PÄDAGOGISCHES
JAHRBUCH
HARVARD UNIVERSITY
LIBRARY OF THE
GRADUATE SCHOOL
OF EDUCATION
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^ TTÄWARO UNIVERSITY
tmXOUAIl SCHOOL OF EDUCAUflil
UBRARY
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PAEDAGOGISCHES JAHRBUC
1896.
(DER PAEDAGOGiSCHEN JAHRfiOCHEft NEUNZEHNTER EAMD.)
Herausgegeben
▼ON OE»
Wl£N£R PA£DAGOGiSCU£N GESELLSCHAFT.
Redigiert von Ferdinand Frank.
WIEN 1807.
Manz'sche k. u. k. Hof-Verlags- und Univ.-Buchiiandluno
(Julius Klihkkakat Co.)
I. KOMUIAKKT fO.
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/ 7, .-. , ,^L<,,-.oly .
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Vorwort.
Nach Form und Anlage den früheren Bänden gleichend^ foU der
vorlügende neunzehnte Band der pädagogifchen Jahrbücher rinerfeüs
m ktuippm Zügen tkareh den v^lflibuUgm Abdruck dir V^rtr^e und
dnrch gedrängte Darßelhmg des Ganges, den die einMeinen Debatien
Metm nahmen, »rwUieren Uder die interne ArMtsbetkätigung und
ArbeOsriehtmg der „Wiener pädagogifchen GefellfchafP\ ander feits
/oll derfelbe durch Darbietung enus allgom incn Theiles Einblick ge-
währen in eine Reihe von pädagogifchen Momenten überhaupt^ infofern
ße auf Interejj'e in weiteren pädagogifchen Kreifen Anfpruch erheben.
Da/s ßch die/e Anordnung und Durchführung auch prakH/ch be-
währt hat, davon geben abermals $ahlr eiche güiißge Stimmen /eitens
der UteraH/chen Kritik Zeugnis, Da/s ßch das Jahrbuch auch des
W^lwoHens hervorragender Körper fchaften erfreut, geht wohl darmts
hervor, dafs der h. niederditerrt'ichifihe Landtag wie feit einer Reihe
von Jakren fo auch heuer der „Wiener pädagogifchen GefellfchafP*
MUT Herausgabe des Jahrbuches eine namhafte Subvention gncährt hat,
wqfUr im Namen des Vereines der wärmste Dank gesollt wird
Über Be/chlu/s des Aus/chs^es wurden an die Spitze des /. Theiles
jene Reden geßellt, welche von den Vertretern öffentlicher In/Htutionen
und namhafter Vereine am ojj'i-nen Grabe unferes am 15. Mai 18 g6
dahingc fchiedenen I. FJircninifgliedrs Dr. Friedrich Bitte s gehalten
wurden. Die ^.Wiener pädagogifclie (iefellfchaft* will durch (liefen
voriäi^en Beitrag ihrer tiefgefühlten Trauer über den Heimgang
des gro/sen Pädagogen Ausdruck geben.
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Mit (Um vorliegenden ig, Bande tritt der gefertigte Redakteur
x*en der Leitung des Jahrbuches surUck und nimmt dies Mum Anlaffe^
allen jenen PerfönUchkeiten^ welche ihm durch tkatkräftige Unter -
Jiütsung feine Arbeit we/enflic/i erleichterten, den bcjitii Dank zu Jagen.
Mr kann tiicht unter laffen, beizufügen, da/s er mit freudiger Hingabe
an eklem Werke gearbeitet, das in einer gährenden Zeit sielöeumfst^
aber ruhig die Ideen einer fortfehreitenden Pädagogik mr Klar-
ßetlung bringt^ und er verfichert^ da/s er auch fernerhin beßrebt fein
wird^ an den Arbeiten des Vereines nach ThunHehkeit thäHgen An-
tkeil SU nehmen und insbef andere für die Wetterführung und Ver-
vollkommnung des Jahrbuches zum Wohle der erziehlichen Intercfj'cn
nach Möglichkeit zu wirken.
Der Ausfckufs der „ Wiener pädagogifchen GefeilfchafP* aber er-
fidU f einer feiis nur die fehuidige Dankespflidd^ wenn er dem bis-
herigen Schriftleiter des Jahrbuches feine voüjle Anerkenmmg für die
Mühe und Ausdauer^ mit welcher derfelbe durch eine Reihe van
Jahren feine bewährte Kraft dem Jahrbuche gewidmet^ rückhaltlos
zum Ausdrucke dringt.
Und hiermit fei auch der neue Band des PiuiagogifcJien falir-
buches dem Wohlwollen feiner Lefer empfohlen,
Wien, im Märe
Für die RedacHont
F. fraak.
Für den %Ausfchufs der „Wiener pädagogifchen Gefellfchaft^
der l 'or fitzende
Ml, Zm9*
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Inhalt
des oennzehnteo Bandes des Pidajoglsclieii Jahrbocbes.
Seile
Vorwort III
Übersicht dtr wichtigeren Abluiulluiigen des Jahresberichtes iS77 und tk-r l'äila -
gogischcn Jahrbücher 1S78 — 1896 V|
Vorträge.
Dr. Friedrich Dittes f I
I. Über Psychogen im Kindcsalter. Von Dr. 'l'keo,!<n- HtlUr 7
II. Festrede zur l'estalozzifeier. Von D. Stm<>ti . . . . 2(>
III. Über .Schulff ierlichkcitcii. Von .1/. /fi»/? 40
IV. Zeitgemässe Aufgaben für ethische VolksbiUiunt;. Von l'i.tor /.XL'iilifis^ , . 56
V. Über Schülcrbesch.'iftigiint,'cn in der schulfreien Zeit. Von An/^n Lohse . . 73
VT. Zur Krinnerung an Leopold von Ranke. Von Pr. /•'.tmwtiff Ifitn»ak ... 8l
Über die Verwendung lebender Thiere im l'nterricht. Von /'. '/.odtr ... 93
VIII. Das Zeichnen nach der Natur. Von Aloh Kun ftld . . , , . . , . Iöq
Referate.
I. über die Versorgung der Wiener Volks- und Hürgerschulen mit minera -
logischen und botanischen An>chauungsobiecten. \'on Franz Tranml . 1 16
II. über neue Lehrbücher tler Naturgeschichte an Bürgerschulen. Von Rii,io!i
Au fr titer 124
IIL „Neue Zeichenvorlagen*' für Vtdks- und Hürgcrschulen, sowie für gewerb -
liche Fortbildungtischulen von Fran^ Steigl in Wien. Von AMs KuniftlJ \Xt
Anliang.
I. Schulchronik. Von Ferd. Frank 14O
II. Thesen zu piidagogisclien Themen. (»esamnicU von Ferd. Frank . . .- . 19-^
III. Pas pädagogische Vereinswesen in Osterreicli. Von Ftrd. Ftank , . . 219
ÜBERSICHT
der wichtigeren Abhandlungen
des Jahresberichtes 1877 und der Pädagogischen
Jahrbücher 1878— 1896,*)
I. Zur allgemeinen Pädagogik,
Beiträge zur vergleichenden Tsychologie. I, i — 1$; H, 28— 43. Jh. Eikard/.
Eine neue Scelenlchre. XIV, 22- 53. F. M. W'oi.i:.
Über den Einfluss der cxperim. Psychologie auf die Erziehung, XV, 59—75- r)r. £. Hmmtak.
Geist und Sprache in ihrer Wechselwirkung, XV, 75 — 9§. Fträ. I'nink.
Entstehung und Bildung der Sprache bei den Kindern. XVI, 34 — 50. Dr. f. M. Wendf»
<'.e<Ianken zur Prüfung der Fähigkeiten eines Kindes. II, 77—92. Dr. ü» Fritdlämdtr»
Anleitung der Mädchen zum Denken. VI, 25—39. Dr. /•. M. H'etuif.
Die Concentration des Unterrichtes und die concentrischc Methode. I, 34—51. j. U'tt-tnsyk.
Die concentrischc Methode an der Bürgerschule im Lichte der Schulimuds. XII, 55 — 6a.
D. Simcn.
Begriff und Aufgalie der Er/iehun^. II, Il8 — 136. A'. Ilnio-.
Die Scbttlerziehiuiig in ihrem Verhaltnisse zur Psychologie. XI, ti— 24. Ei^ StgerK
Ober formale TOdting. X, 31 — 36. Eduard Siegtrt.
Die Loßik in der Schule. XVI, 70—78. P. S:»irit.
Über die praktische Richtung des Unterrichten. VIII, 42—50. Victor Filecka.
Der Unterridrt im Nlehttwissen. üf, 66—79. Boakardt,
Die psychische Entwicklung des Bösen. XVIII, I6— 30. Vici. ZtoSUhtg,
Das Gefühl. XVII, i— 16. Ed, Sitgert.
Ober Gemttthabadmig. VII, 12—33. VIII, t— 17. Dr. Emumutf Hmmudt.
über Charakterbildung. XV. 99—116. TV/. ZmlUng.
l'fl^e und Verwertung der Phantasie beim Unterrichte. IX, 2S — 37. D. Simon.,
Die Aufimerksamkcit. I, 61 68. Dr. A. U'inkler.
Pflichten und Rechte in der bttigerlichen GeseUscbaft als Untenrichtsgegenstuid. X, 37— 6t.
Lmiwix FUischntr.
ZeitgemäsM- Aufgaben fiir ethische Volksbildmg. .M.\', 56—73. Vict. ZwilKng.
Die PilcL^c . Rr< bt-frefühles. XV, ll6— 132. y. Dichter.
Die Feil I von Getienktagen in ihrer pädagugiachcn Bedeutung. I, 95 — 104. S. HeU<f\
Über Schulfeierlichkeiten. XIX. 40—56. M. Zern,
Käthsel und Sprichwort in S>„hule und Haus. II, 93 — 102. ViOor PiUcio,
Volksschriftthum und Pad.i^.jj^ik. 21— 31. A. Kohn.
Ein wichtiges Capitel der .Schuler/ichung : der Gehorsam. VII, 33— 4S. Aug. Ilofer,
über die Erziehung zum Gehorsam und ihre Grences. XU, 70— 94. Mohanpt,
Erziehung zur M&ssigkeit. XVII, 118— 128. F, 'HkM.
Die körperliche Ziachtigung. TV, 32 — 52. .SV. Zajic.
Über staatsbürgerliche Erziehung. XVIII, 50^73. Ftrd. Frank.
Wie iat die Jugend flir das politische Leben Torznbereiten ? V, 73—93. Ahk ßrmkmt.
Die Kunst als Erzieherin. HI, So— 93. Faul Fapt.
Die Arbeit aU Erziehungsmittel. IV, 115— 122. Faul Hulnur.
tHe Brziebnng zur Arbeit XVIII, 31 — 49. Arth. H^wttrth.
Scbuli rbc ( häftigungen in der schulfreien Zeit. XIX. 73 Si, Amt, L»kte,
Der moderne Mädchenunterricht. IV, 53—63. Adalbert Hein.
Di€ Bildiiiig des wetbüdm CIwraktei». XI, »5—35. Dr. F. M, IVmdt,
Ober IittddieabUdaiig. XIV, 60—80. Vktor FitecH,
*) Der Jahresbericht ist durch J bezeichnet, der einzelne Band det JahrbvchM
durch die römische Ziffer; auch ist die Seitenzahl angemerlit.
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Fnraenbenif tind Fnmenbfldaog. Von J. Reuper. IV, tai— 125. CkarhtU CoUkammer,
Schule und FUernhaus. J, lo— 13. Dr. A. Wink/er.
Über Schulhygiene. Xi, 49 — 63. Dr. E. hatmak.
Die devtsehe ÜatanichtiiiMtliode in der TaabstaamMiuchiifo. XVI, 790IOI. Drmttkk^
Heitpädagog. Bestrebungen. (Blinde und geist^ abnonne Kinder.) XII, 85— 99> StH/Mer*
Psychosen im Kindesalter. XDC, 7 — 26. Dr, TktPdor Ueller,
Verwahrloste Jugend. XVI, 52—69. J. IV. ffOatM,
Über Kindersjiiele. T, 24 — 33. Victer PiUckitt
Uber Jugendicetüre. J, 19— 24. S. Helltr,
Ideen und Vurschl&ge zur Ofg miii e nun md Veywaltuag von Scblllerbibliotiidceii.
I, 60 80. Karl Huber.
Über die moderne Natur- und Weltanschauung im VerliaUnis zur l'adagogik. IV, Ii— 20.
Karl mfler.
Wissenschaft und Bildung XVI, i — 19. Ferd. Frank.
Die nächsten Aufgaben der Pädagogik mit Rücksicht auf die speculatlven Naturwi&sen*
Schäften. II, 44 — 67. Karl Petü,
Ao%ftben and Correcturen. IX, 38—43. Fron* Steigt.
Dmtb welche Mittel kann man das Lehrpersonale an Volksschulen anregen? III,
112— 118. /)/. Zens.
Vom Ober^g au der Volksschule in die Mittelschule. XIU, 43—74. Ai. Zerns,
TL Bor epMlellfliii FIdacoglk.
Per S]iraihutitciriclu al.-. Er/ichunysmitlel. J, 13 - iS. PUfi -ui.
Keformbestrebungen auf dem Gebiete der deutschen Rechtschreibung in der Vergangen-
hdt md G^enwut; XIV, 8t— loo. Fr. S/rM,
Der Anschauiinpsunterricht. VI, 40 — 48. FJit<xrJ yordan. .
Der Anschauungsunterricht. Vi, 49 — 61. Adalbert Meyer,
Über den Unterricht in der Sprachlehre. VIII, 51 — $4. August Jemctta.
Theorie und Praxis im Grammatikunterrichle. X, 62 — 83. M. Pinsh^r/fr.
Eine Reform der deutschen Satzlehre. Erster Theil, X, 139 — iSü. Zweiter Theil, XI,
88—104. Dritter Theil, XIII, 29—4«. M, Zms.
Satreintheiltirif; und Satzglicdcnini; XIII, 75 — 92. Af. Zern.
Die Methode des RcchtschreiinuUcn ichles. IV, 64— 100. Johann ii'a:vriyk.
über Stimme und Sprache. .\1V, 125— 131. Dr. Karl Scfnvarz.
Die Freischreibübun;,'cii im Vcrbftltiüs u den übrigen Disciplinen in der Volksschule.
J, 29 — 35. Ph. Bnimur.
Unser Stilunterricht. V, 94 — loi. M. Nntwtann.
Deutsche Sprichwörter. III, 22—44. Hemrich DtinharJt.
Nur deutsch, oder auch französisch? II, 137 — 151. Dr. Esml Smegon.
Ein Rückblick auf den französischen SprachnnteRidit iD der ftiterrdchischen Bürger^
schule. XVU, 36—56. yos, SeAsmemeä.
Ober den Stoff md die Methode des helmadcmidlidien Unterrichtes. V, toa— 1 13. K FiMa,
Über die zunächst nothwendige Th.Htigkeit der österreichischen Volk:>schullchrer auf dem
Ge1)iete des heimatkundlichen Unternchtes. Vll, 61 — 75. F. Buehiuder.
Der geograpUsdie Umenrida. Vm, 68— 8s. Jok. Georg RttUumg,
Methodik der astrunomtschen Geographie an Volks- und Bdigendiiilen. II, 103—117.
Dr. A, J. Pick,
Pro domo. Vn, 49— S4- Dr. A. % Piek.
Der Foucaultsche Pendelvcrsuch im Unterricht. X, S4 94. Dr, A. y. Pick.
Bedeutung der hypsometrischen Karten für den geographischen Unterricht. VII, 55 — 60.
XmMf tVeOseh.
Ober die methodische Bedeutung der Reliefkarte und dwen Vervendmig in der VoUc*>
schule. I, 182 — 184. Metrie Ketnorzynski.
Die Plastik im Dienste des geographischen Untenichtes. IV, lOI— 106. y. TitUer.
EinheitUche Zeitxähluni;. XIV, 101—118. M. Zens.
Der Geschichtsunterricht in der Volksschule. J, 50 — 54. Htmrich Deinhaidi.
Der Geschichtsunterricht, ein hOttelzuriitflichen Kiidung der Jugend. XII, 43<~54, % Kraft,
Zur Methodik des GeschicbUuntmrichtes« XVII, 56—64. D, Simme,
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VIII
Beiträge zur Methodik il ' i<^chichtsuntcrr. an Bürgerschulen. XIII, 93—103. P\ ZwiUhig.
Wie können die Schaler in die Kenninis der vaterländiichen Verfiusung eingeftthrt
werden? VT, 62—7«. D. Sknm.
Reform des naturgeschichilii hcii Untcrriclucs. X, iri — 121. Franz '/.oder.
Beiträge xur Methodik des naturkundlichen Unterrichtes in der Volksschule. iX, 53—61.
Mdumrd RyUe%ka,
Eb Beitrag zur fortschreitenden Entwiddnng der Mctihode dct Natorgctdiiditsittieniclttes.
XVi, 102—121. R. Au/reiUl .
Ober nene Lehrbfleher der Naturgeschichte. XIX» 124—137. Rmd. AMfirttten
Über die Beschaffung frischer Manzen fllr den botanbchen UalerricK. IX, 6»— 74.
Dr. A'arl Rothe.
Ober Versacbe im Bataigeschichtlidien Untorridite. XVII, 83-~SS. /*. Z^ir.
Ober die Verwendung lebender Thiere beim ÜBterridite. XVIIIf 110—115. XIX, 93
bb 100. F. Zoiicr.
Ober Ansduurnngsmittel hei der Behandlung der Insecten. XIV", 132— 140. Victor TrantaL
Die Versorgung der Wiener Volks- und Bürgerschulen mit mineraiogiSGben nnd bottaisclMn
Anschauungsobjecten. .\IX, 116—124. TiemMiJ.
Über Metamorphose, Metagenese undlleterogonic der Thiere. XVI, ist — 136. Ür. V.Nkttck*
Uber Anschaulichkeit im Tin sikunterrichtc. XI, 105 — 114 Finn- > ' ri/V'-
Über die StulTanordnung im phy.-ikal. L'ntcir. der Hürt^crschulc. XIll, 110 -120. I.mil JJam,
Unterrichts- Einheiten im physikalischen L'nterrichte. XVII, 88 — 105. Atiji eiler»
Die Elektricitätslehre in der Bürgerschule. XVIII, 93—109. C. B. Kratoclnvil.
Über praktische Concentration in den naturwissenschaftlichen Unterrichtsdisciplinen.
XIV, 141— I4S. Ludwig Müllmr.
Ober Rechennnterricht. IV, 107— 114. Dr. A. Pick.
Der logische Anfban beim Unterrichte in der Elementar oMafbemattk. XVIT, 64— S3.
Dr. A 7. Pirk.
Uber eine neue Art, geometrische Körper, resp. Krystallformen darzustellen, VII, 76— &2.
Rudolf Hof er,
Nene Sät/e und die dazu gehörigen Anschauungsmittel fÜr die Inhaltiberedmniig einher
Polyeder. XIV, 149—153. 7' 7''"g";
Ober etementnren Zeiehennnterricbt III, 119—126. Fram yBitger.
Die Ziele des modernen Vülksschul-Zeichenunterrichtes. VI, 73 — 82. Franz Steig'.
Zur Praxis der Linien- uud Flächentheilung im elementaren Schulzeichenunterrichte. XI,
76—87. ^. SMgL
Über das Freihandzeichnen aa Lehrer- und Lehrerinnen^BOdungsaiistalteB. XV, \yt bis
148. F. Suigl.
Reformbestrebungen im Zeichenunterrichte. XVII, 105— 118. C. B. Kratockwil.
Das Zeichnen nach der Natur. XI.\, 100 -l 16. .-//. Kunz fehl.
Nur eine Schreib- und Druckschrift. VI, 83—97. Karl Hubtr, (Als Broschüre erschienen.)
über den pädagogischen Wen der Gabelsbeigersehoi Gescbwindsdiiiik In unseren BOiger*
schulen. I, 103 — in. D. Simon.
Die Phonographie von Karl Faulmann. I, 179— 181. Rmaituel Hayr.
Die darstellenden Ar1)ei(cn in der Volksschule. II, 152^167. Paiä Hübmer,
Über Schul Werkstätten VIT, 83—93. Alois Bruhns,
Das Turnen in der Volksschule. Im Hinblick auf die Herabsetzung der Präsenzdienst-
/eil des Militärs. \ I, 97—107. Emanucl Fit-ga.
Über Consenriemng der Lehrmittel. IV, 78 — 103. JhUiu H»/er, ^
TXL lt«lkt' und Iimmitt«! (ItMenaionen).
Dr. Karl Schmidt'« Geschichte der Pädagogik. ausgegeben ▼©» Dr. Fr. Dittes ond
Dr. Em. Hannak. Xin, 131—137. Buchneätr,
Moses oderDarwmf Ehe Schalfrage von Dr. A. Dodel-Port. XIIT, 137—138. F. SirM.
Dl. Diltcs, ..Die sittliche Freiheil". XVII. 136. /7<7. Zivillttig.
ioh.Jg.vonFelbiger und seine Schulreform. Von Dr. Volkmer. XIII, 139 — 141. R.Aufrtiier.
V^Xtw Wandbilder Ar den Anscbamrags- nnd Spracbnnterricht IX, 50—52. Ed. Jordo»*
Kindergartenbcschäftigungsmiitel. I, 172 — 177. /•' Jiigcr.
Goerth, Einführung in da.s Studium der Dichtkunst. \ Iii, 55—67. August iJo/er.
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IX
Ober die SiHachscIuilc von Stein, Weiner und Wrany. Ncttbearbcitet Von M. Bhis-
torfer. XV\ 162 — 169. Von E, Rybiczka.
Weiss, Bilderatlas der Stcmenwelt. XI, 115— 118. Dr. A. J. Pick.
Die elementaren Gcmidlagea der «Stron. GeogimpU« von Dr. Pick. XVI, 137" 139.
V. Zwilling.
Dr. Hermann Pick*s neues Tellurium. I, 163—167. Dr. A, % Piek,
Lctoschek's Universal-Tcllarium. VIII, 83—88. M. Ztns.
Horizont, Apparat ttir Darstellung der scheinbaren Bewegungen. XITT, 104 -109.
Dr. A. 7. J'ick.
Dr. £. Müller, Ethnographischer Bilderaüas (Ur Büi^erschalen. X« 95—110. M. Zens.
R. Wftlsch, Hypsometrisdie Schatwandkarte ron Ntederdatcrreleh. XTV, 119 — 124.
.1/. \<!uma'ut .
Die Anschaulichkeit des geographischen Unterrichtes von H. Trunk. XV, 169 — 173.
P. BtifhindtT,
Karl Penl, Leitfaden fBr die ciste Stafe des mineralogisdien Unteiridiles. V, 113—117.
Dr. A, 7. Pitt.
Job. Mas. Iflüterwaldner, Wegweiser fllr Natttralientammler. Xm, 143 — 145. % Ludvng»
Über Mohaupts hygienische Schriften. XVI, 140 — 143. J- SehamantL.
Zwei neue krystallographi.sche Anschauungsouttel. II, 168 — 177. A. Kotourtk.
Die Lichtbreditmgsriiine von R. Nemnann. XVn, 144— 14$. Dr. V. Nklsek,
' Th. Ecknrdt, Die Physik in Hildern. V, 121 — 126. Jou-/ .SV/z/z/v///^.
Ein ncucä physikalisches Lehmitlel. Iii, 127 — 129. RitdolJ ilojcr.
Dnrchschnittsmodelle zur I )i monttration der statisch -dynaodsdien Verhaltnisse auf der
schiefen Ebene utui der Bewegung des Pendels. V, 117 — 121. Rudi^lf Hofer.
Lucas Lavtar, Der metrische Scheiben-Rechenapparat. XIII, 121 — 124. Ade? f Fischer.
Dr. A. T. Karpf, Apparat für die vier (irundrechnungsarten. XIII, I85— 126. D. Simm,
Gustav 'I>ti]ik3, Rechenstreifen und Rechentäfclchen. XIII, 127 — 130. £. Kybictka.
Die naturhche Methode des Rechenunterrichtes von E. Eitzgn. XVII, 136 — 144.
X. Aitfreittr.
Elementarzetchenschule von Jos. Eichler. IV, 127 — 130. Ludvng MüUner.
Karl Lang, Methodenbuch für den Elementarunterricht in der Perspective; das Draht*
modell. IV, 130 — 132. M, Schert.
Über ein neues L^mmittel fUr den Untenicht im perspectivischen Zeichnen XU, 63—69.
Rud. Hof er.
F. Steigl, Wandtabellen für den Zeichenunterricht. IX, 75^77. <r, 71ßnw*r,
E. Steigl, Neue Zeichenvorlagen. XI.\, 137—139. AI. kunifeld.
Ober Prangs Zdchenweike. XVI, 144—147. A'. Lan^.
Avsserdcm mehrere kleioere Referate.
IV. Zur Geschichte der Ersiehtuag und des Unterrichtes.
Ober Schulenorganisation. II, 1— 17. ffemrieh DHnharil,
Dr. Friedrich Dittes f. XIN. 17.
Uber Arnos Comenius. XV', 26—47. L*""« Hannak.
SO Reden sur Pestalottifeier. J, 24—26; I, 16—23; 68 — 76. Heinrich Dehikardt,
TU, S8-6S; VIII, 18-23; x — \o. .S. Heller. IV, l — 10. A. /htthns. V,
33—39; VII, i-ii; L\, 12—27; XIV, 6-21. Dr. A. J. Pick. VI. 15-24.
ur. A. n'inkler. X. 1-20. Dr. Friedrich DittU. XII, 28— 4 1; XV, 47 59. Bd.
Sichert. XIII, I— 15 Dr. Em. Hamiak. XVI, 20—33. V. ZiviUiui:. XVII, 16-36.
Ferd. Frank. XVI II, 1 — 16. jfos. Krapjettbauer . -\IX, 26—40. />. Simon.
Zur Würdigung Fröbels. J, 36—45, Albert Fischer.
Friedrich Fröbel und die Pädagogik des XIX. Jalirhundeits. V, 40— 52. Philipp Brunner.
Die Milde-Feier. J, 55 — 72; (Festrede iur Mildefeier. J, 59—63. Dr. Friedrich Dittes;
Epilog hienu. J, 63—65. S. Heller:^ Zms,
Zur Milde-Feier. J, 46-47. J. Jelem.
Die Bedeutung Fichtes für die Pädagogik. I, 81— 94. Heinrich Deinhardt.
Schub von Strassnitzki. Eine Skizte seines Lebens and pidagogiscben Wirkens. (Mit
einem Bildnis.) I, 112—160. Karl HtiBer.
Zw &innerung an Diesterweg. II, 18—27. yatett.
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X
Rede cur Die rt e r w egfe ier. XIV, 1—5. Aug. JanoUa,
Rede zur nc inhardtfeier. (Mit einem RiUliiis.) III, I— 31. Dr. Kmri j^mßm ScMer,
Dr. Ad. Jos. Pick v. £. Szanto. XVill, 116—124.
Rovtiem und duftaaiteisdieSdiiil- und Btfddnagnrciai. DI» 4S— S7> Dr. Btmkmd
Hehuig,
Haos Sachs. XVIU, 74—92. l'Ul. ZwiUing.
Zar Erinnenug an Leopold ron Bnake. XIX, Sl— 93. Dr. E. Mmmtk,
RottiMM*t pidnfogiache Idente mduMerepIdafogiidie FMdt. ^ $1— te; Dr. ßri$tHdk
Dittts.
Dr. Friedrich Dittes, (Mit einem BUdnb.) V, I— 33. M. Zens.
Der Hum^mist AneM Sjrhrau alt |»idtg«)|^sclMr SmifttteUcr, IX, Dr. Emmtmel
Hannak.
Johann Igtiaz Melchior von Felbigcr. XI, 64—75. y«»**!«.
Bilder aus der österretchiachen ^ntlgeschicbte Ui^st veiipuigener Zdt. XII, 15—17.
/". Tombergtr.
K. F.'W. Wander, Lebensbild einet dentsdien Lebren. XIII, i6«>98w A, Ckr, Jusm,
V. Zur CharakterUierung des gegenwärtigen SohulwesenB.
(Zeitges ohlchtUche s . )
Daa üäterreichische Volksschulweseit unter Kaiser Franz Josef 1. XII, I — 14. Dr. E, Hannak.
Die österreichischen Lehrertage und ihre Brfolge. V, 53—72. F^an* Tfmktrger.
Jubiläumsrede zur Feier des L aUgemcinoi Sttenreichtschen Lehrertages. XV, 1—26. (Mit
Bildnis.) M. Zens.
Trigt die Nentdrale atir sitUtdien Verwildenug des Volkes bei ? III, 94 - 1 1 1 . Ahls Bruhnt.
Mens Sana in corpore ^ano. In zei^emässer Anwenduiu: .T.it I.ehi embeit und Lehrer-
gehalt. VIII, 24— 41. M. Zern. (Vom Vereine als liroschurc iierausgegcben.)
über Fortbildung der Lehrer im allgemeinen md das ^l^ener PSdagogiinn im besonderen.
YII, I— 14. Dr. Emanuel Hannak.
Das Jubiläum eines pädagogischen Fachhlattes. XIV, 54—59. M. Zens,
Über das „Pädagogium", pädagogische Monatssehilft, henuugegeben von Dr. Friedrich
Dittes. XV, I4S— 162. Fod. Frank.
über den Absohluss der Scholgeset? gebung im bentigen Frankreich. XIII, 146—152.
Dr. Fr. DiHe^.
Die Haoptrichtungen des bchulzeicheuunterrichtes in Deutschland. VIII, 89—103.
F. Steigt.
Die Gestaltung des Handfintiigkeitsinitemdiles Ar Knaben in der Gegenwart. X, taa
bis 138. Al0is Brukm,
Die Kinder der Araien. VII, 94-106. Pk, Brmrner.
18 Abhandlui^en über das pädagogische Vereinswesen fal OstcrrttC]l>l7ngnm. I— X,
Xli und XIII. M, Zcmi XIV -XL\. Ftrd. Frank.
Die pldagogisdie Presse in österrdcb, DentscUand und der Sdiwew. I, «57—198.
R'afl Hiihtr.
l'äda^ogische Zeitschriften. II, 215—244. Vo» vtrsflütdtHtH Autoren.
Die dentsdi geschriebenen pädagogischen Zeitschriften Österreichs. V, ia9->i49. M^i
Bruhtis. VII, 107 — IC9; VIII, 171 — 194; X. 1S9 -211. Karl Huhr.
Thesen zu ca. 5S0 pädagogischen 1 hcmcn. (Als Ergebnis der Üerathungen in amtl. Cou-
ferenzen, freien Lehiervereinen etc.). III^X, XII— XIV. M. Ztm, XV— XIX.
Ferd. Frank.
Schulstatistik. VI, loS— 120. M. Zens.
Scliulchronik. VIII, 104- 128; L\, 104-129, M. Zens. XIV, 154— 178; XV. 173 - »98
XVI, 148— 16&. XVII, 146—170; XVIII, 164—196; XIX, 140—199. FM. Frank,
Redaction des Jahresberichtes 1877 und der Pädagogischen Jahrbücher von 1878 bis
incl. 1887, dann 1889 und 1S90 von M. Zens, 1888 von K. HubOT, 1891 von
IC 8m nnd Yard. Tnnk, 1893 bis 1896 von F«k^ Fmk,
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stimmen der Fachpresse.
L Band (1878).
f,Keine Ihnliche Publication der letzteren Zeit hat bei ihrem Erscheinen grösseres
Intfrc>se erweckt und ist mit mehr ehrender Bescheidenheit iti lüe ( KTeiillichkeit ge-
treten, als (las vorlieijcn<le Jahrbuch. Ein Verein, der in solcher Art Rechenschaft
le'^en kann über seine Thätigkeit, er hat nicht nur den Beweis seiner Existenz-
berechtigung erbracht, er darf vielmehr <Ue volle Aafaierksunkeit der pftdagog. Welt
für sich in Anspruch nehmen."
Freie pädagog. BUItter, Jahrg. 187Q. No. 13.
„Welch ruhriges päd. Streben in der österreichischen Lehrerschaft, namentlich
in der Wiene hemclit, davon ist das vorliegende Jahrbuch ein vollgflltiger Bewet».
D.ns vorliegende Jahrbuch Ist weit Iber Österreichs Grenien liinam von Bedeutung
und grossem Interesse."
PSdagog. AiMBeiger, Jahrg. 1878, No. 12.
,,Wir freuen uns dieser Frucht der Thätigkeit der Wiener päd. Gesellschaft,
nicht btois ihres anregenden imd meist gediegenen Inhaltes wegen, sondern anch
weil hier Zeugnis abgelegt wird von dem ernsten wisscnscluiftlichcn Streben dtlltsdier
Pädagogen, die ja vielfach noch als blosse Schulhaltcr ange^chen werden."
Chronik des Volksschulwesens» Jahrg. 1878.
IL Band (1879).
„wir zweifeln nicht, dass das ,ndagog. Jahrbuch* sieh in der Kbliothelc aller
strebsamen Lehrer und Schulfreunde einbürgern wird, und sehen den weiteren Arbeiten
der (Wiener pädagog. üesellschafl', <1ie die Lehrervereine Österreichs in so glänzender
Weise reprisentiert, mit Spannnng enigcgcn.'*
Freie püdagog. BIIEtter, Jahrg. 1879, No. 5i.
»,Die Wiener päd. Gesellschaft wälilt aus allen Gebieten des Erxiehungs» nrnl
Unterrichtswetens wiciitige Themata aus, mn dieselben in abgerundeten Vottrigen und
freien Discnasionen möglidnt grOndlich zu erörtern."
Pädagog. Jahresbericht, Jahrg. 1S79.
„Wir haben nie an der Eneifie und an dem wisseaschalOiehen Streben eines grossen
Theiles der österreichischen Lehrerschaft, namentlich «ler Wiens {gezweifelt. . . . Einen
neuen Beweis fiir das oben (lesagte liefert das vorliegende Jahrbuch, welches zeigt, wie
fast allerwärts in der gesammten Monarchie ein frisches geistiges Leben die Lehrer«
-chaft durchzieht, frot- allen Druckes, der nmh .luf üir lastet. Dir hi^^r ^elu.Jcnen
Vorträge und Abhandlungen sind durchweg wisücnschaftlich gebaltCM umi voll reicher
Anri^[inigen, so dass wir ihr Stadinm allen Lehrern angelegentlich empfehlen können.**
Pildagog. Anzeiger, Jahrg. 1880, No. 3.
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xn _
m. Band (1880).
„Wie ilic vorhcrgelieiulen Jahrbüclier. so zeichnet sich auch dieses durch reichen,
anregenden Inhalt aus. Es ist ein schöner Beleg für die Tüchtigkeit and Rtthiigkett
unierw flitencichitdian Orilcgen.*'
Padagog. Anzeiger, Jahrg. i8Si« No. 3.
„Wie man aus dem Inhaltsverzeichnisse erficht, hat die Wiener päd. Gesellschaft
avdi im letslen VeKlnsjahre den Fragen d«r Erziehung und des Unterrichtes ein feges
Interesse rugcwendet, und was sie von ihren Verhandlungen in dein angezeigten
Jahrbuche niedergelegt hat, verdient ebensuwold unseren lieifall, wie die in den früher
angoe^lten Binden enthaltenen Beitiige.*
Pädagqg. Jahresbericht, Jahrg. 1880.
IV. Band (1881).
,^um 4. Male le^t hier efai pid. Verein, weldter sich dnrch sein eifriges vnd
harmonisches Zusammenwiikcn für die Ilcluir.r; der Erziehung und (les Unterrichtes
bereits eine hervornurende äteUung erworben hat, die ilauptergebnisse seiner Jahres-
arbeit den wetteren Kreisen der Berafsgenonen zur Wfirdi^ung und Verwertung ▼or*
Aiicfi -lic-e^ m ut' j;i!irl>iii h i>;t ein schönes Zt iiLjnis redlichen und emslen Streben S,
sowie der tüchtigen Schulung und reichen Erfuhrung seiner UrheUcr."
Pädagogium, Jahrg., 9. Heft,
V. Band (1882).
„Was hier geboten wird, erfüllt uns mit hoher Achtung und berechtigt zu der
Hoffinttng, dass gegen eine solche LcbrevtchlA die Fluten der Reaction vergeblich
WMttcmen werden.**
Pädagog. Anseiger» Jahrg. 2883, No. 6.
,fDie früheren Binde dieses Werltes sind einer Zeit im „Jahresberichte'* uigezc^
und empfohlen worden. Sie bezeugen die eifrige Thätigkeit. tüchtige Bildung «nil
mannhafte Gesinnung der Wiener päd. Cesellscbaft. Die Herausgeber sind be-
strebt, TOn Jahr zu Jahr Besseres zu bieten. Es stand ihnen diesmal ein so grosser
\ errat von Arbeiten /«r \'erfugung, dass sie /u einer strengen Auswahl des Besten
veranlasst waren. . . . Alles ist mit Verständnis und .Si>rt^nh ausgearbeitet, und das
gaaxe Buch gelifilt ra den Iwtten ErtdiciiiiniL^c n der periodi > hvn Literatur dieses Faches.**
Pädagog. Jahreabericfat, 36. Band.
VI. Band (1883).
„Von dem regen, strebsamen Geiste, der in der Wiener päd. Gesellschaft herrscht,
le[;t das Jahrbuch mit seinem gediegenen und mannigfaltigen Inhalte «las ehrenvollste
Zeugnis ab, und gern machen wir daher unsere Leser mit warmer Empfehlung auf
ilieses Ergebnis einer treuen, gemeinsamen Jahresarbeit aufinerksam.**
S^esische Schotzeitung, Jahrg. i885, No. 5.
lindem wir diesen Band des päd. Jahrbuches sowie die früher erschienenen der
Lehierwelt vnd aUen Sdinlfireunden besteiu zor AnschafTting und eingehenden Leetüre
•neaqrfiehlen , machen wir insbesond re die Herren Referenten in den Bcsirlcildirer-
eOBteoisen auf die , rhcsen zu päd. I hemen' aufmerksam."
Bukow. Pädagog. BUItter, Jahrg. 1884, No. 6.
„Die gediegenen Vorträge und Abhandlungen beanspruchen mit Recht das
Interesse der Ldirerwelt.**
Haus und Schale, Jahrg. 1884» No. 38.
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„Dm Jahrbuch ist ein pAd. Schaukasten» aus dem entnehmen zu können be>
soinlcr^ den Lehrern willkommen sein dürfte, welchen die 2. Prüfung noda bevorsteht}
oder welche in einer Lehrerversammlung einen Vortrag zu halten haben."
Preussische Schulzeitung, Jahrg. läS^.
„Dieser neue Band reiht sich würdig seinen Vorqängem an. Möge die Wienc
päd. Gesellschaft auch ferner |{cdeihen und noch re* lit viele Jahrbücher hervurbrinyen.
Pädagogium, Jahrg. 1884.
VIL Band (1884).
„Respect vor unseren Collegen in Österreich! Vuii Ii m J.ihil uthc ist nun !>crcits
der 7. Band erschienen: aber jeder ist ein voUgiUtises Zeugnis dafUr, dass Österreichs
Lehrer trotz ichwieriger poHtiseher Verhiltniase mit voran stehen in stetiger treuer
Arbeit für Heining; und Förderung der Schule und des I.ehrcrstm'lcs. Der neueste
Band steht an ücdicgeuheit seinen Vorgängern ebenbürtig zur Seite. Das päd. Jahr-
bnch veulient die grtaste Verbreitung, namentlich seien aadi die ttbcrall in Deotsdüand
beMehendett fStdinlvereine' darauf aufmerksam gemacht.'*
AoMiger t d. pMringof. Lit» Jahrg. No. ii.
VI II. Band (1803).
,,Man sieht, dass dies vortrefflich redigierte Jahrbuch eine Masse anrc^eadeu
Stoffes endillt.*'
Ansdcer L d. neueste ptfdacocr* Lit* Jahrg. i886, No. la
^uch dieses neue, das ü. Jahrbuch der im Titel bezeichneten Gesellschaft ge-
reteht derscRten an grosaer Ehre, da in denselben das vlelsdtlge, ernste und cinsidits-
volle Streben, die Theorie und Praxis der Pädagogik auf der erreichten Höhe xu er-
halten und weiter zu vervollkommnen, unverkennbar zum Ausdrucke kommt. Mit be-
sonderem Lobe muss noch der nelss, die Gewissenhaftigkeit und verständnisvolle Um-
:>icht erwähnt werden, welche der R^actear diese* Jahr&ches abermals mit bestem Er-
folge bethätigt hat.*'
Pädagogium, Jahrg. i886, Heft lO.
IX. Band (1886).
„Wie die früheren Jahrbücher, so hat auch das vorliegende einen reichen, nach
allen Seiten hin anregenden |>äd.igogischen Inhalt. Es gewährt nicht nur einen Uber-
blick über das Leben und Streben der Wiener pädagogischen GcselUchaft, sondern auch
Aber die Entwicklung dei geeanien teterreidiisehen Bildnngvwesens.*'
Ptfdagog. Anzeiger» Jahrg. 1887, No. 10.
„Gleich seinen Vorgängern sei auch dieser il.ind des Jahrbuches als Zeugnis reger
Vereinsthätigkeit und als Mittel snm Studium pädagogischer Tagesfragen, wie lOr Be-
artheUung der Scbulge-^' hichtr un^en r Zeir "rissi'.M-r I cciüre empfohlen."
Bayerische LehrerzeituDg, Jahrg. 1887, No. 36.
X. Band (1887).
„Wir haben die Aufsäi/e mit lebhaftem Interesse gelesen; es sind durchwegs tüch.
tige, xoai Thcil gerades« ausgezeichnete Arbeiten, wdehe die winnate Enpfdilang
T c rdleneni**
Pädagog. Jahresbericht, 41. Band.
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XIV
XIL Band (1889).
,,Dcr uns vorliegt nl^ \fl. Band reiht icli würdig seinen Vorgängern an. Erlegt
Zeugnis ab vou viebcitiger Thätigkeit, ernstem Streben und griiudlicheni Wissen. Nach
der Ansidit des Referenten Terdient das Jahrbuch mm^ seitens der Mittdschide alle
Benchtniif.^
Zeitschrift £, d. österr. Gymnasien, Jahrg. 1892, No. 2.
XIIL Band (1890).
„Die pädagugisdie Gesellschaft hat sidi dmch ihre JfahrbSdier fan !&• «ad Ans-
landc /u Ansehen und Geltung zu bringen ventmdeii, «ad Mdi der T o rii e g eade Baad
erhalt sich auf der Höhe seiner Vorgänger.**
Österr. Schulbote, 41. Jahrg., No. 6.
,,T>a.s Werk verdient die wärmste Empfehlung. Fs legt Zeugnis ab von dem un-
ermüdlichen Arbeiten und Streben unserer CuUegcu in Österreich-Ungarn. Das Werk
Tcrdient ftr Lesesirkel und LduerbibUodtdcen angescfaaA ra werden.**
Rhemiadie Blilltar £ Bn. vu Unt, 66. Jahrg.» Heft i.
XIV. Band (1891).
„Zu den Büchern, deren Erscheinen bereits erwartet unil freudigst begrüsst wird,
gehören die Jahrbücher der Wiener pädagogischen Gesellschaft. Ehrend fUr den Verein,
voa deasea bedeatiaawr Aiftwiddaag sie ein erfreulich Bild entrollen, ehrend für die
Herausgeber, von deren unermüdlichem Fleisse l in i i i c Jt. > Zeugnis gel>en, sind sie
jedem Schulnianne unentbehrlich, der ein getreuem Bild von der Gesammtthätigkeit des
österreichischen Schulwesens gewinnen will. Nicht in zweiter Linie Ist es die Gediegen-
heil der veröffentlichten \'orträge, die Vcrlässlichkeit der gemachten Angaben, durch
welche sich die Jahrbücher einen der ersten PlAtzc auf dem pädagogischen Büchermärkte
t rriingea. Dlcie uneingeschränkte Anerkennung zollen wir auch dem vorliegenden
Band. .... Wir empfchU-n nicht allein den vorliegenden Band, sondern auch gleich-
zeitig wiederum die \ i^ur.ger dieses Jahrbuches aufs wärmste und können nur wttn-
sdiea, dass dieselben nicht nur für Vereins-, Bezirks- und LocallehrerlHhliothekcay SOa>
dem auch für die llandbücherei »ies Lehrers angeschafft würden."
Freie Schulzeituo^ Keichenberg, 17. Jahrg., No. 44.
„Wir enpMtea das Jahrbudi wie seine VorgXager ab anregende LectOre.**
Lit Beilage x. PSdagog. Zeitung, Jahrgf. 1892, No. 11.
„über das in den letzten zwei Jahrbüchern Gebotene kann man sich nur höctist
anerkennend inssem. Im Interesse des ISbKchen Unternehmens wflnschen wfar, dass die
Jahrbücher in keiner Bezirkslehrerbibliothek fehlen und dat s, w i <lic Mittel es erl.^ubm,
dieselben auch in die Lehrerbibliothek eingestellt werden. Wir Lehrer brauchen be-
ständige Anregung, firiflclie Nehfaag, acnet Hat'.**
Zeitschrift d. oberitaterr. Lehre r v e reina, 14. Jahrg., No. 36.
„Der 14. Band enthält eine Reibe sehr interessanter Vorträge und Abhandlungen.
Das JiÄurbttdi verdient seines allgemefaien und seines mehr UstonsdieB Th^es w^ea
auch ansteilialb Österreichs die Beachtunrj von F -hrcrkrt-iscn."
Schweizer LiehrerzeituQg, Jahrg. 1892, No. 11.
,yWie imaier rmchhaltig «ad gediegen.**
PUdagog. Anzeiger, Jahrg. 1892, No. 9.
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XV
„Auch der vorli^ende Baud enthalt in setncm erstea Theile eine Reihe wertvoller
Abhaadlwigen «is dem Gebiet« der Flda^^o^ik.«
„Wir könuen von dem neuen Bande mit vullem Rechte, wie von »o vielen seiner
Tofglnger, sagen, Aus er sehr riel Interessentes enthilt and weiter Veriireitttng
würdig iiC*«
Wegweiser durch d. pädagog. Lit, Jahijjr. 1S93, No. i.
„Dei Stodhoi dieses gediq;enen Jeiirbuches mmA den deutschen Lchreni
bestens tiiHiiipfuileB/'
Schneiders Pädagog. Jahrbuch« 5. Jahrg.
XV. Band a892).
„Das vorliegende Jahrbuch ist wie »eine Vorgänger ein pädagogischer Leiter
CfSMI fUMges»**
Anseigier t d. neueste pttkgog. Lit, Jahrg. 1893, No. 39.
„Der XV., mit dem Bildnisse des rühmlichst bekannten Schulmanns Blnstorfer
gcsclimiickte Band verdient die Aufmerksamkeit der Mittebchnllcrdse, welche sidl fftt'
die ereiehliche Seite 'K> UnttTrichtes intercssitTcn/'
Zeitschrift f. d. Realschulwesen, 18. Jahrg^., Heft 7.
,,Wir empfehlen das Werk der Beachtung in I'ädagogenkreisen."
Liit. Beilage z. ptfdagog. Zeitung in Berlin, 18. Jahrg., Na 10.
„Es macht dem Berichten>taUcr ein hcs<>ndere.s Vergnügen, tagen zu müssen. da:is
auch der 15. Band der pädagogischen Jahrbücher voll um! Ran? auf der Höhe seiner
Voi^änger sieht. Ein Buch dieser Art spricht für sich selbst, und es genügt die
Anffhe seines Inhaltes, um den Besitz desselben wttnschenswert zu machen; wer
einmal einen Band ernorben, wird (I.is Er-cheiiK ti seines Nachfolgers freudig begrussen,
— Indem wir noch der mühevollen ihatigkcii des Herausgebers mit besonderer Au-
crliennung gedenken, empfelüen wir allen Amtsgenossen winnstens die Ansdiaffiing
dieses Bandes."
Freie Schulzeitung, Reichenberg, 12. Jahrg., No. 45.
„Für die Entwicklung des österreichischen Schulwesens ist eine schlimme Zeit ge-
kommen, denn durch die Annahme der Scholgesetznovelle ist das ganze ReicllsvoUU-
schulgesetz in Frage gestellt worden. Dass wer die österreichische Lehrerschaft dem
drohenden Kam})fe unentwegt entgegen tritt, dafür legt das vorliegende Jahr-
buch beredtes Zeugnis ab. Was» nun auch geschehen mag, die Lehrerschaft wird den
Eifer und die Begeisterung in der Ausübung ihrer Berufspflichten nicht vcrUeren, denn
-lie fühlt sich crgritfcn von dem Geiste dc^ Mcichsvolksschulgesetses nnd wird diesen
Geist festhalten, trotz der zu gewärtigenden Schwierigkeiten.''
Pädagog. Anzeiger, Jahrg. 1883, No. 6.
„Der mit der Herausgabe vorliegenden Werke» beauftragte Au&schuss der Wiener
pädagögisdwn GesellschalT schreibt: ,A1s ein Zeugnis, dass die der pädagogischen
Strebsamkeit nichts weniger als günstii;cii \'erba!ii ii c das piVdagogisclic I fben und
Streben in onserm Vaterlaude nicht zu erdrücken vermocht haben, wird unser Jahrbuch
— das sprechen wir snversiditlich ans — von allen, welche diese Vertiiltnisee kennen
und würdigen, sicher anerkannt werden. Möchte es ihm nun auch gelingen, dor .mi'di
Sache, welche wir mit Liebe und Ehrlichkeit vertreten, thatsächUch zu nüLcenl' Wir
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XVI
müüsen ihm antworten, da^ä wir nie an der Energie uml an dem wisüenschafilichen
grossen TheiU der östeireid^dien Lehrerschaft, natnemlich dar Wiem, ge-
zweifelt haben. Verdanken wir doch besunders in praktischer Beziehung unsem östcr«
reichijichen ColLgcn manche bedeutungsvolle Anregung und hat doch die österreichische
pidmogbche Preise Hervorragendes geliefert. Einen neuen lkweis für das eben Ge-
sagte liefert das vorliegende Jahrbuch, dessen I I.uiptiidialt aus Vorira^en besteht, die
innerhalb der Wiener pädagogiäclieu Gesellächatt gehalten worden sind, das aber auch
durch eine im Anhange gegebene Übersicht über dftS pldagogische Vercinswesen in
Österreich-Ungarn zeigt, wie fast lUt-rwärts in der gesammten M HiirchiL' ein frisches
geistiges Leben die Lehrerschaft durchiu-ht, irol^ allen Druckes, der uo .li auf ihr lasict.
Die Üer gebotenen /wolt Vortrige mid Abhandlni^n sind durchweg' wisseiwchftftlidi
gehalten und voll reicher Anregungen, so dass wir ihr Studium allen Lehrern ange-
legentlich empfehlen können Wir wiederholen, dass das vorliegende Jahrbach
▼OH Seiten der d en tichen Lelupenwheft die grSüte Bctchtong Terdicot.**
Pädagog. Anzeiger, Jahrg. 1880» No. 3.
„Die Wiener p&dagogische Gesellschaft, zn den angesehensten Vereinen Ihrer Art
gehoren l, widmet >ich vi)r7ug?>vveise, ja fast ausschliesslich der Pflege der pädagogischen
Wissenschaf: und Kunst, was um so mehr Anerkennung Terdient, als derieU die ä\is-
seren Ang« I r^« nheiten der Schale nnd des Lehrerstandes das Interesse tind den gegen-
seitigen Gcihmkcnaustausch der Standesgenossen übermässig beeinflussen. Da ist es in
der That ein Verdienst, den eigentlichen Lebensnerv und Ehrenpunkt des pädagt^i&cheu
Beruft, die fachminnisehe Tttchtigkeit, hochzohalten, weil sonst der Leorentand
die Fähigkeit und mit ihr das Anrecht verlieren würde, in der Aofridll und Leitung dcs
Schulwesens die Stelltug einzunehmen, welche er verlangt.
Das ncne Jahffevdi der Wiener pidagogisdten Gesetlsdiaft gibt abemals Zengnia
von dem regen und fruchtbaren Treben, das seit ihrem Bestehen ununterbrochen in ihr
geherrscht hat Wir halten es fllr überflüssig, ein Lob der einzelnen Arbeilen bei-
snfügen, da es in der Schulwelt iJtngst bekannt ist, dass ^ Johrbflcher der Wiener
pädago;;ist hen Gesellschaft nur Gutes bringen. Hervorheben müssen wir jedoch, dass
der nunmehrige Redacteur des Werkes, Herr Ferd. Frank, seinem verdienstvollen Vor-
ganger und Vorsitzenden des Vereins, Herrn M. Zens, würdig zur Seite steht. Herr
Frank lui; einer ,fits, wif :i',is >_<bi^en .Nnführungcn ersichtlich ist, eine gan^e Reihe wert-
voller und umtangreichcr lk;iuage für den vorliegenden Üand geliefert, audcrseiu die
Sichlwng nnd Dmcki^ung des Ganten in nnsterhnlter Weise besoigt.**
• Pädagogium, Jahig. 1893, Heft 7.
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Noch stehen die Mitglieder der Wiener pftdagogischen Gesellschaft unter
dem erschttttemden Eindrucke des uncrsetdichen Verlustes, d^ sie durch den
zu firühen Heimgang ihres ersten Ehrenmitgliedes Dr. Friedrich Dittes ge-
troffen, und es wird sich in nächster Zeit die Gelegenheit ergeben, die hervor^
ragenden Verdienste des Verblichenen nicht nur um unsere Gesellschaft,
sondern um die Lehrerschaft im allgemeinen und um die Forderung der
Pädagogik flberhanpt eingehend au würdigen.
Vorlänfig erlauben wir una, die Gedächtnisreden iBr den verbÜcbenm
Meister au Teröffendicheo, welche am oftbnen Grabe von den berufenen Ver^
Ireterü jener I^Orperscbaften gehalten wurden, denen Dr. Dittes im Leben
und Wirken näher stand.
Dr. Em. Hannak ergriff zuerst tiefbewegt das Wort, um seines unmittel-
baren Vorgängers im Amte, des ersten Directors des Wiener Lehrp&dagogiums,
wie folgt au gedenken:
„Tbeuerer Freund, verehrter College!
Von Sciunerz gebeugt stehen wir an Deinem Grabe.
Einer der henrorragendaten Pädagogen ward uns, ward der
Welt in Dir entrissen, ^^e ernst Pestalozzi, an dessen An-
denken Du mit Begeisterung Uengst, dessen Spuren Du
liebevoll verfolgtest, warst Du tief durchdrungen von der
hohen Bedeutung der Erziehung für die Entwickehmg der
Menschheit und für die materielle und geistige WohUahrt
der Völker, und darum hast Du unerschrocken und unentwegt,
unbeirrt durch die Parteiströmungen des Tages, unermüdet
für die Freiheit und den Fortschritt in der Pädagogik durch
Wort und Schrift gekämpft Die vielen Feinde, die Dir
JakriHwh d. Wmq. p«d. 0«s. <8g6. 1
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2
entgegentraten, haben nur noch Deinen Math erhöht, Derne
Kraft gestählt Viel Febd, viel Ehr, war Dein Losungswort
Damm drang Dein mächtiger Ruf im Streite und damit
Dein Ruhm weit Über die Grenzen, wo deutsche Sprache,
deutsdie Wissenschaft wohnt
Besonders in Osterreich, Deinem zweiten Vaterland,
hast Du mit Deiner zündenden Rede und mit Deinen ge>
diegenen Schriften unter Tausenden von Lehrern und Lehre-
rinnen Begeisterung für ihren Beruf und pädagogisches
Wissen verbreitet. Auf diesem Boden entstand Deia bc-
dentendstes Werk, „Die Schule der Pädagogik," das einem
grossen Theile der österrdchischen Lehrer die Pforte dieser
Wissenschaft erschloss.
Überseogt von der hohen Aufgabe der Erziehung hast
Du das verantwortungsvolle Amt des Lehrers voUauf ge«
würdigt, und nach dem Vorbilde Diesterwegs, an dessen
Wesen und Wirken vielfach das Deini<^e ^emnhnt, mit allen
Mitteln dahin gearbeitet, dass durch intensive Hildung des
Lehrerstaildes seine Wertschätzung und sein Ansclicn ge-
hoben werde. Die Stätte dieses Deines Wirkens war das
Pädagogium, das Du einrichtetest, an dessen Ent^\ ickclung
Du Deine beste Kraft setztest. Es war eine schwere Arbeit,
die Du leistetest, denn zahlreiche und einflussreiche Feinde
störten Dein Werk und mehrten Deine Mühe. Für all
Dein Sorgen und Mühen, fur all die Arbeit, die an Deiner
Gesundheit zehrte, nimm von mir, Deinem Freunde, Deinem
Nachfolger im Amte, den Dank, den wärmsten Dank namens
all der vielen entgegen, die Du begeistert, die Du gefördert.
Zwar ist Dein beredter Mund geschlossen, Deine gewandte
i'cdcr Deiner iland entsunken, aber Dein Andenken wird
bei uns fortleben immerdar. Und die Erinnerung an Dich
sowie Deine Werke, die reife Frucht Deines umfassenden
Geistes, werden uns stärken und ermuthigen, auszuharren,
getreu Deinem Lieblingsspruche:
KiiDaMr rflckwifts vnd abwflitt^
InuMer vorwifli «ad tnlwlits.
Nadi diesem Gelöbnis sende idi Dir in das stille Grab
bew e gten Herzens den Scheidegruss:
Hodigeschätzter Freund» bewährter Meister in der
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8
Kunst und Wissenschaft der Erziehung, uner.schroci<encr
Vorkämpfer für Freiheit in den Gedanken, für Vernunft in
der Erziehung
lebe wohl!"
Dr. Kronawetter gedachte Dr. Dittes' als Ehrenmitglied des Wiener
demokratischen Centraivereines in nachstehenden Ausführungen:
„Friedrich Dittes!
Neben Deinen Berufscollegen und Schülern sind jetzt
zum letztenmalc auch Deine engeren poiiiischen Partei-
genossen an Deinem Grabe versammelt, um Abschied zu
nehmen von dem, was an Dir sterblich ist.
UosterbUch aber bleibt uns Dein Geist, der Geist der
Wahrheit und sdbatloaer Menschenliebe, wekber Dein Stre-
ben und Wirken erfüllte als Lehrer und Staatsbürger. Du,
edkr Lehrer des Volkes» hast unserm lieben Wien als
Frudit Deines soiigen- und mühevollen Lebens voll rastloser
Arbeit ein erhabenes Vermächtnis hinterlassen, unsere Neu-
schulet Du hast unsere Wiener Volksschule zum swetten-
male geschaffen, im Geiste ihres ersten Gründers, nn Geiste
der Aufklärung und Humanität, im Geiste unseres unver*
gessUchen grossen Kaisers Josef IL, der durch sie Bildung
und edlen Sinn in allen Zweigen menschlicher Thätigkeit
unter seine Völker verbreiten wollte. Nur zu bald aber
wurde die Josefinische Schule jenen Mäditen ausgeliefert^
welche die Wissenschaft und ihre Lehre unter das Dogma
beugen, und sie blieb es, bis das Volksschulgesetz vom
Jahre 1869 den Josefinischei^ Geist wieder in unsere Volks-
schule zurückführen sollte.
Du wurdest berufen, unsere ' Wiener Volksschule in
diesem Geiste neu zu gestalten; Deiner Mühe, Deiner Auf-
opferung im Vereine mit den von Dir gebildeten Schülern
ist das grosse Werk in herrlicher Weise gelungen; die
Wiener Volksschulen wurden das Muster für alle Schulen
des Reiches und sogar ausser den Grenzen unseres Vater-
landes bewundert.
Eine \\'ahrheit hast Du uns oft verkündet: Wie der
Körper seine jjhysische Nahrung, so braucht der Verstand
und das Gemüth des Mensclicn ihre Ausbildung, damit in
harmonischer Weise alle die von der Natur in den Menschen
1*
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4
gelegten Kräfte zur höchst möglichen Entfaltung gelangen
und die Menschheit ihr letztes Ziel, ihre endliche Bestim-
mung erreiche.
Du hast erkannt, dass Bildung des Verstandes und des
Gemüthes das einzige Fundament des wirtschaftlichen Ge-
deihens, sowie der politischen Freiheit eines Volkes ist^
und dieses Fundament für Volkswohlfahrt und Volksfreiheit
zu legen, hast üu und die von Dir geleitete Volksschule
verstanden. Deine Mühe war, so schien es, im Anfange
keine vergebliche.
Jetzt aber verdunkdii imeder finstere Wolken die Sonne»
und finstere Mädite versuchen mit fiirchtbarer Gewalt den
stolzen Bau unserer Nenscbule zu zertrttnmieni. Wie Du
aber in felsenfester Treue tu uns gestanden bis zu Denem
Tode, ob auch zaldreicfae wankebniithige Elemente unsere
Reihen verUessen, um zu bdcämpfen, was sie als ihr Ideal
verehrten, so wollen audi wir Deine Schule mit aller Kraft»
die in uns lebt, verüiddigen und sdifitzen gegen ihre Feinde»
wir wollen sie hüten wie unsem Augapfel und im Kampfe
fär sie vor keiner Gewalt wddien. Dein Vorbild wird uns-
inuner neue Kraft verleihen, wir müssen siegen; Derne
Schule wird uns bleiben, unversehrt und unverietzt, wie Du
sie uns geschaffen. Wir geloben es hier an Deinem Grab!
— Friedrich Dittes, ruhe sanft!**
Bundespräsident O.-L. A. Katschinka weihte Herrn Dr. Dittes folgende
Abschiedsworte:
„Im Namen des deutsch-österreichischen Lehrerbundes-
rufe ich Dir, unserem unvetgesslichen, theuren Freunde
und Meister, Dr. Dittes, unser letztes Lebewohl! zu»
An Deinem Grabe trauert nicht nur die Wiener, die
österreichische Lehrerschaft; nein, die gesammte Lehrer*
Schaft Deutschlands trauert mit uns und beklagt mit uns
das schwere Geschick, das Dich uns so früh entriss.
Was Du für die Erziehungswissenschaft Grosses und Be-
deutendes geleistet, das wird die Geschichte derselben in
ihren Blatttrn v'erzeichnen. Wir aber, die wir das Glück
des persönhchen Umgant^^es mit Dir geniessen konnten, wir
erkannten in Dir den treuesten Freund und Berather der
Lehrerschaft, den unerschrockenen und redegewaitigen An-
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walt der Rechte derselben, den heldenmüthigen V'crtheidiger
der Freiheit der Schale und der Lehrer, den unentwegten
Kämpfer für Recht und Wahrheit. Was Du uns, was Du
der gesammten deutschen Lehrerschaft gewesen, das wird
unvergessen bleiben. Hier an Deinem Grabe geloben wir,
in Deinem Geiste zu streben, in Deinem Geiste zu wirken.
Und so wirst Du fortleben in uns allen. Du lieber treuer
Freund und Meister, Dr. Trittes, ruhe sanft!
Der I. Obmannstellvertreter der Wiener pädagogischen Gesellschaft,
Bürgerschullehrer Ferdinand Frank, feierte den Verblichenen, das I. Ehren-
mitglied des besagten Vereines, mit nachstehenden Worten:
,,In einem bekannten Märchen von Grimm geht ein
Riese auf der Landstrasse, er begegnet dem Tode und
ringt mit ihm. Und siehe I der Tod wird überwunden. Einen
solchen Riesen und Kämpfer des Geistes haben wir heute
zur letzten Ruhestätte begleitet, um seinen Staub der Mutter
Erde ta Übefantworten, sefai Gdst aber schwingt sich
triumphierend auf über den todten, dem ewigen Kreislaufe
anheimfallenden Stoff, der Geist, den unser Kämpfer als
selbständiges, eigenartiges Wesen, als Funke und Abglanz
des Göttlichen in uns Menschen, erst b jüngster Zett so
siegreich vertheidigt hat
„Wer weinte nicht, wenn selbst das Unsterb-
liche nicht vor Zerstörung sicher ist** Tiefbewegt
stehen wir vor diesem Grabe und beklagen Deinen uns
doch unerwarteten und allzufrühen Heimgang. Blit uns
weint die Lehrerschaft zweier Welten! Aber Fassung ziemt
dem Manne!
Wir wenden das Dichterwort und rufen:
„Das Unsteibliche an Dir ist vor Zerstörung ge-
sichert, das Unsterbliche an Dir, der Theil Deines ur-
eigensten Wesens, es bleibt uns als kostbares Vermächtnis
übrig,
Dein glühender Eifer für die Erforschung und
Verbreitung der Wahrheit;
Dein Ringen und Kämfen um Recht und Licht,
Deine unerschöpfliche Liebe zur gesammten, der
Erziehung noch so bedürftigen Menschheit, insbesondere
aber Deine Liebe für unsem oft verkannten, schweren Beruf,
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für unsern Stand, dessen letztes Mitglied Du in Dein Herz
eingeschlossen.
Und so versprechen wir, die L bcrlcbcndcn. mit Ruhe
und Takt, wie es der Würde unseres Standes ziemt, aber
mit Entschiedenheit und Kraft in einmüthiger, durch
kleinlichen Hader nicht getrübter Äibeit rege mitzuwirken
an der Hd>ung unseres StsuideS} an ilisr fortBchreitencten
Ausgestaltung der Pädagogik.
Wir wollen die geistigen Sdiätse^ die Du uns, Vater
Dittes, als kostbares Erbe hinterlassen, beben, geniesseo
und v e rwe rten i
So werden wir Dein Andenken tausendfach in unserem
Herzen erneuern. Dein Bild wird in uns nie eiidscfaen!
Dein Name aber sei gesegnet, jetxt und immerdarl
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L
Über Psychosen im Kindesalter.
Voigetnc«o am 9. November 1895 von Dr. Trbodok Hbjuou
Die Kenntnis der Psychosen im Rindesalter ist für den Pädagogen von
höchstem Werte. Einerseits offenbaren sich zabheiche psychische Abnormi-
täten im Kindesalter erst zu einer Zeit« in welcher an die intellectueUen
Fähigkeiten der Kinder grössere Anforderungen gestellt werden und in diesem
Sinne ist der elementare Rechenunterricht thatsächlich der Prüfstein für den
geistigen Gesundheitssustand der Schüler. Anderseits aber ist die Heilung
der milderen Formen kindlicher Psychosen, namentlich der Grenzfaüe zwischen
geistiger Krankheit und Gesundheit, im wesentlichen Sache des tachraännisch
geschulten Pädagogen, der es versteht, die Ergebnisse der modernen Psycho-
logie und l'syi liiatrie nutzbringend für seine Thätigkeit anznwf^nden. Diese
Gründe werden es rechtfertigen, dass ich mich mit dem oben bezeichneten
Gegenstande an ein pädagogisches Publicum wende, zumal ich voraussetzen
kann, dass jeder praktische Schulmann im Verlauf seiner Lehrthätigkeit Ge-
legenheit gehabt hat, unter seinen Schülern ein psychopathisches Individuum
anzutreffen und vielleicht auch in seiner Eigenart zu studieren.
Es ist eine sehr bemerkenswerte Thatsache, dass vor nicht zu langer
Zeit Psychiatrie und Kinderheilkunde achtlos an den Psychosen im Kindes-
alter vorübcrgiengen. Dies erklärt sich zunächst aus der strengen Arbeits-
tlieilung in der medicinischen Wissenschaft, nach welcher der Kim 1. rar.;!, der in
psychiatrischen Dingen wenig geschult war, sämmtlichc KrauKiieitszustände
im Kindesalter in seine Wirksamkeit aulnahm, während der Psychiater sich
hauptsicMich mit erwachsenen Individuen beschäftigte. So kam es, dass die
frühere Zeit nur eine Art der Kinderpsychosen kannte, die je nach ihrem
mdfnrfsfhen oder sporadisd&en Vorieommen m die beiden Grappen des
Kretiaisiinit und der Idiotie geschieden worde. •
Lange Zeit glaabCe nun Ersiehu ngs Unfähigkeit als chankteristiscbes
Meiional fta den Geistesanstand dieser UngUlddicheti angeben sa können,
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aber die ia den Kretinen- und Idiotenaiistalteii enidten Erfolge moesten
bald das gebildete Publicum eines Besseren bddiren, wenn auch diese An-
stalten mit ihren Bestrebungen In der Öffentlichkeit lange nicht das Ansehen
genossen, wie etwa die Blinden* and Taubstnmmenfnslitnte, deren Methoden
allerdings xu gleicher 2«eit anf einer viel höheren Stufe der Entwickelang an-
gelsngt waren. Die Casuistik der kindlichen Psychosen verfflgt auch heute
noch nach den Angaben von Emminghaus ttber kanm mehr als soo Falle, von
denen kaum die Hälfte genan beobachtet, geschweige denn aasreichend be*
schrieben wurde. Von grösseren Werken auf diesem Gebiete kann ich Ihnen
nur swei nennen, das eine von dem firansOsischen Pq^luater Moreau, von
dem auch eine gute deutsche Übersetzong vorliegt,*) das andere von Prof.
Eraminghaus in Freibarg LB., ^) welch letsteres inbesag anf Gründlichkeit und
fachmännische Verwerttti^ der Fälle dem erstgenannten weitaus vorzuziehen ist
Für unsere Betrachtung ist es von hoher Wichtigkeit, hervorzuheben,
dass im Kindesalter nebst aasgesprochenen Psychosen psychopatbische Zu-
stände vorkommen, die npch nicht als Geisteskrankheiten angesprochen
werden können, in ihrer consequenten Weiterentwickelung aber ohne erzieh-
liche Einwirkung unfehlbar zur Höhe ausgesprochener Geisteskrankheiten
anwachsen müssen. Diese Zwischenstufen der psychopathischen Entwicklung
möchte ich mit Koch als psychopathische Minderwertigkeiten bezeichnen,
wobei zu berücksichtigen ist, dass dieselben auf der einen Seite allmälig zu
den Geisteskrankheiten hinüberführen, wie sie auf der anderen Seite allmälig
völlig in die Breite des Normalen sich verlieren.*^) Aber auch hier gilt in
gewissem Sinne das onto-phylogenetische Entwickelungsgesetz, indem wir die
Minderwertigkeiten bei den einen als letzte constante Einheiten antreffen,
während diese bei anderen gleichsam als Durchgangsstationen anzusehen
sind, die schliesslich zu unverkennbaren Geisteskrankheiten führen. Wie ich
bereits in einem Aufsatze in Dittes' Pädagogium ausgeführt habe,**) ist ein
grosser Theil dessen, was die zu einem begreiflichen lüiphemismus neigenden
Ellern als Unarten, Fehler, Absonderlichkeiten ihrer Kinder bezeichnen,
nichts anderes als psychopathische Minderwertigkeit. Aber gerade der Um-
stand, dass Zustände völlig unbedenklicher Natur denselben Namen führen,
wie ausgesprochene psychopathische Verhältnisse, macht es nothwendig, sich
flbr die letsteren nach einer aasreichenden Begriffsbestimmung umzusehen.
Hier mOchte ich vorschlagen, nur jene Zustinde als psychopathische
anzusehen, dl« nicht derart auf eine Reihe Y<>llig normaler Ur-
Sachen sarttckgeftthrt werden kflnnen, dass swischen Ursache
und Wirkung ein vollkommen befriedigendes Causalverhftltnis
besteht.
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Ich will dies sofort durch ein Bcisi>iel illustrieren. Gesetzt den Fall,
cm im schulpflichtigen Alter stehendes Kind hele durch seine ausserordent-
liche Zerstreutheit auf. Zunächst wird der Lehrer die Verhältnisse in der
Sdmle MÜMt in Betracht sieben mOasen, etwa den Verkehr des Kindes mit
siineii lÜttcliQlerD, den Flati in d«r Schnlstube, der irieUeidit den AosUiclc
auf eine belebte Strasse gestattet md AhnUdies mehr. Ergeben steh ans
diesen Momenlen kefaie hinreichenden Gründe lllr das abnorme Bendmien
des Kindes, so gilt es, die bStulicben Verhältnisse zu prüfen, ond dies ist in
unserem Falle von besonderer Wichtigkeit Kummer und Sorgen der Eltern,
die in Gegenwart des Kindes geäussert werden, grobe Escesse des Vaters,
derlltttter oder der Geschwister, ranhe, unfreundliche Behandlung, schlechte
Emihmng, Beschäftignng mit ungeeigneten Spielen, OberbOrdnng durch
hänslicheo Unterricht, Fuicht, die dem Kinde vor dem Lehrer eingefiOsst
wird, sind hinreicheftde ErkUraogsgillnde für das serstreute Wesen des
Schillers. Wenn aber die Bemühungen des Lehrers in dieser Hmsicht kein
Resultat ergeben, wenn die Zerstreutheit des Kmdes auf kerne normalen Ur^
Sachen zurflckgefilhrt werden kann, dann liegt die BeHlrchtung nahe, dass
man es hier mit einem psychopathischen Zustand sa tfann habe. Bestätigen
die letztere noch Angaben Ober hereditäre Belastung, eigenthümliches und
unerklärliches Benehmen vor dem Eintritt in die Schule, so ist der Zustand
des Kindes als abnormal zu bezeichnen, und es ist dann Sache des Heilpäda-
gogen, den psychopathischen Zustand durch Anwendung dgenartiger Untiff-
richts- und Erziehungsmethoden zu beheben.
Man hat die Kinderpsychosen in angeborene und in erworbene ein-
getheilt. Die strenge Durchführung dieser Eintheilung ist jedoch mit grossen
Schwierigkeiten verbunden. Im Säuglingsalter fehlen uns häufig alle Anhalts-
punkte, welche irgend einen bestimmten Schluss auf das psychologische
Verhalten des Kindes zulassen. — Ob jemand Sinneseindrücke auftasst,
können wir nur dadurcli erfahren, dass er es uns mittheüt, oder auf dieselben
in willkürlicher Weise reagiert. Nun trägt das Verhalten des Kindes gegen
äussere Eindrücke in der ersten Zeit nach seiner Gehiiri noch durchaus den
Charakter der Reflexes, der durch niedere Ccntrcn vermittelt wird, uns daher
über die Rüstigkeit des Grosshirns, das den höheren geistigen Functionen
vorsteht, keinen sicheren Aufschluss bietet. Wenn demnach zu einer Zeit,
da die Herrschaft des Willens im Geistesleben des Kindes hervortritt, eine
psychische Abnormität zum Vorschein kommt, so ist es schwer festzustellen,
üb die letztere von Geburt an vorhanden war oder nicht vielmehr in den
ersten Lebensmonaten erworben worden ist.
Allerdings werden wir Uber die Provenienz einer Geisteskrankheit keinen
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Augenblick dort im Zweifel sein, wo schon in den ersten Lebensmonaten
Erscheinungen zu Tage treten, die auf eine krankhafte Veränderung des
Centraiorgans hinweiseii. Aber anch io dieser ifinadil ist iiettgCiteUt worden,
dass Krftmpfe und Convnldonen im Säuglingsalter, oft Torflbergeheii, ohne
auf die GeisteseDtwicUimg des Kbdes schidiicli einaiiinrkeo« Diese Schwie-
rigkeiten machen es eikUrlich, dass einige Forscher das Vorhandensein an«
geborener Psychosen flbeihanpt in Abrede stdlen, indem sie yon der ein^
leocfatenden Vonnssetinng aosgehen, dass man von geutigen Abnorminten
nicht froher sprechen kann, bevor nicht normalerweise das Geistesleben der
Kinder den Trieben mid Instinden g^enttber in den Vordeigrand tritt.
Ohne uns hier näher einlassen su wollen, mflssen wir betonen, dass es ge>
wisse destmctive Verflndemngen des Centraiorgans gibt, die von Gebart an
bestehen tmd sich psychischerseite spontan im Hervortreten emer Mbider^
Wertigkeit oder einer nnverkennbaien Geisteskrankheit äussern. Diese
krankhaften Dispositioinett kOnnen aber anch eine Zeit lang Utent bleiben,
bis irgend eine Gdegehhettsorsache, s. B. ein Schreck oder eine leichte Er-
krankung fieb^Mften Charakters das Hervortreten derselben provodert In
diesem Sinne ftihren die erworbenen Psychosen hftn^ anf angeborene,
krankhafte Dispositionen sorttck.
In der Reihe veranlassender Ursachen infantiler Geistesstörung nimmt
die Erblichkeit eine wic'btige Stelle ein. In zahlreichen Statistiken ist über*
seugend nachgewiesen worden, dass sich in der Ascendenz vieler psycho-
pathischen Individuen Fälle von Blödsinn, transitorischer oder dauernder
Geistesstörung, Neurasthenie und Epilepsie, Trunksucht, endlich venerischer
Infection vorfinden. In anderen Fällen lässt sich wohl nicht das Vorhanden-
sein einer (Jeistesslör\ing, wohl aber das einer evidenten Minderwertigkeit
nachweisen, welche, wie ich einleitend ausgeführt habe, als niedere Entwick-
lungsslute einer Psychose anzusehen ist. Wie Emmint,'haus treffend bemerkt,
kann die erbliche Prädisposition zu Krankheiten des (k istesorgans , einen
Krankheitsprocess nachahmend, progressiv sein, indem die leichteren geistigen
Anomalien der Vorfahren sich zu schweren und schwersten Seelenstörungen
bei den Nachkommen zeitigen, welche schon im Kindesalter scharf hervortreten.
Dieser Vorgang ist jedoch nicht, wie Morel behauptet, die Regel. Spätere
Forschungen haben dargethan, dass die Nachkommen einer neuropathisch
veranlagten Familie successive ihre völlige geistige Gesundheit erlangen können.
Ein besonderes Augenmerk ist bei der Erblichkeit psychopathischer
Zustande auf die Blutsverwandtschaft der Eltern zu lenken. Selbst in 1 allen,
in welchfn sich die Ascendenlen völliger geistiger Gesundheit erfreuen,
können die Nachkommen aus einer Verwandtenehe mit schweren Psychosen
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behaftet sein, und dies erfolgt mit überraschender Häufigkeit. Die Erklärung
dieser Thatsache lässt sich darin suchen, dass gewisse Dispositionen, welche
bei den Ascendcnten latent blieben, aber ebenfalls durch Vererbung erworben
\mrden, sich bei den Nachkommen häufen und hier zu einem offenbaren
Krankheitszustand führen. Diese Cumulation der bei den Eltern latent
gebliebenen krankhaften Dispositionen führt anderseits bisweilen zu ange-
borener Blindheit und Taubheit, und in der Ätiologie der |)sy( hischen Taub-
heit, die ich im Folgenden kurz erwuiincn will, spielt dieses Moment eine
hervorragende Rolle.
Es kann nicht meine Aufgabe sein, im Rahmen eines kimen Vortrages
aUe möglichen Fälle von Geistesstörung im Kindesalter anfmzSUflD« Ich
mosa mich lüer damit begnügen, Sie mit eii^^Fonnai geistiger Abnormitit
votraut SD machen» weldie in der Sdmlprasis ▼oikommeii ktenen imd in
ihrer wahren Bedeutung nicht selten verkaant, den Lehrern bisweilen die
grOssten Schwierigkeiten bereiten. Ich will hier nochmals anftihren, dass ich
die psychapathischen Minderwertigkeiten miter die Psychosen an rechnen
mich für berechtigt halte, da ein genaues Stadium der Casuistik zu dem
Schlosse flihren moss, dass swischen Ifinderwertigkeiten nnd evidenten
Geistesstörungen nur ein gradweiser Unterschied besteht In der That gibt
es ebe Reihe von geist%en Abnormitäten, die wir als Schulpsychosen be-
nennen kOnnen, weil sie im schulpflichtigen Alter nnd unter den VerhSltnissen
des Schuhmterrtchtes am klarsten zu Tage tretea Schon Feter Frank machte
im Jahre 1804 auf eine Gruppe von Schulkrankheiten aufinerlnam, die in das
Gebiet der Geistesstörungen gehören.
In neuerer Zeit hat der Leipsiger Professor Strttmpell den Versuch ge-
macht, auf Grand der Koch'schen Lehre von den psychopathischen Minder-
wert^eiten eine pSdagogische Pathologie su entwerfen.*) StrttmpeU ist durch
dieses Werk der Begründer einer neuen Richtung in der Pädagogik geworden,
weiche immer mehr an Ausdehnung und Bedeutung gewinnt.*)
Von besonderer Wichtigkeit für den Pädagogen ist die Kenntnis eines
Zostandes geistiger Abnormität, welcher offenbar in das Bereich der Minder-
wertigkeiten gehört. Es handelt sich hier um die aufgeregten, „nervösen**
Kinder, welche trotz ihrer normalen oder sogar das Normale übersteigenden
Intelligenz für den schulmässigen Unterricht wenig geeignet sind und den
Lehrern die grössten Schwierigkeiten bereiten. Schon äusserlich sind die
Kinder auffallend durch ihren gracilcn Köri)erbaii, durch das häufige unver-
mittelte Wechseln von Erröthen und Erblassen, zuincist aber durch ihre
ubergrosse Mobilität, weiche sich in zahlreichen zwecklosen und uberilüssigen
Bewegungen kundgibt. In psychischer Hinsicht sind die Kinder charakie-
L
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IS
risiert durch eine rasch erlahmende Receptivität und Productivität, so ass
dasselbe Kind, das in günstigen Momenten den Eindruck eines geistig hoch-
stehenden Individuums macht, bald darauf völlig stumpfsinnig erscheint.
Weilerhin ist tür diese krankhaft veranlagten Schüler die Unfähigkeit
charakteristisch, durch ihren Willen auf das eigene Thun in normaler Weise
einztiwirkeD. Alle Ermahnungen, die besten Vorsätze haben keinen weiteren
Erfolg und bevirken in der Regel nur, dass das Kind im vergeblichen Kampfe
swischen Können und Wollen seme Kräfte aufreibt Die Ermiidungser-
Bchdnungen , welche auch ianeriialb der physiologischen Breite bei Schal-
khidem auftreten, nehmen bei nervösen Kindern einen durchaus patholo-
gischen Charakter an. Nicht selten treten gerade sur Zeit grOsster Er-
schlaffung Anfregungssttsttnde em, welche steh in ittckstchtslosen Zornes»
ansbrflchen ftassen. Auf diese Weise kommt der Lehrer hfliifig tn vnrichti|en
Urtheflen Ober den Charakter sefaies Schalers. Er hftlt ihn fOr bOsartig,
unwillig and tiige, sucht durch Straftnittel auf denselben bessernd einsu-
wirken, vergrOssert aber durch diese das Übel immer mehr. Far derart^
Kinder ist eine streng Individualisierende Erziehungs- und Unterrichtsmethode
nothwendig. Sehr gOnstige Hastütate sind tu erzielen, wenn ein entsprechender
Wechsel zwischen geist^er und körperlicher Thätigkeit eigyhslten wird. Am
besten kommt diesen Kindern em lingerer Aufenthalt in Undlicher Umgebung
SU statten.
Wenngleich die eben gekennzeichnete Minderwertigkeit dnige Ähnlich-
keit mit dem erethischen Schwachsinn hat, so unterscheidet sie sich doch in
einem Punkte sehr wesentlich von dem letzteren: bd den erethisch Schwach-
sinnigen finden wir eine allgemeine Beeinträchtigung der Intelligenz, welche
constant bleibt, wfthrend die Intelligenz der eben gekennzeichneten Minder-
wertigen gleichsam um einen Gleichgewichtsptmkt schwankt, welcher daa
völlig normale Veiiudten bedeutet.
Bei anderen „nervösen" Kindern hndet sich im Gegensatze zu der eben
besprochenen Kategorie ein ziemlich regelmässiges Altemieren zwischen psychi-
scher Leistungsfilhigkeit und Leistungsunfähigkeit. Einige Tage hindurch bieten
diese Kinder das Bild völliger geistiger Oesundheit. Hierauf folgt eine mehr otler
minder ausgedehnte Periode, in welcher das Kind den Eindruck eines Schwach-
sinnigen macht. Es handelt sich in diesem Falle um eine Summation von
Ermüdungserscheinungen, welche eine gewisse H^lie erlangt haben müssen,
bevor sie als constante Hemmungen der psychischen l'hätigkeit in die Er-
scheinung treten. Die Periode der psychischen Leistungsunfähigkeil bedeutet
zugleich die Periode der Erholung, da in derselben keinerlei die Aufwendung
psychischer Energie erfordernde Arbeit geleistet werden kann.
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Die pädagogische Therapie dieser Erscheinung ergibt sich von selbst.
Man wird diese Schüler nicht zu continuicrHcher Arbeit heranziehen dürfen,
sondern in gewissen Intervallen Erholungspausen anbringen müssen, in welchen
körperliche Beschäftigungen zn empfehlen sind. Schon Deinhardt hat auf die
Möglichkeit und Nothwendigkeit einer pädagogischen Therapie bei den eben
gekennzeichneten „nervösen" Kindern aut merksam gemacht.'') Er erkannte
bereits richtig, dass es nicht nothwendig sei, das Ausmass des LelirstofFes
bei diesen Kindern herabzusetzen, wohl aber den Lehrplan derart abzu»
ändern, dass den Perioden der geistigen Ermüdung entsprechend die körper-
liche Arbeit in den Vordergrund trete. Ich mochte bei dieser Gelegenheit
bemerken, dass es Deinhardts hohes Verdienst ist, zum crstenmale nach-
drücklich die körperliche Arbeil als eine Art Heilfactor in die pädagogische
Therapie eingeführt zu haben, wodiirdi in gewissem Sinne eine der wirk»
MnMten Massregehi der modernen Psychiatrie anticipiert erscheint.
Beeondeie Beeehtang verdient der pathologische Trotx und E^feniinn
hn Kindetalter, welcher hlitfig genug in der Schnle tnr Beobachtung gehmgt.
Ohne nadnreisbue Ursache verweigern diese Schüler im vollen Gegensätze
sn ihrem sonstigen Verhalten den Gdiorsam und geratfaen in einen eigen-
thtfanlichen Aifectsnstand, welcher grosse Ähnlichkeit mit dem auch normaler*
weise Torkommenden kindlichen Eigensnin oder TTots zeigt Bei nflherer
Beobachtung ergibt sich allerdings swischen dem normalen mui patho-
logischen Zustand em tiefgehender Unterschied.
Bei normalen Kindern entsprbgt der Trots einer wenn auch unklaren
Obeilegang, welche geleitet wird von einer durch den Effect Aber die Schwelle
des Bewusstsetns gehobenen Vorstellung. Der pathologische Tirots ist in
seumn Wesen nichts anders als ein ttefjsreifender Hemmnngszustand aller
bewussten psychischen Functionen. Nicht mit Unrecht konnte nMf hier von
efater „Bewusstsetnspanse** sprechen in Shnlicher Weise^ wie etwa bei ge*
wissen epiteptiformen Zustanden, z. B. der vertigo epileptica. Allerdings
unterscheidet sich die erwfihnte Minderwertigkeit von der letzteren zunichst
durch die Dauer der Bewusstseioshemmung, welche sich bisweilen auf längere
Zeit erstreckt. Immer aber geht der pathologische Zustand, wie er ge*
kommen, wieder plötzlich und unvermittelt in das normale Verhalten über.
Bezüglich des auch bei Schulkindern vorkommenden „Zwangsdcnkens"
möchte ich auf die vorzüglichen Ausführungen von Koch verweisen.^) Manche
an und für sich unbegreifliche Unart, manche mit dem Charakter des Kindes
nicht in Einklang zu bringende Handlung wird durch die Constatierung dieses
psychopathischen Zustandes begreiflich. Wir befinden uns hier hart an der
Grenze zwischen Minderwertigkeit und aasgesprochener Psychose. In keinem
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Falle wird man es unterlassen dürfen, bei derlei Zuständen den Rath eines
erfahrenen rsychiaiers in Anspruch zu nehmen.
Von besonderer Wichtigkeit ist das Studium der pathologischen Lüge
im Kindesalter, weil dieselbe deo Keim za Geistesstörungen der emstesten
Art enthalten kann. Es ist eine alten Fftydiiatem hintenglich bekamiie That»
Sache, dass die Anfänge der als Paranoia beteichneten Geiiteslnrankheil schon
In die frOheste Kindheit coiHcfareidien' können (Fttnnoin orjginavia [Sander])»
Hier äussert sich die psychische Abnonnitit einerteiti hi unwahren Angaben
Aber Stand and Herkommen der Eltern, anderseits in solchen ttber allerhand
Unrecht, welches das Kmd er&hrcn haben wüL
Zwischenstnfen dieser Abnormität stellen die lenonunierenden und die
krankhaft wehleidigen Kinder dar* Auch den Gritaaen* und Verfolgnqgp-
ideen entspringen leicht Hass und Abneignng der Kinder gegen FanüUen-
angehör^ oder vorgesetste Personen, die ans den normalen Verhältnissen
dnrchans nicht nt erklären sind. Die Lehrer haben oft genug dnrdi die'
grandiosen Verdächtigungen dieser psychopathischen Lidividnen, die bis*
weilen bis vor die Schranken des Gerichtes führen, schwer so leiden. Ich
will hier nur eine im Vorjahre stattgefundene Gerichtsverhandlung erwähnen,
bei welcher die Eltern eines schulpflichtigen Mädchens gegen den Lehrer
Ihrer Tochter eine Anklage wegen klHrperhcher Misshandlung eihoben, die
sich schliesslich als ganr. grandios heranastellte.
Die Literatur berichtet nur über wenige Fälle von Wahnsinn im Kindes-
alter« Auch in der psychiatrischen und heilpädagogischen Praxis kommt
dieser bei Kindern sehr selten zur Behandlung. Damit in vollem Wider«
sprtiche steht die Thatsache, dass die anamnestischen Daten in zahlreichen
Krankengeschichten Erwachsener auf eine zweifellos schon in früher Jugend
vorhandene, mit dem Auftreten typischer Wahnideen verknüpfte Geistes-
störung hinweisen. Dieser Widerspruch erklart sich zum Tlieil aus dem
Uinstand, dass im Kindesalter ein Überwiegen der Phatitasiethätigkeit die
Regel ist und sich hier die (irenzen zwischen normalem und pathologischem
Verhalten schwer angeben lassen. Ferner ist es bekannt, dass die Eltern sich
und anderen gegenüber gerade die geistigen Al)nü! niitäten ihrer Kinder so
lange als möglich zu verhehlen trachten. Personen, die niemals zögern
würden, bei der geringsten körperlichen Erkrankung ihrer Kinder sofort den
Arzt zu rufen, lassen eine schwere (Geistesstörung jahrelang anstehen, ohne
auch nur daran zu denken, fachmännischen Rath einzuholen. Dazu kommt
noch der oft ganz ungerechtfertigte Glaube, dass sich gewisse Störungen des
geistigen Gleichgewichtes mit der Zeit von seihst ausgleichen, und hier ist es
bezeichnend, dass die Eltern den Termin für die geistige Wiederherstellung
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immer weiter liinausschieben, bis schliesslich Rücksichten auf die Versorgung
der social ganz unbrauchbaren Kranken, deren beständige I berwachung nicht
mehr möglich ist, die Abgabe an eine Anstalt unabweisbar nothwendig
machen. Dass hierbei zahlreiche Individuen der geistigen Verödung anheim-
fallen, die in einem früheren Stadium der Krankheit vielleicht noch hatten
geheilt werden können, ist unmittelbar klar.
Anschliessend seien mir noch einige Worte über das moralische Irresein
der Kinder gestattet. Dasselbe ist charakterisiert durch den völligen Mangel
aller, selbst der primitivsten ethischen Gefühle. Liebe uod Venehrong gegen
die Eltern, Ehrerbietung gegen Vorgesetste tiod dieten Entarteten vöUig
fremd, die Intelllgeoz denelbeii bleibt «uf einer tiefien Stufe ttehen, tofeme
es nicht gflt, Gewaltthaten and Gransamkeiten su verüben, bei welchen Ge-
legenheiten diese Individnen mk grossem Raffinement m Werke geben. Die
mortÜscb Irren sind in der Regel durch körperliche Entartungsseichen auf-
fidleiid. ' Hier sbd Missbikkuigen des Schädels, des äusseren Ohres, der
Zähne, fismer niiproportionieite Gliedmassen, Wolfsrachen, ein gewisser
tUeriscber Ausdruck des Gesichtes hervorsuheben. Nicht selten kommen
bei derart^en Kindern epileptiforme Anfiille und convulsivische Paroxysmen
▼or. Diese Individuen stehen der gesammten menschlichen Gesellschaft
feindlich gegenilber, sie sind infolge der Perversität ihres Gefühlslebens
aller Sttdichkeit bar und nur unter dem Hochdruck rigoroser Eraehungs*
massr^gebi Yon der Verwhrklicfaung ihrer verbrecherischen Neigungen xurflck-
suhalten. Bd der Gefährlichkeit dieser Entarteten ist es Pflicht des Lehrers,
sobald er untrügliche Zeichen des moralischen Irresems bei einem Schüler
angetroffen hat, densdben sofort aus der Schule zu entfernen und dafür
Sorge zu tragen, dass er in eine Anstalt gebracht werde, wo seine fort-
währende Überwadiung mOglich ist
Wir gelangen nun zu jener psychischen Abnormität, die man als Idiotie
au bezeichnen pflegt. Der Begritf dieser psychischen Krankheit hat in neuerer
Zeit nach Ausscheidung aller andersartigai Psychosen und Minderwertigkeiten
eine bedeutende Einengung erfahren, im populären Sprachgebrauch fasst man
jedoch noch immer die Summe aller im Kindesalter vorkommenden psychischen
Abnormitäten als Idiotie zusammen. In \vissenschatili( lier }!e/ichiinjz ver-
hält es sich mit der Idiotie ähnlich wie mit der Neurasthenie und Hysterie,
indem sich auch hier eine nusreichende Definition nicht autstellen lasst.
Vielleicht ist es in Zukuntt möglich, die Idiotie in eine Reihe umschriebener
Krankheitsbilder aufzulösen; allerdings wirdhie/u ein genaues psychologisches
Studium jedes einzelnen Krankheitsbildes erforderlich sein, zu welchem Axztc
und Pädagogen in gleicher Weise berufen sind.
[
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Man hat wJederholt versucht, die Idiotie in verschiedene Gruppen zu
scheiden. Diese Versuche sind jedoch zumeist an der Unzulängh'chkeit der
Eintheihingsgründe gescheitert. Am besten ist noch die Unterscheidung in
Imbecille oder Schwachsinnige und eigentliche Idioten oder Blödsinnige, |
welche von Esquirol herrührt. Die Bildungsfahigkcit als Ijntheilungsgrund
zu wählen, wie Voisin vorschlägt,*) ist darum nicht möglich, weil die erzieh-
lichen Erfolge, welche bei Schwachsinnigen erzielt werden können, in vielen
Fällen weniger vom Geisteszustand des Zöglings als von der pädagogischen
Befähigung des Erziehers abhängen. Ferner muss man von einer Eintheilung
der in das Gebiet der Idiotie gehörenden Fälle verlangen, dass dieselben den
Morkmakn der Geistesstörung selber Rechoung tragen, weil die Altswahl der
snr fiesserang des Zastandes ▼erwendbaren Eniebnogtiiuttel gich erst auf
die Erkennliiis von der Natur der psychischen AbnomutitdD ittttsett wnm»
Auch die Sprache der Idioten liefert in dieser Hinsicht keine tuverliasigen
Anhaltspunkte, weü die sprachlichen Äusserungen der Idioten nicht in eineni
directen Verhflhnis zu ihren intellectnellen FShigkeiten stehen. So mOssi»
man beispielsweise nach der von Mofean(fils) vorgesdüagenenBÜDtha'lung die
psychisch Tauben auf die tiefcte Stufe des Blödsinns verweisen, was tha^
siohlich in keiner Weise berechtigt ist
Ich mochte mir erlauben» eine psychologische Eintheflnng vorm*
schlagen und demnach die Idioten in drei Gruppen einsutbeilen, die aUcr*
dings durch fliessende Grensen in einander übeifehcn. Die erste Gruppe irt
gtikennxetcfanet durch Herabsetsnng der apperoeptiven Functionen, die iweifie
durch die lediglich assodative VerknOpfhng dtt Vorstellungen bei vollstlndigem
Fehlen der apperceptiven Functionen, die dritte durch ein auf rein veg e t a tiv e n
Trieben und Instincten beruhendes psychisches Verhalten. Im wesentlichen
stimme ich hier mit Sollier') und Kraepelin'") überein. Ich muss jedoch hier be-
tonen, dass ich den Begriff der Apperception im Sinne Wundt's und nicht im
Sinne Herbart's gebrauche. Nach Herbart besteht das Wesen der Appel» '
ception darin, dass die den Vorrath des Bewusstseins ausmachenden auf die j
neu eintretenden Vnr^ ellnngen gleichsam ansehend wirken, wodurch sowohl
die appercipierenden als auch die apperdpierten Vorstellungen gewisse Ver-
änderungen erfahren. Wundt's Apperceptionslchrei*) gründet sich auf die
fiuuiamentale Thatsache der Aufmerksamkeit und auf die Erfahrung, dass
das psycholoji-^chc Subject verändernd auf den Ablauf der Vorstellungen !
einwiiken kann, indem dasselbe die durch affective Processe gehobenen
Vorstellunj:rn auswählen, in den „Blickpunkt des Bewusstseins" versetzen
kann. In physiologischer Beziehung muss man sich den Apperceptions- ;
process als eine Hemmung vorstellen, die von einem höchsten, wahrscheinlich
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im Stirnhirn gelegenen Centrum auf die niederen Sinnescentren ausgeübt
wird. Unser höheres geistiges Leben beruht auf dem Ineinanderarbeiten
von Association und Apperception. Die Association liefert die Bausteine
zu jenen geistigen Schöpfungen, welche die Apperception, die als ein« theÜS
»erlegende, theils verbindende Thätigkeit wirksam ist, vollführt.
Da es nie vorkommen dürfte, dass ein mit schwerer Idiotie behaftetes
Kind in die Normalschule gebracht wird, so will ich davon absehen, Ihnen
das traurige Kild der schweren Idiotie zu entwerfen. Viel wichtiger sind für
den praktischen Schulmann die milderen Formen von Idiotie, weil man sich
hier leicht über das Vorhandensein und die Natur der psychischen Abnormität
einer Täuschung hingeben kann. Die nach meiner Eintheilung in die erste
Gruppe der Idioten gehörenden psychopathischen Individuen zeichnen sich
nämlich häufig durch ganz besondere (iedächtnisleistungen aus. In dieser
Hinsicht sind einige Beispiele, die Schröter angeführt hat,*^) sehr bemerkens-
wert: noch lehrreicher aber die Fälle der kleinen Rechenkünstler, die bis-
weilen öifentlich Proben ihrer Kunst ablegen, welche darin besteht, dass sie mit
erstaunlich grossen Zahlen selbst compliciertere Aufgaben des Kopfrechnens
mit Leichtigkeit lösen. So entdeckte der bekannte Lustspieldichter Dr. Karl
Töpfer in Hamburg ein derartiges Kechengenie, welches, abgesehen von
seinen wunderbaren Gedächtnisleistungen, sich in anderer BeziehuBg als
vollkommen idiotisdi erwies. Während das Gedächtnis des normalen Menschen
m intdlectneilen Functionen wurzelt, ist das Gedächtnis des Idioten ein bloss
necliatiiMlitt, anf asaodativer Rdhaibildung benlieiides. Ferner ist bd
den leichteKtt Formen der Idiotie die Fähigkeit zu schematisieren und nach
Analogien sn ooostraicren weit mehr entwickelt, als bei Kindern nut regem
Verstände» Damm ist es bei einem wenig auf Terstandesniftss^en Überlegungen .
beruibenden Unterricht Mdit mOgUch, dass die psychische ScbwSche der-
artiger ladividaen lange Zeit nicht h ervortri t t ; Ja, dass diesdben selbst in
die Ifittelaehule gelangen, in deren unteren Qassen sie keineswegs au den
sehlechten ScfaOleni geboren nllssen. Frcflicfa sind hier betrichtliche Ge-
dfcbtinaleiitui^en erforderlich, tud diese Oberiastung erklärt es, dass leichte
Fovmen der Idiotie unter den EtuflOssen des gewöhnlichen Schulunterrichts
in scbwcre ond schwerste Formen übergehen kdnnen, wovon die Literatur
sahlreiclie Beispiele veneicfanel.
TVots des oft staunenswerten ZaUengedächnisses mancher Idioten kann
man denmacb gerade beim elementaren Rechenunterricht die grOssten Ober-
raachongen erteben. So kommt es nicht selten vor, dass Addition und
Mnltiplication von derartigen Schfllem verhJUtnismflssig leicht erfasst werden,
wflirend Subtracdon und Division ttberhaopt nicht nach der m der Normal-
fiMnA d. Wim. pU. G«s. i8g0. ^
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schule gebräuchlichen und bewahrten Meliiode erlernt werden können. In
anderen Fällen vermag der Schüler mil unbenannten Zahlen innerhalb grosser
Zahlenräurae zu operieren, die einfachste eingekleidete Aufgabe wird jedoch
für diese Geistesschwachen zu einem unlösbaren Problem. Ganz ähnlich
verfallt es sich mit dem frden Nachenähktt von Lesestücken. Bisweilen
ist eb SchWMithimingcr imstande, nach swei- bis dreimaligem Durchlesen
eines LesestQ^e» dasselbe ftit wortgetreu wiederzugeben, eine Leistung, die
faAnfig von unerfahrenen Eltern als Beweis einer ganz besondefs hohen
Intelligens angesehen wird. Veilangt man Jedoch die geringste Verfindemng
in der Diction, so steht der Schaler rath-. nnd hilflos da, md es xeigt sidi»
dass er' den Sinn des LesestOckes durcbaas nkht begriffen hat Diese That-
^che beweist bereits dentlich genug, wie wenig diese Schwachshttugen den
Aufgaben des ap|»erce{rtiven Denkens gewachsen sind, und gibt anderseits
ein sehr beachhmswertes Zeugnis daf&r, dass das Vorhandensem eines hoch-
entwickelten associativen GedMchtnisses kein Kriterium für die InteUigens eines
SchtUers sein kann. FOr die Lehrpläne der Normalschule entsteht hierdurch
die Forderung, das Mass des Memorier Stoffes möglichst xu rednderen, ferner
den 'Sechenunterricht nicht su mechanisieren, sondern denselben an einer
Schale des logischen Denkens auszugestalten.
Auf keinem Gebiete der in&ntSen Geistesstörungen hat die Hdipftda»
gogtk so schone Erfolge zu verzeichnen, als anf dem der Idiotie. Von der
Erwägung ausgehend, dass die intellectuelle Schwflche der Idioten oft nur
ein Symptom einer tiefgreifenden psychischen Morbilität ist, die sich auch
auf das Bereich des Fuhlens und Wollens erstreckt, darf sich die Idioten*
erziehung nicht mit der Vermittlung nützlicher Kenntnisse begnügen, sondern
hat die gesammte psychische Persönlichkeit ins Auge zu fassen und somit
die ganze Lebensweise der Idioten zu regeln. Dies ist nur dadurch zu er»
reichen, diiss mau die Idioten in Anstalten bringt, welche dieKzanken einer^
seits den Zufälligkeiten des alltäglichen Verkehrs entziehen, anderseits die
Einwirkung bestimmter, planmässiger Erziehungseinflüsse möglich machen, die
sich auf ein genaues psychologisches Studium jedes einzelnen Falles gründen
müssen, da liei der grossen \'ielgestahigkeit der Idiotie die Anwendung einer
allgemein giltigen imd anwendbaren Methode undenkbar ist. Was die Unter-
richtsfähigkeit der hiioien anbelangt, so reicht dieselbe viel weiter^ als man
allgemein anzunclinien geneigt ist. Freilich muss man in vielen Fällen zu-
nächst von der X'cnniitlung schul in ;,biger Kt^nitnisse absehen. Doch ist es
■durch Anwendung bestimmter logischer Meiiioden möglich, die schlummern«
den Geistesfähigkeiten der Kranken zu wecken und hierdurch die Grundlage
zu allem weiteren Unterricht zu legen. Die fundamentalen logischen f unc-
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tionen sind, wie • kein g eriBf e i er als Kant nachgewiesen hat, dem psydib*
logiscbea Subject imlilanent und bethätigen sich spontan an den Objecten
der Aussenwelt. Wenn das kleine Kind unter den verschiedenen in seinem
Bereich befindtichen Objecten wählt, wenn es die Ursache irgend einer Er-
flCheinong, die tot seinen Augen ins Leben tritt, entdeckt, so ist dies schon
eine Anwendung jener logischen Kategorien, die dem vernünftigen Subject
a priori innewohnen.*') Die Spontanität im Denken und Handeln fehlt in
der Regel dem tiefer stehenden Idioten, sie kann aber geweckt werden, wenn
man die logischen ( )|)crn.tionen in gewissem Sinne objectiviert, dem Kinde
Autgaben bietet, die, zunächst von dem Lehrer an Stelle des Schülers voll-
zogen, dann von letzteren nachahmend wiederholt, mächtige Anreize für die
Denk- und Willensthätigkeit derselben darstellen. Die ersten Denkthätigkeiten,
zu welchen der Schüler durch diese logischen Methoden angeregt wird, be-
ziehen sich auf die Unterscheidung von Gegenständen. Ist es gelungen, dem
Kinde die Verschiedenheiten der Formen klar zu machen, so geht man zur
Unterscheidung der Grössenverhältuisse über. Zu diesem Behufe wird etwa
ein grosser und kleiner ein Würfel vor den Schüler hingestellt und derselbe
angeleitet, auf Befehl des Lehrers den grossen oder den kleinen Würfel zu
geben. Als weitere Objecte verwendet man zweckmässig Kugeln, dann
Naturobjecte ähnlicher Form, wie Apfel, Orangen etc., zwischen welchen
der Schüler die engere Auswahl zu treffen hat. Zuerst ist es nothwendig,
dem Schüler in jedem einzelnen Falle das grosse und das kleine Object
speciell zu bezeichnen, bevor man zwischen denselben wählen lässt. Nach
längerer Übung vermag jedoch das Kind spontan diese Unterscheidung an
andersartigen Objecten su voHsiehen, selbst wenn Ort und Aufeinanderfolge
der Gegenstlnde m ▼erschiedensier Weise gewtchselt werden. Diese logischen
Methoden, die eich «nC ^ versehiedenen Kategorien anwenden lassen, hat
Behl Vater im Laufe einer langjährigen heilpädagogischeh Erfahrung, gestOtst
anf eine genaiie Analyse des khidlichen Seelenlebens, bis au einer hohen
Stole der Entwiddong gefOhrt und hierdurch geradesu flberraschende Er-
fol^f crn^t»
Von hohem prakcischett und theoretischen Interesse ist die Kenntnis
der bei den Idioten und Imbedllen vorkommenden ^rachsfeörungen im
Sinderalfer»*^) ICan hatte firtther vielfach angenommen, dass sich die Spti«h-
stOmgen der' Idioten im wesentlichen anf deren Intelligenideliecl« surttck*
fthraii laasea. ' I9 vielen Flllen ist dies thatsflchlich der Fall Hier gehen
Spracfaitdrung ondlatell^CBsdefect eüumdev vollkommen parallel; die Sprach«
Störung bessert sicH fan.selbeh Masse, als die Intdligensdefectei hisbesondere
dusch eine entsprechende heUpSdagogisclie Behandlung, behoben werden;
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Diese Sprachstörungen bezeichnet man nach Kussmaul als ,.dyslogische**.
Anders verhält sich eine Gruppe von Sprachanormalien, welche bei Kindern
mit verhältnismässig geringer geistiger Schwäche vorkommen. Diese können
peripher bedingt sein, und es ist häufig durch einfache operative Eingriffe
möglich, den Sprachdefect vollständig zu beheben. Bisweilen ist die Sprach-
störung jedoch nichts anders als der Ausdruck eines Himleidens, das vor-
zugsweise auf jene I'artun beschränkt bleibt, welche den Sprachfunctionen
vorstehen. Wir sprechen dann von . Aphasie"; als aphatische Sprach-
Störungen sind aber auch jene zu bezeichnen, wclclie durcli Hemmungen be-
grenzter psychischer Ftmctionen bedingt sind; diesen letzleren entsprechen
wahrscheinlich pathologische Processe in begrenzten Hirnpartien, über deren
Wesen jedoch nur Hypothesen aufgestellt worden sind.
Ate eine aphatteche SlOnmg, welche bei Schwachsiniiigen Dicht selten
vorkommt, ist die Hdrstummheit tu enrihnen. Die Hörttttaimen hören
vollkommen gut, lie verstehen auch kmerlMlb der Sphäie Ihrer geistigen
EntwicUmig, was an ihaen gesprochen wird; sie können aber aeUnt nicht
spredien und sind auch auf gewöhnlichem Wege nicht sum Sprechen an
bringen. Die Hdistummhieit ist begründet In einer Erkrankung jenes Gebim-
theiles, von welchem die Anregung an den Sprachbewegungen ausgeht. Dieses
sogenannte motorische Sprachoentrum befindet sich in der «bitten linken
Stimwittdung des Gehirns; die Heilung erfolgt, wenn et gelingt, die Functions*
unfldiigkeit des primiren Sprachcentruns an gberwinden, oder an Stalle des
zerstörten oder fhnctioBsunfilh%en linken Sprachcentruma ein entsprechend ge-
legenes rechtes Sprechcentmm einzuüben. Man kann sich dies am besten unter
dem Bilde einer TeIegrapbenan%abstatioii vorstellen, f&r welche im Bedaifr-
üüle eine Reservestation eintiitt, zu welcher und von wdcher fort neue Drtfate
gelegt werden mflssen. Im Centraiorgan existieren diese Verbindungen wohl
anatomisch, nicht aber physiologisch, weil sie niemate eine EireguogsweUe
empfiengen und wdterzuleiten hatten. Um zu veratefaen, wie etne solche
Stellvertretung der Function insbesondere im Smne der Einabung eines
secundären Spracbcentrums auf pädagogischem Wege erfolgen kann, ist
. es nothwendig, sich zu vergegenwärtigen, dass die pädagogischen zugleich
psychologische Einwirkungen darstellen, denen nach dem Grundsatz des
psychophysischen Parallelismus physiologische Processe entsprechen müssen.
Bei zweckmässiger Auswahl der pädagogischen Einwirkungen ist es demnach
möglich, unter Umständen die Functionsunfähigkeit des primären Sprach-
centruros bei Hörstummen zu überwinden und dieselben hierdurch zur spon-
tanen Production der articulierten Sprache zu befähigen, oder, was wohl in
den meisten Fällen thatsächlich erfolgt, jene Nebenleitungen auszuschleifen,'
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Sfl
welche zu dem Reservecentrum Hihren, das nun Mettvertretend für das
primäre Sprachceatrum eintritt.
Als dne im wesentlichen psychisch bedingte Aphasie will ich die soge-
nannte psychische Taubheit anführen, welche sich speciell als idiotischer
Zustand darstellt, während die Hörstummheit — allerdings selten — auch
bei geistig normalen Individuen vorkommt. Die psychische Taubheit wurde
zum ersieiiinale im Jahre \^q.\ \ on meinem Vater ausführlich beschrieljeii.**)
!( h habe bereits hervorgehoben, dass das Verhalten der Aufmerksamkeit für
viele idiotische Zustände sehr charakteristisch ist. Bei zahlreichen Idioten fehlt
überhaupt die Fähigkeit, die Vorgänge der Aussenwelt mit Aufmerksamkeit
zu verfolgen. Da die Sprachentwicklung des normalen Kindes geradezu an
das Vorhandensein der Aufmerksamkeit gebunden ist, so ist es ohne weiteres
klar, dass sich die elementaren Apperceptionsstörnngen bei gewissen geistes-
schwachen Kindern in erster Linie in einer ßeeinlräcliiigung oder völligen
Hemmung der Sprachentwickluug äussern werden. Die psychisch Tauben
bieten überdies oft das Bild vollkommener Taubstummheit, und so geschah
es in früherer Zeit gar nicht selten, dass derlei geistesschwache Individuen
den Tatibstummenanstalten überwiesen wurden. Die Methoden des Tiub-
stummenunterrichtes, welche nicht geringe .Anforderungen an die Geistes-
föhigkeiten der Schüler stellen, eignen sich selbstverständlich für psychisch
Taube in keiner Weise; diese Kinder wurden daher nach kurzer Beobach-
ttragszeit als bildungsunfähige Idioten zurückgewiesen. Die psychische Taub«
iidt ist aaclk nnserer gegenwärtigen Erfahrung ein auf heilpädagogischem
Wege vollkomnen auszugleichendes Gebtedieii* Die von memem Vater und
mir ausgebildeten MeCliodin wenden sich ailetdings nicht direct an das
SpracbminOgen, sondern an die psychische Ftection der Avfmerksamkett»
iraldie bei der einen Gruppe von sprachlosen Idioten dngeengt, bei der
anderen flberhanpt erst err^ wird. Die grosse Mühe, welche bei der Be-
handlung psydiisch Tauber angewendet wird, "findet ihre reichliche Ver-
geltung in den oft staunenswerten Erfolgen, welche bei den meisten Kindem
enielt werden. Mein Vater hatte anifisslich der 66. Versammhmg deutscher
Nannforscher und Ante Gd^genheiir, ebe AnsaU von h^pidagogiscfa be-
handelten Kindem sn demonstrieren, 'welche ursprflngHch vollkominen tanb*
stamm schienen, sptterhhi aber Ober ein tntactes HOr^ und SprechnrermOgen
verfugten und regelmässigen Schulunterricht genossen.
Ich habe die Hörstummheit und die psychische Taubheit im Kfaides-
aller darum erwflhnt, weil es sich hier in geradetu dasiisrher Weise seigt,
weiche Bedeutnig den pädagogischen Einwirkungen Ar die -lüklerung ond
Heilttng von Zuständen geistiger Abnormttit im Kindesalter sukommt Freilich
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reicht hierzu nicht jene intuitive Pädagogik aus, welche von vielen Litern und
Erziehern bei geistig normalen Kindern angewandt wird. Üie Erziehungswissen-
schaft muss sich verbinden mit Psychologie und Psychiatrie, um den Kampf
mit der geistigen Umnachtung aufnehmen zu können. — Es entsteht nun die
Frage, auf welche Weise die Erzieher, welche den Beruf zur Heilpädagogik
in sich fühlen, die hierzu nothwendigen Kenntnisse erlangen sollen. Was zu-
nächst die Psychologie anbelangt, so glaube ich die Pordeiung stellen zu
dürlen, dass dieselbe schon in den Lehrerserainarien in anderer Weise als
bisher betrieben wird. In Österreich besteht eine Art Schuipsychologie, die
im wesentlichen auf Herbart zurückgreift, zum Theil aber Anschauungen
noch älteren Datums Rechnung trägt. Herbarts Psychologie wurzelt aber
tief in seiner Philosophie, und ohne das Verstlndnis derselben sind die grund*
legenden psychologischen Antchaaiingen dieses Philosophen imfawb«r> Gans
ihnlich verbtit es sich mit der Fajrchologie Benekes nnd seiner Lehre toii
den Urvermögen, die* ebenfidls in Lehrerkreisen ndte VeibreiliiDg gefonden
hat .Die moderne Psychologie hat sich schon längst aus dem Bann philo-
sophiscber Spectdationen frei gemacht und ist Jetzt selbstindigeNaturwiasen-
. s^aft» el>enso wie etwadie Fhysilc oder die Schwestenrissenschaft der etsteren,
die- Physiologie. Wpe einen äiatsächlichen Aufsddnss Ober die Verbiltnisse
des Seelenld>ens ei1angen wiUt ^ »mim auf die experimentelle Psychologie
verwiesen werden. Zur ersten Bmitaining in diesdbe ist ein von dem Wiener
Professor Jerusalem vcr&sstes Lehrbuch**) trefflich- geeignet, das sogleiefa
die Grundlage ftlr den psychologischen Unterricht in den Lebreneminarien
bildeo könnte. Zur weiteren Fortbildung können die daasisdien Voriesungen
aber die Menschen^ und Thierseele von Wilhelm Wundt*'} verwendet werden.
, Die Voifilhnmg der elementaren Experimente, auf welchen die moderne
Fiycfaologjie fiisst, wlie im Rahmen des höheren Scfaulnntenichts nicht allsu
schwierig. Die Eriangung der psychiatriscben Kenntnistei welche dem Heil-
pldagogen nothwendig sind, vermag nur ein pnktiscber, mit l>emonsira-
tionen verknüpfter Unterricht zu gewähren.
Besässen wir grosse, mit allen Mitteln ausgerüstete Staatanstalten lÜr
geistig abnorme Kinder, wie dies etwa in Sachsen der Fall ist, so unteriige
die Einrichtung von Cursen sur Ausbildung entsprechender Lehrkräfte keinen
Schwierigkeiten. Nach dem gegenwärtigen Stand der Heilpädagogik in
Östeneich ist freilich schwer Rath zu schaffen. Ich. möchte hier das Wirken
eines amerflcanischen Psychologen, Josiah Royce, als nachahmenswert an-
fahren, der es unternahm, privatim Vorlesungen über Psychologie und Psychi-
atrie vor einem gebildeten Lehrerpublicum zu halten und überdies seine Vor-
trüge noch im Druck su verbreiten.
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Wenn es mir gelungen ist, Ihre Aufmerksamkeit auf die Psychosen
im Rindesalter zu lenken und Sie in dem Vorsatze zu bestärken, dem
Studium derselben näher zu treten, so haben meine Ausführungen ihren
Zweck voll und ganz erfüllt.
Literatur.
1) Dr. Paql U orea«: Der Irnran im Kindesaher. Deuttche Obtneteong tod
Dr. Demetrius GaUtti. Stattgeit, 1889.
2) Dr. H. Emminghaus: Die psychischen Störungen im Kindesalter. Tübingen 1887*
3) Koch: Die psychopathischen Minderwertigkeiten. Ravensburg 1891.
4) Theodor Heller: Pädagogik, Psychiatrie und Criminalogie. Dittes' Päda*
gogium, XVni., I.
5) Lttdwlg Strttmpell, Pldagogbclke PedwI^e. Leipzig.
6) Die Kinderfehler. Zeitschrift ftr p4(dagogischeFediol(^ie ond Thempief lieraiu-
gegeben von Koch, Ufer, Zimmer und Trllpcr. Langensalza.
Alfred Spitztier. Die wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Lehre
von den psychopathischen Minderwertigkeiten fUr die Pädagogik. Leipzig 1894.
7) Dr. Georgens nnd H. Deinhardt: Die Heilpädagogik. Leipzig 1861.
8) Felix Voisin: Apj^eation de U phytiiogie du cervem k Vttwdm des enfimts
t/ld nicessitent une rfducation speciale. Paris 1830.
9) S n 1 1 i er : Der Idiot ond der ImbeciUe. Deutsche Übersetzung von Brie. Leipzig
und Hamburg 1891.
10) Kraepelin: Psjchietrie. 4. Auflage, Leip/ig 1S93.
11) Wundt, niysiologisehe F^diologie. a. Band. 4. Auflage^ Leipaig 1893.
12) Zeitschrift für das Idiotenweseo, IL Jahrgang, S. 21.
13) Kussmaul: Untersudmngen Uber das Seelenleben des nei^eboranen Menschen.
3. Auflage. Tühini^'en 1896.
14) Theodor Heller: Über Aphasie bei Idioten und Imbecillen. Vortraji^, ge-
hauen in der 3. Seetion des 3. Intematfonalcn Congresses ftr Pqrdiologl^ IfOnehen.
15) S. Heller: Ober psychisdie Taubhdt im Rindesalter. Vortrag, gehalten in
der Seetion fUr Kbderiieflkttnde der 66. Versammlung deutscher Naturforscher und
Arzte in Wien.
16) Jerusalem: Lehrbuch der empirischen Psychologie. 2. Auflage. Wien 1891.
17) WundC: Vorlesungen Aber Ae Mensdien- und TUersede. % Auflage.
Hamburg und Leips^ 189a.
D e b a 1 1 e.
Herr Zwilling wendet sich, nachdem er vorausgeschickt, dass es ihm ferne läge,
das Tbatsichliche des ^Vortrages des Herrn Dr. Heller einer Kritik untersiehen zu wollen,
banplsIchUch g^en die Erklirui^, die empirische Psychologie sei eine abgethane Sache.
Die pädagogische Gesellschaft habe Gelegenheit gehabt, die experimentf lle l'sychr l '^ic
in den Jahren 93 bis 94 durch Vortrüge der Herren Dr. Hannak und Dir. biegen kennen
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tu lernen^ to attbr ab« diece Bemn «och die Vortbellc der expe rim en tellen Pqrdiologie
gewirdigt hätten, ein so scharfes, apodictisches Urtheil gegen die alte Psychologie hätte
Iceiner gefällt. Da sämmtliche pädagogische Clns^iiker, von denen wir lernen, und die grösste
Mehrheit der Schulmänner auf der empirischen Psychologie fusscn, so könne Redner nicht
glauben, dass alles falsch sei, was sie lehre, und die Gegensätze zwischen der empirischen
und experimentdlen Psychologie köimen keine so grossen sein. Als Beispiel erwihnte
Redner, dass sich die Erklärung für die Eatstehnug der Empfindungen bei Herbat md
Wundt fast vollständig decke, nur könne letzterer, da mittlcrwrile die Anatomie grosse
Ft)rtschritte gemacht, seine Lthrsatze anatomisch begründen, was zur /<. u 1 It r! arts noch
nicht möglich war. Die ersten Gegensätze in den Anschauungen der Gcuauuten be-
gianen bei der Appercepdon der VorrteDm^en, dnon G^bicle^ das «üb trols der
'expeiisnntdlen F^chologie heute noeh niclt vdOttlndic geUlit sei. Bcndk« banc «af
Herbart auf, berichtige dessen Fehler, entwickle beispielsweise die Entstehung der Ge-
fühle schon in ganz anderer Weise und rwar ganz ähnlich, wie wir es in der experi-
mentellen Psychologie begegnen; nur dass er an den eingeborenen Urvermögen fe&thält,
da iln die Thatigkeit der GehinueUen nodk nicht klar war.
Redner hitt die experimeiitdle Ptjrehologte nur Ar efnen wcitereA Aasban der
enpirisdWB md betrachtet die gänzliche Loslösung der ersteren für eine gefährlidie
Sache, zu der er sich nicht verstehen könne. Er wolle dies an drei von Dr. Heller an-
geführten Beispielen nachweisen. Was zunächst die ausserordentliche Gcdächnisenlwick-
lung einzelner Kinder in sehr zartem Alter anbelange, wie s. B. bei den kleinen Rechen-
kflosdem, so wire es verüdilty sa s«3i]ie«wn, dass alle ^Uese Kinder IdBotea werden
müssen. Es gehe daher nicht an, einfadi su sagen: Die Pflege des mechanischen Ge-
d.lchtnisses ist ein pädagogischer MissgriflT. Die Pädagogik hat vielmehr die Aufgabe,
alle ScelcnkrAfte des Kindes harmonisch zn ertwicki-ln Was Ii n /weilen Fall anbehinge,
den einer gewissen, durch natürliche Uinstamie nicht zu rechitertigeuden Unruhe bei den
Kindern, so wire es, seiner Meinung nach, ein grosser Fdder, eb soldws Kind gleidi
einer psydUatrischen Anstalt sn flbemiittdn; denn wie aoUte ein Pqrduater nadi «in>
oder zweimaliger Untersuchung sclion feststellen können, was der Lehrer bei langjähriger
Beobachtung nicht finden konnte? Was den dritten Fall, den des Stumpfsirmes, der sich
frühzeitig zu erkennen gebe, anbelangt, so spreche Dr. Heller von allen diesen und
llmfidien FXQen als -von Aychoscn, wo der PIdagofe häuhg nur Fehler tebe^ Fehler
aber lassen sieh durch bestlndige Bnwirkong bessern, gegen Missbildnnfen des Gdilmea
bellen aber äussere Einwirkungen sehr wenig. Eine allzustarke Betontmg der Pisychosen
könne unen Ilich viel Übel, aber wenig Nutsen stiften, denn sie berge eine grosse Gefahr
für gesunde Kinder.
Herr Lang tritt ftlr die Auffassung des Dr. Heller ein. Er sucht nachzuweisen,
dass dessen AntetnandeiMtsiingen sidi nnr anf die Hei]^[»ldagogik bcsogen haben, vnd
unterzieht die drei angeführten Beispiele des StumpfrinaOS, der nervösen Unruhe und der
einseitiL:cn (iL lächtnisentwicklung einer Kritik, indem er nachweist, dass es dorn Psychi-
ater sehr häutig gelingen kann, dort bessernd einzugreifen, wu der öffentliche Lehrer
nichts mehr erreichen könne, weil er in den meisten Fällen eine zu grosse Anzahl von
Schttlem habe «nd die OffentUdiett Anstalten «nck nicht darnach eifigeriditet seien.
Redner fallt daher amh die esperimeatelle Psychologie Ittt einen grossen Fortschrftt,
deren segensrdehe Wirkungen werden sich spiter seigett.
Herr Frank wendet sich zunächst gegen seinen unmittelbaren Vorredner und
betont, dass es von dem Standpunkte der allgemeinen Pädagogik zu bedauern wäre^
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wenn die Heilpädagogik eine tu grosse Ausdehnung gewinnen würde. Derselbe Stand-
punkt sei auch auf der Stuttgarter aUgemeinea Lehrerversammlung eiogenommen worden,
vo man von der «Usn hlafigai Amrandaiif des Woctes FqrdMte im Bndeialter warnte,
nnuomdir als eine Scheidung zwischen den Psychosen ond psjchopathischen Minder-
wertigkeiten sehr schwierig, ja fast unmöglich sei, wie Herr Dr. Heller selbst zugegeben
'hat. Die in dieser Beziehunj^ einf^eleiteten Studien seien, wie Sief^ert in Berlin n.ich-
weist, noch lange nicht abgeschlossen. Es läge aber für gesunde Kinder eine grosse
Gefahr darin, wenn alle abnormen Sedenzustände als psychopathische Minderwertigkeiten
beteicbnet wtUden, denn Psychosen teien ansteckend. Wihrend aber ein psycho-
pathisches Kind schwer su heilen sei, sei die Heilung eines angesteckten Kindes leicht,
da die Ansteckung nur auf Ideen- Association beruhe. Herr Dr. Heller habe auch mit
keinem Worte erwähnt, wie sich der beknnnte Lehrsatz K.air.s, rkr V'trstaivl sei a priori
im Menschen, mit den Ergcbnikseu der euperimenieilen Psychologie vereinigen lasse.
Trols der vocgebnuditen Bedenken sei jedodi die pidagofische Gesdlsdisft Herrn
Dr. Heller Denk sdioldig, dMS er sie «nf die Sehwien^eitca der peydialogisdien
Behandlung der Kinder aufmerksam gemacht, und ihre Mitglieder würden bestrebt sein,
in der möglichst harmonisciK-n Aiubildttsg aller Geisteskräfte des Kindes das Ziel der
freien Pädagogik zu erreichen.
Herr Dr. Heller wfll die Bedeatttng der empirischen Psychologie nieht Tericemien.
Die Gestalt Herbaxts sei eine hiitorische. Das, was Herr ZwilUng angefihst habe, sei
allerdings richtig, aber die übrigen Lehren' Herbarts, namentlich seine mathematische
Psychologie, welche die Grundlage aller seiner Lehren darstelle, könne den Unter-
suchungen der neueren Zeit nicht mehr stichhalten. Herbart gehe in seiner mathe-
malischen Psychologie auf Kant und seine Lehre „a priori'* zurück. Vieles, was Herr
Zwüttsg von den ZnsaaMMalreffen der Ldven der ikeren «ad der neeeien FiTchologie
gesagt, sei nur ein znfiUliges. Trotzdem müsse er sngestehen, dass die Bedeutimg der
empirischen Psychologie für die Pri<lagogik eine ausserordentliche sei, diese würde ohne
jene keine bO hohe Stufe der Kiitwicklung einnehmen, als sie ffei^enw;\rtif; zeigt; aber
wenn diese für normale Kinder ausreiche, für abnormale, psychupaiiii^che Zustande sei
diesdbe nidit m brauchen. — Redner habe nnr von der Henpidagogik gesprochen und
woOta kein abftUlgee Urdiett Ober ^ enpliische PsTdiologie flOten. Was die Ans- '
flhnngen des Herrn Frank, die Redner als sehr treffend bezeichnet, anbelangt, so wolle
er bezüglich des Ausdruckes .,psychopathischc Minderwertigkeiten" nicht missverstanden
sein, er habe selbst erwähnt, da:>ä er deu Standpunkt Kochs nicht vullkummcn theile,
aber ea ad si^wer, einen neuen Tenninns ansuwenden. — Die Heilpädagogik, die aaf
Odnhardt sorttcksnfthren ist,' sei bestinunt, die allgenielne Fldagogik an entlasten;
es sei ihm ferne gelegen, auf dtasea letstgeniumle Gebiet» den» er tietnWch fteind
gegeottbetstdM, IkiattbenugreifiBn.
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*
IL
Festrede zur Pestalozzi-Feier.
«
Vorgetragen am i&. Jänner 1896 VOD D. SlMON.
„äage mir eben guten Gedanken, äsas idi mich erquicke**, bat ein
deutadier Denker in ichweren Leiden den am Sterbelager ntzenden Sohn.
Auch die mitten im Leben und im Kampfe Stehenden blicken suweilen
aus nach einem guten Gedanken, nm sieih au retten vor Schwicfae und
Venagtheit
Hochgeehrte Versammlungl Die „Wiener pädagogische GeseDadiaft**,
welche seit awei Decennien aDfihrlich ihre Mitglieder und Freunde zu emer
Betrachtung des l^bens und Wirkens Johann Heinrich Festa]ossi*s ladet, hat
vollauf Ursache, das Auge au jener erhabenen Lichtgettalt emporsuridites,
welche vor gerade i5o Jahren der Welt geschenkt worden ist, um an
semen Worten sich zu erheben, su erquicken.
Gar vieles fürwahr bedrückt unser Gemüth. In der Jugendseit der con«
stitutionellen Ära unseres Vaterlandes stand die Schule allem anderen voran;
Gemebden, Besirke und Länder wetteiferten in der Darbringung von Opfern
für sie; für sie ward jenes Gesetz geschaffisn, das Österreich zum Ruhme
und Segen gereicht und dennoch in unseren Ta^n dem Anstürme der ver-
einigten Widersacher kaum stand zu halten vermag. Auch sonst gewahrt
der Menschenfreund ringsum nur düstre Bilder. Der Streit der Parteien
nimriU an Helligkeit zu; das blinde Wüthen aller gegen alle scheint den
Höhepunkt erreicht zu haben; die Unzufriedenheit hat zahlreiche Kreise
ergriffen. Die Verarmung der Massen macht erschreckende Fortschritte,
während, o Ironie, das Nationalvermögen wachst. Der Landmann findet
nicht mehr den Lohn seines Schweisses; grollend verlässt er die Scholle,
die den Vater genährt, und schliesst sicli jenen Besitzlosen an. welche in
gesundheitswidrigen Räumen zahneknirschend den Unternehmergewinn'* ver-
mehren helfen. Immer grössere Massen werden von Unmuth und V^er-
bitterung erfüllt; Roheit und Leidenschaftlichkeit nehmen überhand. Es
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schwinden die Ideale; man reisst aus den Herzen der zarten Jugend jeden
Glauben, jede Achtung vor der Autoriiät und erfüllt sie mit Hass gegen alles
Bestehende. Die Schule mag zusehen, wie sie unter solchen Vorbedingungen
Liebe zum Vaterlande einflösse, da die Behörden selbst ihre Kräfte in der
Wahrung des Gesetzes fast erschöpfen.
Unter den Vollen und Satten aber gibt es — wie immer in solcher
Zeit — etliche, die die allgemeine Unzufriedenheit schüren, um sie von sich
und ihresgleichen ab — und auf irgend eine Minorität hinlenken zu können,
die sich nicht zu vertheidigen vermag, die den allgemeinen Unmuth büssen
soll, den die Gesellschaft.s- Ordnung verschuldet hat. Die Schule
ist zum Spi^lball der Parteien geworden; — kann der Jugendbildner seines
Amtes froh werden?
Noch ein besonderer Wermutstropfen fällt in untere diesjährige Feier;
wir atehen vor einem noch frischen Grabe. Ein Mitglied, voll Hingebung
flir die „Wiener pädagogiacheGeiälschaft", dar er treu gedient in guten und
bteen Tagen als Lehrer und Leiter, den vor Jahreifrist einer unserer besten
Mtoner als editen JOnger Festalossi'a, ja als sweittn Pestalossi gefeiert, ist
urplÖtsBch von der Hand des Todes erfasst worden.*) Viennal bat er an
dieser SieBe ans der Tiefe sebes klaren Verstandes und seines kindlich-
reinen Hersens der lauschenden Versammlung den Geist und das Wort
unseres grossen Vorbildes veikfindet; mit Wehmnih nimmt heute de^enige
seine Stelle ein, dessen noch thrineniienchtes Auge so seinem Bilde voll
Dankbarkeit einporblickt, der seinen Verlust vidleicht am schwersten von
allen Mitgliedem trügt
Aber die Heiligkeit der Feierstunde gebietet, den persönlichen Sehmen
surflcksusteUen und den Blick auf das Allgemeine su richten; traurige Bikler
erwecken in uns die Sehnsucht nach einem trflstenden Gedanken, und wir
UopÜBn nicht vergeblich an bei unseiem geistigen NIhrvater Festaloszl Oft
und dndringlich ist sein Wizfcen und Walten als Fttdagog, als Freund der
Kinderwelt, gepriesen worden; beredte Männer haben die Wurzeln seiner
edlen Begeisterung und seiner erhabenen Ideen blossgelegt; auch die wanne
Theflnabmc an den Schicksalen des Volkes und der gansen Menschheit
wurde an diesem Flatae berührt. Möge es einmal gestattet sein, ausschliess>
Uch, um einen modernen Ausdruck zu gebrauchen, den Social-Politiker in
ihm SU betrachen. Oder wttre es nicht eine Verkennuug und Einschränkung
seber hoben Verdienste um Fortschritt und Aufklärung, wollte man diese
*) Dr. Adolf Josef Pick, langjähriger Obmano-StdllWtreter <ler„Wlta0rpidafOgUdMll
GaeUsdMft^ Tenchied an 19, S«pt«mb« 1895 mf cinnft Spasiogaaga.
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Seite seiner selbstlosen i hätigkeit nur nebenher behandeln? Gehörte doch sein
Herz vor allem denjenigen, deren Los auf Erden hart und schwer ist; ihnen
hat er seine Kräfte geweiht, lange bevor er dieselben in den Dienst der Jugend
gestellt; „den Freunden der Menschheit und der Armut" hat er die
erste Gesammtausgabe seiner Werke gewidmet und „zu Rath und That
empfohlen"; ja, es kann vielleicht behauptet werden, dass er niemals so
tief in die kindliche Seele zu blicken vermocht, niemals für die Bildung derselben
neue Bahnen erschlossen hätte, wenn sein Herz nicht criüllt gewesen wäre
von überquellender Liebe zu den Armen und Elenden. Die harte, an Ent-
behrungen reiche Jugend, der unmittelbare Verkehr mit dem armen Volke,
insbesondere in Neuhof und später in Stanz, hat ihn mit Erbarmen und
Mitleid erfüllt. Der grösste Pessimut des Jahrhunderts anerkennt die hohe
Bedeutung des MMeids und erkUrt es fllr die Wvrcel der MoraHtflt, jener
wabren «nd echten Moralität, ohne wdche die Wdt ktnm bestehen kann
In der „Zueignung*' det Boches „der natflrlicbe Schalmeiater," sagt Pesta-
lozsi: ,Jch habe dem ZorOdstebeo, dcto tiefes Zorttckstehen gesdiea nad
mich deiner erbarmt; liebes Volk, ich will dir helfta. Ich habe keine Knst
und keine Wissenschaft mid bin in dieser Weh gar nichts; aber ich keime
dich und gebe dir mich; ich gebe dir, was ich doFdi die gaose Mflhsdtrteit
meines Lebens aor fllr dich so ergründen imstande war.**
In diesem Drange, den Armen zu helfen, wurde er FiUiagog. Lange
bevor er in sich den Beruf sum Erzieher der Jagend entdedrte, wiricte er in seiner
Heimat als politischer Schriftsteller. Von dem i. J. 178s heraasgcfebenen
„Schweizer Blatt** fOhrt L. W.Seyßarth folgendes Urtficfl der „schweizerischen
Literatur des 18. Jahrhunderts** an: „Hier war Ftostalotsi ganz er selbst, m
der unmittelbaren Kraft und Frische seiner Gedanken und in seiner ganzen
Unbeholfenheit, aber Naturwabilieit seiner Sprache und ohne nachbesserode
Hand. Es tritt aber keineswegs der pädagogische, sondern der
sittli ch-politischeund staatswirtschaftliche Standpunkt hervor.'*
Auch in vielen anderen seiner Schriften gewahrt man mit Staunen, welch*
reicher Schatz politischer Weisheit zu heben wäre fOr die Lenker der Staaten
und Führer der Völker. Die heutigen beklagenswerten Zustände erhalten
daselbst eine eigenthünüiche Beleuchtung; er eilt seiner Zeit voraus; „ein
Bürger derer, die da kommen werden,** spricht er WOnsche ans, weiche
man höre und staune — auch heute noch fromme Wänsche sind.
Ob solche Stoffe in unserem Berufskreise zur Erörterung kommen
sollen? Nur ein ganz Uneingeweihter kann diese Frage stellen. Wohl ver-
schliessen gewöhnlich unsere Versammlungen das Ohr dem Getöse und
Gezänke des Tages; abcx unsere Berutehätigkeit bietet sovid Getegenheit,
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Blicke in das Familienleben zu werfen und die s( harten Gegensätze, die
klaffenden Risse in der heutigen Gesellschalts - < 'rdnung wahrzunehmen.
Darum sollten wir es uns nicht versagen, den Meister als Politiker, als Er-
zieher des ganzen Menschengesrhlechtes zu uns sprechen zu lassen.
Oder ist unsere Zeit so weise, dass sie auf den Rath der Altvorderen
nicht zu hören braucht? Leben wir etwa in der besten aller Welten? Ich
meine, dass wir gerade in dieser Hinsicht von Pestalozzi noch viel zu lernen
haben; ich begründe diese Ansicht durch Vorführung einiger Gedanken aus
denjenigen seiner Schriften, welche nur pädagogisch im weitesten
Sinne des Wortes, also volkserziehlichen Inhaltes sind.
Das erwähnte ..Schweizer Blatt" hat zur Zeit der Herausgabe allerdings
keinen rechten AnK.uing und nicht die genügende Verbreitung gefunden;
doch lag das in den Umständen, nicht aber im Inhalte; das V'olk, für WLlchc-s
er kämpfte, hat ihn nicht verstanden, und die Machthaber landen daran
iKinai Gefallen, weil die Richtung ihren Neigungen und Interessen nicht
entsprach. Dm Blatt gieng nach Jahresfrist ein.
In dorn enteB AvSsaltu, betitelt: „Zur EinAihrung'' fragt der „gnädige
Herr** dtn Heraipgeber, ob diejenigen, welche nichts leitn, auch Verstand
haben. „Gariss» antwortet dieser, „sie bekommen 3m dnrch Sehen tmd
HfircD, duoh den Gebraneh der HKnde und FOsse; das gemeine Volk bildet
den Verstand, sosnsagen, aus Noth bei seiner Arbeit; die sanftigen Leser
aber wollen sich nur die Zeit vertreiben. Eigene Erfiihrang führt selten irre,
woU aber manches Buch.** Nun, hochgeehrte Versammlung, wer die kernigen
Gedanken aus dem Ifnnde schttditer Arbeiter mit den Phrasen vieler soge-
nannter Gebildeter vergMcfat, wie erstere die Ereignisse aus wirklich Erlebtem
heraus, wenn auch enghersig und mit allen Zeiclien eines beschrankten Ge-
sichtskreises, beurtheilen, indes die anderen gewöhnlich nur das auftischen,
was der Leitartikel ihrer Zeitung oder der Führer ihrer Partei sum besten
g^ben, der theOt sicher die Ansicht Pestalossi*s.
In den lölgenden Anfsfttzen, sumeist vom Heransgeber selbst geschrieben,
wird die liittere Noth und Seelenpein des Volkes dem Obermuthe und der
Gefthlsrohett der „hAherenStMnde**gegenflbergesteUt. Davon folgende Probe.
jgt einem gräflichen Hanse dient ein Uatarmes Mädchen treu und redlich;
es hat den gansen Jahreslohn der armen, kranken Mutter geschickt, hallt
sich in schlechtes Gerwand imd webt die Stimme des Verführers, der ihre
Ehrlichkeit und Armut verspottet, weit von sich. Da erfährt sie, die arme
Mutter sei von einem Bösewicht um das Geld betrogen worden. Die Gräfin
fragt, warum sie weine. „Meine Mutter ist krank tmd** .... «Ach darum
weinst du?** flUt sie ihr ins Wort; „alte Leute müssen sterben und ehe sie
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sterben, werden sie krank, und man muss CJott danken, wenn arme Leute
von derNoth koramen." „Mich geht, das übriu,cns", lahrt sie fort, ,. nichts an,
und wenn du weinst, so mag das bei euch Brauch sein; dn aber musst
dein Lachen und Weinen so einrichten, dass dabei nichts versäumt wird.*'
Das arme Mädchen verliert so jeden sittlichen Halt und ~ kommt schliess-
lich in den Kerker.
Für den im Volke ruhenden Schatz trommer Duldung und edler Gläu-
bigkeit hat er die wärrasten Töne. In der Erzählung ,,Boono und Nelli", die
jede Jugendbibliothek zieren könnte, wird ein mit Kindern reich gesegnetes,
armes Ehepaar in der Zeit der Hungersnoth vorgeführt. ,,Und Boono und
Nein und ihre Kinder vertrauten in all dieser Noth auf den Herrn des
Himmels. Indessen ward diese immer grösser, bis sie aufs höchste ge-
stiegen war. Meine Hand /.ittert vom Bilde des Hungers des letzten l'ages
und vom Entsetzen der Xaclit, in der die edle Frau Göll um ihren Tod,
um den Tod ihres Mannes, um den Tod ihrer Kinder bittet. Ich denke das
Bild des Weibes, das jetzt im Nagen' des tödtenden Hungers und unter dem
Geheul der sinkenden Kinder und unter dem Beben des nahenden Todes
betet und nicht rersweifelt; ich ftthle, ich erwarme; aber ich kann das
Unbeschreibliche nicht malen.*' Itetefdes madit teasBen der liiim nn*
glaubliche Anstrengungen, Brot an erwerben. Wie ihm die letcte, die einzige
HoAiung EU senimieD droht, bricht er in die Worte ans: „O Gott, lass es
genug sein, lass mich das Elend der Kinder nicht mehr sdiauen und nioin
mich Tor ihnen hin.**
Dann wieder: „O Gott, nem, last mich ihr Trost seb, bis sie ver-
schieden, bis ich dem letalen seme Angen sogedrtldct, dann nhnm auch mich
hin, Vater.** Dann aber fleht er: „Mein Gott, nicht mein Wille, sondern
dein WiUe geschehe.**
Solche Ergüsse des MitgcAIhls für die UngUlckfidien wechsefai mit
warmen und flehenden Worten an die Lenker des Staates und die Gesets»
geber. „Auch bd s tre n ge n Geaetien**, sagt er, „kann Meoschlkhkeit geObt
werden. Der grosse Punkt, Verbrecher menschlich an behandehi, hingt
oflenbar von der inneren Ordnung, Krsft und Weisheit der Staatsgnmdgesetxe
und ihrer Verwaltung ab. Veibrecber sind oft Leute von den grSssten
Anlagen, und wenn ich je in memem Leben von emer Erfahrung mit Sicfaei^
heit durch und durch flbenengt worden, so ist es Ton dieser, dass selbst m
der niedrigsten Classe von Mensdien die Verbrechen &st immer mit den
wichtigsten und verborgensten Staatsgebrechen tief verflochten
und verbunden sind."
Von dieser edlen Aulfiissung, dass „der Verbrecher des Staates Ver^
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bfechen" ist, sind unsere Gesetzgeber auch heute noch weit entfernt. Nach
mehr als hundert Jahren ist Notlilage nur ein schwacher Milderungsgrund
und die Praxis macht leider einen sehr geringen Unterschied zwischen dem
abgefeimten Prasser und jenem Unglücklichen, der darbend einen Augenblick
vergessen hat, was er sich und den Seinen schuldet. Unter den Veruriheilten
gibt es mehrere, die an innerer Würdigkeit manchen ,, Ehrenmann" über-
treffen, und doch erbarmungslos hinausgestossen bleiben aus Amt und l^rot,
weil sie nicht verschmitzt genug waren, den einzigen Fehltritt zu be-
mänteln.
Den Kindern der Verbrecher wendet Pestalozzi den ganzen Schate
seines Herzens zu; er verlangt, „dass sie den Eltern entrissen imd rom
Staate erzogen werden, bis jene sidi gebessert.** „Weoti die besser er-
sogenoi Kinder der Gefangenen*', sagt er, „ihnen dann vor Augen gestdlt
würden, wenn diese die Sbrgftlt des Staates, sie zu allem Goten zu erzieheDi
sähen, wenn sie sAhen, dass der Staat mn ihretwiUen den Kmdeni nicht
nnrecfat ifant, sondern vIterlich ob ihnen wacht; wenn sie die Kinder selbst
mit Thrttnen der Liebe in ihre Arme fidlen sahen und dieselben sich ihnen
mit Ebrerbietang niherten; — o Mensch, welche Verbrechersede würde
nicht wflnicben, sich zu bessern, um wieder im Sdiosse der Familie ein
redlidies Leben führen zu lAnnent**
Trotz seiner Liebe ist Pestalozzi kein Schmeichler und Lobredner des
Volkes, er vcncUiesst sem Auge nicht vor dessen zahhreichen Fehlem, Ge-
bredien, Lastern und Tücken; sondern hSlt ihnen dieselben mit Strenge vor.
„Aber,** ruft er ans, „wer ist schuld daran? Viele im Lande sagen, die
Niedersten und Ärmsten seien auch immer die Schlechtesten; m aufttelgender
Laue gehe es immer besser. Da müssten ja die Reichsten auch die Besten
sein. Ist dem so? Nein, bei diesen wächst da» Schlechte wie die Ceder
am Libanon und die Flshne am Bache Kidron, weil sie Ihun können, was
sie wollen. Das Schlechte aber, welches das Volk thut, erwächst aus Elend,
Entbehrung und Leiden; warum also alles Schlechte unter der Sonne dem
Volke auf die müde Schulter und den wunden Rücken bürden? .... VVohl
gibt es ÜB Thal mehr Nebel als in den Höhen; aber Blitz und Hagel fahren
nicht TOm Thal in die Höhe, sondern umgekehrt Das Schlechte kommt
sehr oft von den höheren Ständen; oe geben in ihrem Übermuthe das
böse Beispiel, welches immer schädlich einwirkt auf die Bedrängten."
Die Rechte, richtiger Vorrechte, der Besitzenden gelten ihm nur dann,
wenn dieselben das allgemeine, das angeborene Recht eines jeden Menschen-
kindes nicht antasten. Die Behauptung, es gehe keine angeborenen Rechte,
das Mass der Ansprüche auf JUebensgenuss hänge von dem guten Willen der
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Possidentes und der Obrigkeit ab, nennt er eine Lästerung gegen das Weien
des gesellschaftikiieo ItatchenveiemB.
Jede Art WOIkttr ist ihm Terhssst, MÜjst wem sie dem VoUn GttM
orveist In daer seiner n^abela** tagt ein Jimker lu den Banon: ,^dk
tbne doch vieles, um Buch gMcUich so macfaeM.'* ist wahr,*' sagen die
Bauern, »Ibr seid ein gütiger Junker; es wird äUemal histig^ mm Ihr um
des seid.** Nur cmer schttitdt des Kopf und sagt: ,4cfa habe swei
Acker, Herr; der eine ist stark gemisfeet, aber schlecht fsfahrai und vom
Unkraut voll; der andere ist gar nicht gemistet, aber wohl ge&hren uad rem
von Unkrant; welcher, glauben Euer GuMien, wird mir mdir abtragen?**
„NatüiÜch der zweite,** sagt der Junker, „Du hast ihm sein ganses Redit
widetfahren lassen, ersteren aber nur gemisfeet** „lieber Juakcr,** erwidert
der Bauer, „auch wir gedeihen besser, wenn Sie uns unser &ecbt wider*
fahren lassen, als wenn Sie uns mit Gutthaften — tIbermisfeeB.**
Was wOrde er wohl su den pomp- und prunkhaft aufge führ ten Wohl*
thütigkeitsfesten unserer Zeit sagen? Viele bcruh|geB sich glekh diesem
Junker mit dem' Gedanken, dass ja so vieles f&r die Armen geschehe! Für
sie wird getanzt, gemimt, geritten und gefahren! Sehen wir davon ab, dam
manchmal nur ein kleiner Theil der mit Zartheit erpressten oder durch
Itfarktschreierei hereingebrachten Gelder den Armen zugute kommt und
fragen wir uns: Wird denn durch solchen Aufwand die Kluft zwischen
Armen und Reichen nicht erweitert? Ist der öffentlich entwickelte Luxus
nicht sehr geeignet, die Massen zu verbittern? Ist das nicht auch ein
„Übermisten"?
Die still geübte Wohlthätigkeit, wie sie aus dem Gesetze Mosis dem
Christenthume und durch dieses dem Abendlande überkommen ist. veredelt
den Sj^ender und hilft ihn vorbereiten für die grosse Zeit der allgemeinen
Menschenliebe; sie ist alles Lobes wen, sclion daiür, dass sie manchmal
einen Lichtstrahl wirft in die Nacht freudlofsen Daseins; aber die
gigantischen Fragen, welche die Gegenwart bewegen. Itist auch sie nicht.
Der Proletarier will sein Recht; er will theilnehmen an Gesetzgebung
und Verwaltung, er will eine andere Vertheüung der Staatslasten, Verwohl-
feilung der unentbehrlichen Lebensmittel; o, er will noch vieles, darunter
auch Unmögliches, da ihrn die politische Erziehung, die politische Einsicht
mangelt, weil seine Versunkenheit ilm am selbständigen Denken hindert.
Diese Versunkenheit sieht Pestalozzi als Folge der politischen und socialen
Zustände an; er kann aber nicht die Begeisterung lur die sogenannten Re-
formen thcilen, mit welchen man das Übel rasch beschwören will und welche
oft mehr den Schein als das Wesen der Sache betretien. „Jetzt versucht
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ihr täf*^ sagt er, „mit Reformen, welche das Volk nicht begreift, um alief
auf einmal gut zu machen; ihr lasset dem Volke keine Zeit, euch zu begreifen,
und löset euch von aller Verpflichtung los, indem ihr ausruft: „Mit dem
Volke ist nichts zu machen, weil es nicht sofort alle seine Noth vergisst,
wenn ihr euch ihm nähert, weil es die Sorge des Tages und der Stunde
mehr fühlt, als die Sorge der Zukunft; dann spriclit man gern von unge-
rathencn Unterthanen, wenn die Verbessernngs-Projecte, welche der Natur
des \'olkes, der Natur des Menschen gar nicht entsprechen, nicht sofort
am genommen und mit Begeisterung ausgeführt werden. Gehet hin, lernt
erst das Volk erkennen, lebet mit ihm, kostet seine Leiden, versetzt euch
in seinen Zustand und dann versucht es zu heben und zu veredeln. Erst
liebet das Volk wahrhaft, dann versucht ihm zu helfen, wenn ihr es ehrUch
und aufrichtig meint."
Geehrte Versanmilung ! Sind diese Ideen veraltet? Klingt das nicht
wie aus der Neige des neunzehnten Jahrhunderts?
Nicht minder zeitgemäss sind seine .Vnsichten über Ausnahmsgesetze,
nach welchen immer dann gerufen wird, wenn die dargebotenen Reformen
nicht sofort dankbar entgegengenommen werden. „Die strengen Gesetze
gegen die Ansprüche der EoterbtOl kutanen das Staatsübel, welches durch
die Dnharmonie der Staatnranraitoiig nk der menschlichen Natur erzeugt
worden ist, wohl mit Sicherheit fitr dinen Augenblick cnlickeo, indessen
sie ihr sancres Gift im Busen der Bürger verrtilrken. Es ist kinder*
mörderisch, das gewaltsam so ersticken, was mibedacht oder gar im bösen
Motfanrinen enengt worden ist Wenn man das besStslose Volk einfiich als
Jskobtner-Gesindel ins Auge (asst, gebt die Garantie des reinen und unbe-
6mgenen RechtsgefttUs der Besitzenden verloren; es tritt bei ihnen eine
Verhärtung des Gemflthes und eine HenenskSlte ein, die das reine Wesen
der hohen, erhabenen Menschlichkeit bis in ihr inneres Mark zerrebst. Es
sollten vielmehr aUe Glieder der Gesellschaft ohne Unterschied der Person
als {Reiche Kinder Gottes behandelt werden. Man sollte lauschen und
qiflhen nach dem, was noth thut, um dem Volke ta helfen. Wenn Zölle
und Stenern an wen^ tragen, wird ein neuer Zoll, eine neue Steuer ein-
gefthrt, die wieder auf die Armen des Landes am stärksten drücken; wenn
Diebstahl und Mord sich vermehren, macht man eifrig auf Diebe und Mörder
Jagd und sperrt soviele ein, als man deren haftfaaft wird; was thot msn
sonst? niefats. Lege man solche Zölle auf, wdche den Wohlstand heben, solche
Steuern, welche die staiken Schultern der Wohlhabenden treffen und nicht
die der Dürftigen. Man trachte die MoralitAt au heben, die Menschen vor
Venweiflung sn schützen, den Armen Arbeit und Verdienst sn verschaffim,
lalttbMk d, mm, pU. Om, 189«. 8
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dieselben zugleirh S c h o n un fremden Ki" g en t h u m s un d Wer t s c h a iz ung
des Menschenlebens zu lehren, kurz die Menschen rnenschlicli zu machen;
und Mord und Diebstahl werden sich seltener zeigen. Die finsteren Mächte
aber, welche die Regierung an solchen /weckmassigen Massnahmen hindern
wollen, miissten von allen Gutgesinnten mit allen zulassigen Mitteln be-
kämpft werden/'
Er weist auf die französische Revolution mit der furchtbaren Entartting
ihrer erhabenen Ideen hin. Sie musste kommen mit allen ihren Schrecken,
weil die höheren Stände zuvor das Volk so verächtlich behandelt hatten;
„eine bis zur Niederträchtigkeit versunkene Schwäclie von öffentlichen Mass-
regeln" — er denkt offenbar an den Schotten Law und an die Regierung
Ludwig XV. — ngicug '^r voran, welche Recht, Iüitl- und Treue schändeten;
der Welttheil wollte nichts als Lebcnsgenuss und Geld; das öffentliche Recht
war nach den Ansprüchen der Selbstsucht der Behörden gemodelt, verengert
und erweitert, und diese Denk- und Handlungsart pries man als etwas recht
Gutes." „Au« diesem GviUsations-Verderben entsprang die samotdottbche
VölkerempOning mit ihren Bisewen und GretielD. — Die Jikofainer enfc-
«ickelten eineo hohen Grad von Energie; Buonaparte** — er nennt den
Soldatenkaiier immer mit dem italiemichen FarnUiennamen — „Bvonaparte
belebte und ordnete dieae Kraft mitten in der Steigerung dea aUgemeinea
Staataverderbena uod mit Untergrabung aller StaatakriUte, der Sittlichkdt,
der Treue, der Wahriiaftigkeit; die von ihm gewaltsam her b e^eft h rte Ab*
achwächung der Roheit nütste aichta, weil keine sittliche, keine geist^
Kraft sie erg&nate; so folgte auf die Barbarei der Masaen die noch vid Ärgere
Regierungs*Barbarei.** „Wir sind gewarnt,** ruft er aus, „wie die Menschp
heit selten gewarnt worden ist; unsere Wunden rufen uns au: Lasst nna
Menschen werden.**
Es gebe aber genug MAnner, die den Zeitverderb in seiner Wnrael er-
kennen; sie hätten nur eme Erweckungsstnnde und einen einigenden Mittel-
punkt nOthig.
„Der Zeitpunkt, in welchem wir leben, ist durch allseitige VerkOnstdung
unseres CSvilisations-Verderbens auf den höchat denkbaren Punkt gestiegen,**
ruft er aus.
Was aber würde er erst in unseren Tagen sagen? —
Ich überlasse dies auszudenken den verehrten Zuhörern und gehe zu
den Vorschlügen über, die er macht und die gewiss heute noch ihren Wert
haben. £r sagt: „Rasche Hilfe thut noth. Da aber aller Segen von der
Erziehung abhiagt und diese ein reines häusliches Leben zur Voraus-
setzuug hat, muss es Sache aller Reinen und Edlen sein, dasselbe alknähUch
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herbeizuführen; die Fundamente ffir eine Volkscultur sind ru legen, welche
auf Anerkennung der göttlichen Würde des Menschen und eine rechtliche
Stelhinp aller Angehörigen des Staates gegründet ist. Heih'ge Achtung für
die Selbständigkeit des h;tuslirhen Lebens, der Wohnstube, muss Gesetz
werden. Die Sicherheit des Rechtes gebiert Vertrauen, und dieses führt
zur Ruhe und Eintraclit. Kein Völkerrecht ohne Völkerrecht, kein Volks-
recht ohne Menschenrecht. Die Rechdosigkeit von Angehörigen des Staates
ist ihm Hochverrath, die Kntziehung oder Vorenthaltung von gewissen
Rechten Muth willens- Rechtlosigkeit eines sich vornehm dünkenden
Pöbels. Hand in Hand mit der Zuerkennung aller politischen Rechte an
das ganze Volk muss als Krönung der befreienden Massregeln die Aus-
weitung, Hebung und gründliche Verbesserung des Schulwesens gehen. „Es
ist für den schlechten Geist und die bürgerliche Gesunkenheit
unseres Erdtheils keine andere Rettung möglich, als durch die
Erziehung, durch die Bildung zur Menschlichkeit, durch liie
Menschenbildung. Volkscultur und Volksbildung sind bei der Verwahr-
losung de» Volkes ein Traum. Indem die Schule nicht bloss Civilisations-
Erkenntnisse und CiviÜsations-Fertigkeifen durch Abrichtung mnemonisch
und mechanisch beibringt, sondern insofern sie die Menschlichkeit unserer
Natur in allen ihren Anlagen harmonisch anspricht, ihre Krftfte in Überein*
ttimmung mit dem Heiligthum des häuslichen Lebens entfaltet; bereitet sie
die £rlOf nng der Menschheit vor und föhrt sie durch su schönem Ende.
Dean wird die Indlvidnelkraft der MenscbeniMtur, die durch die Maschinen-
kraft theilweise verloren gegangen, in sittlicher, geistiger und Kunsthinsicht
wieder bdebt; der hohe Wert des Menschen, besonders des in Armut und
Niedrigkeit reinen, edlen und kraftvoll-selbständigen Menschen wird wieder
richtig erkannt, selbst der Wert seiner niedrigsten Dienste mit mehr
Menschlichkeit geschätst, mit mehr Sorgfalt erhalten und mit
mehr Vortheil benfltst werden. Der Arme wird weniger Hilfe brauchen,
weil er sich selbst su helfen wissen wird. Das Verhältnis zwischeö arm und
reich wird menschlicher werden.**
Soweit Pestalossi. Welch' ein grosses und eihabenes Vermächtnis an
seine Jflngerl Massen wir nicht alle Kräfte aufbieten, dasselbe tu erflUkn?
Ist es nicht die würdigste Feier semes Gedenktages, sich diese Aufgabe snrecht
zu legen?
Wir wollen Menschen und Staatsbfirger heranbilden, in seinem Geiste,
im Geiste der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, im Geiste der völligen
Gleichheit aller Staatsangehörigen, der Hebung und Veredlung der Massen.
Hier begegnet sich plötzlieh unsere Aufgabe mit jenen mannigfiMshen Be-
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sirebungen, die in den verschiedensten Schichten der Bevölkerung so eifrig
erörtert und behandeil worden; kurz wir stehen vor der „socialen Frage.**^
Dieses Modethema darf sich gewiss über Vernachlässigung nicht beklagen;
es kann vielmehr mit den Worten des Propheten sagen: „Allerorten wird
meinem Namen geräuchert und geopfert." Nicht bloss jene unter den
Aruieii, u eU he unmittelbar den harten Druck cm[)finden und sich organisiert"'
haben, sondern Cielelirte und Politiker, einsame Denker und Forscher, Ver-
eine und Versammlungen erörtern die Losung dieses grossen Problems, das
die Neige des Jahrhunderts aufgeworfen; auch im Club vergnügungsfroher
Genussmeoschen, ja sogar im Salon bespricht man die „sociale Frage", und
manche roaCDluigciige Hand greift nach der „Arbdteneitung." Mahnt diese
Encbebwig nicht an die Zeit vor der fransöiiadien Revciutkm» als ifie vor-
nehmen Herren nnd Damen die ,fangeborenen Rechte des Menschen** er*
Arterien imd die Werke der EncyklopAdisten verschlangen, wftbrend ihre
Bauern im £lend achmachteten?
Emster sind die Bestrebungen der Gesetsgebung an ndmen; und venn
auch der Gang derselben durch Erbebangen und Vorarbeiten schleppend und
sdnrerfilQig vor sich geht, — es sind doch schon etliche Einrichtungen so-
Stande gekommen, Aber deren Wert und Güte die Eifthrungen abgewartet
werden mfisaen. Der VorurtheÜslose kann diese in bester Absicht untere
n om menen Versuche einer allmShlicben Reform weder fibersehen, noch
verdammen.
Leider scheinen bei diesem Vorgai^ suweilen Nebenrücksichten eine
tadelnswerte Rolle sn spielen. IGcht edle Menschenliebe alleb, sondern Ver-
folgung der Fftrtdawecke, wenn nicht gar persönliche und Standesinteressen»
scheinen hie und da die Arbeit zu beetnflnssen und anÜEuhalten.*) Vielleicht
wflrde diese durch die Betheilignng aller wahrhaft Uneigennfitxigen und Gut-
gesinnten eine mächtige Förderung erhalten? Wie wlr*s, wenn die Jfhiger
Pestalozzis hinabstiegen in die Arena, wo die Parteien ihre Kräfte messen? —
Hat ja auch der Meister dies versucht. Aber wie bald und mit welchem
Widerwillen hat er sich davon abgewendet! Und als ihn die Mitbürger im
Jahre 1S02 als ihren Vertreter anm ersten Consul nach Paris sendeten, kehrte
er alsbald heim mit einer bitteren Enttäuschung, und niemals wieder hat er
„active Politik" gemacht.
Und wir alle, denke ich, sollten seinem Beispiele folgen. Die Politik ver-
dirbt nicht bloss den Geschmack, sondern auch die Moral; sie trüb? den
Blick und mindert den Sinn für Wahrhaftigkeit und Recht. Wer im Getriebe
*) Man denke nur an die lettte Wahlreform.
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der Parteien und mit ihnen etwas leisten will, muss selbst Partei ergreifen,
sich ihr anschliessen; dann aber ist sein oberstes Gesetz, sich ganz in deren
Dienst zu stellen, ihre Macht und ihren Einfluss zu fordern, und zwar mit
allen Mitteln. Und diese letzteren sind leider nicht immer ganz reinlich.
Ks ist nichts UngewÖhnUches, dass eine Partei ^ur Erlangung von Einüuss
Mittel anwendet, die man nicht billigen kann, dass sie at)er, zur Macht gelangt,
alle früheren Versprechungen vergisst; man hat manchmal das Gefühl, als
ob es heutzutage nicht leicht möglich wäre, im dffentiichen Leben gans «afar
an sein* Im Gerichtasaale noMrer Stadt duffte jemand den Ansiptach iStmi
^,Mit SitteosprSohlem baut flum keine Ettenbalmett**; nnd dieser Auasprach hat
Beifall g^fimdoil Der gefeiertste Staatsmann der Gegeiivart hat es akht
versduBiht, durch Inre<tthiiuig des Gegners seine eigenen Ptlne su fdrden,
-und hat diesen Vorgang nnefatrflgüch eingestanden. Was tedet man alles
an Verdrdrang, Filschung und Verieumdung in den Reden und Zeitungen
'fieler Psrteienl
.Wenn wir die Jugend sur Wahrhaftigkeit und Gerecht%lMit eniefaen
wollen, muss davon unser eigenes Thun durchtränkt sein. Wie die grossen
Lehrer der Kiiegslcanst nicfat active Feldherren sind, dQrfrn dS^fenigen keine
Politik treiben, weiche das Volk mltaidig, politisch reif machen wotten. ' Der
-sieghaft emgreitede Anftihrer im Kriege folgt der iSngebnng und der Noth*
wendigMit des Augenblicks; er fragt m erster Linie nfeht nach den Gesetimi
der Kriegakuast Der Politiker wShlt immer Ar seme Zwecke dasjenige
Mittel, das diese fttrdert «id fragt nicht nach den ewigen Gesetsen, welche
«ben nach Pestalossa die Grundlage ehies gesunden Staatski)ens bildco. Nur
wer selbst politisch unthfttig ist, kann ohne Vorurthell und ohne
Voreingenommenheit die erhabenen Lehren der Weltgeschichte,
4ieser grössten Prophetin verkünden.
Wir bedürfen auch gar nicht der Tribüne in Versammlungen vad Parla-
menten; unsere Rednerbühne steht im Schulzimmer. Begnügen wir uns mit
derselben! Dort dringt die Stimme der Belehrung leichter m die Hersen
•der Zuhörer mid wirkt anch befruchtender, als draussen unter dem Getöse
eines oft genug bestellten und bezahlten BeiCaUcs. Überlassen wir anderen
die Gegenwart, arbeiten wir für die Zukunft!
Aber auf welche Art? Sollen wir die jugendlichen Gemüther für eine
bestimmte Anschauung gewinnen, etwa gar die Apohiel einer Partei werden?
Niemals darf in der Schule ,, Politik gemacht", niemals darf eine politische
Richtung der Gegenw art al- lieilslehr - \ erkiiii Ict werden. Die Unklarheit
und die schroöe Gegensat/.lichkeit ler [»estehenden Parteien macht eiuea
Anschluss an eine derselben ganz unmöglich.
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38
Ich Tcnenke nicli in den Gatt Feitiloxvi's und frage midi, wie. er
wohl die ErnefatiQg nur Bfoitchllchkeit tiod xur iifliid%keit der ujiteieik
Gkseen sich gedacht haben mag. Ich spreche faleifl|>er mdne Ansieht ins
in dem Bewusstsein onsureidlender Kraft und mit dem Wunsche, dass em
Würdigerer mich darin bald Qbertreffi!!
. . Es . genügt nicht^ nns. selbst vom Geiste PegtalossTs durchdringen su
lasste; sondern unsere Aufgabe, geht dahm, auch der Jqgend denselben ^
■»nflflesen, sie „menschlich su madicn**, Ihre edlen Neigungen su fordern»
niedrige Gesinnungen nut aller Macht surflcksndrKqgen; Hocfamuth und
Selbstsucfat, Hass und Neid, Habsncht undEigennuts müssen als die Irgsten
Laster, als die Quelle alles Unglücks hingestellt werden. Es wäre ihnen an
aefgeiit nur aus der vollen Hmgabe an das Wohl anderer das wahre
Glück entstehen kann» dMt wanne Qpferfreudigkeit und setbstloseHnigebung
den sehOnsten Lohn in sich findet Sie sollen erkennen, dass der Gott; in
der Geschichte stets auf den Übermuth der Machthaber die Frechheit der
Sansculotten folgen lässt, dass diese aber dann wieder den KsslAateh der
Freiheit durch argen Tyrannendrock büssen.
Die Kinder der Armen müssen in der Schule ein wohliges Heim, ii>
imserer unerschöpflichen Geduld Trost für die Hä.rte der EAtbebrungen und die-
•zuweilen lieblose Behandlung seitens der Otem finden; tie müssen den Glauben
an die Menschheit, an die Nächstenliebe gewinnen, indem, wie es erst theil-
weise in unserer Stadt geschieht, selbst ihr leibliches Wohl von uns auf jede
nur mögliche Art geschützt und vermehrt wird. Indem wir mit Zärtlichkeit
ihre Thränen trocknen, ihren Htmger stillen, öffnen wir ihr Hera fttr das
Gute und Schöne. Sie sollen aber auch den Schatz erkennen, der im Er-
tragen und Entsagen liegt, und die Uberzeugung erlangen, dass ihr Wohl
von dem des Staates abhängt} dass man für letzteren .auch grosse Opfer
bringen muss.
Die Kinder der Reichen müssen 15esc heidenheit lernen: mahnend und
warnend müssen wir ihnen die wechsclvollen Schicksale jener gesi:hichtlichen
Personen vorhalten, die von der Höhe des irdischen Glücks in den Abgrund
des Elends geschleudert worden sind. Sie müssen üpferfähigkcit jur die
liedürüigen und Darbenden gewinnen; sie sollen einsehen, dass Almosen-
spenden nur der kleinste Theil der Pflichten des Besitzes ist; sie
müssen auch für die Allgemeinheit, für Kunst und Wissenschaft und alle
wunschenwerten Wohlfahrtseinrichlungen grosse Leistungen übernehmen. Sie
müssen für die niedriger Stehenden denken und arbeiten, dieselben milde
beurtheilen, indem sie ihre Fehler als die Schuld der Gesellsch lUsordnung
betrachten. Diese Milde der Beurtheilimg muss besonders und zunächst
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I
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gegen die Diener des Hauses geübt werden, dann gegen die Arbeiter in
Wald und Feld, bei der Maschine und in der Grube. Die Reichen müssen
von dem Bewusstsein ihrer Verpflichtung gegen die Vcrmchrer ihres Gewinnes
so erlullt sein, dass sie diesen gar nicht froh gemessen dürfen, ehe sie das
Los ersterer nicht gebessert haben. Sie sollen sich auch guter Behandlung
der Thiere befleissen, niemals aber diese in der Wertschätzung über die
Menschen stellen.
ADe jedoch, arm und reich, müssen sich als i^eichwertige Kinder Gottes
betrachten, des Gottes der Wahrheit und Gerechtigkeit, der Güte nnd des
Erbannens. Das wollte, denke ich, Fttstaloxsi mit dem Rufe ausdrüchen;
„Lasst ans Menschen werden
Die vdilige Gleichmanhnng der Menschen wird wahrscheinlich immer
ein Tranm bleiben; aber eine Mfldenmg der Gegensätse, eine allmähliche
Ausgleichung und Annäherung kann nicht nnmOgUch sein. Hass und Neid
enieraeits» Verhärtung des Herzens andererseits sollen nur vorerst seltener,
Urtheile über die Nebenmenschen auf ihren vernünftigen Inhalt geprüft werden.
Dann schwinden eines Tages die Vorurtheile und die Scheidewände xwischen
Mensch und Mensch, die Glücklichen tfaeilen gern den Besits an Geld und
Wissen mit den Brüdern; es wird keine Enterbten mehr geben. Ein neues
Geschlecht wächst heran, an Einsacht und Ventänd^keit, wie an liebe nnd
Gerechtigkeit dem heut^en überlegen. Dann reichen sich die Kinder dea
Landes vertranensvoU die Hände, um jedwedem mit Vemonft begabten Wesen
m erträgliches Dasein an ermöglichen, d. i. die allgemeine Wohlfahrt an
fiSfdem. Niemand sollte ndi vermessen, heute sdion eine bestimmte
Form ansngeben, unter welcher diese neue Auss<$hnung des Menschen-
geschlechtes sich voUztdien rouss; für uns ist es eine genügend erhabene
Aufgabe, die Besserung anau bahnen in dem Sinne Pestalozzi's, der es mit
Seherblick verkündet hat: „Es ist für den schlechten Geist und die
bürgerliche Gesunkenheit unseres Erdtheils keine andere Rettung
möglich, als durch die Erziehung, die Bildung aurMenschlichk eit."
Ein guter Gedanke fürwahr, daran wir uns erquicken: die Erlösung
der Menschheit kann nur durch die Schule vorbereitet werden.
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III.
über Schulüelerllchkeiten.
Voisetn^n am 7. MS» 1896 von M. ZxNS.
Es bedarf in pidagogischen Kreisen wohl keines umständlichen Nach*
weises, dass den Sdinlfcieriicfakeiten ^ holwr «nidilicher Wert mnewolmt,
und dass dieselben, su rechter Zeit nnd in der rechten Weise abge-
halten, eine tiefgehende Wirkung auf das jugendliche Gemflth auszuüben
vermögen. Nun soll die Volksscbiile nicht nnr Unterridits-, sondern auch
Ersiehungsanstalt sein, ja das Reiehsvolksschulgesets stellt in $ i die enieUiche
Aufgabe der Volksschule aDen anderen Aufgaben derselben voran; es ist
daher dieEinfllgang derScholfeierlichkeiten in den Ersiehungsplan der Volks-
schule gerechtfertigt, wenn anders jede öffentliche Institndon dieVerpflicfatnng
hat, sur Bewältigung der ihr gestellten Au%aben alle dienlidien Mittel anzuwen-
den. Dennoch scbemt die gegenwärtige Sdiulpraxis die Scfaulfeierlichkeiten nur
in sehr bescheidenem ICane als Erziefaungsmittel gelten su lassen, weshalb der
Versuch gestattet sei, ittr diesen Gegenstand eine erhöhte AufioDerksamkeit,
xum mindesten innerhalb der Wiener pttdagogischen Gesellscbaft, wachzu-
rufen. In Besug auf die Behandlung des Themas ist vorweg su bemeiken,
dass die theoretische Seite desselben nicht mit der sonst ttbHcben AusfOhrlicfakeit
erörtert werden wird; der springende Punkt ist eben darin su suchen und zu
finden, wann? und wie? Schul feierlichkeiten veranstaltet werden sollen, da-
mit der fttr die Bildungstfaätigkeit der Schule zu erhofifende Gewinn am
sichersten zutage trete. Es werden demnach zunächst die Anlflsse zu Schul-
feierlichkeiten ins Auge zu fassen sein, durch welche Anlässe auch schon
der Charakter der emschUgSgen Veranstaltungen im allgemeinen be-
stimmt ist
In erster Linie sind als Anlässe zu Schulfeierlichkeiten zu nennen die
im Verlaufe des Schuljahres auftretenden Momente des Schulanfanges, des
Schulschlusses, sowie der Vertheilung der Schulnachrichten, dmn patriotische
Anlässe: Namens- oder rT('l"irtstage Ihrer Majestäten, Jubiläen liervon agender,
für die £ntwickelung der Cuitui in unserem Vaterlande bedeutsamer Ereignisse i
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_41
ferner kommen in Betracht allgemein culturhistorische Gedenktage, soweit
eben die Volksschule hieran!" einzugehen vermag, dann Schulausflüge, weiters
Ausstellungen von Schülerarbeiten, schliesslich Schülerproduclionen. Als
nicht hieher gehörig sind alle jene Veranstaltungen zu bezeichnen, welche
lediglii h in der Theilnahrae an einer confessionell gottesdienstlichen Hand-
lung bestehen, wie etwa der Kirchenbesuch, die Bctheiligung an der Frohn-
leichnamsprocession u. dgl , und zwar in der derzeitigen Form auch dann
nicht, wenn die Schule confessionell eingerichtet wäre.''} Unsere Volksschule
ist aber intercontessionell, vereinigt daher Kinder verschiedenen Glaubens-
bekenntnisses in sich, tind es mtiss als feststehende Voraussetzung jeder
Schulfeier gelten: das Recht und wohl auch die ITlicht der The il nähme
eines jeden einzelnen Schülers an der im Classenverbande oder im ge-
sammten Schulverbande erfolgenden Veranstaltung; ja ein gut Theil der
erziehlichen Wirkung liegt eben in dieser Allgemeinheit der Bctheiligung be-
gründet. Nicht unwesentlich ist die Frage, welche äusseren Mittel auf-
gewendet werden, um dem in der Feier liegenden Gedankeninhaltc zur I'olic
zu dienen, und als selbstverständlich gilt es, dass jedesmal das lebendige
Wort dem allgemeinen Gefühl einen bestimmten Ausdruck leihe, und dass
hiebei solche Accente angeschlagen werden, die dem Kindeshenen naheliegeo.
Betrachten wir nun die einzelnen Anlfltse fii Schulfoerlichkeiten, be-
riehtingiwciBe diese selbst, im besonderen«
Schalbeginn und Schnltchlusi find to bedeutungsvolle Momente
in SebttUebeii ad bieten in to rdcbem MatM lUe Vorbedingungen sor Ab-
hultong emer wirinmgtvolkn SehoUHer, dast hier von einer besonderen
Begi ' fln dung denelbcn abgesehen imdcn kann. Wenn jemals das wohl-
«onende, nachdmcksvolle Wort des Lelirers im Stande ist, einen dauernden
Eindrade «of das empfängliche Gemflth des Kindes su ttben, so ist dies der
Fall am ersten und ktsten Tag des Schn^ahres, beim Beginn und am Ende
der Schidpffichtigkcit. Dennoch Ifisst sich m'cht behaupten, dass die ge-
nannten Anlasse in dem augedenteten Sinne voll und gans ansgenfltst werden,
imGegentfaeil bleibt gerade nach dieser Riditnng hm, wenn auch nicht aUes,
so doch noch sehr vieles zu thun flbrig.
Sowie für Anfimg und Schhiss des Sehu^ahres das interpretierende
Wort des Lehrers notfawcndig ist, so erscheint es auch nothwendig bei der
*) Nach den bestehenden Verordnungen (für Wien Normale 1445 «ler Normalicn-
S«nimlung) gehört es u. a, zu den religiösen hangen der rom.- katholischen
Schaljagend, an der Frohnleichnamsprocession ihcuzuuehmen, sowie am Anfange und
an Ende des Scliuljahres, daim mm Geburts- und Namensferte Ihm M^esttten dem
CUittMdicBsle beisDwohaieB*
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4»
Feier patriotischer Gedenktage; so sollten die Namenstage Ihrer
Majestäten, die bisher nur durch Theilnahme am Gottesdienst gefeiert
wurden, ohne eine erhebende Schulfeier nicht vorübergehen. Ein weihe-
volles Lied, eine stimtmmgsvolle Ansprache eines Mitgliedes des Lehr-
körpers, die Recitation oder Dec lamaiion eines pairiotischen Gedichtes seiiciis
ciliet Schülers, das Kaiserlicd zum Schlüsse, — das wird im Herzen des
KindM gewits schöner nachklingen als der an vergangene 2^iten erinnernde
Jttbdrnf: «»Wir haben keine Schule!" Wenn das Feiern nur in der Enthaltung
von der lästigen Arbeit besteht, dann ist herzlich wenig oder im eigendichen
Shioe des Wortes nichts gethan zur Förderung der hohen Ziele der VoU»-
scfanle. Ebensowenig trägt es snr Pflege des PatriotisBiiis bd, wenn man
hervorragende Anllsse sn pstriotsschoi Feierlkhkeiten gündich an beachtet
vorObeigehen Ulsst Am 18. Februar des vorigen Jahres starb FeldnarschaU
Ersbersog Albiecht, und gewiss wird bei diesem Anksse jeder Lehrer der
Oberclasse die Schaler an den rahmretcfaen Sohn des mhmreidieren Vaters
erimiert haben; 'emen wieviel tieferen und nachhahiggren Eindnicfc, welche
Stärkung des patriotischen GeAUs hfttte aber eine allgemeine Schulfeier
ersielen mflssenl Man kann es den Erwachsenen flberlassen, bei solchen
Gelegenheiten sich mit den m denTagesbllttem verflffientliehten Nekrologen
— warum hrfogen dieZeitungen solche Berichte? — sn beschift^en und im
übrigen selbständig Wert und Bedeutung einer historischen Petsfl h l ichkeit
sich surechtsulegen; das Kind aber braucht einen Dolmetsch, damit es
sum Verstündnisse der Sitnation gdaoge und zu eniem besthnmten Gefllhle
geleitet werde. Das Kind braucht auch die Antheibiahme der Genossen,
damit Stimmung und Begeiiftenmg, gemeinsam aufqndknd und fibecströmend,
einen tieferen Emdruck hbterlasscn. Es ist femer xu erinnern an das Vei^
bot der Feier des sSjOhrigen Bestandes unseres ReichsvolksschDlgeselses und
an die ganz besonderen Umstände, unter denen dieses Pfingstsonntags-
verbot erfolgte, — und es war doch die Anrqpmg cur Feier einem echt
patriotischen Gefühl entsprossenl
Zu den im Laufe des Schuljahres regelmässig wiederkehrenden Schul-
feierlichkeiten konnte bis vor kurzem noch die Vertheilung der Schul-
nachrichten (Vierteljahrs-Ausweise) gezählt werden. Die Schul- undUnter-
richtsordnung vom 20. August 1870, welche in § 66 die Ausgabe von Schul-
nachrichten verfügt, spricht sich nicht weiter über die Art und Weise der
Vertheilung aas, und doch hat sich die Ausgabe der Schulnachrichien zu
einer internen Scbulfeierlichkeit emporgehoben, weil der Moment aus inneren
Gründen zu einer ernsteren Stimmung leitet und der Verwertung zu erziehlichena
Zwecke entgegenkommt. Es kann nicht verwehrt sein, Gründe für die Be*
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48
lassung einer feierlichen Ausweisvertheilung anzuführen, wenn auch der Eflass
des hochlöbl. k. k. n.-ö. Landesschulraihes vom 19. September 1894, Z. 6204,
eine völlig neue i^raxis autgestellt hat. indem den SchtiUeitiingen zur genauesten
Darnachachtung bekanntgegeben wurde, .,dass es weder dem Leiter der Schuir
noch irgend einem Lehrer gestattet werden kann, wahrend der Unterrichts-
zeit die Schuinachrichten zu vertheilen und hiedurch den Unterricht zu
unterbrechen und zu verkürzen"; „vielmehr" — heisst es in dem Erlasse
weiter — „sind die Schulnachrichten nach Schluss des Untt-rrichts nui den
etwaigen Belehrungen den Kindern auszufolgen." Wenn man sich hiebei vor
Augen hält, dass an Hurgerschulen 32 resp. 33 wöchentliche Lehrstunden per
Classe vorgeschrieben sind, so dass der Unterricht in der Regel von 8 — 12 Uhr
und auch nachmittags die volle Zeit hindurch wahrt, sowie dass bei der
feierlichen Vertheilung immer die Anwesenheit des Schulleiters voraus-
gesetzt wird, so muss die Tragweite jener Verfügung sofort zu erkennen sein.
Ls hat zwar, wie aus- dem an die Wiener Schulleitungen gelangten Bezirks-
schulraths-Decrete vom 2t. Juni 1896 (No. 16S2 der Xormalien-Sanimlung) zu
entnehmen ist, der lübl. Wiener Bezirksschulraih gegen die erwähnte Mass-
regel „Vorstellung erhoben", jedoch jene Änderung nicht erzielt, welche
unter allen Umfltflndrä Raum lässt für eine feierliche Gestaltung des Quar-
Ulsabschlttnes.
Die Tennfee der SchnhiaclifiäiteP'Vcrthcihing sind gleich dem Anfange
und dem Sddusf des Sdio^ahres Zeitpunkte, die jeden Schttler gebieteritcb
zum EiD> Rflck« vnd AtisUick nochigen, und wobei das Moment der Jndividiia-
>lisierung gans besonders sur Geltung gelangt. Wenn es bei anderen Schul»
üeieriichkeiten schwierig ist, alle Theitaiehmer gleich lebhaft su interessieren,
in jedem einsefaien Schaler das Gefühl herrorsuinfen, dass der aü die
Gesanuntbeit gerichtete Appell auch ihn persönlich angeht; wenn es bei
sonstigen feierlicfaenGdegenheiten geradexuunmOgUch ist, jedes Sünd einseln
und persOdlicfa an engagieren' und dessen Wollen und Können abauwigen' an
dem Wollen tmd Kflnnen der gleichgestellten Genossen: hier bei der Ver-
dieihmg der Ausweise trift es in gUtcUichster Weise ausnahmslos so. Wenn
der Leit^ des Schule überdies ein SchlUefvenEeicfanis sur Hand hat, worauf das
allgemeine Urtheil dea Classenlehrers und die besonderen Anhaltspunkte Ulr
Lob tmd Tadel vermerkt smd,und«n jedem Schüler einseln spricht, dann wird
der disdplimennde Effect einer solchen Feierstunde nicht ausbleiben. Zugleich
kommt der Schulleiter in die Gelegenheit, hiebei sämmttiche Kinder der
Anstalt genauer kennen zu lernen, als dies bei Hospitierungen und Conferens-
Verhandlungen mOghch isb £s ist bemerkenswert, dass auch aus Eltern*
kreisen Stimmen laut gewordeil smd, die sich für eine feierliche VertheihiDg,
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44
und xwar «US dem Grunde aussprechen, weil die Kinder bei dieser Gelegen-
heit gewissennassen vor eine höhere Instanz gestellt erscheinen, welch letzterer
Umstand, den Gerechtsamen des Classenlehrers sicherlich nicht Eintrag thut,
sondern im Gegenthei! zur St.irkung und Geltung verhilft, denn die Kinder
merken bald, dass sie im Sinne und Geiste der bedachtsamen Anordnungen
des Classenlehrers behandelt werden, dessen Aneiterungen und Warnungen,
Verheissungcn und llctLirchtungen vollkräftige Bestätigung in den Quartals-
noien gefunden. Ks kann nicht in Abrede gestellt werden, dass mit dem
Aufhören der vormaligen Art der Schulnachrichten- Verlheilung eines der
wenigen und zugleich wirksamsten Disciplinarmittel in Wegfall gekommen
ist, ohne dass hiefür der geringste Ersatz geboten wurde. W as aber den
nothwendigen Ersatz für den durch den früheren Modus der Ausweisvertheilnng
bedingten Ausfall an eigentlichem Unterrichte anlangt, so darf wohl kühn
behauptet werden, dass derselbe in einem mehr als reichlichen Masse darin
gelegen war, dass bei diesem nur alle X icrteljahre in Iletriudit kommenden
Anlasse innerhalb der Zeit, die sonst der Ftirderung der Kinder in bloss
intellectueller Beziehung gewidmet war, Keime edelster Regungen in die
empfänglichen Herzen der Jugend gesenkt wurden.
Die Feier culturhistorischer und vieler patriottscber Gedenktage wird
sich in den allermeiRten Fällen innerhalb der Oasaengemeinschaft rad ohne
Aufbietung einet bctooderen losseren Apparates ^Usiebes. Kur in dem
Fallet als dn solcher Gedenktag das Interesse weiterer BcvOUEernngskrcise er-
regt, als öffentliche Festiichkeiten veiaastalteC werden tmd das gegeostiadlidie
Motiv den Kindern nahegelegt werden kann, soll auch die Schale nicht vet^
absänmen, eine der BedeotuQg des Tages entsprechende Feier absuhahen.
So snid aus den letsten Jahren folgende Schnlfeieriichkeiten sn veraeicfanen:
1873 zur Erinnerung an Rodolf von Habsbtirg, 1879 sor Feier der sübeiaen
Hochsa't des Kaiserpaares, 1S80 die Kaiser Joseftfeier, t88s die Feier snr
Erinnerung an die Belehnung der Habsburger mit den Österreichisch e n I<andea,
1883 (für die evangelischen Schalen) die Uitherfeicr, 188S die JnbilftamsfeMr
desR^ierungsaatrittes des Kaisers; in engeren Grensen worden natorgeasttss
gehalten S89S die Colombvs- und 1894 die Hans Sachsfeier. Die l^Heoer
Bttfgerscbulen haben, hanptsacfalidi Ober Veranhusung des Schillermeais
„Die Glocke**, &st sClnd% eine Schillerfeier. Es ist wohl eine nur vcr-
emselt auitretendeMeittung, dass die Veiibieichnng der von dem genanaAen
Vereine zu solchen Feierlichkeiten gewidmeten Spende einer verletzenden
Armenbetheilung gleichzuhalten sei; sollten aber thatsädiiidi Bedenken
obwalten, die aus den Werken SchiUeif und einer Sparcasseeinlage von
5 Golden bestehende Spende in Gegenwart der übrigen Schttler aussofoigea.
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dann nehme man die Betheilung in der Schulkaiulei vor, da der Lehrkörper
denn doch nicht die für brave Schüler bestimmte Gabe zurückweisen darf.
Im LAufe des Jahres wird sich hin und wieder Gelegenheit ergeben, ohne
Beeinträchtigung des Unteniclilei den Gedenktag eines cultm^geschiclitUdien '
Eiefgiuttei oder der Mioner des Vateriandes u. s. w. sa fdem, namentlich
in litararisclien, geschidiUichen vnd geographischen Unterrichtsstunden, wenn
«nch nicht jeder gdegentliche Hinweis in den Lc^riff der Schitlfeierlichkeit
fittlt. Manche öffisntliche Feier, wie z. B. die EntbOllang eines Deolanals,
darf eteen Widerhall in der Scbalstnbe finden. Immerhin scheint es ge-
boten, m der Auswahl sparsam xu sein; eine zn häufige Wiederl^ehr der*
artiger Erinnerungsstmden wird stOrend wirken oder gleichgiWg lassen und
demnach den Zweck verfehlen.
Als eine Schulfeierlichkeit in weiterem Sinne soUen auch Schulaus-
flttge an(|;e&sst werden, und sie kAnnen dies gewiss in vollem Masse sdn,
wenn durch eine entsprechende Vorbereitung und Vorsorge unangenehmen
Oberraschimgen mflglichst vorgebeugt wird. Selbst wenn der Schulansflug
einen rein nnterrichtlicfaen Zweck hätte, wird er sich von der AUtags-Fhysio-
^onue des Schullebens lenditend abheben. „Es ist an uns," sagt Heller in
einem Vortrage in der „Wr. päd. Ges.", „'^e Ausflüge unserer Schüler so
umzugestalten, dass sie sich in Feste verwandeln, wo neben der Unterhaltung
der Emst der sinnigen Betrachtung nicht fehlt" Die Schul an sflijge kttnneo
überhaupt so vielseitigen Zwecken dienstbar gemacht werden, dass man nur
in der Schwierigkeit der Durchführung eine genügende Erklärung daftUr zu
finden vermag, dass dieselben thatsächlich verhältnismässig selten unter-
nommen werden. Es gab eine Zeit, in der die Turnfahrten in Blüte standen
tmd in Wien den begleitenden Lehrpersonen von Seiten der Gemeinde Diäten
au?gf7,ahlt wurden. Diese Zeit ist dahin. Es lässt sich aber nicht behaupten,
dass die Turnfahrten sich überlebt hätten, oder dass das zurücktretende
Interesse der Lehrpersonen die Ursache der allzu sparsamen Inscenierung
solcher Schulausflüge wäre. In hohem Grade hemmend wirkte der Pe^irks-
schnlratfis-Erlass vom 25. Mai i8Si, Z. 3473, womit die sogenannten Turn-
üihrtf n autgeholten . die übrigen Schulausflüge aber nur unter lästigen Be-
dingungen gestattet wurden. Erst in neuerer Zeit sind — vielleicht infolge
der für die Jugendspiele entfachten Agitation — mit licschhiss vom 26. Januar
1S04 die hierauf bezüglichen Normen einigermassen gemildert worden, nach-
dem aucii der \N'iener Stadtrath mit Bcschluss vom 25. Mai 1891 für eine Ver-
einfachung der bei X'eranstaltung von Schulausflügen vorgeschriebenen Eor-
malitäten sich ausgesprochen hatte. Doch Hegt die Hauptsache nicht in der
Beseitigung einzelner negativer Eactoren, suaderu in der Schaffung posi-
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tiver Förderungsmittel. In einer Grossstadt wie Wien sollte die Ver-
anstaltung von Schiilausflügen geradezu anbefohlen sein, und die Gemeinde
sollte die hiezu nothwendipen Mittel zur Verfügung stellen. Die Unterlassung
wird hier doppelt fühlbar angesichts der landschaftlich so reizvollen Umgebung,
angesichts der historischen Uedeutung des I'lat/cs, deren sich Wien zu
rühmen hat. Es sollte kein Wiener Schulkind seiner Schulpflicht entwachsen,
ohne dass ihm Gelegenheit geboten, im Verbände der Schulgcmcinschatt eine
Donau rundfahrt zu unternehmen, die denkwürdigen Stätten des Kahle n-
tind Leopoldsberges zu besuchen. Welch grossartige Illustration für
den geographischen und geschichtlichen Unterricht, welch hohe Summe
von Anregungen zur Stärkung des patriotischen Gefühles bietet z. B. de^
Ausflug auf den Kahlenberg dar! Von der Hohe fldk der Kiek Unab auf
das unabsehbar sich erstreckeade Hfusettaeer, auf die wdte Ebene, durch-
iurcht von der schiflfbaren Donau, begrenzt von den Au^oiem dreier Ge-
birgssysteme. Nicht aus ZuM ist hier die mtchtige Stadt entstanden und
mm Mittelpunkt des bedeutendsten mitteleuropStscben Reiches geworden
gelegen an dem grossen Strome, der wichtigen Verkehrs- und Handelsstrasse,
am Kreusungspunkte der ans allen Richtungen der Windrose susammen*
treffenden Völkerwege, nahm Wien rahmKchen Antheü an dem friedlichen
Wettbewerb der Nationen, wie auch an den kriegerischen Ereignusen des
Mittelalters und der Neuzeit. Bis bieher hatten die Römer ihre siegreichen
Feldzeichen getragen; das ist der Stromweg, den der historische Attila
heraufgezogen kam, auf dem die Helden des Kibehmgenliedes hinabgefahren
in das weite Heunenland; hier neigte sich der kAhne Odoaker den Segens-
worten Severins; den Fluss entlang kamen die Avaren und Magyaren heran-
gesprengt; hier erstand die Ostmark zum Schutz fOr das Reich, zum Trutz
gegen den Femd; auf dem Kahlenberg schlug Leopold der Hei%e seine
Residenz auf; von dem Söller der Burg wurde Agnes' Schleier hinabgeweht
in das Thal, von woher noch heute Leopolds Stift Neuburg beraufgrflsst; den
Donauweg zogen zahllose Reisige, die das rothe Kreuz auf die rechte Schulter
gehefiiet trugen ; dort unten hielt Friedrich der Streitbare Wache gegen die
heranschwärmenden MOQgolen; im weiten Marchfeld bezwang König Rudolf
den Übcrmuth Ottokars und sch!niedf»te den Thron für die Habsburgische
Dynastie; an den Wällen der Stadt, den „Vormauern der Christenheit", brach
sich der Siegeslauf Solimans; bis hieher drangen die nlündernden Scharen
Mustaphas, und von demselben Stephansthurm leuchteten die feurigen Notb*
ugnale Starhembergs auf, als Sobiesky und Karl von Lothringen zum Ent«
satz herbeieilten ; fernhin grünen die Donauauen, wo Erzherzog Karl den bis
dahin unbesiegten Corsen niederwarf.
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Es wird die Friedensbestrebungen der (Gegenwart nicht stören, wenn die
Knaben zu dem Standbilde des sterbenden Löwen auf dem Friedhofe zu
Aspem wallfahrten und an den ehrfurchtgebietenden Denkmälern einer grossen
Zeit sinnend verweilen. Derartige Veranstaltungen nicht zu behindern, son-
dern geradezu, iiinl zwar durch ganz reale MiUel, zu fördern, zeigt von einer
verständnisvollen Bethätigucg patriotischen Fühlens. Wenn aber die Lobau
als Wildgehege abgesperrt wird; wenn die Wiener Kinder bloss darauf an-
gewiesen sind, von dem grossen Schulplan der Stadt Wien herabzulesen:
„Aspern an der Donau, Esslingen, MQhlaa, Napoleonsschanzen, Lobau, alte
Napoleonsstrasse, BrOckenkopf der Fmsosea 1809**; wenn man sich der so
nahe gelegenen, ausserorvleiitUcfa wirksamen BBUsniittet freiwillig entäusseit,
resp. gezwungen enUbusem warn dum mOge die Klage verstümmen, dast
die Vl^ksamkeit der Schule nach der aagedenttteii Richtong' 1^ sidi als «1
wenig intensiv erweis«.
Dnss die steinerne Groasstadt die Menschen so femhAlt von Wald und
Flur, Lnft und Sonnenschein, dass sie die schOne fruchtseugende Natur so
wenig mitwirken Usst an der Ersiehung der Jugend, gehOrt su ihren
schlimmsten Schattenseiten. Nur in peripherisch gelegenen Bexirkstfaeflen
oder dort, wo in der Niüie tausche Verkehrsmittd sich vorfinden, Ulsst sich
der innere Drangi das brennende Verlangen, in Gottes freie Natur sn kommen,
unter geringeren Schwierigkeiten befriedigen. FOr die begleitenden Lehr-
petsonen aber bleibt unter allen Umständen viel au thun, und es lastet eine
grosse Verantwortlichkeit auf ihnen, wenn sie mit der Schfllerschar ausziehen,
und ungemein mtthevoll ist es, die sprudelnde Jugendlust au zQg^ln, ohne
sie einer gewissen, noihwendigen Freiheit zu berauben. Auch wird nur der
aufmerksamere Beobachter es zu würdigen wissen,* wie bei solchen Gelegen-
hdten sich die erziehliche Einwirkung des Lehrers Äussert, wie der einzelne
Schtller veranlasst wird, in seinem Verlangen und Begehren sich unterzu-
ordnen den Bedürfnissen aller und zu erkennen die Pflichten und Rechte des
Einzelnen sowie der Gesammtheit, ferner wie hiebei die sympathischen Ge-
fühle des Wohlwollens und der Theilnahme, der Liebe zur Heimat, zum
Vaterlande und zum Herrscherhause gepflegt und gehütet werden.
Von weitergehenden Ausflügen, wie sie der vormalige Gemeinderath
Röhrl nach dem Semmering veranstaltet hat, soll hier nicht die Rede sein, es
wäre denn, um ein Wort gegen die allzureichlicbe Inanspruchnahme der privaten
Wohlthätigkeit zu sprechen, weil von dieser Seite aus gewöhnlich der An-
spruch auf ein Mitdirigieren, beziehungsweise Dominieren erhoben wird, was
den pädagogischen Absichten nicht immer zuträglich ist.
An manchen Orten hat man aUjäbrlich eine allgemeine Schulfeier,
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an der jung und alt mit ißacAnem Frohsinn sich betbciligt; in dieser Hiaticlil
werden namentlich die Schweiter „Jugendfeste^* gerflhmt Bei ims hat der
Schiitspatron der Studenten, der heilige AloipiDs» schon längst anfgeliOrt,
der Freodenspender der Jugend zu sein, obwohl gerade die ScboUiesle der
alten Zeit es verdient hätten, in die Gegenwart berflbergerettet ta werden.
Endlich wären noch in Betracht so ziehen die Ausstellungen ron
Schalerarbeiten und die Schalerpro doctionen. Es gereicht den
Institutionen, die aus OflisnUichen Mitteln erhallen werden, immer nur sum
Vortheile, wenn dem Poblieum wenigstens seitweise ein Einbück in die
Thätigkeit derselben gestattet ist Unter diesen Gesichtspunkt seien auch
die SdudanssteUungen gerttckt Sie sind nkht aberall beUeht, <fie Aus-
stellungen, ja sie gelten mitunter als höchst unbequem. Und doch soll da^
von nicht abgegangen weiden, insbesondere Schönschriften undZeicfamiQgen,
dann weiUiche Handarbeiten am Schlüsse des Schuljahres ansnahmslos zat
Ausstellung sn bringen. In den ersten Jahren der neuen Schul-Ara war der Wett-
streit in Ausstellungsangelegenheiten gross, allmäblich erlahmte der Eifer, ja
heutzutxige Iflsst sich katim mehr davon als von etwas, das da lebt, sprechen.
Die Herstellung von Schönschriften beansprucht doch wahrlich wenig Mühe
und ist in einer einz^en Unterrichtsstunde zu bewerkstelligen. Die Zeich-
nungen liegen fertig vor und bedürfen gar keiner besonderen ZurOstung*
Über die Ausstellung weiblicher Handarbeiten aber dürfte etwas aus-
fdhrHcher zu sprechen sein. Die Schul- und Unterrichtsordnung vom
20. August 1870 sagt im §. 82: „Wo die Arbeitsschule in Verbindung mit der
Volksschule steht, hat dieselbe an der Schl'is?j)rüfnng oder Schulfeierlichkeit
sich zu betlv iliijen und hiehei auch die Handarbeiten der Schülerinnen zu
jedermanns Einsicht aufzulegen." Diese Bestimmung tragt nicht den Charakter
einer „Übergangs"- Verordnung, und doch scheint es, als ob man die weib-
lichen Handarbeiten gegenwärtig als gemigsam eingebürgert und die Aus-
stellung der Arbeiten nunmehr für entbehrlich halte, — der nächste Zweck
der Ausstellungen sollte aber zweitelsohne sein, der Bevölkerung die Be-
deutung eines Unterrichtsgegenstandes, der als solcher neu in den Lehrplan
der öffentlichen Schule eingefügt wurde, und die darin erzielbaren Erfolge
aufzuzeigen. Die ersten Ausstellungen wollten sich daher auch recht vor-
iheilhaft präsentieren; nach dem Muster der Piunkausstellungen, wie sie von
den vormals in Flor gestandenen Arbeitsschulen veranstaltet worden waren,
dürfte an Seife und Starke, an Blumen und Bändern vielleicht des Guten
zu viel aufgewendet wurden sein. Ziemlich rasch erfolgte liie Ein- tmd Um-
kehr: Lehrplan und Lehrgang wurden verbessert, aie sogcnaniuen C.alanterie-
arbeiteu zurückgedrängt, dagegen die nützlichen Hausarbeiten in ihre Rechte
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emgesetst, Haiuaufgabeii und Fleiasaafgaben wurden verboten, das Puteen
der von den Schnlmädclien angefertigten und nir Ausstettung gebrachten
Arbeiten nnr in AusnahmsftUen. gestattet (Normalien -Sammlung nSo).
Nun fiel so mancher Flitter und Schimmer hinweg, und die Ausstellungen
gewannen unstreitig an Solidität; eine Bestimmung aber machte sich sofort
in unangenehmster Weise ftthlbar, die „im Hinblicke auf das ethische Moment
der Gewöhnung an Reinlichkeit** ai%e<»dnete Beschränkung des Putsens.
In dieser Bestimmung dflrfte der Ilauptgrund der Abneigung, die heute
seitena vider Indnstridehrerinnen gegen die Ausstellungen empfunden wird,*
SU suchen sein. Wohl mag es hie und da auch ausserordentlich pein-
lich berühren , wenn die Mütter der Kindor nur wenig Notiz nehmen von
der Arboläsleistung der Schule und von dem begreiflichen Wunsche der Lehr-
personen, dass die Ausstellung, wenn sie einmal veranstaltet wird, was ja
nicht ohne Mühe geschieht, auch von den Angeliörigen der Kinder beachtet
werde. Die Theilnahme des Elternhauses an den Vorgängen in der Schule
ist erfahrungsgemflss wechselnd, weil von zu vielen äusseren Umständen ab«
httQgig, und es mUSS daher schon als befriedigender Zustand bezeichnet
werden, wenn auch nur einTheil der Schulparteien den Veranstaltungen der
Schule weiterreichendes Interesse entg^cnbringt. Aber wenn auch die An-
gehörigen der Kinder nicht erscheinen, die Ausstellung sollte schon der
Kinder, wie auch der Industrielehrerinnen und der anderen Lehrkräfte wegen
nicht fehlen. Gegenwärtig, da Art und Zahl der Arbeitsstücke gleichmässig
für alle Schülerinnen der Classe vorgeschrieben sind und armen Schülerinnen
• las Arl)eitsniateriale unentgeltlich veralifolgi wird, wo nicht mehr von Schein-
arbeit die Rede sein kann, wo auch nicht mehr die Auslagen für die Her-
richtung ins (lewicht tallcn, kann unmöglich mit Recht behauptet werden,
dass ein/.eluc Kinder Neid oder Kränkung empfinden müssen, wenn ihren
allzu bescheidenen T,eisttHiL;eM ungleich bessere zur Seite ge.^iellt werden, im
Gegentheile wird dies iiir die bez-eichneten Schülerinnen t-inc AneifcrunL"; dazu
sein, künftighin mehr Heiss und Eifer zu bethätigcn. Man hurt niclu -.clteu
die Meinung äussern, dass nur für die Ausstellung gearbeitet werde. Dieses
Wort stammt ebenfalls aus langst vergangener Zeit; bei der heutigen Ein-
richtung des Handarbeitsunicrriclues kann man über eine solche Äusserung
hinweggehen. Inwieferne regelmässig stattfindende Ausstellungen den be-
treflfenden Fachlehrkrätien zum Besten gereichen und auch die übrigen Lehr-
personen interessieren, brauclit nicht im einzelnen dargelegt zu werden.
Wo der Handfertigkeiisunterricht eingerichtet ist, wird schon aus
dem Grunde, weil der Gegenstand neu ist und sich sehen lassen will, eine
Ausstellung angezeigt erscheinen. Auch andere Gegenstände des Schüler>
Jahfbwh d. WIm. päd. Gcm. 1896. 4
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fldsses, wie z, B. Scholherbarien und dgL, werden mit entspiccbendem
Nutsen Obiecte der Ausstellung sein kOnnen.
In keinem Falle aber lasse man die Ausstellung sn einer Modesache
herabsinken; wir sehen auch, dass die Privatanstalten für die Terschiedensten
Unterrichtsgebiete sich bemtlhen, ihre Unterrichtsresultate nacfaznweiaen, ja wir
leben ja ^gentlich im Zeitalter der „ßxpositionen**, und ist nicht das in den
AussteUuagen Upende Anschauungsprindp eines der Embleme, mit dem»
unsere moderne Schule sich schmOckt?
Was sdiUesslich die Schttlerpr oductionen anbelangt^ so ist sunftchst
an das m frflheren Zeiten sehr beliebte Schauturnen xu denken, das mit
Unrecht verschwunden ist, dann an die bei einzelnen, ich möchte sagen
qualificierten SchuUeierlichkeiten sum Vortrag gelangenden Gesänge und
Declamationen. Zwar gibt es auch Gegner von solchen Productionen, an-
geblich weil dieselben einen „theatralischen** Anstrich haben; doch ist es
gans in Ordnung, wenn die Kinder singen und declamieren — wosu haben
sie^s gelernt? — auch in Anwesenheit eines geladenen Publicums. Nur dfe
eine Einschränkung ist zu machen, dass keine Anstalt biezu unbedingt ver-
pflichtet sei, wie auch andererseits kein Theünehmer gequält werden soU,
Leistungen anzuhören, die besser verborgen bleiben.
Als nicht hieher gehörig sind die in Internaten, z. B. Waisenhäusern,
Blindeninstituten etc., vorkommenden Aufführungen zu betrachten; den
Internaten stehen andere Mittel der Vorbereitung zu Gebote, und sie sind
auch sonst nicht mit der öffentlichen Volksschule in eine T.inie zu stellen.
Hiemit ist die Reihe der zu Schulfeierlichkeitcn dienenden Anlasse er-
ledigt, nnd es erübrigt nur noch, auf die Stellungnahme der Sc h u Ib e h o rd e n
und Schulerhalter, des Elternhauses und der Lehrerschalt IV-dacht
zu nehmen. Wieder sei die Schul- und Unterrichtsordnung citiert. J«i 65 nor-
miert: ,,AmSchhisse eines jeden Schuljahres können nach dem Ermessen der
Ortsschulbehörde öftentliche Prüfungen abgehalten werden. Diese haben
lediglich den Zweck, den Eltern Kenntnis von den Leistungen der Schule zu
gewähren und in den weiteren Kreisen der Schulgemeinde eine rege Theil-
nahme für das Schulwesen zu kräftigen, ... An Stelle der Schlussprüfungen oder
in Verbindung mit denselben können auch Schulfeierlichkeiten treten.*'
Über das Capitel der Schulprütungen liesse sich allein ein langer Vor-
trag halten. Wer kennt nicht die Klagen, die über die Schauprüfungen der
alten Zeit geäussert wurden? Man hat den radicalen Ausweg gewählt, die
Schlussprüfungen ganz und gar abzuschaHen. Iis wäre verlorene Muh', sich
für die Wiedereinführung der Schlussprüfungen einzusetzen; immerhin muss
bedauert werden, dass sie gerade zu einer Zeit abgeschafft wurden, da es
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sehr zweckmässig gewesen wäre, der Bevölkerung den Unterschied z\vis( lien
der vormals sechsjährigen und der neuen achtjährigen Schulbildung darzulegen.
Noch mehr /.u bedauern ist,dass dieSchulfeierlichkeitcn, die anstelle derSchluss-
prufungen treten sollten, keine festere Gestalt angenommen, dass sie, in ihrer
Entwicklung jäh unterbrochen, eine weitgehende Einschränkung erfahren
haben. Es ist sell»stverst;indlich vollkomtnen gerechtfertigt, wenn in Berück-
sichtigung der Forderungen <lei Schulhygiene Vorsorge getroffen wird, dass
ein hinlängUcher Raum für die an der Schulfeierlichkeit theihiehmenden Per-
sonen zur Verfügung sieht, beziehungsweise, dass im lu mehr Classen zu je
einer Feierlichkeit zusammengezogen werden, als die vorhandenen Räumlich-
keiten bequem aufzunehmen vermögen, sowie auch, dass die Dauer der
Feierlichkeit in dem Falle, als die Kinder nicht sitzen können, sondern
stehen mflsseo, eine bestiunnte Zeit, etwa eine Stunde, nicht überschreiten
dMtL Wenn die SchnlbdiOrde nach der angedeuteten Richtung darauf sieht,
das« eine Oberscfanitung der durch die Schulhygiene gebotenen Grenzen
au^geechlossen Udbt, so bandelt dieselbe lediglich in Erfüllung der ihr ge-
setsUch obliegenden Pfficbten. Eine weitergehende Beebflnssung aber durch
besondere Durchfilhiungs- Vorschriften, wie etwa, dass nur die Abiturienten an
der Schhsssfeier theflzunehmen haben, dass Dedamationen und Gesänge
stattnifinden oder su ent&Uen haben u. deigl., vermag nus hemmend zu
wirhco. Efaie su weit reidiende administrative Einflussnahme der Behörde
kommt einer ScfaablonisieniQg gleich, und diese birgt den Kenn des Ver-
derbens m sich. Alle Veranstaltungen, die vorzugsweise von dem subjec-
tiven Gefdhl und dem animierten Intellect getragen sind, verlangen eine ent-
sprechende Bewegungsfreiheit, die nicht durch kleinliche bureaukratische
Bfaaere^dn beschränkt^ nicht durch uniformierende Decretierungen gelähmt
werden dar& Die Schule muss daher darauf bestehen, dass ihr eme grossere
Selbständigkeit in der Verwertung von Anlässen zu Schulfeieriichkeiten zu-
gestanden, das« dem fiei schafienden und gestattenden Geist des Lehrers
mcfat mit llisstnuien begegnet werde.
In hohem Grade erwünscht ist es, wenn diejenigen Männer, die vermöge
ihrer Amtsstdlung in innigerem Contacte mit der Schule stehen, zunächst
<fie lÜti^eder des Ortsschulrathes, sich an den in grösserem Stile ge-
haltenen Schulfeieriichkeiten betheiligen. In kleineren Orten, woselbst sich
nur eine einsige Schule befindet, ist es nicht nur den Mitgliedern des Ort»-
scbulrathes, sondern atich den Mitgliedern der Gemeindevertretung
ehrenvolle Pflicht und angenehmes Bedürfnis, an den Schulfeierlichkeiten
^leiltnnehnien« In der Grossstadt herrschen natürlich ganz andere Ver-
hältnissei ohne dass deswegen die Theünabme derjenigen, die als die Ver-
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trauensmänoer Qirer Mitbürger im öfiiBiidicbeD OeoeiBcIdebeii ein« hervor-
ragende Stelle einnehmeD, ausgeschlossen sein moss«
Es ist ferner daran festanhalten, dass die Elternkreise soviel als
möglich an bestunmten Veranstaltnngen der Schale herangesogen werden.
Man wird freilich nicht ttberall das Verstindnis mid Entgegenkommen hieffir
finden können. Manche Eltern haben Uberhaopt keine Zeit dasa; andere
weilen in der Sommerfrische und mit ihnen audi die Kinder, die vor ScUoss
des Schuljahres fortgehen und erst nach Beginn des neuen Schuljahres
wiederkehren. Trott alledem kann von der angedeuteten Forderung nidit
abgegangen werden, denn ohne die Theilnahme des Elternhauses an den er*
wähnten Veranstaltungen der Schule bleiben die gangbarsten und wichtigsten
Verbtndungspiade swischen Schule tmd -Familie gesperrt, die kOnslHchen
ÜberbrOckungen des daswischen Hegenden Trennungsgebietes aber sind
höchst unsicher und werden deshalb nur sehr wenig frequentiert. „Mahn-
schreiben" und „Tadelbriefe** sind uiigern gesehene Einladungen an die Eltern,
mit der Schule in Verkehr zu treten. Wird die Partei aber geradezu vor-
geladen, so ist es gewiss eine nicht erfreuliche Mittheilung, die ihrer harrt,
ganz abgesehen von Schulversäumnisfällen mit unangenehmen Consequensen.
Endlich ist es gerathen, darnach zu forschen, wie sich denn die Lehrer-
schaft zu der in R«de stehenden Frage verhält. Sicherlich würde man
fehlgehen, wollte man annehmen, dass sofort eine allseitige Zustimmung su den
dargelegten Bestrebungen zu gewärtigen sei, erwächst doch mit den letzteren
auch maiiclierlei Belastung für die Lehrerschaft; indes dürfte ein aus-
reichend begründeter Widerstand nicht zu befürchten sein, namentlich dann
nicht, wenn man den einzehien Lehrkörpern die nothwendige Bewegungs-
freiheit einräumt, so dass jede Anstalt ii.u ii ihren besonderen Verhältnissen,
beziehungsweise nach den zur Vcitiigung stehenden Mittehi, sich ihre Feier-
lichkeiten zurechtlegen kann. Die Mosse Neigung zur Bequemlichkeit aber
darf in keinem Falle Anspruch darauf erheben, als voUgiltiger Ablehnungs-
grund angesehen zu werden. Sowie es zu den Repräsentationsptlichten des
Schulleiters gehört, an den qualificierten Schulfeierlichkeilen in angemessener
Weise nülzuwirken, so gehört es zu den Pflichten der einzelnen Mitglieder
des Lehrkörpers, den ihnen zukommenden Theil der Lasten zu tragen Denn
es handelt sich hier nicht um eine Sache, die mit der Schule in einem nur
losen Zusammenhang steht und ihre Existenz nur der Liebhaberei einzelner
Schwärmer oder Dilettanten \ei<iankt. Wie die Schule sicli abwehrend ver-
halten muss gegenüber Anforderungen, denen sie nicht zu enls{)rechen ver-
mag, ohne ihre eigentliche Aufgabe zu vernachlässigen, so hat sie anderer-
seits allen Ausgestaltungsversuchen, die im Bereiche ihrer Thäligkeitssphare
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liegen, eine wohlwollende Beachtung zuzuwenden. Thatsächlich hat die
Lehrerschaft es oft und oft und hoffentlich zur Genüge bekundet, dass sie
auch in ausseramtlicher Thädgkeit viel Zeit und Mühe uneigennützig den
Aufgaben ihres Berufes tawendet.
Es mag ja richtig sein, dass die alljährliche Wiederkehr der Schulfeier-
lichkeiten viele abstumpft, die Mitglieder der Schulbehörde und der Ge-
meindevertretung ebensowohl als manchen Lehrer; wer aber nicht abgestumpft
wird, das ist der eine Factor, für den die Schulfcicrlichkciten in erster Linie
bestimmt sind, das ist die Schulerschaft, die sich tortwahrend erneuert
und fortwährend eine neue Gruppe von erwachsenen Angehörigen herlict-
führt. Die Linwirkung auf die Schülerschaft bleibt deshalb auch fortwalircnd
eine solclie, die erfrischt, erquickt, erhebt und sich unautlialtsam weiter und
weiter verbreitet: siegreich und alle Hindernisse bezwingend greift diese Er-
frischung, Erqnic kung und Erhebung von den Kleinen zuletzt auf die Grossen
über und Hütt so diese für die Schule immer mehr gewinnen. L^nd so soll
CS ja auch sein: fortzeugend soll tlas Gute wieder (Jutes gebären.
Auf Grund dieser Darlegungen seien folgende Forderungen als Leit«
punkte für die Debatte aufgestellt :
Einfügung der Schulfeierlichkeitcn in den Erziehungsplan der Volksschule;
Gestaltung derselben nach Mass^abe der besonderen Veranlassung und
der zur Verfügung stehenden Mittel;
Zusicherung der l'heilnahme für alle im Abtheilungs- oder Schulverbande
befindlichen Kinder;
Ausnützung des sich darbietenden Anlasses und weise Beschränkung in
der Aufeinanderfolge der einschUlgigen Veranetaltungen ;
Beachtung der hygienischen Anforderungen;
Bewegungsfireiheit Ar die Lehrerschaft innerhalh weiter gesteckter
Grenten;
Heranaiehumg des Elternhanses stir Anbahnung eines schulfreundlichen
Inleietseti
FOtdenmg durch die Scholbehörden und durch die Vertreter der Ge-
meinde*
Debatte.
Der Referent, Herr BUrgerschuIrlirector Zens, leitet die Debatte ein, \n<\cm er auf
seine allen t^ekannten Forderungea hinweist, ohne Hir Uie DebaUc eine besondere
Direcüve geben zu wollen.
Heir Zwilling tagt, dass der Vortncende «ber VcrHistaltnng toh SchnMueriicli.
keilen n m «Mgadcbnctsr Wdse gtsprodwn iMbc, du« sich woM kaum aeoe Ge-
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Äichtspunkte aufstellen lassen werden, es diätige ihn jeduch au:>2Uäprechen , dass das
Meiste davon wohl nur Theorie bleiben dürfte, und dass sich der Durchführbarkeit all-
tnvide Sdiwierigketten entgegcnateUea wflrdcn. Es tollte die Aufgabe der gegen*
wärtigen Herathung sein, über dift Mittel und Wege nacbzndeakCD, wdche die Ansfttiir-
barkeit der :uifL;cstellten Forderungen verwirklichen sollen.
