafs dieses Tliier der Oijx der Alten
•ei« Das Epitheton: Cetulus, Jas er hei so Ti'clen Scinifistellern (^)
(*) Für die lüngntiiwAe lam ich mit aiemUehar KäwAeit eiutahii; der Viefang
des I/rfbrs kann iliircli das AlUStopfen der tehr irrscljossctieii Haut etwas verloren liaben.
Auch die nach dieiem autgcttopftea fixempkr verÜerügte Abbildung enchüat daher etwa»
MÜMldrfiger, ab daeTUcr «irUielk. Min awg.
(•} Juvenal XI, 140. MartUlZIU,».
Phys. Klaste 1824. C C
202
Licht b'« ST um
trägt und das Zetignifs der Aegypter^ atif das man sidi bei den Anga-
ben über ihn stets beruft, beweisen wobl rar Genflge, dais das Thier,
da« man darunter verttdm soll, in derselben Gegend sn sndien sei» die
uns die oben besdmebene Art geliefert hat. Unter den Inden Stellen
bei den Alten, wo des Orjx erwübnt \viix], und die Gefsner ziemlich
ToHständig gesammelt hat, sind wenige, die bestimmte Kennzeichen von
ihm angehen. Der langen Ilurner und des manchfachen Gebrauchs
dersellien wird am häufigsten gedacht, doch ohne irgend etwas davon zu
sagen, womis sidi ein Beweis fifir meine Behauptung enindimen Uefse.'
Schon wichUger ist was PUnins(') Ton dem Haar sagt, indem er rich-
tig bemerkt, dasselbe sei auf dem Mitl^ildteii in tseiiiehiter Richtung
gegen den Kopf hin gewachsen, welrhes nach oben ^gebener Bo'^cbrci-
bung auf unsre Antilope vollkommen zutrifl\. Nur hat freilich die
capische Antilope, welche Pallas Orjx nannte, dieselbe Haarbildung,
und diese war ihm dn Hauptgrund ilv dtm alten Namen nwnwenden.
Dasselbe findet lidi aodt an einigen andern Antilopen, namenilich an
Am EleotraguSf aoch das Zebra hat etwas ähnliches.
Die Hauptsielle über den Orjx findet sich hei Oppian («univ«
Ubr.HL, Z'. 446-488.). Was davon bieher gehört lautet also:
*EdPr( hl T»s h^XitAÖiri ira^tTTtas S^vrtgat Sh^g-
«ypwdufM«' e^v^, Mgvifo« 3r^rm ftafjffm'
Tevo r,TOI y :.zfr niv «t ji«.ii ;io yn/ tixrc--,
MIM ^(fihnS dqMraib, niigw n MfWgßt,
xtT^e'j T eHgictvrcf afciorifm jntpx/ami',
UifiegM' Mmqv i* ^nv lugätwt /j<y«vn (').
(') Idb, VUl, «^.53. Caprac in plurimas thnüitudimts tnaufiganrnttir. SuM eo-
/irriir , sunt nipiriiprtic , sunt iliiccs pcrnuitcitis mii tuu!<tc, sunt ) t Or ygcs, svli tjiii-
buidam dicti contrario pilo vesliri et ad Caput verso. Sunt et Damae et P^gargi
et Strep*ic*rotet immlUupie aUa tumd dUdmiiim, SeJ Ulm jBpa, hmeo tnuumarüä
tilus mütunt.
(') in Sobneidei''» U«benelsuog: Eu a^ttem yuaedam tjrivarum inoolm, meutit
«ornUusJirm, saams Oryae, Jbrmiattdti» ttMÜt maxtme, MbUiu coht yuiiiiw
ftumvmdlaedtf t«Mt U/käe m^iemiiiaiu §emU* Dufltm mUem ^ pant dot§tmh ^
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fiSer die Jntäapea de$ nörilkhe» Jßiaa.
Diese poetische Schildeniog enthüll nichts, das nicht voUkommen
auf nnire Antilope pafitc} die onlehweiiM Farbe, die nnr .an den
Wangen dbinkler ist» da« au beiden Sdten des HmtenrOduais liegende
Feist und die spilsen* kogen, harten, schwarzen Hörner, Ton denen
der Dichter sogar die ganz richtige Bempikung erfahren hat , dafs sie
hohl sind ('), dies Alles IrilFt vollkoinmen zu und man hat nicht mehr
nüthig, wie bisher, eine dichterische Ueberlreibung anzunehmen, um
eine Deaamg dieser Sidle an finden.
Wie der Name 0*7« mit dem Gebraudt, den das Uder sdbet
▼en seinte Henwis niadit» oder au dem man es beim Ackerbau an-
wendeto und wonach man später selbst einen Theil des PHnges so be-
nannie, z,usammenhängt, ist eine Fiage, zu deren Erörterung ich mich
nicht hinreichend gerüstet fühle. Aus allen Stellen aber, die dafür au-
gefübrl iferden können, a.B* bei Agatharehides, Strabo nnd Lam>
pridins, gdbt herror, dals diese Eimer durch ihn Linge, S«diMifis imd
Hute ansg^aeicbziet seien j nur erwähnt Niemand der Ringe, mit welchen
sie an der unteren Hnlfte umgeben aurli wird nirgends gsngt, ob
sie völlig gerade oder etwas gebogen sich zeigen.
Ilerodot erzahlt {Lib.Vi .')'. Bei den aiVicanischen Hirtenvölkern
^Sbm es nnier andern Tielen wilden Tbieren die Orygn, Yon der GrSlse
des Rindes, aus deren HSrnem die Atm^ der mnsicaliscben Saiieo-Lii-
■immente vcrfei ligl werden (TWf mt tu yA^ui reuri fwt^iv m Slf^m ewnnrftti)
zu welchem Gehrnuch, rben wegen der Ringe, die Uömer nnsefs Oryx
sich auch vorzüglich zu eignen scheinen.
Aristoteles (') erwähnt beliannlhch des Oijj: als einhor-
nig nnd Plinius sdiö^ aus ihm, wenn er sagt (^): Solütn lot-
ntuiii aiUpe : Acuti porru cornttuiii alle promiiu nl miicrnnrs tetri, uißri specif, qui acri
acuio, Jhrro^ue atroci, siucoque duro praestant, vencaati; cmM «wro caraua natura
me aümr.
('} Es wird hier wohrschcinlicb nur im Gegensatt gegen solides llirsclipcwrih , das
Uarn bultl genaoBU Doch wäre vielleicht auch möglicb, dafo den Beobachtern die an-
•dmUdiea iimeren KnoohenbSlilai, die «idi bi« nutt sifeiMi DnttheQ der Lia'gs in «hat
Stirm^ipfini liinaiif erslrectcn, aufgnfallim wären.
(*] Aritt. hut. anim. Lii.U, cap.i, und de pari, anim, Ub.VH, cap.2.
304
LlCTKSSTBIK
gida et bioome wuBam, Ümam» ttmm toiÄiiK mdkuM, uniumte et
Wöiig Vorstellungen aus dem Tliierreich haben zu allen Zeitea
so sehr, zugleich den Wunderglau lien iles Volkes, die Phantasie de«
Dichters und den Forschungsgeist der Geiehrieu in Ansprnch gcnom-
mon, als die vom Einhorn. Ich >vill den Streit hier nicht anregen,
dar wenigstens durch P. Camper (') nicht geschUchtM lu sein scheint,
ob man das IXisein eines Tierffifsigen und xwar ein» oder aweihnfigen
Thiers mit einem wahren von Homnuuse fibenögenen Stimzapfcn, der
nach ursprünglichem Bildungsgesetz immer nur in der einfachen Zahl
vorhondon, in der Mille des Kopfes stehe, aus physiologi'^cfien Gründen
für uu&taiihafi halten solle oder nicht. Mag man die Entdeckung tXMH
solchen Wesens immerhin noch von der Zulonft enmurten, sovid
sdieuit mir gewtfii, dafs man die Stellen der hciUgan Sdmftj so wie
die mdirsten bei den Prolanscribmteii, wo des Einhoi-ns erwähnt wird,
nicht anders als von diesem unserm Oryx verslehn könne. Namentlich
bezeichnet das Wort Cin oder "T^- (Hecm oder Bern) in der Bibel, das von
allen Uebersetzern durch Einhorn wiedei-gegeben zu weixlen pHegt,
wie sdion Bochart(^) sehr gelehrt erwiesen hat, unläugbar ein Thier
«its der AntOopen-Gettong und die arabischen SdhriftsteUer, deren Zeug»
nifs hier die mehrste Gültigkeit hat, erklären das Won Htm (^j) ge-
radezxi als den Namen einer Gazelle von rein-weifser Farbe, die sich
in sandigen Gegenden aufhalte ('). Bochnrt gelangt in seiner Unter-
suchung zu dem Resultat , diese Gazelle kuuiie keine andre , als eben
der Orjrx der Alten sein, und derselben Meinung sind, wenn gleich
( ' ) SclirciLcn an dio Ccscikchaft NaturfondMad» nnude an Bcrlm, ib 4e«eB Sdvi^
lenT'Buid (oder Abhandlung.-n rB,in(1) S. 219.
(*) Hierozoicon Lil.lU, cap. 2G 27. I^cUlcrcs fuhrt die Ucbenchrift : Prubalur,
Reem non esse Alonocrrolem tue Urum, sed bicornis capreae speciem aut Orjrgem,
lo dw Rosciimüllfi -Stilen Ausg:»ln: (II, S. v irr! S'!rnn dn«; /f/rH der Ar«bcr durch
die Pallassclic ^-iiu, Leucoiyj: erklärt. iMau vciylticiu: aucw hurxitatcon Lib.W, cA2^
de Monoceroif.
(*) So z.B. Alcamus, Giggeju;, Damir, Alaamajui u. A. Vgl. Niebuhr
Bctdiretbung von Arabien, Vorbericbt ü. 3Ö, wo crubll wird, d«A noch jettt zu Uakl»
wter dma iIVwta Jim eine wdlie Gieelle TenMadot veirde«
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rl^ dh JiUäopM de» nSnBkhm Jßioa,
306
unter mancherlei Bedenken« Michaelis('), Waliher (-) und Meyer (^),
bei weldien alles su finden ktf ym sidi Aber dieaen GeijenMend
fieft» M hnge da* Thier leUwt, um «didiea et dch handdt, aar «ut
den Sdbriftcn und nicht in der Natur hekannt war.
Die Haupt - Bedenlvcii und Zweifel gegen die obige Meinung mufs-
tcn nämlich immer daraus entspringen, dafs sowohl dem Orjjc an eleu
mehrsien Stellen, als dem Bhit der Araber zwei Höraer beigelegt
werden» dat einhofnigp Ream abo von beiden gana verachieden sein
müsse, was denn zu der Annahme führte, es habe mindeatena aweierld
Landihiere (^} g^gilieni welche beide von den Allen (hjrx gienannt
worden seien.
Diese Zweifei lösen sich dahin auf. dai's der Orjx in einem un-
gewöhnlichen Falle von Verstümmelung, der aber im Alterthom nicht ao
«ehr idten gewesen sein nag, aud» als einhorniges Thier vorkommt.
Vermuthen lieJ* sich dieses «ciion aus der Analoipe mit ähnlichen Er-
scheinungen, z.B. an der Jnt.Saiga, deren Beispiel Pallas zui Be-
gründung seines UrrlipiN über tla«; Einhorn als fabelhaftes Thier, zu
Hülfe ruft (^). Dieselbe Vermuihung habe ich in meiner Abhandlung
über die Antilopen, bei Gelegenheit der Jnt. Leucor)x ausgesprodien.
Bestätigt aber wird sie aus den büdfichen DsrsteUnngen Ton nnsrer An-
tilope* die sidk in den inneren Riuiaen der Pyramide von Mem|i]ua
finden (*). ISler werden Beschäftigungea des Landlebens Torgestclli, un-
ter andern Manner, die <len Oryx theils an den Hömcni, theils nn um
den Uals geworfenen Seilen führen, theils mit Stecken vor sich her
■ ■ ■ - ' ■■ t.
(') SuppUm. ad lexica hebmica. Parsyi, />.2213.
(*} In Eiekliorn'a Aepertorium für BibU Litleratur. l6'TbeU S. 101.
' (*) Vanuefa über Jm Tierfüiiiigc Säugetliier Herrn der Mligea Sdirift, vom Dr. F. A. A.
^Ti v er, Leipsig 1796. Die Nachrichten vom Oryjc sind hier sorgGilti^' zum im" !i;;c-
stellt, auck die Meinimgen, daf» unter itm Eioboni dar Rhinoccros oder eine liimler-
Axt mMndea aetB lütane, geprüft, wediatb liier di« Alle* übergangen und auf dieie
Sclirifi rrrwicsen werden kann.
{") Der Oi^xmariiuu des Strabo mag wohl wie Schneider annimmt, Narvai
aen, wma ander« Gcftner nkHu Bcdbt hat, dar «nea Delphin (Oraa) danmer wr>
miitlict , uns wL'nigstrm tu ilrr Gcgand, WM wddMT dic Bade IM (den fdliMbaa oad
tpwiitchen Küsten) besser pafst.
(*) SpUt/apoL Ik0),iU,p,i5H6i, . .
(*) Oncriittioit dtVtgffttt F^i^y» ZVi*. 18.^9 er 10. . . '
206
LiCHTBMSVBIff
treiben, wie wenn sie mit seiner Bändigung oder Zähmung beschäftigt
^i«n. Unter den fönf Gruppen dieser Axt, die unter der su dicaer
AMbendlung geherigen AltUtdiuig dea Orjrx (Tab.I.) viedergegdMn amd/
stellen zwei das Thier mit dem Doppdluxn Ten natärlicher Gestalt und
Richtung dar, die drei nndem da^e^cn mit einem einzigen Hom das auf
verschiedne Weise gclvrümmi und verdreht ist.
Die^e Dai-stellungen sind unläugbar von grofser Wichtigkeit für
die Torliegende Frage. Defs der Oijx mrklidi damit giemeini sei, lafic
sidi ans der üebereinstimmnng mit der Gestalt unsers Exemplars leicht
danhnn, denn dafs sie etwas plumper von Gestalt und von kürzeren Lau-
fen sind, liegt entweder an der IJnbeholfenhett der aTtorcn Plasük oder
daran, dafs das ausgestopfte Exemplar tusers Museums, dessen Haut
sehr zusammengeschrumpft war, etwas zu schlank gerathen ist (' ). Dem-
aichst scheint mir die Hsupistelle der heiligen Schrift, ans wdcher man
die Unblndigkeit des ISnhoras beweisen wül nidit sowohl aiundenr
ten^ dafs es uberhanpt nidit gezähmt, als nur, da(s es nicht zu den Ge-
schäften de« Aoli'ibaue« abgerichtet werden könne. Selbst die Ausführ-
lichkeit mit welclier der Dichter solchen Versuch als vergeblich schil-
dert, läfst voraussetzen, dafs ihm Beispiele davon vorschwebten. An
einer andern Stdle (^) werden die nnhömer geradesn unier den Hans-
thieren genannt. Wiedernm ist einmal (*) bUdlicherweise die Rede von
(') Herr Dr. Ehren berg , der eben beim Abdruck Jirser Abbandlung wieder Iwt
Vitt eintrifik, erkllürt, du» letstere sei der Fall «ad die Antike gdie die GeMDBlg^t
des Thiers «dir ti«u wieder.
(') Buch Iliob Cap. 39. Ts. 13-15. „Meinst du, das Kinhom trerde dir dienen
und werde bleibeo an deiner Ibrippen? — Kamut dn Uun dein Joek eBknüpfen, dio
Vtedien su naeben, daTa ee Unter dir hmdtib in den Grfindea? — Htg^ HA tat
rs YcrlMjen, daf« es so stark ist? Und wirst es dir lassen arbeilca? — IVlagst du tbm
trauen, daft es deinen Semen dir wieder bringe und in deine irlmiiir snminle?"
(') Jeteia Gip.34. Ts.?. „Da werden die EinUrner «anmt ümm (den Umnera
tind Bäckcn) hrninlcr müssen und die Ferren rammt den gemästeten Ochsen." Auf ibn>
liebe Weise wird des Otyr als eines Uausthieni gedeobt bei Heliodorus [Hiu.Aeihiop.
LüAO, der- von- der Penina, KSnigin der Aelhio|te äte babe lu Opfern ml
Gnstniiilci n an^t wi'ndrt ßowv t» «Jv/Xrtc, «Ms Snnwir Mtl w/tßimvf tfuym n um yfvwwt-
(Nach Bochart's Vcrbciserung a.a.O.)
(*) Psalm 89. Vt. 6. »«Uad (die Stiviiu de» flerm) madit «is leokea (hüpfen,
^ingei^ wi« ein Kalb, Libanon ond Jtrian wia eb jimgea Palwca...
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übgr d» JnUkften de$ näuMiehen Aßiea,
307
der Zieilichkeit des jungen Einhorns, und daraus zu sdiliefsen, Jas
Thier mü^e in diesem seinem jugendlidien Zustande bekaani genu^
fpwcMD sdn, um ein •Hflemcwi Tenühidlidiet Bild davon «ntlebDen
Mi kdmien. Wurde es dao jung eukgefimgen und gesahm? Die con-
deribare Hörnerform der einhornigen auf unserer AUnldting lafst dies
fast Termuihcn. Dorm solrlie Verdrehung der Homer geschieht nicht
in naiürhchem Waclisüuim, sondern kann nur durch die Hand des Men-
schen gesch^hn, wie noch heule die Kaffern ilu-em Iliudvieh die son-
dedbaratcB Gestalten des Gebfims gelien, um ihten Slob minder gefähr-
lich zu nM^ctt» >iraldke Absidit aadi dbcn bei der Zibnung. des Otyx
sehr nahe gelegen haben mufs.
I t'bt'rhrmpt Ist an keiner Stelle der heiligen Scliriff von dem Heeim
geradezu beliauptet, dafs es nur ein Horn habe, an keiner (mdei sich
etwas zu seiner bestimmteren Charakteristik. Der Hauptgrund ein ein-
bomiges Tbier unter' dem Jlsem in Terstehn, liegt Icdiglidk darin,
dal« die Septaaginta dieies Wort dnrcb ^annm^ üfaerietaen. Wie
aber an dem Ort, wo die Uebertragung der heiligen Bücher der Isnidi-
ten in die gincchische Sprnche geschah, der Oryx zugleich den Namen
des Monocpms gehabt linliL-n könne, scheinen mir die mcmpliischen Bil-
der ieiclii £u erklären, indem, sie liin sowohl einburuig als zweihornig
TovMdlen. •
Indem ich gelebrterai Sp^cbfonebem uadAkeribuoiaLennem die
Prüfung dieser Meinung überlassen nmfa, bcmaflte ich nur nodir dafs die
beiden Finhorne, welche Ludovico Barlbema oder Variomanus (')
im Anlange des secliszchnien Jahrhunderts zu Meckba gescbn, höchst-
wahivcheinlich nur solche einhornige Orj-ges , gewifs aber i liiere aus
der Anüloiien-Gatuuig gewesen seien. Sie waren dem dort^en Sultan
als ein kostbares Gesdienk ton einem Könige aus Aetbiopien gesandt
worden , also africanischen Ursprungs und auch in ihrem Vaierlande
Seltenheilen. Die Abbildungen des Einhorns welche Bochart, wo er
des Barthema erwähnt (^), ohne weitei-e Elrklarung hinzufügt, lia-
ben gar keinen Werthj denn sie sind ganz offenbar aus blofser Vor$iel>
(*) Bein Ramasiol«^. 1634. rMM«.tM3, auch belBPurelia« l'ii^r.p. 1480.
308
LiCa TXKSTBiV
lung eniworfm. silmraen nicht zu Barlbema's Be&chreiHving tind sind
auch nur Üupicn einer alten italienischen Kupferiafel, die iSochart von
dem g^ldirien PhiloU^(e& Huet erbaltcn haue. Dieie AbbiUung ynr
es daher wohl kaum wenh, daft oe Meyer tu seiner Sdirift Öher das
Jfeem nodi eimial oopiren liefs.
Wenn man ein grofses Gewicht darauflegen will, dafs Aristoteles
und Plinitts den Orjx cinhornig nennen, so darf man daeccen auch
nicht uncrsvahnl lassen, dafs er sogar auch Yierhornig gcnaujit wird.
Aelian (') ffihn tokhe Tierhornige Or/get miier anderen grofson 8el-
tenheiten aut dem Thieneidi (uhme Tigpr, gefaSndif^ Buder, tdinell-
füftige Rinder^ g^be Tauben und weifse Afien) m, welche die Indier
ihrem Könige bringen. Gewifs ist hier von einer ungewöhnlichen Aus-
nahme. ton einem in der Rec;el zwcihomigen ^ nur in sellncra Naiur-
spiel vier Hörner ti'ageudeu ihier die Rede, wie denn auch Pallas,
dMD in der Toriun angplnhrtan Stdle> dme Benehnng aof diese An-
9^ Aelian*^ tob der AmOSib^ Sa^ enihlt, ee gebe davon H&mchen
mit überzähligen Hörnern. Wir kennen swar auch eine Antilope qun-
dricomis , eine neuerlich entdeckte, wegen natürlicher Yierhomigkeit
höchst merkwüiidige Art, von welcher sich ein Schädel in der Samm-
lung des Dr. Brookes zu London befindet. Diese abei-, da sie in litnier-
Indien sa Hause gdiort, wird wähl sdnrerlich toh Aelian gemeint ge-
wesen sein hSmien.
Künftige Beobachter werden an unserem Otjx noch Gelegenheit
3EU mancher inleressanien anatomischen Untersuchung finden. Denn so
ganz ohne alle Begründunc; kann doch die vielbesprochene Stelle bei
Plinius (-) nicht sein: Orjgem perpeluo siüenlta jijrtcae generant et
twüiiu loa ffom eatmtmn et am^ät modo ad nmedia mlim^uat. Namqm
GüetuU laitomes eo dunutt mixähj repertu ewpore eonan sob^errÖHt
liquorü vetkü, Pallas (^) ist geneigt dies daraus zu eiU&vn, daft dw
Aniilopen viel an Hydatidcn im Netz leiden, die, inr int er. nn einem SO
grofscn Thier nicht unbedeutend sein können. Mau muis gesteUn, dalit
(') De natura animatium. Lü.XY, oy. 14.
(*) £t».X, cmp.n*
{*) •1^7.s0o<.XlI,;r.64.
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ähr die Jntäopen de» nÖrdiieken Jfnea,
30».
dies wenigstens immer noch eine naiürlichere Ei'kljSrungsart ist, als wenn
nu anndinien wollte , ' diese Antilope komle einen Kamelmagen mit
Wusenellen balicii.
Widbtiger> imnal für die Benrilidlung der Meinungen, welche die
Aegypter selbst von dem Orjrx gehabt zu haben scheinen, ist folgende
andre Stelle bei Plinius (*): Orjgem appellat Ae^plus femm, qtmm in
«xoiiu ctutkulae contra siare et cotUueri tradit ac velut adorare cum sler-
MMf«r. Fett miK denselbeB Worton gedenken dieier ägyptischen Sage
Demeeciii» beim Photia» und Aelieii(*). Leuterer fögt nodb bäum;
die Libyer rühmten, dafs ibre Ziegenbeerden den Aufgang des Sirius
vorherwüfsten und den Regen vorempfanden. Es ist bekannt, wie wich-
tig den Acc;Yplern der hcliakalische Aufgang des Hundslcins wegen sei-
nes Zusammeaireflens mit dem Anschwellen des Nils war. Alle Naturer-
edbeinnngen, die sn diecer Zeit eidi zeigten, erhielten dednrdi eine ge-
wiese Wicbti|^t und wurden euf du Sec|eitt>Geitini bezogen. Mendie,
nunil m der belebten Natur, mochten auch wohl in ziemlich nahem
Zusammenhang mit den Ursachen der Nil- Ansdiwelliing stelni. Die
Menge des fallenden Regens in den inneren Gebirgsgegenden, selbst die
berabströmende gi-ofse Wassermasse im Nilibale mochten durch ibre Ver-
dunstung Verändertingen in der Atmosphäre berrorbringen, dw ttcb mi^
teilt der perioditcben LulbtrSme weit in da« Innere Libyens foitpflenEUm
nnd eben auch in dem Leben der dortigen Thicre ]>eriodi$c-Iio Ei'scbei*
nimgen bedingten. Viele Antilopen- Alien des südliclien Africa wan-
dern alljährlich in gewissen Jahreszeiten nach bestimmten Richlungon,
nämlich dem Luftsirom entgegen, der sie einmal (zur Zeil des Südost-
passets) an die waldigen Küsten lockt, in der enlgegengesetsten Jebn«
•eit aber, bei dem Regen bringenden Noirdottwind, au den dann reicber
begrasten Karroo- Ebenen hinzieht. Sollte bei den nordafricanischen
Antilopen der überhaupt bei den Wiederkäuern so stark cntwickehe
Gernrlissinn und diP FnipGndlichkcil gegen Wasserverdunsiuiig in dci-
Atmosphäre (^), schwacher sein, als wo ich jene periodische VVandc-
(•) Lih.U, capAO.
(0) JL««.VU, ««91.8.
(*) In inckM Unten wittwn Biate uni Xamde die FMiw «d QmHoi nif
MsilsBweite Znlinnnig.
Pkj». Xktte 1S24. D d
310
LlCHTBMCTBJH
i-ttngen beobacbieie? Es UUi »ich gewiTs denken, dafs der anschwel-
lende Kü und die stt dieier lebnceit reichere Tegeietion ednet Tliat
wegee, dieThiere der lil>yiehen Wfiste von weit her herbeflodit} deren
Zfi|p gdin dann von Westen nach Osten, lie fdheinen alle nach Mor-
gen zu schauen, das aufgehende Gestirn anzubeten. Auf den Or/x hat
dann der veränderte AurcnthaU, vielleichl die Z^ahrung von fri^chea
Kräutern, noch andere Wirkung. Mtcrouri ^ ot auroi ^t^amuTcu reu
raAifir fj|ir nv nkUu nprtii ins iäurtS hi3^ßttM 'AiyJvvMi
Einen andern Grund dieses Hasses giebt Orus (') an. „Yfauk der
Orjx" sagt er, ,,in der Wüsle an einen Ort kommt, wo \Vn<<'?^'r ist, so
trübt er dasselbe, nachdem er geüunken, mit seinen Lipj i n und vertin-
reinigi es mit seinem Unraih, scharrt auch Staub mil deu iufsen hin-
ein, dds es anderen Thieren nun Trank nldit »ehr tangt. Und weil
ttiin die Göttin (Im) allee, was in der Well Nfiialiehee» lengi, trermdirt'
und belebt , so mnfs der Orjx woU flottloe und imdanlher f^goi eie
erscheinen (^)."
In der That lernt man auch aus den bildliclien Dai'stclluugen der
Aegyptcr, dafs der Oijx ein unheiUges Thier gewesen sein müsse. Auf
keiiMr Abbildiing in den Teoipdn, Grabnileni und an den Todun^
Listen, «nf keiner dei* Papyma-RoUen, die jetit unire Bifalioth^ sieren
und so reich an UUHichen Darstdlmigen sind, ist eine Spiur Tom Orjx
oder dessen Hörnern anzulreffen, so hiinfig sifli auch die Horner der
Gazelle {Anl. Uorcas) darauf nachweisen lassen. Jene oben angeführten
Bilder aus den memphischen Pyramiden, die nur die Geschäfte d^ Land-
lebens danasidlen idMinen, aind die dnugen mir bekannten auf wdeben
der Oryx vorkonunt, nnd wenn bei den früheren Erktucni agjpiiicber
Bilder so oft von Oi-yxhiimem die Rede ist, SO beweist dies nur, dafs
mau sich eben nichts h^^u'mmtes bei diesem Namen gedacht nnd ihm
eine ganz allgemeine Bedeutung g^ehen habe.
(') Ael ian. X, 28.
coft.
(') Propier hacc , immuruhtiei et turpitudinis kürrogijphon atifue in lanlum odio-
sum habcbatur aiummtt tobtm jkgfpU imtnbtiku ü» «Ü— i attet «faMM<IMi. Altf.
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fiiWA m den
XiM»|ilipic3en der Römer, lebend in Enropa gotAxt worden «ad die von
mieni Reisenden übersandten Exemplare unlaugbar die ersten tbld
ans welclien sieb sein Vorhandensein in dem HegrifF der Alien erwei-
sen läfst, so ist doch schon Kunde dayon in vielen Werken der letzt-
Terflossenen Jahrhunderte. Au£ser den schon oben, bei Gelegenheit des
Eiidumit, erwühnten Zeagnisten «nd nodi folgende irichtig genug, um
•nupftüirt na werden. Der Fiter Yineeat Marie sagt ün 12^ Gap.
seiner ReiM: »«Ich habe m lÜMOat, einer Stadt des steinigen Arabiens,
eine Art -wilder Ochsen gesehen, von glattem, weifsen Haar, wie das
des Hermelins; so wohl j^eh:>ut , dafs es mehr einein Hirsch, als einem
Ochsen glich. Nur waren die Beine kürzer, aber fein und zum schnet
ktt Laufe geschickt, der lU* inner, Kopf nnd Schwws im beim Bind«
aber aehöncr jidiant, mit swei adiwanen, harten, dflnaen uul buigien
Hörnern Ton drei oder yier Palmen Länge, mit Ringen umgeben, die wie
gedrechselt oder schraubenförmig gestaltet aussahn." Diese Beschreibung
pafst genau auf unsern Orjx. So erwähnt Jablonsky (-) bei Gelegen-
heit einer Erklärung des vermeintlichen Oryx- Opfers auf der Bembi-
niedien Isit-TafSrf d« Beriebtee von Paul Lncaa, der in der Beschnei-
bong «ciher drillen Rdee dwdi Aegypten (1714) folgendes ersibk: E*
finden sich dort viel wilde Ziegen, die bei Jlh Allen Oiygea biefsen. Sie
wandern heerdenweis durch die Berge. Im Haar und Schwanz gleichen
sie den Ziegen, in den Vnrdjirfüfsen aber, die etwas kurz sind, den
Dammhirschen. Der Hals ist lang, ohne Bart und schwärzlich. Sie haben
gerade HSzner, die aber gegen die Spitce bin etwaa gekrfinunt lind.
Im Jahr 1717 fand Herr Jobn Lock, Afont der OitindiMben
Gompagnie zu Ispahan , in den Pkrii des penlidicii Sultan* au Kassar«
zwei Antilopen dieser Art, Ton welchen er Abbildungen verfertigen
liefs und nach London übersandte, wo Herr Pennaui sie im Briiii-
schen Museum fand und zu seiner S/nopsit oj Quadntpeds benutzte. £r
nadit lie dort unter dem KuMn der weifaen Antilope, unter Beda-
[ ' ) Später ist «neb diese Amtilap«
furt gesandt -wortlcu.
(') Optueul U, p. 234.
Rüppcl an
m Frank-
Dd 3
313
LiCHTIMSTBIV
Inuig uof die dUge Stdle beim Oppian, bdunnt. Patlaa bMiA in-
swuchen in den Peienborger GonuncnUrien (>) ein Horn betduneben
ind a1ige!)iK1et , das er in der dortigen Kaiserlichen Sanmlung gefunden,
uncl für das Horn des O/y x ertennt, und auf diese unterschiedenen Data
gründet er dann die neue Art jint. leucoiyx, die im 12'" Fascikel seiner
Spicilegien, unier Anführung Oppian's, zuerst erscheint. Lock's An-
gabe, dieie Art aei auf der Uetnen Imdl B^k^äa im Golf T«k BiMore
sn HauM und die Naduridit de» Pater Vincent Marie TeridtaMn in-
dessen zu der Annahme, es sei ein asiatisches Thier^ mewolü sie!) Jeut
leicht annehmen läfst, dafs es als seltnes Geschenk den asiatischen Für-
sten BUS Africa zugesandt worden. In Show's Zoologe (f^n/.H, P.II,
p.Sib.) ist dann dos in London befindliche Üiid im Kupferstich wieder-
gegeben, nnd Herr Flrofes»or Goldfnfi hat dawdbe in teinar Foir^
setnmg des Scbrebe rechen SSugetUerweilcee danach copirt nnd colo-
riren lassen (Tab. 166 B.), Anf diesen Bildern ist das Thier liegend Tor-
gesttdlt, in der Ansicht ron vorn, so dafs die Verkürzungen kein siche-
res Unheil über die Körper -Verhältnisse zulassen. Die Zeichnung des
Kopfes stimmt wohl zu unserm OrjrXf nur reicht der üackcnsiL-cit nicht
gms bis an das Horn und das Diukel ist viel starker aufgetragen. Auch
findet sidi ein breites dunkles Querband fiber jedem Yorderlanf , das
uhsre Evemplare nicht haben. Die Horner, da sie fast gans aus dar
▼ordern Ansicht gezeichnet sind, erscheinen fast gerade, beifsen aber
in der Beschi-eibung leicht gekrümmt. Die Ringe an der untei'«n HalAe
sind nur leicht, angedeutet und spiralförmig geführt.
Wiewohl viele der hier augeführten Abweichungen von der Bit
dung nnsers Oty» es sweifelhaft machen können, ob man ihn in dem
Leucoryx des Pallas wieder erkennen solle, so sind sie doch nicht er-
heblich genug, um beide für Wesen unterschiedener Art zu halten, und
namentlich ist die stärkere oder schwächere Krümmung der Iliinier kein
Grund, eine solche Verschiedenheit anzunehmen. Unsre ReisenUcu ha-
ben nSmltch aufser den beiden ganzen Exemplaren noch einige lose
HSrner miigesandt, dte im Allgemeinen ganz vwi dertdiben Bildung,
dennoch in dem Grade der Krümmung und da> Zahl der Ring^ von
('} Nov. Commeiuarii Academüte Pttn/foiUanae ^o/.XJli, />.468.
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äfer di» AMtäopen de» JwnfiSbAeit Jfika»
313
einander eben so versciiieden sind, wi« von den bei Buffoa (*) und
Pallas (^) abgebildeten Höincni, m> da£> ich nicht zweifelii ^xnif «
nfiMOft diese «immdich einer nnd deradbcn Thiefart» nSmtick eben dem
OrpE der Alten angdiAren. - Die mindeste Krümmung ist die eines
Hanu Ton 36 Zoll Länge, das auf der Sehne 3-i Zoll miist (beinahe wie
das von Pallas abgebildete); die stärkste dagegen ündet sich an dem
einen ausgesLupficu Rxeraplar, dessen Hörner ebenfalls 36 Zoll messen,
aber in gerader Linie zwischen dem hintern Rand des ersten Ringes
und der S|ritie nur einen Rmnm Ton 33 Zoll haben. An dem andem
ausgestopften* aoiist ganz gleichen Exemplar» sind sie merUich gerader.
Beide haben eine gleiche Zahl der Ringe, nSmlich 26, deren letzter
noch nicht die Mitte des ganzen Horns erreielit. Unter den losen Hör-
nern, die zugleich die ansebnbchen Höhlungen der Siirnzapfen geMvah«
ren lassen und unter einander in den Verhältnissen des Umfangs zu der
Länge ganz nbereinsiinmen* hat eint 33, eins 40, eins sogar 43 Ringe,
Ton denen aber dennoch der lettte nichl weit Aber die Mitte des Homes
binawgdht; der geringelte Theil des Horns ist also kaum gröfser als bei
den Torigen , nur stelm die Ringe gedrängter, sind aber in demselben
Yerbähnifs auch weniger erhaben und kräftig. Ans diesen Verschieden-
heiten lassen sich also aucli die abweichenden Angaben über die Richtung
der Homer erklären, die so mandieriei Zweifel und selbst den IIaiip(>
nilsgnff in ^ Erklärung des (hjrx der Alien, dnrcb den oq>isc]ien so>
genannten Gemsbock veranlafst haben, der von Pallas unter dem Nt"
nun Ant. Oryx in die systemati<;chen Verzeichnisse eingeftlhrt ist.
Beide aber unterscheiden sich wesentlich in folgenden Punkten.
Der südafricanische Orj x oder Gcm&bock ist erstUch wohl reichlich um
das. Doppelte grölser, nnd dabei sind die Horaisr an .sieb schon ikiiner,
also nocfa vid nebr im Verbilmifs aar Vorperl&ige. Beim agyptisdien
Oryx messen sie fast die Hälfte der Leibeslänge, hier kaum ein Vier>,
thcil. Sie sind ferner liier fast gerade , auf der vorderen Krüm-
mung Z2\ Zoll lang, auf der Uinterseite nach der Sehne gemessen
(•) JITwi. iHtf. FW.XU. M*.3i,/.l.
(■) JVoc. GHXMtf«. A«ny*. riA. XUI, yik. 10. «ad S^tpot. FaiSiXUt
314 . LroKTBWsTsiv
nicht weniger ab 31~Zoii^ dabei unftcholich dicker und ihr Umiang ist
an ^ Basis 64- ZoQ, in d«r Mitte 4^ Zoll, Yor der SpiUe 6 Zoll,
iNnm Oijrx dagegen: an' der Beaie 5 ZdU iu der Mitte 4 ZoQ, vor der
Spiiae 24- Zoll. Die ZaU ihrer Ringe wechselt an vier Baaren, die Ich
zTir Vergleichung vor mir habe, zwischen neunzehn und Tieinndsmiii^.
Der letzte derselben reicht aber immer weil über die Mitte hinaus und
die TorleUieii sind yveit von einander absiebend, breit aber ilach , die
mitereit vonäglich kräftig und hoch gegen die dazwischen liegenden ge>
furchten Vertiefimgen. Die oben «ogefühne Knpfertefd bei Bvffon
(Xn, 33.) stellt die Horner beider Arten neben einander dar. Die flüch-
tige Vergleichung lafst keinen Zweifel, dafs sie unterschiedenen Thie>
ren angebown, wie Buffon auch selbst annimmt. Femer ist der ca-
piscbe Oiyx in Farbe und Haar auffallend vom ag^'ptischen verschieden.
Die einzige Ucbereinstimmung in Hinsicht auf dem ersten Punkt ist,
daf« andi hier dae Haar, -wie edion oben erwähnt, lingp dem Rüokpat,
Tont Krenz bis zum Kopf rfidtwarts läuft. Das Haar ist fibri^na aber
dnrchgehends länger, reicher und dichter. Die Farbe ist rothgitiUy anf
der Milte des Rückens dunkler; ein Streif von den Weichen bis zum
JEllenbogeu , der Scitenstreif des Kopfes vom. iJoru zum Mundwinkel,
der Nasenrücken, ein Sumfleck in Gestalt eines V und der Untorhole
•ittd ediwarzhrana, desgleichen eine breiie Binde fiber jedem der Yor-
dersdienhd. Wenn mm |^di in dieser Zeidbnong des Leibes 10 viA
Aehnliohkeit mit dem Orjrx li^gt, dafs man daraus Gn-vier entschtil-
digen mufs . wenn er sie beide nur nls Varietäten einer und derselben
Art ■will gehen lassen, so sind doch die übrigen Punkte völlig entschei-
dend und wem noch Zweifel bleiben, der vergleiche die oben ange-
gdbenen. Dihnensionen mit den Teihaltnissen des cspschen O/^-r, die
in den nenem systenatisdicn Werken angeg^tei sind, und betradite sicfa
.beide Arten neben einander.
In Hinsicht auf die systematischen Namen beider dieser Arten
wird sich wohl jeder Zoologe mit mir dahin vereinigen , dafs es bei
den von Pallas gegebnen, nun schon ein halbes Jahrhundert gültig
fewescnen Benennungen verbleiben müsse und dab der Name Oiy»
also nicht wieder in sein ursprüngliches Redii dngesetat weiden könne,
wenn mdu eiae Verwirrung angeriditet worden soU, die durch die ge-
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i&p dia jimtibpen das nöndlk^^ Jjrkm* 316
tol^iol y<MrdMiI« euer toUkommcn ridiUgea Anweodung jcbm Namens
ichwerlidi aofgewitgen wetden ilOrfle.
Schließlich hebe idb noch zu bemerken, da& diese Aniilopo
nadt Herrn Docior Hemprich*« Bericht bei den ArabcA de» Sudtat
den Nemen Aiu'harie lübri.
n. A]ST1L0P£ ADDAX k. (*) Tab. U.
Di^ Art iit Ton GrSfre und Grcstilt eines Esds (über 6Fafii
hag und 3 Fufs hocb) von feistem Kötperbau , ganz Kreiit 'von Fexbe,
doch am Oberhals mit biitmlirher Beimisrhnnf^ mid f'Mi cnnr. brRiincnn
Kopf. Dieser hat nämlich eint ii dunlteliülhbrauin ii >elK iielfleck , der
Lioier deu iiurnern einen Halbkreis von 6 Zoll Haibdurciimcsser ein-
nimmt, ywa aber tvnidien den Hörnern b» €ber die SUrn in bogen-
förm^em Umrift (44- Zoll weit) vortritt; -vor den Ao^en siebt «di ein
(in der Mitte l Zoll breites und 7 Zoll langes) schneeweÜMi QnerbMid
bis an die Wangen hin , die dann seihst samt der Schnauze maltbrann
\on Farbe sind. l eher den Mundwinkeln wird die Farbe wieder liel-
lei' und zu beiden Seiten der Nase zeigt sich über den Lippen ein
cdimuzigMveifMr Strien. Der Sohirans iat 10 ZoHi lang, an der Spitz«
mit einer 3 Zoll lang^ Qomte von «dmeeweifaen Haaren beaetst. Die
Bdiaaning itt Itnn, grob, dicht anliegend, nur der dunkle Stimfleck
trägt längeres, sich von d(>r Milte gegen den Umfang aufkrümraendcs und
die Wurzeln des Cehorn« deckendes Ilaur. Die Oiiren messen 6 Zoll
Länge und nach dem mittleren ümfimg 3-g- Zoll Breite, sind aufsen mit
dicbt anliegendem, innen mit längerem, abatehenden, weifiMn Haar be-
kleidet nnd mae an der änftereten SpiiM echmntzig roatferbai. Die
Hörner liegen in der Ebne dee NnaenrAcbsns, sind lang, spiralfdmug
gedreht und mit Ringen umgeben, und zwar unt«r folgenden gcnnueren
Bestimmungen An der Wui/el ei-Kcheinen sie nicht ganz rund . son-
dern von vorn iiach hinten untncikiicli zusammengedrücki, nach der in-
(*) Der Sirrpticens und Adiiax des Pliniu*. Nur der leute jdic«er bvidca Namw
laoB tur BcMidiang Art i« SfMeni gilmnAt mitJea, ila der «ata beraHa einer
316 - LiakVBXtvsin
nem SeH« ntdintcn Ton d«r krewimdeii Gcttak d«» XJtahnfgn ab.
weiehend («Iso hier «tnmpf gekaniet). Bb 4 Zoll tfiber der Wnnsd
•ind sie von idunntsiggdber Farbe und fast glatt, dann wird die Farbe
allmablig dunkler und es zeigen sich immer bestimmtere und durch
tiefere Zwischenräume gesonderte, Tvellenförmige Hinge, wäliren«! jedes
Horn in seiner Krümmung nach auisen und hinten eine mäüsige öpiral-
Ume bescbreibt und iidi dibei gleichzeitig halh am «eine eigne Z^ngen-
Adbse dreht, to' dafs wenn die erste Wlndnng vollendet ist, die hintere
weniger von den Ringen umfafstc nnd fast flache Seite die vordere
wird. Nun folgi noch eine zwcile Windung mit deren Ende das Horn
Sich einmal ganz um seine Ach<e ^^edrebl hat, und von hier an werden
die Hinge tlacher und weiter und von dem letzten derselben, welcher
«n «msem BKimidir der aditnidiwviiigMe iit, Tcxlanft das Ebde ridi
▼fillig genide (der Lingeoachse der SpiraUinie paralld), f^tt und sdiwais
in eine immer dünnere, zuletzt scharfe Spitze. Die Länge jedes Horns
Von der Wurzel bis zur Spitze in gerader Linie ist 27-5- Zoll, nach der
Krümmung auf der Vorderseite gemessen aber 3.3 7011; der Umfang
an der Basis beuä^ öZoU, in der Milte öZoü vor der SpiUe
34- Zoll* UmnittdlMur an der Wnriel ist swisdien den Homeni nur
l-f Zdl Zwiscfacnrautt. Wo aie in der enten Windung sich am wei-
tetlen von einander entfernen , beträgt der Zwischenraum 1 2 Zoll ; sie
treten dann aber in ihrer ferneren Windung noch auf eine Nähe von
9 Zoll wieder zusammen, gchn von hier an aber immer weiter auseinander
und zwischen einer Spitze und der andern ist ein Raum von 2ü Zoll.
Anüier diesen Hauptmerkmalen sind noch folgende charakteristisch:
<) ein Haarwirhel im Nacken» 3 Zoll hinter den HSxneni, von welchem
eine kleine Mähne, aus dünnen, etwa 2 Zoll langen Haami «usammcB-
gesetzt, anfängt, die fast bis an das Widerrüst reicht und welcher an
der TTnterseiie des Halses ein ganz ähnlich gebildeter KehUchopf ent-
sprich i; 2) sehr hochliegende, schräg gestellte Augen, die vorzüglich
duu beitragen, dem Thier in der Bildtuig des Kopfes eine gewisse
Aehnlichkeit mit dem Ziegenhod so gehen; 3) auÜMroidentlich breite
und platte Hufe, besondons an den Vorderfüfsen, wo sie mit so weit
'überstehenden Rändern vortreten, dafs die Spur 3-^ Zoll Breite hat, in-
dessen der Durchmesser der Fessel dicht über dem Hof nur 2 Zoll be-
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317
tragt ; an den Hinterffttsen. nnd alle diew Tbeile um ein Yiertheil klei-
ner. IXe Gdtnke der Ffibe «ind etwas «uigetridieii und geben den
Laufen ein etwai plumpes Ansehn , das diese Art Ton dam mdirMea m
ungemein zierUdl gebauten GatUmgs -Ver^yandten unterscheidet.
Das einzige Exemplar, welches nnsre Reisenden iihersanHt haben,
ist ein weibliches. Es laCsi sich veriuuihcn, dafs die männlichen ludi-
▼iduen noch grölser und stärker und von ansehnlicherem Gehörn sein
Game liSnge von der Schnause bis aor
Sohwanzwtirüel 6 Fufr » Zoll
Liii^ des Kopfes bis mitten zwtsciien dem
Gehörn 1 — » — »» —
— Ton da bis mm. Widerrfist 1 — 8 — «
— — — — sur 8diwBnnnuiid>>.'> 3 — 4 — » —
■r- dis Sehmnaes «• — 11 — n ^
— des üben")t<;fnden Haars an daaien
SpiLze » — 1 — M —
Höbe vom Widcrrüst bis ziun Boden 3 — „ — „ —
— Yont Evern Ihs anm Boden 3—!- 1 — ,» ~
Uaafing des Hskes tn der MtUe 1 — 9 — » —
— des Vorderleibes > 3 — - 6 — «»
— des Hinterlieibes . .....r.***f*'>^«>* 3 — 6 — „ —
Länge der Scapuia (') 1.... 0 — 9-y— » —
Breite derselben 0 — 6 — » —
Hobe der Spina •.•'•••>.<.•••••.•••>••»••(• — 1 — » —
des' Ofaerambejos » — 8 — » —
desUnierarmbeins vom Ellenbogen an M — 12 — » —
der Röhre vom Handgelenk bis zur
Fessel «m — 7 — » —
der Fessel .•••»»' — 3 — 4 —
der yorderhnfe eben v«. •» » 3 — m —
— — onten »— 4 — 5' —
(*) Dir Miiafs«* sind tod den. Ja dar fibanandtaa Haut atackeadcD Knocbea \
Phjs. Klasse 1824. £ e
318
LlCilTSVSVBIII
Linge der Afteritufe »Fufs 1 ZoU „ Linien.
— 9 —
gg
10
— der Schiene vom Knie bis zxun Hacken
9» ~"
11
- 6 -
— der Röhre vom Uftckm bis xor Feuei
«*
12
w»
3
M ^
3
— 3 —
w —
3
— » -
Breite derselben ...i..- — 1 » —
Die BeschaOenbeit der Ilöiner an diesem Thier führt auf die sehr
mhe liegende Vermuthung» es sei der Suvpsiceros des Plinius, der
allein imter den shen Sdurilhttellem dieiea Nanea gebmncht und ans
dessen Angaben man schon «cIif vidorlei andre TUere daffir gebalten
hat. In der dben (S.202) angeführten Steile, nennt Plinius nSmh'ch
auch den Strepsiceros unter den wilden Ziegen , die jenseits des (miiiel-
hindischeu) Meeres zu Hause gehöre». An einer andern Stelle , wo er
Ton der Verschiedenheit der Honbildn&g spricht ('), bezeichnet er den
Stnpfieepes genauer, nnd olii^ch nur mit wenigen Worten, doch so
deuiÜdk, dala man sich btlÜg wundetu mnCi, wie imne Worte so arg
haben gemisdeutct werden können. Ware unser Thier früher bekannt
gewesen, so hätte es keinem einfallen können, das kreiischc Schaf oder
die indische Cervicapm , oder das südafricanische Kitdu eins um das
andre für den Strepsiceros des Plinius zu haltca; denn seine Ausdinücke,
die durch die besUmmten GcgensSiae, in denen, sie gdhraudit werden,
gans den Werth Ton Kunstansdrücken gewinnd» , lassen sich Tollioin-
0) Za.XI, eap.Z7. Contmt mubit ^uidem • vatüs data nmt modis. Nee mtiU
maiur nutiinir lil^cn'ia. Sparsit hacc in nimut, ut cervorum. Altiy simpUcia Iribiiit ut
in eodem genere subuionibus «f argumento dicfit. AUorutn^fitucit in pafmas, digiiotque
9müitae.äi, unde phtfeerotas voeant. DedA nmom mpni» wed pan>a. CbmolHMi'»
anfractnm aridiiin p lu-i ! , ri>u cacuus darrt ; infcsdi iiiuris. — Riipiccapris in dorsum
adunca^ damit in atlversum. Erecta autem, rugarum^ ue ambitu contorla et
in laeve /'attigtum tjfaeutn («( lyrat dicerci^ StripsUtrotip f nein Add»-
cea» ^rica «ppcttai.
219
men ab DiagMM VOMICS ThuNTN anwenden: Comm,ereeta, mgarum
miäu Mmtorkt et »iacpe/ul^ium egeaeukt,. Beim Itratiidun Sdiaf nfai»
lieh sinil sie nicht engta, bei der Ceivietq>m £eUt das iaeve fatttgiuih
da sie bis an die Spitze geringelt sind» und am Kudtt Ibklen die Run«
zeln und die gerade Zuspitzung. Obgleich wir also keine genauere An-
gabe von den übrigen Merkmalen des Slmpskeim haben, stehe ich doch
nicht an, sowohl wegen des Fondoites, als wegen der Merkmale, die
kcMwr ab hier nii^gend sutreffiM IbSluiea, zu glauben» Pliniut habe das
liier beichriebeBe Thier mit dem Namen Sinpiieerot gemeiiit. Dook KÜae
die Fi-age allerdings noch eine nähere ErSrterang zu. Denn obgleich
der Name bei Niemand, aufser dem Plinius Torliommt, so finden sich
doch noch auch sonst Uindeatungen auf ähnliche Thiere^ z. Ii. beim
Oppian (*): .
AJyA* 9* mSm miku irfsßwnf t» rnrnm^fm ^SXat-
cv iroAXtfr toCtdiv otaiv >mti<mv t$ yjaoi^iv
wo nur freilich sicli Lben xiiclu laol i Ijuw eisen lafst , als Oppian
habe nicht das krcüsche üchal damit gemeint, da er hier von wilden
Arten redet und eine» »hnea hretitdieB Selwfea ipiier (t.377.) au-
luhilidber gedenkt» das er ab gelbnMk von Faibe, ^^«d»baari§ und Tlefw-
bSniig betcbreibt. Man sieht, der Dichter hat kein aehr bestimmtet
Bild von diesen Thieren mit gewundenen Hörnern, und es würde kaum
der I\Iühe werih sein, diese Stelle anzuführen, wenn sie nicht spiiier
zur Ei-klärung des Strepsicerot beim Piinius so oft mit zu Hülfe ge-
nommen wire.
Der Bctttt der eine tokhe Deuinag vanmchi^ «ar Pierre Ballon,
als er a«f Minar Reite im Okimit (von 1546-49) auf der ioeal Kreta
Mhme Schafe mit gewundenen Hörnern an2;etrotren hatte. EHe Hirten
am Berge Ida nannten diese Striphoceri, wodurch Bellon zuerst verlei-
tet worden sein mag, si« für einerlei mit dem Süvpticeros zu halten.
Seine Beaehreilwmg und e&i beigefügter Holaichnitt, die ron Gefener,
AldlroTand und Arielen andern wiederholt lind, beweiten indetten dent-
(<) m^rf 0, t,m.
£e 2
220 Lic»TXii»TBiir
lieh, dafs dies kretische Thier nicht das oiisrige gewesen sein könne,*
ja es wrd daniu sdir -walineliefiilich däfs Bei lon-^ noch «twas ganz
andres vor sich gdiabt habe, als was seit BrUvons-Zeic das fcietiscte
Schaf genannt ist (*). Indessen giebt Gefsner, nachdem er in seiner
HistoHa animalium (1,^.323) den StiTpsirems mit \venigen Worten ab-
gchandeh, in den Iconihiis antmnlium qundniptuium (p.37,), das ver-
gröfserte Bellonsche Bild nebst den Hauptsachen der Beschreibung,
Älgt noch die'Si^e aus dem Plinius bei, und redet nah Ton einer
•ndem Ai-t Str^meenut von deren Gehlirn ibu Job» Cajne AbSnUnng
«nd Beschreibung aus England übersandt hatte und die er ensföbrlich
mitiheilt. Dieser Slrepsiceros des Ca jus (wie er seitdem genannt wird)
ist kein andrer, als der iicbtc de» Plinius, und die ganze Stelle lim
SO wichtiger, als es beinahe die einzige Noii^ von dieser Antilope ist,
die, bis auf die oben von mir gegebene Bescbieiboi^ derselben, sieb
in irgend einem Boche vor6ndet. Denn, ob das einsdne Horn, nach
dessen Kenntnils Herrmann (-) seine Antilope lordcomis nufsiellte, für
das des ächten Sdypsireros zu halten sei , läfst sich aus der km-zen Be-
schreibung niclil mit Sicherheit abnebrnm. Aber wahrsrheinlicli wivd
es allerdings am üei L>leichheit der angegebeneu Verhällnisäe. An der
Uflbereinstimmung jenes Ar^ni»ros des Gajus mit muermjiddaxi läfst
sieb dagegen auf keine Weise svreifdn, da nieht nur die Abbildung de»
(') £• Iieiürt oimlicb aiudriicUich, dio Homer seien nicht inficxa nec conlorla, ttä
omnmo erecta, ut Unieornu, in tmiftu eatmUtutatm, aber m End« desCapiteb: eonw^
recia canaliculala, cl corh/rae in mtxiuiu ir.niurtn. Die ALIiIIdmi^ vuti wrlrli tr n.-llott
amdrücklich vmicbert, d«fii sie nicbt von einem aiulera Autor eutlelint, alio von ihm
nädi der TCatur gegehra id , atdU an emer gewShnliclien Sebafgestalt die Hümer ge>
radi', ilick , siiini])!*, kurzi'r aU der Kopf \md »dir8ii!>cnrimiig tlar. Gm» wilUtihrlich
aclst UrisAon seiner L)ia{;aose die Kehenbeatimmung hinsu, die Uwoer seien spiralOr-
itt!g gcwtmden, womit er vielleicbt nicht mehr als eben das SebnmbeafSnnige gimietiil
hat. Aber dieser Ausdruck ist Urs-ulic 1:1 ivorden, dafs man da» unj;aii.st )»■ ScIuiT [den
bekaoDtea Zackelhock), für einerlei mit dem kretischen Schsf gefaxten, was aber immer
mir naebgesprocfaen, nirf^ends erwiewn-tst, denn oadaes WimeiM bat' iriv Bell« b His^
mavii! aus eigner Anslclit von i!(-r Schafrace am B<rge Ida berlcliü-t. Eine Jcr BeHon-
schen sehr ibnlichc Darslclhuig j^eradhüniiger äcbafe liadet sich ja der DcscripUon lie
t'J^gfpie AndquiUs, f^ot. IT. Mfc 68»>: 13.
(*) Ottervationet tookthitt p-W, v ^
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Hier iia Jnläapa^ d$» MoMifieA«» Afrka» 321
G«&Si«ta:Voltt<MiiiiMB «itriSk, «mdectt «äuäk ilie toii Ga)ü8 angegebeaen
Ifaaiiie dieaelbca Mnd, di* ich id»«t von dem GthSni dm Addax. ge^
gdMB liahc.
Nichtsdesioweniger hat ebeo diese Stelle zu neuer Misdeutung Yer»
aDlnssnnrr c!<"ct']icn. Denn als Kämpfer (der bis 1694 reisie) die ei"Ste
NMciirichi vun der schönen indischen Antilope gegeben die er Ca-^
jaieerva -^aA. Cervicafun wnal und die nachmals unter letzterem Namea
in die Systeae eingefilhrt worden, ^ubten Alle dem den Sirepneant
Cm ma. erlteBnen -tmd es ward Gebrauch, sie gemeinschaftlich zu den
Namen zu cilii'«n, die man für die unbekannten indischen \rilden Zie-
gen bereit hatte. Man darf nur die unterschiedenen Ausa'.ilten des
Linne'sclien Natursystems unter einander vergleichen, um sich zu
überseugen, wie sdiwankend imd tmsich^ das Urlheil über diesen G«*
genttuid daiinls gewesen nnd wie wenig es der Mübe werth sem kfinna,
die vidfaeben Irrthflmer und ihre Ursachen nodi genauer zu erörtern.
Genug die Cwvkapra yrard mit dem Stfepaceros verwechselt, weil man
auf die Gestalt iinrl die Veithellunt; iler Ringe an »lem Gehörn zu we-
nig acliiete und entweder den iiesclii oibungen luid Abbildungen der bei-
den alten Reisenden zu wenig Genauigkeit zutraute, oder avcli lelbM
mehl genau genug in der Vergkicbai^ ibrer gans bestimmten und ridh-
tigen Ausdrücke war. In diesen Fehler Teilallt audk Bnffon , indem
er ein einzelnes Hon nnsers achten Strcpsiccros , das sicli im Naturalien-
kahinct des Königs von Frankreich vorfand, neben dem Gehörn der in-
dischen Cervicapra beschreibt und abbildet (^) und es als eine blofs zu-
£allige Abweidituig betrachtet, ohne der ganz übereinstimmenden Abbil-
dung bei Gefsner daneben tu erwähnen. Buffon kennt auch schon
das Gehom des capiscbeD Kudu (irrig von ihm Condoma genannt)
und bäh nun dieses aus vielen -jetzt leicht zu widerlegenden Gründen
für dem Slrefpsirfm-! fh-s ajus angehörig (*), als wenn es unmöglich
noch eine drille vun beiden luterschiedeue Art mehr geben könnte.
(') Amoenilales exolicar p. vi p.hffj./.l.
(*) Uist. nat. Xli, p. 275. tab. 3ö. / 2. , '
n Mm >F«r^eidw Pallas ^fieO. »oot.JktcTaf p.0.
(*) iiwi.iMi.3U]» p.aei.4yu8f.- . i i
23d
LlO* VBVSTBII
So beii-achiet es nun auch Pallas, al» «r «ui vollständiges Fell
dieaes sfidfincaniaehcii Thieces hdtwamt xatA diaadi 'diu «utüBliKlick«!«
Bescbieilrnng dcwelhen (a. a. O.) entwirft. Er macht dabei den FdUer,
dafs er dasielbe mit dem Namen ^nt. Strepsieeros belegt , der ihm )eiit
nicht mehr ru nehmen ist, aber Torsichtiger als Buffon beii;innt er
seine Beschreibung sogleich mit dem Zvveiiel, sein Stre//sicems sei wolil
nicht der des Plinius, doch passe auf keine andre Antilopoi-Art die
Bedeatmg do Hamens beeser auf dieae. In der ^stomaiitcliea Zn-
f mwi^MM^BMug wird dann von ihm kiaeh Buffonscber Weite der
Sireffsiceros des Gajus bei dem capischen Kudu citirt und die Beschrei-
bong des PHnin«; auf diV inrIiscLe Antilope angewendet, sutt dafs
eine genauere Vergleiciiun^ sammtiicher Angaben hier schon hätte leh-
ren können, dafs es noch eine eigene Ton beiden unterschiedene Art
0abe, auf «eldw die Worte des Pliains besser lanifen, als auf «ane
der beiden*
Alle diese Irrthümer sind nun durch das erste voUsiÄndige Esem-
plar, das seit den Zeiten der römischvti Irnjxrjuoren nach Europa ge-
kommen ist, hinreiciiend berichtigt. Abei es ergieiit sich daraus noch
ein andrer, für die Alterihumsforscher wichtiger Aufschlufs. So ver-
gdtlidi icb mich wiailidi aoch liemfibt bebe, in dar reicbam Sammlung
alt-i^(yptisehttr bildiklier Dantdbmgeii, -welche di« K5m|^iehe BiUio-
eine ganze Abbildung des Slrepsiceros zu finden» witt sie
vom OryXf Tragflaphus und der Dörens so hiiuCg voikommi , so viel-
fäliig Stöfs« icli in diesen Abbildungen auf die Vorstellung der Horner.
Die sogenaimtcn ßoci^süurucr uumlich, die ilurnei* des Mendes, die
inf den Hanpiem des Ammon» Pbre, Tbeatb, Mars, OslHs»
Horns nnd T jpbon so biufig eKsohemen, auch iroU Priester md
nige zieren sind unläugbar nichts andres als die Horner nnscn
Strvpsicems oder Addax. Sie erscheinen immer deutlich gewnnden, nie
geschweift, wie die Horner des europäischen Ziegenbocks, immer in
dem nciuigen Yerhältnifs ihrer üröfse zur Menschengestalt ; nur ist ihx'e
Riditimg verändert, sie sind mit dm Wundn gegen einander in eine
gerade Linie gmteOt, das eine nach binlen, das andere nadi vom gp-
('} TcrgLTölkea, vom Tnapd Jm Jnpiter-JwM^'&tKk
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Ufer d£» Ataättpat, du.iionBkh«H Jfnem,
233
wendet, was entweder geschebn sein miig, damit die Kroaen und andere
»fttboUiche ZaiciMD dvfiber Raum lultteii» od« wwl aadi im «lu
igypIiMihai Cidta« cU« mit dm Wundn suMmmoiTexliaiidiiaii Aatilo*
penh5rDer Waffen tmd Attribute der Priester wuen, wie in Indien,
Dafs diese Ricliumg nicht die natürliche sein könne, sicllt sich leicht dar,
luid selbst wenn man sie für Bocksbörner Imlten will, mufs man eine
Tersnderte SteUung derselben zugeben, und annebmen. Die auf der
swciien IVfd miter der Abbildung de« jiddax Unzugefügten Göttar-
Ulder mögen mr Venimilielrang dieser Bemerimn^ dienen.
Da die Griechen den Mendes, Pan nennen, so möchte es die
Unlersuchiipf^ Her Alienhumsforscher verdienen, ob des leiztem Gestalt
nicht vielmehr von unserm yiddax als vom Ziegenbock entlehnt, schei-
nen dürfe. Mir kommt es wenigstens vor, als biitten die Bilder des
Pen mehr AefanUchkcit mit jenem; faeeondere peeten die plumpen bvei^
ten Ha£s, die «cbiefie Stdlusg der Augen» die' beiiaarle Stirn» nnd itur
da£i der arkadische Gou die eigentlichen ßockshömer trlgi, ist widersu ei-
lend. Sollte nicht vielleicht in dem Bilde dieses jüngsten aller Götter der
uralle Mendes wiederholt und seine Gestaltung nur der in (triecbenr
land bekannteren Form des Bockes näher geführt worden sein .' ^
Audi der Apis, «ngt mwdkn ndbeii seinen oder 4sn Widdedböi^
aeni noeh die des Jdiax, -Auf einer der FspyrunKtollea .nnsfer Xfiing-
lieben Bibliothek ist ein solches Bild des Apis in bunten Farben, en
wplchem dabei zugleich der Kopf schmaler , die Hufe breiter wie ge-
wöbulich vorkommen, und wo die Gesuüt des Stieres mit der de*
4ax gleichsam verschmolzen erscheint.
Wir Beutzen Ulm »udi die Joagea oder Kllber dieser merkwürdigen
An, Ae ven ermi vier^ :dM m^ere vte vierlebilb FnA Lfoge. Uan mnlf
sie sehr genau betndiien, um in ihnen den AM||^iM9imi« itt erkennen, und
wir hahcn '^fe, ))f>vor die Felle ausgestopft waren, eine Zeillang ftlr eine
eigne Art angeselin. Indessen nämlich Am Haar viel weicher und fei-
ner, die weilse Farbe retner , und der ivurpeibau scliianker und z^er-
liobcr ist» xeiQBD bemndeisidie IHcmt yrdi« V«iebi«dcnheit. Sie sind
Tellig gessde. «n dem gtöfeertin 9» en dem Ifcinwnn 74ZoU leng» olAe
Ringe «nd Runzeln, doch Lnineswegse ^au, eendem unregelmifsig bin
nnd wieder eufgetridiMn» nnd bestehen wm warnt meichenen Hwunesse»
224
LlCHTBir«TBf«
die ein blHttnges Oefnge und wenig Glanz zeigt ; an ihrem Ende erschei-
nen sie aufFnllend sluinpf, verlaufen sich übrigens fast parallel und sind
an ihren S^itien nnr 5 hu 6 Zoll «oseiränder. Unsre Exemplare '•diei'
neu einige Monate dt za «dn und die Milcbsäme itdan TOÜMändfg in
Unterkiefer. Die diagnosüschett Art^Kenoxeicben : der donUe Sdidtd-
fleck, der Haarwirbel im Nacken, von welchem die Mähne aus£»eht, der
Kchlschopf, die aufi^ctri ebenen Gelenke und die breiten Hufe, verraihen
dcuiiich genug die Abstammung vom j^ddax, von welchem sie uui- die
Sptdser sind. Sie haben Werth für die Nami^chidite, inaofem aie
das frfihe Entatebn des Gehfiraa bei dieaen Thierea bewdien und von
dessen Anfangs unvollkommner Gestaltung einen Betriff geben, aber sie
schein OT^ mir auch nicht gleichgültig für die Alierthumskunde. Solche
Thieic nauilich kommen auch in den ägyptischen Bildwerken vor und
unter Umsländen, die es interessant machen können, in ibueu die Jun-
gen andrer bedenuingsToQer Thiere triedersufiuden. So stäUt i. B. die
fiembinisdb« Isistafel (in der sweiten Flgor dd- ersten Tafd bei P%nori)
d«i Morus vor, wie er ein afanlidies Thiör opfert. Jablonsky h«k-
es für den Oryx , doch ist es dafür viel zu klein im V<«rhiillnifs CDT
Gestalt des Gottes. Es ist olienbar ein solches Antilopenkalb, und
zwar wahrschciulicber vom Addax ak vom Orjx , weü dieser als un-
rein woU nicht snm Opfenhier gewählt sein nag. Der Horns hilt
ein Instrament in der Rechten, dM Jablonsky iwieder ffir iaui Oryx,*
iiorn ansieht, es soll aber inrobl unstreitig ein langes, schmales Messer
Torstellen, wie man nus ahnlicbun Daislcllungen von Opfer-Scenen in
der Descr. dr /'}::iyplc sieht, wo es deutlicher die l'orm des Opfenne»-
aers hat. Uebei-all aber sind es junge Tbiere, die geopfert werden,
«um Theil noch ohne HSner nnd statt dendben mit dem befcannttin
Symbol der doppdten Strau&feder ' geschmöclt Es ist wenipteiM
wichtig zu wissen« -dals man sich der Homer wegen die Op£enhiera '
nicht nls ausgewachsen zu denkf-n braucht, noch dabei auf ganz neue
und unbekannte Thieie zu mulhmiifsen hat, wenn ihre Grofse und die
Gesult der Hörner von Bekanntem abweicht, liittte Salmasius diese
" Antilopenkälher gekannt, sie wfitden ihm sehr willkommen gewesen
(*) Haa w(^iAs ifewn de f^^/He, roLh M«b59'/& ■>
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ilher die jinläopen des nSnffieken jijriett.
326
sein, um seine Meinung zu unlcistiitzen, dafs der Subulo de» Pliniu» (*)
eiwas \oiu Hirsch - Spiefsei' Terscbiedeacs sei.
Der Widenpruch dem di'ew Behauptung gefunden (vonHardnin
und «ndenn), hat dem Seindo «iiie gröf«ere Cdebrital venduifil» »1e er
Terdient, (k Plinius nichts weiter tob ihm Wft» «b» er liabe gerade
Horner, da also wenig damnf ankommen \-w\v\, ob man dies TOn einem
jungen Hirsch, oder von einem unbeLauntcn, sonst durch gar nichts
bezeichneten Tliier wisse. Unter den vielen Worterklarungen des Su-
kdo, bd weldiem Pliniut -wohl oflbnbar nur •» die Pfdeme (»SkAula)
denkt (suhdimet ex arptmento diett) » kommen die felelirten Gommeuttii-
toren and» dennf, dafs Subulo tuscisch ein Pfeifer geheilten beben «oU»
etwa weil man aus den Röhren -Knochen solcher Thiere, PfeiTon ku
machen Tcrstand. wozu sich hier die geraden, hohlen Homer wohl eben
so gut geeignet hatten (-). Mich wundert aber, dafs keiner daran ge-
dadit half den Svshdo TOm &ibus hennleiicn, den Oppian('), eb etn
littet, vreilset Ibfer mit brSnnlicbcm Kopf und starken HSmem über
der breiten Stint beschreibt, indessen er nachher noch fabelhaft KÜn«
gendes von seinem Amphibienleben und seiner Befreundung mit den
Fischen hinzufügt. Das mnfs wenigstens ein mit unscrm AddHX nahe
verwandtes Thier und im jugendlichen Zusiaud, kaum von dessen Kalb
lu nntetscbciden gewesen aein. Ich irülate aber kaum eine Form eigent-
licher Homer, die mit dem atumpfronden Geweih des Spiebers mehr
übereinstimmte , als die dieser Kilber , daher eine gleiche Benennung
' oder eine Uebertragung des Namens mir wohl denkbar vorkommt.
Es i<it endlich noch zu bemerken, dafs Ant. Oryx und Addax zu
einer und derselben natürlichen Sippschaft iu dieser Gattung geköi'en.
Beide haben dieidbe Körpeibildnng, kleine Tbrenenwiche» keine Knie-
bfisehel noch Leistengruhen, auch in der Gestalt und länge des Schwan-
(') Nämlich in der angefuhrlen Stelle Zii. XI, cap.Zl.
(*) £iiie Anfrage, dt« kb tregoi die» GegouUiuks an neiiiea GAimer, den Hem
HoiSiaidi BSttiger in Dreiden, richtete, veradafile detten BegtadungeB m dm iSbfo-
Ionen d«a Pliniut, in der Amaltbea (3' Band, S. 191). Sic kam mir su spit su, um
sie noch fiir die» Abbaadlung bcsatsen tu kdanea. Einigie fiemerkting» in fietreff
diam Punktet mBgen aadilier «b Ajüiong folgen.
(>) KviTv. II, «^.382-392*
Phjt.Kiasse 1824. Ff
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236
LiCHTSHSTE I«
zes, der BeschafTcnhcit des Haares, »elbsi der Farbe summen sie über-
ein und stud endlich beide, sowoUl im weiblichen als matiulicbeu Ge-
geblecht, gehörnt ('). *
ni. A>TILOPE DAMA Fall.
Tab. 1£L MUnndien und Jnngta. Tab. lY. Weibdien und Jniifet.
Plinius fobn die Dorna unter den afrioaniadben viMen Ziegen (-)
an, nnd becei'cbnet sie (') sehr dentlicfa im Gegensats gegen die Gemse:
Comua nipieafUtt öi dorsum adunca, damis in adversum. Es ist also zu
tadeln, dafs man später den Daniinbirscli mir diesem Namen bezeich-
nete, der bei den Alten (auch bei Pliniusj immer Platjceros tind £u-
rjceros beifst.
Ein Thier, aiuf welches des von Plinius angegebene duursLteri*
süsche Merkmal pefsie und anf weldies man auch die andern gelegeni*
Uchen Erwähnungen der Dorna bei Horas, Virgil und Martial be-
ziehen zu können schien, wanl erst im Jahr 1750 von Adanson am
Scncgnl entdeckt und nach der von ihm gfqehnen Abbildung und Ife-
scbreibung von Buffon zur allgemeinen Kunde gebracht. Adanson
nannte es Nanguer, nnd Buffon fügt hintn, dafs dies die Dorna des
Plinins sein mfisse, weshalb denn audi Pallas es als jäntäepe Dorna
in sein systematfsdies VeRseicbnirs der Antilopen aufnahm. Seit dieser
Zeil ist -weiter nichts davon bclvannt geworden und seihst die neueren
naturhistorisdien Werke (/.. Ii. Desmaresi's Momnuth^te von \^'2\)
geben nur Jiuffon's Bescbi-eibung wieder. Untre Exemplare sind also
die eisten, aus denen eine bessere Kenntnils dieser merkwürdigen Art
benrorgeht.
Zuerst ist es nölhig zu bemerken . dafs der neue Fundort dieser
Art, Nubien, indem er eine allgemeine Verbreitung des Ntui^ucr durch
(') Wio sich die neulich Ton Herrn Otto beschriebene ^a/. /ttlürpiia m d«m Addax
verlinlto, wird in dem Anbaoge OfMert twrdeitv
(»J £tt.XI, vap. 37.
n Büf. jwf. f^«/.Xir, pag-tli. to«.a8./l. naa l««.34.
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337
ganz Nordafrica beweist, Buffon's Yermutbung, es sei die Dama des
Plinittt, allerdingt besUitigi, denn aar aus dieser Gegend^ nidit Tom
Smepl* konnten die Römer sie kennen» und audi hier iii keine andre
Art ansutrefibn, auf welche jene wenigen Worte des alten Natur-Be-
schreibers besser zuiiäfen. Aber sehr unvollständig ist trotz der ge-
nauen fiescbreibung die Kenntnifs, die uns Adanson und Bnffon
TOD diesem Thier gegeben. Denn der Nanguer ist nur ein halb ei*wach-
•enee Junges Tom der mmhmafslidien Ahm, an Wehem dien erst die
^tie de* GeihömB herrorgehrochen ist. Daher und die Homer so kur«
und ghu und mit so wenigen Ringen um|ehen, daher an der Wunel
noch 80 weit hinauf Tnit flaut und Haor umgeben. Das i>rvvnchseiie
Thier ist aber gar anders gestaltet. Es hat fast die doppelle GrÖfce,
nämlich 5 Fufs uud 4 Zoll ganze Lange, bei einer Höhe von 3 Fufs^
eina» ungemein dOnaen und hingen Bbls, Ton hrannrother Faihe mit
dem dbankteriaiisdien weifsen Flai^ des Nrnguer auf Mitte deasd-
Ben. Auf dem Widerrüst steht ein Haarwirbel, von welchem aus das
Haar gpjren den Nacl.en in einer Streclie von 8 Zoll in verkehrter Rich-
tung hinauivk.i' Ii .1 : di^» roilibraune Farbe des Kückens ist nur eiwas
beller als die des liul^es, sie uimmt die Schuliergegend und auf dem
Rdcken dne Brdte von" 8 bis 9 2SoU ein und reicht etwa bis auf
tor der. Schwenawursd hin. Diese Gegmd des Binierrnckens, so wie
die Seiten des Leibes, die Brust und die Beine, mit Ausnahme der Vor-
derseiten der Laufe, sind vOn dem reinsten Weifs. Die^f FurTie hat
auch Aet ganze Kopf und Oberhak nebst den schwarz gerandeien Oh-
ren, indessen bei den Jungen dae Öüiii bis etwa 4 ZuU vor den HÖl>
nem dunkelbraun eitchdnt, was sich aUmäblig mit annehmender Aus»
bildnng des Gdiöras Terliert. Der Schwans ist 9 Zoll hing und er*
scheint auflallcnd dünn , weil er auf der ganzen Untersdte nackt und
nur oben mit kurzen, absiehenden Haaren bedeckt ist, Ton welchen die
äuf&crsien an Länge nur um weniges die inhileren überlreflen. Am
Handwurzelgclenk, dem sogenannten Vorderknic, siehn dicLe Büschel von
längeren, Ton den Seiten gegen die Mitte gerichteten Hoemif swisdien
weh:hen sieh du Ohrensdinialzahnlidics Cenoueii in Menge absondert.
Die Hern ist hier sdiwammig und aufgelriehen und ihre Querdnrdi-
Ff2.
228
XilCHT BVSTBI IT
•duiiite zeigeil uniw dem Mikroskop «iik iehr adUge» Gefüge ('). Die
Hofe Kind von der nerltcbften Beschaflenhdt, sabr schmal, platt Ton
denSeken tuMmmengedrückt, kui-z, doch vorn scbarfwinklig zugespilst
und vom feinsten, glänzend schwarzen Horn. Die Afierhufe sind aus-
nehmend klein tind platt , bp<;nn(ler8 die vorderen , die nur in die Haut
eingewachsenen kleinen iloinschwielen ähnlich sehn.
Am mehi'sien aber unterscheiden «ich die erwachsenen Elxemplare
von dem Nangtwr des Buffon durdi das Gdi^rn, das wohl die nfr-
^eich zierlichste und kräftige BildttPf hat, die 'die schöngehömte Gau
tung der Antilopen aufweisen kann. Bs erhebt sich von der Slim in
einem Terhältnifsma'fsig dicken, siarkgeringelten Stnmm, der sich gleich
von der Wurzel nach hinten und aufsen biegt, und allmählig dünner^
mit immer flacheren nnd irciier Ton einander abstehenden Ringen um-
gaben, dem Umrifs des Kopfes in mäfsigem Abstand fo%t. Wo die
Rin^ auiboren, krümmen sieb plötzlich beide Homer ihren Wup>
zeln entgegen nacb TOm und innen, und strecken die schön gematteten
schaafen Spitzen vorwärts.
Auf der vorderen Seite nach der Krümmung gemessen, haben sie
124- Zoll liinge. Die anfsersie Spitze selbst ist in gerader Richtung nur
9 Zoll Ton der Wunsdi entfernt. An dieser haben sie 44- Zoll Uinfang,
in der Mitte 3^^ Zoll, in der Gegend der leistm Krämmnng nur 2-f Zoll.
Dies sind die Maafse des Männchens. Am Weibchen ist das Gehom
kaum kürzer, aber viel scblankcr und dünner und mil weniger auffal-
lend zurückgebogenen Spitzen. Die Zaiil der Ringe i&i an beiden lä bis
19, doch sind sie am Manneben ausgewirkter und tiefer.
Gaaancra Aa«nc»tttB|.
1) De» Maondicns.
Länge des Kopfes bis zwischen das Gehöltt.
Von da bis zwischen die Ohren .
Yon da bis zum Widerrüst
Von da bis sur Schwanswund
(') Wahrscheialidi Baden ilialidie AlMOBdenuiim bei allen Aatilopen aiit Kaie-
büsdieln i»utt.
. „ Fufs S ZoU.
. „ — 4 ^
. 1 — 8 —
'2 8 —
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über d» JMtäepa» da» nonUidien 4JHea, 329
Ganze Lange 5 Fufg 4 Zoll.
Umfang des KopfM dnrdi die-Aiij^ « . . 1 — 6
— dM HalMS 114- —
— des Vorderleibca- . '., 3 — » —
— des Hinterleibes . . 3 — ■ P J
Unge des Horns auf der Knimmiing „ — I2-y- —
EntfeniDiig der Spiuc von der Wuixel — 9 —
AlMUmd bdder Hörner. «n der Wiirael. « — 1^ —
— faddor Homer in der Gegend der etiribsteii
Krümmung . . . ♦ ■.....,,.«,,.. „ ^ ö-y —
— der beiden SpittOi' TCII ffiMüder «•.«,,;.,» — - 7 —
Länge der Oliren ' .•,.,.'. „ — 6 —
~ des Schwanzes w „ — 9 —
Vordere Hohe . ^ 3 — .. —
Hiniere HiÜie . , ....3 ^ . 1 —
lünge des Unterarms ; 1 — i —
— des Laufes „ ~. 10 —
— der Fessel .1. — 3 —
— der iiufe (unten) , ....„ 1-j
— des Untendieiiids 1_ 3 —
— des lAufes 1 _ 3 —
— derFeiiel., 3 -
2) Des Weibcbciu.
Lange des Kopfes bis zwischen die Homer ...... „ Fufs 74-ZoU.
YoB de bis ewiedieii die Ohren „_ ^ —
Voti da Ins snm Widerräii i ^ 7 —
Von da bis vsa Schwant WTxncl. . . . 3 — 74- —
C anze Länge •»•••••»i.»*«*,. ....... 6 — 2 —
Umfang des Kopfes * , , 1 — 3 —
— des Halses 1 — „ —
— dee Tofderfeibet 2— 8 —
— des Hinterleibes . 3 — 3^^ —
Länge dee Gdiöms enf der KTünnniiag 1 j, -«
Entfenrnng der Spitse von der Wiinel .. . ~ 10^- —
230»
LiOH>TXJI»TSI«
Entfernung der Spitzen Ton einand«r. Fufs ö-|-ZoU.
Longe der Obren . . • » — 6 —
— des Schwanzes .......m — 8 —
Die LSd^ der Extremitäten um ein .Geringe» Uei-
ner ala iieim Männchen.
So wie es nach Obigem nur atis der zur Zeit noch fortbestehen-
den Unbekanntscliafi mit «inem Uner, von ehnlidier Geetalt der Wiv-
nat, gereditferiigt iverden kann, wenn .iaaa. diet Huer fftr die Ihm«
des Plinius zu halten fortlahrt« so ist es nun freilich auch gar vohl
inogli«,li, dals unter dem P^^a/giit der ahen Schriftsteller wiederum nur
dies nämliche Thier zu Tprslehen sei. Unter den nordufricanisclien
Antilopen ist mir weiter keine bekannt, die Anspruch auf den Na-
men Pjßargu* madien konnte, nnd eine näbere-Beadtreibiing defielhen
fchk na«. Dafo «ber Pjrgwptt und Itama bei Plinina etwai nnteiv
schiedene» Bedeuten, wxd freilich daraus wahrscheinUch, dafs er beide
einander entgegensetzt, wenigstens sie neben einander nennt. Auf jeden
Fall ist indessen gcwifs mit Unrecht der Name P)gafgiu auf den süd-
africanischen Jiicjsbock angewendet, der selbst dort einen sehr einge-
echvinkten Standort einnimmt nnd sich venigstoi» nickt weit nadh Nor-
den Terbreitet.
Nnr cdten ergcheint in antiken Darstellungen eine Thiergestah» in
der man unsrc Dama wieder erkennen könnte. Man darf wenigstens
wohl nicht jede Antilope mit langem, dünnem Hals dafür halten, da
dieses Kennzeichen auch zu oft einem Fehler des dai'stelleoden Künst-
lers Bttgeschrieben werden mnJs, wenn tonst Grünile nun Yerdadit ge*
ringerer Treue vorlienden dnd» Am un-verkennbeveien ertduini die
JDtuna in einem antiken Cameo aus der Sammlung des Herrn Grafen
von Ei n s i edel, von welchem Gay lus schon vor sechszig Jahren eine
Abbildung lieferte ('), den mir aber Herr Ilofrath Bottiger in einer
besseren Zeichnung mitgethcilt hat. IJier ist der Orpheus, von vielen
Thieren um^ben, vorgestellt, die seinem Spiel an leaschea adeinen.
Die hinier dem Ko^ des.OipAetts siehende Figur, nnmittellMr dber
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331
dem Pferd (es ist die fünfte toiu Löwen aufwärts gezählt), hat in ih-
rem VeriiäUnifs zu den übrigen Thieren, in den Unnssen de» Kopfe»,
in dem Sdiwuag des Gehdrns und der Ltege det Habe» soviel Uebeiv
einstiminendes mit der Gestak luasrer Dorna, dels wohl kaum ein Zwei>
Csl übrig bleiben Innn.
Noch kann ich nicht mit Stillschweigen Übergehn, dafs derNamei
den P 1 i n i n 8 diesem TLiier giebl, auch bei arabischen Schriftstellern äha^
lieh klingend vorkommt. Unter den drei unterschiedenen Arten von Ge-
scUen, welehe der arsbisdie Schriftstdler Da mir anffihrt, ist eine von
vfeileer Faxlie mit »ebneeweüsem Bradi tmd hngem Hals, (also hodist
wahrscheinlich die Z^enn») und diese heifst ^dam (<). In den hand-
schriftlichen Narlii icltton, wolche die Herren Hemprich und Ehrenherg
uns über die nubischen i iiiere miti^eibeilt liaben , lauiel der arabische
Name der Daum : yiddra. Man könnte auf ein Mifsvei*sländnirs muth-
maisai, wenn der Name jidam, der »onst bdianntUcii andi im Arsbi-
sdictt Mensch bedevtec, nicht «udt bei den Lexieogniiihen In Üin-
lidicr Bedeutung vorkime (^).
IV. ANTILOPE DORCAS Paul. Tab. V.
Eine der nerlidisten «md sowohi tou Seiten der Ru'he ab des
Gehfims, schSnsten Alten der Gattung und sogleich die am weitesten
im nordlichen Africn verbreitete und in den nhlreichsten Heerden an-
zulrefTendc Art, daher auch am häufigsten, sowohl lebend als todt nach
Europa {»ehracht, in allen Werken deutlich beschrieben und von Linne
zuerst richtig mit dem Namen Dorcas in Beziehung auf die Ilaupi&ieile
bei Aelian (^) iu das Sjetem eingefühlt. Die Beschreibung, welche
Aelian von seiner Dwcas giebt, ist so deutlich nnd vollständig, dab
«ie keine Müdeutimg eilanbt. Was Plinine (^) bei den Thiersn die*
(*) Bochart Bkro-joic. Ub.Wl. cap.27, p.962.
(*) Z.B. Bei Giggejui, Meninskj, RiabACdson, Wilkiat. Auch Adra
wird bei diesen durch: ^^ifse Zie^ überMtit.
(') D« Hat. anim. Lib. XIV, c^. 14.
('} Bist, mim, £».VIU, ca^.SS. £«».XX\'IiI, cap,il. H mSUXclXXZ.
233
LlCilTBKSVB'lS
«es Namens aolüJirt, widerspricht wenigstens nicht der allgemein ange-
nommenen TennuShung, dafs er ihnelbe dimnter ▼erstehe; es b^eht
tieh fibrigens, yn$ er »gt, hampttädblicfa nnr «itf Our Valerland, «Is
W^kfaei er auch gpns richtig Klein -Asien angtebt und die schon im N*>
men ausgedrückte Eigenschaft des hellsehenden und klaren Auges, wes-
halb denn vorzüglich in den letzlen Büchern unter den Ileilmitieln ge-
gen Augenkrankheiten u. w. häulig der Dorcaden gedacht wird. Was
andere Sdu'ifiatdler unter den yliwli^ti Uii^endeii Ibmen Ü^kk, ^o^kos,
iofitmt Av^MoAov imd Se^^ venftebn, vi nicht leicht ansnimitidn* Die
Mehrsten mögen sich eben nichts andres als die Dören dabei denken,
doch wird auch zuweilen bestimmt Untersdiiedenes darunter verstanden.
So ist der /askcc dps Oppian {Cynpf;. II, r>s. 296,) sehr deiillich der
den Römern wohibekannlc Axis oder Gangeshirsch (man sehe Plinius
Lib.'SVÜL, cap. 31.), den Oppian auch unter den Hirschen aufführt,
Schneiders Uebenelaung dnidi Ahm» also falsdi, indem weder die
Dama des Plinins, noch der unmittelbar vorher beschriebene Damm-
hirsch (Ewrjrceros) darunter versianden werden kann. Weiterhin (i/i;3i5,)
meint Oppian mit io^Kos unleugbar das Keh, indem er sagt, es sei die
Aj't muihwilliger (wxurarctiv) Thiere, die Allen nach Gestalt und Gröfse
hinreichend bekannt, keiner Beschreibung bedürfe. Ucberall slofst man
antdi sonst auf Verw«dhsdnng der Dweas mit dem Reh , besonders in
den Uebersetzun^n der Bibelstdlen, die dieses Thieres gedenken. Zu-
weilen scheint auch sogar ^o^kwv und ^cmw* verwechselt zu werden, und
in dieser Beziehung isl es imerf^ssont , ddfs bei Plinius eweimal uoier
den aberglüubigcu lleiluiiUelu dus iierz uud der Schwanz des Drachen
in der Haat der Dorcas mit Hii'schselinen avif den leidenden Theil zu
befestigen, Torkommen ('). Das Uehrige ist bei Bnffon (unter dem
Abschnitt Gazelle) und bei Pallas .su finden, welche beide noch die
schwächw gehörnten Weibchen als besondre Arten unter den Namen
(') Sehr deadich ist die Ycnreehselung ron hi^mw va^ ^ätm» In te ««■ Boebärt
(i/Ä III. CO/;. XXVI, ^.933.) angeführten Nachricht des Phi lo9tor(;iu* III, c<ip.
über da« tod demidlMD in GoosluitiBopel geiebaif £iiiliom, wddies den Kopf eina
^MMMr gehabt Umb loll.
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ähr die jiKläopen det JidnUieken Jßie».
233
Kevella und Corinna aufliuhren, was ich sdion Tor zwülf Jahren berich-
tigt babe und seitdem sUgemeta ■!» irrig angenommen worden ist.
Untere Rdsende haben nns achtiahn Exempfam dieser Art tngie>
schickt, was beweist, dafs sie in Nubien sehr häufig und in grolscn Go-
seUschaften 7.u finden sein mufs. Es sind Männchen, Weibchen nnd
Junge. Letztere sind aus drei untewchiedenen Zeilen des Jugendlchpus
in der Abbildung Tab. V. dargestellt. Die ganz jungen Kälber, bis sie
ein Drittheü der ihnen besiimmten Leibcsgröfsc erlangen, sind un ge-
hörnt und so kommen eie in den Bildwerken eucli Inuner alt Opfer-
thiere vor, s. B. in der Opfertcene an den Ruinen des Tempdb von
Edfou {JpoUinopoh's) die ans der Descr, de l'Eg^pt. F'ol. I. t/tk 69. ßg. 5.
unter unsrer fünften Tafel zur rechten Seite wiclerlioU ist. Vor dem
thronenden Sonnengott (Plire) opfert hier ein .jiini>ling, dessen ilaupt
die Mende&börner zieren , eine junge Antilope ; statt der Üömer ti'agt
dien auf dem Koj^ den bekannten heiligen Schmuck, in welchem
Hirt und Tölkan eine rückwärts gekrümmte Strau&feder eikennen.
Bei den halberwachsenen Jungen sielin die Horner mit den! letzten auf-
wfirts und Torwiirts geLrümmien Enden aus der Stirn Tor und scheinen
auf den ersten Anblick diese Thierchen zu einer nun?. «?ipncn An zu
machen. Man braucht aber die Sache nur genau ^u erwägen und uut
der Anabildung des Gdiönu an uniem wiederkioenden Haosthiexeo an
Terglachan, um steh an flberaengen, daft du sehone leierförmige Ge-
hörn der Dorcas in seiner ersten Enlwickelung nicht anders ausseben
könne. Vollends beweisend ist dann ein hoiniycr Rast, der die Wur-
zeln dieser jungen Horner umkleidet und aus welchem nach und nach
die Ringe, zumal an den männlichen Individuen deutlich hervorbrechen.
Die YerachieJenbeit dee GebSrm nad» dem Geidilecht i«t auch wnet
durch die Klanhett und Dünne dctselben m den weiblidien Thieran,
gleicii in der Jugend ersichilich. Es ist dies übrigens ein Punkt, der
von den neueren Sysiemaiikern noch gar nicht berücksicliiigl worden
und viele der von Herrn Blainvillc zum Theil nach hlofser Ansicht
des Schädels als neu beschriebene Arten z.B. Ant.acuUcornist naso ma-
eulata und Zoin/ania dürften bei genauerer Unierinchung, sich als Käl*
ber sdion bekannter Arten nadiweisen bssen.
Pfyt. KUu*9 1834. - G g
334
LlCBT«ll»«BIII
Die Donas war das der Isis geheiligte Thier Wir finden sie
daher in den ägypUtehen. Bildvmiea bSufiger ab irgend eüw andere
ToqpateKt, kavier in riditigem Teiliiilimfe au den MenaduingasialteQ
und durch die Hömerform so bezeichnet dafs sie auch ohne Andeutung
der Farben überall leicht zu erkennen ist. Die schönste Vorstellung
dieses Thiers finflpt sich aber auf einer der Papyrus -Rollen unsrer Bi-
bliothek in eiacoi farbigen Bilde nach ziemlich grofsem Maafsstab. £s
ttt dn mlmJiclMS Tbier dai enf d«t Hinlerföliea bockend vorgestellt
vH, mit aufgeriditeteBi ]>ibe» die Vorderßlfte frei sehweiiend. Diese
gezwungene Stellung und den beigefügten symboliecihee Spitabart abge-
rechnet , ist die Abbildiug in allen Theilcn so getreu wie man sie in
wenig nalurhistori^rhon Kupfervrerken findet. Dafs es die Homer die-
ses Thiers sind, weiche sich als Attribut an dem Kopfe der Isis, die
Sirina-Scheibe umiaMend, so häufig finden imd die in Besiebong auf
diese GSiiin andi voU an andern GSttergestalten Todkonunen, ist all-
gemein anerkannt. Ware noch ein Zweüid, SO würde er durch eben
jene Papyrus-Rolle gehoben, auf welcher nicht weit von dem Thier die
Göllin mit dessen ganz gleicl)!?»"bil(leten Horncin geschmückt, erscheint.
Diese Darstellting ist mir merkwürdig genug vorgekommen, tim sie auf
der V- Tafel unter dem Bilde der Dorcas zu wiederholen.
Eine der ßoreas sehr ihalidie Art Idt im sfidlidien Africa: der
sogenannte Springbock Ant. JSu^on FortL Sie ist durch viele Kenn-
zeichen unterschieden hauptsächlich aber wieder durch die fast doppelte
Gröfse und durch viel Iieslimmtere und an den dunkeln Stellen gesau
tigtere Färbung.
Eben so scheint euch die millel-asiatischc furm, die der Doivas
entspiidit, die nandidi» welche Gflldenatedt zuerst unter dem Namen
Jnt. suhgutturota iMkannt madite, wirklieb eine wesentlieh Tersebiedene
Art zu sein, wenn es |^ch schwer halten möchte, aus den mangdbaf-
ten Besclu-eibtuigen, die davon voiliegen, eine recht bestimmte Diac^nnse
zu stellen (^). Gewifs aber von beiden Tersclücden ist eine zierliciie
(') Aelian noi. anim. Lii.X, cap.2Z. HorapoUo NiengLl, 49. Vgl. Tolken
Tom Tempel det Jupiter ANunon in Minatolii Relie S.1S7.
(*) Man vergliiiclM Deaaiarets Mammidotle ^499, wo «nsdrückUGk aa^hrt
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mer die AnOaptn iea nörOiehM Aßka. 336
Art, welche untre Reisenden an der Osiseite des roüien Meereft ent-
deckt nnd mit dam Nftmen AniL tmtbka belegt habon. Eine dnnUers
Farinmg, du mch VerhUtnifii h6lieret, gestredites GdiSin, mit weiter
von einander abstellenden Ringen, besonders aber ein grofser schvraraer
Fleck mitten auf der Nase sind die Ilaupikennzfichen , diu aber erst
nach einer genauen Vergleicbuug mehrcj-er Exemplare in recht besiiinmtea
Ausdrücken angegeben werden können. Die Herren Hemprich tmd
Bhreoberg mrea sogar Anfangs geneigt, mehrere Abweiebnngm in
der Linge nnd Stibke dee Gdijlnia, die sie an den Doroeden in Sen^
naar bemerkten, ale Kennseichen mehrerer darunter versteckt liegender
Arten anzunehmen , knmen indessen nachmals von dieser Annahme zu-
rück und machen jetzt nur darauf aufmerksam, wie sehr die Uornhil-
dung und Färbung dieser zierhchen i hiere innerhalb gewisser Grenzen
wanddbar sei. Die genaueren Angaben dieser Varietäten müssen also
qpSleren MitdicilnDgen Torbdnllen bleiben, de sie erst ane doi nvBnd-
lidben Berichten unsrer Fkrennde Tollstiindig in schöpfen sein «erden.
«nd, Hnr Cuvier bähe die KenaiaidNn dar ^. «nigiflf juvm nicht f9r iMtinat gB>
■ng, an «w daaacb ton der Jiwtca» an unlendMidfln.
Anhang.
Gg 2
236
Anhang.
E$ sei mir erlaubt, bier einige Bemerkungen folgen zu lassen, die
«ich mir 'wührend des Druckes dieser Aljlinntiliing aufdi angien . die ich
aber nicbl einzustreuen wagte, weil mir daran liegen inufste, dais meine
Ai'bnt dieselbe bleibe» die ich vor mret Jmhren der Akademie vorgelegt
und deren BekanninMchung «ie bescbloMen haue.
Znerct ist mir schon damals von einigen Freunden der Torworf
Henacht worden, dafs ich bei den Zweifeln an der Existenz eines nach
seiner urspriingli cIilmi BiUiing clnbornigen wiederkäuenden Thieres,
der neueren Angaben von einer Wiedeieniücckung des wahren Einhorns
hätte erwähnen sollen. Ich kann aber diese in einigen englischen Zeii*
tdiriften enthaltenen Nacbricbten nicht ffir beweisend ansefan, sondern nnr
(wie ich ench geiban) tageben» dafs man Jeden gewähren lassen mfisie»
dersidt auf eine solche Wiederenideckung noch Hoflnung machen will.
Die eine dieser Naclirichten, miigeiheilt vom Majdr I [itler(*), bei'ubt
ganz auf Aussagen von wonig nniei ricliielcn Eingebüi nen in Nepaul, die
ein zweihufiges Thier von der Groise des Pferdes, mit einem langen ge-
ItrÜmmtoi Horn an der Stirn» kennen wolien» das weit von ihrem Woh&»
ort (30 Tagereisen von Lana) in der gro&en Tartarei heerdenweise 1^
vnd sehr wild, aber efsbar sei. Die rohe Abbildung, die ein Tibetaner
aus dem Ced.Tclitntsse tu seinem Bcriilii entwarf, kann unmöglich
grofsen VVenh für d'w Naturgeschichte haben und die Vcrmmhung liegt
sehr nahe, dafs uuiii dieses sogenannte tibetanische Einhorn nur eine
mfiiUig einhornige Antilope sei» wie sie schon PaUas kannte. Die
andere Yon dem Missionar Campbell (') ans dem Innern Afnoa's her*
rfihvende Nachricht spricht ganz deutlich von einem sehr grofsen Rhi-
ttoceros, denn des Tlu'eres Kupf liaiic fast 3 Fufs Lange und das gerade
Horn safs 10 l'inger breit über der ^ascj auch nannten die Eingebor-
nen es ein Nasliorn.
(') qtmnerfy Seittew, Av. 1820. nad AsüOie/omnul, rot, XI, jMf. 154.
(■) AiiathJSaunmtt p^Z6,
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(Oer dk JttUbpm des monBkhen Jfrha.
287
2) Eine unserm Jddßx sehr nahe Terwandte Antilopen -Art
i»t im Torigea Jahr Ton Hetm Otto unter dem Kamen j4nt. suiurosa
Iwfduiebai und alig^iUel vordon ('). Sie Jmt tmr geringere GrSlin,
aber dietdbeD YeriitfltmMe und ut dem jiddex in der HomlNldiuig vttd
dem charakieristiscben weifM» Querstraif öber dem Nasenrücken so aliii*
lieh , daf» man sich bald dazu verstchn würde , beide für Wesen einer
und derselben Art anzuci kennen , wenn nicht das Haar, sowohl durch
seine dunkle Farbe, als auch durch »eine ausnehmende L.'inge und die sehr
in« Auge faUenden Naihe die es bildet, die anfßdlendsteii Abwcidumgen
dailiöte. Indessen 6met dabei niebt vei^essen werden» dafs dieses Thier
in einem früheren Aller aus Aegypten nach Europa gebracht wurde.
Der Tliierhrmdler Advinanl kaufie es im Jalir 1822 in Venedig von
Pilgnmcn , uie über Alexandrien aus Palästina zurückkelirtcn. Dei-selbe
hat mir noch bei seinem letzten Besuch in Berlin (April iS26} erzählt,
dafs das Thier damab awar sdion dnakd gefärbt, aber mir scAifodi
behaart gewesen, jedodi schon im ersten Winter eine reichere Bdiaa-
rung gewonnen habe, wobei die so cbarakteristisdien Haamatbe simt
Vorsclicin gekommen seien. Zu Anfang des Jahres 1824 kam er daittift
niif]] Breslau, wo Herr Otto es sah und das Versprechen erhielt, es,
faüs CS stürbe, für das dortige Museum zu bekommen. Der Tod des
Thiers erfolgte im Sommer desselben Jahrs su Marienwcrder , Ton wo
ans CS nach Bresk« gesandt wurde, wo es geschielt ausgestopft ist und
meinem Freunde tn der oben erwähnten Ahbandinng gedient hat.
Est ist kein tmgewdhnUdiff Fall, dab dOnnbiihaarte Säugethiere
aus warmen Ländern in unserem rauheren Klima sich mit reichem Pela
bedecken, und besonders scheint dies die Wieilerkimer zu irefleo.
Der Irt Italien fast nackte Büffel gewinnt in unserm Lande ein
langes gÜnsendes Haar, wie die schönen BsempLire, wekfae auf BeTeU
Seiner Majestät nnsers Königs, auf der Pfauen-Insel änierbalicn wur-
den und von welchen das gröfste noch jetzt im zoologischen Museum
aufhewahri wird, beweisen können. Zwei baetrische Kamele, die der
Kosacken-IIeitmann , Graf Pin low, im Jahr 1809 Ihrer Majesiai der
rerewiglcn Königin verehrte und die schon im Frühling 1810 in lieriiu
— ' ■' ^— II II I I II II
(') Nam meta Aemi, Cm. LeepoU. Wat. Curiot, f^oL XU« 2, jMf .m.
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23S LicaviwsTix«
starben m\d seiuieiu ebenfalls das zoologische Museum, ziei-en , zeigen
einen so reichen Pelz, wie mm wa doiMlbai Tbieren in ihrem Vater*
lande nie en sehn bekonunt. Die Beispiele der veredelien Seheefe tad
Ziegen, deren Zoeht bei uns, und was letztere betrifH, betoiider» in
Gebirgsgegenden so Torzüglich gelingt, beweisen die vom Klint ebbin»
gige Veränderung des Haarwurlise« eben so sehr, als die entgegengesetzte
Erfahrung, dafs europaische i hierlonnen in den Steppen-Gegenden dünn-
hehaart und schmächtig erscheinen, so dals man z. ii. in dem Fuchs, der
K*tze> den Heien der libjicfaett Wfitie« die nnidgen trieder loeAennen
eieb nicht, leiclit entadilietst.
Es ist daher wohl glaublich , dafs diese j^nt. suturosa sich zu dem
Adddx nur als Varietät verlialle; I m Ii w'Al ich dabei nicht verschweigen,
was sich auch gegen diese Meinung beibringen läfst. In der Abbildung
nämlich zeigt jene nicbi die breiten Ilufe des Adäax. uud lu der Be*
•cbfeibung wurde ein so trefSücher Beobeduerf wie Otto iit, devon in
bestinunteren Anadrficken gnprochen beben, ifrenn diese ßreite der Hnfe
vorbanden wäre. Demnächst finde ich an unsem Exenij)lar des Addax
aiieli iiiVJii eine Spur von den Näthen, die hier so sehr bezeichnend er-
schcmeu. Alles iiaar auf dem Rücken und an den Seiten ist glatt an-
liegend, mit den Spitzen nach hinten gerichtet und der erwähnte Uaei>
-wirbd im Nacken der einiige,' den idi an den Tbier entdecken kann.
Die» mag com Theil wobl der nngameinen Dünne nnd Kfinw dn Haare
mit zugeschrieben werden müssen, iml]efan|pen finde ich aber auch, dafs
die Haarnüthe an den andern Antilopen varüren. So hat das männliche
Junge der Dama am Oberhals nicht das rücklaufende Haar, auf dem
Widerrüst nicht den Wirbel, den die andern drei i£xemplare zeigen,
nnd eben m» iat Yendiiedenbeit der WirbeUiellcn bei einigen sfidafrica-
niMben Antilopen. Man bat neb daber wabnclieinlidi wobl in Adtt
an nehmen , dafs man die Haeniitbe nnd Wirbel nidit ubereil au diei>
gnosiischen Merkmalen erbdw.
Nach Allem diesen mufs es nun fürersi noch zweifelhaft bleiben,
ob die Ant. suturosa als eine eigene Art betrachtei werden dürfe. Wie*
wobl mir gleich bei den ersten Mittheilungen, die mir Herr Otto dai>
äber madkte, die fiberwiq(enden Gr&ide liOr dn Gegentbeil en stim^
men schienen, eo mnCite n mir dodh «ehr willkonnen nin, dalt mein
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ül/er che Antilopen des nördlichen Africa.
239
Freund seine Beobacbtimc; öfTenlllcli begannt inarlitp, und Jcli ricth selbst
dazu, sie fürersl als neue Species aufzustellen, damit die künfiige, ge-
nauere Untersuchung dadurch um so mehr angeregt inrerde.
3) Die (S.336.) erwihnie AUiandlung dea Hm. Hofniili Bottiger
ia Dvesden äbcr die S^Mbimn des Pliaiu« entblk mebrera Fin-
gen, die, soweit sie nicht jM^um dorch einzelne Bemerkungen in der TOr>
stehenden Abhandlung beantwortet äind, hier noch eine kune Erörte-
rung finden mögen.
Zuerst wiederhole ich hier, überzeitgt zu sein, dai's Plinius mit
dem ifiifaftr tiicibt» enderei» eis den Biiscb-^iefsv gemeint haliett könne.
Demnichtk eher saheint es mir in Tider Äoidtung wditig» nimmelir
unleugbar annehmen zu dürfen, es gebe Spiefser {Subidones mit geradem
pfriemenförmigen Gehörn) auch in der Antilopen-Gattung. Darauf be-
Sf)ndei-s habe ich den Scblufs gegriinrlet , die auf antiken Darstellungen
vurkomiuenden Opferthiere, mit pfriemcn förmigen Ilümern, seien weder
HtnchspieCMsr, noch, ausgewachsene Antilopen (denn für beides erschei-
nen sie SU Udtt im Verbtlcnifs >a den-Mcas(Aengestelten) .sondern Anulo-
pen- Kälber. Es ist mir Lftum gUnbUeli, dab die en ihren Beden sehr
knorpligen Röhrenknochen solcher junger Thieie ein gates Bfisierial eor
Verfertigung von mnsicaiischen Blase-Insinnuenten sollten ahge{»ehen
haben; wenigstens mufsten sich die harit n J ibien erwachsener Wieder-
deikaner viel hesser dazu eignen. Und nuu fragt es sich : können die
Ton Natur hohlen Ittmer aoldier Suhdomm. nidit euch su ihnlidiem
Zweck benatzt worden sein und finden sidi im Alterthnm Spuren des
Gebrauchs von Wiederkäuer- Hörnern zu Blase -Instrumenten?
Die berühmte Barberinische Mosaik von Palcsin'na, /n deren ge-
naueren Erklärung von Seilen der darauf abgebildeten Thiere mein ver-
clurter Gönner mich am Ende seiner Abbandlimg auifordert, enthalt
wenig, was dem ZweA der TOrstdienden Ahlwndlnng nahe läge nnd wor-
fiher sidi suf^ek Bestiounies aussagen lieise. Ueberhanpt mBcbte ee
schwer halten, ohne Ansicht des farbigen Originals oder einer sehr vott»
ständigen Abbildung, sich mit Sicherheit über die wenigen Thiergestallen,
die zweifelhaft bleiben (denn bei den meisten ist die Erklärung schon.
340 Jjteuv ST n i» üier d» Jnläepen du nördä^en jißiea,
durch den hinzugefügten Namen gegeben) zu rersundigen. So wichtig
dies merkwürdige Denkmal dem AlterüwiiMforseber in so vieler Hinsicht
■udi idii mag, so glaabe tch dcniuicli kann, dal* dem» ünteraudiiuk-
gen durdi den Beistand eines Zdolog^ hier auf eioe irgend ei'heUtche
Weise gefördert werden können. Die mehi-sten Tbiergcstalien , die ee
enihah, sind unverkennbar, und die übrii^cn fast sämmllich entweder fa-
belhaft oder nucU bei der strengsten Vergleichung nicht mit Sicberbeit
»u bestimincu.
4) Herrn Dr.'Bhrenberg'i nnninehr erf'olgte Rfidkckr setsie
midi in den Stand, ihn wegen der Namen» wddie die Eii^diOTnen den
bir i bt schriebcnen Amilopen-Arten geben, näher befragen zu können,
und er ist so gefällig gewesen, mir das folgende Verxeicbnils sor Ver«
Tolistündigiinq meiner Abhandlung niitzutheilcn :
Vr^^t ■^i'U har6 ist der aiabiscbe Name des Orjx.
u^^t jihuAhMeh ...... — — — Addax.
i^Jk« Addm — — — — der Dorna.
^ AHA — — — — — Darens,
^ Anse helfst das W^eibchen derselben Art.
^^J'^^ GiomI oder GataL £ane nahe damit vtT.vnndie An iu Arabien
führt dort vorzugsweise diesen Namen.
tj*».....i9SNiini faflifti eime in Noblen adtne An, welohedfe
Darw an Grefte eifm flberuiflfk, roib
Ton Farbe und von schwachem Gehöra.
Die zuerst von Salt erwähnte, ungemein zierliche Modoqua-AxAi'
lope aus Abessinien fülirt dort seltner diesen Namen als den Namen
Addrot und die Oijx helfet dort Hakaba. in Syrien aber werden die
nil der Darca» Yerwandien Arten sämmtlich mit dem Namen Arid bc-
leidMiet, den aogar hin und wieder der DammfairMh trig^.
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Verallgemeinerung einiger in der Abhaiullung über
die ausfuhr Höhere Bezeichnung der Krjslallflächen
(s.d.Abh.d.phjs.Kl.a.d.J. 181 8 u. 1 9, S. 270-50*.)
Toi^trageoen Lehrsätze. ;
Von
H™- C. S. WEISS.
[Geleaea io der ÄkaUemie der W'iMcjuchaften ua 26. Februar 1524.]
L VblktiindigeFer Ausdruck des a.a.O. S.277. aufgestellten
Lehrsatses fiber die Theilung der Dreiedce.
thetUoi ein Dreieck j4IiC (Fig. 1.) beliebig durch zwei Linien
yiD und CE, aus den Ecken y4 und C nach beliebigen Punkten D
und £ der gegenubeilii n Im Seilen gezogen; wir bestimtnien durch
die eLufachsten Formeln das Verhaluaifs der Siücke, suwohl der gctiicil-
ten Seiten Dreiecks, als der sieh daaiidar «chiieideiiden, theilenden
linMn tdlut, indem von iwei gegebenen YerhIihaiMen toldier Paare
die beiden andern abhingig «md. Wir «eben jetst am der driim
B dnrcb den Schneidnngipiinki F der Lim« JD und CJB die
Linie BQ, so entstehen uns sechs Paare toii Stfleken» sowohl der Sei-
ten des Dreiedu, als der theilenden Linien jiD, BQ und CE , Ton
welchen immer das gegebene Verhahm'fs zweier solcher Paare die übri-
gen bestimml. Es irrten daher für jedes Paar zehn Gleichungen ein ;
denn es wird z. B. für jede getheilie Seile des Dreiecks das Vcrbällnifs
der Stücke gefolgert^ entweder aiis dem gegebenen Verhaltnifs der Stücke
Ph/s. Klasse 1824. H b
242
Ws I 8 st
in den lMtd«n •ndam» oder «ns im in dner rcea fluten und einer der
drei inneren Linien , oder endlicb mu den dreieilei GonilwMtionen der
gedieilieii ianeren Lbien, irann für «wei von ihnen du YeifaÜiaiiii
.ihrer Stüde .hAnint iftj und M».nV|pkekrt dttrdi lebii ihnlidie Fo»>
aeb das Verbältaifs der Stücke einer inneren tbeilenden Linie.
Es ergeben sieb für die Bestimmung der Stüde einer Seite des
Dreieck? <liircli die gegebenen Vcrblltnisse der Stücke der beiden an-
dern, und eben so für die einer inneren getbeilten Linie dui-ch die bei-
den andern liberuus einfache Lehrsätze j die übrigen Bestimmungen las-
sen sieb fügUcb nur durch die l<'ormebi selbst aussprechen.
Es find »dimlick die ProdoLie je dreier ebwecbselnder
Sificke der getheilten Seiten des Dreiecke sich gleich, also
JE X BD >c CQ = EBx DCx QA
folglich AE : EB = DC x QA: BD x CQ
oder es verhalten sich die Stücke einer getheilten Scite^
wie die Produkte der, einem jeden anliegenden and gegen-
überliegenden Stücke der beiden andern.
Der Beweis ist eben so leicht zu führen, als der des früheren,
e. a. O. S. 277. aufgestellten Ldmaues selbst. Wir ziehok aus C so-
wohl CG parallel mit jiD, ab CS parallel mit BQ, beide his um
Dnrchsdbnitt mit der verlängerten JBi so ist, wie dort erwiesen wurde,
CD\DB — AE,CF'.FE,AB
Ans der Aehnliclikeit der Dreiedte ABQ nnd ABC aber Ibigt
CQiQA^BBxAB, oder BH^ —qJ^'
und aus der Aehnlichkeil der Dreiecke FEB und CEB,
CPxFE»BBlBB as -^-^^ : EB*
243
Ako ist CD: DB ^ JE, ^^S^j^ xEB.JB^AE ,CqiEB , QA
folg^di JE . Cq . DB ^ EB . QJ , CD, wie oben.
- iDie ä]|ri§aft Formeln abzukürzen und illKirKthwilkfcor <a ttichen»
benennen wir ^ffieder die einzdben Stüdie der getheüten Linien mit
einfachen Buchstaben , Tind um der Anschauung bei der Auflassung der
Bedeutung der einzelnen Ausdrücke soviel als möglich 7,11 Hülfe zu
kommen, gebrauchen wir für jedes Paar too SUicVcu einen Vokal mit
dem aui ihn folgenden Gonsonanten in der natürlichen Folge, so dafs
w die Stdcke der getbeilten Seiten des Dreiecks, a, b; e, /; t, k nen-
iMB, die alnret^liidA Siidbe nitTokakii, die- mk ihuHi lAwedwIi^
dm ant den GonMNMnim heBddmend. Wir mmii ÜBr die StlUike det
geibeilien inneren linien dieifllbe Rdfae der Yekele, mit den «nf ne
folgenden CkwscMMnten so fort , dafs wir die Vokale o, u, j den, den
Ecken zugekehrten Stücken beilege, die ihnen folgenden Consonanien
p, V, s den den Seiten 7.ugekehrten Stücken, so dafs o, p der gegen
die Seile a + l/; u, i> Aev til gen e •\- f\ und /, 3 der gegen die Seite
i-k- k sich richieudoi Linie zukonmii. Wir setzen also für AE, a, a.s.f.
wie die Fig. 1. zeigt.
Wir geben die Formeln für eine getiieflte Säte det Dreieeke mtier
da- Fenn de» YerbifltniMes a\h, und die fdir eibe getiieilte innere Linie
vnter der Fem oxpt und fügen jeient den entspcedienden Werdi lel*
net Gemen» d.i. a^h und o-^p bei» de ec inktvefantneh dken eo oft
Torkommt, dafs das Yerhältnifs eines Stücke zu seinem Ganzen das uUp
mittelbar gesuchte ist, als de« der ^ücke zu einander, und da bald in
einem der ersteren , bald in einem der anderan Ycrhaitnitte die ein»
Cscbere Regel immitielbar sich ausspricht.
Von den je zehn Proportionen für die Bestimminig der Stücke
einer aufscren sowohl als einer inneren Linie des Dreiecks konutca drei
•OS demLdbrsau, wie ivir ihn in der früheren Abhandlung Tortrugen,
Hh 3
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2U
• W s I •
unmittelbar abgdeitet werden ('); dni andon lind die nemUchen Fro-
portionai, mir du dritte f^ebertige Elemeiit, lei es SeiCe des Draedts
oder theilende linie, emem der beiden cnten sabsiatnirt. Von den vier
fibrigen Propordtwen sind iriederam iwei abnliebe Goigansincke in «n-
endei* mit Austauseh endog liegender Theile als gsgebener; drei aber sind,
iresentlich Terscbieden unter «ich und von den ersten aechs, Folgen der
Erweiterung des Lehrsatzes. üeh< ilianpi also sind von den zu gebenden
je zehn Proportionen sechs wesentlich verschiedener Cnnstruction, Tier
aber als Wiederholungen von vierf'n der sechs anzusi lu u.
Die Art wie wir aus den ersten, durch die geometrische Demoo-
mvdan rmimSMt^t^ eAehonen IkY^portionen, die übrigen finden, bederf
beiner «nslihrlichen Erortening. Wir sodtan K.a die Tbeflnng eiMr
umenn Unie. wnn — »■ die dar »miI^mwh jnneni TJü«—* ammAggt
&t. So fgubt w» der frfibere Lehnets nnmitieliier {*)
('} AUe IVoportionen nemlich, wie lie in dem frilher vorgetngBnea Ldinau direct
tMgfäaJflt wwcD, «D wir / od » vmuom^ was jetet c mAf, n od as« was jaw
'o und Pf obA tf uad was ]«t>t u und v genannt ist , waim ToDsttadig dlcsa:
(na l m{a-¥b) ; na ■+• « (a •♦■ 6)
s:jr;«e-l-Jf J«»:*ir - : ^
|.nv— nnv: m (f+w) : t» ffi -»- m)
ff* : w (x+j') : t/jt + w {i' ■♦■/•) '
mx : — Our : ny
nv—mw : w (n -♦- fli) : » f i' 4- <v)
(X : ^« : j'a -♦- a: fr) - • > - • ■
w(a+i) : vA — wa : *(k + w)
(»+-^) : fcr : te ♦ « (« +y) '
Jä df«! soldw sbd «s, wcieba sicli io dar eu— slrigSB, venllgeBieinarMi Anfitdi-
lung, unter TPränJcrten Buchstiibcn, wicderfinJcn ; sie benilien auf folgenrji-n vier Grand-
gleicbangeo: l. njra^mx{a-t-h)i Ii. fAxatva (s-l-/-) ; III. vbn^wian-^am-^Mii
cdcriv(a-HA)(«i*Hi»)i*Aii(«^4Mv); Vftt^tmm^mH'XW^jfwii «dar (i^*f4»>}M
'jrvin-i-m).
' ' (*) E< in die» die Uebersetsung der Foraiel n: m.^ vx w {x +jr) : «7, wis tie ia
d» mrign Haie Idaft, fai dia fiiiaawli'Üfi BMaidwaB(.
■ Wir müssen jeut e und J in. u und v, und ^ tmd « auflöten.
Ute gesdüdit durch Ain«Midang einer' mSnetn Formel des nemliffhim
e e. +/= ujr-fz:» (u+v) : u O'+a) (').
So ilt
• ■
FolgMidee sind nitn die Proportioiiien rar Anffindang dei YcdiSlw
niaies der ScOdie, ed es einer geüiditea Sute des DceiedLSt oder euier
gedieiltai innefen Unie desMtDwi« sn«^ iwei gegdisnen wdeni.
f/ki^i ei ♦/*
tl^ l »(»■*■/) i uf-¥v{e-*-/)
: yi : j'j + « (i -♦• *)
|j> 9 w : «o •■
fz-.fy-et. ■./y^i(f-c) . ^ .
oli pv ; V (f> -»-/?): f# («-♦•
x(o+^) : oj- /Ji {>-♦-*)
: M : M +/(«■♦•*)
ir(«-f-») : M !(«-•-£)
+ f I : ek : ei +Ä («■♦-/}
v{<u-¥h) ; Iii — : A(u + i>)
: ^a — x( : «(y + j)
^/.♦v (»-♦-/) (u + i») («•♦•/)
♦ • i fr»- +*(«-^*):r*:0'+») ('■**)
- " : « :/Cr+«)
Die leute Fonnel führt ofiW»r auf den Aufdruck
1
(*) Dm Formd dar vorigen Note
« : * : « -f- » s» — mw : w(»t+ffi) : « (v-*-«»)
#ird bier ao angewendet, d&fs e für a, / Cät b geieut wird; dann muf« u See H, für ^
y und s iwr w goaeUt werdcBi und ao in ihalirtmi Flllen.
345 ^W»l..»«
welches in Worten aosgeclr&ckt, forid.lMi&i'dft tom «iaar geth«il'
«•A iaaer^BLivie ist daa gegen 4i«'Bfrke gekehrte Stfipk .to»
•einem Ganten der «o Tielste Theil, al» die Snmae der
Theile, -welche die gegen die Seiten gekehrten Stfieke der
heiden anderii Innern Xinien.Ton ihren, Gänsen ti^d. .
,0
«
V
U + V
+
p
_ />
V
X-hz
M» ttt andi
Es ist also offenhar
it-^v J^+«
oder: die Sonune der QnotienM^ ireLche die g^en die Bdtcn gdiehr>
ten Stfidce der getheilieit innem Linien Ton ihren Ganzen ausdi-ücken,
ist doppelt so grofs, als die Sutane, derer, welche die gegen die
Seiten gekehrten Stöcke aatdrfieken. -
Da aber faner und
s o o j ■ V O Z
oder
o-t-p U"*:» . B-t-f o-t-p y-h
■»•|>r. . /-h« . • ■ o*»>/>. o^l-^ y+» T*»
koB +
mit Worten ausgedrückt: Die Summe der Quotienten, welche
die gegen die Seilen des Dreiecks gerichteten Stücke der
getheilten inneren Linien im Yerhältuifs zu ihren Ganzen
ausdrücken, ist Eins; die Summe derer, welche die gegen
die Beken gerichtetisn Sitücke anadrueken, iit gleich Zweij
dn Sats, der dwdt «eine Allgemeinbeit — ■ denn bidier kannte van. üm
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247
wolil nur beiläufig för den Fall, wenn dje theilenden Linien aus den Ecken
nach den Mitten der gegenüberliegenden Seiten gezogen sind — in seiner
hier erwiesenen Allgemeinheit, sage ich, gewiss nicht minder merkwür-
dig ijt, als jener m«r«t vorgetragene, ifddier dfe gedieOWn Seiten de»
Dfeieeke betmf, and die OleidUieit der Frodidite je dreier ebwechoeln-
der Stficke derseUbeii ettniMnHili. '
IL Verallgemeincrun^j; der in der angcfiihricn Al handluag S.275
und 300 ge^^i benen auslührlicben Zeichen der Krystall-
flächeo des sphäroedrischen Systems.
Iii jenen. Zdchen geben -wir en, leidfiel eine FlidM, Ten -«ddMir
bekennt in, wieviel de abuiuieidet in jeder der di«i Gnmddiewnnoiien
deiSyatems, d. i. in den gröfsten Octaederdimensionen oder den auf diett
Wfirlelflachen senkrechten, xugleich abschneidet in jeder der sechs mitt*
leren zv^isdicn je zwei der vorigen, d.i. in jeder der sechs auf den Gra-
notoederfl.ichen senkrechten ; femer in jedei' der vier kleinsten Octawler-
dimensiunen, oder der auf den Oclaederüiichea senki cchien , d. i. der mitt-
leren zwischen je drei der ersten; endlich in jeder der zwölf avS den
Flächen des Leacitköipers senkrechten, d. i. der mittleren zwischen den
iMteren nnd den eMlerw, eo wie zugleich udecben je nrei benedi-
berteift der sweiien GalMng. Ob nim gleich nidit eOcin von eilen den»
genannten fÜnfnndzwnBg 0inienfienen Reehaiadnift > gcybew , eondeni
«ndi poiiÜTtt und BegetiT« WaBihe in 3iiien unianebieden werden mnl*>
ten, so vereinigte, sich doch in dem gegebenen I)ildlic]ien ZeMshoi di«
bestimmte Beziehung jeder möglichen Stelle im Bilde auf alles zu un-
tersclieidcndc in den Dimensionen mit der höchsten Einfachlicit aller
auszudrückenden Wcrthe und ihrem harmonischen Zusammen h mf:^ hin-
tereinander so glücklich, dafs, am h aht:» vi lifj« von den mannichlaliigen
Vorlheilen, welche ein solches Biid für die Berechnung der Küip« des
345 W k 1 • •:
sphäroedn&cben Systems und ihrer Eigenschaften gewährt, ihm sein
geometrisdiei IftieraM« für «dfc Udbt. ' Es idiainl mir, dafs eben in
dieMn die Anffiwdamng liegt, den Bilde die §rolMaiS|^Uclie AJÜfjsmmaf
hat tu geben, und es enf die antsprechenden Werthe in allen nitd
jeden erdenMidwn yiriwhenlitiynden Dtmeosionen anisndebnen. IKei
gelingt in ilinlicher Einfachlieit, yiie sie sich schon in der ersten Gettalt
des Bildes ankündigte; und ich erlaube mir, es hier schrittweise bis wo.
seiner allergencrellsten Gestalt fortzuführen , da Jede der Stufen seiner
Verallgemeinerung ihr eigentbümiiches Interesse hat.
Sneboi vir fibs eiMe die WerA* . in den »witdienliegeHden IX-
menciaiMn iwiccben |encn «edis mittleren Oetaederdimettsionen nnd den
drei Gmwddimenilonen > eo iind dies soldie, imd^ tenkrecbi nAm
ireidai «nf den Flidien der Terscbiedenen mSg^ehen Pyramiden-
wärfei. Es ist klar, dals ihre Stellen in tuuenn Bilde liegen musaen
in den Seiten des Dreiecks und deren Verlängerungen, immer je zwei
SU beiden Seilen einer solchen Stelle, wie ,7^7- u. s. f. . welche der
auf der Granaloi-derfläche senkrechten Dimension uir^Lhörle, d. i.
zwischen einer solchen und den Stellen der drei Grtihddimensionen oder
ihrer Entgegengesetzten , d. i. der negativen Werthe der Grunddimen-
dmen (deren Stellen im Bilde, in der Yeriangerung im Pnendlichca Ii»
gen wvolil Tom den Seiten des^Drejedu» ab von jeder Biditnng, die von
den Stellen der drei Granddimenrieiien ans iigend wohin gnogen wir^.
tn den Granatofderflichen lidlen ^ »wei Pyramidenwarfclflacfaeii m Eme,
nnd so die entsprechenden Stellen in unserm Bilde ebenfalU.
Es sei nim die Pyramidenwürfelfläche , in deren Normalen
Senkrechten die verschiedenen Werthe gesucht werden , narh einem
allgemeinen Ausdruck = \ u : z . a : 00 a , und irgend eme gegebene
Fläche, deren Werthe in den auf a : z . a '. 00 a I senkrechten Dirnen
sionen gesucht werden, heifse wiederum, wie wir sie früher bezeich»
•BM haben [a:±-a:-^,a \ , so fltadet sidi, wenn als Einheit in der Benen
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Dimension angenommen -wird die Linie im Octaeder aiu dem Miiiel-
pnnkt udi demjenigen Pnnkie der Octaedeikioite gezogen, in -wdeham
die OciaSderiumte von der neuen (durdk den HittelpmilLt des Odelderg
^l^len) Dimensioii ychnitmm wird, die gnachte GrSlse eb diete Ein-
heit mnllij^rt mit einem Go£ffieieniett Ten der Form ***
U.S. f. — man vergleiclie Fig. 2. — so dafs der Zähler des Bruches allen
m unterscheidenden achuehn Wertben (') gemeinschaftlich ist, der
Nenner aber die Summe der Produkte der Divisoren in den Wer-
thiMi der Cnmddimensionen, zwischen welchen die gcsurli!« liegt, der
Divisor der ihr zunäclist liegenden multipliciri mit s, der andere muU
upliurt mit 1. Die Einheit dci xieucu Dimension ^ über, ausgedrückt in
der Einheit des ganzen Systems, d.i. der Gmnddimeuäion selbst, oder
die halbe Oeieedenate s i gesetst, itt
. _ y?T7
*- -r^r
Daher, wenn man eine jede der gesuchten Gröfsen unmittelbar in der
Einheit des Systems »usdrfickeM «rill, der gemeinscliafiliche Zahler aller
CoefTieieiiten, s-t- i , nur zu vertauschen ist mit Vs' -h i ; die gesuch-
len Werihe sind also in dieser Einheit ' u.».f. Indem
Bilde selbst aber werden wir, wie bisher, die CoeflTicienten der n^ien
Dimensionseinheit ab solche, im Zähler mit 2 + 1 schreiben.
Wird s s 1 geseut, so haben wir offenbar die mittleren Octaeder»
adbst, oder die senltrechtsn auf den Granatoederflgcfaoi
tfUteoe j ; und je swei Werihe, wie die oben geschriebenen, fal«
insammen in den Werth -^^ , d.i. in den, wdchen unser fni>
(') T«n Jen swiHf aenen Dhnea^onCtt sind wiederam in tedisai die der gcacSwie-
heacn FUche Kukommendca Wertite, an den Stellen ncmlicli , welche innerkalb unSOS
Dreiecke liegen, nothwendig pofitiri ihre neptiven find daher im Bilde aiicgetcbkum.
lu den sechs andern aber kann der {geschriebenen Fläche der Werüi sowohl in pofitivem
als in aegstifCm Sinnr tukomnien; daher li.<t unser Zeichen S^IS} d.i. achtsehn tci^
»cbiftlene Stellen, welche sich auf dic&c Dinicnsionrii hetichen, zu uatVlcfaciilcn ; uad
eben soviel wirklich corre^ndirende Stellen giebi es in demselben«
Phja,KlaMM 1834. Ii
360 W B I s s:
hnm Bild ffir dem Werth In einer mitderan OsM^aihunmau, «hren
Einheit wir d nannten, «ngihi der Werth ya* + i wird s Vt, wie
die« die GrSAe wer, welche den Zlhkm der Gofiflidenien der nunle-
reu Ociaederdinieiinonen iabtlituirt werden konnte^ um diew QaBB^
denten in die abaolnten Werthe» wenn die Giunddloiennon i §b>
aeist ist, überzutragen.
In der Fig. 2. sind die achtzehn verschiedenen Wevtlie. welche einer
und derselben Fliiclie [ « : : j a ] in den verschiedenen lliclitungen
zukommen ,
die senkrcdn sind auf
a-'.z. fi" : oo a"'
, 1 s . rt- :oo ,
I
oo «• : rt" : s . fl—
femer auf
u- :
— 3 . : oo a*"
— a.
a-:a":ooA-~| u.a.f., die leuteren
poudv oder negativ genonmen, an den entqpnN^caden Stellen in den
Seiten det DreieclLB nnd deren Veriinganmgen gatehrieben.