Um Simon drückt sein Erstaunen über die Ausführungen seines unmittelbaren
Vorredners aus. Derselbe habe seinerzeit in so warmer Weise der ästheuschen Erziehung
des Volkes du Wort geredet, obwobl er wiimd nrassle, dam tiA- seine Ideen sodi yiA
weniger sofort verwirMicfaen licssen, als die ttber Sdudfeierlidkkeiten, aber er war sicli
bcwusst, dass alle grossen Ideen nnr i*«g— « reifen, dass man inunet und immer wieder
auf dieselben zurückkommen müsse, dass immer weitere Kreise sich darriit beschäftigen
mOssten, dass sie in Gefühl und Bewusstsein eindringen müssten, ehe ihre Realisierung
komme. Hier aber handle es sich am ein viel Uatnens Gebiet, um eines jener Mittel,
di^ IsAetische Erriehnng des Volkes zn fftrdera. Anf einem eagb^gienslen Gebiete
liesse sich aber eine Idee immer leichter verwirklichen. Er glaube, dass dieses wieder
einmal ein Stufl' si i, welcher i^et i^'m t wiirc, durch einen Sonderabdruck in möglichst
weite Kreise verbreitet zu werden; viele lesen es, und manche sagen sich, — das ut
nicht ohne. — Auf diese Weise werden Ideen zu Thatsachen.
Herr Frank sagt, es scheine ihm «n gewisser Pwaimisrnns sv sdnr in des Vorder»
grund tu treten. Dieser sei dnrchans nicht am Flatie. Wie oft seien nidit schon Ihn-
Hohe und viel grössere Schwierigkeiten überwunden wurden I Wenn wir Schulfeierlich-
keiten wollen, wenn wir dieselben für nothwendig erachten und die richtigen Mittel für
deren Ausfuhrung anfuhren, dann gebe es kein Hindernis. Kleine Hindemisse sollen
den Lehrer nicht absdirecfcen, sondern nnr anspornen.
Herr TloChofr spricht im Sinne seines Vorredners, Indem er ansfthrt, dasa die
„Pädagogische Gesellschaft" sich nicht zu scheuen brauche, mit ihrem Anliegen vor die
Behörden /u treten. Bezirks iuk! I^andesschulrath dürften ihr gewiss bercitwülii^st ent-
gegen kommen, und ihr Streben werde von Erfolg gekrönt wcnlen; sei doch liezirks-
uod Landesbehörde ihm selbst, einem Anfänger, bei der Veranstaltung der Elternabende
bereitwilligst entgegen gekommen, wieviebnehr erst der PIdagogisdien Gesellschaft
Herr Zens bemerkt, dass er dorch seine Erfahrung das Recht erworben habe^
auch ])cssiini>li>cli /.u denken. Wenn es dem Herrn Vorredner gelungen, die angesuchte
Bewilligung zu crh.ilsen, so dürfe rr nicht j^laulicn, dass auch der ,,1'Sdasjogischen (ie>ell-
schaft" schon alle Thore offen stehen. Er cmplinde es schon unangcnclun, in dieser
Sache erst eine Bewilligung einholen s« mOssen. Redner Tcrweist anf die vielen ep>
schwerenden Umstünde bei der Ahhattnag von ScUossfeierlidikeiten nad anf die Unsn*
länglichkeit der gestatteten Feieilldlkeiten. Man dürfe auch nicht übersehen, dass es
Lehrkräfte gebe, welche froh seien, wenn sie damit nicht viel zu thun hätten. Redner setzt
auseinander, dass es ja nicht immer grosse Feierlichkeiten sein müssten; man möge solche
Feierlichketten nach Massgabe der voriiandeoen Mittel gestatten. £s mOsaten nicht
lange Reden gehalten vnd nidit viele Lieder gesungen werden, aber in jedem Ldir-
kÖrper werde sich gewiss eine Lehrkraft finden, welche etwas auf die bezügliche Feier
zu sagen weiss. Er verweist ferner auf die Anspradie der Schulleiter gelegentlich der
.\nstheihinL; <ler Schuinnchrichtcn. In der heutigen Zeit habe man nur wenige Er-
zichungsuiittel, daher dürfe keines unbeachtet bleiben. In gleicher Weise werden den
Schfileransflfigen die denkbar grössten SdiiHerigkelten berdtet. Ebenso sei es besQglidi
der AossteUang von SdiOler- nnd weiUidien Handarbcitent sie seien nvn Hut gm»
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ven»cbwunden und damit die Gelegenheit, mit dem Elternhause in Verbindung zu treten.
Weder von den OrUscbulbehördeo noch von dem Bezirks«chulnUhe verde solchen Ver-
mMkaagn dn weitargebende« Interesse entgegen gebracht. Was erreidit werden
könne, sei, da» man es keiner Sdrale rtnr^ut, aas eigettem Antriebe md unter
eigener Verantwortlichkeit solche Veranstaltungen tn treffen. Diese ■oH matt dann Unter-
stützen, aber man soll nicht alles uniformieren.
Herr Zwilling bedauert lebhaft, dass seine einleitenden Worte zu einem Miss-
▼eisttadnisse Aniass gegeben. Er sei selur daflbr, dass etvas Positives gescbaffen wcrde^
md* bcgrilsse den Antrag des Henm Director IKmon, wdcber dalün gdie» von der Ab>
handlang des Herrn Director Zens einen Sepaiat-Abdruck zu Teranstalten, mit Freude
und erweitere denselben dahin, dass er nicht nur allen Lehrkörpern, sondern auch den
vorgesetzten Behörden einzuschicken wäre. Die Versammlung wolle in diesem Sinuc
beschli essen und den Ansschuss mit den weiteren AosfUhrungen betrauen.
Herr Tlnibo^ bemerltt, dass in einer Eingabe gcnan besdchnet werden soll»
welche Eriisse alle aufgehoben werden sollten, damit den Lehrern und SchnUeitnngen
mehr Bewegungsfreiheit in der Vcrnnstaltung von Schitlfeitrliclikeifcii gewahrt werde.
Herr .Simon sagt, das.s der Lehrer Optimist .sein müsse, er sei es, und er glaube
auch, dass die „Pädagogische Gesellschaft" etwas erreichen könne. Unter anderm weist
Redner darauf hin, dass man anstreben mtttse, die Conipetens der LocaUdhrerconferenzeD
sn erwenem*
Nach weiteren Bemerkungen über die aufgestellten Forderungen des Referenten,
wobei auch auf die den Lehrpersonen erwachsende Mehrbelastung hingewiesen wurde,
fand die Debatte ihren Abscbluss.
Der Vorsitzende^ Herr Prank» bringt Idennf den Antrag auf Vervidflatigung des
Vortrages sur Abstimmung. — Wird einstimmig angenommen.
(Nach dem Stenogramme von AI. Kunz fei d.)
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Zeitgemässe Aufgaben für ethische Volksbildung.
Vorgetragen am t. Febnwr 1896 von Victor Zwilung.
nie durch die edelsten dcisier des verflossenen l.ihrhnntlerts hervor-
gcrutcnc Aul kl iriings-Epoche hat in unserem Jahrhundert die Erkenntnis für
die Nothwendigkeit allgemeiner Volksbildung gezeitigt und war speciell in
C)sterreich Ursache für die Durchführung unseres ReichsvolksschulgeseUes.
Man erwartete, dass die Steigerung der allgemeinea Volksbildung mit Natnn'
nothwendigkeit eine Hebung des allgemeinen materienen und geistigen Volks-
woidstandes eneugen n^üsse. Diese Hoffiiüqg hat sich heut« freilich noch
nicht erfüllt; Dampf, Elektridtät und Technik haben mitderweiie einen voll-
kommenen Umsturz der frflher bestandenen socialen Verhältnisse angebahnt,
haben durch die rasch- anfblittiende Grossindustrie zahllose kleine, aber
selbständige Existenzen zerstört und ein Proletariat im Dienste der Maschinen
geschaffen, das im raschen Wachsthum begriffen ist und bbher vergeblicb
nach Anerkennung seiner Menschenrechte ringen muss. Die allgemeuie
Volksbildung allein kann diesen unaufhaltsam sich entwickefaiden Umsturz
nicht planieren; sie verschärft im Gegentfaeile in den Volksmasaen die Er-
kenntnis von der Unertrilglichkeit der gegenwärtigen I^e, trotzdem aber
bleibt sie die erste, wichtigste Grundbedingung für eine zeitgemässe Umge-
staltung unserer bisherigen, den Zeitverhältnissen nicht mdirganz angepassten
Staatsformen. Freilich droht diese Umgestaltung in ihrer natürlichen En^
Wicklung durch herrschende Parteikämpfe gewaltsam behindert zu werden.
Immer kräftiger erschallen die Rufe der rechtlosen Massen nach Anerkennmig
ihrer Menschenrechte; der schwere Druck der bestehenden Verhältnisse treibt
sie zum Streben nach einer raschen, vollständigen Umgestaltung der henr-
schen<len Gesellschaftsordnung, zum Negieren der Möglichkeit einer orga*
nischen Entwicklung derselben. Diesen Massen stehen wieder die Gruppen
der historisch Hevorreclüigten sowie der Besitzenden in ihrem Streben nach
Erhaltung ihrer Vorrechte und ihres Besitzes feindlich entgegen. Je leiden-
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schaulicher aber der Parteikanipl entbreiini, desto mehr geiii den einzelnen
Parteien die Einsicht in die Gerechtigkeit der Forderungen ihrer Gegen-
parteien verloren. Wie unter diesen obwaltenden Verhallnissen eine günstige
Lösung der socialen Frage zu gewärtigen ist, lässt si« h nicht leirht absehen.
Nur die allseitige Bereitwilligkeit, die eigenen Interessen der
Allgemeinheit unterzuordnen und die Verhältnisse der Gegenparteien
selbstlos und wohlwollend zu prüfen, vermag die richtige Lösung her-
beizuführen.
Wollen wir also lieitragen zu einer naturgeinässen Losung der socialer
Frage, dann niusaen wir vor allem daraul hinarbcilen, dass dieses Wohl-
wollen, dieses liebevolle und selbstlose Eingehen in die Interessengruppen
der Mitmenschen rieh m unserem Volke Bahn breche.
Unser Volk muss zur Gerecht^eit und zum Wohlwollen zuerst erzogen
Warden, und dies ist einzig auf dem Wege allgeuie&ier Volksbildung möglich.
FraBcfa verstehe ich unter dieser VolksbQdutig nicht eine einseitige
WissensbOduog, wie sie heutzutage aligemein angestrebt wird, sondern eine
harmonische Dnrchbildung aller Geisteskrftfte des Menschen.
Es Kegt mir ferne, die hohe Bedeutung der inteOectueUen Bildong tn
unterschätzen, sie allein vermag aber den Moachen weder edel, noch
gMckUch stt machen. Die Gemttths- und Willensbildung des Menschen
bedarf zammdest einer ebenso »orgföltigen Pflege wie der Verstand« Mit
welch heirHcher Klarheit hat unter Altmeister Pestalossi diese Wahrheit
erfiust, verkilndet und durch sein ganses Leben in die That umsusetsen
getnudileti
Ein Jahrhundert ist seit der Zeit semer Wirksamkeit verflossen; wie weit
sind wir aber noch immer von der allgemeinen Erkenntnia dieser Wahrheiten
entfernt!
Schon die unmittelbaren Nachfolger Festalo»i*s auf dem Gebiete päda-
gogischer Reformen haben dessen allseitige Auffassung der Eniehungsidee
auaseracfat gelassen und die intdlectuelle Ausbildung sur einsigen Grunde
bge erhoben, von der die gesammte Entwicklung des GemOths- und Willena-
lebens der Mensdien abhflngig sein soll So entstand das irrige Schlagwort
von der unbesiegbaren Macht der Bildung bei einsdt^er Auflassung dieses
B^riflfes, und mit ihm das Schlagwort vom erziehenden Unterrichte.
Es wurde die allgemeine Schulpflicht eiqgefilhrt Man gab sich der
Hoffnung hin, dass jeder Mensch, der wenigstens mit den Grundlagen aller
Wissensgebiete vertraut gemacht wird, gleichzeitig zu einem tüchtigen Cha-
rakter sich entwickeln müsse, in der Erwartung, dass die Macht des WisMns,
das Veratfindnis für alles Gute einen natürlichen Gegendruck gegen ein-
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(iringende srliädliche EinHüsbC ausüben werden. Zur Realisierung dieser
liolinuiiu wurde ein grosses wissenschaftliches Gebäude für den erziehenden
Unlerrichi aufgebaut. Dasselbe lasst sich einfach skiz/iereu wie folgt: Aui
Grundlage der Apperceptionsgesetze niuss zuerst die Allseiligkeil des Interesses
durch den Unterricht geweckt und concentriert werden. Die Allseitigkeit
des Interesses erzeugt naturgemäss eine richtige Wertschätzung der Dinge,
und dieie bil^ dann die unfehlbare Grundlage zur Entwicklung des sittlichen
Charakters im Menschen. Wie einftch gross und erhaben erscfaeiBt dieser
wissenschaftlicbe BniehungsplaiL Nar schade, dass der Boden, anf dem er
fnsst, kein onerschfitterlich fester ist WOrde die Erfahrang bestSt^en, dass
die Geftthle, diese Bansteine des GemOthslebens, wirklich ausschliesslich aas
der Wechselwirkung der Vorstellnngen entstehen und vom Inhalte dieser
Vorstellangen bedmgt werden, und dass die einseinen Willensacte als die
Grundlage der Charakterbfldung wirklich nur die Consequensen der durch
die Vorstellmigen entstandenen Gefiihle sind, dann wftre dieser ganse wissen-
schaftliche Aufbau fehlerlos richtig. Leider bestätigt aber die Erfiüirung
diese Hypothesen nur in sehr mangelhafter Weise. Wohl ist die Wechsel-
wirkung der Vorstellungen von Gefühlen begleitet; die meisten Gefühle
sind aber nicht auf diese Weise entstanden, und die Art der so ent-
standenen Gefühle hängt wieder nicht so sehr vom Inhalte als
von der Stärke der Vorstellnngen ab. Gestatten Sie mir, dies an einem
Beispiele klarsulegen. Ein Zwillingspaar wird unter vollkommen gleichen
Verhältnissen au^esogen. Dem einen Bruder hat die Natur ein sdur kräf-
tiges und doch xart empfindliches Gesichtsorgan geschenkt. Die zartesten
Lichtreize erzeugen in ihm schon angendbme, grelle Lichtreize schmerz-
liche Empfindungen. Jede in ihm entstehende Vorstellung des Lichtes ist
von lebhaft betonten Gefühlen begleitet, die häufig geweckten Lustreize
drängen ihn zur Wiederholung derselben, erwecken in ihm frahseitig die Er-
kenntnis der feinsten Abstufungen. — Der andere Bruder ist von Geburt
aus mit einem schwächeren, weniger erap6ndlichen Gesichtsorgan bqpüit.
Zarte Lichtreise werden von seinem Auge fast gar nicht erfasst, erzetlgen
also nur eine schwache Empfindung und mit ihr das Gefühl des Ungenügens,
während grelle Lichtreize bei ihm als angenehme Empfindungen erscheinen.
Es sind also genau dieselben Lichtreize, die bei beiden Brüdern die Vor-
stellung des Lichtes entstehen lassen, wie ganz anders betont ist aber diese
Vorstellung. Wo bei dem einen Kinde reges Lustgefühl entsteht, dort zeigt
sich das andere Kind apathisc h oder g;ir schmerzlich berührt. Mit den
Jahren werden sich diese Gegensätze immer greller entwickeln. Und nun
denken wir uns zu den soeben dargelegten Gegensätzen alle die anderen in
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der verschiedenen Naturanlage der iibrii;en Oiganc begründeten hinzu. Wie
gnindverscliieden nniss sich das Gemüthbleben der beiden Kinder gestalten,
trotzdem sie von Kindheit an dieselben Vorstellungen vermittelt erhielten.
Wir ersehen schon ans diesem einen Beispiele, rlass die meisten Ge-
fühle nicht aus der Wechselwirkung der Vorstellungen, sondern gleichzeitig
mit den F.mptindungen und Vorstellungen entstehen, und dass ihr Ton nicht
vom Inhalte der lelzeren, sondern von der Starke des Reizes einerseits und
von der inneren Naluranlage anderseits bedingt wird. Durch den Unterricht
werden Vorstelhiiigen vermittelt; die (ieluhle aber, welche die Aufnahme
dieser Vorstellungen begleiten, k(»nnen hei verschiedenen Individuen ver-
schieden sein. Da aber anerk aniiiermassen die Gefühle, nicht aber die \ or-
stellungen als die Triebfedern für die Willensbildung anzusehen sind, so
erweist sich der F.influss eines jeden riUcrrichles aut die Charakicrcntwic khmg
nur als ein sehr unsicherer, mithin auch das Streben, die Volkserziehung fast
ausschliesslich auf Volksbildung im Sinne geistiger Aufklärung zu
basieren, als verfehlt. (
Diese Erkenntnis kann die hohe Bedeutung einer allgemeben intellec-
taellen Volksbildung keineswegs beeinträchtigen. Bei dem nnaufhaltsamen
Fwrtsdiritte der heottgen Zeit erweist sich eine allgemein gesteigerte WiMeoi-
bädang als unbedingte Nothwendigkeit. Fost, Telegraph, Telephon und
Eisenbahnen haben die räumliche Trennung der Völker flberbrttckt, Industrie
und Handel smd zu einer Entwicklungsstufe gelangt, auf der sie nur durch
eine hohe allgemeine Wissensbildung erhalten werden können« Wer dieselbe
sorOckschrauben will, vernichtet die Concunenzßihigkeit seines Volkes gegen-
über den Nachbarvölkern, droht das allgemeine V<Aswohl in unberechen-
barer Weise tu geföhrden. Aber auch der moralische Wert einer gesteigerten
•Wissensbildung bleibt noch immer sehr gross. Klarhrit des Denkens kann
nur anf dem Wege der Ansammlung klarer Vorstenungen aus den verschie-
densten Wissensgebieten, also nur durch Bildung gewonnen werden. Wenn
auch die Klarheit des Denkens, wie wir ersehen haben, nicht ansschUessÜche
Grundlage lür sittliche Charakterbildung ist, so wird ihre allmfihliche £nt-
widdaqg doch von so viel höheren LnstgeftUden begleitet, dass dieselben
nnter gOnstigen Verhältnissen auf das gesammte Gemfiths* und Willensleben
mitbestimmend einwirken können. Nidit in der Stetgerung der inteUectuellen
Volksbildnng liegt also der Fehlgriff der heutigen Volkserziehungsidee, sondern
in de^ eoiseifSgen Betonung derselben bei VemachUünigung einer sorg-
ftltigen Pflege der allgemeinen Gemttths- und Charakterbildnng.
Untersuchen wir, was heutzutage Oberhaupt fttr die Gemüths- und
Willensbildung unseres Volkes, insbesondere unserer Jugend geschiebt. Die
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Pflege des S iuglings kunimi nalurgemass der MuUer /u. W o unter gesunden,
natürlichen Familienverhältnissen die Macht der Mutterliel>e ihre schützende
Hand über das Kind ausbreitet, da sind die ersten Keime der (iemüths-
bildiing in bester Obhut. Mit ängstlicher Sorgfalt wacht das Mutterauge
über Schlaf und Wachen ihres Lieblings, hält alles von ihm fern, was ihn
schmerzlich berühren könnte und hndet im ersten Lächeln den schönsten
Lohn für seine Mühen. Dieses Lächeln ist der schönste Beweis fUr das Er-
wachtson des Gefühlslebens im Kinde. Je hflufiger es sich auf ungezwungene
Weise wiederholt, desto mehr Lustgefühle haben sich hn XJnde gebildet,
desto reger wird die Hoffiiung aal eine hehere, gesunde Gemflthshildnng.
Nur schade, dass es so imsihQg vieleD MQttem verwehrt ist, diese Freuden
zu gemessen. Die emen sind durch ihre sociale Lage genöthigt, ihr Kind
fremder, liebloser Obhut anzuvertrauen, um die Mittel zur Fristnng des
nackten Lebens erwerben zu können, die anderen nehmen freiwill^Miethliiige
auf, weil ihre hohe gesdlschaftlfehe Stellung ihnen die Zeit raubt, ihr Theuerstes
auf Erden so pflegen. Wie können sie von den MietUingen jene aufopfernde
Liebe fttr ihren Sprössling fordern, die sie ihm selbst versagen? Als noth-
wendiges Übel wird das Kmd dann soweit betreut, dass es nur nicht krank
wird. Ob ihm beständig das Weinen nflher steht als das Lachen, ist neben-
sächlich. Ob sein Bedürfnis nach Nahrung, nach IVockenlegang, nach Be-
wegung, nach Licht und wieder nach Ruhe mit grösster Sorg^H befiiedigt
wird, wird kaum beachtet. So wird die Grundlage der Gemttthsbüdnng im
sonst gesunden Kinde getrübt, ungesund, seine ersten WillensrcgQngen
werden bis zu grösster Heftigkeit gerebt oder bis zur Apathie abgestumpft,
bevor noch seine Verstandeskräfte sich zu regen beginnen. Von nun an
treten die Gegensätze nur noch greller hervor. Die emmal erwachten Geistes-
• kräfte heischen gebieterisch nach Nahrung, die Augen wollen sehen, die
Ohren wollen hören, der ganze Körper drängt nach Bewegung, nach Ab-
wechslung. Wie viele Sorgfalt wird da vom Erzidier gefordert, wie viel
kann da bei mangelhaftem Verständnis gefehlt werden. Da genügt es nicht,
das Kind bloss durch gesunde Ernährung tmd durch Reinhaltung vor Krank*
hetten zu schützen. Die ungeheuere Summe von Unlustgefühlen, welche
mangelhafte Sorgfalt in diesem Alter im Kinde erzeugt, prägt dem zarten
Gemiithsleben einen Ton auf, der im ganzen Leben nicht mehr ausgemerzt
werden kann.
Endlich hat das Kind laufen und sprechen gelernt, es nimmt mit Hilfe
der Sprache die Vorstellungen der Erwachsenen auf, es assimiliert sich
derc» Gefühlen und VVillensregtingen. Welche Nothwendigkeit wäre da für
die gesanunte Umgebung, die Sonde der Selbstbeobachtung an sich selbst
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anzulegeo, um das Kind vor schlechtem Beispiel zu bewahren, und wie sehen
wird man diese Erkenntnis praktisch durchgeführt hnden. Man achtet die
eigenen Fehler nicht, aber man tritt mit rücksichtsloser Strenge auf, sobald
man ihre Widerspiegelung im kindlichen Geraüthe wahrnimmt. Und dann
tritt zur Verhütung der wirklichen Fehler die Verhütung der eingebildeten
hinzu. Dns Rind soll mit eineinrnal alle die aiisserlichen l'mgan^stormen
aufnehmen, die sich im ICrwachsenen seilest erst im Laufe lanijiahriger Er-
fahrungen ausgebildet haben, man will mit seinem artigen Rinde vor der
Aussenwelt prunken. Das Kind soll die naturnothwendige Lebhaftigkeit im
Interesse seiner schönen Kleidung eindämmen, soll den Wert der Gegen-
stände schon zu bestimmen wissen, bevor qs noch diese Gegenstände über-
haupt recht angeschaut, deren Vorstellung geistig verarbeitet hat. So wird
die Gemüthsbildung jjlanlos dem Zufalle preisgegeben, auf dass sie später
durch den Schulunterricht geregelt werde. Erlauben es aber die Mittel, und
wird den Eltern die beständige Aufsicht über das Kind gar zu lästig, so gibt
man es schon vorher in den Kindergarten. Für manches Kind ist das eine rechte
Wohlthat. In Gesellschaft von Altersgenossen und unter der freundlichen
Aufsicht der Tante entwickelt sich sein Vorstellungsleben rasch und Irisch,
oft leider geradezu ircil iiausarlig, dass aber der Kindergarten niemals alt, ein
vollständiges Ersat/.mittcl lur eine richtige Familienerziehung betrachtet werden
kann, dass die nothwendige Inzuchthaltung der vielen Kinder, die schul-
gemässe Regelung ihrer Spiele, die zu starke Betonung der intellectuellen
Bildung viele Gefahren für die Gemüthsbildung in sich schliessen, braucht
wohl nicht erat erklärt zu werden.
Wt dtt dargelegten Gemüthsverfiusung tritt das Kiod in die Voikaschide
ein. Diese toU nim dnrch ihren eriieUichenUnteiricht die gesainmte bereits
voriiaadene GeflMshllduDg lnotero und regehi, soll neue Impulse fBr die
waiensbüdiiiig geben, soll die Entwickhing eines sittlichen Chankters an-
bahnen. Schon eogangs onseier Untenocfaungen haben wir eneheUf dass
der Unterricht diese Au%aben oicfat entsprechend zu Iteen vermag. Wohl '
ist die Vermittfamg neuer Vorstellangen bestandig von Gefühlen begleitet,
wohl koflsnit die Weckung der höheren, sittlichen GefttUe hauptsichlich
einem plenmassjgen, gs t e gelt en Unterrichte su; die Qnalitit der durch den
Unterricht bei den einseinen Schlllem ersengten Gefühle entsieht sich aber
beim Massenunterrichte grösstenthetts der Beobachtung des Lehrers. Ent-
sprechend setner individueUen Veranlagm^ wird bei dem einen Kinde eine
leicht üissliche Redienarbeit von dem Lnsigeftlhle des Kflnnens, beim andern
vom Unlustgeftthle der schweren Fassbarkeit begleitet sein. I^ttsen wir aber
selbst diesen indhriduellen Abstand in der GefttUsbllduQg ansseracht und
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beschränken wir unsere Betrachtung hauptsächlich auf jene Unicrrichis-
gegenstände, welche die Aufgabe haben, höhere, sittliche Gefühle zu er-
zeugen. Der Lehrer sucht durch den Anschauungsunterricht im Kinde die
Liebe für die belebte Natur zu wecken, er schildert in beredten Worten das
l.ebcn der Vcigel, die tiiigsUiche Sorge für ihrt' Jungen, iliicn Xulzen u. s. w.
Seme licljcn Dorfschüler alicr wurden von ihren Eltern von Kindheit an
dazu angehalten, Spatzen /su langen, deren Nester auszunehmen, sie ah
Feinde des Landmannes zu betrachten, und die Lust an der Spatzen Ver-
folgung haben sie längst auch auf die übrigen Vögel übertragen. Welcher
seelische Process wird nun bei diesen Kindern vor sich gehen? Bei den
satter veranlagten Kindern ist es dem Lebrer gelungen, das gewünschte
neue, höhere Gefilbl xa wecken. Aber wie jede nur ekunal erzeugte Vor*
stellmig im Bewusstsein eine sehr schwache Spur surttckUsst« so ist «och
die Spur des einmal erzeugten Gefühles im GemOthe sehr schwach. Die
hohe Lost am Nestersnsnehmen dagegen Ihsst «nf der weit festeren Grund-
lage vorhergegangener, wiederholter Betfafttigung. Kaum hat der Knabe das
Schnlsimmer verlassen, so ist auch das neu erzeugte Gefühl venaacfat Da
sieht er m der Daduinne ein Spatzennest Die Worte des Lehrers tanchen
in Dun auf, er will nur die Sorgfalt der MottenrOgel beobachten. Oben am
der Rinne siegt momentan das stftrkere Lustgefühl des Ansnehmens, und das
Nest ist zerstört Di^ nachfolgende Strafe in der Sehlde bessert selten. Sie
wird immer als zu hart empfunden, sie macht das Kind iQgstlicber, vorsich-
tiger und hinteillisst nur ein neues Unlustgeftthl der Strenge des Lcfaien
g^enüber der süssen Ungebondenheit im Fkeien. Bei anderen, weniger zart
organisierten ELindem hat der Lehrer tauben Ohren gepredigt Während er von
der Elternliebe der Vfigel sprach, schwelgten sie in Erinnerung der letzten
Heldenthat Sie haben zwölf Spatzen nach Hause gebracht, wurden dafür belobt
und erhielten sie zuf Belohnung gebraten zum N ach tm a h l. Dies ein Uemes
Eiuselbfld, und ihrer Hessen sich ans der Sdbndpraxis zahllose enflhlen. ikhn-
lieh geht es bei den anderen Untenicfalsgcgenständen, beim Geographie* und
Geschichts^, ja sogar beim ReligionsuntOTicfate. Der Unterricht erzeugt neue
Gefühle, aber dieselben sind zu schwach, um gegen die weit mAcht^eren
Gefühle, die das praktische Leben geschaffen hatte, siegreich bestehen zu
können, und so entsteht ein neues böses Gefühl, für das mir leider eine
richtige Bezeichnung fehlt Das Kind hört die Worte des Lehrers mit Wohl-
gefallen, ist w-ihrend des Unterrichtes von ihnen erbaut, aber es weiss zu-
gleich, dass alle diese neuen sdlOnen Gefühle in der Wirklichkeit des prak-
tischen Lebens nicht gepflegt werden. Es bewundert seinen Lehrer als eine
Art höheres Wesen, bleibt aber in seinem wirklich^ Fühlen und Handeln
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an der Scholle des realeren l'Ucrnhatises haften. Und so gewöhnt es sich
diaran, dem Lehrer zuiieb anders zu sprechen, als zu handeln.
Ich bin überzeugt, dass diese meine Darlegungen nicht allseitige 7,u-
stimmung, vielleicht sogar Entrüstung hervorruten werden. Sie beruhen aber
auf Selbsterfahrung und können daher höchstens als einseitig, individuell
bekämpft werden. Vielleicht könnte man mir entgegenhalten, ob ich denn
wirklich dem sogenannten erziehenden Unterrichte gar keinen erziehlichen Werl
zugestehen will. Darauf entgegne ich: er ist von grösstem Werte, wenn die
durch den Unterricht gebildeten Gefühle sich mit jenen Gefühlen decken,
welche im Familienleben des Kindes gepflegt werden. Wo aui die gewonnene
Krkenntnis die praktische Hethätigung folgt, oder noch besser, wo die Er-
kenntnis aus der Bethätigung herausspriesst, dort ist die Anbahnung eines
sitthchen Charakters gesichert; wo aber diese beiden Factoren der Charakter-
bildung im Gegensatze zu einander stehen, dort wird mit den seltensten Aus-
nahmen die praktisc he ':lkHhaiigung regehiKissig ül)er die Erkenntnis siegen.
Sind die Kinder unseres Volkes einmal der Schulpflicht entwachsen,
dann gilt ihre planmässige Erziehung als abgeschlossen. Was nachfolgt, ist
grösstentheils planlosem Zufalle preisgegeben. „Das Leben wird sie weiter
erziehen" heisst es da. Aber in diesem „Leben" finden sie nur meist dn
• Ringen nach Gewinn und Genuss, ein verächtliches Hinwegblicken Uber die
pedantische, ethische Schalweisheit. Dies ist, in kurzen Zügen dargestellt,
der sitdiche EntwicUiiogsgang eines Grosstheiles unserer Jugend. Können
wir von Sun erwarten, dass er, soni Mannesalter l^erangewachsen, mit selbst-
loser Aufopferung für Wahrheit und Gerechtigiceit eintreten werde? Eine
gründlifäie Reform der Volksersiehung anf dem Gebiete sitdidier C3urakter-
entwidclung erscheint demnach im Interesse des gesammten Volkswohles als
dringende Nothwend^keit.
Es ist eine erfireoliche Erscheinung, dass diese Erkenntnis in der Gegen*
wart immer weitere Verbreitung findet Zwei Strömungen haben sich dieser
Refonnbestrebongen bemichtigt. Die ehie derselben Usst sich als die positiv
religiöse, oder besser gesagt reactionäre Strömung bezeichnen. Von jeher
galt der dericafismus als der anagesprochenste Gegner einer gesteigerten
allgememen Volksbüdung Im Sinne inteliectaeUer Aufklärung. Da ntm der
Erfolg dieser einseitigen Volksbildung auf dem Gebiete sittUcber Charakter-
entwiddung nur mangelhaft blieb, mnss es als sdbstverstflndlich erschemen,
wenn der Qericafismas daraus Capital schlagt, um dadurch Ahr seine Festigung
Ftopaganda zu machen; tuid man moss es als Beweis für die Unhaltbarkeit
der bestellenden Verhaltnisse ansehen, wenn diese Strömung durch dieselben
an Boden gewonnen hat.
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Der rcat tioiiaren, l^esser gesagt, doi tiinriren Richtung steht tiie sogenannte
ethische Strömung gegenüber. Diese unterschätzt den hohen Wert der intellec-
tuellen \'olksbildung durchaus nicht, schätzt sie viehiichr als wichtigen H.iupt-
factor einer harmonischen Volkserziehung,* aber sie hat die Einseitigkeit der-
selben erkannt und strebt danach, durch Betonung einer planmassigen Pflege
der sittlichen Gefühls- und Willensbildung unseres Volkes die verlorengegangene
Harmonie der mcnsc hliclien ( leisteskräfte zw tördern. Wenn wir das Ziel dieser
Strömung mit den Zielen der Pädagogik vergleichen, wie sie Altmeister i'esta-
lozzi, Diesterweg, Beneke und Dittes derselben gesetzt haben, so finden wir
zwischen beiden so grosse Ähnlichkeit, dass wir füglich fragen könnten, wanim
die Trägerinnen dieser Strömung sich „Ethische Gesellschaften" und nicht .
„Pädagogische Gesellschaften" nennen. Bei eingehenderer Betrachtung werden
uns die Grande hiefttr freilich' klar hervortreten. Pestalonis grosees Refonn*
werk blieb «iToUendet Seine Bettrebuqgen nadi barmoniielier EntwicUnig
aller Gettteakräfte des BCenschen, am Neuhofe und m Stans so nmfiiiiend
angebahnt, massten unter dem Drucke der herrschenden Verhiltiiiiee an
Burgdorf und Iflbrten grOestentheils auf jenen Einilusi bescfarlnkt werden,
den der Unterricht auf die Ersiehnng ansiuttben vermag. Wohl gilt Pesta-
loBSt ak eine der popuUreten, bewundertiten Gestalten seiner Zeit, der
massgebende Eänflnss auf die gegenwärtigen Ersiefanngs- und Untenichts-
verbOhnisse in Deutschland und östeneich kommt aber nicht ihm, sondern
Herbart und seiner Schule so. Heute wird Pestatoasi als pidagogisdier
Claseiker verehrt, während ,die officieile ScIinlpSdagogik fiut streng auf Her-
bartschen Prindpien beruht, welche Frincipien die Ommpotens der tntdlec-
tuellen Bildung Aber die Gemtiths* und WiOensbildnng som Evangelium er*
hoben haben. Hentsutage ist es modern geworden, FRdagi^ und intellec*
tttelle Volksbildung als swei gleichwertige Begrilfe zu betrachten. Die
Bekimpfimg dieser Ehiseit||Mt ist aber eine der Angaben der nEtfaischen
GeseUschaften'S daher die Nothwendigkeit der versehiedenett Beaeicfauni^
Wenn es aber auch, wie wir hoffen müssen, in der Zukunft gelingen
wird, die Pädagogik von ihrer gegenwärtig herrsdicnden Einseitigkeit au be-
freien, wenn die hohen, allumliusenden Ziele Pestalozzis allgemeiner Aner-
kennung und planmässiger Anstrebung sich erfreuen werden, dann wird noch
immer ein bedeutender Unterschied zwischen der Aufgabe der Pädagogik
und jener der „Ethischen Gesellschaften" übrig bleiben. Als Wissenschaft
forscht die Pädagogik nach den naturgemässen Mitteln, durch welche jedes
einzelne Individuum zu höchster harmonischer Entwicklung gebracht werden
kann, als Kunst sucht sie diese erforschten Mittel zur Erreichung ihres Zieles
praktisch anzuwenden. Aber der Abstand zwischen der tbeoretiscboA £r-
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kenntnis und ihrer praktischen Üurchiuhrbarkeit ist bei unseren bestehenden
socialen Verhältnissen ungeheuer gross. Was nützt uns die Erkenntnis ein-
zelner Pädagogen von der Nothweii liukeit einer harmonischen Volkserziehung
sowie von den richtigen Mitteln zu ihrer Erreichung, solange dieselbe nicht
Eigenthum unseres gesammten Volkes geworden ist? Wie wollen wir das
Kind des armen Proletariers harmonisch bilden, das daheim unter dem
Drucke der herbsten Noth und der aus ihr entstandenen sittlichen Roheit
und zügellosen V^erbitterung aufwächst? Wie gering wird aber auch unser
erziehlicher Einfluss auf jene Kinder der Reichen und Vornehmen bleiben,
denen gleichsam mit der Muuerrnilch das Gefühl eingeimpft wurde, dass die
Arbeiter und Dienstleute eine Classe minderweriiger Menschen sei, deren
Streben nach Besserung ihrer Lage auf Kosten der Arbeitgeber nichts als
ein Ausdruck roher Undankljarkeii gegen ihre l'>halier sei, eine drohende
Gefahr für den Bestand der ganzen menschlichen Gesellschaft in sich schliesse
und deshalb gewaltsam bekämpft werden müsse? Solange derart grelle
•ociale Gegensätze bestehen, werden alle Bestrebungen nach einer harmo*
nbchai Volkseniebung nm von geringem Erfolge begleitet sein. Diese
gidlen Gegensitre nach Möglichkeit m mildeni itt daher eine txm mindegten
ebenso wichtige Aufgabe, als jene der hannonischen Erriehung der einiiehicn
Individoeii»
So tritt in der Gegenwart ni der Pflege der individuellen Ethik jene der
socialen Btfaik alt driogende Nothwendjgkeit hinso. Die erstere ist vor-
wiegend die Angabe der Pädagogik, die letztere hingegen ist eine der Hanpt-
an%aben der tnmer grosseren Um&ng gewinnenden ethischen Bewegung in
der Gegenwart Erst durch die intensivste FOrderong dieser beiden Rieh*
langen, durch ihr gegenseitiges Inemandergreifen kOnnen wir dem gemeinsamen
Ziele, das wahre aOgemeine Volkswohl zu begründen, näher gebracht werden.
Es sei mir nun gestattet, die Aalgaben etwas niher sa pridsieren,
welche emeraeits den Pädagogen, anderseits den Ethikem sam Zwecke sitt-
ficher Votksbildaqg sokonunen« Der Pädagoge hat die bidividaen von innen
henns sn mOgVchst hoher sittlicher Entwicklung sn bringen. Er sucht su
diesen Zwecke auf Grundhige der Erfahrung und des Eiperinientes, also
auf Grundlage der empirischen wie der physiologischen Psychologie die Ge*
setse sn eilbfBchen, die den sarten, complicierten Oiganismus des mensch-
liehen Sedofebens beherrsche. Wie schwierig aber schon diese eine Aufgabe
allein ist, beweist uns die Geschichte der Herbartschen Schule, die, getragen
vmi dem edelsten Streben, sich doch vor schädlicher Einseitigkeit nicht zu be-
wahren vermochte. Das ist aber bei weitem noch nicht die schwierigste der
Angaben. Wenn es der Psychologie auch einmal gelingen sollte, den Org»*
Jafeitach d» Wiw. pU. Qm. 6
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nismus des mcnsclilichcn Seelenlebens im allgemeineu vollkoiuincii klarzu-
legen, dann kommt es dem Pädagogen zu, mit ängstlicher Sorgfalt zu be-
obachicn, wie die Umwicklung dieses Organismus in jedem einzelnen zu
erziehenden Individuum vor sich geht, welche Vorstellungen, welche Gefühle,
welche Strebungen sich in demselben bilden, welcher Art die Wechselwirkung
der gebildeten Geisteskräfte zu einander ist. Und biezu tritt die neue Auf-
gabe der pofitiveu Elnflussnahme der so gewonneiien Ergetmine auf die Er*
Ziehung. Die Seele muss mit solchen VonteUungen, Geflihlen mid Strebuogpi
erflUlt werden, welche durch die Macht ihrer Bildnog die Eotwicklong des sitt-
liehen Charakters anzubahnen imstande sind« Spiel und Arbeit, gelegentliche
Belebrong und Untenicht, Lohn und Strafe müssen auf ihren Wert geprüft und
in sinn* und plangemässe Abvechsfamg gebracht werden. Vor allem heisst es
tu forschen, wie die vier Hauptersiehnngsfiictoren: Familie, Sdinle, Gesdl»
Schaft, Natur in den Dienst einer planmMssigen Eniehung gestellt werden kdnneo.
Deshalb muss sich der wahre Volkspidagoge von wissenschaftlicher Stobeii*
gelehrsamkeit ängstUch fernhalten; er muss die I^denisse einer gesonden
VoQcsertiehungdort suchen, wo siethatsSchlich tu finden sindt in der Familie,
in der Schule, in der Gesellschaft, er muss die Wege zeigen, die zum ersehnten
Ziele ftlhren kilnnen, und tritt damit als P&dfinder in den Dienst der Social*
politik. Die praktische Durchfilhnmg der Resultate dieser Forschung ist aber
nicht mehr seine Sache, und so bleibt seine ganze Mflhe eine vergebene» wenn
sich kein neuer Kreis fifldet, der seme Wirksamkeit dort anhebt, wo die des
Pädagogen aufhört, bei der praktischen DurchlÜhrung der socialen Rdformen.
Diese Au%abe haben sich nun die ethischen Gesellschaften gestellt
In ihren pädagogischen Gruppen suchen sie die von der Pädagogik als
nothwendig erkannten Massnahmen für eine allseitige Volkserziehung prafctisdi
zur Durchführung zubringen; da aber die Lösung dieser Aufgabe in untrenn*
barem Zusammenhange mit der Lösung der ganzen socialen Frage steht, so
erschont die Schaffung socialer Gruppen neben den pädagogischen als
eine unabvveisliche Nothwendigkeit. Ein grosser, unendlich schwieriger
Wirkungskreis steht denselben offen. Vor allen kommt ihnen zu, rückhaltslos
die Schattenseiten der bestehenden Gesellschaftsordnung klarzulegen. Sie
sollen zeigen, welche Hindemisse die Entwicklung eines gesunden Familien-
lebens, dieser Grundfeste der Menschheit, unmöglich machen; sie sollen die
furchtbaren socialen Folgen der immer weiter um sich greifenden Zerstörung
des Faniilienlebens im Volke zu allgemeiner Erkenntnis bringen; sie sollen
die Ijesitzenden, die Herrschenden lehren, wie es in ihrem eigensten Interesse
gelegen ist, kein (Jpier zu scheuen, das von ihnen zum Zwecke allgemein«»
Voikswohles gefordert wird, aber sie sollen zugleich in den breiten Volks*
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mas'-en der Krkennmis Raum srhatTcn, dass die Hes^crunu; ihrer Lage ihirch
einen gewaltsamen Umsturz der bestellenden Veriuikuis.se unmöglich, dass
sie nur aul dem Wege allmählicher Reformen erreichbar ist, dass die Brot-
frage wohl eine wichtige, aber nicht die einzige Grundlage des gesammten
Volkswohlstandes bildet: sie sollen endlich die Schaffung und praktische
Durchführung dieser zeitgemässen Reformen anljahi^cu.
Ob es den ethischen ( lesellschaften L;chngen wird, «iiese schweren Auf-
gaben /AI luscn r' Ich ^.'l.rihe überzeugt zu »ein, das.-^ Sie, verehrte Anwesende,
diese Frage verneinen wcrtien — tind ich schliesse mich dieser Ihrer l ber-
zeugung selbst an. Das Ziel isi zu hoch, zu ideal, die sich seiner Erreichung
entgegenstellenden Hindernisse sind zu gross. Ist aber das Ziel deshalb
weniger erstrebenswert? Alle grossen, völkerbeglUckenden Reformen sind
auf dem Wege glühender Begeisterung für scheinbar unerreichbare Ideale
entstanden. Wir brauchen nur auf die grossartige Entwicklung des Christen-
Üioms hfluttweisen. Die unaufhaltsam um sieh greifende Fäulnis der idmischen
Gesellichaftsordnung erzeugte die glühende Sehnsucht nach dem Messias,
verbreitete dessen Ideen trots der unglaubüchsten Hindernisse und schuf
jene Refonnen, auf denen die neue Geseilschafbordnnng aufUOhte.
Alle Anseichen weisen darauf hin, dass auch unsere bestehende Gesell-
schaftsordnnng viele Ähnlichkeit mit der damaligen besitzt Ob freilich die
sich rasch verbreitende echische Bewegung schon die erhofften Reformen
wird schalen können, llsst sich kaum annehmen« Aber genug daran, dass
sie deren Erreichung mit allen ihr zu Gebote stehenden Mittebi anstrebt Sie
bereitet dadurch den Boden für eine si>äter su erfolgende grosse Action auf
diesem Gebiete vor, und dies allein muss schon als eine wichtige That an-
erkannt werden.
In diesem Süsne kann sich ihr die Pädagogik hoflhnngsvoU anschliessen,
und somit erscheint auch die Stellungnahme klar vorgezeichnet, welcher den
nach gesunder Volksersi^ung strebenden Lehrern in dieser Richtung zu-
kommt Unser Beruf sowie unsere sociale Stellung machen es uns nicht
möglich, auf dem GeUete socialer Refonnen in hervorragender Weise activ
mitzuwirken. Bei denkender BerufserfUllung haben sich uns aber die Hin-
demisse klar geofTenbart, welche eine harmonische Volkserziehung unmöglich
machen, und indem wir diese Hindernisse offen und in fachkundiger Weise
darlegen, geben wir der ethischen Bewegung eine sichere Richtschntir an die
Hand, nach welcher entsprechende Reformen angestrebt werden sollen.
In diesen Dienst zu treten, ist die Aufgabe meiner heutigen Unter-
sndiungen. Es sei mir daher gestattet, die Fehler der bestehenden Volks-
erziehung auf Grund meiner Erfahrungen in der Voim von Thesen zusammen-
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zustellen und aus denselben auf etwa nothwendigc Reformen zu schliessen.
Ob ich dabei richtig oder einseitig sehe, möge Ihr Urtheil erweisen.
1. Die natürliche Grundlage einer ; lamnässigen Jugenderziehung über-
haupt, also auch der sittlichen Erziehung insbesondere bildet ein gesundes
Familienleben. Jemehr die Grundfesten desselben erschüttert werden, desto
tiefer sinkt der sittliche ZustauU des Volkes. Dieser Erschütterung entgegcn-
/'larbeiten ist Saciie der Socialpolitik ; die Pädatiogik aber hat darauf /.u
dringen, dass innerhalb des bestehenden hamilicnlcLcns ein \ ullcs \'er.--tanäiii>
für die Autgaben einer planmässigen Jugenderziehung sich allgemein Baim
breche. Die erste natürliche Erzieherin der Kinder bleibt die Mutter. So-
lange diese keinen klaren Einblick in das Seelenleben ihrer Kinder gewonnen
hat, bleibt die Erziehung planlosem ZnfaXie preisgegeben und kann keine
gesicherten Erfolge anArdten. Flanmassige Ansbildiing der Mäddien für
ihren höchsten Beruf als Mfitter ist daher die erste and nothwendigste Auf-
gabe einer allgemeinen sittlichen VolksbQdong, Bisher ist auf (fiesem Ge-
biete noch so viel wie gar nichts geschehen. Unsere Mädchen unterliegen
wohl gleich den Knaben einer achtjährigen Schulpflicht, doch vermag die*
selbe für diese Aufgabe sehr wenig zu leisten. Wahrend aber den Knaben
ffir ihre Beruftl^dnng noch ein weiter Bildungsw^ vorgeschrieben ist, Aber*
ISsst man die BerufsbÜdong der Mftdchen gans dem blinden Zufalle. Was
wir also vor allem dringend nothwend^ bedürfen, das ist die Grttndnng
obligater Fortbildungscnrse für Mädchen sum Zwecke der Wednmg
des Verständnisses und Interesses för eine planmäss^ Kindereniehung. Auf
keinem Gebiete vermag blosse Wissensbfldnng so sichere Erfolge su erzielen,
wie auf diesem. Die Mnttertiebe ist ein Naturtrieb, dessen sich selbst verwerf
liehe Naturen kaum entschlagen können. Wflrde die Mutterliebe mit dem
klaren Verständnisse fllr die Aufj^aben und Mittel einer richtigen Eniehang
gepaart, dann könnte der Erfolg der Ersiehung in den meisten FUlen als
gesichert betrachtet werden.
s. Wo die Mutter, unter dem Drucke ihrer socialen Lage leidend, die
Erziehung ihrer Kinder nicht zu leiten vermag, dort tritt an den Staat im
Interesse seiner Selbsterhalttmg die Pflicht heran, für die Erziehung zu sollen.
In diesem Falle ist die Gründung von Kinderbewahranstalten und
Kindergärten eine dringende Nothwendigkeit. Sie bleiben immer nar ein
Surrogat für eine gesunde Familienerziehtwg, aber sie sind ein dringend noth-
wendiges Surrogat, von dessen {rianmässiger Ausgestaltung das Wohl und die
menschenwürdige Entwicklung eines Gros.sthciles unserer niedersten Volkt>
schichten abhängt. Ohne sie bleibt ein jedes Streben nach all^meiner ntt-
licher Volksbildung ein frommer Wunsch.
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3. Der wichtigste Kinflnss auf sittliche VolkshiUhiiig kommt der Schul-
erziehimg zu. Die Schule hat die Aufgabe, die bisher planlos vor sich ge-
gangene Entwicklung der (leisteskräfte der Kinder nach wissenschaftlich
geordnetem Plane zu regeln und zu entfalten. Sie hat die naturgemiisse
Vorherrst haft der niederen Gefühle im Kinde zu brechen, indem sie sein
Gemuth mit höheren, sittlichen Gefühlen erfüllt, sie hat seine Willenskraft zu
stärken und zur Bethutigung des Wahren, (iuten imd Schönen hinzuleiten.
Dieser hohen Aufgabe kann sie durch blosse, einseitige Wissensbildung nicht
geicchi v\ erden. Die Schule wird erst dann eine wahre Erziehungs statte der
heranwachsenden Mensthhcit werden, bis ihre J^ehrplanc zu Erziehungs-
plänen umgestaltet werden, die neben dem Unterrichtt auch die Bethätigung
der Kinder durch Spiel und Arbeil als gleichwichtige Erzichungsfactoren auf-
nehmen. Keine Schule sollte ohne Spielplatz, ohne Schulgarten, ohne Arbeits-
säle gegründet werden. Aber diese Beschäftigungen dürfen nicht als unter-
geordnete Nebengegenstinde demUnteffricbtsplaae znstmmenhangslos angefügt
werden, der Wortanterricht hat vidmehr auf die durch dieselben gewonnenen
Vorstellnngen, Gefühle and Wttlensregungen an&nbauen.
4. Zur Erreichung dieses Zides können wir aber nur durch einen
pädagogisch grflndlich durchgebildeten, materiell unabhängigen, fttr
seinen Beruf begeisterten Lehrerstand gelangen. Die „Wiener päda-
gogische Gesellschaft** hat ihre Anschauungen darttber schon mehreremale "
Uar tum Ausdrucke gebracht
5. Einen gesicherten Erfolg kann die beste Schulersiehung nur dann
erxielen, wenn eine richtige Familieneraiehung mit ihr Hand in Hand
geht. Das harmonische Zusammenarbeiten dfeser beiden Factoren ersdidnt als
eine unumgängliche Notfawendigkdt Ihre Erreichung ist yor allem durch
SchaAmg von Elternabenden anzustreben. An diesen Abenden soll eine
zwanglose Verständigung der Eltern und Lehrer Aber vorsunehmende Er«
ziehungsmassregdn ermöglicht werden, ausserdem sind die Eltern in ent-
sprechender Wdse über die Ziele und Idittd der Ersiehtmg su belehren.
Die bisher äusserst lose Verbindung zwischen Schule und Haus muss in aller
möglichen Weise gefestigt und gefördert werden.
6. Wo die Familienverhältnisse so trauriger Natur sind, dass die Kinder
stundenlang der schützenden Obhut ihrer Eltern entbehren müssen, oder
dass die Eltein über jene Herzensbildung nicht verfügen, welche die Grund-
lage einer gesunden Erziehung bildet, dort ist es die Pflicht des Staates,
im Interesse der kommenden Generation helfend einzutreten. Vor allem
sind es die Kinderhorte für Knaben und Mädchen, welche die fehlende
Familienerziehui^ zu ersetzen vermögen. Dieselben dürfen aber nicht in
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dem Sinne von Handfertigkeitsschulen gedacht werden, sondern müssen der
ongebondenenBethätigung ihrer Schützlinp;e bei geselligem S;)ie!e, bei Spazier-
gängen, aber auch bei kleinen Arbeiten, bei der Leetüre dreien Spielraum
gewähren. (Rettungshäuseri.
7. Die ethische An^^I ilduntj nr^^eres Volkes dart" mit der Schulpflicht
noch nicht ihren Abschluss hndeii Pie Xothwendigkcit von Fortbildungs-
schulen tur Madehen zum Zwecke ihrer Befähigung für ihren künftigen höchsten
Beruf als Mütter ist bereits dargelegt worden. Für die männliche Jugend
ist vor allem die Gründung ethischer Jugendvcrcine anzustreben. Jener
hohe Wert, der den akademischen Studentenvereinigungen zukommt, darf
der nichtakademischen Jugend nicht entzogen werden. Das nach Statuten
geordnete Vereinsleben ist der beste Übergang zum Verständnisse für die
wahren Rechte und Pflichten des Staatsbürgerthnms, die vorzüglichste Grund-
lage für die Ausbildung der Einsicht, dass jeder einzelne sein Sonderinteresse
dem Wohle der Allgemeinheit unterzuordnen hat. In diesen Vereinigungen
werden die MitgHedei am besten zum Bewusstsein ihrer Zusammengehorigkeil
gebracht, ist bei richtiger Leitung ein mächtiger .Vnsporn datur gelegen, in
geistiger Erhebung und edlem Wettkampte einen höheren (Jenuss zu finden,
als in der Hiii<^:il>c an schale, sinnliche Reizungen. Diese Jaiiglingsvereine
sollen aber aucli das natürliche Bindeglied zwischen Jugend und .Alter bieten.
Pflege der Literatur, des Gesanges, des Turnens, aber auch der freien Ge-
selligkeit seien die Hauptaufgaben dieser Vereinigungen.
In diesen Punkten hoffe ich die wichdgstai seitgemAssen Aufgaben für
ethiscbe Volksbildting ztisanraiengefosst zu haben. Hit Sorge and wieder
mit froher Hoffhung sehe ich der Debatte entgegen. Mit Sorge, detm idi
(ttrchte, dass mir der Vorwurf nicht erspart bleiben wird, nichts Neues ge-
bracht SU haben. Dem erlaube ich mir ta entgegnen, dass es mir um eine
umfassende Znsammenstellung, nicht aber um Schaffung neuer Ideoi m ^un
war. Inwiefern meine Zusammenstellung lückenhaft oder einseitig war, möge
die Debatte klarlegen. Schwerer trifit mich der Vorwurf, dass ich ein
utopisches mid undurchflihrbares Ideal anstrebe. Was heute undurchführbar
erscheint, muss es nicht fOr alle Zeiten bidben. Der Ansatz zur Erreicfamig
dieses Ideales ist allerorts bereits gemacht Aber alle diese Bestrebungen
entbehren eines innigen Zusammenschlusses, stehen von einander isoliert Die
Dnrchibhrung emes jeden Ideals kann nur allmählich, ruckweise vor sich
gehen, die Erkenntnis des gemeinsamen Zieles soll aber alle ein-
zelnen Bestrebungen zusammenschliessen, soll den Weg fttr
weitere Entwicklungen weisen. Wir stehen in einer Zeit, in der die
Einsicht für die dringende Nothwendigkeit einer gründlichen, allseitigen
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socialen Reform immer grossere Kreise iimfasst. Da heisst es nirht nur
der realen Gegenwart leben, sondern auch der idealen Zukunft vorbauen,
auf dass ihre Ausgestaltung in gesicherten, richtigen Bahnen bleibe. In
diesem Sinne bitte i( h meine Thesen einer gründlichen Berathung und Aus-
gestaltung zuzuführen.
Thesen.
1. Plannaiissige Ausbiiduog der Mädchen für ihren höchsten Beruf als künftige
Mutter tot die tnte und aothweiuUgate Angabe eiii«r cittUcben Volksbildung. Dieselbe
iit dnrclk GrtndnBg obligater Fortbildvngs^Corse für der Schn^tflicbt entwachsene
Mädchen smn Zvedce der Wedcnng des Ventlndnisses f&r eine plaamissige Kioder-
enlehvog anzustreben.
2. Für Kinder, denen die Ekern unter dem Drucke »ier $ücia.len Lage keine
riditige Erziehang zu geben vermügen, erscheint die Gründung und pädagogische Aus-
gtitiftf TOB Kinderbewahranstalten und Kindergirten als dringend noth<
wendig.
3. Die \' i) 1 k s s c !i u I 0 hnt die natu; pcniüssc VorhcrrschaA lit r niederen Gefühle
in den Kindern zu bieclien, indem sie ihr Gciimlh niil höheren Gefühlen erfüllt; sie hat
deren Willenskraft zu stärken und zur Beibätigung des Wahren, Guten und Schönen
binraldten« Zn dietm Zwe^e sind die Ldirpline derselben in Erzichungspläne »nun-
gestalten. Pisnmissige Bethldgnng durch Spiet und Aibelt auf SpielpUttzen, in Schul-
glttcn und Arbettssälen hat die Grundlage su bilden, auf welche der Woitunterricht
uatnrgemäss aufbauen soll.
4. Die FamiUenerzichung muss mit der Schuierzichung iiand in Hand gehen;
deshalb erKbeint die Einftdirung von Elternabenden und anderen gieichsieligen
Massnahmen als dringend geboten.
5. Fflr SdluHdader, die in der schulfreien Zeit der schützenden Obhut ihrer Eltern
entbehren müssen, sind Kinderhorte einzurichten, w-l lj - eine qute F.mulienerziehung
womöglich TU ersetzen vermögen. Hie liestehenden Erziehungsanstalten für verwahrloste
Kinder müssen verbessert und vermehrt werden.
6. Fflr die stttfidie Ansbildnng der männlichen Jugend nach Vollendung der
Sdndpflidit erscheint die Grflndung ethischer Jugendvereine als dringend noih-
wen^.
Ablnderungs-Antrag au Tbese 3 von Otto Lang.
Der etsiehlidie Snflnss der Volksschule soll vornehmlich dahin trachten, dem
Kinde in mSglidist klarer Weise jene Richtung tief einsuprigen, die es, sum reifen
lafiridunm herangewachsen, in seinem Thun und Lassen einhalten soll.
Diese Richtung sei durch Fnl<^endes gekennxcichnet:
A. Jeder Mensch ist \ erptliclitet :
I. seine Fähigkeiten in ausgiebiger Weise zu bcthätigcu und zwar so, dass
diese Bethätigung nicht nur ihm selbem sondern auch seinen Mitmenschen
zum Vortheile gereiche,
a. seinen Mitmenschen mit Wohlwollen su begegnen,
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3* dem Lddenden xxad dem Bcdürfügcn TheÜuhme entgegeuzubringea vnd
ihm wcrkthldge Hilfe tn leuten.
b. Jeder Mensch sei eingedenk der Vergänglichkeit setnet DaseilW und seiner
Abhängij^keit von den Naturgewahcn und ^ch'j],fr .laraiis:
I. Sündhaftigkeit im Unglück sowie Deiuuih und Besctieidenheit im Glück,
a. das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit aller Menschen, die eben xufoJge
ihrer Gleidihett in jener Hinsidit taf einender eagewiesen rind.
Abänderungsantrige vun Josef Krapfenbauer.
2 ^ Für Kinder, deren Eltern aus ir^jcnti einem Grunde ausser Stande sind, ihren
ErziehungApdichten nachzukommen, müssen ötTenlliche (communale oder staatliche) Er-
Kiehangsanstalten gegründet werden, damit dieselben von ihren Eilent m frühester Jugend
freiwillif daselbst geborgen werden kSonen.
Zar KUning der s«f EMtumg m grimdeaden Kennteis, wie wdt «• AniGcli tei»
das Arbeitsprincip in den einzelnen Gegenständen der öffentlichen Volksschulen durch-
zuführen, wären solche Erziehungsanstalten der beste Boden, von dem aos eine
grosse Befruchtung der allgemeinen Volksschule su erhoffen wäre.
3. Die VoBcesdinl e luit oidit mir den InteOcct, won^mu den ganzen Manieiw
hnrmoniseli sn bOden. Se liat edle, das Gute, Wahie mid Sditae ericennende nnd
mit harlJligem Willen anairebende Charaktere heranzubilden.
Zu diesem Zwecke miiss im Lehrplan dem Erarbeiten nnd Erleben sorad als
möglich .S|Melraum geschahen worden.
Die Debatte bewegte sich im Rahmen der aufgestellten Thesen, welche nebst den
oben angeführten Zosatsanträgen von der Veraammln^g snr Kenntnis genonmcn
wurden.
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I
V.
über Schüierbeschäftigungen in der schul-
freien Zeit.
Vorgetragen am 4. Jänner 1896 von Anton Louss.
Es ist eine allgemem bekannte und genugsam erörterte Thatsacbe, dass
Tautende von Kindern in der Zeit, wählend welcher sie nicht im Schulunter-
richt bethStigt sind, jedweder Aufsicht entl)ehren, weil ihre Eltern ausser dem
Hanse arbeiten, oder — wenn dies anch nicht der Fall ist — vom Kampfe
oms tlgüdie Brot derart in Anspruch genommen werden, dass es ihnen nn-
möglich wird, sich ihren Kindern xu widmen.
Diese treiben sich infolgedessen auf der Strasse herum, eignen sich
daselbst grobe Unarten an, gewöhnen sich an Müssiggang und bilden in
der Schule nicht selten eine Gelahr für ihre Mitschüler und eine Plage des
Lehrers.
Die zunehmende Verwahrlosung unserer Schulkinder, sowie die stetig
steigende Zahl der jugendlichen Verbrecher sind die traurigen Folgen der
eben geschilderten Verhältnisse. Um diesen offenbaren Missständen wenig-
stens the&weise zu steuern, ertönt allenthalben der Ruf nach Kinderhorten,
m welchen diese Kinder Aufnahme, Beschäftigung und — wenn m<^ch —
auch theilweise Verköstigung erhalten sollen.
Aber auch fiir eine andere Gruppe von Schülern würde eine zeit-
gemässe Schülerbeschäftigun^^ vom wohlthatigsten Einflüsse sein. — Es sind
dies jene Kinder, welche den grö'^stcn Theil ihrer schulfreien Zeil in der
dumpfen Stube der elterlichen Woiunmg verbringen müssen und welche
daher — weil ihnen Licht, Luft und ireie Bewegung mangelt — körperlich
beinahe verkümmern.
Es sind dies die schlaffen Gestalten mit blassen Gesichtern und früh-
reifen Zügen, denen wir in unseren Schulen so hautig begegnen, ohne körper-
liche lyrische, des angeboreaen Frohsinnes der Jugend entbehrend.
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Die physische Erziehung unserer Ürossstadtkinder erfordert eben
Massnahmen, welche durch/utuhren das Elternhaus in der Mehrzahl der
Fälle nicht in der Lage ist: Bewegungsspiele, ausgiebiges Turneiii Baden,
Schwimmtn, I.islaufen, Arbeiten im Freien.
In Erkenntnis dieses Umstandes treten in neuester Zeit Bestrebungen
zutage, für die schulpflichtige Jugend Spiel- und Eiplaut))Uitze sowie Schul-
bäder zu errichten und die Schüler zu Arbeiten in Scluilg.irten heranzuziehen.
Eine geeignete Schülerbeschäftigiing ist lerncr noiliwcndig, weil der vor-
wiegend geistigen i'hätigkeit in der Schule ein ( jcgengewicht durch praktische
Arbeit geboten werden soll und weil es wünschenswert erscheint, die Schüler
mit einer allgemeinen GeschickHchkeit fürs Leben auszurüsten. — Vor-
nehmlich TOD dieser Elrkenntnis geleitet sind jene Veranstaltungen, wdche
darauf hmausgehen, dem Handfertigkeitsunterrtchte allgememere
Geltung SU verschaffen.
Auch vom Standpunkte des Unterrichtes muss eine zweckmässige Be-
thfttigung ausserhalb der Schulseit gefordert werden, weil em voller IHiter-
richtserfolg eine Summe praktischer Erfahrungen voraussetst, weldie imr
ausserhalb der Schule gewonnen werden können, su deren Aneignung aber
unsere Schttler infolge ihrer meist ungeregelten und planlosen ThSttgkeit in
der schulfreien Zeit nur selten gelangen. — Der Unterricht in der Heimats-
kunde ist s. B. so lange Wortunterricht, als dem Schüler nicht wenigstens
die geographischen Objecte ihrer engeren Heimat in natura vorgeftlhrt werden.
Ebenso erzeugt das blosse Vorseigen der Natur körper, z.B. der lÜneralien,
eine viel weniger krftftige Anschauung als die Bearbeitung derselben, wobei
die verschiedensten Eigenschaften des Objectes — in unserem Falle also
nicht nur Gestalt, Farbe, Glanz, sondern auch Hirte, SprOdigfceit, Spaltbar-
keit, Gewicht etc. durch längere Zeit zur umnfttelbaien Wahrnehmung ge-
langen. ~ Auch wird ein Schttler, welcher die verschiedenen Holzver-
bindungen praktisch gearbeitet hat, davon gewiss eine viel intensivere Vor-
stdlung erhatten, als dar, welcher sie nur sieht oder zeichnet — Die Anzahl
dieser Beispiele liesse sich beliebig vermehren.
Die moderne Erziehung kann endlich, soll sie unsere Kinder fürs Leben
und für die Gesellschaft beßth^^en, des erziehenden Einflusses der Arbeit gar
nicht entrathen. — Tugenden wie Geduld, Ausdauer, Sorgfalt und Fleiss
können kaum auf andere Weise wirksam anerzogen werden, als durch eine den
individuellen Bedürfnissen des Schülers Rechnung tragende praktische Thätig-
keit. — Der sichtbare Erfolg erweckt Arbeitslust, Vertrauen in die eigene
Kraft und spornt zu weiterem Schaffen an. Der Schüler gelangt zur Er-
kenntnis, dass Arbeit keine Last, sondern eme Lust ist; er wird sie früh-
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zeitig lieben nnd üben und miiss sie nicht erst später unter dem Drucke eines
unliebsamen Zwanges erlernen.
Die gemeinsame Arbeit mit Altengenossen bildet den Sinn fiir ge-
meinsame Interessen und erzeugt gesellschaftliche Tugenden, zu deren
AneignQiig die Schule als Gemeinwesen allein nicht ausreicht
Soll aber eine Schülerbeschäftigungsaction den anfangs erwähnten Übel-
ständen abhelfen und die in der Folge dargelegten Vortheile thatsächlich
anfwdsen, muss die Bethätigung in derselben eine freiwillige sein.
Es geht nicht ao, dass unsere Schulkinder ihrer ohnehih knapp be-
messenen freien Zeit dadurch verlustig werden, dass ihnen ein neuer Zwang
auferlegt wird. Auch würde fllr emen SchQler, der gezwungen sich an einer
Arbdt betheiligen muss, dieselbe keinen erziehenden Wert besitzen. Anderer-
seits aber muss verlangt werden, dass alle Schfller ohne Ausnahme sich zur
Theünahme an den Beschäftigungen einfinden kdnnen, sollen diese Institu-
tionen nicht den Charakter von Besserungsanstalteo erhalten oder gar
Schöpfungen zum Vortheile gewisser bevorzugter Kasten darstellen.
Eine Action im durchgreifendsten Massstabe müsste den individuellen
Anlagen der SchOler die weitgehendste BerOcksichtigung zuthdl werden lassen
und daher die verschiedensten Beschäftigungsarten in sich vereinigen. Nur
auf diese Weise wird jeder Schüler eine ihm zusagende abwechslungsreiche
Thitigkeit finden, gleich geeignet, seine £rfohrungen zu vermehren, seine
Geschickliclikeit zu fördern, wie seine physische EntwicUung zu begünstigeD.
Die Beschäftigung ausserhalb der Schulzeit müsste ferner den Schul-
unterricht unterstützen und konnte dies thun durch Vermittlung von An-
schauungen und Erfahrungen, welche sich z.B. ergeben aus der Auftammlung
und Bearbeitung von Natnrobjecten, durch belehrende Ausflüge, Besichtigungen
technischer Betriebe, Sehenswürdigkeiten etc., endlich durch Herstething ver-
schiedener Lehr- und Lernmittel.
Durch die bis jetzt znm Zwecke derSchülerbeschAfdgung ins Leben ge-
mfienen Veranstaltungen Kinderhorte, Schulweiintätten, Spiel- und Eislauft
plltze, SchulgSrten) wurde zwar schon viel Erspriessliches geleistet, doch ist
ihre Zahl gegenüber der grossen Menge der Schulkinder gegenwartig noch
verschwindend klein. Dazu kommt noch, dass Jogendspid- und Eislauf-
putze, sowie Scbulglbrten nur einen Theil des Jahres tttt den erwähnten Zweck
in Ansprach genommen werden können. — Ebensowen^ vermögen die be-
stehenden wenigen Schulwerkstätten der immer lauter werdenden Forderung
nach einer geeigneten Massenbeschäftigung für die schulpflichtige Jugend zu
entsprechen.
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Doch ist es tiichi allein die geringe Zahl dieser Anstalten, welche eine
grossere P.ethcilicTimc; seitens unserer Schüler unmöglich macht, es fehlt aucii bt i
allen diestn Anii iieii die Mannigfaltigkeit der Beschäftigungen, durch
welche rillein eleu individuellen l'cdurinissen der einzelnen Schüler Rech-
nung getragen und für einen genügenden Wechsel der i hatigkeii gesorgt
werden kann.
Freilich ergel)en sich, wenn man die Durchführbarkeit einer grossen,
allen erwähnten (Grundsätzen Rechnung tragenden Schülerbeschäftigungs-
action ins Auge tasst, nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten.
Die grosse Menge der zu beschäftigenden Kinder, die Mannigfaltigkeit
der iJeschaftigungsnrten. die vorhanden sein müssen, um der Individualität
und freien Wahl genugenden Spielraum gewahren zu können, der lierrschende
Mangel an freien Plätzen, sowie endlich die grossen Kosten, welche dalür
erforderlich waren, lassen fast zweifein an der Möglichkeit der Durchführung
derartiger Unternehmungen.
Aber wie oft ist nicht schon das scheinbar Unmögliche zur That ge>
worden!
Ich kann die Mittheilung machen, dass der Anfang zu einer Schüler-
beschäftigungsaction nach diesen Grundzügen bereits vorhanden ist. Wir
haben in der „Wiener Lehrmittelcentrale", wo wir durch die Mannigfaltigkeit
der sich ergebenden Arbeiten in der Lage waren, der Neigung und Be-
anlagung der Schüler Rechnung tragen zu können, so ermuthigende Erfolge
erzielt, dass wir nunmehr daran gehen können, die Schülerbeschattigungs-
acüon auf dieser Grundlage zu erweitern und in grösserem Umfange zu
erproben.
Eine Schülerbeschäftigungsanstalt, wie wir sie uns vorstellen und wie
sie den aufgestellten Anforderungen entsprechen würde, müsste neben einer
geeigneten Localität noch bestehen atis einem Spiel- und Arbeitsplätze nebat
Schulgarten und Badeanstalt.
Spielen, Tarnen und Baden — Beschä^dgUDgen, welche hauptsächlich
der Erholung und Kräftigung des Körpers gewidmet sind, müssten abwechsdn
mit Arbeiten im Schulgarten und auf dem Arbeitsplatze. — Auf demselben
könnten die Schüler mit leichter Mühe die verschiedensten Gegenstände aus
Holz, Pappe. C.ips, Papiermache, Glas, Hlech und Draht verfertigen; ausser-
dem Schuimineralien fonnatisieren , schneiden, schleifen und adjustieren,
Ptlanzen pressen, In^^ei ti n- r.nd Spiritusprä()arate herstellen, vielleicht auch
Ausstopfen und Skeleiieren betreiben. Zusammenstellung von Holz-, Frucht-
und Samensammlungen, Topfculturen, femer leichte Reparaturen von Werk-
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77_
zeugen und Geräthen, Flickschneiderei etc. wSren weitere anregende Be-
schäftigungen für unsere jungen Kräfte.
Dass die Schüler mit besonderer Lust an allen diesen Arbeiten sich
betheiligen werden, wenn dieselben der psychologischen Eigenart der Kinder
entsprechen, geht daraus hervor, dass die belieblc^len Kinderspiele eigentlich
nur Nachahmungen der Thatigkeit der Grossen sind; davon zeugt ferner die
Bereitwilligkeit der Kinder, bei vielen Verrichtungen der Erwachsenen unauf-
gefordert mitthun zu wollen, selbst da. wo ihre Krafie noch gar nicht aus-
reichen. — Dass mit der Heschäfligung ein bestimmter Zweck verbunden ist.
da die fertiggestellten (Jbjecte im Hause oder in der Schule Verwertung
finden, kann die Lust am freudigen Schaffen nur erhöhen.
Man gelie also unseren Kindern Gelegenheit, in manchen Dingen es
den Erwachsenen wirklich gleichzuthun und ihre Kraft auf einem Gebiete zu
erproben, wo sie sich einem ihnen fassbaren Gemeinwesen, dem Kreise, dem
sie angehören, nützlich erweisen können.
In dieser kleinen Schulergesellschaft niil iliren eigenartigen Erzeugnissen
mögen sich die jugendlichen Arbeiter alle jene 'laugenden erwerben, deren
sie später als nützliche Glieder der grossen menschlichen Gesellschaft
bedürfen.
^ werden durch die verschiedenartigsten Thätigkeiten eine allgemeine
Geschicklichkeit erwerben und Erfahrungen sammeln aus der Natur und dem
praktischen Leben.
Gesund an Körper und Geist, gebildet und vorbereitet fürs Leben, ge-
wohnt an frohe Arbeit, werden sie heranwachsen, um dereinst ihre geschulten
Krflfte ebenso freudig dem Dienste eines grossen Gemeinwesens, dem Wohle
ihres geliebten Vaterlandes widmen su können.
Debatte.
Hmr Urban beklagt den Mangel an Thesen. Er bittet den VottrafeiideB vm
Aufklärung, wie er sich das denke, (!ass alle Schüler an den Beschäftigtingcn in schul-
freier Zeit tbeilnehmen sollen, ohne dass man einen Zwang ausübe; femer, wer die
Lcitang ia die Hand nehmen und wer die Kosten bestreiten solle.
Htir Tremmel ^HU den bertUurten Gcgennts anfUiien. Man könne mar dann
anf freiwillige BethdUgnng aller Schüler rechnen, wenn den Neigungen jedes «meinen
Rechnung getragen werde. Was die Aufsicht anbelangt, so werde dieselbe zunächst
von jenen Lehrern, welche diese Ideen verwirklichen wollen, übcrnoinnicii werden innl
von jenen, welche äich freiwillig Ua/.u meiden, und was» die Küsten anbelangt, so müsse
eben snaldut ein Anbug gemacht werden, dann etat k<tane man erwigen, wie hoch
aidk die Koaten bdaafen werden.
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78
Herr Bucheueder !>äg^ er sei für die durch dcu Vortrag gegebenen Aoregungcn
sehr dankbar and swar aus zweiGrflndcD: i. Dem HandfeitigkeitsaBtemdtte biage cbe
gewiiM Einseitigkeit aa, die viel daran schuld sei, dass er nicht so dordigednugea,
wie es im Interesse der Schüler wünschenswert wäre. 2. Unser Schulwesen steuere neaen
Bahnen zn. Diese würden <la Im Ii jekennieichnet, dass zu dem einseitigen Geisles-
unterrichte die Arbeit trete und dass su beide die harmonische und die Charakterbildung
anbahnen. Oer Vortragende habe in schöner und gewählter Form diese xwei Richtongea
bcioot. Die „Pidagogisehe Gesellschaft" sd ihn hicrftr tn Dank verpAiditet. Er bitte
andi den Vortragenden, es bei der Theorie nicht bewenden zu lassen, sondern getrost
die passenden Schritte eincoleiten, damit an dieser Stätte bald Aber praktiache Erfolge
berichtet werden könne,
Hf-n K ' a ;.i f e u ba u c I wül die Aufnu rksamkeit der Gesellschaft auf einen noch
nicht erwähnten wunden Punkt lenken. Was wir übersehen, sei, dass durch diese Ver-
anstaltungen die Kinder allzvUage vom Eltemhanse entfernt wfirden nnd die Eoidnaig
in der F«niUe verloren gienge; dass wenn das Ar siiMich verwahiloste Kinder, flr soldie,
um die sich die Eltem nldlt kümmern können, eine Wohlthat sei, so beraube man wieder
nn ii re ScIiuIli der <o nothwendigen Erziehung im Elternhause. Diesem Übelstande
würde vorgebeugt, wenn der ganze Unterricht umgestaltet, wenn unsere Lehrpline in
Ersiehungspläne umgestaltet wttrden. Er halte di« Schftlerbeschlftigungea In der hier
vofgescUagenen Fom ni^t Ar darchfthrbar.
Herr Zoder gibt einen anderen Bedenken Ausdmek. «oUe ni^ nnlenodiea,
ob diese Bestrebungen durchführbar seien oder nidit, er flbdite nur, da« nusere Kinder,
die ohnedies viel zu lange im Schulzimmer und in geschlossenen RSiimen gehalten
werden i /wci Turnstunden wuLhentlich ausgenommen), nun noch langer in ge-
schlossenen und gedeckten Arbeitsräumen zurückbehalten wurden und der so noth-
wendigen Bewegung In ftisdier» freier Loft entbdiren nftssten.
Herr Trenne! fBhlt sieh gedringt, noch Ober einige Punkte Anfklining sa geben.
Die dgentliche ErxiehongsstiUte des Kindes bilde die Familie. Es gibe jedoch sehr
viele Kinder, welche da. keine Erziehung erhalten, und diese seien es vorzugsweise, auf welche
der erstattete Vorschlag sich bezielie. Redner weist insbesondere auf die Vororte von Wien
hin, wo die Kinder auf der Gasse herumätrolcheo, häutig Hunger leiden und dem Verbrechen
anheiafidlen. Diese Kuder kffnnen den verderblichen Einflüsse ihrer Umgebung nur
dnrch geregelte Beschiftignng, durch Spiel nnd Arbeit entsogen werden. Unter dieter
Arbeit muss man iddlt allein Handarbeiten im gedeckten Räume, sondern vor allen
andern Beschäftigung auf Spielplätzen, Turnplätzen, Ba den, Schwimmen, Gartenarbeiten
u. s. w. verstehen. Spiele mü^isen mit Arbeit in gehöriger Weise abwechseln. Was die
freiwillige Bctheiügung aller ScbiUer anbelange, so sei daran festzuhalten, es müsse nur
gelingen, ftr jeden Sdiiller eine ihn ansagende BescliKlIigang sa finden.
Herr Lnndessehnlinspeetor Dr. Rieger bednnert, den Vortrag nidit gaan
gdifiit ta haben, er könne sich daher nar aas den Einwürfen ein Bild machen. Aas
der warmen Anerkennung Bucheneders gehe unzweifelhaft hervor, dass die Bcstrehum^en,
welche wn dem Vurtrai^rnilen und seinen Ge;>innunpsgcnos3en gehend gcmiicht wurden,
eine sehr wichtige l^ragc t^«. rubren, so dass vor der Wichtigkeit die Schwierigkeit der
OiganisatiOB in den Hintergrund la treten habe. Bin so weit aa^greifeader Plan bedOrle
nchr als eines Vortrages. Es wfirde sdion sehr viel gestehen sein, wenn dn Veren
von der Bedeutung and dem Einflüsse der „Pidagogtschen Gasrllschaft^* sich aaf dtascn
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Cicbietc zu einer «•ini;ch''nilfn Arlu it :i'ifnn!n'n.s n licsse. si i i;csngi worden, UiJber
Volksschuluuternchl dränge in neue Üahacu, das sei ächr waiii, ubwuhl er vielmehr
fUvben möchte, dass nicht so sdv der Volhsschaliuitenridit dahin dringe, londera das
RciditvolksschnlgeMtc, welches bei seinem Inkrafttreten tod seinen Vextretem ab ein Ideal
betrachtet wurde, immer m^ feste Gestalt, Form und Inhalt gewinne. Wenn aber auf
der Basis des Reichsvolksschtilgesetzes Neues aufgebaut werden soll, dann seien gerade
jene Lehrkräfte dazu berufen, welche unter ungünstigen und schwierigen Verhältnissen
und mit schlechtem Materiale arbeiten. Da sdiaffen bieesc den Geist des Reichsvontssehnt"
gesetses begreifen. Dem Volke sei nicht gedient, wenn die Sdiule tn viel dem Hanse
TCrtrane nnd glaube ^ t il es naturgemäss ist, müsse das Elternhaus auch die Erziehung
übernehmen. Wir haben die Gründe ychui t. welcher der Verwirklichung dieses Begehrens
cntge^eiistehfii. Dann aber hätte die (.icsellbchafl die PHicht, Erziehungsanslalteii /.n t;rüiidcn.
Das fuhrt; wieder auf die Idee des Rcicbsvolksschulgesetzes, vun dereu Duichtulirung wir
nodi beute weit entümit sdcn. Er könne sieb die Geseltschaft gar nicht denken, welche
imstande wtre^ ^e Mittd gegenwiitig anftnbfingen, abgesden von der Armee von Men-
schen, die lediglich erst herangebildet werden müsste, um günstige Erzieher abzugeben.
Aber eine Frage ruft Eltern wie Lehrer, um an sie heranzutreten; sie lautet: Wi« kann dem
nacbtheiligen Einflüsse der Grussstadt den verschiedenen Strömungen und Bestrebungen
wirksam entgegengetreten werden, in welcher Weise kann der Verwahrlosong der Jugend
vorgebeugt werden? Ist die Sehnle dazu verpflichtet, so dreht sich die Finge nm den
Puidct: Ist die Schulhildung eine Pflicht oder ist sie auch ein Recht? Hat ein jedes Kind
ein Recht auf Knr-.vicklung der in ihm ruhenden Anlagen? Wird diese Frage bejaht,
dann gäbe es keine andere Antwort als die: dafür ist die Volksschule verantwortlich,
da dürfen wir nicht mehr dem Hause die Eruehung überlassen. Keine Erziehung
ohne Unterrlcb^ kein Unterricht ohne Erstehung. In diesem Satse seien der Wirkungs-
kreis der Sdiule und des Hauses abgegrenzt. Wo das Haus die Schute nidit unter*
stützt, da muss d.is Haus für die Schule erobert werden. Eines der Mittel hiezu Hege
in dem Bestreben nach lJeschäfti};ung der .Schuler ausser der Schul/eit durch Spiel und
Arbeit. Dieses Bestreben sei daher freudigst zu begrüssen. Es gehöre von Seite der
Lehrer eine ausserordentlidie Begeisterung dasu, den Kampf gegen die Veiroliung
anfiunehmen, die verwahrloste Ji^nd dem Strsssenleben absugewinnen. Solche^ welche
mit dem Stocke in der ttmd und dem Sehimpfworte auf den Lippen eine Classe lenken
wollen, werden es nimmer vermögen. Der rechte Lehrer müsse die Gabe haben, den
Schülern, welche die .Schulstube betreten, eine neue Welt zu begründen. Wenn man
den gegebenen Anregungen auch als Menschenfreund n&hertrete, so fände man noch
tieierliegende und weitergehende Gedanken. Wenn man sagt: SdiOler besdiüftigen in
scholireier Zeit; so sagt man auch noch etwas anderes damit; nimlich: Bestreben des
Lehrers, zu seinen Schülern in ein jicrscnliches Verhältnis zu treten, nicht nur kraft
seines Amtes, sondern auch als Mensch auf die junge Menschenptlanze einzuwirken. In
dem Schulunterrichte ^und das ist vielleicht das grbsste Hemmnis) steht der Schüler vor
dem fertigen Lehrer, steht der Sddler mit seiner unvollkommenen Arbeit vor dem
fertigen Werke des Ldiran. Bei der Arbeit der ScIriUerbeschMftigungen sollen Ldirer
und Sdlttler gemeinsam sich an der werdenden Arbeit bethciligen, es soll hier ein Wett-
eifer zwischen dem Fertigen und dem Werdenden entstehen, und aus diesem Wetteifer
jenes Vertrauen der kindlichen Natur erblühen, auf welchem eigentlich das ganze £r-
zidmngsgeheimnis beruht. Darum ersucht der Redner, di<; VerMumnlnng wolle dei«
werdenden Bestrebungen beipflichten.
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Herr Zen.<> erklärt, dass die ,^'adagoguche GcsclUchaft" gegenwarug noch utcbl
in der Lage sei, ta bcftrwoiteii, das» dn solcher Unlerri^ dordi die Mt^KlKedcr der
GeseUsdiaft ins Lebe* femfeii werde. Die Idee sei svalchst nur In den Grendsflgca
entwickelt worden. Wir müssen uns begnügen, nnsere Sympathie mit dem angeregten
Gfj^enstand?- auszsisprechen, und den Vortrac^enden bitten, wenn die Versuche, welche in
die»er Richtung angestellt werden und denen wir vom Herzen Gedeihen wünschen, mehr
Leben und Fonn gewonnen haben^ wiedersvkonunen, nm ns in das Detail dnsnflDuea.
Herr Lohse sagt in seinem SeUnsswoile^ er wolle noch einaal anf den aagcteglea
Widerspruch, dass alle Schüler an den Bescihlftigungen theilnehmen sollten ttad daas dod
kein Zwang ausgeübt werde, zurückkommen. Es seien zunächst natürlich nur jene
Kinder ins Auge gefuiät, welche der häuslichen Erziehung entbehren; aber auch den
andern SchOlem dible und könne der Eintritt^ wenn sie kounnen, nidtt verwe hn werden.
Gerade diese Kinder ans den mittleren Stinden bitten eine Bescbtftjgung ias Freien tun
so nöthlger, weil sie ihre Eltern, an sie vor Verrohung auf der Gasbe zu schützen, ängl^
lieh in der .Stube hüten. Ihnen mangelt also frihchc Luft fast mehr als den Gassen*
kindem. Derartige Zustände drängen gebieterisch su einer energischen Action auf diesem
Gebiete, und er bitte nodunals am Fördemng seiner Bestrebongen.
Der Herr Vorsitsende dankt dem Vortragenden im Namen der fjndtgofpAea.
Gesellschaft" für seine Anregungen und bittet ihn, In absehbarer Zeit Aber seine El»
folge SU berichten.
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VI.
Zur Erinnerung an Leopold von üanke.
Vurgetragen am 7. Decenbcr 1895 von Dr. Emanukl Hannak.
Am 21. DectMiihrr dieses jalires wird es ein Jahrhundert sein, seit
I-copold von Ranke das Licht der Welt crbHcktc. In ihm verehren nicht
bloss die Deutschen, sondern auch die anderen Culturvölker einender her-
v ori a g en diten Gcseliichtsschreiber. In Italien und Frankreich, in Kngland
und Nordamerika, bei den Serben und Türken ist sein Name bekannt und
gefeiert. Diese seine Ijedeutung auf dem Gebiete der Gescliichtsschreibung
rechtfertigt es, dass wir seiner gedenken und in iitin eine wichtige Epoche
nationaler Historiographie an unseni Blicken vorüberziehen Iass<-n.
Geboren ist er am 21. December 179 5 zu Wiehe, einem thüringischen
Städtchen an der Unstrut in dem (hiinaligcn Kurfürstenthum Sachsen, wo
sein Vater Rechtsanwalt und Gutsbesitzer war. Seinen ersten rnterridit
genoss er in der Klosterschulc /ii Donndorf, doch bald hatte er vermöge
seines Talentes und Lerneifers das I. ehrziel, das dort verfolgt wurd« . erreicht,
und deshalb erklärte er dem Vater, dass er daselbst nichts weiter lernen
kr''!>ne. Dieser sandte ihn im 14. Jahre (1809) an die rühmlichst bekannte
Schule nach Schulpforta. Hier wie dort war es der übliche Bilduiif^sirani«:,
den Ranke durchzumachen halte. Im Mittelpunkt standen einerseits der
Religionsiintenicht, bei welchem die Persönliclikeit Luthers in den \"order-
gntnd trat, andererseits die classischen Studien, denen sich Rauke mit bcson'
derer Vorliebe hingab. Daneben wäre noch der deutschen Literatur ZU ge-
denken, die sich aber damals noch keiner sonderlichen Pflege erfreute. Nur
so ist es erUärUdi, dass der Jüngling weder von Schiller noch von Goethe
sonderlich angeregt wurde, sondern sich für Klopstock begeisterte, wahr-
scheinlich deshalb, weil dieser als Zögling Schulpfortas daselbst im Cnter-
licht besonders berücksichtigt wurzle. !),is flauptinleressc Rankes conci n-
tiierte sieb aber auf die classischen Werke der Griechen und Körner. Iliebei
lahrbodi d. Wten. pSd. Gw. ia«6. B
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zriiTt sich seine puetisi h angelegte Natur in der Vorliebe lür die grireliischcn
Tragödien, die er sogar metrisch übersetzte. Von irgend wclclien besonderen
Vorbereitungen für seinen künftigen Beruf als Historiker ist in dieser Bildungs-
periode nichts zu bemi rken. l'-s sei denn, dass die zahl reichen liisiorisch
denkwürdigen Burgen und Kloster Ihürint^cns seinen historischen Sinn
weckten, und dass Luthers Persönlichkeit sein Interesse auf sich :^og. l-,in
l'mstand niuss aus dieser Zeit besonders her\r'rgchoben wcrdi n. Damals
beherrschte die Zeitgeschichte der miichlige ("or-^i , zu des>en F'üssen halb
l'luropa lag. l*'s ist begreiflich, dass die für alles Grosse und Ungewöhnliche
begeisterte Jugend vielfach bewundernd zu dorn gewaltigen Kaiser aiifschauti ,
Namentlich geschah dies in den kursächsischen vSchulen, da der Kurtur>i
Napoleons Bundesgen<^sse war und dessen Siege feiern liess. Während in
dem unter Napoleons l lerrscliaft st hwer gedrückten Preusscn bei der aka-
demischen Jugend in Berlin und Breslau die Klamme der nationalen Be-
geisterung aufloderte, kam in den sächsischen Ländern das Bewusstscin der
nationalen Schmach kaum zum Durchbruch, wie sich das au Goethe und
auch an Ranke zeigt.
\on Scluilptorta bezog Ranke die Universität ! t ijizig, um Theo-
logie und Philosophie zu studieren. Hier beschäftigte er sich hauptsächlich
mit Phil<»l<tgie und schloss sich an den rühmlichst bekannten Graecisten
Gottfried Hermann an, zudem ihn wahrscheinlii Ii der l'mst;ind besonders
hinzog, dass dieser (ielehrte die griechischen 1 nigiker zu seinem hauptsäch-
lii listen Arbeitsfelde ersehen hatte. Da Hermann wenig- r die reale Seite der
Philologie betonte, sondern auf sprachliche Kritik das Hauptgewicht legte,
so lernte Ranke bei diesem Lehrer j«'ne sorgfältige und vorsichtige Art der
Beurtheilung von l'berlieferungen, die ihn als Historiker au.szeichncte. Seine
Neigung zur Ges. lii< lite verräth sich ni dem Kifer, mit dem er I hukydides
und Tacitus las und die alte Geschichte studio rie. Damals war Barthold (ieorg
Niebuhrs römische Geschichte (Berlin iSii) erschienen. Sie hatte durch
ihre scharfe und einschneidende Kritik der ältesten Geschichte Roms in der
wissenschaftlichen Welt grosses Aufsehen erregt. Niebuhr war gewiss von nicht
geringem lünfluss auf Ranke und seine Methode der Geschichtsforschung.
Tn seinen tlieologischen Studien war es wieder Luth< r und die Refor-
mation, welche si in Interesse fesselten. Gerade die Beschäftigung mit dem
deutschen Refonnator mochte auch dazu beigetragen haben, dass Ranke
jener nationalen Rirltuuig, die seit den Befrtnungskriegen in den deutschen
Wissenschaft« n zur Geltung kam, nii hl fremd gegeniibt-rstand. Vielleicht
lässt sich daraus auch die Zuneigung zu Richte» Philosophie erklären, der
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8a
durch bc'nic Kedcu an „die dcutüchc Nation" zum Lieblinge der Jugend
geworden war.
Mit 23 Jahren im Jahre 1818 kam Ranke als ( )bfrkhri r nach Frank-
furt an der Oder und trat somit in den jireussischcn Staatsdienst. Neben
dem praktischen Schuldienst arbeitete er unermüdlicli an einem gru^sen Werke,
/u dem ihm seine Vorliebe lür die Reformation den Impuls gegeben hatte.
Im Jahre 1824 erschien es unter dem Titel ,,(ieschichte der romanischen
und germanischen Völker in der Zeit der Reformation 1405 bis
iSjS" und fand nicht gcrinfjen Beifall, nicht so sehr wegen seiner Dar-
stellung, als vielmehr wegen der Meiliode der Forschung, welche darin zu
Tage trat.
Um diese genauer zu würdii^en, müssen wir uns die Strömung ni der
Geschichtsschreibung der damaligen Zeit \ergeK* nwartigen. In der Zeit der
Aufklärung beherrschte die philosophische Speculation alle wissenschaftliche
Forschung, folglich auch die Geschichte. Man suchte deshalb in der Geschichte
Gesetze und richti te nach diesi n die Tluitsaclien zurecht. Das abstracte All-
gemeine, das man in die ( ieschichte a jjriori hineintnig, erschien als das Wert-
volle, während die historischen Begebenheiten und Überlieferungen für diese des
historischen Sinnes bare Zeit nur untergeordnete Bedeutung besasscn. Die
nüchterne, nur auf das Praktische gerichtete Auflassung aller Wissenschaft
förderte auch in der Geschichte eine Richtung zu Tage, welche lediglich die
Sammlung der Thatsachen als Zweck betrachtete, um daraus Gesetze zu ge-
winnen und Normen für die Zukujift aufzustellen. Von dieser Geschichtsauf-
fassung, deren Hauptvertreter (rattere r und ScliKizer bezeichnender Weise
auch Begründer der \V issenschaft der Statistik sind, musste sich der lebhafte poe-
tisch angehauchte Geist Rankes abgestosst^n fühlen. Gegenüber dieser sf)ecula-
tiven, dem Historischen feindlichen Richtung üi Wissenschaft und Kunst trat am
Anfange des Jahrhunderts eine Reaction ein, die man im allgemeinen als R o -
mantik bezeichnet. Derl'flege des Verstandes wurde die dcrPhantasieentgegen-
gestellt, an die Stelle des abstract philosophischen (,'onstnnerens von Systemen
im Gebiete der verschiedenen Wissenschaften trat die Untersuchung und
Bearbeitung des 1 hatsächlichen, das sich in der Natur und im Menschenleben
vollzieht, in den Vordergrund. Diuss diese neue Richtung auf die Geschichts-
wissenschaft einen mächtigen lünfluss nalmi, liegt auf der Hand. Es zeigt
sich dtes zunächst darin, dass der philosophische KosmopoUtismus dem
nationalen Patriotismus, der verschwommene Deismus der Aufklärung dem con-
creten Christentiune w«'ichcn musste, was zu einer ganz veränderten GeschichLs-
anffiwwing führte. Lhurch die Komantik wurde wieder der historische Sinn
6*
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J4
geweckt und verbreitet; t'nUr srincm Einflüsse schrieben Waller Scott
seine historischen Romane und Johannes von Müller seine 24 Bücher
allgemeiner Geschichte. Beide wollten durch ihre Werke das Gemüth ihres
Volkes für die Geschichte gewinnen. Der eine, indem er den historischen
Kern in das reizvolle Gewand derDichtunp^ hüllte, der andere, indem er seine
Darstellung der Geschichte mit glänzenden Schüderunc:' n und anschauHchen
Gemfildeii verwob. Beide Schriftsteller haben, wie Ranke in seiner Autobio-
graphie berichtet, vielfach bestimmend auf seine Arbeit gewirkt. Zunärli'-t
lernte er aus ihnen die Xothwendigkeitkcnnen,dass der Geschichtsschreiber durch
eine künstlerische Darstellung das Tntereaae und die Theilnahme der I.escr
zu gewinnen habe. Deshalb bemühte er sich, den historischen Stil, den
eigentlich Johannes v. Müller bci^ninflet hatte, zu einer Kunstgattung auszu-
bilden. Dann fühlte er nch durch die fesselnden Romane Walter Scotts
gedrangt, dessen Quellen nachzugehen nnd die Dichtung von der Wahrheit
zu sondern. Namentlich hatte der Roman Ouentin Durward, in welchem die
Werke Philipps v. Comines, des Geschichtsschreibers Ludwigs XI. und
Karl VI II. von Frankreich, verarbeitet erscheinen, Ranke zur Kritik dieser
historischen Ouelle angeeifert. Auf dem Gebiete der historischen Kritik war
nelxm Niebuhr auch eine Arbeit des Franzosen Augustin Thierry im
(^rier Fran^ais, betitelt „10 Bücher französischer Gesdiichlc", von nicht
geringem iunfluss. Der französische Historiker bekämpfte nämlich jenen
äusserlichen Pragmatisnuis, der in den Geschichtsschrcibem der AufklarungS'
periode zu Tage trat, und verlangte, dass man den inneren Zusammenhang, der
zwischen den historischen hrscheimingcn besteht, erforscht^ tmd darlege.
Indem Ranke in seinem ersten Werke diesen ^elscitigen Impulsen seiner
Zeitgenossen mit gros.ser Genialität folgte, begründete er seinen Ruhm als
Historiker. Der Gegenstand, den er behandelte, knüpfte an die grossartige
Bewcgimg an, die an der Wende des i5. und 16. Jahrhunderts sich vollzog
und in der Reformation am deutlichsten zum Ausdruck gelangte. Da die
Anfange derselben in dem Humanismus wurzelten und dieser zuerst bei
den romanischen Völkern eine Zeit hoher geistiger Blüte in Kunst und
Wissenschaft erzeugte, so führte ihn sein Forschungsdrang nach Italien und
Frankreich. Aber jedenfalls waren es Luther und die deutschen Reformatoren,
die zunärh^^t seine Theilnahme weckten. Doch der weite Blick, der ihm
schon damals eigen war, 1ies.s ihn nicht bei seiner Nation bleiben; er erkannt«,
dass den grossen Fortschritt im geistigen Leben des 16. Jahrhunderts das
Zusammenwirken der Germanen und Romanen geschaffen habe. Dieses
zu verfolgen and darzulegen, ersdiien ihm als ein schönes und alles Eifers
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würdiges Problem. So kennzeichnet schon der Stoff den hohen Standpunkt
•aüner Geschichtsschreibung.
]n seiner Behandlung macht sich schon deutlich das Bedürfnis geltend,
den Slott künstlerisch zu gestalten. Ist hierin zum Theil Johannes v. Müller
8cin Vorbild, so zeichnet er sich andererseits von diesem dadurch aus, dass
seine Sprache leicht und klar dahinfliesst, während bei Müller vielfach dunkle
und .aphoristische Stellen aufstossen. Auch in der Auffassung der Geschichte
vcicht er von diesem und allen seinen Vorgängern ab. Tti der Vorrede kena>
xdchnct er deutlich die Aufgabe, die er sich gesetzt hatti-. „l .r will bloss sagen,
•
wie CS gewesen ist, nicht die Vergangenheit richten, nicht die Mitwelt für die
Zukunft belehren." Sein Streben geht also hauptsächlich dahin, die Wahr-
heit der Thatsachcn möglichst sicher ft^tzustcllen. Den Weg, den er zu diesem
Zwecke einschhlg. zctgt er uns in dem .\iihang seines ersten Werkes ,,Zur
Kritik neuerer Gcsrliichtsschreibcr". Darin prüft er mit grossem Sdiari-
bUck die Glaubwürdigkeit der Quellen, aus denen er seine Geschichte schiipft,
namentlich der Italiener Guicciardini, Sarpi, Giovio u. a. Mit dieser Sdirift
schuf er eine neue Methode der Forschung und wurde di r Hei^rüiuler
einer historisrhen Schule in der Geschichtswissenschaft, l .r Ichrtc darin. <lass
man jeden Geschichtssclirciber aus .seiner Individualität heraus zu verstellen
und au beurtheilen habe; denn nicht bloss seine Parteistcllung, aondcniauch
die verschiedenen Einflüsse, unter denen er lebte, und \ or allem seine gesammte
Bildung kommen in seinem Werke zum Ausdrucke. Deshalb sind selbst
zeitgenössische (JucUen für die GeschiclUe ihrer Zeiten keineswegs zuver-
lässige Führer, l'm zur Wahrheit zu gelangen, müsse man stets die Urkunde
Ki lbst, durch welche ThaLsachen geschaffen wurden, aufsuchen. Nicht die
Schilderung der Schlacht selbst von Seiten eines Augenzeugen ist verlässlich,
wohl aber die Befehle der Feldherren, die (/)rdre de bataille, wenn sie sich
erhalten haben; nicht die Berichte über ^'erträge und Friedcnsschliis^« liabe
der Historiker zu lesen, sondern er soU nach den l >kunden forschen, die lüerüber
sich erhalten haben. Aber aus einem andern Grunde sei der zeitgenössische
Geschichtsschreiber für den historischen Forscher von h<»heni Werte. Aus
ihm kann dieser die allgcmeim; h ärbum: der Zeit und die Kenntnis der handeln-
den Personen entnehmen. Weil Ranke dies eben that, so wurden seine
Sdülderungen so lebendig und anschaulich, und traten die Personen so deutlich
und plastisch aus ihrer Umgebung hervor. Wegen der hohen Anerkennung,
deren sich Rankes erstes Werk allgemein erfreute, wprde er schon im nächsten
Jahre nach seinem Frscheinen als ausserordentlicher Professor der
Geschichte an die Universität nach Berlin berufen.
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Hier arbeitete er auf demselben Gebiete, das er bisher gepflegt, weiter,
und als Frucht seiner Arbeit erschien im Jahre 1827 sein zweitrs Werk:
,, Fürsten und Völker Süd-Europas im 16. und 17. Jahrhundert".
Darin zeigt sich ein weiterer Fortschritt in dem Stile des Verfaasefs. Er
gewinnt noch mehr an Frische und Tx-bi ndigkeit der DarsteHung und an
Schärfe und Anschaulichkeit in der Charaiiteristik der Personen. Diese Vor-
züge dankt der Verfasser j^um Theile der sorgfaltigen Verwendung einer be-
sonderen Art von Quellen. Ks sind dies die Relationen der Gesandten,
namentlich der Venedigs. Diese Republik verfugte besonders im 16. Jahr-
hundert, in der Höhezeit ihrer Blüte, über trefflidu- Diplomaten v Ulic tls
Gesandte ihres Staates grossen Scharfblick in der Bcurtheilung der politischen
Verhaltni-s' mit einer genauen Kenntnis der treibenden Factorcn in der Politik
und mit einer besondiTeii Fähigkeit, Personen zu beobachten und zu kenn-
zeichnen, vcrbiinden. liuleni Ranke ihre Berichte venvertcte, gab er seinen
Schilderungen eine Unmittelbarkeit und Wärme der Darstellung, wie sie bisher
noch keinem Historiker eignete. Um diese wertvolloi Quellen vollständiger
aufinisdifiessen und neuen Stoff für seine Forschungen zu suchen, begab
er sich schon im Jahre 1827 auf eine Studienreise, auf der er bis zum
Jahre verblieb. Er verweilte besonders lange in Venedig, wo such seine
im Jahre 1831 erschienene Schrift über „l>it Verschwörung gegen
Venedig im Jahre i6i8" entstand.
Nach seiner Rückkehr wurde er im Jahre 183s XUm Mitgliede der
Berliner Akademie dt-r Wissenschaften und im Jahre 1835 zum
ordentlichen Professor der Geschichte ander I 'nivcrsit it rnnnnt. Als
solcher eröffnete er seine historischen Übungen und wurde der Begründer einer
historischen Schule» zu der die hervorragendsten Geschichtsforscher Deutsdi-
lands, wie, um nur zwei Namen zu nennen, Waitz und Sybel, gehörten.
Die Zeit vom Jahre 1832— 1848 kennzeichnet den Höhepunkt von Rankes
Wirksamkeit. Kr stand im regen Verkehre mit all den hervorragenden Ge-
Ichrteni die damals in Berlin wirkten, und empfieng \-on ihnen mancherlei An-
regungen. Der Philoso]. Ii Hegel mit seiner Theorie von der Ivntwicklung des
ab.soluten Geistes, Willielm v. Humboldt, dieser vielseitig gebildete Staatsmann
und Kunstkenner, die Rcehtsgelehrten und Politiker SaNigny und 1 ieldiorn,
der Philologe und Antiquar Böckh, der T inguistBopp und der Begründer der
historischen Geographie K. \-. Kitter, sie alle und nnrh manche andere ge-
hörten zu dem Kreise, in weichem wissenschaftliche Fragen dureliAVort und
Schrift im wechselseitigen Austausch gefördert wurden. Als Ranke sich in
seinem 47. Lebensjahre (183 s) verheiratete, wurde sein Haus ein Mittelpunkt
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reiciur Geselligkeit, der nidit bloss von Gelehrten, sondern auch von den
hervorragendsten Yertrcii ni <]i-<. Staates und des Adels besucht wurde. Dieser
Umstand begünstigte die l.ntuicklung einer aristokratisch-conservativen
Kichtunjx in der politi??chen Gesinnung Rankes, zu der die Grundlage in der
Art seiner Geschichtsforschung; gegeben war.
Seine eingehenden l'orsehungen in den Gesandtschaftsberichten und
Staatsschriften führten ihn unwillkürlich da/u, die Hauptaufgabe der Geschichte
in der Politik zu suchen, /u deren Verständnis ihm die Berichte und
Schriften der Diplomaten die nicht jedermann zugänglichen Schlüssel gaben.
Kr fühlte sieli so gewissermassen eingeweiht in alle Geheimnisse der Höfe und
Fürsten und in die verschlungenen Fäden der hohen Politik, l^araus erklärt
sich auch die besondere Vorliebe, die er für Gentz, den genialen Publieisten
Metternichscher Politik, hegte, mit dem er in Wien wiederholt \ crkf hrt hatte.
Als es daher galt, der liberalen Bewegung, die durch die Julirevolution wieder
in Fluss gekommen war, entgegenzuarbeiten, wurde in BerUn die historisch
politische Zeitschrift gegründet, an deren Wiege neben Savigny auch
Ranke stand. Damit trat Ranke oflfen gegen jene Männer auf den Plan,
welche in der Ausbildung der constitutionellen Verfassungen und in der Er-
weiterung der Rechte des Volkes den Fortschritt erbHckten. Die Haupt\er-
treter dieser Richtung waren R otteck, der mit Welcker die Zeitschrift „Der
Freisinnige" herausgab, und dessen Auszug der allgemeinen Weltgeschichte
gerade damals (i 830 — 183+) den Kampf ge^^en riericalismus und Absolutismus
in weite Kreise trug, und Frdr. Christoph Schlosser, der als Professor
an der Heidelberger Universität in seinen historischen AVerken und der Zeit-
schrift „Archiv für Geschichte und Literatur" den Constitutionalismus vnfocht.
Auch insofern trat ein Gegensatz zwischen Ranke und Schlosser zu Tage,
.il'^ dieser in seinen Geschichtswerken neben der Politik derC'ultur undspeciell
der Literatur seine Au£aicrksamkcit zuwandte und damit auch die Zustände
der breiteren Volksmassen würdigte» die bei Ranke gerin i^e Beachtung fanden.
Rankes politische rbcnseugung war gc^viss auch nicht ohne Einfluas auf
seine Geschichtsschreibung. So ist es erklärlich, dass sein nächstes Werk,
welches „die römischen Päpste, ihre Kirche und ihren Staat im
16. und 17. Jahrhundert" in 3 Bänden (1834 — 1838) behandelte, durch
seine Objectintät bei vielen T i lehrten mehr Befremden als iVnerkennung er-
regte. Seit Luthers masslosen Angriffen gegen das Papstthum und die Päpste
erschien es in den Kreisen der protestantischen Gelehrten fastselbst\'erständlicli,
dass diese Institution und ihre Vertreter nur in den dunkelsten Farben zu
zeichnen seien. Auch der LiberaUsmus stellte sich in fieinem Kampfe gegen
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den Ultramontanismus fisindlich dem PafMttfaum gegenüber und suchte nur
dessen Schattenseiten hcrvonnikehren. Umso schärier trat Kankos UofMittt*
lichkeit zu l agt-, der namentlich durch Mine eindringenden Ftmchangen In
den italienischen Archiven in den Stand gesetxt wurde, viele t r adi ti on eUr
DberUeferungen und Yonirtfadlc gegen die Päpste su beseligen und die
hohe staatsmannisdie Begabung viel» von ihnen ansnmricennen. Gegenüber
den menschlichen Schwachen, die Ranke auf das richtige Mass suriickfihrte,
traten in seinem Werke die Verdienste der Päpste um Kirche und Staat» ihr
Kinfluss auf die Geschicke aller europäisdien Staaten und ihie FAqga der
Kunst und 'Wu8en5chai^t so deutlich in den Voideigrundi dass man mit
Staunen innc ward, ein Protestant habe solch eine den bishei%eo DarsteUungen
vielfach diametral entgegengesetzte Schilderung der P^ste im Zeitaber der
Reformation geschrieben. Dass die aristokratisch -conservative Ridktung
Rankes ihn besonders dazu befähigte, auch den katholischen Päpsten gerecht
zu werden, li^ wohl nahe zu vermuthen. Ich bin geneigt, dieses Wak ak das
bedeutendste unseres Historikers hervorzuheben und xwar nicfat aDein weg^
der Objectivität des Urtheils, sondern ganz besonders v/tgsa der vocxfigliidien
Zeichnung der einzelnen Pasonlichkeiten, die uns überall mit plastischer Deut*
lichkeit vor Augen treten, und wegen des meisterhaften Stiles, zu dem Ranke
seine Schreibweise in stetigem Fortschritte geläutert hatte. Gewdlmlich wird
das nunmehr folgende Weric: „Deutsche Geschichte im Zeitalter der
Reformation", das im Jahre 1839— 1847 in 6 Banden erschien, als sein
Meisterwerk bezddmet Es ist dies allerdings insofern, als die frfihenen Werke
mehr oder weniger Vorstudien zu dieser Arbeit waren, und als die S) mpatlue
des Theologen Ranke seit jeher dem gewaltigen deutschen Reformator zu-
gewandt vrar. Deshalb charakterisiert dieses Werk eine Wärme der Dar*
.Stellung, die in solchem Hasse keuiem andern Werice Rinkes ümewohnt
Auch insofern ist dieses Weric bemeritenswert, als darin das NationalgeCuhl
Rankes zuerst deutlich zum Ausdrucke kommt - In seinen bislierigen Werken
erschiene alle Nationen als ^eidiberechtigte Factoren in der CuUuraibeit der
Menschheit Er sah seine Att%abe darin, jeder geredil zu werden, ja es
gewann iast den ^Vnscfaein, als ob er mitbesonderar Vorüdiebeiden Italienem
verwdhe. Bui der Darstdlung Luthers und seiner Zeit kommt aber sdne Be-
geisterung für das deutsche Vdk, das eben der treibende Factor in der n^or-
matorischen Bewegung gewesen, zum Durchbrach. In dieser Beädmng
konnte sich Ranke der Strömung nicht entziehen^ welche damals in Prebssen
und spcciell in Berlin herrschte, und welche andererseits durch ihn wesent-
liche Forderung erhielt Es ist bekannt dass in den letzten Jahren Friedrich
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Willu-hius III. die jH'liti-.« hr Kc aclion ihr I laupl erhob, und dass sie sich
glcichzi'itiK mit ciui r kirchlit h< n Kcaction verquaku-. Dir Wiederherstclluiig
des ortlK»dt>xi n J.uiherLhums und des unbeschränkten Königlliunis von Gottes
Gnaden waren di«.- /ieU«, die Friidrich Wilhelm III. verfolglc Dodi wirkte
hei ihm noch die nalioiiaic BogeisU rung nach, die ihn zur Zi ii Urr Rt-trciuni^s-
kriege bese<-lt hatte Deshalb wandte sich seine besondere Neigung J uihcr
und der Reformation zu, in welcher die Verbindung des nationalen Momenten
iiiii ilt in reactinniir kirchlichen und politischen seinen eigenen Anschauungen
am nu i^U n zusagte. Rankes ^\'erk kam dii seui in ik rliii lu rr>i lienden Zeit-
geiste entgegen, aber das stärken- Hervortreten der nationalen Ilegcisirrung
dürfte wolil auf den l-ünfluss di-r brriihmten (lermanisten Gebrüder »Irimm
zuruck/.utuhrcn sein, ut-lchc seit 1841 in Berlin ihre Thätigkeit entfalteten.
Dass Rankes Werke sich insbesondere des Beifalls der nvassgcbcndcn
liöclisien Kreise (namentlich dürfte man an den ( uliu^minister Kichhtirn
drnkrn) erfreute, zrigt seine l>nennung zum Historionraphen des
prt- ussischcn Staates, die unter Friedrich W'ilhilm 1\ . im Jaiire 1841
erfolgte.
Dieficr Umstand war wohl massgebend, dass er der preussischen (le-
schichte seine Studien zuwandte, als deren Frucht in den lahrv u 1847 und
seine ,,Xeun Bücher preussischer Geschichte" in 3 Bänden er-
schienen, (legenüber den früheren Werken unseres Gelehrten zeigt dieses
nii ht mehr jene Frische und W^ärme und jenes scharfe Hervortreten der
einzelnen Individuen, das seine früheren W'erke .so anziehend macht. Fs
mag dies darin seinen iiruud liaben, dass ihn nicht innerer Drang zu dieser
Arbeit trieb.
In diese Zeit fiel die Bewcguns; des Jaiires 1848, welche einen .Sieg
des Constituiionali>niu-s herbeiführti-. Dadurch gewann die von Rauke be-
kämpfte .Sc;hule Rotlecks und Schlossers in den gebildeten Kreisen die ( iber-
hand. \'or allem hatte Rottecks radi( ale Rii.htung und seine gei^ueiLli
geschriebene Weltgeschichte in dem gebildeten Rürgerihume die Ideen des
J.tberalismus verbreitet und ihr Theil zu der 48er Revolution beigetragen.
Mit dem Siege der volk^ihümlK iien iiaiu malen Bewcgurig war das Ansehen
Rankes ersehüiieri. !•> schied aus der Reihe di r politischen Persönlich-
keiten, und sein ^\'irken bi-schränkle sieh auf seinen ak.id« iniseiien Beruf
und auf den Bereit h der historis» heu Wissenschaft. I'ls zeigt sich dies deut-
lich durin, dass er wieder zu jenem Gebiete der (ieschichte zurückkehrte,
auf dem er seine l'"«)r>ehun^en iTothiei lialie. Sein I.ieblingsj<«'danke, die
Einheit der gcruiaitLscht^n und romanisihen (Jultureatwicklung dar/.uU'geu»
Üigiiizeo by LiüOgle
90
GessQm die französische Geschichte namentlich im i6.und i7.Jahr-
hundert schreiben, die in den Jahren i852~iS6i in 5 BSnden erschien.
Der innige Zusammenhang, in welchem diese Gesdiichte mit der engBschen
steht, führte ihn xnr Ver&ssong der englischen Geschichte im x6. nnd
17. Jahrhundert, die er inneihalb der Jalne i859 und 1867 in 6 Bänden
herausgab. In diesen Werken zeigt sich deutlich eine neue Geistesrichtung
unseres Geschichtsforsdien.
Entsprechend der Ruhe und Leidenschaftslosigkeit des Alters seidmen
«ch diese Werke durch eine Kühle der DaisteUang und Nuchtemfadt des
l'rtheils aus, welche man wohl mit Grund als strenge Objecttvität besdchnet
Audi ist an SteDe des liebevollen Verweilens beim Einzelnen, des Sdmelgeiis
in der FuUe der individuellen Kräfte, die Voiliebe für das ideale, abstracle
Moment in der geischfchdidien Rntwiddung der M«ischhdt getfcten. Sein
Streben ist nidit so sdtr damuf geriditet, zu melden, wie etwas geschehen
ist, was er früher als seine Hauptaufgabe betrachtete, smidem entsprechend
d«r reichen Erfahrung und dem durdi sie erzeugten wetteren Kicke des
Alters, sucht er den Zusammenhang der Ereignisse zu verfolgen und in der
Weltgcschidite die ideale ESnheit des Menschengeschlechtes darzulegen.
Denselben Charakter tragen die folgenden Werke des Meistefs, welche
seine deutsche Reformationsgeschichte fortfuhren. So behandelte er t868
die deutsche Geschichte vom Religionsfrieden bis zum 30jährigen
Krieg; 1871 den Ursprung des 7jfihrigen Krieges, dem 1875 ein
Werk: „Zur Geschichte von Osterreich und Preussen zwischen 174S
und 1763" ergänzend an die Seite tritt MitlFViedridi dem Grossen befiisst
sich das in zwei Bänden erschienene Werk „Die deutschen Mächte
und der Fürstenbund". Zur Zcfit der Franzosenkriege liefern sein „Ur-
sprung der Revolutionskriege 1791 — 9z (1875) und Denkwürdig-
keiten des Staatskanzlers Hardenberg (5 Bände 1876—77) wertvolle
ßdträge. ADe diese Werke kennzdchnet ausser der oben erwähnten auf das
Allgemein-Abstiacte gerichteten Tendenz eine meisterhafte DarsteUu^iL, aus,
so dass Ranke den besten deutschen Prosatsten zuzuzählen ist Auch fehlt
es nicht gel^ntlich an sorgfältig und anschaulich gezeichneten Gemälden
einzelner Persönlichkeiten, wie z. B. in den Arbeiten über Don Carlos
und Wallenstem, Friedlich 11. und Friedrich WBhehn IV., in denen adi
wieder der die oiS&ädtaia Beridite der Zeit mit genialem Oick und poetischer
Gestaltungskraft verwertende Geist Rankes Venrath.
Im 76. Lebensjahre 1871 wurde Kanke seiner Lehrthätigkeit enthoben,
in welcher er so erfolgreich gewirkt hatte. Seine Schüler wissen von dem
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mächtigen Einfluss zu erzählen, den er auf sie übte. Er hieng mit Liebe an
seiner Familie, aber er liannte nocli eine andere P'amilie, die ;iUer war als
seine Kinder und die ihm gleichfalls nahe stand, das waren seine Schiller
und deren Schüler, Einer derselben .schildert ihn als klein und beweglich;
sein Haujit war früher mit dunklem Lockenhaar geschniüi kt . sein Vortrag
bald stuckend, nach dem richtigen Ausdrucke ringend, bald wieder über-
sprudelnd. Der Inhalt war immer geistreich, er ermüdete nicht durch zu
grosses Specialisieren und drang doch zu den Quellen vor. Die I'^omi war
jederzeit anschaulich und zeugte von der lebhalteii Phantasie des Meisters.
Die seltene c^eistige Frische, die sich Ranke auch im späten Greiscnalter
bewahrte, beweist der Umstand, dass er als 8 5 jähriger (ireis daran gicng,
ein ihm .seit seiner Jugend vorschwebcmlrs Ideal zu verwirklichen. In
einem seiner Briefe ans den Anfängen .seiner schriftstellerischen Thätigkeit
finden wir den Ausruf: „Die Entdec kung der unbekannten WeUursi hichti-
wäre mein luH h.sto (ilück." Als Greis scheint er dieses (rlück geluiulen zu
haben und begann ein Werk zu s( haflfen, das leider unvollendet blieb, w» il
der Lod ihm als 9ijährigeu Tireis (13. Mni 1886) den (mffel aus der flaiul
genommen hatte. Es ist seine „Weltgeschichte". Was von dn\scm
\\ Crke zustande kam, beweist uns die Genialität und Universalität seines
Schopfers, Den leitenden Gedanken gibt er uns selbst bekannt. L'r ,, sucht
die innere Rcweguug der Weltgeschichte zu begreifen, d. h. den dang
der grossen Begebenheiten, der die Völker verbündet und beherrscht,
nachzuweisen, die in den Nationen erscheinende (1 (-schichte der Mensch-
heit, jenes historische Leben zu verfolgen, welche^ sieh fortsc hreiteiul von
einer Nation zur andern, von einem Völkerkreis zum aiuKrn bewogt.
Darum kommen für die I niversalhistorie die Nationen in keinem anderen
Zusammenhange in Betracht', als inwiefern .sie, die eine auf die andere
wirkend nacheinander erscheinen und miteinander eine lebendige Gesamnit-
heit ausmachen." Diesen Gedanken wu.sste Ranke auch mit gro.ssem Geschick
durchzuführen. Sein Auge beherrscht den Fluss der Ereignisse und findet
meist mit dem richtigen Si harfbüi k (licjrnigcn Momente heraus, welche
das liand zur Verknüpfung früherer und .späterer Gulturentwicklung liefern.
Didier die schönen Parallelen und Analogien, die sich in diesem Werke vor-
finden, das Hinweggehen über rnbedeutendes, das IIer\orheben di-r Wende-
punkte in der geschichtlichen Eimvi( klung, das liebevolle \'envcilen bei den
typischen oder epochalen Personen und Begebenheiten, bei welcher Gelegen-
heit das früher envähnle 1 aU nt Rankes /u anscliaulu licr Gharakteristik
deutlich wieder hervortritt. Dazu gesellt sich ehic meisterhafte Sprache und
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eine an das Epos erinnernde i^äliigkeii, den Stoff zu gestalten und zu
ordnen.
Wenn wir bewundernd vor diesem Meisterwerke stehen, so mischt sieh
doch in unsere Bewundcruni? der Gedanke, dass dies eine ReHquie ver-
>fangener Geschichts-Wissenschali ist. Ranke hat insbesondere die Fürsten
und ihre l lugcbung nieistcTiiali ^fezriclinct, rr bewegt sich somit auf den
Hölien der Menschheit, lieutzuiage begnügt sich die l orschung nicht damit,
(las Leben und Wirken der obersten Zehntausend zu ergründen, sie fasst audi
die breiten Massen des Volkes ins Auge, die ja aucli ihatig am ^\'ebestuhle
(Ur /cit arbeiteten, deren lliun und Leiden nicht weniger bc.-.uuuaend aut"
den (taug der geschichtlichen Kniwicklung eingewirkt hat Deshalb fordern
wir \<)n der modernen Geschichtsschreibung, dass sie das gcsellschaftUche
und wirtschaftliche Leben de^ Volkes erforsche und schildere. Diese Seite
der ("ultur fehlt in Rankes Werken und findet auch in se iner Weltgeschii hte
nicht die erforderliche HeriicksiLlitigimg. Darum sagte ieh, dass uns sein
letztes Meisterwerk gewissemiassen als Abschluss einer Periode ehruürdig
erscheint, dass wir aber zugleirh daran erkennen, dass eine neue Periode der
Kntwicklung angebrochen sei. l )essenurii,HMchtet bleibt Kankc als scharf-
sinniger l urscher, als vorzuglicher Stilist uutl als genialer Geschichtsschreiber,
der die Thatsachcn mit seiner aust hauenden Phantasie zu erfassen, zu er-
gangen und mit poetischer Kraft vor unser .\uge zu zaubern versteht, eiji
Muster für jeden ( lesi hichtsschreiber. I'!r ist es auch durch den unermüdlichen
Fleiss, mit dem er bis in sein Qostcs Jahr arbeitete, iur jedermann, der im
Dienste der ^\'issenschaft und ihrer Lehre steht. Darum schliessen wir seine
Betrachtung passend mit der Devise seines Wappens: „Labor ipse voluptiis",
„Die Arbeit selbst ist ein Vergnügen.'*
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VII.
über die Verwendung lebender Thiere im
Unterricht.
Vortrag, gthalten «m n. October 189$ voii P. Zemuu
n. XU« WlTbolloMn.
Je weiter wir die Stufenleiter der Lebensformen hinabsteigen, desto
öfter begegnen wir dem Leben im Wasser. Ist es doch die Wiege des
Lebens auf unserer Mutter Erde. Von den Weichthiercn, die im System
die nächste Stufe nach den Wirbdthieren einnehmen, sind zwei Classcn nyr
wasserlebende I-Ornien, und in der dritten ( lasse der grössere Theil. Selbst
die landlebigen Schncokenarten müssen den Tag meiden, oder können nnr
bei R^enwetter ihre feuchten Schtuphrinkel verlassen.
Die höchststehenden W. ichthiere, die Kopffüsscr, sind Meeres-
bewohoer, so die Tintenfische und Kraken. Leider mad sie in kleinen Aqua-
rien nicht zu erhalten, und wir müssen darauf verzichten, sie der Jugctul
lebend vorzufuhren. Seit das herrliche Wiener Aquarinm trocken gelegt
worden ist, stnd wir auf wandernde Aquarien angewiesen (welche liie und da
auftreten), wenn wir diese hochinteressanten Thiere sehen wollen.
Die Hasse der Schnecken aber ist dafür reichlich bei uns vertreten.
Die Weinbergschnecke und die grossen Nacktschnecken lassen aach sozu-
sagen an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig. Weit angenduner aber
sind die Wasserschnecken 7.11 behandeln und vorzuweisen. In 2wisrhen den
Fenstern stehenden Gläsern können die drei grossen Formen beobachtet
werden. Schlamm- und TelU rsc hnecke kommen an die Oberfläche, um zu
adnnen, sie kleben ihre durchsichtigen Kicrschnürc an das Glas, uodurch
man die Ent%vicklung der Jungen bequem beobachten kann, während die
lebendiggebarende Sumpfschnecke durch den Deckel, womit sie die Mündung
des Hauses verschliessen kann, und durch die Kicmcnathmung sich aus-
icichnet* AUo drei Arten sieht man gelegentlich den Algenwuchs der Glas«
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wand abweiden, wobei man die Thätigkeit der Sc hnci km/unuc (m'\t freiem
Auge!) kennen lernt Sie sind in jedem Tümpel der I nigegend sanimt den
AVasserpflanzen zu haben, welche Sie in den (rläsern sehen, l'nd ich er-
laube mir gleich eingangs zu erwähnen, dass zum Fange und Irau^port
aller der Thiere bis zum Infusorium herab nicht eiwa umsiändliche oder
kostspielige \'eranstaltungen erforderlii:h sind. Ein kleines \t i/,chen, das
man an den Spazierslock bindet, ein Papiersäekchen doppehvarulig aus Per-
gamentpapier und einige Schachtelchen, vinnierklich in den Taschen unter-
zubringen, das ist alles. .Schnecken und Musrh<'ln hallen K icht einen halben
Tag ohne Wasser aus, Insecleii beliebig lange, und das Kleingethier, welches
mit den Pflanzen herausgeschöpli wird, hai mit der den letzteren anhatieiiden
Feuchtigkeit in der L'mhüUung ebenfalls genug, bis man zu Hause eintritTt,
Im alten Donaubett hausen auch grosse 1 eichmuscheln, meist nnt
di-r fusslosen der Miesmusehel ähnlichen Dreyssiiia beset/t, welche test-
g( speinnen die ersteren beinu/.eii, indem sii' sii:h \on ihnen je nach dem
Wasserstande weiter herauf oder in die 1 iefe tragen lassen, .^ie bedürfen
handbreit Sand ins Wasser, worauf sie sich so einfühlen, dass nur di-r
hintere Iheil des Körpers mit den darautsitzenden iJreyssenen freibleibt.
Man sieht die Strömung, welche sie unierhalten, und die öfYnungeu und
kann sie auch mit sehr kleinen I leiscluheilchen füttern, die nuin zu ihnen
unlersuiken lässt. I'ngeeignetes sIoi-m h sie mit grosser Kraft wieder aus.
Von ilen Insectcn sind die höchsisichendei^ die 1 1 .tut flügler. Ameisen
braucht man nicht heimzutragen. Sic kriechen im Si.niiuer aii^ «h n Puppen,
die man als ausgezeichnetes l'utter für vielerlei I hierc brauchen kann. W » gen
ihrer DiHunchkeit empiiehlt sich besonders die Ilorni-st zur Betrachtung.
Das Spiel der Fühler und Mundwerkzeuge sieht miui aber mir m der lebenden.
Sie sind wohl lücht so bösartig, als man meint. Wenigst» ns habe ich ein-
mal als lo- bis izjähriL'er Knabe mit meinem Bruder zusammen an einem
heissen Smnniei uige nn i'rater ein grosses Hornissennest nnt dein 1 .lachen -
messer ausgegraben und dem Hoden eiitiiomnien , wobei mir Dutzende übi r
die Hände liefen, und, von einem gan/.en Schwärm verfolgt, gelassen heim-
getragen, ohne dass einer von uns auch nur einen Stich erhalten hätte. l)as
war übrigens mehr < ilück als \'erständnis der Sachlage. Mit den 1 hin-
derten von Lar\'en und Puppen that sich ein Mauhvurf gütUdi« dea ich dann
vii^der laufen liess, als der Vorrath aufgezehrt war.
Selbstverständlich eignen sich die Käfer ganz besonders zur X'orhihmng.
und es dürfte wohl kein Sommer verg«'hen, ohne dass man die gewaltigen
lüj;äch-, Mai-, Isashom- und andere Kater lebend zeigen kann. Vom Mehl-
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. .. j
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käfor haben wir die versclnedeiicn Vcnvandlimf^sstvilLii zur Hand. Am
besten eignen sich aber wieder die Wasscrkäft r. Sie merken die ( n laiii;» n-
schaft weit weniger, man .sieht sie in Ruhe von oben und unten, ohm- sie
belästigen r.u müssen, in Bewegung, beim Fressen, sie konnncn an die Ober-
fläche, um zu athnien. Sie sind diejenigen, an denen die Kinder das Athmcn
auch als Bcdürfniü der Insecten kennen lernen, und wie es geschieliL An
ihnen, wie an den Wasserschnecken sehen sie, dass nicht der Mund die
Hauptsache hiefür ist, indem auch durch andere (jtinungen geatlmiet werden
kann, l'nd wie zweckmässig sie angebracht sind! Am dankbarsten ist der
räuberische Gelbrand. Ein Stückchen Fleisch, an ein Hölzchen gespiesst,
packt er sogleich, wenn seine Fühler damit in Berührung gekommen sind.
Kr wittert also damit!
Was alles in dem winzigigen Inseclcnhirne Platz findet, davon hier ein
Beispiel, und zwar nicht von der Biene: .\n einem schönen Frülihngsvor-
mittage sah ich im Halterthal einen frischen Baumstrunk, der in der Mitte
<ler ziemlich ebenen Schnittfläche einen nässenden Fleck hatte. Bei dem
siussen eine »Vnzahl Rosenkäfer und leckten gierig, lüner aber pulTie und
drängte den nächsten trotz geleisteten Widerstandes nach und nach bis über
den Rand der Fläche. Hernach kehrte er eilends um und — that dasselbe
mit dem zweiten, während der erste wieder zurückkehrte. Nachher gicng
er den dritten an, während der zweite wieder taktfest anmarschierte, l'nd
so fort, wobei der Neidische gar nicht zum Fressen karn, w ährend die anderen
bis auf einen flei.ssig lutschten. Ob er endUch doch £ur besseren LÄnsicht
gekommen ist.^ Ich konnte es nicht abwarten.
Schmetterlinge ( rzieht man wenigstens aus den Kiuipen, den Seiden-
spinner vom ICi an.
Der Ameisenlöwe, der sich zu einem schönen Netzflügler entwickelt,
ist in einer mit Sand gefüllten (offenen) Schachtel leicht mit Fliegen und
Ameisen aufzufüttern, bis er sein kugelrundes Puppengehäuse anfertigt,
Die räuberischen Jungfern entwickeln sich aus gefrässigen Farven und
Puppen, die man wieder im Wasser antrifft. Sie können durch rückwärts
ausgestossene Athemwasserstrahlen ähnUch einem Keactionsdampfec davon-
BChi essen.
Auch die Köcherfliegen- Larven mit ihren zierlich aus Blattstückclien,
Sandkömchen oder Schneckenhäuschen angefertigten köcherähnlichen Schutz-
hüllen gefallen sehr, (irillen und Heuschrecken sind leicht zu halten. Be-
sonders wichtig ist aber der Vergleich der Maulwurfsgrille mit dem Vlaul-
vnuL Wie sie entsprechend der gleichen Lebensweise uniformiert sindl
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w'^ogar rückwärts laufen kann sie wie der Maulwurf. In dm W' in^M i^cndfn.
schon auf dem Kahlenbcrixe. erbeutet man auch die seltsatne 1' anghou-
sch recke und die staithchc Singcicade» südliche Fürmeiii die liier ihre Ver-
breitungsgrenze erreichen.
Der Wasserst Mi>i('n ist eine Wanze und empfiehlt sich wirdrr
nebst der rückenschwimmendeu Kuderwanze u. a. ab Wasserbewohner gaiu
besonders.
Der t^enicinste Tausendfuss ist die Schnurassel, die man wenitrstens
kru clicü srh ri muss. Dass man Spinnen in <Tläscm halten kann, ist be-
kannt. Auch von ihnen hat sich eine dem Wasser anvertraut. Die Wasser-
spinne, die man im Sommer häutig bemerkt, baut ein silberschinnnerndes
l.uftschlüss unter Wasser, worin sie haust. Unser Bücherscorpion , der
sehr possierhch im Gläschen herumkrebst, ist mit l'löhen und Wanzen zu
füttern, wodurch gleich die Jugend für den \*erk;nuUen gewonnen wird, der
sonst oft wegen seiner Ähnlichkeit mit der Bettwanze ,, mitgefangen , mitu'e-
hangcn" wird. Den grossen eigentlichen europäischen Scor[>i<^>n crhieh
ich einmal lebend, ein dunkelbraunes Männchen, das auf dem Schilleq)latz
in \\ ien gefangen wurde. Leider hatte man ihn in ein Schnapsgläschen
gethan, in dem noch eine Xeige gewesen sein mochte. !-> war duselig und
starb nach mehrtägigem Zittern. WahrscbeinUch war er in einem Obstkorbe
nach Wien gelangt
Krebse sind in reicher Auswahl vorhanden und können vom Kluss-
krebs angefangen leicht erhalten und gezeigt werden. Da sind noch der
gemeine l l vh krebs, Keliir- und W'asserasseln, die Wasserflöhe, \fuschel-
krebschcn und Kyklopen. In dem der Sofienbrücke zunächst befnulliclicn
(rraben im Prater trifft m;>n bemahe alljährlich den hochinteressanten Kiefi-r-
fuss, einen mit flen Schsvan/.anliängen bis 7 cm langen Kiemenfüsser, der
mit den stammverwandten allehrwürdigen I rilobiteii gross»- Ähnlichkeit hat.
Übrigens habe ich imr immer Weibchen getrotlen, die nach einigen Wochen
schon ihre selir kleinen hochrothen Eierchen ablegen, sich also durch viele
Generationen parihenogenetisch fortpflanzen. Das Spiel ihrer Kicmenfüsso
und ihre rastlose Munterkeit lohnen reichlich die kleine Mühe des Ifeiin-
tragens und Fülterns (mit etwas geschabtem i- leisch). Auch die Häutung, die
einen vollkommenen Abgiiss ergibt, beobachtet man regelmässig. Vor den
Schülern, welche gleich danach fragen, ist die Bezugsquelle geheimzuhalten.
Sie fangen im Jagdeifer so viele der annen Thiere in ein <ilas zusammen,
dass die meisten auf dem Wege verenden, und fuhren also bald die Aus*
ruUuug dcnielben herbei.
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Die Classu der Würnier repräsentiert uns der Regenwurm, der linge-
sucht iitt Biiimentopf auftritt: fcnier der Blutegel, das Kssigälchen und
ein Fadenwunn, der Gordius. Den Bandwurm lebend zu zeigen, ist nicht
nothwendig; aber finniges Fleisch, das num ans dem Schlachthause eifaält,
sollte jedermann kennen.
Vom Stamme der Radialen gehen uns zwar die Stachelhäuter, die
Quallen und ActinieB nicht sdir nahe. Aber die Korallen desto mehr. Sie
kommen in der Geographie zur Sprache, sie treten in den Gesteinen als Zeugen
einstiger Meere auf, und sie liefern den bekannten Schmuck. Aber das sind
durchwegs Meeresbewohner. Wenn wir nur von diesen einen Vertreter im
Susswasser hatten I Und wir haben ihn: Wir lassen die mitgebrachten
Wasserpflanzen in einigen Gläsern sich entfalten. Alles erdenkliche Klein-
gethier steuert hinaus in das befreundete Nass, und nachdem eine verhältnis-
mässige Ruhe und Klärung eingetreten, bemerken wir etwa an der Wurzel
einer Wa.sserlinse, oder auch sonst irgendwo ein Bäurachen, eine kleine
Palme, deren Stamm etwa V2 cm lang ist. Gerade strebt ein Wasserfloh
zwischen den Wedeln hindurch. £in Kuck, er haflet ja an einem der
„Zweige"] Zuckend wird er von d^ anderen erfasst und schon ist er still ge-
worden und wird in den hohlen Stamm gestopft! Eine fleischfressende Pflanze?
Jetat löst sich der Fuss, wofür der Mund an&sst, dann wieder der Fuss, und
80 ein Kad schlagend, wenn auch langsam, sucht es ein schattiges Platschen
auf. Die grüne Farbe hat es von einem Pflanzchen, von Algenzellen, aber
die Gefrässigkeit und Beweglichkeit eines Raubthieres. l'brigens finden wir
noch häufiger die „grauen" Bäumchen, die noch lebhafter sind als die
grünen. Wir haben zwei Arten des Süsswasscrpolypen vor uns, die ein»
zigen \''erwimdten der Korallen auf dem Binnenlande. Wir können sie den
Kindern zeigen, sie sehen den radiären Typus im Gegensatz zum sjrmmetrischcn
oder bilateralen; sie sehen die Knospen entstehen und selbständig werden, und
ihr Begriff Thier hat eine wesentliche Erweiterung erfahren. Jetzt kann
ihre Phantasie auch EUlder und Präparate der anderen Formen beleben und
wird nicht zu fern gerathen von der Wirklichkeit.
Auch die Schwämme, die in dem Badeschwamm einen Vertreter der
Hornschwämmc zu uns senden, können wir in ihrem eigenartigen Stilleben
vorführen. An SdiiUstengeln sitzend bildet der Süsswasserschwamm grüne
gallertartige Klumpen, in der Form der Unterlage angepasst, und an getrock*
neten Exemplaren fühlt man, dass er ein Kieselnadelgerüst hat.
Auch vom Slamme der Urthiere können und müssen wir lebt iidc Ver^
tteier mr Anschanong bringen. Wenn wir die schon mit freiem Auge eu
JahiM d. WIM. pSd. Gm. sti«. 7
«
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erkeiinrndrn Formen, « twa einige (? lockcnthicrrheii odrr flen grünen, sprach-
rohrahnlichcn Stcntor aui das Gläschen des raschenmikroskopcs bringen,
tummeln sji h gewiUinlich noch einige kleinere I hierchen. wie Prorodon und
Pararnacium lebhaft in dem Tropfen herum. Das Inslrumentchen geht von
Hand zu Hand, von Aug zu Aug (Tageslicht!), das Vorzeigen macht also
keine besonderen Umstände, ('ud die Jugend hat wieder eine Lebensform
gesehen,' die kleinste und einfachste, hat Wabmehmungen gemacht, auf
denen wi-iter gebaut: werden kann.
Nachher spült man die winzigen Weslein wieder sorgfiiltii:^ m das (ilas.
Auch sie freuen sich des Daseins. Therhaupt sind alle Thi< n als fühlende
(rcschöpfe zu behandeln, sind in Schutz zu nehmen vor unverständigen Be-
lästigungen und dürten nie den Schülern allein überlassen werden. Was
nicht mehr gebraucht wird, lässt man da wieder frei, wo man es hergenommen
hat, bo dass in 8 bis 14 Tagen meistens die Haft überstanden sein dürfte.
Auch darf sich die Sammlung nicht aus diesen gewissennassen zu Freunden
gewordenen PHegliiigen ergänzen. Die St:hüler aber brauchen krirse
„Sammlung". Nur die Schule braucht sie. Sie sollen andere Objectc
sammeln.
Durch die schonende Behandlung der lebenden Objecte wird
die Jugend u:vh und nach zum Mitgefühl, zur Theilnahme gebracht und zur
.\chtung aller, auch der unscheinbarsten l\xistenziT>. In dem Rcichthum,
in der Mannigfaltigkeit der Formen, in der vollendeten Zweckmässigkeit der
Ausrüstung derselben bewimdem sie den Schöpfer, insbesondere aber in der
Art, wie er für alle sorgt. Wenn wir derart vorgehen, dann kann wohl
niemand den Vonvurf erheben, dass die Schule das Gemüth des Kindes
verrohe, wenigstims könnte man einen derartigen Vor\vuri nicht begründen.
Aber wer Leben kennen lernen soll, muss Leben zu sehen bekommen, nichi
bloss AJumienl
Debatte.
Die Debatte wird eingeleitet durch Herrn Aufreiter, welcher ausfuhrt, da>s der
\'ort!-ap des Ilerrn Zodcr in Hcug auf seine praktische Veiwiiklichung hich nach vier
Gesichtspunkten beurtheilen laäse. I. In Bezug auf die Heibciächaffung der lebenden
Thlerc, s. in Bezog auf die Aufirechduütung der Disctplin, 3. in Bezug auf die Er-
reidrang des Ldimdes und 4. betiglich der Venrendbafkeit der LdubAcher. '
Was den I. Punkt lihtdangt, so habe der Herr Vortragende gezeigt, dMS die
llerlicisch.iffiing tler lebenden Thiere möglich ci I>ie 1^ verlange jedoch grosse Opfer
'au Zeit und Geld. Der Lehrer fUr die Nalur^cscbichie wäre datier su enilasteo wad
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es wire deiBMlbett ein Ftwchak flUrLehnidttd mt Verfüguug zu «tdlen. ScbUer leien
mir nüt einer gcwiHen Vortidit tme Herbeiichafluig lebender Lelmnitlet heramniiehen.
9. Bezüglich der Disciplin sei zu bemerken, dass sich nacbtheilige Folgen nicht bemerkbar
machen können. Die Schiller werden naturgemäss lebhafter sein als in einem anderen
ünterrichtsgegenstande» das könne der Sache selbst aber nur zum Vortheile gereichen,
jedoch attase die Zeit vor und nach dem Unterrichte möglichst mit rerwendet werden,
WM eine iiene Mefaibdaatvag des Leiwen bedeute. 3. Was die EneicboBg des Lcbr*
Zieles anbelangt, so brauche sich der Lehrer Iceinen Befürchtungen hinzugeben, da da.s-
seil e- in sehr weiten Umrissen i^eh.ilten sei, indem für die erste ( lasse nar die Be-
sprechung von Individuen, für die zweite Classe von Familien und Ordnungen, für die
dritte Clnase Einordnung der Naturobjecte in ein natürliches System verlangt \\in\.
4. Mit RIteksidit auf das Ldubudi dOrften sidi maacbnal Unterschiede ergeben, welche
bei älteren Anflagen nin so grösser sein werden, nachdem diese den Lebensen>cheinnngen
in der Thierwelt nur wenig Beachtung sdicnkt-n. Der Unterschied würde aber durch
die Methode des Unterrichtes weitaus aufgewogen. Die \ i>riiiciic lagen darin, dass der
Lehrer naturgemäss den Gegenständen der Ucimat die grosste Beachtung schenken
wfad. Die' gemeinsamen Foadofte mOssen Ton selbst sn dner Gruppierung der Tfaiere
und Pflanzen nach Lebensgemeinschaften hinflfhren.
Mit Rücksicht auf diese Gesichtspunkte wäre es wün^-chenswcrt, dass die Anzahl
der N'aturgeschichtsstundcn im Sommerhalbjahre rieUeicht auf Kosten der Standen im
VYinteriialbjahre vennehrt würden.
Anschliessend hienui bemerkt Herr Sehamauek, dass die Naturgcgcnstiode nidit
losgerissen von der Natur in der Schale allein su betrachten seien, sondern In der
Umgebung selbst aufgesucht werden müssen, wenn dieser Unterricht die rechten Früchte
tragen soll; es müsse dem Natursjeschichtslehrer '/.c'\t /n Wanderungen in die freie Nalnr
eingeräumt werden und das nicht allein nur Mittwoch und Samstag nachmittags.
Herr Snxl bscrOast die Auifllimigen selDes Vonreduers mit Vergnügen; er ist der
Ansicht, das* der Naturgesdiic]its«UntmTicht nur dann recht anregend und gemllih-
liildend wirken könne, wenn die Naturgegenstände im Freien aufgesucht und in ihren
Lcbcnserscheinungen und wechselseitigen Beziehungen betrachtet werden können. Das
Lehrbuch sei dann von minderer Wichtigkeit fUr den Unterricht. Redner spricht schliess-
lich ebenfiüb den Wunsdi aus, dass der Lehrer der Nntuigcsehidile eadastet werden,
möge, indem ihm wenlgslena die Cuslodensiunden in die Lehrverpflidlung eingerechnet
werden.
über AufTordcning des Vorsitzenden stellt hierauf Herr Aufreiter den Aiurap;
CS mögen dem natnrgeschichtUchen Unterrichte im Sommerhalbjahre 3, im WintcrhaU)-
jahre 1 Stande si^ewieaea werden, wogegen dem Unterricht in der Naturlehrc im
Winterhalbjahre 3, Im Sonuueihalhiahre i Stunde tngewiesen werden könnten.
Nachdem noch Herr Kunzfcld darauf hingewiesen, da^s dieser Antrag in der
Praxis nicht so leicht <l<irchzuführen sein werde, da der Unterricht in der Natur-
geschichte und Naturlehrc nicht immer von derselben Lehrkraft crthcilt würden und
nachdem der Vorsitzende das abweichende Stundenausmass für Naturlehrc in der
dritten Oaase hi binneruiig gebracht, wurde der in diesem Sinne abgeliiderte Antrag
Ton der Versannnlnng ai^enonunen.
(Nach dem Stenogramme von AL Kunsfeld.)
7*
«
VIIL
Das Zeichnen nach der Natur.
Mit Rücklicht suf den in uiucicn Volksschulen, sowie an den Üikiung&aosultcD für
Lehrer and Lehrerinnen ertheilten Zdehenttnterridit.
Vofgetrageu am 25. April 1896 voa Alois Kunzteld.
Aufgefordert;» in diesem Kreise von Mitarbeitem an der growen Au%abe
der Menschen-Erziehung und Menschen-Bildung ein Wort über den Zdehen-
ttnterridit KU spredien, stehe ich heute zagenden Heizens vor Omen, verdute
Amtsgenoasen I Es ist sehr zu bedauern, dass hervorragende Kunstler und
au^gezddmeteFadilehrer selten das Wort in unseren Kreisen eigieilen; denn
wir erhalten nur ein sehr unvollkommenes Büd von den Ansdianungen
grosser Meister über den Zdchenunterridit oder über die Pflege dessdben in
der besseren Praxis, wenn wir auf das in der bezüglichen Literatur Nieder^
gelegte allein angewiesen siqd. Wohl war ich mehrere Jahre Ktementaridiier
und iube auch in allen anderen Qassea der Volksschule unterrichtet, bin
SchuUdter einer ein- und einer mehrdassigen Volksschule gewesen und habe
nun auch den Zeichenunterricht an einer Bfiigerschulc durch sdm Jahre er-
theilty so dass mir wohl ein Recht zustehen könnte, über diesen Gegenstand zu
sprechen, insbesondere, da ich demselben von Jugiend auf mit Liebe und Ver-
durung ergeben war. Trotzdem ist meme Bangigkeit eine ganz berechtigte,
denn ich bin mir der grossen Schwierigkdten wohl bewusst, auf die ich bd
der Entwicklung der mir Idtend scheinenden Grundsätze stossen werde, und
bitte daher um Ihre gutige Nacfasidit ,
Ich habe mir zur Aulgabe gestellt, Ihnen nachzuweisen, dass der
Zdchenunterridit nur dann seber hohen Att%abe geredit werden kanq,
wenn er das Zeidmen nach der Natur mehr berücksichtigt, als dies bisher
der Fall war. Idi weiss sdir wohl, dass die hier bettmte Sdte des Zddien*
Unterrichtes der „Pädagogischen Gesdlschaft" nicht neu ist; hat doch vor
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I
101
i6 fahren Herr Franz JüngcT über denselben Geiicustand «gesprochen. Die
Revision der Lehrphiiie it doch, weKhe heuer Gegenstand der Bezirkslehrt r-
Confcn-nzen sein wird, und die auch des Zeiclmi ns u;e(U*nkt, lässt die lie-
.s])rt rhuii^ des Gegenstandes von dieser Seite neuerdings als zeitgemäss
erscheinen.
Ehe wir jedorli über die Mittel nachdenken, wie das Schifflein des Zeichen-
unterrichtes richtig zu hinken wäre, müssen wir uns vcrge«jenwartigen, wohin
wir steuern. Das Ziel des Zeichenunterrichtes hat im Laufe der Knt-
n ickhing dieses Gegenstandes eine Vertiefung und eine Krweiterung erfahren.
l)vr I. ehrplan für flas Zeichnen an Volksschulen, vorgezeichnet durch das
k. k. Ministerium für < ultiis und Unterricht N'^tn 9. August 1873, knnizrichnet
das Unterrichtsziel bekanntlicli wie folgt: ,,Rrlahigung des Schülers zur n» htigcn
Auffassung geometrischer Formen, l'bung des Augenmasses und des Dar-
stellungsvermögcns, angewandt auf einfache Gegenstände, wie sie das Leben
bietet." — Der Zeichenunterricht soll unsere Kinder also zunächst
in die Frkenntnis des Raumes eintuhrcn; denn der Mangel an richtigen
räumlichen Vorstellungen zeigt sich nii ht nur bei Kindern, er zeigt sie h auch
bei Erwachsenen. Das Zeichnen muss eine Schule des Sehi'ns sein,
wie der Musikunterricht eine Schule des Gehörs, der 1 urnunterricht eine
.Schule der Reherrschung unserer Bewegungen, l^nser edelster Sinn, das
Gesicht, will auch am Fortschritte der Menschheit theiinehnu-n. Der Gesichts-
sinn leidet aber durch den wissenschaftlichen Unterricht nur Scliaden, entwickelt
wird derselbe fast nur durch das Zeichnen. — Ks ist geradezu staunenswert,
wie wenig gewandt Erwachsene, selbst solche, w'elche schon auf eine gewisse
Bildung Anspruch machen, im Sehen sind. Gestatten Sie mir nur ein Beispiel:
Die meisten heute haben Fliegen und Bienen sehr häufig gesehen, wie wenige
wissen aber, gefragt, augenblicklich zu antworten: Wie viele Füsse haben sie?
Wie viele Flügel hat die Biene, wie viele die Fliege? — Als ich im Jahre 1891
mit mehreren Wiener Rclsegenossen und einer grösseren Gesellschaft von
Engländern und Franzosen vor dem berühmten, aus einem Felsen gehauenen
Löwen in Luzem stand, waren wir alle voll Bewunderung, und ich erfahre
erst nachträglich durch den bekannten Geologen Dr. Albert Heim, dass der-
selbe I.öwe an jeder Vorderpfote eine Zehe zu wenig hat, und dass Knochen
und Muskeln falsch liegen. Hin Beispiel vonvielcti, dass wir nicht recht sehen
gelernt haben, dass unser Sehen ein einseitiges ist; denn wenn man uns einen
ApoU mit einer Adlernase, oder eine mediceische Venus mit nur 4 Fingern
daq^estdlt hätte, das würden wir gewiss bemerkt haben. Das richtige .Sehen
l^um aber nur durch einen wohlgeldtctcn Zetchenuntenicht angebahnt werden.
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und Hentschel sagt: „Iis ist gcwisa, dass iK sscn Augen, der nur eine Stunde
vernünftig zeichnet, mehr für die Können dt r Natur und Kunst geöffnet werden,
derselbe also mehr für seine AnffiBS8ung»kraft gewinnt, als wer zehn Stunden
bloss sieht"
Wer aber einmal richtige Vorstellungen gewonnen, wird sich gewiss auch
richtige Begriflfe bilden und richtige Urtheile und Schlüsse. Das ist der
nächste Schritt auf dem Wege zur Gesstesbildung des Schülers und durch
die Krkenntnis der Wahrheit 2ttr Charakterbildung.
Mit der l 'bung des Augenmasscs geht aber die des Darstellungsvennögens
Hand in Hand, wobei jedoch nicht übcrst-hrn werden darf, dass die Aus>
bildung der Handfertigkeit niemals Selbstzweck, sondern immer nur Mittel
2um Zwecke bleibe. „Das Ideal des Zeichenunterrichtes besteht darin," sagte
vor siebzehn Jahren an dieser Stelle Herr Hübner, „das> mit der Aneignung
der technischen Fertigkeit das Anschauen so geübt werde, dass der Schüler
endlich aus sich selbst heraus zeichnend gestalten Icnie."
Soll auf diese Weise das Zeichnen insbesondere der Pflege drr Wahrheit
in der Schule dienen, so soll es andrerseits durch Vermittlung der BeL,'riffe
der Prc^rtionalität und der Harmonie, d. i. der zweckmässigen Überein'
stimmnpg der äusseren Form mit der Bcstiinnuing des Gegenstandes, die
Erkenntnis der Gesetze der Schönheit aufschliessen, das stilistische
Gefühl wecken und pflegen und das \'crständnis für Kunst und Kunstgewerbe
vermitteln, — Man kann mir mit Recht einwenden, dass die Bildung des
ästhetischen Gefühles auch sehr wohl durch die häufige und verständige An-
schauung henorragender Kunsterzeugnisse herbeigeführt werden könne; der
grosste llieil der Gebildeten sei nur diisen Weg gegangen; aber man wird
nit ht leugnen können, dass diese Bildung eine viel innigere und eine viel
tiefere sei, wenn man diese schönen Formen durch Nachbildung zu seinem
gdstigen Eigenthum macht.
Es ist auch ferner in Betracht zu ziehen, dasS nur ein geringer Bruchiheil
unserer Schüler jenen (lassen der (Gesellschaft cntsprini,n, in ui lchen eine
gewisse Wohlhabenheit es gestattet, «ias heranreifende Kind mit Werken der
schönen Künsti- zu umgeben und so in ihm fast unbcwusst das (jefühl für
Schönheit zu wecken; dass aber der grössere Theil unserer Schüler angehe »rt
„jenen armen des« hlechtern, der kinderrei* hen, lebendigen Erde, die wandeh)
und weiden im dunklen Genüsse des augenblicklichen beschränkten Lebens,
gebeugt \oin Joche der Xothdurft." Diese sind mit ihrer ästhetischen
Schulung einzig allein auf den Schulunterricht angewiesen, dem sogar noch
die Aufgabe zufallen muss, gut zu madien, was eine reizlose Umgebung und
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die ^Erzeugnisse einer stil- und schmucklosen Industrie an den jungen, emptäng-
Uchcn Gemüthem gesündigt.
Wenn ich soeben du* Kntwicklung des Sinnes für Schönheit in Natur
und Ivunst als eine der HauptfordcninpLii lür dm ZeiehcimiiU rra ht lungcstellt
habe, belinde ich mich ganz in Uberrinslinunuug mit der vor drri/.elni Jahren
von Iferm SteiL;! aulgestelken und von der „Pädagogischen ( iesellseliaft" an-
geuommeiiea Lhese: .,Als oberstes Ziel des Zeichenunterric htes tU r \'oIks-
und Bürgerschule hat aui dessen sänimtlichen Stufen die Bildung des ästlieli-
schi n r,ctülik.-. und des Geschmackes angesehen zu werden.**
J )cr PraktikiT freilii h wird von den luer auf^'estelllen bii<hii Ihiupl-
bildungszielen des Zeichenunterrichtes — laniulirung in die l"lrkenntnis des
Kaunies (Sehenlernen) und 1 iitwicklunL; und Pflege- des Schönhcitsgefühles —
nicht sehr befriedigt sein, l 'r w ird aui de n praktisclien Franzosen hinweisen, der
dem Zeichenunterrii. hl riin' \< >rirefFliche PHege zUtheil werden lässt, denselben
aber inuner nur als Miiu-1 zum Zweck in l\Lu k,Nichi aut dessen Verwendung im
Leben, für die einzehien Rerufsnrim, als Grammatik des 1 landu i rkrrs";
und von seinem ."^tandpunkii* .ms hat t r recht. \\u ahcr glaulien, dass wir
in der Fr.strebung der beiden hier aufgestellten Hildungszielc eine sichere
(irundlage schatTen, auf welcher das beruf liclie Zeichne n, das dann in den
Fa<"hscluil> n m pflegt werdtm nu>ge, rasch tuul sicher weiterbaueu kann.
Man kann mir aber einwenden: diese Ziele des Zeichenunterriclucs sind
uns nichts Neues, wir haben dieselben ohnedies gekamit und haben ihnen
nachgestrebt, und doch ist der !■ reihandzcichenuntcrricht an unserer Volks-
schule, wenn nicht alle Zeiclu n trugen, an einem gi JalirH< In n Wendepunkte
angelangt, er ist vielleicht schon in das , .Zeichen de> Kn l).-,es" getreten.
Viele wollen freilich an einen Rückgang nicht recht glauben, sie haltet» dafür,
dass der Zeit henunterricht, <las Nesthäkchen unter den T.ehrgegenständen der
Volksschule, nur eine seiner Kinderkrankheiten bestehe. Ich glaube .iher, er
könnte in seinetn nun mehr aU luulund/.wanzigjährigen Dasein die Kinder-
schuhe schon ausgetri t n haben. Wenn der Zeichenunterricht wirklicli zurück-
geht, wenn die Anregung gcLreben worden ist, die dem Zeichnen zugewiesenen
.Stunden anderen Lehrgegeusianden uzuweisen, so sind die Ursachen nicht
allein in einem \''erkcnnen der Biidungsziele de.-» Zeichenunterrichtes, sondern
in der unpassenden Stoff ausw ah! und der damit verbundenen unzureichenden
Afethode, sowie — ich scheue mich incht es auszusprechen — in der un-
genügenden Vorbildung der Lehrer für den Zeichenunterricht zu suchen. —
Wa^ war ilas doch für ein her/lieber Junge, unser Zeichenunterricht, als er
»uch klein war! Wie fröhlich wuclis unti gedieh er! Wie bald wurde- er
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nicht ein Liebling allerl Gehätschelt und gi^egt von allen Seiten, gkmbte
man für seine Entvriddong des Gnten nidit su viel tfiun zu kiBiuinn.
In Norddentidiland berief man zu sdnem Endefaer den GeweHbeschnl-
director Dr. Stnhlmann in Hambuig, weldier den kleinen« ungebaidigen
Buncben einfieng und in ein Gefingnis von quadratizdien Zellen specrt^ aus
dem es ihm bis heute nicht gelungen ist, sich zu befireien. In Österreich
rief man Dr. ISHaidt zu Hilfe» welcher schon im Jahre 1 845 ein prächtiges
Gängdband, bestehend aus einem «Sehten Funktnetze, angefertigt hatten
Dieses wurde dem aUzu munteren Jungen über den Leib geworfen« und nun
fröhlidi vorwärtsl Aber es wollte nicht redit gehen. Die Seitem^rfinge,
die der kldne Bursche früher gemadit hatte, waren allerdings verhindert, er
konnte sich audi nicht mehr so leicht an einen Stein stosscn, ab&t seinGai^
wurde schleppend, er ermüdete und erschlafite, und man mnsste emsduft
für seine Gesundheit förchten. Wohl finden sich nun einige treue Freondc,
welche, die Gefahr erkennend, riethen, den Kleinen wieder frei zu lassen,
aber die Ängstlichen waren noch in der Jidehchett Sie riefen die Gevatterin
„Geometrie" zu Hilfe, wdche den Kldnen, nachdem er in einigen Jahren
das Gängelband des Ponktnetzes verlassen durfte, sogleich liebevdl in ihre
hageren /\rme nahm und so innig an ihr Herz presste, dass er kaum mehr
athmen konnte. Sie halt ihn noch umfangen, und ich fürchte sehr, sie wird
ihn erdrücken, wenn es uns nicht gelingt, ihn aus ihren Band^ zu befreien
und hinanszusenden in Gottes fireie Natur, wo in frisdter Luft und hellem
Somienschdn sein krankes Herz gesunden kann.
Doch genug des Büdesl
Vor nahezu 100 Jahren schrieb Pestalozzi im zehnten Bnete seines
Werkes „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt": „Der Gang der Natur m
der Entwicklung unseres Geschlechtes ist unwandelbar. — Es gibt un4 kann
nicht zwei gute Unterridrtsmethoden geben — es ist nur eine gute — und
diese ist diejenige, <Se vollkommen auf den ewigen Gesetzen der Natur be-
ruht; aber schledite gibt es unendlich viele, und die Schlechtheit einer jeden
derselben stdgt in dem Masse, als sie von den Gesetzen der Natur abweicht,
und mindert sich in dem (irade, als »e sich der Bef<^gung dieser Gesetze
nähert" — Dieser Aussprudi unseres Altmeisters der Pädagogik hat das mit
vielen Ausbrüchen grosser Männer gemein, dass seine Bestätigung erst
nachträglich durch die Wtssensdiafit «»bracht wurde« Die Naturwissen»
Schäften haben dargelhan, dass der Entwiddungagang eines jeden höher
•igantsierten Einzelwesens eine kurze, auf das Typische zurückgeführte
Wi(*deriiolung der Entwicklung der ganzen .\rt darsteUt, dass daher in,
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dem geistigen Wcrdeprocoss dos i^iiizelnen Menschen, der lüitwicklungs-
gang der Gcistescultur der Menschheit überhaupt sich wic-derspiigh*. —
Regierungsrath Director Camillo Sitte hat im Jahre 18^4 in ciiieui
überaus anziehendeji Vortrage über/.eugend nachgewiesen, dass die I vat-
wicklung des Sehenlemens bei den Kindern in derselben Weise erfolge,
wie das Sehenlernen bei allen alten \'ölkem stattgefunden habe. Und » s
hat in vollkommen gleicher Weise stattgefunden; die Bihauptung, dass
beispielsweise die (irierhen oder Perser von den Ägyptern zeichnen lernten,
ist falsch; ihre selbständige Entwicklung im /l iclnu n hat eben nur denselben
Weg l ingeschlagen. — Die Erkenntnis dieser Wahrheit weist nun gcbiet»'-
risch auf den W\^g hin, den wir beim ersten Zeichenunterricht zu gehen
haben.
Wenn das Kind die Schule betritt, hat es schon einen weiten Weg der
Entwicklung zurückgelegt. Durch di« offensti-henden Thore seiner Sinne
ist die Natur mit allen ihren Reizen eingiv.ogen und hat in seinem (leiste
einen tiefen, durch wiederholti- Anschauung gfkraftigten lundruck hervor-
gerufen und die J.usl zum Selbstgestalti ii ^ lir triili«- geweckt. Die Nach-
bildung der da-s Kind unigebi iid< n Diny> -< ^chieht zui-rst in der Eorm,
wie sie ihm erscheinen, naniÜLli räumlich (dreidimensional). Wir sehen die
Kleinen bei schönem Wetter aul >andhaufen als Bergleute und Müller, bei
schlechtem Wetti-r als Maurer und Bäcker; um bildsamen Stoff sind sie nie
verlegen. Der Strasscnkotli ist vortn fflich geeignet, Klösse inid Kuchen,
Kipfel und Stritzel zu fonnen; aus demselben Matcriulr werden auch grössere
Dinge, Kirclu n und Schulen i^ebaul, und ein besonders l'indiger macht auch
Pfarrer und Schulmeister aus demselben Stoffe, l'nti'r den kleinen kunst-
fertigen Händen verwandeln .sich auch die biegsamen hohlen Stengel des
J.öwenzahnes in Kinge und Ketten; Kuben, l\rdaplel und die verschiedenen
Obstsorten .sind bald in Hunde und Katzen, Kühe, Pferde und Minscht'n
venvandt'lt. l'nd welches Interesse bietet es, den Kleinen bei dieser .Vrbcii
zuzusehen! Wie cnist ist der enie, wie jauchzend vor I.ust der andiTC bei
der Arbeit! — Dieses bildsame l'ormen im Räume geht aber dem Nach-
bilden in einer ebenen I lache voran, dcim es gehört schon eim- Summe von
]• rfa)irun.;4 und geistige r Arbeit dazu, die natiirli« he I ormenwelt, welche drei-
dimensional ist, in die zwei Dimensionen der /.eicheiillaciie zu übertragen.
Häufig bildet <las .Vussch neiden einen l'bergang; haben die Kinder erst
einmal i rfahren, wie leicht es ist, Papier nnt der Schere zu bewältigen, so
ist das Auss( hneiden bald eine ihrer Ei(>blingsbeschäfiigungen. h h habe
einen vierjährigen Knaben gekannt, der nüt grösstcr Li ichligkeit Blumen
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und Früchtr, Hunde und Ilülnu-r aus Papier ausschnitt und zwar mit einer
Ähnlichkeit, dass jeder sogleich den ausgeschnittenen Gegenstand erkennen
konnte. Kin Jahr sj)ätcr sah ich denselben Knaben beim I'enster stehen
und eine draussen wartende Kutsciu" mit vorgespanntem Pferde ausschneiden.
Solche 'l alente sind freilich Ausnahmen, aber der Drang zur Nachahmung
ist bei allen vorhanden, und viele Kinder treten in die Schule ein, die ganz
leidlich Verschiedenes auf ihr Täfelchen malen können. Aber nur zu häufig
geschieht es nun, da-ss die Schüler das auf emi)irisch» ni Wege Gewonnene
beim i-,intntte in die Schule über Bord werfen müssen. ,,ja, ja," hört man
oft sagen, „in der >chule geht es aus einem andern Ton, da hört das Spielen
auf." Trefiend schildert dieses schon Pestalozzi in seinem oben ange-
hihrten unsterblichen Werke: „Unsere unpsvchologischen Schulen sind
wx'.sentlich nichts andere^. künstliche Krstickungsmaschinen von allen
Folgen der Kraft und l.rtahrung. die die Xatur selber bei ihnen zum Leben
bringt. Du weisst es, mein l-reund. — Man lässt die Kinder bis ins fünfte
Jahr im voUkoniniem^n Genusst^ der Natur, man lässt jeden i'.indruok der-
selben auf sie wirken; sie fühlen ihre Kraft; sie sind schon weit im sinn-
lichen Genüsse ihrer Zwanglosigkeit und aller ihrer Reize, und der freie
Naturgang, den der sinnliche, irlüekliche Wilde in seiner !• iitwicklung nimmt,
hat in ihnen schon seine bestinnnleste Richtung gi'nonunen. l'nd nachdem
sie also fiinf i^an/e Jahre die Seligkeil des sinnlichen Lebens genossen, macht
man auf eiunial die t^an/.i' Natur vor ihren Augen vt-rschwinden; stellt den
rei/.\ollen Gang ihn r /u aiii,'losi<j;ki it und ihrer Lreihcit tyrannisch still, wirft
sie wie Schafe in eine stinkende Stube; kettet sie Stunden, Tage, Wochen,
Monate und Jahre unerbittlich an da-< Atischauen elender, reizloser und ein-
förmiger Buchstaben und an einen mit ihrem vorige» Zustand zum Rasend-
♦
werden abstechenden (iang des ganzen Lebens."
Seit jener Zeit ist nun freilich schon vieles anders geworden, man hat
für alle l'nterrichtsfächer einen möglichst natürlichen Lehrgang aufgestellt;
aus dem mechanischi'U A, P>, C-T ernen hat sich die analytisch-synthi tische
Schri'iblese- und die Normal\W)rter-Methode entwickelt, welche sich mit dem
Ansi:hauungsunterriclite innig verbinden. Auch der Rechenunterricht ist in
nalürlic he Palmen gel>-nkt, nur im Zeichnen soll das Kind ein Heft erhalten,
über und über nüt blauen Punkten besäet, die es nach der Vorzeit hnung
oder nach Angabe di>s Lehrers zu Gebilden verbinden soll, die dem kindlichen
Geiste himmelweit entfernt liegen.
Ks ist grundfalsch zu glauben, sagt l-'eldegg, die Schüler müssten mit
den eiulachsten geometrische^i Formen beginnen; funkt, Linie, Kreis sind
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die grössten Abstracttonen, mit denen aafji^hört werden muss, sie müssen als
Ergebnis des Zeichenunterrichtes erlialten werden. Als Monge seine Me-
thode der anschaulichen Kaumlehn' begründete, da gieng er von derVoraus-
setjning ans, dass der Punkt als das I-Üement auch an dor Spitze seines
Systems stehen müsse. Er gicng dabei den We{( aller Erfindungen, in deren
Wesen es nämlich liegt, von da ausmlaufen, wo unsere grosse Meisterin
Natur uns /.\i\eUi stehen gelassen hat, und das ist in der RaumvofSteltung
der Punkt als U i/.tes Krkeuntnisprodiu t unsere« natürlichen Bildungsganges.—
Man hat den Weg, den Monge eingeschlagen, •auch bereits zu Gunsten einer
natürlichen Methode sowohl in der eb(Mion, als auch in der darstellenden
Geometrie verlassen, indem man in beidt u Fällen nur vom Körper ausgeht.
Umsowcniger haben wir Anlass, demselben im Freihandzeichnen folgen,
wir werden vielmehr aut h hier dl«- Methode der natnriicken Entwicklung an-
wenden, weil sie entschieden als die leichtere zu betrachten ist, und zwar
schon deshalb, da sie den Geist bloss zur Wiederholung eines einmal
schon vollzogenen Vorganges und nidit zu einem diesem entgegengesetzten
nöthigt.
Kein Lehrer, der ein Kind vom Eltemhausc empfangt, wird sogleich
mit trockenem Unterrichtsstoflfe über das ängstliche Kleine herfallen, er
wird sich viehnehr liebevoll niederbeugen zu demselben, sich in dessen
(ieist versenken, mit ihm wieder Kind werden und ihm nun ein treuer
Ftihn r sein auf geistigen Wanderungen durch die Schulstube, dii* Wolmun^^
des Kindes, durch HaUS und Hof, durch Dorf und Stadt, durch Feld
und I' lur. l'^nd alles, was da dem kindlichen Geiste auffällt, was das Ohr
erlauscht und das Auge sieht, wird er festhalten, als trrtTU( he Geistes«'
gymnastik ungezwungene Gesprädie daran knüpfen und im freundlichen
Dialoge mit den kleinen Mädchen und Knaben ihre mitgebrui htcn Re-
griffe sichten, ordnen und vennehren: Anschauungsunterricht liabeu
^vir das genannt. Wie leicht und natürlich lässt sich da gerade wie das
Wort, das wir zu Sprech-, Schreib- und Leseübungcü benützen auch
das Bild einfacher (iegenstände festhalten, und mit welcher Lust be-
thtnligen sich die Kleinen daran! Freilich werden die erstrebten Bilder an-
fangs nicht gleich nach Wunsch ausfällen, insbesondere, wenn sie dergleichen
Zeichnungen zu entwerfen noch nie Gelegenheit hatten. Aber nicht lange
dauert es, 80 sind die ersten Schwierigkeiten überwunden, und die Kleinen
bekunden zu Nachbildungen von einfachen Gegenständen, wie s'w der An-
a<iiaaU]lg|tunterricht bietet, eine <^^'Si hickte Hand, i.ernt nicht das Kind,
wemi aiidi mit vieler Mühe, die abstracten Buchstabenformen alle schön»
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und richtig bilden? Wiv \ii 1 nuhr erst GcgeHStäiide, bei denen es sidl der
Bedeutung eines jeden Striches bewusst ist. —
Die Auswahl des Lehrstoffes und die nu tln ulivche Behandlung di-s-
selben niuss jedem Lehr« r Liberiassen bleilu-u. X u Ih irht wären einige
1 uiger/A'ine, wie ich mir die^i- im-tiiDdische BilianflluiiL,^ vorstt'lle^ will-
kommen. I-'iir die erste Stufe muss man sich » lb^t\l rsiandli« Ii an den
Grundsatz halten, dass da^s i-.mlachsle und Xalu lieg. luir das J^este sei
Wir beginnen beispielsweise mit
der Schii ieriatel (Fig. i). Jeder
Schüler besitzt eine soUitr, jeder
sieht die seinige, der Lehrer he-
spriiht ihre bvidcn Ilaupiliieile
(ja nicht zu eingehend), lässt die-
selben auch mit dem Finger der
l änge und Bnnte nach abtahren
(ohne Zahlen für deren d rosse tu
geben) und « ndlieh abzeii hnen.
Fig. I.
Jeder Schüler zeichnet die .seinige, natürlich, weil er darauf sieht, nur von
oben. Der (Iritfel folgt in der Anst Itauung und Zeichnung der Tafel und
vielleicht am h gleich der Schu umn, dessen ergiit/.liche Wiedergabe viele
Heiterkeit bei den Schülern erregen dürfte. Bald koninu die Schultasclu' au
die Reihe (Fig. 2); fast jeder hat eine andere, jeder zeichnet die seinige. Ks
darf nicht allgemein heissen: ,,Lasst uns eine Schiefertafel, eine Schul-
tasche zeichnen", die Schüler haben auf dieser
Stufe allgemeine Lkgritfe noeh nicht ent-
wickelt. Das sachliclie Beiwerk, Schnallen
und Riemen, wird nicht vernachlässigt, am gibt
indivi«luelles ( i epräge.
Das Lesebuch folgt. Es kann nach dem
eigenen noch eines gezeichnet werden, das
auf den» I ist he des Li hrers liegt (Fig. 3 1.
Bald können .sich daran Tintenzeug, Stunden-
eintheilung, Thermoineti r >ehliessen, Schultafel,
Kasten, Setzkasten, Rechenm;isi iune werden folgen nivd die Kugeln der
Rechenmasi hine, wenn ein Tillichscher Rechenkasi( n \orli.iuden, Würfel,
rrisuien und Wal/en werden angeschaut und betastet, wenn möglich in Ihou
(•der bil l^aiiiein Material nat hgeformt und gezeichnet. Ich würde emptehleu,
die Schüler zuuachst . selbständig zeichnen zu ^a^en, und erst,, weua
t
«
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vs bri I nbehilf liehen durchaus nicht geht, kann dor I chrcr an der Schul-
lafel erklärend eingreifen. Er muss die Schüler vom Anlange an ge-
wöhnen, nicht seine Bilder von der Tafel, sondern die Gegenstände selbst
XU zeichnen. Beim umgekehrten Vorgange .erzieht man nur gedankenlose
Nachschreiber, niemals denkende Zeichner.
l!.s wird nun sehr häufig vorkommen, dass Schüler einen degen-
stand, dem sie zufällig schief gq^enübcrsiUcn, oder von dem sie mehr als
eine Fläche sehen, auch
perspecti\isch mehr oder
minder richtig darstellen.
l )iese Darstellungen dür-
fen nicht unterdrückt
werden, im Gegentheil!
Ks ist durch vielfache
\\nr\ ausgeseichnete Ver-
suche festgestellt worden,
dass die kleinen Schüler
geneigt sind, das auf
ihrer Netzhaut befind-
liche , persprctivisclie
Bild, wie es die ( amera
übscura des Auges zeigt, zur Darstellung zu bringen. Dieses richtige
Bild wird erst nach und nach, wenn die Anschauung vorschreitet und der
Gegenstand in seiner wirklichen Zusammensetzung und seinen Dimen-
sionen erkannt wird, durch das sogenannte „orthogonale Vorstcllungs-
hild" ersetzt, das jedesmal beim perapectivischen Zeichnen, rcspective beim
A ichn« na. ii der Natur überwunden werden muss, und das im .späteren
Leben das grösste Hindernis für die richtige perspccti\ische Wiedergabe
\<>n Naturgegenständen ist, wie in dem schon erwähnten Vortrage des
Kfgierungsrathes Sitte in ausgezeichneter Weise nachgewiesen wurde; (ich
erinnere hiebei nur an das Experiment mit dem von 86 Knaben und
Xfädchen gezeichneten Schlitten). Der Lehicr rechne also mit diesen
Bildern und pflege dieselben vom Anfange an, dann werden wir es nicht
nöthig haben, eine bestimmte Stufe festzustellen, wo mit dem perspec-
txvischen Zeichnen begonnen wird. Man gewöhne die Schüler an ein rich-
tiges Anschauen des Gegenstandes von einem Punkte und an die richtige
Wiedergabe des gesehenen I^ildes — Regeln sind , weil unverstanden,
nur schädlich. Sie entwickeln sich von selbst mit der fleissigen Übung
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uikI können liann aut der ubcrsicn Muic in hcuriüUschci Art festgCilcIU
xvcrden.
Um passt iulen l.elirsloff wird der Lehrer nie verlegen sein. l)ie
lunrichtungs.stücke in der Wohnstube und insbesondere der KücIjc bieten
eine ViiWv brauchbarer < legcnsUinde; ein Sj)a/.ierganu: ins Freie bringt
Zweige, Ijl.iUt r, Blüten und Früchte etc. Dagegen vi-rmeide man, wenigstens
iiul der l 'nterstule, die Darstellung von < legenständi n, die der Schüler nicht
unmittelbar vor sich hat, trachte dicsi Iben \ielraehr, weini es nicht in der
Wirklichkeit möglich ist, sie in g\iten Modellen den Schiileni vouustellen
(Hauser, Kirchen etc.). Fbenso dürfte von di r Darstellung lebender Objecte,
Thiere und dergleichen ab/.urailien sein, so sehr sich auch die kleinen Schüler
dazu bewogen fühlen mögen.
Wo es die l'mstände gestatten, sollen körperliche Darstellungen ge-
eigneter rrcgensliuidc in einer bildsamen Masse (Thon, PlasLühn etc.) ver-
sucht, und es soll auch das Ausschneiden gepliegi wvrdcn.
An das Erkennen und Darstellen der Form schliessi sich auch das V.r-
kenncn der I'arbe. Auf der l'nterstufe (i. und 2. Schuljahr» sollen die
Schüler mit den i)rinKiren und secundären F'arben, wozu sich noch Weiss
und Schwann gesellen mag, bekannt gemacht werden.
Das /eichiu 11 in tit r hier gekenn/.eic Imeten Art ist ausschliesslicher
l'bungsstoft in den erstin beiden Schuljahren. Ich möchte hierzu nur
bemerken, dass das Zeichnen auf Flächen mit grauem, gelblichem oder
weissem Tone, dem Zeichnen auf der schwarzen Schultafel voizu-
ziehcn wäre.
Auf der Mittelstufe (3., 4. und 5. Schuljahr) vnrd es Aufgabe des
Lehrers sein, die geometrischen ( iruiidbcgritTe an Körpern /.u entwickeln.
Die Schüler erhalten beispielsweise ein quadratisches Prisma oder J'aralU i-
epipeil. l-.in Vergleich mit dem vorhergezeichneten Federkasten oder Schul-
kasten ergibt sich von selbst. Es wird nun gewiss neuerdings die Aufmerk-
samkeit der Kinder erregen, wenn man ihnen zeigt, wie sich die Begrenzungs-
flächen abheben lassen. Die erhaltenen Rechtecke sind natürlich keine
F'lächen, bei weiti rer Abstraction werden die Schüler jedoch nach und nach
zu diesem Begritte kommen. iJieselben werden nun für sich gezeichnet, zuerst
freihändig, dann mit Hilfe des TJneals auf stärkeres Papier oder auf Carton.
um dieselben wi« der zum Aufbau des Körj>crs verwenden zu können. Hin-
weis auf das Zusciineiden des Kastens durch den Tischler mit Hilfe eines
zerlegbaren Modellcs. In ähnlicher Weise kann der Bcgritl des Quadrate»,
des Krci:>cä etc. entwickelt werden. Mau erinnere, dass auch der Spängier in
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dt. r.>)cllH H WuM- \x»ri;i h<'n nius$, um das T ilt-rgcHiss, den TrichU r und aiuk rc
Blechgeschirrc zu verfertigen. Bei Cielcgenheil kann auch auf das /.u>«t hneiden
des Schneiders, Schuhmachers, Kürschners und anderer f laiuiu« iki r avif-
merksam gemacht werdi u. So katm leicht unter beständiger l'>< riu k.su h-
tigung des Zeichnens nach der Natur praktische Formenlehre betriebtu
werden. Das Zeichnen nach den wukln hen (iegenstandi n wird dabei nicht
vernachlässigt, und einfache pcrsj)et uviscii' Li^^cnthüniüchkeilen werden immer
wieder gegeben. Die Knt wie klang der freien llandbewegung beim
Zeichnen gerader, krummer und freigebogener Linien soll auf
allen rnterstufen gefördert werden. Doch darf man mit allzu exactcr
Ausführung die Schfder auch nicht quälen, und da^ ernsthafte Bcstrcbeu der-
selben, üir Bestes zu leisten, verdient I.ob und Ani-rkennung.
Auf dieser Stufe kann auch der Grund für das (.)rnamentzeichncn
gelegt werden. 1 )ass das Ornament dem Xaturzeichnen folgen und ihm nicht
vorausgehen darf, ist in der liistorischen Ijitwicklung der Zeichenfahigkcit
begründet, denn die Cullur])eriüde der dilmialen Höhli-n kennt das Orna-
mentzeichnen noch nicht, wohl aber da.s naive Naclueichnen von Xatur-
gcgenständen aller :\rt. Ks lässt sich übrigetis leicht nachweisen, dass das
I'lachornament nichts anderes ist, als das ebene Bild köqierlicher loriin ti.
un<l dass es ohne vorausgegangenes Naturstudium nie recht verstanden werden
kann. Den \'organg, in das ( >rnamenl/.eichncn einzuführen, stelle ich mir
beispielsweise so vor. Man lasse an einem beliebigen Gegen.stantle, sagen
wir dem Schulkasten, die weseniliclu-n Bestandtheile von den unwesentlichen
unterscheiden, die letzteren, (icsimse, Kihlungen etc. werden bald als
Schmuck erkannt. Daran schliesst sich inmier unter .Vbleitung aus den
Gt.genständen des Kunstgewerbes das Zeichnen von Einfasslinien, Nähten,
Rändern etc. Kine gefiochti*ne Malle, ein Körbchen und dergl. wird
vorgezeigt, und es werden !• lei hlmiister al)geleitet, in ähnlicher Weise auch
Füllungen etc. Ist den Schülern schon friihzeilig gestattet worden, Blätter,
Blüten und Fnichte zu zeichnen, so ist damit die Grundlage für das vege-
tabilische ')rnament gewonnen. Darüber hat vor zwei jähren Herr
Kratochwil in der „Pädagogischen Gesellschaft" in ausführlicher Weise
gesprochen, und ich kann auf eine weitere hrörtenmg dieses Punktes um
so leichter verzichten, als idi mit diesen Ausführungen vollkommen überein-
stimme.
V.s kann hier nicht der Ort sein, einen vollständigen T.ehrgang hir das
Freihandzeichnen an Volkssrluilen auf Gnmdlage des Zeithnens nach der
Natur zu entwickein; eines ist gewiss, dass Schüler dem Zeichnen, wenn es
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in der anpf-rfi^ten Weise betrieben wird, das gr<)s<te Interesse cntgegen-
bririL't 11, uiul wir wissen ja alle, was Lust und Ijebe für I ntirhe sind. Selbst-
verständlich wird der für alles Schöne begeisterte Lehrer keine Gelegenheit
vorübergehen lassen, ohne auf die weitere l ^ntwicklung des Farbensinnes, des
(ieschmackes und des Schönhcitsgefuhlcs durch Vorführung schöner G^en«
stände in Natur und Kunst Finflus^ m nehmen.
iJie gc( hrten Anwesenden dürften, so hoffe ich, nach den voran-
gegangenen Ausführungen die l 'berzeugimg gewonnen haben, dass es nicht
angehe, das Kind in einer I ebensperiode, die so hochwichtig für die Fnt-
wicklung seines körperlichen und geistigen Auges ist, ohne systematischen
ZeichenunU rricht aufwachsen zu lassen; denn abgesehen davon, dass es ein
empfindlicher Rückschlag auf das Ziel des Zeichenunterrichtes in der Bürger-
und Mittelschule wäre, muss ja in Betracht gezogen werden, dass doch all-
jährlich eine ganze Schar von Schülern aus der Volksschule austreten, die,
wenn sie auch in den übrigen Gegenstanden schwach gewesen, für Zeichnen
eine besondere Befähigung zeigten.
Was das Zeichnen an Bürgerschulen anbelangt, so muss es in
consequenter Befolgung der vorausgeschickten Leitsätze, ebenfalls vom
Zeichnen nach Naturgegenständen ausgehend zum Zeichnen nach geometri-
schen Finzehnodellen fortschreiten. Wenn in der VoUcsschule nur die
richtigen rmrisse der Gegenstande gefordert wurden, so kann nun die Aus-
führung unter Berücksichtigung von Licht und Schatten angestrebt werden.
IJie wichtigsten (irundsät/.e übi r Perspective werden 00% nadidem sie die
Schüler schon selbst gefunden und erprobt haben, kurz zusammengefasst, um
in verschiedenen Zeichenaufgaben ihre sinngemässe Anwendung zu finden.
Ks ist klar, dass das wesentliche (ierippe des Drahtmodelles beim Zeichnen
nach der Natur nicht in VerwendunL' kr.mmen wird, fast ebenso weniu
sind grosse Massenmodelle brauchbar. Was dem freien Zeichnen nach
der Natur bei uns fast unüberwindliche Hindernisse entgegen stellt, sind die
auflMrordentlich überfüllten Classen und der Mangel an KinaelmodeUen
geometrischer, architdktXNUScher und gewerblicher Natur.
Die Ausführung aller Zeichnungen nach der Natur muss
durchaus freihändig geschehen. Lineal und Zirkel mögen bei den Fat«
würfen von Grundriss, Aufriss und Schnitten, sowie bei technischen Zeich-
nungen überhaupt in Vcnvendung kommen und bei der .Xusführung geo-
metrischer Ornamente. Beim freien Zeichnen nach der Natur handelt es sich
um rasche und sichere Skizzen, und die werden nur durch ein gut geadmltes
Auge und eine sichere Hand hervorgebracht
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_118_
Dass auch (las < )nKuncii!./.t:n;liiiL U in der luir^LT-x Inilc auf iialiir-
licher (jruiidlagc weiter geführt wird, wobei die typischen Sch(3nheitstVinn. ii
des historischen Ornamentes zur SdiiiUmsi des ästhetisi hen ( j» tiihk s heran-
gezogen werden möfren und die Schüler die Verwendung des f )mamcntes in
der Baukunst, an Ilaus^rtailicri, Kleidern etc. an der Hand guter Modelle
und lUusir.iiionen kennen lernen mögen, ist selbstversiamiUeh.
Gfstatten Sie mir nur noch ein Wort über den Zeichenunter-
richt an den Hildungsanstalten für Lelircr und Lehrerinnen.
Ich kaini mich in dieser Beziehung ganz kurz, fassen, da c-rst vor wenigen
Jahren Herr Steigl in dieser Gesellsehati dasselbe Thema behandelte.
Seine Vorschläge waren ganz vorzüglich, aber es ist bis heute nicht besser
geworden, und so kann es uns nicht wundernehmen, dass der Ruf nach
Kinschrankuiii; des /eichenuntcrrichtcs in den Kreisen unserer Amts-
genossen selbst laut wird, denn jeder Mensch ist eben das Product seiner
Erziehung und seines liUdungsganges. Sie alle werden aber das Gefühl
haben, dass der Zeichenunterricht an unseren hehrerbildungsanstiUten ein
ganz, un/ureicliender sei, wie soll sich dann ein Verständnis für die hohen
Aufgaben des Zeichenunierriclues und seiner Methode in der Gegenwart
entwickeln ?
Was wir von den Bildungsstätten der Lehrer und i,ehrennnen in Bezug
auf den Zcii heuuiilerricht fordern müssi-n, i'^t: i. Dass sie auf die Kcnnt-
nis.se, welche ihre Zöglinge in die Anstalt nutbringen, mehr Rücksicht nehmen
als bisher. 2. Dass das Zeichnen nach der Natur vom ersten Jahrgange an
in gründlichster Weise betrieben werde, und dass 3. die Zci^linge /.u tleissigem
Skizzieren angeeifert werden, was um so ncHliwtMidiger ist, da die Lehrer-
bildungsanstalten nicht nur Zeichenlehrer, sondern Leiirer überhaupt zu bilden
iiaben, denen das Zeichnen in fast allen rnterrichtsfächeru ein noth\sendim-s
Werkzeug ist. Dasselbe muss in der Hand des Lehrers zur bewussieu l .r-
ziehung und Durchbildung von Raumvorstellungen, zur Lrklänuig und Be-
festigung derselben dienen. Mit dem Zeichnen ist dem Lehrer ein bei weitem
vollkommeneres DarstcUungsmittel gegeben, als es Sprache oder Schrift
»ein kann.
I^i>s das Ornament auf natürlicher Grundlage aufgebaut, in seinen
w ichtigsten und gebräuchlichsten Stilarten gründlich geübt und den Z<>ulingen
zum vullen X'orständnis na( h /uei k und Venvendung zu bringen >vi, dass
dabei auch angemessene lielehrungen aus der Stillehre, Farbenlehre und
Kunsigesciuclite gegeben werden mögen, aehmen wir als seibslverständ-
üch an.
Jahrbuch «1. Wien. päd. Ces* >t«6> 8
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lU
Die Methodik des ganzen Gegenstandes muss eine musterhafte sein,
denn sie soll ja dem Zöglinge jnmi Muster di«ien* — Dass fnr die &f31hmg
der ait^gesteUten Forderungen die hishcrige Lehistunden-Zahl (s in den 3
unteren und i im vierten Jahrgang) gans unnilänglidi erscheint, ist jedem
klar. Wir müssen daher verfangen, dass man den Zeidieannteniclit an
im««tw n Lehrgrbildun gt anstaltB n nicht stie&nutteriicber behanddn möse als
in Frankreicfa, wo diesem Gegenstande in den ^coles normales in den un-
teren Classen 6, in der oberen 4 Stunden zugewiesen and.
Bis zu einer Neugestaltung dieser grundlegenden VeihaltniMe wäre es
wünschenswert, dass der Staat öffentliche Cnise und offene Zeichensale Gr
die Fortbildung der Volks- und Bürgersdwllehrer im Zeichnen enichtea
möge. In Pans bestanden deren im Jahre 1890 mehr als tSo und fbrdeiten
einen Kostenaufwand von 918600 frcs. An der Bereitwilligkeit und dem
guten Willen unserer Lehrerschaft wird es gewiss nicht fehlen.
Erst wenn alle Lehrer auch in Bezug auf das Zeichnen auf der Hohe
der Zeit stehen werden, dann können wir dem Eintritte des zwanzigsten
Jahdiunderts, das ein Zeitalter einer neuen Renaissance zu werden venqHriclit,
mit froher Zuversicht entgegensehen, denn wir werden dann ja imstande sein,
dar uns anvertrauten Jugend die sehnenden Augen für die henfichen Wunder
* der Gottes-Natnr zu öffiien und sie, wenn anch nur zu den untersten Stufien
des Tempds der Kunst zu fShren, der Kunst, die unveniegUch blühendes
Leben nur schöpft aus dem ewigen Jungbrunnen — Natur.
j
]
Thesen.
I. Zid dci ZdcbounieifieklM. Du ZdähMu Int die Aafgabe, die IQader im die
Eritemitiito des Raoaes eiazvftlucB (»seliea*' in lenCD) nad den SdidnltriLwim sa
wedcen nod sa pBeges.
II. Ifittel s«r Emiciunig dieses Ztdes:
1. De die geistige Etitwicklang des Kindes eine kurze, auf das Typische zurück-
geführte Wiederholoag dcs geistigea Eatwickluiigsprocesaes der Mentchhcit öbediMpi
darstellt, so ist
a) in der Elementarclue an den vor dem Eintritte ta die Sdiele cn rof bcaea
Idadlidien Vontellmigiknk anaakuttpfen,
b) das Zeichnen nach Gegenständen aus der Umgebung des Kindes und der
Nitur TUT Grundlage für die Entwicklung der geometrischen Begriffe und des
riuuiicatalen Zeichnens zu nehmen und hat daher diesem vur.i.U2>£ugefaen.
2. L)ic Ausführung aller ZeichDuogen nach Gegenständen der Natur hat durchaoa
fireihlndig /u gc^chdisB.
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115
3' Es ist in den Bezirkslebrcrcüurcrcnzcn darauf zu dringen, da.ss die grui^ätcn Uinder-
niss« für die Entwicklung des Zeichnen« nach der Natur, die ÜberfUllung der Schul-
dHita md der Maagtl aa IBInxctaioddlMi bdkoben vad die dem ZeldmeD ingewicwDeii
UBtcrridtfntndcn in keiMr Wciie TenRbdert werdeB.
4. Da die Entwicklung einer naturgemässen Methode im ZeichenuntenriiAte Mi
da«; innigste mit der Lehrgeschicklichkeil und Zeichenfertitjkcit des Lehrers im Zusammen-
hange steht, muss der Zeichenunterricht an ik-n Lehrerbildungsanstalten ebenfalls auf
dem Zciffihaen nach der Naiur aufgebaut und in jeder Besiehong eingehender und frucht-
briBgeader fcmdiet wade% dam iat eine VemAnag der dem Zeidueii mgeirieceiieii
TTirten iel ilB B tmdea eifuideilicli*
Da der Herr Vortragende die BAendhui^ dewelbta Themas auf vorwiegend
pndrtitcher Gnndlege ftr einen ^Iteien Zeitpuikt in Aneeidit geildlt Imt, so werde
die DdMtle Aber die eben aafeAhnen Theten bis dabin vcndmben.
8*
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REFERATE
I.
über die Versorgung der Wiener Volks- und
Bürgerschulen mit mineralogischen und bota-
nischen Anschauungsobjecten.
Vorgetragen voo Fkanz Tit£MML am 4. Jänner 1896.
Das Tlieina„ÜberVcnoisiiiig der Vi^eiier Volks- u.BtirgersdiaIeD mit mmenilogisciKB
un<l botanischen Anschauungsobjecten" ist wnhl schon oft Gegenstand der Besprechung
in pädasjogischcn Kreisen t;c%vesen Der Grund, warum ich auLh heute über dieses
Thema sprechen will, ist jedoch em besonderer. In meinen Ausfuhrungen soll njchl
die Möglichkeit, wie man dieaer Sache niher treten kftant^ «iflitert werden, sondern idi
befinde nudi in der angendnnen Lage, den Teielirten Anwesenden etwas schon Geleistetes
vorlagen zu können.
Was bisher von einer kleinen Zahl Wiener Lehrer still und ohne alles Aufsehen
innerhalb einer Zeit von mehreren Jahren gebaut worden ist — wie ich glaube, schon
so weit, dass dadurch du BUdc in die weitere Ansbildnig erdfinst ist — lege ich henle
der verdiiten Versammlimg vor.
Ich bitte Sie, meine geehrten Herren und Danen, meinen Ausfilhrungen mit freund-
licher Theilniihnie /u folgen und uns dann den Dienst /u leisten, Mänf;;el an dem Werke,
die unserer Üeobachtung etwa entgangen sind, in wohlwollender Weise aufzudecken.
Der Gefensiand meines heutigen Referates wird sein:
Das Wirken der Lehrmittelcentrale, etees Institutes, du sich in erster Linie
die Auirflsting sammtHcher Wiener Volks- und BBfgersdittlen mit Mineralien ud Gestetna-
santmlungen zur Aufgabe gestellt hat, darzulegen;
die Gesichtspunkte, welche bei der ZusammcQiitcllung dieser Sammlungen mass-
gebend waren, n entwickeln nnd Ihrer BeortheUung vorzulegen ;
die Schritte, die bisher gethan wurden, um ftr den botanisdien Unterridit lebenden
Ansduurangsmaterial zu beschaffen, zo zeigen und
den geplanten weiteren Ausbau dieser Unternehmungen zu skizzieren.
Gestatten Sic mir, verehrte Anwesende, dass ich hier vor allem ganz kurz an der
Hand der BDt8tcliung^gc:>cbiclite das Wesen der Lehrmittelcentnde su erilotem versuche;
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117
weitere Ausführungen finden Sie in unserem Organe, den i^PeiiodUcben BUUem für
niaihematMchea und naturkandlichen Unterricbt'^*)
Bto for Gffladnig der Ldumhtdcentfale wnidca idtcns der tnrisdien Bergwerke
«nd vieier wfaeentcfaeftHdier Inaiitiite an ansaehende Sdinlea MineraUemaaunlaiigeB
geschenkwebe abgegeben. Bei dem Umstände jedoch, dass nur eine geringe Zahl der
für den elementaren Unterricht in Mineralot^ic nothwendigcn Minerali^'n in den tirarischen
Bergwerken gewonnen werden oder als abgebbare Doubletten in wissenschaftlichen In-
fdtutCB vorhanden smd, da aber anf priratem Wege die meisten der flbrigen fär den
Unterricht an Vblks- md BOfgerscbalen notfaweodigen Formen msdiwer betdiaft werden
können, schien der Gedanke firuchtbar, durch Gründung einer Cenlralstelle in Österreich,
wehrhe planmässig Aufsammlungcn in grö^iscrcm Massstabe voniinimf und an wekhe die
genannten staatlichen Institute die gesammten zur Abgabe an Schulen bestimmten Mine-
ralien einzusenden hätten, die Ausrttstung der Schulen mit lefarplanmässigea ftOneralien-
saBUBÜB^eu an emttglicbcn<
Nach mehrjSbligan Vorarbeiten wurde im Febmar 1893 seitens des k. k. Directort
ik-r mineralogisch-petrocfrai>!iischen Abtheilung im k. k. na»i;rl>is' li^chen Hofnuiseum,
Dr. Aristides Bfezina, im Einvernehmen mit einem Cumitc von acht Wiener Lchrctn
dieser Pian dem hohen k. k. Unterrichts-, Ackerbau- und Finanzministerioni unterbreitet
•nd glddizeh^ der Gemalnde Wien der Voncifalag gemadil^ gegen eine EntMhid^;nng
von 6000 fl. (ats Kotten Air Transporte, Einrichtung etc.) und BcjltdllUg der nflthigen
I »cilitaten die sämmtlichcn X' -lks- und Bürgerschulen in Wien nach einem ni genehmi-
genden Verzeichnisse mit Mineralien- und ( lesteinssammlnngen nusyurüsten, beziiglich die
schon vorhandenen Sammlungen bis zu diesem Ausmasse zu ergänzen.
Die acht Theflnehmer Terpfflchteten sich gegenseitig, die avenlaett mtaade kom-
mende Acdon für die Scholen Wiens unter allen Umstlnden voUstftndig, ohne Anspruch
aof m.itericüc EntschSdignng für die aufgewendete Zeit z« machen, durchzuführen.
Am 9. Februar 1S94 bewilligte die Gemeindevertretung der Stadt Wien 6000 tV,
vertheilt auf tunf Jahre, jedoch nicht die Beistellung von Localitäten, sodass eine Woh-
niu^ gemietet tmd der Zhit von den 6000 iL bestrittien werden nmsste» Wir konnten
mit besonderer Gcni^ithirang constatieren, daw im Gemetoderadie die Poet einstimmig
angenommen wurde.
Am 24 April 1894 erfolgte der Erlass des hohen k. k. Unterrichtsministeriums,
womit die Gründung der Lelxmiittelccntrale zur Kenntnis genommen wurde, am S. Mai
der EilaM des hohen k. k. Ackerbanministeriums, dass die k. k. Bergdbcctionen FHbram
nod Idiia, dann die k. k. Berg* nnd HttttennerwaltVBgen JoaehimsdiahBriilegg nad die
k. k. Bergrerwaltungen Kitzbilchl, Klausen nnd Raibl von der Errichtung der Lehrmittel'
centrale in Kenntnis geset/f und angewiesen wurden, vorkommende Mincraliener^e, wie
solche bisher direct von den Werken an verschiedene Schulen und Anstalten überlassen
wofdcn sind, künftig aa die Lehrmittdcentrale ebaoseaden.
Gldcbteitig worden, mn einer doppelten Betheilong von Schalen vorsabeiigen, die
genannten Directionen, besiehoagsweise Verwaltungen beauftragt, unter Angabe der
biaher versandten Mineralien genave Vendduiisse jener Schalen und Anstalten sa ver*
*) Periodisdie Blltter fitr den naturkandlichen and nm&ematischen Söhalnnterricht
Organ der Wiener Lehrmittelcentralc. Herausgegeben v Dn Robert Neumaqn in Znaim,
Verlag Koumier & Habprler (Karl Uorncmann). Jährlicii b llctie a 36 Seiten, i'reis
pro Jahrgang 5 K. — Wir können <üese reichhaltige, vortrefTlich redigierte und praktische
2citaclirät allen Fachcollegen wirmstens empfelilen. D. R.
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na
fiusen, die bisher direct mit Mineraliea betheill wurden, und diese VeneicbniAse, sowie
eventuell noch einlangende Gcsoche mm Betbeütuig mit Mineralien an die Lctonittd-
centnüe tu leiten.
Am I. November 1894 erfolf^te im jjlcichen Sinne ein Erlass les hohen k. k.
Finanzmini&teriiuuä an rüf k. k. 1- inanzlandcsdirection in Lemberg, sowie an die
k. k. Salinenverwallungcu tu Eben!>ec, ischi, Hallein, Hallstadt und Hall i. T.
Ich Iberqninge nnn einen Zdtmm von fint swei Jateen, von der Grtndung der
Lehrmitteiccntrale bis heute. Beate besitzt die Ldumittelcentrale ca. aoooo für Wiener
Schulen geeignete Mineralien und beiläufig ebensoviel , die als nicht geeignet befunden
wurden, iheils, weil die charakteristischen Eigri^nschaften nicht kräftig fjenui,' her\'ortretcn,
theik weil sie iffi Unterrichte in der Yulkü- und bürger^bchulc-, al^ nicht den Lehrpläaen
entsprediend, flbethanpt nidu verwendber nnd.
Von diesen fand 40000 Ifinerallen stnnunt ca. Vt iiwischen Werken, der
übrige Theil ist theils durch directe Aufsammlungen Seiten» der Mi||^eder der Centrale
gewonnen worden oder als Spende eingelaufen.
Die Zahl der Spender und die Grösse der Spenden ist eine ganz bedeutende.
Ich fthre nar ani
Die Bhentreclce weiland Sr. keia. Hblieit Ershenog Albraehi hi Tljmiett sp e nd et en
1^00 Stitdc Eisen Sorten im Geseassigeiridite von rund Iioo kg,
die österreichische alpine Montangesellschaft spendete 32 Kisten Mineralien^
die Brunncnvcrwaltung Karlsbad ca. 1000 Sprudel- und Erbsensteine,
die Actiengesdlsdieft Stc^yrenuHhl eine Wagenladung Fappcndedtd,
die ^7iif twi-Ps wgfsfllsfhsft in Wien 3 Stfeiflohien nut divenwn Gesteinen.
Dies nur als Beispiel der kräftigen UnterstOtsnqf, die uns xntheil wurde.
Infolge «les ziemlich hedt-utcndcn Vorrathes waren wir schon in diesem Schuljahre
in der Lage, mit den bethciluugeu zu beginnen, und es wurden bisher an 59 Schalen
in Wien snsanuneu 3300 Mineralien im Forsaate nnd ca. 31OOO Mnlt^UcitlleB ausgegeben.
In erster Linie wurden die nIdistUegenden Scknleo, das sind die im. Vm. nnd
DC In^ectionsbezirk gelegenen, mit den abgebbaren Mineralien-Multiplidtiten venofgt.
Mit Rücksicht auf das vorhanderK Materiale wäre es möglich gewesen, an
300 Schüler ca. 20000 Formatstücke abzugeben ; es zeigte sich jedoch schon bei den
ersten Betheilungen ein Übelstand. Nach dem Überfinkowmen der Lahrmittelcentnle
mit der Gemeindereftretung Wien wire die erster« nur verpffichtet gewesen, die sdn»
vorhandenen Mineraliensammlungen bis zu dem Ausmasse, den das Veiseichnis, das vor-
zulegen ich heute noch die Ehre haben werde, vorschreibt, zu ergänzen, bezüglich jene
Schulen, die s^ar keine Mineraliensammlung besitzen, vollständig auszurüsten. Die Listen,
in denen im Jahre 1893 über Aufforderung des löbl. Bezirk&schulrathes die simmtlichen
. Wiener Schalen ihren Mineralienbestand detailliert angaben, befinden sich bis aar Be»
endignng der Action fltr Wien im Besiue der Lehrmittelcentrale, und es wIre der ein»
fachste Weg fcwesen, «nf Grand dieser Vetseichnisse die Erglnsang der Semmlangea
vonunehmcn.
Es zeigte sich jedoch, dass wir durch eine blosse Ergänzung der vorhandenen
Sammlungen nnserem Ziel, eine mSglidist voUkonunene AnsiMng oller Wiener Schalen
mit Mineralien- und Gesteinssammlaagen dnrchsuflttuen, nidit ganz nahe kommen
wurden. Denn die wenigsten der als vorhanden angegebenen Mineralien waren wirklich
für den liucrrich! ^'eeignet. In den bisher betheilten Schulen fanden sich durchachiiitiUch
nur 4—6 brauchbare Stucke vor.
-
119
Weil CS den MitglteJerii der Lchrmittclcentrale nicht nur üaram zu ihun war, dea
eingegangenen Veq>flicbtmigen nachsakommen, sondern, wenn aacli mit AufWand grStitrer
lIMbe und dvrdi Zosdniit einer bedeutenden Menge tob Mteeratien, nAgUchit Voll*
konunenes tu leittait wurde im Einvernehmen mit den ItL-treffemlen Herren k. k. Be-
lirksschidinspectoren vor der Hetheilum^ ir ic Schulsammlung seitens eines dazu bestimmten
Mitgliedes der I.chrmittelcentrale durchgesehen und alle zwar vorhandenen, aber nicht
vollkommen geeigneten Stücke aus freien Stücken durch bessere ersetzt. Von der An>
«idit nvsgeliend, da» der Bestand einer Saininhinf abhiB^ iat von einem mSgüchst
gleichartigen Formate und einer durchgreifenden gjleidlllliarigen Adjustierung, hat die
Ldurmittelcentrale niiht allein bei den v(jn ihr ausgegebenen Stücken diesem Principe
Rechnung getragen, sundern auch die an der Schule schon voihandenen für den Unter*
rieht geeigneten Mineralien gleichmässig adjustiert
Für die nenen Mineraliensammlangen der Wiener S<&iden irt eine Matrik angelegt,
•odtas wir in der Lage sind, genaueste Ansknaft Uber die Sanunlnng jeder von uns be-
Cbeilten Sdiale and am Scbhuae der Action Iber die stamtlicbcii Wiener Sdinlen
sn geben.
Ausser mit den Formatstucken wurde jede Schule mit einigen Serien (von je 25 — 30
kleineren StUcken) der wichtigsten Species betheilt, sodass nunmehr beim mineralogischen
Uatenidit die MögUdikeit geboten ist, den Scfaileni mr iaarigeren Anscbanong das
Iffineral in die Hand zu geben. Würde jede Voikasclwle 5 und jede Bürgerschule 10
der wichtigsten Mineralien in soldiea Serien eilialten, SO ergibt dies fttr Wien einen Be>
darf von nm-l 60000 Stücken.
Ich halte es fax sehr wünschenswert, wenn über diese weitere Art der Ausrüstung,
wadideiB snr Probe jede Wiener Sdrale eine möglichst grosse Zahl solcher Serien er-
haltcB haben wird, die Lehrerschaft Wiens ihre Meinung aos8|Nncht.
Ober die Gddmittel, welche zur Durchfthrong unserer Action nothwcndig sind,
wird ein Auszug unserer hearigen Cassagobamng den besten Aqfschlnn get>en.
Im Kalendeijalire 1895 worden angegeben:
für Miete 420 fl. -^-^ 34*'y'o gcsanmiten Juhrcsauslagcn,
für Transporte 315 fl. 14 kr. — 25O/0, wobei ich erwähne, dass unsere Frach-
ten aaf Staatabahaen wn den Reglepreia, d. 1. o^x kr. per loo'kg ond i km
befördert werden,
Tür Einrichtung 264 fl. 77 kr. — 21" 0»
für MineralienbeschaflTung, Arbeitslöhne an Tagwerker nnd Bedienstete ver-
schiedener Unternehmungen, Beheizung, Beleuchtung, horto und alle laufenden
Anslagoi war nnr die besdieidene Summe von 171 fl. 6a kr. nothwcndig.
Die slauntliehen von der Lehnnittdcentrale fllr die Wiener Sehnten enrorlienen
hfineralien wurden also bisher fiut glmUcb kostenlos^ theils im Tanschwege, theils g^en
blosse Entrichtung; der Kracht- ttttd Verpackungskosten , ilieils gegen eine kleine Ent-
loluiung an Arbeiter bescliafTt.
Die Arbeit in der Lehriniltckentrale wird beute von l4 Wiener Lehrern vullstindig
Icoatenlos darchgeffthrt und xwar in einem Aasmasse von w6^entlich ca. 100 Arbeits-
•tanden.
Dank der thatkräftigen l'nterstütiung unseres Leiters Dr. A. Brczina und der
unermüdlichen und opferwilligen Thätifjkrit aller Mitarbeiter kann die Lelirmiitelcentrale
Iteutc die roilnindige ÜurchflLbrung der Aciiun für Witn als gesichert ansehen.
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NMfadem ieb in groMw n Zügen da fiUd der LdHfaiMdoHilndfl w c ut irg ri toi
radit habe, gehe ich a«f dnife Enneihdlen, loweit lie die Wiener Sci wta i im beeoaderea
betreffen, über. Für die Grösse unserer Fonaate waren uns die Dimensionen roassgebend,
in denen die Mineralien in den grössten mineralogischen Instituten gehalten sind: das
ist 6XS cm, wobei eine Höhe von 2—3 cm am besten wirlO. Es ist selbstverständU^
iddtt dondiAhrbar, jedes Ifoierml in einer Sammlung diesem Fanatle aarapas^eo ; doaa
aiandie Mineraliea and ia diesca Pimeasionen in grSeaerer llcaga ftbariisnpt aidtt be>
schaff bar ; andererseits wäre es nur eine Ventttanadaag, wollte naui t. fi. grSeseret
schön krystallisierte Stücke in dieses Format zwin'^'en Imnicr aber muss die grosse
Übenahl det Stücke in einer Sammlung dem einheitlichen Formate gut angepasst sein
nad der Sammlung das Gepräge verleihen.
Die Sammlung wdefae IVr BOrgertdalea aas 184, flir VoUceschalep aas 7a StBdMa
besteht, ist nach einem einfachen System geordnet. Auf jedem Mineral ist die, der fort«
laufenden Numerierung im Verzeichnisse entsprechen ie Zifft ! .'.ufi;i klebt. Die bei^cc^ehene
Etikette ist mit Namen und Fundort des Minerals und der gleichen Nummer versehen,
sodass auch eine unkundige Hand imstande wäre, die Sammlung in Ordnung zu halten.
Wie idi sdioa früher benerlu habe, hat die Lehrmittelcentrale die Absicht, die
wichtigsten Vortreter ttu- eingehenderen Besprechung während de« Unterrichtes in Serien
von ie 2^ — 30 Stück an f?ic Schulen ab/iipeben ; dadurch wäre es ernvi^Ücht, wenigstens
je zweien Schülern zusamtncn ein Mineral in die Hand zu geben. .Soweit e> ihunlicb
war, sind wir unserer Absicht aucli nucbgckummcn und haben an die bisher betheilten
53 Sdralea gnsaaunea über 100 derartige Seriea abgegecea. Zwar nehmca diese Aaf*
sammlangsarbeitcn ungemein vid Zeh «ad Gedald in Ansprudi — am mit einem einsigea
Vertreter sämmtliche Wiener Schulen zu versorgen, sind loooo Stucke nothw endig,
nichtsdestoweniger aber will die Lehrini'icli ■ ntrale ver>;u(;hen. an ic ir V. ilks -chiile
5 Multiplicitäten : Spateisenstein, Quarz, Kalk.^pa.t, Steinsalz und Lirauii, au jede Üur^er-
tdiide 10 Mnltiplidtitea: Pjrrit, Bleiglanz, Spateisenstein, Quart, FddqMt, Kalk^tat,
Steinsais, Glimmerschiefer und Gtaait zu geben.
Das für die l'etheilungen seitens der Lehrmittelcentrale massgebende Mineralien-
verzeichnis wurde aidasslich der VDrverhamllungen über die r.rrichtung der Lebrmictd«
centrale dem lobL Bezirksschulrathe vorgelegt und fast unverändert genehmigt,
Bd der ZasammensteHung dersdboi worde daraof Rttdcdcbt genoanaeaf dasa aadi
dideaigen ladnttiieenei^aisse, wddie bd der Beqwechnng des Minerals aldit aasacr
adit gelassen werden können, vertreten sind. So ßndet sich an Legierungen vor: Bronsc^
Messing, Packfong, Chinasilber. Schriftgut; an Metallen ausser den wichtigsten gediegen
vorkommenden: Schmiedeeisen im Bruche, Gusseisen grau und weiss im Bruche, Stahl
im Brudie, Stahlfeder, Blei, Zinn, Zink, Nidcd nad Alondaiam; aasserdem: Gold ge-
schlagen zwischen Glas, Sdihdcen, Bldstiftmasse, Asbestgewebe etc.
Mineralien, die charakteristisch in mehreren Farben oder Gestalten vorkommen,
sind dann in mehreren derartigen Exemplaren vertreten; z.B. J^rrit als krystalliliert imd
derb, Schwefel als Kohschwefel und Schwefelmergel etc.
An krystalUsierten Mineralien kommen Tor: Pyrit, Topas, Granat, Tamalin, Berg-
lojatall, Aniethyst, FddsfMt, KaHgHmaw, KaUtapd, Gipa, Fiwtmpat aad vcn^iedcae
Saite, sodass die wichtigsten Krystallformen TCrtreten sind.
Oberall ist das heimische Vorkommen bevorzugt worden.
Nachdem ich djc Grundsätze, welche bei der Aufstellung des Verzeichnisses
massgebend waren, berührt habe, beehre ich mich, Ihnen, geehrte Anwesende, dwaea
121
Vcndduiis vorzalegen, und werde nur an einzelne Nummern kurze Bemerkungen an*
*) Mineralienverzeichnia für Wiener Volks- und Bürgerschulen.
(Die mit fetten Lettern gedruckten Mineralien bilden eine Vo 1 k s s chul- Sammlung.)
I. Goid>>tu(e. 49. Eisenglanz.
2. Gold, gttchlag. «Witchen 50. Eisenglimmer.
Glas.
3. Silberstufe.
4. QuecksilbWF.
5. Kupfer.
6. Rosettenkupfer.
7. Bronze.
8. Messing.
9. Packfong
In rhin.isiIlH.T.
II. Schxxüedeeisen im
BnudM.
13.
51. Bother Qlaskopf.
52. Rolhcr Thoneiseustein.
53. Brauner Glaskopf oder
<lif:?Uri Iii unifisenstciti.
54. Braunor Thoneisen-
stein oder bmuisr
Ocker.
5S- Zlincn.
50. SpataiMBStain.kryst.
dicht.
57- *.
58. Btsenrftriol.
59. Zinkspat,
nan. 60. Zinkvitriol.
13. CkuMMiMaimBraetae, 6i. Malachit
weiss.
14. StahL
15. StahlatraUSra.
16. SisensohlftOlMill.
17. Blei.
18. Zinn.
19. Zink.
20. Antimon.
21. Schriftgut.
23. Wisnuiu
33. ArsenHcmetaTl.
24. Grapliit
25. Bleistiltmasse.
27. Schwefelmergo!
28. Stangensohwelel.
39. CMiwofolbliunen.
30. Nickel.
31. Alominium.
3a. Fyrit, krsrsL
33. ••
34. Kuplerkios.
35. Bontkupfererz.
36. Arsenikkies.
37. Bleiglanz, krystall.
38. „ dicht
39. AntimonigiMB.
40. Silbeiglaai»
41 KupferghMU.
42. FaUerz.
43. ZiakbMc^'tekd.
44- n licht
45. Zizmober.
46. Stahl- oder Lebererz.
47. SiMirTlilende.
48. Magnetit.
62. Kupferlasur.
63. Kupfervitriol.
64. Weiss- oder GelbbleiCR.
65. Schniir>,'el,
66 Tupas.
67. Turnialin.
68. Granat.
69. Rollkiesel.
70. Milchquars.
71. Rosenquarz.
7a. Kiesel, eiseittchUb^ig.
73. Bcr^kiystall, lose.
74. Bergkrystall, dnuig.
75. Amethfst.
76. Hörnst ei ]i.
77. Feuerstein.
78. Holsstein.
79. Probierstein.
80. Jaspis.
81. Chalcedott.
82. Achat.
83. Opal, edler.
84. Miloh- oder Waobfl-
opal.
85. Holropal.
86. Kie cl>;iittr.
87. Feldspat, kryst.
88. derb.
89. Ilurnblende.
90. Stratilstein.
91. AflbMrt.
92. Asbestgewebe.
93. Kaliglimmer, kryst.
94. Russisohaa CMas.
95. Chlorit.
90. Talk.
97. hteatit.
98. Serpentin.
99. Mt-erschaum,
00. Porzellanerde.
01. Ffeifenthon.
02. Thon, roth od. gelb
03. ., blau od. grün.
04. Mergel.
05. Kalkspat, krjrst.
106. Doppelspat,
07. Tropfstein.
08. Kalktutr.
09. SpaltiingskalksiMit.
IG. Oem. Kalkstein.
II. Marmor, weiss.
19. „ roth.
13- t, grau.
14. ,. bunt.
15. Kuinenmarmor.
16. Lithogr.-Stein od. Kehl-
heimerplatten.
17. Kalksinter.
18. Kreide, unge-
sehl&mmt.
19. Einige Versteinenuifca.
20w Eixenblüte.
21. Spmdd«tein,
22. Erhsenttein.
23. Soda.
i»4. CMpe, kiytt
25. derb.
26. Mahenglas.
37. Fasergips.
28. Alabaster.
29. Gebrannter Gips.
130. Baiyt, kiyst
31. „ derb.
32. Alaun.
33. Bittersalz.
34. Glaubersalz.
35. Apatit
36. I5r>rax.
37. Kalisalpeter.
38. NatrooMlpeter.
39. atelnialB, kryst.
40. „ düobt, weiss.
41« «> »I rotb.
42- gra*.
43. i' iub>»|>at, kryfct.
44. », derb.
45. Salmiak.
46. fiernstcia.
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J122
Nun ist zwar, wenn tlimiüidw Wiener Scholen att gnm S«mrahmgea — f critot et
sein werden, viel gethan, aber noch nkfat alles. Denn es wäre laneist wBnicfcCM
wert, die Schulen auch noch mit geeigneten Mineralienschachteln auszustattnit dem CS
ut sonst zu fürchten, dass mangels geeigneter Schachteln viel zugrunde geht.
Wir haben ans bemüht, für eine derartige Action Yorsubereiten, was uns mö^ch
war; wir besitzen soriel des besten Pappendedceb, das« danutt 4oooo Fonimtclw<rlmiln
und genagend viel grössere Schachteln für die MultiplicitätCtt tet fe r ügt werden kunnes.
Der Pappendeckel wird uns mit Maschinen kostenlos geschnitten; die wenigen
Ansingen, die aus der weiteren Hearheitung erwachsen, sind nicht schwer aufzutreit>cn,
dodi mangelt es uns leider an Kräften, auch diese Arbeit schon in AogriiT zu nehmen.
Vldlddit findet lich jemnnd anter den geduten Aawenenden, der bereit wire, dwdi
Mine Mitarbeit eine rasche Durchführung auch dieser Action z« amdf^ldMni daaa eine
gleiehselt^e Betheiliuig mit Mineralienachachteln dazu erfolgett kOnnt^
Der Name ,,Lchrmittelccntrale" sagt schon, dass eine Ausdehnung des Arbeits»
gebietes auch auf andere Unterrichtsgegenstände als Mineralogie geplant ist.
Dgdi in Versorgung der Wiener Scholen nit Massenpflanzen, Abgabe von Topf-
pflansen an Schulen nnd Anlage von Sehnlgiiten» In weldien Gelegenheit geboten weiden
soll, die Pflanzen in ihrem Waduthume, also itt den verschiedenen Entwlcklangattadim,
in ihren Wachsthumsbedinfjungen und ihren Lebensgemeinschaften kennen 7m lernen,
nicht als Aufgabe der Lehrmittelccntrale [gedacht. Dies durchzuführen hat sich, neben
socialen Bestrebungen (Schälerbeschäftigung im Garten) der Verein zur Gründung ge-
nemaamer Sdiolgliten im XVII. Besiifce, weldier vom k. fc. Landeaachnlinspector
Dr. Karl Rieger, damals k. k. B fri i kta c h n linip e ctor in Hcniab, g^jrBndct wnrde, zur
Angabe gestellt.
Heute bewirtschaftet dieser Verein 3 Gärten unv! I>csit7t ein Glashaus.
Leider ist die Zeit schon so weit vorgeschritten, dass ich über diese Action ana*
fiihilidier an spvedMny nidit mdbr die MSgUdduk adie. Ee sei nmt erwfhnt, daaa
die Versorgttiq; der Wiener Sdiulen mit Massenpflanzen seitens dieses Vereines bereits
in Anf^rifT i^'enomnicn Worden ist, nnd dass die Kosten dafUr durch Mit^jliedsbeiträge ttod
eine Spende des Herrn von Kuffner in Ottakring per 900 fl. jjedeckt werden.
Aufgabe der Lehrmittelccntrale wird es sein, die Schulen mit dauernden botaoischeu
AnidunaafMitiieeleny abo mH ledmologiadieo, moiphologisdien nnd qrslenatiadMn j
tnagca, dodi nv in dem beadutnkten Umftnge, ab et ftr Volks-
paiMnd ist, anssordsliB.
147. Ai>phait.
148k Osoharit.
149. Antlutacit.
150. Pech> oder Stein-
kohle.
151. Ookes.
152. Bratmkohlew
153- Lignit.
154. Torf.
ISS- Cfavnit, fUnktenlc.
156. grobkfimls.
157. Syenit.
tSä. Dioflit.
Pechbtein.
Bimsstein.
159. Diaban
160. Porpl^r, rodu
161. „
162. Trachit.
163. Obsklian
«64. n
165. Basdt.
166. I.ava.
167. Gneis.
168. CHfannmwcIdtfibr.
169. Thonsohieftnp.
170. 1 alkschiefer.
171. Chlorittchiefer.
172. HurDblendeschieler.
173. Dolomit.
174. Breccieu.
175. Conglomemt.
176. Conglonierat.
177. Wittner Snndstein.
178. Sandstein.
179. Kohlenschieftf.
180. Urk«Uc
181. Wiener Baaatein.
182.
«83.
•84. »I n
n
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123
In weiterer Linie will die Lebmittelceiitrele, nedidem alle Wiener Sduden mit
MineralicnsamtDlangen aosgcrfistet sein werden, den Lehrmittelpark für Mineralogie
durch Beschaffung von Krystallmodellen, Härteskalen etc. ergänzen und Einfluss nehmen,
dass durch Herstellung guter und grosser Abbildungen die Möglichkeit geboten ist, auf
«w^aididM Welle den Sdittler endi mit der Gewittnonf, Verarbeitung und Verwertug
«der wlditigften oünenlogiidieA Vorkonunniue vertnurt ra machen.
Endlich soU dvch Aufstellung wohlbestimmter und planmitesig zusammengestellter
Stadiensammlungen nnd durch Abhaltung von Cursen in der Lehrmitteicentrale über Mineral-
beatimmung allen Callegen Gelegenheit geboten werden, unter minderen Schwierigkeiten
nie btalier ndi nnf ihre Prttfungea vorzubereiten oder sonst mineralogischen Stadien
obsnUe^pn»
Wbr würden sehr erfreut sein» wenn vide CbUcgen nnd Colleginnen in Wien und
in ganzen Reiche unsere Bestrebungen unterstützen mv\ /» den ihrigen macben woUCen.
Denn mit gemeinsamer Kraft lässt sich Ungeahntes erreichen!
II.
über neue Lehrbücher der Naturgeschichte an
Bürgerschuleni
Unter den Eioflime der Jttafsten mefhodisdieii Bestrebnageii avf dem Gdiieie der
NatnrwUiensdiallett haben ddi melirerft Verfatter von NitoigetdiicfalildirblldicfB tci-
nnksKt gesehen, ihre Lehrbücher mehr der neuen Richtung anzupassen und dementq>reciieBd
Neuauflagen zu veratistaken, welche in diesem Sinne verfasse sind.
Dies betrifft in erster Linie die Naturgeschichte für Bürgerschulen von i'okomy*
Gngler, deren 3. Thcit vor mc^ ab Jahzesfiist in 9. Aufl^ cndiienin ist» und deren
a. nnd 1. Theil in 9., respective 11. Auflage »eil Bepna de« lanfendan Sdra^ahre« ia
VerwcndoBg stehen.
Ferner die Naturgeschichte für Bürgerschulen von Dr. K, Rothe, deren I. Theil
bereits die 30. Auflage und deren 11. Theil die 22. Auflage aufweist. Von der Neuauflage des
HL Theiles Itam dem Referenten der BQrttenabzug zur Aaiieht lo. AU llitarbeller bei
der Neabearbeitattg «ind genannt die Bfirgeriehallehrer Ferd. Franlt tmd Jotef Steigt
Femer habe ich über eine Vollkommen neue ErsdldnBBg tu beriditen, Aber die
von Dr. K Witlaczil im Verlage von Alfred Holder herausgegebene Naturgeschichte für
Bürgerschulen, von welcher bis jetzt die I. und 11. Stufe erschienen siud. Über dieses
Weric find bereits eine ReSie von RacenaiQiien in Verdnen nnd FaclueiliAfiftan cr-
sdiienen, welche in fiberaus gtnitigem Sinne gehalten sind, eo da«s ea dem Referenten
sdiwcr Mtlt, noch Neueb darüber an sagen.
Bevor ich in eine l'-eurtheilung der genannten Lehrbücher eingehe, gestatten Sie
mir, einen gaiu kurzen Ruckblick auf die Entwicklung der Naturgeschichlslehrbilcher
seit dem Eotsteben der Bürgerschule nach Schaffung des Reicbsvolkssdiidgesetzes im
Jahre 1S69 sa werfen.
Das erste für Bürgersc^. il.i^ approbierte Lehrbuch war ein , .Leitfaden der Natur-
f^eschichtf" von Prof. K Ii. llL-ller. Bis zum Erscheinen (kr Xi)rma!lchri>!.^nr w;rl<-
auch an manchen Bürgerschulen Dr. Alois Pokoniys Naturgeschichte für die unteren
Classen der Mittelschulen in Verwendung genommen. Nach erfolgter Genehmigung der
Lehrpline im Jahre 1875 erschienen sodann die dieitheiligen Ldirbfldier von Dr. K. Rothe
und kurze Zeit darauf jene von Dr. AI. Polcomy. Den Lehrplänen entsprechend, welche
das Gepräge der Grundsätze Lübens trugen, w^.ren mich die Lelirhüclier anj^elef^t und
enthielten im I. Theilc Individuen, im II. 'llieilc die Individuen zu Gattungen und
i diniüen gruppiert, im III. Theiie eine Kr Weiterung und Zusammenfassung des behandelten
Lehrstoffes sn eineffl System, Belehrungen fil>er den menschlichen Kdrper nnd die wich-
Referat, erstattet am 4. Jinoer 1896 von RiDOLT AmEiTBB.
125
ügsten SäUc aus der (jcsundhcitslehre. In den Erstauüagen dieser Lehrbücher war die
system&tisdke Beschreibung der Naturobjecte äberwiegend und brmdite damit die wich«
tigste Forderung det Nermallehrpltties, „Weekvaf imd Belebmg des Skrnee ftr (He
Natur", nur zu luivollkommenem Ausdrucke. Allmählich finden wir in b]).itciL'n Aaflagea
ila> beschreibende Moment zurückgestellt und dafür dem Leben und der Kntwickliinjj
der Individuen grössere Beachtung geschenkt. Der leitende Grundsatz vom Nahen zum
Entfernten findet Berücksichtigung, und infolge dessen erfolgt auch die Objectauswahl
flicht mehr auf rein «yrtenwltodwr Gnndbfe. War beiapiebweiw im Lehrbadw Pokomy«
früher der „Grdnaf7e** das erste Otgect aus der Gruppe der Sängediieie, so bildeten
•Hl Hausthiere einea pawenden Anagaagqraakt für die VermitHang ntorgeschidididier
Belehrungen.
Als nach der Umarbeitung der Lehrpläne im Jahre 18S4 ^Min. Ver. i. Aprii 166^
Z» 3833) das natttrUebe System ansschllesslicb die Basis f&r die Zasamroeafcssang des Ldir-
Stoffes zu bilden hatte und Belehrungen Uber erst« I£Ualeistung itad ttbcr Vcrhaltungs«
regeln bei Unglücksfällen gefordert wurden, trugen die UmarfaettUlgSII der Lehrbtcher
auch diesen [geänderten Wrhältnissen Rechnung.
Die Beweggrunde nun, welche massgebend waren, die Naiurgeschichtsbücher aber-
mals in ein neoes Kleid sa briagen» sind der geehrten Versaarndvag bekannt. Die
i,Flda0B^ebe GeseHschaft« hatte zu wiederholtem Male Gelegenheit, die Reform«
hestrebungen der jüngsten Zeit eingehend zu besiirechen und Stellung zu denselben ?u
nehmen. Im allgemeinen haben sich die Anschauuiii;cn ilcr l'"achkreise .-»eit dem Kr-
scheinen von Junges Durfteich zu der Erkenntnis durchgerungen, dass der bisher
ertbeilte Natargesehlebtsaaterfiebt aeiae Zwecke aicbt voUkommea er-
rcacbe, and das« eiae grdssere Beachtvag des biologlscbca Momentes
und eine Anleitung zu dcnkeader Nfltarbeobachtaag aaabweialicbe
Forderungen geworden sind.
Auch Dr. iL. Ruthe spricht in der 2. Auflage seiner Methodik des Naturgeschichis«
OBtenicbtea den Wana^ aas, ^(a möge das ▼oa Ltbea meisleshaft gegrüadele Gcblade
dadnrdi gdiobea weidea, dasas die Sdmle den Vcfsaeh aiadie, die eiaheitHciie Aof»
fassung der Natur als höchstes Ziel zu erstreben". Gleichzeitig verweist derselbe in
einer Schlussbemerkung zur LehrstoiTvertheilung darauf, dass eine theilweise Trennung
des mineralogischen Unterrichtes von der Naturgeschichte und Überweisung desselben
aa dea cbewisdien Uatenricht gewiss« Btreditigung hüte.
ÜImt die Bedeutnng des „D.oift«ciies*< nrtlieilt Rothe im 4a Baade dea pidego-
gischen Jahresberichtes folgendermassen : „Der Doriteich TOn Junge erweist sidl mdir
und mehr als ein Werk von tiefgehender Bedeutung. Junge hat eben eine Idee aus-
geführt, weiche in der Luft lag. Was mancher schon seit Jahren schüchtern versucht,
ea liegt aaa offsa vor Augen, bis ins ideiaele ausgearbeitet aad aaft laascnte hia»
gctriebea.«*
Gewiss eine ganze Reihe voa Bewcfgribideak die es lechtfeftigcB, die Ldutittdier
diesen berechtigten Forderungen anzupassen.
Ich beginne nun mit einer kurzen Bcsprechung^der neu erschienenen Naturgeschichts-
Idubttcher. Die Neuauflage des I«hrbaches von Pokorny Gagler ist zwar nicht wesent-
Udk verseUedea tob dea firttherea. Es lassen sich ganz gnt die altea Aaflagen neben
dea aeaen verwenden. Sie prIseatierSB sich aber vorthcilhaft durch eine Reihe neu
hinzugekommener Abbildun<,'en, »laruntcr vortr^ fllicle IM 1er aus der Mei>tcrli.ind Sj.echts.
Jeder von uns kennt die Bilder des berühmten Tlüenualers, welche sich durch Na^urUeu^
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126
und Lebendigkeit in der DarstcHung auszeichnen. Auch die Charalcterisük wurde viel-
fach prägnaater und piicuer gestaltet, so Au» die Vcrwcndbariteit dieses vortrafiBcheii
Ldiibiiches aoch weiter gefördert wwdc;.
Dies gilt umsomehr, als auch durch den Objectbeschrcibungcn ange>ch!ossene
Fragen ein Hinweis auf organische Lebensgesetze, auf Ursache und Wirkung im Natur-
ieben gegeben ist. Die Beaotwortang solcher Fragen ist geeignet, eine denkende Naiur-
bctrachtong n ftrdem und wirkt bdebend tmd befruchtend aof den Untenridit
Idb nSdite mir erlenbea, bd dieser GtSegaMt snf Gratiisns „Wsfmn «nd WeU**
hinxnweisen, welches als Fortsetzung von Ulss lyWamm and Weil" aus der Physik und
T.anghofs ,, Warum und Weil" aus der Chemie antusehen ist. Ciutrians Werk ist eine
reiche Fundgrube anregender Belehrungen über biologische Erscheinungen in der Thier-
und Pflanzenwelt and zwar in einer ftr den Schnlfebnnch nadi Inhalt and Forn
pusender Weise.
Das Lehrbuch Pokorny • Gugler hat damit zuerst den Versuch gemacht,
die Verbreitung biologischer Kenntnisse Zv fördern, wodurch dasselbe an Brauch-
barkeit gewonnen hat.
Das gleiche Urtheil gilt von der NeoMfinge von Dr. K. RnOes LAibudi der
Nstnfesehidite Ar Bttrgersdmlen. Dieses Ldubneli seidmele sieli von jdbcr dorA
besondere Klarheit und Bestimmtheit in der Charakteristik der Objecte aus. Aach finden
wir im 3. Theile die pjeolopjiichen Lehren in den Dicn^-i der Schule gestellt, welcher
Umstand deshalb besondere Bedeutung besitzt, weil diese Belehrungen unumgänglich noth-
wendig sind, um eine einheitlielie Auffassung der Natur anzubahnen und, weil sie wich-
tige Anknupftn^spankte fttr mbendogisdie Kenntnisse abgeben.
Der I. Theil des Buches (T. Rürgendmldnsse) serftOt in ciacn loologischcn,
botanischen und mineralogischen Abschnitt.
Die Beschreibung der Individuen aus dem Thierreichc zeichnen sich durch
Correctheit im sprachlichen Ausdrucke und im sachlichen Inhalte aus.
Das Bndi ▼«rrlth in den TheiLen nnd in der gesammten Anlage die Hand des praktischen,
er&hrenen Schulmannes.
Hc/.üglich der Abbildungen, die eim n Olan/pnnkt des neuen Buches bilden, sei
erwähnt, dass eine grosse Zahl Spechtscher l hierbilder Aufnahme fanden, die dem
Buche zum vollen Lubc gereichen (Katze, Wiesel, Orang-Utan, Feldhase, Reh, indi-
scher Blephant, gröidlnd. Wsl, Kriheocotonte, Stdrche, nfriknniscber
Stranss). Ebenso wertvoll sind viele andere Abbüdnngen, so das BOd des Bären
(I.ehmann, zoologischer Atlas), fismer eine TOfrSsseite AbbOdong der Stubenfliege und
des Schöpfrtissels derselben.
Die Besprechung der Objecte geschieht nach folgender einheitlicher DisposilloB:
1. Besdifeibung des Körpers im allgemeinen (GtOsse, Gestalt, Farbe, Bededcoi^
2. KOipeitfuile, 3. Lebensweise, 4. Bedeotoag des Tliieres im Haashsltft der Nalnr, Be>
siehang zum Menschen, 5. Verwandte.
Eine solche StofTanordnung ist klar und übersichtlich und, wenn auch der Zweck
solcher Dispositionen stets auf die Gewinnung systematischer Kenntnisse hinweist, so
haben es die Veiftsser do^ immer vemmiden, organisdie Lebensgetetce «n geeigneter
Stdle adt eiasabesidien.
Diese sich stets gleichbleibende Art der Tndividuenbcschreibung erleichtert erfahrungs-
gemXss den Lehrenden die Arbeit und i^estattet die Benfttsnng des Lehrbnches
als Wiederbolungsbuch in vorzüglicher Weise.
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127
Der Hinweis auf die Kingeweidewurmer bei Besprechung de» Hausacbweiaes muss
•b sehr panend beiridMwt wwden, da dma Bc^Mhnqg an dieser Stell« bcreeiitigter
tat, ab lo ag el aa t von Ouer Umgeboiig aa jenem Orte, wo de nfolge fluer systematUdien
Stellung hingehören. Nach Behandlung einer Thlerclassc enthält das Lehriwch daea
Rückblick auf tlie besprochenen Individuen. Diese Rückblicke sind für einen crfolß-
retchen Unterricht, für die Aabahuung eines klaren Verständnisses, für die einheitliche
Aafbasaag der Natar «dir weitvoIL Sie gdiea Gekgcaheif, die wichtigsten sysiftmatiwJieB
Kgerthiailichlidten aaeaaaMarafusen, die Bedehvagea der Olqeete snat Mensdien
oder mm Walariiaiishsltc nuch einmal zu beleuchten, und vennitldo die Kenntnis orga»
nischer Lebensgeset/e. Sic erhellen die Thnfsachen de» Zusamtnenhangrs /wisclieil
körperlicher Einrichtung und Lebensweise, des Gesetzes der Accomu l.Uion u. v. a.
Li der Besprechvng des Haushuhnes ist den Referenten angenehm aufgefallen, data
eia pasaeader Oberfang tob dem Bau des Siageddcriidrpeva sn jenem des Vogelkflrpers
eistrebt wurde, ein Umstand, der bis jetzt in systematisch gearbeiteten Lehrbüchern
vernachlässigt wurde. Auch der anatomische Bau der Kedcr wird zum Verständnis des
Flugvennögens vortbeilhaft sein. Die Angabe von versvandten 1 hieren am .Schlüsse der
meisten Objectbescbreibungen macht die Schüler mit einer gru&sen Zahl von Natur«
ohjedea befeaant Der Rlddiliek Iber die Inseden enddOt beadMcaawerte Fingerselfe
Iber die Bedeatnng der Insectenwelt für den Haushalt der Natur.
Der botmischc Thcil ist in ähnlichem Sinne gearbeitet. Die Individual-
beschreibungcn sind ausschliesslich systematisch, das biologische ist an
passender Stelle angefügt.
Im allgemeinett IritauMO wir auch Uer folgendes Sdwma flir die Objectbeqpntckaag
verfolgen: i. Allgemeine BeaebrellMmg (Gestalt, Grösse, Lebensdauer), a. Beadireibimg
der Theilf (WnrTicI, Stcni^jel etc) , 3. Vorkommen, Standort, klimatische Bedingungen,
4. i ort|<t1aii/i!ng, 5. Feinde der Pflanzi-a, 6. Bedeutung für den liaushalt der Natar,
bcxichuug zum Menschen, 7. Verwandle.
Im AascMnsse an des Apüdbami wird der sdiidUdien GAate ans der lasecten-
welt gedacht, die gerade dteaeo Obstbanm mit Vorlidie snr Hafamtltt* aaaivdai.
Freilich wird der Apfelbaum über den Rahmen eines Stundcnbildes weit hinaus verlängert,
wenn, wie dies im iiuche geschieht, auch tier in der Baumkrone ni^tLndcn Beschützer
des Apfelbaumes, der Singvögel gedacht wird. Schon der grosse LebrmitieUpparat, der
hiesa aa%cboten werden mnss, Terhiadert, dass dieses fadiridaai fai einem Stnndenbilde
abgrhandeh weide.
Aufgefallen ist mir, daaa die Insecten nur als Feinde der Rose hingestellt werden,
da sie doch in inniger Beziehung zum Befruchtungsvorgange stehen, also trotz aller
feindseligen Absichten eine Lebensbedingung für die Erhaltung der Art sind. An einem
späteren Otta ist aber die üuecieaibcttiabaBf erwibat Sdv gat iat die Darlegung des
KdaMmgavosiaages bd Baapredamg der Brbae. Biae aoldbe Dartegnag aar Natar*
beobachtung an. Über die Bedeutung der intensiven BlUtenfiürbung und Blütengrösse
zur Anlockung der Insecten wurde leider nichts erwähnt, obwohl gerade der scharfe
Hahnen fuas hiezu besonders geeignet wäre. Im Anschlüsse an die Linde ist eine passende
Belebmag Aber daa aaatomischen Baa des Staawiea aad über ^ Sdfteiregung im
Slaanae g^gebea.
Die qritematuche Botanik ist ein Unterrichtsgegenstaad, dcr am leichtesten ver-
leitet, rine grosse Zahl von Begriffen und Kunstausdrn« Ven tx\ vermitteln, die das (Je.
d&chtnis belasten, ohne eigentlich zum Naturverstitndnis weseuiUch beizutragen.
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128
Dieser Felder ist im vorUeyeaden Badie bei de« UMMte» ObjecdiesdiPeilNU^en
vermieden, docli könaten einselne in dieser Hinstellt vereiafneht werden
Aack im beCiaiicheti Theile finden sidl Rttckblicke, welche die Schüler mit fol-
genden systematischen Einheiten bekannt mnchen: Freikronblättrige , Röhrenbliitler,
Krouenlose, Blattkeimer, Spitzkeimer. Nadelhölzer und V'erborgenblütige. Besonders
erwihnenswert U>t die Betrachtung über den Nadelwald, welche Anknäpfungspunkte für
eine LebensfemeiatdMft abgeben kömte.
Im mineralog^Mlien Theile sind foIgen>le Objecte behandelt: Steinsalz, Kalkstein,
Quarz, Fcidspnt, (ilimmer, Kupfer, Sp Uci ^ n>tein , Steinkohle, Grinit unr] Thon. I'te
Beschreibung erfolgt auf Grund einer stehenden Disposition: i. Allj^cmeme Beschreibung
^Gestalt, Farbe, Glanz, Spaltbarkeit, Durchsichtigkeu), 2, besondere Beschreibung (Harte,
spedfisdie» Gewicht, Getdimadc, Strichy, 3. IM&äAek, 4. cibaniifht ZasammcaMtimc
and diendsdies Verlmken, 5. Fandor^ 61. Gewinaniq^ 7. Verweadaa^ & Biaoidnaaf,
9. Verwandte.
r^Ujjemeincn i.st /li bemerken, dass nelx n einer nach ilie-em Schema
gehaltenen systematischen Beschreibung die praktische Bedeutung stets
aasfflhrlieb dargestellt ist. 80 «ndiill die Beechreibaat de» Stsiandtes «fadgee
Aber die Verwcadnaf des Steintebes ia der ladastile and Ober die Bedealaag dessdban
ftr Menschen and Thiere. An das Kupfer schlicsst sich die Besprechung der wichtigsten
Legierungen. Der Spatei<enstein i^'ibt Gelegenheit, die Eisengewinnung im Hochofen,
die wichtigsten Eisensortcn und deren Eigenschaften vorzuführen. An die Steinkohle
sind Bemeikansea Ober Leaeh^;«sgewbBnng and die dabei catslsWniitB Nebe ap rodnc te
(Tbeer aad Coaks) aag ctcUosM», Aadk die Entsiduaf der SieinknMaalifSf «ad die
Art der Lagerung der KohkalUttse dnd eridtet VoitreffHdk ist die AbbOdaag eiaes
Steinkohlenbergwerkes.
In einem Rückblicke wird der VerändeniDgen in der unorganischen Natur unter
dem Einflasse Ton Laft and Wasser gedadit, ebenen finden wir etaea Hinweis aaf den
Zasammenbang mit den ofgaaisdien Le b ewe s en, die BaMdm^ der Ackciarde and die
Beziehung aller dieser Erscheinungen auf den Menschen. Schliesslich wird die cinheit«
liehe Auffassung der Natur erstrebt durch Belehrungen über den Kreislauf der .Stoffe.
Ich bin mit der Besprechung des I. Theiles zu Ende und bemerke, dass das vor-
liegende Weik in seiner Neubearbeitung ein vortreffliches Hilfsbach fflr den
Unterricht in der Nalargesehlchte bildet
Die Anzahl der besprochenen Oli|ecte beträgt in Sanuna 94 (49 r>i ^cte aus dem
Thierreiche, 35 Objecte ans dem Pflanzenreiche und 10 Mineralien 1. Für eine durch-
schnittliche Zahl von 80 jahrlichen Unterricht>stundcn eine grussc Zahl, welche dem
Lehrer noch reichliche Au^iwahl gestattet, denn an die vorgeführten Objecte schlicsst
sich aocfa dne bedeatende Zahl verwaadter bdlridaea.
Das Bach enthllt aaf las Seilen 165 AbbUdaagea. DerPiais dessetbea tteHt aicli
auf I K 50 h. Die äussere Aasatattaag gereicht der Verlagsbaddlattdlaag „A. Fidders
Witwe und Sohn" zur Eht-e.
Eine von den eben besprochenen Lehrbüchern wescutüch andere Anlage aeigt das
Bacb Tnn Dr. E. Witlaesil (Natatgeschichte ArBOfgerscbale^ I. SMk, Alfr.H8ld«rs
Verlag, 189«). Der Verftsser war gleichfalls bestrebt, die bedaateadcn Fwtackrftt^
welche die Methode des Nnturgeschichtsunterrichtes in der letsten Zdt gemadlt hat, an
verwerten und bernft sich in einem Begleitworte darauf, dass er im besonderen die An-
regungen, welche auf diesem Gebiete in der „Wiener pädagogischen GcselUchafr' und
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129
im Vereine „Bürgerschule" gegeben wurdeu, verwendet und im Rahmen .des geltenden
Normallehrplanet zur Ausführung gebracht bat.
• Dm Bttdi aithik ioi I. Thdle di« .w{o1iligst«ii Kdrper d«r drti Natnnreidi^ n. sw.
48 Thiere, 30 Pflanzen und Ii Mineralien. 134 zum grössten Theile sehr gelongnijt
AbbiUiuagen untentütscn den Text. Der freU «teilt iich bei einer Seitenzahl von 134
auf nur 75 kr.
Die Stoffaiuwabl berUcksicbtigtf wie dies nach den soeben ausgesprochenen Vojf-
aessdninfea nicht anders sa encMtcn ist, in eiMer Linie Objeete der engeren Htimat
Von fremden Objecten finden wir eigentlich nur eines: |.;rüne Meerkatze. Damit
bricht sich endlich die Überzeugung Bahn, dass die Aufgabe des Nalurgeschichtsunter-
richtes in erster Linie darin zu erblicken ist, die Schüler mit der engeren Heimat ins-
besondere bekannt tn machen, damit sie nicht als Fremdljnge iA der Natur von der
Sdude entletten werden.
Die Objectbeschreibvng ist nicht nach einer einheitlichen Dispositiont
tieren Endziel die Gewinnung systematischer Begriffe ist, gegeben, sondern der Bedeutung
des Ohjcctes im liau^baUe der Natur oder bei Culturwesen der Beziehung cum Menschen
angepasst. Das biologische Moment bildet stets detr rothen Faden, der die
Objeetbetchre Ibnng dnr cbsieht Soldie Diq>ositioaen besitzen Liebt- und Sdiatten-
seiten. Sie entbehren der leichten Übersichtlichkeit und sind nicht geeignet» die Be«
nUtzung des Lehrbuches ohne intensive Vorbereitung seitens des Lehrers tu gestatten.
Dieser Nachtheil verwandigli sich aber in einen Vortheil, denn je intensiver die Vor-
bereitung des Lehrers Itir den Unterricht, desto erfolgrcicber wird die Lösung der
. Unteniditsnttfjiabe sein. Ich glwbe darin anch die Kkllrang sn finden flbr eine Be*
aeiknng unseres Ehrenmitgliedes Dr. Dittes, welcher bekanntlich ein Gegner der Ver>
Wendung: ^''^i Ililfshuchern beim Unterrichte an der Bürgerschule ist, und dennoch das
vorliegende Buch mit den Worten empfahl: Wenn schon HilfsbUcber verwendet werden,
dann mögen es solche von vorliegender AasfÜbmng sein.
Ich Mb darch meine mebolhrigt BrlUiranf beim Unterricht an der BAigersehnle
zur Überzeugung gekommen, dass die Zntensitit des Unterrichtes gewinnen mttsste, wenn
wir weniger oder keine Hilfsbücher verwenden würden. Einzelne Sireijfrat^en wünlen
dann ganz von der Üildfläche verschwinden. Die Überbürdungsfrage 111 einigen Lehr-
gegenstinden ist lediglich eine Ldirbuchftage und nur in den seltensten Fällen eine
Lehrplanirage, denn der Lehrplan, gibt in der Regel den Umfing des Lehrgebieles an,
und die Lehrbücher enthalten für diesen Umfang einen zu reichlichen Inhalt. Auch der
Streit um die Freiheit der Methode ist nicht selten eine blosse Liehrbachlinge, da 4i^
Lehrbücher nur zu oft auch die Methode zu beeinflussen suchen.
Verzeihen Sie diese Abschweifung von meinem eigentlichen Thema. Sie ist aber
Mht t^Bge» dwrdi die eigenartige Abfiusnng de« genannten Ldirbnehes.
Die OiqiOSitionen der Objectbeschreibungen sind also nicht systematisch gehalten.
Am eh'»<!en lassen sich noch in der Besprechung die f'jnf Formalstufen Ilerbarts wieder^
erkennen: Vorbereitung, Darbietung, Verknüpfung. Zusammenfassung, Anwendung.
Die den Individuaibeschreibungen vorangehende Vorbereitung besteht fast aus-
nahmdos in einer sdu- ^teklidi gewihben Beschreibong der Locatttlt, In welcher die
Naturobjecte vorkommen, wodurch ebenlalla einer Fordernng der neueren Metho-
dik entsprochen wird.
Bezüglich der Ausführung der einzelnen Ojecte möchte ich mir folgende Bemerkungen
gestatten: Bei der Beschreibung des Maulwurfes wäre ein Hinweis auf die Schermaus
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erwünscht. Auch dürfte es nicht gaiu berechtigt sein, vom Temperament der Thiere
•Utt von deren Natwfll m quechen. Aach iit die Bemerktui^ d«a Mrcbe in Nieder-
teterrddi «idit vorkoouneiit miidit^ d» sie tob mir selbst in der nordwestfi^ea Ecke
von Niederösterreich, in den samp6geik Niedeningen der Leinsitz beobachlet wurden.
Es geht ferner nicht gut an. von einem wunderbaren Ortssinn der Thiere (Taube,
Biene) zu sprechen. Die Qbjecibeschreibangen aus dem Thierreiche, namentlich der
Säugethieve nnd Vögel, sind bei aller VortrcffUdikek efaselner nodi Terbesterungs-
flhig. Der Verftsser ist eben vor einer schwer sn bewftttlgenden AdjpAe bd Ab*
fassung seines Lehrbuches gestanden, da er alle biologischen Beschreibungen erst selbst
schaffen musste. Der Referent gestaltet sich hier die Bemerkung, dass einreine Lebens-
bilder aus „KicssUng und Pfalz" so ausgezeichnet sind, dass sie Nachahmung und ße-
rOckriditigung rerdientenf »Mnentlich: fledennMis, Elchb0mdien, Specht «.▼.«. Yld
f Ucklidier hat der Verfuser seine An%»be in der Klenithienrelt gdflsl^ in wdcber sich
geradem musterhafte Darstellungen finden. Ich erwähne die ausgezeichnete Be.
Schreibung der Biene und der Kreuzspinne. Gelegentlich der Beschreibung des Fhiss-
krebses würde es sich empfehlen zu erwiUinen, dass er durch Aasvertilgung zur Kctn-
haltoqg des Baches bcitrigt und somit wlditige Sanititsdienste im HanthalWr der Natur leistet.
Als ebenso roRdgUdi in der Dar^fUirang sind die ObJecAesehrdbiaffeii ans
dem Gebiete des Pflanzenreiches zu bezeichnen. Jedem Objccte ist wieder ein Bild der
Localit.it vorangestellt. Vorlrelfliche Original-Abbildungen (Schneeglöckchen, Leber-
blümchen, Küchenschelle u. a.) unterstützen die Ausführungen des Textes. Auf Schulz-
mittel der Pflanzen ut ffberall dort eingegangen, wo dies zum Veisiinduis der Pflanxen-
Mgane nothwendig ist Die Ltsectenbestittban^ Windblfltler, die VerlireilBBg der Samen
durch den Wind, die Bedeutung der Pflanzenorgane flbr die Erhaltung der Alt, der Zweck
der Domen und Stacheln, der Ranken, der Nebenblätter, die Ausscheidung von Pflan?cn-
gummi, die Bedeutung des Blütenkurbes, die Schutzmittel des Pollens gegen Regen, die
Ursadhcn der grossen Verbrmtung einzefaier Manzen, die Rescnresiofle nnd ihn fie»
dentung für das Wadisthnn und den Blnfluss der Coltnr auf die Entwieldang der
Pflanzen sind an geeigneter Stelle einbezogen in die lebensvollen Darstelhingett« Ich
habe durch die Erfahrung bestätigt gefunden, dass solche anschauliche Darlegungen der
ganzen Lebensgeschichte einer Pflanze auf die Schüler einen nachhaltigen Eindruck
hervorbringen.
Die Sjrstenwtik, welche in einem derart dorchgefUirten Lehigange erat in swcher
Linie in Betracht kommt, findet vor allem Berücksichtigung in orientierenden Fragen»
welche an die Objectbeschreibungen .ingeschlossen werden.
Sie geben passende Berührungspunkte für die Zusammenfassung und Verknüpfung
des anfgenoosmenen Lehrstoffes, welcher dadurch in flberrididicher Wdse geordnet wird.
Auch die Aufforderui^ zu Naturbedbachtnngen findet sich am Schlüsse der Object«
beschreibungen. Bezüglich des Wertes solcher eigentlich methodischer Hinweisungen
ist die Meinung <ier Lehrerschaft getheilt. Es sind deshalb die Verfasser des früher
genannten Lehrbuches vollständig davon abgegangen und überlassen es der Einsicht des
Lehrers, die Zusammenfassung metfaodbch zu gestalten, wihrend im Ldirbncibe voa
Pokoraj-Gugter Frage» angesddossen werden, welche su einet denkenden N at i n belrach-
tung anregen. Bezuglich der Auswahl der methodischen Fragen im Lehrbuche Whlaczils
muss bemerkt werden, dass Vergleiche zwischen Tulpe und Gemüsekohl; Eibse, Kohl
und Taubnessel; Petersilie und Löwenzahn oder HerrenpUz und Astmoos als für diese
Stufe ungeeignet beseidmet werden müssen.
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Im aUKcmeineD ist noch zu bemerken, dasä die Objectbeschreibungen im zoolo-
giidMB md bouuiisehMi Thdle «o ausgefOlvt tiad, d«ii aie «di §mt wunümtUo» su
wohl «bgtraadeien SumdenbiUbm «tgata. Frailtoh bt es Steh« der Mtih odiK beit Ge-
wandtheit des Lehren» du Stundenbild ftliohtbrblgend zu gestalten, indem er die wich-
tigsten Unterrichtsei^ehnisse vielleicht in einer schlagwortlichen, schriftlichen Darstellung
ausammenfasstt da das Lehrbach dem Schüler diesbezüglich nur geringe
Oiesete leittet.
Im aiineraloffaclieB Thdlt det Boche» «lad folgeiMie Objede besprodien: Säh,
Kilkitehi, QiMR, FeldqMt, GlnMner, Giaiilt, die Bbencne ihid das Eisen, Kvpffer,
Silber, Schwefd, Steinkohle. Die Auswahl der Objecte stellt einen theilweisen Ztisammen-
hani; mit ckr Chemie her. Die Keschreibungen sind nicht systematisch ^'ehalten und
berücksichtigen ui erster Linie den Antheil des Minerals an der Zusammensetzung der
ftdrinde, wodw^ die X— mnto dei geokflMlieii AiilbettM dewelbea T«iberd(et witd.
Aadi üadaii wir Hbweiee «nf die Bedentuf dce Bodeat Ar die PfleMenwelt
Der Kalkstein bietet Veranlassung, auf die VerSnderung der Erdoberfläche durch
den Einflass von Luft und Wasser hinzuweisen, inch ihc Üe.'it-hungen zum Menichen
und zur Thier- und Pflanzenwelt sind in geeigneter Weise einbezogen. An die drei
einfaciiien Gesteine Quarz, Feldspai und Lilimmer schliesst sich die Beschreibung des
Crarite«.' VoIllEommeB m bUl%en ist die weileie Fessnng, weldie dem Ca^l Eisen
xQtheil wurde. Anstatt einer einseili^en Besprechung des Spateisensteins finden wir
einf nllgemeine Belehrung über Eisenerze, ohne dass die Bescbreibnilg Steh *U Weit Ül
die physikalischen Eigen- chiiftcn der genannten Erze vertieft.
Die Darstellung der chemisch-physikalischen Eigenschaften ist den Vorkenntnissen
der L Bürgcrschulclasse entsprechend gehalten. Eine Besprechung des Thunes,
der lAr aas spedett eine fresse Bcdentnqg als AasftUnag des teitüien Wieaeibeckeas
hui, fehlt leider. Die Beschreibung der Steinkohle enthiÜ Eridlraagen Uber die Ent-
stehung derselben, über die Verwendunig sor LenditgisetaeiifWMg und fUier die fiedcu»
tung der Steinkohle für den Menschen.
Soviel über den Inhalt des L Theiles. Das Lehrbuch ist jedem Lehrer als
irorsttgliches Hilfsbvch ao empfehlen» und eadi jene, welche noch nicht Ge-
leg e a he it hatten, sidi wät der praktischen Dttrdütthraaf der aeaea aiethodisdien Forde-
rungen bekannt sa nadMüi werden vid Anreg eades and Belehreades fai deo^-
«elben finden.
Von den heute besiirochcncn Lehrbüchern von Rothe und Witlaczil ist auch bereits
der 2. Theil für die 2. Bürgerschuldasse erschienen. Es würde aber die mir zugemessene
Zeit wait «leTSchwitea, wena Uk aach aeeh Iber diese ia gleich aasilihriicher Weise
hsriehtea woUte^ Sie stod, sowdt ma dies aaeh aaeh «iaer ilcftitigea Dar^drt er*
eMSSen kann, würdige FettSCtenngen der hc^'^rontienen Arbeiten. NaaMBllich der«. Thetl
von Rothes Naturgeschichte zeichnet sich durch eine Reihe vortrefTlfcher Abbildungeh
aus. Ich verweise aaf folgende: „Todtengräber an der Art>eil" und auf zwei Bilder
aaa GoeriafiSdHnidls „AosUadtsche Oalts^Üsiiitw'* o. s. w.s i. „Baamwollpflaaiting ',
fl. „Tabakpflaasang*'; fmwr aaf eia idaidss <Helicfa«iMd and aaf ^chlsche -iTMer-
biider, wie: Magot, Meörkatze, Löwe, Fuchs, Hirsch. Dasselbe gilt vom 2. Theile des
Lehrbuches von Dr. Witlaczil. Wir erwfthnen die Bilder: Rother BrüllalTe, fliegender
Hund, Löwe, Igel, Marder, Eisbär, Esel, Gemse, Renthier, Kameel, Elepbant, Star,
LereiM, Aiasel, Bachstetsr, Stefauidier, Staiakan» iUbhaha, Aaeriwhn, xaUteiche' ge*
182
lungene Inscctenbilder und Uriginalbilder aus der Fflanzenweit, die zu dem Beste»
gehören, wmr bis jetst in Sehvlbflcbern geboten wurde.
Ich fäne mein Scblnssartbeil dahin soMiunen, dnss es ftr die Lebreisdiaft
nur erfreulich sein kann, eine Reihe von aaügezeiohaeten Lchrbichern zur
Auswahl für den Unterrichtsgebrauch zu besitren. Dem modernen Stande
der Methode tragen alle Bücher je nach dem Standpunkte ihrer Ver-
f«s«er Rechnung. Am weitesten gdit in dieser Besidrang Dr. WitücsiL- Er^
frealich ist es .«leb, dtss die Lehrbftcher nicht Messe MerkbOcUein ftr den Wiedcfv
hebuigsantenricfat der SchUcr sind, obwoU sidi einife StinsBcn aas LAieilmiien daftr
snssprechen.
Ein Lehrbuch muas aach der Meinung des Referenten auch, ein vorzäglicbes Lese>
b«ch (Cu ^ie UnteiridbintBnde sein, ond die Ossalelhng-dcr Oljecle nmss vom mcfho-
dtsflhen Sfeandpmlae nnaafeclitlMt sein. Damit seil nidit §mgi werden, dass difc LsImt
sidi anch an die methodisidie M^ttMamg des Autors ra baltes haben. Im Gegentheitep
es kann den Unterricht nur fördern, wenn jeder den von ihm als richtig^ erkannten Weg
nach freier Wahl betritt. Dem Neuling im Amte dürfte aber die musterhafte metho-
dUche Aasarbeitung des Tealiss nidit anwilllHnmien sein.
'■ ' * • ' Debatte.
Dr. Witlaczil: Die Beurtheilung, welche die genaunten Naturge&chichtsbächer sei»
tens des Herrn Referenten gefimden haben, ist nach »einer Monang siemlich einseilig
aasgcfidlen und wird meinem Buche nicht gerecht. Es ist schon in den EinteWieiten
ein verschiedener Massstab angelegt worden, und »las Meritorische, nämlich die metho-
dische Anlage, welche doch die Existenzberechtigung des neuen Buches erwei»en muss,.
wurde nur gsnr oberflächlich berührt. Man rous»te sich nach Anhörung des Referates^
fragen: Ja, woza Ist denn dieses Bach geseihrieben worden t Und doch ist mein Bad»
aus Re.iction gegen die ältesten Bücher entstanden, und dodi worde mein Buch von der
Kritik bisher cinKtinmiij; t;ünstip p-ufpcnommen, und Altmeister Di ttcs hat es nicht anter-
lassen, demselben eine Empfehlung init/ugelien.
Das Tom Herrn Referenten Versäumte muss ich nachholen. Gegen die zwei altcrea
Bttcher warde ein leiser Tadel mit den Worten ai^edeatet, sie sden systematiseb
gehaltene Bttchen Ich halte diese Bezeichnung nidit ftr IteflieDd, denn andl mein
TUich .'eigt eine systematische Anlage, die nach meiner Cber?'-i!>^'ung für ein Ti'irf^erschul-
buch nothwendig ist. Richtiger ist es, dass die zwei älteren Bucher das Hauptgewicht
auf die Beschreibung legen, während mein Buch an deren Stelle eine erklärende"
Besprechnag setzt aad die lebensgeediidi t lichtn Momente mehr in den Vor d et g r nn d
stellt. Ich habe in einem Aufsatze, abgesehen von den ersten Versuchen, beim Natur»
geschieht 'interrichte drei Perioden unterschieden, von welchen die i. die der ,,gcmein-
nüt/igen Kenntnisse ', die 2. die des systematisch morph« logischen" Unterrichtes war,
welche von Lüben begonnen wurde. In dieser l'eriode legte man das Hauptgewicht
aaf eine einteilende lassedidie Besdu-eflMng der Nataritftrper, wMhiend die 3. Periode,,
wddie erst vor kanem ihren Anteig genommen hat, bestrebt ist, den Natnrgeschidrts»
Unterricht naturpemässer zu gestalten und die allgemein bildenden Momente auf Kosten
des systcmatiich-morphologisclicn l)etails in den Vordertjrund zu stellen. Die bisher in
Osterreich in Verwendung stehenden zwei Bücher gehören trotz der Umarbeitung zur
a, Periode, wfhrend mein Badi ebi Vertreter der neaen Riditaag ist Daasslbe ca^hl^
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'trw idi «Is die HaupUttfgabe 4e» IfatnigeiddtiitiiHiteiriditei «luefa«, toi* aikm linhb
MpA Viytlndnit . ftr die N«lur su enredken» uul redw ä ert dtftr du noipliolopftlift
O^eUU der Beschreibung auf das Nothwtiidigste. Es haben bereite in dieser Gesellschaft
Minner, deren Namen nicht nur hier einen guten Klang haben, wie Siegert und Dins-
torf er, ebenso wie viele andere darauf hingewiesen, dasä im Naturgesdiichuanterrichte
riel M viel beMbrieben winl. Und ich fintge, um mu einige Bciqwele eatnfUaen,
-velelie Bedentiiiig liet et für die eUgemeiiie WMiH»g, weae die Kinder lenua, wie viel
iZehen jedes Thier an jedem Fusse bat und welches seine Zahoformel ist, wddiee^sdie^
metische Diagramm die Gelehrten für irgend eine Blüte entworfen haben?
Der Herr Refeicept stellt es. förmlich als einen Vorzug der zwei älteren Bücher hin^
daes lie bei der Qe^vecbung eine itladige Diepoeltion befolgen, wihrand er bei
BBeinem Bndie eioe »oleiie Irider venieiiit leb muu devanf binweieen, deat die .bidier
vervendetei^IM^oeitiooe^ oder besser Schemen die Merkmale in rein äusscrlicher Reiben^
folge ordnen, wie es schliesslich für einen Naturgeschichtsunterricht ganz gut passt, der
•die äusserliche Beschreibung als seine Hauptaufgabe ansieht. Ein Unterricht, der die
inoerUdie Verlcnüpfung der eiiuelnen mitgeiheUten TbetMcbeii entretx, muas alter Ois-
poeitioiiea wihleii, die das emöglidiea. Sdum JFnnge, der Bahabredur dea nodemen
Naturgcschichtsunterrichtes, hat solche Dispositionen geschaffen. Es iat valtf, daes nidit
alle Merkmale immer innerlich verknüpft werden können: solche Kennzeichen müssen
eben an passender Stelle eingeflochten werden. Es wird aber angegeben werden muÄaen,
■dass trou solcher kleiner Mängel eine derartige pisi>osiliott vonosielien iat und dass
eie eacb dfo ventaadeanisaige Aneignung des Stoffes erleiditert Nadi diesen Prin-
•cipien sind meine Dispositionen gearbeitet, die freiUcb je nach dem Gegenstande, je
nach dem Momente, welches mir den besten Ausgangspunkt für die Besprechung zu
geben schien, eine Vielgc$ialtigkcit aufweisen. Aber ich halte auch dies für kernen
Nachtbeil, weil dadurch eine gewisse, sonst nHvenneidUche Eintönigkeit hintangehalten
wird. Idi kaaa es weiter lücbt ab einen Vorxi^ der Klteren Bfldier analen, daaa aie
durch MÜieiaatiache Dispositionen oder dnrcb Kürze der Beschreibung und durch Her-
vorhebung gewisser Merkmale in gesperrtem Druck die häusliche Xorhereitnng der
Schüler erleichtern. Es ist schon vielfach von hervorragenden Methodikern des Natur-
geschichtsanteirichtcs hervorgehoben worden, und .die Erfahrung bestätigt es immer aufs
neue, da» die Schüler dnrcb eine deraitige Anlage des BocIms zun Aaswendiglemen
4nBgesegt WCnteo. Für den älteren beschreibenden Naturgeschichtsunterricht war dieser
Vorgang der normale, denn jener Unterricht war grösstcntlieih Gedächtnis- und nicht
Verstandes- und üemüibsunterricbt. Er mu^te schon darum Gedachtnisunterricht sein,
-weil die vielen minutiösen Merkmale, welche besprochen wurden, am Objecte oder
Silde ncist gar iddit liervortretea, so ddu sie dnfiMb vom Ldver mitgetlieilt werden
innastcn, woodt dann das Auswendiglernen seitens der Schüler correspondierte. Von
der modernen Pädagot^ik wird aber das Auswendiglernen im allgemeinen mit Recht ver-
pönt, und am widersinnigsten ist es gerade in der Naturgeschichte und Naturlehre, in
t acheru, deren Hauptzweck Bildung des Gemüthes, Bildung des Verstandes ist.
Becfigtidi der Answabl des Stoffes liat der Herr Jleferent aeinem Bncbg^n»
Ober den anderen vorsichtiges Lob gespendet und etwlbnt, dalS in der I« Stufe nnr ein
«inzif^er fremdländischer Naturkörper behandelt erscheint. Ich möchte mir hic^u die
ISenx rkuntj crlaulicn , «lass ich durchaus kein Feind der Betrachtung fremdlAiulisclicr
Naturkörper bin, dass icii aber nicht einsehe, warum der altbewährte pädagogische
Gfondsats eines Comenius und anderer: „Vom Naben und Bekannten Sinn Pemen vnd
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mrtifimffTft" aldit nuik ilr «He Nninmchichm in lllf—riahalii GAmm hthtn
Mille; «an» *,K im Scbef nd die Ziege ie der tvekc», der Seetaad eber te der
cntee Clas'^.e behandelt werden, oder was der Strauss in der ersten Clane zn sn^ea
hat, oder warum bei der beschränkten Zeit die Gruppe der Robben durch mehrere Classen
durcbgefubxt werden muss, lo dess in der ersten Classe der Seehund, in der xweiten
Clene des Wetme eife^Md beediriebeM whd.
Die Art und Weiee der DaretelUng, die faate Spreche mu/Imm Bnebte-
verfolgt das Bestreben, den Stoff den Kindern verständlich za machen und ihr Interene
fiir denselben /\i erret,'en. Ich habe überall kleine lebensgeachichtüche Bcobachtangen
aufgenommen, welche geeignet »tnd, da» Interesse der Schüler zu fesseln und sie sa
eigener Nslwltepbecbtung anaMÜmi. Bei der Derrteliung sdnreMia adr vortrefUehe-
SckBdner dee NdarlebeM, wie Brekn, Taeeke»ber£, A. Enderee ab Metter
vor. Dies gilt auch theilweiM Uta' die bei eiaem Natoi^diicbtsbuche so ungemein
wichtigen Bilder. Es war mein Bestreben, die verschiedt-nen Naturkörper in ihrer
aatürlicben Umgebung und nicht nur die Thiere, sundern auch die Plfauuea sozusagen
in üMn HiMlas nr Daistellung bringe» sa bnca, ftiüidi iSm tAwieiige An%abe^
der aber iMia ülaalntor ab Mtiger Klailler all ecbOim Eriblge iiaähgtlwmia ist.
Der Ha» Referent hat bei einem der BQdier alle, also tudt die Pflanzenbilder, die
nichts weniger alt aaturwahr und fein sind, wenn sie auch sehr auf den Effect gear-
beitet sind, a^ gut gefonden. Ich glaube, dass meine Bilder sowohl was ihre Ober»
tiM lii B M an g aklt dar B e ha ad laa t daa Staitz, ak asdi waa die ■labalüiiln Art der
OanMUHMig aod die Feialiait dar Antflfenmf aabeiaagt, aiit Jcmb der a n dw ea Btclier
einen Vergleich nicht SM echeuen haben.
Dass alles das, was ich soeben auseinandergesetzt habe, nicht bloss erstrebt, son-
dern groasentheih» auch erreicht worden ist, dafür darf ich mich zum Schluss wohl
■odnaala aaf daa VfÜMfl dar Xiflik vaA vor aUeai anf jenes waana Khienadluttede»
Dr« Drttee berafcik
B.-L. Ferd. Frank fühlt sich gedrängt, dem Herrn Referenten für die ein-
gehende und liebevolle Beurthcilung der Naturgeschichte von Dr. Rothe, Frank und
Steigl den besten Dank zu sagen. Wenn der Herr Vorredner unter anderem meint,.
LebrbüAar bdnaaa Mor von M Mm wr tt gasduffm wasdea, ««kha aaf dlaseai Gdrfcte
gCMTbeiMi baban, so ktaae dieser Verwarf die M gaaaaaisa Verfesaer aicbt Heiaar
iaabasondere sehe Herr Dr. Rothe auf eine fast Yierngjihrige erfolgreiche Praab asf
diesem riebicte hin. Ks ist ein Crundirrthum, anzunehmen, das Lehrbuch sei ein
Canou für die Methode des Lehrers, das Lehrbach ist nach meiner Meinung lediglich
ein Hili&bach filr die Hand des Schülers und ist aia a alc b e s aas so baaer, ja tbanid i d
lieber and klarer es dea Stoff bringt; da sddwr Lefailsat wird na»owcalger acbada»
llÖnaen, je inthr Freiheit er dem Lehrer in der selbständigen methodischen Gestaltaag^
iHsst, je wenigf r er die Methode selbst vorschreibt. Rothes Buch bringt die Objcctc in
dispositioneller Beschreibung nicht zu dem Zwecke, dass der Lehrer in der Schule bei^
spielsweise die Tluere nach dem Buche vom Kopf bis aaai Sebwana baadaeibe, soa-
dava diaadt der ScMlarehMkhM Obetsidit Iber den Merkstoff eriMkaaadaa an saasai
bAafaadar aMadlicher Darstellung, an der es unseren Schalem so sdar mangelt, aa-
■^eleiret werde. Der Lehrtext hat bei dT ric^entlichen Darbietung, welche frei arbei-
lend entweder den Körperbau au:i den Lebensbedingungen oder die Lebensbedingungen
als Cqnsequenz der körperlichen Merkauüe cn geben hat, gans SOTflcksvtreten, er tritt
erst bei ' der blasHdieB WiaderiM»haig aad aar AaMtisdnag der Aatfbaa a ag la uSm
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lUdit. El geht oidit von neuen Richtangcn lu reden und t» meinen, die Fftch-
collcgen seien mit den modernen Bestrebungen so unbekannt, wie der Herr Vorredner
meint , doss ^ie dieselben erst jetzt durch sein Unternehmen kennen lernen. Der Herr
Vonredner hat in dieser Sadie seiiieii Slaadpankt v e rt reten, vir vertieCen den nnseren,
vnd dieser hat, pldegogiedi Ix^grlindel, feine volle Bereditlgang.
Herr Ref. Rud. Aufreitert Es war nicht Aufgabe des Referenten, für ein be-
stimmtes Lehrbuch Reclame zu machen, sondern vielmehr in objectiver W eise den
Inhalt der Lehrbücher mit Rücksicht auf deren praktische Verwendbarkeit
tu prttfen.
Den Vorwurf elasdtiger BevrllieiliinK kann deher der Referent mit «llcr Be-
rnhignng Qbergehen. Wenn aber wirklich Einseitigkeit in dem Urthellc des Referenten
zu finden ist, bezieht sich dieselbe nuf die Besprechung des I^ohrbuches von Witlacil,
in welcher einige nicht mit Beweisen belegte Behauptungen sich befinden, welche hier-
mit nachgeiragcn werden tollen.
Vor allem ist sn bemerken, dass es nicht gaas richtig Ist, wenn Witlacul be-
hauptet, seine Objectauswahl sei origiiMU nnd ein besondenr Vorzug des genannten
Buches. Ich habe %ielmehr die Überzeugung gewonnen, d^ss die Objectauswahl
fast vollkommen identisch ist mit jener im Lehrbuche Pokorny«Gugier
und sich auch von jener im Lehrbnche Rothes nur unwesentlich nnterscbeidet. Bs ist
daher ein tmbilliges Verlangen, eine aoldie nachgeahmte Objectanswahl noch be-
sonders henrorsuhebeo, Bexitglich der Objectbeschreibungen ist gleichfalls eine Bchanp-
tnng unbestritten gelassen worden, nämlich jene, dass dieselben bei allen sonstigen
Vorzügen noch vcrbcssentngsfähig sind. Ich bin daher genöthigt| auch darttber noch
einiges so bemerken.
Es ist eine voIIstVndig verkehrte Anffassnng des biologischen Prin-
cipes, wenn man, wie dies Dr. WitlacsU in der Beschreibung der Hauskatze thut, die
ganze Grausamkeit zu schildern versucht, mit welcher dieselbe ihre Reute zu Tode
martert. Das ist nicht Aufgabe eines auf biologischer Grundlage ertheilten Natur-
geschichtsantenichtes and eine vollständige Verkennung der ethischen Anf-
gnbe dieser Unterrichtsdisdplin.
Im Texte selbst sind dem Referenten eine grosse Zahl vun tbeil weise sachlichen»
thcilweise sprachlichen Unklarheiten und Unrichti^eiten aufgeüallen. Einige davon
seien hier angeführt:
Dass man den Hunden Obren und Schweif stutzt, dass man sie zum ICarrenziehe»
verwendet, dass manHaohrarfe dnrdi in die Eide eing^rabene Glassplitter nnd Dome»
von den Gärten abhalten kann, sind Grausamkeiten, die besser verschwiegen werden,
Aui der Beschreibung des verlängerten Mittelfusses des Tfcrdes und Kindes dürften die
Schüler keine klare Auffassung des anatomischen Baues desselben erhalten.
Das Pferd hat wohl bewegliche Nasenflügel, aber keine beweglichen Nasenl9cher.
Dass der Kopf des GrOnaffen stark an den des Menschen erinnert, ist wohl nicht
begründet.
Ein Beispiel einer unloi^t^clien Disposition findet sich in der Beschreibung des
Schafes. Die Taubenrassen werden nicht erzogen, sondern gezüchtet. Die Saatkrähen
bleiben manchmal auch im \Vinter bei uns und sind nicht ausschliesslich Zugvogel, wie
dies im vorli^enden Bache behaaptet wird. So konnte man im verflossenen Winter
(1895/96) zabireidie Individnen auf dem äusseren Burgplatce beobachten. Ober Zndit
der Kanarienvögel, Bastarde und die Qualität des Gesanges alter Weibchen mass ein
Üigiiizeü by LiüOgle
136
Natufgeschichtsbuch für Bürgerschulen nicht unumgänglich Belehrungen entbmlten. Die
Behatipturg, da&s der Storch beim Fliegen die Betae nach hiaUto henmUv hingen hat,
iät nicht ganz verständlich.
Folgende Slti« ifiad kdln e tweg « mititerluift oonctroieit : „Dn tob ykkn Itandü»
aof tie (Ringelnatter) gewwfenen Haie verdient de nicht*' ,J>ie FrStelM spriac«
nif einem grossen Satze ins Wajser." .,Der Karpfen lebt in langsamen Flüssen."
Nicht zu selten b^egnen wir im Texte nicbtMagender Füllwörter und obecfiänige:
Fremdwörter.
Der Aosdrnck „kaltbiüüge>< WitbeitUere ist £abdi.
Die Ifolkifier' leben f^aaf Binnen and Getreidediren and endaaben cKeae Pimeai'*
Steinsalzwürfel abzubilden, ist überflüssig.
Glimmer wird zu Bildern und ähnlich verwendet."
„Bis vor kurzem hat man es nicht vciülanden, aus ihm (Schwefelkies) ein brauch-
bares Eisen danaitdkn.*« Mir ist aidtt bekannt, ob »an daa jetst fan Stande ist, obwohl
es aas der Satislfllnng henronngehen scheint.
Diese wenigen Beispiele, welche man noch um manche andere vermehren könnte,
beweisen wohl zur Genüge die Richtigk^'it der Ausfuhrungen dei Referenten, und es
kann derselbe an seinem das Lehrbuch \Vulac2iis objectiv würdigenden Unheil nichts
nodificieren.
üigiiizeü by GoOglc
I
t J % It ■ ■ < I • • t • ' > ■ ) >l
III.
„Neue Zeichenvorlagen*! für Volks- und Bürger-
schulen, sowie für gewerbliche Fortbildungs-
schulen von Franz Steigl in Wien..
Referat, erstattet am ii. April 1896, von Alois Kunzfeld. . •
■ • ' •
Es ist ganz naturgemäss, dass z\i Beginn der Entwickjitn;:^ unseres Zeichenunter-
richtes ia den 70 ^r bis Mitte der So er Jahre eine stattUche Keilte von Zeichenwerkeu
gVMlialfeo wurde, welche alle mehr oder nandcr geeigneten Stoff fUr das Voneichnen
des Ldmn an der Scholtafel Ueferteo,* ich erinnere, was österreichuciie tTeifasser an-,
belangt, nur an Roller, Knapek, Grandauer, Eichler, Jclinek, Kuhnert, Andel, Kellner
und Steig!, Baier iin i Wunderlich, Fallenback etc. Es ist aber aucli erklärlich, dxss,
nachdem dieser Unternchtszweig tiiie gcwiise Hohe der Entwicklung erreicht hatte, ein
Siflistand eintreten musste, und darum iät auch das letzte Jahrzehnt arm an neuen Er*
tdidnongen anf diesen Gebiete. In dem eiHgen Drange nach Entwiddnng, Aus-
gestaltung und Vervollkommnung, der die ganze Natur beseelt, ist abw jeder Stillstand
ein Ruckschritt, um! iti der That mehren sich die Anzeichen, dass unser Zeichenunter-
richt an einem gefährlichen Wendepunkte angelangt ist. Die Ursachen dieses Rückganges
sn untersuchen, würde heute zu weit führen. Sie werden mir gestatten, in vierzehn
Tagen, wenn ich abermab die Ehre haben werde, in Angdegenhdten dies Zdehenonter*
richtes v >r Ihnen zu sprechen, darauf zarflckzukommen. Für heute möchte ich Ihre
Aufmerksamkeit nur darauf lenken, dass unser Zeichenunterricht von der Geometrie
derart in Fesseln geschlagen wurde, dass ihm jede freie Beweglichkeit genopunen wurde.
IXe Geometrie, welche die bereitwillige Dienerin des Freihandzeichnens sein sollte, bat
sidi cur nniunsdirinkten Herrsdierin Ober denselben ausgeworfen. Diese Erstarrung
unseres Freihandzeichenunterrichtes in geometrischen Formen ist aber nicht nor ein grosses
Hindernis für die P^ntwicklung einer freien Han ibewcjjung, sie ertödtet auch in den
Schülern die Lust zum Zeichnen, weil die geometrischen Gebilde in der Kegel viel zu
abstract sind, um vom Kinde verstanden zu werden. Woher aber soll die Liebe kommen,
wen das Ventfndais fehkf
Es ist daher nur mit ^ende sn begr&ssen, wenn Herr Steigl in seinen „neoen'
Zeichenvorlagen" dem Zeichenunterrichte neuen Stoff zuführt, welcher die alltustrengen
geomeirischen Fesseln durchbricht und vor allem andern die freie Handbewegung an'
stilistisch schönen Formen übt. Der in diesen neuen Zeichenvorlagen dargebotene Stoff
ät fast ansscUieasUch dem Formenichatze der Renaissance entnommen, jeoet Stilart;
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in der bdutanlUdi die Gctetce der orgeaUcben Formtabildung auf du eis*
fmchcte and »uglddi nannigfeltigste, ««f dae sehOBSte md sehwmBgvoUcte,
anf das phantasiereicbtte and dodi messTollttc, kim eof dat edeUtt cor
Geltang kommen.
Es konnte man> her einwenden, <lass dieses Zeichenwerk, da es nur Formen der
Renaissance bringt, einen sehr einseitigen Standpunkt einnimmt. Dem ist entgegen i\x
ballen, dasi es dem Verfimer jcdeafolls nicbt daran an tbon war, efncn neoen Lehr-
gang für den Zeichenontemdit aafrattelleD, sondern dass sein Bestreben nur dahin gien|^
dem Zeichenim'errichte neues Formenmfltrrinl 7ii;ufuhrrn. Der Verfasser scheint den
alten Milarlen nur einen vorhereiten icn \N ert zuzumessen, wenn er auch den veredelnden
Eintluss, insbesondere des classisch - griechischen ätiles nicht verkennen wird. Dabei
wird der Vetfimer den Ldurplane voUkoniineo geredit, weldier flb> die bezttgUcbe
Stafe lautet: „Zeichnen praktisch verwendbarer charakteristisch er Motire«*
Unser Verfasser scheint diese Forderung ebenso cigenarlij; als richtig aufzufassen, wenn
er schliesst: ,,\Ved< t der ägyptische noch der assyrNclie. weder der indische noch der
maurische, weder der rumänische noch der gothischc bul iiefem flir die praktischen
Bed4rfnistc der Jetstteit» insoweit bei maeren aügeaMinenSdudmenidite daraaf
Bedacht genommen werden kann, Terwendbares Formenmaterial. Et ist eben die
Kenaisfascef welche fast alle aodcnen Foimenbildungen bebcnracbt.
Wenn schon das Ornamentzeichnen einen Theil unseres Zeichenunterrichtes
bilden muss, jenen Theil, in welchem den Schülern fast unbewusst die Gesetze der
Schönheit vermittelt werden, so muss der erfahrene Lehrer verlangen, dass dabei der
Grandsats der „Caltargeailssheit des Unterrichtes« voUatrf aar Gehn^ koonne,
d. h. dass das Zeichnen am Ornamente <!< r vollendetsten und zur Zeit
gebräuchlichsten Kunstepoche gepflegt werde. Diese Fi rdrnmg ist gewiss be-
rechtigter als jene , welche den Schülern die Stilarten der alten Culturvölker ver-
mitteln will, die ihrem Geiste viel zu ferne liegen, von denen auch eine kaum mehr
nennenswerte Anwendung gemacht wird.
Das Werk beginnt mit der einfachsten pflanslichen Form, dem
Hialte, Hast BlOtea, Knospen und Früchte folgen, wendet diese Elemente dann in
hlattgnippen, Zweigen und leichten Verzierungen an und schreitet fort bis zu vollständig
ausgefQhrteo, formenreichen und gemalten Ornamenten. Der Verfasser bringt die Ele-
mente idfiht in der Üblichen steifen, senkrechten Symmetrie, sondern will der freie«
Anffassoag «nd Übong der Schüler dadareh Rechnm^ tragen, dass er sie ntdit aar
mannigfach in Stellung und Bewegung bringt, sondern aodi veriangt, dass sie
die Schüler nicht mechanisch coj'ieren, sondern auch Lige und Bew eg O tt g frei TCrindcni
lernen, wie dieses dem Wcscu der Renaissance aii^^emessen ist.
£s ist die Ansicht geäussert worden, es wäre nicht methodisch gerechtfertigt,
Bmcbitld^a dbMa Ganzen, beim Omaotente also BUtter, Blatcn imd Frlditc ifirlMM ■
an lassen. Man veigiut daboi gaaa, dass jedes Blatt, jede Bitte, jeder Zweig ei« ia
sich abgeschlossenes organisches Ganze darstellt, ein Einzelwesen von unverkeanbaict
Selbständigkeit, und dass ein methodischer Grundsatz lautet: .. iJie Vorführung und
Darstellung von pflanzlichen Formen und Ornamenten muss in orga-
nischer, uioht in geometrischer Keibenfolge geschehen." DieKenntius und
aeidm^riMM Awlfasswig dier pflaasUdiea Fonsen, sowie jene ihraa otganiarhrn VTa^a*
thuni^ wie solche ia der BlattbOdmi£» der Blat^liedenng, der Blattapiicasaiig, dkr
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Entfaltung von Blattgruppen, filüte >, Kruchten eic. liegt, diese Kenntnis, diese Auffassung
komait nicfat too lelbct, nt au* vermittelt, syttematiMh vtmStuSt wwden. Nor allzulang
bat man bd ms in OsteiTeich diesen Grandaats auMciadit gelasMO, daher der berechtigte-
Vorwurf too auswärts, dass unser Zeichenunteiricllt in geonetvIlchMl Ifustem erstarre.
Im ersten I^Iefte erscheinen die gebotenen Formen einfach schwär? im Um-
risse ausgeführt. Der Verüasser will damit ausser der Vermiulung einer gewissen
daDenlaieB Fotan—kwmtaia da« laadwi« Entwerfen «md «iehai« Ausfuhren in Um-
ritsliaien gepfl^ wiiacn.
Das s weite Heft bietet anfangs kleinere, später grössere Formencomplexe in
Twci Tönen ausgetührt bei Festhaltung kräftiger Umrisslinien. Hier soll der Schüler
auch in die Technik des Anlegens eingeführt oder darin vervollkommnet werden.
IHa flbrigen Heft« Qefem reichlichen Stoff Ar das farbige Ornament und dienen
aar Eunflhritag in die Technik der Malerei alt Wasserfarben.
Aoa aethodisch praktischen und hygienischen Gründen wuxle Wcrlc
in einer Grösse nnd in einer Deutlichkeit der Formen ausgeftihrt, die uolil -cll)>t dea
strengsten Anforderungen genügen dürfte. Solch grosse, krftftige Formen vermag jeder
Sdilkr, sclbet Vbm den breiten Zeidicntisch hin, deatlich n sehen; und es entfällt
aoait der Haaptgmnd Ar das verdetbüdie, ftbermXssige Vorbengen md Ufr da«.
Schiefsitten der Kinder.
Wenn der Verfasser theoretische kunstwissenschaftliche und kunsthisto-
rische Erklärungen vermeidet, so kann man ihm nicht unrecht geben, denn es wird
in dieser Bcciehnng bei uns etwas so viel gethsa* nnd St Sdiflicr werden mit ErttllmngeA
ttber Sällrierang, HaiBonie, Rhjthaik oder Enytbnde weit tber Ihr Vevstftidnfs hinaoW
gfCqnilL Die Sehttinr müssen die meisten dieser Schönheitsgesetze, wie ich schon er-
wähnt, fast unbewusst in sich aufnehmen, wie die Schaler der Elementardasse die Regela'
der Rechtschreibung.
Bs fit sdbstverstSndlich, dass ein solches Werk, das eine neot Blehttng mum
erstenmale betritt, nicht frei von Fehlern sein kann. Es war jedoch das dfrige
JBemühen des Verfassers, der nun schon fünfundzwanzig Jahre auf diesem Felde uner-
müdlich thätig ist, nnd dessen Namen nicht nur in der I'adagogischen Gesellschaft wohl
bekannt, sondern der in Bezug auf das Zeichnen in ganz Osterreich und darüber hinaus
einen gaten Klang besitzt, sein Bestes xu geben, und es wird «hdi sein Bestreben sein^
bei aüfslMgen Neuauflagen, deren wir dem Verihsser im Interesse unseres Zddientniter-
sidltes recht viele wünschen, Fehler, die sich eingeschlichen, zu Terbessem.
Gestalten Sie mir /um Schlüsse meiner Ausführungen kurz zusammenzufassen,
nach welchen Gesichtspunkten das besprochene Werk einen Fortschritt auf dem Gebiete
des Zeichenunterrichtes bedentet. Es ist dies der Fall:
1. la Ponkte der Cnltnrgeaissheit dieses Cnteniehtes,
s. im Ponkte der logischen nnd organischen Entwicklung dea Pflansen-
ornamentes,
3. im Punkte der Verwendbarkeit der vorliegenden Stoffauswahl,
4. im Punkte methodisch-praktischer nnd hygienischer Rücksichten.
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. ANHANG. ■
Schulchronik.
(15. September 1895 15. September 1896.)
Von FsKomAKD Prakk.
I* Die Sohule und das öff«atUclM» lieben.
Mit kaiserlichem Handldirabea vom 30. September 1895 wurde der li^herige
Leiter des Ministeriums fiir Cultus und Unterricht, Sectionschcf Dr. Rittner, der Functi -n
als Leiter ics Ministeriums unter dem Ausdrucke des Dankes und der An«rkcnnuuu
Sr. Majestät enthobeu. Das betrefTeodc a. h. Handschreiben lautet:
Lieber Sectlostchef Dr. Rittaerl
Indem ich Sie über Ihr Ansuchen von der Leitung neilics Mi-
nisteriums für Cultus und Unterricht in Gnaden enthebe, spreche ich
Ihnen für die in dieser wichtigen P'unction mit treuer Hingebung und
-ausgezeichnetem Erfolge belbatigte Amtswirksamkeit Meinen Dank
nnd Me^ne volle Anerkeammg mnti.
Zum Miolsler Üb Cultus und Unterricht wurde Freiherr Dr. Paul Gautsch von
F r ,1 n k e n t h u r n ernannt. Der^ielbe wurde am 26. Kcljn'ar 1851 Sohn ein .'s Staats-
beamtcu geboren un i trat bereits fruhicitig als Zogiing in die Theresianische Akademie.
1S73 vollendete er die juridisch-poiuisciien. Studien au der Wiener üniveraitit und
wnrde bald daianf smn Doctwr der Redile promoviert Sdne Cerdii« in Stutfdienste
begann Dr* Gautsch als CondpieBt der niederSster reichischen Finanz procuratur; 1874
wurde er vom Minister .Str<mavr zur Dienstleistung in das Ministerium für CultUS tind
Unterricht berufen, wo er bald zum Ministerial-t.'om ii-i-sten avancierte. Im November
1875 wurde Dr. von Gautsch mit der Leitung des i'rosidialbureaus im Unterrichts-
nlaisteriitm betraiyt 1878 tMdt Dr. y<m Gantsch den Titel und Charakter eines
Midaterial-Vice-Secrelllr*, 1879 wurde er xam wirklichen Ministerial>Vice>Secretär
ernannt. Auch unter Minister Baron Tonrad Idieh Dr. von Gautsch Vorstand des
Träsidiai- Bureaus bis zu seiner i8Si unter gleichzeitiger Ernennung zum Kcgie-
rungsrath erfolgten Bestellung zum Direcior der Theresiaaischen Akademie. An-
lisatidi der Verelmguog der orientalisehen Akadeade adt der Tberesiaaiidien wurde
Dr. von Gnntich in Jahre 1883 lun Hofiathe befttrderu An 30. Juni 1885 «ihieU
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Dr. von Gauiscb in Anerkennung seiner Verdienste um die gedachten beiden Anstalten
das Ritttrlcniu des Leopold-Ordmu.' Am • 5. November 1885 wurde er als Nachfo^er
des Bwrcms Conrad zum Unterriditsaifaiiiter cxnaaat, in wddhen Amte ei* bis «nr BiMnag
des CoalitionsmiiiisteritunA im Xovc!nl>er 1893 verblieb. Während seiner Amtsführung
wurde ihm am 30. November 1889 der Kreiherrnstand verliehen. Nach dem Rücktritte
dcä Grafen Taaife ernannte ihn der Kaiser am 15. November 1S93 zum Curator der
Tkcresia^sdien Akademie. Seit dem Beeiaade der Newchiiie fungierteD als Untenridrts-
■dflialer die Heiren Exe. Haaner, Stremajrr, Cemad» Gantadi, Madejf^k^ Rlitner (pvov.)
imd abermals Dr. r.autsch.
Das Schulprogramin der deutschen Volkapartei in Böhmen. Dr. Ba-
reither entwickelte jungat 111 einer Versammlung folgendes Schulprogramm der deulschen
Volkapartei:
Er sagte later anderem:
In ethischer Beziehung stehen wir auf dem Standpunkte, dass unserem Volke vor
allem ein möglichst grosses und tiefes Mass allgemeiner und fachlicher Bildung 'uge-
fdhrt werden muss. Wir sind daher von vorneherein Freunde des Lchrstandes^
Fireaide der Sohn le; 'wir wBnschen, dass vnser Lebrar nidit nsr mateifcil den Sorgen
der Ebrfsiettä -enlsogcD «erd^ damit er tttik gant «nd itcXL seinem Benfe Ungebcn
könne, wir wollen auch, dass unser Lehrer unsere Kinder zu Charakteren eniebe, and
zu diesem Zwecke muss er selbst vor allem ein Charakter sein. Wir verlangen, das»
die Tb&tigkeit des Lehrers nicht abgeschlossen sein darf, wenn das Kind aas der Schule
tritt, soodera dass der Ldurer andi nach dieser Zeit nodi deir Berather aeiner chonaligen
Schaler bleibt; nnd er bt dain in eisltr Linie lieralbn, ^enn dranssen anf dem iaehen
Lande ist er in vielen Orten die einzige Person, welche genügende Lebenserfahrung und
Bildung besitzt, um den MithUrs^ern als Berather »ind Bcisl.md in öffentlichen Dingen zur
Seite zu stehen. Wir werden daher stets fOr die freiheitliche Organisation unserer Schale»
ftr die vqBal» Getianmigsftdbeit unseres Lehntandet eintretem.
Biiefluratlk. Der aaf die Volksschnle bes^rlnkte Tbefl der Veriumdlangm»
"bezog sich auf die Beantwortung verschiedener Interpellationen. Nur zweimat wurde
das Gebiet der Volksschule etwas mehr berührt, nimlich anliasUch der Budgetdebatte
und bei der Frage der weiblichen Schulleiter. .
ÜB Slamg det IHenstpragamtik-Ansaehasses des Abgeordnetenbanaes kam der
nwanilsHWflasi (Ret Freiherr iron Seharsehmidt) neiMrdiags snrSpmche. Mhditcr-
präsident Graf Badeni berief sich betrelTs des Beamtenerlasses vom tct> August auf seine
früheren Erklärungen, dass der Erlass von ihm fiir inopportun und deshalb auch für
ttberflüssig gehalten werde, weil derselbe eine authentische Interpretation der Normen
ftr das staafibitgtrüche .Verhalten der Beamten versadtt, was immer mIsaKcfa sei «nd Aalasa
tu ma sJ a tna gwi gebe; Betraft der elnsdnen Ponkte des Eriasses bemerkt der 1B>
nisterprisident, dass nur Äusserungen unstatthaft seien, welche das Amtd-
geheimnis verletzen, eine abträgliche öffentliche Kritik behördlicher
Verfugungen enthalten oder das personliche Dienstverhältnis des Be«
Anten betreffen, «m den Dienstweg zu umgehen. Die Ansflbung de»
Petitionsreehtes soll den Beamten nicht verwehrt werden, wenn es In gesefc-
mlaslger Form ohne ungehörige Agitation erfolgt. Die Abgabe der Stimmen der Be-
amten bei eventuellen mündlichen Wahlen kann selbstverständlich keine nachtheiligen
Consequenzen haben. Die Ausübung des politischen Wahlrechtes dürfe aber der für
die Amtsildinmg «aerllsslich objecHven Haltung d<$t Beamten keinen Eintrag thm». Das-
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pmive WaUfedit der Baunten Mi atMtignuidc«wtilieh Mtir— t FVr Cudlttiteueda
lanen sich bestunmte Regeln nicht aufstellen. Die B««artes mOssen bei der Manifestation
ihrer politischen Ansicht ihr Taktgefühl und ihr Gewissen «uratbe ziehen. Auf eine Be-
(nerkung des Abg. Bendel, betreH'cnd die Besprechaog von Verfügungen auf
dem Gebiete des Uotarrichtes durch die Lehrer, beam kt der hHaisUtp AMnH,
4Mm emchliehe EffiftenufM ia Facheagriegeniwitiiii nicht Tcrvthrt sein. — Oer
.Hcfierent Abg. Scharschmidt betont, angesichts der Erklinngea des Miaistcvpalli-
<1enten könne er eine Zurücknahme de- Be amt o n erl a ss es nicht beantragen,
weil derselbe bereits die frühere Bedeutung vcrluren habe und die £i-
klArungen des Miaieterpräsidenten geeignet seien, die Beamtenschaft lu beruhigen.
Dar k. k. LaadcsaehaliatpealDr Harr P. K—ipwth halte anliialMi einer Impl-
cierung in Rumburg bei Besichtigung der Betirksldmibibliodielc unter Hinweis auf
den Erlii^s '!e> Ministers für Cu!!ii< und Unterricht vom 15. Dccember 1S71, Z. 2S02,
^ü^i^rduung für Bezirkslebrerbibliotheken, Funkt 1 und Ii) die Anschaffung von Werken
aiabt p&dogogiscb'Klidaktiachen und iwhviasenschaftUchen Inhaltes bemüngelt, ao «* a.
die Werke Qrillparsera und Aaastaaiiia Grttna. Dar Raichwathaabfaordnet« Dr.
Pergelt brachte nun am 19. Decembar in Abgeordnetenhawa aina Interpellation fal-
lenden Inhahes ein: ., I. Ist der Minister geneigt, Veranlassung zu treffen, dass die vom
Landesscbuiinspector P. Kamprath getroffene Verft^ung der Ausscheidung der Werke
Anastasius Grüns aus der Rtunbui]ger Lehrerbibliothek behoben und das von ihm in
Amabaag saiaea Haatlicihan Aaites gaganttbcr 4ar ihai mtaratalicndcB Lduera^aft Aber
4ie ZnUllighalt der Aufnahme der Werke Gritlpnrsers und Anastasius Grttns in aiae
Lehrerhihliothek gefAlltc Urthcil vun der o!)ersten l'ntcrrichts{)ehörde des Staates als
unrichtig erklärt und die.-, den unterstehenden Schulbehördcn, insbesondere dem betreffen-
den Lehrkörper in geeigneter Weise zur Kenntnisnabme und Darnachachtung bekannt
Utgßhn werde? Waa gedenkt der MtniMar aa ÜMVif na damtigei die flatendaliiichan
iSchulaufsichtsorgane in ihren Antahen faiadea« oonptemitHti— da Viiiflmta« Ar die
Zukunft hintanzuhalten?*'
Am 17. December 1S95 wurde im AbgeorduclenbauäC betreffs der Anstellung von
waibUchen Lehrkräften ein Dringlichkeitsantrag eingebrachu Dieter Antrag selbst,
die BegrOndoag, aowia die Behandlaag dawelbaa Uatea ao viele baaAtanavprte nad
charakteristische Momente, dass wir darüber den Wardaut des stenographischen Prato>
koUes folgen lassen. Der betrefiienda DringUchkaitaaatng, eiagobtacht TOOi AbguuiibliiUn
^Steiner und Genossen, lautet:
Seit mehr ala einem Jahre werden vom hohen k. k. niederösterreichischen Laades-
fdwiliatha nicht nar alle Lehrstellen, aondcrn aach viele LeilerateUen aa Mldcktan-Vnlka-
«nd Bürgerschulen in Wien nur für weiblidie Lehrpertoaan UrtWaiitierl, wodurch die
männliche Lehrerschaft von der Bewerbung um solche Posten ausgeschlossen und hieda r cfa
in ihrem Avancement in ungerechtfertigter Weise empfindlich geschädigt wird.
Der hohe k. k. niederösterreichische Landesschulrath hat den Leiterposten an der
UidchanbBigeradiale in XII. Baairka, SchtabnuHMntiana 99—41, nar Ihr ciaa Difec>
torin systemisiert: gegen dieae Verfligaag hat der Wjtaor Stadiiatb ia saiaerSittnag vo«
9. Mai 1895 den Recurs eingebracht.
Die Tagesblätter vom 5. September i&gs brachten die Nachricht, dass der hohe
k, ib niederösterreichiscbe Landesschulrath für die MtLdchenvolksscbulen im III. Bezirk,
Paal a a p iata 4 (»o daraek aoah ein Oberiehrar wirkt), m. Besirk, Sai ng aaae 9 aftd
m. Beairk, Haiabaigaiatraaae 40, je eÜM OberidhraiinilaUo aad* Ar die MMmakUttget'
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gchule im V. Bezirk, Herther- und Steinbauei^se, eine Dtrectortnstelle, sowie alle
abc^M 8lell«ii Ml den geaanfttCtt Scholen mt fta weibliche Lehrkrifte syatemi-
rieit habe.
Am 13. October 1895 ^urde f&r die Directorinstelle an der Müddienvolks- und
Bürgerschule im IX. Bezirk, r.alileit^asse 3, eine Biirgerschullehrerin priscnttert; hiebei
wurden 69 dienstältere BiirgerschuUehrer und 16 an Dtenstjahren gleiche Bürgerschul-
Ubnt Wfcm awttekgeseut, dft dieselben einfach von der Bewerbung um diesen Posten,
wddMsr nar Ar eine Dlrec tprin sTStsmisfett worden wnr, natgescUotMn wurden.
Ebenso wurden im verflossenen Schuljahre bei der Besetzung von 4 Leiterstellen
an Midcfaenvolksschulen (eine im Bezirk und drei im XVI. Bezirkl die Volksschul-
lehrcr von der Competenz um diese Posten ausgeschlossen und dienstjüngere Lehrerinnen
tu Oberlehrerinnen ernannt und hiel>ei dienstlUeren Volksschnllehrem vorgezogen.
Last KnndninchVBg das BerirlMchalnihes der Stadt Wlaa vom tB. Vvnaabtr 1895
wwde je eine Oberlehrerinstelle an den MlddieBTolksschulen im X. Bezirk, Ubland-
gasse I und im XVII. Bezirk. Wtchtelgasse 67, ausgeschrieben, Ilm weldie Stellen «ich
männliche Lehrkräfte abermals nicht bewerben können.
Ganz besonders wird die Zorücksetzung der minnlichen Lehrerschaft und die gleich»
sdtife VanrciUidraiig des Wiener Sdmiweaens dareh die AasschraHiang von LelintaUeii
im Wiener Schulhezirkc in der , .Wiener Zeitung" vom 14. December 1895 illustriert,
laut welcher 22 Bur^^'- rjchullehrer- . ;,2 Biirijerjchullelirei innen- , 12 Bürgerschullehrer-
odcr ÜurgerschuIIehrennuen-, 32 Volks:>chullehrer-, 6S Volksschullehrerinnen-, iS Volks-
scbullehrer oder VolksschuUehrerinnen-, 7 VolkssdittUeitferinnen oder VolkaschuUehrer-,
37 Itateriehper^, $S Dateriebrermnaa», 14 Unlericlirer* oder UatarlelireriBBtB und a Unter-
lehrerinnen oder Unterlebrcr-Stellen zur Baiatzttl^ kommen. Hiernach sind also bloss
91 Stellen für männliche Lehrkräfte, i liegen 155 nur für weibliv;he Lehrl:räf'.'- syst<-nii-
siert, während sich um die übrigen oj Stellen sowohl männliche als weibliche Lc-hr-
krifte bewerben können; selbst den günstigsten Fall angenommen, dass von diesen
63 Poaten $4, wcldw in errtar Linie flir Lehrer ansgesehiieliaa aind, aa<di ikiit Lehrern
besetzt werden, and nur die übrigen 9 den Lehrerinnen zufallen, so ergibt sich flir die
Lehrer die Zahl von 145, für die Lehrerinnen jedoch die Zahl von 164 Stellen.
Besonders auffallend ist auch, dass an Volksschulen für Knaben und Mädchen
gemischte Volksschulen) bloss 4 Lehrstellen für Lehrer, dagegen an derselben Schal-
kategoile 33 Lalirstellen nnr ftr Lahrerinnen a aa ge a d i rie ban sind'; wllrad sieh dia
I .ehredmieB um 18 Lehrstellen an Knabenvolkischulen bewerben dürfen, bleiben den
L-ehrem nur 7 Stellen an Mädchenvolki^chnlfii ir Hewerhung, das iit woh! nicht mehr
Gleichberechtigung zwischen Lehrern und Lehrerinnen, sondern ulfenkundige Bevorzugung
der weiblichen Lehrkräfte!
Der holia k.lc niederönerreidusciie Landaesefanhath gdit sogar soardt, alle Lalir«
stellen an einzelnen schon bestehenden MädchenbOlfarsdialefl, an welchen derseit neben
einem Director auch mehrere männliche Lehrkräfte wirken, schon jetzt, wahrscheinlich
für spätere Besetzungen, durchwegs für weibliche Lehrkräfte zu systemisieren, l, B. an
der Mädchenbiirgerschule im XVI. Bezirit, Nenmayrgasse 33, und andere*
la Brwicmig, daas $ 6 des Gesettes vom 95. Mal 1868» R.-G.<BI. Nr. 48, haiast:
,,Die Lehrämter an den im § 3 bezeichneten Schulen und Erziehungsanstalten sind ftr
all'- Staats})ürger gleichmässig zugänglich, welche die Befähigung hiezu in grsef^licher
Weise nachgewiesen haben", welche Bestimmung auch der § 48 des Reicbsvolk^schuU
geseUes vom 14. Mai 1S69, R -G.-BL Nr. 62, enthält;
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in Erwägung, da&s § 2 dct Lradcsgeietns rom 5. April 1870, L.*G;-Bl. Kr. 35,
kdne BMdn»a«ag . in Btv^ ««tf das Geacbtedtt der Be^eiber m tiae criedigtc Ld»*
stdle enthllt, dagegen § 1 1 deMelbea aosdrilcklkh lagtt ^Die Meeatadra (EiMamai^
.darf »n keinerlei Bedingungen geknüpft werden";
' in ErvftgUDg, üass nach § 14 des Keichsvolksschulgeseues vom 14. Mai 1869^
R«-Q.<>BL Nr. 63, aa Midribea VoifcMclwdqi wold Obcrtd»«iBaan.bestcik werdaa kflnaca,
jedo^ nicht aafestcDt werden miaeen, wlhrend nadi des BeatättMogcn llr Dfagu
schulen § 19, Alinea 4 desselben Gesetzes, lautet: ,JDer TCnwtWOrtlidie Leiter der Schale
(also der Bürgerschule) führt den Titel ,Director'";
in Erwiigung, dass die ^ erordnoi^ Seiner ExceUeas de« Herrn Uaterrichtsministexs
vom 27. Juni 1S91, Z 72S5, anorteet» „äim die Beaetsoag tob Itrhahlrilwi, wa aicftt
du .Geaetz aaadrflddich d*i G^eaAeil aaoedaat, aar aaeh Maaigaba der graeaeiaa
WUrdi^eit olpM eiasahige Rücksichtnahme auf das Geschlecht der Bewerber zu erfolgea
hat", woraus unmöglich ihf Svs'cmiNierunc von Lehr- und Leiterstellen an Mädchen-
schulen nur für weibliche Lehrkriikde und iueinit die gleichzeitige Ausschliessung der
Lehrer vaa der Bewcihnng am dieae Poeten gefolgert werden kaaa;
. iif Erwifaag, das« diese Zarttekietanag der ntaaUchaa Leh ikilft e weder aaa
pidagOgUchen, noch aus socialen Gründen gutzuheissen ist, dass aber noch die Berafr-
freadigkcit und da> STreben der männlichen I-ehrerschaft in Wien, wo ohnedies die
Avancementverhältnisse sehr triste siaU, darunter leiden, »teilen die Gefertigten folgenden
DriagUehkaitaaatragi
„„Paa hohe k. k. Miaiiteriaai fttr Cattaa aad Uaterricht wird aaf-
gefordert, die ihm uaterstehenden Schnlbehorden /u veranlaaaeat
. bei der Ausschreibung von Directoren-, Überlehrer-. Lehrer and
Unterlebrer-, beziehungsweise Lehrerinnenstellen, im Sinne der be-
atehaadea Getatae in der Weise Toraagehea, daas stmaitliehe aolcha
Stellea fttr alle Staatabftrgcr gleichttXaaif sagiaglich aaiaa} aoaiit
auch für die Stellea aa weibliehea Volk«- aad Bftrgarschalea ntiaar
liehe Lehrkräfte competieren können.""
Dieser Antrag wolle mit allen nach der Geachäftsardnung zulassigen Mitteln der
.Besditeiinigung «oai hohen Haasa aofort ia Veihaadlung genommca w^tdea.
Staiaar.-
Schlesinger*' I^. Barenther. Dobendg. Steinwend^.
Kürnkrann Jax. Dötz. , ^ Dr. Lueger.
Rigler. Richter. PoUhofer. , Liechtenstein.
, Garahaft. Dr. Hofiaaaa. Or.
Schadder. Dr. Xhidemaaa. Haack. Dr.
xVach Verlesung des Aatrages ergriff sofort Se. £xL der Minister für Cnltus nnd
Unterricht, I)r, Freiherr Gautsch v. Fr an k en th u r n , das Wort: „Hohes Haus!
Gegenüber dem soeben verlesenen Uringlichkeitsantrage des Herrn Abgeordneten für den
III. Wfeacr Gewaiade b eaiik dtilie es vieilaicht aai Platze seia, deai haha» Haaaa im
kanem die Raditahige aad den adnuaislnrtivea Staad der in Betradit kn a imea d a a Frace
darsdl^en. Nach dem Antrage, der hier gestellt wird, soll das Miaisterium für Callaa
und Unterricht die unterstehend»*n SchiiUiehorden vcr.in'.assen, bezüglich der Concurs-
Ausschreibung von Directorionen«, Oberlehrer- und Lehrerioneustellen im Sinne der be-
stehendea Gesetze, das ist la der Wdsc vorzugehen, dass «immtliche solche Stdiea fttr
aUe Staatsbürger gteichwissig zi^^lagUdi adca.
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Uie ilcncu Antragsteller beziehen i>icli utVcnbar auf § ö ilca Slaatsgrundgc^ctics
Ober das VeiUltsU dar Schule sar Kiidu».
Ich glau])e, daM die Becidiui^ auf diesen | 6 in dem vorliegenden Falle nidbt
rutrcfTend i->t, ebensowenig^ wie der etwaijjc Hinweis auf § 48 <Ics Reichsvulksschul-
gesetzeb, welcher »ich ja nur aU eine AosfUbrang des $ 6 de» genannten ätaaugnmd-
gesctzes darstellt.
Wir« dlea ttttreffeBd — and ich bnmdie ja dem boliea Banae wohl nicht dar-
anlegen, daas der Sinn dieser staatagnmdgaMtelichea Baslhamang ein ganz anderer ist
— dann könnten sich ja zweifellos auch männliche Lehrer um Industrielehrerinnenstellen
oder umgekehrt Frauenspersonen um sänimtliche für Männer aiisgeschricbciie Ldirslellen
bewerben. Unser Keichsvolksschulgeset2, beziehungsweise dai> hier in Betracht kunimende
Gcaeu Ihr Niederdatcrreidit hennt sweiMlos den BcgriiV der Directo«in einer Bürger-
admlc^ den BcgriiT einer Oberlehrerin n. s. w. Der Veigleieh dar f| 14 «nd 19 Reidu-
Vdlksschulgesetz lässt darüber keinen Zweifel übrig.
Allerdings wurde in der öffentlichen Meinung schon viclfdhig auf den 11 des
üeseue» für Niederösterreich vom 5. April 1U70 lüogcwiescn, wenn von dem Praseuta-
tfofinrecfct der Wiener Gemeinde die Rede ut 11 lautet (Uest):
MwDie PMieaiaticni (Ernennung darf an keinerlei Bedingung geknflpA werden.
Jede dieser Bestimmung zuwider etwa eingegangene Verpfliditang eines Bewerben ist
nngilti(|^ lind rechtlicli unwirksam.""
JJas hohe Haus wird aus der Verlesung dieses i'aragraphcn entnehmen, dass es
sidi in dem vorlicfcnden Falle am etwas puu anderes als etwa nm die Bettinnrong
iiaiideh Icaon, ob eine bestfmmle Lehrstelle mit einer aritaralidicn oder einer weü>Iichen
Ldirkraft zu besetzen sei.
Soviel über die Rechtslage der Frage.
Was nun den administrativen Stand derselben anbelangt, ist derselbe folgender:
Uft Ministerialeilass vom 27. Juni 1891 hat die Unterriditsrcrwaltaqg den nieder*
dsterrdchisdken Landcsschulrath bcanftragt, kftnMghin Jade einaebe Ldirstelie an den
Wiener Sdnlen sn systemisieren und dafür Sorge za tragen, dass die Coocnn-Aos-
»chreibungen genau im Sinne dieser Systemisierung erfok:cn
Nach diesem Erlasse hat somit die Landesschulbehurde unter iierücksichtigung
der in Beimdit kommenden Verhältnisse anxnordnen, ob in einem beatimmten Falle
an einer bestimmten Schule eine roInnUcbe oder weibliche Lehrkraft Verwendung
finden soll.
Diese Ani>r<lnung ist nicht von vornherein nach allgemeinen ( irundsät-zen — etwa
nach jenen der Gcschlechtertrennung — xu trcifen, sondern muss jeweils einer besonderen
S|jntemisierang vorbehalten bleiben.
Es sind eben Pille denkliar, wo audi an Mldchensclwdea ans administrativen
Gründen männliche Lehrkräfte bestellt werden müssen.
In diesem Sinne ist der niederostcrreichischc I<andesschulrath vorgegangen; er hat
tllAtsächlich die einzelnen Lehrstellen systeniisiert, und auf Grund dieser Systemisierung
erfolgt mm seitens des Bczirksschulrathes die Concm^'Aasschreibung.
Die GeoMinde Wien hat sich dardi diesen Vorgang des niederösierreidiischen
LMldeSadralrathcs in ihrem Präsentationsrechte verkürzt erachtet und hat die Angelegen-
heit zur Eiifscheiduni:^ vor 'ns Forum des Vcrwaltiingsgerichtshofes pebrncht. Der Ver-
waltungsgericbtshof bat unter dem 30. Jänner 1S95 io der Angelegenheit folgeuderuiassen
entschieden (liest):
JdirlNiGh d. Wim. pU. Q«k tSg«.
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„„Die Frage, ob tu doer Sdiole im conereten Falle eine erledigte hAxaHMt —
insoweit nach dem Gesetze ftberliaiipt die Wahl zulässig ist — mit einer männlichen
oder weiblichen I.chrkrnft /i; besetzen sei, ist zweifellos eine solclie, welche in <ien
Bereich der streng adminib'raii vm Tlialigkcil auf «lern Gebiete «Ics S^_huhve^cns fallt,
deren Würdigung daher licn /ur Wabmebmung der bczugiichcu Bcdurfnis!>e der Schule
mit Ricksicht auf die obwaltenden Verhihnisse bernÜHMB Schnlbehörden kraft dea der
Staatsgewalt gesetsUdi snkommenden Rechtes der obentai l^ltmig des gesaaomten
Unterrichts- und Erziebungswesens (§ i des Gesetzes vom 25. Mai 1868, R.-G.-Bl.
Nr. 68) zusteht. Das der Stadts^emeimie Wien nach § 40 des l.andesgeselzcs vom
5. April 1S70, L.-G.-B1. Nr. 34, uud nach § 6 des Landesgesetzes vom gleichen Datum,
L.-G.'VL Nr. 35, zvstdiende FHtaentatioas>(EnMnwuigs-)Kecbt begreift des Rtdrt in
sidi, mter den lUr die Stdie geeigneten Bewtibern die freie Aanvahl ra tteflten.***'
Mit dieser Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes wurde die vom Unterrichts-
ministerium in dem früher bezogenen^ Ministerialerlasse festgelultene K^ ^hTfftvh^tiHwg
in vollem .Masse bestätigt.
IHc Sndie steht daher so, dass gegen die tom BesfaksacWratiie «nf Grmid der
erfo^en Systcmislenug jeweils Toigenommenen Conenrs-Ansadireibnnfen der Gcaendt
Wien in jedem einzelnen Falle das Recursrecbl an die höhere Sdialbehttrde mtd damit
attdl an das Ministerium für Cultus und Unterricht zusteht.
Das Ministerium für Cultus und Unterriebt wird solche Kecurse im Sinne
der bestehenden Ges^ «ntscheidcn, jedoch wMA mA ciacr Schablone To^ehen,
sondern alle Ar die Frage der Besetzung mit einer weibHcben oder mlanlidien Lelir-
Itraft massgebenden Verbältnisse sorgfältig prüfen. (Sehr gut!) Das ist der Standpoakt,
den ich dem liolicn Hause darzulegen mich verpflichtet erachtet habe. Das hohe Haus
wird mir aber verzeihen, wenn ich am Schlüsse eine kurze Bemerkung nicht unter-
drücken kann.
Vor kurzem hat im Badgetansschnsse eine sehr interessant« Debatte
Uber die sogenannte Frauenfrage stattgefunden. Von hcivorragenden
r.Trlamentaricrn der verschiedensten Parteien dieses hohen Hauses wurde
mit sehr beac htenswe rten Argumenten für weitgebende Änderungen der
bestehenden Bestimmungen hinsichtlich des Frauenunterrichtes einge-
treten (Bravot), und ich glaube» dass die verehrten Herren an eine noch
ganz andere Stellung der Frauen im ö ff entli ches Leben dachten, als an jene
einer Lehrerin, Oberlehrcrin oiier selbst Directorin einer Bürgerschule.
Meine Haltung in dieser l'ragc wurde damals vielfaltig eine kühle
und reservierte genannt. Heute tritt eine Frauenfrage zum erstenmale
praktisch vor das hohe Haas.
Das hohe Haus wird die Consequenzen aus der Debatte im Bvdget-
ausschusse auch inivorlie{TendenFallf tu /i eben wissen; es ist dies nicht
meine Sach'>, aber vielleicht wird i)ci dem c 1; e n w a r l i e n Anln^^se auch
einige Belehrung darüber zu finden sein, dass zwischen Theorie und
Praxis einiger Untersehied besteht (Lebhafter BciftdL)
Der Abgeordnete Steiner, welcher sodann zur Begründang sdatt Antrages das
Wort erhielt, erklärte, er habe den vorlict^cndcn Drinplichkeitsantrag eingebracht, weil
ein von ihm in derselben Angelegenheit am to. Juni 1895 gestellter Antrag noch gmr
nicht der geschäftsordoungsmässigen Behandlung zugeführt worden sei. Dieser Antrag
hatte gelantet (liest):
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Das hohe Haus wulle bcscbliessen:
„Die bohe Regierang wird aufgefordert, ehestens eine Gesetses-
vorläge za «aterbreiten, wonach der § 14, zweiter Abtntt des Reichs»
Volksschulgcsefzcs vom 14. Mai 1S69, R -C.-Bl. Nr. 62, in tlem Sinne abge-
ändert werrie, fi n s s zur Leitung von M ä d ch c n - V o 1 k s- u nd BUr|Terschulen
sowie zur Anstellung an Xnaben&chulen nur nianulicbe Lehricrifte
berufen werden dürfen*"
Der Redner bedmett, dass dieser Antrag nodi nicht einnud eineni Ausschnse
zugewiesen wurde, ond nachdem die „Verweibliclinng der Lehricrlft«** insbe-
sun-lcrc in Wien so übcrliand nehme, müsse man vom pfdlngogischen und sucialen
Staniljninktc dageL:en Mellung nehmen. In der Begründung seines nringlichkcitsanlrajjcs
wiederholte Herr Sceiner hauptsächlich nur das, was bereits dem Antrage selbst ab
BegrBndang t^rsivestellt worden war. Da seine Anblhlnng der vielen Lehrstellen,
die jcist in Wien „mit** wdbUciien LdulurCften systenisiert wmden« dem Abgeordneten
Fern er s t o rf er ein „Bravo!" entlücl;*.. ruft er diesem zu: „Sollen vielleicht die MSancr
Strumpfe stopfen und Kaffee kocht-n und die Weiber allein die Lchrthätigkeit aus-
üben?" — Nachdem er noch liber die „Systc misierung einer Directorin" gc-
^prochcn nnd betont hatte, dass ea seiner Meinung nach indit gesetsUch ad, wenn lllr
Btagcndinlan „weibliche Directorinaen** bestimmt werden, sagt er weiter:
„Idk werde mir aber nun erlauben, auch da^enige zu dtieren, was Fachmibner
darüber sagen, das für mich als Laie, der ich kein Schulmann bin, doch massgebend
^ein muss. Aus dem Ikrichtc des Hczirkssdiulrathes Uber die Jahre 1879 bis
können Sie Folgendes entnehmen (lieat):
„Die Oberstufe, auf welcher die erziehliche Thitigkeit grosse Anforderungen an
BeiHmmtheit, Conseqnens «md Objectititit stellt, bereitet mandier Lehrerin Sdiwierig-
kdten.'* — „Auf der OI>erstafe geben das gründlichere Wissen nnd Verständnis des
Mannes, besonders bei der Behandlung derjenigen Lehrgegenstände, welche die Elemente
der exacten Wissenschaften zum Gegenstände haben, zu Gunsten der männlichen Lehr*
kräfte den Au.s.schl,iL;."
Hier haben Sie eiu ürtheil der Herren Fachmänner, ich will nichts weiter bei-
ttgm. Dass das aber dne Sehldigung der finanndlen Stelhmg flir die Lehrer tat nnd
daas die AvancementrerlliUnisse dadurch ungünstige werden, das beweist der Ausspruch
von niemand anderem, als Seiner Exccilen.' <icm Stritthalter und Vorsitzenden im nieder»
österreichischen Landesschulrathe Grafen Kielmannsegg. welcher sagt (liest;:
„Es gibt kein grosses Avancement im Lehrerstaude, die Directoren und Über-
lehrer — die zwei obersten Kategorien — stehen in einem gAai geringen Ver h i l tn i s s e
aar AaMhl der ftbr^en Lehiw, es sind bloss einsdne PersdnUehkdtea, wdAe din
obecstea Rangstufen erreichen."
Dies sagt Seine Excellen? der Herr Statthalter und Vorsitzende im niederöster-
rcichischcn Landesschulrathe. Ich erlaube mir nur hinzuzufilgen , dass durch die Aus-
schreibung der Stellen, wie sie von Seite des niederosterreichischen Landesschulrathcs
beliebe wurde, die grOsste Verbitterung in der alnnWchea Lehrersdufk hervorgerufen
worden ist. leb wmde darauf aafinerkiam gemadit und habe es für meine Pflicht
erachtet, diese Angelegenheit hier zur Sprache zu bringen, und bitte den ron mir
gestellten Antrag, den ich gewiss in Dringlicbiieit und Form objectiY behsodelt habe,
anzunehmen."
10»
Üigiiizeü by LiüOgle
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Hierauf crutTiiete der Präsident die Debatte über die Dringlichkeit und crlhciitc
dem At^cordaeten Dr. Beer dM Wort. Dieser bedauert smXdut ebenfalU, dus der
▼om Vonredner im Jnai 1895 gestdUe Antrag auf Alilndeniiif des Rdchsyolkaicdml-
gcsct/es iv'ch nicht ^ur Verhandlung gekommen sei; er bedauert mich, dass der Abge-
ordnete Stciucr seinen damaligen Antrag nicht jetzt als Dringlichkeitsantrag gestellt
habe, weil in Form und Fassung desselben die Möglichkeit zur Annahme vur-
b»md«ii gewei eu wir«. la der jettigea Vmunag *ei der Antrag unamiebmbar. Der
A^ngateller beruf« mA auf | 6 de« GcmIms vmb t$. Mn iMS; diese« Gescts baudle
aber, wie schon der Herr Unterrichtsminlster hervorgehoben habe, von dem Vcrhrihnis
der Schule zur Kirche; ebenso sei die Berufung auf den \Yortlaut des $ 14 de IvcilIis-
vulks^chulgcseues nicht richtig, da mau nach dem Landesgesetze in Niederosici reich
ganz gewiss «10« Bfiifersdittldireeioria anstdlen kteue. Di«s« Frag« sei Vbrigcns
eine reine Wiener Frage. In keinem Land« wird« man di«sc Fn^« denrt aul^
rollen, wie hier. Die Tendenz des Antrages sei auch darchsichtig genug, weil aber der
Wiener Stadtrath gegen manchen Beschluss <les Landesschuliathes Stellung genommen
habe, so empfehle er, in die Dringiichkeil einzugehen, den vorliegenden Antrag jedoch
uidit ansnnduBca, sondern dem Budgetauasdiuas tusnwdsca. Dt«ser hab« sieb sebon
mit der Frag« b«sddUkigt, da ihm «in Antrag des Abgeordneten Hanelc, betreffimd die
gmndsKlslIclM AnsscbUeasung 6m weiblichen Lehrkräfte von Oberlebrer» and Director-
stellcn, zugewiesen war. Einen solchen Antrag habe der Redner als Referent dem
Budgetau&schussc nicht tat Annahme empfehlen können. Seine persönliche Anschauung
Aber dies« Frage dtflciite er folgendermassen aus:
„Wenn man die Frauen als Lehrerinnen zugelassen bat — und die Frauen «eigen
heule, dass sie vollauf ihrer Au%ab« gewachsen sind — so ist es absolut gar nidrt
berechtigt, ihnen hier entgegenzutreten. Ich kann da aus meiner Erfahrung in meinem
Wahlbezirke sagen, da^a, wu Mädchen an bchulcn wirken, dieselben in ganz ausge-
zeichneter Weise wirken und die betreffenden Miaaer dort ffberbaupt nicht haben
wollen. Dan ein solcher Antrag vom Anasehasse nidit angenommen werd«n konnte, ist
klar. Der Ausschuss hat aber eine Rnolution beantragt. Diese ging dabin, dass die
Regierung aufgefordert werde, dahin zu wirken, dass die Anträge der
Gemeinden bei Besetzung von einzelnen Schulleiter* und Direetorste llcn
an Bürgerschulen fttr Mädchen mit minnlichen Lehrkräften Berück-
sichtigung finden, das fieisst also, dass man, wenn von Seiteeines St«dt>
rathes oder Bezirkss chulrathes oder einer Ortsschnlbebftr de der Wunsch
ausgespro(h«Mi wird, dass eine Conen rrenz ausgeschrieben werden soll
für männliche Lehrkräfte, dem Rechnung trage. In dieser Beziehung ist die
Sache allein annehmbar. Das war dem Herrn Abgeordneten wahrscheinlich — ich will
ihm kdnen Vorwurf machen und ihn nidrt angreifen nidit gaw angenehm, das« dl«
Angelegenheit vielleicht erst im Februar zur Sjirachc komme (Sehr gut!); es war besser,
wenn die Sache heute hier im Hause zur S]ir.iche kommt, um die Schulfrcundliclikeit nach
einer i^cwisscn Richtung zu /eigen. (Sehr richtig!) Damit aber die Herren sehen, dajis
ich nicht ein absoluter Gegner bin and mein Scherflein beitragen will, um gewiiise
Unzukftmmliehkeiten untersuchen su lassen, so erlaub« ich mir, dem hohen Hause
zu sagen, das« ich und meine Gesinnungsgenossen llfar die Dringlichkeit stimmen werdea,
bloss damit diese Angelegenheit endlich ibgethan werde, dass ich aber bitte, diesen
Antrag in der l'orm, wie ihn der Herr Ab ^c irdiiri« fui "t n III. tSe^irk gesteüt hat,
nicht anzunehmen, weil er in dieser Form nicht auuchmbar i:>t, sondern im Falle,
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«etttt die Driaigtichkeit btidilotieii wevikii soUte, den Antrag dem BadgetaMMihiiue
soznw^sen.
Bis 2ur Debatte über das Unterrichubudget werde ich mir Mühe gtbtQ, die
Daten, welche in der Itegründung seines Antrages niedcrgelefjt worden sind, rn unter-
suchen, um vielleicht — ich weiss e.s noch nicht — diese Kesulution, welche von
Seite des Budgetausschusses schon ge&tellt worden ist, in irgend einer
Form tn erweitern. Aber in derFotm, wie der Antrag lieute geiuit isl^ iatdersdbe
geradezu unannehmbar. (Beifall.)
D'^r nächste Redner, .Abgeordneter Perncr sto rf er , sn^rte; „Ich werde gegen die
dringliche ISchandlung des Antrages sprechen. Wenn in der Frage, die uns heute
beschäftigt, ein Dringlicbkeilsaatrag meine Zustimmung bekommen könnte, dann müsste
es dn Antrag in den Sinne ida, ob der Herr MUugter eadlich daran denkt, diesen
ganz rückständigen Zustand, den 'wir in Ostcirdcli beiQ^cli der Frauen haben, aufka-
heben und den Frauen alle Amter zugänglich zu machen; für einen solchen Antrag
kunnle ich stimmen. I'^s ist hier nur eine IVage zu erwägen und /u erörtern, das ist
die Frage, ob die Frauen, die li^re i'rüfungen machen, die Tauglichkeit haben, diese
Ämter «naznlUIen, and wenn sie dieie TangUchk^ haben, möge man flinen diese
Stellen verleihen.
Der Herr A!i^i- ordnete Beer hat gesagt, das sei eine reine Wiener Frage. Ich
hin in allen hingen otTen und sat^'e: Das ist eine reine Wiener Wahlfrage (Lebhafter
lleifall), und es gereicht den Lclircrn, welche auf dem Standpunkte des Abgeordneten
Steiner stehen, nidtt tnr Ehre (Bravo I), das* de nicht den modemm Sinn haben,
sich tu sagen: wir wollen gar niemand von der Concarrenz ansschUencn, der die
[geistige Tüchtigkeit hat, hier mit/.uthun und mitzuleisten. Warum bringt man denn,
wenn in.m einen solchen Antrag stellt, nicht früher tien Antr.i«^' ein: Ks werde ver-
boten, dass irgend eine Frau in niedrigen i-abriksbelriebcn /u gewohnlicher harter
Arbeit verwendet werden Das wire von dem Stand|iaakte dieser Herren sehr «eralindllch ;
das wlre vom Standpmkte dieser Herren nicht tau ventindtidiy sondern sogar gans
bedeutsam. Aber da macht sich nichts (Helieifceit)| da schaot nichts hemns dabei.
(Lebhafte Heiterkeit.)
Warum bringen Sie diese Anträge nicht frülier, sie sind viel wichtiger, als der
Umstand^ ob ein paar Lehrerinnen becchUUgt sind* V<m diesen Ldirerinnen kSnnen Sie
jm vidkk taffstt, dasa sie an ihrer Gesundheit nnd SittUchfccit Schaden leiden, wenn sie
Unterricht geben.
In den Füllen, von denen ich rede, wo Hunderttausende von Frauen un<i Mädchen
in Österreich in Zuslanden arbeiten mttssen, die sie physisch und sittlich verkonnuen
lassen, in allen diesen Fillen mttsste man vom Standpunkte des Vo r redne w eingreifen;
Ton meinem nach hier nieht, wdl ich nicht der Mdnang b», dass ii^gend eine mensch-
lidie Ifacht im Stande ist, die ökonomische Entwicklung, wie sie heute ist, zu hemmen.
Sie wissen ganz genau, Herr Professor Sc hei eher, dass ich kein Anhänger dieser
Wirtschaftsordnung bin, aber ich glaube nicht, dass man das dadurch machen kann,
dnsa OMn soldie papierene Gesetse hfautellt, sondern dadwrdi, dass man selber an die
Reorganisation dieser GeseUschaftsordnang sdireitet, also anf gans anderem Wege.
Man hat in Osterreich in letzter Zeit von sehr hervorragender und competenter
Stelle die Frauenfrage aufgerollt, hier geschieht es in ein» i kl- ineren Frage. Es mnss
einen als Österreicher sehr betrüben, wenn wir so tief stehen, dass wir noch nicht cur
Anericennang des Gedankens gekommen sind, den alle hochcivilisierten Linder sich
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angeeigDCt haben, dass nämlich den Frauen heute alle Amter und Berufe zugänglich
gtmMbt wefden, an denen sie nncii flurer Nator nad Antelligena ttbig «ind. Wir ver^
suchen aber, immer neue Schranken aufzostellcDi ud immer hat die Sache einen üblen
Beigeschmack: entweder hat sie einen üblen politischen Beigeschmack «nicr. wie bei
den Medicinern, einen üblen — Concurrenzbeigeschmack. Fürchten denn die ilerien die
Frauen gar so sehr? I«t es wirklich wahr, was manche Leute sagen, dass, wenn die
Pnmen irirklicb einnnl ddk Im öffendidien Leben bediltigea werden, vide von den
Männern dann eine viel geringere Rolle spidcB Wftrden, als heute? (Heiterkeit.) Wir haben
dies in Wien erlebt, dass diese Woche eine ausgezeichnete Krau, Frau Lili v. Gizicky,
ötlciulich in einer \'olksvcr.sammlung und auch ])rivat gesprociien hat. Ich kann Ihnen
sagen, d^&n diese Frau jedem Parlament der Welt zur Ehre gereichen würde, und dass
■nter diesen 353 Abgeordneten wir Uer nicbt viele, gar nidtt viele Iwben — idi weiss
nicht, ob nicht die Finger zweier liSade, am sie an sililen, za viel sind — die sidi
mit dieacr Frau an Beredsamkeit, Bildung und Wissen messen können, und wir wollen
so ruckständig bleiben, noch immer diese grössere, schönere und bessere Hälfte des
menschlichen Geschlechtes bei jeder Gelegenheit zuruck/.udrangen! Warum? Weil ciu
pnnr Lehrer Iturssichtig genug sind, za ginvben, dass, wenn sie ein paar
Frauen unterdrAcken, es ihnen besser gehen wird. Es wird ihnen dann
a ach nicht besser gehen, sondern es wird ihnen nur dann besser gehen,
wenn sie sich mit den Lehrerinnen zusammen saijen: wir wollen das nicht
leiden, das» es uns schlecht geht, wir arbeiten gemeinsam nut einander,
aber nicht gegeneinander! Aus dieiem Grande stimme ich andi in stricter Befolgung
meiner Grnndsitze, htsbesondere in der FTauenftage, direct gegen de Drin|^ichkett
dieses Antrages."
Präsident: Der Herr Abgeordnete Hauck hat das Wort.
Abgeordneter Hauck: Hohes Haus! Uei Embringung dieses DringUchkeitsantrages
wurde Uer im Hause uns die Absicht untersdioben, dass der Antrag nur deshalb ein-
gebracht würdig weil wieder Wahlen vor der Thfire stehen. Nun haben wir aber schon
in früherer Zeit, ehe nodk Wahlen vor der Thüre waren, für diese Angelegenheit Theil-
nahme gezeigt. Wir haben uns derselben nicht der Wahlen wegen angenommen, sondern
wegen der Erxiehung und somit der Zukunft unserer Jugend. Es kann
nicht glelchgittig sein, ob ein Weib oder ein Mann das Kind, den Knaben
ersieht, und es kann aneh nicht gleichgiltig sein, ob kftnftighin nur
Frauen an unseren Schulen wirken und Directorinnen werden. Schliesslidl
werden wir auch weibliche I.andesschulinspectoren brauchen, und vielleicht würden wir
dann auch einmal einen weiblichen Minister haben. Darin könnte ich Ihnen schon
sustimmen, dass manchmal alte WeHker an Stdlea sitsen, wohfai Minner gelitfrea Wir
wollen nun die Sache nidit dalUn gedeihen lassen. Was das aabetiüR, dass jeltt anf
einmal diese Stellen anders systcmisiert werden, wie ans den Ausführungen des Herrn
Vorredners klar hervorgeht, und wie ich e.s Ihnen auch an einem Beispiele deutlich
machen konnte, so hat sich dieses Bedürfnis erst jetzt herausgestellt, weil man erst
jetzt, trotzdem das Geseu seit 25 Jahren besteht, es anders aaslegt; es smd eben (iese
Stellen frAher nicht in dieser wülkArlidien Weise besetst worden.
Es wurde gesagt, die Angelegenheit sei eine Wiener Frage. Darauf bemerke ich,
dass auch der niederösterreich! che r.nndtag auf meine Anregun«:^ sich mit dieser Sache
beschäftigt hat; leider konnte er damit nicht zu Ende kommen, weil seine Session
unterbrochen wurde, und er kann sie jct/t auch nicht weiter fuhren, weil beliebt wurde.
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den Landtag zu scbliessen, infolge dessen die Anträge, die schon fertiggeMelll gewesen
Wir«», in den Bmanmi {Ulea. D^mit Sie selieii, dtss ei mcht blon ein« Wiener Frage
ist, nad daas lich nicht bloss die Wiener sehr dafUr ein«etzen, so möge es mir
gestattet sein, m bfmerkrn, riass df-r Schn!aiisschu>s lies niederösterreicluschcu Lanil-
lages schon über meine Anregung einen bestimmten Antrag festgestellt hatte, welcher
lautet (liest):
^Die Anndmibung rou Diredor» imd Lehrentellen an SffenttidMn KnabenbViger»
•cbalen, sowie tod Oberlehrer- und Leiterstellen an öffentlichen Knabenvolksschalen
nnd gemischten Volksschulen hat sich auf männliche Lehrkräfte zu beschränken.
Bei Ausschreibung v.»n Lehrcrstellen an ofl'cnlliclien KnabcnvolksschuKn mul
gemischten Volksschulen dürfen weibliche Lehrkräfte nur insofern zur liewerbuitg
M^daaaea «eidan, ala ^eselben in den uatextn vier Jilueattnfen Venrendmig finden
IcSnncB«
Die Ausschreibung der Stellen an öffentlichen Mädchcnbürgcrschulen und Mädchen-
vulksschulen hat ohne Beschränkung auf das Geschlecht der Bewerber für männliche
nnd weibliche Lehrkräfte zu erfolgen."
Mdne Herrent Nadi diesem Antrage sind die wctbUchcn Lefarlurifte nidit aiu*
geschlossen, aber et sind an^ nicht, wit es jetst gesdueht» die minaUdien Lehrkiifte
zurückgedrängt. Jetzt lässt man nicht bloss weibliche Lehrkräfte zu, sondern man
»chliesst die männlichen Lehrkräfte aus. Wenn der Antrag des Schulausschusscs «ics
nicdcrusterreichischen Landtages zur Annahme gelangt wäre, würden wir in Wien wühl
befirdt sefai von den Klagen, die wir immerfort jetst avsstossen mttssen.
Die Spitze dieser ganzen Sadie ist also nicht gegen die ResebHUgnng der weib-
lichen Lehrpersunen gerichtet, sondern dagegen, dass das Gesetz willkürlich nn>L;'.'legt
wird. Wie ilie Herren, die dafür ein Interesse zeigen, nachlesen können, habe ich in
der letzten Besprechung über den Staatsvoranbchlag im Vorjahre, wu ich auch über diesen
Gegenstand gc&procben habe, den Antrag ge&tcUt, welchen der Herr Abgeordnete Dr.
Beer ohnehin erwShnt und dabei Anlass genommen hat, die VerwXssemng tu rfihmen,
die der Anasehtus ftfar den Staatsvor;:ii • lila^'^ meinem Antrage hat zntbeit werden lassen.
Also, meine Herren, worum sich die Angelei;cnheit dreht, i^t, dass endlich einmal
klargelegt werde, wie die Scbulstellen besetzt werden sollen, mit männlichen oder weib>
Heben Kriften, nnd dass nicht die WUlkOrherrschaft und das Fftrspreoherwesen inuner
weitere Fortschritte mache, wie es heute tfaatslchlich der Fall ist
Es ist anch «üe Frage gestreift worden, ob man den IVauen Zutritt zu allen
Studien lassen solle. Ich meine, der Staat hat da seine rilitln versäumt, und er ist
daher wühl selbst schuld, dass wir so viele Lehrerinnen haben, weil er der weiblichen
Jugend nicht andere Anstalten geboten hat, wo die Mädchen bitten lernen kennen.
Bs sind inde an die Ldnerinnenbildnngsanstdten gefangen, am etwas lernen tn
können, und diese wollen nnn auch angestellt werden. Ich meine, I i , >!a nicht gerade
Gymnasien abhelfen sollen, sondern da s heifMiclcre Schulen für Ilauaiialtung errichtet
werden sollten, damit der Mittelstand bciue Tochter dort hinschicken soll. Gelebrtinnca
nihren sdtcn einen Haushalt.
Der folgende Redner, Abgeordneter Schwarz (Jangcseche), erklirt, dass seine
Partei gegen die DringUchkeit stimmen werde, weil der Antr.it; eine spccifuch wieneiische
Angelegenheit bclntte, die vor <!cn Landtag gehöre. Er schliesst mit den Worten:
,,Ich habe nur noch zu bemerken, dass es mir ganz seltsam erschiene,
wenn das hohe Haus die Lösung der Frauenfrage damit beginnen würde,
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datt CS den Antrage, der hier gestellt wurde, sich aaschliessen sollte.**
(BelfUL)
Hierauf wtirde der Antrag auf Schluss <!er Debatte angenommen. Die Abge*
orilneten Steiner und Schlesinger waren noch ?iirn Wort gemeldet. Der letztere
Ue&s sich streichen, und Abgeordneter Steiucr verwahrte mch nur dagegen, dass er mit
seineoB Antrag einen Wiblerftmg beswedct habe. Er vecsidieite snm Schlnsae auch,
dass er wiebt fOr die AusschUessang der weiblichen LehrkriAe sei, sondern er wünsche
deren Anstellung nur für die unteren flassen. Aber ganz entschieden sei er gegen
di „Verweiblichung <ler Sulirn", nicht nur an den Schulen, sondern in allen Ämtern.
JJei der sodann fulgendcu Abstimmung wurde die Dringlichkeit abgelehnt. Der
Antrag wird sonadi geaehiiksoidnnngsmlssig behandelt. Fflr die Dria^chkeit hatten
die Antisemiten» Deutschnationalen und die Vereinigte Linke gcstimint.
(Sitzong des Abgeordnetenhatises vom 2. März.)
Das Afag«offdnetenhaas selste die Veihandlung Aber den Unterrichtsetat beim
Titel „Volkssdralen" fort Die Discossion zog sich derart in die Llage, dass si^ s«
ihrer Bewältigung die Abhaltung einer Abendsitzung als nothwendig erwies. Abge-
ordneter Chotkowski trat für eine intensivere Pflege der sittlich-religiösen Erziehung
ein. Er klagte über den Maugel der Theilnahme der Jugend an den religiösen Übungen,
er besdiwerte üdx darftber, dass die klrchlicben Bniderschaften aoter den Schttlcm
verboten werden, and er rerlangte schliesslich eine Vemdmn^ der StandcosaU f&r
den ReligionsUDterricht an den Volksschulen. Mit Recht konnte Minister Barun Gantsch
dem Redner antw-.rten, dass die Forderung nach religiös-sittlicher Erziehung an ^ler
Spitze des Keicbsvoiksschuigeüetzes enthalten ist, and dass auch so manche seiner Be-
schwerden den Thatsachen nidit entsprechen. Er legte eingehend die neuesten An-
ordnungen der Unlenichtsrerwaltang dar, welche darauf abdelen, den praktischen
Bedürfnissen der Bevölkerung durch entsprechende Erweiterung des
Lehrstoffes, der jeweilig den localen Verhältnissen angepasst werden
soll, Rechnung zu tragen.
Mit allgemeinem lnicresi>e folgte im weiteren Verlaufe der Beratbuog das Hans
der Rede des Abgeordneten Dr. Funke, der in schlichter, wahihdlsgetreuer Darstellung
ein geradezu e rgre i f e n des Bild der Schulsustlade entwarf, unter denen die Deutschen
in Prag lu leiden haben. Vorkommnisse solcher Art, wie sie von diesem Retiner ge.
schildert wurden, I t k-tK liten in grellster Weise die Lage der Deutschen in der Landes-
hauptstadt Böhmens. Eine Kemedur ist hier ein Gebot staatlicher Nuthwcndigkeit, und
es bietet sich dem neuen Statthalter von Böhmen die Gelegenheit, sofort nach seinem
Anrtsantritle einen voUgilt^en Beweis seiner Gereehligkeitsliebe nach gegenttber den
Deutschen SU erbringen.
Abgeordneter Dobernig l)e>prach in längerer Rede speciell die Schtilvcrhältnisse
in Kärnten und nahm in scharfer Weise gegen die unter die Sloveneo dieses Landes
Ton aussen hineingetragene Agitation Stellung.
In der Abendsitsung warde die Debatte Aber den Titel: „Volksschule** z« Ende
gefllhrt — Nachstdkend der Bericht tber den Sitsuagsverlaufs
Der Heligionsunterricht.
Abgeordneter Chotkowski trat für eine intensivere Pflege der sittlich-reli-
giösen Ersiehnng in der Volksschule ein. Das Erziebun^wescn kann auf reli-
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Iö3_
gi6t«m Gebiete nicht nentn] teia. lo eiateben UaderB kua man mit der sttUidi-
teligidsen Eiiielianf der Kinder ziemlieh sttfirieden sdn, in anderen liat maa genug
Ursachen zu klagen. In mehrclassigen Volk..sc1uiIen haben die Lehrer aoriel mit dem
Unterrichie zu thun, <iass sie an eine ordeiiüich'* Bildung und Krrichung nicht vi>l
denken können, wu sumit die ganze Erziehung für das Übernatürliche Ziel dem Keli-
gionildirer AberlaMca bldbt IKeie ZweiAeilnng mnst in dnseit^er OiarakterbUdung
fthren, welche für jeden Menschen ein Unglttck ist. In der fertsdu-eitendea Venroll-
kommmn^ der Lehrmethode, welclie eine Cuncentraümi des Unterrichts in Aoge hat,
Hegt ein richtiges Princip. (leradc bei Anwendung dieses Princips solhe man den
Religionsunterricht als Ceotrum hinstellen. Es ht keine clcricalc oder
readionli« Bdmuptuug , sondern eine soldiei die andi von Gelehrteo aufgestellt wird,
die nicht dem kathcriiscben Lager angehören, dass der Religionsunterricht das
wichtigste, wean nicht das einsige Moment und die GruniIIa<,'e der Er-
Ziehung sein muss. Vor allem ist es zu beklagen, dass es Scinilcn gibt, in denen
kein Religionsunterricht erthcilt wird, so alle Fachschulen, gewerbliche und kaufmän-
nisde Scholen, als ob diese Classen) welche hei dem Aufschwung der Industrie so oft
ü die Versnchong kommen, dem Tanze nm das goldene Kalb aidi ansaschliessen,
gerade des Momentes entbehren könnten, das d!< ^iicsste Stütze dagegen ist. Nodi
trauriger ist es, dass an allen gewerl)Iichen Fortbildun^scluilcn in Österreich der Unter-
riebt am äonntag von 9 bis 13 Uhr ertheilt und so die Jugend an der Übung der reli-
giOeen Pflichten gehindert wird. Weiters ist der Mangel der Theilnahme der
Jugend an den religiösen Obungen hervorsuheben. Wir haben einen Katholiken
als Unterrichtsminister, und man liraiicht ihm die Wichtigkeit der tigUchen Andacht nicht
vorzuhalten. Die kirchlichen l!ruder>cliaften unter den .Schülern werden verboten, als
ob eine zu grosse Frömmigkeit schädlich sein konnte. Der Religionslehrer nimmt in
der Volksschule eine untergeordnete SteUung ein. Ein Schulleiter hat sich sogar her-
ansgenonmen, einem Vicar Vorschriften su machen, gewisse Dogmen nicht vorzutragen,
welche ihm für die Schale weniger passend schienen. (Hort! hört! rechts.) Der Reil*
gioiislehrer sollte schon mit Rücksicht auf seine akademische lÜldunj; wenigstens soviel
Autorität in der Schule haben, als der Clas>enlehrer. Reiiner tritt sud.uin für eine
Vermehrung der Stundenzahl des Religionsunterrichts an den Volks-
schulen ein, indem er die gegenwlrtige Zahl von zwei Stunden al» gOaslidi anzn«
reidien<l bezeichnet. An einem Orte hat sich der unglaubliche Fall erv^et, dass einem
iiidischen Lehrer die Vertretum; des Keügionsunterrichtes Ubertragen wurde. iLebhafle
Kufe: Hört! HortI rechts und hei den Antisemiten.) Er hat den christlichen and jüdi-
schen Kindern zugleich den Religionsunterricht ertheilt, freilich nur in der biblischen
Geschichte, und man lobte ihn, dass er alle heiklen Fragen zu umgehen wnsste, so dass
es ein sehr angenehmer Unterricht war. Ks ist wahr, dass wir das alte Testament mit
den Israeliten gemeinschaftlich haben. Das Eine hat man aber vergessen, dass die Er-
klärung und das Verständnis «Ics alten Testament*; einen himmelweiten Unterscliie>l
aufweisen, (Abgeordneter Dr. Scbeicher: Es wäre interessant, zu wissen, wo das
warl) In Krakau. Redner verwies darauf, dass in Osterreidi bis vor 28 Jahren fUnf
Religionsstunden an den VoUtsschulen eingeftihrt waren, und dass eine ihnliche Ansah!
nach heute in Bayern und Prenssen beibehalten sei. Die Cleneration, welche aus den
Schulen, wie sie bei uns seit 2S Jahren bestehen, hervorgeht, gibt genug Anlass zu Be-
sorgnissen für die Zukunft, für die Ruhe und Erhaltung des Friedens. (Beifall rechts
und bei den Antisemit eoO
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154
Uimre Sdinle ist heute eine tnstitntion geworden, in wddw der Vater kein Wort
mehi UaeiBfeden kann. Nur das Zablen ist noch Vbtig geblieben. Eine einheHKdie
Charakterbildung ist in der Schule jct/t nicht möglich, weil auf das Gemüth des Kindes
durch die Religion zu wenig eingewirkt wird. Redner will nicht für den Stock
in der Schule plaidieren, aber wenn eine vollständige Straflosigkeit iu
der Scliale platzgreife, so sei es mit der Erziehung aus. überhaopt
werden die Kinder beute zn sehr Terhitsehett. Wie wird diese Teriiitsdidte
Generation imstande sein, die Strqiasen eines eventuellen Krieges auszuhalten? Wie
wird sie imstande sein, Grosses zu leisten? Die /ahlroichcn Schul crselbstmor Je
seien ein Mene Tekel, dass für das Volk nichts nothwctidiger wäre, als die religiöse
Erziehung, namentlich in den Zeiten, denen wir entgegengeben. (Lebhafter Ueifall und
Hiodeklattchen rechts.)
Alis der Rede des Unterrichtaministers.
Minister Freiherr v. G autsch wandte suh zunächst gegen »lie Ausfalle des
Abgeordneten Sokol. Die vom Abgeordneten Sukul besprochenen Verhältnisse des
deutschen Sehnlwesens in Prag, sagte der Minister, bilden auch den Gegenstand
einer in jüngster Zeit an die Unterrichtsverwaltung gerichteten Interpellation. Ein ab>
schliessendes Urtheil über diese Verhältnisse wird wohl erst nach den seither ein-
geleiteten und gründlichen Erhebungen nionlich sein. Die UnicrrichtsverwaUung wird
diesen Angelegenheiten eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Der Abgeordnete
Chotkowskl liat einen Punkt unseres Volksschulweaens besprochen, der die allergrösste
Bedentttng hat. (Zustimmung rechts.) Er sprach von der sittlich>rel!gi9sen Er*
siehung. Mit Recht hat er sich auf die Erklärungen des Cabinefschefs berufen. Das»
die Erklärungen des NTinisterpräsidenten sich sclbstver^-landlich mit «len Anschauungen
des gcgcuwirtigen Verwalters des Unten ichtammisteriums decken, bedarf nicht erst be-
sonderer Versicherung. Obrigens gestatte idi mir, darauf hhuttweisen, dass dieser
Standpimkt seinen klaren und deutlichen Ausdruck in dem crrten Paragraphen unseres
Reichsvolks'?chiilgeset/.es findet. Dieser Standpunkt ist zweifellos der der Unter-
richts verwahvmg, und sie darf mit voller Beruhigung sagen, dass sie, soviel an ihr
liegt, keine Gelegenheit vorübergehen lasst, das erziehliche Moment iu unseren Vullu>-
schnlen sn stlrken. Es ist xweifellos eine der widitigsten Aufgaben unserer Volk«-
sdiulen, nicht bloss eine Summe elementarer Kenntnisse der Jugend xa vemittdn, son-
dern auch erziehlich auf diese Jugend einzuwirken. Dass dies der Standpunkt der
Unterrichtsverwaltung i.st, beweisen mannigfache Thatsachen der Administration, und es
ist auch nicht richtig, wenn der Abgeordnete Cbotkowski gemeint hat, dass etwa
in den gewerblichen Schulen in allgemeiftea der Religionsunterricht
vernaebltssigt wird. Sdion gegenwfrtig ist in vielen dieser Schulen derRdigiont»
unterridit eingefBhrt worden, und die Unterrichtsverwaltung ist bestrebt, dem
Religionsunterricht innerhalb dieser Kategorie von Schulen einen
breiteren Raum zu verschaffen. (Bravo!) Ich möchte auch darauf aufmerksam
machen, dass, wenn Aber uniureidiende religiöse Übungen an unseren Volkmdiulea
geklagt wird» nach den Bestimmnngen des ReiehsYolksschuIgeaetses die religidsea
Übungen von den betreffenden Ordinariaten ZU verfftgen und von den
Schulleitungen zn verkünden .sind. Nur dann, wenn sich über die Zahl und
den Umfang dieser Ubunj^cu irgend ein bedenken ergibt, tritt die höhere Schulbehurde
iu Actiou.
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loö
Der wichtigste Punkt, des:>eii KIar»teUnog mir nothwendig erscheint, ist die Frage
der Zahl der ReligiottSStuBdea u «oterea VoIkttclinUii. I» deMrBaiehuiig
mtfdite ich darrnnf hinweisen, dus nach % 5 de« Reiduvolkssdialgesettes der LdnplMi
die dem Religionsunterricht zuzuweisende Zah! von Stunden bestimmt, und nach § 4
desselben Gesetzes es Sache <les Ministers ist, auf Grund der Anträge der Landesschul-
behörden den Lehrplan festzuselxen. Diesen gesetzlichen btauUpuukt vorausgeschickt,
hat die UnterrichlsTeTwaliung stets an dem GnadsitM festhalten, auf Grand concreter
Antrige, wenn nut der bestehenden ZaU Ton Standen das Auslangen nidu gefunden
werden sollte, besiehungsweise, wenn man glaubt, dl« Zwecke de» Religions-
unterrichtes nicht erreichen 711 können, es an dem nöthigen Entgegen-
kommen nicht mangeln zu lassen, und sie wird auch künftighin solchen Antrügen
gegenüber jederzeit gerne bereit sein, diesen Wünschen su entsprechen. (Bravo t) Icli
aatt^te nur damiir anfBericsain madien, dnn et lidi bei der Bestiamraiig der Zahl der
Keligionsstundcn nicht um eine generelle Regelung handeln kann, weil diese Verhält-
nis<;e sich thatsächlich in den einzelnen Ländern und innerhalb der einzelnen Länder in
den einzelnen Diocesen ganz verschieden entwickelt haben, und weil überdies in
manchen Diocesen die Geistlichkeit nicht in der Lage ist, die erhöhte
Staadencahl s« prIstieren, daher die weltlichen Lehrer aar ErdtcOang des Reli-
giunsunterrichtes herangexogen werden mOssen* Ich glaabe, das« der Abgeordnete
. Chotkowfki mit dieser zustimmenden und entgegenkommenden FrkL'irung
der Unterrichtsverwaltung sich m Bezug auf diesen Punkt gewiss einver-
standen erklären dürfte. Ich möchte nur hinzufügen, dass der von ihm beklagte
Uaaigd an Lehrmltteia Ar den Religioaaaaterricfat in den Schalen von Seite der Unter-
richtsverwaltiittg bereits volle Beachtung gefunden hat und, dass die Unterrichtsver-
wallung Jahr für Jahr mit Rücksicht auf die ihr zur Disposition stehenden Fondc und
mit weiterer Inanspruchnahme der Lchranttcldotationen unseres SchulbücherverlaL;cs
zahllose solche L^nterrichtsmittel für den Religionsunterricht zur Verschenkung an die
einzcinen Schalen bringt and nach femeridn noch bringea wird. (Bravo t)
Der Minister theilte dann mit, dait die Unterrichtsverwaltung Verhandlungen wegen
Errichtun<j einer Leh rc rbil dn njjsanstal t in Saybu5i.ch einj,'e!eitel habe. Überdies
wurilc htreits im Jahre 1S93 die Krriclitung je einer neuen Lehrerbildungsanstalt
mit deutscher und czcc bischer Unterrichtssprache in Ikihmen in Aussicht ge-
noninutn. Bekanntlidi hat sich am diese Lehrerlntdni^anMalt in Böhmen ebe Reihe
von Stidten beworben, es konnte jedoch die endgiltige Entscheidung nicht früher er-
folgen, als bis die Wirkungen der seither erriclucten zwei neaea LehrerbUdimgaaulalten
in Reicheiibcrg und I'ilsen auf den Lehrermangel klar waren.
Neben dem Wunsche nach Errichtung von neuen LelircrbilUungsanstalten äussert
lidi aber in dar leisten Zdt ein gemnder Gedanke daf dem Gebiete der Ldirerfaildaag,
aimüch der Waasch nach Errichtang von Internaten. Ein Versuch aaf diesem
Gebiete wurde bereits in Klagenfurt und Tarnopol gemacht, und ich will es bei diesem
Anlasse aussprechen, dass die Untcrrichtsverwaltung diesem Getlankcn durchaus sym-
pathisch gegenübersteht. In dieser Beziehung hofft die Unterrichuverwaltung
fhrdend vorzugehen. Aber avdi die Aasbüdang der Ldtrer selbst beschlfUgt die
Uaterrlehtivcrwaltai^ nach mannigfiMhen Riditnngen. Vor allem aateiliegt e« keinem
Zweifel, dass unser Lehrer, namentlich auf dem flachen Lande, [gewisser
landwirtschaftlicher Kenntnisse bedarf. (Zustimmung.) In einem Staate wie
Österreich ist das dringend nothwcudig, und es wurde daher die Frage erwogen, ob
_i5e
dar bndwiittdMlUiebe Unterriobt an den LdurerbildangsMitalten mcttt et»« von eig«at*
Uchen iandwirttchaftlichea Lehrkrlften erdieOt werden collte. Ein Mlcfaer Venacb
wurde auch bereite, wie ich {glaube, in OlmfltS dorch Lehrkräfte der Ackerbauschule
gemacht. Es wurden aber auch andere Verhältnisse in den Kreis der Erwägung gezogen;
so wurde i, h. ia iJalmatien die l'Hege des Tabakbaues an den Lehrerbildungs-
anstalten als Gegeatland eingeführt unter Ileraniiehung von Beamten der Tabakvcr-
walinng. In Linden» in welchen die Pischtueht eine besondere Bedeotvng hat,
wurden an die kdnftii^en Lehrer Unterweisungen hierin ertheiit, und in Gegenden, in
welchen die Seefischerei betrieben werden kann, wurden die wichtigsten Bedingungen
für das Gedeihen der Seehscherei den Lehramtscandidaten vermittelL Es ist auch nicht
aoageadilossen , dass man kflnft^a mt ROcksicht anf den Zostaad «nserer Alpenwirt-
sdiaften den Lehramtscaadidaten mit jenen SKmereien nnd Graaarten ycrtrant aadien
wird, welche gerade för das Emporkommen un«! 'ic Iltbang dieser Alpenwirt»
Schäften von besonderer licdeutung sind. Das hohe Ilaus wird aus diesen Dar-
legungen eulnebnieu, das» die Unterricbtsvcrwaliung priucipiell auf dem Standpunkt
steht, dnss der Lehrer nueli Hers nnd Verständnis ftr die wirtschnftliehen
Interessen der Bevötkernng besitsen solL (Lebhafter Beifatl.) Wenn es gdla^
dem Lehrer in den LehrerbUdungsanstalten jene Kenntnisse zu vermitteln, welche- in
dieser Beziehung von Bedentunp .sin<], dann wird der I.chrer allmiihlich nicht bloss ein
Lehrer der Kinder, somlern er wird wirklich ein Freund und Bcralber auch der Er-
wadisenen woden (Beifall), und eine solche Stellung wünscht ^ Unterrldlsverwaltung
dem Lehrer vor allem «nf dem flachen Lande, dann wird er andi Beftiedignng nnd
Freude in seinem Berufe selbst finden.
Auch dem Handfcrti<;keitsiinterrichte an den Lehrerbildungsanstalten wurde
in der letzten Zeit besondere Aufmerksamkeit gewidmet An einzelnen Anstalten wurde
er eingeführt, an anderen die Abhaltung von Cursen für den Handfertigkeitsunterric^t
durch Snbventionen der Unterricfatsverwaltong ermöglicht. Fflr die Fortbildung der
Lehrer wird durch BUrgerschulIehrercurse und l'achcurse in reichliebem AllS-
masse gesorgt, Vur kurzem wurde in Wien ein ( ur^. zur Heranbildung weib-
licher Lehrkräfte für das Madchenturncn geschahen. Zum Schlüsse kam der
Minister auf die Schulaufsicht xu sprechen. Er verwies auf die von ihm bereits im
Vorjahre nbgegebene Erictirang, dass die Unterridttsverwaltang es dnrchans als im Inter»
esse der Schule gelegen erachtet, wenn die Bezirksschultnspectoreo allmiblich in eine
definitive Stellung gelangen, Die Unterrichtsvcrwaltung kann die grossen Vortheile,
welche mit «lern System der Anstellung ständiger Be.Mrl<sschulinsi>cctoren als definitive
Staatsbeamte verbunden sind, nicht verkennen. Sie ist ihrerseits gerne bereit, zur keali*
sterang der dtesbesOgUdi geltend gemachten U'ftntche bcisatragen, mnss jedoch diese
Realisierung mit RUcksicilt auf die gesetxlichen Bestimmungen von der Thatsache ab<
hiingig machen, dass runilchst die l.andtajje die gesetzlichen Hindernisse in den Schul-
aufsichtsgesetzeii aus dem ^Vegc räumen, welclie <lcr Einbringung solcher ( »cs<t?esvor-
lagen im Abgeorduetenhause entgegenstehen. Damit, schloss der Miniälci, giaube ich
ilie wiehtigsteo Fragen anf dem Gebiete der Volkaschole, wddie bisher bdmitdeh
worden sbd, erschöpft nnd andi di^en{gen Masnuhmen wenigstens in Kftne «a-
'^'rdeutet zu haben, welche die Unterrichtsverwaltung vorbereitet und fiir die weitere
Entwicklung dieses grossen Gebietes der üiTeuilichen Verwaltung als notbwendig cr>
kennt, (beifail.)
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157
Der allgemeine Moralunterricht.
Abgcurdneter Dr. Ktoua weiter erklärte gegenüber d«D Au»filbruQgeD dei Ab-
gcüidneten Chotkomld, da» «r flbr ^ nnb^diagte Tr«iiii«iig der Kirehe oder
richtiger, der Confession tob der Schale «ei. Der confenioDelle Unterricht
müsse ans jeder Staatsschule hinaus. VolUUtndige Trennung des Dogmas von der
Wissenschaft, und darauf, als Grundprincip, <1ie ganze Unterrichtsgeset/i^ebung aufgebaut,
wie derzeit wieder die frauzusiscbe Gesetzgebung, die beste, die über das Schul wcscu
äberhanpt existiert. Dort ist jeder confessionelle Unterricht aus der Staatssdiule ent-
fernt, ein «Ugemeiner Moralnnterrleht fttr alle Kinder in gleicber Weise ein-
geführt, und den einzelnen Confessionen bleibt es überlassen , ihre Kinder in ihrer Con-
fession zu unterrichten, wie sie wollen. (Rufe rechts: Dir in»>4rali.schen Zustände in
Frankreich sind auch danach!) Die moralischen Zustände sind in Frankreich gewiss
ebenso gute, als bei uns; sie sind gewiss um kein Haar sdüechter. (Abgeordneter
Chotkowskii O dodbl) Die Confessionen halten sieh darüber snch gar nidit «nC
Die Katholiken unterrichten ihre Kinder in der Kirche, die Juden im Judentem])el, in
den MoiLhecn in Algier die Iinarns. Nicht einmal die französischen l'i tliufe treten
dagegen auf, denn die Coiiftssioiu u sin»! in ihrem L nterriulitr i;anz uiicingesclirrinkt,
frei von jeder staatlichen Censur. Von dem Abgeordneten Chotkuwski hätte man
fibrigens erwarten mttssen, dass er den UtrterricblaaBiaister dnraof aofoeiksam gemacht
llitte, dass nach den Recrutiernngscrgcbnissen Galicten und die Bukowina
noch immer die allermeisten Analphabeten halicn; es daher dort mit dem
Volksschulwcscn nicht so gut bestellt sein kann, als in indcrcu Kroiil.^ndcrn. Redner
verwies unter anderem auf die ausserordentlich schiechte Besoldung der
Lehrer in Galisien. (Abgeordneter Chotkowski: Woher sollen wir das Geld
nehmen?) Die anderen KronlBnder mässen anch das Geld aufbringen. Es war übrigens
der grösste Fehler bei Einführung des Volksschulgcsctzcs, dass die Bezahlung der Lehrer
nicht auf den Staat ülicrncjinmcn und den Gemeinden nur die Reistelluny der sachlichen
Erfordernisse überlassen wurde, wie es auch wieder in F'raukreich der Fall ist. Es
hieiht nur z« bednnem, dass bei den AosAhrangen über die confessioodle Schule eine
solch« Resonnns seitens eines Unterrichtsministers in Osterreich möglich
ist. (Heiterkeit rechts.)
Redner kam sodatin auf die vom Biidgetausschusse vorgeschlagene Kcsulution zu
sprechen, wonach die Regierung aufgefotdert werden solle, dahin zu wirken, dass die
AntrSgc der Gemeinden bei Besetsnng von Schnlleiter* und Director-
stellen mn BVrgerschnlen fftr Mtdchen mit mXnnlichen Lehrkriften Be-
rücksichtigung finden. Diese Ausdrucksweise sei eine unklare und des Ausschusses
nicht ganz würdig. Hei Besetzung eines Postens mit einer Lehrkraft sollte der l'iilcr-
schied »wischen männlichen und weibüchcu Individuen überhaupt nicht gemacht werden.
Man solle jeden conaurrieren lassen, der die gesetslidM Befähigung hat, ob Mann oder
Frau, aber nach ohne Unterschied, ob es sich mn eine Mädchen- oder Knabenschnle
handelt v^ncitrr!^cit i und im conCTeten Falle den entsprechenden Cumpctenten auswXhlen.
Das ist der objeclivste und dem gegenwärtigen Gesetze cntprechendste Standpunkt.
Abg. Dobemig erörterte den Maogel einer Heilpädagogik. Die Taubstummen,
Idioten und die bUnden Kinder sind nicht nor Waisen der Natnr, sondern andi Stief-
kinder der Me n sche n . Er forderte die Regierang anf, die Mrmsten Kronllader in ihren
Bestrebungen anf SchalRing von Anstalten fhr solche Kinder von staatswegen zn
nn terato tzen.
168 ^
Landtage.
Niederösterreioh. Abgeordneter Profe&sor Lu&tkaDÜl berührte in meinem
Rceheiudiafbberidite «ach das Sdralwcten, nuBendidi du VolkssdralweMn, von welchem
er insbesondere drei grosse Gedanken hervorhob: die Vcrwahuiij^' der Volksschule durch
die Mitwirkun;^ des N^olkes in den Drts-, Bezirks und I.nndesschulräthen, die besonders
für die ärmeren Eltern nutilich gewesene Aufhebuni^ des S t h u ! pol des durch Ein-
führung des alle Steuerzahler treffenden Schulgeld Ac<juivak-nis und die Einführung de»
Personal-CUssensystens flir alle Lehrer des gMuea Landes oad das dadardi
gegebene gerechtere System der gleichen Behandlang aUer Schnlgewiefaidan und aller
Lehrer des Landes Die Aufhebung des Schulgeldes und die Einführung des Pcrsonal-
Classcnsystcniv sind Errungenschaften, mit rlenrn das Land Ni«;d(TONtPTTrlth nicht Itloss
allen übrigen Landern Oesterreichs, sondern uucli den Lr.nUern Europas vorangicng, so
wie es dnch die EnichtiiBg der Natarai-Verpflegsstatiotten nm Zwedct der SidMilMil
allen Ländern vorangegangen ist Der niederSsterreidiisdie Laadlag hat also aaadie
Einrichtungen geschaffen, mit denen er allen anderen Undem cfan Beia|nel fab» lad
mau inuss hoffen, dass es weiter so sein wird.
Der Landtag beschäftigte sich auch mit dem Eiurcichungsmodus bei Bewerbungen
nm Ldirstellai im Wiener Sdinlbeilffce.
Afafeordneter Dr. Sness sprach dnen Wnnscli ans, dahiagdiend) dass eine Ver^
cinfachung bezüglich der Concursausschreibungen in der Riditttng erfolgen möge, dtiss
nicht ein Lehrer für jede ausgeschriebene Stelle ein eitrcncs Gesuch einreichen müsse.
Abgeordneter Dr. Lueger machte darauf aufmerksam, dass früher für alle au»-
feschxisibeoen Ldustellcn ein einziges Gesndi genügte. Nnn Terlange zwar das GnstU,
dnsa flUr jede St^ ein 0genes Gesnch eingerd^ werde, und in diesem Sma» werde
andh jetzt vorgegangen, es wOrde sich aber dodi wapIMilan, su dem fifheren Uans
SUfttckzukehren.
Abgeordneter Noske wies darauf hin, dass durch den jetzt gebrftuchlichcn Modus
manchen Lehrern die MögUdikeit aar Competent etn&ch benonanen werde, da er aas
seiner Brfshnng als Stadtradi wisse, dass oft loo bis 150 IL an Stanqpehi er i sfdet l iA
wKren, um f&r alle ausgeschriebenen SteOen je ein Gesuch einzureichen.
Die Petitionen des Vereines , .Bürgerschule'' in Wien und des Vereines der Bürger-
scbullehrer Niederösterreichs um Abschaffung der Bezeichnung „Burgerschul-Directorinnen";
des Vereines der Indnsliielehrerinnen und Lehrerinnen der ftansöstsdien Spraehe um
Regdnng ihrer Besige md de6nitiTe Anstellni^ nach scfaiylhriger Dienstsdt; der Volha*
md Bfirgerschullehrer in Bruck an der Leitha um Erhöhung des Quartiergeldbeitrages;
der defrnitiven katholischen Keligionslehrer der städtischen Bürgerschulen Wiens um
Einreibung in die erste Gehaltsciasse und Herabminderung der bisherigen obligaten
Lehrverpflichtung; der Kindergärtnerinnen in Niederösterreich um Regelung ihrer Bezüge,
defbitiTe Anttellang und Pendonsberedit^fong; der Unteridurer nnd UntmMurerimMn
Niederösterreichs mit Ausnahme Wiens um Absdiaffung des Titels, Reform der Vor-
rückungsvorhähnisse nnd Besserstellung ihrer matcritllrn Lage hinsichtlich der Tifel-
frage; des Theodor Sc ho Iz , Bürgerschul-Directors, im Auftrage der allgemeinen Wiener
Lehrerversammlung vom 8. December 1S94 imi Abänderung des Pensions*Normales (ur
Ldarpcrtoncn an den Wiener Volks- nnd BSrgersdmlen Warden dem Landetaasschass»
snr Briiebvag, Berichterstattung und Antragstellung zugewiesen, nachdem die Abgeord-
neten Dr. Scheicher, Hanck. Dr. Lustkandl und Mayer insbesoadete flr die
Interessen der Industrielehrerinnen und iUudergärtnerinnen eingetreten.
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Die i'euiiuu der luduhUickhrcniuicn der Landbemke NiedcrÖ&tcrrciciiä um Würdigung
ihrer Peütioii at» dem Jwhn 1894 wurde dem LandewMchime cor Erhebung nnd
Beriditeistattuiig «od tm AntragsteUaag ivgewieseo.
Das Gesetz gegen die Ausschreibung von Stellen für weibliche Lehr-
pei'aonen. Abgeordneter Dr. Weitlof referierte iiber das Gc^'t/, betreffend (Hc
(k>ncuri>aus&chreibuDg von Lehrstellen au öffentlicheD Volküt^chulcn. Das Gesetz lautet:
Die AnsMliKibaog von Directorea- «nd Lehrerstellen an öflcndichen Knaben«
btrgerschulen, sowie von Oberlehrer* nnd Lelteratdlcs an öffentlidieB Knaben-
Totkssdinlen nnd gemischten Volksschulen hat sich auf mfinnliche Lehrkräfte za
beschränken. Bei der Ausschreibung von Lehrerstellen an öffentlichen Knabenvolks-
schulen und gemi:ichtcn Vulksschulen dürfen weibliche Lehrkräfte nur insofern
tnr Bewerbung zugelassen werden, als diesdbea in den unteren vier Jabreutnlen
Verwendung finden ktanen. Die Anssdireibttng der Stellen an Aflendiehen Mädchen •
bflrgerschulen und Mädchenvolksschulcn hat ohne Beschränkung auf das
Geschlecht der Bewerber fiir männliche und weibliche Lehrkräfte su
erfolgen.
Abgeordneter llauetc sprach sich neuerlich gegen die Verweiblichun^ der
Schulen «US, damit in Zukunft nicht verweiblichte Minner herangexogea werden.
Es komme sogar vor, das* minnliche Lelirkräfte einer Directorin unterstellt werden,
was in errichlichcr Richtunfj gewiss nicht vom V'orthcile sei.
Statthalter Graf Kielmannscgg wiederholt, dass die Regierung dem vor-
liegenden Gesetse im Hinblicke auf die Bestimmungen des Reichsvolks-
schalgesettes besttgllch der Anstellung der weibliehen Lehrkräfte nicht
zuzustimmen vermöge. In gleicher Richtung habe sich der V'erwaltungsgcrichtshof
wiederholt geäussert. Das Recht der Anstellung von Lehrkräften müsse den Schulbehörden
gewahrt bleiben. Redner führte des weiteren nus, dass man mit der Anstellung
der Lehrerinnen die besten Erfahrungen gemacht habe. Er bittet das Hau»,
das Gesets abtulehnen, da er dasselbe der Sanction nicht zufahren könnte.
Abgeordneter Dr. Lustkandt trat f&r den Gesetzentwurf ein, da derselbe die
Anstellung von Lehrerinnen nicht nusschliesse und er der Absicht, an Mädchenschulen
nur weiblicJic Lehrkräfte aiizii.^tellen, nicht beipflicbti n könne. Das sei nicht die Absicht
des alten Gesetzes gewesen, und die vorge:>chiagcne Gesetznovelle habe nur die Absicht,
die voHstiadlge Au s schl iessung der Ldiver von den Mädchenschulen su verhindern. Die
Concursauasdireibungen seihst därften nicht im Widerspruche mit dem Sinne des Volles-
sc1n:l^esct/cs erfolgen. Man dürfe im Interesse der pädagogischen Lr/ichung die männ-
liehen Lchrkräftr ans den Mädchenschulen nicht principicll und systcn^riM h au><;chlicssen,
wie e» jetzt beliebt werde. Der Gesetzentwurf wurde hierauf unverändert augcuummen.
(Daaelbe wurde von Sr. Bl dem Kaiser nicht sanclioniert)
In dar Sitsm^ vom 3. Juli überreichte der Ahgeotdaete Hanck einen Dring«
lichkeitsaotrag, dass der Landtag den in i!er Frühjahrssession beschlossenen, aber
nicht sanetionierten Gesetzentwurf, betreffend die Concursausschreibung von Lehrstellen
an öffentlichen Volks- und Bürgerschulen, neuerlich genehmigen und die Kegierung
Mflondem möge, das Getets der kaiserUdiett Sanctkm xunftlHun. — Nach der Be-
grflndnng durch den Antragsteller, der über Bcvorsiyuag der Lehrerinnen Beschwerde
ftlirte, wurde die Dringlichkeit des Antrages ohne Debatte angenommen.
Abgeordneter Hauck und Genossen stellten einen Antrag auf .Änderung des Gesetzes
vom 2. Mai 1894» betreffend die Regelung der Bezüge des Lchrpersouals an den öffent-
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lieben Vulk^ächulen in der Richtung, dasj» der § 13 diCMI Gesetzes nicht dahin aus-
gelegt w^en kann, dass bei jenen Ldirern der frttbcren ersten üehnhsdassc , welche
im Genosse einer Erglntnngtznlaee sind, diese Erginsnngssulsge schon beim AnlhDe
einer Dienstalterszulage vermindert wird, da dnrdi diese Ansi^nng ea^^gen dem Gesetze
ein erworbenes Recht verletzt wir«!.
Dieselben Abgeordneten stellen ferner füllenden Antrag: Der Landeaausschass
wird beauftragt, einen Geaetteatwnrf vorzulegen, in weldiem Ifer die NenaaateDuugeo
jede Verehelichong einer Obeilehreiin, Diredorin oder Lehrerin als fMwtllige IXenstes-
cntäagung angesehen wird, hiebel aber gleichzeitig entsprechende Antrige über die
Kei;cluiij^' licr Knln t^'enussansprüohe weiblicher Lehrkräfte ftlr den Fall zu stellen, als
solche aus Anlas» ihrer Verehelichung aus dem Schuldienste auszutreten bemüssigt :>iad,
und biebci die möglichste Rflcksicfat einerseits anf die bereits eingetahlten Pensions-
betrlge, andererseits auf die bereits znrflckgel^te IMenstzeit «allen sn lassen.
Endlich stellen dieselben Abgeordneten den Antrag, der Schulausschuss möge ein
über des Abg.' Ifauck Antrag in der vorigen Session beschlossenes Gesetz, bctrefTeini
die Cuncursauaschreibung von Lehrstellen an öffentlichen Volksschulen
Niedcrftsterreichs, welches nicht mehr zur Eerathung im Landtage gelangte, ehestens
dem Hanse sur Besddassfiusnng vorlegen.
Im Verfassangsausichnsse des n.-ö. I^ndtages referierte Abgeordneter Noske über
einen Bericht det I.amlesausschusses, betreffend Abänderungen »Icr ( kmcindcordnang
und Gemeinde Wahlordnung, dann der Statute für die Städte Wieucr-Neusladt und Waid-
hofen an der Vbbs. Die beschlossenen Änderungen gehen dabin, dass den sogenannten
InteliigenswiUem das Wahlrecht nadb dem Wolmorte sngesprodien trird, was bisher
niclit der Fall war, nnd dass aasserdem den Ldurero nnd Lehictinnen das Wahlre^
SOgesprochen wird.
Die erwähnten Änderungen beziehen sich nicht auf die Stadt Wien, wo diese Ver-
hältnisse bereits durch das Wiener Statut geregelt wurden.
Der Sdnlaasschuss des n.«9. Landtages hat die Novdte betrefliend die Abladennig
des n.-ö. Schulaufsichtsgesetses berathen und derselben nur zom Thefle zugestimmt. Der
Bericht des Schtilaubschusses hierüber ist nicht ohne Interesse; er lautet:
„Mit der von der Kegicruiv; t iiigebrachlen Regterunfjsvurlai^e wird in «kr Haupt*
sache bezweckt, die GesctzestjcsUrumungcn über die Schulautsicht dahin abzuändern,
dass die Wahlen in die Orts- nnd BetlrkaschnMthe, dann in den Lsndetsehnlrath, sowie
die Wahl der FuDctionIre in diese KSrperschaften analog mit den dermaligen Be-
stimmungen über die Ccmcindcwahlen von drei auf sechs Jahre erweitert werden.
Ausserdem werden dem 4^ 27 einige nicht wesentliche Bestimmungen über die llc-
stcilung der bezirksschulinspectoren und der ihnen zuzuweisenden Inspectiousbezirke
beantragt Mit diesen Antrtgen erkllit sich der Sdndanssdiitts cuiverttanden. Weiten
wurde aber audi in der Regwmngsvorlage, nnd zwar im | 97, vorgeachl^en, das* die
Bezirksschtdinspectoren , welche bisher auf die Dauer von drei Jahren ernannt wunlen,
auf u ub e s t i m m t c I) a u er zu ernennen'seien. Iliemit kunn'c slvh der Schulau -.^ehuss iiicbt
einverstanden erklären, da durch diesen Vorschlag zwischcni dem l'nncipe der dctiniiivcn
nnd daaemden Emennang von Betirkssdudinspectoren und der Beatellnng derselben flh-
etee gawine Zeitdauer ein Mittelweg eingeschlagen wurde, weldier Iteiner dieser pna-
cipiellen Auffisssungen vollkommen entspricht. Ausserdem würden bei diesem Vorschlag;«
die auf unbestimmte Zeit ernannten Bezirksschulinspectoren nach jeweiligem Belieben
der Kegterung entfernt werden können, ohne dass denselben etwas Begründetes zur
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Last ge!egt werden kann und ohne dass sie, wie dies bei emt r KestLllun«^ auf bestimmte
Zeit der i-all ist, bei einer versuchten vorzeitigen Enthebung begehren kunnten, dass
Uber ihr Verhalten eine DI<eiplfaiftmBler«aehiiiig eingeleitet wwde, fa^em e« ehco gans
Ja das Ermessen der Regierung gestellt wäre, mit einer solchen Enthebung vortogehen.
Der Schulausschusä hielt vielmehr für angezeigt, aach die Funetioiisdaaer dcrBeiiilci»
SchuHnspectoren auf sechs Jahre /.u verlängern."
Oberösterreich. Der Landtag lehnte dermalen die Regulierung der Lehrer-
gehalte ab, bewflUgte jedoch pro 1896 den Betrag von fl. 7500 an Anshilfea a»
bedürftige Ldirer. DaM von der heutigen Landtagsmdirheit etwas anderes ab die Ab-
lehnung der so tief begründeten Bitten der Lehrerschaft tUD Bescervng ilurer inaterlellea
Missla;,'e luchi zu erwarten war, war voraus/iisehen.
Böhmen. Der Abgeordnete Dr. Zatka begründete seinen Antrag auf Abänderung
der Landesgesetze, betieffend das VoUcsscfantwesen. Sein Antn^ gdit snm Unterschiede
vomSchnkntn^e des jungCechischen Abgeordneten Professor Dr. Celakowitky, welcher
die Kosten der Minderheitsschulen in den p;rrii:schten Pezirken auf das Land übertragen
haben will, dahin, dass die beiden Nationalitäten für die Kesten ihrer Minoritätsschulen
belbst aufkommen sollen. — Dr. Werunsky erklärt im Namen der Deutschliberalen
dieses Prindp filr discntierbar. Daher wtiden er nnd seine Gesinnungsgenossen für die
Zuweisung an die Commission stimmen. — Abgeordneter Legier erklärt naoMns der
Deutschnationalen, aus denselben Gründen für die Zuweisung an die Commission zu
stimmen. — Abgeordneter Professur Dr. Celakowsky erklärt, im Namen des Tschechcn-
clubs für die Zuweisung an die Commiüsion zu stimmen, und behalt sich dort die Ver<
thddigung seines Antrages tot. Der Antrag Zatka wird der Commission sagewiesen.
Abgeordneter Sokol begründete seinen Antrag auf Erlassung eines Gesetzes, betreffend
die Unterrichtssprache an den Volksschulen und !ic Aufnahme <!er schulpflichtigen Kinder
in gemi-cht>prachlgen Schulgemcindcn in Schulen, deren Unterrichtssprache sie iii,\chtip
sind. D;c Deuischnationalen, sowie der christlich-sociale Pater Opitz erklärten ;>tch
gegen die Znwebung dieses Antrages an eine Comndssion. Der Antrag wurde mit den
Stimmen sSmmtlicher tseheschisehen Abgeordneten und der Mehiheit der Grossgmnd»
besitzer d- . c . .M inission zugewiesen.
Salzburg. Landtagsbeschlüsse. Die Bezüge der Arbeitslehrerinnen wurden
erhöht, eine Reihe von QuinquennaUulagen für die Lehrer bewilligt und das Gesetz
wegen Erhöhung der Quarttergelder der Ldirer angenommen. (Sidie Gehake.)
JUUüren. Namens des Finanzaossdiusses. beantragte Allgeordneter Dr. Fu\ die
Pewilligung des Budgets für die Volks- und Bürgerscliulen Mährens mit einem aus dem
Landesfonds zu bestreitenilen Zuschüsse von fl. 2,787.605 zu dem Gcsammtcrfurdernisse.
welches fi. 4,426.655 betrag:. — Abgeordneter Graf Serenyi regte unter Anerkennung
der Ton Landesschniraihe diesfidls bereits getroffenen Verftgangen einige Vorkehrungen
ta Beeng anf die Sparsamkeit und ökonomische Gebahrung bei Ausführung von Schul-
bauten an. — Abpe^rdne^er Hulka wünsclue die Verinehruni^ der liohmischen Bürger-
schulen und verlangie die .Auflassung der utraquistischen Schuh n. — Abgeordneter
V. Skene empfalil der Landes- Schulbehörde, auf die Erfüllung der Aufgaben in der
Sdink in ccsMiUdier Besldinng besonderes Gewidat sn legen, damit die Autoritlt der
Schale und der Lehrer denBItem gegeimber möglichst gewahrt werde, nnd stellte einen
diesbezüglichen Rc^oluti >nsanlrag. — Abgeordneter Dr. J^-i^ck constatierte die fort-
schreitende Volksbildung und die Entwicklung des Schulwesens und meinte, dass ein
gedeihlicher Unterricht nur in der Muttersprache erfolgen könne. Redner betonte, dass
Jalttbach d. Wka. fää. Cm. stgC
11
_162 ^
die Opfer Dir die Scluikn nidit in groet feien, und wSiischte gleidiMU die AaafCstaltanK
des Mlmusdiea Bfligendmlweieiis sowie dass tfm tschedusche BesirksselMiiiidie mAt
verpflichtet sein sollen, mit dem Landesschulrathe in deutscher Sprache zu correspoa-
dieren. — Abgeordneter Frendl rechtfertigte .dss Voxgehca des I<f^)desausschasses bei
Errichtung von Bürgerschulen.
Der Statthalter inssexte seine Freude Iber die vm Ansdracltf gebrachte Erldlnng
des allgeaieinen AufUttheDS des VoUttschvlwesens in Itthren nnd gab <äe Vecsieheranc«
dass der Landesschulrath in Angelegenheit der im Laufe der Debatte berührten
Activierung der öffentlichen deutschen Volksschule in Eibenschitz sich im Rahmen des
Gesetzes gehalten habe. Die Angelegenheit sei übrigens im Instan^enzuge noch nicht
ausgetragen. Der Stattlialter sidierte schliesslich sn, dass sowohl er |Js der Landes-
•ehvlxath die Anregnngen der Abgeordneten v. Skene nnd Gral Serfniri in Erwignng
siehcn werden.
Abgeordneter Dr. Koudela kritisierte das Vorgehen des Landesschulrathes bei
der Errichtung von deutschen Schulen in Juüenfeld bei Brünn, ferner die Unterbringung
der böhmischen Volksschule in Alt-Brflnn.
Regiernngsreftreter Statthakereiradi Salomon gab eine Aufklining in Betreff der
ersten Angelegenheit.
Hierauf wurde das Schulbiulgct und der Resolutionsantrag Skene angenommen.
GalizieiL. Der UnterricUtaausj>chu^s legte den Antrag vor, einen Betrag von
fl. 35.000 aas Landesaiitteln sar Erhöhaag der Besllge der VolkschuUehrer in sinunt«
iiciien Rangselassen und insbesondere in den untersten sa votieren. Überdies wnrde
eine Resolution vorgeschlagen, in welcher die Regierung und der Landesschulrath auf-
gefonicrt werden, in den künftigen Berichten über den Stand des galizischen Volksichul-
wcsen:» eiueu detaillierten Ausweis darüber vorzulegen, inwieweit bi^tier die Bestimmung
des § 16 des Gesetses vom 1. Angnst 1889, welche den Volkssdmllehrem auf dem
Lande wenigstens ein Jodi Ackeridd snsichert, dvrchgefillirt wnrd^ Cemer die Ursaehea
anzugeben, welche bis jetzt die stricte Durchfuhrung der gedachten Bestimmung ver-
hindert haben, und in P^wügimg zu ziehen, ob es möglich wäre, jeder Schule auf dem
Lande oder einer grösseren Anzahl von Dorfschulen ausser dem gesetzlich zugesicherten
Joch .^^erfdd noch ein zweite« Joch sar Verfügung sn stdlcn and den Kostenanfwand
bekaantsngebcn.
Dalmatien. In der Landtagssitzung wurde der Voranschlag des Lehrerpensions-
fonds ohne Kror'i run^ g'jnelimigt. Bei der Verhandlung des Voranschlages des Landcs-
schulfonds beiiauptet Abgeordneter Biankini, dass doA Volksschulwese^ im vorigen
Jahre k«ne J^ortschiitte gemacht habe. — Ab^;.ordneter Bjelanovic polemidinrte gegen
l^ukini and beldagte dch ttber «Ue Zarfteksetsong serbischer Volkssdinllehrer, worauf
Statthaltereirath R. v. Vukovic die Klage des Vorredners und die AngrQfe Biankini*
gegen LaodcMcbuhrath lorückwies.
II« FädagogriBch-Didaktisohes.
Moralische Erziehung. • *' ■
Von vielen Seiten wird Klage geführt, dass das moralische Vethallen. der Jugend
b wkd aoner. der Schule vid sn .wfinsdhen lasse, dass insbesondere die vorhandenen
bisdpUnttiauttel unsnrekhend seien, um der darch die gegenwSrligen g^UschafÜklien
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VttAiltnine imiier tuAut, ain lich gnifendea VemhrtoHuig der Sdndjagend wirknm
zu"" steuern. Es wird nuocherorten die Erriditiiag von RettongiiliHimtTn f&r verwaluw
loste Schüler (geplant.
So beantragte der Landesausecbuss Böhmens, der Landtag möge anlässlich des
5ojähr. Regierungsjubiläums Sr. Maj. des Kaisets die Enrichtnog einer Anstalt für
▼erwalirlotte und verlasseoe Kinder aus Landesmlttda beachUeMen. Die Kosten
4ar Enricbtang (fSr 150 — aoo Kindei) sind mit 200000 fl., die Ednltongdioeten mit
40000 fl. veranschlagt. Der Antrag ist jedenfalls zu begriisscn.
Um eine Besserung solcher Schüler zu erzielen, welche den normalen Unterricht
schädigen, sollen an den einzelnen Bürgerschulen Wiens nach einem Antrage der
B.-L.-C. 1896 aadi Bedarf tOfenamMe DiaelpHnarclftsaeii anddilat «enfon. (Sidie
die TlMwn.) N^bcn mancher guten Wirtning, «ekhe ein aokhe Elarichtung haben
kann, könnten doch auch Bedenken dagegen geltend femaeht wcfden. Ea wire für
den Lehrer freilich leicht, den Unterricht in derart fjercinigten Clxsscn zu besor-^jen,
umso sch\vicriL;er wäre die Aufgabe derjenigen, welche die Di^ciplinarclassen zu führen
hätten. Hauptsache in Dingen der sittlichen Elrziehung bleibt doch immer die Pcrsön-
ttehkalt des Lehrers, der durch seine Energie und Geduld and dnrch seine sittlich«
fd^löie Macht, mit der er das Gemuth arftsst, gewiss auch auf dem Gebiete der Er-
adehnng anch vnler adivlerigen Veihiltnisiett TUchUge« leisten wird. '
Überwaehung der Schuljugend. Der Wiener Bezirksschulrath hat eine Zu-
achrift an die k. k. Polizeidireclion gerichtet, des Inhaltes, dass die k. k. ttted^
oßterreichische Statthalterei an den Bczirksschulrath neuerlich die Aufforderunt; [gerichtet
habe, die Schulleitungen anzuweisen, die bekannten Tummelplätze der Schuljugend zu
überwachen und jene Kinder, welche den Ermahnungen nicht Folge leisten sollten, mit
aDen der Schale an Gelx>tB stehenden Ifittdn einxoschreiten. In Dorchfuhrang dieses
Aafirages hat der Bestrksadmhalh sammtlichen Leitungen der Knabenschnlen entt
sprechende Weisungen ertheilt. Weil jedoch den Lehrerpersonen ausserhalb des Schnl*
hanses der Charakter von Amtspersonen bisher nicht zuerkannt wurde, auch wenn sie in
Erfüllung ihrer Pflicht auftreten, erscheint eine Überwachung der Schuljugend an allen
öfienilichen Orten ohne Beihilfe der Ic k. Sicbaheitswache i^cht ausreichend. Der
Besiiksadbnlnlh lieht sich dalier unter Anerkennung der bisherigen Benafihungen der
k. k. ächeriieitiwache veranlasst, in der Erwigung, dasa in Fallen grober Verletsongen
des Anstände« das Eingreifen bei Betretung auf frischer That von grösstcr Wichtigkeit
ist, die k. k. Polizcidirection zu ersuchen, die I^ehrcr in ihrer erziehlichen Thätigkeit
im Sinne des an die Schulleitungen ergangenen Erlasses zu unterstützen und ins-
besondere die SidietlieHsvache ananweisen, jene idudpfliditigen Kinder, welche si^h,
vriUurend der Schuladt auf der Gasse herumtreiben, anauhalten und, so weit din
raSglich ist, der Erfüllung ihrer Pflicht in f:;ecignctcr Weise zuzuführen. — Die Poljzet-
dtrection hat beieits die erforderlichen Weisungen in diesem Sinne erlassen.
Der Wiener Bezirksschulr.uli hat ül)er Aufforderung des k. k. n.-ö. Landcsschul-
ra,thes .einen Erlass an die Leitungen der Wiener Volks- und Bürgerschulen gerichtet»
storch den die Lebrendtft angewiesen whrd,. sich die Üherwndinng der Schuljugend
bctSl^ich ihres Veihaltens an offentHchen .Orten besondeis angelten sein an, lassen.^
Obfwar sidl der Bezirksschulrath zufolge dieses Erlasses ohnehin schon an die PoliCi^,
dircction um entsprechende Unteiatütsung der Lehrer durch die Sicherheitsorgan^
U*
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gewendet hat* nh tick Se.£KcdlenB der Herr StaUhalter Gut Xitlmajisegg denoocfc
lelbtt venuduet» das Folucipribidhiiii sn eniidiai, die k. k. SidicilMitiwMhe aani-
eifern, in jedem Falle sofort einzuschreiten* wenn eine Lehri ersnn, die sich als solche
legitimiert, die Mithilfe der Sicherheitsorgane in Ans| mdi nimmt. Die beruflichen
Aufträge wurden von der roli-u iiiin ction bereits jjegeben, bezw. w it iei In h. lUe J.e^iii-
matioDskarten für sämmUiche Lehrpersonen werden denselben durch den zuständigen
■OrtnclmlraUi des Benrkes anagefolgt.
Schttlpflicbtige Kinder bei öffentlichen Schnnstelinngen. Die Slntt-
halterd bat aoUsdicli einea spedeUen Falles darauf hingewiesen, daaa die Mitwifluag
schulpflichtiger Kinder bei öffentlichen SchaostelliingCII nw mit Genehmigung des
Bczirksschiilrathes von der Schulleitung zugelassen werden kann. Es ist demnach
bei Theaterpruducttonen, wie auch bei öffentlichen Schaustellungen nicht theatralischen
Charakters die Bewilligung zur Tbeilnahme von Kindern der erwähnten Altersstafe btt
der Schnlleitang (nidht dem DciIrkiichulTathe) nadiansnchen.
Die ethische Gesellschaft (Zweig Wien) befaast sich anch mit der Pfleg»
latiamaDer Eheranaiehnng. So veranstaltete dieser Verein unter Leitung des
Victor Zwilling einen Unterrichts-Curs für Damen, und es wurden vor einem
distinguierten Publicum an 15 Abenden 17 Vorträge abgehalten. Die vom Lehrer
£. Tluöhor in Wien iosceniertcn Eitern-Cooferenzen, deren bisher 4 abgebalten
wurden, erfreuten sich ebenlaUs eines sehr guten Besuches. Im Schuljahre 1896—97
sollen diese Unternehmungen in vergifiasettem Ifassstabe weilergeftthrt werden.
Es ist sweifenos, dass derartige Veranslaltungeo die grösstmöglichste rntcr.stützunt:
verdienen, denn einmal ist die "Wechselwirkung zwischen Schule und Haus vielfach
unterbunden, ja es tritt häufig zwischen beiden Facloren ein feindliches Verhältnis ein,
anderseits i»t die bedauerliche Thatsache nicht abzuleugnen, dass im Volke selbst iiber
Ersidhungsangelcgenhclten die sbnloaesten Anschanongcn herrtdien. Wir wfins^en
den Be st rebu n gen der ethisehwi Gesdlsehaft das beste Gedeihen.
Neuerlich lenken die Bestreik ii,;tn bezüglich des Thierschutzcs in Frankrel^
und England mit Recht die Aufmerksamkeit aller S> !n:!n.änner auf sich, in denen UUn
ein wirksames Mittel sittlicher Ju^endbiKhing erlilicken k.inii,
Em Land, in welchem dem Thierschutz besondert Aufmerksamkeit geschenkt wird»
ist Fnoltrdcik Naneufflch lisst man es ddi dort angelegen sein, sehon in den Kindern
Mitleid und Erbarmen mit den hilflosesten GeschSpfen, den Thieien, sn erregen. Der
amtliche Lehrplan für die franzSslKhen Volksschulen schreibt vor, dass bei dem Unter'
rieht in der Moral alljährlich zur Behandlun;; kommen: Pflichten der Menkhen gegen
die Thiere, Schutz der Vogelnester, J liierquälerei, Thierschutzverein. An vielen Orten
haben sich die Schüler zu „Schüler-Thierschutzvereinen" zusammengethan. Die Grün«
dung soldier Verdne hA der Ifinister des Unterrichts SpuDer in dnem RundscMben
an die Frovincialsdinlbehorden empfohlen.
Dieses Rundschreiben lautet:
„Die Gesellschaft zum Schutze der Thiere hat rhcine Aufmerksamkeit darauf ge-
lenkt, wie sehr es im öffentlichen Interesse läge, Schülcr-Thierhchutzvereine zu gründen
und deren Gründung in jeder Weise zu b^ün&tigen. Solche Vereine haben in allen
DefMdrtementa, wo sie existieren, Suaserst beftiedigrade Resultate ergeben. Ausser den
Diensten, den sie der Landwirtschaft durch den Sdiuts der Hausthiers leisten, tragen
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sie zur sitilicbcn lu^iehung bei durch Gewöhnung an Mitleid und müde Sitte. Ich
ifffirde deshalb mit Fiemle «Ue Ansbreittoig dieser Schilerveveiiie eehea, und ich cv
«■che Sie* die Gnadinig derselbea den Lehfeni ans tlen m legen. Beiliefend eriialten
Sie ein Musterstatut, wie es in verschiedenen Schulen angenommen ist; docb hsnn
dasselbe dem örtlichen Bedürfnis entsprechend geändert werden. Denjenigen Lehrern,
welche sich um die Staatsprcisc bewerben wollen, welche für hervorragende Leistungen
im „landwirtscbafUichea Unterricht" ausgesetzt sind, wird es als besondere Empfehlung
dienen, wennile sidi andi «m die Secte der Thiersdmlsfeieine Verdienste erwoiben haben.
Wollen Sie mit der Empfimgsbtttltigettg dieses Anssdireibeaa die Ansahl der
in Ihrem Departement bestehenden Schüler-Thienchttttveittfaie aafeben vnd mir Mit-
thetlonjg über deren Wirksamkeit machen."
Für Schüler-Thterscbutxvcreine Schlagt der fnuuosische Unterridatsminister
Spuller folgende Statuten vor:
f I. der Schale so N. verde ein ThiersdintsTereiu gegründet
f ' a. Dieser Verein bat den Zweck, Vegd und andere Thiere sn beedintaen
und das Los der Hausthiere, so gut es geht, an erleichtern, femer die Kinder bei*
selten zur Elrfüllung der Pflichten, welche sie gegen die Thiere haben, anzuhalten.
§ 3- Die Schüler, welche den Verein l)iKleii, verpflichten sich, die Hausthiere
gut, gerecht und mit Erbarmen zu bebandeln. Sic werden dieselben nie beunruhigen oder
in Stracken s^aen, noch nie reiten. FSr alle verfolgtca imd nnsdiandeltea Ihiere
treten de als Beadi&tser ein.
§ 4. Der Verein nmlasst alle Kinder, welciie dieselbe Schule besachen. Den
Vorstand h\](\rn je zwei Schüler einer Qasse, die durch« Los erwiUt werden. Alle
drei Monate findet eine Neuwahl statt.
Der Verein steht unter Aulsicbt des Lehrers. Schüler, die sich um den Verein
verdient machen, erhalten FiSmien.
f 5. Ein Mitg^ed, das ein Vogelnest ansnimmt oder sonst eine Tbierquileiei
begeht, erhalt einen strengen Verweis; auch werden ihm vom Lehrer eine gewisse
Anzahl ;.nit< r Nunnnem entzogen. Im Wiederholungsfall erfolgt Bcoachrichtigang der
Eltern, nöthigeii(:\lls des ßürgcmKi<;ters.
§ 6. Dem Verein können auch Kinder angehören, die die Schule nocii nicht
besndwB,' ebenso solche, die schon aas der Schule entlassen
§ 7. Vorstdiende Statuten werden dem Provinzialsdiulinspector anr Genehmigung
vorgelegt.
Zu Anfang jeden Jabrea werden in den Schulen Londons AuTgaben über die
Pflicht der B Armherzigkcit gegen die Thiere gegeben, jeder Lehrer wählt
die zwei besten Aufsätze aus, um sie der ^Gesellschaft zum Schutze der Thiere" ein-
zuliefern. Der Schreiber des besten Aufsatzes erhält einen Preis, der des zweitbesten
«in Diplom. Sodann werden aas aUea diesen Anfiitsen darcb ein fom Vereinvorstand
«faigeeetsles Freisgeiidit wieder die besten aw^e^dOilt, für welche Raaptpreise vertheilt
werden. Dieses Jahr wurden von 1002 Schulen 67617 Aufsätze geliefert. Im ver-
gangenen Jahr waren es 69 183, vor 5 Jahren 36000 und vor 10 Jalircn (i 000. Aus
dieser Zunahme ist das steigende Inteici<ae am Thierschutz zu efsehcn und der hohe
Wert, welcher demselben als Erziehungsmittd in England beigelegt wird. Es hat dcb
diese Einrirhtnng als em treffliches Mittel erwiesen, nicht nnr die Hersen der Kinder
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166
zu bilden, sondern n-.u li auf die Familien, in tloiH r. natürlich das Thema der Aufgabat
besprochen wird, belehrend und veredelnd /u wirken.
Die Pftite «öden iauncr am JahrtcUg der „KönigUdiea GmUifliift zum Scbnlie
der TMe«* hn Londoner Kryttall-Palast unter grouer Feierlichkeit vertbeUL Viele
Tavccnde Kinder nnd Erwachsene, damnter Personen aus den höchsten GeseOechaAi-
classcTi . ■»•ohntn der Feier bei. Die Preise \ver<len stet«; von Damen aas den vor-
nehmsten Kreisen, uii durch könijjliche Prin/est-iniien vertheilt, in Gegenwart des
künftigen Thronerben, des Prinzen Georg, welcher der Präsident der Thierschutz-Ge-
Sdrabratli a. D. Dr. A. Sanmeitter in Miochcs wptUiA licli in der Einleit«q^
aeinca im EnciheineB begrifienent gww ia rtig angdcgten Saaundveilwe ,ySbadbneli der
Erzichungf* nnd Unterrichtslehre für höhere Sdralen" über das Verhältnis der
Methodik in den Tiöhcren Schulen zu der in den Volksschulen üblich<'n
aus. Er führt u. a. l-olyende^ aus: „Es ist eine sehr merkwürdige Erscheinung, das*,
wahrend das Elementarschulwesen in den letzten 30 Jahren in Hindcht auf Didaktik
und Methodik eine nngebenre Refoxm erfiünrcn und sich eine Generalion von Lehrern
gebildet hat, die w^^en üuer pldagog^schen Gewandtheit nnd fliiea GesdUcks^ grosse
Massen zu belehren , Bewunderung verdienen, die Gymnasien während dieser Zeit in
jener Beziehung durchaus unbeweglich geblieben sind und von den grossen Veränderungen
in der Welt entweder gar keine oder doch nur sehr geringe Notiz genommen haben*
Es fehlt nicht viel daran, dass sidi ein GymnadsDehier vor seinen Collegen sdMaoL
mnssy für einen armseligen Schulmeister oder fiberhaopt nar ein pidagogisches Interesse
stt idgen. Der herrschende Gnmdsatz bei nicht wenigen Gyrnnasiallehrem ist der» waa
man gelernt habe, darin könnte man auch unterrichten, und wenn man daher m.nnchcm
sagte, dass es auch eine cigenthünilichc Untcrrichtskunst gäbe, zu der entweder ein an-
geborenes Talent gehöre, oder die durch Studium zum Bcwusstsein gebracht und praktisch,
erlernt werden müsse, so würde er sich höchlich darüber verwundern und sichsdnrerlidk
in edncm Glanhen irre machen lassen» dass dc^leichen Armseligkeiten allenfidls far den
Elementarschullebrer geborten, eines Gelehrten aber durchaas unwürdig seien. Freilich
könnte tu inchen seine eigene Erfahrung tagtäf^lich belehren, dass die Sache nicht eben
Sil gar unrichtig sein müsse, da er trotz allen l.thrcns doch Iiei den Knihen nichts
ausrichtet, und dass er selbst bei der Mühe, an der er es nicht fehlen las.st, beständig
über Fanlheitf Schlaffheit mid Regungslosigkeit der Sdiiler su klagen bat. Allndhigs>
wird nicht aas jedem Hobe ein Mercnrius, aber der Knabe ist anch keinHola, aoadem
eine leichtbeweglichc , bildsame Masse, die nur des rechten Künstlers bedarf, um xn
einem nöttcrbildc ,T^t iltc« zu werden. So ist es alM) ein gewisser Hochmuth, der nicht
wenig (rymiiusi.vUehrer vcrbkndcl und alle Arbeit und Mühe, die sie vielleicht anwenden,
vergeblich macht," „Vorstehende Äusserungen — so fährt Dr. Baumeister fort — -
„finden sieh in einem 1837 geschriebenen Gutachten fiber Loiinsers bekannte SdulA ^toa
A; G. SpSleke; man soDte fmt mdnen, sie iHben «ist vor knnam gesdtriaben. Denn
wer den Entwicklungsgang und die Bestrebungen auf dem Gebiete des höheren Unter-
richts in den letzten Jahrzehnten mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, wer das Ringen der
Parteien um die beste Art der Schule mit ansah, dem musste vor allen Dingen auf-
fallen, dass fast überall vom Unterrichtsstoff und seinen Wirkungen, weit seltener von
Seilschaft ist.
Speciell Didaktiaches.
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der IfcCbode die Red« wu . . . tlBterdesacii gab «• eine Ueim Ztiki vcm I^ten; die
gesehen hatten, wie die Vonoidinlc durch und nach Pestalozzi aUnählicih xo einem
gesicherten Aufbau gelangt war und ihr Unterricht eine festgefiigte Form gewonnen-
hatte, während die höhere Schule mit untergeordneter Polyhistorie ihre Zöglinge zu
erdrücken drohte und sugleich in formloser Breite zerfloss. So nahmen jene die Volks-
edmle ran Vorbild, «ad von der EhvSgnng ausgebend» daas bei der Gattnnga^eicUieit
der jungen Seelen eine ibnlidie Behandlung nnd Ernährungsweise ancb hier gerathen
sei, begannen sie den Lehrgang der Volksschule auf die höhere Schule zu ubertragen
und sich bei jpdcm Schritt von Grund und Wirkung Rechenschaft abzulejjcn. Die
Sache, um die es sich handelt, ist ho einfach und klar, dass man sich eigentlich schämen
mSsste, sie nodi beweben an vollen ... Ba liegt efai aeUsaner Widerspmdi darin,
wenn der GymnaslaUcifer, der in der Wissenschaft Sberall If edioide ford^ und aeb^en
SehSleira auch neChodische Scholimg überall preist, diesem Princip auf sich selbst keine
Anwendunf^ fjestatten will und meint, mit dem Wissen sei ihm auch die Erleuchtung
und Fähigkeit der Mittheilung von selbst schon zugefallen. Die ,,MethodenkrSincr*'
stehen bei der Schalwelt besonder^ deshalb in üblem Geruch, weil man ihnen die wissen-
adiaftUche Impotenz soadbreibt Diesen Vmnrarf wollen wir vorilnfig gern Unadtmen,
wenn ea einer ist; denn der Lsiuer sls soldiar bat mit niditnn den Beruf oder die
Fflidit, die "WlaseMchaft sefbalindig an forden.**
Physiologie der geistigen Arbeit. Aus London, 9. d. M., wird der „Frank»
furtcr Zcitmij;" berichtet: ,,Dr. Arthur Macdonald, ein Mitglied des Erziehungs-
Dcpartemeuts in Washington und nach seiner wissenschaftlichen Richtung ein Schüler
Lombrosos, hat sich in diesem Zeitalter der Spccialstudien einem eigenartigen und
Interessanten Fotacbiingsgebtete angewendet. Er betrachtet aossdiliesslich die phyaiO'
logischen Wirkungen' der geistigen Arbeit unct sncbt dnrcb sclbstconstmierte
Messinstrumcntc zU mS^dlSt genauen Feststellungen an gelangen. Seine LTntersuchungen
erstrecken sich vorzugsweise auf Blutumlauf, Athmung und Zittern der Hand wie der
Zunge unter der Einwirkung ^,'eistifjer Thätigkeit. Dr. Macdonald wurde zu seinen
Specialütudien durch die häufig l>eubuchtete Thatsache veranlasst, dass geistige Arbeiter
sehr hinfig anSmisch dnd. Er winsebte den Grand für diese Erseheinong an&nfindeai
und gieng dabd in folgander Weise' iräfrf Er legte «m die Brost von SchSIein der
oflentlichen Schulen von Washington einen Gürtel, der mit einem kleinen Zeiger ver-
sehen i.st , der auf rauchgeschwärztem Papier jede Bewcj^ng angibt. Dabei fand er,
dass die Kinder, wenn sie ihren Geist lange anstrengen, weniger Athem holen und dass
die 'Abnahme • det Sauerstofficafiihr im VeiUItida an der SiAwicrigkeit der geistigen
Arbeit stehe. Dagegen fahrt Lachen sti'«iner nnmittdbaren Aasdehnmg der Langen,
ist daher, wie MacdonaM nch ansdi^dki; eine der besten phyriologischen Verrichtmgen»
die wir thun können."
Am Tl. Jänner 1896 äusserte sich der Dircctor der W i e n e r Staätsgewerhcschulc,
Herr C. Sitte, im Lehrervereine des Tl. Bezirkes, Wien, folgendermasscn über die
Bürgerschule als Vorbereitungsanstalt für die Staattigewerbeschnie : Die ab-
soMerten BSrgersdiiler erweisea ridi 'ab vollständig concnrnasflh^ «dt den lUal-
nad Gyrnnaablsehfflem. Ja, man kann sogar bebanpten, dass sie ihnen sogar vorans
sind, ala die Real» und Gymnasialschüler in der Regel erst aus der vierten Classe anf>
genommen werdeiv wihrend die Schaler der Bfirgersdiale aas der dr i tten Qasae kommen.
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Auch dürfe man nicht etwa denken» dass es uch in diesem Falle um ein Concurrens
ddk'Birgmdiakr aait telilecbten IfittekdiSlem Iwidl«, domi aolclw «mdcaibttbinpt
aieht aa^enonmieii. Es ist «b eine grotte That in organisatorischer Begietiung
aufzufassen, dass man der Staat^ge w eibesdinle nicht wie dem Gymnasium und der Reale
.«chuli- eine t'nterstufe angehängt, sondern nls Unterstufe für die allgemeine
und vorbereitende Bildung die Ii iirger sc Ii u Ic h i r. ^' e s t el 1 1 habe. Man könne
nicht zu gleicher Zeit zwei Herren dienen. Die Oberstute braucht tiichtigc Fachmänner
die Unterstufe dagegen Enieher.
Der Verein »»BÜTgerschale*' in figSnn hat an die Leitung«! der deutschen Bürger-
schulen Xfährens Pl.ikate geschickt, die es ersichtlich machen, welche Anstalten
absolvierten Büi ^jerschülcrn und ßürgerachülerinnen zugänglich sind.
Die Schulleitungen wurJcn /--ugk-ich ersucht, diese Bekanntmachung im Schulhau;-",'
allgciiiLiu Siciitliar anzubiin^cij uüi' die Schüler auf (liesell'cn auünciksam /u machen.
Eine beachtenswerte Stelle in dem Berichte über die Reichenberger Bezirks-
lehrerconferens *oin 6.- Jnni ist die:
. ^Beafiglich der Art der Verbeesernng der Schnlarbeiten «oU keia«
SU grosse Beschtinkuag des Lehrers eintreten". Was in dieser Bedehang in
manchen Bezirken von manchem Lehrer geleistet wird, ist wirklich staunenswert. Unter
jeder Aufgabe sieht man eine förmliche Begutachtung mit rother Tinte, die sich auf
Angabe der Fel^erzahl, der Form der Arbeit, der Leistung bezieht, sodann eine Ge-
sanuptnote enthüt und schliesslifh mit volhtindiger Angsbe des Taget» Monates and
Jahres und der vollen Nameinunteinchiift codeL Dann konunt der Herr Inspector und
findet Gefallen daran und wünscht es von den übrigen Lehrkräften auch so. Über-
haupt wird auf die Zahl, die Form, den Umfang der Aufgaben beinahe
mehr Gewicht gelegt als auf den Inhalt derüclbcn und den Unterricht fürs
Hers «nd GemSth* Wer idne Hefte in hfibschen Mappen nad die Zeiehnungeu
ichSn beschnitten in hSbschen Unseligen Torlegen kann« der wird mehr Lob ernten
als der, welcher bei geringerer Berücksichtigung der Fonn mit aller Wärme unterrichtet.
Dasselbe gilt von der Führung der Amtsschriften. Immer und immer wieder ist es der
Lehrer selbst, der da allerhand neue Einführungen ausnpintisicrt, die für die übrigen
CoUegen dann zu einer drückenden Mehrbelastung heranwachsen."
Das k. k. Mmiäterium für Cultus und Unterricht hat mit Rücksicht darauf, dass
in den beim Gesangsentenidile eingeführten GeaanghBihwii in Bezug auf die Volks<«
hfmne weder in melodischer noch in rhythmischer Bealehnog eine Glddrforaiiglceit
besteht, angeordnet, da-ss die auf Grund a. h. Genehmigung vom 6. April 1890 fnr
Militärcapellen ^-orgeschriebcnc Melodie künftighin in allen dem genannten Ministerium
unterstehenden Schulen und Lehranstalten 711 gebrauchen ist, und dass in den für den
Schulgcbrauch bebtiuinileu Gesangbuchern nur diese Melodie Aulnahnie iiuden darf. Die
neue Anordnmig hat aoch auf alle neuen Auflagen soldier bereits ids snllmig etfclfaten,
bczw. im Gebrauche stehenden Gesangbücher Anwendung zu finden, wenn auch der
Inhalt derselben sonst ungeändert bleibt. Im k* k. Wiener Scholbüchervcrlagc ist
J)ereits eine Bearbeitung der \'olkshymne für den Schulgebrauch unter dem Titel
„Melodie und Text !- r Volkshymne" erschienen, welche Schrift nebst einer kurzen ge-
schichtlichen Skizze die Bearbeitung der Volkshymne tür den verschiedenstimmigen
Gesang mit nnd ohne Musikbegleitung enthilt
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169
Z«r Reform des Tttraunterriehtet. Du deotiehe Tttmjntem ImI in neuerer
Zeit vielfache Angriffe, und zwar von beachtenswerter Seite erfahren. Die Ph}sioIogcn
scheinen in der grossen Mehrzahl danilter eini^' zu sein, dass alle Art Übungen, bei
vcKhcm die Beine den Boden verlassen und die Arme das ganze Körpergewicht (ragen
miuiscn, verwerflich sind, weil dadurdi nur eine einseitige Ausbildung der Armmuskciu
enielt, dagegen die H^^ne de* Heowns, der Lunge» des Unterleibe und der Beine
mnaichHssigt wird. Jn jüngster Zeit liat der Professor derFhjsioiogM «n derUnimsitSt
Xurin» Angelo Mosso, der auch in Deutschland dorch seine Werke, z. B. über
Athmung, über Ausbildung des menschlichen Körpers, über Eimüdung bekannt <;cw<>(!!en
ist, in einer Schrift „Über die körperliche Erziehung der Jugend" schwere
Bedenken gegen das dentscfae Tumsystem erhoben und die Einfülirung der Spiele
eaqpfohient die im XV. Jsluliundert in- den itaUenischen Stidten geübt wurden, und
die settdem unter anderen Namen wieder ans England eingeführt, Ver b re i t u ng auf dem
Cootinent gefunden haben. Der Verfasser berichtet über feine Erfahrungen, die er als
Militärarzt gemacht, über die Beobachtungen, die er in einer Reihe von Ländern ge-
i>ammeU bat. Das Ergebnis seiner Studien fasst er in folgende Sätze zusammen: „Die
deutsche Tunkunst hat ihre Verbreitung und ihre Volksthiimlichlieit zwei Gründen zu
verdanken: erstens war man der Mefamng, dieselbe beruhe auf wissensdiaftlicfaer Grand-
ia^, und zweitens glaubte man, dass es von Nutzen (ur den Soldaten sei, tuiiien an
können. Keiner der Gründe h.it vor der Kritik standgehalten. Bis in die letzten Jahre
haben sich Er/icher und Physiologen darauf beschränkt, zu sagen, das deutsche Turnen
sei nutzlos und langweilig; jetzt fangt man an zu sagen, es bringe Schaden. Und
diMcr Ausapnwh ist berechtigt, weil su viel Wert dstnuf gelegt wird, die Arme zu
entwicÜMln, dagegen su wenig auf die Kräftigung der Beine. Durch das Turnen an
den Geräthen werden dte Jünglinge gezwungen, die Füsse vom Boden zu erheben and
das eigene Korpergewicht mit den Armen schwebend zu erhalten; infolgedessen wird
den Muskeln zugemuthct, Maximalconlractionen nus/uführen, die ihnen schädlich sind.
Die Ifärsche, sowie der Dauerlauf haben vom physiologischen, sowie vom mili-
Urlechen Standpunkt aus grösseren Wert ab andere I^besSbnngen , weil durch sie bei
weitem saUidchere Mnskelgrappcn in Bewegung gesetzt werdeii, als sich an den Atmen
befinden." Dieses Urthcil ist hart, aber es steht in Übereinstimmung mit den Ansichten
von Schulmännern, Officieren, Physiologen und Hygienikern nicht nur des Auslandes,
s nilcra auch in Dentschland. In Krankreich, in Italien und auch in anderen Ländern
hat man Commissioueu berufen zur Berathung über die Möghcbkcit, die Anforderungea
▼on S^ule, Heer und Hy^ene in Einklang su bringen. Bs wire an der Zeit', dam
nneh bei uns die Sache als dne Angelegenheit Ton allgsmeinem offintlichen Interesse
behandeh wird.
Körperliche Erziehung.
In einem soeben veröffentlichten Aufsatz über „Schulnervosi tat und Schul-
■überbürdung" spricht sich der Berliner Nervenar/t Prof. l>r. Eulenburg über die
Wirkung des Tuniunterrichts bei geii>tiger Anstrengung au> und bekämpft die Meinung,
dass diese Wirkung auf die Schüler eine wohllhätige sei. Eine Anordnung, welche
dep Tamunterricht als Gegengewicht gegen die Anstrengung des Gelurns empCehte^ sei
verderblich, wie der beriihmte Tttiner Physiologe Mosso (sidie oben) bewiesen habe.
Der Tnmmiterrieht biete weder eine Vorbereitung iSr die gebtige Thatigkelt, noc|i
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170
eine &hfliliiiig atth dcnclbeot er dBrfte also weder aa 'den AnSug aofli m des &ide
der LehiBtonden . getteBt werden. Ancb die Ainlallnng der IPiaaeeA dürdi toncrieefafe
Übungen, als Springen, GerwerÜBBt sei zu verwerfen, v.eil (Tieselben eine Anstrengung
der Muskeln zu der Anstrengung des Gehirns noch hiniufiigen. Die einzige Fr-
holang nach angestrengter Thätigkeit bestehe in Ruhe des Körpers und
H ahrungsaafnahme. Die wcaeatlichate Anforderung an die Scholhygicne müsse abo
darin eiUidct werden, die dem j«f endliclien Alter entiprechende Befriedi*
gung des Schlaf- wie des Nahrungsbedurfni$<ies in ausgiebigem Masse aa
sichern; nur hiedurch würden Arbeitskraft und Gesundheit der Jufjeiul dauernd erhalten.
Das Kriordernis von Ruhe und NAhrungsziifnhr nach geisti'^'er Arhrit sei übrigens eine
physiologische Thalsache, die neuerdings durch Kraepelin -wieder eingeschärft sei.
Der Vereiii für getnadlidtagenliie Erziehmg der Jugend in Berlin hat be>
adilonen, eine Mnsternng der scbnlpflielitifen Jagend in Berlin ins Leben
an mfen. Fr bc/wcclt durch dic-c Massregel umfangreichen Stoff zu hc-chafTcn für
ein Urtheil über die Wirkung der Schule :;uf die Entwicklung un l Gc;undheit der
Ju^'eni. r)te Musterung soll durch (nrnmissiunen vollzogen werden, die sich aus
Lehrern, Ärzten und Laien (Herren und Damen) zusammensetzen. Sie soll sich zu-
nidut nur anf Knaben enbrcdken, die am niesten Einsdralongstennih in 95 hiesigen
Gcaeindesehnlen adralpffiditig werden. Der Verein bat sich für die aachlichen Kosten
und die Beistcllnng der erforderlichen Arzte verbindlich gemacht und die städtischen
Behörden gebeten, an einem Tage in) Beginn des nächsten Schuljahre? je einen geeig-
neten Raum für diese Musterung zur Verfii^un^ zu stellen, den Ehern von dem Vor-
gänge Kenntnis zu geben, und je einen i.chicr und einen Bürger ^vielleicht ein Mitglied
einer Schnkonunission) aar Tbeilnabme an der Unaterung aafanforden. Die ans den
Musterungen gewonnenen Ergebnisae aollcn den atildtiaclien BehSrdelk auf Suren Wnnadi
xar Yerfugoni^ gestellt werden.
Über Schulluft hat Professor Carnelly iu Schottland genauere Untersuchungen
angestellt. IN ergab ^ich, dn^^- «lie Verschlechterung der Luft von den Landschulen
nach den Stadtschulen hin zunimmt. Die Bcächaüenheit der Luft hängt aber nicht nur
von der Umgeboog des Schalgebäudes, sondern auch von dem höheren oder geringeren
Grade der Reinlidikeit der Sdralkinder und der ScbuliSume ab. Profieaaoir Cnrnellj
atellte ÜMt, das« die Zahl der in einem Liter Luft vorhandenen Bectericn sieb bei rdn>
liehen Kindern auf 63, bei schmutzigen auf 159, in sauberen Räumen auf 85, in
unsauberen auf 139 bclief. Auch das Alter der Schulkinder spielt hiebei eine wichtige
KoUe. Je jünger die Kinder, dcbto eher neigen &ic zur Unsaaberkeit und desto
sdimntciger afaid naturgemäss die Scbubinaie. Carnelly ermittelte, daaa ein Liter iJUft an
Batterien enthielt: bei den ganz Ueinen Schullrindem 167, in der nicbaten Stnfe 146»
dann weiter io6, j6, 69, 68 Und in der obersten Stufe $1, also noch nicht den dritten
Theil der in der untersten Stufe gefundenen ZahL
Der f", f m c i n d f r a th von Paris hat heuer 150000 Frcs. als Subvention behufs
Organisation vun F e r i cncol on i c n bewilligt. Li, '^a:)ivn haben in diesem Jahre
3350 Schulkinder in Begleitung von 170 Lehrern an den C'olonien theilgenomraea.
Als Aufenthaltsort wurden cum grossten Theil bedeutendere Wald- und Seegegende»
gewihlt, so Compiigne, Fontaineblean, Berco-sur>Mer etc. Im vorigen Jahre haibca
diesen Landaufenthalt 3308 Scfaulkinto genoaaenr und es atdlten üdh die Koatea per
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Schüler und Tap durchschnittlich auf 3.30 Frcs. Obwohl der Aufenthalt nur 20 Tagt
-währte, hatte das Körpergewicht bei manchen Theilnehmem um a'/g kg, ihre Grösse
«m « cm und ikr tortamfimg vm 2 — ^3 cm KOgmommmi ' JSh Kosten der Ferien-
cdonioi «eideii ms SflenHidien Mitteln bettritten.
Internationale Ausstellung für körperliche Kr/i( liung, G e Bundh'eits-
jtflrj^»' und Sport in Inn-l ruck, Mai bis October 1896. Diese Ausstellung stamf
unter dem fördernden Schutze Sr. kaiscrl. Hoheit des Erzherzogs Ferdinand Karl. Sie
wies folgende 12 Gruppen auf: I. Ernährung, Pflege und körperliche Erziehung des-
Kindes. IL Tomen, Sdiwlmmcn, Fediten, Rudein. in. Spiele. IV. Slieport.' 'V,
Reiten vid Fahren. VI. Radfidnen. Vn. Bergsport md TonrisUk. vn. Jagd vnd
Fischerei. IX. Rciscausrustunj;. X. Athletik. XI. Amatenr-Pbotographie. XII. Hins-
liebe und öffentliche Gesundheitsjiflcgc. Die Gruppe I thcilt sich in drei Unter-
er uj^en: I. Vorschulpflichti^e!- Alter, 2. Alter vom 6. bis 14. Jahre, 3. Allgemeines.
Untergruppe i weist in der Abtheiiung l) auf: Literatur über die erste Kinderpflege;,
BOdeiUcher, Spide «nd Beedilfkigungsmittel, Eruehungs- vnd Lehrmittel (die Me-
thoden). Untergrnppe a in der Abiheihmg c) Gegensände fBr den SdnUgebianchr
für Knaben und Mädchen, Spiele und Beschaftigungniitlel. e) Literatur und An-
scbauungsmittel für Haus unJ Schule, f) Unterrichtswesen, einschliesslich Musik und
Malerei, g) Handfertigkeilsunterricht, h) Lehrmittel fiir Blinde und Taubsimiiinc.
Untergruppe 3 u. a.: Turnen und Spiele im Freien und im Hause für Knaben und
Mldchwi, Untetriditmittd fir Mldchen nnd Handarbeitea. In Gruppe II: a) Tnm-
goithe aller Art. e) Gexith« fir Ortfaopldk «od darraf becögliche Gegemtibde. —
Die Anmeldung konnte bis 15. Februar 1896 erfolgen, und zwar unter Benutznng einer
von der Central- Commission der Ausstellung za beziehenden Anmeldeerklärung.
Hygienische Vorschriften für die französischen Schulen. Der Schülcmi
darf nur gekochtes Trinkwasser verabteicht werden. Das Reinigen der Fu&sböden ist
niemak dnrdi Uosaes trodcenes Ausfegen xu besorgen; es müssen dasu feuchte Tücher
oder Schwimme tiemttxt werden. Der Flnss^lcdt, mit wddier die Tncher oder Schwimme-
getränkt werden, muss Jedesmal eine antiseptisdie Sbibstana beigemengt aaia. WSchcnt*
lieh zweimal ist die so vorgeschriebene Reinigung Torzunchmen. Attsserdem müsserk
mindestens zweimal im Jahre die Wände in ähnlicher Weise abgewaschen werden. £a
hat dies in den Oster- und Sommerferien zu geschehen.
Neues Schul bau-System. Einen für die modernen Forderungen der Schul-
hygiene bedeutinnen StachlnM bat ym kucien S» Geaa^sdevertietung zu Lndw^s-
hafen a. Rli. gebest. Der Stadtnth stand der Nolhwendigkeit g^ennber, an den Ban
eines neuen Schulhauses au denken. Innerhalb einer vorhältnismlssig kurzen Zeitspanne
^»•aren in der „jüngsten StaiU am Rheine" zwei niäclitige „Schulpaläste" erstanden.
Man cnlschloss sich nun, nül (km Syste^m der grossen Schulgebiiude zu brechen und
den einstückigen X'avillonbau eiuzutühren. Es wurde ein umfangreiches TernÜD
von ca. 15000 m* kioflich cnracben» anf dem sich im Zeitraum von einigen Jahfca
eine Colonia you 14 einstöckigen md 3 sweislockigen SdiolpavOlona mit 38 SchidsUeik
erheben wird. Etwa ein Drittel des gerammten Platzes wird dorch die in gleich-
massigen Abstanden sich verthcilcn lt i> ' i ' bäulichkeiten eingenommen, volle- /w< i Drittel
>in(l fiir Turn- und '^p.ieljilät/c b( sttiimil, so dass also in <ier freigebigsten W eise
fiir Licht und Luft gcaurgt ist. Die äussere Flucht der Bauten ist mit Rasen und
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Crquidliflwm Btuchwerk beieM» nadi 4«r iniwien Seile li^en die SpidpfiKse. Alle
^ckitUfaniiier, deica Ffiwterlichtm^ etw« dhiem Viertd der BodenÄdie eatqiri^
•«rittlten das Licht von Norden oder Osten, die drei unterkellerten zweistockigen Bauten
€nlhalten Biauscbädcr für die Schüler. Die ganze Colonie wurde auf eine Kostenhöhe
von 632000 M. veranschlagt, für eine Stadt von kaum 40000 Eiowohoem immerbiu
«ine ganz re&pectable Leistung,
▲n| dem «mtliclieaGiitaeht« n1>er die<ree«ndlieitiTerltiltnitte derLdpeiger
VcMaadmllehrer entudbiaem wir fidgaide ialerewMite» wam mek venig erfreuliche
Mittheilungen. Von sammtlichea natersuchtcn Lehrern sind 427 Percent als krank m-
zu>chen, d. h, sie leiden an diagnosicrb.arcr Nervosität oder chronischen Katarthea,
in!>besunderc des Rachens, oder an Lungenerkrankungen and Anämie (Blutannut).
Von Mhem Interetee ist es» festsasteUcn, vddiem Gnde die eiiwrinea Gc*
«mdbeitsttSraageii vettreten sind. Hierbei ergibt sidi, deas iron den 495 kranken» besw.
4urSnklichen I^hrem waren
189 nervös, 1. i. 1^*3 p«rcent sämmtlicher Leluer
149 k;i(arrhalisch, <i. 1. |J*9
27 lungenleidend, d. 1. . a'3
39 ßahauAr d. b. 3-4
«psseidem 50 zqgleiGh nervös und katenbeliscb 4*3
■ » •
m m 9
n n n
» » n
» n n anämisch 1*9 „ » »
6 ^ katarrhalisch tt. aubniscb 0*5 ,
13 sonst leidend i'i
II »
JL » *
. 495 427
Nach diesqn Resnltat sind ipndt, .wenn men die CooplicatioosfSlle vahäbSk,
16.3 -^4*3 -(-1*9 SS 22;5 Percent, d. h. fiut '/^ MmmtUcher Leipiifer Volhssdmlldirer
nervös und femer I S'9 -f* 4*3 4' ^''S ^ ' 77 F«nent sinuntlieher Lehrer mit dironisdmi
Katarrhen beh.iftet.
Die Schulärzte haben ihre Ansicht unter Mitwirkung des Stadtbezirluarztes in
Iblgenden Sätzen niedergelegt:
I. Die Schnlinte sind der Ansicht, deas die Lehrer an nch ein gesundhdtli^
nngSnstiges Menaehenmaterial danteilen,
a. Dieser nngünütige Gesundheitiznstand wird durch den Beraf des Lehren wtA
wesentlich verschlimmert.
3. Es emptiehlt sich nicht, den Lehrern eine Erhöhung der Arbeiten in Form
vermehrter Pflichtstanden aafznerlegen.
Scbulorganisation und Nebenanstalten.
Das belgische Schnlgeset«. Nach dem neuen belgischen Schulgesetze sind
Gegeostihide der Volksschule: ReUgioo und Moral, Lesen, Sehrdben, Eleinenie des
|<.echnens, Masse und Gewichte, die Elemente der französischen, vlämischen oder deot»
sehen Sprache (nach dem Ortsbcdürfnis<;c), Geographie, Gcsiliichte Bel^'icns, Gesundheits-
Ichre, Anfäni^e des Zeichnens, Gesang und Turnen, dazu (in MaJchcn Näharlieiten, für
<iie Knaben auf den Dörfern Landwirtschaft. Den Gemeinden ibt es gestattet, den
Untenrichtqdan noch sa erweitern. Die Unterrichtssprache ist frmaSsisch oder Cimlich,
je nach dec Gegoid. perReligionsnnierricht wird jeden Tag in der ersten oder kMen
Vonntttegastunde von dem Geistlichen oder von dem Lehrer unter des Pfismrs Alf*
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♦ • '
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liebt ertheüt; doch besteht für die Eltern kein Zwang, ihre Kinder an diesem Unter-
ricikte AdOnelnnen zu lancn; lie komiai dtetdben von dem 0irtcn)di(e entbindea..
Die InqMctoren fftr den Untenidit in der RcilgUm md Moni «erden von de»
Bischofen ernannt. — Die Gemcindcschulen werden TOn den Gemeinden geleitet; der
Gemcinderath bestimmt <!ie Zahl der Schulen, Clas^en und Lehrer. Bestehende Schulen
oder errichtete Lehrstellen dürfen nur mit Zustimmung der königlichen Regierung auf-
gelassen werden. Auf die Geldxnichfiite des Staates und der Gemeinden für
Sdudea haben linrtab nldit bot die Gemelndeechiilen, sondern die clericales».
freien adoptierten oder »doptierberen Scbulen fleichen Ansprach. Dt*
dnrch sind die letzteren im Stande, den Schulen der liberalen Gemeinden Concnrtcne
zu bereiten. — Die Lage der Lehrer wird «lurch da.s neue Gesctr gesichert und zn-
gleich verbessert; das Unterrichtsministerium hat das Recht, jeden Lehrer von seinem.
Amte za entfienien; Gemeinden können dies mir mit Zustimmung der sogen. Proriniiel*'
depotation; in diesem Falle sttht den Lehrer üt Bemfimg an den Konig zm.
Den bSdisten Unterrichlsnitite in Fränkreieh lag ein Im ColUMnlaisterium ans«
gearbeiteter' Entwurf vor, der nach der Meinung der massgebenden fianidsiichen KidBe
der Annahme sicher ist und schon Ostern 1896 zur Ausführung gelangen sollte. Alle
Kinder sollen bis zum dreizehnten o<ier vierzehnten Jahre einen gemein-
samen Unterricht ohne Fremdsprache geniessen. Dann gabelt sich dte An»
•lakt die einen temen Latein and Qrie^iach, die andern twel neuere Spradieni dto
Unterridt In GeacUehte, Geographie, literatar 4Ae. ist geneinssm. Die am Schlnsae
des Cursus vor einem Re gl e mn gscommis'är abzulegende Prüfung tritt an die Stelle deä
bisherigen Baccalaureatsexanieiis. Das Zeugnis der beiden Abtheilungen ist ganz gleich-
wertig für die höhcrin Siu In n der Rechtswissenschaft, Heilkunde, für das Ingenieur—
fach etc. nur diejenigen, die sich dem höheren Lehrfach widmen wollen ^
mftaaen sich in den alten Sprachen prflfan laasen.
InHSndien wird mit Beginn des nenen Schuljahres snch das acht« Schuljahr
fSr MSdchen mit freiwilligem Besuche eingerichtet. Der UnCemfcht wird in ftSWodien^
standen ertheilt. Diese «^ind so gelegt, dr- ^ die Schülerinnen von 11- 2 Uhr zu Hau«e
«•md, damit sie unter Leitung der Mutter praktisch ausgebildet werden und so Schule
und Haus }n inniger Wechselbeziehung bleiben. Als neue Unterrichtsgegenstände
Icommea Hanshaltnngsknnde und die Schulkfiche Untn. Dadordi sollen die-
Midrien ISr die Haoswirtsdial^ dann als Bonnen, Köddnneii, Iftnchhalterinnen, (Sr das-
IfBweitiliche Leben etd beiatigeftfidei werden.