Der Beweis für die Rtc1ui|sKeit des Schemata ist dieser:
Es sei in Fig. 3. C der Mittelpunkt imsrer Construction ; Ca und Ci
tvfci halbe Axen des Octaeders, also (i/> die Kante des Octacders, dessen
Mittelpunkt C ist. Es sei CF=^z. Cö = z . Ca, also aF der Duich-
schnitl einer Flüche \ a: z .a: oö mit der Ebne Cab; so ist Ct, aus
C senkrecht auf aF, zugleich senkrecht auf der Ebne
a l » , a l CM a
also eine der auf den Flächen des Pyruirudenwutfcls a'.z.a'.OQa^
•enkrechten Dimensionen. Wir fragen zuerst: in welchem Pimkte o
eduMidet diese Dimension, die OctaedcilLante oft? und welches ist der
Werdi von Co, d.i. der £inheii dieser neuen Dimension ffir das Oclee*
der, deasen halbe Axe C« » i ? So haben wir «cfFs«'; s*a*st
und nadi unaerm Lehnatz
00:0^ = 1: «
wodurch der Punkt o bestimmt ist.
So wie nun ob ss — 4-r '^t = ' . al/ ,
so ist auch Ck b - Ca, and Ao s —~ Ca} fol^ich
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Co - K(C*)- + (*.)- = )/(Ti7)'+(TiT)*-
Die Einheit der neuen Dimension ist also im Ocueder = ^**"***.
»•1-1
wie ifjr ob«n sagten.
Bs «ei nmi eiiw Fläche gegeben s [-^gi^gi^ä] mit bdieingm
Wer^liflii in den drei Grmuidimcniionai ; ihr Werth mGawA-^ Cm;
ha. Ci, 4r ^B'i'^ «i* dnreh den Kidpiiiikt « der enieren, m»
dafs ag ihr Durchschnitt mit der Ebne Cab i»t; 90 itt Cg ^ Ch,
gi SS (i — — ■"""* CA, also : ^ = TO : /I — in und wir ha-
ben nach unserm Lehrsätze o: 0'+p=f(a + l>)iea •^J^(fim^iy
in Fig. 3. , Cr : Co — Cg . ai : f>lf . ao+ Cg . nb=:
I» . (z>«-i) : (n—m) 1 -4- /» (a-4-i) = «i (a + l) In . t + m , z
Cr:zz Co
Aber Cr »t der Werth in der Dimension Co, wddier der flidie
d.i. der obeDgenamiten Fliehe, dnreh den Endpunkt
« in der Einlieit gelegt, mkonunl; der entsprechende Werth
für die Fteche R « :T«T>än also ist . Cr = „ . Co.
Mit s ist, wie wir sehen, im Nenner des Bnicfae der DiTimr
desjenigen n der gegebenen Fläche lai l ai ~a | 7.u muhipliciren,
welches in der Fläche | a: z . fiioca^ in der Einheit angenommen wurde,
und senkrecht war auf dem , worin die letztere mit z . n genommen
wui-de; mit i umgekehrt der Divisor desjenigen, welches für die Fläche
als 2 . a genMnmen wurde, und senkrecht war auf jenem.
alz .a'.OQa
n ndchem für iie « * « genommen wer.
Seüen w ann fOr uuer Schern, FSg. 3. in der Formel dei
Goelieienten ^'ZmVi ^ ^* ^ w^cnindert jb, d.i. eteu der
Fom j ^ai^ai^a \ nnaer gewöhnliches Zöchen [aT?ÄT^a] (also
n' für p) , so wird der Go^cient = wie ea der Stelle unsrM
Schema, welcher die Pyramidenwürfeltläche | a',s.a\ooa entspricht,
der in dem ersten a, i«, während ihr in der Richtung d»»? — " = « zu-
kommt. Wir unterscheiden also die drei a, so ist iüt den gegenwärtigen
Ii 2
262
Fall der gel tindene Coeflicient der, welchei der Fläche « : ^o-; y«"* j i»
der Rithluog senkrecht auf ^a-'. s . « • :o&«— j zukomml.
Seuen yrir umgekehrt in dnn allgemeinon Goeffidenicnfar m, das n
untrer Fliehe \a:i-a: j-g], und fOr Jt, 1, to ymd der Goeffident
s — , vrie an der Stelle msets Sehen*'», welche der Pvi»-
mideBwürfdflidke mit « . « im ortten a, und mit i • a im swdien nmrer
Fläche a'.^a'.-^a gekört ; oder der gefundene GoeCBcient ist der der
Fliehe | <y | in der Riditniig «cniureebt euf \».vivX9Qaf"\
cukommende.
Seuen wir für m wiederum « , und für n unser n, so haben
und dieser Coefficient gehört der Fläche \a' '. ^a- :
■wir
m
der Richtung senkrecht auf \ooa''.a"'.z .a-
Oder setzen wir für m
für n ungeändert n, so erhalten wir ^'^"^'^ , als den Coeffi»
denien ffir die FUcbe \ari-^arlif a-\ in der Richumg senluredit auf
|ooa';».tf-;#y|. Ibn lieht dieie Werthe in niuefm Seheae tn den
Stellen.
Ist die Rede von einer Dimennon, senkrecht mf der FUdie
und dem Werthe, welcher der gegebnen Fliehe
— a-'.z , a"'.oc a-
in dieser Dimension zukomml, so wird z mit dem Di-
visor des ersten a im letzteren Zeichen, d.i. mit 1, das n oder der Di-
visor des zweiten a aber mit —> i zu mullipliciren sein. Im Coefticienien
' wird also « . i zu — «, und m . z zu s : er wird also zu r*^-
Ist: die Rede von der Dimension senkrecht auf
SO' ist s mit n sn multiplidren oder im allgemetiM» Goefficianten ffir
' mz lu seuen — ns, ffir n. t eher 1. Der Goeflident also, der ffir die WSkäm
in der Richtung settkrecht auf
— s .a-'.a'-'.coai
3 f^*
ist
»•»1
I — n«
Da die beiden Gröfsen s — n und i — nz negativ sdn kdnnen, d.i.
die Werthe der Fluche
auf \-~ a- : :
odi
in
V ^ — . a- : tr- : c>c«—
in umgekehrten Richtun-
gen Stau (indeu können, so unicrsclieidel unser Schema, wie das frü-
here, diese umgekdirte Lage eines solchen Werihes diu'ch die dersel-
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363
ben Dimension auf der Yerlängerung einer Seite des Dreiecke nacli ent-
gegengeseuter Richlong zukommenden zwei entgegengesetzten Stellen;
an der diien üt der Dituor .de» CoSflkiemen der oben geschriebene, «n
der andern aebi entgegengeeeuier » — « oder ni — i. Dereistere» d.i.
der oben geichriebene, wird der Seile eni^oien, wo das evMe « poei-
tiven Wenk bat» der nmg^ehne der, wo das erste • im negattren
Warthe genommen ist, oder deren Stellen Richtungen bezeichnen,
weldie zwischen dem swdten a im poaitiTen Sinne,, und dem Meg^
tiven des ersten liecien.
Dieselben lieirachiungen , welche anstatt der für die einzelnen
Falle angepafsicn geometrischen Consuuctionen dienen, wiederholen
sich in Bezug auf alle übrigen Stellen, die uiiser Schema in den Sei-
ten des Dreiecks und üim Vetlängerimgen angiebi. Die gegenseitige
liBge je zweier Stdlen fär die swiscben denselben zwei 6mnddimea>
simen liegenden, je nadidem nendicb eine bestimmte von beiden der
einen Gmnddimanston atter U^, oder der aiidem, entspdebt der
Lage der Diaaensionen im lUnme selbst unter der Voraussetztmg , da(s
s>i. Nähme man 2<i, so wurden die entsprechenden Stellen mit
ihren Coeflicicnten ihre Lage je z\vcl Ycitauschen, SO wie in dem Fall
s=i sie je zwei in Eins zusammen fallen.
S. 3.
Die Flacben der PyramldenwaiAd gehftren beltauididk der K«k<
des Wflrfds. Wir wenden uns jeizt zur Entwidduig der
Wsrdm, weldie der Fliehe \a:^a'.-h-a\ in «olcben Bidttungan zukam»
I , wdcbe senkreebfc sind «nf FJicfaien an« der Hauptsone des Octs»-
ders, d,i. der Ecken- oder Dtagonalzone des Wfirfids.
Es werden also die jeut zu untersuchenden Dimensionen senkrecht
sein auf den Flächen der Leucitoide mit Inbegriff des Leucitoeders,
oder auf den Flächen der Pyramiflen - Octaeder, je nachdem sie
liegen zwischen den Grunddimensionen und einer kleinsten Octaeder-
dimension , oder zwischen einer kleinaten und einer mittleren, die auf
S54
W B I • •!
ihnen senkrechten J< lachen also zwischen einer Würfelilüche und Octae-
derfläche, oder swischen einer Ociftgdar- nnd Gnmetoederflädie. Die all-
ganMui» Eifj^ntcbafc «uier FladM tm d«r Baupmae dei Oetafidei* igt,
dalt in Bif «Ä iiiimr GnmddiiiMMkMicn ihr i^dw Wenba ndunoaMii,
ym wir im allgemeiiien «iMdrodken Lonmn mit der F<Mni {z.a:z.aia\,
Ilt « > 1 1 M> haben wir Leacitoldflächen ; ist s < i ,
derflCcheD. Der Fall sssi iai der des Ocuieders seihst, als di« Bütte
zwischen jenen beiden Abtbeilungen. Die GrenzgUeder wären 2 = 00,
cl. i. die Würfelfläche, oder z = ~, die Gi-anatoedcrfläche, So war
im vorigen die allgemeine Eigenschaft einer Pvr nnidi iiwiirfdfläche
^a'.s .« :oofl| der Parallelisuius mit einer der Gnindclimensioncn, oder 00
als Coeßicient von einer derselben ; die Mitte 3 — i war der Fall des
GnnstoSd«», die baden Endglieder xsm imd ssso bddenial der
FkU doe Wüifek; and am wiid nicbt «Ueiii auch dieae Greoifiaie in
den Formcitt mkaen SdimaV niit hegiriffi«i, Mndem anch bei der ai-
hem Vorgleidinng beaiiti^ finden, waa wir voiliin von dem TkbuA
der Stellen sagten, wenn z, was wir>i annehmeti, <i geseut wird.
Die Fig. 2. enihik neben den vorigen Werthen zugleich die
(21) neuen, welche einer Fläche [al-r«:-^ <i] in den zwölf gleichar-
tigen Dimensionen senkrecht auf beliebigen Flachen der flauptzonc des
Ociaeders zuLommL'n, drei derselben innerhalb des Dreiecks, dpien ne-
gative Werihe ausgeschlossen sind, wenn die Werihe in den Gruad-
dimenrionen positiv gegdben waren, die aaaii übrigen mit den negativen
Werthen denwlbeo, ^ hald die einen, bald die andeni der FÜche
o : « : ^ sQgehSren ktanen, «n enupreehenden, lidt antgegcay
•eisten SieUen anfierhalb des Dreieeiw in den «odia, dnrdt die verlängea^
ten Seiten gesonderten Bäunea« IKe einundzwanzig neuen Warthe sind
sogleich kenntlich durch ihren gemeinsehaftlichan Zähler 2-4-2, welcher
sie wieder, wie die vorigen der Zähler s-l- 1, auszeichnet. Die Stellen,
die wir ihnen geben, entsprechen wieder der Vnrausseszung s > i in der
Fläche [2 . « ; ; . ff ; /r I , in deren Normalen die der Fläche ja ; -y a
" zugehörigen brücke besümmt werden sollen; und so entspricht diese
ijiQuizea by Google
366
Voraimeuung dem Fall, dai« es Leuciioide sind, denea die Flachen
angehören; es ihid daher die ikemliduii SluSkn, die -wir
\%,aX»,a'.a
für die Wcrtbe m den Ridiunig^ loikreebt raf den ilS^en des I«Bii-
dloedei« tdbM, d*l. «uf den Riidten \2a : 2a : g] in den Sdieme der
Mberen AMwndliing, S.300. ndl den Coefficienlen bcedchnet haben,
wdche den gemeimchaftlichen Z&Uer 4 hatten. Wenn s = i vrird, so
ist es die Octaederfläcbe a'.a'.a , yon deren Normalen die Rede ist;
der Coefficient bekommt zum Zahler 3 , wie in den fmheren Schemen
die GoeAtcien tcn rler auf den Octaederflächen senkrechten, d. i. der
kleinsten Ociaedcrdimensionen ; und je drei unserer neuen Coc^Kcienien
ait den Zälüern x + 2 fallen dann in Eins zusammen.
Wird 2<i, sind es also Pyramiilenocuederflachen, in deren
Nennalen die der Fladie {ai—a:-^^ zugehörigen Stfioke betüttiint
werden soUen, so vüiAt die ki dem Schema einer jeden derselben ge>
bohrende Stelle Über den Punli, wo je drei tussmmenfielen, fiacfa der
entgegfli^iaMHxlett Sttte binnber, und die drei innerhalb des Drneekt a.B.
Uzenden Werthe bilden in demselben ein umgekdurtea, mit den Spiiatn
gegen die Seilen des groCien gerichtetes Dreieck , statt dafs in unserm
Schema es ein gleichfürmig in das grofse eingeschriebenes Dreieck ist,
welches ihre Stellen unter sich bilden. Von je drcieu in einem Aus-
sciiniit. aufscrbalh des Dreiecks gescliriebenen Coeflicienten mit den Zäh-
lern z-i- 2 gilt ganz das analoge ; sie fallen auch je drei in Einen Punkt
und Eilten Werüi zusammen, wenn «=si ist, und treten in entgegen-
geseiaien Richtungen wieder auseinander, wenn »<i wird*
Li den Nennern der CoelBoenten siebt man im Schema mdk die
flewobnte Einfacbbeit, und ewir mit e Immer den Divisor derjenigen
Gmnddimension tSx |a;-f a;-jr<«] multipUeirt» wakhe dem gesduiebenen
Go^cienten am nächsten liegt, die beidoi andei-n Divisoren unverin-
dert oder mit 1 mulüplidrt } die Summe der so muliiplicirten Divisoren
aber macht den Nennqr des CoefTirienfen aus. Die gröfscrcn Ausschnitte
haben zu ihren Grenzen zwei Grundtlimcnsfonen in den positiven Wer-
then des Dreiecks, die dritte im negativen VV erth, die Grenze des Aus-
266 W B I • t i
scliniiu im Unendlichen bildend. Die Lldneren Ausschnitte liaben zu ih-
ren Grenzen nne der GmüddimeBnoiiMii des ThtnA» in positivem Sinn,
beide andr» im negkliTen in den Vetiangerungen der euudilieAenden Sei-
ten im Unflodlichen li^end. Wddie Granddimemioneii cor BUdnng dei
einen oder des andern Auudhnitte« in negitifem Wertlie
dieie g^en nbenll in demselben negativen Werthe auch in den Nenner
des CoSBcienten ein, mulüpUcirt, wie vorhin, mit deosdben Factoren*
Die Einheit in der n^uipn Dimension , womit die CoofRcienten
sammt und sonders wieder /u multipliciren sind , ist nbcrmils die dem
Octaeder zukommende , also die Linie au» dem MiueipunLi des Ociac-
ders nach demjenigen Punkte der Oberflache daa Ociaeders gezogen, in
welchem dieselbe von der neuen Dimemiön geschnitten vrird. Diese
Linie X, ausgedrudtt m der Einbeit de» gnuen Sjtten»« d. i. die halbe
Oetaedcme s i gatetal, ecbilt den Auedrock
« -f-a
und so verwandeln sich 'wicderam eile neuen Goefficienten in ihre wah-
ren Werthe, die halbe Octaederaxe = i . wenn statt ihrer gemeinschaft-
lichen Zähler - 2 gesetzt wird Vs* -+- 2. In dem Schema für die atxf
den Lencitflachen senkrechten Dimensionen (wo 2 = 2) war der so in die
absoluten Werihc überscute gcmciDschafdiche Zähler \ 2' + 2 s= V6, und
die Einheit in der entsprechenden Octaederdimension war — y
Wir Hellen et indeb iriedemm vor, in dem Selienia die
cientea ab lolche m schreiben, da e -f- s fttr diesen Zwet^ ein kfir-
aerer nnd bequemerer Werth ist als y»*+s.
Der Beweis für die Hiehtigkeit der angegehnen Werthe ist wie-
der dien so einfach als im vorigen FalL
Es sei in Cnd, Fig. 4. Ca eine Linie aus dem Mittelpunkt C un-
Srer Consiruciion oder des Octaeders nach der Ecke desselben, also Cn =
einer halben Octaederaxe — ~ ' : d sei die Mitte einer Octaederkanie,
welche die Endpunkte der beiden andern Grunddimenslonen a verbindet;
■Im» Cd = = k-i-j so wird eine Flache \z .a'.z .a:a\ dm*ch aF
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267
gehen, 'wenn FC = z . Cd, Cd aber die zwischen s.a wnd z.a liegende
mildere Octaederdimension ist. Die Linie Ct senkrecht auf aF gezo-
gen, steht dann auch senkrecht auf der Fläche |a .a;g.a:a . Wir setzen
wieder die ente Frage; welchei m der Punkt o m der OctaederdngQ-
nele' «d, ia wddien die leietere von der auf senkrech-
len Ct ffiuktAwtn. wiid? femier: wdcbei ist der Wenh Ton Co, d.i;
der Einbeit in dieaer C^etaiderdiineiwioik? So ist füln erste
ferner Cd'.CF ^ilu
ond nach anserm Lehrsatz o : p ::= t (a-^lf^i kb
ao'.odisat . CF tF . CD — 2 . z : a* , i Bttz
also die Octaederdiagonale getheilt im Verhälmifs -2 : z
^co. v(c»)-+ (/■»)•= V(.;T)V(^y.i. = '5|f
also die Einheit der neuen Dimension, wie ohen gesagt war, =: -L.^t.
Non nehmen -wir vrieder statt der Fläche a:-l^ai einen noch
allgemeineren Aasdruck |-s-is;-jpa : -yn , so dab ihr in der Richtung
Ca der Fig. 4. ~ a zulomme. Wir legen sie durch den Endpnnlt a
der Linie Ca, d.i. wir nehmen sie in den Abständen vom Mutelpimkt
= [g ; ^ g ; «• g j , 80 kommt ihrem Durchschnitt ag mit dei' Ebne Cad
der Werth Cg — ~- Cd in dci- mittleren Udaedetdimension Cd zu,
wie aus dem frühei-en Schema einleuchtet; und
Gesucht wird nun zunächst , wenn r der Durchschnitt von ag
mit Ct ist, das Yerhüitni£i von Cr la Co» Dieses giebt nach unserm
Lehrsatz die Formel
Olo^p ^f(a+b) : ea +/(a+l>)
Denmacti Cr : Co = Cg . ad : dg . ao -t- Cg . »d ss
*m (s-fr-2) : {n + p — tm) s+ti» («-!-<) jn (z-fs): It + ^'f
also 6V = Co
n-i-p + mt
Pfyt. KlMM i92A, Rk
Nun abev kommt der l'iaciie ^ -j- a : : -ya ) m der Dimension Ct
nicht Cr, sondern ^- 6V, d.i.
Co xn.
*+0 + mt
Hit s ^ird im IVeniior 4ct Ck)efRdeaten, wie mui ridit, der Diii*
nr deij«ugen Gmiddioieniioii der Fliehe | ■ir» l-^lT'^ 1 multiplicirt,
i!«lcfae in ^'eber Bibhtnag ffnaimmok «müde »tt dar dat i aim Zeichen
dw. Fläche | z .a:z .aia i. Schreib«! wir «lio mit Unterscheidung der«
die eivtere [j^a'i-r«":-^«"']? «o ist es die Flache
<r":«i*
oder
. a"
in deren Nonnale ihr der Werth — — Co zu-
n +p -♦■ ms
liommt. Und damit 'werden wir vrieder die Regel der Entwickelung
sammtlicber Coeflicienten für den Werth der Flüche
in den Richlungett senkrecht auf z .<i-: z . auf
\z .a''.z .a"',a-" \ , j — a''.z . ti -'.z . a-- 1 xi. s. f. habuii , ohne der specicllen
3 .a''.if '.z . II-
Aasführun|( der geumetrisclien Cunsiruciioueu für die Fälle der ver-
schiedenea Gomhinetioncn nt bedürfen.
. . Genauer auigedrfidtt, würde indeb .die Regel diese seins Wir
un« beide Fisdien TorEUSidllen unter der Form :^ a -'. ya-]
and
• t
o. s. f., d. i. alle Dimennonsgrofsen unter der Fonn
dnes Brucbea mit dem ZSUer 1 gesduirfian} ao der Nenner det
Go€ffi.eienten die Summe der Produkte der beiderlei Nen-
ner der gleichliegenden Dimensionen in den geschriebenen
Flä chen , mit demZeichen-f- oder—, als eben fa Iis dem Pro-
dukte der Zeichen der nemlichen Dimensionen; der Zähler
des Co ef f i ci en ten aber ist die Summe der ]\cnner der dreier-
lei Dimensionen der Fläche a-'.-~ a-'.-- tv (').
Es ist also der Cocfficient für
aenlpedit atif !<!•;».«" ;«.<r~
n^Hf p = t^ geaetst.
in der Riohtnng
denn ea iat das obige ms l»
(') So Ausgedrückt, umCift« «acb die Regel den firültcrea Fall für die DimcntioDen
ssobeoht «Ulf J«i Pfia^jlBwriiriaflicbea; dena dicM M» «ir .uas sn dsahsn anlar
der Fom j-j-«' ; ; so ist wiste d«r »U» das CniÜBismwi «s4*t'«>««
nad der Msancr — s.l^*« .««f-O. »'«s«!- n. n.s.f.
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I
Lehnatte. 259
In der Hicbiung senkrecht auf |s.o*:a": z . a— ' ist er =
denn es ist &iatt des obigen m zu setzen statt a und ^, /i' und i.
In der Richtung smkrecht auf
ist er =
d«iin iiall «• itt u Mtam it', »Uitt » und pt " vnd i.
In derBiAtiiiig taalcreAt «nf |~<s'; »,arl»a^ ist der GoABdeitt ss
, weil in der iIIgeBiMBeB Foraid deeidbeB m sa i geworden,
len Prodnki vit m aiwr mit dem ZeiAen — la Tcrielien iet, wdebee
an« der Bfnlliplieetion der Zeielwii -1- und ^ herrmrgJit» i&r n und ^
•ber, n und n' gesetzt ist.
Wird dieser Coeflicient negativ, so gilt er in der umgekehrten.
Richtung, d.i. in der nomliclien Dimension, vom Mittelpunkt aus gcrich*
tet gegen eine Flache \a';z . — a"'.z. — «— | = ]4 n- l — a - : — welches
Zeichen den Coefficienten giebt = ^^i±!L- da jetzt auch m zu i, und n
und p zu. n und n' geworden, aber die beiden letzteren das Zeichen — ,
aU da» Ptodoki von -f- mt( tragen, während das Produkt ms a i . «
dae Zefchen -»•r ele das Frodidtt von + wh bdidt.
Unser Schema zeigt beide nmgekebrte Warthe de» Goeffidemen
en den entapredienden Steilen, nenUck den eraten in dem Anwehniu
svriadien und — «•» den iweiten in dem entgegengeaeuUn «in-
tdien «• , — und — a— ,
Auf gleiche Weise ergiebt sich der Coeificient in der Ridiinng'
senkrecht auf ^— s . a'iariz . a— \ = [ — w : -^a": a-" als - * — , und
für die umgekehrte Richtung q/egen [<rt— -y-a": | senkrecht, al»
Eben so in der Richtung senkrecht auf | — s.a''.z.n" =
{— g'Io"; -yq-'-j wird der Coeflicient vi'V^^^ ' *'™gel''ehrte in der
gegen |ir:^<r:'-*.-|ra-| senlundktcn, ^J^tj
d üdD »o alls fibrig» dar Oednong miel, wie sie iafidMnur
nach; da Torawactmng a > i geueilt »nd. '
Kk 2
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260 Ws t •
§. 3.
Wir gdiea endUck unserm Schema die grSfsest« AUgemeinlieit,
indem wir «ag^ben, wie eine iiiehe |«;-rg;-7 ä] jede eadre Art
Dimensionen icbneidet, senlieoht a«f Fliehen, die weder in der Henptp
wne de« Oetaedci«* noch in der Kantenetme deg Wfiifeh Uegen» alto
weder Leuctloidflachen nodi Pyzemidenoctafder- , nocb Pyramidenwfir»
felflächen «ngehÜK-n , sondern den SecLsmalachtflicfanem oder Hexakn*
octaedcrn, ^velcIles bekanntlich die allgemeinste Form der von gleichar-
tigen Flächen hegrenzten Körper des spliäroedrischen System» war, die
gleichartigen Tollzählig, und in der Begrenzung des Körpers im Gleich-
gewicht unter sich genominen.
Wir geben der bcliubi^eii i' lache des Systems, in deren Normale
der einer FlSdie \a: j- a: -yä] zukommende Werth aUgemdik
werden «oU, den Ansdmck la:-paii-a\ ; ne wird einen SeditmehAl-
flicfaner geben, wenn jr und e endlidie Grdfsen, verschieden Ton
der wid Tcrschieden von 1 sind. FiUl eine oder mehrere dicaei
gungen weg, so redndrt sich der SecbsmaiRchtflachner auf einen der
durch das Zusammenfallen mehrerer Flächen entstehenden Körper mil
•werundzwanzig, zwölf, acht oder sechs Flächen.
Das Maximum der Anzahl gleichartiger Dimensionen ist also -'i,
in welchen wieder entgegengesetzte Richiungen oder Hälften zu unter-
scheiden sind. Die entgegengesetzten von seclis werden wieder von den
Wenhen, welche einer Flache [ft :—<''. j zukommen können, ausge-
scblossett, nemlich Ton denen, weksbe gegen. Fliehen ^kehrt sind» in
deren Zeichen \a: j-ai-^a \ die Werthe Ton a in gleichem positivem
Sinn Terstanden sind, wie für die Fläche \äl-i a i^a]. Diese sedis je-
deneit in positiTem Sinne der letsteren Flädie safshörigen Werthe in
sedis der zu untersuchenden Dimensionen zagt unser Schema innerhalb
des Dreiecks ; von den übrigen achtzehn gleichartigen Dimensionen kön-
nen &er Fläche \a : n : \- n \ Wcrlhe bald in positivem bald in negativem
Sinn zukommen. Die secb'innd ]t( ifsig daraus entspringenden Gröfseu vcr-
theilen sich je sechs in die sechs Ausschnitte aufserhalb des Dreiecks, tind
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folgen in der Lage ihrer Stellen einer eben »o festen Ordnung im Schema,
wie die zu unterscheidenden Dimensionen mit ihren entgegengcseuien Rich-
umgen ia Räume fttttt. Vmm Sdiema b«nlit dao 'meder xweiiiiidf ier^ig
lür die m unteneheideiideii swdoadTieRig Werthe geeignete Sidlen; et
lind tu ellgemeinen die Rläme cwiiciieD je drei beneelilMirtaBf einer
den, einer niitleren und einer ^l»ten Ociaederdimemioin» eo wie die
neuen Dimensionen zwischen je drei solchen liegen. Die Formeln für
die verechiedcncn Cocilicienten sind, wie die Fig. 5. iie darstellt, in der
Thal Ton ähnlicher Kinfachheit, wie die rorigen; jn aus der TOrliin aus-
gesprochenen Regel llif^f";' n ^ie wirklich sammt und sonders. Die Zähler
sind wieder allen ccn einst liat dich — y -\- z + \ = der Summe der Nen-
ner in den als Bruche mit dem Zahler 1 g^hriebenen dreierlei Werthen
ui den Gnmddiniensionen für die Fläche \a',yai ; die Nenner rind
die Snnunen der Produkte der Nenner von den Werthen der beideriei
neek derselben R<^ geschriebenen FlScben jtf;-g-a;-i^<s| und [a : \ a:
in deneelben Granddimennonen, die tngekSrigen pontiven oder negitiven
Zeidien gleichfalb mit einender nraltipltcirt, und da» denitu nch eqje-
hende Zeichen, dem Produkt su welchem sie gehören, beigefügt. Wenn
also die beiden so eben geschriebenen Flüchen in gleicher Folge der «
zu. verstehen sind, so ist der Goeflirient — u. s. f.
Die Einheit 7 in der neuen T>iriiension aber, wiederum am Octae-
der als die Linie au» dem Mittelpunkt nach demjenigen Puiiki der Ober-
flache gezogen, in ^reichem dieselbe von der auf \a'.ya: -jr^ senkrech-
ten Ricbuing gesebnitten vird, findet «ich in der Binbeit deredbcn Oo-
taederaze wiederum ao^edridit
so dafs abermals der Goefficient, wenn sein gemeinschaftlicher Zahler
^ + « -I- 1 mit Kr*+ s* 1 Tertauscht wird , in den absoluten Werth
der zu bezeichnenden Gröfse in der allgemeinen £inheit des Systeme»
fihei^euragen ist.
363 W«i«*;
£ls wird jedoch nöthig sein, von der Richtigkeit der oben aiuge-
sprochenea Fonndn noch boMDuleM Bechmiditft w ^/^hm,
Bi MD dto in Fig. 6. Cj = ^CJ^-^at
nndj^s dift Zinie, welche einer FlÄdie (a:^« : |a} in der Ebne C^i?
snkonunt, wenn «• in der «nf dieeer Ebne in C (*k dem Xlittelpnnkt
der GoneimctiMi) eenkrechten Bidbumg dwdi enien Punkt |$eht» der am
Ton C ebstcht, wahrend und die beiden andern Grtmddi-
mensionen a, a, folglich y^B eine Octaederkante beseichnet. Wir fällan
das Peiyvondikel Cp aus C senkrecht auf j z, und verlänc^orn c«. hin e<?
die (!>claederkanie JB in D schneidet; so wird in einer durch CpD und
die auf C^Ii in C senkrechte Linie gelegten Ebne die auf \a l-~a : -\-a \
senkrechte Kichiuug liegen; und wenn in Fig. 7. CpD die vorige Linie,
OC ab« die auf CJR in C senkrecbte GronddinenMon • ist, so wird
Oj» der Darebecbiiitt von \a',-ja'.-ja\ mit OCDp OD aber eine von O
nacb i> in dar OetafdeHUehe JBO geiogene Linie sein; und das Per-
pendikd Ct ans C auf Op, verlängert nach F, als dem Dundudmitt
mit OD, wird die auf | o ; ^ <i : senkrechte Dimension, mid CF die
Sinbeit derselben für das Octaeder sein, dessen halbe Axe = OC ist.
Um zuvörderst den Punkt D, oder das Verhäknifs AD: DB in
der durch CpD getheilten Octaederkante zu kennen, ziehen \'iW in Fig. 6.
aus A die Linie' -3^ paiallel m\\. j»; sie schneide die Linie in
so ist C-^ = -^CB, oder CS'.CB=j^:z\ femer
: : ^3 = {Cj f : (Cs)* = -jr i -jr = »*
und narli der Formel a'. b = uj : v(e+J) ist
JD :DB = Ar . Cb\ . CB^x,*j Ij'z = a :^ = ^7/ : Ca
ferner ist nach der Formel e:o-l-;»ss/(a-Ff) -1-/(4+^)
Cr : CD^C&. JB : ^B.AD+C9»JB ssj : (»— j) a +jrO^+«) s
al«> Cr « r^,^-»-,'^ C/>
Aber C/> ra Cr s 4±V Ci'
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raithia Cp ; CD =/ •4-2:7' + »*
^ ^ = i7^^ ^ "17^ — r =
Daher ist CZ^, in der Einheit der Grunddimension a amgedi'ücit,
CD =
.r' »" ^ _ g Vjr* -t- »'
Sadioiitir jetit mFig.7. daaPttaktFiiiderliiiie Oi> auf «ierOotafider-
fläche^irO, M üt für« entc
o<:i/^=(ca)':(C/>)«e«':j^sr'+«':t
nnil »adi der Formd a : &s s (iH-iE) : 7<» oder & s^i ; s {i+k)' ifet
OF; Fi>= Of. Cp : C/?=(f*-i-««) : ' (/*+»*) =7 + 5:1;
und suchen wir die Einheit der neuen Octaederdimennon CFf eo iii.
iMch der Formel o: o -i- p = i(a-t-b) : ib -+- t(a+Ä)
: CF:= Cp . OD'.pD . OF+ Cp . 0D =
0+*) (; +- + >) : 0-*+*"— (7+2) + Cr+«) O'+2-*-0 =
7 + 3 + » : (7*+a*— 7— a) +7 + 2 + 1 =s7 + a + 1 :7''+a*+ »
«Im CF=t^
Aber « =
folglich die Einheit in der neoen OeuifdMdimenstoii CF oder nie
oben annfniin wer, , . . -
Wir eucben «ber »nundir den Werth Cx Fi§. 9, weklien eine
durch O* ($ehende Fläche [a:-^4i!^a| von der Riditoag CP, Ton C
«nt gemeaeen, abtdmeidet. Wir substltuiren dieser Flache, um das all-
gemeinere Gesetz jenes Warthes deutlicher zu machen, den noch allge-
m«neren Ausdruck \-ja:~a:^a\, so dafs yrir das ~ n dersellien in
dei- Richtung des la der Flache \a',-^ al-ra \ , also in der Kichuing
364 W B t s
CO, das -^a m der Richtung des -y a, also in C^/, Fig. 6 und 8., und
das a in der Richtung des a, d. i. in CB, Fig. 6 und Ö. nehmen.
"Wir l«g«B di« Fliehe | ^a: j-a: -^rt j durdt dn Eadponkt O der efftea
Gwmddimcnsioit CO, also in die Lage | a ; -fg ; -gTI , so imrd sie TOn
den Xinlen CJ and CB» Fig. 8. Sifidie
C» = CA, uad Cm = CB,
t$ lü
Der Diüdisehnitt der Linie nm mit CD, irddice die vorifpe Bedeninng
beHndt, sei s. Wir uehen J^ panlid mit nm; der Dnrdiscluiitt von Jf
mit CZ> sei u; so ist C^ » . Cm s CB, nnd
Cfl ; g£ s=' -2- : 1 = n : m — n
feiner ist nach der Formel oio^p »/(a-F^) : m ^/(a+g)
Cu: CDs» Cf.JB:fB,M>'*' C^,JBssH(jr+a) : (m^n) s-f-n 0^s)~
aUo * Cu = "^T*^ CD
Aber C*^-^ Cuz=z P^-l±^ CD
n ny -f- MS
Wenn nun in Fig.9. Cä: CD =ip(j+ z) : nj -h mz, oder
C* : </) = ^(j-t-s) : «j+ /na — ^(/-i-s), so ist
nach der Formel 0:04-// = i (« -t-i) : Ai» + i(a+i)
Cx : Ci^ = . OD'.sD . OF + Cj . OZ) =
Jia ' Car = ^^-»-"^'^ CF
B_f -I- WS -H . 1
0. war das Stück, das auf CF durch [«: a: ' fll abgeschnitten
wui-de; folglich ist das Stück, welches duich [ya; ya: abge-
schnitten wird.
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366
urenn a ss i geacuA wird.
So lebon wir «lio wiederam, dafs in dem Gocfficieni«n
der Zähler die Summe Jet Nenner ist von den einzelnen Werihen in
I Jf-a :~n'. g /t [ , Wt^hrend der Nennei* des CoetTicienten die Summe ist
von den Produkien der Nenner in den Ausdrücken heider Flächen,
' ; ' ti : y ft ' lind T-i, // : ~ : ', a ' , jede so gcschriohcn , dafs die
DiiiU'iisiunswcrilu; Uiüchc siud mit dem Zahler 1 , und je zwei Nenner
mii «inander uiuUipliciri, welche den in gleicher Richtung genommenen
XKmenM'diMwerdiea der bddeifei Fläcben «ukoumieii. Ffigen trir socb
binzOf .dab dieee Nenner «ngleich die posititren oder negativen ZeiclieB
4er DiiDMisionswerthe iregen, deoe». sie engeliöMn, «o beben wir die Re-
gel für die Bildung der sämmdidieB iweinndviersig Coeffidentenf w^cbe
wieder nur .die vencliiedenen m6glicben ComhinationeuTon i»» ei,/», mit
± 1, z enthalten und, wie immer, enchöpfen.
Kehren viir also zurück zu unscrm von Anfang gewählten Aus-
druck einer Fläche |rt:vrt:v«], setzen wir sie an die Stelle der vo-
rigen \ -f- II '. ir 'i l " \ und unterscheiden wir ihre verschiednen a, die
sij bald mii den einen, Imld mit den andern a einer Flache {a ; ya : -^a
in gemeinschafilicber Richtung hat, so iat fflr [a-:-^a-: y-a-] in der
Ricbtung senkrecht auf \'i-:y a-: -g a-\, % als IBinheit dieser Dimeniioik
genonnnen, der Goelficient » _J^^^Li-p; denn es wnrde für -^^ i,
für m, n' gesetzt, n aber in der voiig^ Bedeatung des allgemeiiien Goi&
ficienten gelassen.
So wird für [" a- : -^r a- : v *»*" i in dtr Richtung senkrecht auf
Ii»* : -i a - : 7" der Coefficient sss — Z±±±J. — ; denn n steht für /»,
»' für n . 1 für p.
So wird ferner für [«• : -5-«" i Richtung senkrecht
auf [ya iH-i-^a- I der Go^lcient as . .jtn^i^nT '
in der tenltrecht anf [jra -. -. a-'.a - wird er = — iL* • * '
1 .jr*itt*- .
Pfys,KUuse 1834. LI
366
W B I s s:
acnlirvclit auf {i-a-ia-: j-a - \ wird er = ri^'r^vr,
und tenkrecht «uf [y o-;-f a-ia- | wijfd «r = -
n.jr-t-n.'i *
wie diese Goeflicienien id der Fig. 5. an den Innerhalb des Drmdu lal»
kttdo» Stellen sich finden, dnrdi wekhe Richtungen beieidinet wei^
den, die Kwischen + a*, <|> «r und -|- a"* liegen.
Wa«; die zwischen — a-, oder — n", — n-" und eine oder iwei
■+•«.... fallenden PiicliUinqpn lieirift, so isi der der Fläche {«• : ^ : -f^/- [
in Bczui; auf sie zukuüHiuiuie Coeflicient auch klar durch das vorige
he»Ummi; er wird, wie man sieht, wenn die Rede ist von der Richtung
senkrecht auf 1 — a-i—a-i-^ I kein andrer sein, als — . u.8.f.
Die Steilen, wdefae dm eintdnen Go^cienien in uniem Schena
getohren, werden im allgemeinen abhängig »ein toh der Rdaiion der
Werlfae, wddie man dm Gröften t, n «nd n'i i, jr nnd s gicbt. Wenn
wir Mtten m'> m> i, yiie vir in den früheren Sdiemen geiban Imhen,
so liegt die Flüche ^i-^4H-jfa dem Mittelpunkt der ConstmcUon am
nächsten in dt in Tiaum« , welcher in nnsei-m Dreieck eingeschlossen iit
zwischen dem Mittelpunkt desselben, der MiUc der Seite zwischen ~-
und —,- , und der mit -ji- hezeichnelen Kcke. Der Coeflicient, welcher
in diesem Rattrac steht,, mufs also unter jener Voraussetzung immer der
kleinste» sein Nerniei- folglich der gröfste sein. Dies ist für die
■Summe der drei Produkte Ton drei gt^bnen GrÖften is, nV mit einer
anderen von drei gegebenen änderen i, » nur dann der Flall, wenn
die gröfaten mit den grölsien, die miuleren mit den mitilmif, die
kleintten mit den kleinsten mnkijdidrt werden.
Setzen wir also 2 > j- > i , so ist die Summe der Produkte die
gröfsesie von -f- nj -f- i . «. Es gehört also unter dieser Voraussetzung
an die genannte Stelle in nnserm Dreieck der Coeflicient ^^j^'^y— 7 . Dies
ist aber die Formel für den Coeflieienten, welcher der Fläche a''. -i; a" '.-^a'"
in der Richtung senkrecht auf |a- : -j-« • l^a—\ zukommt; und es ist
klar, daft an dieser Stelle der kleinri» GoBJEdent liegen mufs,
für die FÜehe [aiy die kktnsten , mittleren , und grSfscsten
2d byt Google
Werihc in den Gruntldimcniioncn la dcriieiben Fol|^ liegen« wie in
der Flache ^a;~ a:-jia\.
Di« ülirigea Stilen, ani ««Idw GoABeienten ihaen MifdiioreB, fol^i
dar Besitnuming d«r emm. In dem AasschmU swiadMB dem. ICtMt'
paolU dw Dreiedb» der UUie swiwihen 1 mad und daar EeLe v mnfi
der GoUBdeni tu «le^ai kommen , weldicr der Fttcbe
in der Riehtuiu; senkrecht auf derjenigen Fläche ,
ivdche mit der Torigen {«' : -j-a- : \ a -' gemein hehäh das «•■*, mid
tauscht das w und a-, also auf ~w\ä" \ xa"'i ; för die«e Rjchlmig aber
iM dei" Coefficienl --- ^^"^^ ' .
Die beiden Ck>ellicienten und ji^Tlis wei-den cleich
odet' lallen in Einen zusammen , wenn = i ; und ihr gemeinschaft-
lieber Ansdrudt imrd — ^yv-'^-,- , wie in 3. Dort afaer wer et der
dee Gi>£0ieienten ffir \v\-^ar\-^a"'\ ia der Riditmig Mnlwedit euf
<r;<i":-i-g'^, Mf wddun letcierev Anedracfc lidb
jetst die Fläcb» ^yvivV^mr-X redudrt, wenn = t.
Fernei* mnfs in dem Ausschnitt zwischen dem Mittelpunkt des
Dreiecks , der Ecke , und der Mitte zwischen -~ und derjenige
CoeOicicnt stt-licn , welcher der Fläche \rf \\ u" a— zukommt in der
Richtung seiikiecla auf einer Fläche a'.-fa , die mit der Fläche
(a- i '-j u - : -rfl^ vertauscht ihr und a-, und gemeinschaftlich behalt
dee d. i. in der Richtung «enkrecht auf \a' : ra- : -ya'"j i wir wissen
aber: ffir dicee Ricbinng gilt der Co<MBdent~ y ^ ' — Dieser CodflU
dent wird idemtii«^ mit dem «».ten 1^.-4. «^77 1 wenn Diee wird
der Fall lein mfiwmi, der iii^ anf eine FprenideB-OctadlerflKclie
seht, wenn ss^> 1. Dafs auch dieser Fall mit dem in der Fig. 2. ihm
eorrespondirenden CoclTicicnten .-^^^^ stimmt, sehen wir leicht. Hier
wurde die Fluche gedacht als \ <r : z . a-'.z .a-" , in unserm jetzigen als
\a- : g - : ^g-j. Setzen wir aber in den Werth -j^vis» "3" *»
SO ist 4-4-^ r = — r^^^-rr- ^nd wenn wir in den obigen zwei
identitch werdenden Co^cienten «od v«>jiy*t »
LI2
268
Wb I s
Gleichung 2=7, für ^ auch i schreiben, 60 verwandeln sich beide
»(«'-♦-«} + 1 i + (n-«-rt')s'
£s ist dnlenchlend , dafs alle sechs Goefficienten im Innern des
Dreiedit in Einen Weitk znaammenfBlleAi wenn sss^^si, d.i. irnFsU
es die Oetaederflädie irird» enf welcher die gesaebte Richtung senkrecht
steht. Und denn redudren sich die sedis Ausdrücke ini den Einen» schon
•ns nnsem frühem Schemen bekannten, „,. ' . .
Es ist nicht minder deutlich, dafs an der Stelle aufserbalb des Drei*
ecks, vrelche in der Linie von der Ecke — bis nach der Glitte zwischen
und — an die rr<;U' bezeichno'ie Stelle grenzt, d.i. in dem Aus-
scliniu, welcher sich ^tsischen den bezeichneten xwei Punkleu und einer
Milte zwischen — , uud — 1 beßndet, ein Coeflicient stehen mui».
der tidi euf die Richtung bezieht senkrecht auf — a'i -j-n" ; -y a— ; denn
die bdden letsidren Werthe nrafs diese Fladie gemein heben mit der,
anf wdche der erste CoelEcienl skh hcK^, der für \a- : y a-:^^
gpdkj den Werth in «r aber mufs sie inl negaÜTCn Sinn mit derselben
g^ein hahcn. Der Coeflicient aber, der der Fläche [«• : -7 «" 1 y
sukommt in der Richtung senkrecht auf [— «-ly«-: ^ «-J, ist^^±^~j.
Auch dieser CoefTicient wird mit dem ersten — i±Z±!^ znsammenfal-
len, wenn in dem Ausdruck | ] « : -f « : ^ « [ der Divisor des ersten fl=Null
wirf, d.i. wenn die Reiic rsl von einer Kicliinns senkrecht auf einer
Fläche 00 w l ^ a- ; g rt— |. Man sieht, dal's dies die Fläche eines Fyra-
mideowäifeU wäre, und dafs die beiden erwähnten Goefficienten werden
würden ä vlt"^ • Fig. 2. eher hieb diesdbe Fläche fooy
Poa';e-;>^<r"]. Seii^ wir aber slau y «" im ersten Ausdruck
10", also für Yt i, so ist der Goefficient *-y aa f*' , wie er
Fig. 2. hiefs.
Wir überzeugen uns eben so, dafs in dem benachbarten Aiu-
fw lmiit links vom vorigen in tmserm Sdiema, der Coeflicient stehen mufs,
wi'lc hci Sil i) befiehl auf die Richtung sciikrecül auf j — </• ; ^ a-- : <i-\ .
Dies gicbl ihn == n'^'^irr* Wiederum, wenn für 1 , iNull gesetzt,
er also in den verwandelt, wird, welcher sich auf die Pyramidenwürfel-
Digiti<::cü by GoOglC
fläche |0O^f ; -yrt" ; ~a'" beiiehi, so wird er mit dem in aosenzi Sdbema
Sber ibm «teilenden Go^lBdeiiten , identisch, imd'keide cu -^^^^
Dieser Autdmck,' vei^chen mit defi ihm ccMfespbBdjrenfai ia Fig. ^
löset sich in denselben Waih auf» wenn d«s. FIfiche [ooa- : ; a- •. -fa^-\
auf denselben Ausdruck zurückgeführt ^vi^(l, der ihr in Fig. 3* gegeben
vrar, d*i. auf foo «■ ; g" : { ■;p JoQ'rr-fs^'^g^j.a wenij.^Äi
gesetEt %vird.
All "/r ■ . x + > -M x*r+i ; » + » •♦•1 j s+.r
Alle vier Coemcienien — r-r^^ • , , — - — ■— und— —
müssen in Einen Werth zusammciilallen, wenn t - i», und - — r isescizi
wird. Die vier Flächen, auf welche sie sieb beziehen, fallen dann zusam-
men in die Granaioederflüche [oo \ a- a- \ = so : -y a- : <ar"-j ; der
Mmeittschafdidie Werth des G6elKdeni«i ist s= . = , wie er
aus dem ersten Schema belumm ist.
^ - : • 't •:;t!
Nach diesen Regeln geht das Sdiemt .misrer Fig. 6. ans der Vor-
ausseuung s >f> t und t hervor. Seuta man hingegen jr>z>i,
"während ininiL-r /;'>«>!, so tauschten je zwei Co*?flicienien wie ^-^^^^y^
und ^^'„y^, ihre Stellen. Letzteres würde dann wiederum der kleinste
«ein, welchor, so lange ft'>/i>i, immer an der nemlichen Stelle un-
sers Dreiecks stehen mufs. Nach den verschiedenen möglichen Voraus-
setzungen z>j >i, j >z>i, j'>i>z, z>t>x, i>j >a, t>s?*-^
würden der Reibe nach alle die sechs CoclUcicnien innerhalb
Ihviecks an die Stelle unsers -J.yi^l sieben kommen; nnd im-
. geksihn würde dieser Werth forlrfidLcn in der so dien angefasg^en
Bichtnng nach der Reihe der Vorausseixungen a>^>t^ ^>a>i,
7>i>a, i>jr>a, i>»>j\ und »>t>j,
W ir können c)hne .Schwierigkeit, was wir von dem splia'roedriscben
Sys»era hiei- umwickelt hubcu, auf die übrigen «Systeme auwcntien, welche
auf drei tmter einander recht winkltchen, aber ungleichen Grunddimen-
sionea beruhen. Wir setzen fho dj« drei a TerscfaiedeD , als a, b, c,
und fudien die Werthe in deä Ridunogen senkrecht auf diier FUdie
370 Wbss«:
[^•;i-*;ui fiBre8pe ge^boi« Fliehe [TäTJÄTJ^. So ist, mitBeibe»
luJtaiig f^na d«r TOiigai GputmctioA, in Fig. 6, CAm, CB^h Cjr^
aber auch Cp^- **
^P^- im*iyP " T
In Fig. 7. I«t ferner CO sc, und Ot;tp =V ; ,i y
Ct:CF=Cp.OD:pD.OF-\- Cp.OD^{za' + rb') {a'b'+za'c'-k-jh*c* :
Aber : Ci^«a'i'-t- za'c' + jrb'c* i a' i' + -4- J* b'c' =
Nun ist C< = =
ahc
r
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ftra^smemenaig amiger Lehnätae. ^ 37i
äl$o ist CF oder dit? Einlieit in deat Dimension senkrecht auf {-ya ',^b'.c\
in dem Oclaeder { a'.it'.c \ ,
Wen», min wiederum für die Flüche -yg; j^i^^fe\ , durch den
Endpunkt Ton c gelegt, milhin als [^«t : : r| nngesehen, in Fig. 8.
C« = ~C^ = -f- <z und Cm = C7/ sst-^r i ut, und wiederum
folglich der der Fläche -Ira'.^ö: yc selbst in der Richtung Ci> Ange-
hörige Warth = ^ = Ti^l^-^T CZ?
Und ia Fig. 9. %»ird, da C«:«/>s;» (w'-fjO : C'*^) aa'+{m^)j^,
((jj|-^)»'4-{«-/')^*0c' (w*-Hjr*')-h;»(*i*+^*) (n'/,'+za*i''^fc*)ss
So wie aber Cx der duirh O, d.i. dui<li den Punkt \ .c gülegten
Fläche : -»r ^ i I »n der Riclilung CF zuLtm, so kuiiiint der durch
y c gelegten Fl£die {i-ai—l: -~c\ in dieser Richtung der Werth zo
^» j».i.«'t'+/»r6'c'-»-»iM'e» i.o n.r in . s '''^
Und dies ist der gesuchte Werth in dor. Richtung Kukrechl auf
[X^-L.^:r] für die Flache a'.^hl^c]. ;
Wegen der Ungleichheit der Dimensionen a, b, c ist auch eine
Flache 1^«": y//:c[ als. f. d«r vorigen \-yn'.\b',c\ gans' ungleicliartig,
und dabier die Wiederiiolmi^ MMloger Hachen durch Umtamch der
GoeffieieriteD m den venebiedenartigen Gmnddiineniii9B«n in der' Natur
•oldicr 'Syateme nidit gegründet. Ffir «i« wüixie daher ScheaM
Fig.'6. »ich vereinfoclicn in das Fig. 10., wo blofs der Unterschied posi-
tiTcr und negativer Gröfsen in den Dimensionen a, b, c bleibt, die Coefli-
cien(cn « iner jeden übrigens unverändert gelassen werden. Die« gicbt
im allgemeinen acht zu unterscheidendti Richtungen; senkrecht gegen
'^ a'.^b'.c oder gegen [— ya: — c] ; gegen : \b\ — c\ oder
gegen \— -^-a\ — -t b\c\ ; \-ya \ — \b'.c\ oder f— -j-« ; — cj ; und
— ja ; -\b\c\ oder g-. — \ b'. — c\.
Von den lauteren secha Werths leigt das Schoma, Flg. 10. die drei,
weldie des gröfseren AuBSchniiieii a«6eriia]b des Dreiedts tngdbdrenj
ihre negativen, in den entgegcngeseut^n kleineren Aniachniwen hinsu-
siifugen, würe überflüssig. Für den entgegengesctzien des ersten bedarf
CS im Schema wieder keiner Stelle, da er nes;irl ist, wenn in beiden
Flachen -^vi:'/<:r^ nnJ '^7/ : ^Ji : die entsprecliendim JLKipeiuioneii
alle in gleicher jiüb,liivcr llieUuinu; genommen weixlen,
Iis ist an sich klar, dafs, wenn eine der Gröfsen ^, s, oder 1 (als
Divisor des £) im Zeichen \ya'.\b\c — ]XuU gcaetal wird, der Go£ßicient
inoerhslb des Üreiedts mit einem der angrauenden au(icrhalj> identisdi
wird ; seine Stelle rfickt dann in die zwischen beiden Ui^jende Seile des
Lreiccks, und die gemeinte Riditung» in vrekher er den Werth der Fläche
: ~b'. yc j angicbt, ist dann senkrecht auf einer Fläche aus einer der
drei Zonen , deren Axen parallel sind mit einer der drei Grunddimen-
sionen «, oder «.
Der Fall des viergliedri-^en Systems ist bekanntlich der, in welcher
zwei der rechlwinklichcn Grunddimeiisionen luiter einander gleich sind.
Google
yemUgemeinemng cuiiger Lehrsätze.
273
aber Terschieden von der dritten. Wir setzen also a = 5 , so Terwan-
dell sich in der Form des Coeflicienien der pcmeinschafiliche Zähler in
■^^-^ H- , der Nenner aber in die Terschiedenen Werlhe, wie sie das
Schema Fig. 11. giebl, mit Weglassung der entgegengesetzten von den
geschriebenen. Es verdoppelt sich nemlich vrieder die Zahl der gleich-
«rt^en Flächen gegen die vorige; «lie beiden gleichen« Yertemchen ihi«
Co^flidenten wedbsekweüe und geben dann mit dem nnTerinderten e
Tollig n^die FlSdien ; et nnd die, welche tttiantniai einoi Yiernadner-
kantner bilden. Sie U^en um die Endspitze c t^nunetriteh hemm«
-wddkes in Fig. 1 1 . unmiuelbar dnleuchten würde, vrenn -wir nicht der
Bequemlichkeit des Raumes ^vcgcn , statt der in den kleinen Atisschnitt
an c gehörigen, die ihnen cntgegengcsclzlcn im unleren c^rofsen Aus-
schnitt, geschrieben hiitien. Im sphäruedrischen System stellen sich um
jede Ociaederecke drei Reihen solcher Yierundvierkantner und bilden
den Sechsmalachtflachner. Welche je acht nebst den ihnen parallelen
es nind, riebt man jelift in der Fig>5. sebr leidit. Nur die änfjwme der
drd um die obere Ec&a dm Dreiedui bmumliegpnden Reiben bat uni
ihr GefensiAek in Fig. 1 1. g^gdben; wir bitten jede der beiden «nderen»
die mittlere oder die innere Reibe ^Men können ; aber wenn w iederum
»>/>!, und m>n>p, so sind theile die Stellen, theils die jedes-
maligen Combinaiioncn der Gröfsen, aus welchen der Nenner des Coefl'i-
cienten zusammengeseizt wird, an den Terschiedenen Stellen als dieje-
nigen bestimmt, welche die Fig. 1 1 . darl^.
Phjs.Küute 1824. Mm
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Verbesserungen.
'Mit 79, Mle timiZ. v.u. sutt der IVorte: dafi La^raagc nad bocIi weniger
seine Vorgänger eine u.a.w. Ii«: dnfe laagraag« und
■eine Vorginger keine u.*.ir.
- 92, - 4. ttaitt dritte, lis! sweil«*
Dtt Lw Mitte Ja den AUmdiiiBB» d«r flyrikditclMB XImk Und 182S- 1823.
Saite 109. Zrib 23. t.o. atatt Grand, Grad an laaea.
1
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I
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Google
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AbjbaadluDgeii
der
matheaiatischen Klasse
der
K6ni9lielie&
Akademie der Wissenschaften
zu -Berlin.
Am dem Jahr«
1824.
fiadnickl im <kr Drocbnl itr
dfr Wittenieliallgii.
Berlin.
bmi dar
VittCDiel
1826
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Inhalt.
Bessel Uiit«nuchuii|j; den i'beil« der planetartscfaen Störungen, welcher avu der
Bewegung der Sonne enutehl Seile 1
ETTBbWBn von der IntegnlioD der Uaencii Glndmngea nie pwtiellai cb1>
liebtB DifetnUB - 53
Qtnm» mbcr die ßatdudlmiif iMMoaiiMlNr Figunii m die KegpiMimiUe .... <- 83
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Untersuchung
des Theils der planetarischen StöruDgen, welcher aus
der Bewegung der Sonne entsteht.
V<m
H™ BESSEL.
[Uer Akademie der W iasenschal'ten vorgelegt am 39. Januar i834>l
i.
Die Störungen der elliptischen Bewegung eines Planeien durch einen
anderen bestehen aus vwei Theilen: der eine rührt ron der Anziehung
^uv, wcldM der. fettorte Ptaoet dnrcli den ttSrenden erfährt; der andere,
'Ton der Bewegnog der Smine, ivdctie der letxiere erseugt. Beide Theile
tdid in den bisherigen Eniwickelungen der planetarischen Störungen eo»
sammengenommen ; allein es ist zweckruafsiger, jeden derselben abgeson-
dert zu untersuchen. Der letztere nämlich kann, wie ich in gegenwär-
tiger Abhandlung zeigen werde, dii^l und ToUständig entwickelt wer-
den und verdient dealielb eine Trennung Ton dem enteren, bei wdehem
dieses noch aidit geleistet worden ist; die Trenmiog mrird sogpur noth-
wendig, wenn man die bisher allgemeine Annahme, dafs der stäMttde
Planet nur I n gestörten und die Sonne mit gleicher Muse tdfltt,
einer Prüfung unterwerfen will.
Diese Annahme ist eine Folge des Satzes, dais die Körper ihren
übuen proportional ancieben. Newton leitete denadben bekanndich
aus BrfthmngMgBen, verbunden mit der notbwendigen Gleicbheit der
Mathemat. Klasse 1824.
A
3
B JE S S B L
Wirkung und Gegenwirkung ab. Aber abgesehen davon, dafs die tA-
Mmmgu&vu innerlialb gemMer Gremen Beswdfelt wnnkii kAmen»
' Ikom nun »nch ittdiiNpeiMn« dafs die D»u> «ddie Newton seiiier An-
nahme zum Grunde legte, andere Systeme keinesweges ausschliefsen, so
dafs also anderweitige Erfahrungen entscheiden miissen, ob der Satz Ton
der den Massen proportionalen Anziehung der Körper 'wirklich das all-
gemeine Gesetz der Natur isu Da dieses den angenommenen Vorstelluii*
gen entgegen ist, io imd c* mir erkubt «ein, diese Abhandlung durch
eine nähere ÜnieniiGb.11119 der Grände m eroflnen, wodnrdi Newton
diesen Theil seines Systems unlerstüizte.
TTm dieses kura und dputlich thim zu können, werde ich die
beschleunigende Ki-aft, mii weicher der Körper x in der Entferaung 1
«uf den Körper j wirkt, durch (!!) beadehnen. Nftdi dieier Bewidi«
nnng bat man die Sitae, auf weUaie Newton*! Annahme sidi griindet»
iolgendetmalten :
' C)=(0.= (5) = "••"•
. wo o die S<mne und 1, 3, 5 . . . Ranetcn bedeuten: denn da»
dritte Kepleracbe Geseis erfordert, daüi die besddeonigende
Kraft, M oiiiii die Sonne auf die Planeten wirkt, auf gicidte Bäatc
fevnnng reducirt» gleicb ist;
' G)=a)=a) = "••«•
wo p den Jupiter oder Satunt und /, IT, nr. , . . ibre Monde
bezeichnen: dran audi bei diesen bewabrt sidli dasadbe Kepler-
»cbe Geseta;
- (:)=(;)=(:)=-'»•=(;)
m
wo < die Erde, u,v,w,.. irdisebe KSrper und / den Mond,
bedeuten: denn Newton's Versiebe über die Pendelschwin-
gungen -verschiedenai-iiger Körper und die Vergleichung der-
selben mit der Bew^ung des Mondes, zeigten, dafs die be-
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üter die pianetanteken Stonmgen.
3
•wäcSana^guM Knft» -wonitt die Brde uf diese Köiper ^AAx»
* C)=(/)=G) = ^ .
denn wenn diese beseUeamgeiideD KrÜfie nidu wfiren,
so müfsien die BevNigangen der Monde üng^chheitcn «eigen,
welche die Bew^;iingeBi nicht Tcmthoi.
» O^-(0'
■wo jr und jc die Massen der Körper j und j: bezeichnen ; die
Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung ei^ordeit dieses,
. -von i/veldier Beschaffenheit aueh die Wirkung sein mag.
Dafs diese f&aS Sixte nidit allein mit der Annalune der Ansie-
hiing im Yerhälinifse der Massen , sondern nodi mit anderen 'Hypoth^
sen vereinbar sind, glaube icli am besten zeigen zu können, wenn ich
eine dieser Hypothesen mit denselben vergleiche : ich nehme die Körper
als aus verschiedenen Elementen b,c . . . zusanunengesevzt an, so dafs
a nur a, h nur h, n.s.w. nicht aber das eine Element dM faulere
ansieilt; Ton diesen Elementen entlmite die Sonne gleiche Quantitäten,
und alles, was zu einem Hauptplaneten gehört, sowohl seine einzelnen
Thcilc als seine Monde, sei, in Heziehong auf -diese £iemente, ähnlich,
wenn auch nicht gleich gemischt.
Denkt man sich zwei Körjier x und deren erster von den ver-
sdiMdenen Elementen die Quaniititen l,t,Z,.. ehthilt, der andere «... ,
so ist die Ansiehnng des einen dwdi den anderen
xy xy
»»-hhk -hoch m » » *
allgemein übereinstimmend mit der fünften Forderung; die bcschleuni-
f^ende Kraft , womit der erste Köi-per auf den nnderen witkt, ist diese
Anziehung dividiri durch die Masse des angezogenen, oder
xy xy xy
y) "7 7 ~
a b -t- c-i-.,..
A2
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4
B S • ■ B L
Bohi^ BMii nuB diA oben sdhon uifpmmAm Pawichimiiyn der Sonne,
der Planetan, Hbiide md irdiidben KSiper bei, uid aetst nuan, der
HjpoAete infolge,
o o o
a 1= b = c im v.i.w.
«;«;«;. ...•*i;A:f:>>>>«e:c;e:....viiktiW*
t I u t I u t r u
«o b«i meii
Ol Ol Ol
t) t I i
also den ersten Erfehrungwatt
C)=(:)=a)
ierner hat nun
pT pr pi
/ p\ aa -h b b-t- ee-t- .»
l I l
p I p I p I
weldie«, mit axm^hxhwmxc^ ii.i.ir. B I : X verbundeD,
(;>\ _ (g) X-i- (0 X«!- (c) ^^H^xx (a) -I- (0 -t- (c) -4- ....
i) p p p p p p
und daher den zweiten Eifahrongssatz
= u. e. w.
gicTit : der dritte und viei te Erfahrungssal* folgen aus denselben Be-
trachtungen, wodurch die Behauptung, dai« die Hypothese denselben
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6
Gründen entspreche, aus nelciieii Newton die seinige ableiiete,
xcditfertigt ist. Dieselbe Hypoüiese giebt aber
(:)
C)
(:)
o /ji n n \
~ , o o o
....
ta iit iit
I I I
o + Ä-hc-f-.,..
an SR 9Jt
a a 3
n. s. w.
also die beschleunigenden Ki-afte, womit der Flsoet n vat die Sott&e und
die übrigen Planeten >virkt, im Allgemeinen verschieden.
Die Hypothese, vermöge welcher hier den fünf Sätzen genügt wor-
den istj verwandelt sich in die NewtonscLe, wenn man utu* ein £Ie>
ncBt nwiimmt? sie ist so gewählt, daJs sie der leisieren so stsbe sie
uo|^idi kömmt, übrigens aber nur sls ein Wxbd enfgestellt, wodnrdi
gesetgt werden sollte, dafs Newion's Hjpotbese nicht eine Folge der
fünf Sätze ist. Ein Planet kann also so viele verschiedene Massen
(um den gewöhnlichen Sprachgebrauch beizubehalten) zeigen, als Kör-
per vorhanden sind, auf welche er wii'kt; betrachtet man aber die ge-
genseitigen Bewegungien von h Flaneien «ncl der Sonne, so finden, ver-
möge des fünften Sataee, unter den n (n^t-i) Massen, ^n (s— i) Be-
dingungsgleichungen statt, imd, wenn man auch den ersten Satz als
wahr annimmt, J, n (n-f- 1), so dafs nur -^n Massen unbekannt
bleiben. Seut man z.B. für drei Planeten
(:)=-■-•{;)="•■'
6
B ■ • i m L
«o hat nun die Glddttfngtfi
wodurch die Zahl der unbekannten Gröben yon 9 auf 6 reducirt vrird.
Es !^» ViHrifrens Uar, dafs man die vier ersten Sätze, welrbo durch
Erfahrung gegcbeu sind, innerhalb gewisser Grenzen bezweifeln kann,
welche, namendich Lei den beiden ersten derselben, vielleicht nicht so eng
aiad^ ab der Schirfe der heutige Beobecluiiiigen angemenen uriie. Ob
aller die attronomischen Theorien allenthalben in so grofser Udierein-
ctimmnng mit den Beobachtungen sind, dafs dadurch jeder Zweifel an
der Wahrlieit der Ncwienschcn Annahme zurückgewiesen wird, dieses
ist eine Frage, weiche wohl INiemand bejahen wird, deren genaue Erör-
terung jedoch Mir nichtig ist und die grSfatm Fortadhritts der Wii>
MDM^ft Terhetitt.
Der Ente neldier die Anziehung im. Verhältnisse der Massen be-
zweifelte, ist Johann Tobias Mayer ('); ich habe aber geglaubt,
eine von der seinigen verschiedene Ansicht aufstellen zu dürfen, weil es
mii' wesentlich zu sein schien, zu zeigen, dafs unter den WerUien von
(:).(;).(;).0).-
Yerschiedenbciten Min können» nicht etwa nur -von der Ordnung der
PlanetennttMen, Mmdem Ton jeder beliditgqft CrSfse.
2*
Den Planeten j dessen Be«re|puig untersucht werden soll, werde
ich im Folgenden durdi p bewidmen> den ttörenden durch p'} alt
Einheit der Ibräfte werde ich
0)*(?)
annehmen, lutd, in diesem Mafse ausgedrückt, ^
durch m und m' andeuten.
( ' ) Comment. Soc. Reg. Scknt. Gotüngensü ad A. MDCCCIF- h ilf.
Hier die pkmatanaAen Störungen,.
7
Wenn x^j-, z die rechtwinkligen Coordinaien und /■ den Radius*
Vecior von p bedeuten, x'^ j , z', r' dsMeDie ffir p' und
7
id*x\ , x , /dR\
• ■= (tf) + p + hii
Die ttSmideii Knfte, pai«M mit dem Radius-Vector, Mukredat
ftllf denselben in der Ebene und nacb der Richtung der Bewegung, und
senkrecht auf diese beiden, bezeichne ich durch A' , B', C'j die Iptzie
ist positiv, wenn sie von oben nach unieu t^erichlel ist, für einen Beob-
achtet- -welcher, von der Sonne aus, die Bewegung des Planeten von
der Rediten nach der linlm rieht. Ich irerde stierst die Antdrucke
dieiar, Krüfte dnrdk die DjflTerenüalqiiadeateii von R, in Besielnng
auf die Hemcni« von p, eneelieik und dabd folgende BeteichimiigBn
emranden*
Lüge des Mifsiei^enden Knotens »
Neigung der Balm •••• '
Enifernuiig des Perihels vom Knoten w
Excentricitat e
helbe groCie Axe • .'.......».. a
Va(i.—ee) *
wahre, excentrische, miulere Anomalie ^> c, iu.
lor den störenden Planeten ....... n', m\ e', a', h', f'» i«'.
Man hat hcJua&tlich
dC = r I Cot n Coi (t« -i- — Sin n Sin (tu -+- <p) Co» t |
y = r I Sin « Cm {w-^<p) -h Om « Sia {m-i-^) Coai |
a = r Sin (w-i-^) Sin /
8 B S S » S L
{f)m - mm - (^^)(^)
rC = (3^) '* Sin « Sin < — {^^^ r t^oi » Sin 1 + r Cos 1
also
(^)
Mulüplidrt man den Ausdruck fui* r C' mit Sin (»«f-^) und
seut man in dem Producte für
rSin + SinnSiniV — rSin (w-t-f) GMRSini./''Sin (M-t-f) Gos<
ihitt Aiudrficke, nimlich
( ^r) ^* ("^f ) ^' ( jt)
[3]...rC'Sin(« + ^) = (4?-)
Man bat femer die Gleicliuiigea
(^) - (^)(^) * im^) * (^)(^)
und
(^) Co. f - (4^) « rCo. (•+f) Sin » Sin
(■^) ' ~ ( i!ir) = - Cos (a, -I- ^) Co« » Sin i*
CJo» i -(—-) = r Cos (»+^) Co» i Sin *
also, wenn man ^-5^^ n"*- tios * muitiplicirt und (-j^^ davon abzieht,
[4] . . . r Co. (coH-^) = (4f ) Cot I- - (4^) C««» <
so erhalt man
über die planetarischen Störungen.
9
Mehrerer Einfitclibcit halber werde ich. im Folgenden, die
Bahn des störenden Planeten zur festen Ebene \>ulilen, die Winkel
ta und (u ' von dem aufsteigenden Knoten der Bahn des gestörten auf
dimer Ebene anrecliitai, imd muer / die Jüeigung dandben Bdm
gegpn die leste Ebene Teniefaen, wtdureh maa eriük:
{5]... r 6' Sin =
[6]... C!o.(«+^) = (^) Cotg / + (4^) Com«/
3.
Durch diese störenden Kräfte B', C habe ich früher (•)
die Veränderungen der Elemente von p ausgedrückt ; jetzt werde ich
unmittelbar die Störungen des Kadius-Veclors är, der wahren
Lange in der Bahn = i» nnd der Breite über der mittleren Ebene
der Bahn s i$ angeben, dabei aber nur die ente Potent der atS-
renden fSimt berüduiditigen. Man bat (')
dl a r
wonm, unter "VenaachlüaMgnng too ^i^ q.s.w., *
d f a
Setzt man für ä ^ seinen Ausdruck durch die störenden Kräfte,
nämlirh
- •/{ - (^) = ./{(^) - (^) -}
oder, da das in Bendrang enf die Goordinaten von p genommene
Differential tob R
-(^)'"-(^)''-(^)''.'
. {') Lotemiehungen öber dm XnMlMk MB 1607. II. AlKtsBliag*
(«) l:l>cnda.sdbH S. 5a.
Matiteamt. Kituae 1824. B
10 B B S 9 B L ' '
so liat man
nelcbe Glddniiig Mie. Cä, Buch II. folgendenuiMB inte»
yfto, um abzukürzen , O für
gcschnelMiii ist.
Dan AmdrudL von ^» Hcir Ijaplmce dnida den
ir; ich werde ihn aber immiüdlMr mat die Mörendan Xxifte eu*
rnckfuhrea. Mm hat
oas — ri7', oder
0= rr + 2r . ^ +/r>rf«, ■
und ivcim man mit ^ multiplicirt und ini^rirt
= - a /•il rfv - /Vi?' rf/.
Du ersie Glied dieie» Ibitegcds findet man, wenn nun für
leinen Anedmck {7] aeist,
= — r- {(2 Sin <p + — Siu 2 <^>^ /*-^ ""^ ,
+ (i-.H- . Cef H-iO»
Wenn man das letzte Gh'ed dieses Attsdmcks mit den leii>
ten Gliede de* Anadmck« Ton ^1» vereinigt, so ist die Svnune
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üier dm ploMtantdim Si&foigm. 11
und vrcnn man für Q und J?' ihre WerÜlA «ettt, auch (-4^)
durch die Gleichung
- - -i7^/<? '''' + -iT^f' (af)
Bim hat daher
Die Breite über der mittleren Ebene der Bahn ist
h s ii Sin (w^.^)^ »j» Cm (M+f) Sin '
Ibn hat aber (a.a.O. S.56)
(^) = - -i- Cos (u^-h^.)
und wenn man [5] und [4] sobsUtuirt
(^) — t(^) i(4r)
Ba
ii B X • • B L
welch* Atiidrfidkie üih. ia.dm ToxtBeflidien, von Herrn Laplace
dem Bureau des Lm^iade$ am 17^ August 1808 Yorgelegten Ali-
handlung, nicht in ilicser Fonn fiudaa. Seist nun die Luegrele
denelbea ia deu Auadmek ^ran i», ao erliSk nun
*"-f^ Sin (» + *)/{(if-)Co,g,-(^)Co«c.]<;M
+7pi^C"(-+f>/(-3r)''''
oder, nach [5] und [6]
*•
Der Theil der Störungen des Radius -Veclors , der Liinpc in
der Ikhn und der Breite über der minieren Ebene dcrseibeu,
wdidier den Gegenstand dieser AUandlung ausmadit, eniatdhi an*
dem ersten Theile Ton A; idi ^erde daher
H=jj |Goa («-1-^) Cos -4- Sin Sin {m'+f) Goe/j
aeiaen und diesem. Ausdruclte die Form
[ I o] ... Ä = ^ |Co»^ /* Cos — f + w— w')+Sin^/* Cos (^-hf
^dben»
Die Entvritikelung dieses .fi in eine Reihen wddie nach den
Goeinossen der Zdt proporiioaial wadisender BSgen fortgeht, hfingt
von den Entwi^lungen tou
rGosf » rSin^, Cos^', Sin^'
abi diese letzteren werden aus einer besonderen, unten folgenden
Umecsuchung hervorgehen; für jetzt aber werde ich
r Cos ^ = ac Cos ifi} r Sin f = as Sin </k
.Si^^f'a^^GM»!»'; ff Sin f r Sin V
und unter < und ^ alle ganze, sowohl positive als uega>
ausgenommen ^ vontduu* Snnncrt wui
ndx an die Bcmerkmig im Satte des s*** Budu der Mietmijue
CäMtof fo findet mm Imcht
Cos {f — <p'+w — w') = ^ (y4- <r) (c+*) Cos( i> — ^fx -l-w — ui)
k k i i
+ i (V+ ») («— ') Cw (— 1> — *^'+ »— aO
k k i i
+ -1: (y— ^) (c— *) Cos ( — tfjL-i-ifji'-k-u—ui')
k k t i
+ ^ (y— *-) Gm ( t> +a» --i/)
E» in aber
j f «»• * -* * -*
und daher, am nn mau, um abzuLürzeilf
^ A k i i i
y «t* 0* dnidi a > c Hh ' dwck «
bemdhiietf
* * —ki i — I
y — (T = a , c — s = a
vrodnrch der gegebene Autdinck die BeMmdmimg
k i k - i
a a Cos ( — iii'-t-u — «')+-^ a /t Cos (— <M — ^f*-»-^ — w )
-k i
' ^ m a Cos (— /^^.ilfiif^w.H') |> « a Cos ( iii-^kfi^+m^«^)
erhSk. Da er für alle pnae < m nehmen iit^ so tliid da» erite
vnd eweite» lo in» da» «kitte and Tiene Glied daaiider gleicii, ao
daft man ihn «chreiben kann:
k i -k t
\ aa Cos (ifi — A/*' + w — w') ■+- a « Cos (*> + Aft' + w — w)
H B B s • ■ I.
und da aucli diese beiden Glieder, für alle ganze genommen,
einander gleidk find, 60 liat man den Atudrack.
k i
= a « Co» {i\L — kid w — w')
und dien to dut sweite Glied von JI [10]^ fblg^ch ist
k i r
[11] . . . Ä Ä aal Cos -i- /" Cos (i> — fca' 4- ü/ _ w )
+ Sin 4- i' Co« (/> + Äfi' -1-« + «') J
Hiemu &lgt
[.,],..„ (g)=.ji
= — -2^ » . « fl ( Cos V /• Sin (/> _ A u' + w — «')
-I* Sin -i- /* Sin (if* + + " + ««^)|
and imm s ir gesetst ^rd,
./(^) ^ i-{Co.i/'.j^ Cos +
+ Sin^- j^he; Co* (*>+V + •»+»')}
woraus, nach [7], folgi,
(i3]...Q = Ay-Jli{co«4'/«- 4Sfr 0>»-V+ « -
+ Sin 4 4^^. Cos (r> + + " + «')}
Muft hat femer
[.4]...(^)CoHj/+(^)Co«c/
=T7 Ii j-Sin/ |sin(*>--Af*'-4-« — »') — Sin(*>+*M' + « + «')|
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iOer ih pbnetarnehe» SionmgM, 15
5.
Die Stürung dar Radius-Vectors «eist, nach [7], die
Intentionen vun
du und du
— 3— - — r- 0'' Sin d> du und — ~ — r- Or Cos * dpi
ToisQs. JSech der im Torigen Artikel angewandten Beacichnnng ift
k k
r Sin B Sin k^.\ r Cos <p =s ae Cos Afc
wo h alle ganze Zahlen bedeutet; rei'bindet man dieses mit [i3],
so erhilt man
_HSiii-i-/«.^Jl . -j-Sjy Co» + Sin*».}
wenn man mit (/u muliipliciri und inicgrlrt , aurli mit dem »Wei»
ten Tbeile des Ausdrucks [7] gjanz äbnlicU verfährt:
A
• 3i3L?«^^«n((*^^),^' W)}
Seist man nun noch ^
g
Cos f = C Co» giJi, Sin f = .S Sin ^'/x
16 B B S • B I.
und vei'einigt maxi die Glieder, welche gleiche Ck>smus enüialteB,
to hat man
Setat man «ndlidi
M> ei1»lt man
Die Bei^echnung des Goeffictenien eines besümmten Gisinus, für
vrelchen also / und k gegebene Zahlen sind, erfordert dne dop-
pelte Sununaiion des Ausdrucks
Mwohl für I alt für gi man kann für i nach und nach
' — I, — a, — i, U.S.W.
«eisen imd für jede dieser Vocanwetzangvi alle g ndmien. Diese
Rechnung läfst sich erleichtern , wenn man die Logaritlunen der
wiederhok vorkommenden Cröfscn in Tafeln hringt, so daf» die
ei'Ste derselben, mit den Arguiucolen k und i,
Lob [ ' i • • Co. 4;/'l
die andere« mit den Argumenten x und g
angiebl. Wenn der in Cos /' multiplicirte Theil bereite berech-
net ist, so findet man den in Sin ^/* mulUplicirten dadui'ch, dafs
nun don erttcn mit
4 Tan« i/'
mnltijplidrt und unter dem GosinusKeiclien m' in — tt' verwmddt.
Man rei^inet aber noch leichter, wenn man in [16] < A
= n und h = n — / setzt, >vodureh num den Cbefficicnten von
Co« ^ Co« («#4 — itf* •♦•« — »')
und den Coeffidenien Ton Sin f SHn (jtfi — kfi'+m — <•')
findet, bdde durdt eine Sununation in Beziehung auf i allein;
nennt man- dieie Coeffidenten J^* und B^, «o sind . die beiden
ersten Glieder von
SS ^ Cos f Cos (ntt—kfi' +»—»*)
+ Sf^Sia ^ Sin (a|u— » — m')
und ergeben daber, ivenn man » -t- g —f setst, den Goeffidenien
Yon Co« (/"m — ifi'+u> — 0)')
C + H-y/^^ ') C ^ (./'^-" -I- ^*')) C ti.s.w.
i/t/) i _ (^--) _^*o) ^ _ —jffy*'^ ) i — U.S.W.
0je' bdden leuten Glieder erhalten einen gana ähnlichen Auidrudi.
6.
Die Siöriing der Lange in der Bahn findet man auf gras
ähnliche Art, aus dem Ausdrudte [8]; *
Mathemat, Kiaue 1024. G
16 B s • S 8 t
Seilt nun hier
<Sui^H--f-Sia<fs(i -.m) Sin ^ft
umi, so w bei der -rorigni EnivricVelung» i+ k+gstf, m er-
_^ *-r »f—tkt
^|«iiC/j.-4
Von iler Bcrecliming dieses Ausdrucks gilt alles das, was bei
Gclcgt'nhf.'it von gesagt worden ist ; der Vortheil , «ucli hier
nach [läj zu recbuea, wird noch dadurch Tcrgröfsert, dafs die bei
der Berechnung von ir «dion engemndhen, durch ^ mxi o.«. w.
beseiehneien Somnen, hier wieder eine Anwendung finden.
7.
Die Störung der Breite ist, nach [9], wenn man, am
abzukürzen, für
P und ichTCilkt,
** « - -^TjiS^ ^>'n (^^ + <f) - Co« iu^ + 4>)]
Nach [i4] tind [i5] ist
P' — ^l^ . X-Sval • aa Sin (i> - + w - ai')
aa ^ Ii — *>» '
— Sin (i>-f.A^*'-*-« + «')|
Wenn nm dieict in dm leisten Ausdradc Ton is »etst, to ynti er
* '■ ( Sin 4» f<^0> — Co8 (im -fr- >*'-»■ wQ'
k Sin/ «a Om^t f— /-l-ii»
" i—kv 1 +
usd wenn mnn Sin tp und Cos ^ nach der oben schon
wandten Bezeiclinung entwickeU,
-7^17 Sin ((*+^)
Seltt man m dieiem AnadmdLe i g —J, i ^s^f-'g, ao wird er
l J «-UY {!-«■) 2 « '\ f-g-k» f-g^kf f
Hill erfordert daher, für gegebene /lind A, nur eine Sununation^
in Beziehung auf
C2
B S • • S L
8.
Diese Tollsländi'gc Auilösung der Aufgabe erfordert nun
noch die Bestimmung der durch c, y, C, C und s, S, S' be-
attduMien GocfficienMiii num. «rhilt diMdbe nach der Mmluide,
wdciie idi der Aikademie «u Jidint 1818 Torgdi^ lube. Bba
hat iMmlidi
S9 c =s Cos ^ Gm i> •
37 ^ SS Sin ^ Sin zft • rf/*
a» y = / 4^ Cos ^' • Cos • dyl
i = Sin 4k' . Sin ly . rff»'
»T S ^ ^ Sin f • Sin i/« •
%K S — y^sSin ^ 4" * ^^^T^i»
limmdiche Inte|ple von ^, t oder fi = 0 bis <v genommen.
IMe wd» ersten denelbcn Immo «ch Icidit anf
• J^Cm t'ii • Co» td* vBoA^'Sm ii» • Sin nd*
zurückführen, die beiden leuteu auf die CoeiHcientcn der £nt-
tridielnng der MiudpunLtsgleichung. Denn man Eat
1.,..— Cos f = Cos e — e, also
e ^J\p09t~.ey Goa i> dß = <|.Sin f> (Go»»-e) + -^Sin ift . Sin tdt
lifol* dig plmelmn^em SlSrmffm. 21
• yio das erste GUed, ausgenommen für i = yä:vcliwiii<]et; daher
0 i
[si] . . . tff-c aa — »90} iwc = -^Sin iß • Sin i^i
a....~Siii ^ = >'(!—«•) Siitt :
»WS s y(i—ee)Jhm <> Sin • • dpt — - Cos i> Sin t
_^ 2l0zfSLyCo« *> Cos e </«
[22]... «»-*=3 0 ; 2»# = lii^:^:^Iy"Cos /fx . Cos £ <ie
S = y^^zz^. oderCJos ^ = ■ ''^^ ^ - *
Das allgemeine Glied von Sin ^ ist = s Sin , also das allge-
mdne Glied Tom Co» ^ 9 i • i )^(i~ee) Co* im» daher
[23]... a» C = — s»ff; C = (1— <?tf) /Co» IM • Cos i «^t
dir-^= V(t-^) ' oder Sm ^ = - V{i-ee) -^^^
Das aUgcmoine Glied Ton ^ Cos ^ ist = J Cos iu , also das allge-
meine Glied Ton Sin ^ s= * • c K(i — ee) Sin /f* j daher
, [24]... 2 T i-rs )/(>— tYr) /Sin i\x Sin c rfe
[a«]... «rv s «ysin ly Sin t'^l*'
6.„.^^=-.^y(,^e.)Sin^ oder^Sin^.=^.il^, folgüch
i
[36]... «»(T = *• K(t— eV)y^ Cos ifi'CM^ä^
i% B B s s a I,
7"" t — ee e(i— efGMf)* "~ T
{t-eCmty * «w»™!"
■^«■•♦-aCo»^-f-4'gCo»2» v^(t— ec) «r<^ I
t — ee e ' rfw «
Wenn man dalur die Hittdpunku(|^kialuni§ durdi
^ — K =s tA' Sin ^ + tjf Sin Sf( + ii<i.w.
beteicluiet, so W man
[37].., C' = c' - jin
[a8J...i'=
de
r>te b«idtt in d«n ««cb« eni«n Fonneln Torknmmmdfin
Integrale
^ Cos <ft • Cü& t ät uju^Sia <jü • Sin tdt
luoMk man leicht auf^ Got (At — ASinc) reduciren, wo h dae
§Miiae Zaiil liadeaiei} dieses letzte Integral «erde ich dnrdi
y* Cos (J^t —kSint) dB SS IJ
besddmen. Mm bat nSmli^
^Coi i/M ' Co» e dt =yGos — (" — «Cosi)^ —-
as -l/Cee 4> . d* ^ -^/bosii» . d/t
ym der leiste Tlieil».Ton n^o hm iisstw geoonunen, Ter>
sdkwindet} also
(29] .JboBt'iA . Ooettftssir . ^Ij,
Ferner hat man
. ^ySin ift • &a$dt= ^^o*t> • Cos c -^^00» (t^i» <fe
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oder
[5o] y*Sin ifjL ' Sin tdt zr-^ Ij, — 2ir •
Die Reibeaentwickclung von IJ erhält man auf die, in mei-
ner Abhondluiig über die Kepler sehe Aufg^ibe angewandte Aia(*),
ISO.... U - . - Ti^(±)V ..,;t^-.)(.^.) (4y
woraus also folgende Formein für die Berechnung der Coeflicienten
^ obigen Aiudrficlw lierrorgplien , wobei die Reiben
der Kfine vcigSB durdt und ^4 beeeicbaet aind:
' (")'"' f 1
i = 4ir- '^(»-**> ■ '
j =
( ' ) AbbaoJluBgea d«r Altademie »816 - 19. Mallieiml. KImso S. 55.
34
B B • Ii
a
- - wr {(• + "C-'O) - ^ , i—
Die ZaIUcnwcrthe von C und S" leitet man aus den bekannten
Goeffictenten darReilicnaitwickelung derBCttdpunLtti^dniiig nach
und 998] ab.
9,
In den meisten vorkommenden Fallen werden die Ausdrücke
von <$r, 8s sehr schnell convergiren, wenn man sie in Reihen
entwiclielt , ^velrhe nach Am Potenzen der Exccntricitäten und der
!Neigun:j lurt&chreiten ; diese Reihen erhalt man, wenn man die eben
bevtimmten Coefficienteii nach den Potensen von e, e', / sehreibt
und in die A.iudrücke [>7]' C>9] Dnrdi eine dop-
pelt, sowohl nach dieser, als noch nach ciaer andern Art, ge-
führte Rechnung hohe Icli diese Reihen bis zu den Gliedern der
zweiten Ordnung incl. entwickelt, und führe das Be<inliat davon
hier an ; wenn die höheren Ordnungen noch merkliche Werlbe
haben ^ so iat et bequemer, nadi der oben entwickdien strengen
Methode zu rechnen.
1
*— I
-|-Co$( — |u -f-oi — w') |e
•4-Gos — fi'-h (0 — »') \e
p—1
i
I W 3 6 \
» — I i»— 2 »•—3 {»—
IT— I
3v — f
j
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dAer dia pltiBHOnscken SkSnaigem*
36
' i •_ n 9_ M \
9.4 9 . 4S 16 24
— — —
Cos ( — 2fx'+u)—u') ^ ee'*
+ Cos ( 3 lO g •'«'■
[53]. . . . Äi- = /» • Cos /• f (iWe') X
._!_ + _! L_+
i £_ ^ <
1 2^ — 1 »» — 3 """(»(!»—
4 . »
3» — 1
4
3r — a
a
I
^)}
Sin( fi+ (•)') I ee'
Siii(— jbi
«5 <
— 1 f — 2 f— 3 (i— 0" C
. i. 2 \
4
6
2 1 )
_;.H.„_aA4-ee{--i '-^'± '^-r^
+ S.n ( 3K- i "{t - F— - Pili - F— - F— +
— X — --^ i IT-^
r llF 3f — I Jv — S Jf— 3 Pf — !)■
+ 8in( |»_3m'+«— «OV«'«^
-+- Sin ( —
W Sin (m + m'-I- w + w') Sin -i^ /*(_ i-
MaÜtenutl, Klasse 1824.
F ^ F-l-l ^ F+3 ^(..+ !)•
1. D
26 B- s » • B V '
Obgleich die immer conveigirecde Keili« [3i] zu der Berech-
mpng der Zahlcnwerthe von l^ hinreidit und daher für die Auf-
ffhe, wdicihe anfplSBet wcnieii tollie, .von dieser Seite iiidiis m
Tffinscben übrig Ueibt,. to glaube ich doch diese Gelegenheit
mUMn zu dfirfen, um über die be^mmten Iniegnle» vfdche hier
angewandt worden sind, et\vn<i zu wgen.
Nicht nur die MiuelpunLtsgleichuog und die GroSaw
Gosf , Si&f, rCosf, «-Süftf , ^Goef , ^ Sinf
fähren in ihrer Entvickidung auf diese besummtcn Integrale, son-
dern dieses ist audi der Fall bei
logr, r", r^Cosm^, r"Siiim^, r"G(Wi»f, r"Sinmt
immer wenn n und m ganze, entweder positive fxicr negative Zah>
kn> 0 nidu ausgeschlossen, sind. Da die meisieii PkraUaiift der
^ysisdiai Aitrpaoniie atif «oldie Reihenentvlokeliiiigen nirfi.«^
führen, so ist dite genavetre Kemitiyft dieser Iniegra^ irfiO'
sdiensweiiJi .
Ich weide, der Kiir?« »cgen, die vier Integrale^ von 0 bis
2» genommen, folgendiriualsen hezciclinen :
^ L=y*,Cos i> Cos « ^h'^J* Sin ifi-ßmßdt ,
3v ■» /» Co» iu Cns r f/j 3a- /*S'm i'n Sin » f/s '
Digiti<::cü by GoOglC
Hier plamtari§^em Sl&to^m. 27
und zuerst zeigen , dafs di« JBuwickfliimg dar an^^ährten Gröüieii
von denselfaea abhängt.-
SewidhneK • man d«n GodBcivttiBi toa Gm i> m der Eist-
trickdung dea Logarithmen von rdnrdk A und nimmt man
danelben to, daft die Reilie nidiit nor alle foudvm ganxen iV «m-
dem andk die negativen cndillt» ao Iiat man
sirHs ^ log r Goaif« • dfi
alio, mit AjMnahue von i ss
[$5] H^-jif'
Für / = 0 erhSIt man einen bgttidmusehea AvadradL;
liat nämlich^ ivenA man <
dnrch X haadchnet nnd die halbe grofte Aze = i annimmt,
nnd wann anut mit dr ^ 0 Sin « dt mnlii|dicirt nnd intcigrirt
lur Beadmmnng der Gonstante e ist, für f s 0
log (i — e) =«— '« + 4- V + 4- A» + . . . .J = <f +«/ («— *)
also
logr=/y£p^Jj- — 3 |AGü«t-i--|-MGo«st+4'X*Goa3<-i-
und \vcnn man diese«! mit dfi s (i'— tfCoa«) moltiplicin und
von 0 bis 2 7 integi'irt
[36] A = /-^^+Xa-/-iJ^
D2
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38
B ■ 8 S B I.
Don (^oef ifienten vnn Gü8 ifJi in der Kntwickelung der gan-
zen Potenzen des iladiusreciors =■ r", bezeichne ich dui'ch
i ich ^ide raent die vkv btegrale durdi dicw Coefficienten
amdruckak imd daan eine ellgemieine RekUon swiMben den sa
venduedenen Potenzen von r gehörigen C geben, vroraus denn her-
vorgehen Avird, daüi .0^> jedesauü. »u£ diese Integrale snrüdkgefubrt
werden kann.
JAIbh hat
i ... .y Goa r> Gm t<^t = ^ f Gm i> (i— r) dtss^ C«-»>
»' ''•
iroTon 1 = 0 ausgenommen i^t.
s . . . 4» Sin i Sin 4x— Gm ifAdks-. I C<<>
Wenn man im leiztcn Glicde •\yir\Hcli tlill'ereniiirt und Sin t* durch
/■ elimiuji't, so erhall man, mit Ausnahme von i s= o.
oder
Die oLlh erwähnte allfjcmeino Rchktion erhält man, wenn
man den zweiten Dilierentialquoiientcn von r", vor und nach der
Eiuwickeluug in die Reihe, vergleicht j man hat nämhch dadurch
s _ R . (ff— i) r^" + » (m— 3) r— * — « («— 2) (i— «*)
a — Sil CM Gm i>«
' folgücfa
[37]...»=«C«— «(«— j) C^"-"+ n (Jrt-J) C<— »>— n («-2) (i-#(>)<3e-«
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über die planeiariscken Störungen. 29
und diese Relation, verbunden mit den vorher gegebenen vier
Säuen, besiiount alle C^'K Für vmcbiedene Werthe von n lindel
man nämlich:
n = — 2 . . . .
8(1
— ee) Cf-*)
A ^= — 1 • « • •
3(1
MSB O.*.«
A ^ » « • «
0
—ee) C-»
0 B M C« — « <7» + » C«->
*
A "f* S < • • •
0 =5 iV C<" — 6 Cto + C<*> —
3(,
— e«-) et-)
B 4* ■ > «
0 = H C<« —1« 4. 20 C<'> —
«(1
n. t. w.
Ferner hat n
lon die t ier Sitie
fL= et-'5 ; L'=-/ Cf"
+ Ct-> i M'= y 3C'-'J + a (i-tfe)C'-^^J
M» dali die YaUndmig defselfacn mit 6m. dien engefuhrteii Glei-
draagen «owohl hinnidiend al» nodiwendig ist, um alle C su
= {(»-f-e«) L ^ I iL' + M ^ 1 (1— m) M'} : 2 (1 — «e)'
b{L + iL'-f M} : {i-ee)
C<-»>= L+M
C'-)as L
C<'> SS-4-L'
i
<«
II p
- u. ». ir*
Für / s 0 hat imn, Matt der Rdation [57], die folgende
30
6 G S S B L
£39], . . 0 SS («+!) C^-^ — {2n-\-\) Cf-'^ + (i— «e) j»C<^>
und diese, verbundea mit
giebt alle äbrigeu C,
Dafs auch r'Cos und r'Sin Ton den vier Inte-
gnloi abhäiigeii, . lafit «ielk «m kidttetteu dadurdk zeigen,
■ man diese Ausdrücke TOifc ^ befreiet und dagegen r einfäliit. Min
hat Dimlich Cos m <p gleich einer ganian rationalen Function Ton
Cos* = woJuroli /"Cos m<^ sicli in eine Reihe von
er I'
Gliedern , von der Form F - verwandelt , deren jedes daher, in
seiner Entwickelung , den Coeßicienteu von Cos //x = F •
giebt; r* Sin ist dagegen gleiöb einer Reihe von Gliedern Toa
der Form F Sin ^, oder
nnd der Goeffidcnt von Sin ifi daber
Ehen so wie r" Gm und r" Sin Inf verhalten stdi in
dieser Beziehung r" Cos und r" Sin mt. Es geht also hieraus
hervor , dafs alle Eniwickelungcn der ganzen Potenzen des Radius-
Tectors, oder der Producle dieser Potenzen in Cosinusse oder Si-
nn«« der VieUachen der Anomalien, von den vier Integralen ab*
hängen. Die twecitnuifsigsten Arten^ die Rednction wirUich an
machen , wird man aus den unten ToAommenden weiteren Untere
•ucfanngen über die Iniegrale ableiten.
Was die beiden ersten Integrale L nnd JJ betrifll, so ist ihre
Reduciion auf oben [29] und [3o] schon gegeben; wir werden
also nur diese tvanscendente Fvnctioa näher nntevaacben dürfen.
Man hat
Cos + 1) £ — A- Sin -+- Cos ((i— i)t — A Sin = sCcw (ü— ^Sint) Cos e
und wenn man das leuie Glied
Cos — k Sin s) 1- Cos (/■ e — /i Sin e) (/ — k Cos «)
•dbnibt, mit ä$ mnliiplicirt und Tan«« Ins intogriit
[4o] 0 =*rr'-«/i;
Am dieser Glddinng geht herror, 4«li nein durdi swei
FuncUoBOB dieser Art alle fibrigeii enedrüdcn Icann, und dafe mm
daher nnr iwe!* z*B.
T*— - ** -1.
SU kamen Imncht» um alle dadurch su fiodcs; temer dafa
[4»]. i7'=(-iyii
iatf M» daCi abo nur poaitiTe gniae £ beiiBchtet ^fferden därfen.
Dan Anadrocfc Ton ^ dur^ I* und I* «1^31 man durch die
Eigenachaftan der EueuenbrÜdie. Ibn hat nimlich aus [4o}
ft^=- II
, A Ii*'
'-Ii
und wenn man dieses fortsetzt
r/.i ^
t— rr
TT
I —
-1 ^- »
1 —
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33
B s • » II !•
Für A s 00 giebt dieser Kettenbnidi das YetUlinils iweier
«nfeurander folgenden Functionea wiahhinyg -nm «nderenj
für I is 1 lud A as I — 1 gpebt er
[43].
IS
Jk_
= - — Et
I— -
tl— *.tl — ■
» I - « Ii •
Verwandelt man diesen Kcucnbruch , bis 7.u einem Gliede
1 — incl. genommen , in einen gevrühniiclien Bruch und
bezeiclmet man Zahler und Nenner dess^ben dnrdi ^***uiid ß**',
M hat man [45]
ahnlidie Ausdrficke bat »an, wenn man cnooetHTe i in i — u
i—*t 1—1....* verwandelt i muliiplidrt man dieMÜhon miteinan-
der^ CO ist daa Product
oder
[44].. ..I, = -» »4„_..«i-»|^«r^.. _ ^ -o I j
Eliminiri man I" imd I,' aus drei Anadrficken dieser Art für
Iii Tl. T/, so crliiili man eine Gleichung zwischen diesen drei
Functionen, welche durch Berücksichtigung der bekannten Eigen-
schafica der Keltenbrüche ^ auf ihre einfachste Gestalt gebracht
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33
werden kann. Wenn aber i ein kleiner Bruch ist, so ist weder
[44] > nod» ein anderer endlidier Ausdmdt, treldier ein liClieree
1^ tau swei* niedrigeren ergtebt, snr Rechnung bequem; denn dm
I; von der Ordnung von ist, so isty^" ~"I° — B^~'^ll Ton der
Ordnung von und wir ' Jui h den Unlcrschied zweier Oröfscn
von der Ordnung von X gehmden , also mii desto geringerer Ge-
nauigkeit, je kleiner A und je grufser i ist.
Von dieeer Unbequemlichkeit frei ut ein anderer y shsr üb*
endlicher Ausdruck T<m » welchen man leicht aus [44] ahlciten
kann. Eliminirt men nämlich an* den AnedrfidMn Tun und
1;"^% ao erhllt man
— ~- ff 4- -" l;^'= -"ji;
und nach den bdkannten Eigenacheften der Ketienbrüehe hat man
«eist man dieses in den eben gefundenen Ausdruck» so ^rd er
-H-B^'-v. + B—'ir
k I "
und nach [4l]
145]. ..Ii = , , 4'!'.,.,< • ^.■._?iri.-.»
2( > 3«-|- 1
Diese Tersdiiedenen Ansdräcke kAnnen, wenn man nidbt un-
mittelbar nach der Reihe [3)] reebnen wiU, benutzt weixlen, um I]^
aus 1° und \\ zu erhalten; [44] niii desto geringerem Nadubeile«
je grofser k ist.
Mathenmt. Klasse 1824. £
34 B B s I « s.
12.
D^^MBlUre man st I« = f Cos (it • A Sin •) dt ia
Irnng vai k, »o erliiilt man J*Sin (tt — j| Sin t) Sin < dt» «lao
mich Ißo]
= i- i; - r,*S oder
^ - T - "3r
, 10 «i|pebt sie
oder
iMMM^erer Fall i»t
''''
Vergleicht man [/jo] und [46], so erhält man die Diffisreniial-
gleicbung der zweiten Ordnung, welcher entspricht:
Die durch [46] angegebene Verbiadimg der vctidiiadeMn» su
einem gleichen Ai^nmeate k gehörigen Fimciionen, ergiebt die
endUcbe Veiänderung einer derselben , -vvolcbe dadurch oiUteht,
daft Ic sich in A ^ » Terwandeli. Man hat nämhch
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älter die pJmmlameheH^ Störungen. 35
Ii
-(t) (t)
. r»
1^
w_ Ii«
U. 8. W.
«Iio nach dem Tayloncbeu Lehrsaue
oder
welche Reihe zur B^Mrohrnnc: und InierjtulaiiDn einer Tafel dieser
Functionen angewendet wcideu kann und bei der, dieser Abhand-
lung angehängten, von k = 9 bis ü a 3, 2 gehenden, Jt und I^'
cttduitenden, benutst woiden ist.
45.
Aui di« Function lasten sich noch andere Integrale z\x-
rfidtfiahren, "wie aus den folgenden Beispiden bervorgehen 'wird.
[5o]... Cos (tt— m Gosi — II Sin«) dt sb Cos ia l'^„^,,t
Bewei s. SeUA man m = A Sin « , USA Cos«,
so wü-d der Ausdruck
£2
36 B B « • B X.
= ^yCm (.1«^. f«^a Sias) S^±1JCm (f»-a Sia s) dS>
+ üiLifL y (/s -«Sin») rf»
Das letzte GHefl dieses Atisdrucks verschwindet aber, wenn man es
von 0 bis 2v nimmt; denn Sin (<2 — aSin;;) läfst $ich in eine
Rdhe yoa Sinussen der VidfiidieQ toj» 9 Terwancleln. Also Ueibt
nur da« ente fibrig und dieses gidit ■
Cos I« 11 = Cos ia l;
[5i] . . . -^^'Cos tt Cos (/«Cos e -t- n Sin t) dt = Cos la für ein
gerades i und = « ffir ein nngendes*
Beweis. Das Integral ist
Cos (/ £ — m Cos « — « Sin «)</«-*- -^^'Cos (— «— «Cos c — « Sin £; <^€
also nach [4i3 und [So]
^ Cos /« + (-ly rft..+.„} ^. Ä
[Sa] Sin / £ Sin (m Cos e -h n Sin e) rfe = Gos /« I;,..^.., für ein
ungerades / unil = o für ein gerades.
Beweis. Das Luegral ist
. JLy* 2«$ ((«— m Cbss^» Sin«) dt ~ Gos(^»— mCoss—nSine) A
also nach und [5o]
^ Cos /« - (-0' J;-.-.*...} ^- ii'. ^.
\SS\...^ fCo»i" Cm (kSint) dn llhi^^^Lv,
Beweis. Durch thciiwcisc lutef^ratiuji erliult man das Integral
Sin s Cos •• -•Co» (ASins) — Cos Sin (ÄSint)
+ (c/- ))yCos«"-'Cos(<Sine)rft-(3/-i)^yl;o«t''Co8(*Sins)<ft
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üier die plaiietarischen Störungen. 37
WO die beiden ersten Glieder, toü <^o bis ts»v fftOsanaaK^f
verschwinden ; mau hat also
uad wenn man
yfc» . Cw (*Sini) if< dvrdi ''' y'*"*
bezeichnet
0 s — i) — (') + (' + 0
Diese Kelaliuu blirnint mit [4o] überein; allein für < = 0 and
/=si findet man ^o=iJ' und = i;, aUo euch as If* ii.a.w.
E» D,
Bewei». Cus c*' Cos (X-Sin«) enthält nur gerade Potenzen
von Cos £ und Sin t, also mir Cosinusse der geraden Vielfachen
von c; y Cos £*' • Co» (X Siiis) dt also, aufscr dem iu i muliipli-
cirieu Glicde, nur Sinusse der geraden Vielfachen vuu e, vrelche
daher, von o bis -J: V| v<»i ^ 9 \Aa Ton t bis <|- und von
ir bis s V ueDommen« vecschwinden. ' Man bat daher
/k,s Cos(ASine) dt = i/^«» ^o« (ÄSiu.) '/^GJ.T, J
— i-a-— i; nach [65]
Schreibt man z füf Sin e , so erhält man dt = .-v^ -y ,
Cos = 1 — zz und liuuiii duu 6au.
[55]... '-^J^r^' Cos («Sias) » I»,.
Beweis. Die linkenden Potensen toh Cos «, in der Ent>
widulung der Bzpona&iisl^ise TendnHnden aus den Iht^raki
man hat dassdbe daher
38 B B s 5 I I.
-4- ~ Sia«* — ete...^
und das aUg^ndiie Glied des Pradoct» diecer beiden Reibai
allein^ /-Co, Sia ,"ä. = . ^^^^j^ und
her das allgemeiiie Glied
Das allgemeine Glied von 1° ist = ( — i)' ■^s^^ggf»
wenn mau y{nun—ntt) für A schreibt, der Satz fol^
Man könnte die Anzahl dieser Sätze noch sehr vermehren,
auch, durch VerwerliM lun^' der Sinas und Cosinus Ahänderangen
derselben machen , allein ich glaube nicht länger daHel verweilen
zu dürfen. Ich bemerke nur noch, dafs die llcilienentwickelun>
gen von Cos k • 1^ und Sin it • 1/ nach sehr einfachen Gesetzen
fortadireiten : man hat nimlich
i; = Co« (*Co»s) 0 ^-—J^Saa. (ACose) dt;
dui-ch Muluplicaiion dieser Gleichungen mit
Cos k
Sin k
findet man
Sin k
— CosÄ
Cos . i; = -^J^CMi/t-kGMt) dt= -^JCM(iASin-^t*)dt
Sin * . If = Sin *Co«»)rfta= J^ySin (j^Sin -W») <is
und vrenn man die beiden leisten Auadrücke in die Reiben
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«ntwickalt mid jede» Glied deneUben von o bis sir ntramt,
{_ • m . » I« 1.».? 5. ».7. ♦.II,-
Die Function J° hat mit den Sinussen und Cusinussen die
merkifärdige Eigenschaft gienieiii, imuMr irann ihr Argumoit k
Ton snir Us ux (an«!-«) t 'widttt, swamal zu 'MMchiffinden und
diiim das ZeicLen zu indem. Idi iverde seigeBf d«fi I* Ton
k = m- bis (m + ^) T immer positiT »t, wenn jn eine gmde Zabl»
und negativ, vrenn /n luigerade ist.
Wenn man Sin t — z imd k = l"*** • 7 setzt, wo m' ei>
-aen eigentUdben Bmch Itedeutet, w» hat man nadi der bei [54] ge-
; = Co.— 5 — ,5. -pjr3=rli...Ji
«chreibl man » für (sm^m^s» so verwanddt sich dieser Aus-
druck in
Das Integral, von = a bis p s & genommen, ist, wenn
man A k für 1» schreibt
nimmt man mm /< nach und nach = 1, 3, . . . . :m — 1 und a und
it immer s A — 1 und A ^ 1, so ei^iidn der ieuie Ausdruck
B B » 8 B I.
|^(w»-(»lii-3+«)«) y(w»~ßll»>14.|f)')| LW« »— l-lj
/ Cos — ■ ** • « -.
^yo iJi für sni m' geschrieben isi. Die einzelnen Glieder dieses
Aufdnicks sind paaitiT, in leiste oflenlMr ireil j> u immer Ideiner
üt alt » die filirigieii, weil ilur poritiTer Theil fpeöiust iat ab der
negMUTej denn man hat
/Sin — u • du _ _ ^
L - 1 = /Sini» ?
i 1 rron M=o"i
>'((uu— (»—«)•)/ Lw« *«— u
wo der Nenner des positiven Theils sicis kleinei' ist als der des ne-
gaUTen. Femer ist jedes folgende Glied gi'öfscr als das vorherge-
bende, wegen der immer abneluttendeii Neoner; die Sunine iweier
«ufeiiModer folgenden hat daher das Zetchen de* leisten derselben.
Wenn m gerade ist, so ist das leute Glied in der Klammer poai-
tiv Tuul daher die Summe aller Glieder positiv; •wenn m ungemde
ist, so ist das letzte Glied ue^uiiv und daher die Summe aller Glie-
der bis zum zweiten negativ und das erste Glied, so wie das Glied
av&er der Klammer, sind gleich&Ils negativ«
Diese Eigenscbaft kommt der Fanctioo I? nicht atletn su,
sondern alle besitaen eine ähnliche. Han hat nämlich [46],
wenn man, Kärw wegeni Ii durch (4)' A'" und durch » be-
zeichnet
^ - - mr *
voraus folgt» dafs iP'*^" Tersch^det wenn /{'"an Maximum oder
Minimum ist; allein zwischen zwei Werlhen TOn i oder x für
welche ' Terschwindet, li^ sothwendig ein Mnimiun oder Mi-
41
niranm, also auch ein verschwindendes R^**\ Es ist daher klar,
dufs Ij eben so oft — 0 wu-d, so oft 1° ein Maximum oder Mini-
mum, ist; s^misdieii iwei Wothen k f3r vddifl 11 rvnAmib-
d«, li^ immer ein Bbximilm oder Miiiirnnm TOn II' , dshcr dn
veradirnndendes If , u« c. w.
15.
Die Leiden im lo*" Artikel durch M unrl M' bezeichneten In-
te£!;rBle sind weit zxisanimcngescir.ter als die beiden anderen L und L'.
Eine criiilichc Keiaiion zwischen einem derselben und der trans-
. cendenten Function ccbdnt niclu Torbanden su teynj allein nun
Luui «ehr Idcht zdg^, dafs beide aieh auf Lttegrale von der Fonn
1 — e GcM< ^ Ijmi « — 2trJ
«orückfübren laaaen. Beseichnet man dieie« Integral durch
so hat man nämlich
X /.Cos (/. - A s;„ oj:o|^ ^ . ^ + ^
wocans ffir i( s ie die Ausdrücke Ton H und M' folgen* nSmIidi
: Man liat fcmer
««^ 1— «Gm« . ^ '
t— eCoii c * ^ « '
und die Terhindung dieses Ausdrucks mit dem vorher für dasselbe
1.*'
Integral gefundenen giebt
Maüiemat. Klasse 1824. F
43
B ■ 8 S « Ii
m
woraus alao hervorgeht, dafs jedes /« durch 1° , , und Jl ge-
Imiden werden kann. Es wäre also nöihig, noch /* wod Jl nü<
her m untersuchen, alhnn es ist mir nichi gelungen » diese beiden
Imnscendenien Funciionen, welche die bei-ien Ar!];innenie e und k
haben, auf andere, nur von Einem Argumente abhängige, weiche
in eine Tafel gebracht werden küniueu, zurüdwzuführen.
Die Methode, das Integral in dne Reihe zu entwickeln,
habe ich in mdner Ähbandlung fihei* das. Keplersehe Problem ge-
geben; hier theile ich eine zweite Reihenentwicklung mit, wdche
die Tafel für I," und Toniusetzt und in allen Fällen conTer|pit.
Man hat beLaniiüicii
t-etotn Vii-^) {* + Cos t + a A* Cos «« + «X* Coe »«
wo
mulUpliciri man diese Reihe mit Gos (i<— ASint) dt und inti^rirt
von 0 bis 2}r, 80 erhalt man:
~ |/(|— er) "** ^ * Hh...«
oder anders geschrieben
£ö9j j; = TW=^ + A'-'i;
^ X'+* i; + X'*« ly^ X'+» I.* ^ eic. ...
+ X + x« r,*' + X» 1;+» + olc.... J
wo die beiden unendlichen Eeihcu nul einem Gliede der i + s"
Ordnung anfangen. 'Will man tob zu dem fdg^den J*,** fihei^
gehen, so erbilt man eine dasa dienlidie'Formd, wenn man den
dien gegebenen Ausdruck mit X muliiplicirt imd das Product
dem ähnlicshen Ausdrucke für J',* ' absiditj man hat dadnroh
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fool.»J;*' = A . j; ^—^—^\^** + A + A* l;*^ + eic....J
Win mm «He bddoi üiM^
2irt/ 1 — eCk»s« 2ir t/ J— cCo««
«nf die Goeffiaenten der Reihe für die Mittelpunkn^eichimg
^ s ft + a^'Sin \i + 2y/' Sin 2^ + elc.,..
surödittltten, ao geacbieht diese« io^endemwiteii:
-1- /"-^ ' " ' rf. = ^ /•Co. rfe + -1- r<^i^;^*
tro das leute Glied der Au«drack von ■ jj* — r i&t* man
bat daher
£6i] lS.^yj^A'^'-%,',
ferner hat
4^ ^ Si^* Cos*) = f-i— + ? 1 i
^ \-er^*^^^^'^f l-eCk»i« \ 1 - « ^ i -e Cm« J '
entwickelt man diesen AiudrucL in die ReÜie
«^'SinM-l-*-B"Sm«M + «B'*SiiiSfi4-etc... ,
so isi einerseits
und andrerseits
■an hat also, nach [3u],
[63]... M' = _ i;. + _
Bei tl<;r Auflösung der Aufgaben clor plivsisclien Astronomie,
welche auf I; uml aturückf üliren , wird A meistenthciU nicht
F2
U B X • • S Ii
■ehr gi'ofs seyn; dann iit der Gdmuob dar Tcfd üSr die erste
dieser Fonciioneii nicht so swedunÜsig und bequem, ab die di-
recie Berechnung des Reihenausdrucks denslben. Um aber doch
Ton der Anwendung der »in Ende dieser Abhandlung abgedruck-
ten Tafeln Beispiele zu geben, werde ich den Coefficienien von
Cos 4 /LI in der Entwickelung von r' und den Coellicienten voa
Sin 4M in der Entwickelung der Mitlelpunkugleicbung, beide für
eine Ellipse, deren Ezoenirieität as o, 3i ist, mittebt der Tefeln be-
stimmen.
Der Cocflkient von Cos iu ia der Entwickelwiig Ton ist,
nach dco Formeln im lo"" Artikel
also f ör t = 4 ,
und nadi [39] und [3o]
= V(t-ee)i:,,-^i:,,4.^el,»..
Aus den in der Tafel enthaltenen Werthen
I' t = 0, 566*5 51M4 und I], 4 s 0« S4l9l 77ia9
findet man
I*^, SS 0, 00906 «7t7 und I*,« SS 0, 00iS9
und damit den gesuchten GoeflScienten =s + 0, 0006« 3sm , wobei
EU bemerLen ist, daft man ihn verdoppebi 'mufs,' wenn* man nur
die positiven Vidfacben Ton ^, in der Entwickelung haben will.
Der CoeOicient von Sin ift in der £btwicLeliuig| der Mittdp
ptuiktsg^chting, ist
y{i—ee) i r Co« iV • dl _ ]i^(t— j,
/ * 2ir «/ I — Co» t f ' •
also, für ( = 4 und e = 0, nach [69],
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fiter dtt» pbaOaiimAtu Slonmgm.
46
4: A i:.; + V i;; , + i «c. : . 1 ,}
Man fiiideti
I" s 0, SÜSS stm
V ai 0, 54IM 77U»
I' ft, ans «HC
I' oi 0, OSOiS 77133
I* M 0, oosot 2sm
r a o»«(gtf ais
I' s fi, (vrwt 5Vj(ii
1' a Oj IWKfO IJSJS
X> I" a 4. 0,«OM 4CKI — tUM MO % 1* s ^ «««MB 3Un
X* I' BS 0, n;M:a «.</,]<( ^- x' I' = ' riOi X* 1* = -«- «T«
A.* I* B 0,00077 isiu X' I» « — jin I' a> sor
^ I* — B, Ona SIMS -t-X* V mi «B X* I* M u
I* 0, 0QW6 2S7I7 — X* I* « 3
und Uennit
-•- OfiM» Staat — Offlflootnm -f-i,«aDaa
. Die. Summe aller drei Theüe ist om90 4iM9 und daher der
gesuchte CkjelTicieni = o, 00722 60252 = 2 I' so", i7 W9; er muf» glcidl«
falls verdoppelt werden , wenn 4)« Sntwickieiung nur die poiitiven
Vielfaclien von enthalten soll.
46 B s • • B &
l'aiei der Functiuaea 1^ und l^.
k
Diff. I.
j Diir. 11.
i;
Diff. I.
Diü. II.
i>, 00
t, OülXX i
ooooo
- 2 49998
99979
0, ooooo ooooo
-1- 499 99375
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0,01
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112491
0,03
0, 9!>5J77
50127
- 17 .49727
- 4
99697
0, 01499 83126
•♦• 499 76877
0,04
0, 99960
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- 23 49424
- 4
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499 61880
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0,10
0, 99750
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- 52 42752
- 4
97730
0,04993 75260
-4- 497 93284
41180
0,11
0. 9!)697
72869
- 57 4oiS2
- 4
972W
0,05491 68544
-♦- 497 52104
44910:
0,12
0, 996-io
323S7
- fi"2 3-:'»i
- 4
96833
0,05989 20648
•4- 497 07194
48636 1
0, U
0, 99.577
9-aiii6
- (>: yu-,\\
- 4
96326
0, 06486 27842
■*■ 496 58558
52656
0, i-i
0, 99510
59992
— 72 30940
- 4
95785
0,06982 86-100
+ 496 06202
56075
0,*5
0, 9943«
«MS«
- 77 36725
-4
95205
0,07478 92602
+ 495 50127
59786
0, 16
0,
02.127
- M M9J0
-4
94590
0,07974 42729
+ 494 90341
65494
0, 17
0. »STS
80397
- tei l£530
-4
919i5
0,0846i9 3 3070
+ 494 26847
67196
0, 18
0, H9l»l &n77
- Sn 10455
- 4 9Ji4s
0,OB8ti5 59917
+ •i;»3 59651
70193
0, 1!»
0, *»99
- 97 00700
- 4 92517
0,09457 19568
492 88758
74505
0,20
0, 99002
49722
- 101 96217
:J
91755
0. 09950 08326
492 14175
78269
0.21
0, 9S900
53505
— 106 87972
90951
0, 10442 22501
+ 491 35;W6
81945
0,22
0, 9S793
65533
- lU 78923
- 4
90116
0, 10933 58407
•4- 490 5396t
«5610
0 2J
0, 9X081
86610
- 4
89239
0 II 4:24 1:3 i^H
•t- 484 68l43
S9M1
0.24
0, 98565
17571
— 121 58278
- 4
88329
0, 11913 80711
-»- 488 79062
0. 25
0, 98113
59293
— 126 dMior
- 4
87382
0, 12402 59773
■¥ 487 86125
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2,99
—
0,25664 274 1 4
—
3iO
.92135
+ 3
73069
0, 34278 076.92
—
372
18107
—
1 77027
i,00
0,26005 l.'1^49
.117
19066
-»- 3
74822
0,31905 89585
373
95114
1 73782
iJ,01
_
0,26 »42 3S615
_
III
44244
-♦• 3
76545
0,315)1 94451
375
681' H)
1 70522
1,02
—
0,26675 82S59
—
329
67699
-»- 3
782 14
0, 31156 25515
377
V-i 1 ( K
1 (i725S
1,01
-
0,27005 50558
-
325
S9465
-•- 3
79889
0,32778 86097
II i
-
1 1) !?<t4
J,o4
—
0,27331 40023
—
322
09576
-•- 3
81513
0,32399 794o4
—
3 Hü
1 UÜ6S2
;3,os
0, 27651 49599
318
28061
-»- 3
83103
0. 32019 08737
382
31349
1 57381
1 »,06
_
0,27971 77662
_
314
44960
-♦- 3
84660
0. lUi!f. TTfiS
IS i
St(7l2
1 54070
1 1,07
—
0,28286 22<)22
310
60100
-»- 3
861^5
II, ii2:i2 S^itj.iii
,3s ;
i.^802
1 50750
J, 08
0,28596 S2922
306
74US
-1- i
87675
0,30867 45S54
—
386
91532
—
t 47419
3.09
-
0,n90J 57017
—
502
86440
*i
29154
0*50420 52J02
388
40971
1 44079
' 1, 10
0, 29206 34 «77
298
97106
+ 3
90556
0,30093 113)1
389
85050
1 40732
,J, II
0, 29505 407«3
295
067.50
3
91948
0,29703 26281
.391
«5782
1 37372
.1,12
0,2V^00 475 U
2^t
14802
+ 3
93 104
0,29311 00499
392
61154
1 340O9
1.11
0, 10091 62115
287
21498
■+■ 3
94627
0,28918 37345
391
97161
t 30614
i. 14
0, 30378 iis n
281
26871
-t- 3
95918
0,28524 40182
395
27797
1 27253
J, 15
_
0, 10662 10704
279
30953
-»- 3
97173
0,28129 12)85
3.96
55050
1 2)864
3, 16
0, 30941 41657
275
5J780
5
!«8i9i
0,27712 57115
.597
7«9l4
1 20468
3.17
0,51216 75447
27t
55587
5
9958»
0,27114 78421
398
:•»> (82
1 1706S
3,18
0,5t4M 10924
567
55204
■1-4
007 15
0,26915 79« »9
4oo
16447
1 13657
3, 19
0,51755 46628
265
55Q6»
•1-4
01855
0,26535 62592
4oi
50104
1 JOMI
3,20
I
o,i2tift ticinr
0,2(154 52422
Von der Integration der linearen Gleichungen
nut partiellen endlichen Di£[erenzen.
Von
H™- EYTELWEIN.
[GdMM iD AiMlouB im WiaaMBbfttt w 3. Joai ISSI.]
jßedeutet 'G, irgend eine unbekannte Funkzion der veränderlichen
GrSfien m imd-r, wo m und r jeder ganzen Zahl oder o gleich seya
lidnnen, °n> hcifst jede Gleichung in weldier diese Funkslon für ▼er*
8chi<-(lonc Werihe tob m und r vorkommt, eine Gleichung mit partiel-
len Difleienzen, und man ist im Stunde diese Di [T'fienzgicitliiing zu in(e-
griren , Avcnn tler Wei ih der unbekannten Funkzion 'G, angegeben
Mrerdca kann. Dergleichen Diflerenzgleichungen gehören zu den dop»
pdt vMderhehfeikdefi odeiF iMunro • racDireriten Reihen t und sowohl
Loplace {Menmiret wr k$ milet-riewro-riemTeniu, M^. de Mh^daUtt.
Tom. VI. Paris 1774. — Eechreches sur l' integralion des etfuations dif-
fervntwUcs ßnics, Mem. de Matlu'mnt. Anncf 1773. Park 1776.) als auch
Lagi jinge i^üecherches sur 1' inlvgration des etjuations litie(tircs aujc di//c-
rences finies et parUedles; JS'ouv. Mem. de V Acad, deBcriitif Annie 1775.)
haben xoent dher dieae Reihen ansgeccidineie Untersuchungen ange>
aiallt, ohne jedodi die eneagende Funlzion, aus welcher 'G, enutan»
den ist, näher zu bestimmen. Man findet awar in ^riogast, Calcul d«9
düwatum, («Stmu^oufy 1800.) de>|gleidiea Unnaiwchiingm ; aUetn abg»-
6A
sehen von Jer dortigen Bezeichnung, wird es nicht unwichtig seyu, die
luarlier gelifirigai Entwidielungen nodi »uf eiiiem anderai Weg^ in
erhalten, von welchem ich mir sdbmeichle, dafs auf demselben die ^
rachten Ausdrücke einfach imd übersichtlich dargestellt werden.
Weil die pertieUiBn Diflerenzgleicbungiui von der Form
am meisten vorkommen, wenn hier f {m; r) irgend eine gegebene Funk-
zion von m und r bcdculcl und a, l, c \villküLrIiche besuindigc Koiif-
lizicnten sind, welclic auch einzeln — o soyn können, so wiiti man sich
hier vorzüglich auf diese Diilerenzgleichung bescbriiaken; es wird sich
ttber Kehr leidit ubersehen iMseUf daft mit Auwendiuig des polynomi«
sehen Lehrsatses txbA einer einfachen Beaeiehmmg der Bolynonialkoef'
&eienten, die T^terauchmig euch lelcbt auf jede andere gegebene Dif-
ferenzgleicbung angewendet werden kann. Uebiigens ist bei df-n von
Lagrange nniersucbicn J^ifftnenzgleicbmii^en durchgängig; fda: !-) = d
angenommen, wogegen hier dieser Ausdruck jede bebcbige i uxikzion von
JR ond r beaeidinai lumn.
Bei den folgenden Untersoduungen trird euerat die Entwickelung
gebroohener Funkzionen mit zwei Tcranderlichen x und / auseinander
gesetzt und hicrnüdist hcsiinamt, wie gegebene Koeffizicnlcngleichungen
welche mit den angeführten Differenzgleichungen einerlei sind, inl^rirt
werden können.
Noch bt SU bemerlieni dal« hier lur Vereinfadinng» Binonial'
koefißaienten wie
(I) <.(«-!) («-.,^^„-3) («^n + t) ^
lieeeifihnet werden. Ferner wird man von einer Reihe
-P = ^ + ^, a: ■+• .rff, X* + x' -♦- -f- ^. o;" -t-
den Kocflizienlen J ^ durch PK, bezeichnen , nm datlurcli niiber
anzudeuten, zu welcher Keihe TorkonuncnUc Koefliuenicn gehöi-en.
lyiau erhall daher auch
(U) P «i»/:, + PK, . X -i- PK, . X* + PK^ + PK, . *' +
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«a» der Inti^nlioiii der Uimrm Gleiehui^M, 55
Man setze
A ■+- JtJT -t- A.x* Ayx'^ ■+- -t- A,af -f-....= P
''^^-=-+- «.^.xy-f. '^,.t\?'-f-....-+- »--^,^'.r«-4 ^P«^
^Ay^ -i- ^A,xy-^ 'Atx-y-*- 'A,x'y -t- H A.x'y +....^Pijr*
vai es Mi ^ gebrochene Fanknon
2u entwickeln» lo ttt dte allgenMiniie Fotm weldie der Zähler i"
erhalten Laim
P'=p+p,^+i>.r'+/'.r'+....+-P.r+ [I]
Mrenn P,; P^; .... die oben gegebene Bedeutung behalten*
Setzt man nun fernen
•C/- + 'C, j:^ +*Cgx*^ -f-'CiJrV -»-....-4-
und bezeichnet durch Q' die jSntwickelnng der gegebenen gebroclie>
nen Funkzion, also
***** ' * i+ax-^by-^cxy
SO ist die allgemeinste Gestalt Wehe diese Eatwickeluug erhal-
ten kann
66
BTTBI.WBIH
YioJi J^i A^i A^i gegebene und G; G, ; G,; C,;
nfilMr Ett bettimniende KoelSsienten iMdeoten.
Nun werde i 4* s « und hArOxssß fioetit, co eiliili
0)
oder «tott aus [I] den eDtspiechenden Wertk gesetst, gidrt:
0' = —
a
Pß
ddker wird aeeh der Begeidwung %. 1. (II)
V *-=-S + — ^i—
Denkt man sich diese Glieder in Reihen aufgelöst und nach
den Potenzen von x geordnci, so findet man den zu x' gehörigen
KoefBuenten oder
iQ'K^li.^{^)X,-(£=^)K.^!=^)X. ±^)K. m
Nun ist P,= 'J + 'A^ a 4- 'A^x^ -h " A , + 4- "y^^x .also
und wenn
+ [IV]
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57
■i-'—yi . 'B,
X -f. daher §. 1. {O)
^ A,_^ . + . "jff, -f- .........
und man findet hieraus, wenn o, i, z, 3, .... statt n gesetzt wird
(^) K.^-'A. . . + .
(^jr,=-rf,.-Ä+^,., .--».H-^,.. *
+ J ,''B, odor nadi [DI)
± ( wrf, .-iB ■+- ^, _ , .-ü, ^, _ , .'Bt -K...-»- i# .-A )J
WO du obere Zdchen Inr dn grndiM, da» untare für ein un-
ji«des m (plt.
Iffadi [n] in Q'JT. s QL- Aller mich
g>. <8i -C, « + "C, «* + "C, «• + + +
daber wird «ucb Q,E, s *C/oder
Femer wird mit Anwendung des binomischen Lehrsatzes nach [IV]
(II) "Ä, SS ± [(f-t- m). a' — (r + m - 1). m «' " ■ b'-' r
+ (P^m — s). Jii.a— b'-* c* — ± ii», c ]
Malk0mat,Klku9 1824. H
wo das obere Zeichm fSr
des r ijUt. Hieroadi irird:
|pr«dct, ^ untere fÜir mm ungra-
'B,= ±
*B,= ±
(r+ i) o'i — raC"*
(r-h2), a'Ä»— 2(r4-i). a'-*c']
(r-l- 3), A'— 3 ('-4- 2), «' ' i ('•-♦■0» " '
u. 8. w. Ferner
-Ä, a= e* — (/«+ 1) m «*^' c + (jM-4-a), «' IT
-Ä, s= IT-» c' - (m-n) »..«ir-« c« + (»+«), »«•4^-* <r^(M-l-s),
tt. t. «.
Es ut daher (Q< iC.) JiC, oder
^ - m -A«f «■ ^ •^(-0' «^
wo dasi obere Z«icli«& liür «iiL gK»deSj du untere für ein un-
grades m gilt.
Hienoadi ut num üoi Stande, weil 'J, gegeben itt und 'B,
nach (II) ras j> c fdfonden weiden lumn, die Tolbtündige Sbtp
widLdmig tou sa finden.
g. 3.
1. Znsats. Sucht msa die Entwickduf von - ,
wenn P' und Q' die bisherige B^cutung ]>eli#Iuui, so wird hier
c = 0 alMJ = ± (/•-*-!»), o'*", daher jB, = ± a ; '/f, = ±
(r+i) fl'Ä; = ± (r+a), ond man findet
«QU dgr Inlegntkm dtf üuäfim Gluekungcn. 59
-b [--'-*,-.. —'A,_, a + j, . — a» (r-n) .—
WO das obere Zeichen iSat du grades , dw untere für ein
de$ IN gilt.
Für /n = 3 und r =s 3 wird hiernach
■
I +*■ - 3 . « +4, . «^a«]!
-i« [ ^, . 4 . ^, a-i-s. . Aa*U
2. Zusatz. Für die Entwiclelung fon
*JB,=f:f:r^a'-^ und fiberlunpk •^,=±(-.i)*r.«'— «r, wo das
obere Zeichen für ein gyadet* das untere fGr ein "»^pnwlw r gilt.
Hiemiich findet man
Ä, =-a; =. a»; J?, =- n*»; /?.=«';
•Ä — Oj'i», - e ; £, ^ 2ae ; '^ßj im* c, ^— i a* c ; ........
•BmB$i»M,m Ol «Ä, - c«; «Ä, *-3,«c*; •i»«=. 4,a«c»;
— 'i, — « ä »Ä,— «» ; e»; ...««.
*9 — - — . 0; «.a, » e*} » . «(f*i iblgUeh
[— —V, _»«+», . — *(-0''-i . — '^«'-'j/
I + c« (— V*#^ . - », . «■»■«« . —*J, _« + (-1)' r. . — U«r - •] I
I - ["-'A —«4, _» *+T, . — - ..... ♦f-l)' fi, , — «^^ - «7 1
H 2
60
Pur mssti vad rsss wird
-c CA -2 • '^1 a-*-"-* «•)
3. Zusats. Sacht
II die Entwidkttlimg von
ao wird hier a = o also, "/^. = m,b'-' d , daher "iB,ÄO für r>Jii;
wegen des Factors /n, . Hiernach erhält man
Für m = 4 und r = 7 wird
Ar-t tr-' -t--.^/», Air- c )J
*A i« 2 . i c -t- C»
- *' - 3 . 'At i'c - 3, . 'At * e* - «»
g. 6:
4. Zusatz. Für diejenigen Falle in «eldieii der Nenner dei- gege-
benen gdwoebenen Fonknon nur ans einer cweii]iei]i9e& Grefte
beeldit, erhält man für Q' sehr einfache AniddücLe.
Wäre die gegehcne Fnnkdon zu entwickeln, W iCtte
man ^ = o in §.3 oder c = o in §.4. Dies giebt
Digiti<::cü by GoOglC
von der ItUegtaUim dtr iätaanm Gkkhwtgen.
61
daher ündet man nach §.2.
t ■ .
A-k-[/4^- Aa) T ( .4, ~ v*a')i' + (^,- A,a+ A , a* ^ Aa']r'-
'J-t-{'A,- 'Ja) X ^ ('^, ~'J,a-*- 'Ja')x' •*. {'A,- 'A,a-t- 'W,a>- '^«'Jx'-
u. 8. w. Hieraus folgt
i + a j
-f-
( ^.
- ytf «) « ^ ( ^. -
.4, a -♦- ^di«) *«
— y^t o + a* —
- a) x -h {'At -
'A, a -t- 'A a*) X*
- 'At a -h 'A, a* -
'A a") ] X
- *Aa) X -f {*A, -
*A, a + 'A a*) x*
- »^«) « + -
»At • a«) ««
Zui' Entwickelung der Funktion ^ J^^y setze man a =: o in
§.'3 od«r es« in §. ö, «o wird
Hiernach dia Werdie Q, Q^, bestimmt, so eriioit man
A'^ At*-hAtJi*'4-AtX*'i'AtX*'hAt**-l-A»»*^
+ A',x' ...».»...«.....
\'4'[*A - Ak -h {'A, - J, b) X -h {*A, - Atb) x«
-h (*A, - Ai^b) x^ («^, - A, b) x' -h .......] jr
]+• ['A ~ 'Ab ^ Ab' -H ('A, - 'A,i-h At *•) Jt
1 — < {'^i - 'A,b -h A, h') r« + ] j*]
|-*-['^ - *Ab ■+. *Ab* - Ab' + {'A, - "A^b-t- 'Ali*
-^.*') «+......,« : .] y\
l'A ~ »Ai -i- »Af ~ r A - *A,i
^•Att^- »• + At *♦) » + «.] '
$2 BVTBI.WBtV ...
Die Funktion - eiuwickein, seUe man a s o in
§. 4 oder Ä = 0 in 5 , so eAllt null
ttna wenn UeniadL die Warthe . Qt besümmt wer»
den, M findet man
- ]r
•
']r
Besteht der ZaLler F =P + P,J + P^j' + i*,/' +
eiu eine» beiiimntten Anselil Glied«» to lifo «ck Iddu nbenebn,
da& abdenn die gefundenen Ausdrücke noch sehr TeNtniadit wer-
den k6nnen. Sncht man s.B. die Entwiduiniv "roa
SO sind hier eofser A% A,i J^i 'Ji i 'Jt die nhngen Koef-
fizienten s Oy daher eihÜtt man
Digiti<::cü by CjC
von der Int^ftatk» 4» /«mwii 6fe«?At(^f«».
6a
Den Zusammoihaiig der eingetübrien KoeflQxienien zu über-
•eben, di«neii tcAf/en^ Auseinandersettoogen. fii mr
P' = (1 + rt H- -h c .r r).
«der aus ^. 2 die entsprechenden Wenbe für P' und
und nach den Potenzen von / geordnet, gjd>i
-p + + j^tV* + ^»y + HK -P- =
«Uier irird nach der Lehre von den unlieitiininten Koeffizienten
-^ (i-^-ax) Q_ ■+■ (b + c.r) Q__,, oder wenn man für P^,
und Q^^f die enuprechenden VVerthe nach §.2 setzt:
'6-*- i.—'G, + * . — «G,
•t-a . -G,_,
-I- * . — 'G,
64
. Bttblw >1B
daher nach der Lehre von den onbestimmten KoeflkieDten
(I) 'A, ="G,+a. 4^*.— G, -l-c
Nach einander o, i, », 3, ...... stau r and m g^seut, ao yiivd
wegen = o and « 0
-^y — -G,-t-a. 'Gt -J-i 'Gj-*.c 'C,
— G, ■<-« . G,_,
Uieraiu erhält man ferner
■To = C.
I SB G| -i- nG
jig M Gy + «C|
AtimG, + mGa
A.ttfgabe. Die gegebene petticUe Diffcnsosgleiektiiig
zu miegrireu uder den VVerih von finden, wenn J^iftff'')
irgend eme Funktion von r qnf im »t. . ,
Au€l5«ttng. Man vei^^eiclie den gegebenen AuedmiA nii (I) $. 6
«o tfird 'A, — f(r, m), und man kann biemacb*li^, für alle Wertbe
von r und m finden, daher erhält man 'Q, nach (III) ^2 wenn
zuvor der VVerüi von 'B, nach (II) §. 2 bestimmt ist.
Beispiel. Die zum integriren gegebene Diflerenzgljeichi^ig - . ^ .'
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tJon der IiUegrathn der linearen Gleichungen. 65
so wird hier a =i b = c =s t und 'ji^ =s mr, «lao 2 (II)
= ± [('•+'»). — (r+m— 1). m + (r+m—i)^ m, — ± »,]
oder weil nach den EigoNcbafuii der BinomiolkoeifitMnten dieMr
Ausdruck = dt i wird, so erhalt man
"JB, ==±1, wo das ohere Zdcbm für ein grades, das untere fÜir
ein ungrades r gilt. Hieriiach Üiidt : man
"-ff, = i; -J?. =-1} "ß^szii 'ü.^-ii daher §.2 (III)
wegen = o
m — (r— !) + (r_2) _ + i±o]
- ("»-0 lr-ir-l)-h[r-.%) :pl±o]
(r-(r-|)-».(r-») ^i±o]
oder weil [r — (r — i) + i)' £— i +a— 3+„.„±rJ
s '""^'"^^'^ 80 erUilt mui mndk
Für m = r SS t wii-d 'G,+
G
Ahw'G^aaii
G
= 0J
daher i +
0 +
0
PfiriWBSiiiidrsa wird
= 3.2.
Aber 'G.B«;
»G, - 1;
Äi;
'iaher » ' -f*
• -1-
t +
1
s«.
Fär msrniMlrs« wird
Aber = 12;
=«i
daher i2 +
12 +
9 +
SiK-hi man die Funkzion aus welcher die gegebene Different-
gleichung entstanden ist und bemerkt daf« hier as^ascaai ist,
so wird
Mathemat. Klasse 1824.
66 EyTBtwBtN
^ j die gesuchte ei-zcu§eiide Funkuon, und man findet nach
§.2 wegoa "^=0 und ^, = o
■»
iM . t x.r -H J . 2 j:*^ 1 3 -r' j -f- 1 . 4 x V + l - S . x*y ■+■ ■
2 . 1 jcy' + > .2 x'y +2.3 X V +3-4 + i .S x'y ■+-
J . 1 + 3 .Z -«-3.3 -1-3.4 Jf V* H- 3 • * * V* +
Ffir Tenchiedene Weitb« toh 'G, erhSlt man ntchstdiande
T«fel mii dopfMlten l^gittg^
0
1
3
3
4
5
7
S
0
0
0
0
0
9
0
0
. 0
0
\
0
1
1
2
n
J
i
•i
2
0
1
1
1
3
.J
0
-t
■i
u
6
s
s
■l
0
a
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4
4
<
6
•
S
5
0
3
3
6
6
9
9
IS
M
6
0
3
i
6
6
9
9
ts
12
7
0
i
4
s
s
12
13
16
16
*
m
§.10.
Zusatz. Es lassen sich nun noch die r;illc einwickeln, wenn von den
Koeftizienteu a, c einer oder zwei = u werden, und es witxl bin-
' i«iehsnd »ejn\ den Fall a ='o, »oieihsiider zu seiMn. Bi sei da-
her die Gleichung
•C, -I- A . -V; -t-c .'-'G^_, = f (wi, r)
xum integriren gegeben , so erhalt man hier,
s / (m, r) und negeu s s 'B, as ^"^ c!' , daher
von «Ist /tUifgnUion der lumann Gkiekiaiigen»
67
r4-
* [*"/(•. 1 + "»'^' */ {•> i^O*"» «Vh »^«J + — -».III, •)]]
angemnclt, gjc3» f(m,i^ s («••!- i) i% daher ivird hier
L[r» + (i-i) c] «
Y[rb^ +1 (r-i) b e (r-i) c»](m-t)
'* [rlf 4- m (r-0 e -i- m, (r-t) » «» + im _ , < . ♦« «' - ']
Nim »t nach dea Eigeudiafien dbr Reihen mit
fiii'enten
4* m (r— i) 4— » * + », (r— a) • c' + m _ . « . r ' *' " '
= (rb -t- rc — mc) (Ä -!-<?)■"*
Hierin nach einander i, 2, 3, <4, stau m geseut , >o erhalt
aüdi
S(|||^l)j'~<
— (rb-t-re — tc) (i-f-c) (m-^l)
■4- (r» -I- re — 3c) -f-c)« (m — l)
Die
der ivfiien Chdwttg» ^Änute imr andi funüniit weiden, weil
aber dadurch för die Berechnung keine AbkfinEung CBttldlt, lO
"wird solche unverändert beibehalten \verden*
AU Beispiel zur Berecbnung sei
gegeboi, ao wird hier itzs2 und c = A, datier
I»
68
ETTBtWBIM
= — (5r— 3) m+ (jr— 6) 5 (m— i) — (5;-. 9) 5* (/» — 3)
Hh (jr— 12) 5» (m — 3) —
ffiemu folgt " G, s !• und «=e o}
"C, Ml (m^i)^ am— f (m'i) + m(m— 3) — flK(m->3)^«M (»— 4) -^m«.
•C, («■|>l)— »■ + »(»« — 1) — 2s(m — ^ — M (m — 3)-t>Jt»(jR— <0
"Gl = ? (m-»-i) — i2m-+-45 [m — 1) — 1» (m — z) -|- 17s (m — — ft(m — 4) —
"C^ =4 (m + 1) — iTm + n (nj — 1) — 275 (m — 2) kiuu (/» _ .1) — iiss (m — 4) •«-..«.
"C, a= 5 (m + 1) ~ + M (m — 1) — 400 (m — 3) -|- 162S (m — 3] — fiCSO (m — 4}
n. c. w. Man erlüilt dilier mcbttefaeiide Tafd.
'G,
0
1
8
s
4
5
6
0
0
+ 1
+ «
+ 3
+ 4
^ 6
1
0
0
— 3
— 6
— 9
— 12
— 13
2
i)
— 6
+ 12
+ 30
+ 48
+ 66
+ 84
i
0
+ «8
+ 2
— «4
— 170
— 256
— 342
■1
0
— &i
— 83B
+ m
+ .6i*
>|-I047
5
0
+ 47T«
— mi
— 3900
— AN»
m
Für verschiedene Werihe voa m und r erhält man
-t- Ol -t- 2 . 177 — 1 . Mala.
— fi0tt-f-2.t4n-|-3.l047 B3«,
Aufgab«. Die gqjdime ipartadle DififbratfeMcliiiiig - ■
au ini^ren, wenn '6 und G, gegeben «nd, oder iviULflbi^idi
ang^omniflU «erden.
Auflösung. Die gegebene Gleicinmg mit (I) §. S verglichen, giebt
hier "yf — 1, dagegen wird nach dei* dorti^m Batwickelung:
'A =.'G b ."^GvcadA,^ G,-¥ a . *
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69
daher nach 2
_ j-H 'A.B.- — .< . 'B, "-'A . *B,- -I- (-1)- . A . 'ß, 1
'"1+ (-1)- [A, ."B-hA,., .'Bt-1-A,_t ■ 'Bt+ -+- A, . 'B. _ ,]J
wo
'B, * (—0' [(r-t- m). a b' - {r + m - 1),
-1- (r^-m— 2). //I, ß' - ' <^—' c* — ± m, ä — c' j ist.
Aach et'bilt man für den Zähler des erzeo^enden Bruchs:
_, {A^ A,x+ AtJc'-t- AiX^+ A,x*-t- At x* ^
l -t-*A y -i-'A y* + *A y + *A .r* 'A y .....}
Beitpiel* Die zum iiuegnrcn gegebene Differeuxgleichung sei
Femer aei = und G,9sr* g^dwii» ao wird
"^s'^ + '^'C^m + iw — i = «»—«,
A,= G, + C_, = r* -k- (p—i)* = 2r (r—t) -|- i = ^ /„ -h i und
'B,= (—1) [(r-Hm). — (r+m— i). -f. ± m,] = (— i)' daher
1 } = — 1 ; 'B, = i; 'B,——i; U. 8. W.
Ferner ist nach §. 8. 'G und ^« s G, daher "AsaJ^st o,
folglich
-hi—iylfiM — i) — (2m— 3) + (am— 9) — (zm — 7} + -»-3 . (— i)—*
-»-(-0" {(^'«-i-O- [^{'^0«+'] + [''{'^-)i-»-0 [* • ^« "♦•'] ~*
Dordi Sunainimng dieaer Rethen erhilt man
^ _ S=±±. ^r,-^ (r- 0. - + +2, (- •)' und
jsi — i^i^i^t — ui- -Kl . (— «y~S daher wird aucti
■
■C, = m (_!)' + [r* — '"1"^] (-i)"-*- <—«)" o*^*" «"<^
*C, (-0 H-'^ (— 0" •
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70
Bei-ecbnei man hiernach. verschJedene Wei'the von 'G,, so
entsidit folgende TftfeL
0
f
3
3
4
5
6
0
+ 1
+ 4
9
+ 1«
4-fS
l
1
— 8
— 3
10
— IJ
— ;6
— 55
2
rv
— 1
+ 6
+ IR
-•-21
•+- 38
1 '
3
— 4
— 1
12
— 13
— 28
— 33
1 m
1
Für den Zihler des erxeugenden BradM erfaHt
s- «•
Zusaix. Werden mdi «neiider c as o gesetzt, m entstehen fol-
gende Ansdrficke*
Für « = 0 triid
(I) "G, -«- Ä . + c . SSO
'B. =m,b—'c' , also = "Ä. == "i?, = m, A""* c";
= f" , wogegen "i?, Ä 0 für r > m wird. Hienudi eclifilt mal
(-1)' [— ' ^ . ' i,- — - . ' 'Är •♦- ^ . ' ♦ ^ - I
-H (-1) - . ^ -^ ^V odei-
+ (-0""' <^-^H
#1 ' •
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wm der Inteffnüm der Unearcn Gleichungen. 71
Für b — Q wird
(O) + -C,.. -I- c . — G^. = 0
as "C j = 4- « . C-, j JV = ar (—i)' j «2», »—rar- e (— i)' j
'Ä, = r. a'- C (— i)'; 'B^ = <f dlld -J?^=o fttr ro > / folglich
-C,= . -ff, — — ^ . + "-V/ . — + (_ i)' ."-'J. B, oder
"C=(— 0'[«' . "6f + rar- c , — <? + j., a"-' C . "•-G +
-I- c' . "*- 'C] oder auch
-e,= (-«)'[-C4T-i . — G+r. ^ . — G + .
Für c s 0 wird
(m) -G, + i» , -C^, + h , — C, Ä 0
= -C + * . — Cj ^, + a . *J = 'tt.
SS (—1)" (r+iK). folglich
r+ (-«)' [»^ - (r^-l) » . —«vir -h (*•+«), . -~*A
_ ) + (-er (IH-*»)- 1^ .
)•+■ (-*)- [wt - («»•♦.1) + (m + j), «*
- (-0' (i»-Hr_l)_, «--' .^,]J
In (I) Äso oder in (II) «so g^teist, ^ebt
(IV) -G, r . "- G^ = 0
*C,s5(— 1)'. c'.'-'C. ,
1. Beispiel. Die Gleidnmg.
tu intcgrireu, wenn "(^=1 und = o gegeboi ist, wird hier,
i aa — I S C SS — 1 J = 0, ^Z, = u ; *^ s I «bo
-G, (-1)' (- 1)-* (- 1)— 1)- folglfch
""G, sain,, 'Wie bei L'egreage §. 10 '«.«. O.
Der erzeugende Brucb ist hiei- = - — ^ —
I
72
2. Beispiel. Die Gleiciiung
zu integriren wird hier nach (Ii) a = — — -j^ und ö =
— sss — I— daher
— ^ b1»o
wie bei Lagrange §. 64. a.a. O.
§. 13.
Es bleibt nun noch eine scheinbare Schwierigkeit für den be-
sondem Fall zu heben, dafs die parüelle Oifferenzgleichung
+ i . — G, c . G. _ , =/(»; r)
zum iniegriren gegeben ist, weil diese Gleichung aus den rorher-
gchcndcn Entwickelungen nicht abgeleitet weixlen kann. Wird hier-
nach die Gleichung ^^^^^^ ^ Q' Grundlage zur Ent-
wickelang angenommMt , lo kämi P*ssP + R^j- + P^* 4. P^y
+ od« ^* = <? + Q,j + Q^y + «1»
▼omMgwetit iradiflD. Ei md daher
so erhilt
/ G-f* <S»s'-l> . ^
(•C-i-'C, «-*-«G, »*-|-«C, )/
f © +-Cr • »« -»- + ) y - ^.
nan biu (« -l* + ^ sstp*^ oder
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tiof» dw Inliegnüan der Immre» Ghkhut^sn, 73
Man setze b + cx = ß, so wird Q* = ^-^ßy
^ -P + ^+ +(-0 ^STT-+ J
daher eben so wie §. 2 der zu j' gehörige Koeffizient Q' oder
Q, = P. — i8jc-* P._, /3' X-» — -4- (- P G" X — '.
Diese Glieder in Reihen aufgelöst und nach dcu ^^tfigeaden
PoieiuaB von x fpas^M», lo findet man den in x' gehörigen Koef«
fiiiaatta
W.) K. = (A) (%^) + (^ß^) K.,.
+ (-<)■ (|^.)*~. LI]
Feniflr ist, ^ronn n eine porilive gfoue Zahl bedeutet, oder
— b' + ca:~" +
4- n ' C x' — -' + + ». c" JC-'
oder warn man n, c' = ' B, setzt
Dieae Reihe mit
a — ^ . — + — . -f. —vif, —
multiplizirt und ntcih den steigenden Poieuen von x geordneti
giebt den su gehörigon KorffisMaiten
und lüena»
(~) = • ^
oder ntdi fl] und wil (Q.) if, = "C, m
Matheautt. Klasse 1834. K
74
ETTBIiWSIir
Feiner 6ttdet man ans P* = (ir-t>5;^+0x/')
-c .
-i-c — a-,
-I- "C,
•f- "C -c,
+ «* +••*•— • + *^,+,_t JC' + ..........
•0 folgt tm der Vergleidning beükr Aiudrficke
andi ^enn mrai in (I) die entsprechenden Wenhe B=\; =
*Bt =c; 'JB, =»he} •Ä,= i»,*""<f tettt, so fin-
det man auch
(HI) — J ' • — 1
§. 14.
Aufgabe. Die g^ebcnc partielle Differcnzgleichung
zu iniegriren, wt'nn f{m,r) irgend eine Funktion von m und / ist.
Auflösung. Mail seue =/("','), so wird =J \m,i-^i),
— = /(w— l,r+Ä); =/(m — 3, r+3); 'v/.^.
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von der Int^nttion der Imearen Gletßkwigen. 76
= /ih'n+r) i A.^r = / (p,m+r+i). Diese Wenhe m (HI)
§. 13 getetst, geben
H.[*«/(i»-^r4.J) *«*/(«-i.r+|)]
j- (-0" [^•'-'/('. «»-»-r) (m-i) i-» c/(l. m+r-l) +c-'/(i.r+l)]
+ c*/(o, w+r^l) H
Bei«pi«l. Die DiCferenzgleichuDg " 6^, + + G,_, = w . r
sa üu^ren, inkd bier bssess t ii]id/(m,r) = m .r abo /(o,r)
«so» dilier
(r+0 — 0»—*) (iM-3) + 4 (m— «) <m-«) — 4 (m— ») (*r+*)
16 (m^A) (r+s) — iti (m— 5) (2r-|-7) + ....«...«
and es trird Juenadi
C,=Oj «G,»!--!-!; 'G,B-.i; >G,^ir'hSi = — «r—^j
For m s 5 erhalt man
■+- *G, 4- = 5 . r oder
9r>^ii; — «r — 9-> sr — rss .r
ftodi entstellt ISBr vencfaiedene Werthe von rn imd /- nachste-
hende Tsfel.
0 t S » 4 5 6 7
0
1
2
3
4
5
7/1
0 0 e 0 0 0 0 0,
»— 1 — i— fr-« — 1— *.
j + 8 +11 + t\ +17 + « + 26 ,
ii — II — 13 — 15 — 17 19 _ 21 — 23 ,
« + 34 + 43 + 53 + 61 + 70 + 7P +88.
K2
76 Etifblwbih
§. 15.
Aufgabe. Die gegebene partielle Differenzgleicbung
zu integrireu, wenn Her Werth für G, gegebei^ ist, oder wiUkühr-
licb angenommen wird.
Aiiflö«ii]ig. £« ist nacb. (II) §. 13. » + k .
+ c."^'£r,_, wd wenn man hierin mso» dann rsso Mtst, so
findet mnt
^,_, = G,_, und C,
daher wenn = n gesetzt wird, so \vird zugleich erfordert,
dafs A,_y^ lind die vorsiehende Weribe bebalien. Man er-
hllt daher nach (III) §. 13.
oder wegen A,= G, ; ^^,= G,^,>
-G, = (-1)- [i- .G.^,+inA— c.C.^,..+». . G. , , _ ,
Hieraus fandet man
G, - G,
•ft — — * . G^^t— e.G,
*G, - 4*. G, + ,-l-2Ä c . G,^, + c'.G,
»C, =- -3**c.a+,— 3*c*.ft+, — c'.C,
u. s. w.
Beispiel. Die Differenzgleiciiung 'G,_, + 2 . "~*ö, + » . ""'G,_,
s 0 zu intcgrii-en^ wetm (7, b 4r gegeben ist, mrd hier
'C,sas ^ 4(s+5r); 'Gi« M (*+sr)$ im (6-l-5r); u.».W.
ako für m^i
•G,_» +«-•<?, + a . s 0 oder andi
— 100 (t^sr) ^ a . M (4 -I* 5r) -H 3 . w (ir — i) = «.
§. 16.
Die vorstehenden Untersuchungen lassen sich nodi dvrch eine
ihnliche Behandlung auf partielle DiCfereiugleichang^ anwenden.
«o» dar Inteffntioii der Unearmt Gieiehwigen. 77
deren Index m und r noch in andern als den gegebenen Beziehun-
gen gegen dnmider iieiiai. Seist man den Nenner der erteugen-
den Pnnkxion
SS (i -l-ax-l- -H ex* + + (d+ex 4- ga' -h hx* ".".«) jr
so imA dien so ivi« $. 8
P*ssJ^i + ax-^bx^ +ca:* + ....... •+- (d+ex^gs^ + ^'
und wenn "A^ den zu or' gehörigen Koeffizienten der Reihe be-
aeidinet
^.a . + * . "G,.. + « .
-hrf . -»Ö, + e . — C,., +^ . *-* 4-
woraus der Znaammcnlmii; swisdien dem Nenner der eraeugenden
Funkaicm und den Gliedern der DilTerenzglcichang hervor gdiU
Sucht nun daher das Integnl der Gleichung
'G^ + b . 'G,_, + d . + A . —C, =/(«.,r)
10 iit der Nenner der erzeugenden Funtzion = i + l/x* -§- (d-k- h .r") j.
Eben so wird für -i- . +g , — * ssf(m,r)
der zugehörige Nenner = x -t- ^jc')
§. <r.
Aufgabe. Die puriicUe DifTerenzgleichung
-H h . c . — 'G,.. =:f(m,r)
SU iniegrireo , wenn y (m, r) ii^end eine gegebene Funkzion Yon
m und r bedeutet.
Anflösung. Man setze
"^^tt/lO, = <?' = <?+ Q.T * Q.r' +•
^. ss-C+'Ö, «+ «• + . ao findet nun wie §. 13.
P. = "A 4- "-rf, + 'A^ OS»— -I- «*-' H nnd
wenn man h h- cx' a /3 aeat
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7$ EVTBLWSI«
daher eben so -wie §.2 den iny gehörigen KoefBsienien Q'K^ oder
- P, ic-' - Q;xr' + P^, ß' ar' n (-1)- Pßr ar—K
Die*« Glieder, in ReOien eufgdSiC und nedt den steigenden
Potenzen von x geordnet, geben den sn of geb5ri§en KoefBsienten
(QJ K. = (^) - H- (^) A-„, -
Bedeutet n eine positive ganze Zahl, so wiixl ^^^^^ ^
s A* "+■ nb'~* cx*~* -f- «, c x^~' •+- »••
+ /», i*-'c' «»'-'-+ + c-«— *
lind wenn man /?, h"" d — ' B, setzt
Diese Reihe mit .
JP^. = — ^«r**— + —-i^. — 4.*, — H
multiplisiit und nftch den Potenten von » geordnet, gjebt den xu
gehörigen KoefBtienten
+ . "Ä, +
WO die Reihe entweder bei *B, oder andi, wenn « + r gerade
ist, bei ""y/ oder wenn iM<|-r ungerade isi, bei "'At abbridit.
Hiernach wird
(^) JC*,- Ä ^
-+- A^^, _ < • "^i -f-
daher wegen (^,) Ä^, = "G, nach [I], wenn man zuvor stoU.
Bi 'B; *Bti *Bi die eabprechenden Werthe setzt
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von der IntegmtioH der /ÖMsran GMekmigen. 79
- (-«)" [*"-' • + ("«-') c. ' ^. H., _ , +(fl»-i), 4--' c». - , + ]|
Ferner findlec nun nu s (?*
P. « « ^. 4» daher
(H) V.,,., » -c, + b . — + c . — C,..
und tveim man s / (m,r) seist
(in) "C, = ^. {m-\) y-* c/{t.iFH.r-»)(
|.^(^]r [A^/(o, #71 + r -»- i) -4- mir-* cf (0, m -4- ; - t)
+ m, Ä"- * c*/(o, w-(-r— 3)H-m, c'y(o,m + /-— s) -<
Beispiel. Die gegebene Gleichung "G, _, -f- -»- ""'G, _^ = wi./-
za integi'iren, wiixi hier y (»>,r) = m . r also (0, = 0 u. ». w.
daher Gndet man
"G, = ('•+0 £«« — 2 (m — 1) -+- i (jn—2) — 8 (m— i) -4- 16 (m— -i)
— 3» (m— s) ]
aliO<;,»o; 'G,=:/-+i; *Gr- , 'G,==3(/+i); •G. = -3(m-0j
*G,s»(r^i); •6,=— tt(r— 1)? «,«.w.
Für JM s s und m s 5 findet man hienneh
■G,., -•- '0,+ 'C?,_,=«i- und 'G,.,* •C,+ *G,_, = sroder
Aufgabe. Die parddle DÜfarongleichung
80
zu integriren, wenn die Wcrüje "O und gegeben sind oder
angenommra werdni.'
Auflösung. Nach (11) §. 17 ist
--rf....,-. « "<?,-i + * . + e . — also
=s-Gj+*."-'G, + u. 8. w.
Settt nu niuk 'G,_t • —^G, + « . ""'C,., =so, <o vird
"-'iM.» = = • i y.*» = o; «. •. w.
dagegen aber crlultai A, ; *<<^._i vaid "J, bestimmle Werthe und
man findet nach §. 17. (I) in der Vonituaetsiiiig, dali nur diese
Werthe beihdialten Verden, alle «ibrige aber wegfellea
[4- [*» . —*A^, +*b^C. '-'A^^r _ , -f- 4, C« . — _ »
oder wegen = und vrenn man
+ w,*— * c' . G,^,_, + Mttt
»C,»»^^., — C . ♦^^.j^J*«, »^^j+^e* ^Ü€*.*Ar^t — • •■4—1
*»•«• . *^,*« -#-4»«». U-, +«* . -
U. 8. W.
Zur Bestimmung der Werthe ; ; ; •
entwickele man hiemu
^ j . d by Googl:
- — *a ■■' ^ - . • . > - . -v. 1
^/»s^.'G; ,
lud rau aan statt "JT; 'J^i.;.,^.. die entsprechoid«!!
— - i .
— c.C
*G, B j'.G,V — c
— - A .C,
— c.G,
*Ct = .G^ + 2bc .G,+c* . G
— — *.G,
-~ c . Gg
^Gi'^s b" .Gt -i-tbc.Gt + c* . Gt
— e G,
*G, w»*.««H>aAp.«t^«**
--*'.C,
•G.
— -*'.G,
— 3** c. G, — a*c«. G| -4- e*. >G
»ff, — — *». a, — 3*«». — 3*««. G, — c*. 6,
♦C, — Ä'.G» -t-Si'c.Cj -»- ^Ä^c'.G, - Ae«.*G — c . G
*C,-iÄ\G»-»-4*'c.G4+sA''c'.Gt-#-i*c». C ^c^'G
•G, - ^44>e.«, + «»V.G» •^^*c». Gl - e» , 'G
♦C, ~H i*V .C. -+-c4«c».G,-t-4*c«. G, + c». G
*G» — *\G, -♦-4ä'c.Gt +6**c*.G,-#-4*e». G,<4-c*. G.
•G,
..Kg« -
4**0. G«
— iiß^.G,
— 3**e*.G
- ^e«.«G -tf .«G
•G.
--*».Gt -
s**c.G,
- 9*'c*.C,
— 5i*tf».G,
-+-2*c'. 'G -H c«.»G
•G,
-i-A*.G, -
5** c.G»
— 9*«e».G«
-3*c*. G - c».«G
•G»
^-KG, ^
Si*«.G,
— W4»<:*.G»
— W*»c' .G,
-44c*. Gt-t.«*.'G
-o»*.G,«^
•**e.G«
-»i*«*.G«
fic** Ga— e*. G
MathenuU. Klaue 1824.
Ii
*<5g=Ä*.G, 6b*c.Gt -t-i*b*c'.G^-t-uPc\(;,- sb^c". 6 -t-2hc\'G -hc'.*G
U.8. W.
Beispiel. Die DifTerenzgleichung "C,., + C, = o zu
integriren » 'wenn '* <^ i= = i g^eben sind. Weil ^ hier ^ = p s i
hende T«fd: ^ * ' *^ '
'G,
0
1
2
3
4
S
6
m
+;1 t#:,i.^-ii.rt-=»«. + «f * if if. .......
\i . ■_, . ,1 . • ' 1
Durch Sehnen in Kegelschnitten gleich grofiw S^mente
abzuschneiden) und isotomische oder äquisegmentarische
Figuren von beliebiger Seitenzahl ein«u«chreiben.
6 R USON.
CGdsNM in AttJhwh dar WiwiMCilMflii mi 28. April 1824.]
idi TOT mehrarcii Jahrett mvani 1809 «ndiittiie Geodine beMtikei-
UMt ▼evuklai«!« mich dia Anfgpbe:
.In einem gegebenen Winkel durch ein« gerade
Linie einen Triangel Ton gegebenem Inhalt ahtn*
schneiden,
den geometritdien Ort Ton den MUidpunktan alkr L&iien m betitm-
nien, die yoo einem gegebenen Winkel. einen Triangd Tcn gegebenem
und immer gleichem Inhalte abschneiden.
Diese Uoteraucbtuig führte auf die verwandten Aufgaben :
Den £TPomptrisch i>n Ort von der Milte aller Sehnen
zu bestimmen, die in den Kegelschnitten gleich
• grofse Segmente abschneiden.
Diese Untersuchungen wurden von mir anfäughch mittelst der hS>
hem Analysis ausgeführt, aber die Einfachheit der erhaltenen Resultate
Bcla mich ahnden, dafi clemeniamcbe fietinehtongen nun Ziele Inhren
k&mten, wodurch diefter Gegenstand ffir mich lim so mehr an Interesse
gewonnen hat, to dad ich nidil anatehe, diwe iufaerst einfadwaa und
L 2
ladiieB Auflösungen einer vaS den entea AnUick, selbst durch die
höhere Analyst» fnr AnfSn^r «ehwierig ediehieiideii Aufgabe» hier
miuutheilen.
I. Aufg. Den geometrischen Ort von der Mitte aUer zwischen
den Schenkeln eines gegebenen Winkels gezogenen Linien zu finden,
wodurcli dem Winkel immer gleich ^pofse Triangel Ton gegebenem^ In-
halte abgeschnitten werden.
AufL 1. Der gegebene Winld i«y der Kobalt de» ahanichneideiidett
Triangels gleich F; bezeidmet man die abgeadmittenen Scheie'
kd.diesea Triaiigdb,a|nt und tft io bat aian
— — ^.amsss/*;
3 ■
hieraus x .y .s\ma=.-^- F,
Diese Formrl drnrkir den consianten Inhalt eines Pamllelo-
gramms aus, dessen Seiten x, j, und 2a der von diesen Sei-
ten eingeschlossene Winkel ist.
2. Diese Gleichm^ wird sogleich ala ebe Gleichung zvnsehen
den Assympioteii dner Hyperbd: erkanni» denn AatympioteB-
winkel 2a, x und ^ die Coordinaten sind.
3» xr = — ^ — ist hekanntlicli "Icich der Polenz de? Hvi i rbrl
= ^—^ — , wenn 2a und zb die Quer- und conjugirten Axen
bezeichnen.
4. Zur Bestimmung dieser Axen dienen die Gleichungen
a* + 6'= und 2a.bsz2F,
woraus i
« +* = )/(^ +i) «JP und 4» _ }/(-J5- -i) »Fi
folgtieh a^±y('+i)2F + ±Y(^ i)»F
]
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und iiV^ ^AiF - 1 VY-^-iW
5. Durch eine reine, geometrisch abgeleitete ConBlruction ergeben
sich die Äxen, wenn man .von dem Winkel 2a einen gleicU-
acbanUigen THangel . «n aa si!*abidiiidJ«i. Auch wfir-
dai sieb hier die Wwdie Toa « md 4 Iciciiter alt in (4) fin-
den, YTcil ^ = o: sin a und a=x cos a ist.
6. Zeichnet man die daza gehörige Hyperbel^ so ergiebt sich 80>
gleich, dafs alle Linien, welche von dem gegebenen Winkel
gleich, grolse Triangel abschneiden sollen, Tangenten von
der fnciduieten Hjperibel weiden/ und dft bdiHmtHdk alle
swis^eB den AMymptoien Upende Tangotten Ton.der Hyper-
bel-im Berahrungipunkte halbirt werden, so folgt: dafs der
gesuchte geometrische Ort eine Hyperbel ist, de-
ren Assympioien Winkel sa und deren Axen 2a, 2i,
wir in (4) beslimmi haben.
7. bt « die Alwine fOr den BerfilirangtpttnLt, so ergebau nda,
wenn men an« den Eadpunkien der TMogente Perpendikd auf
die Queraxe und deren Verlängerung fallen läfsl, durch die da-
durch enistpTienden ähnlichen Triangel, die drei Seiten A,B, C
des in Kede stehenden Triangelt, nemlidi:.
die lAoge der Seile« wddie die Tankte bildet,
die Seit« Ä«i£±E
nnd die Seile C = lliil±±l (« — .
Da nun bekinndidi -
^ j . . y Google
Also (J?+C)*—
— •■ ST — rj ~ "sr ~ »
Folglich Fstc-^ K^a'.Ä^^ af 4>i^> w^ch«ft nit (4) ctimni.
' 8. Im nk maakt geraden Ke^cl der Scüritd^kel Jgi-.A»«itfffam>
gdt'sssstt»' und mui echiMiddt dieafln Xegd pualld mit dem
Axentriangel in der Entfernung 6, SO ei4i£lt die Hjper-
• bei, deren Queraxe = 2a und deren conjupirte Axe = und
' denlt jnan die Ebene dieser Hvperhel projicirt auf die Ebene
• des parallelen Axentriangels , so leuchtet es &ugleicli ein, dafs
die Seiten dieeei Axentriangelt die Assymptoiooi gedachter Hy-
pcrbel nad;
9« Denkt man sich einen solchen hohlen Kegel, und giefst irgend
eine besiimmie Quantität Flüssiges hinein, so 'werden die dlip-
' • •> liscTion, hoiMontalen W nsserspicgel die tansfeniirenden Ebenen
yoa »olcben Hyperbeln, also auch Ton der iiyperboloide, die
dtinji eine' ealidie Hjperbd cneugt irird, deren belbe Qiiep>
axe in'^der' Veiriicalib Sielliang d^'K^la die EniferoiiDg
der Kegcispitze vom ^Wasserspiegel, und deren o(mjug|rle Axe
gleich dem Durchmesser des Wasserspiegels ist.
n. Aufg. Den geomeirischen Ort TOn der Mitte allei- Srlmen zu
bestimmen, die in den Kegelschnitten isotomtscbe Segmente abschueidea.
AufL 1. Wie die faöliere Analysis dergjeicben Aufgaben auflfiet , will
ich hier übergeben, und erlaub« mir, dedülb auf Braadjea
treflUchag Ldu'bnch der hohem Geometrie 7,11ieil §. 239-242.
zu verweisen. Ich werde hier nur die ungemein einfodie,
ekmeaure Auflösung davon geben»
GOO;
2. Bekannilich kann jeder Kegelschnitt als irgend eine Pcojection
des Kreises beirachi^t werden , : und nin§ekehri i der Ki'eis ab
wiguid dm jpM»jeetib»>eiiiiM bdBebigcn. Kegabchnittf* — Hie«
'"«»tt-iifaar^ wäk orfthograj^iwAer FrbftdiiMi^ials 'die leichteste die
Rede Mint und um die Sacbe in der Vorstellnng zu erleichtern,
wollen Wir ur»t«;r tl^n Kci^elschnilien die FIlips« wählen.
3. W'll man in einer Ellipse dnrt li eine 8eline em Segment von
gegebenem Flächeninhalte, oder ein Segment abschneiden,
• ivdciMe 'an -deriFladie der gmien EUipce cfa gcgebcnce Vw-
bUndb l»t, •» wfii<fe'6ft Um dannf ankoinnieli; ta.dem fiber
' 'der kkinen Axc beschriebenen Kreae' ein KreUiegment alwa-
schneiden , welches ra Hem r^amen Krcfse in dem ^gebenen
Verhältnisse stehet. — Sieht man nun die Ellipse als die Pro-
jeclion die&es Kreises au , so ziehe man uur durch die End-
' pmikie der Kreiicehiw BuelUen tnh der- ^«Aeb Ax», und
verbinde die DarcfasduniUfninlite dieser HuelleleBCntit der El-
lipse dtu'ch eine Eilipieiiiiebie» bo bet'nan der Projeoiionslehre
gemäf^ ein Ellipsensegment, wplrfies zii seiner Ellipse Hasselbe
Verhältnifs hat, wie das Kreissegment zu seinem ivicise.
4. Soll man in einer Eliipae z.B. ein Sechsseit einschreiben, des-
sen' Segmenta isokomisql) eind, so bqidiroibe man in dem
Kre^ über der tleineB Aj» ein regdUves Seobsseit), ziehe me
(3) darch alle Winkelspitzen Parallelen mit der grofsen Axe,
und verbinde die Diuchschnilispunkie dieser Parallelen mit
der Ellipse durch gerade Linien, so ist die Auf^'abc gelöst;
weU nach (3) jedes entstandene Ellipsensegment zur ganzen
' BIKpee immer -desiidbe ▼«fUltinlki' ikie. du «ogebförige Krei»-
ssgment mm ^mun Krdse'rhdMn mdev- '«ed 'de -im Krieise
die Segmente' eile ^eid» eindv'' M>'.n|id'!iMi'endi';die in der
Ellipse
d. Denkt man sich nun einen Bernhrungskreis in dem im Kreise
< (4) eingescfaneben^ , regulären SecLaseit , so ist dessen Pro-
'-•'feetifln- oflim11er<iineidet<imM«m:'liinUalm Sl%kt,ndie jede EI*
I' lipseMsfari^ del> isoivmisebdn Seeksisilstin «kerlifiMe'berabrt.
i ^ 6. Der gesachte geometdache Ort von der Mitte aller £Uipsea-
• sduiaii; dw ni iiMiloiiiiidken,8«gineBleii' fßhSnn, M alio dne
" ' - der' wabvm ElÜpie .ihnlicbe und concisnirische Ellipse, 4l.h.
deren Asien. Jnl beiden RHipeai einedei TcrliiUtnüii cn einni^
der haben.
7. Die allgemeine lugenschaft der ihnlicben, concenirischen El-
lipsen ist also einzig die, daTs alle Tangenten der innera Ellipse
in der infaen Ulipie iioioiniiolw EUipeensegmimi« dbeduiei-
den. . Aber eo ivenig jeder innere coocctttmdi^ Kreie fleeig»
' net ist, dnidi ifline Tangenten den infeem Kreis in gleich
Theile itn theilen »'Ken ho wenig ist datM jet^e m»icre COUCCD*
irische, ahnliche hllipse geeignet, die Peripherie der äufsem
' - ElUipse genau so zu iheilen, data eine ganze Anzahl geirennlor
' ieotomiidier EUipeeneegmente entatiafaeD.
• fi. Bei den. Shnlichä .conceniriiehnn Hyperbeln baeen lidi die«
selben Schlüsse, 'wie oben bei der Ellipse machen. Es ist nur
■ ' - nocAx zu bemerken, dnfs bei den Hyperbeln diejenige, %velelie
die gröfsern Axen hat, die innere wird, und ihre Convexität
' der Goncavitit der aufsem Hyperbel zukehrt. Uebrigens
' iiriid man gleichllllt eehen« daf», da jede Tangenie' der inneni
' ' Hypetbd m^^adi . eine .doppelte Oidinaie so einem Dnndi-
meeier der aufsem Hyperbd i«» eie nbthw^ig m dem Be-
rührungspunkt halbirl ist.
'•I 9. Da eine Parabel als eine Ellipse angeschen werden darf, deren
: .- ■ grofst; Axe, und folglidi auch ihre Haliie, oder die Eutfer-
nnng des SefacitelpmdLte-.vom Mittelpunlu vnendbeb iat» eo
' fblgt bierana , idab in ider. Paraiid Äe Oianwier nnr Axe pa-
: nllel werden. Nun mufs, wie in BetrefT der Ellipse, der Dia-
i'ilf IM :,iiieter die Tangente der innern Kurve halhiren , und folglich
diese Tangente paiallel zu der Tangente der äufscrn Parabel,
'V., >.. oder, welches «anerlei ist, die corrcspoudii^enden Bogen ähu-
-(-.<i I. liUt^iem,. iind -jellotmndi die. Abectenl >iind: die Ordinaten
>h'-\ '▼te. difnäi ««ei"Bo§ett:eieb'-wie.-die FSRmtneieris:d^aer awei
' t PenAdia «tirhälieär> '0a. aber w^a»; der üeMlelMf C der Dia-
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gleich gixtße Segmente abzuschneiden. 89
meter mit der Axe die zwei zu den Berührungspunkten gehö-
rigen Ordinai.<*n j^leich sind, und also die beiden Parameter
auch gleich sem mü»$en , oder beide Parabel sind nicht wie
■II« Pknbdn» Mos ähnlich» «ondeni Töllig einaiider gleich, so
liegt der Sdidtel auf der Am da, "vm dne «vf die Axe per-
pendiLulare Sehne ron der gegebenen Firabd eine Ftüclie
Ton verlangter Gröfse abschneidet.
10. Ist ein hohler Cylinder, dessen parallele und cougrucnte Grtmd-
flachen Ellipsen sind, mit einer bestimmten QuauüUit Flüssig-
keit gefüllt, so schneidet jede in eine Lage, wo die Gnmd-
fläcben vertikal •tehca, i«o(oiiiitcbe KeifMnqpnenie ab, dereo
Wasserspiegel immer Yon concentriaefaen, den GmadflSdieii
ähnlichen EUipsen beräbrt weiden.
MailtetHot. Klasse 1834.
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Verbesserungen.
SetlftlB» Fwawlflf]« Aucli die TOD < unabhÜDgigen Theilc der Coefficienten von Sin
(/itt— A^'-f•W'— m') und Sin(/|f*>ilM'<f>«>«4-«i') «ind mpactitw
in Cm und Sin \P ni imiltiplidMB*
Seile 26. Formel [341 Zeile 3 i<t Mau Sin (ii* -i- u') 2e' {~ — — — i — \
I
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Abhandlung
da
philosophischen Klasse
der
Königlichen
Akademie dei' W i>senscha(len
* zu Berlin.
Aus dem Jahre
1824.
Berl in.
Gednickt in der Dnickcfei der KSniglidwn Atadtmif
1826.
. 1 y Google
Google
Versuch
fiber aie
wissenschaftliche ßehandlmig des Pflichthcgi'iffs.
Von
H"" SOHLEIERMACHER.
[G«lcm w 4er AkaacBie WiMudidkMi UB 11 Angort l8Si]
Indem ich damit anfange eu erklären, dafs diese Abhandlung als eiB
Gegenstück xm betndiifla in la dar frfih«r ToigdeaaiBB nbar dk Bs»
huMUnng de» Tugaidlwgriflk : to gilt mm wm dort ▼orgsredet im ^
^T-f— ^ ffir diMen AufsaiK eben so gut ^ie für jenen ; und ich ItMUl
oTinp weiteres xur Sache scllreilenf^ auch hier wie dort die Behauptung
»um Grunde legen, da(s die di-ei Bi i^n([e, Gut, Tugend und Pflicht jeder
für sich in seiner Ganzbeil auch das gante sillhche Gebiet darstellen,
jednr aber dicica thnt auf ane eigenthfimliche Weite» ohne d»£i, yn»
dnrdi den einen geiegt -wird, in der WifUicUcit jemek Uante ge-
trennt eein Yen dan durch den andern geaegien. Wenn daher in dem
grasen mensrhh'chen Geschlecht, von welchem hier nur die Rede i§t,
alle Güter Torhanden sind, so müssen iiurli alle Tugenden in Allen
Mrirksau sein; und umgekehrt, sofern alle Tugenden in Allen sind,
mäieen endi «He Gäier voriianden eein, indem dieee anf ieine andere
Wdee .weder durch Zulall nodi ale ein gottliche» Geadienk aondem
mir als die Thaiigkeit eo» der noiliwendig enaanBMMtinmienden Wirk-
samkeit aller Tugenden entstehen können. Eben so nun , denn Pflicht
ist der dritte zu jenen gehörige Begriff, könucn lutlit. ]ene beiden ir-
gendwo gefunden werden, ohne dafs eben da auch alle PÜichicn waren
eilullt werden, jo wie «nniSgUch all» PiiehieB tw ADcn können er-
.fUIt. werden» ab nur eofern auch alle Tug^den in ihnen geeetit sind,
und nicht ohne dafs zugleich dadurch auch der menschlichen Gesell-
»chaft nlle Güter müCsien erworben werden* Die Yenchiedenbeit dieier
FMosoph. Klasse 1824. A
3
SCHLBlB&HACVBm
iBegriile aber zeigt sich darin, da(s kein einzelnes Gut eiwa entsteht
durcU Erfüllung einer und dendben tondem Tenchiedener ja genau ge-
ttommeii alkr Pflkitteii, iua4 dafr lidiie IMlicht erfüllt 'werden kaDm
durch die Thitigkeit Einer sondern nur aller Tugnoden, wie auch jede
Pflichterfüllung, sofern die Tugend als Fertigkeit ein 'werdendes ist, nicht
itum Wachslhum nur Einer Tugend sondern aller als Uebung beitrügt;
und nicht nur auf die Entstehung lud Erhaltung Eines Gutes hinwirkt,
fondem aller.
Hieraus nun geht auch schon hervor, anf welche Weise der Pflicht-
begriff das sittHche darstellt. Denia wenn es in dem Tugendbegriff dar»
gestellt wird als die Eine sich aber mannigfaltig verzweigende dem Men-
schen als handelndem einwohnende Kraft, in dem BegrilF des Gutes aber
•Is dasjenige was durch die gesammte Wirksamkeit jener Kraft wird und
•WttdeB mul«: «o Itanii es in dem PflUditbiegriff nur dargestellt aiSu all
•dae« was zwischen jenen beiden liegt, d.h. als die sittliche Handhing
selbst. Die Entwicklung des PflichtbegrifTs mufs also ein System von
Handlungsweisen enthalten, welche nur aus der sittlichen Kr;<ft nnd der
Kichtung auf die gesammte sittliche Aufg^e begnÜen werden künnen;
.eine Entwicklung dieses Begriflb kann es aber wiedemm nur geben, so-
fern in den sitdidien Handinngen die Beriehung auf die Geaaoainibeit
der sitilichen Aufgabe nnd auf das Begründetsein in der Gesammtheit der
Tugenden sich als eine verschiedene zeigt. Indem nun eine jede Pflicht
eine ^fnldip Besiimmthett der Handlungswei^^e isl: ao kann sie nicht anders
ausgedruckt werden, als durch das was Kant eine iVlaAiuie uetmt, welches
Wort wir aber» weil et in dem allgemeinea Spcaehgefarancli m dendieh
dem Stempel der SubjeetiTitSt an «di trügt, mit dem Worte Foriaol
^mrtauschen wollen.
Ehe ich aber dazu schreite ein genügendes Piincip zur Entwick-
lung der Pflicht-Formeln wo möglich atifzustellen , mufg ieh noch einige
Bemerkungen voranschicken. Zuerst, wenn dei' BegriiT einer Pflicht
'die ToUkommne aittlidie Ricfaiigkeit einer Handlung anedfdckt; so kommt
hier der ITnitenchied, den man biaweilett ^wisdicn der Geieizliehkeit nad
Sitdichkeit dner Handltuig gemadlt hat, in gar keinen Betracht, weder
-so ab ob die Pflichtmifsigkeit die blofsc Gesetxhchkeit sei, die Sittlich-
keit also etwas höheres als die Pflicht, noch auch ao, al$ ob die Pfliditp
Digiti^cu Ly Google
nui£ugkeit vmt die fillltdbUil «ei, dicsa Am mash «ol ungeaetzliek
Moi könne. Denn An Gcsett telbtt ftt, d«.ja ^ diflsen ZaiMomeiilMiig
dur Ton einem, äufseren Geiets die Rede, sein kanin» idlMt nur durdk
menschliche und ihrer Nntur nach sliiliche Handlungen geworden, und
kÖnnie also, ob es richiig, dns heilst durch pflichtmäfsige Handlungen
Ml Stande gekommen ist oder nicht, niemals heurthdlt werden, hätte
al«o fw Ib^M nkcnnbMre -Sittliefalivlt, ven» Fflidunrnftiokcit aeUnt im«
mar nur Gctelsmüitigkeit wii«» und »Im» der Pflicht allemal ein Geiett
adum voranagehen müfste. Eben so aber ist auch das Gesetz als eiil
sittlich gcwordncs und selbst wieder auf dem slillichen Gebiete wirksa-
mes, noihwendig ein Gut; und wenn jede püiciiimafsige Handlung auf
die gesamuiie siuhche Aufgabe aUo auf alle Güter Besag nehmen mufs:
aa mnCi «ndk jede auf das Oeaett Bezug nehmen, tmd keine kami deM^
nadk nng^idicb aein(<). r- Zweiien», wenn der PfliehtbegriiT anf di«
angegebene Art seine Stdiung hat swiatihan dem Tngeod begriff und dem
BcgrilT der Güter: so sollte man denken, die allgemeine Pnieliiformel
sei schon gegeben in dem Ausdruck: ,, Handle in ; >rJf m Augenblick so,
daü alle Tugenden in dir thatig sind in Bezug au! alle Uüier." Allein
aineaiheili ist dicae Focmd an und ffir aich rar immittdbaren Anwen;»
ditng nicht geaddckt, weder um ffir ii^end einen Augenblick ein he*
^mmtcs Handeln an. entwerfen, noch um ein schon entworfenes danach
zu prüfen. Letzteres weil das Verhiillnifs einer Handlung zu dieser For»
me! TTichl unmittelbar erkannt werden kann. Denn wenn ein entworfe-
nes 1 landein Doch so klar vur Augen liegt: so kann weder bestimmt
hcliaiiqrtet werden,: «g. aUeGüter fördern mfiaae, noch aiMäi mit redh
i«ai Grunde gel&agnet, da£i ee dieaea ni^t leiaien kSnne. Und dien «o
(l) Auch für da* Gebiet der bürgerltchcn Ge*ell»chaft, für «ddiM er dgBBtlich ge>
■ladit ist, hat <l!ran> Uotcrschird wi-it weniger B^-dcutiing als HUB gewflltttlieli gUtlbt.
Hon audi dem Oesetageber kann «n der Moüwt OewtsUcbkdt wenig gelegn sbib; in»
ieai« wön das Gcasta nidit in den Mrgon IdbraJig nad ako je linger je mclir !lm
eigene Siulichkeit wird, e* auch in jedem Falle wo es mit etwa* in ihnen lebendigem
in Strr tt kommt, immer wird öbertrelen wmlen, w daf« et »einen Zw«ck nicbt emächea
kann. Nor für jlea llielitn> iit der ITntersebi«! eis Kanon', daTs nimlieb die nmelion
lirr vergeltenden Gerecht i(;keit nnr da l>rginnt, wo da* Gearts iat irerlelct worden, hfai
Briohnung und tembmg mit der SittlicbiMit ia gar keiner Besiebung *telm« .
A 2
4
l^t den Tugenden. Vielmelir wen» mir dieYimtellang einer bestimmten
EbncUung Torliegl, diie wsh nidit «dum gteicb ab niMittiieh su erkenmm
giebt: so kum et mir nur als ein sofeUiges erscheinen, ob sie in Imk
den Suickcn unserer Aufgabe entsprecben wird oder nidit. Nocb
niger kann durch diese Formel allein ein Handebi bestimmt werden;
sondern es lassen sich von derselben Voraussetzung gar mancherlei
Hemllungen eniwerlen, dcpea mit gleidiem Redite die B'fögUebkeit ui-
Itlme ihr su coUpredien. E* ist eher g|uii Torsüglidi die Anwendliei«*
Iteit in dem lieben selbst, sowol %vo die Consiruciion der Zweckbegrife
schwankt oder stockt als auch für die Beuriheilung des Geschehenen,
welche der Pflichienlehre, dieser den Ahen fast «nbckannicn Behand-
lung der Eüiik , in der neueren Zeit eine so gans voraügiiche GunK
gjBMudft hat. Andemibflib wenn man «och die»e dlgneMiw Formil
veiter entwielLeln wollie um dn System der einulii'en Formdn daraiM
sa bilden : so scheint sich unmittelbar kein andeivr Einihcilungsgrnnd
in derselben darzubieten als entweder nach den Tugenden, welche ihiuig
sind, oder nach den Gütern welche angestrebt werden; dann aber wiire
diese Behandlung keine selbständige Darstellung der Sittlichkeit , son-
dern gern abhängig von der Ldhre vem hSdbeien Gm und von der Tu-
^dldire, vnd somit veilfire die PfUehlenlelw« alles was sie der Wi^
sensdiaft empfehlen kann. Denn für diese hieibt immer die objecUTste
Ihrstellung, also die aus dem Begriff der Güter, die erste und für sich
hinreichende; die beiden andern dienen jener nur gleichsam nls Rech-
nungsprobe , welches sie aber ntu* in dem Maalä leisten können , als sie
nidit nnmitidbar ans ihr endelinen. Wie mir. also die TogendlehMi g^
soidu haben an gestalten ohne von einer der beiden andern Formen un-
mittelbaren Gebrandi daf&r an machen: so darfauch für die Gestahung
der Pilidilenlchrc von den anderweitig festgestclhcn fiegriifen von Ttt*
gen den und Gütern kein Gehrauch gemacht werden.
Demohneracblet können wir nicht läugnen, jener Ausdruck Han-
dle in jedem Angenbliek mit der ganaen aosammsiigpCaiinen sittltditt
Kraft und die gsnae ungetheilie siiiiidie Aufgabe anstrebend/* stdlt den
Einen das ganze vollkomuien sittliche Leben bedingenden Entschlols dar»
unter welchem alle einzelne pflichtmäfsige Handlungen schon so be-
griflen sind, daüs kein neuer Entschluls geEaüst zu werden braucht.
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iA«r d» wa»eiudkofilibh» B^handiia^ des PßichütegHffi, 6
wenn immpr das rechte geschehen soll, dafs aber durch jede pflichtwi-
drige Haudiung dieser gewifs gebrochen wü'dr Daher bleiben wir doch
an diesen Avidfvck gpwiMn» imd ov-lwnBt nur duraaf «n, dab wir
ilui andBivifie alt mdi AnlMtnng der Btgi^flRs tod Togeaden und Gfl-
tem spaltend auf das einzelne anzuwenden iriiaen.
Von diesem allgemeinen Entschlüsse aus läfst sich aber das ganze
sittliche Leben betrachten nach der Analogie zusammengesetzler Handlun-
gen, welche auf Einem £nuchiu£s ruhend dennoch aus einer Reihe von
BUo—inen liMtdi«iif ao dafr fBr diu« asdi noch untergeordnete En»^
«cUtme aber ftvdioh- in cdtr fendiicdaNNii Vorihaltuir» su den ran
Gnmde liegwden allgemdnch Entschlufs gefafst werden. Wer «ch nie-
dei'setzt zum Schraiben, wenn sein Entschlufs nur nicht etwa noch ein
nnbesiitnmter ist, sondern er schon seine volle Bestimmtheit hat, dessen
Handlung besteht zwar aus einer Beihe von Momenten, aber ohne dafs
«iiM MO« Bomihnng oder Wahl «mitinid«} beini Feder einiauchoi, bau«
Bktt lUBwendaD lind wir um lumor «iner Yolitimi bewoftt, «ondmi
alles geht aus dem Einen Entschlufs hervor» der allein das Bewufstsein
beherrscht. Hier also verschwinden die untergeordneten Entschlüsse fast
ganz sowol ihrer Form nach ins Bewiifsilose als auch ihrem Inhalte
nach, indem sie sich nur auf die unbedeutendsten Kleinigkeilem bexie-
beii. W«r ndti hiogegaa ra ciaar baitinuinwi Ldboiiweice «msehlieTtty
HBr dim- cnUtchi aus diesem •IlgmeuieDEalMsblura andi eine Reihe Ton
'Handlungen, welche zosammengenommen die Ausführung desselben biU
den und also Eines sind ; aber wiewol Eines gehört doch hier zu
jeder einzelnen noch ein besonderer Entschlufs; die einzelne Wollung
tritt stark hei*vor, so dals der allgemeine Entschltifs wiewol die fort-
ivirbendk Utnehe dieier vmtdmm dodi ii im Hintetignind si»ih&tritt,
and also hier da* umgekehrie Vcriillliiire eiauiuime dort. Der Ktfaeder
endlich, weldier das Urbild seines Gemäldes ▼oUkomincn in sich trägt,
gleicht im ganzen während der Ausführung jenem Schreibenden; allein
bei welchem Theile er anfängt nnd in welcher Ordnung und Folge er
foitarbeilet, das ist in dem allgemeinen £ntscfalu£i nicht mit gesetzt, und
•oAm diew Ordnung audi dordi dn technisdien Regdn -»auf -welohe
irir hier ehnedies aidit Rüehticht adiaea dfirfin — aidit voOitiiiidjf fmd
aidu Alle aaf |Mche Weiee heiiimmt in: eo fdit der BWuahwH
tung aliei'dings jed^mal eine einzelne Wollung 'voraus, die aber nicht
eigendich einea Gegenstand beslinunt, sondeiioi nur- die Pnoriüt eioea
tdbott bettimmteii Gegenstandes» • deren Werth «|iQ: TOnfigtieh dmnC
boniht, defs sie ohne Vevduiikd.iuig wie ohne fremde Ebmiadioiig eb
die Tollkonnunttie Fofiwiilung des ersten Entschlusses erscheint. Ans
der ZiTiammeimtf-llunc dieser drei Fälle, welche gleichsam als Typen die^
nen koniieu, erlielit demnach, dafs die Vereinzelung der Momente, aus
denen eine tusammengesettte Handlung besteht, etwas durchaus relative«
ist, und es ist Idcht su Mhlie&en» dab eine dnCw^ und «dünnet» , gfik
dge Regel ffir die Richtigkeit der Handlung nw in dem MmCi gpg^ben
werden könne, als der einzelne Moment mit Nothwcnd^^eit «tts ddm Qr«
sprünglichen Enucülurs hervorgeht, das heilst als man einer besonderen
Kegel nicht bedarf. Suieim wir also das ganze sittliche Leben ansehen
können als die Ausführung Eines allgemeinen Entschlusses, also als Eine
wenii i^idi suMmmengveetcle Tbat; «o wird deaeelbe «Ach hier gehen,
nnd «• sdidnt da& '^r mit dem Gcstindni/s anfangen mÖNCttt daii
Fflicfatftnrmeln nur da recht vollkommen und befriedigend sein können,
wo der Handelnde ftelb<-t ilircr nicht bedarf, und demnach dei
Nutzen der vollkommeiisten sich am meisten auf die blolse Beuriheilung
beschränkt. Wenn hier also eine vorzüglkhe Sicherheit allen denen
Momenten beigelegt wird, in weldien der besondere Entsdilvle . «m
meisten schon mit dem allgemeinen geyhen ist; eo^eehedet dies Wenig»
stens der Freiheit, welche wir für da« sittlichen Handlinigen postuliren;
keinesweges; denn diese besteht am wenigsten in einer vor der Ent-
scheidung hergehenden und mehr oder weniger willkührlich, das. heifst
durch subjectivea Zufall, abgebrochenen Unentschiedenbeit, sondern nuur
in der SeUMith&tigkeit welche 4em^f£nt8dhln^s in. ednemlemten Bmtoc*
toMen sowol ab in seiner Fciriwiiinng emwohnl. > . . ,
Um nun zu bestimmen, «ie Vreit «rtr eslmst der.B^iaudlung de«
PfhchtbegrinH«! bn'njreii können , im'd wie wir sie dem gemäfs einzulei-
ten liaben, muls unsere näcltöie I'iage die sein, weiulier Ton den drei
aufgestelllen FaHen uns die genaueste. Analogie dai-'bieiei . mit >dem siun
Kchen^Ldien ab' einer, nvabfen 8baf[.ini:eittei Reihe fVO« sich «düUT.WB»«
sondernden HomteiMi «crOittten Ehdbnii. £liWirii«(wdddQlch»aefai ^ .
Beuswortnng .dieser ^^ci milk .üncf Fietfon.. artM^foj^n. . .Wenn Md«
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iU>er tli» wiuentabißl»ke 'Sehatldkmf des ^ßcMbegr^. %
uns einen einzelnen Menschen denken für sicli allein die gesammte silt>
liehe Aufgabe de« gansen Menschengeschlechtes auf ihn gelegt oder we-
Bigsleiis etn UahiMccr v«llfainB«Dr 'abgesdiIoiMoe* Odiiet ihm bingeg»-
teiiy iaailMlb -fleiwB er lie Iom» aoll: «o-wurd* dlenr licb vastvaltig
la 'dm <mUler«n Falle des Künstlers befin^n. Nämlich neues entstände
ihm nichts, was nicht in seinem ni-spmnglichen Entschluß, welchen wir
tm«: die ganze sillb'che Aufgabe omfnsscnd zu denken haben, schön liegt,
wie auch die ganxe Ausführung schon in dem Uri>ilde d«s Künsilers
liegt; afaw er könnt» itt fAdm llDiMiin nnr -eiMii TfacU'Mnier,A«%*b»
-IfiMh j obw 'daT« jtibth'^ OrdMng, in vrdcher er m -verfefainn.liM,
ihm mit aMlj||^gdbcn wäre. Denn ^^rtiken wir uns das Ganze in verschi»-
doie Regionen getheilt so wird es an sich gleichgültig sein , und dies
iÄTÄre doch der stärkste Gegensati der sich darbietet, ob er erst eine Region
ganz zur Volleadung bringt, .und dann zu einer andern übergeht, oder
ob er DBüh ' einandw^ allaiaa bearbeHMS beginnt, und sie nach und naeb
«Imi M> imiier -föMderi, • «ilem-ehr m» in dem leulen Falle »tuli genug
Itt^ defs er nicht etwa ^ über dw>glrfchniäfsigen Steigerung den ursprüng*
lieh mit£;edachien Grad der Vollkommenheit, gleichend der Starke der
Färbong in dem UrbiWe des Künstlens, vergifst, xind in dem ersten dafs
ihm nicht über der beharrlichen Beschäftigung mit dem einen Theile
dis BOd der fibrigen Theile allniMidi eilMdit md tiish henieeh «ndew
«eprMnoiri« Sted<iilni 'die»- beiden Hetbodcn an 'sieh ^(äA gut: lo
wild end»- vniel^- denselben Bedingungen jeder Wechsel zwischen Leiden,
wie er nur immer gedacht werden kann, gleich gut sein ; und also wird,
sobald irgend eine Handlung, die, mit welchem Rechte darf uns hier
nicht kümo^n, als «in discreter Tbeil des Ganzen gesetzt war, vollen-
dst ist, unddn nnftlSiOmmti bcftmam eiU, ancli eoM Wehl dnirai«*,
.«renn -gleif^ nvr dbevOrdnraif 'nMi Folge. • Wenn nun dkee doMli'den
ttnprdngIidien.Bn^ohIufs nicht beeUiüMi und, wodurch können sie jedes»
•iul bestimmt werden? Offenbar nur entweder durch eine ühei-Nvi' ^cndc
aber für den ursprünglichen Eutsclilufs gleichgültige Hinneigung des Uan-
deloden zu einem ihdle der Aufgabe vor dem andern, oder durcb eine
inftent .Mabiiuif' «md Anflbrdntug, wdefae yenl'iaiMnk Theile ene 4ßilg-
.Iw .Ott den. HendehMfan ergelN, «l» -foa dar tibrighi. ■ Ünd jede diei^
8
Denn jene innei-e Hinneigung ist 7vrar für den ftitllichen Willen zufällig;
«ber witre sie auch dag allsnufalligste innere, wir I^une nennen, da
de eiiiai Tbeil der Aufgabe mliiict in eiaeBa-Manumt, in» MNWt ans Maa^
{(bI einet anderen Bestinunungpgrtindes keiner wäre reaÜstrt worden, tö
ist sie eine richtige Deslimmung, und wir könnten hierüber folgende Foi^
mel atifstfllen: ,,Thue in jedem Augenblick dasjcninc tittliche Gute,
vrozu du dich lebendig aafger^ fühlst." Und da die Hinneigung den
•iulidien 'Willen dodi fremd iatx ei» hma ei euch gleich gelten, ob tie eine
wapriing^idi einfädle iat; oder ob swd veieehiedene innere Anfragm^Bn
vorhanden mann, aus deren Streite nur ein Uebm«elHifs der einen nbar
die andere turück geblieben ist. Denn die Bestimmung kann doch erst
eintreten, nachdem dieser Streit, für den in dem ursprünglichen sitt-
lichen Entschlufs kein Entscheidungsgrund liegt, irgend anderswie «Ur-
-adiieden und die GoUiaioii der Neigungen gtt<^lidktei itt. Eben ao od
«na demaelben Grunde ist die äufaere AuiRudening an und &ut sieh
ein richtiger Betiimnumgagrund , und es wäre die Fonnd aufzustellen;
,,ThTic jedesmal dos, woiu du dich bestimmt Ton aufsen aufgefordert
findest." Nur dafs hier nicht gleich gilt ob die Aufrorderiuig eine ein-
fache ist oder nicht. Denn die äufseren Aufforderungen reduciren sidx
nidbt wie die Erregungen Ton aclbn enf «um» UdbenebnAj
eondeni ein Streit swiaeben ihnot Unnte Har dnreb ein Urtbeil dce
Handelnden' g^hlicluei Averden, welches anderweitig erst mit Rücksicht
auf den allgemeinen Entschlufs müfsie begründet, und demnach eine
andere Formel um die Dringlichkeit dei' AuUbrderunf^pn r.n messen
sucht werden. Beide Formein aber sind nur wahre EuLsclitjidungen, die
-eine wenn keine auf einen- andern Theü der Getammtaufgabe geridip
täte infaere Aufibudernng aieh einer iunem Hinne^ong entgegen aldlit
lind -die andere umgekehrt. Sobald abet ImmlIcs gleichzeitig diflTenrt,
entsteht auch dem so allein Handelnden ein Zwiespalt, den wir eine
Goilision nennen, die aber nun keine Collision der Neigungen mehr ist,
•aondeisi eine CoUision der Bfonimen. In solchem Falle beben sich beide
tFöroMfai nnf, und «t aiufi .daa Veilengen ewweben iiacb eineoa driiian,
•«eidu* die. EntadbaidMMg bewirite. De . nun die tM6glicblMit. dieiea
•ßtreites zwischen der innem Neigung und der äufscren Auifordttung,
.Haka. 'beide nicht daaielbb «ittlicbA Handehi lonkni woUcn, inuner g^
über die wuieiuehi^khe Bthaulhmg de$ Pßckthegrijffs. 9
geljpn \sr\ so sind auch eigentlich die beiden aufgestellten Formeln nie-
mals >vabre Pflicbtformeln, sondern nur diejenigen sind solcbei welche die
Lösung dieses Stmtn in th^ «BiInlteR» Itenm Pffichtfonneln selbst dürfen
»idit mit eiinndtr im Str«iie Mm. Dodi vriid der Knialntf die Ltenng
in sich tcUiM finden, und immer sagen können er hebe pflichtarilfsig ge-
handelt, wenn er weder die Neigung der Auflbrdenuig noch umgekehrt
aufopfert, sondern sie in dem beiden gemeinscbafllicben verbindet. Denn
der Neigung soll man folgen, weil das am besten geriiih was mit Lust
geschieht; vnd der Aufforderung, weil di« an liesten geräth, was im
glOnstigen Augenblidi geachielit, Ver^^eicbl er alio beide nur in dieaer
HiBaicht : so hat er nach einem Kanon gehandelt, der über jenen bei-
den stehend so lautet: ,,Thue unter allem sittlich Guten jedesmal das,
WkS sich in der gleichen Zeit durch dich am meisten füiirdern läfst."
Nur giebt es hier keine objeciivc aUgemeingüllige Entscheidung sondern
flnr die aubjeciiv* der nngethiiilien Znitimmung. Bö diemr werden wir
One also anch hegnfigen mäsaen in dem-g{e|^wariig^ Znaiand ffir daa«
jenige Handeln dei Einzelnen, und zwar gleichviel ob von einer natär>
liehen oder einer moralischen Person die Rede ist, welches ebenfalls so
vreii. menschliche Einsicht reicht , als ein ihm ganz eignes abgeschlos-
'seoes Gebiet erscheint. Nicht also, als ob es auf diesem Gebiet, wie
et bänfig nicbt anr im Leben aendem auch wisaenadiafilich angenom-
men wird, gpr kabie Pßicht vnd nichts pflScbtmäftigM aondem nur er^
laubtes gäbe ; sondern nur dals die Fflidilmtfaigkeit einzig auf des Han-
delnden subjeciiver Ueberzeugting von der gröftian Zatragiicfakeit der
Handlung für das ganze sittliche Gebiet bei-ubt.
Allein der grödite Thdl des sittlichen Lebens wird dieser Kegel
nrvr eine Fioiioii.kt, dab der Binmine Henadi allein die gance «IttlldM
Aufgabe oder auch anr einen Theil derselben wirklich abgcacbloiaiw
für sich allein vor sich habe. Vielmehr ist die Aufgabe eine gemein-
srhnfdiche fics men^cblicben Gcsclilcclits. Jeder Einzelne findet sirli, so-
bald die Möglicliieu eines sittlichen iJundeins in ihm entsteht, ja immer
adion yAA fieober niaalida 'am Anfange adnea Lebana* in diaaar G«-
«iwinaebiaft, nnd wird von deaaelbeB ao fsttgelialijm, dalä keiner in Bang
■nf irgend einen Theil seiam aitdidwi t^ii^f aich so voUbMnman
Fhiloiopk, KUute 1824. B
10
Söst. a-l ■ H A. Q SB R
uolircn kann, dafs er nicht immer durck diese Gemeinschaft mit be-
stimmt wäre, ffindamli nun wird dkt MtUiche Hnd^ d«r Bointadug-
"ktk der fauher nun Gmnde yi^wi ilbr ridi tellMl aidit -weiter tlieillM,'-
ren Formel entzogeD, und es enislehl eine andere Noth wendigkeit als nur
die bisher bemerkte, welche war innere Neigung und äufsere AufTorde-
rung gegen einander auszugleicBbn, nämlich füe einer gegenseitisf'n Ver-
sliiDdigung über die Theilung der Aufgabe und das Zusammenwirken zu
Huer LMnn({k De. mm eber edier dieHv käme ndere 4mt ntdicben»
Hinmyin dei Einzdien. vonngdieade mii ee eciioit sam voraiu lieilin»*
mendc Naiur Voraussetzung Todumden ist: so müssen aufser jener dem
einzelnen Menschen für sich zum Grunde liegenden alle andern Pflicfat-
formeln sich »uf diese Voroussetzung bezichen, und die Nothwendigkeit
ein System derselben aufzustellen kann nur in diesem Gemeinschaft*^
eottand gegi'undet aein, wie denn eudi mm jen» enien 'Forndl keiiM
elgntlifiinliche Theilnng kerrergdieii will. Auf der endem. Seile aber
de wir jeden einzelnen siidichen Willensact nur ansehen können idi
einen Ausflufii aus jenem allgemeinen, der das ganze siiiliche Leben con-
Stituirl und auf eine wahre Totalität ausgeht: so inufs zuf^leicf) eben
dieses, dals jeder Einzelne den Gemetnschaftsziuiaud siiiiich anei-kennc
ftaC jene» meprimgUche Fflidiifmmel imädtgeffilin waA ab em Akt ab-
iofaiter Identität der innem Ndgang und der eufaeren AuAenlenuig ge-
setzt werden ; welches auch schlechthin postulirt weivien kann^ md
niclits anderes aussagt als die Elhisirung der geselligen Natur des Men-
schen. Hierdurch ist aber zugleich hevorworioi, dafs, da der Kinrelne,
fofera er durcii einen freien Wiiieosäci dm Gemeinsdaafiszusunrl aner-
kennt, endl wieder über demadken aialit, imd daker Buck die m:sprüng-
Ucke-Bflicblfbrniel nur modificin dardi dieie Aneikemimig fibanU gnltig
bleibt, tum jede einzelne aus dem. Gemeinschaftszusland sich erf^Mlde
PÜicblformel auch immer jene ursprüngliche ,,nach eigner Ueberzeu-
gung jedesinnl das sittlich gröfste zu thun" in sich schliefsen mufs.
Zu allererst also» und die wir weiter gehen, müssen wir untere
•neben», ob- aiokt etwa ench dieme beidm in Wider^r«ic£ mit. einander
kommen, kann, imd alao beide Fotmehi uob ench al* PflicütfomHdn
evibeiben und eine dritte nöthig machen. Et erledigt sich aber die-
Mn Bedenken icboB> dedarcb, dela die Ancrkemrang dm Qememiehaft»» '
mstandes selbst nur als eine pfliclumäfsigc Handlung zu Stande kom-
men kann, und dals sie also nur möglich ist unter der Form der sub-
jeedvea Uebenw^ng, dam Anettemniig d«t «tdichen Gemeinsdiaftnu-
Maadci mit flllem im nur die iddiciu» BntwicUimg dUrtdbca itt, «d
ein für «Uemal das sliilicb grötiite, 'was der einzelne Mensch thua kann»
und er würde also durch alles, was mit dieser Anerkennung im Wider*
sprucli stelifTi würde, allemal wenigstens da«; sittlich kleinere ihnn und
also pllichlwidi'ig handeln. IHfs nun im wu-idicben Leben diese Ueber-
KUignng ümner Tadiarncht, und da« Gegienilidl aur als ein partieller
Wahnriwn inTige kommt oder ab eine Teriidwte und irrtlianilichtt Fonn
dar Rageoention des Gemeinschafiszustandes, dies bedarf hier nur angp
deutet zu werden. Eben so aber auch auf der andern Seite, wenn wir OD*
denken die Gemeinschaft schon bestehend, und nun den Kinzelnen, no-
-bald diesei^ sie anerkennt, zugleich in sich aufnehmend ; so kunn t,i*i ihn
nur H» aufnehmen» wie er sie anadkemity also mit seinem wsprüog-
' liehen- der Anerkennung adlwt anm Grunde liegenden dttliehea Willen.
Wie nun aber das Eintreten des Einzelnen in die Gemeinschaft ein Miv
liebes ist, also ein Werden: so ist auch die Identität der Ueberzeugung
Aller über die successive Losung der silüicben Aufgabe mit der eines
Jeden ein Werden} und daüs sie, sofern sie noch nicht ist immer ins
Werden Meibe» und zwar als eine Wedbsdwirkvng zwisdien Allen and
Jedem» ist die Groadbedingung aUas aiuliohen Gemeinleiiens, indem nur
auf diese Weise ■W^iSMig ein raasMuiensiiiMHiiBi in der Anwendung der
Pflicbiformcln entstehen wird.
Nachdem dieses vorausgeschickt ist, werden "svir nim versuchen
können die allgemeine Pflichtformel, >, Jeder Einzelne bewirke
jedesmal mit s«:iner,gatt«ea sJulichen Kraft da« m&glieh
frfifsto avr LS'atin^ der aittliehen Gasammtanfgabe in
der Gemeinschaft mit 'Alle». ," , an einem das ganze iittliehe
Gebiet erschöpfenden System von untergeordneten Formeln zu ent-
wickeln. Es ist jedoch gegenwärtig meine Abeicht nur diejenigen , die
der aUgemeinen am nachaien sieben, zu verzeichnen, wodurch schon
eine Ucbienidit des Ganaen -gewonnen wird, weitem Brorienm^eh aber
nnd grüliMre Yerrineehing auf eioA cweiie AUbandfaiag au Tatspaxen.
Uk bemerk« aar, dals wmm wir: ^bieh yvm einem Wedtsebmiiiliaift
B 2
13
S C V L B 1 B B M A C H « K
zwischen der (Tomelnschaft \ind dem Einzelnen ausgelien, wir dennoch
in der Consirucuon d«i' Pilicbtenlehi^ nur den Einzelnen als iiaudeln-
-dM Sobiect, welche« die Fflichtfonadn in Aitwendui.<^ hrlngea «oU, bo-
UBditeii. Dieae» nAiheügt «di eiäandit dadareh, ddii dw afaeolai«
G«aieinsdiaft Aller in «mein besummten WecfaselTcrluUtnili adl jedem
Einzelnen in jedem Falle noch nicht besteht, sondern immer nur wild«
und also auch nicht als w'rlHch schon einzeln handelndes Subject auf-
geführt werden kann, sondern nur als das, welches werden soU und
■&a£ denen Weiden gehaadeli wird. AndrsneilB raditfeHigt ei eidi di^
.dnrdh, deli imtergeocdneier «ad wirkÜdi tdioa beetdiendflr GfleeUp
Schäften sittliches Handeln doch immer nur au* dem pflichtmäfsigen
Handeln aller Einzelnen herrorgehn kann, aho eigner Pflichiform*>lo
nicht bcdfli-f ; "sofern ober solche Gemeinschaften andern gegenüber selbst
als Einzelne crsclicmeu, muCs auch für sie gelten was von den natür-
lichen Fernmen gilt. Hierstt gdidrt frefUch «iif der endeni Seile «b
firegenet&ek audi noch dieee». dafs wenn der Kiaelne angeadben wird
als in die lehon bettelmade Gemeinschaft eintretend, sein sittliches Han-
deln Viherall nur orsrheint als ein Anknüpfen an das schon bestehende,
mithin mehr durch die Gemeinschaft be&iimmt »Lg durch ihn, so dafs
ilas G^entheil des eben gesagten rathsamer scheint, nämlich die Ge-
meinicliaft als daa ursprünglich handelnde Snlijeot in der Fflictuenlebve
Bmn Gmade an legen. iüQein die Gemeinadnft besteht nur dnrdi das
fortwährende Handdn der Eiwelnen in ihr, tud ist ulso selbst nur als
deren Thnt anzusehen, ?o dafs jedes nnknüpfende Handeln eigentlich
docii ein die Gesellschaft stttleudes und in jedem AugenblidL wieder er»
zeugendes ist. ,
Ana diesen Bamditnngen nnn gehen vim BmdMSungsgründe her*
vor für daa gpUHte Gebiet des {ifliehinittsigak Handelns. Der erste >iän^
lieh ist dieser. Eine Gemeinschaft könnte nicht bestehen, wenn nicht
die sittliche Kraft in allen Einzelnen dieselbe im ! die sitilirbe Aufgabe
für Alle dieselbe wäre, und dadurch also ist bedingt ein in Alien gleich-
ansetzendes Handeln. Aliein sofern der sittliche WUle jedem Binzel-
nen einwohnet m aemer Peiaoa* nnd jeder ab ein schon irgendwie ge>
wordener die Ansiahmng dieses WÜlsna hegbnt auf den Grand aeiaer
UdMraengnng, weldie der Antdradt ist seiner von allen Andern vnttr*
i2fer dÜB wissetueiui^Uibhe B«luindbtng des Pßichthegriffs. 13
schledenen sittlichen Person, und jeder nur so in die Gemeinschaft aaf-
genommen ^rd: ao bedingt d>en dieses ein fm* jeden ei|(entbumliches
-vob ABai Mmn^anadid«* Hmdieiki.' "Vl^r ii«niiai TodÄufig jenM
■du «mürMidle' imd dielte das hidmdadkf Gdbidl. In der allgenMinien
iPflieklfonMl liiMl beide itieinandei- geseut, miifaiii itl jede» nur ein sitt>
licfaeft, •wenn es zuglelcli auf das andere heiogen wird, und es enistehn
uns für diese beiden Handlungsweisen aus der uraprünglichen allgemei-
nen Pilichtformel zwei besondere und abgeleitete. Die erste, „Handle
<jede»ni«l gemäfi deinelr Identität mit And«rn nnr to» daft d«,
•«gl<i(»]i-ftttf die d«v'»ttgeme«sen« «igentlifimliche Weise han-
delet/* Die Nothwendigkeit dieser Foivul* wenn ein vollkommen slti-
liches Handeln zu Stande kommen soll , wird schon jedem daraus ein-
leuchten, dafs ein in Bezug vmS die ande rn YoÜkommcn richtiges Han-
<leln doch als ein relntir leeres, also unvollkommncs erscheint, wenn
ihm das Gepräge des eigentbAndiehen jg^na abgeht, indem dnrek die
-Fordenuig auf UeberdoMinmumg, wekbe die Andern madien kSnnen»
die Ai>t und Weise der Handlung doeb nie ▼oHkonunen bmtimmt irird.
"Will aber di« Gesammllieit ihre Anforderungen bis zu einer ganzlichen
Unirri^riir'knnr» df<? eigf'nihümlichen steigern: so "wird der Finrclne nur
uoToilkommen anerkannt, die Pflichtmäfsigkeit ist von der Ge&ammtheit
TeHeist,- «nd das Resultat Ist eine MeebMrisirnng des guiaen Gesammt-
leben«, wosn das Ghinesisclie eüne bedentende Annlbenng chntdlie. Die
andre Formd hütet so: „Handle nie als ein Ton den Andern un^
terschiedener , ohne dafs deine Uebereinsiimmung mit ihnen
in demselben Handeln mitgeset/t sei;" denn ohne diese Bedingung
wäre aus dem eigenthumiichen Handeln alle Anerkennung der Gemein-
sehaft Tertilgt, und das Reniliat wOide «ein die Verwandlung des situ
liehen in ein YÜOig lioeniiSeM Ldian^
Der zweite Eintbeiloi^grund ist dieser. Der urs})rüngliche sitt-
liche Wille des Einzelnen für sich betrachtet schliefst in sich die Ancig-
nunt; der pnnzen sittlichen ATif«abe. Indem aber der Einzelne die Ge-
sammtheii der handelnden äubjecte, mit denen er sich in Verbindung
findet» anerkennt: so stiftet er mit ümoi die Oemeinschaft. Dieste
des nun, Anei^ien tmd Gemeinschafittifwn ist in der «ipnin^iciiett
Eflichtibnnd als Eines gsseist* Abo ist ancii jedte für tidi nur siti^
14
lieh in Beziehung auf das andere , und es entstehen daher durch die
beiden Momatte det ursprünglidieik litdicliem Willeni mm der fllgp-
neineii Pflidiifonnd swei betonden einuidar etjglimeiide FoimdB. Die
erste „Eigne nie anders an, als indem du tvgleich in GeaieiB-
Schaft trittst." Diese schliefst alles egoistisrli« aus Ton dem sittlichen
Handeln, und schliefst den Einzelnen so aunz in die Gemeinschaft ein,
daft er nie einen Theii der sittlichen Aulgahe ausschliefsend für sich
nehmADi nodi andi irffiüA envM den dnrdi siulidiet ffT^deh imd
sww (^eichviel ob dorcb Mtn eignes oder dnreh Iremdes gebildeieii ük
Beziehung auf sich allein hahen und behalten darf, sondern immer nur
in Bezug auf die Gemeinschaft und für sie. Die andei-e ,, Tritt immer
in Gemeinschaft, indem du dir auch aneignest." Diese sichert
dem Einzelnen in der Gemeinschaft seine sittliche Selbständigkeit , damit
er Ewer immer in der GemeinMibeft, in ibr aber andi iriiUidh eo bändle.
Denn et.giebt Isin andere* Aneignen ab nur dee wenn icb w
darf rittlicben Stoffe«, um ibn aiun Gut aber inuner wieder nen: Ge^
neingut zu bilden.
Wie nun in diesen vier Formeln das Ganze erschöpft sei, so dals
es auljs^r iiinen kciae weiter giebt, sondein nur wie sie selbst ans der all-
gemeinen als ihr untergeordnete Entwicklungen dednreb entelenden wnd»
defrs die allgemeine NatnrromnieelsQng dee aitiliebcn HerkMne mit in
Betrachtung gelogen wurde, eben so auch alle anderen nur untergeordp
nete Entwicklungen von ihnen sein können entstehend aus einer nahem
Beü-achtung der sittlichen Gesammtnufgahe und ihrer Beziehung auf jene
Voraussetaung; dies kann vorLiulig bis auf nühere Erörterung einigerr
meGien geprüft- werden,, theib wiAin wir anf uneeve anfingitehc Fiettott
«purfickgeben, vnd nneere .Formd« mit ibr Tergleicbend findeni da£i. lie
OM^ts anderes bin I ils die Verlhejlnng derselben Momente auf die Ge>
sammtheit der Einzelnen , von denen bei dem Einen die vollkommene
Lösung der sittlichen Aufgabe abhiug. Theils wird auch dasselbe er-
hellen, wenn man heurachtet, 'wie die beiden Einiheilungsgründe ein-
ender fobneiden, co daf« ee giebt em nniveffadUce GeueinecilaflbiUen
mid ein eben «oMiea Aneignen , to wie ancb ein cigenlbfinilidiee An-
eignen und ein eben solches Gemeinscbafibilden. Die beiden Gemein-
•cbadegebiete sind die de« Hecbie» nnd der-JUdie, die beiden Aneig*
Hier die wissenschaftliche Beitandlung des Pflichtbeffiffs. ib
nvttgsgebiete sind 4ie dei Berufs und des Gewissens; letztttM «uf be-
sondere Wei';e so genannt, weil in der Aneignung ia Bezug auf die
Eigenlliümlichkeit das urspningliclie Verhältnifs des Einzelnen zur Ge-
wmmtheit der siidichen Aufgabe wiederkelirt, und ai&o über die Pflicht-
ailtigkieit in WnieliMwi dieies G«ibietM nichts anderei «uticiieiden kuin
ds dieselbe tnbjeistiTe Ueberaeugiing. Diese Gdnete bediii{|en einsinder
gegenseitig; und die Bcxagnahme auf alle übrigen, indem man voiiüg*
lieh für eines von ihnen !iandoU, mufs die Sicherheit geben, dafs keine
CollisioneQ enlslehen können. Wir wollen daher sagen, der Aiii'dnick
,,Begieb dich unter kein Kecht oline dir einen Beruf sicher
SU stellen und ohne dir des Gebiet des Gewissens Torsu»
behaUen;** sei die eUgemeine CoUisiensfipde VwmA der Bediiapfliditi
die gleiche aber für die Liebetpflicht laute so ,,Gehe keine Gemein«
Schaft der Liebe ein, als nur indem du dir das Gebiet des
Gewissens frei behallst und in Z usa mm e ns t i m mu n g mit
deinem Beruf." Und ahnliches wird von den beiden aiKlrni gegen-
fiherftidienden Punkten an ooastruirea sein, so dafs alk sich gegenseitig
mäxr oder weniger unmittelbar bedingen.- Alles aber wobei irgend
Fflichtfonndn in Anwendung kommen können, wird in einem von die*
sm Gebieten, wenn die Ausdrücke in dem angegiebenen Sinne genom-
men werden, auch gewifs enüialten sein.
Google
Abbandlungen
historisch-philologischen Klasse
der
Königliehen
Akademie der iVisseosehaflien
zu Berlin.
Ans den Jahre
1824.
Berlin,
Otdfwkt fe 4w DfMkMri dar Xte%lidMi Abtaue
dv WiMenidiafliB.
1826.
Im C«i
DigiiL
Google
4
Inhalt.
8i^fIBRill««idgB]lI■lori■dMmdpolit^ache Anspidimgeoiadop«^ Siit* 1
BoKKa fibar die AntlgoM dai SofhoUiM.. * - 41
BurrMAMn Erklirung der gricGhuchen Bdidirift auf einem SgjptKifliNB Plipjyjflll • Sft
Bow T«f|iliBidieade Zergliedanng dm Smukn» und dar aU Sm ytrwmuSm
Sprachen - 117
Hjub über den Farnesitdieii Congiu* im &önig;licbeD AntiLen-S«aIe tu I>resdea - 149
Wiunui T.EiunoL» fibir dieBaabitdwaictrift uad ttf Za— itnlmg nit
(IflB SpnddMB 161
Bmaa Zur Geicliiclitc ät» Petffiidmi Ardblen« vai wdm Bewohner - 180
Bmcu Kacihtifgliche Bcmerkonini tu dar Abhaadhmg ülMr die Autiipiie dea
SopboUea SüS
uiyiti^Cü üy Google
Digiii^cü üy Google
einige historisdie und pofilische Anspielungen
in der alten Tragödie.
To»
H"* S Ü V E R N.
(G^flMB ia der Alrrfnnif ia Vfimeaadtaitm «n i3.' Jamr tSM« *^]
jßekanntlich ist. die alle Tragödie und die alte Komödie voll toh Ne—
benzügen und Anspidungen , welche, gleicherweise wie die in die Dra-
men Shakctpeas«*« (*) hfiufig dn^pstieiieteii tcmporeUen Ndbenbenclnm-
ffia, m historischen und «ntiqaKriMlMn Fonchungen , oder mr Zeitbe-
stimmung der Stücke, worin sie vorkommen, vielfach benutzt werden.
Wie manche schiitzljare Notizen durch deren Beachtung aber auch schon
gewonnen oder noch zu gewinnen sind, so ist doch Vorsicht und Se-
hntaeinkeit dabei nöthig, um nicht zu viel zu sehn, oder su yiA und
▼«neflig sn folgern.
Wenn man gleich z. B. aus Arietophanes sehr Vieles zu ge-
nauerer Kcnntnifs des attischen Gerichtswesens, der Gesetze, des Hergan-
ges bei den Volksversammlungen, und andrer ufFenillchcn Verhälmisse
schöpfen kann, so wird man, um den reinen und zuverlässigen histori-
•dhen Brti^ an» den betreffenden Stellen zu eriialteo, dodi nie» in ynt
tnii eie in die kerrikirende und, g^ aadt Art der Redner, im Grolsen
wie Im lüeuien Übertreibende Tendenz der alten Komödie fiberhaiipt.
*> lUeM AMiwadlang Iud« als AiUMrkwt|; odarEacnn au «mar vicinäcilit iiafUgao
tipfpniilen griifsern Tcnfandun UmUm KaMduat iraidai, i*wm» sie arndi in dar
Tliat enutandeii ist.
(i) S. u. a. Drake's Shakespeare and kis times Fol. II, /r. 356. 4i9- 4^5 u. a.aB.
Hiü, fthäol, Kla$te 1824. A
2 S 6 ▼ B H n üfor wiige historische und poetische
oder in die jecicsmalige satiiis.chc Absicht des Dichiers verflochten sind,
in Aosdilag zu bringen vergessen. So w inl u. a. niemand mii Aristo«
phADCs in den Acbarnem Ys. 529. fg. (Leipziger Ausg.) und im Frie-
den Vs. 610. dw Ursprung des Pebpwmesisdbicn Krieges von der Feind*
Schaft der Athener mit den Utegurem nnd dem bekannten , von PeriUes
bewirkten. Volksbeschlusse gpgpn Megara allein, noch diesen Beschlufa
insontlei luMt ^viede^ mit dem Komiker in der erstem Stelle von der wech-
seUei Ilgen Ileiät'eucnü.idiruu^ lustiger Gesellen aw» Athen uud Megara,
und der EAUtO'ung der Aspasia darüber, odfr der in der «weiten an-
gegdinen Veranlassung, in Bmst ablrifen wollen, da es jenem an beiden
Stellen sichtlich nur darauf anltommt, die Unacb des grofsen, über ganz
Hellas und seine Inseln so lange und heftig wülhenden Krieges als recht
geringfiigig und von hiofscn Persönlichkeiten des Perikles , nicht von
der Voiksneigujig, ausgegangen dai^ustelleu ; sondern man wird vielmehr '
Tim dem erwähnten, ans der Sage der mit jener Stdle der Adiamer den
Athenern seihst wieder entgegenapottenden Ulegarer (*) g^böpften Um-
stände nnd der Müglichkeit, dafs solch ein Gcrfidit nnr hat entsteha
können, als siclirc historische Thaisachc nur den so oft von den Komi'
kern hespiiitclven auch politischen Einflnfs der Aspasia auf Perikles ent-
nehmen, welchei sich auch in der weil starker begründeten und auch
Instorisdi hexciigtcn (^) Nachricht Ton ihrem Antheüe an Erregung des
Krieges g^gen die mit ihrer Vaterstadt Milet w^pm Prione cntswncien
Semier kund giebt (3). Eben so wenig wird man auf der andern Seite
in der bekannten, wenn gleich für tlie I^in'lieilung der attischen Staats-
einkünfte (') und. selbst gciicn die Aiiijulje eines Historikers, für deren
jährlichen Ertrag auiserst wichtigen SicJle tlt-r Wespen Vs. 676. fg. einige
,Uebenreibuttg.injdem letztem nitfiöckh (') anznerkesinen» Bede^mi tra»
(t) J'&iasJvA. Pirid. «. So.
(a) fbtuuvk, Le,c.^9,
(3) Anders ist aucL die N«»ti» eine» Lexivi Seguerinni Im ! Hokkcr /Inecd. graec.
J' ol. If ^.453, l4- AsKii i>t ^ ATirana) övsü' rndJU/M» airut yiyn4iiatf ni ts XaiuamC m»
TW? JbdmrnmvumaSt wM. nicht au «cntdm.
a
(4) - B6ckh ätaatduiuhalt der AtlMBCr. Hl. h S. 5ao.
(5) a.a.O. S. 465.
uiyiti^Cü Dy Google
Anspielungen in der aütn 2^t^6d»,
3
gen, da rs liier dem Komiker nflTenliar darum su thun ist« eine mög-
lichst ausehnlidie äumme licivor/.urcclineu.
Weim. und in ifia \rtii hingegen dei^leicheti hklioriftcbe und anti-
qmrisehie Nebensfige durcb ihnlidh« Alwichten dea Dichten nicJit bec
jrfihn imd ron ihnen modifidil sind, gehüln't ihnen gcwifs alle Alifr
merksamkeit und Beachtung. So hat der Ausfall auf llyperholos in
den Wolken Vs. 623 folg. hauptsä'cljlifl) nur satirischen Werth. Wenn
aher Tittmann (') in derselben Stetie nur das 'djre« beachtet hatte, so
wurde er sie vielmehr zu Bestätigung der aui AUchines Ktesiphonti-
•dier Rede — woraus di« a. a. O. in Beiidtiiiig auf die Fylagoren ang!»-
führte Stelle dben&Us mirsvcrstaudcn ist, in ivflldier indefs Bekker erst
die richtige Leseart du für CiVoci gegeben hat — hervorgehenden (-) nur
jährigen Datier der Function eines Ilieromnemon in Athen benutzt, als
aus dem Schoiiasten, welcher da« t^rc« auch nicht einmal ül>ci*s«hn haue,
ciiM klMniUmglMjM Dauv demdben gefolgert haben. Aber andi lelbac
diei klBtere mit Unredu» da der Sdioliaai nur «agi» kein Ge$diidilp
echreiber habe der Hieromncmonie des Hypcrbolos in dem Jahre gedadit,
-weil diesei- hei Lebzeiten des Kleon nicht hervorgeragt habe, keineswegs
aber, da(s Kleon, der ja auch erst Ol. 89, 5, also zwei Jahre nach Auffüh-
' rung der Wolken, bei Amphipolis gebUeben ist, sein ^uizes Leben hin»
durdi Hieromnemon und Hypetbolos «ein Nadifo]^ biarin gewesen «et.
Adinlicber BeispielB liefaen sidi mebrere aufstellen. Im Allg»-
meinen aber, und in bescmdier Hinsidit auf die alten Ti'ugiker, sdimnt
wohl bedacht werden zu müssen, dafs alle solche Anspielungen auf Be-
gebenheiten und Vcilialtnisse erst durch die Zeit eine hisionsclie Be-
deutung gewonnen Laben, tia^s sie ui-sprüngUch auf den lebendigen Kin-
drudt auf das Volk bei Anffulming der Stücke bere<Anet, ocfer, am
midi 'eines guten Ausdrucks des alten Scbioliasten zum Sophokles su
be^enen, xtvyiTtxal reu ^tarfn waren, dafs sie der allen Komödie^ welche
gans in der Gegenwart steht und sich vielfach mit ihr TeiwMngt,
(i) Heber il*-n Hund der Ampbiktyonen. S.
(a) S. Van l)alc dtssrrtatt. p.^'iS, Vcrgl. Sie Croix sur ies goiivfrnciiie/u fidc-
ra^s. p. So.
(9) Zum Oediptu l^mmu Ts. a64.
A2
4
S ti T B m H äfor hutorische and politische
durchaus natürlich sind, die alte Ti-agödie aber, welche sich ihi*em in-
nersten Wesen nach weit über die Gegenwart erhebt, durch dergleichen
Züge, und die Nebenbeziehung auch ganzer Stücke auf bürgerliche und
SlMiiBmcrhlUiijMe, flure populäre Neigung, sicJi an dieadbe wiedn an-
zmchliefsen, oflenbai-t. Woraus folgt, dafs, wenn eine angenontmoie
Anspielung Ton der Art ist, dafs sie das ein durchaus öffentliches Staats*
leben führende, mit der frühem wie mit der Tagsgescfaichte vertraute
und aufgeweckte Volk gleich treffen, von ihm ohne vieles Nachsinnen
TCistaUen verden, und eine schlagende Wirkung Terbreiten konnte»
sie dum als eine tolclie «netkannt «erden mag, wenn aber ihre Be-
ziehung so versteckt ist, dafs deren Verständnifs auch dem damaligen
Volke nicht ohne vieles und gekünsteltes Suchen klar werden konnte,
sie nb eine achte, vom Dichter beabsichtigte An^iefaing mit Grund be-
zweifelt werden kann.
Eine ächte Anspielung scheint mir z. B. nicht zu veriiennen in
den swei Stellen der Fierwr Ys. 8a. und »Sa. (nadi der neuesten Schfiiii>
sehen Ausgabe) und Aischylos eni Tollkonunen Tentindlich sn wer*
den durch Entdeckimg der Beziehungen « worin diese Stellen auf die
beiden kurz vor dem Finfallc des Xerxes in Atlika den At1u'n<-tn i!Oi;e-
benen und von llcrodotos (VTE, i4o und aufbewahrten Ui-akel
und die den Entschlufs der Athener über die Art der Kriegführung eni-
sdieidende Erklärung des llieniistokles Ton dem Sinne des letttem stehn.
Indem er nehmlich in jener ersiei-n Stelle das in dem, von mir schon
langst dazu angemerkten, imd jetzt auch von Blomfield zur Bestäti-
gung der Lesart angefülirien, Vs, 6. des erstem Orakels vom Aics prädi-
cirte St^flfyev«; a^fm iiuitiwv in den Worten "Xu^uv ^' o^^m ^tiiKwv auf
den Xenes selbst, es erklärend (<}, überträgt, und In der zweiten den
die Nachricht Yon der Persischen Niederlage nach Susa uberhrinynden
Boten anumfen ISfst:
(i) Vcrgl. Ifcrwiot. fll, loo, wo Li'rirliitn wird, Xcries habe das Uccr nach dem
Uebergange über den Helirspont bei Doriskos gemuäU,Tt, htt^OjfLvttv in' «^««toc. Wenn
IHD die Scliildening de» Pmitchen Heere« in den Persem Vs. 1 1— 85. mit Hi-roilni. VII,
Oo— ISO. vergleicht , so drangt sich die Vermuthuiig auf, dafs dem Dichter besonders jene
Mmiemng, wovon er audi obue llerodots fieschreibung Kcnnlnifs haben konnie, TOr Augen
JnspiehmgM m der ahen TmgÖdiß,
5
zXui-ov t-^^it svcua Xa/iOiiives xkuttv,
erinnert er das VoUc nicht nur an die Erfüllung jener Orakel iüjerhaupi,
eondeni TOHUtliBilidi andi darin, daft die Erklärung der Auu-ufung u
BtBi XtAoftk im Ya. 11. des sweiieni Qrakeb, wodurch ThemittoUea (*)
•einen Rath, den Schüfen da» Bdl der Stadt antavertnuen , rechtfer-
tigte und vvider die Gegner durchsetzte, die wahre gewesCT, und für
die Perser durch den Erfolg alle Ursach eingetreten sey, die Insel Sala-
mia zu Terwüu&chen, wie für die Athener, nach dem Vorgänge des
Onikde, sie sn preisen. Die Hindeoinng auf diesen, für das gesammte
Schicksal des Persiadien Unternehmens gegen HdDas entsdbeidenden, Um<-
stand durfte bemah in dem jene g^mxe grobe Begebenheit imd die darin
zur See wie zti Lande verrichteten Grofsthaten der Hellenen feiern-
den Drama nicht fehlen, dessen Tendenz nicht, wie der Verfasser der
Meletematu critica in AeschjfU Persas (f^mtislav. 1818.^ annimmt, dem
Tkemisioklas wd d» diuvh dm wo nidii gewedtten — denn dies
schetnt bereits dureh Hiltiades See>Expeditioa gesdiehn cu seyn (>) —
doch emisdiieden verstärkten Riditung der Athener auf das Seewesen
entgegengesetzt sejn konnte, schon aus dem allgemeinen Grunde nicht,
weil ijcwifs niemand, um einen Andern von irgend einem Besti-eben ab-
zuiualuien, diesem den eignen guten £rfolg solches Bcsuehcns, wenn
auch das Ungludt der Gegner in demsdben, veninnlidiett wird« daher
audi AischyloB, dei' ja selbst in den beiden §^rretcben Sdilachten
hei «Salamis und hei Plataia mit gefocliten hatte, um jene vermeinte Ab-
sicht zu erreichen, seinen Landsleiiien vielmehr eignes Unglück ziii- See
und Sieg 2u Lande aüein , nicht die gänzliche "Niederlage der Feinde
auch zu Lande als diu'ch den ersten Sieg der iieilenen zur St;e hei bei-
gefährt (^), bitte TOrstdlen müssen, «od wdl er, die KriegsUst, wo>
durch ThemistoUes den Xerxes zur Seescbladit verlockt (4), als den
ersten An&ng des Ptersisdiai Unglödta so siaxk berroibdbend (Vs. 3Si
(1) Hrrodot. FII, 145. PluUirvh. Themisto< l. 10.
(a) Vergl, Uceren Uandhuch der Geschieh der Siaalcii des Allrriluims. S. ai»).
(3) VcTgl. Pers. 45a fg. 4**o Ig. 559 ig. ^a5. ravToce* rgnTts xaxj.'i'us «licv ai>.tTt fforü.
1006. noil nilMit Bodk am ScUii& V«. iofl6 n. tvßj,
(4) Bend. FOr, 76^ Dmbr, Xl, 19.
6
S V V B n R fther einige htstonsche und poUitsehe
folg.), auch den Themisiokles selbst nicht undeutlich rühmt. Hieimil
stimmt zusammen die Erinnerung an des Letztern Erklärung des Ora-
kels. Diese konnte das Volk, dem das Andenken an die acht Jahr vor-
her gewonnene Sdftininisciie ScUftcbt mit aUen danmf.ttdi heüehenden
Vorgängen ohne allen Zweifel gagenWartig -war, lebhaft ergreifeit» und
dem cT xXfirov i'/p6<; ovoua SaXaiuTve« xAuEtv des Persischen Boten mofste
in den Gemiilhern des athenischen Volks gleich das SeiV XaXaius des
Orakels entgegentönen. Dai's übrigens der Dichter seine Mitbürger dorch
die Perser habe erinnern wollen, nicht die Schiffe, sondern die Männer»
nicht Stärke sur See allein, sondem andi Kraft cu Lande» aejr es» wor-
auf das Heil der Stadt beruhe, will ich mit Obigem nicht bestreiten.
Am meisten verwies er sie jedoch auf den Schuu der Göiier (Vs. 345.)*
welche des Xerxes IJchermulh tuid Vertrauen auf aiifsre StSrke durdl
die schnelle Zertrümmerung seiner ungeheuren Macht gesirafi hatten.
Dagegen wird meines ^achtens die Uinweistmg auf Perikles und
Anspielung auf den Einfall der Pdoponneaier und mit ibnen verbflnde-
ten Boiotier in Atiika im ersten Jahre des Peloponnesischen Krieges und
ihren Rückzug, welche Reisig (*) in den Venen i5a6-i5So des Otdi*
pns auf Kolonos:
Ai ^ iMj^tai ireAtK,
lenr tu TK cä^, ffMts ntbd^^W
Ta ' äiptig tu; tk ra ixtuvtr^ut t^cit;^,
sieht, imtl wonach er die erste Aufführung dieser Tmgödic schon zwi-
scheTi (ins erste und zweite Jahr des Peloponnesisclien Kriegs setzen zu
liüiicn glaubt, schon deswegen, weil sie zu gesucht und zusammengesetzt,
dafs ich nicht sage verwoiran, und in m unbedenteBide Anknüpfungs-
punete verhüllt ist, um ytm. Volke fßtidk -Terstanden werden su k&t-
nen, nicht zuzugeben seyn, wenn auch euie soldie den Worten wie
der Sache nach in der Stelle liegen konnte. Dies ist aber nicht mög-
lich. Den Worten nach nicht, weil in dem üatz.e Kctv tv tk euif, der
auf Periktes gehn soll, bei Tis nicht avjig — wenn gleich Musgrave
und Brunei.» weldter letttere avdi durch &Miq| erkifirt» hierin toi^
{») Enamaio Oed^ Cohmi p. riUtq.
Digiti<::cü by GoOglC
7
gehn — sondern aus dem ilaupuufa^ctc s^f^'.sw nichts anders als irÖÄi;
varMMndten «erdm kniii, und di« BridArpiig d« Saum nacb dem be-
knutteii und gpr nicht adtenen ^» luüJSk» lumSs cbai von einer gut
oder schlecht tettUßtea und vci walieten SuiJi keinem. Bedenken untei--
worfen ist; sodann auch nichi , weil, wenn in dem Salze ü-s;! yü^ tl
füv, oyl/f d', fiVc^as das sv darauf, dafs die Pelopornicsier hei ilirem Ein-
falle in Attika die Ohvcubäume Terscbont, und das övj/c auf ihren Kuck-
sug, bdde» ielir gezwungen, bezogen werden kSnnte, ^^Sg' m zvrie«
lädier Bedetttung, in Veribindung mit tS von obwelteader Ffirsorge, mit
e^-f von Rache der Gdtier genommen weixlen müfste. Der Sache nach
nicht, weil die Peloponnesicr , da sie ihe Ohvenj»fl;in/.uni^cn verschon!,
nicht Göttliches aus den Augen geseut hatten, deswegen auch nicht dem
auf Frevel gegen jene Ptlanzungen gelegten Fluche imd götilichei' Sti'afe
mheün gefidlen, «ondera DrdwiUig an« AtUha »rnckgezogen waren. Der
vttliannte ihdianiadM» BüSnig Oidipn« ytiH in' jen«a Worten nur den
Ummus, nicht zu verrathen, sondern dafür an sorgen, (Iar'> ioi^iei'
dem Ersten der SiaJt als heiliges Geheimnifs anvertrauet bleibe was er
von den. L instanden i^eines Todes sehen werde , mid so die Stadt Athen
(T>ivö« roAiv) vor feindhcher Verheertmg durch die Thebaner, als stra-
fender Folge des Verratba, zu iichem, durch die allgiemieine TonteUnng
vratsen, daÜi iinrÜhligB Siidte» wenn auch enie wohl regiert sejr, leicht
fehlen durch Frevel und Ilintansclzung höherer götdiclier Verhiltniwe,
die Einer aus ihrer Milte Ijcj^elic , nnd weklie <he Cutter, wenn auch
spät, (lofh stets ireffead ahmlcn ; und die einzige iiücksichi, welche da-
bei auf Xhebe genommen wird, liegt nicht in dieser allgemeinen Voi^
•(elliuig, soudeni in der YerMcherung, daf$ Theseua Athen frei von
«obher gotdichen Strafe durch Veriberänng von den Uannern an» der
Saat der Drachen/.iline bei «htfurchtvoUee Bewahrung det Gdicimnic-
ma da* Todesart des Oidipus regieren werde.
Wenn, wie Reisip f ) saijt, die Aeufseruugen im \ s. :k}8. Oog.
910. fg. und löuü. des Oediptu Cidonnis beinah in der Mitte deü i'eio-
ponneaiachen Kriegs oder um Ol. 89, 4» wohin Böckh (>) die erste Auf-
(a) Graeeae tn^,.pri»e, p, 187.
8
S 9 T K A V iifor m^ge histem^ und piJüitehe
fühi*ung dieser Tragödie setzt, zu spät kommend und unpassend seyn
-wordm, to würden sie dies nichi nundar sdion im enien vnA sweiteit
Jahre des gedachten Krieges seyn, da es beraiis Ol, 80, 4 m einem hefti*
gen Kriege zwischen Athen und Thebe gekommen war {*). UnmögUdt
ist es auch dmoliaiis nicht, dafs Sophokles durch die Weissagung dm
Oidipjis V. fi(Kj-f)i3. die Thebaner würden einmai das gute Venieh-
men mit Athen unter unbedeutendem Vorwaade brechen, an jenen er»
'sten oflixen, von den Tbehmem TemnlaliMen, «her durch die grofsen
Siege des Myronides an ihnen gesurften, Anshnuh der Feindseligkel*
ten zwischen Athen imd Thebe nach den medischen Kriegen (-) hat
zurückerinnern wollen. Allein mit Gewifsheit läfst sich dies nicht be-
haupten, da nicht alle die feindseligen Aeufsemngen über 'Ibebe, ^vol^he
neben manchen auch günstigen — z. B. Oed. Cohn. 915. folg. und in
den Ghorgesüngen der Antigene Ts. 100. und 1103. fg. — in der at>
tisch«! Tragödie nicht selten votkonunan, nothivendig inqfeer in hesom-
drer Beziehtmg genommen werden müssen, sondern sich oft aus der bUf
gemeinen , durch das Betragen der Thebaner in den medischen Kriegen
genährten und von Sparta angefachten, Eifersucht zwischen Athen und
i'hebe genügend erkläi-en lassend
Nicht anders verhdt es sich mit den günstigen Aeufsemngen der
atu'scSien Tragödie über Arges, wddke ebenfidis durchaus nicht immer,
sondern nur in wagieieidlBCten Füllen , eine besondre Bedeutung haben
können. Den Athenern war es, seit sicli ihr Mifsverhalmir'; mir den
Spartanern entsponnen, angelegentlich um Freundschaft mit .^gos, >vic
den Spartanern mit Thebe, zu tbtm. Ein Bündnifs zwischen Athen
und Arges wurde OL 79, 4 geschlossen^ imd die in Aisdhylos Bume»
niden Vs. 285-287« liegende, schon Ton dem Schol&Mien erkannte, Be-
sidtung auf dassdbe ist auch von Böckh p) für die Annahme, dab die
Eumeniden, wilfhe wir noch besitzen, die Ol. 80, a mit der ganzen
Oresteia zusammen gegeJ)ne Bearbeitung dieses Stücks sey , in Anschlng
gebracht worden. £s mufs aber mit dieser Stelle die von Apoilou, dem
(() Tln^. I, 107. 108. Diadbf. IT, 8t Mg.
(a) Denn mäton Tor denwlben war Iiieg iwitcfaen bekkm gefihrt. HtroituF, 77^
(3) /.c. 1^.45.
Anspiehmgm m der atlm IVf^ötUe,
9
Sachwalter des Orestes vor dem Gencht, kurz vor der Entscheidung
Vs. G59. fg. erklärte Absicht, worin er diesen zur Stadt der Pallas ge-
taadLf um ndunlidi sirisdien dieser und seinein Scbfitzlinge und dessen
Machtommiwi eine ewige Bwndese^ossensdrtft ta begrfinden, vnd dann
fimer der feicrlidic Eid, «oniit Orestes Ys. 752-764 Ajrgos den Adie>
nern 7,u solcher Bundesgenossenschaft verpflirhici , zusammeDgenommen
wci"dcn , lim die dem Aischylos bei den Eumeniden mit Torschwchcnde
Absicht zu erkennen, jenes Bündnifs als durch die von der Schutzgöiiin
Axliens den Orestes ftuf sein Bitten meigte grofse Wobldmt und des«
sen GegenTerpflidbnmg ondi begründet dannsteUen. Aodi für die Öko-
nomie der Eumeniden sind jene Stellen von grofser Wichiigkeit. Denn
die Dazwischenkunft der Göttin bcrxihl, wie diese Vs. Sgi selbst er-
klärt, .auf dem Gebet des Orestes und dem Versprechen, unter welclicm
er Vs. 285. fg. ihren BeisUmd crileht, und die feierliche Vollziehung der
«US jenem und der darauf erlangten Hulf« flieisenden Yieipflichiung steht
ihm noihwendig gegenfiber. Spfiier eingel^ werden konnten also jene,
in die Ökonomie des Ganzen wesentlich verilochtenen, Stellen nicht auf
gleiche Weise, wie vielleicht mit dem Chore eine Veränderung bat voi^
genommen werden können. Daraus fitk'f sther, dafs die Eumeniden nicht
schon vor dem Jahre des Bündnisses mit Argos, oder Ol, y^, 4> schon
dnmal gegeben, und d«is> wenn auch die Ton Hermann (*) aas an-
dern (Bränden bestrittene Hypothese einor iweiiachen Bearbeitimg und
Aufifihrung der Eumeniden dennoch angenommen werden müfste, ihre
erste, von den beiden andern Stücken der Orcsieia abgesonderte, A'^if
führung auf keinen Fall schon Ol, 77, 4 gescheim sevn kann. Bcincr-
kenswerth ist es nun zwar, dafs nicht allein die humeuidcu , sondern
auch die beideii «ndecn Theile der CVesteia, eine deudtche durchgehende
Besiclinng nidut Uofs auf das Agamemnonisdie Haus, sondern audi auf
Arges haben. Im Agamemnon woden nidit nur Argos tuid die Argeier
als Zerstörer von Ilinn in mclircrrn Stellen verherrlicht , sondern der
Sehlufs dreht sich ganz um die dem feigen Aigis'hos vom Choic streitig
gemachte (V. i655. iboö) Herrschaft über Argos. ia den Choephoren
(i) De choro Eumenidum Aetchyli disscrt. U, p. FllI sq.
HüLphäol. Klasse 1824.
B
10
treibt es den Orestes nicht blofs, den Tod «dne» Vaters an dessen Mör-
dern za riehen, Moidem auch die gloireidien Zcntorer Troja's t on de>
reu UeiTsdbaft in befreien ( Vs. 9^. fg.)» nachdem er die hdden
Tyrannen des Landes todt dargestellt (Ys. 960. fg.) wird er ab Befreier
Ton Argos anerkannt (Vs. loSg). In den Eumeniden wird er, gegen den
Einspruch des enisten strengen Chores, 6ak er nicht in dem mit dem
Blute seiner Mutter von ihm benetzten Lande wohnen, nicht die Ge-
meinschaft der Bürger in Argos theilen kSnna (y».643. fg.), durdi die
Gnade der FaUa» nicht blols entsfiniligt, aoodem aadi «einem Yaierlande
viederfaergestellt (Va. 744* fjSO (')> dieses durch ihn den Athenern zu
ewiger Bundesgenossenschaft yerpflichiei. So hängt die ganze Oresteia
auch in dieser, dem spätem demokratischen Cliarakter der Verfassung von
Argos (^) eben so sein-, wie das Benehmen des argeiischen Königs Pelasgos
in Aischylos Supfjitcibus , zusagenden, Beziehung zusammen, lud nidit
auf die Eumeniden allein iat leuiere bcachrSnLt, aoDdem en-eicht nur
in diesen ihr Ziet Hiwraua lafst aidi aber »idit folgern , dafs die Eu-
meniden nur mit der ganzen Oresteia Kusammen, und nicht schon ein-
mal vor derselben besonders, gegeben seyn können. Aticb der Ocdipus,
Coloneus steht in innerer Beziehung mit der Antigone — wie diese mit
Aiachjlos Sieben gegen Thebe, an welche aie sich, wie ich schon an-
derswo (3) bemerLt habe, unmittdbar ansdiliefat — und weiset dnrdi
die Bitte des Polyneikes an seine Scbwesteni (Ys. i4oo.)f «cnik «einet
Vaters Fluch an ihm Erfüllung habe und sie selbst nach Thebe zurück-
kehrten, seinen Leichnam zu brstatten, so wie durch den Schlufs, worin
die Jungfrauen den Tiieseus um Geleit nach Thebe bitten (Vs. 1760. fg.)
und ditter es ihnen gewihn, selu- bestimmt und gewissermafsen Torbe-
reitend auf die Ai^gone hin. Demohngeachtet ist nicfais gewisser, ab
(1) Dafs liier dip ron FuripKlcs in ilrr Klrctra Vs. it;'"». l)cfi>I(;U: S.igr, worach
Orestes, vom Arei)p,ig lusgc&pi i>cl»'n , nacii ArLaJicii gtwonUcrl, -wuliiii er Lei cLetukm-
•Slbcn im Oreslts\s. 1667. gleich n.i(')i dem Morde der Klytaimncstra und de« Aigislkos,
und noch ehe er sicli noch Athen kegiebt, fielangcn «oll, nidit eingemiicht werdsB dürÜt,
Terslehl sich von selbst.
(a) S.TUtmann'a StaaltfSflks&migm des JJUflrdMius fg.
(S) In der Sdirift über Sckiller's Wdlnsiein in Hiaiidik auf die «riechiselw IVa-
Digiti<::cü by GoOglC
Anspielungen m der absn Tn^Sdie.
ii
dafs die Antigone mehrere Jahre vor tiern (»uiipus auf Kolonos z\im er-
sten JVIale gegel>eu ist. Der scbon oben angciührie Verfas&cr der melc-
^tomola mUEa » AetekjrU Peruu Mtst (p. i^) die ertte AaffiBhnittg der
Enmenideii in Ol. 79» 4 >^l»t, alldn aus .kdnem andeni Gmnde, ab
-VN'cgen ihrar Beziehung dttlf die durch Perikles und Ephialtes bewirkte
Schmälerun ij; des Areopag, und nicht übereinstimmend mit der gleich
darauf folgenden Angabc, dafs letztere ein Jahr vor der ersten AuÜüh-
rung der Eumeniden — also obiger Annahme zufolge Ol. 79, 5 — gft>
•chcbn sey, da tie bekanndidi mt Ol* 9o, 1 tw «tch ging (i). Es lifct
«ch indefs eine Shnlidhe Benandnilii mit den Bumeniden denken, itie ei
mit den 'Ix^j^ des Enripides gehabt haben kann, die wahrscheinlich
in demselben Jahre, worin das zehn Olympiaden später, nehmUch Ol.
89, 3, mit Argos unierhandelie ljündni£s zu Stande kam (-), nnd, nach
Hermanns VermutJiung (■*), vielleicht in Gegenwart der argeiischen Ge-
•andten gegeben imrden, iiin die» Bündnilä beiden Thdlen, Tonidhni]icli
den Argeiem, als auf alten VeriMudlieUeiten berulieBd, nnd duidi «ae
geheiligt, danuitellen. Es ist nicht zu läug^aen, dal* die Annahme ei-
ner i^dcif-hen Absicht des Aischylos bei (^cn Fumeniden in Hinsicht auf
das Iruhere ßündnifs zwischen Athen und Argos, nnd die darauf ge-
stützte Folgerung über das Jalir einer ersten Autiulirung der Eumeniden,
iiei iveldber jedoch avch vonatugeaettt werden mnl«, daf» die Sdimale»
rang de» Areopagos avch »ehon Ol. 7g, 4« bctridien mj und der Tragjl-
\cT durch die Darstellung der uralten Wfirde tmd HeiB^eit dieaee Tri-
bunals davon habe abmilmpn wollen, etwas fiir sieh hat — wenn nnders
eine solche frühere Auliulnung des biürls noch aus andern Gründen
behaupiei werden kann, was ich der nahern Prüfung uusers geehrten
Herrn CoUegen BocLh <Üierla»»en mvit, da e» mir nur daranf ankam«
die Bei dieier Frage nodi nidit geungfam erwogene Beuehnng der Ore-
»ida lud vornehmlich der Eumeniden auf Argoe mdir heranetnheben
und zur Spradie au bringen.
(1) Diodor, Xt, "ji.
(a) Bdekk /. e. p. 187.
(3) Pn^, md fitK^. p, IF.
B2
12
S 6 V 8 ft a äSer «oi^S* histotüek» und politiieke
Euiipides hat aber seine Supplices ofieofaar ganz auf das spatere,
«Udn nach kuner Zdt scboin jnedet gebrodme, Bündnifii mit Argos,
witi Aiidiylo* die BuiiMnideii .auf das frOhei«, gqjrdiidet, mhnchein-
]iclk nicht obne Rücksicht auf diesen. Es kuinmt nehmlich jenem au-
genscheinlich darauf an , einerseits eine sehr alte Feindschaft zwischen
Thebc und Argus, und andrerseits eine eben so alte Yeibiiidlichkeit der
Argeier gegen Athen, nachzuweisen. Indem er nun die letztere Ton
dam Adrastos imd den Argdcni dnreh Tfaineiia erwigten WoliL
« tbat mtd dem dafür diesem auf Yeriangen der Athene getasteten Eide
(Ys. 1201. fg. 1323. fg. taSg. ed» fferm,) in ihnhcher Form, wie
Aischylos, ableitet, führt er sie in eine noch frühere Zeit, als dieser,
zurück, jn knüpft sie an die älteste nach Athen gekommene ixema eines
Fremden i^), imd wollte -vielleicht Jenen dadtu-ch überbieten. '
Es kann indefs auch Aischylos, welcher äberhaupt auf das giue
Vemdinien swiscfacn nnd Athen, auch nadi seinen, so anfseror-
dentlichc Lobpreisungen und Segnungen der Argeier enihalcenden, ihren
König Pclasgos als ausnehmend fromm und bürgerlich- gesinnt (-), bei-
nah wie der Oidipus anf Kolonos den Theseus, darstellenden und des-
baU> gewifs nicht toi* Schliefsung des Bündnisses Ol. 79, 4, sondern wahr-
st^nlich, wie sclion Joh. v. Müller gemuilunafst , tun die Zeit des>
sdben, gegebenen (3) , *l«trm au urthdlen, groiaes Gewicht gelegt an
halun scheint, in seinen 'V^jeuvinm sdion dbenfalls die von Adrastos
diiK h Hülfe des Theseus erlangte Bcstatiimg der in dem Kriege der Sie-
ben vor Tliebe Gcblieboiion /yir Xachwcisung einer noch vor der Zeit
des Orestes begründeten VcipÜichiung der Argeier gegen Athen benutzt
haben, woraus sich denn muthmafscn lief&c» dafs die 'EAnMrimi etwa
gletchzeitig mit emer ersten Anfffihnmg der Enmeniden und -den 'Iiwnn
««yti mügten. Eine Yerwandiscbaft des Inbalts mit Euripides 'hdnn»
s( heincn sie auf jeden Fall gehabt zu Iiaben , aber «nch eine Versdiie-
deuheit von diesen, beides nach Plourdi im Theseus c. 39., wo es bei
(l) r. Panegy-^r, r. t5.
(a) Aesclij'l. Suppi. 50^^ fg. 4oo fg. 48J fg. 5a6. 608 fg. g^j fg.
(S) Jok, M&lUr null ArgiuuQie von AitelfykM S^^tUces bei Butler. Bftelh
Le» p,Sg.
jinapulungm m der aUen DwgSdb.
den. Woiten: Karafia^rv^ewrt ^ rw* Ev^rtSeu 'Luniuv ei Ai(rxjji^v 'EMvTtvm,
Iv e%r Koi tmha X/ywv o Qnnus nvaturtu, mlirMiMiiiJIdi i», difii die Ver-
■Aiedenhctt darin iMStand» d«& nadi AiM^ylos die Gdieiae der ^
USebeBen Anilfilurer bei Eleusis begreben inirdeii, wclclie bei Earipidei
(Ys. 1160. laoo. laiS.) deren Söhnen, um sie nach Argos zu bnngen,
überlassen wei'tlen. Sie konnte sich indefs noch weiter und anch darauf
ausdehnen, dal's Aischylos da* aJlgemeineiTi Sage gefolgt war, nach
«dcher Theseits die LeicIiiiaaM der Gebliebenen tob Kreon durch
Udwrredmig und Yermg erlangt hatte, die Enripidcs ihn dnrdi Kri^
gewinnen läfst.
Die Vermuthung kann ich hier aber auch nicht zurückhalten, dafs
Aischylos Eleusinier auch zu Sophokles Oidipus atif Kolonos in ähn-
lichem Yerhältnifs gestanden haben mögen, wie die Beziehung zwischen
Alben und Arges zu der zwischen Athen und Thebe. Denn wie im
Oidipiu auf Kolonoe der in attisdiem Boden ruhende Leichnam des vom
Thcscus aufgenommenen Schätzlin|^ Oidipus Athen tum Segen und
feindlich gegen Thebe (Vs. 393. fg. 6t5. 781. fg. 1327. i5a6.) wirken
soll , so konnten in den Eleusiniern die in Attischem Boden ebenfalls
durch Vergünstigung des Theseus bestatteten Gebeine der vor Thebe ge-
blidienen Argeier als ein religiöses Band , Argos wie magisch an Athen
tu hnfipfen, vorgeMdlt aeyn. Zu^ch ist es mir nicht unwahrsdiein-
lieh, dai« wie Sophokles durch den Oidipus auf Kolonos seinen Demos,
so der aus Eleusis gebürtige (') Aischvlos durch die Eleusinier schon den
scinigen hat einen wollen. Die Verherrlichung der Mysterien in fliesen
lag zu nahe, als dafs es unwahrscheinlich wäre, dafs die beiden von
dem Scholiasten des Sophokles zu Oed/f). Colon. 10^7 u. 1049 (Urunck)
eriialtcnen Fragmente des Aischylos ihnen an^Srten (*).
Wie leicht aber das athenische Volk politisdie Reflexionen, An-
spielungen und Beziehungen der Tragödien fafste, beweiset die aus
Plutarch bekannte sclincUe yVnwendung, die es von Vs. .I77 fg. in
Aischylos Pei'sem auf Ariütiiltii» uiuchtc; und was der Eindruck solcher
Baiidiungen zu wirken vermogte, kann vor Allen das Beispiel der So>
( I ) fi. ButUr M Wims detehyU ad Biu a.
(a) Btttlar i'a Äu^ig^/n^» imoerUi CXIV,
phokleischen Aniigone zeigen. Schon der nun auch Ton Hermann zu
-Ys. 175 der Antigone angeführte Demoithenes (>) wendet die Vf. 175-190
von Kreon gespiodbnen Worte «nf seine Mitbfiifier än und sag^, na
Seyen schön und recht su ihrem Frommen gedichtet. Diese Rede de»
Kreon enthält zwar nur eine nllgempine aber für Athen sein- gehörige,
Erinnening nn rlie Pflicht der Obrigkeiten, das Interesse ihiTS Vater-
landes für ilir eigenes höchstes zu hahen , und alle andern ^ cxhaitmssc
ihm «nienuordnen, und die Anwendung > ivddie Demoethene» davon
macht» giebi zu crltenwlBB, wie gut dergleichen verwanden wurde* Aber
eine bestitnmtei'e und in ihrer Beziehung auf die damaligen öflfenilichen
Verhältnisse in Athen vom Volke leicht zu benunkende Anspielting
scheint mir in den Ys. Goj-Gya zu hegen. T)Ie<;e snnze Rede des Kreon
für die Tugend des Gehorchens und gegen die Auuichie im Staate pafsie
▼onrefllich auf die im Gedränge der Funden kws vorher nodbt achwan»
hende Siadt, in der endlich Pieriklea dnreh VertreilMUig des Thukjdidet
seinen letzten Gegner besiegt nnd sich zum alleinigen HavqMe des Volks
erhohen hatte (-), -welclir^ sich ntm, wie Plutureh ('"i , ..mehreo-
jjthcils willig, durch Helciinmg nnd Ueherredung von ihm lenken Uefs,
zuweilen aber auch recht sehr sperrte luid dann von ihm scharf ge-
,,zügck und mit Zwang angetrieben wurde." Gewifs ist in jener Stelle
der Antigone eine weit klarere und^nnsweideniigere Hinweisiing snf
Perikles und das Verhältnis des Volks su ihm zu erkennen, als in der
oben angeführten nns dem Oed^US CulomUS, Vomchmlich konnte Sie
in den Worten des Ys. 666.
oÄA' (SV TToAic nj^etc Towie xAv«»
gleidi deutlich und f ählhar werden. Dsft Kreon', der ds despotisdi voir^*
gestdlie, jene Rede «pricht, ist nidit hiegegen. Auf die fietsan, wekber
die allen Tragiker irgend eine zeitgcmärsc Lehre in den Mund legen,
kommt CS häufig nicht nn. Die von Dcniosthcncs für heilsam rli n Bür-
gern erklärten Verse werden ebenfalls von Kreon gesprochen, mit dessen
( I ) De falsa legal, p. J i8.
(a) S. Dodwell annal. Thuej^. ad OL 85, 4 — b4, i. iui<l die daselbst commentirt«
Stelle des Itutadi.
(S) i^iwl. «.iS. cT. 2%M0«I. IT. 65.
Anspieümgen in der alten Tragödie.
15
dramatischem Oiamctor es im Ganzen wohl übereinsiimmt, auf Ordnung
tmd Gehorsam im Staate zu dringen. Auch ist Her Vs. 666.
Nein, wen die Stadt geordnet, dem gehoixhe man,
ganz dem demokratischen Geiste des Perikle'ischen Athen angencSMlly
und nur in dem Schlüsse des darauf folgenden :
Im Gulou und (^^Tt^'-htcn uml im Gegeutheil!
Bpricht sich despotiscUer biiin aus.