Der Wiener Bezirksschnlrath hat bezuglich des Übertrittes von Schülern»
ans den Mittelschulen in die Bürgerschule nachfolgende principiclle Bcschlüss-;
gefasst: Schüler, welche die fünfte Volksschulclasse oder den fünften Jahrescurs einer
allgemeinen VoOcsschnle mit genügendem Erfolge zurückgelegt haben und com Anf<^
stc^eik fSr bShere Classe fSr reif eridirt wnrden, haben, wenn sie in eine Iflttel-
aduile ibergetreten und ans denelbea Weder ans^treten rind, das Recht, in die erste Claase
der Bürgerschule aufgenommen zu werden, ohne sich einer Aufnahmsjirüfung unter-
riehen zu müssen. .Sollten jedoch die Kitern des .Stliülers den Wunsch äussern, dass
derselbe die fünfte Volksschule lasse wiederholen möge, so ist diesem Wunsche Rech'
Dong zu tragen. Wenn ein Schiler ans einer höheren Classe der Mittdsdinle in die
jflmei'BBhn le Sbevtiitl, so hat dcasen Zuweisung In eine hfihere Classe der Bflrgendnile-
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Vonuüiine eioer Üb«rprftfkaf md mit ■Blippiirliwiliir Batidnkkliginf mums
Alters zu erfolgen,
Priv;it>ti;d 1 1; üi nn gewerblichen Lehranstalten. Aus Ai-lass eines spe-
ciellen Fall^-s worden durch einen Krh\ss Sr. E\i.ellrii/ de- Herrn Ministers für Cultus
oad Untemchi vom 30. Decembtr 1Ö95 die Duectionea bezw. I^itangen der gewetb-
Ucfaen .Lehnnilaltai aoteerlenm gemacht, dan Friratiatcn. d. i. Scbiler, wdche dte
durch die Schale lu veimittdsde Bildung dnrch blmUdieB Unterricht criuihca mnd nr
«B den Semestraiprüfungen an der bttreflenden Anstalt erscheinea, som Stodhni m
gewerblichen Lehranstalten nicht zugelassen werden dürfen.
Eine Verordnung, die mit dem i. Jänner 1896 in Kraft trat, erliess die knnigl.
Regierung zu Erfurt. Dieselbe betrifft die Bestrafung der Versäumnisse in
öflfentUchea Volksschalen. Nach § 7 der Verordnung werden uncrlaabte bcsv. «noil-
«dmldigle VmSumidm» mit 1—3 Mk. GeUrtnfe — für jeden Ti« — gwimdft.
la London beetehteiB eigener VeidB: „TlieArtlbrSdM«bAMoeialicm*,daraididie
Ao^Kabe atellt, die Riume der Schale mit Werken der Kunst zu schmückien «ad anch
4}as Interesse des Publicums für die künstlerische Ausschmückung der Schule wachzurufen.
Die Gewerbescbulcommission in Wien hat den 24. ÜciKhi ijl)er ihre Wirksam-
keit im Schuljahre 1894,95 veröffentlicht. Die unter der Leitung der Conunission
«tehenden gewarblidwn LefanmtalteB aeiftUea in Tier Katagorien: <«ew«hliclM Vor-
bereitn^ieane, Focfeüdmigwchiilcn iür Ldirlinge vnd GdiOfen, FortMld a ngm chnlf
iSr kGdchen und fad Ii ]:l Fortbüdongsschulen. In dem Beridilijahre bestanden in
den 10 fremcindebezirkcn Wiens 63 gewcrl liehe Vorbcrcitungscurse. In diesen waren
13065 Schüler eingescluiclicn , von denen l>i"^ zum Schlüsse des Schuljahres 9639
(74*a Percent) verblieben and 9652 (73*9 Pcrccnl^ »hr Lehrziel erreichten. Au&ser
dieaen allgemeinen gewertdichen VorberdtangKanen bcalandan nodi 8 Yeebeieitnnge*
Cime flir Lehrlinge der Gastwirte und KaSeededer, welche mit Bcgina daa Sfbnljahi«
1892/93 errichtet worden ailid. In diesen Curscn waren im Berichtsjahre 566 Schüler
-eingeschrieben, von denen 4.'}5 (78 6 Percent) bis tum Ende des Schuljahres verblieben
*ind 421 f74'3 Percenlj das I.ehr/.icl eircichten. Gewerbliche Fortbildungsschulen lur
Lehrlinge und Gehilfen bestanden im Schuljahre 1894/9Ö in den 19. Bezirken
Wiens 13} in diceen Sduikn waren im Schnljalure 1894/95 im Gaaaea 7718 Schaler
«iageadirieben, von denen 5949 (77*1 Feroant) Mb aam Bnde 4w ScMlahraa ver-
blieben und 5003 (64 8 Percent) das Lehrziel erreichten. Gewerbliche Fortbildimga» .
.-•chulen für Mädchen bestanden im Schuljahre 1894 95 in Wien sieben, und zwar je
eine im II , VII., IX., X , XV.. XVII. und XVIIL Bezirke. In diesen Schulen
Maren im Berichtsjahre 1152 Schülerinnen eingeschrieben, von denen 968 (84 Percent)
bis sam Ende des Schuljahres Tcrbliebca nnd 932 (80 9 Percent) das Ldnaiel cneiclkten.
In den unter der Leitong der Gewerbeschakfmimission stehenden CachlicbenFortbildiiag»-
acbulen waren im Schuljahre 1894 95 im ganzen 7694 Schüler eingeschrieben, von
denen bis zum Ende des Schuljahres 6151 (83"8 Percent) verblieben und 5529
^71-8 Percent) das Lehrziel erreichten. .Turoonterricht an Lehilinge wurde in 16 Cursen
«rtheilt. Das Lehrliags lntetoiat im VI. Bexirke war im Jahre 1895 mit Ausnahme des
Monates September vollstiadig» das heisst mit a6 Lehriiogen, beaetst. — Am SchloaK
des Berichtes der Gewerbeschnlcommission ist eise SbersichtUche Daistellnng der IHnrch-
liäinuig der VerwaHangsangelegenbeiten seitens der Commission gagd)en.
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Bitte Dcakidiilft, d«r LArmdMA aa 'dm .(nr. Puftbildungsschalen Bohmeiu,
welche m den LaDdenaMckw» goridrtet «otdm ltt/veil«ii|t n. «. «ur Hebvog det
gew. Forlbildungsschalwesens folgende Maoittbmen: Vertiefte Ausbildung der
Knchkhrcr in praktischer Beriehuns, Jcfmitivc Anstellung der Lehrer nnch zweijähriger
entsprechender Verwendung und Hebung des Disciplinarrcchtes der Lehrer ^f^eri un-
folgsame Schüler; Erhöhung der Unteriichtsslunden und infolge dessen Erhöhung der
LaadewnbTcnÜon , eventuell VerlSngemiig de* UntenidilicuMe» Hebung des Schill*
bemdies durch Erliumig itrei^er Vorschriften im gesetiUchen Wege und Einnnmung
einer g iSt e ei e n pfaktisclien Bedeutung ffir das an ehier gewerblichen Foftbttdungndiule
e t wö lb en e Zeugnis.
Der Landtag von Niedcrösteneich hat mit Beschluss vom 14. Februar 1895 den
Landesausschass beauftragt, die Enichtong einer Anstalt für schwachsinnige
Kinder im AnacUusae an die Landes -Irrenanstalt zu KJeriing-Gogging durch tJm>
geitnltnng eines Pavillons dieser Anstalt durchsufShren. Die BauaAtttett wuntai« wie
dem vorgelegten Berichte des Landesausschusses zu entnehmen ist, durchgeführt, und
die Belegung der Anstalt ist für den i. August d. J. in Aussicht genommen. Das
Programm für die Organisation und Einrichtung der Anstalt wurde nach dem Muster
der dculsdett IdioteaMMlalten und der diesfalls in Osterreidi bestehenden besSglichen
Vciciiie entworfen, und die feieilidie Erofoui^ der ersten Laades-Idioteaanstalt in
Osleneieh soll aas 17* Angnst d. ^. eribigen. Die Kosten der Adqitierung erforderten
einen Betrag von 5000 0.
K in ti c rgarten wesen in Österreich. Bekanntlich sind die Kindergärten iiv
Österreich in den Unten icl)tM)ri;.itii>mu^ eingefügte, ilen Bczirki^chulin'-pectoi cii unter-
stehende Anätaltcn, deren Liuiiciiiung und Methode gesetzlich geregelt ist. Zur Au^
bildung der Kiaderphtaerinnen twstehen Staatsanstalten mit StaatsUndergprten. Im
nbgelanfenett Jahre sahlte Österreich (Ungarn nicht autgeredmet) 581 Ktaide^irten und
498 KinderbewahranstaUen, welche tumeist den Charakter von Volkskindergartcn haben,
d. h. von geprüften Kindergärtnerinnen jjeleitet werden. Die f'.ewahriuiHiilt'n bieten
nrmcn Kindern ausser geistiger auch leibliche l'llege. Die Kindet^artncrinneu werden
in 13 Seminaren ausgebildet, von denen 10 Staati>anstalten sind. Am zahlreichsten !>iad
die Kinder^en in BShmen (276), m NiederSsterreidi (201}, In MShreu (140)., im
Kfistenlaade(i$3); sehr spirlich sind die Kinderj^irtcn und Bewahmnstalten im grasien
Gnlizien, welches nur 58 der genannten Anstalten xahlt. Sehr zahlreich sind auch die
Kindergärten im kleinen Schlesien, nämlich 25, an deren Spitie ein k. StaalsbUdongS*
cnrs mit einem Staatskim!' r jarten in Troppau steht.
Das deutsche Schuimuseum (Berlin O., Blumenstrasse 63a) kann jct^t seinen
gedruckten iCAtalog vorlegen und damit einen von viden Seiten geäusserten Wunsch
befriedigeB. Das Veccekhuis» das sidi sunachst nur über die Buchenammlnng entreckt
(«her 13000 Werke mit rund aoooo Kbden). umfiust 19*/« Bogen.
III. Lehrerbildung und Schulaufsicht.
Die „Wiener Zeitung*^ publiciert einen Erlaiiä, den der Unterrichtsmini^ter Dr. Frcib.
V. Gantach an den »»«o. Landesschnlrath gerichtet liat und dnrdi wdclien die Errichtung
Ton Lebrerbildungseurien am V^iener Conservatorium angeordnet wird. Der
Üigiiizeü by LiüOgle
i7n
lErlass lautet: „Ich habe mich hcstimmt j^elundcn, die Errichtung vnn Lehrcrbndtmg»-
cuTäen zur Heranbildung von Lehrkräften für den Ciavier-, Violin- und Gesanguntenicht
an dem Too der Gwellidiaft der Mudkireuiule in "Wien erhaltenen Coniemtoriam aa
genebinigen. Die Scböler dieser Cone werden sich am ScMomc deitelben einer Reife-
prüfung vor c!er biet» m Conserratoriom unter Vorsitz eines Regieningtvertreters ein-
•gesetzten Prüfungscommission unterziehen tu können. Da- Zeugnis über die mit {^tem
Erfolge abgelegte Reifeprüfung an den gedachten Lehrcrbiidungscursen wird als giltiger
Nacbweii der fachlichen Befähigung zur Leitung von Privat-Musikschulen des betreffenden
Fadies im Sinne der kaieerlidien YaordBnng Tom »J, Joni 1850 ■nsnedien vnd in
dieser Bcciefaung dem Zengnisse aber die gemiu der biorortigen Veraidnniif vom
21. August 1871 abgelegte Prüfung für das staatliche Lehramt der Musik gleichndttlten
sein. In Abänderung des hierortigen Erlasses vom 21, August 1871 finde ich für das
Gebiet von Niederösterreich anzuordnen, dass von dem Zeitpunkte an, zu welchem
Abitivieaten mit dem Reifeiengniiie dieLehrerbildungscurse am Wiener Conienratorlnm
verlassen werden, die Leitung ron Privat-Mosflcschnlen Jnr Ocvier, VioUne oder Gesang
nur soldien Bewerbern gestattet werde, wdcbe üch entweder mit dem Zeugnisse 8ber
die en»-Hhnte Prüfung für das staatliche Lehramt der Musik oder mit dem Reifezeug-
nisse des Lchrcrbildungscurses am Wiener Conser\-atorium auszuweisen vermögen. Ich
behalte mir jedoch vor, in rücksichtswürdigen Fällen Ausnahmen hievon nach Anhörung
der Prüfungscommission ür die LdHeibOdongscnne des Coniemtattams zu gestatten.
Auf die Vontfnde Ton Mosflcscbnlen, welche die bebSrdlicbe Genehmigung rar Führung
ihrer Anstalt bereits vor dem oben beseichneten Zeitpunkte erlangt hatten, findet diese
Vorschrift keine Anwendung'." Ein zweiter Erl.i^« i--t an alle Lande?sc!ir.lrätbr mit
Atisnahme v()n Niedern'^teri< irh gerichtet. Derselbe bringt die in clcm vorstehenden
Erlasse mitgetheilte Errichtung von Lehrerbildungscursen an dem Wiener Conservatorium,
sowie die Bestimmmgen Ober die Befähigung zur Ldtvng von Frivnt>Miiiiktdnileii rar
Kenntnis»
Unterriebt in der Fischsncbt Zufolge Auftrags des Mmitterinndi CCu.U.
bat der k. k. Landesschulrath für Böhmen mit ErUui Tom 9.Decembcr 1^05, Z. 44.087,
die Directionen der k. k. Lehrerbildungsanstalten angewiesen . den Lehrplan für tlen
Unterricht in der Landwirtschaft^lehre einer Revision zu dem /wecke zu unterziehen,
damit derselbe, falls er nicht ohnehin bereits dieser Anforderung entspricht, mit Bezug
ftttf die Fiichiodi t lebre in der Weise erg^t werde, dsss den nndi diesem Lchrplane
nutetxicbteten Lebram tssöglingen für ihr künftiges Wirken im VoIkMduiIlehramte co-
verlässig auch die Eignung vermittelt wird, in der Bevölkerung die Sbisiebt in die
Lebens- und Entwickbjngsverhältnisse der in Fraj:c kommenden Fischnrtcn ztt verbreiten
und hiedurch zur Befolgung der rücksichtlich der Fischerei als nothwendig erkannten
Vorschriften, namentUcb in Bezug auf die Schonzeit und auf die Verwendung schädliche
Hendvetriebtongen, beisntragen.
Normal ftlter snr Reifeprofang. An« Anläse eines ▼oigekommenen Falles^
dsss dn LdunmtiaOj^Ung, wdcber die Lebrerbildungsanstalt ohne Offentlichkeitsredit
besucht bat, vor Erlangung des vorgeschriebenen Normalaltcrs zur Reifeprüfung zu-
gelassen wurde, hat das k. k. Ministerium f. C. u. U. die Schulbehörden mit Hinweis
auf den § 41 des Reichsvolksschulgesetze6 darauf aufmerksam gemacht, dass ein Lehr-
amtszögling, welcher den Untcrricbtscnrs an dner mit dem OffimtUdikdtsKdite anage-
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statteten Lehrerbildung!$ans'.alt nicht durchgemacht hat, nach der bezogenen Gesetzes-
te iünmm ng dai Reifezeugnis vor dam sarSckgelegten nftnnzebnten Lebensjahre
sieht cf iwnbcB lunSf wd dus dilicv in dincr DcsieliUB^ THwp^OB Mmtedi l o m ii ist.
Definitive Besirkischnlinspectoren. Aaliidich der BadgetdebiMe det
osterr. Ab^eordnctcnTiiiises gnb bei dem Capitel „Volksschulen" Minister v, Gnutsch
neuerdings wie im Vorjahre die Erklärung ab, dass c im Interesse der Schule
gelegen sei, wenn die BezirksschoUaspectoren allmählich in definitive Stellungen ge-
langen. Die VerwiikUduMiK dieiei Wonsdbei xeXnt itte UnleRidHsvenraltitng freilicli
anr von einer Abindening des Sdmlan&ichtagesetees dnrcli die Landtat* abliiagig
machen. (Sidie Reichsiaih.'i
\Vie nn« initgcthcilt wird, hat der niederöstcrrcicliische Landesschulrath dem
Unterrichtsniinistcr die Bitte unterbreitet, die bis nun |irM\ i-orische Stellung der zehn
Bezirks -Schulinspectorcn Wiens in eine definitive zu verwandeln. Damit kommt der
Landesedralradi dem Wansdie des TJnterrlelitniiniitcrB wobl vollanf entgegen.
Im abgdmiinen Sdndjalne finden dBc. Landes-Lehicfconrcicnaen in Böhmes
snd Schlesien statt.
Für die Landcslebrerconferenz im August 1. J. in Prag *mrde folgende Tages»
Ordnung: festgesetzt: Gutachten in)er die Mittel /mt Kürderun-^ dr'; St lailfie-ui hc^ ; Gut-
achten über die Grundsätze für eine vorzunehmen«;' K. . ision der Lchrjitüne für aligemeine
Volksschulen; Gutachten über die Mittel zur Erhöhung der Lehrerbildung; Gutachten
ober die ZvreckmSislskdit der Forttetcung der Veniidtt in der Blnfühnng der SteD-
aduiit. (Siehe Thesen.)
Die Landes-Ldweroonferenz für Schlei^ien fand am lo. September 1896 um ^VHu
vormilt.igs in den Räumen i'cr k. k. Lehrerbildungsanstalt in Ti(i|(paii matt. Die vom
hlesischen Landesscbulrathc für diese Confcrenz festgestellte Tagesordnung umfasste
nachstehende Ycrhandlungsgegenstande : 1. Wiederholt werden Stimmen laut, dass die
jjdircfbildulfnnstaltcn eine weitere Ausgestaltung dorch AaadAaam der gegenwärtig
vicf^lirieen mdttnesdaner auf fünf Jahre ca erfahren hBtten. ^Ersdieint das Verlangen
n.^ch einer solchen Aus<^estaltang andb <hat.sachlich begründet? 2. Die Verwendung der
Turnstun<Ien i>ei ungünstiger Witterung un<! wlihrcnd der rauheren Jahrc«tzeit an Schulen,
die über ein< n gedeckten Turnraum nicht verfügen. 3. Der grammstiscbe Unterricht an
der Volks- und Bürgerschule. 4. Die Schulcxcursionen.
Die X. Ha u p t V ersammlnng des destsch-Satorreich Isohen Lehrerbnsdes
soOli am 17. nnd 18. Jnli in men stattfinden. Kvra ^ot diesem Termine wmde die*
selbe abgesagt, and zwar wurde als Grund für diese Massrcgel die Haltung des Wiener
Slndtrathes dem d.-ö. Lebrerb '.ndr ;_'fj:t riibrr in^ TiefTen geführt. Derselbe hatte nämlich
(l.is Gesuch de«; Bundes um Gewährung einer ^-mime fiir Inncenicrungszweckc abgewiesen
und auch die Überlassung lics Festsaales im Wiener Rathhaus for Veisanimlungszwecke
ahweisUch bescUeden.
VersammInngen.
JsMMdi d. Wica. 9U. Gss- i9g6.
12
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Gegen die Absage der BundeevenammtoBg wurden Stiminen in der Fachpreece
tant Wir entnehmen eine derselben der ^Volksschuk":
„Die , Freie Schulzeitiing' !>espricht in ihrer Nummer vom 27. Juni den plötzlich
gefa.sslen Beschluss des Bundcsaiuschu^ses, auf die Abhaltung der Hauplveibainmlung
in Wien zu versiebten, für welchen sie einen sticbhalügen Grund in der ablehnenden
HaltODg des Stadtnahes nicht crUicken lomn. Unbegreiflich endieint es don Schreiber,
dsM die Bnsdcsleitnng gleich die Flinte ins Korn wirrt, und er sagt schliesslich: ^Es
•idit Iftsst so aus, als hätte ikr Wiener Stadtrath mit seiner ablehnenden Haltung dem
Bnndesratbe einen Dicn>t er\vic^cn, so rasch war die Absaj;e bc«c!ilo-.»en."
Die „Freie Schulleitung'^ &agt dann weiter: „Zwei That»dchcu ticku uns Fcnicr-
«tehenden wdil sdion auf: r. das« der Ohmami des Oitsausschosscs, Felix Knotz,
Inn vor der laseenicnn^; des Ldirertages seine Obmannstelle niederlegte nnd keine
Kachricht bctrctTs eines Enatzcs eintraf; 2. dass der Bondesausscbuss noch immer
nicht — drei Wochen vor drr Vt i >ammlung — mit einer cndgiltiL^en T.';f;cs-
ordnuDg hervon^etrcten war. Der Dculsclie LchrciLimJ in Berlin vcrötTcntüi iu die
Tagesordnung seiner Versammlung mindestens schon ein halbes Jahr vor der Abhaltung;
der DeutM^e Landes-Lehretverein in Böhmen hat immer bereits ein Vierteljahr vor der
Hauptvenanuttlung die fertige Tagesordnung bekanntgegeben. Der devt8ch«SeteiTeichi9Ghe
Lehrerbunil af>cr sucht nodl einige Wochen vor der Versammlung nach Verhandlungs-
themcn und erfüllt seine satzungsmiissii^e I'llicht nicht, die vom Bund« -aus^cliusse hc-
pch]fw>ene, be/.w. empfohlene Tagoonlnuni: d'-r A'nllv. i -immlung „in der Regel" drei
Monate vor '.Ici Aldialtung dur Vci >,iniiu'.i;i-;4 !a '.v.uiiit/.L.;:i.i.Llini.
Da»s solche \'crüiUuiissc nicht danach augethan sind, liir den Bund zu crwaraien,
liegt doch auf der Hand. Wir hielten uns für feipflichtet, den von vielen Seiten
kommenden Klagen über diese auffallende «Zielbevussdosigkcit" endlich einmal Ans»
drack zu verleihen. F-> i>>t gerade in U t/tcr Zeit in Böhmen mit aller Kraft dahin
gearbeitet %vordcn, da> Bundc^organ für die Zukunft in aus^iebig-ler Weise zu kräfligen,
und LS ist ja auch ausser /wiilVI, d.iss die sehr gut geleitete und weit vcrbreilctc
„Dcutsch-öslerr. Lchrerzeitung" der gedeihlichsten Enlwickelung entgegengeht. Dass
aber daneben dne anflallende IJattigkeit in der sonstigen Pflege der Bunde angelegen*
heiten heitscht, das wird wohl niemand einstlich bestreiten. Und darin mnss endlich»
Soll der Deutsch -österreichische Lehrerbund in absehbarer Zeit zu dem erwünschten
Ansehen und Enillu.-s gelangen, Alihilfe ge^■chatVen werden. Die deutschen Leluer
Böhmens slelkii dioes Verlangen, und sie haben als stärkster Zweigverein und als
bundestreue und sich ihrer Pflichten stets bewussie Mitglieder sicheiüch ein Recht
Soviel nna von der Sache bekannt ist, hat der Bundesansachvss schon vor ziemlick
langer Zeit in seinen Sitzungsberichten bekanntgegeben» dasa die Vonchlige für die
Tagesordnung der Bundesversammlnng im wesentlichen in der Berathung des Erziehungs-
gesetzes, ferner in der restalozzifeicr (mit der Festrede des Herrn Jessen), vcTl un-'.en
mit einem Festcommcrse für den ersten lag und in der Behandlung des umtassei.dcn
Themas becB|[^ch der Situation der Schule und der Lehrerschaft in der Gegenwart, wie
in der vom Salsburger Landes*Lehrervereine rar Anregung gebrachten Behandlung der
inaterieUen Lage der Lehrerschaft bestehen. Dass eine ausreichende Zahl von T^pnen
Zugesendet wurde, also kein Anlass für den Bandesansaehuss vorhanden geweam ist«
hiexu.
F. Legier.'
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^nocli einige Wochen vor der Vei Sammlung" nach Vcrhandlun^sthcmcn zu suchen,
"«'issen unsere Leser längst. Da*^ eine Rc;^cl auch einmal eine Ati'^nahme znlässt, wird
jedermann gerne zugeben, und ts hat die dicsiialigc Ausnahme gewiss auch ihre volle
3cgi5iidung. D«n MiaiMn aber, vtiche heute noch dra BondtMMindifln UUeo»
scUechthio, um nicht tu sagen mit Leichtsinn, den Vorwurf ins Gesieht so sdileadem,
dass sie die Flinte ins Korn {geworfen, dass der Bundessosschttss eine aulullende Matü;:-
keit in der sonstigen Pflege der Bandesangdegenheiten und eine auffallende ,,Ziel>
'bewu'?5llo>igkcil'* zeige, das ist >t.irl<.
Wenn Herr Legier daiiul \\ asscr auf die Mühle der „Deul^chcn Zeitung" treiben
will, so ist das seine Sache. Man wird aber gut thnn, danm an xweileln, ob die in
diesem Artikd getlianett Äusserungen, 'auf welche der Bundesausschuss seineneit jeden-
falls antworten muss, mit den Anschauungen der deutschen Lehrer Böhmens in vollem
Einklänge stehen."
In den Tagen des 3., 4. u. 5. August d. J. fand in Troppau die Hauptver-
samniluiig (Lehrettag), gleichzeitig Feier des 25jährigen Bestandes den östcrreichiisch-
«düesischcik Laadea-Lehrenrereines, statt.
F8r den heuer in Budapest stattfindenden ungarischen Landes>UnterrkhtsoQngiess
bat der Unterrichtsminister Dr. Wlassits aus Staatsmitteln einen Kostenbdtrag von
fl. 4000 angewiesen.
Die H a n [• t ve r sam III 1 u II ^ de« Inn eri'^i hen Vo!k>^i.'liullclut i \ ercincs tmdcl mmh
4. bis 6. August 1. J. in München stau. Die Münchener biaülvcriretung bewilligte zur
Durehffifamng des Festes Mk. 5000.
Mit dem X. schief. Lehrertage ( Jubillums^Hauptversanmilung des Sstenr.-sddes.
Xjmdestehrervereias) in Troppau wuide vom 2.-6. August eine Ausstdlung von pida-
gogisch-literarischen und methodisch-technischen Erzeugnissen der schlesischen
Lehrer währeiul der letzten 25 Jahre \ cil unden. Zur Ausstellung konnten auch die
Arbeiten schon verstorbener Lehrer, sowie jener Lehrpersonen gelangen, welche während
<ler vergangenen 25 Jahre in Schlesien wirkten, später aber in einem anderen K.rou-
lande Anstdlnng finden. I>ie Ausstellung stand unter der Leitnng des Heim Professors
Dr. Wandt. Die wertvollen Werke, Abhandlungen, Lehrmittel und Lehr-
behelfe wurden nach dem Urtfaeüe einer Fach-Jury prämiiert und mitEbren^ und
Ajierkennungs-Diplomen ausgezeichnet.
Vom 4. — 7. August 1 806 fand in München der dritte internationale Congress für
Psychologie statt, zu welchem folgende Vorträge angemeldet wurden: Professor Charles
Riebet (Paris) „Sur la douleur"^; Professor Dr. Franz von Liszt (Halle) „Die crimi-
nelle ZaKchnuiqprflhiglcett*'; Professor Dr. Faul Flechsig (Leipzig^ li^^ ^ Asso-
ciationsoentren des menschlichen Gdiims" mit anatomischen Demonstrationen; Professor
Giuseppe Sergi (Rom) „Dove e la sede delle cmozioni"; Dr. Franz Brentano „Zur
Lehre von der Emj)findung" ; Frederic \V. H. Myers (C nibridge) „The INvehnloj^y of
genius"; Stanley Hall (Worcester), „A genitic study of primilivc emotions'" ; I'rofessor
Dr. Hermann Ebbinghaus (Breslau) „Über eine neue Methode aar Prüfung geistiger
FShlgkelten und ihre Anwendung bei Sdnilkindem* ; Dr. Alfred Binet (Paris) ^La
pqrchologic individuelle"; Professor W. von Tschisch (Dotpat) „Über das Gedächtnis
für Sinneswahmehmungen'', und Piofessor Dr. Th. Lipps ^finchen) „Der Begriff des
Unbewussten in der Psychologie.*'
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Allgcndfle VmaauBlang stdenaiilcitelMr Ldkrar am s6wlfai (isooThdlBekiiia),
K'eferent HorvAtek i«rlis efne crwihnte RcMlution, welche folgenden Woriknk
hatte: i. Die Volks- uod Bargerschullehrer sollen in ihren Dienst- und Ruhe.
l)C7ngen im ganzen Lande «ihre jede Ausnahme den k. k. Staatsbeamten »gleichgestellt
werden, und zwar derart, dass die neuen Gehaltssätze der XI., X. und IX. Rang>classe
für S'ulkftscbuUehrer und Oberlehrer und der X., IX. und VIII. Rangsda&se für
Bürgcrsclmlldirer mid Difectoicn' sw Gnmdlafe fir die erwartete Gdialtnrcgiitieniac
^Dommen werden, i. Bii rar DurchfShnmc derselben sind entsprechende Theuerangs*
beitrage su gewähren. 3. Die Dienstzeit werde auf 35 Jahre, incl. der zwei pro\-i-
sorischcn Pflichtjahre, hcrabj::esctzt. 4. Der Tiitl ^UtiUrlehrer" hat zu entfallen. 5. Die
geheime Qualit'icatinn i<=t ahzuschaflcn. 6. Das Si.hulaii: ulii-gcsctz v(tm Jahre 1869
soll in gewissen Funkten abgeändert werden. Der Orlssciiulrath soll zu einer rein ad-
miniitraliTen BchSrde femncht werden. 7. Et soll eine bedeutende Erhöhung der •
Lehreibildang gefordert werden. 8. Für die nichsten Landfagswahlen soll ein Volks-
oder BfiiyerscbuIIehrer in die Canditatenliste aufj^cnommen werden.
Zur Auflösung des "Vereines „Volksschule" in^\'i(n. Am i:. Juni fand
eine Versammlung der Vcrtrr.urntmänner der Opposition des aufgelösten J.ehrervereines
„Volksschule'* statt. Üekanntlich wurde in einer stürmischen Versammlung dieses
Vereines nidit nur die Auflösung, sondern «och ein Antrag ran Besch] nss ohoben^
demzufolge das Vereinsvennogen dem von cinselnen Mitgliedern der ^Volksschnle*
vorher gegründeten „Wiener Lehrerverein" zugewendet werden sollte.
Da der Grazer Lehrerverein in d<T Gchalt-frage der steit rmärkischen Lehrcr-
.vchaft anderer Anschauung war als der 5teitnr.!iil.i>che Lehrerbund im 1 daher auch im
Vorjahre eine von der des Bundes abweichende Teiition an den Landtag sendete, so
trafen den genannten Verein seitens der Vertreter der fibrigen Zweigvereine des Lehrer-
hundes in der Abgeordnetenversaimalung xu Voitsberg arge Vorwürfe, weshalb er ddk
nunmehr zur „Erlangung des endlichen Frieden»" enischloii, ans dem »teiemJikiachcn
Lelirerbunde nu'-;'utrft. n.
Wie die „Fr. Schlztg." miitliclt, wird die t- JiCi i i-ch<- T.f}irer';c}?aft in Prag ein
Lehrer- V^crcinshaus errichten, und es soll zu diesem Zwecke tin eigener Verein
ins Lehen gerufen werden.
Die Mitgliedersabl des deutschen Lehrervereina betrag im An&nge d«*
Jahres 1896 62884 g^pn €0797 im Voijahie.
Literatur.
„Die deutsch. r^tcrr. Lehrerzeitung". P>e/üglich der Vcrbreitoag pSd. Zeitschriften
macht sich in einigen Krcnländorn das Hc^trebcn geltend, das neugegründcle Bunde?-
urgan unter der Leitung Jessens, welches s-eit 1. Jänner 1896 erscheint und über
loooo Abonnenten zählt, als Vereinsgabe, also obligatorisch an die Mitglieder der
Zweigvereine gelangen an lassen. Diese Bestrehongen atotaen manrherorten «of
"Widcratand.
Jessens „Fiaie Blattei*', welche sich seit mehr als einem Vicrteljahrhundert»
in der ost. Lehrerwelt groaser Verbreitung su erfreuen hatteui erscheinen seit 1. Jimer
1896 nicht mehr.
Auch son^t macht sich die Thatsache bemerkbar, dass eittielne kleinere Provioz-
blltler eingehen.
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So erscheiat das „Kärntner ^chulblatf^ laut Beschlusses des weiteren Aus-
«cbnflM* des Uratisclwn Lelirerbinidet tobh i. Jinner 1896 an aiclit melir. Dagegen
«iIialtMi die BttodesnutgUcder die iiDeutidMttOTeiclüsclw Lttbrendt^^ tlsVereiasfab^p
Mit 30. Juni hat Henr Schaldiiector Angoit Lenik^ in Dreadea dieLdtaog der
„Sächsischen Schulzeitung*' (I-cip/i;^^ /uriii kgelcgt; er hatte dieselbe leit 1850, also
46 Jahre innc. Der sächsische Pc -talo// .-Vriein, Eigenthiiraer des genannten Blatteir
bat Herrn Dir. Lansky die dankbare Anerkennung öffentlich ausgesprochen.
Die pädagogische Wochcnscbrilt „Da» i'ädagogium" bat erscheinen
anfgehSTt. Der Gesvndbdtssaataod Dr. Dittea war im Winter und Fxnbjahre 189$
«in aoleber» daia ihm die Fortführans nnserer bedeutendsten Facbaeitschiift nicht mdM^
möglich erschien. Dr. Dittes sagt im letzten Hefte:
„Mit (iiesem Hefte hürt da*! .Pädagogium* auf zu erscheinen.
Meine ungünstigen Gesundheit^verhältnisse gestatten mir nicht mehr jene regel-
mässige uud intensive Arbeit, welche lur eine solche Zeitschrift unerlä»$lich iat.
Es bleibt mir daher nur nbr^ den geehrten Mitaibeilem und sonstigen Förderern
^ «FSdagogianis* ffir die dem Unternehmen gewidmete Theilnahme, beaonden aneh
<ler loblichen Verlagsbuchhandlung für die musteihafte An9sti|ttnng nnd aneigennfitdgfi
Verwaltung des Blattes meinen wärm>-ton Dank au5zusprechen.
Mögen alle in der l'i eriruguiig licti icdigung linden, einem Werke gedient zu
baben, welches in der deutscheu Pädagogik jederzeit als eines der hervorragendsten
Denkmiler dastehen wirdl*
In einem Leitartikel der ost-nng. Schnlseitmig schntbt der nng. Unteixichts-
minister:
„loh möchte gern jedem einzelnen Lehrer die Hand reichen unt\ mit ihm über
den erhal eii' I), für <l:\> Schicksal meiner Nation entscheidenden Berut sprechen, welchen
die Lehrer zu erlüilcn haben. Ich möchte mit jedem Einzelnen jene Ideen und Ideale
^IwchfShlena wddie meine Seele erfüllen nnd denen Leben sn geben sie beruto shid.
Ich möchte sie im T<me der reinen, anfirichtlgen Obeneognng versidiem, fSr welch
-ein Nvahrea Verdienst ich — und jeder gebildete Bürger dieses Vaterlandes — es be-
trachte, wenn der Volk-«chullehrer auf der Höhe seines Berufes steht. In der jetzt
Ehrenden und sich krystallisierendcu Gesellschaft bricht sich bei Beurtheilung des
Wertes des Lebensberofes immer mehr eine neue Weltanschauung Bahn, und mit dem
Vcctschritte der CiviUsation Terfewert sich der Inhalt imd die Richtnng der gesell»
•dnltiichen Wertschitsnng. Zn dieser erfreulichen Vmgestaltmig het aweifieUos der
\'aIksschul-Lchrkorper am meisten beigetrsgen. Hur Eifer hat snr Errdchm^ des Er-
folges mitgewirkt."
Die rührige Verlagsbuchhandlung P'ournicr u. Habcrler (K. Bornemann) in Zuaim
^ibt seit I. Jänner 1896 eine neue Zeitschrift „Die Schülerbibliothek" jährlich
S Vonnetn, Pvds i k 90 h herans» welche auch gratis als BeUage cnm „Dentsdien
Xidircrfircmid'' beaogen werden kann. Wir madien auf dieses Unteindunenanfinerksam.
Statistisches fiber die pädagogische Tagespresse Dentsehlands. Im
Jahre 1820 erschienen 5 pädagogische Zeitschriften in Deutschland. Im Jahre 1840
bestanden 22, das Jahr 1S60 weist bereits die stattliche Zahl 50 auf. Diese Zahl
steigerte sich im Jahre 1870 auf 70 und im Jahre 1883 zählte man 1 1 7 Schulzeitungen,
welche sich auf die einzelnen Bundesstaaten folgendermassen vertheilten: Baden 2,
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Bayern 12, Elsass-Lothringcn 2, Hamburg l, Ht-^-on 2, Mecklenburg; 3, Oldenburg 1^
Königreich Sachsen 19, Sacli.-cMi-fiotha 2, Sr>chi.en-Mciningcn-Hildburghaii-m i. Sachsen-
Weimar-Eisenach 3, Reuss I, Württemberg 10; die übrigen Zeitungen veniieilen sich
auf die Provinzen des preussischen Staates. Zur Zeit der Chicagoer Weltaui^stellung
dUüte man tZl imdagogiscbe BlStto', uncl heute werden es tdwn fast 300 sein.
Der „Bcamten-Erla'is'^ ist mich auf die Lehrer ausgedehnt worden. In < iner
an die Landesächulräthc ergangenen Weisung, betreffend das Verhalten der \'oiks>
schuUehrer bei Ansnbnng üuer staatsbürgerlichen Rechte, heissl es:
,,Die IkUlgUeder des Leluerstandcs an öffentlichen Volks- und Bvrgenchtüei»
nehmen ihrem Berafe nach im öffentlichen Leben eine Stelle ein, vdche ihnen, wenn
sie auch nicht den Charakter von Staatsbeamten bekleiden, dcmioch Shnlfche Pflichten
uiifl Rücksichten auferlegt, \vic den Staatsl)camtcn und ^nn^tigen staatlidien
Functioiiärcn. Die in der oben erwähnten Directive stntnienen {)rincipielicn Xonneik
müssen daher auch für die Mitglieder des Leluerstandcs an Volks- und Biirgerschttlea
aia masegebend anerkannt werden. Es Hegt aaf der Hand, dass die herTorragend»
VertranensstdlBng der Volksschnllehrer in vielen Fallen ein besonderes Masshahen in
der Ausübung der ihnen als StaatsMiriji r zustehenden allgemeinen Rechte erheisch^
soll niiht einerseits d.H Vertrauen der Bcvölkcnmjj in die volle Obi'ectivität derjenigen
Männer, welchen die Erziehung der Jugend aller \'olk?^tänuiie und aller Gesellschafts-
classen glcichmässig anvertraut ist, wesentlich erschüttert und anderseits das dienstliche
VcrhSltnis zwischen den YolksschnUehiern vnd ihren TorgesetUen BebSrden in ab-
ttiglicher Weise gdockert werden. Es gilt dies ebenso von dem Rechte anf fitcie
Meinungsäusserung und dem Petitionsrechte, als von der Bethatigting der Volksschal»
l^ltcr in Vereinen und Versammlungen, sowie bei Ausübung des jnditischcn W^ahlrechts.**
Dieser Weisung entsprechend, werden sir.n;:en5ässe Belehrungen weiten« der
Landcsschulräthe an die Mitglieder des Lchrerstaiidc& an Volks- und Bürgerschulen
hinausgcgcben werden.
Gegen die anonymen Anseigen. Der Centralansschnss des oberöster-
reichischen Lehrerrereins hat sidi an den k. k. Landesschnbadi mit dem Emche»
gewendet, Weisungen an die unterstehenden Behörden bezüglich der Behandlung
anonj'mer Anzeigen gcgBa Ldupeisonen zu erlassen. Unter dem a. April ist folgende
Erledigung erflossen:
f^Aiil ürund des Sitzungsbeschlusses vom 27. März 1896 werden die k. k. B«»
sirhsadnilbeh5rden beauftragt, anonyi|ie und pscudonyme Anzeigen, welche hei
ihnen gegen Lehrpersonen erstattet werden, nicht weiter an beachten, aiendmehr
vnberücksichtigt ZU lassen, wenn sie an und für sich den Stempd der Unwahrheit
an sich tragen oder wenn sie keine be-iiminten Daten anführen, die auf eine Pllicht-
verletzung oder auf eine incorrecte H.tltun;; himlcuten, vielmehr nur idlgemein gehaltene
Angaben enthalten. Aber auch in den Fällen, in welchen den k. k. Bezirk&schul-
behorden durch anonyme oder Pseudonyme Znsduiften Daten zur Kenntnis gdsracht
werden, die, ftlls sie sich als avf Wahrheit beruhend erweisen sollten, weitere Mwn-
nahmen der SchulbchTt len im Interesse der Schule oder des Ansehens des Lchr-
standes nothwendig asachen wurden, erscheint ein unmittelbares Einschreiten g^en
Rechtsverhältnisse.
die betreft'cndcn Lehrpersonen nicht zulassig. In solchen Fällen sind vielmehr die
erforderlichen Vorerhebungen von dem Vorsitzenden der Bezirksschulbehördcn uder
Ton den Besirknchiilinspector mit all«r Vorsicht wd mit Vermeidung jedei
Schüttet , der «neb nur einen Schein des Verdadites «nf de» Bebdieiiden werfen oder
die Aaftnerksamkcit andeier erwecken könnte, zu pflegen, wobei daher auch die
Inanspruchnahme der Gendarmerie pr-nripicll zu vermeiden ist. Sollten
die mit aller Sorgfalt, Schonung und Unistchl i^eführten Vorerhebungeu Anhaltspunkte
sttr weiteren Verfolgung der den Behörden zur Kenntnis gebrachten Daten liefet n, so
wird der Vorsitiende der BestrlcsschnllM^iorde Je nadi der Sichlage das weiter Erforder-
liehe sdbst oder durch den h. k. Bezirksadialrath lu Temlässen haben."
Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes in Angelegenheit
der Schulgeldzahlunc:. Das Ministeriam f2r Caltus und Unterridit entschied mit
Erlass vom 4, Jänner 18)^7. Z. 4733, dass «las Schulgeld in die Casse jener Gemeinde
an zahlen sei, wo das Kind wohnt. So wurde es auch durch 9 Jahre gehandhabt.
Die Gemefaide PfelonC richtete jedoch eine Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof,
welcher unter dem Vorsitse des Grafen Schonboni am 8. d, M. entsdbied, dass das
Schulgeld an der Casse jener Gemeinde zu zahlen sei, wo das Kind die Schule be«
sucht. Infolge dieser Entschddong verliert der eben angeführte Ifinisteria^erlass seine
Giltigkeit.
Die <:;cheimc (J uul i I i cation. Lundcsschulinspcctor Dr. J a r / h.it «ich gelegent-
lich der diesjährigen Delcgierlcuversammlung des deutsch-mährischen Lehrerbundes am
6. April in Brinn über die ,,geheime Qualllicidion*' geSusseit. Er fand es unbegreiflich,
dasa die Lehrer gegen etwas ankimpfen, was für sie gßr nicht eiustiert. Es gibt keine
geheime Qualification , meinte er, und jeder Ijehrer Icann 'Tcrlangcn, in die sdne
Qualilkation enthaltenden Acten Ein'^irht nehrren zu dürfen, kann überhaupt vom
k. 1;. Br/irks';chu]in':])« i tnr dir Mittiiciluiig J< r <Jualtf)cation vcrl.int^cn. Nachdem die
Delegierten, mit Ausnahme derer von Znaim ^Land) und ♦iikolsburg auf das leb-
hafteste bekundet hatten, dass diese Qoslification (die geheime) doch bestdie und dem
Lehrer der Einblick in seine Classification unter keinen Umsfinden gewihrt werde,
erkürte der Herr L.mdesschulin«pcctor, dass ihm die ganse Eischeinung unbegreiflich
vorkomme, da doch kein Grund vorlietje, warum man so vornehm /u m'i'^<en glaube,
und betonte, dass ihm die ^'an/' An;;clegeiilieit bisher unlick .nnt gewesen sei. Bei
dem Berathungspiinkte „Abschaitun>^ der geheimen Qualitication" wurde beschlossen,
den hohen k. k. asihiiachen Landesschuhath au bitten, in dieser Angelegenheit ein einheit*
liebes Voigehen su veranlasaen, nadidem coostatiert worden ist, dass nfdit nur im
Znaimer Landbezirke, sondern auch im Schulbe^irkc Nikolsburg keine geheime Quali-
fication bestehe. Über Mr- fraf;{c der Vertreter des Landbezirkes Znaim vergebens nach
emem Paragraphen, der es den laspectoren zur Pflicht machen würde, die Lehrer ge-
heim zu qualificieren.
Eine wichtige Entscheidung des Reichgerichtes. Hans Schdgl, gegen»
•wMg Unteikhrer in Hofldrehen, Besirk Rohrbacfa, war vocfaln definitiver Unter*
lehrer in Steyr, wurde jedoch mit Decret des k. k. Landcsschulrathes vom 30. M5rs
1894 „aus Djenstesrijcksichten" auf seinen der;'eiti*:en Posten vctscf/t. Um diese Ver-
letzung womöglich rückgängig zu machen, suchte der ("ollegc beim Stadtschulrathe
Steyr und beim Landesscbulrathe in Lins um Einleitung einer Disciplinaruntersndrai^
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an, gleichzeitig petitioakrtan die SKern dar SchSkr mumt Clawe am Anfhebaiig dieser
Uaamgd» od der Sladtsclialntii Sbegt venrthrle ikb t^en die <ihae aeia Wneea
terfugt« Versetzung der gmennten Lehrkraft. Alles var onosonst, die Versetzung
musste erfolgen, und nun suchte Herr Schöjjl um Ersatz der Übcrsiedlungskosteii
an. Im August 1895 wurde auch dieses Gesuch abschlä^'ig hess hiedtn, und nun re-
currierte er an das Reichsgericht, worüber am 16. Jänner i. J. die Verhandlung statl-
fiHid« Der aagtldagta T andwaiwirtmw halte keinen Vertrelar cnlic a d et . In adaer
G^enackrift Olsle er aes, deM Sch5gl andeldamofaitiadien Teadeoeea gduildigt
habe nd ab Chormeister des Arbeiter-Sängerbundes „Stahlklnng" in liesem Smne
thlt!;^' gewesen sei. Schliesslich wird anjjcführt, der Lande>ausschu>s habe sich im
vorliegenden Falle nicht bestimmt finden köimen, das Vorhandensein von Billigkeits-
gränden anzuerkennen. Herr Schogl, seine Sache selbst vertretend, füiute aus, das
obetofteneidüecbe Lende ag eae U uatciacheide anadrflcklich ewiachea einer Vertetznng
«na «DieBateartckaiditea" oad eiaer atzafweiaea Veneteang. Bei der atznfweiaaa Vow
Setzung stehe dem Betrofienen das Recht zu, sich Tor der Disciplinarcommisston zu
vertheidigen und j^egcbenenfaUs >^ine Schuldlosigkeit zu erweisen: ihm sei diese* Recht
verwehrt worden. Eine solche Veraetzuog aus Dienätesräcksichtcn wiirdc daher einer
Sbife gWdikonmien.
Daa ReidMgericbt hat mit UrtheÜ von» zo. Jimer 1896 dca ob cf ga t enei fhiKhea
fiandfaaaaachnaa achnidig erklart, dem Unlerlehvar Jiriunn Schogl die üua durch seine
Versetzung von Steyr nach Hofkirchen erwachsenen Übersiedlungskosten per fl. 28.50
samnit 5*^^ Verzugszinsen zu zahlen, wie ihm auch die Kosten des reichsgerichüichen
Verfahrens zu ersetzen.
Hena Leluer Hilcke waide roa Seite dea k. k. Beairksgericklea WieB<4iu|aret]ieft
gegen sdnen Willen eine Vormsadsdiaft obertragen. Dcfsdbe ergriff den Recnrs, oad
daa k. k. Obeilandesgericht Wien entschied mit 9. Juni 1896, Z. 8292, dass nach dCBk
Stxitsgrund- und Rtichsvolksschulgctze der Lehrer als öffentlicher Beamter 7U
betrachten i^t und da^er mit Bezug auf den §. 195 des allg. bürg. Ges. zur Annahme
einer VormuiuL^chaH riicht vcrpilichttt werden kann.
Am 8. d. M. wurde in der Sitzung der ersten t acb^ection des Wiener Beucha»
achnhathea IblgeDder BriagUchkeitsaalc^ dea MagiatratwAea Preyer ann BeacUnaa«
eAobeas
„Im Hinblick auf die bei verschiedenea Gelegenheiten zum Ausdruck kofluaeade
b' rechtigte l'nzufrietlcnheit der Wit^ncr Lehrerschaft mit den Avance-
ment s verh ä 1 1 r; i sc n wird beantragt: Die iitri jn 1. k. Bczirksschulinspectortn werden
ersucht, bei iieginn des Schuljahres 1896/97 jene Mitglieder des Lehrstanües, ins*
heaondara Letter der offentHchrn Volka- oder BürgerschvleB, wdche wegen allaa vor-
gerficktea Lebeasaltexs, wegea achwerer körperlicher oder geiatiger Ge-
brechen oder anderer berücksichtignngswerter Verhältnisse zur Erfüllung der ihnerk
obliegenden ['fliehten untaii 1 i c h erscheinen, namhaft zu machen, damit deren y-x-
i»:tzun^ iii >i(.n Ruhestand ni t 1j if^enfalls von amtswegen eingeleitet wei'k-[i kann.'*
Für die Anuagsteilung der Herren k. k. bezul^sschuliuspectoren soll die gegenwätUg
gdteadc Inspectiona-BecirkseintbeUang auaagebead aen.
Die güaatigsn Ergebniaae daa LakerpeaaiqBaCoBdea ia der BokoaiDa habea an
iM d la g a dea Aalrag aar Folga gthab^ die aar Erlaagaag der voUea Peaaion
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186
l^othige Dieaststit der Lehrer von 40 auf 35 Jahre herabminindern,
mklier Antng auch «Bfleiumiiiien vwde.
Mit I. October L J. beginnt für die Lehrer Prewseni» welche sich hiena mddcD,
der einjährige Prasenzdienst, nnch welchem sie zu Unteroffic iersaspiranten
befordert werden können. Mit 1900 wird diese Verpflichtung,' für alle deutschen Lehrer
obligat. Diese „Emiogenschaft'' ist nicht das, was die Collegen im Reiche gewünscht
und angestrebt haben» nämlich das Einjährig-Freiwilligen-Redit, vi« vir « in Osler»
taidi («ad ia Btgpsni) tehon genienn.
Lehrerinnen und Frauensludium,
Nach einer Veroidnung des Ministers f. <". i:. U. vonn 9. Marz 1896, Z. 1896,
-uerden von heuer an weibliche Candidaten im Alter von 18 Jahren zur
Maturitätspr ütung an den Gymnasien zugelassen. Als Friifungsorte »ind be*
■linuBl» Qjnmiififla in dna J U a dwhno p tstldtca und ia Knkan üHlgCMtit, Din An-
Ibcdeningsa sind den an die mianUchen Candidaten sa s teil ra d e a gleirhgiBhalten , doch
«ird die CliBiel, dam «ia sokhcs Zengnlt sam B na c h s dar Uaivmitit bemchUgt,
vcggelassen.
Am 24. Decembcr 1895 verünciUlirhte i!i*r ungarische rntcrricht>^minister einen
Eriass, betreiTend die Zulassung der i raucn zum Studium an den philoso«
phischea aad m«diciaischea Facaltltca. Die Franea sollen hiednidi Gelegen-
heit finden» sich zv Franen> and BLinderlrstinaen, sowie sa Lehxerinnea aa höheren
Lehranstalten für das weibliche Geschlecht henazubilden. Dtr osterxdcfaische ITater-
lichtsmini^ter scheint, wie aus «einen Darlegungen im Bnd^^etausschosse am 26. Novbr.
1895 hervorgeht, noch nicht zu so weitgehenden Zugeständnissen geneigt zu sein; doch
stellt auch er die Zulassung von Frauen zum Studium an den Hochschulen unter ge-
witaea Vot mwetuM ya iSr qMterbIa ia Aassicht,
Die GcaieiBdevcrtKtnBg der Stadt Brvaa hat iber Aniegong der Diicetion der
höheren Todriendbak beschlossen, am der genannten Anstalt provisorisch eiaea
Fortbildungscurs in 3 Jahrgängen zu errichten, welcher die (nundlage (ur tOM
neventucU später zu errichtende Mädchenmittelschule** (Lyceunj) bilden soll.
Gehaltsfragen.
Regelung der Gehaltsbeauge des Lehrpersonals ea dea k. k. Lehrer*
bildnagsaastalten. Am 26. März 1. J. legte die Regierung dem AbgeordaeleDhause
sechs Gesetzentwürfe zur Rc<;elung der Gchaltsbezüge der Staatsbeamten vor, von denen
der sechste die Regelung der Activitätsbezüf;e ilc^ ! ehrpersonales an den staatlichen
Lehrerbildungsanstalten und an den mit diesen Anstalten verbundenen, aus Staatsmitteln
erlialtenen Übuagsidndca bistriflft. Nach diesem Gesetcealwurf wird der systemmissige
Gehalt der Htnptlelupsr aa dea daailichea L-duerbUdaagBeastaltca ia Wien» sowie in
dea Landeshauptstädten mit 1400 fl., für alle ttbrigea Orte mit 1200 f1. festgesetzt.
Dieser Gehalt soll sich um zwei Quinqucnnalzulagen zu 200 fl. und um drei Quinciuennal-
zulagcu zu 300 fl. rL:e;.,'enwärlig fünf *Jtiin(jucnnalzulagen zu 200 fl,"^ eibrihen. iJtr Zeit-
punkt des Antailcs der einzelnen <^uin<^uenal/.ulageQ richtet sich künftig nach dem ZcU-
pnnkte der Reditswirksamkeit der Anstellang. Die Befoidening in die Vm. Rangs-
dbsK crfialgt in Hinkaaft in der R^el schon nach Erlangoag der «weiten Qoinqoennal-
186
Zulage. Dero Uniernciiumimster bliebe es aber vorbehalten, iu i äiien besonders an«
cnerkennaider Dienstleistinig tach vor diesem Tenaiiie die BefSrdemig in die VUL
Rangicteaee sa gewUtrea. Die in die Penaiofi aivechcBbare FancÜoiMnltge derDino-
loren betrüge in "Wien und In den Landeshauptstädten 500 fl., an allen Sbiigen Lehrer-
bildungsanstalten 400 fl. — Die Gehaltsbezüge der Übungsschullehrer werden mit
1 100 fl. für Wien und die Landeshauptstädte (einschliesslich Gorz und Krakau) und
mit 1000 fl. für alle übrigen Orte festgesetzt. Jeder Übungsschullehrcr bat auf zwei
Quinquenalggl^geo m 100 fl. «ad auf drei Quinquenelsidageii so 150 fl. Aiwyri^fl^ Der
Gehalt dnes Obu^saelml-Unteilelirera bitte 7C0 fl. (statt wie bisher 600 fl.) an be>
tragen. — Für Supplierungen erledigter Hauptlehrersteilen sollen RemaneradoneB jähr-
licher 50 fl. für jede wöchentliche LTnterrichtsstunde gewährt werden. — D-is gerammte
durch diesen Geselzcnlwutf licdingte jährliche Mehrerlordemis würde sich auf 229000 fl-
belaufen. Die „Freie Schulzeitung'' bemerkt zu diesem Entwnrie: Wir halten dieVer-
schiedenheit in der Hohe des Grundgehaltes in allen ProrimhaaptstSdten «nd denfibri^
Orten durchaus nicht fEr begründet. So std^t a. B. RedMobo^ betnA der Tbene-
ning in Österreich an vierter Stelle (Triest, Karlsbad, "Wien, Reichenberg), wahrend
Salzburg, Brünn und Prag an fünfter. Innsbruck an sechster, Lemberg, Krakau und Gm
an siebenter, Czemowitz und Troppau an achter, Linz an elfter 1 Klagenfurt und Lai-
bach an dreizehnter, Görz an vierzehnter Stelle stehen.
Die Lehrerschaft der Landeshauptstadt Salzburg wendete sich in der letzten Land«
taguessioB an den hoben Landtag ndt der Bitte» die |$ 33 nnd 34 des Ijudeifesetaes
vom lO.Becember 1888 dahin abanindem, dass die Qnartiergeldentscbidignng f&r
Lehrpeisonen in der Stadt Salzburg von lo*'^, auf 20^'q erhobt werde und dass
auch die Bezirks-Aushilfsunterlehrer ebenfalls in den Genuss eines yuartiergeldes ein-
gesetzt werden sollen. Der ersten Bitte wurde d^bin Folge gegeben, dass den Lebr>
persMien der Landesbanptstadt Sakbnrg die QuartiergeldentscMdigung von 10 anf
iS^/o erbSbt wurde.
Der Gemeinderath von Grat hat dem städt. Lefaipcfsonale für die Dauer
dreier Jahre folgende J a Ii resunter^tüt zünden bewilligt: 30 prov. L^nterlehrem mit
540 fl. Gehalt u- ico!l., 36 L'nterkhreui mit 720 ll. «'ichall je 120 fl., 5a Lehrern mit
900 fl. Gehalt und J4 Hüi gerschullchrern nnl loooll. i ic-halt je 100 fl.
Regelung der Bezüge der Wiener Kindergärtnerinnen. In der Sitzung
de* Wiener StadtraÜies vom 19. Juni d. J. erstattete Herr Tomola Bericht über die
Regdnng der BesSge der stidtischen KindeigSrtnerinDen. Dersdbe beantragt, den lcitea>
den Kindergärtnerinnen ein Jahresgehalt von 60O fl. nnd ein Quartiergeld von fl. 120»
den Kindergärtnerinnen ein Jahresgehalt von 500 P., «uwie beiden fünf OuiiK;uenimn
h 60 fl. zuzuerkennen. Die neuen Bezüge «ollen :.: 1 i. Juli 1. J. llii«si^ ;;eruachl
werden. Die jährlichen Mehrkosten bezüTcrn sich aul 2998 fl. (Angenommcn.j
Bayern. Die bayrische Kammer bat von 5 AntrSgen anf EÄohnng des Gdmltes
nnd der Pension der Volkssdmllehrer den weitestgehenden Antrag des Coli, nnd Abg.
Schubert trotz der Ein^]-r r*:e des Cultusniinisters angenommen. Der Antrag schlicant
eine MehrbeLT^tung des Landes von H Millionen Mnrk in «ich. - Und in Preosscn
ist man nicht imstande, kaum 2 Millionen für die Lehrer nKt/ubringen!
Die erste Berathung des Lehrerbesoldungsgesetzes für i'reussen hat gezeigt, lia^
das Bedörfnis der Anfbesserang von allen Seiten des Abgeordnetenbaues alt dn -tdir
187
diingliches anerkannt worden sei. Der Gesetzentwurf setzt aU Dienitdnkommcn feilt
ein Grundgehalt, Allerszulagen und freie Dienstwohnung oder statt letzterer AVohnungs-
geldentschädigung. Das (irundgehall soll auch an besonders billigen Orten für Lehrer
Dicht unter 900 Mk., für Lehrerinnen nicht unter 700 Mk, betragen. Das tinkonuncn
der dottwcUig Aogestdltea soll 20 IVocent veniger betragen alt du der definitiven
Stellen. Die Altermlagen beginnen 7 Jabre nacb dem Antritt In den offientlichea
ScbokUenst, sie bestehen aus 9 Stufen in dreijibrigen Zwischemäumcn und werden wie
das Grundgehalt nach örtlichen Vcrhiillnisscn bemessen. Sie sind auf die <) Stufen gleich-
massig zu vcrtheilcn und dürfen nicht niedriger sein als 80 Mk. alle 3 Jahre bis zu
jährlichen 720 Mk. für Lehrer und als 60 Mk. alle 3 Jahre bis 54U Mk. für Lehre-
rinnen. RfditUcbe Ansprndw aaf die Altenvenorgnng iteben den Lehrern nicbt sn;
nie iet iber mar bei vnbeMedigender F&hraog der Gcndunj^ong der Beitrkir^laning
zu venagen. — Der Coltunninitter gab die unerfreuliche Versichemog, data an die Vor-
lage eines Schulgesetzes in absehbarer Zeit nicht gedacht werden könne.
Thatsäcblich bat das prcuss. Herrenhaus das vom prcuss. Abgeorductenhausc
beschlossene Lehrerbesoldungbgesetz, das ohnehin nnr geringe Zugeständnisse au
die »chlechtestbesoldeten Landlehrer machte, am s. Mai abgelehnt. Die eindring^ben
Empfehlnnginrairle der Minister Dr. Bosse und Miquel wurden zum Theü mit Heiter«
keit aufgenommen. Wir sehen, schreibt lüc „K. Schzt.", die Parlamente machen über-
all gros>artige Fortschritte betrefl'? der l'nliaUbarkeit ihrer gegenwärf ij:en Zusammen-
setzung! Das geschieht in dem führenden Laude des mächtigen Deutschen Reiches!
Personalien.
Nekrolog', f ilen I5. Mni T8f)6 Dr. Friedrich Ditt« s, I. Khn nnn't -Ii' 1 der
"Wif-no' I ü !, < "Tr-~< ll>cli.;ft , einer der bedeutendsten I'äda^o;^( ii (!<:r (ic^cnwart. Wir
machen nochnialj» aui die trcfTliche Biographie von Dilles, verfas>t von M. Zcns
(Jahrbach i88a) anfinerksam.
Am 6. Od. 1895 Dr. Rnd. Hocheggeri Prof. der Philosopbie in Innsfavndc,
Terdtent durch seine, die wi^senschailUche Pidagogik fördernden Arbeiten» ein warmer
Freund des Volksschnllehrerstandes.
Am 25. MaiiSgß ist in Gorz der Wiener Geniciuderath Dir. Alexander R is» gotorlfcn.
Er war Obmann des Vereins für Knabenhandarbeit in Österreich, Obniaim der Wiener
Pestalotd-Stifhmg nnd Gründer der permanenten Ldurmittelaiuslellang in Wien.
In Dresden ist am af. Apifl 1895 Bngerem SiechHiam der verdienstvolle
Padagog Oberschulrath Friedrich Aogost Bertbelt» konigl. BeEir fc scb nlins pector a. D.;
im 83. Lebensjahre verschieden.
Ernenanngen.
Anlä-sslich der letzten Pcrsonalveranderung im k. k. Ministeriimi für Cultus und
Unterricht wurde die F.inthcilung der Agenden derart getroffen, dass Sc. ExccUenz
Herr Sectionschef Graf Latour die Revision der gesammten Cultusangel^enheitcn und
aasaerdem jene des geverblichen Bildungswesens nnd der Kun&tpikge, Haff Sectiona*
«hcf Dr. Kitter von Härtel (bis dahin Director der Univ.-Bibliotiiek in Wien nnd
o. 8. Prof. an der Wiener Universität) die Revision der Universitita- und Mittel- JiuU
angelegenhciten und Herr Scciionschef Graf Bylandt-Rheidt jene der VolksschuU
aqgelegenheiten zugewiesen erbiclten.
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Der VioepiSsidMit des k. k. o. 5. LaadcMcIiiilnitiMs» Herr Victor Pferfmann
Sichthal trat in den Rahestand und erhielt aus diesem Anlasse das Ritterkreus
des Leopold-Ordens. An seine Stelle trat der bisherige Sectionschef im Unterrichts-
ministcriui)) , Herr Dr. Erich Wolf» dem ad personam die IV. Raogsda&se suer*
kannt wurde.
Sonstige Personalien.
Am 26. A; ril 1896 feierte der berühmte Psycholope Ludwig StriirrjpelK ier
einzige noch lebende Schüler Herbarts. welcher neuerding«; durch srinc Ar';i<. ici, ittf
dem Gebiete der „Päd, Pathologie" AuJschen erregte, sein 50jahriges Jubiläum als
Lehrer.
Am a^. Juni waren ea 150 Jähret seitdeiii Joadiim Campe m Oeemen in Barm-
echweig geboren Murde. Erst war er Lehrer der beiden Humboldt, dann Leiter des
Philantropins in T )e<saii , später Besitzer einer Er ziehungsanstalt und zuletzt Eigen-
thümcr der Waisenhaus-Buchhandlung in Braun>cli\veig. Obgleich der l'ruchtbaiste der
Philantropisten, war er doch mehr bekannt durch seine Jugendschriften, insbesondere
^en Robinson. Sein Verdienst ist ca, die Reisebeechreibung in die JafendUteraftiir
einfeShtt an halien.
Ein PestaloEsi-Denkmal in Wien. Ein in der letzten Venammlnng des
ersten Wiener Lehrervereines „Die Volksschule" vom Obmaane desselben, Herin
Holczabek angeregter Gedanke, den Manen Pestalozzi»? in Wien ein Denkmal zu er-
richten, hat in der Lehrerschaft freudige Zustimmung gefunden, und die gegebene An-
regung wird wohl auch in absehbarer Zeit zur Tbat werden. Die Tagesblätter briagen
ungleich auch die jfiMheilwng^ dass die Erridttong eines Hasner-Denlnnalca im Aikadea*
höh der Wiener Univenitit geplant leL Wir sind der Ansicht, dass den SdMjpftr
des Reichsvolktschnlgesetaes wohL.ein Denknud auf einem der öffentlichen Platte
Wiens gebäre.
Statistik.
Znr Statistik der Gymnasien and Realschalen. Einer Statistik der Unter*
richtsverwaltung über die öffentlichen G3muianea ond Realschulen ist sa entoelunea,
dass in) Scluiljahre 1893 '96 in Osterreich im ganzen l8a Gymnasien and 84 Rcsl*
schulen, also zu^anuiieti 206 Mittcl!>chulcn, bestehen.
Was ein Volks- oder Bürijerschiiler dem >t,i.\tc jährlich kostet. Nach
den eben erschiencaen schulBtati&tiächen L>aten kostet ein Volks- oder Bürgerchüicr jahr-
lidi in NiederBstefteidi so fl., in BSbmen 15 fl., in Mthnn 14 fl., in Salaburg 14
in ObcrSsteireich 14 fl., in Schlesien 14 iL, in Steiennsrk is IL, in Kirnten is iL, in
Tirol und Küstenland je 11 fl., in Krain 8 fl., in Dalmaticn 6 fl.; in Galizien und der
Bukowina stellen sich die Kosten per Kopf und Jahr auf 6 fl. Dagegen hat Nieder-
Österreich nur 6"2 Analph,il)cten, Galizien da|.;c^en deren 68''/0. In ganz Osterreich
bestehen 17735 Volksschulen mit 3131800 Schülern.
Statistisches vom Schulwesen Niederösterreichs. Dem von Dr. Lutt-
kandt verftssten Jahresberichte aber das VoUcsschahresen in Niederostooeich ent-
nehmen wir folgende Daten: FSrSchallifaten worden im Kalendeijahre 1894 in Nieder*
Österreich 1670589 fl. veraasgabt; vom Be^nne der Wiikaamkeit der nenen Volks*
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tchulgesetze bit Ende December 1894 wurde für diesen Zweck der ansebnlivbe Betrag
von 29 543 713 fl. anfgewcndet Schulbetiielii-Erleiditerangen wurden in generdUer
Weise fnr »889 Kimler, in indhridadkr Webe lor 13498 Kinder bewOliKt, wobei
auf die generellen SchuIbCMChs-Erleichtemngen im siebenten Schuljahre 5t07, im achten
Schuljahre "682 Kinder, auf die individuellen SchuU-esuchs-ErlcicbterunRcn im siebenten
Schuljahre 2216, im achten Schuljahre 1 1 282 Kinder enilielen; 5101 Schulkinder
worden vor dem 14. Lebensjahre aus der Schule entlaskcn. Das Durchschnittsproceot
der SdndvenXvinnitte bebng im gpawtu 8*733 Fracent, von welcbea 6*558 Pracent
cnlBehiildlgt und a*t75 Procent nicht entecboldist waren. Flor Sdintbintttbrentionen
wurde der ganze hicfür verfügbare Betrag von 54670 fl. zur Veithcilung gebracht und
ausserdem noch den Schulgcmeinticn Amcis im Schulhe/irke Mislclbach und Kopf-
litetten aus der Dotation ein Betrag von je 500 ü. in Aussicht gestellt. Aus der Ver^
tw^Mfliiitogebgr wntde im Imftnden Jahie «ja« Einnahme lir %3nilBwedM von
434 tS7 fl. erzielt Sdt ElnfBbrang dieser Geb8r im Jelm 187s sind demselben Zwecke
7 4^^*7 373 fl* ztigefuhrt worden. Die Zahl der Sdinlgemeinden betrug 1169 mit 1500
Volksschulen und 1 1 1 Hür^cr'Jchulen. Davon cntfirlcn auf Wien 261; Volks- und
75 Bür^»cr«chuleii. Die Zahl der die Volksschule besuchenden Kn.ilten betrug 169223,
der Mädchen 170352; in den Bürgerschulen befanden sich 16636 Knaben und 1891&
lOddien. Der Omfession nach waren In ainnntUchen oflcnflicben Votlosdralen
353666 Katholiken, 3981 Protestanten, 17099 Jnden, 978 Kinder anderer Confessionen
wid 102 t < : fcssionslose Ktftdcr. In Frivatvolksschulen wurden 12941 Kinder unter-
richte! . T>:r Zahl der systemisiertcn Lehrstellen betrug 6n'^o. Das F.rfordcrnis der
Schuheiirke .uj^serb.nlb "Wien I t läuft !-icb auf 3 309967 tl., lur Wien auf 4509370 fl.
Da£ Schuläquivalcut und die Schuluiniiigc ergeben eine Einnahme von 1737826 fl., der
Zvkkttss ans dem Landesfonds 1660561 fl.
Ans dem n.-S. Landtage. Die Nadiweisni^en nber die Gebannt des Lan-
des-Lehrerpensionsfonds fBr das Jahr 1894, wozu ahs dem Landrafonda
2599-(v87 fl. in Verwendung kamen, werden tor Kenntnis genommen. Ebenso werden
die für Pensionsergänzungen und Gn.uleii^jabcn pro »894 ausgewiesenen 2i<)40'76 fl.
genehmigt. Für das Jahr 1896 werden im l'allc der NichtÜbernahme der chcmali;;en
Vorortelchrer durch die Stadt Wien 140400 fl. Bedeckung und 418400 fl. Erfordernis,
ako S78000 iL Abgang; beim Wegfalle der Vafortsldirer; Bedeckung 97000 fl., Er-
fordernis 403000 fl,, Abgang 306000 fl. priliminiert, wosn ein Pauschalbetrag von
280000 fl. in den Voranscfahig des Landetfonds eingesetzt wird. Die für Ergänzungen
und Tinadengaben in den Voranschlag des Landesfonds pro 1896 eingestellte Summe
von 24800 fl. wird genehmigt. Schliesslich wird der Landesausschuss aufgefordert, die
zur dringend nothwendigen Ordnung des Verhältnisses der aflUitiscben Wiener
Pcnsionscaaae som Landes-Laltrerpcnrioosfonds nothwendigen Schritte stets fm Ange su
bdialtett.
Die atSdtiscIien Schnlen in Wien. Nadi dem soeben crsdiienenen statistischen
Ausweise bestanden in Wien am i. Oclober 1895 insgesammt 24 allgemeine Volks-
und r>iirgcn;chu1en , 67 dreiclassige Bürgerschulen und 360 Volkaachttleo , insgesanunt
351 derartige Lehranstalten gegen 338 im Vorjahre.
Am I. October 1895 gab es in Wien ia8a Knaben •VoUuachnklassen, 1353
lOddieii-Volkasdinldasicn vnd s6 gemischte Clasien, snssmmcn 2561 Claiacn. An den
190
■Wiener I'.ür^crsLhulen gab es i6o er^te, 104 zweite und 53 dritte, zusammen 317 Knaben -
classen, und 176 er'^te, 126 2WLite und 7; driUe, zusammen 377 Mädchenclassen , im
ganzen 694 Bürgerschuklasseu. Dazu kommen no>.b i2Clasäen für Taubstumme, i Classc
fSr Blinde und 4 Clauen Ür Sdiwacb^nnige. Die Gcwnwntfahl beuägt 3272 Cbueen;
diese werden besndit von 82918 Knaben (67196 an VoUmchulea «nd 15*2* aa
BSrgenchalen ; von diesen sind 1768 unter 6 Jahren und 733 Knaben über 14 Jaiire)
und von 85855 MädcJicn (()6i'>$^ an Vnllos*^ hulen und I0 20r an Bürgel »cbulen , davon
1365 unter 6 Jahren uii l Sij über 14 Jahre> Dazu kommen noch 99 nicht voilsinnige
Knaben und 84 nicht vollsinnige Mädchen, zusammen 183 nicht vollsinnige Kinder.
Die GesammtscihileRalil betiSgt somit 168950 SditOer. Davon besndien 133 S 30
die Vclketchnle, 34913 die Bitrgerscbiile vnd 183 die Abtiieilnuffen für nlcbt VoD>
«innige.
Galisitches Schulwesen. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder in Galizien
beträgt I 351 650. Im Jahre 1894 genossen aber nur 666116 den Schulunterricht.
waren also im Jahre 18^4 mindestens 684000 schulpflichtige Kinder in Galizien ohne
Scholtuteiricht. Zugleidi wuchs die Zahl der organisierten, aber wegen Mangels an
Lehieni nnthitigo^ Sdinlen Ton 54a «nf 609! In den leisten diei Jalnen fehlten 1405,
ZS35 nnd 1633 geprüfte Leluer. Mit jedem Jalue irächst die Zahl der nenoii^uiincttea
Schulen ohne Lehrer; immer neue und neue Gemeinden fordern die Neugrundurg von
Schulen, aber diese Forderungen können nicht berücksichtigt werden. Bisher gab es
6287 geprüfte und ungeprüfte Lehrer und Lebrei innen in Galizien; wenn aber alle Kinder
die Schule besnchen wSrden, würde Galiiien wenigstens 7400 neue Lehrer btaodieB.
Anstatt dessen konunen ans den LdtrerBeminaien nur soo bis 950 Ldutr nnd Ldire-
rinnen heraus. Wenn dann die Lucken, die durch den Tod oder durch Auswanderung
oder durch Berufswechsel entstehen, berücksichtigt wcrilcn, so kann auf die Beseitigong
des AnalphabctifiTuis erst in lünl/i^' Jahren L;erechnet werden.
Deutschland. Nach iler neuesten amtlichen Aufsii Uung bcstihen gegenwärtig
im ganzen Deutschen Reiche 56503 Volksschulen, m denen 7925688 Kinder von
IM033 Lehrkrifien nntenricbtet weiden. Von letatcren sind 13750 Lehrsrinnen. Die
Kosten des gesammten deutschen Vdksscbolwesens, abgeseben von den Ausgaben für
die allgemeine Schul Verwaltung, Scholaofsicht, lAhierblldang o. s. w., stellen sieb nmd
aof 242000000 M.uk.
All? Frankreich. Soeben ist eine Statistik übtr das französische Schulwesen
in der Zeit von i&üj — 1892 erschienen. Nach derselben hat sich die Zahl der Schul-
kinder um 65 840 Tennindert, ein Zeichen , dass die firansosische Bevolkerang der Zahl
nach im BjSckgange begriffen ist. Von den 6263000 SchnUdnden» besnchten 77*/«
öiTentlidic, 23° „ aber Privatschulen. Die Zahl der IJiienschulen, d. b. Schulen ohne
confessionellen Rcli^iotwuntcrricht , hat sich 5n diesem Zeiträume am circa 2000 ver-
mehrt. Der l'^nterricht wurde im Jahre 1892 von 255400 Lehrern und Lehretinnen
criheilt, das sind 7500 mehr als im Jahre 18^7. Auch die höheren Volksschulen sind
im Anfschwvoge begriftn und wurden 1892 iron 45600 Schülern besu^t Groas siod
die Snmmen, die für Schnibanten verwendet wurden. Inneihslb des genannten Zeit-
raumes wurden nicht weniger .1182705 Schulen neu erbaut, und in der Zeit von 1878^18
1892 sind insgcsammt 50; Millionen Francs für Schulbauten \'erwendet worden. Das
Yolksschulbudget des Staates weist ein Mehr von ij Millionen auf und betrug 1893
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iS6 MUlionen Francs» so du» dem Staate ein Volkaicbüler jabrlidi aaf $9^6 Frca. cu
stehen komint Wenn nun in demselben Zeiträume die Zahl der Analphabeten um 4"^,,
d. h. von II auf 7Vot gefallen ist, so müssen wir dem Präsidenten d< r Republik bei-
stimmen, wenn er sagt: ^Eh i^^t nicht vergebens gewesen, dass seit 20 Jahren die
Regierung Frankreich mit Schulen bedeckt hat."
Das Schulwesen in Italien, im Jahre 1893 zählte dieses Reich 2572 ötient*
Udbe und private Kinden^hieo, 5B a 77 Volkaaehnlen (49 732 Gemeindcwlialcii, 85$$ Piisrato
adinlenX 5946 AbenA» md Soantapadmlen, 157 holiem Uiddienschnkn vid i4ftLehier-
nnd Lehrerinnen -Bildungsansi alten. Die Zahl der Lehrkräfte betrag 51385, davon
10433 Lehrer and 30952 Lehrerinnen.
Aus Russland. In Ru'^sland waren die Volks^cliullehrer bisher vom Heeres«
dienst frei. Jetzt sind diese Beyiinstigungsbestimtuungen revidiert worden, und man
bat äich dahin ausgesprochen, dass Lehrer an Lehranstalten dritter und vierter Kategorie
nctiv nnd 17 Jahie in der Reserve an dienen haben. Nach diesem neuen Plan wilden
14000 Lelner amn Heeresdienst hersngezoeen vrccden. Von dieser Xadumg befErditet
man einen Rückgang in der ohnebin schon nicht ausreicV - r. den Zahl der Lehrer und
eine Verminderun'^ der Volksbildung, deren Höhe tJadurch yeni;;;end gekennzeichnet
wifil, dass 67 der Kecruten weder lesen noch schreiben können. Vielleicht ist diese
Zahl noch nicht hoch genug <:egritTen.
Gesetsliche Beatimmungen.
L.-G. finr Mihien v. 11. Mai 1895. (Qoartiergeld Inr Dirccioren and Oberiebrer.) *^
I«.*G. V. 31. März 1895 f. Böhmen. (Ober die Erpbaime ^ Gtfialte anlisslich der
Gehaltsregnl ierun g . 1
l^'Q. V. 21. Mai 1895 f. Ö-teneiv!i unter der Enns; über die Entlohnung des Religions-
unterrichte-. fAn mehr ais dieicla5S. \'.-Sch. pro Stunde 30 fl. jährlich in Wien,
25 Ii. in den lil ii^'en Schulbe/irken , an B.-Sch. j-ro Munde 40 tl.)
L.-G. vom 8. Juni 18(^5 für die Bukowina, (über die Organisation der O.-, B.- und
L.'Sdi. R.)
L.-G. 9. JoH 1895 fSr Kirnten. (Ober die Gebaltsregoliemng in Kimen.)
L.'G. vom 9. Jnll 1895 fSr BShmen. (Ober die Ldurverpfliehtnng der Dire c toren an
Kealachnlen.)
1,,-G. V. 23. Mai 1805 für Galizien. (Über die Errichtung und Einrichtung öffentlicher
Volksschulen und über die Veq)flichtun^ zum Besuche derselben.)
L.-G. V. 27. Juni 1895 für die M. Möhren. (Über die Lehrgegcn^tände an Realschulen.
Die a. Landessprache ist obligati das EngUsdie nnobligat.)
L^. V. 15. Juli 1895 fnr Dalmatien. (Wobnnng Tür Schalleiter. Die Natnialwolmang
besteht au^ 3 Zimmern und Küche.)
M.-V. vom 10. .'-^ept. 1895, Z. 18620 ex 1S94. (Ober die Regelung des Frivatstudiums
an Cüm!i.Lri.iellen Tagesschulen.)
M.-E. vona 27. Sept. 1895, 2- ^i^93' (Über die Fachinspection des Zeichenunterridites
an Mittebchttkn n. L.*B.-A.)
L.-6. 3i* Jnit 1895 f. Istrien. (Ober die Regelung des Schulbesoches an den
V.-Sch.)
192
Im-G. t. II. Juli 1895 P»hn»riCT. (Regulicrmig der Gdnlte.) (Lduvr 500, 450 uad
400 fl. V.'tm 450, 400 und 350 fl.)
vom 18. Joli 1895 f. Dalmaticn (betreffend die Pensionsverh. der V.-Scli.-L.)
G. s6. Dec. 1 865 (betzeSimd das Urbebenedit an Werken der LHenrtnr, Knut aad
Photographie.)
3I.-V. V. 9. März 1896, Z, 1966. (Über die Maturitätsprüfungen für Frauen.)
L.-G. T. i6b April 1896 f. Stkbarg. (Qaartiergdd Vk Ldmr.)
G. von 14. ybi 1896. (VeisoiiaiMeiifsie der SlwtibemtBB vmi daraa Wibra «id
WUeen.)
L.-G. vom 15. April 1896 für N.-Öftenreich. (WirksMnkeit der Orte», Beskka- und Laads-
schulrätbe.)
II.
Thesen zu pädagogischen Tiieinen.
GeaMomeU von Fekoinano Frank.
1. Die öiterreidhiMiie Bfirgevtolinle.
Preisgekrönte Flugschrift von B.-D, Johann Korgek, Nikolsburg in Mähren.
I. Welche Aufgalie hat die Bürgerbe huK-r Die Bürgerschule hat die
Auf\:ahr-, eine über das Lchrriel der allgemeinen \'n)ksscbule hinausreichendc Bildung,
luuucntlich nut Rücksicht auf die Bedürliiissc der hlandebwelt, der Gewerbetreibenden
md dm Landvirte sa gewOutn. Dieselbe vermittelt auch die Voibilding fSr t«]inr-
bfldmigsanstalten und fSr jene Fechedwlen, welche eine Ifittelschulbüdnng nidit vonuft»
setzen. Di* l'.iirgerschulc hat ferner noch die Bestimmung, für jene Berufskreisc, wekhea
sich die Knaben und Mädchen nach Vollendung ihrer Schulpflicht zuwenden, die er
forderliche allgemeine Vorbildung zu geben und hiebei die speciellen Bedürfnisse zu
bcrücksichligen , welche durch die Erwerbsverbältnisse des Scbulorles und Bezirkes
bedingt sind.
IL Werden die Erwerbsverb<nisee der Bevolkernttg der verschie-
denen Orte auch in den Lehrplänen der Bürgerschulen beracksichtigt?
Es wird bei aller Wahrung der pädagogisch-didaktischen Grundsätze den gewerblichen
und Handels-lnleresseu ein massgebender Eintluss bei Feststellung der Lchr]d;ine ge-
stattet, so dass z. B. in Orten oder Bezirken, die in der einen oder anderen Richtung
eine beeondete BerSdcsiditigazig verdienen, diesen BedOrfidssca im Lehrplan Reehnnng
fetngen wird*
m. Aus wie viel Classen besteht die Bürgerschule? Jede BÖrgcrschule
besteht aus drei ClasseOt welche sich an den fünften Jahrcscurs der allgemeinen Volks-
schule anschliessen.
IV. Unter welcher Bedingung wird ein Kind in die Bfirgerechule
nnfgenommen? In die I. Qaase der BorBerachole werden Kinder angenommen,
vrnlche durch die betreffenden Schulnachrichten oder Zeugnisse den Nachweis liefern,
dass sie mit wenigstens genügendem Erfolge den fünften Jahrescurs irgend einer all-
gemeinen Volksschule besm h? ha' en, femer Kinder, welche das lo. Lehensjahr vollendet
und die cntüprecbenden Vorkcuntuissc durch eine Aufnahmsprüfung nachgewiesen haben.
Zur Anflialutte in eine höhere Clame iit daa entsprechende Alter nnd der (fandi Zeiig*
«law» dner Bfiisendiale oder durch eine Aofiialmksprflfang su liefernde Nachweis der
gcaiScnden Voc1Iildai% eribrderlidi.
JalitaMk d Wwm. pid. G«. 1I9«. 13
194
V. Welche Unterrichtsgegensttnde verden in der BSrgersclmle ge*
lehrt? Die Gegenstände, in denen in der Bargerschale Unterricht ertheilt wird, Hud:
Rcligionslelirc , T'nterrichtssprachc in Vcrhindurif^ mit Geschaftsaufsätzcn , G^n-
graphic, (tcsthichte, Naturgeschichte, Nalurlehrc, Rcclim ti und einfache Buchführung,
Geometrie und geometrisches Zeichnen, Freihandzeiciuien, Schreiben, Gesang und
T&men; in Mldchenb örgencholen tritt an Stdle de* geometriaclien Zefehnea» ^eo-
meHiache FontteBlefare"; aaseerdem wird von einer IndnetrinUehretia Untenicht in
weibUdicn Handarbeiten ertiieilt.
VI. Welches Lehrziel ist in den einzelnen Unterricbtsgegenständen
festgesetzt? Aus dem Normal-Lehrplan fiir Bürgerschulen, welcher vom k. k. I-nt.-
Ministcrium festgesetzt wurde, ist nachstehend folgendes Lehrziel auszugsweise ange-
geben. (Hiebei wird bemerkt, dass die Vertheilung des Lehrstoffes aus der ReligioDs»
lehre von den betreffenden Kircbenbehoiden (Cultosgeneinden) feitmIdleB Ist) Der
Sprachunterricht crrtrebt aniecr den Spfadmbnngen oad den AnfertigaiceB von
ErzShlungen, Beschreibungen, Vergleichungen, Schilderungen, Briefen und anderen Aaf*
sStzen noch die Geübtheit in der Abfassung der im bürgerlichen Leben am häufigsten
vorkommenden Geschäftsaufsätze, als: Anzeigen, Anweisungen, Rechnungen, Quittungen;
Fracht-, Empfangs-, Aafbewahrnngs-, Schuld-, Sicherungs» und Auf kundiguagsscbcine ;
liefenDg»*, Miel- and Lehrverttige; Dienst- nnd LdttzeugniM«; Eingeben an die Bfr>
hSrden n. i. w^ was für jedennann, namentlich aber für Handel» und Gewerbetreibeade
von unumgänglicher Noth wendigkeit ist. Die Geographie macht den Schüler bekannt
mit der Stellung der Erde im Weltall, mit ihrer Oberfläche, mit den einzelnen Er l-
theilen und Staaten, insbesondere mit den Sta^Uen Eoropas, ihren Naturproducten,
hanptsichlkhrten Indostrie-ERnngnissen, den widiti|^ten Verirohrtmittchi n. s. w. Be>
sonderet Gewicht wird aaf die eingehende Betrachtung der oaterr^nng. Monarchie, ihrer
Cnlturvcrhältnisse, ihres Conimunicationswesens und ihrer Beziehungen /u in !' rn Ländern.
hetreiTcnd Industrie uthI Handel, gelegt, was dem zukünftigen Handels- und Gewerbs-
ni.inn. Indu- trit !k-n u, dergl. absolut /m wiesen nöthig ist. Der Geschichtsunter-
richt wUi durch V orführung von Bildern aus der Geschichte aller Völker und Reiche,
dnrdi anschauliche LebeasUlder henronagender Feraonea einerMita die GcBiitfis> «nd
Chanklerbüdung der Sch&Ier fordern* andererteits dnrdi eine inaere, antammen&seende
(systematische) Darstellnng der deutschen und insbesondere der österreichischen Ge-
schichte, welch letztere namentlich die ^Ilan^cpochc Österreichs und die nihmrLichc
Geschichte des glorreichen Herrscherhauses den Schülern zugänglich machen soll, deren
Veratändnis biefür lurdcrn und den Patriotismus wecken und stärken. Endlich soll die
Darl^nng der HauptgrundaSge der VetCueong, der Pfliditca und Redite der Staate
bärger die künftige Aufgabe des letaleren vorbereiten helfen. Die Naturgeackiclite
lehrt die wichtigsten Thiere, Pflanzen und Mineralien nach ihrer Wesenheit und ihrer
Verwendung im praktischen Leben kennen; sie trägt gleichzeitig zur Weckung des
Schönheitiget iUdcs bei, gibt Belehrungen über die Land wiitsc halt, beugt dem Hange zor
Thierquälerei nnd rohen Zentorungen von Anpflaacnngen , ^Vnlagen n. ■. w. vov nnd
veranlasst die Schüler, durch Bdehmng nber den menscUichea Korper und der wich-
tigsten Sitae aus der Gesondheitslehre die aur Erhaltung des körperlichen Wohl*
seins nothwendigen Massregcln sich zu eigen zu marhen. Die Xaturlehre er-
läutert die Erscheinungen in der Natur, wirkt somit aufklärend und berichtigt aber-
y j^u^ L-y Googl
195
gläobiKlM VontdlinceD, Ithit fanmt dfo wiehllgiteB pliytilniHtclwtt nd chambdw
Vci&ndflniBgeB dw K&rpflv mit Ilster Rfldnlclit mf dis Bedfii&iMe des ncMdUidm
Lebens, des Gewerbes und der Industrie fc**«*» Der R c che mint errieht fttnnUtdl
dem angehenden Handels- und Gewerbsmanne die Kcnntai!> der für sie wichtigen
Interessen-, Rabatt-, Termin-, Tbeilungs- und Zinieszinft-Rechnungen, der Münzreduction,
der Verrechnung der Warenpreise und des Wechseldttconts , endlich die einfache ge-
veibliche «nd bndwirtschsftlkhe Bochfuhrong. Eft orgibt sich hkbei viel&ch Qdegen-
heit, der Oe ie toe imd «mUidien Vonchriftea^ welche im Geschafterexkehr befolgt weiden
aSlsen, zu gedenken, wie vor den Folgen unbedachter Aufnahme von Geldern und
namentlich vor dem Wucher, dessen Opfer so mancher (iesch'dftsmann geworden, zu
warnen. Die Geometrie und das geometrische Zeichnen bieten Gelegenheit zur
Übong im Zeichnen Ton Sitoationsplänen, Objecten 'dftft Bm- «nd MaicJiinenftiche», im
Messen v. dgL and ontentBtxen somH nemenHfcjh jene Schaler, welche sich dem Ife-
scbinen-, bezw. dem Baafache widmen wollen. Das Frc ihandteiclinen entwickelt
den Schönheitssinn und MMct den Ge^chmrick, erstrebt firner die für so viele Gewerbe
nöthige Gcwamllhcit ina Zcn liiRii von Vorlagen, Mustern und Modellen, um den osterr,
Gcwerbsmauu cuncurrenzfahig mit dem Auslände zu machen. Das Schönschreiben
eufaeUt din Ane^nnng einer deeHiclien nnd gefällige» HanderTirift nnd der im g ew mb »
Udien Leben vonfuMunsskten Sebriftarten. Der Gesang besveckt die Wedtong und
Bildaog des Tonsinncs, die Ycrcdlimg des Gemüthes, insbesondere die Forderung des
Volksliedes und die Belebung des patriotischen und religiösen Gefühles. Der Turn-
unterricht sucht Kraft, Gewandtheit, Sicherheit, Ordnungssinn, Mnth und Selbstver-
trauen zu fördern, die Frische des Geistes und des Körpers sn erhalten und die Wehr-
bsftigkeit des knnftigen Staatsbfirgen za fordern. Der Unterricht in den weiblichen
Handarbeiten soU die Ifiddien in den Stand setaen, die im gewofanUchett Leben
irosicommenden Arbeiten dieser Art zu besorgen.
VTI. Wie wird den spcciellen Bedürfnissen der einzelnen Orte im
l-f-hrj-ilrine Rechnung getragen? In der Schulgesetz- Novelle vom 2. Mai 1883
wird bestimmt, dass die Bezirksschiübebörden zur Berathung. des Lehr}:>Unes für jede
«insdne BSrgersdinle besondere Conferenien enMibemfien haben. Za diesen Con fewuin »
wddie rin Besiricssdialinspector an leiten hat, sind nebst dem LehrkSrper der Bniget^
schale die Dircctorcn der im Bezirke befindlichen Lehranstalten, für welche die Bürger«
schulen vorbereiten sollen, *<owic die Vertreter Irr i;ewerblichen und IsuidwirtschafUicben
Interessen des Schulortes und Bc/irkes cin/ui;idcn.
VIII. Wird der Unterricht in der Bürgerschule in jeder Classe nur
von einem Lehrer ertbeilt? Der Unterricht ist an der Bürgerschule wie au Mittel-
achnlen FachonteinGht nnd wird too Pacblelirem erdieilt, wel^ fBr dne Fadignqipe
gqmft sein mnsaen.
IX. Welche Anstalten sind den Bürgerschnlern zugänglich? Schüler,
welche tlie III. Classe der Hürgerschulo mit frutcm Krfnl;; zurückgelegt haben, können
zunächst in folgenden Anstalten mit deutscher Unterrichts^puche Aufnahme finden:
I. In den k. k. Lehrerbildnogsanstalten za BrSno, Olmütz, Troppau, Teschen, Wien,
Wiener^Neostadt, St. Polten, Lins, Prag, Rdchenberg, Ldtmerits, l^ntenan, Budweis»
£ger» KomotaUi Salzbarg, Ghru, Klagenfort, Innsbruck, Bosen, Marbnrg, Ldbach,
Caemowiti (Unterriditsdaaer: 4^ Jahre — kein Schd^ld). a. In den k. k. Staats-
13*
196
Gewerbeschulen wa BrSmi, Bielitx, Pimg, Reiclienbez]^, FQien, Wien, Gnc, Sabbscg»
hmabntk. Tuest, Czemowitz (Ud. 4 J. — Schg. »4 fl.). 3. In allen Wcrkmeifter-
schulen, die mit den k. k. Staats^jcwcrbcschulcn in Verbindung stehen (Ud. 4 Wintcr-
cursc oder 2 Jahre — Schj;. 6 fl.). 4. In den k. k. Fachschulen für Weberei ic
Brünn, Neutitschein, Mähr. -Schönberg, Pro&snitz, Römerst4dt, Sternbexg, Zwutau,
RridiMiberg (Ud. 3 J. — Schg. 20 fl.). 5. la dar k.k. Vaihwdtitim' wtd WahcscMe
in Wamsdorf (Ud. s J. — Schg. 30 fl.). 6. In den Ilandeli Akadcani— ia Wkm^
Prag, Graz, Linz, Innsbruck (l'd. 4 J. ^^chg. 100 bis 160 fl.). 7. In den höheren
Handelsschulen in Brünn. Olmütz, Reichenberg, Au.ssig, Filsen (Ud. 3 J. — Schg. 80
bis 150 fl.). 8. In der Landes -Handelsschule zu Krems (Ud. 2 J. — ^^hf;. 10 fl.i.
9. In den i>tädt. Handelsschulen in Budwcis, Xeplitz, Brüx, Gablonz, Wain^durl (Ud.
s J. — Schg. 50 fl.). 10. Iii dar Gramial-BiuMkiaacInüa ia Brian (Ud. 2 J. — Schg.
ISO A.). lt. Ia der laadirirtsdiafaichaa Mitteisdiale ia Kaadaa, BcBanea (Ud. 3 J. —
Schjj. 45 fl ). 12. In der landwirtschaftlichen Landes-Mittelschule ru Neutitschein in
Mähren (Ud. 3 J. — Schg. 60 fl.) und in der schlesischen landwirtschaftlichen Landes-
Mittelschule in Hermsdorf (Ud. 3 J. — Schg. tür Schlesier 310 fl., für Nichtschlesier
360 fl.). Bürgerschöler werden als ausserordentliche Hörer mit Ztüassung zur Marnrilila'
prSfin^ anOKcnoaunea. 13. In der k. k. Saologiadien nnd poaoiogiaGiiea LebmAril
(Obat* and Wdnbaa) ia Kloatemeobarg (Ud. S J. — Schg. 40 fl.). 14. In der land-
wirtschaftlichen Lehranstalt Francisco-Joscphinum in Mödling (Ud. 3 J. — Schg. 90 fl.).
15. In der k. k. Förslerschule zu Gusswerk, Hall in Tirol und Idria in Krain (Ud. i J.
— Schg. — ). 16. In der Waldbauschule in Aggsbach in Nied.- Österreich (Ud. l J. —
Sdi^ to fl. Litenut. Verpflegung etc.: 400 fl.). 17. In der höheren Garteabamdida
m Eiagrab in Ifihren (Ud. 3 J. ~. 160 ft. Sdig. nnd Wohnmig; VeihöaÜguag kann
durch Remuneration für wirklidi gdeistete Arbeitstage gedeckt werden). 18. In der
Landesfachschule für Maschinenwesen in Wicncr-Neu.stadt (Ud. 4 J, — Schg. 20 fl.j.
19. In der Fachschule für F.iscn- und Stahlindustrie in Stcyr l Ud. 3 J. — Schg. 5 fl.).
20. In der k. k. liia^chincngewerblichen Fachschule mit Lehrwerkstätte in Koniotau
(Ud, a J. -> Schg. 25 Ii.), si. In den k. Knnstgc weibeadwlew in Wien and Tag
(Ud. 4jf.~Schg. 18 fl.). «a. In dar Malerakadeaüa ia Ftag (Ud. — Schg. tofl.).
23. In den höheren Fachschulen für Möbel- und Baatischlerci und Bau- und Maschinen-
Schlos.serei am k. k. technologischen Gewerbemuseum in Wien (Ud. 2 J. — Schg. 120 fl.\
24. In der k. k. Lehr- und Versuchsan.stalt für l'hotographie und Reproductions- Verfahren
in Wien (Ud. 2 J. — Schg. 20 fl.). 25. In der k, k. Lehranstalt für Textilindofliie
ia Wien (Ud. s J. ~ Schg. 27 fl.). s6. Ia dea Fackackalaa für H o lffadniti ia an
BargraidieBBteia nnd Gndich ia Böhmaa (Ud. 3—4 J- — Scbg. — ). S7- Ia dar Fa^
ichulc für Elektrotechnik am k, k. technologischen Gcwcrbcrauseum in Wien (Ud. 4 J.
— Schg. 120 fl.). 28. In der Privatlehranstalt für Elektrotechnik und Mechanik in
Wien, XVIII. Bez., Wienerstrassc 82 (Ud. 2 J. — Schg. 130 fl.). 29. In der Fach-
schale für Färberei am k. k. technologischen Gewerbemuscum in Wien (Ud. 3 J- —
Sei«. lao fl.). 30. Ia der Bmfadiacbiik ia Pkag (v. i.Nov. bia3i.lfai Schg. So fl.)
«ad In dar Bnnendnde am Fkaaciaoo-Joaqdiinaia ia Modling (Ud. i J. — Schg.
150 fl.). 31. In der S hr'.uspielschule am Conservatorium fiir Musik und darstellende
Kunst in Wien (Ud. 2 J. — Schg. 100 bis 180 fl.). 32. In dem Instromcntal-
Corse am Musik -Consenratorium in Frag (Ud. 6 J. — Schg. 40 fl.). 33. In ^
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Naatischen Scholea in Triest, Ragoia, Cattaro und Lawin pkoolo (Ud. 8 J. —
Schg. 10 fl.).
Hat «a Schaler nicht alle drei Claven der BS^arMlrale absolviert, ao kann er
in naehbenaanle Padududen mit dentadier UnterriditMpirache eintreten: In die Weck«
rocisterschulen, die mit den k. k. Staatsgewcrbeschulen in VecUndnog Stehen; in die
niederen Fachschnlen am k. k. technologischen Gcwerbeinusetiin in Wien; in die Fach-
schule für Uhrenindustrie in Karlslcin i Xied.-Astcrreich), für Mctallindustiie in Nixdorf
(Böhmen), für Holz- und Eisenbearbeitung in Biuck a. M., für Thonindustrie in Znaim
md Teplitz, for Steinbenbcitnng in Senbadorf «nd FViedbcrg (öalenr. Sddeaien) und
Um CLinify fnrMnnkinatramenteaeneiieer inSdMech beiEcer«DdGnHlits(B8linien);
in den niederen Handelsschulen: in die Landes<Äckeihan-, Fladlibarcitiingi* und Wein-
bau-Schulen ; in die k. u. k. Kriegsmarine etc.
X. Was geht aus diesen Krlüutcrungt ii hi rvor? Aus diesen Erlüuterungen,
welche insbesondere den Zweck der KLnabenbürgerächulcn hinreichend klarlegen, geht
herror: i. SShne, die eine Wirtacbaft nbenehmen oder sich dem Gewerbe widoMS
wollen, finden die nothwendige Vorbe r e i tun g in derBöigeiachale. s. Wollen die Eltern
die Söhne nach Absolviening der Bürgerschole weiter ausbilden lassen, so schicken sie
dieselben in eine der unter Punkt i — 33 genannten Aiutalten. 3. Schüler, welche für
den Kaufmannsatand bestimmt sind, tinden die nöthige Vorbildung gleichfalls in der
Birgerschule, ihre weitere Ausbildung lu der Handelsschule oder in der Handelsakademie.
XI. Haben jene Schnler der Fnehachnlen, welche ihre Vorbildung
in der Birgerachnle genieaeen, anch Anaprach naf dna SinJ ihrig-Frei-
willigenrecht? Ja; Absolventen der Lehrerbüdongaanalalten, der Staatsgewerbe>
schulen, '!er höheren Handelsschulen etc. etc. gente«:sen ohne Rücksicht auf ihre Vor-
bildung' das Einjährig-1- leiwilligenrecht. i T)i'- Bercchti»;üng zum Einjährig-Freiwilligen-
dienste besitzen von den vorgenannten Anstalten: l> 2, 6, 7, Ii, 12, 13, 14, lä, 21,
ta und aj.) Aber auch Bo^endiBler, welche keine dleeer letzgeninnten Schulen bemdit
haben, kSnnen sich dieaes Recht erwerben, wenn sie den „Einjihrig-Freiwilligtn «Vor-
berntnngscurs" (Dauer: 6 Monate), der mit den k. k. coneeai. IfiUtir-VofbejRtlDll^
Instituten in Wien und Prag verbunden ist, besuchen.
XII. Welchen Zweck haben die Mädt henbürgerschulcn im allge-
meinen? Es ist unbestreitbar, dass die Bürgerschule für die Töchter des Bürgerstandes
ein nicht zu verkennendes Bedürfnis geworden ist. Aus dem Mädchen soll einst das
Muster einer tSchtigen Hausfrau werden; um jedoch diesen schweren, aber natariichen
Beruf einst vnllstibidig aosfnllen an koonen, ist eine den Stande angemesaene Bildang
des Geistes erforderlich. Selbst das einfache Bürgerhans erkennt eine intensivere Bildtug
des Mädchens als eine Nothucndigkeit, da letztere einst bei der Erziehung der Kinder
den Grund zu einer intelligenten und sittlich edlen Generation zu legen hat. Gewiss
sagt aoch manchem Vater sein klarer Blick, dass das hanslicbe Leben des Bürgerslandes
in nnserer Zeit bedeutende Vciindemngen er&hren hat, dass den Fkauen eine groese
Zahl von Arfaeitaa» mit welchen sie sich frfiher nützlich beschäftigten, nunmehr ent>
zogen ist. Der besorgte Vater sucht daher einen Ersatz herbeizuführen, indem er seine
Tochter anhält, sich jene Kenntnisse anzueignen, die es ermöglichen, dass er sie ent-
weder bei der Führung seiner Geschäftes verwenden, oder da^s sie einst eine selbständige
Stellung erringen kann.
198
XIII. Welchen Berufe können sich die Mädchen nach absolvierter
Bfirgersehitle snwenden? Will ein mdclMa sieh ciaem praktiadiea Benfe so-
«enden, so findet es beim TdBg n yhca » «ad Foatdiente Gdegeaheit, aedi snfidc«
fdegter Praxis bei diesen Ämtern ihre Kenntnisse als Telegraphistin oder Postexpedilorin
XU verwerten. Seit einigen Jahren mehren sich auch die Fälle, da«8 Eisenbahnver-
waltongen Personen weiblichen Geschlechtes in ihrem Dienste verwenden. Bei den
h. k. StMtdMhnen fiadoi diwelbea ab Ciiriavriiiiieii bei den kleinen Penooencnaca
und ab Dinnistinnea bei den K e enb »l mb etrieb»J>ir ectionen Vei w eitd m ig. IHeBcaolduas
•chwankt nriidiea •$ vod 35 fl. im Monale.
XIV. In welchen Anstalten finden aber jene Mädchen Aafnehme»
welche eine grössere Au-hildunf^ anstreben? Jene ^f"i(!chen, welche nach der
Hürgef^chulc noch eine weitere Ausbildung anstreben, finden Aiilnahiue in allen k. k.
Lchicnanen-Bildungsanstalten, in den Idädchenlyceen in Wien, Prag eic. ; in den Büdtings-
anitaHfii IBr Haadaibeiti-Ldmrinnen md fSr Kindergärtnerimm; in den Sdudea Ar
Tottkamt (Cänaerfatorim fGr lAiaik md dantalleade Knoat in Wien and Fkag); in
den Schulen des Frauen »Elrwerbvereins in Wien and Brünn; in den Fachedialen and
Special-Ateliers der Kunstj^ewerbe^chule des österreichischen Museums in Wien; in den
kunstgewerblichen Fachschulen lijr Glas- und Metall-Industrie in Haida und Stein-
schönau; in der Fachschule für Kunststickerei in Wien, im Central-Spitzencurs in Wien;
in der Sliduchaile daa Wiener Fra«en>Erwarimniaes; in der Fechaclwile fBr Knau
adekaitti an dar Staatagewerbeachole in Gru; in den Fachadudaa RrKnaatitidcem od
Spitzenarbeiten an den Staatsgewerbeschulen in Triest, Lemberg und Laibach; in der
k. k. Fachschule für Maschinenstickerei in Dombim; in der Kunstgewerbeschule in
Frag- in der Fachschule lür Buntstickerei auf Leinen in Aussce; in der Fachschule für
StidBerai in Landierg; in dem %iitaan-, Nihr and KlSppdon an der Knaa t g ew a the-
aehnle dea oilemidaiadien Moseams in Wien; in den Zeidien-, ModdUer- vaA Haler*
schulen in Wien, Prag, Innsbruck dc; in den Schulen für textUe HaadaibeilMI Ür
Mädchen in Salzburg und Freudcnthal; in der Fachschule für Musik - Instminenten-
Erzeugung in Schonbach ; in den j;cwerblichen Fortbildunjjsschulcn für Mädc hen in
Wien» Graz, Bruck a. d. M,; in den Handelscuraen, welche für Mädchen an den HandeU>
Akademien in Lina, Giaa etc. besteben, in den Privat- Hmdekschnkn for Baneo in
Wien nad Vng, in den laadwirtschafU. Schulen (Molkerei- und ffanithaHiifHPiichnleai)
s. B. ia SSda (lObiea)» Steyr (Ober-Oitamich), Fricdlaad (BohnMn) etc.
XV. Werden Bürgerschüler in die vorgenannten Anstalten gerne auf-
genommen-' f'rpwi'-s. Zur Begründung dic<;er Antwort seien nachstehend die durch
mehrjährige Erfahrung gebildeten Urtheile bekannter Schulmänner angefühlt. Der ehe-
malige Director der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Trautenau, Dr. Th. Tupctz, gcgcn-
«irtig k. k. Laadaa-SdiaUaipaGtor ia Fkag, sagte im Jahre 18S6 ia der Hauptveiaawmln
des Deotsdien LaadedehnnFCfeias ia Knaanaa hi aciacn Yortrage ffiiar die X^ducr-
bildung: „Ich sage es unumwunden, und mit mir durften es die meisten Lehrerbüdner
ebenfalls aussprechen, wir erhalten unsere besten Zö'dinge, diejenigen, mit denen wir
am liebsten arbeiten und die wir mit der meit.ten Beruhigung ins Lehramt entlassen, aus
den Birgeiadmlett.'' In ihnlidier Weise äussert sich C. Sitte, JDIteclor der k. k.
Staats- Gevarbeachnle in Wica: „Die Birgeisdrale erweist sieh als leg ea a pe i ch» ia-
stttution direet für das Gewerbe und such indirect in ihrer EigensduJt als Voracha&e
199
der bSherai Gewobetdralen. Für di« GeweriMidnde telbit ist das VorhMktemdn
dieser geeigneten Vorstufe gar nicht hoch genug anzuschlagen, indem es ihr gerade da-
durch möglich wird, ihrem eigenen Berufe voll und panz sich zu widmen: aber auch
die Bürgerschule gewinnt durch diesen Zusammenhang wesentlich an Bedeutung und
Wert. Belangreiche Vorrechte der Sfittelachulen, wie die Gewährung des Einjährig-
FreiwSligendieBstes, werden dem Börgenchfiler hiedorch aoglogUch, und die Wege nach
eventueller höherer Ausbildnng, falls es die Iffittel denn doch erlauben sollten, nad mit
dem Entschlüsse, die Bürgerschule zu betreten, nicht mehr von vornherein aufgegeben.
Das sind wertvolle I'rivilegien, die nun auch die Bürgerschule zu vermitteln im Stande
ist," In demselben Sinne «pricht sich auch C. Porges, Director der commcrciellen
FadMchfll« in Wien» in Nr. I des Jahrganges 1890 der FadncIttcluiA „Die HMidd»>
schule* aos! j^So luam ich denn hente die Oberaengiiuie auttpreciieB, dass die Burger-
schule der heutigen Institution den Anforderungen der Handelsschule vollkommen ent«
spricht und die dort erworbenen Kenntnisie geniigende Basis für die Weiterbildung
geben."
XVI. Ist der Besuch der Bürgerschule nicht ebenso kostspielig uls
der einer Unter-Realschule oder eines Unter-Gymnasiums? Dies ist in
keiner Weise der Fall, denn das Schulgeld betrigt an den letstgenannten Anstalten
nUeitt schon jlbrÜdl 30 bis 50 Gulden, während an der Bürgerschule dasselbe Schulgeld
entrichtet wird wie an der Ynllc^schulc; die Lehrbücher und Lernmittel der Bülgcischoler
kosten für eine Classe nur gegen 10 11. jährlich.
XVII. Ist es zweckmässig, wenn Söhne der Landwirte oder Gewerbe«
treibenden nur „einige Classen* einer Unter-Mittelschule besuchen? Nein.
Die Bildung eines Gymnasissten der «nlsren Clssien steht lehrplanmatsig' weniger in
irgend einer Bezieliung zur T,andwirtschaft oder zum Gewerbe, die Bildung des Real-
schülers wieder nicht in dem Masse wie die der Bürgerschüler, Solche Schüler tragen
zur Obcrfüllung der Unterdassen der Mittelschulen bei; letzterer Umstand veranlasst die
an diesen Anstalten hänfig vorkommenden Paralleldaaaen, welche grosse Mehraush^en
dem Lande und dem Staate verursachen. Diit Richtigkeit dieser Thatsadie liat ja auch
Unterrichtsminister Dr. von Stremayr in der BadgatdclKilte des Abgeordnetenhauses
im Jahre 1876 dadurch bestätigt, indem er sagte: „Die Bürgerschule ist es, welche
einem grossen Theile der Bevölkerung, der seine Sohne unmittelbar ins praktische lieben
sendet, diejenige abschliessende und abgerundete Bildung zu gewähren bestimmt
ist, wddie die unteren Clsssen einer Miitelschnte au gewihren nie in der Lage sind."
XVnL Auf welche Weise konnte dea Intereaae der Bfirger, Bauern«
Handel* und Gewerbetreibenden ffir dieBfirgerschule noch erhöht werden?
Jene Väter, die sich ihrer Kinder wegen für die Bürgerschule interessieren, sollten die
am Ende eines jeden Schiilj;dires fast an jeder Schule stattfindende Ausstellung der
Schülerarbeilen besuchen, um dadurch einen Emblick in die Leistungen der Schuler zu
gewinnen; durch eigene Nachfrage könnten sich die Väter überzeugen, dass sich die
ehemaligen SdiSler der BStfenchuIe in dem eru^ten Berufe behaupten.
Schi uss wort. Erst wenn die BSigeischoIe überall Ton der Bevolkcrung die ge»
burende Würdigung findet, dann wird sie ihr Ziel: „die Büdnng des BSrger-, Bauern-,
Handels- und Gewerbestandes" in noch höherem Masse zu erreichen im Stande sein zum
Segen des einzelnen Schulortes, zum Segen des engeren und weiteren Vaterlandes l
200
S. t)ber dl« Kebvnc 6m BoliialbMnoboi.
I. Gcwldkb irt «dMOidiiai* dm b«i »tzMfer Strafe kein Kind ohne Entlassongs-
zengnifl am der Sdrale in Arbeit oder Dienst anffenommen werden darC
s. Zm Anehhfiten dorfen Scbolkiiider sar in idnilfifeicr Zeit rerweadet «erden.
3. In Jeder Gemeinde ist eine Yeriinliclie Person sn beitePen, ireldie die kMaca
Kinder zur Zeit der nothwendigsten Feldarbeiten zu überwachen hätte.
4. Das Haosie^esets ist anch auf den Gaaaenhandel aosradehnen md •treagdsrdi'
zuführen.
5. Eltern, deren Kinder aus Gewinnsucht die Schule versäumen, sind consequent
vnd streng zn iMstisfen*
6. Den Endasnuigsici^:nisaen ist eine grossem Gfltiglieit belenmessen. Obne Ent-
lassungszeugnis darf nieoiandem ein Dienst- oder Arbeitsbuch ausgefolgt werden» Bei
allen wichtigen Lcbenscrcignissen, wo der Tauf- oder Heimat-Schein vorgewiesen werden
muss, ist auch das Eutlassungszcugnis zu fordern, z. B. bei der Assentierung, beim
Heiraten, bei Grossjahrigkeitserltlarungen, bei dem Nachweise des Wahlrechtes, bei dem
Eintritte in eine Genossentcbaft etc.
7. Die nnkkn Fassoi^ des |a6 des Landesgesetses Tom 19. Fdumsr 1870 ist
folgendermassen abzuändern: „Wer ein schulpflichtiges Kind beim Abgange aus einer
Ortsgemeinde nicht onlnuTig<gcniäs5 abmeldet und bei der Ankunft in eine andere
Schulgcmeinde nicht anmeldet, unterliegt der im §21 desselben Gesetzes vorgeschriebenen
Strsü». Dia Sehbüeitttngen liaben den Abgang und Znwacbs wn Kindern den Orts-
schnhithen dnrdi die betreffenden ScbnUettongen ansnmelden. Eltern, die benunsiebea
oder wlbrend eines Theiles des Jahres ausi^erhalb ihres Wohnortes sich aufbetten, sind
r^lren^ daru zu verhalten, den ordnungsmassigen Schulbesuch ihrer Kinder nacii an wei s en»
und falls sie dies nicht itn Stande wiiren, streng; zu bt-^trafcn.
8. Die sanitären Vcrurduungen sind in den Schulen pünktlich durchzufuhren und
die Instractionen der Districts- md Stadtfasle ancb anf die Skalen mstndebnen.
9. Die Errichtang von Winter^Expoeituren ist nicht an empfeUen, sondern nur
die von ganzjährigen Esposiluren.
10. Vereine und Anstalten zur Unterstatmi^ und Ernährung armer nnd verlassener
Kinder sind ülierall tu gründen.
II. Die Ekern sind durch alle möglichen Mittel in Wort und Schrift über die
Vortbeile dm SdmleiBebong und des Unterricbtes an bdiebren.
la. Die Voiaitaenden der Ortsscbnliitbe und an Beginn eines jeden Sdraljabics
vom V uiaUacu den des Bezirkascbnbratbes aufzufordern, einen ordentlichen Schulbesuch
anzustreben, Stiafamtshandlungen in die«er Bc/ichuns; pünktlich tind unvcrzilglich durch-
zuführen und den Schulleiter behufs Erzielung eines ordnungsmässigen Schulbesuches aufs
eifrigste zu unterstützen. Ausweise über Scbulrersänmnisse sind einmal im Monate von
den ScbnUaitcfn dem Ortsscbniralbe sn überreicben. Ehern oder Arbeitgeber sind von
den Sdnilleitiaigeni im W<^ des Ortssdrabathes zn ennsbnen mit der Beißgang« daas
im Falle einer abermal^en VerMumnb die gesetzliche Strafe folgen mSsste.
Ausser einem Rechnungsführer ist jedem Bezirksschulinspector ein besonderer
Referent (Lehrer) ^u^ntheileo, der die administrativen Angelegenheiten des Bezirksschul-
rathes zu erledigen liattc.
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ij. Di« Ifiaiiterial-Veroidnaag vom 8. Juli 1883 üb«r SclranMMMteeilri^taniige&
ist derartig dqrc h xaföhwn, dais Erleicbtenm^es im Scholbemdie mir jenen Kindern ge-
währt werden, welche durch sechs volle Jahre die Schule fleissig besucht, sich sittlich
verhalten und befriedifjcn i {,'elernt habf-n. Tn Orten mit Volks- and Bfilgencluile& silid
Erleichterunt^cn im SchuU)esuche iiberlia^ijit r.h ht /u gewähren.
14. Die Ferien an Volks- und Bürgerschulen haben überall so lange zu dauern wie
SB Mittelscholen.
15. Dm Schulgdd ist anfiniliebeii.
t6. Der OrtwchwMnipector i«t ccit wwli eingelioltem Gvtaclifeii des Schnllriten sa
ernennen.
17. Die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen sind im Sinne dieser SäLze abzu-
indem und auf der Rückseite der Scbulnachrichten tbzodrucken.
18. Um diesen BeschlStsen m einem gfinstigen Erfolfe m verlielfen, itt der Landes-
tdnilralli sn ersuchen, unverweilt an die AosfShnmg dieser Sätre zu schreiten. —
Angenommen in der HI. LandeS'Ldirercanfereitt fSrBöiimeo (dechische Abtheüniig}
den 4. August 1896.
8. Mittel sor Tfeteuiis dei SohtabMiudiei»
I. Yerrtaetliclimig der Schule, s. Definitive Anstell ong der Besirlmchaliiispecloren.
3. Anflidndig der Sdmlcesetsnovdle. 4. Anfhebimg des Sdudgeldet. 5. Sti fg e ro
and schnellere Behandlung der SchnlTersIumnisse. 6. Den Kntlassungszeugnissen soll
eine grossere Gellun'^ und Bedeutung verschafit werden. 7, Errichtung von gewerblichen
nnd landwirtschnttlichen Fortbildungsschulen. 8. Unentgeltliche Verabreichung der Schul-
requisiten. 9. Untetstfitsung armer Schaler dmcii Veiabreichnng «armer Speisen (Suppen;
wihvend der Wiatennonate. 10. Verbot der Anfiudime sdholpffichtiger lUnder in Dienet
und Arbeit, tt (an 3). Solange dies nicht geschehen, Gewährung gleichartiger Schul«
besuchserleichternngon fiir den j^anzen Bezirk. 12 (zu 6). Bei Ausstellung eines Dienst-
oder Arbeitsbui }ies soll vom rrcnieindcvorsteher stets die Beibringung des Entlassungs-
oder Abgangszeugnisses verlangt werden,
Angenoaunen von der B.«L.<C. Leitomischl am 6. Joni 1896.
Rer. O.-L. A. BUschelc-<- Abtadorf.
4. Über die Mittel ziir Förderung des Schulbesuches.
I. Es find liieinere Schalsprengel au erricbteu, wo die öitlichen Verbaltnisse dies
erheischen.
t. Die noch ungenügenden SchuliSame sind zu beseitigen.
3. NacUiielie Scbvlbenkher sind durch Lehrer and Ortsschnlinqieotaten sa belehren.
4. Der Lehrer vermeide an grosse und zu schwere Haosan^abeo.
5. Der Lehrer halte strenge Oidnung bei Einaeichnong der AbieDaen vnd foiadie
Stets nach dem Gründe der Schulversäumnisse.
6. Die Kinder armer Eltern sind durch Leininittel, Bücher, Nahrung und ivicidung
nadi Bedarf zu anterstGtaen.
7. Unterst&taangaeinrichtangen, wie: Scbolkrettservereine, Sappenanatalten and
Kindcrbcwahranstaltcn für das vorschulpflichtigc Alter, sind ni/urcgen und zu fordern.
Die eingehenden Stiaigelder sind unter Überwachung des k. k. Beairluachulrathes von
808
den OltndMiWtiwa za ditUdwii« hmptriuUidi tnr Eiticbtaiig der in den Pudtten 6
md 7 angeführten Zwecke tu vei wenden.
8. Ehern, Lthrhorren und Arbeitgeber sollen öfter dnrdi Lehrer and Ortsscbsl-
iiupectoren belehrt werden.
9. Bei den Amlstagcn sollen amtliche Belehrungen der Ürtsvorstehcr Uber genaue
Beadhtong der Dieostbotenordnong, Hintaabaltang des Hutbabenanwetens, aowie über
die vnstatüinfte Verwendung der Kinder snr Waldcaltsr md n Tieibardieaeten
erfolgen.
10. Die SchulbesuchsctlciihteninvH-n sind aufzuheben oder sehr einstucbränken.
11. Die Ferien sind gleichniäsäig auf S Wochen auszudehnen.
15. Des Schulgeld ist aulsnheben.
13. Es erfolge eine versdiiifte genane bstradioai 8ber Einleitvag» Dordif&Iinng
und Beendigong des Strafverfahrens nnd Aosddinvng dieser Bestimmungen such auf die
Privatschulen, Das Referat über die Schulversäamnisse h\ womöglich dem k. k. Bc-
zirksH hulinspector, wofem er es aber nicht ttbemehmen kann« den Vertretern der Lehrer-
schutt zuzuweisen.
14. Ventibdigung der Sdralleiter von gefällten Strafcilcenntniasen«
15* Erweiterte ^VTeisnngen beliefls der tfaetiiediliingep»
16. Zwangsweise VorfOhnng des Kindes bei erfolglosen Strafen oder offener
Renitenz.
17. Für Mahnzcltel sind Drucksorten auf Kosten der Hezirks<!chukasse bcizu'-tcllcn.
18. Vergleichende Procentsätze über den Schulbesuch (in den einzelnen Schul-
gemeinden) sind im AmtsUatte des Besirkes rar Kenntnis an bringen.
Aogenonmen anf der L.«L.-C. in Prag (deutidie SecHon) den 3. Augnat 1896.
Referent B.>D. Heekl.
6. Über die Mittel sur Erhöhung der Lehrerbildung.
1. Wegen der Wichti^ kt it und Schwierigkeit eines wahrhaft erziehenden VoUcS*
Schulunterrichtes ist. die I chi et 1 iMiing zu erweitern und zu vertiefen.
2. Die (ituudiagc für uic l achbildung sollte an einer staatlich anerkannten voll-
stibidigen MÜtelach nl e erworben weiden, damit der LehrerbUdangsanstalt aniscMiesslich
die An^be anfiele, die FadibUdong an pflegen nnd mehr ab bisher pidagogische
Fachanstalt ru sein.
3. Bis zur Erreichung dieses von der Lehrerschaft angestrebten Zieles sind die
Lehrerbildungsanstalten von vier auf fünf Jahrgänge zu erweitern.
4. Die Elrweiterung hätte in der Weise zu gei>chchen, da^ der Eintritt in den
ersten Jahrgang nnr nach ToUstSndiger AbsolTiemag einer Birgenchnlc oder der erslsn
vier Oassen einer Mittdsehnle mo^ich sei.
5. Der Lchrplan schlies^c unmittelbar an den T-chrstoff der Bürgerschule an und
biete nicht nur eine ent^prechende (irundlagc für die Ahlcjjunr;; der I.ehrbefähigungs-
prüfung für Bürgerschulen, sondern führe die Zöglinge in allen Gegenständen bis zur
Wissensdiaft hinan, damit sie ihre Stadien an den Hochschulen fortsetzen könnten.
6. Im Lehrphme der Lehrerbildungsanstalten sollen
a) jene praktischen Ficher, welche nicht onmittelliar nnd allgemein für den Lducr*
beruf erforderlich sind, eingcschiinkt werden, n. zw.
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die Landirirtscbaftslehre , welche auf eine Anleitung zur Pflege des Sdiulgaitens
nnd gdtgcnflidie Bddurangn bd dem Natmiwcliidit»Uiitefridite m betdiriiikcii ist;
das Orgdspid» wddies wieder tmobligater Lefaigegenstand werdm mSga.
b) den Zöglingen der Lehrerbildungsanstalt werde Gelej;enheit geboten, StttiO»
gnphie nach Gabclsberger, französische Sprache unci HantJfLttif^keitsunterricht zu lernen.
7. Za Hauptlehrem an den Lehrerbildungsanslalteii sind buicbc Männer zu berufen»
«ddie vor dner eigenen PrSfungtcommission fSr dM Ldurnst «a XjdbverbOdttagftiistdten
ihre BcfUtigmig so diesem Amte nachgewiesen haben, in erster Reihe solche, welche
ddl berciti< im Dienste der Volks- und Burgerschule bewählt haben«
8. Die Übung«ist hullehrer strifl eht-n'-o vichtige l'actoren der Lehrerbildung wie
lUr Hauptlehrer. Es sollen daher aul liit-^^c Mellen nur praktisch bewährte Volks- und
iiürgerschullcbrer berufen werden. Die Bestellung von übungsschulunlerlehrern und
provisorischen ÜbnngsschnUehrem möge Mnfflghi« unterbleiben.
9. Di« LdimbihlangsaastaHea aollea in Beaug auf Unterfaringmig nnd Aumtattmig
mnilaliaft sein.
10. Die Wiedereinrichtung von Internaten ist nicht 7U empfehlen.
11. Für die Lehrerfortbildung soll, solange das unter l^uukt 2, beziehungsweise
3 bis 5 bezeichnete Ziel nicht erreicht ist, durch zweckentsprechende Hochschulcurse
fnigaioigt wdcn«
IS. OlmnRdfaceiignis toll niemand zur Lehrbef ähigungsprüfung zugelassen «erden.
Angenommen stuf der Im-I^-C fBr Bölmien (deatache Section) den 6. Augott 1896.
Relerent: Legier.
6. Über dl« Mittel mtBoe BrhöhimK der LehrefbUdimg.
I. Als Vorbildungstudium für das Lehramt diene: a) die Bürgerschule oder die
«Btemn Clifin einer Ifittdadnde; b) die reorganisierte nnd erweiterte Lehrerbfldongs-
aaatelt, wddie den LduamtaaS^Ungen dassdbe Man allgemeiner Bildong wie (Ue
Mittelschulen nnd ausserdem eine grundliche theoretische und tüchti^'e praktische Fach»
bildung zum Lehramte mitgeben sollen; c) für Bfiigeradittlcandidaten sind an Hoch»
schulen unobligate Furibildung&cur&c zu errichten.
a. Die Lehrer der Volka- nnd Bürgcrsi^en sind in intensiver Weiae sowohl
materiell, als audi moralisch in dem Bestreben nach Fortbildung an unterstützen; ins-
besondere ist ihnen an LehreibÜdwigsanstaUen Gele<,'cnheit su bieten, behula Kennen*
lemens der betreffenden Literatur die modernen Sprachen erlernen 7x1 k<jnnen.
Materielle Unterstiitzuntjeii sind zu gewähren; a) durch Erlheilung von Preisen
für literarische Arbeiten; b) durch Ertheihmg von Studien-Stipendien; c) zur Veranstal-
tung von Amitdlnngen mid EnichtuDg von Sdudnmseen; d) durch Eiiwirang der den
Bealriu- and Localbibliotiiekan gewUutea Dotationen; e) dnrdi Erthdlai^ von Urlauben
und UnterstStanngen zum Bcaudie von Fottbildungscursen ; f) durch Gewährung von
Erm.i^-sijfiinfjen bei Reisen und kostenfreien Eintrittes in alle nfl'cntlichen Bildunf^s-
anstalten (Museen und Saminlunj^etri ge^'tn Eejjitimation. — Dazu wurde noch der
Antrag angenommen, dass den Reilezeugniäscn der Lehrerbildungsanstalten dieselbe
Giltigkdt beiaumewen ad wie den Uatorititafeugniseen der Mittdidralen.
Angenoamen auf der III. Laodesldueroonferena fSr Brunen (böhmische SeetioB) am
4, August 1896t
204
7« Über die Grundsätze für eine Torzunehmende BeviBion der
Lehrpläne für allgemeine Volksschulen.
Die Lehrpläne sind weder als Maximal-, noch al» Miiuiual-, sondern als Nonnal-
lehrpUbw sv beceiGlineii. IM« DetiflUhipliiiB, wdche auf Gntnd der NonnalWlipBBie
fottbeitet ircnka, rind ab Miaimdldifiiliiie alMniuMtt.
Die Hauptgrundzügc «kr Lchrpllöe fcm 19. Jidi 1885, Z. S103S L.-S.-R., Iiabai
sich bewährt und sind hei/uliehalt- n.
Für eine Rcvisiun dersellten u erden innerhalb des bestehenden Rahmens folgende
grundsätzliche Änderungen empfohlen:
t. Id der Grappiernng der Scbfiler nach AtHheihingen in den einsefatea
Classen werdeo folgende Aadenageii empfohlen:
a) In der zweiclassifjen Volksschule soll die 1. Abiheilung der TT. Classe das
4, und 5., die II. Abthcilun}; derselben Classe das 6., 7. und 8. Schuljahr umfastCS.
Ebenso sind die Schüler in der getheiltcn einclassigeu Volk&schule zu gruppieren.
b) In der dreidawlgen Volkaidral* wU die L AbdwUtmg der UL daaee ledig-
lich das die II. AbdieilnBg dagegoi das 6., 7. osd 8. Schtdjahr mnfaaaeB. Dob-
nach liat der i< 11 einsdnen AbtheUangen snanwekende Ldustoff die cntqmciieBdea
Änderungen erfahren.
2. Bezüglich des Umf nüf*^ und iles wccli^eUeitigen Verhältnisses -ler einzelnen
UnterrichL^gegenslände zu cinanilcr wird als leitender Grundsatz empiohlcn, dass
der Uateirichlaspradie und dem Reduwn erliöhte Pflege sviheil werde, dass ins-
besondere das SpradfefBU, der SpradireidithwB vnd die Spiadi&rti|^Mit eiiiSbt, ^
Selbständigiceit der Schüler im mündlicbCB ud besonders im scbriHlichen Gcdanken-
ausdruikf in höherem Mris'^e als bislier anj^estrebt, dass femer voUständif^e Sicherheit
und Gewandtheit im Rechnen mit ^;anzen Zahlen und mit Deciroalicn erreicht werde,
während das Rechnen mit mehmami^cn Zahlen und mit gemeinen Brüchen entsprechend
an bescfarSnken ist.
Hingegen haben die Realien ab solche, Ibeilweise anch das ZeiduMa, beides
besonders auf der Unter- imd .Mittelstufe, entsprechend zurückzutreten, wem aoch die
g^enwärtigc Fassunjj i!er Lehrpläne im allgemeinen beizubehalten wäre.
3. Diesem Hauptgrundsatze entsprechend werden als leitende Gedanken für die
ttinadneB Gegeastibide Iblg^de Sitae «nfgesteQt:
a) Uaterriehtsspractae. Auf der Untentnfe sind die einselaen Zweige des
Sprachuntenichtes eng miteinander zu verbinden. Auf allen Stufen ist mehr G«widlt
auf Sptaciiiibung als auf Sprachlehre stt kgen, Sprachgefühl, SprsdiceichÜram «ad
Spiachferügkeit sind stets 7u pflegen.
Die Sprachlehre hat tias Vctständuis des Sprachbaues anzustreben, und zwar
hat die Satzlehre ohne weitgehende Anbüduag der Tefsdüedeoartigen dasdaen Kaie*
gorien hanptrifeliUch das VerUUtnis der daidnen SatstheQe «ad Sitte an ciasader
aufzuklären, W&hrend die Wottlchre dem Verständnisse «nd der Beachtung det
MaiiniL^fnltigkeit deü sprachlichen Ausdruckte, der Stammverwandtschaft, der Sinnvcr-
wandisciialt, ckr V'cr>chiedenarligkeit der Bedeutung der einzelnen Wörter und Wen-
dnngcii, der ursprünglich sinnlichen Bedeutung vieler jetzt abgeschwächter Übertrageoer
AosdrScke inneriidb des der Volkssdnile natwgemass gesogenea RahaMBs ethohla
Bedeutung bdxnlqfea hat.
y j^L^ by GoOgI(
805
In Besag raf dai IneiiMndeigrdlfrn v«i»cliiedeiier UhtmrridilsuiBlall» Ist fiett«i-
luüten, du» nch die höhere Anstalt nach der niederen zu richten hat.
Dass eine sichere Grundlage für das Rechtschrcihen hauptsächlich auf der
Unterstufe gewonnen werden musa, ist, wenn möglich, noch stürker zu betonen» als es
&chon der Fall ist.
Gednnkenaiisdrvck. Vom i. Sdiuljahre «n ist der nmndUdi«, vom 4. Schiil-
jahre an der mondliche «nd besonders der schriftliche Gedankenaasdmck planmassig n
pflegen, so dass auf der Oberstufe eine möglichst grosse Selbständigkeit der SchQIer im
mün iliihrn und schriftlichen Geclankrnnu^dnirk cr/ipU werde. Um dieses Ziel ru er-
reichen, empfiehlt CS sich (im riL')^'<Mi'.:\i/ /u citn meisten in» Gebrauch stehenden Stoti-
sammlungen), den Gedankcuausdruck aul mündliche und scluiftLiche Wiedergabc be-
sooden «nUdeader Stficke mftnbMien, bei welcher die ^ndiTidnalitiU der eimelaeii
SchSler nach unI nadi'ia bSherem Ilasse tls bislier snr Geltmig kommen soU.
b) Reeknen mid geometrische Formenldure. Auf der Unterstufe ist dss Redmen
mit ganzen Zahlen im Zahlenraumc von i bis looo (wie bisher) m pflegen. Und es ist
hierin Sicherheit imd Gewandtheit zu erzielen.
Im I. Schuljahre hat das Messen und 1 heilen zu entfallen, dagegen ist der
durchzunehmende Zahlennram in i- bis jclassigen Schulen bis 15, in höheren Schulen
bis so SU erwelteni.
Die Elemente des Bruchrechnens sind im 2. Schuljahre auf die anschauliche
Bildnn(x und auf die Kenntnis der sich bei der Theikmg voD gaosen Zahlen ergebenden
einfachen Brüche zu beschränken.
Im 3. Schuljahre sind die Elemente des Bruchrechnens m d^^ser Weise lort-
snsetsen.
Auf der Mittdslnfe ist mit gemeinen Brudien nur insoweit sn rechnen, als dies
mündlich und ohne Anwendung von Regebl möglich ist. Das eigentliche Rechnen
mit gemeinen Brüchen ist auf dieser Stufe auszuscheiden und das Rechnen mit mehr-
namigen Zahlen auf die einfachsten Kalle zu besrhrünken. Dagegen ist im Rechnen
mit ganzen Zahlen und mit Decimalien volle Sicherheil und Gewandtheit zu erzielen.
Auf der Oberstufe, der auch das eigentliche Rechnen mit gemeinen Brüchen zu-
fielt» sind die Proportioaen in !• bis sdlassigen Volksscliulea nicht vonnnehmen, das
äbge hiha i e Maltiplideren ist gans sn streichen.
In ungetheilten einclasstgen Schulen ist die 2. Af^thr^ilung im Rechnen in zwei
Unterabtheilungen zu theilen, von denen der untern der Zahlenratu) von i — 100, der
obem der bis 1000 zufällt.
Realitn. Auf der Unterstttfii haben die Realien als sokke gans su ent-
fiUen, vnd es tritt an deren Stdle ein erweiterter AnnAanungsonterricht, der sdne
Stoffe aus der ei^*em Heimat nimmt (Reimaticnnde) und dem auch iae Übung im
Sprachen zufallt.
Auf der Mittelstufe treten die Realien als V.itcrlands- und Naturkunde auf, wobei
Erdkunde und Geschichte einerseits, Naturgeschichte und Elemente der Naturlehre
andererseits in innigster YerUndmig su lehren dnd.
«) Naturgeschichte. Bei der Auswahl der sn bekanddnden Individuen ist
■ach Möglichkeit Rücksicht auf gegenseitige Besichungen su nehmen.
Die Schüler der Oberstufe können wm Lehrer su geeigneter Zeit bis su swei
206
Stondeft wodMstlich z& Arbeiten im Sdralgarten anuerlialb der r^ebdscifen Unter«
riehttidt veilielteo werden.
Bei detaillierten Lebrplänen für Naturkunde ist der weiteste Spielraum zu lassen,
damit die örtlichen VerhältniBae und die Bediiriiaiaee det Uaterxklitee gebarende Beröcl^
sicbtigung finden können.
^ Erdkandtt. BesSglich der Topograpbie ist mehr das VerstiMfaue der Land*
karte als die Aneignting von allniviel EinxelheUen ananstreben.
y) Geschichte. Die Coltnr' and ^ttengeeAkhtft ist besonders an beriidc-
sichtigen.
Bei der Auswahl der einzelnen Geschichtsbilder, welche thunlichst je einen abge-
rundeten Abschnitt der Geschichte unter Berücksichtigung der jeweiligen Culturzustände
"■"^'Tr* sollen» sind bcsonden Jene ^>ode& aa beraekikhtigen , die für dis Cnlt«^
entviddong von Bedentmc geworden sind. •
Von den einzelnen Erdgnissen und geschichtlichen Thatsachen sind jene vor
anderen au bevocBOgen» wddw anf die Gestaltnng der Gegenwart Kinflosa go n o mmen
haben.
d) Schreiben. Die Lateinschrift ist ohne zwingenden Grund nicht vor dem
4. Sdtidjahie Torsondunen.
e) Zeichnen. Daa freie Zeidmen anf Groadlage gaometriacto Foim htt «nl
anf der Mittelstufe zu beginnen.
Auf der Unterstufe ist das Zeichnen im Anschlüsse an den Anschauungsunterricht
vorzunehmen. Die Übungen bestehen in der Nachbildung von Gegenständen, welche
dem Snchnnterrichte entnommen werden.
Der Pflege des Farbensinnes ist auf den unteren Stnfen beim Anadmvnags- nnd
Sadmnteiridit^ anf der Oberstufe beim Zdchnen gebfirendo Sosgfelt anzuwandca.
f) Gesang. Die Kenntnis der Noten ist mcht vor dem aedisloa Sdiul^abr au
vermitteln.
An I '3r!a'^sigen Volksschiden kann die Einübang von Liedern auf Grundlage der
Notcu cnllaJk-D.
g) Turnen. Aua hygielnisGiien und enirhUfhen Grinden ist ansustreben, dam
das Tomen andi finr 10ddien obligat werde.
Aof der Unterstufe soll das Turnen als ErhoIungB- imd Bdabui^smitld diensa
und daher auf Hicsir Stufe nirht classificicrt wcrcicn.
Wenn ein geeigneter gedeckter Raum zum Turnen nicht vorhanden, das Turnen
infolge von Witterungsverhällnissen im Freien nicht möglich ist und auch ein Ersatz
dea Tomena dnrdi gtdchwertige kSrperiidie Obung (Spudergang n. dgl.) nidit geboten
werden kann« so hat die betreffende Tomstonde zu entlallen. In kdnem Falle ist die-
selbe durch andere Gegenstande auszufüllen, selbst dann nidit. Wenn dieadbe zum
Tumcn in Beziehung stehen oder Gesundhcitsregeln betreffen.
h) Weibliche Handarbeiten. Es ist nach Thunlichkeit alles auszuscheiden,
was für das praktische Leben von minderer i^edcutung ist. Luuisarbeiten sind aus-
drScklidi auKUNliIiessen. Ein besondcm Gewidit bi anf das Auabeaaera von WSsdw-
atocken zu legen.
4. Behufs Durchfuhrung der voranstehenden Grundsätze ist die Vesmehmng dar
wocbentlidien Stnndenaahi für die Untenichtaqvache in den höher OKgaaislertas
Google
807
Schulen dringend nothwendig, und es kÖDOte dies durch Veinundcrung der Stunden
I8r dk Realien, fSr SchreibcB und eventnell für Zeidiacn «nuS^dit irarden. Statt
gnser SducHwtuudMi kSnnett anch Halbatnadai «ageaetst weidan.
5. Für Knaben und Mädchen ist bei allen Gegenständen, in denen beide
Geschlechter denselben Stoff zu l)fwältl|jen liahpn, aiirh die gleiche Stundenzahl
anzusetzen, unbeschadet der Stunden für weibiiche Handarbeiten. Besonders fühlbar
macht sich die gegenwärtige Ungleichheit beim Zeichnen in geini.sthten Schulen.
6. Bezüglich der äusseren Ausstattung der Lchrpläne wird Folgendes als
cnrihMdit beaeiduiet:
Wie bisher bt in den LebrpUncn fSr jade einzelne Schnlkategorie der Ptekt L.
I der Ulnisterialverordnmif vom 8. Juni 1883, Z. 10618, die Übungen im Sprechen,
Lesen und Rechtschreiben, sodann das münd^che Rechnen in den ersten 3 Schnljalireii
betreifend, ausdrücklich anzuführen.
Ebenso sollen an geeigneten Stellen jedes Ldirplmas anek die Punkte 2, 3, 4,
5, 6 bis „amDdden" dcasdOien Abcchoittcs der betogenen Miaisterialverordnnng, ferner
ans dem ErUne des h. k. k. Landessdmlratbes vom 18. Joli 18851 Z. 2103a, die
Stelle: „Der Unterricht in den Realien . . .* bis ,aiq(elaaMii «efden* aaadrfidclich
angeführt werden. —
Angenommen auf der L.'L.-C. für BöbmeD (deutsche Section) den 6. Augiut 1 896.
Ref. k. k. B.-Sch.*J. Lorz.
• 8. Zur BevinLon der Lehrpläne.
1. Einreihung eine*? Vorbereitungscurses in den bestehenden Schulorganismus.
2. Ausdehnung des Anschauungsunterridites bis ins 3. Schuljahr als Vorbereitung
für den realistischen Fachunterricht.
$, Vcrdnfiidiang des gmnm. Üntenrichtet; den mündUciien nnd dem sduiftUdian
G ffdantfna B a d n icli e soll mehr Pflege und Zeh gewidmet, für densdben ein didak»
Uadi geordneter Lehigaog angestellt und demadben nach dem Lesen die eiste Stelle
ODiferaumt werden.
4. Herabsetzung des Stoffes im Rechnen mit gemeinen Brüchen und mehr«
namigen Zahlen.
5. Praktische Anwendung des Zeichemmtenichtes.
6. Ln Rechnen und Zddinen sollen f3r Knaben md Midchen gleich viel Standen
■ncMetat werden.
7. Unsere Lesebücher sind dem rea1)<;ti'.cht'n Stoffe mehr anzupassen; Ausgabe
eines 4 theiligcn Lesebuches für 4 classige Volksschulen.
Aqg^oommen von dar B.-L.*C. I<eitomischl am 6. Juni 1896. Rd 0,-L.
Alplions Schnbert — Laat«ri>ach.
9. Über die Mittel nur Hebung der Bürgerschule.
f. Die SchatTung eine« Orfjanisation^titainte« , welrV.es die innere Sintichtung und
die Stellung der Bürgerschule im Schulorganismus genau tostsetzt.
3. Zum Eintritt in die Bürgerschule seien nur solche Schüler zuzulassen, wdcbe
die fiaft« Jalucastnfe der mit einer Biigendiale verbandenen sclaasigcn Volktechole
mit gen&gendem Brfölge (wie ea der Minliterialerlam vom 8. Juni 1885 vorschieibt)
308
absolviert babeo oder jenes Mass von Kenntoissen nachweisen, welches dem Lehrplaoe
dar ynnatca Stoft und SchvlkaUforie ent^Hriobt
Mit Rücksicht auf die venchiedene AnlBmong de« Aosdnckes „mit geiiSgendem
Erfolg«* «scheint e- wniLschenswcrt, dass der hoclil. k. k. Landesschulralh durch einen
besonderen Erlass dieseu Ausdruck erläutere, damit für den 1- iniriit der Schüler in die
Bürger!>chule eine solche Grundlage gescbatfen werde, die einen ungleidunä&sigen Vor-
gai^ an den einzelnen Schulen des lindes Mtsschliesst.
3. Die HeiBbtettaag dar MaTimahaW dcrSchnlcr einer Classe «af 60 iitdringead
nothwendig.
4. Auch jenen Schülern, welche nicht mehr schuljifliLhtig sind, bleibe das Recht
gewahrt, die Bürgerschule zu besuchen, und diese Schüler seien bei der Parallelisienuig
von Classen mitzuwählen.
5. Bai dar Eirichtung von Pandlddasicn sai mttbt dar jjihrige Dnrdbaduiitt der
Schnlerzahl ^iSimmtUcher** Claiaan der Büi]gcisclinle, sondern derDorchnitt derScbOersaU
janar Classen in BetradU SU nebn, cu denen Parallelclassen errichtet werden sollen.
6. Die Rechte jener Schuler, welche die Bürgeln, bulc mit gutem Erfolge absolviert
haben, sollen vermehrt werden. Ks ist für diese Sciiuicr «hiher vor allem noch anzu-
streben: die Berechtigung zum Übcrtxitlc un alle mitiierca i^achschulcn und an die
Cadettenschnlan, dia beiondara BaroduichUgang bei derAofiialuneindeaMaiüpiilaUoa»»
baamtendienat, dia Heiabaetnaf dar raOitiiiaehen DieDsti»llidit anf a Jahre.
7. Um den absolvierten Burgerschfilem den Obertritt m die vertchicdcnen initil.
Fachschulen /u erleichtern, ist an Orten, wo die Verhältnisi-c es erfordern, tler Lehr-
plan der 2. oder 3. Bürgerschulcla^sc durch Aufnahme der 4 Grundrechnungsarten mit
allgemeinen Zahlen au erweitem, oder es sind im Anschlüsse an die 3. Classe der
Batgaradmle s«reckantipi«di«nde Fortbildvigacane s« errichten.
8. Statt der Schalnaehiiditan laieii SamertwlaeagBlsse einzuführen; die noth«
wendigen Verständigungen der Eltern im Verianfe das Sdialbalbjahrss haben Ewedl-
entsprechend auf andere Weise zu geschehen.
9. Die Jahreszeugnisse der 3. Bürgcrschulclasse haben gleichzeitig als £nt-
lasBungszeugnisse zu gelten.
10. las Hinhlkke auf f. 19 das R.-V.-G., wekher bn Gegeosatse m de» aOg^
meinen Volksschulen aosdrficUich das Mass der LehryerpffichtQDg an jclassigen BSrgav*
schulen erniedrigt, ferner im Hinblicke auf eiu gerechtes Aw^mass dieser Lehrverpflichtung
hinsichtlich tlrr Anforderungen der einzelnen Fächer werde die Lehrveipflichtung für
die Biirgcriclii:l!i. Iju r mit höchstens 24 wöchentlichen Unterrichtsstun len festgesetzt.
11. Bei i:.rncbtuQg von 2 oder mehr aU 2 l'araileklassen werde eine Lehrstelle
Sb«r die Aaaahl der Paralleldaasaa hinana qrttcmittett
la. Die tSchtige AcUidia AoabildoDg der B&^eradmUahrer Ist zu ermogUdica
durch Erhöhung der Lehrerblldaag im allgemeinen, durch Errichtung von zweck-
entsprechenden l-drtl)i]<hjn<jscur»-en an Hochschulen und durch Gewährung von Urlauben
und Stipeudieu zum Zwecke de^ Studiumh der in- und ausländischen Schuleinrichtuqgen
und aum Zwecke der Theilnahme an Schul- und Unterrichtscongresscn.
13. An Stelle der Personal-Unterlehrcr sind, solange das Amt der Besirkssdiul*
in^tectoren ein ptorisofisches is^ nur für Bniyexschnlen befthigta Lehrkiifte oad twm
da proT. Bfirgerschullehrer su beatenen.
14. ShI weiteres MiUcl zur Hebung der Bürgerschule ii>t die Hebung dcb
AmelieiM d«r Lduer an derselben. Za dlcmB Zwecke «ire «onutiebeii: a) Die woT'
sogiwaiM AMtdlaig wb Vdk^ «did BiafMiebiiBdknm «b BoBMtaiekidlB^actorai.
b) Der Burgerscbale unter allen Unufinden eine fachmännische Vertretung im k. k.
B.-S.-R. 7U vichirn, iiKo auch dort, WO sich Lchrcrbildunj^^nnsfrilten ' (finden. Falls
der dicnbtäitesic Bürjjcrschuldirector einet Bezirkes den PoNten eines Bczirksschul-
iBepectors im Bezirke bekleidet, &o möge der näcbstdieniitälte&te Dircctor oder der
Vettretar des al« Inspector benrlaabteaa Dirtcton alt Ifi^^Ued in dea k. k. Besirka-
adiiilimth berafbi '««nieii. c) Dne tiMr von dm Vertretern des Leknlaiides im k. k.
I.«*S.-R. dem Kreise der Volks* und Bürget schule entnommen wird, d) Dass (Ue
BürgerschuDehreT bei Besetzimg von Hauptlehrer<.tellen an Lehrerbildungsanstalten eine
entsprechende Berücksichtigung tinden. ej Die gesicherte Vertretung der Bürgerschule
bei den Laadcslehrerconfcrenacn in dem Sinne, daas die roa der Dttrchföhrungs-
■verordnnng bestimmte Zahl der Lebrerrertreter aar LandeslebrerconfereDa wnUidk
ciaibeiufem aad de« Vtftnttrn der B i r ye rachole «in cutaprechcnder Tbefl der Mandate
vorbehalten werde.
15. Von wesentlicher Bedeutung für die Hebung der Bürgerschule ist ferner eine
glücklidie Lösung der Gehaltbfrage, eingeleitet durch die sofortige Aufhebung der
4. GdlaHackne an BfirgenckmleB.
16. Bin ReattimeeatfcHafBr die Ertheilung des riebt obligaten Uaterridrt» wenle erbSbt.
17. Die Concnrae I8r die eimcliien Fachgruppen seien bedingungslos auszu-
si^^hreibcn; es werde Sorge getragen, dass der L'ntcrricht in jenen Ge^^ciisl.^nden , die
keiner besonderen Fachgruppe angeboren, durch eigene Lehrkräfte gegen nomuümässige
Remuneration erthcilt werde. ^
Ai^ienominen auf der L.-L.<C. (or Böbmen (deatiche Section) den 6. Angost
1896. ReC Bw-D. Behl.
10. Über dia MiMk mxae HMnms der BOvC^bmoIuiI«.
1. SdnOeni der BBigendrale ist der Übertritt an die Mittebcbrien dadmrcb sn
erleichtern, daaa sie nur aus jenen Gegenständen eine AntuHuuepiVtng äbailegtn
bitten, welche an Bürgerschulen nicht gelehrt werden.
2. Absolventen der Bürgerschule ist ohne Aufnahmeprüfung die Auftiabnte in
äila jea» Fadwebakn m bewilligen, in welehe Ifittahchilar anfgesomnea «etdeo,
3. Die oaiHllriidie BeeoitMit der Abeolveatea der Bugenehnle iat auf • Jahn
berabznsetzen.
4. Wo es die Xcthwendigkcit er bei acb en sollte, ist die Bürgerscbuie um einen
vieiten Jahrgang zu erweitem.
$, An KaabeM-BürgerscbnkB irt nadi Bedarf «oeli d«r Haadfeitig hei t wuHwii dtt
6. Die kfwfaiialaaW, der Schlier für elM aaaee ist «wi 80 a«f herab*
aasetzen.
7. Nach dreijährigem Bestände sind prov. P.iralleklas^cn in kfm'tiv umzu-
UBBili Iii ohne Rücksicht auf die Gesammtxahl der Schüler, und wu den meisten
Ckaaatt F«dUl>AbÜieila]^ beHehen, lat die Schnlf 1a atrei Sdmloa av theaaa.
Jabtbacb d. Wim. pid. Om. al^ U
210
8. Dit ItfMiwwlTrtl dar mtt einn Ldmr tntfiiHwMhm Standen iit aof S4 Iwrab»
9. Die Lehrbücher sind für Knnben und für Mädchen geaiaidtrt m bcaibcileil»
10. Für Ge<nn;^' uml Turnen ^in(l boondcre Fachlehrer anzustellen.
11. Die 4. Gehaltsclah.se der Hür|,'erschulen ist aufzuhchcn . der Grhalt i'i c
übrigen Gebalt:»daiii^n in demselben Verhältnisse wie bei den äia«il.sbeanitcn /.a icgeln,
md die snr PernkMn bereditigeBden Diei»t)«lire lind von 40 auf 3s hmlbmttam,
IS. Die Koet» der SdndbMiteB «nd die DeHrtitmg der eacUleliea BedMiMe
for Bürgerschulen ist von den Gemeinden ea dUe Bearfce n übcitngea«
13. Das Schulgeld i.st aufzuheben.
14. Die Remuneralioneo für obligate Gcgeostäude sind auf 30 fl. für jede
wöchentliche Stande za erliohea.
15. Auf Gnod dieser Sitie ist ein neues OisaniHtloBe-Slitat für BfiisendmleB
sn Terfiusen.
Hiezu wurden noch folgende von einsdnen TlieilnehBera eiogabradtti Antiige
angenommen :
16. Die Zahl der Aufgaben an Bürgerschulen, beeondem die der häuslichen, ist
teftbametien.
17. Bei der VeriumdhiQg über die Enraitemng etner Bligetsdaile iet alt Grand-
Jage anzunehmen die AnaU aller dieie Schale bcsndwndea Scbiler nadi dem
3jihrigcn Durch^-chnittc.
18. Die Stellen der die Br/irkschuUnspecloren vertretCDden Unterlehrer sind in
piOviM)rischc Lehrer&tellen umxuwandelu.
19. An Midchenbürgerachuleo ist das T^vneo als «AligBtnr Geg e ns t a nd einsn»
fuhren,
Attgenonunen anf der IIL L.-L.-C. fSr BShmen (bohm. Abft.) 4« Ang> 1896.
U. 2ar Hftbnng der Bursenohule.
I, Im HinWick auf die Bedestong der Burgerschule als Vorbcreitungsanstalt für
Lcluerbildungs.instaUen und eine grosse Reihe von Fachschulen ein^rhlicsslich der
Staatsgewerbeschulen ist die Hebung der Bürgerschule eine der drängendsten Fragen
auf dem Gebiete der Schulorganisierung.
a. Kit Ricksicht anf das in der Büigersdtale sn betraibende FMbandaödBwn
nach den GrnndaStaen der Perspective^ feiner mit Röckslsbt anf daa 6eie Zeidmen nncfc
Modellen und das projective Zeichnen, wie nicht minder mit Rücksicht auf die noth-
wendige Anforderung: der I,( hr]däne in allen übri<;en Fächern ist das (.-rste und natür-
lichste Mittel sur Hebung unserer Bürgerschule die Herabmindenmg der Schülei^ahl in
einer Classe anf bochsfens 60.
3. Da die BSrgenwItnlft in flurem Standorte an die Stelle der oberen 3 Jaluesstnüni
der illgeniehien Volkssdmle tritt und das realistische Wissen aofgmnd bestimmter
Lchrliücher in .sy.stcmatischcr Anordnung: bietet , so weise man den realistische!! Unter-
richt aus den unteren 4 Jahresstulcn (unter Fe«th:dtung i wöchentliche Stunde für
Heimatkunde in der 4. Classe) hin.ius aus den X<ehrplänen und sorge für eine aus-
giebige Übung in der Unteniditssptachc, iodtm man infidge daa AVegfalles dea direct
realistiedien Unterridites in der 3. Classe 11 Standen (gogen 9 Standen Jelat), in der
211
4. Qaase ii Srandea (gegen 9 Stondea jetst)^ Jn der 5. Ctosse 8 Standen (gffgen
6 Stunden jetst) (8r den Unteniciht' in der Spndie ensetxt
4. In groissen Städten bezw. grossen Industru in ti n, welche Standorte von Burgiei^
schulen sind, werden die allgemeinen Volk^si. hulcn durch den Aun .ui einer abpchlicsseu-
den Classc an die unteren 5 Jahrcsstulcn mit einem besonderen 1. ehrplane praktischer
Richtung reorganisiert, jedoch ohne dass die Biirgerscbule den Charakter der Pflichto
cehule veifieve. In eolchen Orten nM eidi inmer «ine cnt^wMlic&de-lfSllnng einer
•beddieseenden Cbise eigeben, da eifkhniiigBgeiniB Tiefe Schaler infolge auet Alte»,
sowie infolge des Umstände!» dsM feie unbedingt, im Sinne des § 2i , Abstts 6f am
•^cl'.lusse des Schuljahres um Entlas<:mifj ansuchen, endlich infolge ihres dauernden TTn-
lleisscb, gegenüber den hohen Anforderungen der Bürgerschule nicht in die 2. Chisse
der Bürgerschule gelangen. Diese Reorganisierung geschehe unter der VorwtSMtzung»
den die FreiJieU der filtern in der WaM der FlliditMiMde' goraluft Udbe.
5. Im 'Hinblicke «nf 19 des tL-V^G«»^ wdcher'im GcgenMtie za «üg^nidnen
Volksschulen nasdricklieh das Mass der LebTrerpffiditang an sdassigen Bargersdniien
erniedrigt, ferner im Hinblicke auf ein gerechtes Ausmass dieser T-chrverpflichtung hin-
sichtlich der Anforderungen der einzelnen f ächer werde die Stundenverpflichtun^ der
BürgerscbuUehrer mit höchstens 24 Stunden fixiert. Die hiedurch sich steigernde Beruüs-
fireodfgkeit der an Bwgerscholen so sehr belastefen FaeUdair wird wesentlich aar
Hebong der BSigersdiale beitragen.
6. Ein weiteres Mittel zur Hebung der Bürgerschole ist durch eine glückliclie
Lü'-ung der GclKdl^fra^^e ;^egcben, denn der Zuzug tüchlij^cr I.ehier und die Steigerung
der Berufsfreudigkeit hän;;l innig damit zuNainmcn. Zum mindesten ist die Aufhebung
der 4. Gehaltsclasse mit allen gesetzlichen Mitteln an/u^treben.
7. Ein wichtiges Mittel sar Hebung der Bürgerschole ist die (Bditige fachliche
Aasbüdong der Bargerschdlkluttr.
8. Unter die Mittel zur Hcbang der Bw^erschnle gehört auch, die Hebung des
Aoaeh^s der Lehrer an dei-iolbcn. Zu diesem Zwecke wäre anni^^treben
a) der Bürgerschule unter allen Umständen eine fachmännische Venn tun:; im k. k.
B.-S.-K. iu sichern, als auch dort, wo sich LciucibUdungsanhialicn bciindeni
b) dass eines von den Mitgliedem dps Lehrstandes im je k. L^,«R« den BGrgcr-
schaikBeiseii entncaumen wird;
c) die häufigere Bestellung von Burgerschallehrem als Usaptlehier an Lehreiw
bilduni^'sanstalten, da die Verwendung solcher Lehrpersonen in grö'isprcm L^m-
fange als bisher für die Ausbilducg der zukünftigen BüigerschttUehrer fraglos
nur förderlich sein kann; . , • .
d) cadlicht dass den Besitfcilehietcoofefensca der Bbgeiscballducr das Recht der
WaU von OiflegiMte^ in* di^ T«s)BMleaMitsrcflttipreaa eingbiSamt wfjndn»
9. Zar Hebung der Bürgerschule ist es schliesslich dringend nothwendig, dam
dieselbe von der lahmenden Umstrickung de» bloss für allgemeine Volksschule erlassenen
Schul- und Untenichtsordnung, welche nur sinngemässe Anwendung auf die Bürger-
schule hnden kann und infolge dessen der Interpretation von Fall za Fall reichen
S|Heinam bietet, beficit weide; es möge 84nmt in einem eigenen Otganlsationsststnt
der Börgerschnle eine feste Recbtsbsals gegeben werden.
Angenommen in derB«*L.-C. zu Anssig am 34. Jnni 1896. Reffercnt ß.-D. K. MoAssL
U*
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212
12. Über die probeweise Errichtung von Disoiplinarclasaen an
Bürgorschulcn.
• Es werde aa den Bezirksscbuliath heiangeuctea» bis cur Zeit der Erridittuig voo
KaabadMctca im^ Massgabe des BedarfaiMW probeweise die Enichtmig vob TX^
djyUMfclawea ot Tcnmliwtee 1» iliism Clmwi «Ikb voitfifig Sdiiter uahmüumk
Twkhs ensn gsdrihUAeH Untenrk^ in dem wnMlea Oinra Mad wl fch in
W^e sind:
Für diese Disciplinarclassen hätten fol^jende Be«-timmun^'cn zu gelten:
Die Classe darf nicbt mehr als zwanzig Schüier /.ählea;
fw die SdtS« wevdm Eiaseisitse hergerichtet;
die Zahl der Ldiier ist fSr des Fall, als in diesen Qaaaan eberfceapt Fach-
unterricht ertheilt wird, möglichst ein/.uschninkcn;
in dt n Disciplinnrcla'^sen ist das Ust^tfewicht des Untcriichtes auf die erzieh*
liehe Methode zu legen;
die Erreichung des Lehrzieles ist wohl anzustreben, aber nicht unbedingt
zn forden.
Über die Errichtoag solcher Classcn, wie ober die Zuweismif der SdbSler ent-
scheidet die T.ocalconferenz. Die Elleni des Kindes werden mindestens jeden Monat
einmal von dem Verhaltea ihres Kindes verständigt. Bei ftT«^»W<w"<*i- Bessemog verdCB
die Schüler wieder in die normale Classe versetzt.
litt ganz besonderen Fallen ist der SchSler Sber Antrag des Lehrkörpers einem
Psychiater svr Beofaediliing nunweisen« welcher die ^tatscheidug tiift, oh der
Sdinler einer HellansUlt sn Sbecgcben sd. bt das nicht der Fsll, so ist der be>
treffende Schüler sofort in eine Besserungsanstalt zu bringen.
Antrage für die Bnigerschttkonfereozen in Wien Juni 1896.
13. Der Übertritt von der Volksschulu in die Mittelscliulo.
I. Der Verein „Mittelschule für OberÖsterreich und Salzburg" hält es für wün-
schenswert, dass der Sprachunterricht in der entsprechenden Vorstufe der Volksschule
sm QysHMMieni eise witwiii¥f le Ffage fisdSk
s. Bei der aa den Vollmdiales Jetst ihUeheii IMode des FortecfaeiteBs in
concentrischen Kreisen ist die ZMeouneiAsseag des Lehrstoffes ans der Grsnunatik in
das entsprechende System gewlMKaMien de die Vorstulie der schcBBtiaGiieii Grammatik
des Gymnasiums noth wendig.
3. Die derzeit zwischen der „Sprachschule", dem „Sprachbncb" der Volksschule
u»d der ^fhenietik** IBr lIKleltelMrieft hsitsheiito DetaihnleischMe tollen dnrdi
gemischt« CbiMiiiwtonta «m Ifllidechel* Md YoikaedMdlebNm amge^tchen
werden.
4. Zur Aufnahme in die Mittelschule empfiehlt ^ich nach Massgabe der jetzt
beäteiiendeu Lehrordnung die Zurückkgung der V. Volksirhnlrlasaft. Nur ganz be*
eottdsn bcfiUiigten Kiiebcn soll nadi Zorncklegung der IV. Classe ^ Aufn e hme m die
Mittrisrhole ^aOtßUkk sein. Deher ist es cfae eehran hshemigttdc Fikht, dses dar
Clsssification der Schiilrrriristungsa in der Volksschale die grässte Aniiierfcesiiitiea
schHikt werde.
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5. Die Kf^ntitnis kr wichtigstea fiwciduMi^w Im da lMakai$Gkm Tmuaala^
ilt zur Aufnahnisfiriifutig erwünscht.
b. Für die Lehrer beider Scholkategurien ist beiderseits die Kenntnis der eot-
ipncbendn LahnaMM^ teUknUM «ad te UknmOuidB, wimnik sit ikh dndi die
7. Bei der AufnahmsprCfong idhtt ilt «Heft R ^iwdd—» wm im vMgßDeAm
4n Knaben beeinträchtigen konnte.
Aufgestellt in der YersamraL dci Vereins MittdKkiUe" in Linz von i:*rof.
Franz Schaaer am ij. D«c. 1894.
I. Ao jedem Ttgt» an welchem Schulunterricht ertheilt worden ist, muss nwll
Beendigung drsselben ein Auskcliren de- Schuhanlc'~. '!cs Hausflurs und der äusseren
Treppen mittelst Besen*» erfolg«!!. Dem Kehren muss ein Bespnnfjen des Fusshodens
derart vorausgehen, dass nur geringer Staub sich entwickeln kann. Bei dem Kehren
«lad die BMm n ilckni nod dautckit wfadw mT die richtic» Stall* m Magwk
a. Nach dem Kebrea sind alle Blöke» FoHe, Sduiake, UmI», SlQUe, Ftte-
ifjgten, Fensterbänke, Bilder < tc. mit einem nassen Tuche vom Staube zu reinigen.
3. Am Schlu!»*e jeder Woche, m \s ekher Unterricht stattj^-efunden hat, müssen nacli
dem Kehren und AlthlauV^cn der Fussböden des Schulhauses und des Hausllurs diese
Fus&böden, die Treppen, die Fussleisten, diu mit Ölfarbe gestrichenen Wandflächen, die
Feniter und ThSrcn, die Biake» Tische und Sdiritofce mit Seifenwasser vnd BSnte
mbcr abgewaacben »nd demnidiat abgetrockset «tcdea. Die getSnchteii WandfiKcbea
sind bei dieser Gelegenheit mit Haarbesen ab/ufcgen.
4. Die Sitze und Fussböden der Aborte =iind täglich abzuwischen und bei der
wöchentlichen Reinigung mit Seifenwasscr zu scheuem, letzteres gilt auch von den
Aborlthüren.
5. Die Piaoirrinnen sind stets sauber zu halten and oAers mit reinem Wasser
ausxutcbwenken. Die Spucknlpfe in den Scbulen sind tiglich su retaifen und mit
frischem Wasser zu versehen.
6. Die Strasse vor dem Schulbau<ic, die Spielplätze und Hofräume müssen jeden
Mittwoch and Samstag sauber gekehrt werden. Es gilt dies namentlich auch von den
Riaaeo.
7. Am Schloise jeden Moaata bat der Uateraehnier licb tob dem betrdfeBdeB
Lehrer eiae BesebeiaigaBg darüber ausstellen zu lassen« dass er die Reinigung Vertrags-
mä^si^' Itcsorgt hat. Nur wenn er diese Bescheinignag voneigt» bat er Ainprach auf
die veriragsmässigc Z thl ing.
Aus der Instruction tür die Sciiulcn des Bez. Koblenz vom Jahre if.()i.
IS. Wto kfiium die Kinder mm tniaa. gytih wi tiifftl^ttetr
werdMiP
1. Die Kinder sam freien selbstandigeB Aaaspiadhan ihier Oadaak— aanleitn,
ist efaie der wichtigsten Aufgaben der Schule.
2. Alle I.ehrgcjjenstände der Schule bieten zur Lösung; dieser Aufgabe reiche
Gelegenheit, jede Schulstunde nuiss deshalb auch eine Sprechstunde sein, der An-
214
schauungsunterricht, der deutsche Sprachunterricht bei der Behandlung der Miistcrstücke.
der Unterricht ia den Realien iind der Rechenunterricht geben reiche Veraula»sang xa
SpfftcMbungfiit dit KiiiJw»
3» Da mit doD Uaren md kbendigcn Etümn. -der Lduilafie ni^ dar apmkß
lidw Ausdruck für diete gewonnen wird, eo moss der Ldmr danelbe zur Erzielung
der Sprachfertigling zuerst erstreben. Hieran schliesst sich, je nach der Natur des
Unterricht<;stofres . <-in mö^'Jic'hst selbständiges Wiederenöihlenf ein *"<^'^"}V^h¥ngfV'^
Beschreiben oder Zusanuncntassea des Erkannten.
4. Der Lehrer darf die Kinder durch den Crebmch dar fragenden T<hrfawi oidbi
tn sehr einengen, sondern mos* ihnen, wo dae im Unteiricht nur ifgend mSglidi Ist,
Spielnum lassen, dass sie sich Ober gestellte Fragen eingehender aussprechen können,
häufig ist es für die Gedanken- und SprachbUdnng der Kinder aweckmatsig, daat der
Lehrer statt tler Kragen Aufgaben ^ibt.
5. Die niege des mündlicbcu Aubdruckes muss mit üeduld und Energie durch
die guae Scbolselt beHMiea iveideni wird aie lui^iiuat» ao leidet die ganae Geiatea-
bfldang^ beaonden können die adiiiflliciiea ^tachnbangatt kein Ratnttal Ueftn;
FId. Rmdadian 1896.
16. Zur Bahaudlniig der IiMlMtüoke.
Für die Behandlung von Leaesticken mocaliadier Tendenz ergibt aich folgende
Reihe von Massnahmen:
I. Einleitung, um den Hauptgedanken des Lescsiücke« zu illustrieren und die
Schiter In die fSr daa LeaeetSck nöthige Stimmung an Tersetzen. (Lesebodi gesc hl oss en .)
a. EindradcvoUea Voileaen* (BSdier gescUossen.)
3. Mehrmaliges Nachlesen ohne jede atorende Zwischenfrage. Beachtung derBetonun^^.
4. Satzwei^cs Lesen auf der Unter- und Mittelstufe. Absatzweises Lesen auf der
Oberstufe. Die Ivinder fragen selbst lun das, was ihnen niner-tämnich ist.
5. Einschreiben der vom Lehrer gegebenen l^rklaiuugcu iu die Merkbüciüein
(eventudl als HansSbnng oder stille Bescbäftigang).
6. HfSndliehe Wiedeigabe dea Geleaenen (lbnni£bltig^it dea Avsdmdcea).
7. Umstellungen (Gewandtheit des AtudmdccsK
a. ^^enloricren und Declatniercn (als häusliche T'liung).
9. Benützung des Lesestückes zu stilistischen Arbeiten,
Aufgestellt von O.-L. Hans Deutschmaun in Gürz. (Ost. Schulbotc 1896, Nr. 4.)
17. Üb«r die AuQsabcn das etomentereii geograpbltoheiL
Unterriohtea.
1. Der geogr. Unterricht bat anter Zagranddegung und steter BerackaiditigBDg
der pl^atlcaliadien VerUOtnisae dodi aeinen praktiachen Zweck, den Schaler ßr daa
Leboi w r au b erei t en , im Auge an bebalfan«
2. Von diesem Standpunkte aus sucht der geogr. Unterricht bei weiser Be-
achrankung des Stoffes die ferner lie<:^endcn Materien mit dem heimatlichen und vatcr-
15n<lischen Stoffe in Beziehung 7.u >ei/en und Ici^t aul lie motlcrnen ( ulturverhältni&se,
insoweit dieselbeu für die Schüler fas&lich erscheinen, entsprechend Grewicht.
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21Ö
3» Der geognpfaifdw Unterridit hat sich nicht mit der Aarefliaiig und hlosien
AnfShmsts ^fon ^nticnseleiiiaiticn sn bcgoügo&f < o i i d < i D cf hst dco fonuIbildeiKteii
2w«dk im Auge, diese Elemente geiMtisch zu entwickdo, in innige Wechidbedehniic
wa tBtzfn und zahlreiche Folgerungen und Anwendungen antuschlicssen.
4. Uer geogr. Unterricht erfordert gebieterisch die Eiut'ührung obligater unter-
ricfatlicher Spaziergänge und die endliche Schaffung methodisch gearbeiteter, genügend
IppoMer Schtükarten und sucht bei möglichster Finichrinkinig des xeichnenden Ver-
fidiNat das Hanp^Biicht auf denkaule Verkniipfiuig und Vertiefang, auf grSndliche
BebemchoDg imd vielseitige Anwendung k-« '^t'^ fTe^ /m lenken.
5. Der geographische Unterricht crhclit endlich den Geist dc& Schülers, zu einer
telcologischeu Auffassung des Erdgauzen im Rahmen von wcuigcn, aber eindringlichen
Beispielen und tritt so als bedeutsames Glied in die Reihe jener Scbulgegenstinda
ein, wdche eine Ideale, von ethischem Geitte getragene Woltansckantmg vermittln
hdÜBD.
An^eealeUt tob B.-L. Ferd. Frank iai ,FSdagogiiin'*, Jaliigpng 1895. la. Heft.
18. Über di« Andenmg 'des Lehv^laiiM in der Ctoographi« an
BUrferaohiilen.
litt Ridui^ dannf, daii ca tntlranUcli encbeint, die Slameote der Erdbetrach-
tong in plqwkalischer nnd poUtiadier HlaaicJi» streng so soodem (da* dida kt iach e 1
Moment), mit Rficksicht femer darauf, dass sehr viele Schüler nach Vollendung; (h r
J. ClasKC der Bürgerschule cii< sc Anstalt verlassen (das praktische Moment)» wird folgende
Darstellung des Lcbrplanes als nothwendig hingestellt:
I. I. Cläitbe. Die Elemente der a&trunonui>chcD Geographie, insoweit dieselben
war Orientiemag and cor VennittluDg der klimatischen Verhältnisse auf der Erde noth-
wendig anchaiiMB,
Europa in physikaliacker» culturcller nnd politischer Beatdang, mit besonderer
BerücksichtifMg Mittelenropa». PoUtJache Übenichi der aa s aete nr o p äischaa £rd*
theile.
a. n. QaMe« Wiederholimg Europas. Die aussercuropiischen Erdtheile in
pbyiikaUsdMr aad politischer Beaiehaiig uberaichtlidli.
3. tu. daase. Österreich-Ungarn, seine Besiehnngen an den wichtigeren
Cultuniaatea der Erde. Obenichüiche Wiederholing daa geogiapliischco Geaammt-
Stoffes.
Autgestellt von Jberd. Jrrank-Wien im „Pädagogium'^, J&l^i'fi« i^9S> Heft.
19, Bor Aotgestaltung der ATHohnnrnigginlttel des hlf torilohen nnd
geographiiohen UnterxiolLtee enniebit an Mi1*elnolmIeiu
1. Zur Er^fammg der hialorischen nnd geographiachea Ldumittelsammlongen ist
aunächst die Erwerbung von Ansichten solcher Landacbaiten der 1 ellenischcn Ticbiete
and Italiens anzustreben, welchen historische oder gco;4r;iphi>.che Hctleutung /ukonnut.
2. Die Benützung von Panoramen, namentlich beim Unterrichte in der Hcimals-
kundc, ist wünschenswert.
3. Daa XHugestdlte aoU dnrch Angabe von Namen und Zahlen am Rande der
Bilder verdeutlicht werden.
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816
4- Die Plöhclscbc SaramluDfi geographischer ChuaktefbUdcr tat nm mareB
SchulaUanten mehr wie bisher zu berücksichtigen.
5< Es empfiehlt sich, nuf den Gänj^cn Icr '^s hisl -cbäude nicht coloricrte Bilder
voa lo billigem Preis« aufsah sui|geu, da&s dien: alljährlich ohne grosse Kosten emeaen
weiden komen.
Avfgeildlt von Dv. IC. Bim im Yenine „liittelaebiilA«^ in Wtai mn 'i4.DeeeBi*
ber 1894.
20. Über den Zeichenunterricht.
I, Die gegenwärtig lierrschcnde Methode des Zeichenunterrichtes entspricht dem
diesem Unterrichtsgegenstandc durch öic Nonnallchrpiine vorgezeichncten Ziele nicht
ttnd bedarf einer eincchnddeaden Refom nach dem Principe der KaturgemSadieit tmd
der Berfickticfatigmg des Interewe«.
S« Nicht entsprechend und /.u verwerfen ist aus dicKcm Gesichtspunkte ror allem:
a) da«; auf der Unter>tufe fast au-«^rhlif -^lich herrschende Stigmenzeichnen,
b) das Ausgehen und zu lange Verweilen bei der geraden Länie beaoodfirs auf der
Mittelstufe und
c) das Vorbemdwn des Omamentseichneiis auf der Oberstufe.
3. Dnrck diesem die fegenvirtlge ZeldMameihod« kenoaricbnenden Momeatewird
a) dem Schüler ein seinem Interewa fainliegcndcs, abstrnctes Foimelement auf-
genSthigt und überdies !;cin angeborener Trieb zur xeieimenden Machbikioag ihm
bekannter Gegenstände unterdrückt;
b) die in dem Auffa>>5en und Nachbilden der mannigfachen Natur- und Kunstfomia
liagende focmal Mkknde Knfl dea Zeicheanrtefiichtei als einer Schale des
Sekena nnteibwidea, d« die in der Haiqilaadie sich eteta glekibleibenden,
jeder Individualisierung widerstrebenden Elemente dea sti]lsieitatt Zafchne na etoe
solche Schulung keineswegs bewirken können; auch
c) den praktisclicn Bcdürfuis&cn des bürgerlichen, besunderb gewerblichen Lebens
wenig gedient; denn im Leben, speciell im Gewerbe ateht die Zdchnung iaamer
in Besiehung an einem berzusteUeoden Gegenstände; eine sokhe riAtig zu er-
fassen lunn aber der Schaler nicht befShigt eeln, dar stets nur aam Nachbilden
von Zeichnungen angeleitet wurde.
4. Der gegenwärtige Betrieb de<i Zeichenunterrichte^ erscheint seinem Wesen nach
ali> elementare V'urbereitung für das> hübere gewerbliche und kunstgewerbliche Zeichnen.
Dieae Methode widefstreitet daher in ihrer gegenwärtigen. Aoaaddieididdmit der Be-
Btimmmig der Volksschule ah einer allgemeinen Bildnngsanitalt mid ist, wenn sdion
nicht ru beseitigen, so doch erheblich ■ in chrünkcn zu Gunsten derjenigen Zeichen-
methode, welche wir. wiew hl der N.inie «;ich mit der Snchc nicht VÖlÜg decict, dCT
£iniachheit halber „Zeichnen nach der Nalur" nennen wolh n.
3. Dieses „Zeichnen nach der Katar" hätte unter Aaknuplung an das Interesse
der Zügliugc und die von denselben etwa schon von fibmi aus mitgdMadite Zeidmn-
fiertigkeit und Formaaflassungsfihigkeit su umbacen:
a) Betrachten von geeigneten Natur- und KunstgegenstindeB und seichnendas Nach»
bilden dervell)en nacli Vorzeichnung des Lehrers;
b) Zeichnen »ulcher Gegeiibiände ohne Vorzeichnung des Lehre»;
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217 *
c) Zeichnen aui dem Gedächtnis;
^ gfitlMWi von Onppca wmL LaodacbaftibildMa MchVorlagm und aacli der Natur»
VQsa Httr ginatigMi SciwlTariiMtniMcn in ttchahchtr Himiclit auch dttZtiduMn
mit Tuekei nk KoUe, Krdde, FtibiiMdft «nd dm Coloriereii triBinkoininrB
dürfte.
6. Hiebei wäre auf der Unter- und Mittcbtufe bloss die Vorderansicht der Gcgcn-
tllade ohne perspectivische Auffassung zu zeichnen , auf der Oberstufe jedoch, ohne
auf die Tbeorifl «fafwfrhmi, in reia IndoctiTer WeiM durck Kachahmtiag die Anvcadwif
pm pM Ü iitdkr DarateUmupBitWwl darafSbran.
7. Es ist zu hoflen, dass durch eine solche Umgestaltmig des Zeichenunterrichtes
die unter Punkt HI besprochenen Mängel vermieden und das Ziel des Zeichenunter-
richtes als eines wahrhaft bildenden Untcrrichtsgegeostandcs io ungleich höherem MaMC«
ab diat Lnte dar Fall sein kann, erreicht werden wSida.
8. Dashalb baaddieaat die CoaferaiK, ea aei an 4ie SefealbfllArdni da« Aaaachea
um Gestattung von dahingehenden VefmdMni im HittUidte auf eine Rdbav daa
Zeichenunterrichtes» in der Volksschule zu stellen.
An^^enommen in der B.-L.-C in fiieliU im Februar 1896. Referent Karl
Kutlernuiun.
SL 8ivr Bnnds dM fliiiiii iijiiii nUu i Imlitm
1. In ersten Sdndjalire werde aoascUieaaUcli nach dem Gdtfiie ftaeagea. A«f
den höheren Stufen werde eine n a to r gemSsse Erweiterung des Ton- und SflntBOBlftnfea
aaigestrebt und allnrählich die Kenntni*^ drs Xotensyslems gefordert.
2. Die sämmtlichen Gesangstexte sind .sorgfältig durch Erklärung /.um Verständ-
nisse zu bringen, zu memorieren und mit deutlicher Atticulation und sinngemässer
Betonung an redlieren. Klarea Redtiemi ist die beste VorKknle f fir einen guten Gesang.
3. Um die möglichste Reinheit des Gesaagea an erstden, eni|ifidilt es sidi, die
Melodien mit der Violine einzuüben und schwierige Stellen tonusingen.
4. Die Treffsicherheit der Schüler ist durch /.weckmassige Übungen nach und
nach herbeizufuhren, wobei die Selbstthätigkcit berück&ichtigl werden muss. Chor-
gesang hat daher mit ^nzdgesang nadb Bedarf abcnwedisdm.
5. Die eittgeibten Lieder sind ohne Unterlasa zu wiederholen, um eine gewiase
Singfestigkeit zu cr/iclcn. Auf den oberen Jahrcsstufen vergesse man nidit^ die Lieder
der früheren Schuljahre bei tler Wi 'l' rliolung zu berücksichtigen.
Aufgestellt bei der B.-L.-C. in Odrau von Hugo HampeL
S2. Über die Bedeutung dee Tnmimtenloihtee.
I. Daa Turnen ist ein Erziehungsmittel für den Körper, wie der gcsammte
übrige Unterricht ein Enriehangsmittd fSr den Geist ist Die Ldbee> und Geistes-
hOduDg sind swet von der Sdrale gleichndissig au beiBdcsiditigende Erddranga-
factorca.
I^Ton ausgehend muss:
a. Der körperlichen Ausbildung ein bedeutend grösseres Zeitausmass zugewiesen
werden ab bidier. Nadidem aber das Turnen ntrwisgend keine Eriioliiiv ^
Geist an bieten hat, sondern diesen imd den Kfirper gleiclunissig an» und abspannt
• 218
(wie umgekehrt ja auch die geistige Ermüdnag sich aut den Körper übertragt), so
dSrfcii die TonutuiMten nicht swltcben dk Usierriclitntuden, sondm »fMen
^llttfiidig geMiidert aagetctst werden. Dies wire dftdnr^ s« emiehM» da* dem
wissenscbaftlichen llnteitichte der Vormittag dc& Leibcifibungen der Nadmittag, der
ohnedies im Sommer wegen der Hitze, im Wmter Wtgen der Dankelheit MD UnUNT^
richte wenig geeignet ist, ^uj^ewieseii werde.
3. Die Leibesübungen hätten ausser dem eigentlichen Turnen noch das Spiel,
Baden« SdiwimoMa, SdilitttchaUaafen, Tnnfthrten n. nr. ra nwifatama.
4. So wenig die Schüler beim Unterrichte nach ihrer körperlichen Laiatnga-
tihigkeit in Classeii eingetheilt werden , so wenig darf classenweiae getarnt werden.
F<< mficscn die Schüler beim Turnen zunächst nach ihrem Alter gruppiert und nach der
ICörjierkraft zu Riegen zusammengestellt w» rd' n.
5. Auf die turnerische Heranbildung der Leiuauuscandidaten werde ein gröfiterca
Gewicht gelegt; dneathelb «an fhrar ebenen Geauulheit wfllen, andcmtlMib «a rie a»
einer richtigen Erthethmg dea Tomontenrichte* sn beflh^en.
6. Das Turnen werde an einer Schalt von einer Person geleitet. An bSher
organisierten Schulen wären Fachturnlehrer an/tistellen , an minder organifiiertcn w^äre
mit der Leitung des Turnens ein Lehrer 2u betrauen, der dem Turnen Lust und Liebe
entgegenbringt,
7. Bei jeder Schale iit auf die Anlage efaies TmB zhnm e ia and ehiea S^idplataea
Bedadit cq ndimen. •
8. In der Schule hat das Kind keine LeibetSbmkgen zu lernen, die gemerkt
werden '•ollen, sondern es hat bloss zu turnen, um seinen Körper zu kräftigen und
auszubilden. Deshalb hätte die Classilication aus dem Turnen zu entfallen.
Angenonmicn bn der B.-L.-C 1896 in Troppao, Ref. Job. Sdaaidl.
III.
Das pädagogische Vereinswesen in Österreich«
ZiMMuneBfMteUt ron Fbid. Fluuac.
Dttutich-dsterreicliiicliitr LtfuvrtnuuL Derselbe umfasst 7 l^des» und 36 Be-
zirks-Leluvrvereme mit mehr als 15000 Mitgliedern.
Die 36 Bes.«L.>V, vertheüen sich, wie folgt:
Sicicnnark 23, Schlesien 9, Bukowina 2, Tirol i, Krain i.
Der Bundcsausscliuss hat folj^ende Zu'^ammen.setzung: Obmann: A. Katschinka,
Wien 5, Nikolsdorferblras&e 18. Obniann -Stellvertreter: Chr. Jessen (Wien) und
K. Hllber (Tmtsklicbea). Schriftüliicr: G. Herbe (Wien), A. Mikuseli (Wien),
in Verfretang: H. Jung (Wien). ZaUmelcter: J. W. Holczabek (Wien).
Ausschüsse: M. Binstorfer (Wien), J. Niemet/, (Linz), J. Pirnos (Brünn),
11. s h K 1 i ^ (Ja^erndorn , P. s i m nie rle(SaJxburg)t £<i. Jordan, R. Petsel, O. Staadigl
uud I i. Strobl (letzlere aus Wien).
Schriftleiter der „Deutsch-österr. Lebreraeeituog" Chr. Jessen, W^icn, Verwalter
derselben Gottfr. Herbe, Wien.
Ans dem in der Ddegiertenveraammlung am x. November 1896 cn Wien vom
Obmanne A, Katscbinka erstatteten Thät igk ei ts berichte ist so ctitnclimen, dass
der Bunde--ausschus> seit dem lo. Juli 1895 in 14 Sitzunjjcn geta^^t bat. Si ! «n
in seinei t^i ti n Siuun^ beschäftigte sich <ler Bundesausschuss mit der Abfassung einer
Petition an das h. Unlerrichtsminibterium, in welcher entgegen der Petition
der MitteUchnDebrer aosgcsprocben wurde, die Schuliospectoren nnd Lebrer an den
LebierbOdmigaattttalten seien ans dem Stande der Volks* und Bfltgcrsclnillehrer an ent-
nehmen. — In der Sitzunj^ vom 28. September 1895 wurde der Veftng »wischen
dem Dcutsch-(j-tcrr. Luhrerbimdc und dem Schrifileitcr des Bundcsorjjanes genehnnj^t
und die äussere Ausgestaltung des letzteren festt;cstellt. — In der November- Sitzung
wurde das von Herrn Niemetz ausgearbeitete Erziehungsgesetz vorgelegt. —
Gegen den Beamten- und Lebrererlaas wnrde in der Sitamig vom 6. Janner
1896 diirelk dne Retolotion Einipndie eriioben mid an daa h. Unlmiditaminiate-
riom die Eingabe um Aufhebung; dieses Erlasses g'emacht. — Tnfol},'e des gesels«
widrigen Vorganges seitens tr.atirher OrtsschulrHthe , die Eidesabnahnie bei Er-
nennungen von LchrpersoMcn vorzunehmen, hat der Bundesausschuss eben falb Schritte
an daa h. Unteniebtsraiairteiinm nnteroommen. — Am 22. Rlarz d. J. glaubte der
220
Bundesausschuss die Vertagung der tür den 2ä. und 29. Juni anbctauuUcn Bundcsver-
iwmmlang aas^redien n miMen, da fSr ditM Tage der Rrfcha-BnrgetichBllehrei^BuiMl
feine lUnptHnxmakng tafaMtit bette. Li den folgenden Moneten mdirle ndi di«
.Zalil der SitEongen. Es wmde in ikmiclbcn nicht b1o«s hauptsächlich die Beratfanag
des Erziehungsgesetzes vorgenommen, sondern auch die nöthitjcn Vorarbeiten zur
Abhaltung der Bundesvcrsammlun^j wurden nusgeführt. Der Bundesohmann
bespricht nun den beliannten Verlauf der Unterhandlungen mit dem Gcmciuderathe
der Stadt Wien nm Gew&hmng einer UnteratStznng und Oberlaeanng des
Feitsaalea, hebt die toh denudben Gemeindenae geftntsn BetehlBMe anf Unter>
Stfitcnng des katholischen Lehrerbimdee tmd Gewährunp; eines Ehrengc<;chenkes von 200
Kronen für den Ruder«;port hervor, und tritt der «linials in der „Deutschen Zeitung*
veröilcntlichten Behauptung nm aller Entschiedenheit entgegen, ali. ob der Bundesaus-
bcbuss die Abweisung der Sabventioa nur ai& Varwand. beootzt hätte, die Bundeo'er-
üammlwng abnuHigeai weil es nicht nur an Themen« sondern anch an den biefSr nöthigen
ReüBrenten gemangelt Utte. Der B— desobmann stellt' entgegen diesen billigen Ver-
dächtigungcn fest, dass den Sltsnngsberielrtett gemä»;^ die Tagesordnung nicht nur mit
Themen vollständig versehen, sondern dass auch für jedes derselben ein Referent bestellt
war. Nach dieser Abweisung musste der Bundcsaus&chu&s auf die Abhaltung der Bundes-
versamnhmg in Wien voIkSodig versichten, selbst wenn er dieselbe in dnem anderen
Saale bitte tagen kssen kSunen« wdl er in die Notfawcndtgkeit renetat -worden trtre»
an denselben Gemeioderath nochmals mit dem Ersuchen um Überlassung rou geetgnelen
Räumlichkeiten zur Beherbergung von so vielen hundert Collcgcn heranzutreten. Die
Berathung des Erijichungsgcsetzes wurde nun in mehreren Sitzungen fortgeset/^t. Nach
den Worten dcä BundeMibmanneSi mit welchen er der grossartigen Leistung
des Coliegen Kiemets vollste Anerkennung zollt, bridit die VefttnnBdmg in Ieb>
haften Beifall ans. Infolge einer erst vor knrsem erfolgten Abweisong eines An-
suchens des R,eichs-Bü t . > t hullehrer-Bundes um GeiHbivng von Fahrpreisermissigungett
für Lrhrprr'-finen glaubte der Bundcsausschuss von (»iner neuerlichen Hinlirinfjung eines
i»okhi.n Ansuchens dermalen Abstand nehmen zu mü-sen. D<r Bundesobmann theilt
ferner mit, dsbs Herr Karl Weislem scm Drama ^Im Geiste des Stit'ters" dem
,De«tscb<S«teneidiiscben Lefaifrbande" gewidmet habe« Die nShcre Mittbeilung hierSbcr
ist bereits In letsten Sitzu^beridite des Aasschosses erschienen. Der Bondesobmann
richtet an die Abgeordneten die Bitte» sie mögen In den Bundesvereinen dahin wiiken^
dass aus dcnsellicn dem Ausschusse recht viele Anrcgun'^en und Anträge zuströmen,
welche von demselben jc'lLi/eit mit Frciule bcgrüs-t werden. Zum Schlüsse i-ciner
Ausfuhrungen gedenkt er noch des Hioscbeideus unseres geistesgewaltigen Mei»tcn>
Dr. Friedrich DIttea und widmet denk Verewigten einen warmen Kachmf» wobei
sich alle Anwesenden vm den Sitsen erikeben.
Die 10m Herrn Oberlehrer Holcsabek im Nmsen des Bstndesansschnsses gestellte
Resolution gegen die Beschlüsse des Katholikentages in Salzburg wird nun
Terlesen und entfacht eine äusserst lebhafte Wechselrede. Sämmtliche Redner betonen
in ihren diesbezüglichen Ausführungen i!i( Xothwendigkeit einer energischen Abwehr
gegenüber der auf diesem Katholiken iaj;c .iu>i^c»prochenen Absiebt, der Geistlichkeit
die Hemchalt Qbcor Schule und Lehrer wieder an erringen, tmd stellen verschiedene
ZosatMntiiget welche einstinunig angenonuncn werden.
y j^Lo Google
221
Henr Legltr-BSbrneiv «dcber w&m TbU^übtrieht itat Bmriwwwctom das
Wort fliMM» Iwhn^ m Anftnig!6 dnr dMtoch'bShnfMlMM I^dMadiift dw Uam&fedfla»
heit derselben gegenüber dem Beschlüsse des Bundesnusschnsses wegen Nichtabhaltuag
der Hauptversammlung zum Ausdruck und führt folgende Gründe an: Die Vorarbeiten
seien zu spät in Angritl' genommen worden, die Abweiüung von Seite der Gemeinde
sei kein stichhaltiger Grund gewesen, die Versammlung nicht ritlleiGht in einem anderen
1 of Iw ftbkidlHi sn hnwwnii 2s wire gcnds in AiwilMnig dar Abipsinnig bcdMrtnngs«
voU fuwMUUt auf diesen Sdüag der Stadtvertretonf hin eine Gegenknadgebung tu ver>
anstalten. — Bnndesobmann Kat^^chinka legt hierauf die Gründe dar, die den Ausschnss
bestimmten, Erwägungen, wie sie eben vorgeführt worden seien, keine Folge zxi geben.
Nachdem weiter noch einige Redner ihre rolle Zustimmung zu dem Verhalten des
BimdesanMchiinws kundgegeben haben, wird der Antrag Fellner- Gite, den Bandea-
aniliwaci aei fir aain Veihaltca der Dank awaoprecfaen, nrit gto saa r Mehrheit an^
Der Bunde«zahlmcistcr Hol csabek-Wicn erstattet nnn den Bericht über den
Bnndcssäckel för die Zeit vom 39. Juni 1895 bis i. Movnnber 1896. Aus diesem
entnehmen wir:
Die Sianahmen hetrvgan vthrtnd diaaer Zeit t. »753.60
die Amcaben m$.47
an dass ein Saldo von fl. 808.13 verbleibt.
Das \'crmc)^en des Bundes besteht aoat
den Eingängen für die KroncnburtJ ü. 299.47
it n n ^ Dittes-Dcnkmal „ 783.53
dem BarreiBiSgen der Hasnentifbtng , 2000.—
dam Saldo rem i. Konniber 1896 „ 808.13
einem Poatchekbfichel Nr. 836660 „ loo.—
Geaammtannme fl. 3991.13
Die Herren Hoffmann t. Aspernburg-Liesing und Mauthner-Pnig werden
so Rechnungsprüfern gewählt. Nach vollzogener Prüfung erhält der Hunles/alslmeister
die Entlasttmg und den Dank der Abgeordneten ausgesprochen. Derselbe macht die
Abgeordneten aaf ein Bach aufmerksam, welches von Haaner selbst gescfaririMa wurde
«nd «ine FiUe yaa. ao antgeeeinhneten bedanken enthalte, daai ee PAidit sei, «a in
jede LahreMbKothek einenateilen. Br alellt den Antiag, die Zinsen der Haaner*
Stiftung seien zum Ankaufe dieses Buches in&olange zu verwenden, bis alle Bundes-
▼crcine damit versehen seien. Gc^jen diesen Anlraf^ sprechen einige Redner, b<^tt>nilers
Herr Krimmel. Sie betonen, dass die in den Statuten enthaltenen Bestimmungen
aar den Zweck dar Sttfbmg (PiMannf ml UnleMlitcang aoldier Sehriftan, welche
ins Sinne nnd Qeiate Haanai^ «an Lehrnrn heeauagegebcB venlen) anch in dieaam
FWUe eiqgciMlIen wenden mögen. B5km*BieUtz stellt den Antrag, das Bndi weide
vom Bande<au<«chus«e nllcn Bundesvereinen zum Ankaufe cnipfohlc:i, die Intcre<;«n der
HaMicr«.tiftung aber werden nur zur Uiiter<-tützung jener .Schrillen verwendet« welche
von CoUcgen herausgegeben werden. Dtes>cr Antrag wird angenommen.
Hiemf berichtet der Vorwalter 4er .Dentacli^datcrr. Lehrer- Zeitnng",
Gonftied Herbe» Iber den Stand dlaaea Umemdmiaw.
Er wdit enf den Anftcbwnng dae Blanea Idn nnd herrar, deas daaealbe bia
222
nm 30» September 6500 AbnebiBwr bitte, vom i. October eik aber, mü wekbca Tege
der groteartige Zuzog aus Böhmen erfolgte , indem der ganze dortige Deutsdie Lande»»
Lelirorverein das Blatt als Vercinsgabe hält, (Lebhafter Beifall) 10500 Abnehmer zählt.
Die Ilinnahmen bis i. November 1896 hctnigen 12611*26 H., die Ausgaben
10531-05 Ü., so dass derzeitig der CftS£astand 2079-61 fl. aufweist, womit der Verwalter
d«e Aiataagen IBr das besrige Jahr m. findca eASrt
ZMe Rückstiade an AhnctoMtgeboren (Veninigebe mid EiaMkfaodiMer) betnces
nmd 1400 fl., an Inseraten 11 00 fl. Um ein Anwachsen von Rückständen zu ver-
meiden, btauflra<^t die Versammlung die Buniit-slcitung und Verwaltung, mit aller Strenge
die Einzahlung der vorhandenen Reste zu betreiben, in Hinkunft aber das Blatt nur
gegen Vorausbezahlung hinaossageben nad bei Nichteinhaltung der gestellten Tenninc
den htmf der Zcitu^ enuEOitellen.
Der Vecwaltor eriiBit weiter* den sieh im henigen Jahre yoratiMichtlich ein
Reingewinn von etwa 1000 fl, ergeben werde und beantragt, den Gebarungsübcrschufs
dieses Unternehmens bis zu 1000 Ii. als jeweiliges Betriebscapilal zu vertt'cnden, die
Beträge über lOOO fl. aber der Kronenburg zuzuführen. Beide Anträge werden an-
genooinien.
Nodi bittet der Verwilter die anweeenden Abgeordneten in fltren Vereinen daiaaf
an aebcnt dacs die Abnehmerverzeichnisse fürs nächste Jolir ehcbaldigst eingesendet
werricn und dass diese deutlich und vollständig den Kamen, Woha* nad Postort
ood das Land des Bestellers enthalten.
Deutsch-Öflt. BilrgerschuUehrerbtind. Dt r-cüic litricf am ^S, Juni iSq'WnWicn
tlcn T. österreichischen Biii ^erscluiltaj^ welcher \on Bürj^erSv liullrljrern aus allen
Theilcn des Reiches, und auch vou Collegcn slavischcr Zunge, sehr stark
besacbt war. Mit der InanguratUm des I. osterrefddscben BnrgerMbaltages bat der
osterreicbisdie Retdisbfligendrallebrasbnnd feste Formen angenoaunen, nnd seine
Beschlüsse werden nicbt mebr nngebSrt Tor den geaetsgebenden KSrper-
Schäften verhallen. —
Der Präsident des Hundes, Herr Fachlehrer Cl. K atschitschnig^ , .-.teilte ein-
gai^ der Vcr&ainmluug den zweiten Vicebürgermcister Wiens, Herrn Dr. >«euuiayer,
der Venammhug vor und hiolt ansdüksseskd die Begrüssungsrede. Die Seterr ekbiwA e
Dfiige rs cjitilleb rei scliall balio au^h amn 2mdte der Hrtmag der ^>*l^irfti^^fiw^*^"* ^"^y**
schale kn besonderen nnd des stetigen FcNrtsciirittes der Schule im allgemeinen to^
einigt. In dieser Vereinigung sei der österreichische Staatsgedanke verkörpert.
Der i'und habe die unklare und rechtlose Stellung der Biirgerschole zu beseitigen.
Überzeugung und kräftige Standesorganisation werden dieser rechtlosen Stellung ein
Ende madien, Dte osterreichiscbe Bfirgerschnlkhretsdiaft bnbe ihre T ^i ia l wiigaUhi^wdt
aab gUnnmiiite bewieaen. Dar BS^gecsclnile mäasan die ibr nolbweadq^ Einiebf»
taugen errungen werden. Es sei die moralische Pflicht der BürgerschuUehrer, auf
die vorhandenen ]\Iäni:;cl hinzuweisen und ^ecij^netc Mittel in Vorschlag
SU bringen. Die oiticielieu Louicrenzea gcnSgen dazu nicbt, diese werden nur nach
Beairkea abgehalten and bilden kein metadgende« Baad» Nor saf Lebrertayen könne
impolaatir vo^egaagen weiden* Die Scbnle kfiaae nor dana gedeibeaf weaa sie
alcb nicht von interessierten Factoren ins iichlepptaa nehmen lasse und
wenn sie sieb von dän Klammern anbernfener Elemente befreie. (Stfimd-
22d
scher Beifall. Rufe: So iit att EneuMter BcUiilL) Zm jeder Zeit moss mit vollem
Ma&nesmBtbe für die freie Schule «isgetreten werden (Bnvo!), nad bei der Landtags»
wähl irarde man nur for jene Herren eintreten, welche in dieser Richtung bindende
Zusagen gemacht haben. (Beifall.) Der Vorsitzende wünscht, dass die Berathungen
U
des heutigen Tages vou Erfolg; «gekrönt seien. Die Versammlung beschliesst, ein
Huldi^ungstelegramm an den Kaiser, den bpendcr der Bürgerschule, und ein Be>
griissungstelegraauB «1 Sti. Fitffilln» dea Hann TTatenkhlwaiatitT Dr. GmIkIi
Hierauf ergreift der zweite Vicebürgermeister Dr. Neuomyer dM Woi^ Er ent-
5chuldit»t die Abwesenheit des Wiener Bürgcnneisters Herrn Stro1«och, i!er unpässlich
gcwor len, sowie <les ersten V'iccbürtjernicistcrs Herrn Dr. Lueger, der verre ist sei, und
erklärt, dass ihm die ehrenvolle AulgAtte zugctallcn sei, den ersten üsterreichischen
BurgersdmlWin rtag zu begruaaea nnd die ThtOaelmier hertUch wUlkiMimmi wa IwiMrau
Die Stadt Wien begrnaw den Bni^encholldrertag mit anfiricbtiger Freade und hege
die Eirwartung, d.iss die Berathwgen und Verhandlungen vom besten Erfolge begleitet
sein werden, il.-.ss die Erfahnmgen, welche die Lehrerschaft seit drei Dccennien in
der sogenannten Neuschule gemacht, nutzbar geniaciit w nirii. — Die Bürgerschaft
"Wiens hegt Dicht die Befürchtung, das» es Einflüsser. zukommen wcidc, die
wahr« Volktbildang snrieksad&mmea. "Wien hä/jt die Übsnengung, data der
Uttterricht frei fttia ▼om Geiate interaationaler YtterUndslotig»
kut* Dw deuti^che Wien ist der Überzcu^unj^, dass der Sdudnaterricht getragen
sein müsse von der i.iebe tu nnserem Vaterlande Österreich, von aufrichtitrer Reli-
giosität, dass ein unverlälscbt deutscher Geist hineingetragen werden müsse in den
Unterricht. Daa deutacfae Volk verlangt eine deutsche Lehrerschaft, welche vtm
nrtfcwtalem Geiate etfnUt aei, damit anacKr Jugend eine gealcherte Zvkmft in unterem
d«iitachen Wien bleibe. (Lebhafter BdftU.)
Hierauf werden als Schriftführer des Lehrertages die Herren Unterkofler (Wien)
und Lindner (Reichenberg) bestellt. Der Ohm:inn des Vereins „Bürgerschule'^ in
Wien, Herr Andreas Mayer, erbittet sich nun das Wort. Sprecher weist darauf hin,
cbw der ReichabQryBndidlbiiiid woa mancher Seite als abefflüt>sig, ja als gefährlich
beadcbnet miide. . Dam aal nicht aol Flciaa» Arbeit und dna ftate Vereudgttig babcn
den Bund geschaffen, der die Rechte der Vf l^' — icMtflli a BSrgenchnllduenchaft sa
fördern berufen ist. — Die Bürgerschullehrerschaft erwartet die Unterstützung der
Schulbchönien. — Sprecher kommt nun auf die Thäti^kcit des Ven-ines „Bürj,'erschule"
in Wien zu sprechen, der vor 20 Jahren 17, heute über 500 Mitglieder zähle. Er
hoflft» data «icb die ganse Bttigeradrallelirenchaft öatencidis varanigen wid der Band
atdi an einar mScbtigea Vereinigang entfalten warde. (StSimlsclMr Beifidl.)
TagasordnoBg.
Mit Rückaicbt daranf, als das Referat „Orgaaiaatioa der Bfirgaraefaitla^ cvststtct Tom
BvideapiSaidenten Herrn A. Katachitscbnigg, ein umfassendes, und die Debatte an den
Thesen eine äussert intensive zu werden versprach, beschliesst die Versammlung, von
der diesjährigen Berathimg der Lehrpliuic Umgang zu nehmen. Jicselbm nach Fach-
gruppen zu ordnen und dem dazu beätimmteu Comitc zur Durch beraliiuiig /.u überweisen
md hiarfiber am nScbatea B9igavMfaidMirertag Bericht an erstatten.
Nnn erstattete der Bundesprisideat, Harr A. Katachitscbnigg, Bericht fiber die
284
OfHatotton 4«r B8i|tnd»le. Sm Rafient war €fa iiiw* luiftHiiiiiiii aad bcspmck
ia dageieMler WdM all» Mimiil «md UncllBdi, «ddw die BaiganeMt aa dMr
gadribltclwiB Entwicklung hemmen. Die Bürgerschule erziele eine höhere Duckadiaini»
bildung des Volke:, aber die noch rintjcrr-n Rechte dieses Instituts bedinpon <•«!. dnss
viele mittlere Sullungcn in Österreich von Ausländern besorgt wer 1( n ir-u-scn,
namentlich von Keicbs-Deut«chcn, bei welchen die Biirgentchulc schon langer besteht
nnd «odi ndir lUdM* litt« «Ia Ia Oaterrsldi. Dia Bii|*radhak IMert «in liiiall^,«— ii
Soldatcnmalarial. Ihn hödwte Aii%tbe ist, die Hebung dea B&rgentandM, dae ftaiaalMe
im Staate» dem nicht überall GtlaftBlMit geboten ist, an Gymnasien und Realschule:;
sich eine erhöhte Tildvinj; zu erwerben. Auch für die Mädchen sei die Bürgerschule
von buhcm Werte, um an der Seite des Mannes mit grösserem Verständnis
för di« Ersiehang der Kinder xa wirken. — Die volkswirtschaftliche Bedeatuag
der BBigaiaulMil e ad m ao grSaaer, Je gitoer die C mcHii ei a nk deaa AMlaBde tntdaw
Auch auf politischem Gebiet« iMbe die Borgeracfaele ihre Befedrtigeag, w«D ile in ge>
mischtsprachigen Ländern die zweite I^ndcssprachc culti%-iert und dadmch die schrofTen
nationalen Gegensätze mildert, endlich, weil sie eine gemeinsame St-iati^sprache fördert,
welche für unscm vielzüngigen Staat nothwoidig ist. Sprecher wei^t darauf bin, dass
an datt U M taiii dHrtadwdaB viak EkiMHla aind, wali^kfa in dlMe Sahila li^t gehSicn
■nd eliHt ein inMaea galalicat Fkoialariat Mldan iMüdeB» Reihwf dtiart den
roaligen DManMlaminister Dr. t. Stremayr, der verlangte, dass es die Pflidtt tllar
sei, die Bevölkerung über das Wesen der Biir^'crschTile anfiMklftren* Die £ev61kenag
ist sich noch heute über die Bürgerschule im Unklaren.
In der Verwechslung der Bürgerschule mit der Volksschule liegt eine grosse
Geftbr ftar damn EnlwIdUang. Bei der Anfliahme In den Mwlpnlatianadlanat wea d an
die Batgeradifliar nkht «nd mar nü Hüidaniaaan tMnickaltMgt* Die Paifadwli
müsse zweckmässig organisiert werden. Der Referent cMart hefeam^Mde lÜBBar M
Fachschulen, welche sich über das Schülermaterini der Burgerchole «ehr anerkennend
äusserten: I.andes-Schulinspector Dr. Tupetx, Director Wilda (Brünn) und Director
Richter (Reichenberg).
Die Tfwflaaiiingsseugirfaae der Bfiigafadiide aelan nicklaiaiend» da ale die Ellan
nlcbt belahna, in «eldMi ScMhaftagerien ihre S8lme Zabilt haben. Die Büqpndnla
Ist die VoraAik fir dto aaittlaren Fnchadnden.
Referent kommt auf einen Erlass bayerischen Unterrichtsministers zu sprechen,
gerichtet ^c'^en die Überfülhing der Mittelschulen. Der Krla-^ ^priclit <lie ernste Be-
sorgnis aus, dass dem socialen Leben Gefahr drohe intol^e ungclicuien Zudranges zu
den Hochschulen. Diese Gefahr besteht auch iür Osterreich. — Wäre z. B. nicht
andb in Oatanreich , wie ea 4n Dettsdilaad dar l^all iat, die BQxger- mit der Handda*
achnle f&t den Poeldienat baaaer, ab die IfÜMlaclinle? Hier gPt dea Wort: Der
lechie Mann rar ledHan Zeit, am reobian Ort.
Da die meisten BSiseradtSIer schon adt dem anHklcgalcflen 14. LebeBsjahre die
Htirgerschulc absolvieren, so nn'i^'en diejenigen von fhnen, welche in ir{!en<1 eine Fach-
>chiile eintreten wollen, entweder die dritte t lassc freiwillig wiederholen oder ein Jahr
zu Hause zubringen. Referent citiert Beispiele aus Mahren.
Fnr aelBhe SchWer wire die fidlweiae SvriölitAn|{ einer vleilen Ciaaae wit Ihcal*
tattvem Chankler hScliat noihwendig;
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226
Neben der hürgerschule bestehen Aostatten mit ähnlichem Liluplan, wie die
HandmAcndmlBD. Die höbe R^eroDg ttift sich mh dem Plane, an mehreren
Orten in den Tenehiedenea KrooHndem Stutsbendtrerkendnilen su errichten. Über
eine dieibeia^iche Anings der Regierung an die Comnane, Handels* nnd Gewerbe-
kaiTimcr von Troppau und Tcschen, haben die»;p Körperschaften ein Gutachten der
zunächst interessierten Kreise, nämlich der GenosseaschaftsTerbande dieser Städte
abverlangt.
Pie genannten VeibSnde, deren beaondei« ftebninnladie Competenz wohl sweifel-
loe ist» gaben mm ihre Wohlmeinong in gass bestimmter Weiee dahin ab» dass die
Eiriditniv von Handwerlserschulen wohl nutxlich, aber nicht nothwendig ed.
Unbedingt nothwendig sei aber, dass die BürgerM:hulen da, wo ein Bedürfnis
darnach ist, so organisiert werden, dass sie bei cntsprcclicuJcr Zweitlicilung des Unter-
richtes in der 2. und der 3. Ciasse nach der allgcmeiu bildenden und anderi^eits
theotetisch-fiMhlidken Richtnng den gewcfbUdiea Bednifiaissen gana entsprechen und die
Handiwritc r schnlen ToUstindig enlbefarlich machen.
„Also keine HandwerIcerKhulea, sondern Reorganisiemng der BSigeitdinlen** —
laatetc das Gutachten der beiden grossen Verbände.
Statut und Lchrplan einer Handwcrkerscluilc unterscheiden sich nun im wceent»
liehen durchaus nicht \nn den entsprechenden Einrichtungen der Bürgerschule.
'Ware es nothwendig, so könnte ja durch Einfahmng dea Handtertigkeitsunter'
ridites in der Bfirgerschnle die praktisch-ftchliche AasbiUnog gefordert werden.
Referent kommt femer nf das an viel gegliederte Schulwesen Österreichs su
spiechca, für welches eine Einheitsschule, wie in Frankreich, bessere Dienste leisten
wurde. Es wäre 7,nr in'lirecten Hebung der Rürf:;eiM:hule anzustreben, da.ss den Ab-
solventen mittlerer Fachschulen die Hochschulen zugänglich gemacht würden, wie dies
in Fraolureich der Fall ist. — Referent kommt auf das Avancement der Burgerschul-
lehier sn sprechen, fSr welche Jetzt ein geringes Feld ofien steht; da möge dahin
gestrebt werden, dam den B&rgenchnllehTem gesetzlich die Anstellung an Fachadialen
gewährleistet werde. Er spricht ferner von der nicht befugten Anstellung von Ober-
lehrern als Bürger'Jchul-Directoren, MÜhrend a!t;;c(liente Fachlehrer zurückstehen müssten,
von der Verweiblichung des ganzen Schulwesens, da die Lehrerinnen den Lehrern
völlig gleichgestellt wurden, ohne auch die gleichen Studien und Prüfungen
abgelegt sa haben.
Referent betriebt ferner die swcekaitadge Ehuichtaag voa Bni^rschulgebSudea,
welche mit den erfesderlichen Räumlichkeiten, ah Tum^len, Zeichen-, Physiksaal etc.
versehen sein sollen, was leider nicht oft Ui i Fall ist. Ks kommt ferner auf die
physische Erziehung der Bürgerschulen zu sprechen, bei welchen bei einer wöchent-
lichen Stundenzahl 32 auf Herstellung des Gleichgewichtes zwischen der geistigen und
kfirperiichen Ausbildung der Sdraljeeead dringend gesehen werden müsse. — Die
Anlage v(m freien Tun- imd Spielptttsen ist da dringond g^Mtm. Redner benift
sich auf '1' 'ickanntcrt \u r-rungon Sr. kaiserlichen Hoheit Ferdinand d'Estc. —
Die llor.ibselzun^ der Dienstzeit der Riirj:;er=;chiillebrer auf 35 Jahre, die Ver-
tretung der Bürgerschule in den gesetzgebenden Körperschaften, die Errichtung von
zweijährigen Bürgerschullchrercursen an Hochschulen, die Anstellung von Buigeis^ul*
Fachlehrem als Bezirks- und LsndesschuHnspectorea für die B&rgenchule, die Be-
JahAecb i, Wtoo. pU. G«s. iM.
226
sduankaag der wSebenUidien Ldiremtpffiditmig 4m DSigierachttUdirer, wie sie ao
Uittel. und Fschsdialwi besteht, die ElweUiaDg der BiffmdMdklMr in di« X, IX.
und VIII. DiätenclasRC . dass ist im grossen and guam dM GedetdMHiels» 't***'***F**'
dessen sich das sachlich i^chaltLiio Referat ! ewcgte.
Itn Anschlösse an dieses Referat, welches mit stünnischcm, sich inuncr wieUer-
helnden Beifeile anfgeMianaeii «aide, folgte die Beieihing d» Theee».
An der Icbbslten Debttte betbefi^eB «idi die Herren Delegierten JKiwtor
Schok (Wien), Dr. WiÜecul (Wien), Rein (Wagsedt)^ UnterkoOer (Wien), lindner
(Reichcnl)CT^j) und Director Böhm (Znaim).
Die vom Referenten aofgcsteUten Thesen wurden in folgender Faseong angeBommen.
Der 1. osterreic hi'^clic Uiirgci schultnj^ spricht sich dafiii aus, dass eine Petition an
die Unterrichtsbehürden und Vcrtrctungskürper gerichtet werde, in der nachstehende
Versastaltnigea ab dringend notlnvcndig be s eie h net werden:
1. Die Herausgabe eines im Entwerfe bereits ^orii eg ea d e n Organjaatl<w»^laMlea
fnr Bargerschalen.
2. Die AusgcstaltiniL: der Jiiiifjrischule durch eine nach Bedarf fallweise r.\\ er-
richtetKle IV. Clause und tturch Einführung des algebraischen Rechnens und der fran-
zösischen Sprache in unobligatcr Weise.
3. Die cuaartig zn wllsiebcnde Vereinigung der auf BhnMcber StuC» wie die
BSrgersehide stehenden AnstaUen (Haadwcrkemdmlen) mit derselben.
4. Die Berechtigung des Obertrittes der BurgerschGler in die nächsthShere Real»
schulclassc mit Aufnahmsprüfung aus jenen Gegenständen, die durch ein Zeugnis der
Bürgerschule nicht nachgewiesen sind und die Berechtigung des Eintrittes absolvierter
Bürgerschttler in sammtUche Fadischulen mittlerer Kate^uric.
5. Das Übettrittsrecht absolvierter PadimittdschSler sa die besidnmgsweiBeB
Hochschulen.
6. Die vollstiinrü^c Gleichberechtigung der Absolventen der Bürgerschule mit
den Absolventen der Unter-Mittelschule bei Aufnahme in den ManipulationsbeamlendiensL
7. Die Einführung der zweijährigen Militär-rräscn^t-Dieustpflicht für absolvierte
Borgerschiler, wie sie den Schfilem niederer lan dwir ts ch a it lidier Scfaokn bereits ge-
setsli«^ gevriUtfleistet ist
8. Zweckmässige Vcranlas>ungen zur Ilcrstellmig des GleichgewicMes awischCK
der gci^ti 'Ti körperlichen Ausbildung der Schuljugend.
0. Die Erlääöuug der nöthigox Bestimmungen über die Anlage von Bürgerschul'»
gcbäudcn.
10. Entsprechende Vertretung der Bürgerschule in dönmtiichen schulbehoidliclien
Ämtern nnd Coiporatioiien.
1 1 . Zwcckmiaeige Beschränkung des den sogenaanten Sdmlbareans mgewiesnaeB
Wirkungskreises.
12. Die ausnahmslose Anstellung von Biir^crschul-Fachiehrcrn als Bür^jerM liul-
Dircctorcn. Zur Leitung der Bürgerschulen bind nur männliche Lehr ki ^I tc
an bernfen.
13. Die Anfstdlnng dnes Personalstatns für die Vorrfidnmg behofr Vereinihdmic
des jetsigen nmstinidlicheo vnd kostspieligen Stdlen-Einreicbungsverlahrena.
Thesen.
887
14* I^ie gesetzlich zu gcwährlcislende Berufung von Bür^erschul-Fachlebrern zu
de» Ldtnmte aa FaducInilaB imd die vorzugsweise Verwendung derselben an Lehrer-
bildu^nutidtMi.
15. Die vonnpwcise Anstellung von Burgcrschnl-FadniMfameni alt Betiri» and
L*lldes>chulinspectorcn für Volks- und Rürgprschulen.
16. Die ( tciciun^ einer Fach- und General-Inspection für die einzelnen Schul-
katcgoticn und Fachgruppen.
17. Die Enichlimg zweijähriger BürgcrsdmBdum^Cime an dtt Boducholen.
18. Die €rewihning des erforderiiehen EinfloMee der Lelurk^rper bd Einfuhmng
WOB LdiritSdierm und Lehrmitteln.
19. Bememmg der Gchaltobesäge der BorgendwUehreieGhaft sadi den Nocmca
der 10., 9. und 8. Ran^'sclasse.