Wenn man nun fragt, was denn das ron Perikles geleitete Volk
bewogen haben könne, den Sophokles, und zwar um seiner Autigoue
vriUeUi Mne der GnmunAtiW AxisioplMneft in sefnem Argamnctie der-
•dben bexengt» dem Perikk» «k Sti«t«geik snr Fübniiig des Smij«dbe&
Kriegs beizugesellen, so darf man woU zweifeln, dafs sich diese Frage
durch die künsilcrischc VorirefTlicltkcü Tragödie allein genügend be-
antworten lasse, da dieser Giund \üx\ semer Wirkung gar zti verschie-
den, ist, auch kein andres noch so vortreillicbes Stück eines alten Dra-
matikers fibnliciheii Erfolg bewirki bat« Der einuge mir Indtamite Fallt
weläier aicih mit dem da» Sophokles vetgldchen lieTw, würde der toh
Adian (<) enählie seyn, daJf !Hiiynichos wegen setner Tragödie Ilv^^at
zwm Strategen gewählt sei, wenn nicht in Aelians i iVhif^. dessen Un-
Kuverlassigkeit sich schon durch die Ei'W'Shnimg, l'lu y uichus sei auf der
Stelle nach Atifluhrung des Drama von dem yersamiuciien Publikum
gewihlt worden {wrm aqa ntmxTf/fmo tl ^tar^ev xal ex^dni/n nhr «v^w-
taw, wtff va^KXffiiM dSriv «^vr» r^arv^), an erkennen g^dbc, der Straiag
Fhiynidutt mit Pfarynidios dem Dichter der Tragödie Uv^^r/jou (-) offen-
bar Ewsammenqe70£>en wäre. Und doch solltf» er auch nicht wegen die-
ser Tragödie im Allgemeinen , sondern um einer in ihr liegenden be-
stimmten Veranlassung, nelimlich um der in ihr vorgekommeneu kriege-
nsdien Gesänge und Täiv« willen, die Strategie erkalten baben. Das
«tbeniscbe Volk mnfs also, avfser dem Konstwartbe der Antigone, wobl
nodi einen beatimmieren in ibr liegenden Gnmd gdiabt haben, den
(i) rar. nisi. m.s.
(a) Schal. Arisioph. ad Fespas i58o. ^. Sehoi. ad Aves 749 ed. Lipt.
16
■
S ü V s n BT Sfer ebiige hutonsehe und polituehe
Sophokles zum Strategen mit Perikles zu erwählen, und in^orin er bestan-
den darüber giebt meines Erachtens nebst der bemerkten Hinweisiing auf
Perikles dt« in den beid«n angeführten SteUmi tusgesprochne politisch«
und disciplinarüdi« Gesinnung und die pragmalisch« Haupt - Tendcms
dieses ganztm Drama, vorin dieselben wesendidh eingreifen« befriedige
den Aufschlurs.
Die Handlung der Antigonc besteht nehmlich in dem Conflicte des
gölllichen Rechts mit dem mcnscbiichen^ motivirt in der Antigonc durch
Bleligion und Brudedüdie, im Kreon durch Gefühl für Königspflicht und
Hemcherwflrde, aber gereist und getriehen von beiden Seiten dnrdi
Leidenschaftlichkeit, trottigen Eigenwillen und Abweichimg Ton der den
Menschen ziemenden irui^^aT!»n\, deren Folgen auch beide treffen, den
Kreon jedoch schwerer, weil nicht menschliche Gewalt, sondern die
Msdit der Gölter selbst, deren Recht er verletzt hat, ihm entgegen steht,
auch seine Gemüibsart die der Axfügone an Heftigkeit, rascher Unbeson-
nenheit und Terblendeter yermessenbeit yrnt ühertrilft.
Dafs hierin die Handlung, bä der ich mir etwas zu verweilen er-
laube, in Hinsicht nxif dir in ihr mit einander entzwcieteu Kräfte richtig
gcfafst sei, geht schon 1 u lus hervor, dafs weder die Eine noch die An-
dre der dieselben \crtrcienden Ilaupipersonen blols aus persönlichen An-
trieben, sondern als Repräsentanten der höhem Motive, die in ihnen,
wirksam sind, handelt. Demi nicht durdi peraSnliche Neigung und
Brudei-liebe, obwohl diese sehr grofs ist (Ys. 45* 73. 8i. Sog. fg. SgS.fg.
in welcher letztem Stelle jedoch das von der Frau des Intaphemes,
wahrscheinlich aus mündlicher Tradition, cnllchnte Argument in dem
Munde der Anügone ein etwas sophistisches Anselm hat), allein getrie-
ben wagt es Anügone, des Königs Befehl verachtend, ihren Bruder zu
bestatten, sondcni «dt mehr aus Gehovsain gegen die ewigen G«setM
der Gölter und aiu Sdun TOt don hdligai Recbte der Unierizdisdien,
das ihr höher gilt als Kreons Machtspruch und ihr eignes Leben. Das
bekennt sie von Anfang (Vs. j^. \m\ 89.), am bestimmtesten aber,
als Ki-eon sie wegen TJeberlrclung seines Verbots tviv Rede setzt, stellt
sie ihm (Vs. 44^'fg") «las Recht der Götter der über- luid Unterwelt
entgegen :
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jittspidungm m dof alten TiugSdh.
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IVicht Zou ja war es, der den Hcroldsruf gecandt,
Midit DU» ittdi, Milwolueim der Unft^rwelt,
Die Rcclit und Oixluung bei dm Menschen stifu-tcn (');
Noch meint' ich habe dein Gebot so grofsc Kraft, •
Da& über ungeschriebnes {-) cw'gcs Göltcrrcchl
Ich Sterbtidie vemaBgle leck hinwqpmgehn.
Denn hoiilt tiiclit uiul grsti i-ii , sotidern ewiglich
Lebi dieses, niemaml kündet wann es einst erschien.
Und Dünid adneneiid, hA dm Göklen BbIk mir
Veiacbukleii u. a. w.
Und in dieser Gesinnung beharrend, nodi am Ende (Ys* 916 fg.) ihre
Sache den Cöttern anheimstellend, ^eigt sie sich als ganz und gar dem
Grundaiotiv angehurend \ind in ihm aufgegangen, >velches durch sie
virlUi und gewinnt dadurch auch für den angeborenen (Ys. 4O7 fg.)
Ti'OU and Eigensinn» der iich in aDea ihren Reden und Handlungen
ansdrAckc, einen edlan CberBCter*
Gegcnseits gjebt Kreon euiili nichts von persönlichem Hasse gegen
Polyneiiet £U erkennen, sondern untersagt dessen Bestattung lediglich. m
(1) TmV«. 4<7 !«l bei »vJ* n ^vmmw He. aus 'Vs. .{46 w wieierlwle» ^»limttinfi-
Trtä^. Sixl.imi i;i lit si im V». i^.^fi nicht auf tsTi- xäru) ^iwv, sonclrm aul Zitc und ^i'xx
Msamnien. Oie«c heifst hier ^virttxot rwf lumu SniS», theiU weil äberhaupl auch in der Un-
lerwek üedil und Cercditif^eit hnnclit, theib nnd TOfnehmlicli in wi« fern sie die Aceftte
der Todtcn wolirtiimmt nach dvm Fragim'iili' ans Alwlivlns Phrv);I( ni Lei Sli hanis Scrrn-
elh. CXXFl., wo « nm ihr heifst, dafs sie des uubeirdigtcn iVidlrn Zorn vollstrecke,
wf dttp«>T»v 4 ^«xf «fayw-fi minv. Diese Dile soll mcli bei Aitchylos Oiaifph. 40
AfiaiucTiinon nu's der Unterwelt seinen Kindern zur lliilfr si nJcii. T^ iili ii. nirint AntignDe,
dem i&eits und dieser Dike, also dem Rechte der Götter der Ober- und Unterwelt, sind die
aMaschlichen Hccbl« iumI OrdauBgcn iiberbBU|il, sowohl die über die LelMiideik als audi die
til»T die Todten, entstammt. Ich kann daher ni< Iit .imlrrs, als im Vi.448 "»'1 Ei fm-d t r; 'v-
lesen Tür dos immer sweideutige rev«^'. Jenes iKantwortet Kreons Frage im Vs. 44 '> nocli tref-
fender und stellt den rtAti» mW !■ derseUien, wosaiuf lidi das nfS» Ts. 44^ olndiiB sehen
hixieht, dcmwillkührlielicn Gelwte des Kreon, das allgemein nii^uscMIilif ("esftr ontfjrgcn.
{%) Zu den cryfa bt« ^t£v viium i«rdient auch verhieben m werden Oedip. tjran. B58fg.
und Geerv pro Mikme eap. 41. Est igttnr haee — mm teripta sed natm frur, ^iwjn itoR
i/ii/ii i'min , an rpiriiii ^ , l<gimus, verum < .r i'/i.ui miiii'n nrri/itiimus, hausimus . farpresn-
rnui, ad quam non docti sed facU, noit insiituti tcd imbuti -sumuj. Einen andern Sinn
lieben die Ayfi,^ rif^t in den HTStericn (Wytuabaeh mt PHitahn. p» i38.) und der
myga<t<oe , l»n Plalo dt! Legib. Flll^ p, 84f,
Uiit. plUhl, KUtsse 1824. G
ift
S d ▼ B R H afer «n%» histoniehe und poSti»^
der Ueberzeugung , ein guier Bürger und König müsse, gerecht gegen
die Freunde wie gegen die Fein^ dos YateilaiidM, dem, der eich ab
Y>terhiid>feind bewiesen, euch mit Feindlichem Tcrgdten, und ihn im
Tode noch von dem hei mtsdieii- Boden vei bannt hallen, den er im Le-
ben bcki-iegl hatte. Das bezeugt aufs deutlichste die Reilc, 'vvomit er
seinen Befehl ankündigi Vs. i()2-2io. vergUchen mit Vs. 284 fg. und
Ys. 5i4 fg> Nocli auch »>eiu Verfahren gegen die Antigone geht von
personlidter Feindschaft ans, sondern Ton Behauptung de« Belidils, den
sie fibertreien (Vs. 44* -44$)- Brst als jene, in der YorauMetning,
Kreons Befehl sey hauptsächlich gegen sie und ihre Sdiwcsicr, die ihres
Binidci-s Leichnam nicht unbcerdigt lassen würden, gemeint (Vs. 3i),
gleich mit Trotz und Hohn (Vs. 4G6.) gegen ihn auftritt, mischt sich
in sein, schon von Anfang au sich als üufserst cmpfmdlich zeigendes,
Geftilil der Heraschenmirde, mit wddMr ungesu-afte Verletzung der St-
fentlicben Gebote nicht besiefan kdnne, auch persönliche Erbittenu^
(Vs. 476 fg. 64g ff;), die ihn, immer mehr gereizt dorch den Wider-
stand der ihn Abinalincnden , so Veit forlreifst, dafs er nicht mir über
die öffentliche Meinung, welche das Haus des Oedipus zu hegünsiigea
scheint (Vs. 390. 5o5. 686 fg.), die er aber als Uemcher nicht glaubt
beachten su dfirfen ( Vs. j5o fg.) , sich wegsetst imd die Juaigfntt ni
schwerer Todesstrafe -verdammt, sondern auch der Wemungszeichen der
Götter, von denen er solion früher sich nicht überreden konnte, dals
sie eines Vatorhindifeindes , der auch iiire Heili^iliümer zu zerstören ge-
kommen v>Mn ( Vs. 282 fg.), sich annehmen würden, nicht achtend, und
den Teiresias, der dui'ch Vcrit^ündung dei' Unglückszeichen ihn zui* Zu-
rfidtnahme seiner Befehle su bew^jcn sucht, schniahend, die Ycrmefsne
Erwiederung der ilun YerLündeien Augurieik (Vs. looS fg.) ausstölst
(Vs. 10S7):
Iticht, wollten gar Zeus Adler rauLead ihn hinweg
Zum Frafs sich aufwärts tragen an des Gottes Thron,
Glicht daau auch vrenl' ich, der Eatweihung sonder Scheu,
BtjgtiilMiifi ihm gesiMien,
weU^ aticb bei dem gleich angefügten Grunde:
da mir wohl iMwafit}
Ms GOtler nie ein SmiUidln euiweiben kann !
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Anspielungen in der alten Tragödie,
19
nach (1er Voltsrolif;ion fi cigcisterisch und frcveuillch bleibt. Auf diese»
AeoTserste bricht dann auch der Fluch der Guiici- durch den Mund ihres
heiligen Sehers unverholen gegen ilrn aus (Ys. loui.):
So ytvs&' auch da nua «eher, da£i nicht oft sich mehr
Des Sonnenwageo* RMenwttbnlf dreben wird (<) ,
Bis deines cigDOn Blutes einen Spröfsling du
Ttxlt Todten lur Ycrqeltung wiedergeben wirst;
Weil du, nach unten stofsciul aus der Oberwell,
Ein Ldben ■dimiltlidi in die QnSt gebettet baat,
Dagegen einen Leichnam hier, des Todtenrciclis
Untbeilbaft., onbealana, mgeweibl bewabnt!
Und so wird denn auch Kreons eiserne Halsstarrigkeit durch das eiloidi
über ihn kommende göttliche Strafgcriclii gebeugt und gebrochen.
Das allgemein -Tragische der Handlung in der Anligone liegt also
%ytax in dem Doppelzwiste , worin subjeciive Freiiieit nut objectiver
Nothwendig^t, -rerbleadeter Eigenwille mit dneot hobem Willen und
Geseue, in der Antigone mit mensdiiiciiem, im Kreon mit göttlichem,
ttch gestdlt hat« «ber ilir eigenihttmliclier Ldnlt iMsieht, wie eudi
(i) Erfnrdk leheint mir liier doch ganz richtig *(e%Fiw «tolt *p%«^<i geschrieben ni
haben, da das letztere wn «Iitu M.\afso der Iladerkretse .mf dpn Raum, fl<'n sie in ihrem
Umschming durchlaufL'ii , nud dann vrciter auf die dario zurückgelegte Zeit uljertragen
weiden müfste, das erslere aber gleich metonymisch Ton dieser genommen werden kann.
Jenes bedeutet RaduinJk-luvingungen , Rotailüiicn , wclclic ixjmische Dichter freiUcfa nur
durch rata ausdrücken konnua, wie Virgil. G<\»g. If. J. Irionei rata orbis, wo Vof»
uaclixulesen ist, welclicr auch diese Sii-ll<- drr Aniigimc nnfuhrt, aber rfoy^n^ m lesen
scheint, wenigstens das r^. äfnK. 'H>Jn von Tagen erklärt, wie der Scholiast, der «* durdi
f,uufa<; gieht. Aber VDBlJmliufen des Sonnenvagens, also tod Tagen, kann hiorTevesiaS
nach Ys. 94)6., den auch Scbaefer anführt, nidit reden, und auch nicht wenig Tage, sun-
dara Augenblicke, nachher tödtet sich Habnon. XKeie «ber werden durch die geneinsaiBen
UniAwingungen (äiu^r.rri^ A. i. am bXefAtw«. Zu vergleiehen Ist Aisebylos Premetk.
i5o. imjvya'i/ ^eaS\- diu».«!«) der Räder am Wagen des Helios bezeichnet. TOmv (das Fu'
turum aitieum) bat der Dichter gesetat fwr &«cf«>«r oacb dem Begriff von |W) miKvn 'ij^»»,
der dem u^i in rf. uft. 'HX. ualeriiegt. Du wirst nicbt rielb Raduntiinringungea
des llelin:^ (1. Ii. die 7jeit der Radumschwingungen seines Wagens, mehr ztdlringen» IJdin-
ßca» rergl. iüjer rgiyt^s und r^x^ aucJ) Elmslej sa Eurip, Medea 45>
20^ SvTBHW iiier ernfge hisiorisehe und poKtisehe
Solgcr (') anerknnnt bat, in der Entzwciuni; und livm Coiiflictc der
Religion mit dem tiechtei des göiüiclicn absoluten . und unbedingten Ge-
seiKS nit «km nwiwAlicbqi vdaiiven und liedingten. Eine «n ticli er»
liabe&e und heilige Sache sondert »di hier toh der hShem, deran Atis-.
flufs de ist, und von tvdcher sie nie gelrennt seyn sollte, VOtd dieser
Gegensatz Avird fMnjiörang. Der liüliern Saclit: niininl <'iii Vi'^P'^cn sich
an, das jener unicryeordnet ist, und so edel es selbst, so grofs und
schön die Sache ist, die es veririit, doch, jener mit Heftigkeit und Trotz
entgegenkümprend, ehenlklls in Empörung erscheittt. Von beiden Thei-
len isi der Kampf gegen ein den Miensdben Heiliges und Ehrwürdiges,
der Freiheit Schranken Setzendes geridltet, \un jedem gegen eine der
zwei Seiten desselben. In welclie nur menschliehe Willkühr solche Spnl*
tung und Enigcgcnsol/.ung bringt luid dadurch Überali, wo dies geschieht,
Unheil und Verderbeu lüftet. Kreon hat einmal den Befehl gegeben;
dessen Uebertretung ungesti«ft lassen, würde faeifeen, die Majestic des
auisem positiven Redits und der KSnigswütde aufopfern , auf weldie
die Ruhe und Sicherheit des Staats ^grÜTidet ist. Allein dieser Befehl
schmälert das hülicrc Rocht der Götter, das Redl i selbst. Die Bande
des Bluts bieten für dieses eine muihige Veriheidii^e! in auf, die sich
durch keine YorslcUiuigeu der, zwar ihre Schwester liebenden, aber be-
sonnener und Torsicbtjger auch auf der Seite des weltlichen Gesetzes
sich haltenden Ismene (*), ahmabnen lifst, su ihnn was Religion und
Bruderliebe ihr g^eten. Als diese Tor den Herrscher gesiellt ihn durch'
troiziijpn vSinn reizt, stirbt es thn-ch Vorstellung aller auf jenen 7.11 wir-
ken get'igneien Gründe , erst mittelst der Ismene durch die Liebe des
Haimon zur j\jitigoue, einen harten Beschlufs über diese zu -verhin-
dem, dann, ab Kretfn denaodi «&sen solchen ÜUt, nutteUt sehies eignen
(1) Sow«U ia dcrYomdenir üciMrMtMiii^ dm Sopliokla« S.XXXI., dtwidi ni
der, mir erst vor Rur/cm LtJ^aiinl pnvordencn , Rccension von Schlr Reis Vorlp^mgcn
über dranuliwlie Kunst und ijtieratur in den Wiener JuhrbSchern Bd. YIIl, .S. loa.
(a) Der Zweck lolclier Gogmisäiic der Charactere, -wie »ich liier twisclien der Aotigonfi
und Itmene, der Ohrysotliemi» und Elektr.i in der KlektFüt Vcrschmiutbeit desOdysseus
und der Ing^nuiUt de* Keoptolenios im l'Iiilokictes u. a. m. finden, ist nicht, wia der
Sdtoluun Mir Ekitm Vt, 3a«. «ngicbt, auf blo(»e rlietori<dbe Antitbesea (ii^ww tiri» ftt»'
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Anspielungen ui der allen Tiu^ijie
21
für (las Recht der UnierirdisHicn nicht minJor (Vs. 7 (5.) als für Hic
Verlobte sli*eilent!cn und für den Vater besorgten, IiaupisSchlich das
Urllieil der Itürger und die allgemeine Tlieilnabme an dem Schicksale
der Antiipwia ihm Torbkltenden, Söbnes, ihn rar Zarüi^ahine desselben
zu bewegen, endlidi, de «eme VorsteHungen u!nd Bitten die Vollziehung
der scliwcrcn Strafe att 'der Antigone nicht hemmen, diese vielmehr dem
wcliliclicn Rccliic nnd der wcltlirlun IMacln triit'gen iimf^, iriti es selbst
durch seinen unmittelbaren Boten Teiresias ein, der den ieizicn Vcisucb
macht gegen die Schmälerung des Rechts der Gölter, und, als auch die-
•V mifslingt, ibr Strafgpridkl enkundigi, dessen ToUfireckang, vom der
nnerwarteten Sdbstratleibiuig der Antigone ausgebend, dann den Iloimon,
ikrenf die Etirj dike ergreifend, Kreon sJs ilir Ziel umschlingt und durdk
ibr gsn7.es Ccwiclii nJeikidi iicli.
Man kann daher der so t;cf;ifsicn Handlung nicht die Einlicii ah-
iqprechen, nicht sagen, die Ti-agudie sei in dem, was sie nach dem
Abginge der Antigone nodi autführt, über die Grensen der Handlung
hinausgegangen* Vielmehr, wenn sie mK dem Ende der Antigone sidk
schlösse, wäre die IlandliHtg unTollendet gebiiehoi, indem das menscb-
llclie J\eclu dann Jen Sieg davon gelitij'cn liiittp und der Gcgcnlwnmpf
des gi)(ilichen nur webrlus und ohnmächtig hervorgetreten wäre, der
grofsere Sieg des letstern aber, der ?ialtu* der Sache nach, erst die Mand-
Itutg eredkdpft. Dar Schein ihrer Duplicitiit, weldien man darin er*
blic^ könnte, dafs das Geschick dner andern Person, als detjenigen,
wovon das Drama den Namen hat, und welche man daher als Haupt-
person betrachtet , die Handliuig endigt, entspringt f»l??o nur aus ihrem
Gange, den aber Sopliokles , um ihren Grundgedanken auszuführen,
nicht anders anlegen konnte, indem Kreons Urlheil gegen die Antigone
nothwendig erst ToUtogen seyn mnfste, ehe die Götter sdbst ffir ibr
««M&^ Tiw mm^^iinn ra h^tiiuna), aocli aklit darmf »Btm besdirliikt, idkAuAim
firgi'ns.iiz Ji-(li-r CKaracter in sein eigenlhümlicliis Litlii f^usielli Mfixlc (J.n-nlis in den
Nachträgen zum Salter^Xh. 4t loB.), Kuidern liegt xunädut in der JJutimmung,
«ddw jed« Penon in m- Rradling lut, vni -wdidie mir durch die theMimialB BÜdiMg
ihres Characler*, Ycrmögc Ji n-n sir a-iF ciiiw iikfn miU, crn-Iihl werden knnii, worau«
dran die Contrafte, ihr gegenteilig crh^Ucudcr ECEecl, und alles Andere, Ton selbst tlid'sen.
22
SüTSRir ä£er «nc^ hüUtriseh« und poBtuche
zwiefach beleidigtes Reirlii eiiuieicn (') und durch die Folgen der Ver-
uitheilung Jener ibn selbst strafen konnten. liientit lial also eine
ganz «ndre Bewandbifs, «Is man, nundum StiUAeii det Eunpides, e. B.
der Hekabe, in iwelcher die Radie der Hdube •m FblyviMtor mii der
Torhergegungenen (^pfeniDg der Polyxena nicht den mindesten inncrn
Zusammenhang hat. Ahpr Aehiilichlcii mit der Form der Handlimg
in der Antiyone liul)en ilic rraohinieririnen , wo auch aus dem T.^iiheil,
welches Deianeira dem Herakles, jedoch unwissentlich, bereitet, ihr eig-
nes Verdeilien entspringt, nnr mit dem nicht unwichtig Unteridiiede,
dafs jenes spiter vollen Erfolg ; luii, als dieses, bdefs ist eben dies audi
{j^ttdelt und bekanntlich Aon A. W. v. Schlegel mit als Grund angefühlt
uroiden, die Trachinierinnen dem Sophokles abzusprechen. Ich süinme
Hermann {^) darin völlig hei, dafs es, \\m Sophokles zu verihcidigcn,
nicht ndthig ist, mit Jacob (^) — der überhaupt zu sehr geneigt ist, in
den SophoUcSsdien Tmgodien nur eifaische Allegprieen, worin dodi nnr
ihre untergeordnete Bedeutung liego» lunn« tu erbUdtcn — die grofae
lind nnbeiUmngende Gewalt der Liebe als Hauptinhalt des Drama anzu>
nehmen, und das EnJ« der arbeitvollen irdischen Laufbahn des Heros, do
rcn Kj>eis auch hier vor ilirem Schlufse noch in der Erinnerung durchlau-
fen wird (Trachin. Vs. loÖD fg. und loöo fg.^, als solchen aufzugellen.
Dies leixtere mtd in seinen naher und entfeitMer liegenden Unachen
in der ersten grofsem Hälfte des Stdickes voUsUbidig entmciteh, und ist
Herakles dabei audi nidit selbst auf der Bühne gegen\vürtig, so Ist doch
alles auf ilin gerichtet ; erst Sagen tmd Gerüchte über ihn , dann die
lebendigsten Berichte stellen- ihn der Phantasie immer t^ef^cnwärtiger, bis
er selbst erscheint und die Krone der Üandiuug sich nun vor den Atigen
entfallet. Hiite aber der Dichter bis dahin, wie Hermann meint da£i
habe geschdm kdnnen, Deuneira anibewahrt; so enistand ihm die grobe
(i) Ycrgl. «ach Jacob Quant. SafAod. p. 35a fg. 1Tnrichti(( ist indefi waut B»-
nierkuiig, KrtKin hüfve nicht weil er die BcstatiLiiig ilrs Polyncikcs yrrboten, sondern
weil er die Aatigone so iurt ^traA. Dafs er für beide« liüijrt, g^bt atu der obea ao-
«efilirtai Stdk ^«1%, }oS5. i«S6. harvor.
{») Pnt^, ad TVwcÜM. p, FliFt^.
(S) /. c. p, aßH fg.
jintpiglwigeH in der düteA Tragödie.
33
Schwierigkeit, wie er sie enden lassen solle. Nach dem Beispiele des
Lichas konnte sie selbst sclion vorhei'selm , was iht' in. diesem Falle be-
TOtsidtkd, und dafs der Dichtet- d«m ungehenreit Uebdstande, es dahin
luMlIitaien m lanen, durch ihren InIhArn freiwilligen Tod habe Torbeugen
wollen, giebt er deuüich genug duixh die ErLIitt-iung des Hyllos selbvt
gegen seine Mutier (73 1 fg. 8o4fg.) ehe er durch ihren Tod den Zusam-
menhang ihrer That erfahrt (928 fg.), dann noch mehr dun Ii die natür-
lich gegen sie allein gerichtete heftige Stimmung des lieraklcs selbsi zu
eAennen, - womit er diesen, che er seines Geschickes inne wird, einffihit
(Vs. loSi-'ioSS. 1097 fg.). Jetst hat ihr Bode nichts Widrige, nodi
erfolgt es auf eine empörende Weise oder unter widerwärtigem neuen
Zwiespalt zwischen Hyllos lud den Ansprüchen seines Vaters und dem
Mitleid gegen seine Mutter, wovon bei andrer Oelcononiie des Drama
das Eine oder das Andre schwerlich zu vermeiden war. Dadurch dafs
aUnn die grofaariige Erge'bung des Herakles in sein Geschick imd der
freie ISntschlufs, womit er dessen infsem Erfolg cu seiner eignen That
macht, an den Schlufs des Stückes tritt, wird «nch dessen Hauptwirkung
in einen relnern Toialeindruck versammelt, in welchem nach der Absicht
des Dicliters das Schicksal der Deianeira nur ein tintergeoi-dnetes Ele-
ment seyn sollte ('). In der Antigunc dagegen lalst sich nicht läugnen,
dafs dei' Eindrucl, den der Todesgang der Jungfrau, von dem, welchen
das Schicksal des Kreon madit, sdir Tendiieden, und mdm der nie»
(l) Man Vdrintc .ilü nirlif Snplioklnsrli iin<l der gcliAhnm FaMilDg de» Hrrnllrs nicht
entcprechend auch rügen die gereizte und erbitterte GianiitliMtiiiunung des Hollos noch
Vs. ia5.(-t364. Dine i>i jedoch Qot dem mtürlidien Gciübl* de* JiagUngt hei den
'jiliitzliclicn vr-rli.iiii^iiifsvoncn Fndo i!i r Miiltfr und des Vaters zugleieh (Vs. o''»-) t-
idurtiu und Leweiset so ivenig, als die von der gcwüUnlichcn Sopholleisclun vcrscliiediie
Form des Prolftg*. Veberdeni weitet y*.ia6o. ni wc »Sii iii»j>i^' eCitU- > r :^^; aus dem
Luiden der Gegenwart auf die dfm Hrros in spinmi Flnmmi'nt'Mlf be»orstehende , jedem
Griechen bekannte, Vergötterung hin, in wclclwr vcrkldri ihn .SoplioUe» im PLiloWtete«
auf Lemnos ersclicinen läfst. Aueh tm dkr AehnlichLeil «inigar Stdka Iwi Euripides
mit andern in den Trachinierinnpii , wovon Ruck Ii «clion fprarc. tra^. princ. p. xJÖ.J
verglidien hat Orcst. i3a-i73 mit J>{«.7«/rt. <j64-9yi> m»! Ahni. ij.J-ii|(> mit Trachin.
^Oi^ißt ™d wovon noch verglichen werden kann Trarhin. tio'i u. iio5 mit Hippolyt,
l457ll<l4S8t und Trmchin. 4t><> mit fieraclid.H, wo, auch nach jener l'orallelstelle, wohl
w>ttrm Ilatt trXiwwr, wdcfacs £lmsley liat, bergcslelU werden mtifs, itt aichu gegen
die A«cfatbeit dieses Uttum su feigem.
24 S ii T ■ k X ü&er ea^gs kistontdta uad iiolilt$ehe
derheiigcndc durch den erhebendem und beruhigendem am Schlüsse
des Siücka», 'wie in den T^adumerinnen, beüegt und Tenchlungc^ist.
Bradite dies «ber der* nach dem oben Benerltien» oidkt andeii
gendc Gang der Handlung schon mit sich , so -wird es überdem noch
\vahrschcinlich . dafs Sophokles tiiescn für eine hc'iolulie Absicht seiner
Anu^one bcnntn , und deren Ausdruck Tomehmlich noch in ihren
Scblufä gelegl liabe.
Wenn nchmlich die. Handlang dieie» Dnua twar den allgemei-
nen ajrmboliieheo Sinn der Tca^die äberiianpi, welcber in der Bar-
sielhing dea Vcrhähnisscs der Freiheit zu den nidkt Ton ihr abhängigen
Schranken einer höbern OrclntiTig gegründet ist, und daher aiuli die
Warnung vor verblende! cm Eigendünkel, vermessener Selbstüberhebung
und trotzigem Starrsinn, ihcilt, so liegt doch in dem ihr eigenthümlichen
Inhalte anch noch ein^i betondre Bedeutung. Diese geht faerror aus den
Charakteren der Hauptpersonen, -wdohe« iivenn gicacb in den jMSecten
nur dem Grade nach, doch in den Motiven wesentlich verschieden und ,
ganz den Sachen s^emafs, die sie vertreten, gebildet sind, indem Amigone
die Siichwnlterin der Il^ligioii und Ihudeiliche , voll Begeisteriuig und
mit einem über ihr Geschlecht sie erhebeuiicn Mulhe liandelt und leidet,
den Kreon hingegen das Rodht der menschlidien Gewalt und Ordnung,
dessen Sache ei- führt, nvr mit hochCahrendem fe'stem Sinne und Eifer
eifnllcn kann, den Widerstreben erbittert, Ei kenntnifs der Gefahr schnell
zur neue bringt fVs. 1082.) und das Unglück bricht. Ferner aus dem
Gange der Ilandhing, wie er oben im l^mrifs gezeichnet ist, indem, als
die Person, weiche diu Saclie des gutilichen Rechts geführt, dem welt-
lichen nur zu schwer gehüist bat, jenes s^st eingreifi nnd den lieber-
treter noch schwm»* sddigt durch die Folgen der über jene Terhäng-
len Strafe. Endlich erheih sie aus dem versdbiednen Geadiicke beider.
Amigone biifst , denn auch dem menschbeben Gesetze , das sie positiv
übertreten . nuif?!te Genugibuung werden. Aber gegen sie persönlich
streitet nur dieses, nicht die ei^zürnte JLicht der Götter. Sie ist ver-
flochten in die von Latos anhebende Entzweiung ihres Hauses mit der> ■
selben, und auf thr ruht dessen hieraus enispruttgencs Geschick, dessen
Wirksamkeit sie selbst durdi ihre That gegen sich aufregt imd dem
Kreon Erfüllung giebt, und der Dichter hat auch nicht übersehn, dies
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Anspielungen in der alten Tragödie.
25
Drama mit dem Kreise der gröfscm Handlung, der es angehört, durch
Lerrlielie , gleich von Anfang an (Vs. 2 fg. 4«) fg.') vorspielende , aher
eher nicht, als da, sso sie voUe Wirkung thun, nehmÜch in der ge-
•td§enen Kritii (Y». 589 fg.) und in dem K«iiuipiiiicie der Hendlan^
(Vf. 849-860) recht Juerrortmende Qndeittnii^ su yerwdMn.
Ihr Ende ist darum nicht fürchterlich , oder niederschlagend , sondern
die üher sie verhängte Todesstrafe in ein Dnnkel gehüllt, das sie mit
einem Schein von Heihgkeil uuigiebt, wie denn dieselbe auch im Alier-
thume nur iiher Personen, die man unmittelbar zu lüdicu niciu wagte,
Terltingt «oide, und «udi funi Kreon so gemeint ist (Vs. 771 fg. 876 fg.).
Wider dteien streiiet degq^ der Zom der Hwnmlischen und vecfafiagt
jüher ihn ein Strafgericht, das schwerer als der Tod ist. In der Anugone
kann die heilige Saclie, die sie Tfirtrilt, und das Erkcnntnifs ihres Ge-
sohiekf't dpTi fiüliem Trotz auch wieder mildem, ihr Gemüih zur Ruhe
stimmen, und dieWehmuth darüber ausgiefsen, womit sie, ihre Schuld
irie ihr Redit den Göuem «nhcunsteiUend (Ys. 916 fg.) ('), sich ei|p«bc,
und den Tod nicht tcheuet bei aller Lidte siutt liCben* Kreon • ivio* *
irohl nicht für Schleditigkeit gerechten Lohn emdtend, kann doch,
im entschiedenen Bewufstsevn , dafs iiehülirende Strafe der Götter ihn
treife (Vs. i258. i5oifg.), sich niclu, wie Antigene, üher sein
Schicksal ci-heben, sondern nur einen durch jene gebeugten imd zer-
knirtchtan Sinn leigen. bot Todeagpnge der Aniigone, weüdior irfuip
streitig das JTaweel diceer Tingfidie ist, wirket der Jungfrau Ton lind«
Sehnsttcht nach dem noch kenn genoesenen Ldien (Vs. 807 fg.) , aher
(l) Die liier in Vs. 'JI7. yorg('S<:lil.igcin: Acnderung de* Ktt^ivrt^ in ua-r-ciric vrr-
•uttet den G«danLea und scrstürt du durch %a^vm im ^yffMttt*» ausgedrückte <o oft
TorlLoiiniMnde «pridiwaiiliclie m&wru m&A oder 'gtwm, worober i. Matthiae mitceL
philol. T'ol.TI, p. \ und BloiuficlJ III .'frschj'l, Agam. 170, ■welcher aber iinriclilig
cilirt Oed. Col. i.{5. anstatt Trac/iin. i43. Dem ttebt das rö^«»» und i^üo-a Ts. gig
fei^fiber, wddwt auf das dieiifiillR spricliwörtKelie igarmm wtt^iSt fSloi. Ect. phyt. tV^
■i.I- i'i! . ürirrn. Ai'schyl. Choiph. Agam. i565. Sop^j s Tx'im Theophilus ad
AuioljKum IX, 54. ed. fVolf.J anfielt. Svyyra^i> braucht nicht nothwendig in der
IMUtuag des «ufieni EingMtdiU f^CMHiiiiwii cn -wodai. E> ut diW mkIi «iiAl iiA-
thig', n-a&oiT«; stif cinf Strafe in der I'iUrrsvnlt zu hriiclm , an wrlrln Anti^^ iiir nach
V*. 65. 73 fg. 455 u. 8Bg fg. auch nur, wenn sie die Bettattiuig ihres Bruders uiitcrUM«ii,
Büt^ fMol. KlaUB 1834.
26
S V T B K n über etn^ histeraehe und ptMtuehe
auch von der Crulse ihrer That und Strafe, •von dem Gesrhirk ihres
Haust» uiid der Eriniicrung an ikrc Yorang^angcnen von ilu- bestaiietcn
Lktoi dnicbidnuigeiie Gcmfltliifassuiig, von dw Cborei Gesängen, die
an yendualdang und Redit, an Unaliinderlidikeit des YeiliiafiiuaMt und
alte Beispiele erinnern, nmtönt, und eine Fülle der zartesten Bilder und
Worte, -wodurch sie die Vorstellung der Todesart, mildem, da die Jung-
frau (\'s. 8i 1 fg.) iTihmToIl und mit Lobe gekrönt, nicht Ton nässender
Krankheit verzehrt, nicht vom Schwerdte hinweggeraflt, sondern iVei und
Ulieiid und in ahgeidaedener EinninLait cum Hadca hinalMteige (*) , ja
Alles slinunt snaaninieo, deni an «idi bejaiiiiiMnMwfinltgeifc Falle das
derschlagende 7.\x benehmen und ihn in einem rührendall ttnd zugleich
erhehenden Lichte darzustellen. Der Schlufs hingegen, vvelcher den
vorher so hochfahrenden und halsstarrigen Kreon tief gebeugt, ja zer^
knirschi, als ein Bild des tiefsten Jammers darstellt, hat nichts, das Ge-
atfith am&unchten, sondern wirft es nieder dnroh daa adiwere 8Mi%e-
rickt, über welches andh Kveon aidi tanäoi in erlidien ttaema^t nnd
überläftt es dem Gefühle der Nichugkeii menschlicher IVIacht und ihrer
Gebote gegen die evvige Ordnung und Macht der Götter. Und so kann
Aniigonc Bewunderung, Kreon nur Mitleid, aber auch nicht weniger als
dieses, da er wohl durch Schuld und Verblendung, aber nicht dtu'ch
Sefalechiigkeit, in diesen Jammer versenkt ist (^), erregen.
An« dieser ^tung beider Sadien gegen einander g^t henrorj dafs
SopboUea smur einerseits deoa weltlidien Rechte und der lifii<geifidien
(i) Gegen die von Erfurdt aupjcnommone unstalüiafte Erlilänuig dra ne;r Sij Svarüv
in Va. 8i5. durch daa löi^ um xatfip des Sclwliuien, welche* auch, wie Uermana
bemerkt » nicht lu MWnr, «Hiileni zu ndiiMtm gebart, heuA» idi ideb auf T«. 878 and 91«.
und vcrglrirlic Trachin. 2*8, wo nj-Trci' i'r.'^yjrrj i- "-i.-'i lirilst ,,Ton Mrnsrhen abgesclilcdcn",
wie Phitociet. «S3. fuCvot ös- «A>,»r. Uebrigen* iHDieikc ich, dal* hier, wie oft bei dem
Alten (Sebeneraa£i,pjiocl.£befniV«.456>. Buschk9mmketitentieap.i^tg) tet
Begriff de« Iladcs und de« Grahc$ niMIiilDeDgcflos«cQ i»t.
(a) E« darf aber nicht überscjjii wprden, dafs der DicIittT nicht ohne RücLsicht Ml( dCA
■einer Stadl eingowurzeiten Tj riumeiiliafs die Ainigonc mag gehoben, dagegen im'SiMB
dm ailgeRieinen Typus fiir die Charactere der Tyrannen, wie er «ich wuälk im AigiclhM IB
der Miektra, im Agamemnon im Aias , im Oidipus im Oedipus lynuaiUS findet, dufdi
Boncbersiolz und selbst den Göttern Trotz bietenden hochiaLicnden Sinn mag auagedrAcbt
bihea. IMeNr Eialbilii aatioadcr Aifeeli«n anf di« Bildung tddasr Omaai« i» dan
Anspielungen in der alten Tragödie,
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Ordnung nichts hat vergeben, aber, in ihrer Collision rntt dem göttlichen
Rechte > ein bei 'weitem, gröf»eres Gewicht uui diesem hat legen wollen.
DieM idhdnt «idi am Sdduaae nödi «m itirksten, und in dielterstdhiiig
des Kreon zwisdien den LncSicn aetnea Solmes und seiner Gattin zwmu*
mengedrängt , auszudrücken. Jene geleitet der Ton der Gruft zurück-
kelirende Vater selbst (Ys. 12/(2 fg-)> diese erbbckt er vor sich ia dem
nach der Bühne geüifneten Hause (Vs. i265fg. 1279. 12S1 fc;.).
Solche Ausstellungen auHser der Seen« gelüdiciur Pcisoucn iu der
■Iten Tragödie haben in Allgameinen den Zwe^ der Yerunnliclniiig» Ei
itt nekmlich bcSiannt, dafi» in dendben oft die wichtignen Eretguisae einer
Handlimg, selbst die faciischen Resultate, in denen «e alUinfk und ticb
erschöpft, nui- diuch den Mund von IVliiielspcrsonen vor die Zoschaucr
gebracht werden. Die Gründe hievon sind, so viel ich sehe, nach den
jedesmaligen ümsiänden verschieden, bald weil die iumordimg der Kin-
der durdh thte Mutter, des Gatten dvrcli die Gauin« der Hntier dnrcli
den Sohn, sn vnnatflrlich und giifslidk war, nm dffigilich TOrg^tellt
Stt werden, bald tmd tlieils, ^vciI eine solche Tliat, oder eine Selhst-
enlleibung, auf dem oireniüchen Platze und in Gegenwart des Chores,
wo die ganze Handlung vor sich ging, hatte verhindert werden müssen,
bald weil der Ort ihrer Vollziehimg schon der Umstände wegen von
der Scene entfeint isjn mnlste. Denn daft es nidit immer zur Ab-
wendung des Uutigen Sdianqpids geschdu sei, ifaräi stiumie väk, wenn
es ^cb unnmstoftlidi ivahr bleibt, dals die griediisdie TragSdie nicht
TngSdia Si^liokles ist sichtbar aucb darin, daA der Kreon in der AntigHMidCBlliB*
lidiar tst» inldMir im Oediptu Cohneut, ab deaii ireldier in Oedipus ij-rannua vorgs-
•tellt wild. Demi in Xmem craelMUBt er nodi nicht nur Bemdiaft gelangt, darum aoek
gcmifiigter und bürgerlich gesinnter, und im GegensaU mit Oidipu« die IlerrschaA gar
TerNbrnähead ((M. {yr, SSa tg^. Im Oidipos auf KolonM dagegea «ind drei FücMen, awei
«bdhamwlie, deren Elaer IBr twwi«ettdiclieB Vitfd des Tbrones beranbt und in tiefM
Elmd vi-ratofscii, aljer nun sur Entsiindigung und rum Ziele seiner Lerden wallend, der
Andre durch da» Geioliick des Entern den Throne ichiain nahe gebracht, aber mit aller
Hiltt und herrisAea mULihr, die ihn lur Üngereditigkeit binreiften und den 2Som
der Himmlisolifu über ihn bringen kann, angethan, und der Driuc, dur {^erteilte und
fromme athenische König und Laodmhenw Tiieieui, mlng die Bahn der Religion und
da» RMtbts «aoddndt imd damai g^tüdier Gnade gewürdigt, iJwiclilTidl und muifeiA
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durch i>arstelliing physischer Leiden ihi-e Wirkung erreichen vrollie,
Jacob (') nicht minder ah darin bei, dafs die Aufnahme, welche
SopbdJcs inAstdiiiiig dcsAias mBcht, ob loldie nidit getaddt «erden
liämie. Dtü aber den Soj^oUe* — und dies «ei mir hier gdegenüicli
in bemerlien vergönnt — Rücksicht auf frühere Bearbeitungen desselben
Gcgensiandps zu dieser Aiisnahini; bewogen habe, mutbmafset der, nicht
nur von mir in der ohnehin maiiyt-lliafien Pm/usio de S^fjihoclis Aiace
Jlagellifero (Thorun. i8oo^_, sondern auch von Böttiger m der Fiu'ien-
muLe S. ii , nnd noch anlangst von Osann in der Sdurifi über des
SophoUei Aias S. Sa. fibendiene , Scholiast vom. Aieat Vt»
Loitck), aus welchem sich nicht nur ergiebig dafs Aischylos die SelbsU
entlctbung des Aias iiirhl, wie Sopholvles , nnf der Bühne vorgesteHl,
sondern aucli folgt, dafs er das Ende desselben in zwei Tragödien, nehm-
lieh wie in der bekanntem 'CniMV k^Itk dessen Yeraobssung, den Streit
mit Odysseos mn Achilleus WaOborustung, so in den, «ahrseheiwlich
Tom Chore thrakiseber Weiber so benannten, Bf^vm (') des Aias Tod,
umfalft habe. In diesen konnte dem Sophokles die, nur durch einen
Boten, «ie der angeführte Scholiast ausdrücklich bemerkt, berichtete
(i) QuaesliMmr Si^koeteaB P, /, ^.901.
(a) In ctifseu Löniitf d.is, dm GcdanVm wie der Spraclic -nach dem Cbaraclrr dr-»
Aischylui ggtiu oiUprccIicndc und dem. lubalt der B^tjrrm voUkoounco aagemessene. i^Vag-
ment einet nngeiHiaiit«n Tngüen woM leine Steile |plia]>t iMbeik, traldiM Clemens
AI f \ ,1 n d r i n u s (Xlmmal. IT, f). cd. M)!liurfiJ ('Y\i:ihc-n hat, B run ck zu «Scy/iix
Aiax \s. j jiü anfuhrt, und Osann in der oben angeiiiiirteu Schrill p. 70 miudir pas-
send dem Aia\ des Rbelor Theodektes suschreibt. Clemens legt es ausdrücklich
dmi Aiji in <irn ^Inini. T)if Ton I.obcel [/niii .//. Flug. Vs. laS) als ron Bothc her-
rührend, gfliiUigi«! ijucudation im Vs. 5 dit"«-* iVagnu nts, TtJU^B^ä>i fiir Ti/itipifir\ wird
nun schon in der obm «ngefnlirten Protus. de Aiare ß^ffW^, ft. V. fimkn. Es wSre
nämlich ßa^ün xr>Ji für sich iTrnr TPrst.inillich, indem man gleich an die th-iutn im
Vs. a dabei denkt. Sophocl. Oed. Tyr. iJ.S^. Tci«i'i" /-/»j «rj.iÄa ui:i-iIt«v «Vi;»', wo der
Stholiast xr^iha crkljrl durch o^£i6ov% 7ux<^^U\: Eurip. Hippolyt. 8ao. Kr>jv- äi^^mt-t <C
tüjtre^<xsv Tii'ow. Xflioph. Hellen. III, 1, 9. "O haxii xv^m unu reJ« TirevSmoic rwi' AaxfSm-
(MNici-. Aber T^n^^tZj gicljt keiueii Sinu und das on dessen Stelle gesellte Tu\k^B^äs
wild ImtUigt durciii das auch tob Lobeck angcführti' -r'J ■ < t u,/ :;.?. Im Oed. /^r.833,
welohes man ebm so wenig für eine H}-pa)lagc mil Brunck neiimen kann, als den Au»-
dnidi bei £uc(a«. Fu%Uiv. Opp. 2'. yil, p. 307. ed. Bip. »ijr mgXiScc iirmisi' r^c iy/uif*.
Anspielungen m der alten Thigodie.
29
Thnl in ihren Triebfedern nicht so genau und vollständig, und in ibi*er
Ausfühning nicht so lebendig motiviri scheinen, als er für nütbig hi«lt
und in idiiem eiffou Aktt dnrA deatcm lettts Reile und di« Anrnnf ua-
miudlMr «riblgaide Ydkiebung des (jefUsteii EntMUaMM gesdidm ist.
Dk diese nothwcndig ohne Zeugen vorgehen mufsie , so konnte ein
Bote, oder wer sonst den Leichnam gefunden, nichts weiter melden,
als die einfache Thatsache, dafs jener in sein Schwcrdt e;efalU'n sfi und
nun todt da li^e. Sophokles dagegen woUte nichts Termisscn lassen,
ym die Thet ToULeiniiiiieii be^reiflicb und enaduulich wo. uuidieii er-
fovderiich ^r.
Damit aber der aufser der Bühne vollbrachte Tod nicht ohne Auf-
druck und Bezeichnung bliebe, lassen die Tragiker oft Ausrufungen der
Sterbenden hören , wie Aisclivlos irii Ai^amRmnon xmd in den Choe-
pboren, Sophokles in der Kicktra, welche die mit dem, was hinter
der Scene vorging, besdilftigte Pbeniasie der Ziuchauer »uvk genug
treffen Lonau», und fahren die Versiniiliehmig solcher hinter der Seien«
▼OijgefsUllett Ereignisse , sie mögen auf die bemerkte Art. vorlicr ange>
deutet seyn oder nicht, durch nachherige Darstelliwg der Todten ent-
weder auf der Bühne oder mittelst des hmvtiioiiia, im, Innern des Hauses,
vollends dmch.
Es liegt indefs in diesen Derstdlimgen oft noch ein tieHerer und
mit der HandluDg nSher »nMmm enhangendbr Zweck, als der der blofsen
Versinnlichung einzelner Thatsaijien, Sie sind auch sinnliche Zeichen
des nun mit Aufhebung der Person, worin er seinen Silz hatit", durch-
geführten Conflicics. und des völligen Ablaufes der Handlung. In den
Sieben gegen Thebe erklärt sich das Sinnbildliche der ausgestellten Leich-
name der beiden Bruder, -wie die im Leben feindselige mm dnrdi den
Tod Tertragen sind und in diesem ihres* Vaters Fludi sich erfällt hat,
sdir deutlich in den Schlufsatrophen des Chorgesangs ys.9to-c)37. Im
Airs versammeln sich um den Todten auf der Stelle, wo er gefallen isi,
seine Freunde wie seine Gegner, imd es erfolgt in der ihm nach heili-
gem Streit von Agamemnon gewahrten Bestattung, tmd in CKlysseus
höherer Aussöhnung mit den JUbnen des Bdden über dessea Leachname,
die Attflüsmg der guuen Entaweiimg, 'woraus die Handlung entsprun*
gen -mr, nnd somit derai YoUeiidaDg. Auf Oidlpiis als BÜd des
so
S 9 ▼ B H « ükr eu^ga hittoiiaehe md poCtüd^
•clmell wechselnden Lebensglückes, in des«eii Jammer die Götter ihre
Wahrliafti^ikeit der MenMben kumicbtige Sdfaf uimdmiig bethi*
dgt, weiset der Chor nodi am Sdiluit des Oed^ms tyratmu» Ys. tSii fg.
hui« Ib der Antigone sind Haimon und Eurydikc nur die Opfer, durcli
welche Kreon die Strafe IrifTl, die er sich selbst bereitet. Aber der tief
gebeugte und gebrochene Herrscher selbst ist das sinulicbste Bild des
über ihn ei'g^genen göttbcben Strafgerichts und des nun völlig aufge-
löseten Zwiespaltt xmvkm. den Reckte dnr Memchen und Gatter, der
Ton ihm etugegfuigen wir. Wie er die Handluiig verudalit batte» w>
en^eint er nun als das Ziel, an dem alle ihre Folgen sich ei-sehöpfen.
Indem nun der Dichter die Person des thchanischen Königs in
ilirem so, wie oben bemerkt, gebaluieu Character durch die ganze
Handlung des Drama durclifübrt (*), und, wäbi'end Antigone in der*
•dben untergegangen, so bedeutsam smseheik den Letchnaipen aemea
Sobncs und seiner Gattin, niedcfnesdimettert dorcli den Untergang iei>
nei Ebttsetf Mine Schuld ei^eunend (Vs. i255 fg. i3oi fg. i3ai fg.) und
unter ihrem und seines Leidens Gewicht erliegend, an deren Sclilufs
stellt, spricht er aufs deutlichste die ihm bei dieser Person und ihrer
Rolle vorschwebende Absicht aus, in ihr ein warnendes Beispiel für die
Madithabenden, nidit ihren Eigenwillen den Willen der Götter huri^
oidiig entgegenaasetxen, die anf ihnen beruhende bürgerHcte Ordnung
und ihi' Gebot nwht mit der von IMens( hen nicht ei'sonnenen des ewi-
gen Rechts zu entzweien, damit sie nicht, Andre zu TJeberlrclungen da-
durch reifend, ihnen und noch mehr sich selbst Vei"dcrben bereiten,
recht lebhaft vor Augen zu bhngen. '£s vereinigt sich also in der
Antigone Amnabnung an die Obrig|Leiies.snr Unterwfirfigkeit unter die
göttlichen Gesetze und an die Bürger xum Gehorsam gegen die (Mbrig-
ieit und ihi« Gdiote» so wie an Beide su der den Ifensdien in aei-
(1) Dafs diM liervorlrelPiitli! (h v, i I.t ic^ Kreon im Innern <lcr Handlung nicht die
iuliere AangonLnung seiner Rolle bestimmte, da die Rollen der Tjnumak den dritten
Ra^ liitlai «nil den metw^us lertuna» partium (pgeben imkleii, ist ans der «Ihb ■ngS'
fiilirten Stelle des Dcniostlicucs bekannt und Iial Jeu Redner xu einer witrigen Ziuanuncn-
stellung feines Gegners Aisdiiaes ntt dem Kreon in der Antigene Teronlafsl. Die Roll« der
ABAiganewor umncvdiacRiliB. S,Bitti%9T Frotush de mmntm prmarwntieiPidi^
nm «t KrfMnoit^Mftiiijn (Fimv» 1797«^ /»» i5 «
Anspielungen in dft tUlut T^agotUe.
3t
nen Sohranlcn hallenden Besonnenheit und Mäfsigimg. Und aus dieser
dem Character des bürgerlichen Lebens in Athen so sehr angemessenen
prtgmatbdwK Gniidi0Bd«BB dn Dnmn, irotin die oben angemerkioft
AnqtidiiiigeD enagrei&n» eiUSrt «ich die Wirkiuig Telisilndig, dals
SoplioUcs um dieser Tragödie 'willen tum Strategen im Samischen Feld-
zuge mit Perikles gewililt ist. Man siebt, wie schön und irini^ die
höhere symbolische mit der moralischen und politischen Bedeutung der
Antigene verschmokeu ist, durch deren Vereinzelung bei Erklärung der
allen TragSdioi häufig ge£aUt ivird.
Eine fleidie Ridituiii; komue der Tedoroi gegmgenen Biiripidci>
idieik Antigone nicht anders als fremd Mjfii, nedh der in dem Argu-
mente f\i's (^.iiammaliLers Arisiopbanes zur Antigone des Sopbolles und
aus ihm bei dem alten Scholiasien zu Ys. i553. erbaltnen Kolix, welche
auch unter den Beispielen von der bckanuten Weise des Euripides, in
versdüedeaen Stücken Y<m einander ebweicftenden Sagen filw dieaelben
Gegenatinde lu folgeUf oder diese urillkiUujidi Tcndiieden eu geatalien,
angemerkt zu werden verdient. Da nchmlich dieser Tragiker die Antigone
in den Phoinissen den Ilaimon , welchem sie dort verlobt ist (Vs. 796.
958. ed. Porson) , aufs bestiuuniesie vfM-'schmahn und dann von ihm
gebn Viäiii, um ihren Vater in die Verbannung zu begleiten (Vs. 1686 fg.),
•o hatte er hingegen in ieiner Antigene auf ihre nnd dea Haimon Iddie
ihre Begnadigung» nachdem tie hd der Bestattung ihres Bruders eruppt
worden (*), g^r^det, und «e dem I&imon vermiUen Jassen,
(1) Zwischen den de« ArlstopiKinc* und des Scholi-istcn ist in diesem Piincte
eine Vcrscliicdenheil. Das ^^üra des I.«Ulern kann von nicbu anderem, «IsTon der
Ertappung der Antigone bei der Bestattung ibres Bruders verstanden werden. Aucb Apollodar
(III, - ,1} druckt die Sache eben so einfacli dtuxrh iptu^a^üra aus. Dafs M mif die Ertitppung
liei der BeeidicMOg gebn soU, aeut dieaer nach dem Zuaammenhaoge, joxr nach fie-
sidbmig tdoet SclMlion auf die Begebenheit , wie sie in der Sophokletiehen AatigooC dar-
gestellt wird, voraus. Aber l)ci dem iftw^r^uTit uira toJ Afuei-o? des Arislophanet lüfst sich
an nichtt Beittmnies denken. Daiii bei £uripidea Ilaimon, der Sohn dee JLnon, den eei-
■em Taler ftindlidtatt Pbijndkes gemeliwibiftUcii mit der Antigene aollte baetaltet baben,
ist gar nicht anzunehmen. Auch bei Sophokles rnuweit er sich mit sdnem Vatei niclii
de» Poljnetkea •ondera der Amigpue wegen. Die allgemeine &ge war auch, die Jungfrau
bebe aUeia dblbat veriUbt aiaVHumiae {ß^ aS, 3) berichlei «agar, wie «e, der tbdbat>
«iidwB TMiüeamiMgStddi dabei gmlbthrik. Jfwdjenae AlMraichiinglMBmtbai
32 Sutern über eot^ histoHseke und poläitch«
0 Die AntiVonc cIl's I'uripides konnte in mancliem Einzelnen mit
der des Sophokles lüieieinsiiramen. So trat in ihr höchst wahrschein-
lich der Antigene anj^ebomer Trott eiienfalb hervor, 'wie sich unter
andern am dem FVagmente im Stoiaem p, 600, 4*> Gesner
vergl. mit Ys. 4^5 u. 46B. und dann mit Ys. 467 u. 468 der Sophokld^
sdien Anügone:
AiiXet TO ymrifx' wfiiv wueZ Tarnet
T^« TratSi«, uxtiv i' cvk ivirtam Mutett,
vddie dem Euripides liei jenem Fragment im Sinne gelegen zu beben
adieinen, und m>nach in dem Fragmente für «uro zu lesen ist aui^,
gieht. Allein aus der Wendtmg, welche die Handhmg in ihr nahm,
folgt, dafs die LicLo des Haimon und der An'fEjonc in ihr ganz anders
behandelt seyn inuinie, ah in der Antigone des Sophokles, worauf auch
einige Fragmente hindeuten, von denen ich jedoch das beim Scholiasten
de» Pindar (^) erhaltene
welches Ruhnkon und Valckenaer (-), dem auch Cren^er (^) bei-
tritt, mit Aendeiuug des t^owTt, in einen an den Eros gcrichicien Aus-
ruf verwandeln, durch Böckh's Gegengründe überzeugt (^), jetzt aus-
Hygian* (Fab. LXXIl.) vor , dafs ihr von Polyneiket Gattin Argeia Hülfe dabei gekisMt
»y, aus welcher Statins (Theb. XII, 4^0 fg.J <o viel entnommen eu Itaben scheint, dafs er
der Argeia «Ikio die Uamdhing beilegt. Deren Itieilnahme daran bat auch etaen aator*
lidieB Gnmd, der aber for eine Hillfleistung An Haimon, wovon a^ «neh aomat kdae
Spur zeigt, nicht vorhanden ist. Va scheint daher die von Hermann angemerkte Lesart
<lea Dreadener Codex, und bei Turaebu« ^^odiw« rp A^tm üa Ariatopbanea, wobei aber
die beiden Telitm Worte nit VHttm Terbuadea vrerdea mfliwn, oad woaaek daaa AriaMn
phAcos mu drm Sclioliasiai andaiit Apollodioir TÜlUg ubeMtBiliBiait,diaiibbligt(»B^.
(1) lyxPylh.UI,xii.
(2) Diatribe etc. p. i54 fg>
(3) Dionysus p.i^i. Vergl. indeft Svinbolik Th.5, p. 375, wo die MaiBoag sa
schwanken scheint.
(4) Ruhnken will statt ätomn lesen inu-it n, Valckenaer im'mc ti dfqrsw uäii^
pideiSir«r«cr«¥, gegen welche letztere Conjectur insonderheit manchca zu erinoem i*l< Taa
der YocanMlnBig Beider aaegebead, dea Amraf iadeft aidn fgenin der Aatigoae iah
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Jnspiduf^w « dw adat ThigSÜB.
33
nehme. la Sophokles Antigone macht diese. Liebe kein Motiv aus,
wdclm die BCmdliiiig entsdieulet und urorauf sie beruht, tomdeni das
nur dnerwits ihr EkttmwigieB mug^iangBum, «ndreneiis sie treibt,
jenes indeDi Dnnene dadurch den Kreon «btttbalten sucht, die Antigene
EU ▼crdnmmcn, diesfö iriflfm TTaimon, als er den V^ii^r durch Vorstel-
lung andrer Gründe zu besaiüiigeu, der Vater ihn inngegcn von der
Sache seiner Verlohten abzumahnen, vergebens sich bemitlit, und die
Hendbuig schon in der VoOstreeknng des UrtheÜs und in Kreons, selbst
deni Gölten in ihrem Seher Tewenes e&i§egei^|eieiiier, lUss^urii^t
sich entschieden hat, duj*ch seine Liebe zu der That hingerissen \vird,
mit welcher das göttliche Strafgericli» iihev Kreon anhebt. Im Haimon
spricht sich diese Liehe nur durch Andeutungen, so weit es zur Erklä-
rung seines l^nehmens erforderlich ist, in der Antigone nur leise, so
Ticl nöihig war, nm HiimoiM Yeihalten nicht durdi eine TfiUige Gleich'
gfilligkeit Ton ihrer Seite gens vnbegreüich eradbeinea su ksaen^ ena (*).
Valckenaer in clea Mund legend, trag idi Iwi Torleiung dieser AUiuidluBg rann« Com*
jeetur in9u!« n, SMirew r iS. vrer. ror. Dia miKw n kirne dem Sinne nach der Ruhnken-
•dm Gufflctur am nädisirn. Suidas liat «Mir r^tt/S«. In die« Bedeutung kommt
«11611 sonst liei Euripidt^ TOB EitM mul der AilaMUte (a. Taleleaaor und Monk
tu Hippolyt. Vi. I und Vs. 443)i •uch ron Menschen (x. B. im Orestes V». rd.
Porton, ri «ytSw iin vaXvr woff vom Menelaoe) for, und würde sidi in dem Fragmenie
adw peiaend nut dem &t>>fr^ / «SitiitSf ^iwanaif fcritinden. Ueberdem' lief« lieh die
F.utslchung des vTi d.nr.-ms Iciclil rrklarrii. Bock Ii, ivcldicr schon in Sri iiir Anmer-
kung sum Scholiattcn des Pindar den Dionysos jenem Fragmente Tindicirt, hat mich aber
imA srine ianrisclien in der KSoi^. Akademie vorgetngene AMwMllwng älur Sephokiw
Antigone voUcnda ibcneugt, dsb kein Gnmd m einer Aendarang in demielbcn vor*
banden ist.
(i) Nehmitch in Vi. 568, wekben Brunek der Ismen ntheik, der aber, meiner
Heinnog nach, der Antigone nadi Aldus und Turnebus wiedcrgegdben werden mnft.
Denn daa Z iptXTa^' Aauev paftt »ich nur in den Mund der Antigone, und das «7«! 7»
)w*tSe in der Antwort darmil kann licon nickt Yon der Ismene, sondern nur ron der
Antigone Mgen, denn jene krbdite den 'Haimon nic&t dadurch, dafa sie sidi ihrer Schwester
.mnalim, wohl aber lionnte Kreon meinen, Aniigf/ne und (Iii- Vcrl)in(liinR mll ihr Irankc
jenen, weil sie, dem Verbote seines Vaters suwider den Fciod des Vaterlandes besuttct
habe, i«T|^. Ys. 655 fg. Oeg^ BrnackV mti des Scholiasten EiUttnug des t« rfe Kix«s
lir»t sich cwar grammatiadi aidMs criancan. AUeia natsr den imriihligen nUen, wo
Hut* phäoL Kia$» 1834. E
84
S T B m ■ ükr eätigf hütmitcMe und politische
Die Erklärung, welche IVIohnike (') hievon giebt: Gleich als hielte es
,idie JmigCtau für Sünde» «mr ndisdicn Neigung Kaum so gebea, jeut
,,da ihr GemAtli mit BrfUlhmg dar Irommen SchwestapAidit erffiUt
„vrar", ist in Beziehung auf dok glmclieil Zug im Haimon nicht genü-
gend, > u;Inielir scheint aus dem Zusammenstimmen heider Personen hierin
hervorzugehn, dafs dies nicht ztifallig, sondern mit Bedacht vom Dichter
$o angelegt sei. Den Grund hicvon kann man nicht darin suchen, da/s,
nie auch wohl gesagt ist, die liehe der griechitcheM Tmg$die Ikemd gp>
weten id. Sie trar ce in der That nicht» nnd es hedaif bierfiber nicht
der Anführung von Beitpifiien« Aber freilich konnte die griechische
Tragödie von der romantisch seniim(!iiialeii Liebe der nenern Zeit noch
nichts wissen. Auch kannte sie erhabnere Themate, als d;ifs sie jedes-
mal zu zerstöiner Liebe, ^e zu einer unentbehrlichen Würze, ihre Zu-
flndit hStie neliraea motten. Denn den tiefen Geiat und den groben
Gong da Leben« und der GeMskidiie -verriunbiidet sie dnrdt ihre Mri-
«terwerke, wollte nicht den engen Krdft des Htnses und die Ereignisse
des Tags wiederliolen. Nur in wie fern jener auf der Liebe als Trieb-
feder beruht, wie in den Tradiinicrinnen , henschi diese in der Hand-
lung mit vor, wie auch in den Tragödien der grülsten Meister neuoi*er
Zeit. Romeo und Julie s.B. ivnrde «ich «uf der griediischen Sühne
nicbt ohne die Liebe» obwohl in andrer Pom» haben bestehn kfin-
nen« weil um diese der historische Inhalt des Stückes und seine entge*
gcnpiesetzte Wendung, nehmlich die, die junge Liehe zerstörende, Ent-
zweiung der iiuuser Montecchi und Capuleili, und gegenilieiLs ihre,
durch das tragische Ende der beiden Liebenden herbeigeführte Aussöh-
llMv, Ter, 7:1 c> >i'3(_af Torkomml, ist auch «chw(^^lich ciiiM-, wo es in einem antlern, als dem
{^öbolicbcu, Sinn« gemomineD venkn künnle. So adb»t in <I<*r Aniigooe Vi. 6a6 Ki^w
le. 'Aumyovitc und Vs. fs8S. rtS dnMirrM Mtyuflm tOiMwiv >ix«^> wddhe Lmrt nidit
mit >.«x,o* )\Mf veriaiiüclit werden dürfen, cLt der hier genannte Megarcus, wie Böckli
bemerkt, kein Andrer ist, ab der «uch in Aitcbjrlos Sidben gegen lliebe Y^iSgig.
vodtmiBHid« Solm des Kfm, iteldm «ndk «a der Zeit «eiaer ITeilabvBgt iria jeitt
dm Ibbifln, lerknn lu luibeB, Eiujdike tKU.1agt.
(1) GeKUdrte der UUenMor der Gricdim uai Bdeecr, Hui, S. 57B.
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Anspielungen m der alten Tragödie.
35
nung — welche letztere ich demnach nicht mit Solger {') für einelronisi-
nmg der ganzcu Handlung, sondern nur in dem von A. W.Y.Schlegel (^)
ang^ebnen Sinne nehmon luntt — sieb dreht. Wo aber Liebe nur ia
die HancUniig -verflochten, mxia, die Hsnptiaehe darin ist, da komiie die
sor auf die Hauptiache gerichtete griechisdie Tragödie sie mucii nidtt
weiter hineinziehn. Und so hat Sophokles sie in der Anügone behan^
delt. NicTjt ob die Liebe des Haimon und der Antigene zum Ziel kom-
men, sondern ob das Recht der Götter oder das menschliche Gesetz,
den Sieg daron tragen werde, tvar hier die Frage. So weil Haimon
m ifaier Lfieung mttwiriut, ist er in die Hendiiug verwcln. Sein Yeiv
hUmifs zur Antigione ist smr der Faden, der ihn an dieselbe knüpft,
aber ihr . TöUÜg untergeordnet. Und um. die Haapthandltmg nicht ira
mindesten durch ein sernndärcs Interesse zu stören, noch Hie Beirach-
timg auf dieses abzulenken, hat der besonnene Dichter jene Liebe als
selche tn motiviren in dem Grade vermieden, dafs er sidi begnügt, sie
■b Tridiifeder in Hainums Bendlungoi nicht im DunLdn xa. bssen,
(Vs. 564 fg« 6i3fg. 674. 74> fg« 75s. 75(^, solche Aeiiliwninflni der-
ielben aber, welche ihr Gewicht über diese Grenze hinaus verstärken
könnten, Tom Haimon wie von der Antigone entfernt gehalten hat. So
liÜst sich auch was II er mann (-*) an der Person des Ilaimon gerügt
bat, dafs sie nehmlich keine besondre Tlieilnahme für sich erwecke,
wohl nur ab chanutteristisdi hemerlien und erkhiren, «her Von dem
Gesichtspunkte des Sophokles hei der Handlung dieser Tragödie «ne
nicht tadeln. Euripides hing^en kann sieh bei selnei- Antigone, nach
ihrem Ausgange zu xxrlhcilen, die grofsc phiU)Sf5{ili^' he Aufgabe des
6opbokles gar nicht gemacht, sondern muh die Gcüchichie, nacli seiner
Art, rein psychologisch behandelt, imd, hat er dabei auch in den Reden
* und Gegenreden des Kreon und der Antigone leoen sein Redit ab Henv
«dier, diese das Recht der Rdigiim und Bniderlidie behaupten bssen.
(1) WienarJahflMdier a.a.O. S. «35.
(9) Chaneieritlikai ndl Kritihea, Tb. I, S. 3o8.
(3) Tn der CommioiMaU» de «wfiM et ^ka pagsi UnUr der AoipdM der Fbttik des
Anstoteks, S. »Sif.
B 2
36
SvTBBH fifor einige hisimisehe und poKti$ehe
so mufs er doch den Sireit durch seine Beilegung miitolst der Tleiraih
nicht so vrohl gelösel als ge&chlichtci haben. Bei ihm mulsic auch
die Lidbe des Hunon imd der Anügone, ^ von ibr die KatMtroplie
der HmdliiDg aUung, ab solche ToDstandig moriTirt sejm, und lieide
werden wahrscholnlicli nicht verfehlt hab«[i, die Thcilnahme für selbige
rhcion';"!i genug in Anspruch 7.11 nehmen. Was also hei Sophokles
in den ilintcii^rund gestellt ist tiai hei ihm mehr hervor, hielt seine
Antigone zwar Ton der, in der Sophoklc'ischen oben bemerkten, Verschie-
denheit det Etndmdtes der Miue und de« Bode frei, die er audi vid»
leichi hat vermeiden wollen, gab. ihr aber «nen gun andern weit im*
tergeordnetem Gbancter nnd beaonden ihrem SdduNe eine weit min*
dere B<;Jeutnng.
Die durch Sophokles Antigone herbeigeführte gemeinschaftliche
Siiaiegie desselben mit Perikles im Samischcn Ki-iege dient nun auch
ak SMnm, d» Zeh der eratm Anififihrung dicsei* Tragödie ta bettlnuuen,
welche nachher noch Tide Haie gegeben cejn mag, da Demoathenes (')
bestitnmt angicbt, es bitten Theodoros und Aristodemos in ihr oftmals
die Rolh? der Antigone gespielt, nui* nicht gerade zwciunddreifsig 3Liile,
wie es in den Nachträgen /um Sulzer (^) hcifst , aus Mifsversiandnifs
der Worte in dem Argumente des Arislophanes ^iAtxTOi öi 70 ^ofjta revro
TfuataFw ituri^svt welche nur T<m der Stelle der Antigone in der Zeit-
folge der Sophokläisdien StficLe, wovon sie andi Böckh ('} mch
Casauhonus eiLlürt hat, verstanden werden können. Zu TCrgLeichen
ist der Ausdruck in dem dritten Argumente vor Ainstophancs Vögeln
naeli der Aldina tfi seif, ro ^aaa, Ae, ^velchen Samuel Petit (') eben
so von der Stelle der Vögel als des fünftmddreifsigsten unter des Komi-
ken Staden veniela. £brao» eridSrt «ch auch die eigne Beuächnung
der vevlorenen Aristophanischen KomSdie T9if«s dnrdi 'A^foMic h f$r
(1) «. a. O. Kincn andern Grund s. bei Böckli gratx. irag. priiic. p. iSy.
(a) 111.11,8.943.
(S) 43nKr. rnif. f^rite. p, i«8.
(4) Mi$nH, t, e, ia, 4»> '
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Anspielungen in der alten Tragödie.
37
5 TTjcr, -welche sich in einem Lexico Segueriano (') findet, da sonst ge-
wöhnlich 'Aji-fi(^aVjf< fv TW Ti[^if oder sv Tvi^a (-) eitert wii"d. Jenes 5
scheint aber die neunte Stelle in der von den Grammatikern bestimm»
ten Zeitfolge in» Aristophantsdie& Kookjtdien sn beseichiieB, «O'defr
im h tif 5^ Terttamdoi Verden mnft i^&fum imd (bun W^fe cpexe^
getncli fol($t.
TJeber Jene Zciiho^iimmung hat jetzt ausführLch gehandelt Sei dl er
p. XVII fg. der Ilcrmannlschcn Ausgabe der Antigene. Zu den Re-
sultaten seiner Uniersuchuxt^ woi- ich bereits vor mchi'em Juluen, wor-
filicr idi micb «of Hm. Bnttmatiii berole, grdfctenthcgg «ut dcmelben
Gründen» mit Avunahme der von BeltLer aMdedcten entscheidenden
Vervollständigung des Scholien zu Aristophanes Wespen Vs. 283 — in
welclieni noch die L(?!|)zi'ger Ausgabe fVi Wi^w.yi^z usyjvrc^ bat, da doch
Pcrikles zur Zeit des Samischen Keldzugcs Strateg und nicht Archon
war, welches er auch nie gewesen ist, und schon aas Diodor das nun
in der Tenetiemickett Hendsdirift geftmdene T^ukkug här^pndh wer-
den könnt« — nur in andrer Zusunmenstenmig dendben, geUoigt, und
•timme daher, yn» die Zeit doa Samiidien Kriegs, seine Theilung in
zwei, von Diodor, -wie er auch sonst nicht selten thut (^), in ein Inhr
zusammengedrängten Feldzüge, deren Zusammenhang, und die Strate-
gie des Sophokles im zweiten derselben, also Ol. 85, i, beirüFt, mit
Seidler überan (*).
Alleitt darin» daft in demsellien Jahre, worin der aweit« Samiacbe
Fddrag nnd Sophokles Su'at^e wahrscheinlich fallen, auch die Antigene
ram ersten Mde gegeben sey» h«nn idi ihm nicht beistimmen. Da
(i) la Bekker^a i^iiecdiMM fTHWiV, fW./,;».45o, i6«
(a) S. die Fragnenle Braa«k. V«r|^. •ndiBekkct'« Amedota t. e. p* i5*
(3) M itford'i Geschichte der Griechen, üben, toxi Eicbstafdt Th. II. S. .{gS»
die Anmerkung. W. Krüger io Seekode's Arcbiv fir Pbilulogie und Pädagogik',
Jaiirg. I, Heft«, 9. lao.
<{) Idi Inlw Uer und in Folgndo» iam niiiiidlich Yorgetragieiie, in Utaiicbt anf
A'ic von n (")<' Ii Ii in aeiiMr mImni crwünilai AMmiiliing angeitdlte neDMian Vainsnehaiigi
•ehr abgekunt.
38
8 ü ▼ B a w äfar «o^g» hüionsehe wid politische
nehmlich, wie bekannt, immer zebn Strategen auf ein ganzes Jahr cr^
wählt 'wurden, die Wahlen der Beamten für das nächste Jahr auf
jeden F»U iintiier geg^n dtt Ende dM attiidica Jabret gdidtai seyn
mdnen» die groben Dionysien aber, an wddben die Dichter mii nenn
Tragödien auftraten, um mehr «k drei Monate vor dem JahreMcblnfr
in den Elaphebolion fielen ('), so konnte Sophokles wohl in einem imd
demselben Jahre die Antigonc gehen und zum Strategen für das nächste,
unmöglich aber mehr für das nehmliche Jahr gewählt werden. Dies
hnngt die eraie Auffuhrang der Antigpae auf jeden Fall in ein frühe'
te» Jahr, ab -weichet mit grolier WahnciidnliGhkdt Ol» 84* k* ange-
nommen werden kann, da der ^OndmcL, ireldier die Ertheilimg der
Strategie bewirkte, noch frisch gewesen seyn mufs, als diese erfolgte,
welclipi- ^'oraussetzung auch das oben bemerkte Zeitvei'hältnifs entspricht.
Da überdetu die Meintmg , wonach die Auifühining der Antigene schon
Ol. 84, 3. geschehn seyn soU, auf die Vorausseuung, Sophokles Stiate-
gie gehöre Nh<m in Ol. 84» 4» ndi nätne, <o mnfa; wenn diese om ein
Jahr weiter rückt, anch jene nm eben so Tiel -vorrücken.
Auch Seid 1 er s Gon'ectur in der alten Biographie des SophoUee
TT^h 'Xa^iS'j'i statt des gewöhnlichen x^o( 'Xvatav halte ich für so un-
zweifelhaft lichtig nicht. Ist nehmlich nach Brunck die Lesait gu-
ter alter Handschriften s-gos 'Ava>ms, so liegt, da nach Stcphanus
Bjzantinn« 'JkfüSts nd»t 'Anihiic» nvilches letstere sich hei Thnkydide»
m, 19. findet, da» ist, offenbar irfos 'A»«Ave weit nlber, da das
erst von Turnebus, wahrscheinlich nach der Recension des TriclinittS,
deren Ton Brunck benutzu-r Codex T irfoc hat, aufgenommene
imd nachher auch von Joseph ^Sca liger in die DescripUo OljiHfMulunt,
allein erst zuOl. 85, 3. gesetzte, und, wie es danach scheint, mit den un-
ter Ol. 84, 4' gebrachten Theten dea Perikles hn Samisdien Kriege auTser
aller Verbindung gedachte, 'Aidov oder die oben ervfihnte Gonrectur,
io sdieinhar diese auch ist, da es allerdings auf&flen amCi, einen so be>
dealenden und bekannten Krieg, -wie der Samische, tou einen so -wenig
(•) Böckh über die Ijenfi^n, Anüicsicricn und nionvsicn in den Abhiuidlungcn der
luHniniih-phUol. Kluse der K. Akademie ton den Jahren iHitiuod t8i-, S. 59u.^.
Anspielungen in der alten Tragödie.
39
beltnnnten Orte , vi\c Anaia , benannt zu sehn. Allein die Biographie
isi aus guten alten Quellen geschöpft, und der Verfasser derjenigen,
woraus die Notiz über Sophokles Strategie entlehnt ist, konnte guten
Grund halMa, swdien Samiseheii FeUfOg dnrdi h «ji? 'AMotw irS'
A^M9 la beseicliiicin. Dem Anaia — ij 'Ahm und *äima {*) — • an
der kleinamtischen Küste, Snn<M g^g^über gelegen , und durch einen
Theil der von den Ephetiem ans Samos Ycrtriebncn unter ihrem König
Leogoras bcfesiigt (-), fehlt zwar im cI'Anville und Mannert und
auf unsem Chanen vom allen Kleinasien uiid Griechcnlaud , audt auf
der naueyua Kroieschiin, itii aber in der Geadiiclite Ton Samot nidu
unividuig. E» war itnmer der Znfiaclusorc der aristobratiadifln Partei
auf Samot, welclie, so oft die demokratische mit Hülfe der Athener die
Oberhand gewonnen hatte, von dort aus ilir auf alK; niu- mögliche Art
entgegenwirkte, auf Samos Unruhen unierlueli, die Fliichilinge von da
aufnahm , die Peloponuesicr mucrsiüizie , wie aus mehrem Stellen des
Thuk^didea, Toraebmlich aus IV, 76. erhelh (3). Ancb auf dieaen Sami-
•dm Kriflg hatte «ie bedeutenden Einflnfs. Thukydide» (I, iiS) aagi
ausdrücUich, dafs, als die Athener im ersten Feldzuge die Demokratie
auf Samos eingerichtet hätten, einige Samier nicht da geblieben, son-
dern auf das feste Land gctlüchtct wären, dafs diese, nach dem Abzüge
der Athener, sowohl mit den Vornelimsien in der Stadt, als auch mit
Piffuthnet, dem PertiMhen Suithalter tod Sardea, nch Tereinbart, nacli-
dem sie nSditUdber Weik nadi Samoa fibergeseiat wiren, die Demo-
Iciatic wieder gestürzt und so den zweiten Samischen Fddaug herbei-
geführt hätipi!. SrTion in dieser Beziehung konnte dieser zweite Feld-
zug, als gegen die vom lesien Lande Klcinasiens, also hauptsächlich von
Anaia aus, seine Veranlassung herbeiführende Gegenpartei gerichtet,
i 9^ 'AvttHN« wSfittus genannt -werden, auf ihnlicbe Art, wie Thnkydides
ni> Sa. dieadBie den Feinden der Athener immer Vorschub lastende
(i) Jm^, an 21kn9«f. JZT, 19a. fto.
(a) Paiuan FH, 4, 5.
(3) VpTgl. Lettin g im Leben drs Sophokles in scinni sämmllicbcn Schriften, Tb. l4i
S. S91 fg. und Kriiger iuDionytii Uatkarmstensit kisloriographicis p. 5a8.
40 SStbrh iiier eiH^ldstorüeheu.poliliieheJntpiatim^
Partei Xaulew «| 'Xvcuujv nennt. Ueberdem gebt aus Thukydides weiterem
Berichte heiTor, dafs sidi der Krieg nach den ersten Siegen des BeriUe»
zur Sw und auf SmiM eine Zeidang „gegni Kmumm und Kmen'* Mg.
Hier in Karten lag aber eben noch Siephanus Byzantinu* Anaia.
Es kann als«) die Bezeichnung des zweiten Samischen Feldzugs in der
Biographie durch h w xsU '/^va!o'j^' -ahl^'M als von jener spedellen Be-
stehung desselben hergenommeu erklärt werden.
Ueber
die Aliügoiie des Sophokles.
Von
H™ BOECKH.
Ercte Abhandlung.
[Celawn in dar Akadbnie der Winmwihailtt um sq. Jaiubr oad la. FabniMr 1894«]
Hellenische Altenhiun liegt als eine uns fremde, bis auf einen
fewiMOk GiMi in tick aligeadilosiene, eigenth&nlkibe Wdt vor tiiw, in
der jegUcbe bedeotende Ersdidming eine Unendlichkeit von Aufgdben
darbeut, an denen wir beraiti etliche Jahrhunderte lösen, ohne dafs ein
Einzelner behaupten könnte, viel gelös't zu haben. Denn kein Beson-
deres kann ohne das Allgemeine, und das Ällgcmeine wieder nicht ohne
alle Besonderheiten begrüTen werden; und was die Alten, weil ihnen
des eine wie du «ndefe tinnitttelbar gegenwärtig war, too «eUiM ein-
$ü»m, mäMen w durch Ventand und Kunst emiSherungnfiRie er-
rdehen, indem wir aus serstreuten Rin»*! die allgemeinen Yomus-
seiTimgen des Verständnisses wieder zu ei-zetigen suchen, dumii wir dann
auch das Besondere Icbhafier und inniger erkennen. So wird derje-
nige der Wahrheit am nächsten kommen, welcher bei übrigens gleicher
Kunscnbung, gleklier Gabe der Amchanung und Foisdrang, die grdfste
Uebenidit des AUgaaeinen und.Cansen o^ovben bat, weil dieaer die
meisten Voraussetzungen zum Verstandnifs mitbringt; ein solcher urird
nicht leiclii auf die Klippe der Scharfsinnigsten , dit: leere Spiufindif»-
keii, siofsen, noili aus sich herausspinnen, was nur au» der Verbindung
mannigfadier Uebcriitileiungen gewonnen werden kann. Wer durfte
sich jedoch rnhnen, ebe genügende Udieraidtt des Garnen in heben?
Ehe diese errdcht ist, nmli der eine den andern, und diesen wieder
ein anderer ergänzen ; und so wild «• suirigUdt sein, die Gegenstiwdw
mt, phibi, Kiatte 1S24. F
42
B O c c K R öS*r die Antigone
so oft zu erwägen, bis keiner nielir ciwas Lin^utliun kam, Zufällig
kam ich ungefähr zu gleicher Zeit mit unserem Süveru aul den Ge-
danken, meine Ansiclu fiber die SophokklBohe Antigme dmulegen;
nachdem ieb dnen Hmü seiner AlAandtung gekört bettet ick» d»b
trir in einem Haaptpunkie, der Zeit des Stückes, wenn auch nidit vtl-
Hg, doch nnhc zusammenstimmten f'j; Jafs er ferner Melireres behan-
delt habe, was ich nielu in den Kreis meiner Hetraclitunü; gezogen halte,
Anderes von mir weiter ausgefühi'i war, als in seinem Zwecke lag: ich
^abte »Iso t defi aueh hier der Eine den Andern wechtdaeitig ergän-
len könne, und da ick überdies dieser ersten Abhandlung» wdche steh
nur auf etliche allgemeine Verhältnisse der Aniigone bezidit, in einer
zweiten Bemerkungen liher einzelne Stellen beifügen wolhe, mochte ich
auch die erstere nicht imterdrücken, weil sie den Heiz der £(ettheit
rerloren habe.
3. Die Antigonc, nadi ^ Ordnung der Zeit das tweittuddreifsigite
SiQ<^, und wie Anatopkanes ron Byians riditig urthdlt, eine« der
schönsten (^), soll dem Dichter wegen des dadurch erlangten Beifalles
die Stelle eines Feldherm in dem Samischcn Kriege erworben haben:
6i6atTKa>da -nj? 'AvTivci»))? (•*). Aufscr der ailgemeineu Uunsi, weiche der
Dichter senkos liebenswürdigen Wesens hallier genofs (^), halte hieisu
^ewifs das StfidL selbst beigetragan; aber sogar bei der böchaien Mei»
nuig YOn dem Geschmacke der Athener ist man schwerlicl» zu der Vor-
aussetzung-hen-chtigt , dafs das dichterische Verdienst der Tragödie ihn
dieser Aiiszeicluuing werth zu ni:i< V>icn schien : ihn deshalb ziuu Feld-
herm zu wählen, wäi« sogar lachiiilidi gewesen. Die Alten waren ge-
wohnt, jHDt den- Gedichten nidit blofs den künstlerischen Woth an
achten^ sondern auch den' mensehlidien, för die Sitien und den Staat;
(t) Von der äsllutiiclim ÜMrachtiing knnnltr oben nicht grsprochen werden, «fil
ia danof besägUche llieil der AJiimidliiog nemcs Vorgiagm beim Yormge anug«-
Imn var.
(a) Argmn, AtUig. TS hfSim 7m mMinw Xa^nA^nf.
(3) AtistofA, Sjjfz, dtaad«.
' (4) 8. dea Voeeunnlan Leben dai SoflnlilM.
Digiti^ i.y Google
43
und gerade die in der ^iiiiigonc dargelegten Grundsatze waren sehr ge-
eignet, uxksem Dichter fiii- ciu bedeutendes Ami zu cinpfeblen. Mit
fi«clrt hftt «an auf die Lebreo «ii&u»4uwn geamdit, welche Kreon
dber die Fflicbten des Staettmaanet tind der Bätger in Yeriilltiiil« sa
dem Herrschenden anfltdk (l6« ff. 6S5ff.}(i): auch im Munde des Al-
leinherrscliers mufslcn diese den entschiedensten Beifall der Zuschauer
hervorlooLeu, dcrcTi Sinn ganz nuf diis ölf'eniliche Leben gerichlet wai'.
Doch verstand Sophokles seine Zuhörer zu gut, um Kreons Vei'langen
dee Gdionaou nidat wa nüdemj Mikr weU bat er da» Tyiaiudadie ia
der Person de» Alleinhemehers herronnhefaen gewofst, und in den
Reden des Ilaemon ein demokratisches Gegengewicht gegeben; sehen
der eine Vers desselben, Nicht Staat jn ist es, welcher Eines Mannes
y,nur (IIcAic va^ :vk {tS"', »i'tk liiwsc fx-S"' tvs'c)," mufsie ein unauslösch-
liches Rravo hervoiTuieu j und auch die übrige Umgebung jener Stelle
(731-733.) ist auf daHelben ISndmck. beredinet. Allerdings sind dic«
nnterfeoirdnete, tut möchte man yerfiilvt sein an sagen, Ewipideiiische
SdlMiheiten; doch sind sie in diesen Stücke keine Iccrc imd für das
Ganze unpassende Gemeinsprüche, wenn sie gleich mit fiir den Beifall
geschticbcn sind. Sollte man aber nicht den Athenern zutrauen dür-
fen, dafs sie noch etwas mehr von der sittbcben V orireülichkeit dieses
Stfidtes begiriflen hatten? Wenigpiens ist der Grundgedanke desselben
ein sirfdber, der das grSlste Zutrauen au den Dichter erwecken» ja so-
gar den Wunseherregen mufste, ihm einen Aniheil an der Staatslei-
timg gegeben zu sehen , indem die Tragödie fast in allen ihrt-ii Thcilcn
darauf hinarbeitet, besonnenen Bulh und IJeberlegimg {ivßovÄta) im < n -
gensau gegen die Leideuschaft als das Höchste und Glückseeligste atuz,u-
stdloiy die Abmessung der Befugnisse su en^ifehlen, und su zeigen,
wie heftiger Eigenwille und kOhne Uebertretung gottlidien oder nensch-
icn Gesei7.es ins Verderben siüj-ze : worauf ich luiten zurückkommen
werde. Lebrigcns war Sophokles gewifs kein grofser Feldherr. Wir
haben hei ihm gerade diK sritciif (Jliick, das Lrtheil eines sehi* verstan-
digen Zeilgenossen tibei scuitn l-lnrakier in dessen eigenen Worten tu
(1) Die Vene aiad imoMr nach Hermann'* Züblung angegeben.
F 2
44
B o E c & H äAer «Ue Anügone
besiizcn. Ton von Ckios (•) giebt uns einen nterlimh'dij:;cn I3erichl
über itcm Zusammensein mit Sophokles : er habe , sagt er , einen beim
Weine lustigen und artigen Mann (irai&w^ to^' tum koi j^^ioy) gefun-
den; er erzllilt des Sophokles Gespriidi mh einem kriiisdien Schul-
meister, der dnen Yers des PbrynidMi» tadelte, dessen sich unser Didi-
tcr beim Ansdisuen eines Ueblidien Kjiaben bedient halte ; ivie dann
dci- Knabe einen Halia aus dem Becher habe nehmen wollen , «nd
Sophokles ihm sngtc, er möchte ihn heratisblasen, damit er den Finger
nicht benetze; indem nun aber Sophokles den Becher sich näherte imd
der Knahe, um den Halm wegzuUasen« «adi nahe an das Gesicht des
Feldhemk gekommen, habe er ihn gekäfst. Da nun alle lachten und
Beifall klatschten, sagte Sophokles: „Ich übe mich in der Strategie, ihr'
^, Männer; diewcil Periklcs sagte, ich verstände uolil die Poesie, aher
nicht die Strategie: ist mir nun dies mein Stralei:;em nicht recht gut
„gelungen." Wer sollte ihn richtiger beurlheilt haben als Pcrikles?
Znm tJdieiiliiis sagt Ion nodt aus dgener Person: ,,In Staatssadhen
»»war er ireder weise nodbi üuukriifiig, sondern wie der erste beste der
„guten Athenischen Büi^er." Sdiweilich duifle ihm also Perikles uv
gend eine kricgcrisclic Uniemehmting übertrafen lial)en ; aber als ein
Mann, der sich beliebt maelien und Menschen ijchandela konnte, war
er zu Unlcrhandlimgeu sehr geeignet, welche in allen Zeiten des At-
ttsdien Staates einen sehr wichtigen Theil der Feldheimgesdülfte aus-
machten, und in denen sich nachher AUdbiades und Tnnoiheos Konon*s
Sohn auszei(^eten. Unstreitig luhrle Sophokles gerade die wichtigsten
Unterhandlungen mit den BunJcsgennssen, Le^hos iiinl Cliin* : mid wenn
es wahr ist, dafs er sich im Samiselien Kriege bereichert habe (-}, gaben
jene Unterhandlungen die beste Gelegenheit. Indessen glaube icli jene
( I ) Bebi AOtett, XO!, S. Oo4 L «u det Iva *£)nW««^
(a ) Scbol. ArlMopb. FriedenCgS. Avymw fn w t^« vtftmfpiK rfc Zi.«u^ rfyjfiraTB.
Periklcs, «Ifr rlmi Si)])1m)11os in Frnmtllichkrit I,f}iiTn gab, «cheint ihm (l<Tj;lolclieii nitlit
verwic«en lu luLeu, wokii aber iurchtctc rr »eine Verliebtheit, indem er ilui iluiaut aiü-
iMriknm mohle, daft da FeMlierr nidit blolii «ndwltcane HUttle, Modem auch enthalt-
»amc Augen taltrn luüue. Gc. Off. 1, -Jo. Fat. Majc. IF", 3. rjct. i. Plutarch. Periet. 8.
In der AaUgooe spricht er «cUwt gegen besiechlichc Habsucht ic^ tT. loao ff.
des S^ihdkks,
45
Saeie, die nur der Scholiasi des Arisiophancs anführt, nicht ohne Grund
bestreiten zu können ; denn sie kommt nur bei Gelegenheit eines Aristo-
pbanischen Stichelwortes gegen untem Dichter vor, und scheint nur eine
Vemraihiiii^ cur Eritlimiig dcttclben su «ein. Antu^hane» lifst nehm^
tich durch den-Hermes eine Anfrage bestellen, yras Si^hxdJes mache; es
M-ird gcaniworiet, es gehe ihm Tortrefllich : er sei aus einem Sophokles
ein Simonides geworden, weil er alt und ranziji um tlen Gewinn wol
selbst auf einer Binsenmatte schüTte. Da jedocii dci- Arisiopliauische
friede, worin diese Posse enthalten ist, erst Olymp. 90, 1. etwa zwanzig
Jahre nach dem Samisdien Kri^ aufgefflhrt worden, «o erkennt man
leicht, dafs Aristophanea an jene angd>liche Thataadw nk^Lt gedacht
haben kann. Dafs auch Xenoj^ianes den Sophokles wegen des Geizes
getadelt habe, ist blofs ein MIfsvf»rst;indnifs des Florens Christianus:
Xenophanes sprach vuu scincni Zeitgenossen Simonides. Aristopbanes
dagegen giebt dem Greise Sophokles, wie klar ist, allerdings Gewinn*
andu schuld ; anscheinend im Widerspruch mit der bekanntem' EntSh-
limg, wonach Sophokles Yon seinen Söhnen, vnd namentlidi ton
lophon wegen Vernachliissigung seines Vermögens belangt woi-den sein
soll, mit cU'iu Intiiige ibm als geisicsscliwach die Verwallimg desselben
zu neiimen : bei welcher Gelegenheit er sich durch Vorlesung der Pa-
rodos des Oedipus auf Kolonos venheidigt haben soll ('). Mir scheint
jedoch dieser Widospruch so wenig yon Bedeutung, dafs idi sogar die
Yennttihung wage» der Geis des Sophokles habe nüt seiner Verschwen'»
dung sehr nalie zusammengehangen : denn da er unlänab«»- seinem
Aller wie in der Jugend der Livhi- ^i'hr unifiihan war, mcigeri ihm die
Damen nicht wenig gekoüici, die 5olme aber zugleich seine Kargheit
em|tfiinden haben; dadurch gereizt, konnten w» aUetdings eine soldie
Khge ansteOen, um in den Besitz des Yenndgens m kommen, und ge>
radc bei dieser Gelegenheit konnte Sophokles su^eidi als Verschwender
und als hiibsücluig in Übeln Ruf gt'koraraen sein. AulFallend stimmt
.gerade die Zeil damit fiberein, welche ich (*) dem Oedipus auf .Kolonos
( t ) Cicero de scnect. 7 . der Ungeoannle im Leben d. Soph. SchoL Arutoph. Frütclie 7}.
tMom». MmcnA, a4. Pluuirdk An aeni tU resp. ger. S.
46
B o £ c K u über die Antigone
anzuweisen versucht habe, Olymp, 89, 4- Wenn diese Best iiumung auch
unsicluT ist, 80 halte ich sie dennoch durch das, was Reisig (') dage- *
gen hemerkt, nicht für widerlegt; wogegen Suvern, wie ich glaubet
richtig gezeigt hat, dsb Reisig'fi eigene Annahme nnhalilwr iit. *
3. Geleitet von dem Semiseheit Kriege habea Petitus('), Bentley (^)»
Husgrave (^), die Aufluhrung der Antigone in Olymp. 84 > 3. geseut,-
wplchen ich (*) so weit heigeireten bin , dafs ich diese Bestimmiuig als
eine ungefähre anerkannte, und die Aniigone zweifelhaft in Olymp. 84,3.
ja noch unbestimmter ff circa Olymp. 84' exeuntem" stellte. LHe sorg-
liSltige ütttertttclniiig Ton Seidler, bei weldier encb Henaenn «tdk
bernhigl, liefert dagegen das Ergdmib, daft sie in Oiymp> 85» 1 < geh5n>
Gesetzt ancli^ dal« Seidler's fienimmnsg der Zeitan des Samischen
Krieges sicher wäre, so würde er dennoch, wie Süvern bereits be-
merkt hat , das Stück ein Jahr zu spät setzen ; nachdem ich aber den
' ganzen Verlauf der Samischen Feldzüge von neuem genauer erwogen,
nnd die Zeiten derselben an bestimmen gesucht habe, sehe ich, dafs die
Atttigone eben so gut, ja besser iwai Jahre frdlier.geietat iwerdso kamt;
dies zu zeigen , bedai>f es freilich einer grS&em Aulfuhilichkeit , als
die fieiingfügigkeil des Gegenstandes vielleicht verdient. Nach dem Eu-
böisehen Kriege schlössen die Spartaner imd Athener den bekannten
drcifsigjährigen FriedensverU-ag ; im ftmfzehnten Jahi'c desselben beginnt
dem Tkukydides zufolge (') der Peloponnesische Krieg, im Frühjahi'
C^tep. 87, X. zwei Rfonate ehe der Ardion Pydiodoros sein Amt nie-
derlegte« Dtk Thukydides sagt, irieraehn Jahre sei der Vertrag gehalten
worden, im fünfzehnten aber seien Feindseeligkeiten ausgebrochen, hat
Dodwell von der angegebenen Zeit gerade vierzehn Jahre zurück ge-
{ I ) Ord, Col. Enarr. S, VH.
(•i) Muc. IIT, r8.
(5) Eptsi. ad MtU. S.Saö. Lifts,
(4) Chronol. scenic.
(5) Gr. irag. pr. S. 107. 108. iS}.
(6) Tomd« s. Aatig.
(7) Ä*.
47
rechnet, und seizi daher die Abscliliefsung des Verirnges Olymp, ^"y, 3.
um ilcn zehnten Olympischen Monat. Worin Liegt aber die Gewahr-
leisiiuig, doDs beim Atuibrach der Feindseeligkeiien gerade mir Tierzehn
Jahre seit joiein BOndiUMe Terflotten vartn? TlnikjdidM neiikt ofilm«
bar nidits wmer, ak dab dar Vermg «o fiel Tolla Jahre gdialtm und
im folgenden verlettt wurde; ^ie viel Monate des funfgehnten Jahres
bereits abgelaufen waren, dies zu bestimmen lag nicht in seinem Zwcrl,«*.
Eben so gm kann luau daher annehmen, dafü dm- Friedemveiirag sciiou
sechi Monate früher, im vierten Olympischen Mouai geschlossen 'war;
ja man Lum nodi vide Annafamen sntti (^nnde legea : aher um die
VorBUMetmng^ nicht su vernclfiHtigen, wellen wir nvr 'vom diese»
beiden ausgehen , dafs der Friedensvertnig Olymp« BS, 3. «Diweder im
Frühjahr um den zehnten . oder schon im voiherf^egangenen Späijahr,
um den vierten Olvmpisciicn Monni geschlossen war. Wir lassen jeut
aber die letztere Voraussetzung vor der llaud aus den Augem, um auf
de spfiter lurficksukiommeD, teoA haltCB unt ledi|(ltc]i an die cvame, um
nach dieser die Zeiten der Samiachen Kampfe an beBtimanen. Im eecbsieii
Jahre jenes Vertrages nchmlich entstand der Ki ieg der Samier und Milesier
über Prione ('). welchen anfser Thukydides f^iodor (-) nnd Pluiarch (')
mit ziemlicher Uehereinsiimmiing erzählen ; dies sechste Jahr wüitle nach
der erstem Annahme im Frühjahr Olymp. 84, 4* heginoen, füi* welches
Jahr Ttmoltle« als Archon angegeben itixd, £he wir aber einen Schiitt
weiter in dieser vennekeken Untenudiung geben können» müssen tnr
tms über die Zeit des ArchontenwechseU in Athen verständ^5<^n, indem
wir sonst hr\ der Nennung eines Archon nn«; <i!^ ^eit nicht mit Be-
stimmtheit denken können. Denn da der Sciialtmonat nach dem Po-
ieideon folgt, hat mau nicht uhue Gnind angenommen, dafi dw alm
Attische Jahr mit dem Gamelion begpnnen habe; nnd weil der Meio-
niscke Gydus gerade mit <^jmp. 87» 1. anfangt, nnd dieses Jahr das
(1) Thukvd. I, nSf.
(^) XU, 27 f.
(3) P«nU. aJff.
48
B o B c K B öfoi* dis AlUigone
.erste ist, von welchem man weifs, dafs es mit dem IlekaLombjioii an-
fing, haben Dodwcll und Corsini (') dieses Jahr als den Wendeptmct
des Aiüschen Kalenders angesehen, und lassen die Jahre vorher mit dem
Gamdicm beguuMn. Mni kommt hierbei io die Verlegenheit, oh man
dem leuten Ardicm -vor Pythodaroe, ndmdidk i^weodes» «achs «kter
achtzehn Honate geben «oU; wodurch sich alle frühere Archonten QU
ein Jahr weiter herunter oder liinauf schieben; D od well thui jenes,
Corsini dieses; des erstem Annahme hat Corsini (-) him-eichend wi-
derlegt, und die letztere halte ich schon darum für grundlos, weil die
demokratische Eifenudit ihv Athener echweilidi dner Kelenderrerfin-
derung saliebe die Archonten ein helbee Jehr über ihre Zeit im Amte
gdUssen, sondern sie heber für diese «edis Monate neue Archonten ge-
setzt haben würden. Indessen quälte mich die Unentschiedenheil, ob
zur Zeit der Samischen Kriege die Archonten mit dorn Gamelion oder
HeLatombäon eintraten, luigemein, weil die chronologischen Bestimmun-
gen darnach sich ganz verschieden gestalten, bis ich endlich bemerkte,
dafs ich diese S«che> die für die Attteche Ghrondogie nidit unwichtig
ist, längst selber ohne es au merken entschieden hatte. Ich habe nehob-
hch unter der Voraussetzung, dafs das Jahr mit dem Hekatombäon be-
ginne, gezeigt (^), dafs die Marathonische Schlacht in der Mine des Mo-
nates Metageituion geliefert wnrde, und zwar in der zweiten Prytanie:
dahin führen auch unabhängig von jener Voraussetzung die übrigen Lm-
stibde: hütte aber das Jahr damals mit dem Gamelion begonnen, so
fieHe dii /.r.«ite Prytanie in den Winier, in welchen das Treffen au
setzen ohnehin unmOgUdi ist, da die Perser nicht im Winter angrifijstt.
I>aher ist schon für das Jahr r>lvmp. ^2, 3. bewiesen, dafs das Attische
Jahr mit dem Hekatombäon begann; die Attischen Archonten stimme
(t) Ihnen bittid» Midi im JVoo«iii.J>äMr.'ni.n. ]li.II.S. iS.fgMpi wasiehbicv
mit luriicVnehme.
{1) /-..-/. Hü. I*S. 93.
(^5) Vorrede z. i^ectioiUTeneichiiif* der hiesigen UniTersität, Sommer ibi6. Der Tag
der SdOMibt ist jedoch m lMridili«ai; w Doknlidi dar 16. «dar 17. Mut dw 16. ni
N4Mn, ireU der TaUawad dn tS. «dtr i4. «iatrill.
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des Sophokles.
49
also schon seit die<?cr Zeit mit den Olympischen Jahren uberein, und wir
können bei unserer Hetrachiung die gewöhnlichen Angaben der Archonten
für die Olympischen Jahre uubesoi-gt befolgen. Wenn nun das sechste
Jalir de» dreifsigjährigen Wfindtiiiiw ent mit dem Frühjahr det Jähret
Olymp. 84» 4> b^mm der Samiecfae Krieg aber In diesem eafibigt, und
wmK, Diodor und der Scholiast des Arittapbanes uns bezeugen,
imtcr dem Archon Titnokles: so mufsie dieser Kampf gerade niclii frü-
her und nicht später als in dem Finiblingsviertel jenes Jahres beginnen,
in "vrelchem man auch die Kampfe anzufangen pflegte: nicht früher,
ynSL er gomt ins fünfte Jahr des Bündnisse» zurückreichte; nicht später,
ivdl er soiut ntelftt mehr miter lümoUes fiek. Zuerst nmi worden die
Milesier tod den Samicnk besiegt, vnd wenden sich von den Samischen
Demokraten unterstützt an Athen; die Athener ziehen daher mit vierzig
ScliilTen gegen Samos , setzen dort eine Volksherrschaft ein , nehmen
fünfzig Minner und ebensoviel Knaben als Geisel , welche sie nach
Lemnos bringen; in Samos lassen sie eine Attische Besatzung, und
ndimen nadi Diodor achtzig Talente Gontribntion. Ak AnlObrer wird
FeriUes von Fiatardi uul Diodor genannt, toh letzterem mit den 'Wor-
ten: Byw^ie Tgox^i^tn^^ifW a^^anr/iv; alles vollendet er, vrie Piodor
sagt . in wenigen Tagen , und kehrt nach Ailien zun'ick. Ich wüfste
nicht, was dag'egcn wäre, dafs alles dies in den drei Frühlingsmonaten
nnter dem Archen Timokles geschehen wäre; ja es bedtirfte nicht ein-
mal so langer Zeit. Aber Einige der Sanier, ndimlich die oligarduacb
Gesinnten» waren nacb dem fetüm Lande in die Vedbsnnn«6 gegangen,
machten Bundesgenossenschaft mit Fissutbnes i** O^tdes, und nachdem
sie siebenhundert Mann Hülfsirnppen zusammengebracht, bemaehtigten
sie sich ihrer Vatersudt bei Kaciit, stahlen, was natürlich sehr rasch
geschehen mufstc, die Geisel von Liemnos weg, lieferten die Attisdie
Bemtnmg nnd BefeUUmber dem Vissntbnes aas, nnd rüsteten sich als-
bald gegen JffilM. Dafs dies alles schnell geseheben mnisie, liegt in
der Natur dei« Seche; zum Ueberflufs bezeugt Plutarch, gleich nach
Periklf^s Ah7ijg seien die Samier abgefallen, Wollen wir «Inher «liese Be-
gebcnheiten nicht noch unter Timokles setzen, so muisien sie wenigstens
in den Anfang des Archon Morychides Olymp. 85, i. fallen. Nunmehr
togen die Athener ,znm iwaiten llak nnter BariUe» (iritXiir «yoxinfmU
Müt, pkHoL Kbmt 1834. 6
60
Bob CK H äfor dh Antigane
fjLtvei vr^an^av, sagt Oiodor) mit sechzig SchilVcn gegen Samos ('); sech-
xehn derselben wurden versandt, theüs nach Kurien, um die Phönicische
Flotte tu beobaduen, tfacil» a«di Gliios und Letboi, um ffiüft von dort
aturawirken; PatUc* «Jier, d«r «ie Tluikydide« tagt, iwlhwlmt FdU»
hacr vrur, griff die eben sdbon von Milet her kommende siebzig Schiffe
starke Sttmische Flotte mit seinen -vierund vierzig ^^fflfcn bei der Insel
Tragi» an, und besiegte sie. Die Samier mochten vorzüglich durch die
Schwere eines Theiies iluer ödulfe im Nachiheil sein; denn zwaui&ig der
ihrigen hatten Landungstruppen an Bord. Hernach kamen von Athen
nodi vierzig, von Ghiös und Leaboi lunfundsmiuig Sdiiflb; «o rtt-
•tirkt laudeft die Athener» und üuigen nach einem siegreieben Gefedhfee
•By die Stadt aut drei Befestigungen und mit den Maschinen des Ar-
temon zu belagern, zu Limde und zugleich zu A"S^asscr. Da wurde dem
Perikles herieliun. «lafs l'luininisclie Sclulle im Auzug waren, welchen
Stesagoias von ÖaraüS mit luni ^cliilTen und aufserdem Andere etitgc-
gcgcngefahren' waren: daher sog er In Eile («orA 7a-/jK Thukydides),
einif^ Tage nach Anfang der Bdagemng (fwnf nmv «i^pw Diodor), dem
Feinde g^ Katuios und Karien entgegen. Die Grüfse dea Vergebene der
Samier gegen Ailicn und die damalige Schnelligkeit der Athener läfst an-
nehmen, dals dies alles in kurzer Zeil bewirkt wurde; und wir wnxlen
viel zugeben, wenn wir da/u die ersten drei Monate unter Mor^cliides
einriamen. JNacb dem Abzüge de» Farillet mechen die Sanier einen
AnaCuU, dnrehbredien die Mobade und idikgsn die Atbeniacbe Flotte
unter der A^ührung des KiikMophen Meliiaos, der schon früher mit
Tonibcrgehcndcm ILifolgc gegen Perikles gefoditen hatte; yierzehn
Tage sind sie nun Herren des Meeres und verprorianiiren die Stadl.
Aber Perikles kehrt, sobald er ISachrichi von den Vortlieilen der Samier
erballen bat, sogleich in Eile lurfick ( iv3vs u1nW^^^( Diodor, ißvit^
eere nfx^ Hutarcb), und scMiefu Semos von neuem cur See ein; dem>
nächst kommen noch vietiiig Scbifie von Athen unter Thukydides,
Agnon und i'iiormion , und zwanzig unter Antikles und Jdepolemos,
dergleichen thcifsig von Tesbos und Gbios; Diodor lafsi sie alle sehnell
und bald nach Perikieä llückkehr von Kitrien eintreüen oder absenden.
(i) J%ufyi. I, I1&
Digltlzed by Google
51
Noch versuchen die Snmipr e\r\ kurzes SeetrefFen, und werden im neun-
ten Monate durch Iklageruog bezwungen, ihre Mauern geschleift, die
Holte genommen ; »ie geben G«iid wid verpflichten sich zur Zahlung
der Kriegskotten in bciUmimen fVitten. Am natfiiliehiien rechnet men
iene nenn JAnmte t<ui der Schlacht bei Tragia an: nnd so wnrde die
Unterwerfung von Samos in das Frühjahr Ofyn^« 8Sr l* fidlen. An
ein Hiiisclilepp<m durch mehrere Jahre ist um so weniger zu denken,
da Perikles wegen der Kürze der Zeit, \Yorin er so Grofses Tollbracht,
sich rühmen konnte; und wenn wir auch nicht mit Dodweli an die
VoUendnng beider FeUsüfe unter Einer Stniqpe denken möehtoi» in-
dem der SchoÜest des Aiistoplisiies ansdrfickBcli bemerkt» dals der
Senrische Krieg unter zwei AjrdMmten, Timokles imd Morychides §e(ohrt
wui-<lf, sio können w'w ebenso wenig Seidler'n zugeben, dafs was vor
der Belagerung vorfiel, nicht habe in drei Monaten geschehen können,
„praesertim si tjuis locorum intervaUa caeäque et tempesialiun fjermutaüones
ptoliaque kuäucemodi, qua« autnu i^inmt, oiUtte«Ut Mom pmfmiai^*
im Gegentbeil liegen alle Orte nicbt veit enseinaBdery imd die Jahve»-
acit, wie sie nach der bisherigen Voraussetzung angenommen wordeUf
ist vorzüglich günstig, da wir den Anfang der Feldzüge in das letzte
VifrTcIjpht (l< q Archon Timokles setxten; endlich geben die Sckriftsteller
gei-adczu uhcraii an, dafs alles rasch auf einander folgte.
4. N«dh den bisherigen Annahmen fide also die Hauptmasse der
Kbnpfe nnter Morydudes, mid nur der erste Lüne Krieg unter TimoUn*
Wiewebl mm Diodor binfig Begebenheiten, die uiter sw» Archonten
vorfielen, imter Einem zusammenfefst, weil de Zusammenhang der Er-
■Jiiirnisse nicht unterbrochen werden sollte, die Hauptkämpfe vom Fnih-
juia- bis ztun Spätjahr aufeinander folg^ und gerade in der Mitte die-
ses Zeitraums die Archonten wechseln: so bitie dodi Diodor «dir nn-
goseUdit enihk, wenn die bisberigsn Toraussetsongen ridiiig «irsn.
Denn du die IlB«pdiegd>enlieiten unter Bloirychides fallen, und nur der
erste Feldzug vBter IWokles: so war es ungeschicktt alles unter diesem
(1) Annal. Thur. S. 68;. in der Lcipz. Ausgabe de» Thukjd.
(2) Wespen a85. aus Bekker** Vcaei. Handschrift: tu it 7i;t Z^ie» itv$mmiaiiiTf
G 3
53
zu erzählen; vielmehr mufste er entweder alles unter Morychides brin-
gen, oder wenigstens den zweiten Feldzug, da der erste für sich ein
Ganzes bildete, was leicht abgesondert werden konnte. Dies überzeugt
inicli» daf» trir die andere Vomnuelaiing ergreifen mflaien, ivonadi
der drdffigjSbrige Vertrag ediche Dfonate firdher ala Dodwell awnitet
geschlossen war: wir wollen ihn in den vierten Olympischen Monat
Olymp. 83, 3, setzen, das heifst ins Spatjahr. Dann würde der Streit
zwischen Samos nnd IVIilet, benaclibarleri Staaten, die in jeder Jahres-
zeit sich angreifen können, ins Spaijahr Olymp. 84, 4> hinaufgerückt;
der aveite Zug der Adiemer fide dann auf jeden Fall noch vnter den
Axchon TinoUesj aber die Btnnalinie nnd gBnsliche Unterwedung Ton
Samos erst imter Morychides. Man wende nicht ein, dafs hierdnrdi
Winierfeldzüge entstanden; auch tmter der erstem, Ja unter jeder mog-
hcben Voraussetzung mufs ein Winterfeldzug angenommen werden. Wir
wollen die Zeiten der verschiedenen Begebenheiten nadi dieser Voraus-
aetanng nidit bta ins Einielne verfolgen; nvr «oviel bemerke idij daft
nadi ibr der Anbng des f «dien Kriq^es fiS^ch Ende Winten oder im
Anfange des Frühjahres Ofymp. 84* 4« setzen seni wird , da wir im
vorhergegangenen Winter, eben weil die Witienuig ungünstig ist, die
Begebenheiten sich nicht so sehr dürfen drängen lassen. Dann hnt :\her
Diodur sehr versündig erzählt; denn dafs er den erst unter Morychides
erfolgten Ausgang des zweiten Krieges nut unter Xlmokles erxaUte, ist
vMfididk, weil der Anfioig imier diesen fid. Unter dieser Yotansseismig
nnn ist «mIl. die Untersuchung ganz unwidktig, ob Sophokles beim
ersten oder zweiten P^Uzvinc Feldherr gewesen; doch wollen wir auch
diese benicksichugen. Schon Lessing (') hat bemerkt, daf? seine Stra-
tegie in den zweiten falle; und Seidler hat diesen Punkt genau erwo-
gen. Die meisten Zeugen sdiweigen zwar; Thukydidcs und die Haupte
stelle des Hntardt erwShnsn den SopboUes g»r nicht, ebenso wenig
Diodor, den man aus Versdnat eingenusdit bat; Justin (^) weils*
dafs unser Dichter Feldherr mit Pei'ikles gewesen, spricht aber von
einem Kriege gegen die Spartaner; der Scholinst zum Aristophanischen
(i) UtaidesSoflHiU.8.157.
(a) m, 6.
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63
Frieden (•) , Cicero (*) Pluurch in einer andern Stelle (^) , Valerius
Maximus (^) erkläan^ «ich d>e& so vrcnig über Sophokles Samische Stra-
tegie, ob sie in don amen od«r iwwtoi F«ldzug gehörte. Xhet lom
von OuM uigmAi den Sophokles ab FflUhemi in Quo« teDm, ab «r
aacb Leibot acbilAe» oflenbar auf dem zweiten Zuge, indem Sc^IifiUai
sn jener Sendung nach beiden Insehi gebraucht wurde, und Strabo (')
seizt seine Strategie in den Feldzug, der durch die entscheidende Bela-
gerung beendigt wurde : 'aJ^vqm^ — %t)i>parrti erT^aryiyov Yli^tnXsa koI avv
avnff iofoxiJa res/ rotitnjv xo^^mf tuucias ^eSuiiUiv UTrti^awTCK rtw Xa^uouf.
Endlich ist Xhukydida» MitÜBldhatr behn xveilan Znjje, und der ünge-
nannie in lieben des SophoUes bebanpiet» der Diditer ed mit FariUee
und Thukydides der Strategie gewürdigt worden. Aber die letztere An»
gäbe läfst sich , ync ich unten thon weixle , beseitigen ; die beiden an-
dern zeigen unstreitig, dafs Sophokles im Anfange des zweiten Zuges
Feldherr war, ohne jedoch zu beweisen, dais er es zur Zeit des ersten
Zuges nid» war: denn fid der Anfang des sivdten mit dem cnien in
daseellM Bflrgedidie Jahr, so war SopheUes snr Zdt beider Fddherr.
6. Um ntut auf die An(ir;oiir zui ückzukommen , so hat unser
Süvcrn schon gezeigt, dafs Seidler diejenigen mit Unrecht verlafsi,
welche die Antigone in das .TaTir vor dem Samischen Kriege setzen, da
es nach den Alüsdien Yerhaiuu&seu anders gar nicht möglich ist. Wir
finden im Attiedmi Staate nwdeild Geltungen -v<m Fddhemi, aufeer-
ordentliche nnd ordentliche. Jenen wurden finiMilne UntaiiMh»
mungen des besondern Zattanens W^pn äbertraDSn, wie JUe^axa&tA»
Feldzug dem Nikias und seinen Amtsgenossen, Kleon die Bt'lage-
runp von Pylos; ihrer waren gewöhnlich wenige, und es ist mir nicht
erinnerlich, dafs dies vor dem Peloponnesiscben Ki-iege gieschehen sei,
in wdchem der Di-ang der Umstünde daau nothigen nniltte* Die andern
wnan eine Behftrde von sehn Minnera, wddie im Voraus für das
(1) V«. 6g0.
(2) Ojr. I. 4o.
{^) Perill. 8,
(4) ik', 3. ext. I.
(5) jr£r.&4«o.
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64
BoBCK-B Üher <fo ^ntigone
nächste Jahr vom Volke durch Cheirotonie erwählt wui-de (•). Dafs
SophoUes auiser der Ordnung zum Feldhemi erwaliit worden, ist selbst
dann, wenn dies •dum daauk GewohniMit flewown iem eoUie, nicht
l^nfalidi, dn er irader knegsLimdig nMh thidg war; woU aber konntt
man flun die gewöhnliche Magistratur der Strategie erüieilen, bei weldlCT
er mit neun Andern nicht viel schaden konnte, da man ohnehin nicht
wufstc, ob gerade das Jahr eine bedcnrende Kriegsuntemehmung herbei-
führen wiiiclc. Doch Thukydides i)rmgi die Sache einfather zur Ent-
scheidimg. Perikles, sagt er, schlug bei Tragia vr^vnm ÜKant aCräi.
Hidit ab ob or in dieicaa Treflen mit aeon Andam befehligt hatte;
SophaKle» «eDwt -war nic^t bei dieier ScUaaht, aondern aadi Chio« mui
Leabos getchiokt; ein Anderer mufste nach Kaiien abg^ndt sein, nnd
waren, wie man aimimmt, ich aber bezweifle, Thukydides Melesias Sohn
und die vier Andern, die mit und nach ihm kamen, damals seine Amts-
genossen gewesen, so würden auch diese gefehlt haben. Der Geschieht-
tditeiber wiXl abo nicbtt weiler «agen, als Periklet «n einer der sehn
«ttdendidien IVldherm dea Jahres gewesen} und ein tdthae war also
MMdi Sofihokles. Diese traten ihr Amt ohne Zweifel im HekattnnbäoD an:
zwar konnten dadurch die Sommerfeldzüge in der Mitte unterbrochen
werden ; aber eben so schickte man ja beim Jahreswechsel den Trie-
raicben INachfolgei- (diia&'xovs) (2), und selbst die Truppen wurden ufi
ahg^V {ht &a^x^f) Aber auch wenn die Feldherm ihr AwA ha
FroakUng angetreten hiitien, was ich nicht gbnhe, w<irde das &||dHufe
üBr S-eiaIe>!«Jkletniing nicht gönsi^er ansfiillen» IS» kommt eigendioh
darauf an, wann sie gLtrahli wurden; imd ob wir gleich nicht wissen,
wann die ä^/jai^ifiPMu gehalten wurden, dr\ ( Ipirm'« Angabe darüber er-
wiesen falsch isl(^), so fallen diese docii oiine Zweifel in das letrte Vier-
tel des Jahres oder bm forfaer. ünd in dieser Zeit mufs Sophokles
aaeh owShlt worden son. SdNmqpieb worden an Adben nnr Tont Fo>
seideon bis -zum BUphebolion gegsben; in PoseidaoB «n den lindlidien
(i) Schömanii de connd. S. 5i3ff.
(a) StoaUliaushaliun- Iia. II, S. 5a.
(3) S. meine ALii<iauiung über die Efbebie.
(4) StHtAradwItuag Bd. n, S. 176. SeltSmaaBA«ioM«i«.8.59SlL ■
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des Sophokles.
55
Dionysicn niemals neue; im Elaphebolion dagegen an den grofsen Dio-
nyftien die meisten , und zwar neue (') : folglich konnte Sophokles nur
in diesen auf den Frühling losgehenden Wintermonaieii siegen. Am
•ffihnifliflMilMiht^f". kbctf ist', die Antigone an den grofaen Dionysicn ge-
geben; en. diesen wwen^aueh die Bundesgenossen in Athen 'vecwnimelt,
die um diese Zeit die Tribnte abliefeni; und wenn mm Sophokles
damals gerade sich grofscn Beifall erworben hatte, -war er auch in
den Alicen der Bundesgenossen gehoben, worauf bei einem Feldherrn
viel aiikomiui: und so wuitie er, vermuihlich gleich darauf, in den
Wahlcomitien zum Strategen ernannt, als das Andenken an die Antigone
eben pock gus frisiEii vrer. Wer ann der sw^ite Zug gegen Semos»
neck dar enim unserer Voieasseiswigen, erst Olymp. 85, i. nnteraonir
nun, so ist iüe Antigone Olymp. 84, 4* eu%efÖ]ut; fidit aber jener
Zug, wie uns wahrscheinUcher erschienen ist, schon in das Ende des
Winters oder den Frühling Olymp, 8/», 4. s*> "w'»»* Sophokles schon dies
ganze Jahr hindurch Feldheir, und die Tragödie ist Olymp. 84> 3- g^*
geben. An die Aoffilhnmg derselben in Olymp. 85, i. ist nidit mebr
la deobett! selbst bei der imivahrsdieinlidiai Amialinie, defc die l'olA-
henm ihr Amt schon im Frühjahr engetreten hätten, nnd abo Sophokles
im Frühling Olymp 84, 4- eben erst erwählt, den zweiten Feldzug an-
getreten hatte, würde man die Antigone doch iinmer schon Olymp. 84, 4>
setzen müssen. Da jedoch diese Annahme zu wiiiii.uhi-iich ist, miisseu wir
dss Stück in Olyn^. 84» 3. rOcLen, sokeU w der Ssnüsdten K»»ipfe
leiten schon im FrOhjehr Olymp. 84» 4« sm&ngen lassen; um letir
tere Ansicht theils zu unterstützen, theils vo» scheinbaren Schwierige
keilen zu befreien, erlaube ich mir noch einige Bemerkungen.
6. Setzen wir den zweiten Augritl auf Samos nicht nach der ersten
Voraussetzung in den hohen Sommer, in den Anfang von Olymp. 85, i.
tauimu schon in das ^hergehende Frfihjekr Olymp. 84» 4* eo begreift
men« iMSUm di« nbSnicMcbe Flotte noch nicht da mr; diese fnhr irie
gewöhnlidr im Frfihjahr aus, und die Athener kamen natürlich ihr
leidit zuTor« Eben als PeriUes die Schlacht bei Tmgia lieferte, wir
(i) S. mOm AJihudluig tob dso DiooTtifla.
56
B o r, c K II über die Anügane
Sophokles in Chios {'); beim Gasimalilc siclit der weinschenkende Knabe
am Fcvier, \Vo7.u das Feuer im Klima von Chios im Juli oder August?
und zwar im Speisesaal? Etwa blofs der Heiligkeit der Ilestia wegen oder
zur Getrinkbereitung? Ich denke div der Fruhlingsnachtfrösie wegen ;
denn dbft ne bei Kedit cclmuiiuen, Tcnulit «idk von «dlM, ^venn e»
«ndi nidtt dunma eilidOte, dafs der Knabe durch das Feuer sichtbar
vnrde. Wie aber? Wenn Sophokle» «dum Olymp. 84. 4* Feldherr
war, so ist er des Perikles Amtsgenosse schon beim ersten Zuge ; in
der Mitte des zweiten Ztiges aber wechseln alsdann die Strategen, und
Sophokles war dann nicht mehr Feldherr, als Samos eingenommen
wurde? Allerd&igi; aber e» «tdit nirgends getdirieben, daft Sophokles
nidht Strat^ mr, ab der ente Zog unteniooimen wofde; nnd wenn
er es war, kann er dabei gewesen oder zu Hause gtMieben sein; imd
Tor der Beendigung des zweiten Feldzuges mag er abgegangen sein, da
er schwerlich, wie Perikles, wieder erwählt wurde. Denn aus Strabo
wird man schwerlich erweisem können, dafs Sophokles bei der lieber^
gäbe -vom Samos unter HtnTclkides (Olymp. 85, i.) nodi bom Heere
wer; atus ihm folgt weiier nicbts, ab dab er eine Zeitlang beim awei-
ten Feldzuge des Perikles AmtSgenesse gewesen. Wenn ferner Diodor
die Sti-aiegie des Perikles in dem eweiten Zuge durch die Worte, TruAi»
l\.i^i%hi<t v^oxei^Krdfjuvei rr^art^ylv, als eine neue zu bpzcirhn<"n scheint,
lasse man sich dadurch nicht tauschen. Diodor wagt seine Worte nicht
«r jgrill nur sagen, dafs Perikles auch diesen Feldzug wieder dber-
uegen erbielr;-^««^ }uaai daber der Anfang dessdben in dieselbe jähr-
liche ScTBti^e mit dem -feMiAn Fddsnge ge&llen »eitt. Aber nach dem
Ungenannten ist Sophokles auch mit ITiukydides zusammen Feldherr ge-
wesen; und Thulydides kommt doch erst in dem zweiten Feldy.uge nach
der zweiten Einschliefsung tou Samos Ton Athen: begann der zweite
Zug mit dem FMibling Olymp. 84, 4* so ist es wahrscheinlich, da£> jene
Sdiiflb, wddie Thnkydides führte, erst um dm Anliaig von C%nkp.
8S, 1. abgingen; und so würde Tbukjdides Fddberr Ton Olymp. 85, i.
werden, wührend SophoUes Strategie von uns Otymp. 84, 4* gp«ettt
(0 loa beim Albm. Xm, 8. 6«4. T.
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des SopJioAles,
67
wird. Dieser Einwurf könnt« als der hedculendste erscheinen; allein
ThulcytUdes konnte ja, wie Perikles es ofTcnbar war. nls ein angesehe-
ner und bewährter Staatsmann, in beiden Jahren FekUicit- gewe$en, und
Anfangs in Athen zurfickgebalten, und wie oft, erst spater nachgesandt
MUi. Und war b<ii||t dafOr, daf« Thuliydidcs iimUkh der AmtsgenoMe
dos SopboUes war? Man wufste aus den gleichnamigen Geadiicliischrei'*
hWf dafs Thukydides mit Pcrikles gegen Samos Fddherr ytar; dasaelbe
war von Sophokles bekannt : wie leicht war th"e Zusammenstellung, dafs
nim auch Sophokles mit Thukydides zusamiaeu im Amte war, wenn
auch Thukydides erst im folgenden Jalu-e Feldherr geworden sein sollte?
Ja ist e» nicht auifidleiidj dab nach der sweiten BinschliefMmg yoo Sa-
«MM dne lo liedeatende Zabl Sduffe imd fünf neoB Fddherm ait»
kommen, desgleichen andi neue Schiffe Ton Lcsbos und CShioe? Sollte
dies nicht eine Andeutung sein , dafs diese fünf Ffldhcrrn neiicnvählie
sind, welrhe zur Ablösung der ausiretondi'n kommen, und dnfs sie das
Aufgebot des nächsten Jahres mit den neuen l'rierarcheii bringen ? Dies
wären also die Fddhen» von Olymp. 85, i. und da SpphoUes sdiqn
zur Zeit des SeetreflSms bei TVagia Fddherr wer, iide dann seine Stra-
tegie nothwendig in Olymp. 84t 4- und die Antigonc in Olymp. &4> 3.
7. Noch eine Angnbc über den Feldhcrrn Sophokles enthält die
Lebcnsljeschreibung des Ungenannten : Ktti 'A-S-rva?;! r5f aÜTov i^t^tcovra Trtvn
iruiv ovra Tx^ry^ov uAevro, ttjo rwv lliXßitwvuvtaKm irtTw eirr«, iv s-^o*
*AMt£w mA^f* woraus Scaliger in der *OAuy«irj(übv ovayga^ geschöpft
hat. Dafii er sieben Jahre tot dem Pdoponnesischen Kriege zum Feld-
herm erwählt worden, dabei will idl midi eben nicht aiifliiilten; denn
die Angabe ist auf jeden Fall ungenau: wenn aneh Seidler bemerkt,
dafs 7.\vischcn Morychides , unter welchem er des Sophokles Strategie
»eut, und Pythodor, unter weichem der Pcloponnesischc Krieg anfangt,
sidm Archonten liegen ; so mufsie^ der Un||en«Bnie dodt immer neun
Jahre sagen, wdl das Jahr des Mmydiides und audi des Pythodor su»
gezählt wcixlen mufsie: denn Pythodor hatte schon zehn Monate regiert,
ehe der Krieg begann. Aus einer so tmgenaiien Angahe läfsi sich of-
fciibnr für so feine T iniersuchungen nichts folgern. Das Lel)ensjnhr des
Sophokles soll düi llLiiXui»l9ccl»ig»t« oder nacL einer andern Leseart gar
das nennundsechzigate sdn : das wahre mrtißmta -nim bat sdion Iieissing
Hut, phM. Klasse 18.94. H
fi8 B o E c K H Hier die Antigone
vorgeschlagen, und •wir wollen i^lfifli Lernach durcli dem Sophokles
selbst unicrstüizen , Für jetzt bemerke ich, dafs es nicht allein nach
der Rechnung des Ungenaimien , soadern überhaapl und schlechthin
ndht^ ist. Seidler ond Reisig (') ictieik srnv das Gdnuta}^ det
Sophokle» in C^mp. 70, 4- wie es sdieint ans cn gra&er Veicliniiig
der Parischen Chronik, die nicht mehr Glauben verdient als jeder alte
Chronogiapli ; nach aller historischen Kritik verdient die Angabe des
Ungenannten, dei- des Diclitcrs Geburt in Olymp. 71, %. setzt, gröfseiii
Glauben, da ausdrückhch der Archou des Jahres, Philippos genannt
ist; in der FarisdMn Slciiudkrift ist dagegen nur die Msduncht, dafii
SoplioUes Olymp. 77, 4* acbtttndswaiuig Jahr alt ^gewesen sei, und dies
kann auf iwgenauer Rechnung beruhen. Den Tod des Sophokles setsi
Diodor (^) in Olymp. gS, 3. und er soll nach ihm neunzig Jahr all ge-
Mroitien sein; aber neunzig ist eine runde Zahl, und rechnen wir
neunundachtzig, so ist die Rechnung riclitig, wenn man von Lllymp.