20. Herabsetzung der Dienstzeit aul 35 Jahre und volle Einrechnung der provi-
aotriecfaen Dieaatacit bei heummm der Qutnquennalzulagen tmd der Ttoakim, Berecb»
nnng der Pensionsbetfige nach Jahren statt nach Qninqocmikn. Einbesag der ActivitÜ»-
snlag^ und des Quarticrgcldcs in die Pension.
21. Zwcckcntsprechcaiic Regelung des Supplierungsmodus innerludb des Stunden-
Maximums und Bestellung für Bür;^crschulcn geprüfter .Xu'.hilfskräfte.
22. Sachgeniässe Beschzäakung der wöchentlichen Lehrverpßichtung nach den an
den Mittet- und Fachadbuleii fdtaaden GiundriUsen.
aj. Die Kandhabunf der öffentlichen QuaUfication und EialSlinaig ciina un*
parteiischen und würdigen Disciplinarvcrfnhn:is.
24. Gewährung^ von Urlauben und Stipendien an Bürgcrschul- Fachmänner zu
Studien uud Reisezwecken (£rfor»chung in- uod ausländischer Schuleinrichlungei^
Theilnshme an Sdtul- und Untenidita-CongrcsscD).
3$. Die Feetae taua g der amtUcfacn Titulatur I9r die an Birgaiadiolen wiikenden
Personen und zwar „Facblelirer^, bezidlnng^wci->c ^Cbasenvorstand".
Herr Fachlehrer Rrunncr beantragt; „In Orten, wn sich BSfgencbldeB befinden^
haben die Ferien 8 Wochen zu betragen." Angenommen.
Dr. Witlaczil 1 r.iclitc am I'c^'inne der Ver^aninilun;^' fnl^cndc Anträge ein, die, weil
sie zum Theil schon im Kca liss<'lk>-chul^cs( t/ l)c^;riin(iet ^iml, natürlich Annahme fanden.
I. Der I. österreicliibchc BürgcriLhultag erklärt die durch das Kcichsvolksschul-
gesetx geschaflene Själirigc Schulpflicht als unverrückbar nothvendig für die Belgier-
aehttle. t. Die Bürgerschule ist jene Anstalt, welche eine erweiterte allgemeine Bildung
in der besten Weise vermittelt. 3. Die Anschliessung der Burgerschule an i!en fi'nfien
Jahrescurs der allgemeinen Volksschule ist natnrgemSss. 4. Es ist nothwendig, dass die
Bürgerschule eine IV. facultativc Ciasse erhalte. —
Herr Fachlehrer FVank aus Amstettcn bringt folgenden Antrag: Der Bürgcrschul-
Direclor (auf dem Lande in N.-0.) eihahe das Hecht, „einen dreitSg^en Urlaub su
geunUiren." Angeuuuunen.
Herr Fachlehrer und Gemeinderath Männer bringt den in "Wien vom Bezirks-
schulralT;e dictieitcn Mck3u> zur Besprcchunc^, da>s auch Schüler :;.it ,.l;anm genSgender"
und „ungenügender'' t lassification zum Autsteigen in die nächst höhere Clas?« befähigt
sind, und verlangt strenge Durchführung des vom Gesetze vom S.Mai 1883 geforderten
nlndestent ,»gen6fendai*' Erfotgee. Angenommett.
16»
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HaiT Fadddttcr Porabft stdlt folgenden Antrag:
I. Der I, SeteneidiiidM Bfirgendialtag ipridit ia Aabetmdtt der vididtifeii
Verwendbarkeit des Projectioasappanrtni vod der grosMn Widiti^Bttt der pboto«
graphihchcn Projectionsbilder für den Massenunterricht den Wun^^ch aus, dass die Bürger-
schulen, eventuell im EiiiveriKhmcn mit anderen Schulen und mit BildunK*vereincn, die
AnbchatiuDg eines Prujcetiuimpparates und einer Sammlung von Diapo&itiveu au» den
vendüedenai Wissensgebieten amtiebeii.
s. Der B&gmdiultag erUSit et ünocr ili WPiüchennrert, daas fadiadiidM Kunstp
nd LebrntitteLanstalten, photographische Gesellscbaften, vencUedene wiawMclaflliche
Vereine und Corporationen, Privatpersonen rii ^ich an der Herstellung einer nogUdet
g^Msen Zahl, für Schulzwcckc verwendbarer Projection>l)i]der bethciligcn.
3. Der Bürgerst hiülag cthuchl sclilii -slicli eine liohc Unterrichtsverwaltung, die
objecUvc Darstellung beim Anscbauungäunicuiciuc unter anderem durch die Aufnahme
eines Projection8^}p«ra&« nebet einer Semndung von Dii^MeithreBp nunentUcli ans dar
Meimatkande^ in daa Lehnuitldreraeielinie fir B8ygerfldia]e& ßrdem an wollen. Aa-
genonuncn.
Herr Fachlehrer Josef Jahne, Redactenr der „Stenographtsdiea Corresponden»"»
beantragt:
In der Erwägung, dass die fioiserschale die An^be kat, den Schülern and
Sdiitleriiuiea eine «ber das Ziel der aUgemeinen Volkaadnile Unaoagehcade BUdoag au
vermitteln und dieselben insbesondere ßr den börgerlidiea Beruf des Handwerker* and
KaofnumniUndes vorzubereiten;
in der ErM'ägung, dass die Konnlni-, der Stenographie das , l"ortkommen auf allen
Gebieten des biirgerlicben Lebens wesentlich erleichtert, aber auch schon im Privatleben
jedes «naelnen von groistem Nntaen aieh anreist;
in der Enrfgmg, dasa der Stenograpliie-Untenricfat in herv orw gander Wdae g^
eignet erscheint, den Spracbantenicfat an nnteistStsen mid aoeh m enineuter Weise
fionnal i)ildcnd wirkt;
in der ferneren Ktuagiin>^, dass das Alter von 12 bis 14 Jahren nach dem cin-
siimmigeu Gulachtt-ii hervorragender Fachmänner als die geeignetste Zeit iür die Kr»
lemuBg der Stenographie ensdieint;
in der endlichen Erwägung, dass die auf den Steoographie-Unterricht verwendeten
wenigen Untcrrichtsstondcn schon während der Schulzeit jedem Schüler und jeder
Schülerin durch wesentliche Vcrniindcrun^r des Schteibgcschäftes vielfältig ersetzt werden;
bcgrüsst der I. «österreichische Biirgerschulta<j (!ie von Seite des hohen k. k.
Laudei>«chulrathes des Königreiches Böhmen gestaltete Einführung des Stenographte-
Unterrichtes an der Birgeradmie g^ien Zuweisung der nonaabnissigen Renraneratiea aa
die Fachlehrer nnd spridit die Erwntnig ans, daas die hohen ünleRiditsbehSrden im
Interesse des Institutes der Borgersdhnle auch in Hinkunft der Einführun;^ des Steno-
graphie-Unterrichtes als wahlfreien Gegenstand in der 2. nnd 3. ("la.^se der Knaben- und
Mädchen-Bürger«thule durch ihre nachhaltige Unteratüt/ung fordern werden. Angenommen.
Nun gelangten die eingelaufenen zahlreichen Telegramme ssr Verlesung.
Herr Fachlehrer Reiaa aas Wagstadt etfrüf während der Versammlung und am
Schlosse derselben daa Wort an einer »findenden An^uadie, in wdcher er die Freiheit
der Schule vor clerlcalen Einflüssen bewahrt wissen will nnd die B eda n t ang derBSiger-
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229
schule für jeden Staad hervorhebt. „Im Kampfe gegen ttnaere Feinde sollen vir
heissen ,Volkslehrer^*
Wdiln und Verthdfanic dar Amter: Ckmeat Katidkitiehiiigg (Wien) zum Pki-
•identeo, BSrgerBcIraMirecfnr Theodor Scholz (Wien) und Bfirgencbnldirector Johann
Korger (Nikolsburg) zu Viceprüsidcnten; zu Schriftführern die Fachlehrer; P. Unter-
koflcr I Wicnl und K irl T.indner fRcichcnbcrg); zum Bundesreferenten Burgerschul-
«iirector Franz Böhm (Znainn und zum Zahlmeister Fachlehrer Josef Schönbaucr (Wien).
Zu Bundesräthen wurden gewählt: die Bürgerschuldirectoren Eduard Bauer und Anton
FBcbcl (Wien), die FaeUdinr O. Hohendnner (Wien),. V. Xidenehafka (Wien),
Aadim» Mayer (Wien), Aalon WiflmriUIer (MSdIing). F. SekMner (Ferditold»-
dotf)f F. Netopil I Brünn), Albert Katschitschnigg (Graz), Karl Kreisel (Wagstadt),
August Reicliel i Landskron), Karl Pcschkr Xcntit^^chein) und Bürgerschtildirerlor Wenzel
Prokosch iu E^er. - Vom Untcrrii hf^rnir.istcr If^iherm v. Gauisch lanjjte an den Bundes-
präsidenten folgendes Schreiben ciu; „Ich beehre mich, Euer Wohlgeboren für die mir
anmen* des BSrgersdraltages telegraphiaeh aogemittdte Btgr9»mng Teri>iiidUdi sn danken.*
Niederöaterreichischer Landes-Lehrerverein (gegründet 1870). Demselben gehörten
im abfdsnrenen Vereinsfalure 27 Zweigvereiae mit »539 MitgUedcm an. Die Veieiiis-
Idtnng besteht aas den Henen:
Ernst, Georg, Oberlehrer in Wien VIII, Lercheng. 19.
Dittrich, Gustav, Biirgerschul-Director in Neunkirchen.
Jordan, Eduard, Übungs&chuUehrer in Wien III, Streicherg. 10. .
Filxga, Emannel, Bürgerschuldürector in Baden.
Grosssdiopf, Ignas, Lelirer in Wien H, Loveng. S3*
MikuBch, Alois, Lehrer in Wien X, Herzg. 65.
Kühn, W, R., Bürgerschuldirector in Laa a. d. Thaya*
Grossmann, Josef, Oberlehrer in Ollersbach.
Hofmann von Aspernburg, Josef, Bürgerschullehrer in Liesing«
Der Venn^^ensfcland des Verdaes ist folgender:
1. Hatq[>tcassa 1781 fl. 24 kr.
2. Kaiser Frsax Josef-JttbiUlnms*Fond 1341 fl. 89 Icr.
3. Untersttttsangscsssa 1670 n kr.
zusammen: 47n4 ti. 01 kr.
Die Verwalttmg der ^östcrr. Schulzeitung"* wies im IV. Quartal des Jahres 1895
«inen ftsingewinn von 1404 fl. a$ kr. ans.
Die VereiasleltBag erledigte in 7 Sitmngen die Isnfenden GfescbSfte.
Von der Veranstaltoog einer Generalversammlung wurde im verflossenen Jahn
mit Rücksicht auf die projectiert gewesene Venaaunlung des dentsch^osterr. Leluer*
bundes abge.sehen.
Dagegen fand am 22. November 189b zu Wien die statutenmässigc Abgeordneten-
Vemunmlnng statt, bei welcher 94 Lehrenrereine (a ans Wien, as ans der Ftovln^
▼ertreten waren. Die Verhandlnngsgegenstiade dendben waren : t. Beridit des Casrien.
2. Wahl zweier Rechnungsprüfer. 3. Mittheilunj^en des Schriftleiters der „<"»>ttrr.
Schul/.citung". 4. Bericht über den n.-ö. T.ehrer-Standcsauswcis (.'^chemati-^mus).
5. Refer.it über die Pcnsion^frage. h. Re!< r.u iil er <\en Vorrückungs- und Be^etzungs-
Modu6. 7. Bericht über den Zweck des Disposiiionsfondes.
230
AI« wichtige Eingaben aa Behörden sind anzuführen:
Vortdilige in Book Mtf ^ Leliipla»>Aad«niiif.
FMtieii wtffn wkMger IntMprcliennc dM |. 13 des iiMtn DotetiMMsnetMs.
Petition um Abiadamag dar tnilieriigm PaniioM-Vowdwiftea im SiaM jma dar
k. k. Staatsbeamtea.
Wiener pädagfogische Gesellschaft. 2;. Vereinsjahr. Hauptpunkte der Tages-
oriium^: 232. Plrnarversamnilmiy ((iener.ilversainmlung') am 12. f>ctoher l8o>:
RechenächaTtsberidil. Neuwahl des Au.s>chu&ses. Cber die Verwendung lebender
TUm im ValMifcbto (P* Zodar)* — 233. Flao^Van. tm 9. NoMubar: Ober
Vwfduma fan Kindaaaller (Dr. Tb. Haller). Oabatte sa Zoden Voatrag. -~ S34, Plaa^
Vers, am 7. Deccmber: Zar ftianerung an Leopold Toa Ranke (Dr. E. Hannak).
Debatte zu Hellers Vortrag. — 235. Plen.-Vers. am 4. Janncr 1^16: X« 'ic Lehrbücher
der Naturgeschichte (R. Aufreilerl. BeschatVung von Lehrmitteln f ir ilcn mineralogischen
und botanischen Unterricht von Volks- and Bürgerschulen (F. Tremml). — 236. Plen.-
Van. (PaatdosaUaier) am 18. JlBaer: Featnda (D. SiaMm). — «37. flaa^Vaca. am
1. Fabnar: ZaMgamiaie B e rtiebu agga dar etbiachea VdlktbOdaag (V. ZwiDSMg^
Debatte zu Aufreiters Referat. 238. Plen.- Vers, am 7. März: Vorlage des padagogischea
Jahrbuches 1895, Band {t\ Frank). Über Scbulfcierlichkciten (M. Zens). Debatte
xa Zwillings Vortrag. — 239. Plen.- Vers, am 11. April: Steigl, Neue Zeichenvorlagen
für Bürgerschulen (A. Konzfeld). Fortsetcoag der Debatte zu Zwillings Vortrag. —
«40. Fkn^Vers. am «5. April: Daa Zeiduiea aacb dar Natar (A. KaBafaU). Debatte
an Zeai* Vortrag. — 241. Plen.-Vers. am 6» Mai 1896: Über SdiSkibaadhütigaagea
in der schulfreien Zeit (A. T.nhse). Debatte zu KunsfUda Vortrag. Dem verstorbeaea
Ehrenmitf^lierle Dr. Pick wird ein warmer Xacliruf i'ch.nltcn. — Sehr rege Betheiligung
am Leichenbegängnisse des Ebrenniitgliedca Dr. Dilte^. — Danksagung dem hohen
Landtage and dem Wieaar Gaaianida«dii|nialdittm Br Snbveationibewilligung. — Der
Vereia sSblt aao IGt^iadar (a EhrenmitgHwdar, 194 ordeadicbe, 15 cofwapcn di eieade
Wid 9 beitragende Mitglieder). — Ausschuss: Vorsitzender: M. Zens; StdlvertlClar:
F. Frank; D. Simon; Scliriftführcr : J. Schamanek, J. Krapfenbauer, E. Urban,
A. Kuuzfcld; Ca.ssicr: K. Salava; Bibliothekare; E. Rybiczka, M. Baumann; Aus-
schussmitglieder: A. Fischer, R. Aufreiter, V. Zwilling, A. Hokwarth, A. Druschba.
.Bmmt YUl, Joäer«tidlentnsse 93.
Verein „Bfirgeracbnla* ia Wlaa. G^räadet 1875. Obaiaan: Aadraaa Ueycr,
B. ^ Wlea vm, FaldgMae 7. 0.-St: Aatoa FfieU» B,'D.; St^riftfabrar: Job.
Binder, B.-L., Oswald Hohcn-inrcr, B.^; Casaier: Josef Obcnheimer, B.-L. Die Zahl
der Mitglieder betrug 48 das Vcreinsvermogen belief sich auf 460.69 fl.
Im Vcrein.sjahre 1896 hielt der Verein 7 Vollversammlungen ah uml hctheilit,'te
sich an den Verhandlungen des L öst. Bürgerschultages. Zur Verh.uiJiuug gelangten
folgeade Tbaawa: Die Frage der ISabeniftuig eines Reichaoongzenes fax EnjebnagS"
aad Uateiricbtairaaea; die Sufplienai^fiage aa BSrgefsdialea; die WaU von Ver>
trcteni der Burgerschullehrer ia dea B.^iSdl.-R. von Wien; fiber die Errichtung m i
Disciplinarcla.%sen und Besserung«an<5talten ; ül>er die Enithtung von 6. Classen als
Abschlussclassen an den "Wiener Bürgerschulen; Ausarbeitung einer Instruction zum
Substitutionsnonnalc ; Stellungnahme zu den Beschlüssen dei> Katholikentages; über die
Hoaorienng der Castodea aa Bnorgeiadialea; über PortofieQicit ia SdmlangelegenibaiieB.
281
Überdies wurden Vortlage gehalten über die concentriscben Lehrgänge uud über
die KjnfiihniHg mmer LehHwchcr.
An &tm k ii.-6aL Landtag vardn Kisgabea geleitet «) betreffend die WeU von
Vertretern iD den B Sch.-R.; b) wegen AaflMmag des Titels „Dnectorin*' ; c) be-
treffend die AbSndcrun;: der PensionsvondiriAett; d) eine Petition um Regelinig des
Dicn&teinkommens der ßiiif,'crsi.hullchrer.
Der „Wiener Lehrerverein " hielt am i6. Mai 1896 seine gründende VoU-
venumnlnng ab, in ireklicr die Satzungen desselben genehmigt wurden. Die Vereins-
leitong bestellt ans fcdgeaden Mitg^ein:
Prisident: Fdiz Knotz.
1. Obmann-Stcllvertrrter: Director Leop. Qniex.
2. Obmann-SiclK' Ttrcicr : CiotUV. Herbe.
Ständiger BericUtersialter: Ed. Kindermann.
I. SchiifttShier: Wilhelm Bntchenhagen.
3. Sddftfnlurcr: Fr. Breitlellner.
3. Schriftführer: Joh. Linke.
Zahlmeister: l'hil. P«^^,'ssa.
Rr:i hnuni;->lührei : Ja!c. '^oiniucr.
Büchcrwurl: Ludw. Ivnolb.
B8eherwart.SteUTertTe(er: Friedr. Sehnet ser.
A BM chtee : Oberiehrer Job. Holcsnbek, Obeikhier Jos. Scbleinsp Fr. Klein,
Mor. Strauss.
In der 2. VollvcisamraJung 2. Juli 1896 Aprath Herr Kindcrmann über Dr.
Friedrich Diltes, indes Herr Knotz über die Ziele und AoTgaben de& neuen Vereins
referierte.
In der 3. Vottmaamiidinic S*/"* >^ «wde das Vermögen des an%elosten
I. Wiener Ldmrvaraina ,^ie Volksschide* vom Wiener Lehierrerein ff**nK>mni^n»
und 0.<L. J. W. Holczabek hielt einen Vortrag betreffend die Stellangnabme des
Vereins gegen die Rede P. Panholzcrs auf dem Kathuli kentage zu Salzbarg.
Der Hauptausschtiss hielt lo Sit^uBgcn ab, in welchen der Rechtsschutz der
Mitglieder, Berathungcu über die Herausgabe von Plänen für den heimatlichen Unter-
lidhl^ die PensinDafFSge der Wiener Lehrer, die Stdlengnahme «vr Errichtung päd.
Cnrse Inr Lehrer an den Umversititett, AbscMiessmg von Veriags v eiliigen, 4lle Sub-
ventionierung des Dittesdenkmalfondes, sowie mehrere interne Angelegenheiten beiathen
wurden. Die Einnahmen des Vereines betrugen 3568.17 tl., die .\u>gabcn 606.32 Ii.
Das Vereinsbarvermögen betrug am 15. Uctober 1896, :7q6i.85 fl. (aioo ä. in Werl«
psfiieren imd 361.8$ fl. bar). Oer Verein xählte «86 Mitglieder.
Der Ver^ der LehreriniMB vad BrsiaheriBiMn in Oalerreich. 27. Vereini-
Jahr — Veneinalooal: Wien I» Wipplingerstr. 8 — lifalte im abgdMfcnen Jahre
3 Ehrenmitglieder, 50 «ntecstutxende und 845 wirkliche Mitglieder, von irdch letzteren
713 öflentlich angestellte, 132 aber Privntlehrerinnen sind.
Der Verein erhält ein „Heim" tiir allcinsteliende Lehrerinnen und Erzieherinnen
in Verbindung mit einer Stellenvermittlung: er gibt sein eigenes Organ, die „Oster-
rsichisehe LebmimMn^itung" herans.
Das Vaieinivennogen ist dorch das Ertrj^nis einer Bucheilotterie im Betnge
232
von 8623 fl., sowie durch Zuvendnng von 600 fl. nach einer verstorbenen Erstdaerin
auf 33085 fl. gestiegen. Spenden von 1440 fl. kamen dem Heim zugute.
Im Laufe des Jahres fanden i General- und 7 Plenar-Veri>aminlungen nii
folgenden Vorträgen statt: I. Der „Sprachunterricht", H. B.-In*pector Ed. Siegert
Der Unterridit in GeograpUe nnd die Uwm B6lih%an Aa8«iMnnii^lMiltld,
H. F»oC Gostav Hodl.
3. Erste Hilfe bei Unyliicksrällen, Herr Dr, S. Cohn.
4. Recilation aus Rohespierre, Frl. M. E. dellc Grazie.
5. Die Jr'Hicht der Lehrerin gesund zu »ein, Frl. Fanni Borbchilzky.
6. XU 7. Referate und Discosslon über die Abänderung der T.ehrpBne imSpiadi«
ond Rechenontenridit in der Volksschule für iSSdänuu
Die Leibaig vennslallete ÜbtingKwse im Zeidmen nnd Tonen, Vetberdtnags-
ciurse aar B&gendmlprBiiBig, Dtacoaslomabende filMr pid. flawrilrer elc
Stiftunj^sbcträ^'e a 50 fl. wurden an 3 crwcrh^unlähige Erzieherinnen, l Siipendium
an eine Lehramtscandidatin ond ein lialber Freiplats im Heim an eine alte Eniekerin
verliehen.
Die Vereiuisthäugkeit gliedert sich in 2 Sectionen. .
Priaidentin: Br. Amalie Gndenea-CoUoredo-Mamtsftid.
I. Section: Inteiesaen der Ldirerinnei).
Vice-Prasidentin: Maiic Schwarz, BSfgendaldireclorin.
Schriftführerin: Anna Knesche, Lehrerin.
1. Schriflf.-StcUvert. : Loui.se Joost, i-ehrcrin.
a. „ „ Ant Hng v. Hugenstein, B. Lehrerin.
Casslerin: Marie D6bler, Lehrerin.
SecreOrin: Bertha Maresch, Lehrerin.
Schriftlciterin des Vercini:or({ans : Fanni Bonchitsky, Lebrerin.
Verwalterin: Aurelie Zcllenka. l.chrerin.
Bibliothekarin ; Karolinc Blondem, Lehrerin.
AnsschnssmitgUeder: Mimia t. Gotthard, B. L., Anna Grienberger, ObeiL, Sdna
Heresdi, L., Marie Mettlnger, B. L., Jobanna Seyfiried, B. L., Ctam Speilidi, L,
Hennine v. Pullek, B. L.
2. Section: Vervvaltun«:; lU^ Heim.
Vicc-Präsi de II t i n : l'r. .Minna v. >rayr.
Schriftführerin: Louise v. Schewiiz, Ii. L.
Cassierin: Marie Fischer: B. L.
Buchhalterin: AkilKdrine Mnssil, B. L.
Ausschussmitgliedcr: Fr. Louifo v. Bre-ina, Marie Ciiiari, Penline Chiari,
Augustt y .v i, '^Iii ' Ha.i>, Emma v. Gerl, Marie Hicscr.
Verein tür Kindergärten und Kinderbewahranstalten in Österreich,
Obmann: Jose! Krall. Vereinbor^^an: „Zeitschrift für da& Kindergartenwesen"
(monatlidi; gansjShrig 3 Sdiriftleiter: Josef Kraft. — MitgUedemhl 532.
Vortrilge: „Zur Kinnerung an J. H. Pestaloeii** (Jos. Knpfenlianer).
„Was die Kindergärtnerin sich schuldst" (Ottilie Bondy).
..Ü1>er KindertKi? tc" iFtan/ Hofer .
gDieHaaptversonuuIuug des deutschen Frübclverbandeb" (M. Herzfeld u. L.v. Wiesei).
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Relcrate: Stuiengaug für das Stäbchenlegen (W. Zakrzewsko).
Die AmlMcltrUleB im Kiadeisutea (B. Klansberger).
Der von FrL Wtescr in der Huip tfM—anhmg gestellte und von Helen Kinder«
j^ärtnerinnen ontentfitzte Antrag bttreffind die Errichtang einer Pcnsionscasse fSr
Kindergärtnerinnen, gab Anlass, an die Schaffung einer für das materielle Wohl dieser
Beruf&geno.säinncn so wichtigen Einrichtung zu schreiten. Die Sorge für das materielle
Wohl der Vereinmitglicder kam noch iu zwei anderen Zweigen der Verein&thätigkeitt
irihwHch in den gegebenen ITntentOlMingen vnd in der diurchgefBluften Stelleuveiiuittlttiigi
wm Ansdrnck.
Der oberSeterretcUecb« Lehrerverein, der nrnimehr laoo Mitglieder flUilt,
bat ein bewegtes Jahr zu verzeichnen. Der durch das immer nachdrücklichere
Auftreten <ler „Tungen" hervorgerufene Kampf der Meinungen hat durch die auf Grund
eines Compromibses der beiden Parteien vorgenommene Wehl des Centralausscbusse«
seinen wenigstens vorttnfigen Absdihus gefanden. Es worden den „Alten" ünf Sitze
xogesluidettj die „Jongcn** focderten Pkt lidh deren nnr vier, bestanden «ber auf Mr
Wahl Hans Schogls, des Vidbewnnderten» "Vldgelästerten , der denn auch in der
denkwürdigen Hauptversammlung vom 7. Octobcr 1896 mit sehr grosser Majorität ge-
wählt \rurde. Als das Ergebni> eines ( ompromisses präsentiert sich der neue Cmtral-
ausschuss auch insofernc, als demselben zum erstenmal eine Vertreterin der um Drillel
des Vereins bildenden weiblichen Lehrenchaft «ngdwrt. Ber neue Vorstand des Ver«
eine« ist Frans Bnclimafr, BoigersduilMuer in Steyr; die Aiisschwsmit^eder sind
Karl Feascher, Alois Fischer, Raimund Flir, Heinrich Horninger, Rudolf
Rainer, Francisra von Scharschmid, Haas Schögl» Johann Stöcliler und
Redacteur Jos et Niemetz.
Die wichtigsten Beschlüsse der vielbesprochenen, am 6. u. 7. October v. J. ab-
gdisltcnen GenerslverBammlang des Verrines, die einen nngewoluiliGli lebhaften Yerienf
nahm, sind die Proteste der Ldireischaft gegen den i^BeentenerlaM" (Ref. SdiS^) nnd
gegen die auf dem Salsbnrger Ejldwlikeniege gefassten, auf die Volksschule bezuglichen
Resolutionen (Ref. Hominger), sowie der Ausdruck der Missbilligung des Vorgehens
des Wiener Gemeinderaths (Ref. Fi&cber) dem deutsch-österr. I.ehrerbunde gegenüber;
dann der Beschlags, in einer dringlichen an den o.-o. Landtag gerichteten Petition
neuerdings am eine zeitgemasse Erhöhung der Bezüge der I^ehrpereoaen, conform den
Bezügen der drei untern Rangsdassen der Staatsbeamten, nnd um KinfSliTnng des
PersonalcLassensystems zu ersuchen. (Ref. Für.)
Die Zeitschrift des o. -ö. I.ehrervercincs wird nunmehr ausschliesslich von dem
Schriitieitcr Josef Niemetz redigiert, da das bisherige Kxdactiuus-Comite in der
Sitzung des CentrslaasscfauBses vom «9. October als anfgehoben erllBrt 'woxde.
Der HiUsfdnd des Ou^o« Z^bcenctelnes bat dank bedeutender Spenden seinen
YemiSfensetand nm 1445*44 fl. gegen das Vorjahr vermehrt, kann aber docb seiner
Anl^d>e nnr in sehr beschränktem Masse gerecht werden. Das Ju^H-ndschriflen-Unter-
nehmen, das sich bisher ah wenig cinträglic!i nwii -'ii hat. soll durch iJie Tluiti'^lccit
des iicugewählleii Ausschusses zu einer kraitigern Eiunahmsiiucllc fiir den l-iillstond
werden. Auch die bei der Herausgabe des am i. Janncr jeden Jahres erscheinenden
„Oberostetr. Lehreriulender nnd Schematismos* (Preis x fl.) aidi ergebenden Über»
schösse kommen dem Hilfefornd zngnte.
234
Einer gedeihlichen Entwicklung erfreut sich der junge „l^brcrhausvereio" der
tdum jetit über ein Vennogen toa. nwlir ab to ooo 6. «ofigt Ccg eaw liÜ g nbeltct
•eine fShrig« Venteimg toi der Gnaimg ciacr „WiitiekaftMbdkeUaag.''
Msbo^fer LendeaUbferverela. Edaerd Haustein» Vontand, lOdi. &n*
pradltinger, Vorst.-St., Carl Adrian, T. Sduriftfihrer , Anton Schalkhamer, II. Schrift-
führer, Scb. Greiderer, Tassior. Vcrcinsorgan: „Zeilschrift des Salzburger L^hreni-cr-
eines"*, luutiatlich i Nummer, Frcis pro Jahrgang l.6o fl. Rcdacteur Paul Simmerle,
Salzburg. Der Veiein hielt am 2i. September 1896 eine VoUversammlun}; ab, welcher
die Lduendiaft des Kronlandes tut TolIiffliHg meinte nnd auf «ddicaa faHbesonder«
die Frage der ttatatieUea B e aie itt eM nng der heimitclien Ldu-ersckaft bctathea worde.
Der Verein zählt s Ehienmitglieder, 17 anaaeiordeatliche nnd lOl ordwaKrhr»
snaammen 320 Mitglieder.
Das Vermögen des Vereines belauft sich auf 455 der UnteratütumgrfMld wei^t
einen Vermögensatand voo 3700 fl. anL
Der Verein beftsst aidi nebet der Henrasgabe dar obenerwibntea Zeitadnift aait
der VerbreiUmg cinea Lehrer-Sdiematitmas (ir das Henegtbam Salzburg.
Der „Deutsche L a n d i to hw nrna in in Tii«*" (Vonland; H. Gembodi), siUt*
im Vereinsjahr 1896
2 Ehrenmitglieder,
4. gundcBde Ifit^ieder»
So orden tliche IfltgUeder»
ansanunen S6 IfitgUeder.
Das Vei e in s wi tpogen beb^t loii fl. 74 kr. Im Jähre 1896 ftnden a Havpt*
veiiammlun<^cn 'tatt.
Sanimtiiche Schulen Tirols wurden mit F.irbendruckbildcrii des von Dcfrcggcr
dem Vereine gespendeten Gemäldes „Die Tiroler Helden vom Jahre 1 809" betheilt. —
Daa Original befindet vidi im Tiioler Landeamnaeom.
Lehrarvorain das Lande« Voraclberg. Obmann; B.-L. Frans Katter i&
Bregenz. Stand der Mitglieder 650, einschliesslich der unterstStaenden, Der Vermogens-
stand des Gnibcfond*^ beziffert «ich mit ^300 fl. Der Verein gibt den „Jungen
Bürger", eine von der Kritik äusserst günstig beurtheiltc Zeitschrift für die der Schale
entwachsene Jagend, heraus. Ebenso wm'de ein „Liederbuch für fisterr. VolkS'-
schalen* gesehaSin, deasen Absatz stetig wadist.
Der Kaaapf der Clericalen gegen die gesetsestiene Lelirersdiaft hat sich ha
Berlcht^tjahre noch mehr verschärft und bewegt sidl in den rfidcsichtslosestcn Fonnen.
Steiennärkischcr Lehrerbund. 25. Vereinsjahr. 40 ZweigTcreinc mit 1300
Mitgliedern. Btmdes- Ausschnss: Gottlieb Stopper, Obmann; Clement Pröll, Slellvcr»
treter; Frans Welwr, ZaUmeister: Resch mad Söller, Sdurififuhrer; Artner^Liangenwang;^
Hendrich-RadlEenbnrg, Monachefai-Tobelbad, Fn^totnik-Pnasbeigt fUcdeivFTdlHileilen»
Schdlanf'Leibnits» Schreiner •Maibnrg, Schweinagart-Leoben, SedIaak>Marbnig, Sbi*»
<i.ii<hf)m, Sturm- Voitsberi;. Ausschnss -Mitglieder. Franz- Josef-Stifuin-,' 4443.13 fl.
Zinsen wurden an l kr.^nkcn < >her!ehrer, i kranken Lehrer, JO Witwen uu 1 1 Lehrer-
waisc vertheilt. Bondesbibliothek wurde durch Geschenke vermehrt. Petition an den
Laadtag wegen Gehallaanfbesserung, zu weldiem Zweeke aneh eine sOgsraefaM Uhrar-
versammlnng am s6. Mai in Graz abgehalten wwde, als deiea Etgdbnls andi efaM
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Petition au dea Landtag überreicht wurde. Petition an den Rcichsrath um Ermässigung
des Fahrpreises auf den Eiscababnen ia dem Masse, wie solche die Staatsbeamten ge-
aieswn. FMidoB m den Landesiohalrath, da« von dafinUivan Ldupcnoaeii bet Com-
pttimtcti die Ikflwlugiui g das HaomtielidsM» nldit variangt werda. PetitioB an den
Landcsschulrath nm Beschleunigung der GalMltsanwcisungen.
Vorarbeiten zur Finfiihrung einer Krankenversicherung für alle Lehrpenoncn der
Volks* und Bürgerschulen Steicrmarks.
BondesvenanunluDg wurde in diesem Jahre keine abgebalten. Die n ä cb at e findet
im SaptendMT 1897 in Lnoben atatt.
Der Klratner Lebiwlmad (Obnunm: Fnns Rjlckgnber, O.-I«. in Klagenfnrt)
HDdte im Jahre 1896 386 ordentiidie und 3 Einnmitglieder. Der Mitgliedsbeitrag
betrug 3 fl. Die Einii.ihmcn belieTcn sich auf 915.91 fl-, die Avivaben tttf 539.63 A.;
mitbin veiblicl) am Jahrcscmie ein Cassarfst von 376. 2S fl.
Es wurden abgehalten: eine Hauptversammlung und 4 Sitzungen desBundesausschusses.
Vom den VaHmnAumgm aeien haiondeii hem nf gahobeni einWahlanftuf an die
Ldurer vnd «ine Petition an den I^ndlag «m Anderaag dea Peniionigeaatna arnlof
den Bestimniangen für die Staatsbeamten«
Bundesorgan ist die ^DentBch-östetr. I-ehrcrreitung."
Deutf5chcr Ivandeslehrerverein in Böhmen. Das 22. Vcreinsjahr nniss in-
sofern liu bedeutungsvolles genannt weiden, als .nuf der ausserordentlichen Haupt-
versammlung, welche am 17. Mai 1896 zu Prag statt tand, über Antrag des Aus-
aehoMea der BeidilttBi geftaat wnide, daa Vereinaovgan, die „Freie Sdralseltaiic*,
aowie die „DentadiSaterreichiBche Lehreraeitang* «ir Verrin^abe an machen. Dieaer
Anaachoaaantrag hatte bereits in den einzelnen Zwci<;vcreincn zu lebhaften Dia*
cussionen RefTihrt, und oli/war sich die uberwiegende Mehrheit derselben ^npinMcn
der „Vereinsgabe" ausjge.spiochen hatte, so sab man doch in dcutschiiviniuschen
Lehrerkreisen der Hauptversammlung, auf weldier die Enticheidung fallen muhbte, mit
SpttBBDg entgegen. Schon in dar SHnmg dea weitem Anaadmaaea« bei weldier vaa
78 Zwelgveninen 65 vertreten waren, plaitten die Gegeniltie auf dnandaft doch wurde
der von der Oppoaitien geatellte Antrag, über den Antrag des Atisschosses hiosichtlicb
der Verein«igabc zur Tagc<.ordnung überzugehen, mit grosser Mehrheit abgelehnt. In
der Hauptversammlung selbst cntlcsscltc der Ausschussantrag, welcher von dem Bcricht-
eialatter Herrn J. OUcrtig, sowie von dem Leiter dei Vereinsorgans Hem Er. Legier,
in YorsägUcher und streng aachlicher Weise begründet wurde, eine an a ae ff o idenUi ch inter-
waante Ddwtie iron t*f^ alfindiger Daner. Das Ergebnis der Abstimmung — 200
stimmten für, T20 gegen die Vereinsgabe — ■«nirdc mit jubelndem Beifall bcgnisst. Die
von mehreren Seilen geätisserle Befürchtung, der I.andeslehrci verein werde durch diesen
Be^chluss eine grosse Einbusse in der Zahl seiner Mitglieder erleiden, ist nicht ein>
geirofiim, denn gegenwärtig dUt der D. L. L. V. 5400 Jklitglicdcr, hnt alao den toi^
jihifgen Mit^ifderatand tut cneichl. Dndnrch hnt der Verain die Probe «nf dieFeetig-
keit aeiner Oiganiaation gläncend bettenden.
Die Hauplver«aniniluii;^' nnterr og auch noch die Vercinssat/ungcn einer kleinen Ab»
äoderung, wobei der Jahresbeitrag^ pro Mitglied mit 4 ll. festgesct/l wtirde.
Aus den verschiedenartigen Bchchtcu. die in der Sitzung des wcüern Ausschusses
cralaUct wnrdcBi sei knn Fotgendea herravgebobcn.
286
Die „Freie Schulzeituny'" iähiie im 27. Jahrgänge 2848 Abnehmer.
„östOTcidis deatfcbe Jugend* hat fan d>gelanfenen 13. Jahrgänge wieder eben
Zitwadtt i& der Zahl ihrer Ahnehmer zu «erMkhnen.
Für das Deatsche Reich schuf der Landes1ehrer\'erein eine ei^'cne Ausgabe der
Jugendzeitung unter dem Titel „ Deutsche Jugend.** Sie endieiBt im Veria{9
Georg Nauck in Berlin.
Der jjLehrerkaliudcr", das ^Valcrländische Liederbuch von Sluiic und Wagner"
aowie die Randicfarifthefta «rfreaca sich eines steigenden Ahaaties.
Die Lebeosveraichenmg beim 1. allg. Beamtenverdn in Wien weist einen Vcr-
dcherangsstand von 1447 Policen in der H5he von 1 528600 fl. ans. Dudi Absc h h s s»
Provisionen flössen der HUfscasse bisher 7000 II. zu.
Die bestehenden 9 Studentenheime wurden im Scholjahr 1895/96 mit tooo fl.
Der grösste Theil den Reingewinnes aus den literarischen Unlemehmungen Biesst
in die HSlscasse. Der Vemogensstand dendben betd^ nmd 56000 fl.; adl ihnm
Bestände wurden an 1 59oGesndisleller nnversinslichf Darlehen im Betrage von 150434.910.
und an 327 Gesuchsteller Spenden von zusammen 6839.13(1. bewilligt.
Die Krankenuntcrstiitzunpscasse des D. L. L. V, hat ein Vermögen von 5300 fl.
und bewilligt jetzt erkrankten Mitgliedern für die Dauer von 26 Wochen ein wöchent-
liches Krankenfidd von 3 fl. bei einer jährlichen Beitragsldstui^ von a fl.
Auch die Spar- «nd Vorsdusscasse des D. L. L. V. wies bei ihrem ersten Redi-
nungsabschlusse ein günstiges Resultat ans, welches die Verthellnng einer 4*/«igsnI>ivi*
dende ermöglichte.
Als neues (ilied in der Kette der wirtschaftlichen Selbsthilfe ist in dem letzten
Vcreinsjabre die Studieorentenversicherung beim i. allg. Bearotenvereine ins Leben ge-
rufen worden. Diese gewihrt den versicherten Kindern von ihrem vollendeten 10. Jahre
an eine durch 8 Jahre laufende, monalüche Stndienrenle. Die Prindensahfamg mnss
innerhalb der 3 ersten Lebensjahre binnen und eriisdit mit dem »uric kgd e gt en 10.
Irfebensjalire des Kindes.
Die neuerliche Sammlung von (ieldbeiträgen tür die K.^iscr I"ran/ (osel-Stittung,
welche für dürftige Witwen und Waisen verstorbener Mitglieder gcschaÜ'en wurde, hat
bernts eine Summe von 7000 fl. ergeben.
Das GesammtvermSgen des Vereins bdSuft sieh auf rund 1 10000 fl. und dient
WOblfbStigen Zwecken.
Der Lanileslelirerverein ist also ein wnlilli ibcmlLr Mann geworden, der aber bei
seinen verschiedenen geschäftlichen Unteruelunungen die idealen fiestrebtuogen des Be-
rufes nicht aus dem Aurc verliert.
So bcrieth der Ausschuss in seinen Sitzungen die für die 3. Landcslehrercou-
ferens aufgestellten Themen, insbesondere die Frsg« der Ldirerl)ildnng. IMe UnauBng-
tichkeit der jetzigen LehrerbOdong beleuchtend, fordert der Ausschuss, dass die Grand-
lage für die FachhiliUmg durch Absolvierung einer staatlichen Mittelschule erworben
werde, damit der Lehrerbildungsanstalt ausschliesslich die Aufgabe zufiele, die Fach-
bildung zu pflegen und mehr als bisher padag(^sche Anstalt zu sein. Bis zur Er-
reichung dieses von der Lehrerschaft aii<i;c>trebten Zieles sind die Letiramdungs«
anstauen auf 5 Jahre au erwdtem, der Lehrstoff schliesse sich unmittelbar an den Lehr-
237
ttoff der biix^crächulc au imü er luluc die Zöglinge in ollen Gegenstunden bis zur
WiHcoschaft himn, damit lie ihre Stadien -m der HodiBchnle fortsetsen kSDnea,
Der Aimdiim der Bfirpendmliection beschaltigte sich in seinen Sitzungen mit
derHebun;^' der Bürger»chule, mit der Gchaltsfrage nnd mit der FortblldllQg der Lehrer
an Hochschulen. Die Er;j( bnis<;e ihrf>t Herathungen über den zuletzt erwähnten Gegen-
stand wurden in einer Denkschrift zusammcngelasst, welche durch eine Abge-^amltschaft,
bcittcheud aus Vertretern beider Landeslcbrervereine, dem Minister für Cultus und
Untanicht «bcneicht vmde. In der Denkichrift riditen die Lehrer Bohmem m da»
fc. k. Minieteriun die Bitte nm die Enichtoag iron FortbUdnagBciinen an den Fkager
Universitäten und technischen Hochschulen. Die Cune sollen ein bis zwei Jahre
dauern und den Thcilnchmem soll ausser den eigens für sie veranstalteten Vorlesungen
das Recht zuiitchcu, geeignete Vorlesungen an der philosophischen Facultät als ausser-
ovdenUidie Hoier besuchen zu dfirfen. Die 2^ahl der Theilnehmer und ihre Auswahl
hal der Landeaschidralli m bestimmen; wahrend derDaoer des Ouses sollen denTheU-
nebmern ihre Bez3ge belassen werden.
Der Ausschuss des D. L. L. V. ist in folgender Weise zusammengesetzt:
Ohiiiiuin: B. D. Franz Rudolf, Sc! rittleiter von ^Österreichs deutsche Jugend";
I. Obmaunstellvertreter: B. D. K. \V:iuka; 2. Obmaonstellvertreter: B. D. Job. Gaogl,
Vorsitsender des AaBachasse« der Bürgerscbulsaction; Schriftfuhreri B.>L. R« Erben,
Verwalter von M^^^errddis dentsche Jagend* nnd des „Vateilindischen LJederbndies'*»
B.D. M.M uitn r, Schriftleiter und Verwalter <lcs Lehrcrkalendcrs ; B. I.. K. Neumann,
Verwalter der Rundschriftheftc; Zahlmeister: V. L. J. Ölkrug, Verwalter der „Freien
Schulzeitung und O.-L. K. Sywail, Verwalter der Hilfscassc; V. L. Friedrich Lc^lei,
Leiter der „Freien Schulzeituog'' ; B. D. J. Gcrtlcr, Berichterstatter iiber die Feuer-
venkherang; B. D. Jnl. Pohl, V. B. F. KSnig, O. L. Job. Richter« Caasierer der
Krankencaaae^ O. L. J. Parthe, Obmann der Spar- und Vorschnsscasae; O. L. J. Jnst^
Bcrichtserslatter über die Lcbcns^'crsichemngi O. L. Jul. May, B. D. Fr. Trübel, B. L.
W. Hilscher, Verwalter der Studentenheime und der Studienrentenversicherung. O. L.
J. Schiffner. B.-L. E. Schwarz. V. L. R. Stürz. Nn.
Der deutsche pädag. Verein in Prag. (Obmann B.-L. Michael Hauptvogel,
Schriftführer Friedrich Erben), hielt am 15. Februar seine Hauptversammlung ab.
Der Verein zahlt 2 Ehrenmitglieder, 17 stiftende und 205 ordentliche, zusammen 224
IffitgUeder. I>ie Eännabmen betragen im abgelaufenen Vereins)abre 133.02 die Ana-
gaben 166.0a fl. Der Caaaastand belauft sich auf 723.56 fl.
Der Verein bezieht die „Freie Scl.ulzeitung" und die „Deutsch -östcrr. Lchrer-
zeitung" als Vereinsgaben und hielt 7 Atisschusssitzungen und 6 Vollversammlungen
ab. In denselben kamen folgende Themen zur Behandlung:
Die Wassercnltnr und deren Bedeutung für die Emibznng der Pflanzen vom
U.*Prot Dr. Hana Molisch. — Ffihrong durch die Sanunlnngen des arcUol. Inatitnles
und Erläuterung derselben (Herr Univ. -Prof. Dr. Wilh. Klein). — Die olympischen
Spiele einst und jetzt (Turnlehrer Jul. Hausmann). — Die Entlasssung aus der Schul-
pHiclit ( HauplvofjelV — Xacliruf für f Dr. 1-riedr. Dilles (Iiauptvogel\ — Die Steno-
graphie lu ihren Beziehuugen zur Schule (Iv. Schindler). — t lver 1- arbenblindbcit
(Wanka)w — Über daa Eniehung^gesets von Nlcmets (Hauptvugcl) , Julius Wolff
QU* Baaler). Der Verein betheiligte sich activ an der Veranataltung der am 16. nnd
238
17. Mai 1S96 III Prag abgcbalteaen Huptvenanuslung Ues deutschen Laodeslebicr*
Verdnes.
Der AaMchoM des Vereins war im abgelaufenen Jidu« in Mgeodar Weite n>
samniengesetzt: Obmann Bürgcrschiillehrcr Michael Hauptvogel, Obmannstcllverlreter
Dircctor August Hackel , Schriftführer Lehrerin Ludmila Durchanek un<i Btirwerschul-
lehrer Friedrich Erben (zugleich Bücherwart), Zahlmeister Lehrer August Malley ; femer
i^chortea dem A uw c hw Me an: Lelira- Fhus Hsti|ylaottiit Lebrtrfai BcitbaKfinär, Ober>
lelirer Jbcef ICiMiief Difeetov Fkiss Molwp t» Bfayi icliwiWteef PenUiMml FMkw«
BSrgenchuldircctor Julius Pohl, Bürgerschuldirector J. Schwarz, Oberlehrer Mat&ias
Suschankn, Oberlelirer Wenzel Srp un«) T'.üi ^'crschuMirector Karl Wanka. — Rcchnungs-
l>rüier waren Lehrer Gustav OkenTuSt Bürgerschttliehrer Adam Schmid. und Biurgesachol-
lehrer Jos^^f Voüäek.
Am SdklmM d«t Verwaltungsjalim dUhlte der Vereiii 1 BhrennilSi^ied, tj itiAeBde
und S05 ordenlüche lOtgUeder.
Darcll den Tod hat lor Verein im abgelaufenen Jahre ausser dem eingangs ge«
nannten Ehrcnmit^'licde Dr. Frieilrich Dittcs, die ordentlichen Mitglieder Dr. .Morit?
Tauber und Fräulein Anna Strohschneider, die dem Vereine stets eine lebhafte Tbeil*
nähme entgegengebracht hat, veiloren. — Friede ihrer Asche!
Dem im Jahre 1894 von vaierett Vemiiie int Leben gerafenen ^Heim fSr
Lehrert6cbter* gehören gegenwSrtIg 8 Zöglinge der k. k. LehrerimianbQdnngsnnslalt
an, von denen 7 eine Unterstützung im Gesammtbetrage von 360 fl. jährlicl: gcniessen.
Die p:idaqn;;i5rhc, «sowie die {jesammte Geschäflslcitung des Heims lag abcinials in den
lläuilen Herrn Hürgctschuldircctors Julius Pohl in Smichow. Für das laufende
Schuljahr hat der löbliche Deutsche LaDde»lchrcrverein dem Heim wieder einen Beirag
Ton 300 fl. gewidmet
Der flaterreichiach - atiilaaiacha Landeatofararverain hat seinen Sita In Troppau.
Obmann Heinrieh Schnlig» 0.-L. In Jl^genidorf.
Demselben gehören 17 Bezirkslehrervercine mit 736 Mitgliedern an* DasVereins-
vcrmogcn betrug Ende 1896 310 fl. Der Verein <;ibt ein Vereinsorgan „Schlp?isches
Schulblatt" heraus und verwaltet die Witwen- und Waihcncasse schlesischcr Lehrer,
welche mit Ende 1896 ein Stammcapital von 19 130 tl. aufwies. UnterstStzt wurden
a8 WHwen nnd 4 Waiiett mit dem Betrage von ia3S*36 fl.
LaJunriuma-Verala in Wien. Obmann: Joaef EicMer* 3/3» Beatriagaase »8.
AüSgafae von „11 ittheilnngen an die Mitglieder* and Hennagabe verMhiedener Werke
im Selbstverläge. Erste Studienreise des Vcrefnea. (Wien -Budapest, Kaschau, Hohe
Tatra, Do'ischauer Eishöhle — Krakau Wicliczka — Ostrau — Witkowit« — Wicn.'i
Busm;ii des Leipziger Lehrcr-(ie-.ang-Vereines. Concert. Vorarbeiten zur ErÖtinung der
Venicherungs- Anstalt. Stand Ende December 1895: 4854 Mitglieder, Venmavermogen
86.040 fl. 40 kr., Umsatz der Wirtschafia-Abthellnng 386666 fl. (An Rabatt worden
nahezu S3000 fl. an die Mitglieder vertheilt.} Einlagen in die Spar« und Darlehnscasse
193451 ^ f Darlehen 373053 fl., Reaervelönd 6176 fl.» Reingewinn 10623 S%
Dividende.
Der Verein zur Gründung eines Curhauses in Karlsbad für Lehrer und
Lehrerinnen deutscher MatifloalitSt aihhe im Vereinsjahre 1896 a88 beitragende ( — 10),
51$ atindige (-f-ai) mid 20 grandende, zusammen 823 (4*14) Mit^leder.
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389
Die diesjährige ordentliche GencnU -Versammlung wurde am 19. Juli 1896 io
Ktflsbad abgehaltan.
Die Spendott b«tnig«n rond 196 fl. Der Venia wSUt 9 Verein ^nyp e tt nnd zwar
in Wien, Ldpeig (»), Prag, Reicheabei:^ Tepl, Petichau, Karlibed tmd Joachimsthal.
Dem Delegierten in Wien, Herrn Dircctor F. Pehm, wird schriftlich für seine rührige
Thäli^kcil im Interesse des Vereines <icr Dank ausgesprochen. Nach dem rasseln ! it lue
verfügt der Verein über ein Capital von 12541.87 fl., welches in der Karbbader i>par-
ceüe Mtiilfiafeiid engelcgt iit. In Jahn 1895 nedttan 44 AUtgliedcr, dafon f6 ant
Osteneich, «8 ans Deutscbland auf die Vereiiisbegfii»ügim|Mk Aivpraeh.
An Stelle des bisherigen Cassiert W. Ranh wurde Herr W. Klemm mit dieser
Stelle betrant.
Der Verein vermittelt seinen ständigen Mitgliedern beim Curj^cbrauche in Jv iils-
bad unentgeltliche ärztliche Rchandliinfj und I'.elreiun^ von der K.ur- und
Musiktaxe. Auch erhalten die Mitglieder über persönlichem Ansuchen beim Herrn
Bnigermeister von Kailsbad gegen Vorweisung der staa<Ucen Mitgliedsharte ftst immer
Freibider oder Bider an halben Preisen. Diese Begeoitigang wird jedoch nur
solchen Mitgliedern gewährt, welche sich wahrend der Knraelt in Karlsbad, nicht aber
in den angrenzenden Ortschaften eingemietet haben.
Mitglieder, welche die Karlsbader Kur gebrauchen müssen und auf die Vereins-
beneficicn Anspruch machen, haben sich nach § 7 der Stat. 14 Tage vorher schriftlich
und bei ihrer Ankunft in Karlsbad beim Obmanne O.-L. Josef Lopata,
(H. VolhsBchnle, H. Stock) persSnlich zu melden. Wer das onteriasst, dem
können nachtri^^ich ^e genannten Bcgfinstignngen vom Vorstande nicht angewendet
Lehrer und Lehrerinnen, welche sich die ständige Mitgliedschaft erwerben wollen
und schon im ersten Jahre ihres Beitrittes die Vereinsbencficicn beanspruchen,
haben eine einmalige Einzahlung von 15 ü. 2U leisten. Die ständige Mitgliedskarte
wrird erst nach geschehener Emsahlimg atufgeatellt. Nach § $ der Stat kann der Vor>
stand von dea Anlhahmsbewerbem den Nachweb v^hmgen» daas sie durch ein Staats»
grOtiges Zeugnis anr Ausübung des Lehramtes berechtigt sind.
Anmeldungen 7i\m Beitritt, Einzahlungen der Beiträge, Briefe und Geldsendungen
sind richten cntwcdei .1:1 den Vorstand des Vereines zur Gründung eines Curhauses
für Lehrer u. s. w., (uU r an lien Schriftführer R. Kul/cr.
Der Deutsche Schulverein, (t)hui.uin; f^r. Mori/ Wcitlof. Vereinskanzlei:
Wien L, Bräunc-rstrasse 9), hielt am 25. Mai 1896 seine XI. Hauptversammlung in
Brnnn ab»
Die Gesammtdnnahmen des Vereins betrugen im Jahre 1895 331606.58 fl. gegen
>74933<5^ ^ Jahre 1894.
Die Ausgaben beliefen sich auf aat 619.07 fl. gegen 344527.28 fl. im Voijahre.
Der Verein besass und unterhielt 1895 *^ Sdinlen mit 67 Qassen in 68 Ab-
theilungen ( — 1).
Hiervon entfallen auf Böhmen 16, auf Mähren 5, auf Schlesien 2, auf Gali^icn 1,
anf Steiermark s, and Krain a Sdiulen. Er besass ferner 44 Kindergärten {-^i) mit
50 Abthcilongen (•^t). Subventioniert wurden 47 Schulen (-(-5) nnd 44 Kindergärten
240
( — l). Religionsunterricht ia 6 Fällen ( — ij, d<:ut!>cber Spracfauntcrncht m 2, ludustrukl«
nntenridat in 13» FortbÜdungsuntmicht in 5, Ifmikimtenicht in o FUlen (—1).
Der Verna b««itst 31 SdnlUaMr (4>i) and Hr Sdmiswedw adaptierte Reali-
täten 20, subventionierte 7 Schulbautcn ( — 4), tmtentitxte a6 DCchtreigii (4*0 vad
beschenkte 6 Schul'-n (-f-4 mit Einrichtungsgegenstanden.
Lehr- und i-crnn;iUclfiolationen wurden in 55 ( — 6), Lehrgehaltszulagen in 71 i^-|-lo)
und Schulgeldvergütungen in 23 Fällen gewährt und anlättsLich des Weihnachtsfestes an
«ilihielcbeB VereiiiMrlwilen, aowie «n 5a affimtHrhen Volkeiclmlen {-\-io) Speades aa
anne SchoUdnder übermittdt
Staad des reiaea Veiaiofeas 466 589.55 fl. mgea 469 595.S3 fl. im Voijalve.
Digitize-G ^oogl
PAEDAGOGEHES JAHRBUCH
1897.
m PAEDAGOGISCHEH JAHRBÜCHER ZWAIOGSIER MNO
HBRA1I9GBGBBBK
VOM PU
Wl£N£R PA£DAG0GISCH£N G£S£LLSCHAFT.
Redigiert ton Emil Urban.
WIEN 189&
MAHTaCOE K. U. K. H0F-VtaLAG8- UND UillV.-BUCHKANDLUNG
QVhtV» KLtNBBAftOT A CO.)
L KoMauaxTt«.
VcrwvrL
Der vorliegende Band^ mit ice Ickern die Wiener pädagogifche
Gejellfchaft zum siuanzigßen Male vor die Öffentlichkeit tritt, foU
wie feine Vorgänger emer/eits einen Einblick in die Wirk/antkeit des
Vereines^ anderirfeits einen Überblick über die IhäAgkeit der gröfseren
keindfeken Lehrer "Vereimgungem im earre/pondierenden Vereinsjakre
gewähren.
Die RedaeÜan war beßrebt^ die langjährige^ erprobte Emriehtung
des pädagogifchen Jahrbuches beizubehalten. Es enthält demnach der
erße Theil die Vortrage fo7vie die im Anfchluffe an die Je Iben ge-
führten Debatten, letztere im Ausjsnge^ und an erßer Stelle die am
Jahrestage des Hinfcheidens unferes erfUn Ehrenmitgliedes Dr. Fried-
rick DiUes gekaüene Gedenkrede, Der tweite TkeU bietet einen ge-
drängten Über bäck über die Vorgänge auf dem Gebiete der Schul-
politik und über die Entwieküntg des hehnifchen Unterricktswefens^
dann im befonderen über die Beßrebungen der hervorragenden päda-
gogifchen Vereinigungen und die Ergebniffe ihrer Berathungeft.
H ie fchüH feit einer Reihe vou Jahreii, wurde auch dics^nal die
Herausgabe des pädagogifchen Jahrbuches durch die I nterßutzung
der wohllöblichen Gemeindevertretung von Wien und des hohen nieder-
dßerreichifchen Landtages materiell nachdrückUck gefordert,, woför
hiemit die/en Korper/ckaften der wärmße Dank des Vereines aus-
gefproehen wird.
IV
Schliefslich Jei der vorlif'^eruic jo. Band der pädagogijcken
Jahrbücher der guieigten Würdigung und woläwoUendtn ßeurthiiümg
/emer Le/er tmffohUiL,
Wien^ im Februar iö(/6'.
Für die Redaction:
Emit Urban.
Für den ^usfchufs der „Wiener pädagogifchen GefelJfchafi":
i
y j^Lo Google
Inhalt
ta ninzlgsten Band« des PidagogisAen iakiimelus.
Vorwort III
Ubersicht der wichtii^crcu Abhamlliingen des Jahresberichte!» 1877 und der Päda*
gogiscben Jahrbucher 1S78 — 1896 « VI
Vorträge,
I. Gedächtnisrede auf Dr. Friedrich Dittes. Von M. Zttu I
II. Rede zur Pcstnlo/zi-Feier. Von Et'uani Süj^eit 2^
III. Die bcclcnkuude des Menschen. Von £>. SiittoH 40
ly. Ober die xielbewotste Weckung des Spracbgefttliles. Von FruM K^ingtr . 62
V. Der AnschaamigsuDterricht in Theorie und Pnadt. Von Ikßri ^Mutgr . . 7S
VI. Der elementare Zeichenunterricht in Frankreich. Von Anten Weiss ... 96
VII. Beiträge sur Methodik des Kecbenanterricbtes. Von Alarit HaM .... 107
Aakang.
t, Scfanlclnonlk. Von EmU Urbtm I3t
II. Thesen zu pädagogischen Themen. Gesammelt von Urion .... 164
XU. Dm pädagogische Veftinswesen in OiMemieh. Von BmU Utim ... 19«
ÜBERSICHT
der wichtigeren Abhandlungen
des Jahresberichtes 1877 und der Pädagogischen
Jahrbücher 1878—1896.*)
L Zur allgemeinen Pädagogik.
Bdtrige tmr verg-Ieidhenden Psychologie. I, i— 15; H, sS — 43. 7%. Edka^t,
Eine neue Seelenlthrc. \\\ , 22 — 53. Dr. F. JA IVfvJf.
Uber den Eintlu&s der cxperim. Psychologie auf die Erziehung, XV, 59 — 75. Dr. £. Haimak,
Geist und Sprache in ihrer Wechselwirkung. XV, 75 — 98. Fträ. Frank.
Entstehung und Bildung <!er Sprache bei den Kindern. XVI. 34 — 50. Dr. F. M. Wtndt.
Gedanken zur Prüfung der Fähigkeiten eines Kindes. II, 77 — 92. Dr. H. Friedländer.
Anleitung der Mädchen zum Denken. VI, S5<— 39. Dr. M. IVemiL
Die Concentration des Unterrichtes und die concentrischc Methode. 1,34 — 51. J. Wmvrxyk.
Die concentribche Methode an der Bürgerschule im Lichte der Schulpraxis. XII, 55 —
D. Simon.
B^riff und Angabe der Erziehong. U, 118 — 136. K. Huber.
Die Schiderriehaiig in ihrem VerhiltiiiMe tnr Psychologie. XI, 11—34. Ed, Skgtrt,
Über formale Bildung. X, 21 — 36. Eduard Siegert.
Die Logik in der Schule. XVI, 70 — 7S. £>. Simon,
Ober die pnüttiidie Richtang des Unterrichtes. VITT, 42—50. Vic^ JHlecia,
Der Unterricht im Nichtswissen. IH, 66 — 79. C. Bosshardt.
Die psychische Entwicklung des Bösen. XVIU, 16 — 30. Vut, ZvfiUmg.
Du GeflUil. XVII, 1-16. Ed, Skgert.
Über Gemüthsbildung. VII, 12— 32. VIII, i — 17. Dr. Emmt u I B l ttmaj ,
Über Charakterbildung. XV, 99—116. l'iet. Zivilling.
Pflege und Verwertung' der Phantasie beim Unterrichte. IX, sS<— 37* Z>. Sim$m»
Die Aufmerksamkeit. I, 61 68. Dr. A. IVinkler.
rtUthten und Rechte in der bürgerlichen Gesellschaft als Untcrriehtsgegcnstand. X, 37 — 61.
JLmdwig Fleischner.
Zei^emässe Au^aben fUr ethische Volksbildung. XIX, 56—73. Vitt, ZwUting,
Die Pflege des Rechtsgefühles. XV, 116—132, J. DicUtr.
Fei> 1 von Gedenktagen in ihrer pädagogischen Bedeutoag. I, 95— IQ4, S, HtfUf,
Uber bchulfeierlichkeitea. XIX, 40—56. M. Ztm,
fUthsel nnd Sprichwort in Sehlde nnd Hau. II, 93 — loa. Vietir PttuM.
Volksbchriflthum und Päda^,'ogik. IV, 21—31. A. Kokn.
Ein wichtiges Capitel der Schuler^iehuog : der Gehorsam. VII, 33 — 48. Aug, Ho/er,
Ober die ertiehung zum Gehorsam md üure Grenscn. XII, 70— 84» F, MMia»^»
Erziehung zur Massigkeit. XVTT, 118—128. Tieekl.
Die körperliche Züchtigung. IV, 32 — 52, St. Zajic.
Über staatsbürgerliche Erziehung. .XVIII, 50—73. Ferd. Frank.
Wie ist die Ji;;j'-n(i fiir lias politisclie Leben vorzubcrette»? V, 73—93. Atm SrukU,
Die Kunst als trzieherm. III, 80 — 93, Paul Pape.
Die Arbeit ab Eniehangsmittel. IV, 115—122. Paul Hüiner.
Die Erziehung zur Arbeit XVIII, 31—49. Arth. Hokwarth.
Schülerbeschäftigungen in der schulfreien Zeit. XIX, 73 — 81, Ant. Lohst,
Der moderne Mädchenunterricht. IV, 53 — 63. Adalbert Hein.
Die Bildttog des weiblichen Charakters. XI, 25—35. Dr. F, M. Wtndt,
Ober mddienbfldimg. XIV, 60— to. Vietor PiUtka.
*) Der Jahresbericht ist durch J bezeichnet, der einzelne Band des Jahxbuchei
dofch die rOmiache S0isr; tnch ist die SeitensaM angeflieriEt
y i^L^ Google
vn
Frauenberuf und FnttenbildDng. Von.J. Renpcr. IV, iaa->ia$. Ckmritttt G0UJummtr*
Schale und Eherahsat. J, 10—13. Dr- ffirMer.
Uber Schiilhygirno. XI, 49 — 63. Di. E. Ilinif.ak.
Die dcuUche UntcrhcbtsmetboUe in der i aubstummouchule. XVI, 79 — 101. A, DrmcMa,
Heilpädagog. B«stiebniigea. (Kiade ad geistig abnorme KÜider.) XII, 85—99. S^äiMtr»
P-yclu scii im Kindcsalter. XIX, 7 — 26. Dr. Theodor HeBtr,
Verwahrloste Jugend. XVI, 53—69. 7. W. Hok%abdt.
Über Kinderspiele. I, 34—33. PUuka,
Über Jugendleclür-' T, 19- S. Heller.
Ideen und \ laschlagc lmx Urbanisierung und Vcrw aliung von ScbiUerbibUut.hekcu.
I, 69—80. Karl HtiAer.
Ober die moderne Nutar» md WelUMdMnung im VeridUtnis sur Pädagogik. IV, ii>-9Ck
Karl hofltr.
Wissenschalt und Bildung. XVI, I— 19. faJ. Frank.
uftduteu Angaben der PüdegM^ mit Käcksickt auf die spcaUaiivca Nauurwissen-
schalten. II, 44—67. Kart Pml.
Aufg ili< n und Correcturen IX, 38 — 43. Front Steigl.
Durch welche Mittel kann man das Lehrpexsonale an VoUuachulen anregen? III,
IM— iiS. M, Z$m,
Vom Cbcrgaag au der VoUcmchnle in die Mittebchide. Xm. 43—74. Zern,
n. Bor qEieeiellen PIdagogik.
Her Sprachuntertieht als Erziehungsmittel. J, 13—18. V. P'tlecka.
Refurmbestrebungen auf dem Gebiete der deutschen Rechtschreibung in der Vergaageii>
heit und Gegenwart. XIV, 81—100. Fr. Strobi.
Der Anschauungsunterricht. VI, 40—48. Eduard JoHam*
Der Anschatmngsunterricht. VI, 49—61. Adalbert Mayer.
Ober den Unterricht in der Sprachlehre. VIII, 51 — 54. August JanoHa.
Thi urir i;;. I l'raxis im Grammatikunterrichte. X. 62 — 83. M. Binstor/er.
Eine Reform der deuuchen SaUlehre. Erster Theil, X, 139—188. Zweiter Theil, XI,
88—104. Dritter Theil, XIII, 29—42. M. Zern.
.Satrcintheilnng und Sat/glicderung. Xllf, 75 — 92. .1/. Zen.r.
Die Methude de» Rechtscbreibunterrichtes. IV, 64 — 100. Johann IVawrtyk.
Über Stimme und Sprache. XIV, 125— Dr. Xmrl Sckwan,
Die Freischrcibubungen im Verhiltnis su den ttbrigen DisdpUiieii in der Volkaadiale*
Jf 29—35. Ph. ßrumttr.
Unser StiluntcrrichL V, 94 — tOI. Af. Ntumann.
Deutsche Sprichwörter. IM, 22— 44. Heinrich Deinhardt.
Nur deutsch, oder auch französisch? II, 137 — 151. Dr. Eoui üntegon.
Ein Rflckblick auf den französischen Sprachuntevfidit in der östefreichisehen Bfliger«
schule. XVn, 36 —56. Jos. Schamanek.
Ober den Stoß* und die Methude des heimatkundlichen Unterrichtes. V, 102— 112. V, Püecko,
Ober die zunächst nuthwcndige Thätigkeit der österreichischen Volksschallehrer auf dem
Gebiete des heimatkundlichen Unterrichtes. VII, 61 — 75. F. Buckmder*
Der geographische Unterrtdit. Vm^ 68—82. Joh. Gtorg KHkaiu,
Methodik der a.trunomisehen Geogtiphie an Volks* und Bttigendralen. II, ictj^ii?.
Dr. A. 7. Fuk.
Pro domo. VII, 49—54- Dr. A. % Fkk,
Der Foticaultsche I\ ndch ersuch im Unterricht. .\, 84—94. Dr. A. y. Pick.
Bedeutung der hypsometrischen Karten fflr den geographischen Unterricht. VII, 55 — 60.
Rudolf IVatsch.
Ober die methudische I'edeutung der Rcliefk.irte and deren VerwendoBg in der Volks-
schule. I, 1S2 — 184. Martc Koinorzynski.
Die Plastik im Dienste des geographischen Unterrichlet. IV, lOI— Io6» y, ThM»,
Einheitliche Zeitzählung. XIV, lot — 118, M. Ztns.
Der Geschichtsunterricht in der Volksschule. J, 50 — 54. Heimiek Dtmhardt,
Der Geschichtsunterricht, ein Mittel zur sittlichen Bildung der Jugend. XII, 49^54* y*Xrt^.
Zur Methodik des Gescbicbtountemchtes. XVII, S^— 64. D. Simon,
vm
■ Beilri^e sur Methodik des Gescfaichtsuntctr. aa Bürgenchnlen, XIII, 93 — 103. V. ZwiUhig,
Wie kttnneii die Schlier in die KeBOhtiifl der rateriiaditdieB Verfkanng eingeMirt
werd 11? VI, 62—72. D. Simon.
Refonu des naturgeschichUichea Unterrichtes. X, Iii — lai. FrMt» Zoäer.
.Beitoigt nr MeOiodik de» netntinmdUchen Ditfenichtet in der VoOmdiele. K,
Eduard Rybicika.
Ein Beilrag zur fortschreiten<ien Entwicklung der Methode des Naturgeschichtsuntenrichte».
XVI, 102 — 121, Ji. Auf t elter.
l'hcr neue Lehrbücher der Naturgeschichte. XIX, 124 — 137. Rud. Atifreiltr.
Ll)cr die Beschaffung frischer Pflanzen für den botanischen Unterricht. IX, 62 — 74.
Dr. Karl Rothe.
Über Venache im naturgeschidttlichen Unterrichte. XVII, 83—88. /; Z«der.
Über die Verwendung lebender Thiere beim Unterrichte. XVIII, 110^115. XIX, 93
bis 100. F. Zoiier,
ÜberAnschauunesmittel bei der Behandlung der Insectcn. XIV, 13a— ]40. Victor TrmUMi,
Die Versorgung der Wiener Volk«- und Bftrg;ersdinlen mit mineraloglidien nnd botnaisdien
AnschauungsobiLCt' 11. XIX, ii^i i:!^ /•\ 7'r^mml,
Über Metamorphose, Metagenese und Uecerogonie der Thiere. XVI, 131—136. l>t.V,NitUek.
Ober AasclwalielikeiC im Pli^sikanterriclite. XI, 105—114. .Awm* SrAiMRrr.
Über die Stoffanordnung im phy.oikal, Unferr. il er Bürgerschule. XIII, iio — 120. Emil Haht.
Unterrichts -Einheiten im physikalischen Unterrichte. XVII, bS — 105. K. Aujreiter.
Die Elektricititslehre in der Bürgerschule. XYIII, 93 — 109. C. ß. Kratochioil.
Über prnkti f he Concentrntion in den MtBiwiaaenichaftlicheii UalerriditfdisGipltBCB.
XI\', 141 — 148. Lu(t;uig Miui/ui .
Ül)er Rechenunterricht. IV, 107 — 114. Dr. A. J. Pick.
Der logische Aufbau beim Unterrichte in der Elementar - Mathematik. XVU, 64—83.
Dr. A. y. Pick.
Ober eine neue Art, geometsiadie Kdrper, reap. KiystaHfonneii dannstellea. Vn, 76—80.
Rudolf Hof er.
Neue Sitte und die dazu gehörigen Anschannngsmittel filr die bhaltibcrecfaiuuig einiger
Polyedar. XIV. 149— 153. F. J. Jutr^-cr.
Über elementaren Zeichenontexricht. Iii, 119—126. Prant Jimger,
Die Ziele des moderaen VolkisdudpZeidMmantcnichtes. VI, 73'— 89. Rrmiu Sitigl.
Zar Praxis der Linien- und Flftdwidieilting im dcaeataien SchnHiciclienmitenidrt«. XI,
76-87. P. Steigl.
Ober das Freihandzeichnen an Leluner- und Ldirerinnen^BildttBgMUUtalten. XV, 133 Ms
148. F. S/r[c!.
Reformbeslrcbungen im Zeichenunterrichte. XVII, 105 — 118. C. B, Kratochioil.
Das Zeichnen nach der Natur. XIX, 100— II6. AI. Kuuz/eid.
Nur eine Schreib- und Druckschrift. VI, S3 — 97. Karl Huber. (Als Broschiire erschienen.)
Über den pädagogischen Wert der (labelsbergerschen (icschwindschrift in unseren Bürger-
schulen. I, 105 — III. D. Simon.
Die Plionogri^hie von Karl Fawlmann. I, 179—181. Emanuel B^jfr.
Die darstellenden Arbeiten in der Volksschule. II, 152 167. Paul HUbner.
Über ScluiUvfikstätten. VII, 83 — 93. Alois Bruhns.
Das Turnen in der Volksschule. Im Hinblick auf die Herabsetzung der Präseozdieust-
seit des Militin. VI. f?"!«?. Emamul ßksgu.
Ober Conservierong der Lduraoittd. IV, 78—103. yu/ku Hofmr*
UZ. täubst- und ^rnnmittal (Baoenalonm).
Dr. Karl Suhmidt's Geschichte der Fldagogik, herausgegeben von Dr. Fr. Dlltes «id
Dr. Km. llannak. XIII, 111 — 137. P. Buchti,<ffi,
Muses oder Darwin? Eine Schuiti iyc von Dr, A, Dudcl-Port. XIIT, 137 — 138. Strobl.
Dr. Dittes, „Die sittliche Freiheit". XVII, 128— 136. Viel. Zwilling.
Joh.Jg. von Felbiger und seine Schulreform. Von Dr. Volkmer. XIII, 139— 141. R.Anfrähf.
Hölzels Wandbilder fUr den Anschauungs- und Sprachunterricht. IX, 50— '52. EJ. yor4m>
Kindergartenbeschftftigungsmittel. I, 172 — 177. P. Jäger.
Ooeitb, EinÜlbnii^ in das Stadium der Dichtkuist. VIII, 55—67. August Ho/tr.
y j^L^ by Google
IX
Ober die Sprachscbale von Stein, Weinqr und Wrany. Neubearbdtct von M. Bioi-
torfier. XV, 169— 169. Von B. Rviftuka.
Weiss, Hildcratlns der Sternonu'olt. XI, 115- iiS. Iir. y. Pick.
Die elementaren Grtioülagen der a^itron. Geographie von Dr. Pick. XVI, 137 — 13)^
V» Zmlling.
Dr. Hermann Pick's neues Tellnrinni. I, 163—167. Dr. A, y. Pkk»
LetOSchek*s Universal Tellurium. VUi, 83—88. M. Zms.
HofiaoBt, Apparat zur DutttUoBf der scheiDbftr«n Bew«f«nflM. Xm, 104—109.
Dr. -?. 7. Pck.
Dr. E. .Mulier, tihnographischer Bilderaila» für Bürgerschulen. X, 95—110. M. Zern.
R. WaUch, Hypiointtrilclie SchnlwaiidlMrte von raaderÖMiTeidi. XIV, U9~iS4.
Ai. Netamum.
Die Anschaulichkeit des pci graphischen Unterrichtes von H. Trunk. XV, 169 — 173.
F. Buch
Karl Peal, Leitfaden für die erste Stufe des mineralogischen Unterrichtes. V, 113 — 117.
Dr. A. y. Piek.
]«^^. Max. Hintcrw.iltlner, Wef^weiser für N.ituraliensammlcr XTII, 142 — 145. Ltldmg^
Über Muhaupts bygieniüchtt Schriften. XVI, 140—143. jf. ÜtAamamk.
Zwei nene krystafiographische Anscluraangsmittel. II, 168 — 177. A. K»e9itrek.
Di« lachthrechungsiinni' v^n R N'eumann. WH, l.|4— 145. Hr. V. NUttek,
Th. Eckardt, Die Physik in IJildern. V, 121 — 126. Jostj Sihubtrth.
Ein neues physikalisches Lehnnittel. III, 137— 139. Rudolf Höfa .
Dnrchschnittsmodclle zur Denionstiati iTi der stalisch -dynamischen Vi.rh;ilti)li-,e auf der
schiefen Ebene und der Bewegung ilca l'endelä. V, 117 — 121. kudoij Iloftr.
Lucas Lavtar, Der metrische Scheiben-RechenappenL XIII, 121 — 124. Ado!/ Fiscktr,
Dr. A. T. Karpf, Apparat fiir die vier Grundrechnungsarten. XIII, 125-126. D. Smm,
Gustav IVupka, Rechenstreifen und Rechentäfelchen. XIU, ia7<— 130. E. Rybictka.
Die natärliche Methode des Rediennaterriclites von E. Fitsga. XVII, 136— 144-
R. Am/rtiter,
Blementarzetcbeiwcbiile von Jos. Eidiler. IV, 127— 130. Laidmg iiUätttr»
Karl l au ;, Mcthüdenbuch für den Elementanmtenidbt in der Peispective; das Draht«
modcU. IV, 130-132. M. Stkers.
Ober ein neues Lehrmittel fllr den Uuterrtdkt im perspectiviscben Zeichnen XII, 63—^.
F. Steigl, Wandtabellen für den 2^ichenunterricht. IX, 75 — 77. G. Turmer.
F. Steigt, Neue Zeichenvorlagen. XIX, 137—139. AI, Ktmifrld»
Über Prangs Zeichenwerke. XVI, 144 — 147. Lang,
Ausserdem mehrere kleinere Referate.
IV. &«v Oefohiohto der Erziehung tmd dM UntaRtolitM.
Uber Schulenoi]gaaisatioii. II, i — 17. Hemritk Dnmhardt,
Dr. Friedrich Dfttes f. XIX. I— 7.
ül)cr Amos Cunienius. XV, 26—47. //""'"M'
SO Reden zur I'estalozzifeier. J, 24—26; I, 16—23; II, 68 — 76, Utmri<h Dtmkarät,
III, 58-65; VIII, 18—23; XI, i—to. S. Netter. IV, i— 10. A. Bmkm. V,
33—39; VII, I — Ii; I.\, 12—27; XIV. 6^21. Dr. A. J. Puk. VI, l«;— 24.
1>T.A. Wmkkr. X, 1-20. Dr. rrUdrUh DiUes. XII, 28—4»; XV, 47-59. Ed.
SkgtH, Xm, t— 1$. Dr. Sm. Hamtak. XVI, 90—33. V. Zmiilbig, XVH, i6->36.
Ferd. Frank. XVIII, i — 16. Jos. Krapfnibauer. XDC, 36— 40. Ä Samt,
Zur Würdigung Fröbels. J, 36 — 45. Albert Fischer.
Friedrich Fröbel and diePldagogik des XIX. Jahrhunderts. V, 40— 52. Philipp Brunner,
Die Milde-Feier. J, 55—72; (Festrede zur Mildefeier. J, 59—63. Dr. Frkäriek Ditttt;
Kpiiüg hierzu. J, 63 — 65. S. Heller,^ M, Zern,
Zur Milde-Feier. J, 46—47. J. Jclem.
Die Bedeutung Fichtes für die Pädagogik. I, 81 - 94. Heinrich Deinhardt,
Schulz von Strassuitzki. Eine .Ski/ze seines Lebens und pädagogischen Wlricens. (Mit
einem Bttdnia.) 1, 112—160, Karl Huber.
Zur Erinnendig an Diesterweg. II, iS— 27. A. Ckr. yessem.
.i^uo Google
X
Rede rar Diestenregfeier. XIV, 1—5. Aua. Janotta.
Rede tnr Deinhwdtfieier. (Mit einem BUdnis.) IIT, i— 3i. Dr. Kart JuUm Sekrikr.
Dr. Ad. Jos. Tick v. E. Szanto. XVIII, 116—124.
Rousseau und das ftaiuösiscbe Schul- und ErsiebungsweseB. III« 45 — 57. Dr. BemMmrd
Hans S.ichs. XVIII, 74 -92. Vi '. 7::-Umi:.
Zur EriuneruDg an Leopold von Ranke. XIX, Sl— 93. Dr. E. Hamiai.
RoBwwitf» pA&gogisdie Ideale imdiiaserepidi^ogisdie PnsM. I, Si--6a Dr. J Mt ä rt t k
Di/U.1.
Dr. Friedrich Dittes. (Mit einem Bildnis.) V, 1 — 52. AI. Zens.
Der Hwmiii«! Aneas Qyliiai «I« pidago^tdier Scbriftstener. DC, t->ii. Dr. Ewummti
Hannak.
Jobann Ignaz Melchior von Felbiger. XI, 64—75. 7*^*^'
Bilder aus der östeneichiMiicii ^hnlgesdilcfat« lingM TeigaiigeiMr Zeit lEI^ >$'^7*
F. T»mb€rgtr.
K. F. W. Wander, Lebensbild ebef deatKhen Lehren. XHr, t6--«8. A, Chr. Jmm,
V. Zur OluundLteriaieniiig des gegenwärtigen Sehulwetena.
(ZeitgesolüohtUohes. )
Dm öfterreicUM^Volkaacbulweten unter Kaber Fnuu Josef I. XII, 1—14. Ht. E. Hanmaä,
Die Osterreidibchen Ldmertage und ihre Erfolge. V, 53—72. /Vms Tmierger,
Jnbiläumsrcdc /in i ci :r des L aUgemeinen Memicliiseben Lducrtages. XV, i---a6. (Mb
Bildnis.) ÄJ. Zens.
Trügt die Nenschaleznr sittlichen Verwitdenmg de* Volke« beir 1II,94-iit. AMsBmkmt.
Kens Sana in corpore sanu. In zeitgcmässer Anwendung auf Lelirerarbeit und Lehrer-
gehalt. VIII, 24—41. M. Zens, (Vom Vereine als Broschüre herausgegeben.)
Ober Forfbildnng der Lehrer im allgemeinen und das Wiener PMdagogium im besondarea.
VII, I- i4. Dr. Entantic! Ifimnck.
Das Jubiläum eines pailagotjisch- n 1 achblattes. XIV, 54 — 59. M. Zens,
Ober das „Pädagogium", pa<lag' ».fische Monatsschrift, heravsgegeben ran Dr. FHedridi
Dittes. XV, i4S^l62 fcxt Pianl-.
Über den Abschluss der .Schulgeset.g«. bua^ im heutigen Frankreich. XIII, l46 — 15*.
Dr. Er. />:fes.
Die Hauptrichtungen des Schulseichenuuterrichtes in Deutschland. VIII, 89 — 103.
F. Steigt.
Die Gesultnng des Handfertigkdtsnntenidites ftr Knaben in der Gegenwart. X, laa
bis 138. Alms ßmJkm.
Die Kinder der Armen. VII, 94-106. Pk. Bnamtr.
18 Abhandlungen über das pädagogische Vereinswi.-;cn in Ottcrreidi-Uagara. I—X«
XU und XIII. M. Zern; XIV -XIX. Feid. Frank.
Die pSdagogische Presse in Osteireleh, DeotscUand and der Sehveit. I, 357—298.
Karl Huhci .
Pädagogische Zeitschriften. II, 215—244. Von verschiedenen Autor rn.
Die deut.sch geschriebenen pädagogischen Zeitschrifien Österreichs. V, 12^149. Akh
Briihft:. VIT. 107 — 129; \III, 171 194; .\, 1S9— 211. A'.;r,' Hn'fr
i bcsen l\i ca 5S0 pädagogischen Themen. (Ais Ergebnis der licraüiuagen ui amtU Con-
ferenzen, freien Lehiervenine» etc.) III->X, XU— JOV. Bau* XV— XDC.
Ferd. Ftank.
Scbttlstatistik. VI, 108— ISO. M. Zern.
Schulchronik. \ 104 - 12S : IX, 104- 129. M. Zetts. XIV, 1 S4 17S ; XV. 173— 198
XVI, 148-168. XVII, 146—170; XVIII, 164-196; XIX, 140-199. Ftrd. Fta»tk.
fiedaction des Jahresberichtes 1877 und der PAdagogischen Jahrbücher von 1878 bis
lud. 1SS7, dann 1889 und iS^ von HL Semi, 1888 von K. SnlMr, i89t von
X. Bans nnd 7«rd. Ttank, i8ga bb 1896 von Ferd. VnuDk.
y j^L^ by Google
Stimmen der Fachpresse.
wm
I. Band (1878).
,, Keine ähnüchc rul)licatii>n der Ictzlei'-n '/x-'.x hat bei ihrem Erscheinen grösseres
Inleresse erweckt und ist mit mehr ehrender i^ci>cbeideaheit in die Öffentlichkeit ge-
treten, als das vorliegende Jahrbuch. Ein Verein, der in soldier Art RediensduÄ
legen kann über seine Thatigkeit, er hat niclit nur den Beweis seiner Existens-
berechtigung erbracht, er darf vielmehr die volle Aufmerksamkeit der pädagog. Welt
Ar sieb in Aatpnich nelmen.*'
Ftde Pädagoge Bltttter, Jalirg. 1879, No. 13.
„Welch rflhriges pSd. Streben in der österreichiadien Lehrertchaft, namenflidi
in der \Vi'jn^ herrscht, davon ist das vorliegende Jahrlmch ein vollgültiger Beweis.
Das vorliegende Jahrbuch ist weit über Österreichs Grenzen hinaus von Bedeutung
uid grosscM Interesse."
Pidagog. AtuEdger» Jahrg-. 1878, No. 12.
„Wir freuen uns dieser Fnicht der Thätigkcit der Wiener päd, Gesellschaft,
nicht 'il >ss ihn N anregenden und meist gediegenen Inh;üles wegen, sondern auch
weil hier Zeugnis abgel«^ wird von dem ernsten wissenschaftlichen Streben deutscher
Fidagogen, die ja vidfach nodk als blosse Schdiialter ansesehen werden.'*
Chronik des Völkaschulwesens, Jahrg. 1878.
II. Band (1879).
.,\Vir zweifeln nicht, dass das ,Pädagog. Jahrbuch' sich in der BiMiotliel. Her
strebsamen Lehrer und Schulfreunde einbürgern wird, und sehen den weiteren Arbeiten
der »Wiener pidagog. GeseUsdiaft', die die Lehrervereine Osterreidu in so gUbtsender
Weise reprtsentiert, mit Spannung entgegen."
Freie ptfdagog. Blätter, Jahrg. 1879, No. 5i.
,.Die Wiener päd. Geseüsdiaft Wibk aus allen Gebieten des Erziehungs- und
Unterrichtswesens wichtige Themntn aus, um dieselben in abgerundeten Vortrigen und
freien Discussioneu moglich&t gründlich zu erörtern.**
Pädagog. Jahresbericht, Jahrg. 1879.
„Wir haben nie an der Energie und an dem wissenschaftlichen Streiken eines grossen
Theiles der Vsterreidhischen Lehrerschaft, namendich der Wiei» getwetfielt. . . . Einen
neuen Beweis für das oben Gesagte liefert «his vorliegende Jahrbuch, welches zeigt, wie
fast allerwärts in der gesammten Monarchie ein frisches geistiges Leben die Lehrer-
scbaft dnrdisirtt, trotx alten Dmckes, der noch auf ihr lastet. Die hier gebotenen
Vorträge und Abhandlungen sind durchweg wissensch.iftlich };ehalf' i. im! voll reicher
Anregungen, so dass wir ihr StUihum allen I.clirem an-jrV'q-. ntlii-li eiii)>t! l:h»n kunn<-n.**
Pädagog. Anzeiger, Jahrg. lööu, Xo. j.
_xn
III. Band {1&80).
^Wie die vorhergehenden Jahrbücher, so zeichnet sieb auch dieses durch reichen
aw^aideii Inhalt aus. Es ist dn scbdner Bdcf fUr die Tttdidglceit aad RtdMgkdt
wuerar öateneichisdien Collegen."
Pädagc^. Anzeiger, Jahrg. 1881, No. 3.
,.\Vie man aus dem Inhallsverreichnisse ersieht, hat die Wiener jiii 1. f ".esel! ^^iuifi
auch im leuten Vereiuiyahre den Fragen der Eriiehunc und des Unterrichte^ ein rege»
Interesse tug ewe adet, und wm sie tod ihren VtAndlanca in dem angezeigten
Jahrbuche niedergelegt hat, verdient ebensovolll UttSeien Beinuli «ie die in d«ft Atter
angezeigten bänden enthaltenen Beitrage.'^
Pädagog. Jahresbericht, Jahrg. 1880.
IV. Band (1881).
„Zum 4. Male legt hier ein päd. Verein, welcher sich durch sein eifriges and
harmonisches Zusammenwirken für die liebung der Erziehung und des Unterrichtes
bereits eine hervorragende Stellung crworLen hat, die Hauptergebnisse seiner Jahres-
arbeit den weiteren Kreisen der Berufsgenossen zur Würdigung und Verwertung vor.
Ancih dieses nene Jahrbncli Ist ein schänes Zeugnis redlidien imd ernsten Strebens,
sowie der tfleblfgen Sebulnng nnd reteben Erfahrung seiner Urheber."
Pädagogium, IV. Jahrg., 9. Heft
V. Band (1882).
„Was bier geboten wird, erAUt ans mit hoher Achtung und berechtigt zu der
Ilotfnnng, flass gegen eine solcfae £id»entci»ft die Finten der Reaction veigebH^
ansliirmen werden."
Plldagog. Anseiger, Jahrg. 1883, No. 6.
„Die früheren Bände diese» Werkes sind seiner Zeit im ,, Jahresberichte" augezeigt
und empfohlen worden. Sie bezeugen die eifrige Thätigkeit, tüchtige Bildung und
mannhafte Gestnnoog der Wiener päd. GeseUsdiaft. i>ie Ueranweber sind l>e-
strebt, von Jahr zu Jabr Besseres sv bieten. Es stand ihnen diesnal ein so grosser
Vorraih von Arbeiten zur Verfugung, dasi. sie /u einer strtiij,'en Auswahl des Besten
veranlasst waren. . . . Alles ist mit Verständnis und Sorgfalt ausgearbeitet, and das
ganze Buch gehört zn den besten Erscheinungen der periodischen Literatnr dieses Faches."
Pildagog. Jahresbericht 36. Band.
"VI. Band (1883).
„Von dem regen, strebsamen Geiste, der in der Wiener päd. Gesellschaft herrscht,
legt das Jahibnch mit seinem gediegenen nnd manaigfidtigen Inliahe das ehrenvoUsle
Zeugnis ab, im 1 <^t:m machen wir daher unsere Leser mit warmer Bnpislltmg Mlf
dieses Kigebnts einer treuen, gemeinsamen Jahresarbeit aufmerksam.**
Schlesische Schulseitnng, Jahrg. i885« No. 5.
„indem wir diesen Band des päd. Jahrbuches sowie die früher erschienenen der
Lebrerwelt nnd allen Schnlfrennden bestens znr Ansdiaffung und eingehenden Leeiflre
anemj fehlen, machen wir insbesondere die Herren Referenten in dc& Bcsilltllehintw
conferenzen auf die ,Thesen zu päd. Themen' aufmerksam."
Btdniw. PMdagog. BUttter, Jahrg. 1884, No. 6.
,4Ke gcdi^enen Vortrige nnd Abhandlungen bean^uchen mit Recht das
Ittteresee der Ldirerwdt.*'
Haus and Schule, Jahrg. 1884, No. 38.
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XUI
„Das Jahrbucli ist ein pAd. Sclifttiltastni, aus dem entnelimen zu kOnwif be-
son'lcrs den Lehrern willkoinmcn sein ilütfte, wdi.hei» ilic- 2. Prüfung noch berontcbti
oder welche in eioer Lehrerversammlung einen \ oriiag zu halten liabcn."
Preusstsche Schulzeitung, Jahrg. 1^64,
■
„Dieser neue Band reiht sich würdig seinen Vorgängern an. Möpf die Wiener
päd. Gesellscliaft auch ftmci gedeihen und noch recht viele Jahrbücher licrvurbringen.
Pädagogium, Jahrg. 1884.
VU. Band (1884).
.,Respect vor im^pren Collegen In Österreich! Von dem Jahrbiulic ist nun bereits
der 7. Band erschienen; aber jeder ist ein voUgiltiges Zeugnis dafür, das» Österreichs
Lefaver trots «olnrieriger poMtctor VctUIcbIm* mit Toran atelien in stetiger treuer
Arbeit für Hebung und Fordcnirj;.^ der Schule und des Lehrerstandes. Der neueste
Band steht an Gediegenheit semen Vorgängern ebenbürtig zur Seite. Das pMd. Jahr-
buch verdient die grösste Verbreitung, namendich seien anch die flbMall in Dcattchland
beslelteaden ,SclmivcreiMt* darauf aufmerksam gemacht.*"
Aaseiger £ d« piklagog. Ut^ Jahrg. i885, No. 11.
Vm. Band (1885).
ififail aldu, dasi» dieä vortrett lieh redigierte Jahrbuch eine Masse anregenden
S to ff« «oÄllt.'*
Ansager f. d. neueote pädagog. Lit» Jahrg. 1886, No. 10.
„Auch dieses neue, das 8. Jahrbuch der im Titel bezeichneten Gesellschaft ge-
reicht derselben zu grosser Khrc, da in demselben das vielseitige, ernste und einsichts-
volle Streben, die Theorie und Praxis der Pädagogik auf der erreichten Höbe zu er-
füllten und weiter in tervollhommnen, nnverkennbar tum Ansdracke kommt. Mit be-
sonderem Lobe muss noch d< r Fleins, die Gewissenhaftigkeit und verständnisvolle Vm-
sieht erwähnt werden, weiche der Kedacteur dieses Jahrbuches abermals mit bestem Er-
folge befhidgt hat**
Pädagogium, Jahig. 1886, Heft 10.
IX. Band (1886).
„Wie die früheren Jahrbücher, so hat auch das v ulirLTcn le einen reichen, nach
ailea Seiten hin anregenden pädagogischen Inhalt. Es gewährt uicht nur einen über-
bHdt über das Leben und Streben der Wiener pädagogischen GeseUscbaft, condem MCh
Uber die £ntwioldung des gnstmmten österreii hi sehen Ilj'dungswesens."
Pädagog. Anzeiger, Jahrg. 1887, No. 10.
„Gleich seinen Vorgängen sei auch dieser Band des Jahrbuches als Zeugnis reger
Vereinsthätigkeit und als Mittel zum Studium pädagogischer Tagesfragen, wie zur Be-
aitheilung der Schnigeschichte unserer Zeit fieissiger Lectttre empfiAm.**
Bayerische Lehrerzeitung, Jahrg. 1887, No. 36.
X. Band (1887).
„IVir haben die Anftitxe mit lehbaftem Interesse gelesen ; es sind durchwegs tüch>
tige, 7am Th«U geradctn sufesdchttete Arbeiten, welche die wärmste Empfehlung
verdienen.**
PKdagog. Jahresbericlit, 41. Band.
XIV
Xll. Band (1889).
„Der uns Torlicgende XU. Band reiht sich würdig seinen Von{|Lngeni an. Er iqct
Zeugnis ab von Tielsdt^(«r Thätigkeit, enutem Strcboi vai grflndiHtan Wims. Hmek
der Ansicht des Rcfereoien Terdiöit das Jahrbuch aadi tekens der Mlttelschnle aDa
Beachtung.'*
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien, Jahrg. 1892, No. 2.
XIXL Band (1890).
,,Die pädagogische Gesellschaft hat sich durch ihre J^^rliücher im In- und Aus-
lände zu Ansehen und Geltung zu bringen verstanden, und auch der vorliegende Band
cihllt da auf der HSbe seber Vqrglagcr.**
Österr. Scfaulbole, 41. Jalirg:, No. 6.
„Das Werk verdient die wärmste Empfehlung. Es legt Zeugnis ab von dem ua»
cnnttdlichen Arbeiten und Streben unserer CbU^en in Österreich-Ungan. Das Wtril
vardient lür Le
sc: rkf
> ,.1
und Lehrcibit»!iothfken angeschafft lu werden.*
Rheinische Blätter t Erz. u. Unt., 66. Jahrg., Ueft i.
,1.
f
XIV. Band (1891).
„Za dea Bflchem, deren Ercebehien bereits erwartet and freudigst begrflsat wird,
gehören die Jahrbücher der Wiener paJagügibclun Gt-sellschaft. Ehren. l für rh n Verein,
von dessen bedeutsamer Entwicklung sie eiu erfreulich Bild entrollen, ehrend für die
Herausgeber, Ton deren onenDAdliehem Fteisse sie ein beredtes Zeugnis geben, siad si«
jedem Schulmanne unentbehrlich, der ein getreues Bild vnn der Gesammtthätigkeit des
österreichischen Schulwesens gewinnen will. Nicht in zweiter Linie ist es die Gediegen«
heit der verfiffentlichten Vorträge, die VerUUslicfakeit der genaditen Angaben, durdi
welche sich die Jahrbücher einen der ersten l*lAt/c auf dem ] i !:iL;"gischen Hüchermarkte
errungen. Diese uneiiigeschraak.ie Anerkennung sollen wir auch dem vorliegenden
Band. .... Wir empfehlen nicht allein den vorliegenden Band, sondern sadl glcidl-
zcitig wiederum die Vorgänger dieses Jt-ihrbuches aufs wärmste und können nur wün-
schen, dass dieselben nicht nur für Vereins-, liezirlu»- und Locallehrerbibliotheken, soa-
dem auch fitr die Haadbldierei dea Lehrers a^gaadiait wttrden.**
FMe Sdmlxeitiiiig, Reichenberg', 17. Jalifg., No. 44.
,,\Vir cnipfchlcr. il.v J.ihrlmch wie seine Vorgänger als anregende Leetüre."
Lit. Beilage z. Pädagog. Zeitimg, Jahrg. 1892, No. 11.
,.' "!iLT das :;i ! n letzten -'wei J alirlnlchci n Gr\ i kann man sii.h nur höchst
anerkennend äussern. Im Interesse des löblichen Unternehmens wünschen wir, dass die
Jahrbücher in keiner BerirlalehrerbibBothelc fehlen and das«, wo die Mittel «s erlaaben»
dieselben auch in (hc Lehrcrbibliothek eingestdlt werden. Wir Ldwer biavdiea be>
•tändige Anregung, frische Nahrung, neues Blut'.**
Zeitschrift d. obcrösterr. Lehrervereins, 14. Jahrg., No. 36.
,,Der 14. IJand enthAlt eine Reihe sehr interessanter Vortr.Hge und Abhandlungen.
Das Jahrbuch verdient seines allgemeinen und seines mehr histurischen fhcilcs wegen
attCh aasseriialb Österreichs die Beachtung von Lehrerkreisen."
Scfaweiser Lehreneatung, Jahrg. 1892, No. 11.
„Wie immer rdchhaltig und gedtegeii.''
Anseiger, Jahrg. 1892, No. 9.
Google
,;,Atich der vorliegende Baod eathält in seiaem ersten Theile eine Reibe wertvoller
Abhuidlii^^ «BS dm Gebiete der PIdagogik.**
PHdagog^. Jahretberklit, Jahrg. 1892.
,,\Vir können von dem neuen Bande mit vollem Rechte, wie von so vielen seiner
Vorgänger, sagen, dnst er tdir Interessaates enädlle und weiter Vetbte itu ng
witrdig ist.**
Wes^eiser durch d. pädagog. JLit, Jahrg. 1893, No. 1.
,,!>•• Stadium dieits gedi^enen Jehrhuchee sei nndi den dealeciiett LdNtem
beetene UMapföhlen.'*
Schneiders Pädagog. Jahrbuch, 5. Jahrg.
XV. Band (1892).
,,D*s Toriiegende Jahrbech ist wie seine Vorgänger ein p&dagogiiicher Leiter
emen IUn:^'es.<'
Anseiger f, d. neueste pädagog. LaL, Jahrg. 1893, No. 39.
„Der XV., mit dem Bildnisse des rühmlichst bekannten Schalmanns Binstorfer
Mfdimtt^le Band verdient die Auftnerksamkeit der MittelschuUtreise, welche sich fUt
die wnkStSSA» Seite des Unftenidiiea interessiere?."
Zeitschrift f. iL Realschalweaen, 18. Jahig., Heft 7.
,,\Vir ciuiifL-hlcti das Wt ik r>cai.hluug in l'ü(la^;o<;cnkreisen.'*
Lit. Beilage z. pädagog. Zeitung in Berlin, 18. Jalirg., No. 10.
„Es macht dem Berichterstatter ein besonderes Vergnügen, sagen zu müssen, dass
auch der 15. Band der pädagogischen Jahrbücher voll imd ganz auf der Höhe seiner
Vorgänger steht. Ein Buch dieser Art spricht fUr sich selbst, und es genUgt die
Atti^kb« seines Inlialtef, wm den Besits desselben «ttnsdienswcrt zu machen; wer
einmnt efaien Band erwotb^n, wird das Ersdidnen seines Nachfolgers freudig begrüssen.
■ — Indem uir noch der mühevollen Thätigkeit des Herausgebers mit besonderer An-
erkennung gedenken, empfehlen wir allen Amtsgenossen w&rmstens die Anschaffung
dieses Bande*.**
Ftete ScfaulseitiiBg, Reichenberg, 12. Jahrg., No. 45.
„Für die Entwicklung des österreichischen Schulwesens ist eine schlimme Zeit ge-
kommen, denn durch die Annahme der Schulgcbeiznovelle ist das ganze Reichsvolks-
scholgeaets in Frage gestellt worden. Dass aber die österreichische Lehrerschaft dem
drohenden Kampw tmentwegt entgegen tritt, daflir legt das TorKegende Jahr-
buch beredtes Zeugnis ab. W.is min auch i^u; ^ li Ii: n mag, die Lehrerscliaft wird den
Eifer und die Begeisterung in der Ausübung ihrer Berufspdichten nicht verlieren, denn
sie AUt sidi ergriffen Ton dem Geiste des Rdchsyolkaadmlgesetxes nnd wird diesen
Gdtt festhalten, trots der ni gewirtigen.kn Schwicri;:^keitcn."
Pädagog. Anzeiger, Jahrg. 1S83» No. 6.
,.Der mit der Herausgabe vorliegenden Werkes beauftragte Ausschuss der Wiener
pädagogischen GescUsdinft sdweibt; ,Als ein Zeugnis, dass die der pädagogisclien
atretacamkeit nichts weniger «Is günstigen Verfifltnisse das pädagogische Leben nnd
Streben in unsemi Vaterlandc nicht /u erdrücken vermocht haben, wird unser Jahrbuch
— das sprechen wir zuversichtlich aus — von allen, welche diese Verhältnisse kennen
nnd würdigen, sichw anerkannt weiden. Mttdite es Uun nun auch gelingen, der gnten
Seche, welche wir mit Liebe und Ehrliclikeit vertreten, tfantsXchiick an nfitsenl* Wir
XVI
nriUsen ihm antworten, dass wir nie an der Energie und an dem wissenschaftlichen
Streben eines grosseo Theils der österreichischen Lehrerschaft, namentlich der 'Wiens, ge-
zweifelt haben. V«fdankcn wir dodi besonders in prskÖscfaer Beziehung ansem öster-
reichischen Collegen niniKlic bedeutungsvolle Anregung und hat doch die österreichische
pädagogische Presse Hervorragendes geliefert. Einen neuen Beweis tur das eben Ge-
ithe liefert das vorliegende Jahrbuch, dessen Hauptinhalt aus Vortrigen besteht, die
innerhalb der Wiener pädagogischen Gesellschaft gehalten worden sind, das aber auch
durch eine im Anhange gegebene übersieht äber das pädagogische Vercinswescn in
Osterreich-Ungam zeigt, wie fast allerwärts in der gesammten Monarchie ein frisches
geirtigt» Leben die Lebrersduft dorchziebi, trotz allen Dmckes» der noch nnf ihr lastet.
THe hier gebotenen xwBlf Vortrige und Abhandinngen sind durchweg wftsenschatödi
gehalten und voll reicher Anregungen, so dass wir ihr Studium allen Lehrern aritje-
iegentlich empfehlen können. .... Wir wiederholen, dass das vorliegende Jahrbach
von Seiten der deotMimi Lehrenchaft die griMe Bendttung verdient.**
PVdagoe. Anseiger, Jahrgf. 1880« Na 3,
„Die Wiener pädagogische Gesellschaft , zu den aoceaehensten Vereinen ihrer Alt
gehörend, widmet sich vomgswebft, ja fiast aasschHeuli« der Pflege der pttdagogisAen
Wissenschaft und Ktinst, was iiin so mehr Anerkennung verdirnt, als derzeit die äus-
seren Angelegenheiten der Schule und des Lehrerstandc» das Interesse und den gegen*
seiligen Gedankenaustausch der Staiulesgcnossen flbermässig beeinflussen. Da ist es in
der Tbat ein Verdienst, den eigentlichen Lebensnerv und Ehrenpunkt des pädagogischen
Berufs, die fachmannische Tüchtigkeit, hochzuhalten, weil sonst der Lehrerstand
die Fähigkeit und mit ihr das Anrecht verlieren würde, in der Anbicltt and ^
Schulwesens die Stellung eiaaunehmen; welche er verlangt.
Das neue Jahrbuch der "Wiener pädagogischen GeseÜsdiaft gibt abermals Zeugnis
von dem re^cn und firuclubarLn Streben, das seit ihrem Bestehen ununicrlir uhcu in ihr
geherrscht bat. .... Wir halten es für überflüssig, ein Lob der ein^eelnen Arbeiten bei-
sufllgen, da es in der Sefantwdt lingst beltannt ist, dass die JahrWteher der Wiener
pädagogischen Gesellschaft nur Gute - lirini;t n. Hervorheben müssen wir jedi ch. dass
der nunmehrige Redacteur des Werkes, HeiT t'cid. Frank, seinem verdienstvollen Vor*
gänger und Vorsiuenden des Vereins, Herrn M. Zens, wflrdig aar Seite steht Bcir
Frank hat einerseits, wie aus obi-^en Anführungen ersichtlich ist, eine ganze Reihe wert-
voller und umfangreicher Beiiräge für den vorliegenden Band geliefert, anderseits die
Siehtang und DrscUcgnag des unnsea in nmsleiSsfter Weise faesoigt*"
Pfldagofhiiii, JsSag, 1893, Heft 7.
L
Gedächtnisrede auf Dr. Friedrich Dittes.
Vofffetiagen tm ij. Mai 1897 von M. Zbns.
„Der Dienst im Um!« wwr atetc «in Mtityriam, Ist et
noch nad wkd es auf Erden immer bldben. Wem Aber dieser
Dienst nicht nur den tiefsten Schmerz, sondern auch das
höchste Entzücken bereitet, und wem es unmöglich ist, <iie
hellsten Lichtblicke des Geistes für eitel Wahn su halten:
der wird nad kann nicht lassen Ton dem Glanben an eine
bessere Znknnft nnd von der Pflicht, Ar sie sa wirken.**
Dittes, ,4*Sdagogiiim*S VII, 87.
Diese Worte des Meisters der Pftdagogik, dessen Andenken tinsere ben»
Feier gilt, sie sind fUr iliD selbst aberaus charakteristiscb. Sie sagen
uns kurz and treffend, was er sein ganzes Leben lang sich zum Ziele gesetzt,
woflir er stets gestritten , und wof&r er viel gelitten hat; sie sagen uns aber
auch zugleich, aus welchem unversiegbaren Borne er immer und immer
wieder jene Seelenstärke geschöpft hat, die ihn befilhigte, trotz der grössten
Schwierigkeiten und Hindernisse all dasjenige zu vollbringen, was ihm filr alle
Zeiten einen hervorragenden Ehrenplatz in der Geschichte der deutschen
Pädagogik sichert. Friedrich Dittes hat die Kraft seines Lebens an die
Entwickhing der Sc hule des Volkes gesetzt, sich dem Dienste dieser Idee voll
und ganz hingegeben, sich ihr aufgeoptert. Fast drei Jahrzehnte hat er in
unserer Mitte vorbildlich und in gewaltiger Charakterstarke gewirkt, bis ihn
der Tod vor Jahresfrist aus diesem Leben abgerufen hat. Schraerzerfüllt
haben wir den viel zu früh D.ihingegangenen auf seinem letzten Wege be-
gleitet und ihm den Kranz der Liebe und Treue auf das Grab gebreitet.
Sein feuriges Auge i.st erloschen, sein beredter Mund ist verstummt, seine
schriftgewandte Hand ist erstarrt; aber die Thaten seines Lebens leuchten
in lebendiger Erinnerung, seine markigen Worte widerhallen in unserer Seele,
auf unvergänglichett Tafeln bleibt ^e Schrift sdnes Geistes eingegraben«
Jahtbacb 4. ynaa. pU. Oes. ttn, 1
2
Wie geben wir nun unserer Dankbarkeit und Verehrung für den geliebten
Meister geziemenden Ausdruck V Wir thun es, indem wir seinem Leben und
Streben, seinem Wirken und Scharten neuerlich die verdiente Würdigung an-
gedeihen lassen, auf dass sein Charakterbild, ungetrübt von der wechselnden
Strömung des Tages und den eigennützigen Aussprüchen bevorrechteter Ge-
sellschaftskreise, rem und klar m EncliemuDg trete. „Ein grosses Master
weckt Nacheiferung und gibt dem Urtheü höhere Gesetse.**
So legen wir uns sunlcfast die Frage nach der grandlegenden Richtung
sebes gansen Wirkens vor: Wie fasst Dittes die Pädagogik auf, and
was fordert er von ihr und ihren Jingera? Die Antwort auf die geteilte
Frage finden wir ersdK^fend au^esprochen in der Abhandlimg „^^ber Flda-
gogik als Wissenschalt**, erschienen im VIL Bande der Monatsschrift „Fftda-
gognim • Dittes weist tn dieser Schrift vorerst nach, dass trots aOer
gegentheöigen fiehauptangen die Fidagogik kemer anderen Wissenschaft an
innerer Sicherheit nachsteht, ja dass sie als freie Wissenschaft gerade den-
jenigen positiven Wissenschaften, die sich die Vormundschaft aber sie an-
nassen, entschieden überlegen ist; er nnterstidtt hierauf, warum die P i !i
gogik nicht jene inssere Anerkennung, deren sich andere und selbst -
schwächere DiscipÜnen erfreuen, habe finden können, und erörtert endlich
die Hauptfragen, von welchen Bedingungen der wissenschaftliche Aufbau der
Pädagog:ik abhängig sei, und auf welche Weise sie den ihr gebflrenden Ein-
fluss aut das I ,eben gewinnen könne.
Es sei mir gestattet, iiic/u die folgenden l>cle<^stellen anzuführen. ,,Ini
allgemeinen ist klar", sagt Dittes, ,,dass der Pädagogik die nämlichen
Kräfte, Mittel und Methoden der Erkenntnis zu Gebote stehen, wie den
übrigen Wissenschaften; die Sinne und das Selbstbewusstsein, die äussere
und innere Erfahrung, die Analogie und der Sc hluss, die Induction und De-
finition, die Classification und IdeaHsierung, kurz die Empirie, die Logik und
die Vernunft. Ebenso ist es klar, dass die Pädagogik einen eigenthumhchen
und der menschlichen Erkenntnis zugänglichen, also wissenschaftlich lass-
baren Inhalt und einen bestimmten Zweck hat. Wie z. B. die Jurisprudenz
der Rechtspflege, die Medicin der Gesundheitspflege, die Nationalökonomie
dem Olkntlichen Wohlstande dienen will, so findet die Pädagogik in der Er-
zlehung der Jugend ihre Aufgabe; nnd wie die anderen praktischen Wissen-
schaften sur &reichimg ihrer Zwecke wirksame Mittel bescfehnen, em ge-
ordnetes Verfiüiren feststellen, auf ausQbende Krflfte mit bestim m ten Fahigkeile&
«nd Wirkongskreisen bedacht sind nnd ihre Weisungen snm Besten der Em-
seinen nnd der gansen Gesellschaft tu verwerten suchen: genau so entfdtet
i.i^L^ by Google
sieb «ach' die PAdagogik in ihren Lehrtn von den Mitteln, Methoden, Sob-
jeotcB und .Objecte» der Erdebuogi**
nSo ladge die Fftdagogik ran theoifdiGh verfiUurt, lediglich mit idealen
Factwen rechnet und dieselben olp gegeben voraasM^ so Uuige ist sie ihres
Verfidirens und ihres Erfolges efatenso gewiss wie. die Metfaenutiit. Die
Schwierigkeiten treten erst ein, wenn es sich am die Übertragung der Theorie
anf die WirkUcbleeit handelt, und dA ist die PHdagogjk ebenso an die Empirie
und nn die Geeetae der Logik gewiesen, in ihrer Arbeit und ihren Erfolgen
ebenso sicher und ebenso abb8iig%, wie die anderen Wissenschaften auch.
Da fieiBch die Fidagogik alles MensdiUche nmfasst, da sie besQglich aller
anderen Wissenschaften eine centralisierende Stellmig einnfanmt, da rie aller
bedarf, sei es, um ihre Zwecke und Methoden zu beleuchten, oder um ihre
Mittel zu vermehren, da sich in ihr die gesammte Cultur der Menschheit
wiederspiegelt f da sie aber auch der gesammten Cultur dienen soll: so
leuchtet ein, dass sich in ihr alle Schwierigkeiten sammeln und reHectieren
müssen, welche der menschlichen Einsicht und Macht entgegenstehen. Es
leuchtet aber auch ein, dass ihr diese Schwierigkeiten gemeinsam sind mit
den übrigen Wissenschaften, und dass ihr anderseits auch alle HiUsmittel der
übrigen Wissenschaften zu Gebote stehen."
„Bedenkt man, was die Pädagogik vermöge ihrer Grundlagen und Zwecke
sein könnte und sein sollte, und vergleicht man damit, was sie in Wirklich-
keit ist und gilt: so liegt die Vermuthung nahe, dass sie nicht durch innere
Schwäche, sondern durch die Ungunst äusserer Umstände niedergehalten
worden ist und noch heute niedergehalten wird. Und diese Vermuthung
t'mden wir vollauf bestätigt , wenn wir die Geschichte und die alltägliche Er-
fahrung zu Raihe ziehen. Die Pädagogik ist eine praktische Wissenschaft,
sie schreibt vor, was zur Realisierung der Ideale der Menschheit geschehen
soll. Dasu bedarf sie gewisser Einrichtungen und Veranstaltungen, aus*
flbender Organe und inaterieller Mittel; sie wird daher ihren Blick dahin
riditen, wo dies aOes im reichsten Masse in finden ist, wird von daher die
wnrksamite Ffirdetnng ihrer Zwecke erwarten und mochte dahin auch gern
die obeiite Leitung des gesammten BSdongswesens rerkfen. Dies ist der
Slut.*<
„Die Macht aber, welche im idealen Staate der ÖfieatUchen Gewalt
kern VemOnftiger verweigern würde, nimmt schon der reale Staat voll und
gans in Anspruch, und so greift er nk seinen eisernen Armen auch unmer
tieiier xatA dictatorischer in die Pädagogik ein, um dieser zu befehlen, was sie
für gnt halten nnd was sie leisten soll". So wird die freie Bewegung behin-
dert, oime welche et kein Heil in der Wissenschaft und Kunst, am wenigsten
y j^L^ by Google
4
fOr die Fttdagogik gibt^ Der iDb^griff derjenigen Mnfanen und Wdsongen,
wdche von den Staatsbeanten der FSdagogik gegeben werden i ist die
Bnreau-Pädagogik, ihr Gegeniiats Ist ^e Pädagogik der wiwsenicfaait-
Sehen Überseagung und freien Entwickelang. Wo ttber den Geist ond die
lidtung des Unterriditsweseni stets die Verwaltung entscheidet, da tritt an
die Stelle der Wissenschaft ein snbjecthrer Wille, an die Steile des Handelns
aus Überzeugung em Dienst im blinden Gdiorsan, der sittfiche Charakter
vnd die Bemfefineudi^eit des Lehrerstandes wird untergraben , md dnrcli
häufigen SysteaiweGhsei geht auch- die StetSglteit der Schularbeit verloran.
Selbst in denjenigen Staaten, wo die SchidbeliOrden m geeigneten fWen En*
qudten pädagogischer Fachmänner einberufen, ja solchen Fachmännern sdbst
Antheil an der Aufsicht und Leitung des Schulwesens gewähren, kommt die
Pädagogik nicht zu ihrem vollen Rechte, denn die Wahl der Fachmänner und
die Entscheidung Uber deren Gutachten und Anträge erfolgt dnrch Nicht -
Fachmänner, „und dass bei solcher Wahl und Entscheidung ganz andere
Rücksichten als die rein pädagogischen eine grosse, ja die wichtigste Rolle
spielen, das kann nur leugnen, wer die Verhältnisse nicht kennt oder sie be-
mänteln will. So lange die fachmännischen Berather und Organe der Schul-
verwaltung nicht durch die Fachmänner selbst gewählt werden, hat man kein
Recht, von einer vernünftigen Ordnung der Dinge, einer echten, gesicherten
und wirksamen Vertretung der Pädagogik zu sprechen."
„Da die Pädagogik, wie alle Wissenschaft, die Erkenntnis der Wahrheit
zum Ziel hat," — sagt Dittes weiter — ,,so ist auch lur sie die freie
Forschung und Prüfung erste Lebensbedingung. Der Denkprocess
darf weder an Machtsprüche, noch an Glaubenssatzungen, noch
an speculative Lehrmeinungen, noch an persönliche Neigungen
und Interessen gebunden sein. Die Wahrheit kann nicht gemacht
werden durch Factoren, welche ausserhalb des menschlichen E^kenntnis-
vennOgens liegen; sie muss auaschUesslich dnrdi das menschliche Ertennt-
nisvenn0gen selbst gesucht, entdeckt, gefunden werden und hat ihre einsigs
gesetsmässige und unersehQtterliche StOtse in ihrer inneren Gewissheit, d. b»
in der Überzeugung, welche sie im denkenden Geute herrorraft, indem sie
den Gesetzen und Forderungen desselben entspricht Das ist das eigent*
liehe Merkseichen (Kriterium)' aller wissenschaftlichen Einsicht, das Grund*
aidom und der onverrflckbare Angelpunkt aller wissensdiaftiicben Arbeit, der
untrügliche Ldtstem alles geistigen Fortschrittea**.
„Ebenso entsduedeo, wie die Eingriflfe der Staatsgewalt, weist die Päda*
gogik als Wissenschaft die Ansprüche der kirchlichen Hierarchie
inrQckt und swar aus gleichem Grunde, nämlich deshalb, weil sonst ihr
Google
5
wissenschaftlicher Charakter und ihre innere Evidenz verloren gehen würde. Mit
dem Übernatürlichen, Geheimnisvollen und Wunderbaren hat die Pädagogik
nichts zu schaffen; sie betasst sich nicht mit Mysterien, weil diese nur ge-
glaubt, nicht gewusst werden können. Und da das übernatürliche von den
verschiedenen Kirchen, Secten und Individuen höchst verschieden gefasst
wird, ebenso die aus den Glaubenssätzen abgeleiieien Sittenlehren und An-
sichten über weltliche Dinge stark von einander abweichen, so ist klar, dass
die Pädagogik, wenn sie confessionelle Elemente in sich aufnehme!) wollte,
ihre Einheit aufgeben und somit aufhören rnttsste^ eine allgemeine mensch»
Ucbe Wistfeoidiaft zu. lein, also nach Gemdngiltigkelt au ftreben, .sich Ober
die Schranken der Glaubeiisparteicn aar Uiüveraalittt au erheben; es könnte
nicht eine Fadi^ogik gebeni sie mflsste vidmehr in eine Menge von Abarten
aerfidlen, in ebe rOmisCh-kalholische» Intherische, jadiscfae etc. Zwar wid-
met die Fidagogik der R«li|^on als einer psychotogischen und historischen
Thatsache voUe Beachtung und ernste Wttrdignng; sie hat anch keinen'
Grund, dieConfessioneni bes. Kirdien au bddbnpfbn, so lange sich diesdben
in ihren Grenten halten, sich ihres relativen, sol^ctiven und privaten Cha>
rakters bewnsst sind, also keine bindende Krafti kein Zwangstecht Ar sich
in Anspruch nehmen und sich nicht in solche Angelegenheiten mischen, Ober
welche die Wissenschaft, nicht das Dogma su entsdieiden hat. Die Päda-
gogik lehrt, was sie wissen kann, und lässt im übrigen jeden seines Glaubens
leben* Sie lehnt aber jede Parteinahme für Lehren ab , welche positive Be-
stimmungen ttl>er Dinge enthalten, die jenseits aller Erfahrung liegen, oder
auch nicht liegen. Denn die Pädagogik besitst kein Organ, diese Dinge zu
erkennen, und überlässt es daher der Theologie, sich übermenschlicher Er*
kenntnismittel zu bedienen, wenn ihr deren zu Gebote stehen."
..Demnach muss die Pädagopik schon in der Lehre von den Zwecken
der Krziehung fin der pädagogischen Teleologie' . . . darauf verzichten, die
letzte, jenseits des irdischen Daseins liegende Bestimmung des Menschen
zu definieren und als verbindliche Norm aufzustellen; sie darf nicht den
festen Boden der Wissenschaft verlassen und sich auf transceodentale, ihr
unbekannte Dinge einlassen."
„Aber auch der speculierend en Wissenschaft gegenüber hat die
P.idagogik kritische Hehutsanikeil anzuwenden. Sie inuss sich stets der Be-
dingungen, Factoren, Gesetze und Grenzen der meuschUchen Einsicht be-
wusst bleiben und aUe Theorien abweisen, welche gegen diese Instanzen
Verstössen. Sfe darf weder dem Sprunge folgen, welcher einige Naturforscher
durch Iddeihafte Generalisierung sinnliche Wahrnehmungen zum Materialis*
mns flttut« noch sich in die Thigsdilflsse jener Philosophen verwickchi
Digitized by Google
lassen , welche durch einseitige Deutung der Thatsachen des Selbstbewusst-
seins zum Idealismus gelangen, oder durch blosses Denken das wirkliche
Sein und (Geschehen bestimmen zu können vermeinen. Alle Doctrinen,
welche auf unsicheren Grundlagen, unerwiesenen Voraussetzungen, selbst-
gemachten Begritfcn, willkürlichen Prämissen, kurz, auf der sogenannten
Speculation, d.h. auf dem Versuche beruhen, die Wahrheit zu erratheu, uder
zu erschleichen, oder za erzwingeD, überhaupt also auf unwissenschaftlichem
Wege zu gewinnen, «{nd in derfldagogik unsulässig, weil ihnen die Evidenx,
efadeiMiittiideGewitiheh, dieXraft derObeiseugung fehlt, tmd weÜMllMt
derjenige, welcher «le Jtuf-.lVeii ttad Gfautbea aanlBimt, in Wirkfichkeit mit
ihnen ntditt lebten» oder aar Schaden anrichten kann. Die FBdagogik darf
denPHlfttefatderErCdining tue ant der Hand' legen md nichts salasaen, was
die Probe der Pnuds' nicht bestehen kann.^ Wo die blmde Hingebttng an
vorgeftsaie MeinangeD, der Antoritittsc^nbe, der Secteageist platsgretfen,
da erstirbt das wissenschaftliche Leben, well sie die Selbstihttigkeit ver-
nichten, der Unfilhiglceit als.DedEmantel, derTrigheit als Rnheldssen dienen.
Das Forschen wird IlberlHÜMi^, weil die Wahrheit schon gefunden ist. Immer
aber war der bildende Ehiflass hervorragender Minner auf die Weckung des
freithätigen Forschttngstriebes gerichtet; der rechte Mann wiU die Geister
nicht binden, sondern befreien und stärken. „Abgesehen davon, dass die
geistweckende Methode den Trieb und die Kraft zum mtellectuellen Fort-
schritt stärkt, ttbt sie eine mächtige sittliche Wirkung aus, indem sie den
reinen Wahrheitssinn entwickelt nnd die Heiligkeit der Überzeugung m die
Seele prägt, die sich dann im Leben als Gefühl der Selbstverantwortlichkeit,
als Gewissenhaftigkeit und al- männliches Einstehen für das Rechte und Gute
äussert; während die Gewöhnung, die Wissenschatt als eine Satzung hinzu-
nehmen , nicht nur den Geist einschläfert , sondern auch den Charakter
schwächt. Denn wer einmal in Sachen der Einsicht das Nachsprechen ge-
lernt hat und dern Autoritätsglauben ertreben ist, der wird auch seinen Willen
vor der Macht beugen und seine EntSchliessungen von äusseren Factoren
abhängig machen."
Darum soll sich die Pädagogik aller fremdartigen und störenden Ele-
mente entäussern, alle Irrwege der geistigen Arbeit meiden, alle Sophistereien
und Hirngespinste von sich weisen, alle willkürliche Abrichtung ad hoc ver-
werfen, dagegen Idar und fest ihr eigenes Feld im Auge behalten, es nach
den ewigen Gesatien der Wahrheit •dnrehforsdien und ntiersdifocken die
Ideale der Menschheit als ihre Zide prodamieren. „Wie die Freiheit
des Geistes das Ibnnale Grundpiinctp vnd die abenengende Bvidens das
entscheidende Kriterium, so ist die Menschenwürde das materiale
Google
7
Gmndprincip und die MenscheDiiatur das Richtmass aller Fl^
dagogik. Ofane Rfldthalt mast aanlEaiiat werden, dats jedem Menschen-
kindederTypiu emet Venranftwesem anfgeprlg» ist, daei es die Keime einer
idealen gptwirkfiimg in sich trügt und ein Anrecht hat auf die freie nnd nor^
male Entfidtnng seiner Anisgen und KrlAeu Aneh des Cbrtstendiom spricht
jedem Mensehenldnde das Ebenbild Gattes an und gebietet die allgemeine
Ifenschenachtnng und Menschenliebe. Nie und mosmer kann es gebOl^
weiden, dass saan ilber M enseben herslos hinwegsduuie oder nscb Belieben
vciflIsB; dass man einen Thefl der. GeseUschaft in Roheit, in physische,
geistige und moralische Knechtschaft versinken lasse oder gar dieses Ver»
tunken befittrdere, damit ein anderer Theil die Herrschaft fllhren könne. Wie
tiirial es auch der blasierten Selbstsucht klingen möge , dennoch bleibt es
eine unaitfechtbare und eine der erhabensten Wahrheiten, dass alle Menschen
Brtkfer sind, gleichen Ursprung und gleiches Ende, gleiches Wesen und
gleiche Bedürfnisse, gleiche Kräfte und Anlagen haben; dass jedes Menschen-
kind Selbstzweck ist und nicht zu einem blossen Mittel oder Werkzeug
herabgewürdi[;i werden darf; dass die Bedingungen, Ziele und Oesctzc der
Kntwickehing tur alle dieselben sind, und dass es eben deshalb eine cuiheit-
liehe und gemeingiUige Pädagogik gibt, welche zur planniussigen und heil-
samen Führung der Jugend die rechten Wege zeigt, vor Nachlässigkeit und
Missgriffen warnt, insbesondere jede willkürliche Dressur, ebenso jede ab-
sichtliche Niederhaltung, ingleichen jede kasfenartige Spaltung der jtmgen
Generation und damit die Zersetzung tler Gesellschaft verhindern will."
,,Die Idee der Menschheil rein und voll auszuprägen, sie vor Verdunke-
lung zu bewahren und stets im Bewusstsein der Gesellschall /.u erhalten, sie
aus den in jedem Menschenkinde schlummernden Keimen nach den unwan-
delbaren Gesetaen der Entwickehuig unseres Geschlechtes naturgemäss , frei
und sUseitig anssufaildcn, vor den fidscfaen Bahnen sn wsmen, die von ihr
sfafthren, die Schlden an heilen, dordi welche ihr erhabenes Bild getrttbt
wird: das ist die Aufgabe der Pädagogik. Und diese Aufgabe kann
nidit der gelegentlichen und sporadischen Pflege von Seilen dieses oder
jenes Guhar&ctms, dieses oder jenes socialen Interesses flberiassen werden;
sie bedsrf eber eigenen, sidbewnssten, pIsa- and beruisniMssigen Thltigkeit
Die PldsgogBc nimmt jeden Beitrag zu ihrem Bau und jede Unierstfltsnng
dankbar an, nichts Menschliches darf ihr fremd bleiben, sie muss sich Inden
Besits aller CutturerrnngenschaAen setsen, msbesondere mit den aathroiwlo-
gischen mdphiloeopbisclien Wissenschsften den vertrautesten Umgang pflegen^
Aber sie darf sich nicht in den Dienst der Etnsel- und Sonderbestrebungen
steüSD, ihr Ziel ist nicht ein BmchsMck, sondern ein Ganses. Daher muss
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sie skli vorbehatten, tu prflüeo, wai SttuttmUttkna; und poltdtcfae Futden,
Theologen und kirchliche Genomenschaften, Gesellschaftsclatsen und Be-
mftttibide, PrivOegieD und Mvadiebhabefdeii, Facfageklurte imd Kflosder,
Fliilotoph«! undAnte etc. toh ihr begehren; sie tmiss tich yorbehalieB, so
prafien, ob dies alles gerechtfertigt, unter sich versinbnr, mit den pldagc»r
gisdien Ideen vertriigMch, dem Heile desGensen efspiiesafich, sowie ob und
auf welche Weise es ausführbar seL**
„Es gibt auf pädagogischem Gebiete nicht bloss eine praktische, aoo^
dein auch eine theoretische Stümperei, nicht bloss einen Bureau- , sondern
auch einen Kathederdilettantismas» Der rechte Gelehrte kennt die
Grenzen seiner Einsicht und Competenz; er bescheidet sich, zu sagen, was
er weiss oder denkt, im übrigen aber der ausübenden Berufsarbeit freie Bahn
zu lassen und Aufmunterung zu gewähren.'* Nicht dadurch wird man ein
Pädagog, dass man aus Büchern lernt, was andere über Pädagogik gesagt
haben, und es nachspricht, sondern dadurch, dass man selbst forscht, denkt,
prüft und arbeitet. Denn wo nicht neben vielem anderen auch das Er-
fordernis einer langjährigen, vielseitigen und erfolgreichen Praxis erfüllt ist,
da kann von einem wahren, einem inneren und spontanen Verständnis der
Pädagogik und demnach von einer legitimen Competenz nicht die Rede sein.
„Zur Pflege der Wissenschaft", so schliesst die Dittes'sche Abhandlung, „ge-
hört genaue l^ckanntschaft mit ihrem Objecte, klare Einsicht in die (ieset/.e
des Denkens, ein freier, selbständiger Geist, endlich jener hohe, edle Siim,
welcher einzig und allein dem Lichte der Vernunft folgt imd jedes unlautere
Mittel ferschmäht"
Hiemit, geehrte Versammlung, sind die grossen Gesichtsponkte ge*
kennseichnet, an denen Oittes sein Lebenlang festgehalten hat: in semer
vicljahrigen Untemchtsprax» und in seinen' verschiedenen AmtssteUnngen,
fai setner schrifksteUerischen Wtiksamkeit sowohl im „Fidagogischen Jahres-
beikhte**, wie in den sar „Schule der Pidagogik** veraintgten Lehrbflchera
und in der Monatsschrift „Fidagognim'*, in semen Reden aufLehrermsamm*
hmgen und m seiner politischen Thfttigkeit als Mit^ied des Abgeordneten-
hauses. Auf diese Geochtspunkte weist er nnabiSssig nnd naciidificUich hin
und erinnert immer v<m neuem daran, dass bei Erledigung der pidagogischen
Bemfearbeit stets der freie Blick auf das grosse Ganse gerichtet bleiben
müsse, dass die wahrhaft dassiscben Gedanken, welche imsere Vorfahren
uns hinterlassen haben, den gegenwärtigen imd kommenden Geschlechtern
sor Aufklärtug und Erhebung übermittelt werden sollen, dass die pädago-
gische Praxis keine experimentelle Manipulation sei, sondern des stcheren
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Ldtsterns der Wisteiuduift bedOrfe. „Zwar muss anerkannt werden", heisst
et im Kdagogischen Jahresbericht 1870, „daas die Methodik und sonstige
Vnam der Volksschule gegenwärtig eine hohe' AusbSdung erreicht hat, und
daas wir es hl dieper Hinsicht ?reiter gebracht haben als die gesannnb
Yergaagenheit Allein hierin liegt noch die Gefahr, dass man m einer
möglichst fertigcii Technik und einer handweiksmAssigen Schulrontine die
ganse Lehrerwebhdt sucht und von ihr vorsugsweise das Heil der Volks*
schule «bhänglg glaubt . . . Nun aber steht fest, dass der Lehrer um so
waßOaigiet wird, das jugendliche GescUecht ansuregen und entwickehid au
bilden, je mehr in ihm die sfKintane Regsamkeit und der freie Gestaltungstrieb
der blossen Nachahmerei wmcht" Noch in seinem Schwanengesang (Pfida-
gogium, XVIII) beklagt er es , dass in der neuerm pftdagogischen Literatur
häufig eine sträfliche Vernachlässigung der dassischen deutschen Pädagogik,
dagegen eine zügellose Sucht nach Neuerungen wahrzunehmen sei. „Denn
es ist Gefahr vorhanden*', spricht er warnend, „dass die wilden ZeitstrÖ-
nm^en, indem sie zersetzend auf vemunftgemässes Denken und Streben
wirken, zu positivem Schaffen aber unfähig sind, ledigh'ch zur Stärkung der
rückläufigen Bestrebungen ausschlagen, welche ohnehin gegenwärtig von den
luxchlichen und staatlichen Machthabern etfrig betrieben werden".
Eine Auftassung der Pädagogik, dif in sich begreift die Abweisung aller
boreaukratischen. priesterlichen und zünftigen Vorherrschaft; die strenge aus-
einanderhält die Religion von der Confession, die sittlich-religiöse Erziehung
von der confessionellen; die so nachdrücklich die Wichtigkeit einer allge-
meinen und durchgreiienden Volksbildung betont und eine gesunde Ent-
wickclung der socialen Verhaltnisse herzustellen sucht; die an die Mitglieder
des Lehrstandes die höchsten Anforderungen stellt, denselben aber auch den
entsprechenden Cinflnss auf die Schulverwaltung und eine angemessene
Stellung inneriialb der bflrgertichen Gesellschaft suapricht: — eine solche
AtrfÜMlttt^ der pädagogischen Wissenschaft konnte sdbstrerstfindlich nicht
vertreten werden, ohne die heftigste Gegnerschaft mSchtjger und emfluss«
reicher Gesellschaftskreise wachxurufen.
Der Überwiegend grössere Theil der Vertreter dieser G^gnettchaft ist
in ebie Gruppe snsammensuiassen, die vm Dittes durch die grundsatsUch
vertddedene Weltauffassung getrennt ist und alles surttckweist, was der
eigenen Richtung entg^ensteht Dr. Ebenhoch, ein FOhrer der dericalen
Partei OberOsterreichs, nennt den frnsinnigen Lehmn gegenüber diesen
Trennungsgnmd zutreffend das nPTincipi^llc Hindernis", und er mag
biebei im einen Condlsbesehluss des Jahres 1870 -gedacht haben, der in einem
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scharfen G«gennti tu unserem StsAtsgrundgesetie Aber die allgtBNincB
Rechte des StaatsbOrgers steht, denn wahrend es hier in Artikel 14 hdsst:
„Die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit ist jedemann gewihileistei^ und
in Artikel 17: „Die Wissenschaft nnd ihre Lehre- ist frei**, heisst es .dort in
Capl IV „Von Glauben und Vernunft«^: ffio einer sägt, die menschliche
Wissenschaft sei ohne jede Rflckslcht auf die abematfliUcbe Oflenbarung tu
handhaben, und es kOnnen die» wissensdiaftlichen Sdüusafotgerungcn, -aoch
weim sie der kaAolischen Kirche iridersprechen, von der Kirdie nidvt vw-
boten werden, — der sei verfluchtf*
Es bedarf der vollsten Gewissensrufae und eines unbeugsamen Charak-
ters, ein Lebenlang bis zum letzten Athemzuge Stand su halten einer Geg-
nerschaft, die in ihrem Grundwesen bei allen Confessionen und überall unter
Entfaltung der stärksten Machtmittel , sowie unter Betbätigung einer spridn
wörtlich gewordenen Unduldsamkeit zum Ausdruck gelangt. Dass in dem
Widerstreit der Meinungen das thatsächliche Verhältnis, in welchem Dittes
zu den Erziehungs- und l'nterrichtsurundsatzen der Hierarchie stets gestanden
ist, vielfachen Verdunkelungen und Entstellungen ausgesetzt war und noch
ist, diirftc kaum iil)erraschen ; doch können derlei unrichtige Darstellungen
diejenigen, tlic nur auf Grund genauer und sorgfältiger Prüfung der Sachlage
urtheik^n, nicht !)eirren, sondern es werden jene Darstellungen dadurch, dass
sie die unbelaiigen Urtheilenden zu um so eifriger Erforschung der Wahrheit
drängen, nothwendigerweise zu dem entgegengesetzten Ziele führen.
Wie die im Jahre iS55 erschienene Schrift ,,Uber Religion und religiöse
Menschenbildung'' zeigt, hat Dittes in seinen psychologischen Studien schon
frühzeitig jene Geistesentwickelung zu erforschen gestrebt , die sich mit dem
Zuge des menscbfichen Hersens nach dem Übernatürlichen befasst, und seine
praktischen Erfahrungen haben ihn je länger desto mehr in derObcrseugung be*
stärkt, dass an Stelle der einseitigen und absondernden confesnonellen Er*
siehung eine allgemeine und versöhnende religiöse Menschehbildung treten
mQsse. Diese Anschauung hflH er auch in der „Schule der.Fldagogik*' fest,
worm er sich offen und klar ausspricht sunSchst Ober das Wesen der Rcfr
gion, mdem jer die ästhetischen, die theoretischen und die moraUscIi^rak*
tischen Grundlage der Religion erörtert, dann Aber die Ersiehnng sur
Religion, wobei er den natflrlichen Stufengang und das ersiehlidieVeifthren
im besonderen darlegt, endlich über den Unterricht in ReHgion, insbeson-
dere (Iber die SteHuag des Rdigionsunterrichtes, ftber den religiösen Lehr»
Stoff und die Methodik.
Dass die Dittes sehe Darlegung dieses Gegenstandes von der Auf-
fassung der Theologen abweicht, das gehon eben mit sn dem „priadpieUea
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Hindernis"; die blosse Gegensätzlichkeit der Auffassung berechtigt aber nie-
manden, Uittes mit dem Schlagworte ..Atheismus*' 'l'endenzen zu unter-
schieben, die ihin vollständig fern gelegen waren. . Der (}laube an Gott und
an ein ewiges Leben," heisst es in der Schule der Pädagogik, ..ist nicht ein
Krgebnis individueller Beschränktheit oder Willkür, nicht eine Erfindung
selbstsüchtiger Schlauheit, sondern ein normales und nothwendiges Resultat
menschlicher Entwickelung: er ist in den inneren Anlagen und äusseren Da-
seinsverlialtnissen unseres Geschlechtes vorherbestimmt.'' Und indem Dittes
das Christenthum als Ideal preist, bekennt er: ., Welche Hoheit, welcher i riede,
welche Reinheit des sittlichen Urtheils liegt in dem unverfälschten Evangelium
-Jesttl . . . Die Lehre Christi könnte ein Quell der Tugend, der Menschen-
Uttbe uAd dei FMedeni werdeii wenn sie mir lauter gelehrt, treolkh be*
folgt würde.** NteiMUid alter kann et einem Fftdagogen mit Recht tum Vor-
'worf machen, wenn dieser sich gegen Aberglanben, Schwirmerd, Wondersocht
tmd religiöse Überspanntheit, wie auch gegen jeglichen Missbraach des
Namens Gottes ausspricht „"Wm sich mit Sichetheit aas nttOrlichen Ui^
Sachen erUSren ttsst, fttfare man nicht aaf flbematOrfiche sorOck/* verlangt
als Richtschnur fflr den Voütsschuhintemcht; „wo der Mensch durch
eigene Einsicht und Thadcraft sich helfen kanui da soll er nicht mttssig auf
ausstoofdentliche Eingriflfe Gottes warten.**
Schiffer tritt die Verschiedenheit dort su Tage, wo DIttes den Reli«
gioBeunierrieht in der Volkssdiule flir den VoOcsschullehrer in Ansprach
nimmt, dagegen die gflndiche Ausschliessung des confessionellen Reli-
gionsunterrichtes kus der Volksschule verlangt; denn die Kinder für die spe-
deUen Kirchen zuzurichten , solle eben diesen Kirchengemeinsohaften und
ihren Dienern überlassen bleiben. Und als Dittes in consequenter Fest-
batenaig seines theoretischen Standpunktes in Bezug auf den Religionsimter-
rieht in der Volksschule zur praktischen Bekämpfung jenes Unterrichtssystems
übergieng, das die Leitung und ISeaufsichtigung öffentlicher Volks -chiilen
confessionellen Händen überantwortet und in den Stiehl-R.Tumerschen Regu-
lativen des fahres i854, sowie in dem österreich.isclien Concordate des
Jahres iS55 verwirklicht erscheint, da gedieh das „principieiie Hindernis*' zur
vollen Höhe der Entwickelnnii.
Es ist übrigens eine äusserst interessante historische Keminisccnz, die
nochdazu aus einer weit vor der Regulativepoclie liegenden Zeil stammt, dass
der um die Entwicklung des österreichischen \ olk.s.'-chulwesens hochverdiente
Ignaz Fei biger, ein Kirchenfürst, sich für die Simultartschule ausspricht
und selbst die gänzliche Ausschliessung der Keligionslehre und der Geist»
liehen aus der Volksschule nicht miss billigt, da ja die Eltern und (fit Kircbt
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nach dieser Richtung hin den Volksschulunterricht selbständig und ungestört
ergänzen können.
Eine Vermiitking zwischen den einander gegenüberstehenden Anschau-
ungen, wie sie von den orthodoxen Theologen einerseits und von den frei-
sinnigen Pädagogen andererseits vertreten werden , liegt fmlich nicht im
Bereiche der Möglichkeit; eine Lösung der hiebe! m Betracht konuBenden
Frage des Religioniiiiiterrichtes jedoch ist allerdings möglich, wie die hieranf
besQgKchen Gesetse verschiedeDer europäischer StMten beweisen, «enii anch
picht die geringste Aussidit vorhanden ist, dass eme solche Lflsong auch bei
uns in der nAchsten Zeit erfolgen werde. In Frankreicfa wird fltr die Kinder
der Mnflrschulen nur ausserhalb der SchnlgebSnde und ohne Jei^chen ge-
setsKchenZwaug Rdigionsonterricht ertheih; in Italien bleibt die Schule dem
Friester verschlossen; selbst das von den Qericalen in BelgieB geschaffisne
Schulgesete erlftsst allen jenen Kindern die Theihiahnie am Reügionsunler»
richte, deren Ettem es wünschen; es sind femer die engUschen Gemetnde-
schnlen confessionslos, sowie audi in Holland die Religion unter den geaets-
lich voigeschriebenen Unterrichtsftchero nicht enthalten ist.
Eine andere Gegnerschaft erwuchs Dittes aus seiner Stellungnahme zu
den Lehren Her hart s, insbesondere zu der von Professor Zill er in Leipzig
inaugurierten „wissenschaftlichen Pädagogik". Die ganze Entwickelung des
Gegensatzes zwischen Dittes und den Herbartianem, speciell den Zilleri-
anem, von der Zeit des „Tabarzer Congresses" angefangen, läs!5t sich nicht
mit wenigen Worten darlegen. Feststehend aber ist das Eine, dass auch hier
das ,,principielle Hindernis", resp. die innige Beziehung 7,11 demselben, nicht
die letzte Rolle spielt, und dass Dittes, der die l^ehre Herbarts bereits auf
der Universität in den Collegien der angesehenen Professoren Hartenstein
und Drobisch kennen gelernt, durch seine sachkundige und entschiedene
Abwehr die Sympathien weiter Lehrerkreise errang, und dass schliesslich
auch hervorragende Anhänger der Herbartschen Pädagogik sich veranlasst
sahen, die Zi lierschen Übertreibungen abzuweisen.
Dittes aber begnügte sich nicht damit, einzelne Schriften Herbart'scher
und Ziller'scher Richtung zu recensieren und dem herausfordernden Treiben
einer Anzahl von Mitgliedern des „Vereines fth wissenschafUiche Pädagogik"
scharf entgegenrutreten, er untersog auch die Quelle dieser pSdagogischen
Richtung einer eingehenden wissenschaftlichen Kritik. Es erschienen im
„PIdagogium'S Jahrgang VII, die vier Abhandhingen „Übersicht der PIda«
gogik Herbarts'S „Die Psychologie Herbarts**, „Die Ethik Hetbarts** und
„Kritik der Pidagogik Herbarts**, endlich hn VUL JahifU« des „Plda-
gogiums** noch em Artikel unter dem Titel „Zar Philosophie Herbarts*^.
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Diese Arbeiten dürfen geradezu als Muster einer sachlichen und massvollen
Kritik bezeichnet werden, und wer das Bild des von uns hochgehaltenen
Pädagogen voll und ganz erfassen will, darf derselben nicht vergessen. Ihre
Wirkung war «ne tiefgehende. Ohne hier auf die Äusserungen der Fach-
prescft RiBcksidit sn Belmeii, dtiereii «ir dis Urthtil eines henrorragfnden
Kenners der hierauf besUgliehen VerhAltmaee, des Münchener Philosophen
Du Jakob Frokschammer« der unterm i8. September x885 an Dittes
schreibt: „Nunmehr habe ich aucb den vierten Ihrer ▼ortrefDichen Artikel
Ober Herbarts fhilosopfaie, die Kritik der Pädagogik desseiben, gelesen und
zwar mit gleichem Interesse und voller Beistimmung wie die an^teren»- Ihre
ungemein klare, dnrchsichlJge DarsteUungiweise wird die mitunter etwas
schwierige Sache auch den weniger pädagogisch gelifldeten Lesern somVer»
sitndnb bringen und hotBenflich dem immer mehr um sidi greifisnden Her^
bartianismus unter dem Lehrerstande einigermassen Einhalt thun. • • Die Her-
bartianer k tout prix freilich werden wflthend sein über Hur Beginnen und
nach ihrer bekannten Art dagegen reagieren; aber die Lehrer werden sich
hoffentlich immer weniger davon imponieren lassen und durch Ihre Anleitung
befähigt werden, selbst zu urtheüeu.** Die Prophezeiung Frohschammers
ist auch wirklich in Erfüllung gegangen; wir wollen jedoch darüber hinweg*
sehen, denn auch hier gilt, was Dittes an anderer Stelle, bezugnehmend auf
diverse polemische Abbandlungeni sagt: das« die Zeit alles Dunkle klärt und
alle Unbill sühnt.
Auch die politische 'IhUigkeit, welcher sich Dittes zugewendet hatte,
brachte ihm mancherlei ( iegnerschaft; zudem wirkte sie verstimmend auf die
damalige Mehrheit des Wiener Gemeinderathes. Man hatte es ihm zum Vor-
wurf gemacht, dass er überhaupt ein Mandat für den Reichsrath angenommen,
insbesondere dass er als Candidat der Demokraten einem Anhänger der da-
maligen liberalen" Partei den Silz abgerungen. Von einem Manne aber,
der mit ganzer Seele sich der Sache der Schule und des Volkes hingegeben,
muss man es vollständig begreiflich finden, wenn er nicht zögert, in einer
für die Schule ernsten Zeit (1873 erfolgte u.a. die behGrdliclieAullDsuug des
stSndigen Ausschiasses der öaterreidiiachen Ldirertage) de» aa ihii er«
gangenen Rufe su folgen und einen Posten einsnnehmen, der sur wirksamen
Vertretung der Schul- und Volksinteressen gans besonders geeignet war.
Im Vei^^eidie mit den angeitthrten grossen Gruppen von Gegnern er-
scheinen enisehie persönlicbe Widersacher der ZaU nach xwar gering, nicht
aber in Besug auif den Grad ihrer Feindseligkeit. Es kommt hier nicht su
untersochen, welcher Äusserung tiefen Grolles die vorderste Stelle einsu-
rflnoien ist, aber jede weist auf eben bestimmten Ursprung bin, und auf alle
u
kann jesseiiB Wort Aowenduog finden, dtr nach dim Enchoiaeii einer
von einem ehemaligen Frewide geieichneten SchmOuelirift sagt, dase aie
ihm den Pfeil in Erinnerung raft, der von einem Gotte gewendet und w*
sagend sorOckkehit und den Scfafltaen tiifll. Keiner dieser Widersacher ver-
mag denBeweis su erbringen, daas er nicht ans Arger Aber y erl e lsie Sooder-
interessen gegen Dittes ausgetreten ist, und sc fa liessUch handebi sie doch
nur, ob bewnsst oder mibewvsst, im üntstesse der der freien Voiksschnle
nnd der freien Lehrerschaft gnmdsitslich e at g egenstrebcadea, nm ihre Vor^
rechte besorgten Gesellschaftskreise. Auch haben sie, die sich den Anschein
gaben, als ob sie inBesug auf theoretische und praktische Tüchtigkeit neben,
ja über dem von ihnen angefeindeten Manne ständen, diese Tftchti^eit nie*
mals durch die That erwiesen. In jedem Falle kann ruhig abgemttet «erden,
ob ihrem herostratischen Thun ein Nachruhm bescbieden ist.
Wenn nun dem Manne so viele und so erbitterte wie einflussreiche
Gegner erwachsen waren, wer stand für ihn ein und gab Zeugnis ab?
Zunächst Dl t te.-. selbst: denn das untrüglichste Zeugnis für ihn und die
kräftigste Stütze seines Ansehens erspriesst aus seinem Lebenswandel, aus
seiner Wirksamkeit. „Viel Feind, viel Ehr'!" Wo in der Welt hätte es sich
je ereignet, das^ jemand mit einer solchen Heftigkeit, mit solch zäher Aus-
dauer befehdet worden wäre, ohne dass sein Wirken von weitreichender Be-
deutung gewesen? Vergegenwärtigen wir uns in kurzem seinen Lebensgang.
Ausgestattet mit der im Seminar zu Plauen erworbenen Bildung eines deut-
schen VolksschuUehrers, beginnt Dittes im freiheitstnmkenen Jahre 1848 seine
lehramdiche Thatigkeit als Sdiidvicar su Thalheiffl, wirkt dann in Reichen-
bach, sp&ter an der ersten Bflrgerschule su Leipsig und wird i8tio Subrecstor
an der Reabchnle in Gbemnits. In diesen sw(Hf ersten Jahren seines Lefarer-
lebens hat Dittes in unermOdlichem Streben das Rflstseii^ sich erworben
f&r die Werke des Friedens und des Kampfes, die zu voUbiingen er berufen
war. Grosse und mann jgfiiehe Schwierigkeiten hatte er dabei sn Obcrwinden,
und in seinem Tagebucbe aus der Ldps^er Universttätsseit ist gyv vid von
harten Entbehrungen sn lesen, die er sich auferlegen musste, tun die Stufen
der Wissenschaft emporklimmen su können. Alles dies spornte ihn aber
nur n umso grösserem Fleisse an, und sein beharrliches und emstesRIngen
war auch von Erfolg begleitet. Dreimal wagt er sich an die tösung wissen-
schaftlicher Freisau%aben, und es gdingt ihm jedesmal, einen ftcis au er*
fingen, der ihn nicht nur moralisch stärkt, sondern ihm andi moflsentSil Aber
materieUe Sorgen des Lebens hinweghilft. Diese seine ersten wisaenscksft»
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liehen Leistungen bringen ihn in Berührung mit Professor Beneke in Berhn,
dem berühmten Psychologen, dann mit Seminardirector Dressler in Bautzen,
später mit Diester weg u, a. und sind für die weitere Richtung seiner be-
ruflichen Thätigkeit von entscheidendem Einfluss. Uass Dittes sich auch
der allgemeinen Pflichten gegen seinen Staad bewusst blieb, wird durch die
Stellung erwiesen, die er als Vorsitzender des Pädagogischen Vereins in
Chemnitz einnahm, niumcntKch «och durch das erfolgreiche, auf die Ver^
besterung der Lehrerbddtug abiietettde Referat, das er auf der 1864 dagdbet
abgehaltenen aacfasMcheD Lehrervenammlung erttatleC hat Schon im aäch«
sten Jafaore (18^) wurde Dittea mm Director des LehrtraenmiarB in Gotha
sowie anm Landesschidinspeclor mit dem Dfenstpii^dieat ^JSidkvkalAi** be-
mfett. Dtetterweg hatte ihn dostiun empfohlen. Godia aber wird die
Etappe dach Wien. Im Hercogihnm Coburg-Gotha war nimlidi dunals
schon die Schnlaufticht weltlichen Händwn anmtrant, dessenungeachtet
wttsste sich ein bestimmter geistlicher Emfnss auf die Scfanlangdegenheiten
geltend an madien, was Dittes und auch seme Nachfolger su ihrem Ver-
dnuat oft genug empfimden; denn auch die Theologen des Herzogthums
Cobuig'Gotiba recUtmierten den Lehrer als Kirchendiener unter ihre Auto-
ritit, wihrend Dittes die BestrebuQgender Lehrerschaft, die niederen Küster^
dienste abzuschütteln, thatkrttftig unterstützte. Cverade das entschiedene
und doch massvolle Auftreten, durch welches Dittes einerseits die thatsäch-
liehe Durchführung der freiheitlichen Bestimmungen des neuen gothaischen
Volksschulgesetzes zu fördern und andererseits den noch verbliebenen Resten
herkömmlicher Verpflichtungen der Lehrer gegen die Kirchengewalt die
Schärfen mehr und mehr zu benehmen suchte, trug vielfach dazu bei, dass
seine gcsanunte Wirksamkeit in weiteren Kreisen Würdigung und Anerkennung
gefunden.
Einen solchen Mann brauchte und suchte man, als in Wien die einem
warmen Hauche freiheitlicher Regungen entsprossene Idee der Gründung
eines städtischen „Pädagogiums" verwirklicht werden .sollte. Nicht den
traditionellen Hofrath mit seiner Biegsamkeit und Sciuuiegsamkeit, niciit den
leicht zugänglichen und nach allen Seiten hin coulanten AUerweltsmenschen
wollte man an die Spitze des neuen Instituts stellen, sondern einen Mann
mit bestimmter und klarer Wülburicbtung, der seine Parteistellung entschlossen
gawiblt hat and sie sacher vertritt, der vermöge dieser seiner Eigenschaften
bereits anddrwflits in schwierigen Legen sich behauptet hatte und daher die
Gewttir bot, dass er auch als Director des Wieoer Pädagogiums allen jenen
reacttoniren ESttflflssen, von denen man sich eben su emandpieren strebte,
mit Erfolg die Spitse sn bieten im Stande sein werde. Denn das Eme steht
lg
fest: Mochte auch in den Anschauungen des Wiener Gemeinderathes, dessen
Mitglieder in jener Zeit mit nur dreijähriger Functionsdauer gewählt waren,
im Laufe der Jahre, ja in verhältnismässig kurzer Frist manche Wandlung ein-
treten, so wird doch niemand ernstliaft behaupten können, dass der Ge-
meinderath der Sechzigerjahre das Pädagogium zur Freude der Clericalen
oder Feudalen oder Ministerialen ins Leben zu rufen gedachte; auch nnisste
damit gerechnet werden, dass die der Errichtung des Pädagogiums entgegen-
Strebenden Kreiae ihreo Widerstand nicht nor akademisch darlegen, sondern
sofort i)lhlt»ar concret gestaltien weiden, sobald der Gedanke, eine fireie, dem
kirchlichen Einflösse nicht unterstehende LehrerfortbiMungsanstaltsu enrichten,
zur That geworden war.
Die WaU einer geeigneten Persönlichkeit sur Erfiffinmg und FObrong
des neuen Instituts war daher ausschlaggebend i8r den Bestand desselben.
Der Concurs sur Besetsung der EMrectorsteUe wird aa^gescfarieben. Es
laufen 59 Gesuche ein; Dittes ist nidit unter den Bewerbern, dennoch
richtet sich der Blick auf ihn. Zwei Mi^i^ieder des Gemeinderatiies werden
nach Deutschland entsendet, um auf Grund unmhtdbarer Anschauung, Wahr*
nehmung und Beobachtung sich ein UrtheQ darttber zu bilden, welcher unter
den für den Posten des Pädagogiumsdirectors überhaupt in Betracht geso-
genen Schulmännern hiefUr die meiste Eignung besitze. Sie kommen auch
nach Gotha und ZU Dittes, sie wohnen seinem Unterrichte bei, sie finden
Gelegenheit, im persönlichen Verkehr mit ihm seine grundsätzlichen An-
schauungen über die verschiedensten Schulfragen kennen zu lernen, seinen
Leumund bei Freund und Gegner zu erforschen, sie können aus seinen be-
reit? v orliegenden Schritten die Art und Weise ersehen, wie er pädagogische
Angelegenheiten zu behandeln gewohnt ist. Es erfolgen Unterhandlungen,
denn Dittes kann von der ihm lieb gewordenen Stätte seines Wirkens nicht
leichten Herzens scheiden; endlich, nachdem mancherlei Bedenken durch
mündliche und schriftliche Zusicherungen zerstreut worden, gibt er seine
Einwilligung. Auf (inuid des dem Wiener Gemeinderathe von seinen Abge-
sandten erstatteten Berichtes wird Schulrath Dittes definitiv zum Director
des Wiener Lehrer-Pädagogiums bestellt.
Das Pädagogium trat ins Leben; 13 Jahre lang hat Dittes demselben
seine Kraft gewidmet, die Begeisterung der Zöglinge und Hörer dieser An>
stalt für ihren Beruf geweckt, bezw. genährt, im Vereine mit seinen treuen
Mitarbeitem auf die Erreidrang des von den Grfindem des Institutes wagt'
strebten Zieles kräftigst hingearbeitet und durch seinen Unterricht selbst ein
nachahmenswertes Beispiel für jede Art von lehramtlicberThidgkeit gegeben.
Es ist nicht mögUch und vielleicht auch gar nicht nothwend{g, in diesem
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kurzen Rückblicke die Geschichte des Pädagogiums zu geben und aufzu-
zählen, wer tür oder gegen den Bestand des Unternehmens an sich, wer für
oder gegen den Leiter desselben seine Kraft und Macht in die VVagschale
warf, welche Momente erfreulicher Förderung oder betrübender Hemmung
anf die Schaffniifreudigkeit des Lehrkörpers und die Lernlust der Hörer-
schaft md tomk auf die gesamiBte Entirickdang der m freiheitlichem Sinne
geplanten Institution bettimmenden Einfluss genoaunon. AU Dittes sich
iS8i veranlasst sah, seine Entlassung zu nehmen, mochte er wohl mit Bitter-
keit im Herten den Schanplate seines geistigan Bingens verlassen haben,
aber er konnte et thun mit d«m Geftthl m der Bmst, dam er seine Pflichten
stets treu und gewissenhaft erfüllt hatte; und nach erfolgter Lösung des
Dienstvertrages wurde ihm durch ein besonderes Decret des BQrgermeisters
beseugt, dass er (nach dem Wordante des Deeretes) das Amt als Director
des Wiener Lefarer-Pldagogiums den Bestimmungen des Statuts gemSss ver-
sehen habe und dass es ihm gelungen war, sich durch seme Amtsitthrung
das Vertrauen der Zöglinge und der vom Wiener Gemeinderadie zur Beauf-
sichtigung des Pädagogiums gewählten Commksion su erwerben.
Nach seinem Rücktritte waren Dittes noch i5 Lebensjahre beschieden,
und er hat, wie in der Zeit seiner Öffentlichen Amtsstellungen von 1848 bis
t88i, auch fernerhin für die gleichen Ideale in Wort und Schrift gewirkt: als
Redner in pädagogischen Vereinen und auf Lehrertagen, ja selbst noch in
politischen Versammlungen, als pädagogischer Schriftsteller in seiner Monnts-
schriit und, so lauste es ihm seine Gesundheitsverhältnisse gestatteten, auch
im „Pädagogischen Jahresberichte", worin er durch volle 20 Jahre das Referat
über Pädagogik tind deren Hilfswissenschaften geführt. Endlich möge noch
hervorgehüben sein, dass Dittes in seinem trauten Familienkreise nach des
Tages Lasten jenen Frieden und diejenige Erfrischung luiid, die dem Herzen
in guten wie in schlimmen Tagen ein unenibehrliches Bedürfnis sind. Mit
Rührung gedenken wir an dieser Stelle seiner ilnn im Tudc \ urausgegangeiicji
treuen Gattin, deren uulopfernder Pflege insbesondere es zu verdanken ist,
dass er im Jaiire 1892 eine schwere Krankheit glücklich überstand, wenn er
auch endlich den unabwendbaren Folgen dersdben doch erli^en musste.
So sdien wir ihn denn sein ganzes Leben lang bemttht, fllr die mög-
Ecliste Hebung der Schule und damit zugleicfa der Bildung des ganxen Volkes
kriftig und entschieden emsutreten. Es ward ihm dies nicht Überall als
Veidienit angerechnet; auch die Wahrheit des Wortes, dass Undank der
WdtLohn ist, hat er an sich selber oft erfiüiren; dennoch hielt -er mit seiner
Obeixeogung niemals surück, auch wenn su gewtrtigen war, sie werde nicht
aUen Leuten bdiagen.
Jakttadi d. Wie«. pM. Gm. 1^99. '
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Trotedem Dittet unmer wieder und in der eindringlichsten Wetse auf
' die hohen Ziele der Volknchole hiniriee ond keineefidls geringe Anfoide-
nnigen en den Volksschnllefareritand stellte, dessen ftnseere wie Innere He-
bong er als eine der wichtigsten Schulangdegenfaeiten der Gegenwart eriiannte,
so ist doch gjtgea ihn derselbe Vorwurf erhoben worden, der gegen Diester-
weg erhoben wurde, dass er nftmüch die Lehrer snm Hochmatii und su
eitler Selbstaberhebiiqg veiftthrt habe Aber dieselben Worte, nh wekhen
-Dittes in der Saaser Diester weg- Rede daranf erwidert, gelten in Tollem
UmüHDge von ihm selbst: „Die Wahrheit ist, dass er rie nat dem Bewnsstsein
der Wichtigkeit 4md Heiligkeit ihres Berufes erfüllt hat, und so ist es redit;
denn dieses Bewusstsein ist unentbehrlich, wenn der Lehrer immer aufs neae
mitDemuth erkennen soll, dass er in seiner menschlichen Schwachheit noch
lange nicht hinanreicht zur Grösse seiner Pflicht, ond dass er onaUässig an
seiner Selbstvervollkommnung zu arbeiten hat, — wenn er aber auch die
Kraft gewinnen soll, trotz aller Mühen und Entbehrungen, trotz des Hohnes
und Spottes böser Zeitgenossen unerschütterlich auszuharren in der Hoffnung
auf eine bessere und gerechtere Zukunft und in der Treue, die er seinem
Dienste geschworen."
Ist nun einerseits sein ganzes Leben ein untrügliches Zeugnis für die
Reinheit seiner Absichten, für die Stärke seines Charakters, sowie für die
gewissenhafte Erfüllung aller seiner Pflichten, so lässt sich andererseits auch
aus den ungezählten Äusserungen von Zeitgenobben, die zu seinen Gunsten
lauten, ein sicheres Urtheii über die VVirkuug seiner rastlosen Tiiätigkeii ge-
winnen.
Aus dem Kreise seiner SchOler, sowohl derjenigen, denen er luunitieUMr
als Lehrer gegenüberstand, als auch derjenigen, die ans seinen Reden und
Schriften Belehrung und Begeisterung geschöpft, ist ihm Vertranen und dsuk-
baie Gesinnung auf vielfltttige Weise beseigt worden, wenn auch gerade die
Beweise innigsten Mitfilhiens und dankbarster Verehrung nicht öffentlidi sor
Schan gestellt wurden. Hier darf auch erinnert weiden an den äusserst leb-
haften &iefivechsei, den er mit tma grossen Zahl henronagender Pidagogen
geführt, ganz abgesehen von der geschäftlichen Correspondens mit den Mit-
arbeitern an seiner Monatssdirift, und was von diesem Briefwechsd auf>
behalten geblieben ist, so s. B. der intime Gedankenaustausch aoit Kehr
aus dessen Gothaer, Halberstädter und ErftMerZdt, und mit vielen anderen
Männern der Schulverwaltnng, der Pädagogik und Wissenschaft überhaupt,
gesvährt einen sehr interessanten Einblick in die Beziehungen, die er zu einem
Kreise gesinnungsverwandter Geister unterhielt, und wird noch in Zukunft
ein kräftiges und wirksames Mittel bilden sur Abwehr gewisser UntersteUmgen
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verschiedener Neider und übelwollender Scribcnten. Übrigens mangelte es
Dittes gewiss nicht an vollgiltigen Beweisen öffentlich gezollter Aner-
kennung. Ist der Beifall, den seine zahlreichen Vorträge in pädagogischen
VereincD, seine Reden auf den Lehrerversammlungen von Chemnitz, Wien,
Reichenberg, Bremen, Qnz, Berlin, Saaz begleitete, kein vollgiltiges Zeugnis
filr die ihm. sogewendeten Sympatluei»? Oder konmit etva den ongesählten
Stiumen in den ittr ihn eiiigetretciien FachbUttem keaierld Bedeotong tn?
Haben die Mitglieder der yiden lidirervereinigungen, die ihn mm Ehren-
mitgliede erwfthtten, hiedttrch nicht einen Beweis ihrer ObereuMtimmung mit
den GnndsitBen seiner Lebensansduutung sowie dafiOr gegeben, dass sie
seinem rasdosen Schaffen die höchste Anerkeunnng^soUen? Hat dieLdirer*
Schaft seinen Worten etwa sogqabelt, weil er die hohen Ideale der Mensch-
heit von ihrem Sockel herabstfirste, oder hat sie dies gethan, weil sie er«
kanntet ^ flbeneivt war von der ewigen mid miantastbaren Reinheit
und Daner derselben, und weil er dieser Übensengang begeistert und be-
geisternd Ausdmdt Ueh? Sind seine pädagogischen Schriften in fremde
Sprachen übersetzt worden, weil auch Pädagogen anderer Nationen den Wert
derselben erkannten, oder vielleicht bloss darum, weil sie taugliche Übungs-
sto& für die Übersetsnngakunst darboten? Sind die vielen Zeichen der
Trauer und des Schmerzes , die über seinen Heimgang aus deutschen und
ausserdeutschen Landen vorliegen, nicht eben so viele Zeichen hoher Wert-
schätzung seitens seiner Zeitgenossen? Ist die Condolenzkundgebung des
l'nterrichtsconimissärs der Unionsstaaten nur ein Beleg dafür, dass in der
ganzen Welt die conventionelle Lüge herrscht? Haben die Nachrute in
deutschen Lehrervercinigungen und in fortschrittlich gehaltenen Fachblättern
des In- und Auslandes, der alten und der neuen Welt, nur dazu gedient, um
einer lästigen Verbindlichkeit zu genügen, oder aber dazu, den Maner) des
Abgeschiedenen zu huldigen, um Lhre zu geben dem, der sich derselben im
vollen Maasse würdig gemacht?
Doch genug der rühmlichen Beispiele. Wer die Wirksamkeit des ver-
ewigten Meisters aus unmittelbarer Anschauung kennen gelernt, wer aus seinen
markigen Schriften Nahrung gesogen, wer jemals es eddit und mitempfunden
hat, wie Dittes auf den Vetsammtongen der deotschen Volks* und Jugend-
büdner die Geister entsflckt, die feindh'chen Aogrifle abgewehrt, den sin-
kenden Math angerichtet: der wird dieser Hodigestalt des deutschen Volks-
schullehrerstandes stets mit Liebe und Fkeude gedenken.
Endlich soll die heut%e Gedftcfatnisleier insbesondere auch em Zeugnis
sein fttr die Liebe und Verehrung, die aus dem Kreise der Wiener pftda-
gogi sehen Gesellschaft dem grossen Pidagogen aber das Grab hinaus
2*
so
bewahrt wird. Ist doch der Geist, wdcfaer die F&dagogiscfae Gesellschaft
ms Leben gerufen nod bis som heutigen Tage ihren Bestand und ihr Schafte
ermö^cht hat| der durch das Dittes*8chePidagogiam geweckte und immer
mehr gektflftigte Geist ernsten Studiums und kritischer Betrachtung auf dem
Gebiete der Erziehung und des Unterridits. Dieser indirect auf DHtes'schen
Einfluss'snrflckxufllhrende Ursprung der Wiener pädagogischen GeseHschaft,
welchMetztere im Gegensatze zu dem ehemaligen, -auf schulpolitischem Fdde
verdienstlich wirkenden Vereine ,, Die Volksschule" vornehmlich die inneren
Schulangelegenheiten in den Bereich ihrer Thätigkeit zieht, muss hier ganz
besonders hervorgehoben werden, dennDittes hat keine besondere i,Schule**
gegründet, auch niemals eine solche Absicht geäussert, sondern einerseils
auf das Studium der pädagogischen Classiker gedrungen, andererseits immer
und immer wieder vor dem blossen Autoritätsglauben gewarnt, dagegen
selbständige Einsicht und objective Uberzeugung, hervorgegangen aus Erfah-
rung und Vernunft, nachdrücklich gefordert. In solchem (jciste zu wirken,
wurde die Wiener pädagogische Gesellschaft im allgemeinen angespornt durch
den mächtigen Finfluss, den Dittes seit seinem Erscheinen in Österreich
auf die pädagogische Bewegung genommen , im besonderen aber durch die
Vorträge, welche er über Ersuchen des Ausschusses in den Plenarversamm-
lungen gehalten, wie auch durch sein anerkennendes und aufmunterudes Ur-
theil über die, wenn auch bescheidenen, so doch von (jcsinnungstüchtigkeit,
Ernst und Ausdauer zeugenden Arbeiten unseres Vereines, üass die Wiener
pädagogische Gesellschaft den passendsten Anlass wahrgenommen hat, ihrer
dankbaren Gesinnung fUr Dittes Ausdttidt su geben, ist unter den obwal-
tenden Verhältnissen nicht flberflOssig su bemerken: sie hat ihm das Ehren-
mitglieds- Diplom dargeboten, als er von der Leitung des -Wiener Fldago-
giums ntrückgetreten war, in welcher Zeit bereits in massgebenden Kreisen
eine rttckUlufige Strömung die Obethand gewonnen hatte, und sie hat dies
dem WortUute ihres Statuts gemäss gethan als eme Ehrung dafBr, dftss er
sich um die Fidagogik Oberhaupt und spedell um die Forderung der Be-
strebungen der Wiener pädagogischen Gesellschaft auf diesem Gebiete grosse
Verdienste erworben hat; sie hat durdi diese Entschliesstmg der Wahrheit
die Ehre g^ben, und sie hat auch bis zum heutigen Tage an der Gesinnungi
die sie zu der angegebenen Entschliessung drängte, festgehalten, und sie wird
ihm auch in allen späteren Tagen die volle Anerkenmmg nicht versagen, so-
lange sie bei jenen Grundsätsen verharrt, in deren Geist sie ins Leben getreten
ist und bisher gewirkt hat
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21
Alle diese Zeugnisse werden die unversöhnlichen (iegner der durch
Dittes repräsentierten Gedankenrichtung nicht bekehren, aber das reine
Charakterbild des grossen Pädagogen sollen sie für alle Zukunft gegen jeg-
liche Verunglimpfung sicherstellen.
Er i>l unser; aus unserem Stande entsprossen, hat er sich durch Geistes-
stärke und unermüdliche Arbeit emporgerungen zu einem der ersten und besten
der pädagogischen Meister , und die Geschichte der Pädagugik wird seiner
gedenken, wie sie Adolf Diesterwegs gedenkt, dem er nicht nur ge»
sfluuinpverwandt» dem er «och in so vielen PSnselbeiien des Lebensganges
ähnlich ist, und an dessen loo. Gebortstage er m Deutschlands Lehrern die
ödenden Worte gesprochen. Und wie die gewaltige Berliner Gedenkrede,
ans dem innersten FfiUen und Denken des Meisters hervorqjiiellend, uns auch
einen unendlich lehrreichen Einblick in sein eigenes Streben, Kämpfen und
Leiden gestattet, so lehrt uns der beispiellose Sturm, den sie in den Partei-
lagein seiner heftigsten Gegner erregte, dast diese sich von seinen Worten
getroffen, von seiner Bewetsfilhrung überwunden und von dem hmreissendenBei-
spide seines furchtloBen Auftretens bedroht fühlten« Und es wftre wahrlich um
die Lehrerschaft sdir schlimm bestellt, wenn die vehementen gegnerischen Aus*
fälle sie nicht zur Erkenntnis führten, dass die Angri)Te auf Dittea in letster
Linie doch nichts anderes als Angriffe auf die durch ihn vertretene freie
Schule und freiheitlich gesinnte Lehrerschaft darstellen. Damm erwidert
denn auch Tews in der Vertheidigungsschrift „Der 8. allgemeine deutsche
Lehrertag und seine Gegner" dem Hofprediger Stöcker, welcher im preus-
sischen Abgeordnetenhause Dittes einen Fremdling geheissen, der in die
vaterlandsliebenden, kirchenliebenden treuen T.chrer Misstrauen gepflanzt:
„Wenn Dittes den deutschen Lehrern als ein Fremdling erscheinen würde,
so waren sie nicht mehr wert, dass jemand sich ihrer annähme;" und an an-
derer Stelle : ,,\\ ir ehren unsere grossen Männer, auch wenn wir ihnen nicht
in allen Dingen lolgen. Dittes vertritt manche Forderung, die nicht in un-
serem Programm steht; trotzdem jubelt ihm jedes deutsche Lehrerherz ent-
gegen : dem Manne, dem Denker, dem furchtlosen Kämpfer! Verleugnen
wird ihn niemand von den Unseren, der jemals e inen H auch der
selbständigen Pädagogik verspürt hat."
Auch wir, die wir Zeugnis ablegten für ihn in seinem Leben, verleugnen
ihn nicht, nachdem er gestorben. Sein Bild wird Vdb leuchtend umschweben,
wo und wann wir in eifriger BerofiMrbeit onieren Pfllditen obliegen, wo und
wann wir den hohen Zielen der Menschheit nachstreben, wo und wann
immer es einen grossen Entschlnss sn fassen, Furchtlosigkeit und Muth su
bekonden g&t; nnd je mehr das heisseBemtthen der Gtg&or dahin sielt, dieses
2 2
Vorbild aus dem Herzen der Lehrerschaft zu reissen, desto entschiedener
wird sein Andenken im Hinblicke auf die Grösse seines Geistes, die Lauter-
keit seines Charakters von uns hochgehalten, desto tiefer und innerlicher
das Martyrium seiner Überzeugungstreue von uns nachempfunden werden,
und desto mehr werden wir entflammen zu kräftiger Bethätigung Di ttes' sehen
Geistes, Dittes'schen Freimuthes und Dittes'scher Hingebung an die
ewigen, unveräusserlichen ideale der Menschheit im Dienste der Öchule und
des Volkes.
„Der Dienst im Ideale war stets ein Martyrium, ist es noch und wird es
auf Erden immer bleiben. Wem aber dieter Dienst idcbt nur den tieten
Schmers, sondern ancb das bAebste EntsOcken bereitet, und wtm et nn-
mOglich ist, die belleten UchtbÜdEe des Geistes Ar eitd Wahn so halten:
der wird und kann nicht lassen von dem Glanben an eine bessere Zaknnft
und Yon der Pflicht, filr sie so irirken.**
IL
Rede zur Pestalozzi*-Feier.
Gesprochen am i6. Jäuner 1897 ^^"^ Edvasld Siegkbt.
Wie alljährlich bat beute die Fidagogisdie GeseUichaft ihre Mitglieder
und Grftsle tu einer BestaloÄFeier versammelt. Wenn mir — tmd «war be-
reits gmn drittemnale die Ehre des Versuchs sutfaeU wird, dieser Feier
den Inhalt zu geben, so muss ich wohl die Frage beantworten: Ist das Leben
und die Lehre Pestalozzis reich geni^, um Anregungen zu einer jährlich
wiederkehrenden Gedenkfeier zu bieten, und zweitens : Liegen in unseren Er-
ziehungsverhältnissen Gründe, die es nöthig machen, das erwärmende und
erleuchtende Beispiel Pestalofzis nicht erlöschen zu lassen? Die Beant»
wortung dieser beiden Fragen soll uns heute beschäftigen. Wem unter uns
ist nicht das Leben Pestalozzis bekannt! Wer kennt nicht seine vieljährige
aufreibende Thätigkeit im Neuhofe, seine grenzenlose Selbsihingabe in Stanz,
sein schaftensfreudiges Wirken in Burgdorf, seine schmerzlichen Enttäuschungen
in Yverdon. Aber wie viele auch Pestalozzis Lehen aus den Lehrbüchern
über Erziehungsgeschichie, aus vereinzelten Aulsutzcn kennen, der eigentliche
Lebensgehalt dieses merkwürdigen Mannes erscliliesst sich nur dem Studium
eingehender biographischer Werke, dem Studium einschlägiger Quellenschriften.
Diese zeigen Pestalozzi vielfach in einem anderen Lichte, als es die Dar-
stellung in den Lehrbüchern, die ja nur weniges bringen können, zu thun
vermag. Meine Aufgabe soll denmach sein, die Lebens- und Leidens-
geschichte Pestalozzis wieder einmal wenigstens skizzenhaft aufzurollen und
dabei zu versuchen, dem allbekannten aber etwas versciiwomnienen Feste-
lozzibilde durch Hervorhebung besonderer Fkrtieen, dmdi nene Schlag-
lichter und Farbentone em wenigstens fflr den heutigen Abend vorhaltendes
neues Interesse sn verleihen»
Was uns bei tieferem Eingehen in den Lebenslauf und dteLebensschick-
84
sale Pesialo/:/is vor allem in die Augen springt, das ist neben seiner beispiel-
losen Liebe zum Volke der fabelhafte Reichthum an schöpferischen päda-
gogischen Ideen , sowie eine durch nichts zu besiegende Zähigkeit und
Willenskraft in der Verfolgung seiner Pläne und Ziele. Wer sich, wie dies so oft
geschieht, Pestalozzi als Trfttuner, als unpraktischen Idealisten vorstellt, der ver-
zerrt sein Charakterbild.' Freilich, wenn die bd vielen sch6pfemchen
tnren vorkommende Unfthigkeit, den FInas des Überquellenden IdeeMbcu
der ThalsoUe der sogenannten thatslchlichen Verhältnisse (tm säabeiUch
anzupassen , als Trttumerei und Schwärmerei bezeidmet werden darf, dann
gehört aocb Pestalozzi miter die Trfltuner nnd Schwärmer. Wer aber cBe
Zäbiigkeit und Unbeugsankeit Pestalozzis ins Auge fasst, mit der er trotz
wiederholten Scbiflfbmches an der Vemrirkticbnng seiner Ideen festhielt, wer
die Fülle von Theten erwägt, die er msgeacbtet seines sogenannten Traom-
Sinnes hervorgebradit, der wird nicht anstehen, Pestalozzi einen Mann des
Willens, einen Mann der That zu nennen. Er besass jene Festigkeit und
Unflberwindlichkeit des Willens, auf die Goethes Wort pesst: „Ein Mann,
der Gutes will, muss wie eine Fliege sein, die, noch so oft vcradieadit, sich
doch immer wieder herandrängt."
Was Pestalozzi vor allen seinen grossen Vorgängern ansaeichnet, ist der
Umstand, dass er die grosse sociale Aufgabe der Erziehung er&sste, dass er
eine allgemeine nalurgemässe, rationelle Volkserziehung als die einzige sichere
Grundlage der Staats- und Volkswohlfahrt erkannte. Ihm ist die Erziehung
nicht bloss iiik- Iheorie, in der sich schüne, herrliche, psychologisch wohl
fundierte Idet-n zu einem imposameii Lehrgebäude aufrichten lassen, sondern
sie ist ihm eine Sache des Herzens, eine Sache der That und zwar der l hat
im Sinne des reinsten Menschenthums. Darum ist es die praktische Er-
ziehung, vor allem die Armekindererziehung, der er alle seine Kräfte leiht, der
er sich am Neuhot und in Stanz ausschliesslich hingibt, und der er sich auch
in Burgdorf und Iferten ausschliesslich hingegeben hätte, wenn ihm die Mittel
dazu zu Gebote gestanden waren. Sein pädagogisches Denken und Wollen
zielte iinuier darauf hin, die socialen Gegensätze auszugleichen, die Niedrigen
und Verwahrlosten zur Höhe menschlicher Cultur und Gesittung empor-
zuziehen und in den mittleren und höheren Ständen das helle Feuer reiner
Menschlichkeit zu entstaden. Wenn die socialen Ideen aQgemdii als die
treibenden der Gegenwart erkannt werden, wenn sie das politisdie und öiicst>
liehe Leben der Zeit immer mehr in Ansprach ncJunen, so mflssen wk den
intoltiven Blick bewmidem, mit dem Beat^ozsi dem Geiste unserer Zeit vorge-
griffen hat, mid in diesem Sinne ist er der erste moderne P&dagoge grossen StiU.
Sehen wir, wie sein pädagogischer Genias aBmählfch erwachte. Als ein
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aufgeweckter, originell denkender Kopf nahm Pestalozzi schon als junger
Mann an den Fragen des öffentlichen Lebens regen Antheil. Die politischen
und socialen Zustande der Scliweiz Hessen damals vieles zu wünschen übrig.
Die Regierungsgewalt war in den Händen weniger bevorzugter, reicher Fa-
milien, die ihre polidsche und wirttchaftUche Überlegenheit rücksichtslos aus-
Bütstea* Die Mawe te Volkes war in Ärmat versunken, in körperliclie und
geiatig« Aimot Die meisten Kinder wncbsen auf ohne Umerricht, frflhseitiig
schon mn sstc n sie in den Fabriken das Joch ttberharter Arbdt ' aof sich
nehmen. Die wenigen vorhandenen Schalen waren spärlich benfttst, ihre
Lehrer tm wissende, meist su anderen Bera&arten ontanglicbe oder darin ver-
nngittckte Individuen. An der Bewegung, weiche in ZQrich sur Hinweg-
rlmmng dieser Misss tla d e ausbrach, nahm der Jvige Pestalocsi den lebhaf-
testen Antheil. Sein oflSmes Auftreten für die Sache des leidenden Volkes
gegen die herrschenden CUsaen benahm ihm jede Aussicht, eine Staats-
ansteUnng su erlangen, und so musste er senie juristischen Stadien, denen er
sich gewidmet, als sweddos anheben •— > das erste Opfer, das ihn die Liebe
snn Volke kostete. Er hfttle nkht ein Kind sdner Zeit sein müssen, die in
Rousseaus Ideen von der Rückkehr zur Einfachheit und Natürlichkeit
schwdgte , um nicht im Berufe der Landwirtschaft ein erstrebenswertes
Lebensideal zu finden. Wie er nun im Dorfe Birr und auf dem Neuhofe als
Landwirt hauste, wie er bei rastlosem Fleisse und tüchtigem Verständnisse
der Sache doch an gewissen ökonomischen Mängeln und Schwierigkeiten,
vor allem an Mangel des gehörigen Unternehmungscapitals, an dem Zu-
sammentretTen unglückseliger Umstände, die ausser dem Bereiche seiner
Schuld lagen, immer mehr abwärts und ins (iedrange kam, ist eine allbe-
kannte Sache. Aber die Einsamkeit des Landlebens kam der Kntwickelung
seines Inneren zustatten, das reich genug war, um äusserer Anregungen ent-
behren zu können. Schon offenbaren sich die Keime seiner jiädagogischen
Entfaltung. Das Tagebuch, das er über die Erziehung seines Jakobli zu Anfang
des Jahres 1774 führte, zeigt die Anschauungen und Ideen des grossen Refor-
mators bereits in ihren Grundzugcn. Wenn er z.B. schreibt: ,, Ich zeigte ihm,
dass Holz im Wasser schwimme und hingegen Steine zu Boden sinken.
Ich lehrte ihn durch Figuren und Sachen die Wörter aussen und innen, unten
und oben, Mitte und Seite kennen. Ich suchte mit der Kenntnis der wahren
Bedeutung der ersten Zahlen die Begrifie von Worten su bestinunen, welche
er, ohne ihre wahihafts Bedeutnug su kennen, auswendig hersagte. Bei
diesem Beispiele wire es dem unflUiigsten Menschen in die Augen gefallen,
was fSr ein Hindernis sur Kenntnis der Wahrheit das Wissen von Worten ist,
mit denen man nicht die richtigen Begriie von Sachen verkna{iftetc.** Oder
26
wenn er sagt: Alles Lernen ist nicht einen Heller wert, wenn Muth und
Freude dabei verloren giengen," so zeigen sich in diesen Worten schon die
Ziele und Wege der beginnenden pädagogischen Gedankenarbeit Pestalozzis.
Aber nicht lange blieb seine erziehliche Theorie und Praxis auf den
eigenen Sohn beschränkt. Der Niedergang seiner Wirtschaft drängte liim
einen Berufswechsel auf, und so mächtig waren bereits seine philantropisch-
pädagogischen Regungen, dass dieser Berufswechsel im pätiagogischen Sinne
entschieden wurde, dass sein erstes grosses Werk seiner pädagogischen Praxis
entstand: die Armenschule im Neuhof. Er hatte in der Abgeschiedenheit
■eines Landlebens den Verkehr mit geistig hocfaslehcadai Mlanam nidit
aufgegeben. Ein reger schriftlicher und ein durch vielfiidic Besuche fe imiUete
persönlicher Verkehr hatte ihn inFQhlung mit MMnoem gelassen, deren er b^
durfte, um sein Unternehmen Überhaupt ins Leben mfen ta kflonen. Li
wahrhaft begeisterter und be g eisternder Sprache ?e i fl <femli eh t e Bestalooi den
Plan SU seiner Armenanstalt, und mit IfiMe seiner Freunde und GltaUMr, &
seine Sache literarisch und materiell untersttttsCen, gdang es Sim, die Aimenp
schule ins Leben su rufen. Noch hielt bei dieser Untemehanmg in ihm der
Ökonom dem ndagogen die Wage; denn die Schule stdlte neben dem Er-
ziehungsswecke den Grundsatz auf, die Anstalt mtlsse sich durch die von
den Kindern verrichteten landwirtschaftlichen und gewerblichen Arbeiten
materiell von sdbst erhalten. Pädagogische und praktische ökonomische
Rücksii htm vermengten sich miteinander und entzogen von vornherein der
Anstalt die Lebensfähigkeit. Der leitende pädagogische Gedanke der Unter-
nehmung ist in Pestalozzis Worten charakterisiert: „In diesem grossen Haus-
halte müsse die Liebe der spiritus familiaris sein; in ihr Hege und aus ihr
fliesse die Hauskraft, die in dem Kinde alles menschlich Edle und Grosse
zum iJewusstsein und zur Erstarkung brini^e und in ilim namentlich wieder
die Liebe, die auch für das Rind der rettende und leitende Engel werde,
erwecke." Es ist bekannt, dass die von Pestalozzi mit so viel Ecuereifer ins
Leben gerufene Armenschule die ökonomischen und pädagogischen Er-
wartungen des Meisters aus verschiedenen Ursachen bitter t;iuschte, und im
Jahre 1780 mtisste er die Anstalt aullui.en. Pestalozzi war nun ganz verarmt,
das Vermögen, das seine Frau ihm zugebracht hatte dahincjeopfert. Doch
seio Muth war ungebroclien. /nr Zeit dieser seiner bedriickendsten und er-
niedrigendsten Lage, da auch fast alle seine Freunde mit Ausnahrae des
edlen Iselin das Vertrauen zu ihm verlassen hatte, schrieb er das erhabene
Wort: „Der Christ erkennt in semem Glauben und durch denselbeoi dass er
das OpHer seines Eigenthums wie dasjenige seiner selbst dem Wohle seiner
BrOder schuldig ist, und achtet seinen Besitzstand in der hohen Anspruchs» -
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losigkeit seines Gott und den Nächsten sich hingebenden und aufopfeninp^s-
vollen Glaubens nicht als ein göttliches Recht, sondern als eine ihm gültlich
anvertraute Gabe, die zur heiligen Verwaltung im Dienste der Liebe in seine
Hände gelegt wurde."
Und wie er schrieb vmd sprach, so handelte er auch, der grosse Mann! —
Aber, wenn er auch im Neuhole ökonomisch scheiterte, so brach dafür aus
der Puppe der bisherigen Gebundenheit der Falter seines pädagogischen
Genies mit all seiner Farbenpracht Die Eindrücke und Erfahrungen der
Annenieliule, der Umgang mit den Kindern, brachten seine pädagogischen
Ideen m vollen FIvm, und kare nach der AnflAsting der Annenschule schickte
er seine erste grosse pädagogische Oflbnbaning in die Weh fahaiiB: „Die
Abendttonden eines Einsiedlers'** Das Weit, das in den Ephemeriden aetnes
edlen Fk^ondes Iselin erschien, ist ein pädagogisches Mebterwerk ersten
Ranges, m dem Grösse und Erhabenheit der Ideen mit Schwang und Kraft
der Form harmonisch ansarnmenlUessen. Auf knappem Raum bringt er die
Daratellnng der ICenschenbestimnrang und die Miäel so ihrer wahren Er-
reidiang, wie sie in so i^mittelbar hervorquellender Begeistening und er-
habener IdeaKtat eiurig dasteht in der pftdagogischen Literator.
Nun war der Bann gebrochen, die Lebenarichtung Pestalosiis fest be*
stimmt Angeregt durch die Brüder Füssli, die ans einem humoristischen
Aufsatze Pestalozzis dessen schriftsteUerische Begabung erkannten, warf er
sich, um einen Verdienst zu finden, auf die Schriftstellerei, und sein erstes
grösseres Werk bewegte ^ich voll und ganz in den Geleisen der Erziehung.
Es war sein Volksbuch „Lienhard und Gertrud". Wir wissen, welche Wir-
kung dieses Buch hervorrief, wie es mit Heisshunger verschlungen, wie es
durch Kalender, welche Rnichstiicke enthielten, in die entlegensten Hütten
getragen wurde. Wir wissen nicht minder, dass das Buch, wie von der
grossen Masse nicht anders zu erwarten war, mehr nach seinem unterhal-
tenden als belehrenden Theil gewürdigt wurde, und dass die noch folgenden
3 Bände, bei denen der Belehrungszweck in den Vordergrund tritt, nur in
auserlesenen Kreisen Anklang fanden. Aber mit Lienhard und Gertrud"
war ein Erfolg erreicht, der für das Gedeihen der späteren Wirksamkeit
Pestalozzis unschätzbar war, der Name ,, Pestalozzi" war jioj ular geworden.
Ohne die l'opularitat seines Namens , die er mehr seinen dichtcrisrhen als
seinen pädagogischen Fähigkeiten verdankte, wären seine späteren so be-
itthmtenErsiehungsversuche in Burgdorf und Iferten vielleicht schätzenswerte
und im engeren Kreise belebende und anregende Bemühungen geblieben,
aber sie hfttten nicht vermocht, eme Welt in Theifaiahme und Interesse xu
versetsen tmd eme Saat au streoen, die im ganten Bannkreise des gebildeten
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Europa zu herrliciien Früchten gedeihen sollte. Wenn sich nun durch den
ungeahnten Erfolg Lienhard und Gertruds Pestalozzis materielle Verhältnisse
augenblicklich etwas erfreulicher gestalteten, so dauerte dies nicht lange, die
Noth zog wieder im Neiihofe ein und liess ihn j.uuc Luig niclu los. Doch
ist nicht zu (ibersehen, dass er immer edle Menschen fand, die seine Lage
Melisch tind materiell erleichtern und ihm über die schwierigsten Jahre seines
hebtüM Unwegzuhdfen bestrebt waren.
Noch eine grOMcre pädagogische Schrift gieng vom Nenhofe ans, die
„Nachforschungen aber den Gang der Nator in der Eatvi^huig das Man-
schengescfalechtes**. Das Bach, sagt Morf, führt ~ unter frosssm Finflnsie
Roosseauscher IdAcn — von dem Nstorsostande des Menseben, in den er
all Kind seines Instincts in natarlicherUnschnld lebt, dorcfa den geseUschaft-
lieben, dessen GmndstiBiniung der Egoisnins ist, smn sifedichen Zastande
empor, in welchem der Mensch die nstOrlichen und gtssHichsftlichen Be>
dttrfnisse sdaer höheren sitttichen Natur unterordnet Herder fiigt der Be*
urtheflung dieser Schrift hnsu: „Jeder, wenn er das Buch gslescn, nehsM
ein Blatt und schreibe seinen Lebenslauf daau, waa er als Werk der Natur
habe sein sollen? was aus ihm die Gesellschaft, was er endlich aus sich
selbst gemacht habe? Einem überlegeoden Gemüth bietet das Buch sa
flplcbem Blatt viel Ansichten dar".
Die schweizerische Staatsumwälzung im Jahre 1798, welche politische
Freiheit und völlige Gleichstellung aller Bürger mit den bisher Bevorrech-
teten l)rarhte, und die in dem (Grundgesetze des neuen Staates ,,die Aut"klä-
rung eine (irnndlage des öffentlichen Wohles'' nennt und dem Bürger die
Veredlung des menschlichen Geschlechtes zur Ptlicht machte, brachte auch
eine Umw.llzung im Leben Pestalozzis hervor und entriss ihn dem freudlosen
Aufenthalte im Neuhofe. Sein den Armen und V'erlassenen zugewandter Sinn
sagte ihm , dass jetzt oder nie die Zeit für die Entwicklung seiner weit aus-
greifenden Pläne gekommen sei, und in dem bekannten Entschlüsse „Ich
will Schulmeister werden" vollzog sich eine Willensregung, die von cultur-,
ja weltgeschichdicher Bedeutung werden bollie. Unterstützt von dem geist-
und gemüthreichen Minister Stapler wurde Pestalozzi in den Stand gesetzt,
im Jahre 1789 die Leitung der Waisenanstalt in Stanz zu übernehmen und
dsmit seine immer klarer und schärfer hervortretenden pädagogischen Ideen
in der Wtridichkeit an erproben. Was hierPestaloszi gewirkt und geschaflen,
mit welch beispiellos persönlicher Hingabe der bereits 5i jährige Mann seinen
menschenbegiOckenden Absichten und PUoen lebte, ist su bekannt, uai hier
weiter darauf einsugehen» Wenn sebe Thitigkeit in Stans aach nur auf Mo-
nate beschränkt war, so war sie doch eine ungemein folgenrdche* Znnlchsten
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läuterten und befestigten sich viele seiner pädagogischen Gedanken. Morf
sagt hierüber sehr schön: „Er hatte in Stanz mehr gefunden, als er erwartet
und gehofft. Es hatten sich die in die Menschennatur gelegten göttlichen
Kräfte unter seiner Einwirkung bei den Kindern in einer Weise und in einer
Herrlichkeit und Fiffle entfaltet, die ihn selbst überraschte, rührte und in Er-
stMnen sctste. In teioeiD ZiisaiBOMii8ei& mit den Kindern war er nahe
daran geweaeo, die Gesetse and die eiofiiche& Mittel snr naturgemäasen Ent-
wicklung dieaer Kxttfte an finden, klar an begreifen und aie sich heiter an
nachen. Er mag die Freude, die Erhebung, Entaflckung jener Forscher ge-
theOt haben, äk die Gesetce der Bewegung der Himmelskörper ahnten, der
völligen Entdeckung und klaren Erweisung derselben mit festen, sicheren
Schritlen nahten;**
Biidnng der Anlagen und KrKfte nach dem Ziele emes sittlichen Men-
schenfbams, Obertr a g n ng dea vollen Segena der häuslichen Erxidmng auf
(fie (MÜmtliche, sittliche Auabildung nicht durch Worte, sondern durch Ge>
wOhnung, Übung, Beispiel, kerne Wordehren, sondern Anschauung, keine
künstlichen Ifilfsmittel, sondern das Leben des Hauses und der Umgebung
selbst, das waren die Kernpunkte seiner Anschauungen, die durch seine £r-
fidimngen in Staus ihre volle Bewährung fanden.
Die zweite segensreiche Folge seines Wirkens in Stanz war das hin-
reissende Beispiel, das Pestalozzi durch seine persönliche Aufopferung für
das Wohl und Gedeihen der armen Waisenkinder gab. Dieses Martyrium
einer beispiellosen Selbstlosigkeit hat seinen Namen mit einer Gloriole um-
geben, die lit'ller strahlt als der Ruhm aller seiner Schriften. Ks niat^ ü;<'nng
Lehrer geben, die nicht dazu gekommen sind, sich in Pestalozzis Schritten
hineinzuarbeiten, und es ist das schliesslich eine lässliche Sünde, da wir hin-
länglich Schriftwerke besitzen, welche Pestalozzis Gedanken in fas.slicherer,
zugänglicherer Sprache vermitteln; aber es dürfte wenig Lehrer geben, tieren
Herz nicht vor Rührung und Begeisterung höher gesclilagen hat, wenn sie
zum ersteiimale Kunde vernahmen von dt in. was Pestalozzi in Stanz erstrebt,
geduldet und geliuea hat. Die Idealgestall, die Pestalozzi der I.clirerschaft
geworden ist, ist untrennbar mit seinem Stanzer Aufenthalt verknüpft, und
wenn dieses Ideal den Lehrern wie der Stern den Weisen im Morgenlande
▼oranleochtet und ihnen die richtigen Wege weist, wenn ea der Hofihungs-
anker ist, an dem daa Schutschlfftenn in bedrängten Zeiten fest und sicher
niht^ wenn es ala verkörpertes pädagogisches Gewissen su stets- neuer That-
kraft und Opferwill^keit entflammt, dann gewinnt die knrae Episode in Staus
enie weit aber die Geschichte der Pädagogik hinausreichende, eine weit-
gesdikbtliche Bedeutung.
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Zweimal, im Neuhofe und in Stanz, sehen wir Pestalozzi mit seinen päda-
gogischen Unternehmungen gescheitert, beidcmale hatte er neben mancher-
lei Erfolgen schwere Enttäuschungen erfahren. Ein anderer hätte die Hände
sinken lassen, seine Pläne als undurchführbar aufgegeben. Nicht so Pesu-
lo/.zi. Durch die Wolken der Hindernisse und Enttauschungeu lachte ihm
die Sonne des schliesslichen Erfolges zu verheissend entgegen, als dass
er die Fäden nicht abermals angeknüpft hatte, dort, wo er sie eben verloren
hatte. Die Idee einer auf psychologischen Grundlagen beruhenden Ele-
mentarbildung schwebte ihm in deutlichen Umrissen vor, und er rastete nicht,
bis er Gelegenheit fand» diese Idee zu v^wirklicben. Seinen begeisternden,
TOB der tiefen Wirme des echten Menschenfreundes durchdrungenen Worten
gelang es, die Regierang weiter für seine Pline xu interessieren, und bald
finden wir ihn in Burgdorf, anfangs in gedrflcklen Verhiltnissen, alt Tj^bm
an der Hintersfissenschole und an der „Bnchatabier- «md Leseschale der
jongfirau Margareta Stfthli", spiter aber als tiAnr an der swdtea KaalMB*
Sehlde. Jetst war Pestaloist m seinen eigentlichen Fahrwasser. Von heas-
menden <(konomtschen Rflcksichten wie tmNedhole and in Stanx frei» komUe
er sich nun gans seinen pftdagogischea Versuchen hingebeD, nad er äiat diss
mit dem Feaereifier emes von der gOtdichen Sendung erlllttten Mannes.
„Seine SchidfÜhrnngt** heisst es, „hatie mit der bisherig üblichen nichts ge-
mein. Lehrbücher brauchte er keine, Schreibhefte ebensowenig; an Ks*
lechismns, Pbalmen und Psalter dachte er nicht. Die SchfUer mussten nichts
auswendig lernen, erhielten keine Aachen, wurden nie ansgehOrt Plan vnd
Ziel schien seinem Thon ganz fremd. Er sprach ?or, die Schiller spradien
nach und zeichneten während des Nachsprechens auf ihre Schiefertafeln be-
liebige Figuren.** ,,Ich fuhr,** berichtet er, „planlos in dem enipfarischen
Gange fort, den ich in Stanz abgebrochen.** Dass die Art der Unteirichls*
ertheilnng Pestalozzis , vom heutigen Standpunkte der Unterricbtstechnik aus
betraditet, keine Gnade finden würde, ist zweifellos. Aber im Vergleiche
SU dem landläufigen, im trockensten Mechanismus sich abhaspelnden Schul*
onterrichle seiner Zeit war Pestalozzis Verfahren, das auf Anscluuilichkeit be-
ruhte und zum Denken anregte, bei allen didaktischen Mängeln ein unglaub-
licher Fortschritt. Zudem vergesse man nicht, dass vieles, was ihm an
praktisch- methodischer Geschicklichkeit gebrach, sein unbesiegbarer Fleiss
ersetzte, der ihn bis zur völligen physischen Erschö;)fnng herunterbrachte,
ferner der21auber seiner Persönlichkeit, dem sich auch die widerstrebendsten
Schüler nicht zu entziehen vermochten. Bald fand Pestalozzi auch einen
tüchtigen Gehilfen in der Person des wackeren Krusi , eines begabten,
strebsamen jungen Mannes, der sich mit begeisterung^voUer Hingabe
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an FMdoiii ansdiloii und viele Jahre hindurch sem treuer, redlicher Ge-
hilfe war.
Mioiiter Stapfer, von den guten Fortichiitteo, diePeitalouitBettrebuugeu
machten, hoch erfreut, gründete 1800 eine „Gesellschaft von Freunden des
Eniehungswesens** m der bestimmten Absicht, die Bestrebungen Pestalozzis
dnrch dieselbe tnuntersttitsen und au äUgemeinerAnerkennung SU bringen. Eine
Coounission ans ihrer Uitte erhielt den Auftrag, Festalossis Methode an Ort und
SteUesnprOfenundderGeseUschaftBerichtsuerstatten. MännervonBedeutnng,
wie Paul Usteri von ZQrich, LOthi v. Solotfaum, waren darunter. Nachdem
Pestaloszi ihnen emen knrsen Bericht über „sehie Grundsätze und sein Ver*
fiüiTen*< zugesandt, worin er gleich im ersten Satze das Wesen seiner Be-
strebungen ausdrückte mit den Worten „Ich will den menschlichen Untere
riebt ps^ologisieren,** begab sich die genannte Commission nach Burgdorf,
wo Pestalozzis Schule eben in dieRtume des Schlosses fibersiedelt war. Die
Commission nahm eine genaue Prflfhng vor, deren Befund sie der Gesell-
schaft, zu der auch andere Minner von Einfluss geladen waren, vortrug.
Dieser Bericht war von der folgenschwersten Bedeutung ittr Pestalozzis Zu-
knnft, und es dürfte tutnessiereD, einen Auszug aus diesem Berichte mit-
zudieilen, schon deshalb t weQ er einen fesselnden Einblick gewfthrt in die
ptdagogische Wcrkstätte Pestalozzis. Es heisst in diesem Berichte: „Aller-
erst haben wir bemerkt, dass die Kinder der Pestalozzischen Anstalt ausser-
ordentlich geschwind und äusserst vollkommen buchstabieren, lesen, schreiben
und rechnen lernen. In einem einzigen halben Jahre sind sie im Stande,
hierin auf jene Stufe zu gelangen, zu der nur irgend ein Dorfschulmeister in
4 Jahren sie zu erheben vermöchte. Walir ist's , die Dorfschulmeister sind
gewöhnlich keine Pestalozzi, und man findet auch nicht alle Tage solche
Gehilfen wie Pestalozzi. Aber uns dünkte doch, dass nicht das Personal der
Schule diese ausserordentliche Erscheinung hervorgebracht habe. Es dünkte
uns, die Lehrart selbst sei die Ursache hieven. Und worin besteht die Lehr-
art? Darin, dass man der Natur allein die Hand bietet, dass man sie zur
eigentlichen Lehrerin macht. Wer kt m.t nicht die Ncigunj:; der kleinsten
Kinder, jeder Sache ihren Kamen /u gcl>en, mit diesen Sachen etwas auf-
zubauen, es wieder zu zergliedern, etwas NCue^ daraiis zu machen u. s. w.?
Wer weiss es nicht von sich selbst, dass er wohl ciici köpfe zu malen, als zu
schreiben verstand? Auf so einfache, jedermann bekannte Thatsachen gründet
Pestalozzi seine Lehrmeihode. Man möchte sich beinahe fragen, wie ist's
möglich, dass man so spät auf den Gedanken verfiel, wenn man nicht schon
lange wüsste, dass wir selbst in unseriu eigenen Leben es nicht anders machen,
als es in diesem ball von der Pädagogik geschehen ist. Hier einige Belege
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zu dem, was wir soeben vorgetragen haben. — Im ersten Zimmer, wo man
buchstabieren und rechnen lernt, war ein Korb mit Buchstabentäfelchen an-
gefüllt. Der Lehrer stellte einen nach dem andern auf, einzeln, vereint,
anders versetzt Die Kinder selbst konnten so eine Buchstabenreihe an-
ordnen, man gab sich Wörter auf u. s. w. Es ist nnbegreifUch, ivie beweg-
liche Lettern nicht nnr die schnelle Efkeimtnis der Bttchsttbcn, der Yocale
nnd CoBsonmten, sondern auch das ^^bieren und was noch mehr, die
ersten Elemente des Recht8diie3>ens so kriftig fordern. Eben diese Lettern
sind die Elemente der Recbnnngsktmst Der Lehrer reihet ihrer 3, 3, 4 etc.
sosammen, decomponiert, recomponiert, vermehrt, vermindert, die Sache der
Anschauung wird nach und nach Sache des GedSchtnisses, imdes ist sam Er-
stannen , wie schnell ein Kind die Numerationen, Addttioiien und Subliactionai
SU erlernen filhig ist*< In dieser Weise Ohrt der Bericht fort, das bei Festa-
lozfl Gesehene darzustellen und schliesst: „Das Ganse der Ldmrt ist memand
einzusehen im Stande, als wer sie von ihren ersten Ekmenten aa bis zu ihrer
Beendigmig verfolgen nnd prOfen kann. So viel eigibt sich ans dem Ge>
sagten, dass so eine Lehrart verdiente, in der Schweb emgeführt sn werden.
Die Vortheile davon waren uoermesslich.** Die firsidmngpgeseUachaft eiüess
nun auf Grund dieses gttnstigen Berichtes einen Ofientlicfaen Aufrnf zur Unter-
statzung von Pestalozzis Unternehmung. Dies gab den Anstosa zu einer
lebhaften Verhandlung der Sache m den Öffentlichen BiMttem der Schweis.
Sein Erziehungsunternehmen wurde zum Tagesgespräch in den Kreisen der
Gebfldeten, und die Kunde davon drang t»8 in die abgdegensten Hütten der
Schweiz. Nicht minder interessierte sich das Ausland für die Sache. Die
„Augsburger allgemeine Zeitung" berichtete bereits im Sommer 1800 über
die Verhandlungen der Gesellschaft von Freunden der Erziehung und theihe
die Ansicht, dass sich in Rurgdorf wichtige Dinge für Erziehung und Unter»
rieht vorbereiteten. Andere einflussreiche Blätter, wie Wielands „Deutscher
Merkur", folgten dem Beispiele der „Augsburger Allgemeinen", und bald warder
Name Pestalozzi, der schon durch „Lienhard und Gertrud" populär geworden
war, den gebildeten Kreisen abermals geläufig und Burgdorf ein wichtiger
ßrennpvinkt des Zeitintercsses. Pestalozzi war durch die rege Theilnahme
und l iUf rstiitzung, die er gefunden, in den Stand gesetzt, eine eigene Er-
ziehungsanstalt im Schlosse Kurgdorf zu erric hu-ii, die sich bald eines regen
Iksuches erfreute und die Bestellung einer grösseren Zahl Lchrkrätte. last
durchwegs tüchtiger Leute, nöthig machte. Das Interesse tür das Institut
erhöhte sich, al.s Pestalozzi selbst das Wort nahm und in einem tiel'sinnigen,
gedankentriefenden Werke sein pädagogisches Innere den weiten Kreisen
der Mitwelt erschloss. Es war sein berühmtes Buch „Wie Gertrud ihre
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Kinder lehrt". Morf sagt darQber: i^Nicht nur für jene Zeit war diese Schrift
von immenser Bedeutung, sie ist es für alle Zukunft. Sein Genius spricht
darin noch rein und in seiner Weise; er steht noch unter niemandes Eintluss.
Sie spiegelt das Bild des Edeln am treuesten; es sind seine Gedanken mit
seinen Worten. Man wird hingerissen von der lulle der Intuitionen, ich
möchte sagen Offenbarungen, zu deren Träger er von der Vorsehung berufen
war. Das Buch ist und bleibt ein Eickstein für den Volksunterricht; aber die
Schäue, die es birgt, sind noch lange nicht oUe praktisch verwertet, und
man kam die, welche es mit EniehttDg und Unterricht sit thim haben, nicht
gientig hmner wieder anf daitdbe Iiiniweiaen.*« £§ ist heute nicht die Zeit,
attf den Inhalt des Buches niher einzugehen; festsusteUen ist aar, dass das
Buch anf die gebildeten- und flir das Eniefanngswesea interessierten Kreise
cSnen tiefen Etndrucfc machte und die von Peatalossi vertretene Sache er-
hcidich fUfderte,
Durch zahlreiche Besprechungen m den Zeitungoi, durch leiden-
schafffiche ?aiteinafame derselben für und wider Pestalozzi, der ja, wie dies
in der Natur der Sache lag, auch seme grimmigen Gegner, besonders unter
den Philantropisten hatte, wurde das Interesse Air Pestalossi und sein Werk
. immer weiter und tiefer, und es begann nun jenePOgerschaft nach Burgdorf,
die fBr die Verbreitung und Verallgememerung seiner Bisiehungs> undUnter-
richtsgrundsfitze so finchtbar wurde. Aus allen Theilen Europas kamen BCSnner,
darunter viele von tiefer Bildung und hervorragender erziefaerischerBeahigung
zu Festalossi, um den neuen pädagogischen TVank an der Quelle zu kosten.
Und aUe gicngen, wenn auch nicfat immer Oherzeugt, so doch angeregt und
erhoben fort. Jeder wurde durch die PersSoliehkeit Pestalozzis gefesselt^
dnrdt sein geistreiches Gespräch angeregt, durch seine unermüdliche Auf-
opferung und Hingabe für die gute Sache von BewunderuQg hingerissen.
Pestalozzis persönlichem Zauber gelang es auch, Lehrer an die Schule zu
bringen und festzuhalten, die seiner würdig waren, die ihn ergänzten und
durch praktisches Lehrgeficluck vielfach ersetzten, was ihm selbst davon
gebrach. Welchen Eindruck die Anstalt in Burgdorf und insbesondere
Pestalozzis Persönlichkeit auf die unbeÜEUigeneD Besucher machte, mag aus
folgendem Citat aus den Vorlesungen eines Mannes hervorgehen, der, auf
der Höhe der Bildung seiner Zeit stehend und pädagogisch trefflich geschult,
das Institut in Burgdorf gründlich und vorurtheilsfrei prüfte. Es war dies
Ewald, Prediger an der Ste])hanskirche zu Bremen, früher Generalsuperinten-
dent, Consistorialrath und Hofprediger zu Detmold. Er sagt: „Ich habe
das Institut mehrere Wochen lang zw alUni .'-^tuuden besucht; allein und in
Pestaloz/:is Hegleitung. Ich bin gekommen, wenn mau es vorher wusste und
Jahrbuch d. Wien. pttd. Oc«. 1897. '
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wenn man es nicht wussie. Ich habe selbst Aufgaben gegeben i:nd sie durch
andere geben lassen. Ich habe die Zöglinge ausgewählt, die sie auflösen
sollten. Man hat mich aufgemuntert, genau zu prüfen, und ich habe es
gethan. Ich habe ihren Andachtsübungen beigewohnt, habe ihre Spiele, ge-
sehen und ungesehen, beobachtet. Es war unmöglich , dass ich getäuscht
werden konnte. Und ww fiuid ich? Emen Haufen nnintcrery froher, freund-
licher, nicht conventbndl — aber natflilidi — hOfifelMr, d. h. gefälliger,
amroikommender Knaben, die einen sdir hoben Grad von Fertigkeiten
mancher Art erlangt haben, die finssertt ofien und frdmfithig gegen ihre
Lehrer sind, eine leidenschaftliche Liebe so Pestalossi nnd ihren Lehrern
haben. Amanffallendsten ist ihre Fertigkeit im Rechnen, nach der befamntCB
Einhcits- und Brachtabelle. Eme Angabe, die jedem andern sehr schwer
erscheinen wflrde, lösen sieUchdnd nndsogleich auf, smn Zeichen, dass es
ihnen keine Anfgabe war. O, welche Seligkeit ist es, anter solchen Menschen sn
leben! Ich lebte eine Zeitlang in Fellenbeigs Hanse, mit seiner Familie, mit
Festaloszi, Niederer, Mündt, Tobler nnd den Edlen, die sidi dort a o fl i i e tt en;
und was die Ufer des Bodensees und des Zflrichersees nnter den Landstrassen
sind, das war mir dieser Kreis nnter den Menschen. Gibt es je einen Zfig*
Img der Providens, so ist Pestalozsi es. Ja, Festalossi ist ein oiigineUer,
intensiv grosser Kopf, ohne vielseitige Bfldnng, Erbrfltet über einer Haupt«
idee, nnd sieht und erkennt nichts am sie her, als in Besiehong aof sie. Aus
Mangel an Übung kann er sich selbst diese Hauptidee oder den Hauptgang
der dazu gehörigen Ideen nidit deutlich denken, vid weniger deutlich ans*
drücken. Man muss diesen Zusammenhang ahnen, aus ihm herausfragen,
bitten, oder durch Widerspruch oder durch eiserne Beharrlichkeit ans ihm
herausswmgen; und dann sieht man an seinem ganzen Äussern, dass er ein
ihm nngewöhnliches Geschäft vornimmt. Aber sein Genius sprOht Licht-
fiinken, er sagt tief- tmd weitgreifende Wahrheiten in einer höchst energischen,
und, wie sich's denken lässt, originellen Sprache, Er ist voll der glühendsten
Liebe zu Kindern, voll Liebe zu Menschen, aber eben darum voll Gnmn
gegen Menschen/^
Interessant ist auch, was ein dänischer Hesuclier, der Stadtlehrer Torliti,
der von der dänischen Regierung nach Burgdort entsendet worden war, über
IV-stnloz/i sagt: Pestalozzis f Besicht ist voll von scharfen Zügen und tiefen
Falten, welche die ununterbrochene Anstrengimg der Denkkraft und die
Sorgen der vorigen Tage anfs untrüglichste bezeugen. Unter den grossen
nnd steilen Augenbrauen blitzt ein Auge hervor, welches einen Mann ver-
rath, welchem, uberzeugt von der Kraft seines Willens, nicht bange wäre,
Berge zu versetzen, wenn diese anders seinen Absichten im Wege stünden.
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Munter und feurig ist er wie ein Jüngling, anhänglich und scherzend wie ein
Kind. Er spricht sehr schnell, bildlich und im Züricher Dialect. Wenn er
in Affect geräth, so spricht er sehr laut, sein Ausdruck ist von lebhaften
Bewegungen der Arme und Hände begleitet. I.ange hält er es bei keiner
Unterredung aus, zumal, wenn man von gleichgiitigen und conventioncllen
Dingen spricht; dann ist er sehr unruhig und wird durch die Menge der
Ideen von einem Ort zum andern getrieben. Seiner Arbeitsamkeit olin-
erachtet, ist er doch immer zugänglich für Fremde, die aus allen Gegenden
der Schweiz und vom Auslande zu ihm liinstrtmien. Er spricht mit allen
und weiss nichts weniger, als sich kostbar zu machen. Fühlt er sich nicht
aufgelegt zum Arbeiten am Tage, so arbeitet er des Nachts; überhaupt richtet
er sich in seiner Lebensart ebensowenig nach der Uhr, wie in seinem Anzüge
nach Mode und Geschmack. Seine Art zu arbeiten, ist originell. Wenn's
recht darauf losgehen soll, so legt er sich, wie er geht und steht, ins Bett
und dictkit Die Gedanken kommen dann ebenso kraus auf das Papier,
wie er sie im Kopfe hatte. Nachher wird es durchgelesen, wieder dictiert,
nnd auf diese Webe fortgefahren, bis er mit der Arbeit zufrieden ist** Und
weiter sagt Torltts: „Im Jahre 1803 hatte Burgdorf seine schönste Periode;
denn unter den Tausenden, welche des Sommers die von der Natur so aus-
geseichncte Schweis durchschweiften, waren nur sehr wenige, die nicht Pesta-
losri besuchten, dessen Methode von Petersburg bis Neapel Aufsehen erregt
hatte. Es verlief kein Tag, an welchem es nicht im Schlosse voll war von
Fremden aus allen möglichen Ländern. Viele derselben hielten sich, eben
wie wir, der Methode wegen mehrere Wochen nnd Monate auf. Natürlicher-
weise veranlasste dieser Zusammenlauf viel interessante Bekanntschaften und
Feste. Pestalosti, dem es sonst nicht sehr um solche Zerstreuungen zu
thun war, nmsste doch oft den vielen schmeichelhaftenEinladungen nachgeben.**
Diese Citate geben uns ein ziemlich klares Bild von der Burgdorfer Phase
in Pestalossis Leben. Die wenigen Jahre, die er hier verbrachte, waren
reiches, Utthendes Wirken und Schafibn, waren die glücklichste Zeit seines
Lebens. Erfolge nach aussen und innen, Friede und Bmtracht in seiner
Anstalt, unter seinen GehiUen. Und unermessUch ist der S^en, der von
Bnrgdorf ausgegangen. Was die zahllosen Besucher der Pestalossischen
Anstalt hier gesehen und er&sst, das blieb nicht als ein ungenütztes Pfund
im Schosse ihres Innern ruhen, sondern trug hundert* und tausendfiUtige
Früchte. In den verschiedensten Theilen Europas, namentlich in Deutsch-
land, gelangten Pestalozzis Ideen in Schulen und Erziehungsanstalten zur
Ein- und Ausfiihnmg, md was mehr, meist in vollendeterer Weise als in
BurgdorC Pestalozsi war zu gross und gedankenreich, um auch ein Meister
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in der pädagogischen Kleinarbeit, in der Detaildiirchführung der erdachten
Ideen zu sein. Anderen Männern war diese Arbeit vorbehalten, Männern
von pädagogischem (ieschiclc und praktisclKni Können, die nur des Pesta-
lozzischen Starstiches bedurften, um den rechten Weg zu finden und eine
naturgemässe l^rzichung in vorzüglicher Praxis zu zeigen. Allerdings gab es
viele, die nur von aussen sahen, die in der mechanischen Nachahmung des
bei Pestalozzi Gesehenen die allein selig machende Wahrheit erblickten und
darum auf Irrwege geriethen. Aber SUB Glttck war die Zahl der einsichts-
vollen Männer gross genug, die tie£er bficktea, die durch den Nebel der
äosteren Formen, die ja bei den tagtenden Entverfuehen mangelhaft teb
nratsten, den Geist der Peitalosiiachen Methode ctkaanten. Sagt ja Gnner,
ein grundgebildeterf scharf denkender Mann, der als Stnlns nach Burgdorf
kam, nm es aUi Paulus su verUssen, er halte es l&r seine Pflicht absnralhen»
die Tabellen, Formen nnd ftnsseren Mittel ans Pestalonis Anstalt tale quäle
in andere Anstalten hinfibemmehmen; er als Oberlehrer an der Mn^tenchnle
in Frankfurt, nnd Nibny, sem Gduife, soen durch Erfidunsn^en darflber Im*
UbigUch belehrt; halte man sich aber an den Geist der Methode in ihrer
gansen Kraft nnd Ansdehnnng, so erfreue man sich eines allseitigen Fort-
gangs, der ihr, der herrlichen, würdig eei/^
Minner wie die vorgenannten, deren Zahl snm Glflcke recht anaehn&h
war, kehrten tief angeregt von Btiigdorf fai ihre Heimat sarflck nnd ver-
pflamten Pestalosxis Geist in den heimatSchen Boden. So bildeten sich viel»
wärts neue Brennpunkte einer fruchtbaren pidagogiachen Thitigkdit und
halfen Pestaloasb Bestrebungen iramnr mdir popularisieren und veraD»
gemeinem.