71, a. ausgeht; selbst neunzig kommen heraus wenn man das Ceburts^
nnd Todeqabr iiuaUt: iviewoU idi äberaen^ Iwa/ dals SoplioUes scImni
ein Jahr froher geatoirbea. Gemis ist, dafs Sophokles Olymp* 7$» 1.
bei dem Salaminischen Siegesfest Tortanzte : welches für einen funfadin»
jährigen Knaben besser pafst als für flnen fast adi (zehnjährigen Ephe-
ben (^). Indem wir also die Geburl des S jpliukli s in Olymp. 71, 2.
setzen, und zwar aus Yermuthung in den Anfang des Jahres j so wird
SophoUe» Olymp. 84, 4- io^ fünfnndfnnfiugstcn Jahre aein: so ^s wir
also auch nadi dieser Nachfkfait des Sophddes Strategie eben in dieses
Jahr setzen könnoi, uns ansdiliefsend an die natürlichste Verilwssemng
der Worte des Ungenannten. Sophokles soll aber Feldherr gewesen sein
m dem Kriege 7:^09 ' Avaiav , wie Tumchus richtig liest: hieraus ist in der
TriUinisch-Brunckischeu Handschrift 'Avovmev verderbt : Andere lesen 'Afo-
»6t«i das kt'AMMi«, was anf daseeD» hamvtkommt. Die mifsgegriffinie
Verindeniag %aylmit hat SfiTern mir sn wideriegen erspart; das Wahre
10 Otd.a>LEnarr.&.Xl.
(a) XUl, io3.
(3) Es sdMiBt iMihadiob akbt ein HUnaar* aoadkm da tashwifhor gewetasaaMio.
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des Sophokles.
69
Mkh Lessing schon: ich füge nur Eine Bemerkung hinzu. Obwohl
Anaea im Peloponnesischen Kriege fortwährend im Besitz f^er Samischen
Ai'istokratea erscheint, so müssen doch die Athener im Saoiischcn Kriege
auch dagegen ihre Angriffe gerichtet haben, und nahmen es entweder
nicht ein oder vadaren et epiter wieder. Ich gelie su» dafe dies eben
■o gm im sweiten als ersten. Fddzage geschehen mofste, weil Anaea
ein widit^nr CoMer Pmkt war: aber dafs beim zweiten Zuge gerade
Sophokles gegen Anaea aufgestelli war, finde ich dnrnm nirlit nothwen»
dtg, weil mir folgende Ansicht leichter scheint. Sollte nehmlich wohl
irgend ein Gnunmaiiker eine Begebenheit des bekannten und in der
GriediiMhen Geediichte eehr widuigen sweiien flamisciien Krieges den
Krieg g^gen Anaea genannt bdben, ohne fibeihai^ den Saaiidien
Feldzug didiei zu erwllnien? Naifirlicher scheint mir, dafs «in gpleh^
ter Chronograph d^n ersten Zug mit diesem Namen im Gegensatz gegen
den eigentlichen, bekannten Samischen Krieg bezeichnete. Der Kampf
zwischen Milet und Samos war um das Gebiet Ton iViene, gegenüber
von Samoe; hier liegt gerade Anaea. Was ist einlacher, ala da£i die
Ton Idet SU Hälfe g^rnftncn Athener samt daa heeiritteDe Gebiet den
Samiem zu entreissen suchen, nm ce den llilesiem zu gdian? Imrie-
fem also Annca und die Umgegend die erste Quelle des ersten Feldau-
ges >Ynr, und di^er sich darum dichte, mochte dieser Krieg mit ßecbt
der Auai&chc heifsen, wenn auch 6amos in dessen Folge eine Besatzung
erhidt. Und so machte SophoUes audt hd diesem enien Zuge ge-
wesen eein,
8. nntardi (>) tlieilt uns den Anfang einet I^%rammes mit, welches
anerkannt von SophoUes wi: Tsufi & iiulhfgwyiim$ Ifi^uLkiMs in\ n
'CUÜiv 'H^eioTf rmifyt %e<poM>Sfi htm m
Da« %HgprBnim ist wahrsdidnlich Tcntflaundt; nnd da Flntardk gerade
von KmktleUtungen in bedeutendem Aller &pri< I i. ist es eben nicht be-
sonders wohl angchracht, da fünfund fünfzig Jahre ehen kein hohes Al-
ter ist. Indessen scheint di<- Strüe clnch nicht cin£;i";f hohen : das Epi-
( i) An satt nt rejp. ger. 3.
H 3
60
B o E c K. n Hier du ^nUgone
qi-amm selbst aber sdicint ein Xcnion zu eiaer fibcrgebenen Ode zu
seiu; wie man bei dieser Ode an die Antigene oder den Ocdipus auf
Kolonos dcnkeu kauu hegreife ich mcki. Mit Reclit denkt man
aber wohl «k du GeschidiUehrdber Herodot: er mr ein Homeride vrie
SophoUes, und sie noditini «ch aniiehaft. Henidbt ut aber nach gp-
iröhnlidber Ansidit OIvmp. 84, i. nach Thurii gewandert, nachdem,
er sclion vorher einen TLeil seiner Ccschicliie in Allien gelesen haben
soll (-). Wird ihm denn Sophokles die Ode nach Thurii geschickt
haben? Ich zweiüe; es hat viehoehr den Anschein, dads aus Freund>
•dinft bei einer pertonlieheu ZuMunmenLunft Sophdiki dem Gefehjcht-
•dtreiber ein Gedicht lom Andenhett madite. Dafs Berodot gerade
Olymp. 84, 1. nach Thm-ii ging, ist eine hiofse YorauMettung, weil
Thurii damals von den Aihenera colonisirt wurde (^) ; er kann auch
später hingegangen sein; die Zeit der Panaihenäischen Vorlesuni^ »lier
ist völlig unbestimmt. Herodot lebte und schrieb in Samos: Sopltukles
war fonfundfiuifzig Jahr alt, als er FcldheiT im. Somischen Kriege vrar;
wie einfach itt nicht die g«f Tiii»f«*nill™g , da£i er gerade bei dieier
Gdqienbeit mit Herodot bekannt wurde, dafs Herodot^ vielleicht schon
TOT der grofsen Bclagci-ung, Samos verlieb', da er wohl beurdieilen
Itonnte, dafs dieselbe unglücklich für Siimos sein -werde, und dann nach
Athen ging? Gerade um die Zeit, als nach unserer zweiten obigen An-
nahme die grofse Celageriuig auiing, im Frühjahr Olymp. 84, 4*
Sophokles sdion siemlidi in seinem fünfundfonfsigsten Jahre vorge-
rückt, wenn wir der obigst Berechnung seiner Lebensseil fcl^n: der
Ausdi-uck ^e'vr' cVi Trevr^'MDTtt hw uv setzt aber keinesWCges die Vollen-
dung des letzten Jahres voraus. Ich Imbe dies hier ausgeführt , nicht
weil auch daraus folgte, dafs Sophokles nicht Olymp. 85, i. Feldherr
gewesen, sondern nur um zu zeigen, wie alles, was nur irgend aufzu-
bringen ist» sich mit «der A«»*»!!— seiner Strategie in Olymp. 84t 4>
sdir wohl vereinigen libi*
(i) Vgl. Jacob Qu.Soph. Bd. j, S.349r. S.364.
ist. Kim$t d«T Gr. S. 95. um nirlit aii.^fuhrliclier daron «u reden.
(3) Sirabo und Saidas sctieinen ea «cliou so genommen ut babca; doch ist di«»
aidbt iich». r
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9. Ob Sophokles selbst seine Animone später noch einmal habe
auliuiixeu lassen wollen, und ob er zu diesem Zwecke Einiges übei'ar-
beitet habe, M idnrar mt 'Sidbertteit m bettJanmen; doch führen d-
mge Amdgeik sa dieser Yemuiihiiiig, dfe ich sdion irfih» aufjgestelk
habe. Ys. io3i. ist nehmlicb ro (iw/^inuv 8" eilie metmche Eigcnthüm-
lichkeii, der sich Sophokles nicht toi- Olymp. 8-, i. bedient haben
soll (') ; Satyras, ein unverachtlicher Schnfisieller, behauptet, er sei beim
Vorleben der Antigone gestorben; Andere, nach dem Vorlesen; und sein
Tod ifinl auf die Ghoen gesetzt (-). An den Gboen hielt min, wie
«• adbeinc, Schenqnclpiobeii; an ebendensetbeo iniitIeD Todtenopüar ge-
hndit, und Sophokles soU den Tod des Eiu-ipides in einem Siüdke, irodn
die Schatispfelei' in schwarzen Gewändern anfimien, haben belrauem las-
sen. Alle diese Umstände, so rälhselhaft sie zum Thcil erscheinen, stim-
men luteivinander mei'kwürdig übercin; welches Stück endijcb pafste
«idi beicer rar Weihe der Todtenopfer ak Antigone? Es scheint daher,
dafs SophoUes in seinem Todesjahre Olymp. gS, a. (^) eine Wiederholung
der Antigone vorbemtct hatte; aber ich möchte von diesem Gedanken
in der Kritik des Stückes keinen Gebrauch machen; denn scliwankende
Vermuthungen sind schädlicher als nülzhch, und zu sichern Kennzeichen
späterer Zusätze oder Umarbeitungen kann man nicht gelangen.
10. Die Fabel der Antigone ist wahrsdieinlich aus dei' kjklischen
Thcbais oder einer Oedipodie entlehnt} und da gerade aus dem Epos
auch Apollodor geschöpft bat, wd es swedmalsig sein mit Ueber-
geliung des Hygin die Worte desselben anzuführen {*): K^» ^ rift
<r)Y,Qaij:' ßaTi>.ft'av Tra^aXaß'l- ravv twv 'X^uuiv vtH^oue f^^iN^f arafev?,
x«u KJi^u^u» /AjjöfVa ^UTT-niv <p\>KcMw; ytariTTHTiV' 'AvTiyoV») di (jua twv üiüi-
^Ara vvh K^turoft f$ riuftf ^üra» htxfiivin. An diesm bhalt
scUidst sich die SophoUeische Tragödie genau an. Mit ihr stdien
(i ) ' 4Sr. m^. /MS S. (38 ff.
()) Die Sii;]lcn habe itli Cr. trag. pr. c. ATT. genuanwlt, aber in dar AMundlug
«be* dk Dionjaico §. ai. die Sache ander« gectellu
(3) Tj|.AM..T.d. I>i<>uy ti<>n-. Aauark. -
(4) m, 7, 1.
62
die beiden Oedipe in einer, jedoch niclit unmitielbarea Verbindung;
in weiter Entfernung reihten sich daran die Epigonen. Letztere könn-
ten in der ang^iUiclien Weissagung des Epigonenkrieges (Vi, 1067 ff.)
YoriMdentct scheuien; aber iäk ImSe in der zwaten Abhandhmg za
zeigen, dafs diese Weissagung ein MifsTerstindnifa der Ausleger itt.
Dafs jedoch auch dif Arfx nndem Stücke ni'cTit tu einer Tetralogie
hönen , sondern Amigüiie besonders (und wahrscheinlich einzeln j ge-
geben, die Oedipe aber bedeutend später sind, ist gewüil. (*) Dagegen
«cheint w3k die Aniigone nad> der Amidit de» SophoUei nnndttcÜer
an die AeadiyleMchen Sieben gegen Theben ■niiwcbliefcen» nie de*
Boripides Anügone an aenie INiloinen, worin das folgende Schauspiel
schon Torhereiicl ist: (') gerade wo da? Aeschylelsflie Drama aufliörl,
knüpft das Sophokleische mit einer geringen Verintkiung an. Beim
Aeschjlos erscheint die Stadt aU gerettet; Polyneikcs und Eteokles sind
todt, aber nocb aidtt beptbeBi dieiei rind die Yommeiningen, die in
dem Prolog und in der Farodoe von SophoUea gegAen iverden, nnr
dafs EieoUes schon beerdigt ist. Andi die durch Heroldsmf wlataenw
Bekanntmachung (Kyi'^vyaa) des Kreon, welche in der Antigone voraus-
gesetzt wird, ist in den Sieben gegen Theben gegeben; nur stellt es
Aeschylos, dessen Gesinnung minder demokratisch ist, als Yolkswille
dar» Ifiai die Andgone dem Herold gleich ihren Yorsats erklären, den-
noch den Bruder su beerdigen, und dte IBIfie des Jungfiwundiöres
eniadiliefst sich alsbald ihr beinuiehen; denn dies aei der Stadt ein g»>
meinsames Weh, und Anderes sei zu einer andern Zeit dem Staate Recht,
Sophokles dagegen stellt Kreons Befehl, den Poljneike« unheerdipf zu
lassen, als tyrannische Gesetzgebung dar, in welche das Volk sich mur«
rend füge : so heiastet er den Kreon mit Schuld, und milden den scluxtf«
fen Spruch des Aeidiylos, dem Staate sei Anderes sn anderer Zeit
Recht, durch Uebertxagnng auf dm Einnbrilkn des Ifachthaben. Ver'
bergen will Antigone auch bei Sophokles ibi« Hütt nidu; indem ihr
aber dieser jeden Genossen des Vergehens nimmt , filiebt er in ihr das
st<)lze SelhstTCrtrauen, welches für den Gedanken des Stückes wesentlich
(1) Tfl. Gr, tmg. pr, s. i«f . tsa.
(a) S. dMBdu. S. 970.
des Sophokles.
63
ist. Kaum toiiulc Aeschylos die Anligone gröfscr axüTa<;«t<!i . als Sophokles
gethan hat. Aber die'^or hat auch die menschlicljt; Knischuldigung ihrer
Xhat, dafs zu anderer Zeit Anderes dem Staate Recht sei,
ndfteilnft ergriflen, and den Gedanken, der im Aesdhykw nur ab gir«f*>
«rtige Aenfeennf eines edlen Unwillens erMbemt» in der Entwicklung
des Gegensatzes zwischen götdichem und mwiidilichem Gcsets Ins kw
pllilüsophischfu Klarheil gestaltet.
11. Ein Inhalisverzeichnifs eines Kunst ^v*'t•kcs ist zwar jammer-
ToUe H«ndai*beit, -welche der bessern Philoiugie fremd ist; aber als
VoAnacatam^ ram Au&idea der Enbett vnd des dkrundgedankeni eines
Stfickes bedarf es doch einer Uebersidit; wddie ich um so mdur nur
mit Ueberwindimg gebe, >veil ich nachher Wiederholungen nicht ganz
werde Tenneiden können. Nachdem, in der letzten Nacht das Heer der
At^iiver versdiwunden (Vs. i5.). ci-zälJt Antigont: üuer Schwester
Kicon's Verbot den Polyueikes zu beerdigen ; exii^-hlot>s>en den Bruder
stt bestatten» fordert sie Ismenen zur Theünahme auf. Diese verweiset
ihr den Gedanken, gegen des Hemcbecs Befiehl dies au wagen, stdlt es
ab eine Hioriidt dar, Unmögtidies tu untonehmen: Jedoch akennt sip
das edle, den Freunden acht ergebene Gemüth an. Antigene dagegen
will den Bnider nicht veiTalhcn (Vs. 46.), erklärt Kreon's Gesetz als
nicht bindend liir üich, da es ihm nicht zustehe, sie von dem Ihrigen
absuhalten : wenn ihr Ismenc die schmählichen Folgen ihrer That voi^
hik (Ys. 59 (T.) und sie erinnert, dals sie als Weiber und Schwichere
dem Stiu-kttn weiehen mfiCMn, wird sie hart von ihr tonkkfesiolwn;
Anügone fordert von Ismenen nicht mehr Hülfe noch Mitleid noch
Fürsorge, ^vill ihre Thal nicht einmal TCjrheimlicbt wissen; denn sie
will gern sterben. Vs. 73.
Schön ist zu sterben mir n»ch dieser That.
Beim lieben Bruder lieg' ich dann geliebt ^ dicwcil
ich fronuncn Frevel übte ; denn den Uatn HI16 .
idi fiiBg*» Zeit gefallen als den Hiesigen*
Vs. 96» Nichts irlcidcn kann
so grofses ich , dafs nicht tia fdlcr TckI mir bleibt.
Dann besingt der Chor dl« Errpiumg d^r Stadt «md der ArgivcT Unter*
gang, deren übennöthigen Angriff Zeus und die Götter gestraft haben.
64
Bob CK. H idier die Antigonc
Kreon erscbeinl, und setzt von dem Standpunrte des Herrschers und
d('s Stanfp« Tiiii piner Gesinnung, in welcher sicli 'lic Gerechtigleitsliebe
njclu vcrkfujien iäfsi, auseinander, vrarum er den Tolyneikes niclit be-
graben lasse; dodi tiiu er als Machthaber stark und liurt auf. Der
Chor unterwirft sich der IMbcht (siS ff.)» dodi nicht olme Terhwgene
Abneigung gegen die Harte des Befehls:
Jidwf dv Satianf Hebet dir m gdiea fici,
der TütliLu iv^-n und uns, die am Leben sincl.
Daher will der Chor auch keinen thätigcn Anibeil an der Sache neh-
men, suuUcrn entschuldigt sich mit dem Alter; und nachdem der Wäch-
ter die geschehene Bestattung des Fblynelkes Terkündet hat, wagt der
Chor sogar den Gedmken, dies sei Ton den Gdtiem angeregt (s?^.).
Kreon darob ei^rimmt, beLält folgerecht seine Härte auch gegen die
W^äcliier, denen er flie Schuld beimifsi. Hiemächst siellt der Chor
(332 fr.) das Gcwnltiyc der menschlichen Natur dar; diese unterwirft
sich alles; sie hat auch das Staats- tmd Yeraunftleben gegründet; aber
der Blensdi, in seinem. Sirdien hald das Gute bald das Böse eigrei"
fend, geht auch Aber göttliches und menschliches Redit hinaus; solchen
wünscht er sich fem (362 ff.) (*). Da sieht er Aniigonen bringen, tmd
^fürchtet gleich, sie sei auf duirichiem Ueijinnen betroffen worden (079.).
Sie, das ILuipi i^esenkt, gesteht alsbald ihre That; begeistert von der
Schönheit derselben zeigt sie, wie sie das göttliche Geseu befolgt habe,
wdches nicht Ton heute und gestern, s<mdem Ton £wigk.eit her sd;
tttcfat so grofs sei Ki^eon's Gebot, dais. er ein Sterblicher das ungeschrie-
bene und sichere Gesetz der Götter übertreffen könne; nidit habe sie,
irgend einen Menschen fürchtend, das göttliche Recht übertreten wol-
len, obwohl sie den Tod vorhergesehen; das Leben habe für sie keinen
Werth mehi :
Denn wer in niannigikcher Kotb, der meinem gleich,
leibt , ww TOfMiwflb dioon nicbt der Tod Gaprian?
So zeiht sie, wenn sie ihSrich't erschiene, den Kreon selbst der Ihor*
heit (465.):
(i) Hier und andarcr Orten «ind Itxktarungen der Stellcn cum Grunde j^gt, die
küi m der twetlen AbliaiuUung recbt£ertigen werde.
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65
Wenn aber üuiricht jeUo dir mein Thun crtcfaieint,
iBif wohl der Thorlieit nudh du llior beittchtigen.
Ihr verweiset der Chor ihie Wildheit und dafs sie nicht verstehe dem
Unglück stt veicbea. Beide, Kreon und Antigene, cntwickdn ihr
Bedit, .diese «ch auf das natfiiliche und religiöse Todienrecht beru-
tead, i^er des Polyneikes Vergehen gegen das Vaterland herrwliebend,
und der Anti£»one Ueberli'elung des positiven Gesetzes uml unmäfsige
Uebcrhebimg öchuld gehend, da sie ihv^r Tliat sich sogar rühme und
den König verhöhne (469-521.): wogegen Antigune behauptet, auch das
Volk billige ihre Handlung, und schweige nur der tyrannisdien Gewalt
«reichend (So4> SoS.). Der Kifinig, seine Harte fortseisend, inriU audi die
schuldlose Ismene ins Verderben ziehen ; diese, ihre sch^^ csterliclie Liebe
«art bcwülircn«) , mifst sich selbst Anibeil an der Schuld bei (022 fV.),
und wünst In miizusterbcn ; aber sie \\ ird \on der stolzen Anügoue mit
grausamer llurie und beifseudeu Realen zurückgewiesen; Ismene seihst
Yeriiert ihre Besinnungj denn im Unc^ficik vei^ieren nvir auch die Ver*
Aunft, die wir lutben (SS9.)* UnwidemifUdIk bnehliebt Kreon den Tod
der Amigohe : denn die Weiber sollen in ihre Grenzen zurückgedrängt
werden; auch die Kühnen fliehen, wenn sie den Tod vor Augen sehen
(574 ff-). Jclzi eniliülh der Chor das Schicksal de<! Labdakidenhauses :
ein Lnheil zieht das andere nach sich; die Gutler diuugeii, und keine
Ii5suiig des Verderbens ist mögUdi: des Hanses letales Ltcbt Tertilgt
der Unieigötier blutiger Sunb, „des Bathes Unsintt und der Seel* firin-
nys" (599.): welche Worte der Aniigone gehen. Kein Sterblicher
■ühtTirilTt in frevlem Uebenmube der Cüiier Macht; aber der Menschen
Leidenscliaft führt sie zu Le]>e]thaten ; die lloilnungen tauschen sie,
lujd Büses ergreift statt des Guten, wem der Gott den Sinn verwirrt.
Diese -Betrachtungen gehen aus dem Schicksale der Jiuigfrau hervor;
eher sie bereiten sogleich auf Kreom's nahen Fall vor. Nun ersdeint
Haemon ; der Vater crinalmt ihn , dafs er ihm folge und die Braut auf-
opfere, und spricht weise und slaaisUugc Reden - 6^6.), welche
ttucli der Chor anerkennt; dodi sind sie strenp, und unbiegsam, ohne
Rücksicht auf feinere und mildere Gefülile. liaemon selbst kann sidi
der Wahihei» dieav Ijehran nicht eniai^en (Ga» ff.) ; aber in .aller
Ehmhietung macht er den Vater damuf atifnieiksam, man mflsse, nicht
Mut, phäol, Klasse 1824. I .
66
B OS c K H äfer die Antigone
eigener Weisheit allein veriraumd, auch Anderer Einsicht in Eliren
hallen. So ermahnt er ihn^ der grofsherzigen That Verzeihung auge-
deihien sa Ibsmd; «udi die Bürger sdienktcn der Jungfrau Bd&fl vBftA
Mitleid, ww frdlicli dem Hemeher nicbt ni CMiren komme« Auch
dies erkenni der Chor als Avohlgesprochen an. Kreon degq^en, ndi
selbst vertrauend, will nicht der Vater vom Sohne belehrt werden,
nicht seine Handlungen sieb vom Volke vorschreiben lassen; er ist fifr
einzige Herrscher. Also gerathen Vater und Sohn in heftigeQ Öuciij
dieser wirft sdbst die Gotdongkeit und UnTerstind tot, indem
er seine Reden nicht melir mSlsigt. Kreon fefst den ^nseneu Beschlnfs»
die Bruui vor des Verlobten Augen sterben ZU lesseu; Ibemon, der schon
angedt;uici hat, dals ihr Tod noch Einen verderben werde, entfernt sicli
zornig; Ki'eon meint, er möge thun was er wolle (764.), und befiehlt
Antigenen lebendig zu beerdigen, nicht ohne Verachtung der Unter-
gutier, wdcihe sw dm (768 H*.). Der Chor besiegt die Gewalt der
liebe (776 ff.), die snr Raserei führe; sie hat andi diesen Kampf des
Vaters und des Sohnes erzeugt; sie zieht auch gerechter IVIänncr Sinn
zur Ungerechtigkeit hin. Bald entlucki ihm der Antigene Schicksal Thrä-
nen (796 tf.); sie selbst beweint auf dem Wege zu dem Todipnhraut-
gemach ihr Loos; der Chor gesteht iiir zwar deu llulim eineä neuen
Todes xn; dals sie Göuergleichen sich vergleicht, verweiset er ihr, wie
sie es selber nimmt, spottend (811. 728.): er mifsbilligt ihre Thal,
indem er ihr der Kühnheit Aeufsersies und d« Geseizes Uebertretong
vorwirft (846.) : dafs sie einen Titerlicbcn Kampf ausbüfsc. ist
kein Hauptgedanke , sondern nur eine A'^ergleichang mit dem Schicksale
des Vaters. Denn der Chor selber sagt Dieb stürzte eigen-
wili'ger Troizsinn: und wenn er (864>) ihre Frömmigkeit anerkennt,
schärft er ihr dennoch wieder ein, dafs sie dnrdt Bebertretong - des
Geseues sidi eine Blaeht angemaist habe , die ihr nieht gdiflhre. Die
Dulterin tröstet sich mit der Frömmigkeit ihrer Handlung und der Liebe
der Todlen (882 ff.); dafs sie gegen den Staatswillen prlirmdeli habe,
erkennt sie an (Bcß.) , und sucht dies noch durch euien besondem
Grand su euisehuldigen , auf welchen ich zurückkommen werde. Im
Gänsen bc^mrrt d« auf ihrer Udierzeugung : doch min. leisem Zweifel
sielk sie den Göttern das Unheil anheim. Der Chor taddt offenbar
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des StphoMea,
67
diese Hartnäckigkeit (920 ff.). Ebenso beliam Kreon in seiner Leiden-
schaft, die sich gleich in den Drohungen gegen die Langsamkeit der
YoUatnckr db» Unheils avaqkriclu: walcfae ein Bewei» ies Büdodef
für die Jungfmtt ist* Neck des Wegfuliniiig der AnUgone besingt der
Chor (935 ff.) ähnlidie Fälle der Myihcngescliichle, in welchen Schicksal
und Wahnsinn die Menschen ins Verderben geführt: unter welchen des
Dionysos Veriichtei' Lykurg, ohgleich in anderer Beziehung aufgeführt,
nicht ohne Bedeutung für Kreon ist. ISun aber verkündet Tiresias die
Zeidiett der Gducr» leQit in milder Rede und ohne Ud»ennttdi den
HeRMher des Iradninis, in ivdcheni er gegen die Todten Wfithe, und
exmthnt ihn ca dessen Einsicht und Terb^erung. Kreon Termifst sich
auch gegen den göttlichen Seher, und zeiht ihn der Geldsucbt und
Lüge, bis ihn endlich, da Tiresias die göiilicbe Strafe verkündet, die
Angst erfafst, und er des Chores Hathe folgend, nicht ohne Ucberwin-
dung sich cnisdiliefst, den PolyneÜM lu beerd^en und de» Hügdlein
■n befirden; denn er liirditet jeat, et möchte du Besie sein» den be-
•tdienden Gebrauchen (rot« xo^to-rwaw v^tug) in. folgen. Der Chor ruft
den Dionysos, den Schutzgott Thebens an, dafs er lielfe ; dodi plötzlich
erscheint der Bote mit der Nachricht von Haemon's Selbstmord; ein Be-
weis , dafs unverständiger Rath (ö/SouAia) dem Manne, hiei' dem Kreont
der Uebdi achlinunstes (1337.). Haemon's Tod ist höchst letdoischaldicji:
fldbtt gegen den Vater bat er das Schwert gezogen ; dum eretidbit er
dch verzweiflungsvoll, und indem er sich noch im Sterben um die
Braut hcrumschlüdgt, röthet er ihre bleichen Wangen mit seinem Blute.
Antigonc selbst hatte sich mit ihrem Gürtel erhangt. Bald bringt der
Herrscher die Leiche des Sohnes, nicht fremdes Unheil, sondern Folge
eigener Schuld (1242.): er bejammert seine verkehrte Klugheit (jkMil9M>-
Ami); xu spat, sagt der Gbor» erkennt er das Recht. Sdndl folgt die
zweite IVauerpoet, r<m Enrjpdtkene Tod, wddbe im Sterben den Ge-
mahl verwünscht mid Haemon s Tod prent (1387 ff.). Der Chor achlielst
mit dem bedeutungsvollen Spruch :
Wohl ist Wci«lteil cL-i Gliuiiset^l^keit
Um Viele» das Erst' ; und das gBulichc Recht
Darf keiner vcrschmäfa'a : denn gnnltige Wort'
In eMniltiscm Schlag dodi btttieM danal«
Hochmüthiger Art,
Sie lehren im Alter die Weisheil.
I 2
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B o B c K H üier i» AnHiffmB
12. Wir haben, so weil es in f!cr Kürre möglich isi, iic ii uipi-
abschniue der Haiidlung, die bedeuiendsicn Beweggriiuiie und uucli die
wicbu'giteii Urthdle berfikrt, irdche in dem Stäcke oithaliea suidi und
CS kommt mm darauf an, die ESnlieit sa finden, «na weldier ndi alle
emidnen Theilc erkl.iren. A. W. Schlegel (*) erklärt sich darüber
nicht nusführlicL ; er bemerkt nur, daf? diese Tragödie sich auf die hei-
ligen Rechte der Todtcn bcziclie, vind ein weibliches Ideal von grofser
Strenge darstelle. Indessen vereinigt sich hiermit der Antigone zweimal
heftig herfortrelende Rauhigkeit gegen ihre Sdiwester gar nicht; diese
Hfirte, die überdies durch das ganze Stuck durchgeht, ist gewiis nicht
icht weiUlch) -wenigstens einem Ideal unangemessen. Sehr fein ist die
Bemerkung . der Dichter habe das Gcheimnifs gefunden, das liebevolle
weibliche Cemüth in eirirr einzigen Zeile zu oHienbaren, wenn sie dem
.Ki-eon auf die Vorstellung, Puljneikcs sei eia Feind des Vaterlandes ge-
wesen, emiedert: „Nii^t mitanhaasen, mitanUdiai hm ich da'*} aber
so unTcrgleicUidk achün auch ^eser Vers ist, ersdieint er dodi mehr
als eine eristischc Wendung, da eben in jener Stelle der in den Tragi-
kern so gewöhnliche Wertkampf der Parteien dargestellt ist (5 19.). Die
Klagen der Antigone vor ihrer Wegführung sind menschlich und na-
türlich: für die Darstellung eines Ideales a]>er haben sie doch gewifs
keine Beweiskraft. Geistreich bemerkt Schlegel über die Schwäche
des CSiors: indem er sidli ohne Widerrede den ^raunudien Befehlen
dm Kreon füge, luid nicht einmal eine Vorstellung zu Gunsten der jun-
gen Heldin versuche, solle sie mit ihrem Enlschlufs imd ihrer Thal ganz
allein stellen, um recht verherrlicht zu werden; die Unterwürfigkeit des
Chores vermehre den Eindruck von der Unwiderstehlichkeit der könig-
üdmn Befehle. Aber die Aeuiscnmgen de$ Chors über die liandlimg
der Antigone enthalten etwas mdtr als Unterwvirfigkeit, und düiftco
schwerlich anders eridirhar sein als aus einer ganz vmcfaiedenen Ansicht
des Dichters von der Antigone. Recht schön spricht auch Solger (•*)
über die Antigone: „In ihr und der Elektra offenbarten sicli die" höchsten
„sitdichcu (besetze in ihrer erhabensten und sclu-eckenvollsten Würde;
(1) Drani^iU LiU. lid. I, 3. »e^ ff.
(»] VoRtde s. Utben. S. xzx ff.
uiyiii^cü by Google
de» SophK^t,
69
„das Werkzeug ihrer IlanclKabung ist in beiden eine Jungfrau". Denn
, , rn edlen Frauen lebe am kräftigsten und als ein Crunduieb ihres W e-
„sens das allgemeine Gefühl der höchsten Sitte im ursprünglichsten und
„erliabeittiea Sinnej statt ibo dem. Dichter -vonuwerfen, dait er die
t,WeiUidikeit im bnt vaoA «toplich behipddt btltoi, afitte nun ihn
vielmehr haiwimdeni, dafs er sie so {^orreich erhoben habe zu ihrer
höchsten und heiligsten Bedeutang". Hierdurch ist n1>c!' die HSite
gpgeti Ismencn aiif keine Weise f^enügcnJ ciklarl; nocli weniger sind
damit die V'unvürfe der Vermessenheit und Leidenschaftlichkeit vei>ein-
bar, wek^ wutidtig in dent StOdw liegen. Solger sdbet kann einen,
Tidel in das Lob der JnngCra«' an mischen nidti mnbin, irann er for^.
fahrt: ,,In dem adkvDen Gemüthc der Antigene, wiewohl sie mit allen
,, Bürgern dem gcsetzmufsigen Könige des Landes Gehorsam schiildit^ ist,
siegt die ewige Macht heiliger Sitte über ein Gebot von blols mensch-
„ lieber Abkuufi. ik'i allen Holluungen und allem Wimsche jugend-
/fUcfaer EVenden geht sie freiwillig in den Tod; doch stirbt sie in der
4,hödbsien Glorie, wihrend der K6nig, der sich Ton'iafserer Hadhc
»yUnd endlicher Khogheit au mreit verleiten liefs , seinen Frevel mit der
Ausrollung seines ganzen Hauses büfst. Aber dafs wir auf keine Seile
,,die ganze Schitld des Verderbens werfen, beide büfsen gcmcinsrliaft-
„Lich die nie zu vereinende Spaltung zwischen dem Ewigen und Zcit-
„lichen". Ich gestehe nidit eimnseiiett, dafs Ani^one mit so grofser
Glorie sterbe; umgsikcibrt bat der Dichter ihren Tod weit weniger Ter-
herrlicht als man enrarten sollte. Ueberiianpt kann es sein höchster
Z^^eck nicht gewesen sein, eine Apotheose der Antigene zu geben, oder
auch nur die jungfräuliche Gr.ifse der Antigone, also im Grunde eine be-
schrankte Charaklerzeichnung, darzustellen; sonst mufste er von Vs. 631.
und nodi-mdir von Vs. 974* an, ganz anders dichten. Denn der Stnn
des Kreontisdien Hanaes hat mit der GrSfse der Antigone nichts gmein,
wenn ei* auch die Vergeltung für die an ihr vernbie Thut ist.
13. Jacob (') giebt als den Grundgedanken des Stückes an: ,,der
,. Götter Gesetze mVisse man fromm ehren, imd schwer würden die be-
straft, die durch ihre tijyenen neuen Satztmgen deien UeiÜgkdt vei'-
(0 Qu. Bd. I, 8. S5i.
70
B o B c E R Mer die JiUigone
..letzten". Diese Vorstellung enthalt allei'dings etwas Bestimmteres, und ob
sie gleich zunächst nur auf einen einzigen Spruch aus den Auapästen am
Sdiluft: '/jgn Si rd y ^ •My M«^ anwtm, und dum ntf etUdw Sid]«!
de» Stficka {445 f. 740* 98$ ff» 1100 ff.) von üiu gattuist inrird, geht sie
doch durch die ganze Tragödie durch» Da nun der Vormirf, das götthche
Recht Terletzt zu haben» Antigonen nicht trifft, soll sie blofs als dessen
Vertheidigerin erscheinen, und Kieon's Unglück nicht die Strafe für den
Frerel an Polyneikes, sondern für die Grausamkeit gegen Antigone sein.
Dies ist aber eine willkührhche Voraussetzung; Tiresias» der bernfene
Anwald des GSttlidien, hebt Tiehndir am meisten herror, dals .die AhBn
der Götter durch den unibeevdtgten Tifidmsm vemnreinjgt -würden: gpni
he^onders tadelt aber auch er den Huogel femfinftigen Rathei (läSaA^
und den Eigenwillen und das Selbstvertrauen (o'jSaMa) des Kreon; welches
nicht zu übersehen ist (Vs. 1 010 ff. 11 35 ff.). Da überdies Jacob's An-
sicht den andern Griuidgedanken , der ebenfalU duich das ganze Stück
dnrcbgcht, nehmlidi das Unrecht der Antigone, nicht in sidt aufneh-
men kann, «md nach ihr eine ywA grofsere Veiheirlidrang der Antigpne
gegeben sein müfste: so ist auch diese Ansicht einseitig und unbefrie«
digend, und es ist daher nicht zu verwundem, dnfs er eine tibriijcns
schon von Aristoteles (') als Sophoklcisch anerkannte, scharfsinnige irnd
antik schöne Stelle hat ausmerzen müssen (^), weil sie der Handltmg der
Antigone das VerdieBsi sdaalßeti, und also nidit su der Tonntgeset»-
ten Einhdk des Werlus stimmt (Vs. 89$ ff.). Aber man stelle nor den
Cesichtspunct des Kunstwerkes anders; so ^rird sidk auch jene Sidle in
das Ganze fügen.
14. Das Verhängnifs oder Scblrk<!)l spielt in der .\ntigone eine
sehr untergeordnete Rolle; tmd niemand kann in diesem die Einheit des
Stfidtes sudien. Alit der Brüder Wechselmord ist der Lahdakiden Vcr-
hingnifs und des Taters Finch getilgt; nur inwiefiem alle menschlich»
Thal vom ewigen "Willen bedingt ist, hat dieser auch der Antigone und
Kreons Fall enengt« Allerdings ist jener Loos dem Unglücksverbäng-
nii's des Hauses ang^essenj es erwachen die aken Uebel der Labdakidcn
(i) Kbct. m, lo.
(a) S. S.SAI-S«.
üiQiuzed by Google
d»$ SopkMts.
7i
(689 lY.), vmd Antigene kämpft einen väterlichen Kampf (8^9 fl'.); a^cr
dies sind blofs Vei'gleichuogspuncus , auf welche bedeutungsvoll liinge-
iricten tnrd; dat heA» LeidMi der Ant^one vrird newiawmiBiien da-
durch {pmildcrti d«b es ihr nicfau BSgenilifiinlidiM, sondern in ihrem
Hause eiahefaniidi ist. Wenn die Menschen sündigen, hat der Gott
ihren Sinn Tcrblendet (619 (T.) ; wenn sie Unheil irifli, hat es der Gott
gethan : der Gott begräbt Antigonen in dem steinernen Hause , -wie er
die Niobe versteinerte (8a6.). Wer sieht nicht, dats dies blofs allge-
menie Ansichieii sind» die in die Hmdlung selbst nidit weiter einpwi-
fen? Eben dahin gelaSrt die Aeofsenmg des Chores (i5i6.), Kreon solle
nicht weiter zu den Göttern fleihen; denn dem Yerhängnifs könne man
nicht entgehen : und so weiset der Chor noch öfter auf die Macht des
Schicksals hin (94t- QjS.). Dagegen ist es wieder hlnlanplirb mtspf
^rochen, dal's Antigone tud Kreon mit sclbstgewahluiiu Enuclüuü ibr
Veiderben herbeiführen; Haemon und Eurjdike 'werden durch jene und
durch mgeae Leidensebiift oder Sdmidbe nadigesc^jien. Alles geht rein
menschlich zu.
15. Unbekümmert um diejenigen, welche tiefer liegende Gedanken
und eine durchgreifende Ansicht in einem Ktinsiwerkc der Hellenischen
Tragiker nicht suchen wollen, weil Aristoteles darüber keine Auskunft
giebt, wollen wir nun diu-ch Zusammenhaltung der Hauptmassen und.
hinfig iffiederk^hrender Andentungen die GnuuÜdee finden, in wdcher
das Ganze als in seiner Einheit aufgebt: nur Ton diesem Piuicte aus
kann auch das Einzelne vollständig begriflen werden, l^onderc Wicli-
tii^keit li.'iben aber hier die Andeutungen des Chors, der über der Lei-
deiiÄchalt der llaiideludeu siebend da« allgemeine Uriheil für den Be-
trachtenden zieht, und den geistigen Inhalt der Handltugen ausspricht,
als -Organ des seines Zweclm. sieh ivoU bewnfsten Dichters. Das ivahre
dramatische Knnsiwerit , das 1 Weifc eines durdb die hSdiste Beson-
nenheit ansgeKeichneicn Dichter*, wird Eine Idee in Emei* Handlung
abspiegeln wie reich die letztere auch gegliedert sei, und wie viele
untergcürdneic Gedanken auch in jener wieder enthalten sein mögen :
dennoch finden sich scbeinbu* zwei iiandluugeu in der Aiuigone; ja
aum kfinme sogar, wie J«cob bemerkt, die Person der Antigone weg-
nehmen, und es bUebe .cin« Tkagddin Kreon fibrig. Der Antigpne Ent>
72 BoBCKS ubar die JnUgon»
schlufs nnd dessen Ausführung bis zum Tode, also Vorsatz, Thal und
Foigea der That bilden iur sich eine Handlimg, welclter die Kreon-
tische gegennlicr steht. Aber mit Redit Sehlegel: „Et köimie kdit
,,K&<»ten des Stiiclies ohne Widerstreit Stau finden, und dieser cau
y^Biidit meistaM »us den entgegengesetzten Vorsätzen und Absiebten der
„Personen, ^^'en^ wir also den Begrifl* einer Handlung auf Entschlaft
,,imd Thal In l , anken, so wii-d sich meistens eine doppelte oder mehr-
j.facbe llandhing im Trauei-spiel zeigen. Welciies ist nun die liaupi-
^.handlung? Jedem scheint seine eigene die vrichtigste; denn Jeder ist sein
„eigener Mlttelpunct. Kreons EniscHnfs sein kSniglidies Ansehen an
„demBeevdiger des Polyneikes durch Todeasirsle so heben^Aif isi dwn
»,S0 fest als der Entschlufs der Antigune, eben so wichtig, und wio Ifir
„am Schlüsse sehen, eben so gefahrlich, weil er den. Siiirx vom ganzen
, »Hanse des Kreon nach sich zieht." Offenbar ist aber der Kampf beider
gegen einander die Eine aus zwei Gegensätzen entspi-ingende ilaudlung;
in dieser liegt das iufiwre Lehen des Stückes. Aher in demselben stdlt
sich Ein Gedanke dai*, der auf Terschiedene Weise steh an den hdden
entgegengesetzten Kräften der Handlung bewahrt: Ungemessenes und
leidenschaftliches Streben, welclies sich überbebt, führt zum
Untergang; also messe der Mensch seine Befugnifs mit Heson-
ncnhtiit, dafs er nicht aus heftigem Eigenwi^icn menschliche
oder göttliche Rechte überschreite, und aar Bufse grofse
Sehlige erleide: die Vernunft, ist das Beste -der Glueksee-
ligkeit. Wir wollen diesen Gedanken, der seinei* GHedcrung un^-
achtet nttr Einer ist, in einer nochmahligea Betrachtung des Werltes
hewähren.
16. Kreons Verbot, den Polyneikes zu beerdigen, ist ungeachtet
des AngriiTes auf sdn Tattt-land hart und tymnis^ und als Bdeidi-.
gung der UntergStier imligiSs; er greift in das Recht der Antigene ein,
indem er sie Terhindert, das Ihrige zu tfann, wie sie gleidi toi Priilog
sagt ,* er hat sich also gegen die Götter und die Todten vermessen.
Antigone erkennt die innere und natürhche Pflicht, ihren Bruder zu
bestatten; aber durch Uebertretung des Staatsgesetzes lös't sie den gesell-
(i) Vgl. A.W. Schlegel DmhC Litt. Hb n, Bd. I*S. 88. ' ' • ' x
Digitized by Google
des Sophokles.
73
schaftlichen Verband auf, und indL-ui süi (ion eigenen Willen mil Ge-
walt diirrhsetzcn will, ühersclireiiei sie die Grenzen ilires Geschlechtes
und der Lintertbanin. Sie mufsu; den Göttern des Polyncikes Bestat-
tung anheimsteUen; Tiretia» Mirt spater, dab audi da dieae fordern:
tuul nur durch ihre Zeichen ist sie suletzt hewlit worden. Nidkt
umsODat «talk SophoUes auch sie als vermessen dar. Schon im Prolog
Htgt Ismene , sie Bififtten als Weiber und Beherrschte der Ufadit wot*
eben, imd lönnien nur die Todten um Verzeihung flehen; es sei eine
Thorheit LielH-rmafsiges (TTEjjffTa Vs.68.) zu unternehmen, und gegen des
Herrschers Ikfehl zu handeln. Dahin gehört auch Vs. U^, 79v yvuiyofi
«wr* iT* Vt. g8. &*9vf fiiv ifxfl, rvk ftW ^ i^^Sk <p^ Zmr k&mte
nun ngen, auf solche Worte sei keiik Gewicht ni l^jon; auch Ghry-
iOlheniis werfe der EIcLtra Unvei-stand vor, rathe ihr ab von Unm^
liebem, und ermahne sie als Weib imd Beherrschte den Mächtigem zu
weichen ('): allein in der Elekira greifen jene Reden auch weniger in
den sittlichen Werth der Handlung ein, weil dort nicht wie in der
Anttgone em Kampf enigcgcngeseater Rechte dargestellt wird; und
Chrfsothemis , obgleich in wmt gunsiigerena Verhaltnifs mr Bfaitier»
ist dodi weit mehr dem Thun der Elektra zugewandt , dn sie ihr sogpur
darin narhgieht , dafs sie das ihr aufgetragene Todlenopfer luilerlafst.
f^Tchrn wir auch 7.u , dafs wie Cbrysothemis zur Elektra, so Ismene zu
iiiiiigoncn den Gegensatz bilden soll, damit der Andern Kraft stärker
herroftocte ; so weiset demodi Ismene au^ch der Schwerer den
Siandpvmct an, welchen sie als Weib mit Besonnenheit wädem sollte.
Ismene verkennt deshalb das Edle und Liebevolle der Antigone nicht|
Antigonc dagegen, ofTenbar sich überbebend, slöfst die sanfte und lieb-
reiche Schwester rauh von sich, trotzt mit stolzem Sinn auf den Edel-
muih ihrer Thal, mit welcher sie einen grofsen Tod gewinne, und will
der Sdsweeicr, nadi der «rsien Weigerung, audt ferner »idht den min^
desten Antheil mehr daran geben; ne solle sie und ihre Unklugheit
Vs. 9.*).) gewidiren lassen. Weit entfernt die erhabene Natur
der Antigone herahaeisen an wollen, behatqftten wir nur, dafs auch sie
(1) Ekktf« 386 ff. gSo Ii;
ffitt/pkaol, Kium 1624.
K
74 B o B c K K fiter die Ant^one
mit leiJf'nicKnftlicher FeindseeUgkeit vermessen dem vermessenen Kreon
entgcgeninu, und so den Keim des Unterganges in steh tragt, den alle
sterbliche ünvollkommenheit als Bufse der Ungerechtigkeit zahlt. Ln-
sere Fflidit ist et, det Dichten geheimen Gänge nadumipomt; crwoiUie
AndgooeB grob xaA edd iddiaan, aidift gsmdu ntid aehledktj «her
zugleich sollte sie des Mafses unkundig erscheinen, welches ihm die
Höchste ist , der auch im Aias den das Mnfs überschreiicndcn und der
Bcsonnenl^'i! {n'Md^^iTjVf,) eniberiicndcn Jlclden dem Zorne der Aihena
ausätzt, wahrend diese mit Vorliebe für den Odjsseus auitriti: denn
die Besonnenen liehen die G6tter: r«iW ^ vwfftms 9tt» ^thmin
Mi TnvoSvi nöf nMuuf (Aj. iSi.}. Bbemo, -wer wollte •ageo« Kreon
sei als ein schlechter Tyrann dai^tdlt? "Wie Aniigone einen weiblidl
frommen , hai Kreon einen männlich sirengen , dem Staatsmann ange-
messenen Beweggrund ; selbst die Götter glaubt er nicht zu verletzen
(282 ff.), sondern giebt deren Verleuung vielmehr dem Polyneikes
«ehuld (199.); «vfih er konnte faeiriidk wiriten, frenn ihn nicht Eifer
für du Yeteiland und seine "Würde- snr Leidensdwft führte, bis xor
Geringpchlimg des Gcittlidien und cur Tyrannei. So bcAväljrt der Dich-
ter an edlen und ueülichen Natiu'en , wie eigenmächtige Yermessenlieii
und Mangel an Besonnenheit beide im Wechselkampf vernichtet. Wie
die Beu^achttmgen des (jhors in tmsercm Stücke öfter die nachfolgende
Hsndlmq} nun Tom» heonhetlen, so bemerkt schon hi der Burodoe
(137.) der Chor in Besiehong «of die Argder, dafs Zens der gewal-
tigen Rede Prahlerei hasse: welches tun so weniger für die Hai^tp
handlung bedcutimgslos sein kann, de auch am, Schlufs die gewal-
iif;en Worte der Hochmüthigea in Besng auf die Erfolge dieser
Handlung genannt werden.
17. Den im Prolog ausgesprochenen Widerstreit beider Krifte seiat .
das gMue Stück bis zur iuftersten Bartniekiglkeit fort, indem gleichen
Schrittes das Aechte und Wahre der Oesummig der Handdnden und da*
Harte und Heftige, Vermessene sich entwickelt. Zunächst zeigt sich
leuteres an Kreon, dessen Härte der Chor nicht billigt; aber ihr wei-
chend zeigt er das wahre Mafs. Als In i nnch der Chor , da die Bcei"^
digung dm Boljneikeg verkündet worden, diesei* eine gottb'cbe Yeran*
lassang unteilegen will, offenbart sich in Kreon's Zorn des Tyrannische
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des Sophokbs.
76
und (las kühne Selbstvertrauen gegen fromme Anmahniing. Dur nacliste
Chorgesang, der das Gewaltige der menschlichen Nattu- schildert, welche
in ihrem Streben sich Jh$ imtenrirft, und iraBraid rie odi dn Ver*
mmft- und StMtaIciMn enchaffl, doch ineder in ihrer Lodenidufk §6tt-
lidiet und —f"»**»***^ RMht niedertritt, wixft eiif Kreon'« und der
Aadgone Handlung eine doppelseitige Beleuchtung. Da nun aber Anti-
gone gefangen gebracht wird, fürchtet der Chor alsbald, dafs sie auf thö>
richtem Beginnen (iv cup^otrvvji) ergriiTen sei (Sjg.); und wenn sie (465.)
den Kreon der Thurheit zeiht» weil etwa ihr Thun ihm thöricht er-
acheiaef ktnn man die» fHt wSitlich ak de» DidiieM Uebeneugung ans»
bfittp weU liaide kidenjcliaMdi handdn. Grofii enchdnt m/tf da «le ihre
Thal alsbald gestehend dieselbe mit dem göttlichen Recht veilheidigt;
herrlich Tci^i '^ie des Königs Vcrmcsscnhcil, dafs er ein Sterblicher nicht
könne das ewige und ungeschriebene Gesetz dpr r,otier überircfTcn (4oo.):
dafs ihr das Leben werthlos, ist eine Alüderung ihi'cs ScbicL^ls, welche
ihr grolM» Hen veidient. Aher «taa durch aanAe Ergeining oder Untei^
werfnng in willen» fordert aie den Konig hemn»; «ae hat das Verfjdien
nicht aUein begwigeHf aie lacht nach der That noch, und reizt den Herr-
scher in stolzer Ueberhebung. Aucli hier zeigt der Chor, die im Besiue
der wahren Besonnenheit ruhigen Greis«», dp'^ Dichters Urtheil (466.):
lUuh sei^t $idi von raulteiu Vttlcr die Natur
der Haid: in ndehen mifi n« nMrt dem M'ftp^j^-
Kreon leigt ihr ihre Yerletanng de» Staatt§e»etie», ihren Uebcrmmh
(476 ff.)', aber da» härteste Eisen bricht am häuügsten, und die Hart-
nackigsten fallen am meisten. Er 'vennifst sich , nicht solle er mehi' ein
Mann sein, aber sie, wenn diese Anmafsung ihr tmgcstraft hingehe.
Sie aber rühmt sich vuu iSeoem ihrer edleu That (49^ ff')y wirft dem
KSnig Tyrannei vor; jeder wiederholt erneut seine Ueberzcugimg, und
deckt das fremde Unredit auf, ohne das eigene am eritennen. Um fie-
le» andere 7.11 übergehen, wSl ich nur eine treffende Bezeichnung des
Eigenwillens beider herandlcbeD, indem Antigene dem Kreon einwirft,
alle sähen ihr Recht ein, und schwiegen nur aus Furcht, er
aber ihr entgegenhält, ob sie sich nicht scheue, ihren besondern
Verstand ohne die übrigen Kadmeier zu haben (9^ ^ tiit ieniAft
rSvAt %p<^ d.^ftnk} 5o6.).
K2
76 BOMCE.U ^» dh Jmt^one
18. Beider Harte untl Leidenschaft ofTcnbart sich zunaclist auch
au Ismeneu, die Kreon, obgleicli sie uuscliuldig ist, mit in cW Ver-
d«ilien wl^f Anügome aber aodi nuliei* «U Toriier tou
«dl •teilt, dab me wie an ihrer Thtit «o auch am Tode keinen Anthefl
habe. Istnencn selbst bat man fabch beurtheilt, wenn man glaobte, sie
bereue ibi t; Scliwäcbe ; sie bewalirt nur ihr lieheTolle<; Gcmüdi , iind
will sich selbst Schuld beimessen, iim nicht ulnie die Schwester zu leben:
auch ihr hat jetzt das Unglück die Besinnung geraubt.
SeDMt da, o Kfinig, IVO .Veiaund cotsproft, ToUBibt
er Dieht dea Un^ückied'gen: Noth KRUltet ihn.
.Indem sie dies Ton sich ausspricht, enthüllt sie vorausgreifend hierin
auch des Kreon SchicL&al. Man überechaue das Folgende: immer viird
man denselben Criindgcdanken fcst£;ehalien finden. Sich leidenschofilicli
Tcrmcs&eud, über uiu die Weiber m ihre Grenzen zunlckzufüliren
will Kj<eon die Aniigone tödten, ohne auch nur des Sohnes Liebe za
•dumen; dodt i«t «dner HSne die Gerechtigkeitsiidw bdgemisdit: „wer
,,den Staat bdienedien wiB, mufa suerBt sein Ibas beherrachen können**,
zu wdchem auch Anugone gehört (vgl. auch Vs. 482.). Aniigone stirbt
zwar nacli dem dunklen Gange des Labtlakiclenscbitksals : aber ist es
nicht narb des C.'liore«? Urfheil des cicjncu Raiiies ( iisinn und der
Seel' ErinnySj was sie ins Verderben führt? Der Götter Macht
kann kein Sterblicher frevelnd überwinden; der Menach
ergreift atatt des Guten daa Böse, von Iddenachaftlidien Hoff-
Biingen verleitet; denn die göttliche iMachi, das Recht wah-
rend, bestraft ihn. Dieser Gedtinkc lies Cboies leidet auf beide Theile
AnwcndiMii;, indem er rückwärts sich auf AnUi;one bezieht, und vorwärts
Kreons i'ail andeutet; der Hauptinhalt desselben ist aber wieder eben
dieier: daf« die Leidenachaft dea Mensdien Sinn verwuTt und den Un»
«erguag herbdföhrt: und Kreon adbat wendet diea am Ende (isSS ff.)
auf sich an. Um nun hier gleidk alles vorwegzunehmen, was tur Bi»*
iMibeibini^ der Tbat der Jungfrau gehört, so ist der Dichter weit enlp
fernt, sie uiilK'dingt zu verberrlicben ; nur die Gr"(se und Festigkeit
ihres Vorsatzes und ihre Frömmigkeit wird gereclit bervurgehoben, aber
CS feUt nidit an Andeutungen des Tadda. Wenn wir gteidt ihre Kla-
gen ober den Veiluai der Ld»ensfreaden und des didichen Glfidbea,
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de» S<^3hokles,
77
über ihi'en lebendigen Tod im Grabet Tnacli als rein mensdib'cb erken-
nen , und daran sehen , dafs Antigene nicht durchaus rauh isi ; wenn
wir auch zugleich gestehen, die Aechllicit ihres Entschlusses bewähre
nch dien dadurch j dab sie d«n bittero Kelch des Tode» auch bitter
empfindet: «o ist doch auch ihrem Tode die heftige Leidemchafe beige*
mi»dit; eie endet in Verzweiflung ihr Leben selbst mit dem Strang.
Man entgegne nicht, dies sei nolhwendig, damit dem Kreon und Kaemon
der ßückschriti nicht oÜen bleibe; denn das sehe ich wohl ein, dafs Hie
Leidenschaiiiichkeit nölbig war, damit diese Tragödie enutehcu konnte,
die je schmi früher eine andere Wendung bitte nehmen mnsaen, wenn
Kreon und Antigone milder wiren aU «e sind: aber vn» ffir die Ein-
richtung des Stücke nöthig ist, muf$ eben auch schon in der Sinneiart
der Han<!clndcn liegen , wenn das Stück wohl eingerichtet sein soll ;
und so bleibt jener Tod immer nur nus leidenschaftlicher Veiv.weiflun^
erklärlich, die auch ihre Gesänge athmen. Noch bleibt sie zwar bei der
alten Ueheneugimg j aber sie erkennt docU (898.), dais sie den SiaMs-
willen Teriettt habe, und steih aweiÜeind dm Göttern anheim, sie su
richten. Gerade de sie auf diesen Punct gdkommen ist, legt ihr der
Dichter etwas unter, was nur von unserer Ansicht aus erklärbar ist.
Sie entschuldigt nehmlich ihre Handlung damit, dafs den sie beerdigt,
ihr Cr u der sei: wäre es ihr Gatte, ilir Kind, würde sie es nicht ge-
than haben; denn ein andenr Gatie, dn anderes Kmd könnte ihr wie-
der werden ; aber Vater und Untter todt sind, bann sie keinen Bru-
der mehr erhalten. Mit Recht bemerilt Jftcob, dafs diese Stelle, auf
wclclie ich im zweiten Theile zurückkommen werde, die Gröfse ihrer
Handlung aufbebe; aber der Dichter wollte eben ihrer Handlung keine
unbedingte Grüfse zuschreiben, und läfst sie, da sie eben an die £r-
kennttiifB ihres Unrechts angrenzt, nach Siüizpimcien suchea, wie die'
Sopbistik der Verzweiflung sie daibieiet: dodi erkennt Kreon, -vdlkom-
mcii im. richtigen Vei4iiltnifs, seine Hiorheit schirfer. VöUtg über-
einstimmend mit jener Zeichnung der Antigone ist endlicJi auch das
Urthcil des Cboi-es. Thränen zollt ei- dfv grofsherziyen Tbat der Jiuig-
ürau, dem frommen Frevel, wie sie es Jieiini: doch sagt er, sein Mitleid
fulive ihn Aber das Recht hinaus ('(jo.); ei' verschweigt nidlt
ihre Vermeasenheii, wenn sie sich Göitergleicboi irergleidit (820 fH),
T8
Bob c EH fiter dia Afnt^ima
sondern ^cht bi^ zui' lliüte des Spottes; endlich hebt er ihxe Schuld
ilax hei'voi- (846. 864-) •
Vonclircitcnd bis zum Acuüentea
der KiOiiiliritt stiefot dn, mem Kind«
itMk ML u Dike*s hAam^ Hwoh.
Und:
Wohl heilig Todu^r Heiligung;
doch dcs«-n Marht , deiu lyiadtt gebfilut,
KU Übertreten ziemet nicht.
Dick stiinle «igein«iO*fBr TnMaiiiii.
Und nicht tadellos hebt er ihre Hartnäckigkeit heraus (930.) :
Dfgtnlhigea SUunu wiidstrümendc Fiat
folgt mA noch jetso da Midilient GmäÜt.
Per Chorgesang 906 iT. worin Danae, Ljkurg, die Fhineiden, ztmachst
nur vegea der Aehalkihkeit flim SAtdaalet, der Wi>kBm% im Gnbe,
Terglidien werden, gie^t dem Vet^iingmfo nur den ellgenieineD Andieil
an dem Leiden der Antigene, und yei-gifst nicht den Mangel der Weis^
heit anzudeuten , der -svcnigstens den Lykurg atdlSle, wdcfacm Kreon in
«»Der gewissen i3e7.i(!hung sehi- ahnlich ist.
19. Wir haben die Schuld der Antigone mehr als ihre TreÜlich-
kcit hervorgehoben, weil vm Binder aneilbnuit iit; dab wir aber Üire
Grofthersig^t nicht Ungnu, hrauchen wir kaum an wiedeiholen. Ehe
ihr Schidual vollendet itt, legt der Diditer den Gmnd der Kreontischen
leiden, um die Hauptmassen des Drama inniger zu veiilechten und zu
▼erwickeia. Dei- Sohn vorrüglicli konnte das Vaterherz durch eine Vor-
stellung zu Gunsten setner Verlobten rüliren, und zeigen, dafs der Herr«
•ciMr au hart und Uoft «ich aeÜMt Tertrauend , nicht auf das göttliche
Recht noch der BOiger Gefühl achte. Haemon «pricht «ehr müde mid
bescheiden ; er unterwirft dch dem Urtheil und Willen daa Talen : in
Unangenehme erzählt er ab Anderer Rede» damit die seinige «ntprlhä-
niger sei (') : er entwickelt jedoch die Schönheit der Thnt, \md stellt das
Mitleid der Bürger mit der Juugfniu dar. Aber der Vater vcrschlieCst
aieh dagegen; niu* eigener Weisheit folgend kt er dem Thoren gleich-:
(1) ^ivf.iUe<./i7,t7. T^SdMd.Va.OB.
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des Sophokles.
79
die Siimme des Volkes ist ihm 7.uwid«rj er der Herrscher erkennt allein
das Rechte und ■will es durchführen. Umsonst macht ilm der Sohn dar-
auf auü&erkMm, dafs es oicht blofs Einen Verstund gebe, dafs Starrsinn
ins Verderben stüne und maU ventdun mäue «u ^idienj -wie der
Snim, der den Weldsiinom «idbi entgefSMUtoBUBt, «ntwunelt -wird, der
incllgei>ende stehen bleibt} irie der Steuermann, der im Siimn die Segel
nicht einzieht, das Fahrzeug Preif; giebt (708 iF.), Auch hier ist Alles
auf den ßegriß" dpi- Wrnunfi und Besonnenheit berechnet. Der Ver-
atand, sagt Haemon gleich im Anfang (6790.), ist aller Dinge höchstes;
und neckdeoL der Streit cnitfliidet »t, gehen die Tonvfitfe dei Sobnc»
den dehin weit mehr eis eof die Gottlosigkeit (710-755.). Schon «m
Schlosse Miner Hisuptrede sagt Haemon: „Es ziemt von dem tu lernen,
,,der verständig spricht"; imd hernach: „Bin ich jung, so miifst du
„mehr die Sache als die Jahre schaun". Erkennst du, dafs du dieses
„allzujung gesagt"? „Unsinnig schält' ich, wärst du nicht mein Vater,
„didi". Zuleut (761.) zeiht er ihn des Wahnsinns. Kreon Temlftt
ndk von Neuem, indem er den Sohn im Zone aobeiden Ufat tmd
meint, er möge thim, was er wolle, setzt seine Hartnäckigkeit g^gflik
die zögernden Vollstrecker des Urlheib fort, verschliefst sich dem gött-
liclien Seher und veTgeln siel» an ihm. Auch Tircsias, obgleich er
nach der jSatur dei- Suche du» Religiöse hervorhebt, führt ihn auf seine
•elbstgefimige Halsstarrigkeit {au^a^a), welche Verderben bringe (101 5.);
audi ihm itt aller Guter bette» weiser Rath (cüiISoiAms to37.); audi er
wünacht ihm bessern Verstand (1077.). Dafs Ton ihm das Begribnift
det Pioi]riieike> sofort gefordert wird, liegt im Weson des Gegenstan-
des; aber immer wird niif die Besonnenheit als den eigentlichen Zweck
zurückgegangen. ,,Des weisen Rathes l>edarf es", sagt auch der Chor
(io85.), imd selbst der Bote, welcher Haemon's Schicksal erzählt, schliefst
damit, dies zeige, dafo unriditiger Batb {4i3eu^) dem Manne der Uebel
schhmmstes sei uiid der Sinne VetUendung, die unglfickseeUgen
RatbscUlüsse bejammert Kreon zuletzt selbst (i247> ls5a ff.). Die Un-
besonnenheit des Kreon zeigt sidi auch in dem Uebersprincren von ei-
nem Entschlufs zum andern. Nadi dem Prolog soU derjenige, welcher
den Polyneikes besiuitei, die Steinigtmg erleiden; 756. will Kreon
die Antigone im Angesic^ des Sohnes sterben lassan; cndlidi soU sie
80 BoBCK.li (der dia jfnt^gtm»
lebcnJia begraben •werden. 756. "will er beide Scliwesiern lödten lassen;
erst der Chor mxih ihn wieder erinnern, Ismeue sei unschuldjf^, und
sogleicli ^csiolii der Konig seine Lebereilung (*). Wer siebt uicbl aus
«oidieit Zügen, dafs die YetleanDg des Göttlidken dnrdi Kreon nur ein
Uniergeordnetet ist, der nmfaswnde Gedanke ebev auf «eine Veraaeiien
hdt und Unbesonnenbeit sieb leiidit? Ei-st nadideln die Hülfe zu spat,
fübrt ibn die Notb wendigkeit zum Bewufstsein ; aber weder Antigene
nocb Haemon ist luebr zu retten. Indem der Chor (i256.) sagt, Kreon
erkenne zu spät das Recbl, verurilieili er iim- den Kitson; die Tbai dei'
Aniigone ist dadurch nocli nicbt gebilligt^ wcA tie darum nicitt Redkt
liat, wenn Kreon Unrediu
20. Uebngens ist auch Haemon's Tod kdnesweges blofs ein Theil
dei Bufse des Vaters, sondern trägt zur Anschauung des Grundgedanlvens
bei. Auch er ist von Leidenschaft erginffen, erhebt sich über das Mals
des Mannes (7G4> f^ovel (uT^ov ^ Kar' av&^a), vergeht sich in Reden gegen
den Vaier, und scheidet rasch im Zorn (76a.). Ja er zückt sogar dae
Sdiwert gegen den Yater, wdeher entflieht, und stiilit in rasender
Verxweiflung. Aristoteles (^) verwirft es als etwas Untragisches» dais
einer ^visl^cnl1icb eine That begehen wolle, und es nicht thue; es ent-
halte das Schändliche fro txia^iv) und bringe doch die tragische Wir-
ktuig nicht hervur : daher handle JNiemand so, auiser selten, wie in der
Antigene Haemon gegen Kreon. Mit Recht haben Tyrwhitt und
Nike (3) diese SieUe hierher bezogen ; audi der sdir aditnngswerthe
Scholiasl sieht sich gcnöthigt, das Ziehen des Schwertes gegen den
^'^ater zu entschuldigen : er habe es nehmlich gesogen, um sich selbst
zu tödten; der Bote aber liube f^emeint . er ziehe £;ec;en den Vater,
tmd erzühle es daher so. Wahrscheinlich meinte es aber Kreon auch.
(i) Die Brmcrliung des Iclrtrn TlfraiisgrlxT« Ts. -^Ci-. Vr»« hoc arquitatis aliquo
„ientu ftermotus dicit Creon ; sed, quo acrrbius laedal Jilium Antigpna cottdemnatuia,
i,pareit ümmtae^, iat eto rein wnikuhflidier Etafellf dar den Wonea des Kmn dm
w Iii .iK Jini Zwrcke dc4 Stückes widenprlehl. lIclwrliMift sind die Andeger wenig
lu .Soplioklc« üt^Ut gingicdninyai.
(a) Poet. 14.
(S) V«mde s. Bonner y«w!ciniA d. Todes. Min i8sS.
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das SapMifos.
81
da er entflieht; und so Mvird es denn auch Sophokles gemeint luthpn.
Eben so geringfügig ist der von Hermann angegebene Grund, Iluemün
hihe dem Yater drolien mÜNcn, damit er nicht am Sdbstmord ver-
hindat ifiirde! Dev treffliche NSke findet den Tadel des Amtotelee
gerecht 8 ffSi nAä aliud, certe inutile erat, tarn atrocem conatum cotf
firre in Hticmoncm." Der aufserordentliche Verstand der alten Dichter,
vorzüglich aber des Sophokles , isi über solchen Tarlei erhaben, der auf
die Ausleger zurückprallt. Sophokles wufsie wohl, was er dichtete
und warum. Aus zwei Gründen zieht Haemon das Schwert gegen den
Vater» einnnl damit sich zeige, wie Tediaiet Kreon idbet den niefasten
AngdUtrigen g^ordan; wie Eoxydike ihm flndit: sodann nnd vor^
züglich, damit man erkemmi dafs Haemon seihst in rasender Leiden-
schaftlichkeit, durch den Mangel der Be«nnnenhoit sterbe. Auch hier
herrscht der heele Erinnys. üehrigens zweiÜc icii, dals Aristoteles den
Sophokles hierin tadelte. Was er im Allgemeinen \erwh>ft, kann im
Rnieinen wohl angdbmcht sdn; und ivean er sagt, dal» SophiAles
hier eme Aosnahme von der Reg^ madie, ist die Ausnahme nodi
nidit durch die Regel Tcrworfen. \A''odurch ist aber Haemon's That
erzengt ? Durch die Liebe. Sie ist unbesiegbar im Kampf ; sie heiT5cht
selbst über die Gesetze; sie bat auch dieser Miinncr Streif cncgt, indem
sie auch Gerechter Sinn zur Ungerechtigkeit hinüberzieht; der sie
hat, raset. Dies ut das ITrthdl des Qiors (776 ff.). Also auch den
Hsemon hat die Leidensehaft fortgerissen; auch an ihm erscheint, dafs
Mangel der Besonnenheit ins Verderhen stürzt. Nur Eurydike stirbt
rein schuldlos, ein Opfer der Kreontischen Thorheit. Sie hat freilich
aucli die Fassung des Gemütlies verloren; aber ihr macht das Zartge-
fühl luiaeres Dichters keinen Vorwurf. Man glaube nicht, es könne
nher dies nidit voUsiindig getmheilt werden, weil, wie Hermann
Um, nach ia86. eine UokSU sei; denn die Annahme dieser Lficlte ist
ungegründei. Eurydike hat schon früher den einen Sohn durch hel-
denmütiiige Aufopfeinuig verloren; den andern hat der Vater jeut in
den Tod getrieben. Warum sollte sie noch leben? Wer wollte ihr
mülterUches Gefühl mit dem Tadel der Unbesonnenheit und Leiden-
achafkliclikeit bidasten? Aber je schuldloser Eurydike sUrbt, desto
sdunenfaafier mui« ihr Tod, m wddiem sie nodi den Kreon Teiv
Hut phäol, Kkuse 1824. L
83
BoscKB fiter die jint^gone
wiinschl, diesem selbst sein. Er aUdii bleibt übrig, in Verzweiflung
die Folgen seiner Vermessenbeit und TTnbesonnenbeit überschauend.
Der Chor aber fafse bedentim^Toll die allgenieiiie Lehre de» DnmB
nuBAiiMn!
Wohl ist Weisheit der Glücksccligkcit
am vieles das Erst' ; und das güttlichc Recht
düf keiner verscbniahn ; (knu gcwalllge Wort*
in ge^valiii^'m Schlag doch biüiend einnul,
hochmiithijer Art,
tie Idum im Alter die' Weidiett.
Hodimttdi mid gewaltige Wone, irie gewaltige ScUi^, sind an beiden
Theilcn sicliibar geworden; beide waren nicbt unedel, beiden schenken
wir das tragisclie Miilcitl : ahi;r Aniigone ist , weil der innere Grund
ihrer Tliat fromm, durch das Gotlesuiilicil an Kreon gerücht, imJ wie
ihre Sciiuld geringer, da sie nur menschliches Gebot verletzt hat, ist
Ibre BuIm minder bari, «ol ibr der Tod erwfinsdit enMäieüat: Kreon,
da er gegen das gSttliche Reebt gefehlt, und Uibdier mid Vollender
des Unheils ist, wird empOndlicher gestraft duicli verzweiflungsvolle
Erkcnntnifs meiner Thorheil. So ist an beider Mafslosigkeit das Mafs
der Vergeltung recht klar pewoi"den : für Aniij^one , als die minder
schuldige tmd über ihr Geschleclit erhabene, bleibt unser Gefühl ent-
acfaieden ;. Kreon"* Vergehen, als das grofste, bleibt in neuerem Anden>
ken, und wird eben darum auch Jn den Sdilufsanapssien des Chores noch
besonders berficknchtigt : 'xj^ & rd y* k •Sieu; inwvA, Die guie
Tragödie aber erscheint als ein höchst mdsterhafles und mit derselben
Besonnenheil, tÜc der Diehier verlangt, entworfenes Kunstwerk: nirgends
hat er seinen Zweck aus den Augen verloren, sondern alle Charaktere,
Handlipgen, Erfolge auf den Einen Gedanken bezogen, aus welchem
«Hein alks Binadne verstindlicb ist, und worin nir also übeneugt sein
können, die wahi« Einheit des Siüdtes gefunden zu haben. Wir haben
nebmlich durehaus nichts in den Dichter hineingetragen , sondern aHes
nur nn^ ilim lierausgeholt ; ja wir hnbcn nirlit einina! alles bcmitzl, was
aiil den Qi iiiulgeilankcn des .Stückes bezüghch ist, um nicht zu weil ins
Einzelne zu gehen : sondern ein aufmerksamer Leser wird noch vieles ent-
dedcen können, was ron unserem Standpuncte aus ins lidit tritt. Denn
der IXdiier bat jede Birtbie, fast mochte idi sagen jedes Wo|t, so auf
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des SophMes.
83
das Ganze bercclinet, dafs man die gcsammie 1 ragoclje abschreiben müfsie,
wenn man alles nachweisen woliie. iJjc vullendeie Tragödie der Hellenen
nie die ToUendete Ljrnk des Findar i*t eben so wm^jeuanhain durdi di«
Tiefe des Ventaaides th der PluatBsie.
21. Da die Charaktere der Personen grofsentheik schon dllrdt
den Gl undi^edanken des Stückes und die folgerechte Ausführung des-
selben bestimmt sind, so bedarf es fur sie nur weniger Bemerkungen.
In Ismenen ist Zartheit lud Saalimuth hervorstechend, womit auch
die Zeidmang im Oedlpo» «nf Kolonof übereinstimmt. Dort erscheint
Antigene als die lidiräidie Helferin; und audi in dem ihr {^eidwah-
nugen Studie ist sie nicht schlechthin ab rauh und hart gasdiildert.
Wenn ich auch den Vers, Nicht miisuhassen , mitsulieben hin ich
da", in seiner Stelle mehr für eine Wendung des Streites halte, da
Antigene eben so sehr hafst als licht, so zeigen docii ihre Klagen über
den Verlust des ihr verheissen gewesenen Glückes der Ehe und sog^r
der Kinderpflege (909.) auch ohne Ruckeidkt anf die lidbe für den
Bmder em jedem Zartgefiihl offenes Gemflth. Du« Lidie zu Haemon '
dagegen ist ganz entfernt gehalten, wie auch Haemon selbst dieses Yer^
liiilinisses nicht ausdrücklich gedenkt. Mit Acscliylcischcr Strenge, will
Sophokles hier kein liebendes Weib dichten; die Leidenschaft fiü- ilire
That hat der Antigene Geist ganz ergriilen und ilu*e Liebe verschhingen.
lühr eine £rwlAinimg des Hnemon entkM^t ihr die Edutierung gegen
Kreon ($68.): O liebeter Haemon, wie entehrt der Vater dich!
denn dafs dies Antigene, nicht Ismene spricht, läfst sidl leicht zeigen.
Dem Euripides blieb es überlassen, den grofsartigen Gegenstand in eine
Liebelei rn Terwnndeln ; denn in dessen Amigone wird der Jungfrau
wegen Haemon s Liebe verziehen; sie hciraihet ihn glücklich und ge-
biert den Uaemon {*). Wann auch diese Nadiricfat nic^t erhahoi nvire,
•o bitte man eine solche Bdtandhing der Fabd nadi Bnripdea Eigen-
thümlichkeit schon erwarten müssen, und die Bmchsificke bestätigen et,
dafs in Euripideisclien Stück viel von Liebe gesprochen wurde. Eben
dieselben beweisen aber, dais Kreon nicht minder als bei Sophokles gegen
(i) Arwtopb. Bjrs. im labalt der Sopk. Aalig. und danuu ia einem ipiteni ZuMts
I. Sdml« Aom. Ts. tSaS.
L 3
84
' BoBCSH Hier die jM^pme
Antigene und Haemon harinacLig ankämpfte; dies zeigen viele der ei>-
halieuen Bruciistücke ; und ein g^nz kurzes, 'Ev cm^v nxo/wv y^t^^uiv ho-
«m, lehn duk «och Eari|ndM die Sedie th auf die Spitce trieb. Kxeoik
mnft tho bei Euripide» dofcli eine bSbere Mtdil ungeMimmt ymrien
seia; und welche war dazu passender geweilt als Thebens Schutzgott
Dionysos , der auch im leuten Chorgesang des Sophokle'ischen Stuckes
angerufen wird, dafs er der Stadl helfe? Hierher beziehe ich nun das
Bruchstück keim Scholiasteu des Pmdai' ('):
Dafs DionjMM ein imwiderstehlicfaer Gott sei, ist ein vielfach bewährter
Gedanke: wenn er aber dem Kreon crsc}}cinenJ dessen Halsstarrigkeit
brach, war der Gedanke $ehr wohl angebracht, mag er nun, wie ich
Andern folgend zu rasch angenommen habe, von der Antigone, oder
was wabracfaeinlicher ist, von Kreon oder den Chor gesprodmi wop-
den sein. Ruliaken ondTalckenaer rind oATenliar im Irrtbum, wenn
sie diese Verse auf den Eros beziehen wollen. Der Scholiast des Pin-
dar sagt zu deutlich , dafs Dionvsos der Sohn der Semele gemeint sei,
und es ist eine viei zu kühne Voiaussetzung zu glauben, der Scholiast
habe sich durch eine falsche Lcseari täuschen las&ca; denn dazu gehörte
dodi dn hober Gfad von VerblüilVheii, wenn der Grammatiker, der
das Stdek seihst ror sich hatte, nidit bitte sdien sollen, von wem die
Rede sei; ja ich behaupte geradeia, dals es nach dem Zusammenhange
der Stelle unmöglich sein mufste, eine so ganz yerschiedene falsche Lese-
arl, wodurch Eros in Dionysos verwandelt wurde, selbst nur aus Ver-
sehen in den Text zu bringen. Eher könnte Atävni aus (äbmr,i verderbt
aeinj aber der Scholiast fand das Erstcre sicher vor; und dafs die Alten
eine Nadiridii über den Namen Dione fflr Semek hatten, üAt man
deutlich aus Hesychios, wo 9«ui^ Amnie erkl&rt wird Baitx>f*i]$<<w
ufAr<; welches nur unter der Voraussetzung, Semele sei auch Dione
genannt worden, crkliirbsM- i't. Doch um wieder auf die Sophokleischen
Charaktere zurücLtukommeu, so ei"scheini Kreon als ein iliiiiigei- Staats-
mann voll Weltklugheit auch in den beiden Oedipen, übereinstimmend
(i) i^rtli. m, 177.
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86
mit der Aniigone: den Tiresiri? hat. Sophokles würdig gezeiclmet, nk
den wahren Gouespriesterj er konnte es um so leichter, da ur selb&i
«tu f^ierdiim iMite. Hftemon't GhmlMr &t WBgemdn USm, baredi-
net uad'üirolil gehdten. Die Boten lutben nichtt AutgeEcidnietas; aber
der Wächter ist eine langhindehnende, adunmig^f ^tzfindige Person,
aus dem gemeinen Volk, nnd demnach von gemeinen Ansichten ; eine
fast Shakspcarischc Zeichnung. Der (Jhor endUch ist mit Absicht aus
den edlen Greisen dei- Sudi zusammengesetzt, einmal, weil das Alter
nicht zum Handeln geeignet ist, und gerade ein sehr thatloser Chor
Hier vorzuglich pafct, damit die Imtdebden Krifte -völlig unabhängig
ihre zerstörende Laufbalin verf(dtg^; sodaim weil das Aller den im
Besitze der vollkommensten Besonnenheit und Weisheit ist, wie audi
der Schlufs ausdrücklich sagt. Was Jncoh über den Charakter des
Chores bemerkt (•), läfst sich grofseuiheils unterschreiben; nur scheint
er seine Bedeuttmg für das Wesen und den Gedanken des Stückes nicht
angeschlagen wa haben} er aieht ihn an adbr ala Uofa willkOhilich ge-
setzt an; mnigsiens habe ich in teimr DarsteUnng nidit angezeigt ge-
funden , \(-arum denn gerade der Chor so und nidu anders in dem
Siücke ist, welches aber auch von seiner An'^irhf ans gar nicht erklärt
werden kann, so wenig als des Chores Uiiheile mit der von Jacob voi'-
ausgesetzten Einheit des Drama übereinstimmen. Lcbiigcus stellt der
Chor eine von Kreon berufene Versammlong (Aarxn v($oWwv 160.) vor:
denn wie der Scfaoliast Tortreflüdk bemerkt, die ESnffihmng de» Chorae
mufs begründet sein. Seine Zahl war ohne Zweifd fünfzehn. Der
Schauplatz ist, wie Anstophanes auch sagt, vor Kreons Pallast; in
der Feme waren vielleicht die Oi te any^deiUet. wo Polyneikes Leichnam
liegen sollte, und wo die Gruft der Auiigone bereitet wiu'de.
23. Die Theile der Tragödie gieht Aristoteks O im Allgemeinen
an : w^tkayes, nrwaftar, «jgc^, %o^«cw« Wehres in wu^oitf nnd vrmnim
zerfüllt. Der Prolog ist ihm ßi^et oAov T^ayM^las ro t^o %e^dO To^e^sv,
Hpcisodion |u/^c,- oXc</ T^ay^iiicu ro (xtra^l c'/uy /^c^ixai yit/.ur;, Exodos ix/^o«
o'Mv ractyMiai;, ueS' c oCk iTTt yj^zZ UfZ-t--. Parodos ist >i -^■J.tvi As^k' sÄeu
(i) S. 358 ff.
86 B o B 0 K R dkr die AiOigime
yß^m, Stasirnon ^fAsf y^sjau to ofo» avanal7ro\} ksu r^cy/uw. Dafs bei leu-
tei'«m der Ciioi* siillsieht, ist wolil gewifs ('). Hierzu koouuea noch
ib iMtondere EigemhOmliclikcitai rii Sg^ nafnib die Gesänge der Schan"
qiMkr, und die HOfifuU, da» ist d|^M nmmI lud ^ «winfsi weU^
beide aber in die vorhergenannten allgemeinen Tlieile eingelegt werdeo«
Die Anti!:;one zeifalll bioinach in dreizehn sehr beslimmic Abschnitte,
welche weder mit unsera Aufzügen noch mit unsern Auftritten ver-
glichen werden können; es sind nehmlich darin aufser dem Prolog und
der Gzodos die fkrodot, -rier Steiiim und ein fänfier CSiorgesang, und
fünf Epeisodien. Nie sind mebr ds drei Sdunispider auf der Bahne.
Alle Chorgesänge sind an aoldien Stellen eingelegt, in mldwA die Bande
iung auf der Bühne stillsteht, um für das Raiun zu lassen, was aufsei^
halb geschehen mxifs. Wir beschränken uns auf eine kurze AniD;?»he der
Haupttheile. 1) Wenn die Bühne sichtbai' -wird, stehen Anligone und
Ismene schon da; diese bilden den Prolog, allein und ohne Zeugen.
Es ist frOher Blorgen (2), vieUddit noch INhnmening; mrie diese darge-
•tollt wnrde, mdgen die Alten cngeidien haben: in Enripides Iphigenie
in Aulis ist es Anfang«; sogar Nacht. Antigone geht ab, die That an voll'
enden, Ismene in den Fallast (i-Q«).)* ^) c^""" angekommene
Chor singt und tanzt die Parodos; die Sonne isl bereits um Himmel;
der Chor bcgrüist ihren Strahl. Die Parodos schliefst mit Anapästen,
in tvdchen der Kcnjphaee die Ankunft des Königes -verbändet« Diese
mit der Ankündigung der aulkretenden Penonen Tünbundc^sen AnapaWen,
urdchs nur der Ghoifdhrer vorträgt, scheinen immer mit einer marschp
artigen Bewegung des Chores Tcrbnnden zu sein, der hei dem Auftreten
einer Person natürlich in Bewegung gcrälh (100-161.). Sehr regel-
mäfsig ist übrigens die Parodos hier gleich nach der ersten Ankündi-
gimg des Inhaltes gestdlt; Msweden folgt sie spät, wie im Oedipus
auf Kolonet und in Euripides Orsst 3) Im ersten Epeisodion
( t ) Schol. Eur. Pioat» at«. Ucbcr die gue fiacha vgL nadi Barmaa« B. D. M»
S. 734 ff. S. 73^.
(a) S. Vs. a53.
(3) Vi. «08. T«}. Plntucb An »ttd Ot re$y.§tr, 5.
(4) T«.6o5. YgmeraMaa JB'.O.JT.S. 7a5.
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des Sophokles.
87
tritt Kreon, immer von Dienern gefolgt, später der Wächter auf ; beide
gehen wieder ab, Kreon zuerst (i62-33i.). 1) Bis der \Vachicr Anii-
gone gefangen bringe, singt der Chor das erste Stasimon, -woran
sich bei der Erscheinung der Antigene Anapästen ImÜpfeB (333-379.).
6) Im I weiten Epeiso dion eradidiit anfaer der Antjgone und dem
Wächter Kreon i «du» iit Mittag vorbei Ta. 44s< gdxi der
Wächter ab. Später tritt Ismene auf, die der Chor in anapästischer
Bewegung ankündigt. Am Schlafs wei'dcn die Jungfrauen abgeführt
(380-078.). Der König dagegen bleibt; denn er ist 622. noch da;
ohne Zweifel siui er auf einem Thronsessel, von den paradirenden
Dienern nmgeben, wihrend 6) da» i weite Stasimon gesungen wird»
bis Bacnion benaebriditigt von dem Verhandelten Itomme. Ihn kündigt
der Clior in Anapästen an (579-626.). Hit seinem Erscheinen beginnt
7) das d litte Ep ei so dion zwischen Kreon und Ilaemon (627-770.);
)>rif)e gehen ab, Kreon in den Pullast, um im befehlen, dafs Antigone
zuui Tode gefiihrt werde. 8) Bis sie erscheint, singt der Chor tlas dritte
Stasimon, und sie eililidkend settt er sidi m anapasitsdie Bewegoag
(777-799-)< 9) Antigone wird gd>nicht um zum Tfide geführt au wei^
den; mit ihr kommt Kreon. Antigone singt irKiiviic. mit ihr wech-
seit der Ohor; heide bilden zusammen den ersten Kommos. Ein
Theil der Worte des (Iliores und der Anugonc ist in Anaj>usten geseilt;
anderes ist von Antigone in Trimeiem gesprochen; Kreon tragt Trime-
ter und AnapSsien Tor. Alles zusammen ist das vierte Epeisodion
(8oo-g340> Uebrigem sind die kkinen Fsrthien des Chores hier nur Ton
Einzelnen Tm^uragc-n. 10) Um der auswärts forigchcndcn Handlung
Raum zu gel>en, folgt das vierte Stasimon (gSS-g^ii«)* Wahrend
desselben ist Kreon anwesend, Antigone dagegen wird nur als Abwesende
angeredel, oder ist nur noch in der Fei-ne auf dem Gang zum Grabe
ridilbar. il) Das ffinfte Epeisodion beginnt mit ^m Ertcbeiuen
desTiresias, und qpidt zwischen ihm und Kreon (97s*! 111.). Tirestts
geht 1077. ab, Kreon geht am Ende dieser Abtheilnng mit allen Die*
nem, um den Polyneikes zu beerdigen, und dann Antigone zu befreien:
Ersieres scheint darum zuerst zu geschchprv, weil der Scher besonders
daivuf gedrungen, und um der Handlung der Antigene und des Haemon
im Grabe Zeit zu lassen. 12) Wahrend die üühue leer ist, singt der
88
B o E c K H über äie Antigonß des SaphMes*
Chor einen Flehgesang an Dionysos (i loa-i iSg.). Dieser kann
Lein Stasimon sein; sowohl der Inhalt als die Rhythmen erfordern
Ijewegung: oiTenbar tanzt und schreitet, der Chor beim Dionysischen
iUtar.- Eben so ist in den IVadüneinniicn nadi der Fsrddos «in Tm-
lied der JiiB§6«iien dnfleky- (soS.), nie dort der Sdidlket bemerkt.
Lft cweiten Theile werde idi ««ywoU die Rhythmen jenes Dionysischen
Gesänge?, welche noch sehr verworren sind, riduiger ahthellen , als
auch die Grunde des gegebenen Urtheils entwickeln. 13) Die Ex o dos
(i t4o S.) bilden zuerst ein Bote, dann Eiu-ydike ; letztere geht bald wie*
der ab. Der Bote Ueibt; is4s> kündigt der Chor den Ksnig en, der
mit dem Leichnam des ÜMmon kommt. Kreon siiigt iLvl rieiivic und.
T(mi Chor unterbrochen ; so sind hier die mtOB Parthien des ivoiton
Komm OS eingelegt. Der Bote wird unterdessen zumckgetreten sein;
es kommt dann ein zweiter (e^ayytÄa?) aus dem Hause ; dann die
Leiche der Eurydike gebracht. Es beginnt die Fortseutmg des Komraos;
Burischen Kreon*s Gesmig sind Trimeter des GImh«s und des Boten ge-
legt, mt den SdilqfsanepSsien sdieint sieb der Chor cum Abmandi in
Beweggsg m setien.
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Erklärung der griechischen ßeischrift auf einem
ägyptischen Papyrus
•u» der Miiiatoir»chen ISammlnng.
Von
ff»- BUTTMANN.
[GekMn in dar Almtemi« der WiwemdMftain m a4. Juimt i8a4<]
iZlu dem kostbaren Schau ägyptischer jUienhümer, welche Herr von
Minnioli so uns herüber gebracht, und unser König zur Bereidierung
nuerer Jurrlidieii Knmu imdi ^rineittcliafUkliett Sammlungen angekauft
hat; befindet sich audi eina «ehr betridididie AmaU Ton Papyrus-
Kollen, -welche einstweilen auf der Berliner Königlichen Bibliothek
niedergelegt worden. Dort ist man schon seil einiger Zeit beschäftigt
diese Papyre mit gehöriger Sorgfalt zu entrollen: aber eben diese Sorg-
falt nacht dafs das Geschäft ntu- langsam vorrücken kann : indem jedev
entwidkclte Papyr zugleidi für das Ang nnd 6m Gebrandi des Gddinen
ehigeriduet, tuid gegen kfinltigp oder aUinddiiAe ZentSning giesidiert
Virerden mufs. Nachdem bereits mehre auf diese Art behliddt wor-
den, deren einige theils bieroglyphisch-mythisclie Vorstellimgcn , theils
Hieroglypheuschrift, andere aber eigendichc Schrift, nehmlich alt-ägyp-
tische Sprachschrift enthielten; so fand sich auch eine welche aufaer
der gewöhnlibhen ägyptisdien* nodi eine griechische Schrift darhot.
. Naafiilich cog diese -vonngsweise die Aufnerfcsainkeit der Alierdinns^
forscher auf sich , theils weil sich hoffen liefs , dafs diese YeilHndung,
welche ja schwerlich ohne irgend eine wirkliche Beziehung sein kann,
irgend eine Beförderung des anziehenden Gegenstandes, womit die Ge-
lehrten dreier Nationen jetzt beschäftigt sind, der Eutbüllung alt -ägyp-
tischer Sprühe und Schrift, gewihren iffirdej dieik aber auch nnd
Mut, phäol, Kksu 1834. M
90
BuTTMASW: Erhlärunß der griechischen ßeischnji
füritzi noch haiipisäclilich, weil diese in einer bekannten Sprache, un-
miiiclbar von einer Geschäflshand in den Zeilen vor Clirisii Geburt,
in einem so interessanten Lande geschriebenen Worte für sich allein
•dKm auf mehr ab eme Art su Bereichenui^ nuMrar KanntniMe di^
neu mfissenj so wie die« durch die vor tw« Jahren von nnaerer Ak»>
demie besorgt Herausgabe des gm» griechischen, den Kaufbrief des
N c c Ti II t e 9 enthaltenden Papyi-s , mit B ö c k li's Leii^efüyier Ertlärting,
schon Tielfültig bewahrt und daduieh jeder ithulichen Arbeit auf eine
sehr bedeutende Ai-t die lialm gebi-ochen worden ist.
Ehe daher dar fSiitEt noch YerscUeierle Theü des emSkubok
i^tisch-griediischea Phpys mit der erfoderliehen Genaui^it der
"Well vor Augen gelegt werden kann , ^vird es zweckmäfsig sein den
Tcrstandlichen schon jetzt den Gelehrten in die Hand zu geben, da
die mögliche Aufklärunr^ der darin enthaltenen Sachen auf jeden Fall
eine sehi' dienliche Vorbcrciiung auch jenes gröfsern Unternehmens
▼erapridit>
Es ist SU bedaueni dafs fiher den Fundort der einsehi Rollen
dieser Sammlung so gar nichts sich angeben läfst. Wie bekannt sind
die ersten Finder gewöhnlich jene Katakomben durchwühlenden Araber,
welche. wie sich, so auch dem m den Wurf ihnen kommenden Eu-
ropaer vollkommene Genüge zu leisten glauben, wenn sie ihm, ohne
alle weitere Nachricht, das Kleinod vei-kaufen. Herr ron Minutoli
follend«, der die meUten dieser Rollen als dne roa andern nadk und.
nach sdion gemadue Sanunfanig erwarb, hoxmte TOn dieser Seite «och
nicht den mindesten Aufschlufs erlangen* Wir müssen uns also mit der
allgemeinen Notiz bchelfen , dafs diese Rollen gewöhnlich in den Mtt-
mien-Särgen und in den Urahftlbtngen des Leiclinams selbst, vielleicht
aimh bisweilen in andern zu dem äarge in die Grabhölung gestellten
Gegenstünden sidi befinden. Auch sind sie snweüen in dem Innern
gewisser Idole Terborgen : wie hiera in der MinutolTschen Sammiwng
noch jetst ein Deipid vorhanden ist. 'Aber andi diese Idole pflegen bei
den Mumien gefunden zu werden.
Wir fangen also sofort mit der anfsern Beschreibimg unserer Holle
an. Sie war unentwickelt etwa zwei Zoll dick und etwas über einen
Fnis lang, was aUo jeut die Ikeife oder Hohe des ausgespannten f9nC
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at^eNtem ä^ptiaeheH Putput.
91
Fufs Jaiißcn Papyi'S ist. Per obere Theil emlialt flie agvpiiscbe Schrift
in fiinf Zeilen^ >vuvoq die vier ersten die gaoze Lauge des Papyrs ohne
dMÜHredMa tiumehmeD, «o dal« jikle dieser vier Zetlea bdmh fBnf Fuft
hng ist. Die fünfte wd laute hridit etwas nedi dedi entmi DriuheS
der Lange nb. Alle gehn, wie bekannt, von der Rechten zur Linken.
Kiuc Handbreit tinlev der ägypiischen Sclnifi isi die giiecbiscLc,
bestehend aus vier Zeden. Diese erfüllen aber niclii die ganze Lange
des FapyrSi sondern kaum, die Hiilfie, und liegen in der Mitte. Die
vkrte i» von Tencliledeiier Huid und liegt etwa* tieÜer. Aus «Ueoft
diesen liefe sidi sonel sdion mit xienlicher Gewifsheit scbliefsenj. dab
^ griechisdie keine Uebersetzung de$ agypUsdien sein kann.
Unser gegenwärtiger Zweck erlaubte Tin? auf die Bequemliclikeit
des Lesers Rücksicht zu nehmen. Wir haben daher auf dem beifolgen-
den Abdruck jede Zeile in mehre Theile abgebrochen, die man in Ge-
danken dicht ansemmen sdiiebeB anila*
Sie Schrifi ist, wie man aidit» zwar durch die Gestalt der eiUr
sein Bnduiabcn und durch ihre Verbindungen und Windungen nnaenn
Auge sehr fremd ; aber die Züge sind so rein und klar, dafs von dieser
Seite diese Schrift weit dentlicher ist, als der von Böckh erklarte Katif-
hrief des Nechules. Da ich der erste war, der die gegenwärtige Schrift
T or Augen bcflunn, so war idi es auch dem es anerst gelang den gröis-
ten TlmA der Worte iwd einzeln ZiuaaunenluLage zu lesen. Hierauf
hat auch Böckh sie vorgenommen; und sobald wir zosanuaengetteten
"waren, auch Rekker noch eine Revision gemacht hatte, so w«r die
ganze Sclu-ifi von grammatischer Seile, wenn auch nicht ganz eigentlich
begriflen, doch mit Sicherheit gelesen. Nui- einige Ungewisse Stellen
hiidien ^ibng. Aber auch diese wiuxlen aufgeklart tc» einer Seite wo-
her wir es nidit erwarten konnten«
Spohn in Leipzig, von desscu FoNchungen über die alt-agjrp-
tische Sprache wir die Resultate begierig envarten ('), hatte von dem libe-
ralen Sinn der mit denselben Lntersuehiingen beschäftigten Pariser Ge-
lehrten, zu seinem Gebrauch dabei das Facstmiie eines dort befindlichen
( 1} Gegenwärtige Abhandlung ist nicht lauge vor dnaen beklagcnawerthem frübea ToAs
92 BvTTXMiir: ErMSning der grutMse^en Beischriß
Papyrs erhalten , von welchem bereits bekannt war dafs er ebenfalls,
aufser der ägyptischen, griechische Schi'ift enthalte. Ohne an diesen
Umland m dfinken, hAtte ich eine Abichrift innerer griedusdiai Zei-
len in geiw{»1mliclien Ghankteien» Spohn sngeadiidu« weil der Inhak
ihm von Nutten sein konnie. Und so entdeckte er sofort, dafs das
Gricciiischc auf Her Parisei' ,RoUe, das aber weit undeuilicher und in
uureinei'en Zügen geschrieben ist als das unsrit^e. genau dasselhij^e ent-
hält, was unsere drei ersten Zeilen j uur dui:i an einer Öicüe die ich
nnten bemerUidk machen 'werde» in dei* Patiier Schrift etwae mehr enu
halten »t; wogegen der Ihhak xmatac vierten Zeile dort fdili. Und
zwar geht diese Ueberdnsiunmmtg nicht hlofs auf das Ccschäfi und die
^'^orle worin es vorgetragen ist ; sondern die Namen der handelnden
Personen, imd Jahr und Monats tag sind dieselben. Was hieraus
über die Natur dieser griechischen Beischritt hervorgehen mag, i«t ober^
flfichiicli leidit m entnehmen. Befriedigendes iet nmr -von der Zulumft
zu erwarien nnd Yermnthungen li^en kslUkt nnsenn demudig^ Zwedt,
Genug, Spohn ilicilte mir eine Kopie des Pai-iser Facsimile mit, durch
dessen Hülfe die wenigen noch ungewissen Stellen aufgebellt -wurden.
Mit dem Vorbehalten also der MögUchkeit, dafs ein oder der an-
dere imbedeutende Irrthum noch verborgen sein könnte> kann ich gleich
damit anfangen, die game Schrift, so wie sie auf dem Berliner PSspiynu
steht, in gewöhnÜdieB Ghavakteren hiebennseisen, jedoch suvSrderst
ohne Acoente, Spiritus und Interpunction, damit auch dem der sidk mit
den ungewohnten Schriftzugen nicht befassen will, in allem was Ansle-
guog imd Zusammenhang betnfli nicht von uns vorgegriflTcn sei.
(1. Zeile.) Etou« Ar xeiw/^ 5 TtroKTcu tm nfv ev ^ffroAei t>)» neyctÄm
«TM^ xe* ^nuniK nihavm i|r inny|paftt «tiA^MM» 0 wmv^tfmf
(3. Zeile.) h{k %"^v7itv wnns rmr ^it^twat^m ^ murw
T«y KtifjLtvmv vcx^uv tv oi; fjgpiMW W TSV ^Mpcravciets t>)? >Jivrtt
Tou By^ßa? ratpcK av& iretovvTM ^trev^ut? (3. Zeile.) a
(4. Zeile.) AnMuntt o v^ot rcot y^aftm rau J^nßa« MiniTtti^ W
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auf einem ägyptischen Papjrrus.
93
So gevfifs nun aber die Lesuncr dieser Worte ist, so stellt sich
doch ein deiulicliei* Sinn nicht so leicht dar , indem wir ^vcgen allzu-
grofser Uubekannt5chaft mit den Gegeusiänden auch mit den Ausdiückeu
nidit fibmll dctatUdie YorateUmigen -vorbinden kSnncn. Dieten das
aachlidie Ycriilltiiü mfUSroiidMi Btupttlial dar Unteirachiiii^, der oh-
Bedas erst durch Komhinining rieler aolchcr Monumente gehörig toh
stntten gelm kann, Töllig zu führen ist auch meine Absicht nicht; son-
dej-n ich werde das Dokument zunächst aitf grammatischem W^ege so
klar zu machen suchen als möglich, auch hierin Böckh's grössere
Teiti«nthett mit den wchliclien Gcgensiioden dieter Ait su Hülfe nehr
moid. Und to will idh nnn die §anse Schrift betont, und nadi meiner
Einttdit unterschiedMi, hiefaer aetien.
"Etsvc ?.r' Xflidx, ^' riranrat iir) ty.v iv A/erTTsXft rr aiyd>.r r^ä-
TTt^av, i<p' AvTi'uayji, uks^,^ i-/KVK?'J3'j, Kct-a &tuyB(i<pr,v Atk^-
viaiov Mu Zfjuvioi nXxvuv, vip' iff uTroy^a^ct IlroAfjLuubf e dvrty^a^
Um ach «m dieaem Gtnmr Ton Zwiaclien- und Hdienaatten su
helfen, mufs man bedenken, dafs man Kanzlei-Stil Tor ridl het,
und dafs in diesem ron jeher ein Streben ist, alles was zusammen Eine
Handlung ausmacht, auch in Einem vSaiz dai-zuslelleu , folglich alle Ne-
benbesüounungen, von denen keine darf ausgelassen weixlen, wie sehr
die« auch die DeaiUchkeit endiwere» überall einkiuchalien ; indem der
Gesdiifttknndiga ja doch die Hauptponkie der Handliiiig |^ck beraiit
findet. Als Beispiel dieses Geschüft- Stils aus dem Alterthum dient
schon der Kaufbrief des Neehutes: denn über den dort Ton dem Ei'-
klärer zur Erleichterung angehrachien Absatz mufs man dem Zusam- •
menhang folgend weglesen bis in die zehnte Zeile: wu dann nucii die
fihriyn Betlimmnngen angehängt werden. Die gegenwärüge Schrift gibt
«in swar kfiiieras aber nödi amchanlicheres Bdspiel; worin sidi amh
.94 BuTTVAMir: Eil^&wig der grieekueheH Beuehriß
als Grundlage eines solclien grofsen Satzes deutlich zeigt, dafs zu An-
faAg die Handlung» dann nach den dazu gehörigen JSebenbesümmun-
gttft die PertQii die et angeht, und B«dh dien übrigen Ndienbcstim-
nmigen znletit des etgendidie Objekt der Hendliing steht. Ich ver>
binde also: ,,An dem und dem Tage rtnucm — » rbia^,,.**.
Und gewifs gehörte es zu der schicklichen äufsem Form einer solchen
Akte dafs der Name der Person in der Mitte zu Anfang eines Absatzes
stehe, wie hier zu Anfau^ der zweiten Zeile, wohin also der Blick de»
die Akte brauchenden sogleich sich wendete
Nur mit Annahme dieses Zusammenhanges scheint mir auch das
Wort mroMTai erklärt nverdm xu kennen : es steht nehmlid» nach der
Analogie Ton rterropMi <f>i^tu ^o^, mir wird Steuer auferlegt. Der Infin.
ist nicht ausgedrückt, weil, so wie man sagt, rarru rm (pooev, die Sprache
auch mit sich bringt tuttoimu ^e^ov. Das iiri mit dem Akk. aber kann
nicht anders gefaüst werden als diu-ch Bezahlung wohin. Die Zeitbe-
stimmung endUdi bei einem Perfekt kann nicht Ttm dem Tage der
Handlnng dieses Veihi gelten: demt tu diesem Sinn mfifste es heiften
hax^n. Es ist also Termin. Und so fasse idi den Zusammenhang auf
dic<;e Art: ,.Auf den 9. Ghoiak ist Oros angewiesen su zahlen an Zoll
„so und so viel".
Dies wie gesagt mufsle ich vorausschicken. Lud nun will ich
das Ganse wörtlich und in der Folge der Sitae des Originals lObersetaen;
wobei ich )edo«ih das was den Zusammenhang des Gduien su sdir unter-
bricht, biols füi' das Auge in Klammem etnschliefsen werde.
Auf den 9. Cboiak des T\C>. .Tahres ist angewiesen 7.« ent-
richten (an das in Diospoiis der Grofsen befindliche unter
Lysimachos stehende Zollamt des gewöhnhchen Zwanzig-
sten), nad» schriftlidier Angabe der Zöllner Asklepiades und
Zminia» weldbe Ptolemios der Gegiensdireiber untersdireibt.
(i) In dem Kaufbrief de» NfclnitcH Ift ein «oldier Ahsclinitt n.u-h rler fünften Zeile:
nur ist dort die Ycrsclüadenhett dafs die fiinf erttm ZeUcn das JUaiuiu und die KuriaUen
CBthiJten,- und dam cu Anfimg dct Mmbtes sogleich die Handlung und die erste HsMpt-
pcrson zusaminrn strlm in den Worten 'An-i'Äsra nauxi-^r;. Rcss<t wei Jpn wir diese An-
ordaxiag untea bei nochmaliger Unlersudluog der Nebeoschrifl auf der Ncchates-Urkunde
^ — »-^ 1- »■ -
INOMCDMn»
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auf einem ägyptischen Papyrus.
95
||Oros der Sohn des Gros der duddiyte von dem Kaufpreis
des von ihnen Verrechneten (von -wegen der ToH'cii , die in
den Gräbern liegen, vrelcbe sie besitzen in den >IeiuuüXiien
des KU dem Nomos von Theben gehörigen Libyens als Sold
fSr ihren Dienst), || -ms er ^/kmah Ym. von Onnopkrit dm
Soline de» Orot, iSr Brt..., ZoE... uuBlmikdert...
Lysimadios . . .
Icli Apollonios der SchrciLrr Hc^ N^nmos von Tlieben
habe dies übernommen zoi' Aufzeichnung im Jahre 56. den
6. Tybi.
Wir woHen mm du Eiude io iveit «s mit mö^^idk ist erSnem«
1E«rw Ar' Xmi^ Dm streite ZaUcddien is der Jahnahl auf
Fapyr ist das Episeoutii, woffir wir itzt v brandieik, das aber auf
Stein- \m\ nn;!ern Srhriffen sehr gewölmllcli so erscheint wie wir es hier
sehn, nebmlici» einem runden Sitfina ähnlich nur mit verliingmem obei n
Sclienkel. Dafs hier eine Jahrzahl genannt ist ohne den Kunig zu nen-
nen neeh detieii Re^iertug sie sihlt,'*des komait sudi in LuchriAen an»
Acgyptäi Sfiers vor In einer kunen Beischrift irie die nnsrige
ist dies noch weniger befremdlich. Dasselbe sehn wir auch in der Ne-
benschrift zur Nechutes- Urkunde: wo freilich die ILuiptschrift die Be-
Slimraunf» desto ansführlichcr enthält. Auch hier laifst sieb die aus-
diückiichc Angabe von der darüber beßndlichen ägyptischen Schrift er-
mrten* Ob nun gleich Spohn mir sagt, dofs vai dem Pariser Ptipyr
diese, zn setner Verwundarnng, in gar koner sichiliaren fieiiehuttg au
der griediischen Schrift stehe; so können vjr dodi wohl anttdimcn
(i) Mao sehe s. B. in der Inichrift Ton Phitae bei Letronne (Retherehes p. S, h
fk, d'Eg/pleJ p. 46i. iM nAXBK Tv (Aat Zeichen L bedmitct bekanntlich das Jalir) ; und
in der Iiudirift ILjreDe bei DeUa-Cella, Reise von Tripoli nach AegjrpMn p. i43«
da iiaL Oripnali (vgl. Explie. ad Find. P^ih. 4. exir.): emllidi «ine mir wn Herrn
Jonard eben jctat vttgetheilte rür die Descr. de l'Egypte (AtU, 2*. f^ UA, 55, l8^.
nTEN2JIN'£ie£&iM£l'UT»I
OTOAEMMOZOrPAMMATnS'nilf
ENTfiinEPIEaVE+AJJTlNHN
AtKAMfißN LAK EIIEI«
das kttie für *fin^ BSekh.
96 BiTTTic Airir: BrMSrwtg WSpr grieekisekeH Beiaehtiß
dafs der König Ptolemäus E u e r g c t e s II. oder P h y s k o n , welchen
nach desselben Versichening die obere Schrift nennet, auch dieses grie-
diiidie Dkitam bettimnie. Yediilt dies fidi ¥>, ao dnf ms du uidit
hren dafs in der Rdh«fo1{|e der Könige Buergete« II. nur neonimd«
zwanzig Jahre cinnimt: denn Porphyn'us (bei Euseb. Ed. Scalig. p.6o.)
belehrt uns, dafs da dersclhe schon als Knabe w.i'luend der Gefangen-
schaft seines Bruders Philoinctor zum König war ausgerufen worden, und
seitdem abwechselnd, bald mit jenem zugleich über Aegypten, bald allein
in Libyen geherrscht hatte; er bd adn«m eigcnüidiai imd vollständigen
RegierungMntritt dieae ersten fSnfundswanrig Jahre nittmiUcn befob-
len. Also lallt das Datum imscrer Schrift in Ol. 161, 3. oder das hun-
dert und TienuddreilSugiUe Jabr vor Chr. Geb. auf dessen %. Januar oder
9. Choink.
Der Monat welcher sonst Xokcx hei/st ist bei tins und auf. der
Pariser Rolle deutÜch geschrieben Xet(cx,(').
iiKdfiiff lyKviAwu. SSmtUdw Worte sind deutlich zu erltennak: nur
die Endiing cv des letzten ist ein flüchtiger Schinftzug, den jedoch wei-
tere Vergleichung (s. unten 'A/rKXtiirt(t^:\<'^ . der Sinn , und endlich die
Pariser Schrift, wo diese Buclistabcn deuüicU ausgeschrieben sind, aufser
Zweifel seuen. Die Worte rrroxroi ivi rti» haben wir bereits erklärt.
Tfim^ ist jeder Uscb oder Stidbe yro Geldnblungeu geschehen. Es
ist wol keine andere VeHnndung mogUdi als die von uns angenom-
mene, dafs die Genitive e/xer?« eyxvx^v zu r^aVe^a gehören. So itt tin
Lysimaelios ih'r Oberbeamte in dem Zollamte wo diese Steuer ein-
genommen Nvud. Der Zwanzigste ist eine aus griechischen und römi-
schen Steuer -Systemen hinreichend bekannte Abgabe vom Werth dei'
Kattf-G^enstände. Den Zusao iyxJxAM« habe ich durch gew6hn->
lieh gagehen, Tollkonnnen faefiiedigt dnrdk Böekh's hier folgende
DanteUung.
( I ) Eben •» siebt aneh in der AefjfiiaAai laadifiik liei BanOton jiegypt, p. fj^.
öbcreinstimmMnl mh Pocu Ac Dt'scr. Or. f. p. io4. Freilich in d/er Descr.de TEgypUt^
Antiqtf. T. U. p. 111, ist Xwot gegeben, aber ohne ZweiCel nur »m £iiieadatioa.
Baekk.
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auf einem ag^pUschen Papy rus.
97
,,'Eyy.vxXta sind nach Hesyctius ra tyKinO^utva t5 QI'jj koi avr^^f\.
,,Neh]nlich eyxvxXtsa ist alles wns in dem gcwohnliclien Kreise ge-
,,wiftser Gegtsnstande enthalten ist. Daher ryxuxAio« -stu^ua, eyKvx^ua jua^if-
,,fMra der gewölmlidie Kreis der Bildung: so bei Stnbo L S. aS. B. fy>
y,«MAio? mi 9w^^^f aywn d^m&^pa« teo} rdSg ^Atn^wrm» So aiiid Am-
,,rev^uu lyxuxAtot nicllty wie Schneider im Wörterbuch es darstellt,
,,dic bei den Bürgern im Kreise herum geli enden, sondern die im Kreise
,,dcr gewöhnhchcn jährlichen Leistungen begrifl'enen . kui-z , liie ge-
„'WöhnlicheDj s. ff^'oif. ProU. ad Lcpt. p. 8y. ; meine Staatsh. I. S. 4^3.
„ AmtiMdet nemt die gewdlmlichen täglicheB Bfanste lymic^ ftoxMnwMmt,
„iuaimK lymiAMw n,3.)f htcäiAMi die ordiniren Gesdiiftfl
„des täglichen Lebet» (ib. II, 7.): und damif kommen auch die voa
Schneider im Wörierbuche aus Tsokrntes und Demosthencs ange-
,,führtpn Sil llrn hinmi'^. Ehen 80 beifsen die Einkünfie von dem ge-
,,wöhnhchcn Ycrkchi' ütto tüv eyKVK?uuv oder eyKuxAjjjuarcuv j -wie ich die
„SuXiea des fidsciiea Aiiitoieles in mdiMr Stseuh. L S. 5a5. erUice.
„Hienack, denke idi, ist «ficBni lyMwAm der ordinire Zmndgste; also
t»eiBe ordinire indirekte Steuer, ^ie in Rom die centosima remm ve-
,,nalhim; im Gegensatz gegen einen aufserorden iliclien besonders
,, aufgelegten Zwanriri'^Tfn , Air z.B. eine Vermögensteuer "sein konnte.
,,\Yic diccixoin) wol vorkommt z.B. in Athen als tirfe^d: ». 6uai&h. Ü. .
„S. 67., oder als ZoH, dbend. L p. 348. 432."
Die Stadt T1id>en, wo dies ZoUamt ist, steht hier saTörderst mit
ihren SoHenncn oder diplomatischen Namen AtinroKK 4 |My*'^> den sie
in Gegensatz Ton Klein - Diospolis führt , das weiter unten lag.
Karä iucy^a<t^,v 'ATicKmtaiov koJ Zfjuvios reXwviSiv. At&yoatttr ist die
Handlung eines Verzeichnenden , Berechnenden , und was er I>ei der
Bekoide «inveidit ist eut ^^ynu Vgl. Böckfa's Staatih. IL S. 70.
Dal* es hier au£ die Handlung des rvnnmn le. r. ^ sich besidit, tmd des
Oros Zahlting darauf gegründet ^ar , ist \yo\ oflenbar.
Die beiden Namen sind undeutlich, besonders der erste. Die Silben
'Ao-kAj)- sind gewifs. Dann folgen zwei flüchtige Züge, wie es bei einem
langen Namen begreiflich ist. Nehmen wir die Endung o\t dtutJi Ver-
gleichnng mit den obigen «vxt^xAiou als gewifs an, so steht dicht tot der^
Sellien em Ring, der wdier nidiis ist als das in der schnellen Schrift
SiU» phiol. Klatte 1824. N
rund gewordene A (vgl. vorher öMtyja^'i/); der vor diesem stehende Winkel
aljcr ist das a wie es dften in der Verbindung erscheint. Man sehe das
drille a in Araypa^v in der Tiarten Zeile. Sind wir loweit, to ymA. men
leicht die sduidl gescbnebene Sylbe m erkennen, beeonden irann man
das TT in dem f o1gendfll| iHnv^« und unten 2» 4> in'AToAAuW vergleidit«
Den andern ISamen würde man Zurre lesen, und dies könnte als inde-
llinablcr äf^vpiischcr Name nicht belremden. S. Böckh zu der rVechutes-
Urkuude ig. Aber auf der Pariser Schrift steht deutlich Zju/rt«;, so
mrie nnten ir<^* 'Onti^^m. NehmliGli dat o iit, tvie man in dieser Sdirift
Lesonders häufig eleht, meist nor ein sehr kleiner Bing, der rieh Sfien
an den vorbeigehenden Buchstaben anhingt, und alsdann im Schnell-
schrciben bald in einen Pinikt zusammen (liefst , bald auch wie ein
flaches u zum folgenden Huchsuben übet^eht, wie wir eben in der En- ,
dung w. und hiex- in oi sehn (^).
yfl itvoy^cüpu HnXtiJuSb« i amy^a^tuc^ Die Sübe mit edMU
hinanfsidg^en Final-N hat sicli achon in tta/j/^afiif kund geihant aoa
ifi* Ijf^ ergibt sich also uTcy^a^ei von selbst, obwohl das vv nachlässig
gezogen und das iibrii^e durch Fehler im Papyr undeutlich ist. In dem
jNamen IlroAefutis« ist das *r gezerri und das « auf die ebcnenvahnie Art
fast verschwunden ; aber das übrige ist deuthch genug. Die ünterscbrift
des GegcDschreibers diente war KontroQe: s. Bockh Siaatdi. I. S. 198 ff.
Da« Präsens vwty^d^ steht, weil er es nidit hlof» hier gedian, sondem
auidi in allen afanlidien Sachen thut.
*Sl§o< "n^ev XeXyjuTii)9 uvri« twv ?\xiyevonawv carrm. Man lese nicht
Xo^^usTvtc r das Ringlein zwischen v und t dient blofs die zwei Buch-
staben in zwei Züge deuthch zu ti-ennen. . Uebrigeus ist die Benennung
ohne Zweifel von dnem Wohnort oder Demos Xo^x»^ gebildet.
Der Genit. Aüe kann wieder nnr in Vediindnng mit der gansen
Bbudbittg gedacht werden: TvroNVw so und so -riol Am ,,ihin ist anfer-
(1 ] i'ur den Namen Zftivtg gibt vielleicht eiue Analogie der .\ame Mii^at Ztuvfjfvaußiat
in der Frankfunar Iiu^rift der KaiarriiaklieB-IiHd, Fbnd^. dm Qr. V, 4* ?• 4^3.
Letraniic Hrf hrrrhrs p. t. tt rhist. tl' Fi^yjytr p. (S«, /-var Iie«t Gau X'i- ■ abiT iu
eiucr vuu Ucrrn Uliden mir miij^i tlu-iltcn tx>llatiou la Uoni Abdruck in dtoi t-uiul gruben,
ist nichu TOD einem % *un Z beniciki. Dieses 2^nt<Xf»iß»t iit nun frflisnbK cia» Conifai.
■lit %inßßist M» wie dort mcii ein fiygfovßtf vocionuBtt imd wkder «in Ysramuif^
BScLb.
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io^emtm Sgypdsdien Papjrrut,
99
legt 2U zahlen . . . von dem. Kimt i i ei^". Dies letzte Wort erfodert
aber sellMt wieder einen Gegensund im ücuiuv wovon es der Preis ist;
dM iit rfi» XoYcufifvvur ein IVsiimni. Du Teilnnit iit neu, «tdtt aber
dien to deotlidi auf dem Pineer FtpTnit. GlfiiiUidierweite lifst weder
die AUeiding noch der Zusammenhang uns ungewifs über die BedeUp
tung. Aev«J«if mufs licifsen ,,in einem hcyoc, Reclinung , Berechnung,
aufführen" (•). Die Worte d«' avrw gehören nidit dazu und können
nur auf die beiden Zöllner »ich beziehen. Also: ,,von dem Kaufpreise
der Ton ünen TcneeidinMeD und in Redinung gebraditen Gegenaiande";
nnd dies Bendi« sidi aetflrlidMrwdse elien auf jene von ihnen ge-
niichie ht^fftuffi.
Xa^iv Twv xtifAevuv vex^mv k. r. X. Dies ist der schwierigste Theil
des ganzen Zusammenhnnc;« , der völlig befriedigendes T iehl nur durch
Vergleichung weiter zu eutdeckeudci' Urkiuiden erhallen kann. Das Wort
'Xfif ceUbet ist hier dunkel : ich habe es einstweilen eben so übersetzt,
Ton wegen; nnd so mag nn« fürent genügen cu sehn, dab der ge-
madile Kauf und dessen Verrechnung in Zuaammanhang atehn mii ge-
wissen Leichen und Begräbnisstaten ; worüber wir nun femer sehen
müssen was aus den W"oricn hervorgeht.
Xäjiv rwv Ktifitvie* vtx^unv h eis tj^pM*!» h ttk Mejixvovu'oc« rijs kS\nfi
«aS «a^ ^Ißa/t rAfots ^ vominat Mmvfvtiit, Was die Deutlichkeit
der Zöge betriflt so will idi auf das dn paarmd tut Tersehwundene •
nidit weiter anfmerksam machen. Das r in t^/b sieht fremd ans, aber
mir weil die twdte Hillie des - Queniridis etwas tiefer angesetst ist.
(i) HifT ist ein onJcrci aus il.rii <]tir Ge^niA kommendes Beispiel Jrs VerM ^ayivitv
und seines mit Xoyt^trQat übereinkoinmenden Gebrauclu. £s ist der Sckliiüs einer liuchrift
M» itr Tbebuiitchen One fLetronite Den» Iiucripttoru Groc^ues grmitt *ttr fc Pykme
d'un trmplc Fg^jftien dazu In gründe Oasü. S, auch Cltiss.Journ. T. 9^1. Cr.iUau.-f mh.
Xm, n.J. Die Kode i>l dort davon, daft den too den reitenden Milit^-l'crM>ucu gewuhn-
lieli gwmaclitai Fodemagen ta LeisMugen aieht femer aolk mdifegelieB wcideiii dhni
Lbon sü sollten auch die Behörden du widerrechtlich erprefste auUeichnen und einr«icben,
trorauf im Verfolg geMgt wM, 4ab ^bb dieie ktk^a^m ^ Uiftt^fm geHibickt wei^
den «ollen und 1« toC J.syis-rj-i'o'j iVi ra 'i.- i>0.cywa<: : tum Schltifs «agt der PrSfekt : o Uof
(oder 0 ti ttr) Koftt r» ömcuov ht?.oy*tii*ivev ^ icrtcgcrflüifCv ^ nCt» ^g^a>rs|uii öfMuiif.
BSakh.
N3
100 BoirvHAaiit EHäbuHg der gruMteknt Bmehr^
J^Ierkwüidig ist das ß in dieser Schiuft, iadem die beiden liaihzirkel recUis
in Einen Suich sich abgeglättet Laben, i/vie nun hür in hißiim und unten
in tW3i am dentUclistcn lieht , «udi in dem Worte 94|3m der vierten
Zeile; denn in demselben Worte im iut voiiiegenden Zusammenbang,
ist der eine Strich durch Fehler des Papyrs unkenntlich. Das Wort
irffi ist hlofs durch das x, das hier wieder verzeiTt xmd ganj! in zwei
Theile zerfallen ist, undeutlich. Zweifel kann nirgend entstehn.
Desto schwieriger sind die Sachen. Unter der Benennting Ms«
iwsnsv oder MqiMNiov (denn auf beide Arten -wird es getduieben« und
auf beide Arien, n«ch der Anab^ anderer griechischer Manien TOn
Tempeln, Monumenten U. d,g», richtig) kannte man bisher nichts an-
ders als ein Monument des Memnon, das bald als dessen iiraher Kö-
nigsitz bald als dessen Grnhmal genannt ward, wie davon die Stellen
beisammen stehn iu der Abhandlung über die Memnonien von Jacobs.
Solche GdMtude warm in Aegypten hdanndich in Abydos und inXbdwn,
Ton wdcher bMatem Stadl dar guiae Theil am linken Ufer so ^eoMom.
ward. Andre waren in Aeihiopien und in Asien, von deren Bedeutung
und Zusammenlinng hier nicht die Rede sein kann. In unserer Schrift
lesen wir tüu ..den M£(uv;nj:(? des zu rhrliLii gebörigen Lihvcns". Ganz
Aegypten ward bekaundich durcli den iSii m die arabische luid libysche
Seite gespalten, und jede Seite wird auch Tidlldtig kurzweg Arabia nnd
Libya genennt: in wdchem Fall libya, ab ein geoigiraphisdier Hauptp
Theil von Aegypten nicht zu verwechseln ist mit Libya im gewöhn«
liehen Sinn als Theil des Ptuiemaisehen Reichs, wie wir es of)en £;enannt
haben. ,,Das Memnonium auf der hbysrhen Seite von Thebeu" wiiie
also ein ganz richtig bezeichnender Ausdruck von jenem berühmten the-
hüichcn Gebinde. Strabo 17. p. 816. sagt ausdrücldidi, ein Theil too
Hieben liege h if *^aß{^ h ^ % wihs, ein Theil h ^ «sfonr hm
Hs|irsrfsr$ wo, durch Gegensatz von Arabien, Libyen so gut wie ge-
sannt ist. Auch der Plural ra ^'{'.vsvtui in imsercr Schrift könnte nicht
befremden. Derselbe Strabo 17. ]>. 8i5. nachdem er das Memnonium
in Abydos erwüiint hat, fahrt fort: « o üsi fairiv e M^/llkuv vvo twv Aiyv-
wtntif l0)ii(vAfr A^ytroi, aoi s Aaß/^v/^ot McjLtvoVnov «r eSi Mn tov ovrav i|yay
tSnn KOI fil er *A0ufy, xoi tv t» &iißatf mti yilp Ixn Arynrn rnm VbimMUt,
EBer geht das hcm Uois auf Thdienj denn von dem diydeniscben Mem^
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eintm ^yjiUtt^en Papyrus.
101
tmywwiiM handelt er dien; iwdk Theben alier ist aeme fieschieibiiiig noch
nicht gelangt.
Ist also Ton Grabent die Rede, die in diesem Memnonium sidk
be&nden? Dm «ire etwM nnedi6rMi. Des Meimnoninm. gStj we g»-
«1^, dlecdingi hiufig für dn B^rfibnis, aber det alten Odden, Königt
oder Gottes selbst. Nirgend liest man auch nur, dafs eines andern Kö-
nigs Leichnam in dif^sem Gebäude bestallet woi-den sei : und hier waren
Graber gewöhnliclier Menschen iu demselben, mit 'welchen ein gemei-
ner Geld verkehr getrieben Mrurde.
Je mehr ich die Worte «nache je gewisser wird es mir« das hier
unter rd M^'rata etww ändert verstanden vrird. Td BbiuvianiM ^ A<|3vife«
dies ist kein Ausdradt für ,,das Memnonium das auf der Lil^rMhen
Seife liegt": und wozu in aller Welt Avürdc diese Bestimmtmg hinzu
gefügt. Hier ist oirenbar der Pltu-al von Bedeutung: es sind Gegen-
stände, Lokale, die in Menge auf der Libyschen Seite sind: kurz es
sbd die Begribnis-PIitxe» die KatsLomben sdbst« Es ist brennt und
verstdu sidh ans der üfamr des Ifjptischen lindes ▼<»! sdfasi» dbCs alle
Begräbnisse in den unfruchtbaren Anbdhoi fiber dem Nil • Thal sind.
Diese weilen unfruchtbaren Strecken nannte man Arabien, Ubyen; und
zu jeder Stadt am Nil gehörte der daran stofseiule Theil davon. Dorthin
begrub jeder Ort seine Todien: und das also sind die Memnonien in dem
SU Theben gehörigen Dbyen, Dafs sie M/ww»sm heiliwn lerne ich* wenn
van midi nicht groÜMsn Irrthums bdehrl, ans dieser Schriftj und hoffe
dafs es aus den neu erSiheten Quellen ägyptisdien Alierthums noeh nvcir
icr hervorgehen soll : ahne auch den Zusammenhanp; dieser Benennung
mit dem Namen des ätliiopischen Helden, der ühei-all nur genannt wird
um von seinem Tod zu reden, und dessen Monumente und Wohnungen
s&DMlich audi sein Grabmal hdfsen. 8. Jacobs AMi. S. 94ff>
Auch den Ausdruch AtlSdq« s& n^t OijiSa» müssen irir nodi
näier betrachten. Man vrird den zweiten Genitiv für das Neutrum
nehmen wollen, re ttsjI ©n'Öac: aber dies prtC'ii niehf recht zu der nn-
teisten Zeile wo derselbe Ausdruck , Ikacunung einer liehörde ist die
einen Schreiber hat: denu so allgemein „einen Schreiber der Gegend
«,um Hibben" hat es wol nidit gegeben* Sdi» wir dagegen ans der
Nedautea-Uffcnnde und BöcLh's EfrUntemngen davon S. i8. daCi d>en
102 Bvrru kW : EHUmmg der grigdku^e» Beüehr^
so elliptisch gesagt ward tov To^^t«;, tbu 'OfxßttTcv, von den IXomen
oder Kreisen dieses Kamens, so kann wol kein Zweifel sein dafs auch
liier »opv m Tentehen ist, und ddt da», yn» der Geograph Piolemiiu,
•Inreiehend toh dea dbrigen Nomos-fiennuMBiqieii, weldie fast alle «a£
TiB amgehen, &nßwv viius nennet, hier e ire^i idi^ßwt heiTst. So entsteht
aber wieder eine Scliwierigkeit, indem hier ein Theil von Libyen als
zum thebäischen Nomos gehörig genannt wird, während nach Piole-
maus dieser Nomos ganz auf das rechte ISilufei', yio das eigentliche
Thdien lag, beschränkt ist* Denn das Menmoniuni, das bei Ptolenilns
den Namen o Vl^m» führt, vnd das, wie oben erwShnt, dem eigenu
liehen Theben gegenüber lag, dieses sdbst gjsliSrte nach Ptolemäus nicht
«um thebäischen Nomos sondern zn dem atif der libyschen Seile liegen-
den vötiK TtvTV^lv/fi. Auch (Vic Annahme dafs dies zu verschiednea Zei-
ten Terschieden könne gewesen sein, hilft uns nichts; denn in der fast
^diaeitigen Nechutes- Urkunde, die ^enfiJb lanier Aeb&bhe Leate
beirifll, und die Ton Grund nnd Boden der Memnonier (rfir Mvawww)
handelt, wird dieser au dem Nomos Tathyritcs gerechnet. Den Ort
Tailiyris kennen wir aus PlolemSus als nahe hei Memnon landein-
wärts licf^ond : aber ein davon benannter Nomos ist, wie Böckh be-
merkt anderswoher nicht bekannt. Indessen halte schon Danville aus
der Folge der Nomen bei Plinius geschlossen, dafs dar blofs bei diesrak
Sdirifistdler Twltommende Nomoa Phaturites au diesem TatHyris ge-
höre. Dies ist so e?ident» dals BÖckh nnd idi es unbedenUich an-
nehmeik. Der ägyptische Name wird auch 0arv^ic geschrieben ifpeden
sein, woraus durch eine sehr gewöhnliche Verderbung ^aru^'c ward.
Tochon d'Aunecy in seinen Rcclier-chcs sur /es Medaüles des Nonies
d^Egypte, ging noch weiter. Da der Nomos Phaturites bei Ptolenuus,
und was allerdingi sehr wichtig ist, der Thebiiache bei Plinina
fehlt, so vannttlhet er mit groiÜMr Wahmcheinlichkmt daJs beide
nennungen einem und demselben Nomos gehören. Es ist gar nichts
seltenes dafs eine Ilaoplstadl in einem Distrikt lieqt der ans irgend einer
Lokid-L'rsach von einem geringem Ort dt n Namen fuhrt: wobei es aber
eben so natürhch ist daLs die Bezeichnung nach dem liauptort auch üb-
Bdi ist. Die beiden Benennimgen Nomos Tathjfntes und Noou» von
Hieben haben gani das Ansdm niä so tn Terib»ltcn; und die Dffoens
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auf einem ng^ptisehen Paffjrntf, 103
zwischen jener Urkunde und unserer Schrift wiirde so am einfachsten
gehoben: zwischen PtolemÜus aber und den altem Monumenten wäre
abdmn mnuMkBin daif nx des Geographen Zeit wiiUidi MmuMXk oder
HemnoiiiuiB von Theben imd Tathyri» in dieser Beridiiiii|; getramt und
dem boudibarten Tentyritischen ISfoniOf sugetheOl gewesen sei (')■
Ich stelle diese Veimulhung eben so unentschieden hin wie Tochon
that. Findel sie Hindernisse, so müfste man für den vorliepen'len Fall
annehmen dafs die Libysche Strecke hinter Memnonium, eben zu die-
sem Zweck der Bestattungen, und wana tt noch andre gab, zwudieii
beiden Stidm getheilt muri «odiurdi «idi der Ausdruck HStitmma
Aißun? roZ vtfi Qt^as dann eben so gut erklären lie&e.
Wir kommen nun auf die Worte rw¥ xsifievuiv vtK^m Iv eV; t%e\iVt
— rdipcte. Das Subjekt von tyjsvri waren nach der einfachsien Konstruk-
tion freilich die vot^oi selbst: aber da dies eine Abgeschmacktheit (und
selbst wenn man die Familien Terstebn wollte, ein albernes Gewäsch)
«ire; so nrafne gleicli jedermann das Wort mit den beiden ZfiUncfn
verbinden, deren Erwidmnng ja auch in dem Ai* v&rm wiederholt war:
und, dafs ichs kurz mache auch <das folgiende d*>&* ifr irsMtwrai Xnrw^v&w
bezieht sich auf dieselben, und gibt nun auch dem Ganzen Gehalt und
Zusammenhang. Aetrou^ia heifsi in diesen Zeilen weiter gar nichts als
(l) Selir befremdlich Ut eine Einwendung gfgru die Vciaiutluiiig ibf« der Phalurite*
und der Tatbyritcs eins icicn, welclie der Herausgeber des Tocbonschcn Werket, J. Saint
Martin, aus der Necbutes - Urkunde sclh«t nimt. Er meint nach derselben habe
PtalaKais im Talhjrrltes gelegen, der also ein woii Meh Norden gelegener Kreit
geweaen sein müsse. Geselat dies wäre so, wie half er dann dem UntsUnd ab, dais
Tathjria Tun Ptolemjius wirklich in die Nähe ron Mcmnon und södlicb von Tenlji*
gesetzt wird? Duck die Aaiiahme ist ja ganz irrig. Die Worte r\Zv oertHr in tvT^v iv Ilrw»
Aifia£&i gehören cusammen noch tu den Kurialien der Jahres •Bestimmung, worauf der M«^
BBllUg folgt und dann erst alles übrige. Eine Ort-Destimmung ist dort gar nicht geg^
lien, iPCil sie sich aus der Nennung des Magistrats Tom Tathyritet tuid aus der Lage des
GmiMbtickt, in der FeUnark der McanDonicr, von ceUtsi eir|pb.' UuBöglidi konnte also
die 8eeae da* YerhaMlliinf in Pt»l«nait a^n tondero nur in oder \m\ Theben. Mi innfile
diesen Fehlgriff rügen, «eil eine •» blsclic VorMeliung von jener Urkunde, wenn ne «cb
UMMKXaoL «olhe, dem lueloriidien Gchraudi denelben sdir im Wege lein würde; und in
der Tbai liat lie ttdi ediaa fcttgeietrt, da die trefflichen FtmoSttadien GdefarMa, midie
sich über jene Urkiutde ge&ulsert haben, sie immtr tlcis tiontrAt von Ftolcmais nennen:
ein Miüifriff woaa die Berliner £rkllnuig duwham otcla TemUaüft bal, wie wlmB S. i5.
aias.i8l. dcneOMnUwt. .
iOA BvTTXAHir: ErManmg der gneetust^at Beisehrift
Amt, Dienst. Also, diese Zöllner liaben diese Gräber inne, als eine
Art Sold für ihren Zöllnerdiensu Sie sieben also einen Voriheil von
den Peiwmen» Wdie ihre Todten in dieien BegnibniittiteB bep»«
ben ]bm(hi(<).
cuv^tToro na^ *Onu^^ fni "O^ev. Das Subjekt kann nur Oros
der Sohn des Oros sein: und was er gekauft hat, mufs in Jen\ Genitiv
bei dem obigen u)vr,c liegen. Also bezieht sich ii auf to. ?^cysaefMva, von
welchen Gegenständen wir nur wissen, dafs sie mit der Leichenbesiat-
ning in jenen Menmonien in Verbindung iiebn. Oroe beuft «ber dai,
w«B er bier kauft, nicbt von jenen zwei bbebem dieier Begirfiboi»*
Hitie, aondera von seinem — Bruder oder Vetter — Onnophris dem
Sohn des Oros. Also sind hier Familien - Besitze und Hedite die ein
Individuum dem andern überlassen kann : so jedoch dafs dieser Besitz
untergeoi'dnet ist einem allgemeinem der gesamten Begräbnis - Siaten
eines Beurk«, -wdeber vtm Snatiwegen gewiuen Tfvmmta. suerkannt
ist, denen deber eine Einnabme von den Yeibandelnden sosteht. Und
von jeder solchen käuflidien Verftufserung bekommt die Staats - Verwalk
tung, nach Verhältnis des Werlhes (xt?'-) eine Abgabe: wobei es jenen
Inhabern, den Zöllnern, nhhegt, von jedem solchen Kauf ein genaues,
von einem andern Beamten, Ptolemäus hier, vidimirtes, die Gegenstande
aami dem Pk«is angpfaendca Yeneidinis einznreidaca (r« A«yevo|Mva).
ünd so glaubt B5ckb den Znaats yjifw rS* «. ntifS» tc. r. ^. am
env&cbsten so zu erklären , dafs diese Worte den Grund der Berccbti«
giing der beiden Zöllner zur Siay^aipr) enihalten. Sie sind Inhaber der
Gridjer; der Kauf beiritlt Besiatiimgs-Gegensiünde: daher gel>en sie an,
dafs vermöge dieses Rechtft-Titels sie die ^«ry^o^ gemacht haben und
nicht ein anderer. In wdcbem Sinn denn fiwilidi der Gelmncb des
Wortes %^ von dem wie er in der guten %iracbe statt findet, anf
eme jedoch sehr begreifliche "Weise abweichet.
Hätten wir nun hier den Kauf - Kontrakt selbst vor uns, so ver-
stellt es sich dafs der Gegenstand desselben genannt wäre: aber lu'er ist
nur die Zoll - Akte. Auch in dieser vrürde , wenn z. B. was man zu-
( I ) In der Tor mir liegenden Abcchrifl dc< Pari«cr PBpjnu Steht deutlicb troiirroi. Ich
nehme darauf als »vif cinrn blofsen Fclilt^r keine Rücksiclii : denn rom Oros ist dufciHM
nicht« UB TorhcTgehendeii gesagt ^ womit mau dieset <<i^' ijv — verbiiulen köiuiie>
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auf einem äg)'pü^chen Pa^j ms.
105
nächst erwartet, eine Grabstate gekauft wäre, dieser Gegenstand mit
einem Worte genannt sein. >Lin sieht also, es ist hier -wenn ic)( sn
sagen darf eine ganze Bestattung» -Gelegenheit mit ihi*cm Inventario ver-
kauft iivordflm, »Mtl weldie su nennen, « in der ZollaLte Uof« eof
ctea K««f|«eit ankommt, dnrch den Ansdradt rk XaßjfwSfmti auf daa bri
den' Akten gleichfalls liagende YeweichwiB yerwieaen msd.
Von dem Oros unserer Akte müs5en -wir ntm noch bemerken,
dafs wir iut schon drei Pnpyre kennen die sich anf ilni beziehen. Denn
aufser diesem un&ngcu und dem Pariser mit gleichlautender grjechj<>cber
Beiachrift, ist unter der ACnutoliidien Sanimhiiig noch einer, auf wel-
ehern, im zugerollten Zoatande, auawendig mit grieehiKiieik Bndistap
ben nt leaen ^r, Q^t Sl^ev. Bei der Entvtrickelung zerfiel deraellie in
twei in einander gesteckte Blätter oder Rollen, jedes mit einer äg}'pti«
schm Schrift: mit deren Bekanntmachung Spohn itzt beschäftigt ist.
Oros war also der Bc&iizcr eines solchen Begräbnisses in einem der
Memnonien bei Theben ; imd ein Theil der RoUen die kürzlich nach
Ftaria mul Berlin g^unnmen aind, aind alao olme ZwfA ana diesem
Begriffaniaae» ^rclehea die Araber, wie ao Tide andre durdutebert haben,
gienommen und an dortige Europäer verkauft tvorden.
Gleicli nnf die Namen 'nwjiti^ic^ tcZ 'Sl^ov folgt in der Pariser
Schrift einiges was in der unsngcn fehlt. Ich kann aber auf der vor
mir liegenden Kopie nur etwas über die Hälfte davon lesen: iv rif 7s'
L'Adwf —„im 36sten Jahr, Aihyr — Vielleicht wird der aa ec^
wartende Bmaer Abdmck .andi daa nbi^ erkennen laaaen. Einair
weilen gibt uns daa Gdesene wieder eine Zeidiestimmang , nehmlich die
der Kaufhandlung, und diese stimmt sehr am. da sie in desselbigen Jah-
res Monat Athyr fallt der dem Choiak uitmiitelbar vorhergeht (').
( I ] Ich will über da« unkaerlicbe nach dem Namen 'A.&vf doch eine Vermuthung auf-
tulko. t» feUt Sit, BeKidmiuig deaMooata-Tliget: nt mrafi alm atatt der Kahl durch
Worte ausgedrückt aein. E» »teckl als« wol in diesen Zügen der bcsontlrf IV.Ttne des
Tages, wie wena wir sajieii Johannis- oder Michaelia -Tag. Dalä bei den Acgjrptcm eine
dieser cntipvwlMiMl« Sitt« geweiCB« baue leli Ilngat bomeikt: adir iMfiMigend ist die
Sache aber mn Lclronne in seinen Torlreffliclirti Brihmhfs S. if>6 ff. ;ui5etn;it<'l ■'• L"-fiit.
So in Dekret des Tib. Aleunder : ^mwi^ Ä 'Uv>Mf Xtßttfr,, und in der inschrifi Ucs i'rupjr*
liiRW« Ttatfrit: eaifid Si^wjr. Bftokh.
HtMt, fMol» Kbum i%2k, O
i06 BvT TU JLVv: Erklärung der grigchäekm Bew^r^
Es fols^en nun die Geldbestimmungea aiu Worten, Zahlen und
Zeichen bestehend. Wir wollen abei' zuvörderst nur die ausgeschrie-
benen Worte und der^ VerbinduDg noch, berühren, und alles wa» Geld
and Redmung Iietrifil auktzt nehmen. Die Worte xirXmu und tä^at
die in imscnii B^iyrus tmdwidiwh ind, 'wurden dnidi den BwiiiadicA
gewifs. Und so ergab sich auch sogleich, dafil du Wort 'x/ihuS sdt
der dabeistehenden Bestimmung die zu ewntVaro gchnric^c Kaufsumme ans-
dräcken , tsKos aber nebst dorn wa<5 darauf folgt, in den Zusammenliang
Ton Anfang an gehören mufs: TeroKrai— iiqes — reXac — . Also: „Oros
kait SU heiithlim far den KHilpreie vtm to «ad umA Ki^erwcrth, die
Abgabe Ton lo und «o viel**.
Dicht nach diesen ZaUen folgt die Untendirift des ObersoNbe*
amtcn Lysimuchos. Sie war wegen Zmammcnziehtmg der mittlem
üuchstabeti in weci^ nachLis!>ige Züge auf der BcrUner Schrift nicht zu
erkennen. Die Pariser hat sie deutlich gegeben. Mach diesem Namen
ist ein Sdirifiang, und eben so enf dar Bariser Scbrift. Aber beide
Züge rind sidi dnrcbMS onSbnlidi. Der Ikriser ist da r mit einem i»
me mir scheint, daniher. Vielleicht rcAwW. Den OBsrigea lumn SMUI
ei» auch v<o\ lesen. Vielleicht d^TfAww)?.
Unsere vierte Zeile die auf dem Pariser Papyrus fehh, zeigt durch
Verschiedenheit der Hand, dafs der welcher in der Ersten Person darin
fgnda. sie wirklich eigenhändig geschrieben bat. Der Kantt *äanMatint$
'ist wieder dnrdi flüditige Sduift imft>lIkicnnnMn« V<ni den. v bebe idi.
cibea bei 'Jknihpnaiitu geq»rodieaf das m und v ist ia einen einaiyn Zog
snsammen geflossen.
'O r^of TW y^cufHii) tov reji 0>t'Ga?. Von Ttei ist das i deutlich genug
um das Substantiv , dessen i ciucm u ähnlich geworden (so dmU man
suent T^off TSV y^cuplsv lesen wird), zu berichtigen. S. die Nechutes-Ur^
luinde Z. 5, toS t$ dyo^avofttf. Tigcms Inbrt ans Herodian an: «*
nSk MuXfgjv, die Schenkoi. Also ist p yftfSff der Sdireiber;
und zwar ist er es von dem Thebaisdken N<Hnos. Das Wort m^i und
besonders 0r'3as wüi"den kaum zu lesen sein, wenn die Vergleicbimg
mit der zweiten Zeüe nicht Gewifsfioit pibe. MtrfiXjj^a tk dvay^aipr,v.
An die Stelle des die schnelle ^ciu'ifi hemmenden N in ava ist ein
gsni wülkfirUdier Scbriftzug getreten» den nur die EbdAendiaft benat-
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auf einem ägyptisüten Pt^ms,
107
lieh tnachi. 'kvay^a^ ist die Aufzeichung , Einret'istiiinnf? der Hand-
lang, wozu dem Schreiber diese Akie mitgciheili woitien (utrttXr <?>«)(').
Von der Fonik des ß in Tvßl habe ich schun oben ge»prochen. Der
lyiii folgt «af dai Ghouk.
Also gesc^h dar Ktiif im Ajdiyr. Der iieanM des fol^den tSn^
mtt OHw"^ war dem Kiufer anberaumt zur Entrichtung der Steuer
davon: und »echsnndzwanzig Tage darauf, den 5. Tybi, eiTolate die
Einregistrirung. Wahrscheinlich galt diese und die Vermerkuog dersel-
ben unter dieser Schrift, als Quittung.
Nachden idt mS dicie Art faanptaidiliiili toh gwmmatiTJwr Seiae
Am» y.«iJM»«nm>i>K>ir>g iitui Siwii dci GkuueB bflff'^**'*»»— ** gemcht batity
übergab ich mein Resultat meiaem mit Gegenstanden des rrnrhÜfiegMi
ges bei den Ahen •weit vevti-nnteren Freimde Böckh: der denn meine
Darslellunf; m mehirii Punkten modificirte. Obwohl ich mm wen?»
CeiieniLca trage diese Modiiicaiioneu gröfsteutheiis anzunehmen, so habe
idi e» doch för bcaier cndiict, l>ei cnieu Gegemtaade der ao mit eioem»
male mr GeiriMwit aidkt gebraciht iverdett kam , den Leser deDselbea
Weg gelm su lassen. Idi habe daher nur in NdienpimLiieii B5ckh*a
Bemerkungen und Zusätze oben überall ^ttch heigefögti und Uge mm
da« Yor, was das Ganze beirillt.
Dafs diese fieischrift dem Inhaber als Quittung dienen mufste,
•tdlta aiGb mir» ao bald idi nur «nigen Blick in den Zuaammenhang
gewoifan haue, gldeh dar; da. aonat der Z^neck aner aoldhen Beudurift
auf einer, irie man deutlich sieht, von dem Oros soi^ltig bewahrten
Sdinft, nicht lu begpmfen war. Eben ao fühhe idi, dafa diea nicht
(i) Böckk swei&U, ob nkht aanffu^ su ksea lei. Er meint Apolloniua ki der
ObmdMilMr, der dioc von andanr Und, admilieh wi daaii sfliaar Laute, MmlMr
gBWilfitbene Kopie , statt UnSCrCC m Jidcmcopiar, so lliitcrziMclino uireiActfi« uzcyjtitpry
gb« „ich habe lu der Alxcbrift tbeilgetMMiimeii" d. b. babe sie besorgt : und dann möchte
das Pteiaer Eiemplar, wo diewr BeiiMa itidrt iat, das Original sein. Br erkeant aber
euch an, daT« ein anderes Yerlkalten der Soclie und der Exemplare gedacht werden kaaa»
Ifib kiM mieb vob der Lesung atfoy^u^ noch nicht trennen. Nicht dal* der wundep*
Uflte flakifkang dar weder da a Bodi dB V iat, nidit baidaa adukaonla; Madam weil
idi in dem rückwürisgchenden spiueu "VViniel vor dem -/ ein d utücltt« a erkenne; WM
dem 0 bia^gen keine Spur; da diea doch nur dann su Tenchwinden pflegit wenn ea aas
Ende afBM wiiM0*daa AridMi hmgaa «oU.
O %
108 BüTTKANv; Eriltlärw»^ der grieehueken Brnsehrifl
füglich nnrlcr'; der Fall sein konnic, als wenn die ganze Schrift eine
Art Protokoll war. Nach meiner von dem Worte rrroxrot gefafsten
ayniikdiGlicn Amidht, koiukte «e «Imt mir eimi vor dem Termin,
wnraaf os ankam abgefafste Sclirift «eiiki und «o kunni« sie freflick
nnr durch die nntersic spiter gesdinelie&e Zeile , mit gewissen nicht
eben vahrscheinlfcliea Voraiissetzungcm , Qniiiungskraft erhalten liaben.
Bückh Iiingegen gibt zwar zu , dafs das Perfekt tetoxtcu zu dem Datum
tmd zu dem iitl TTiv — ungefähr in der Beziehimg stehe die ich oben
dargelegt habe; aber dem. Gedinken aadi beddit er es nicht cnnidist
auf die su entrichiende Summe, somdenk auf den Mum und das ihm
anbefohlene Ersdiei&en. (allerdings zur Entrichtnng der Steuer) an je«
nem Teimin und in dem Zollamie. Freilich fehle, grammatisch be-
U'achtet, aurb so eigentlich die Erklärung, dafs er anrh frsrliionen sei:
es lasse sich aber wohl denken, ciais wenn in einem Pruiokoil, dessen
Torausgeschicktc Zeitbestimmung noihwendig auf den Tag der yeihattd>
lang gehe , es heifse lO^f rhtutim HA ^ "^T^Sar^m, dies (wenn nicht
etifan ■ausdrücklich hinsugefüg^ ^re, dafs er nidit giAommen sei} eben
so Tiel gegolten, als wenn es hiefse, rtra^yxveg ira^ft ,,es stellt sich der
erhaltenen Anweisung gemäfs Oros in dem Amte"('). Alles übrige fügt
sich dann eben so wie ich es oben gestellt habe; nur dafs man in sol-
chen Abfassungen nicht syntaktisch vollständige Ausdrücke erwarten
mUfs. Die Wcnrte also, (iv^ »»Ton dem Xau^prdae" und -rikog,.* „an
Steuer so und so fiel" Terbinden sich dien so gut mit lirmrm l*i tifi
^fam^wi weil dieser Sata den Begriff*, dais er dahni aaUen mah, noth"
Trendig in sich schliefst.
Was niui diese Böckliische Darstellung theils besiäiigt, theils
neues Interesse ihr leiht, ist die von demselben entdeckte meikwürdige
Udiereinstimmung unserer Sdirift mit der Kdienschrift su dem von
ihm erklärten Kaufbriefe des Nechutes* Au<di diese nehmlidi ist
oAnbar ein soldies als Quittung dienendes Protokdl; aber viele Stdleu
(i) Den Gebrauch des tirt Tfimiav, wie er sowohl ia meine erste Danlelliing
ala in diese von BAeLh gefr&le pAt, fcelegt deiwOw dnirdi Stellen ans Itanosdieaes
wie f. Apatitr, p. goo, 14. amn^rrai to im nj«' r^ÖTct^air y^ltti« .,(1I<- dahin tu tahlendc
Schuld" und ebend. 895, i5. r^« lyyvq« ngr im njr rfowt^a» „die Biirgichaft toidö^
itcldier iHtt B» die Hwilihing an die WscWlhiak haften aaift ; »|^ fir «;p(^<m»^t»7*
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ax^ mum ägyptitehen Pttprjrmt»
waren wegen des höchst undeutlichen Ciekriizcls und unerraUibarer Ab-
bi^viaturen gar nicht zu enuuiTeni. Die Bemerkung, dafs einige Worte
und Wortfragmente gerade 80 auf eJnaiMiar folfpn irie in muerer Sduük,-
waifon mf cuuimI licht auf mdire aiidere: und so geling es ihm, den
gröfiten Tlieil dui-ch Fortsetzung der Vergleichung ToUends cu enti ätli-
seln ; was er mir aofgeixagea hat, hier a]s Nadiürag m seiner £rklä«
mng beizubringen.
Am spafshafiesien ist das Schicksal de» in Berlin zur Welt ge-
kommenen Aegypters Xurr^vibc/»;«-, welcher der Viertheilung nicht bat eni*
g^üen kSnoen. Das darauf folgende wtvt^ 'fll^(nA«At« hrr/^ leigie nehm-
Uch, dais> ynt in unserer Oros-Sdirift, so auch hier v^' Torher^
gehe: und da dort, nodi weiter surAdt, die Worte Sidm y.ara. ^ay^-
ipvtv A. Kai Z. TtXwvSiv, 80 ergänzte sich nun mich hier augenscheinlich xara
Suxy^a(f>i\v v<f> vjv — ; woraus sich nunmehr ei^b, was ohne diese
Hülfe kein Mensch hatte errathen küniieu , dafs blofs Xui der Name ist ;
wenn man will, als Abkünungi TieHdcht aber audk em tlgyptischer
Name, Xvr Gen, Xw; das darauf folgende aber tAmmu heifat. Doch
wir wollen nun von vom anfangen. Gleich auf die Zeitbestimmung,
TSV KOi &' , ia^uvSl k' , folgt nach ein paar kleinen Zügen
ganz deutlich fr« rr.v (nicht wie wir früher zu lesen glaubten fTi ■nf?);
dann folgt etwas unleserUches ; und zu Anfang der folgenden Zeile
hatte BScLh sdion firfiber die Sif^ der Silbe ^ erkannt. Mit Sicher-
heit liest er iist wenigstens sori«!: .,.hA iijß„.T^ (das beifst t^iania»)
1^* Aio . . . und danli das obige xara hwy^oi^v Xw reAcuVw ^* vt:-
•^l^cupu'n^aKku^i 0 avTiy^aftvi: alles also selbst hiichstähllch cntsprecliend
den Worten in unserm Gros - Protokoll : denn der Arfikfl o vor ttVT»-
V^o^evV war, uis ein blufser Punkt, bei der ersten iuiuiileruug ühersehn
worden: die AbLärningen Oiroy^ tmd dmyjpa. aber, welche BocLh
schon damals richtig beurdietlt hatte (S. 33«), ergänzen sich nun mit
Sicherheit; wobei es nicht überflüssig ist zu bemerken dafs in dem Pa-
rhov Exemplar unserei- Schrift gi-nde auch vWf^ und dvffyjß«» eben SO
mit darüber stehendem a abgekürzt ist.
Vergleichen wir nun auch die noch übrig bleibenden undeuthchcn
Stellen mit unserm Oros-Papyr, so entspridit die zwischen ^a^t»^ »
und M n|v — dem TfnHcr«t; aber ich kann in dem was da au sdut ist.
110 BvTTKAVir; Erklärung der griechiaeken Bmekriß
oiul) als Ahbreniatur ppriommen, was es ohne allen Zweifel ist, keine
Spur von jenem Woric erkennen; und nehme also an da£s hier dn
aiMk«r tcdmiielMr Aindnu^ n. glcichaii Zweck gestanden. Dm
raktara zwiftehen hA xcaA rfiw^m ent^redb«» den cv Aitmih»
lUya^ Auch hier will es nicht gelingen weder Ir Bi^aif^ nodk 6i|-
ßauiv, noch rv earv^ei zu lesen : die Buchstaben stehn . auf unserer
Abschrift wenigstens, zu klar da('). Zwischen it}>' vc Ai;. und xara &«-
y^<f»riv stehn Zeichen und Züge die dm-chaus uncrkiariich waren, Ih»
die Vergleichimg des Gros -Protokolls ergib daf« lie gnd an der Stalle
stdin, wo dort <»Mnfv lymMdiüw: iriewoiil diese Worte seilwt sich nicli»
darbieten wollten. Wir werden sie also gladi nachher mit den übri-
gen Geldsachen behandeln.
Dafür will ich einstweilen den Namen des Beamten rervolkiün-
digen. Ich l^e und deute ihn, mit dem Abkürzungszeichen dar»
über, ^vva-us. Dasselbe N haben wir in der -vierten Zeile in Kcx^unjc
und in mm vnA ivdierlttii meiunuls*
Wir kommen an den ScUnfs dieses mten Absataea» wo anms
deuthch steht. BScIih meinte das u\n^ unseres Papyrs zu erkennoi:
aber dies steht dort im zweiten Absatz, der mit dem Namen Oros bd"
ginnt; und eben so künnte er auch hier scliweiiich .inders als nach dem
Namen des Nechutes angebiacht sein. Dazu kommt dafs zwischen dy-
•ny^ und mnis nodi etwas atebt, was ich weder für die Bndnng tut
nodi ffir erkennen kann, awiaehen welcben beiden firkÜrnngen
Böckb mifewifs war. Ich lese avTty^(up^ r^ur/s, welches letzte Wort
hier ausce^eh rieben ist, weil Platz übric; war, da der Schreiber mit
dem Namen tlei* Haupt - Person Nr/sviTc die neue Zcüc :inf':!ni:eji \Yollte.
Wir werden dieselbe Sigla ri für te/. unten noch naciiia&siger geschrie-
ben finden, wo ancb Bdekb eie.edion ericanm hatte.
4
(i) Auf dem veiter nntea von mir nnzufubrcnden neu entwickelten Papyrus ist in
demanllH'n Zus.ininienhang ku lesen {tt] rrj ti' 'Ejuat-S-ii TsccTnia: -. c» i't clThrr uns hciJcn
aogleicli sulix walirsciieinlick gewordeu ikik aucli Licr w mit (km Abkurumguicichca
daraber so tu ttfjbutm SsL Hermonthis war der Hauptort des zunächst an Memnonim
grenxenJcn >>>m"s imfl ?wir Ton der Südseite: also grade w oliiniu dos Ominlslück lag.
Wir küaiicu uuinuglich über die Anlasse urtheilea wcg^ derer ein solches Steuer -G«-
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mtfemem ägyptischen Pnffjrna,
III
Die syntalLÜsche Crundlac^e des ganzen Zusammenhangs läfst sich
von diesem Nechutes- Protokoll noch nicht angeben, so lange wir nicht
vrissen was oben, stau des in unserm Papjr zu lesenden riraxTat sieht.
Ick nwche nnr nodk maiEmtAtam. darauf, dafii in diesor Ndienschrift,
die vonngUck führ dat Ango eingpriditet sem maSgie, nicbt nur, "me
oben bemeriLt» Nedrates die vierte, sondern eben so die andre Haupt-
person, Pamonthes, die siebente 2^ile beginnt, da doch in der sech-
sten zu Ende Platz genug war. — Noch mufs bemerkt werden, dafs wo
Böckh die ungewöhnliche Form iwvr\^yi zu lesen geglaubt hatte, das von
Bekker anarkoiint« lunfErtt» nunmehr durch uumi« Sdirift bestätigt ist,
«ad andi von Bockb «nfAmpwit yngd.
In dei' Namens -Unteisdirili haben Böckh und ich unahhängig
von einander die AbLrevIatur Al erkannt. Es ist nehinh'cli ein in zwei
Stücke zerfallenes A mit einem i darunter. Also die Sigla jenes Atzvtj-
ffuf, der an der hier genannten r^a^c^a war, so wie an jener andern
XyriaMchoi. Und auidi davon hat Bdckh midi Übenengt dafii das ne-
ben dieser Sigh »tehand« mit einem Zug darüber T^am^mi« sn lesen
ist; was also hier die Benennung eines Beamten zu sein scheint, da es
sonst nur den an seiner eignen r^airt^a sitzenden Wechsler bezeichnet.
Auf keinen Fall lüf^r sich diese Sichln mit den beiden vergleichen die
wir oben beim Lysimackos gesehn iiabcn.
Was nun endlich die Bndmungt'Gqjenstand» betnfl^i so hatte
natürlich die von Boekh entdeckt« tJebereinstimmung der beiden Pro-
tokolle auch eine neue Betrachtung der in der Nechutes -Urktmde befind»
liehen Zahlzeichen reranlafst. Und so crgpd» sich zuvörderst dafs in dem
ei i^fTit liehen Kauflnlef, wo wir zu lesen geglaubt hatten yß}.y.iZ vcai'r-
.\A, was die freilich befremdliche Summe von scchshundertutideiiicm
Stock Kupfenmünze gab, das was wir für ein X hielten dieselbe Sigla
sein soK, weldbe in dar Oros-Schxift nach dem Worte ^tflkMÜ suent
steht: ferner, dals in der Nebenscbrift dort nicht XZ4. zu lesen ist, son-
dern über dem X ein a steht: also yjaXHiSi wcwanf das was uns ein 2
schien, wieder die eben er\vahnte Si^l;? i^t . nur auf eine andere Art
verzogen, auch wol in der uns zu£,'t kuiiiuienen Abschrift noch mehr
entstellt; wie von diesem allen cm jeder durch Vcrgleichung der drei
Sdhrifi«n (den beiden von Nedbuies, und der unsrigen) sogleich sidi
H2 Bc TT mann: Erklnnmg der griechisclien Beischriß
öberzeugen \vm''1. Dline Zweifel ist mm diese Sigla ein Gewicht das
durch das daraul loi£;cndc Zahlzeichen bestimmt wird ; in der Nechutes-
Urkuude durch ciu A, bei luis aber durch ein deutliches F. Folglich
liabeii die GegenstSnde von Oros Kauf dreinud sovid gpliostet tlt du
GmiuUtfidi des Nechule«: vddie» un* andi nicbc wandern kann^ da
jene Gegenstände nnbekanni sind, und Oros zu einer rdchen mit präch-
tigen Bci^riibnissen prangenden Familie gehört haben kann, das Grund'»
Stück aber ein Stückchen unhebatitcs Land von wenig mehr als zwei-
hundert Ful's Länge und einhundert Fufs Breite war; vermuthlich eine
Itehle Banttelle.
Niin folgt in der Nebouchitft toh Neehntes eine Abkfinnng
mit einem X. Böckh hat das schnellgeschriebene uXk darin erkannt, das
auch in der Oros -Schrift gleich auf die Kaufsumme folgt, und wo-
von wir die Silbe TtX so geschrieben nun zum vicrtcnmai sehn. Also
entspricht das t/Ac? X in der Nechutes- Schrift dem rt^of.. ivaKoirla«.. in
der Oros-Sdirift; imd es kommt also nur noch avf die ErUärung auch
dieser Zeichen oder Siglen an.
,,Aus dem bis dahin enthüllten", sagt Böckh, „ist soviel sdum
völlig klar, dafs die Nebenschrift der Nechuies- Urkunde ein Proto-
,,koIl ist über die hczahlie Abgabe von dem verkauften Grundstück
,,und ztigleich die darüber gegebene Bescheinigung: wonach also das-
jenige zu modificiren ist was in der Erklänmg jener Urkunde S. 54. ge-
„sagt ist, und damak nidit anders gntellt vrerden konnie,' da ea un-
„möglich war atts den dunkeln Sdiriftsfigen irgend wm Ton einer
jjbeMthlten Kaufsieuer zu errathen. Uebrigens wird man noch bemer>
,,ken, dals nach beiden Aktmstücken die Steuer von dem Kaofer er*
. , liegt wird".
Soweit waren wir iu unsem Entzilferungen gekommen , als ein
neues Ucht sidi «uflthai. Bei der fortgesetaten Au&öUung von Minuto-
lisdien Plapyren auf der Königlielien Bibliodiek war wieder dnes an den
Tag gekommen, das eben so wie das von Oros, unter einer ägypti-
schen Schrift ein griecliischcs Protokoll enihäh. Die Entzifferung des
Ganzen ist mir in dem Augenblick da ich dies schreibe noch keines-
weges gelungen, aber natürlich bot sich sogleich das übereinkommende
im 'Sdiema mit jenen bdden mdem FkoudtoOen dar, und die« war
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tMfmnem ägyptischen Papyrus.
113
hinreichend um über die noch zweifelhaft {gebliebenen Geldpunkte soTiel
Aufschlufs zu geben, dafs — noch ehe jener neue Papyr dem Publi-
kum mitgetheilt vrerden kann — . diesea Ergebnis hier noch beigebracht
iverdoi nuls.
.El ttt dort «vch Tom Kauf und Al^dia die Riede; bBa darauf sieb
bendi«Dde Bwiirnnmifipa sind dieselbigen wie im Onw-FroiokoU; und
in dem Zusammenhang wo dort satetT\? iyxvKXi'ev sieht, steht hier k tyn
mit Abkürzungszeichen daKiber. Also dasselbe. Ferner liest man in
dem neuen Papyr unten bei den Geldbeslimmungcn t^axotrias, worauf
dendbe vorwärts geneigte Strich und ein x folgt. Da nun dies die
Ziflcr der ZaU aedishimdert ist, so ergab sidi sofort dals das an der-
selben Stelle im Oros -Papyr stehende Zablsddien» das dnrcb den dort
allzudicbi davor stehenden Suich nur rälhselliafior erschien, eine Form
des Episcraon Snnpi J = neunhundert ist; und wir also hier schon den-
selben bei luis üblichen Gebivuch vor uns haben, die Summen in öflent-
lii^ien Schriften dnrdi Zsblworter und Zahlasidien oder Ziflem ndien-
einander auisudrückcn. Der sdviige Strich daawischen ist unser ,,sagp*'.
Der Kaufpreis im Oros-FirotokoU ist, wie wir gesehn haben
durch die Zahl 5 besummt , im neuen Pupyr ist es die Zahl 3 mit
derselben Sigla ; nho richtig dasselbe Verhältnis wie zwischen der bei-
de&maligen Abgabe: neunhundert — sechshundert: und von der Einheit
im Kaufpreis ist also die Ahgsbe dreihundert kleinere Einheilen. Da
nun in beiden Dokumenten die Abgabe der Zwansigste ist, so folgt
dafs die grofse Einheit sechstausend mal die kleine ist. Dies ist aber
das Verhältnis vom Talent zur Drachme. So enlräthselt sich nun
alles. Zu fvdxoxiW und zu ffaxw/a? gehört, was diei?e Endung schon er-
warten hefs, das Substantiv ^o^/ua;. Die erste Sigla vor der Zahl drei
(im neuen Papyr zwei) ist ein A mit dem Strich eines r darfibers t*>
Aomr: weU^es Gewicht sonst, wie man bei Hontfaueon sehn kann, rX
bezeichnet wird. Die andre Sigla aber TOr rvoxcTirtc ( neu. Vwpt^HMsirlaf)
ist (las Drachmen- Zeichen, wofür man ein sehr ähnUclies, nur rechts
gedrehtes, bei Eisenschmid finden wird, das man aus oXx»? entstanden
glaubt. Also ist der Kaufpreis in unserer Akte drei Talente Kupfer
oder (wio 4S m der Nechutes-Akte vollständiger beifst) Kupfermünze ;
und dSe Abgabe davott neunhundert Drachmen desselben Metalls.
Mitt, fMd, Kbut9 1824. P ^
114 BvTTKAirw: ErklSnuig der grieehueken Bttisehrifi
Gehn \\\T liicrnif zu der Nechutes - Akte , so ist der Kaufpreis
dori ein 1 alcDi Kupiermunze und die Abgabe % i denn der Schreiber
dM Protokolb Int di« Zabl dMt Uoft^duMii di« Sffer ausgedrückt:
«bo leduliiiiidcrt Kupferdyadmini toh «iiiem Kupferudeat, wddMS dm
doppelte von jener Abgabe, also der Zehnte ist. Doch dies geht sieht
hlob BUS der Rechnung hei-vor: es sieht da. In dem neuen Papyr ist,
■wie oben erwähnt, die immtii bezeichnet durch ein k, und dieses hat ei-
nen Aufsatz, der dn rechtshin geschweifter krummer Su*ich ist. Ver-
gleichen wir die Züge an derselben Stelle des Nechutes-Protokolls, so
findon -wir tot einigen Buduteben, «rorin man ntuk mudiwer dietehlecht«'
geacbriebeiie Abbueriatiir ayit «i^emiea urird, einen kngen gefrandeneik
Strich , dessen oberste Hälfte ebenfalls rechtshin geschweift ist : sehn
wir diese obere Hälfte als den mit der Zahl (durch den Schreiber oder
Abschreiber) in eins gezogenen Aufsatz an, so bleibt unten ein i. lm
gleichem Zweck wie dort das tu Also : ^xanfv eyxvxAMu. — Einen Grund
sa dieser Yendiiedenheit der Ahgahen jenem nnd dieteni Kauf
mülaie man iist nur raihen: er wird rieh vieUeicht hefiriedigoid ergehen
wenn wir erst mehr Fille vor uns haben.
Es wil d nicht unzweclniäfsig sein nun atich das Steuer -Protokoll
des ^echuies noch einmal vollständig, mit Andeutung des wenigen was
noch unleserlich oder zweifelhaft ist^ hieher zu setzen,
^tersw D nv Jttd d #fl^fwS2 K ... Ii2 riiv 'E^jMydsi
Oavyipa^ 'li^axAn'^^ amty^atfitw rtkAnift
rrlc/jis: EN tcv h rS aro rSnu fuj^li
Mtfivaviwv, ig IT iwtn^TaTo vu^a
'nofuwdit«, rou Kai 'Evar/j)\i»im(
Bückh macht bei diesen 1 ii>kiiiiienten noch die cinleiichieniie
Bemerkung dafs die Kupfermünze und das Kupfer -Talent, die wir hier
im gewölnJidken hOrgeiiichen V«k«hr afletn sehit, ihre «dir natfilrUdie
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«X^ einem ägyptischen Paftput,
115
ErUfiraog finden in dem alles Verhältnis ittwffBteigenden , tod Athenäus
u. a. uns gesctilderlen Luxus der Ptolemäer. An ihrem Hofe iin«^ des-
sen nächsten Umgebungen war alles Gold und Silber ihres Reichs: üjre
Pracht und ihr WoUeben war die Frucht von Erpressungen, die im
bmem ihxM Sttnts dBen Znttuid beimiien desien treues Symbol die-
ses Knpfergeld wmt.
V.W. nachdem ein Theii dieses Auisaizes schon seHrurkt war, wurde
icii duraul aulmerksam, dafs von dem bald anfangs crwuiinicn mit dem
ansrigsB fltownstlwimeiWkw Pariser Papyrus eine Toriinfige Notis
schon gagaliett ist toh J. Samn-Mtertm in dem Jmunal da Saiotm» Ton
1833. ^. 56o. Da, wie itir sdion bemerkt haben, jem Schrift tisI na-
leserUclier ist als die unsere, so hat Hr, S. M. sie nur zum Tlieil lf*?en
können und mit Iixungen, die zu vermeiden uns leicht war. \\ n er-
wähnen nur noch, dafs dei'selbe au« der Jahreszahl über das Datum der
Sdurift eiiM nriefadie lleiinnig «lAidk, wosvischen er ongernils bleibt.
Die eine davon ut die anf Eaei||^ies II. gehende, wcldie von ihm in
wesentlichen auf dieselbe Art historisdi entwickelt worden ist wie von
uns; und wclclie wir allein vorgetragen bähen, einer Angabe von Spolin
einstweilen vertrauend, über deren Zuverla8si|^t sich hofientlich bald
wird unheilen lassen.
«MAMMAE
P 2
\
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4.
f
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5 ' * -
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Vergleichende ZergHedening des Sanskrits und
der mit ihm verw aiiclLen Sprachen.
Erste Abbandlnng.
Tob den Wuneln nn4. Pr«aoiniB«n tttttv «ikd iweiter Person.
Von
H" B O P P.
[GeUaeu in der AksAemie der V\ i^osciMficn am a4> April i8a5.]
In nidistcm Chrsde der Yerwuidtteliaft sa der Spi-ache, «ddie wir
j«tat als die geheiligte der üadier» unter dem Namen der vollkommenen,
Sanskritii, keimen, tmd welche in den Zeiten des hdfJisteil Alterthums
eine weite Verbreitung im Orient gehabt haben mag, stehen vor allem die
Griechische und Lateinische unter den Sprachen des al?pn, die Gennnni-
schcn Mundarten tmlcr denen des neuen Europas, und unter den Asia-
tisdieii %mdien die Persische. Die Uebereinsümnumg dieser Sprechen,
und was anflallend ui, am meüien die der genannien Borofrifachen mit
dem Sanskrit, ist so innig, so tief in die feinsten Gewdie der frühesten
SpracheiUwicklung eingieifend , dafs es beinahe leichter scheint, ihre
mannigla!^i^<'^ IkTÜhrungspunkie aufzudecken, — die bis zu dem min-
der Wes^uiiu lien , bis zu dem was man für specielle Diaickteigenbeit
halten. m5chie , ja oft bis sn den imgeregejiten Abwnchnngen toiT dem,
was die allgemdiie Analogie erwarten lafst, sich erstrecken, — als in dem
FormenoVorraih der einzelnen Sprachen Tieles nnwidersprechlicli Eigen»
thümliche aufzuGnden, was sich nicht entweder unmittelbar, oder durch
mehr verdeck tlicgen de Mittelglieder dem Gemeingute anreihen liefse.
Neben den obengenannten Sprüchen gibt es andere, die zwar nicht in so
darch^neifeadem Verhüluilssc zu dem Sanskrit stehen, aber noch gerade
118 Bopp: yergfeichende Zer^iedenmg des Scinsknts
in denjenigen Theilen ilires Baues, die am meisten der Vei-änderung und
ünicostfiluiiig trotzen, und worauf also bei \ onvandiscliaftsbesiimmimgen
am meisten ankömmt, die unzweideutigsten Beweise ihrer Abdämmung
aus einerlei QoeUe dai4biei«n. Bi Mnd diMM di« liihttiiisclie, Lettische
und Alt-Frenftisdhie Spradie» and die ▼ewchiedenen Shwisdiai Mandaib
teD. Diese Spoidkm thelleD nicht nur riele der urasentlichsien Berüh-
rungspunkte der erstgenannten mit dem Sanskrit, sondern bieten deren
auch solche dar, welche jenen entgehen, und diese besonderen Uebei^
einsiimmungen mögen zum Theil daher kommen, dafs die Völker, welche
den nordöstlichsteu Thcil Ton EuixjpA bewohnen» in viel späiann Zei^
ten ihre A«iati»che& Unitse vcrleHen habetti cu einer Zdt, wo die Ane-
tiadbe Siamnapnche durch Veränderungen und neue Getteltnn^en sich
mehr dem Zustande genähert hatte, in welchem sie unter dem Namen
Sanskn'tn liekannt ist. Das Grif rliisclie und Lateinische bieten nir-hr
seilen Formen dar, welche groiseren Anspruch auf die Aufbewahrung
der Urgestalt machen können, als die entsprechenden des Sanskrits;
weldies nüiuaier «ut den WoUkntigeseieai tidi crfcUfaren Utftt, die in
allen ^redten im Laufe der lebriiiindcrte «ch Indem, md iioibnftn>
digenreise dne veHbodcnc Gcsuilt der grammatischen Formen Tcranlas-
sen, von welcher man, ohne diese Berücksichtigung, keine Rechenschaft
zu geben vermag. Die Indischen Grammatiker habt n Jit: riijiliDiii.schcn
Einwirkungen der liuduugen und Suffixe auf die iindbuchstabeu der
Sliiniiie oder WnrMb> wddieD ne aidi ansdilielMa, eo wie die dei
Aiiiangilwidimben efaies Wotne» auf den 'fc««iiiM^»iift*iifn dei yoAa^
henden, genau beobajchtet und vollständig eniwixMt; aUdn «o weit gin-
gen diese GrtimTTiBtiker nicht, dafs sie die grammatischen Formen seihst
als unter dem Eintlus«;e der ^Vohllaulsregeln erzeugt oder uingesiidiet
betrachteten. Dieses kommt daher , weil sie sich nicht mit dem Ur-
spmnge der gramnuMitclMB ForaMD beCdiwea. Es genügte ihnen 1*0.
m wiaaen und amugaben*, daft an «fie dritte Plnralpenon in teiedue*
denen Zeitformen bezeichne. Woher dieses an komme, yras es in di^
ser Gestalt bedeute, darnach fragten sie nicht. Hätten sie darnach ge>
fragt, so lag es wohl in dem Bereiche ihrer Mittel zu ercjründen , dafs
an für anl stehe, imd zwar m Folge einer in ihrer Sprache zum Gc-
niae gewordenen Gewohnheit, Ton awei Endconsonanicn dea letatctt ak
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und der mA Am venvandten l^irachen.
119
tuwerfen, was auck immor seine Bpdeutiin^ seiP). Trli [glaube tndesseili
dafs solche Wohllauisge^eine erst zu tum Zeit ihie volle Ki'aft gewin-
nen koouteu, alt die ^ahi-e Bedeutung, oder der Crund dei* Bedeutung
giamaifttiadiar Formen aidu nulir ganz Idwndig ergriff«» wurde. J«
weittr di« Spmchai von ibnm Unpronge »di enifernoi, dcMo mdir
gewinnt die Liebe zum Wohllaut an Einflufe« veil de nicbt melir ia
dem klaren Gefühle flcr Bedeutung der Sprachelemcnte einen Damm
ündet, der ihrem Anstreben sich entgegenstellt, und weil die gleichsam
in der Lebensfülle der Sprache wie organisch enisprolsten Aesie und
Tenweignngen nadi mid ueb afcnertoi» und sa diier todtn Mmw
gevovdcD» «bigdSst wefden Lüniim, ohne daft di«Mr Verlott von denr
aodi lebenden Körper i^uhlt -wird.
Das WofaUautsgesetz , von zwei Endconsonanten den letzten ab-
zinvci fcn, welches in der Sanskritsprache viel gröfscrcn Einflufs hat, als
man in den besiehenden Grammatiken erfahrt, und woraus viele als ge-
Mulofe WiUkübr erscheinende Fälle erklärt weixlen müssen, wird toa
den LiieiiiMciien aaidit «nerltaniit, denn es litt jii in. der drillen niinlp
perwm, mit dem dieser Person sdb* wesentlichen t (*). Im Griedutdien
entspricht zwar die Endung ov dem Alt-Indischen an, aher tlm rli Ver-
unlnssuDg eines anderen Wohllautsgesetces ; denn das Griechische duldet
zwei Consonanten am luide eines Wortes, insofern der letzte von bei-
den SU denjenigen gehört , die überliaupt (auch einzeln) am Ende »lehen
kfinnen, wdches in Besag enf das r nicht dar Fall iM. Auch die San>
ikriiqnadie duldet, ohne jedoch hierin w weit su gehoi ab die Griedti"
sehe, manche einfadie Consonanten sehen, andere aicnuila» am Ende ei»
nes Wortes, und hieraus ei-klüifn sich wiederum viele grammatische Ei"-
scheinungcn, die ohne diese Berücksichtigung im Widei'spruch mit der
( I ) h-i raulile aUo in I'olge die«e« VVulilUuUgeaelseft von aai gerade das weseailicb»ie
Ekmmt, nlmlirh Jii iltn rriiiin 1ininirimi«<r, wvgfrBoi, «s Uiek mv dUt d«a FImI
MB tet Singular untencheideode n iUiri|{»
(9) UMne der tlteron Gcrmaniaeben Manlarten erkeaaen diese» Geaeu nur theihvaisa
aa, dmi im der dritten Pluralperaon de« Prtterituma kaben cie allerdinga, in VdMMH^
ttimmuDg mit demSansLnt, ein blofw« h, iadtn der l'rrsnnalclurakter fiehh; allain im
ftaaimi lodlic. W da« Gotbiiche, nd. da« Ah- waA Mittd^Hadidsimdir, die Vifana ^
dkserBccidniBg nocb treuer aufbewahrend, nt.
120 BoPi": yergleichcnde Zerg/iederwig des Sanshnts
aUgemeinen Analogie sielien vniif^f'n. Zu den Consonanten. welche am
Ende eines Wortes dem Indischen (Jhr keinen angenehmen Eindruck
machen, gehört z.B. das n; man lindet es zwar am Ende, aber, wenn
muk faienuf «ditAt, meistens nur di> iro ursprünghch nodh ein ttaidacr
Gbnsoiiaiite dannif folgte , und wo e» der Geist des Wohlhmes niciit
vennocliie, iwei Laute zu verdrängen, sich begnügend, dafs ein snde-
• res Gesetz seine Kraft behalte, nämlich dasjenige, welches von zwei
Endconsonanten den letzten ausstöfst; so heifst z.B. ahan entweder er
tödtete, für ahantf oder du tödtetest, für ahans. Da es aber im
Sanski'it sehr früh zum Prinzip geworden zu seyn scheint, den Nominen,
ifdcbe mit Consonanten enden, im Singuhr-Nosunatir kein Csensseichen
beisofiS^Oi, so i?ifdi bei denjenigen, milche anf n ausgehen, dieser End-
laut im SJngnlar- Kominati V abgeworfen ('). Die Lithauische i^|MacIie
bietet in diesem Punkte eine höeh<it auOallende Uebercinstimmung mit
dem Sanskrit dar, denn wenn man in dieser Sprache ebenfalls eine
Grundform annähme, zu welcher der Nominativ wie die übrigen Casus
als abgeleitet lieh Terhidie, ao mäfrte s. B. aihien (Stein) als eine
soldie Gnmdfimn angeadien iverden. Im Sanskrit hat asman (mit pt-
ktinem s, welches gerne in k übergeht) (-) dieselbe Bedeutimg« und büp
det mit Abwerfung des schliefsendcn n im Singular - Nominativ asmä.
Im Liiliauischcn kommt von akfwn I r Sinf^ilar-Nominaiiv (tJ<mu. In
allen übrigen Casus tritt iu iieidcu 6pracheu das hier abgewurienc n. vvie-
der hervor, so lautet im Dnal dar Ntaiinativ «mänau im Sanskrit,
und aim^tu im Lithauischeik, im noral asmäms im Sandurit, md «Iw
menj's im Lithauischen. Ich brauche hier nidit sn bemerken, dafs
auch die Lateinisdie Sprache die AbwerAmg des n am Ende der Wör-
(i) Im Vocativ, wcldiiT gcwöhnllcli mit ()rr Grundform identisch i»t, bat sieb jedoch
n Qiclu verdrängen lassen, auch steht n als Comwgicben im Pluralaccuwtiv der Maacu-
IbMB, d«Ma GmadAina aiit «mm Ittnwa Yocat endet.
(a) Das palalinc s wird mit einer sanften Aspiration ausgebrochen, und noch beslimm-
lon WnhlUutsregeln in m ▼mrandelt , t. B, die Wunel Dris bildet mit Jjdmi-tlmk-
ictijami, ich werde sehen, luid leigt hierdurch ihre Verwand»chaft mit dem Griechi-
•chcn fü^oi. Schlegel flihrt in seiner lodiieliea BiU. B. t- S. 3-jij. nucli mehre andere
interesaante Beispiele an , wo ein sanskritildlC« paUtiaft « ins Cmdiiacbett durch «, und
iai Itfldiiiadien durch e vertreten wird.
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und der nu't ihm verwandten Sprue licn.
131
ter liebt, woher sich s. B. sermo aus der Grundform sermon eridirt*
Auch glauhe ioli Ix-hrmpten zu dürfen, dafs in den Germanischen Mund-
arten bei der schwuclicii Deciination die Bildung des Nominntivs auf
dem Prinzip der im Sanskrit, Lithauischen und Lateinischen herrschen-
den Neigung zur Abwerfung eine» Mihlie&enJen n beruht. Dicw* n ge-
hört zwar, samint deu ihm TOKhergehenden Yocal', niemals sur eigentH'
lidhcnü^'^urzel, es gehört aber ziu> Grundform des Nomens, und schliefst
dessen Ahleiiungssuffix, Avie z.B. in dem Sanskritisclien Worie mdschan,
König (Nominat. /Y7</ir///T) 'tnr! in dorn Lateinischen <ic/{o/i (iNom. «r//o),
das schlieTsende n nicht der Wurzel, sondern dem Ableitungssufiix an-
gehört (*). Doch möchte idi nidit unbedingt bdiaupien, dal« dieae in
(l) Die MascuUna und ^'eutra haben die Uoregelmifugkeit, d«r* der dem n vorherge-
beiule Voeal vecSnderlieb iit, to daft im GMhucbcn der Genitiv und Dativ Sing, mae anr
Arve nriindforni aU die übrißfn Cisns dailiiclr n. D.-iS Fcmlniniini ist in tlirsrr ßezicLung
einfacher, von der Grundibrm dauröa, t.B. kommt der Nomiiuit. daurö und alle obli-
tfoüa Canii. SoUt* »aa fragaa, ntmm hn tcInnelM» DeeUnalii» der Singvlanioni-
natir ila« schHefscndc n nicht ertrage, \VciVirend es doch dem D;illv und Arciis-itlv, rhrnfalls
am Ende, erhalten hkibt, so gUuhe ich, dafs der Gr\md in nichts anderem liege, aU dals
diese Casus ofi^rmigUdi nit den ihnen tokonmenden Endungen wraelien -mven, dk daa »
der («rundform Tor s«>incin l'ntprgang srhütrlrn. T)rr Nominativ ciher entl>ehrte bei den
meisten Wörtern auf n schon von Anlicginn eines Casusteicbens. Im Säii&krit ermangeln
alle mit Consonantn endigende Wörter des den SinguIamominatiT charakterisirendcn s, so
dafs dieser Casus rntivrtlrr mit dpi-Cnindform idrntisch ist, oder nur Jiircli Hcl'ulf;un}^ der
Wohllautsgeseut: «ich von derselben unterscheidet. Im Clriechischcn , l^aleluischen lUid
(iothischen haben zwar auch die in ilirer Grundform mit (/insonanten endigenden Wörter
ein j im Nominativ , allein die auf n 3ii":rfl;' nden Wörter fnlri n r!'T Annlogie des Sanskrits,
mit der toi'SclirHnkung, diifs im Gricc1n.se hcn mit dem Monnnaliv-i.harakter, nicht xu^leicit
das (' al>geworfen wird, und dafs bei den wenigen Wörtern welche das e abwerfen, das g
des Nominativs beibehalten winl ; femer, dafs im Gothiscbfn viele Worter auf n der star-
ken Ueclination folgen, und dciu Endconsonanlen der Grundform d;is > des Nominativs liei-
fugen. Dafs bei d<T Germanischen schwachen Declinstion «las Ni-utrum auch im Accusativ
des Singulars das schlicfsendc n alnvirft, geschieht ebenfalls im Kinklang mit dem Sanskrit,
WO der Accusaliv des Neutrums kein < i^iüusxeichen bat, und Wörter auf n ihren Endbuch-
staben, wie im Numinntiv, abwerten, z.B. ndman, Namen, bildet im Nominativ und
AcouMtiv Hanta. Kann es eine auffallendere Uehereinstimmimg geben , als dals in Go-
tbisehea die gleidibedeutende Grundform namAn (ein Neutrum) im Noroinatif und Aocn^
satiT namd bildet? Ich furchte daher nicht, dafs mau es unbegründet ßndcn könne, dals
i«b die Gemanische, besonders Gotbisclie, schwache Dcclination, mit dm ecwihaten
Saubritiiebfla, Laleblidien nnd Lithauiicben Wörtern anf n in ein« KlsM ftdle.
m$t. pkäot, Khu» 1834. Q '
122 B o p r : yergieichende Zergliedenmg des Sanshnts
■vier Sprachen sich darbietende Uebci'einsilmmun^ aU Folge von deren
Stammverwandscliaft aozusehen sei, weil Uebereinsiimmimgen in Wohl-
lautsgesetzen sich auch in Spraciieu zeigen, die sonst in gar keiner Be-
rührung mit t»i*Mil^ gtAeUf ne findtn ifaran Grund in dm Spfsdioiy
gmcn MÜMt. Wenn dier in den meisien mit den Sansluit swunmen*
hinwenden ^mtduen die Yerwandschaftiwörier gnu besonders überein-
stimmen und gröfsteniheils mit r enden, wenn im Sanskrit und Litliaui-
schen nur der Singular -Nominativ mit einem Vocal endet, wahrend in
den übrigen Casus ein abgeworfenes r wieder bervortriu, so kann ich
kaum imterlasten, dioies im Idthaniachen ffir dne ant dem Orient m^
gdmclite Eigenibfimlichteit noBotAm, Es heiftt s. B* im Sansbit di^
hitdf die Tochter, duhttänu, die Töchter, im litbauischen steht guix
analog dugie und dugtetvs. Mala heifst die Mutter im Sanskrit, ww-
laras, die Mütter, im Lithauischen ist analog iitotc das Weil) niotcrfs,
die Weiber. Ebeu so entspricht das Lithauischc sessu Schwester, im
Hör. festeres, mehr als die gleichbedeutenden Formal im Laieiniichen
und Gennmitchen, dem Alt-Ihdischen swatäf twaairas» Bs ist indes»
sen waltncheinlidi» def» die Eniian^ung des sur Gmndform gdiören»
den r, in dem Indischen SingiJar-Nominaüv, nicht zu dem ältesten Ztt>
Stande der Sprache gehöre, welchen in dieser BezielnuiL' d;ts Griechische,
Lialcinische, uud die Germanischen Mundarien, geireuei atiibewahrt ha-
ben. Wenn aber die enviihnte nähere ZusammeDsiiiumung des Lilhaui-
schen und des SMuIuits «ne einer gemeinschaftlichen Quelle fliebt, und
sich nicht in hei^m Sprachen unabhin§% Tön einander enengt faati so
folgt daraus, dafs der Lettische Volkssunun zu einer Zeit seinen Asia«
tisflien Wohnsitz ^cilassm habe, wo die Asiatische Ursprache schon
muneiie Veränderungen erlitten, und dem Zustande naher gekommen
war, in welchem sie durch eine, eben so sehi' durch Reichtiium als
durch innere VortrdBidhkeit hewnndeningpwürdige, litteratnr lestgehsl-
len wurde.
Die vei^leiidiende Zergliederung grammalischer Formen, welche
wir hier eroflnen, wird nicht, nur das nübeix* oder entfernlcrc Vcrbält-
nifs der obengenannten Sprachen zu dem Sanskrit entwickebi, sondern
auch zeigen, in »iefeiTi mehrere unter ihnen neben der allgemeinen Ver-
wandtschafi noch durch dn näheres mehr spesidles Band an einander
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und der mit ihm verwandten Sprachen, 123
geknüpft werden. Hierbei aber snll nnf eine cröfsere oder geringere
Anzahl gemdnsthafilicher Wörter kein hesondei > s Gewicht gelegt wer-
den, denn ein Jaiuiiundert ist oft ixiareichend, um die Spraclie eines in
Cohiir noch aidit weit gedidwnen VoUms mit Wörtern «u Spmhm
mn^auüAar Völker m en übcrfülleii, dala man nur mit Mfibe ihr Bi*
genthümliches an» dem Beigemischten hervorztuuchen Termag. Sehr
richtig bemerkt IL-. W. v. HumHnlJt in seiner gehaltvollen Abhand-
lung, über das vergleichende Sprachstudium (S. aä^-)' >>l^>c
„Hauptelmente der Sprache, die Wörtei', sind es, die von Nation zu
,,Nelion überweadem. Den grammattidien Foraen wird dieit lehwe-
„rer» de «e, to& feinerer, intelldiindler Netnr, ndir in denkTevetude
»»ihren Siu hdien» ab nmtertdl nnd aieh aellttt erUireDd en den Leu-
„ten haften."
Es liefse sich , aufser den oben erwähnten mit dem Sanskrit su
vergleichenden Sprachen, noch manche andere der gegenwärtigen Unter-
eucLung anreihen, wenn e» unsere ABadit wäre» eU* diejcnigoi SpFadieb
tu wmfewcn» weldie einelne Spuren der VerwandischBlt nii deinSenekdi
an sich tragen. Es finden sich deren mehrere in der Celüechen Speeds
familie, und dus Finnische und die verwandten Mundarten, so wie das
Lngariscfie und Alhani'srl!«*, bieten ebfiifjdTs, besonders in den Pronomi-
nen, den treuesten Auibcwabrem altenbüuiiicher FoiTnen, überraschende
AeHnlinMreitim der. Umer dun A« aiieehem S^predmi hebe ich eudi im
Annenitclien ähercniiiimniende AnMünge gefanden» dodi heachrinken
eich dieeelhen laet einsig auf die Pronominal -Stämme und die Beeeidip
nung der ersten imd zweiten Singularperson des Praesens durch m und
wie pn-nvtcm ich lobe, gricwies du lobest. Im Plural wird dem Kenn-
seichen rn ein aspirirtes zur Bezeichnung der Mehrheit, beigegeben,
daher gimviemAk wir loben. Ich behalte mir vor, von diesen Sprachen
hei einer anderen Gd^enheit» und ans einem mdam Geaidi^uakte
tu handeln , da «ie in dem Zwedte» der hier der Torhentdiende i*t*
— durch Zusammcnstdlung der Sprachen» die ein eidieres Gepräge ge-
meinschuf tUcher Abktmft tragen dem Ursprung und Entwicklungsgänge
ihrer übereinstimmenden l ormen so viel möglich anf die Spiu* zu kom*
mmi — Vickl wesoitUch beitragen können.
124 B 0 p p : Fei^ichenJe Zer^Uedenmg des Sanskrits
Von den Wurzeln.
Da ich die Natur der Wuixeln oder der einfaciisieu Grundbe-
•tamitlieile der Worter, in Bezug auf du Suubrit, Grieehiic^, Latet-
nifdie und GeniiBiuiehe, bei einer anderen Gd^ienheii m «eigen toe^
sucht, und Einsylbigkcit als deren vvesenttidbcn Charakter aufgestellt
habe, so Wcibi hier blofs noch beizufügen übrig, dafs auch die Wur-
zeln der Lettischen und Slawischen Sprachen einsylbig sind. Diese eine
Sylhe mag nun so viel oder so wenig Buchstaben enthalten als mög-
lidiy ein einziger Vocal, und ein Ton süiammengeielBten GoDMmanten
einyaclilowener Vocal, sind die entg^engeseixien GrSnien. Ich habe i,
gehen, als Beispiel einer Wurzel angeführt, welche blofs aus eineoa
Vocal besieht, eine Wurzel welche im Griecliischen und Lateinischen
sich wiederdntlei , wie sicli ergibt, wenn man Aon intus ^ iuev (Dor. ifit»)
dem Sanskritischen imas entsprechend, die Personal - Endung ablöst.
Auch hn Alt-^'wicdien und Liduniischen findet «eh diese Wuml mit
dendben Bedeuuu^. 1^ AJuSlawisdifln wird ans i durch Ansetsnng da«.
Suffixes ti der Infinitiv ili gebildet, welchem das Lithauische eiti ent^
spricht, im Präsens einiij ich gehe; denn die A'ocnlvcrstiirkung, welche
im Griechischen, in Analogie mit dem Sanskrit, nur im Singular statt
findet, erstreckt sich im Litliauischen über die ganze V\ ui'zel. — Vom
Fsrtisehen kann nicht so unbeschränkt behauptet werden, dalli alk Yfw-
idn einsylbig seyen, es finden sieh in dieser Sprache nicht wenige pri-
mitive Yerba, welche sich nur auf nidirsylbige Stamme sui'Ackfnhren
lassen. Diese Erscheinung läfst sich, nach* meiner Ansicht, aus verschie-
denen Gründen erklären. Der wicluigsie ist, dafs die Persische Sprache
keine zwei verbundene Consonanteii am Anfange eines Wortes duldet;
wenn nun eine Wtirzel in den verwandten Sprachen mit zwei Gonso»
nanien anfingt, so wird sie im Perstschen daduurcfa mehrsylbig, daüi ent-
weder ein Tocal zwischen beide Aniangscoosonamen eing^sdioben, oder
dw Wurzel vorgesetzt wird. Im Sandcirit ist z.B. Stu eine Wurzel,
welche preisen, rühmen bedeutet, woraus im Persischen, durch Ein-
schiebung eines suUiu entsteht, wovon der Jatimtiv suthtMien^ loben,
lautet. Der Alt-Indischen Wiu-zel dschmi, womit das Griechische i/vw,
das Uiteinisdie ffumu «nsammenhtngen , oitaprichi die Fernsehe« ab
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und äer mit ihm l envanäten Spraclien.
125
Imperativ gebräuchliche, Wurzel schemh einsehen (Inf. schenäch^n).
Ein Beispiel einer Wurrel -welchei' im Persischen ein Vocal vorgesetzt
wii-d, ist das vielverbreitete slhd stehen, welches im Persischen isthd
iMUiet, wovon der InfiiiitiT i'sM^den. Aucli ohne die Y«mdMnmg,
die Hirie eines infangendan sataammengeseiiieii Conwmaaten lu tai^
meiden, werden den ursprünglich cinsylbtgm Wurzeln Vocalc vorge-
setzt, daher lautet die Sanskrit -Wurzel misr, mischen, im Persischen
amti, (Inf. anitc/t-ten). Diese Wurzel ist allen mit dem Sanskrit vfi--
wandten Sprachen gemein, und selbst die Semitischen Sprachen bieien
Bier eine aulfallende AehnUchkeit dai' — im HebruBchen heilst wasach,
und im Arabiidieii matadteh^ mischen» tmd «och du Syrische tmd
Cbaldäische nehmen an dieser Wnrsd Theü« Ein anderer Grund welcher
Mehrsylbigkeit der Wurzeln Teranlalst, ian, dafs Budutaben welche im
Sanskn'i zu <lfn Ableitung5sylben geliören, im Persischen zu der Wur-
zel gezogen werden ; so ist schunUj welches als Stamm von schtmä-dfifif
hören, anzusehen ist, oiienhut- durch AussioCsung eines r aus sru cnt-
•landen, wddies nu sur Ableitangssjibe hat« und im ImperatiT srAut,
höre, in der enten PluralperMm'dea Priiens kvuühm, wir hören»
bildet. Auch mögen im Persischen nidlt selten Partikeln imd Priposi-
tionen , die aber nicht mehr solrtte erkannt werden können, mit
Wuraein verwachsen seyn , die inenlurch den Charakter der Mehrsyl-
. bigkeit gewonnen haben. Icli glaube dafs man z. ß. die Sylben Jer
Qttd ftei für solche Fartikeb anidten kSnnie , wddie sehr -viden Zeit-
wörtern vorgesetzl werden. Wenn man aber von peunU'dm, pmiSff
die SyUbe pri ablSst, so trifik man mit der gleichbedeutenden Indischen
Wurzel mä, messen, zusammen. Audi im Sanskrit gibt es einige
Zeitwörter, mit deren Wurzeln i'räposiüoneu so verwachsen sind, dafs
sie in der Flexion wie Kadikalbuchsiuben erscheinen, und von den In-
disdicn Grammaiikeni mil aar Wunel geredmet weiden. Man «iEcnnt
in $aH§rim und ««odftft* leidit die Pkipoattionett »am und a»aj diese
Zeitwörter bilden aber im vielförmigen Präteritum asasangrnnutm und
aimvadhtram j wodurch die Sprache die beiden Pi^apositioneu t;leichsam
zur Würde der Kadikaibuchstaben erhebt, denn sonst würden die er-
wühuicn Zciiwurier durch die mit dem Augment verbiuidene Redupli-
haiion ammgaßnimam, avSeUdhl^. bilden.
136 Bopp; Fet^eichenäe Zer^liadenmg des SHmshits
Der wahre Charakter der Wurzeln d^s Sanskrits und der mit
ihm verwandten Sprachen zeigt sich am deuthchsten durch Entgegen-
stellung der Wurzeln des Seoiitischai SpmhlaiBme». Diese erfodem
drei ndilcale Goauottauten, — ao da6 eine m» dnfadie Wand -wie i,
geh«n, im BUiriisdiflii und in dea verwandten Mtudefieik aidii infig*
bell wäre — nad and siveisylbig, wenn gleich ihre sweisylhige Natur
durch Beugung zuweilen versteckt liegt. Da aber ein vertrauter Ken-
ner des Semitischen Sprachstamms die Zweisylbigkeit der Semiiischen
Wtu-zeln in Zweifel gezogen, tuid sie als einsylhig zu beweisen vei-sucht
]»t M Ml es mir liier vergüimt, iQ>er diocD Gegportend meine An«
«du etvim» muÜDbilidier «nssiu|Hredken, mdem diardi dieee ^firternn^en
zugleich die Nemr der Sanilrit -Wurzeln tiefer ei^rundet, und in ihrem
ToUkommensien Gegensatz z'i den ScniiiJschen Wurzeln erscheinen wird.
Koseganen stützt seine ilchaupiuiig vorzü^^lirh rtiif die Clialdaischen
und Syrischen Praterita, wie krab, klob, weiche aiierdmgs eben so eiu-
sjlbig scbdnen, ak die v<m ibm entg^engeetellte Saaeltrii-Wiinfll lavm
•ebreiten, die LeteiniiMlie dam rufen, und die Dentscbe klag; feiv
ner auf den HeT^räischen Infinitiv, im Status eonstructus, tmd ImperatiY,
wie ktol. Ich glaube dagegen , dafs man nicht Prinzip aufstcll«!
könne, dafs gerade die küi zesie Fonn einer Wonlainilie als \Vurzcl an»
zusehen sei; es hrauchen vielmehr die Wurzein in der Spi-ache gar
nicht voinulciommem, und kommen in den meiaten Sprachra urirklidt
nicht TOT. Die WnrEel -wird gefunden, -«lenn man Ton dnem Worte
alles ablöst, was irgend einem grammatischen Ndienbegriff andeutet, wie
die Casusenduugen des Nomens und das Ableilungssiiffiix , wodurch es
zu einer besonderen Kiasse von ^omin^ gestempelt wird, die Personal-
endtmgen der Zeitwörter, und das, was die Tempus- und Modusverhältr
nisse beaeidinet, und wenn man überiaaupt nur daa fibrig liTst, wa« die
von einer QueUe auagebende Wörter mit einander gemdn beben. Im
Griecbiadien kommt gar keine Wurzel als Wortform vor, im Lateini-
schen nur einige abgekürzte Imperative und Adjectivformen , die jedoch
ntu* in Zusammunsetguogen vorkommen, wie ger, fstf in armigBr, ^fruff-
(■ } S. Kosegarten's Rezeunon der AnnaU ^ orienlat liurature, in der Jenü'ichcn
littcnintMttaBf 4. i8st. Sc^. S. SgS.
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ufid der mit ihm verwandten Sprachen.
127
^r. Im Sanskrit kann jede Wurael in ähnlichen Ziisammenselznngcn
»!s Adjectiv gcbraiichi weiden, und dieses ist der einzige Fall, wo eine
SaQskiii-\V urzei, ohne fremdartigen Zusatz, ins Leben einu-ilt. Im
Golliilcfaan Uetet die sogen wnite »uurke Gonju^don in der i^ien Sinp
fOibippcrM« da» InpaiMm die reine Wni«! dar; aber um nun ineder
zu dem Hebräischen ImperatiT intfick zukehren, so kann ich deswegen
f[tol nicht als Wiuzcl anerkennen, weil diese Foim offenbar das Resultat
einer grammatischen Operation, die Folge einer Zusammenzieliung ist.
Man vrird dieses leicht zugeben, wenn man auf den wichtigen und auf
die ganze Spnduntfaltiuig UkSut ciulttfinidifln BBterscliied aehiei»
'wdeW Bwisdien den Semitiidien Terlmndenen Gonsonanten, (wie in
dem Hebräischen Impei^tiv ktol, in dem Chaldäiscben Prateriuim kkU),
und denjenigen statt findet, womit im Sanskrit und den venvandten
Spraciien eine Wurzel anfängt oder endet. In der S;inskrit -\Vurzel
kram schreiten, in der Lateinischen dam rufen, in dem Griechischen
wenden, bilden, wie in allen ähnlichen Wurzeln, die beiden
"verlrandenen Consonanten gewiMeraiafien eine granunaiisdhe üinheit;
•ie «ind wie von Natur sosanunengewaeliaett, nnd können dnrdi keine
grammatische Umbicguag geti-ennt werden, — to dals etWA «nt inuHj
karam , korarn oder etwas ähnliches werden könnte — sie werden viel-
mehr ganz wie einfache, uniheilbare Elemente behandelt. Wenn aus
kram die Formen karam, koram und ähnliche kommen könnten, so wü'^
den nadi meiner Meinung die ladiiciien Gramnuitiker Unredit halien ee
als Wurael aufzustellen ; es wurde da, wo et alt Wortform Ywckime,
für eine Zusammenziehimg gelten muMeu} et w&w ein gebogenes Wort,
denj> Beugung besteht nicht hlofs in Erweiterung, sondern auch in Zu-
sammenziehung eines gegebenen Sprachclements. — Ganz nndcrs >-erhält
et sich mit zwei verbtuidenen Consonanten der Semitischen Sprachen;
et gibt eigenilieh in dietera Spracbsuinnie keine radikale Verbindungen
Ton Goosonamen, wobl aber gdiSrt sn dem Umfange seiner organiifiben
Flexionen die Fähigkeit, zwei durcb Yocale geschiedene Consonanten
durcli Schnelligkeit der Aussprache 7.11 A'creinen. Durch eine solche
gianunatische Opeiatiun entsteht der Imperativ ktol. Duft nher / und /
nicht von Natur vcrbiuiden sind, imd wie kr in der Sanskiii-W untel
128 6 o p p ; Fergleiekenäe Zer^hdmvng da» StttukriU
kram gleichsam eine Einheit darstellen, sieht man aus den meisten Wort-
formen welche mit ktoi einerlei Stammes sind. Die zweite Singularper-
wm des Imperatin ttt gröittakdidls idoititcb ttH den ünfiniUr im Status
eonstructuSf dieser aber ist falofs die Ya-kfinung des timlus aUobttusj
aus hilf)/ ^vird klo/, -weil das regierende Woit und das i^egierte im He*
hräischen in so inniger Verbindung stehen, dafs sie gleichsam eine Art
von Compositum zusammen bilden ; mm eilt daher so schnell als mög- '
lieh von dem ersten zum letzten, denn biofs durch diese Eile wird das
grammatische VerhaliniTs, in welchem beide Wörter lu einander stehen,
ansgedrficLt. Weil es aber andi in der Natur der.Saefae liegt» dafs
nnn bei einem Befehle seimm Willen so schiull als möglich ausdrückt,
so erkürt es sich hieraiis, warum der buperativ in Sprachen, deren
W^urzcln eine Verkürzung zu1a«s«;en , von derselben Gebrauch macht,
und warum in Sprachen, wo eine \ erkürzung oder Sylbenverminderung
der Wurael unmöglich ist, nicht selten die unveränderte Wurzel, ohne
Beifügung eines FersooaldiarBkte», als zweite Singularpei son des Impe-
ratiTS sidit.' Im Syrisdien und GbaUtiUsdicn findet «war eine Verbin-
dung des ersten und zweiten Radikalconsonanten auch in der dritten Sin-
giilarperson rnasc. des Präteritums statt, allein es Ififsi sich liiermtt eben
so wenig die Einsvlbigkcii der Wurzel beweisen^ weil diese Zusammen-
Ziehung nicht auf alle abgeleitete VVorilormen sich ersu-eckt, weshalb
da« Ghaldiisdie und Syrische ktal nidit mit der Indischen Wund kmm
verglichen werden kann.
Wenn man beredbtigt wire su behaupten, dafs der erste Vocal
von kaüil nicht zur Wurzel gehöre, weil man in allen Semitischen Mtmd*
arten, bei gewissen Woriformen, so schnell darüber hinauseilt, dafs er
keine Syibe bildet, so könnte man mit gleichem Rechte sagen, dafs der
i(Wdie Yoeal nickt aur Wurzel gehöre, indem er nidkt mmder baulig
«nsgesiofsen wird. Es kommt s.B. Ton dem Hebräischen ftrtisip Aott/
tödtend, das Femininum kotiah durch Ausstofsung des zweiten Vocals»
während kttilah . ans ktitut {^eiüJiel, durch Auüslofsung des ersten
kömmt. Auf welche Zusanmif nziehuug i»oll man nun ein gröfseres Ge-
wicht legen, um aus den l'aruzipien die Einsylbigkeit der Hebräischen
WuTMdn zu beweisen? Oder ntfiiste man vkdbx, um konsequent su seyn.
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und der 4mt ihm %'envandien Sprachen.
129
auf beide Yerkürznngen ein gleiches Gewicht legen , woraus herroegelMB
wurde, dafs eine Hebräische Wurzel gar keine Sylbe bilde (').
Ich möchte jedoch keineswegs behaupten, dafs in den Semitischen
Sprachen die dritte Singularperson masc. des Präteritums , z. B. katal
im HdirÜschen, die WuniBl aniuMlMB cei, dorn hto^, hatul, und
jede «ädere Wonfonn, Wehe weder am Anfange noch am Ende der
Wund etwas beifügt, noch im Innern eine nicht-radikale Einschiebung
hat, aber and» keinen Wurzelvocal verschluckt, Imt ein gleiches Recht
für die Wurzel zu gelten, insofern man nämlich eine in der Sprache
bestehende W ortform, und nicht, wie die Indischen Grammatiker gethan
haben, ein rmm Abfttactvm ab Wmel aiifttellen will (^). Man
könnte Mgen» dab die Semidsdien Wnndn eigendich l^ine Stammvo-
cale haben, und hierdurch in einem entschiedenen Gegensatze zu den
Sanskrit-AVurzeln stehen. In dieser Spraelie tiiipt n'mlich der Vocal
sehr wesenthch zur BestimmTinc der Gnindh« dfutun"; hei, und wenn
man ihn mit einem andern als nahe verwandten vertauscht, so entsteht
(i) Wlhrend der Hebr&ische Infinitiv im ttatus conslructus den enten ToaJ der
WuRel auwtöfct, gelangt der Arabische auf dem entgegen geaeuten Wege cur Einaylbig-
keit, indem nlmlich dw Yo«al de» Eweitea GoDfonanten der Wund «lagpstefteB wwd;
nun vergleiche das Hdirtiiclie IM mit dem Anbiacben ktttt-un. Es Itaim biennis dhoi
•0 maig die Einsilbigkeit der Wurzel bewiesen weiden, da in anderen Wortformen
dar nreite WundTOGal, im AnbiKben, «eine Recbte uir OtaSigt geltend au machen
wei», and im AUgeaMnien viid tdlcaer als im Hehrtieebea sich wdifagm Uftt* Msa
vergleiche t.B. das AmhiickB iatafal sie tadkeie, ait AaffaA, JhtfoJw, aie tödte-
ten, mit kaüu.
(a) Die IndiicLcn (^rammaliker sind offenbar durch Abstractioa ru dem Begriffe ihrer
Wurccln gelangt. Denn wenn gideh, wie bereita bemerkt worden, eine jede Seadtri^
tische Wurxel, nach Analogie der Lateinischen Adjcctive frr und gr, in Zusammnuctiim-
gen vorkommen kann, »o »ind doch nur wenige Wuneln auf dicae Weite in gcwöhn-
lidna Gebiaiiidw. Wem «ad b.B. die Wurxebi «f, ••«ea, tu «ad Mtf, aeya, dt,
• itsen, swap, srhlafcn ti. «. w. jemals in Zusammenaetxungcn der erwähnten Art voi^
gekommen ? Auch sind dit EndbucliStaben der Wurzeln, wenn sie ohne Anfügung eine*
Suf&s4» ab Wortformen gebraucht werden, den Wohllautaregeln unterwürfen, worauf
aber bei der AuCrtellung der Wuneln die IndiKhen Grammatiker keine Rücksicht ge-
nommen haben; s. B. duh wird aLt Wurxel gegeben, welche brennen bedeutet (W»)
denn obwohl der Couaonante A, den man nicht mit dem tpiiifiu ßnalis verwechieln darf,
im Sanakrit niemal« am Ende eines Worte« atebai kaaa* S» c^kt sieh doch dak leicbt
akWnnekjlbe von «fsAoit er brennt.
HkLfhM, Kk9t9 1834. R
130 B o l> p : Fei^leiehmde Zergliederung de» Santknts
eine panz andere Wurael, aufser allem Zusammenhang der Bedeutung.
Es diückt z.B. die Wurzel Tup die Begriffe: beleidigen, Terwun-
deu, tödien aus, und der SuimmTocal u Laan mir in-^ und au über*
f/Atm, aber dnrdi d«aB«n YmSndernng in i oder a entstehen neue Wuiv
zdn Tom gms ▼ewchiedener Bedeuiung; heifst namUch besprengen»
und lap brennen. In den Semiuscben Sprachen ist es anders, ein je>
der Vocal kann in jeden verwandelt werden, und die Vocale gehören in
diesem Sprachsiamme mehr der Bestimmung grammau'sclier jSebenbegriire
aU der Festsetzung der Gruiidt>e«Ieuiung an. Aus dem Hebräischen Italal
kann durdi kdne VocakerSndenug dn Wort g^ldet trerdent wddies
nichl mit dem Begriffe iSdten cusammenhinge, und es gehören in den
Semitischen Sprachen von einer Axtzahl \oi\ Wörtern, ohne Rüclisiclu
auf die Voralc, iiUe diejenigen zu e i ii er Wurzel, welche dieselben Golli-
sonantcn m derselben Ordnung aufweisen. Eine Semitische AVurzel ist,
in Bezug aut die Vocale, so unbestimmt, dafs sie eher gedacht als aus-
gesprodten werden kanni dal« sie aber alt tweisylbig gedacht weiden
mfiuej erhellt dareus, dafs vom ihr, ohne fremdartigen Zusats, und ohne
Wiederholuiig der Radikalbestandtheile, sweisjUnge Wortfwmen am-
gehen r>).
Wenn aus dem Gesagten Iiervorgeht, dafe man von gewissen ein-
silbigen Wortformeu des Semitischen Sprachstamms nicht atif die Ein-
sylbigkeit der Wnradn tdiHefsen düife, weil man hieriiei die Zusam-
meniiehnng, deren Kesuliat sie sind, äiersehen wfirde, #o mSehte
ich doch dem entgegengesetzten Verfahren derjenigen nicht heistimmen,
weiche im Griechischen alle zusammengesetzte Consonantcn aus Zusam-
menziehtmgen oder auf andere Weise zu erlvlärpn sucLea, und nirgends
zwei verbundene Gonsonaniexi als Urbesuudtheil einer W^tU'zel gelten
lassen. Bs mag seyn , dafs , wenn ww uns in die Zeit der Irühesien
Spradientwicludnng Tersetsen könnten, wir keine sttsammengesetxie Gon-
sonanten finden würden; aQein in dem Zustande äer Ausbüdung, in
Duft 4mt ZaMflnde worin wir di« Seautiiclita Spradiat kenam, «in Shov vor*
ausgeben koanle , in welcliem das Ci-srli der Zwrinylbigkril nocli niclit aiugebildet iv ii
aoU hier keineswcges bestritten werden, und mit dem was Oeseniua in «einm «uitubr-
Udwa Uktgääai^ S. tSS, iS«. bm idi raUkMiaiMi «amMmdm.
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■
und der mit i/tm i'envandten ^rochen, 131
^fdchem sich uns dns Sanski-it, Griechische und andere rerwandte Spntdiax
«eigen, läfsi sich der Grand, aus welchem verhundf-ne ronsonanien in
den Wurxehi gleichsam eine grammalische Einheit vertreten, uichi mehr
erkennen, und sie lassen sich Ton den Grundbesumdtheilcn der Wurzeln
nidit »ttSBcblieftea, ymm man nidit cn fguu iviUköIirlidieii und gezwoa«
goien BrUftpoi^en seine Zuflucht nelmieik ifill. Wenig Befnedigendet
gpivifalt S*B. Lennep'» Erklärung von ttow aus raui duri h ein \OPfi^
seictes 0"; ran}, welches nichts erklären AvTude, <;nll nämlich einerlei seyn
mit rm, welche? das Primitivura von «iVw seyxi suU , um so anf langem
Wege von dem Begriffe des Streckens zu dem des Stehens zu gelangen.
Dft eher das GriecAisdie vtm» mit der Alt-Indiidien gleidibedeateiMkn
Wunel stM zttsmmientriflft, eine Wunel, weldhe sich in den mMSten,
wo nidit in allen Tennindten Sprachen, erhalten hat, so folgt daraus,
wenn man dieses Zusammentreffen nicht für ein Spiel des Zufalls an-
sehen will, dafs die Vereinigung des <7 und t in Träu), 'irr^m sclir idt,
ja älter aU die Griechische Sprache sei, denn sie bestand in einer Zeit,
WO man nodi nicht Sanslrit, GriediMdi^ Lateiniadt n.s.w* untendiied.
Eben so Tedidt es sidi nüt mandien andem, der Griediiachen mit der
SanskriiifNnehe gemeinschaftlidien Wurzeln, die man gleichsam ans ih-
ren Fugpn reifscn müfste, wenn man den Griechischen Priminven Iveine
zur Einheit verbundene Consonanten zuerkennen will. Lennep erklart
Tt^m aus Ti^w. e'^TCd aus l^eai; die Indischen Grammatiker stellen richtiger
tr^ elrfrenen vccA »ip sich bewegen als dnfedie nntheillMre Wniv
ad^lben auf, wddie in der Flexion in larp and iarp iibergdien, cB.
tuptUi er erfrenty sarpati er bewegt sich.
Valflt enacr theilt die Griechischen primitiven Zeitwörter in bili-
terae, Irililrrni^ und qitadräiteme ein, und «lle Verba, welche in der er-
sten Singularperson des Präsens mehi- als vier Buchslaben enthalten, SO
wie die mit Vocalen anfangenden qtuuby^itsratt werden von ihm ans der
Zahl der PriniitiTe ansgesdilosaen. Es mülsten also nach dieser iiner*
wiesenen Theorie ZeitwCrtelr wie t^Itw, <i>>Jyuit rqpv, efiru, tknu, wenn
auch verbundene Consonanten als Radikahhcile primitiver Zeitwörter zu-
gelassen wüi^len, schon deswegen als al)geleiiei gellen, weil sie mehr als
vier Buchstaben, oder unter vier Buchsutben einen Aniangsvocal haben.
Dodi ist andi Valcienfter kein Freond Ton Tedwindenen Gbnsonanten,
R2
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132 B o p p : Fer^ei^mde Z^^g^bimu^ des SntMt
dM er auch in qimdnlileris , wie xXacij, tX/j , tX««, für Zusammen 7 iVTmn-
gen erklärt. Es mag s«ja, dafs itham wirklich aas rcXo^u cnisiunden sei,
denn die Bedeutungen beider Zeitvröi*tcr sprechen für diese Ableitung,
et folgt tbet «kmitt nicht, daA vuSx «Aiw und T>im die SjrOie «1^ nur
Wnivd hilMn. Warum aoUle et nidbt im Gneehitdicn dne WumI
geben können, die mit MtCmge und r oder a zum radilwlen Endvocal
habe? Im Sanskrit isi P/u eine Wuraelsylbe, yrelche Bewegung, beson-
ders auf dem Wasser, wie schwimmen, fliefsen, ausdrückt ; mit /j/u
hängt die Lateinische Wurzel JIu (JIuo, ßiwien) , das Deuuchc liicfsen,
und offisnW andk das 'Griediisclie vAcw und ir?Jm «iwammcn, als derca
Wunein man vA/ und «A^ ansehen mnb* Wenigiteiu erbcUt ana der
erwähnten Uebereinstimmung mit dem Sanskrit, data die Vereinigung der
Buchstaben - und X eben so alt sei als die von r nnd t in der Wtu*-
zel Tra, und dafs, wenn v\iw und vXow dux'ch Zusammenzieliung ent-
standen sind, dieses keine Griechische Zusammenziehung sei. Urne Noth-
wendigkeit w?iiu und tXsm liSr Alikömmlinge toh wiKu an erklären, wuide
eher nur dann bestellen, wenn es erwiesen wäre, dafs die ^wnchfamille
die uns hier bescliaß^t, mit der Semitischen die Eigenheit llldlte, dafs
CS bei einer Wurzel einzig auf die Reihefolge der Consonanten ankäme,
und dafs die Vocalc eine gleich imiergeordneie Rolle spielten. Ich habe
bereits das Gegentheil zu begründen versucht, durch die Erscheinung,
dals CS im Sanskrit Worisilmme gibt, die mit gleichen Gonsonanien a»
langond, mit gleichen endend, wegen der Verschiedenheit des StanunTO'
cals nl^ M rschiedene von einander unabhängige Wui-zelu bestehen, die
in der iiedeutung keine Berührung haben. Xun bleibt mir noch übrig,
einige Beispiele All-Indischer Wurzeln anzufübrrn, vrplrhe wie TeA« und
wJJa» im Griechischen, bei gleicbeu Siammconsonantcu , und gleichem
StammTOcal, durch die Bedeutung gänzUch gesdiieden smd, weil der
SiammTocal der einen ron den swei Slanmiconaoiianien eingesdilosscn
ist, wahrend der der anderen am Eiulr -steht, und zwei zur Einheit rer^
hundene Consonnntcn vor sicli hat. So heifsi sur glänzen und sni
fliefsen, pul heifsi grofs werden und p/u schwimmen, rfkur heifst
tSdtcn und J/tru fest stehen. Vielleicht würde sich bei ahnlichen
Pillen hier und da nodt cum «mfamie BerOfarung der Bedeutung auf«
BaAn. lasten, aUdn wenn man auf au entfernte Besiekungen ein Ge-
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und der mit äm verwandten Sprachen^
133
widit legt, welche Wörter waren dum nicht yerwandt? So lange vmi
"Wöriei- niclil ganz das Gegentlipil von einander ausdrücken, müssen
ihre Bedeutung^ irgend einen Berühi'UDgspimkt darbieten; es ist sogar
nicht selten der Fall, dafs ein Wort ««ine ursprüngUche Bedeutung mit
der entgegengeaatecB «wtovacbt«
Von den Ptonominen.
Die Pronomina sj ii kn eine so wicliiipu Holle In dei" Formenlehre,
sie haben einen so grofscn i:4xiiluls aul die gratajiiaiische Gestaltung an-
derer Redetbeile, def« ea swedtmafsig ist, in der Terf^eichenden Zei;^e>
demng, die niu hier betdiiftig^, von dner Bfluren Beuaditiiiig derwl-
lien ttorngdieo. Nicht nur auf die Personalbcsümmungen der Zcitwör»
ler, sondern, aller Wahi-scheinlichkeit nach, auch auf die ^Vrlialtnifsfor-
men des Nomens, äufscrn die lladikaltheile der Pronoimni ihren Ein-
ilufs, und es verdankt ihnen ein grofser Theil der Conjunciionen seinen
Ursprung, m» wenig ludi bei dau enten Uieke die BedeufllBg dendp
lien M dieier Vermudiung Anlal* geben mag*
Die Lidischen Gnunmatiker iind mit den Europäiscben Etymolo-
gen in einerlei Fehler verfallen, wenn sie die Pronomina von denselben
Wurzeln ableiten , woruu«; \ erba und andere P<eHctheile entspringen.
Wenn sie z.B. da^ Inierrugativ , welches k zum radikalen Gonsonanten
bet, Ton der Wunel hat tdnen eUeiten« «o findei nen hierbei eben
10 wenig Befriedigimg» eis wem man bei Lennep lyiJ ich aui einenn
Verbttm lyw» für oyw. ich thue, mit Zuversicht abgeleitet sieht. Das
Zusammen t reffen des Lautes scheint zu solchen Ableitungen die einzige
Veranlassung gegeben zu haben , und die Bedeu? unj^ wenic: berücksich-
tigt zu seyn. Den Benennungsgrund der Pronomina aufzudecken ist
nacb meiBer Udieneiigung nicbt nichr mSg^ch; wir mdMen.niis damit
begnügen ibrar iltnien Form nachsofoiichen» und ihre Radibaltheile an
efkenncn, ohne auf deren Zusammentreflen mit den UrflleuMOteB ande>'
rer Bedetheile ein Gewicht zu legen. — Was die Beugung anbelangt,
M> weichen die Pronomina, in der äanskritsprache wie in allen mit ihr
134 Bofp: Fe/^ichende Zergiiedenmg des Sanskrits
verwandten/ von dem allgemeinen Declinationsti'ptis in nulhrfacher Be>
Ziehung ab, welches wohl hauptsüchllrli daher kommen mag, dafs sie
tretier als andere Wörter die ältesten Fonnen der Sprache aiifHewnTiren ,
weshalb auch verwandte Sprachen gevi'öhnlich in den Pix>nominen die
meisten und anfillendtten lldberainffinimungen dailneten. So haben im
EngUsdien nur die Prononuna nodi Spuren von De«lnntu>n aufbewahrt,
und sich hierdurch in näherem Zusammenhang mit dem Deutschen und
den alteren Germanischen Mundai-ten erhalten ; in den SemitisdwnSpm^iett'
weisen die Pronomina auf einen Urzusuuul <icr Sprache hin. in welchem
sich das Gesetz der drei radikalen Cunsonanten, oder der Zwcisylbigkeit
der Wurzeln, noch nicht ausgebildet hatte ; wenigstens haben die Prono-
mina eich diecem Geietse nidit unterworfen.
Wir betrachten coerst die PronomiiMi erner und sweiier FerMin;
diese stimmen im SsnAnt in ihrer Dedination eben so sehr unter sieb
überein, als sie von denen der dritten Person abweichen. Sie haben
beide die merkwürdige Eigenheit, welche auch die verwandten Sprachen
theilen, dais der Singular mit dem Dual und Plural in keinem giamma-
tisdien ZAiimnenhange stdil, d. h. m hemem mit diesen fläneinichiaftF
Uchen l^mme surfidtgeffihrt werden kann. Diese Stanunvericfaiedepheit
zwischen Sini^ular und Plunl (an weldMU sich auch der Dual anschliefst)
hat bei dem Pronomen der ersten Person seinen pliilosopliischen Grund.
Man kann ja niclu mit vollem Hechte saß'ni, dafs wir , selbst dem Sinne
noch, der Plui-al von ich sei, denn ich kann weder einen Dual noch
«üaen Mural heben; es gibt nur dn einziges ich im UniTenun. Das
Won hm» heseielmet cme Mehihcit von Individiieii» deren ein jedes
in dem Gesichtspimkte des Sprechenden, oder in seinem Verhältnifs zu
ihm, ein Löwe ist, aber nos bczeii-lmef nicht eine Mehrheit von Indivi-
duen, deren jedes in seiner Beziehung zu dem Sprechenden ein ich ist.
Unter dem wir ist zwar meine Ichheit mitbegrüFen, aber nur insofern
kum wir gramuMtisch der Pfairal Ton ich seyn, als idi midi selbst ab
den wesentlichsten Thdl des wir betrachte, oder ab idi, indem ich wir
sag^, mehr von der Idee meiner eignen Persönlichkeit, als von der eines
Gegenstandes auf?er mir dtnchdrimgen bin. Es ist daher noch ein Grund
vorhanden, warum in Sprachen wir der grammatische Plural von ich
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und «far mä i'hm verwandteH Sprachen.
13^
sevn könne , und auch 5m Sanskrit ist dieses bei den Zeitwörtern der
Fall, wo Singulat* und Plural m zum Fersonalcharakier baben. Der Dual
bingegen hat w. ■ .
Vn Pfconomm dar «wbm Penon lifo in «tiner Dadination 'vier
Tcn^edene Stibame ivpicitdieiden (nebat einei' Nebeoform Tom StaaaiA
m)t indem die NowimiiiiTe det- Singulare und Kunls eben so wenig
unter »ich, als mit den obliquen Casus ihrer respektiven Zahl zusam-
menhängen ; das Pronomen zweiter Person hat deren nur 7,wei (nebst
einer iNebeni'orm vom äiamme wa). Der Singular-^^omiuaiiv dei' beiden
EroBominiin Imiiei im Sanskrit aham md twam, Ton weldien, nach Ab-
lösung dar gemaiMghafiHc'hatt Buduag am, ab und m StSnuna übrig
bleiben. Der Siaiutu tu findet sich im Lateinischen, Litbauiscben, Leu
tisdien, Ali-Preufsischen und Persischen, ohne Jieifiigung irgend einer
Endung, im Nominativ wieder. Im Gothischcn hat hlos <las t eine As-
piration angenommen, und im All-Slawischen steht tj- £ixr tu. Im Griechi-
•eben kt t m ^ fibergegangen. Scbaidiu« hfik du blolw v für. den
Siamm, und arklai« da« o- aus cinan. brigefilgiaK ^räus a^ter, Durdi
diese Voraussetzung bringt er den Singnbir in nähere Verbindung mit
dem Plural xtfiut. Allein gegen diese Erklärung erheJbi sich die Stimme
des Sanskrits und aller verwandien Spraclicn , welche dafür sprechen,
dafs TU die ursprüngliche Form sei, und dais die Form <n* aul' eine im
Griechisdien «dir gewöbnlicbe VerSndemog von r in «■ sich grändei tv
aber bann meine» Emdiien« nur iaMfem ala •«Mtunrerwandt mit vitäs
angesehen werden, ab man annimmt, dafs der Pronominalstamm tu wäk
srlion in den ältesten Zeiten im Plural in ju erweicht habe, eine Form,
in welcher das Sanskrit mit mehreren der verwnndien Europäischen
Sprachen zusanunenu-iiTi, und da£s das j von ju im Griechischen ver-
Irnvn gegangen oder in den ^müus asper sich verändert babe. Der
Sianun eh, tou oftoDi ieb, findet sieb mit der Yerwandlung tob h in
k (eine Veränderung die auch im Sanskrit sehr gewöhnlich ist) in dem
Gothischcn ii; das Alt- Hochdeutsche hat das h unverändert gelassen,
und lautet ih. Im Lettischen steht es, im Alt - Prenfsisifhcn fis, deren
schliefsendes s der Charakter des Nominativs scyn kumiie, denn s be-
leicbnct in dicMai Sprachen den Nominativ; es daif abo' die Yerwandtp
«diaft xwiidien j und h nicht übendien vrerden. Im litbanischen ist
136 Bor»: Fer^g^&ichaide Zergßadermtg des Sansints
I
Ä in ys übergegangen, daher a/z ('). Im Alt -Slawischen steht az im
Nominativ, der hier, wie in den bi!>ber erwähnten Sprache, nicht den
geringsten Zusammenhang mit den obliquen Ganu dail>iet«i.
Im Sanskrit lassen ridi ma md mi als alnrecbseliMfe Stamnuylben der
.Miqatm Gmus dtt SnifulaTs annehiuen, und alle fei^ahdie Spraehen,
Griechisdi, Latdpisdt, die Gennanischen , Lettischen und Slawischen
Sprachen, bieten, in Uebereinstimmung mit dem Sanskrit, m als den radi-
kalen Consonanten in allen obliqtien Singtilarend«nge« dar. Im Persischen
Steht dieser Stamm schon im iNominativ, welcher men lautet, und am
nidisten mit dem Sanskritisdien AocnsatiT mim ansammentrifik. Dns Jhth
aomcn svretter Pemm lautet im AocnsatiY tiväm, wdelies aus tu-dm an
erllfiren ist. Der AccnsativdMrsiter m kann jedoch bei diesen beiden
Pronominen nuch abgeworfen werden , wodurch eine nähere Ueberein-
stimmung mit dem Griechischen und Lateinischen herrorgebracht wird,
wo diese Pronomina, im Singular, stets des eigentlichen Accusativcharak-
lers entbdhven. Am nidisien hangt jedodi mit mS und Hvd das Ali^
Skimche tiifß und ^ susammen (f» ist nur ein einaiger Yoeal). In
den dbrigpi obliquen Casus liegen, im Alt- Slawischen, men und icl> als
Stammsylben zum Grunde; ersteres, welches im Dativ und Locaüv in
nin zusammengezogen wird, erinnert an den Persischen Xominntiv men.
Das i Ton teb hängt oflenbar mit dem alten Slammvocal u zusammen,
der im Samlurit nach bestimmten Wohllmisregdn in w übergeht, wddbce
in den Slawisdien Dialekten sich in h ctbirtet bat, iwie dieses durch die
Betrachtung des ReüexiTpronomens der dritten Person noch mehr stdi
besuirjf^t'n Avii-d. Der Locativ lautet im Alt-Slawischen tob-oju, welches
aller Wahrscheinlichkeit nach aus teb~ofu durch den Finfluf« des Yocals
der Endung auf den der Stammsylbe entstanden, TeioutieUi einer Assi-
(i) Jaküh Grimm gibt in «einer deutacben Gramnutik (tweite Aufl. S. 71.) meh-
rere Bei^iele wo auch am Anlmge der Wörter das Lithauiiche da^ an der Stelle einet
deutschen h halt. In nrei der tob ihm «ngefabrten Beispiele cutaprieht das lAthmä»Ae/k
einrin SansVntiM.'hfn polatineu *, welche«, wie achon frülier bemerkt worden, gerne in k
äber^t; n&mlichysa {ffeß.Juuu), Hund, lautet im Suuiait twä {Geu. tuaas) , und
ßdmUttt hundert , lautet mta (Nom.''M{»m). Eine üLemtdieBde Adndidikeit dieser Ait
fincict sich noch twisc!i<-n dem l.Ill)auisc1ien fzakii , rin Ast, und Jcra SanslriliM-hai
glei<dibcdeatenden sdkhd. Dage^ bat in dem Worte Uers, IjS^mÜM^/ürdis, auch
das Sadkrit da A, bIibUcIi hrid.
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Mind mit ihm venvandien Spmeke».
137
nulatioii , wie sie im ^i-HodidettMdteii TOfloiiimK, «bmlil ia di«Mr
Spncbe der Vocal dner Endung nur den Vocal eines vorhergehenden Ab-
leilungssufßxes, und nicht den der Slainmsylbe sich assiinlh'ren kann(').
Im Pohlischen «igt -^irh jedoch, durch eine spatere Entartung, rJpv Vo-
cal o an der Stammsjihej auch ohne die hier vermulhete Yeranla&sun^.
Mit dem Shwiadm steht des Lilhsiuisclie und Lettische/ in Betreff der
PtwomineMecliiietioB , in niduter Yerlnndung; beide Spiedien gdben
in der ersten Person mm el« Stammsylbe der obliquen Casus, und in
der sweiten Person erweitert sich der Ursiamm tu, im Lithauischen in
taw, und im Lettischen in te\v. Was die Germanischen Sprachen an-
behuigt, so mufs besonder» das k oder h unsere Aufmerksamkeil in An-
spruch nehmen, wdches im Sing;ular-AccusatiT den Stämmen der ersten
und Eweitcn Person * so irie dem ReflnÜT der driiieit Person » sich en«
sdiliefst. Dieses k oder h findet sidi, in dem entspredbenden Gesas, we*
der im Sanskrit noch in irgend einer anderen der verwendten Spredien,
und ich sehe daher keine genügende Veranlassung mit Rask anzunehmen,
dafs das Gotbischc und Isländische tnik älter sei als das Griechische fu oder
ifii, und dafs die letzteren Formen sich dadurch erklären liefsen, dafs die
Griechen y oder x em Ende eines Wortes nidit aussprechen konnten.
Stände des k oder h bei den Gennentsdien Sprechen nur im AeeusetiT
des Pronomens erster Person, so mochte ich in dem Gothiscben miJc, in
dem Ah -Horhdcutfirhen fnih, lleher dii^ Vereinigung von zwei glcichbe-
dcvui nden Pronomuialstammen erkennen, nämh'ch des IVoniinalivsuinmes
ik^ ih^ und des Stammes der obh<£uen Casus, welcher m sum radikalen
Consonetttak hat (^). De aber des k oder h andt bei den beiden and^
ren gesdikdkdosen Pronominen sich Torfindet» eo urird es stveckmafsigsr
seyn, an das Lateinische hic, htv'c, hwic u. s. w. ZU erinnent, wo ein
unwesentliches c den charakteristisdien Casusendungen sich angeschlosssn
hat; ein solcher ursprünglich bedeutungsloser Buchstabe konnte später
den Charakter eines Casuszeichens anuehmen.
(i) Orimin'* Deutsche Gramnuitik, rMcitc Aull. S. ii5-ii8.
(a) Bri dem Pronomen der dritten Penon lU die Vereinigung too swei vendiiadeaMI
Stämmen, im Sanskrit wie in Im vcnraeAtm Spidhcn, m «iaem yMSililchsfllhiiea Gta^
sen, nicfau ungewi^Iichea. '
Hist, fjhäol. Klasse 1824. S
138 Borr: erreichende ZergUederuag des Saiukrits
In deni Ottiv blcici die SansLritsprache eine höchst aufTalleiida
Ueberemstimmung mit dorn Lateinischen dar, und lii'ffr» die Formen
ma-hjam mir, tu-blijam dir. Am erscheint im Sanskrii hei den Pro-
nominen sehr häuüg als eine Art bedeutungsloser r^achschlags^lbe , und
I innl TOT lieierog^nen Vocakn in der Rcfjpl in / TerwaniUt; « libt
sidi daher n»~h/«m, lu-Utfam in ma^hi-am, tu^i^-am nuflöfcn» 'womii
das Ijiteinische mihi und tibi beinahe identisch ist. Man braudit also
diese Lateinischen Formen nicht mit Scheid ius aiif eine sehr gezwun-
gene Weise aus u-ci und Tol ZU erklären, und in tibi ein eingescdiiiehenes
Digamma AeiUwum %\x erkennen. Die Endung bhjam ist zwar im äaiiskrit,
im Sing, auf das einzige tu-hhfam besdirankt« hängt aber anf das in-
nigste mit den gewilmlidien Pluralendaug^ des DaÜT-AbktiTS und In-
su-umentalis , bpü (iM-a$) und bltis, und mit der dualen, dem Dativ»
Ablativ und Instrumentalis gcmeinsoluifiliehen Endung blijuin zusammen,
so dafs bhjam, bh/as, bfu's und bhjdm als Sprofslinge einer und derselben
Wurzel angesehen werden können. Ganz anders verhält es sich mit
der Endung h/am in muhjam, mir; sie steht gun isoUri, und es wird
dadurch irafaischeinUc]!, dafs sie eine Ventämmelnng ihrer primiiiTcn
Form erlitten habe. Sollte etwa k/am aus bh/am entstanden seyn» io
dafs von dem aspirirten ö nur die Aspiration übrig gelassen worden,
auf eine ähnliche AVeise wie die Wurzel dfui dvu'ch eine imregelmäfsige
Bilduxig di|s Farticipium iiita hervorbringt, und wie das Lateinisdie /<u-
nuu wphrscheintidi einerlei Ursprungs ist mit dem Sanskritischen Mdmt
Srde, nnd ^e das Lateinisehe f, wddies so häufig die SidUe dm San*
skritischen bh vertritt, im SpanMdien in h übergeht? — Die Aehnlidi»
keil des Alt-Preufsischen Dativs te&bei oder tebbe dir, mit tulthjam und
tibi, ist mehr zufällig als auf gemeinsamen Ursprimg gegründet, denn
es ist einleuchtend, dafs hier blos et uder e als Endung zu betrachten
eeif indem IaM an dem Alt-Slawischen Stanune leb imd dem Lettischen
iew sidi Terhilt, wie mam, von mews-et mir, su dem oben erwfiho-
icn mcn luid man*
Der Instrumentalis hat im Sanskrit ä rur charakteristischen En-
dung, und der Localiv hat das Kennreichen des Griechischen, Latei-
nischen und Alt-Nordischen Dativs, nämlich /. Aus dem oben erwähn-
ten Stamme tne imd dem aus tu in twe erweiterten Stamme der zweiten
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und der mit ihm verwandten Sprachen, 139
Fetvon, kommt daher, mit Befolgting einer Wohllautsregel, welche vor
Vocalcn die Verwandlung des e in a/ erfordert (denn <^ gilt im Sanskrit
ah eine Zusammenzichung von a und /) , ma/ä für mß-n , durch mich,
twofd für tw^-ä, durch dich; nuiji für m^-i^ in mir, twaji für twi'i,
in dir. Mafi, twaji laMcn nc&j m Betreff der Endung» mit den Griecfai>
•eben Dativen m« und W Tei^leichen. Für den Abkttv und Geniti^r
des Siognlan hat des SentLrit, in der tiVgSL, das genMinediaftliche Kenn-
zeichen v. Nur die Wörter anf a und die Pronomina imterscheiden beide
Casus, und geben dem Ablativ die Plndung at, daher ni^t von mir, h\>-nt
Ton dir. Für den Genitiv haben die Pronomina erster und zweiter
Fenon eine Endung, vreldie lOiMt bei dieieni-Guttt nienael$ vorkommt,
nimlidfat hierbei aber hat der Stamm der enten Perton eine Art von
Rodupiication , und bildet mam-a, der Stamm tu ervrdtert nch in tott^^
und wird dadurch dem obliquen Stamme des Lithatu'schen ganz iden-
tisch : man vergleiche tnvv-ä mit tmv-e^. In der Endung stein jedoch
das Gothische, wo nicht das Ali- Slawische, dem Sanskrit am nächsten«
denn im Gothischen mub in der zweiten Person und bei dem geschlecht-
loten Pronomen der dritten Penon da» dem « vorhergehende n befirem^
den. 0ie Vergleichung von mema, thema, sema mit dem Santkrititdien
mam-a, taw-a und mit dem All -Slawischen men-e, telhe, seihe, führt zu
der Vermuihung, dal's im Cothischen die Analogie der ei-stcn Person
auf die zweite und dritte eingewirkt, und die^n das nur der eratett
Perton . zukonuncnde n mitgeiheilt habe. In diesei' Vermutbang wiid
man durch die Vergjksiehimg der enupreehcnden Lithanitcben mid Lei-
titdien Pennen qpdi mehr beeifirku Was den Antgang a anbelangt,
so ist er im Gothischen, tur BezeifJmung des Genitivs, eben so selten
als im Sanskrit, und zwar ebenfalls nur auf die gcschlecli'lospn I'rono-
mina beschranki. Für den Genitiv und Dativ der beiden Personen hat
die Sanskritsp räche noch die Nebenformen nUi und te, welches man fOr
ungebengie Gmndfonnen, ohne Casniendung, su halten hat; tß eher
sdieint den Veilatt einet w erlitten lu haben und fflr twi tu atAen,
am welchem Stamme wir den Instrumentalis twnjä und den Locativ
twaji sich haben bilden sehen. Auch das Slawische hat im Dativ der
beiden Pei^sonen besondere abgekürzte Nebenformen, welche mit den
* '
S2
140 B o p p : Ferfjkk^nde Zer^Uedermg des Sanskn'is
erwähnten Sanskritischen in ii^^hcm Zusammenhang sieben. Sie Jaatca
nämlich, im Alt-Sla^\)schell , mi und Ii.
Wir wenden uns nun zu dem Pliual, in welcher Beziehung das
Sanskrit kfidist uriditige Anfsdddase liber die ▼erwandun EorojpSiscIien
Spndien, Jwaonders über das Griediiaclie, liefert. Der Nomin« Itutet
wa/am wir, jüjam ihr; am ist, wie im Singnl*''» gemeinseliiltfidift
Endung, und nach den Wohllamsgeselzen liifÄ» ^irli wajam aus \v6-am
erklären. Der Siamm u e ist insofern als unlt lu lubai .m/usehen, als er
im Plural hlos auf den rSominaliv beschrankt isi, und uniei' den vielen
verwandten ^raidien findet er sieb nur bei der Germaniscbfln wieder,
und, was in der That auffallend ist, dienfalls dem Anscheine nach
auf den NominatiT beschränkt. In dem Gulhischen weis, wir, isi das
schliefscude s , welches in mehreren IMundarien in /• übergegangen ist,
der Chaj-akier des Nominativs; im Angelsächsischen fehlt die^^er Charak-
ter, und es ist daher gcwi&scrmalsen idenliscii mit der Sjlbc, welche
sidi im Sansktk ab Sinnm ergeben bat. Die Verwandscbaik zwisdien
r» nnd m, und der Umstand, dafs diese beiden Budistaben in Tielen
Spiadien sich gerne mit einander verwechseln, darf hier nicht über>
sehen , tmd eine ursprfinghche Einerleiheit der beiden Sanskritischen
Stämme w6 und w?<*^ nicht geradezu gelaugnet werden. Merkwürdig
bleibt es aber, dafs nicht ein einzigesuial im Singular das m dem W
iweielien mufste, und ich glaube behaupten zu dürfen, dafs, wenn auch
nn|ivün(^bdi der flural Tom Singular nicht so streng geschieden wer,
der Genius der Sprache dodi scbom sehr firihseitig einen Drang ffiblte,
den Plural tob dem Singular, selbst ^tem Stamme ntch, nnabhingig la
machen.
Was ntm das Pronomen der zweiten Pei"son anbelangt, so wird
man TOn jHfomf ihr, sofern mau auf diu ohli<^ucn Casus Rücksicht
nnunt, die SjUm fu, mit Luraem u, als Stamm ansdien mfiisen. Der
Vocal hat sich im Nominatir verüngert, und das f, swisdien f& nnd um,
kann für eine euphonische Einsdüebung gelten, wie in hhawc - j - txm,
ich möge seyn. Dieser Pronominalstamm ju hat sich bei weitem frucht-
barer gezeigt alü we , denn er erslrtxrkt sich über den ganzen Plural und
Dttal, und auch in den verwandten Sprachen erfreut er sich einer
grofaen Verbreitung. Du Gotbische seat ihm im NominaiiT des Phinls
üiQUizea by
tmd der mit ihnt verwandten ^rochen.
141
das gewöhnlidbe Kenniddien s ha ; das Englische bietet, ohne den Zunts
einer Endung, den reinen Stamm dar (fou). Im Lilhauischen erstreckt
sich dies;er Stamm über den ganzen Plural und Dual, wie /us , ihr,
/udii, iiii- beide. Letzteres ist oßenbai* nichts anderes als die Ver-
Irindung des Stunmet mit dem ZaUwori« du^ swei , midies im Fe-
imnimim di¥i hcaMt, und in Veriandmig mit /u, fudwi bildet. "Vau die»
fem du und dwi scheint auch das in den älteren Germanischen Mund-
arten, bei den neschlechtlosen jhronominen im Du«l-£(omiiuitiT steheiide
t oder zusammen zu hangen.
Das Lettische und Ait-Pretifsiscl^ haben den Stauim yu ebenfalls
im Ftnnl, demi dieie Spcsdicii babeii keinen Dual. In JLBteinitdkMi
und Skwttchen Im dier der Stemm pi keine Sporen «urftckgelmwi}
im Feiwschen hängt damit ohne Zweifd die Sylbe «c/w von schwnä,
ihr, zusammen, da das m in den obliquen Casus des Sanskrits und an-
derer yerwandtcn Spi-achen eine so bedeutende Rolle spielt, dafs man
über die Sylbe md von schumd nicht in Verlegenheit zu sejn braucht.
Den Uebergang von /u in $chu wird man nicht anstöfsig finden, irenn
nun die Aueepndie des FnnaiSsisdien mit der des Lsteinisdien / Ter»
gleicht. Im Griechischen seigt die Sylbe u oder ti von iftm, v^xk, oder
dem Acoliscben iy^uf, eine zu auffallende Ärmlichkeit mit dem vielver-
bi-eiteten Stamme /«, als dafs es nöthig wäre, darauf aufmerksam zu
machen. Dafs das fx von ü/xci«, ü/m«, oder die iieideu yi vuu ufi^t;, nicht
Sun Stamme gefaöroi, ergibt sich schon aus der Vergleichung mit
qfMir» d^, djMfM». und vrird ens dem Folgenden noch deutiidier hervor^
gehen. Um nun Mrieder sum Sanskrit zurfidumkekren, so stehen «Mi«»
imd juschntdn als Accusative für uns und euch. Die Sylbe sma , als
nicht- radikaler Bestandtheil , ist bei dem Indischen Pronomen eine zu
gewöhnliche Erscheinung, als dafs man hier ihr Eingreifen übersehen
könnte* Sie tritt gewöhnUch zwischen den Stamm und die Gasusendnn*
gen, so dafs diese dem eingeschobenen tma angdifingt, oder damit ver»
schmolzen werden; idi erUire daher Uumaif (ihm), aus SMin«-^, (denn
^ welches der gewöhnliche Dativ -Charakter ist, geht mit einem vorhcr-
geheudea a nach den Wohlkutsregcln in ai über) tasmaf, (von ihm),
aus ta-sma-atf und tasnuiif (in ihm), aus ia-sma-ütj durch EUsion
142 B o p p : Verziehende Zer^icderung des Sanskrits
des a von sma (^). Bei den Pronominen der ersten und zvraitai Fenon
wird nvar die S>Ibc sma im Singular nicht eingescIioKcn , um so häu-
figer aber im Plunil , wo sie einen Beslandilieil alier oblit^uen Casus
au&macht. Unmöglich isl es asmdn und juschuan gegeneinaudcr /.a stel-
len» in der Abticbt die Radikakheile beida* Formen «ufcofiiiden, und
juaehmin in derselben AJbiidbt mit seinem Nominetiv ft^mi sn vov
gieicben. oline an die Sylbe snta zu denken, iffddie in allen Fronomi«
nen der drillen Person in mehreren obliquen Gmos des Singolars ein«'
geschoben wird. Die Aspiration <ios s von Juschmän kann keine Schwie»
rigkeii maciieu, da die Veiwandluug des dentalen s in das sogenannte
cerebrale oder aspin'rte, nach einem jeden anderen Vocal als a oder
im Sanskrit jpinz gewöbnlieh ist: es TeiUklt sieb deber /fudbniU ta
asmän wie mmöchmai, (Tem Stamme nmu) jenem» VAtamm, diesem.
Es dürfte also für erwiesen angMel^cn werden, dafs a und /u die Stämme
von asniitn und /uschnui/i, von asinuhkis und jusclimnhltis^ und allen übri-
gen obli([iien Pluralendnngen seien Vergleichen wir nun mit aswan
und juschmän die Aeoiiscbeu und Alt-Epischen Dative a\x(uv und u^pv,
obne jedoch auf die Casuscudung ein besondei'cs Gewicht zu legen, de
es bier mehr auf die Ansmitldang der Sifimme ankommt» so wird man
dtenfalls n und v ab die wesendidisten» mit dem Sanskrit beinabe idcn-
tiscbctt Radikaltbeile ansehen mfissen. Denn was S^itut und tj^fw mit
( I ) Die Abwerfung ein« kunen oder langen a vor grammatisclien Enthingrn, welcite
mit Vocaieu anfangen, ist etwas «ehr gewdbwlidw»» wieidtin netnem Lelirgiebinde der
Ssukiitipadie K. 4;. gezeigt habe.
( a) Sollt« cwiM^WB tum^y ttsmdHt u. $. w. noi dm HoiiinMti« wafam (am W-afli)
eine urspriinnliolie SinmmTcrwandtscbaft bestanden haben, wm ich keiju'swpgej kugnco
will, so iuü£»te mau anoehmen, dafi die Austtolniiig welche das ioUache Diganuua so baulig
am Anfrn;^ der Wämer bit erfiihren müsieD, bier nidi das faidiiclie w getroflen halte,
tind (l.'ifs (Icninach a-jma«, a-smal/hi's u. ». vr, ein älteres M'n-jmWn, wa- <rii<ifiis vorrms-
«etxe. Es würde alao, ao wie die Caaiu deiSingMlar« theib aus mr, dwib aus ma «ch ent-
wiekelii, dem Pttinl die verwaadlok Slimne W oad Mm tum Gnmde liegen. Dem sei
wie ilini wolle, in dem Zustande, worin das Sanskrit erhallen worden, ist das B.ind /erstört,
weicht» hei dem Pronomen enter Person den Nominativ an die obliquen Caaus anknüpfte.
Im GriediiidMm kettAt e» dadiudi, daft der ffooraiiitiv der Analogie der SamkriUsdieB
oliUfMB Garns gefolgt in.
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und der mit ikm vertvandien J^meken,
143
cinaiuier jinnetn baben, lunn. nidii der Badchiraiig der venduedencn
Gmndbepifie angdiSrai. Hier ist es petwnd sa berfick«icihtt^, daft
im Griechischen t sich gern einem folgenden fi assimüirt, wie denn
diircli eine solche Assimilaiion das Dorisclie tßfj.! ofTcnbar atis trtM ent-
standen ist, 'welches dem Sanskritischen asnii, ich bin, entspricht. Es
wird daher die YeriauLhung nicht befi-emden, dafs durch eine solche As-
aimitau'on äfifu» und ujufuy aus otiju» und vritu entstanden seien. Diece
Tennuthung geivinnt ^dadurch an WahrsdidnUehkeit, dafs andi in den
Bnmominen anderer nut dem SaatLitt venvandier Enropiiacher Spfadien
sich vieles durch die erwähnte Einsdliebung^ajlhe sma erklären WtU
Ich habe schon hol einer früheren Veranlassung die Vermtithung ausge-
sprochen, dafs mm in den Gothischen Singular -Dativen der Projiomina
und Adjective, wie thantnuif diesem, kweunnta, wem, imma^ ihm,
u.e.w., diudi Aadmiladon am der Sylbe tma «ntMinden sei, und mit
dem Indiecben ma «usammenhänge , so da& ^kamm» dem ^idiaehen
gldchbeJeutandeo tasmaif hwamma dem Inditehen komm, wem, und
ininta, ihm, dem liidiacben ' MRiffi^ diesem, entspräche ('). Ich wie-
derhole hier mit um so gröfserer Ziivfr^irln dieselbe Vermuthung, in
weicher auch Jakob Grimm eine btiricdigende Aitfkläiimg des Go-
tbiscfaen Dativs anerkennt (-), als ich seitdem durch Yater's Alt-Preu*
Jsisdie Grammatik erfabren babe, dafs in dieser mit dem Gotbiscben
nabe verwandten Spncbe alle Pronomina der dritten Person im Sin-
gular-Daiiv mit xmu enden. Antar'smUf dem anderen, ihs-MUt^
wem, entsprechen den Sanskriiiscben gleichbedentenden Fonnen, «iittiw<
snudj ka - Sinai.
Ich glaube, dafs nach dem Gesagten es kaum mehr eines Uewei-
tet bedürfe für die -Behauptung, dafs die Aeolischen Formen ofi^iw nnd
iWuv ilter seien wmI ToUstindifer. als die Doriadien djuir nnd vfur, und
dafs diese aus jenen hervorgegangen, nd nidit umgdbdirt, da man, wo
nicht sehr trifiifi^e (Gründe für das Gegeniheil spredien, bei obwalten-
den Dialektverschiedenheiicn im Griechischen, diejenigen Formen für die
Uis>prünglichcn halten mufs, welclie am n;enauesien mit dem Sanskrit
(») DsaUBfccCwmirtit, iwri» Auflage S. SaC
144 BoF»: y«qßekAetuk Z«f§liBdening det SanshitM
und anderen Yerwendten Sprechen wuamwienhtngen. E» jcheuiea eiier
überdies die langen Yocale der Dorischen Formen dfiiv und t)mj» fSx die
Ausstofsung eines folgenden Consonanien su tpredien, da auch der To-
Cal von t}xyn, nach Ausstofsung des einen ^, in «i erweilert wiirde, und
da das o von ruinwri, nach Ausstofsung des v, in b üljergelii, denn auf
die Vertauschung des r mit v kommt hiei* nichts an. Unter den Ger»
manigchen Mniadarictt hat audi nur die Godiiiclie dn doppeltet m in
dem erwihnten Singnlar-Detiv der Firanomina, ' wahrend siboimdiche
jüngere Mundarten das eine m abgeworfen und aidi hierdurch von der
Urform weiter entfernt haben, indem sie sich zur Gothischen, \vie die
Dorische zur Aeolischen Form, verhallen. Wamm sollte man nicht
auch in dem Plural-Dativ der Pronomina, obwohl hier auch das Go-
thiache nur Ein m hat, — wie thatm, diesen, — einen Zusammenhang mit
der Indiidien Eimchiehungs^lbe sma finden LSnnen? Vom Uthaniachen
▼erdienen hier die Flural-Diative jiamu, eneh, und muinuv, une, en»
geführt zu werden. Im Dual lautet der Dativ /K/n^ mum, und der Ge-
nitiv fitniü, mwnÜ. Bei Betrachtung des Ah-Preufsischcn Daiivs r^nii-
mans, uns, gerath man leicht in \>r=;nrhnnf; zu glauben, dafs hier
zwei Pronominal -Stamme mit einander verbunden seien, nämUch noUj
welches' mit dem Lateinischen noSf dem Alt-Indischen und Slawischen
am, nuammenhangt (wovon no und na als Stämme anenseihen), und man$
welches für aidi allein als Flttral-Accnsaiir steht, und als solcher mit
den obliquen Casus des Singulare einedei Ursprungs ist. Wenn man
aber nouniansj (uns), mit joumanSj euch, vergleicht, so erkennt man,
dafs mans in beiden Formen als Endung angesehen, und lolgiich mit der
früher erwähnten Singularendtmg smu, mit dem im Sanskrit eingescho-
benen sma, und mit dem doppdien m des Gothischen und Aeolischen
in eine Klasse gestdlt werden müsse. Um nun wieder an dem Griedbi-
ftchen zurückzukehren, so ist es kaum a6th^ zu bemerken, dafs, was von
dem doppelten fx in ayifuv und uju^uy gesagt woitlen, auch auf den Accu-
sativ a\x^^, vpLfii, (welcher eigentlich dem Dual angehört) und den Nomi-
nativ aiJLfus, CfxfjUi, anzuwenden sei. Im G euitiv kommen zwar ififtuv
und vf4fu«y nicht vor, ihr ehmaliges Dasein läfst sich aber aus der Ana^
lo^e der übrigen Casus TermaiheD. Mit dem Dorisdien PlnnJ ofUf
sehehit der SingiiTar-AccumtiT 4*^ für ^ in Berävung an sidien, unt
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und der mit Arn verwandte» Sprachen* 145
^Uieh legt Scheidiu« mnf dicMS Ziiwiminentreflcn an so gro&es Ge-
wicht, dafs er sich einen NominatiT d/xic, (ifui bildet , 'woraus er beid«
ableitet. Allein es ist offenbar dieser Zusammenliang nur ein scheinbarer,
es sei denn, dafs man beweisen könnte, dafs in dem Singular- Accmaiiv
a und nicht (xi der \ve$eutÜch&te Bestand ibeil sei; denn duin in utus und
vfus die erste tind nicht die letzte Sylbe radikal sei. Liegt am Tage, und
M- bedaif bienu nidit der EiklirtiDg, irodiirdL ich Tenacht habe, das
den beiden PhuaUbmen ymeinsdiaftlidie ft aus den. Sanskrit und «O'
deren verwandten Sprachen nadintweiaett. • Dafs aber in den obliquen
Singularcndungen, des Pronomens der ersten Person, u» und nicht iu5,
IM und nicht i/xe oder aus die ursprüngliche Form sei, wenn sieh gleich
keine Zeit nachweisen laUt, in welcher nicht auch die letztere Form
im (kiedbisdien gebrihidUitii geweien, erhellt ans der Vergleidiung mit
den Terwandieii Sprachen, wddie sSnunüidL die emtsprecbenden Casus
mit m anfim^, femer aus derNrignng« weldie die Griechische ^rache
zeigt, den mit Ckwisonanien anfangmden Wörtern einen Yocal» ^ «, «
oder 0, Torzusetzen.
Wenn meine Ansichten über den Plural der (irieehischen Prono-
mina erster und zweiter Pei'Son richtig sind, so folgt daraus, .daiüi man
nicht mit Scheidius das AfloimatiT jmv oder pmf der Zeitwörter T«a
«ide ableiten dürfe, denn es könnte ja sonst mit gUdiem Rechte die
zweite Person mit im oder pu9 enden. Viel richtiger wird ai'ch ptcv oder
fjLt? zugleich mit ui und dem in / verweichlen ij. des Imperfccts, Plus-
quampeifecl$ und zweiten Aorists von dem obii({'ipn .Singularstamme ab-
leiten lassen, wie ja das Aiformativ rc der zweiten Person nicht aus
CßttSf wohl aher ans dem Dorischen Singular n, dessen Aecusativ
erUfirt werden kann. Auch mödite ich nicht mit Raak das Lithauisdie
me$, wif. mit dem Dorischen iitk snsammenstellen , oder danüt ver-
gleichen, denn die A<^U"l;rlikeil beider ist mehr zulallig als wirklich, da
das Ldlhauischc mit dem Sanskrit, Griechischen, Lateinischen und den
Genuanischen Sprachen nicht die Eigenheit theilt, dals das Pronomen
erster Person für den Plural einen eigenen Stamm habe, sondern der
Suunm, welcher im Singubr den obliquen Guus zum Grunde liegr, ei^
streckt sich über den ganzen Dual und Plural. Es wirc Sa der That
ein sonderbarer MifsgrilF der liihauischen Spradie» wenn sie von efw
Hist, phäol, KiMte 1S24. T
146
Borv: ytrgbuchmde ZergUederung des Stnukritt
gerade diqcB^fs Sjlbe IcMgeritMü hatift, iraniif, rar BcEdduiiuig der
Penoiii am wenigBien ankommt. Auch konnte Rask, Weher in sdp
nen Untersuchungen über die Thnkisclie Spracliklasse viel Scharfsinn
und gründhehe Beobachtung bemkmidct, nur msofem tu/c mit dem li-
thauischea mes vergleiche, als er das fi von u^ui iiu- i-adtkal hielt.
Dt» Sanckrit hai im AceuMtir, DfttiT und Genitiv dai Hnnb,
ndien den ans « ond /» gdnldeteu Formen, aodi die gleicbbedeoieit-
den Formen nas und was. Ali Stimme sind na und tM» anuuehen, -wie
nu der Yergjleidnmg mit dem Dual mmu wid'waii eijgObtj aber da»
* iet gcvrissermafsen mit dem Stamme verwachsen, da na.t und was sonst
auf den Accusaiiv b<>schränkt seyn müfstcn, im Falle sie nicht schon im
^Nominativ gebrauchijch vvurcu. Auch zeigt sich in dem Lateinischen,
io eniblleBd mit dieaen Nebenfogmen nherrinttimwendm m» nad vos{*)
dag t dendidi ab Gastuieidien. Daa Griechiaclie bai dieae Siiaune anf
den Dual beschränkt, denn ein Zntammenhang zwischen vfSi vfd und
was, wau lafst sich kaum TerlteUMn Das Slavrische bildet den ganzen
Plural und Dual, mit Ausnahme des Nominativs der ersten Person, aus
ähnlichen Stammen, daher die Genitive nasj was^ die Dative nam, warn
s. w. Das Alt-Preufsische zeigt diese Stämme ebenfalls im Plural. In
den Gerauaiit^en SpndMn ist e« »ckiwr, im Plonl und Dual den reeb-
len ZuiammeiAang swisclMn den obliquen Ganu und ibrem NominMiT
wifiw finden; au« der Yergleichung des GotluMhen mit den andei^n Ger-
manischen Mundailen glaube ich jedoch mit Zuversicht folgern zu dür-
fen, dafs die Halbvocalc iv un<l / der Nominative Tvr« und fus in den
obUcpien Ca&us m ihre entsprechenden Vocale u und / übergegangen
riad. Im Alv-Hochdeutadifln ist: diese Yeriademng, bei der sweiien Bn*-
ton, acbon im NominatiT eingetreten, und da» ti dea Stammei bat sieb
in diesem Caans verdringai laasenj daher aiebt ji* fftr daa Gotbi«^ /w*
In den übrigion Casus hat sich jedoch das n stanJL«i^cr gereigt, indem
es entweder unverändert geblieben, wie in dem Dativ in, oder, vor Vo-
calen, in seinen Halbvoral w übergegangen ist, in Liebereinstimmiuig
mit einer im Samki-it lierri»chenden WohUautsregei ; daher der GenitiT
der AoeuMtiv m4h* Yergleicbt »an biennit die eniaprecfaendcn
.(■) HaditeyOüdwr JuM|ncbewiid««f ludwM
wul der mit ihm verwandten SpracJien.