So ist denn von Burgdorf ein unermessBcher Segen für die Menschheit
ausgegangen, und es berührt tragisch zti sehen, wie die wenigen Jahre der
Wirksamkeit Pestalozsü in Burgdorf, seine schönsten und ungetrübtesten,
jählings gestört und vergällt wurden, wie der Reif der Nüchternheit und Ba-
nalität die blühende Idealität des Pestalozzischen Werkes erfasste und zer*
Störte. Die durch Napoleon bewirkte politische Umgestaltung der Schweis
veränderte Pestalozzis Situation mit einem Schlage. Das von der Regierung
ihm zur Verfügung gestellte Schloss in Burgdorf wurde zur Wohnung für den
Uberamtmann bestimmt. Pestalozzi that zwar Schritte, um seine Position zu
halten ; aber andere Zeiten hatten andere Männer gebracht. Nichts ist cha-
rakteristischer für die engherzige, erbärmlich kleinliche Auffassung, die in
den massgebenden Kreisen über Pestalozzis Bestrebungen herrschte, als eine
Äusserung des Schtiltheissen von W atten wyl in seinem Gutachten über die
Angelegenheit, Nach einer phrasenhaiten lobenden Bemerkung über Peata«
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lozzis Verdienste leistet er sich folgenden Ausspruch : „Betrachtet man ferner
das ganz ausserordentliche Aufsehen, so diese Anstalt in ganz Europa ge-
macht hat, die wahre Schwärmerei, mit welcher die gelehrte Armee Deutsch-
lands die Vortheile dieses Elementarunterrichtes in allen ötfentlichen Blättern
und Schriften ausposaunt, und die Gefahr, mit diesem intoleranten Heere
öffentlich in eine Fehde zu treten; erwägt man, dass auch sogar die frän-
kischen Gelehrten und Halbgelehrten, Generale, Minister etc. sich haben ein-
nehmen lassen, so schreibt auch Staatsklugheit vor, der Fortdauer dieses
Institutes nicht entgegen zu sein." Und diese hausbackene AuUa.-^sung der
Sache theilten die damaligen Regierungskreise, Niehl die wohlwollende
Würdigung der Aufopferung Pestalozzis, der Burgdorf zu einem Wallfahrtsorte
für die gebildete Welt gemacht und vielen Leuten ein willkommenes Ein-
kommen verschafit, ohne selbst bei seiner stets offenen Hand den geringsten
fliateriel]«ii Vortfaeflta finden; nicht sachliche Gründe, somkra die Sorge der
Eitelkeit, sich tot EmoiMi sa blamieren, waren die Gründe, dan man Peata-
los» nicht knrser Hand fiiHen Kess und ehiEich auf den Sabscriptionsweg vensies.
So wies man ihm gnädig das Schlots Mönchenbocfasee an, und Festalozd
mnsste schweren Henens den Ort verlassen, der ihm in seinem langen Leiden*
leben das reinste GIQck geboten, wo seinGenias m freiestem Flage sehweifen
koontew
Es ist heate nicht mehr die Zeit, die weiteren Sdncksale Festakizas in
MQndienbacfasee und in Yverdon sa besprechen. Et ist ja allbekannt, wie er
nach korzem Verweilen in Bachsee eine neue Pflansstltte seines Rnhoies
echof , wie aber auch der Geist der Disharmonie in seinein vielgHediigen
Lehrkörper einriss, and wie selbstische Bestrebangen andeier die afannngs*
lose Seelengrdsse des nnbefimgenen Mannes su Sonderinteresscn assso«
beuten wossten und so dem glänxenden Institate ein onTCrdientes Ende 1>e>
retteten*
Und nun xarttck so meinen anfangs gestellten Fragen. Ich glaabe, mit
den wenigen mitgetbeilten Zügen den Beweis geliefert su haben, dtss Feste«
lozsis Leben und Lehren eine oneischApflicbe Fandgrabe pMdsgoglscher
Porschongen und Belehningen darbieten, nnd dass sie der strebenden Lehrer-
weit noch auf lange, lange Zeit Anlass za geistiger Erhebung und Amtgaag
darbieten werden, denn wo Könige bauen, haben die Kärrner zu ihun. Und
es wird die Pädagogische Gesellschaft noch in langer Zukunft mit der schönen
Gepflogenheit ihrer Pestalossiabende nicht allein den Pflichten der Fielftt,
sondern aach den AnforderOQgen des Zeitgeistes gerecht werden.
Und damit komme ich auch zur Beantwortung meiner anderen eingangs
gestellten Frage, ob unsere öfiienütchen £rdehangseinriGfatongen den bcstün-
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digen Hinweis auf PesUlozd nodi immer rechtfertigen. Die Antwort auf
diese Frage ist leicht gegeben. Wir haben Pestalocsi alt socialen Pädagogen
bereits kennen gdernt Sein Ersielinngssystem wird cbarairterisiert durch die
Stellung, die er der Matter im Ersiehvogiwerhe anweist. Nicht umsonst
haben seine swei berOhmtestcn Bächer den Namen „Gertrad*' im TIteL
Pestalossi will, dsss die Gesammtbeit der Liebe, IVeue and Sorge, die eine
gute Matter nach dem idealen' Vorbilde Gertruds ihren Kindern erweist»
keinem Kinde vorenthalten bleibe, und dass, wo die Einsdfamilie ihren Er-
deherpfliditen nicht genfligen kann, die grossen socialen Gemeinschaften,
Gemeinde, Staat und andere gesellschaftliche Corporationen eiosutieten
haben. Ein Blick auf mser öflentliches I.<eben lehrt, dass diese Gemein»
Schäften hOchst erspriesslich wirken, dass aberPtestalocsisFoffdemi^ten noch
auf lange hinaus ein unerreichtes Ideal bleiben werden. Wohl haben wir
eine allgemeine Volksschule auf P«stalotsischer Grundlage; ob sie schon
ganz von Pestalozsischem Geiste erflUlt ist, soll dahingestellt bleiben, jeden-
falls gibt es anch falerm noch viel an thun. Aber die anderen pädagogischsn
Vorkehrungen im Sinne Pestaloxsis, sie sind vielfach nur in Rudimenten, m
unvollkommenen Ansätzen vorhanden, und es wird noch viel Schweisaes der
Edlen bedflrfen, um ihnen eine der Volksschalorganisation analoge Ausgestal-
tung zu geben. Wenn ich nur Schlagworte ani&hre, wie Krippen, Kinder-
horte, Bewahranstalten, Kindergärten, Rettungsanstalten, Kind^asyle, Besse-
rungsanstalten, Feriencolonien u.v.a., so glaube ich die Richtung angedeutet
zu haben, in der unser Erziehungswesen seinen weiteren Ausbau zu voll-
ziehen bat, und wer die unvollkommene Organisation der bestehenden Vor-
kehrungen kennt, wer beispielsweise erwägt, dass es trotz der bestgemeinten
humanitären Bestrebungen in Wien nicht gelungen ist, Tauseode von Schul-
kindern vor dem Hunger zu schützen, der wird zugeben müssen, dass der
Name Pestalo/.zis, des grossen Menschenfreundes, noch lange nicht in Ver-
gessenheit gerathen darf, sondern dass seine Anrufung der Erziehungssriche
noch ebenso lieilsani ist wie vor bald hundert Jahren. Und so glaube ich,
dass es für alle, die es mit der Erziehung ernst meinen, keine schönere
Pflicht Liehen kann, als immer wieder des Mannes zu gedenken, der die
Eragen der 1-r/iehung nicht bloss vom Standpunkte eines grossen Geistes,
sondern, was mehr ist, vom Standpunkte eines grossen Herzens aus behan-
delt, und von d/m Thilo ebenso schön als wahr gesagt hat: „Wenn es an
seinem Leibe weder Gestalt war noch Schöne, wodurch sich die Rinder von
ihm angezogen fühlten; wenn es weder Gelehrsamkeil war, noch VVissen-
schaftlichkeit, wodurch er sich Jünglinge gewann: wenn keinerlei Vollendung
in irgend einer Kunstleistung es war, was Männer für ihn interessierte; wo-
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durch hat er dann die Menschen so an sicli ge/ogen, dass, wer ihn einmal
lieben gelernt, ihm nicht wieder ahhold werden konnte? Was ist es ge-
wesen, dvis ihm frühe schon bei Namenlosigkeit, Unschöne und Armut ein
edles Frauenherz gewann? Was luhne nachmals ihm Kinderherzen, Jüng-
lingsseelen, Männerkräfte zu? Wie kam es, dass Bettler seines Landes,
Fürsten des fernen Auslandes, Bürger der gebildeten Nationen ^eneHl und
jenseits des Meeiei ihm Zutrauen, Verehrung, Bewunderung sollten? Was
war et, das dies alles bewiikte? Sem Hers mit all seinem Reicbthum.**
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III
Die Seelenkunde des Menschen.
Vorgetragen am 6. März und 4. April 1897 ^* SiMOIC
t
Wenn das GeflUü abnehmeDder Krifte oder unmün^clier Leatong
ans bedrflckt, flflchten wir uns gern io Tergiiigaifi Zehen. Ich Hebe es, n
sokhen Sthnmiuigeii die Jahrbücher der Wiener pldagogiichen Gcsdhchift
zur Hand zu nehmen. Gern Tenreile ich bei den Vo rtr ag e n Jener Edlen,
die bereits der Rasen deckt, und Ireodig slhle ich die scbaftnshistigen A^
beiter, die in unserer Mitte weilen. Indem ich dadurch nebst anderem auch
eine Übersicht unserer Leistungen gewinne, finde ich, dass nicht aUeGdnete
gleichmässig bedacht sind ; die Stoffe der Schulpraxis sind bevorzugt, wie
das bei uns Minnera der Arbeit, von denen jeder Tag sein Weric verlangt,
nicht anders zu erwarten ist.
Auch die jeweiligen Fortschritte in den Wissenschaften der Schul*
ftcher und in den Lehrmitteln erscheinen oft; schulpolitische Angel^CD*
heiten und Schulgeschichtliches, Gedenkreden auf die Pädagogen alter tind
neuer Zeit finden häufig Platz. Nur das Gebiet der grundlegenden
Wissenschaften ist etwas stiefmütterlich bedacht. So erscheint die
Logik nur einmal, und selbst da in enger Begrenzung. Allerdings ist die
Logik als Wissens< liaft gleichsam fertig auf die Welt gekommen; was kann
sich da viel verändern? Aber die Seelenkunde, eine in voller Umgestal«
tung begriffene W issenschaft.*) welche uns die Pforten In die kindh'che Seele,
die Wege des kindlichen I ahlens Und Wolleos zeigt, kaaa sich wohl über
Vernachlässigung beidageo.
*) Siehe Jodl, Psychologie, Einleitung.
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Was Eckard in den ersten Bänden niedergelegt hat, ist etwas veraltet
und bringt wenig Autklarung; die Vortrage des uiivergesslic hen Dittes, mit
denen er manchen Zuhörer aus den Banden eines einseiti^jcn Herbartianismus
befreit hat, sind leider in den Jahrbüchern nicht zu nadcn.
Nach Tieljähriger Pause erhielten wir Aphorismen über „eine neue
Satkttiehre'^ toh Wandt» dann dfe ktan Darlegung des Wesens der Experi-
mental-rsychologie von Hannak. &i den letzten Jahren haben Siegert,
Frank und Zwillmg ebselne Gebieie des kindlichtn Getiteslebens in Erörte-
rung gezogen.
bidem ich die Abaicbt aosipreche, später auf diese Arbeilen surttck«
sufcommen, erlanbe Ich mir einen iflcbtigen Bticfc auf die Entwiekehug der
Psychologie stt werfen. Diese Wissenschaft ist alten Dntnms; griecUscfae
Doiker haben sie geschaffen, und zwar bloss avf dem Wege der SolbsCbeob-
achtm^ und einseitiger Spocohtion; von gegenständlicher Beobachtung
nach der Methode der hentigen Nainrforycher konnte nicht die Rede sein.
Doch nmss bemerkt werde«, dass schon AlkmSon ans Ktoton, ein Zeit>
genösse des Fythagoras, ein damsis berttbmter Arst, im Gehirn das Cen-
trai-Organ der geistigen Thttigkeit erkannt hat DenPythsgoreem
Vit das höchste Ziel der Selbstveredlong die Harmonie; nach ihnen ist die
Seele cur Strafe an den Körper gebunden, wie in einem Kerker; nach der
Befreiuig ftlhrt sie in einer hdlieren Welt em kfigpetlote» Dasein; dorthin
gelangt sie nnr, wenn sie sich dieses Glflcfces durch Tilgend und Reinheit
wflrdig gemacht hat; gewiss eine geeignete Grundlage Ittr eine Beaehungs*
lehre. Bei den Eleaten gilt eine Ur kraft, eine der ganzen Natur innewolfc-
nende Seele, als Ursache alles Vorhandenen. Das Seiende ist alles, was
ist; es schliesst das Werden und Vergehen aus, welches nur auf Sinnes*
tftuschung beruht. Das Viele und Veränderliche findet keinen Raum neben
dem einen Seienden. „Sie brachten alle Wirklichkeit der Erfahrung ihrem
Verstandes-Princip zum Opfer und bewiesen dadurch das Ubergewicht des
Geistes Uber die Sinnlichkeit; aber sie glichen dem Sieger, der alles um
sich her verwüstet hat und nun auf dem erkämpften Boden Hungers stirbt."
Dass eine auf solcher Grundlage fussende Philosophie wieder aufleben u^d
m einer sogenannten Pädagogik führen konnte, ist merkwürdig.
Während bei den ältesten Denkern das geistige Wesen dem körperlichen
nicht geradezu entgegengesetzt wird, entfernen Sokrates und Plato alle kör-
perlichen Eigenschaüen von dem Begriff Seele 'Dualismus", Aristoteles
ordnet und theilt die Erscheinungen des Seelcnlel^cns ein; seine Psychologie
fusst ausschliesslich auf Beobachtung der inneren Vorgänge der
Seele; diese Richtung blieb durch viele Jahrhunderte allein massgebend
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trotz der ihr sichtlich anhaftenden (iebrechen. Man denke nur an die Ver-
änderlichkeit der seelischen Zustände, Affecte, Leidenschaften! Wie oft tlilt
Ermüdung ein und wie häufig vergessen wir ganz tind gar, was in im iatca
Innern gerade in den Air die Selbstbeobachtung wkhtigsteii AngeoUicIni
vorgegangen ist Wenn uns aber das GedSchtak da nn Slkiie Iflast, ge-
rathen wir leicht in das unbegrensbare Gebiet der Vermothung, Combiue-
ning und Dichtsng ; „die IrrthOmer der Phantasie, die mangdbafte Aafiasaong
der seelischen Ersdiebungen ftliren uns in einen Irrgarten nafhichtbarer
Vermuthungen.** Blit dieser Psycholog musste gebrochen werden, als die
Naturwissenschaften die exacte Forschung ab den aOeiaigen Weg cur Wahr
heit eritannten. Einen gewaltigen Fortschritt bahnt schon Gaitesraa in der
Psychologie an. Was existieri in Wahiheit? Da ich denke, bin ich. Ans
den Shineswahmehmungen geht hervor, dass es Wesen ausser uns gibt.
Wir selbst sind KOrper und Seele; die Freiheit des WiUens ansustreben
ist die moralische Aufgabe des Daseins. Seele ist nicht daa Lebens-
princip, das dem Kflrper Wirme und Bewegung gibt; nicht die Abwesea*
heit der Seele macht todt; sondern sie verlisst den Körper, wenn er todt
ist, weil ihn Bewegung and Warme verlassen haben, wdl ebes der Hanpt-
Organe des Lebens verdorben ist Daa Organ der Seele ist das Cemlram
des Gehirns, wo die beiden HSIften tnsammenbängen; die ZirbsidrOae ist der
einaige Ort, wo es der Sede mOglicfa ist, ihre Functionen aassufiben. Sein
grosser SchOler Spinoza Usst diesen Dualismus bestehen, nimmt aber nur
eine Substanz an mit zwei entgegengeselsten Attributen; diese sind Denken
und körperliche Ausdehnung; alle Dinge als Wirkungen Gottes zugkicb
Körper und Geist.
Dieser Realismus erscheint bä Herbart anter Anlehnung an dieEieaten
SU mächtiger Wirkung gelangt»
Ein Nachfolger Kants, schien er dessen Idealismus für immer beseitigt
zu haben. Unter der ungeheuren Zahl seiner Anhänger haben manche ihn
zu übertrumpfen gesucht und die aus seiner Psychologie geholte Unterrichts-
lehre zu einem Zerrbild naturgemässer Methodik gemacht. Einer der glänzend-
sten Abende nnserer Gesellschaft ward im Vereinsjahr 1S84 85 durch den un-
vcrgesslichen Dittes ausgefüllt,*) als er den Kern der Herbartschea Psychologie
einer Kritik unterzog,
,,Die Seele ist ein einfaches Wesen, ohne Thcilc, ohne Vielheit; ihr Ort
ist ein mathematischer Punkt; sie hat keine Anlagen und Vermögen, weder
*i Der Vortrag erschien erwdtert im VII. Jahrgänge des von Dittes herm^^febcnen
„Pifiagogiam".
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zu empfangen, noch zu produciercn, hat ursprünglich weder Vorstellungen,
noch (]et uhle, noch Begierden; es liegen in ihr keine Formen des Anschauens
und Denkens, kciiie (ieset^c des VVollens und Handeins, auch keinerlei
Vorbereitungen zu demselben.**
Darauf Dittes: Wenn die Seele nicht irgendwo, nicht irgendwann,
nicht erregbar, nicht selbstthätig ist, so bleibt nach all diesen Negationen
aar die eine positive Bestimmung, dass sie ein einfaches Wesen sei; sber.
«üeMS emfoche Weasn hat in einem mathematischen Punkte, also im Nichts,
Rnnnt, nbimt also keinen lUnm ein. Was im Nichts Flali hak, kann nidit
ein Etwas sein.
„Die Seck ist in sich reif, ewig in sich identisch, sich selbst gleich;
eine Entirickeiung ist nicht m<%liGh nnd nicht nöthig/' Daher kfionte von
euem Geschehen, einer BQdsamkdt, einer Entwicklung im realen und wahren
Smne des Wortes nicht die Rede sein. Dittes nannte diese Darstellung
wissenschaftlichen Nihilismus. Wir aber dürfen sagen, dass diese An-
nahme die Berec^iligung der Fttdagog&E als Wissenschaft und Kunst ausscfaUesat,
dass sie den Ast absägt, auf dem sie ruht. Dittes tthit das Fehlcf
halte der Psychologie Herbarts auf dessen Metaphysik surOck; die Coaatruo-
tion des fiegrüis des Seins nennt er den todten Punkt seiner gansen Philo-
sophie. Herbart knflpft offenbar an die Theorie der Eleaten, das Seiende
entspringe der alles durchdringenden Urkraft, Werden und Vergehen beruhe
anf Sinnestiuscbung. Dittes leugnet keineswegs die hohe Bedeutung Her-
barts; er sagt von ihm, er prodndere immer lebensfthige Gedanken, wenn
er seben Standort verUsst und den lihmenden Umarmungen der Sirene
Metaphjrsik entschlüpft, um der treuhersigen Mutter Eiftdirung sem Ohr zu
leihen. Wie er seine Ethik und Metaphysik serlegt, gehOrt nicht hieher;
Wisrt>^erige finden Aufklärung an anderem Orte.*)
Das Jahrbuch von 1891 bringt Aphorismen zu einer neuen Seeienlehre
von Wendt. Leib und Seele sind ihm getrennte Begriffe; der Leib ist das
Werkzeug der Seele. Diese ist kaa Wissendes, aber ein Wollendes; alle
Intelligenz ist im Wollen eingeschlossen, daher der Wille die psychische
Grundkraft, welcher die Gehirncentren die erforderliche Unterstützung leihen.
Die äusseren Reize treffen nicht unmittelbar die Seele, sondern die Gehirn-
centren, und der dort entstehende Process tritt in Wechselwirkung mit der
Seele, welche wieder Reize erzeugen und auf die Aussenwelt wirken kann.
Psychologie ist die Wissenschaft von der Wirkungsweise der Seele oder von
den Erlebnissen der Seele; die Gesetze der Mathematik und der Naturwissen-
•) Siehe „Hdagogism*«, VU. t. Vni. Bend.
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schatten seien nicht auf die Psychülogie anwendbar. Doch zieht der Autor
die Ergebnisse der Forschung auf dem Gebiete der Anatomie und Physio-
logie für seine Darlegungen heran, spricht von Reizleitung, Reizsaminliii^,
Reiztheilung. Er gibt kernt positive Erklärung der Seele, obwohl sie ilm
etwas Reales ist Die Drsitfie&iiiig der Seeiemfaatigkeit in „Deoken, FOUeo,
Wollen" verwirft er ebenlalls mid lehnt sich in diesen beiden Punkten an
Herbart Es gibt keine verschiedcaien „Verasflgen**; er spottet Ober die Us*
sahl von UrvennOgen bei Benecke. Die Se<le ist ihm ein wiikendes Wesen
von ausserordendicher Macht, deren Erkeunbarstes die WiUensknft, deren
Organe die Nerven. Phantasie ist die schalBsnde Willenskraft, «elcfae oft
ganxe Systeme von Vorerlebnissen aufbaut; alle wissenschaftlichen imd
kflnstlerischen Leistungen entspringen dem Willen vnd mttssen als Folge
des Charakters, dessen Begriff er sehr erweitert, angesehen werden.
• Es llsst sich gegen diese 'Theorie, die sich offimbar auf Söhopenbanar
sttttst, wohl vieles einwenden. Wenn ich will, nniss kk ja dodi etwas
wollen; ich mnss savor einen Eindnick erhalten, mir eine Vorstdinng bAden,
eine Lostempfindang haben, mir dieser bewnsst werden; erst dann kann das
Wollen beginnen; schon dämm erscheint mir sein System nicht haltbar. Bs
würde mich freuen, wenn das in Aussicht gestelll» Buch wirUicfa ersefaeiaes
wOrde; denn in den Aphorismen finden sich manche Behauptungen, wdche
noch bewiesen werden mOssen; z. B. ein geschulter Mann leistet in einer
Stunde bezüglich des Merkens mehr als ein Kind in einem Tag; wenn Kinder,
sagt er, in jeder Stunde zehn neue Vorstellungen erhalten , müssten sie jähr-
lich 80 000 neue Vorstdiungen gewinnen. Ja, haben wk denn in der Schule
nichts alsVorscellongen sn geben, nicht Fertigkeiten zu ^twickeln, nicht die
gegebenen Vorstellungen zu verknüpfen, zu ordnen Und zu vergleichen? Er
hält fest daran, der Wille sei als Grundlage einer moraUachen Psychologie
zu fassen; er geht von dem Vater des modernen Pessimismus ans, benützt
Wundts Anatomie und andere Ergebnisse der modernen Naturforschung,
flüchtet sich schliesslich in einen ganz und gar unwissenschaftlichen Mysticis-
mus und holt seine Heweise aus dem Traoscendoitalen, huldigt also einem
bedenklichen Eklekticismus.
Wohl eine der wertvollsten und so recht den Zielen unserer (icscllschaii
dienenden Leistungen ist der \'ortrag Hannaks: „Über den Kinfluss der
experinienif llen Psychologie auf die Erziehung,'* Dtirch einen Vortrag Löwen-
thals, der eine physiologische l^ädagogik tordcrt, angeregt, legt er vor
allem das Wesen der experimentellen Psychologie dar, deren Anfänge er
auf Herbart x-uriickführt. Er zeigt an den wissenschaftlichen Leistungen von-
Drobisch, Beneke, Lolze, Weber und Fechner gleichsam die Vorarbeiten tür
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die experimentelle Psychologie, deren Schöpfer Wundt in Leipzig ist. Dieser
führt alle geistige Thätigkcit auf associative Verbindungen zurück, die durch
psycho-physische Vorgänge zu erklären sind. Hannak gibt uns in gedrängtester
Form eine recht klare Analyse des Hauptwerkes von Wundt und geht aut
die Leistungen von Münsierberg, einem Schüler Wundts, über. Während
dieser jede Willenshandlung als Appcrccption einer liewegiings- Vorstellung
auffasst, entsteht nach Münsterberg der einfachste Willensact in dem Inner-
vationsgefühl und der darauf folgenden, vermöge des Muskelsinnes voll-
zogenen Wahrnehmung der ausgeführten Bewegung. Münsierberg geht in
dem Streben, alle seelischen Erscheinungen auf physikalischem Wege zu
erklären, noch viel entschiedener vor. An mehreren Hochschulen wird der-
zeit nach dieser Richtung hin in eigens dazu eingerichteten Laboratorien
geforscht. Hannak fuhrt uns einige Experimente so anschaulich vor, dass
dar;ins das Wesen der experimentellen Psychologie erkannt werden kann.
Lind nun verwertet er die Ergebnisse dieser Arbeiten für den Unterricht
und die Erziehung. Sollte jcinal , wirklich eine rein physiologische Pädagogik
geschaffen werden können, so umsste sie sich etwa innerhalb der Linien der
Grundsätze entwickeln , welche Hannak hier aufgestellt hat.
I. Da die geistigen Functionen zum grossen Theil von psycho-physischen
Erscheinungen begleitet und an diese gebunden sind, so erschemt die von
Locke und Rousseau begründete Lehre, dass die körperliche Ersi^ung die
wichtIpfee Aufgabe des Fftdagogen sei, neuerdings begrAndet.
s. Ans der Lehre von den Localzeicben und den Muskelempfindungen
geht hervor, dass die Anschauung die Grundlage des Unterrichtes sein
muss, dass also Pestalosst und seine Jünger den richtigen Weg gewandelt. j
3. EMe materielle Inanspruchnahme der Gehirn- und Nervensubstans ist 1
erwiesen; diese Thatsache warat dndringlich vor Überbttrdung. 1
4. Da die Vorstdhmgen als Residuen von Reizen m den GehimseUen I
gedeutet werden, der Weg su ihnen aber durch Nervenfiisem iUhrt, die, '
einnial erregt, die Disposition erhalten, gleiche Reise wieder su denselben
Zellen su ftthren, smd Übung und Wiederholung whUich unerlässlich,
5. Je complicierter die Processe sind, die su einem Begriff führen, desto
mehr Verbindungen sind innerhalb der Zellen nothwendig, desto weiter der
FUtohe nach ausgedehnt und desto tiefer eindringend mflssen die Leitungen
der Nervenliflsem sein. Die concentrische Methode, welche dispamte
Zellengruppen swingt, sich in Verbindung su setsen, strengt daher mehr
an, als jeder andere Lehrgang. „Es wurde in das Wissen des Kindes
statt der Abstufung imd Ordnung ein verwirrendes Durcheinander des nach
Inhalt und Schwierigkeit verschiedenen Stoffes gebracht; ... die Concen-
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tration ist ungercchtfertiirt . weil sie das, was schwieriger, also durch eine
weitere und tiefer gehende I.eitun^ bedirr^t ist, mit dem Leichteren ver juickt
und dadurch unter Umstanden das Gehirn zu Arbeiteo zwingt, für die das-
selbe noch nicht hinlänglich vorbereitet ist."
Dass die concentrische Methode noch lerner nach diesen so klaren
Darleg mgen, die nicht oft genug gelesen werden können, fröhlich
weiter regiert, ist ein Beweis für die Macht der (iewohnheit.
Hannak wünscht, dass die Experimente an Kindern vorgenommen
und die besonders beim Unterrichte vorkommenden Processe zum Gegen-
stande derselben gemacht werden. Unsere Aufgabe muss es sein, alle Er-
gebnisse der exacten Forschung in uns aufzunehmen, welche unsern Blick
klären uml erweiiern. So finden wir z. B. in der physiologischen Optik von
Helmholz dargelegt, dass die drei Gruiuliarben roih, grün, violett den drei
Empfindungen im Auge entsprechen, die neben einander bestehen, ohne sich
zu stören, daher drei ganz verschiedene Zuleitungsnerven zum Centraiorgan
vorhanden sein rottssen, welche verschiedene Eindrücke gleichzeitig
snleiten können; wenn ein Nervenende niclit fcmctioniert, entsteht Farben*
btindheit.
Unennlldlich wird gefortcht und immer Neaea sutage gefördert Auf
der 68. detitschen Natnrforscher-Versammlung zo PraakAirt t. liC, worden
die Centren einsebier Sionesgebiete an der grossen Gehlrarmde genaner ab*
gegrenzt, die frflher nnr vermutheten Fasemleitungen zwischen ihnen ond
den betreffenden Sinnesnenren üist voUttftndig nachgewiesen. Man tmter-
scheidet jetzt Organempfindungen, welche uns über den Sitz der Organe
aofklAren, und Sinnesempfindungen; die Sphilre zwischen densdben erscheittt
genau abgegrenzt: Seh-, Riech-, HOrsphlre. Ist eine bestimmte Sinnessphire
einseitig zerstört, hOrt der Sinn idcht auf, sondern erst bei doppeisdWger
Zerstörung. Die Dhrergenz in den Ansichten Uber die Loca&ation der
Ermnerongsbilder, dann aber den Sitz des SprachvermOgens etc. zeigen so
recht deutlich, mit welchem Ernst ond Eifer an der Klartegung der Seckn-
vorgftnge gearbeitet wird und dass wir noch vid SchOnes von der ezperimen-
talen Psychologie zu erwarten haben.
Wird diese neue Wissenschaft aber alles aofUflren, wird sie die alte
Psychologie als zweck* und nutzlos erscheinen lassen? Idi glaube nicht
Selbst Haimsk, ihr begeisterter Anhänger, sagt, dass sie das Subjective aus
den Gefühlen und Handlungen nicht beseitigen konnte , dass sie für die Er-
ziehung im engeren Sinne keine wesentlich neuen Grundsätze aufgestellt bat
Aber noch andere Einwände gegen die allzugrossen Hoffirangen werden
erhoben. Mehrere bedeutende Vertreter der berühmten Wiener medicinischen
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Schule stehen ihr misstraui^ch gegenüber. Man habe für die Experimente
an lebenden Wesen natürlich mir Thiere verwenden können; aber die Denk-
proccss-\'org;int;c an 'I'hicren seien nicht gleich denen bei Menschen; selbst
der \ erhiul und die Veränderungen der Nervenbahnen seien höchst ver-
schieden. Von Menschenleibern habe man nur Präparate; diese aber reagieren
nicht. Man könne den Frosch enthaupten, aber nicht den Menschen;
man könne dem Hunde das (irosshirn herausscIiiUen, um die Functionen
des Kleinhirns zu studieren, aber nicht dem Menschen. Bei diesem ist
man auf Beobachtungen am Krankenbette beschränkt, die allerdings sehr
lehrreich sind, und namentlich über die innern Vorgänge, Regungen des Ge-
müthes etc. häufig Aufschluss geben. Bestenfalls werde man alle physischen
Vorgänge, mit welchen das Seelenleben verknüpft ist, klarlegen können.
Aber auch davon sei man noch himmelweit entfernt, und es sei lächerlich,
auf diesem Wege jemals zu einer abgeschlosbenen Seelenkunde gelangei» zu
wollen, denn physische Vorgänge seien noch nicht Bewusstseinsvorgänge.
Gerade die wichtigsten Seelenvorgänge, das Denken im höheren Sinne,
werden niemals durch ein Mikroskop oder andere Vorrichtungen direct
eildSrt werden; man werde doch nicht etwa erwarten, auf tokiieiii Wege
Uar sehen tu kfhmeii, enf welche Art s. B. Urlheile entgehen. Die 2SeUe
wfthrend der Function werde man nie beobachten können, weä das Ge-
hirn des Menschen erst nach desa Tode sicher sei. Durch das Sterben
aber seien so vide Veriadentngen vorgegangen, dass wir nichts von der
fimctioniereiiden Zelle erfiüuren. Jodl nennt daher die Erwartuagi dass die
Physiologie aDem alle geistigen Functionen aufklären könntet eine wissen-
schaftliche Utopie.
Diesem negierenden Standpunkt gegenOber muss aber betont werden,
dass die Experimente auch an lebenden und denkenden Personen genuurht
und deren Ergebnisse mit den an dem Gehirne der Thiere und dem fieCunde {
an Leichen gewonnenen Thatsachen in Besishung gebracht werden, 'soweit
dies mOf^ieh ist. Keineswegs sind wir. berechtigt, den hohen Wert der
Bsperimental^Fiychologie au verkennen; sie hat anregend und aufttirend
gewirkt Es gibt für uns jetst keinen Geist, der nicht sngleich Leib wSre
und kenie Leiblichkeit, die nicht sogleich Innensnstände hatte. Uns ist mehr
als jemals der Mensch das Ebenbild Gottes, das höchste Kunstwerk der
Sch<^fung, cm Mikrokosmos ohne Gleichen. Wir bewundem die Gesetz*
mftssigkeit in physikalischen VorgSngen und lesen aus ihnen manche ntttsliche
Verhaltungsmassregd.
Aber indem wir zur Einsicht gelangen, dass der Experimental-Psychologie
dermalen die voUe ZultfngUcbkeit fehlt, um die Grundlage einer abgeschlossenen |
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Pädagogik zu sein, kehren wir zu anderen (Quellen zurück, und verbinden
die Belehrung, welche uns diese bieten, mit den Fingerzeigen der Physiologen.
Die alle Psychologie, welche auf Selb-ibeobachtung und Deducüon fusst, ist
also noch nicht todt; wir können und müssen solange aus ihr schöpfen, als
wir nicht vollständig ausreichenden Ersatz haben. Oder sagen w^ir richtiger»
wir nehmen das Gute, wo wir es finden und versuchen selbst an dem Aus-
baue der , .neuen Psychologie" mitzuwirken, indem wir parallel mit der Er-
füllung unserer Ubliegenheiten innerhalb und ausserhall) unseres Wirkungs-
kreises die Jugend soigtältig beobachten und auf die inneren V orgänge nach
den Äusserungen derselben schliessen. Wir beobachten die Haltung des
Kindes in wichtigen Augenblicken, bei der Prüfung, bei Ausfolgung der
Zeugnisse, vergleichen Begabte mit Unbegal)ten, prüfen ihre Wahrheit>liebe,
suchen nach den Quellen der Unwahrhaftigkeit, forschen nach der l^ntsiehung
ihrer Gefühle, nach den Einflüssen der Umgebung und nach der Wirkung
von Lohn und Strafe. Wir summieren die Fälle, vergleichen die Erschei-
nuDgen und kommen vielleicht zu einer Ätiologie der Kinderfehler. Was
Köile*) ans Bflchem schöpft, wäre hier aus dem Leben eu holen — miter
steter Anlehnung an die Arbeken bedeotender Denker unter den Fftdagogen
und Natnrforscbem.
Unsere JahrbOcher enthalten bereits manche wertvolle Arbeiten dieser
Art. Dieselben kOonen als Vorbilder dienen und aar Nadiahmung auf-
montem. So finden wir im i5. Band einen AuÜMts Yon Vtwak „Geist und
Sprache in ihrer Wechselwirkung." Er erkllrt, sich dabei auf Steinthal sn
stOtaen; doch sehen wir die Sporen seines Denkens und Beobaditens, das
immer auf der Grundlage der modernen Psychologie steiht Er ae^ nicht
bloss, wie Geist und Sprache sich bedbgen, sondemdass sie geradean durch-
einander bestehen, mitemander wachsen, so dass die Sprache nicht als
Froduct sum entwickelten Geiste tritt, sondern selbst eine Stufe sar Ent*
Wicklung desselben bildet; Lautanschauungund Dutganschauung mit einander
assodert, geben denSprachbiut; die Sprache wird aur Triebkraft des Denkens;
daher ist Inn^keit der Verbindung swischen Sprache und Laut sehr anso-
streben; das ist nur durch Häufigkeit der Wiederholung mflgSch, daher
Beschränkung des Lehrstoffes. Die Bedeutung der Sprache im Ge*
(Ühlsleben, ihre Entwickdung nach Apperceptionen, «fie Abhing%keit der
Wissenschaft von der Sprache, die Hebung dieser durch Er we i ter un g des
Wissenschataes, der Einfiuss der Sprache auf dasGemflth ~- alles das wird
''^'i Közlt\ Pädagogische Pathologie in der Er?.iehailgtitl|llde det t^. JahlfalllKkrtl.
freiMchrift der Pädagogischen Gesellschaft ia Leipsig.
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mit entsprechender pädagogischer Nutzanwendung vorgeführt, also ein schönes
Stück Seelenlelire mit sofortiger practischer Verwertung.
Eine ähnlich wertvolle Leistung ist der Vortrag Zwillings über „Charakter-
bildung und deren Pflege in der Schule/* Stützt er sich gleich auf die Psy-
chologie von Herbart und Beueke, nimmt er von beiden doch nur, was er
für seine Zwecke brauchbar findet. Er warnt vor einseiliger Ausbildung
eines angeblichen Talentes, ist nicht gegen die Concentration, rügt aber deren
einseitige l'bertreibung : zeigt, dass nicht Wissen ,° sondern die Kraft des
Willens ilcn Ma^sstab ^ur Heurtheilung des Cfuirakiers giebt. Er untersucht
auf streng wissenschaftlicher Grundlage die Bildung der Willenskraft und
Ecigt bei der Durchführung, dass man gerade bei der Anwendung der psy-
chologischen Lehrsätze nicht auf ein System schwören darf.
Der 17. Band bringt dnen V<irtrag von Siegert „Das Gefilhl**. Biner
Studie gleichen Namens von Prof. Ziegler folgend, stellt er das Gef UTil ab
das grundlegende Element des Seelenlebens hb. Anftnglkh nnd >aUe Em-
pfindungen mit dem Geftthlstone versehen ; dieser bleibt aber nar bei Ge*
mcb, GeiM:hmack mid Taslsfam, wShrend er sich bei GehOr nnd Gesicht,
vdche besonders häufig angewandt werden, aUmihÜg abschwicht nnd
schliesslich gant verliert'; infolge dessen sbd Auge nnd Ohr die objecttvsten
Orgime des Menschen. Auch bei der Apperception spielt das Gdtthl eine
grosse Rolle, weil sur Aufinerksamkeit das Interesse nothwendig ist; dieses
ist aber ein Lustgdtthl; also ist das Gefflhl der tragende Hintergrund,
aus welchem die Vorstellung in das helle Lidit des Bewusstseins tritt Der
Vortragende leitet davon die hohe Bedeutung der Ge Ahle, die er der Reihe nach
behandelt, filr den £rfolg des Unterrichtes ab und gibt eine grosse Menge höchst
behertigenswctter RathiNBihlige, welche sich auf die entwickdte Theorie sttttsen.
Die angeführten Leistungen zeigen, dass im Rahmen unseres Arbeits-
Programms schon manches Ntiteltche entstanden ist; sie mögen uns er-
mutfaigen, fleissiger als bisher auf diesem Gebiete zu arbeiten. Die
Psychologie ist in einer vollständigen UmwMaung begriffen; aber wir wollen
nidit die Hände in den Schoss legen und warten , bis diese Umwälzung
voDsogen sein wird. Während wir, jeder nach seinen Kräften, Kleinarbeit
verrichten, halten wir Umschau nach neuen Erscheinungen; wie leicht kann
ein Buch auftauchen , welches die Grundlage einer neuen Betrachtungs- und
Behandlungsweise bietet. Ich glaube, dass mir das Glück zutheil wurde, ein
solches gefunden zu haben ; meine nächste Arbeit wird ein neues, ganz eigen-
artiges Werk vorführen, das durch Aufbau und Behandlungsweise, wie durch
die Person des Verfassers mindestens unsere Aufmerksamkeit verdient.
J«brb«cli d. Wun, pid. Gm. IB97. 4
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i
IL
Jn den Ruf nach einer neuen Psychologie stimmen alle Pädagogen ein ; mit
dieser SefaiMacfat sengen sie sich an Gründlichkeit und GcviueBhaftigkett
denjenigen StladeD überlegen , wekiie ebe&fidls an der Enadmiig dei Mdi-
scheogescfalechiet arbetten, oluie aidi ttm das Geistealebeii derjenigen aa
kfUnmem, deren WoUe an diesen sie berufen sind oder deren Krttfte sie flir
höhere Zwecke benfltsen soUten.
Die neue Psychologie darf weder das Überlieferte missachten, so lai^
sie nicht auf ihre Art äUe Seelenvorgänge erfclflren kann, noch die grossen
Ergebnisse der emachlagigen WatBrforsdmog vor nehm beiseile laasen, welche
unxweiielhaft die Kenntnisse Ober das Seelenleben bereichert haben. Das
Bach muss alle pqrehisGben Erscheinungen behandeln, und swar so, dass
man die Darlegungen nicht glauben muss, sondern verstehen kann.
Es mnss eine ganane Linie aiehen awisdien dem, was wir wissen und deso,
was wir vermnthen dürfen; es mnas die Grenxen abstecken filr das Ar>
beitsgebiet der nächsten Zukanfk, d. h. es muss nicht nur bckhren, sonden *
auch anrfigen. Idi preise es als cinea Glücksfall, dass ich vor Jahresfimt
auf em Buch*) geralbea bin, dem diese Eigenschaften ankommen; ich danke
den Fund dem Becensenten der Neuen Freien Presse; dieser empfiehlt es
alleUf ,,die seelische Freiheit und seelischen Reichthum zu schätzen wissen**.
Aber nicht sein Lob, sondern was er an dem Werke tadelt, hat meine
Sehnsucht nach Bekanntschaft mit demselben eri^eckt. Der VerCMser, als
Forscher, akademischer Lehrer und Arzt weit über. die Grenzen Österreichs
hinaus berühmt, hat seine Lorbeeren nidit auf unserem Arbeitsfelde gesucht;
er ist kein Pädagoge von Beruf. Aber wenn man von Goethe sagt, er wäre
ein berühmter Naturforscher, wenn er nicht ein weit berühmterer Dichter
wäre, so darf man vielleicht sagen, Benedikt wäre ein berühmter Pädagoge,
wenn er nicht vorgezogen hätte, ein berühmterer Naturforscher und Heil-
künstler zu sein. Das Buch , dem einstmaligen Rector der Universität,
P. Laurenz Müllner, gewidmet, setzt seineu Stolz darein, auch von Laien ver-
standen zu werden; es meidet daher das Kaudergriechisch, wie der Vertas-cr
die Bezeichnungsweise der medicinischen und philosophischen Werke nennt;
er beweist uns, dass die deutsche Sprache geniit: Reichthum und c;es( hmei-
digkeit besitzt, alles verständHch zu machen. Es ist zunächst für Arzte und
Juristen geschrieben; ich aber rufe heute das Urtheil der geehrten Versamm-
lung an, ob nicht auch wir etwas daraus lernen können. Bringt doch d^-i
gelehrte Verfasser selbst der l'adagogik seine Huldigung dar! Er preist >ie
als „die strenge Prüferia der Anlagen und die Meisterin, welche
*) Benedikt, Seelenkimde des MeiucheD. Leipxig. ReisUad, 1895.
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schwache Anlagen wenigstens nicht ganz verkümmern Ifisst, den
verfehlten Anlagen ein Ciegengewicht anhiingt und die glück-
lichen Anlagen ztiin Wohle des F, inzelnen in seinem Kampfe
Ilms Dasein und zum Wohle der Gesammtheit entwickelt
IhreVerirrungen sind für die Menschenkunde kaum weniger lehr-
reich, als ihre glücklichen Krgebnisse." Linem solchen Führer dürfen
wir uns, denke ich, wohl anvertrauen.
Ais grosser Nervenarzt steht er der experimentellen Psychologie weder
fremd, noch feindlich gegenüber, da er selbst an deren Entdeckungen theil-
genommen. Aber er verschmäht ihre Einseitigkeit. Als universell gebildeter
Mann schöpft er aus gar verschiedenen Quellen; so aus der Geschichte,
„welche die Ereignisse in Beziehung auf ihre Ursachen und Wirkungen dar-
stellt, die Leistung der l^nzcincn von allen Seiten beleuchtet und die trei-
benden Seclenkräfte in ihnen aus der Seelenkraft der Menschheit vor und
neben iimen ableitet;" die Dichtkunst, „welche die Naturgesetze errath, lange
bevor die Wissenschaft mit ihrer Erforschung beginnt ;" die Pädagogik, welche
seelisch bereichert; die Beobachtung am Krankenbette, das Studium der „ge-
borenen Verbrechai^ und ^ün oflbneBuch des Lebens, welches den Leseknn*
^yy* ttfe||t| mdi ummiiinf nliBnjWMlffi yifiH w hiiiin und ErksitttBii su flnslMni.^^
Indem er neben diesen QaeUen die Lebtungen der Sedenknnde der
^^Geisteswissenschsftlef** henunieht, und alle engefiBitleii Thatsachen darch
•die Eigenart seines vielseitigen Denkens beleuchtet, wirkt er gans nngewöbn-
Udi anregend; aus sefnem hellen Geiste üsHen tnf die tSgliclien Vorkontm-
nifte des MfiemÜclien und privaten Lebens, der gesdncfatlieben Thatsachen
und der intimen Vorgänge im menscUiehen Hersen krSftjge Stnhlenbandel;
Ilde gesellschaftHche, potfdacfae nnd kanstlerisdie Angdegenheiten werden
in feisdnder' nnd lehrrcicher Weise erOrtert; man onterbricht sich beim Lesen
nswiUkflrlkii nnt dem Ansmfe: „Das ist Ja eigendich riefatig**, wie es mimer
^esdneht, wenn man eine neue Wahrheit findet, die den Charakter des gans
Mbstveitlättdlichen hat
Indem kh daran gehe, das mericwürtfige Bach in koraem Ansauge vor-
•sufllhi'eny mdchte ich nur das erreic h en, dass Sie, verehrte Anwesende, es
bald selbst znr Hand nehmen; den Tadel, demselben nicht gans gerecht
worden au sein, nehme ich gern in den Kanf.
Die Seele ist ein abstracter Begriff iür eine Reihe von Erscheinungen;
diese allein und deren Träger sind Gegenstand der Betrachtung. Die grOsate
mechanische Leistung in der Natur ist die Umsetzung von änsseren
physikalischen und inneren biochemischen Kraftftüsserungeo
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in die seelische Kraftausserung des Bewusstseins und in die
Seelcnkralie des Denkens, Fühlens und Wollens: Seelenkunde isi
die Erforschung der UmseUungsvorrichtungen, ihrer Lcistungslahigkeit und
Leistungen. Es besteht ein untrennbarer Zusammenhang aller Seelenkräfte
und doch auch Unabhängigkeit und Verschiedenheit in deren Anlagen; bald
encheint die eine, bald die andere mdir oder weniger entwickelt; Erziehung
nndUmgebong t m t er st flUe n oder hhidem dwEnt«iddinig,.wDran8 die Formel
± A ± C entateht.
Im Gehirn ist kein seelischer Inhalt; er wird durch die -sensiblen, aul^
wftrts jdaitenden. Nerven htneipgetragen — Sinnesnerven, Hatttnerveo. Vide
erreidien nicht die Trigcr des Seelenlebens, sondern flbertragen die Br»
regupgen auf weiter unten gelegene Nervenaellen und Nervenbahnen und
leiten Reflex- und anto m a t isch e Bewegungen ein, von denen dasBewusslsein
nurauf.Umw^enerfiÜurt; andere centripetale Nerven leiten diese Bewegungen
4ler. Gehirnrinde so. Jeder Reis muss eine gewisse StSrke erreich^ 7- Reu^
schwelle; in jedem Falle bewirkt er eine Modification des Nervs nnd madn
ihn fUr ähnliche Reize empfiUiglicher. Wird eine gewisse Gienxe in der
Steuerung desReisef abersdiritten, tritt ErsehOpfong ein. Wo ein schwacher
Reis eine starke M^trkong eraeugt» hat er eine schon vorhandene Spannum
ausgdOst., Alle Reise wirken specifisch tmd jede Nervenbscr wirkt eigen*
artig; datier die Localzeichen der BrnpHndung.-.
Bei den spedfiscben Energien wird dem Hantsinn besondere BeadituDg
geschenkt; wir müssen ihm auch einen Schmerzsinn zuschreiben; <Se
Schmerzempfindung kann gesondert von den übrigen Empfinihmgen bestehen»
auch ganz fehlen; grösserer und geringerer Schmerz kommt an verschie»
denen Stellen der Gehirnrinde zum Bewusstsein. Der Hautsinn gibt uns
das Gefühl der Abgrenzongf bereichert das Vorstellungsleben und sei|^ sich
selbst bei Bewusstlosigkeit, z. B. im Schlafe, in der Abwehrbewegung gegen
schädliche oder nnangenehme Einwirkungen. Wir können ^ie gleiche Be-
wegung bewusst hervomifen; bei Wiederholung des Reizes werden sie ge>
nauer — Fertigkeit der Bewegungen. — V^er schieden vom Hautsinn ist der
Muskelsinn. die (^hielle der Raumvorstellungen, des Grades der Härte, als.
Hemmvorrichtung der Bewegung; er wirkt auf das Gemeingefühl und sjuelt
eine Rolle im Gleichgewichtssinn. .Auch die anderen Lebensorgane, Werk-
zeuge der Alhmung und Verdauung, sind mit anfwiirtsleitenden Nerven ver-
sehen, besitzen aber in geringem (irade die Eigenschaft von Localzeichen
und erzeugen das .\ligemeingetühl des Bebagens oder Unbehagens, derkörpc^»
liehen Bedurl'nisse. —
Schon die Zuleitung äusserer Krafteinwirkung ist ein Umsatz in. and^jr*
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«rt%e Bewegung, tind, im Gehirn angelangt, erhalten diese Formen der fiber-
tragenen Kraft eine eigenartige UmwuMUuog in Seelenkräfte. — Zuerst
entstehtdie Wahrnehmung, das ßewusstwerden des Reizes, das ist die
^stc seelische Erscheinung; wenn die Wahrnehmung unabhäng% vom Reis
hervortritt, als Erinnerungsbild, entsteht die einfache Vorstellung. Durch
Association entstehen die xusam me ng esetzten Vorstellungen, durchweiche
erst der nrs|»ningliche F.indruck durch \'erü:!cirhung und Differenzierung
klarer wird. Diese Seelcnthatigkeit bezeichnen wir mit Verstand, je un-
abhängiger die Denkarbeit von den äusseren Eindrücken sich gestaltet, desto
mehr entwickelt ist der Verstand.
Jeder Eindruck erzeugt eine Lunt- oder UnUistemptindiing ; der Unter-
schied hangt oft von der Starke des Eindru( kes al>. NVahrnelimung und
Emptindung gelangen an verschiedenen Stellen des Gehirns zum Be-
wusstsein; selbst die Träger von Lust- und L'ulustenipt'indung sind als getrennt
anzunelunen. Zwischen den VV'ahrnehmimgs- und den Empfindungszellen
taufen Verbindungsfasern hin; doch wirkt ott derselbe Reiz anders auf die
VVahrnehmungs- und anders auf die Fmptindungszellen. Wie aus der Wahr«
nehimini: üie Vorstellung, so entwickelt sich aus der Empfnulung das Ge-
fühl, die vom F.indruck losgelöste und al> Erinnerungsbild im Bewusstscin
aufgetauchte Empfindung; Stärke und Klarheit des Gefühls bedingt nicht
Stärke und Klarheit der Empfindung. Je stärker und klarer beide,
desto grösser der seelische Reichthum, und dieser fflhrt xu
seeliicher Freiheit. Misstranen gegen unsere Erlceniiti^ ist unerUssiich;
diese gibt mir dann erst eine richtige Projiectioii des Wirlttichen, nachdem
gehiiifte Erfahrung and matliematbdie Überprflfiiiig dieselbe als richtig er-
wiesen haben. Also ist das Bewusstsein eine eigenartige Umsetzung
Äusserer physikalischer und innerer biochemischer Krifte in eine nieu« Seelen-
kraMeistung mit Hüfe des Nervenapparats, besonders der GaogKentellen im
Iimem des Gehirns. Die Thatsache des Bewusstsems durch Gebimsellcnp
erregang ist nidit wesemUbh anders, als die Thatsache der an den Stoff ge-
bundenen Schwerkraft; wir können nichts weiter thun, als dem Bau und den
Leistungen des Gehirns* weiter nachsuforschen, um die Gesetse des Be-
wusstseins fi»tsitstellen.
Zum Inhalt des Bewusstseins gehören noch jene schlummernden Ein-
drflcke, welche erst bei genauer Betrachtung eines Gegenstandes^ klarwerden;
für die Thaten der Massen aber sind jene schlummernden, unklaren Ein-
drücke, welche fUr ihre Begrilft- und Geftthlsbildung die Unterlage bieten,
oft m.ae8gebend. Zu beachten ist, dass jeder Ebdruck den Nerv, wie die
BewasstseinsacUen, au denen erden Ehidruck f&hrt, chemisch verändert;
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die Henuming des regelrechten chemischen Vorganges z. B. tritt bei Schreck ein;
diese Veränderungen der Zellen i!n<l ihrer Zuleiiungsnerven sind
sehr wichtig für die Erziehung; bild wird man die Zellen des Kindes von
denen des gereil tcn Mannes und des Greises unterscheiden können, die Zellea
des geistig Ermüdeten von denen des Kräftigen; die weise Übung und vor-
sichtige loanspruchnabme der einzelnen Zellen bewirkt deren Kräftigung;
dU Ersithting sorgt dafür, dast diejenigen Zellen besonders ift
Anspruch genommen werden, welche im Leben am wenigsten
geübt sind; die Attsschleifnng aller gut angelegten Zellengebiete
und der gnt ableitenden Verbindungen ist Sache der geistigen
Bildung. MögKefatse Stärke und Gesondertheitdes Eindrucks eneogt Sach-
lichkeit der Beobachtung; strahlen aber die EindrOcke sofort «vfaadew»
sogar üemstthende Vorsseihmgcn aus, dann wird die Beobachtung snb»
jectiv, phantastisch; eine Somme flttchtiger EindHickt stumpft ab; aber
wer die Bindrttcke bis in ihre Einseihdt einschneidend auf sich wirken
lasst, der wird ans Gleichartigem so viel Verschiedenes herausfinden, dass
jeder derselben sehie AnregungsfiOugkeit behilt Das Gemcinschaftliciie ans
der Summe der Eindrücke bildet Begriffe, die Vofstclhmg des Typiacfaent
des Gesetsmftssi^(en. Grosse Ausblicke und sichere Einblicke gewmnea wir
nur durch liebevolles Ansehen und Eingehen in das Sinselne und
die Einselheiten. Es ist die Sendung der Weit» und Tiefsehenden, der
Masse die Kunstmittel sur Erweiterung des Blickes su mscbaflen.*'
Geehrte VersaasmluBigl Wenden wir jeder im Stillen diese Sätze auf
die Methoden des Anschauungsunterriches an! Ich ziehe keine Schlüsse
daraus; ich will niemandem SQ Liebe, niemandem an Leide gesprochen haben.
Dienen wir hier doch aUesammt nach bestem Wissen und Gewissen der
Wahrheit!
Den Schluss erklärt der Verfasser als das Ergebnis des mit Bewusst-
sein geordneten Nachdenkens; alle Eindrücke, die einmal miteinander ein*
getreten sind, bilden eine Einheit und jede Erregung eines Theiles dieser
Einheit ruft einen andern im fiewnsstsein hervor. Wenn sich nun aus zwei
Eindrucken im Bewusstsein eine neue Vorstellung bildet, die dnnn selbständig
hervorgerufen werden kann, so stellt diese einen Schluss dar; diesem wird
häufig ein neues zugehöriges Glied mm weiteren Schliessen zugeordnet, oft
unbewnssi: sobald sich al)er Fremdartige? in die Vorslc-Uungsverbindung
eindrangt, wird der Srliluss unrichtig, besonders wenn die Erziehung all-
gemeine Ht'gritte ohne l'rul'iing auf ihre Richtigkeit gegeben hat;
man behandelt eben diese Hegritfe fortwährend als Voraussetzungen; je all-
gemeiner ein Iirtbum als unzweifelhafte Wahrheit gilt, desto grösser die
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(lefahr. Es ist noch zu bedenken, dass das oberflächliche Bewusstsein
eines Zusammenhanges ohne Erkenntnis der Gründe l'nlustgel ühle erzeugt,
das Zustandekommen der Klarheit aber das höchste Lustgefühl.*)
Sophistik ist die Kunst, in die Voraussetzungen unvermerkt fremd-
artige Elemente einzuschieben, aus denen mit dem Scheine der Wahrheit
Schlüsse gezogen werden. — Darum muss strenge Prüfung jedes einzelnen
Begritfes anerzogen werden; es kann nicht früh genug und nicht streng
genug gezeigt werden, dass jede Erscheinung eine Ursache hat — das
Causalität«;gesetz; es ist sowenig ein im Vorhinein gegebener Begriff, wie die
Begrirte von Ranni und Zeil, sondern ein Erfahrungssatz.
Von der Lebhaftigkeit der Erinnerungsbilder ist das Wiederauftauchen
derselben bedingt ; wenn zeitlich getrennte, aber begrifflich zusammengehörige
Eindrücke zu einem Gesammtbild oder eine Summe von Theilerkenntnissen
SU einer Gesammterkenntnis tieh vercmigen, so hat die Phantasie etwas
Neues geschaffen; man unttncbeidet 4h intellectaeUe, kthwtlerische vmd
ahdicbe Phantasie. Bei krankhafter Std^ierung der Helligkeit, so dass jede
ObetprOfong unmöglich wird, entstehen Wahnbilder; wenn ein wirklicher
Eindruck mit ErinnarangthÜden), welche die Eigenschaft von WahnbHdem
haben, sich nntrambar vereinigt, entstehen SinnesHiischungen, Auf Gnmd
dieser Bikllningen werden das Gespenstenehen, der Wandei|^aube nnd deren
GcÜhrlicfakek, Physiognonnk, Phrenologie, Hjppnottsmus imd Uröieils-
tSüsefanngen behandelt
Die Anfnerksamkeit entsteht, wenn dieVorsteltangen in den Brenn-
punkt des Bewusstseins gdangen, oder anders ansgedrMt, wenn die Waht^
nehnmngen besonders stark auftreten und dadurdi von allen anderen los-
gelöst etscfaeinen. Wir geben uns densdben gern hin, wenn damit ein
Lnslgefilhl verbunden ist; im Gegendieile suchen wir uns dem Zustand eu
entsiaAien. Langgesogene Strafpredigten, barsches Anschreien beim Unter«
rieht werden die Auftnerksamkeit kaum auf die Dauer fesseln, wohl aber
geschmackvolle DarsteOnug, genaoes Hervorheben des M^cht^en, flhersiGfat«
Bche-Anordnung. Wird derSchtller oft hart angelasscnund ohne einleuchtenden
Grund hineingesdiiekt, sitfeert er fortwahrend vor dem Bleistift des Professors,
so ist bei ihm kein Lnstgeftttil denkbar, welches die Auftnerksamkeit erhöhen
*^ Kin (lenkender I.ehrcr. i!en >U in seinem Zorn zum Hansichrer für Mittel-
schuior gemacht hat, wird diese /.t iten mit einem Seufzer le-^cii ; wie oft kommt er in
die Lage, xism Unlustgefübl seines Zughngs vergeblich zu bekaiupien, wenn er an einem
Abend den Stoff duvObeii hat^ für welchen nadi teiner Meinung ehke Wodie n^fthig
«Ire; der drohende Fünfer und die damit verbnndene Ungunst des Btrofhen» xwiagtn
Bu, Fordervngen za steücny die nach idnM Dbenevgnng nicht gerechtfertigt sind.
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könnte; er niuss dann alles, was er in der Scliule hätte lernen sollen, daheim
büffeln. Der seelisch Reichere wird den Zustand der Aut'nierksamkeit in
sich leichter herbeilühren und steigern, auch leichter unangenehme und
Zwangsvorstellungen durch andere verdrängen können. Demnach ist Zer-
streutheit nur ein Mangel au Fähigkeit, nicht an gutem VViUen, wohl höchstens
ICangel an gutem WiB«B oder Geicbicklichkeit des Lehrers. Das Gefühls-
leben ist von grossen Einflasse tof dasVorttelliingsverinögeD; der Empfind*
same meidet jede Berillirung niit der AosflenveU: daher .das iimcre
Seelenwundseia mancher Österreicher; wie Grülparser in Rudolf IL
sich selbst dargestellt hat Zur Erregung der Aufmerksamkeit wie tnr be*
Menden AUenkiing von unatmeadmieB Vorstellimgeii dient oft die Contrast-
Wirkung: die Endglieder einer Reihe- erregen mthr die A ufm er ksa mheit ab
die JifittdgMer: Riese — Zweig; viel Helügkeit HieSm l>fmUl WiM
gegenüber .dem schädlichen LUstgeflttü durch DarateUong d«r Folgen
Unlustgeflihl erxeogt, ersidt man hXnfig heilsame Wirkungen.
Ich widerstehe der Versuchung, den Abschnitt Ober dasUnbewnsst^ im
Seelenleben su behanddn; wir' erhalten da erquickende Aufschlilsse Uber die
falschen Urtheile des Einaelnen und der Menge*} man vrird nachacht^ ge*
stimmt gegen die Verirrui^gen der Menschheit und ihre Vorurtfaeile nach dem
Satse des Franzosen: Alles verstehen hdsst alles verzeihen.
Das Vorstellungs- und Begriffsleben setzt sich auf synthetischem Wege
£usanimen, meist unbcwusst oder durch Anleitung, Erziehung hineingetragen J
die Erfahrung der Synthese reist zur Analyse. Durch die Erkenntnis neuer
Dinge lernen wir früher bekannte Dinge gleicher Art besser kennen ; der
Begriff wird erweitert; alle zusammengesetzten Vorstellungen, die Begriffe
von Zeit und Raum, Ursache und Wirkung entstehen durch Synthese, die
vom ursprünglichen Eindruck losgelösten Vorstellungen dienen dazu, abstracte
Begriffe zu bilden — durch die Seelenkraft des Verstandes. Erst wenn der
abstracte BegrilTdurch Synthese und Analyse gewonnen wird, hat man wirklich
gedacht. Das reinste Denken ist das des Mathematikers: es entspriei\i der
Denkform der Natur; die Ergebnisse der Erfahrungswissenschatt sind erst
dann als unir iglich zu betrachten, wenn ihre Lehren in mathematischen
Formeln ausgedruckt werden können. Aus der Summe alles Gedachten ist
nur ein kiemer Theil unumstösslich wahr. Der sogenannte Gebildete hat
eine Reihe Sätze aufgehäuft, die er niemals auf ihren Inhalt geprüft hat
und doch als Axiome hinstellt.
So ist es kern W under, wenn häufig die Massen sich in Gedanken ver-
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rennen, für welche keine logische L nterlage vorhanden ist. Dem Schöpfer
eines Lehrplanes, der die Schule zwingt, von Abschnitt zu Abschnitt zu ia^en,
ohne den Schillern Zeit zur Prüfung und Verarbeitung des Lehrstoties zu
lassen, fällt eine grosse Verantwortung zu. '
Der oberste Wächter des intellectnellen Denkens, das Gewissen aller
Gei>tesarbeit, ist die Vernunti — eine Denkwaffe zu Schulz und Trutz gegen
Irrthümer: sie wacht darüber, dass die Gebilde der Speculation nicht störend
auf die wahre Erkenntnis wirken. Da das Empfinden und Handeln von
Vorstellungen abhängt, ist die Vernunft für das ganze Leben und Wirken
des Menschen von der weittragendsten Bedeutung. Lernen und schöpferisches
Denken sind nicht nothwendig vereinigt; Wissen allein führt nicht zu ver-
nOnftigeni Denken; dagegen findet sich <ift genug bei Personen aus den
sogMmiiikteo nkdetCB Stfaden eb adiarüM Dehleai.
Hier aetst der Ver&sver efo» die mangelhafte oder fehlerhafte Ans-
büdang dar Vemaaft bei verBcbiede&6D Stftnden als die Urtachb der ein-
gewunelten Fehler and Yomithbile ni beleuchten.
Bei Besprechung des Sitses der Denkkraft warnt der Verfasser vor
der Annahme bedeotenden Talentes bei sebfiner, hoher Stirn. Er zeigt im
nSclisien Absats, dasscfie Vernuift anch nn Empfinden^nnd Handeln eine grosse
Angabe hat. Lust und Unltist hingen oft von der Stüike des Reises ab;
Farben, Töüt, Gerflche, Hantreisong; Last wid Unlust erscheinen nahe bei«
sammen: Hunger, Durst und ihre Befriedijgnng. Unlust entsteht, wenn der
Reis die chemische Natur des Nerven su sehr su veriadern droht;- aoch der
sar Unthfltigkeit verurtheilte Nerv entartet, weil der Stoffwechsel in
zweckwidriger Weise vor sich geht; so eneugt die Langeweile beim Unter-
rieht Erschlaffung bei dem einen, störenden Bewegunjgstrieb bei dem
andern; dasselbe geschieht bei su hohen Anforderungen. » Dagegen ist
vemfinft^e geistq^e Thtftigkat die Quelle von Lustgeftlhlen. Auch ist su
mer k en, dass dieselben Reize bei verschiedenen Menschen und bei diesen
in verschiedenen Zeiten anders wirken, wobei viel von der früheren Erziehung
abktSngt, je nachdem der Nerv früher mehr oder weniger empfindlich gemacht
worden ist; ein grelles Bild, ein obscönes Lied wirken sehr verschieden auf
verschiedene Personen. Das Empfindungsleben ist schwerer zu beeinflossen,
als das Denkleben; jede Empfindung ist das Ergebnis verschiedener, oft
entgegengesetzter Theilempfindungen ; Erziehung und andere Einflüsse ändern
die letzteren wesentlich; davon bAagt die Denkart und Leistung der Menschen
ab. Wenn jeder Eindruck eine so reichliche Vorstellungs- und Empfindungs-
verknttpfung erzeugt, dass das klare Bewusstsein des ersteren Eindrucks
untergeht, das Empfinden das Vorstellen Uberwiegt, wird der Mensch subjectiv.
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unsachlich; (la*= beeintUisst in schädlicher Weise das Handeln, welches von
der bliinniung abhängt. Diese in richtiger Weise zu erhalten, ist Aufgabe
der Volkserziehung; die angeborene Sucht nach Vergnügen und Zerstreuung
mnss in die richtigen Bahnen gelenkt werden, wo sie ästhetische Anregungen
erbttlk; viele Verbrechen würden dadurch verbatet werden. Die Regelung
der Lust» und UnlttMgtflUiIe d«rcb die ^«ehung ist aucii «iftn ibnr Be-
deutung für die Eilialtiog des Lebens widoigi SUseet Gift Ultere AmMi.
Erittnerungsbilder an Last- ood UiüustgeflIUe veileiteii M bflaen Thalen:
Hui^ zu Verbreclieo, ktosdidie HerbciRlhniOf des Hungers sn Sierirthn
Ifa» lasse den nenscbUcben Kikpet dem Zögling ab die vervkkelte €Im>
mische Retorte enchelneo, welche sich umiatarHrhe Angaben nicht auf die
Dauer gefallen Uast. Verweichlichttiig stelle man als Ursache dea geiMgn
Widerstandes gagen schAdliche Einflüsse hin. So erscheint die Natur
als Ersieherin 'des Menschengeschlechtes, die nns dnrch den
Trieb der Selbsterhaltnng au Tugenden fflhrt, dnrch ihre Falle
und Gesetzmassigkeit nns das Geffthl der Demuth vnd der An-
betung aufdrängt; sie fittirt zur höheren Sitdichkeit, beim haOosen Kinde
zur Liebe und AnfaXugUcfakeit an die Umgebmig, zun Mitempfinden der
Leiden anderer, dem Mitleid und der Brnnbeni^mt, Aua dem LuaigenU
der Sdbaterhaltuag und dem Unhtstgefiihl der SelbstgeflÜttdang cautstebt das
Streben, die Grenzen der Rechte zu einander absnsteckcn, das Bewusstsein
und das GefOhl für Recht und Unrecht; das Gesetz iat der Nieder-
schlag dieses Bewusstseins, dessen Schonung und Pflege der Er*
Ziehung zukommt.
Übertr e t u ng der Rechtsnormen ist oft die Folge von Anlage, BeschafTeo-
heit, Abstammung und Erziehung; es handelt sich um Erforschung der Ge-
fühle, unter denen die That begangen wurde; die Strafe ist eine ZufUgung
von Leid , um eine starke HemmungsvorsteUimg an eraeugen; die Zweck-
dienlichkeit der Strafe ist wohl zu erwSgcn; und — fttge ich hinsu — in der
Schule ist diese Erwägtmg möglich.
Die Begriffe von Recht und Sitte sind nützliche Hemmungen ; sie schaffen
das Gewissen: dieses wird als Gesammtbewtisstsein der hemmenden und
reizenden Gefühle zum Zwecke der Meidung unsittlicher und Förderung sitt-
licher 'I haten zu fassen sein. Bei guter Entwickeliing des Gewissens tritt
nach der Verirrung Reue ein; diese Entwickelung dari der Erzieher nicht
ausseracht lassen: sehen wir doch oft hohe sittliche Anlagen bei geringer
intellectueller Begabung, ausgebildeten Geschmack bei Herzensroheit und
sittlicher Eraphndungslosigkeit.
Die Strafe erzeugt nur das Bedauern über die Unvorsichtigkeit, dncb
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welche man eri;ii)pi wurde: derartige Individuen müssen ansgeschaltet werden
aus der Gesellschaft; denn der Mensch ist von der Natur als sittliches Wesen
geschaiTen. Das religiöse Leben hat sich Verdienste um die Hebung der
Sittlichkeit eruorben; aber diese ist auch oline Jenes denkbar nnd that-
sächlich vorhanden; Sittlichkeit, sagt der Verfasser mit Benützung eines be-
rtihmten Ausspruches von Marie Theresia, ist ein Laicum.
Mit Übergehung sehr lehrreicher, aber für unsere Aufgabe nicht so
wichtiger Abschnitte gelangen wir zum VVUlensleben. Dasselbe entwickelt
sich aus den automatischen Bewegungen des Kindes, auf welchen die Lebens-
functioncn bemlien. Diese Bewegungen entstehen durch Reizungen, welche
tlie zuleitenden Nerven der betreffenden Körpertheile auf die tianglienzellen
übertragen, von weichen sie durch motorische Nerven zu Muskeln geleitet
werden; wir kommen dann zu den Reflexbewegungen, die manchmal vak
Zweckbewusstsein ausgeführt werden; sowie diese ins Bewusstsein eintreten,
erlaagt nuui das Bewegungsbevusstsein, denAafang derBegehrungs-
▼or Stellung; diravt entweder das Lustgefühl, die Bewegung zu enieaeni,
oder das Gcgemfaeil; dies alles ist detttttch am Kinde wahrainehmen, sobald
die dafilr nothwendige NenfCDvorricbtimg entwidEelt ist. An&ngs fidlen die
Bcwegimgen sddedit ans; wir bestreben uns, sie besser su mmdbfuk^ die
Ausbesserang geschiebt bald mit Bcwosstsein durch einen Nachschub von
Reisn^g aof gewisse Muskeln, dnich Schwttcbnaf der Scisnng, durch Heran-
adHi^g neuer Musfcehi; man lernt aUmflhlich die Bedeutung der imathien
Maskeln kennen; es bilden sich Fertigkeiten. Das Ermadungsgeftthl
ist das Sicherheitsventil gegen Abntttsung, daher wohl su be«
achten. Nach erlangter Fertigkeit wird der WiUensreit schim mit abge*
schiossener Kraft vom Centraloigan losgelassen; fUr jede Sidhmg nnd Hal-
tnag ist eine angeheure Mei^ von Nerven thät%, deren Ceatren in den
Ccatralganfl^ien sn suchen sind; doch die die Bewegung auslttsenden Ele-
mente, die Zweck- und BewegnagsvorsteUungen, haben ihren Sits auf der
Gdiirarinde. Ein bestinnmtes sweckbewusstes Begehren — durch die
Spannung, «ekht ein Los^ oder Unlailgefllhl erseugt, hervorgerufen ^
heisst Wollen; Wille ist eine Umsetzungsform vereinter Gefühls-
vnd Vorstellungskräfte, also sweier Seelenkräfte in eine dritte.
Die Stärke der Spanovng. hflogt mehr vom Gefühl , als von der Vorstellung
ab. Entgegengesetzte Lust* oder I nlustgeftthle und entgegengesetzte Vor-
stctlungen «eigen den Zweck des Begehrens als nicht erreichbar oder nicht
erwQnscht; sie mindern oder vernichten die Spanntu^; beim Steigen der
S;> ^nnnng führt das Begehren zur That Foitgesetzte Thätigkeit führt zur
Ausdauer, UoermOdlicbkeit, Unverdrossenheit; jede Bewegung wird zweck*
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gemäss Geschicklichkeit; dazu ist eine Menge von Lustgefühlen nölhig; Un«
ItistgefUhle erzeugen Arbeitsscheu bei UberbUrduDg oder bei Mangel an voraus»
gesetzten Kenntnissen.
Zur Einleitung einer grossen That gehört der Entschluss; gross an-
gelegte Handlungen hängen von der Stärke der Willenskraft ab. Lang.same
Denkthätigkeit schwächt die Lust; Unlust erzeugt Schwerfälligkeit untl Faul-
heit; diese können demnacli nicht durch Drohungen und Strafen beseitigt
werden. Willensfreiheit hl der Gegensatz von triebartigem Drang und ent-
steht durch Unterordnung aller Kräfte unter die Vernunft; ärniUclic
Emwickelung lnus^ nuui /.u \ erbesseni , schlechte AnkiL'en lahm zu legen
suchen; leidenschaftliche Erregung mindert die Willensfreiheit, diese, wie
physisches Gifi, z. B. Alkohol, sind fem zu halten. — Die erhabene Aufgabe
der Erziehung ist also Bereicherung der Seele mit klaren Vor»
Stellungen, Entwickelung edler Gefable, Beugung des WiUenf
unter die Vernunft, Förderung der Thatkraft.
Shid wir biiher Mhlieiclien Nntmwfodniigm fiür- <fie Pädagogik be-
gegnet, so wird es uns mcht wanden», dats den Bncfehungsfrageo ^ bescm*
derer Abschnitt gewidmet wird. Das Buch bflit die clusisclie Enicliniig Rlr
die Ursache der beklagenswerten Khift zwischen den gelehrten SCSaden tmd
den bOigerlichen Kreisen und als die schlechteste Vorbildung fflr die
Universität; sie trägt die Schoid, dass viele nothwendlge Kenntnisse, dar>
nnter die modernen Sprachen, nicht in der Jogend eriangt weiden kflnnen;
Sprachgesetze seigen so viel WÜUeOr, dass sie gar nldit bildend wirken kOnnen.
Die heutige Methode in den classischen Sprachen nennt er schwachsinnig;
Homer, Sophokles, Herodot, Demosthenes nnd Plato würden ans dem Gne*
chischen dorchftUen, weil sie die grammatischen Regefai nicht anfiu^
könnten. Die Überlegenheit der Nator als SpraeUefarerin sehen wir an der
dassischen Ansdrucksweise italienischer Analphabeten and an der Art, wie
ganc ungebildete Leute, s. B. Soldaten, fremde Sprachen erlernen, l^rchow
und Hebbel haben ohne Grammatik gut Latein gelernt Im Momente, wo
der arme Gymnasiast sich durch die dttrren ph3osophisGhen Steppen durch-
gewunden hat und mflhsam an kleinen Beeten der Literatur vorbei gekommeo,
bricht der Unterricht ab, und mit dem ihr eigenthttmlichen gesunden Men-
schenverstände Uttit die Jugend sum Antiquar, um die gedruckten Marte^
werkseuge ihrer schönsten Lebensxeit um jeden Preis an den Mann za
bringen. Glttcklicberwetse hat er nichts daraus gelernt ; denn die Classiker
verherrlichen Mnfcr anderem Fürstenmord. Die kleinlichen Kämpfe in Hellas
undLatium haben ihm leider nicht Zeit gelas8en,,die Entwicklung der heimat'
liehen Stämme zu studieren und diese achten su lernen. Die Moral der
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Alten ist verwerflich, ebenso sind ihre Rechtsbegrirte schlecht; siehe Gladia-
torenkärapfe. Die Geschmacksbildung fördern die classischen Studien kaura,
da viele ihrer Vertreter die geschmacklosesten Sonderlinge sind; und wenn
dennoch Staatsmänner und Pädagogen aus dem Leben des ei g e nen Volkes,
seiner Literatur mul Kunst, nichts heraDs/.uhnden wissen, um ('Tcist, Cha-
rakter und Geschmack der Jugend /.ii veredeln. m> ist das vvahrc .Selbst-
befleckung. Gibt es in der Geschichte moderner Volker keine autojjfernden
Patrioten, Märtyrer der rberzeugung? Ist tlie Nächstenliebe niclit gerade
in der Neuzeit zu einer Wis^cnscliatt . einer Kunst, einer lier/cnssaclif ent-
wickelt worden r* Die Begabung zur l'criigkeit rostet in den Jugendjahren
ein, was dem ärztlichen Studium schade; Juristen würden durch raathematische
und naturwissenschaftliche Vorstudien besser vorbereitet etc. Die Soldaten-
erziehang findet Verfiuter flbenpd&nt$ sie verbittert nnd erzeugt ein Paria-
geittbL Er findet viel Doctrinarismiis in der lünderstttbe, findet das FUttem
nach der Uhr gransam und lächerlich, verspottet die forcierte AbbSrtung und
beklagt die xu hftnfige Anwendung des kahen Wassers. Übermässige Fleisch-
nahmag, Wetngemötss stärken vielleicbt die Muskehi, niemals dfe Nerven.
Diesen Fehlem schreibt er die fortwährende Ztmahme der Zahl der
Geisteskranken nnd Nervenschwachen zu; er macht wahnhefs^e Vorschläge
für die Eniehung des Volkes durch Popularisierung dcf .Wissenschaften,
Pflege des Geschmacks» und Kunstsinnes. Einrichtung von Volksfesispielen;
er verlangt Volksthilffllichkeit der Kunstrichtung und Verbreitung der Kenntnis
der Landessprachen aur Herbeifllhrmig einer Verständigung von Nation «u
Nation, um Freiheit und Wohlstand au eneichen, •
Geehrte Veraammlnngl Ich habe nur diejenigen Theile des •Buches
hervorgehoben, welche derPädagoglk als Wegweiser dienen, andere Gebiete
reichen' hihaltes kaunk gestreift, weil ich .die Hoffiiung hege, dass vfMt
vtn Ihnen das Buch selbst sur Hand nehmen werden; was er Ober die Tem-
peramente, die Sprache, den Wert der Arbeit, Ober dieFrauenfrage und gim«
besonders Aber das kranke und das veränderte Seelenleben sagt, und no^
anderes wird viele mk Dankbarkeit erfüllen und seelisch erheben. Zwei
dramatische Studien, die der gelehrte Verfasser als seine Jugendarbeiten be-
aeichnet, sind eine wertvolle Beigabe an sich imd zeigen, wie recht er damit
hat, dass man aus den Werken der Classiker Psychologie lernen könne; nie-
mand vdrd das Buch aus der Hand legen, ohne zu bdEefmen, dass aus dem
Buche aeeiiacher Reichthum und aeehache f^dheit sprechen.
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IV.
Ober die zielbewusste Weckung des Spracti-
gefühlds.
Vorgetragen am 7. November von FuMii KoBWOSR.
Motto: Wie die Abn iiMfiiy
• So cwksdMKa die Jugea.
L
Der Unwtandy das» der hentige Vortrag tich out eSaem GegeMind be>
schiftigen wird, aber den sich schlechterdings nicfats Nencs tagtm liüt, e^
beisclit einige Worte der Aufttamng.
Für den Vortragenden war nimeist massgebend, daas dar Mangel eiaer
sicheren Methode auf eiazelnen Gebieten des Untenrichtes in der Matter*
Sprache es den Lehrern mr Pffidit macht, iauner wieder emea Gegenstand
in Berathnng so sieben. Ober dessen D ede iituu g aicb j e d e iuMum klar ist
Zudem treten heute wieder StrOmoBgen auf, die, henrotgenifeD durch
die IrrthOmer der granwnatisierenden M^faode, das Spracbgefilhl ohne Zo-
hiUenahme der Sprachlehre entwickeln wollen, was leicht nachtheilig auf die
künftigen Untenichtserfolge werden kann, auf die es in letster Linie an-
kommt.
Eine Erklärung des Wesens des Sprachgefühls wird im Stande sein, xa
weit gehende Erwarttmgen auf das richtige Mass lorfickzuführen und
gleichzeitig die Mittel su seiner zidbewussten Weckong ins Gedichtais S8>
tückzurofen.
rnter Sprachgefühl versteht man im allgemeinen das jedem Menschen
durch Gewöhnung anerzogene Gefühl für den Wohlklang und den richtigen
Gebrauch seiner Muttersprache; im besonderen versteht man darunter di^
Vermögen, mit dem (iehore jede unrichtige Betonuni; und Aussprache, jede
UnebcDheit im batzbau berauszuündea und als UnrichUgkeit zu empfindet),
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noch ehe der klügelnde Verstand Zeit gefunden hat, sich über den Fehler
Idar zu werden.
Das Gefühl für eine bcstinunte Sprache — und sei es auch die Mutter-
sprache - ist nicht angeboren, denn die Erfahrung lehrt, dass sich jedes
Kind in dem Augenblick, als sein Sprechtrieb erwacht, eine Sprache bildet,
die von der der Erwachsenen wesentlich verschieden ist*), auch eignet es
sich leicht die Sprache seiner Umgebung an, ohne Käcksicht auf die Sprache
seiner Eltern.
Das Sprachgefühl entsteht erst später, und zwar durch die absichtUche
oder zußülige Beeinflussung des dem Kinde angct:iorenen Sprechtriebes
durch seine Umgebung, und wenn man von der W eckung des Sprachgefühles
spricht, so meint man damit die gefühlsmässige Übertragung der Sprache
auf die Heranv*. achsenden, eine Art der Aneignung, die dort am Platze ist,
wo die verslandesmassigc Auilassung durch Regeln noch nicht vorausizcsct/,'.
werden kann, was füglich bei der Mehrzalü der Kmder vor dem 14. Lebens-
jahre der Fall ist.
Das Sprachgefühl reift demnach in der Jugend unter dem Einflüsse ihrer
Umgebung heran, und sein Entstehen wird durch das Sprichwort: „Wie die
Alten sungen, so Aw i tte he f ii die Jungen** richtig gckennseiclmet.
Je voDkomiBetter die Umgebung spricht, je mehr sie sich um dfe Ent*
«ickloBg der Sprache des Kindes- bemihti mnso eher wird dtsselbe sich
sncfa eiM Uang- ood fonMoiichtige Sprache angewöhnen and das Gefttiü
in sich sufiMhaaen, das man SprachgeAhl nennt, und das sich später sum
GefBht tttr die Sprache weiter entwicfcdt
Ehern und Geschwister fllhren das Kmd in der Regel in die Mondart
ein; die Sehnte, der mit der gesammten geistigen Ausbildvng auch dte Ent-
widtlnng des SpradivermOgens des Kbdes soiUlt, hat das Rind in die
Sdinftsprache emsaAhren, eine Anijpkbe, die der Lehrer nm so rasclier lOst,
wenn er mit gutem Beispiel vorangeht und sich bei Jeder Gelegenheit einer
reinen Scfaiiftspiache befleissigt Denn damit wiritt er rasch rnid krtitig anf
den Nachahmmigstrieb des Kindes ein und weckt wohl nidit mghdos, ge-
wiss aber anf die einfacfaste und natttilidiste Weise das Spracligefllhl; auch
nMst er sn dissem Zwedce nicht bloss die Sprachstunden, sondern Jede
Unteirichtsstonde mCi, mit besonderem Bedacht aber jene Lc h r g egensttede,
<lsf«n Unterricht, wie z. B. Religioii, Geschichle, literatnr, dne zusammen*
hingende Darstellang erheischt.
•) E» moM die Bisne dne „Samme**, den Spiest eine »Steche**, die FsUe eine
„Fange««.
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Aber nicht bloss aus dem lebendigen Verkehre, mehr noch aus der in
Büchern niedergelegieu Sprache der vornehmen Geister unseres Volkes lernt
der Einzelne seine Sprache kennen und lieben , und ein gutes Buch ist von
jeher die vorzügllchblc Stüt/e des Sprachunterrichtes gewesen.*^
Auch in den Händen der Schüler beiindet sich ein Buch . d.is nac h
seinem Hauptzwecke Lesebuch genannt wird, das aber gleichzeitig auch die
Grundlage für alle möglichen Sprachübungen abgibt, die der Lehrer mit
sicherem Blick und in Rttckdcht auf die Sprachkenntnisse seiner Schüler zu
wttfatoi hat
Ehe aber noch voo «Uesen Obaim*ik die Rede acta «iid, neXiea dtifp
Worte Uber den Wert der LeaeatOcke. in Hinaiebt anf den Zweck der ▼o^
liegenden Zeilen gesprochen werden, die gldchseitSg eine Handhabe illr 'die
Auswahl und »elbewnsste Verwendui^ der Stflcke bieten aollen*
« •
lt.
Soll ein LesestQck Schüler und Lehrer befried%en» wq ipnsa ea gemnd
an Leib und Seele sein«
Sein Entstehen darf es nicht der Be^edigung der Eitelkeit iigend eines
Schriftstellers, sondern der ernsten Absicht eines Mennes verdicken, anf dss
jugendliche Gemath der Kinder inf .Sinne ;<|ea Quten, Wahlen und Schfioen
eintttwirken. Darum muas es eben vemünftjg^Qnin^lgQdnk^ haben, dem
m semer Entwicklung nirgends auch nnr der geongste. AbbnNih gundidNn
darf; es muts zerlegt werden können, ohne daaa irgend welche .Uogereiinl»
heiten dabei zutage treten. Auch ist bei 4er Answahl .der -{»eseBtttcke n
Unterrichtszwecken der jugendliche Sinn aeiner Leser an berOckaichtigen.
Die Jugend ist kein Freund von Büchern belehrenden Inhalts, denn ihr geht
noch das Verständnis ab, aus ihnen av lernen; sie liebt unterhaltende LeotBre
und zieht vollständige Aufsätze selbst grösseren Umfanges Bruchstücken vor»
■ Ein Haupterfordernis eines guten Lesestückes ist demnach sein ver-
nünftige hera* und gemfltbbüdender Inhalt und dessen Daratdlung ato Ah*
geschlossenes Ganzes.
Durch eine schöne, wohlgefällige Form wird sein Wert verdoppelt. Ein
mit Fehlern behaftetes Lesestück aber kann viel Schaden anrichten , wenn
man bedenkt, dass es von Anfängern gelesen und wieder gelesen wird, die
sich an ihm bilden und für gut und richtig halten, was es enthält. Zu den
Formmängeln gehört der Gebrauch des Fremdwortes dort, wo es, mit dem
*) Hadwi : Hersogio in Schwab«, crhittct sich aut dncm Lchnr MgWidi
ein Bach, um Latein xu lenwn. Sckeffel, Ekkduurd.
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vSi heine der Berechtigung .lugeilian , den (liitubcn erwecken soll, als ii.ute
die Muttrrsprache nichi die nöthi^en Worte, um die Vüllv der Gedanken
auszudrtieken. Solche übel angebraclue Fremdwörter, die sich überdies noch
oft durch ihren autdringlichen Ton bemerkbar machen, sind z. B. Civilisation,
Cultur, Moment,*) und eine auch nur allgemein gehaltene Erklärung ihren
Inhaltes wird das rechte deutsche Wort dafür hnden lassen oder darthun,
dass mit ihrer Streichung dem Sinne des Ganzen auch nicht de;: geringste
Abbruch zugefügt worden ist.
Der Oberflächlichkeit, die sich oft lünter dem Fremdworte versteckt,
wird durch solche Übungen wirksam vorgebeugt und die Jugend daran ge-
wöhnt, mit der Anwendung eines Wortes zugleich dessen bestimmten InhaU
zu verbinden.
Gleich der Form ist auch der Ion wichtig, iu dem ein Lesestück ge-
halten ist, und man unterscheidet nach der grösseren oder geringeren Leb-
haftigkeit der Sprache drei Arten desselben. Der gewölniliche Stil zeiclmet
sich durch Nüchternheit der Auffassung und Trockenheil des Tones nicht
gerade vortheilhatt aus und ist in Lesestückeu am Platz, die der Erwerbung
des Lesetlusses dienen, ohne den es einen l''l>erblick des Satzinhaltes nicht
gibt. Lesestücke dieses Stiles ertragen ein wiederholtes Lesen ohne Schaden.
Der gehobene Stil, der sich meist an das Gefühl wendet, liat einen schon
lebhafteren Satzton als der fi^her genannte, sein Satzbau ist mannigfaltig,
— hie und da tritt schon die Periode auf — Bilder und Figuren schmücken
ihn, und Zwiegespräche wechseln mit dem l rzähiton. Lesestücke solcher Art
sind die LiebUnge der Jugend. Ihr anziehender Inhalt prägt sich mit dessen
anheimelnder Darstellungsweise dem Jvinde ein und befruchtet den Stil in
der günstigsten Weise; leider enthält manches Lesebuch nicht die wünschens-
werte Anzahl dieser Lesestücke, was seinen Wert wesentlich vennindert.
Der schwunghafte Stil endhch äussert sicli im künstlichen Satzbau und wirkt
mit seinen prächtigen Bildern und kühnen Tonsteigerungen immer aufregend
auf Leser und Zuhörer ein. Soll seüie Wirkung nicht beeinträchtigt werden,
SO dürfen Lesestücke dieses Stiles nur von besonders befähigten Sduilera ge-
*) Der Danapfzug trägt die Cahnr in G^j^dcn, welche vor kurzem noch gegen
die CiTilisation vollständig abgeschlossen waren. (Wolkenhnusen : Mit Dampf rund um
den Erdball. Lesestiick Nr. ii3 des I. Theiles des Lesebuches tur Bürgerschulen von
Ullrich, Emat, Bnmky).
Andi die gronen Seebhrer, die vor den MOndmigcn der StrOne den Moment der
Pluthöhe erwarten, sIdMn . , . <XoU, KlatenbOdw bei Ebb« nnd Pint Ht, io6 den*
selben Lesebuches.)
J«h(b«cli dw Wien. pid. Gc«. tt^j. 6
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lesen werden; auch vertragen sie kaine langen EfUirungeo und Wieder-
holungen , denn sie sprechen £3r aich selbtt und and in der Regel gamt
ungeeignet fiir AnfiAfie, irefl' aadi die besten SdiffieeuMten vkM m m
heranrekhen; aber sie sind ein Tonöglkhes Mittel, das SprachgefSld sa
wecken.
nL
Hat der Lehrer eine Sichtung der L es es tüct M nadi den soeben esi^
wickelten Gesichtspunirten votgenonunen, dann wird er die be sten dazaas
wählen, um sie mr Grundlage seines Untenichtes an madien. Er wird
Grundgedanken und Gliederung derselben den Schalem klar an macfaea
suchen und sie auf Schönheiten und Mängel an denselben aufmerksam machen.
Dadurch schärft er ihren Blick für das Wesen eines guten Aufsatzes und
bereitet seine Aufsätze vor, von denen später die Rede sein wird.
Der rechte Nutzen geht aber aus dem Lesen erst hervor, wenn es laut
gescliieht.
Wenn stilles Lesen schon an und für sich für die Sprachge\'.iiiüung von
grossem Vortheil ist, weil es das Auge an dit- richtigen Formen irewöhnt, so
wird der Vortheil durch lautes Lesen umso grösser, dtini nun tnii zur rich-
tigen Form auch noch der Klang hinzu und übt die kraftige Wirkung aus,
von der cingaugN schon gesprochen worden ist.
Für den Lehrer hat lautes Lesen aber noch aus anderen Gründen eine
so grosse Bedeutung.
Die freie Rede folgt der Fingebung des Augenblickes und ist, was L*n-
mittelbarkeit der Gedankendarstellung anbelangt, gewiss der schriftlichea Dar-
stellung vorzuziehen; liinsichtlich der Form aber obwaltet gewölinlich da»
umgekehrte Verhältnis, unil der Umstand, dass Wort und Sat/., fest und deut-
lich ausgepriigt. in der schriftlichen Darstellung vorliegen, verleiht dem ge-
schriebenen Woru eine hohe erziehliche Bedeutung: Der Unterrichtende ist
nämlich in der Lage, bei fehlerhaftem Lesen auf den Buchstaben verweisen
und dessen richtige Ausspraclie erzwingen zu köiuien.
Auch rntnimmt er aus dem lauten Lesen das Mass des Verständnisses,
das Irr 1 . s, ikU' fiir den Inhalt hat, und besitzt in ihm ein Mittel, auch deo
furchtsamsten ScliüU-r zum Sprechen zu bringen.
Der Leseunterricht hat die reine Aussprache und richt^ Betonung zu
pflegen.
Es ist bekannt, dass die Wiener Bevölkerung die Neigung hat, ei und i
ai wie c auszusprechen (Leim wie Lehm), au wie o (Baum wie Bom), owie u
(vom wie vum), dass sie mauciies versclüuckt und l wie j ausbricht (Sduüe 1
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wie Schuje); bei trenauereni Hören werden noch ;indere Fehler, insbesondere
Endongsfehler zu bemerken sein; allen diesen Fehlem miiss mit Entschieden-
iieit entgegengetreten werden.
Nachdem das Wesen solcher Fehler klar gemacht worden ist, beginnt
die Einübung der richtigen Aussprache; die Laute, Silben, Wörter werden
•TOn einem Schüler allein oder im Chore, stark, schwach, lang (nach Takten
oder Takttheilen) gesprochen und so lange geübt» Ims der richtige Klang ge-
funden imd wiedergegeben wird.
Dabei ist dem Öfl&ien des Mundes (der Lippen und der Zahnreihen),
dem Spiel der Lippen und der Abwdir der übeUüingenden Nasentöne die
'^rawte Au&nerksamkeit zu schenken.
Das Lesestück bietet auch die Grundlage für 6ie Sprechübungen; sie
bei jeder Gelegenheit und in zusammenhängenden Sätzen zu betreiben ohne
viel Hilfe und bei Gewährung der grössten Redefreiheit, ist Gebot für den
Lehrer. Bemerkungen über Inhalt und Form des Gesagten werden ent nach
Schluss der Ausföhnagcn zugelassen und tiagen wieder das Ihrige zur Be-
lebang des Meinungsaustausches bei.
Auch viele S3mtaktische Übungen lassen sich an dem Lesebuche leichter
uid sicherer üben als anderwärts, so z. B. das Fünnchten der Sätze (die Her-
■tiiMniig der geraden Wortfolge), die Verwandlung der Hauptsätze in Neben-
«üie nnd umgekehrt, die directe und indirecte Rede, — und ihre Wirkung
besteht hauptsSchUch in der Weckung des GefShIs fOr die Foim.
Reine Aussprache und richtige Betoaung wird der Lehrer auch an den
Gedächtnisübungen pflegen, die er mit den Sdifilem dmchalmmt» und deren
Vortrag er durch die Anbringung selbslgewälilter Zeichen, die sich auf Be-
toaung, l^ntsen in der Rede und das Zusammenlesen tweier Wörter oder
Zeilen benehen, wesentlkh fScdem bum*).
Sn liditig betriebener Sprech- und Leseunterricht sichert dem Schüler
«dnen fiir seine Verhältnisse hinreichenden Wortschatz, eine reine Aussprache
nnd eine gewisse Redefeitigfceit und Foimenkenntnis und weckt, wenn bei
dem Lesennterrichte auch anf die Besprechung der Form eines Lesestnckes
gebärende Rnckricht genommen worden ist, das VersiSndnis für dne tidi-
tige und sdiöne Darstellung, Dem Lehrer ist der Leseunfenficht besonders
wertvoll, weil er sich so ganz und gar für den Massenunterricht eignet und
ihn der Mühe des vielen Sprechens übeih^
^ Vni weiter mdert nach knnem Gnus der Barsche | und t^mtett 'den' Sudb
rom Fuss.
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Angesichts so vieler Vortheile gebürt dem Leseunterriclit und dem mit
ihm verbundenen Sprechunterricht der oberste Rang unter den auf die
Weckung des Sprachgefühls abzielenden Massnahmen des Lehrers und dem
Lesebuch als der Grundlage für denselben die eingehendste Beachtung aller,
die sich mit dem .Sprachunterrichte beschäftigen.
An den Lehrern liegi es , aus der Zahl der für zulässig erklärte Lese-
bücher das tauglichste zu wählte.
IV.
Die Teetüre vermittelt ihren rredankeninhalt durch Säizo, die Wiederaus
Wörtern bestehen, deren Bedeutung sich aus dem Inhalte leicht und sicher
erkennen lässt; durch einen entsprechenden Wechsel in der Leetüre wird
nicht bloss für die (remnnung eines reichen Wortschatzes, sondern auch für
die Vennittlung der verschiedenen Bedeutung eines und desselben Wortes
Vorsorge getroffen.
Trotzdem reicht die Leetüre nicht zu einer vollständigen und gründüchen
Erfassung der Bedeutung der geleseneu Wörter aus» denn die Wirkung diettf
Übung geht eben mehr in die Breite.
£i8t der Aufsatz führt zur nöthigen Vertiefimg in den Wortinhalt. In-
dem er venu f bedanken und nicht vom Worte ausgeht, nöthigt er den Schrei-
benden, die für die Darstellung desselben erfordniichen Worte zu finden tmd
sie entsprechend auf einander zu beziehen.
Abgesehen vom grosaen Nutzen, den Auüsatzübungen für die geistige
Bildung leisten, zwingen sie zu einem tieferen Eindringen in den Geist der
Sprache und fördern somit das Sprachgefühl in der nachdrücklichsten Wdse.
Zu anem guten Aufsatz gehört dreierlei: Der Gedanke, die Form, und
zwar in einem zweifachen Sinne: a) als Darstellungsform, z. B. die erzäh?
'leode, b) als Disposition, endlich der Ausdruck. Es kann Schulem nicfat
zugemuthet werden, für den Gedankeninhalt aller ihrer Aufsätze sa tOfgCDt
sie leisten mit einer entsprechenden Wiedergabe schon vorhandener Übungs-
Stoffe ganz Bedeutendes. Auch die Feststellung der Fonn (DitpofitioD) darf
ihnen nicht überlassen bleibep, sonst gehen viele von ihnen iire und liefcfa
formlose Arbeiten.
Aber die Pflege des Sinnes für die Disposition kann imd soll nicht aus-
schlieMlich Gegenstand des Aufsatzuntenrichtes sein, weil beim LeseomenidU
dafür auflseroidentlich viel geschehen kann, wovon abrigens sdion die Rede war.
I£ngegeo soll die Auffindung des Ausdruckes möglichst dem Schaler
überlassen bleiben.
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6ir
Das Wichtigste im Aufsatzunterrichte bleibt demnach die Weckung der
Gedanken, und der Förderung eben dieses wesentUchen Tmstandes im be-
leichneten Unterrichte sind die nachfolgenden Ausführungen der Hauptsache
nach gewidaut. Die Übung im Aufsätze kann -eine blosse Wiedeigabe oder
die Abfassung eines ütiea Anf< itzes sein.
AViedergaben stimmen dem Inluüte und Gedankengange nach ant tÖD&Ok
Vorbilde übereiii, und nur die Art der Darstellung weicht bei ihnen von der
des Vorbildes ab: beim freien Aufsatz sind in der Regel Inhalt, Gedanken-
gang und Darstellung das Ergebnis der selbständigen Thatagkeit des SchiUera.
Wiedergaben sind unter anderem die Übertragung eines Gedichtes in die an*
gebundene Rede, die Darstellung einer Er/.ähluiiK' in der Form eines Ge-
«pfSches, die gedrängte und die erweiterte I )ur.stellung ( incr gehörten oder
gdeaenen ErräUong, SdulderuQg oder eines Theiles derselben.
Im giosaen lUiEd ganzen lassen sich aber nicht gar viele Übungen in der
Po cBT Ciinde i u ng an leteHficke knüpfen, und dieser Umstand mag wohl xlie
Vecaabaanng geneten sein, den Bedarf an Stoffon fßr derartige Obungen
ana Bficheni sii decken, die den Sciiäleni nicht augingll^' sind, ivodnxch
man aidi von vornherein sehr groeser 'Vortheile begibt, die mit 'der Anldi-
imng dea Anftatzanterficfates an Leaeatficke naturgemass verkntipft sind. - Die
letz ter e erleichtert nämlich dem Lehrer die Vorarbeiten zum Au&atxe, weil
die nodnveodige Vertiefimg des Gedankenfadialtes schon in der Lcseatunde
«elbst hat stattfinden kaonen, weshalb die I5r jeden Anftata oMiige Stim-
■mng kkfater mid nachdriicUidier als anf anderem Wqge hervorgerufen
weiden kann*
Wenn man das Leaestnck snr Grundlage einesAufrataes ninmit, so hat
der Scfaöter damit schon eine Art Vorbild lur seine Arbeit, das ihm tSsut
AaiaU SprachfiKmen daibieteti ans denen er eine Auswahl von Redewen*
dougen trefien kann*
Diese Vortheile sind nicht gering ansuachlagen, wenn man die nicht
seilen sich bielende Hüflosi^nit der Schfiler beim Anteligen der AofiriUze
bedsokt* Bei dieser G^^^e nh ei t mfige darauf hhigewiesen werdeoi dass es
sich empfiehlt, dmnh den Schdler demselben seitlidi und rimnlich näher
Kegende Stoffs in grösserer Menge, als dies gewöhnfich su geschehen pflegt,
beaibeilen sn lassen.'
Zwei Arten derFormverandenmg seien im Nachfolgenden berficksichtigt':
die Wiedeigabe einea Gedankeninhaltes in gedringfeer imd e rwe i ter t er Dar-
sle&uig. Enrtere Art besteht in der Verdichtung des Inhaltes um den Kern
des Gänsen bei Hinweglassttng aller Nebenumslande, und de ist ein voizng*
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Hches Mittel, die Schüler auf den Untersclued zwischen Haupt- und Neben-
sache aufmerksam zu machen. Heispiele hiezu bieten die J csi bürher. Die
Darstellung des Lebenslaufes BmcdicLs , des Ziegcnhirtleinü ^^der Solen-
lioffT Knabe), des alten Mellinger (Vom Glück), des Sclineiders in Pensa»
liefen bei strengem Festhalten an der Form der I^bensbeschiuibung kuzxe
und formgerechte Arbeiten.
Auch Charakterschilderungen gehören hieher, ein I'eispiol dazu; dieScfaii*
derung der Charaktere der im .. raurhtir" liandehiden Personen.
Die Handlung braucht aber trotz allem Festhalten an einem Gesii hts-
punkte nicht immer um einen Punkt gruppiert zu werden; es können auch
mehrere Sammelpunkte gewählt werden; dann erfolgt eine Zerlegung des
(>anzen in Theile ohne Rücksicht auf Zeit, Ort etc., und gleicbberecbl^
treten mehrere Personen oder Cmstände in den Vordergrund.
Hin lieispiel dieser Art sei gegeben in der Verwendung der Sage von
Gustav Schwab zu folgender Arbeit: Welche Bewegpünde haben JDttdaliif»
Icarus und Minos bei ihren Handlungen geleitet?
Dasselbe Verfahre las9t sich auf den „Geheilten Patienten" axnKIldMk
Auch -Erweitenmgcan verdiqpeii hier bexägUch ihrer Behandlniig dnlger
Worte.
Jeder Aufsatz ist ein logisch zusammenhangendes Ganzes, das sich in
der ungebundenen Rede ruliig ttod lückenlos eatwidwlt, während der Fort-
schritt der Handlung im Gedicht sich öfters sprungweise vollzieht Bei der
Übertragung eines Gedichtes in die Prota ist es nothwend^, diese Lücken
wieder durch entsprechende Übergänge auszufüllen, und das soll auch die
einzige Art der Erweiterung des Gedankeninhaltes sein. Ein besonderes Bei-
spiel dieser Art bietet das bekannte Gedicht „Der Lotse" von Giesebrecht.
Diqse musterhafte Krzähluiig beginnt mit der Entwicklung der Hand*
long« ehe noch die Exposition gegeben wird. Die formgaiadkto DaiHdhing
dieser Erzählung in Prosa beginnt also regelrecht mit der ßqpositioil, dau
folgt die Entwicklung tmd endlich die Folge der HaiwMnng
Die ersten drei Zeilen der „Buigsdiaft" bieten an sich schon eine pradK
tige Gelegenheit an einer Erweiterung, wton man den Begriff Tyiniin eridann
lasst tmd dann erst auf die Handlung übergdit
Viel Eifer zeigen die Schüler auch bei der Arbeit des Übertragne dner
EnSlllang in ein ZwiegeiiMikh. Geipridi swisdien Krieinlnid und üagen
vor dee letsleran Atugang In dan Kring;
^ffaer war niui>on der Wiedetgabe sdum fertiger AnttUie die Redib
und es ist gesagt worden, data sich deren nicht alliuvieie ana dem Letebtdia
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bestreiten lassen. Darum ist der Lehrer darauf angewiesen, auch den firekta
Aufeatz zu pflegen und es zunächst mit kleinen Abhandlungen zu versuchen,
deren Thema in die Form einer Frage gekleidet ist, die der Schüler schrift-
lich zu beantworten hat. Solche Fragen sind z. B.: Wie sieht der Baum im
Wechsel da Jahreszeiten aus? oder: Welchen Nutzen bieten uns die Bäume?
oder: Was «numten die Menschen vom Schlaf? oder: Welche Wandlungen
bat eine Raupe durchzumachen? Jedes dieser Themen ist eincon Lesestücke
entnommen, das vorher besprochen, worden ist.
Dsnmf lisst man Anfsätze folgen, denen gar keine Besprechung und
Anleitung vorangegangen ist. Man kann aber von den Schülern nicht viel
bqjduren: ganz einfache schlichte Berichte, wie sie das alltagliche Leben for-
dert^ lütdteihmgen in Briefform und kleine Geschäftsaufsatze. Es kann aber
licht warn. Gegenstand dieser Zeilen gehoiren, eine eingehende Methode des
Aiifaatmnt emdites dMwilngwt, dam das wurde den Rahmen der im Thema
gestellten Angabe weit ubendneilen; die voanstefaenden Ansliihnmgft& über
diesen T ^nlm' i rhTiigiigrin l iurt haben i^xt^j^^ den Zw<6dc» die Giemen m be^
stnameo, inneifaalb weldier das Spnd^efiU an Volksscfanlen. entwickelt
werden kann, was ohne die Anfuhmng von Beispielen nicht gut möglich ge-
wesen wire.
V.
Bisher ist immer die zusamoBenliingende Rede» wie sie das Lesebuch
und der mandHnhe Veikehr bieten, als die Quelle das %>rad>gefihls be-
aeicfanet worden, und es könnte diese Daitagungwohl den Anschein erwedten,
als gienge die Gewinmmg des Spiacfageföhls ledigEch anf dieser Grandkgo
und dienso kscfat als sicher vor SKaL
Aber sdion ein BHck in die Auftalxhsfte lehrt, dass die SdiOler beim
Umsetzen der eigenen Gedanken in Wort und Schrift wohl weit auseinander
Hegende nnd versdiicden klingende Fonncn dnrch ihrSpradigeffihl zu imter-
scheiden wissen, h ingogen ShnUch küngende Formen häufig verwecfaseki.
Ein Ansemanderisüten der Formen ist aber unbedingt nolliwendig, und
nachdem das Gefühl an und für sich dies« Scheidung nicht zu leisten vermag,
so bleibt dem Lehrer als letales Mittel nur die Hwimnehmig des uberlegten
Denkens üfailg. Aber sdbst dies es Veiiahren kenn nicht sogleich, sondern
erst dann angewendet werden, wenn in dem Schaler dnrch tüditige Einübung
der Foanen das GefOhl für Gesddedit,, Zahl. Fall, Biegung etc. soweit
snMchsit worden ist, dass er eine anf dem GelShl betufaende Vertanscfaung
der Formen Ifli^ht 'w wsun^hiifM ff * imstande isti
WoHta dnLdmr be ispiels w wiB e einen der "zahbeiGhen Fehler gegen den
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richtigen Gebrauch des Falles auf verständnismässige Weise durch Fragen
beheben, so wurde er sich in vielen Fällen achoa. durch die mangelhafte^
Formen der von den Schulem gestdllen Fragen mn dm Erfolg Miner Mäie
betrogen sehen.
Das Einsetzen bestimmter unzweifelhafter Formen, wie sie das Ge»
schlechtswort und das persönliche Fürwort aufweisen, ist empfehlenswecter;
dann folgt wieder auf mechanischem W^;e eine Vertauschung der Formen
auf Grund der gewonnenen Wortieier und endlich die Einsetziu^ des ridi-
tigen Wortes. Es sei an einem Beispiele genigt, wie die Einsetning vor
sich geht.
„Der Knecht erschlug ihn im finstem Hain". Die ähnlichen Formen
„ihn" und „im" wirken verwirrend auf die Schüler. Zunächst sollen die
Fehler der „ihn"-Schreibung behoben werden. l>er Knecht erschlug den
Herrn, (die Frau), (das Kind); das sind Personen; demnadi ist „ihn" ein
personliches Fürwort Es muss mit h geschrieben werden. „Den Heim»
die Fiaa, das Kind" sind vierte Fälle , demnach darf es niciit »»ilun*', son-
dern es muss „ihn** heissen; oder der Fall wird« wenn es rascber geUagen
sollte, durch die Einsetning von ,,mir" oder »dbr", ^^mich*' oder „dich" ent*
sdueden.
Zar KlarsteUung der Wort v er b indung Haine" genügt es, „im" Idar
au stellen. Im Haine (männlich), in der Stadt (welbüdi). Sobald das Ge-
schlechtswort vom Veiiialtniswoxte gelrenntwird, Uiit sidh andi dieser Fdiler.
Solche Übungen lassen sich auf jeder Unteniditsstale anstellen, and ein
Beisidal möge sie veranschaulichen.
Aus: dem Walde, der V^ese, dem Felde,
^ den Wäldern, den Wiesen, den Felden,
Wald, Wiese, Feld,
Wäldern, Wiesen, FUdein,
einem Wälde, meiner Wiese, deinem Felde,
seinem Walde, dieser Wiese, demjenigen Felde,
ihm, ihr, ihm,
dem grünen Walde, der bhuuigen Wiese, dem weiten Felde etc.
Die sichere Einübung der Hegung der Haupt-, Eigenschafts- und Für-
wörter veibuigt dib sdidusten Erfolge.
An die Behandhing des Hatqptwortes reiht sich natmgemass die des
Zelhrortes. Insoweit die Formen desselben nkiit schon -von der Lectüre hst
bekannt sein sollten, mussten sie mügetfaeilt weiden und swar emseln auf des
versdMenen Alterstnfen, später in ihrer GesammlLeit, und es ist die Pflege
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des starken ZeiMrtes ganz besondres ins Auge zu fassen. Die Art, wie sich
diese Übungen gestalten kMen, sei an einem Boqpid ecsichtlith gemacht,
das die besonderen Fonnen, nach den Zeiten geordnet; vorfuhrt ^nd gleich-
leüig anch den hohen Wert dieser Obungen far die Redktsdueibanf dar-
IlMm aoU. DidConIngation des Zeitwortes wird immer in gamen Satsen mid,*
imofem es sich mn den Conjuidiv oder um Zeiten des lodicatirt handelt^
dienichtaUein stehen soUbd, InSalsgeffigea geabt, so s.B» von „empfehlen"
kUgeaäe Formen:
empfeUe, empfiehlst, empfiehlt;
empfiüd, empfohlen, empfehlend;
■ empfehle, empfehlest, empfehte;
empföhle (würde empfehlen) empfiehlt empfehletl
Nidit geringen Wert für die Weckung des SpiachigefiSbls haben die
ÜbongBn in der Woctbildnng. Abgesehen dam», dass elymblagische EiS
ertenmgenvon der Jugend immer gern gehört werden, gewahren sie derselben
emen EänbKck in den Urspmng der Wditer, sowie in Qu» Geschichte, setgen
ihre Verwandtschaft mit andern Wörtern in Form und Bedeutung und geben
die Gesetze an die Hand, nach welchen sie sich gebildet haben und noch
bilden, sowie die mancherfai Emfifisse, die dabei stattgefandcn haben*). Es
wird die. Schüler gewiss freuen, sn vernehmen, dass „Beig" von borgen s&r
ventecken abgeleitet ist, f,H«beige'* Unterstand des Heeres bedenlet, „Biom-
beere*' eigentlich Bnumbeere heissen sollte, Wunde (von winden heilcommend)
die umwundene Vetletsung, die Nadktigatt (diu nahtegale) die in der Nacht
GeDende» d. i Singende, bedeutet
Bei dieser Gelegenheit sei auch, auf die Bedeutung der Mundart auf-
merksam gemacht, deren Heransiehung ein vonsügUches Ifittel ist, fördernd
auf die Rechtschreibung dnzuwiiken. Es wird Schülern vollkommen etn-
lencfaten, die Wörter Gries, hielt mit ie, kühl, Stahl mit h in einer Zeit «i
schreiben, wo man diese lb en Worte im Volksmonde noch wie Grias, hieU
(hialt), kuhel und Stocbel oder Stohel sprechen hört.
Aus den Ausführungeik über den praktisdien Betrieb der SpiacMehra
geht hervor, dass ausser der Übung der.Schfiler im lichtigen Gebrauch der
Sgm^ in Sitsen überhaupt auch die Übung derselben im liditigen Ge-:
brauch dniebier besonders nbungsbednrftiger Wortflocmen gans uneriasslich
ist. Damm ist ^n jeher neben dem Lese- und AufiatnmterrichA ein eigener
Grammatiknnterricht etohergcgangeu , der sich besonders eingehend mit der
■ ' ' f " ■ ii ■ >
•) Siflhe Bauer: Dlt Ldm r. d. WortbiMng. '
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Fofmenlchre beschäftigt und die Lücken auszufüllen hat, die eine andi nock
80 eingehende Pflege des Ixsens und des Aufsatzes zurücklässt.
Weil dieser Sprachunterricht sich nicht immer an da» Leaebach amrhftHMwn
lasst und gewohnlich ein Sprachbuch zu Hilfe nimmt, so wird er von mancher
Seite angefeindet, aber mit Unrecht, denn der Grammatikunterridit aa der
Volksschule ist zur Weckung des Sprachgefühls nothwendig, aber er raam
im Hinblick auf den praktischen Zweck der Volksschule auch darnach be»
trieben werden. Eine wirkliche GtfyJtu droht allerdings dem Sprachunter»
richte dort, wo die Kenntnis der grammatikaUadien Regeln als fast ausschliess-
licher Zweck dt s Tiiterrichtes in der Muttersprache hingetteUt wird und eine
peinlich genaue Wort- und Satamüyse die Krone des ganien Unterrichtes
bildet.
Nun ist die Satzanalyse geirisB auch heute noch ein ganz gutes Mittel
für die logische Schulung, vorausgesetzt, dass sie eidl ■& das klar und deut-
lich Bestimmbare hält, aber dieser Zweck kommt erst in zweiser Linie in Be-
tracht;*) die Wortanalyse tragt aber zur Weckung des Sprachgeffihls nicht
soviel bei, als dass ihm fost amscfahessUche Übung damit gcrecfatleftigt
«erden hönnte.
Denn alle Bestrebungen des Lehrers sollen zunächst dahin «bsieten, den
Scfanlem die Sprache ihres Volkes in Wort und Schrift ventandüdi n
machen und sie zum mundüchen und sdiriftfichen Gedankenansdrack an be-
fiOdgen«
Lanfies und haufltges Anaiysiecen aber stampft ab, eizeogt Brüter und
Grubler, die ängstlich an den Formen henanlappen, sich nidits sn schreiben
getrauen imd in der Folge alle Lust und Liebe an der Motlenpiaäie ver-
lieren, Tom Schaden ^ur nicht -su leden, den dieser UnterridU in Besag wd
einen andern Hauptsweck des Sprachunteitidites, den sachlichen , . anrichtet,
insofern er die Zeit für den letsteren ungebBifich vetringert Unter soklaen
Umstanden ist es begreifüch, dass mancher Lehrer skh mit Entschiedeahsit
gegen eine Richtung kehrt, die man die gnumnatisierende nennt, nnd' ihr
jeden Boden entzogen wissen will.
Die ausgeddinte Pflege dieser Richtung ist aber ebensowenig doicih
die Benntaung eines Spradiboches an sich, als wie dordi die ATitPiiitaiinff
des Lesebuches zu spradumterrichtttchen Zwecken bedingt, sondern hat ihren
Grund lediglich in der Veikenmng der Aii%ad>e, die dem SpuBdunteniclile
*) Die Jmuhi lingMium (Sprachpforte) det Cdmenln* stdlt drdZwedce liestt Lden'
rein praktitehca, a. den fomalen, 3. dia «u^BdMa (mleiisUaX
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in der Volksschule gestellt ist, und die in erster und letzter Linie doch nur
im richtigen Gebrauch der Sprache zu suchen ist, der ohne sachliches Ver»
standnis einfach nicht möglich ist.
Das Sprachbuch leistet dem Leiirar und Schüler vorzä|^iche Dionste,
aber es rauss immer Hilfsbuch bleiben und somit Stutze, aber nicht Grund-
lage des Grammatikunterrichtes sein, der sich sonst ins Unendlidie vertiert,
und das Bestreben, auf dem kürzesten Wege Fehler gegen den richtigen
Gebrauch der Sprache abzuschaffen, soU ()er den Grammatikunterricht Utende
Gedanke des Lehrers sein.
Wir leben in einer Zeit, wo Mangel an Sprachgefühl zum guten Ton.
gehört und öffentliche Kundmachungen, Grabschriften, Parten, Theaterzettel
die heutige Sprachverderbnis deutlich vor Augen fuhren*).
Unter diesen Vm ständen ist ein gediegener Sprachunterricht in der
Schule doppelt notlnvend^f, und die Weckung des Sprachgefühls ist seine
gan2 besondere Aufgabe.
]^ ist in den vorliegenden Zeilen versucht worden, Anleitun^;en för il^re'
Losung i^.gttbeii, us4 die leifeendeii Gedanken bei -^^teMr Arbeit mögen, knn:
fluummengefaMt, nooh einmal zum Auadmck kommen«-
Thesen.
Om SpraAssAU iit.' flidit sagsboiesi 0i ewltftiht dvdi das ZMSSMMBWknii
zweier Umstlndt, Ton denen einer der dem KMe angeborene Sprsditrieb, der andere
aber die absichtliche oder unabsichtliche fiedaflastuig der Sprsdie des Kindes durch
seine Umgebung ist.
Die Wtekung des Getttls ttr die Schriftspradie bei T mi%1i A d« Uatenidit so.
bosMgsn» Die dsiMf nlxicleRdes bese edcrm Otanges ktaMii> Jedoch MV vmSpcidi*
unterrichte i;ef<>rdert und geleistet werden. Diese Übungen knftfrfiai Sich vonrflgUA W
das I.c i ' iich. Dasselbe soll insltesinulrre folgende drei F'ordernngen erfüllen:
a; Der Ccdankeninhalt seiner Lt-scstucke inius wertvoll und dem Geiste des Kindes
zusagend seta; Biuchstucke sind zu vermeiden;
b) die Onslsllw««« Mflssaa bei aiaglldMtirVenMiding derFreMiwdtter sprsch^
riditi^ gesdniefaen sda«
c) endlich ist jede Eintönigkeit des Stiles zu vermeiden.
Mit dem Lesen sind Sprech- und Freiscbreibttbungen verbinden. Letztere sind
besonders geeignet, das Sprachgefühl zu weciten.
A«di firde AaMtae dad Ui d« Sctad» m pflegen.
Die fipTMUdmiat sw Wedomg des GcllUei fer die Pom UMnlbekrlidi; «her
de eiHlk dtee Aaljesbe aar« vwa sie piddiadk betrieboa «M.
*) Hunde sind in diesen Garten an der Leine m führen (drinnen Itöiinen sie frd
houMlsaCui). Die lUi^ dnd im Laafe des Fvdtag (das ist das Penoa) absaholea.
Fraas Girtneri BlnBieB«doa.
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Die scbenuuüche WorUuuüyse ist flir die Wcckuog des i>prachj;e<uhls weniger be-
DcrSptMhmitmidit, der mf GnmdlaK« tun Mnsteibdqiidai tu ertk«0«ii iil^.vinl
. durch Sprachbuch er wesentittdl gefördert.
Dis Sprachbach muss fUr die Sdiflkr gesdMebcn waA mk viilom «ad tnfflt^cB
Übuagsbeispielen versehen sein.
Mögen die vortiegenden Ausfnhnmgen, die einer langjähxigen FftuQS.an
derVoDmcSinle entsprungen sind, unbeschadet der gesetslichenVocschiiften.
deren Einhaltung als selbstverständlich vorausgesetzt wird, insbesondere jungen
Idehrem ein^ngeneig IQr den Weg sein, der sie aUodings nicht öhneMuhe,
aber ^cher zum Ziele fuhrt Dieses Ziel aber ist <Be Einreibung des Sprach-
gefShls. *
Debatte.
In der Debatte hob suaächst Herr fi.-D. Binstorfer den Unteräclucd zwischen
„SprachgeflUil** uod „^^nchbemuMselii** Iwrvor ud flOute ans, dm „SpiuLtigeAU'*
ia dieMm Ftlle dn s« «dt fdMader BegfUT td, n >d kk« es sldi hier av «a das
%fMllceftkl für den richtig«! Gebrauch der Schriftsprache handle. Auch HcfT BL*L.
Frank bespricht den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen und kommt tu dem
Schlüsse, das« es statt ,,Sprachgefiihl" hier richtig heib^en könne „Fähigkeit zum rich-
tigen Gebrauche der Schrifuprache". Herr Ü.-L. Jordan meint, dass die Schule, die
die Eniehang des Volkes leben soll, sich eidit nf efai SprsdibewassHdn, soodeni aar
eaf das SpradigsMU stttsea lUlime^ wttread Heir B.>D. Binstorfer herTOthebc, dass
die erwähnten BegcWe sidi idoht trennen lasaen, «dl der eine eine de» a n d ern
denkbar sei.
Betreffs der au das Lesebuch gestellten Forderungen fährt Herr B.-D. Binstorfer
ans, dass BmchatBek* ftberiwapt, besondan aber-BkidMIdtt dtawetiirher DMUMBga
anf der Oberstafe nidit an vemeiden sein «erden, dees am Itmer «ndi der Wt wm i
Wörter, so lange sie im prakttschsn Leben vorkommen, nicht weide ttwstlien fcOaMn.
Er fasst seine weiteren Aiisfiihningon schli«'ss!ich in folgender Wci^e rusammen:
Die zielbcwusstc Weckung des Sitrachgefühls hat es mit dem Sprachgefühle
im Sinne des GefUhles für den richtigen Gebrauch der Schriftsprache m thua.
Anf die Wedrang des SpnchgsHUB in dieeeai Sine ist' im aBgeadaai im
gesanunten Unterridite immer und Aberall gel^rcnd Ridtsid» su nehmen.
Die im besonderen hierauf abzielendm Übungen fallen jedoch natur^cmäss
ausschliesslich in den Bereich des ci<^'etulichen Spra c hunterrichtes und sind soweit
als möglich an das Lesebuch anzuknupten.
Die alltiiiiflite nnd beste Gdcgenhcit, das S^ntAgdUd nndi den vnss^ie*
denen Richtiingew Un an «edten nnd an entwioheln, aewie andi die bereita voi^
handene Kräftigkeit desselben zn erproben, bieten die Obungen im mandlicben nnd
schriftlichen (»edankenausdnickc. Es ist deshalb denselben im Unterricble ein nrilf»'
liehst breiter Kaum zu gewähren.
Insbesondere soll diejenige Form des Gedankenansdmckes, die wegen flocr
Bnfildhdt veifaaitniflniisdg nar «enlg Zdt in Anspradi tSmailt and dem Sdiller
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nur geringe Schwierigkeiten bereitet, dabei aber doch ausserordentlich bildend Ist,
Dämlich die mOndliche, während der ganzen Schulzeit des Kindes avf das eifrigste
ICpflcfl w^eideii«
Die Sprachlehre ist zur Wedtnag dfs Gefühles für die Form uneatbdiriidi;
aber sie erfüllt diese Aufgabe mir, wenn .sie praktisch lictriehen wird.
Die grammatische Analyse ist für liie Weckung des Sprachgefuiils belangloh-.
Die Entwicklung des Spracbgefilhb kann durch Spracbbücher wesentlich ge-
ftnlcrt wenlcM.
Sollen dieseltMn aber diesem Zweeiw enlapiedicii, so nttsscn sie der Hanpt-
Sache nach Übungsbücher sein, und zwar aollen sie passende Stoffe, insbesondere
solche enthalten, welche i. zur Weckung und Kräftigung des Sprachgefühls über-
haupt noihwendig und welche z. so beschaffen sind, da^s sie sich ihrer Natur nach
Imi dts von Lei etM chg IktUi Gsliotene in genug ausgiebigem Masse aascMiesseü lassen,
Herr B.«D. SimoD hebl den bohen Weit der Satsaaa^ bervor nad bedaaer^
dass in unseren Volksschulen infolge zu grosser Rttcksidttnahaie «af die Mittelschule
hinfig viel zu viel Wortanalyse betrieben wird.
Betreflfs der Spracbbücher und deren Verwendung fuhrt Herr B.-L. Frank an, dass
sie sidi sn wenig an das Lesebuch anschliessen. Herr B.-D. Simon verlangt, dass das
Sptacbbaeb Ar den SdiOIer gesdwiebea sei* Er bllt et Vberbaapt aicbt ftr swecfc-
massig, dass Leitftden, die alle mfigllcbea Ze^^liedemagen fOr die Haad des Ldirecs
enthalten, in Verwendung 'Kommen; die Benützung derselben sei 7war bequem, fördere
aber die selbständige methodische Bildung des r>ehrers nur wenig. Herr B.-D. liins-
torfcr erwidert, man könne wohl verlangen, dass sich die Spracbbücher an die Lese-
bftdier fa»% aaschligsten, dfirf» aber doeh bi dieser Fotderaag aldit sei weit feben, su
veriangen, dask sie einem eiasigea Lesebudte sososagea «nf den Leib geschrieben seien,
weil dadurch die Freiheit der Methode beeinträchtigt würde. Herr B.-L. Frank erklärt,
auch für die grösstmögliche Freiheit der Methode zu sein; er würde sogar wünschen
— woin dies überhaupt thunlicb wäre, liass jeder Lehrer sich sein Lesebuch und das
dazQ passende Spia^bacb selbst schreiben könnte.
Der Herr Vortrageade erfcüite sieb in seinem Scbiassworte mit den im Laafe
der Debatte gewflnschten Änderungen einverstanden, weil er sie im Interesse derSecbe,
der sielbeat matten Wecknng des Sprach gef Ibis, gestellt findet.
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V.
Der Anschauungsunterricht in Tlieoorie und
Praxis. ' ,
Voiigetngtii wok &, Febnur 1897 ron Kail Spomiikk.
Uber die Stellung und die Aufgaben des Anschauungsuin. rrichtes ist
scheinbar fast zuviel schon gesprochen, gesclirieben und debattiert worden.
Man sollte glauben, dieses ( u luet habe seine Fehdezeit überstanden und sei
endhch soweit abgeklfirt worden, dass neuerdings eine Reform Über den
Anschauungsunterricht als zwecklos hingestellt werden müsste.
Die Begeisterung, mit welcher einst die Idre des Anschauungsunter-
richtes aufgenommen wurde, scheint ganz vi rl<jrt n gegangen zu sein. D»»'
schwachen Effecte, die noch hie und da auftauchen, sind gleichsam das
letzte leise Ausklingen jener glücklichen Zeit, wo das Schlagwort „Anschauungs-
unterricht" die (iemüther in feurige Erregung und freudige Bewegung setzte.
Heutzutage dürfte es wohl nicht mehr möglich sein, den Enthusiasmus von
damals neu anzufachen und die schönen Ideen über den Gegenstand frisch
zu beleben. Die gegenwärtige Zeit mit ihren maimigfKlien socialen Problemen
und r,» gcnsatzen ist auch gar nicht dazu angethan, einer günstigen Ent-
wicklung der Sache forderlich zu sein. Aber gerade dieser Umstand bedingt die
Nothwendigkeit, das Ersiehlingsfeld und das Gebiet des Unterrichtes von
allen störenden KinflüsscD zu bewahren und zu schützen. Schule und Haus,
überhaupt alle FactOKn, welche dazu berufen sind, für eine eniehliche Ent-
wicklung und einen gedeihlichen Untenicht unserer Jugend zu sorgen, sind
dafür zu interessieren, alles daran zu setzen» was eine glückhche und zu*
friedene Zukunft unserer heranwachsenden Generation sichern könne. Der
richtige Betrieb des Anschauungsunterrichtes ist das erste und wichtigste
Mittel beim anfanglichen Untenichte, mit welchem die £ireichuiig dieses
ertiabenen Zieles vorbereitet werden soll.
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J9 _
Das edle Ziel, nui h welchem dk' Erziehung und der L'nturricht iuuiier
streben soll, ist in der naturgemässcn und harmonischen Entfaltung aller
Kräfte des kindlichen Seelenlebens zu suchen. Dit s ist schon eine alte,
durch Tradition von Geschlecht zu Geschlecht überkuumiene I ordeam^,
welche durch keine bessere ersetzt werden kann. Die Wege nacli dem
Ziele sind verschieden und oft dornenvoll und niaunigfach verschlungen.
Schon viele haben sich darauf verirrt und mit ihrem l.rziehungswcrk Schiff-
bruch gelitten. P'inc einheitUche Nom\ oder feste vSchablone, nach welcher
erzogen oder unterrichtet werden soll, gibt es nicht. Es bleibt dabei immer
dem per.söulichen (ieschick, dem feinen pädagugi.schen Takt, der klugen
Einsicht des Erziehers oder der Erzieherin überlassen, in jedem einzelnen
Falle unter den vielen Mitteln die richtigen zu wählen und anzuwenden.
Darin aber liegt das künstlerische Moment in der Erziehung und im Unter-
richte und zugleich die hohe Mission und ungemein grosse Verantwortung,
weiche der Beruf dem Erzieher aufcrlt gt.
Auf dem Gebiete des Anschauungsunterrichtes haben unsere hervor-
ragendsten Pädagogen von Baco und Comeinus angetangcn bis ht rauf in
die Gegenwart ihre grossen und erhabenen Gi ilaaken in ausführlichen Schriften
niedeiT^elegt und sich damit unvergänglichen Ruhm gesichert. Sie setzten
mit ihren neuen grossen Ideen die ganze pädagogische Welt in Erstaunen
und Bewegung und schufen neue Bahnen dem Erziehungs- und Unterrichts-
wesen. Viele Theoretiker und Praktiker unter den Pädagot^en schlössen
sich den Geistesheroen an und waren eifrig bestrebt, neue Hausteine zu dem
Gebäude des Anschauungsunterrichtes herbeizutragen und daran /u befestigen.
Bei dieser Arbeit wurden die (redanken erweitert, vertieft und oft zweck-
entsprechend umgestaltet. Auf diese Weise bildeten sich im Anschauungs-
unterrichte verschiedene Richtungen heraus, wovon jede ihre wannen Ver-
treter hatte, welche mit glühendem Eifer für die Richtigkeit ihrer Ideen ein-
traten. Die einen erblickten im Anschauungsunterrichte ein vorzügliches
Mittel für die Sprachbildung, nach der Meinimg anderer dagegen sollte der-
ttSbt wieder die Gnmdlage bilden, worauf der künftige Kcalunterricht auf-
zubauen habe, andere wieder versuchten den Gegenstand der sittlich -religiöfea
Bildung dienstbar xtx madien und noch andere raeinten durch die Concen-
tiation das ("rruppienisg^roblem zu lösen. So entstanden der fonnale und
reale, der sittlich-religiöse und concentrische .Vnschauungsnateixicht. Dabd
blieb man jedoch nicht stehen. Die einzelnen Richtungen schienen den
BedurfiuBsen der kindlichen Individualität nicht zu entsprechen, und es wurde
eifrig weiter geforscht, umgestaltet^ combiniert und variiert und so eine Rcifae
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toa NebcDr «ncl Seitenrichtongen geschafEte. Em «Me «oUl m weit fuhren,
die J&MdEiong jeder dieser Kiditungen hier xuTeifo^^ und auf die Tendenz
d«Bdbai nSher dnzugehen. Vidm^ cm pfi eMt a sich, die gegenwärtige
Situation auf dem Gebiete des Ansdianirngsunterridites in kunsen Worten xb
streifen und zu beleuchten.
Bekanntlich sind es vorwiegend zwei Richtungen, welche schon lange um
das Vorrecht der Herrschaft streiten : die reale und die kategorienartige oder —
wie sie nach ihren Schöpfern und bewährten Vertretern auch noch benannt
werden — die Denzel'sche und die Grassinann'sche Richtung.*)
l^er Anschaiiunu'suiurrrii hl nach Denzel, welcher nach sachlichen Üb-
jectsgrujipen geordnet und zusamniengestcllt ist, hat in seiner Fomi etwas
Bestechendes und Verhickendes und wird namentlich v^n Anfängern im
Klementaruntcrrichte geni gewählt u< rden. Der Unterricht im Sinne Grass-
nianns dagegen, welcher nach formalen Kategorien gegliedert ist, erscheint
trocken, dem kindlichen Gemüthe wenig zusagend. Derselbe stellt auch an
die ]ni(lai;ugische TüchtiL'keit des Lehrers in technischer Hinsicht mehr An-
forderungen als irgend ein anderer (jegensiand im Unterrichte, weil es dem
einsichtsvollen Ermessen des Lehrers überlassen werden muss, den Stoff der
kindlichen Fassungskraft und den örllii hcn X'erhältnissen entsprechend zu
wählen, richtig umzugestalten und zu ordnen. JJanüt soll jedticii keine^?falls
gesagt sein, dass nicht auch in anderen Fällen für die Wahl und geschickte
Anordnung des Stoffes gesorgt werden müsse. Die Arbeit hiefür wird
dagegen wesentlich erleichtert durch die reichlicheren Mittel, welche für diesen
Zweck /.XI Gebote stehen. Ein passendes Werk nach Grassmanns Ideen,
welches eine willkommene Hilfe im Unterrichte bieten könnte, gibt es leider
nicht So schön und ausgezeichnet die Gedanken suid, welche Grassmann
selbst in seiner „Anleitung zu Denk- und Sprachülningen" niedergelegt hat,
und worüber die bedeutendsten Pädagogen wie hirsu rweg und i >ittes wieder-
holt ihre Anerkennung ausgesprochen haben, so wenig glückte dem \ ertasser
die praktische Durchführung seiner Ideen. In der guten Absicht, die Sache
ja reciit gründlich und ausführlich zu betreiben , verliert Grassmann den
gesunden Boden, \ erirrt sich dabei vielfach in Abstractionen und so hohe,
den geistigen Bedürfnissen eines sechsjährigen Knides weit entlegene Sphären,
dass ein ganz vortreff licher und erfahnmgskundiger Praktiker dazu gehört,
um dem Gegenstand einigermassen gute Erfolge abgewinnen zu können.
*) Siehe die dicsbetttgUdieii Avftiliedtitber im ,4*fd^otiseiien JaMweh", J«kr>
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Diesem Umstaiuic ist es wohl auch zuzuschreiben, dass die Ideen Grassmanns
nicht die ervvünscliic Verbreitung erlangt haben und sein Werk trotz des
ehrenden Lobes, welches der grosse Diesterweg demselben zollte, den er-
hofften Anklang nicht gefunden hatte. So ist die Grassmann'sche Richtung
für den Lehrer immer mehr oder weniger verschlossen geblieben, und diese
geringe Zugänglichkeit bnngt es auch mit sich, dass die Zahl der Denzelianer
den Anhängern Grassmanns weit überlegen ist.
Noch eine andere Thatsache scheint zu Gunsten der rLalen Richtung
zu sprechen oder dürür zumindest für manche iiichi ganz ohne Einfluss und
Bedeutung seui , wenn es sich darum liandelt, eine iüUscheidung nach der
einen oder anderen Richtung zu treffen. Dieser begünstigende l instand
Hegt in dem grösseren Fond von Mitteln, worüber die reale Richtung ver-
fügen kann. Den Vertretern Denzels steht eine ansehnliche und oft vor-
treffliche Literatur zu (lebote. Wie xiel Schönes und (lUtes haben die
Pädagogen in iliren Schriften nied< rgelegt und nüt welch grossem Bienen-
fleiss Material in Hülle und Fülle zusammengetragen ! Wie angenehm, an-
ziehend und schön lesen sich darin die Behandlungen und Beschreibungen
über das Leben auf" dem Felde und im Walde, über das L'reiben der Thiere
und über alles, was da lebt und w^ebt in der Natur! Dazu ist oft der Stof?
in Lectionen abgelheilt, nach sch<">ner Disposition gegliedert, in Musterfragen
aufgelöst etc. Die glänzende 1 onn muss der Sache förderlich sein und kann
ihr keineswegs zum Vorwurfe gemacht werden. Diese Richtung hat es ver-
banden zu fascinieren und, wenn der Ausdruck gestattet ist, Reclame za
machen, wohl eine Reclame im edlen Sinne und gutem Interesse für dift
Ideen und ohne speculative egoistische Bestrebungen. Die veiianglichen
Farben und das strahlende Licht, Licht, in welches die Gedanken gehüllt
sindy muHten die (Temudier gefangen ndunen und fesseln und auch alle die
eminnen und bekehren, welche in ihrer naiven Erfahrungsunkundigkeil nodi
ttOKhlüssig waren und zweifelten, wohin sie sich wenden sollen«
Es handelt sich nun danim, welche von beiden i<ichtungen soll im
Unterrichte eingeschlagen werden; soUen die Pnncipien Denzels verfolgt oder
die Grassmann'schen Ideen bevoRUgt werden.^ Bevor auf die Beantwortung
dieser Frage eingegangen werden soll, ist es wohl angezeigt und am Plata^
einen Blick darauf zu werfen, wie es denn mit den Erfolgen im Anschauunga«
umenichte steht Man hat dieselben immer stark mit der Persönlichkeit des
Lehrers in Zusammenhang gebracht, und der Satz hat gewiss sehr viel für
sich, dass die tüchtige Persönlichkeit des Lehrm (der Lehrerin) die sichente
Garantie fat das Oe|isgeo crwehücher und imtenicfatMcfaer Bestrebungen sei
JaMMk 4. Wm. rU. Ow. >I»7> ^
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Dieser Satz hat axiome Kraft, und wenn derselbe schon fiir den Unterncht
im allgemeinen eine hohe Geltung besitzt, so hat er unbestritten für den
Elementarlehrer eine ganz speciellc Bedeutung und Wichtigkeit. Wer die
vielen oft unberechenbaren Sciiwierigkeilen der Klemcntarclasse kennt, wer
die hohe Bedeutung des Elementarunterrichtes in ihren ganzen Tragweiten
erfassen und die grundlegende Arbeit auf dieser Stufe ermessen kann, der
wird wohl auch zugeben müssen, dass sich für dieses Feld, soll die Arbeit
wirkhch von Nutzen und wahrhaft segenbringend sein, nur eine Persönlich-
keit von ganz besonderer Fähigkeit dazu eignet. Personen, welche das
Zeug und Geschick vom Hause aus besitzen, welche sozusagen geborene
Flementarlehrer sind, eignen sich hiefür ganz besonders. Da nun nicht jeder
Lehrer den Beglaubigungssrhein beibringen kann . durch ein ghickliches
Schicksal für die elennMil irunternchtUche Sendung prädestiniert und dazu
berufen zu sein, so sollte man doch nie davon abgehen, für diese Stufe nur
tüchtig geschulte, erfahrene und erprobte Personen zu verwenden. Wenn
dieselben dazu noch verheiratet sind und selbst Kinder be'^itzcn, an welchen
sie ihre psvrhol«>gis<-he Tüchtigkeit erproben, so können die Ergebnisse ihrer
Beobachtung \on ungemein grossem Werte für ihre berutliche Thätigkeii
werden. Em tiefes N'erständnis für die Vorgänge der Kinderseele, ein
frischer, jugendhcher, leicht empfänglicher Sinn, ein frohes (iemüih und
warme Begeisterung für die edle Sache sind fn- einen tüchtigen Elementar-
lehrer (Elementarl- hrerin) unerlässlich, wenn er den Platz, welchen er ein-
nimmt, voll und ganz behaupten will. Derselbe strebe nach ehrlichen, ge-
sunden und dauernden Erfolgen und hüte sich vor Etfecthaschereien und
dem Paradieren mit den Kleinen. Solches Geflunkerwerk, welches gewöhn-
lich auf Kosten der Mehrzahl der Kinder rait den Begabteren in Scene
gesetzt wird, taugt nicht für den natürlichen Betrieb des Anschauungs-
unterrichtes, überhaupt nicht für die Elemratarclasse, und bringt bei writen
mehr Schaden als Nutzen.
Die erziehlichen Zwecke, weldie der Anschauungsunterricht verfolgen
soll, werden leider noch immer nngenugend gewürdigt. Maa anericennt und
beachtet viel zu wenig die natorwisaenachaftUchen Forschungen, namentlich
auf physiologischem Gebiete, man weiss die Ergebinsse genauer langjähriger
Beobachtungen der Vorgänge im kindlichen Seelenleben nicht nach ihrem
wahren Werte zu schätzen und zu beurtheilen. Auch der Vorzug der durdi
Erfahntng gewonnenen Errungenschaften gegenüber specolaliver Unter-
nehmungen wird noch häufig verkannt. Desgleichen schenkt man in der
Erziehung und beim Unterrichte den bestehenden socialen VeilialtniseeB nd
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zu wenig Aufmerksamkeit, ignoriert geradezu dieselben, und daher kommt es
dann, nach alledem was gesagt wurde, dass die ecliten Krtolge ausbleiben
und das, was wirklich erreiclit wird, oft nichts anderes als voräbergehendc
Scheinerfolge sind.
In Bezug der Prindpienfrage, ob nach Denzels Manier oder im Sinao
Grassmanns unterrichtet werden soll, neigen die besonnenen und erfahrenen
Elementarlehrer der Ansicht zu, dass die Frage darüber nnr durch eine
geschickte Verbindung beider Richtungen gelöst werden könne. Mit einem
ieai*formalen (real-kategorienartigen) Anschauungsunterricht durfte auch eine
meckentq>rechende Lösung gefunden sein. Doch gibt es auch hier Fanatiker»
welche so sehr in ihre Ideen eingelebt und verbissen sind, dass sie von
einer Venpuckang nichts wissen wollen. Bei diesen scheitern alle Be-
kehniBgsversuche, und es wire eine veigebliche Mühe, dieselben für die
bessere Erioenntnis gewinnen zu wollen. Jedenfalls verdienen die Ideen
Grassnanns viel mehr gewürdigt und berücksichtigt la «reiden, ate diei
bisher geschehen ist.
£■ «erden immer eine Reihe von An%aben hingeelsilt, welche der
A nwAail i u igsunterricht zu erfüllen hat:
Er soU die Sinne üben, klare und deutliche VonteUungeii Inlden, zum
ridiftigen Denken hinfuhren, auf- richtige BegrifEibildung achten» der Sprach*
bitdnng die ndthige AufoierksamkeiC snweiidea, das Gemüth veieddn elc.
Bamit jedoch derAnschamnigsimtenidit seine Aufgaben erfSUen könne,
HiiiswMi aodi folgende Fkagen in Erwägnng gesogen werden:
Wo bat der AnschanungMiitenicfat einnuetien, damit durch ihn das
Problem einer geschickten Yerbiadong s#ischen Familien* «nd SchoUeben
gel6tt weide, und welche von der ihm beigemessenen Anfgaben Ist am
meisten an betonen und mit den philologischen und physiologiBchen
F or ach u ngen der neneeten Zeit am besten in KinMang su bringen?
Für die Ifisong der eisten Frage ist es nolhwendig, dass sich der
jjehiergeaaq eciemiere, wie weit die ihm anvertrauten Kinder in der geistigen
£ht«icklimg bcieita gediehen mid voigesdnittea sind. Wie der BUdhaner
genan die /Grute des Steines, dessen Härte, Stmctar nnd Beaibeitungsfiliigkeit
kennen mnss, um darnach die WbU seiner Weikseage einnaiichten, so ist
«es fSr aOe, wddbe zu eradien und zu unterrichten berufen sind, ganz und
^ff merüsilich, daas sie den Gedankenkreis ihier Zöglinge efforschen, damit
4ie BUdong detaeOyea nicht in ein sinn* mid awvddoees, naturwidriges £<•
{»eriowntieren ansaite. Für' die Eniehmig des Kindef ist es gewiss nicht
«ineilei, «o nnd wie es die ersten sechs Jahre seines Daseins ngebiaeht
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}iat. Seine Individualität wird durch manniglac he Verhältnisse und Um-
stände beeinflusst, und es kann dabei sicher nicht gleichgiltig sein, ob da*
Kind in der Stadt oder im Dorfe, in der Ebene oder im Gebirge, am Meere
oder in der Steppe, ob dasselbe unter gebildeten oder indifferenten Meoschea
aufgewachsen ist.
In neuerer Zeit wurden an vielen Orten psychologisch-suiüstische Zu-
sammenstellungen gemacht. Erhebungen in dieser Hiubicht wurden unter
anderem in Berlin, Jena, Plauen, besonders gewissenhaft in Annaberg im Erz-
gebirge uepflogen, und Dr. Ilartmann hat in seinem Buche über die Analyse
des kiiullu lien Gedankenkreises" die interessanten Ergebnisse derselben
zusammengestellt. Die Arbeit verdient beachtet und i^elescn zu wurden,
"^'ie derselben zu entnehmen ist, bezogen sich die rntersucliungen zunächüi
auf Naturobjccte und Naturereignisse, auf Plätze, Strassen und Gebäude der
Stadt, auf Verhältnisse des Menschenlebens etc. Dabei zeigte sich, dass
gewisse X'orstellungen und V« »rstcUun^sniassen liäufiger, andere dagegen
seltener auftreten, und dass diese 1- rsi heiiuiDi,' immer mit bestimmten con-
stanten Verhältnissen des <Jrtes, an welchem die Erhebungen vorgenonmien
wurden, innig zusammenhängt. Wie der \'erfasser selbst zugibt, sind der-
artige Zusammenstellungen mit grossen S« hwicrigkeiten verbunden, imd es
gehört grosse Routine in der Fragestellung, im Verkehre mit den Kleinen,
überhaupt dazu, wenn diese Versuche verlässliche Daten ergeben sollen.
Wie ungemein schwierig ist es, anfangs von zaghaften, scheuen und
ängstlichen Kindern überhaupt etwas zu erfahren, und wie schwer lassen sich
wieder die Angaben anderer auf ihren wahren Wert prüfen 1 Immerhin aber
können eine grössere Anzahl solcher Analysen, wenn sie allmählich, vor-
4idilig und mit Ausdauer durchgeführt werden, für die Bcurtheilung der kind-
Kchen Individualität , für die anfängliche Wahl und Aneignung des Stoffes
im Unterriclite wertvoU sdlk Sowohl die Erhebungen in BerHn, welche für
^-die Wiener Verhältlutte das meiste Interesse haben dürften, als auch die
Untersuchungen an anderen grdsfleren deutschen Orten ergaben leider lecbt
ungünstige Resultate und zeigten, wie veifaiUtBisiiiWg vOcsteUiiii0iuiii die
Kinder zur Schule kommen.
Bei diesen Versuchen blieb man jedoch nicht stehen. Um die Fat-
Rehungen ja recht gründlich zu betreiben und tich ein klara^ tmlMaeBde»
Bild ober die kindliche Entwicklung in den ersten Jahren zu verschaffen und
aUes.ca ttSthnn, .was die individuellen Eigenheiten der Zöglinge < rklären lässt^
wandte man sich um Unterstütvoiif dieser Sache MIK die EUem. Man glaubte,,
.^orch deiea Angaben waUkonApene Aufklärangen n eriangea» die .diiakka
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Momente der EriidNUigen aufeuhellen und die venneintlich lückenhaftem
Analysen ni erganzen. So entstanden die „Kltemfragen". Dieselben be*-
nogen sich auf die leibliche Entwicklung des Kindes,. auf dessen VorsteUungS-«
Crefuhls- und WiUenslcben. Das Verdienst, die Eltemfiragoi neuerdings
vieder. stark angeregt zu haben, gebürt Konrad Schubert, einem Mitglieds
des pädagogischen Universitäts-Seminars in Jena. Derselbe hält die Hart-
mann'sche Analyse für munlinglich, weil dieselbe einseitig und zu intellectu-
alistisch ist. Er meint gut richtig, dass das sechsjährige Kind bisher nicht
bloss gewisse Vorstellungen aufgenommen, sondern auch auf dem Gebiete
des Gefühls- und Willensleben eine Entwickhtng hinter sich habe, welche bei
der Beurtheilung der Individualität beachtet werden müsse. Durch Fragen
0A:die Kinder lässt sich hier noch weiBger feststellen als bei der Analyse,
ebensowenig cUlzth Situationen, in welche man vielleicht anfangs die KindK-
bringen könnte, um dadurch eimehie Zu^ aas dem Gefähb- mul WUentt*
ktbeok dar Kleinen zu erlauschen. k.
So adiwisrig die Anfirteihmg piychologisch-itiUietisdier Zrisammini^
•tethmyn ist, so-lencbliet doch ein, dass dtcadben vonfigüch geeignet sein
kSmun, den Weg sa aeigen, «ekfaen der •Untenicbt, namentlidi der cte
SchühnHwricht, mid das soll ja der Aiiscfaammgsantwfricht Bern, xa nehnea
habe» Bei der Ansaifwitniig eines Txiiiplsni b €ber don A nff I w i w i f i gf^ intet^
wM wkd. man vor allem Bedacht aehmen mteen, dasi die g eie tigc Sphani»
ift «elclMr das birinr gelabt hat, anEi^ dieselbe bleibe.
DesKindei «fentliche Attieit, Imwot ee soT'SclMk lUNunt, ist.daeSindl.
Wie tmendKch liel lemt des Kind im Spiefe imd durch das Spideol Keu»
WkmM». in seinem spiteren Leben ist imSfande, dasselbe amegendsrnDd iafcent
äsmt an bilden, als die« gevado doch die eisten Jahre aeiner fiotiricllen^
geeG^ttahl^ wo eich das kleine Weeen garas ins SpMen vertieft, mar darin iHrlit
nnd schaift und darin kbt Das Spiel ist eeine Welt, in der ^. voHends
anhebt Keine Sache ist ihm zn wertlos, su gering, aber auch keuie zai «nr
teier. Jedes KIfttscfaen und Steinchen, jedea Stncbcfaen Papier erbiitdnrch
daa KindcB Phantasie GestaUang nnd Leben.. Uomer Ist es Ifaidg, immdr
encfat nnd faiecht, baut und lerstCft ea. £s sammelt, unmer nene Erfal*^
*, vergleicht foftvSlitend, denkt und lernt« 'i'»'
Wennaleich sich der AM frh e iiBit ffn uiitMrridit nidit mehr oans im iBLahmbn
dea4dilidliclMB Sptdes bewegen loU, so mfige er weBlgetens die gttddicbe
Uee, die im Spiele liegt, deasen bildende Kiaft nicht «oseeracfat lassen "und
eich der UndKcben Seele als etvasgant Neues, Fiemdattigee nnd Ungeifohdtea
bieten. Ehi schroffer CrQgennti swisdien. Familien- nnd ScboUebctt set
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womöglich anfangs vermieden und die ungezwimgene Iiäusliche BeschaftigUDg
nur alimählig in die ernste Arbeit der Schule übergeführt werden.
Hier sollte der Kindergarten die Kluft überbrücken. iJu SthatTung
waiuer \'o!k.skindergärten, welche wie die Volksschule auch dvu KiiuU m der
ärmeren Süiiide zu^-^ängHch wären, ist eine /.eitgeraässe brennende iordenuig.
So lanK«^^" dieselbe nicht erfüllt wird, so lange muss es die Aufgabe und das
Streben des ersten Schulunterrirlites bleiben, die Mängel der häuslichen Kr-
ziehung ab/.uschwächen, die Lücken auszufüllen und die argen Versäumnisse,
welche durch die ungünstigen socialen Verhältnisse verschuldet wurden und
oft den Eltern gar nicht zum Vorwurfe gemacht werden düz£ea« womöglich
wieder nachzuholen.
Es ist m der Natur des Kindes gelegen und begründet, dass es alle
seine Kräfte in wohlthuender Weise bethätiee. Der Anschauungsunterricht
hat das kindliche Bestreben nach Thäti^'keii m berücksiclitigen und wird
daher sorgen müssen, das Gleichgewicht zwischen Kopf- und Handarbeit
herzustellen, dass heisst darauf zu achten, dass in vielen Fällen das kindliche
Wissen in geeignete Beschäftigung übergehe. Dies mögen besonders die
bdKTzigen, welche glauben, durch die einseitige Anregung des Kindes zu
receptiver Arbeit genug gethan zu haben. Pädagogen und Pädagoginnen,
Psychologen und Physiologen, Pathologen und andere Fachgelehrte, welche
die- Kindesnatiir verstehen und deren Bedürfnisse kennen, sind darin einig»
dass durch die verschiedenen Spiele und Beschäftigungen, wie ae f Döbel im
JCiodergarten betrieben wissen will, alle Kräfte des Kindes angvegt und aU-
flolig entfaltet werden. In diesen Schöpfimgeii üagt grosse refoxmaU^
risdie Leistung Fröbel& Der ^YnschaomigRintenicht wird wele von den
Kindergartenbeschäftigungen, vie Bauen und Stabchenlegen , EiltaB und
Tifelcheiü^^ea» Thonarbeiten tmd Zeichnen und auch die Bewegungsspiele
in sein Programm aufnehmen und durch fleiiaige Aavendang decselbeo seinom
Ziele um vieles näher rücken.
Euie «eiteie JnienBie Förderung werden die Zwecke des Gegenstande»
dann erfahren, wenn derselbe mdir, als dies bisher geschehen ist, pbyWH
logisch betrieben wird. Kein Organ soll in niaer EatwicUung gplmimitf.
keines übermässig belastet ond jedem, insbesOBdest dem Gcfaim, zu seiner
alliriitigfii BiUong nar das nigefuhrt werdean, was adner jewäH^ Eotwick*
hihgiplMir entspridit imd sutrilelich ist Dmach liegt die enia und wich-
tigste Angabe, welche der Anschainmgsaxitanklit zn eriülen hat^ in der £r*
wicihiing voA BUdong der Sinne; Diese Foiderang deckt sicii am beüan nit
den aUeb vaad nen e at s n pliyaiologisdien' FonduDgen.
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Der ausgezeichnete Physiologe und Psychogenetiker W. Preyer führt int
Mmer Schrift über „die geistige Entwicklung in der ersten Kindheit", (Union
Deutsche Verlagsgesellschaft, 1893) an, dass ein grosser Theil bei viele«
Kindern, welche in englischen und amenkanischen Schulen auf ihren FarbeiH
sinn geprüft wurden, nicht im Stande war» an leichten ProbeadieGnindfarbrn,
welche imlereinander am verschiedensten anid, richtig anzugeben. Die Prü-
fung bezog sich auf dift Untencbiade m roth, giän» blau und gelb nebst
diB Hellig^eitsnuancen wdis, grau, schwarz. Preyer folgeit ganz richtig;
daj» es übereilt und unzulässig wäre, daranfhin den Schluss zu zidten, die
Kinder seien fiubenblind. Sowohl ihr Sehnerv ala auch ihxe Netzhaut weisen
hmittätmUm olgBiiiache Mängel auf und fonctionieren noonal, ihre Sehsphare
jedodi iat ungeübt. Sie alle besitzen die Farbenempfindui^^en und kennen
vielleicht andi alle Benennnnffen Ueffir, allein sie ventdiett ihn Empfin-
dngen nidrt, indem sie nicht wiaeen« «elcfae Faihen und Wdfter auaammen.
gebfinn. Nidit allein an ricfaticen Untetscheiden der Geeichlsempfindnngen
weisen die Kinder in den «ntenjabren grosse Unaicberbett an^ sondern die-
ffB yn^ aind ungeübt im Vergkidien nnd Benitheüen ihrer Sinneeeopin-
^In p g ^ übcdianpti J3ie Unhenntnia hält anch ipSleifain an^ wenn nicht die
EiHndmng und dar Unfenicbt helfend eoag^teUhD. Nur in wenigen FaniKen
jat die Ermehm^Mhitigheit onch auf eine tüchtige Bikhmg der Sinne ger
lieblet» in laelen dagegen wird iuweiet wenig gel e iatct , und hi den meiaten
FmuInb wird die Br ffp'^h wpg nach dieser Seite Ky ** gm ^ vem^chlaatfgt. Die
Sdmle hat jedoch daa Veennrnnii der Ehem wieder gut an machen, und
4tm Ansfhamingntntmichte fiUt es in enter Linie an, die Lücken in der
^?hii*^Vff Ejiielinog awtmfiHfni
Wenn viele unter dem Worte «»Anachanen" «oinefamlich an die Thitig-
hett des Gesichtssinnes denken, so um&sst dnsedbe bekanntlich das Gefai^
«ler Sinneawahmehnnmgen, nnd der Anachenungmnlenicfat wird wonach
die geaammte Smncethfltigkwt des Kindes, wemi^^eich vorsugiweise dieObung
dca Geeichtniinnes^ au leiten haben«
£a ist wohl aelbatveiatSndlich» daas die Unterscheidnng von loth und
grün, von hell and dunkel, von oben und unten etc. dem Kinde nicht durch
Woite Uar geaudit werden kann. Diese Empfindungen nmss es aelbat er-
leben, um in wiaaen» was aie aindL Aber gende dieaea Sdhatempfinden und
Seftit Bikb en sind Or die Ekziehnng und den Untenicfat von hoher Bedeu-
tung, „Durch Ei&hrung wird man khig." ' .Dieacfte iat eine alte bewährte
LriimiaiatBdn und lugleich daa beale und dnrck^rcafendste aller Bildunga-
nutteL Unter ganiea Witten entspringt der Erfehnmg und beruht anf
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Sinnrs\vahmehmun!?en. Wer sich eine feste Weltanschauung bilden will,
dem kommt es vor allem auf eigenes Anschauen an. Durch eigenes Sehen
und Hören lernt der Mensch am meisten, und derjenige, welcher reich an
Anschauungen ist, gilt uns zugleich als erfahren. Die besten bildlichen Dar-
stellungen und Beschreibungen reichen nicht hin, das Kind die Welt kennen
zu lehren. Sie bleiben immer nur schwache Surrogate, und ihr Erziehungs-
wert steht weit zurück gegen den bildenden Kinflu-^s der Wirklichkeit Durch
nichts wird der kindliche Geist, die rege Phantasie der Kleinen mehr angeregt
als gerade durch den unmittelbaren Verkehr mit der Natur und die unmittel-
bare Betrachtung der Gegenstände. So fruchtbringend daher ExcanBoaea
und Spaziergänge wären, so tasscm-sich diese wirksamsten aller Anschauungs-
mittel in der Grossstadt nur schwer ausnützen. Trotz des relativen Werten
welchen Bilder besitzen, wird man dieselben dennoch im AnschauungSUBAM^
richte benutzen. Wie gern vertiefen sich Erv^achsene in das Beschauen von
Bildern, wieviel mehr noch die Kinder! Mit den Betrachten der Bilder
wird ein lebhaftes Bedurfois des kindlichen Wesens gestillt, ein kindliches
Verlangen, welches schon irühaeitig wachgerufen wurde . Wie strahlen und
leuchten die Aug^ der Kleinen, wenn es ans Bilderansehen gebt» welche
hohe Lust und Ereude wird dadurch ins kindliche Gemüth hineingezaubextl
Die hdtere, frohe Stimmung, wekhe damit dem Geiste aiiigiedrückt wird, ist
•nbcr ein wesentücher Eactor. mit welchem der Ansc hatttfngauiUMÜ dit sv
rechnen hat |,Freude, Freude, treibt die Rider in der gionen Wetoemlv.f'
Nur glaube man ja nicht, mittelst bildMcher DaiHelhmgen kto AnidianBngni
«nd richtige VorsteUnngen voimittdn ta kteneo. Es adieiiit andi gar nicht
heilsam für das Bild selbst, wenn dassdbe gar so sthr serfiuert und auigid
dett wird, besonders wenn damit das poesiefolle Weben und Lelien in der
Natnr twanschanMcht werden sod.
Von Bilderweiken über den Anechauungsumei rieht cigMn sldi lir
<uiteriichtiidie Zwecke nur sehr wenige. Passende WandMkler, wetdie sin-
aefaie Typen, Scenen und deigleififaen aus dem bunten L^bsn und aann||^
-fiMhen Treiben der Grossstadt darstellen, gibt es nfcibt. Dieser Mangel iit
sehr zu bddagen. Gerade solche Bilder könnten in gr oss st idi i schc n SdMtan
mit Erfolg verwendet, werden. Diesdben> wMen ilwH>chKch nur din fir-
innenmg an wiitBch Angeschautes darbieten, also Gegenstindn darstellen,
lir welcfae viele Kinder schon ehie Reihe der lilr denUntonldit so wichtigen
nppeics{U6rendett Vorstdlnngen besitsen.
Wenn wadk das Auge an den BiMem geflbt werden kann, so wM die
Ausbüdong der Sehsphare doch nur eine einseilige sefaw Der Ansduwuigs-
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untt-rricht soll dagdgen cüe Sinne allseitig erziehen. Derselbe soll Farben und
HoUigkeiten, Töne von iiB|^eidier Starke und Hobe, auch Geräusche, dann
verschiedene Formen» Gr58sen\'erhältnisse und deigleichen in methodischer
Weise den Schülern nur biafigen Oboiqf and zum Vergleichen vorführen.
Dabei kann das System nach GiBfmann vorzügliche Dienste leisten; nur
muss der Sloff richtig gewihit, gut vertheilt und passend in den Gong de«
-Untenichtei eingefugt «erdeiu Die Kategorien, irie aie Gtaannann auf-
gestellt hat, sind in Untergrappen n tfaeflen imd diese ton Fäll' zu F&U bei
der praktischen Behandhing des Stoffes heransasiehen. Eni capitehreises
Vorfuhren des Stoffes, also ein VerficJuren, wonach In der einen Woche nur
die Farben» in der nidislen die l^ormea beiiandelt werden^ in einer anderen
wieder ausschliesslich über Qr^ Stdlung und Xageetc gesprodien wird, em-
pfielilt sich nicht und entapricht auch nicht den BedürfiniMen der kindfichfa
IndividaaUtSt Dagegen geschickte Combrnationen der einseinen Kate-
gorien mäa XU berfirirsichtigen und auch die Mittel sur technischen Schulung
der Sinne starker su betonen. Die letite Forderung wird beim Unterrichte
wenig beachtet und der praktische Wert derselben nidit genügend gewurr
dlgt Die Schüler sollen grosse F^gkeit im Gebrauche ihrer Sinne edangen
und sind dahin au bangen, nrei, drei und noch mdir Farbensusammen«
Stellungen, welche nur knrse Zeit, einige Secunden, ihren Blicken ausgesetzt
sind» sicher festzuhalten und die Reihenfolge derselben anzugeben. In gleicher
Weise sind dieselben* anzuleiten, die verschieden geformten und.gefiubten
Theile eines Gegenstandes schnell zu er&ssen, nachher zu zeichnen oder
späterhin auch inllion zu formen. Sie soUenweiter imStande a/äa, die ver-
achiedenen Abstu f ungen eines Faibentones nach ihrer Helligkeit leicht zu
•ordnen, oder ungleich schwere Gegenstände von gleicher Grösse, Form und
Farbe nadi dem Grade ihres Gewichtes in bestimmter Anordnung schnell
zusammenzustellen, oder vorgelegte Objecte nach ihrer Oberflächenbeschaffen-
heit in bestimmter Weise zu gruppieren etc. Diese Übungen lassen ach
Überaus mannigCach gestalten, und dcmlehrer ist bei der praktischen Diirch-
fuhnmg deadben ein weiter Spieiraum geboten.
Selbstverständlich ist es nothwendig, dass dazu der Elementailehrer über
eine geordnete ZusammensteUung eines reichhaltigen Materials, über Farben-
tafeln, Kdiper- und Flächenfotmen, über zeriegbare ModeUe von Gegen-
ständen, Über Bau-, Flecht-, Falt-, Thonmateiiat etc. verfügen kann.
Ifil dar SiuienbUdnng wira die wicfatigst e und soglikh grundlegende
Aufgabe des Ansrhmungsunterrichtes vorgezeichnet je sotgfiOtiget das
-WeriBROg hergerichtet ist, «dt weldMitt ein Weifc geschaffion werden soll.
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desto besser wird die Ausführung desselben gelingen. Die Sinne sind i^kich-
sam die äussersten Pole eines complicierten Apparates, mit welchem der
Geist tortwahrend zu arbeiten hat. Die Arbeit wird umso gediegener werden,
je 1 eistun gsHihiger dieser Apparat ist und ji- besser es der Arbeiter versteht,
seine Mittel richtitj und gescliickt zu gebrauchen. Mit einer gut ausgebil-
deten Seh-, Hör- und lastsphäre lassen sich klare Anschauungen, deutliche
und klare Vorstellungen und BegriiTe leichter eraeugen, als durch Sinnen-
bezirke» weiche in der Anffaimuing ungeübt sind.
Vor mdur als dreissig Jahren ist sdion Schlotterbeck m seiiiem Bnche
SberMSumenbÜdaDg" sehr wann für eine ausgiebige Übung der Sinne einge-
treten. Unter anderem Inhrt er dann an, das« derjenige welcher heutsotage
sdne Sinne nicht gebraochen hfinne. bald ei&hren werde, wie sdir er bei
der stets wachsenden Concuirenz in allen Gewerbszweigen gegen andere ixt-
rfickstelie und im NachtfieÜe sei Der Ver&sser fügt auch hinza» dass die
Eifidirang lehre, wie nnipemein nothwendig es sei, die Sinne gut zu eniehea,
und dass dieselben ohne besonders darauf gerichtete ErziehungvthaligiEeit
höchst selten den erforderlichen Bildungsgrad erlangen. Der Anschauungs-
untemcht hat nadi Schlotterbecfcs Ansicht einzig und allein der Sinnent^
dung zu dienen, imd er Raubte schon damals in der Verfolgung dieses Zieles
die anruckende Schule der Zukunft zu eiblicken. Die Auffiusung, wekhe
dieser um das Elementarschulwesen verdienstvolle Schulmann von dem Zwe<^
des Anachanungsnntenichtes hat, birgt viel Wahres in sich, allein bei weitem
nicht aUes. Es ist wahr, das« Schule und Leben der Sinnenbildung nicht
entbehren können, und dass dadurch der Mensch ein bestimmtes Mass posi-
tiver Kenntnisse sammelt und zur Ausübung der Kunst und vieler Fertig-
keiten gelangt. Wahr ist es femer, dass bei den überaus rapiden tcchnischeu
Fortschritten unserer Zeit niemand atif keinem Gebiete ohne tüclitig ge-
schulte Sinne Erspriessliches wird leisten können. Ebenso wahr ist es auch,
dass die bortschritte im Schulwesen, worauf hier besonders Wert gelegt
werdi 11 muss, weit besser stehen würden, wenn schon rechtzeitig für eine
tüchtige Bildung der Sinne gesorgt würde. Die vielen Klagen über mangel-
hafte Anschauungen, über Ungeschicklichkeit und Theilnahmslosigkeit, über
schweres Fortkommen und übi r alte die bösen Plagegeister im Unterrichte
würden sich allmählich verrüigern und endlich ganz verstummen.
Mit der Pflegt der Sinnetbildang jedoch dk AaHBudie das AMchan»
udfesuntcodchlas kfiinftfifalli eriedigt Derselbe hat noch andero Zmthe lo
eifüleB. Dieselben hingen mit der Amihüdnig der SiBni—fhirw imlg m-
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sammen und werden sich um so iotenaiver und gonstiger goBtaiteö, je weiter
die Arbeit in der t'bung der Sinne vorschreitet.
Wenn die Kinder angeleitet werden, Farben-, Formen«, Grössenverbält-
nine tmd dergleichen an mögbcfast einfachen Objecten, weidie dem regen •
kindlichen Geiste wenig Zerstrenmigqpiinkte bieten» fleisng zu vergleichen und
däian die Vergjeächwnwrkmale zu ertomen, so werden sie damit vorbereitet»
später auch zusammengesetztere Gcgcnstlnde vergleichen und die Vendnedsd-
heiten ähnlicher und die Ähnlichkeiten verschiedener Objecte angeben sa
können. Scfalieaslich vermag nun die Kinder dahin zu bringen, auch h^ien
Vorstellungen und Begriffe zu vergleich«» und damit m denken. Nur ver*
Aeide nan beim. Betrachten der Gegenitinde allzu grosse Gründlichkeit, be-
aondcrs anfangs, wo die Sinne nodi wenig geübt und die Kleinen im Ge-
brinche der Vergldchsmerkmale noch unsicher sind. Eine so hetriicbeSncbe
es Um die GründUcbbeit ist, 00 iat ei ein Fehler, dieielbe überall und immer
nm leden Fnte endeten su woUml Ni^t allein, dirss et die Kinder lans*
wollt nnd mstrettt» wenn gsr fo sehr int Ddisü der Dinge eingtigjByn wwd^
to ist es auch iMU» nnd vnnatiifich, fifaer etwas fimy>hBnd an sprecfacn;
wna ttkbt fot von allen Kindein beobaditet werdn kann. Dagegen be6ie-
d^a npn ^em den aciion adhr finStteit^ der kindliclien Seele anhaftenden
Triebe den Znaammenbang von Umdw mid WiAiaag za ertoclMn. Man
laolB feiner die Kleinen wiiklidi nur daa AnfhOendaie an den Dingen^ sei
es in Farbe, Fonn oder einer Bew eg un g aiifmch ei i und etfinoe desto mebr
daa Hen der Kinder dmcli fnachen, fiohnn Lebenaatoff.
Mit Recht fonlert man deshalb von dem Anachaum^a m iterocbte, dasa
er daa GemSth der Kinder befruchte. Der Gegcnatand wird daher oftmala
solche Slofie in seinen Plan a i ifaehnipn mnsaen, welche gerade dam ge-
schafien sind, 'auf daa leirlitiimpfingikhe Gemfith der Kinder su wiriun. Die
He/adien Fabeln mit den iebenswannen, h ena erli e u enden AbbiMnngen, weidie
der lähiige Kehr in so ansgeaeichneier Weise melfaodiaGh behandelt hat^
weiden gewiaa ihicn Zauber auf das fcBadyche Hen nidit Terfehlen. Die
snmigen und poesievoUen SchApfimopen unaeicr unwei^^ ewJhhfh en ICmdfiv
cMker wie Hej, Gull, Reinick, Schmidt, Lausch, Rückeit etc. sind
eni nnfiachnpflicher Bom und geeignet, die Phantasie der Kinder un*
gemein su feesein, deren Gemätfa so recht gefangen zu nehmen und wer*
edahid auf dasselbe an wiiken. Die Wirimng wird noch mehr eriiölit^
wenn diese Stoffe überdies durch hfibache bildücbe Darsteihmgen noch er-
gioBt weiden. Maidien, Enahhmgen. und Gedicfatchien sollen hp icicher
Wahl dite Anschanungsubungen atemlMgleiten. Durch sie wird Msserdcm
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der Sinn für die Schönheit sprachlicher Form gehoben und das Sprach*
gefuhl gebildet.
Die Pflege der Sprachbildung ist ja gleichfalls eine wichtige Forderung,
welcher der Anschauungsunterricht seine Fürsorgi 7Aizuwendcn hat. 1 he
Sprachübungen dürfen jedoch nicht so stark betrieben w< rdrn, dass dadurch
die andern Zwecke zurückgedrängt erscheinen, nanientlirh die Bildung der
Anschauung vernachlässigt werde. T)abfi k<tniii n ganz gut die wichiigeren
Spra( htoriuen berücksichtigt und durch richtige, gut gestellte Fragen, welche
der kindlichen Fassungskraft angemessen sind, eingeübt werden. Man unter-
lasse hicbei jede l'bcrtreibung. Je melir die Kinder im (rebrauche der
Sprache gewandt und mächtig werden, was ja mit der zunehmenden Einpfind-
üchkeitssteigerung ihrer Hörsphäre zusammenhängt, umsomehr muss man
sie anleiten, in längeren Sätzen zu sprechen. EndUch werden sie auch dahin
gelangen, ihre gemachten Wahrnehmungen zusanmienhängend wiedergeben
SU können. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich als Aufgabe des Anschau*
nngtunterrichtes Folgendes: Der Anschauungsunterricht liat die geistige
Sphäre, in. welcher das Kind bisher gewirkt hat, zu berücksichtigen und den
allmählichen IHi rgang vom Familien- zum Schulleben herzustellen. Derselbe
hat ferner durch die Heranziehung physiologischer Erfahrungen Dreine kräftige
Bethätigung und methodisch geführte Übung der Sinae su soi^n und die
Selhstthätigkeit der Kinder durch eigene Beschäftigungen und Spiele in her-
vorragender Weise tmon^n und zu heben. Endlich hat der ..Anschauungs-
unterricht in seinem ganzen Verlauf atif . inp Hia .^ft4ftnthtitigkffit awqgjfljchwMtf
intellectuelle und gemuthliche Bildung Bedacht zu nehmen.
Dem Anschanungsonterrichte wird leider die leitende Stellung, welche
9tm in der Etcmentarclasse gebürt, und worauf er berechtigte Ansprüche ha^
noch immer versagt Den hohen Au^aben zufolge , welche deneU>e tu er-
füllen hat, steht ihm auch das Recht zu, das Feld der KlemeBtarclasse für
aioh allein zu beanspruchen, zumindest aber, wenn schon andere Disciplinen
aeben ihin geduldet werden, die führende lU^le zu übernehmen« Ale 'pni-
eieraides Element ui der Elementardasse kann der Anschauungsumenidit
durch eigene Krafk bestehen, wenn man ihn nur bestehen lassen wüL Waran
noch immer der mächtige Bildimgswert des Anschauungsunterridites so sehr
verkannt und deradbe zu einem untergeordneten Factor herabgedifickt und,
wie es leider nm: au oft geKfaieht, vom Leseunterrichte his Schlcpptan ge-
nommok wird, mag seine bestimmten Gründe haben. Wie es wo oft .im
Leben geht, dass gewisse Sdiwächen, die grossen Herren anUngen, mm
argen Nadidieile dieser auagenötxt werden, so ergieng es aach dem Audun-
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ungsunterric lui ,■ denn auch ihm haftet eine chronische Schwäche an, deren
Ursache darin gelegen i<;t, dass es noch immer schwer fallt, die schönen
Theorien in die Praxis mnzusetzen. Ivs gehört viel Erfahrung und Geschick
des Kleraentarlehrers dazu, angesichts der vielen äusseren und auch inneren
Schwierigkeiten, die sich da cntgegenthürmen , dem Gegenstande überhaupt
beikommen zu können und ihm jene Ehre zu zollen, die er thatsächlich ver-
dient. Alle die pädagogischen und didaktischen Mittel und Mitlelchen, welche
ersonnen und angewendet wurden, blieben mehr oder weniger erfolglo«. So
ist denn das Unvermeidliche geschehen! Der JLeieunterricht führt meistens
das Regiment in der Elementarclasse. In ihm wird lustig darauf los dresr
siert, unbekümmert darum, ob der Vorgang den Naturgesetzen des Seelen-«
lebeos entapricht, ob das Kind daran wirklich die echte Freude, das wahia
Interesse empfindet imd dadurch in der That seine geistige Spannkraft ge-
fordert, sein Gemüth befruchtok und vereddt, sein Wilie in sweckentsprechender
Weise gestärkt werde.
Ja, aber um alles in der Welt, unsere lieben Kleinen müssen ja doch
so bald als möglich dahin gebracht werden, dass sie lesen und schreiben
konnm. Wie öde und leer wäre es <;onst mit ihrer Bildung bestellt, und das
Lesen ist ein wichtiges ßildungsmittel , so steht's geschrieben. So sprechen
alle die, für welche das Lesen das Universahnitlel aller BUdung ist, weldie
jedoch dabei ausseracht lassen , dass der Weg zu wahrer Bildung und nm
Glucke nicht durch das Labyrinth der Buchstaboo formen fuhrt,
Wohl, lesen müssen wir lernen, es ist dies eine noAwend^e, unabweis-
bare Forderung. Von dem Verfailtnis der Lesenden su den Analphabeten
eines I^des wird ja dessen geistig cultureOe SteUnng bedingt Dagisgea
soU keine ^Wendung erhoben weiden. „Ahex nur aUes su rechten Zeit,
in der ricbtigoi Weise und nach dem Laufe der Natur" hat einmal dn be-
deutender PSdagQge gesagt Erst aus einer Reihe von Individuen erwächst
das Sfstcm, erst nach Ablauf einer Reibe von Erscheinungen folgt das Ge-
sets. So soll auch vocent durch eine Menge von Anschauungen, durch ein
bestimmtes Mass sprachlicher Technik der Grund geschaffen werden, worauf
die Lesekunst angebaut werden kann. Wer die ungeübten Sinne der Kleinen
kennt, wer weiss, welche Anschaimngs-, Voistellungs- und BegiifliBannut in
der kleinen Dunkelkammer herrscht, dar wird auch zugeben, dass der Elemen»
taramlwiiclit voverst hier den Hebel anxusetaen hat, bevor von dem Betriebe
emes erspriessGchen Leseunterrichtes überhaupt die Rede sein kann. Die
geistige Nahrung mussan&ngseln&ch, frisch und leicht assimilierbar sein. Die-
selbe amss den Entwicklungsibednrfmsseii des kindlichen Gehins entspiecheiii
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Dazu laugt nicht gleich die Kost aus gesclincbenea und gedruckten Buch-
stabenformen.
Die Idee, den Lcseunlcrrii In aus dem Hereiche der Elenientarclasse zu
verdrängen, ist keineswegs neu, \ielmehr schon recht alt. In neuerer Zeit
ist Bräutigam wieder sehr dafür eingetreten. Wenn man schon nicht tranz
den Lescunterncht aus der Elementarclasse verbannen will, so sollte man si. h
doch da/u cntschliessen , mit dem Beginne desselben länger zuzuwarten, und
eventuell erst im zweiten Halbjahre damit den Anhing machen. \vi rdi«n
sich mit aller Macht dagegen wehren. In der angestammten Ab neii;ung gegen
jede Neuerung wird es dem Schabloncnmensrhen schwer fallen, sich von dem
zähen, hartnäckigen und starren Festhalten der alten (iewohnheit loszumachen
und der besseren Erkenntnis das Feld zu räumen. Dazu kommt noch der
Widerstand der Eltern. Da.s Publicum wurde verwöhnt und hat sich einmal
daran gewöhnt, dass in der Schule von allem Anfang an oder doch recht
bald das Lesen, Schreiben und Rechnen gekehrt werde. Es beurtheilt den
Wert und die Leistungen der Schule nach den Erfolgen in diesen Gegen-
ständen. Hier handelt es sich aber nicht dämm, ob der oder die von den
conservativen Bestrebungen nicht lassen will, nicht darum, ob die Leistungen
auf die wohlverdiente Anerkennung des Pubhcuras rechnen dürfen; hier han-
delt es sich um nichts weniger als um die Hemchaft des besfieren Frincqps
nud um das Glück und Gedeihen der Kinder.
Der Anschauungsunterricht muss um der Kinder und seiner selbst «iUeo
von den ihn beengenden i< essein frei gemacht werden, um das ro werden,
was er sem soU: ein alle Kräfte des Kindes bd>«ides und fMdemdes Er-
stehuags- und Untemchtsmittet
Thesen.
A. Allgemeine These:
Die Elementarciasse sollte der kiodlichen EtUwickluogsstufe gemäss im Sinne der
Kindergartea-Einricbtungen organisiert* werden.
B. Besondere Thesen:
1. Der AntdMWMoyntiMridtt ImI den Mitte^NMilct der geMauntea «nterridididMii
Thitigkeit in der ElementarcUsse zu büden. Der Leie>, Schreib- und RedwDnCenidit
hak sich orgranisch aus dem AasduurangWUltenrichte zu entwickeln und darf den Wr-
kungskrei^ des letzteren ireder verengen noch niruckilrängen. JednMb ist das VOT-
seitige Auftreten der genannten Disciyilinen zu. vermeiden.
2. Der Stoff för den Anschauungbunierricht iüt dem Kindesleben, dem Menschen-
leben fbeAanpt vnd dem Natmleben s« entnehmen nad sowoU nadi sacUidien sb
9mA ibnnilen Ptfnoipien n ginpp ie i e u . Bei der WaU and An ordn u n g Jesis Wun tkU
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ciDcrseits die örtlichen Verhallnisse und der Wechsel in den Jahreszeiten gebärend zu
bofleksichügen, aaderwito k/taMB sorgftlüg durchgefthite Analysen der kuidliciieB Er*
libiüne wOlkoaMMM AnhallqMnilne Ueftr ftbeo. Zar Beardidlimg der knwMiftheii Ib-
di^idaalität können auch nach Thnalidikeit «Bllera&igctt" ▼erwertec «erden. (Dineter
Verkehr, Elternconfcrenzen etc.)
3. Damit der Anschauungsunterricht erfolgreicher betrieben werde, ist das phy-
siologische MoaAent stliker sa bdoiMD. Z« diesen Zwedie hat der Antduuiuignnteni^:
a) alle Sfauie tn Mben, vonagiwelse aber flr die Büdeag «nd ItriMfe 'BMÜpmg
der Seh-, Hör- und Tastqihlre w loigea.
An der Hand einer geordneten Zusammenstellung eines reichhaltigen Materials
werden den Schülern verschiedene Farben, Fennen und dergleichen in methodischer
Weise zur hAufigen Übung und zum Vergleichen vorgefUbrt. Diese Übungen sind dem
Gange des Unlecridile« organtsdi eiamgUedem.
b) Durch Heraadehnnf pewander SpM« and geeigneter Beschäftlgaagea, wie Bauen»
F:\hcn, Zeichnen, Formenarbeiten etc., die Selbstthätigkcit der Kinder anzuregen und zu
heben. Ganz besonders ist dem Modellieren im Bcschäftigungsplanr des Anschauungs-
unterrichtes ein weites Feld cinzur&umen. Durch dasselbe wird dem SLhafTensiriebe der
Kinder reidiKch Nalurang zugefiUirt and der in der Pflege vemaehUs^igic Tastlina be-
sonders entwickeitt.
4. Im Anschauungsunterrichte sollen auch Bilder verwendet werden. Fttr den An-
fang eignen sich hauptsächlich bildliche Darstellungen von solchen Gegenständen, fÜr
welche die Kinder schon eine Reihe von appercepierendea Vorstellungen besitzen.
5. Die Bcsprediaag der Objecte bat sich in der eisten Zdt bot aaf das AnflUlendiMe
an besehrinken; desto mehr sind dnscbUgige gemttlbbitdende Stoffe in bieten.
Debatte.
Auf die Anfrage, ob die vorgeschlagene Organisation auch dieselbe bliebe, wenn
beiüpielsweise der Unterricht mit dem vollendeten 7. Jahre beginnen wurde; erwidert der
Herr Vortragende, dass auch in diesem Falle die Einrichtung keine andere werden
kttnnte, «eil fie VotbedingangnitgeB Ar einen »ehr physiologudi betriebenen Untere
riebt auch dann keine andern würden. — Herr Ü.-L. Jordan erklärt, dass in der all-
gemeinen These nach seiner Auffassuni; der dedanke liege, die Elementarclasse habe
das Bindeglied /:wi-,chen Elternhaus und Schule /11 bilden. — Nachdem sich gegen die
ifbesonderen" Thesen kein Widerspruch erhob, wurden dieselben unverändert zur Kennt-
•ds gentMBunen. Um aber den Grandgedaaken des Voitragenden nachbakiger snm Ans«
4mck sn bringen, lieaBtntgt Hetr B.-L. Frank, Tbese B 1 in Form einer Resolntioa
aasanebmen, womit der Herr Vortragende sich einmitandcn eridirt Die einstintwig
angenommene Resolution lautet:
„Die Wiener pädagogische Gesellschaft hält den Elementarunter-
richt nacb der Richtung hin Terbessernngsbedttrftig, dass der Ansebaa«
«agsaaterricht im weitesten Sinne des Wortes die Grandlage abgab«, aas
welcher sich die anderen Disciplinen zu entwickeln haben. Jedenfalls
kat derselbe seinen Charakter als selbständige DiscipÜn vollauf zu
wahren und darf durch einen verfrüht und zuisoliertbetriebenenSchreib-
Lese- Unterricht nicht beeinträchtigt werden.*'
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I
VI.
Der elementare Zeichenunterricht in FranlL-
reich.
"Votgdtngtn im loi. Octobtr ud s. Deoember ifi96 tob Amca» Wbiis.
Indem ich heute das erstemal vor Sie trete, bin ich mir voUkoiniiu n
bewusst, dass das, was ich bringe, inhaltlich sowie formell etwas Vollkom-
menes sein nuiss, soll den Traditionen der Wiener pädagogischen GescU-
schatt t titsprochiii \\i rdru. Was den Inhalt anbelangt, so bin ich ausser
Sorge; dasTlu ma dürtte das Interesse aller erwecken, — lür die Fonn bitte
ich um Ihre Nachsicht.
Als ich durch Verlt ilmni: chu n Kt isi siipcndiunis in die T.age kam, den
/eichenunterritht in Frankreich siuUier(.-n zu können, begab ich mich, viel-
leicht von mancherlei Vorurtheilcn befangen, ans Werk. Wie aber dieselben
zerstreut wurden, mag aus dem Folgenden ersehen werden.
An die Spitze meines heutigen Vortrages möchte ich die Bemerkung
setzen, dass, wenn ich von Zeichenunterricht schlechtweg spreche, ich nur
den , .elementaren" oder den ..gewerblichen" meine, den künstlerischen"
aber bis auf wenige Ausnahmen nicht zu berühren gedenke.
Vielfach ist die Meinung verbreitet, dass der elemi ntare Zeichenunterricht
in Frankreich derzeit in einer neuen" Methode b»'tnt b<Mi werde, die haupt-
sächlich darin fasse, dass nicht mit dem geometrischen Ornamente, sondern
mit dem völÜg freien Zeichnen nach der Natur begonnen werde. Die Kennt'
ois, die ich vom französischen Zeichenunterricht aus Berichten hatte, wider-
«sprach dem und wurde nun auch durch meine eigene Erfahrung bestätigt
Ihatsache ist, dass Frankreich keine ,,neue Methode" hat; die Methode des
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efementaren ktaa&mcAim ZeichemmteiTichteg ist zwiei Jahrhunderte aft und
wurde nie geändert, wie ich selbst aus dem Munde älterer und jüngerer
Zeichenlehrer borte. Auch ist es eine ganz irrige Meinung, zu g^beo, man
beginne den Unterricht mit dem Zeidmen nach der Natur; gerade wie. bei
uns ist such dort das geometrische Ornament die erste Gnmdlage des Ele-
mentarseichnens, wird aber anders ansfebeutet als bei uns. Hnen wesentlich
anderen Gmndaug aber hatte der finmzdsiscfae Zeichenunterricht von jeher
gegen den unsem. Sein Zweck war und ist die Hebung des Kunsthand-
weriiea, der Industrie; nnbdonnmert um das Subject» den Schüler, hat er nur
das Object im Auge, wahrend unser Zeichenunterricht, der Pestatosa'sche,
die h a im oniBc fa e Ausbildung des Individunms im Auge bat Mao ftagt in
Fraakieicfa nicht viel, ob der Stoff den Schulem angemessen erscheint, wenn
er nur praktisdi verwendbar für die Industrie ist; es kömmt vor, dass des-
halb ein grosser Theil def Schüler nicht mitkommt, das schadet dem „Zeich- ,
nen" nicht, denn jene, welche dnrdk grossere B^bnng mitkommen, «eigen
dann natürlidi „GipfeUeistungen**, die praktisch angewendet werden können.
Bei uns jedoch herrscht der Grundsatz, dass das Zeichnen um des Schülers
willen da sei Auf vidi stetigerem Wege wird derselbe vorbereitet. In der
allgemeinen Volksschule sollen alle Sdinler bis zu einer gewissen Stufe ge-
führt werden, die dann den begabteren gestattet, sidi in einer Fachschule
fortzubilden. Dies irt auch der natürlichere Weg, und wfirde man ihn eben-
solange einhalten, wie Frankreich den seinen, so wären die Resultate weit-
aus günstigere als dort
Dass trotz dieser Rücksichtslosigkeit in Bezug auf die Schüler eine
relativ sehr grosse Zahl derselben fortkommt und gutes leistet, hat einerseits
seinen Grund in dem anerzogenen (nicht angeborenen) guten Geschmack des
Volkes, welche Erscheinung niii dein schon erwähnten vieljährigen Betriebe
des Volks-Zeichenunterrichtcs ajsannuenhängt. Ks ist hier nicht der Ort,
Geschichte des /eichcnuntorrichts zu betreiben, gesagt muss aber wt-rden,
dass seil ( ülberts Zeiten tler Elementar-ZtMchenunterricht in Frankreich eine
bedeutendere Rolle spielt als vielleicht bis in die jüngste Zeit bei uns Lesen,
Schreiben und Rechnen". Die Folge war, dass diese Disciplin im Volke
Wurzel fasste, und da man bald ihre materiellen Vortheile erkannte, sich
jene Achtung erwarb, die sie heute noch geniesst.
Anderseits bietet auch die iranzösische Methode vielfach dem Schüler
Erleichtenmgen dtirch die travaux nianuels, die aber durchaus nicht mit un-
serem ,,llandfertigkeitsunterrichte" zu verweclibchi sind. Sie sind einfache
Hilfsmittel für das Zeichnen und bestehen im Falten, Flechten, Ausschneiden,
Jalubacb d> Wien. fKuL de*. 1897* 7
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I
in Papparbeiten, Kleindsenarbeit, Modellieren etc., aber nicht zu dem Zwecke
ckr ..Handfertigkeit", sondern zur Analyse und Synthese eines zeichnerischen
Motivs. Jedes solche Motiv wird zuerst durch travail manuel hergestellt»
dann erst gezeichnet, wie i^h-lvh bei der Besprechung der einzelnen Jahres-
cone gezeigt werden wird. Mag dann die Zeichnung noch so einfach sein,
so wird der Schüler angehalten ztU' Applicataoll und romposition. Ein ODr
&ches Beispiel: In einem Cursc, der unserer vierten Voltawohnlclasse ent-
spricht, lässt der Lehrer ein einfaches outurisches Band aus verschieden far-
bigenPäpieistreiliBn auaschndden, legen und int Heft Ueben; das so erhalten«
Band wird gezeichnet, so gut und schlecht es gdit, allenfalls mit Farbstift
angestrichen nnd nun heisst es: „Sachet ein Ding, das ihr mit diesemBande
verzieren kdnnt! Eine Tasse, ein Handtuch, ein Rafameo. etc. etc. Die
Tasse etc. wird im Umrisse gezeidhnet und die Verzienmg angcibradit Oft
^ begnflgt man sich auch mit dem Umändern des geieidmeten Motna.
Meine Beobachtungen machte ich nadi folgender Ordmmg:
1. Besuch aller Stufen des Zeichenuntecricfatea (Muttencfaule, Volks- und
Bürgerschule, Fortbüdungsscfaule, Gevrerbeacbnle und LehierlnldungB»
anstalt) in Paiis» OrieanSi Dijon, Lyon nnd deren Umgebung. .
2. Besuch der diesbezüglichen masogebenden Museen.
3. Besuch einzebier Fjrofessionisten*
Der Eintritt in diese Anstalten war mir durch ein von der französisdien
Gesandtschaft vidiertes Credidve eimoghcht; es wurden mir allerdings be-
stimmte Anstalten zugewiesen, doch hatte ich vielfach Gelegeiiheit, auch
solche Schulen zu besuchen, die mir nicht votgezeichnet waren; was fiur nuch
deshalb Interesse bot, weil ich ersehen konnte, dass auch an den nidit
recommandierten Anstalten ebenso gearbeitet wurde wie an den für den Be-
such bestmunten.
Die unterste Stufe der französischen Schule ist die 6cole matemelle.
^ um&sst nach unserer Vorstellung unsem Kindeigartcn und die ersten
drei Halbjahre unserer Volksschule, dauert 2^ 3 Jahre und nimmt die Kinder
mit dem 4. Jahre aul Hanptsachüch betreibt die ecole matemeDe die Focn^
arbeitai, die wie bei uns auf Fröbel'sche Manier begonnen werden, bald aber
auf das praktische Gebiet übergehen. Legen, Falten, Flechten, Ausschneiden etc.
w&d sehr bald benutzt, um wirkliche Körbe, Tassen, Rahmen, Spielsachen etc.
aus Stroh, Bast, Papier etc. herzustellen, oder geometrische Muster werden
zur Verzierung von Pappcassetten etc. verwendet. Die Ktnder haben nacli
einem gegebenen Lege-, Falt-. Ausnähemuster ein ähnliche.-, /u componieren,
wobei schon auf farbige ZusammeiibicUung \ ici iungcwirkt wird.
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Ein Hauptthema ist das VerfertigeavoBPapierbhiineD, das Ausschneiden
und Bekleiden von Papierpoppen und das IfoddUeien mit Fapierstabchen.
Die Blumenblätter werden nach einem Modell geschnitten, richtig gebogen
und zusammengesetEt, was so weit geht, dass ganse Goirlands entstehen.
Immerwird mit dem natürlichen Blatte veigKchen, und swar nicht nur der Fonn,
soodem auch der läge und Haltung nach. Beim Ausschneiden der flgmen
und Pkqipenkleider wird wesentlich Rüdoicht auf die Proportionalitat der
einaelnen Tbeile unter einander genommen.^) Die ans Papientlbchen ge-
formten einHu^en Dinge (Schere, Säbel, Besen, Brille etc. etc.) werden ge-
xdchnetL
Ans der Mutteisduile treten die Schuler in die €c6l» primaire äänen-
taire über, die ans 3 Cursen i 2 Jahren besteht, so dass diese Schule,
Awftschnitten md ZddUMBg. ttavail oder com-
Migekkbc. porition.
Resume :
I, Griechisches Band.
a) Dreieck mit 2 gleichen Seiten;
b) Rhomboid etc. etc.
■
die unsere Volks- und Bürgersdmle nm£Eu»t, 6 Gassen hat, die aber
andi an i^neder oiganisierten" xusammengezogen sind. Der Zeichenunter-
ocbt der 6cole primaire titoeotaire hat im i. cours (ä^nentaire) wocfaent-
fich a, im s. und 5. coukb (c. moyen mid c. superieur), wöchendicfa $ ZIttdien-
stunden und ebensoviel Zeit für die travaux manuels zugewiesen. Deutlich
ist in Bezug auf letztere im Gesetze ausgesprochen, dass sie Hil&mittel des
Zeichenunterrichts seien.
' Die unterrichtliche Thätigkeit im cours elemenlaire so\vie auch meistens
in den andern cuurs gestaltete sich an fast allen von mir besuchten Anstalten
ziemlich gleichartig. Der Umfang des Lehrstoffes ist nicht genau abgegrenzt,
•) Drr \'ortragende Icj^t illustrierte Lehrgänge und mitgebrachte Arbeiten VOT ttod
bcspcicbt einzelne Details derselben an mitgebrachten Materialien.
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doch existieren officieUe VorlagworiM uud FormcnsamiiilnngeiL Die Grund-
lage bildet das geometrische Ornament, nur wird es aadon «M ge b wit et
Umstehendes Stundenbild mag den Lehrvorgang illustrieren.
Die nebenetnander stehenden Figuren füUen ein Zeichenblatt aus. Die
erste ist die travall, ausgeschnitten und an^eUebt» die zweüe die Zfarhimng
darnach, die dritte eine kleine Compositioii. Zuteilt irevdflD aUe gewaoBcaai
Begriffe, oft auch die Analyse des Omamfaits au^esdirieben. Statt Lege-
fonnen treten oft Falt- und Fteditfoanea, SdarnntAampBangen, Diahl^
arbeiten etc. an die Stelle der Figur i.
Während in den Schulen der kleineren Orte auf dieser Stufe oft in
linüerten oder punktiertoi Heften geieiduiet inid, fimd ich In Fuia sdbst
lauter unpunktierte Zeichenhefte; NatuxUdi wird Uer dem Gagenalande die
grösste Aufinerksamkeit zutheiL Man unterscheide schon auf dieser Stufe
Freihand- und geometrisches Zeichnen, obgleich auch letsteres ohne Instru-
mente betrieben wird. Im eigentlichen Freihandieichnen gebt man wie bei
uns vom geometrischen Ornamente aus, »dehnet aber audi aWrarhand Leben»
formen, z. B. Iddite Gerathe, Bhunen etc. in Silhooette nadi der Wandtafel,
bespricht eingdiend Lage, Grösse, Form des xu aeicfanenden Objects ak
Vorberdtung zum perspcctivischen Zeichnen und pflegt besonders das Ge-
dachtniszdchnen. Im geometrischen Zdchnen werden auf dieser Stufe be-
handelt: die Linie nach Lage, Gestalt und Länge, Tbeilnng und Vervid"
fachung derselben, Arten der Winkel, die Polygone und deren wichtigate
Eige n s d iaften, — Übungen im Ausmessen geometrischer Gebilde werden
und zwar zunächst an der Hand der tia¥auK ermittelt und dann geieidmeL
Im allgemeinen entqnach das Lehnsid dieser Stufe dem i. Halbjahre unserer
5. Classe, doch ist man in Frankreich nicht so tiseng an das Einhahen des
Lehrplanes wie bd uns gebunden; der Lehrer kann dort weiter arbdten, falb
Schüler das Classenziel seiner Meinung nach erreicht haben, so dass man
häufig sdion die knumne Linie auftreten sieht, ja sogar pcrspectivischc
Risse findet
IMe Behandlung dis Zeichenstoffes im cours moyen, unserer 5. und
6. Classe, war ausserhalb Paris die glfiche wie auf der Vorstufe, nur nui ge-
steigerten Anforderungen. Neben den ni«li dm travaux manuels herge-
stellten Flacliornainenli n werden Heissig F)i.iiier , Blüten und vegetative
Ornamente sowie perspectivisohe Darstellungen aber nach Vorlagen ge-
zeichnet. Grosse Sorgfalt sah ich in den meisten Provuiiischulen dem pro-
jectiveu Zeichnen zugewendet Wurde perspcctivisches Zeichnen wirklich
betrieben, so begnügte mau sich auf dieser Stufe mit der Darstellung der
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einfachsten geometrischen Körper imd soU her aus dem tägtichen Leben, die
sich davon ableiten Hessen. Ganz genau hält maü sich in Paris an die Vor-
schriften. Sehr bald geht man hier vom Flachomamente auf das perspec^
tnvche Zeichnen über, absolviert die geometriM lioii Körper in kurzer Zeit
und en^at sie durch solche aus dem taglichen Leben, an denen Verzie-
rungen etc. von den Schülom (als composition) gefunden werden musseiK
Sind die wichtigsten Gesetze der Perspective vermittelt, so schreitet man so-
fort mm GipsmodeU, das auf dieser Stufe /icmlich schwierige vegetative Orna-
mente umfasst Hier werden auch nach Wandtafeln die Grundbegriffe übet
das Zeichnen des menschlichen Körpers geboten. Der forbigen Behandlung
wird Uer die grosste Sorgfah zugewendet» und es geht derUm&ng des Lelii>
Stoffes über unsere j. B. GL hinaas. Die Farbeü sind gevröhnlich dadi
coooelen Dingai (Teppich, Potaettan» Seide, Glas etc.) au&utragen.
Im geometrisdien Zeichnen gelangt der Srkel, Massstab, Transporteur
rar Verwendung. Themata bilden Constructionsanllgaben zu den geome-
trischen Lehnfitien sowie ' projective DarsteUnngen von GegenstSnden - de*
tagHchen Lebens^
Auf der letsten Stufe der aUgiemeinen Volksschule, dem cours supMeiir,
der unserer a. und 3. Bfiigersc h u l el a ss e entspringt, wird das Zeichnen von
eigenen Fachlehrern betrieben. Die Qassensimmer sind zur Hälfte gewöhn- '
Geh Zekhensäle; Freihand- und geometrisches Zeichnen werden getrennt
crtfacat.
Im Freihandzeichnen setst man ausseriudb Päris imd Lyon das peispec-
thnsche Zeichnen an dnfachcn Körpern und Lebensformen fort, oder aber
man begfaint erst damit auf dieser Stufe und schfiesst mit dem Gipsmodell^
das »j^t*!» Biatt> und Blutenformen oder architektonische Details bietet
In der Hauptstadt geht man bis zu schwierigett vegetativen Ornamenten.
Immer aber huldigt man dem Grundsatze, dass das richtige Verständnis des
plasHsdien Ornaments unbedingt nöthig sei zur Composition und Application
des Flacboinamentes. Dass nat&rlich das Zeichnen nach Gips auch anf
dieser Stufe vonAusfQhrungen der Dinge des tägfidien Lebens unteri>rocfaen
wild, ist nach dem Gesagten selbstvetstandüch. Alles i^'reibandzekhnen wird
auf dieser Stufe durch das Modellieren unterstützt, das wesentlich zum Ver*
slindnja der Foim bertriigt.
Auch im geometrischen Zeichnen spielen die tnmmx mannels diie be-
deutende Rolle, indem man nicht nur mehrProjectionsaa%abenundSchatten-
constructionen ad Hbitum anfertigen lasst, sondern Geräthe und Werkzeuge,
Ziegel- und Steinverbindungen im Handfertigkeitsunterricfate nach gegebenen
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Massen darstellen und dann zeichnen lässt oder das Verfahren umgekehrt
einleitet. Die Constructionsaufgaben werden in kleinen Hcficlieu entworfen,
dann auf dem Reissbrette sehr nett gezeichnet, wie sich überhaupt die geo-
metrische Zeichnung gegen die Freihandzeichuung durch die Nettigkeit unter-
scheidet. Letztere gilt sclion als gelungen, wenn nur der Entwurf und die
Hauptschattenerscheinunm n richtig markiert sind.
Das Zeichnen an der allgemeinen Pflichtschule" liängt jedenfalls zu-
sammen mit dem Beirit-be dieser Di^ciplin an der Lehrerbildungsanstalt, der
ecole normale. Ich sah dieselben m Laris untl J von. I:s ist nicht zu leug-
nen, dass die zeichnerische V'orbereiiung des französischen lilementarlehrers
eine gründlichere ist als bei uns, was schon die Zahl der ausgesetzten Stunden
(9 inclusive die travaux manuels in jedem <ier drei JahrescurseJ beweist, sowie
die bedingte Vorbildung, die durch eine ecole superieure gegeben sein musSi
Letztere y die .später besprochen werden soll, befähigt die Candidatenj eine
xeichnerische iVusbildung zu erhalten, die in manchen Stücken das Lehrziel
unserer Oberrealschulen weit überschreitet. Das 2^ichnen gliedert sich auch
hier in Freihand- und geometrisches Zeichnen und wild analog dem Zeichnen
in- der Volksschule betrieben. Ausgehend vom geometrischen Flachoma-
mente (grossartige Compositionen) werden rasch die Grundlagen der freien
* Perspective an einfachen Köipem wiederholt, und es schliesst der Unterricht
auf dieser Stufe mit dem Gipsomamentc und dem Kc^ilkeichnen. In Paris
sah ich das geometrische Zeichnen geführt bis zu den compHdertestenDordbr
dringungsproblemeo.
Die travaux, manuels, welche mit dem Zeichnen Hand in Hand gehen;
bestehen in Modellier^, Hob- und Eiseoarbeiten, die grfliwtfiithfali Objede
bezwecken, wie sie der künftige Elementailehrer nun A&schamu^Bunteniijite .
bnuicht» 80 dass jeder Zögling beim- Vexkusen der Anstalt über eine Ueinft
Sammlung derartiger Hil&mittel verfugt
Ist die icoU primaire äfaientaire die firansösisGhePflicfatschnle, so istdi^
jetzt zu besprechende 6cole pr. superieure dne fiualtativeFoiibildimgsscliule,
an der das Zeichnen eine bedeutende Rolle spielt Sie gehi in ihrai 5 Jahren
ungefibr bis zur 5. Claase unserer Realsdmle und (Niedert sich je nach dem
localen Bedfii&is in eine industrielle, ^»fmSnni^ht* oder landwirfurhafttifhe
Anstalt Die Schule ist ganz unentgeltlich, doch bedingt die Anfiiahne dta
vollendete 13. Jahr und den Nachweis der absolvierten .Fflichladuile;. Im.
Freihandzeichnen verlangt man schon zuBegüin dievoUstMkBgeBdwitschsng
des Gipsomaments, das aber in der Folge zu Conyositionen fiir IrirtiwIffIriV»
Zwecke ausgebeutet wird, wie ae z. B. der Weber, der Kuästscfamied; dtir
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T4>4ae^ etc. bnndit Die deo Zetchenuntemcfat begkötenden tiMiix
maimeli dditen adi gewöiudidi nadi der pfofiBasiooeUeii Bestimmiiiig der
Mehrzahl der Zöglinge, so da» an mancher Anstalt mehr Bseoaibeit, an
anderer mehr Kerbschnitt etc. betrieben wurde» womach sich auch das Zeichnen
lidbtete.
In den gleichartigen Fortbildun^^srhuk'n für Mädchen wird dem Zeichen-
unterrichte dieselbe Aufmerksamkeit und dasselbe Ausmass wie bei Knaben
gewidmet, nur wird der Blumen- und Dessitmialerei mehr Gewicht bei-
gelegt.
IShaen spedfisch zeichnerischen Charakter tragen die aus früheren Zeiten
stammenden, jetzt aber erweiterten ecoles de desflin pratique, d. h. Zeichen-
schulen für den Kunstliandwerker. Sie liaben vermöge ihrer strengen Auf-
nahmsprüfungen ein WOhlailSgesuchtes S« lullrrmateriale, das im Zeichnen und
Modelli^n bis zum Act geführt wird und seine zeichnerischen Errungen-
schaften zur Composition und Appticatiön in den verschiedenen Metiers an-
wenden lernt. Auch sie sind unentgeltlich und geniessen oft wesentliche
Begünstigungen, z. B. S^»endien, MiUtärerleichtening etc.» weswegen der Zu-
drang ein kolossaler ist
An fiut allen Fortbildungsschulen befinden sich Abendeurse nur far
Zeidmen und Modettieien, die, focultativ» sich eines unglaublichen Besuches
erfreuen. Das Alter der Besucher ist nicht begrenzt, weswegen der streb-
same Handwerker sie iieissig besucht.
Als Spccialschule wäre die ecole Estienne noch zu erwähnen , eine
Kunstgewerbeschule für das graphische Kunsthandwerk.
Die J.ehrbefähigung für alle diese Arten von Fortbildungsschulen wird
durch eine Prüfung gewonncni, die unserer Rür^^ersi hulprüfung weit über ist.
In ihrem praktischen Theile verlangt sie vüllkonnneiie Versiertheit im Act-
zeichnen, im Componieren, in der Kunstgeschichte, Stiilehre und Anatomie,
woran sich eine pädagogische Prüfung schliesst, die in einer Lehrübung un<l
in der Correctur von S« hülerarbeiten einer ecole superieure besteht und im
ganzen 14 Stunden dauert.
Einen schönen Überblick der elementaren zeichnerischen Thätigkeit in
Fttris g^ähren die beiden pädagogischen Museen, von denen das eine staat-
Hcfa, das anden städtisch ist Das erste in der nie Gay Lussac enthalt die
Znsammenstelhmg aller zeichnerischer Lehrmittel, von denen besonders die
Wandtaüelwerke, die Vorlagewerke auf Thon, Seide etc. sowie die vortreff-
licfaon Gipsomamente (auch für das Banzeichnen) zu erwähnen sind. Im
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städtischen Musruin licpcn (iai^cs^en die Schülerarbeiten der Gemeindeschulen
als geordiu k L< hrj^ängt aut und zeigen den Lehrstoff und seine Verthei-
lung im Modellieren und Zeichnen von der Mutterschule bis zur Fortbil-
dungsschule.
Von besonderem Interesse waren mir die Besuche der einzelnen Kunst-
handwerker in ihren \\\rkslallen (.Schlossf r , Fächermaler, Drechsler, Glas-
maler und Ciselevire), bei denen ich die Wahrnehmung machen konnte, da&s
sie keinen Stillstand in der Ausbildung ihrer Profession kenneu. Durch Be-
such der Aben<lrurse, derMu-^ei u, duri Ii l'*insicht in die Fachjournale mehren
sie ihre Ausbildung, die ilireiii Gewerbe dann materielle \'<»rtheile bietet
Bringt man diesen Drang nai Ii l ortbildung in Zusammenhang mit dem hof-
lichen Verkehr und dem un^daublichen Fleiss und der Arbeitslust des fran-
zösischen Arbeiters, so begreift man, <lä:is in Frankreich das Handwerk gol-
denen ßoden liat.
Von dem höheren Kunstzeichnen ?:u spreirhen, hahc ich mich nicht
tür competent, Constatieren will ich hier nur, welche rnterstützung dasselbe
seitens des Staates und welches Interesse es seitens der breiten Kreise des
Publicums geniesst. Die freigebigen Dotationen zu Stipendien, die unschätz-
baren Galerien und Museen documentieren die ersterc, der Besuch der letz-
teren, das Mitieben des Publicums mit seinen Künstlern das letztere.
Zum Schlüsse möge mir gestattet sein festzustellen, dass wir unsern all-
gemem bildenden Elementar/eichenunterricht nicht gegen den von allen Be-
ginn an sachlichen, professionellen Zeichenunterri« ht Frankreichs vertauschen
.sollen, dass wir aber die Freiheit der Methode, aber auch die gründliche
Vorbildung des französischen Zeichenlehrers anstreben sollen, sowie wir die
Einbeziehung der technischen Handfertigkeiten in den Zeichenunterricht für
wünschenswert halten, und in diesem Sinne schlage ich folgende, aus dem
Vergleiche des französischen und österreichischen Zeichenuntenichls ait^ er-
gebende Thesen vor:
Thesen.
I. Der elementare Zeichenuuterricht der Volks- und Burgerschule muss seiiicn
inneren Wesen i»di ein erstehender idn; er hat dUe Aafgabe, mit bcbolngen nr
hurmonitehen Ansbildnng des Kindes, weswegen derLehistoi^ sowie dessen ■•HipdhclMi
Bdisadlnag sieb nach diesem Gesichtspunkte zu richten hat.
Der gewerbliche Zeicheniuitcrrichi hingegen ist ein fachlicher; für ihn ist die
Aaswahl lics StolVcb die Hauptsache; er wird fort^-etulut auf Grundlage des Volksscbul-
Zeichcnunternchtcä und soll die Schiller befähigen, die entsprechenden Hilfen für ihre
gewerbliche Thltigkdt su gewinnen. Die fraasSsisdie BinrichUing, den gewuliMstwi
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Zeichenunterricht facultativ zu gestalten, empAchlt sich für unsere heimischen Ver-
Uliaiate nkbt; et iit vidndir an der «trideB DneliflUnng dM obllgsttn feirerb«
Bchen ZdcheBoatemchtea festzuhalten.
n. Dm LehfreifiümB in der Volks- und Bttrgenehvie sei auf alten Stnlien eb
«nalytiacfa-synthetisches. Die Gtundbgen toHen das geometrische Flachomament und
die geometriacbea Körper bilden; die Anordnuig des Stoffes erfolge in coocentritchen
Kreisen.
Hiesv ist nSthigs
a) die aUgemeiae ffiafUiniag der WandtaflBlB, sowie die Veibindttiig des Zdclien-
«atemcbtes nait „Form"-Arbeiten ;
b) eine grössere Freiheit des Lehrers bei der Auswahl der Motive;
c) die Beseitigung der gepcnw utii; vorhandenen Approbationsschwierij^keilen ;
d) dem Lehrer muss es gestattet sein, die durch das geometrische Flachomament
oder dardi die geometrischen Kdrper gewonnenen graphischen Materien auf einsdne
Motive ans dem tlf^idien Lehen passend antnwenden» nm den Sdifllem an seigen, wie
sie ihre erworbenen Pert^eiten praktisch anwenden können.
UL Um diese Fordenmgen richtig durchzuführen, ist an den Lehrerbildungsanstalten
eine eingehendere zeichnerische Vorbildung anzustreben, womach aoch höhere Anforde*
rangen bei der FacbprÜfung gestellt werden konnten.
Debatte.
In der auf Grundlage vorstehender Thesen gc-ruluien Debatte wurde auf die in
Wien bestellende ^Ic k, Versnchsanstalt llbr Photographie nnd ReprodncdonsTerftliren"
liingewiesen, weMtt in gewisser Hinsicht den Tom H. Vortragenden erwihnten höheren
Anstaltnn Frankreichs an die Seite gestellt werden kann. — Auf eine gestellte Anfrage
erwidert der Vortragende, dass in Frankreich Fachinspectoren fUr den Zeichenunterricht
bestellt sind, welche den gesamniten Unterricht von der ccole materneUe an zu beauf-
sichtigen liaben nnd sn regelmässigen Confierensen susammentretcn. Die Art nnd Weise
dieser Inspeetlonen ermögUciit alier dodi dem einseinen Lehrer eine grössere Bewegnngs-
freiheit in seinem Fache. Auf die Anfrage, wieso der Zeichenunterricht in Frankreich,
wenn er seine StofTc dem Leben entnehme, für das Leben vorbereite und I.ust und Ar*
beitsfreudigkcit erwecke, dessenungeachtet das erziehliche Moment weniger berücksich-
tige als der Zeichenunterricht in Österreich, entgegnet der Vortragende, dass iu FVank-
reidi das Zeiehncn eben Selbstsweck, in Osterreidi hingegen Mittel sun Zwedce
hnrmonisfher Qeistesentwiekhu^'aei. Man 1^ dort das Hanptgewidit anf die AnsbU-
dung im Zeichnen, auf die Erlangung einer bestimmten Zeichenfertigkeit; maogelt dem
Schiller das nöthige Talent, so bleibt er in dieser Disciplin überhaupt zurück. In Öster-
reich and Deutschland ist beim Zeichenunterrichte die Entwicklung des Urlheils Vermögens
nnd des Vefstlndirissei des SchUeis die Hauptsache, und daxin der emfaient er-
sidUicim Wert nnaeres Zeichenunterrichtes. In Frankreich eisielt man durdi die Etn-
fthmng der travaux mannds und durch die praktische Gestaltimg des Zeidienwileirichtes
wohl grosse Erfolge, deswegen möge man aber bei uns von dem höher gesteckten Ziele
allgemeiner Bildung nicht abweichen. — Gegen die in der These II aufgr lelke Forde-
nug, dass das geometrische Flacbornament und die geumetrischeu Kurpcr die diuud-
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106
Ugta flr dm- 7f it'lMWiilwn inlil bilden soHat, w^adeo dc^ , «Mbi«re lUidMc; .der Vw»
tragende caligi^Mt, dm ei; mit dem Avtdrack „geometrisches Ornament" kemef«^
ein Ornamt-nt meine, tu dessen Ausführung ausschliesslich Lineal und Zirkel erforderlich
sind, sondern Zt: h' ung, der geometrische l urmen zugrunde liegen. Man habe
wiederholt versuciic^ aas» Zeichnen nach .sogcnaunico Lebensformen in den Vordergruna
SU fteUen, ad uber dabei. iMiur auf Abwege geradicn. — Ab imtgebradtfCB Arbdtea
md fraaeii WandtaMa laict hieraaf der Vo rtrag e n de, «k er acli die Verwertnog der
Zeichenformen (Formarbeiten) vorstellt. —
Pie Thesen werden cur ,Kcaatni» genommen.
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«
Vll.
Beiträge zur MethodiK. des Reclieziuntemclites,
Vorgetragen am a. Jaavmr'iSgf von Marie Habel..
T.aa-a
Mebe beutigea Dariegongea ^werden aidi nur mit einem ieogbegv^nzten
Gelnelfdieild der Rechedmedkodik. namUcli mit <|em Rechnen der Bürger^
adwle, beachifiigeiL Inde«i idi mkli hiebei auf den Soden der gbteMStneA
Ldupline stelle^ adiKeaeei Ich dkt Capitel ober.Aiisvalil mid' YeitheUitng dab
R-eGheQEtoffB»'TQn der Eroctenmg aus. Was ich .aber vbnuluhren' mir er-
laobcn mdchte, sind eniens methodische jSnriguagen, dann BeiqMete von
eigenartiger Behandhing mehierar Rechenpaitien und endlich Wünsche für
die Himfehtnng unserer Rechenbücher — also Ergebnisse ans der Praxis,
wie sie jeder Lehrer mehr oder veniger subjectiv als Nebenproducte. seiner
Lfthrthütigkrit gewinnt
Der leitende Gedanke bei meinen Vorbereitnngen auf den Recfaennnter-
licht war ubd ist der, dass möglichst viele Schüler mög^hst gut daslehiaiel
erreichen Sölten. Von diesem Standpunkte aus musste ich ebensosehr auf
Hebere fiegrifiäibildung achten, als auch die Zeit genau zuralhe halten, um
fSsK reichliche Übung Raum zu gewinnen. Indem ich diese mir gestellteAuf-
gabe in selbständiger Weise durchzuführen traditete, gelaogte ich au jenen
Ansichten und Redienformen, die den cigendichen Gegenstand meiner heu-
^gflfi Ai]sfiihrungen Calden*
Untersucht man, da es sfichsuniclist umBegiiliinklung handelt, welches
die logisch dispaiatea Elemente unseres Redienunterridttea sind, so findet
man folgende Gmppen:
I. die lediemnassigen Beziehungen der Dinge aufeinander und die
mannigfaltigen sprachlichen Ausdrücke (ür diese Beziehungen;
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108
2. die Constitution des dekadischen Zahlensystems;
3. das Zuzählen und A'ervielfachen sammt deren Umkehrungen;
4. die Formen und Formeln des schriftlichen Rechnens.