147
Gothüchen Formen izwara, izwis, so erhebt das wie ein gelindes s aus-
lusprechende z einen Zweifel. Ob dieses a für eine unwesentliche eu-
phonische Einscbahung zu halten sei, oder ob, was mir weniger wahr-
scheinh'ch ist, zw mit der SansLriiisdiflii BiBsduiltMiiysylbe sma zusam-
jimli&iMa dfluck 61118 mdiA imgewfthnlirfift Venmidliing Toa m ia
odor awf yuMat «ndeie WoM Tdn dmca Form«« Reehaudiaft ^egfliiai
werdn müsse, vermag ich nicht sa bestimmen. Soviel aber halte ich
für ausgemacht, dafs das i von izwam, izwis, ehcn <;n »ohl wie das der
entsptwhenden Alt-Uochdeutschen Formen iwar, mus, von dem / des
Stammes ju herrühre, und dafs das w der Gothischen PluraUormen
akihtt mit dem det Dualis, ig^wara, igqwis, gemeiii balle} denn hier wifgi
die Tergteidiaiig mit den «gnSchst Terwindieik Mandenen, deb da« w
dem q blos als ein euphonischer Znmis bei^Bgdboi sei. Dbmnf eber,
da£i ^ im Gothischen durch einen einzigen Buchstaben geschrieben
wird, kommt wenig an. Mit Jrjltol» Grimm bin ich sehr geneigt an-
zuneiimeLi , dafs bei iJcm Pronumen erster Person das ns von urisara,
(nos(ri), luisis , (noUs und ws ah Accus.^^ nichts anders als eine ur-
sprün^die AcensnitiveiidnBg eei 6ie aber mit dem Sctnme ao tm^
mcbaen und in Ein» lendmiolsen ist, dal« öe «elbar zum Radifcaltbeile
TWUrde, lo dafs dem uns, als einem erweiterten Stamm der Urform u,
neue Casusendungen sich angeschlossen liaben. Was den Dual anbelangt,
so scheint das k (im Gothischen </»'), wie ebenfalls Grimm Tcrmuthet,
mit dem k des Singtilar-Acctisativs, miA, thuMf einerlei Ursprungs zu
seyn, und iveui mein« Aniidit gebrandet iic, dafi diems k ukaan Ui<-
•prange nadi Itein dgentlidier AccomiiTdiarakter, Mudem wie e in dem
Lateinischen hic paragogUdk Ml» 80 gewinnt diese Erklärung an Wahr-
scheinlichkeit. In Betreff des dem GuUural vorhergehenden Nasals,
welcher im Gothischen, nach dem Beispiele des Griechischen, mit g ge-
schrieben wird, zu berücksichtigen, dafs n sich gern mitten ia eine
WuRebylbe eindränge, wie z.B. im Lateinischen in /i^ngo, tango, im
Sanaltrit in hhmka, er ifat, von hhtuUeh, welche» mit dem Griedii-
•cben verwandt ist; Uehmtati, er dankt, von ttekä,
( I ) DartsAe Granmatik , zweite Aafl«ge S. 8ia. unsara scheint aut dem AccunliT
„uns abgeleivet , nicht andcM 4er Dativ untit, wtkte adm natiw Aai Dativ Sagnlir
ponllel auslaiMM."
T2
148 Bopp: ^erreichende Zergliederung des Sanskrits u.s.w.
Zur Erklärung des Sansliritischcii Duals bleibt nun noch zu be-
merken übrig, dafs, wenn gieicb äwiini, wir beiden, und jmvnw, ihr
beiden, den gemeinschafUichen Ausgang warn haben, dennoch das w in
bnden Formen au» gnaz Y«rMUadnMn QneUoi 0ie(«e. Denn äwam,
wir beiden, hingt ofiedMr mit dem ¥1qx«1 w«^^ cnsammen, ao ddt
dem radikalen fi^ ein A vorgetreten ist, etwa wie bei den Femmalen-
dungen der Zeitwörter im Doal des Mediums. Man vei^ddie adiwtch'
dtArn ^ die beiden hafsten, mit dem Aciiv ndwisch-tnm. Das xv von
fuwiitii, ihr beide, ist aber, mit dem vorhergehenden z/^ die euphonische
Veriiuderung des Vocals der Stammsylbe ju, denn u geht in der Mitte
eines Wortes vorYocalen selir hiufig in im' fiber» wahrend es amBnde
äck blos in fv vci' wanddt«
Die folgenden Tafeln gehen einen zusammenhangenden Ueberblick
der Declination der Pronomina erster und zweiter Person, im Sanskrit
und den verwandten Sprachen. Die Casus folgen in der in den San-
skrii-Grammatiken üblichen Ordnung. Von den Slawischen Mundarten
geben wir blos das Alt-Slawische, luid von den Germanischen das Go-
tbiidie, Alt-Hodidentsehe .und Alt^Sidisisdie.
Tafel I.
Nom. 1^«^ ahar,
I Aociu. qf , j
AUat. ^fj^iiMC
Loe. Sff^ «w^»
LtUifcb.
AU-SlawivtU.
az
mnje
Accus. ?n^. ^
Inslr. 4JHI^77f
Dat. ?n^p3f:rfi
Gen. mSPftW«
nama
luuna
na/u
Nom. wajai
Accus. 5IFTF][.
Rh.
Ahlat. ^44^fj^a^
Gen. 9ER^T#r,
Loc.
mults
imuiu
muhsu
m
tmumans
IUI. jMA. U
men
merd
merd
mdrd
mdri
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Tafel n.
Lettisch.
Alt - Preufsuch.
Alt-Siawj*cti.
Pemsch.
Nom. 3 fw'diM .
' Accus. rälT ^'
1 Insir. p(m twajd
AblaU (D|f][^ (ti^ .
tu
tu
Ü
ia
iobtyu
tu
twnl
tum
tew
tewis
tWOMV
Nom. ^c|} Juwän
Accus. elf j
Inslr. rfcTP^lf ;u
l
watna
WORM
waju
Dal. ^cfR^t, ?
AblaU M':^!^!/«
: Gen. >jc4M
Nom. jüjam
Accus. (|^|rj|^, c
inür. jonfn^.
Abbt. tJWjfjl^
Gen. ^f^n^, c
Loc. ^^tHItj^MJ
julis
jom
■WMU
wi
•m
wuni
warn
mu
WIM
JcAillMt
schumdrd
jums
juhsu
jumaru
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Udber
den Farnesischen Congius im Königlichen Antiken-
Saale zu Dresden.
Von
F"' H. HASE,
[Der AkiMlwnwi der Wiwcinchaflea vorgelegt m 18. Mlix 1824.]
tJZjVi den adkSttbänidi und merkwürdigsten Udkerresten des Akerthmn*
„gehört der unter Tespuiaii auf dem KepittJ au^geatdlie NormaUGoiif
,,gius, jetzt gewöhnlich der Farnesische genannt," sagt Hr. Ideler
in seiner AhlianiHung üLer die Langen- \in<l Fliicljenmafse der Alten (').
Er ahnete nicht, dafs dieses Gefafs sich in Deutschland und ziemlifii
nahe dem Orte befinde, wo er diese Worte aussprach. Denn selbst die-
jenigen, die sidi aus der WackerXiipsiusschen Beschi^ibung der Dresdner
Antiken^Gellerie (S. 465.) erinnerten» daf« es dort als ein Eigentlram die-
aer Sammlung erwähnt sei, konnten sich bei dieser Anfähmng eben so
wenig, aln hei dem Kupfer, das Leplat davon gegeben hat, nhei-zeu-
gen, dafs hier von dem wahren Farnesischen Congius die Rede sei. So
sehr hatten sich Abbildner und Beschreiber vereinigt, ihn unkenntiich
SU machen. Doch hoHeu wir zu einweisen, dafs der dort gemeinte der
ächte sd.
In einer IBdie eines der SdirSttke Terstedit, die im Mnmietiiimmer
des Augusteuru aufgesteUt sind, schien sidi das GefaTs, welches uns be*
scbäfti'c^t, absichilich den Blicken derer entzogen zu haben, die so manches
lateressaute dieser Sammlung zu allgemeinerer Kenntnifs und Würdi-
gung gebracht haben. Iknuf und AufmeiUamkeit auf alles, was auf
die Ifslse- der Alten Bezug hat, veranlafsten den Verfasser dieser Zeilen,
(i) AMna«l«k(«acrSAaigKcih-1WhieebcnALdeMkderir^^
ans dsa J«k«n 1812-1814. Vi«. fUld. XImw, S. 154.
150 Hase: über den Famesisclien Congius
das Gefäfs genauer zu prifen, und lielimi ihn bald das unbesweiftlt
idite darin erkennen.
Der Congius der Dresdner Sammlang ist von Messing, nach dem
Sprachgebrauche der Väter Jesu von Oridudco» im Aeufsem zwei ab-
gdtänten Kegeln giddi, die mit iluw untere GrnadfiSdMn durch Lo-
ünmg «ufeiiMiider gepalitt thid. Oben um läuft ein Bend (x^Xor,/)iAnini),
der breit überragt, und die Genauigkeit der Messung «idicrtt ohne selbst
hei der Bestimmung des Inlialis ia Anschlag zu kommen. Ganz flach
imd ohne alle Zierlichkeit ist der Fufs anrjeset/t ; ein Umstand, der defs-
halb zu bemerken ist, weil die meisten davon bekannt gemachten Ab-
bSduD^en >hn, um. der gefälligem Fonn friUeil, wnlttarUgier zeigen.
Noch henerLt nun» heeonden an der Seite des F^ses» die anfand
und daher vor den Eimrirknngen der Luft mehr gesdmtst ynr, Spuren
ehemaliger Vergoldang, die seine Tortrefiliche Erhaltung erklären; denn
förmllc-li müssen wir Hm. Tfl^>ler's Behauptung (a.a.O.) widersprechen,
die aiicii IL*. AVurm (') wiedeiiiohlt hat, ..dafs dieses Gefiifs vom Grün-
,,span nicht wenig zerfressen sei." Ivirgends zeigt sich davon eine 6pur.
Nur die Löthung hatte ^tten; aber nne AnflSsang von SiegellatÄ» in
Alkohol veidite hin, alle» Sickern an heben. Nirg^tds am §auen Ge>
fifse sind Beulen. Auf jeden Fall war es früher an einem Orte aufj^
stellt, wo es geehrt war. Seine Masse reiizte keine Habsucht. Seit seine
Wichtigkeit für wissenschaftliche Untersuchungen anerkannt war, wurde
es pfleglich behandelt.
Anisen herum laufen in das Meudl eingeiitate Ringe, zwisdien
denen die hdbannte« fibn. Ideler nicht sehr genau iriedergegdiene,
Inschrift steht, die den Ruhm dieses Gefäfses he^rundete:
IMP- CAESARE
VESPAS VI
T.CAES.Avr,.F.iiil*^*
MENSVRAE
EXACTAEIN
GAPITOLIO
PX
(i) De ponderum^ «nawriH», «HMiMWlaM, m A ani »wfa— dg rmitaidkir (Sau-
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im Köni^, Antikan'Satde zu Dntdeu,
161
Die Worie der Inschrift sind so leidit, dds nan kaiua betraft,
wie Yillalpandi in ihrer ErklSmBg irren konnte, yiare er nicht von
der willkührlichen Annahme auegp^ancen. dafs durch die Höhe des Con-
gtus und die omlaulVndf n Mfiti n Maise htsu'mmt ^T^rden. Dieser son-
derbaiw Voraussetzung xul'olgc, die sich m den ivopfen der Italiener
Iiis euf Bayardi herab (') eiugenitiet hMit, mJam er die W^irter mem-
«ura» exaeiae für NonunatiT«, da de doch, irie schon Greaves (*) vaA
Eitentchmid andeoien, als Genitive zu verstehen sind , vom ausgelas»
SOMD Gongius regiert, welchen die pondo decem bezeichnen. Dus Juhr,
wo Vespasian zum sechsten und sein Sohn Tittis zum vierten Male
Consuln waren, entspricht dem Tösten unserer Zeitrechnung und dem
828sten seit £i*bautmg R<Kns.
Die Diwifflisioiiftti des Gongias sind naqh genaiier Mearang: (^)
A Bf Durduneaser der «ttf-
einnidflr gepafsten untem
Kegelgrimdflächen , . . . 72,6 itvo». timea.
C D, Durchmesser der obe-
ren Grundilacheo, . . . 36, 0 •
EF, Hihe dw ohem ab»
gdtttmen Keigeb, ... 62; 5
FG , Höhe des miteni «h-
geLursien Kegds .... 60, 6
Sovid sor Beschreibung eines OdSüies, dn Tom eisten Augen«
blicke seines Bekeimtwerdai« an die Anfimet&ttnieit der Gddhiien er-
regt hat. Ziuiächst wirkte dazu wohl ein Umstand mit, der der Prafnng
Werth ist. Drei^Uiin nämlich sprachen die iiahenischen Gelehrten, welche
diesen Congius nniersuchten, die Yermulhung aus, dafs er das auf dem
Kapitol aufgestellte rsormal-GeTäfs gewesen sei. Da auch Hr. Ideier
(t) JntidUtk d'EnoUmot T.l, p.ySi.
(a) Mise* fTorh, S. 108.
(S) Die mAaMOiaiäe Wj^g» ist btof* ab «ine MrtliqBatiscl» m hetnOam,
152 Ha SB: über den Farnesischen Congius
sich dieser Voraussetzung bequemt hat', so ytixd sein Ansehn für Viele
hinreichen, dieser Annahme Glauben zu verschaffen. Der Beweis dafür
möchte aber schwer zu fVilm u sein. Die indirekten Zetignisse, dais auf
dem Kapitoi ein pontlei anuiii ^ wahi'scheiniich bei der Münze, gewesen
sei, sind so oft beigebmcht worden, am besten von Wernadorf (*},
dals man ihrer Wiederhohlung fiberhoben sein Lann. Das direkteste
Zengnifs ist die Inschrift bei Fahre tti die, nach den Worten oii-
ctore sancU'ssiino Aug. N. nohilissimo Cafis z« schlielsen, wohl erst der
zweiten Hälfte de-» diiucn Jahrbunderia christHrhrr ZeitTochnung ange-
hört. Denn wenn auch der nobilissintus Caesar Iriihcr vurkommt (•'), SO
scheint doch der sanctistimus Imperator erst eine Erfindung dei' Zeit des
Probos au sein {*')* Die Hengp Ton Stellen und Denknäetn» fro nach
den kapitolinischen g^cbte Malse v«»Loinmiett, lassen keinen Zweiüd
fibrig, dafs daselbst ein Depot der Mustermafse war; eine Einrichtung»
die abermals an das Vorbild athenischer Verhältnisse erinnert (*). Nur sagt
wohl keine Inschrift, eben so wenig als die unseres Congius selbst, dafs
das Denkmal, das sie trug, als Muslermalis gedient habe. Wernsdorfs
sonst wahndteinlicher Vermutbimg dals wohl erst nach der Her»
ateOung des vom «weiten Müe abgdbrannten Kapitels unter Vespasian ka-
pitolinische Mafse 'vorkommen möchten, widerspricht ein von dem Co'
talogo de' monumenti di Ercolano (J) angeführtes Gewicht, welches dem
drillen Consulal des Tiberius Claudius (J. d. Si. 799. n.Chr. 46.), so
wie eine Öchnellwage ebendaselbst gleichfalls exacia in Capit. cum
Äe^, du demselben Ilegierungsjahre des K. Glandins ang^ört.
( I ) XIV Exeurt, üd poet. lat, ndnor. T. V.
(3) Inscr. velt. c. Flti 11.^380.
(5) Ec lhei z). iv. yin, S. ^■'O.
(4) Man TCrgleiche Salmasius ad Bist. Aufust. II, 629 und 647, imd «lie lo-
■eintft au» Tlrnnbni in LechcTalier'a Relae nach TroH Ton Leus, Altaaburg imd Erfurt
lS<vi, s. 'Ol, <1ie V i ilo isoti U0I1I zu spai ans<?izt, Ja sie, wabEsdieialidMr «If CT
nimoit, <ieni J. d. St. 10^0 , nach Cbrisius 2S7 , zustimmt.
(5) Vergleiche Böckh 's StaatahatuhaltuDg der Athener, U, 348 IT.
(6) Exeurt, tauit. p. 610.
(7) r. /, ^.355. N. CCF,
(9) N. CCXl, S. 356.
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tm Königi. Antiken- Saale m Dresden. 1^
Kon Lucas Patus^ der unsern Congius zuerst anführt, ist uns
den Beweis schuldig geblieben, wefshalb er ihn für das kapitolinische
Normal -Gefäls selbst erklärte. Die Inschrift i-eidu dazu nicht hin.
Wahrscheinlich fand ihn der Kardinal Alexander Fftrnete« als des-
sen EifBiMlinm er uns nuni hAauM «ivd, in «ner Kircihe Itsliens» tro>
bin nftd» der jViNwAi des Justinien 128 e. 15^ ab' die Pipsie nnd der
Senat die Anfbewahrung der Mafse und Gevidiie Übernommen bet-
• pn C). Gefafse der Art gebracht worden -waren, um mit dem Ch'le der
Aufbewahrung das heilige Ansehn zu tlicikn. In der Anführung dieser
Novelle durch Lucas Patus möchte für Hiuchscbliefsende, die sich um
die .fttwehimg nandwr berflbmten liahheber-flimnilmigen bekünncr»
bdwn, ein Grand an dev Yennnthwig Uegen, dab ibn der Kewiinel
tm dem Staube wenig beachteter Saknsteien in das Licht seiner ]Mu-
seen versetzt habe. Alexander Farnese -war Papst Paul's III. Enkel,
Erzkanzlcr der Römischen Curie und npbrnbei so reich an Pfiünden
und Kirchenwürden , wozu hcLanndich auch die Curatel der iürchen
gdiSrt, dafii sein Titel länger ynr, als der seines Zeitgenossen Karl*« Y.
Anfitterlnmkdt «nf «inen Sdiats der Art und Idebfaabera darf man
einem Manne wobl «nibmienj der mit Pieuro Aretinn, Aldo Mantizu,
Paolo Sadoleto, Pietro Vittorio in der engsten Vei'bindung eines vid-
vennügenden Patronats stand, der fünfundfnnfrif^ Jahre lang als Kardi-
nal zu einer /Ceu lebte, wo die 1 hk rsuc Imn- aUci hauslichen Verhält-
nisse der Alten mit einem fast zu weil geiriebeucn üifei' alle Leiue von
Bildnng nnd Geist beiekifkigie.
Bhsn in der Erforschung der' ahen Msfse b^prifien» tagt Lnca«
Patus in seinem Werke (^), nnd iize geworden in sein«! Rechntuigen
diut:h neuere Angaben, erhielt er aus der kosibai"cn Sammlung des Kar-
dinals Farnese einen (Jongius von Messing oder Bronze, den des ali-
waltenden Gottes Güte (dies sind seine Worte S.21.) vor den ünhaiden
der Baibsoren und der Zsit- besdiüict batte. Er sei sebr wohl ahahtm.
gnmen, anber dals er an der SidQe, wo er die Erde berührte, Tom
( 1 ) S* J Mti niui'a fragni. Saaetion, deren Anfang pro petUione FigtUi e. 19.
(a ) De mauurif tt pomttmu»^ V^n. ofmd AUom i5n,Jbi.
Hut. phUol. Klatte 1824. U
154 Hase: iiier den FamesÜKhea Congim
Roste geliiien hatie. Besitzen wir dasselbe Exemplar, das Lucas Paius
in der Ifiind haue, was wir glauben dürfen, so könnea wir uns über-
zeugen, dafs diese Kostsielleu selu- unbedeutend waren. Die Zeichnung»
die er leineu Werke beigefügt hat, kt mit cuuerm Gefüw ftst v6Ilig
fiberemitiiiiiiicBd; doch sei nidii TcrtdmMfl|ai* dafr der Foiii des Ge-
faf»e$ wulstiger gebildet, und über der Schrift mii Punkten eine Itnas-
artige Verzierung angebracht ist, die auf unsenn Gefafse eben $o fehh,
wie auf dem Kiipfersticlie bei Yillalpandi, der cjw kein Bedenken
trtlg, das Gefafs, das er mafs, für jenes ächte Farae&iscbe zu halten.
Aus dem Besiue des Kardinal« Alexander Farnese ging der
Congpna aindieb ia die Sammlnng seine» Grofmeffen de« Kai^nala
Odoerdo (aecfa Bonanni, Recardo) Farnete über, ebwi Sohne je-
nes Fddherm Alexander Farnese, der in derGeMdudtte der Vereinig'
len Provinzen «o berühmt ist. Von ihm erhielt der gelehrte Jesnii au»
Cordova, Johann Haptist Viilalpandi, der damals für sein Werk
Über den Tempel zu Jci'usalem sammelte, die Erlaubmi^, den Cougius
auf» neue su aMMen.
Mit einer FeierlicUteit, die konmch sehdnen kitnntie^ wenn die
Almcht der ichlauen Väter, dem erlauchten Besitzer dadurch ein Com-
pliment zu machen, nicht fast zu deutlich durchblickte, ging diese wich-
lige Messung vor sich (*). Ihr Ergebnifs war für die Mefroloeie, wie
sie jetzt ist, ohne Bedeutung; denn die vuruebmc Gesellsckal't halte mit
GiitenenwnsMr gemessen und aufserdem fidtcb gewogen. Doch gab
Yillalpandi der Beicbreibnng jener lleaning eine AttÜdnng de»Ge>
iafte» liei, die et» TQlitl&idig mit dem nurigen in allen Klein^Leiten flber^
einstimmt, da(s wir nicht zweifeln dürfen, dasselbe zu besiuen. P(ach
seiner Behauptung ist es dasselbe, das Lucas Patus in der Hnnd hatte.
Gar kein Zweifel könnte bei un<« "«laii finden, hätte fler gute Mann vor
lauter Zierlichkeit bei seiner Erklärung »icli niciii höchst ungeschickt
ausgedrüdu. Nach ihm ist da» Bäd mt eMplar tbmwn, ^m» Anim»
hAuimm, ex/meata ob al^r die»e Biemplave und worin sie di-
widien , hat er nidit für g^t gi^nden, zu enfiblen. Das Fanesische
( I ) Die BcKbreibung dsfon im Apparat, urtit ac lempli MinwtJ- T. ///, P. 2. p. 351.
(a) S.499.
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im Koni^L A/üikeji- &iaie zu Dresden,
156
war Messing ; das andere (was freilich nach der Unbestimmtheit, die ihm
beliebt h;it, auch dei" Sextarius sein kann,) war Bronze lind schien in der
Erde gelegen zu haben. Und so müssen wahr&cheinhch seine Worte
auch verstanden worden. Denn auTser dem envabmai Conans befindet
tieb in ilcr luesigen Semnlnng «w Se&Uriite TOa Bronae, der jeAcn
«nf dem VUlalpmn.diedie!B Km^iler abgdnläeicn vÖUig fjbick und
swftr dni-ch Grünspan auf der Oberfläche geUtton hat, aber Leineswe»
ges so , dafs er zu einer sehr genauen Messung untauglich wäre. Herr
Geb. L<if;. Rath Beigel bat sie nui Jur iLm eigenen Gewissenhaftigkeit
versucht und das Kesuiut derselben sull weiterhin folgen. Dieser Sexta*
nneifltzu gleicher Zeit, gleich lorgfältig gepflegt, aaeliaUen xwch Dref>
deik gcluNBiiieii, and beititigt durdi diesen Umsiaad die VcrBittlhiai§|',
defi er schon damak au dem Famesischen Gongius mit gehört habe.
> ' Beinahe gleichzeitig mit Yillalpandi's Nachricht von dem Far-
nesischen Gongius, die um das .Tabr 1604 bekannt vrurde, nämlich im
Jalu-c 1602, gab Gruier im IVtesaurus Inscriptionum Nachricht von
einem andern Gongius, der viel Verwimmg in die Geschichte dieser Ge-
fitfw gdRMiht hat. DiMer irar vom Kardinal Paolo Ceti m Tedi aul^
gefunden ivoidonf und hanef wemk hier iufiMre Zeuiien entaduedenf
beinahe eher als unserer Mr dai kapitolinische Normal - Gefafs gelten
können : denn eine der unsrigen völlig gleiclxlautcnde Inschrift war mit
sUbeinen linciislaben darauf angebracht. Gruter, der, wie mau leicht
merkt, von der öache mcht genau unterrichtet war, buii ihn für den,
wddien.Villalpandi mala, und fügt hinzu: putantque suppositUmmtst».
Dia leuMre Behanpumg mag auf aidi bemhen; iam eraiere iat itrig. Di»
aer Gesische, in der Form von dem unsrigen sehr abweichende Gon*
gius kam in die für Metrologie SO wichtige Sammlung des Alexander
Colozzi. Was spater aus ihm geworden, lädst iich, trotz fiayardi's
langem Geschwätz über ihn, nicht angehen.
Der EWnemche Gongius blieb, so darf man annehman, einlBi-
gmihnm der Familie Fajrneae} wenigsienf wur er in der ecaten BUfte
des 17ten Jahrhunderte, vrie man am Peireac*» lieben von Gassendi
ersieht, fortwüuend im Famenschen FamiÜenmnseun m RoiU. . Ja,
(i) T.I. II.CCXXIU. a».3.
U2
166
Hase: über den Famesischen Conßius
Peircsc licfs sich 1617 durch Aleander eine genaue Nachbildang diese»
Farnesischen Congius machen (*), die. vielfach ver£;Hchcn , keine Ab-
weichungen zeigte und später in dem Kabmcider Biblioihek S. Genevieve
fett Buri« «mfgiettdlt, in Moliiiet*t Bsidmibong aufgenommen (S. 43)
und endlich daMÜMt §ur obigdUldtt »t ('). Hefltirfirdig genug siininft
■her diese Abbildung mit der Form des Q^ischen Gongiuü überein. Man
kommt auf die Vermuthung, dafs die Kupfer zu den Werken jooer Zeit
von Leuten qezoirhnci seien , -welche die Gegenstande niemals gesehen
hatten, die sie darsieÜeu sollten. Oonsl. Landi gibt 1695 nachGruter
wieder den Cesischen (^); Fahre tii (*) 1702 den Famesischeo nach
Lue«« Pitu«, und Boaftnni hn Jalir 1709, mit Bemmung der
Villalpandischen Kwptaiu^U», im Muiaum Küvk^, x, L'VIIeiiMttGQii»
gius und S> xtirius, die mit den vnsrigen ganz übereinstimmen. Abzüge
derselben Kupferplaiicn benutzte auch Montf aucon Alle diese
letztem Anführungen sind mii Bezug auf das Famesische Gefäfs tra-
ditionell imd nicht aus Selhstan schauung. Derletue, der uns besummic
Nachiidu von ihm gibt, ist der gelehrte loha Greevei, VaXmtft der
Geometiw im Greeham-GoUege sn Lomdoii» der auf. einer Reue mA.
Italien und dem Oriente im Jahr 1637 sich als strenger Mathematiker
mit der genauen Untersuchung der Denkmäler beschäftigte, denen -wir
unsere Kenntnisse de? römischen Fufsmafses Tei"danken. Auch unsem
Gon|pus, denselben, den wir besitzeu, wie man sieb dui'ch das Kupfer
in •seinen MisceHanetms Works zu S. 277 überzeugen kann, now extant
m Home, so luglUy and so j'usäj niagmßed by yUlalpandus (S. 225), land
er, durch baondere Begfinetignng, ' Gelegenheit su meeaett. Die Zeidi-
nung zu dem Kn] rcr bei Greavettlet nach dem Gefafse uid Inmr
nach tuitenn gemacht, wie das- ZinamnMäireffim aller Kleinigkeiten eatr
( I ) S. 98 seiDC« Werls.
(a) Eine iluüicha KacbbiUlung des Faruesi«cUii Congius besaJs die im Jahr 1822 su
AaModan ventaigBFU Y«»bBBM«*sdie Smnlimg. S. dan CMMg dmaUtm ^- 887.
N 5'>
(3) Seitcia mtmism. ejcpos. p. 79. i ■
(4) Inser.anf. f>.52f>. e.FTir. N.:^~2.
(5) Aiai^.explujuik. ruUUI. pLLXJCJiyll.
Dlgltlzed by Google
im Köm^. Antiken-Saale zu Druuicn.
167
weiset. Aber mit Grcnres rerscliwinden auch alle Spuren^ durch deren
Hülfe man die Geschichte dieses Gefabes weiter geben könnte. Viel-
leicht kam es, wie Eisenschmid yermuthet, mit der reichen Münz-
sammlung d^ Familie Fftrik«ie iiadi Parma. In Dresden war unser
Gongius und der amifaBte Scsuanat als Getcheitk «dum vor den
November 1731 ; denn am 17. NoTember 1731 wurden sie tob der Biblio-
theL wieder in das Königliche Kabine'i abg^;d>en, wie eine Nachriebt
am dem Archive der Bibliothek (') beweiset, die ich der Miitheilung
des Hrn Ih. Ebert verdanke. Die Akten Ult f>ber-Kämmei*ei sagen
nichts weiiei' aus, als dafs dies Gefafs Sr. i^laj. (AugusiH.) vom Pater
Selerni QbenvidK werd, md noch beeilst die Antiken-Semiiibiiig die
Faiterele mit oumoifbiradiem Lederfibemg, inwendig mit Semmet gefiStp ,
tert, die beide Gefafse auf der Reise geschützt hallen. Leplat's Marian
<lc Drrwlr . /. i84, 4, gehen den Congius, aber bis zur Unkenntlichl^pii eni»
Stellt, un Jahr 1733 als eine Merkwürdigkeit der hiesigen SummluiiL'.
Die Verwicklung der Geschichte dieses Gefalises, das lange Zcii
für dae enitige leiner Art gegolten bec und idion eo fiele Beredmon-
gen verenbiftte» mag die Anaföhiüdilteit cniichaldieen, mit der wir sie
gegdben haben. Seit wir um fibcneugt belten durften, den äcbten Con-
gius zu besitzen , schien er uns zu einer Messung aufzufordern , nach
den <''rundsäizen, die in der neuern Metrologie gelten. Hr. Geh. Leg.
llatli Bei gel war so gütig, sie in meiner Gegenwart mit einer Genauig-
bdt Tonunehmen, die der grSfsten AengsiÜcbkeit nidtts zu wünKben
fibrig ksien wfirde. Hier siöid kons die Resukeie derselben.
Die Scbwere des leeren Congius betrug 318$7, 5 gmins der fran-
zösischen Commisiun für Mafs und Gewichte. Der Inhalt des Congius an
destilh'rtem Wasser, bei 13* R., einer Tempei*atm-, die am 21. Junius
1820 die natürliche war, = 63460, 6 Crnn. Da nun die Schwere
des französischen Cubikftifses an desuiüncm Wasser bei 13* R. SU
1117, 9434 ImnsSsiscben Unsen ftetgemut ist, to liefe ddi «udi die Sd-
tenlunge einer Ampboiu finden, .die naeb der metrologisdien Tradition
zugleich als die Länge des römischen Fufses zu betrachten ist. Sie er*
gab sich bd der Beredinung :9 133, 03 französischen Lpnien.
(i) yol, I. No. 102.
168
Hase: üiar dm FaniHkehan Ctngüts
StcTf^ometriscli wurde der Inhalt des Gongitu aus der Me«!sun^
der Durciime^sci seiaer Grundflachen und der Höhe der abgekui*zien
K^ei, diu jhu i)ii(ku, gefunden. Er ergab sich nach den oben ange-
liifaiteD DuBUMiflntt as 395037 SumMbrn Cnh, Uukn, und 4w
Ktnd$A» Fnft vriie diesem Jakdt» sofalg» gewMA s 133, 14 fnnifiii*
tdien Linien.
Der Sexlarius ward am 29. Julius 1820 untersucht und gemes-
sen. Die Schv.ere des leeren Gefäfscs war = 7835,4 der angeführten
Grane. Der Inhalt des Sexlarius an destülirtem Waaser hei 15*^11. na-
tüiücher Temperatur s I0$iü, 6 .Dv tStmA» ¥uU eifab sich
hieniMh m 134,06 ftnuCiiicfaai linm, iral derBwiNr GnbiUblii d».
. ttilUrtcn Wmhr h» Ift^'R. m 1117, 6264 Uhmd.
Bestimmung des rttmischen Fuldes vermittelst
des G>ii^i]s.
1. Auf hydrostatischem Wege.
öch^ere des leeren Congius = 21857, 5 Gran Pariser Muttei^ewicht
(grains des 50 marcs) (*).
Inhalt dtt Congius an dtiMflUrtem Wfsser bei 13° K. = 63460,6 Gnn,
«bo blnit des edttflMlkan Gongiitt oder der Attphdi« « 607634, 8 Gnn.
Bei 13° R., einer Temperatur, die sur Zeit der Abwägung (am
21. JTinids 1820) zufällig die natürliche war, wiegt ein Pariser Gubikfttis
destiUirten Wassers 69,871-1 Pfund = 613934,8 Gran.
Da nun uacU der Xradiuun der rönusche Fufs die Seile der cu-
IhicIl gesielteien Amphora -war, so hat mim, wmm jb die Gröfiw des
rSniscben Fo/ses in Pteiser Limen beseicbieit,
■ V643934, 8 : ] 507684, 8 — 144 : x.
Die Rechnung gibt 133, 03 Pariser Linien. j
(i) Aa« (imbig alMn n Paris SHflwmkrtCB MaAfSwidhlsn gefolgert (1SS2~, 15
d!e«erGr«nc geLen ein Kilogramm des nrn<n fnnroifscben Ccwirttsrstems.'': S. Bi r s tn's
Jrutruelion sur les poidt nouv*«uje cmnp^tnij au.«, tnesures et poids anciens. 15u0, lä.
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tm Kön^l, j^nüken- Saale zu Dresden.
Beim Abwägen -wurde alle die Sorgfalt angewendet, die bei dem
jetzigen Zustande <ler Metrologie in LntersiichuQgen dieser Art zu brin-
gen ist. Das gebi-aucbte Grammengewiclit ist von einem geschickten
französischen Mechanico» gemacht und zu wiederhohlten Malen wissen-
•cbifUidi geprOft wofdea.
Nach der Inschrift (s. ehcn&lSO) eilUuclt der Gongiiif X Pondo
oder römische Pfund. Obiger Abwägang snfolge g^iai demnach auf
da« römische Pfund 63 i6, 06 Pariser Gran.
Nach der Metmlofie von Kome de ri<i!c (') haben ältere Me-
trologen mit Ilulii^ uriicis CJongius das ruousche riumi besUnunt
Dupnj zu 6300|
Attköut «tt 6302> grämt d» pMü,
Paucton m 63i3)
Wer die Gestalt dee hiesigen, d. i. dten des Ton diesen JHstrolo-
gen gemessenen Gongius und die Verschiedenheit der Gewichte nftch
Ort und Zeit kennt, wird unsere Angabe zu. 6346, 06 Gcam weder he-
sonders lobenswerth noch tadelhaft finden,
2. Auf stereom«triieh«a W«ge.
Man vergteidie ohige Figur und die daneben stehenden DImcnsicK
nen. Isl = a, CD = b, EF — h, so ist bekanntlich das Vo-
lumen de« abgeküi-zten Kegels ABCD = ,V (a* -i- -f ^'')t wo
7 die Ludolphische Zahl 3, 141592 ... bezeichnet.
fl* = 5256, 25
ab = 2610,00
a* J^uh-^ h* = 9162, 26.
Oberer Theil des Congius.
ig 9162,25 = 3, 9620022
ig 62, 6 «1, 7958800
ig — 0.4179687 — i
6,1768509 s 14991 7.
( I ) Paris 1789, /ni/iux /i. Xril*
160
Hast: üier den Fametisehen Coagius u. s. w.
Unterer Theil des Congius.
Ig 9162, 26 = 3, 9620022
60,6 =1, 7817ÖÖ4
lg -i^ ie = 0, 4179687 ~ t
6, 1617363 s: ig 145120.
GulnkilibBlt des Congius a 296037
Gnbiluiihalt der Ampho» s 2360396
HierDMli hlk der rtmisdie Pole
1^2360296 s 133, 14 Mm JUnifln.
Diese» Bemlut ist nüiider nmMmi^, ab du vorige, da die
Ungenanif^t m der änlseni Forat des Oongii» keim guu «chaxfe aie*
reometriiclM AmunaniBg raliele. .
Sdiwen de« leeren Sextariu ss 7836, 4 Pax&er Gran.
Inhalt dfli Seuariiu en deedllirMn Waiaer bei 16^'Ji. (<) s 10819, 6 Gnn.
Hiernach hält die Amphora 10819,6 x 48 = 519340, 8'Gran.
Das Geyricht eines Pariser Cubikfufses desüllirten Wassers hei obiger
Temperatur beträgt 69, 045-1 Pariser Pfund = 643695, 4 Gi-an. Hieraus
ergeben sich für den römischen Fuls 134,06 Parisei* Linien.
Dies Resnliat ist iiocb nnsotarlissiger, ab das auf steicoBe-
trisehem Wege ans dem Gongliw hergdeitete; denn es ist in der Me-
trologie Gmndsats, tom Ganaen auf die UmAb, nidu nngekebrc sa
«chliefsen»
Bestimmung des römischen Fufses yermittelst
des Sextftrins*
G.W.S. Beigel.
(i) Dw Altwigiing gMdiah am 29. Juliut 1620.
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• ■ Ueber
Sie Buchsl^benschrifi: und ihren /,ii-<aTntnpnliay^g
mit dem Spradibau.
Von
WILHELM TOH HUMBOLDT.
[GdcMB in der Akadcnic der WuNnidnfleii an 20. Hai 16S4.]
JEiS hat mir bei dem Nachdenken über den Zusammenhang der Buch-
«labenschrifk mit der SpracSi« inimer gnchieneii, ab wenn die «rstet«
m genaiiem VetbSltnift mit den Vonligeit der letxteven ttSnde, und «b
Mrenn die Atmahme und Bearbeitung des Alphabeta, ja selbst die Art
und vielleicht auch die Erfindung desselben , vom dem Grade der Voll-
komtnenheii der Spracha, und noch nr^rünglicher, der Sprachanlagen
jeder INatiun abhinge.
Anhaltende Beschäftigung mit den Amerikanischen Sprachen, Stu-
dium der Ak-IbdiiclMn und einiger mit ihr Terwandten, und düe Be-
trachtung det Baue* der Ghtnedttdien ichiaien mir diesen Sats auch' ge-
schichtlich ta bestätigen. Die Amerikaniecfaen Sprachen, die man zwar
sehr mit Unrecht mit dem Namen roher und wilder be^piflmcn würde,
die aber ihr Iku doch besiimmt von den vollkommen gebildeien unter-
scheidet, haben, soviel wir bis jetzt wissen, nie Buchstabenschrift be-
MMen. Mit den Scmilndien md der hdachen ist dieee so innig ver-
vracbsen, daf* audi nicht die «mfemtcite Spur ▼«nhanden ist, daf» sie
sieb jemals einer anderen bedient bätten. ' Wenn die Chinesen beharr-
lich die ihnen seit so langer Zeit bekannten' Alphabete der Europäer
»uriickstofsen , so liegt dies, meines Erachtens, bei weitem nicht blofs
in ihrer Anhänglichkeit am Herj^ebrachlen, und ihrer Al>n«igung gegen
das Fremde, sondern viel mehr darin, dafs, nach dem Mafs ihrer Sprach-
«nlagen, und nach dem Bftu< ihrer Sprache, noch gar nicht das. -innere
Bedfirfnib nach- tiner Budmabetticlirift in ihnen erwadit ist. 'Win
dies nidit der Fall, so würden ne. durch Qtn dgeme, ihns« in hoheMi
Mut. phiht, Kiasse 1824. X
162
HVXBOLDT
Gi-ade beiwohnende Erfind nnl ii, und durch ihre Sehrt ftxeicheii seUwt
dahin gekommen soyn, nicht blufs, we sie jetzt ihun, Lautzeichen als
Nebenhüli'e zu gcbraiicUen, spudorn ein wahi'fis« voUftäodijjes usd rei-
nes Alphabet zu ]>ilden.
Auf Aegypten «eSaen diese YorttellaiigpBrt nichi redit m
passen. Denn die heutige Goptische Sprache beweist ttnliugber, defii
auch die Ah-Aegyptische. einen Bau besafs,^ der nicht Yon grofsen
Spracbanlagen der Nation ceugt, und dennocli bat Aegypten nicht nur
Bucbsiahenschrift besessen, sondern nnr so5;ar, nach kcinesweges Tcr-
WcrfliclKMi Zeugnissen, die Wiege tiersclbcn. Allein auch wenn eine
Nation Erlindcrin einer ijuclistubenschriri ist, bleibt iljre Art, dieselbe
sii' hrfiwiideln» ihmr Anlage cntipüedbeiid, den Qedanhtn eii&nraMeii
md dttfch SfNtacheiztt fmOAta uad «MatiilMldeiif' und die Wahcheik die-
itr Bebauptiuig lencbtei -gärede recht aus der wunderbaren Art her^
vor, »ie die Aegypiier Bädär- und Bnchatthenachrift in eiiMinder über*
gehen liefsen.
JBuchstabenscbrirt und Sprachnniage stellen daher in dem engsten
Znsammenbange , und in durcligiingigcr Beziehung auf einander. Dies
weide ich iniefa bemühen, hier mw«^ «us- Begriffen, «k, mnA et in
der Kfirae gesehehcB hum, wdche diesen Abhendlnngan gesiemt» ge-
schichtlich zu beweisen. Die Wahl dieses Gegenstandes hat mir aus dem
zvriefacben Grunde angemessen geschienen, daCs die Natur der Sptacbe
in der Tbat nicht vollständig eingesehen weiden kann, wenn nuin nicht
zugleich ihren Zusammenhang mit der Bucbslabenschril't uulersucfat, und
dab gierade jene neuesten Beschäftigungen mit der Aegypiischen Schrift
den Äniheil an Untdrsudiungen äbci- Stdirift^Brfindnng und Aweignang
in gngenwürtigen. Augenblicke. TeidoppdD;
Allna» 'WBf'sioh auf die anlaeren Z\vocke der Schrift, ihren Nuuen
im Gebrauch für das Leben und die Verbreitting der Kenntnisse be-
zieht, übergehe ich gänzlich. Ihre Wichtigkeit von dieser Seile leuch-
tet zu sehr von selbst ein, und nur Wenige dürften in dieser Hinsicht
die Vorzüge; der Bnrhsiabrnschrift tot den übrigen Sdunftarien ver-
lenMBh. Ith. WschxÜnU mich Uolt «uf den Einfinis dar alphabettaefac»
atiT die Sprache und ihre Bdiandlnag. Ist dieser 'nirküch bedeutend,
iai dar ghwmpnhang der. Sjpihdie. aaU deu Gebrauche einaa Aljihahein
über die BitcJutuhensekriß*
164
innig und fest, sa können auch die Ursachen begieriger Aneignung der
Buchsttbenschrift, oder ka|tef. Gkjchglütig)it^it ^gen.diesC|Lbe» i^cl^l liMl-
^er sweifeiiiaft bleiben.
Wie «ber oft von den Sieben idbit behauptet wird, d»fi|
ihre Vertchiedenliek «jctit TOfi grolter Widiti|^t sei» de,, wie auch
der Schall laule, und die Bede sich verknüpfe, doch endlich immer
derselbe Gedanke hervortrete, so dürfte die Ai-l der Scbriftzeichen noch
für bei weitem gleic^iijnUjger gehalten werden, wenn sie nur nicht gar
zu grofse Unbe({ueiuiiijlikeit mit sich führe, oder die ^aiion sich ge-
wühiu habe, die mit ihr verbundenen zu überwinden. Auch m^ch^
diejenigen, welche eidi der Scbiifi häufig, ttad noch, yeit .ine!ir,.^uh
jenigen, welche sich derselben auf «ne sinnige Weis« bedionen, sminfv
und von jedem Volke einen kleinen Theil aus. Jede Sprache hat also
nicht blofs lange Zeit ohne Schrift bestanden, sondecn^ leb|; auch grolscn«
tht^ls beständig auf gieidie Art fnrt.
Allein das tönende Woil i&i glcichsaiu eine Verkorperuug des
Gedanken, die Scht:ift «ine. dcs l^ons. Ih^v attgeneniste Wirkw^g i&t,
dafs sie die Sprache fest, 'heftet, «nd dediin?b ein gan^ endciipB {fei^
denken über diesdbe mogHch macht, als wenn das Tethallende Woft
blofs im Gedäcbtnifs eine bleibende Stätte findet. Es ist aber auch zu-
gleich unvermeidlich, dafs sich nicht irgend cme Wirkimg dieser Be-
Kichnung durcii Schrifi, und der bestimmten Art derselben überhaupt
dem EinÜusse der Sprache auf den Geist beimischen sulltc. £& i&t daher
heiseswegcs gleichgültig, wehdie Art der Anregung die geistige Thäüg-
VmpX dnreh die besofidere Natur der SdirilUieseichnnng erbült. Es liegt
in den Geseuen dieser Thitigktitf . ^« Denkbare und Anschauliche als
Tf'\rhrn und Bezeichnetes zu betrachten, wechselsweise hervoi-i^u rufen,
und in verschiedene Stellung gegen einander zu bi iTK^en ; es ist ihr eigea,
bei einer Idee oder Anschauung auch die verwauiiien wirken zu lassen«
und so kann die Ucberumgung des erst ab Ton gehefteten Gedankoi
auf einen Gegenstand dey Auges, nedi lUUisgBbe der Art, -wie sie gf-
sohieht, dent Geiste sehr Terscfaiedene Biclitnngen gAen. Ofienbar ab«
müssen, wenn die Gesamntwirkung nicht gestört werden soll, das Den-
ken in Sprache, die Bede und die Schrift ülieretnsiinunend gebildet, und
wie aus Einer Form gegossen seyn.
X2
164
H U M B O Ii D T
Darum «Iffs die SolinTl nur immer Elgentlmm eines Lleineren
Theils der Nation bleibt, und wohl überall erst entstanden isi, als der
schon l'csibesiimmte Sprachbau nicht mehr wesentUche ümandcrungen
zuliefs, ist ihr Eioflufs auf «le niühl minder uricktig. Denn die gemdn-
•chaftliche Rede nnütlilingt doeli (freili^ in dner idAeauSwm wenignr
ids in der andern) dag" gueze Tolk, und wni euf «ie bti'EEntdhMn^
wirkt ist, geht doch mittelbar auf Alle über. Die feinere Bearbeitung
der Spi-ache aber, für welche der Gebranch der Schrift eigc^nilich erst
den Anfangspunkt bezeichnet , ist gerade die wicblif^stc, und uuterscbei-
det, an sich und in ihi-er Wirkung auf die Nationalbildung, die Eigen-
thÜmlichkeit der Spradien bei treitem mdur, als der gröbere, ursprüng-
Ecbe Bau.
Die Eigen thfimlichkeit der Sprache besteht darin, dafa «ie, reN
mittelnd, zwischen dem Menschen und den aufseren Gegenständen eine
Gedankemvelt an Töne henft Alle Ei^'ef!«;cbuften jeder einzelnen kön-
nen daher auf die beideri groiscn llaupi punkte in der Sprache überhaupt
bezogen werden, ihre Idealität und ihr Tonsystem. Was der ersteren
an Yollsllndigkeit, KlaHielt; Bestimmtbeil und' Reinheit, denoi-Uizteren
an YoUkomnienheit abg^t, sind ihra Mängd, das Entgegengesetzte ihre
Vorzüge.
Diese Ansicht habe ich in zwei, dieser Yei'sammlung früher vor-
gelegten Abhandlung^ aufzustellen und zu i'echifertigen Tersucbt, mich
bemühet zu zeigen :
dafs das, auch unverknüpfte Wortsystem jeder Sprache eine Ge-
dmkenwelt bildet, die, gSnxlidi beraustretäid aus dem Gebiet -wiliktihr^
lidier Zeichen, für sidfa Wesenheit imd Selhetlndigkelt besitzt;
dafs diese Wortsysteme niemals einem einzebien Volk allein an-
^hörcn , sondern auf einem ^Vege der T'eberlieferung , den weder die
Geschichte, no( h die Sprach forsch luig gnnz zu verfolgen iin Stande sind,
zu dem Werke der gcsammten Menschheit alle Jahrhunderte ihres Da-
•eyns hindurdi werden, und dafs mitbin jedes Wort ein doppeltes Wl-
dnngsdement in sich trigt, ein phytiologischet, aus der Natur des menscb*
Hidlen Geistes henrorg^bendes, und ein geseincbtlicbes, in der Art sei-
ner Entstdivng liegendes; ferner:
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über die Buclisutbenschnft.
166
dafs der Ghai-akter der vollkommener gebildeten Sprachen dadurch
besiimmi wird, dnfs die TV;>im- ihres Baues beweist, dnfs es dem Geist
nicht h}oU auf den Inbali, sondern vcn^üglich auf die Form des Gedan-
ken ankommt. ■ •■
Ich glaube «Uesen Weg audi \awe verfolgen xn konDen, und e»
leuehlet nun Ton aelbst ein, dafs die Bnohstabenschrift die Idealiiät. der
Spreche schon insofern negativ befördert, als Sie den Geist auf keine,
von der Form der Sprache abweichende Wdse anr^j dafs aber das
Tonsystem, da Lnuibezeichnung ihr Woccn ansmaclit, ersi durch sie
Festigkeil und Vollständigkeit erlangen kann.
Dnfs jede Bilderschrift durch Anregung der Anschauung des wirk-
lichen Geg^standes die Wirkung der Spra<Ae sifiren mnls, stttl sie
SU untevstutten, fällt von selbst in die Äugen. Die Sprache verlengt
ancli Anschauung, heftet sie aber an die, vermittelst des Tones« gebun-
dene Woriform. Dieser mufs sich die _ Vorstellung des Gegenstandes
unterordnen , um als Glied zu der unendlichen Kette zu gehören , an
welcher sich das Denken durch Sprache nach allen Richtungen hin-
&chling;t. Wenn sich das Bild zum Schrifizeichen aufwirft, so drängt
es unvrillLfihrlich dasjenige snrfick, was es beseidinen will, das Wort.
Die Henm^ft der Subjectivität , das Wesen der Spradie» wird ge-
schwächt, die Idealität dieser leidet durch die reale Macht der Ersehet-
nung, der Gegenslmid ^-^h-Vi nach allen seinen Beschnllenheilen auf den
Geist, nicht nach denjenigen, welche das Wort, in Ucbercinsiimnuing
mit dem individuellen Geiste der Sprache, auswählend zusammenfafst^
die Schrift, die nur Zdchen des Zeichens s^n soll, wird «ogteich
Zdchen des Gegenstandes, nnd schwächt, indem sie seine unmittelbare
Erscheinung in das Denken einführl, die Wirkung, welche das Wort
gerade dadurch ausübt, dafs es nur Zeichen seyn will. An Lebendig-
keit kann die Spraclie durch das Bild nicJit gewinnen, da diese Gat-
tung der Lebendigkeil nicht ihrer Naiur tntspricht, tind die beiden
verschiedenen Thätigkeiten der Seele, die man hier zugleich amegen
«bÖchte, lojinen nicht Yerslirlung, sondern nur Zmtveuung der Wir>
kung zur Folge haben.
Dagegen scheint eine Figurenschrift, welche Begiifle bezeichnet,
recht eigentlich die Idealität der Spfftche «n befördern. Denn ihre
f66
Humboldt
■willkiilirlich gewählten Zeichen haben ebensowenig, als die der Buchsta-
ben, Miwas, das den Geist zu zerstreuen vermochte, und die innere Ge-
seumalsigLeit ihrer Bildung lülirt üaa Denken auf sich selbst zurück.
Dennodi wirkt aucli eine «oldift Schrift gerade der idealen, d. h.
der die Aubeiwell in Ideen Tenprandelnden Natur der Sprache entge-
gan, wenn sie auch nach der eirengsten Gesetzmäfsigkeit in allen ih-
ren Thcilen zusammengefügt wSre. Denn für die SpnM:be ist nicht
blofs die sinnliche Erscheimm;^ «lonkrtig, sondern auch da« nnHestimmte
Denken, inwiefern es nit-lii iesi und rein durcb den Ton gebunden ist;
denn es ermangelt der ihr wesentlich eigenthümlichen Furm. Die In-
dividualiiäi der Wörter» in deren jedem immer nodi etwa» anderea» ab
Uttta aeine lo^ache Definitimi liegt, iat inaofem an den Ton geheftet,
als durdi diesen unmitielliar in der Seele die ihnen cigenlhümliche
Wirkung geweckt wird. Ein Zeichen, das den BegnlT aufsucht, vnid
den Ton vcrnacbl;issi|];t, knnn sie mithin mir iinyoUkommcn ausdrücken.
Ein by$ltiin solcher Zeichen giebt nur die abgezogenen Hegriile der
«nlEieren und inneren WeU wieder; die Sprache aber aoU diese Welt
aetbat, iwar in Gedanlbenaeicben ▼orwmdelt, aber in der gansen Fidle
ihrer reichen, bwiien nnd lebendigen Manni^Mti^eit enihdten.
Ea hat aber auch nie eine BegrifTsscbrift gegeben, und kann keine
geben, die rein nach Begriffen gebildet wäre, nnd auf die nicht die in
besUmmte flaute gefafsten Wörter der Spraclie, £ur welche sie erfun-
den wurde, den hauptsächlichsten EinQuTs ausgeübt hälien« Denn da
die Sprache dodi Tor der SAxih da iai> ao aodat dieaelbe natnriidi für
jede* Wort ein Zeichen, und nimmt diese, wenn aie auch durch qrate-
matiadie Unterordnung unter ein BegriiTs&ystem fom JmuI unabhängige
Geltung hätten, doch in dem Sinn der ihnen untergelegten Wörter.
Daher ist jede DegTifTsschrift immer zugleich eine Lautschrift, und ol»
sie, nebenher und in \velchem Grade, auch als Nsahie Begrillsschnlt
gilt? bangt von dem Grade ab, in welchem der sie Gebrauchende die
agraiemaiiadie Unterordnung ihrer Zeidien, den logtadmn Sdiläaaail ih-
rer Bildung, kennt und beachtet. Wer die den W6rtem entaprechen-
dcn Zeichen nur mechaniscli kennt, beeilst in ihr nichts, als eine Laut-
schrift. \\ enn eine solche Schrift auf eine andere Sprache ühergclit,
findet der gleiche Fall statt. Denn auch in di^r mufs der Gebrauch,
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167
vrend die Sdivift wirklich Schrift seyn soll, doch jedem Zeichen seine
Geltung in Eioetii, oder mehreren bestimmten Wörtern amveist^n. Die
Schriftxeicben sind aUo in beiden Sprachen nur insofern gleichbedeu-
tend, ab es die ihnen nntei^elegten W6iier and, und dn Jjemt dat
m einer beider Spneben Geidbriebeneni wird fax den-dieier Sfireolie
Unkundigen immer tu einem Ueberscizcn , in welchem die Individuali«
tat der Ursprache allemal aufgegeben wird. Es geht also bei dem Gc'
brauche Einer solchen Schrift unter ▼crscbiedcnen Nationen immer
hauptsächlich nur der Inhalt über, die Form -\vird wtsentiich vei'äii«
dert, und Aet unlatigbere Vorzug einer Begrilfsschrift, Kationen Ter*
febiedener Spradicn ■ venÜndlidi en teyn, wiegt die Nedidieile nudtt
' auf, «ddbe «fr anderen Seiten her aut eich fährt.
Als Lautschrift ist eine Begriffi^schrrft unvollkommen, weil sie
Lame für Wöi-tfr tmniebt, mitliin der Syirache allen Gewinn entrieht,
der, Nvie wir seilen werden, aus der L uibczeichnung der Wortele-
menic entspringt, Sie wirkt aber auch niemals rein als Lautschritt.
Th man da* Gelmng und dem ZiMenunenb«^ Ihrer Zeidien nadbi Be-
- griAhn nadigehen kann, den Gedanken, gleidiiam mit Ueberg^nng de»
Lautes, unmiiiclbar bilden, so wird sie dadurch zu einer eignen Spndiei
und scinvächt den natürlichen, vollen und reinen Eindruck der wahren
und nalionellen. Sie ringt auf der einen Seile, sich Ton der Sprache
überhaupt, wenigstens Ton einer bestimmten frei zu machen, und sctuebi
auf der andern dem natürlichen Ausdruck der Sprache, dem Ton, die
inel mreniger angemessene Anscfaenttng durch die An^e unter. Sie ba»-
ddt daher dem insiineianigen Sprachsinn des Mensdien gerade entg^
gen» und zerstört, je mehr sie sidi mit Erfolg geltend macht, die Indi«
vidualität der Spraclibezeichnung, die allerdings niclu blofs in dem Laut
einer jeden liegt, aber an rirnselben durch den Eindruck gebimdeu ist,
den jede bestimmte Verknüpiiuig articulirter Töne «nlatigbar specifisdi
hnTVorbnogt.
Dm Bemühen, sieb tom einer bestinotten Spnehe unebhangig
M macheik, mnfs, da das Denken ohne ^rache einmal unmii^'ch ist,
nachtheilig und verddend voi den Geist einwirken. Bine Begriflsschrifl
ülu diese Nachtheile ntu* Insofern nicht in dem hier geschiUerten Grade
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168
H O M B O b' T
aus, als ihr System nicht consecpient durchgeführt ist, und ais sie im
Gebrauch phonetisch aufgenommen wird.
Die BttdutaboMeltr^ wt toh clietto Fdtlam frei, einfaches, dweeh
keinen Nebenlwgrifi' «enireuendes ZeidiMi d« Zddkcn»» die Spnche
^lieniU begleitend, obne sich ihr Tonudrängen, oder lur Seile zu sidr*
len, nichts hervorrufend, als den Ton, und daher die natürliche Unter-
ordnung bewahi'end, in welcher der Gedanke nach dem durcli den Ton
gemachten Eindruck angeret^i werden, und die Schrill xbu nicht an sich,
sondern in dieser besiimmteu Gestalt festhalten soll.
Durch dk» enge Amdilie&en an die ei^enthüDilidie Natnr der
Spradie Teratirkt sie gerade die Wirltung dieier, indem sie euf die
prangenden Vorzüge des Bildes und Begriflsausdrucks Verzicht leilteU
Sie stört die reine Gedankennatur der Sprache nicht, sondern vermehrt
vielmehr dieselbe durch den nüchternen Gebrauch an sich bedeutungs-
loser Züge, und läutert imd erhöht ihi-en sinnlichen Aufdruck, indem
sie den im Sprechen verbtmdenen Laut in seine Grundtheile zerlegt,
den ZuMmmenheng derMlIwn unter einender» und in der Verknüpfung
sum W<»rt ensdutulidi macht, und durch die Fiximng vor den Avge
auch auf die hörbare Rede zurückwirkt.
An diese Spaltung des verbundenen Lauts , als an das Wesen der
Buchstabenschrift, haben wir uns daher zu halten, wenn wir den inne-
ren i:,inlluls derselben auf die Spruche beunheiien wollen.
Die Rede bildet im Geiate de« Spredienden, bis sie einen Gedan-
ken erschöpft, ein verbundenes Ganses, in weldiem erst die Reflexion
die einzelnen Abscbuttie aufsuchoi mufs. Dies erfährt man vomfigUch
bei der Beschäftigung mit den Spradien ungebildeter Nationen, üan
mufs theilen und theilcn , und immer mistrauisch bleiben, ob das ein-
fach Scheinende nicht nucli noch zusammengesetzt ist. Gewissermafsen
ist freilich dasselbe auch bei den hocb^^ebildeteu der Fall, alieiu auf
Tcnehiedene Weise} bei diesen nur etymologisdi aum Behuf der Ein-
ttdil üi die Worientstehung, bei jenen pwnmaiiseh. und qrnuktisch smn
Bdinf der Einsicht in die Verknüpfung der Rede. Das Vciiiitnden des
zu Treimenden ist allemal Eigenschaft des ungeübten Denkens und
Sprechens; von dm Kinde und den Wilden erhält man schwer Ww>
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üÄfr die Buclistabensciwijt.
169
ler, statt Redensnrten. Die Sprachen Ton «nvollkommnerem Bau über-
»cKrcitcn auch leicht das Maafs dessen, was in einer grammatischen Form.
Teibunden seyn darf. Di« logische Tlieilung, welche die Gedankeo-
Terknüpfung auflöst, gdit aber nur bit «uf du dnfadM Wort. Die Spal-
tuikg dietes is( das Gescbüft der Bachsubensdu'ift. EiDe Sprache, die
sieh einer anderen Schrift bedient, vollendet daher das Theilungsgesdiift
der Sprache nicht, sondan raedit einen Stilkitand» wo die VenroULomm«
nUg der Sprache ■weiter zu gehen g«biciet.
Zwar ist die Atilsuchung der Lauielemenle auch ohne den Ge-
brauch der Buchsubcnschrift denkbar, und die Chinesen besitzen na-
menlUcb eme Analyse der Terbundenen Laute, indem sie die Zahl und
Vcndbiedenbeit Ihrer Anfang»- und EDd-Articulationen und ihrer Wort-
betonungen bestimmt und genau angeben. Da aber nictits weder in
der gewöhnlichen Sprache, noch in der Schrift (insofern sie nemllch
wirklich Zeichpuirlii ift ist, da die Chinesen bekanntlicli dieser auch
Lautbezeichnung beimischen) zu dieser Analyse nüihigt, so kann sie
schon darum nicht so allgemein seyn. Da femer der einselne Ton
(Gomoiiant und Yocal) nidit durch ein nur ihm angehörendes Zetches
isdirt dargestellt, sondern nur den Anfingen und Endigungen verbun-
dener Laute abgehört wird, so ist die Darstellung des Tonelements nie
so rein und anschaulich, als durch die nuchsl;<lM'tmchrift, und die Laut-
analyse, wenn ihr auch nichts an Vollsiandiyti.eii und Cenauigkeit ab-
ginge, macht nicht auf den Geist den Eindruck einer i-ein vollendeten
Spi-achtheiiung. Bei der inneren Wirkung der Sprachen aber, welche
allein ihre wahren VorsOge bestimmi, kouunt Alles auf das volle und
reine Wirken jedes Bindrucls an, und der geringste, im aufseren Er-
folg gar nicht bemerkbare Mangel an einem von beiden ist von Erheb-
lichkeit. Das alphiiil)etische Lesen und Schreiben dagegen nölhigi in
jedem Augenblick zum. Anerkennen der zugleich dem Ohr und dem
Auge fühlbaren Lautelemenic, imd gewöhnt an die leidite Trennung
und Zniaminenseuung dersdben; es uiacht daher eine vollendet riditige
Ansicht der ThcObarkeit der Sprache in ihre Qemenie in eben dem
Grade allgemein, in welchem es selbst über die Nation verbreitet ist.
Zunächst aulserl sich diese bericljligte Ansicht in der Au'J«;prurhe,
die, durch das Erkennen und Ucben der Lauteiemenie in abgesonderter
HisL jjluloi. Kinsse 1824. Y
170
HVVBOX.OT
Gestalt, befestigt und geläutert Avird. So wie für jeden Laxit ein Zeichen
e»'^f*hfn ist, gewöhnen sich <l;is Ohr untl die Spra(:hoiü;ane, ihn immer
genau auf dieselbe Weiüc zu fordern und wiedei-zugeben ; zugleich vrird
er, mit Absebneidung des uabettimmtco Tönent, mit denii tm ttnodiil^
deien Sprecbcn, ein Laut in den andern fiberfliefsi, edtSifer und ricb-
tiger begränzt. Diese reinere Ausspracbe, die feine Ausbildung des
Ohrs und der Sprachwerkzeuge ist schon an sieli , und in ihrer Wir-
kung auch auf das Innere der Sprache von der äufseisien Wichtigkeit;
die Absonderung der Lnutelemeuie übt aber auch eineu uucb tiefer in
das Wesen der Sprache eingehenden Einflufs «lU.
Sie ffihit nemlicb der Sede dJe Articabtiion der Töne ror, in>
dem sie die artieulirten Töne vereintelt und beteicbnet. tKe alphebe-
titebe Sdirlfi thot die» klarer «nd anicbaDlicher, als es auf irgend ei-
nem an<!eren Wege geschehen könnte, tind man behauptet nicht zu
viel, wenn man siii^i, d;il"s durch das Alphabet einem Volke eine ganz
neue Einsicht in die ^alur der Sprache aufgeht. Da die Arlicu]ati<m
dae Wesen der Sprache aoamadii, die olme dieselbe a^t einmal mog»
lieh s^n wärdc, und der Begriff der GUederung sieb fiber ibr gmaes
Gebiet, auch wo nicbi blofs t<Hk Tönen die Rede ist, erstreckt; so mala
die Versinnlicbang und Vergegenwärtigung des gegliederten Tons ror-
lugsweisp mit der ursprünglichen Ru!nii"krit »nid der allmählichen Ent-
wickehing des Spi'achsinne'? in Zusnniitienliang stehen. W^o dieser stark
und lebendig i&i, wird ein VuiL aus eigenem Drange der Eriindung des
Alpbabeia entgegengehen, nnd wo ein Alphabet einer Nation Ton der
Fremde her «ukommt, wird es die Spracbaiisbildiuig in ibr befördern
nnd beschleunigen.
Obgleich der aniculirte Laut körperlich und instinctartig hervor-
gebracht ist, so stammt sein Wesen doch cTgcnilicli nur aus der inne-
ren Seelenanlage zur Sprache, die Sprachwerkzenge besitzen blofs die
Fähigkeit, sich dem Drange dieser gemäfs zu gestalten. Eine Definition
des artieulirten Lauts, blo& nadi seiner physischen iBeschaiTenbeit, ohne
die Absiebt oder den Erfolg seiner Uerrorbringong darin anfzunebmoi,
scheint mir daher unmöglidl. Er ist ein sich einzeln abschneidende
Laut, nicht ein ■verbundenes und vermischtes Tönen oder Schmettern,
wie die meisten GefühUauie. Sein chai-uktcrisUscher Unterscliied liegt
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tiber die JDucfistabenschrift.
171
nicht, musikalisch, in der Höhe und Tiefe, da er durch die ganre Ton-
leiter hiiiduich angesiimmt werden kann. Derselbe beruht ebensowenig
aut dei Delmuiiy und V^Lürzung, UcUigkeil oder Dumpfheit, Härte
oder Weiche, da diese Verfchicdenfadien ibetb Eignitchifttn aller ard«
eulirieii TÖtie Myii können, theib Gaitnngen derselben bilden. Yersudit
mm ntin «ber die Uniencbiede swiidien a und e, p und k u. i» w. enf ei»
nen ollgemeincn ttnnUcben Begriff zurückzuführen, so ist mir wenigstens
bis jetzt dies immer mislungen. Es bleibt nicliis übrig, als überhaupt
zu sagen, dafs diese Töne, unabhängig von jeoen Kennzeichen, dennoch
specillsch verschieden sind, oder dafs ihr Unterschied aus einem bestimm-
ten ZiuemnieBwirken der Organe eatiiebt, oder eine andere ühnlicbe
Betdireibnng m Tersncben, die «bei- nie dne wehre Definition gidM.
Erschöpfend und aussclilicfsend wird ihr Wesen immer nur dadandl
geschildert , dafs man ihnen die Eigenschaft zuschreibt , unmittelbar
durch ihr Ertünen Bc^rilTe hervorzubringen, indem theils jeder einzelne
dazu gebildet ist, Uieils die ßildung des einzelnen eine in besiimmba-
ron Classen bestimmbare Anzalü gleichartiger, aber speciüsch vcrschi&-
dener ni«(^ich mecbt nnd fordert» wdebe aoihwendige oder wiUitfihiw
liehe Verbindun^ien mit einander einaiig^Mm geeignet kbA, Hierdttcch
ilt jedoch nicht mehr geMg^, ab dafs articulirte Lauie Spradilanie nnd
wngekehrt sind.
Die Sprache aber lie<;t in der Srele, und kann sogar bei wide»'-
strebenden Organen und fehlendem äubfreu 6inn hervorgebracht wer-
den. Diet M<lit man bei dem Unterrichte der Teubsinnunen, der nnr
dudnrdi möglich wird» dab der innere Drang der Seele, die Gedanlien
in Worte SU kleiden, demselben cntg^nkommt, und vermittelst er-
leichternder Anleitung den I\lungcl ersetzt, und die Hindernisse besiegt.
Aus der individuellen OcschaÜ'enheit dieses Dranges, verständliche Laute
hei'vorzubringen, aus der Individualität des Lauigefühls, (überbnupt in
Hinsichi des Lautes, als solchen, des musikalischen Tons und der Arti*
CidaÜon) nnd endlich ans dei* Individualität des GehSr» und der Spradw
Werkaenge entsteht das besondere Lantsystem jeder Sprache, und wird,
sowohl durch seine urspi ün^li(-l)c Gleichartigkeit mit der giansen Sprach*
anln^'e i\fs Individuums, als in seinen tansendfaclien, einzeln gar nicht zu
T.erfplgtiuUen Einfltisten auf alle Tlieiie de» Sprachbaues, die Grundlage
Y2
172
HV3I>0X.DT
der besonderen Eigenlhümlichkeit der ganzen Sprache «splhst. Die an«
der Seele beraustönendc specifische Spracbanlage vei-starkt sich in ihrer
Eigenihümlichkeii, indem sie wieder ibr eigeoM Tönen» als eiwas frem-
det Erklingendes, Terninunt.
Wenm glaidi jede wilirfcelt menscUidie Tbiügliflit der Spimehe
bedarf, und dieie cogar die Grundlage aller ettsmacht, so kann doch
eine Nation die Sprache mehr oder weniger eng in das System ihrer
Gedanken und Empfindungen verwehen. Es beruht dies aucb niclit
Uob, wie man wobl zuweilen zu glauben pHegt, auf ihrer Geisiigkeit
uberlianpt, ihrer mehr oder iiveniger sinnigen Richinng, ihrer Neigung
sa Wiwenichaft and Kvnst, noA wenigier auf ihrer Gnltor, dnen
höchst Tl^eotigen, und mit der gröfsesten Behutsamkeit sn brauchen-
den Worte. Eine Nation kann in all« diesen Rücksichten vorzüglich
sevn, und dennoch de»* Sprache kaum das ihr g^ührende Recht ein-
räumen.
Der Grund davon liegt in Folgendem. Wenn man sich das Ge-
biet der Wissenschaft und Kunst auch völlig abgesondert too Alhna
denikti was sich auf die Anordnung des physischen Lebens iicsidbt« so
gisbt es für den Geist doch mehrere Wege dahin zu gelangen, von
denen niclil jeder die Sprache gleich stark und lebendig in Anspruch
nimmt. Diese lassen sich theils nach Gegenständen der Erkenntnifs
bestimmen, wobei ich nur an die bildende Kunst imd die Mathematik
Hl «rinnem brauche, theils nach der Art des geistigen Triebes» der
aulir die sinnliche Anschauung suchen» trockenem Nadidenken nachhin-
gen, oder sonst eine, nicht der ganaen Fülle und Fdtnheii der Spradie
bedürfende Richtung nehmen kann.
Zugleich liegt, wie schon oben hcmerki ist, auch in dei- Sprache
ein Doppeltes, durch weiches das GemüiU nicht immer n dcv noih-
wendigen Vereinigung berührt wii'd; sie bildet Begrific, führt die Herr-
schaft des Gedanken in das lieben ein» nnd ibut es durch den Ton.
Die geistige Anregung, die sie bewnkt» kann dahin führen, dafs man,
vorattgsweise von dem Gedanken getroffen, ihn zngleidi auf einen an-
deren, unmittelbareren Wege, entweder sinnlicher, oder reiner, unab-
hängiger von einem, als zuHillig erscheinenden Schall, aufzufassen ver-
Micht; alsdann wird das Wort nur als Nebenbülfe behandelt. Es kann
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itber die Buchslaberuchriß.
173
aber auch g«rade der iai Tone gekleidete Gedanke die Hauptwik-kung auf
das GemuiU ausüben,- gerade der Ton, «um Worte geformt, begeistern^
und alsdann ist die Spmche die Hm |itsachc, und der Gedanke erscheini
nur aU herrorspriefsend aus iiir, und uuuennbar in sie -verschlungen. .
' Wenn nuoi daher die Spiadien mit -dar IndmdDiililit der Natio*
neu Ter^tesdii, m mnfa man sviar suerat die 'geistige Riebtong deradben
überhaupt , nachher aber immer' VOnfigUch den eben ei'wäiinten Unter-
schied beachten, die Neigung zum Ton, das feine Unterscheidungsgefühl
seiner nnemHicIum Anklänge an den Gedanken, die leise Regsamkeit,
durch ihn gesiimmt zu werden, dem Gedanken vauscndfachc Furmen
zu gehen , auf welche , gerade weil sie in der Fülle seine« sinnlidien
Stoßes ihre Anregung finden,- der Geist von oben liecab,- durch Gedankcnp
dntheiliing nie an kommen Termöefate« Bs litfse sich leidit aeigen, dala
diese Ricliiung fnr alle geistige Thatigkeiien die «m gelingendsicn zum
Ziel führende seyn mufs, da der Mensch nur durch Spmche Mensch, und
die Sprache nur dadurch Sprache ist , dafs sie den Anklang zu dem Ge*
danken «Hein in dem Won sucht. Wir können aber dies für jetii über-
gdten, und nur dabei Stäben bleiben, dafs die Sprache wenigstens auf kei»
nem Wege eine gi^fsere Yollkommenheit erlangen kann» ab anf diesem.
W<SS nun die Ariiculaiion der Laute, oder, wte man sie auch nennen kann,
ihre gedankenhildende Eigenschaft hervorhebt, und ins Liebt stellt, wird
in dieser ycisnY'en Stimmung begierig gesucht oder ergriffen werden, und
so rouls die J$uchsiabenschrift, Avciche die Artirnlation der Laute, zuerst
bei dem Aufzeichnen, hernach bei allgemein werdender Gewohnheil, bei
dem uinersten HerTorbring^ der Gedanken, der Sede unablamig fw-
fllhrt, in dem engsten Zusammenhange mir der inditridttdieB Spradianhige
Jeder Nation stehen. Auch erfunden oder gegeben, wird sie ihre volle
und eigenthiimliche Wirkung nur da ausüben, wo ihr die dunkle Empfin*
dung des Bedürfnisses nach ihr schon voranging.
So unmittelbar an die innerste Natur der Sprache geknüpft, übt
•m BOlhivendig ilnvn Einflufs auf alle Tbeile dei*selbcn aus, und wird
▼Ott allen Sdien her in ihr gefordert. Idi mit jedoeh nur an «wei
F'nnkie erinnern, mit weUihen ihr Zammmenhang Torsfiglidi dnleaeh-
lend ist, an die rhythmischen Yorafige der S^nedienf -und die BiMwig
der grammaliscben Formen.
174
Humboldt
lieber den Rbythraus ist es in dieser Bo/.ieliung knum nölhig, et-
ytm In'nziizurügcn. Das reine und volle Hervorbringen der Laute, die
Sonderung der einzeloeo, die sorgfältige liencblung ihrer ei^cuUuim liehen
Yei-schiAdenkeit kam» da niahi anthehrt werden, wo ihr gegenseitiges V«^
biltnilli die Regd ibrer ZuMamenmhang bildet. .Es bat pswifs i-hyth-
misebe Didunäg bei «Ileii JÜsiioiften tot. den Gdwavcib «iikei» Sebrift
gegeben, auch regelmäfsig sylbenmessende bei einigen, und bei wenigen,
vorxüylirh glücklich orgahisirien, höbe VorirenTlichkeit in dieser Behand-
lung. Iis mufs diese über uiil;ii.i[;bar Hmrh das Hinzukommen des Alpha-
betes gewinnen, und vor dieser Epuciie zeugt sie selbst scbun vuu eiuem
•olcbai Gefühl der Naiur der eiicelnett Spreeblettie, defs aigemlidi mir
das Zeichen dafär noch mangdi» wie andt in anderen Besuebiuigen dar
Mensch ph erst von der Hand det Zufalls den sinnlichen AusdracL füi
dasjenige erwarten mufs , was er geistig längst in sich trägt. Denn bei
der Wüixiigung des lünflusses der ßucbstabenschrift auf die S[)rache ist
Torzüglich das £u beachten, duis auch in ihr eigentlicii zweierlei liegt,
die Sonderung der articulirten Laute, und ihre ä'ufsercn Zeichen. Wir
haben schon oben, bei Gelegenheil ^er Chinesen, bemcrki, und die Be«
ha«]»tQii'g Uüi sidi,. nntcc Unstünden» audt auf wahrheft elphebetiidie
Schrift ausdehnen, dafs nicht jeder Gebrauch einer Lautbezeichnung den
entscheidenden Einflufs auf die Sprache hervorbringt, den die Auffassung
der Buchstiibenschrifi in ihrem wahren Geist einer ISaiion und ihrer
Sprache allemal zusichert. Wo dagegen, auch noch ohne den iksiu
älpli^betisdicr Zcichai, dnrcb die hetvorsiiechende Sptadtanlage ehiei
VtXk» jene innere Wafamdimung des aniculinen I^iuts (gleichsam dar
geistige Theil des Alphabets) vorbereitet und entstanden ist, da geniefst
dasselbe, schon vor. der Enutebung der Bucbaiabaischrift, eines Theils
ihrer Vorzüt^c.
Daher sind Sylbenmaafse, die sich, wie der Hexameter und der
sediszehnsylbige Vers der Slocaa aus dem. dunkeistcn Aiterihum her auf
um erhalten haben, und deinen bloßer Sjibepibtt noch jctal das.CH>r IQ
einen vnnacliahmlicben Zanbtr wi^» vieUeicbl noch slürkere und sieb»
rere Beweise des tiefen und feinen Sprachsinns jener Nationen, als die
Ucbcibleibsel ihrer Gedichte selbst. Denn so eng nuch diu Dichtung
mit der Sprache Tcrschwisiert ist, so wirken .dctch natürlich .mehivr«
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175
Geistesanlagen znsammen auf sie; die Auffinclung einer harmomscfaeii
Verflechtung von Sjlben-Lingen und Kürzen aber zeugt von der Lnipßn-
dung der SpiMche im ihrer ivahrcn Eigentb&mlichkeil, von der Kegisain-
lieit des Ohrs' Bud des Gcnfliht, durcK das VevbaltaiCi der Anieuhtib^
nen der|{e«ialt geinten und bewegt sb -werden, dab nan die eiosdnci»
in den Tcrbandcmn nmmefaflidcc» und ihn» TengidiMg bettimmt und
licbüg erkennt.
Dies liegt allerdings xum Theil auch in dem, der Sprache nicht
unmittelbar angehörenden musikalischen Gefühl. Denn der Ton besitzt
die ^fii^cbo SigeDtbumlicbLeit) da» Ideal&die auf swei Wegen, durcb
die Muiik und die Sprache , berfibn», und diese beiden mit einander
verbinden xu können, froher der Ton Worten bcgldiete Gesang wohl
Yinbesireitbar im ganzen Gebtete der Kunst, -weil sich zwei ihrer bedetv
tendsien Formen in ifim Tereinen, die vollste und erhebendste Empfin-
dung hervorbringt. Je lebendiger aber jene Svlbenmiinise auch für die
ainaiLalische Anlage ihrer Erfinder sprechen, desto mehr zcugea sie von
der Starke ihres SprachsinneB, da garade durch «ie den arlicaliittD
lAQt, also der Sprache« neben der binretfaettden Gewalt der Musifc, sein
Tolles Recht erhalten wird. Denn die antiken Sylbenmaalse niiterschei-
den sich phf>n (];idmch am allgemeinsten von den modernen, dafs sie,
auch in dem musikalischen Atisdnick, den Laut immer wnhilian. a!«
Sprachlaut behandeln, die wiederkehrende, vollständige oder uiivoli&tan-
dige Gleicbbeit TerbondoMr Laute (Reim und Assonam), die auf .den
blolMn Kbn»g binanslluft, TersdimSfaen, und nur sehr sdten die Sjlban
gegen ihre Natur, h\oh der Gewalt des Rhythmus gehorchend, zu
dehnen oder zu verkürzen erlauben, sondern genau dafür sorgen, dals
!;if> in ihrer natürlichen Geltung, klar und tuvcriuidcrt anstönend^ har<>
monisch zusammenklingen.
Die Beugung, auf welcher das Wesen der grammatischen Yor^
nun beruht« führt nothwendig auf die Unterscheidang bod Beachtung
der dnidnen Arucnlatiencn. Wenn eine Sprache nur bcdeuisaaie Laute
an einander knfipft, oder es wenig<itens nicht versteht, dt<3 granmMiischen
Bczpichnnncen inii den Wörtern fest zusammenzuschmelzen, so hat sitj
es nur mii Laulganzen zu iliun, uiul wird nicht 7m <hT Unlerschcidung
einer einzclnea Ariictilation, wie durch das Erscbeineu des nemiicheo.
i76
HirMBOLDT
nur in seinen Beugungen Terschiedenen Worte«! angei-egi. So wie da-
her Feinbeil und Lebendigkeit des Spracbsiunes zu festen grammatischen
Foimaa ffihmi^ ab befS«d«Ri dktw die Anoiennung des Alphabetes,
«b liBiili, imldbcr henucli Idchtsr di« Effinduogp oder frudittierere
Bemitsimg der «ichiberen Zeidien folgt. De&a wo sicli ein Alphabet
sn einer jgrammnmch noda unvoULommeneren Spreche go<ielk, kann
Beugung durch Uinziifüpung und Umänderung einzelner Buchstaben
gebildet, die Torhnndenu t>H:iifrcr bewahrt, und die nocb halb io Anfü-
gung begiüfeue reiner abge&cliieden werden.
Wodurch eher die IkidialBfaemcbrifk noch vid «ewndidiM> ob-
gleich nicht M> richtlich an elnielnen Besi^eflenheiten erlenaber, auf
die Sprache wirkt, i$| dadurdi, dafs sie allein erst die Einsicht in' die
Gliederung derselben vollendet, und das Gefühl davon allgemeiner ver-
breitet. Denn ohne die Unlcrscheidung, Bestimmung und Bezeichnung
der einzelneu Ai iicuiaiionen, werden nicht die Grundiheile des Sprechens
erlumnt, und dei* Begriff der Gliederang wird nicht durch die ganse
Sprache durdigeffilirt. Jeden in einem Gegenstände liegenden Begriff
aber ToBeiindig durciianfnhren, ist nberiiaopt und überall von der gröft^
stcn Wichligjteit, und noch mehr da, wo der Gegenstand, wie die
Sprache, ganz ideal ist, und wo, thetls zui;lcich, theils nach einander,
der Insiinct handelt, das Gefühl nhnrlci, der Vei-siand einsieht, und die
Yerslandescinsicht wieder auf das üclühl, und dieses auf den Insiinct
beHchiigend «nrOckwirkt. Die Folgen des Mangels davon erstrecken
sich weit über den miTollendet bleibenden Theil hiimis, bei den Sprachen
ohne Buchsiabenschrifi, und ohne sichtbare Spuren eines nach dersel-
ben empfundenen Bedürfnisses, nicht blufs auf die richtige und voll-
ständige Einsidit in die Arliculation der Laute, sondern über die gante
Art ihres Baues und ihres Gebrauchs. Die Gliederung ist aber gerade
das Wesen der Sprache; es ist nichts in ihr, das nicht Theil tmd Gan-
ses scyn konnte^ die Wirkung ihres beständigen Geschäfts beruht auf
der Leichtigkeit, Genauigkeit und Uebei'etnstianittng ihrer Trennungen
und Ztisaamensetzungen. Der BegrlfT der Gliederung ist ihre logjscbe
Function, so wie die des Denkens selbst. Wo also, vermüt^e der Schärfe
des Spi-dchsinnes, in einem Volk die Sprache in ilirer arhu-n, geistigen
tmd tünenden Et^nihümlichkeit empfunden wiid, da wud dasselbe
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über die Buckstabenschrifi.
177
angeregt, bis zu ihren Elementen, den Grundlautim, Toi-^ndringen, die^
•elben zu unlers^rlieiHim und zu be/.t.'ichnen, oder mit anderen Wor-
ten, Buchstaben&ciirüL zu erüodeu, oder sich darbieiende begierig zu
ergreifen« '
RiditiglLeii.dcr intsIlBctudlfla Anddit der Spradw, roa Ldten»
di|jkeit und Feinliflit keugenda Bearbeitung ihrer Xftutet und Buchstaben-
MÄrift erheischen und -bafönkcn sich daher gegenseitig, und vollenden,
▼ei-^Ini. die Auffassung und Bildunc; rlor Sprache in ihrer dchten Eigen-
ihuiuiu hkeit. Jeder Manf^el an einem tiieser drei Punkte wird in ihrem
Bau, *i<ler ihrem Gebrauuiae fühlbar, uud wo die naiüriiche Einwiriiung
dtt Dinge nicht durcb besondere UnutSnde: Abweidumgen erfährt, de
darf mttik «ie vereint» nnd noch virbunden mit Festi^t&t' grammeiisdicr
Pomnen und rhythmischer Kunst anzutrefTen hoflen.
Die hier gemachte Einschränkung beugt dem Bestreben vor, das-
jenige, was sich theoretisch crciebt, nun auch durch die Geschiehir fler
Völker (sollte man «s ihr auch iiutüringen müssen) sogleich beweisen,
oder voreilig widerlegen zu wollen. Darum, darf aber die EntwicUtmg
aue bloÜMtt Be^lfiki» wenn tm nur eotut richtig -und Tplltandig iit,
aidit unu&is genannt 'werden. Sie nkuft vielnidir, wo es mir irgend
angehl, die Prüfung der Thaisachen begleiten, und ihr d>c Punkte der
Untersuchung bestimmen helfen. Nach dem im Vorigen ühfr <h'u Zu-
sammenhang des üpi'achbaues mit der ßuchsiabenschn'fl Cesaßicn, wer-
den erschöpfende Unterauchungeu über die Verbreitung der letztere
nicht Tom der Geediichie der Sprachen aelbsi getrennt «erden dürfen,
und et nvird üherall auf die Fia^ ankooiinen : 'ob et die B^achafrenheit
der Sprache, und- dift tich in .ihr atud rückende Spnichanlage der Nttioa,
oder andere Umstände waren, welche wesentlich auf die Art der Erfin-
dung oder Aneignung eines AI{ihabeta einwirkten? inwiefern diese Ent-
stefaungkwei»e Uio Bcschnirenbeii desselben bettiimmta oder venindeite,
und welche Spuren es, bei allgemein jgewordeoem Gebrauch, in der
Sprache «irAcUiela?
• :.Bs bon hier niobt awtne Abridtt nnehtdci» btt jeiat Ter>
suchten Entwicklung aus Idieen, noch in eine historische Untersuchung
der Sprachen in De/.iehung auf die Schriftmiuel , deren sie sich bedie-
nen, ciazugeben. INur um im GanMu dea behaupteten Zusammenbaog
Uis(. PMol. Klasse 1824. Z
178
-'H V M 9 O'i »
Ewisclien der Buclistnbensclirift und der Sprache auch an einer Tbat-
sacLe 7,u erläutern, sei i's mir erlaubt, diese Abhandlung mit einigen
Bcirachtungen über die AuierilianisclieD Sprachen in dieser Hinsicht, zu
betdiliefaeii.
Bbn kaim 0» ab «ine Hwtsadbte aftodmen, lAib neh in lainem
Theilc Amerika 8 eine Spur einer Buchttabenschrift gezeigt hat, obgldeb
CS bisweilen behauptet oder -vermulhet worden isi. Ünier den Mexica-
nischen Hiero<^lyphen findet sicli zwar eine, zum Theil den Chinesischen
Coua'$ äiailiche Gattung, die uuch nicht genau erläutert ist, und dies,
bei den wenigen voHiandenen Ueberbleibieki, auch wahrscheinlich nicht
■ttliUft; TrSrea aber darin auf Ir^genA dae Weiae lamadch^j io vfiv-
den dta Naduriduoi, die nir fiber das Land und seine Gesebichie be-
tttien» davon Spuren enthalten. Man könnte zwar hier die iSinwen«'
dung machen , tlafs auch von Bnchstabenz.eielien in den Hieroglyphen
das Alierihum schweigt. Allein hift ist der Fall durchaus anders. Dafs
Aegypten BuchstahenschrÜi besaü, üng nur in den allerncuesten Zeiten
an bezifeifdt an v«id«n, ab man aoeh die demotMehi» Schrift für Be-
ffifliaeichen «rUirte» sonst gab ca eine Menge von Zeugnissen, die es
bewiesen, oder termuthen liefsen. Nur darüber stritt man, wddie wi>
ter den Acgypiischen Schriftarten die alphabetische gewesen sei, oder
suchte vielmelir den Sitz dieser blofs in der obengenannJen demotischen.
Dafs in Amerika ein Znstand früherer Cullur über die äU< sU ii
Anfange der uns bekannten Geschichte hinaus untergegangen ist, be-
Vfeist eine Reihe von DenltuiSlein, thdls in Gebinden, theib in kfinst-
licher Bearbetuuig des Erdbodens, die sidi Ton den grofsen Seen des
nördlichen Theilet bif aur südlichsten Granze Pcru's erstrecken, von
welchen ich zu einem anderen Zweck theils aus der Reise meines Bru-
ders , der ihre Grannen , die Mitfelptinkie dieser Civilisation , und den
Sti'ich, dem sie foigi, genau angiebt, und die Ursachen des letztei'en
sehr glücklich nachweist, tlieils atis anderen Quellen, vorzüglich den
^Werben der erstm Broberer, ein Veneidmifs susanunengeiragen habe.
Meine Aufntertsamiteit bei der Ualiertucfaung disr Anenkanisehen
9|pradien ist daher immer zugleidil darauf gerichtet gewesen, ob ihr
Bau Spüi*en des Gebrauchs Tcrloren gegangener Alpliabetc an sich trage?
Ich habe jedoch nie dei^eichen angelrofiea j vielmehr ist der Organis-
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nm dinier Sprachen gerade TOa der Art, dafs man, von den obigen
nllgemeinen Beti-achiungcn üt»er den Zusammenhang der Sprache mit
der ßucbsiaKenschrift au&gehend, recht füghch begreifen kann, dafs we-
der sie zur Eiüaduug eines Alphabets führten, noch auch, wenn sich
ein solches dUrgdMMA Litte, fine teuäxt «ds gleichgültige Aneignung d«»>
•diM» arfolg^ Myn .w<|rdep i Die Anfitahm« dar nacli Aiqeri)» ^koiyi'
mcncn Europäischen Schrifit bietst indefs freüidi hierfür nichu. Denn
die unglücklichen Nationen wurden gleich so niedergedrückt , und ihiT
edelsten Stämme gro&eßibeils dergestalt ausgerottet, dafs :in keine frei«,
wenigstens keine geistige nationelle Thätigk^il . lu denken war. Einige
Me^icaner ergriOen iiber wirklich dw Qeoe Aiif«>chnunggmittel , ttQ4
hujteriieCiai Werie in der einheiiaiiehen Sprache.
AUe.!VteÜieile. de* Gdmiidis der Bachiuhauchrift beuflhen nch»
wie im Vorigeik ^wrigl Ist, bauptsüchlich auf die Form de* A;ii*drucks,
und vermittelst dieser, auf die Entwicklung der Begriffe, und die Be-
schäfil^unij mit Ideen. Darin liegt ihre AVirkimf^, f!ai-;nt<; entspringt
das iiedurlnils nach liu'. Gerade die l'urm des GcduiiLem über wird
dmch den Ben der Awerikenitehen Sprachen, die evrar bei iveitem
nieht die bisweilen bdiaapiece, aber dodi, und eben hierin» eine auf*
fallende CleicharUglLdt haben« nicht vorzüglich begünstigt» eft durch-
aus vemaelilässigl, und die AmerikaiiiscLen Volksstämmc standen, audi
bei der Erobertmg, und in ihren Iduhendsten Reichen, nicht uufderStufa»
WO ip Menschen dcnr Oedanke, als überall herrschend, hervortritt.
An die Sehenbeit und sum Thetl den giünzUcben Blangel aolcber
grammatisehcr BeMichniui|^, die man adite yammaiiiclie Formen
nennep kömiiei will ich hier nur im VochaigehcB noch emmal ennr
nern. Aber'idi gbube mich nicht vx irren, wMin idi endi die nur
durch höchst seltene Ahweff luingen unterbrochene strenge nni! eiiiför-
mige Aniilc)i;ic dieser Sprachen, die llfiufung aller durch einen licgriff
gegebenen JNebcnbcslimmungen, auch da, >vo ihre Erwähnung nicht
aothwendig ist, die Torhertfcheade Neigung don beaenderen Adi»
dnioL,. *uu de* aU^amdDereo, hierher aähle. Der dauernde Gdimvch
einer alphabeüschen Schrift würde, wie es mir scheint, nicht nur diese
Dinge abgeändert oder umgestaltet bähen, sondern lebendigere natipoe|le
Gei«iigkeit Lüiie sidt audi dieier unbehülflidien. Fesseln zu entledi^Bn
Z 2
ISO
HüMBOLDt
gewiifsl, die Begriffe in ihrer Allgemeinheit «ftfgfefäfilt, die in dem ^Ge-
danken und der Sprache h'ciicnde Clif 'icning enerj^fsoh^T uml ani^'^^mc«;-
sener ancrffwantlt, und den Dinng gelultlt, das :inysiliche Aufbowaiiren
der Spi-aclie im GeUächtnifs durch Zeichen für das Aug« zu sichern,
dkmit <die Refinion vuhigor <4lidr ihr 'vnÄken, tnA 4er Gedanka flSdi m
faimm, abei' numlii^fältigel' Vrectifcindfen imck 'fivieMyi Pormen liew^
gen könne. Denn wenn di« DiU^iäjMnSGfanft nicht die BeNrtflkerang
Amerika's begleitet halle (insofern rndn nemh'ch überhaapt eine von der
Fremde hm' annimml) <?f> waren die Amerikanischen Nßtionen wohl nur
auf eigne Erfindung dersclbeu zurückgewiesen, und da diese mit unge-
nicinen Schwierigkeiien verbünden ist, ' so mag die lange £ntbeiit*ung
einer BiidutabeiMcfarift atcht ttniwdeüiteiMl auf de» Bau ihrer Sfirachett
ebgawirkt haben. Diese Einwirkiutg konnte aueh Aoich dadurch besoo*
ders modiftciri werden, dafs aucli die* Cauung der Schrift, weiche- einige
Amerikanische Völker wirklich besafscn, nicht von der v\rt war, bedeu-
tenden EinUnfs niif die Sprache tind das Gedanken System «iiszuübcn.
Ich berühre jedoch dies nur im Vorbeigehn, da, um wirkHch
darauf fufiwn zu können, e* eine Vergleiebuog der Spi^aefaen Ametila*«
ittit denen der Vdlk^tvtSmme anderer Wektheile, - die eich gleidi&lfa
keiner SdiriAaeich^ -bedienen und mit der Gbitiekitchcnv der wenigitena
alphabetische fremd sind« ndthwendig maehen ■Wfirde»' cu weicher lätt
nicht der Ort ist.
Dagegen liegt es den hier anz.usieiienden Beirachlungen näher,'
und leuchtet von selbst ein, dafs lange Entbehrung der Schrift die re-
gelmibige Einlonnigkeil des Spracbbauet-, die taian labchlidk för einen
Vonsug fajHt, befördert. AbVröichungen- weite den Gcdücfatnifs nAhc
Teller auftubc wahren, vomlglich wenn httch nicht himrteichendei Nieh-
denken über die 6{>rache erwacht ist, um ihre inneren 'Gründe zu ent-
decken und zu würdigen, oder nicht t^enng Forschiingsgetst , ihre blofs
geschichtlichen aufzusuclien. Das Vorlierrschen des Gedächtnisses ge-
wöhnt auch die Seele an das Uervorbringen der Gedanken in möglichst
l^eicfaem 'Gt^prHge, und- der' auf genaue Sfiivchnttterrachung gcrichteiea
A^merkaamkeit -endlieh irind die Fille- nicht fremd, wo die Schrift
idbn/ das Aneinandcrrdfate der ftwfasiabeii, Abkfirtnngen und Verin-
deningen hervorbringt.
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über die Buckstaherischrifl, 'i61
- ' Mnn darf lilcrmit nicht Terwecliscln , dafs die Schrift Jen For-
men auch mehr Fesiigkoil, und daduicb in anderer Riicksicbi mehr
Gleichforrnigkeil giebl. Dadurch vvirki sie vorzüglich mir der Spahung
in zu vielfälügä Mundarten entgegen, und schwerlich vvüvden sich, bei
uluhcDdcm 6c)iRflQBbiilttcli, M£e"de& meisten Amerikaiusdien Sprachen
«ig^ne* VetwdiiedeiAeheii def AmdWteW der Bfibmer und Weiber, Kior
dear und Enreeluenen, yomehuen und Gcivigen erhalten haben. Da
demselben Stamm und derselben Classe zeigen sonst gerade die Ameri»
ftamis'ehen Nationen ein bewunderungswürdiges Festbalicn dei- eicichea
Formen durch die blofse L eberliefemng. Man hat Gelegenheil, dies
durch die Vergleichung der Schriften der i» die ersten Zeiten der Eu-
Topaischen Andedielungen fallenden Mbn'onarien mit der heaügen Ali
au sprechen au bemei^en. Yorsflglich bietet «ch dieselbe bei den
Nordainerikanischen Stammen dar, da man sich in den VereinigteA
Sianten (und jetat leider nur dort) auf eine höchst bcifallswürdige Weise
um die Spiarlie und das Schicksal der Eingsbornen bt»mübt. Es wäre
indefs sehr zu wünsc iu-n, daCs sich die Aufmerksamkeit' noch besiimm-
ler auf diese Vergleichung derseliien Mundarien in Terschiedenen Zei-
«on richiece. Die darch die Sdirifi herrorgebmcliie Festigkeit ist da^
her melir ein VcMlIgemeineni der Spradiay wvlcbes nach und nadi in
die Bildong eines eigenen Dia]ect<; ilber^ht, und sehr verschieden Toa
der Oinchftih'runi^' Einer Rcrjel durch eine Menne zwar ähnlicher, doch*
Begriil' und Ton genau beachtet, nicht immer ganz gleicher Falle, von
der wir oben i-edeten.
Alles hier Cesogte findet auch auf des ZusanmeuhäufleD su victe
fiestinurangen'^hi Einer Form An^ivendung« mid ivenn man den Grfin^
den tiefei' nacl>geht, so bangen die hier erwähnten Erscheinungen sämmt*
hch von der mehr oder weniger stark imd eigenlhümlich auf die Sprache
gerichteten Regsamkeit des Trci^ie«; ah. von welcher die Schrift zugleich
Beweis tind befüixiernde Ursach ist. W o diese Regsamkeil mangelt, zeigt
es sieh in dem-unt^jUkommeren Sprachbau; wo sie herrscht, erfahrt dlcM
Mr eine beibeese Umfomuuigr oder ki»amit tob AMmg an aiclM'tuM
Vufscheinr. Ifit dem «ehien und Midcreil Zustande abepEist di» Sehrifti
das BedürfbiTs nach -ilir, die Gleidigaliigkdt gegen = sie, • in besittiidigMP
VerbinduBg. •
182
HVKBOLDT
Bei dev Aufzahlung der Ursachen der Eigenthümlichkeit der Ame-
rikanischen Sprachen darf man aber auch die oben erwähnte Gleich-
artigkeit dersdiben, so wie die Ab&onderung Amerika'» von den übrigen
Weliiheilen nicht vergessen. Selbst vro entsclüeden verschiedene Sprachen
igMtt mhe bd «i—Bdar w«n&« wie im heuff^m Nen-Spanien, lüdbe vjk
in ihMm Bau m «na beldMud« oder .geMalteiidti Bnwjtliiisg der dnen
auf die andere an ii-gend einer sich«r8A Spur bemerken' k£!|llien. Die
Sprachen vorzüglich gewinnen aber an Ki*aft, Reiclithum und Gestal-
tung durch dos Zusammenslolsen grofser und selbst coniraslirender Ver-
schicdcnheii , da auf diesem Wege ein reicherer Gehalt meu schlichen
Xliieyns, schon tn Spvache geformt, in li« vberf^. Dom 4iee nur
ist ihr rcAler Gawitm, der in ibum, vri« in der Nainr, mw der FOlle
schafTender Kräfte .entetdit, ohne dals der Verstand die Art dieses Schaf*
fens ergründen kann, aus der Anschauung, der Einbildungskraft, dem
Gefühl, Nur von diesen hat sie SiofT und liereicherung zu erwarten;
von der Bearbeitung durch den Verstand, »enn dieselbe daiüber hmiius-
^eht, dem Stoff seine volle Geltung in klarem und bestimmtem Denken
«n 'vencbalfen, eher Troeienheii und Dftrftigkeit in lülrehiaii. Di«
Sdirift nun Im» eidi leiditer whnitcn, idbei leiditer enmahan,
Yenchied^ae Volkereigenihümlichkeit sich lebendig gegeneinander bewegt;
einmal entstanden und !ni';j^cbi!rli»i . knnn sie aber auch, wie die logische
Bearbeitung, m der «ie am m n In i-sien mitwirkt, der L^l>endigkeit dev
Sprache, und ihrer Einwirkung aut den Geist nachiheiiig werden.
Bei den Amerikanifchen Yülkentimmen kg aber dasjenige, wai
•ie» da ihnen Bochaiahenschnft einmal nidit von aufsen «mdkommen
ivar, von derselben fern hielt, freilich vorfü^ch noch im Mang^ gei>
•tigei* Bildung, ja nur iniellectueller Richtung überhaupt. Davon geben
die Mexicaner ein auffnllcndes Beispiel. Sie b^afsen, wie die Aei^vp-
tier, Hieroglyphen- bilder und Schrift, machten aber nie die beiipn
?H^ehtigen Schritte, wodurch jenes Volk det- alten Welt gleich seine ucie
GcSatigheii hvinin, die Schrifi von dem Bilde au sondern, und das Bild
als sinniges Sypebol/Bn behandeln, Schritte, welqhe, ans 4er geisiigan
Individualität des Volks entspringend, de« gsn#en Aegypti^iclicn Schrift
ihre bleibende Form gaben, und die man, wie es mir scheint, nicht ala
blofs stufeuweis fortgehende Entwicklitug des Gebrauchs der Bildei'schrift
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über die Buchstabenschriß.
183
•Bsehen darf» MNüdcrn die geistigen Funken gleichen, die, plötzlich um-
ge<i»filt(>nd . in piner Nation oder einem Individuum sprühen. Die 3Iezi-
canische ilieroylyphik. gelangte ebensowenig zur Kuusiform. Und doch
scheinen mir die Mexicaner unter den uns bekannt gewordenen Amerl>
kmiMiiM NatÜMea -an Ghankter mul Geist 'die TonngUdntien su seyn»
Ulli nuBentUch die Pcnuuter weit fiberirofiSm sn lieben^ so wie ich «ndi
gUttbe, die Vorzüge ihrer Sprache vor der Peruanischen beweisen itt
können. Die Gräfslichkcii ihier Menschenopfer zeigt sie allerdings in
einer unglaublich rollen und abschreckenden Gestalt. Alleitt Jio kalte
Poiiiik, mit welcher die Pcrtianer, nach blofsen Einfällen ihrer K^eOr
ten, unter dem Schein weiser Bevormundung, guize Nationen ihren
Wobnsitaen emiriisen, ■ und blutige Kriege fibrten» um, soweit sie Sil
reichen vermochten, den V6lkem ds« Geprilge ihrer «umcbisdien Einp
förmigkeit aufzudrücken, ist kaum weniger grausam zu nennen. Inder
Mexicanischeii Gesclilcliie ist regere und individuellere Bewegung, die,
wenn auch die Leidenschaften Kobbeit verralben, sich doch, hei hinzu-
kommeudcr Bildung, zu büberer Geistigkeit erhebt. Die Ansiedlung der
Uexiomer, die Reihe ihrer Kin^e mit ihren Nadibarn, die uegreidm
Erweiternng ihres Reldis erinnert an die Rdmisehe Geschichte. Von
dem Gebrauch ihrer Sprache in Dichtkunst und Beredsamkeit lilst sich
nicht genau urtheilen, da, was auch von Reden, im Rath luid bei liäu^
liehen Veranlassimgen, in den Srhriftstellem vorkommt, schweilicb hin-
lünghch treu aufgefafst ist. Allem es lafst sich sehr wobi denken, dafs,
vorzüglich in den politischen, dem Ausdruck weder Scharfsinn > - noch
Feuer, noch hinreifsende Gewalt jeder Empfindung gefehlt haben mag.
Findet sich dnch dies allet nodh in unseren Tagen in den Reden der
Bäu|Miinge dei- Nord-Amerikanischen wilden Horden, deren Aechtheft
nicht zu bezweifeln scbcini, und wo diese Vorzüge gerade nicht können
aus dem Umgänge mit Europaern abgeleitet werden. Da Alles, was
den Menschen bewegt, in seine Sprache übergeht, so mtifs man wobi
die Slirke und Eigenthümlichkeit der Eropfindungsweiie and des Ghcp
raktenr im hAm dlierhaupt von der 'inteUeometlett^Riehtung und der
Msignng EU Ideen unterB4:heideD. Beide» strahlt in dem Ausdruck wie-
der, aber auf di« Gestaltung tmd den Bau der Sprache kamt doch»
«hne !das letktere, nicht müditig und dauernd gewirkt werden.
184
Humboldt.
Es ist sehr walirscheinlich , Haf? , wenn nuch das Mexicanische
und Peruanische Kcich noch Jahrliunderte hindurch unerobert von
FKmden bestanden bätte, diese Naiionen doch nicht vfurden aus sich
««ilMt zur Bndutabanichrift gelangt seyn. Ilie OBÜdceidirifi vad dl»
KwotMUcbtttüre, iralcibe beide befafieiii- tob. vdcfcen;.«ber, «u' noch
nicht gehörig Idar g^ordeiien Ursachen, jene-liei den Mexicanem, diese
bei den Peruanern •mschliefslich im Staats- und eigentlichen Naiiouul-
gebrauch blieben, erfüllten die aufseren Zwecke der Gedanken- Au f-
zeicbnuug, und ein inneiies IkdüHaüii . nach vollkommeneren Mitteln
yräre schwerlich erwacht. .'j . ,
Uefaei- (Ke KüOuaidmtM, die «udi ia endoen Genendea Ameri-
ka*», aofseriialb Fem und Mexico» liUidi wren, und die «uf Ycnmi-
thungen eines Znsammenlianges der Bevölkerung Amerika's mit China,
so wit! die Ilieruglvphen mit Aefrv'p'en geführt haben, weixle ich an ei-
nem anderen üi te die iSachrichten , die sieb von ihnen finden, lusam-
menstellen. Sie sind allerdings sehr mangelhaft, aber doch hinrdchend,
einen bestimmteren und genaueren Begiiff Ton dieaer Geltung Ton
Zeichen xu geben, aU mm durch Robertson't, und anderer neuerer
ScbrifUteQec Berichte erhalt. Ihre Bedeutung lag in der Zahl ihrer
Knoten, der Verschiedenheit ihrer Faibtoj und Termutblich auch der
Ar* ihrer Verschlingung. Diese Bedeutung war jedoch wohl nicht überall
dieselbe, sondern verschieden nach den ( ieijenstanden , und man pinkie
vermuihlich , um sie zu erkennen, wissen, von wem die IVlitihciiung
berrAbrie, nnd yn* ne betraf. Denn et uraren «neb dei* Anfbewal^
mng dieaer Schnürie, nach der Versehiededieit der Verwaltang^Eweige»
versdiiedene Beamte vorgesetzt. Ihre Enicifferung endlich ^ar künst-
lich , und sie bedurften eigener Aush>ger. Sie scheinen daher im All-
gemeinen mit den Kcrbstöckcn in Eine Klasse zu gehören, allein durch
«inen Grad sehr hoher Vervollkommnung künatliche Mittel, zuerst,
tenemonischf der Erinnerung, hernach, wenn. der Schlüssel des Zusamr
«Mudiangea der -Zeicben .mii .dem BeiieübMien. bi^Mint imr, . der. IMib-
ibeilni^ ganresen xn iejinu. .Ea lileibi< nur. aweilelheft« i*.lvcldMaa Gnde
«ie sich von ' anbiiicüven Verabc^ungen Jür bestimmMb'tilid' genau be-
dingte Fälle zu wirklichen Gedankenzeicben erhoben. Dali sie beides
zttgleich waren, ist ofieuhor, da z. B. in denjenigen« durch welche die
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üi&' die £ueh$labenschrifi, 18fi
lUchter von der Art und Heng« der verliitiglen Besiniftmgen Naebricitt
gaben, die Farben der Schnüre die Verbrecfaen ^ die Knoten die Arten
der Strafen andeuteten. Ob aber in ihnen aurli ein allt^emeinerer Ge-
dankenausdruck muglicK war, ist nicht klar, und sehr zu bezweifeln,
da 4ic Verschlingung auch lurbiger Schnüre keine binlanglicbe Mannig»
faltigkeit von Zeichen zu gewahren ecbeint. -
Dagegen lagen i» ^cser Kunst der Knotensebnfire -vidleidit be-
sondere Methoden der Gedachinilshulfe oder Mnemonik, wie sie eucli
dem detsisdien Aiterthum nicht firemd waren. Diese scheinen bei den
Peruanern wirklich üblich gewesen zu seyn. Denn es wird er/idili, dafs
Kinder, um ihnen TOn den Spaniern miigetheilie Gebetsformcln zu be-
halten, farbige Steine an einander reihcten, also, nur mit anderen Gegen-
Stünden, dn den Rnoienscbnfiren ibnliches Verfahren beobaehteten. In
dieser VorauMeunng waren die Knotenadinfire allerdings Schrifi im weit-
läufigeren Sinne d^ WorU, entfernten sich doch aber sehr von diesen
BegriflT, da das Verstandnifs bei der Mittbeilung in der EAlfernimg auf
der Kenninifs der äufsercn Umstände bei-ubte, und wo sie ru geschicht-
licher Lieberlieferung dienten, dem Getlachinifs doch die hauptsächlichste
Arbeit bli|;b, der die Zeichen nur zu Hülfe kauien, die Fortpflanzung
mfindUcher Erklärung binzau«ien mnbte, und die Zeidien niclu eigenip
Udt und vollständig (wie es die Schrift, wenn nur der Schlüssel ihrer
Bedeutung gegdien ist, dodi thnn soU) den Gedanken durch tidi sdhst
aufbewahrten .
Mit Sicherheit lüfsi sich jedoch hicrühfr kein Urlheil fallen. Ich
bin auch nur darum in die vermuihliche Deschallenlieii dieser Knoten-
schnüre, von welchen sidi noch im Torigen Jahrhundert einer (aber
ein Mezicaniseber) in der Boturinischen Sammlung befand» eingegangen,
um zu seigen, auf wdche Weise die Vdlkor AmeriLa*s die doppelte Art
der Zeicljen kannten, zu wdcber alle Schrift, wie sie seyn may, ge-
hört, die durcli sich selbst verständliche der Bilder, und die durch wiü-
tührlich für das Cedächtnifs gebildete Ideenverknüpfung, wo das Zeichen
durch etwas Drilles (den Schlüssel der Bezeichnung) an das ikzcichnete
erinnert. Die Untenchddung dieser hdden Gattungen, die da in einan-
der iU>ergehen, wo die allegoristrsnde Bilderschrift auch ihre unmiltd
baie Verstsindlichkeit anfgjebt, und die, dar Muse nach, und Im ForU
m$t. fhOol, Klß»t« 1834. .An
186
schreiten willkührlich scheinenden Zeichen zum Theil iirsprönglidi Bü-
der waren, ist nber, und gei-ade in Rücksicht auf die Spnulie. von er-
heblicher Wicbti^Leii| wie man an der Meucanischen und Peruanischen
zeigen kann.
Die Mexicmischeii Hieroglyphen betten einen nicht geringen
Grad der Yollkommenheit erreicht; sie bewshiien olßnliar den Geden-
ken durch sich selbst, da sie noch heule versiütiJIich sind, sie tratet^
schieden sich :ui(h bisweilen deuilich \on hlofscn Bildern. Denn wenn
auch z. B. dc.i' Ik'i^i iir der Eroberung in iUnen meistcniheils durch den
Kampf '/.weiei- KiifgLT voi "^Lsicllt wird, SO findet man doch auch den
sitzenden Künig inil seinem iNamens^'ichen, dann Waflen, aU Tropheen
gebildet« und das Sinnbild der eroheiten Siedl, weldiet unsammenge-
nonmen die deutliche Phrase: der König eroberte die Stadt» und
eine viel bestimmter ausgedruckte ist» als die berühmte Saiiiscbe In-
schrift, die als die einzige angeführt zu wei-den pflpj^t, %vo sicli in dem
Zeugnifs des Aitertbums zugleich Bedeulung und Zeichen erhallen ha-
ben. Man sieht auch aus dem eben Gesagten, dafs es niciit an Mitteln
fehlte, auch Namen zu schreiben, and man daher auf dem Wege war,
Lautzeichen in der Art der Chinesischen zu besitzen. Dennoch ist sehr
sn beewdleln, ob die Meaticenisdie Hieroglypbik jemab wahre Schrift
gew<wden ist.
Denn wahre "Schrift kann man nur diejenige nennen, welche bo*
stimmie VVöner in besiimmier FoIu;(! nndciiiei , was, auch ohne Buch-
staben, durcii Begrili'szeiclien , und selbst durch Bilder möglich ist.
Nennt man dagegen ScbHI^ im weitläuligsten Verstände jede Gedanken-
Milibeilnng,' die durch Laute geschieht, d. b. bei Weber der Sdirei-
•bende sich Worte denkt, uod tfvdcbe der Lecende in Woiie, wenn
gleich nicht in dieselben , übersetzt (eine Bestimmung, ohne die es gar
keine Gränze zwischen Bild und Schrift geben würde), so liegt zwischen
diesen beiden Endjiunkten ein weiter Raum für mannigfalligc Grade
der Schrifivüllkommenheit. Diese hangt nemlicb davon ab, inwieweit
der Gebrauch die Beschafihnheit der Zeidien mdir oder ipeniger an
bestimmte Weiter, oder auch nur Gedanken gebunden hat, ond mitbin
die BnlzinTerung sich mehr oder weniger dem wirklichen Ablesen ni^
bert, und in diesem lUum, ohne den JBegnif wahrer Schrift w
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ülier die Buchstabenschriß,
187
vm^ien, allein auf einer Stufe, die sich jetzt nicht mehr besiimmen
lafst, scheint auch die Mexicaiiische Hieroglyphcnschrifl stehen geblie-
ben zu spyn. Ob man t.. 13. Gedichle, vun welciien es bemlimic und
naraentlicli aageführle gab, hiero^yphisch aufhewabi-en konnte? da die
PiMsie einmal UR^wtiiemifUdi an be»timmie Worte in be«timinter Folg»
dnrch iltite Form gebunden isl« lafst «ich jetzt nicht mehr entedieiden.
Wer e« nicht ni8g{lieb» so Wanden sich die Pemaner hierin in einer
Toi'lhciihafteren Lage. Denn eine Schrift, oder ein Analogon dersd-
bcn, das nicht die GegensianÜL' selbst darstellt, somlern mehr innerliches
Gedächtnifsmiiiel ist, kann sich, wenn auch wenij^cr Aihig, auf ein an-
deres Volk, oder eine entfernte Zeit ui>t:rzu<>eben , der Sprache ganz
genatt ansoblia&en. Indeft darf man freilich nicht Tergeisen, dab ein
Volk, wdchcs eieh einer loichen Schrift in solchem Sinne bedient,
nicht sowohl wirkliclt eine Schrift besitzt, als vielmehr nttr den Zu-
stand, ohne Schrift auf das blofse Gedüchinifs verwiesen zu seyn, durch
künstliche Mittel in holiera Grade vervollkommnet hat. Das aber ist
gerade der wichtigiite Unierscheidunijspunkt in dem Zusunde mit und
ohne Schrift, dafs in dem ersieren das Gedächtnifs nicht mehr die
Hauptrblle in den geistigen Bestrebungen spielt.
Welches, indaf» auch die Vonnge ond Nacfathefle jedes dieser bei-
den Schriftsjsteme seyn mochten, so genügten sie den Nationen,- wdche
sie sich an!»eeii;net hatten; sie hatten sich einmal an dieselben gewöhnt,
und jedes, vorzügiicli aber das Peruanisclie , war sogar in die Verfas-
sung des Staats, und die Art seiner Verwaltung verwebt. Es isi dahor
nicht ahzusdien, wie eins dieser Völker von seihst auf Bocbstahenschrift
gekommen seyn würde; die Möglichkeit liifst sich allerdings nicht b»
Streiten. Das Beispiel Aegyptens aelgt die nahe Verwnndischafl von
Laut- Hieroglyphen und Buchstaben und aus der graphischen Darstellung
der Verschlini-nngen der Knoienschnüce konnten Zeichen enlsielten, die
in der GesiuU den Cliinesisciu'n i^hcljcn, sich aber phonetisch bebandeln
lieisen. £^ haue aber daatu eine aiudiclie geistige AulHge gehört, als
die Aegypiier schon so frOhe vcrrietben, dafs anch die «lieiie Uebet^
liefernng sie nns mdit enden darstellt, nnd es ist allemal ein nngnnsd-
ges Zeichen -für die künftige Entwicklung einer Mation, wenn sie, ohne
daCi jene Anlage sogleich ans Licht tritt, schon einen i^n bedeutendca
Aa 2
188
HtmaoLDT flfor die Buckstaiensehrift,
Crnd der Cultar, und so mannif^fnclie und fesie gesellschaftliche Formell
rrn icht, als dies in Mexico und Vai ii der Fall war. Vermmhlich hätte
man sich in heiden licichen, so wie heute in China, den Gebi-auch der
BochtulMiucbrift aiuinidimen geweigert, weno er aicb fffeiwülig, und
nieht auf dem nöthigenden Wege der Eroberung dargoboun baue.
'So wie ich versucht habe, bei den grammatischen Formen sn ael-
gen, dafs auch blofse Analoga ihre Stelle vertreten können, ebenso ist es
mit der Scbrifi. Wo die wahre, der Sprache allein Rnt^pmessene, fehlt,
können auch siellvertrelcnde andere alle auTseren, und bis auf einen ge-
vrissen Grad auch die inneren Zwecke und Bedürfnisse befiiedigcn. JNur
die eigentfaümlicbe Wiriiung jener wahren und angemeiaenen, ao wie die
eigenthfimliche Wirkung der achten gramroatiadaeo Form, kann nie und
durcli nicliis ersetzt werden; sie liegt aber in der inneren Auffassung
und der Behandltmg der Sprache, in der Gestaltung des Gedanken, in
der Individualität des Denk- und Empfindungsvermögens.
Wo jedoch solclie stellvertretende Mittel (da dieser Ausdruck nttn>
mdir verständlich seyn wird) einmal Wursel gefafst hd)en, wo der inatine^
attig in der Nation auf das Beaserc gerichtet« Sinn niebt ihr Emporkommen
verhindert bat, da stnmpfcn sie diesen ^un noch mdir ab. eibalum iha
Spradl' und Gedankensystem in der falschen, ihnen enuprecbcnden Ricb>
tung, oder gehen ihm dieselbe, und sind iiiclil mehr zu verdrängen, oder
ihre wirkliche Verdrängung übt nun die ei svm lel«- lieiisaine Wirkung viel
schwacher und langsamer aus. Wo also die Ikichsl.abcnschi'irt von einem
Yolke mii fivndiger Begierde ergrilfMi und angeeignet werden toll, da mula
sie demselben fi-Ob, in seiner Jugendfriscbe, wenigsiens au einer Zeit dar»
geboten werden, wo dasselbe noch nicht auf künltllichem und mühevollem
Wege eine andere Schrifigatlung gebildet, und sich an dieselbe gewöhnt
bat. Noch weil mehr wiid die.«» der F»!l s*"yn müssen, wenn die Buch-
stabenschrift aus innerem IJediii fnifs, und «ei-adezu ohne duich das Me-
dium einer anderen hindurclisugeiien, erfunden wei-den soll. Ob dies aber
wiriJicb jemals geschehen seyn mag, oder so unwabrseheinlicb isl, dals
es nur ab eine entfernte Möglichkeit angesefa«B werden darf? darauf be>
balle ich mir vor, bei einer .anderen Gelegenheit. awüfik«ukbmman*
f
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Geschichte des Peträischen Arabiens und
seiner Bewohner.
Von
H™-:C, RITTER.
[GclflMB in der Aladenk der WimaMiUftea «ai & JuU 1824.]
Im ADgemdMO tind Se GvensgebiM» dar'LnidfdHiften, wenn vom
«nf die AushfeiiBiigen dw betomdern Raiehe: nad der «niebien Vollung
•ebaften im MorgenUmde sielu, ^treniger bekannt geworden als ihr»
mittlern Gebiete, wenn schon in Hinsicht der beiden oufsereuropäischen
Erdtheiie der Alien Welt, im Ganzen genommen die entgegen gesellte
Erscheinung hervortritt, da uns ihre beidersei Ligen Mitten fast noch
^inzlich unbekannt geblieben sind.
In der poUiieehen and ethnographistiieii Gesialning ihrer Baupt-
iheäe» 'uimlieh der Steetengebieie and meciiiedeneii Völker^ebieie,
findet dus Gegenihdl etau — anders wie in dem jdn§em Westen der
Allen AVeli, wo dagegen die Fesisiellung der Begrenztmg «■ine-? Lnndps
nnd Staates, seinen rniunlichem Körper und C»!ipdf'rn nnrli. v ui dem
Entstehen, und seinem Daseyn, Wachsen und Werden, kaum mehr
getrennt gedacht iftrden kann. Nicht so im Morgenland e , wo die
gröbere Zahl der une belumni gewordnen Geadiiebtoi der anfeinander
Mgenden Uemchafton, in deir ällcMien, in der mitderen Zeil and selbit
in den neueiti Jahrhondenen , uns raililos lüfst, 'wenn wir nach den
genauem Grenzbesiimmungen der Lander und Staaten iiui^cn, ohne dafs
darum doch ein wesentlicher, wenigstens bisher noch nicht gelühlter
Hangel iu den Geschichten derselben hervorträte.
De(jegen ist et die Mitte der Staatengebieie und der YSlkerlieinuiP
-welhlie dori-ait gröfaeier BesiimmUielt henportriit, «nd aoeh ein
helleres Licht über alles ihr Zugehörige Teribreiiet; doch nicht lowal
die räomliche Jlitte> fvdche «idh dnrcbLia^« und BMilen-GnHlft hc-
190
Ritter
Btimmen läfst, sonf^orn vielmehr diejenige Erdgegend, die ihrem ursprüng-
lichen OherfLichen -Charakier , oder ihrer physikalischen IJlldung und
organiftcben ßelebihcii nach^ den müchlig^l^n Eintlufs gewinnen mufste
auf die Anregung, EntiKricklung nnd Ausbildung, «owöl ihrer jedesauh
Ilgen Bewohner im ZuHande devtC'grGGMrki Empfünglichkeit für Stator'
dnflflsae, weldie mit dem Foriechritt der-Kuliur eine immer mehr und
mehr abnehmende ist, wie auch auf die GesialuiDg ihrer änfceiiidien,
bürgerlichen und politisch -gcsfUij^cn V(m liäluiisse.
Wir können eben diese M iit [punkie, vou denen die einen weitern
Umkreis gestaltende Euuvickiung ausging, die physikalische Mitte der
Lander und Volker nennen« welche nidit «ekenr wie s. B. für Aegypten
int IVilihale,. -iniMero^^ Thebi» Hemphii. asit der Uiloriaohen Mille
cusammenfallt, nämlich mit derjenigen Oerllichkeit, weiche als die eiii>
•cheidende in das historischhedeaieode Leben der Völker individuell
einf^reifi , auf welclier auch die dauerndsten Denkmale ihres hohem
Kulturlebens sii;li gestaltet und ihre Zeil (überlebt m haben pflegen, wie
S.B. im alten Persis, dagegen anderwärts eben so oft der Unterschied
beider Verhülinisse furti findet, wie.bci Critehdn.und Inctora die Mi»*
anmente ihrer BlSiheKeit kciaesweges de» Lokale der^Wi^e ihrer volke-
tfailmlichen Entwicklung bezeichnen.
Die rJnterselieiclung dieser dreifachen Verhältnisse, ördichcr Na-
turthaii;,'kfi»pn tinr! üircr Einwirkungen nach Milte und Grenzen (der
räumlichen, pliysikalischen, historischen), die bald in gemeinsame £rd-
tjnme »UMmmenCallen, bald wcitauseinanderröcken, unil ihren Buiflnft
dum verdoppehi und steigern , oder durch* Ihre Ahaonderung besdiraiK
fceuy ähSmitem, flba^reifeh und uin%v«ndcln, dieae wii^ überall noib^
wendig Myn» wo »olche« hiftorischt^eographtfche Ersiehdoungen genaniAr
erwogen werden soltf-n , zu denen aticl» jene tuerit angeführte Bemer-
kung i:f*!iorl, die Iiier nur an eins derjenigen örtlichen Verhältnisse
erinnern sollte, welche auf dem Boden Arabiens besondei-s heaciiiet £U
werden verdienen, und an den vielerlei fremdartigen gehört, durdfc
wdebe daarMoigenland eidt wesentlich vom Abendland« tiniereefaeidei.
Nicht etwn Unit die bekanMa Sitte manieber morgenländisdier Ge-
waltbaber alter und neu^r Zeit, die Grimigebiete ihrer Reiche ab-
richtlich SU aerMfircn.« nm mii Wuetenaten, dl eo vielen aichem Hing»
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Mur Geschichte des Petraitchen ^raHens.
191
ihre S4aai^ xu mitgeben , Isiina »)9 die Ursache jener Unbe*
Slimmtlicit und unserer liisiorisclten TJnkcnninife gewisser Grenegcblete
angesehen werden, obwol sie öficr gnr sehr 7uv Vci mcliriing dieser Un«
kenntnifs durch ganz Asien beiti^: denn in vit'ien Gegenden haben wir
auch keine hinreidieBdeii Bäwdfe iur ei» aoldiei poUtiMhct Yerbbrai,
^laudi tdbii suwciko bri -Römern r<(iNni Kaiser Deciiis ^49 bii 351
Ckim»»\Jleat.) gegan Amber,' aber fatluttablaMig bei Ininiern gegan
Turanier und Andorn statt fand-, wie es bei so viden BBÖngoliscbMi
Völkern , und heute noch svfiacbea Tärken und Persern aUgemein im
Brauche ist.
Der Grund dieser Erscheinung des räumhch Unumgrenzten liegt
frol tiefer in den gana . Yerachiedenen Verhaliniisen nnd den Yerbiii'«
dnngen der Elemenie der Staatenbildniig in den Morgen- niid Abend»
Ländern, \to in diesen^ mebi- auf den Besitz des Grundeigcmhums und
dessen r^Ieiclimäfsigen Ertrng,-daa Wohl, die Dauer, die Sicherheit der
Staatseinricbiungcn im allgemeinen gepriindtt ist, dort aber mehr auf
der mögiiclisien Hewcghchkeit, Hiindliahnn^ und Kichtung der Kräfte
für die oft wecii&ehiden Zwecke und iiedürfnisse des Hei'rschenden in
Krieg oder Frieden berubu Das Bedurfnifs besümtnter IjanderlMgren--
snng tritt doit als untergeordnetes sorAckf wo die Grente nur als
Hemmung erschwnt, nnd diese mit der Macht und dem Wacbsthum,
oder dem Untergänge der Stümme, aoeh xo^eicfa jedeamal sich natürlich
erweitert oder vc-rschwindet.
Wo die Entwicklung der Stamme im Fortschreiten ist, da kann
keine Staaiengrence, keine Eigenihamsgi'cnxe für dauemde Verhiltnisse
bestimmt werden, wiO'Umgekebrt, wo |ede Grenze des Besiizdiunis am Bo*
den bestimmt und aligemesaeiK ist, das persionliclM Wacbsibum der Vol^
kersiämmc nidu im raschesten i-'orischriit der Entwickhing bestehen itann,
sondern durch andre Umsi;inde und Vcrliidinisse beschiänkl wird.
"Bei keinem Volke treten diese Verlial misse vielleicla nacltweisiicher
und auffalleuder in den Geschichten und beschwerlicher in den Geo-
graphica hervvr, als bei' den Arabern« und nirgends sind die politi-
aelMa 4uid!/gB0jp«))lMschen' Grenäen ihrer LandscUifien- durch' lange Re»*
hen von Jahrhunderlen und Jahrlausendcn unbestimmter gidilidien, ab
in: dami Aotdlicheoi Arabien,' «fagieieh dieses den dtdsicn Kadlurgsgenden
193
R I .« T if m
der Erde am h^rtarlibariesten , g^wissermafsen durch sie eingeengt lag,
zwischen Babjlonien, Assjrien^ JPalasiina, Aegypten, dem Arabia Jetix
und Persien.
Nidit die 'Wüsteneien ihrer LSndergebiete i»d die ünadie dioar
Eracbcinmig: denn genener nmenneht» findet lidi «frikaniacihe oder
Ydlltge Unwirtbbarkdt doch» ei^tlich nur spttnaoi «uf dem asiatischem
Boden der Araber, und nur sehen sind ibre Stationen nnd Weidelager
auf Tafjereisen weit auseinandergerückt. Auch che Rohheit nnd Versun-
kenheit der dortigen Völker ist nicht die Ursache jener Unsicherheit der
nähern Bestimmungen; denn einslimmig sind die Zeugnisse aller üeub-
«diter Ton Niebuhr rüekwartt, und Torwiru bii auf die neuetien Be-
ricbtersiatter, dai« nicht leicbt ein ihnlidiee "Volk auf der Erde naefasn*
ireiten «d, bei welchem die reinmeniddicbe und ächinationale AnsbiU
&mg und Entwicklung des ganzen Menseben wie der eigenthümlichen
Civilisaüon des ganzen Volks , alle Stämme in Häuptern und Gliedern so .
gleichmäfsig durchdränge» als eben das Volk der ächten Araber von
dem Fürsten herab bis zum ärmsten wandernden Zeltbewohner.
Audi nidit Uoft dae Wechteh» und Wandern de» NomadenldHSie
auf unwirthbaram Sandboden, kann ab die alldnige Hauptmiache jener
unbestimmten Begrensungen angesehen werden ; denn im ISnzelnen sind
unter den Stammcsf^liedcrn und Familien die Ländergrenzen, in sofern
sie gewisse Gerechtsame der Benutzung bezeichnen . scharf ausgebildet,
und reichen noch weiter hinaus als auf das blols Oerilicbe im gewohn-
licfaen Süme, und dann, so ist doch liaum irgendwo an du ahtoluie»
Wandern oder Umherirren tsx- denhen, aondem nur an ein cyltliidiet,
wo dien die Wanderperiade doch auch ihre genaue Zdt und Ondb^
elimmnng bei den mehrsien jener Volkerslamme erlangt bat.