Von diesen Kiementen liegen unsern Schülero die zuerst genannten,
nämlich die Sachverhältnisse (arithmetischer wie geometrisdier Natur) am
nächsten, da sie dieselben aus der sinnlichen Anschauung und aus abgelei-
teten Erfahrungen Dicht bloss in der Scliule, sondern innerhalb ihres ganxen
Lebenskreises kennen lernen. Deshalb ge he ich bei der Entwicklung einer
Rechnungsart von — den Kindern sicher bekannten — Sachverhältnissen
aus und knüpfe daran den ( 'nterrichtsstoff. Das Rechnen mit reinen Zahlen
stelle ich nie an die Spitze eines Capitels. Das Rechnen mit reinen , d.h.
unbenannten Zahlen ist mehr allgemein-mathematischer Natur und erfüllt
hauptsächUch den Zweck, das Hantieren mit dekadischen Grössen einzuobea.
Meine weiteren Folgenmgen will ich von praktischen Bei^elen ableiten.
Die Numeration. Um mit dem Anfang zn beginnen, bespreche ich
conichst die Numeiation, wonmter ich das Zählen, nämlich Zahlenbilden,
dann das Anschreiben und Lesen von Zahlen verstehe. Ich lasse vothandeae
I h-Stöcke zählen und frage: Welches Gddstnck ist so viel wert wie to ih-
StScke? Derselbe Vorgang wird mit 10 h-StSckea und rak den dm des
Meieniabes anegefBhrt Nnn lasse ich die Blnke hn SchiilsiflUDer tiUea.
10 Bänke kann man nicht för i bestimmtes Ding timtaBtrhen, 10 Bioke
werden auch nicht mit einem eigenen Namen belegt SdmibeB Sie aaf:
„10 Bänke". Beim Anschreiben müssen wir andi lo Bänke (Apfel, Tage)
mit der Ziffer i beieichnen, d. h. zu einem Zdmer aisammenfeasen. Ilil
Heranudiung unserer dekadisch gegliederten Gddsortan mid des Uage»-
maases venmttehi wir weiterhin den Sati: „Zehn dekadische Fin ii i ii tfn irgend
einer Art geben eine dekadische Einheit der nächst höheren Alt" SM!
„Art" sagen wir auch „Ordnung** oder „Stafe**.
Hieran reaheo sich selbstventändlich noch wehere 2SäM-, Sdwelb- oad
Leseübongen. Aber der in dieser Stunde gewonnene San mnss uns fortan
im Rechnen seine sicheren Dienste leisten, einerseits weil es bei den h6benn
dekadischen Einheiten keine unmittelbare Durcfablicknag ihrer Glledemg
mehr geben kann, andererseits weil im Interesse der Zeitansnoliang em ein-
mal gewonnenes Resultat m gedächtaismässigcr Verwendnng faa t y haltn i
werden iolL In anatoger Weise wird der SUs vermittek: t^Der to. Tfasfl
iigend einer dekadischen Einheit ist eine dekadische Ebdieit der nidm^
niedrigeren Ordnung."
Das Addieren. Das Capitel von der AddHion gliedere ich in fiaf
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109
Abschnitte, Ja «{er i. Stunde wird d«: Begriff der Adfiytion entwick^ und
die Beoeonung der Additionsgrössen und -seichen gegeben.
I. Zunächst lasse ich vorhandene, dann vorgestellte Dinge «ihlen, z.B.:
Zähle zu diesen 5 Schülern jene 3 hinzu! Anschreiben! Lege zu diesen
8 Heften noch 4! Wie viel sind es? Anachreibenl Wie viel h sind 4h-f-
Sh-i^yh? Anschreiben! etc. Mittbeihmg: „Dm Wettenählen. von einer
gefebenen Zahl um eine oder mehrere ebenfoUs gegetteae Zahlen heiaal
addieren. Die Rechnungsart, bei wddier man addiert, heiart Addilioii".
Ui Kechenhfichem findet man auch folgende Definition: ,,Addieren heisst
eine Zahl sudien, welche . • Idi wurde vonodien zu sagen: . . . »jene
Zahl", ... da es doch nur eine bestimmte Zahl ist, welche gesucht wird.
Zum I. Abschnitt des Capitels von der Addition gehört noch dieMitlheilung
und Einübung folgender Sätse, die auch in den Rechenbuchem stehen sollten:
a) Jede in einer Addition g^bene Zahl heisst ein „Posten" odw ein
„Summand"^ („Welche Summanden sind heute sdion voigekommen?")
b) Die in einer Addition gesuchte Zahl hdsst „Summe". („Welche
Summen stehen an der Tafel?")
c) Das Zeichen lur die Addition ist das stehende Kreuz; es wird ge>
lesen: „und", „mehr" oder „plus". Es bleibt weg, wenn die Posten unter-
einander geschrieben werden.
d) Wenn die Posten nebeneinander geschrieben sind, so stdira dahinter
zwei Uffgeiide Striche (=); sie bedeuten „sind" bei benannten Zahlen und
,4st" bei unbenannten.
Im 2. Abschnitte wird das Addieren vorhandener und vorgestellter Dinge
fortgesetst, und als neuer Stoff werden die bdden Additionsvortheüe abge-
leitet wie folgt:
a) Rechnet aus: 14 kr. -f- 9 kr. ~|- 6 kr.!
Wer kann dies kurzer rechnen? (i 4 kr. -j- 6 kr. -f 9 kr.)
Wie viel ist aber 6 kr. f- 9 kr. -|- 14 kr.?
Was lernen wir daiius? «Die Reihenfolge der Summanden ist gleich-
gütig."
(Wem dient uns dieser Satz? „Wir werden die gegebene Reihenfolge
der Summanden ändern, wenn dadurch die Rechiiung einfacher wird.")
Rechnetim Kopfe: 17 -|- i6-|-3 =;48 -j- 36 j- 2=; 25 -\ 5 -j- iz =
34 j- 16 + 23=.
b) Addieret: 36 kr. 4- i 2 kr. -|- 8 kr.; 40 kr. -j- 22 kr. -j- 3 kr. Wer rechnet
dies kürzer? Mittheilunj;: „Anstatt von einem Posten um die anderen Posten
foruusclireiteu, kann man jjlcich um deren Summe fortschreiten." (Waiui wird
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110
man diesen Satz benötzen? „Wenn zwei Posten sich ohne Zei&Uen addieren
lassen.")
Der dritte Abiichnitt bringt eingekleidete Beispiele und zwar in ganzen
und Decimalzahlen', wobei der Unterschied zwischen mündlicher und schrift-
liclier Lösung hervorgehoben wird. Z. B.: Von drei Kisten mit Büchern
wiegt die ftSbt 48, die zweite 36, die dritte 41 kg; wie viel \vi^^n diese
di^ Kisten zusammen? (Mündlich und schriftlich: Diese 3 Kisten wiq^a
aisamraen 48 kg -r- 3 6 kg -|- 4 1 kg.
Mändhch; 48 kg -f- 56 kg -|- 41 kg = i25kg.
78 kg 84kg t^^^TsSkg
Schriftlich': 48 kg
36 „
4' »
1*5 kg.
Mündlich und schriftlicfa: ,4^rei Kisten, von denen die erste 48 kg, diezweite
S6kg and die dritte 41 kg wiegt, haben zusammen ein Gewicht von IS5 kg."
Beobachtung: „Bei der mündlichen Lösung bleibt ein Summand unvetandert,
die andern werden xn ihre dekadischen Bestandthefle zeifSUt; und man fängt
mit den höchsten zu addibren an. Schriftlich werden alle Summanden se^
^t und man addiert zuerst die niedrigsten dekadischen Bnheiten.*'
4. Sind dninal mehrere eingekleidete Additionen gerechnet worden, so
ist es von Nutzen, die vorgekommenen Sprachformen fnr die additive Be-
zidiung herausheben und zusanunenstellen zu lassen; man eritait hiebd zwd
Gruppen. Die erste Gruppe enthält die Rechenbeziehung in der "Fngc, z. B.
wie viel zusammen? . . im ganzen? wie hodi bdäuft ach? wie hoch kommt?
wieviel betrug? etc. Bei der zweiten Gruppe findet skh dieRedienbeziehung
in der Angabe; z. B.: A besitzt n Stücke, B um n* mehr; wie viel hat B?
(älter, theiirer, schwerer, länger, reicher, weiter etc.) „Die Addition wird ver-
laugt durch Ausdrücke der Zusammenfassung und des Fortschreitens."
Als 5. Absclmitt folgt das Addieren reiner Zahlen, um das richtige
Untereinanderschreiben und Addieren grösserer Zahlen zu üben.
Mit dieser Darlegung der Additionsbehandlung wollte ich Folgendes be-
weisen :
I. In jeder Rechenstunde soll, wie dies in den cinderen l'nterrichts-
gegenständcn bereits geschieht, ctwuh Neues und Selbständiges vorgenommen
werden, doch nicht zu viel; ein Lehrsatz oder wenitre, zusammengehörige.
Darum sollte der Stoff auch in den Rechenbüchern weitgehend, womöglich
nach Stundenleistongen, gegliedert sein.
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III
s. Die Musterbei^Mele sollen in kleinen, benanatfen Zahlen oder, besser
gesagt, an vorhandenen und übersclsbriron Gruppen von Dingen {gegeben
werden; auf solche Bet^tiele kann und soU man im spateren Unterrichte wie
auf Paradigmen verweisen.
3. Jedes Ergebnis soll sprachrichtig in einem voUstandigen Satze aus-
gedrockt werden; elliptische Sätze in Parenthese sollten wenigstens in den
Bochem für die erste Classe nicht vorkommen.
4. Die sprachlichen Ausdrucke für die betreffende (hier additive) Rechen-
heriehnng aoUen herausgehoben und zusammengesteUt werden, damit sie den
Kindern Uar nnd geläufig werden.
Dividieren. I. Entwicklung des Divi sionsbegriffes. Die Knt-
wicklung des Divisionsbegriffcs geschieht am Messen, wcü dieses die dirccte
Umkehrung des Kinmaleins ist und dahi r näher liegt als das Theilen, welches
die Umkehrung einer vom Einmaleins abgeleiteten Reihe ist Z. B. erfolgt
das Messen auf die einzige Frage: ,,Wie ^^el Fünfer enthält die Zahl 30?**,
wahrend das Theilen zwei Urtheile erfordert, luimlich: ,,Von welcher
Zahl ist 30 das 6£Ew:he?" „Von 5." «Wie gross ist der 6. Xheil von
a) Das Messen, Hier sind 8 kr.; wie viel 2 kr.-Semmeln kann man
da£ür kauten? Warum? „Weil 8kr.= 4 X 2 kr. sind." Wie \iel 2 kr.-
Semmeln bekommt man um 13 kr.? etc. Welche Zahlen habe ich .inge-
geben? 12 kr.; 2 kr. Welche Zahl habt ihr gefunden? 6. Wo haben wir
diese drei Zahlen schon beisammen gefunden? „Im Einmaleins." In welcher
Kcihe? „6 mal 2 = 12." Was ist 12 in Bezug auf 6 und 2? „Das
Product" Mittheilung. Gegeben war hier ein Product aus zwei Zahlen
nnd der eine der beiden Factoren; gesucht wurde der andere Factor. Diese
Redinung ist eine Division. Was ist in einer Division gegeben? Was wird
gesucht? etc. Mericsatz: Beim Messen kann der Dividend eine benannte
Zahl sein» dann ist es auch der Divisor; der Quotient ist beim Messen stets
unbenannt
b) Das Theilen.
6kr.:3=:2kr« 8cm;ss4€m
6Zw ;3=s3Z, 8dm:3 = 4dm
6fl. :3=:2fl. 8m ;2==4m
Meffcsatx: Ist beim Theilen der Dhridend eine benannte Zahl, so
hat der Quotient dieselbe Benennung; der Divisor ist beim Theilen un-
benannt
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JI. Bestimmung des Stellenwertes, i. Das Dividieren durch Einer.
9:3 — 3 Rechnet die Reihe:
90:3 = 30 1 2000 : 4 =: 3000
000:3 — 300 1200:4 =
9000:3 — 3000 120:4= • •
o'9:3 = o*3 12:4 =
0*09:^ = 0*03 1*2:4 =
0*12:4 =
Merksatz: Wenn man durch £iner dividiert, erhalt man Snheiten von der
Ordnung des Dividends.
Anwendungsbeispiel: 5*84 fl. : 24 = 0.1 6 IL
144
= o.
Gesprochen: Wir dividieren hier duri h Finer; wenn man dur< h Eim-r divi-
dieity so hat der Quotient denselben Wi-ri wie der zugehörige Theildivideod.
Der erste Theildividend heisst 3 8 und hat den Weit von Zehnteln. Die eiste
Ziffer hat den Wert von Zehnteln.
3. a) Das Dividieien durch Zehneixahlen.
Der 10. Theil eines Emen ist ein Zehntel
f, t» M Zduiers ist ein Einer.
„ „ u „ Honderters ist ein Zehner.
Merksatz: „Der 10. Theil einer Zahl sind ebensovide ICmheiten der nidhst-
niedrigeren Ordnung."
Übung: Dnidieren durch 10, 20, 150, 240 etc.
b) Dividieren durch Hunderteizahlen.
Der 100. Theil eines Hunderters ist räi Bner.
„ „ „ „ Zehners ist ein Zehntel
„ „ „ „ YmesB ist ein Hundertel
Merksatz: „Der 100. TheU einer Zahl sind ebensoviele Fmheitpn der zweit*
niedrigeren Ordnung."
C^ung: Dividieren durch 100, 200, 300, 400, i$oo.
Vertiefung und Anwendung: 456 : 3800.
Gesprochen: Eine Zahl wird durch 38 Hunderter dividiert, indem man as
zuerst durch 100 und den hundertsten TheU durch 38 dhddiert Bei der
Divisioo durch 100 erhalt man ßnheiten der zwettmedrigeren Ordnung.
Geschrieben: 4/56:3868=0*12
= 76
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3. a) Dradieien durch Zehntel.
i^^ ist in I ESntt lo mal endialteo»
(I it t» 3 Einem 30 „ „
ist in jedem £iner 10 mal enthalten,
„ „ „ „ Zehner reo mal enthalten etc.
Merksats: „Beim Dividieren durch Zehntel erhalt man Einheiten der nächst-
höheren Ordnung.** Anmerkung. Beim Dividieren durch Dedmalzahlen
kann zur Retheoentwickhmg nur das Messen benutzt werden; das Theflcn
dnrdt cnnen echten Brach existiert in der Wirklichkeit nicht, lasst sich nicht
versinnKchen und sprachlich kaum ausdrucken.
Der jüngst in einem Auftats empfohlene „zwei&che Schluss" ist zwar
umsändlich, doch denk- und sprachiichtig, weshalb er gutgehdssen werden
kann. Beisf^: N : 0*3. „Wenn ich durch 3 dividiere, erhalte ich den 3. Tfaeil;
wom ich nur durch 0*3 ^vidiere, muss ich 10 mal den 3. Theü erhalten."
3. b) Dividieren durch HunderteL
rfv ist in I Einer 100 mal enthatten,
„ „ „ I Zehner 1000 mal enthalten.
Merksats: „Beim Dividieren durch Hundertel erhitt man Einheiten der sweit-
hdheren Ordnung.'*
Anwendung: a) 56:0*035. „Wir erhalten hier Einheiten der dritt-
höheren Ordnung, das sind Tausender.*'
56:0035 = 1600
aio
= 0.
/S) 35 : 0*056. „Wir brauchen hier einen dretsleiHgon Dividend, losen
daher die Emer in Zehntel an£ Die dritthöhere Ordnung von den Zehntehi
an sind Hunderter. IMe erste Ziffer des Quotienten hat den Wert von Hun-
dertern. •
35o:o'o$6 = 625
140
s8o
= 0.
Die Vorzüge dieser Art zu dividieren bestehen in der Sprachrichtigkeit
des Ausdruckes, in der Durchsichtigkeit des Schlusses und in der Ausnützung
früher erworbener Kenntnisse.
III. Eingekleidete Divisionsaufgabeu. i. Wie viel kostet 1 in
Stoff, von welchem 7*375 m 29'5 K kosten?
Jahibucb d, Wien. päd. Ge». 1897.
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Gesprochen wird: Bekannt ist der Preis von 7 Xfotrrü, gesucht wird der Preis
eines Meters, i m ist der 7. Theil von 7 m. Der 7.Theil der Ware kostet
den 7. Theil des Preises. (Beim Sprechen bleiben die Bnichtheile wegl)
29-5 K:7-375 = 4K
00
•= 000
Gesprochen wird: Wir dividieren hier durch Tausendtel; wenn man durch
Tausendtel dividiert, erhält man Einheiten der dritthöheren Ordnung. Der
1 . Theildividend heisst 29*500 und hat den Wert von Tausendteln; die dritt-
höhere Ordnung von den Tausendteln an sind Einer. Die erste Ziffer des
Quotienten hat den Wert von Einem.
2. Wie\'iei kg erhält man für 183.75 K, wenn i kg 075 K kostet?
„Man erhält so oft i kg, als der Preis für i kg erlegt wird. Wir unter-
suchen daher, me oft 075 K in 18375 K enthatten sind."
1 83*75 K : 07s K= «45
337
375
= 0.
Mündliche Antwort: Der Preis für i kg wird 245 mal erlegt , daher eriuüt
man 245 kg. Schriftlich: Wenn i kg 0.75 kg kostet, so erhält man ffir
X8375K 243kg.
Ein gutes Mittel, Fehlem, insbesondere solchen gegen den SteUenwerty
vorzubeugen, ist es, das Resultat einer Aufgabe annähernd berechnen zu lassen.
Eine Aufgabe laute z. B.: Ein Wirt kauft für 38 fl. iia 1 Wein; wie
theuer zahlt er 1 1?
„Wenn man für 38 fl. nur 100 1 erhielte, wurde 1 1 auf 38 kr. kommeo;
da man aber mehr als 100 1 erhält, so ist ein 1 etwas hilliger als 38 kr.
oder 0*38 fl."
I 1 kostet den na. Theil von 38 fl.
38fl.: rxs:=
„Der 112. TheU von 38 fl. kann kein ganzer Gtüden sein; ich löse die
Gulden in Zehntel auf; etc.
38ofl.: ii2 = o*339fl.
= 440
1040
= 32.
Antwort: „Wenn man für 38 fl. its 1 Wein erhah» so kostet i 1 dieses
Weines 34 kr."
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Das Rechiien mit mehrnamigen Zahlen bedingt die Vorfiahrung
der Flächen-, Körper- und Winkefanasse, der Zlhlmaase, der Gewicht- und
Zeiteintfaeilung.
Nadidem hier mdbt mdir die Operation das Neue ist, sondern das be-
treffende Mass (und seine Gfiedening), so ist dieses in den Vordeigrand su
stellen. Indem man alle vier Grundrechnungsarten an jedem Masse vor-
nimmt, eröffnet ach auf die natQriidiste Art die Gdegenhdt, die dngekld-
deten Aufgaben einmal nach dem sachlichen Inhalte statt wie bisher nach der
Kechenbesiehung xu gruppieren. Dem Lehrer werden Uedurch eine Menge
von Wiederholungen erspart, die Kinder erlangen rasch volle Sicherheit in
Betreff der Einthdlung des jeweilig in Bdiandlung stdimden Masses und
müssen endlich die nothwendige Rechnungsart ganz selbständig bestimmen,
da ihnen die Capitelfiberschiift keinen Anhaltspunkt dafür bietet
Man könnte fceSÜdi einwenden, da komme ja die alte Kraut- und Holz-
rechnung wieder zum Vorschein; als Entgegnung führe ich ein praktisches
Beispiel durch und bemeike^ dass eines imserer verbreitetsten Rechenbücher
eigene Abschnitte über „Zeitrechnung**, „Gewinnrechnung'*, „Verlustrech-
imng" enthalt, daher Analogien zu meiner Forderung sdion bestehen.
Bei^iel aus dem Rechnen mit mehmanügen Zahlen mit RudEsicht auf
das Winkehnass. Mitthettung: „Die Einheit des "Winkeimasses ist der rechte
VHnkel, welcher in 90 Grade eingetheilt wird; *i Grad (*) hat 60 lifinuten
I Minute 60 Secunden (").
1. Von einem rechten Winkel wird ein Winkel von 47" 36' 47" abge-
schnitten; wie gross ist der übrigbleibende Winkel?
90* Subtrahiert wird nach dem
— 47" 36' 47" allgemeinen Subtractions-
42" 23' 13" begriff.
^Dcr übrigbleibende Winkel raisst 42*^ 23' 13"."
2. \'icr gleiche Winkel, jeder 16° 24* 27" messend, werden in einen
Winkel vcreuugt; wie gross ist der neuo Winkel?
16" 2 4' 2 7" X 4
65»37'48"
„Der neue Winkel uiisst 6 5» 37' 48"."
3. I'iii Winkel von 147^48' soll in sechs gldcheXheile getlieilt werden;
wie gross wird jeder Theil sein r
14,7" 48': ö = 24*^ 30'
22,8.
„Jeder der neuen Wuikel wird 24** 38' betragen.**
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Anmerkung. Wenn die operative Zahl mehrzitirig ist, so zerlegt ntail
sie in Factoren oder, £alU dies nicht mö^ch ist, macht man die mehmaini^
Zahl einnamig.
Die schriftliche Darstellung cingeideideter Aufgaben in den Heften der
Schüler hat mehreren wichtigen Anforderungen zu entsprechen:
1. Zunächst erscheint es nothwendig, dass der Gedankengang dargekgt
werde; denn viel mehr als um die Auffindung des Resultats, die ja dne zu-
fällige oder mechanische sein kasm, handelt es sich um die Aabahnong und
Übung folgerichtigen Denkens.
Ist dadurch auch das Verfahren umständlicher, so werden durch befrie-
digende Erfolge Lehrer wie Schüler datiir entschädigt.
2. Xa< hdem femer nur der Satz der Ausdruck eines Gedankens ist,
muss auch die Durchführung einer schriftlichen Rechnung so dargestellt
werden, dass sie in sprachrichtigen Sätzen, lesbar sei.
Es darf beispielsweise nicht die Antwort an das Resultat gehangt werden;
man schreibe also nicht:
2*89 fl. : $*5 = o'34 fl« kostet i kg Zucker.
Ebensowenig ist es jichtig xu schrefben:
r mkostetSjC
In der zwdten Zeile ist die Zahl 5 eine benannte; woher kirne sonst
die Benennung des Froductes?
Beim ResoWieren von Standen in Seconden wird man schreiben:
5 St = 60 Min. X 5 = 300 Min.
300 Min. = 60 See. X 300 = 1 8 000 See
5 St= 18000 See.
3. Meine dritte Forderung an die schriftliche Darstellung der eingeUd*
deten Au%aben ist die einer vollständigen Antwort
Es genügt nicht zu sagen: „Dieaer Baugrund koetet 1900 fl.;" es soll
heissen: „Ein 475 m* grosser Baugrund kommt bei dem Preise von 4 fl.
p« m* auf 1900 fl/*
Wie sich von diesen Gesichtspunkten aus die Lösung versdiiedener Bei-
spiele gestaltet, werde ich mir noch kurz vorzuführen erlauben.
Berechnung der Zinsen. (Modnik L» S. 32, Nr. 10.)
Jemand hat ein jährliches Einkommen von 1645 fl.; wie viel beträgt
davon die Einkommensteuer ä 7%?
?fl.St i645fl.Eink.
7 »» t» ,]^_*f j>
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117
Die gesuchte Steuer verhält sich zu 7 fl. Steuer, wie 1645 fl. Kinkoimuen
;^u 100 fl. Einkommen; demi Steuer und Einkommen sind gerade propor-
tioniert.
fl. St.
x: 7 = 1645 : lOo
x = 7 ti.St.X »6-45 — 1 15- 15 11. St.
Wenn iii einer Proportion die gesuchte Zahl benannt ist, so muss das
zugehörige Verhältnisglied auch benannt und zwar gleichbenannt sein; das
Zimte Verhältnis bleibt unbenannt
z. Lösung: v
Auf 100 fl. Einkommen entfeUen 7 fl» Steuer,
»» 5 ff ff ff „ ,1
1 645 „ „ „ 7fl.X329S t =
zo
Z30/3 fl.; z8= iiS'iS fl.
Durchschnittsrechnung. (Moönik IL, S. 60, Nr. zo.)
Zu z8 1 Spiritus von 60® giesst man zo 1 ein^ schwächeren Sorte; wie
Grad muss der Zusatz haben, wenn die Mischting dnen Gehalt von 55*^
bekonmien soll?
48 1 Spiritus ä 55*enth. 55 d Wgst. X 48 = 2640 cl Wgst,
28 1 ,, ä6o" 60 „ „ X*8=i68o„ „
20 1 Spiritus entii. 960 d Wgst
,,Der Spiritus der schwächeren Sorte ist 48 gradig."
Mischungsrechnung. (Mocnik IL, S. 62, Nr. i5.).
Ein Essighändler will 1 44 1 Essig ä zo kr.» weil dieser zu scharf ist,
mit Wasser verdünnen; wie viel 1 Wasser muss er dazu nehmen, damit i 1
der Mischung 10 kr. wert sei?
„Der Gewinn, den i 1 Wasser bringt, ist 9 mal so gross als der Ver-
lust bei I 1 Essig; das Wasser muss daher den 9. Theil des* Essigs aus-
machen."
kr.: I Xheile:
Essig zo
Mischung 18
Wasser o
Iß 9
2 I X441: 9 = 16 L
,Es dürfen 16 1 Wasser zugesetzt werden."
, z. Lösung. Um zofar. erhält man loocl Esag; um t8 kr« mir ^ Me-
von, das sind 90 cL
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Auf 90 cl Essig kommen locl Wasser,
f, 1 1 „ kommt l 1 ,,
„ 144I „ „ ^\ „ X I +4 =» ö 1 Wasser.
Quadrieren. Welchen Flücheuinhalt hat ein quadraUscher liaugrund
von 28 lu Stitenlänge?
Hm Quadrat von 2Ö m Seiti nläiigc enthält zhm-'XaS.
28m-X = 4.. m*
'^4 . »
784 m^"
Ein quadratischer ßaugrund von 2Ö m Seitenlänge hat 784 m- Flächcn-
iuhah.
Wurzfl/. ieheu. Eine quadratische Tischplatte hat einen Flächen-
inhalt von 2'56 m-; wie lang ist eine Seile derselben?
Die Seite eines Quadrates von 2 50 m- 1' lächeninhait misst V 2 56 m.
y 2*56 m= 1*6 m
i56
26
= o.
Die Seite einer quadratischen Platte von a*56 m - I 'lächeninhalt misst i'6 m.
In dieser Behandlung ist die Benennung der Zahlen durch die ganse
Rechnung beibehalten und die falsche Fonn 5mX5 = 25m- vermieden.
Es erweist sich hier wie in den Schluss- und bürgerlichen Rechnungen als
eine wirksame Unterstützung des folgerichtigen Denkens, die Benennung der
Zahlen in der Ree hnung immer sorgfältig mitzufuhren.
Am Schlüsse meiner Ausführungen angelangt» ad es mir gestattet, sie
dahin zusammenzufassen, dass ich eintrete für eine gründliche Begritfsbildung,
für Auaeinanderiegung des Rechenstoffes in Stundenleistungen und für deok-
gemässe und klaie Darstelhing der schiifUichen eingeUetdeten Aufgaben.
Thesen.
Um den Betlieb dcs Rechcnameiricbtes mOglidist iotcadv tv gsttellen, werdea
folgende Fordemngea gtsteiu
a ) .111 die U n t er ri ch t s n r a x I s :
I. Der Kecben-Lehr&lotl ist nach btundcnleisluugcu zu gliedern,
a. Die Sntvicklnng einer RechniiagMxt soll ?on Sadiveifcflttiima ausgehen; die
Masterbeiipiele »ollen in kldaco, benaanten Zahlen gagebcn nad im weitem UBte^
richte «It Paradigmen verwertet werden.
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j
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3. Die wichtigsten sprachUchen Ausdrücke flir jede Rechenbeztehang soUea «ttt
den gendinetcn Bdtpiden hennigehoben and mwmmicngeiteMt werden.
4. Bei der LBamtg dngdcteideter A«lj{«ben MUtn die Sditter den Gedankengang
deri^en; oft ist eine mündliche, annähernde Berechnnng des Resultats zu verlangen.
5. Flan'lelt es sich in einer Aufgabe um benannte Zahlen, M ist auch die AttS-
rechnung in benannten Zahlen durchzufuhren.
6. Die Antwort sei vollständig, das heisst, sie enthalte die Bedingungen des
Reashatt.
b) an die Einrichtnng der Rechenbttcher:
1. Das Rechenbuch suU Merksätze enthalten; mit RScksidit anf die OeotUchkeit
sind elliptische Ausdrücke in Parenthese vermeiden.
2. Die Aufgaben seien auf der btufe der Entwicklung nadl den rechnerischen In*
halle, auf der Sinfe der Binftbvng and Anwendnnff nacb nchllAen Gcelditipnnkten
grappien»
3. Die ReclicnbMchcr «ollen Ahr jede Reduraagaazt ein ToUatlndig ansgeftthitea
Beiipkl bringen. ,
Da dw Difidiafen dnrdi Dedmaltahlen noch keine «nheitliche Form aagenomien
hat, CO wird Ar dasselbe folgender Vorgang enqrfohkn:
1. Man betr.ichte so wie bdm Dividieren dnrdi gaaae Zahlen den Diviaor ab lauter
Einheiten der niedrigsten vorkommenden OrdnnnL,'
2. Ebenso werde jeder Tbeildividead ah Summe von Einheiten seiner niedrigsten
Ordnung angesehen.
3. Man benfltte folgende sdion bekannte Sllse: „Beim Dividieren dnrdi Zehntel
(Handertd, Taasendtel) eilridt man Einheiten der nadut- (swdt>, dritte) hahcren Ordnung.
Debatte.
In der Debatte wurde ron mdireren Rednern die Ansicht Tertretcn, das« die
eonaequente Durchführung der in den Thesen 4 und 6 an die Unteniehtspraxis gestellten
Forderungen viel kostbare rnterrichtszeit raube, die zur Erlangung einer bestimmten
Sicherheit und (jt-wandilicit in der Lüsung grösserer praktischer Beispicb? nutzbringender
angewendet werden konnte. Bei den ersten, die Regel veranschaulichenden Aufgaben
eupfii^ ca aidi, anf die ErflUInag dieser Forderungen Gewicht tu legen; in der Folge
aber sei bei aehrüUiehen Arbeiten von dem Niedersdiretben des Gedankenganges und
der vollständigen, alle Bedingungen der Aufgabe enthaltenden Antwort abzusehen; man
könne sich dann mit der mündlichen Darlegung des Gedankenganges und der kurzen,
sinnrichtigen Antwort begnügen, um mehr Zeit der so nothwendigen Übung im Rechnen
anwenden au fcttnnen «
Betreib des empfohlenen Voigangea beim IHvidieren dnrdi Dedmalaahlen wendet
sich Herr B.-L. Schamanek gegen die besondere Fliege der SteUenwertbestimmang,
weil dieselbe im praktischen Leben gar nicht zur Verwendung kommt, und verweist be-
sonders auf die ungünstigen Erfahrungen, die man beim Unterrichte in gewerblichen
Fortbildungsschulen mit dem Stellenwertbestimmen macht.
Herr B.-D. Simon eddXrt sich ab bcgciatertcr Verehrer dieser Methode und ver-
weist besonders anf die audi von dem f Ehrenmilgliede, Herrn Dr. Pidr, atels vertretene
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Aniiclit, dau & digemeiae Volks» mid Bargmcliale die Angabe habe, jcdudt Ja
erster Linie die Schflier denken zu lehren, während die speciell praktische AusbAtag
der Schüler anderen, sich an Hie Vulk^^^chule scblicssendcn Schulen oder Cursen n
überlassen sei. Redner wendet sich aber gegen tiie in These l enthaltene Fordenmg,
den Lehrstoff nach Stundenleistiuigen zu gliedern. Durch eine solche Gliederung werde
Flreibeit des Lduers ttbefluuq)t, die Freilidt der Methode aber besondets beeis-
trächtigt; die pidagogisdie Gcselbcbaft aber ist stets flb- die grötstosAs^ldie Firdbeit dei
Methode eingetreten.
Herr li.-L. Frank ist, um ein lückenloses !• ortschrcitcn und die KneiJni f^ .!r>
Lehrzieles leicht zu ermöglichen, für die Beibehaiiiiog dieser Forderung, vorausgc^etit,
daas die „StondenleistOBgen*« als ,,SlDffiinlidiea*' adgefinat werden.
Herr B^D. Zens aaadit daiaaf aafiBaerksam, dass man bei strenger EintbeUnnf des
gesanunten Rechen-LehrätofTes nach Stundenleistmeen Iddit Gelshr Uure zu scheitern;
unerwartetes Ausfallen einzelner Stur..i' ti, Schwierigkeiten, die sich dem Erfassen ein-
zelner Capitel durch minder begabte bchüler entgegenstellen, machen den Werl einer
solchen Gliederung problematisch. Redner schlägt vor, sUtt »iStundealeistangen**
„Vntenielrtaebheitent« su setsen, weil dieses Wort nebr die Abgiensangea des Stoff»
nach sachlichen GetidMqxmkten ohne RHeksicfak auf die blosse Zeitdaaer beseichBet.
Die Vortragende, Frlidein Habel, erklärt sich mit dieser Änderung einverataadea,
and es werden die Thesen sodann aar Kenatnii genommen.
t (Nach dem Stenogramme von AI. Kunzfeld.)
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ANHANG.
I.
Schulchronik.
(September 1896 bis September 1897.)
Von EUIL UftBAN.
Im Schnljabfc 1896/97 wurde der Kampf am die Sdiale tettens der vcridüed«jtien
politischen Partdea mh venchiedenen Mitteln mehr oder weniger offen mit stetig tu*
nehmender Heftigkeit gerührt. Die Clericalen verlangten durch Resolutionen in Ver-
sammlungen, -.owie durch Anträce in f^esft/t^'ehtn Jen Körperschaften die confessioncHc,
d, i. katholische Schule und demnach gei.%tliche bchulautsicht, Herabsetzung der Schul-
pflicht — wihrand die FretauHUgeo smlcfaat Ar die Aafreditefhaltaiit des Rddia-Volks*
sdralgeaeuest aber aoch CHr deatca weiteten Ansban in forlschiittiicbett Sinne eintraten.
Insbesondere riefen die Beschlüsse des IV. allgemeinen österreichischen Katholikentages
in Salzburg (i. bis 3. Se|iieml)er 1896 , welche sowohl betreffs der Mittelschule wie
auch betreffs der Volks^tchuic wx:itgeheode, den gegenwärtigen Schulgesetzen zuwider-
laufende Forderungen'*' enthalten*), eine nachhaltige Bew^oi^ hervor, wie nicht
minder die im Reicharathe «nd in melueren Landtagen vorgelegten Antrige aaf Andenmg
der ScholgeaetM im rttcluchrittliehen Sinne Beunruhigung weckten. Dass die Lehrer*
sch.ift i'ii '.;rossen un l {jan^en treu zur Sache der ,,Ncu^thule" hält und den angedeuteten
iJestrebungcn licn ausscrslcn Widerstand, den sie zu leisten vermag, entgegensetzt, mag
aU selbstverständlich gelten; zahlreiche Kundgebungen* in Vereins- und öffentlichen
Veraammlnngep xeogen hievon. Aber noch au weiteren Bevftlkerangakreiaett eiklanfen
scharfe and warnende Stimmen aw Abwehr und Vertheidigmig,
«
L Beiohmth.
Im Abgeordnetenhause interpellierte Abg. Graf Kucnburg die Regierung wegen
der durch den Statihallcr von Salzburg, Graf Sigismund Thun, erfolgten Bcgrüssiing des
Saizburger Katholikentages. In der Beantwortung derselben »agte Minister-Präsident
*) Mit dem Stemdien (*) wird auf die nachfolgende Zusammenstellung „Theten
an pldagogisehen Themen*' verwiesen.
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Gnf Badeni a. «.i voiU^oidcn Falle mmn» tckoM Se tobkaft* TbcOuduBt «ditr
Bevtikeraiieilaeiie, sowie die Widitiglceit der eaf dem KaiholüteBtage Miheadilim
Gegenstände die volle Beachtoog der Regierung in Anspruch nehmen, so d&ss nicht die
Thatsache der Begrüssunf^. snndern im Gcgentheil tias Unterbleiben 'lerMlbeil anj^esichts
der bisher eingehaltenen L'bung Missstimmung hätte erregen können Die Tbat-
Mche der B^rfissoog selbst kaao aber in keiner Webe daluii gedeutet werden, das«
sieh die- Re^^enng nit allen aaf dem Katfaolikentafe gdUnrteB Delmtten «ad geCHitca
Betddlbseo identificiert" . . — Die wm Club der Verdalgten Linken beantragte Ec^
öffnnn;.^ der Debatte über diese Antwort wurde mit 86 gegen 6S Stimmen abgelehnt. —
In der Sitzung des ßiidgct- Ausschusses des Abgeoninetenhanses stellte Abg. Trofes^'T
Dr. Beer im Namen semer Partei an den Min.-Prä-s. die Frage: i. liat die Regierung
die Absidbt, nnsere iatereonftmioiieUcn odar kirchcnpulitiideii C eee te e ahenlndemf
2. Bat die Regienrng die Abeieht, eine Aaderanf der Sehnlgesetigebaif herbeitoMbica,
wobei es sich um zwei Gesetze handelt, nämlich um des Gesetz vom 25. Mai 1S68.
wonach die Grundsätze der Schulaufsicht festgestellt worden sind, und um dr^s Schul-
gesetz vom 14. Mai 1869, welches die Grundsätze fiir die Volksschule feststellt, auf
welchen dieselbe seit namndur einen Menecheaalter laendit? lfin.*P!rli. Graf Bndeni
antwortete: „leh eildire^ dass die R^lerang in Sehnl- mul einschUgigen kirchea-
politischen Fragen dem massvollen Geiste ihres Programmes und den Ober
diesen Punkt speciell seinerzeit erfolgten Äusserungen treu bleil)t und daher auch
diesbezüglich jede extreme Richtung ablehnt. Es ist nur consequent, wenn die
Regierung an den staatlichen Prirogativen festzuhalten entschlossen ist
und geltendea, im grossen nnd ganten nun Wolde des Volkes geschaftnen fii<-
stitotionen im Sinne des Bestehenden weiter auszubilden vermag. Hiebei kann angesidits
der zahlreichen, nur all/u zahlreichen politischen, socialen, nationalen, wirtschaftlichen
und confessionellen r>ifT<Tenzierunt;en auf so weit auseinander liegende Verhaltnisse der
verschiedenen Kruulander eine einzige Schablone nicht zur Anwendung gelangen."
Als in Rankweil (Vonwlberg) die eonstitnicrende Venamminnf des von den Ckri-
calen nengegrftndeten Vorarlberger katholischen Lefa r erv erei oes stattAmd, winde dieselbe
vom Bezirkshauptmann von Fcidsberg, Graf Schaffgotsch und dem Landeshanptmann
Khoinhcrg in solenner Weise begrüsst. Der Bezirkshauptmann »Twähnte, die Be-
strebungen, die confessioneUe Schule wieder hergestellt su sehen, können in absehbarer
Zeit anf parlamantariackem Wege nidit realisiert wenten; er eüeite die Versamssfaug
an, anf dem Wege piivater Vereinigvag alles aafrabieten «nd aasaslreibea, was anf dem
Wege der Gesetzgebung dermalen nicht erreicht werden kann, und verstdMrtei dass
gegenwärtig die Regierunjj jeilenfalls nicht feindselig diesen Bcstrebunt^'on gegenüber-
stehe und denselben auch kein Hindernis setzen werde. Landeshauptmann Rhomberg,
welcher die Lehrer namens des Landesausschusses begrüsste, fügte den beredten Worten
des Herrn Bezirkihaaptmannes noch Unsa: „Die VerUUtnisse sind heate wescntBch
geSndert. Man sieht auch in Regierangskreisen ein, wohin die Conseqnensen des übe*
ralismus fiihren. Man sieht die Früchte der Neuschule und erschrickt."
Die Äusserungen des Grafen Schaffgotsch wurden in der Siuung des Ab-
geordnetenhauses am 24. November 1890 der Gegenstand einer Interpellation seitens
der Abg. Menger und WaibeL Min.'Ptts. Graf Bndeni aatwoitele: ,»Icfa besilM bb
snr Stunde noch kerne offidelle Kenntnis, ob der Herr Bsaiifcshanptmann von Feldkirch
anllssUdi der constituierenden Versammlung des katholischen Lehverrereines füx Vorart-
bei^ thatsichlich eine solche Rede gehalten hat, wie es die Herren bleipeUaatca auf
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QnaA dtr Zdtnagsbcriclile behaupten. Solltcii »ber die MgcAhrtcii Th«tsadieii ridit^
um, nehnie Ich keinen Anstand, tn erUiien, dHt id& die amdiclie Haltanf des Uertn
BffirkthnmrtBmWlf in der erwähnten Versammlung nicht nur nicht billigen könnte^
sondern geradem auf das entschiedenste misshilligcn müsstc. Alipc^rhn) davon, das»
der genannte Beamte im gegebenen Falle nicht ermächtigt, demnach nicht berechtigt
gewesen ist, an die Verkammlung eine derartige Antprnche zu richten, hält die Regierung
unbedingt an dem Grandsatae fest, dass die politischen Beamten, die im Dienste der
Gesammtheit stehen» in der Erfüllung ihrer dienstlichen Obliegenheiten niclit nur jeden
Partcistandpunkt zu vermeiden, sondern vielmehr lediglich im Sinne der Gestt/e und der
ihnen zukommenden \Vci^t)llt:;t n vor. ugelv ii haben. Diesen Anschauungen gemäss habe
ich bereits gestern (ia:> Erforderliche lai vorliegenden Falle veranlasst und werde über-
dies nidit ermangeln, die LaadesbehArdcn entsprechend su instruieren» um der Wieder«
liolunff Mhalirher FUle Tonubengen."
Finanminbter Dr. v. ßilinski legte dem Abgeordnetenhaase am i. October 1896
den Staatsvoranschlag pro 1897 vor. An dem fiesammtcrfordernisse beim Unter-
richtsetat nehmen theil: „Hochschulen" mit einem Mebranspruch von 212487 H., „Mittel-
schalen" mit einem Ifchnnspmeh von 265480 (l., „IndttStrie-BQdungswesen'*mit 184869 tl.,
„Stiftungen und Beitrlge<* mit 1498a fl., wogegen sich beim Titel „Volksschulen**
ein Minderansprach von 53049 fl. ergibt. Die Erhöhung des Aufwandes bei den
Hochschulen ist u. a. auf die weitere .Ausgestaltung der Lemberger medicinischen Fa-
cultät, die Erhöhung der Dotationen einzelner L'niversitätsbibliothekcn und die Erhöhung
der Bezi^e der Biblioiheksbcamtcn turückzufübren. Das Mehrerfordemis im Titel
„Mittelschulen'* erUirt sich ans der NeueRiehtung von LdirsteUen, der Neuerrichtung
von Mittelschttlen, der Obemabmc bereits bestehender Mittelschulen in die Staatsver^
waltung. Beim Titel , .Stiftungen und Beiträge** cr<:;i!.t dch ein Mehraufwand insbesondere
infolge der geplanten Reform des thierarzilichen Studiums und der I^rhöbttng des Crc-
dites fUr Unterstützung höherer weiblicher Bildungsschulen.
Der Bttdget*Ansschuss besddoss, den Grundgehalt Dir alle Mlttelschullchrer
(sowohl in den Landeshauptstädten, als auch in allen ttbcigen Orten) mit 1400 fl. antu-
Idson* In den Bestimmen ;en über die '^^uinquennalzulagen enthielt die Regierungs-
vorlage den Passus „bei .aifriedenstellender Dienstleistung". Referent Dr. Beer be-
antragte die Streichung dieser Stelle. Unterrichtsminister Freib. v. Gsuiscb erklärte
sich für die WMitXtmg derselben nnd flttvt« hkbci ans, dasi die W^^lnsanng dieser
Bestimmung die staatliche Schulaaftieht gefthrden wflrde und er schon dedulb im Inter-
esse der Schule selbst um unrerinderte Annahme der von der Regierung v<Mgeschlagcncn
F^isung bitten münse. Der Referenten-Antrag wtirde fmit 17 gegen 3 Stimmen) an-
genümmeii. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung wurden noch einige Abänderungs-
anträge zu Gunsten der Mittelschullehrer angenommen.
Bei der Bcratbung des Unterrichts*Budgets im Abgeordnetenhaase entwickelte
sich eine Scbuldebatte, in welcher £e einseinen Redner ihren Standpunkt gegenüber
der „Volksschulfrage'* kennzeichneten. Abg. Dr. Schücker streifte die Bestrcbnngen
zur Wiedererlangung der confessionellcn Schule und sas-te u. a.: „Der Katholikentag
hat sieb auch die Aufhebung der Gleichheit der Conlcbsiouen vor dem Gesetze und die
WiedareinlUirung der kirchlidien Anfticht ttber die Sdmle ab sein Programm gesetzt*
Wir mflssen uns mit aller Eniscbiedenheit dagegen wehren, dass ein solcher Zustand
wieder hergestellt wird, wie er früher bestand, und den aufs tiefste zu beklagen und zu
bedauern wir alle Ursadie haben. (Zustimmung links.) Wir sind froh, dass durch die
Scutsgnmdgecette bei m» ZoitXnde gesehaffea wurden, dnrdi weldke «uer »Iter Keiier-
slut thauächlich dea eadereii CattantaateD gleidifestdlt wvrde und mm dem liefieB
Stande, in dem er sich früher befunden hat, sich emporschwang zi: einem hoch-
entwickelten Culturstaatc." Redner reflectiert auf die Erklärungen des Min. -Präs. in der
Angelegenheit der Rede des Bezirksbauptmanas Grafen Schafigotsch und sagt: „Es war
sehr bedaaeriidi, da» er aidi dicaen Anläse nidit bentttit la^ in das hattn der Sadie
einingelien (Zustinunung links) nnd hier aitstasprecfacn, dass er die Onudsltze, wddie
der Reziilcshauptmann avsgesprochen hat, auf das entschiedenste verurtheile und auf
den Staatsgrundgesetzen, auf der Gleichheit aller Confessinnen vor dem Gesetze, auf der
freien Volksschule und dem confessionsluseu Charakter der Schule beharre." Redner
führt nach Kennseicbnung des Standpunktes seiner Partei aus: „Wir wollen bei aller
Relig^ositltf die nnserem Volke innewolint, nicht, dass die Kirche in die Coapeteas de*
Staates fit>efgreife. So oft ein Competenzconilict zwischen Staat und Kirche entstandei:
is;, gereichte er weder dem einen noch dem anderen Theile zum Vortheile, tirvi es stn<l
immer grosse Complicationen, weltcrschiilternde Ereignisse daraus entstanden, und nach
langem Ringen der Völker nach Freiheit, Licht und Aufklärung ist es immer wieder
dahin gekommen, dasa schliesslidi der Staat Recht behalten hat nnd die Xirdie dabei
im Kampfe nnterlefen ist. (Widerspmdi rechts.) Thigen Sie nidit dasn bei, dnss diese
Zustiade wieder kommen, lassen Sie der Kirche ihren Wirkungskreis und dem Staate
den seinen, namentlich aber die Schule lassen Sie unberührt, lassen Sie sie in ihrer
heutigen Entwicklungsfähigkeit aufrecht bestehen, sie ist heute ein Herzensbedürfnis des
Volkes geworden, und jede Änderung daran wftrde das Volk wah tiefirte empfinden und
es wMide auch auf das kriftigste dagegen reagieren. Wir Deatschen in BSIimen weiden
in einem solchen Kampfe nicht vereinzelt stehen, unsere Volk^enossen der anderen
Nationalität stehen in dieser Beziehung, wie ich hoffe, treu an unserer Seite. Das ist
ein Punkt, den wir gemeinschaftlich haben, denn ich glaube, sie sind in diesem Punkte
ebenso freisinnig. Wir wollen aber nicht, dass jene Zustände geschaffen werden, wie
sie zur Zeit dea Concordates bestanden haliett. Wir denken mit Sdueelten an Jene Zeit,
wie Österreich damals thatsIdlUch tief ge«nnken ist, wie es im Wettkampfe mit den
Staaten nicht aufzukommen vermochte und von einem nn;^ lückseligen Feldzuge zum
anderen ge<irani't v,;;r le. Widerspruch rechts, Zustimunmg links.) Wir ha!)cn gesehen,
wohin die Kcaciiun tuhii, und es ist die PHicbt jedes Patrioten, dafür einzutreten, dass
diese Znstlnde nicht mdir kommen, und Idi g^ Ihnen die Versidiemng, dass das
dentsAböhraisdie Volk, insoweit es fortscluittlich und lirelheitlidi gesinnt isl^ immer den
Kampf dagegen aufnehmen wird."
Der Herr U n t e rrich Is mi n i s t e r Freih. v. G au ts ch erwiderte betrefTs der Volks-
scbulfragen: „Das hohe Haus wird es vielleicht entschuldigen, dass ich heute und zu
dieser Stande nicht niher auf die grossen und prlndfdellen Fragen des Unterridttswesens
eingelie. Ich glaube, dies deshalb nicht thnn zu sollen, wdl das liohe Hans erst vor
kttrzem aus Anlass der Ge}ialt>i;esetze des Staats-Lehrerpersonales eine sehr eingdiende
Unierrichts-Debatte gefllhrt has. Ich glaube, mich darauf beschränken zu sollen, an das
hohe Haus auch bei diesem Anlasse, ebenso wie dies in den früheren Jahren der Fall
war, die Bitte um etwas Ruhe für unsere Schule tu richten und dem Ausdruck zu
gehen, indem idt sege^ dass daa „quieta non movere'« meines Eraditens noch auf
lange Zeit hinaas unser Programm wird bleiben müssen. Wir wollen gerne
die Anregungen, die uns von den verschiedenen Seiten des hohen Hauses zukommen^
prüfen, wir wollen im einzelnen bessern, wir wollen die Kleinarbeit verrichten, welche
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nothwendig, mitunter imdankl-ar, stets mühevoll ist, aber ich halle ei nicht an der 2:eit,.
mit grossen Rcformvorschlagcn vor das hohe Haus zu treten. "
Abg. Dr. Fvnke (ab Generalredncr cootra) beschäftigte sich eben&lls mit der
Volksachole. Er Mgte: Das Raicht-VoUcMdiutgesets ist in das Volk eingedrungen.
Selbst die kldnsten Gemeindeu haben mit der grössten Opferwilligkeit und Freude wahre
Schiilpaläste errichtet Wenn Baron I3ii>auli das Aufsiclitsrecht der Kirche über die
Volksschule als unerlasshch bezc-ichnnc und 'lic Korderunj,' darnach auch im Namen der
christUcbeo Eltern erbeben zu soliea sich berechtigt glaubt, so miisse Redner ihm eut-
gegn«: Nienand habe das Recli^ in solcher Weise sa sprechen, weil anöh whr christ-
liche Eltern sind, von den GnmdsiUen der katholischen Kirche dnrchdraivcB sind und
niemand das Recht hat, an unseren christlichen Gefühlen zn iweifeln. Die Erfahrungen,
die man mit der confessionellen Schule vor dem Inslcbcntreten des Reichs-Volksschul-
gesctzes gemacht hat, rechtfertigen die Bciiauptuog nicht, dass die einseitige con-
fessioiielle Scirale snm Wohle des Staates gcfddie. Unnnterbrochen wird an der freien
Volkasdude gerüttelt, wir aber betrachten die freie Volkssebole als PaUadium der
bttrgeriklien Freiheit, u. t. thun wir dies ohne Unterschied der Nationalität. Die Jung*
tschechen nennen sich eine freisinnige Partei. Die Zeit ist ernst, es weht ein eisig
kaker Wind, die Reaction tritt immer mehr hervor. Da solhen die Nationen, die in
cineM Lande wolmen, sich nicht trennen lassen durch Zweisprachigkeit, durch <las
bö hmische Staatsrecht, dorch die innen AastaspradM^ sondern jene fivaheitUchcn Ideen,
von denrii beide Völker durchdrangen sind, sollten das verbindende Glied bilden. Auf
dein 1)1. li I ii icr Freiheit >i)l!it n wir uns finden. Auch die tschechische Nation ist in
ihrer überwiegL luUn Mehrlicit von den (Grundsätzen des geistijijcn Fortschrittes durch-
drungen. Die statibtiäciicu Nachweise über den Besuch der Volksschule in Böhuieo
seogn ron der geistigen Entwicklnng beider Volksstibnme des Landes. Wir haben
einen gemeinsamen Feindt das sind die Freunde des Rfldudirittes. Wir solhen nns
von dem höheren Gesichupunkte aus verbinden, das wir Ar die grdssten und heiligsten
Güter, flie Freiheit und den Forlschritt, eintreten.
Abg. Abt Treuinfels ^Generalredner pro) polemisierte zunächst gegen die Abg.
Dr. Sehflcker «nd Dr. Fnake. Br «rfainert gegeniber deas Lobe, das die genannten
Abgeordneten der Schule sollten, an die Klagen Aber die „Unbotmftssigkait und Verw
rohnog der Jugend", Uber die „schrecklichen Verbrechen", die oft von der Jugend be-
gangen werden, und fAhrt fort: „Was wollen wir von der Schule? Ich werde mich
kurz fassen. Ich gehe von einem Punkte aus, den Sie mir zugeben müssen. Ein ver-
nünftiger Mensch kann keinen Zweifel erheben, dass von Natur aus die ureigenste Auf-
gabe der Familie es ist, die Kinder zn erziehen. Oarans folgt, dass , wenn die Schale
erziehend wirict, sie das in Steilvertretung der Familie thut. Nun aber scfaanen Sici, wie
katholische Kinder erzogen werden. Gewiss ist es katholischen Kitern angelegen, ihre
Kinder so zu er.'iülien, dass sie in den voraussichtlichen Lebensvcrlialtnissen, die ihrer
warten, ihr ortkommen ehrlich finden, und dass sie dann ihr Lebeusgluck dauernd
sichecn. loh lenke Ihre AnAneiksamkeit daraof, wie Tcrschiedenartig diese Lebens-
yrhiltwiwe sind, nnd dass es deshalb nldit gnt angeht, flir alle Kinder das fl^cidie
LehraU fostznstdien. Msn luum natQrlich nicht auf alle Verschiedenheiten eingeben,
aber gewiss muss man anerkennen die Verschiedenheit der Landbevölkerung und der
stadtischen. Da müssen Sie zugeben, dass man in den Schulen für die Land-
bevölkerung ein etwas bescheideneres Lehrziel aofrtellen sollte. Wenn man
das amaeiadtt Usst, so hat das sur Folge, dass den Gemeinden vielüsch unerschwingliche
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Lasten aufgebürdet werden in Bciiug auf den Lehrer und in Be/ug auf das Schul-
hau^ U.S.W. Ein weiterer Nachtheil für die ländliche Bevölkerung ist die acht*
jahiige Schvlpfliekt, welche die Folge hat, das« den Eltem ihre Kinder ra einer
Zelt etttfogeo werden, wo sie schon nerklieh, mitunter sognr gnnt nvsgiebig in Ae
Arbeit eingreifen können. Alles fliesst j:i über von Wohlwollen für den armen Baaem»
stanr!: helt' n Sic ihm, erleichtern Sie ihm seine Last auch in Heser Hinsicht. Alle
Lltf-rn sehen vor allem darauf, dass das Kind dauernd glücklich werde. Aber dem
Katholiken kann da nicht aus dem Auge kommen, wohin wir gehen. Dem Kathohkea
steht fest vor Aogen, dass du Lel>cn hier nur eine Vorbetcltn^ ist fite das ew^ Ldwn,
«ttd lodcm wissen wir jn, wie leidit dieses Zid verUilt wird. KOnnen Sie es de gnien
katholischen Eltern verargen, dass sie mit der ganzen Innigkeit der Wünsche, deren sie
fähig sind, darnach trachten, dass das Kind einen tiefen religiösen Grund erhalte?
Deshalb verlangen wir, dass das Kind in der Schale einen gründlichen Keligions-
nnterricht erhalte. Zwei Stunden reichen dntn nicht hin. Bei dem ICaagd an
Priestern ist es nicht durchaus m^Ueh, dau das Kind durch tMikt als.twel Standen
von dem Priester in der Religion unterrichtet werde. Daher sagen wir: der Lehrer
siill dem Prie.ster an die Hand gehen, er soll ihm in dieser Beziehung helfen.
Wir verlangen weiter, dass der Unterricht in den anderen Gegenständen sich iu keiner
Weise dem Religionsunterrichte feindlich entgegenstelle. Wenn an der Religion etwas
ist, so ist es gans und gar nnleldlidi, wenn durch die anderen G^nst l nde g^gcn Ae
Religion Front gemacht wird. Wenn darunter der Unterricht nldit Icidek, ist es
wünschenswert, flass auch die andern Gegenstände dazu beitragen, den Reli-
gionsunterricht zu vertiefen, denn das Ziel, das an eine Ewigkeit glaubt, ist alles
wert. Daraus, dass die Schule an Stelle der Familie erzieht, folgt, dass der Lehrer der
StdUertreter der Eltern ist Die Stelle ebes guten kathoUsdien Vaters kami nur ein
guter Katholik Tertreten. Vfir fordern daher ittr katholische Kinder einen katbo«
lischen Lehrer. Wer Katholik ist und wer weiss, was die katholische Kirche ist,
muss zugeben, dass eine Aufsicht in religiösen Dingen nur die Kirche fuhren kann.
Sehen Sie, das ist das Um und Auf von unseren Schulforderungen. Wir beanspruchen
kdne andere AnUeht** Redner schliesst mit den Worten: „Solange hier aaf diesen
Sinken Abgeordnete riA einfinden werden, die ein Gefühl und ein VctsUndnb dalifr
haben, mit weldier Sorgfalt katholische Eltern fdr das ewige Heil ihrer Kinder besorgt
sind, solange werden Sie auch Abgeordnete vor sich haben, die Unentwegt fdr katho-
lische Kin<ifT die katholische Schule fordern."
Der Spcculberichtcrsiatier, Dr. Grat i'minski, sagte lu ;»eineni Schlussworte be-
treift der Volksschule: „Die Frage der sittlich-religiösen Enkhung an den Volfcsaehnlcn
ist eine der epinösesten politisdien Ptagen. Sie ist inuner aetneU, und idi Wn der
Ansicht, dass das Wort „sittlich-religiös", das in unserem Volksschulgesetze steht, wirk-
lich inhaltsschwer ist und in der Praxis mit Strenge durchgeführt werden sollte. Es wäre
höchst fatal und unglücklich, wenn die Erziehung und der Unterricht in der Volksschale
die reli^ltsen Anschauungen der Jugend untergraben oder nur ir gen d w i e absdiwlclMn
wBrde. Im Gegentfieile, es soll die religiös-sittliehe Gesimrang in den Volkssdnden aadi
Möglichkeit gefordert werden. Ich glaube auch, dass die Regierang und die Untenidls-
Verwaltung sich ihrer Pflicht in I>c.:ug auf die.se Frai/r <;fets bewusst sein wird."
Abg. Sokol verlangt namens seiner Partei eine freiheitliche und nationale
Richtung, die autonome Verwaltung der Volksschule und spricht sich gegen die
gehefane Qnatificati<m als ein Unrecht, welches nidit bald genug abgesdiaft werden
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kann, und gegen die Bestellung defmitiver Bezirksschulinspecloren aus, eine Massnaliine,
die er als schädlichste Frucht der ctntralistischen Verwaltung und als Vorboten der
hereinbrechenden reactionaren Flut betrachten niüsste.
AbfMrdactar Beadcl beftnrorteU dl« Bnkhtaig dner devltelien Lcfarotildsiifs-
«Mitalt in Pilien und «iaer ntdles LdmrbadimssMistett in Wien, letsteve mImmi de«»
wegen, da die katholische Privat-Lchrerbildungsanstalt in Wflhriog 203, die k. k, Lehrer-
bildungsanstalt in Wien aber mir 175 Zöglinge zähle. Diese rein confessionellcn Privat-
Lehrer« und Lehrerinnenbildungsanstalten oder, richtiger gesagt, die ganz unter geist-
U^Mr Leitang ttdieaden Anstalten bedeatan eiaa aieirt ta antarsdiilseada GcCüir Ar
die Aafredkdwltai^ anserer interconfesrioaellen, nater staaUieher Aaftiefat stdieaden
Volksschule, für die atlicle Durchfdhmng des Reichs-Volksschulgesetzes nicht bloss nach
den Buchstaben seines Wortlautes, sondern rrich dem Geiste, in dem diese» Gesetz ge-
geben worden ist, und der es allein mit Lebenskraft und Entwicklungsfähigkeit erAillt.
Will aasere Unterrichtsverwaltung aufrichtig und emstlich die Geltung des Reichs» Volks-
«dialgeietset, die AafreehtlMltaBg der angesehmllerten staatlidiea Aafneht Uber das
gesammte Schulwesea, iat sie, wie es ihre beeidete Pflicht ist, entschlossen, die darch
unsere Staa',sp;rnnd,:^c^etze gewährleistete volle Glaubens- und Gcwisscnsfrcihfit gegen
jedermann zu schützen, dann muss sie trachten, (iie Heranbildung des gcsanimtcn Volks -
schuUehrerstandes in staatlichen Anstalten, wenn nicht zu erzwingen, so doch wenigstens
«a emflgUdieB. Redner tadelt dla AaflaMaag der itaedicliea Lk-B.>A. ia Brcgenz, da
die Sc^albcMer sofcit an deren Stelle das Priratseadaar ia Urft setzten. Die Zahl der
aas dea geistlichen Seminaren hervorgehenden 'Lehramtscandidatinnen macht heute schon
22 0/q aus. — Die Bestrebungen der deutschen und tschechischen Lehrerschaft Böhmens
betreffs der Errichtung von Hocbschulcursen in Prag verdienen die angelegentlichste
BeflirwortttBg.
Feraer tcheiat es eadüeh an der Zeit sn sein, dase die BezirlcsschBlinspectoren
überall^ wie in Gali/ien, definitiv angestellt werden. „Ich leugne nicht, dass ich bisher
Bedenken f;[egen die definitive Anstellung der Bezirksschulinspecloren hatte, allein sie
sind mir, ich will nicht sagen, geschwunden, aber sie haben ihr fiewicht verloren gegen-
über der Erwägung, dass gerade jetzt, wo von so vielen, vielen Seiten her und mit
solchem Nadidmeke oad UagestSm die Forderaeg nach den Urchlichea oder, sagea
wir besser, dem Schulaalsicfatsieclite der Geiatlidien erhoben wird, dass in einer solchea
Zeit gerade die Sicherung und Verstärkung der Stellung der staatlichen Schulaufsichts-
organe dringend geboten erscheint. Die geistliche Schulaufsicht wird nlhrding-. von
einer gewissen Seite als eine Hauptforderung der gesammten katholischen bcvoikerung
Öslenaicha beaeiehnet. Das Ist iricfat richtig. IMe aaf dea KadioKkentagen vertretene
BavAlicaraag ist bei wcitien nidit das gesaiamte katholisdie Volk Österreichs. Ich habe
die feste Überzeugung, dass, wenn heute noch, trotzdem die clericale Bewegung ganz
ungeahnte Fortschritt»» in Österreich gemacht hat und die Agitation eine ausserordentlich
rührige ist, eine freie Volksabstimmung eingeleitet würde, ob die Volksschule der geist-
lichea SchoIaaMcht anterstellt oder unter staatlicher Aufsicht bleiben soll, die grosse
Mehibeit der Katholiken sidi Ar die Beibchaltang der staatlichen Scfaulaof sieht en»>
scheiden würde. Noch unrichtiger als die Behauptung, dass alle katholischen Eltern
nach der geistlichen Schulaufsicht verlangen, ist eine andere, die man so oft hören kann:
unsere interconfessionelle Schule sei confessionslos , ja sogar religionsfeindlir!i. Das
gerade Gegentheil ist der Fall. Wer die Verhallnisse ruhig und objcctiv beurthciU, muss
«i^ e ste b an, dass der ReUgioasnatciTiebt ia der Nenschale regelmässiger ertheUt trird,
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als es oft in der früheren Cuncordatsschule der 1-all war. Der Keligiouüunferricht wird
nur voD Lehrern ertheilt, welche vun der Kircbeobehörde approbiert and anerkannt
wofdca sind. Es wird Ar doen Lehrer des ReUg^Mvateni^tts aogar die wämf>
emomem verlangt Was die Urddiciien Obugen anbetangt, ist der Besucli des Gottes*
liicnstes nicht nur an Sonntagen, sondern auch an rien Wuchtntapen eingeführt. Dazu
kommt der wicderliolte Knipfam^ ner heiligen Sacmniente. Jn nichts i'-t die Kirche ge-
hindert. Die religiöse Lr^tehung leidet unter der Neuschule gcwiä& uicht. Unter den
vielen geiätrcidien Aphorianen» welche der anliag^ erfchiemum Selbstbiographie des
Vaters der Neusdude, des vexstwbeMii Leopold v. Hasaer be i gegeben sind, finden
sich zwei, welche wühl wert sind, dast sie bei dieser Gelegenheit einmal dtiert werden.
Der erste Spruch lautet: ,,Wic sonst immer meine religiösen Cberzeugnngen be-chaffen
sein möchten, gerade die religiöse Uberzeugung erschien mir an uch als ein Heiliges,
das dorch den Sdiefai der WaliHnity dnxcb feigen pharisiiaGhea Fofendjensr aar lief
beleidigt werden koante.** Bs ist also dem Sdidpfinr «nserer Neas^ale nicht eingeftlleah
die wirkliche und gesunde Religiosität in irgend einer Weise verhindern zu woUeib
Ein anderer S]>ruch von demselben Manne lautt ?: ,,Die Religiosi'ht der meisten M-nschen
besieht darin, dass sie die Kirtiiengebotc bctulgcn und die ^ehn Gebote ubertreten."
Das Christenthum predigt Liebe und Duldung, nicht confessionelle Engherzigkeit und
FeiadaeUgkcit. Es kann keine Geftlir ftbr das Kind darin bestehen, dnss tha sar Seile
ein Kind einer anderen Confesston geseist wird. In dem ReUgionsimterricbte soll es
die GrundiHt/-!^ seines Bekenntnisses genau kennen lernen, aber es kann ihm nicht schaden,
.sondern wird tur seine sittliche Entwicklung nur von Vottlicil sein, wenn es von Jugend
auf daran gewohnt ist, in dem Nebenmenscheu, mag er welchem Bekenntnisse und welcher
Rasse inuner aagdittren, den Mitmenschen aa aciiten.nnd sa lieben. Es wird ihm im
splteren Leben nicht schaden, denn dann mftssen die M enscben ohne Rllefcsieht anf das
Bdnnntnis miteinander verkehren, tmd es wird ihm nicht schaden, wenn es sieht, dass
die sittliche Bedeutung und Wurde eines Menschen nicht allein auf dem Bekenntnisse
beruht. . . . Die Neuschule hindert den Heligionslebrer, den Katecheten nicht, seine
Fflidit voll and gans sa erfBUca, sie befiehlt es ihm vielndir aa6 siraagste. Die Unab
hXagigkeit der weltliehen Lehrer von der geisdid^n Obrigkeit hindert nach das fned-
liche und etnträchtige Zusammenwirken der weltlichen und der geistlichen Lehrer niclrt.
Zum Beweise will ich nur ein Citat aus einem massgcben^ien Uerichte anführen. In dem
Hcrichte des oohmischcn Landesau*,schusses über das Schulwesen Böhmens vom Jahie
1895 heisst es wörtlich: „Es muss iiut Gcnugthuuug festgestellt werden, dass gcisihche
«ad weltliche Lehrer — mit gaaa verschwindend geringen Aaiahm e n — in grSasier
Eintracht leben.** Das scheint nan freilich IHrderfain nicht so bleibtn sa soUen, dss
scheint schlechter werden zu wollen, einzig und allein wegen der masslosen Hetze gegen
jfiie I chrer, welche, wie es ihre Berufsptlicht ist, einstehen für das in gesetzlicher Kraft
steücudc Keichs-Vulksschulgesetz, welche als freie Staatsbürger ihr Haupt nicht beugen
wollen nnler das Joch einer heraschsBchtigen Clique. Ja, Hetrsdisacht ist es and aidtfs
wdter. Denn wdche Mittel sdwnt aian sich nUdit gegen jene der Neaachala liaa cn
gebencn Lehrer ansawenden! Unsere Lehrerschaft ist nicht religionsfeindlich , unsere
Lehrerschaft ist nicht socialdemokratisch, sie hat aber trotz des Kielmannsegg'schen Kr«
lasse» lias Recht der freien Meinungsäusserung nach unseren Staatsgrundgesetzen, und
sie hat die Pdicht, sie in erster Linie, die gesetzlich bestehenden Schaleinrichtungen in
veitheidigen. Wer einstdit für Recht and Gesds, verdient Belohnang and Ancrkeanaaib
nicht, dass ihm daiam der Brotkorb hdher gehingt werde.'* Redner kommt nan aaf die
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Vorfälle in Vorarlberg anlässltch der ürüodung des dortigen kathuliächen Lchrervereios
«ad Mf dift ia OberÖsleiTCkh *a sptedicii, wobd er u des Minister folgende Frage«
lidrtelt Stdit die Regiemg auf dem voUkonunett eatgefeageaeMea Slan^nnkte der
Erklärungen des Re^irkshauptnuuines Grafen Schaffgotsch? Ist sie enilcidossen, das
Wesen des Reichs- Volksschulgesetzes vollkommen unangetastet zu lassen, und darum
nicht geneigt, der clericalen Partei in Bezug auf die .Schulaufsicht irgend welche Con-
cestionen zu machen, sondern vielmehr Willens, den interconfessiunellen Charakter unserer
VoQcBadmle sn sdittsen and sn wahren? Sollten wir aaf diese Fragen keine klare Ant-
wort erhalten, dann wissen wir eben aadi» was die Uh? gescUagea liat, dann wissen
wir, dass bei so kritischen Fragen keine Antwort auch eine Antwort ist^ und zwar eine
nicht misszuvcrstehen<le Antwort. Wir sind zu diesen Fragen umsotnehr genöthigt, weil
sich immer mehr zeigt, dass von allen Seiten her die Angriffe gegen die Neoscbule,
gegen anaen frsla Volksaehal«^ aiA ventidcen. Wir hab« &aM dneaoal die Biadeiatti^,
dass die Ordenssdmlen ttberiinad nehmen and immer mehr das ' öffentUehkdtsrecht er-
langen. Andererseits aber beginnt man auch von der clericalen Seite eine masslose
Hetze gegen die freisinnicje Lfbrerschaf;. Das Zeichen hiczu hat der Linzer Katholiken-
tag gegeben, auf dem ausgesprochen wurde, dass in sämmtlichen Provinzen Österreichs
sogenannte Katholische Lehrervereine gegründet werden sollen. Redner bespricht
einem Anfiruf rar Grftndang einer strfdieB Lehrerrereinigung, der von versteckten and
offenen Angriffen und Verdächtigungen gegen die freiriBaige Lehrerschaft wimmelt. Ja
sogar so weit geht, die geheiligte Person unseres Monarchen in diesen Parteikampf
herabzuziehen, denn darin steht aiixlrucklich nnd gesperrt gedruckt: ,,Das Bestreben
des Bundes soll dahin geben, die Jugend im binne Sr. Majestät unseres allergnädigsten
Hem and Kaisen sa ersidbaii.** Das ist eine Anawasung. Wfard denn die Jugend heate
aMt im Sisae Sir. M^ectlt nnseree Kaisers arsogen? KOaaan Sie bahaapten, daia die
Boiefaung unserer heutigen Jagend gegen den Willen Sr. Majestit istt Man ziehe mdit
die Allerhöchste Person in dieser Weise in den Kampf der Parteien hinein! Aber ein
solcher Kampf ist von allen Seiten eröffnet worden und wird mit aller Heftigkeit ge-
tüut, and man sidit aa«li schon, wie die Lehrerschaft hie and da eingeschüchtert wird.
Mit EfaMcbflditerang ftngtman flbecall an, und Bdotuungan wird saan denjenigen Lehrern
ertheilan, die ihre Obcneagaag preisgeben, die Neaschole nicht vertheidigen, nicht ihre
I*flicht voll und ganz erfüllen, sondern sich der Partei unterwerfen, wc K lv rinhin strebt,
^lie Schule und damit die Jugend ganz in ihre Gewalt zu bekommen. Wenn liie Regie-
rung eine starke Hand wirklich hat, greife sie hinein in dieses Wespennest und drücke
ca «isaiafn, es wird sieh danrns ein Sdwam erhebea. Man eilaabt ridi anf eimnal
Aa gr Ufe g«gea alle jem^ wddia in Besi^f aof die Sdiale aaf dem Boden der bestehenden
Gesetze stehen, und schafft dadurch eine Verwirrung und Aufregung in Österreich, bei
welcher der innere Friede gewiss ernstlich gefährdet ist, und wenn die Regierung nicht
den Muth oder nicht den Willen hat, in dieses Wespennest hineinzugreifen, lasse sie
wenigstens aDcn jenen die Htede frei «ad nngebnnden» wdche eatseUossen sind, dch
rar Wdire ra selten, aad solcher Hlade gibt es, Gott sei Danle, noch genag in nnserem
lieben Vaterlaade«
Abg. Suess sprach in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 7. Jänner 1S97
zunächst tiber den Ausspruch des Unterrichtsministers betreffs unserer Volksschule:
„Quieta non movere** und kam nach längerer geschichtlicher Einleitung attf anser
Reidia-VoUctsehalgesets sn vrecbea* „Dieses Gcsels ist rastaade gekommen nnter eigen-
thAmUdieB iasieren UmaliadcB. Es war nadi dar grossen Katastrophe wdcha ottserea
Jbbs^Mk a. "WIsB. pld. G«s. 18»;. 9
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Staat getroffen hatte. Es war das Gefühl allgemeiD, da^s wir surUckgebUebeo waren in
der gfiMUga Odtnr gegentber <ko NadibuslMtitB. Und «nf der andeiCA Sdte, imIm
Herren, flmd denab des Reidi unter dem Etodmcke von Änsseraafea geas eadenr
Art. Es hatte nämlich die Kirche damals in autoritativer Weise der gcsammten mensch-
lichen Cultur den Krieg erklärt, den modernen Staat verurtheilt. Es war damals der
byllabus erschienen und über dem ganzen btaate, Uber der ganzen öffentlichen Meinung
sdiwel>te daaiele adMm eine dttnkle Ahnnag voa deaa, wee der aodi m deiefWien |ebn
■e e e miMea lreiiBpde CoBgrcsa in Rom hüte briogen sollen. Zwiscken dem llabns and
der InfallibilitJU ist dieses Reichs-Volksschulgceets entstanden. Es ist sehr begreiflich^
dass um jene Zeit es einrclne extreme Meinungen gegeben hat, welche geglaubt haben,
es sei zweckmassiger, eine volle Trennung von Staat und Kirche herbeizufttbrea. Dass
des aidit geschehen ist, dess die Missiguug gesiegt hat, ist, wie jedeoaea heale na»
erkenacQ wird, da Voidiea Ar des gaase Reich gewesen. Und so hat sidi daidi aUe
Wechselfalle hindorch dieses Gesetz bewährt als ein Segen für das Reich. Die Ldstimga»
fnihigkeit des Bürgers ist erhöht worden, die Leistungsfähigkeit des Heeres ist erhöhl
worden, der j^'anze Wohlstand des Volkes ist gesteigert wjiden durch dieses tretlliche
Gesetz. 2\icbtsUestowemgcr ist es der Gegenstand von Angriri'eu geworden. Zunächst
nntti ieh sagen, deis lidk das Oeaels aag^aidanisslg entwkkelt hal^ and asrar aas dem
eigaiidiflBiUdMa Umetaade, daae die idnielBea Linder nicht Im Steade wttm, m ^eiriairo
Masse die materiellen Mittel lur Verfügung ru stellen, welche zu dieser grossen Neu-
organisation nothwendig waren. Im Jahre 1871, vor der Wirksamkeit dieses Gesetzes,
hatten wir bei der RecnitieruDg unter 1000 Kecruten 500, die schreiben konnten, beute,
das heint Im Jahte t9g$, habaa wir nalar 1000 iStearalaa f6», die afamn itg a lm lssigen
Sdudoaterricht genossen haben, and diese Zahl steigt so lwd^ dsss in MiedoMerrekh
die Zahl derjenigen unter 1000, die einen regelmlssigen Schulunterricht genossen
lialicn, nicht weniger als 995, in Prag sogar 996 ist, dass also nahe/u das Ideal dessen
erreicht ist, was auf diesem Gebiete überhaupt zu erreichen ist. Aber eia Mitglied des
hohen Hauses sagt, dsss dieses Gesets ein Fluch ist; er soU sidi bei den Ofbcteren die
Antw<wt holea.*) Nnn, idi hebe gesagt, dass dieses Gesete trotsdem Angriffe erüllca
hat. Die Angriffe sind von verschiedener Art gewesen. Die eiaea haben gesagt, der
Bauer wird überlastet und hat seine Kinder nicht zur Arbeit ,'ur Verfügung. Die anderen
habt n ge>ni;t, es kostet zu viel (ield. Die Dritten haben gar gesagt, die Kinder werden
lu dieser 6chuic entsittlicht, wohl das Stärkste, was man sagen kann. — Es ihl kurzlich
ein aaaes Heft der CMminalstetistüc TcrAffiendidit worden, es geht leider aar Ms aam
Sdilmta des Jahre XS93, aber es seigt sehen daaüidi Resaltate. In den dvd ktttca
Deocnniatt ist die Zdd der Verbredien Im Reiche gewesen 157000^ I4S000 and HS^MO^
*) In dem Werke: „Unter den Fshnen** Ton Alfons Dans er, Wien, Tempsky
1SS9, litis^-t Seite 155; ,,ni.n uncuUivicrten Kecruten gegenüber bilden diejenigen aus
Gegenden mit entwickelter Schule und iiUeivsiver Arbeitskraft, mit gesunder Industrie
and hochstehender Landwirtschaft einen unsagbaren Gegensatz. Der S^eh der modernen
Vollcsschule tritt hier greifbar in die Erscheinnn^:, und ein Gang in die Gamisons-Arreste,
ein Blick in deren Listen ist geeignet, dem denkenden Beobachter riciitige Ansichten
über den sittlidien Wert oder Unwert der VoUcsbildaag aofsuewingen. Die Anzahl der
militSrgerichtlicbcn Strafen, welche über die aus verschiedenen Gegenden stammenden
Soldaten verhängt werden mussten, steht in einem deutlich ausgesprochenen, umgekehrten
Verlilltnisse zum Calturgrade dieser Gegenden, wobd blosr St grossen Slldie Teimdge
ihrer besonderen VerfaUtaiese das statistische Büd eiaigeimaisen verwimB.'*
131
das heisst, trotz der Zunahme der Kevölkemng hat die Zahl dor Vcrl)recheii um 12000
«bgenommeiu Dsls ist der „Fluch", der aus diesen Gesetzen hervorgeht. Öie können
sogar mImd, daw die Varlncdieii in jeiMn Kvonilodern am nafstcn abgünoiunen habai^
in waldien die Zdü der Aealphabcten am mebten aligeiiemiicn hat. So kat s. 'B.
Böhmen, welches nächst Niederösterreich die vorgeschrittensten Sdiulen besitzt, auch
die geringste Zahl von Verhrechem. Man kann Folgendes wahrnehmen, und das bezieht
sieb wieder auf das, was ich früher über die ungleichartige Entwicklung un&erer Schul-
geaatsgebung gesagt habet Bi |^ ebie Aatahl XMattaden, ^ttdeUf fiiikoiriiie»
DaloMtien, Kiatealaad, wdche Te n aö ge der geringeren, üinen an Vt iCIgu n g eisenden
materiellen Mittel nicht im Stande waren, gleidiea Schritt zu halten mit dem übrigen
Reiche, bei welchen die Zahl der Analphabeten eine unverhältnismässig grössere ist,
aber auch die wirtschaftlichen Verhältnisse ^^anz andere sind und über welche daher bei
einer solchen Vergleichuog hinausgegangen werden muM. In Bezug auf die anderen
können Sie Folgendea wahndaien: Die Linder» weld» die wen^stan Analphabeten
beben, in welchen die Zahl der Analphabeten anter 3% ^^S^' BMunes, Tirol
ond Vorarlberg, Oberösterreich und Niederösterreich, haben auch die geringste Zahl von
Verbrechern. Sie steigt bis auf 14*2 in locxxi in Niederösterreich wegen der grossen
Stadt. Mähren, weiches etwas Uber 2% Analphabeten hat, bat schon 15-9 Verbrecher.
Die Linder, bei «elciien die Zahl der Analphabeten etvna grOner ist, diu M Slaier-
n«rit, Scftlesten, Klmlen, gdhen bis ifrS in dsn Verlireehen, Xrain nrit 4^4^« Analphap
beten bat 19—20 Verbrecher in 10000. Eine Ausnahme macht nttr Salsbnrg.. Ba
mOssen irgend welche locale Gründe vorhanden sein, da sich hier, bei einer Verhältnis-
mttssig geringen Anzahl von Analphabeten, eine unerwartet grosse Anzahl von Verbrechern
findet Im allgemeinen Iwnh man also sagen, dass sich in Osterreicb das bewihrt hat,
waenutn Cberall slelit, dass mit der Verbesserung derSehnle dac Verbreeben
snrftekgeht, nnd es bt das ja eine so allgemeine, auf der gansen Welt Toriconmiende
Frfahrung, dass man nicht hegreift, dass sich die Herren als gute Österreicher, um
Argumente zu finden, so viel Muhe L,'eljon, eine schlechte Moralstatistik hcraus/ubringen,
wiihrend wir ja allen üruud haben, vor der ganzen Welt stolz zu sein über das, wan
«Mdldi geleistet worden isL — Nnn noeh ein Wort Iber die Jugend. Bei der Jugend
nMas WMm Vers^isdeaea «ntersdieidcn. Wenn dte Beben nngeberdig sind, wenn sie
lanfen, freuen wir uns. Unser Geschlecht braucht keine anämischen Bursche, unser
Geschlecht braucht Bursche mit rothen Backen, und wenn der Herr Landesvcrtheidigungs-
miaistcr sich Uber die Ungeberdigkeit der Jugend im Budgetausschusse beklagt, so
nMdtt» kli trlisbi, wober er gute SeUiian nehmoi «Mie, Urenn «r lanter Bodanlaaer
nnier den Bnben bitte. Ee handelt sich aber weüers nm die jugendlichen Ver b rac h en*
Die jugendlichen Verbrechen haben — ich muss es leider sagen — bei uns zugenommen.
Aber lesen .Sie auch den Zusatz, welchen die statistische Centralcommission dazu macht.
iJie Zunahme der Verbrechen in der Jugend ist durch zwei Umstände erklärt. Der
erste ist der, dass bei dem gesteigerten Kampf ums Dasein die Familie immer weniger
and weniger Gelegenheit hat, aidi sa Hanse vm ihre Kinder tn Idnunem; omso nodi-
wend^er ist citte gute. Sdude. Und der zweite Grand liegt in den Strikes. Darana
sind diese Massen jugendlicher Verbrecher hervorgekommen, aus dieser Bewegung,
welche jei/t in der Arbeitcrbcvöikerung herrscht. Dns hat auch mit der Schule sehr
wenig zu tbun. — Eine bedeutende Veränderung hat das V olksschulgesetz iu den Achtziger-
Jahren eifilten; Es hat demala eine ecbwadke Regierung gegri>in, die Igq^fatnbt ha^
dnrdi einige Conocsslonta, durch die aogcnanhte' VolkssehnIgeaetKnoarcUe, die der Schnli
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feindliche Partei befriedigen zu können, die Partei, weiche heute darum dotdi das goazc
GeseU als einen Flach betrachtet. Diese Novelle, welche die Absiebt batte oder
weoi^ens mit der Absicht b^irftndet wurde, dem LaadroUcc Geld n iumi« mmd den
Schulbesuch zu erleichtem, hat erstens einmal Bidit einen Kreoser erspart In iifmd
einem Land«'. l'nd was die damnis eingetretenen sogenannten Refreiiinc^en , die Er-
leichterungen für die Jugend betritU. so bertifc ich mich da auf einen Collcgen, den
Herrn Abg. Abt Karion. Derselbe sagte im steicrmärkisclien Landtage am 21. Jänner
1895: „Man hat dnrdi dfo VolkssdtdceMtoovtft BiWdrteranfni dm VnHMcfcnl»
bemdi einfcftlut, vnd twar sind sie m nA in f e w iwcm Siaaie, aber iA i^rabe, et
u ir l mir niemand entgegentreten, wenn ich die Behaapttmg atusprecfae, dass diese Ef^
leichterungen der Schule an und für sich nicht genützt, sondern mir geschadet haben.
Das, was infolge dieser Erleichterungen entstanden ist, ist das Chaos. Der Zustand,
dar failDlge diner BiMchterungcn gesehafiui «wde^ lit «be so gfenscadoee Verwimmg,
daas der Itetenicht eigentlidi avfbAit, dfo ResnHale dictae Untcm^taa sabBsa aii Natt
Itt bezeidmen sind, nämlich jene in den oberen Classen." Das haben wir damab
vorausgesagt. In Nicderöslerrcich ist es durch generelle und individuelle Befreiungen
auf Grund der Novelle dahin gekommen, dass in diesem Augenblicke auf dem Ijinde
ausser Wien nicht weniger als 21 217 Kinder diese Befreiungen geniessen. Vor wenigen
Jabfftt lubt idi U«r die ZUfer von itooo §agMat, jelat beMIgt eie aiooo «ad «r>
nSdbt M fiemttdi die Hüfte deijenigen Kinder, nddw tmkdun dem 13. nad 14. Jakue
sind. Habe ich also nicht ein Recht, zu behaupten, dass durch diese sogenannten
generellen und individuellen Befreiungen der achtjährige Schulunterricht in dem obersten,
für uns wichtigsten Tbeile der Hauptsache nach zerstört oder wenigstens wesentlich
onlngMtbeB worden ist? Idi sage, in dem widitigatiin TMle, wall daa derjenige TheO
der Schale ist, in welchem der iC | i t l M> fiber das wiafhanimhc Lasen vnd ftrhrrihni
hinauskommt und der Lehrer die Möglichkeit hat, ihn tum selbständigen UrtheOe, was
für den Mann die Hauptsache ist. heranzubilden. — Der Redner kriiisiert dann die
ausserhalb des Hauses gemachten Vorschläge zur Abänderung des Keicbs-\'olksschulge<
setses, namendich solche, wie sie von Tirol aus gemacht worden sind, woher u. a. der
Wtmsch kommt, die Kinder mfissen einen gritndlidheren ReUgieMvmenkht bdcoanmen.
Dazu rddien swd Standen nicht aas. Abt TVeuinfels will nicht nur die SchulpffidU
verkürzen, sondern auch innerhalb derselben noch die Zahl der Rcli^innsFtunden ver-
mehren. Ja, wie verträgt sich das? Da müsstcn die Herren gerade trachten, viele
Schuljahre ivi haben, damit sie viele Stunden Religionsunterricht haben können. Bei
der achtjährigen Schnlpfllcht bekommen si« hei swel Standen Unlanidtt, wk er hta ta
eingefthrt ist, die nehC Jahre mit den Wochen etc. nmhipUdeit, Ar die Geaammdwit
672 Religionsstunden, die das Kind geniesst bis zum Abschlösse der achten Classe.
Bei der Einrichtung, wie sie jetzt in Tirol besteht, mitsammt der Sonntaglehre, be-
kommen sie heute Uber 500 Stunden. Nicht wir haben also die Religionsstunden ver-
mindert, sondert Si«. In Innsbruck, in der Ubenleii Stadt, belcoanmen «Bn lOadcr in
acht Jahren rq^dmlsaig 600 nnd einige 70 Standaiy mid anf deai Lande bekoauBan rie
jetzt infolge dieser sogenannten Erleichtenillgen><etwaä über 500. Die Ziffern sind eine
unerbittliche Sache, und da nützen die frömmsten und sanftesten Reden nicht. Am
24. Jänner 1895 hat der Fürstbischof Kopp gesagt: i. Zwei Religionsstunden sind zu
wenig. 2. Die i'tarrgcistlichkeit ist jetzt schon nicht im Stande, diese zwei Stunden zu
geben. 3. Die Standen aiad sa varmdiren «nd dmdk dcnXiahicr an vanahan. 4. Dar
Lakter kt sa dlaaeas Zwadca nnter AnUdit dar Pfiumr an atdlan. Obeiia g cn Sie rieh
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nun die Sache. Hinsichtlidi des Nichtausreicheas der Seehorgegeistlichkeit haben wir
in Wien etn«n sdilafMden Fall, indem mir Ar den kadioUtclien Unterricht in der
Rdigiow von nlclil waaigor •!• %9» irehHchtn Lducn gctoigt weidMi nim. Es
zwar Leute, welche meinen, die Herren K;i[>läiie haben auch noch fUr andere Sachen
Zeit. Zwischen einer Supplentur, wie sie in Wien besteht, und zwischen einer Supplentur,
wie sie der Herr Cardinal versiebt, ist ein sehr grosser Lnterschied, denn da liandelt es
sich um die principielle Unterstellung der Lehrer unter die Pfarrer. Bei einer solchen
Siwtkhtmg wftrde, ganx abgeedm von 4sr BwoiHigang det SlaalM, voa d«r hiir
gar nicht wfnthef die Antoritlt und Sdbitindigkeit dea Lehren ginzUdi Tcrloren gdien.
Die Sirebiamkeit und der Ehrgeiz, den wir im Lehrerstande im besten Sinne zu wecken
suchen, würde verichwunden sein, und es wäre ein Verbrechen für den Lehrer, geistig
hoher stehen su wollen, wie sein Geistlicher. Aber wenn anch die Kirdie das erreichen
MoOu, kk flrdtte dod^ ai« wttrdt «• ak ehiaai an Hbmum Ikniae bcnUaa, Amm de
wiffda «iMa ttnr Ukihata Prinripa« «v^pgebt« lübaa, die VeipflUtaag aiBlIch, die
Jagend selbst zu lehren. In Niederöaterreich, wo zum Glttcke des Volkes die Volka-
schule SU erfrenüche Fortschritte f^cmacht hat. ist auch die hohe Geistlichkeit etwas
weiter vorgeschritten in der Anerkennung der Schule. Ich gestehe, dass ich es zu
einem der gliicldichsten Momente in meinem bescheidenen öffentlichen Leben zithle, als
im a.-<et Lendtege am i. Febraar 1895 der BhAot toh St PSlloii latar dem Applaus
det gaMeeai Haaesi^ aater Anfrecfaterfaattnag setner prindpiellen SteUeng, laut und offca
aaerkannte „die musterhafte Disciplin, welche an fast allen Orten in der Ncuschule be-
steht." Ich erwidere das zugleich in Bezug auf dasjenige, was früher über die ünbot-
sanüceit der Jugend gesagt wurde. Der hocbwiirdige Bischof verlangt aber auch die
Mittwfcichr in der Seluüe. Iah will nicht in XiasefteHea gehen, aber aehmea Sie pnüc-
tisdie Fllle her. Denken Sie ütihy es würden in Denlach-Böhinen die d«Mn,hf a Lduer
unter Aufstellt der tschechischea Geistlichen gestdit werden. Wie ein Erdbeben würde
die Erschütteninc^ durch das ganze Land gehen, und keine parlamentarische Macht der
Welt wäre im Stande, solche Zustände aufrecht zu erhalten, wie sie hier gefordert
werden. Stellen Sie sich aber die Sachlage in Wien vor, bei dieser politischen Er-
regung, die ia Wian berndit, «ad ftagen Sie ddb: Wttode der Friede der Schale
gesteigert werden, wenn man anstatt des g^peawlrtigea VeihUtnisses , wo beide Ele-
mente parallel nebeneinander i^ehen, das eine Element ü'x-r das andere stellen würde? —
In längerer Darlegung werden nun die Verhältnis ,e m iieli;!! ii und Frankreich besprochen
und zu \' ergleichen mit denen in Österreich herangezugcn; auch der Aufschwung Japans
infolge des neugcrcgeltea Sehulweeeaa «ird gestreUk. Veüars beepridit der Redacr die
HeiaabOdaag des Glervs, sowie den seitwelseB Anfteinmeg, aber aach den wieder
folgenden Medergang des öflfentlichen Geistes. In jedem Staate muss jeder innerhalb
der ihm vori^eschriebenen Gesetze trachten, nach seinem Besten seine Pflicht zu erfüllen;
diese Gesetze bestehen für die Krieger und für den Richter, sie bestehen für den Priester
genau so wie fär aUe aadena. Und Ia dem Masse, in wddwBi der Priester iaacAalb
der ▼ofgesdiriebcaea Gesetze sndien wird, seinen Fflidtfea nachrakomaen. wird Fort-
a^ritt und Friede in unserem Laade herrsdwa. Idi schUessemit einem Worte, welches
der Herr Unter^iLht^ministc^ neulich gebraucht hat': Möge die Steigende PiMqi»g dasv
beitragen, die Gegensätze in Osterreich zu mildern."
In den hierauf folgenden thatsächlichen Berichtigungen wendet sich Abg. Tr eu infels
gegen die AaafllhrvBgen dea Abg. Beadel Aber das Volkssdralgesets vad spridit ibai
die BeftUgang ab, Ober die BeMedigang oder Niefatbefriedigoag der katheilediea Be-
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▼ölkerung bezüglich d«a V<oikiwhnlge«cttcs ti srtheilen. Gcgeofbor dem Abg. Dr. Smm
boBttkt Riadaer, da« dl« BrAdlncr.det ReIig[ioaraBt«rriditw &mrA die Lehrer k«bee>
Wegs im Gegensätze zu der Pflicht der Geistlichkeit zur Ertheilung dieses Unterrichtes
stehe. Die Kirche sei die Mutter der Cidtur und halte fest nn dem Principe. fb>-s die
Eltern das Kccht haben müssen, die Kinder in ihrer Keligi>)n /.u erziehen, und dami:
halte die Kirche auch fest an der Grundlage unserer Culiur und des Bestandes unseres
Valeriaiides. Abg. Dr. Bbenhoeh erUirt fcgenttber dem Abg. Beadd, «r babe
afcfüads dne Het» gegea di« fraiiiaiiige Ldnendiaft be g oMea, wmA irdst «ine» Ihm
(Redner) sngeschobenen Aasspmeh gegen die freisinnigen Lehrer als unrichtig zorflck.
Es sei auch nicht richtig;, dass von irgend einer Seite ein Feldzug gegen die freisinnige
Lehrerschaft eröffnet wurde. Die Gründung der katholkchen Lehrervereine sei ein
Rccb^ dem em libarakr Abgeoidaeter am «ca^Men «iilg^ammi aoUl«. Abg. Bwdd
dirfe flbfigcaa iddit-im Naama der badwUechaa BevSlkenmg epredieai, d» er dch aeftat
aiwtetfialb dfw Bodens der katbolischen Kiche gestellt habe. — Abg. Dr. SustcritC
erklärt, dass ein von ihm gemachter Zwischenruf von dem Ahg. Dr. Suess missver-
standen worden sei. Er habe nicht die allgemeine Ausbreitung der Volksbildung einen
Flach genannt, er wünsche aber nicht nur die Verallgemeinerung der Volksbildung,
soadem aiidi akie Vartialnag der eluHehen Avabüdai^ Imd daa «ii dardi die Neoa^ek
nidit erraicbt worden,' welche vielmehr eine Entsittlichong im O e fe^g e bette. Abg;
Bendel erklärt, dass er niemals aus der katholischen Kirche ausgetreten sei und sich
heute, wie seit seiner Geburt, als Katholik betrachte. Alle Unparteiischen, welche die
Rede des Abg. Dr. Ebenhuch im Linzer katholischen Volksvereine lasen, müssen zu-
geben, daaa er den Läbwm den Vorwurf der ReligioBafehkMcMceit und anrialdemo
kialiacbar Gerimraagea nacbte vad eme Grtiallaawfln mai «nn der LArar von einem
vollständigen Wechsel ihrer Geai&nang abhängig gemacht habe. Er müsse die Be-
hauptung aufrechterhalten, dass man den Lehrern den Arotkorb höher biagen WoUtC|f
um ihre poUtische Gesionimg zu bceintlussen. —
Die vom Badgetaanchttste vorgeschlagene Resolution: „Die Regierung wird auf-
gefordert» die Fnge, bettceUbnd das OffentlicbkeiUrecfat der Komensky — Sdmie to
Wien, In eingebende Erwlgmig sv aidieni*' wird bd aamaadidkmr AbetianMug mit las
gegen iii Stfaunen angenoBimcn*
ABÜrnüflk der ReidisnUbawablen haben almmlUcbf im beutigem poHtitchfti Leben
sieb bewegenden Pnrtden ibre Stdfamg aar' Sdmle and Velk^Mnng in ibren WaU>
aafrnfen gckennzcicbnat.
Die deutsche Fortschrittspartei sagt: Zu den edelsten und wohlthatigsten
Errungenschaften der parlamentarischen Gesetzgebung in Österreich gehört die von
fcirdi&dMr Bevormundung befreite, in ecfreniUAem Anftdiwunge bagiMbn e Volktafbalf
Diese zu erkalten und auf der bestehenden gesunden Grundlage weiter sa entwidtdn,
alle Angriffe auf dieselbe, sie mögen im Wege der Gesetzgebnng oder Verwaltung ver-
sucht werden, uafii entsduedenate sBfBdnwwdsen, wird das unaMgeadste Strdien der
Partei sein.
Die deutsche Volkspartei strebt vor allem Erweckung und Bethätigung des
nstuuulen Bewuntsdn« an. Alle Angriffe auf die ftdeScbnle sind lurttcksu weisen and die
Fkdbelt der Ifeinaafslnaaemng in Rede nnd Sdurfft ist dardk Änderung d«r beetdmnden
Gesetsgebung gegen jede bdtördlicbe WiUkflr rtcberwstdlen. Die Bmtd vfrwirft am-
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19b
drücklich den Kampf gegen die Religioo» sie steht aber ebenso entschieden im Gegcu-
MtM MT cleikaln Ptrtd» wtkh« bb jeut di« Rdigioa fa duk DicMt von fmütmtdkm
garttUt und lich dan ftr alle DtBtsdMn bindeadeB Pflichten gegen die eigene Nation
enlK>gen hat.
Die christlich-sociale Partei ruft: Eint- wahrhaft freie, christliche Schule, in
welcher Eltern, Lehrer und Katecheten harmuniäch zusammenwirken, ist unser Ideal«
Biaft waltomle Brndtm^ oIhm Iberaiin^ Oberbdxdnag der Jqgend, eine grflndlkhe
BOdong in den WenfMeiftchem nebst genauer Kenntnis der Geschichte unseres Volkes
und Landes mit Beseitigung manches unnöthigen Ballastes, das sind in kurzen Wösten
die Grandsätse, von denen wir uns bei Lösung der Schulfrage leiten lassen.*)
Die clericale Partei verlangt: Katholische Lehrer, Lehrbücher in katholischem
Sinne, katholischen Charakter des ganzen Unterrichtes und aller Schuleinrichtungen, ent-
iqpncbenda Ifitwirfcang der Kirdia an der Leltang and Beavfidchtigung der Schalen.
Daner der Sdiolpflidi^ BndieQang der Schfller, Lebrplan, AnmU der Lefcrgqjenstind^
Methode, AnstelUmg und Besoldung der Lehrer — Uber alle diese Punkte habe die
Kirche ein Gesetz erlassen. (Betreffs der von den Antisemiten verlangten Trennung
der judischen Kinder vun den christlichen Kindern bemerkt das clerical-feudalc Vater-
land: ,,Auch die heutzutage so beliebte Trennung der jüdischen von den christlichen
Kindern mag in vielen FiOen pidagogtid» und tdinltecluiiscfa wllnscliensirert and dordi»
Mubar »ein, allein andi sie ist einerseits keine Forderung der kadioUsehen KlrdM und
würde anderseits, wenn erfüllt, keine Schule zu einer kathoUsdien machen* Die katho-
lische Kirche nimmt vielmehr, z. I! in den Missionsländem, in ihren Schulen jüdische,
mohamedanische und heidnische Kinder an, ohne dass diese Schalen aufhören, katholische
in sein.**)
IXe Soeialdemokraten verlangen: Uaenigeltlichen, obligatorisdien and coi^
feesionslosen Unterricht in den Volksschulen; Entlastung der Gemeinden von der Ter*
pfitchtung. die Lehrer zu besolden, und Erhebung derselben zu Angestellten des Staates;
unentgeltlichen Unterricht in allen Mittel- und Hochschulen: Trennung der Kirche
vom Staate. —
Die Osterrddiisdien BisdiMe eittessen vor den Neuwahlen flir das Abgeordneten-
haus einen gemeinsamen Hirtenbrief, in welchem folgende Sitte enthalten sind; „Ist
aber die unbehinderte F^flcge der Religion im allgemeinen nicht genug gesichert, so ist
sie es besonders nicht auf einem (Ifbietc, auf dem fjebiete drr Schule, l'ic Schui-
gesetzgebung und deren Handhabung, wie sie sich von Antang an geateilt hat, verbürgt
and aichart kaineswega die religiöse Bniehung eurer Kinderi sowenig in der Volks*
sdmlc^ ab in den mittleren und höheren Sdialeo. Das ScUimmate an diesen Gesetsen
ist, da s danach der Unterricht In den weltlichen Lehrg^enstftnden dem Unterrichte in
der Religion geradezu widersprechen und sonach niederreissen kann, was der Religions-
unterricht aufgebaut hat. Es ist ein verhängnisvoller Mangel unserer gegenwärtigen
SAnlahtt ic htung, dass die Religion nidit die Grundlage bildet, auf der sich die gesanrnta
eradehende Thidgkeit der Schale voUsIeht. Der Religionsontarrieht allein, den eure
Seelsorger, noch dazu in SO wt nisten Stunden, ertheilen, kann diesen Mängeln nicht
abketten. Tbatsächlich erieidet ihr also durch die jetiige Schaleinricbtang Gewissens-
*) Wie sich dieses Prograaun in die That übersetzen lässt, zeigte Abg. Veigani in
dem Scholaatzage, den er im niederösterreichischen tandtage cinbrMhte.
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smaf. Ifn inOfa aidit daircMlai» dast in dar Volkaarhaite md ia dan aaaite
IfMelaehvIatt ragdmlasic ReUfioaBaatanicht «idiailt «aadai daaa a* flaa%t aiahl, daaa
der Lehrplan wenige, leider allzuwenige ReIigi<»Mtiuidaa eodialte: der ganze Unterridit,
die gesammte Erziehung katholischer Kinder muss sich auf dem festen Grunde des
katholischen Glaubens aufbauen, muss von dem Geiste der Kirche durchweht werden.
Nicniili kttant ihr, katbaUiaha Eltam, tob dica« Focdannif afaiaiaaB, wiwa ihr dia
wicbticata Mielit f^aa aora Kiadar aldiC TaraaddiailgaB inrilat Diaaa Fo t da iua g
werden wir, eure Oberhirten, inuner und immer wieder atkaben, die wir vor Gottes
Richterstuhl einst mit euch über di-^ Seelenheil eurer Kin<1er werden Rechenschaft ab-
legen müssen. Vielfach habt ihr bei der Wahl eurer Abgeordneten nicht darauf gesehen,
»olche Männer in den Reichsrath zu wühlen, welche fUr diese eure Forderungen ein-
safeKtea geneigt warea. Wollt ihr, kadwliacha Vlier, jalst diaaaa Fahkr wiada rtw laa?
Wollt Ihr aodi aiaaial eine ganse Geaafatiott varfehlten und varkahrtok Sdinlaiaiicktaagea
zum Opfer bringen? Nein, das sei ferne von euchl Wählt also solche Männer, welche
mit euch überzeugt sind, dass auf dem Gebiete der Schule Wandel geschaften werden
muss, wenn unser theures Vaterland nicht ganx dem Unglauben und der religiösen Gleich-
gütigkait anheimfiOlea aolL<*
Die durch die Wahlen im März 1897 in den Reichsrath entsendeten Abgeordneten
gruppieren sich folgcndcrmassen : Jungtschechen 62, Polenclub 59, Liberale und Wilde 49,
Deutsche Volkspartei 43, Slavisch-Christlich-Nationale 34, KadioUsche Volkspartei 33,
Verfitiiungrtreuer GiougraadbaiilB a8» ChnatUdi^kKiiala 37, Paadalar Cmian lliaaUi 19^
Italienisdier Club 19, Socialdemokraten 14, Galizische Opposition 12, Rumänen 6, Qeri-
cales Centrum 6, Schöaevariaaer 5, MMhriachar Gfoaagraedbaiata 3» Socialpoläftai a,
Sarben 2.
Am 29. März 1897 tand die feierliche hrulfuung des Reichsrathes durca
Sa. Majaitftt daa Ksiaar atatt. Dia Throarada aathilt folgende, sich aaf das
Sdralvaaea baaiahaada SlaUa:
„Der Pfle;:^c 1er Wissenschaften und Ktnata wird Meine Regieraag
besondere Sorgfalt zuwenden und auf dem Gebiete des öffentlichen Unter-
richtes bemüht sein, in ruhiger Ausgestaltung der bestehenden Einrich-
tungen die allganeia« Bildnag za heben. Dia vornehmata Aulgabe dar
Schala witd jedoch daraa araiahllcha Thltigkait bleibaa. Dicae ia ihraa
Erfolgen wirksamer an geatnltaai loll «1 u rch entspraehaada Biarichtaagaa
ia den Lehrerbildungsanstalten erreicht werden."
Die Thronrede sollte in der üblichen Weise durch , ..Adressen"' der beiden Hauser
des Reichsratbc^i „beantwortet" werden. Im Abgeordneieubause konnte eine Liniguug
ia dieser Hinridit aidit arsidt wacdaa; aa blieb bei dea „Eatwürfiik** dar g»flaiawa
Partaian. Das Uerrenbaos beschloss eine Adresse.
Der Ad ress- Entwurf dar destachaa Fortschrittapartei aaflillt besflgliA der
Schule folgen<len I'assus:
„Die Bestrebungen, in ruhiger Ausgestaltung der bestehenden Einrichtnagaa die
allgaaiaiaa Bfldo^ sa hebca» weiden wir frehdig oatanMltiea, daaa die Schale bedarf
vor allem der Rohe. In der stetea Sorge vor lag^lativaa and adaaaiatrativan Bsperi»
menten kann lie aicht gedeihen. Es kann aaa aar Befriedigung gewähren, wenn wir
daa kostbare, tob nnsam Vorgingem abemoauBeae Kleiaod des Rcichs-VoUrnchal*
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187
gcseUes vor weiteren Schädigungen bewahren und Bestrebungen entgegentreten können,
ird^ die allgemeine BUdnag durch Sduallarang da» L«hntofles, des Lthndelct and
der L^diiMlt banbdrtt^ei» ^ VoUcMobele den Sduttce der ReldugeieUfeb—g aodi
mehr entrücken und solchen Organen, welckej aoi Fteteiklaipfen hervorgegangen, natur-
gemäss Parteibestrebungen unterstätzen müssen, etecn nUHSgebenden Kinfltttt auf die
Verwaltung des Schulwesens einräumen wollen/*
Der Adcenentirarf der Majorität des Abgeordnetenhauses sagt betreffs
der Sdrale: „De« Haas der Abgeordneten wird mit dem grötsten Eifer die Bestrebtmgen
•DerVftlker inBeng anf allgemeine Bildung, Wissenschaft und Kunst fördern; es bringt
den ernsten Wunsch ztim Ausdruck, es mötje die Schule den Bedürfnissen der ver-
schiedenen I, ander und Nationen entsprechen, was nur durch eine erweiterte geseti-
geberiäche Mu^vtrkung der Landtage in vollem Masse erreicht werden kann. Im £in-
Uange mit den Worten der AllcrhSchsten Thronrede legt das Haus den grtaeten Wert
«nf die eniddiche Aidi^be der Sdiile in der Weite, daes dnreh teelbe der Gnad
zu einer religiösen und sittBdwn LebensanfTassung zum wahren Wohle der Jugend und
zur Heranbildung einer Generation geschaffen werden soll, die im Stande wäre, die
bestehende GeselUchaft:>or«inung durch friedliche, jeden Umsturz ausschliessende Reform-
•ibdt im Geiste der eocfaka Gereditiglceit auuobUden.**
Im Adretsentwnrfe dee libernlen Groeegrnndbesitses bebet ess „Mit wahrer
Genogthuung nimmt das Abgeordnetenhaus die Absicht der Allerhöchsten Thronrede zur
Kenntnis, dass die Volksschule in der ihr unentbehrlichen rnhipen Entwicklnntr nicht
beirrt werden soll. Hiebei fühlt sich das Abg.- irdnelenhaus veranlasst, der Überzeugung
Amdmclc m verleihen, dass mit der FetthaUung an den gegebenen gesetzlichen Grund-
lagen den Scholweaenii iubeaondere an dem Gnmdeatae der «nfemlndeiten staatHchea
Aufsicht über die Sdiule die widktigste Aufgabe der VoUcsacbnle, die sittlich-reUgiSee
Erziehung voll und ganz erreicht werden kann, während das Abgeordnetenhaus ander-
seits f^erne bereit ist, innerhalb dieses Rahmens zu einer verständnisvollen Anpassung
der Volksschule an die wirtschaftlichen Kräfte und Üediirfhisse der Bevölkerung die
Hand m bieten.**
Bei der Adressdebatte im tfsterretebiseben Herrenbavse inaserte sich
Graf Franz Kuefstein (eierical) u. a. folgendermassen : ,,Wir verlangen die Freiheit
der christlichen r.elu e, namentlich in der Schule, und die freie Entwicklung der Familie.
Wenn Eltern ihre Kinder glaubenslosen, ja socialdemokratischen. gottesfeindlicben Lehrern
fiberantworten müssen, ja, wenn Eltern in die Lage kommen, dass sie ihre Kinder in
ihre eigenen ReUgionagenoeieascbaften nieht anfnehmen dfafen, Ist das nidit ein ^lanni-
scher Zwang? — Die Schule soll dort eine Anlehnung finden, wo sie sie sicher stCis
gefunden hat, hei der Kirche. ChrisVis oder Belial, das sind die zwei Fahnen, unter
denen gekfimpft werden soll, auch auf politischem Gebiete. l>er sesshafle Thei! der
Bevölkerung muss möglichst geschützt und erhalten, der beute noch bewegliche l'heil
der indnstrieUea Arbeitersdiaft mehr aekshaft gemacht und organisiert werden. Hier ist
daa Knodwngerippe der mentcMichen GeseUa^afk dargcaUUt Auf dieser Gnmdhige
bonht auch die chris'tlich-sodale md die katholische Volkspartei, die beide auf der
conservativen Grundlage fussen. Mögen die Theile auch getrennt marschieren und sich
manchmal auch böse Blicke zuwerfen: sie gehören doch zusammen. Bei den Arbeitern
ist aber ywA nadunholen. Ein grosser Theil derselben ist der Fahne Bdiais gefolgt.
Leider haben sie andi die Untesstttsniig eines TheQes der Lehrersdutft gefimden.
Hoffentlich trird es dem Unterriditnsinister gefingen, diese Lehrer abcaatoasen.**
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Die Adresse des Herrenhauses eatkUt betreffs d«c SdMd« fc^cnd« Sltfe:
. . . MlMb«$oad«re glaoben vir aber betoocB m soIImi, dsM die i» Aaeakfat geelilte^
auch von uns als nothwendig und dankenswert zu begrüssende Fürsorge Tür die
Hebung der erziehlichen Thätigkeit der Schule auf religiös-sittlicher Grundlajjr, welche
in den Einrichtungen der LehrerbildungsanstaUen kaum ihren Abschluss hnden durfte
und durch administrative Massregeln zu fördern wäre, auf die kraftigste L'oterstutzong
das Henanhainm redtMii kam."
Im Abgeordoetenbause brachte Dr, Ebenhoch namens der katholischen Volks-
partei am 4. Mai 1897 folgenden Antrag ein, durch welchen das Gesetz vom 14. Mai
1869 alisaliidait verdaa aoll:
Artikel L %. I. Die Volksaebole hat aar AnliKab«^ die Kinder nach de« Lfkaa
ihrer Religion dltfich la ernaheOf deren Geistesthätigkeit zu entwickeln, sie mit den xa
ihrem Fortkommen und zor weiteren Ausbildung für das Leben erforderlichen Kennt-
nissen und Fertigkeiten auszustatten und die Grundtage ftir die Heraubiiduag nülxiicher
Glieder für die mensciiliche Gesellschaft zu schaffen.
§. a* Jede Volksschnle, an deren Grtado^ oder BriialtMig dar Staat, daa Laad
oder die Ortsgemeinde die Kosten gaaa oder theflweiae bestreiten, ist eine öffentlidie
Anstalt und als solche allen schulpflichtigen Kindern zugänglich. Die in anderer Wei^e
gegründeten und erhaltenen Volksschulen sind Privatanstaltcn. Die interconfessioneileo
Verhältnisse der V^olksschulen werden durch die Landesgeset^gebung geregelt.
§.3. Dh Lehrgegenstiade der Volktachale aind: RBligion, Leiaa aad StknSbm,
UaterriehtssiMmciie» Rednen in VerUndanf nit geonetria^er Fomenlehre, daa ftr die
Schüler Fasslichste und Wissenswerteste aus der Naturgeschichte, Naturlehre, GeognyUt
und Geschichte mit besonderer Rücksicht auf das Vaterland und dessen Verfassung.
Zeichnen, Gesang, Turnen, für Knaben obligat, für Mädchen nicht obligat. Der Umfang,
in welchem die LehrgegenstiUide behanddt werden, wird vom Landesschnlrathe im Em-
Ternelimen mit dem Laadesaoaschvsse bestinunt
§ 4. Die Lehrplätic für die Volksschalen, sowie alles, was zur inneren Ordnung
derbe!) en gehört, stellt der L nterrichtsminister nach Eiavemebaiaag dar Ltiwlwffi'l'-
behorden mit Zustimmung des Landesausschusses fest.
§. 5. Der Religionsunterricht wird durch die betretenden Kirchenbehörden (Vor*
atiade der iaraelitifchan Cnltaagemeinden) besorgt und von ihnen iberwadit. Die deai
ReUgionsonterrichte satnweiaende Anaahl von Standen, wddie mindeatens wöcheatüeh
swei betragen muss, bestimmt die Landesscha1beh(iirde im Einvernehmen mit dem
Landesausschusse, und wo es die Landesgesetzgebung vorschreibt, auch im Einvernehmen
mit der betreffenden Kirchenbehördc (Vorstand der israelitischen CuUusgemeinde). In-
wieweit die Lehrar aar Evtheilnag daa Rel^ionaantanidttaa heraniaaifhen aind, beathwat
die Laadeageaetsgebnng im Binvemdunea asit den iMtreffandcn Kirdkenb^ttiden (Ver>
atiaden der israelitischen Cultusgenieindenl.
§ 8. Über die Zulässigkeit der Lehr- und I rspli'.i< lu r entscheidet nach Anhörnng
der Landesschulbehörde im Einvernehmen mit dem Lamlt ans cluisse und. wo es die
Landesgeset£gebuog bestimmt, auch im Einvernehmen inii den beiretVeoden Kirchen-
bdidrden (Voxatlnden der iaraelitiadan Caltnageneinden} der - Untanicktaminiater. Die
WaU antar den ftr anliasig erklirten Ldhr« and LeaebOdiam trifit 45» LandaaadM*
beh9rde im Einveraeiunea mit dem LandetanaaAaaaa.
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Dit SebiilpAkht btgiaat aiit d«B ToUndatcB •edMim Lebmijiabi« snd bat
ftr den AUl^ftiiBlcindht niodeitem secbs Jakn m draem; «Ue wdterai Regdn^feM
der Dm« md Art der Sciralpiicht tlelMa der Lndeeg^setieelMug sn.
§. 35. Das Lehrpersonal der LehrerbildongSAHitelt besteht aus dem Dlreclor,
welcher rtlgleich die Übungsschulc leitet, mit jwei bis vier Ilauptlehrern, dem Religions-
lehrer und den erforderlichen HilCslehrem und wird vom Minister für Cultus and Unter-
iMht Aber to« der LndencliidbehSrde im EiDvem^unea mit dem Lesdesaasachasse
geelellle« TerMvonddeK enuurat Die ReH^tmelehrer werde« von den oberMen
Kirchenbehörden ernannt, in deren Sprengel die betreffende Anstalt sich befindet. Die
Lehrer der UhuniTsscliulen sind vcipflkistct, bei der fiUdvng der LebnuntstSgUnge eb
Hllfslclirci mit /II wirken.
Artikel II. Das Gesetz tritt mit Beginn des der Kundmachung nachfolgenden
Scbttljabres in Wirksamkeit.
Ib fi^meUer Beziehung wird beantragt, diesen Antrag einem mos dem ganzen Heese
sn wibtenden 36gUedr^n ScbeUossdnisBe zuuweisen. Unterscbiieben Ist dieser Antrag
von den Abgeordneten Ebenhoch, Karion, Dipauli, Scliachingcr , Schöpfer, Zebetmayr,
Raromer, Hanei^. Zaiineircjer. Wnpncr, Doblhamer, Kapfcrer, Kurz, Kaltenegger, Herk,
Hagenhofer, Pink, \S enger, Thumher, DublhofT, Huyn, Hölzl, Dr. Mayr, Plass, Rogl,
Keil, Förg, Muhr, Tuacl, Kern, Loser, Dr. Fuchs.
Unter den zahlreichen Kundgebungen, welche sich sofort und mit aller Schärfe gegen
den Antrag Ebenlieeii wendeten, sden bervorgehoben: die Kvndgebang des Aossdktiases
des Ml^Qtacb-Ssterreicliiscbett Lebrerbundes*', dann die des „Devtsdien Le»des>Ldirer>
Vereines in Böhmen", des „Deutsch-mährischen I,iebrer"bundes", des „Steiennirldscben
Lrhrcrbundes", des „Oberostcrrcii. hischcn Lehrervereines", des „Wiener Central-Lehrer-
Vcrciues*', des ,,Schlesii>cheu Landes-Lehrer- Vereines*', des Vereines „Bürgerschule", des
„Vereines der Lebrer «nd Scbulfreande in OhnCtz'*, des Linser Geneinderatbes, der
H a ndeisk a mmer Gras, saUreidber Volksversammlongen n. s. w. Avdi aus nicbtdentscben
Kreisen erhoben sich Stimmen snr Abwehr. Der tsdiechische Lehrerverein .iKomcnsky**
sprach sich am 16. Mai 1897 gegen diesen Antrag aus, weil er das Mass der all^'enieinen
Bildung durch die kürzere .Schul])t1ichi herabsetzt. Das * )rgan des tschechischen Landes-
Lehrer Vereines in Böhmen :>chreibt am Schlüsse eines Aufsatzes über diesen Antrag:
„Bis es sidi im Anssebosse des Abgeordnetenbaises am den Antrag Bbenbocb baaddtai
wird, werden unsere Abgeotdnelen lieber daflir aorgen, dase er soldie Ändemngen er-
fahre, dass er dem jetzigem Antrage unähnlich werde, oder man bereite ihm dort sein
Grab". Die Versammlung sildtschechischer Lehrer in Rudweis beschloss eine Resolution,
durch welche die tscbeciiiscben Abgeordneten aufgefordert werden, den Schulantrag
Ehenhpcb al>zulebn«i.
Dnrdi die am a. Juli 1897 eri«dgle Sddiessang des Reidisniäies wvrde der An-
traf Ebenlwdl, sewie der vom Abgeocdnelen Türk gealellle Antrag avf staatücbe
U n l e ie Mtemig der GemebMlen and Linder belregb der Scbnlattslagcn gagenstaadrins*
2. Landtag».
lH»dnS«t«rraioh. Der niederöeterreiebiacbe Landesaaescbnsa bat dem Land-
tage den Bntwof eines neuen Peasionsgesctzes vorgdegt, dnrdi wdcben cfadge Punkte
des Geseltea Tom 5. April 1S70 abgeindert werden.
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Nach §. 56 des Entwurfes können Lehrpersonen mit 3s anrechenbaren Dieostjahren
4bMr ihr AiHUchcn Mdi ohne NMhwdt der KnuiUMit od« Dkumimli^nliclihcit fe dm
duemd«! Rukattauid Tersetst werden. |^ 6s bestimmt: DmitaSgaa Le fa pw w g% die
bei ihrer Versetzung in den Ruhestand eine anrechenbare Dienstzeit von 10 Jahren noch
Dicht vollstreckt haben, gcbürt nur eine Abfertigung, welche für eine Dienstzeit bis zu
5 Jahren mit dem andcrihalbjähngen, für eine Dienstzeit von mehr als 5 Jahren mit dem
tweijährigcn Betrage des Jahresgehellee stt buiww ist. — Ftr Lehrpersonen, wd^e
infolfe eines in Aaittbmif ilme Dtenstet erlittetten ITuftlitt, iwÜB^e KnuikkcH oder
folge einer von ihnen nicht absichtlich herbeigeführten kdipcrlichen Verletzung dienst-
nnHihig geworden sind, ist durch günstigere Bestimmungen vorgesehen. Auch bezüglich
der Witwen- und Waisen Versorgung kommt der Gesetzentwurf manchen Wünschen der
.Lehrerschaft entgegen« Der Jahresbeitrag an die Landespensionscassa, bonr. Wiener
LchretpeuioiMcetsa betiigit fltar atnuBfUehe M&gUeder des LdiipenoMk, wddie aedi
abgelegter Lehrbef^h%niigqprflfung eine Ldmtelle erlangen oder bereits erlangt haben,
2^ 0 des für die Hfmessung des Kuhcgenusscs anrechen!)aren Activilätsgehaltes. Auf
die Einführung einer iJuarticrgeld-Pen-ir)n wurde in dem Entwürfe iii ht t ingegangen.
Der Wiener Lchrorvcrcin" ul)crrcichte dem hohen nicdcrostt i reithischen Lan-ifs-
au&schusse eine Petition um Verbesserung der Pensionsvor^trhritien iur die Wiener
Lebrpersonen, in weldier gebeten wird, dest
1. f&r die Lchrpersonen Wiens ein eigenes PenrionsgeselK gesdiallim werde;
2. das Quartiergeld der Wiener Lehrpersonen in des Ar die Pension aaredieniwe
Jahreseinkommen einbezogen werde;
3. auch jene Zeit für die Pension anrechenbar erklärt werde, welche jemand vor
abgelegter Ldurbefthigungsprilfung in defiiddver oder provisorischer Anstellung an einer
öffentlidien Schule sngebradit liat;
4. im abrigen für die Lehrpersonen Wiens ganz dieselben Fiensloiisnormen zur
C.cltuiii; [^clan^en. welch« für die Staatsbeamten durch das Gesets Tom 14, Mai 1896
festgestellt wurden.
Die Lehrerschaft sieht mit Spannung der Lösung dieser für sie so wichtigen Frage
entgegen.
Am 35. Jiuier bcadaiea die Abgeordneten £. Vergani und Genossen folgenden
Antrag im niederOstcrreicUsdien Landtage ein:
„Der liohe Landtag woHe besdüiessoi: Der Laadesausschnss wird beasftragt» in
der allernächsten Zeit theils im eigenen Wlrirangskreise, theib durch den Landesschulrath
und (icn Landtag, sowie durch Vorlagen an den Reichsrath und Vorstellung an die
Regierung Abänderungen des geltenden Voiksschulgesetzes, der Unterrichtsordnung und
aller diesbezüglichen Verordnungen anzubahnen und durchzufuhren, in denen nachstehende
GmndsMtM sur Geltung kommen:
I. Der Sdulswang wilut mir bis anm ToUendeten 13. Letien^afare. Bis sam voll-
endeten 12. Lebensjahre sind vnter keiner Bedingung Schulbefreimigen cn gewähren,
ebenso soll im letzten Schuljahre der I nterricht in den Wintermonaten obligatorisch sein
tin l die lanilwirtsehafüiche bezw. gewerbliche Volksbildung zum (iegenstande haben.
Dem Lehrer soll in diesem letzten Jahre der Volksschulbildung freier Spielraum in der
Ansflhmng des Lehrplanes gewMhrt werden.
8. Der wSchentlidie Ferialtag hat, wenn dn Feiertag in der Wodm ist, an «s^
falleo.
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141
3. In Volksschulen des ihichen Landes, zu welclicn Ortschaften eingeschult sind,
die mindestens eine halbe Gehsiundc vom Schulurte enltcrul sind, ist nach Thunlichkeit
der Halbtagfmtani^ mk verlingerten OalMridlHtaidm iinnifthraB.
4. Hsbmg dar idigifls-atdidMft Ecddung dar Kinder, Autdiddaiig jener Sdiflier,
welche durch ihr unsittliches oder rohes Betragen die Erdelnwg feftlirdenf vid Ober*
gilbe verwahrloster Kinder an die Landes-Besserungsanstalten.
5. Aafhebang des §. 24 der Schul- und UnterrichUordnung und Schaffang suenger
pjtdpihwimfetd ZV Avfrechdialtitag der Ordnung in der Sdinte.
6. Bebmg dee SpnA^ wkl Rcdienantarridttct in der VoUmdmle^ tttcMget Bfai-
tben desselben, damit jedes Kind bei Veihx^son der Volksschule ausgezeichnet lesen,
schreiben und rechnen (insbesondere Ko}.rrcchnen) kann. Auflassung der Realien als
selbständige Unterrichtsgegenstände. Das Lesebuch soll der Mittelpunkt des gesammten
Sprach- und Realunterrichtes in der Volksschule sein.
7. Efaiichrinknng des Lebrstoihs an de» BOrgersdiiilen, Abschafting flberfHUsiger
Ltteosln. BcMmderee Aogeninerk auf ein grttndlidMs Be g reKwi nnd Einstudieren der
elementaren Ge^enstiind«^ duait den Kindern ein festet Fnadunentdee unbedingt Wlssene-
werten gegeben wird.
8. Zurückweisung der unreifen Schüler aus den Burger- und Mittelschulen. Das
Anfttaigen in die hÖliereB dnoen dnrf nur «irldidi guten SdiUem gewahrt werden.
«xrenfK fiaiungcn n imd uenreraeannaraB»
9. Einführung gleicher und einheitlicher Lehrbücher für sämmtliche Volks», Blfgow
und Mittebchulen, damit nicht wie bisher an jeder Schule andere Lehibttcher votf*
geschrieben werden.
10. Trennung der christfidien to« den jOdisehen Kindern. An christlidien Schalen
dtbfcn nur duiediche^ an jOdlsdien Sckiden nnr jUtoelM Lehrer angestellt werden.
•II. An mdchenadwleii werden nur Lehrerinnen angestellt. Bei gemischten Schulen
dürfen die Lehrerinnen nur in den zwei ersten Hassen der Volksschulen beschäftigt
werden. Sobald eine Lehrerin sich verheiratet, muss sie ihrer bisherigen Stellung
entsagen.
IS. An nUen Vollusdralen toll ein Seimlagnacihmltteg»» üntetridrt ftr Inndwiii«
•dnMidMi» besw. gewerbliche Volksblldng etngeriditet werden, wdeh4r von den keine
Schule mehr besuchenden Kindern im 14. und 15. Lebensjahre frequentiert werden muss.
Die Lehrer erhalten für diesen Unterridit je nach ihren l^eistungen entsprechende Re*
munerationen.**
JAnn Airtng wnrde de» ScfaalMndnHM det niederOstemieldMiwa Landuges ra*
gewiesen. In Sdniananebasa» wnrde der Ton liberaler Seite gestellte Antrag anf Ober-
gang zur Tagesordnung abgelehnt; es beschloss der Anssdmss nadi dem Referate des
Abg. Dr. Sc hei eher, diese Anträge dem Landesausscbusse zur eventuellen Bericht-
erstattung im Sinne der ausführlichen Erwägungen des Ausschusses, welche mit den
einseinen Bestimmungen des Antrages Vergani nicht voUstindlg flbereinstimmen , a1»«
Dem Berichte des Referenten in dieser Angelegenheit, Abg. Sehciclier, ist zu
entnehmen, d.ass der Atis^ch-iss die einzelnen Punkte dieser Anträge gennu i'cprüft und
erkannt hat, dass dic^: IIilu allerdings mehr oder minder in den Wünschen manches
niedero^ierreichischen Staatsbürgers gelten sind. Auch er tlnde manchen Punkt be*
fecMgt, viiikidit nn^ ^radveifp er sei aber troladeni niclit in der Lage, concrete
VoticWge an mndien, Oer Landesanaa^oas möge sidi aait der Regienng ins Eia-
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142
vernehmen seUen, um zu erfahren, bis wie weit sich dieselbe einer allenfalls angestrebten
Aadttung oder ancb nnr der Andening nadi «iner bcadaunten Kiditung entgegenifeellM
wttrde. Der Sdutlnmeluin wftnscfat dabei enitffidi, dasi der LindteaieechnM -vor «Ika
die Anschauungen der Schulbehördeilt fowie der Fachmänner kenen lerne. Der Scbul-
ausschuss halte auch mit der Überzeugung nicht zurilck, dass an eine allgemeine Auf-
hebung der achtjährigen Schulpflicht nicht gedacht werden könne. Für Städte und
Industrieorte wäre dies nicht bloss eine Herabsetzung der Volksbildung, sondern es
Uefte gogleldi die groaee Auald innerer Kinder Mbseiligcr in W erkül i ie» wad Fabdkm
ttecken. Dase aof dem Lende zum Theile andere VerbUtniMe beitehen, daet beiemim
dort, wo nur ein- oder 7weiclassige Schulen bestehen, das 8. Schuljahr der Jufjend nar
wenig V jrtheil bringen kann, zeigen nicht bloss die vielen Erleichterungen, welche in
Bezug auf die Erfüllung der Schulpflicht Jahr für Jahr gewahrt werden müssen, es be-
weisen dies aneii die viden SdmiilrBien, die ttolt aller ErieidMennf «af Aepe Aken-
ttnfiB ent&llen. Anf der anderen Seite dflxfe aber «ndi nicht Teritaant «eeden» daaa ein
plAtzUdies, allzufrühes Abbrechen mit der geistigen Anregung, bezw. Ausbildung nicht
im Interesse des Volkes gelegen ist. Der Schulausschuss könne sich auch der Erkenntnis
. nicht entziehen, dass ausgiebigere Discipliuarmittel, selbstverständlich mit den nolbigen
Cantelen, gesChnffen werden mttMen. Der Mai^ an solcben laase die reUgide-aiktlidh»
Erd^ang numchmal nidrt gelingen. Was die Verweililichnnf der Unterrichtiertbcibuif
betrifft, so wflnadie der Schulausschuss nicht nur keine ErweilerUf derselben, sondern
eine Einschränkung. Die Frage über Lehrstoff, Lehrbücher n. s. w. erkenne der Schul-
ausschuss als wichtig genug an, damit sie von erfahrenen bachvers'.andigon in lietracht
gezogen werde. Er selbst fühle sich bei der Kürze der ihm zur Verfugung stehendeo
Zeit nidit bemfien, oonoete Vonddlge an madben. In dca'Aatdgen dea Abg. Vergaai
Uegen sebr l>elienigeniweite Moment^ die sieb jedoch von heate auf morgen nooi niot
zu Reformmassregcln materialisieren lassen. Deshalb stellt der Referent den Antrag, die
Antrage dem Landeisausschusse ZOT weiteren Veranlassung im Sinne der vorstehenden
Austuhruugeu zu übermitteln.
Bei dem Referate Aber das Volksschnlwesen in der Sitzung des nieder-
•steneidiiadien Landtages von 37. jMnner 1897 verwies Abg. Blonsignofe 0r. Scheieher
auf die ThatsacHe, dass die Schalen in Niederösterreich nicht so gut seien wie etwa in
Böhmen, Mähren und Schlesien, und knüpfte daran die Bemerkung, dass d i t! .Schul-
be«uchserleichterungen nach Möglichkeit eingeschränkt werden sollten.
Abg. Dr. Ofner gab seiner Befriedigung darüber Ausdruck, in der heutigen be-
danerUdien Strömung von einem hodi würdigen Herrn eine sokfae Ausseroog an hSren.
Er erklärte sich als einen grondsätzlichen Gegner von Schulbesuchserletcbtemi^ien and
meinte, das Schul /wangsgesetz -^ci n ithwendig, um eventuell die Kinder auch gegen ihre
Eltern zu schützen, iknn die Kinder miis>en durch dif Schule zu gebildeten Meoschfln
gemacht, es müsse ihnen der Kampl um das Dasein erleichtert werden.
Abg. P. B an ebinger beschwerte sich darttber, dass die Besiritasdudlnapeelaren
den Rdigionsunterridit inspideren. Der Reü^onsonterridtt gdie die In sp ec t oren gar
nichts an, der Vorgesetzte des Katecheten sei nor der Bischof. Die Abg. Dr. Ofner
und Dr, Kronawetler erwiderten, dass dieser Zustand aus dem thatsSchlich con-
fessiouellen Charakter der Schule hervorgehe. Der Religionsunterricht sollte von dem
nlwigen Sdinlnnterriclile gans abgesondert werden» dann liitte an^ der Sdinlinspector
b den Rdigionsnntenidit nichts drcinsnreden. Dr. Kronawetter verwies inabeeondcrs
anf das fransOsisdie ^stem, wonadi die rinsrlnen Confeaslonen Ar den ftfijglTitf-
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143
Unterricht der Kinder sorgen und der confeuionelle Unterrioht von dem weltlichen yoü-
ständig getreont sei.
Der Schvlmiiclivst im nied»«asterr. Lmdtegw hat dos Autng der Abgeordaetan
Dr. Xolisko nnd Geaamn, beti dB eiid ctt« Brlammg dnet GctetMt, mit weUhem die
deotsche Sprache als ausschlienttdie Unterrichtssprache für alle öfifealllehen Volks- und
Bttrgerschulen festgesetzt wird, einer eingehenden Rerathung unterzogen und nach dem
Referate des Abg. Dr. Knotz beschlossen, dem Landtage eine Resolution zu unterbreiten,
in dar es beisst: „Der Landtag des Ersherzogthonw Österreich anter der Enns verleiht
der Aiitdinttang Aosdracfc, das« in dieeem Kronlande im Siane des Art 19 de* Staat»«
gnindgesetzes vom 21. December 1867 die deutsche Sprache als die ausschliesslich
landesüblich«? Sprache anzusehen ist, und dass demnach für keine andere Sprache die
Landcsublichkeic uikI sonach die Gleichberechtigung derselben mit der (Icuischcn Sprache
in Schule, Amt und im utTentlicheo Leben beansprucht werden kann. Der nied.-oäterr.
Laadtag niastc ea denmadi als eiae Verletauag de» Suatsgiundgesetset ansehen, weaa
tnNieder>Osterrek!h der daaelbat aiditlaaderiHiMclwa tschaddsciwn Spradie in der Schale,
im Amte oder im öffentlichen Leben eine Gleichbercdltigtmg ailt der allein landes-
üblichen deutschen Sprache zuerkannt werden sollfe. Eine derartige Verletzung des
Staatsgrundgeselzes müsste insbesondere darin erblickt werden, wenn der im X. Bezirke
Wiens bestehenden Privat-Volkaacbale mit tacliaAfachar Uateneiditiqpraebe, der jioge-
naanteo MKoaensky-Sduile*«, das OffentUchkeHsfedat dageritant and Inedaidi der ia
dem Kronlande Nieder-Osterreich nicht landesüblichen tschechischen Sprache in der
Schule die Gleichfierechligung mit der deutschen Sprache zuerkannt würde. Es wird
daher der Antrag gestellt, der Landtag wolle beschliessen: ,,Der Landesausschuss wird
beauftragt, in kürzester Frist den Entwurf eines Geseues vorzulegen, mit weichem die
dsalsehc Spvmdie als awtsdiliessttche UaterridUsspfadie libr alle AffentHehea Volks« nad
Bl^gendralen festgesetzt tiHrd.**
Die weitere Verhandlung über diesen Antrag kooate Ja derselben Si tiaagsp eriode
nicht mehr vorgenommen werden.
Ob«r>0«t«CNlidi. Der ober^ttitenr, Lekrerverein beaddou ia «eiaer Haapttw
iaiaailnag (6. October 1896} eine Petition an den Landtag wegen Regdang derGdwke,
eine Resolotion gegen den Lchrer-Erlass des Ministetiaais Xidmannsegg, sowie gegen
die Beschlüsse des Salzlnirgcr Katholikentages. Seither war die I.ehrcrschaft gehässigen
Angriffen des „Linzer \ olksblattes" ausgesetzt, und Dr. Ebenhoch äusserte sich im
kath.-polit. Casino zu Lins in einer Rede, er habe bereits ein Elaborat in seiner Tasche,
dnrck wdekes der Lekiersdtaft eine nidit nnbedeatende GekahserkSbtnig sadieil ge>
worden wäre, und weldws aack sldicr im Landtage zur Annahme kiaw; aber aadi-
dem die Lehrerschaft so vorc;ehe, so l>Lkoinmr sie nichts, man könne warten. — In
einer am 18. November 1S96 in Lin/ -stat'.tu h.il tcn l'i i)ti st-\ i i -lainmluiiL,', welche von
der liberalen und der deutscbualionaleu i'arici einberufen wurden war, wurde eine vom
Bflrgermditer der Stadt Linz begründete Eatsdilieeaang aagenonuBen, in wdcker die
aageredttferti^en Ai^rlffe gegea die Sdiole and die Ldirersdiaft sarSckgewiesen, der
Lehrerschaft die Sympathien ausgedrückt, die Berechtigung der Bestrebungen der Lehrer-
schaft nach Verbesserung ihrer materiellen Lage, nach einer Dienstpragmatik anerkannt
und gegen jede Verkümmerung der politischen Rechte der Lehrer protestiert wird.
Im Landtage bradite Dr. Jäger daen Antrag aaf ErhSkaag der Lekrergdialte ein.
Der Sdraknssckass erkannte die Berecktigiiag der Bitle der Ldmndialk am Verbease*
t
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rung ihrer Dienstbezüge au und stellte den Antrag, eine Regelung der Rechtäverbaitouiäe,
bcsw. diie Erhöhung der Acihrititttiilige dermalen — ndit voKWHifbBicii» aoB det» die
„BeOittfen am Famflienrflftkaicihtgn«* (T]wMnuiCtt«lag«n) aaf loooo fl. (fribar 7100 iL)
am erhöhen. Für die Lehrerschaft traten Dr. Jäger, Dr. Beurle, Dr. Fogcr nach-
drücklichst ein. während Dr. Ebenhoch sich in schroffer Weise gegen die Lehrer,
besonders gegen die sogenannten „Junpren" äusserte. Leider fand der Herr Statthalter
sich nicht veranlasst, diesen Angriffen coLgcgenxatreteii, waa er unter Hinweis auf dia
andiclieB Inapectioiiabericlite woU hitt« Üun kfianan. Dr. Bbcnhodi bduelt Raditt dit
Ldupar bekamen nichts. —
Steiermark. In (!> r diesjährigen Landtags-Sesbion brachte Abg. Prälat Karion
drei Anträge ein, von licnen dtr er.stc unfer .Abänderung des Gesetzes vom 3 Mai
1874 die Einführung des Schulgeldes bezweckt, der zweite die V or»chr eibung
mid Einhebnng dea ScJralgddes regelt, der dritte aber die Beatimawagen ttber
die Erriebtnng, Brhnltnnf und den Beaaeb der «llfemeinea Volkaacbalea
„nea regelt". Nach dem letzterwähnten Gesetzentwurfe sollten alle allgemeinen Volks-
schulen entwe'ler nis El ementarschulen oder als N'ormalschulen errichtet werden In
den Elementar schulen wäre den Kindern in den ersten 6 Jahren der Schalpflicht wih-
read das gaaien Sdraljabrea an 5 Tagea in der Wocba troiw aad aadwwtiigi O a tenidU
sa ertbeilen, wlbread die SebOlcr im 7. aad 8. ScbalQabre aar aa aOea Dnanfntagfn,
die keine gebotenen Feiertage sind, aad twar die Mädchen vormittags, die Knaben nach-
mittags Unterricht .'ii erhalten hatten, für welchen die Lehrer aus dem Landesschul-
fonde entsprechend zu remunerieren waren. N o r m a! s c h u 1 e n , d. s. jene allgemeioen
Volksschulen, an welchen die Kinder durch alle & Jahre der Schulptlicbt an 5 Wochen-
tagen vor- und aadaaittaga Unterridrt erbakea, and vdcbe wenigstena aaa vier aaf-
ateigenden Classen bestekea, aeita flr alle jene SdwJgcmeiadaa erriduet, an wdcbea
der Ortsschulrath diese Einrichtung beschliesst, wenn der Landesschulrath diesem Be-
schlüsse zustimmt. Dte Mehrko^tfn der Normalschule haben die in die Sdbolgemeinde
der Normalschule eingeschulten Gemeinden zu tragen.
Dia Anträge betrefls Einfilhrung und Bialiebnng dca Scbalgddca wmdea dam
Laadea*Anaachaastt angewieaca, In die Benlbaag dea Aatragea aaf Abladeraag der Be-
sttmmongen Über die £nidit«ag> Siiudtnag and den Betadi al^aaieiBer Valkacbniaa
aber wurde nicht ein^ef^ans^en.
Die Petition der äteiermärkiaciien Lehrerschaft um eine entsprechende Gehaltsregu-
lienang hatte bisher aar den Erfo%, dass allen roinnlidien Lehrpeisoaen nüi Aber
ao Dieas^jalmn eine Peraoaalaalage voa jiliriid) 50 fl. saerkaant wnKUL INe Aa-
gdageabeit der Gdiakar^alierang iitgt in den Händen des Landes-Ausschusses.
Kärnten. Die vom kfirntn. Lehrerbunde dem Landtage überreichte Petition um
Änderung einiger Bestimmungen des Gesetzes über die Kuhet^ehalte der Lehrer und
Lehrer-Witwen sowie Versorgung der Lehrer-Waisen wurde dem Landes- Ausschusi^c mit
dem Attibage abgdretea, ia der aichaten Seasion Ober daa Mabreffindacaiii wcidbea im
Falle der ErßUlaag dar Wteacbe der BittateUer Ahr die alchatea 10 Jabie sa gewlT'
tigen sei, ßericht zu erstatten and f&r den Fall, als dae ausreicheada Bedadtnng flr
die Erhöhung dieser Ruhebezüge gefanden werden kann, einen bezBgllchen Gesetzent-
warf vorzulegen. Das Gesuch der Lehrerinnen um Gleicbstellang ihrer Gehalte mit
denen der Lebrer waide abgddmt, dageg» der Gdialt dar Ualexl^aiiaaeB «am
t, JSaaer 1897 F^* 3^ ^ i^**"^ 3>o jc"«* ^ Ldveriaaca der 4. Gdhalla-
daaa« aaf 40D A. (voa 384 &) crbabt
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Gegenüber der von slovenischen Abgeordneten erhobenen Forderung nach rein
slovenischen Schulen betonte der Landespiüsident, dass überall dort, wo die Gemeinden
darum ansQchen, die Sdntea dovenlMit werden. Die auf Einführung der confesslo-
aeDai S^ole» der seeh^ahrifeB S d wdp tt drt (nil Somi te g M dMrte), der Uhrperikliea
2ätik!&gmg ift der Schlte sielenden Anträge wurden abgelehnt^ hingegen folgende Reso-
lution angenommen: Der Landes- Ausscbuss wird aufgefordert, a) das Erforderliche zu
veranlassen, dass l. die Bezirks-I.ehrer-Conferenzen stau alljährlich nur jedes dritte
Jahr stattfinden, 2. die Bibliotheksbeiträge der Lehrer autgehoben werden; b) sich in
dki im Staue $m die hohe Regierung zu «enden, besw. dem Lnnduge in der nidMnn
SeerioB etaen Antreg n Mdlen.
Ein Gesetzentwurf Dr. Steinwenders, eine nach der Höhe des Capitales all-
mählich aufsteigende Erhöhung der Beitrüge ftr den Lend es schulfond am Ve ri e ssensch s ft en
belrctfend, fand allseitige Zustimmung.
Krain. Der Landtag bescbloss: L Der Landesausschuss wird beauftragt, I. sich ein-
gehend dnrVber ttt taforaüeren, enf welche Art die finensieUe Lm^ der knunitdien Ldurcr^
flduift sn ▼eibesseni and besonders die Gesets vom 99. AprQ 1873, ^» ^0*^
29. November 1890, Nr. 23 L. G., der Zeit entsprechend zu Andern wäre; 2. in der
kommenden Session dem hohen Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den
das Gesetz vom 23. Dccember ib&^f Nr. i (§ 2), so geändert werde, dass das ganze
Brfofderais des Nonoalschnlfoiides durch etaie besondere Schnlnalsge gededu «erde,
n. Die hohe k. k. Regiemng «ird nenerlieh nn ^eft wdert, bdmCi besserer BsanMch-
ligung des Schulwesens nhsstlins etaen besonderen Landesschulinspector für die Volks-
schulen in Krain tu ernennen und eventuell einen Gesetzentwurf wegen definitiver
Bezirks-Schulin.spectoren im Hinblick auf das Gesetz vom 8. Juni 1892, Nr. 29
(für Galixien), vorzulegen. — Weiters wurde die Regierung aufgefordert, dem Lande
einen sHgmessenfn Betssg fflr des VoBcssdudwesen belsostenem, und endüdi
«irden ThenerungsbeitrEge snerkennt, nnd s«art AUen definitiv aogesteUten Leh*
rem der IV, Gchaltsclasse Theuerungsbeiträge von je 50 fl., allen definitiv angestellten
Lehrerinnen der IV. Gehaltscla.sse je 30 fl. , allen definitiv angestellten Lehrern der
II. und III. Gehaltsciasse ausserhalb Laibachs, welche keine Naturalwohnuog haben,
je SO fl.
b der Debstte Aber die Bes&ge der Lehrpersonen seigten sidi ^ Redner aller
Parteien des Landtages In dem Punkte einig, dass eine Rcsserung der Gehaltsverhiiltnisse
der krainischcn Volksschullchrer eine unabweisliche Nothwendigkeit sei. Landes-
präsident Baron Hein erklärte, dass mit dem i^'egenwärtigcn System (Orlsclasscn-
system) bei einer Revision des Gesetzes gebrochen und das Personalsystem mit Local-
snlsgen eipgeMhit «erden nittsse«
BntaInnB. Der Lendmg hnt folgende vom SAnlmssdrasse Aber die Petition des
Salzburger Lchrertages vom 21. September 1896, betreffend die Verbesserung der materi-
ellen Lage und der Pensionshcstimmungcn der Lehrerschaft dieses Kronlandes, ver-
gelten Anträge einstimmig angenommen: i. Um die Wünsche der Lehrenchsft ein-
fgdbmä ta Bsireir ihrer EriUIbaskdh sn prttfen, «esde der LendesmsdMMf b e n n fliig ^
sich ndt dsB k, k. Lendessditdrsthe tas Eiiwrsrnehmcn dahingdiend sn setsen, dsss
aus MitgliedeiB des k. iL Landesschulrathes und des LtndSiSSHSChisscs eine EnquAle-
rnmmi<;sion nisammengestellt werde, der auch I.'-hnier<;onen mit ber.ithcnder Sfinime
beigezogen werden können, um über die in dem Berichte des Salzburgcr Lehrertages
am 21. September 1896 zum Ausdrucke gebrachten Stimmen zu berathen. a. Der
Jahifcnch 4. Wien. pid. Oes. 1897-
10
146
Landesausschuss wird beauftragt, über das Resultat dieser Berathungen in der nächsten
Session zu berichten, und a) in Betreff der zu gewährenden in der Petition enthaltenen
Aafbffdenwgen, b) in Betnff ier hieta erfKdarlbdbaB Ifittttl nA e) in Bttntt 4et Bft>
•dMffang dieser Mittel bestonnte AaMgt n itdleBL
Böhmen. Im Landtnf^e Möhmens kam es am 8. und O- Nlär-' 1897 im einer
Schuldebaue. Abgeordneter 1'. Anibros Opitz trat für die Wiedereinführung der con-
fcssionellcn Schule ein, verlangte das Mitaufsichtsrecbt der Kirche über die Schule, die
Heruxiehung der wiltlidicn Ldirar sw Erlheilung dm BiligioniinlwichHi. Abg.
GmT. Adalbert SchOsborn, welcher ebenCiU« ftr die eontekadle Sdnle mmm
Stimme erhob, sagte im Verlaufe seiner Rede, die Lehrer hätten, wenn sich der KampC
auf die gesctzmässige Gestaltung der Schule beziehen so!!, damit eigentlich gar nichts
xu thun. Die Lehrer haben nur die ihnen übertragenen Aufgaben zu erfüllen und nichts
mehr. Die Abgeordneten Sokol, Dr. Eppinger, Legier, Dr. Pacik, Dr. Pippkh und
Dr. Vleimakf wfidcfleglen die Auafthmgen dlaer Redner; rie fUurlan «a, d«
Religionsanteflidit und die AuAiclit ttber denselben durch das Reidisvolksschulgcseti
den kirchlichen Bdiörden übertragen worden sei, wiesen die Jorgen die Neuschnle er-
hobenen Ansclinlili^'ungen, sie bearbeite die Kinder für den M.Ucrialisnui'=, trage Schuld
an der Verrohung der Jugend, niit Entschiedenheit zurück und traten fur die Weiteraus>
getlaltung unserer Schulgcsetzgcbung in forladuitdkhciii Skmt ein. Wibi«Dd die For>
deniag nadi WiedcreiaAhnuic der eoB fe erto a dieB Sdkole vmi aiaiaitlichea Abge-
ordneten des Grossgrandbesitzes, von den Abg. Opitz und Kletzenbaner
unterstützt wurde, traten alle deutscken und ttchechUcliea Abgeordneten für
* die Neuschule ein.
Abg. Dr. Eppinger undAbg.König beantragten dieAufbebung des Schulgeldes;
mit Raehaicht aof die aagtoslige finaaiielle Lage des Landes bs ge g n e l« dieser Antrag
Schwierigkeiten. Der Laadlag besddoss die Erhöhung der Remunerationen der Arbeits«
lehrerinneii und die Aufhebung der IV. C^ehaltsclasse an den Burgerschulen. Die Fr-
iedigung des Gesetzes über die Minohtätssduüen blieb der Nachsession im Herbste 1897
überlassen.
M&brexL. Der Landtag besddoss ttber Antrag des Scbnlansscsbasses, jenen definl*
tivea Unterlehrem und Unterlehrerinaen, «eldie nut 1. /Inner 1898 oder im Jahre
ftnf Diensijahre volleilden, für das Jahr 1898 eine eiwnalige in Monatsraten ausübe*
zahlende L nterstützung von 45 Ii. zuzuwenden* — Es wurde ferner die Einberufung
einer Enquete beschlossen, welche aus Lamkags- Abgeordneten, aus Mitgliedern des
Lehrerstaodes und aus Fachmännern bestehen, alle In den Petitionen aosgesprochenes
Wünsche besliglleh der WBnsche and der Stellnng der Lehrer darchbewAea vnd dem
Landtage in der nächsten Session hierfiber Bericht erstatten und Vorschllge machen
soll. Abg. V, Skcnc stellte den Antrag, die Bezirks-I.ehrerconfcrenzen statt wie bisher
lährhch, nur nach je .% J.nhrcn ah/.uhaUen und den hiedurch zu ersparenden Betrag zur
besseren Dotierung der ludusuie-Lchrerinnen zu verwenden.
Sohtelien. Der Landtag beauftragte den Landesansschnss, die Landes-Geselae
▼om «8^ Febmar 1870» betreflend die Eniefalmv» den Besnch and die Erhalinng der
offiantlichen Volksschulen, betreffend die Schulaufsicht, sammt den einschlägigen Nach»
tragsgesctzen einer Revision, l)ezw. Änderung nachfolgenden Grundsätzen zu unterriehen:
I. An Stelle des l>estehenden Orts-Classensystems hat das Persoaal-Classenqrstem xa
treten; die Lehrpersonen sind nach dem Dienstalter und swar getrennt nach Volks- nad
BOigeachalcn in 3 Classen sa äieUea, in wclohe die Lduer nach Mastgabe das Dieaü-
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alters vorzurücken haben. 2. Die Lchrorgchalte werden auf den Laudesfund uber-
aoanMo; die AuMUaag bat dvrdi die k. k Slcacritaitnr su geschehen. 3. Die SchvK
ftneinde hat zum Lehrngdialle eise» 19 perccntigen Beitraf an leisteii «ad dfeacii Bei-
trag an den Landesfond abzuführen. 4. Auf die Besetanng der LehrersteUen ist dem
Lande und den Schulgemeinden ein entsprechender Einfluss einzuräumer., drspleichen
ist ein massgebender Einfluss des Landes auf Ausbildung, bezw. Erweiterung bestehender
Schidn «nd Systemlaienwg nener Lebrcntdlen au Vahren. 5. Der Titel „Unterlehrer'*
hat aa entfiülea; jene Lehrpecaoaen, «etdie die LehrbelÜhignngsprilAiBg noch nidit ab- '
grie!gt babenf sind als provisorische Lehrer, bezw. Lehrerinnen zu bezeichnen und haben
ein angrmo<;srnes Adjutum zü erhallen; nach Ablegung der Lchrln fahigiingsprüfang, bezw.
Bürgerschulpnifimg treten die angestellten Lehrer mit Beginn des nächsten Schuljahres
in die 3. Gebaltskategorie als definitive Lehrer, bezw. BtirgerscbuUebrer ein. 6. Den
Ldurem in gittaaeren StKdten, Indnstrieortea oad abgelegenen Gebirg^eaeinden oder
aa atnrk flberfdllten eindassigen Schiden sind enta^echende Activitätszulagen su nor»
mieren. — Der Landesausschuss wird beauftragt, sich diesbezüglicli mit der hohen
Regierung ins Kinvernehmcn zu setzen und die belretTendon Ge-etzetüwurfe dem Land-
tage in dessen nächster Session zur geschäftsordnungsmässigeu iteliandlung vorzulegen*
Besttglidi der dorch die beabeiditigle Andeinng der Schufverwaltung bd Featstdlong
edtaprechend« Gniadgdialle Ar den Landesfood aidi ergebenden Mehraoalagen sowie
der Bedeckung derselben wird der Landesausschuss die entsprechenden Anträge dem
Landtage zustellen haben. — Ausser diesem vom Schulausschussc (Ref. Dr. rohl"! ge-
stellten Antrage wurde folgender Antrag Dr. Mengers angenommen: Der Landesaus-
•chnsa wird angefordert, Erhebungen zu pflegen und die nöthigen Berechnungen und .
Veri^chnngen aowolil in liiasieht auf die Finanaen dea Landea alt andk der .Ge-
meinden in Bezug auf nachfolgende Fragen vorzulegen: Welche Erhöhung der Besttge,
Herabsetzung der Finau/lasten des Lam!e^ i.n>l <Icr Gemeinden findet statt: l. Wenn
die Grundgehalte der schlesischen Lehrer erhöht würden? (Wäre iMvüglich der Er-
höhung um loo, 200 und 300 fl. zu berechnen.) 2. Wenn die Bezüge der schlesischen
LAeer jenen der jewdligen, somit a) den gegenwärtigen, b) den aadi Wirksamkeit der
TotieneB Geaelae Aber die R^tnliening der Beamtei^pdialte imiegehabteB, geltenden Be-
zügen der k. k. Beamten der XL, X., DC und VIIL Rangsciassen gleichgestellt würden ?
3. Wenn die Dtenstaltersrulagen mit 100 fl. festgesetzt würden? 4. Wenn die Lehrer,
soweit sie nicht im Genüsse eines entsprechenden Naturalquartiers sind, ein den ort-
Koben Vciliiftniiaett «ntqwcdtendca Qnartiergeld erfiahen würden? 5. Wenn bei der
PeaakNMbemeasnng der Modna wie bd den Staatabeamten di^dialten wHrde (nach
10 jähriger DienatteH 40O/0 des bezogenen Gehaltes u' d jedes Jahr um 2% mehr)?
Wenn die Versorgung der Witwen und Waisen in gleicher Weise wie bei den Staats-
beamten (Gesetz, vom 14. Mai 1896) geregelt würde? 6. Wenn die Dienstzeit, nach
wckber der Ruhestand zu beginnen hätte, auf 35 Jahre herabgesetzt würde? Nach
PeiMdlaag der ma dieaen Refbtmen ftr daa Land and die einaelaen Gemeinden eoSr
aleheadea fiaansiellea Mdirbdastnag resp. Minderbelastnng wire feitznstellen, in wdcber
Weise diese Beträge gedeckt werden könnten, wobei 5ns Auge zu fassen wäre: i. Der
Antheil, welchen das Land Schlesien aus dem Erträgnisse der Personal Einkommensteuer
erhält. 3. Welche Beträge soliin zur Bedeckung des Restes vom Staate verlangt, welche
TOM liaade angetrieben werden kSnaten. Ober Antrag dea Abg. Tttrk wnvde be-
tchloaiew, da» die Repenmg m tmn Petition anfgefordert werde, anr Tiragnng dea
KotteiHmJWaadfti ftr Um V<rfk8ac]ndbUdnng fai Sdileiiea hi anardefaender Weise beian>
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steuern. — Ebenso bescblo&s der Landtag, den Lebrpersonen an Schalen mit überfilllten
Cla&sen, falls die Überzahl der Schüler einer Qasse gegenüber der Normalzahl mehr
ab ao beeilet, eine ReoMBcniioii m Lndenaittdii mmwmAau — Abg. Dr. PoM
beiiditete ttber die Frage, ob den Lehrerinnen da* Recht der Verehelichang (unter
Beibehaltung des Schuldienstes) abgesprochen werden soll oder nicht. Der Rericht fitl
nicht zugunsten der jetzigen Praxis, die Vcrchelichung zu gestatten, aus. — An die \ or-
bige des Berichtes des Scholau&schusses knüpfte sich eine Debatte, in welcher Abg.
Bnron Zd«ako Seldnitakf die Kblaritcbe LebfendMft «Cftt flkrat Vabaltcm dem
Landtage, sowie eintelnen IfitgUedem desselben gegenüber tadelte, betonders besrofbob^
dass das „Schlesische Schulblatt*', das Organ des schles. Landes-Lehrer-VeiebM» W^cn
seiner „rüden" Haltung die schärfste Missbilligung verdiene, Abg. Bukowskt sot^ar seinen
Zweifel Uber die patriotische Gesinnung der Lehrerschaft ausdrückte und ein energisches
Einschreiten des Staates gegen dieae verder bliche Erscheinung forderte und auch Cardinal
Fttfstenbiadiof Dr. Kopp de Haltaag der Ldnenchaft ▼emrtfMOle^ «flirend die Abg«
Dr. Menger, Tflrk und Zieger die Lehrerschaft ia Sdiatt mümm wd die gcgc»
fieedbe erhobenen Anschuldigungen zuurückwicsen.
Bukowina. Der Landt.ig bcschloss eine Resolution, in welcher die Regierung
angegangen wird, für die baldigste VervoUständigtmg der gegenwartig bloss 2 Jahrgänge
BiUräden Ie. lt. Lduerbildnnfwnitalt in CsemowiU Soige n tragen. Br beraftragte
den Laadcs-AvndMMi eine Vorlege betreffii Regdmg der Lebra^geheke amnafbcitee.
Die Lehrerschaft hoSI, den dem gnten Willen, der von allen OMügcbcBdca Padotc«
snm Ausdrucke gekommen iit| ledit bald die Tbat folgen werde.
3. Amtliohe und »UMeremtliehe Lebrer-Versammlungen.
Bei der IIL Landes-Lebrereonfereni in Bfihmen (3. bis 6. August 1896)*)
wwden folgettde tdbetindige Aatiige angenommen nad swar von der denteeben
Section: „I. Für alle verpfliebteten l'heilnchmcr an den Bezirks -Lehrerconferenzen
wären Taggelder zu bewilligen. 2. Die Regelung der Rechtsverhältnisse der Industrie-
lehrerinnen ist eine dringende Noihwendigkeit. 3. Der hohe k. k. 1 nndesschulrath w.He
die Herausgabe eines ausreichenden, voUkonuncn verlässlichen und praktisch angelegieu
NormaKeabecbes vemabmeB «ad dandbe der getanmiten LAieitdMft die Laadee ni
emem aiieaigca Bctngipceise »gia^ch macbcn.'* Von der tecbeebiscbea Sectioa:
„Die bisherige Vertretung der Lehrerschaft in den Scbulbehörden ist dahin abxuindem,
dass die Lehrerschaft eines jeden Bezirkes 2 Vertreter (Sachkundige) in den Bezirks-
schulrath entsende, welche von der Besirks*Lehrerconferenz zu wählen sind; dass die
Büi^erschullehrer einen in der Bedrka-LduereealiBreBK M wShlcadea Vertreter (Sad^
Inmdigen) bi den Betiriueebnlntb sn eatsendca bittea; dasa diese Bettbamaage» aacb
für Städte mit eigenem Schulbczirke und auch für Prag giltig wären, dass die tscbecbiai^
Lehrerschaft auch im Landcsschulrathe durch ein in der Landes-Lehrerconferenz zu
wählendes Mitglied vertreten sei." — ,,Bei der Hesct/un^' von Lthrerstellen an .Ntadchen-
schulcii liat die freie Concurrexu von Lehrern uud l^hrcrinnen zu gellen." — „Die
funfjähugen Gefaaltserböbnagen der Lehrer eeica von der Ldwiiettbigungsprüfung flr
*) Über die Ergebnisse der Berathangea tUhit „Tkmm sa pidagogiidiea Themen**
im Pädagogischen Jabrbadi 1896.
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Volksschulen und nicht von der ersten definitiven Anstellung su bemessen.*' — »Die
BezirksschuLräihe sind aufzufordern, auf das Prugramoi der künftigen Bezirks-Lebrer-
c o a fwuBifa «Se VcriiaiHO««g dacttlMr »i tolMa, ob m Mai Angezeigt wäre, die Di-
MipliaMdttd der Volkiichnle te vemehrea ud m verachlyfca." — »Die Endohaung
ftr die BrtlieilttQg des Religionsunterriditei ist weltlichen Lehrern in dcnelben Höhe
za bemessen wie den Katecheten.*' — „^^^ Landesschulrath ist zu ersuchen, zu ge-
eigneter Zeit sich dafür einzusct/cn , dass die zur I'ension liercchtigendcn Dienstjahre
für Lehrer von 40 auf 35 herabgesetzt werden." — ni^ie l'ensionen der Lehrerswitwen
sind i» dcmadbea VetUItnisse ra ediShes, wie dies bei den Witwen der Staatsbeamten
getcbcben isL** — Betraffii der QmJÜcntion der Lehrer wurde folgende Reenlntjen an-
genommen : „Jedem Lehrer steht das Recht zu, zu verlangen, dass Uber das Ergebnb
der Inspection des k. k. Bezirks-Schulinspectors an Ort und Stelle ein Protokoll ver-
iasst werde, welches der betreffende Lehrer und der k. k. Bezirks^bchulinäpector zu
«nteradueflwi beben. Dieses FtotokoU bildet die Gmndloge jeder nechfulgendea Amts-
landliaig Aber den bctrefiMdea Lshnr.*'
Am 10. September 1896 fand die V. sdüesischc Landes-Lehrerconfcrenz in Troppau
statt. Zur Besprechung gelangten die Themen: „Die Verwendung der Turnstunden bei
ungünstiger Witterung und wahrend der rauhen Jahreszeit an Schulen, die über keinen
gedeckten Turnraum verfügen." — grammatische Unterricht in der Volks- und
Btq^dMüe.** tfi^ Schnlexeortionen.** (Sidie Thesen.) Folgende Aitfrlge
Warden sun BeseUnsst erhoben: „Bei AnfindiBB^rftfiingen von SdiBlcm für die Ifittd^
schule werde in besonders berücksichtigungswerten Fällen, wenn das Präfungsergebnis
mit den Zeugnisnoten in all/u grellem Widerspruche steht, eine Wiederholungsprüfung
am Ende der Ferien vom k. k. Landesschulralhe gestattet.'' (Antragsteller Uberlehrer
Kordon.) — „IHe V. sdilfsische LMMlee-l4«itt««<<:oalereiis spridit eisb ftr die Noth-
wend^ksit einer Abindemag den seUesisdien Schnlnnftichtsgeeetnee ▼on aS. Febntnr
1S70 in der Richtung aus, dass i. in der Zusammensetsong des Landesschulrathe^ die
Zahl der Mitglieder des Lehrstandes in dieser Behörde von zwei auf drei erhöht werde,
von denen ein Mitglied dem Stande der Volks- und BürgcrschiillL-hrcr angeboren muss; —
2. zum Zwecke der Hebung der Burgerschule den Absolventen dieser Anstalt gestattet
werdoi mur einen swe^ährigen Pritoensdienst in k. nnd Ic Heere sn leisten; — 3. Die
llasiaMlxahl der Sch&ler einer Classe der BOigeni^oie von 80 anf 60 herabgemindert
werde; — 4. an die hohen Schulbehörden das Ansuchen gestellt werde, an der k. k.
Lehrerbildungsanstalt in Troppau womöglich schon im nächsten Schuljahre einen Bürger-
schuUehrercurs für die Gegenstände der 2. und 3. Fachgruppe zu errichten. 13ei Fest-
setsang der wBehenilichwi üntewkhtsehmwkm möge dannf Rflcksidtt genonnen worden,
4mm wUk ancb die Lehrar d«r weHeean Ungebog , die eine ginstige Verfaindnng aait
der Landeshauptstadt haben, an diesem Curse betheiligen können." (Antragstdler Direetor
Urbaschek-Odrau.) — ,,Der k. k. Landesschulrath ist anzugehen, auf geeignetem Wege
zu veranlassen, dass der ÜberfUllung von Schulclassen durch Errichtung neuer Clausen,
bezw. Abtheilungen vorgebengt werde und, wo dies nicht thunUch ist, den Lehrern und
Unlariahran, wsidw in gbcsllUlten Otasen beschlfMgt afaid, efaie der SddUenahl ange-
messene Remuneration ans Landesmittdn gewährt werde. — Die Schnlnachrichten-
Formulare für Schlesien sind derart zu vervollständigen, dass in dieselben die Geburts-
daten und auch die Daten des Schuleintrittes aufgenommen werden mögen." (.\ntrag-
steller Oberlehrer Dostal-Qderberg.) — „Gesuche um Zuerkeunung emer Dienstalters-
Zulage sind direct aa den BexiikBscfaalrath and tob diesem an den Landes-Ansscfaoss
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zur weiteren Amtshandlung zu leiten. — Von der Anstellung von Bürgerschul-Untcr-
lehrern ist vollständig Umgang nehmeo.*^ (Antragsteller B.>D. Metzner-Teschen.) — •
„Die V. scfaleusdie X4aidM-]jdn«r»CcNifiereiw glicht dca WumIi ms, «hat der bii>
hcrfge Modus der Beeidigm^ 4er LdbrpeitoMii an VoUa- md Btigatdtale» m der
Weise abgeändert werden möge, data der Diensteid vor dem Vorsitzenden des k. k.
Kr.'irks-chulrathes geleistet werde.'* (Antragsteller Schulleiter Simos-Ellgoth. > — Schliess-
lich wurde folgende von Ubcrlehrer Schulig-Jägcrndorf eingebrachte Resolutinn ange-
nommen: „Die V. schieftische Landes-Lehrer>Conferenz erachtet die jetzige Lehrerbildung
als HB cur eichend vnd bittet die holten OntenrkteS'Be hC iden, delihi «Mtcn sn i P o Bes »
die LrineiUldnogssBitalten so sn oiguisieren, dass dieselben ihren ZOgiingen «ine ge-
diegene wi.ssenschaftlichc Bildung zu vermitteln in der Lage waren."
Am 12., 13. und 14. April 1897 ^^^^ Wien der VL deutsch- österreichische
Mittelschultag statt. In der Vollversammlung gelangten die Themen: „Verl^iuog des
Frobgahres in das 4> J*hr der pUIosophiacten Stndien," „Rtfom der LehnnrtqirltoK
flir Candidaten des Mittelsehnl-Lehranites**, ,,DienstpngnMfft Ht MiMelsdinilchrer (Ldvar
an Gymnasien und Realschulen)*' zur Berathung. Betreffs des letzten Programmpnnkles
wurde nnch eingehender Debatte beschlossen, ein Comit^ mit der Aufgabe ?u betrauen,
auf Grundlage der erstatteten Referate mit Berücksichtigung der in der Debatte sich
ergebenden Anregungen und Winke eine Dienstpragmatik auszuarbcitod, darauf in dem
Vereinsorgan „Oslsrreicidselie Mittelschnle" sn pnUicierAii rand nadi erslelleni Blavni^
stittdnis der 6 dentschen MittdscfanlTereme in Wen, Prag, Linz nad Qmnowitc der
hohen Regierung mit der Bitte zu unterbreiten, diese mSge den Entwarf tls Gesetzes-
VOliage im hohen Hanse der Abgeordneten einbringen.
Am 19. and 20. Juli 1897 faud in Wr.-Neustadt die Vi. iiauptvers ammlung
des Dentsch*dsterreiehischen>LehrerbaBdes statt Nachdem der Bürgenneisler
von Wr.-NettBtadt, R Xammann, die Venmaunhuig namens der StadtvertreMDg anf
dos herzlichste bcgrüsst hatte, ergriff Bezirks - Schulinspector und Seminar- Director
Dr. J«'-i. Mayer das Wort. Culturi^'emäss erziehen, sagte er, heisst im Geiste der
Gegenwart, fiir die Zukunft, nicht aber für die Vergangenheit erziehen. Die „gute alte
Zeit", welche von einzelnen Leuten so gerühmt wird, war gerade so gut, aber auch
ebenso scUeclit wie die Gegenwart. IrreÜgiosilit war danuds voihanden nnd ist andi
heute vorlianden. Die Rdigiositit kann nnr durch Bildung sunelunen, nnd es Ist geradem
ein Widerspiuch, die Bildung herabzusetzen und die Religion fördern zu wollen. Cnltur-
gemäss erziehen beisse aber auch , im Geiste und im Sinne seines eigenen Volkes er-
ziehen. Ein Volk braucht keine fremde Cuhur, wenn es die eigene Cultur selbst fordert,
und es ist iltr uns Dentsdie ein Gebot der Sdbstethaltang, wenn wir nnsete dentschen
Bttnner hoch halten und in unserem Krdse nadi deutschem Gebrauch asd deat scher
Sitte wirken. — Nach 'iicun mit grossem Beifalle aufgenommenen Worten erstattete
Bundes Obmann Katschinka den Th .1 ti gk ei t s be r i ch t — Hierauf erhielt Ü.-L. E. Jordan-
Wien das Wort zur „Gedenkrede auf Dr. Friedrich Dittes". Redner feierte den
allzu früh dahingeschiedenen Pädagogen als Schulmann, Schriftsteller, Politiker und
Redner, beleuchtete insbesondere dessen Wirkssmfccit als SchniraA nnd Seminar>DireGlor
in Gotha und als üirector des Wiener Lehrer Pidagogtums, in welch letzterer SteOnug
er den weitgehendsten, förderndsten Einfliiss anf die Lehrerschaft Österreichs ausübte,
und schloss seine überzcugungsvoüen Ausfuhrungen unter einmütbiger Zustimmung und
Beifallsäusicrung der Versammlung mit den Worten: „Was ich wollte und sollte und
ich hier vertrete, das ist, der dentsch-Östenreichlselifn Ldirers^aft Gel^ehheil sn hkutm,
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es auszusprechen, damit es unvergessen bleibe, was DiUes der devlMiien i>cbule und Lehrer-
•diaft gcwcMDf wie er moAlg «ad kiaftvoU Är dicMlb« tteto «faifslretett uaA mit irtidier
DcgeUtarung «r mU ilu ceflUdt md zur steten PflichterfttUiuig cenwhat. Der Tod, er
konnte den Leib vemidiCea, er konnte, was sterblich «er oa Dini, hinnehmen, er konnte
aber nicht zerstören, was unsterblich ist; darum hleiht es ewig wahr, und das muss
ausgesprochen werden: Dittes und die deulsch-osterreichische Lehrerschaft, sie waten
eins vom Anfang, sie sind eins trotz Tod und Verwesung, und sie werden eins
bleibe» flr «ad fltarl'* — H. Joe. Niemets-IiBs entettde dae Rcfentt tb«r den Ent-
warf eines Erziehnags^Gesetses. Es wurde bcsdilossea, den llieilweiee absa"
ändernden Entwarf dem neuen Bundes-Ausschusse zuzumittcin, welcher die Aufgabe hat,
noch weitere Schritte einzuleiten, die Angelegenheit den Vi-reinsversammlungcn der
Bundc:>vereiue vur^iulegcn und schliesslich aus den ge^amnteUea Erfabruitgen ein end-
giltiges Elaborat «wamnienwniteWen «ad der aiebsten HanfitversaaiiDlang vorzulegen. —
Die Beatvebaagea der Lebzerschaft anf materiellem Gebiet» betreSSend, finden
folgende vom Referenten Flir4Jnz aufgestellte Forderungen die eintnüthige Zustimmung
der Versammlung: „1. Einführung des rersonalclassensystems au Stelle des Ortsclassen-
systems. 2. Einführung von Gebalt&stufeu, die der XI. bis VIII. Kangscias.se der Staats-
beamten entsprechen. 3. Volle Pensionsberechtigung nach 35 Dienstjahreti, zwangsweise
aadi 40 laliiaB, bei ftflherer Dieutunlaiigfidikeit eatsprediende Versorgnag. 4. Eine
eatspreekaade Witwen- nad Waiaenversorgnag.*'
In Kattenberg faad anAngt Angnit 1897 <^ tseheebo-slavischer Lebrenag
statt, auf welchem Abg. Dr. Paeak deh in Besag anf den Ebenhoch'schen Antrag dabin
Äusserte, die tschechischen Abgeordneten seien gesonnen, f&r den Antr i- einzutreten,
Weil dadurch die Länder die Gewalt über das Schulwesen erhalten und hicdurch die
autonomistischon lle>tr( 1 iuii^^l n ilicilwei^e verwirklicht werden. Seine Rede rief unter
der tschechischen Lehrerscbati grosse Autreguug hervor, und es erwiderte I^ehrer Cerny
anf dieselbe tu a. Folgendes: Wenn Dr. Facak mefail^ dass der tsdkeduschen Det^ation
im Reiebsratbe nidits dann liege, wie das Schulwesen in aaderea Liadem dngericbtet
sein werde, so hat er damit eine Ansicht ausgesprochen, die wir nicht theilen können.
Wir sind überzeugt, dass, sobald der CIcist der clericalen Schule in den benachbarten
Ländern auflebt, dieser Geist auch unser Schulwesen vergiften wird. Mögen unsere
Abgeordneten dine Wttere Oberzeugung loyal achten, mögen de diese freie Andcht
aidit venutheilea, mögea de Tiebnehr erwigen, dass dies unsere dirllcbe Mdnnng ist;
wir geloben, dass wir diese unsere Ansicht Uberall im tschedttsdien Volke TCrkOnden
werden und warnen Tor der Hervorrofoag dnes Conflictesl
Im Tiden Veretnsrersamralangen wurden Petitionen und Resolniionen um Abediaffnng
des Titels „ünterlebrer", um Schaffung eines DIsG^linaigesetzes und um die Aufhebung
der geheimen Qualification beschlossen. — Der nicdcnisferreiehische Lande->sehulrath
hat von allen bezirksschulräthen Niederostcrreichs ein Ciutachteu Uber die Frage abverlangt,
ob der Unterlehreititel zu ändern, resp. abzuschaffen sei. — Die i. Fachsection des
BesiykasHwilrathes der Stadt Wien sprach ddi ftr die nabedfaigte öffeadiehkdt der
Qoalificatioa der Lehrpersonen an den stidtfsdwn Volks- und Bürgerschulen Wiens aus.
— Die Lehrer Wiens nahmen in Vereinsversammlungen wiederholt Stellung gegen das
ftlr Wien geltende Subslitutionsnorniale, um die Aufhebung der in demselben enthaltenen
Harten zu erwirken. — Die Sprachenverordnung fUr Böhmen, welche in den deutschen
Kreisen dar Bertflkerung so grossen Stum herrorgemfen hat^ ist audi anf lAlhren aoa-
16«
gedehnt worden, und zwar dort auch aut die bchulbeburdcn, weil der mährische Laadc;»-
tchiilnitfi nieht in sprachlich getreante SectIoMtt g«sdü«den Itt
4. Verschiedene Ersiehungs- und Unterriohtsfragen.
Aus allen Ländern Österreichs ertönt der Ruf der Lehrerschaft nach Elrweiterung
und Vertiefung der seit lSS6 eingeschränkten LehrerbUdung, immer dringender wird die
Bitte um BiMho^ dcnelban vorgebracht. — BUber Ut dat Uctraf bct^^idw Vcr>
flIgttBg der hohen UntenidittTerweltaig sieht erlkiiKo; dagtgen «vfie 4ma haAoBwhe«
LAwneminir in Wien (Wähting) das öifentlichkeitsrecht ertheilt ^ Vertreter im
deutschen und des tschechischen I.andes-Lehrervercines in Böhmen überreichten am
lo. Octübcr 1S96 Sr. Exc. dem Herrn Unterrichtsminister Kreih. v. Ciautscli eine
Denkschrift in Angelegenheit der Errichtung von Hociischulcursen zur Fortbildung der
Lehienduift. Der Herr lÜMtler eridble, imu «r ikm Battätmagem als b ew di%t
•nerkeaati die Denksdurtft ftiigirhfnd pcfieii «ad dl« imfiprorhenwi «innritth%CD
Wunsche der Lehrerschaft nach Mö^idikeit erfWlen werde. GelegentHch der Badgd»
berathung äusserte sich der Herr Minister in dieser Sache sehr zurückhaltend; er lehnte
die Bezeichnung „iloclucbulcurse^* ab und meinte im übrigen, dass xnr Darcbfiibnuig
dieser' Angelegenheit o. «. die Middlfe der Ltodor eilbfderlich ici, Der Zolntt Mf
Prenen alt ordentKche, bef». MaserMdeatfiohe HttreviaiMB der philoeophischea
Facultüten wurde durch die llfaditefj*lverordnung vom 23. März 1897 gestattet. Nach
§. 7 dieser Verordnung können Frauen mit dem Reifezeugnis einer Lehrerinnen- Bildungs-
anstalt aU ausserordentliche Hörerinnen an den pliUosopbischen FacuU&ten zugelas$ea
werden.
Im Rdehsrathe gelangte die Frage der Beatelliuig definitirer BesirksacbnU
inapectoren aar BesprecbuBg. Abg> Bendd verhuigte die Aufhebung dca provisoriachen
Inspectorates, Abg. Sokol sprach sich in der entschiedensten Weise gegen die Bestellung
dcfmitiver Inspectoren aus. Über Antrag des Abg. Lorber wurde eine Resolution be-
schlos;>en, in welcher die Regierung aufgefordert wird, die Stabilisierung der Inspectoren
ia Steiermark durchzuführen. In Np. » der Zeitsdvift wDentacher Lduerfkeimd" vom
34, JInner 1897 itdlte „Maddaa'* in dieser Angdegenheit folgende Fordereagen aaf:
I. Das Inqwctorat ist allen Lehrern sogingUch; 3. das Inspectorat wird im Competeuz»
Wege vergeben; 3. die Bewerber müssen ein umfangreiches pSdagogisches Wissen be-
sit^en und gewandte Methodiker sein. Der Nachweis dieser Befähigung ist durch eine
specielle Prüfung zu erbringen. Bewerber, welche eine besondere literarische Thätigkeit
avf pidagogisehein GeUete entftlten, kdnnen von der Inspectoratq»1kivBg dispendert
werden.
Im Sommer 1896 wurde in Kierlin^ bei Wien eine Anstalt zur Pflege und
Beschäftigung sch^v achsinniger Kinder erotTnet. Dieselbe ist Landesanstalt und
hat Kaum für 224 Kinder. Diese Schöpfung des uieUcröslerreichiächen Landesausschusses
ist ein Sdbritt nadi vorwirta fai dam Aaaba« naaeftta Brsachaagtweaena. In swOlf
gröfserea Stidten Detttschlandi and ia den meisten grösseren Stldlea dar Schweb be-
stehen fOr Schwachbegabte Kinder theils Oflcalliche Scholen, theils ».Hilfsclassen". Dem
Unterrichte in denselben gehen Vorübungen voraus, die mit den Fröbelschen Beschäf-
tigungsspiclen Ähnlichkeit haben. Das» Lehrziel ist beiläufig dem des 4. .Schuljahres der
Abrigea öffentlichen Volksschulen gleich. — Die Noth wendigkeit der Errichtung vuq
Knabenborten ergabt steh aatoigemlsa aas der Gestaltoag inscsta heatigoi tniislsa
Lebeaa. Sie ist aichl Uoss im pldagogiachea, aoadeia mA im ataataträlaahaftiicbcp
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Intciei>5c gelegen, uud die Lehrer»chati ual vvicUerhuU für die Schaffung :>olcber Schutz-
stätten für die im »arten Alter der VerwAhrlosung preisgegebene Jugend eiD| leider bis-
bcr cdbl^o«. — Der BetMuMhalnrtk der St»dt Wien betohloM die Errichtung ron swei
Sammelclassen fördttttdi verwahrloste Kinder, jede mit einer Maximalzahl Ton ao Schülern.
— Er richtete ferner an die k. k. Polizei lircction Wien <las Ersuchen, dass eine auf die
sittliche Entwicklung der Schuljugend nachtbeiligen Einllus;. nehmende obscöne Dar-
stellung von Figuren und Bildern der öffentlichen Besichtigung in Kaufladen entzogen
md uch TeiUadeit wtide, dut «af den SAntateniflien denitige Bilder abgedrackt
werden*
Wiederholt wurde die Forderung erhoben, et sollen ,,Volk8kindergftrt«)" geschafTen
und der Unterricht in der Elementarciasse so eingerichtet werden, dass er sich an die
Beschäftigung des Kindes im Kindergarten anlehne. Auf dem 8. Verbandstage des
„Deutschen Fröbel-Vcrbnndes" in Berlin beseicbnete Lehrer Otto Jaake-Berlin in seinem
Vortrage „Kindergarten and Sdialn** ab das sa erstrebende ideale Ziel; „Der Kinder-
garten nnue eine allgemeine Einriditaag werden; die Sdinle mu&s sich dann an den
Kindergarten organisch anschliessen, auf ihm weiter bauen und die Fröbel'schcn Grund-
gedanken auch auf den späteren Stufen verwerten. Doch kann die Schule auch jetzt
den Forderungen der Frobel'scben Pädagogik enUpruchcn, wenn sie die kindlicbc Natur,
insbeeoadere die Triebe naeb einaHcItcr Awcbannng, naeb Bewegung und naeb Th&tig*
kelt, beaaer als Usber berttdtsidtigt, wenn sie naasentlidk die Bescilifiignnfnnittel des
Kindergartens im Unterricht verwendetp md wenn äic für die erste SchuUeit die Lehr-
siele beschränkt, die Stundenzahl vermindert und die buhe Classenfrequenz herabsetzt.
Damit der Kindergarten die Schule unterstütze, muss er Air die Erwerbung eines richtigen,
braacbbaren and reiclien Vorstellungskreises, fUr die Coacentratioii seiner Bildangsmittel
am bestimmt e llitldpvabte «sd flbr die massfoUe Besduinlcnng in den Aa%aben der
eiasdnen BUdungsmitld Sorge tragen."
Der Religionsuntcrricbt ist noch lange nicht in allen Culturstaaten als obli-
gatori^; be» I.ehrj:^ec;en'-taud für die Volksschule anerkannt. Artikel z des franiosischen
Untcrnchisgc:>cues vom 21. März ii>92 setzt z. B. fest: Die i^rimärächulen haben ausser
dem Sonntage einen Tag in der Wocbe frei» am es den Bttera, wenn sie es wtnscbca,
sn ermögÜdMB, ihren Kindern nssnfaalb der Sebalgebiade ReUgionsaaterridU ertheüen
sa lassen. Der R|l%ionsttnterricht ist facultativ in den Privatschulen. — In dem von
der clericalen Kamniermehrheit geschaffenen belgischen Schulgesetze vom 15, September
1895 wird im § 4 verordnet: Die erste oder letzte halbe Stunde des Vor- oder Nach-
mittagsunterrichtes ist jeden Tag dem Religionsunterrichte gewidmet Zn dispensieren
davon sfaid die Kbderi deren Ellem einen entqneelMaden Wonsdt ansdrttcken. — In
Holland befindet sich der KeligionsunterridU weder aalar den lO obligatorischen nocb
den 9 facuhativen Unterrichtsfächern, die das Gcse?' vom 14. Aiijjjiist 1877 aufzählt. —
In England sind die theils aus Staats-, thcils aus Gememdemitteln erhaltenen Gemeinde«
schulen laut Gesetz vom Jahre 1877 confessionslos. Der Gebrauch eines Katechismus
oder eines G^etbaches Ist aatenagti Aach dftrfen ^ Kinder nidit sam Besacbe des
Gottesdieastea aagsbalien werden. — In Italien ist dem Priester die Schale rertchlocsen.
Bs stallt in dem Ermessen jeder ( oi f - iun, wo und wie sie ihren Angehörigen Reli>
gionsnnterricht crthcilen lassen will. Die Sonntage oder schulfreien Woclicntage stdien
ihr zu diesem Zwecke zur Verfugung. — In Nordamerika kann der Religionsunterricht
aagesidats der so sahireichen Secten in der Schale keinen Plsts finden. Die religiöse
Unictweisvi^ ist den eiasdnen ficmois fr"*****'* überlassen.
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154
Gegenüber den Beslrebuugcii, den Keaiieuuuterricht aus d«n Uaterrichugegen'
tUbidcD der allgeneiiwtt VolltMchate sk ▼«rdringen, ohobmi die Sdamea aU*
ceicher L^hfcr in PMlucitMlinften. Sie verieiifcB den Fofftbesbuid dee UiMeiiloiilBe in
den Realien in der Volksschule, aber eine bestimmte Abgrenzung des Lebrgebietes zu
Gunsten ansdiaalicher, gründlicher Behandlung und feeter EiaprignBg de* Uatenichu*
Stoffes.
Eine Studie Öber die mannigfadien Schädlicbkeilen, weldie in der Schule zu einer Er-
mfldnaf nnd damit zu einer Oberbttrdnng des UndUdien Gtiiles fthroi, verMeadieki
Dr. M. Brahn in der „Deutschen medidnisdien Wochenfdirift". Er fasst die Ergebnisse
aller bisher angestellten Beofjachtungen und Untersucliungen in einer Reihe praktischer
Vorschläge zusammen, nach wpl.hen der Schulunterricht gehandhabt werden mässte:
Die Länge der Lchreinheit «iart nicht mehr betragen als ita Alter von 6—9 Jahren
ao— as, im Atter von 9—12 Jahren 30—35 mid im den hOiwrcn Lebenqahre» 4o— 4}
ICnnten. Die Ltnge der Pausen schwankt mit der längt der LetarefnhaiL Gmdsats
ist, dass nicht im Wechsel die Erholung liegt, sondern dass oacb jeder Lehreinbeit eine
Pause einzutreten hat. Die Zahl der Unterrichtsstunden an einem Tage soll vom sechsten
bis neunten Lebensjahre von täglich zwei zu täglich drei Stunden ansteigen, vom neunten
bb nun swMftcn Jahre ebenso «on Arei sn Tier Standen fibergehen, rom svMftea Jabv« an
laafsam von vier su iinf aufeinander folgenden Stunde» aaalaicen. Der Na chntf t ft s fsnnfwrifbt
soll auf diese Weise im allgemeinen verschwinden. Bei der Anordnung der Fächer auf dem
Stundenplane ist darauf zu achten, dass neben den pädagogischen Rücksichten auch der
Grad der I*lrmüdung zu Worte kommt, den die !*"a<-hstiin(5e hervorbringt, Die ^tiuid.'ii
mit grositcu Ermiidungswertcu ^Rechnen, Maihcmalik) kommen an den Antaug, es iolgen
die spnclilidien Fieber, zum Schluss kommen GescMdite, Geographie, Naturgesddchlc^
technische Fftcher, am Ende Turnen, das nie furfadien andere Stunden sn htgok Ist. Die
Anordnung des Lehrplanes im einzelnen ist Sache des Pädagogen. Es ist bUicr nn-
möglich, eine Ferienordnung auf wissenschaftlicher Grundhu^e /u schaffen. Unter-
suchungen über die Entwicklungsscbwankungea im Laufe des Jahres sind dringend notb-
wendig. Bs ist erfbrdtitidi, den Entwiddungsschwanknagen bis aar Reüspsiiode mehr
Aufmerksamkeit su sdienken. Als sehulpllidit^es Aller ist vorüwilhaft das sicbenle
Jahr SU bezeichnen. Die Trennung der Schiller nach ihrer Leistungtfthigkeit ist eine
nothwendige Bedingung eines gesundheitsgemässen Unterrichts. Körperlich Schwache,
geistig l'nbefahigte, nervös l'radi^pünicrte sind in kleineren Abiheil uni^Lii besonders zu
unterrichten. Die Einführung von psychologisch erfahrenen Schulärzten ist unbedingt
erforderlidi.
Einer der bedeutendsten Physiologen Berlins, der nassentliek auf deas Gebiete
der Gehirnphysiologie Hervorragendes geleistet hat, erklärte, dass jede turnerische
Übung, die zwischen die Unterrichtsstunden fällt, schAdlich sei. Als Erholung könne
die Turnstunde, die einer Reihe von Unterrichtsstunden folgt, nicht au%e£RS8t werden,
da fUr den durch geistige Arbeit ermüdeten Körper absolute geistige und kdrperii^
Ruhe noththut. Es sei ein tethum, der iwr cn lange Zeit gebenucbt hat, wmm ttm
annimmt, der durch einen mehrstündigen Unleiriclit emUdete Schüler „eihole** sich in
der Turnstunde; der bereits ermüdete Kör[>pr ermüdet w.1hrend des Turnens noch mehr.
Daraus erhellt, dass es ein Fehler ist, den Schulunterricht mit einer Turnstunde in
schiiessen, wie dies heute noch vielfach geschieht. Unrichtig sei es aber auch, 10 die
Untanicbtsstunden eine TttiBstunde einsuschiebcn, da das Turnen «Inen eiirfft i taa 2aiMS
des Blutes nach den Eatremitlten veranlaist. Der SchOkr wird daher hi der dar Tlon«
166
stnn ir fnlf^endcn Unterrichtsstunde zu geistiger Arbeit, welche ihrerseits wieder durch
einen eihohten Blutzufiuss nach dem Kopfe bedingt ist, wenit;^ pjecigiiet ssln. Das
einzig Richtige wäre, bei einem Vormittagsunterrichte die lumsiundc aut den Nach-
mähtg t» vwkfsa. WiU itaa aber bei dacr gtöumm ZtU tob fwftiiMiii*r MgaOen
UnterriditsitiiBdeB dem Schüler iSm aolh*ewlige Sriwlmf sakmnmea Uuen, dann
empfiehlt ee ddi, mA^ldisl lange Fanieo twisdun die Untefiichtastiuiden efauo-
schieben.
Ein Schulhaus, welches fast allen Neuerungen der Kindcrwohifahrtspllege ent-
spricht, hat die Stadt Glauchau in Sachsen errichtet. £s enthält ein Schulbad, dos die
Kinder daeienwetia unter Leitung eines Lehrers oder einer Badewirt erin itondenplan-
ariteif an bemitaeB haben, einen Sduilgarten, in dem nicht nur die Pflanaen Ar den
Schalunterricfat gezogen» sondern auch die Schüler selbst in gärtnerischen Arbeiten
praktisch unterwiesen werden, Räume für den Handfertigkeits- und Hanilarbeitsunter-
richt, für den Haashaltungsunterricht (für die Mädchen der obersten Cla&se), Tum* und
Spielräume.
An die für das Jubeljahr 1898 geplante grosse GeWerbeausstellung in Wien wild
iidiehie Sonderanasiellnng Ar Brzidran^ Körperpflege and Volkasdinlnnterridit, ,t Jagend«
balle" genannt, anschliessen , welche vnter der Leitung des k. k. Bei.-SchuIinspectora
Prof. Dr. Karl Stejskal steht. Diese Fachausstellung wird umfassen: l. Die Krippe,
2. (Jen Kiiiiicrjjarten, 3. die allgemeine Volksschule und die Hürgcrschiile, 4. die Sptcial-
schulabtheiluugen , 5. die Bcscbäfiigungsmitlcl des Kindes ausserhalb der Schulzeit,
6. ^SniAmg/h vnd HnmaniHttanrtalten, 7. die Pflege dea geaonden nnd kranken Kindes.
Die crfrcnliche Nenemng, wdche dieiea gioatart^ geplante Untemdnnen se^ liegt in
der Gruppierung der Gegenstände, die hier nicht, wie sonst äbHdl, Mit Ricksieht anf
die Anaitelier, aondem nach sachlichen Gealchtapankten erfolgt
6. PemonallML
An 3. September 1896 starb der emer. Prof. der Philosophie an der UniTersitlt
Ldipiigf Gchelnirath Dr. Moria W. Dro bisch im Alter von 94 Jahren. Seine philo-
sophische Thätigkeit erstreckte sich hauptsächlich auf die Einführung vnd FortbUdnng
der FUloeophie Herbarta im allgemeinen nnd seiner ftychologie im besonderen*
Am 14. September 1896 starb Hofrath Georg Lienbacher auf seiner Besitsntig
Georgenberg in Salzburg im Alter von 74 Jahren. Er kämpfte im Keicbsrathe, dem er
seit 1873 angehörte, wiederholt in heftiger Weise gegen die achtjährige Schulpflicht.
Am ll.October 1806 «starb in Wien cler Tondichter Dr. Anton Bruckner, Lehrer
an Wiener Conservatorinm und Lcctor an der k. k. Universität. Er wurde am 4. September
1824 in Aosfelden (Ober-Österr.) als Sohn des dortigen Lehren geboren, wirkte als
Schnigehilfi hi Whidhag, spilsr ab Lelner in St. Florian, wurde 1855 Domocganist in
Uns, naoh Sechiera Tode Hoforganist in Wien, Lehrer am Conservalorinm nnd 187s
auch Lector an der Universität Wien, die ihn 1891 7um Ehrendoctor ernannte. Durch
seine Symphonien (9) erwarb er sich den Ruhm eines der bedeutendsten Componisten
der Gegenwart.
Am 4 I)cLLuihcr 1S96 starb in WUm der Gymn.-FYof. und k. k. lietirks-Schul-
inspector Edmund Eichler, ein warmer l' rcund der Lehrerschaft, im Alter von 50 Jahren f
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166_
Am II. Mä» 1)^7 statb in Ncubtruluz Prof. Daniel Sanders, der Verfasser de«
„Wörterbuchs der deutseben Sprache , „Krendwöcterbnchs", „WMflNMli dculnAe i
^rnonjiBai** «IC. im 7S. Lebta^akre.
Am 3. April 1897 ftaib ia Wieibadeii die beltmmtt JagqtdsdxiftitiJerti IMdi
von Sdiober» geb. von Qvmpert, im S7. Lebeai^rc.
Am 7. Mai 1897 stad) in Karlsbad der Übungsscbol* md IfotUddiKr dar k. lt.
Lehrerbildungsanstalt Wieo Joseph Hiebscb, der Verfaner mduerar gedicgOMV mvA*
pidagogischer Werke.
Dr. Anton Ke^ek, Prof. an der tschechischen Universit&t Prag, wurde zum k. k.
Ifiiüaterial-Rathe extra statum im Ministerium fttr Cultns und Unterricht ernannt. (Eiat
gliidie Stelle bekleidete 4er f Wniaicrialfeth Gemmii.)
Am aob AflgKit I896 wurde der bieheri|p BetiittsicimiiaihsrefereBt der Gemeimie
Wien^ Magiitralmth Möns Prejer, anm Megistnit«-Vice<Urectov enuant.
In der Zeit vom 30. Jänner bis 7. Februar 1897 wurde in Wien die Feier des
(Jcburtsfapes des Componistt'n Franz Schubert (geb. 31. Jänner 1797) von Mu*ik-
i lui Lehrcrvcrcinen «iurch Auftuhrung verschiedener Compositionen dieses Liederfursten,
sowie durch eine Schubert-Aussiellung festlich begangen.
Am 23. September 1896, dem 67. Geburtstage des f Dr. Friedr. Dittes, fand im
Seminar tn Gotba eine GedldHwfrfeier «tan; An don Seminar>GebIade wurde eine
Gedenktafel angebracht. Zugleich wurde eine Dittes^Stiftang gm UntenMlMmg atrd»>
samer Seminaristen ins Laben gemfea.
Am selben Tage versammelten sich in Irfersgriin i. V., dem Geburtsorte des
dahingeschiedeneu Meisters , 113 Mitglieder des Auerbacher und Kirchberger Bexirlts»
Lehrcrvereins zu einer Ditles-Feier.
Im abgelaufenen Jahre hielten viele Lehrervereiae Österreichs und Deutschlands
Vemauninngen ab, um das Andenltea an Dr. Ditlea ia würdiger Weise sa feiern.
Bb com 15. Mai 1897, dem eniaa Jahreatages dea Hinidieideaa Dittes% sind für
den Dittea-Denkmal-Foada voa dea Lehrer-Vereniai Deataddaada 6009 M., bis
15. Jnli 1897 von der Lduranchaft Oatenti^ 3649.73 ^ ges e nde t wordaa. —
8. Gesetze und Verordnungen.
6. August 1S96. Gesetz, wirksam fax das Herxogthuffl Schlesien, betrafiead das
Dienstaltcrszulagen der Unterlehrer.
7. August 189Ö. Gesetz, wirksam für das Uerzogihum Schlesien, betreffend die
Regelang des Unteixidites ia waibüdiea Raadarbeilea vad die Reamaoraiioa für Lahier
der mcht obiigatea Uaterriditaakber aa dea dffentlidiea Volfcaachalea.
7. Ablast 1896. Laadeagaaats, giH% Ht die MaikgrafMluft laiiSea, woa^ aaMr
Aufhebung des §. 9 des Landesgesetzes vom 3. NovoaüMr 1874 daa Sdad gaU aa daa
öffentlichen Volksschulen eingeführt wird.
5. Octuber 1896. Gesetz, giltig für die gcfhrstete Grafschaft Görz-Gradisca, womit
die Gesetze vom 4. Marz 1879 und vom 16. October 1875 aufgchobi-n werden und
daa Gcaeif vom la Min 1S70 abgeladart wird. (Eadiik Bestimmungen aber die Ge-
balt- und Dienstbesüge der Lehrpersoneo.)
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167
Erlass des Ministers f&r Caltut und Unterricht vom 17. December 1896, Z. 4189
ex 1893, an sämmtlichc T.andesschulbehörden, mit welchem eine provisorische Instruction
fiär die mit dem Unterrichte in der Somatologie und Schulhygiene an den Lehrer« und
LduvriwenbiMiiiifniHliIlctt betraatea irstlichen Doomten vorgezeidmrt wM.
Vcrordmmg 4es Ifiniitan IBr Cidtii» and Unteniclkt vom «3. Ifibs 1897, Z. 7155,
bctirf tei id Znlassonf tob Fruen als ordentliche oder «nuerordendidie Hörerinnen
na den philoMpUsdieB Facdilleii der k. k. UniTcnititeii.
Erlass des Ministers f&r Cultus und Unterricht vom 24. März 1897, Z. 895
C. U. M , an sämmHidie Landeechefe, betreffend den Iräbefen Unt«rricht fftr die weib-
liche Jugend.
Verordnung des Ministers für Cultus und Unterricht vom 2. August 1897, Z. 5261,
an simmtliche Landesschulbehörden, mit welcher grundsätzliche Bestimmungen, betreffend
die Innere Aiasttttmif deren denVolka- n»dBargendMileninrYcrweBdan(gel«ifeBdcn
Schwimchef erieeeen werden.
Erlass des Ministers f&r Cnltns md Unterricht Tom 29. Septead>er 1897, Z. 16206,
an die Directionen der k. k. Prüfungscommissionen für das Lehramt des Freihandzeich-
nens 3.n Mittelschulen in Wien und Prap, betreffend die Prüfung der Candidatinncn
für das Lehramt des Freihandzeichnens an höheren Töchterschulen und Mädchen-Miitcl-
•dmleii.
7. österreichisohe Uuterrichts-Statistlk.
Wir entnehmen der jüngsten Pnblication der k k. statistischen Central-Commission :
„Statistik der Unterrichts- Anstalte n m den im Reichsrathe vertretenen König«
reidien nnd Linden ftr dee Jelir 1893-94 (XLVHL Baad, 4. Heft der «stemidiieclicn
Staliitik), bearbeitet von Dr. K. Th. von Tmuni'Steinegy, k. k. Sectionschef, PrtaideDt
der k. k. statistischen Central-Commission, und H. M»jt von Meinhof, k. k. Hofconcipist**,
die in den nachfolgenden 5 Tabellen verzeichneten authentischen Erhebungs-ResuUate,
In Tabelle I wird zunächst die Übersicht über sämmt liehe Unterrichts-An-
stalten der diesseitigen Keichshälfte gegeben; hieran »ind die bemerkenswertesten
Eteselnheiten Iber dn Östenreidnidie Volkeaehnlwcaen gereiht
Zw Etode des Schnjjabfe» 1S93/94 bestanden in CaileHhamen i8.i8s Oflentüdie .
(STS Bargendralen und 17 610 el^emeine Volkückalen) nnd 964 Ptivat-Volkssdralen,
woTon 578 das Öffentlichkeitveclit besauen.
Von je 100 allgemeinen Volksschalen waren im Durchschnitt 47.0 eindassig,
23.9 zweiclassig, ii.i dreiclassig, 6.4 vierckssig, I.5 fiinfclsssig, 9.8 sechsdassig, oa
siebenclassig, o.i achtclassig.
Im ganzen bestanden durchschnittlich 66.5% der ufientlichen Volksschulen mit
ganztägigem, 24.6% mit halbtägigem, 8.9 0/^ mit theils ganz-, theils balbtigigem
Unleiiicbt*
Von den 17.610 aUgcnulnen Volkssdralen waren bestinunt: ftr Knaben 1148 s
6.5 ftr MMdien 989 = 5.9 o/^, f&r beide Geschlechter 15473 = 87.90/0; von den
572 Bürgerschulen, hei welchen durchgängig die Trennung der Geschlechter platssn*
greifen hat, waren 311 für Knaben und 261 für Mädchen bcsimmt.
Die Unterrichtssprache war die deutsche in 41*80/^, die tsche<;hQ*
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slavische in 25.10^ die polnische in IO.3O/Q, die rathenische in 10.3 <Voi die
•loTeaitchfetn 3.4%, die italienische im 4.S%» ^ t^rbo-kroatitche in 1.9^
die rumänische in o.6^/p» die megjaritclie in 0.0%, gemiscbt in itt
Volksschulen überhaupt.
Über Schu 1(1 ich tigk eil (in Beziehung auf die Ikwohnerzahl), Qualifications-
Verhältnisse der Lehrpersonen, Arbeitsbelastung der Lehrkräfte, Scbulver-
sivnittiite und Scbnlbesachserleicbternngen pbt Tabelle n, ttbcr Antall
und Betcbaffenbeit der ftffentlichen Volkscebalen, Zahl der IMvaticiMda^
der Leiliicräfte an öfTentlichen VoUcMchnlen nnd der schulpflichtigen Kinder — alles
bezogen auf das Scholjabr 1893/^ — geben die Tabellen lU, IV ud V
Zusammenstellungen.
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150
Tabelle I.
Bestand der österreichischen üntenichtsanstalten für das Schuljahr 1895^94»
Hochschulen
Universifileii . . '; ,
Tediaiiclie HochscbidMi
llodwchtilen fSr Bodencdtar
Berg-Akademieii .....
Kimstschnlen
Theologische Lehranstaltrn
Mittelschulen (Gymnasien und Realgymnasien
(öffentliclie) iRcalMbiileD
Lehrer-BfldaagBwaMalten
LdbnrinBttD'Bildvngimtalteik
Hmdels-Tvehraiistalten
Gewerbeschulen
Land- nnd forstwirtschaftliche Schulen . .
Niedere Bergschulen
NMtbche Schvkn .
SdmUii fir ThierheUkunde und Hnfbe-
adüac
Hebammett*Lehranstalten
Schulen für nitwikalische imd dnmatüche
Bildung
Schulen für weibliche Handarbeiten und
Schneiderei
Sprachschnlen
Schreibschulen
Schulen für Ausbildung der liözperliclien
Gewandtheit
Lehr- und Erziehungsanstalten für geist-
liche Büdang
Lehr- und EniehnngHuiistelteii fii a]Ige>
meine Bildung .
Lehr- und Kr/ iehqngiwnrtalten für tpe
Berufszwei ^i-
Sonfstif:^« Lehr- und tra^iehuDRsanstaltcn
Bürgerschulen und allgemeine Volksschulen ^öffentliche)
Private Volksschulen . . . ,
Fachbildnng«-
und sonstige
Lehnnstaltca
18.182
964
67.95 j
116.750
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Tabelle II.
icbtigkeit: auf je
Bewohner ent-
1 Volksschulen
Kein Zeugnis
(weder Lebr-
befähigungs-,
noch Reife-
kraft ent-
hüler
Von je 100 der
•cho^yfliditifen
Kinder
Linder
Zeugnis) hatten
von je 100
»e Lehr
;len Sc
blieben dem
Unterrichte
gänzlich ent-
zogen
genossen
Schulbesuchs-
Erleichte-
Schuld
lO.OOO
ficlei
Leh-
len
Lehre-
rinnen
Auf eir
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mbm •.*•••••■
10.3
i.t
1.6
70.4
0.13
8.68
Schlesien
7.9
».7
5.0
84.1
0.5S
409
5-4
8.5
25.0
102.8
32.00
Bukowim ••••••••
4"
3-7
15.6
88.7
38.70
Dahuden
5.7
1.6
1 "
69.8
11.04»)
') Ohne Riickticht «nf die iBr Obcr-Ottermch, Trieet nndVonribeis fcUeaden
Angaben.
*) Angaben für Kraln, Kistenland, Galisien, Bukowina, Dahnatien Mden.
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I
I
lei
Tabelle III.
Linder
Nieder-Osterreich
Ober-Östcrreidi
Salzbarg . .
Steiermark
Kämtee . .
Krain .
Triest mit Gebiet
Görz and Gradisca
Istrtm .
Tirol .
Voraribci(
Zahl der
ölTentl.
Bürger-
schnlenfur
c
u
M
U
-3
Zahl 4er öffentlichen allgemeinai
Vcdknciralen
im
gan-
zen
1 assig
59
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2
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I
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2-933
203
333
166
4«
S18
«33
68
3
36
3«
«95
5«
»533
671
125
397
64
238
85
«5
»5>
39
28
6
24
17
61
6
887
277
28
68
14
II
97
41
9
108
17
33
8
14
8
21
5
435
153
30
110
30
II
4081 38
47
7
73
«4
5
»4
4
1 1
23
6
784
»94
28
114
t
II
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II
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2
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».955 «.130! 1.733 »58 «71 a '
^) Aosserdem 37
koend ~~
•iMe. — ^
Nothscfamlen und 9 Ezcurrendoscholen. — ') Ausserdem 27 Noth-
t)lMfdlcs 3^ RottscUkn md i SscikkimIo"
15 NethiehalBn.
JalnflNMli d. WIta. fäi. Gca. it97<
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162
TäbeU» TV,
Anzahl
der öffentlichen Volksschulen mit
Länder
.....
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Ol)cr-Österreich .
252
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1 Salzburg
139
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_i
i
Steiermark . . .
663
9.
66
568
-l
212
•)40
Karnteo . . .
•7
5
274
-I
3
Krain ....
66
219
27
27
*)8
Triesi mit (.iebiet
42
I
3
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1 j
i
. Gore and Gxadiica
59
107
»3
124
53
9)2
i Istrien ....
64
7S
14
1
23
62
35
354
779
_
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j
*)«3
Voraribfre. . ,
121
2
70
193
t
Böhmen« . . .
13«
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2.239I2.891 —
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: —
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Schlesien . . .
188
226
76
216
116
»3»
; —
«VA
1-
•)27
i Galisien . . .
376
».719
583
29
1.837
!
)
1 —
r
')94
Bukowina . . .
t09
18S
25
I
124
1
'100
')67
Oalioatieii . . .
«49
57
1 3
309! —
1
■iinniiiiiv*
IS.06S
7^80
4*667| 1.850
1.961 jösojtesjjfial 100
1 A
^) An 8 Schulen Niedar^Ostamidu wird in den eulen Sebvljeluten die tecbedii«
sehe Sprache zur Vcmüttlung des Ventindniases des deutschen Unterrichtes be>
nStst. — ') Deutsch-italienisch'Slovenisch. — *) I4 italienisch^kroatisch und 1 itali-
enisch-slovenisch. — '*) 7 deutsch'italienisch, 16 deutsch'ladinisch. — ^) Deutsch-
tschechisch. — ') 20 deutsch-tschechisch, 7 deutsch-polnisch. — 6 deutsch-polnisch,
I deutsch-ruthenisch, 87 polnisch-ruthcnisch. — *) Darunter 26 deut«ch-n:mSnisch,
12 rumärnsch-rutheoisch, 6 dcutsch-rumänibch-ruthenisch, 2 deatsch-ruthenisch-polnibcb,
it deiitiek*nimiinijch-ruthei\isch-polnisch, 7 deutsch-intiiauBcli» I dtiltacli-p**M*^i
I mtgfuudk'tmiaiath, — *) Dentach^elovealadi.
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163
TabeUe V.
L ä n d c T
' . — .
Zahl der
Privat-
Volksschulen
Gesammtzahl der öffent-
lichen und Privatschulen
männlichen Lehr-
personen sammt
, Rcligionslchrern
weiblichen Lehrper-
sonen B. Arbeits- u. ^
! Nebenlehrerinnen s
ahl der
im schulpäichtigen .
Alter stehenden
Kinder
mit
okne
Ofienllich-
keitsrecht
Knaben
i
-
Mädchen!
Nieder-Österreich . . .
70
»5
f *9 *1 1
1.7*2
0.744
3-2/3
»95358
r— -
I98.853I
Ober-Österreich ....
7
P • 1
1 .00 7
58 196
59-405
Salzlnir^'
1 f
'7
z
493
12.424
12.366
1 Steiermark
33
»9
Q m ^
872
2.349
830
94-2«3
93-995'
Kärnten . •
9
2
370
92 1
180
28.294
28.086
14
7S1
229
43.
42.793
7
9
188
181
11.867
1 1.450
(jörz und ürMÜMI . . .
5
5
189
440
190
19.500
16.527
4
164
415
138
24.930
23.522
26
24
i.5»7
2.614
I.22I
64.311
63.5041
10
5
208
4«7
134
8.670
8.399i
«94
73
5.397
16.609
5. «94
516.971
5»3.5i6i
4S
M70
6.179
1.564
ao3.655
201.786
57
3
550
1.247
222
47.491
47.427,
3S
171
3.W4
7,310
3.4*1
507.833
6
"3
339
777
47.0I3
44.674
10
9
331
581
»5»
»3-3»7
14.05a
578
386
19.146
•
49.««5
18.087
l,9i8.oS'-- , Psc -88'
3*807.576.
II»
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u
Thesen zu pädagogischen Themen.
(AI» EigAnk der Bumthoogan in anitltditB Coattnmwtn, firtlen T r hrWTiiiaiH «to.)
Cresammelt vod Emil Urban.
1. VofdidnmaMi dM flaUbnfver ITutHninmiUtei.
A. Betreffs d e r Mi tte Ischnle.
1. Die versammelten Katholiken U&terreicbs verlangen: l. Dass in den vun den
LMkOfftsm MM* AfpMhaÜam voigewUafeMn Ldnbttdiem idcht vm wU^ mtMun
•dit ms du patdotfwli« G«fllil, tondcni aadi wm dat reHgiAae der Katfaolikeii bdii-
dige und ihre ReKgion schldige; 3. dass in den deutschen Lcftebfichern auch unsere
■euere katholische Literatur eine grössere Bcnicksichtigunj^ finde; 3. dass in den I.ese-
bttcbem der achten Classc, wo dies nicht bereits geschehen ist, eine Übersicht über die
LiteratBcen aacb der nicbtdeatscben Völker und einige Proben aas den besten über-
Mlttngen jeoer Lkerataren aii%nioauMB oad mit den ScJkfllem andi dorchgenomawa
werden.
IT. Die versammelten Katlioliken Österreichs verlantjen, es möge nach Thunlichkeit
vermieden werden, dass an Lelirau^taUen nut vorwiegend luUboUscben Schttlertt Aka-
tboliken uder Juden als riofessoreu aagu^tellt werden.
HL Die TcnamnaiteB Katlmlikim OtterreiGhi TeriaigeB: i* Die Rdfi^oiialdiie
werde wie fifülier wiedemn GcgeMbdid der MaluiiHlipMfiBigt s» den von den jewci*
ligen Diöcesan-Bischof zur Mataritltsprüfung entsendeten Commissär werde im Falle das
Recht eingeräumt, nach Belieben auch der Prüfung aus den weltlichen Gegenständen
beizuwohnen; 3. Maturitätsprüfungs-Candidaten , die wegen ünsittiicbkeit und Irreltgio-
sitit bekannt sind, mögen Ton der BCatnriUUsprUfung ausgesdiloaMB wetdee.
B. Betreffs der Volksschule.
1 In Anbetracht, da^^; die erste und wic!nipste Aufgabe der Volksschule die Er-
ziehung der Jugend ist und diese nur aut dem Boden der Rt:ligion gedeiht; in weiterer
Erwägung, dass auch das dermalige österreichische Schulgesetz die tittlich-religiöse Er-
uehimc der Jagend als ZUL der Volksschule beadamit; da ferner diese riltlidMreliglSse
Eraiduuiig fltr itestinunte Personen nnd folgerichtig zur Bethädgang im Leben beabäch-
sichtigt ist, daher Confession oder religiös-sittliches Leben werden soll) veriengen die
Katholiken Österreichs dringend die confeasionelle Schule.
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165
2. In Anbetracht, dass die sittlich-religiöse Erziehung Hauptaufgabe der öster-
reichischen Volksschule — nicht des Religionslehrers allein — ist und die religiöse
Lehre und Erziehung kraft göttlichen und menschlichen Rechtes der Aufsicht und Lei-
toBg dar Kirch« vatcntdit; fttner «ach da« hittoritche Raolrt dtr Ksrcbe die f illin
des Schulwesens zuweist, verlangen die KatholUua Onlnreichs mit Rücksicht auf die
Zcitverhältni&se das Mitaiifsichtsrccht der Kirche über die Sflfawll? im Veveio mit der
staatlichen Regierung. In^^lnsondert' verlan^^n sie:
a) das Recht für die kirchlichen Oberbehurden, cm Gutachten abzugeben bei Bestellung
der OIrectotcB an deo k. k. Lehrer^ tmd LdiretiimeD-Bildaigsaastalteii, deq^cicfaen
etil entscMdendet Vbtwn bei ApprobatioB der Ldir^ «ad Leaebüdier an dieien
Anstalten« sowie aaVoIkl« oad BSigendmlco in aHen Flehen^ welclie die Region
berühren ;
b) das Recht der kirchlichen (Jberbehurden auf freie Wahl ihrer Vertreter in den k. k.
Schalbehörden (Landes-, Betirks- und Ortsschalrath);
c) die volle Gleidiberecbt^nag des Vertretet « der kaihoUsclien Kirdie m OrtMchnt-
radl mit den übrigen Mitgliedern der Köri>erschaft und die volle Gleidiberechtigaiig
der nicht definiüT angestellten Katecheten mit den definitiv angestellten in den
Lehrerconferen/en ;
Religion sei ein obligater (jei^enätand tur die LchrbcfahtgungsprUfung.
3. Der Kadwlikentag riditet an alle wafailiaft k aflioliedi geahnten llinner, welche
den Twnchiedeaen gwelfcgebwnden KSepeischaften, ab: dam hoben Hemabanse, dem
Abgeordnetanhanae und den Landtagen der Königreiche und Linder angehören, die
dringendste Bitte, in geeigneter Weise zunächst dahin wirken sa WoUea, daas diese For^
derung des katholischen Volkes baldigst verwirklicht werde.
4. Der Xmlmlflmnmg «rwnrtet «Mb von den ▼•Iben der M o n m ib ie, daaa sie ohne
P m macbff d der9|iraehe ab Kaikollhen mvaotobeMlBMr hi die gcaehtgebenden Vemetanga-
körper wählen werden, welche onbrn cb ad c t ftns «ndenNlüges FtognoMnes emaefaiedcn
ftr die confessionelle Schule eintreten.
5. Der Katholikentag erwartet weiter, dass alle Katholiken bei den W:\hlen in die
Orts- und Bezirksschulr&the nur solche iMänner wählen werden, welche mit Energie für
eine cbiict>kalbolisehe Kindereniehm^ ehiivtreten fthig nnd gewillt sind.
6. In ErwSgnng^ dass Osterrdcb efas Rechtsstaat ist» l^gt es der KaOiolikenU^ den
katholischen Abgeordneten ans Herz, dahin zu wirken,
a) dass Privatschulen, welche alle gesetzlich geforderten Bedingungen erfüllen , das
Recht der Öffentlichkeit erhalten müssen (statt können)»
b) dais der OitqifiMrrer, aoweit es mit den localen Ver bikn i sten veieinbar ist, mit der
Localavfticht in den Schalen seiner PArrei gesetslidi betraut werde.