Unter diesem allgemeinen Einflüsse der Unbestimmbarkeit der
aufsem historisch »geographischen Begrenzung, liat \or allen andern Erd-
räumen d^ Morgenlandes, bisher, das nürdliclisie Liemere Driitheil der
ArabiieiMn ^tbuisel gestanden , das sogenannte Fetriieche Arabien, dat
dttrdiauf auf kdner untrer Karten eine bestinmite pbjsikalhdiei oder-
eihnograpbieeh-potitisdie Begrensnng^inie erhallen konaie, und hd alten;
und neuen Schriftstellern, obwoi immer unter den Drei Arabien aufge-
fährt imd vielÜMli besprochen, von den SdmlUleileai der Heiligen»
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cur Getekiehio du Petniitchen Atvbiau» i&3
und Pra&a^eaoiiiditMt, doch inunaF in eiiier frst 'pndidi fomdoflen Ge^
•talt und iLBum bis auf einzelne hellere Punkte im Dämmerlicht eracheiiit.
Weder das Land selbst nocli das Verhällnifs seiner Bewohner zu
ihren ganz verschiedenartigen dreifachen Umgebungen, ist bisher Ge>
genstand einer volUtandigem genauem Uniersuchung gewesen, Mreil
eben diese Erdge^cnd den unbestimmtesten Grenzgebieten dreier nacbt
banduifUi«diei* LSndersysteme zugerechnet ward, dem Arabisdic&» oder
dem Syriteben, oder dem Aegyptischent towol von Eroberern vnd Be*
faemebem, wie von Reisenden, und dien dämm «neb toh den Schrifl-
•tellern.
Nicht nur r]ff«rr Mangel, sondern vielmehr die historische Selbst-
ständigkeit und VViciuigkeit dieses Elrdraums auf den Grenzen zweier
ErdUieile, swisdioi da» für die alicsie Blensclien* und VöIker>Ge-
sdiicbte so bedeutungSTolbm Lfindem A^Qrpt^t Phöniden, FsÜstinn
nnd Aiebien, die nicht «dme vennittdnden Einflais des ilten Nebetmt^
Landes, oder des Peiräischen Arabiens bleiben konnten, wie wir schon
für die allerHlicsten Zeilen aus dem Durchzuge des Volkes Israel er-
fahren, machte längst eine genauere Kenntoills dieser Erdgegoid wün>
schenswerih.
Nnr in sehr terslieaien Bmchüfieken beben nns die letalen awei
JabrlaaRcnde über Peiriia Bericht gegeben; aber sie haben an Interesae
md Belehrung ungemein gewonnen, durch einige «richtige Beobach-
tungen der letzten Jahrzchende, die uns zur Besliramunt; von Oerilich-
keiten verhelfen, deren Lage für die Gesell ichten Moses, Davids, der
Ptolemäer, der Seleuciden, der ersten Kaiipben und der Kreuzfahrer,
ivie ffir den Weltverkehr zwischen Morgen- und Abendland gleich
iriditig erscheini«
0w Nordeode des Golfe von Snm, als die weitltdMte Begrenatu^
des Petniischen Arabiens, iet awar schon durch C. Niebuhr (1762)
nnd die Expedition der Franzosen in Aegypten (1800) genauer orientirt
worden als vordem, und Iiiemit hat aiuli die Küsienbegrenzung der Pe-
träischen Halbinsel durcii englische öchiifer (s. Dalryinple) und andie
Landreisende, eine der Wabrhcil: tähm^ hamammAt flichtnng erhallen.
Aber der kweite laste- Grenqnmht gegen Bfoeden, durch die Sfidende dee
Todien Meeres, ist erst weit qwter, duKeh Seetsen (IStO) und duidt
Hut. FMäai, Klau» iS24, B h
194
Blirk-baYd.t '(fAli2«nDd 1816) zu iinsrcr Keantnifs gekoinmen ; so, da(üi
sich Ton da aus nun endlich Vergleichungen über die Züge der Völkev
und ihre Ansiedluncen c;c!jnn den Sütlen , in ft iihern und s|);iit'rn Zei-
ten, mii einiger WniinsclH-mlichkeit ansicUen iasseu. Aber die genauere
Mlronomische Bcslimmtmg ii«s idriilen , wtchügcn , nalürliciien Grenir-
punkte«, «inljdi 4m Httrcfeniiles iftin Golf .'von:ilL«lM doreh^di« MeMuil-
gen de* Tierien dar dculacbeii. RaiiendBnt di« lieh die grSftioD Yei^
dtebsie um die Keantnifs jener Erdgegend eiwarben, duicli Eduard
Rüppcl (fSi7 luui zulcial 1822), macht es nun erst möglich, den ei-sten
Eiitwiii r zu einer Karte des Petrnisclieii Aral)iciis zn \ersiirlicn , und
auf ihm, unter der grofsen Zahl der äiieiiigen Punkte die»er Landücijafi,
diejenigen, welche von dauernder, geogrupbiadier und luetoriMdier Ba-
deutung sind, tdbti neck den verdicnstvcJleik Arbeiten eines W. Vinoent,
von neuem einer Prüfung »u uniierwei'fen, und diesen Erdraum nedi
•einer :gansen geographiadb-bidorisehen Eigenibamliehkeit in das Auge
zu fassen. Doch müfste einer •;r>1clien Arbeit er«t chio C(schichle der
ErdgL'gend uiul der Scliicksale iin er Hewohner voriiergelien , die uns
bisher feiilie , um dadurch den Uuifaiig der Quellen und htslorischea
Fragmente» «ut denen ihr« genauere Kenntnift nur allein bwroigehem
luNin, benei^'KU vr&^gen. Ein UeherUick deraelben, lo fiej^mentarieck
sie auch nui- «eyn kann, -möchte, andere Gründe übcf^pshend, bier-nm lO
wünsciienswertlter seyii, da 'wir durch die Sammlungen unsrer so aus-
geurrrhnptßn reifenden Niitiu'forscher, der Herren Docioren Eh rcn berg
und liemprich hei ihrem wiedetholien Aufenthalte im Hafen von Tor,
an dem Südgcsiade dieser Halbinsel, bald neuen Aufschlüssen über die«
Mibe eutgegenseboi, da die duivh dieselben bedbeisusefaallende Absdiiift
des Elm Baiuta« aucb wol übet* diese Lnndscbaft wichlige Bidebrtuitgen
verheifst, da f^rncv aucb der liandschrifiliche Naäbliirs Ton Seetzen,
der liier so seil i' ihati^ war, Uns bis jeizl immer nocll vor enihallen blieb,
aber doch die grölsere Xbeilnahme für deuea Bekaonunachung böehat
«rünschenswerib ist*
■ Dse-ZusauMneiMalkaig lOicl -«ried«rholie.Prfifiing des Yrnhatge^par
gSHsn. und -fattbfir bebaimt Gewordenen -kami «ur -ErtaMseunf «Her .nach«
folgenden iBencbte inunerbin Einiges buiüay, ^o inocb in Gemen -tft
Weuigte m 4der fescbcbcki isti .
^- — , L_, V.J. ^^le
zur Geschickte des Petmachen Arabiens.
Sehr sparsam »ind, aufser den historischen Schriften des Ahen Te«U*
ments, weltlie das Volk Isi-ael durch die Pelräische Halbinsel hegleiten,
die Nachrichten der Alten über diese ganze Landscliaff, denen das seit-
wärts {^ejegsoe innere derselhen fa&t uubcLaiuii bliub , da seilest dem.
Herodol, Ton 4«r OwMiie Aegypten« und dtMtigea Me6i*flS8e8lft»
den; duieli. die PrieMer dci NililieU keina besondre Aufilamiig su Theä
ward, eb nur das Dawyn eines vierzig Tagereisen langen, «rahiadieil
Meerbusens (Hei'od. II, 11). Einige KüstenpunLte und Linien sind
durch ein pam* alte Periplen ungefähr hesclirieben, durch den des
A^^aüiarcliides auä Cuiduü (120 a. Cbr. n.) und dea, dem Arrhian zu-
gesclii'iebenen, aus dem er&ten Jahrhi^idert nach XlUrislo. Diu-ch ein paar
Geographen und nur noch sehr unMireicbende N^än^ebten Ton der Süd*
aeiie her. gelben« durch Breto«ihenet (G.200a.Ch.n.)' Artemidom«
von Bpheens (clOO a.Chnn.) und durch deren BericUiersuiter StrabOy
Diodor und Piolemiius, ^veUlje letztere dort nicht bekannt waren,
aber diesen, jedoch uucli noch einigen undern Nachrichten loli^ien, die
•ie ztun. Tbeil aadersi wieder gegeben hüben , oder die uns doch mit^
ttnicp entttdlt nh«r]ieCKtAr4rden*, t«ie die^-tich» thcüweise wepigsiens»
«na der PielenÜsdien Tafel des Arabisdiea Meerbuaent ergiebt.
In dat Innere d« Landes führen uns, die Nachrichten derlmiel^
tan ungerechnet, zum ersten male, die Kriegsberichte des Diodor Tim
den Feldzügen des Antigen us gegen die Nabntäer, nach Alexanders
Tode, die er, den ersten, dem Athenaiis, den zweiten, seinem Sohne
Demetrius Polyorketes auftrug (cw.310a.Chr.n.). Diesen letztem be*
•ehrdbeu Diodor SicnL (<) und Plutarch^. im L^ben des Dem-eiriuti
mm. miem cprioht nor Brodor allein. Beide gingen, nach einem Orte,
der hier zum ersten male Petra (u> rn* Iltt|aVi eine starke Vcste), als
die der Nahatüer, im Süden der eroberten Proviux Idumaea ('ljou^<ua(
irru^xldi ; Epurehie und Sairiipie) genannt \vird. Dieses Petra lag drei
Tagereisen, zu denen Alhenau& auch die Nächie hinzu ualim, ab, von
dem. Qrle Ton wo A|h«niue^ «lucoga wi« Diodar sagt: de^- Weg dar>
bm ging, durch botchwerliche fnoeerkia» .G^g^nden. Die bdwuiere.
Inndichaft, dmeen Herne aber uiehi gena«^^ winl, war sw«« TagereiMB»
. (r) Diad ac ftionl. X. XUi«. tdt L^Uf^yßMiinHtni. fol. 7ai(^. 722),
ßb 2
196
R t-'i T B A
davon entfernt ; dabilk' hatten die Nabntäer sich zu einei* grofsen Festfeier
(rianryij^i'r) beigeben, und ihre Güter in jenem Petra (fV< ti-o^- llir^ae)
zurückgelassen, nch'it Greisen, Weibern und KinUern. Der Ort war
sehr fest üarch semc Anhulien , aber ohne Mauern ; es ivar eine
ütedeHa^ von Wethittch, M^nlieo, Aroimien und Metallen, davoa
Athen Su» bei idiieni nfidiilicfa^n, aber nachnali Ternng^flclLten Uebei^
ftUe eine grofse Beule nebst 500 Talenien Silbers enifuhrle. In der Mitte
ihres schwerzugiinglicbeh Landes halten die sor^jlosen NabatSer, die an
keine Gefalir <lnr!ilen, nnch keine Wache bei ihrer Bnrg zurückgelassen.
Aber i^leicli anfangs durcli EilbiKen ilner Feslfeier von der Annälie-
l ung des Griecbenheercs beiiachricbligi, üus aus 4Ü00 LcichLbcvvaiiaclca
und einer gehörigen Zahl Reiterei bestand, vrarm sie aufgebrochen Ten
ihrer Venanimliing und nach der ausgeleerten Fcbburg suittclifiekebn,
TOn da aber dem schon flüctitii^ f;ewiHdneD -Feinde in die Wüsie ge-
folgt; den sie auch, 200 Stadien fem von ihrer Barg, in der Nacht,
im liefeii Scl)l;if'e iiberlielen, und bis auf einige fünfzig Reiter -vernich-
teien , die grulsientheds verwundet, doch noch durch die Flucht sich
retteten. Antigunus iUan grufse Beute zu machen ward also diesmal
verdtdt, da die ganze Ünleraehorang mifsLing und die NalMtier ihr
entfdhnes Bigenlhafli wieder gewannen.
Da Diodor ausdrücklich sagt» dafs Antigonus diese Expedition
aussendete nachdem er so eben Herr von Syrien und Phiinicien gewor-
den war: so ist es wol»l möglich, dufs er die Kenntnifs dieses Petra
und seiner Schütze im jNabaiäer Lande, nach denen er strebte, bei den
Phoniciern in Erfahrung gebracht hatte, deren Zwiscbenbindler «hen
dieses Volk, mit den sfidUcbeni Anbiten und Aethiopien bisber gevrasen
urar. Die Nahaiaer treten also, «elbst wenn diese Fekburg auch nicht
das berühmt gewordene Petra , sondern niu- eine ndl^iche Station defl>
selben war, doch snyl -iib mit dieser Be{»eb(»nheit in der Gc<;rhirhte, in
der ^;\i\7.cn Wichtigkeit auf, die sie in illierer Zeit für lyrische und
Judi&ctte Beherrscher hatten; in einem Verhälinifs, das mit den Veraa-
derangen nach AlexandersTode nadi und nadi mehr gestört ward, aber
das eben daan beitrug, ihnen ans der ehemaligen Abhängigkeit von Pbö-
nicicni und Syriern , zu einer Selb<9tandigkeit in Handel und Herrschaft
zu verheifen,' die sie iräher nicbt hatten. Dann dien damals war Tjme
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Sur Getehiekte. de» Petfäkehen JmiieM* 197
gelUleii, Dm Dcmeiriiia Fddnig ^egen diese« Petra um das Jahr 310
(i.Chr.B.)> mAnfirag seines Vaters An tigonus, war nur eine Wieder^
Hölting jenes ersten unglücklichen Versurlies, bei dem AilifTiVius <iem
Leben ein^rhtifst hnT!<». Opmetrius s«n- imi weit raebr Voi-sichi und
Milde zu W cikc. Die iSabaiaer \eriiiei(ii^ien ihr Petra mil Tapferkeit^
und der Stididbeawiiiger Demetrius ging, ohne die Vesta eivbert tu
lieben, su der nur ein einaiger darch Knnst gemachter Einfj^ng ffihTte,
einen Vertng mit den Nabaiaern dn, die durch eine Geeandsdiaft
der Adtesten an ihn, die Geschenke genau besiimtnten , zu denen sie
•ich gern verstehen wollten, um nur in Friede und Freundschaft mit
Atttigonus und dun Cäriectien tu bleiben. Demetrius zog von Petra
300 Stadien weil fort, und schlug sein Lager am Aspbaltischcn See auf»
den Diodor au der Eperdiie Idumaa, nimlich seines Vaiers redinet.
Pltttareh sagt awar, Demetrius habe unermefsliche Beule Ton den
Nabatäcm gemacht und 700> wahrscheinlich beladene, Kamcele mitge-
bmcbt, Aniigonu» war aber mli dem Gewinn der Expeditiori nicht
sonderlich zufriodin. Die Lmsiiindc, welche Diodor bei Deraclrius
Belagenuig dieses Petra angiebt, wurden zur Bestimmung von dessen Lage
benum werden. Es »t nnstreiiig die, Ton Burekfaardt snerst eeik
den Kreossugen wieder besudiie «teile Febbnrg Kerek, Karac, ('PskJ^
bei Eusebius, Charak der Römer) in Südosten des Todten Meere»,
der Bischofssitz Battra der Laiincr. Von ihr läfst sich in zwei Tage-
reisen das berühmtere Petra, dessen Uel>errestc Bit rck h a r tl i in Wady
Musa wieder vorfand, gut erreichen; und an diesem hebauiern und be-
wohntem Orte wurde, sehr wahrscbeinUcb, — wenn nicht schon in dem
etwas nördlicher gelegnen, frnchibaren Wady'Ghoeiyr — die Pianegjris
gefeien« Die NabaUier wurden damals von den Syriern also nicht tui»
terworfen, und scheinen, da ziunal ihr Hauptort gar niclit berührt war,
auch in diesem Zustande der lln;ib!iaTi'^'ii;keil geblieben z« seyn ('), wäh-
rend die Piolemiier das nahe Ar£,'Y|)ien beherrschten. Von da aus wird,
uns. wenigstens , keine Kachrichi zu Theil , dafs auf dem Landwege das
Petttiische Aralneii Ton den Aegyptem angefeindet worden wSre. Ans
andern Umstinden nnd einigen dori aufgefundenen Denkmalen, läbi ei
(i) Dioa. SicnL X.att.
i98
R I T T B B
«icli hingegen wohl sehr virahrscfaeinlicli machei» dafii m dieser für den
Handel so günstigen Periode, seihst einzelne Aegyptische Colonien sich
allmabiig dort ansiedelten, wie ihre Architectiu-cn und hleroglvphischea
Inschriften beweisen, die neuerlich in der Milte jener Arabischen Land-
ichaft bekannt geworden nnd. In dieae Zeit lallen die Beridtte d<r
PtolemSitchen Schiffer «nf dem Nordoide des Atahiadien Maaihnaene»
die gleich anfangs genannt worden sind. ^
Die zwei Feldzüge der Römer, der frühere des Aelius Gallus
unter Octavianus Augwstus (im Jahr 24 a. Chr. n,) ('), Ton demDio
Gassius irrig meint, dafs es der erste und auch wul der letzte nach
einem solchen Lande sejn werde, und der etwas spätere, aber glück-
lidiers dea Gornelina Palme, unier'Kaiaer Trajan (fOSn. 106/». Obr.».,
im Anaang dea Dio Gaaaina im Xiphilin 68. 14 td. HsManu) ('), nadi
dem Petvütachen Arabien, geben, der erste, wegen aeines unglücklichen
Ausganges, der leuie weil wir nur den Auszug von DioCassius Er-
zaliluriL' besitzen , weniger lielebreudes, als man halte erwarten sollen, da
es öirabu ist, der den Bericht seines Freundes, des Feldherrn Gallus,
giebi. Faat aind ea nur Klagen ^»er dort «nageaiandene Noth und
adiwerden, weil die Rfimer. über die Art ia den EuiSden AmIweBe den
Krieg zu führen noch in der gröfsten Unwiaaenheit wai*en, und so gpinz auf
die Leitung der dortigen, wie sie sagen, treulosen Bundesgenossen sich
verliefsen, ein Name, den ihnen die Römer gaben, seit Julius Cäsar in
Aegypt<m, mit Hülfe Nabaliiisciiei Reiterei, Alexandria belagert hatte.
Dtn Mangel näherer Erforschung und Bekannlwerdens jener Pe«
«rifiachen Landadutft, die fdr den iliem Handel ao widuig gewesen wer,
bleibt in jener Zeit, Ua auf Galtua Espedition, immer anfialknd, und
zeigte sich wobl eben darum, weil n aobon Alexander d. Gr., dem
Entdecker des Morgenlandes, nielit f;eliingen war, wie die persischen Ge-
stade diiicb INearch, so auch die Innern Gestade des Arabischen Meer-
busens durch Hiei'o von Soli, den Cilicier, erforschen m lassen, den
er ku» Tor seinem Tode beauftragt haue , mit seinem Ruderscbülie .die
Aaebiacbe Halbinael an umlebren, Tom Bnpfamt bis aur. Meenabocht
, : ;
(i) Die Cassitts L. 53; 9iQ. ead 8 trabe XVI.
(a) Dio Cassi es «f. Bumanu, JbM*. 1752. T. ILjM 1131. 3.
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zur Gesdtwhte ä*s -Pelnüsvhen Arabiens. 109
TOD Heroopolis gegen Aegypten hin. Denn dieser kehrte bald, Mrie
Arrhian erKÜbli (de Exjied. y4lex.YU..2ü) , oischreckl durch die Gröfse
des Arabischen Chefsnnesiis . der nirlit £jprir|ger sei als der Indische an
(Jmfaug, KU dem Hnphrat zurück, und auch dieser Entwurf, wie alle
•ndem, welche Alexander wegen der Erfoswhung in Beziehung
AnbieiM ftmMlii halte, UiiAb: uwakgAfilhrt.
Wimi fo nanche wlofen. ^eguigjene Werke am de» Zeiten der
Piolemaer Konige gerettet woitien, so würden wir vielleicht über Pelräa
mehr Aufklärung erhallen habon. Ptoleniaus Philadelphus (273-247
8. Clir.n.) liefs durch seinen FJoi cnrülirer Timostheaes auch den Ara-
bischen Meerbusen beschiiien um liin zu erforschen und zu beschreiben^
dalii dieier aeiion «üiige AufmerJmuakeit auf dw Kiifieii Petriiaf var-
nandte, lelieD'wir aus den- wöiigen Fragmenten die Eratotibenes und
Plinius aufbewalirt haben ; doch ist es gcwifs, dala ^läieriiill die iunai*
handelsreiche Landschaft, ihnen noch wiciitigcr wainl.
Die Ptok-macr hoben gleich anfangs, nach Alexanders Tode, be-
kanntlich durch ihre Sicherung und Kultiviruug der Westküsten des
Arabisfrben Meerbtisens, Handel und Scbifiahrt der Aegyptcr nach den
Gestaden de* cQdlicfacn Aralnens» PenicBS, Indiene, und erhöhten da-
durch den Verkehr '«ind dai Iniereaie aller Anwohner dieser gtofsen
WatSCntvefM. Ihr wichtigster Hafenort ward d:«s neubegründete Bere-
nice: ron da aus, sagt Arrianf*), oder vielmehr der Verfasser des
unter seinem Namen zur Zeil Kaiser Claudius (r/Vr. 64 n. Chr. G.)
oder wül noch etwas später geordneten Schilferberichis (~) [circ. 76 bis 99
der Regjenuigneii Za-Hekeles), «on Berenice aiu gehe, ganz entschie-
den, die wichligste Seafahrt Aagjrptem ans, «renn schon die nördlichem
Hafenorte nicht völlig untbülig bliehen. Aber toü Berenice \%.u dai
Bestreheii jedes Aegyptischen Scbillei-s, sogleich, quer über den Meeres-
arm in »wei bis di«i Tagen, den pecenüherliegendcn Hafen Leukckome
zu erreichen, von da weiter südwärts au steuern, und an den reichem
(i) Pert'plus Maris Erjrthraei, ed. Huds. I. 11.
(9) S. Mannert V. 1,^161 ; besUtigt von Salt Traveis inAelkiapia f.460 mffUk
Xmtm^f 2a-Hakal»s Bidbail« I, p.ii».
300 R X V 9 B ft '
Sitbäischen Küstengestaden dem Indischen Handel nadiMigebcn» So wde
freilich das Nordende des Arabischen Meerboaem, das man wegen ict-
ner seichten Meeresstellen, wegen seiner gpfnlirvollen Felslü^ten wrxi
seeräuberischen Anwohner fürchtete, veroiieden ( ' ) , da es ganz anfvcr
dem Wege der Uauptstrafse der Schüler liegen hlieh, und die direkte
Sdiifiahrt aus dem HeroopoUianiMlMn Golf gegen Sfidott bei loldm
Umnündeii wenig beMibiltigl g^eieii sn i^n seheint, nidit to die
Straf se zu Lande. Dennoch würden wir in den geographischen Werken
der ersten Ptolemäerreiten gewifs mehr Aufschlnfs über das Innere de»
Peträischcn AraKiens erhallen haben, da der Name der Stadt Petra (n<T^a,
IltT^aiK der ßovohuer bei öicph. Byz.) und der des Peuälschen Arabiens
gleich anfangs aucii durch Eratosthenes Beschreibungen, wie es scheint,
meist in allg^einem Gebnuch btm (^), nnd dieser Ort logleicb (wie
euch Aniigonut Gesehidiu» tei^ "wo mu* daa nihere Feira img mit den
auifemteni und grSfiet^, von Diodor, ah identisch genommen ward,
denn auch jenes kennt er LH. II. 48), als ein bedeutendes, sehr altes Em-
porium, auf der Sfiiifse pegen Pliönlcien hin hervortritt, das damal«?
gewifs auch al&baid die AuiinerksainlLeii der handelnden Aegypter und
der Ptolemaer auf cidi riehen muftte.
\ In den Fragmenten froheier Geadiidiudireiber und Geographen,
ivie des Hekatäns Ton Milet, Herodots und Anderer, ist keine Spur
Ton der Kenntnifs Peiräa's bei den Griechen und Kleinasiatischen Schriftp
steilem Tovhanden, da dif»s<"r Ort wol bis dahin, in seiner Abgeschieden-
heit nur iiandclsgeheiinnüs der Phönicier, damals zuerst wol zur Ktmde
der Griechen gekommen seyn mochte, als dtu'ch Alexanders Zerstö-
rung Ton Tyrus» den Besitzern dieiet Waarenstapels, der bitberigie Hein
delakanal für ihren Weitertransport nnd Abieia, gegev den Wellen, ab>
geschnitten worden war.
Die feindliche Habgier des Antigonus nach ihren Scli';it7^en konnte
wol keineswegs dazu geeignet seyn , die Petraer zu Freunden der Syri-
schen Herrscher zu machen, imd diese Lage war es wol, durch welche
(i) Arrian. I.c.p.i2.
(a) S l r a b 0 XVI. 767 ed, Tsch. VI. />. 390.
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iur Geschichte des Peträtsciien Arabiens.
201
sie nach neuen IlandelsTerbmdniigen sich umzusehen genöthigt Anirdeii^
die ihnen auch bei der Eihatiung und dem sclincllen Emporblühen TOD
Alexandria an dem Gestade Acg>ptens niclit fehlen konnten.
Oiodor(') sagt uns wirklich, dafs diese Nabataer , die yorher
dordiBiv mar im Fri«d«n nut ümaik HaMden und dem Handel auf dem
Lande beichSftigt ^inmtn, mt jenen Zeiten im Ailanitiadien Golfe und
mnlier dem Seeraube lieh ergaben, bis die Aegypiatdien Könige aie aar
Riifae gebndkt bitten.
Seit Erain';rhene5 (wenigstens 200 J. v. Chr. Geh.) durch den der
Name des Petruischea Ai*abiens zuerst in allgemeinen Gebraucli gekum-
men zu seyn scheint, und durch Ai'iemidorus, ist nun bei allen
Sobrifbidleni fiber Anbkm, «neb mm dem Hauptorte, dem groCMn
Petra in der Mitte des Nabatier-I«nde« die Rede^ ^» imibrend der
Herrschaft der letzten Ptolemäer als di«i Residena eines bedeutenden, ein-
beimiscben Königshauses aiafbitt. Denen Lage entspricht, nach Strabo'a
genauester Angabe, vollkommen dem wieder aufgefundenen riiinenreichen
Wadi Musa. Strabo's treffliche Beschreibung (^) war bisher unver-
atandlich geblieben; aber sie giebl das treuste Abbild des sehr eigen-
ibfimlich gelegenen Ortea, in einer dwaen, queUenreicben, aelbsi bi$
beute ataiUiewobnten G^^,.die Überall dnidi die Katnr von FeUen
nmmauert, nnd dadnrcb snr naifirlidmi Veste gemacht i«t, nicht auf
einer Berghöhe, wie man bisher annahm, sondera im Felstlial, zti dessen
befrtichieier Tiefe nur enge Schluchten als Felseiiigu'nge führen, welches
selbst wiederum in der Mitte der einförmigem Wusienlandschaft hegt.
Voin diesem grofsen (nicht dem nördhcher gelegenen) Petin der
Nabatier (i^eCm md^na), ist nun fiberall die Rede, da* Ton den Waaran-
f&brem auf dem Landwege besudbt wird, als Supelplata. Von den Bß-
näem (70 Tagereisen in Südost) (^) und von den bekaanten Gerrfaäem
(40 Tagereisen^ von Nordost herkommend. Aber eben so auch von der
Seeseite her: denn der Peripltts des Erythräischen Meeres sagt es, dals
(f) ■Diodor SIcul. Z<A. III. ;j.l23.
(a) Strabo XVI. §. 21, ed. Tzsck, ^.441.
(3) Eratosthcn bei Strabo XVI. J^«.^.304>
Bist, phäol. Klasse i%2A* Gc
202
Ritt««
von dem Seesmpel und der ZolUtätte Iienkekom» wm auch der Harn-
deUweg nach Peu-a (') führe.
Mehrere diesei' Nabaiäcrfürsten nennt die Geschichte. Einen solchen
König der Nttlwjtier, M«1cq, lObrtipitcrliniawhHirUat Pausa an,
der Ton Jaliaa Gisar m Aksaadria, (eüt>4,7 tiOkt.Qtk^) sur Sendung
Tou Reiterschaaren aufgefordert ward, ihm damit Beistand gdfjBn die
Acgyptcr m leisten. Denselben sclieim Dio Cassius Malclius zu nen-
nen, vielleicht aber damit nur die dort einheimische nahaialsch- arabische
Fürsten^ürde eines Mclek bezeichnend, die nach Plinius {^) Zeugnifs
«adi «ädUchetn arabischen Fürsten gegen Adana (Aden) sukam.
. Ihr König in Petra, det OotaYian«.« Augustisa Zeitgeaosae» «M
Obodaa genannt, der Bundctgenoue der Römer, weldie dieUeberwin^
der seiner nördlich benachbarten Feinde der Seleuciden waren, dem aber
doch piri Theil der Schuld an dem veniiiglückien'Feldzuge des ägyptischen
Staithaliers, des A eÜus Gallus , beigemessen wird, weil jener Obodas,
"wie es dort der Gebrauch war , aus dem Königsgeschlechte der JSaba«
tiSichea Aiaber erwählt, alle Soi^ aeinan oibenteB, Staftl«b««Mtcn
r^nnt, Statthalter) (*) dem SylUena , welcher den Titel Bmdec ('AikX^)
führte, überlasien hatte, SoTortrefflieh dicaer auch för dieVenrnkun^
bei den Nabaiiem besot^t war^ ao Temachlässigte er doch, in allem, die
Pflege für das Römerheer und mag, soiiar wol absichtlich, das Verderben
dieser unwillkommnen Cäste gefördert liaben, dio mii d^r Unlcrjochung
Syriens aucii djc iirriugung der Obergewalt in Arabui Peuaa und felix
beahtidbtigten. Für jeiien Venaib an dem Herndterrolke, dardi.weldMB
Syllaena ihrem Plane entgegenarbeiteie, ward ihm. ipiiecbin auchi
wie Flav. Josephua und Micol. Oaimaacemut beneble», ift Rom die
Bestrafung (*).
Strabo snct, dafs Petra's Bewohner in grofsem Wohlstände lebten,
treffliche Ocseue bauen, dafs die Stadt ein gmUes, reiches Emporium
(i) Ar T i^a Peripl, Mar. Erjrihr. i.cp, ii-t lie vitgu» itgie Ha>J'/jm' ß(tTi>laSaßtfTai»t>.
(?) Piia.jr.jv.vra4.
(4) Strabo XVr. /.r. 443. \ •
(5) ITote 4 p. 2Si, Du Thäl ad Stroh, ed. Parü. T.V.
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uw Geschickte das Petmisclten Arabiens.
20^
Mj ttd Handebkaravanen, «o zahlveidl nie 'ffmi tleere, nach Lenke-
Ipräie sende. Früherhin hatten dem Athcnaeus mit seinem Criediai-
heere, nach Diodor's Angabe. 8ono Nabatäische Reiter Vei-derhen gc-
brfTcht. Ihre Macht war ako schon damals bedeutend. Diesesmal gaben
sie den Römern 1000 Mamx flfilfirtrappen zu Aelius Gallus Kriegs-
su^ nut; ^lerliiD fndten lifl weit grtlaere Macht nir "Wrlheidigiuig
Jenmlenw gegen YflSpasiAiiu» und Titne» wie Joeephas umsiikul-
liche EnBähtimg lehrt. Ihre Madit yrar damals sehr ausgpidefaiiet. Den
Römern war also dies Nabalalscbf Harsdelsvolk , oder •waren diese Pe-
trrtf'irhpT! Araber, welches bei ihnen immer in gleicher Bedeutung genom-
men wird (')j so wenig ergeben, als sie es früherhin den Sjtem and
irol ndi den Ptdeini^ geweeen aejü mögen, die ihnen mit Tytros
Zant&mig den «lieB Waareung und danrit ihren Hat^pwi-wei-b abeÄni^
%mf m» abbang^ nidi enfam BMcbtöi luid ibren Verdienit <iber Btre-
nioe und Koptos zum Nilthal nad» Akundm «MefteMn. Sie bol*
digien den Ptotemäern oiTenbar eben so wenig, als vor deren Dynastie
den Aegyptern, da sie immer im Intei-esse ihitjr alten Gefährten und
vielleicht selbst äummesverwaiidlen der Piiünicier gestanden hatten.
• In dieaer Hinaicbt isi ea doppelt vx bedanem, daf» nns aoicb dea
Nmnidiadben Rfirngwobdea, de» gdcbrten Jube Werbe Uber AnJUIen (*)
Terloren sind, der ans Karthagischen Schriften ecbSpfie und gewüs oiaeb
über die Untern eh mttn gen der Phünicier in Petra tintcrnchtci war.
Doch «;rheint es allerdings, wie schon oben bemerkt, dafs dieselben
Nabataer späterhin auch wol mit den Aegyptern sich mehr befreundeten,
ab ihnen die Handebstrafte ^Sbm GaEa oder Rhinoc<^ura (jeut El-Arish),
die FbtekievMadt, wie Strabo eagtj crSffiMl waid, imd die Keimvanea
tdh dieaea Srnporiom nnd Ton Pabi^m wieder bei Ihnmi summmenr
trafen, nach Plinius Bericht (^).
Die anfänglich scheinbare Ergebenhfii siegen Römerherrschaft wan-
delte sich schon in den Jüdischen Kriegen unter Titus in die bitterste
(l) Plinius Ml.
(3) Str«l»vXVI.^.||9, «f.2liieft. ' > '
(5} Plinius Ajr.Tl,3l. . ' 1 •
(4) Pliniut ir.J«;Tl,8S/i.714.
Gc 2
304
R I T T « M
Feindschaft um, und zu Trajans Zeiten ward, nacK melirmals wieder-
holten Versuchen, durch die von Dio Gassius angeluhrie Expedition
des Cornelius Palma, der selbständigen Herrschaft dieser, auch gegen
die RSmer «reuloB ])efimdene&''Bimdei(9eiiQMeii> et hdfti, ein Eiide
fsmadit, Anbb Petne* unterworfen, und die Rcfj^ieoftefdL der Nab»-
taer Könige, wie sie adkon Yinceni nuammeugetteUt hei^ findet bier
Um letzten Namen (*).
Arabia Potraea tritt nun als Römische Provinz in den Verzeich-
nissen Röroisclicr Gcscbichtschreiber auf, und mehrere Feldzüge der Rö-
mer nach Arabien gehen mehr gegen die iiördlichen Gebiete der reichem
Sebäer, an die Cremen Ton Arabia felis {Eudaeiaon hei Plin.)* eb fg^
gen die Nabaiäer in Arabi« Peiraea. So sdiivanke&d auch die Obei^
hcnraduit der Römer tod Paliisiina bis zum innem ArabiMhen Heec^
busen gewesen seyn mag, in der Ploleinäischen vierten Tafel von Asien,
im Lid. V. r. 17. von Arabia Petraea, zeigt sich eine weil genauere
Kenntnifs der I^nd- imd See-Seite und ihrer Verhindiuigea, als frü-
beriiin. In den Itinerarien (-) werden zweierlei verschiedne grolse Hee-
reniialeen durcb dtcse» Land Yeneicbnet, dei«a cinadne UeberreMe sich
bie und da in Mcilaiiaeigem und Pflaatersteinen benie nocb necb-
weisen lassen, und in der Nolitia Dignilatiun (a'rc. 400 n.Chr. Gd>.) ift
Ai-al»!!! Petraea eine Praefeclur mit Z^ttz und Pmcses, deren Hnuptsits swar
Bostra(') nicht Petra hx, deren Legionen und Siand(juariiere aber, von
da auf der ganzen Ostseite des Jordan und des Todlen Meeres bis Zoar
und Tbamata (*) (Themaa b. Ptejem., Thannaia b. JoMpb. ^tUif» XHI.)
d.i bis Tbamud mm Meere reidi«, aUo als Grenaqposten gegen Oswn
widtt die Araber von Hedjaz dienen, luid das eigentliche, früher so ge-
nannte Peträische oder Nabatiüsche Arabten iwiscben den beidn inneni
Golfesarmeu beschützen.
(i) W. Yineeat Ptr^ II« m, S34, 251», 326, 442« 44(.
(s) TaAuia Itintniria FetHiiigeriaH» 9tL CMaitmert, 1634. SeffnJH,
(3} yotitia Dignitalum Imperii Orü-nlalis^C,Ciyh- de.FnfSidt.H JforfnMMf« <ftfl*<
üae etc. ed. Pancirolli Comment. p. 74 ele.
' .i .',>.(* •
(4) lUcbterU. Maocd». 1.
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snr Gm^iekls dt» F^i&uAm Jniiinu,
306
Diese letztere Laondgcfaaft wird dagegen in dmen nun schon chritt»
lidi gewordenen- Zeilen unter den TivA von Filifttimt mit ebg^lianddlt»
db FalStliB» lenk, eine Eintheilung, die «eiulem dnrcU des pmit Mit»
teblter hindurdigäit, wo der^eme des Peiniadien Anbiens aus seiner
urspnlnglirlipn Lnc^e weiter gegen den Osten Terdrangl ward und verlegt
bleibt, und nie wieder im Lande der Nabataer in Aufnahme gekom-
men isi, $ondei-n nur aus alten vorahristlichen Jahrhunderten aui die
modenM Geographie ilbertn§en wurde.
Von hier en bc^iant ffir diese Landsehaft und ihre Bewohner eine
neoA Periode mii den chrisilicfaen Bchemdiem des Oströmischen Kni-
•erthumt. Die Noiäa Dignitatum Tmpen'i Orientalis nennt uns dort die
EfjuitfiS sagiltam indigenae Mohaihe. tnid den Praefectiis Ipfri^nif: decimae
FrptefTiis Ailac (') ; also Besai/iuigen von einheimischen und fremden
liüuiiSL-iicn Legionen, die am innersten Meereswinkei des östlichen der
DoppelgoUim ihre Standqoertiere hatten, imd zur Besdiützung lowol der
I«ndwege als der Käsiei^hnen «n^eivieMa waren. Denn Hieronymus,
der bekanntlich so lange Zeit im Gelobten Lande lebte, sagt uns eben-
falls (-), dafsAUa, die Station der zehnten L^on, im innersten Winkel
des Rothen Meeres liege, ein Römisches Prasidinm am äufsersten Süd-
ende Palastina's sey, an der südlichen Kinöde, wo die Schiflfahrt von Ae*
gypten nach Indien Torffibeiffihre, wie «ach wieder Ton da zurück. Also
war damals, Anfang des ffinflen Jduhunderts (Hieronymus Slizht 430),
diese Fahrt wieder in Gan^; und Aila, das Eni|HMrittm, das diedem
Ailaihiels, nach Hieronymus Bemerkung. Seitdem wird der tnliegende
Heerbusen hei Jen Schriftsiellern immer der Ailaniiische genannt.
Aber nicht blofs als Uafenstaiion narh Indien und als Römisches
Castrum wird um dieser innere Meereswinkci, der bis tief gegen das
alle Petra sidi notdwlrts hiasiehl in das alte Nahataerknd, um jene
Zeit merltwBrdig, soodeni andi dadurch, dals wir schon hei den Unter«
Schriften des Nicusehen GondKoms die Worte linden ^ F^lnt» Epimfm
(i) Ononuulicom UrMttM ef XoeoraNs Saerim Sci^Mmäi in ^pSni t%e$ma9
206 ^ I T T V 1 .
Jäemii 0X Pabetlma. iVnMi(*); «Uo adion im lahn 326, di« enia
bostkunte ^nr dorüger Ansicdluiig dw Gbrisicnthiwit.
« Die groftere Sicherheit, in welcher unter dem Schutze der Rö-
mifchcn Imperatoren und später der christlichen Kaiser sich die Pro-
Tinzen des Römischen Reiclies im Üru nii' befanden, fcirderie unstreitig
auch die Ausbreitung und Ansiedliug Römischer uiid christlicher Un-
terthanoi de» Reicht, in jeam, den älterrÖlkenen Aegypten und B»-
ISttin« to nabeii Gegenden des Petnuclien Anbiene, wo bduaMUlicÜ utkt
ba^d die Einöden mit Eremiten füllten. Schon zu Strabo*s Zeiten hatte
das abgel^ene Petra sehr viel Anlockendes für fremde Ansiedler gehabt.
Athenodorus dei* Philosoph, der Lehrer des Tiberius und de? Strabo
Freund (^), der sicli bei deö Peiräern aufgebalten, war unyenieiii über-
rascht worden, dort so sehr viele Römer zu ünden, iwd auch andere
, Fremde, die dahin dngawandert waren. Indeb die Pelrier mter «eh
im baten EinverBtiuidm& leinen, und null Ath«nodors Knlfabing nie
im Streite unter einander lagen, itanden dagegen die Fremden immer
unter einander in Händeln, und erregten auch oft den Bewohnern von
Petra Streit. Die verheerende Kriege in Italien, Griechenland und Nord-
afrika füUten bukanndich die Morgenlaudischen Provinzen des Reichs im
-vierten imd fünften Jahrhtindeit mit Kolonisten au« dem Abendlande au
wiederiioliea malen, und bevölkerten auch den Bremna um Pelm ud
Alle. Beiden Orten im Süden und We»ten liegt dat Gebiqse dea Süaai,
in der Mitte det allen Landes der NäbatSer» swiiciien beiden EndgolÜBn
des Rotben Meeres.
Sina , der friihcrhin von den Profanscripioren ungenannt bleibt,
und zuerst in der Peutingerschen Tafel (.S^i.IX) auf dem Uinerarium
an^ebaeht iat» dteer Sina, sagt Pracopina der. Geschichtschreiber (^),
war Ktt sdmer Zeit (enw. 650) t viden Mtodien bewobnt, die» wie er
sich anadrfidtt, in «rwlteacluiar EuwatnLeije Irei indber schweift^,' deren
Iidien aber aar in Tqde«betrachtuii§eB Teilorflitl gfebn» : Iha^n erbaiiie
(i) S trabo jyiti^dkS, JBx. Tzach, tf, COkriut} SapHßVlufFfveiL imJNiH.^ai3 ete.
(a) &»raboXVI, «£ 7'wcÄ,;».441. . ,
(5) Proeop i um de Act^«aiim* liutuüanL Feiietiis 1729« LH* Y, ♦.8.. k
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vir Getckic^ des Petnütchen Arabiens*
307
Kuaer Jvsiinitn diM Kirdie, sieht sowol auf dem G^cH des Bflvgt^
denn da könne» sagt Proeop, lein Menacb übernachten, «endeni tia-
fer unten , weil entfernt von der grdfsten iHohe. Dort , jagte man ra
Procopius Zeit, solle Moses Jehovahs Geseue bekannt gemacht
haben. An den Fufs dea Gebirgs erbaute der Kaiser auch ein sehr
itttlMe Gttt^ und legte tivffiielie Bcmtoang hinein, damit nicht fon
jeMm Oeaiade die hwtlMriachen Sancenen —ein allgemeiiier nen^'Nema
stau des allen derNabatier, der seit Plinius und Ptolemäus för dortige
Nonuden, adist dem Namen der Soeniten (Zeltbewohner) in Gabrand^
kommt — unvorherge«ehn in Pulästina einfallen könnten.
So "vveit Procopius, der leider den Namen dieses Castells nicht an-
giebt, ubwol es eben dasjenige Aila seyn könnte an der grofsen Heersti^fse,
voni dam Hierenymna und ver ihm sdiimi Eusebius (er stirht 340), als
tan einem Siandquar«iare der Römer i|irie]it('), &äs sidi nicht uübave
Trfimmer eines Castrums am Fufse des Sinai nadtweisen Uefsen.
Bald darauf, noch vor dem Jahre 600, abe r rj irh dem Jahre 663,
etwa um das Ende des sechsten Jahrhunderts, bi illhdirteie Antoninus
Martyr (^), noch eije lieda in Europa seine Kircliengeschichte schrieb,
'void kurz vorher, ehe der Caliph Omar im alten Peiraa die C4>erge\yalt
geman, UMhdam er FalSsttne besucht hatte, endi des Gehiiga Sine.
Ton Geia eua «her EttUie («ofalBnhsia, Suse der TM.Peuimgsr.) (*)
wahrschehdieh auf der damaligen Remerstrafse, wie sie die Peutingerische
Tafel angiebt, ging A n to n i n u s zuerst zu dem Berge (^i eh, und von da
zum Berge Sina, in dessen vor kurzem erbauten Kloster er drei Achte
fand, welche die Syrische, Griechische, Aegyptische und die Besta-
Spreehe (ÜSatlaM? Bostmm? die Arabische?) verstanden. Auf dem
'Gipfel des Sina hatten si« ein klones Oretoriuv errichtet. Antoninns
fand den Berg felsig, nadii ohne Erddecke, aber in der Umgegend eine
grofse Menge tcü ZeDen und Wohnungen der &amiten, gans auf Ifan-
(i) Euseb. Onomaslicon i.e. i^xwdiircn &i aCn^i Toyfta 'PoL-futlaiv ro itHOTev.
(a) liinerarüm Seuti AhUmM Martffi»t ex Miueo MenanUf JuNmagi-Amiium.
1640, k.p.28.
(S) fiiMa Peulingeriana sect. B£, om}^. Itinerar. Antomni AugusU ed. P. fFeJseäag.
Ams$d,l73Sti*p.72U
208
R I T T B R
liehe Weise wie am Oreb. Aber jene Einsiedler waren keinesweges die
alleinigen Bewohner dieser Einöden, denn auf einem Theil des Berges
Oreb verehrten die Saracenen, so sagt Antoninus, der dieselben nachher
auch Ismaeliten nennt, ihr Marmor-Idol, das so weifs wie Schnee aus-
sah, und seine bestellten Priester hatte, angethan mit einer Dalmatica und
einem Pallium von Leinwand. An ihrem grofsen Feste verwandelte
sich die weifse Farbe ihres Idols, mit dem ablatifenden Monde, vor dem
Eintritt des Priesters in das Heiligthum, in eine völlig schwarze, die mit
der Beendigung des Festes aber jedesmal wieder zur weifisen überzu-
gehen pflegte, worüber auch Antoninus seine Verwunderung zu äufsem
lücht unterlassen konnte.
Auf demjenigen Berge^ der damals für den Horeb gehalten wurde,
bestand also noch, neben dem christUchen Cultus auf der für den Sinai
gehaltenen Höbe, ein unstreitig älterer, heidnischer Mondsdienst, etwa
der Herodotischen Alilla {AlUit der Araber) ('), ehe dort noch die Mu-
hamedanische Lehre einzog.
Vom Berge Sina bis zur Arabischen Stadt Abela, wo, wie Antonin
sagt, damals Indische Schiffe landeten , und ihre verschiedenen Gewürze
herbeiführten, rechnete er sieben Mansionen, eine Entfernung, welche
der neueste Reisende, E. Büppel im Jahr 1822, in sechs Tagen zu-
rückgelegt bat. Abela ist oiTenbar dasselbe Aila, das, wie schon Bochart
und Assemani gezeigt haben, im Mittelalter so vielfache Schreibarten
erleiden mufste (Aela, Aelis, Abela u.a.m.). Eben dieses Aila also, wie
wir aus dem so eben angeführten, für jene Zeiten imd Gegenden, in
vieler Hinsicht, an Thatsachen merkwürdigen, und noch unbenutzten
Berichte erfahren, hatte sich bis damab, gegen das Jahr 600 n, Chr. Geb.
unter allen Stürmen und Wechseln der Zeiten, als alter Stapelplatz in-
discher Waaren für Palästina und Syrien immerfort aufrecht erhalten.
[ij A.tteman'\ Biblioth. Oriental. T.Yn,U, foL^iX.
(a) T.Zacb Correspondance Astronom. T. YIII, ^. 469-476.
(5) Bochart Geogr. Sacra. P. II. Chanaaiu Lugri. Batavor. 1692, ed. F'ilUmnndy
L 44, O0/.684; Assemani Bill. Orient. Clementino raticana. Romae 1726, T.IU, P.U.
fot.S52 sijt).
aur Geschichte des Peträischen Arahrnns,
209
Hittuit Iiört aber andi diese Bedeutung der Gegend alt Passageland
|ener altern Handclmt'bindungni «uf : denn bald wurden nun die chriM-
lichen Herrseber aus Vord^rnsfcn auf immer yerdrängt, und 3Iubame-
daner die Gebieter, anfangs nie Chalifen , dann die Sultane Aegyptens
und Syriens, zuletzt Gonsiantiuopcls , mit wenigen Linterbrecliungen
«itthamitclier nntat^eardnetcr, «nbuciier oder syrischer Dynesten.
IGt dem Anlange des siebenten Johrinmderts beginnt daber, fÜir
jene Erdgegend, Ton neaem* eine -veivnderte Geschichte, eine andere
BeTÖlkemng, Bdierrschnng, JBestunnuuig der Landachaften und Oeru
liebkeiten.
Die Quellen aus denen wir ihren Zustand erfahren miifsten^ könn-
ten Yorzüglich nur die ^Nachrichten der Araber selbst seyn, denen aber
^en jene Gegenden minder mchtig «nd einflnlsteidi, als frnheriiin, sn-
rfieLtraten m VeTgessenheit, seitdem die beiden Stidte fbres Propheten^
die bistorische Mitte ihrer weilläufigen Wohnsitze wurden. Denn die
Verlegung der Challfenresidenzen in das Euphral- und Tigrislaud verän-
derte die Ilandelsstrafsen. Der direcie Handel Tom Nord-Ende des Rothen
Meeres nacli Indien verlor sieb ; mit ihm verödeten auch die Emporioi
dieses innem Meerbusens, die unter Ptolem'dern, Römern, Byzannnem
anfgdklfibt -«raren, soW auf der Arabischen wie auf der Aegypi»>
•eben Seite.
Arabische, Syrische, Aegyptische Herrschaften bildeten sich; zwi-
schen diesen blieb das Land des Alten Petra ohne ";clh<;tsliindige Herr-
scher, aufser dem Wege p()lin-,rli( i Vfrhnidnnii lit L^m, ward von neuen
Nomadenstammen aus dcui bcnaciibarien Arabien uberschwemmt, und
blieb nur ein Land des Dorehaugp fOr dnadne Zweige derjenigen jun-
gem Karawanen, die sich sdt Hubameds Tode und der Eroberung
Syriens und Aegyptens, zwischen Damask, Kahira, Medina und Mekka,
in so grofsem Maafsstabe während der nüttlem Jahrhunderte ausgeSiil-
det bal)en.
Je scbmaclivoüer das Loos den Abendländern erschien, welche das
christliche Morgenland durch die Lngläubigen, seit dem ersten Jahr*
hundert der Hedsdira getroffen baue, um so niaiir emadite mit der Er-
innemng an die bednagUm, «iradkgebliebDen Gkubensbrfider wd mit
HiU, PhäoL Klam Dd
210
Ritt b a
der geschäiften Empfindung des gi-ofsen Verlustes der geweihten Orte,
auch das Interesse, sie wenigstens zu besuchen, und bald, auch sie wie^
der zu besitzen. Dies erweckte frühe Schaaren von Pilgern nach dem
Gelobten Lande, die auf dem Hin- oder Rückwege über Aegypten zu
gehen gcuöthigt waren, und $o, biM auf der eSnen hüd auf der andern
Seile die EetiüiMhe LanJtdwft Berfihren nmieien, oder 'ebdohdidi aie
durchzogen, um das Kloster in den Einöden des Sinai zu faewallfahi'ten,
das durch seine burg'ähnliche Lage, durch seine Verwaltung und sein An-
sehn in Unter- Aegy pten, einigermafsen geschützt hh'eb, auch durch seine
reichen Uutaiiunen, wie durch die Mirakel, die sich immer mehr vor-
fanden, die Aufmerksamkeit der Wallfahrer aus den weit umher liegen-
den Wärtcneieii anzog.
So irarden ndien den etBheimttdieii imnrfmflmitfthmi Gesehidit*
•direilNni und Geogr^hen, auch die Itinerarien der Pilger eine freiBcb
nur ärmUch fliefscnde Quelle für die Kiuide jener Erdgegend. bis neuere
wisseuschafilif lic Forscher zur Aufklarung, vorzüglich der ältesten he-
bräischen Anti(|uiuiten, dorthin auf Entdeckungen ausgingen.
. Denn eben die aUeriateito Kunde dieses Lande», die mit dem
Darehsnge der Kinder leraät dardi die Wüsie beginnt, -wie eie in dm
Mosaischen Büchern niedergd^t mr, vaA in die Mitte dct sweiten
Jahrtausends vor derjenigen Zeit surScJt geht, in der, wie wir «o dien
gesehen, Criechen und Römer uns, vom Nil- und Jonlanihale aus, die
ei-sten genauem Bcrichu; über die Landsi liutt uiu Petra und die Küsten-
gestade der beiden innern Golfen mittiiciicn, diese war gänzhch unbe-
adhtet geblieben von allen Pro&necrilienten; sie lleite nii^^ends AiilUi>
mng ilbr Andere gegeben noda bei Andern gefunden, lud dien «o ftat'
einzelt und unaufgeklärt wie sie, blieb, was wir bisher absichtlich, nocb
nicht berührten, das zweite wichtige Faktum aus der jüdisch -phönici-
schen Geschichte, welches diese Erdgctgend betrifft, nml in die Zeiten
der Könige David's und Salorao's 1000 Jahre vor Chnsii Geburl zu-
rückgeht, nümlich die bekannte, wenigstens vielfach bespi-ochene Aus-
tendnng von Haüddifiotien nnt dem innenten Arabifdiak Mieerbasen gdb
Ophür, vm die KoMbarkeiten dee Onieme tmd dae Gold Arabien«, über
Bmongeber bd BMi, »nm Tempdban nedi. lei<ttealeRi einanföbren.
sur Geschichte des Peträischen Araldws, 311
Sdiwr der jüdischoi O^tcluditschreilMr^ madi Joieplmt naxiA,
hat uns über die BeschafTenheit jener Landschaften viMr oder nedi jemett,
iifir sie so denkwürdigen Begebenheiten aufzuklären versucht.
Nur die T^as^e der zuleut genannten beiden Orte, deren Wieder-
entdeckung und nähere geographische Bestimmung, als unser dritter An-
beluponkt, emeä bedeutenden Fortediritt in der KeDnanb jemi Erdgc>
Ueiei herbeifälin, kann hier Todiiifif; eagedeutet werdet» da sie ctne
Erdgegend betriff, die für tich, ans den alt-testameotahschen Nachricb>
ten hinlänglich erläutert werden kann, was bei den mehrsten der andern,
ohne Ycrgicichnngen und annähernde BestimmiiBgeD durch die neuem
Berichte kaiuu möglich seyn möchte.
Die I^ge beider Orte am Nord-Ende des heutigen Golf yon Akaba,
kt ina al^nanuriiien, in ao lioliei Ahar lie auch, in einen damala lär
andre VflUiCT im uptniUcli onbekannien Lande hinaofreichett/ dwdücti
Vaiw^M Zweifel unterworfen. Denn diese Lage ist zu eigenthümlich»
als daf« sie nicht durch jeden , auch den einfachsten Zug der nähern
Besch rt'ibung, oder der Geschiclite augenblickhch charaklerisirt werden
muiste (z. B. AiXajiA ev ir/ßrovt eori bei Euseb. /. c. fol, 37). Schon zu
Moaea Zeiten luunninn beide Orte, beim Durchsage der ICinder Inaä
in ihrer ganaen EigenihfinKdiieit ftur, unter den angefahrten Benen-
nungen. Nachdem das Volk Israel (5. B. Mose 2, 1) von Kades Bamea
aufgehrochen war nacli der Wüste , auf dem Wege zum Schilfmeer,
und das Gehirge Seir eine lange Zeil, fast 38 Jahre lang umzogen hatte,
wandle es sich gegen Mitternacht durch das Laad der Sohue Esau's
(Idumäa), deren Beaits das Gebirg Seir war. Eben daselbst, Ys. 8,
heüat et: „Und vim unaem Brfidem, «eldie wohnten an Setr (von
,»den Söhnen Esau*« nlmlich) logen ivir wdier auf den Wege der Bfaeno
„Ton Elath und Eceongaher, und wandian una und logen nach der
„Wüste Moab."
Ob dort zu Elath, zu jener Zeit, wie Bocbart meint ('), ein Han-
delsort gewesen sej, lalst sich freilich hieraus nicht erweisen, aber die
genannten benachbarten Doppelorte deuten wol oflSukhar auf eine schon
vorhandene, abare Aniiedlnng an Rothen Meere hin. Dala Idoaaier
(i) Baehart e«eftk S^enu Ournmn L «ol. 684.
Dd 2
212
H I T T B a
iie erbaitMii, ytird um nicht gesagt, obwol Genes. 36, -il Ek tut den Söh>
nen Edoms gezahlt 'wird ; sie könnten auch für alte Golonien oder doch
Handelssuiionen der Phönicier geilea, vrenn sieb «ndre hinreidbaide
Grunde dafür nachweisen liefsen.
Da(s hier wirklich von der Küstengegend ein Weg der Ebene (das
Gefilde von Ebth und Ezeongeber, nfteh Liitlier« UeberaetxaBi) und
nidii eine Wüstenei oder nBcIttes FeUgebir^ 8*8*^ ICueraadit fuin»,
erfüll ren wir aus Burckhardts Eericlil (') Tom Jahre 1812, der Tom
NordL'n her bis auf zwei Taqereisen in diesem Wege (In Kbene mitten
zwischen wilduufstarrenden KJippenzügen sich dem. heutigen Akahah
Ailah geniiheri hat.
IßiL dieser Auswanderung Israek Tom Sdiilfiiwer mm Jovdin kSn
jede Eniinerung an jcnoi Gestade «uf, big KSnig David (^), der Sieger,
die Bdonuier im Salsthale idilvg (18000), dSeselhen Umniier des anhe-
H^den Cdbirges Sdr. Des Sekihal Isi die Ebene Zosr im Säden des
Todten Meeres.
Von David lieifsi es nun Vs. 11: „Und er legte in Edom Be-
Satzungen, in ganz Edom legte er Besatzungen, und ganz Edoia wiu^
„ David «iiterUlan*** Diese völlige Iksetaung ging offenbar bis'inm
Ifafenorte Eseong^r am innersten Winkel des Golfs : denn nach einem
Fragmente des Eupolcmos über den Propheten Elias, das Eusebius (^)
anführt, soll schon König David zu Aila (h'ArxflveK bei Eusebius ofien>
bar zti lesen fv Ai>.«v eis) haben Flotten bauen lassen; aus dem Buch der
Könige (**) und der Clu'oaik erfahren wir aber wiederholt, dafsSalomo,
Davids Sohn, „SchüTe bauen liefs zu Ezeongeber, die bei Eloth liegt,
,,am Ufer des Sdiilfmeeie im Lande der Edomiter/' ^(s aber Salomo
setiiet dahin sog und mVeibindinig mitHiram dem König» von lyms
diese Schilfe nach Ophir absegeln liefs. Seitdem stand dieser Hafenort
dem Zugige der Phönicier und Judäer offim, cur ibndlang mii den
(l) Rurckhnrdl Travels in Sjrria 4. FjQtid. p.ÜS»
(i) 2.B. Samuelis 8, 13 und Cbrunika 18, 12.
(S) l^Mq»«£ Ctaeaaraw J^MW^ AiH^
Cb«Mi.l78a.
(4) 1. a-lADige 26 ; ^CkwiLa 17.
r
Dlgitlzed by Goo;5le
VW Geaehichte des Petraiiehen AnÜens,
indiaehen Gastadeu, bU BMth etwa amderdialb bmideri Jahren Edom.
wieder abfiel Ton deni Hause Juda, -wider König Joram siegreich zu
Fdde zog, und einen et^en König über sich einsetzte Die Idumäer
lionnton ihre Freiheit von fremdem Joch indefs nicht lange liehaupten,
(if.tin Asarja (Usias), Sohn Amazia s König von Juda, unterwarf sie
bdd wieder (>), und beule Bkth (EbthimPliinl) ('}, du TieDdcbt
eb ¥e«te neben dem. Halenort dionen mochte, da beide immer aasam-
nen genannt ^vcrden.
Seinem Sohne Jotham blieb die Küste zwar noch, aber dessen
Sohne, König Ahas von Juda, entrifs der machili^f König von Syrien (*),
Bezin (Arases bei Josephus) , dieses Elailj Avicdcr; er vertrieb die
Juden ganz aiu Elatli oder, wie Josephus (^) sagt, liels alle Judüer sowol
Raaalmng ala Unherwohnende umbringen , führte grofiM Beate Ton da
weg nadi Damaakna, nnd legte eine GUomie der Syrer in dem Hafen-
one an. So kamen nun die Edomiter unter Syrischem Schutze wieder
nach diesem Orte, und wohnten daselbst die folgenden Jahrhunderic bis
zu des oben berührten Antigonus, der Ptotonicr nnd d^ Seleuci-
den Zeiten.
Denn , dals Ton da an, die griechischschreibenden Historiker, mit
dem Namen Idnmia (d.t. Land Edom) die Landacbaft nm daa Todte
Meer, also einen Theil von Kanaan, wie Diodor tud Josephns» im
Gegensatz des südlichen Cebirgslandes Seir, das doch eigentlich nur von
Idumäern bewohnt war, bezeichnen, und seitdem da«; tA\ü Land der
Söhne Edom mit dem Namen Nahuiäa benennen, hat schon Reland
in seinen gelehrten Untersuciiungcn über Palästina überzeugend darge-
tbaB(*). Die Sahne Edom, der biblischen SchrifiateUer, sind die Be-
wohner derselben Gcgpiden, deren Bdierrscher bei den Griechen und
(t) 2.B. d-KAnige 8,20.
(a) S.B.d.lteig« 14.22.
^ Boehart £ c. .
{S^ FLJotapWs C^evilAi^ r.l.^42a.
(61 RaUndi JWaaMAMl,6t.
214 • E X » « » m
Römern NabatScr heifnB. Alle «ndcn alt-tttiMiieiiiAliidMBL BaMmnai-
geu dortiger Völker verschwanden aOnSblig , und worden von andern
jfingem, arabüchen verdrängt; nur diese beiden der Idinnfier iiadl!blMk>
tiier überleliten die übrigen.
Statt der Tdumäer (E^otniten) treten also jene Nabataischen \ ulker
und Könige auf, die zu den östlichen Ismaeliten (von Nabajoth, dem
8obne ItmaSla» nach l.B.Hbie8 26,13) gerechnet wiuv
den, deren geschichÜidiBn Znnanmenheng nach den Proianiaibenicn
wir schon ohen tmtersacht haben, so weit es noihi,vcndig war, um
nach diesen Quellen die geographischen Bruclistude fiber dieae wcni|(
bebauten Cebicie vergleichen und näher besüaimen zu können.
Es bleibt uns nun die driue jüngere Klasse der Geschichtsquellen
in ihier Aufeinanderfolge nnd ui Siraai innem Zuaanunenhange zu eiw
mrihnen tibrig, ans denen, immhtelbar, Tor md seit der Muhamedaner
Zeiten, die nähere Keuttnib dieser Erdg^end sich schöpfen IS&t, nebst
der Feststelliing gewisser Hauptpunkte für jene Oerthchkeiten, die sich
nur auf diesem Wfjge int Züisanimenhangy mit %Uen übrigen nadhwei»
sen lassen.
In die Geschichte der Verdrängung der clu-isthcheu Kirche aus
den weitliufigen Gefilden und nodx ziemlich sahireichen Ortschaften
des Petriüschen Arabiens,- durch die A'»***'*^*- Mnhameds, seit dem sie-
benten Jahrhundert , und ihrer Einengung auf das Ueine festungsartige
Giibiei des Klosters am Berge Sinai, sind alle Nachrichten ohne Ausnahme
eiiigeflocliien , welche die ncucrn geographisch -eihnograpViisrhen That-
sachen für diese Krdgegend, wenn auch sparsam genug, miiihcilen.
Die Gesdiidife joier Verdrängung ist ron Miemand geschrieben,
die Docninente der Besicgien tind spanam und unlauter, die AnnaÜsien
der Sieger landen die Bedien nidkt werth, daft ihre Geschidite aulge-
aeidmel wnrde.
Ohne Eusebius (Metropolit m Caesarea in Palästina, stirbt T i"^)
und Hieronymus (der als 3Iönch in Palastina, stirbt 420) Ortsverzen li-
nisse zur Heiligen Schrift, die sich auch über einzelne l'uukie des Pe-
triüsdiea Aralnens erstrecken, wfirden wir nodi weniger im Stande sejn,
nns in diesen Gregenden nwecbt anfinden. Sie sind, nebst den Untere
aeidmungen der BitehSfb in den verschiedenen lürdien-Ooncilien der
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zur Gesciuchte des Peträisc/ien Arabiens.
' firuhern Jahrhanderte für jene Zeiten, die einzigen geographischen Quel-
len für gegenwärtige Untersuchungen ; sie sind die Wegweiser der Pil-
ger und derjenigen gewesen , die zu den Zeilen der Kreuzzüge das Ge-
lobte Land nebst dem benachbarten Arabien, unter dem iSamen toh
Palastina tertia, von neoem in DiooeBen und Episcopate TertheiUen, und
Ycr^chuugspuokte der nodi iMtleliaiden Mowmnwiie in dm Trflmr
mem vad Rninoft &x Sltore imd peakt Jabrhimderie darbieten. An
ihre Anylien schliefst sich die neuere liViedeniullfindnng der Sporen
aller vcrschwundnen Ortschuften an.
Frühe verbreitete sich die chrisdiche Lehre um die Grenzen Ju-
däas auch nach Serien, Idumäa und unter die mancherlei, wie sicii aus
der lieU anfirelenideii MnliaaiedaiMriierieclttft ergibt, zwiidien den Aie^
bera angetleddien^ jüdiichen und ihrem Siamme venvandten Völker-
echaften, bis zum Nord -Ende des Andtischen Heerbmens hin. Wie
scbon der Apostel Paulus (Galater 1,17), von Dalnaskus nach Arabien
ging, so folgten ihm andere Lehrer des Eyongeliums, und zogen weiter
bis in jene, damals sehr stark heTolkerte Gegenden der Petraischen
Landschaft ein. Die bekannteren Angaben des genannten OnomastLCon
ubergehen wir, und führen hier nur an« den ^tera, in diewr Htnaidbt
noch nnbenntxien Unteradiriften der Ksrdien-GoneOien (nach Aaaemani
MäL Orient. undLabbe Coneä. 2111,111« IV,Y>Vin) die folgenden Orti-
namen, als Sitze der Epi^ropcn an, welche zu geographisdien Rcinmmun-
gen dienen Ira INicäischen Coneil (32ö) unterzeichnete Ni comachus ab
MeiropoiiL von Bostra (jetzt Boszra, auf der Osi&eite des Jordans) , der
Hanptttadt Im Sfiden de» Hanrangebirgs, welche damals, unabhängig vom
Patriarchat au Jemtalem, daa Hmpl von tidMefan bii swanzig Ecdeiien in
Arabien war. Im Jahr 336 waren heftige Streitigkeilen am diesen Bi-
•diofssitz von Bostra, auf der Kirdienversammlung zu Constantinopel.
Im Jfihr tOO zu Epliesus , imlerzeichnelen die Bisrliöf*' von Khiw
und Phacno aus dem Peiraischen Arabien , One deren ijesuijimung
schon schwieriger ist. Im Jahr 403 auf der Versamuiiiuig zu Chnlce-
don dieielbenj aber anÜMr ihnen auch die Biachöfe Berjllna von Aüa,
Mnaonint von Zoar, Joa^nei vom nnbelennien GfaijMqpoIn Arabne,
md Joanne« ndMt Eustathine, als die ersten duiftUdien Bnester
unter den Saraoenen (SMueenomm gmtu)*
216
R 1 T T B ft'
Seit dieser Kirchenvcrsammliing wurde nach längerm Kample mit
Jerusalems geistlichem Obei'haupi, die wachsende Macht des Metropo-
liten zti Bo<!tra, durch Maximus, Patriarch von Antiochi, der den
Pairiarcticn zu Jerusalem begünstigte, beschränkt; einige südliche ara-
bische Ecclesien, wurden diesem Bischofsriue entrissen, dieselben welche
seitdem, ds Pafisiina tenia, die dritte FnnriDs in der geistlidien Topo-
grepbie des Patriarchats iron Jerusalem oon8titiurten(*), lud dies sind
die, eben dadurch luiichtiger werdenden, und auf Lurze Zeit mehr be-
günstigten Diücesen in der stark sich bevÖUemden Tandschaft des Pe-
träisdien Arabiens.
Diese traten darum nun unabhängiger in den Unterschriften auf,
und gewannen bedeaienden Binfliil« auch auf SiB sie amgtiwndan no-
madischett VSlkerschafteit. Petra wmrde seitdem der SAu des Ardu»
Episcopats dieses dritten, südlichsten Palastimi's, unter wddbem die Orte
Aila, Pharan, Sinai, Phaeno und andi-e nun öfter als Episcopate sich
herrorthun, bis sie mit dem Ende des siebenten Jahrhumieiis plöutlich
"wieder verschwinden.
Im Juiir 449 in der Versammlung zu Ephesus uuicrsciirieb der
Bischof von nueno, ndiet seinem Gdifilfen unter den Saracenisdien
Bundesgenossen («muEiiiM Bfüeepm Snweaiorum Jbederalorum). Phaeno
(^icwv bei Eusebius), lag, nach Hieronymus (^), mit seinen Metall-
gruben , zwischen Zoar und Petra, also im Petriüscbea Lande, und
möchte sich wol noch nachweisen lessen.
Im Jahr 548 unterschrieben zu Couslantinopel, nach dem morgoo-
landisdwn Patriarchen Mennas, auch: Thomas, Presbjter monttsSiatti
und der Legat dieses Berg^: et Legatus ipsäu montä, mit ümen aucii
die Legaten der DiÖcese Ffaaran, am Westen von Aila auf der grolsen
Heerstrafse nadl Aegypten, und des weniger bekannten Raithu. Im
Jahr 553 aber, auf dem vierten r'oneilium zu Constantinopel unter Kai-
ser Jus tini an us, «nterschreibi nun endlich auch, ein; Constanlinus
Episcopwi Suiai, woraus sich ergiebt, dafs vorher, ehe dieses Gebirge
(i) Asaemani MOL Oriau. >. m, P. D, ßtt. S9it <f. Jm Atta^ de cammuu
utriusifue Ecektm Idkl,
{%) Hicrottjai. Omni. v. P>«»Ob
Digitizeo Ly
WUT GnAiehte dn Petnu$ehe» JnUaut
217
Um du illdiiifB AnfinnltMunkdt aller Enrapiar dv ^tem JalirliiiiMleria
auf sich zieht« alt die ahittgft chrifdich gd>Iiebene Gebirgsinsel in jenem
weiten Völkermeere liprvorragend, welches der Islam beherrschte. Dafs,
schon lange vor dieser Zeit, sehr viele Gegenden dieser Peträischen
Landschaften, welche bald wieder in Vergessenheit zurücksanken, in
dirisdiche KulmntoUen umgewandelt waren« mit, in der That nicht
wesigeii Stidten and DSrCem, mit feMm Wolmoriea aller Art, mit
Kirdien, Kleatem, Grabstätten, Grüften, Kasteien, mit LandatraCwn,
Meilenzeigem, Bädern und andern, freilich aus keim i Zeit des reinem
Stils herriihrrnden l^TnmJmenten iibprderlc t , deren zahlreiche, zertrüm-
merte Tjfb"rrcsie, auch licuit noch, mit jeilcr neu eingeschlagenen Wan-
derung iLuhner Reisender, in dia düitigen Einöden, wenn sie nur die
heAemailiche PflgerMiafte varlanen, ab inuner neue, tür die Lande»-
knnde zu erklärende Rithad hervortreten.
Zu gleicher Zeit mit diesem Foruchritte der GiTilisation im Pe-
traischen Ai-ahien, brachten die Streitigkeiten der orthodoxen Kirche,
unter dem Schwize der Bvzüntinischen Kaiser gegen die monophysitischen
Ketzereien, und gegen die iNestorianer, welche beide unter den moi^en-
Undiachen Christen den gröfsem Anhang beliielten , leider dem aufblü-
henden Grensj^eliieie PMria'a ^tA» Verderben «nd Rüdichratu Noch
unter Kaiaer Leo L Mritt der Metropolit Ton Boatra tüe die orthodose
Lehre in seiner Provinz; als aber unter Kaiser Zeno und Anastasias,
seit 491, diese Leliren in Aegypten und Vorderasien überhand nafiraen,
und sich, sclhsi \on Antiochia und Jerusalem durch ganz Syrien un l Ara-
bien miL wilden Stürmen verbreiteten, und unter Kaiser Jus lini au, in
derlGtie des sedbaien Jahchnnderta an lansaid nranophysitisdie Ksehofa
von ihren Steen veralofsen worden, so landen d»en diese die grölrten
Beschfitaer, Venheidiger , Gastfreunde, an den zahlreichen Horden der
Saracenen, oder der christhch gewordnen Araber , welche seit einiger
Zeil in grofsen Schaaren aus dem Innern ihres Landes an die Syrisch-
Palästinische Grenze herbeigeströmt waren, um Theil zu nehmen an
den Kiämpfen der Christenparteien. Alle Arabische Grenzvölker, die bis-
her nnter ihren Enatm In BAndniisan, sowol mit ihnn Persisdben Naeh-
harn als mit den Byiandnisdien Kaisem, gestanden hatten, unter dem
Titdi ; Praesuh s Foederatorum SsrntUomm .aolgefihrt vf erden, fielen nnter
BifL Phäol, Kkate 1S24. E e
218
R I T T B A
Jattinian ab und wiedeilioltiea ihre «Iten Raubfiberi^IIe und Fehden,
jetzt zur Veriheidigung der verstofsenen Geistlichen und Bischöfe, die
bekanntlich auch bei den Persem Schulz und Beistand fanden, zumal
unter Kosroes um Ktesiphon sich ansiedelten, und sich seitdem über
ganz Osiaäien bis an die Grenzen von China und Indien verbreiteten.
M» Anastasius (629) moupphysitiacher PuriBidk wa Antiodiia gewor-
den war, halten tidk dia wädiesien ReligionsstShue fiberall im bcDad»-
banän Oriente Terbieitet, und auch im Peträischen Arabien waren die
mehrsten Episkopate schon abgelöst Ton der orthodoxen Kirche , ehe
noch die Siego der ersten Chahfcn die föHige Trennung Peiriiaa von
dem Äbendlande, was nun nicht mehr sciiwer war, ToUenUeicn.
Was uns, von nim an^ die Annalen der Muselmänner über die
Verwandlung dieses ehrisiliclieii sogenannten Pshesdna tertia» in eine
rein mahamedanisclie ProTina fiberilielere haben, iak nngemein dürftig»
da sie nnr schnell hindurch eüten zu den reichem Landschaften yaa
Syrien, Phönicicn und Aegypten, Pcli-äa aber seinem Schicksale über»
Uefseii, da es im Zusammenstols jener drei« ihnen allerdings Ton selbet
zufallen miUste.
Der alkffiltaste Kampf Muhameds g^g6ii die c&xisäiciie Hen^
sdialk fiel indeb-grade an derOs^renae des FettSisdien Arabiens» nam^
heb an der DitieeHi^renae, am OMoliBr dee GoUi vws Akaba ror, im
Norden von Hedina auf der Heevstrafse gegen Karac. JXk dortigen
Gebieter hatten, wie Abuifcda sagt (*), den Bolen erschlagen, den
Mull am cd an den Herrn von Hoszra (ad Dominum Bosmrum) , oder
Bosu-a, d. 1. nacli dem Sitze des Metropoliten im christlichen Arabien,
mit -deiB Anirnf seiner Ldire bebntreien, gpsendet hatte. Daher sdiirkte
er seinen Diener Zaid mit 3000 Mann ddim, der aber im-Süden tob
Karac , bei don Orte Muu (bei Abnlfeda ; aber Kofaiv Hbr^y»»» bei
Theophanes p, 278) (^) von Romanen und christlichen Arabern (100,000
Mann stark nach Abu ! ff'dnV Anpf'b»') , überfallen und geschlagen ward,
wobei drei ihrer auägezeichneien üiuubenshelden fielen und der vierte»
(i) Abulfcdae Annales Musiemid, loh. lac. Beiskii ed. Adier. Uqfniae 1789,
r.i, ^143. ♦ *
(«) 43r. Adl«r J^A Jfti«.«8, erf ^. 149» O^^S^i
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aur Getciuekte da Petnutcken jiraHtm,
219
Glialed» Yalid*» Sohn, die Fibne ergriff und die IVplieni meh He-
dina i^fiddich snrfidiäluie; in denudben Jebre 629, (8 J«far dar Heg.),
in irddiem Muliamed audi Miekka eroberte.
Im folgenden Jalire (630) als die Datielemte zum festlichen Ge-
nüsse einlud, tmd eben darum noch viele, dem neuen Propheten Wi-
derspenstige zurück blieben, brach Mubamed zum zweitenmale gegen
die Romanen, ivie Abnlfeda ngt, näfldidi gegpn den Wceten anf. £•
wur im October^Monet; er drang mit 30000 TÄmh über die alten Sitte
der Tbaandiiai {*) mA -reu da weiter nordwiTts, siegend bv zur reidien
Oase Tabnk vor (auf der jelligen Hadjiroutc, noch bis heute, eine Haupt-
8tr5tinn , im O-^tpn von Ras-Mahamed ; 12Tagereisen im Norden Ton Medina,
16 im Süden von Damask, etvra 9 im Süden Ton Boszra).
Von da aiu begannen viele freiwillige Unterwerfungen der christ-
bdien, von der orAodosen KIrcbe abtrfinnigen Gemdnden de» Pe-
tiüieben Anbtent, die, gegen Zahinng ven Tribut, «eh in Yertritge
mit d«a Sieger einBefsen. Deren nennt Abulfeda drei, bei diesem
ersten Vorrücken. Es waren Ocaid, Sohn des Abd-el Malek, des
Christen und Gebieters von Daiimat -el-Gandali, der als Verbündeter
mit dem Perserkönige das Ehrenkleid von diesem, ein Prachigewimd von
Ooldetoff trug, welches Bewundenuig der Araber erregte; er mochte
woU ein Nestorianiieher Gbriet Myn. E» waren ferner die Bewobner
dei uns wibebannten Adrog, nnd endlidi aneh Jobannes, der ebrkt-
liche Beherrscher von Ailah , im innersten Winkel des AOanitischen
Colf"?. der, wie Abnlfeda erzählt, Muhamed entgegen kam, und sich
zu einem Tribute von 30*i Goldstücken jahrlich vei pdichtete (^). Alle
andern Sutionen der abir&nnigen christlichen Kirclie in Peträa, schei-
nen, obwol uns dies nicbt tnsbetondere gesagt wird, diesem Beispeie
bald gefolgt au sejn: denn anbb der enbisdiSflidie ^la, Bosara(^),
ipng auf diese Weise nadt der Scblacbt von Jannub an Abu Bekr
(t) Abnlfeda £&^m.
(i) i rixT die Unächtheit des 2Xt>iBmii Meurimis dättuHiUt «. VoM 6 GibboB tSf,
c.50.p.i65, D. Beck. Uebcrseliung.
(3) Abulfeda Lcp. 223, 243, 245 ete.
Be 3
220
R I T T B
äber (634) , und swet Jahr« ^ter fid ieraBdcm ; un Jahr 640 kaa
«udi (las Nilihai in die Gewalt der Ghaliphen.
Seitdem verschwinJet alle genauere Kunde der Fremden Tom alten
Peiräischen Lande : einige Jahrhunderte hindurch hcwcf^t sich die giT»f»e
Arabische Völkerwanderung durch dieses Gebiet hindurch gegen deo
Westen, um die weite nordliche Hälfte Afrikas zu beyölkem; die Ka-
rawanenatraften nach Medina und Meklat ▼on Damaskus und Kairo,
nmlstcn am iimeni Golf "um Aßah auaammenaiofeen mn jene GlMolii»
gen zum Grabe ihres Propheten zu führen. Das Peträische Arabien
wird daher von nenem das Land des Dtn-rhzugs und der Heerstrafsen,
. die Bewoliner werden die Karawanentüiirer , die Diener und Ghafir's,
oder Beschützer der Pilger. Immer neue Arabische VoULentümme dräu-
gen daher, nach und nach, am dem imiem, fiatUdian Hed^ mid Kedjed,
dem HocUande Hittdandnent« dort tin, um Tbeil pn dem VerdioMls
diese» Paisagelaiidei zu nehmen, und ein Geichkdit wird nach dem an*
dem, aus Ccsira Ailah« den halbnnifloswn<p, irie es die Araber ne»-
aen, verdrängt.
Auf diese Angaben beschränken sich seitdem alle ISachrichten der
Arabischen Geographen tmd Geschichtschreiber. Der magre Auszug
den wir von des Termeindichen £bn Haufcal*» Geographie des Orienia
bedtxen, gibt gar keine nihere Kunde dieser Cegeadi obwol ne so dicht
an die Hcimaih der edelsten AraberstSmm« grenxpt; er unm nur sw«i«
mal den Ort Aileh(<) (d.i. Ailah).
Edrisi (2) ist zwar umständlicher; er nennt viele Orte dieser Erd-
gegend, wie Fama, den Berg Tur, die Hatenorte Masdaf, Sciarm^albait,
das Vorgebirg Abi-Muhamed, und die, wie er sagt, mäfsiggrolse Stadt
Ayhb, aber neue AnjErohlfisse giebt er nicht. Diese erhalten -wir ent
Hör die Topographie de» PMraiieheik Arabi«M durch Abulfoda's Bo-
sebreibung des Meeres von Kolzum(^) und der Landschaft Anfaien, wo
€r ^ücklicher Weiae über Ailah als Au§snz«ng» apricht. Den Beireis
(t) Ebn Haukal Orifnt. Geogt: b. Ouseley p.kXt^l*
(a) Ed r ist Geogr. tiubiensu p. 109 etc.
(3) Abulfedac Dejcripüo Maris AlkobMm. edid. loh. GraevUu in Script. Graed.
Münnt, OsvN. 1712, roLm,Jbi.7^» ^JUl-ilb,
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Sur Goie&K&te dt» P^rätdien jinUau*
221
fBst adne eigeiiai Beobaditimfai findcs inrir in idhen AmMlen ^
«r adner cnten, swdieii md dmtm Mgerftlirt aach UeUja emduitr
vnd diese letztere, im Jahr 1319 mit dam Sultan Malec en Nasr tob
Aegypten zunicVlpc^tp, und etwas genauer, wenn glelcli n?clit i'n allen
Tbeilen umsLändüch genug beschrieben bat. Sie führte ilm nhcv Ailah.
Abulfeda's Geographie wird wohl die wichtigste Arabi&che Quelle
tfiher di«ae Gagead Udbcn, ao lange wir nidit den vdlaiiuidigan Ebnp
Bavilud oder Sfan Batate erbalten werden'.
Gleidueilig mit den Arabern laufen die fiidfaiAim Itinerarien
christlicher, emopaischer Pilger, die jedoeb nur zuweilen das Gebiet
des PetfäHrhcn Arabiens berühren, und, wenn es ihnen gclinct, auch
selbst durch SU eif en, doch nur um den Sinai auf dem allbekannu n Pfade
£u besteigen. Die Frucht für die Landeskunde ist ans den m.eLirsiea
nur eehr gering, bia die neuem Focacbnngen mit den Rdien nidi den
Sinai beginnen, die aeit Geraten Niebnhr, erat astronomische Beob-
achtungen zur Annäherung genauerer On ^bfwtiminwigpn geben, obwol
auch schon Pater Sicard (^) dergleichen angestellt haben will, von
denen wir jedoch zu einer Karte, bisher überhaupt nur er^t zwei brauch-
bare erhalten haben, die von Suez, und ganz kürzlich Ton Akaba Ailab.
Die Legenden dea Klostert am Sinai Ueibfln rwar tinfrncbibar lür nxt*
eere üntenndiw^en, aber «n der Geachiehte dieaea «iniig eibaltnen
Denkmals einstiger Herrschaft der grieehiacihett Kirehe auf der ganaea-
Halbinsei, gebt die Zeitgeschichte eiaea ToUen Jahrtaiuenda irie an einem
Spiegel Torü^er . in dem doch manche Bilder anfgefangen Yrordotj die
ohne das verloren gegangen scyn würden.
Wir schliefsen den kurzen historischen Ueberblick über diese Bruch*
atfieke -von lerrtrenten Nedirichien mit einer Bemerltung, die nna ein
minder bekannt gewordner Dentscber Pilger aus der Mitte dea Tiersebn»
ten Jahrhundert, Peter {t^dga Ludo^h) de Suchern (^), Geistlicher
ana fkdeiboni, in aeinem wenig beaditeten Itinecarium (Tom Jabr 1336
(i) Annaks Moskmid ed. Adlc-r T.Y, 193, 281, 331.
(a) Leltret idijianies et curieuscs etc. Nouv. Edit. Lfon 1819, T. III, p. 400.
(5) Ludolph de Suchern Libeilus de länere ad Terram Sanctam. feneL S»a. —
ItanlNli. 1477.
322
bis 1350) i fiber di«. AnwobiMr dei Sinn ma die Huid g|«bt, wddke
cnMO bCMiiden Umstand am der Legende des Klosters bestätigt, dcMOD
Folge noch liemte, fibei- das Verhältnifs der dienenden und herrschenden
Arnher«;*:mirne zu jener fremden Ansiedlong alt einer allen überiiefertoi
Eimicliiung , einigen Aufschiufs giebt.
Die beulige Legende des Klosters erzählt (')j dafs dessen Erbauer,
Kaiier Juiiiniani bei der enien Giündnng, amch Hör die Bedienung
der Geifltlicben in fremder Umgebung dadnreb sorgte, dafs er eine Aik
zahl der Eingebomen vom Gestade des Pontus Euxinus ab Xnei^te dort>
bin gesendet, und auf dem Gebirge, als Wächter des Klosters und sei-
ner Pflanzungen angesiedelt habe, deren Nachkommen auch im Dienste
der dortigen Aasiah blieben. Spaterhiu, als die Sultane Aegyptens für
die Bestätigung der Klostergerechtsamc , von den Vorstehern des Sinai
Sdiats und TbiterlMlt 6» Torfibernehenden Mieikba-Filgtt reriangien,
bauen die Geistliclien mehrere Arabemiinme mr fetten Anriedlung in
die fruchtbaiern Tliäler ihres Gebirges eingeladen« duTcb sie Schutz aa
Tcrleihen, denen ober bald immer Andre und Andre, ans dem Hedjaz
nachgefolgt seien. Diese hallen sich immer gemehrt, ihre Mnrht sey
gewachsen, die der Christen, denen einst die ganze Ilaihin&ei gchurte,
■habe dagegen abgenouuient und Me seien endlidk nur auf ihr Kloster
und dessen Gebirgp besdirSnkt geblidien» and in Abhängigkeit der }&►
gern Ansiedler geratfaen. Die Kiiedhte und Hörigen des Klosters wur-
det nun, da die Klostergüter entrissen waren, die Siilaven der Musel-
männer; sie waren Christen, vNTirden aber nach und nach Moslem's
und nahmen die Sitten der Beduinen an , blieben aber die iirmsien un-
ter ihnen, und bei alle dem noch die nächsten Angehörigen, ja selbst
die Diensdeute der Mönche.
Peter de Suchern unterscheidet im naunundsiehiigsiea Ksfniel
seines Reiseberichts nun wirklich noch diese Knechte des Klotterg^
birgs von den andern Beduinen, die er Baldewini schreibt. Jene nennt
er C'^nvprsi et Laici , die auf dem Gebirge die schwere Arbeit hätten,
Kohlen zu brennen und diese nebst den Dattelvorraihen auf ihren Ka-
neden, sowol nach Heljm, d.i. Allah, also nach Osten, wie nach
(i) Bnrelkar4t 7>w. 'i» ^941
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«fr GetekielUe des Petmuchm Arabiens,
323
Wen» nadi BabyUniia bov«» d. i. Kuro, cum Yerkanfe la Iiriiigffi, wm
bekannilich auch heut sa Tttge der Hanpterwerb aller dortigen aimen
Beduinenslainme ist.
Aus jener IJezeichnung und den übrigen Angahon sollte man ver-
muthen, dafs sie damals, ia der Mitte des vierzehnieu JaUikunderts, wirk-
lidi nodi der chrittlidten Kirche «D§peh5rt hSuok.
Durcli die trcl&idieu Beobachton^ Burek]iardtt(*) auf die-
sen Gebirgsböben erfahren wir, dafs offenbar deren Nachkommen, noch
heute, die dortigpa Gdbayle (das BergralL) aind, die ihre Abkunft von
christlichen Sklaven selbst anerkennen, von den reinen lledjaz-Arahem,
die sie verächtlich : Söhne der Christen nennen, in keine eheliche Ge-
meinschaft aufgenommen werden > dafs die letzten dieser christlicheu Be-
dninen em in der Mitie des Jahrhunderts unter ihnen anwtar^
hcn, und da& diese Gebirgsbewohner, die sogenannten Gebayle, an dem
sehSnaten von den übrigen Beduinen gpuiz verschiednen, wabrscheinlidi
vom Kaukasischen Stamme herkommenden Menscbenschlui^e gehören,
aber in allem die Lehensweise und Gebränche ihrer JSachbarUt der Be-
duinen, angenommen haben.
Die Geschichte der Petraischen Halbinsel bietet daher, nicht nnr
dnrdi ihre geographische und histornehe SteUnng au ihrm Ungebnngen,
nnd durch das Ueber- und Ineinandergreifen drei- und Yierlacber Nach*
barländer und Völker, vielseitige, allgemeinere Berühnuigen mit ihren
Umgehunt'en dar, sondern sie zeichnet sich noch anfscrdera durch sehr
eigcnthümUche, innere Erscheinungen auf ihrem eigenen Boden und in
ihrer eigenen Bevölkerung und Belebung aus, die nicht ohne gestalten-
den Einflnfs auf die ndier* und femer- abstehenden VöUtervediiiliniase
bleiben konnten; sie bat selbst Natur- nnd Kunst-Denbnale aufitnwei-
sen, die noch genauerer Unsersucfanng werdi sind.
(0 Burokhardt 2Vw. Ii e. p, ^2.
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Nachträgliche Bemerkungen
zu der Abhandlung über die Antigone des Sophokles,
ff"- BOECKE.
]^^•dkkln ieb meine Abhandlung über die Antigene dei Softbolile« vor
der Herauagabe nmerer Sciiriften Hmth Seidler nütgetheilt hatte, hat
derselbe in der A. L. Z. 1825. N.26. unter der Aolkfarift ,,Littera^
riscbe Analelt len" Gegenbemerkungen bekannt gemacht, um seine Re-
stimmnng der Zeit der Autrührung der Anüconc aiifrecbt zu nlialten.
Diese haben mich veraniafst, zu meiner Abiiuudlung ciuigc iicmcrkimgea
uadisatrafen, um meine Darfegiwg 2u Ycrrollaiandigen, wddie Ton die-
«em bedäditigen Gähnen nidit ridiiig anfgelalat worden an «ein adieinu
Zuent mufs ich noch einmal von dem ungenannten Biograpben 8pre>
eben, weichet- den Sophokles sieben Jahre vor dem PeIoponnF«;i<;r}!f»n Kriege
Feldhen' werden liifst, das lieifst nach unserer Art zu reden, im. achten
Jahre rückwärts; denn ^7. behaupte ich, die Angabe sei auf jeden Fall
ungenau , da mali den Archen Morfdiidet und den ArchoD PyrUiodor
mtireehnen mfines ea iann alier sdMÜnen» aelbai wenn der Kograph
den Wahltag im Jahre vor Morychidea im Auge gdiabt habe, hätte er
nur sagen dürfen acht Jahre oder im neunten Jahre, welches auch
Sei die r mit einer Stelle aus dem Thukydides belect. Hierbei ist jedoch
nicht 2U übersehen, dafs Griechen und Römer angefangene Jahre iu der
Regel als voll zahlen, dafs sogar eine Zeil von zwei Jahren T^un^^U, von
vieren «wnni^ heifit» und wa« dergteidien mehr itt; und e» in daher
mcht an ferwundem, deb Do d well, ein Chronologe, der vide Zahlen
geleacn und geprüft hatte, an der Stelle des ThuL^dides Anstob nahm,
die nicht zur Richtschnur für den gewöhnliehen Sprachgebrauch gemaidit
MisU Plulol, Kiasse 182^ F f
226
BÖCX.H Nachträgliche Bemerkungen
werden kann. Und wenn der Biograph das mchte Jahr vor dem Pelo-
ponnesiscben Kriege meinte, v. elrlips bis zum zehnten Monnt i^cs Archon
Morj'chiJes zurückreicht, so mulste der Anfang der Sophokkischcu Stra-
tegie erst gegen das Elnde des Archou Murycliides gesetzt werden, und
obg^cli das «bzige tüchtige Zeugnift die SuniicheD Sanipf« nmer Ti>
ittoUes und Sloiycfaides aetst, müfste mm der zwate fiamiadie Peldsiig
ent unter Glaidudei beendigt werden. Auf eine idche Angabe bei ei-
nem aas Lappen zusammengeflickten Biographen so grofses Ge^viclit zn
legen , kann ich mich nicht entschliefsen : sie trägt in sich selbst das
Gepräge der Ungenauigkeit ; genaue spätere Scbiiftsteller, die etwas wis-
sen, geben die Archonten an. Wie bestimmt ist dagegen die Angabe
des Sehoiltastcn nun Arittophanei, wenn er die Semischen Kemple nnier
TümoUes nnd Mbijcliidies setttj es genfigi üun nickt, nvie scUechlen
Schriftstellern, Einen Ardion Sit nennen; er nennt uns zwei. W&ren
die Samischen Kämpfe erst unter Glaukides entschieden worden, warum
hätte er gerade diesen verschwiegen? gerade das wichtigste und entschei-
dendste Jahr übergangen, in welches die Belagerung von Samos nun
•ehr neit hineinlaufen müijste? Dies nöthigt mich, von dem Biographen'
und von der bexeiciuieten Auslegung deasdben efaragehen, mid eine der
bflidiCTi andeni mo^ÜdbeB AmxalmMny die ich .in meiner ^Mi^^ullw^iy aniL
gestdlt habe, TOrzuziehen.
Bei der Entwickelnng der zwei möglichen Ansichten gehe irh nicht
darauf aus. den Monat zu bestimmen, in welchem die Samischen Kample
angefangen hatten, welches ganz immöghch ist, sondern ich stdüe hjpo-
dietisdt Ton den Tiden MS^^icbkeiten swei hüi, woraot ein Tersdned»
nee Er9eiMU& folgt; di« in der Mitte nrischen beiden liegenden Hypo-
thesen durchzugehen, war theils Stt vwitläuftig, iheils darum überflüss%,
weil sie in Rücksicht der EIrgebnisse mit den beiden aufgestellten über-
einstimmen. Die zweite dieser Annahmen ist die, wonach (Ins Bündnifs,
TOn welchem alle lici crlinung ausgebt, in den vierten Olvtnpisc Ikh Mo-
nat von Olymp. 83, vi. gesetzt wird. Seidier hat indeis diu'ch Vcrglei-
drang der Stdlen Thnkyd. II, 2. I, 67. I, 87. gezeigt, defs nicht über
den £bifien Otymptsdien Monat turfiekg^paigen werden bannj gleidi-
viel jedodi, ob wir das Bündnifii in den vierten oder fünften Mooat
eMien, lilk sich der An^ff -ron SeniM auf Milet in das Spiqabr
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fifor die AnÜffM» dn SofAokigi,
227
Olymp* 84,4., der Anfimg des sweitea ftwifudw XxMg« aber, wie ich
§. A. sage, Ende Winters, oder in den Anfang des Frühlings setzen.
Zu kui-z kann man die hierdurch nKp;emesscne Zeit für die Begebenheit
ten, "welche der neunmonatlichen Belagerung vorangingen, nicht finden;
je nach den Umstanden können solche Begebeabeiien schuelier oder
lewymer ToDfoIut veaden, und im AUg^nemcn ljUtt lidh hierüber gar
nichtt hcMimmcns wenn aber die Sehrilbtdler tod nidier Fol^ der
Begebenheiten sprechen, so wird die ToUfihmng der Sachen in kfinei>
rer 2^it vrahrscheinlicher. Ich habe nun in meiner Abhandlung, ob-
wohl, wie ich zeigen >verde und auch früher bemerVt hahe , mit drei bit
vier Monaten auszukommen wäre, für jene Ikgcbcnhciicu einen Spiel-
raum von ungefähr sechs Momnen geias&en; und man könnte eben so
gut sieben «eiaen, ohne daft in den Folgerungen etwas geftnden wtirde;
ist ein Honet -?on Seidler abf^Migen worden, so stehi es frei ansnneiimen,
das Jahr 01ynpb84»4. sei ein Schaltjahr gewesen, wodurch für die politisdie
Jahrein iheilung , worauf es hier allein ankommt, der Monat wieder ge-
wonnen wäre. Mnn kann gewifs nicht behaupten , dafs in so lanf»er
Zeit nicht das habe geschehen können, was vor der neunmonailicben Bela-
gerung, das heiÜBt vor der Schlacht bei Tragia vot^egangen ist. Es ist
neimilich avch jeiM» noch gestattet, die BegebenheiHm mit dem üBnften
oder sechsten (Sjmpischen Monate anzufangen, und bis in den llanychion
fortlaufen zu lassen, der der gewöhnhchc Frühlingsanfang ist: folglich
haben wir aufser dem fünften Monat Mämakterion den Poseideon I. Po-
seideon II. Gamelion, An'fiesierion , Elaphebolion, Munychion. Wir
bi-auchen aber so viel Zeil nicht, sondern können mit di-ei bis vier Monaten
ganz bequem aw^onmen} amr mnlä man die Begehenheilen niebtins
Grolse mahlen, einen Zng von Samoe nadi Miiet sudi nich» wie einen
Einbruch in Bufsland, und kleine Unterhandlungen nicht wie einen
Bnropaischen Congrefs vorstellen. Die Orte nämlich, welche hier
in Betracht kommen , sind alle niclii weil auseinander gelet^en ; der
ftlittcipunkt für dieselben ist Samos, wovon in gerader Richtung Milet
etwa 6, Sarde« 17, Lemno« 40, Athen eben so viel Deutsche Meilen
entfernt ist; meist Seeweg, schndl lorndeulegen gut Rndem nnd Se»
geln, oder wenn der Wind nngOnstig ist, mit Rndem aDein. Um hamt
s. E fo%ende Zeilen sebem. lÜlet, tou Skukm besiegi, swei Wochen
Ff 2
328
B ö c K H NachlrügUche Bemerkungen
(wenn es beliebt, nnd drei Tage genug, in welchen das Schicksal von
Millionen entschieden werden Lnnn); Reise der Parilieien nach Athen,
zwei W'oclien; Fahrt der Atliener nach Samo«, drei Wochen; von der
Ankunft der Partheien zu Aihen bis zur Aukuxüi der Flotte vor 6amo&,
Herstellung der Demokmtie in Samo« und Abfiiltttaig dn- GfliMa imA
Lenmott swei Wochen; deim PeriUes larfiek: ith ikiyatv
^nifa^g Ssnenti mmrtAuni« hrtBÜfiBu üs Tig (Diodor. XII, 27.).
Wäbcend dieser Tieraehn Tage wird auch Pissuihn« die dem Perikles
nach Plutarch gemachlen Anträge von Sardes au<; haben machen kön-
nen; dazu Ix'dnrAe es höchstens sechs Tage, oder wenn Pissuthnes schon
zum voraus aul die Ankunft der Attischen Flotte gerechnet hatte, einer
eo Ueinen Zeit ab jedem bdi^MU ¥<» den Saauttm gingen aber Einige
neck den ftstcn Landej um den Aibenern cn entgehenj die«.tt6ge&tie
•dit Tage vor Periklei Ankunft gethan haben , gegen welche Annahme
nichts streitet ; und dann machen sie mit Pissulhnes Bundesgenossen'
Schaft, sammeln 700 Söldner, und greifen Samos in nächtlichem Ucbc-r-
fall an. Hierzu werden vier Wochen übrig Zeit sein, zumal da in Karten,
im Lande der Söldner, mit Pissuihn^ Hülfe 700 Mann gewifs in Einer
Wodbe .svMnmengebracht vrcrdAi konnten. Der Uebet&ll tob Samoe
fiele hiemacb Eine Woche nach Perikks Abang; Krie die Gnecfacn
Ipsara gleich nach Abzug der Türkischen Hauptmacht wieder genommen
haben. Hierauf stürzen die Aristokraten die Demokratie, holen die
Geif&eln von Lemnos, liefern die Attische Besatzung dem Pissuihnes aus,
rüsten gegen Milet: dafür mögen voriauiig zwei Wochen gegeben werden.
Denn dae JRfisten der Griechen ging schndter iJa das heutige Mobilmachen:
iK doch jeder Bürger Bon^ch Krieger, und braucht Uoft aufgeboien la
werden: die leichten Schiffe waren schnell in Stand gesetzt. Man sieht,
drei Monate genügen überflüssig für alles, was hie dahin vor dem zweiten
Feidzuge hergeht, dessen ei ste Schlacht die neunmonailiche Belagerung zur
unmittelbaren Folge hat. Wir geben nun von du an einen ganzen Monat
aur Ankunft der Attischen Flotte vor Samos, wiewohl diese schon zwan»
zig Tage nach dem nachdidien Uebttrfall weder da «ein konnte; denn in
adin Tagen können die Athener Nachricht eriialien haben, und aehn Tage
später könnoDt sie in Samos sein; nach leuterer Voraussetzung würden drei
Monate und wenige Tage btt-tur zweiten Ankunft der Attucfaen Fbtt«
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üier dt» jiaägane de» So/Aoüe$,
229
genflgeo; aber idi geba noeli don vkrtini Mouii aa. Erat |^c1]ceil% mit
dflr Athner Anknnft «tdien die Samier mit ibrer Floue tw Milet, und
s^dn saruck, -wo sie denn bei Tragia geadjbfjgeii worden: also haben
Rip sich sos^&r fast sechs Wochen rüsten können, wenn wir für die Bege-
beiilieiteu vor der Schlacht bei Tragia vier IMonaie annehmen. Was ist
in allem dem unglaublich? Aber man hat noch ühei-dies einen ^eit-
fHUR Ton drei andern Monaten flbrig» ans welchem man so vieL Zeit so-
•etaen Icann» ab man vriU. Das atterdings entlegene Byni» 4Brf man
nicht in Rechnung bringen; es ist zwar gewifs, dafs ßyzanz zugleich
mit Samos ubfällt und sich wieder eryiebl (ThnkYd. T, 115. 117.); diese
Sache steht aber mit den übrigen in keinem solchen Zusammenhange,
dafs irgend ein Frülier oder Später in Bezug auf einen bestimmten Vor-
fall des Semisdiien KampCes ausziunitteln wäre. Es siebt also von die-
ser Seite meiner iweiten YonnsseizuDg eben so wenig al^ der ersten
etwas entgegen, vnd Sophokles Antigene kann alio eben so gut in
Olymp. 84,3. als Olymp. 84,4. gesetzt werden. Es liefsen sieb aber ge-
gen die zweite Voraussetzung die §. 6. bemei kien Sclnvierigkeiien erheben;
mir scheint jedoch gegen die Art, wie ich sie beseitigt habe, nichts Er^
bebbches eingewandt werden zu können; wie z.B. dagegen, dafs icb
nns der §. 4. gegebenen Stelle des Strabo nidiu weiiör folgern lassen
will, als Sophokles sei eine Zeitlang Antsgenosse des PeriUas gewe-
sen, nicht gerade bis zvr Eroberung von Samos. Strabo spricht von
der Belagerung von Samos, durch die die Athener Samos in üblen
Stand gebracht hatten, unter der Anfilhrnng des Perikles und Sophokles.
Er nennt den Sophokles offenhar nur der Merkwürdigkeit wegen, weil
er wufste, dafs dieser mit Perikles bei dieser Belagerung Feldherr war;
etwas 'fiber die Dauer der Sophokleischen Strategie ist in seiner Angabe
aidit enibalieD; und es kommt nur anf die übrigen Verhältnisse ,an,
ob man diese Dauer beschrSnken oder erweitern will. Auch dals dio
Nachridit, mit Thukydides Melesin=; Sohn sei Sopliokles Feldherr gewe-
sen, in einer so geringfügigen Stlnili \v[e die Biographie des Sophokles
erzählt , nicht für gewifs zu halten sei , sondern auf einem tmricbligen
ScUnife beroboa kürnw, ist eine nlidik gewagte Yenntttbung, da es im-
aihlige Beispiele solebto anf FeblschlOfsen beruhenden Angaben giebt.
Die Richti^teii mdner «weiten Hypothese, imd somit die AnflShrung
330
BöCK^R- NMkträgUehe JSemerkungm
der AntigoiM in Qi^iiip. 81>3. iriiide föllig «uidiiedffk leni, tnnik ^
leigt werden kAutttt» dafs die Angabe dos Biographen nidit mur fiJbch
sein könne, sondei-n müfse: denn dann müfsie SopJiokle? ein Jahr tot
Tlinkydides Feldherr gewesen sein: und schon jetzt neigt sich die Un-
tersuchung dahin, zu verneinen, dafs sie zusammen Feldherrn
•ein konnten. SSe cehn FeUherm ^nurea gewifii jedenait je einer
wm jedem der lefan StSmme: dies ymA keuMr für swcifdlMift inhenj
der in diesen Sodien zu Aase ist. Wie, wenn Tindgrdides und So-
phokles aus Einem Stamme warCT? Wie unsere Kenntnisse jetzt stehn,
kann man nicht anders urtheilen. Thtiltydides ist von Alopekc fPlutarch.
Perikl. 11. Schol. Aristoph. Wölk. 941.) aus dem Antiocbisch < 1 1 .St/imme;
Sophokles ist aus Kulouos. Als Gorsini schrieb, fehlten noch, die An-
gplben, sb Wdiem Stamme Kokmos gehöre; die Lisdirift Jiei Gliandler
Inscr. U, 107. (in unsem Corp. Inser. Gr. 17. 173.) seiil aber Kolonos
unter den Antiochischen Stamm. Diese loschzjft ist nnstfciüg älter als
N. 115. (aus der Zeit der zwölf Stämme) und 183. unsei-es Corp. Inscr*
in welchen Kolonos unter die Aegeis gehört; tmd wir können uns da-
her für die ältere Zeit nur nach der ersten richten. Es durfte schwer
fallen zu zeigen, dafs die Inschrift N. 172. nicht alter als die andere
sei} aber man kdnnte sagen, es Bebe vim Kolonos gegeben, den Snmik
ans fttttium Sophokles anerkanniermafsen ist, vnd den Aftf^t tSkSm
niemand wird zeigen können, dafs der äfc^au« ein Demos ist, Wfllcbea
schon Corsini (F. A. ä/.I. S.20o/f.) verneint hat; alle Demen, der«»
Namen zugleich Namen von Staditheilen sind, wie Melite, Keramei-
kos, sind als Demen nicht doppelt, sondern nur einmal vorhanden.
Also andi ans diesem Gnmde bestreite ich den Bio^phen, und halte
danudi die AaHiabnuig der Aniigpne in Olymp. 84,3, fflr ^Mva^Mliaa-
mender mit den Verhältnissen, gestdie aber gern, da6 Diodor, auf den
ich mich berufen habe, und dessen Ungenauigkeit mir aus eigenen Un-
tersuchungen hinlänglich bekannt ist, ebon nirhts bpwpiset; wenn man
gleich doch immer Bedenken tragen muls, ihm Fehler aufzubürden, ohne
es beweisen zu können. Eben so bemerke ich, dafs der Ausdruck §. 3.
lu Bide, nach den SchviSftsielleni sei allea lascib geschehen, ein ils
hns tbräf 9»n. sei: aber als soldias ist es andh bnslängBdi eritiessn,
und kann kaum -verdaduig gemadit werden. Wenn i. B. Plntardi im
üigitizea by CjüO^^k
931
MU«t 36. «Igt: 0« ^ (i^fikh iMch PcrilOM AUUtct) iwAmKrar,
hetO^avTo« aini Tcix o|ui(^ov« ntT(rou3i>ou, so \ann man niclit sugen, das
tuSit? sei so genau nicht zu nehmen, da zwischen der Abfalirt Je^ Pe-
rikles und der Wegholung der Geifseln aus Lemnos eine zicmlichu Keihe
Ton fiegebenheiten li^e. Deuu ich habe schon gezeigt, dals die Yor-
■uiwimiig, nnittttllMft mi. Gelegentlidi bemarkie Idl aodi £«MS* Wenn
kh. g.'S. die Mbfciiiiiea det Artemon f^cii bei der entcn Bdagemng
«naunelbar nach der Schlacht bei Tragia erwilluie, so scheint dies irrig
■m mIb. Plutarch (27.) und Diodor (XII^ 28.) berichten, joM^ mit Be-
nilnilg auf EphorOS, Periklf»«? linbf sie!) hf^i dip<ier Bclfic;erung nuch der
MaM^hinen des Artemon Hc licni, im 1 geben <lics als beilaulige Anmerkung
gerade bei Ei'zahlung der zweiten Belagerung, oder irielmehr des zwei-
ten Ade« der Behgerang, welehetf der wichtigere vrer: denn vgmu
lidi ist die Bdegening tfibeihanpt nnrSine, die bloft durch einen güiii&-
liehen Ausfall für eine kurze Zeit unterlnrodiett irird. Aber keinesWegei
beschränken sie, oder Tielmehr Ephoros, aus welchem sie schöpften,
den Gehrauch dieser Maschinen auf den zweiten Act der Belagerung;
und da die Athener schon in dem ersten drei l^tesiigungen angelegt hat^
ten, liönnen sie auch schon damals den Maschinenbau angefangen haben*
fadenen m man Zweck nidil, eine Zntbesiimmimg xa gdben, son-
dern de die Athener die Meechinen des Artemon bd dieser Belagerung
gpbnmdkt heben, sage ich nvr gleich bei der tmen Erwihnong der Be-
lai^ernng: ,,c!ie Athener hätten angefangen die Stadt aus drei Befesti-
gungen und mit den Maschinen des Artemon zu belagern." Uebrigens
mögen die Maschinen, wann man will, in Thatigkeit gesetzt worden sein.
Was die Ton den Zeiiverhiltnissen der Stratege "nnd der IXony«
eoefeite entiduten GiMe beiiiflK, so bebe idi mir ellerduigs in deren
Auseinandaraeteung Vennntbvngen erieobK; aber der Schlufs beruht nidit
aof den Yennuthungen, sondern enf dem damit verbundenen Sichern.
Sicher ist es, dafs Sophokles, wenn er -wegen des Beifalls der Antigone
tum Feldljerrn erwählt worden, nacfi dem Poseideon oder Gamelion oder
Eiaphebolion erwählt sein mu£s; imd eben so sicher ist es, wie sich
am Bnde eeigen wird, dab hieniadi die Antigone nidil Olymp. 85, 1.
nnd folj^ entweder Olymp. 84, 3. oder Olymp. 84, 4. an%eäfart iat,
wem man nidu tmgmdhiditiidie Toranmemmg^ enfticilen will. Ob
232* BÖCKH ^achUtigUdie JBeimrAungen
Yor den'PdopomieMScluD KifC|^ aufserordentliche Feldherrn cvnanBt
yrordcn seien, läfsi sich nicbt entsdieiden; idi habe dies daher als pro-
blemaiisch dahin gestellt sein lassen : irgend -wann aber mufste doch
von dei* regelmafsigen Einricliiung abgewichen werden, und man i^r
nicht berechtig i dies selir früh anzunehmen. Uebrigeos ist kein Grund
TOiiunden, zu glaub», ^ «bn Fddhcrm, welch« gegen Sunot
sogen» nicht die ordentlichen geweeen iden; and dale dieae ihr Amt
nicht im HeVntombaeon angetreten hätten, ist bis jetzt nii^t ei'wiesen.
"Wenn diese Zeit nicht geeignet scheint für den Feldhcrrnweclisel , da
hierdurch die Sommcrfeldzü^e nnch wenigen Monaten schon wieder an-
dern Feldherrn übertragen wurden, und die vorhergehenden ihre Plane
nm* auf kurze Zeit hinaussteUen konnten; so bedenke man, dafs der
Freistuien sogar fSr etwet Wänschenawerthc*
gdialien inrd, nmd waitamtdiende •trategiache GomhinetioneB hei Krisen»
die sidb gewöhnlich in kleinen Räumen bewegten, so selten voHconunen
konnten, dafs sie bei den Staatseinrichlungen schwerlich in Rechnung ge-
bracht wurden; wecliselien doch die Strategen alle Tage den Oberhe-
fehi. Ueberdies konnte man nöthig^falls die Feldherrn wieder erwah-
len, oder aniseronientlicher Weilt im Amte laMen, oder ffir entfern«
tere Zfige, wenn de kuvs vor don Wedud der Sireiegen einiratcn»
■nl«erordentKcfae ernennen! Wenn bei den Spartanern, Syrakusem,
Aetolern, Achaem und Römern die Feldherrn ihr Amt nicht im Som-
mer angetreten haben, erlaubt dies keinen Schlufs auf Allien. Die Feld-
licrru haben bei den Römern und Spartanern ibi' Amt mit dem Anlani^o
des bürgerlichen Jahres angetreten, und zu eben der Zeit weitlen sie es
bei den übrigen gethen haben. Ehen dieses habe ich hei den Athenern ,
•ngenommen'; nnd ao lange man nidits dagegen beweiaendet findet,
kann man von einer andern Yoranaaetzung nicht auagebn, da die Ua-
gistrate 7.11 Athen ihre Aemter, wenn sie jährig waren, im Hekatom-
baeon antraten ; und ehenso stimmen in den andern Staaten die Magi-
strale mit den bürgerlichen Jahren üherein , die ja eben wegen ihrer
Uebereinsünunimg mit den Staatsverhäitnissen bürgerliche sind. Indeaaen
baue idi darauf nicht anMchliefidich, aoadern bemerk«, dals das Bürgeb-
nifs nicht 'gfiiiaiiger für die Ton der meinigeta abweichende Heinnng
aaafaOe, wenn.die Fddherm ihr Amt etwa im Frfihling antraten, .und
uiyiiiz-Cü by LiOOQle
iAer dm Anli^pM de$ SophakUt.
333
dtfi es tiberfiaiipt nicht auf di« Zeit dei Ammafimget» «mdeni der Wähl
ankomme, die icb, wie mir scheint, nicht ni bestimmt, in da* leiste
Vierteljahr Tor Antritt des Amies oder kurz ror demselben setze. Die
feste Bestimmung der Wahlzeit aber, und dafs wirklich alle Jahre zehn
ordentliche Feldherrn ernannt worden seien, diese Dinge lassen sieb
vmh dem Geiste der bfirgeilichen Einiditiiiigen im Alterthunie nicbt
in Zweifel »dien« Feiner linde idi Iteine Beweise, dafs die Strategen
in Winter wechselten. Man sage nicht, dies liätte geschehen müssen,
daasit die neuen auf den Sommer die gehörigen Anstalten für den Feld-
zug machen konnten; diese Anstalten konnten auch von den Vorgangem
und den daftir eigens bestellten Behörden gemacht werden; und nach je-
nem Grunde müfsten die Feldherm aller Orten im Winter gewechselt
haben, was dodi niemand wird behanpien wollen. In den Griedusohan
Gcsdiichtschrsibem findet man haum Andentangen vom Wechsel der or-
dentlichen Fcldherrn gerade im Winter, wenn man nicht, wo man Feld»
heiTn im Winter wechseln siebt, dieselben für ordentliche, wenn aber
im Sommer, für anfseronlcntliche erklärt, ohne dafs dafür Beweise vor-
handen wären; nur das sieht man, dafs Feldherrn im Winter auti«ten,
nnd im Winter oder Frühjahr gewählt wurden, ohne die Zeit genaner
bcstimmoi an können, und ob es wItUidi ordentUdie oder anfseiordentp
liche gewesen. Wenn z. B. Lacbes in Sicilien im Winter den Pytbodor
zum Nachfolger erhält (Thukyd.lllt iifi*)» ist er nicht gerade für einen
ordeiitlirlien FelflKeriTi tu hahcn, deshalb weil nichts auf Ahspt^nng des-
selben führe; denn Luches konnte ja ein aufserordentlirli* i l i iheir sein,
welchem nach Ahlauf eines Jahrs ein anderer aufserordenüicher nachfolgte.
Nodi- schwankender ist das Beispiel des Demostbencs , der nach dnem
glfidlichen Brfolge, im Winter nadi Hanse kehrt (I1inkyd.in, 114,);
denn es ist nicht klar, dafs gerade damals seine Stnt^e ordentlidier Weise
zu Ende ging; die Stelle lU, 9S. zeigt, dafs man erwarten konnte, er wäre
schon den Sommer vorher ztirüclgcgangen, was er nur aus Furcht nicht
that; und wenn er naeh der Rückkehr Privaimann war (IV, 2.), so weif»
nmi, da die Sache erst m der Geschichte des folgenden Sommers eriihlt
wird» nidktf ob dieser sein Privatsiand gci ade mit seiner Rückkehr anflhigt
oder nicht, nnd ob er im erstem Falle entseiat war» oder seine Fsldhem-
•chaft sogar schon früher abgelanfen war, und ob er anfserordeadidmr
Miit. PhiM, KUuse ibU, Gg
i_.iyui^uo uy Google
834
B6oKH Naektrl^^lA^ Bemtrhuigen
oder nrrlendicher FeldheiT gewesen. Die Wahl des Alkibiadcs, Thi-ajybul
wad Jtvuuuu hei Xenopb. Gr.Geacb. I, 4, 10. füllt eb^ nur einige Zeit,
wir umm nidtl nie TMle, vor 4«n Tlm^oii» 4«d. dlficn Monat; und
tbflrdic» «iml 4k$» «BMaiw «u&flnwdeiMlicbe Fddhcmi» 4» ihrer Im-
«tiauni nur drei nud: «I 'A3i|pawi (rr^amr/M itWr« 'AAKt/GtaV M^» f iv-
yflvrtt., xoi 0^a<rvi3oiA«i' avotra, Ktvuvm r^frar im tSv euco&er. Wem
»wei derselben sclion Torhcr Feldberm waren, so sind sie durch diese
Wahl für's folgende Jahr bestätigt. Die Wahl der zehn Fcldhert-n bei
Xeoopb. I, 6, 16. ist alieraiu^ vor dem Fiübjalire geschehen, und sie
•nid raeli vor dm Ffufaj«brfi mlum in Tb&Ugkeii (eb«iidM. 2i.)i ab«r
If eitv« Amidil (Ant. PcomTb S. 106.) iii; mIw MmdawA» wonaeh
diose an die Stelle des Alkibiadcs und Mimr neun Amugenowen Vtt^
men (die wegen des Zornes der Athener gegen Alkibiades entsetzt seien),
and «o früher, als die oixlenilichen Feldherrn nach dem Gesetz ernnimi
wurden, einli-aicu. Gesetzt aber auch, dafs die Feldberro iin Gamt-iiun
Kbon erwählt worden seien oder £u Ende deit Poseideon^ $o ändert diqf
nichto in d«n Scblubfolgen. «i ioi dann mn ietotc einen geoStm THuiH
det (weiten Semiseben KrieeB* wiev den Agtka» Claivkide». welclm dem
eilKigen guten Zeugnilae uber die Zeit des SauUschen Krieget widenilirickl*
Wenn ich es am wabrscheinlirbsten finde, die Anligoiie S«i an
den grof<;en Dionysien gegeben, 6o beruht die Schiufsfolge nicht auf
dieser WaUrsdlieiiilichkeit, sondern auf der vorber^henden Bemerkung,
dels Sophokke n«r in den Wintennemiieii vo» Pofeidtw bM Elepiwr
liolion hette «cgen Itmnen. DCeiit Anadrpdi, im Pufeidepfi m den
ländlichen Diimjaien seien keine neue Sdwuspiele gegeben worden, ist
in sofern zu entfeheidiwd , in meiner Abhendiapg» auf welche ich
micli bcüife, nur gesagt wird, es seien Leine nachweisbar: indessen da
wir tioch eine grof«c Anzahl Dramen kennen, die an den Lemien und
^ grolsen Dionjsicu zuerst aufgeführt worden, $o ist der Umstand, d^f^
kein eimi^ en den Üpdlidbai Iliopy«ien «nfgefulirte« Drum vor1ii<niuntv
ein negativer Oeweis, dessen Entki^ang dAreli poeiUve Qe^heynm
erst zu liefern wäre; solche Gegenb^w; ise sind aber nicht vorbandcnr
In Bezug auf die Amigone spricht die gröfste Waluscheinlichkeit jeden-
fall? fiir die groCsen Dionysien. Niehl jeder Dichlor halte das Recht
an dioaen Siüdte «uffulurea zu lassen (Abb. 4> Diuny&iea 21.): mm
Digitizeo Ly
äier die Jntigone des Sopkokks,
236
ligte «Im darauf ein groftct Gewicht, und es ist daber tutfitlkli} daCl
■nerkannt grofse Dichter, wie Sophokles, gerade an diesen am liebglttl
aoftraten, wo aufserdpm znplpicli Act ayöfsle Ruhm ni erwerhen war.
Für die Aulfühntng neuer Siücke (narnenilich eines bcriibmten Dichiers,
wie Sophokles schon war) an den ländlichen Dionysien spricht dagegen
aiditt. Dte TiMtter in d«ti Demeti tnren mm TheÜ vmiditet,
das EU Kellyiot; lie waren fiberdies Uof« Eigenthmn der Demen,
und die Ajfi^nu spielen aljodart die Hen-n, lassen Plätze anweisen. Kränze
verkünden, und schalten ganz nach ihrem Gutdünken: wie ist es glaub«
lieh, dafs Sophokles in seiner Blüthe diesen ein Stück 2ni?r<?t werde ge-
zeigt haben? Dies alles ist namentlich tuih Theater im Firaeus urkund-
lich gewifa, eutser dafs es nicht wie Kolljrtos Terachtet war; und wenn
der Stut euch dorek ehieB Pompenfnig Antheil ui der Firiietidien Fcm«
licUeit nabln p ao kann er dodi Biobl Antheil an ^ Anflnhrttlig der
Sdiauspiele genommen haben, da das Theater vom Demos abhängt, der
auch die Einkünfle dessell>en vei*pachlet. Kein Archon sieht diesem
Spiele Tor, sondern der Demarch des Piriicus; die Proedrie haben die
Pirüeer zu vergehen ; sie ist den Prieatem und einigen andern verliehen,
aber irir finden nidit ein Wort davon , dafa die Suuuabebofden m <Be-
aen Theaier Proedrie haben. Diea allca »pridit gegen den mindcatea
Antheil de« Slaatea an den Piraeischen Schauspiden« Fcraer» da der
Staat die Gesetze über Verkündnng der Kränze so genau abgemessen
hat, wie wir aus Aeischines wissen, und namentlich festgesetzt ist, dafs
die von Demen zuerkannten Kränze nur in den Demen sollten verkün-
det werden ; ist es wol glaublich , dafs, wenn die AuiTührnng der Tra-
gödien im Piriena eine Staatnadbe geitesai mrüre, der Demoa bd dflSMl-
ben hatte aeine Kiünie verLflnden dttrfca? Die fidcge m den bemiliieB
Thatsachen wird man in meiner Abhandlung über die Dionysien
linden; ich ziehe aber daraus die Folgerung, dafs ohne Beihälfe des
Staates auch das Choragium für ein neues Stück Cfur ein ahes war es
wohlfeil zu bescbaflen) duriiig ausfallen muCMe, und daher kein grofaer
Dichter aich an die Demen snent wird gewandt baban; denn daa wird
doch acbwerl'di irgend dnem anfallen, dafa andi für demoiiadie %nde
der Staat Cboregen gestellt und der Archon den Chor gegeben babc.
SndUcb habe ich in der Abhandlnng Ober die Dionyaien (22. an finde)
Gg 2
236
gezeigt, dafs selbst der Pompaiifz.ug des Staates bei den Piräeischen Dio-
nyBien ein neuerer Zusau ist, -weil das Stieropfer von den Boonen be«
MN^t irivdt ei bl lehr, dalt man nur «ine Volkiapeitiiiig udir hAm
woUie, and daia dieta Dionyrien boMitttei wonot «uf Au Sdumpid
nichts -weiter geschlossen werden kann; und mdi dar UnutAnd, defsin
dem Piräeischen Theater zuweilen Yolksversammlnjigen gehalten -wurden,
ist kein Beweis des Amheils des Staates an dem Piräeischen Theater.
Elben so wenig beweiset fur <lie AulTührung neuer Schauspiele im Piräeus
die Stelle des Aeijaii ^V . li.II, 13.): 'O ^ SwK^aTn« o^oyicf fitv iirtfolra im
dwtrp», ishcvn ^ 'Sm^vkH^ o vis r^ayw^ «aarn|« ifftwi^tn KttmiSe rfVjfifidie»
Es kommt Ik'I F.i klärung det^lben nicht darauf an, ifvie SoUrates dachte«
über dessen Ansicht Äelian nur ein geringfügiges Zeugnifs ablegen kann,
sondern wie sich Aelian den Sokrates in dieser Beziehung vorstellt die-
ser konnte aber erstlich nicht glauben, dals Sokraies auf neue biucke
besonders ausgegangen sei : denn für einen Liebhaber der Neuigkeiten
kann er ihn nicht gdialien haben; sweiteoa konnte er nicht glauben,
dal» SokvBias atch die sparte. Er war anerkannt ein Liebhaber
Euripideischer Weisheit; als solchen will ihn Aelian audl nur darstd-
len. Dies wird Aelian dann am meisten erreicht haben, wenn er sagt:
,, Sokraies pnc!^ selten ins Theater : wenn aber neue Stücke von Euripides
gegeben wurden, ging er hin; ja selbst alte 6lucke desselben sah er," Wenn
San in der Stadt die neuen, im FSiSeni nur alle gegeben wurden, konnte
Aelian statt dessen sagen, was er gesagt hat. Dies balle idi für die na-
türhchste Erklärung; weil sie aber nicht erwiesen werden kann, baue
ieh nicht auf sie. Wie man jedoch auch über diese Sache urtheilen
moi^p so ist klar, Sophokles könrf nieht vor den ländliehen Oionv-
sien, also nicht viel vor Ende Poseideons zum Fcldherrn erwählt wor-
den sein; dies gUt auch für den Fall, dafs er an die Stelle eines abge-
benden, abgesetzten oder gestorbenen gesettt worden sei. Was folgt
daraus? Sophokles ist schon wahrend der Sehlacht bei Tragja Feld«
berr, nnd unterhandelt damals mit den Bundesgenossen (§. 4.). Nach
der g'eringsten Berechnung dauert der Samische Krieg von da an noch
neun Monate. Der Samische Krieg endigt aber unter Morjchides.
Folglich war Sophokles, wenn er noch beim Ende der Belagerung Feld-
Digitizc:; l
liier dw Antigene des Sophokles.
237
lieiT war, numiflMens zehn Monate unter Morychides im Amte. Also
müfsie er vor dem Poseideon, etwa im zweiten Monat des MorvcHides
oder noch früher, Olymp. 85,1. erwälilt sein. Folglicli kann die Ariiigone
nicht Olymp. 85, 1. aufgefüliri sein, sondern muts mindestens «in Jahr
Iniher gateiit -werden. Dieter Folgerang wäre nur dedordi vx entgdien,
daft »m den Samiedien Krieg ent tief in den Jahre des Gknkidee
(Olymp. 85, 2.) endigen liefse: zu einer floldien Annahme aind wir aber
weder berechtigt noch veranlafst.
Dagegen ist die Annahme (§.7.) i^anz ungezwungen, dnfs der Krieg
•K^K 'AfotW oder /r^o« 'X'^aiav, woliei Sophokles nach dem Biographen Feld-
heer gewesen sein soll, der erste Samische sei, der in Olymp. 84,4.
ISUt, so dal« die Antigone in Olymp. 84, 3. zurücktusetcen nnd Sqpho-
Uce beim Ende der Belagemng nicht mdir Fddherr wSre. Denn daie
hier von einem Angriff euf Anaea seihst die Rede sei, ist nicht zu be-
zweifeln. 'AvftT:( bezeirlinoi E^cwifs nicht, ,,die AnHische Parlhel von Sa-
mos, die damals bamos inm halte, und die Anaca gleichsam zum Va-
teriande hatte;" denn so konnte der Grummaliker, aufser allem geschieht-
Jichen Zoiammenhange , nicht sprechen, nnd überhaupt hat wol nie-
mand jemaU so «dtaam gesprochen. Hik^uf v^U 'Amukk kann nichte
heifsen ab ,, Krieg gegen die Anaeer," welche naturlich in Anaea sind;
so ist to^jug; v^et 'kvcdav dasselbe» und et wäre nur leei e hyperkritische,
das heifsi unkritische Spilzfindiglteit , wenn man zwischen beiden einen
Unterschied macheu und den AngrifT auf Anaea selbst liiugnen wollte.
Doch ist es nicht meine Meinung, dafs kvtuav im Verhaltuifä gegen 'AyoiW
das ridktige »ei , Mmdem ich habe ee nur im VerhUtnifs gegen 'Anevier
eine riditige Emendation dea Tumdms genannt, hme fibrigens die
Leminen *A«dM« nnd 'Amhw ab glleichgßliig nebeneinander ildien.
Digillzcü by Co
Verbesserungen.
Stil» S, lt«t« 9. 'VtTfjt. maA nucyd. 1, 73 J!it. vmi 75 imi. wsldwr pni nut JiflMr
Ansicht übereinstimmt.
» 6 Im 8 •■•••Auf Hermann'« [prat^fat. ad Sophocl. Oed. Colon. ^. XIIIu. XIV.)
Aeulserungeu über da» liier Vorgetrageoe i»l in dem proocmio su dem
iMUoubrtdog dar Barliiur Uanenliit für 4m SonBoiMllieiakr 1826.
mit gfnntwortct.
•- 13, Z. 2. für xlyuiv lies xiywv,
- 15, Z. S8. fiir iSf Um Jrt.
w 17^ NoIb 1« Zu Be»tällgung der I^'sarl und Vrrlilndiing tcÜv ei' (ti^jjuToini' — lo-
iwvc .<^a/<f.448. i«t »u vergktcbea PAi/o CriUta. §. 16, wo die Gesetxs
der Unterwelt von den If««««« gnunnt werdoi el ^vinfn otiA^i tS W
- 23, Z. 2. v.u. Vergl. Blomfield in glossar, ad Aesehji. Pers. 333.
" 26, Note 2. Vergl. wc{^ «uch Sophocl. Oed, Colon. 1128 ed. Doederl, m>^
. mmSv^ wdehM in dtMCr Ausgabe nicht von einander bitte getrennt
werden sollen, da der ganse SaU ^nt — ^^ivmtnt dm GflgeoMta Uldet
ni dem aSf>dM9 yi^u« Va. 1126.
•» 31, Z. 17. fdr lApK Nm ii(y«w.
- 38, Z. 21. für ?i. i;c» r*..
- 89| ZiS.v.u. im Text. Seidiers Aeuliieruag ül>er die«« Emendation und ibre Er»
kttniDg, in dar Allg. Litt. Zeitung Jahrg. 1825, JannwH.St, p.2i6.
kann niebl «stet •!• iör ein AncrlMaMn dMdIWB fimtnmiTg
werden.
- SI6, Z. S.... Bm wdm iir ww.
- ' Z.16....1iM «M&i Jik«nHi.
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-^'Ö!S.'^-iÄ''^-=§r^sß*",^\^ <^ «Sö esö eatä *isö
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