In Erwägung, dass die materialistische Weltanscbaunng, welche dem Unglauben
und folgerichtig der destructiven socialistischen Bewegung die Wege bahnt und für
Kirche und Staat eine grosse Gefahr mit sich bringt, immer mehr sich ausbreitet, er-
achtet es der Katholikentag fUr angebracht und nothwendig:
a) data die Zahl der UnMrricbtistandeti ftr Rellgton um je etaie Stande in derWodie
vermehrt und dort, wo die Geistlichkeit zur Ertheilung derselben nicht ausreicht,
die weltlichen Lehrer der katholischen Confession im EinvCIStindniSSe BÜt der kirch-
lichen Uberbehorde dazu herangezogen werden,
b) dass an den gewerblichen Vorbereitungs- und Furibüdungsschulcu für Knaben und
Middien Religionaanterricbt eingeltthrt werde.
166
8. In Erwägung, dass in Österreich Kinder solcher Fhern, die ^ich für con-
fessionslos erklärten, ohne ihre eigene Schuld oft der Wohlthat eines Religionsunicrrichics
eatbehrcn und somit CDtg^en den Besummungen des §. i des SchuIgeseUes vom 14. Mai
1869 imd f. 21 des GeMlsM vom a. Usi 1883 d«r ritüidwdjgttaen EMdhong ver*
In*tfg gehen, tpridtt der XmlhoUkciitaf den dsnifenden Wottsdi «n, m möge im Ge-
setzes- oder VerordnoDgtwege Abhilfe gcschaflen werden derart, dass jedes sdnlpffidllige
Kind der Wohlthat einet positiven Religionsunterrichtes theilhaftig werde.
9. In Frwägnng, dxss die katholische Vercinsthätigkeit auf dem Gebiete des Schul«
Viesens uicht nur bereits ^clir dankenswerte Erfüllte dmch Gründung von l'nterrichts-
und Erziehungsanälallen , insbesondere von Lehrerbilüung!>aii&ialicn mii eutächiedeii
kathoBsdaem Cluvakter sv enielcn in der Lage war and andi fttideridB idn wird; in
Erwl^^ng^ dasi die IcaflioIiMhe VeteinrthMgkeit gee^et ist, avf die gcsetiliche Löfoag
der Schulfrage im christlichen Geiste mittelbar einen wirksamen Einfluss auszuüben, an>
erkennt und belobt der Katholikentag die bisherige Thätigkcit der katholischen Schul-
vereine'* und empfielilt mit allem Nachdrucke die eifrigste Unterstützung derselben, end-
lich aller Kloetersdnlen und iclöteerUdien Enidrangsanstalten. Der Katholikentag ^
pfiddt, wo-diea möglidi ist, die Gfflndaag kathoKschar Lduerbildonpanstaltea xani, wo
lie nicht mÖ^idi ist, die Errichtnng katholischer Lehrerconidcte unter gdMUdier
L.ätung.
10. Der Katholikentag spricht seine Freude und Anerkennung aus Uber die Grfin*
dung des ,,Kath.-Lehrcrbuudeb für Österreich", über die schon mehrjährige schöne
Wirksamkeit des „Vereins katholischer Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österreich'' und
ermahnt, dass in jedem Kronlande imserer Monarchie Zweigvereine gebildet werden,
welche sich oiganiseh an den Centralverda angliedern, damit die kethoHeehen Ldver
and Ldirerinnen in ihrer Gesinnung eihalten und befestigt werden. Der Katholikentag
erwartet von den katholischen Lehrern und Lehrerinnen Österreichs, dass sie die Tugend
in echt katholischem Geiste er/ithen, und wünscht, dass es bald möglich werde, die
berechtigten materiellen Intciebscn der Lt i.rcr^chiift , u erfüllen.
11. In Erwägung, dass der Übergang der Kinder aus der Schulpflicht ins Welt-
getriebe hente wivermittelt erfolgt, jedoch gerade diese Zeit von grösster Bedeutung fiir
die BOdn^ vnd Peet^piag des Charakters ist, empfiehlt der KeflioHkemag, wo famacr
dies thonlich ist, die Gründung von katholischen Jflnglingsvereinen und für Midchen die
Patronagc der christlichen Tochter, wie solche in Wien schon eine recht segensvolle
Wirksamkeit entfalten. 1- ur Kinder im vorschulpflichtigen Alter und für Kinder .vrmer
Ehern auch im schulpflichtigen Alter wird die Gründung von licwahranstaUen und Kinder-
horten als hSdist seitgemlss empfohlen.
la. Der Katholikentag spricht den katholischen Schul- und Erziehungsblätiern
,airistl.-p«d. Blitter« fai Wien, MKaÜh. Volksscbvle« hs Ihnshmcfc, dem „Kath. Schal-
freund" in Strebersdorf, dem „Treuen Kamerad** in Biegens, den MAngdar>BIau" m
Wien, der Zeitschrift „Die christliche Familie'' und „Das gute Kind" in Wien, dem
, ' hristlichen Kinderfreund" in Salzburg Anerkennung und Dank aus für ihr bisheriges
scgcDäVoUes Wirken und enipfiehU dieselben ^ur \^'citi -un Verbicitung.
(Resolution, angenonamcu vom IV. allgeuiemen istcrnichischen Katholikentage in
Salzburg am 3. September 1S96. Referent: Monsgn. I'anholzer-Wien.)
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167
»
8. Sur Abwehr naottoatrair BMtrifaimgen «nf dam Oebtote der
VolkflioIua-CkMMtagebwig.
DU Abg c w d n eten - Ver mBinlimg dm Dentsdi-öcteneldikcbai Lehmbtmdes in
Vtrdetnng von mehr als i4ooo Mitgliedern erkennt Inden taf donSnlxlMirger KathoUltMi«
taj^e zum Ausdruck gebrachten und von der Versanimlunt,' angenommenen Forderungen
bezüglich der Schule nichts anderes nls f!as Üestreben, dem Staate das uneingeschränkte
Hoheitsrecht über die Schule zu &chmalern, der Geistlichkeit die iierrscbaft über die
Sdrale und dk Lehrer n Tertchaffni, dordi Efaifthrang der itrang coafeseioDdlen
Sdrale die veneUedenen ConfesaioaeB moA mdu stt trennen, soirie die VolksUldniig
planmässlg hcrabzudräcken und dadwch die caltoreile Bttwkldiu^ des VoUcee «nf des
empfindlichste zu schädigen.
Die AbgcordDeten-Versammhuif des Deutsch-österreichischen Lehrerbandes, durch-
dnmc^en vom Geiste dm Reidis-VollKMdiiilgesetim vob 14. Mai 1869, erfBUt Ton der
NotliweBdigkeit einer wahrbait 8itdich-reli£iösen BUdvng der Jagend, verwirft die an*
gettrebte Herrschaft der Geisfüdien über die Schule als eine unnatarliche, durch nichts
tu rechtfertigende Anmassnng gegenüber dem Staate, als eine schwere Schädigunjr einer
aUgemeinen wahren Volksbildung und verwirft sie nicht minder, weil durch die geist-
Hdbe Herrsduft andi die Lehrerschaft wieder in jene unwürdige Knechtschaft lierab-
sMnke, die eine der tramigiten and sdunaofarollsten Brscbeimngtn der Concordatsteit
gewesen ist.
Die Abfjfordneten der dcutM_]i-osterreichischen Lehrerschaft erklären sich in voller
Einmüthigkeit entschlossen, Augrilie auf die freie Schule und drn Lehrerstand, kommen
sie von welcher Seite immer, auf das schärfste in Wort und Schritt zu bekämpfen.
(Resolttlion» «ngenommen in der Abgeordneten-VcnaaBlnag dm Dnnttdb-tfstor-
raiflUsdiea Ldnrerbndm am i. November
8. Gegen rflekeebrlttUohe Beetrebnngen mf dem Gebiete der
Volkeieina«Qeieligebiing.
„Der SdMlaatrag Vergmni ist der eiste Sduitt der anter der Fllmmg der Biichöfe
gegen die Volksschule unternommenen clericalen Action. Die Arbeiterschaft erkennt
vollauf die Reformbedürftigkeit der Volksschule, sie verurtheüt aber - hen darum umso
schärfer das freche Attentat der pfäffischen Schulverderber im n.-usterr. Landtag auf
jene wenigen Grundlagen der heutigen Schule, die volksthümlich und freiheitlich sind.
Die Mlngd der VoUtssdmlbttdvng beruhen vor allen auf der wirticbaftBchen Notfi dm
ttbeitaadcn Volkm und darum fordern wir für die Kinder neben dem Rechte auf Er-
ziehung das Recht auf Ernährung. Mit aller Entschiedenheit weisen wir den Versuch
zurück, die Lehrerschaft, <lie ohnehin «lurch Bureaukratismus und Pfaffenthum gedrückt
wird, durch Einräumung noch grösseren Einflusses an diese Volksschädlinge ihnen
vollends sv unterworfen. Vielmehr fordern wir die Reform der VoUtssduile fai dem
Sfamo^ dass der ReHgionsunterricht von der Schale getrennt und den Reliponsgenossen-
ichaften überlassen werde. Vor allem aber weisen wir den Versuch entschieden zuräck,
eine Verkürzung der achtjährigen Schulpflicht und eine Einschränkung des wichtigsten
Lehrstoffes zugunsten des Kcligi<in.sunterrichtes durch eine Hinterthür in das Schulgesetz
sa sd^uggeln. Die heute ungenügende Wirlcsanikeit des Unterrichtes ist zu erhöhen
durdi Vermehrung der Sdbulen und die Endaitung der Lehrer, denen alcht mehr als
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168
drei«sig Kiader in einer Clas«e übenricMD werden sollen; ferner durch die Siche-
rmg der Arb«itsfttugkeit der Ldurer durch Mireidwiide Besoldung and der Enpfäng-
Hchkdt der Kinder diurdi BeiatdSm^ von Nekranfr, Kleidaag md Ldubehcifcn ans
öflentlichen Mitteln. Die heutige Versammlung erkennt, dass es die erste Pflicht der
classenbewussten Arbeiterschaft ist, die Zukunft un<l Kampffähigkeit ihrer Kinder durch
genügende geisüj^c Ausrüstung zu sichern, und sie erwartet, <iass sie die Lehrerschaft
in dieson Kampfe wie bisher an ihrer Seite hnden wird. Im üewussuein, da&s hier
dn «idilliii Lebeneinteiviee dci dt^riciMedicn Preirtmintai iaGefthr mh^ «M die
ArbfliiHnchaft nnbeugsem «ad mit eilen Mittdn eidi den liit and GmnÜt «aMt^
BMBnenen AngrifTcn der vereinigten Reaction auf die Sdmle entgegenstellen."
(Resolution, angeuuaimen bei 9 am 31. Jäaacr 1897 in Wkn ^kk^seitig eteMce-
fundenen Versammlungen der Arbeiterschaft.)
4. aar MkvlAMictu
I. Die Einführung der confessionellen Schule bedeutet die VanicfetlaiMMlf dei
SüuUes auf seine unveräusserlichen Rechte über die Schule
3. Die confeääiunelle Schule nimmt dem eigentlicheu Schulerbalter, d. i. dem
VoUmi den ihm c«hflrendea Eindnee tmf die Schule.
3. ü» der con&MioaetteB Sehrie dar geaenwue Pntawirht daar da^Bta
CoideMion dienstbar gemacht, weshalb diese Schule einseitig wirken muss.
4^ Durch die confessionelle SchuU werden die Gcgeniitie in der lle»aihe«im
nicht gemiidt rl. sundern verschärft.
5. Die ailgemeine, d. h. die allen Ständen und Confessionen gleich «igäi^liche
Scfaala itt die natüriiahe Eniahefin ftr aUaStnatshiigcr, die ja friadHich nahe», undak.
«inander leben mUm.
6. Die Trennung der christlichen von den jüdischen Kindern — die nicht einmal
in der strengsten Concordats/eit gefordert worden ist — iat nttr ein Mittel^ die Volks-
schule zu einer coufe!Ȋiouellen Anstalt zu machen.
7. Der Unterridit in dcnReatten eoU in den oberen CHascender VoUEfcdudc nnuo*
weniger an^elmasen werden, alt dieae SdktAt die einzige Sdmle ftr die alleigrösste Zahl
der Kinder ist und die Kenntnis des Nodiwandigsten ans den Bcalian von d«n prak-
tifldien Leben gefordert wird.
8. Die Bürgerschule soll in ihrer Entwicklung nicht behindert, sondern sie soll im
OegentlieUe weiter aasgestaUet werden.
9. Dan «aansgasetslen Varfblgaagen» Sduaibangen, Itonbwflrd igna e en der
sinnigen Lehrerschaft dem Misabrauch der Kanzel liegen die jetzigen Schuleinridrtan0in
muss eudUch iminteicsaa einer gedeihlichen, ruhigen £iitvickliing der Sehulm glsniBTt
werden.
10. Die Schule höre eudUch auf, ein politisches Tauschobject zu sein; sie gehört
dam Staate und de« Volke hat ait gar luimm PMlaipoUlik alwas an admffn.
II. Die gesetzliche Bestimmwig dar «cMilhHgaa Schnlpiiaht ist strenge dnrdun*
fuhren, die Schulbaaaphiorlaiahtami^M sind aaf das nalhigsndigrtii «id gari^sfe» Mass
«insu^chränken.
la. Für die Kinder solcher armer Eltern, die nachgewiesener massen ohne ihre
Schald Ar diesalbea nicht sorgen küanan, Halt dar Staat mit aaswidiBaden MÜdb «ift.
<3* JMa VoUcuciuda dan H»**f«f ^ Galit mid i tTi rt i?r*Ff Sittt, abar in dnn
Stnna, dasa sie allen andctan NadonalklMn TaOa GmcahtigMt wiämMum läse.
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169
K4< AU oberster unverletzlicher Grundsatz hat zu gelten, dass alle die Schule be-
Mdi«ndeii Kioder ToUe Gleidibemlitigttng nach allen Richtungen hin haben.
1$. Die Schntnordle rem Jtkn iSS$, die der cottfeerioneHea SddlexBelurbeit
ciacr Sdinle ein Vorrecht vor den confeutondlen Minderheiten einräumt, ist, als den
Bestimmungen des Staatsgrundgesetzei widci Bp techend und die Gleichbef *^*'g""g der
Staatsbürger verletzend, zu beseitigen.
16. Sowie sich die einzelnen Confessionen um den weltlichen Unterricht nicht ttt
kOmmem haben, so fiberilsst der Staat den confessionenen ünterridit, sowie die Leitung
md Bemfsidiligimg der eonfeieionenea Obmgen «uecUienlicb den bebeflenden Reti>
ponsgenossenschnfien.
17. Die Lehrerschaft wei?.t den ihr ^'emachten Vorwurf der Religtons- und Priester»
feindlichkeit als durchaus ungerechtfertigt entschieden zurück.
(AnfenomMn vom Awechnwe 4ee denlMb*4Men«idiiidien LdHrofmadet Wien,
u. Mmnr 1897. Referant Dbeetior Holcnbck-WieB.)
5. Gegen die BeBtretmngeii, eine beiondere Aufldoht der Qeistlioh-
kalt über Solmle und Lehrer etnanftthren.*)
1. Die AMskt Aber die öffatttekea 6ohalen «ad die an dieeen Scholen wirkenden
Ldupersonen stdit aaeli dem Geaetae aar den k. k. Landen- vnd Beiiil»Sdniinq»ec-
torcn zu. Jede von änderet Seite cettbte Schnkafricht iet eine «UlUtarlidie Auaumng
und gesetzwidrig.
2. Der Versuch, neben einer gesetzlichen noch eine ungesetzliche Schulaufsicht ein-
svftfaren nnd mit dieeer AnUdit die Mitglieder eines Steadea in betraneni der eid» sn
den bestehenden Sdiiddnriditiiacen ablehnend reiliilt, ist geeignet, die geset i eürctte
Lehrerschaft ernstlich tu beaoruhigen.
3. Die angestrebte ungeset/liche Nebenaufsicht, die überdies als fine geheime ge-
dacht wird und daher den gröbsten Missbräuchen Thür und Thor ulincn müsste, wurde
das Ansdien der Lehrerschaft unter der Bevölkerung empfindUch schädigen, ihre Be-
mCifrettd%keit beeintiiditigen «ad eiae Quelle sahlreicher Uoferecbtigkelten, Verdriess«
lichkeiten und Zwistigkdten werden.
Daher legt der untcrzciLlinete Biindes.iussclnis'; den entschiedensten Protest da-
gcjjcn ein, ilass die im deutsch-ustt-m ichischcn Lehrcrbunde milvcrtrctene Lehrerschaft
Nieder-Öälerrciclis einer dem Gcbcuc zuwiderlaufenden geheimen Aufsicht verlalle und
*) Veranlassung zu dieser Kundgebung war ein in den Zeitungen veröffentlichtes
nnd Usher aidit in Abrede gestelltes Randsdirciben des Reichsraths- and Landtagsid»-
geordneten, zugleich Schulreferenten im nieder -österreichischen Landrs-Atisschusse,
Dr. Albert Gessmann, an die Geistlichkeit seines Reichsraths - Wahlbezirkes , in
wiflebem er flfr die Unterstttsang seiner Wslü' dankt, nnd worin Mgende Stelle vor-
kommt: „Um über die Schulverhältnissc möglichst genau unterrichtet zu sein, bitte ich
Euer Hochwürden, mir alle darauf bezuglii.ht.n wesentlichen Vorkommnisse zur Kenntnis
zu bringen, da ich nur nach ginaucr Einsicht der bezüglichen Verhältnisse mir ein be«
rechtigtes ürtfaeil zu bilden in der 1-age bin. In-^h'->nn.lL-ie Unke ich die Anfmerkiam-
kcit Euer Hochwürden auf die im heurigen Jahre vor/uneiiraenden Wahlen für den Be*
zirksschulrath, deren Bedeutung bisher leider vielfach verkannt wurde. Ich ersuche Sie,
mich über alle darauf I ( zui^üchen X'ork'unmnisse rechtzeitig zu verständigen, da ich gern
bereit bin, bei der Durciifubrung dieser Angelegenheit den verehrten Herren in den vcr-
ichiortiiDiin Beiiifcea meine ganse Kraft sur Verflignag sn eteUen.**
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170
dabei zugleich einem Stande unterstellt werde, dessen Herrschaft über die Schale flir
immer vorbei sein mnss.
(ErkUnmg dei Ansschaues des deutsch • österretdibelieit Le hr c rb oadei; Wtot,
37. April 1897.)
6. Gegen den Sohulantrag Ebeniioch.
1. Dr. Ebenhoch und Genossen benützen die jetzt besonders stark hervortretenden
autonomischen Bestrebungen der ver.schieilenen politischen Parteien dazu, um die \'(>lks-
schule auf dem Wege der Verläodenmg unter den massgebenden Eintluss der kalhu-
lischen Geistlichkeit n bringen, und tun oluw Conoordat phnmitlg die Coaoord«tHckde
in öftemich wieder einzufahren;
2. im Falle der Kbcnhoch*8die Schalantrag Getetseskraft orkialte. wäre die Auf-
hebung der fachmännischen Schulaufsicht in der Volksschule nur mehr eine Fngje der
Zeit, und der Ersatz derselben lurch die geistliche Aufsicht würde zuverlässig in louicr
Zeit durch eine neuerliche Schuhio\ lIIc angestrebt und auch erreicht werden;
3. der Kbenhoch'sche Schulaulrag hebt den £intiui>s des Staates auf die Schule
fast ganz auf, indem er die Featfetraog der Onmdbc iÜflmiu ngen iber die VoDemcUW
weiett in die Landtege and Lendeeetwdwwe vedegt md die BiieiiiuieB£>iu ober den
jeweiligen Grad der Volksbildong in den eineeinen KronllndKn in letiter Linie der
Intholischen Geistlichkeit überantwortet;
4. die Behauptung der Gegner des Reichsvolksschulgcsctzes , das Volk werde
durch dieses Gesetz entkirchlicht, entsittlicht und durch die Halbbildung in das Lager
der Socialdemokraten getrieben, sind dordi die theNechlidien Yerhiltnisse vollkommen
widerlegt;
5. cwelfollos wird die Geblir der der Gesellschaft drohenden socjaldemokratitdien
Bestrebungen durch eine ci r.fi:— ioncllc, das Volk einseitig bildende tmd in geistiger
Beschränktheit erhaltende VoIk^schule nicht nur nicht vermindert, sondern im GcL'tn-
theile erst recht erhöht, weil die Unwissenheit den Kampf ums Dasein noch mehr
erschwert;
6. der Ebenhoch'sche Sehulentng ist nidite anderes als eine gesdiickt meekieffl»
Nenenllage der diemaligen Sclinlverftetuigt wdche die Sdude haqrtdeUidi in den
Dienet der kathoHtcben Kixdte ttellte und weldM einer allgemeinen, bis in die untenten
Sdlidlten reichenden zeitgemä-sscn Volksbildung geradezu feindlich gegenübersteht;
7. da der Ebenhoch'sche Schulantrai; eine strenge Scheidung der Kinder nach
Konfessionen be/.weckt, so dass sie nach denibclben nicht zu Staatsbürgern, sondern zv
Katholiken, Protestanten oder Juden erzogen werden üoUen; da die katholische Geist-
lichkeit anf dem Uww^ iiwr die LendeMMUiddbee dort« wo et ianner anr aS^icli
ist, maaegebenden Binflota anf alle VerUhnieBe der Sdude nad auf die St^tnag der
r^ehrer zu erreichen hofft; da eine vollige Ungleichheit der Bildung in den VCrecUedeDett
Kronländcrn bezweckt wird; da der österreichische Unterrichtsminister, so weit es sich
um die Volksschule handelt, fast jeden Einfluss auf die Gestaltung derselben verliert;
da die Lehrer und Lehierbildirngsanstalten sowohl in Bezug auf den Umfang ali» den
Inhalt dea Lehi&tuiles von den Kircheubehorden abhängig gemacht werden sollen; da
bei einer techqihrigen Sdml^ifliclit die Herabeetsang der Pribenrdiemtwif von drei «ni
zwei Jahre vSlUg eM gee ehl oee en iat: so mos« dieser Ebenhodi'idie Sdndaalng ein ein
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volksfeindlicher, die nationalen, confcssionelkn und socialen Gegensätze furchtbar Ter«
schärfender, als staatsgefährlich von jeik-m vatcrlaiulslit-ljemlen Bürger dieses Staates auf
das entschiedenste verurthcilt und mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln rücksichtslos
bekämpft werden. Kein österreichisches Parlament kann einen solchen Gesetzentwurf
wach mar in Beradsong stehen.
fPSimHiuiidg enfenomnen in dcf VI. ttMiptferwuiuHlwiiK do D<wt>cii'8>teif elchiidien
LdueÄmuIes in Wiener^Nentladt am so. JuH 1 897. Referat Director HolccabedcWien.)
7. Welohe Aatgütmt fUlsn der Ii«hroraohaft lii^rfoHfen^K der onlta-
retlen Xntwioklang des tMhofthtoehen Volkes maf
Die tschecho-slavische Lehienchaft betrachtet als Hauptziel ihres Wirkens die all-
seitige Bfldvng iler Jugend und des Volkes und erfüllt endi mm possten Theile diese
ihre Sendung. Von der Überxengung dvdidmngen, dass des AnfUnbcn des Vaterlandes
auf der allseitigen Bildung des Volkes beruht, strebt die Lehiersdiaft diesem Ziele zu:
I. durch, die Sdiole, II. darch die Literatur, III. durch ihr Wirken ausserhalb der Schule.
1. I. Die Schale stiebt nach Kräften die Religioaitit nnd SittUdUkeit des yolk-
liehen Nachwuchses an.
2. Die Schule erweckt das Nationalbewui>:>ueia detmassen» dsb» es bis ins Blut des
Volkes gedrungen ist.
3. Ak ErgcbuisM des Wirkens der Sehnle d&d «ifoibar: die Vennehrung des
positiven Wissens, Verstandeaschärfhng, WtUcndaSftignng, firuchtbere Arbeit.
4. Die Nenschnle besaitet oder gleicht durch ihr Wesen und Wirken die gesdl-
scbaitlichen Unterschiede ans, pflegt die VertrigUdikeit nnd Liebe cum NScbsten nnd
beseitigt den Egoismus.
II. X, Die tschechische SchuUiteratur ist mächtig vorgeschritten.
2. Die tschecho-filavische Lehrerschaft tragt wesentlich zur Vermehrung der Lite-
ratur überhaupt bei.
3. Die Lehrerschaft besorgt bie Verbreitnng der bdehrenden und nationalen
Utcntnr«
4. Die Ldmiechaft strebt ndt allen Krallen eine höhere und vollkonuneiNse
cifene Bildung an.
III. Die Thätigkeit der Lehrerschaft in dsr Schule wird durch das Wirken ausser-
halb derselben ergänzt:
I. durch landwirtschaftliche und gewerbliche Fortbildungsschulen.
3, Durch volksthümliche Vortrüge pädagogischen, patriotischetf und allgemein bil-
denden T'»**^»— .
5. Unbestreitbare Verdienste erwarb sich die LehrcTsdiaft tun das Aufblühen des
VeninswesenSt aitionaler und humanitilnr Unternehmungen und besonders durch die in
feidwm Masse ^'espcndoten Beiträge zu verschiedenen "♦hnographischen Qltsanastellungsn
und Sur grossen ethno^jraphischen Ausstellung in Pnu'.
Damit die Lehrer«chal't ihre culturelle Sendung m noch ausgiebigerem Masse er-
SSUm kSnnli^ ist Folgsndea notlnrandig:
I. Bestrich der Jugend:
i
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I. Der Schulbesuch ist 2U bebeo, und die Erleicbteruafen im Schulbesuch sind
SU beschränken.
a. Der VebakoS, die Lwabicttr nad die SdiütriilUkiMm tiad nk RicWdkt
•of die oaltiirallcB BertrebongMi des VoUdm oad das fwlrtitcfci» LAea iimirfedw «nd
neu sn bearbeiten, tmd der Sinn für die %}rachc und die nationale Literatur iit baMMk«
ders zu pfle^^cn. Die erste Stelle unter allen Bodiem gebürt dem G eechklltlb MA r,
welches jedem Kinde in die Ilan»! ?.n gehen i<-t.
3. Einem jeden ist die Au«l>il hin^ koätenlo^ zu ertheilen und der Besuch der
Scholen aach den Annaten an emiugliclien.
4a Mcht rar Volks- und Dfiig^ndnilcni luiMlen andi F<ifttilduigt" vsd Tfodi *
sdinlen aind maA Bedarf an enidrttft und m a iwnUain .
5. Kinderheime und Kindergärten i^ind in greiaawr AnssU an gributan,
6. Der Unterritht \<t in de; Muttcr-piache su ertheilen.
7. Die ganze Lr/uliuii|^ dct Jugend »ei von sittlich«religioaam, nadoiiakm und
demokratischem Geiste durchdrungen.
8. Mit den Eltern ist in eniallUcber Hniiidit ete nferVcdwhr eifrig n pflugiw,
und die Etdehangdehre ist üelaaig an {tOfNilariaieren.
. n. BecfigU^ des Volkea:
1. Gute Bücher sind flcissig zu verbreiten und Volksbibliotheken uberall zu tf-
richten. Die Lehrerschaft aoU sich thitig an allen culturellen Untemelunttngen in ihrer
Gegend l>ctheiligen.
2. Vorträge auh allen Wiasenbfächem sind beständig für das Volk zu veran^talien
und abzuhalten.
3. Ea alad Schritte einsnleiten, mn behnfii wiaaenadiaftliclier Bfldnng dea Votkea
öfter Ldircune Ton erprobten Faclwninnem veranstalten zu können.
4. Die Lehrerschaft unterstutze alle culturellen nationalen Unternehmungen od
veranlasse, unterstütze und veranstalte auch bereitwilligst veredelnde Yl>llfWntfrhaltnnp»^
als Gesang, Musik, Theater, g)-mnastische Übungen etc.
m. Um diese Autgaben voll erfüllen zu können, verlangt die versammelte Lehrer»
Schaft fenrars
1. FSr die tiefere and erweiterte Bildung der Lehrer ist an sorgen , beaomiera
a) dnrch dne tüchtige VoiUldiing, bczw. durch die Erweiterung dar Ldner-Büdomi-
anstaltcn um einen Jahrgang, h] durch eine bp«>sere und vollkonnrieTiere Fachliteratur,
c' durch I- i.rtbilciunj^'scurse nicht nur für einzelne Fächer, sondern :iu(.h für allgemeine
und w i~--Lnschaftiiche Bildung, sowie durch Urlaubhertheilung und materielle Unter-
stützungen zum Besuche solcher Curse, d) dnrch freien Zatrittu den Hocliachulen, e) durch
die Hstamg ml aallganrihaB RaAnn dar LahiaavaniBay Q dwch aiM gafcSKfgs Etnricb»
tnng nad Veixnelimng der Orta- und B a al i hi l ehw fbihlioth el c an > g) dnidi FUhtprais-
cmdna^Dagcn anf den Eisenbahnen auch für die LAnr.
2. Dem Lehrer ist volle L'nabhiin^i^kcit >u gewähren, und die ihm durch das
Gesetz verhiirj^ten inirpeTÜchcn Reclite sind ihm nicht zu verkur/en; das Wirken des
Lehrers ausserhalb der bchulc unterliege nur den bürgerlichen Gesetzen.
3. Die anfiopfemda Arbeit dar Lehrersdiaft iat von der Fresse, der Offimtlichkeit
nnd von allen MenscliaB, die daea gattn WiSma sind, m wtaniBlnB md an flMbnu
4. Die gesellachaftlicheo md nateridleB VeihBtaisw dar LalMr aoUan ihicr
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Arbeit und Beileutun^ entsprechen, und den Lehrern sollen Vertreter in den getetz-
{gebenden Körperschatten gewahrt werden.
$• Ist Ai ii b mn ihrer fafiigerUdwB Rjecfcte wlmMRm ^ft tjAonnAA mir jene
Pvtne& fan VctkCi 4te der Schute und dcB I^dkrem AvuikDidi gntant dud» viid dte
Ar den Fortschritt des Volkes j e d ere d t einstehen.
(Resolutionen, anfsnonaiwii vom tichecho-cfanritdien Ldanrtace Bribm, lo. «ad
II. Angut 1896.)
a, Bur MttMcWWung.
I. Die dennalige iliwifciflMiinHBlis VoiWMM« der 5etenifcMechs» Vdkeadnt
l e lig e i iel Ar dto BtdMWns der Qtgenmt wmmkhmä,
II. Soll die Li luiMA s ft dir «DgMMinen Volks- und BfirgerecMen ihre wichtige
culturelle Aufgabe erfüllen, so muss ihr ausnahmslos jene gediegene und einheitliche
VorbilHung /ntheü Verden, wekh« anderen gebildeten Ständen »choB seit jeher wp»
geschrieben ist.
III. Als vollkommen ausreichend für jeden Lehrer kann nur jene Vorbildung
anerkennt werden, welche durch Abeolviervng einer volletiadigen Steate» oder Lindes-
nuttdsdnle mid eines de r wif folgenden pidsgogiidKpliiloeoph iicl i H i Hodudnilcimes
n erlangen ist.
IV. Mit Rücklicht auf die Möglichkeit des derzeit £rreiGfaberea mues fefordert
M'crdcn:
a) Erfolgreicher Besuch der ersten vier Classen einer Mittelschule oder einer auf vier
neaefn e r we it erten Bfligendiele, der Nachweis kSrpeifidier, geistiger ond omw»*
llicher jOgneng zun weiteten Stodtann als Vorbcdlngongen IBr den Qntritt in
eine Bildangeanatalt I8r Lehreri besw. Lefarainnen*
b) Umgestaltung der bestehenden Bildungsanatalten nach folgenden Geiiditspunkten:
1. Jede solche Anstalt ist auf fonf Jahi]^bige so e i we item and in swei Abthei*
liingen zu ^ilieilern.
2. Die erste Abtheilunj^, die Träpanindie, umtasst drei Classen; sie arbeitet quali-
tativ paraUe! mit der 5., 6. und 7. Cfanee der SBttelsdinle, ausgenommen iraade
Sprachen. An Stelle der letzteren sind an lehren: die Grandslve der Fida-
gogik und ihrer HUftw fcwenwhaft en» Gesang und '^noUne; unobllgat Steno>
graphie.
3. Den Al)schlu5s der dritten Classe blildet die MnturitHtsprüfung.
4. Die zweite Abtheilung, das Pädagogium, bildet die eigentliche Fachschule und
hat zwei Jahrgänge. Streng wissenschaftliche Behandlung der ]>adagogischen
INscipUnen, Terbraden mit der Vennittdn^ einer grfindKchen und vMseitigen
Schulpraxis.
5. Rationeller Turnbetrieb für den Rahmen der Volks- und Buigersehule; unobllgat
Volkswirtschaftslehre, Obst- und Gartenbau.
6. Den Abschluss bildet eine rein sachliche Hauptpriifung.
V. Studierenden, welche bereits in den Präparandieclassen dauernden Unfleiss an
den Tag legen, ist die Möglichkeit zum Eintritte ins Pädagogium abzuschndden.
VI. SSnuntHche PtrOfln^en für Studierend« und Lehrer sind rigoros, des Yör*
stodtems wfirdigf vortnndunen. Dii^pensen JegUdwr Art sind msnlisrig.
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Vn. Um die f iTBiwIliliiiiiiiliit n tSdttigeii Charakteio m mSAm, tt-
acheint amser der «el Lrtv e m MndlidiMi F otJeiam, dw» iIi— llirhii Ldperbildner in dgcoer
Penon gediegdiie Charaktere sein müssen, Folgendes notbig:
I, Der Eintritt der Studierenden des Pädagogiums in ilit- Ge'-elKcbnft ist Feite» der
Anstalt>loitun<^ und des Lehrkörpers auf zweckdienliclic Wci>.e zu föidein.
a. Der Austaltslcitung obliegt es, dafür zu sorgen, dass sämmtliche Studierende nur
bei vollkommen vertrauenswürdigen Familien wohnen.
Vlil. indem das gesammte Wirken der LehrerachAft von einachneidendster Be>
. deotnng (nr Volk und Staat ist, und indem dieses Wirken durch den G«ist, dar in den
BUdnncwaattlten für Lehrer und Lehrerinnen herrscht , gans wesentlidi bedingt wird,
so mnss die Fotdenmg nach einem in wisimachaftlicber and praktischer Hiflddit ans»
arleaenen Lehrerpcrsonal an den in Rede stehcn<Ien An<;talten erhoben werden.
IX. Als Lehrer und Lehrerinnen an ötlcntlii In n Volks- un<I Bür;:erschulen dürfen
nur diejenigen anj^estellt werden, welche niis einer au« Staats- oder Landesmttteln er-
haltenen Bildungsanstalt hervorgegangen sind.
I Angenommen im Bezirks-I.«hrer- Verein Jüigemdorf am 13. Mai 1897. Referent
Josef Könne.)
9. Box Befbnn dar Lrtmrtiildung.
1. Die Zmahme imd Enreitenmg der Wiaaeasgebiet^ die eili5bten Anbidannfen
des Lebens an die Schale and die reactioidhen Neigvngen der benschenden Stande
machen eine Refimn der LducrUldnng nothwendig.
2. Der Bildungsgang des Lehrers soll umfassen: a) die Volksschnle» b) din PBign
schule, c) eine uif 6 J.ihrgänge erweiterte Lehrerbildungsanstalt.
Die Bürgerschule ist die beste Vorschule für die Lehrerbildungsanstalt, denn sie
ist a) den Kindern des Volkes am leichie&teo erreichbar (mehr Bürgcrscbolen als Iküttel-
achnlen, Unterridit billiger), b) sie hat eine besacie Methode, c) aie bietet ein afage-
schlossenes Wissen, d) die vieliachen BexiehnDgen der Lehrerbildnngasnitslten snr
BSi^crschule setzen beim Zöglinge die Bekanntschaft die>>er Anstalt geradezu voraos.
Eine Durchführung des Beschlusses der letzten Landes-Lehrerconferenz , die st.oat-
lich anerkannte vollständig,^- Mittelschule zur Grundlage der Lehretbildung zu machen,
wäre ächädlich a) in Rücksicht auf den Zögling und seine Ausbildung ^siehe oben!)
b) in Rücksicht auf die Bürgerschule, der eine grosse Zahl intelligenter SchiUer and die
Ehre entsogwn würde, Voradiule dar Ldbrerbildmigsanataltaii m adn, c) in Rfidcaiclit
anf den Lehxataad, der Sut alten Eaninas anf die Ldoaririldnqg Tari&e, wihfead ea
doch als eine der vornehmsten Aufgaben unseres Standes ancesehen werden mma, die
Lehrerbildung' vollständig;; in die Hände zu bekommen.
3. Die Rdorni der 1 .chrerbildungsan.stalten soll bestehen aj in der Wiederher-
stellung deb Orgauisations - Statutes für Lehrerbildungsanstalten vom 26. Mai 1874,
b) in der AnsarhaMnng einiger Gegenatibda nos dem Lduplaae dieses Statelea und
Aninafame neuer Gegenstiade in dasaelhe, c) in der Erweilerang nad VertleAmf der
Ansbildvng, vn den selbstindjgen Betrieb wissenschaftlicher Stadien «nd die Fortaal8«BK
derselben an den Hochschulen zu aichem, <l} in der Aufhebung aller schädUdwn Ab>
hingigkeit des Unterrichtes, der onr im Dienste der Wahrheit stellen soll.
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Danas m^fiü tUk i> iL mlbtftz 1km die Pidagogik Ihi« «müu upologiache Gnmd-
hgfi füllte vd aadk mtarwineiiscliafUidier llediode sddixt wwde, dm die Natar^
viMMduft den Ziimninenliang aller Erscheinungen und die Getdiickte dM VcrMIlius
zwischen okonomi<;cher und cultureller Entwicklung mehr zu betonen habe u. a. Im
Zeichnen mö^e endlich mit dem tudten Formenkrame aufgeriumt oad die Nator SOn
Gegenstände der Betrachtung und Nachahmung (gemacht werden.
Aoszoscheiden sind a) Landwirtschaftslebre, welche im naturwissenschaftlichen
Uataniclite aafiacdMD liat, b) das OrgckpieU das uiobligater Gegenstand «rcidai möge.
AafimndinMn sind a) FfansfisiscK md I«lein in VerMndnng md nadk modamer
Methode, b) Volksviitschaftslelirab c) Stcnosiaphie.
4. Der Eintritt in die Lehrerbildungsanstalten «ifti^ nach Tol k ad ste m 14. Lebens-
jahn^ der 1, ehrplan schlicsst an den der Bürgerschule an.
Das Rcifezfugnis der Lchrerbildung>^anstalten bcrechtipt a) zur Führung des Lehr-
amtes unter Anleitung und Verantwortung eines Oberlehrers, b) zum Übertritte an die
HwifcschnlaBL
Nach ciaer Frobesett von i bis 2 Jahren hat sich der Lduamlacadidat der Lehr-
amtaprSfimg an imtersiehen, die aar selbständigen Ffihnmf des Lehramtes berechtigt.
Bei der Lehramtsprüfung ist nicht abemals die wissensrhaflMdbe, sondern die
ptsktisclie Ausbildung nachzuweisen.
5. F.in hochfjebildctcr T.chrstand ist eine Stül/.c fiir das aufstrebende Volk »ind
ein IXimm gegen die Reaction. Unsere Forderungen ciml nur mit Hilfe des aufstre-
benden VoUces durchzusetzen, daher mu&s unsere I'arole auch in dieser Frage lauten:
IfU dem Volke für das Volk!
(An%estdlt im MPteien Lehrerrerein (ur den politischen Bexirfc Tetschen" von
Fr. Rotsdi-TelBdMn.)
10. Bor MnvrtilldiiBgifrig«.
1. Die hent^ Lelucriiildnnc genligt nieht, wir nrassen efaie ErhSbans deradben
f tj„i-
2. Die Lehrerbildung hat in zwei Theile /ii ,'erfallcn: .\\ in eine vorausgehende
wissenschaftliche mul b) in eine nachfolgende praktische Ausliildimti.
3. Als Minimum der wissenschaftlichen Ausbildung ist zu iurdcm cntweiler volle
Mittelschule oder eine Erweiterung des Lelirplanes der vier wiasenaehaftlidien Jahrgänge
der LehrerfaildungwastaUen, dass derselbe mindertens dem Ldgplane derObertealschnle
entspricht. Also erhöhte m atha in aH scb« «atar w i si a nsc h sft liche Bildung and Einführung
SMderaer Sprachen.
4. Als Vorbildung zum F.intritte werden die y\Pi unteren Cla««ien einer Mittel-
schule oder die volle Bürf^er-^cliuk lV>rdert. Hat er diese Vorbildung nicht, so miiss
er bei der Autiiahmsprulung die ik-lierrsciiuug des Lehrstoifcs der Bürgerschule nach*
5. Der Absolvent der wissenschaftlichen Abtbeiinng der Ldueibildmigsanstaltett
habe dicsdben Rechte wie anders alMolvierte Mittelschüler. Fühlt er fürs Lehrfach
keinen Beruf mehr ia sich, so seien ihm dieselben Bernte sagjfaiglich« wie den absol-
viertea Mittelschülern.
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6. Die praktische Ausbildung sei em- oder sweijährig. Der Uoterricht sei obligat,
aber die Behandlung der Hörer «ei AeaeRi« tri« n dner HflcliwiWle, damit der an»
gdicnds I<dif0r tSA ftd bewegen kim^
7. Die «ogmuDUit» LdnbclildgiiBg^ «fo tie beute besteht, hat za eatlalfeii.
8. Zu ihrer Weiterbildung seien den Lehrern sämmtliche HodlSclinlen zugänglich
m(\ zwar als ordentliche Hörer; zum Bemche der Hochschule mass dem Lehrer ein
entsprechender l^rlaub gestattet werden.
9. Alle Früftingen tür höhere Schulen als allgemeine Volksschulen, also auch für
Bnrgenchnlenf nnd an die Bodiecinle sn iwd^gcn*
10. Za den PiSfingea nraes jeder wgdawcn werden, auch wenn er sein 'Wissen
aaf privaten Wege ridi erw oi be» haL
(Angenommen vom Vcrdn «BBigcndmle*. Referent B.-L. lArtericoflerw'Wiai.)
U. Intwuzf ebiM Btatutei für «iii dwi t iöh — Xiähzsnmnliiar Im VnSi
I. Das Prager Deutsche Lehrerseminar dient der pädagogischen und wissen&chaft»
liehen FecttdldoBg der dentacban Volks- nd BfagefsdraBdutr in B&bnea.
INe IfitgMeder desselben ndunen an den intemeDt d. i. elgtna IBr ile vcr*
anstalteten Voitrigen und Übungen thell und besuchen zugleich geeignelfe Todesongen
an der phOoaopIrisdMn Facaltat der k. k. dentiohen UnivenMIt ala iwsiiiunlunUhlai
Hotev«
3. An den Vorlesungen und Übvi^en ans der Pädagogik und deren Hilfswissen-
schaften nehmen alle Seminanuitglieder theil, in Rücksicht des fischwissenschaftlichen
Untenichtes besteht eine TpTiMAliich*hiff ^9 f and eina nadMBMtisclMiatHwiasansdiaiU
liehe Fachgmppe.
4. Der Director des Seminars und die LehrktiAe für den internen Seminarunler-
richt werden dem weiteren Lchrk5r]>er der phUoaophischea Facoltit (Professoren, Do-
centen uud Assistenten) entnommen.
5. Der Cursus des Seminars is>t einjährig und dauert von Antang October bb
Mitte Jnlt
6. Die Anfhahme in das Seminsr nachansnchen, ist berechtigt, wer die Ldn»
beflhigong Hr allgemeine Volks- mid Bargerschalen besitzt snd eine Bevrlanbnng seitens
des k. k. Landesschulrathes für die Dauer des Curses erlangt hat.
7. Die Zahl der ^^^tglie^icr soll in der Regel 30 nicht überschreiten.
8. Es ist nicht uis^esi hlif^st ti. (ia^> Mitglieder, welche einen Curs absolviert habeng
auch in einen zweiten aufgenommen werden.
9. Zur Theilnahme an den internen Vortxigen nnd Obangen sind die Mitglieder
des Seminars nach Amveisnng des Directors verpflichtet; derselbe be stin u nt ancii« wddie
Facultätsvorlesungen zu hören sind, mit Rucksicht auf die Wünsche der Einzelnoi. .
ro. Gegen Ende des Curses hält der Lehrkörper des Seminars mit den Scminar-
mitgliedern über die in allen Vorlesungen und Übungen behandelten Gegenstände
CoUoquien ab und stellt Zeugnisse darüber au&.
II. Als ausserordentliche Hörer der Universität unterstehen die Seminarmitgliedsr
den Disdplinaigesetsen dersdben, ubenües gdten fSr sie die besonderen Dtscqptiner*
Vorschriften des Seminars.
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12. Die Bewerber um die Aulnalime in das Seminar haben ihre entsprechend be-
legten Gesuche dem ihnen vorgesetzten k. k. Be2irk&6chulrathe zu übeneichen, welcher
StmSbtn näk tdaem GvlicftleB «k dn k. k. lumamclidnifli kitet, der uckAnUrang
dar Scniaardinetfam dtrSber entsckeidet
13. Das Seminar untersteht dem k. k. Landcaicknlndie.
14. Der Aufwand für das Seminar (die Remuneration des DirectofS und der in-
ternen Lehrkräfte, die Einschreibegebur an der Universität, die Collegicngelder für die
belegten Pacultätsvorlcsungen, die Auslagen für die Stellvertretung der SeminannitgUeder
«nd die Regie) wird fom Staate gedeckt.
(Angenonmoi ran der BSifmdkokSectioii des Deatschea L a ndw l f hrcfwd m in
Boknen» «ml nrar in dar Bhaptfemmmtang sa Budwcii am 5. Angoft 1897. Re«
finnl B.-D. M PoU-Srnftdiow.)
12. Zur Behebung des Mangels an Lehrern für dM Freihaadp
zeichnen an Mittelschulen.
1. Der VI. deut8ch>österreichische Mittelschultag spricht sich aus pädagogischen
Gründen dabin aus, datss es nothwendig ist, die Verordnung vom 7. Februar 1884 auf-
recht zu erhalten« nach welcher auch jeder Lehramtscaadidat für Freihandzeichnen gerade
10 ipi» dar Caadldat einet «aden» Fackee war dem Aoliitfte leiaer Fadutediea ridi
nnk dem Hf alm IlBlun aiimg» -^*"g»*— * einea Gjmmaiaau oder doer Realacknle aiia>
veiaan nuss.
2. Um diese für das Ansehen der Schule and des Lehrers gleich wichtige Ver-
ordnuiij^ aufrechthalten zu können, hält es die Realschul • Section des VI. deutsch-
österreichischen Mittelschultages zur Behebung des Lehrermangelt für wünschenswat,
die ausgesprodwA amn Zekhnen kmndgcnden Abiotveiite& der '^^•«■«««ii»"!— (i|wddl
anek des Gymnachims) auf das Koaststadhmi, reap. anf das Lehraaat des FMkand-
fk Fh *^ft t aa "yn^mrhnUm {n entsfmdMiider Veiae anfinakiam sb machen.
(Angmonmen von der Reahchul-Section des VI. deutsch-osterreichiscken Ifitldp
ichakages am 13. April 1897 in Wien. Referent FioL J. HeUer>Lins.)
13. Portachritt auf dem Gebiete der Volksschule.
Zur Durchführung einer socialpolitischtn Schulreform wird gefurdert:
I. Hebung der Charakterbildung a) durch intensiveren Betrieb der körperlichen
Erziehung, b) durch Schaffimg dnes rem nuMBÜsckenVcrhiltnisses swiachen pkrer nad
Schfikr. Gcgenwirtig ist dieaea Verkiltnis getrSbt durch den Bweankmtiamns.
a, Eiri^tnng von obllgitorisdben FartbOdaiigiMdNden bt jeder Gemeinde.
. 3. Vollständige Freiheit der Lehrerschaft in Bexog auf Mctkode und I,ehrpkn.
4. Vollständige Trennunj^ der Schule von der Kirche.
5. Einführung cint^s cinheitliclten NToralunterrichtes, dagegen Aoflassong des con-
fessioneU-dogmalischcn Keligionsuutc-rrichtes.
6. Hebung der Lckrerbüdung und nwif^^M* B e as e rs tdhmf des Lekmatandea.
7. SAaflteg eiaea Erstehnngsgosetses.
(An%eitallt wm „WakhaeMev" ki Nr. as der ,6eteneiflkiackea Sclml*Zeikaag« vom
a. Jma 1897.)
JateWch 4, WIm. pU. Oes. »Hh ^
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14b Über die AufiiahmsprüfUng in die I. Classe der Mittelschulen.
I. Es ist Thatsache, dass von den zum Etntriltp in eine Mittelschule sich melden-
den Aufnahmswerbern, und zwar besonders in Ländern mit gemischter Nationalität, auch
heule noch ein beträchtlicher Theil Unsicherheit im deutschen Dictandoschreiben» im
•pncUiicten Amdnicke oad im Analjriierai fdgt*
a. Zwiidmi dem denlsclieii Sptadibiiche der Volksicimle vaA der Gnmmarik der
Mittebdwile bestehen Unterschiede, welche schon bei dct Aufnahmsprüfung Verwirrong
hervorzurufen geeignet »ind und in den mitersU» Qamen der JditteUchnle ein tbeilweises
Umlernen nothwendig machen.
3. Es liegt sowohl im Interesse eines gedeihlichen Unterrichtes wie auch in dem
dei Staatee, einer ObcrfSUung der Bfittebdmlen vonnbeugcn önd mr viiUidi fihige
Schuler com Stadinm an denselben snsidaaien.
.4. Di« Miltelidinle kann auf das dordi den QrganiaationMntimf ihr eingeranmie
Recht nicht verzichten, sieb bei den Aufoahmswerbem über das wirkliche Vorhanden-
■ein der für die Mittelschule erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten sicheiziiateUea
md solche Schüler, riic niclu die nothige Vorbildung besitzen, zurückzuweisen.
5. Die Aufnahmsprüfung gewährt in ihrer jetzigen Form kein durchaus verläss-
liehes Uxdiaa flbar die KamlniHe uid FlUgkattn der Awftwh—irerlwr mki bedtof
einer HafiBm oder einer Gootroie durch cina andere »WB dLeuluMg c fc a ml a Ei mldil— g.
(All EicebniaBe der t ezügllch dleaer Ftage von den Mittelschulvereinen zu Wita,
Prag und Linz gestellten Anträge, zusammengestellt von Prof. Dr. PawUtacbek in aalaem
Vortrage vom 2. Mai 1896 im Vereine „Bukowiner Mittdscbak".)
15. VorbereitungBolassen für die MittelsoholexL
Überall, wo sich das BedSr&is herausstellt, sind über Antrag der Gymnasiallehr*
korper und nach Gutheissung seitens der betreffenden Landesschulbchördc Vorbcreitungs-
classen an den Gymnasien (Realschulen) zu schaffen, in weh hc alle Schüler, die die
Aufnahmsprüfung nicht mit sehr gutem Erfolge bestanden haben, aufgenommeu werden.
Fnfachiadffn unreife Elemente «erden nach «ie tot sofort bei der Au&abmipnfing
aur3ci[|ewiaeent dfe facileo Idn^^en fcflnnan flbar batottdetWL CoaBMlwiwMlieacUuaa tA
Erlamui^ der Vorbereitnngsclasse sofort in die ent» Clane angenommen wurdan.
Jiollte der hohen Untcrrichtsverwaltung die Einführung solcher Classen aus irgend
welchen Gründen unthunlich oder unzweckmässig erscheinen, ^.o soll unter Beibehaltung
der Aufnahmsprüfung die cndgiltige Entscheidung über Aufnahme oder Zurückweisung
derjeuigcn Schüler, welche nicht schon auf Grund der Aufiiahmsprüfung zurückgewiesea
irorden sind, erst dnrdi die sogenannte Stundungaoomfocm im October erfolgen.
(Vofaebliga, craiallet von Prof. Dr. FkwIitadielE am a. Mai 1896 las Vanini
„BdMwiaar Ifitteladiule''.)
UL Übiir politliohe und wirtsohAftlioh« "»Miiiiii^ dnMh die
I. Die Verhältnisse des Staates und der Geselladiaft ÜBldcni «udi wn dir Mkid-
•dude die Vermittlung poUtiadier und wiitschaf^kbcr BOdni^
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2. Unlicschadei ihrer sonstigen Aufgaben betrachtet die Mittelschule in Erfüllung
«Ueier Forderung als Zielt '*
* 4) Mf Ann CWMtta dnr Siimniiidit ICwBBtBb dflr iricfati^rten FioinBU 4it tlwlUdmi
vaA fodilai Ld>cat «ad te Bedincfliva flim Eatsleitt (Benwnte der VSblkt-
triitfldiaftslelire):
• b) auf dem Gebiete der Enrnhuog die Forderung des Staatsbewusstseins und social-
ethischer 'rpsinnunp. ohne dass jedoch auf die Bekämpfnng bestimmter Partei-
richtungen oder auch nur auf die Erzielnng bestimmter Fartciüberzeuguagen hin-
gearbeitet werden dürfte.
3. DSew 2Me «dfacdam nicht dfe "BtaKSbnag eines neaen Lefargegentttndet
^Düijpihjutde v> ^^)» w w riteni ' Imnh rfcb loncriislb dei Rshment dcsr geipsiiAillgwi
Unlnrichtsverfassung erreichen.
4. Den hauptsächlichsten Thcil dieser Aufgabe hat der geschichtliche und der
geographische Unterricht zti erfüllen, dessen Krgebnissc auf beiden Stufen des Unter-
richtes in der Vaterlandskunde zusammeogefasst, erweitert und vertieft werden. Kr wird
Mebei doveh den deotschen, den ■Hel«wfawhen and an den Realschulen dnrch den md-
<l>BBc1iHcliwi Ibtenic&t VBtentStxt,
5. Die Melliod« bleibt die hhtariiclK, di« Gesdiiehtsbehmdliinc die polWidie>
'Wobei die gesicherten Ergebnisse irirtschaftsgeschichtlicher Forschung nur dort zu be-
nützen sind, wo ihr Zusammenhang mit den Erscheinunj^cn des staatlichen Lebens klar
tirul deutlich hervortritt, oder wo sie im Rahmen der Coltuxgeschichte das Verständnis
der Lebensformen der Gegenwart wesentlich fördern.
6. Die Wlederholnng der Geographie anf der Obentafe soU anf das wirtschaft»-
. ■y ouKpiwecbe ICoraent beeoodene Gewidit l^en» Et ist so erwicenj ob nnd Inwieweit
«deür b ea on d er i Ranm zu schaffen ist.
7. Der Unterricht soll dem Schüler derart geboten werden, dass er in ihm das
Interesse erregt, welches ihn auch nach der Beendigung seines Mittelschulunterriclltea
einen Theil seiner Zeit ernsthaftem Studium dieser Fragen zu widmen drangt.
8. Als wünschenswert erscheint die Einstellung guter bürgerkundlicher Schriften
4o die SchnkrbiUiotbeken and die Anr^^img der SchOer aar Leetüie dcndbea.
(A w ^ wil e llf ^mlfnL Dr. L, S l n t w^ ft ig ia dg hiil < ifiwh i « Sedfcm deaVI. deoticfc»
österreichischen Mittelschaltages, Waeo» 13. April 1897. — Die Versammlnig bcicMoea
4ie Zoweiaang der vorliegenden Frage an eine beaoodere Commission.)
.17* .BflAnrn du BtttoBs»^ und Hewningimiftillfin >
t. Die BesÜmmmigen des Rddu-VoIkiMiiidgeaetsei und det GeeeOei von S4. Ibl
«88$ bcd^^Udi der IMcbtimg von Anslalteii cor Eniehniig ritdidi verwakitoeler KindBr
haben in allen Sltarreichischen Kronländem unter entsprechender pecuniärer Beihilfe des
Staates ehestens zur thatkräftit^sten Durchfühninp zu t,'elan^en. Die im Gesetze vom
34. Mai 1885 enthaltenen }U n-, immun^en , betreticnd ilii I W^serr.n^sanstalten, sollen in-
•einem eigenen Gesetze zusanimcngciasst werden, da das Zusamnu nwerfen dör Bestim-
flraagett «bcr die ZwengfeibeitmtalteB und 9ber die BcHerungsanstahen an nnldaier
AoffiMannf fiHirt tmd die allgemeine Vonteünng ober den trzielilichen Charakter der
JtBdt^ßtBlOttftBtt ^IkittBtoKlftfltt UOJItflBt^^ bostoflllSSte
18*
180
a. Die Ergäiuung dieses Ge&etzcs soll durch die Aufnahme geeigneter Bestim-
«imf i ii erfolgen, mot Gmud denn aadi nothigeniälli die Abgabe eoldMc UMSgtüAlÜäA
temUMUttt U»»8Bd%eB, bei denaa dk ZvIteigPwU der AJbgßht in dne Btieanmi'
apitalt nicht schon im Strafortheile ef ipioclx n vnrde, ferner aber aach dm« «enn
die Abgabe einer sittlich verwahrlosten jugendlichen Person in eine Bessenuigsanstalt
■eitens einer öffentlichen Behörde — sohin auch der Schulbehörde -- angeregt und
pflegschaflsbehördlicb genehmigt wird, ohne Verzug veranlasst werde. Die Bestimmungen
über die Entladung der Angehaltenen werden dahin abgeändert, dass die Entlassung
«af die Daser der geeetdtchen Anlwltongsmöglichkeit in der Ktgü mar proviMcM
ffffA widmnf tstcHfit vnd iueiliilb des TimfiwwfiiiMi die ritwlicheu RMshte von den
betreffenden Anstalten in vollem Umfange geibt iraidai. Din Fkfara^Bessenmgsanstalten
(Rctttmgshäuscr) , deren Existenzberechtigung sowohl aus ihrem längeren Bestände als
aus ihrer Bestimmung für die den ötTentJichen Anstalten in der Regel nicht zugefiihne,
ainder verwahrloste Jugend hervorgeht, mögen seitens des Staates die nothwendige
iMlciidls vnd flnUnilRtive UiitwUHiwiin Mflibno* *
3. Bei der F— timg «faies aeMn Stn%eKtae« «erde damf Bednebt gmammm,
dau die Unmündigen weder einer «trafgerichtHchwi noch poliaeiati aü echtHchen Behend
Inngr sondern lediglich erziehlichen Massnahmen unterworfen, mithin selbst im Falle
strafbarer Handlungen ausschliesslich der Ahndung und Vorkehrung der nothwendigst zn
schaffenden Erziehungsbehörde überwiesen werden. Der Verwahrlosung der Jugend,
welche nach den übereinstimmenden Erfahrungen der sämmtlichen an-
wesenden Leiter nneb nicht im geringsten der Scbnle snr Lest gelegt
werden kenn* sondern nnsscbliesslicb nns den bestebenden soclnlen Übel*
ständen hervorgeht, soll durch die möglichst allgemeine Errichtung von Kr^>pen,
Bewahranstalten, Kindergärten, Beschäftigungsanstalten und KinderhortOi» SOWio dnrdl
die Verköstigung armer Kinder vorbeugend entgegengewirkt werden.
(Angenommen am 20. Juli 1897 in Wiener -Neustadt von der Conferenz der
Leiter der Sstenreichiacben Rettnngs- |und Bfiiiei iingHwstsltfm. Bjsfnent Director
Ksltencgger-Gtei.)
IB» Ww knii die Boihiito nur VeiliMilkimc guter liihilmiitiiii iumI-
altse in der Befdlksnmg Oumf
I. Die Schule kann zur Verbreitung guter Erziciiuogsgrundsätze nicht alles, aber
dodi vidcs tbnn.
a. Besondere HfatdenlsM IBr ein gedelbUdies Wiricen der Sdnde dnd:
a) das scUedtte Beiq;>iel eines Theiles der Gesellschaft,
b) die ungenügenden Mittel zur Durchführung einer strammen Jugenderziehung.
3. Lehrer und Lehrerinnen müssen selbst gute Grundsätze besitzen und bethätigee»
der Jugend in allem, M*as recht und gut ist, mit ihrem Beispiele voranleuchten..
4. Die Befäiiigung zur Heratellang einer guten Disciplin soll des Lehren Hsapt»
sorge sein, da ohne diese nnr geringe Enfolge erzielt werden.
5. Jeder geei^iete Anises isa Unterricbte soll snr Anhsbmmg gnier Erriehnng»'
ginndsätze benutzt werden.
6. Die Lehrenchaft aoU die Enichtong von Rettungnttstalten nnd Sduileriioites:
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aufs kräftigste fordern lielfiea und •trengert Diidplinannittd far die Behörden n'
reichen trachten.
7. Die Schiilerbibliothekea sind reichlich und mit den vorzüglichsten Bfidiettt SK
iWidbiBt vBd des I^eMii dendben lit mBglicbit sn fBvdenit ud dm B ittJ r iuipMt dnr
8. Die LehitndMft verwerte .mch ihren F.influss bei Errichtung von Volks»
bibliotheken soT V«rlMneitBB( gater Bächer» iubesondeie «nch von Werken enidilidien
Inhaltes.
9. Der Verkehr mit den Eltern ist im Interesse der Erziehung besonders aneoi»
fltrdMtt dorch EHenrrenanunlangen und durch geeigne le Sprechstunden an den SAden.
10. AbfdM pieiender Gedenkhütter oder GedenkbUchMn mit entiptechimdBi
Spvidhen^ beridnnpwciM L eb e na eg d », Radudilicen n. s. w. m e n etie te ad e SdbBv»
11. Anregung der Eltern und SdiSlcr durch perfodische Abhaltung von Schal-
festen, Grsanpeproductionen, patriotischen und anderen veredelnden Festlichkeiten. Mit
denselben sei stets eine pausende Ansprache an F.ltcm und Schüler zu verbinden.
12. Die Lehrerschuü lasse sich ganz besondeiä die Pflege edler deutscher Volks-
Ikder angelegen sein.
13. Hin Ldmrsdttft soign iBr periodische VaSflendidrangeB von Anftltiea er-
xieUichen Inhidtes in oSentUdies Blitlem nnd fSrdere fomer andi die Yerbffeitnng er»
sidblicher Bücher und Schriften.
14.. Die Schulbehorden mögen für eine passende, kur« gedrängte Flugschrift über
Erziehung und für ein nothwendiges Zusammenwirken zwischen Schule und Hau» sorgen.
15. Um einerseits des Interesse des Volkes für die Erziehung anzuregen, ander'
OBÜs die I^brascbill snr Beexbatuig von StncidrangyliegeB insieMfaBi» ist es vnnscfaens»
vrcit| deM SdlttlbcsbSfden nnd Slldle von Zeit sn Zeit enispvediiode EMlohuingen f8r
gnte echriftlichc Arbeiten erziehlichen Inhaltes iridroen.
16. Die SclialTung cinc^ Et/irh'inpjsfjesctzps ist antustreben.
17. Du- Beiionlen inöj^en Sr)r^L- tragen, dass die Überfüllun^j der Schulclassen
vermieden werde: i. aus Rücksicht für die (resundheit der Schüler, 2. damit eine bessere
eflieUlche Binwirirang dnich die Ldirer platzgreifen liSane.
18. Die Autbildong der Lehrer sei eher sn erhöhen als an vermindern.
19. Die SchidbdbSrden und die übrigen massgebenden KSipeischaften mögen
dafür sorgen, dass die Lehrerschaft materiell so gestellt werde, dsss sie sidi vollstiadig
dem Erziehungs- und Unterricht«i,'cschHfte widmen könne.
20. Die Lehrerschaft suche aucli selbst sich durch gewissenhafte Thätigkeit und
durch inniges Zusammenwirken von jung und alt Ansehen imd EinÜuss im Volke zu
(An^sldlt von Dfawdor Drcsdher-Gias in der Besirhs-Lehrevconlcsens des Stadls
Mikes Gm ms 9. JnU 1896.)
19. ToifeesgimgnBlttol swn dto ▼•mlnliMimg dir J^icend.
I. Verschärfung der Verantwortlichkeit der EUem und deren Stellvertreter für das
€M>sren der Jagend.
a. Vcnnehmng der WsisenUoser.
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18S
^ • 3. Erweitenmg der bcbuleu unter AbschafTunjir des HalbU^santernchtes.
4. VoHrtiBdige DnrchfShrung der achtjährigen Schulpflkfat vaA AimAaSmxg d«r
5. Orguiadwr Antbrn dct VoiknAvhraMU dmIi oben Iw.die Jifd «bar 4m
14. Lebensjahr hinaus.
6. Behandlung falscher R«clitiertigaieea der Sltmrn über ScbalvjBniwii^bM ab
IlTcführung der Behörde. >
7. Einfiihning eines Moralunterrichtes an Stelle des confessioneiien Religioost
, .S, VenneenMiaeciiqg der Kmdei^ntBB mad IQaderbeinInMtalln.
9. Gründung von «diischen Veniaea mdi 4«p> Mneter der ^Denterbra GeidU
eclMfli für ethische Cultur" in Berlin.
10. Wahrung und Festigung der Autorität der Schule und des ^r"H"*f"^f vor
def Bevölkerung in Sachen der Volksbildung und der Jugenderziehung.
(Zusammengestellt von Jol. Pleban-Jägemdorf im „bchlesischen Schalbetf, Nr. I2p
yam 20. Juni 1897.)
K>. Bar BeBsergestaltnng des ersten ITnterrichteB der Kleinen.
I. Es wird im alUTcincintn icr erste Unterricht noch immer unnatürlich licgoniicii.
a. Das Unnatürliche liegt un irühzeiiigcn Beginne nut dem Schrciblc^e unterrichte
3. Dw nichite für dae %ifedieii i4 das Leeeo, iddit aber dae Scbtcibaii, dMMM^
vnaa ^ fit ^h fe i Mfttn i lfi*f^ Leeacchfeiben flats suidMB«
4. DiM Sdireibes muss dem Leaen aacbfolgen und langsam auf ^ytbatiayb» Waf»
erlernt werden; das Schreibenleraeii mm Zuttcke daa T mmWnmu iat mwalfirilc^ aaaa»
demnach zurückgestellt werden.
5. Die Antiqua-Druckschrift muss im i. Schuljahre gelesen werden; die deutsche
Current-Drockscbfift muss aus den Fibeln entfernt werden.
6. Im AnaehloBse «a die AotiqDa bat die Latainecfarift die ernte Schrift de* KJobdas
an wmt die davtscbe CimcBtMfaiift wird von a. oder j, Sdtoiljabw ab gp l aeaat mA t»r
adriebeo.
7. Dir Fibeln müssen aufhören "NVÖrlerbücher su sein; dieselben haben nur die
Qtuadwörtcr mi i. Theil, im 2. i heile einlache Lesestoffe (Lesestücke etc.) zu enthalten.
8. Der Lescstotl ist dem Anschauung»- und Spxechstoffe der i. Clause zu ent-
■alymen imd «war mit Zocnmdlegung der beatbekamtaB Wldar lir diaaaa Ualerricbt
md .dar Ungebong dea Kiadea.
9. Die Ameihnag dieses Stoffes bat mit Rücksicht auf das phonetiache Pris«^
im Sprechen und dem orthoepischen und orthogn^ihischen Gange einerseits» andennella
mit Rücksicht auf den Lauf der Jahreszeiten imd dea aas deasetbca. aMtaMMMaan
Gruppenbildern und Einzelobjecten zu geschehen.
10. Statt der jetzt in den Fibeln enthaltenen 1200 — 1500 Wörter sollten deren
bScbalaiia 5oo— 800 fwkoaamep, ^ daaa bn enten Jahie genügend angeschart and
tbefhraiae i|neh Im SduifUrfldo gaaaerkt Verden kSontca,
II. Alle Lesestoffe mit bildlichea Aosdruckea babaa m den Fibeln keinen Flata
an finden; aar sachlich klare Gedanken and ErdQilaqgen etc. anp dem wiiklichen Leben
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4v Kindef hthn ab Lesestoff zu dienen. Die montlisdie Seite des UiqtciridAw iMt
der Amdmnmgi- und Sprechuntcrricbt direct durchs Ohr dem GoBUÜM m ■ • ■ ■»iiM*l«i»
die Druckerschwärze taugt hiezu bei den Kleinen nicht.
12. Die Bilder zur Unterstützung der Behandlung der Nunualwörter haben neben
dem Worte zu ent&Uea; dafür sind schöne Gruppenbilder und Einzelnobjecte aus dem
fipwc N tofe» nbtttmliMeo m dca Eniihlniigiwi, Fabdn ete. iat Aiiluf det t. Badi«
13. Im engen Anschlösse an die Normalwfiiltr iiad aar wenige Worter, nach der
Leseschwierigkeit geordnet, tut V"bnng im Lesen anzufiigen, dafür hat jtditt ÜJT
einen passenden Lesekablen. cvent. lür gute Lese-Wandtafeln zu sorgen.
14. Mit besonderer Rücksicht auf unsere zumeist nervösen Kinder haben die jetzt
in daa Sdudaa «a fltof e ad a a IdaaUdrhrplinc ia MjaiwITBlirpWBa angMaaMt su
wvdmi dfMe MjaiaiakUtoiiHae indca im Lebrteita fSr die Baad der SckÜBr areo
AaidvBck» w» peifea ioe L^cn Jls Kindes da aad Iwiaien das Beat der SAeie aaher.
(Aufgestellt vom Seminar-Obungsschnllchrer Joeef Czerny-WleaeikMcielHlt Jn d(V
DcnticbKietegTeichiechiaa Lehieraeitang Hx. 17, Jahigeag i996w)
SL Dto Psychologie im Disnst» der Qwnmattk und Interpretfttiom.
t. Bs ist -waasehenswert» dess alle jeae» die fidi sa Ldima der Spradwa (allea
und neuen) ausbilden wollen, sich wShrend ihrer Studienzeit mit Psychologie beschäftigen
und dash dieselben auch an der Universität Gelegenheit findea» sich in der peycho»
kligischen Analyse sprachlicher Erschein',inq;en zu üben.
2. Bei der Formulierung der syntaktischen Regeln in den Scfaulgrammatiken wäre
noch mebr, als dies bis jetj^i geM:heben ist, der psydiologische Gesichtsptuikt tn ber
rScfciidrtigeii.
3. Die Ldite von dea Ttopen «ad Flgovea ist aar aaf peychoioglseliw Onadtaf»
■a&abanfn.
4. Bei der Interpretation <ler Sclniftsteller ist die psychologische Analyse ein
wirksames Mittel /\ir Vertiefung dc> Verständnisses und zur Helebung des Interesses.
(Forderungen, auigestcllt von Prot. Dr. W. Jerusalon in einem im Verein ^Mittel-
sAnte** am 14. Deoember 1895 gebalteaea Vortrage.)
22. Der grammatischo Unterricht in der Volks- und Bürgerscliulo.
I. Der Unterricht in der Grammatik muss. in der Volks- und Bürgerschule vor-
wiegend praktisch und darf nur insoferne theoretisch sein, als er in dem Schüler ein
grammatifiches Bewu«&tseiu acbaffen, d. h, ihn zu einer klaren Auffassung vorhandener
Besldmagm vom graaimslitrihen Wissen com grammatischen Köanen verheUca soOL
t. X>aa releetienade Deaican aber die Spesche darf von den Kindern nidit su
früh verlangt werden ; demgemäss hat auf der Unteistofe die von allen Reflexionen ab^
sehende blosse Gi \vr>hnung der Schüler an das Sprachgeseliasisyge die •■f**'*'Vnslichr
Vertretung des grammatischen Unterrichtes zu bilden.
3. Aua dem Lehrstoffe des grammatischen Unterriclites ist alles zu entfernen, was
iSr das SpndMarstiadais aad für den ricbtigen Grebrsuck der Sprache belanglos, was
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■iitKMdto ttidi ht, oder daam RieMtheil Mt ■UgMBdo umODutot um, wm die
Kiadv mehr ¥ w w int als «nfklirt, wogegen die Kinder nicht ftbkn, und aar doB
System wdiebc getrieben wird. Definitionen sind möglichst zu vermeiden.
5. Dagegen soll die planmässigc Übung in grammatiscli richtigem (iebraucb der
Sprache in Wort und Schrift eine ausgiebige Pflege finden und dadurch das Sprachge-
fühl besser entwickelt weiden. Die praktisch verwertbaren Thflüe dw tkaonÜMlMn
Gnauaeük **>h«m« In Hom mandliehen ««^ ■i4«»4ftiir i|am übOBceB nck ttaIrffaUifik wtA
Anwendong det KjcmtOB und die Erprobung des Verständnisses werde fleissig an das
Lesebuch angeschlossen; auch der in der Schale stattfindende Anfbea des schriWkhen
Anfsatzes bietet Gelegenheit dazu.
5. Der für die £r8chUessung der Einsicht in da& Walten des gestaltenden Sprach-
•WotAUdnei'Lflftn soll in dar Bfiigewche le aMhr Anftiiwfkin dBeit mg t mm M M mi a u,
Der k. k. LeadeMcIndrath ist zn ersadieB, dns in Stone di ses r AusiPu—fso die
NormallehrpTnne für Schlesien einer Revision unterzogen werden und Verawlassnng ge-
tro£Sen werde, dass auch die Sprachbücher eine dem entsprechende Änderung erfahren.
(Angenonnnen in der V. schlesichen Landes-Lehrerconferenz za Troppau am
10. September 1896. Referent B.-D. Steucr-Troppau.)
39. Zur VerbesBertxng der deutaohen Wortsohre ibung.
I. Möglicli-t vollständige AupnuT^ung des stummen h, ob es Dehnungsbezeicbneng
oder organischer Laut ist; daher: Zal, Kamen, Faoe, faren (wie Sptn« malen, Gebennjb
anch Gemal, Stal, Are, Not, Mut, Tat, Tor etc.
a. Veningenn^ der Zalil jener WSTtsr» m^Am die Vocalverdoppelong aufweisen,
daher: A^ Bere, Mos ele. (wie Ware» sdial); il^tegeii Alke, Anaeeu
3. Besdüinkong der grossen AniHigs]nidietil>en anf .Satsaafiaig tosd "B^gaammoi;
•onadi aoch kleine AttfiuigslNMliataben am Beginne der Vtrszeile.
4. Die überfiüsstgc und sprachverdunkclnde Zusammenschreibung formelhafter An-
drücke, die in neueren Druckwerken zu ännstörender Übertreibttiig ansgeartet werde
auf das engste Bereich bcscbrankl.
5. Enelsmg des c dnrdi k» daher: Ksnsü« Klaase» Kardina]» Koks, Kokwne etc4;
Ersetsong des c dorch m, daher: Zentrom, Zediven« Zikade^ ^linder, ZjUn eta
6. Enttmag des ph dnrdi f , des darch t, daher: Tdegfff, OMqgrafie, Foto-
graf» Profet; Tron, Tese, Tema etc.
7. Ersetzung der Scbreibun«^ ,,ieren" durch das Schriftbild „iren".
8. Schreibung der Silben tion und tie wie zion und zie, daher: Mazion, Stasioo,
Akzie u. a.
9. Die Sdireilnag wwandtcrWSrter werdo in Tfaklawg gebradi^ daher: Kadett
Kadetten I Frsoss» IVaadeka, Fabrik, Fabrlkaskm ete.
10. Thunlichste Annäherung der FremdwortschreifaVBg aa die AnsqpndM» dshsrt
■Scharade, Karakter, Likör i'wie Broschüre, Militär).
II. Die Coisonivnlen pf, st und sp werden getrennt, dabcr rup-fen, itLas4ea» fiÜS<pe;
12. Das Regelwerk über die Zeichensetzung werde vereinfacht.
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13« orthographische Regelbuch enthalte eine kurz gefaMte Orthoepie (Lehre
dar flehtlgai Ausspracht das SdtMIdeHchMi).
14. LatediBchffift und AaliqMdniek nogen ab Wdtalpliahete gOmm BoAdnicii-
ttgOng in den Schulen finden.
(Aus Vorträgen, Referaten und amllicln n ("onforenren zu<;ammengestelU VOO itlckd*
iamer" in der Zeitschrift ,^ie Volksschule"« Nr. 16 v<»n i. Juni 1S97.)
S4. Über die ilalbewiiMle Weelmiig dM SpraohgefUhlM.
(Thesen siehe Seite 75.)
(An^pridlt von Tkau KoUactr Ja d«r FlMnr^ymiatadng d« Wiener
pidmoilMkcn GcteilielMft em $. Deoenber 1896.)
25. Beform des Bechentinterrichtes.
I. Bei einer erfolfjenden Änderung der Lehrpllinc sind mindcrwichtigc Stoffe auf
höhere, wichtigere, ira praktischen Leben oft vorkommende Rechnungsarten auf niedrigere
Stufen zu verlegen* damit auch solche Schüler, welche die Schule vor der achten Jahres«
stnft wImmh» Übnag in derartigen RecinmiifSB erlangen.
a. D» die e l1 i f i l i|e Zehkritehsndlimg in iciwrierit ist, MdieneciiderGinbei'ac^
M efli o de gearbeiteten L ekifatB fGr die Elementaidaese entsprechend absnandem.
3. Der Lehrer der Mittelstufe pflege das ZifTerrechnen zur Anbahnung derRedun-
fertigkeit und wähle einfache, im Leben wirklich vorhandene Übungsbeispiele.
4. Die Oberstufe vermeide solche Aufgaben, welche nur formell bildenden Wert
haben, und berücksichtige ebenfalls praktische Aufgaben.
5« Die T^ ekon l fare ne e n mögen iber eine «inhfitliffhe Fonn der Sanldlvic be-
fithen*
(Aufgestellt von B.-L. Benwrd lAiik^Wainidoif in der B*«irh»Ltfciwconfa»enn
Bjombuiig, I. Jnni 1897.)
26. Beiträge sur Methodik des Hechenunterriolites.
(Thesen siehe Seite 119.)
(Zur Kenntnis genommen in der Plenar- Versammlung der Wiener pidagugischen
fleedhcheft, 6. Ifin 1897. Reftmit B.-L. Frin. Marie Hebel.)
S7. Wert und Sweok der Beeilen in der ▼oUnndlnile.
I. Die RcaHcn IShran die Jofend «or liebe su Gott, Kaiser md Vatedand.
5. Sie gewibien ein Uares Verständnis für das Wesen und Walten der Natur.
3. Sie schaffen die Grundlage für eine den Zeitbedürfnissen entsprechende Weiter-
bildung der Jugend , bereiten dics^eDie für das Leben vor und verbürgen ein im Dienste
der Menschheit stcheniies Wirken der künftigen Gcncratione:i.
4. Sie verweisen das Kind auf die Nothwendigkeit eines geordneten Staatslebens
und leinen es Achtung vor dnn Geeetse vnd dessen nntein,
5* fte find das cifiBlgTriclisle Enriehnngs* nnd Büdnnginiittel.
(Aufgestdlt von L. RafiUt-Niedeiipnnd in der Beaiil»>Ldueroonfinrens Rnnbuf »
I. Jnai 1897.)
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_ mt» Mute dm
gMgngihiioliaa üMeralalitet.
1. Der hdnwtknndHche Pntenicht ist ihdh Selbstiwcck, flieik Mittel tum Zmek,
Er lofdttt dnrdi die Kennhiit der Heimet die Uebe zu- Heimit, vennittelt die Grand«"
b^rifib fir den geographischen Unterricht und fuhrt in das Verständnis der Karte ein»
2. Der hfimatkundlichc Unterricht schlicsst sich an den elementaren Anschauungs-
unterricht an, setzt ilenselbcn in geo^^raphiiLlier Hinsicht lort und tindet auf den späteren
Jahresstufen eine dem Fasäun^fsvermögen der Schüler entsprechende Erweiterung und
Bijjpuiiiing«
3. Zm Ge er limun g der geogrtphieelieB Giumlb e mM fe MnroU» wk^ cor Ei^
fuhnmg in die Vewtiwdmt der Karte ist die enButtelbere An e cheaiii ig der vStumn und
weiteren UmgriNing des Wolmortes unerlasslich. Sie wird bei Spaziergangen und
Schülerausflugcn gewonnen. Die politische Grenze des Heimatsortes (-Beürkcs) ^rtimnt
beim heimatkundlichen Unternclue nur in zweiter Linie in Betracht.
4. Von der Besprechung der weiteren Umgebung des Wohnortes schreitet der
geogr^hiidie Unterridit eor Betrachtung das lieimeileiidM. Den Übergang bildca
Reisen im Heinelleade. Die etnielnen laadtrtieftMdien Gebiete (Tbeüe de» HdnaeN
Ittdce) Verdes nut dfir ü i n g e b mn des Woknoitos d sych Ver|lcicbn|( in Beeiehiwg
gebracht.
(Aufgestellt von V.-L. Eaail Urban in der Wiener pidsfogiidKn Gesellschaft,
24. April 1897^
28. Die ginmlifihi» Dariiftlliing von
1. In Erwägung, den irir Ueher nodi Innner einer «nf der l^ie der Wissen-
schaft stehenden und in kfinstlerischer Hinsicht nanstergütigen Schahrandkarte von
OsteiTeich'*'ITugara» ancb aDer hn inalgcn ^itf* danit stehenden Ifebenkarltn
entbehren ;
2. in Erwägung, dass zur Einführung des Schülers in das Verständnis der Special-
karten die entsprechenden Raumgestaltcn , also speciell Reliefs unbedingt nothig sind,
wir jedoch keine geordnete Sammlong von loldien den Anforderungen der Jetstzeit
eot^nadienden SdwlrftHBfc bssttemi
Möge der Mittelsdiahag besddiessca, dncm draf^iedfigBa AniMhitee Dnch>
rührung dieser in den Tliesen erwähnten Arbeiten zu übertragen und behufs intensiver
Durchführung diesem Aus<;chusse den Auütiag SB ertheüen» innige Fühlnag mit den wsis»
gebenden Factoren zu nehmen.
(Angenommen von der historisch-geugraphii»chen Section de& VI. deatsch-öster-
reiehisdien Mittdadnitti^esp Wien, 13. April 1S97. Refaent PTofl Kbr-WcrNeostadL)
80. Der formale BUdnngswert des Zeiehenimtanridhtee.
1, Der Volksschnl-Untenticht hat anfölge seiner AlIgftaeinhMt aaf din fanafe
Bihfamg das Hauptgewicht zu legen.
2. Der rechte Zeichenunterricht besitzt eine grosse fonnal bildende Kraft , die
durch nichts anderes ersetxt werden kann; <ar hat jlaher eine grosse pädagogische Be-
deutung.
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3. Durch den rechten Zeichenunterricht wird der Schüler warn richtigen Sehen au-
gddtat und befähigt, das Bedeutsame eines G^enstandes gleidi xu erblicken und fest-
snbalten, Fonoen und GrowenrerhSltniwe riditig 40 erkennen, m eifasten und xo be-
QiAcilen*
4. Der rechte Zeidieonntcrricht weckt femer Sinn und Verständnis für correcte
und schöne Fc rnu n im Gebiete det Gewerbe», der Konst, der Natur» sowie Gsr daa
Schöne im allgemeinen.
5. Er bcfnichtet die Phantasie, erhöht da= Frfindun^svcnnögen , ^cwühnt den
SdiSer an genaues und scharfes Begrenzen der fieghüe im allgemeinen und lordert die
tedmiadke Gewaadäieit desselben^
6. Der rechte Zeichenunterricht erzieht den Schüler zu Reinlichkeit, Ordnung,
GeanrigW^ GedniU» A rbeihwiHkei t, ja WabrhcHiliebe vnd uBbefimgeoem Urtfaeikn.
7. Er {reift fordernd ein in den Bienit anderer Untenldita g eg e ua H ndc, als: NktUw
feidiAte» Geo^aphie^ deuuwlii^ weibUdie Ibndailwiten etCi
(Angenommen von der Besbks-Ldkrercottfecens COU, $. Angnst 1896. Referent
ObeilebNr Ifidnel Iglar^Lwik.)
1. Der gegenwärtige Betrieb des Zdchenonterricbte» an wnsmen Voftmdmiirn enlr
Spricht vidfach weder dem Grundsätze der Katuigemimheit, noch genSgt er den an ihn
gestellten Anfbrderangai des praktischen Lebens und ist nach beiden Richtongen hin
tbm dordipelfendeii Refoim bedSrftIg»
2. Der Zeichenunterricht muss, um naturgemäss zu sein, die Bahnen weiter ver|
folgen, welche durch die zeichnerischen Versuche des Kindes im vorschulpflichtipen
Alter angedeulut sind, d. h. er muss sich eng an die unigebende Sinnenwelt anschliessen.
Das Zeichneu von Xaturgegenstauden muss dem Omamentzeichncn vorausgci>chic^tf der
Zeichwmntenkht in nihere Bcsicbang nm praktiadtai Leben gebracht werden, .
3. Die «nkfinftige Ausgestaltnng des Zekhemmtenjditea an pnsecen Vtdksichulen
hängt in erster Linie von dem Betriebe desselben an unseren Lduetb ildnii gi mn a t al leM
ab, weakalb ihm hier jene Pflege nithcfl werden^moas, wddm ihai vermöge seiner Be-
dentmig als kn mtsinn weckeiidt Diadplin lokomaL
4. Im Interesse einer einheitlichen Ausgestaltung des Zeichenunterrichtes erscheint
es nothwcndig, den bezüglichen Lehrplan in Rücksicht anf Stoffsuawi^ und jSto&u;
mass näher zu präcisieren.
5. Das Zeichnen ist auf allen Unterriihfssti;ti.u Freihandzeichnen; der Gebrauch
der Stigmen bt für die Päegc den ZeichenuiUciTichtcü von zweifelhaftem Werte, wes-
halb die letzteren, wenn nicht g*ni au beseitigen, so doch mSj^ickst einsntdiribikMi sind.
6. Nennenswerte Erfolge kooaen im ZeidiettmUenid|te w enidt w«dai* wtnn:
a) die Stmdemmbl für diesen Gegenstand in anneicliender "^ciae vennehrt, b) das Att»>
m«a der f3r eine Qasse niasaigen Scbfilembl nm ein Bedentendea kcnbgeielat wird.
(Aafenonnea in dcf BeiiiksrLdiieraonfeireas ^otodimi an 14^ Jvli 1897. R a f f i etit
Radoir Chrirtianm^
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82. Zeiohenimterricht in Frankreich.
(Thesen siehe Seite 104.)
fAufiii^estcIlt in der Wiener pädagogUcheo Gesellsclutft am 2. Jänner 1897 voa
ÜbungSÄcbuUehrer Antoo Weiss.)
33. Die Förderung der körperlichen Ausbildung an den Mittel-
schiüon Österreichs.
I. Jede Lebrerbibliothck mnge wenigstens ein Werk über die gesammte körpcr-
licbe Eniehiii^, dann über allgemeine Hygiene und über SchuUiygiene im besonderen
j. Audi dm s ^Hn***^ tiiid dndi dl» ^?i^ iiHfrtiiMiotlniMii mmmdlm SdriAa Aar
Leibesübungen zuganglich zu machen.
3. An jeder Universität möge ein Seminar für Turnen foder für die körperliche
Ausbildung) errichtet werden, zu welchem alle LehramUcandidaten für MUtelBchulen an-
zulassen wären.
4. Der Tonmiitenkkt möge aUnihlid sn aUcn Sdndea obUfit and mit den
nodiweBdicsB K^dimiltdD tnipiitattct weiden, iHuiwtlirti ndt dncB fieicB l^npliCc
$. In Foittetsung dieeee Rmaae mSge ildi der 8|i ia lpl i ta eaetUieewn.
6. Die Jugendspiele mögen dort, wo der Turaonterridit bereiti obl^rt h/t, ab
facullativer Gegenstand, und wo die Verhältnisse besonders günstig liegen, mSfOl eie
obligatorisch mit einer Stunde wöchentlich lür jede C'lassc eingeführt werden.
7. In jeder Jahreszeit mögen Wanderungen unternommen werden, die sich zu
Weflmaditen, Osten nnd Pfingpten anch anf mehrere Tage erstrecken kSonen; sie afasd
in einer Tabelle, ähnlich der von der b. St K. in Rakonic «nsammenmetriTen, wmd die
•ie leitenden T.chrcr sind vom Staate entq>rechend n lionoricrai,
8. Über dn- Betheil
den verschiedenen Leibesübungen möge eine Tabelle
Auskunft geben, die auch das l umcn, eventuell die hieven dispensierten Schüler, dann
auch den Gesundheitssustand zu berücksichtigen hätte.
9. Messungen aber daa Wacbsthun nnd die korperlidien Leistungen der Schüler
sind wä emp fehleB ,
(Wiflidie, n^catdlt von k. k. Ttealdirer Ifaat Outüuaim-Wien im Yenwe
^llittdachnle* am la. Deocnber 1896.)
34. WM lit Mif dem Gtobiete der kAiperliohen AnibiWimg vaMNir
mtUtleohwUngeaid emtohbsrf
t. Jede Art körperlicher ÜboBgBn, wddie von der Ifchnaiil der Schüler be-
trieben werden kimnen, ist von der Schule je nach den speciellen Verhältnissen ctt
unterstützen unter Bevorzugung des Volksthümlichen und Natürlichen und Bekämpfung
sportlicher Ausartungen. Hicbei ist die Einführung dc> obligatorischen Turnens und
Schwimmens anzustreben und den Spaziergängen (Ausflügen, Fei ialreisen) ein besondere«
Ang^mieik an widmOif iHQiread die Spide mit mfigüdisler Vabnuf der Fkdhek der
SchSler anf daa ai«elegeBllicli8ie an fSrdem rind durch BesdhaAmg Ton SpMpBlaeB
nnd Spidgerithcn nnd dnrch Unterweisung in einer nicht alUtioeaan ZaU für den
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Spielplats richtig aasgewählter Spiele; Wettkanipfc sind aut dem Gebiete des voUu>
thfimKfl i eii Timais, indMtoiideie «b«r der Jugendäpiel« nr "P^i^Kf dw Hnt Mm
Wß befSffwotlMi.
2. Zur Erreichung dieses ZieÜM innss jede Anstalt einen eigenen» eiili|indiend
vorgebildeten Turnlehrer, welchem zunächst die Initiative auf dem Gesamm^ebiete der
körperlichen Übunj^cn obliegt, und eine eigene, geräumige Turnhalle besitzen. Von
diesem werden hier in einer dritten Wochenstunde theils die für den Spielplatz be*
iiHiiimlin Spiele erklSrt und vorgeubt, theils Kürtumübungcn geleitet.
3* Der Betrieb dar memiigfecJHti koiperiiclieii Ülmngen anler dem Sdurtee der
Sdnle ecfiMdert gebieleneefa dje Beetellitiig von ScbalSnIeii, denen dee Recbt» dieNofb-
veadi^keit der Dispensierung von einzelnen kfirpertichen Übungen auszusprechen, un-
geschmälert gewahrt bleiVien muss, die Aufsicht übt-r die häuslicheti hy^^icnischen Ver-
hältnisse der Schüler übertragen wird und die Pflicht oblicj^t, <i\v. Stliüler und deren
Eltern in Wort und Schrift über den Wert hygienischer Massnahmen aufzuklären.
(Aufgestellt ton I>ir.I)r.GnitHcmel*An«ig in der Sectian fSr RSiperpüegc und
ScbnOiygiene des VI. dentech-oeteiiricMichwi MittdedniltegeB n Wien em ta. April 1897^
■
SB. Die Vervendung der Tnnataadea M mnWmtlg» WUtenrns
und wihxend der nmlien TnTirnwtli an flchalen, die Itber keinen
(odMikleii Vimmim TenfB^en«
1. El ift ensnstraben, dais jedes Sdralhens einen fedediten Temraam erfülle.
Insbesondere sei auf Erfüllung dieser Forderung des 9* > 5 Gesetzes vom S8. Febmar
1870 bei Neu-, Zu- unri Umbauten von Schulhäuscrn imbctiingl zu dringen.
2. Es ist mit allem Nachdrucke darauf hinzuwirken, dass jede Schale einen ge-
eigneten Turnplatz besitze.
3. Der Avsfidl der Tomstimden bei Mangd eines gededrten TtanmuMi Im FeOe
nngiBitiger Wlttemng and irahiend der nahen Jahiesaeit ist snr dann snlissig, venn
eine xweckndönige Pflege des Tnmens aoch im Schulciminer enmSglich erscheint
4. Die durch Wegfall der Tumstanden gewonnene 2Seit ist nadi ThanHcihlieit f5r
einen anderen Unterrichtsgegenstand zu verwenden.
(Angenorntnen in der V. schles. Landes^Lehrerconferenz Troppau, lo. September
1896. Referent li.-L, Kobcr-Freudenthal.)
80. Über Bohülerexauralonen.
I. DieSdinleifflifrimHm, iJh, n nntwridirticlien ZmtAm nntsmonuncnen Spaner-
gjbge der Schfilcr einer Classe unter Leitong des Lehrers, sind als ein von der Päda-
gogik anerkanntes, praktisch bewährtes Forderungsmittel des Schulunterrichtes behnf?
Gewinnung lebendiger und richtiger Anschauung über Natur untl Leben zu pflegen ttud
nach Thunlichkeit an allen Volks- und Bürgerschulen vorzuDebmcn.
3. Die Schulexcursionen haben planmassig unter Berückaichtigang der einschlägigen
Momente des Aasduum^smitenichtes, des Geographie- nnd natarinm dli c hen Unter-
richtes wa erfolgen and mit dem 'g— Betriebe dieser Unterrldttsg^enstind»
in genaner Wechselbeziehung zu stehen. Es hat also jede Excursion ihre nnterrlchtliche
Verwertmig in derOasse zu finden, wie andererseits aoch die Lehrgincs der in Betradk^
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kommenden Disciplinen auf die Scholexcursionen und den diese bedingenden Gang der
Jahressmt RScksidit M «dunai hatben.
3. Die eniehUcbc und 'gemfithbildeiKle Sdte der Sdralezaustooen ist neben dem
didsktiidM& GMkbl^Niiiklci, dwmo wfe die Sdumms der CSttWiAeit der SchSIcr rtcte
im Avge ZQ behalten.
4. Di«? Vornahme von Exrumnnen ist in mchrdaseigpi Schulen dem SdmUeiter,
in cinclassigcn Schulen dem Orf-scluilr uho m/umeldcn.
5. Wofern für Scbulezcursioncn keine schulfreie Zeit zur Verfugung steht, können
dieielbeB Muih «Ikniid der UntMriditneit «id wwu uter DcuOtmog der Stmdcft jeaer
GegeneliBdep in deren Dienet die Sscuniooen vonrififend etdien, e t at l fi i id ea» ledodi
mit der Einschrinkm^» daee in der Regei nidit mebr ale swei Unterrichtsstunden in
der Woche hiefBr Yerwendet werden. Um eine Störung des sonstigen Unterrichtes
Ibnnlicbst zu vermeiden, ist hicfur bei Anlage des Lehrstundenplanes Bedacht zu nehmen.
6. Wo besondere Umstünde die Vornahme von Excursionen unthunlich machen,
kann der Schulgarten bei zweckentsprechender Einrichtung und fleissiger Benützung
einen theihraiaen Eraats Uefir Uelen. Die im Dienate dee Unleniditea rtriiende Be-
echiftigmic im Söhnigaiten fenieeet andi dann, wenn gberJiea E MUi a k me n teeg t aea M mn
Verden, die lob 5 ausgesprochene Begünstigung.
(Angenommen in der V. schles. Landes- Leb rcrconferenSt IRrappeiy lOl, September
1896. Referent Bcairkeechulimpeclor l^rof. Xerlttza*fiieUts,)
87. Dsr Vaähinittagraaterriolit.
1. Ana gerandbeitlkhen vod ana pidafogisden Gründen sind an den Wiener
Volke. ondBBrgeradralea die naclunittlgifenUnteniditaatandea toSfßicbtlt anf gSaetigere
Tegeszeiten zu verschieben.
2. Die nttlerrichtefreien Naclunitta(e aind der köiperüeiien Eniehnng des Kindes
an widmen.
3. Für solche Kinder, deren Eitern tagsüber dem Erwerbe nachgehen müssen, sind
Kinderborte an enrkbten.
4. Es ist ensnstreben, das» eine jede Schule einen passenden Spiel» und Tmmnd-
piets eriiahe.
5. Bis zur en l^iUl'^'c-n Rej;elung der ganzen Frage soll es gestattet sein, bei
Aufstellung der Stundenpläne die dritten , auf der Mittel- und auf der Oberstufe auch
die vierten Vormittagsstunden möglichst aussunütxen, um die Nachmittage m^licbst so
entlasten.
b) VofUnfig aoll der Nadmrittagffmtentdit in der Zdt vom i.lAd bie fiideSep-
teaaber jfaaHrb ent lMl en.
(Forderungen, aufgestellt von Oberl. Frans 2darBk7>'Wleii in der „ZctlaciBlft £ d.
detair. VoUonehuIwesen*'» VIII., Hea 6.)
88. Beleuchtung der Sohuiräume.
Um in den SehnliinaDea eine mSgüdist gute vnd ausgiebige BdendAnag an cr>
aiden, eoUt
I. die Schale möglichst freietdhen, der Abatand der fegenSb eilieg ead en QcUndc
aoU dee Deppelle ihrer Höbe betragen.
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2. Die Fenster möglichst hoch uod breit sein, ohne breite Zu ischcnpfeiler oder
Fensterkreuze. In Zahlen ausgedrückt, soll die Fläche des Glases mindestens ein Fünftel
der Bodenfläche des Schulziauners betragen,
3. Von dem entferntesten Piatie soU, vom Nivom dar Tischplatic gerechnet, noch
da Stadt HiauBdigaMlMiitratdni in der Amdebrnrng voa 3000 von obctrcaFcmrtcniade.
4. Der Weadanstrich des Schnl iinu ne i s ist «m betten in einem lidbten Gmn
gdhehen.
5. Die Fenster sollen, wenn möplicb, nach Osten oder Sudosten gelegen sein, aid
das Licht von der linken Seite hii einfallen. Oberlicht ist auch zweckniässii;.
6. Directes Sonnenlicht soll durch zweckmässig construierte graue Lciawaudvor-
hänge neck Bedarf abgehatten werden koBncn. ^
7* Um ftScende Reflese vom Ftaiboden n ye mcid eM y soll der untere FeuelcnMid
ai^ tBter 1 n von Iteboden eitfent sein.
(Forderungen, zusammengestellt von Dr. WankapAimig a. d. Elbe in der ^ Öster-
reichischen Mittebchnle", 3. Ueft, Jahrg. 10.)
88. BMtinvnl» Xii8eadMihxifle& fdi dasflenleotüre.*)
1. Die belehrenden Bücher müssen dem Unterrichtsstoflfe der einzelnen Ciassen an-
fspenl ssfaL
%, Sie nSnen n gceigneler Zeit» de gende Bedfirfbis nad ÜDlefene voriitnden
ündf den Schülern zur Leetüre geboten werden.
2. Die belehrende Leetüre muss vom Lehrer durch den Untenicht vod erfintenide
Besprcchun^^'c-n zur passenden Lcctüre gemacht werden.
4. Belehrende Jugendschriften dürfen nicht Einzel-, sondern sie müssen Classen-
leetira nin» d. h. es mfisnn mindestens so viel Exemplare eines belehrenden Boches
vodumden sein, den in iweinudigem Wechsd alle Schüler das Werk lesen können.
5. Ei nnn die bekhiende Lectflre betoiidera nberwacht and fSf den Uatenichte-
ttofF ergänzend nad e iwel ter u d (s. B. dorA Venrendung fiir Aoftaisthenea etc.) ver>
wertet werden,
(Aufgestellt von Prof. Dr, Wendt-Troppen in der „Freien Schul-Zeitung" vom
II. September 1897.)
*) Siehe den Vortrag von Karl Haber im pädag. Jahrbuch 1878: „Ideen und
VoncbiPEe rar Oifaaisienmg nad Venraitang von SchiDeiUbliolheken''.
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III.
Das päcLagogiscJtie Vereinswesen in Österreich.
' ZofammengesteUt vou i-un. U&ban.
DentMli*tettR«lohifleher Ij«hr«rbund. Dondbt orfHst 8 Lmäm- «ad
38 Bezirks-Lchrervereine mit mehr als 15000 Mit}:jlicdeni.
Dem Thätigkeitsberivhte des Buudcs-ÜLiiuinncs A. Katschinka, erstattet in der
Delegierten- Versamiuiung am 18. Juli 1897 in Wiener Neustadt, ist zu cnt-
adunoi: Der BaadMaondniw hat teil der letitai AbgMidaMai* VonaHihnig
(1. Novonber 1896) la SÜnmc"" ibtehaUai. Dem Bande eiad eeit der letrtea Ver-
■ammlang beigetreten die Lehrervereine Gleisdorf, Weis (Steleniuark), SdmmnnMer
(Schlesien) und der „Kärtnerische Lehrerbund". Die Hauptarbeit des Bundesaosschusses
concentrierte sich auf die Berathunp des Erziehung<;gcsetxes. Diesen) weittragenden Ent-
würfe wurde eine möglichst einlache l'orm gegeben. Ferner besch'altigte sich der
Bundesausschuss mit dem Rundschreiben , welches der nieder •österreichische Schul«
refeiCBt Dr. A. Geeramn an die Gebtlichkeit eeinei Wahlboirkee geriditet batte;
es wurde g^en den Tnhelt denelben die witifhledewite Vcnralnung eingdfigC» ^iHmiu
bcfietti der Bundesausschuss über seine Stellungaalune gegen den Ebenhoch'schen Schnl-
antrag. Es wurde die Abscmiung einer TV-tition an den Rcich'^rath beschlossen. Da
letzterer jedoch vorzeitig geschlossen wurde, sah man davon ab und schickte dieselbe m
voäuderter Form unter dem Titel : ,£in Wort an die Abgeordneten betreflEs des
Ebenhoch'sdMB SdhnkaingBB* tBm Abgeorineten m. — Bezüglich dei Dlllee Tlwili
malet wurde beschlossen, sich mit den Femfflwiengeh&igen des Yentorbeoea ins Bin-
vemehsBoa zu «etsen. Heu hat sich andi an die Lehrerschaft Dcataddands aoit der
Aufforderung ^ur Binleitung einer Sammlung für diesen Zweck gewendet. — Mehrere
Autoren haben ihre Werke behufs Herausgabe derselben dem Bunde ^widmet; der
Bundesausschuss konnte sich aber aus mchrl'achen Griinrlcn auf die Herausgabc derselben
nicht einlassen. — Ein Dichter Österreichs hat ein Schauspiel geschrieben: „Im Geiste
des Stifters**. Es bewegt sich den Hasne>*ad M P Umb nnd heiwnideit die SteUnng
des Lehren Im lichte des Retohe-Volhesrlmlgeaetnes. Da dieeee Diana gat and im
Hasner'sdwn Geiste verfiMst ist, hat der BnadeesMichuss beschlossen, das Werk in
Diuck legen zu lassen. Man hegt die Erwartung, dass die Kosten im Wege einer
Subecriptian hereingebFacht werden können. Obrigcas hat sich der Verfasser bereit
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erklärt, die Hälfte der Kosten selbst /u tra<^'en. — Das Biiiidesorgan ist im steten Auf-
schwünge begriffen. Es ist dies ein erfreuliches /eichen von dem Einigkeitsgcfühle in
der Lehrerschaft. Mit dem Baadesorgane ist das lang ersehnte Band geschaffen, welches
(Sc Ctntnk mit den M Mjiltol t i a Tecbindet — Seh ciaem Jahre kt in d«r Lduvr*
Mhift 6m Ruf mek Kenmgßbt timu polltiielm Blittn inmicr ttUat gswaedm, Dit
Ldnencanft trollte ein Oij^ kabeii, wtldM gidfMl fd, die dericalen Wfaikelblitter
in der Provinz allmählich zu verdrangen. Da die Angelegenheit eine politische ist,
konnte sich der Bundesaasschuss als solcher mit der5elben rieht befassen. Fs hat sich
daher unabhängig von demselben ein Comite gebildet, welches die Herausgabe dieses
politischen Blattes in die Hand nahm. Die Männer, welche in diesem Comite sind,
büdea die (SariDir MHr, dus das WtA in mdbten Gdite cor AmiShrang gelangt. —
Der BimdMauiitliuM ist fSr den Deutieh-jirtetieiddadien LdmriNiBd m klein ge w ot de a ,
am alle ihm obliegenden Arbeiten bewältigen zu können. Es wurde beschlossen, (. 6 fal
dem Sinne abzuändern , dass der Bundesaasschuss aus dem Obmann und mindestens 20,
höchstens 30 von der Delegierten- Versammlung zu wählenden Mitf;lit di rn zu bestehen
habe; femer dem Bundesobmann für seine Mühewaltung jährlich 600 K, den drei
Sduriftfübrcrn und dem Zahlmeister je 100 K zu bewilligen. — Nach dem Beridite
des ZaldBMiBtcn» Dlnelor Boleabek, betilgt dar dcnsilicB CmudaBd nach Ab«^
flUar Aadacaa 171s IC 30 b. Hatr Q. Halb« «nlrttet Bariebt Iber daa Bndaaofcm.
Dia Abnehmerzahl desselben, welche mit Enda Daeeaaber 1896 7740 betnf, aH^
seither auf 11685. Die Summe der Einnahmen betrug bis 15. Juli 1897 K 31429.92.
die der Ausgaben K 23771.62, so dass ein Cassastand von K 7658.30 zu verzeichnen
ist. — Der Berichterstatta- gibt sodann einen Voranschlag für das zweite Halbjahr and
kommt an dam Eis^wlasa, dass das Jahr mit einem ansAtJicben Übandnaa ab-
acbUasaea dirfte.
Die VI, HanptTaraammlang fand am 19. tmd so. JaU 1897 in Wiener-Neu-
stadt statt. Tagesordnung: i. Thätigkeitsbericht. (Obmann Katschinka.) 2. Gedenk-
rede auf Dr. Friedrich Dittes. (Ü.-L. E. Jordan-Wien.) 3. Bericht über den Entwurf
eines Erziehungsgesetzes. (J. Niemetz-Linz.) 4. Der Ebenhoch'sche Schulantrag und
die Lage der Schule tmd der Lehrer in der Gegenwart. (J. Holczabek-Wien.) 5. Die
Bnalnilwiimiin dar Lafaratadaft aof flaatariflUam Gcbiale. ^Plir-Lina.) 6. DeaÜmmimg
daa ^dneibaitngaa der Dasdaavaniiie» 7« Haacbleii liminiiig 3bar AadanngsB dar
Satzungen rficksichtlich der Zusammensetzung des Bnndesausschusses. 8. Wahl von
^q Mitgliedern in das Curatorium der Wiener Pestalossi'Stiflanc. 9. Wahl des B nn d a a
Obmannes und des Bundesausschusses. 10. .Vnträge.
(Bericht über die Verhandlungen der Hauplvcrsaiuinlung siehe S. 150.)
Bondesausschttss (gewSblt am 20. Juli 1897): A. Katar Mtibe-Wlaa , Obmaan;
A. Chr. Jaaaaa-^Xnaa, 1. ObBMOipStellvaftieler; K. Wanka-KaroUaapthal, s. ObeunaF
atattferbeler} R. Pelael-Tnaa» F. FUr-Lias oad F. NatopO^Bifian, Sduriftföbrer;
J. Holczabek-Wien, Zahlmeister; J. Nienietz-Linz , G. Herbe- Wien, P. Sinmierle-Sak-
burg, F. Sirobl-Wien, H. Schulig-JHgerndorf, Th. Walter-Gmund, A . Kaltenegper-Graz,
Ausschuss-Milglieder ; A. Seipel-Wien, K. Rehling-Wien, K. Bruche -Wien, O. Staudigl-
Wien, O. Witt- Wien, M. Beer- Wien, Ersatzmänner. — Vercinsorgan : Deutsch-öster-
tatoUacha Lehiw^Zaitnag. Sduifikiter! A. Chr. Jasaaa. Vennlter: O. Heibe.
Dar AUftiiMliM fl itW it ilftM irt h a Bitoihi-BftriinMliiilbniid Ualt am i.and
JahAach d. 'Wim. pU. Om. tSay. 18
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2. November 181)7 eine Delegierten- VciFamtnlunt; ili ! »ein Berichte des Bundes-Präsi-
dentea, i'achlehrer ivatschitschoig- Wien nl zu cntuehnien: Die FeliUoa des Bandes*
ti^ ward« ib«niclit dm Hm Miaitter für Cnltw md VwtmtUkt, dan Hrnm
lfiiiiitr.-IUdi IL T. ZaynOit iMidewchmlmafVke-PribidBtf Dr. Wolf, den GoMinde-
rndit-Ptiiidiiiai voa Wien, don AbgecMdnctflnluniWf doi Landtagen und Tjmdawrhnl-
4jdMB| nnd gesendet allen Abgeordiieleo» Landesausschüssen, Stadtschulräthen, sowie dm
Redactionen der p^'o^sen Hlälter, — An den Gewerbecongress wurde das Erßtichen ge-
stellt, derselbe möge zu Gunsten der Burgerächuk eiue Resolution fassen. — Bei Ge-
legenheit der Reicbsrathswablen wurde über Anregung des Vereines „Burgerschule" in
Wim «tu Pvognnm der BiigendnUabrer abceftiit md «n die Cmdidelim ffr dan
ReichniÜi venendet — Der SilrimrBer Landtag hat die Pelitiea dae Bmdea dea»
LaadeMdmlrathe zur Berathang zugewiesen. — Der „PSdagogische Verein" ia "^^Tf^g
ersucht um Verständigung über wichtige Angelegenheiten zum Zwecke eines geineiB'
sanien Vorgehens. — Nach dem neuen Statute für nautische Schulen sind absolvierte
.BürgerschiUer zum Eintritte in dieselben berechtigt. — Der „Verein böhnüscher Bürger-
schallehrer ia Prag* bcaDtragt in einer Zoiefariit gemetnaanse Sdaitte sa dem Zwedce
so imteniiduneB« daM die I^duar aoai t T n im i rilfifiilTiit biMn soMliaiCB vcndan. — ¥■*
b5]ugDlsdMik Landlage nalui Ah Abg. Adamelc der PelitiiOB dea TTürpiafiiBlhimilaa aab
wärmste .in. Bed^^ich des Antrages Ebenhoch wurde eise Circular- Resolution des
Bundes.-ius'^f husses veranlasst und in den Tagesblättem veröffentlicht. — Nach dein
("a^saberichte des Zahlmeisters Schönb.iuer stand i inei Jalircscinnahme von 2183 ll. eine
Ausgabe von 2353 fl. gegenüber. Der Schriltleitcr und Verwalter des Buudesorganes,
Fadilahrar E. Bcaadda, bedanart die geringe Betheiligung der Co U e gm aa dar MÜ-
arbeitaacbaft, aeine daraaa entitclMBde ÜbeibSidm«» aowie daa Deficit in der Ver^
«altnag des Blattei. — Auf Antrag dea Bundearatliea wM folgender TTwaflilnaa giafiMBt:
„Die am 2. November 1897 zu Wien tagende, aas allen Ländern Österreichs
beschickte Ddeeierten- Versammlung des österreichischen R' iclis-Bürgerschulbundes er-
klärt sich entschieden gegen den Ebenhoch'scben Schulautrag, indem dieser die
Bürgerschule auf dem flachen Lande illusorisch macht, das allgemeine Bildungsniveau,
namentlich dar LandbevSlkerang» Imabdr&ckt, damit dam Banane and Geiratbaataade
aaf den iaeban Lande aaheOhare Wanden addigt Der Antiag Ebenhoch liafirt
darch die Trennung der Kinder nach Confcssionen, durch Herabdrückung der Lehrziele,
namentlich in den Realien, und durch die einseitige religiöse Erziehung Schule
und Lehrer dem vaterlandslosen und volksfeindlichen Clericalismus aus,
und er bedeutet eine Zurückdrängung Österreichs auf geistigem Gebiete hinter die be-
sacbbarten Culturstaaten. Der Oaterreinhiafthe Reieha-Boigencluilband cnrartet tou
allea die Freihält und dea Foottadnitt der Schale ^ertrefeeadea Parteien, dam aie mit
allea geaetaUcfa geatelteten lüttola diceeo Aalng im Pailaauat aa Btfk biiagaa.*' —
Schliesslich besddoae die Versammlung: a) Der Bundesrath spricht sich mit allem
Nachdrucke dagegen ans, dass die grunds-it /lieh gewährleistete Freiheit des T-ehrer? als
Staatsbürger durch pi liiischc (iegncr irgcnilwii' einijeschränkt werde. b,i Die heutige
Versammlung fordert, uuss die Vertreter der Bürgerschule im Bezirksschalrath von c.t-n
BürgerschaUehrera gewiUtverden. c) Ale BiigecMkaMSiaeUiiea aiad aar aoldia Buigcr-
sdml-LdirkiiAe aasaatellenf die berdta eiae mfhijttrigf Prazia an BSüjgcndMlen haben.
^ Ea werde die volle (HeichbflfeAi]gang der mianlirbea and waibliehea TiihihilHiii fSr
J
196
die Cotnpetenz um l' Tihlehrer- und Directorenstellen an Mä'lchoTi-Rür:;er';(hu!en rtm
dnn Schulbchörden leslgestelll. — Der 2. österreichische Bürf^crschultag soll am i'hngst-i
sunntage 1898 in Wieo abgehalten werden. — Bundesauäschitss: Clement Katschitschnig-
WiM, Pkiiidait; B.-D. Theodor Sehofa-WIcii» B.-D. Johaoii KdiBer-Niltaltbiirg, Vüe» .
prtiMHittt! Bk'I<* P« 1TiilBc]EoilMr>lXriftiiy B^I*. ^ t JwAk^h iMinh «rgj SduifUfibSrcf {
B.-D, Franz Böhm-Znaim, Bundesrcforent; B.-L. Josef Scbönbaucr-Wicn . Zahlmeister;
B.-D. Eduard Bauer- Wien . B.-D. Aiiti.n Piichl-Wien , B.-T.. O. Hohensinner-Wien,
B.-L. V. Kaderschafka-Wien, B.-L. Andreas Mayer- Wien, B.-L. Anton Wiesmüller'*
Mödling, B.-L. F. Salrlechner-Perchtoldsdorf , B.-L. F. Netopil- Brünn, B.-L. Albert
Katichitichnigg-Graz, B.-L. Kail Kidsd-Wagsudt , B.-L. Aogost Rdcliel-Lasdakron,
B.-L. KmI Pwdik^lVsitltidMbi» B.-D. W. Prokoacii-Eieav BandcoMie.
Dv iiiMtaMMamMliftidhe Lwid— -M u f u rrtgaiin (gcsrifaidec 1870) dOilt
32 Zweigvereine mit 2800 Mitgliedern. Davon enfallen auf Wien 4 Vereine mit 1500,
auf Ha«! Land 28 Vereine mit 2300 Mitßüpdem. I^ir Tcntral-Leitung besteht aus fol-
genden Herren; Obmann: E. Jordan, l'l i;ii;;^schullehrer in Wien. i. Stellvertreter:
Th. Walter, Bürgcrschuldirector in Gmund. 2. Stellvertreter: J. Enslein, Lehrer in
Wim. CMHter: J. GtoMtdiopf, Lduer in Wkn, i. Sd uIftlBluM ; J. tMuum fon
AqMndnrg, 'B mgta AiäMmx in Utriag. t. ScbrifUvhrer: A. Riae, Ldinr in Wlte.
3. SdnlAlilirer: F. Glanner, Lehrer in Floridsdorf. AnaBchnue: J. Lipp, Oberlehrer
in Matzendorf. M. Gutlederer, Oberlehrer in Altenmarkt a. d. Isper. G. Ribiäg,
I..ehrer in Mi>tclbr>< li. Schriftleiter der .,<")cterreichischen-Schul2eitung" : K. Jordan,
'Wien. Die laufenden Geschäfte wurden durch die Centrai-Leitung in 7 Sitzungen ei iedigt.
Vermögensstand des Vereins mit Ende 1896/97: a) Hauptcas&e: 1781.88 fl,
b) UntenttenngMiMi: 1863.38 fl., c) Kaiser Franz- Joflef«JiiMiIimisfond: 1270.16 fl.;
Am t$. Jnli 1897 fand die Vcraammlung der Abgeordneten der ZwoigYor-
•ine statt. Aus den Verhan'!hin;^en der«!elben ist Folgendes hervorzuheben;
Obmann Georg Ernst ih- iUc mit, dass der Erfolg des im abgelaufenen Jahre dem
iiohen nieder-österreicbicben Landtage Torgelegten Memorandums in Angelegenheit der
Abioderung der Peanonseeeetze Inider ^^elch Holl eei, und dass die ganze Action
wirliiiiah dnrehgefShrt werden misse. — Über Antrag des Schriftleiters der „Stter-
irtfMschea Schnl-Zettnng", O.-L. Ed. Jordan, vntde beaddossen: „Die VeieinsldtttBff
vM bevollmächtigt, in der Redactions- und Eigenthnnt-Fra^'c des Vereinsorgancs
jederzeit N-ithi^e vorkehren, d. h. einen Wechsel in dieser Beziehung unter Wahnng
.der mairrii lli ri Iiili rc^^en des Vereines vomehn»en /u dürfen."
Die Hauptversammlung des nieder-österrcichischcu Landes-Lehrervereines fand
t, Jnli 1897 in Wien statt. Nack Erttattnng dea Berickloi ftber 4i» Abgeordnetan-
naBMiiHilimit dndi den Obnaan, HL Goetg Emst, lefeiierte H. Th. Walter ober
die neuen Schnlantr&ge. Von der Überaeogang dttreiidmiq*en, dasa ^ Leihnar-
■Schaft berufen und verpflichtet ist, die Bevölkerung auf jene GcfuVrcn aufmerksan zu
anadien, die unter scheinbar volksfreundlicher Hülle dem Volke limcli Anträge, wie sie
Dr. Ebenhoch im Abgeordnetenhauses Verj^-ani im niederösterreichi.schcn Landtage ein-
gebracht hatte, drohen, empfahl Redner nach eingehender Besprechung dieser Antrage
. Mg &mi » Kudgriiong: „Der nieder-MeitelcUMhe Landea-Ldtrerverefai schllasst sich
4d> Tkaa dw deolacii-SiteneicUadiett Le br er b nadca der Denleachrirt dca AmichiisMS
: 4915-4*
Ii*
196
duselbcn gegen den Ebeohoch'fldMB Schnlantrag in jeder Hinsicht an und stimmt dem
^vifabmiigai dendboi toH und gns so. TihIhiwiimVki «bcr otlkht er im dm SdbA-
aalriigai des H. Vetgptni vad G«no«n» Sbebhock, D^ptnli vnd Gcnonai «Im giio wi i
Gefid» fSr «iner TmtoBndischet S üwl ir Mcn , wlckw dvch 4to Aanahme dieser oder
' Aoträge einen solchen Rückschlag erfahren wind«» dm die Volksbildung der
ganzen diesseitigen Rcichshälftc schwer geschädigt würde, indem sowohl in Bezug auf
das Ausmass der Schulzeit wif auch des Unterrichtsstoffes eine Herabsetzung geplant
ist. Da der in Rede stehende AaUag weiter beabsichtigt, die Aotmität des Staates zu
•chadigen, die dvch dae beHelicade Rekiw-VotkaeMtnele gatrinffwe FinfceifHffclmit
des XJttlenidtcB dwdi die Pnimebmif def Sdudfeieliielniiii in die iMdtugßt wttp»
LandeiansschSsse zu vernichten und dnch die Erklärungen fiadi f» I die Schnle zu
einer confessionellcn Anbtalt zu machen, sowie durch die Übernnlwortung wichtiger
Rechte an die Kirchenbehörden die Schule <lem Machtbereiche ticrsi-lbon zu über-
liefern: spricht der nieder-osterreichiscbe Landes-L^hrerverein die zuversichtliche Er-
wartung aus, dass alle fortsdiritUich g«winnten H. Abgeordbeten, in enter linic aber
die des deutschen Volkes in Ostomid, dieses aevarlidbe Attentat gegen des Rekfee-
Volkasdnlsesets abwdueik nad dordi flu» AbsUwmeg sii Fdle Mefwi «enisa.*
(Eiaatinunig angenommen.) — Hiennif entattele H. B. Emstbrunner das Referat itt»er
die ^Stellung der I.ch rpersonen an Expositurschulen." Seine Antrüge, es
seien seitens Ics luciiLr-üslerreichischcn I.andes-Lehrcrvert iriN die geeigneten Schritte zu
unternehmen, damit den i^eitern der Exposilurschuleu fiir deren Mehrleistung eine Ent-
lohnung entweder in Föne einer Ranmnerstioo oder einer Weggebür zugesprodisn nad
das« aadi den Ldrpenoocn der Bxpositendnden die Glofe wa den Confaieneen m
den Mnttenchulen veigfitel veiden» windea der Verandeitnng aagewieaan. — > Henr
H. Schuster (Trannfeld) berichtete über ^ AbSnderungsanträge in Bezug auf die
( i ehaltskatcgorien." Er forderte die Auflassung des Titels „Unterlehrer" au? mehr-
fachen Gründen: i. Eine diesem Titel entsprechende Bezeichnung kommt bei ähnlichen
Verhältnissen in keinem anderen Stande mehr vor; der von gewisser Seite so gom ins
Treffs geführte .Unteroflicier" ist nicht mn Flatae, da von dcmselbsn Je eine be>
deutend niedrigcfe Bildneg^ nnd Anabüdang geftndert wird» als yoq dem OflUcr*
2. Dieser Titel ist durch nichts berechtigt, da Lehrer nnd Untertduer vellkomnen
gleiche Pflichten haben, folglich auch (gleiche Rechte haben sollen. 3. Dieser Titel
trägt gewiss nicht dazu bei, das Ansehen der betreffenden Lehrpersonen in den Augen
der BevSlkerung und der Schüler zu haben. 4. Diese Bezeichnung besteht in einigen
Kronländem überhaupt nicht Seine Antiige betraft der Anfliebnng dar T. Gehalte
kategorie, ^^^^*^^^^!^»t der betreffenden Lducpsnoeen in die IH. eteut. IV, Kate^gofie
mit den Gdudtastnicn von 500^ 600» 700, 800 beew. 9008^ Anfkfidceng in die hohaven
Gehaltsstufen und die Einführung (h"^ Titels „provisOliBebel^hier'' für die Lehrpersonen
mit dem Reifezeugnisse wurden i!ci ( cntr;dleituug zugewiesen. — Über die Häufung
von Schulclassfn nnter einer Leitung und das Avancement der Lehrer
referierte H. 1'. Ivayler (Wien). Die Centrallcitung wurde beauftragt, eine „Denk-
schrift* sn Teiftaaen, in «elcher die Sdndbefaorde darauf auBnaritini gaaaadrt -mud,
daaa die Beatimmungeu des f. la des L a ndeagei eta e a vom 5. April tZfo in der Pnai»
aidit bcrScltaichtigt werden, dass jedoch die Dorchfnlurung dleaer gesetdichen Bestim-
vungen ans denselben pidagogisch«dida k tischen - Grgnden, trsldie deren Aufiaahase in.
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xias Gesetz seinerzeit nüthwendi^ gemacht haben, gefordert werden müsse, weil dieselbe
'«nbediii^ nothwendig encheiot. — Als Ort der nächsten Jahresrersanunlung des nieder-
BrtitTOlfhliAm Lmte-Lebienreteincf wurde die Stadt Zwettt in Annicbt genommen.
WlMMT pldagogMi« CtoNllMhafl. «3. VcMiiuJalir. Ifilgliedmalil: »24.
j(t Elmniiiif^iedav 199 o*d tt iaid M ^ 14 conwpondiaKnde «kl 9 be iU>i tetttolBttftted<r.)
Ausschuss: M. Zenz, Vorsitzender; F. Frank, V. Simon, Vors.-Stellvertreter; J. Schamanek,
J. Krapfenbauer, E.Urban, A. Knnrfeld, Schriftführer; K. Salava, Cas^ipr; K. Rybiczka,
M. Baumanrt , Bihliothekare ; A. F;^(.hei , K. Aufreiter, V. Zwilling, A. Druschba,
A. Holzwarth, Ausschiiss-Mitglicdcr. — SiUungslocale: I. Bez., Schellinggatbc li,
7rirtM>nwri dM lädt. Ldirerpadagogiums ; AwMclwiM md BibHollidcdoade: I. Bes.«
JtüMomgmß 4 a. — «4«. lint-Yen. (GeBewJ-Yenwmmhiin) am 10. Odeber 1896:
Re A eDie b alhbericht. Neuwahl des AiuaclMiSMi. Der Zeichemalnri^t in Frankreich,
«rstcr, referierender Theil. (A. Weiss.) — 243. Plen.-Vers. am 7. November: Über
die zielbewusste Weckung des Sprachgefühles. (F. Kobiuger.) Stellunj^ '1er Wiener
pädagogischen Gesellschaft zum Centraiverein der Wiener Lehrerschaft. (V. Zwilling.) —
-344. Plen.-Vers. am 5. December: Der Zeichenunterricht in Frankreich. Zweiter, kritischer
TImü. (A. Weist.) Oebattea. 34$. Fkn^Ven. am s. ^bmer 1S97: BeÜiife aar
MarttfMfflr dea RadMnnntarriditaa. (Fkl. If» SUbd.) — Dabalta. — 246. Fiett.-VeM.
(Pestalozzi-Feier) am 16. Jimier: Festrede. (Kd. Siegert.) — 247. Plen.-Vers. am
6. Februar: Dtr Anschauungsunterricht in Theorie und Praxis. (Karl Sponner.t —
Deb;\tte. — 248. Flen.-Vers. am 6. März: Die Seelenkundc des Menschen; erster Thei!.
(V. Simon.j — Änderung der Statuten der Wiener pädagogischen Gesellschaft. (Referent
M. Zam^ — Debatte aam Vortrage: Beiträge zur MeÜiodik dea Rechemmterricfalet. —
349.Plaa.-Ven.am3.Apitt:I>ieSedeiiknidedeBliantGhania«r^^ (V.Simoa.)-'
Dabatta aam Vortiafe «bar den AnadmangaantaRicht — t$o, FkayVeia. am a4* Apffls
Vodi^ des 19. Bandes des Pädag. Jahrbuches. (Ferd. Frank.) — Der heimatkundliche
Unterricht. (E. Urban.) — Debatten. 25 t. Plen.-Vers. am 15. Mai: Gedächtnisrede auf
Dr. Friedrich Dittes. (M. Zens.) — Zur Herausgabe des ^Pädag. Jahrbuches" wurde
dem Verein vom Wiener Gemeinderathe und vum niedcr-uslcrrcicliischcn i..andtage die
aabel en e Sabventioa gawihrt. — Die Wiener pädagogisdie Geadladiaft betdagt daa
fliwaBbg f den dar lOtgüeder R. Wneenbergar, L. Fledkr, L. Schramm. — Über Anflbcdamng
dei Präsidiums der „Jacendhalle''-Au»ldlBng entsendete der Verein i Mitglied in den
vorbereitenden Ausschuss. — Für das vom dcut.sch-osterreichischen Lchrerbundc zu er-
richtende Dittes-Deukmal wurden durch eine besondere Sammlung unter den Mitgliedern
■der Wiener pädagogischen Gesellschaft 200 fl. aufgebracht. — Entsprechend den vom
Vorsitzenden des Vereins, B.-D. M. Zens, wiederholt gestellten und ausreichend b^
gribudeton Antiigenvaide die AUndenmg der Stabüea haaptaidiUdl nadi derRfchtung
Un beaehioamn, dam dar VerdnMttMdmm dne gewime BeaHndigkdt etbilt, indem aU-
jahrlich nicht der geaannnte Ausschuss, sondern nur ein Drittel seiner Mitglieder einer
Neuwahl zu unterziehen ist, ferner, <i:i<s «lie Functionsdaucr t-iues und desselben Vor-
sitzenden durch die Sauungeu auf eine bestimmte Zeit beschränkt wird. ''tj. 8a; ..Der
Vorsitzende wird von der Vollversammlung auf die Dauer von 3 Jahrcu gewälilt, duch
bat bd jeder KenwaU ein Wedisd in der Penon dea Votritaenden stattaafinden, ao
«war, dam eine mid dieadbe Penon nidU dnrcb awd omnitta^Nur aufeinander Cnlgende
A m tap e ti odan ab Vbidtaender fim^eren darf.")
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▼«Mdn „BürgerMluill*' la Wien (gegrimdet 1875). dir Mitglieder: 481^
Der d%Uederige Vont^ umliMat» watSdaigmiit MjtgHiwkr: JoeefOhcabtlmet^
Obmua; Anton Füchl, B.-D., Obroann-Stellvtitrater; Schriftführer: Johann Biainr
B>*L und Oswald Hohensinner, B.-L. ; Cassier: Lorenz Maaner, B.'L. und Gemeinde-^
rath: Ausschussmitglieder: Emil Brandei?^, B.-I. ; Josef Schönbaucr. B.-L.; Clement
Katschitschnig, B.-L.; Vincenz Kaderschat ka, B.-i-.; Fetcr UntcrkoHer, B.-L.; Ludwig
Arabart, B.-L. Der Verein hielt im vergangenen Jahte 7 VoUveisammlungen and 8 Vor-
ttaadMÜrameB GcK^mfiad» dir Ttfcfoidant wen mebfolgende V«rt%i «d
Reftrale: Joiaf Kianuqr: ffiaa alhnihHflM» Thrtituhtn od die Ebfiftnoic ^
AkanthusmotivM in die Deotntiem." B.-L. Johann Poruba: „Die Verwendung ^tm
Projcctionsapparatrn in der Bürger'^thulc.'' B.-L. Ludwi-.^' Amhart: „Bau und Functionen
des Centralnervensysteius." Mit DenionäLrationen am elektrisch beleuchteten Mikrosliop.
B.-L. Oswald Hohent>iimer: „Was fordern wir in Betreff der Bürgerschule vom nächsten
lU^lwalli?" B.-I«» FMer UalaMkr: „Uam» SliUaDg aan Cw iiwh i WM i der Wiemr
LätMnML* Ü.-L. BaO Rkhlcr: „DI» V«r«mdnig d« FiniHl'iikM SA^m^
kvte van Uktil-Eiivopft b«in gtogc, UnMiri^ ■» BnimBUlM.* B«*L. |0MrfOlM»>
heimer: „Stellungnahme zu den Wahlen der Lehrervertreter in den "Wiener Beitvk^
schulrath." B.-L. Peter Unterkofler: „Zur Reform der Lchrcrbilik«^'' B^L.WMnir
Fausa: „Der fremdsprachliche Unterricht .m der Bürgerschule.'*
Ausserdem wurdc^n noch mehrere kleinere Referate erstattet und m verschiedenen^
dw BiiginclHd* httttAnäm Angelegeahiitw Bing>lhwi wm. die massgebend« Sckid»
Mhfiidiii eHkbtrt
WlMKUr L«lu(«rTer«in. Gegründet 1896 aach Auflösung des VereioM «DI*
Volksschule". Die Vereinsleitung besteht aus folgenden Mitgliedern: Obmann:
Felix Knolz; Stellvertreter: Leop. Quicx . (iottfr. Herbe; stHndij^er Berichterstatter:
Ed. Kmdermann; Schriftführer: Wilh. Bubctienhagen, Fr. Breitfellner, Joh. Linke; Zahl-
meister: Phil. Peggsa; Rechnungsführer: Jak. Sommer; Bücberwarte: I« Knoth^
BWU SchwlMri AiiMbut-Mitglitd«: Joh. Hblcwbcif, Jos. S«kMH» Wt. KMa»
II. Stnnii,
Der Veiein nahm Stdlnag tt8*° schul- imd lehrerfeindlichen Bestrebungen
der clericalen Parteien, gegen den Ebcnhoch'schen Schtdantrai,' . richtete eine Ein-^.ibe
an den hohen l..lluit^'^ch^irath um Aufbebung des für Wien j;( licndcn Substituti r.s-
nonnales, sowie eine Petition in der Pensionsangelegenhcit an den hohen lyeder-üäter-
Bvichischen Landtag, trat fiv dte Vtdcgung einer möglicbi>t grosae» Amihl vo« UmIw»
riclrtn»mdOT auf dw VormitUce ein osd barieüi dMater die LAnndktik Wkm
kemfiaBde Rechteftaf«». ^ lüerarifekei Unlcaelnm: ,Fftr die Jvgead de»
V lkes. Illustrierte Monatsschrift zur Uatadhlltvg «Dd Bdwllfmn dar KM» in
acholpflichtigen Alter.'' Schriftleiter: H. Fraungnibcr.
Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österreich. 2i<. Verrins-
jAhr. — Veieinslocal; l. WippUngerstr, 8. — Der Verein unterhält em „Hemi" iia-
dlaimUhwidt LaMnw «ad Eiilahiriiia« Ja Vertladn« pU «iMr BUOmmmmm^i
•r gibt da dg— 1 Oigaa, die „Odiocklikda Lahwilmun Zallwi^ hmm, ^ Dm
. *) Gewählt in der aasserordeaÜidMa Generalversammlung vom 20. Februar d. J.»
TBfhdfi der frühere Obmann» Herr B.-L. Aadreaa Mayer, seine Obmaan-SteUe niederlegte*
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ymbumm&gexi beüaft tUh nf 3977 fl. — In abcelinfisikeik Vcreui^tln« xidrtelt dar
Venia ■& ifie hob» k. k. R^iemng in einer Denkschrift die Bitte, dieselbe geruhe
„I. auf die Forderungen des Ersten österreichischen Bürgcrschultagcs , betreffend die
Einführung einer Aufnahmsprüfung an Bürgerschulen, event. der Riickversetzuni' von
Schülern an die Volksschule, sowie bezüglich der ausschliciislichen Beniiung von männ-
lichen Lehrpexsonen zur Leitung von BürgendittleD , nicht einxagehen und a. die ge-
taffObm Ümmhu in la tteffm« damit eiaendts der Vntenkht ea dea MUdiear
B&rgendaktt aedi dea beeondena DcdOiIUseea der Mlidchea ia RackiidA Mf Um
kSaAige Stellung in der Familie und im T eben gestattet wcide und anderseits der
weibliLlie Kinflusi bei der öffentlichen Mädthcn-Erziehung in ausreichendem Masse zur
Geltung gelangen kann." — Der Verein beschloss eine Resolution gegen den SlIuiI-
antrag Dr. Ebenhochs. — Die Vereiusleitung besteht aus den Damen: Br. Anialia
Chideai»<SolkwMto«llMHM<Md, Prirideada; Bürgersdial-Dinetoiia Mftri« Schwejrs,
Aaaa KaeedM, Lootoe Joock, Marie DSbkr, Bertlw Mueedi, Faaai Boiecliitiky,
Aaidie ZeUeaka, Kaniiae Blondein, Ijffiaaa y. Ck»kttard, Anna Grienbeifer» Sefaaa
Marr<:r'h, Johanna Scyfried , Clara Sperlich, Hermine v. PuUek, Br. Minna v. "htaji,
Marie Fischer, Alexandrine Mussil, Louise v. Breiina, Marie Chiari, Pauline Chiari,
Augu<ii( Latzl, Marie Haas, Emma v. Go-l, Marie Hieser, Militchovski, Pölzl, Crandernak
und Schwabe. *
▼«NiB Ittr SüBdacilHeB «nd Ktndttbawalmiiataltan in Oatirfaioh.
Obeaeaa: B.>D. Jeoef Kraft. —> Vordaeofgaa: „Zette^rift inrdaeKiade^ gart eaipeeea.* —
Mitgliederzahl: 55s. Vorträge: Zu J. H. Campes 150. Geburtstag. (J. Kraft.) —
Anschauliche D.irstellung der Farben (G. Emst'i. Referate: Die Bilder zu Fröbels Buch
„Mutter- und Kosclieder'' (Frl. M. Herzfeld). Die Farbenauswahl für Fall-, I-'lerht- und
Nähblättcr (^Frl. E. Klausbergerj. Der Plan für einen Muster-Kindergarten yos. Kuglcr).
Stufei^ang für das Legen mit randlidua Körpern (Frl. F. Raschka). — Die Aiters-
wiuiiuugicaaee dee YeniaeB (6S ordeatHcbe, 30 «aMfitaeade MHi^iedar) weift eiaea
VenaÖgeaariaad ttm 47a7.ia fl. aaf. Der Veveia beaovft ttaeata e M ich ^e Vefialtthng
Ton Stellen für Kindergärlnr rinnen.
Central verein der Wiener Lehrerschalt. Der Verein umfaspt 1 1 Be/.irks-
sectionen und die Katt^'nriesection der jüngeren Lehrtrschatt (l'nterlehrcrj und zählt
1345 Mitglieder. Die ibätigkeit im abgelaufenen Jahre war eine sehr vielseitige und
iainaaifa, AuMer den 45 SectfanuvctiaiBBÜnaiea ftadea 5 VirilveieanHBlaacea dee
ea au B t rer e iaea aad 3 von diesem eiaberafeae Maw cBwrmamlimf ea der Ldurer «ad
Ld u e ria ae n Wleas atatt. Die Lehrersdhaft im Ceatialvereiii lEhrt dea Kampf far die
Freiheit der Schule und die Unabhänii^'l;eit des Standes. Die Entlassung der fünf
provisorischen Unterlehrer Kos, Glöckel, Plenk, Riese und THubler gab zu einem Auf-
rufe an die Bevölkerung und einem ähnlichen an die Lehrerschaft Atdass, deren Erfolg
die Schaffung des Fonds zur Unterstützung gemnssregelter Lehrer war, aas dem den fünf
Collegen der Verinat, dea sie aa CMnUacatgang erleiden, solange ToIbtSadig enetst
wild, Ma 4e aadeiveitif eat^mchend twnoi|{t aiad. ~~ Der Ccatralvereia fanchte
Recnrse ein gegea die Yerkürzung des Wahlrechtes der Unterlehrer und die Entlassunf
der fünf Collej^en, wi»^ aticb die Klage beim Verwaltongsgerichtshofe, betreffend das
Wahlrecht der Untci Iclircr. \'ci handlmigsgcgenständc in den ^'rösseren Versammlungen:
I. Vollversammlung am 7. Jänner 1S97, von mehr denn logo Lehrern und ungelähr
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so Landtagsabgeordiitten bccacht: Die Forderangen der Wiener Lehrerschaft *«b dtB
Landtag: a) der Unterlehrer (Ref. Kohler), b) der Lehrer (Ref. Wichtrei), allfe-
meine Forderangen (Ref. Sonntag), d) Pensionsgeselz 'Ref. Vock), e) Disciplinargeset
(Ref. Täubler). Sympathiekundgebung für die oberösterreichiscben Collegen und Protest
gegen die SubTcntionierung des katholischen Schulvereines (Ref. Drögsler). — 2. Massen*
vmnmnlniig der 'Utanr md Labnämm Wiaw am to.Febniair 1897 (aber aoo TktSl'
admw): SidlungnaliinB som Vatgpni'fdMn Sdrahalng (R«£ Kmopt), »m Srtimirtiwii
normale (Ref. Seitz.) — 3. Vollversammlung am 9. April: Gegen das Rundschreiben
acht christlich-socialer Lehrer. (Ref. Drögsler.) Was fordert die Wiener Lehrerschad
von ihren Vertretern im Bc?:irk<ischulr.ithc? (Ref. Richter.) Die letzte Lchrstellenbc-
aetzung. (Ref Sonntag.) Antrag Kolisko. (Ref. Seita.) — 4. Aouerordentlichc General -
Venamflohing am ti. April: Aofirtdlnog dar CmiMakm tb d«B Beairksschulrath. —
$. V<rfh)WHnmlimg am 19. Mii: Gcgan d« Anlnig Kbrnkofh. (Rat Di<|pler.} Uiaaer
Radbt aaf Iraie Ifajiwm g i ii iM a nMg. (Refl XliiUar.) — 6. JüHpaatSm Ldbrar- nd
Ldurerianen-Versamnlaiig am 21. September (2000 Theilnehmer, darunter viele Ab«
geordnctr'i: Protest gegen die Entlassung der fTmf provisorischen Unterlehrer in Wien.
(Ref. Scitz; Reden der Ahj^Lor ineten Funke, Bendel, Heeger, Steiner, Haiuüch und
Ues gewesenen Abgeoninetcn Pcmcrstortcr.)
Anaaebnas: K. Seita, Obmann; S. Sonntag, K. MBUer, O haiann»Sl d l t mlwtei ;
▲.lioblar, F.Rcadiak, L. Holar, Sd iiHUB l Met ; K, Wa aac ibnu e r, Caaiier; H. Martiadt,
RedinangafBliinr; A. RJaaa» ArdUvari iC, Fegrri, J. Knopf and K. Jawachalc, Ana-
adniai-Mitglieder.
Oberösterreiohischer Lehrer verein. Der lür das abgelaufene Vereinsjahr
>jc wählte Centralausschu^s bestand aus folgenden Mitgliedern: Franz Buchmair, Fach-
lehrer in Steyr, Obmann; Raimund Flir, Unterlebrer in Lina, Obmann-Stellvertreter:
Fanal t. Sdiaiachmid, BSicmctaUMradorfn in Lins» SduiftfiOnarin; 9aaa Sch^l.
Vntarldirar in Bofldrdiao, Sdirifkfüiier; Helnikh Horaincer, Farhnniarlalnar in Img,
Cassier; Karl Feuscher, F.ichlehrcr in Linz, Hilfsfondsverwalter; Johann Stocklcr, Ober-
lehrer in Pcrg, Alois Fischer, Lehrer in Frankenmarkt, Rudolf Rainer, Schulleiter in
Dörnbach, Ausschussmitglieder; Josef Niemetz, Schulleiter in Linz, Redactcur. - Das
im October 1896 erfolgte Ableben Anton Bruckners gab dem Centralaosscbuss Anlas»,
den Gaifihlen hoher Wertichauung, welche dia obar5ateR«idüaclie Laluanchaft fbt des
todlBB Mdatar hegt, dardi Kiaderiqgang einaa Kianaaa anf aainan Saif Anadnd; wa
fabca. Bai dar Feiar dar Buthailmig einer Gfedenktafid am GMiaitahanaa Fam^KmmM
Ueas akh der Centralauschuss darcli eines seiner Mitglieder veftreten. — Die Verein*»
leitung verfasstc ein Meinoranduum an den obcröstcrnMchi'^chen Landtag, durch welches
die Frafie «ier Gehallsre^'ulicruny in dieser hohen K(>r]>L i schaft ihm endlichen Lösmig
augefUhrt werden sollte. Leider scheiterte dieser Versuch an dem Wideisunde der
Ludtagstnajoritat, trotidan dia gasadite Sache dar Lelm an m a hi a i an Abgaatdaatea
bavadte AntriUle fefonden halte. Der CentcdaaaBclnMa apeadi diaaan Abgeerdneten den
Dank der Lehrerschaft des Landes au. Gegenüber den die oberöstenreichischen Lduer
tief verletzenden Anschuld igimgen des Landtags- und Reichsrathsabgeordneten Dr. Alfred
Ebeahoch wandte sich die Vereiiuleitung mit einer Eingabe an den hohen k. k. Landes-
schulratb. — Die Einbrmgung des Ebenhoch 'sehen Schulantrages im Reichsrathe ver-
anlasste den Centralausschuss zu einer Kundgebung im Verein^organe, in welcher gegen
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den von dem gcnaonten Abgeordneten unternommenen Versuch, die Schule zu sc}iä>
■4lg«B» pratarticrt wnnte. — Dit von 4ea Zwdgvcninen gebotSMii Aswegungen mudaa
jmCnlnlMnachaaie dagdMud bAwideft. — Das ntmtglkdwtt dn CentnkaiMhHi«
gebildete Jugendächriften-Comite entwickelte eine eifrige Thätigkeit, deren materiencr
.Erfolg dem Hilfsfonds zugute kam; dieser letztere erfulir auch eine Unterstützung durch
den Ertrag aus dem Vertueh von Knorr'schen Ansichtskarten; wcitcrs führte die Heraus-
gabe des Lekrerkalenders dem UiUsfoud Mittel zu. Die Thätigkeit des ebeu genaiinten
UfllcnlntaumpliMdt «ar «bia dnck dia Knappheit aeiiMr IQttd «oU beengte, aber
Der SaUbovgHF TiamliwIiiiiKffwta. («7. Veniaajalir) aiUt 17 Zw e lgw a in e
mit 327 Mitgliedern (2 Ehrenmitglieder, 309 ordentliche und 16 ausserordentliche Mit-
glieder). Eduard Haustein, Obmann; Karl Sprengseis, Obmann-Stellvertreter; Karl
Adrian, i. Schriftführer; F ranz Lösch, 2. Schriftfiihret ; Ludwig Lackner, Cassicr; Schrift-
leiter der V'erein&zeitschrilt: Paul Simmerle; Au&hchus&mitglicdcr : Alois Humenbcrger,
■Gcdffg Riadber. — Der ai wi il e i ta AaMchwa wiid dmdi ZolAang dar Ikal i k a o bMianar
4tibQdat> — St fimdaB 8 AnMdniiMrilBMigQi imd 4^ D a ab ' ba >ai abi io uiifc i witafB alilt*
Die Anzahl der gehaitanan Vortaige betrug 75. — Der Verein begluckwunacfcte
den Schulrath Dr. Adolf Bekk zu seinem 2 5 jährigen Director- Jubiläum , ehrte den ans
dem Landtage scheidenden Lehrer- und Schulfreund Dr. I-^n/ Harrer durch Obcr-
reichang eines künstlerisch ausgeführten Ehrendiploms, betheiligtc sich an den Be-
Jathongen einer vom Landtage eingeseUten Enquete über die vom Lehrertage 1896
lÜS^ukte la'^V^enLHeiutadl, pteg^lZidiHDB^ die Grimdni« eiaa« Er-
ziehungsinsdtetea darch den Selsbwglir Landes^Lehrervercin, die Errichtung einer Ge>
denktafel zur Erinnerung an den Componisten und Dichter des •weliberühniten Liedes
„Stille Nacht, heüige Nacht", Franz (iruber , weiland Lehrer in Arnsdorf und Josef
Hohr, Eirichtong eines Grabdenkmales für den verstorbenen Collegen und Jugendfichhft-
eldlar Joaef Sciwwrehafb. Zor Dracklegung des adriftildleriaGbea NacMaaiea S^wan-
badw ««d» eia baa e adew a CoasitA eiageaetH. Der VaniB belbeiUgk aieli aowoU aa
den KalBBdewmt e rarfMBen, ab aedi an dam Vertdabe der Jngeadiduift: ^Oa le n eich a
deutsche Jagend" des Tinitnrih h^^mi tThnn LMMbianl fihiirr n rBi nf Der UaterrtfitanBgtfand -
bat die Höhe von 8000 K erreicht.
Der Bteiermärkische Lehrerbund feierte im abgelaufenen Vereinsjahre das
Fest seines 25 jährigen Bestandes. Er verööentiichte aus diesem Anlasse eine umüusende
Dankaebiifl, bi walcber die Tbitlgfceit dea Veraiiia aeil aaieem Beataban in Beeng anf
die «eilan AiBgeiltltang dea Boadae, die Babawileng wlaim e rb e M ieber» aUgeaaein
pädagogischer und methodischer Fragen, seine Einflussnahme auf die Schulgesetzgebong,
auf Standesangelegenheiten und wirtschaftliche Fragen ausführlich dargelegt ei scheint —
Die Thätigkeit der Bundesleitung erstreckte sich im abgelaufenen Vereinsjahre haupt-
sächlich auf die Vorbereitungen zur Gründung einer Krankenversicherung und Schaäiing
eines Bondesorganes.
Di^ dieqihrige HaapttenanunlvBg > Aad aaa 1 j. . vad 14. September ia Leoben
alatL Nedi eiasm RädcbHcke dea Ofamanaea Sber die Uaberiga Tbili^Mit deaVaniaa
berichtete Herr J. Killer über die „ Angriffe der clericalen Blätter auf die Lehrerschaft".
Der Vortiageode beantragte and begriindete folgende Reaolation: „IHe beate ti^anrtr
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LtlirarbtiiidM-Venaiiunluog spticht ihre entBcWiwk— Miiibüligung aus Omk ^Hritimg
umI Kmyfciwlw dcF dcitodA& IVmm dor labtet tditft fsgtwBbnt ii9 W6jil dw Bo*
■dkaMicoBg, die Ldwir adca «digtate Feind« «nd kdiie PUfioCan, «Ii dne bewwl»^
Lü^e und gemeine Verleumdung zurück und erklärt ebenso dm Vorwurf, die "Sem»
schule leiste zu weni«,', 1 iifje und Verleumdung'; wird derartige geradezu o»-
qualificierbarc Angrilte rnil allen ihr zu Gebot«* «stehenden N[ittfln bekämpfen, imn>er
aber die Freiheit der Schule gegen jeden Feind mit dem unerschütterlichen Mutiie
famcrar Überzeugung Tertheidigeo. Die Lalucnduift ei wtet mtk, dsM alle ft— ilu
der BüdoBg und dee Fortsduittes sie in dem ihr e nljg c diim gcpen Keaapfe tree tmer-
stStzen werden und erwartet dies ixMbeeonderc von den AbgeoidMlas, deee ne ia»
Reichsrathe und auch ausserhalb desselben ihre Stimme erheben gegen die mass- and
zügellose Verhetzung «eit^n*; der clericalen Presse; sie erwarten von der Regierung
jenen Schutz, den sie als Staatsbür^:«. r und Functionäre einer der wichtigsten ötient-
lichen Anstalten zu fordern berechtigt ihi, und fordert gesetzlichen Schute umsomehr,
de die lehnr feiade deihdb io meadoe aagcgrifini tmdaM, ireü lAt eiae toea Staate
•gegmiidetef von der R^^emig verwaltete Anetelt vetllieidigesy weil aie m Stene wnd
im Geiste der Schulgesetze ihr Amt mit aller Gewissenhaftigkeit ausüben, weil sie ale
loyale Stiiatsbün^rer dem <'ic«'iz^ L'ehorchen und ihren abgelegten Diensteid nicht brechen
wollen." — (F.instimmig angotn nniKin,) — Über den Entwurf eines Disciplinnrjje^er.'es
für die Lehrerschaft Stewrmarks referierte O.-L. Monschein. Der Bundesausscbuss
wwde ernScht^t» den Entwurf eOen Z<elirerveNiMn StHenneriBi cor A,naecrang ee nbe^
ndtlaln, ihn nadi dem EifdaacM denelban entiprediend ttmaagealaHen vnd eodaen deai
hohen IjmdcaaMednuMe snr Genetuntpiuig m nleifareilen* Beir B. Scbn^kofcr h^
«richtete über die Angdegenhdt der Beatellung definitiver Bezirlcsschulinspectoren. Er
legte dar, dass eine solche Einführung eine tief eingreifende Schädigung der freien
Schule nach sich ziehen würde und beantragte, der Lohrerbund möge mit allen Mitteln
dagegen auftreten. (Angenommen.) Abg. Lorber, welcher der Versammlung beiwohnte,
l^te dar» weehalb er in dar abgdenlenen RelAendhe-Seanott den Antrag auf Bartellung
d e iinHl f ei BeeirkaadwUnapectoren einbrachte, and eAKitc^ daae er dcnietben, der dvmh
die mittlerweile erfolgte Schliessung des Rei^atathes gegenataadalos geworden ist, nicht
wieiler aufgrciteii und im Abgeordnetenhause stets im Interesse der deutschen Schale
und der Lchreri>chart wirken werde. — Dem Antrn.^'e dr-s I chrcrvereines Umgebung
(jraz auf Stellungnahme gegen die Internate für Lehiamtszöghnge wurde zugestimmt. —
Bundeaaiuachoss: Golttieb Stopper, Obmann; Clement PröU, Stallvertreler; Franz
Weber, Zahlmriater; Readl md SSUer, SdnütlBhieri AxtncT'Laatmwang, H eadri A »
Radkersbntg, Monaehefn-TobdOMd, Piaprolnik-PnMbarg, SedtaladidB-lfHbaig, Slaaa»
Gaialiom, Sturm-Voitsberg, Ausschussmitglieder.
Kärntner Lehrerbund. ^i^ Mitglieder. — Die diesjährige Hauptversammlung^
fand am 20. April 1897 in Feldkiiclx 11 statt. VortrHpe: i. Über die politische, sociale
und wissenschaftliche Stellung des l^hrslaDde^ (iiombogner), 2. Ober die Regelung
der Qaarticrfrage (Wegbufcr). Die Vetaammlnag beichioaa dne R a aaiB iie n sv Abweir
der gegen die Sdrale and die- Lelumehaft gericbtelen w ngerec b tibrtigten ABaefaiA»
digungen. — Der Verein trat dem devtadk-fieterrdchia«^«» Lehwibnnde bcL — Die
HUfscassa befsitzt ein Vermögen v n 2262 fl. — Obmann: O.-L. Ruckgraber-Maria Seal)
Obmann-Steilvertrcter: L. Matlersdorkr>KJagenfwt; SchriAffihrer: Wüalner* Safran
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Zahlmeister: Schulga, Oschran; Verwalter der HtUkam: Kern; Bdsitzcr: Tschikof,
Rader, Pragger, Merlin.
gfrtiltWbT TiiiiWWWili. Di« ZaU der YmSmäbmdt im Vereiusjahre
1^/97 bflln^ Iii dta i. dandlMMi (Faatwwunhing) anlraUte Pro£ FL lOnliMr
•ta Idabanabild F. H. I'cstcilozzis, in der 2. Versammlung sprach Prof. Dr. J.Binder
über Aquileja. — Der Verein gibt die „Laib.ichcr Schiilzeitung" (Leiter: Flor. Hintner)
heraus. — Der Cassabericht weist trotz der Opferfreudigkeit treuer Mitjjlieder ein
De&cit aus. — Vereinsleitung: Ohl. A. Weinlich, Obmana; Prof. Dr. J. Nejcdli, Ob-
nMWvStdlvertreter; Benin, Eppich, FtL FrShlidi,- Gqtkmaim, Hintacr, Fri. Konscbcgg
MÜ wittrcidif AmicihiiHBif^Bcdcf •
glicder.) — Den Glanzpunkt des verflossenen 23. Vereinsjahrcs bildet un>;treitig der
Lebrcrtag in Budwei«;, der nicht allein durch die Zahl seiner Thcilnehmer im-
ponierte — es waien ihrer über 1400, dai unter auch viele Gäste aus Über- und Nieder-
österreich anwesend — sondern der sich iusbesondere durch die wirkongsvollen Vur>
träge dtr HcRvn 8clireit«r, Rassel «ad Legier, sowie doidi die ia mUer Eia-
wtUti^uk gsfesslea Besdiliwe so einer gnMseitigeii Kmdfebaig der dwrtechen
Laluencfaaft BcihsiBm i6r die freie Sdnle, fir eiWte LeltteiWideBS «od Inr das
deutsche Volksthnm gestaltete.
Herr B.-L. Franr Schreiter-Graslitz sprach über das Thema ..Freie Schule
und kirchliche Oberaufsicht". In fast zweistündiger Rede, welche die Aufmerk-
samkeit der Zuhörer bis zum Schlüsse fesselte, entrollte er, gestützt auf Zeugnisse kirch-
licher Sebtillalsllsvy efai Bild von der „geprieseMO* coDfesdonclkn Schale, ivies aesh»
dess die Vellwschele ibarhanpt Iceiae Toditer der Kiiehe, eaodem efaie SchapAn« «»>
esvtr grossen freisinnigen Pädagogen ist und forderte eine wirklich freie Schule, deren
oberstes Erziehungspiincip auf der GiundLige sittlicher Freiheit aufgebaut werde, in
w»-!chcr die Schüler ihre Anlagen und Kräfte frei zu entwickeln vermögen, und in
welcher der Lehrer in der Ausübung seiner Lehxthätigkeit und »einer staatsbürgerlichen
RjCchta bti geoncht werde von den hennendtQ EietfiaMn des Ckricalismos — dBura—
kfitens. ÜBlcr sHbiuschsm BeilUl vier der Redner die Ai^rifc snf die Nweehale
aiHÜGlE, die Ziele der Ge|a«r bloislegciid, welche donh die Scheie die Ifecht fiber des
Volk wiedergewinnen wollen. Die vom Ausschüsse vorgelegte Resolution gegen dett
Fbenhoih'schen Schulantng iaad begeialerta Znalimmnng md wird« einetiMsrig an-
genumiiicn.
Hatte Herr Schreiter die Aufgabe, die Stellung der deutsch-böhmischen l^hrer-
achall gegenüber den SdnlBtanneni an naaAieveB «ad ihren Rufe aedi der caafsesio-
aeOsa Schale die Fardsroag der Lahmadudt aadi aiaer ftaieap nm k iwhlicli ea Sia-
ftues l es g elgs t e n Schale gegeanberzustellen, so «klag es Herrn Emil Rassal, Lehrer
in Elirenberg, die Lehrer an die Pflichten gegen ihren Vnlksstamm zu erinnern.
Herr Ressel verstand es, durch seine packende Vortrap'^weif«' die Herzen zu entflammen
und die Begeisterung für deutsches Volksthum zu wecken. Seine von brausendem Bei«
fall begleitete Rede machte einen tiefen, nachhaltigen Eindruck. AnschUsttend an
<4esen Vortrag bcaatiagle Herr Friedrich Lcg^ aaaieDS des AnwrJbassrs fdlgeBde Eat-
trhlieanmg:
.War deolsdieB Ldver BMmicws sldiea in der sdiwevsa Zeit der Bedritapda dea
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DeuUchthums fest und treu zu unserem Volke und kämpfen mit ihm für die nationale
Ehre, stehen unentwegt ein mit ihn flr deme ch e t BmM md dentrf » FktflMit Vor
ellon lei ubm Zküi n «ecte nnd sn eriialtai heüicB BmiiiiHiMig in dan Hanna
vmacnr Jugend Hb dln Schöne, Edle und Gute, insbesondere aber für deutsch« Bhfn
and Sitte, für unsere deutsche Muttersprache und für opferwillige Liebe OmI Tknoe SHBI
Volke. Dies sei in so hehrer Stunde unser feierlichstes Gelöbnis
Die EntSchliessung wurde uuter begeisterter Zustimmung angenommen.
Herr Friedrich Leglnr vertret in seinem Vortrage „Reforn det Lehrnr-
bildnng* in kbier nnd fibeneqgeader Weiae die benHa in dar leMan Lnadua Luhini
oonlcnns erhobenen FOfdemigatt niiA eihSilBr Anhfldwng der Xjahnv. Die vona
Vortragenden aufgestellten Leitsätze*) gelangten nach kuner Debatte zur Annahme.
Der Hauptversammlung des Deutschen I.:inde<ilehrervrreines gieng eine Vollver-
samniliing der Biirgcrschulsection voraus, in welcher Herr B.-D. Julius Pohl-
■Smichow iiber die „Fortbildung der Lehrer an Hochschulen" sprach uad Herr
B^. M. Mnntner-Png das Gehnltsprogrann dn Aiinchiinai enlifkhalle.
HeiT B.»D* Jm Piohl veibmtate lidi ^BgdMnd tter den Smckf die EinrioMmgE»
die Nodiwandi^eit nnd den Nntaan dar anantrebenden Tfniihei hrtimaiit aawie Iber
die Schritte, welche der Ansscbnn in daran Herbeiführung unternommen, und bean>
tragtc schliesslich folgende Kundgebung, die allseitige Zustimmung fand: „Die in Bad-
veis tagende Bürgerschulscction des Deutschen Landeslehrervereins in Böhmen erblickt
in der Erhöhung der Lehrerbildung im allgemeinen die sicherste und beste Grundlage
■nintx — jtya diendffn aaddidnn Anabfldnng der BngaradnlldBer nnd hüt an dn Anf>
.fuamg ftat» da» die LehracUldnig ndt der Ahk^n^ dn Fkttaag fir dn Tnhramt
an Bürgerschulen nicht abgeschlossen sein kann, dass vielmehr zur ErweilaraB( nnl
Veiliefung derselben nn den Hochschulen ehethunlichät T.ehrcrfortbildungscurse zu er-
richten sind, die auch die Heranbildung tüchtiger Lehrerbildner aus dem Kreise der
Volks- und Bürgcrschullehrer zu übernehmen haben." —
Dm Gebaltsprogranun dn Annehme^ dn Hanr M. Mantnar a«^ In dn Ham»«
faaananhng an Gendunignig vodeglai» «nlbilt ab «iolitigala Focderangni: x. Die Bfan
fihnmg dn PwionalrlnifiMutieiiii fir alle Sdnden, a. GMchaHihmg der Ldniigaiialia
mit dem Gehalte der activen Staatsbeamtan in dän 4 niedrigsten Gchaltsclassen , 3. Ab-
«chaffunp der Unterlehrer-Institution, 4* anagiebigere Versorgung der Witwen und Waisen
nach \ eistorliencn Lchi personen. — Ans der Sitzung des weitem Ausschusses seien
zwei Berichte des Herrn F. Legier hervorgehoben; der eine wendet äich gegen die
•fibllcfc gewordene Versichtleiatnngaclnnael, m deren Aefhebaaf bdn L and n
•whnlndie angeweht «erden aoll; dn enden tedert die offene Qnnliflcatiom dn
liehrpetaonen nnd beaofingt den Anndwaa, zur Erreichung dieses Zieles alles Geeignete
«uigesaumt vorzukehren. — Au den venchiedenartigen Berichten sei Narhiteheniftt
hervorgehoben .
Der Ausschuss versammelte sich im Laufe des Jahres zu 6 Sitzungen, nahm
•Stellung gegen die Bnfhl8nB dn Salzborger Katholikentages, gegen die Grfindnig
*) Die Leitsätze wurden auf der Landes-Lehrerconferenz für Böhmen (deutsche
SecUon) am 5. Angwt 1S96 angenoanaen nnd aind im pidag. JahiboA 1996, 8. aot,
•abgedmckt.
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eines Katholischen Lehrervercins in Böhmen und gegen den Ebcnhoch'schen Schulan-
trag. An den Landtag wandte er sich in mehreren Petitionen, und zwar um Schaffung
eines Stellvertrettmgsgesetzes , um Behebung einzelner materieller Schädigungen infolge
der ImO mg uü M nm 13. Mai 1894 und 31. Min 1S95, ma AvQidiaiig der 4. Ge>
IwltiflMM aa Bfiifcnchiilm nad nm BrhShang der BesSge der AidiutrialldiKrbnMMn.
Die zuletzt angeführte Eingabe ecdielte auch einen Erfolg', indem der Landtag die Be-
züge der Industriallehrerinnen erhöhte und den Landesausschuss ])eauftragte, betreffs der
Altersversorgung der Industriallehrerinnen für die nächste Session Antrags Tonnbereiten,
Die literarischen Unternehmungen des Vereins („Osterreicht deutsche Jagend",
„Schulzeitunj^", Kalender etc.) haben auch im 23. Vereinsjahre ein befriedigendes Er-
gebnis erzielt. Zu den bereits vorhandenen kommt als neues Unternehmen der „Jugend-
schat z" hinzu, eine Sammlung der besten Darbietuogen aus „Österreichs deutscher
Jugend*. Dai i. Bgnddien iit bcidts endUcnen. Verwalter des Jugwidtchatiet ist
B»»!. Ed. Schwärs in Reiclieiiberg. Die Spar- «nd Vorscbvsseasse de«r
Deutschen Landeslchrervereins in Böhmen (Obnuum: 0.*L. Jos. Parthe-Rcichenberg)
hat 275 Mitglieder. Die Geschäftsantheile betragen 10505 fl., die ert heilten Vonchiisse
Die Krankcnun t crs t ii t z u ngscasse des Deutschen Landeslchrervereins (Ob-
mann: O.-L. Jos. Bitzan -Reichen berg) zählt 394 Mitglieder und bat äcit ihrem Be-
stände 3693 fl. an Krankengeldern für ihre Mitglieder verabfolgt.
Die Hilfscasse (Verwalter O.-L. K. Sy wall- Reichenberg) hat ein Vermögen
von 57500 ü., an Darlehen worden i. J. 1896 27800 fl., an nicht rückzahlbaren Unter-
stiihmngen 1081 fl. gnwShrt»
Db Lebenaversicbernng beim I. allgemeinen Beamtenvcrein in Wien (Ge>
schiltdeiter Ow-B. Jos. Jvst-B.-Ldpa) sSdt 1894 PoUssen mit efaier Verricberan^
snnune Ton mad J Bdbonen Gulden*
Die Studienrentenversichernag (Verwalter B.«L. W. Hilseb«r-Reiclien*
berg) hat bereits 25 Verträ<Te mit einer Studienrente TOn a4.IS7fl* abgCSCblossoWj «om
der Landeslehrcrvcrein 187,9 beigesteuert hat.
Aus den Studentenheimen flössen seit 1892 . . . 6971 fl. als Unterstützungen
an Lehrerjssöhne und Lehrerstöchter. In Verbindung mit dem Budweiser Lehrertage
fand eine Versammlung der Industriallehrerinnen statt, welche sich für die Altersver-
sorgung tmd fSr die Hegehmg der Recbtsverblltnisse der fadnitrlalleb r erin n en ansspradi.
Der Ausschuss des Deutschen Landcslciirervcrein ist in folgender Weise zusammen-
ge&etst: Obmann! B.>D. Frans Rudolf, SdnilUeiler von „Oilamidis deutscher Jugend";
t. ObmanMfStsilwtreter; B^-D. K. Wank»; a. Obouan-Sleiheitreter: B.-D. Job. Gaagi»
Va niita e n der des Avsscbttsses der BStgerscbidsection; Schriftführer: B.-L. R. Erben,
Verwalter von „öiterreichs deutscher Jugend" und des „Vaterländischen Liederbuches",
B -D. M. Mautner, Schriftleiter und Verwalter des Lehrerkalendcrs ; B.-L. K. Neumann,
Verwalter der Rundschrifthefte; Zahlmeister: V.-L. Jos. ölkrug, Verwalter der „dreien
Schulzeitung'' und O.-L. K. SywaU; V.-L. Friedrich Legier, Leiter der „Freien Schul-
saitang*; B.*D. J. Gertler» B^^D. JoL FoU, B.-L. Joh. Richter, 0.-L. Jos. Partbe,
O^h, J. Jnst, B.-D. Fnma THibd, RpL. W. HOaeher, 0.-L. J. Sdrffiier, B.*L»
«6757 fl.
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Ed. Schwarz, B.-L. R. Starz, V.-L, Emil Trinks, V.-L. Jo*. Minch, B.-L. Franz
DtnfeMtaiilvlMlMvUiMBbttBd.— A. Beikht ümt YeniB^iftr 1895/6.
DcrCcntnd-AnMdn» dM,|I)eaike3MriairiMlieBLe1weiiNnid«i* hat «iMttSili iaBrfiBB.
Er botalit «m 14 MUgUedern. Obmann: Andnas Walter, BOrgendiddinclor ia
BrSllli; L Obmann-Stellvertrrter: Alois Naske , BQrgerschuldirector in Bronn;
n. Obmann-Stcllvertrcter: Johann Kilian, Bürgerschuldirector in Znaim. Ersatz»
mann: Wf-n/cl Snietana, Oberlehrer in Brünn. C assier: Wladimir Pilakowicz,
Bürgerschullehrer in Brunn. Schriftführer: Albin Stepan, Hubert Winkler, Karl
Csbelc» «bmnUich Lehrer in Brüm. Aattcliitiimitglieder: Theodor KnwrtH^
Bfizfendralklurer in Olmatt, Gmtmr llud, Obcrldirer in ZamhU, Jakob PlstaMr, Ober-
lehrer in I^l.m Ersatzmänner: Josef Berka, Oberlehrer in Bsinn. Franz Netopil,
BurgerschuUehrcr in Brünn, Jos, A. Manda, Lehrer in Brünn. — Der Bund zählt
35 Zweigvereine mit 1550 ordentlichen und 207 beitragende» Mitgliedern. Das
VcrcmsvermogcQ betrug bei der letzten Rechnungslegung (Ostern 1896) 455 fl, 77*/, kr. —
Der Centralausschuss erledigte seine Geschäfte in ii AuschnsMitzungen. Zu Oaleni
1896 ftnd in Brnim eine Ddegiertettmaawnniiing statt — Der Band ivendete tSA aa
den hohen ndUuiiehen Landtag mit folgenden Petitionen: a) nm Etiaann^ cinea Sab<
stitutionsnorniales ; b) um Abänderung der Gcmcindewnhlordnung in dem Sinne, dass
auch den Unterlehrcrn das Wahlrecht yii^tehc; c) um Verbesserung der materiellen
Lage der Unterlehrer und AbsclinfTung diese- Titels: d^ um Abänderung des Gehalts-
gesetzes vom 25. April 1894 und um Zuerkcnnung von Thcucrungszulagen an die Lehr«
penotten inStfdtea undMSilcten; e) mn AbjadernagdeaLendeegeaetaea fom 24. Jin»er
1S70, betreifend die Versetsong des Lehipersooalea in den Ririiülaiid mid die Ver«
sorgmig seiner Hinterbliebenen; f) nm Einradmnaf der provisoiisdieB Dienstaeit bei
der Pensioniening ; g) utn 7i:'-rkennang von Functionszulagen an die Leiter einclasstger
Scliulen ohne Riulcsicht lu! die Schülerzahl; h) um Feststellung des Minimalfläcfaen-
raumcs der Wohnung des Schulleiters; i) um Einrechnung der vor der LehrbeTähigongs-
prüt'ung zurückgelegten provisorischen Jahre in die einrcchenbare Dienstzeit. — An den
fc. k. mährischen Landcsachnlmth wurden Petitionen geleilet nm: a) Tkemrang der Be-
sliltsKhahridie nach NatioaaUtiUen; b) Einhaltang der dnreh daa Geaets bcstannteft
6 wöchentlichen Concursfrist. — An den k. k. Schulbüchcrverlag richtete der Vcceia
eine Petition um Reform der Lesebücher für östeneichi-chc Volksschtilm.
B, Bericht über das Vereinsjahr 1896/7. Der Centralausschuss hat seinen Sitz in
Brünn; er besteht aus 15 Mitgliedern, und zwar: Dem Obmanne Karl Frank, B.-L. in
Brünn, dem I. Obmann-Stdl Ve r t r eter Johann Kilian» B.-D. in ZMiaa« dem IL Obmann-
«btell vm tietei Theodor KsMrtet B^'L, in Olmiita j den BnniMidtenem ür die beldsni
Obmann-Stellvertreter : F er di n an d B—dA, Lehrer in BgSan, und AlUn VünAtm, Lehrar
in Brünn, dem Cassier Wladimir Pilakowic , B.-L. in Brunn, den SchriftlShrem Karl
Czizck und Heinrich Luis, B.-L. in Brünn und Ru<!olf Mnurer, Lehrer in Königsfeld,
den Au'^schussmitglicdem <ius{:'v Adolf Thal, OTinlihrer in Zauihtl, Jakob Pistauer,
Oberieiircr in Iglau, i ranz Mikulasch, Lehrer m i'aulowitz und deren Ersatzmännern
Fnma Netopil, Josef Manda ud Emil Machaleh, B.'L. in Bribn. — Oer Baad Mit
gegcBwSrtig 36 Zweig leieiiia mit 1705 ordeotHchen o&d S94 bcftngendeo liit||iedsni*
Oaa VerefaHveimSgen betn^ bei der letalen ^"'^'"■fflpVignBg 4S5 i. 77Vt ^* ^
Hauptmann, V.-L. Jul. Scholz.
Nn.
2M7
Centralausschuss erledigte die \'ercinsj,'cschäfte l8q6 in ii und rSg- in 9 Ausschuss-
siuungen. — Im Jahre 1897 fanden zwei Delegierten- Versammiungen, die erste am
19. April, die swdte auMronintlkliB am i. Novanber ki Mua Httt In dar
ndegkrt« VierMBMalMt am 19. April kfte der bUhcrig» Obanm Dbedor Aaditas
Walter die BondeiobmamistaUe nieder» nd ee übernahm als geschütsfabfender Obmann-
StelWeitretor Director Johann Kilian aus Znaim die Leitung der Bundesangelegenheiten;
bei der aiisscronlentlichcn Delegierten- Versammlung am l. November d. J. wurde B.-L.
Karl l-rnnko m Brünn zum Bundcsohinann ge"wähU. Petitionen. Den Wünschen
der 2weigvereine und der Delegierten- Versammlung Rechnung tragend, strebte der Bund
■an: Die Bilaaiuag eisM SabaHtolioBnonBalm ; eine Änderung der Gemeinde- vnd
Reidmetbewablordanng in dem Siane, dam ancb den Untcxkhrem das Woblraebt er*
theilt werde; Verbesserung der niatttle]len Lage der Unterlehrer und Abschaffung diaaM
Titels, Abänderung dos Gehaltsgesetxes vom 25. April 1894: Ändening de^. Laiulcsge-
set/es vom 24, Jänner 1S70, hcln-fiVnd die Versetzung des l.ehrperson.ilcs in den Kuhe-
stan i umi die Versorgung scintt Hinterbliebeoen; ivinrcchnung der von der Lehrbe-
fihiguugsprüfung zurückgckgti 11 proTiaoriacben Dienetjabre; Zoerkannnng von Fanctions-
mdagen an die Leiter eindamifw Scbalen ebne Riickaicbt anf die SchBknaU; Fest-
^oHmig des Mipnnfilfl^'**w t der Welmnng des Scbnlleilew; Gewibnmg von Be»
gonatignngcn für Lehrer, die von dem Rechte des EinjShrigen>Prasenzdiensles Gebrauch
machen; Abschaffung des Titels ^Schulundage" und gemeinsame F.inhebur.L' <If! selben
mit der Landc>undage : Trenruiig der Bczirki-schulräthe nnch Nationalitäten 111 gemischt-
sprachigen Bcziriicn; AbbtcUung von Übelständen bei der Concursausschreibung vuii
Ldnatdien; beacblennigtere Anwablimg der Gehalte und Pensionen; Reform der im
Ib k. Stfhnlbacheyverlage cndiienenen Leiebäcber. — Bnndesorgaa. IMe Delegieften-
Versammlung am 19. A|iril d. J. beacblom, dm Blatt ^Deniwher Lclnerfrennd'* aar
Bunde$gabe zn erklaren und die Redaction einem Nichtlehrer zu übertragen. Unter
Beibehaltung dieser Grundsätze beschloss die Delegierten- Versammlung vom I.November
1897, an die Gründung eines neuen Blattes zu schreiten, das m die Kigenverwaltuug
des Bundes übergeht. Zugleich behält sich der Bund den vollen Einfluss auf den In-
halt vad dieTendens des Baad e ae t pmm vor. Daanene Blatt endieint TonKei^ahr 1898
ab awdmal monaffieb. — Stndentenbeim. Znfolge einea in der Ddegienen-Ver-
**Tmr1"irg 1896 gestellten Antrages hcricth der Centralausschuss in 4 Sitzungen die Er«
rit Vitnng eines Studentenheimes für Lehrerskiiuler, das anlässlich des Regierungsjubiläums
Nr. Majestät erlmut werden sollte. Der Kostcnaufwantl vcn 40640 fl. sollte durch
Subventionen und regelmässige Beiträge der Bundesmitgiieder (S^^/m anrechenbaren
Crebahea dnvcb 5 Jalue) gcdedct werden. Da die Meifamngen der Ddegieiten aber den
Wert eines Stpdcntenbebnes anseiaander glasen und manche A bg eordnete (ar die
Gründung eines Untanttenngsfoodes fSr stwtteraade Ldirenidndar «mtmten* wurde die
Angelegenheit zur neuerlichen Prüfung und Berathung an den Centralausschuss zurück-
gf wiesen. — Gchaltscnquet e. Hei der vom hohen Landtage der Markgral schaft
Mähren zur Regelung der Gchahsfrage einberuictun • fehaltseiiquit»- w u der Bund durch
Theodo r Knaute (Olmütz), Josef Trübswasser ^Igbu; und Franz Mikulosch ^FaulowiLz)
vertraten. Die Beratbmigen sind bhher an heiaem gedettHcben AbacMnm gdronunen. —
Hilftcftsae. Znr Uiatentitanng bflfibed&fkigav BandMmMgHedar beetefat die Dr. Alote
JVowalfHOfiMaaMk deren Verwalter Tbeodor Kminte in Olmite iat Bei der Delegkrten»
308
Versammlung am 19. April 189; wurde ein Cassastami von 4308 tl. 82 kr. ausge-
wiesen. Bewilligt wurden 1897 34 unverzinsliche Darlehen im Gcüammibetrage vor»
3518 fl. 90 kr. «id sw«i Uatoitilrängen. (Karl Ckiaak, SehKitBOnr.)
Dw DMitMH* pidamMw V^gtSm In VM« (Oiiwii 1L-L. Michael
Haiiptvogrl, Schriftfiihrer ; Friedrich Erben), hielt am 15. Febrtiar seine Hauptfcnuanlflis
ab. Der Verein zählt 2 Ehrenmitglieder, l" stiftende und 203 ordentliche, zusammen
224 Mit^^'lu'dcr. Die EinnahiiK 11 betrugen im abgelaufenen Vereinsjahre 333.02 ll , die
Ausgaben 166.02 ä. Der Cabsastaud beläuft sich auf 723.56 tl — Der Verein bezieiiC
dte ,Fi«ie SdnlMÜmis« omI dit „Pw O wA-grtMu k l ilKA » Ldmneta«* «Ii Yt
caben vod Iiieft i. J. 1896 7 ft nwr l mn illiii it iii vad 6 VoBmaMnalnacMi äb. —
Ansschass des Vereines war im abgdaofeiMB Jäbn im Ibigmdar Wciw
setzt: Obmann: B.-L. Michael Hauptvogel, Obmann-Stellvertreter: Director Augnst Hackelr
Schriftführer: Lehrerin Ludmilla Durchanek und B.-L. Friedrich Erben (zngleicb Büch<*r-
wart), Zahlmeister : Lehrer Auj^ust Malley; temer gehörten dem Au.sschu.s8e an: Lehrer
Franz Hauptmann, Lehrerin Bertha Körner, O.-L. Josef Krause, Director Franz Mohaupt,
B^L. FodlBiiid P«ak«r» B.-D. Jalins Pohl, B.oD. J.Schvm, 0.-L. IfiltilaiTwrIiMihii,
0«>L| 'Wfittsd Scp nd B««D. Karl Waska. ~- H <Mi^liiwim|M Wut waran I^ehiwr GmIw
Okanfus, B.-L. Adam Schmid and B.-L. Josef Vorisek. Am Schlüsse des Verwaltung»»
jahres zählte der Verein i Ehrenmitglied, 17 stiftende und 205 ordentliche Nfitglieder.
Durch den Tod hat der Verein im abgelaufenen Jahre ausser dem eingangs genannten
Ebrenmitgliede Dr. Friedrich Dittes, die ordentlichen Mitglieder Dr. Moriz laubcr und
Frl. Anna Stroksduietder, die dem Vereine stets eine iebkafte Tbei Inahme entgegeage^
bracht hal^ veiioiaii. — Friede fiirar Aadw! Den iaa Jafara 1894 von eiierifiB Ventee
iia Leben fecatoiaa .HeimilrLehMrtBehler" caharan gegemHM( 8Z5giiiice dar k.k»
Lehrerinnenbildungsaailalt an, von denen 7 eine UntentStauig ifln Gesammlbetrage von
360 fl. jährlich gemessen. Die [)ä<ia<,'ogi=chp , ^nwic die gesammte Gcüchnft^leitunp de«
Heimb lag abermals in den HHn '.t n de» Herrn Bürgerschuldirectors Julimi Fohl in
Smichow. l' ür das laufende Schuljahr bat der löblidie „Deutsche Landeslehrerverein*
dean „Heim* wieder einen Betn^ tob 300 IL gewidnwt
flehl— ilcher I ii ada ^ l»liff imwto. Oer Certrahwichnia wandte aich wiedaRw
höh in Angelegenheit der Gehaltsregulierung an den hohen schleaiachen Landtag. BT
fasste eine Resolution gegen den Antrag Dr. Ebenbochs betreffs der Verlindemng der
•schule. Die Herausgabe eines Lehrer-Schematisniu': inTirde beschlossen. Es wurde
ein Rechfsschut/.-Fond geschalten und das Versicherungs-üeschäft wieder erweitert. Das
Vercinsvermc^en beuägt 470.21 fl., der Stand der Pensions-Zulage-Casse für schlesische
LahnrwWitwen and -Waiaen »0577.87 iL — Der Centrahw aacha ei beatehl aea dam
Ohnann Hem O.-L. SdnUg-JSgendorf, den MUgliederttt DtaeelDr BShne^lellli,
Lehrer Baycr-Troppau, B.-L. Kober-Fkendorihal , O.-L. Könne-Krotcudorf, l ebrer
Czcrmin-Zuckmantel , Lehrer Jilg-Troppau , Lehrer Skulina-Teschnn . O.-L. Dostal-Oder>
berg, 1' -I Kreij-f'l- Wagstadt, O.-l.. Joniec-Kmsdorf, Lehrer ( howala-Niedek.
Fädagogiscbe Oosellsohatt in Q-alisieu (Zarzad glöwny towarzystwa peda-
gogicznego we Lwowie). Gegründet 1868. 57 Filialen, 2569 Mitglieder. Der Verein
beaitst ein Veiaogen tob 17.000 fl. 6. W. and Tertheüt Dnlaiataiaai^ an ktanke
and Biitlelloee Mitglieder, aowie Stipendien an deren SShae. FenHr beAael er aicb
mit der Bieianigabe von Lelnhficheni, Lehmitldni JtagendeehiUlenf BBchefB pSdago^bchen
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201)
Inlulls ond veranstaltet Vorträge und Besprechungen über pädagogische Fragcu. In
ftSheren Jahren liat der Verein die ersten gewerblichen Fortbildungsschulen und die
ersten Bürgerschulen für Mädchen in rializitn ins Leben gerufen. Gegcnwärtijj l>e-
schäftigt er sich mit der Förderung von Specialcursea für Lehrlinge und für Analphabeten,
Vereinsorgan ist die Wochenschrift „Sskola**.
Obmäim: F. Georg CsatorysU; SdnriftfGhfer: K. Jaworski.
Iitlimlisaa-VflNiiL In Wien. Obmann: Joaef EIcfalerllL, BeabügesiesS. —
Die Zahl der Mitglieder betrug im II. Vereinsjahre (1896) 5619. — Der Vermögens«
stand beträft niml 105, 000 fl. — T'^msatz der Wirlschuftsablheilunp; : 483.500 fl., worauf
ein Rabalt von 27.000 tl. abiiel. — Die Spar- und Darlehcnsca^se , welche 886 Mit-
glieder zälilt, weist 251.000 H. an Antbeils- Einlagen , einen Kci>crvclood vun 7190 Ii.,
einen Jabtee-Raiivcwinn von 13.500 fl. vnd efawn Geaamnltunante ««n 1.295.700 fl.
toL — Der Verafn erwarb nm den Betrag von 179.000 fl. zwei Hhuer im Ansmasae
von 1.064 ia Wien, ym. Benrk.
Der Verein aur Orfindnng eines Curhanses in Karlsbad für Lehrer uaA
Lehrerinnen deutscher Nationalität zählte im Vercinsjahre i8*)r 823 Mitglieder (257
beitragende, 33b ständige und ^o i-tiiiulende Mitglieder). — Die diesjährige ordentliche
ticneral-Versanmdung fand am 4. Juli 1897 in Karlsbad statt. - i>cr Verein /ablt
ft Ytteinsgruppcn; Obmann der Wiener Verein>grui>pe ist Heir B.-D. Fk'. Pehm« Das
Vereinafemwlgen betrag am Schlüsse dieses Vereinsjalues 12.541.87 fl. (+779>S7fl>)>
In der Saison 1896 haben 49 VereinsBiitglieder die Vereinsbenefiiien beansprucht, davon
waren 19 aus Österreich und 23 aus Deutschland. Obmaant Josef Lopa t a, 0.<L,
Karl>liad; Schriftführer: R. Kulzcr, < ).-L. Karlsbad.
Der Deutsohe Schulverein (Obmann: Dr. Moriz Weitlof. V'ereinskan/lci:
Wien I. Bräunerätxassc 9}. Der Verein besass und unterliielt i. J. 1896 26 Schulen
mit 62 Oassen in 65 AbtfaeOimgen. Hievon entüden auf Böhmen 14, mhrea 5,
Schlesien a, Galisien i, Steiermaik » und Krain a Schtden. Er beaaaa ferner 41 Kinder»
gärten mit 47 AbtheUungen. Subventioniert wurden: 37 Schulen, 57 Kindergärtenif
Religionsunterricht in I>ent=rhcr <j rachiinterricht in 2. Indn-irial l 'nterricht in 12,
!• ortbildnnL'^-Unterricht in 6, Mus.ikunterricht in 2 ]-.Ulc-ii. Der Verein l>esitzt 32 Sclnd-
häuser, 20 lür bchui^wecke adaptierte Realitäten, gewährte 12 Schulbausubvcntiunen,
«nterstfltste 28 Bfidereien, beadwnkte 5 Schulen mit Schnleinrichtungsgegenstlnden und
65 Schulen mit vencluedenen Lelir- vnd Lernmitteln. Ldurergehaltsndagen, Ehica-
gaben und Remunerationen wurden bewilligt in 98 FSlIen, Schulgeldvergubmgen in
33 Fällen, anlässlich des Weihnachtsfestes wurden an /.ahlreiche Vereinsschulen» WtnAb
an 56 öfTentliche Volksschulen S])endcn für arme Schulkinder überniittelt.
Stand des rcmen Vermögens 474.332.81 tl. gegen 4<>(>. 589.55 d. im Vorjalure.
Jatetach d. Vlan. pU. Ow. 1897.
14
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Preisermässigimg I
L'm den P. T. Lehrervereinon und Herren Lehiern die Anacbaffniig der früheren
JBhigftBge des l'ä(la^:os:ischeu Jalirbuches
hernu^üf^ffoben von dor AVieutT PUducroarisehen Gesellschaft, niöglichst zu crlcich-
teru, habeu wir uiia cut^chlusscu. deu Preis des I. bis XVII. Jahrig^angcs auf je 90 kr.
r. Wihr. herabzuscTzcu, und ist jede Budtkeadlung im Stande, diese siebsehn Jahi^
ffftnge, soweir der Vorrath reicht, zu dein srnanntoQ herabgeeetotea Pieiae m lieÜBKlL
KftWStehcnd der Inhalt des I. bis XVII. J.ihrganj;^» «:
I« Jahrgaui; 1878 (umiasät 306 Seiten oder I8\g Bogen).
I. TlwH. Verträge.
1. Beitrüge zur vergleichenden Fl^eho*
logie von Th. Eckardt.
2. R^e zur Pestalozzifeier von Heinr.
Deinhardt.
3. T'bfr Kinderspiele von V. Pilecka.
4. Die Cüuceutration d. Unterrichts u. die
conoentrißche Mrtli. v. .1. Wawreyk.
6. Rouj'soaus iiiidag-. Ideak- und unsere
pädag. Pra-vis von Dr. Friedr. Iii t tos.
6. Die Aufmerksamkeit v. A. Winkler.
7. Ideen ii Vnr-chläge zur Orgauisiorunc:
u. Verw alr uiii^ von Schülerbibliothckeu
von Karl Ifuber.
8. Pcdeutuua: Fichtes filr die Pftdar
gogik von U. Deinhardt.
9. Die Feier tob Oedenktagen in ihrer
10. Über den pKda«r. Wert der Gabele-
bergersrhen rieschwindHrhrif* in iiu-
seren Bürgerschulen von D. äimon.
11. Scholz von StraBsnitzki. Eine
Skiz/c seines Lebens n. pädagogieolMa.
Wirkens von Karl Uuber.
II. Theil. Referate.
III. Theil. Aiihanfl.
1 . T>aspSd.Vcrcinswo!<. inAfJterr.-Fngam,
ucbsi Angabe der in den betreffenden
Vereinen gehalteneu Vorträge.
a) ( Nterreichisches Staatsgebiet.
b,i Ungarisches Staatsgebiet.
2. Die pädagog. Presse in Östemi^
l>eutöt hlaiid und der S' hweiz.
ai Üljersicht der Zeilijchriflen.
b) Wichtiger Iidielt der angeführten
Zeitschriften.
pMagog. Bedentong von S. Heller
II. Jahrfl^anK 1879 (nmfasst 252 Seiten oder 16*/4 Bogen)
I. Theil. Vorlrige und Abhandlungen.
!• über Schulenorganiaation von H. Dein-
hardt.
2. Zur Erinnening an Dieetenreg: von
A. Chr. Jessen.
8. P« ifruL"' zur veigL Pädagogik von
Th. Kcivardt.
A. Die nächsten Aufgaben der PSdagogik
mit Rückzieht auf die «"'nltunnission
der snecolativeu NatunviiMcnächafteu
Ton kmI PenL
5^ Rede zar PeeftaloBifeier t. H. Dein-
hardt.
6. Gedanken snr PrUfting der Flhig-
kelTeu eines Kindes von Dr. F.Fried-
läuder.
7. KItheel nnd Sipdnrort in Sehnte und
Hans Ten T. Pileftka.
8. Methodik der astronomif=ehen rreo2;ra-
phie an Volk,«- und Bi\rgcrsckuleu
von Dr. Adolph Jos. Pick.
9. Bt irrifV und Au^ftbe dl» Krw'fihnng
von Kail Jluber.
10. Nnr deutsch, oder anob fhuizOdBehY
von Dr. Emil J. Sniegon.
11. Die darstellenden Arbeiten in der
Volksschule von P. Hübner.
12. Zwei neue krystallographische An-
schauungsmittel, construiert und ei-
llntert von A. Eoeonrek.
II. Theil. Anhang.
1. Da8pld.yereinsweMn in Cketerreidi-
Ungarn, nebst Angabe der in den
angeführten Vereinen gehaltenen
Vorträge.
8. PUngogiaehe Zättßbtitbuu
Jahrgang 1880 (nmfasst 200 Seiten oder 12'/, Bogen).
I. Tbell. Vortrifle mi AMmdlMfen.
1. Bede zur Deinhardtfeier von Prof.
Dr. i'arl Jnli'i»; Schriler.
2. Deutsche Sprichwörter. Aus dem Xach-
lai»e Heinrich IL Deinhardti.
3. Riin-ssean nnd das franz. Schul- und Er-
ziehungswe.*^en von Dr. B. Heinzig.
4. Bede zur Peetalosdfeier von S. Heller.
6. Der Unterricht im Niebtwinen ton
U. Bosshardt.
6. Die Knnet al» IBniehwti PMd Pnpe.
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7.
8.
Trftgt die Nenschule z. sittl. Verwilde-
rwnz <\f-^ Volkes bei? v.AJote Bruhus.
iJurcli welche Mittelkftno man dusLehr-
^emnale »n Volkasehnleii Rnregenf
( Au? dl II TliMii -u des intf-riKitionalen
UuterTichtscuugresseii in Brüssel.)
Über elemenlareii Zeichenanterrieht
Ton FiABS J. Jünger.
10; Ein nenea pbjiikalisehas Lebraihtd.
Constniiert u. erlKntert t. Bvd. Hof er.
l. r>as i)ü(l i::Mi:i~^clie Vereinswesen in
ÖaterreicJn- Ungarn, zusenunengesteUt
TOn IL Zens.
8. Thesen in 72 fMaftr«
IV. JahrgMis 1881 (lunftwit ISi Seiten oder IIV. Bogen).
1.
2.
8.
4.
5.
6.
7.
8.
d.
1.
2.
8.
4.
b.
6.
7.
I. Theil. Vorträge und Abhandlungen.
Bede zur Pestalozzifeier v. A. Bruhns.
über die moderne Natur- and Welt-
nnschauiing im Verhältnis znr Pldar
gogik von K. Höflcr.
Volksschrit'rthum n.Pädag. v, A.Kohn.
DiekOrperliclic Züchtigung v. St. Z a j i c.
Der mod. Mädchenunterr. v. A. Hein.
Die Methode des Ik'chtschreibcuuter-
richtes von J. Wawrzyk.
Die Plastik im Dienste des geographi-
schen IJnterrichics von J. Thetter.
Über Rechenunterr. v. Dr. Ä. J. Piclc
Die Arbeit als £rziehuilgnnittel TOD
Paul iiübuer.
II. Theil. Referate.
1. K e u p e r Julius, Frauenberuf u.Fraueu-
bildung.
2. Erkiirdt Theodor, Der Bau des
menschlichen Körpers.
3. Eelisrdt Theodor, Zerlegbare Abbil-
dungen der inneren Theile d. Menschen.
4. Ei c hier Jos., EiemenL-Zeichtuischule.
6. Lang Karl. Xethodenbuob fttr des
Klementarnnterricht in der PenpeekiT«.
Das Drahtmodeil.
III. Tbeii. Anhaag.
1. Daspidag. Vereinswesen in östenreieii-
T'n.TMm. znsanunencestellt v. M.Zens.
2. Thesen /u 4s pHdagog. Themen.
V. Jahrgang IHH^i vuiuta^st 209 Seiten oder 13 Bogen).
I. ThelL Vorlrlffe wid Abtamdhrngen.
Dr. Frifdrieb Dittes v^n M. Z. iis.
Hede z. Peataloaizifeier v. Dr. A.J.Pick.
Frtodr. IVSbel n. die Pädag. d. neun-
zehnten Jahrhunderts v. Ph. Brunner.
Die österreichischen Lehrertiige und
ihre Erfolge von Franz Tom berger.
Wie ist die Jugend für das politische
Leben voreubereiten? Von A. Brn h ns.
ünser Stilunterr. von M. Neuniiiun.
Übet den Stoff u. die Methode des heiraat-
kitndlichen Trntcrriohtee v. V. Pileftka.
II. Theil. Referate.
Penl Karl, Leitfaden fllr die ente
Stnfe des minei alogischen I'nterrichtei,
I 9. Hof er Bndolf, DarBfasehuttemoddle
zur Demonstration der statiscb-dyna-
j mischen Verhältnisse auf der schiefen
I Ebene u. der Bewegung des Pendels.
, 3. Eckardt Theodor, IHe Phjsik in
Bildern.
j 4. Fellttcr A. und Steigl Fr., Schule
I des FreOiandMiehnens.
III. Theil. Anhang.
1. Die deutsch gesduriebenen pädago-
I giseben Zeitsdirlften OsterrddiB.
I 2. Das pädagf'piM hl Vereinswesen in
* Österreich -Ungarn, zusammengestellt
I Ton M. Zens.
. 8. The8nnin49pidafngiMhenTliein«n.
VI. Jalireans: IHHll (umfasst 184 Seiten oder 11' ^ Bogen).
1.
2.
8.
o.
6.
I. Theil. Vorträge und Abhandlungen.
über Fortbildung der Lehrer im all-
gem. u. das Wiener Lehrerpiidagotfium
im besonderen von Dr. Em, Hainiak.
Pestalozzi— Herbart. (Kede zur Pesta-
lozzifeier.) Von Dr. A. Winkler.
Anleituiiir der Mädchen zum Denken.
Eine psychologisch-methodische Stodio
von Dr. F. 31. Weudt.
Der Anschanongsiinterricht TeoBduMl
Jordan.
Der Anschauungsunterricht v. Adalbert
Meyer.
Wie können Iii "^ liüler in die Kenntnis
der vaterländischen Verfassung ein-
gefühlt werden? TOn D. Simon.
1.
8
Tüi Ziele des mod. Volksschul-Zeichwi-
uuicrrirhtea von Franz Steigl.
Nur eine s. brdb- imd DmokiSiiift TOD
Karl Hu i»er.
y. Das Turnen in der Volksschule.
Hinblick auf die Herab.setzung
Pnisenzdienstzeit des JfilitSfB
Emanuel Fitzga.
Im
der
Ton
II. Theil. AnbiDg.
1. Srhiil-r,iti-iik.
2. Das piidag.Vereiusueäcn in ( Österreich-
Ungarn, snsamme^^tellt t. M. Zens.
.S. Thesen zu 62 pBdagog. Themen.
4, Mittjiieder- Veraeichnia der Wiener
pädagogisolien Geodlsehnft.
14*
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TU. JmMupgßn^ IHH^ (itmüuut 184 Seiteu oder 11>.; Bogen).
L TbllL Vtrirlgt. ' 7. Cber eine neue Art, i;eometriM lie K.'.r-
1. Eedo nr PfMtetoodM» T« Dr. , ^ SSitf Sif^ ^ ""^^ darzusteUen
2. Einige, ilber Gemütii.bilduug von Dr. , ^ 5!'««*'üw«ltstMteny.AJ^^
Smaikiiel Hannak. v. Die Rmder der Awmtm, Vortrag tdd
3. S3a wichtigrs Capitfl d. Sfliuler/.icl.uiig Brunner.
— „der (JehorsaiiV von Aug. Hofer. j
4. Pro domo \o\i Dr. A. J. Pick. ,
5. Bedeutung der hyp-Hometrischeu Karten .
für (irn K'(:'<<<rriiphiäcliffii Unterricht Toa
6. iiberdic zunäciiätuoUiwendifeTh&tig- i
keit der Qsterrelebieeheii yolkssehal- [
Ichrer auf (Ir-in ricliietf dt-; heimat-
kundL Unterrichtes v. F. Buclineder. .
H. TMI.
1. Pie dentäch «reschriebeuen pada^;<og.
Zeit-('briften<NtPrreioh< von K. Hnber.
2. Das pädagogische Vereiu«W(ä^ in
Oatermch-UnganL
4. Mitiflierler- Verzeichnis der Wiener
pädagogischen (ieaeUschafu
1.
Vm. Jahi tiliiitf 1885 (
L Tbeil. Vorträge und Referate.
ÜherOemttthäbilduDg von Dr. Emanuol
Hannak.
2. Kede zur Pestalozzifeier v. 8. Heller.
B. Menü ttana in corpore sano. (In zeit-
geminer Anwendung auf Lehrerarheit
und Lehrerirelialrc.) Von M. Zens.
4. Über die praktische Richtung des Unter*
richtes von Victor Pileöka.
6. Über den Unterricht in der Sprach*
lehre von A. Ja u'-t t m
6. Goerths „Eiuluiuuug in das Studium
der Dtohtknnst" von August Hofer.
7. Der gcographinche Unteriieht Ton
Job. Georg Fiothimg'.
b. Letoscheka üniversal-Telluhum.
198 Seiten oder 12' . Bogeu).
9. Die Uauptrichtuugen dea Schulzeichen-
nnteRiehtesinDentechla]idT.F.Steigl.
II. Theil. Anhang.
1. .Schulchruuik von il. Zeus.
I 9. Das p ftd agogiwhft Veieiasfresen in
j Österreich- ÜDjsram. ZnMoiinettfeeteUt
von M. Zens.
flu Thesen zu 46 pHdairog. Tktmum,
(Als KrirrViiiis dtT KtriitlnniEren in
Lehrervereiueu. ulliciellen CouiV-reazea
etc.) Zusammenfrestcllt von M. Zens.
4. Die deutsch geschriebenen pädagogi-
schen Zeitschriften Österreichs tou
K. Huber.
b. 3Iitglieder - Vorzoiehnis der WieMT
pädagogischen Gesellfichaft.
18M (nmIkMt 188 Seiten oder 19 Bogen).
I. Theil. Vorträge und Referate.
1. Der II iiiiiiiuist .\ueas Sylviu^ als pä-
daun^Mx her Schrifttteller Ton br.
fimanut-l Hannak.
2. Bede sur Peataiozzifeier Ton Dr. Adolf
Josef Piek.
3. Pflen:e zur Verwertung der Phantasie
beim Unterrieht von D. Simon.
4. Aufgaben und Correcturen Toa Franz
Steig].
6. HIHflela Wandbilder fBr den Aa-
f^chanunQ-s- und ^^pincfannterrieiit Ton
Eduard .Ford au.
6. Beiträge aur Methodik dea natur-
knodliolMn Unterrii^ts in der Yolka*
sdinle Yon Ednard Rybicska.
8.
I ber die Beschaffung frisciier Plianaeu
ilir den botuuischen Unterrieht von
Dr. Karl V^oth'\
F. Steigis WandUbeilen f. d. Zeichen-
Unterricht Ton Oustay Türmer.
Ober Oonserviemng der LAmittel
Ton Julias Hofer.
1. Sclmlchronik von M. Zeai.
8. Das pädagogische Vereinswesen im
Österreich-Ungarn. Zusanimeugestellt
TOn H. Zens.
3. Thesen zu pädai;otri>eht u Themen.
(Als Ergebnis der Berathuiu;en in
Lehrervereinen, officiellen Gonnnaien
etc.) Zmamaengerteat von X. Zenn.
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I
I. TMI. Vorfarii« untf Raltiato.
1. Rede zur Pestalocdfeier von Dr.
Friedrieh Dittfs.
2. Über formale Bildung von Eduaid
Siegelt.
5. Pflichten und Rechte in der biirgor-
li( h<'ii * ^ scUsehiift — als Llnterrichts-
i^cgfu-taud von Ludwig Fleischner.
4. Theorie und Praxis im Grammutik-
nnterrichte von IL Binstorfer.
6. Per Foucaviltsohe Pendelversuch im
Unterricht von Dr. Ad. Jos. Pick.
b. Dr. F. Müllers Ethnographischer Bilder-
atlas für BaT9enchule& Ton M. Zent.
it 284 Seiten oder 15 Bogen).
7. Eeform des naturgoschichtliebeBUntei-
richts von Franz Zoder.
ö. Die Gestaltung dos Handiertigkeita-
nnterrichts für Knaben in der G^fen-
wart von Aluis Bruhns.
9. Eine iietbnu der deutächeo Satzlehre
Ton M. Zent.
IL Thea.
1. Die deutsch geschriebenen pädagog.
ZcitM-hrittcu Österreichs v. K. Huber.
2. Du;^ pädagogische Vereimsweüeu in
ÖMerreich-ungun. ZuanoimeageBtellt
von ^r. Zens.
3. Theten zu pädagogischen Themen.
QeMunmelt johl 3L Zena.
XI. Jahi'§;anK 1888 i^umtasät llä äeitea oder 7'^^ Bogen).
1 . Bede rar Pestalozzifei er von S. H e 1 1 e r. 1 7.
2. Die Schulerziehung in ihrem Verhält- '
nisse zur Ps3'chologie von Ed. Siegert.
3. Apperoeptiou und Aufmerksamkeit
von D. Simon.
4. Die Bildung des weiblichen CharaktMi
von Prof. Dr. Wendt.
ö. Üb. Schulhygiene vonDr.Km.Haunak.
6. Johann Ignaz Melchior von Felbiger
von August Janotta.
8.
10,
Zar Praxis der Linien* nnd
theiluDg im elementaren Sehulseicheil'
Unterricht von Franz Steigl.
Eine Beform der deutschen Satzlehre.
(Zwdter Theil.) Von M. Zena.
Ober Anschaulichkeit im Phynkontar-
richte von Franz Schindler.
, Bilder-Atlas der ätemwelt von Di.
Ad. Jee. Piek.
XII. Jahrgang 1889 (umfasst 180 Seiten oder II T!n<;en).
Vorträge und Abhandlungen.
1. Dm österreichische Volksschulwesen
unter Kaiaer Fraas Joaef I. voa Dr.
Em. Hannak.
2. Bilder aus der österreichiischeu ^icliul-
geschichte längst vergangener Zeit
vi>n F. Tomberge r.
3. Hude /.ur Pestalozzifeier von Eduard
Sicgert.
4. Der Gesohichtsunterrii ht , ein Mittel
zur sittlicheu Bildung der ,lus;tud ron
Josef Kraft.
6. Die concentrische Methode a.d. Bürger-
schule im Lichte der Schulpraxis von
D. Simon.
' 1h r f n n. T.i N Lehrmittel für den
L utt-rnchi luiuerspectivischenZeichnen
Ton Bndolf Hofer.
7. Über die Erziehung zum Gehorsam
und ihre Grenzen von P. II oh an pt.
8. Hoilpädagogische Bestrebungen
(blinde und geistig abnorme Kinder)
vou S. Heller.
Anhang.
1
6.
Thesen zu 62 padagcs^i^oheu Themen,
(alä Ergebnis der Berathuugcu in amt-
lieben Conferenzea, freien Lehrer-
vereinen ct(•^ gesammelt von M.Zens.
2. Dem pädagogische Vereiusweöen iu
Öeterreich-Ungara , snaarnmeageatellt
von M. Zcns.
3. Mitglieder -Verzeichnis der Wiener
päd^ogisehen GeseUachaft.
XIII. .raliiM>a,i^ IH90
, I. Theil. Vortrage und Referate.
1. L'ber Pestalo/ i - ii Dr. Em. Hannak.
2. K. F. W. Waader von Aamoa Chr.
Jessen.
8. Eine Reform der deutschen Satslehre.
Dritter Theil. ^■ - ^r Z. n*.
4. Vom Übergang auä der Volksschule
in die Xittelaehnle voa M. Zena.
^iiintu.ssr L^OS Seiten oder 13 Bogen).
5. Siit/.eiut!ieiliiug iiiul Satzglicdcrung
von M. Zcns.
6. Beiträge zur ^llethodik des Geschichts-
unterrichtes» an Bürgerschulen von
, Victor Zwilling.
I 7, Horizont, Apparat zur Darstellung der
veheinbarcu Bewegungen von Dr.
Addf Jos. Pick.
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8. Über die Stoffanordnung im physika-
li8('h«>ti ünfoiTichte der BflrgezschiüA
von Emil Hain.
9. Ldubdielfe mm Beoheaimtanriclit.
a. Lqcm LftTtar: Der metdicbe Schei-
ben • Recheneiipuftt tob A4olf
Fischer.
b. Dr. A. T. Eaipf: Apparat fttr die
Grundrcclmongsarten v. P.Simon.
c Gustav Trupka: Bechenstreilea and
TUUdiea ton Bd. Bybieska.
10. Anzeigeref rate.
Dr. Fr. Dittes u. Dr. Em. Ilannuk:
I)r. Karl Sclimidt.s Geschichte der
Pädagog:ik v. Franz Buchneder.
b. Dr. A. Dodel-Port: Moses oder
Darwin? Eine ischullrage von F.
Strobl.
c« Dr. VoUnuar: Job. Ig. TOnFelbigcr
und ««eine .Schalreform TOB Bad.
Aulreiter.
d. Job. Hftx HhitetTwaUlwr: Weg-
weiser tut XaMiralieMMUiler tob
.lo<<t( Lud wi ST.
11. t hri (Ion Abschluss der Scbuigesetz-
gebuug im heutigen Fnakieicb tob
Dr. fiieiliicb Dittet.
II.TbeU.
1. Tbeeen lo pädagoriecbea ThemeB.
Gesammelt von M. Zeus.
2. Das pädagogische Vcreinswe?cn io
Oäterreich-Ungam. Zusammengestellt
voB IL Zeae.
(unÜMst 212 Seiten oder U Bogea).
Vorwort.
Gesammt'Übcrsicht der Abhandlungen des
Jahresberichtes 1S77 und der Päda-
gogischen Jahrbücher 1878—1891.
L Bede zur Dieäterwegfeier von Aug.
Janotta«
2. Kede zur PestaloaäfBier tob Dr.
Adolf Jos. Pick.
3. £ine neue Seelenlehre von Dr. If. M.
Weudt.
4. Das Jubilinm eines pädagogischen
Fachblattes von 31. Zent.
5. Über M iidchenbildiing tob Victor
Pilecka.
6. BeformbestrebnngeB anf dem Gebiete
der deutschen RcchtHchroihuuiT in der
Veivangenheit und Gegenwart von
F. Strobl.
7. EiBlieitlidieZeitilUaogTOBiLZeBi.
8.
' 10.
; 11.
12.
Hypsometrische Schulwandkarte von
Niederösterreich, fliudolf Walsoh.)
VoB M. Neumann.
Über Stimme nBd Spruche tob Dr.
Karl SchwBrx.
("her AiiHfhaiinnjfsmittel bei lier Be-
haudluu^ der insecten von Victor
i'hr-r praktische Concentration in u
naturwisaeneohaftlichen Unterrichts-
diecipÜBOB TOB Ludwig Mftllner.
Ne«e Sfttae uod die dazu gehOrigeB
Anschauungsmittel für die Tnhalts-
bereclmung einiger Polyeder von Fr.
J. JttBger.
IL Thfil.
1. Schnlohnmik tob Fetdiaand Frank.
liijoirisehen
2
Thesen zu ] i l
(tesammelt vun
M. Zens.
6. Das pädagogische V^ereiuswe^eu in
öaterreieb Ton Fevd. Frank.
X¥. Jftlursaas (nDÜMit 888 SeiteB odsr 16 Bogea).
Comeuw TOB Dr. B.
Vorwort.
Übersicht der wichtigeren Abhandlungen
iks Jahresberichten 1877 und der
PädagogiechoB JahrbOoher 1878 bis
im.
I. Theil. VorirSge aad lltferate.
1. Festrede znr Jubiläumsfeier d.s I. all-
gemeinen Österreichischen Lehrer tageä
TOB M. ZOBS.
2. über Aaoe
Hannak.
3. Bede cur Peetalosifeier von Ed.
Siogert
4. Über denEinflan derexperimenteOeB
Psychologie auf d&B BndehBBg tob
Dr. E. Hannak.
ö. Geist und Sprache in ihrer Wechsel-
wiikOBg TOB Ferd. Fraak.
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6. tJber Charakterbildung und dorcu I
Fliege in der Volks- und BUrger* 1
TOB V, Zwilling.
7. Die Pflege des Recht streftthles dnidi I
dto Bnieiuuig von J. Dichlor. j
8. Was ist In Bezug auf das PreHmiid- \
zeichnen au den fiildungsanstalten
fUr Lehrer uu<l Lehreiiiuieiisa fordern?
Von F. Stcigl.
9. Über die UonatsscbriftnPftdagogium" .
von Dr. Fr. Dittes-. Von F. Frank.
10. Cber die deutsche Sprachschule von
Stein, Weiner und Wrany, neubearb.
TOB M. Binstoxfer, von £. By b i czk a.
11. Dio-\nfcbauliohktir d( gc ocrrapliischcn
. Unterrichts tou H. Trunk. Von k\
Bncbneder.
II. Thell. Anhang.
1. ScUulchronik (1891—92) von i'erd.
Frank.
2. Thesen m plMagooiKhen ThemeiL
Geaainmdt Ton Feto. Frank.
8. Das pttdigogische Vereiuswesen in
östemnch von Ferd. Frank.
XVjL JaMrgtokg 1S»3 (umfattt 197 Seiten oder 13 Bogen).
Vorwort.
Übersicht der wichtigoieu Abhandlungen
des Jahresberichtes 1877 o. der PiUia-
gogischea Jahrbttcher 1878—1898.
I. TheR. Verlrlge nnd Referale.
1. \\ issensehaft n. Bfldung. Von Ferd.
Frank.
2. Pestalozzi in Stanz. Von V.Zwilling.
3. EntHtehang und Bildung der Sprache
bei den Sinden. Von Dr. F. M.
Wendt.
4. Vensahrloste Jugend. Von J. W.
Holczabek.
5. Die Logik in der Schale. Von D.
Simon.
ö. Pio deutsche Unterrichtsmethode in
der Taubätummeuächulü. Von A.
Drnichha.
7. Ein Hcifriig zur fortschreitenden Ent-
wicklung der Methode dea Natur-
gcschichtsnnterrichtes. Von R. Auf-
r e i t c r.
8. Ober iletainorphosc. Metagenese und
lletcrogonie der Thiere. Von Dr.
Vict. Nictsch.
9. Die elementaren Grundlagen der astro-
nomischen (ieographic von I)r. A. J.
Pick. Von V. Zwilling.
10. Hyjrieinische Episteln und Kleiner
Geöuüdheitsspiegel von F. Mohaiipt.
Von J. Sehamanek.
11. (" ber Frangs Zeiohenwerke. Von £,
Lang.
II. Theil. Anhang.
1. Scholcbronik. Von Ferd. Frank.
2. Thesen zu pftdagogi.^^chen Themen*
Gesanimelt von Ferd. Frank.
3. Das padugugische Vereiutiweseu iu
Östeireieh. Von Ferd. Frank.
XVDL Jmhrgßmg 19114 (wnfasst 206 Seiten oder 13 Bogen).
Vorwort.
Übersicht der wichtitreren Abhandlungen
des .Tahresbcrichtcs 1877 u. der Päda-
gogischen Jahrbücher 1878—1894.
I. TbeN. Vertrige «ad Meratai
1. Das GefühL Von Ed. Siegert
2. Festrede zur Pestalocsi-Feier. Von
Ferd. Frank.
3. Ein Rückblick aut den französischen
S^achiinteiricht in der Öster-
reich heu BUigeraohale. Von Joe.
ächaiuauck.
4. Zur Melliodik dee Oeschichtsuntcr-
Voa D. Simon.
b. I'cr logische Aufbau heim Uuter-
rielite in der Elementar-ltathematik.
Von Dr. A. J. Pick.
6. Über Verbuche im uuturgesuhiuht-
Uehen Untoiichte. Von F. Zoder.
7. Unteniehta*£inheiten im physika-
liachen Unterrichte. Von B. Auf-
reiter.
8. Reformbestrebungen im Zeichenunter-
richt«. Von C. B. Kratochwil.
9. Was kann die Schule für die Er-
ziehung zur Mfiasigkeit thun? Von
F. Tiochl.
10. Über die sittlidie Freiheit von Dr.
Dittci. Von V. ZwiUing.
[
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Hx Die uatflrliche Methode des Rechcn-
unterrirhtes von E. Fitzga. Von
R. Aufreiter.
12. Über die Liolitbre<-hung:.sriunc von
Roll. Neunianu. \'on Dr. V.
Nietsch.
Anhang.
1. Schulchrouik. Von Fcrd. Frank,
i Thesen zu pädajfogiscben Themen.
Gesammelt von Ferd. Frank.
iL Das pädagogische ^'e^ein8we8en in
Osterreich. Von Ferd. Frank.
Bei allt^ii Thesen ist ang:egeben. von welchen Vereiien dieMelben anf-
stellt wurden, bei vielen sind auch die entsprechenden Uesolutionen, alHlillige
Zusatz- und Abändernngs-Antrilse beigesellt.
Wien, im Marz 1898.
Li Kohl markt 'iih
Manz'sche k. u. k. Hof-Verlags- u. Univ.-Buchhandlung
(Julius Klinkhardt & Co.).
Verlag der Manz'schen k. u. t Hof-Verlaas- u. Universitits-Bucliliandlung, Wien, Kobinarkt 2L
Österreichische Volks- und Jugendschriften von Dr. Isidor Proschko.
L M»ria Tht-n-Hia. ^ Das Franz Jo»cf-I.anJ nchst eineu Abrüw aller frUhoren Xor(lpolfabrt«n.
FcMiiKirschall Rndi-t/.ky. A- Der Tflrkf vor Wien. Oeachiclitsbildor von 152» und 16«S. 5, Der
Schwfil« \or Prag, mit Bildern aus der alten KöuigMtadt. iL D<"r grosae oberösteneichiache Bauem-
krii-f.' im Jahre 1C>26, mit Bildern aus dem Lande ob der Enna. 1. Prinz Eugen von Savoyen. Ein
Helilpnbild nua di r vaterliindiBrhi ii (Jeschichte. l''o H"cliwarte dor Steiermark, Gcachioht« und
Safre ans M.ihren. IIL Krzheixoe Karl. LL Der Franzoae in Wien. LILl Aua dem treuen Tirol. IjL Mein
Österreich. Hiatorisrbe Erzählungen. LL Salzburg. Go»cbichte und Sago. Schleaien. Ana alter
nnd neuer Zeit. LsL Ein Gang durch die Geaohiehtahallc KSrnthena. ü Bilder ana Krain. Di«'
Kaiaerbartr in Wien. Bilder aua der Ge.srhichto deraelhin und Alt Wiens. Uj^ Ungarn. Land nnd
Leute. Ein Gang dureli Böhmen. iL Oberösterreirh. ^ Aus Österreichs SeeRebiet 28. Ein Gang
dureh Alt-Wien. JLL flans Österreich. - l'reis pro ÜHntlehcn elegant enrtnnMiert 40 kr.
Obentrauts Jugendbibliothek für Knaben und Mädchen.
L Ein kaiserlicher Morßen. i. Die befreiten Bauern. 3. Maria 8zccay. 4. Das rothe Kreuz.
£L Der Ki>'selhof. fi^ Eine denkwürdige Neujahranacht. L Juseiih Hessel, der Erfinder der Dampf-
»ehiffuschiaube. Die Blumen des Erzgebirges. IL Mozatts Knabenjahre. Jü, Tegetthoff. IL Franz
Freiherr vr>n der Trenck. der Fandurenoberat. LL Zwölf Sagen nnd Milrchen aua unseren Alpen.
LL Andre.iB Hofer, der Sandwirth hu» Paa.<u''yr. LL Der Wintcrkflnig Friedrich V. von der Pfalz.
1 f). L-Ttidmi. liL .Joseph llardtmuth. LL Geschichten aus dem alten Wien. liL Eine Weltutnaegolung.
1». K iiitiit/. Äiv, Aiiiista.Miua Grfln. 21. Ruhmeshalle des Ilau.seg Liechtenstein. Zehn Mitrchen aus
ÖTten. i hs Borgen und Th:il< rn. •il^(ilu( k. Der Unt«'rsbersr. 2i. Wenzel Knaebins Fflrst I^bkowitz.
JiiL Ma.\:mitiaii, Kaiser von Mexiko, ül» Griffel und Pina4'l. Führich. 2ä. Van Swiet«n. 30. Niclas
Zriny. il_ UtUtA; ii. n Uatteinleben in Sielrenbtlrpen. aiL Kaiser Karl V. nnd seine ZeitgenoMen. Si» Der
W.is' I i inrvnn in (j-.ierreicti. Drei (Jro'ss.' im Reiche der Blumen. Ji, Charakterbilder ans Ungarn.
SiL BiTlUinite rTandwerk' r. 3L. <)!itt i reiclil.sehe Stüdtebilder. äJL Wien zur Zeit der Babenberger.
36. Zwei Woltbeherrseher. ÜL Die .Salzwerke in Wieliczka. IL Der Friudlinder. Ein Kaiserfeat
a ö.tt' i n ich. ü Zwei r.ebenagcfÄhrtcTi des .Menschen. Der Hfihnerhof and «eine GKste. 15^ Der
htall)! !.-'' . HL Hans auf Reim-n. II. (L Mnebmer. ÜL. Unsere braven Frauen. S«gen und Märchen
aus B.'buieii. äiL Schwar/enliertr. iL Sag»-ii aua dem (rriechiüchen Alterthum. üi. Charakterbilder
aus Tirol. 5^ Die N»id|p<dfahrer. ^ II uulworker im Thierreieh. Schilderungen ans der Wüste.
ü'j. J'-«' f II., d-'r Vclkakiiiser. iL. Bildi r .lus der Steiermark. äiL Ferdinand Cort«z. ää. Atta der
«leutsoben Thiersai-'e i^Keineke Fuelit'. lüL Miiximili.in. der b'tzte Ritter.
yitUt jtro JMudcheH elegant ca$-tonniet't -All kr.
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